„.4 i > . *• ' , tu .... * " rif %:■...& U& r U ■ ,\iUx ; ■R i □ •/> % sisä ( . < -• -S jr tf. — - - - U-.-— - - i r~M - X - - ’ V f .a - ; 1 **%**" fr m L- • f i ; DENKSCHRIFTEN !»•* Jn-'loay /j' *r $\ ‘ BES .301941 DER K.USEKLICHK1V AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. FÜNFUNDFÜNFZIGSTER BAND. lü MIT 1 KARTE, 48 TAFELN UND 82 TEXTFIGUREN. IN COMMISSION B EI F. TEMPSKY, BUCH HÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ~i l j | •• Egl® ' i \ uj r : , c £ W- ■*'; ? : ^ *.Ä , , ' ■ ) f ' , X 1 ? •, , " ? ’ y ’ • , ' ■ ■ , ■ . 4 HC DENKSCHRIFTEN DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER W ISSENSCHAFfEN. WIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 1 S 8 9. 1 r INHALT. Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Seite Ettingshausen Frh. v. und Krasan: Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen und ihrer Beziehungen zu den Arten ihrer Gattung. II. Folge. (Mit 4 Tafeln in Naturselbstdruck.) . 1 Gegenbauer : Über windschiefe Determinanten höheren Ranges . 39 Hann : Untersuchungen über die tägliche Oscillation des Barometers . 49 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Niclit-Mitgliedern. ,v + \ Toula : GeologischeUntersuchungen im centralen Balkan. (Mit 1 geolog. Karte, 1 Profil-Tafel, 8 paläon- tolog. Tafeln und 49 Zinkographien im Texte.) . 1 Gräber : Vergleichende Studien über die Keimhüllen und die Rückenbildung der Insecten. (Mit 8 Tafeln und 32 Textfiguren.) . 109 Singer und Münzer : Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung. (Mit 5 Tafeln.) . 163 Schierholz : Über Entwicklung der Unioniden. (Mit 4 Tafeln.) ... . . 183 Haerdtl Frh. v. : Die Bahn des periodischen Kometen Winnecke in den Jahren 1858 — 1886, nebst einer neuen Bestimmung der Jupitersmasse . 215 Nicoladoni: Die Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. (Mit 13 Tafeln und 1 Textfigur.) . 309 Weithofer : Die fossilen Hyänen des Arnothaies. (Mit 4 Tafeln.) . 337 Standfest: Ein Beitrag zur Phylogenie der Gattung Liquidambar. (Mit 1 Tafel.) . 361 Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Mit 4 Tafeln. BEITRÄGE ZUR ERFORSCHUNG DER ATAVISTISCHEN FORMEN AN LEBENDEN PFLANZEN UND PTBER BEZIEHUNGEN ZU DEN AKTEN IHKEK GATTUNG VON Peof. De. CONSTANTIN Freiherrn von ETTINGSHAUSEN, G. M. K. AKAD. UND Peof. FRANZ KRASAN. II. FOLGE. 4 “Scufctn vn (VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 8. NOVEMBER 1888.) I. Das Formelement. In der vorausgegangenen Abhandlung (Bd. LIV) ist häufig von accessorischen Blättern die Rede, die oft nur in einer verschwindend geringen Minderzahl am Baume Vorkommen und in der Beschreibung der Eichen- und Buchenarten wohl kaum erwähnt zu werden pflegen. Nun aber warum diese Weitläufigkeit, wenn die Arten durch eine geringere Zahl von (auf das Normalblatt, die Normaltrucht etc.) bezüglichen Charakteren von ihren Nächstverwandten unterschieden werden können? Wir müssen hier daraufhinweisen, dass zu einer flori- stischen, allenfalls auch zu einer monographischen Bearbeitung der Eichen, Buchen etc. die bisherigen termi¬ nologischen Grundsätze ausreichen, dass sich aber zu phylogenetischen Studien die übliche diagnostische Auf¬ fassung und Behandlung der Arien als viel zu eng und unzulänglich erweiset, weil in dem Umfange der Species auch für die fossilen Formen und jene schwankenden Typen Raum geschaffen werden muss, mit denen der Florist oder Diagnostiker nichts anzufangen weiss, während gerade diese für den Forscher der Phylogenie von der grössten Bedeutung sind, da sie theils Residuen erloschener Arten, theils Keime werdender Formen in sich bergen. Indem wir in der Folge gewisse, der Gestaltung nach verschiedene, aber nach ihren Fundorten zusammen¬ gehörige fossile Formen der verschiedensten Localitäten einerseits unter einander vergleichen, andererseits dieselben zu homologen Formen an lebenden Buchen und Eichen in eine engere Beziehung bringen, hoffen wil¬ dem eigentlichen Ziele phyto-paläontologischer Forschung um einen Schritt näher gekommen zu sein. Denn* wer möchte es heute noch behaupten, dass die bisherigen Resultate der Versteinerungskunde überhaupt nur zur Bestimmung des relativen Alters der sedimentären Gesteine, also zu rein stratigraphischen Zwecken dienen sollen, und dass auch die künftigen paläontologischen Untersuchungen sich diesem engeren Zwecke unter¬ ordnen müssen? Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. 1 2 Constantin v. Ettingshausen und Franz Kra§an , Schon 0. Heer und Graf Saporta haben, ersterer in seiner „Urwelt der Schweiz“, letzterer in seinem „Le Monde des plantes“ die hohe Bedeutung der Pbyto-Päläontologie für die Ergründung der klimatischen Verhältnisse der Urzeit dargethan. Wir glauben aber, dass diesem Studium noch eine andere, nicht minder wichtige Bestimmung, nämlich die eines Wegweisers in der Genesis der Arten, zugedacht ist, oder, richtiger gesagt, von Natur aus zukommt; eine Aussicht, welche man bisher mehr geahnt, als mit zielbewusstem Vor¬ ausblicke ausgesprochen hat.* 1 Die Phyto-Phylogenie, d. i. die Erforschung der Formentwicklung der lebenden und vorweltlichen Pflanzenarten gewinnt in dem Masse den Charakter einer historischen Wissenschaft, als ihr durch täglich sich mehrende Funde nach und nach möglich wird, die Lücken zwischen den bekannten fossilen Pflanzenformen einerseits und den fossilen und lebenden andererseits auszufüllen, und so jenen thatsächlichen systematischen Zusammenhang lierzustellen, welcher allmälig auch das ursächliche oder causale Moment anfkommen lässt. Wie aber die geschichtliche Völkerkunde die Begebenheiten, Kunstformen, sittliche und sonstige Zustände der Vorzeit nur nach jenen fundamentalen Grundsätzen der Ursache und Wirkung zu beurtheilen und nach jenen Gesichtspunkten mit einander zu verknüpfen im Stande ist, welche sich aus dem Studium der gegenwärtigen Menschheit ergeben; ähnlich wie die Eigenthümlichkeiten des Urmenschen erklärlich werden durch die pri¬ mitiven Geistesanlagen und Einrichtungen der niedersten lebenden Racen, ja theilweise sogar durch gewisse anormale Formerscheinungen am Körper einzelner Individuen: so schöpft die Phyto-Phylogenie, wir möchten sagen, ihre Motive zur Erklärung der vergangenen und der werdenden Arten aus der lebenden Pflanze. Hierdurch allein wird die Erkenntnis des Zusammenhanges zwischen Gegenwart und Vergangenheit ermöglicht. Bisher musste der Phyto-Paläontolog sich darauf beschränken, eine irgendwo aufgefundene fossile „Pflan¬ zenform“, ein Blatt-, Frucht- oder auch nur ein Blüthenfragment, durch eine möglichst genaue Beschreibung der wissenschaftlichen Welt zur Kenntniss zu bringen. Als oberstes Ziel galt eine sichere Bestimmung, welcher Pflanzengattung das Fossil einzureihen ist, und welche unter den lebenden Arten, resp. „Formen“, jener fossilen am nächsten steht. In eine streng wissenschaftliche Begründung der aufgestellten „fossilen Art“ konnte man sich nicht einlassen; wer dieses that, überschritt gewissermassen mit seinem Wagniss die Competenz der beschreibenden Paläontologie. In gutem Glauben wurde (und wird noch) die neue „Art“ in die Wissenschaft (Literatur) eingeführt, und in gutem Glauben wurde sie (und wird noch) von dem Leser aufgenommen, d. h. dieser sucht sich dadurch von der betreffenden fossilen Pflanze eine Idee zu bilden, dass er sich eine Anzahl Bäume oder Sträucher vorstellt, sämmtlich mit solchen Blättern besetzt, wie sie nach der Beschreibung aus- sehen müssen, oder auch mit Früchten von der oder jener Beschaffenheit, wie es eben in der Diagnose des Fossils zu lesen ist. Man dachte sich also die Blätter und Früchte conform, ob es sich um eine Eiche, Buche, Kastanie oder um eine Weide, Pappel, Platane etc. handelte. Es mag sein, dass Weiden und Platanen, viel¬ leicht auch manch andere Bäume in der Urzeit ein gleichförmiges Laub trugen, wenigstens zeitweise. Die Eichen, Buchen und Kastanien verhielten sich gewiss ganz anders. Für die Mehrzahl der Blattfossilien dieser Gattungen bedeutet der Speciesname daher nur eine provisorische Bezeichnung; wer die Diagnose für die Cha¬ rakteristik der Species selbst hält, gibt sich einer Täuschung hin; wir werden es nur zu sehr an unwiderleg¬ lichen Beispielen darthun. Ist aber das Verdienst der älteren Phyto-Paläontologen, welche mit wahrem Ameisenfleisse die Residuen vorweltlicher Pflanzen aufsuchten, und dieselben wohlgeordnet in Wort und Bild unseren Augen vorführten, darum geringer? Keineswegs. Seien wir gerecht und dankbar. Ohne ihre Bemühungen könnte nie ein entwick¬ lungsgeschichtliches Studium der „Arten“ aufkeimen, denn ein solches muss sich auf ein reichliches fossiles 1 Ungcr’s „Genealogie der europäischen Waldbäume“ (Mitth. d. naturwiss. Vereines für Steiermark, Graz, 1869, II. Bd. 1. und 2. Heft) kann als der erste Versuch einer phylogenetischen Zusammenstellung der europ. waldbildenden Lignosen betrachtet werden; allein der Autor bringt fast keine speciellen Thatsachen zur Begründung der angenommenen Descendenzen bei, und dem Leser wird nicht klar, nach welchen leitenden Motiven auf die genealogische Verwandtschaft der betreffenden Arten einer Gattung geschlossen wurde. 3 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. Material gründen, und dafür haben Graf Sternberg, Brongniart, Göppert, Unger, Schimper, Heer und manche andere verdienstvolle Forscher gesorgt, und in diesem Sinne sind noch gegenwärtig mehrere her¬ vorragende Phyto-Paläontologen thätig, da sie eifrig bestrebt sind, den Schatz an fossilen Pflanzen zu mehren. Fern liegt uns der Gedanke, an ihren Verdiensten nergelnde Kritik zu üben, vielmehr liegt uns der Wunsch nahe, solche Schätze in ausgiebiger Weise der fortschreitenden Wissenschaft nutzbar zu machen. Wir hoffen daher keinen Fehlgriff zu thun, wenn wir sie in den Dienst der Phylogenie ziehen, wozu wir durch das reichlich vorliegende Material an Originalfossilien und an Beobachtungen (an lebenden Pflanzen) in Stand gesetzt sind. Die Zahl derjenigen Blattmodificationen, welche an ein- und demselben Stamme angetroffen werden und gleichwohl auf die Diagnose der Species nicht passen, ist bei Fagus silvatica beträchtlich, noch beträchtlicher bei Quercus sessiliflora und anderen Roburoiden; sie umfasst bis ein Drittel, bisweilen sogar die Hälfte des Laubes. Weil sich die Arten aus den Individuen zusammensetzen, so ist nichts natürlicher, als dass die Viel¬ gestaltigkeit — Polymorphie — des Individuums auf die Species selbst übergeht. Das Studium dieser letzteren beginnt also beim Individuum und muss sich, da die fremdartigen Blattmodificationen schon an der Keimpflanze auftreten, auf alle Altersstadien desselben erstrecken. Zwei bedeutsame Gegensätze treten uns klar hervor, wenn wir gewisse Baumarten, z. B. Cornus mas, C. sanguinea, einer Waldbuche oder einer Wintereiche gegenüber stellen. Im erstenFalle begegnen wir einer durch¬ aus einförmigen Gestaltung des Blattes, nicht nur an einzelnen, sondern an allen Bäumen, welche zu derselben Art gehören; ein Blatt ist wie das andere; haben wir eins gesehen, so können wir uns darnach den Typus des gesammten Laubes im Geiste construiren. Im zweiten Falle genügt es nicht, eins oder einige wenige Blätter zu sehen, um die gesammte Wesenheit des Blattes zu erfassen, da muss man vielmehr die Blätter eines Zweiges vergleichen mit denen eines zweiten, driften u. s. f. und schliesslich die Gesammtheit des Laubes eines Baumes ins Auge fassen; die Beobachtung muss mit dem Keimzustand beginnen und auch auf einen zweiten, dritten etc. Baum ausgedehnt werden, an verschiedenen Standorten derselben Gegend, nach und nach auch in anderen Gegenden, wo die Pflanze unter veränderten örtlichen und klimatischen Verhältnissen wächst, ihre Fortsetzung finden. So bringt man schliesslich in Erfahrung, dass sich Q. sessiliflora aus verschiedenen Typen zusammensetzt: dem der Q. infectoria, resp. Q. Johnstrupii, der Q. pseudo-xalapensis etc. ; es gehört dazu auch das ungetheilte Urblatt und schliesslich das Normalblatt, welches durch seine vorherrschende Zahl und Grösse als erster physiognomischer Factor gilt. Wir nennen solche Typen die Formelemente der Species. Demnach ist eine Art der Eiche, Buche etc. bestimmt, wenn alle ihre Formelemente diagnostisch klargestellt sind. Was hier vom Blatte gesagt wird, gilt natürlich auch von jedem anderen Organe, dessen gesunder Zustand systematisch verwendbare Charaktere gibt. Ein Formelement ist eine eigenartige Gestaltung eines Organs, die sich an ein- und demselben Individium in der Regel öfters wiederholt. Würde ein bestimmtes erbliches Formelement an einem zweiten, dritten etc. Individuum allein auftreten, so würde es eine selbstständige Art bedingen. Z. B. dasPinnatifida-Blatt 7 (Taf.II, Fig. 6) kommt bei den Roburoiden häufig vor, aber gewöhnlich mit anderen Blattformen vermengt ; nun aber wird es an gewissen Bäumen auch als vorherrschender, ja selbst als ausschliesslicher Blatt-Typus beobachtet. Man kann daher diese Bäume zu einer eigenen Species zusammenfassen, und zwar um so mehr, da auch die Schuppen der Cupula in Form und Zahl charakteristisch ausgebildet erscheinen. ( Q . longiloba Vuk. Formae Quere, croat., p. 14.) Ein solcherBaum ist homotypisch, wenn an demselben ausser derPinnatifida-Form 7 keine andereBlatt- modification beobachtet wird. Im extremen Sinne homotypisch sind unsere mitteleuropäischen 'Cornus- und Rhamnus- Arten, Robinien, Cytisus Laburnum, Acer Pseudo -Fiatanus u. a. Bei der Ileterotypie 1 können wir mehrerlei Fälle unterscheiden: 1 Man kann die Mehrgestaltigkeit, wenn sie auf das Laubsystem sich bezieht, auch Heterophyllie nennen. 4 Constantin v. Ettingshausen und Franz Kralan , 1. Ein Formelement ist das vorherrschende (Normalblatt, Normalfrucht etc.), die übrigen sind diesem untergeordnet, da sie die Physiognomie der Pflanze wenig beeinflussen; wir nennen sie accessorische Formelemente. 2. Zwei, seltener drei oder mehrere, gleiehwerthige Formelemente kommen auf demselben Individuum vor; sie sind einander neben geordnet oder coordinirt. 3. Coordinirte und accessorische Formelemente finden sich auf ein und demselben Stamme. Betrachten wir diese heterotypischen Constitutionsformen des Individuums nach ihren Beziehungen zu der gegenwärtigen und zu der fossilen Pflanzenwelt, so werden wir finden, dass einzelne Formelemente nach rückwärts, weit in die Vergangenheit, weisen, indem sie gewissen bekannten fossilen Typen gleichen oder doch in höherem oder geringerem Masse entsprechen; wir nennen sie die regressiven oder atavistischen. Diesen stehen die progressiven Formelemente gegenüber, da sie, Merkmale tragend, welche einen Fort¬ schritt in der Gestaltung eines einzelnen Individuums oder einer Gruppe von genealogisch verwandten Indivi¬ duen markiren, hierdurch förmlich der Zukunft vorgreifen. Das Normalelement entspricht der typischen Gestalt der Gegenwart. So z. B. gemahnt die Forma Johnstrupii unserer Q. sessiliflora (wie schon in der vor¬ hergehenden Abhandlung, Bd. LIV, S. 7 bemerkt wurde) an die fossile Q. Johnstrupii Heer aus der obersten Kreide von Patoot in West-Grönland; hingegen führt uns die F. pinnatifida y an der Spitze der Sommertriebe (nach Frühjahrsfrösten, Insectenfrass etc.) eine fortschrittliche, erst in der Zukunft zur Stabilität gelangende Gestaltung vor Augen, während das Normalblatt der typischen Q. sessiliflora der Gegenwart angehört. Gehen wir aber von einer fossilen Species aus, z. B. von Q. Daphnes Ung., so bemerken wir unter vielen normalen Blättern auch manche, die nach vorn deutlich gespitzt sind und weniger Secundärnerven haben. Bei genauerer Vergleichung der letzteren mit den Blättern verschiedener lebender Species kommen wir schliesslich darauf, dass die schmalen ganzrandigen Blätter, welche bei Q. Ilex L. am fruchttragenden Spross zum Vorschein kommen, mit den obigen eine auffallende Übereinstimmung zeigen. Haben wir nun auch in anderer Beziehung (wie später gezeigt werden soll) einen genetischen Zusammenhang zwischen der Q. Ilex und der Q. Daphnes erkannt, so werden wir nicht anstehen, in dem gespitzten Blatte der letzteren ein pro¬ gressives Formelement zu erblicken. Manche Formelemente ein- und desselben Baumes lenken unseren Blick auf lebende Arten (gleicher Gat¬ tung), die aber ein fremdländisches Gebiet bewohnen. Bei ein- und derselben Species, ja auf ein- und dem¬ selben Baume, kann man bisweilen das Formelement der Q. infedoria Oliv, und der Q. pseudo-xalapensis (welche durch ihr Blatt einer mexicanischen Eiche nahe steht) sehen. Es wäre aber ein Irrthum, anzunehmen, dass es der Pflanze gegeben sei, all’ diese Bildungen in belie¬ bigem regellosem Durcheinander zu erzeugen. Für eine gewisse Kategorie solcher Formerscheinungen lässt sich mit Sicherheit eine periodische, an den Generationswechsel der niederen Thiere gemahnende Alter¬ nation nachweisen; andere Formelemente entwickeln sich keineswegs in einer gleichmässigen Aneinander- gliederung und scheinen an keine Periodicität gebunden zu sein. Darum dürfen wir aber bei weitem noch nicht behaupten, dass sie gewissermassen von der Laune der Pflanze abhängen: uns sind nur die Umstände (resp. Kräfte) nicht bekannt, welche sie hervorrufen und regeln. Ein Beispiel periodisch wechselnder Formelemente lernen wir an der Silberpappel (. Populus alba L.) kennen, da uns dieser Baum einep streng geordneten Triebwechsel vorführt. Wir sehen stets an den im Früh¬ jahr sich entwickelnden Kurztrieben kleine eiförmige, am Rande schweifig gezähnte Blätter, die anfangs auf der Rückseite weissfilzig sind, im Sommer aber allmälig verkahlen; an den Sommerschösslingen aber, die aus den endständigen Sprossen hervorgehen, erblicken wir grössere gelappte Blätter. Diese sind dick, nahezu lederig, an der Unterseite schneeweissfilzig und verkahlen in der Folge nicht. Im nächsten Frühjahr bringen diese Schösslinge seitlich die Kurztriebe hervor, im Sommer aber wächst der endständige neuerdings zu jenem langen kräftigen Schössling aus; und so geht es jahraus jahrein fort, seit undenklichen Zeiten. Die einjährige Pflanze und die Stocksprosse verhalten sich im Allgemeinen so wie die Sommersprösslinge des alten Baumes. 5 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. Bei den roburoiden Eichen, deren Entwicklungsgeschichte (des Individuums) uns am besten bekannt ist, beobachten wir keineswegs einen so constanten und ungestörten Triebwechsel, und zwar 1. weil diese Eichen gewöhnlich nur dann im Sommer zum zweiten Male treiben, wenn gewaltsame Störungen durch Maifröste oder durch den Insectenfra ss vorausgegangen sind; 2. weil sich zwischen das Normalblatt (das bekanntlich im Frühjahrstrieb entsteht) und die Blattform der Sommervegetation mehrerlei andere Formelemente einschieben, von denen manche für zufällig gehalten werden könnten, und 3. weil die Verschiedenheit der Individualität hier mehr als bei anderen Baumarten hervortritt. Nicht selten sieht man zwei Wintereichen neben einander, die in normalem Zustande einander vollkommen gleichen oder doch zu gleichen scheinen, und dennoch nach einem Maifroste mancherlei auffallende Verschiedenheiten in den Formelementen der Frostsprosse (es sind Triebe, die sich aus den anfangs schlummernden Knospen entwickelt haben) aufweisen. Fagus silvatica bringt im Blatte zuweilen das Formelement der nordamerikanischen F. ferruginea Ait. und das der japanischen F. Sieboldü En dl. hervor u. s. w. Wir wollen solche Formelemente adelphische nennen. Von den verschiedenerlei Formelementeu , welche den Typenkreis des Individuums bilden, ist nur das normale dasjenige, mit welchem der Formencyclus schliesst; alle anderen bezeichnen also nur entsprechende Übergangsstadien der Formausbildung und wir nennen sie daher transitorische Formelemente. Im Folgen¬ den werden wir zeigen, dass dieselben nicht nur für das einzelne Individuum diese Bedeutung haben, sondern auch gleichsam die Etapen bezeichnen, durch welche die Species selbst im Laufe der Vorzeit gegangen ist. Es ist höchst wahrscheinlich, dass in diesem Triebwechsel mit seinen eigenthümlichen Blattgestaltungen ein wesentlicher Theil der Entwicklungsgeschichte der Species einbegriffen ist. Die Formelemente sind gewissermassen die Worte, ihre bisweilen stereotype, bisweilen gestörte Aufeinanderfolge die Sätze, in denen diese Geschichte geschrieben ist. Aufgabe derPhylogenie ist es daher, diese Schrift zu entziffern, durch Zurttck- führung der an der lebenden Pflanze beobachteten Typen auf die nächst verwandten fossilen Formen. II. Originalität der Formelemente. Es gibt Vorstellungen, die sich derart im Bannkreise der unmittelbaren Erfahrung eingelebt haben, dass eine Thatsache, die aus einer etwas erweiterten Anschauung gewonnen wurde, wie .ein Paradoxon klingt. Die Erfahrung lehrt uns z. B., dass die Kinder im Allgemeinen den Eltern ähnlich sind, sie lehrt uns aber auch, dass es Ausnahmen gibt. Man wird daher weder darin, dass in einem bestimmten Falle ein Sohn seinem Vater sehr ähnlich ist, noch darin, dass in einem anderen Falle der Sohn gar nicht dem Vater ähn¬ lich ist, etwas Wunderliches sehen, wiewohl man das letztere Factum minder erklärlich findet. Man kann sich ja vorläufig damit begnügen, dass ein Descendent bisweilen die Eigenschaften eines oder mehrerer seiner Urahnen in sich vereinigt, und man fragt nicht weiter nach der Ursache, warum nicht immer der Sohn dem Vater gleicht. Wenn es sich nun aber so verhält, und Jemand sagt uns, er habe einen Fall von ganz seltsamer Ähnlich¬ keit zwischen einem Indianer und einem eingeborenen Schottländer kennen gelernt, so gerathen wir in eine arge Verlegenheit, sobald wir dazu kommen, uns von dieser angeblichen Ähnlichkeit auch wirklich zu über¬ zeugen; denn die Ahnenreihen dieser zwei Descendenten, welche nach unserer üblichen Vorstellung nach rückwärts convergiren und sich in einem supponirten Urahnen vereinigen sollen, sind denn doch viel zu gross und nehmen Tausende von Jahren in Anspruch. Mit der Annahme einer gemeinschaftlichen genealogischen Abstammung überschreiten wir also den Kreis der Erfahrung, die ja in den meisten Fällen nur ein oder zwei Menschenalter umfasst. Aber warum ist es so schwer, die gewöhnliche Denkweise zu verlassen und zu sagen: ja, es ist wohl möglich, dass sich die Stammbäume des Schottländers und des Indianers nicht in einem Urahnen vereini¬ gen? Offenbar, weil erst nachgewiesen werden müsste, dass 1. der Indianer und der Schottländer von unver- mischtem Blute sind; 2. dass die Zahl solcher Ähnlichkeitsfälle eine grössere ist, als dass dieselben dem „Zufalle“ zugeschrieben werden könnten, und 3. weil die Zahl der Ähnlichkeitsfälle bei Descendenten von 6 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, notorisch gemeinschaftlicher Abstammung eine überwiegende ist. Haben wir also nur den Menschen vor Augen, dessen genealogische Verwandtschaftsverhältnisse uns noch am besten bekannt sind, so werden wir mit Recht die paradoxe Alternative von der Hand weisen. Nun gibt es auch bei Pflanzen eine genealogische Descendenz. In welchem Sinne spricht da die Erfah¬ rung zu uns? Man frage die Züchter, die Gärtner und Landwirthe. Sagen uns die nicht, dass „der Apfel nicht weit vom Baume fällt“, dass man „auf gute Race halten“ müsse u. dgl.? Dies setzt offenbar die Erfahrung voraus, dass die nächste Generation in der Regel der vorausgegangenen entspricht, dass „Ausartungen“ wohl Vorkommen, aber zu den Ausnahmen gehören. Auch die Wahrnehmungen des Pflanzenzüchters (wir könnten auch auf die Thierztichter hinweisen) berechtigen uns somit zu der bisher fast allgemein geltenden An¬ schauung. Um so wunderbarer oder (richtiger gesagt) um so unglaublicher kommen uns alsdann gewisse Facta vor, die uns mit unwiderstehlicher Logik unsanft erfassen und auf einmal in eine ungewohnte Gedankensphäre ver¬ setzen. Wir wollen hier einige derselben genauer betrachten; denn es handelt sich um Erscheinungen, die, einmal richtig erkannt und gewürdigt, die Annahme einer gemeinsamen genealogischen, d. i. monophyleti- schen, Abstammung ungemein in Frage stellen. Wir finden nämlich häufig genug identische Formelemente bei Pflanzenindividuen, die 1. durch einen ungeheueren Flächenraum von einander getrennt sind, 2. dessgleiehen bei Individuen, zwischen welche sich ein unermesslicher Zeitraum einschiebt; 3. dessgleiehen bei Individuen, die durch ungeheuere Zeit- und Flächen¬ räume von einander getrennt sind; 4. dessgleiehen bei Individuen, welche im Systeme zu weit von einander entfernten Gattungen, Familien und Ordnungen gehören. Um zunächst auf denjenigen Punkt, welcher keine directe Beziehung zu den Gattungen der hier in Betracht kommenden Cupuliferen zu haben scheint, einzugehen (den vierten), sei hier daraufhingewiesen, dass es sich doch nicht mit der Annahme einer gemeinsamen Descendenz verträgt, wenn sich einzelne (süd¬ amerikanische) Eryngien zur Pandanus- Form, einzelne (afrikanische) Euphorbien zur Cereus-Form , einzelne Älsine- Arten zur Grasform, viele Podostemeen zur Thallus-Form etc. ausgebildet haben. Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass die Identität der Form keine Identität des inneren histologi¬ schen Baues zur Folge haben muss. Selbst bei der überraschenden Ähnlichkeit mit einem Pandanus zeigt das Eryngium-Bl&tt in dem oben angeführten Falle noch immer im Inneren einzelne (allerdings wenige) abwei¬ chende Structurelemente, nur sind diese in die Pandanus- Form eingezwängt, dieser gleichsam angepasst. Gleiches gilt auch für die cadus-ä hnlichen Euphorbien, für die schachtelhalmähnliche Ephedra und Gasuarina hinsichtlich der äusseren Gestaltung und der inneren Structur. Darum lassen sich solche Formidentitäten nur mit der Isomorphie im Mineralreiche am besten verglei¬ chen; denn auch hier beobachten wir in sehr zahlreichen Fällen, wie trotz einer oft gründlichen Verschieden¬ heit des wägbaren Stoffes doch eine ganz übereinstimmende Gestalt zum Vorschein kommt, wie z. B. beim Steinsalz und Bleiglanz. Ja selbst eine Verschiedenheit in der Molecularstructur macht die Übereinstimmung in der äusseren Form nicht unmöglich; das sehen wir deutlich am Fluorit, dessen Würfel sich nach einem anderen Gesetze spaltet, als der Steinsalz- und Bleiglanzwürfel. Lassen wir die in den Mineralien enthal¬ tenen Grundstoffe aus dem Spiel und halten wir uns an deren morphologische und structurelle Eigenschaften, so gewinnen wir eine Anzahl natürlicher Gruppen und Reihen, deren Glieder, wenn auch nicht durch Descen¬ denz (d. i. genealogische Abstammung) mit einander verwandt, nichtsdestoweniger einen genetischen Zusammenhang verratben, da ihrer Anlage eine gemeinsame Idee zu Grunde liegt. Daher gehören z. B. die Ca^bonate der Monoxyde von Calcium, Magnesium, Zink, Eisen und Mangan; denn Calcit, Dolomit, Mangan- spath, Siderit etc. sind isomorph, obschon die darin enthaltenen Metalle sehr verschieden sind. In ähnlicher Weise bilden die Sesquioxyde des Alluminiums, des Eisens und des Chroms in Verbindung mit den Monoxy- den der Alkalimetalle isomorphe Körper (die Familie des Alauns). Das Gesetz der Isomorphie greift weit Uber das Mineralreich hinaus; dasselbe ist die Erscheinungsform für einen Bildungstrieb, welcher mächtiger ist als die Tendenz nach Beibehaltung der angeerbten Gestalt. 7 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. Wenn das nicht der Fall wäre, müsste jeder Baum unter allen Umständen nur solche Blätter und solche Früchte hervorbringen, wie sie seine Eltern und Altvordern erzeugt haben. Dem widersprechen aber manche Vor¬ kommnisse, die man ihrer überaus anormalen Beschaffenheit wegen zu leugnen versucht wäre, wenn sie nicht einer zweifellosen Wirklichkeit entsprächen. Hier wollen wir nur die augenfälligsten hervorheben. 1. Das Formelement der Q. xalapensis, einer mexicanisclien Eiche, die in den temperirten Gebirgsregionen etwa vom 18. bis zum 21. Parallelkreise n. Br. vorkommt, haben wir an unserer heimischen 0. sessiliflora nachgewiesen (in der vorigen Abhandl. ist S. 5 — 6 davon die Rede und auf Taf. II, Fig. 7 ist dieses Form¬ element in Naturselbstdruck abgebildet). Es hat sich aber auch an einem Baume der Q. tindoria L. im bota¬ nischen Garten zu Kew bei London ein ganz ähnliches Blatt vorgefunden. (Tai. XXIV, Fig. 10.) Von dem (ibi¬ dem Fig. 9) dargestellten Normalblatte desselben Baumes weicht es wesentlich ab und yerräth zweifellos den Typus des Blattes von Q. xalapensis unter merklicher Hinneigung zur fossilen Form der Q. Lyelli Heer (vergl. vorige Abhandl. S. 6). Und doch sind die Standorte der Bäume, welche dieses Formelement hervorbringen, ungemein weit von einander entfernt; denn zwischen Kew und Jalapa ist ein Abstand von 32 Breitegraden und 97 Längengraden. Das Hügelland des Sausal liegt zwar nur ungefähr 42/3° südlicher als Kew, hat aber ein viel weniger gleichmässiges Klima als dieses. Die drei Standorte Kew, Leibnitz und Jalapa haben in kli¬ matischer Beziehung fast nichts Gemeinsames. Auch eine Übertragung des Blüthenstaubes von einem der drei Orte zum anderen ist nicht denkbar, und eben darum ist eine absehbare Descendenz des einen Baumes von dem anderen innerhalb der gegenwärtigen Periode so gut wie ausgeschlossen. Wie verhielt sich aber die Sache in der Urzeit? Lässt sich da vielleicht die Identität der Formelemente (des Blattes) auf einen gemeinsamen Ursprung zurückführen? Damit kommen wir zu einem neuen, nicht min¬ der überraschenden Factum. 2. In jüngster Zeit wurden Blätter einer Fagus- Art im Tertiär von Risaon in Tasmanien gefunden, welche den meisten unserer europäischen Waldbuchen zum Verwechseln ähnlich sind. Es ist das F. Bisdoniana Ett. (Beitr. zur Tertiärfl. Australiens Taf. 1, Fig. 20), deren vorherrschendes Formelement mit unserer F. silvatica Ubereinstimmt. Aber um dieselbe Zeit, als F. Bisdoniana wuchs, dort wo jetzt Tasmanien ist, existirte F. sil¬ vatica noch nicht; es fanden sich in Mitteleuropa aus jener Zeit nur einige Vorläufer, so z. B. da und dort ein vereinzeltes Blatt der F. Feroniae Ung. mit auffallender Annäherung an die Waldbuche, worin wir eine pro¬ gressive Abänderung des Baumes erkennen. Nicht minder kündigt sich F.ferruginea durch gewisse sporadische Formerscheinungen schon im 2. Horizonte der Tertiärschichten von Parschlug an.1 Die Tertiärflora von Leoben weist eine Menge Buchenblätter auf, an denen die Formen von F. Feroniae, F.ferruginea und F. silvatica gleich¬ zeitig participiren, wobei gewöhnlich das eine oder das andere Formelement vorwiegend betheiligt ist. Solche Combinationen kommen aber häufig dicht neben einander, in ein und demselben Steinblocke, vor, so dass die darin enthaltenen Blattfossilien sein1 leicht von Blättern ein- und desselben Baumes herrühren können. Gegen¬ wärtig ist F. ferruginea auf Nordamerika beschränkt, und sie wuchs dort vielleicht in einzelnen Vorläufern schon im Tertiär. Sollen wir also annehmen, dass unsere F. silvatica von der nordamerikanischen Buche abstammt? Wie ist dann ihre Formverwandtschaft mit F. Feroniae und mit F. Bisdoniana von Tasmanien zu erklären? Sind schon diese einzigen Thatsachen darnach, unsere Zuversicht herabzustimmen, wenn wir den Versuch machen, durch die Annahme einer geradlinigen Descendenz von der F. ferruginea das Erscheinen der Wald¬ buche in Mitteleuropa zur Pliocänzeit zu erklären, so werden wir vollends irre, sobald wir auch noch mit einem weiteren, die Erscheinung noch mehr verwirrenden Factum rechnen müssen. Es ist nämlich unter den Formelementen, welche die F. silvatica constituiren, auch dasjenige der F. crenata Blume (F. Sieboldii Endl.) einer japanischen Buche, enthalten, wie man auf Taf. III, Fig.3— 5 sehen kann. Wie ist es, diesen Thatsachen gegenüber, noch denkbar, dass sich die Identität der Formelemente in den hier vorgebrachten Fällen durch 1 Im Ganzen sind nur wenige fossile Buchenblätter in Parschlug gefunden worden; die wenigen gehören meist der F. Feroniae an. Um so überraschender erscheint ein vereinzelter Fund, der das echte Normalblatt der F.ferruginea Ait. darstellt. 8 Constantin v. Ettingshausen und Franz KraSan , Wanderungen und durch eine regelrechte Reihenfolge der Ahnen erklären lässt? Wir können doch nicht anders als sagen: Die Formelemente sind selbstständig oder originär; sie gehen zwar meist durch Vererbung von einer Generation auf die folgende über. Allein es wirkt im Inneren des Organismus ein Bildungstrieb, welcher unter gewissen Umständen die gewöhnliche Ordnung der Dinge durchbricht, indem er (scheinbar) plötzlich ein ganz anderes Formelement auf die Bildfläche bringt, als diejenigen sind, die wir in der Descen- denzreihe sehen. Betrachten wir die F. polyclada Lesq. 1 aus der Dacota-Group (Kreide) Amerika’s oder die F. prisca Ett. (Kreideflora von Niederschöna), so bemerken wir bei der ersteren in den geradlinigen randläufigen Secundär- nerven, in den Umrissen, in dem wellig verbogenen Rand unzweifelhaft Anklänge an F. silvatica, aber auch bei der zweiten in gewissen Merkmalen, nur dass wir diese in den Blättern des Sommertriebes, jene in denen des Frühlingstriebes wiederzuerkennen glauben. Es bestanden also Anklänge, gleichsam Vorläufer der F. silvatica schon in der Kreidezeit, und man findet sie ebenso gut im Tertiär Australiens als im Tertiär Englands, Deutsch¬ lands, Amerikas etc. Selbst die Zeit scheint also hier machtlos zu sein, ähnlich wie bei den Formgebilden des Mineralreiches. Hat sich beispielsweise die Fähigkeit des Chlornatriums in Würfeln zu krystallisiren, seit den Anfängen dieses Salzes auf Erden etwa geschwächt oder geändert? Sehen wir aus einer Q. sessiliflora scheinbar unvermittelt das Formelement der Q. xalapensis hervorgehen, so muthet uns dies ähnlich an, wie wenn wir gepulverten Kalkspath in kohlensäurehältigem Wasser bei starkem Drucke und erhöhter Temperatur auflösen und das Mineral bei allmälig nachlassendem Drucke aus der gesättigten Lösung krystallisiren lassen, wobei wir neben Rhomboöder-Krystallen des Calcits wider Erwarten auch den Aragonit entstehen sehen. Was hat der Aragonit da zu schaffen? Wir haben ja unver¬ fälschten Calcit dem Wasser zugesetzt. In gleicher Weise fragt der erstaunte Beobachter: habe ich nicht eine echte Wintereiche vor mir, was hat der sinntäuschende Spuk zu bedeuten? Kleiden wir aber das Gesehene in ein wissenschaftliches Nothgewand, so sieht sich die Sache so an: Wir haben es mit einer heterotypen, mit Atavismus verknüpften (weil gleichsam zur tertiären Q. Lyelli zurückgreifenden) Neubildung zu thun. Die Wesenheit einer solchen ist uns ebenso unbegreiflich wie die Wesenheit der Isomorphie der Blattgestaltung an Individuen verschiedener Arten und Gattungen von Pflanzen in den entlegensten Gegenden und in den ver¬ schiedensten Zeiten der Geschichte der organischen Welt; denn die Vergleichung mit den homologen Erschei¬ nungen der unbelebten Wesen ist nur ein Nothbehelf, doch immerhin ein nicht zu unterschätzendes Mittel der Verständlichung, weil der erste Schritt zu einer wissenschaftlichen Erklärung eines Phänomens nicht anders zustande kommen kann, als durch Feststellung der richtigen Homologien zu denjenigen Erscheinungen, welche man bereits unter gemeinsame Gesichtspunkte gebracht hat. Innerhalb der Gattung Quercus gibt es noch mannigfache andere Fälle der Isomorphie. Vergleicht man das doppeltfiederspaltige Blatt der Q. Cerris mit dem Pinnatifida-Blatt 7 unserer Roburoiden (Taf. XIV, Fig. 8) und der bereits etwas ferner stehenden Q. longiloba V u k. (auf unserer Taf. II, Fig. 6) und Q. pinnatifida Vuk., so wie auch mit dem Normalblatte der Q. Tozza Bose, (aus Spanien), so merkt man sofort, dass es sich hier wirklich um identische Formgebilde handelt. Allein auch bei der nordamerikanischen Q. alba L. zeigt sich nicht selten, und zwar am Sommertrieb, das Pinnatifida-Blatt 7. Dass diese Eiche einem Florengebiet angehört, das durch einen ganzen Ocean von Europa getrennt ist, hindert sie nicht, im gleichen Sinne zu variiren wie unsere Roburoiden, ebenso wenig wie die Tozza- Eiche, die doch zu einer anderen Unterabtheilung dieser Gattung zählt. Selbst die enorme systematische Kluft zwischen den Roburoiden und der Cerr-Eiche ver¬ schlägt nicht: wir sehen ja an letzterer dieses Formelement wieder, auch hier an den Sprossen des Sommer¬ triebes in seiner typischen Gestalt. Noch häufiger tritt im zweiten Trieb bei Q. sessiliflora und Q. pedunculata im Sommer das Pinnatifida- Blatt ß auf, isomorph mit dem Normalblatte der Q. alba L. (Taf. IX, Fig. 11 — 14). Dieses Formelement unter¬ scheidet sich von dem vorigen durch eine nur einfache und nicht so tief gehende Theilung der Blattfläche. 1 United. States Geolog. Survey of the Territories. The Cretaeeous Flora, Tab. 5, Fig. 6. 9 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. Nach einem Frost, Insectenfrass, Hagelschlag etc. sieht man neben unversehrten Sprossen, welche das Nor¬ malblatt tragen, hei diesen Eichen in der Regel auch solche mit dem Pinnatifida Blatt ß. Doch haben wir letzteres noch nicht isolirt gefunden; denn es ist uns noch keine Varietät der Winter- und der Sommereiche bekannt, die nur solches Laub tragen würde. Wir bezeichnen daher mit dem Terminus Q. sessiliflora (resp. pedunculata ) f. pseudo-alba einen erst im Beginne stehenden Process der Formabspaltung. Noch verbreiteter ist eine andere Modification des Variirens gewisser Eichen, die. sich allerdings auf dieselben äusseren Impulse zurückführen und mit dem Terminus Heterophyllie am passendsten bezeichnen lässt. Im Wesentlichen besteht diese Variation darin, dass nach vorhergehendem gänzlichen Verluste des ersten Laubes aus Adventivknospen accessorische Sprosse gebildet werden, welche zu unterst das ungetheilte lanzettliche, längliche, elliptische oder auch obovale Urblatt, höher oben das vorn gerundete, gegen die Basis keilig verschmälerte (bald ganzrandige, bald etwas gezähnte) Tephrodes-Blatt, noch höher das ähnliche, aber mit deutlichen Lobenzähnen versehene Prinus-Blatt, und zu oberst das längliche, etwas tiefer gezähnte (resp. gelappte) Pinnatifida-Blatt a, hin und wieder auch "das Pinnatifida-Blatt ß tragen. Bisher haben wir diesen Fall der Variation bei den europäischen Arten Q. sessiliflora (Taf. XII, Fig. 1), Q. pedunculata (Taf. XI, Fig- 5), Q- pubescens (Taf. XIV, Fig. 16) und bei den nordamerikanischen Q. alba (Taf. XI, Fig. 1 — 4) und Q. stellata (Taf. XII, Fig. 9) kennen gelernt, auch an Bäumen, die im botonischen Garten zu Graz cultivirt werden. Manche der angeführten Formelemente sind bisweilen nur schwach vertreten, doch fehlt das Urblatt nie, ebenso wie das Pinnatifida- Blatt; dagegen geschieht der Übergang vom ersteren zum letzteren oft mit Über¬ gehung der zwei anderen Formelemente. Am vollkommensten sahen wir die Heterophyllie bei Q. sessiliflora nach dem Froste vom 8. Mai 1886 an einem Baume bei Graz hervortreten. (Sitzungsber. Bd. XCV, S. 31 _ 42.) Die Tephrodes-Form (nach dem Typus des Blattes der tertiären Q. tephrodes Ung. so benannt) tritt auch an den Keimpflanzen und Stocktrieben der roburoi den Eichen auf (Taf. XIII, Fig. 1 — 3). Unter gewissen Umständen ist sie selbst der Q. Ilex L. nicht fremd (Taf. XXIV, Fig. 2, 7); die Prinus-Form ist aber als Normalblatt den nordamerikanischen Q. Prinus L. und Q. bicolor Willd. eigen. (Taf. XII, Fig. 8; Taf. XIII, Fig. 8, 9.) Im Sausal kommt eine homotype Varietät der Q. sessiliflora vor, welche in der Blattform mit Q. macran- thera Fisch, der Kaukasusländer vollkommen übereinstimmt, wie man auf Taf. XVII, Fig. 4, 5 sehen kann. Wir bezeichnen daher diese sehr charakteristische Varietät als Q. sessiliflora var. pseudo-macranthera. Im Ganzen ist also weder eine in der gegenwärtigen geographischen Verbreitung der Pflanzen begründete Consequenz, noch irgend eine mit den Zeitperioden correspondirende Aufeinanderfolge, noch eine innere cau- sale Abhängigkeit von den uns bekannten klimatischen Factoren bei den Formelementen bemerkbar: es bleibt uns demnach nichts Anderes übrig als zu sagen, dass sie originär, d. h. in der ursprünglichen Con¬ stitution der Gattung Fagus, Quercus etc. begründet (keineswegs das eine von dem anderen ableitbar) sind. III. Homologie der Formelemente der Buche mit Hinblick auf die fossilen Arten. Als Vorbedingung einer richtigen Bestimmung fossiler Pflanzenreste gilt mit Recht die Anwendung und consequente Durchführung der Homologie, wobei natürlich nach den auf Wahrscheinlichkeit beruhenden Grundsätzen der Inducti on vorgegangen wird. Ein anderer wissenschaftlicher Weg zur Erschliessung der Wahrheit ist in unserem Falle nicht denkbar. Es ist ganz natürlich, wenn wir die Voraussetzung machen, dass die Buche aus dem Pliocän der Buche der Gegenwart ähnlicher sein müsse als die Buche des Miocän oder Eocän. Wenn es sich so verhält, so muss sich die pliocäne Fagus gleichfalls aus einer Anzahl von Formele¬ menten zusammensetzen, von denen die einen am ersten, die anderen am zweiten Triebe in Erscheinung traten, und so wird es auch bei dieser ein endständiges, ein mittelständiges, ein grundständiges und ein unterstes Blatt (Niederblatt) gegeben haben, sämmtlich von mehr oder weniger verschiedener Form. Gewiss Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. o 10 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, brachte auch die Pliocän-Buche, am Stamme verstümmelt, im Laufe des Sommers anders geartete Blätter her¬ vor als sonst; und wenn wir neben dem leicht erkennbaren Normalblatte grössere, herzförmige, kurzgestielte Blätter mit grobem Adernetze auf ein- und derselben Steinplatte finden, so werden wir mit Recht vermuthen, dass uns ein homologes Formelement, nämlich dem auf unserer Taf. III, Fig. 7 dargestellten Blatttypus (von einem Sommerschössling) entsprechend, vorliegt. Die pliocäne Buche war nicht minder dem Insectenfrasse und sonstigen Beschädigungen ausgesetzt, vielleicht nicht einmal von Spätfrösten völlig frei (wenigstens in man¬ chen Gegenden). Möglich, dass sie im Sommer auch ohne vorausgegangene Störungen und Hemmungen des Wachsthums regelmässig zu treiben vermochte; darüber können wir keine Gewissheit erlangen, nahezu sicher ist aber, dass die Formelemente des zweiten Triebes anders beschaffen waren, als jene des ersten. Diese Voraussetzungen finden wir an zahlreichen gut erhaltenen Fossilien bestätigt. Solange von den Paläontologen nur das Normalblatt berücksichtigt zu werden pflegte (was zum Zwecke monographischer und floristischer Untersuchungen vollkommen genügte), war es schlechterdings unmöglich, gewisse der pliocänen Buche angehörige Formelemente richtig zu erkennen; denn diese sind von dem Normal¬ blatt total verschieden. Anders stünde es mit der Bestimmung derselben bei den älteren Autoren, wenn man auch den accessorischen Formgebilden bei der lebenden Buche die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt hätte; denn alsdann hätte man sich unwillkürlich fragen müssen: ja, waren nicht vielleicht gerade diese, jetzt so unscheinbaren und oft nur vereinzelt auftretenden Formelemente in der Urzeit am Baume die vorherrschen¬ den? Freilich dürfen wir nicht ausser Acht lassen, dass uns solche Erwägungen 40 Jahre nach dem Erscheinen der Chloris protogaea und 30 Jahre nach Vollendung der „Tertiärflora der Schweiz“ in den Sinn kommen. In dieser Zeitspanne ist doch Manches geschehen, was geeignet ist, uns die tertiäre Vegetation in einem richti¬ geren Lichte erscheinen zu lassen. Eine beträchtliche Zahl solcher für die Abstammungsgeschichte der Buche entscheidender Documente wurde in den Lehmgruben von Schossnitz in Schlesien (S1^ Meilen von Breslau) zu Tage gefördert. Goeppert verdanken wir vor Allem die wichtigsten Funde in Bezug auf die pliocäne Buche Mitteleuropas. In seiner Tertiärflora von Schossnitz bildet der Autor 40 Stück Blätter ab, sämmtlich in klaren, scharfen Umrissen und mit grossentheils gut erhaltener Nervatur, so dass wir nicht schwer den Buchencharakter daran zu erkennen im Stande sind. Aber nur drei von diesen 40 Blättern werden von Goeppert als Fagus gedeutet; er nennt sie in der Meinung, dass es sich hier um verschiedene Arten handelt, F. attenuata , Taf. 5, Fig. 9; F. inaequa- lis, Taf. 5, Fig. 10; F. dentata, ibidem Fig. 11. Die übrigen sind theils als Eichen-, theils als Carpinus- und Ainus- Arten, zum Theile auch als Betula sp. bestimmt. Es scheint aber, dass uns so Goeppert den ganzen Formenkreis, oder doch wenigstens die Gesammtheit aller wichtigeren Formelemente der pliocenen Buche, wie sie am Baum damals bei Schossnitz zusammengelebt haben mochten, in jenen 40 Abbildungen vorgeführt hat, freilich ohne zu ahnen, dass alle diese Formgebilde auf ein und demselben Baume gewachsen sein könnten. Ein Zweifel bezüglich der richtigen Deutung der Abbildungen Taf. 1, Fig. 20; Taf. 3, Fig. 4, 5, 9, 10, 14, 15; Taf. 6, Fig. 6 — 17; Taf. 7, Fig. 1 — 6; Taf. 8, Fig. 3 — 9 kann unsererseits kaum platzgreifen, da uns ein sehr reichliches Material von fossilen Buchenblättern aus dem Tertiär von Bilin und Leoben vorliegt, ein Material, das zu den vielseitigsten Vergleichungen einerseits mit den homologen Formelementen der lebenden Buche, andererseits mit den (bildlich dargestellten) Buchenblättern von Gleichenberg, Val d’Arno, Senigaglia etc. benützt wurde. Als Resultat solcher vergleichender Gegenüberstellungen homologer Formelemente des Blattes mit Hin¬ blick theils auf die tertiäre F. Feroniae Ung., theils auf die lebende Buche hat es sich herausgestellt, dass die pliocäne Fagus von Schossnitz zur Hälfte F. 'Feroniae, zur Hälfte die heutige Buche Europas war; beiderlei Formelemente wuchsen auf demselben Baume, waren aber chronologisch und topographisch im Laufe einer jährlichen Vegetationsperiode von einander geschieden, indem der Typus der F. Feroniae dem Frühlingstriebe, jener der F. silvatica dagegen dem Sommertriebe angehörte. Wahrscheinlich war die periodische (jährliche) Alternation zwischen den beiden Formelementen ähnlich wie bei der heutigen Buche. (Vergl. Bd. LIV, S. 9.) 11 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. Blattformen wie Goeppert’s Fig. 1, Taf.7 und Fig. 9, Taf.8 sie zeigen, begegnet man an denZweigen und Schösslingen, welche nach einem Froste oder nach einem Hagelschlage aus dem zweiten Trieb hervor¬ gehen, in Menge, und wir haben auf unserer Taf. III, Fig. 8 ein solches Blatt in Naturselbstdruck abgebildet. Dagegen ist der Typus der echten F. Feroniae ganz erloschen; die heutige Buche bringt keine solchen Blätter mehr hervor wie wir sie auf Goeppert’s Taf.8, Fig. 4 — 6 dargestellt finden. Es sind dies die vorherrschenden Formen des endständigen Blattes bei F. Feroniae, charakterisirt durch 6 — 7 deutlich convergirend (mitunter bogenförmig) aufsteigende Secundärnerven, von denen die unteren mit einzelnen Aussennerven versehen sind. Die Secundären treten, gegen das Ende merklich geschwächt oder verdünnt, mit etwas divergirender Spitze in je einen feinen Bandzahn ein; zwischen den Endungen sind aber noch ein bis drei (gegen die Basis zu oft vier bis fünf) Zwischenzähne vorhanden, welche bisweilen mit dem meist weiter vorgeschobenen Endzahn eine Doppelzahnung bilden — folia duplicato-dentata. Durch Obliteriren der Endzähne geht die Berandung- häufig in die einfache Bandzahnung Uber — folia simpliciter dentata. Nicht selten sind auch die Zwischenzähne stark verkümmert, bisweilen auf einen einzigen reducirt. Auf Taf. IV, Fig. 2 versinnlichen wir einen schwachen Best dieser ehemaligen Zahnung unserer Buche; das Blatt zeigt in seiner rudimentären Berandung eine Bemi- niscenz an F. Feroniae. Die Tertiärflora von Gleich enb erg (in der östlichen Steiermark, nicht weit von der ungarischen Grenze) ist von gleichem Alter wie jene von Schossnitz, und die Formverhältnisse der Buche, so weit die wenigen Funde es erkennen lassen, sind durchaus denen von Schossnitz entsprechend. Es wurde diese fossile (pliocäne) Flora seinerzeit von Unger in einer eingehenden Abhandlung im VII. Bande dieser Schriften (1854) erörtert und durch zahlreiche Abbildungen (auf 8 Tafeln) illustrirt. Von diesen sind vier, die sicher auf die Buche hin- weisen; denn auf Taf.2, Fig.6 sehen wir, als Alnites lobatus bezeichnet, ein Blatt vomTypus Fig. 8 auf unserer Taf. III, und ibidem Fig. 8, 10 zwei Blätter, welche fast vollkommen der f. macrophylla der heutigen Buche (Tat. VIII, Fig. 6) entsprechen, bis auf den Umstand, dass bei dieser gewöhnlich nur acht bis neun statt zehn bis elf Secundärnerven angetroffen werden. Unger selbst bestimmte diese zwei Objecte als Fagus- Blätter, glaubte aber, sie einer eigenen Species {F. macrophylla Ung.) zuschreiben zu müssen. Das Blatt Taf. 3, Fig. 5 lässt sich mitFig. 7 auf unserer Taf. III vergleichen, und scheint durchaus mit demselben homolog zu sein, wiewohl es kleine, allerdings stark ver¬ kümmerte und ungleichmässige Zwischenzähne hat, die der heutigen Buche fast gänzlich fehlen. Auch bei diesem Blatte sind zehn bis elf Secundärnerven bemerkbar, etwas mehr als bei den Blättern an den Sommer¬ schösslingen der Fagus si-lvatica der Gegenwart. Ungefähr dem geologischen Horizonte von Schossnitz entsprechen auch die von Gand in und Strozzi untersuchten Pliocänschichten des Val d’Arno im Toscanischen. Daselbst tritt gleichfalls die Buche auf, doch begegnen wir unter den auf Taf. 6, Fig. 6, 7 (Mem. sur quelq. gisem. de feuilles foss. de la Toscane 1858), Taf.5, Fig. 7 (Contrib. a la flore foss. italienne 1859) und Taf. 1, Fig. 19, 20 (ibidem 1860) abgebildeten Blatt¬ formen nur dem Normaltypus der echten F. silvatica. Von den Formelementen der F. Feroniae, der F. ferruginea (resp. F. Deucalionis ) u. a. keine Spur! Eine reichlichere Lese bietet, was die Buche der Urzeit in Europa anbelangt, das Tertiär von Senigaglia, nordwestlich von Ancona. Die gypsreichen Schichten dieser etwas älteren Stufe des Pliocän sind in Bezug auf ihre stratigraphischen Verhältnisse von Scarabelli, in Bezug auf die daselbst begrabene, sehr artenreiche Fossilflora von Massalongo einer eingehenden Untersuchung unterzogen worden. In dem umfangreichen Werke „Studii sulla flora fossile e geologia stratigrafica del Senigalliese, Imola 1859“ finden wir die detail- lirten Besultate dieser Untersuchungen niedergelegt. Auf 45 Tafeln sind die zahlreichen Pflanzenfossilien illustrirt. Auf Taf. 9, Fig. 19 und Taf. 21, Fig. 18 sieht man zwei echte Blätter der F. ferruginea abgebildet, von der Normalform dieser nordamerikanischen Buchenart absolut nicht zu unterscheiden, wiewohl der Autor sie als F. Marsillii Mass. bezeichnet. Dagegen können wir uns nicht entschliessen, das Fossil Taf. 9, Fig. 21 für eine Gerds (C. Viryiliana M a s s.) zu nehmen, denn Gerds ist homotyp und eine Species dieser Gattung von Senigaglia müsste doch der lebenden (und der von Gaudin im Pliocen des Val d’Arno nachgewiesenen), 2* 12 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, gegenwärtig in Italien wachsenden C. Siliquastrum sehr ähnlich sein. Vergleicht man aber ein Blatt dieser letzteren mit dem obigen Fossil, so findet man wohl in den Umrissen eine Übereinstimmung; die relative Stärke der Nerven aber, der Verlauf der Secundären, besonders ihrer Aussennerven und die Andeutungen einer schweifig-gekerbten Berandung sprechen vielmehr für Fagus, deren homologer Blatttypus in Fig. 7 auf unserer Taf. III dargestellt ist. Es sind nur die unteren Secundären merklich länger und stärker, und mit einer grösseren Anzahl von Aussennerven versehen, als wir am homologen Blatte der lebenden Buche finden. Sehr stark muss das Formelement der F. ferruginea bei Senigaglia zur Pliocänzeit vertreten gewesen sein. Massalongo bringt uns auf Taf. 36, Fig. 1 (als F. ambigua) ein längliches Blatt von diesem Typus (mit jederseits elf Secundären, von denen die unteren di vergiren) zur Kenntniss, beinahe mit der Form Fig. 1 auf unserer Taf. III übereinstimmend. So auch Fig. 8 ibidem; nur ist hier die Basis breiter, fast herzförmig. Glei¬ ches gilt von dem etwas kleineren Blatte Fig. 13 ibidem (als Glycine Romanorum Mass. bestimmt), das sich aber schon enger an den Typus der F. silvatica anschliesst. Zum Formelement der F. ferruginea gehört entschieden auch Fig. 2, Taf. 25 (/*. Gussonii Mass.), ein grosses Blatt, dessen Lamina 14 cm lang und 81/icm breit ist; in Fig. 5 ibidem sehen wir ein kleineres, Taf. 30, Fig. 9 ein noch kleineres mit nur zehn bis elf Secundären (als F. Deucalionis Ung.), Fig. 3 ibidem ein längliches mit je zwölf Secundären, von denen die unteren divergiren (letztere als F. incerta Mass.). / . betulae- folia Mass. (Fig. 10 ibidem) entspricht, wenn auch der f. attenuata sich anschliessend, beinahe einem läng¬ lichen zugespitzten Blatte der F. ferruginea durch je zwölf Secundären, von denen die unteren gleichfalls divei- giren. Dagegen stimmt F. Chierici Mass. (Taf. 32, Fig. 5) mit einem Normalblatt dei F. silvatica von klei¬ neren Dimensionen Uberein. Noch mehrere andere Blattabdrücke dürften als Fagus zu deuten sein, allein da sie in einem minder gut erhaltenen Zustande abgebildet worden sind, so enthalten wir uns jeder weiteren Beurtheilung, von dem Grundsätze ausgehend, dass nur sicher verbürgte Thatsachen den entwicklungsgeschichtlichen Studien dienlich sein können. Die Zwischenformen der Buche, bei welchen sich das progressive Element der E. ferruginea und h . sil¬ vatica an tertiäre, meist erloschene Typen knüpft und die von Unger als F. Deucalionis (Chlor, protog. lai. 27, Fig. 5, 6) benannt wurden, erscheinen nicht nur in Senigaglia, sondern auch in Stradella (dem gleichen Horizonte angehörig). Von den Cineriten im Cantal (Auvergne, mittleres Pliocen) sind nur Blätter der echten F. silvatica bekannt, nämlich die Normalform mit 8 — 9 geradlinig verlaufenden Secundären und wellig- geschweiftem Rande. Man ersieht aus dieser gedrängten Darstellung der Formverhältnisse der pliocänen Buche, dass im Wesentlichen drei verschiedene Formelemente gleichzeitig am Baume ausgebildet sein konnten, dass aber die¬ selben nach Massgabe der örtlichen und geographischen Standortsverschiedenheiten mannigfaltig vertheilt waren. In der Gegend von Schossnitz herrschte am ersten Trieb noch durchaus die miocäne F. Feroniae, am Sommertrieb dagegen F. silvatica ; bei Senigaglia war im ersten Trieb das Formelement der F. ferruginea, das sich seit dem Pliocän an der nordamerikanischen Buche stabilisirt hat, vorwiegend; der Typus der echten F. silvatica ist im Pliocän von Senigaglia seltener; in der Auvergne, bei Gleichenberg, im Val d Arno war dagegen dieser letztere stärker vertreten als die andern zwei. Wenn auch nach den Erfahrungen, die wir an unserer lebenden F. silvatica gemacht haben, jeder Buchen¬ baum, möge er wo immer gestanden sein, alle diese drei und noch manche andere Formelemente hervorzu¬ bringen befülrgt war, so scheint es doch, dass nicht unter allen Umständen alle der Buche überhaupt zukom¬ menden Gestaltungsformen in gleicher Stärke am selben Stamme in Erscheinung treten konnten. Wii kennen aber die Ursachen nicht, warum sich z. B. in der Gegend von Schossnitz die tertiäre E. Feroniae so lange erhielt, warum. bei Senigaglia das Formelement der F. ferruginea gegenüber dieser und allen anderen die Oberhand gewann und sie allmälig verdrängte, wenn sich überhaupt nacliweisen lässt, dass auch dort dem Typus der letzteren jener der V. Feroniae vorausging. Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. 1 3 Bis in das Miocän kann man die Homologie der Blattformen1 des zweiten Triebes verfolgen; denn ver¬ gleicht man das von Ludwig unter dem Namen Quercus Reussiana beschriebene, und aut rl af. 32, Fig. 5 (Ludwig, Fossile Pfl. aus der mittl. Etage der Wetterau-Rheinischen Tertiärform. 1859) abgebildete Blatt¬ fossil, das mit Buchenblättern zugleich im oberen Miocän der Wetterauer Braunkohlenlager gefunden wurde, mit dem Blatt auf unserer Taf. VI, Fig. 3, so wird man die Zusammengehörigkeit beider Formen unmöglich verkennen. Allein die Vergleichungen verlieren an Verlässlichkeit und werden zu vagen 1 ermuthungen, je mehr wir uns im Geiste von der Gegenwart entfernen und in die weiter und immer weiter hinter uns liegende Urzeit zurückblicken; denn wer bürgt uns dafür, dass die Wachsthumsweise der Buche im älteren Miocän und noch früher dieselbe war wie jetzt, dass die Formelemente iu gleicher oder analoger Vertheilung am Stamme und in gleicher chronologischer Aufeinanderfolge sich entwickelten? Schliesslich muss man zufrieden sein, wenn man überhaupt ein Buchenblatt daran erkennt, dass sieb unter den zahlreichen, wenn auch accessorischen Formelementen der lebenden Fagus eines findet, welches mit dem Fossil im Wesentlichen übereinstimmt; man wird den Nachweis, ob es einem Blatte des ersten oder einem Blatte des zweiten Triebes entspricht, ob es ein Niederblatt ist, ob ein mittelständiges oder endständiges u. dgl. schuldig bleiben. IV. Formverwandtschaft und Genealogie. Wir gehen nun daran, die Formelemente der lebenden Buche übersichtlich zusammenzustellen, um einen Überblick zu gewinnen, der einerseits zur Auffindung der zusammengehörigen Typen der Gegenwart und der Vorzeit, andererseits zum Verständnisse der Formentwicklung unserer Buche unumgänglich nothwendig ist. Daran erst können wir sehen, was von den wechselseitigen Beziehungen zwischen Formähnlichkeit und Descendenz in wirklich genealogischem Sinne zu halten ist. A. Am normalen ersten oder Frühlingstriebe. 1. Das Normalblatt der Fagus silvaticci (Taf. IV, Fig. 9 [Bd. LIV, S. 7 8]). Ist gegenwärtig das vorherrschende Formelcment der europäischen Buche und lässt sich bis ins Untei tertiär Grönlands zurückverfolgen. Heer bringt uns in seiner „Flora fossilis arctica-1 Bd. VII auf I af. 95, Fig. 8, 10 und in den „Beitr. zur foss. Flora Spitzbergens“ Taf. 15, Fig. 6 unter dem Namen F. Deucalionis eine Blattform zur Kenntniss, wie wir sie tausendfach fast an allen lebenden Buchen Europas sehen können, und die von dem normalen Typus theils gar nicht, theils nur sehr wenig verschieden ist. Hieher gehört auch das Blattfossil aus dem Miocän von Risdon in Tasmanien, welches in den „Beitr. zur Tertiärflora Australiens“ Bd. XLVII 1883 auf Taf. 1, Fig. 20 abgebildet ist; es entspricht einem endständigen Blatt des ersten Triebes auf der beiliegenden Taf. VII, Fig.3. Derselbe Typus tritt mehrfach in einer späteren Tertiärperiode bei Seni- gaglia (Massalongo 1. c. Taf. 32, Fig. 5 als F. Chierici ) und im jüngeren Pliocän von Val d’ Arno (Gaudin, Mem Taf. 6, Fig. 6, 7) in Süd-Europa auf. 2. Forma plurinervia. (Taf. II T, Fig. 1; Taf. VIII, Fig. 1.) Ist ziemlich lang gestielt, länglich elliptisch bis breit elliptisch, an der Basis und Spitze verschmälert, am Rande entfernt stumpf gezähnt. Auf einem 119 nwi langen über die Blattmitte hinaus hei voi tiefenden geiaden Primärnerv vertheilen sich jederseits bis 11 Secundärnerven. Diese sind von der Basis bis zur Mitte dei Lamina mehr oder weniger stark divergirend gebogen, von da an bis zur Spitze aber last geiadlinig. Ilne Ursprungswinkel variiren zwischen 30° und 45°. Sie verlaufen nicht in die Randzähne, sondern biegen i Diese Homologie reicht sicher bis ins Ober-Miocän zurück; denn in den Schichten von Wiesenau im Lavantthale (Kärn¬ ten) mit Acer trilobatum, Planem Ungeri, Ilex stenophylla und Woodwardia Roessneri.ana haben sich sieben Stück sehr gut erhal¬ tene Blätter von F. Feroniae vorgefunden, unter denen drei mit Bestimmtheit als endständige und zwei als mittelständige Blätter des Kurzsprosses bezeichnet werden können. Unger bildete diese Fossilien in der Sylloge pl. foss. Tat. 4, Fig. 7 13 als „Ulmus quercifolia “ ab. 14 Constantm v. Ettingshausen und firanz Krasan, unmittelbar vor denselben nach aufwärts ab, um mit dem Tertiärnetz zu anastomosiren. Die verhältnissmässig stark hervortretenden Tertiärnerven entspringen an der Aussenseite der Secundären am oberen Theil der Lamina stets unter spitzen, am unteren Theil zuweilen auch unter Winkeln, die 90° nahezu erreichen, durch¬ laufen mehr oder weniger geschlängelt die Secundärsegmente und entsenden an der oberen Hälfte des Blattes schiefwinklig, an der unteren, aber meist rechtwinklig zahlreiche quaternäre Nerven, die unter einan- dei anastomosirend ein aus 4 -5-eckigen im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bilden; letzteres schliesst ein noch viel feineres quinternäres ein. Dieses, namentlich das mehr breitblätterige (Taf. VIII, Fig. 1) Formelement ist identisch mit demjenigen, welches Unger als F. Deucalionis benannt und in der Chlor, prot. aut Taf. 27, Fig. 5, 6 abgebildet hat. Entspricht gewissen Übergangsstufen zwischen der Normalform des Blattes von F. silvatica und dem Normalblatt von F. ferruginea Ait. (Taf. VII, Fig. 8) Nord¬ amerikas, ist ziemlich schwankend und nähert sich bald der einen, bald der anderen Grenzform. Sein- variabel erscheint insbesondere die Berandung, indem die Lamina bald gar keine, bald sehr deutliche und zahlreiche kleine Zähne aufweist. Ungemein häufig findet sich die f. plurinervia, resp. F. Deucalionis, im Unter- pliocän von Senigaglia, wie wir aus den mehrfachen Abbildungen von Massalongo (1. c. Taf. 21, Fig. 18- Taf. 25, Fig 5; Taf. 30, Fig. 9; Taf. 36, Fig. 8, 13) entnehmen können. Dagegen ist die Form Taf. 36, Fig. 1 {F. ambigua Mass.) als Übergang zu F. Antipofi Heer und die Form Taf. 30, Fig. 10 (F. betulaefolia Mass.) als Übergang zu F. attenuata Ludw. zu betrachten. F. Marsillii Mass. Taf. 9, Fig. 19 entspricht dem Typus der echten F. ferruginea (auf unserer Taf. VII, Fig. 8). Was von Heer in der Fi. foss. arctica als F. Deucalionis Ung. abgebildet und beschrieben wurde, weicht grösstentheils von der Unger’schen Form dieses Namens (1. c.) meiklich ab. Es sind dies Gebilde, die zwischen dem Typus der F. ferruginea Ait. und dem der F. Antipofi Heer schwanken, zum Theile unter Annäherung an F. silvatica (Normalblatt) und an F. Feroniae Ung. (Man vergl. z. B. Nachtr. zur foss. Fl. Grönl. Taf. 4, Fig. 3); sie sind fast an allen bisher bekannt gewordenen Fund¬ orten von Tertiärpflanzen im hohen Norden (Grönland, Spitzbergen, H. I. Alaska) nachgewiesen. 3. Forma cordifolia (Taf. III, Fig. 2). Besitzt eine kurzgestielte, rundlich-elliptische, an der Basis herzförmige, an der Spitze rasch verschmälerte am Bande unduliite Spreite. Ein bis zu seiner Mitte hervortretender, etwa 50 mm langer Primärnerv entsendet jederseits sieben bis acht Secundäre, von denen die untersten mit ein bis zwei, seltener drei Aussennerven versehen sind. Die feinen Tertiären gehen von beiden Seiten der Secundären unter nahezu rechtem Winkel ab. Das Netz gleicht dem der Normalform. Schliesst sich an die an der Spitze des Sommerschösslings stehende Herzform des Blattes an, erscheint stets nur an der Basis des im Frühjahr daraus hervorgehenden Sprosses, hat jedoch nie den Charakter eines verkümmerten Niederblattes. An den Ästen der Baumkrone selbst kommt nie die f. cordifolia zur Entwicklung, sie ist nur der Strauchpflanze und den älteren, zwei- oder mehrjährigen Stockschösslingen eigen, ist aber ein allgemein verbreitetes Formelement der Buche, besonders häufig, wo der Baum öfteren Verstümmlungen ausgesetzt ist. Nahezu identisch mit der F. cordifolia Heer aus dem Unter¬ tertiär der Haseninsel in Grönland (Heer, Fl. foss. arctica, Bd. VII, Taf. 92, Fig. 1), da der Umstand, dass die lebende Form zwei oder drei Secundärnerven weniger hat, keinen wesentlichen Unterschied bedingt. 4. Forma crenata (Taf. III, Fig. 3 — 5). Verhältnissmässig lang gestielt, elliptisch eiförmig oder rundlich, an der Basis und Spitze wenig ver¬ schmälert oder abgerundet, am Bande deutlich gekerbt; die Kerben sind aber so flach, dass sie kaum über die Contour des Blattes hinausragen. Auf einem 46 — 7 2mm langen, über die Mitte der Lamina hinaus stark her¬ vortretenden Primärnerv vertheilen sich sechs bis neun Secundäre; diese laufen geradlinig oder nur sehr wenig gebogen bis zu den Buchten zwischen den Kerben, um dann plötzlich den Rand entlang abzubiegen; Die Ter¬ tiärnerven treten nicht schärfer hervor, als bei dem Normalblatte, und gehen von der Aussenseite der Secun¬ dären unter spitzen Winkeln, von der Innenseite aber vorherrschend unter 90 ° ab. Die Netzbildung ist wie bei den obigenF ormen. Bisweilen ist die Basis der Lamina modificirt durch Verbreiterung, und nähert sich das Blatt der f. cordifolia, namentlich durch die Aussennerven am grundständigen Paar der Secundärnerven, wie z. B. Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. 15 in Fig. 5. In der Beschaffenheit des Bandes und in der Richtung der Secundären entspricht das vorliegende Formelement der F. crenata Bl. (d. i. F. Sieboldi Endl.) ans Japan und der chilenischen F. procera Poepp. (Taf. VIII, Fig. 12); nur sind bei letzterer die Kerben gezähnelt und ist die Zahl der Secundären grösser, die Richtung der von denselben abgehenden Tertiären beiderseits rechtwinkelig und das Adernetz sehr engmaschig. Forma crenata unserer europäischen Buche zeigt sich inVorläufern, und zwar unter Deformationserscheinungen, zuerst im Ober-Miocän der Wetterauer Braunkohlenformation; denn das von Ludwig auf Taf. 32, Fig. 6 (Foss. Pfl. aus der mittl. Etage der Wetterau-Rheinischen Tertiärformation, 1859) als Ainus insueta abgebildete Blatt gehört ohne Zweifel zu Fagus, da nur bei dieser Gattung, und zwar bei f. crenata, so wie auch bei einigen Arten der Section Nothofagus, eine solche Berandung mit geraden, zu den Buchten führenden Secundärnerven beobachtet wird. Weiters kommt die f. crenata auch an F. silvatica in den pliocenen Kalktuffen von Val d’Arno im Toscanischen vor, wie aus den Abbildungen auf Taf. 1, Fig. 19, 20 (Gaudin, Contrib. ä la fl. foss. ital.) zu ersehen ist. Auch selbst eine Form der F. Antipofi Heer (Fl. foss. alaskana, Bd. II, Taf. 8. Fig. 1) kann hier erwähnt werden, insofern als man eine Andeutung von buchtenläufigen Secundärnerven daran findet. An die in Rede stehende Blattform erinnern auch F. Gunnii Hook. (Taf. VIII, Fig. 7) von Tasmanien und F. antarctica Forst. (Taf. VII, Fig. 19 — 21) von Feuerland in Südamerika, wenn auch die Dimensionen der Lamina und die Zahl der Secundären hei diesen sehr reducirt sind. Das kurz gestielte Blatt von F. Gunnii ist rundlich oder breit-eiförmig, an der Basis abgeschnitten oder fast herzförmig, an der Spitze abgerundet stumpt oder ausgerandet. Auf einem nur 11 — 15 mm langen, stark hervortretenden Primärnerv vertheilen sich jederseits nur 4—6 Secundärnerven, welche zu den Buchten des einfach gekerbten Randes laufen, um sich daselbst ebenso zu verhalten, wie bei F. silvatica f. crenata. An den beiden grundständigen Secundären ent¬ springen Aussennerven, wodurch die Ähnlichkeit mit dem Blatte Fig. 5 des genannten Formelementes noch erhöht wird. Die Tertiären entspringen am oberen Theil der Lamina von der Aussenseite, am unteren aber von beiden Seiten der Secundären unter spitzen Winkeln und begrenzen ein wenig entwickeltes Netz. Das Blatt von F. antarctica ist länger gestielt, elliptisch-eiförmig oder rundlich, an der Basis abgeschnitten-stumpf oder fast herzförmig, am Rande mehr oder weniger deutlich doppelt-gekerbt, an der Spitze abgerundet¬ stumpf. Von einem 10- — 18 mm langen nur an der Basis hervortretenden, meist geschlängelten, in seinem Ver¬ lauf schnell verfeinerten Primärnerv entspringen jederseits 4 — 6 den Hauptbuchten zulaufende Secundär¬ nerven, welche bald eine Strecke vor dem Rande, bald unmittelbar an den Buchten gabeltheilig sind (so bei der Varietät bicrenata, Fig. 21). Die Gabeläste vereinigen sich zu Schlingenbogen, aus welchen Ästchen für die Kerben abgehen. Die Tertiären entspringen unter verschiedenen Winkeln und bilden ein ziemlich ent¬ wickeltes Netz. Das Blatt der F. betuloides Mirb. (Taf. VII, Fig. 10 — 14) unterscheidet sich von dem der vor¬ hergehenden zwei Buchenarten nur durch folgende Merkmale: es ist kürzer gestielt, steif lederig, undeut¬ lich doppelt-gekerbt; die Secundärnerven sind feiner, fast schlängelig und ihre Theilung vor dem Rande ist mehr unregelmässig. 5. Forma dentata. (Taf. VI, Fig. 5, 6; Taf. VII, Fig. 6.) Die Randzähne sind sehr gross und einander wenig genähert, wodurch sich das Blatt dem der Fagus fer- ruginea bald mehr, bald weniger eng ansehliesst. Auf einem im Mittel 70 mm langen Primärnerv vertheilen sich jederseits 7 — 10 Secundärnerven; dieselben treten nach einer kurzen Biegung in die Zähne ein, deren Spitzen sie meist erreichen. Die Tertiärnerven entspringen an der Aussenseite der Secundären durchaus unter spitzen Winkeln , an der Innenseite aber am oberen Theile der Lamina unter 90°, am unteren unter spitzen Winkeln. Im Übrigen gleicht das Blatt der Normalform und erscheint auch nie vereinzelt an einem Baume, pflegt auch nicht eine bestimmte Region an demselben einzunehmen, sondern vertheilt sich in homo¬ typischer Gleichförmigkeit Uber die ganze Baumkrone, wornach eine eigene Varietät der Buche als F. silva¬ tica var. dentata unterschieden werden könnte. Allgemein verbreitetes Formelement, das sich in Bezug auf Umrisse häufig auch der F. cordifolia nähert, wobei in gleicher Weise die charakteristischen zwei oder drei 16 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, Aussennerven an den unteren Secundären hervortreten. Anklänge an F. dentata finden sich schon im Unter- tertiär Grönlands. Vergl. z. B. Heer, Fl. foss. arct. Bd. VII, Taf. 95, Fig. 9. Das Normalblatt der F. jerruginea, dem f. dentata unserer Buche bisweilen sein- ähnlich ist, f. pluri- nervia mitunter fast bis zur Identität gleicht (man sehe Taf. VII, Fig. 8), bat einen grobgezähnten Rand, 13 — 14 geradlinige, unten divergirende Secundärnerven jederseits eines 1 10 mm langen Primären; die Ter¬ tiären entspringen am oberen Tiieil der Lamina von beiden Seiten der Secundären, am unteren aber nur an der Aussenseite derselben unter nahezu 90°, sonst unter spitzen Winkeln. Der Form F. silvatica f. plurinervia und der F. ferruginea entsprechen folgende nach Heer’s Auffassung zu F. Deucalionis zu zählende fossile Buchenblätter: 1. Die in der Fl. foss. arct. Bd. VI, Nachtr. Taf. 4, Fig. 2, 3 abgebildeten Blätter von Atane- kerdluk; 2. F. ambigua Massai. 1. c. Taf. 36, Fig. 1; diese zeigt jederseits 11 — 12 Secundärnerven, doch kaum die Zahnung der Normalform der F. ferruginea ; 3. F. betulaefolia Massai. 1. c. Taf. 30, Fig. 3, 10 bat die gleiche Zahl von Secundärnerven und den Rand der f. dentata ; 4. das als Cissus ulmifolia Massai. 1. c. Taf. 36, Fig. 8 bestimmte Blatt; 5. F. Gussonii Massai. 1. c. Taf. 25, Fig. 5; 6. F. Marsilii Massai. 1. c. Taf. 9, Fig. 19; Taf. 21, Fig. 18 mit 12 — 15 Secundärnerven und gezähntem Rand; 7. F. Deucalionis Massai. 1. e. Taf. 30, Fig. 9 mit 10 — 12 Secundären jederseits und Zahnung wie bei f. dentata ungefähr, während F. Chierici Ma ssai. 1. c. Taf. 32, Fig. 5 aus derselben Fossilflora ganz und gar der Normalform des europäi¬ schen Buchenblattes entspricht. 6. Forma oblongata (Taf. VIII, Fig. 2 — 5), hat längliche oder länglich-elliptische ganzrandige, an der Spitze kurz verschmälerte, an der Basis stumpf- liche Blätter; gewöhnlich befindet sich die grösste Breite etwas über der Mitte der Spreite; die Zahl der Secundären ist, sowie auch deren Verlauf, nicht anders als bei der Normalform der F. silvatica , nur rücken die unteren weiter auseinander und sind niemals divergirend; das Geäder ist normal. Charakteristisch ist der gleichmässig verlaufende ungetheilte, sehr schwach bewimperte Rand der Spreite; zu den Eigenthümlich- keiten dieser Form gehört es auch, dass die Secundärnerven häufig einander paarig gegenüber stehen. Man findet die f. oblongata an niederen Strauchindividuen, namentlich solchen, welche öfters gestutzt wei¬ den, stellenweise. Sie schliesst sich unmittelbar an F.Antipofi Heer aus dem Untertertiär des hohen Nordens an; im Wesentlichen unterscheidet sie sich nur durch eine geringere Zahl von Secundärnerven von der¬ selben (da F. Antipofi nicht immer bogig convergirende Secundären hat); häufig geht sie in f. plurinervia und noch häufiger in f. macrophylla über. Unserer f. oblongata gleicht das von Heer in der Fl. foss. arct. Nachtr. zur mioc. Fl. Grönl. Bd. III, Taf. 3, Fig. 12 als /•'. Deucalionis bezeichnete Blatt der Tertiärflora von Grönland in auffallender Weise. Überhaupt nennt Heer manches Blattfossil, das man recht gut zur f. oblon¬ gata oder zur f. plurinervia ziehen könnte, F. Deucalionis, so z. B. auch jenes Taf. 7, Fig. 8 der Fl. foss. alaskana. 7. Forma macrophylla (Taf. VIII, Fig. 6). Im Allgemeinen der vorigen ähnlich, die Blattspreite ist aber am Grunde breiter und nimmt grössere Dimensionen an. Der Rand ist selten ganz ohne Zähne oder sonstige zahnartige Ausbiegungen; kräftiger treten die Tertiärnerven hervor; nicht selten sind ein oder zwei Aussennerven am Grunde der Lamina. Über¬ gänge zwischen dieser und der vorhergehenden Modification sind sehr häufig. Dieses Formelement verbreitet sich Uber die unteren Äste der Baumkrone in geschlossenem Waldwuchs, doch nur auf sehr fruchtbarem Boden. Schon im Miocän und wahrscheinlich noch früher war der Typus der f. macrophylla im Norden ver¬ treten. Heer bildet in der Fl. foss. alaskana auf Taf. 8, Fig.2 ein, allerdings nicht vollständiges, Blatt dieser Form von sehr grossen Dimensionen ab, das, obschon es ungefähr 20 cm Länge und 11 cm Breite besitzt, doch unzweifelhaft den Buchencharakter an sich trägt. Auch bei Gleichenberg (Pliocän) hat man dieses Form¬ element gefunden; auf Taf. 2, Fig. 8, 10 gibt Unger in seiner „Foss. Flora von Gleichenberg“ zwei Abbil¬ dungen von Blattfossilien, welche jeden Zweifel ausschliessen. Es sei nur bemerkt, dass Fig. 10 vollkommen dem Fagus- Blatt zu entsprechen scheint, welches Ludwig (1. c.) auf Taf. 32, Fig. 7 dargestellt hat und das 17 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. dem Ober-Miocän der Wetterau-Rheinischen Braunkohlenformation angeliört. Zu F. Antipofi bildet f. macro- phylla gleichfalls unverkennbare Übergänge. Es ist jedenfalls ganz sicher, dass sie schon in der Urzeit da war, lange vor dem Pliocän, indem sich die Spuren unserer heutigen F. silvatica weit zurück bis in das Alt¬ tertiär des hohen Nordens verfolgen lassen. Während F. Antipofi Heer 1. c. Taf. 3, Fig. 1 — 3 und Taf. 7, Fig. 5; Taf. 6, Fig. 8 aus der fossilen Flora von Sachalin mit 14 — 18 Secundärnerven jederseits und ganzem, selten entfernt-gezähneltem Rande, noch eine grosse Formverwandtschaft zu F. ferruginea und F. silvatica einerseits und zur vorweltlichen F. Deucalionis andererseits verrätb, entfernt sich F. ulmifolia Ett. (Tertiärfl. von Neu-Seeland, Taf. 4, Fig. 4, 5) und nament¬ lich F. Ninnisiana Ung. aus derselben fossilen Flora mehr von diesem Typus. Die Secundären, in grösserer Zahl vorhanden, sind fast durchaus convergirend gebogen, bei ersterer Art oft buchtenläufig, aber zum Theile auch zahnläufig, bei letzterer stets zahnläufig, jedoch sind hier viele Zwischenzähne vorhanden; hierdurch nähert sich F. ulmifolia einigermassen deriü silvatica f. crenata undiü Ninnisiana der F. Feroniae. Es kann nicht geleugnet werden, dass sogar die Kreidebuche, namentlich F. polyclada Lesq. (1. c. Cretaceous Fl., Taf. 5, Fig. 6) mit elf bis zwölf Secundären jederseits, eine auffallende Annäherung zur F. ferruginea und F. silvatica plurinervia erkennen lasse. 8. Forma duplicato-dentata, wurde bereits in der vorigen Abhandlung beschrieben, hier fügen wir in Taf. V, Fig. 7, 8; Taf. VI, Fig. 10 und Taf. VII, Fig. 7 die Abbildungen noch einiger Exemplare bei. Von den jetzt lebenden Buchen erinnern an diese Form einigermassen dieBlätter von F. obliqaa Mirb. ( F . australis Poepp.) Ett., Blattskel. d. Apetalen 1. c. Taf. 8, Fig. 3 — 5. Von den fossilen Buchen nähern sich derselben vor allen F. Feroniae Ung. aus den fossilen Floren von Bilin, Leoben, Schönegg, Schossnitz und der nordamerikanischen Tertiärformation (Les- quereux 1. c. Taf.19, Fig. 1 — 3). Hielier gehören auch die von Goeppert als Quercus attenuata bezeichneten Blätter von Schossnitz (vergl. 1. c. Taf. 8, Fig. 4, 5). Bemerkenswerth ist nicht minder die Ähnlichkeit der genannten Form der F. silvatica einerseits und der fossilen F. Feroniae andererseits mit F. Bentliami Ett. und F. Hookeri Ett. der australischen, ferner mit F. Nelsonica Ett. der neuseeländischen fossilen Flora. B. Am anormalen, aus Adventivknospen im Laufe des Monates Mai hervorbrechenden Triebe, an öfter gestutzten oder sonstwie verstümmelten Bäumen. 9. Forma ciirvinervia (Taf. III, Fig. 9, 10; Taf. IV, Fig. 3, 4; Taf. V, Fig. 9; Taf. VI, Fig. 2, 4 und Taf. VII, Fig. 9). Länglich-elliptisch, meist lang gestielt, unbewimpert. Charakteristisch sind die 6 — 7 bogenförmig con- vergirenden netzläufigen Secundärnerven, die ein ziemlich grobes, bald mehr, bald weniger Uber die Blatt¬ fläche hervortretendes Tertiärnetz bilden und einen anderen Typus darstellen als beim Normalblatt. Über¬ einstimmend mit einigen von Goeppert als Quercus bestimmten Blattformen der Pliocänflora von Schossnitz (1. c. Taf. 7, Fig. 3, 4 als Q. platyphylla). Es war also auch dieses Formelement schon in der Urzeit da. C. Am Sommertrieb, der sich im Laufe der Monate Juni und Juli entwickelt. 10. Forma nervosa (Taf. III, Fig. 6, 7 ; Taf. V, Fig. 10; Taf. VII, Fig. 1). Herzförmig, oder rundlich, kurzgestielt, unbewimpert; Secundärnerven 4 — 6, oft mit kleineren dazwi¬ schen, ungleiclimässig, bogenförmig, netzläufig und in ein verworrenes Tertiärnetz übergehend, das an der Unterseite eiu stark hervortretendes Relief bildet. Dieses Formelement erscheint an den einjährigen Stock¬ ausschlägen allgemein, an den Ästen der Baumkrone kommt es nur nach bedeutenderen Verstümmelungen (Amputationen, Windbrüchen u. dgl.) vor. Wir zählen hielier das Blattfossil aus dem Pliocän von Gleichenberg, Carpinites macrophyllus Ung. (1. c. Taf. 3, Fig. 5), wiewohl mehrere kleine Zähne zwischen den Endungen der Secundärnerven sichtbar sind, da nämlich bei den Buchen desTertiär im mittleren Europa eine solcheBeran- dung nichts Seltenes ist. Auch die als Cercis Virgiliana (von Massalongo) beschriebene Blattform aus dem älteren Pliocän von Senigaglia (l.c.Taf.9, Fig. 21) lässt sich mit unserer f. nervosa der gemeinen Waldbuche am Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. 3 18 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, besten vergleichen. Allerdings mag bei ersterer das Geäder kein so starkes Relief gebildet haben; allein das Blatt scheint dem ersten Trieb anzugehören, wie das auf unserer Taf. VI, Fig. 8 abgebildete, das der Basis eines kräftigen Friihlingssprosses entnommen ist. Die Herzform, die sich an der Spitze des Sommerschöss¬ lings, bei echten Stocktrieben auch am Grunde desselben entwickelt, geht bekanntlich auf den Frühlingstrieb des folgenden Jahres über, erscheint aber hier (als f. cordifolia ) nur zu unterst am Sprosse, wobei sich die Umrisse der f. nervosa mit der Nervation des Normalblattes combiniren ; doch zeigen sich daran als ständiges Attribut auch die zwei oder drei Aussennerven an den kräftigen unteren Secundären. Die Blattform, welche Goeppert in der tertiären Flora von Schossnitz in Taf. 7, Fig. 1 abgebildet hat, entspricht vollkommen diesem Formelemente. 11. Forma sublobata (Taf. III, Fig. 8; Taf. V, Fig. 11 — 13). Ungleichmässig buchtig gezähnt, am Grunde mehr oder weniger herzförmig, mit 4—6 derberen, oft gabelig getheilten und mit Aussennerven versehenen Secundären, die von einer dicken, meist winkelig geschlängelten Mittelrippe bogenförmig ausgehen und in den Lappenzähnen endigen. Structur derb, fast lederig; das Tertiärnetz und das quaternäre Geäder engmaschig, aber im Relief unterseits kräftig hervortre¬ tend. In der Pliocänflora von Schossnitz finden sich mehrere Blattfossilien, deren Form mit der vorliegenden zu identificiren ist, so insbesondere (Goeppert 1. c.) Taf. 7, Fig. 5 als Quercus platanoides und Taf. 8, Fig. 9 als Q. rotundata Go epp. — Akutes lobatus Ung. aus dem Pliocän von Gleichenberg (1. c. Taf. 2, Fig. 6) gehört sehr wahrscheinlich ebenfalls hieher. Bisweilen verlaufen die bogenförmigen Secundären ungleichmässig, schlängelig und verlieren sich vor dem Rande in dem lockeren weitmaschigen Adernetz, was eine merkliche Abweichung von dem Typus der f. sublobata bedingt. Ludwig’s Abbildung von seiner Quercus Eeussiana aus dem Ober Miocän (dem Litori- nellenkalk) der Wetterauer Braunkohlenformation (1. c. Taf. 32, Fig. 5) stimmt mit den von uns auf Taf. V, Fig. 10— 12 und Taf. VI, Fig. 3 abgebildeten Blattformen der Buche so sehr überein, dass wir hier eine Zusam¬ mengehörigkeit annehmen können. 12. Forma attenuata (Taf. VI, Fig. 2, 7 ; Taf. VII, Fig. 4, 5 [auch am Zweig auf Taf. IV, Fig. 8], doch gehören hieher nur die schmäleren, länger zugespitzten Blätter). Meist langgestielt, von kleineren Dimensionen, lanzettlich lang- zugespitzt, mit 6 — 8 ungleichmässigen verkürzten, unter sehr spitzen Winkeln bogig emporsteigenden Secundären, die theils in undeutlichen stum¬ pfen Zähnen, theils vor dem Rande umbiegend endigen. Das Geäder ist unterseits hervortretend und wie bei der vorigen Form vom normalen merklich abweichend. Wie f. sublobata allgemein verbreitet, doch nur stellenweise in besonders typischer Weise ausgebildet, schliesst sich diese Form unmittelbar an die F. atte¬ nuata Ludw. aus den älteren, ungefähr der Aquitan-Stufe entsprechenden Tertiärschichten der Wetterau- Rheinischen Braunkohlenformation (1. c. Taf. 37, Fig. 1—5) an. Manche Blätter sind eigentlich nur durch eine geringere Zahl von Secundärnerven von den fossilen einigermassen zu unterscheiden, da die Grösse auch bei diesen schwankend ist, ähnlich wie die Randzahnung. 13. Forma parvifolia (Taf. IV, Fig. 5 — 7; Taf. V, Fig. 3 — 6). Verräth eine grössere oder geringere Annäherung zu mehreren Arten der südlichen Hemisphäre, als F. Cunninghami Hook., Taf. VIII, Fig. 8 — 11 von Australien, F.fusca Hook., Taf. VIII, Fig. 23 — 26 von Neu¬ seeland, F. Dombeyi Mirb., Taf. VII, Fig. 15 — 18 von Chili, denen sich weiter F. Menziesii Hook., Taf. VIII, Fig. 13 — 17 und noch ein paar andere Arten von Neu-Seeland anreihen. Diese Buchen constituiren durch ihre eigenartigen männlichen Blüthenstände, durch die blattförmigen Schuppen der Cupula und durch die im Knospenzustande ungefalteten Blätter eigentlich eine eigene Section, vielleicht auch eine selbstständige Gat¬ tung, Nothof agus] doch finden sich nichtsdestoweniger Berührungspunkte mit der europäischen Buche, und die Analogie wird um so leichter Verständniss finden, wenn man die ziemlich stark ausgesprochene Überein¬ stimmung der L. silvatica f. parvifolia mit den fossilen F.Muelleri Ett. und F. celastrifolia Ett. der australischen Tertiärflora, welche die muthmasslichen Ahnen jener lebenden Arten enthalten, in Erwägung zieht. Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. 19 F. silvatica f. parvifolia besitzt ein bald kürzer, bald länger gestieltes eiförmiges, elliptisches oder rhom- boidisches, am Rande klein-gezähntes oder undeutlich gezähneltes Blatt, das nicht selten an Umrissen und Dimensionen dem von Vaccinimn Myrtillus vergleichbar ist. Der Rand zeigt hin und wieder, wie z. B. in Fig. 6, 7 eine Andeutung von doppelter Zahnung. Von einem 10 — 35 mm langen hervortretenden Primärnerv entspringen jederseits ,j — 7 geradlinige oder wenig convergirende, selten an der Basis divergirend gebogene Secundären, welche bald in den Zähnen endigen (Taf. IV, Fig. 5, 6), bald wie gewöhnlich bei F. silvatica vor denselben nach aufwärts abbieg en; die Tertiärnerven entspringen fast durchaus von der Äussenseite der Secundären unter spitzen und von der Innenseite unter rechten oder stumpfen Winkeln. An den grundstän¬ digen Secundären oder den nächst oberen kommt es nicht selten zur Bildung von stärker hervortretenden Ter¬ tiär- oder Aussennerven. Die Netzbildung weicht in der Regel von der normalen der F. silvatica beträchtlich ab, es ist auch die Entfaltung des Geäders eine weit geringere und in einigen Fällen, z. B. Taf. V, Fig. 5, erscheint das Netz wegen der mehr geschlängelten und unregelmässig verästelten Tertiärnerven einigermassen verworren und gleicht auffallend dem der F.fusca (vergl. Taf. VIII, Fig. 24). F. Gunninghami zeigt eine der F. silvatica f. parvifolia und anderen Abänderungen weniger ähnliche Ner- vation (vergl. Taf. VIII, Fig. 9 11 mit Taf. V, Fig. 3 — 6). Der Stiel ist kurz, der Rand meist doppelt-gekerbt; auf einem 10— -18 mm langen, nur an der Basis hervortretenden Primärnerv vertheilen sich 4—5 feine ein¬ fache oder gabeitheilige Secundäre, die den Kerben zulaufen, in denen sie oder ihre Ästchen endigen; die Tertiären gehen von beiden Seiten unter verschiedenen Winkeln, vorherrschend aber unter 90° ab und ver¬ zweigen sich unregelmässig, um ein spärlich entwickeltes Netz einzuschliessen. h. fusca stimmt in der Blattform zwar, wenn auch nicht durchgehends, so doch in manchen Eigen¬ schaften merklich mit F. silvatica f. parvifolia und manchen anderen Blättern des zweiten Triebes (vergl z. B. das Geäder des Blattes Taf. VII, Fig. 9 mit dem des Blattes der F.fusca Taf. VIII, Fig. 24) überein. Die Spreite ist kurzgestielt, am Rande einfach- oder doppelt-gezähnt; aus einem 23 — -32 mm langen, an der Basis her¬ vortretenden geraden oder geschlängelten Primärnerv entspringen jederseits 4—6 an der Basis oft divergirend gebogene, im Übrigen gerade oder etwas convergirende Secundärnerven , die hin und wieder gabeltheilig oder mit Aussennerven versehen sind; die Tertiären entspringen von beiden Seiten der Secundären unter nahezu rechtem Winkel und verzweigen sich unregelmässig, ein Netz bildend, das sich von jenem der vor¬ liegenden Form der europäischen Waldbuche nicht wesentlich unterscheidet.1 Es sind also, die zahlreichen Combinationen (Übergänge) nicht mitgerechnet, 13 wohl unterscheidbare Formen, die den Blattformenkreis der F. silvatica zusammensetzen. Von diesen reichen die meisten weit in die Urzeit zurück. In der Form Taf. V, Fig. 3 — 6 nähert sich das Blatt aus dem zweiten Trieb auffallend der F. Muelleri Ett. aus dem Eocän von Vegetable Creek in Neu-Süd-Wales (Ettingsh. 1. c. Taf. 10, Fig. 3—7). In der Form 1 Wir lassen noch die kuize Beschreibung der mit den Formelementen der F. silvatica am wenigsten übereinstimmenden Arten der südlichen Hemisphäre folgen. — F Dombeyi. Aus einem kurzen Stiel geht ein 16—4.0 mm langer an der Basis her¬ vortretender geradliniger Primärnerv in die Lamina über, welcher jederseits 4—6 am Biattgrund meist etwas divergirende, im übrigen Verlauf aber schwach convergirend-bogige Secundärnerven entsendet; diese laufen, an ihrem Ende meist gabel- spaltig oder ästig und oft mit Aussennerven versehen, den ungleichen oder doppelten Randzähnen zu; die unter verschie¬ denen Winkeln abgehenden Tertiärnerven verzweigen sich unregelmässig und begrenzen ein reich entwickeltes hervortreten¬ des engmaschiges Netz. — F. Menziesii ist gekennzeichnet durch eine kurzgestielte, rundlich dreieckige Blattform, welche hin und wieder an die von F. Gunninghami erinnert, aber eine noch mehr stumpfe, abgeschnittene Basis besitzt; der Rand ist ungleichmässig tief-, beinahe lappig-doppelt-gekerbt; der sehr feine, meist etwas geschlängelte, an der Basis kaum hervor¬ tretende, nach oben schnell abnehmende Primärnerv ist nur 7—13 mm lang und entsendet 4—5 sehr feine Secundärnerven jederseits, welche ungetheilt oder gabelspaltig und wenig convergirend gebogen zu den Kerben laufen; die Tertiären ent¬ springen von beiden Seiten der Secundären unter nahezu rechtem Winkel und begrenzen ein Netz, das wohl viel mehr eng¬ maschig ist, als das von F. silvatica f. parvifolia. — F. diffortioides und F. Solandri (Taf. VIII, Fig. 18—22) gleichen im Geäder der F. Menziesii, haben jedoch eine eiförmige oder elliptische ganzrandige Lamina und unterscheiden sich nur in der Behaarung merklich von einander; wegen ihrer geringen Dimensionen schon lassen sie kaum den Buchencharakter erkennen; man konnte sie eher mit dem Blatt eines Thymus oder einer Mentha Pulegium vergleichen. 20 Constantin v. Ettingshausen und Franz Rrasan, Taf. III, Fig. 1 (f. pluriner via) nähert sich unsere Buche der nordamerikanischen F. ferruginea Ai t. ; diese finden wir aber schon im älteren Tertiär im äussersten Osten Asiens, nördlich von Japan, angedeutet; ver¬ gleichen wir aber Fig. 8 auf Taf. 6 (Miocäne Pflanzen von Sachalin) mit F. pristina Sap. in „Le Monde des plautes“ p.283, so bemerken wir, dass jenes von Heer als F. Antipofi bezeichnete Blatt im Wesentlichen mit Saporta s Fig. 5 übereinstimmt: es war also das Formelement der F. ferruginea auch bei Manosque in Frankreich, in der Periode, welche der Aquitan-Stufe entspricht, vertreten. F. prisca Ett. aus der Kreidefor¬ mation von Niederschöna in Sachsen (Etting sh., Die Kreidefl. von Niederschöna, 1867, Taf. 2, Fig. 3, 3 b) gleicht dem Blatt auf unserer Taf. YI, Fig. 1 und Taf. VII, Fig. 9 so sehr, dass wir keinen erheblichen Unter¬ schied aufzufinden vermögen, woraus wir natürlich noch lange nicht den Schluss ziehen dürfen, dass sich die Übereinstimmung auch auf die Frucht der betreffenden „Species“ erstrecke. Aus diesen Thatsachen folgt ohne Zweifel, dass sich die Formelemente nicht genealogisch aus einander entwickelt haben. Ein enger gegenseitiger Anschluss zweier Typen ist auch für den Fall möglich, dass die Pflanzenindividuen , an denen wir sie unterscheiden, räumlich durch Oceane oder chronologisch durch meh¬ rere Perioden von einander getrennt sind. Einen solchen unmittelbaren Anschluss finden wir nicht nur zwi¬ schen einem Formelement der F. silvatica und dem Normaltypus der F. ferruginea , sondern auch zwischen dem ersteren und den fossilen australischen F. Benthami Ett., F. Muelleri Ett. und F. Itisdoniana Ett., ferner zwischen der F. silvatica f. oblongata und der hochnordischen tertiären F. Antipofi Heer, zwischen F. silvatica f. attenuata und F. attenuata Ludw. aus der Wetterauer Braunkohlenformation, zwischen manchen Modifica- tionen des Sommerblattes der F. silvatica und der mioeänen F. Feroniae Ung. u. s. w. Aber es wäre ein ver¬ hängnisvoller Irrthum, daraus erkennen zu wollen, dass sich jeder Typus der lebenden Buche aus dem betref¬ fenden nächst verwandten der Urzeit durch Vermittlung einfacher Desccndenz entwickelt habe. Die paradoxe Folgerung, unsere heutige Buche sei aus mehreren vorweltlichen „Stammarten“ zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten hervorgegangen, widerstrebt zwar unserem Fassungsvermögen, sie verträgt sich auch nicht mit der uns von den ersten Erbauern der „Stammbäume“ überlieferten Logik; allein sie sieht wenigstens in keinem Widerspruche mit den hier erörterten Thatsachen. Es kommt vor Allem darauf an, was man sich unter „Art“ oder „Species“ denkt. Dagegen schlicssen die mehrseitigen Übergänge unter den Formelementen die Annahme einer linearen oder genealogischen Entwicklung, wobei von einer bestimmten „Urform“ ausgegangen werden müsste, völlig aus. Dieselbe F. Antipofi z. B., welche nach einer Seite in die t. oblongata (durch die von Heer unrichtigerweise als F. Deucalionis bezeichnete Form) übergeht, verliert sich allmälig nach einer anderen Richtung in den Typus der F. ferruginea , wie wir oben gesehen haben; sie ist aber durch Intermediärstufen auch mit der Normalform der F. silvatica verknüpft (man vergl. z. B. das Blatt von Svartenhuk [Fl. foss. arct. Bd.VII, Taf. 95, Fig. 10] mit dem auf unserer Taf. VII, Fig. 2 abgebil¬ deten Blatt), woraus nach den üblichen Anschauungen folgerichtig der widersinnige Schluss gezogen werden müsste, dass ein Formelement einen mehrfachen genealogischen Ursprung haben könne. Aus diesem Labyrinth von Widersprüchen fuhrt kein Ausweg, so lange wir uns nicht das Formelement als etwas von der Natur unmittelbar gegebenes (originäres) vorstellen, ähnlich wie die Constitution der mine¬ ralischen Wesen, welche nach einem gemeinsamen Plan aus kleinsten Massentheilchen zusammengesetzt sind, wiewohl diese materiell sehr verschieden sein können. Ein Steinsalz- und ein Bleiglanzwürfel sind demnach mit einander verwandt, obschon notorisch das Steinsalz nicht vom Bleiglanz (und umgekehrt) abstammt. Diese Verwandtschaft ist eine ideelle, nicht eine genealogische; aber nichtsdestoweniger können wir sagen, dass die beiden Wesen in einer genetischen Beziehung zu einander stehen; denn ihrer G-enesis liegt ein gemeinsamer Naturplan zu Grunde, gleichsam eine Idee, welche zugleich alle diesem Krystallsysteme ange- hörigen Körper, die auch dieselbe Molecularstructur besitzen, gemeinschaftlich umfasst. Und dennoch können solche Gebilde an den eniferntesten Orten und ganz unabhängig von einander zu jeder Zeit entstehen. Auf diese Idee wird man immer zurückkommen müssen, so oft von den Ursachen der übereinstimmenden Gestal¬ tung gewisser in den verschiedensten Gegenden der Erde vorkommenden und in den verschiedensten geolo¬ gischen Perioden erzeugten Pflanzen die Rede sein wird, wobei die Annahme einer monophyletischen , d. h. Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. 21 von einem Urindividuum abzuleitenden Abstammung auf unüberwindliche Hindernisse stösst. Man wird natür¬ lich die eigentliche Ursache nicht finden, man wird sich aber gern mit einem wohlbegründeten Analogon begnügen. Wir wissen, dass nur formähnliche Bäume zu einer und derselben Art (Species) gehören, ebenso ist es bekannt, dass ein Buchenbaum der F. silvatica in den allermeisten Fällen Samen erzeugt, aus denen einan¬ der so ähnliche Bäume entstehen, dass wir sie alle F. silvatica nennen. Allein die Blattgebilde eines und des¬ selben Baumes sind sehr oft so different, sie sind auch so ungleichmässig von Baum zu Baum vertheilt, dass uns, wenn wir so jahraus -jahrein in den Wäldern und Gehegen Musterung halten, der Speciesbegriff förm¬ lich unter den Händen entschlüpft. Wir wissen schliesslich nicht, wo die F. silvatica in der Richtung gegen die verwandte F. ferruginea und die ihr in der Blattform gleichfalls nahestehende F. crenata aufhört; ebenso wenig vermögen wir eine sichere Grenze gegen mehrere fossile Arten festzuhalten. Diese Unzukömmlichkeiten in der Auffassung des Wesens unserer Buche sind jedoch noch das Wenigste, denn an solche Calamitäten ist man in der Systematik schon gewöhnt ; ist es doch jedermann bekannt, dass es schliesslich von einem gewissen Herkommen und von dem individuellen Ermessen des Beobachters abhängt, ob eine „Pflanzenform“ als Species zu betrachten ist oder nicht. Hier fuhren uns aber die That- sachen vor eine viel schlimmere Alternative; denn wir müssen uns nun fragen: Also hat die europäische Buche nicht einmal einen einheitlichen Ursprung? Ist es so oder nicht? Wie können wir sonst die Origina¬ lität der Typen mit dem Factum, dass die Species sich aus ihren Formelementen zusammensetzt, in eine widerspruchslose Verbindung bringen? Welchen Sinn hat es, wenn wir sagen, dass ein Formelement der F. silvatica gegenwärtig an der Buche in Japan vorkommt, dass es aber schon im Miocän in der Maingegend (Wetterau) ausgebildet war, ebenso im Pliocän von Senigaglia; dass ein zweites Element zur Eocänzeit im südöstlichen Neuholland existirte, ein drittes gleichzeitig in Spitzbergen und Grönland lebte, während lange später wieder ein anderes in Australien (Tasmanien) auftrat, u. s. w., und dass noch gegenwärtig alle diese und noch viele andere Typen an einem und demselben Baume (in den ursprünglichen Formen sehr nahe ste¬ henden Modificationen) angetroffen werden können, dass aber der eine Baum vorzugsweise nur diese, ein anderer wieder andere (accessorische) Formelemente hervorbringt? Dieses alles hat für uns nur dann einen Sinn, wenn wir die Überzeugung gewonnen haben, dass die Collectivbezeichnung: F. silvatica oder „unsere europäische Waldbuche“ ein Abstractum ist, dem von Natur aus nicht einmal eine begriffliche Realität zukommt. Dass diese „Art“ als systematische „Einheit“ einiger- massen fassbar ist, liegt nicht in der Entstehungsgeschichte der sie zusammensetzenden Formelemente, son¬ dern in gewissen (allerdings sehr wichtigen) nebenher gehenden Umständen, und zwar: 1. dass fast an jedem Baume das Normalblatt das vorherrschende Formelement ist, 2. dass die so mannigfaltigen Typen des Blattes doch an eine nur wenig variirende Fruchtform gebunden sind, 3. dass Europa gegenwärtig durch Steppen und Meere von den Verbreitungsgebieten anderer idu/ws-Arten getrennt ist. DieAufgabe daher, die Ascendenten unserer Buche nachzuweisen, d. h. den genealogischen „Stamm¬ baum“ derselben zusammenzustellen, zerfällt, wie wir nun leicht einsehen, in eine Anzahl von Specialauf¬ gaben. Man wird vernünftigerweise z. B. nur fragen können : Welche Buchenform (resp. Formelement der gegenwärtigen Buche) ist der F. silvatica bei Schossnitz in Schlesien vorausgegangen? Welche war im Plio¬ cän, welche im Miocän, welche noch früher da? Wie war die Buche bei Senigaglia in den successiven Perio¬ den der Urzeit beschaffen? Was lässt sich von der Tertiärbuche von Leoben (in Steiermark) und von Bilin (in Böhmen) sagen? Wie verhielt sich die Sache im hohen Norden, z. B. in Spitzbergen, in Grönland, Alaska? Wie in Australien? Man kann aber, nach den bisher aufgestellten fossilen Buchen-„Species“, nicht der Frage die Fassung geben: Von welcher vorweltlichen Buchenart stammt unsere F silvatica ab? Diese Frage ist sinnlos, weil sie auf einer falschen Voraussetzung beruht, nämlich der, dass die Arten der Pflanzen als reelle Dinge aufzufassen und als concrete Begriffe zu behandeln sind, wie z. B. ein Mensch, ein Baum, während sie doch nur Abstracta sind, auf welche sich nicht der Begriff der genealogischen Abstammung übertragen lässt. Der Irrthum, der dem Gebrauche des Wortes „Artabstammung“ anklebt, ist übrigens leicht zu erklären : bei ■r* 22 Constant in v. Ettingshausen und Franz Krasan , der Begriffsbildung gebt der Mensch vom Concreten aus; wir sehen notorisch, dass eine Buche sicli vermehrt, und glauben daher nur zu leicht, dass dies auch von der Buchen-Art gesagt werden kann; und fürs zweite sind viele Baumarten homotyp (z.B. Olea europaea , Laurus nobilis ), ein Baum ist wie der andere und die Gene¬ rationen gleichen einander seit Jahrtausenden; hierdurch werden wir um so mehr in dem Irrthum bestärkt. Wir werden aber im weiteren Verlaufe sehen, dass sich die Sache bei Eichen nicht anders verhält. Zu ähnlichen Resultaten führt uns auch die Betrachtung der Kastanie, Erle, Pappel und anderer Gattungen. Mit dem Worte Entwicklung verbinden wir bekanntlich den Begriff oder eigentlich die Vorstellung von einer stetigen Umgestaltung, wobei die successiven Zustände unmerklich in einander übergehen. Hie¬ bei unterscheiden wir einen Ausgangspunkt (d. i. einen Anfangszustand) und einen Zielpunkt, resp. defini¬ tiven Zustand. In seinem reinsten oder ideellen Wesen lässt sich der Gedanke einer wirklichen Entwicklung nur an geometrischen Gebilden realisiren. Denkt man sich z. B. einen Kreis er.-t im Zustande unendlich kleiner Dimensionen, und lässt man den Halbmesser allmälig an Länge zunehmen, so wächst auch der Kreis, wir meinen hier die Fläche und den Umfang, bis zu einer Grösse heran, wo wir uns die Zunahme sistirt denken. Fläche und Umfang entwickeln sich aus einem Minimum. Damit ist vorläufig das Ziel erreicht. Bei diesem Processe entsteht die Vorstellung einer zweifachen Bewegung, indem nämlich einerseits die veränder¬ liche Grösse, andererseits auch das von ihr abhängige Gebilde „in Fluss“ geräth. Wo bei organischen Gebilden die Hauptmomente dieses Processes nicht nachweisbar sind, kann, streng genommen, auch von einer Entwicklung nicht die Rede sein. Schon im anfänglichen Wesen müssen die Bedingungen zu allen folgenden Zuständen enthalten sein, und diese müssen sowohl unter sich als auch mit dem Anfangszustande in einem ursächlichen Zusammenhang stehen. Weil aber die oft im kleinsten Raume sich vollziehenden sprungartigen Veränderungen der sinnlichen Wahrnehmung entgehen, so kann sehr häufig uns die Anreihung der keineswegs wirklich aus einander hervorgehenden Zustände als etwas Continuirliclies erscheinen. Auch sind Raum, Zeit und Mass für uns Menschen relative Dinge. Man nehme beispielsweise an, einem Wesen sei es möglich, den Erdkörper aus der Entfernung des Mondes zu schauen, ein Jahrtausend sei ihm so viel wie uns eine Stunde, und sein Auge überblicke genau alle wichtigeren Veränderungen und Ereignisse, die auf Erden geschehen: müsste nicht diesem Wesen die Umgestaltung der Erde seit unge¬ zählten Millionen von Jahren bis zu diesem Augenblicke als ein stetiges Fliessen erscheinen? In diesem Sinne wäre gegen den Ausdruck „Entwicklung der Erde“ kein wesentlicher Ein wand zu erheben, und selbst wenn man diese Entwicklung mit der eines pflanzlichen Organismus aus der Keimzelle vergleichen wollte, obschon in Wirklichkeit die Ereignisse nicht so unmittelbar auf einander folgen; denn durch Jahrtausende bleiben gewisse Theile der Erdoberfläche unverändert, während sich in anderen Gegenden die Neubildungen häufen. Auch bemerken wir zwischen sehr vielen Ereignissen gar keinen causalen Zusammenhang, so dass wir unmöglich sagen können, dass eine wäre die Folge des anderen, oder allen zusammen liege ein gemeinsames bewegendes Princip zu Grunde. Also nur wenn die mehr störenden als die Einsicht in die Zusammengehö¬ rigkeit der Dinge fördernden Einzelnheiten übersehen (übergangen) werden, empfangen wir den Eindruck eines continuirlich vor sich gehenden Processes, der in sich selbst den Keim zur Entwicklung trägt. S'o geht es im Wesentlichen auch mit der Auffassung der Entwicklungsvorgänge bei den Pflanzen. Wir können nicht von der Vorstellung ablassen, unsere Buche hätte sich als Species aus den Urzuständen dieses Typus entwickelt. Diese Denkweise hat sich derart in uns befestigt, dass wir nicht anstelien, die Her¬ kunft der F. silvatica auf phylogenetischem Wege, und überhaupt die Möglichkeit der Herleitung jeder anderen Pflanzenart aus fossilen Formen als einen Grundsatz zu betrachten, an dem nicht weiter gerüttelt werden kann. Es ist dies so zu sagen ein unveräusserliches Eigenthum der Wissenschaft geworden, für die lebende Generation eine Erbschaft, welche die dahin gegangenen wackeren Kämpfer ihr erstritten und hinter¬ lassen haben. Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. 23 Aber gleichwie ein verständiger Landwirt!) , der das Glück hatte, einige Hundert Joch an Wiesen und Feldern zu erben, sich nicht darauf beschränkt, den neuen Besitz in seinem „Soll“ und „Haben“ zu regi- striren, sondern hinausgeht, denselben zu beschauen und zu bewerthen, um zu sehen, ob denn wirklich dieser Grund und Boden sich in ertragsfähigein Zustande befindet, ob nicht etwa unnützes Gestein fortgeschafft und fruchtbare Erde aus der Tiefe heraufgeholt werden müsse; so werden auch wir an jenem uns von der Wissen¬ schaft überlieferten Grundsätze mit Hinblick zunächst auf F. silvatica einige Musterung halten, bevor wir die erforderlichen Consequenzen, die auf die Plryiogenie der in Rede stehenden Gattung (sowie auch nicht minder der Gattungen Quercus, Castanea, Ainus u. a.) Bezug haben, daraus ziehen. Es ist bald gesagt: Fagus silvatica hat sich (z. B. bei Schossnitz) aus der F. Feroniae Ung. entwickelt. Man möchte aber wissen, wie? denn davon hängt eigentlich der Werth jenes Ausspruches ab, wenn wir die Anwendung desselben auf die Ableitung der übrigen Arten vor Augen haben. Das „Wie“ lässt sich aber in unserem Falle vielleicht ermitteln, nachdem nun einmal feststeht, dass die Formelemente originär sind und sich keineswegs das eine aus dem anderen entwickelt. Alsdann kann nur durch Verdrängung etwas Neues an die Stelle des früheren treten, und wo wir ein Formelement durch Mittelstufen mit einem anderen verknüpft sehen, wird der Schluss nicht statthaft sein, dass das eine sich aus dem anderen entwickelt habe; man wird vielmehr die Intermediärformen für Combinationen halten müssen, ähnlich wie z. B. die Andeutung des Würfels am Bleiglanz-Oktaeder und die Andeutung des Oktaeders am Würfel des Bleiglanzes. Gleichwie hier weder der Würfel aus dem Achtflächner, noch dieser aus dem Sechsflächner sich entwickelt (wiewohl beide Formen mit einander eng verwandt sind), so dürfen wir nun auch nicht sagen, dass die Nor¬ malgestalt der F. ferruginea (Taf. VII, Fig. 8) aus der Normalform der F. silvatica (Taf. IV, Fig. 9), oder um¬ gekehrt, hervorgegangen sei, weil die f plurinervia (Taf. III, Fig. 1 und Taf. VIII, Fig. 1) beide mit einander verbindet, sondern wir werden die letztere als eine Combination der beiden anderen betrachten. Darnach ist weiter f. crenata eine Combination der Normalform und der F. crenata Blume; f. oblongata eine Combination der Normalform und der F. Antipofi Heer; f. cordifolia eine Combination der Normalform und der f. nervosa cordata u. s. w. 1 Dass hier die Frucht nicht in Betracht kommen muss, versteht sich von selbst. 1 Die interessanteste und zugleich wichtigste Combination mehrerer Formelemente sehen wir an F. Deucalionis Ung., welche im Pliocän Europas (vergl. z. B. Saporta, Le Monde des plantes, p. 325, wo Buchenblätter von Senigaglia, Stra- della und Guarene abgebildet sind) und Japans gleichzeitig reichlich vertreten war. Auf der Yega-Expedition hatte Norden- skjöld in Mogi (bei Nangasakk auf Nippon, ungefähr 33° n. Br.) ein Lager fossiler Pflanzen entdeckt und ausgebeutet, das sehr beachtenswerthe Aufschlüsse über die Flora Japans in der jüngsten Periode des Tertiär gegeben hat. Dr. A. G-. N athorst übernahm die wissenschaftliche Bearbeitung derselben; dieser machte die vorläufigen Ergebnisse der ersten Untersuchungen in den Jahren 1881 und 1882 in seiner Schrift „Bidrag tili Japans Fossila Flora“, Vega-Exped., Bd. II (vergl. Sitzungsber. 1883, Bd. LXXXVIII, Abth. I, Juli-Heft) bekannt. Darin sind mehrere Buchenblätter abgebildet und beschrieben. Bald darauf fasste Nathorst Alles, was ihm bis dahin über die fossile Flora von Mogi und anderen Localitäten Japans zur Kenntniss gelangt war, übersichtlich zusammen, unter Beigabe von 16 Tafeln, worauf meist die Pflanzenreste von Mogi in grossentheils zur Determinirung geeigneten lithographirten Abbildungen dargestellt sind, und zwar in der Abhandlung : Contributions ä la Flore fossile du Japon. Memoire presentee a l’Academie Roy. des Sciences de Sufede, le 7 Juin 1882. — Betrachtet man die als F. ferruginea Ait. fossilis, Taf. 4, 5, 6 abgebildeten 33 Buchenblätter genau, und vergleicht man sie mit den Formele¬ menten der lebenden Fagus- Arten , so muss es zunächst auffallen, dass das Blatt Fig. 21 auf Taf. 4 durch seine sehr zahl¬ reichen genäherten, unter sehr spitzen Winkeln entspringenden Secundäi nerven mehr zur F. ulmifolia Ett., einer neuseelän¬ dischen Tertiärbuche (Beitr. zur foss. Flora Neuseelands, Taf. 4, Fig. 4, 5) als zur jetztlebenden F. ferruginea passt. Die übrigen 32 Blätter können als Combinationen des Feroniae-, Silvatica- und Ferruginea- Typus angesehen werden. Ganz ent¬ schieden weist der bogenförmige Verlauf der Secundären bei sieben Blättern auf F. Feroniae Ung. hin, während bei mehreren anderen die unteren divergirenden Secundären, wie nicht minder auch die Randzahnung, für F. ferruginea spricht. Bei etli¬ chen ist der vorwiegende Silvatica- Charakter unverkennbar, z. B. Taf. 4, Fig. 14; in den meisten Fällen sind aber die drei Chaiaktere zu gleichen Antheilcn mit einander vereinigt. Solche Blattformen der Buche sind auch in der subapenninischen Formation bei Senigaglia und selbst im Tertiär der arctischen und subarctischen Regionen in grosser Zahl gefunden worden wie wir dies durch 0. Heer’s Untersuchungen erfahren. (Hier tritt jedoch mitunter auch das Formelement der F. Antipofi hinzu). Heer determinirte sie als F. Deucalionis Ung., wiewohl aus den Unger 'sehen Originalabbildungen der F. Deucalionis Chlor, prot., Taf. 27, Fig. 5, 6 nur sehr wenig zu entnehmen ist. Nichtsdestoweniger wurde diese Benennung vom Grafen Saporta und anderen Paläontologen adoptirt. Vorliegender Buchentypus zeigt allerdings keine homogene, einheitliche 24 Constantin v. Ettingshausen und Franz Kralan, Nun erst wollen wir genauer sehen, was es für eine Bewandtniss hat mit der Buche von Schossnitz. Nach Goeppert’s zahlreichen und ausführlichen Abbildungen von Buchenblättern (1. c.) unterliegt es keinem Zweifel, dass die Buche zur Pliocänzeit dort sehr häufig gewesen ist. In ihrem Sommertrieb glich sie der heutigen Buche in allen wesentlichen Stücken ; besonders war die lappig-gezähnte Form des Blattes mit winkelig -geschlängelter Mittelrippe, nämlich die f. sublobata und die wellig-geschweifte (1. c. Taf. 7, Fig. 1, 2) stark vertreten. Bei der lebenden Buche ist die letztere nur da und dort, im Ganzen sehr selten anzu¬ treffen ; auf Taf. VII, Fig. 1 geben wir das Bild eines diesem Formenkreise angehörigen Blattes. Ohne Zweifel war die f. curvinervia in der Gegend von Schossnitz häufig. Sonderbarerweise fehlt jede Andeutung des Normalblattes der F. süvatica ; an dessen Stelle sehen wir, dem Frühlingstrieb entsprechend, das Formelement der F. Feroniae Ung. in seiner reinsten typischen Ausbildung, wie z. B. 1. c. Taf. 8, Fig. 4, 5. Dieser Typus ist im ersten Trieb der herrschende; am Grunde der Sprosse mochten jedoch auch die kurz¬ gestielten Blattformen vom Charakter der f. sublobata und die derben, theils eiförmigen, theils herzförmigen mit wellig ausgeschweiftem Bande sich geltend gemacht haben, während hinwieder die charakteristische scharfe Doppelzahnung zum Theil auch in den zweiten Trieb Übergriff, wie aus dem lockeren groben Geäder zu erkennen ist. Es ist wohl kaum denkbar, dass auf das Formelement der F. Feroniae ein anderes als das der Normal¬ form (der F. süvatica ) gefolgt wäre, denn die Lehmlager von Schossnitz sind jünger als die gypsführenden Tertiärschichten von Senigaglia. Der Übergang zur F. silvalica musste bei Schossnitz verhältnissmässig rasch vor sich gegangen sein. Bei Leoben (in Steiermark) und. Bilin (in Böhmen) haben sich gleichfalls sehr viele Blattabdrücke von Buchenblättern vorgefunden, woraus geschlossen werden kann, dass auch hier in der Tertiärzeit die Buche sehr häufig war; allein diese beiden Fundorte gehören zum mittleren Miocän, die jene Blattfossilien ein- schliessenden Gesteine sind also viel älter als die Lehmlager von Schossnitz. Die Ausbeute an Blattfossilien der Buche aus diesen wichtigen Localitäten ist bereits im Jahre 1880 im XLIII. Bande dieser Schriften 1 Gegenstand einer vorläufigen Erörterung gewesen, und wir brauchen, soweit nicht die später gemachten Funde in Betracht kommen, nur darauf hinzuweisen. Blattformen, die dem zweiten Trieb der Buche zugeschrieben werden müssten, sind hier zwar nur sehr selten gefunden worden, dafür ist aber der erste Trieb durch mehr als 30 sehr gut erhaltene Blattreste ver¬ treten, welche über den Charakter des Frühlingslaubes der Buche von Leoben und Bilin keinen Zweifel übrig- lassen. Vor Allem werden wir beim Anblick der zahlreichen Objecte sofort das Vorherrschen der F. Feroniae erkennen; dann aber verfehlen die mehrfachen Übergänge zur Normalform der FI süvatica, und zwar durch die vermittelnde Form der F. IJeucalionis Ung. (z. B. 1. c. Taf. 17, Fig. 2) nicht, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. In Parschlug (Ober-Miocän), das nur wenige Meilen von Leoben entfernt ist, wurde gleichfalls der Übergang der F. Feroniae zur F. süvatica nachgewiesen (1. c. Taf. 17, Fig. 3). Es ist merkwürdig, dass in dem viel jüngeren Schossnitz die Normalform der F. süvatica gar nicht einmal in einzelnen Vorläufern angedeutet ist, während Leoben und Bilin an progressiven Erscheinungen dieser Art so viel aufweisen und dieselben auch im Miocän von Parschlug nicht fehlen. So viel ist nun sicher: Würde man bei Sehossnitz, Bilin, Schönegg und Leoben (nebst Parschlug) die rückläufigen Generationen eines und desselben Buchenbaumes weiter und immer weiter in die Urzeit zuruck- Constitution, allein dies gilt ja auch von anderen vorweltlichen Typen; man kann ihn in einem gewissen (ideellen) Sinne als Stammart (richtiger Stammform) der progressiven F. ferruginea und F. silvatica betrachten, die F. Feroniae aber, wenigstens für gewisse Gebiete, als die Stammform der F. Deucalionis, ähnlich wie man z. B. das Oktaeder die Stammform der zum regu¬ lären System gehörigen Krystallgestalten nennt, wenn die Naumann’sche Ableitung zu Grunde gelegt wird. — Seltsamer¬ weise war die Buche in Japan, 11° südlicher als Senigaglia und im äussersten Osten Asiens, zur Pliocänzeit nicht anders beschaffen als im nördlichen Italien und im südlichen Frankreich; das Formelement der gegenwärtigen japanesischen F. Sie- boldi En dl. scheint damals viel schwächer vertreten gewesen zu sein, da bei Mogi nur das Blatt Taf. 5, Fig. 11 einigennassen daran erinnert. 1 v. Ettingshausen, Beiträge zur Erforschung der Phylogenie der Pflanzenarten, III — VII. 25 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. verfolgen, so würde man das Formelement der F. Feroniae um so häufiger auftreten sehen, je näher man dem Pliocän und weiter demMioeän käme. In diesem Sinne ist diese in den erwähnten Gegenden richtig dieStamm- form der F. silvatica , was bereits im Jahre 1880 1. c. S. 10 ausgesprochen wurde, und zwar mit dem Hinweis auf ein ganz ähnliches Verhalten der F. Feroniae zur F. ferruginea Ait., welche gegenwärtig die einzige, aber weit verbreitete „Buchenart“ Nordamerikas ist. Dieser Hinweis ist durch das Vorkommen der F. Feroniae im Tertiär der Vereinigten Staaten von Nord¬ amerika begründet. 1 Jedoch müssen wir bemerken, dass die in Nevada gefundenen fossilen Blattreste nicht genau denen von Leoben und Bilin, und noch weniger den doppelt-scharfgezähnten von Schossnitz entspre¬ chen. Die meiste Ähnlichkeit haben sie noch mit dem fossilen Blatt von Parschlug, welches in den „Beiträ¬ gen“ 1. c. Taf. 19, Fig. 1, 2 abgebildet ist. Auch von den zwei von Unger in der Chloris prot. auf Taf. 28 abgebildeten Blattformen (von Bilin) weichen sie beträchtlich ab. Immerhin kann man, wenn man den Begriff der F. Feroniae nicht zu sehr einschränkt, sie noch diesem Typus beizählen, und es ist darum nicht unwahr¬ scheinlich, dass der gegenwärtigen F. ferruginea in jenen Gegenden die F. Feroniae vorausgegangen ist. Wie leicht sich ein ganz fremdartiges Formelemeut unvermittelt an das bestehende anschliessen kann, beweist die Auffindung eines Restes vom echten Ferruginea- Blatt in Parschlug, woher sonst doch nur F. Fero¬ niae und progressive Übergänge dieser letzteren zur F. silvatica, Anklänge an F. ferruginea aber nur als eine besondere Seltenheit bekannt sind. Anders verhält es sich mit den Ascendenten der F. silvatica in Italien, namentlich in Senigaglia und Umgebung. Ganz gewiss existirte das normale Formelement der F. silvatica zur Pliocänzeit im Toscanischen, wie wir oben gesehen haben; allein es schloss sich wahrscheinlich nicht an F. Feroniae an, denn von den fünf hieher gehörigen Blattresten, welche Gaudin (1. c.) abgebildet hat, zeigt kein einziges eine Annäherung an F. Feroniae. Ebenso geht diese letztere in den beinahe schon an das Miocän grenzenden Schichten von Seni¬ gaglia leer aus, und doch sind hier nicht weniger als 11 ganz sicher zur Buche gehörige Blattfossilien nach¬ gewiesen, deren Charakter sich durch Vergleichung mit anderen Formelementen der Buche ziemlich genau bestimmen lässt. Auffallend ist auch das (wie es scheint) gänzliche Ausbleiben der F. Feroniae in der Schweizer Tertiär- Hora, die doch sonst sehr viele Pflanzenarten aufzuweisen hat, welche auch in Leoben, Parschlug und Bilin angetroffen werden. Ebenso wenig ist diese Buchenform aus den Tertiärbildungen von Frankreich bekannt. Alsdann darf uns nicht überraschen, wenn Heer auch im hohen Norden (in Spitzbergen, Grönland, Alaska) im Tertiär keine F. Feroniae entdecken konnte, obschon nicht weniger als 30 Stück fossile Buchenblätter aus mehreren Fundorten bekannt geworden sind, worunter auch auffallende Anklänge an F. silvatica nicht fehlen. Man könnte allenfalls das in den „Nachträgen z. foss. Fl. Grönl.“, Taf. 4, Fig. 3 dargestellte Blatt, das Heer F. Deucalionis nennt, zur F. Feroniae ziehen, was jedoch das Hauptergebnis keineswegs alteriren würde, da dies nur ein einziger bekannter Fall wäre, und weil dieses Fossil doch nicht dem eigentlichen Typus der F. Feroniae entspricht. Man ersieht aus der Zusammenstellung dieser Facta ganz deutlich, dass „unsere heutige Buche“ oder das, was wir in der botanischen Sprache Fagus silvatica L. nennen, durchaus nicht von einer bekannten oder irgendwie definirbaren Urspecies abstammt. Der Typus der Id silvatica begann vielmehr schon im Eocän, und vielleicht noch früher, und zwar in den verschiedensten Gegenden der Erde, sich auszubilden, unabhängig von den bestehenden Formelementen, und ist dieser Process wahrscheinlich heute noch nicht beendet. Um die Zeit, als in der Gegend von Leoben, Parschlug, Schönegg, Bilin u. a. 0. F. Feroniae lebte, trug die Buche in Sachsen solche Früchte wie jetzt (vergl. Engelhardt, Flora der Braunkohlenformation im Königr. Sachsen, Taf. 9, Fig. 9—11), und wahrscheinlich war das auch bei jener der Fall. Zwar lernen wir in der Wetterau-Rheinischen Braunkohlenformation in einem noch jüngeren Horizonte (Litorinellen-Kalk, oberes Miocän) eine Fruchtform der Buche kennen, welche von der gewöhnlichen merklich abweiclit, wenn wir in den l Lesquereux, Tertiary Flora. United States Geological Survey of the Territories. 1878. Tab. XIX, Fig. 1—3. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. 4 26 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan , kurzen lanzettlichen Schuppen der Hülle nicht etwa die zurückgebliebenen Stummeln längerer pfriemlicher Stacheln sehen sollen (vergl. Ludwig 1. c. Taf. 29, Fig. 5); allein diese Früchte, deren Nüsschen übrigens genau so aussehen, wie jene der F. sihatica, werden der F. horrida Ludw. zugeschrieben; diese bietet aber, wie schon oben gezeigt wurde, unverkennbare Übergänge zur F. sihatica , und zwar f. crenata. Zwei Bäume, die unmittelbar neben einander wachsen, können gleichzeitig Formelemente hervorbringen, die nicht blos unter einander sehr verschieden sind, sondern auch gar keine Ähnlichkeit mit der Normalform der F. silvatica besitzen. Dagegen können ein Baum bei Graz und ein Baum, der irgendwo in Japan wächst, gleichzeitig ganz übereinstimmende Blattformen erzeugen, und konnten das schon in der Tertiärzeit. Ebenso vermag ein Typus (ob ein selbstständiger, als „Art“ zu betrachtender oder nur ein Formelement, bleibe dahin¬ gestellt), der in der Tertiärperiode in Tasmanien der Buche eigen war, jetzt fast an jedem Baum dieser Gat¬ tung in Europa in Erscheinung zu treten, und zur Eocänzeit konnten in Grönland und in Australien zugleich ganz übereinstimmende Formgebilde entstehen. Mit einem Wort: die Genesis der F. sihatica scheint in der Periode von der Kreide an bis zur Gegenwart gar nicht an Zeit und Baum gebunden zu sein, ähnlich wie die Entstehung der unbelebten oder mineralischen Wesen. V. Mangelhaftigkeit der Systeme. Rückblicke auf die ältesten Typen des Buchengeschlechtes ; ihre Beziehungen zu den lebenden Arten der nördlichen und der südlichen Hemisphäre. Die Natur ist ein wunderbares Etwas, das sich nicht recht den Vorschriften des Systems anpassen will. So denkt der in Verlegenheit gerathende Florist, wenn es ihm nicht gelingt, eine vorliegende Pflanzenform richtig zu bestimmen oder ihr auch nur den richtigen Platz unter den verwandten Arten anzuweisen; so denkt jeder Freund der Natur, der sich nicht mit dem oberflächlichen Anschauen der Dinge begnügt, und so denken natürlich auch wir. Aber warum beschuldigt man die Natur der Insubordination? Müssen wir doch schon nach yr kurzem Nachdenken einsehen, wie wenig wir eigentlich hiezu berechtigt sind; den Grund dieser Discordanz sollen wir in uns selbst suchen. Es ist wahrhaft nothwendig, jedesmal, bevor man an die Bearbeitung irgend einer wichtigen Frage aus dem immensen und unergründlichen Gebiete der Natur geht, gleichsam eine heilsame Meditation anzustellen, unsere Kräfte zu prüfen und das Erreichbare möglichst unter solche Gesichtspunkte zu bringen, dass der gei¬ stige Blick es umfassen und beherrschen kann. Oft liegen die Dinge in der Natur so, dass man kaum in die Lage kommt, die angelernten Denkformen der Logik und Mathematik auf sie anzuwenden. Thun wir dies einmal unbedachterweise, so haben wir eine Danaidenarbeit gethan; denn früher oder später bemerken wir den Irrthum, oder dieser wird uns (was noch schlimmer ist) von Anderen vorgehalten, und nun geht die Arbeit von Neuem an. Eine der verhängnissvollsten Fehlerquellen ist die unbewusste Vermengung concreter und abstracter Vor¬ stellungen, weil sie natürlich eine unberechtigte Verallgemeinerung der Begriffe zur Folge haben muss. Dies möge man aus folgendem logischen Schema (zu dem wir tlieils längst schon erwiesene Thatsachen, theils die hier festgestellten Facta benützt haben) ersehen: Keine PflaDze kann unmittelbar aus einer unorganischen Sub¬ stanz entstehen; das ist natürlich für eine Pflanze um so weniger denkbar, je vollkommener sie organisirt ist; ^ es lehrt uns übrigens auch die Erfahrung, dass die Bäume aus Samen ihres Gleichen hervorgehen; die Indi¬ viduen haben also eine Abstammung und ein jedes somit seinen „Stammbaum“ ; die Arten sind von den Indi¬ viduen gebildet: also wird auch eine Pflanzenart auf eine bestimmte Urspecies zurückführbar sein. Wie sehr diese Argumentation, obschon sie sich unleugbar auf Thatsachen und Erfahrungen stützt, fehlerhaft ist, haben wir eben gesehen. Der Irrthum besteht in der (nicht offen eingestandenen) Annahme, dass dieArt ein concretes Ding ist wie das Individuum. Nicht weniger irrthümlich wäre aber die stricte Behauptung des Gegentheils; Also lassen sich die Arten ganz und gar nicht auf bestimmte Urformen (resp. Ur-Individuen) zurückführen. Einer solchen Schlussfolge¬ rung müsste man den thatsächlichen Bestand unserer bisherigen Erfahrungen gegenüber halten; denn wir 27 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. haben ja erst in die geschichtlichen Form Verhältnisse der Buche einen Einblick gethan, und wenn sich die Sache auch bei den Eichen, bei Castanea, Ainus, Populus und mehreren anderen Gattungen so verhält, so dürfte man nocli immer nicht daraus schliessen, cs müsse das bei jeder Pflanzengattung der Fall sein. Es liegt in der menschlichen Natur, sagen wir lieber, in der Mangelhaftigkeit unseres Denkvermögens, sich die Möglichkeiten am leichtesten in der Form zweier Gegensätze vorzustellen; ist die eine abgethan, so glaubt man nur zu leicht, es müsse mit der zweiten seine Richtigkeit haben, und nur zu oft könnte ein warnender Genius einen voreiligen Schluss verhüten, dem Unbedachtsamen zurufend: Halt’ ein! du gehst zu weit ; denn wer weiss, ob nicht Jemand dereinst gerade das Gegentheil beweisen wird, und zwar ebenso gut auf Grund richtiger Thatsachen. Die Art ist und bleibt ein conventioneller Begriff, dessen Nützlichkeit durch die Geschichte der botani¬ schen Forschung erwiesen ist. Wäre aber Finne seinerzeit bei seinen systematischen Studien vom phylo¬ genetischen Standpunkte ausgegangen, hätte er ein Bedlirfniss empfunden, den Wechsel der Gestaltung (bei den Pflanzen) auf seinen historischen oder entwicklungsgeschichtlichen Werth zu prüfen, und hätte ihn die Wahl der Objecte auf die Gattungen Fagus, Quercus und Castanea geführt, so hätte er sicher keinen Speeies- begriff aufgestellt; er würde es für ausreichend gehalten haben, Fagus silvatica, Castanea vulgaris einfach „die europäische Buche“, „die europäische Kastanie“ zu nennen. Sollten aber homotype Arten, wie z. B. Cornus mas, C. sangmnea, Olea europaea, Punica Granatum, wirklich von je einem einzigen Ur-Individuum, respective von einer bestimmten Urform, sich ableiten lassen, und wäre dies auch bei noch so vielen Arten der Fall, so dürften wir dennoch dies nicht als Äusserung eines Naturgesetzes betrachten, wenn einmal erwiesen ist, dass auch nur eine einzige Art (in unserem Falle F. silvatica ) eine Ausnahme macht; denn ein Naturgesetz gestattet keine Ausnahme. Für uns entsteht vielmehr mit Bezug auf Fagus die Aufgabe, darzuthun, wie nach und nach durch Vereinigung der Formelemente *, ß, 7, § etc.1 auf dem Individuum A zuerst die Möglichkeit zur Erzeugung eines zweiten Individuums A' gegeben wurde, an dem sich wieder dieselben Formelemente beisammen finden. Die Erfahrung lehrt uns, wie allgemein bekannt ist, eine Bedingung zu einer solchen Übertragung der Formelemente in der Vererblichkeit der Charaktere kennen; doch lehrt- uns dieselbe bisher nicht, warum diese Vererblichkeit bei I’agus so schwach ist, dass meist ein sehr geringfügiger Anlass genügt zur Hervorbringung der Formelemente a', ß', 7' am Enkel-Individuum A", das nun die combinirten oder auch frei neben einander bestehenden Charaktere ««', ßß', 77' trägt. Wir dürfen aber nicht die Hoffnung aufgeben, die tiefer liegende Ursache eines so labilen Formzustandes, so weit menschliche Einsicht möglich ist, dereinst zu erfahren. Man muss übrigens nicht die Ursachen kennen, warum sich dieselben Charaktere bisweilen an einem zweiten, dritten, vierten etc. Individuum einstellen, um die Bedingungen zu erkennen, auf denen die Artbildung beruht. Es genügt, den factischen Sachverhalt ins Auge zu fassen. Sind auch zwei, drei oder noch mehr Blatt¬ formen, zwei, drei oder noch mehr Blüthenformen, zwei, drei oder noch mehr Fruchtformen u. s. w. auf einem und demselben Baume neben einander, so werden wir doch sagen, der Baum gehöre einer bestimmten Buchen¬ art an, sobald wir dieselben Formelemcnte in gleicher Zahl und in demselben Verhältnisse der Prävalenz an einem zweiten, dritten, vierten etc. Baume antreffen. Je vollständiger sich diese Heterotypie vererbt, d. h. je öfter und andauernder sich dieses Nebeneinander derselben (identischen) Formelemente wiederholt, desto fester erscheint die Species begründet. Das ist es aber gerade, was bei den Eichen- und Buchenbäumen nicht immer zutrifft, ja mit vollkommener Consequenz niemals beobachtet wird; und das ist auch der Grund, dass hier der Artbegriff nahe daran ist, auch seinen praktischen Werth zu verlieren, da sich die Gleichförmigkeit der Heterotypie zwar in der Regel auf viele Individuen etwa von der Constitution aa'a", ßß'ß", yyfl" erstreckt, während der zehnte oder zwan¬ zigste Baum, z. B. ««", ßß’, ff, ein anderer wieder ßß", 7 aufweiset, etc. etc. Ob es in der Urzeit vom 1 u bezeichne hier die Normalform; a". . . accessorische Formen des Blattes; ß die Normalform ; ß', ß" . . . accessorische Formen der Blüthe; die Normalform; 7', 7". . . accessorische Formen der Fracht. ‘28 (Konstantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, Pliocän abwärts auch so war? Wir können es jetzt noch nicht sagen, aber vielleicht wird die folgende Betrachtung Einiges zur Beantwortung dieser schwierigen Frage beitragen. Im unteren Horizonte der Wetterau-Rheinischen Braunkohlenformation, ungefähr dem Aquitan ent¬ sprechend, kommt (wie schon oben erwähnt wurde) F. attenuata Ludw. vor, die wir 1. c. T. 37, Fig. 1 — 4 und Taf. 38, Fig. 12, im Ganzen in fünf Abbildungen, sämmtlich von sehr gut erhaltenen Blattresten, dar¬ gestellt finden. Diese Blattreste müssen, jenen Abbildungen zufolge, eine ziemlich übereinstimmende Form besitzen, und wenn sie von einem und demselben Baume herrühren, so kann derselbe als nahezu homotyp ^ betrachtet werden; sind aber die entsprechenden Blätter auf mehreren Bäumen gewachsen, so verratben sie immerhin eine annehmbare Species, die wahrscheinlich nicht mehr heterogene Formelemente enthielt, als ein lebender, unter normalen Verhältnissen vegetirender Baum der F. silvatica. Charakteristisch für F. attenuata ist das lang-gestielte, lanzettliche, allmälig zugespitzte Blatt mit 9 — 15 bald etwas bogenförmig, bald nahezu geradlinig unter sehr spitzen Winkeln aufsteigenden Secundärnerven , die in weit von einanderstehenden (nach vorne gerichteten) schwachen Zähnen endigen. Früchte dieser Species sind nicht bekannt. Anklänge an F. attenuata finden sich schon im älteren Tertiär des hohen Nordens, ferner im Tertiär von Ncu-Seeland (vergl. Novara-Exped. Unger, Fossile Pfl. von Neu-Seeland Taf. 3, Fig. 4, 8), im Pliocän von Senigaglia (1. c. Taf. 30, Fig. 10 F. betulaefolia Mass.) und besonders im Sommertrieb der lebenden Buche (Taf. VII. Fig. 4, 5). Ähnlich scheint es sich mit F.Antipofi Heer zu verhalten (vergl. MiocänePfl. vonSachalin. Taf.3, Fig. 1 — 3 und Taf. 7, Fig. 5). Auch diese „Buchenart“ scheint in der Tertiärperiode in ziemlich homotypischer Ausbil¬ dung über einen grossen Theil der nördlichen Hemisphäre verbreitet gewesen zu sein. Sie war durch grosse, länglich-ovale, völlig oder nahezu völlig ganzrandige Blätter, deren Lamina allein die Länge von 10 bis 14cm erreichte, ausgezeichnet; die zahlreichen (15 — 17) meist geradlinig bis zum Rande verlaufenden Secundär¬ nerven entspringen unter Winkeln von 42 bis 46°. F. Antipofi geht mehrseitig in andere Buchenformen über, am häufigsten nähert sie sich der F. Deucalionis und der F. macrophylla. Von vorweltlichen Buchen ist vielleicht keine besser bekannt als F. Ninnisiana Ung. aus dem älteren Tertiär von Neu-Seeland, die der Autor in dem paläontologischenTheile des No vara- Werkes S. 6— -8 ausführlich beschreibt und auf Taf. III, Fig. 1 — 9 in gut erhaltenen Blattresten abgebildet hat. Sie besass Blätter so gross wie F. Antipofi, der sie sich auch theils in der Zahl (17—20) und im Verlaufe der Secundärnerven, theils in den Umrissen der Lamina nähert (vergl. z. B. das Blatt 1. c. Fig. 1); allein es zeigen sich andererseits auch Anklänge an F. attenuata. Seltsam muthet uns allerdings die Thatsache an, dass die der F. Ninnisiana nächst stehende lebende Buchenart gegenwärtig nicht auf Neu-Seeland lebt, sondern in Chili, durch einen ganzen Ocean von Neu-See¬ land getrennt, während in der Urzeit der Typus der F. Ninnisiana in Alaska, also im äussersten Nordwesten von Nordamerika und vielleicht noch weiter nördlich heimisch war (vergl. die Abbildung der F. Ninnisiana in Etting sh., Beitr. zur Foss. Fl. von Ncu-Seeland, Bd. LIII, 1887, Taf. 4, Fig. 1 mit Fig. 5 auf Taf. 7 der Flora foss. alaskana von Heer). Unger vergleicht die chilensische F. procera Po epp. mit seiner F. Ninnisiana und findet zwischen beiden eine grössere Ähnlichkeit als unsere Fig. 12 auf Taf. VIII wahrnehmen lässt. Vor allem ist nicht die Länge des Blattstiels, was den auffallendsten Unterschied bedingt, sondern der Mangel einer Doppelzahnung bei der fossilen Pflanze; der Rand ist hier vielmehr mit einfachen kleinen Zälinchen versehen, deren wir eine oder zwei, höchstens drei zwischen den Endungen der Secundärnerven zählen (eine Andeutung solcher Rand¬ zahnung sehen wir auf unserer Taf. V, Fig. 7, 8 und Taf. VI, Fig. 10). Die lebende F. procera hat aber gleichmässige grosse Kerbzähne, die selbst wieder fein gezähnelt sind; die von Unger zur Vergleichung herangezogenen Blätter dürften daher einer atavistischen (regressiven) Form angehören, da De Can dolle in der Diagnose der F. procera (Prodr. Bd. XVI, S. 121) ausdrücklich die Doppelzahnung als Speciesmerkmal hervorhebt. Im Ganzen besitzt F. Ninnisiana den heutigen Buchen und den jüngeren Arten des Tertiär gegenüber jenen vagen (unbestimmten) Charakter, der alle älteren Thier- und Pflanzenformen überhaupt kennzeichnet. 29 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. Eine solche Urspecies schielt nach den verschiedensten anderen „fertigen“ und „unfertigen“ Arten hin¬ über; sie hat fast von jeder etwas, aber von keiner alles; die Merkmale, welche sie constituiren, erscheinen in der Folge auf die mannigfaltigsten jüngeren Arten vertheilt und sind grossentheils in der lohenden Thier- und Pflanzenwelt an den gattungsangehörigen Species und Varietäten über die ganze Erde zerstreut; und umgekehrt finden wir manchen Typus, der in der Urzeit au Individuen beider Hemisphären gebunden und förmlich Uber das ganze Festland der Erde. zersprengt war, gegenwärtig nur ganz örtlich, auf einzelne wenige Individuen beschränkt. Das hier Gesagte gilt von den Gattungseharakteren der Thiere und Pflanzen. Wir erinnern beispielsweise an die Typen des Palaeotherium und Anoplotherinm unter den Säugethieren, an die Meereidechsen der Jura¬ periode und an die übrigens noch wenig bekannten Labyrinthzähner der Urzeit, welch’ letztere gewissermassen als ein Zwischenglied der Fische, Amphibien und Reptilien befrachtet werden können. Solche Wesen lassen sich meist gar nicht in das System der lebenden Organismen einfügen, weil sie die mehrseitigen Verschlin¬ gungen der Formverwandtschaft nur vermehren statt sie zu vereinfachen und zu lösen. Das System kann nur reihen- und gruppenweise die Aneinandergliederung der Formen zur Darstellung bringen: was mehrerlei Anknüpfungspunkte darbietet, so dass es in zwei, drei oder noch mehr Reihen (resp. Gruppen) untergebracht werden könnte, widerstrebt der Einordnung in ein natürliches System. Eine folgerichtige Derivation von der oder jener Form ist in solchen Fällen nicht einmal in der Vorstellung möglich, weil man bei jedem Versuche zu unlösbaren Widersprüchen kommt. Wir glauben, bevor wir zu Fagus zurückkehren, noch auf weitere, den Zoologen allgemein bekannte Beispiele hinweisen zu müssen. Es ist eine Thatsaclie, dass der Archaeopteryx Charaktere des Reptils mit echten Merkmalen des Vogels verbindet, aber auch das Schnabelthier ( Ornithorhynchus ) besitzt unleugbare Merkmale des Vogels; andererseits erinnert das Schuppenthier ( Manis ) einerseits durch den Habitus, andererseits durch den Schuppenbeleg des Körpers und die Gestaltung des Kopfes an ein Reptil (Eidechse), gleichwie das Glyptodon aus dem Quaternär Nord¬ amerikas durch seine Ruckenschilder unverkennbar an Reptilien (gewisse Eidechsen) mahnt. Betrachtet man aber den Beckengürtel einer Schildkröte, so denkt man dabei unwillkürlich an ein Säugethier, etwa an ein Schnabelthier, denn die Ossa ischii und pubis geben nach unten den gleichen Verschluss wie bei Testudo graeca. Wer möchte aber behaupten, dass dies nur „Zufall“ sei und mit dem Reptilwesen gar nichts zu thun habe? Diese Facta vermag kein menschlich gedachtes System in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Denn sobald wir der Vorstellung Raum geben, dass sich die Vögel von den Reptilien ableiten lassen, müssen wir in einem Athem auch die Ableitbarkeit der Säugethiere von Reptilien und Vögeln, wir müssen auch die Unge¬ reimtheit mit in den Kauf nehmen, dass dieReptilien von den Vögeln und Säugethieren zngleich abstammen (ob wir hier an eine genealogische Ableitung oder blos an eine ideelle Vorverwandtschaft und Zurückführbarkeit denken, bleibt hier einstweilen Nebensache). Man gelangt also auf jeden Fall zu einem Circulus vitiosus; denn wir wissen schliesslich nicht, wo der Ausgangspunkt, was dasProteron, was dasHysteron ist: so oder so muss man alsdann einsehen, dass es solchen Thatsachen gegenüber ein „natürliches“ System nicht gibt, das nach den bisherigen Grundsätzen der Naturforschung erreichbar wäre, sondern dass dieses nur in unserer Vor¬ stellung existirt, so lange wir nicht auf unlösbare Widersprüche stossen. 1 i Wie unzulänglich die aus dem Gebrauch der Organe und der hieraus entspringenden Correlation geschöpften Motive sind, sobald wir die (Konsequenzen aus übereinstimmenden Verrichtungen ziehen und diese auf das Sjrstem anwenden wollen, geht beispielsweise aus folgender Erwägung hervor: Wir vergleichen das Knochengerüst des Maulwurfs mit dem der Fledermaus. Da merken wir leicht, dass Scapula und Schlüsselbein bei letzterer ähnlich sind wie bei Affen; die Längs- und Querleiste am Schädel erinnert uns sogar an den alten Chimpansen und Gorilla, allein die Schädelknochen zeigen keine Nähte, was wir indessen keineswegs seltsam finden, da wir uns beim Anblick eines solchen Thieres an den Vogel erinnern und daher diesen Umstand gern der Anpassung zuschreiben. Nun erwarten wir natürlich um so mehr eine entsprechende Einrichtung am Sternum; aber da täuschen wir uns, denn das Brustbein ist im Wesentlichen nicht anders als beim Affen oder auch beim Menschen beschaffen. Ist es nun nicht ganz son¬ derbar, dass wir am Sternum des Maulwurfes etwas wie beim Vogel vorfinden? Man vergleiche nur den vorderen Theil des 30 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, Und nichtsdestoweniger kann man den berechtigten Einwand machen : Aber die Dinge sind doch auf irgend eine Art und Weise entstanden, sie müssen eine Entwicklungsgeschichte haben, der die einfachen Gesetze der Vernunft, sagen wir der Ursache und Wirkung, zu Grunde liegen. Gewiss, kein vernünftiger Mensch kann daran zweifeln: aber mit unserem menschlichen Verstände können wir den Gang dieses Werdens nicht in ein System bringen, und wenn wir auch die Dinge alle in ihren wesentlichen Entstehungs- oder Entwicklungs¬ phasen kennen würden. Im Gegentheil, je mehr die Zahl solcher Daten zunehmen wird, desto sicherer kommen wir zur Überzeugung, dass es ein menschlich fassbares natürliches System nicht gibt. Wäre überhaupt eines denkbar, so würde es von der Beschaffenheit sein, dass es nie einem Forscher gelingen könnte, demselben, sei es bildlich, sei es durch Worte, einen entsprechenden Ausdruck zu geben. Nun aber, wenn in Anbetracht der mehrfach in einander und Uber einander greifenden Merkmale kein Anfang und kein Ende in diesem Complex von Formverwandtschaften abzusehen ist, wie stellt sich die Sache, wenn wir zunächst von den bestehenden Charakteren absehen, und auf die Bedingungen ihrer gegenwärtigen und vergangenen Existenz einen prüfenden Blick werfen? Wir stellen uns die Erdoberfläche mitsammt ihren Gewässern und ihrer Lufthülle vor Augen, als Wiege aller Thiere und Pflanzen. Sind nicht die Organisations¬ formen streng von den Medien (Luft, Wasser) abhängig? Für manche überaus wichtige Charaktere unterliegt das keinem Zweifel; so ist die Ausbildung des Kiemenapparates bei beständigem Leben in trockener Luit unmöglich, und gerade so kann beständiges Leben im Wasser niemals zur Ausbildung der Lungen führen. Flossen bilden sich nur bei Tliieren, die im Wasser leben, Flügel sehen wir nur bei jenen Gattungen und Arten, welche dem Luftleben angepasst sind. Da zu Anfang (vor dem Silur) vielleicht gar kein eigentliches Festland auf Erden existirte und noch lange später die Atmosphäre jener belebenden Eigenschaften entbehrte, ohne welche luftathmende und namentlich warmblütige Thiere nicht bestehen können, so ist es nicht unwahr¬ scheinlich, dass animalische Wesen von Fisch- und Frosehnatur die ersten Vertreter des Wirbelthier Typus auf Erden waren, und dass dann erst Reptilien folgten und endlich Vögel und Säugetliiere; eine Aufeinanderfolge durch welche wenigstens die Möglichkeit eines „natürlichen“ Systems angedeutet zu sein scheint. Wir werden aber bald sehen, dass uns auch diese Erwägung unrettbar in jenen räthselhaften Cirkel führt. Kaum wird nämlich jemand im Ernst behaupten wollen, der Säugethier-Typus sei durch das Vorhanden¬ sein und die Function der Lungen und die Temperatur des Blutes allein bedingt; es gehören dazu offenbar auch gewisse Eigenthümlichkeiten des Knochenbaues und noch mehreres andere. Dasselbe gilt natürlich auch für die Wesenheit des Vogel-Typus. Der Athmungs- und Kreislaufs-Apparat kann wohl in dem Grade sich ausgebildet und vervollkommnet haben, als die Atmosphäre sich in ihrer procentischen Zusammensetzung aus den drei wesentlichen Gasen dem gegenwärtigen Zustande näherte; das setzt aber keineswegs eine ent¬ sprechende Abänderung der übrigen Einrichtungen des Organismus voraus; denn eine Correlation zwischen den verschiedenen Organsyslemen scheint gar nicht zu bestehen, indem wir ja sehen, dass der Vogel-Typus trotz des übereinstimmenden Athmungs -Apparates doch von dem des Säugethieres sehr verschieden ist. Es konnte demnach ein reptilienartig gebautes Thier sich im Laufe der unzähligen Generationen Warm- bllitigkeit angeeignet haben, ohne später die Reptilähnlichkeit ganz zu verlieren. Ebenso konnte ein Reptil mehrere wesentliche Charaktere des Vogel-Typus angenommen haben, lange bevor es Warmblütigkeit erlangte und die Athmungsorgane jene Vollkommenheit erreichten, welche jetzt die Vogelnatur kenn¬ zeichnet. Was ist ferner natürlicher: anzunehmen, dass z. B. das Glyptodon und das Schuppenthier sich auf reptilienartige Wesen zurückfuhren lassen, welche erst später durch Aneignung der Warmblütigkeit Säuge- thiere geworden sind, oder anzunehmen, die Natur habe diesen Tliieren als schon „fertigen“ Mammalien- Typen ein Reptilienkleid angehängt? Selbst der Modus der Embryonal-Entwicklung entscheidet hier nicht, Brustbeins mit dem Sternum eines Vogels. Ist denn diese Ähnlichkeit durch Anpassung erklärbar? Wenn nicht, wie lässt sie sich auf eine phylogenetische Verwandtschaft zurückführen? Und als ob des Räthselhaften nicht schon genug da wäre: bei der Fledermaus ist das Becken durch Aneinanderschluss der beiden Schambeine geschlossen, beim Maulwurf dagegen offen wie bei Vögeln (wenn auch allerdings im Übrigen nicht mit dem Vogclbecken übereinstimmend). Bl Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. denn es kommt schliesslich auf ein „Mehr oder Weniger“ an. Beim Schnabelthiere ( Orniihorhynchus ) wird das Chorion zur pergamentartigen Eihtille, und diese umschliesst noch das junge Thier, wenn es den Mutterleib ver¬ lässt, wesshalb jenes zu den Eier legenden Thieren gezählt wird, obschon es in anderen Merkmalen zu den Mammalien gehört. Es kommt hier nicht zur Ausbildung einer Placenta und daher natürlich auch nicht zu einer organischen Verbindung des Embryo mit dem Uterus des Mutterthieres. Dass es sich hiebei nicht um principielle Gegensätze den Placentalen gegenüber handelt, lässt es uns die Natur auch darin merken, dass manche Beptilien „lebendig“ gebärende Thiere sind, andererseits aber die Placenta bei den Säugetlrieren mannigfache Abstufungen der Vollkommenheit aufweiset. Man sage nicht, dies habe keinen Bezug auf die Buche. Wer es sich angelegen sein lässt, die Phasen der Embryonalentwieklung bei verschiedenen Thiergruppen beharrlich zu verfolgen, gleichzeitig aber auch mit den Verwandtschaftsverhältnissen der lebenden und der erloschenen Thier- und Pflanzengattungen einiger- massen vertraut zu machen, wird den Zusammenhang leicht bemerken. In Sachen der Abstammung und der Formverwandtschaft gelten dieselben Gesetze für Thiere wie für Pflanzen: das was auf dem einen Natur¬ gebiete erkannt wurde, kann in allen wesentlichen Fragen auch auf das andere übertragen werden. Wenn wir ferner beachten, dass die Individualität eines Baumes nicht derselben Kategorie angehört wie die Indi¬ vidualität eines Säugethieres, eines Vogels u. dgl., sondern vielmehr mit dem Wesen eines zusammengesetzten Individuums (etwa mit einem Polypenstock) vergleichbar ist, so wird uns die Zusammengehörigkeit der homologen Erscheinungen auf beiden Naturgebieten noch verständlicher sein. Stets aber müssen wir uns vor Augen halten, dass in solchen Dingen keine absolute Sicherheit und Abgeschlossenheit der Erkenntniss erreicht werden kann, weil die strict mathematische Methode der Induction, Deduction und Beweisführung nicht möglich ist, und dass wir nur durch Gegenüberstellung von Gegensätzen auf der einen Seite und Zusammenfassung von ähnlichen Eigenschaften der Dinge auf der anderen Seite, also auf dem Wege der Ver¬ gleichung, zu einiger Einsicht gelangen können, wobei die Analogien dort hergenommen werden, wo man sie eben findet. Zweierlei höchst wichtige Umstände stehen demnach der Aufstellung eines „natürlichen“ Systems ent gegen: I. Die Zahl der hiezu erforderlichen Thatsachen ist noch lange nicht ausreichend, dass man eine halbwegs zusammenhängende Gruppirung zu Stande bringen könnte. II. Wenn aber dereinst diese Zahl erreicht werden sollte, so wird der menschliche Geist nicht vermögen, diese gewaltige Masse von erkannten Einzelnheiten zu beherrschen, geschweige denn in einen widerspruchslosen Zusammenhang zu bringen. Man denke nur, was alles einem natürlichen Systeme zugemuthet wird. Es soll ja 1. die gegenwärtige und die vergangene Schöpfung nach ihren idealen Einheiten als Art, Gattung, Familie etc. zu einem förmlichen Stammbaum zusammenfassen, so dass man von jeder Species und von jedem Individuum zurücksteigend zum entsprechenden Urstamme gelangen könne; mit einem Wort, die Aneinandergliederung soll eine genealogische Stufenleiter sein; 2. aber auch die Grade der Ähnlichkeit sollen in diesem Stammbaum ihren passenden Ausdruck finden, weil ja das Ähnliche dem Ähnlichen genealogisch verwandt sein müsse; mit anderen Worten gesagt: die ideelle oder Formverwandtschaft müsse in einen harmonischen Einklang mit dem Grade derBluts- verwandtschaft gebracht werden. Die Wenigsten aber denken daran, dass beides nie ein und dasselbe System leisten kann. In der Natur ist es häufig so, dass sich die ideelle Verwandtschaft gar nicht um die Blutsverwandtschaft kümmert. Wollte man auch nur eine einzige Species der Gattung Fagus oder Quercus (und wir werden es in der Folge mit mehreren versuchen) nach dem letzteren Principe in einen systematischen Zusammenhang mit anderen ähnlichen Species bringen, so erhielte man ein System, z. B. das der roburoiden Eichen, welche von Linne sämmtlich als eine einzige Art betrachtet wurden, Q. Eobur. Allein wir werden durch eine Fülle von unwiderleglichen Gründen darüber belehrt, dass in dieser Formengruppe sich keineswegs die Arten genea¬ logisch an einander schliessen, sondern dass hier scheinbar vollkommene Willkür herrscht; dass sich hier z. B. die Art A an die Art B knüpft, dort wieder an die Art C, wo anders an die Art D etc., dass einmal (wie schon bei Fagus gezeigt wurde) die Arten, resp. „Formen“ A. B, C, D in einer anderen Art, resp. „Form“ E 32 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan , enthalten sind oder enthalten zu sein scheinen, während wir hin- und wieder die Art E in den Formelemenlen der Arten A, B, C etc. zu sehen glauben. Wenn also schon vom System in der Erforschung des Ursprunges der Arten nicht Umgang genommen werden kann, ob man nun im positiven oder im negativen Sinne daran denkt, so muss auf ein zweifaches reflectirt werden: ein genealogisches und ein ideelles. Ersteres kann sich nur auf Individuen beziehen, letzteres aber auf Arten, Gattungen etc. Das erstere ist allerdings denkbar, denn man kann sich leicht ein Zurückgehen von der letzten Generation der lebenden Bäume (wir denken hier speciell an Fagus silvaticd) zur vorletzten, von dieser zu der nächst älteren und so immer weiter zurück bis zu den tertiären Urahnen und noch weiter zurück vorstellen. Man kommt so zu den ersten Individuen, von denen die gegenwärtigen Buchenbäume (die wir F. silvatica nennen) abstammen. Dieses System ist aber aus leicht begreiflichen Gründen nicht realisirliar. Das zweite, das ideelle, ist aber nicht einmal in unserer Vorstellung construirbar, wegen des vielseitigen Ineinander- und Übereinandergreifens der Charaktere; unsere menschliche Logik weiss hier nichts anzufangen. Nur einem Wesen wäre das möglich, das nicht an Raum, Zeit und Mass gebun¬ den ist: nur ein solches vermöchte die genealogischen und die ideellen Verwandtschaftsverhältnisse der leben¬ den und der vergangenen Thier- und Pflanzenarten in einem Gedanken zu vereinigen, ohne auf einen Widerspruch zu kommen. Wir müssen aber jedesmal, wenn die Eintheilung nach einem neuen Princip construirt werden soll, die frühere Eintheilung (nach einem anderen Princip) erst in der Vorstellung auslöschen, denn sonst ist die zweite nicht denkbar. So kann man die Mineralien z. B. nach den Grundstoffen in ein System bringen, aber auch nach den morphologischen Eigenschaften. Eines oder das andere System können wir festhalten, beide aber gleichzeitig nicht (weil sie sich gegenseitig ausschliessen). Die Typenbegriffe, welche bekanntlich ein System nicht entbehren kann, sind oft widerspruchsvolle, zum Mindesten inhaltsleere Abstracta, was schon die wiederholten „oder“, „ausnahmsweise“ u. dgl. bezeugen. Das finden wir sowohl bei den Charakteristiken grösserer Pflanzengruppen als auch bei den Diagnosen der Thierordnungen und Thierclassen. Wir haben da gleich ein Beispiel. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurzelt der Säugethier- und der Vogeltypus in der Classe der Reptilien. Die Abzweigung hat aber zu einer Zeit statt¬ gefunden, wo das Wesen der Reptilien weder nach dem Charakter der Organisation noch nach der Zahl der Gattungen und Arten im Niedergang begriffen war. Schon in der Jura-Periode enthielt der Typus der Repti¬ lien Keime der Säugethier- und der Vogelnatur; aber eben dadurch gerieth er gleichsam mit sich selbst in Widerspruch, denn folgerichtig sollte der Reptilientypus nur die Keime oder Vorbedingungen zu einerweiteren Entfaltung und vollkommeneren Ausbildung der Reptilienfauna enthalten, und nichts Anderes. Man sieht also: ein „natürliches“ System bleibt unter allen Umständen Etwas, das mit allen Mängeln des menschlichen Geistes behaftet ist; es trägt immer mehr die Schwächen als die Vorzüge desselben zur Schau. Man wird darum höchstens eine nach einem oder dem anderen anerkannten Grundsätze durch- geführte Übersicht der Erscheinungsformen anstreben und jene Gruppirung als die beste betrachten, welche uns am vollständigsten den Zusammenhang der beobachteten Thatsachen erkennen oder wenigstens ahnen lässt. Auch mit den Arten der Gattung Fagus verhält es sich im Kleinen nicht anders, als es sich mit ganzen Thier- und Pflanzenclassen im Grossen verhält. Betrachten wir z. B. die F. polyclada Lesq. 1 aus der Dakota- Group der nordamerikanischen Kreideformation. Das vom Autor abgebildete Blatt gibt sich in so charakteri¬ stischer Weise als Buchenblatt zu erkennen, es zeigt so viele unverkennbare Anklänge an das Normalblatt der F. silvatica, dass eben hiedurch die bisher als einheitlich gedachte Formentwicklung ein bedenkliches Loch erhält. Eine systematische Auffassung und Deutung dieses Fundes wird dadurch, dass wir auch eine zweite Blattform aus der Kreideformation kennen, nämlich die von Niederschöna in Sachsen, nicht im Minde- 1 Lesquereux, Cretaceoua Flora, Dakota-Group. United States Geological Survey of the Territories. 1S74, Tab. 5, Fig. 6. Gefunden in Kansas, Nebraska. 33 Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. sten gefördert, denn beiderlei Formelemente sind gegenwärtig an der Waldbuche vertreten, während anderer¬ seits mancherlei Typen der F. silvatica voransgegangen sind, die sich weder auf die F. polyclada Lesq., noch auf die AI prisca E 1 1. zurückführen lassen. Und wie seltsam erscheint der Umstand, dass gegenwärtig von Neu-Seeland nur Buchenarten (AI Menziesii Hook., F. fusca Hook., F. Solandri Hook., F.diffortioides Hook.) bekannt sind, welche sämmtlich der Unter¬ gattung Nothofagus angehören und nicht die geringste Ähnlichkeit mit der europäischen Waldbuche haben, da hingegen doch einmal (in der Tertiärzeit) AI Ninnisiana Ung. dort lebte, welche auch Charaktere der nordi¬ schen Buchen (Eufagus) mit denen der chilenischen F. procera vereinigte. Jetzt lebt keine einzige Art von Eufagus auf der südlichen Hemisphäre. In der Eocänstufe des Tertiär war dagegen (wie man auch nach auf¬ gefundenen Fruchtnüsschen urtheilen kann) die Buchenvegetation der Florengebiete von Neu-Stidwales, Tas¬ manien und Neu-Seeland vorwiegend vom Charakter der echten Buche ( Eufagus J, und nur einzelne Blattformen erinnern einigermassen durch die kleinen Dimensionen, die Umrisse und die Nervation an die heutigen Fagus- Arten jenseits des Äquators. In der Tertiärzeit nahm die Buche in Europa einen Anlauf zur Ausbildung einer Doppelzahnung, wie wir dies bei der miocänen Buche von Leoben und Bilin und bei der pliocänen von Schossnitz sehen, wo der Blatt¬ rand hin und wieder ähnlich ist wie bei Carpinus. Diese Anlage erhielt aber in der Folge keine Förderung; sie verkümmerte vielmehr, und jetzt ist die Doppelzahnung nur mehr da und dort in schwachen rudimentären Spuren bemerkbar. (Taf. VII, Fig. 7.) Aut der südlichen Hemisphäre kam es von der einfachen Zahnung (oder Zähnclung) der AI Ninnisiana, welche für die ältere Stufe des Tertiärs in Australien und Neu-Seeland nachgewiesen ist, im Laufe der Zeiten zu einem anderen Typus der Berandung. Die jener fossilen Buche nächst stehende lebende Art, F. procera Poe pp., aus dem südlichen Chili, zeigt eine gleichmässige Kerbung des Blattes, doch sind die einzelnen Kerb¬ zähne selbst noch fein gezähnt (vergl. Taf. VIII, Fig. 12). Im Wesentlichen ist es auch bei Ainus so, wenn wir von dem geographischen Verhalten absehen. In der Tertiärperiode lebten in Europa mehrere Ainus- Arten, deren Blätter (wie z. B. bei A. Kefersteinii Go epp. und A. gracilis Ung.) eine einfache, theils gleichmässige, theils ungleichmässige Randzahnung hatten. Formen dieser Gattung mit doppeltgezähntem oder auch nur ein¬ fach kerbigem Rande sind überhaupt aus der Urzeit nicht bekannt. Jetzt aber sieht man in der Regel das Erlenblatt (vonri. glutinosa L.) mit grossenKerbzähnen, welche selbst wieder gezähnt sind, versehen; hin und wieder erscheint es geradezu kerbig gelappt, bei A. incana DC. doppelt gezähnt. In dieser Beziehung verhält sich also die Erle umgekehrt wie die Buche, indem es nämlich die erstere auf der nördlichen, die letztere auf der südlichen Hemisphäre zu einer bleibenden Doppelzahnung gebracht hat. Es gilt dies aber nicht blos mit Hinblick auf F. procera, sondern auch hinsichtlich anderer Buchenarten von Chili, nämlich F. obliqua Mirb. (Blattskelete, Taf. 8, Fig. 3—5), AI antarctica Forst. (Taf. VII, Fig. 19 — 21) and F. alpina Poepp. et Endl. (Blattskelete, Taf. 8, Fig. 6). — F.Gunnii Hook. (Taf. VIII, Fig. 7) von Tas¬ manien hat kerbige Blätter mit schwacher Doppelzahnung, F. Menziesii Hook. (Taf. VIII, Fig. 13 — 17) von Neu- Seeland einen deutlich doppeltgezähnten Blattrand, der so tief eingeschnitten ist, dass die im Ganzen breit¬ eiförmigen (bisweilen herzförmigen) Umrisse an das Blatt von Ribes Beatoni hört, erinnern. Bei den obigen chi¬ lenischen Arten gehen die Secundärnerven zu den Buchten ab, ähnlich wie auch bei F.Gunnii-, bei AI Menziesii und F. obliqua dagegen zu den Hauptzähnen. Beachtenswerth ist ferner noch, dass die chilenische Buche sich auch nach einer anderen Richtung weiter ausbildet, und zwar so, dass sie im Vergleiche mit dem typischen Formelemente der europäischen eine Diver¬ genz zeigt, welche sie mehr und mehr vom eigentlichen Buchentypus zu entfernen scheint, wir meinen hier die höchst eigentümlichen F. Dombeyi Mirb. (Taf. VII, Fig. 15—18) und F. betuloides Mirb. (Taf. VII, Fig. 10 — 14), strauchartige Buchen, die in ihrem Habitus viel mehr der Birke als der AI silvatica gleichen. Ähn¬ lich sind auch AI Solandri Hook. (Taf. VIII, Fig. 21, 22) und AI cliffortioides Hook. (Taf. VIII, Fig. 18—20) von Neu-Seeland mit ihren winzigen myrtillusartigen Blättern, mit dem Typus der normalen europäischen Waldbuche ganz und gar nicht vergleichbar. Auch AI fusca Hook. (Taf. VIII, Fig. 23—26) ist, vom Charakter Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. 34 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, der eigentlichen Buche weit entfernt, nicht minder F. Cwnninghami Hook (Taf. VIII, Fig. 8 — 11) aus Tas¬ manien und Victoria. In entsprechender Würdigung der hier dargelegten Thatsachen sind wir gezwungen, alle die in verschie¬ denen Perioden der Vorzeit bald da, bald dort aufgetauchten Formen, die sich an der lebenden europäischen Buche wiederfinden, als Vorläufer der heutigen Fagus silvatica zu betrachten. Insofern diese Formen selb¬ ständig an gewissen Individuen auftraten und nicht in heterotypischer Vereinigung zu mannigfaltigen Combi- nationen Anlass gaben (was wegen der Lückenhaftigkeit der Funde in den einzelnen Fällen unentschieden bleiben muss), begründeten sie untergeordnete Typen, die wir als Abarten (Subspecies) betrachten können. Die Gesammtheit aller dieser Formerscheinungen (nach Ausschliessung einiger auf Nothofagus hinweisender Ähnlichkeiten) wäre aber zu einer einzigen Species zusammenzufassen. Natürlich ist eine solche als¬ dann nicht mehr gleichwerthig mit einer empirischen Linnö’schen Species, die nur so lange einen Sinn hat, als die verbindenden Mittelglieder (Übergangsformen) fehlen oder wenigstens nicht entdeckt wurden. Es ist nicht einmal nothwendig, in die Vorzeit zurückzugreifen, um für sehr variable Typen einen conti- nuirlichen Zusammenhang der Formglieder aufzufinden und durch ein gemeinverständliches System anschau¬ lich zu machen. Die Bearbeiter der Gattungen Festuca, Hieracium , Rosa, Rubus u. a. haben, wenn sie auch hin und wieder in die Versuchung kamen, jeder auch noch so geringfügigen Abweichung durch Beschreibung und Benennung einen speeifischen Ausdruck zu geben, doch bald erkannt, dass sich die Schwärme der minder differenzirten Formen vorzugsweise um gewisse Kerntypen gruppiren; es bilden sich gleichsam Conglomerate, doch mit erkennbarem Centrum oder Mittelpunkt. Nur der Uneingeweihte sieht in derartigen Complexen will¬ kürliche Gruppirungen; dem Kenner erscheint die wenn auch mannigfach abgestufte Formverwandtschaft als anziehende Kraft, die jeder einzelnen Gruppe einen inneren Halt verleiht. Ob er nun diese Gruppen Species nennt oder anders, was liegt daran? Man kann z. B. die Gesammtheit der dem typischen Hieracium murorum nächst stehenden Formen als eine Rotte f Sectio), oder auch als eine Art (Collectivspecies) bezeichnen, so auch die der Linne’schen Festuca ovina nächst verwandten Festuken zu einer Cumulativspecies vereinigen: so lange man damit nur den auf Formähnlichkeit beruhenden Zusammenhang zum Ausdruck bringen will, verfährt man folgerichtig und zweckmässig, wenn die einzelnen Formenglieder in den gehörig abgestuftenUnterabtheilungen passend untergebracht werden. Für Fagus (und Quercus) ist vom historisch- phylogenetischen Standpunkte aus leider diese Behandlungsart nicht anders als andeutungsweise möglich, und zwar 1. weil die paläontologischen Funde noch zu lückenhaft und fragmentarisch sind, 2. weil die so häufige Heterotypie jeden Schritt zu einer systematischen Netenein- anderordnung der Formenglieder unsicher (bisweilen ganz illusorisch) macht, 3. weil wegen der, wie es scheint, fast gänzlich fehlenden Correlation unter den Organsystemen alle denkbaren Übergriffe und Verschlingungen der gleichwerthigen Charaktere Vorkommen. Wir begnügen uns daher mit der einfachen Deutung der fossilen Buchenformen, die von den betreffenden Autoren als Fagus ferruginea , macropliylla, Deucalionis , Feroniae, attenuata, prisca, pristina, Antipofi, cordifolia, polyclada etc. beschrieben wurden, indem wir sagen: Diese soge¬ nannten Fagus-Axten markiren nur gewisse Entwicklungszustände unserer heutigen Fagus silvatica, die, in ihren so häufig vorkommenden regressiven Formerscbeinungen sich widerspiegelnd, deutlich genug auf jene vorweltlichen Stufen hinweisen. Nur ist der Entwicklungsgang kein stetiger gewesen, es ist derselbe vielmehr eine unter häufigen Stockungen sich vollziehende, bald rückläufige, bald vorschreitende, oft genug sprungweise in Erscheinung tretende Metam orphose zu nennen. Das Überspringen von zwei oder drei Verwandtschafts¬ graden durch ein Formelement ist nach so vielen constatirten Einzelfällen, wo unter gewissen Umständen Merkmale der Kreidebuchen au der gegenwärtigen Fagus silvatica erschienen sind, kaum mehr etwas Über¬ raschendes zu nennen. Auch die Beschaffenheit der Frucht ist mehr geeignet, diese Auffassung (der engeren Zusammengehörig¬ keitaller bisher bekanntenFossilformen der Buche, soweitdiese auf die nördliche Hemisphäre entfallen) zu unter- Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. 35 stützen, als eine Spaltung in mehrere Arten zu rechtfertigen; denn selbst die Fagus- Frucht von Ober-Atane (dem Eocen Mitteleuropas entsprechend) zeigt so viel Ähnlichkeit mit der unserer Buche, dass sie ohne Bedenken einem Baume aus der Untergattung Eufagus zugeschrieben werden kann. Wenn aber die Squamae cupulares nicht fädlich sind, sondern vielmehr die Form schmaler Spreuschuppen haben, so müssen wir diesem Merkmale keinen grösseren Werth zuerkennen, als etwa dem Vorhandensein oder dem Fehlen der Grannen an den Spelzen einer Festuca ovina (sensu Hackel). Übrigens ist es auch möglich, dass die Squamae cupulares dieser vorweltlichen nordischen Buche denen der Fagus silvatica ähnlicher waren als aus Heer’s Abbildung (Miocäne Pfl. von Grönland, Taf. 3, Fig. 11) zu ersehen ist, da es wohl sein kann, dass die Spitzen derselben zur Zeit als die Frucht in den Schlamm des Gewässers eingebettet wurde, abgerissen oder abgebrochen waren. Eine im Eocän Englands (Alum Bay) aufgefundenes Fruchtnüsschen gleicht vollkommen dem der lebenden europäischen Buche, so auch Nüsschen und Cupula einer Buche aus dem Miocän von Schmekwitz in Sachsen (Engelhardt, Fl. der Braunkohlenformation im Königr. Sachsen, Taf. 9, Fig. 9 — 11), während kein einziger Fund der Buchenfrucht in Europa und im hohen Norden sicher auf Nothofagus hinweist. tiberblick der gewonnenen Resultate in Betreff der Gattung Fagus. Die Ergebnisse der vorliegenden phylogenetischen Untersuchungen, soweit sich dieselben speciell auf die Gattung Fagus beziehen, können in folgende Punkte zusammengefasst werden: 1. Die fossilen Buchenblätter der nördlichen Hemisphäre spiegeln sich mehr oder weniger deutlich in den atavistischen Formelementen der europäischen Waldbuche ab. Es ist hiernach unmöglich festzustellen, von welcher der bis jetzt bestimmten fossilen Buchen der nördlichen Breiten unsere Fagus silvatica (wenn wir diese Baumart in ihrer Gesammtheit uns vor Augen halten) abstamme ; dieselbe kann ja fast mit gleichem Rechte von jeder fossilen abgeleitet werden. Da aber die Hypothese, dass unsere Waldbuche von zwei oder mehreren selbstständigen Buchenarten (des älteren Tertiär oder der Kreideperiode) zugleich abstammen könne, aus den hier dargelegten Gründen ausgeschlossen werden muss, so bleibt nur die Annahme übrig, dass die bisher beschriebenen vorweltlichen Buchenformen dieser Hemisphäre nicht als selbstständige Arten betrachtet werden könuen, sondern in Eine Art zusammenzufassen seien, und dass jene dieser Einen Art nur als Varietäten, beziehungsweise als Formelemente angehören. Es erscheint diese Annahme um so weniger bedenklich, je genauer man die thatsächlich grosse Formenmannigfaltigkeit in der Blattbildung bei F. silvatica mit den Formen der bis jetzt bekannt gewordenen fossilen Buchenblättern Europas, Nordamerikas und der arktischen Zone vergleicht. Sollte aber unsere Waldbuche allein das Privilegium besitzen, mit den erwähnten vorweltlichen Buchen¬ formen durch Atavismus verknüpft zu sein? Sollten nicht auch andere Buchen arten der Jetztwelt ähnliche Formelemente in ihren Blättern zeigen und ihre speciellere Verwandtschaft verrathen? Die wissenschaftlich begründete Beantwortung dieser Frage müssen wir künftigen Forschungen überlassen. Gegenwärtig lässt sich nur der Wunsch aussprechen, dass die übrigen Buchenarten der Jetztwelt ebenso genau untersucht werden möchten wie unsere einheimische Buche. Was aber nach den vorliegenden Thatsachen des Atavismus in den Formen der letzteren schon jetzt hcrvorleuchtet, ist die engere Zusammengehörigkeit aller zur Abtheilung Eufagus zählenden Buchen der nördlichen Breiten. 2. In den Abhandlungen über die Tertiärflora Australiens, einschliesslich der fossilen Flora Neu-Seelands (in diesen Schriften Bd. LIII) ist gezeigt worden, dass die fossilen Buchen der südlichen Hemisphäre nicht nur zur heutzutage daselbst ausschliesslich vertretenen Abtheilung Nothofagus, sondern auch zu Eufagus gebracht werden müssen. Die unzweifelhaft zur letzteren gehörigen F. Benthami, F. Risdoniana, F. Wilkinsoni, F. ulmi- folia, F. Ninnisiana u. a. schliessen sich innig an die fossilen Buchen der nördlichen Breiten an und sind ebenso in den Formelementen der F. silvatica repräsentirt. 5* 36 Constantin v. Ettingshausen und Franz Krasan, 3. Die in der Tracht so eigentümlichen Buchen der südlichen Hemisphäre, welche zu Nothofagus gehö¬ ren, lassen doch einige Vergleichspunkte mit gewissen acce-ssorisclien Formelementen der F. silvatica übrig. Hauptsächlich ist es F. silvatica forma parvifolia, welche sich den fossilen F. Muelleri und F. celastrifolia und so mittelbar den jetztlebenden analogen F. Cunninghami, F.fusca, F. Dombeyi und F. Menziesii in unzwei¬ felhafter Weise anschliesst. Die atavistische Beziehung unserer F. silvatica f. parvifolia zur F. Muelleri (wel¬ cher die F. celastrifolia als Formelement zufallen mag) dürfte aber selbst über jene Zeit hinaus, in welcher die Entstehung der F. silvatica beginnt, zurückreichen und auf den Ursprung von Eufagus und Notho¬ fagus, der vielleicht in die Kreideperiode fällt, hindeuten. Letzteres ist um so wahrscheinlicher, als in beiden Hemisphären das erste Erscheinen von Fagus-Resten in den Schichten der Kreideformation constatirt werden konnte. Beiträge zur Erforschung der atavistischen Formen an lebenden Pflanzen. 37 Erklärung der Tafeln. TAFEL Y. Fig. 1. Fagus silvatica. Halbjährige Keimpflanze. „ 2. F. silvatica. Form mit breiten stumpfen Zähnen ; Blatt vom Sommertrieb. „ 3 — 6. F. silvatica forma parvifolia. Auffallende Annäherung an F. MueUeri Ett. Vom zweiten Trieb, der sieh aber früh¬ zeitig entwickelt hat. Sausal (in Mittelsteiermark). „ 7, 8. F. silvatica f. duplicato-dentata. Andeutung von überzähligen Zähnen zwischen den Endungen der Secundärnerven Vom ersten Trieb. Fig. 8 Niederblatt. „ 9. F. silvatica f. curvinervia. Vom verspäteten Maitrieb, von einem Adventivspross. „ 10. F. silvatica f. nervosa. Form mit geschlängelten ungleichmässigen Secundärnerven und lockerem, regellosem Ader¬ netz. Vom späteren Maitrieb aus Adventivknospen. Stadt Graz. „ 11—13. F. silvatica f. sublobata.1 Sommertrieb. Graz; auch sonst allgemein. TAFEL YI. Fig. 1, 2. Fagus silvatica. Annäherung (in Umrissen und im Verlauf der Secundärnerven) an F. prisca Ett. Blätter vom Som¬ mertrieb aus der Umgebung von Graz, wie alle folgenden. „ 3. F. silvatica, der f. sublobata ähnlich, aber mit spitzer Basis der Lamina. Modification mit lockerem, ungleichmässigem Tertiärgeäder. Annäherung' an „Quercus Reussiana“ Ludw. (1. c. Taf. 32, Fig. 5). Vom Sommertrieb eines öfter gestutzten Strauches. „ 4. F. silvatica {. curvinervia. Vom verspäteten Maitrieb. „ 5. F. silvatica f. dentata. Vom Frühlingstrieb Allgemein verbreitet. „ 6. F. silvatica f. dentata mit kleineren Zähnen. Vom ersten Trieb; zeigt eine Berandung , wie Sie bei F. ferruginea häufig zu finden ist. „ 7. F. silvatica. Zweig vom zweiten Trieb, bemerk enswerth durch die ungleichseitigen Blätter. „ 8. F. silvatica f. cordifolia. Modification mit grob gezähntem Bande. Vom ersten Trieb. „ 9. Ebenso, aber von einem Sommerschössling. „ 10. F. silvatica f. duplicato-dentata. Niederblatt, zeigt Spuren überzähliger Zähne zwischen den Endungen der Secundär¬ nerven. Vom ersten Trieb. TAFEL VII. Fig. 1. Fagus silvatica. Blatt vom verspäteten Maitrieb, zeigt eine auffallende Annäherung an eine Form der pliocänen Buche von Schossnitz. 2. F. silvatica. Blatt vom ersten Trieb, beinahe völlig übereinstimmend mit einer Form der hochnordischen Buche ans dem Unter-Tertiär (Heer, Grönl. geol. Unters. Svartenhuk, Taf. 95, Fig. 10). 3. F. silvatica. Endständiges Blatt vom ersten Trieb, fast völlig übereinstimmend mit F. Risdoniana Ett. aus dem Ter¬ tiär von Tasmanien (1. c. Taf.' 1, Fig. 20). „ 4, 5. F. silvatica f. attenuata.^ Auffallende Annäherung unF. attenuata Lud w. ans der Wetterauer Braunkohlenformation. / „ 6. F. silvatica f. dentata. Vom ersten Trieb. Umgebung von Graz. Auch in Schottland (Insel Skye). „ 7. F. silvatica. Gröbzähniges Blatt mit Andeutungen einer Doppelzahnung. Vom Frühlingstrieb. Steiermark. Auch in Schottland (Insel Skye). „ 8. F. ferruginea Ait. Normalblatt; von einem Baum, der im botanischen Garten in Wien cultivirt wird. Frühlingstrieb, o v aihmfi™ Rlatt vnm Summnrtrißli erscheint nahezu völlig übereinstimmend mit F. prisca E tt. (Kreideflora von Nie¬ derschöna in Sachsen, Taf. 2, Fig. 3). Es ist die Oberseite abgedruckt. „ 10—14. F. betuloides Mirb. Südspitze von Südamerika (Feuerland). ,, 15—18. F. Dombeyi Mirb. Im südlichen Ghili (bis zur Begion des ewigen Schnees) heimisch. „ 19, 20. F.Jantarctica Forst. Vom südlichen Chili bis Cap Horn. „ 21. F. antarctica F o r s t. ß bicrenata DC. Ibidem. 1 Der f. sublobata ist richtiger auch das aut Taf. III, Fig. 8 dargestellte Blatt beizuzählen. 8 Am Zweig Fig. 8, Taf. IV gehören die schmäleren lang zugespitzten Blätter zur f. attenuata. 38 C. v. Ettingshausen u. F. Kr a San, Erforschung d. atavistischen Formen u. s. w. TAFEL Vlir. Fig. 1. F. silvatica f. plurinervia. Breitblätterige Modification, entsprechend der echten F. Deucalionis Ung. (Chloris prot. Taf. 27, Fig. 5, 6). Vom ersten Trieb. 2—5. F. silvatica f. oblongata. Vom verspäteten Maitrieb, Umgebung von Graz, Sausal bei Leibnitz. „ 6. F. silvatica f. macrophylla. Übereinstimmend mit F. macrophylla Ung. (Foss. Fl. von Gleichenberg, lat. 2. lig-8, 10) Vom verspäteten Maitrieb. Stadt Graz und Umgebung. Auch in Schottland (Insel Skye). „ 7. F. Gunnii Hook. Tasmanien (auf höheren Gebirgen). g _ j i /■) Ounninghami Hook, Heu-Holland (Victoria) und lasmanien (hier häutig). 12. F. procera Po epp. In den Gebirgen des südlichen Chili. 5 13 _ i7. f. Menziesii Hook. In den Gebirgen von Neu-Seeland (auf beiden Inseln). 18—20. F. cliffortioides Hook. Hat dieselbe Verbreitung wie die vorige. 21, 22. F. Solanclri Hook. Wie F. Menziesii und F. cliffortioides. „ 23—26. F. fusca Hook. Mit den letzten drei Arten in Neu-Seeland. €. v. Ettingshansen und F. Itrasan: Atavistische Formen an lebenden Pflanzen. Taf. V. Naturselbstdruck. Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Fagus silvalica L. Denkschriften d. k. Akad. d. W. math.-natum. Classe. LV. Bd. I. Abth. Naturselbstdruck. Ans der k. k. Hof- und Staatsdraokerei. Fagus silvatica L. Denkschriften der k. Akad. d. W. math.-naturw. Classe. LV. Bd. I. Abth C. v. Ettingshausen und F. Krasan: Atavistische Formen an lebenden Pflanzen. Tat. VII. Naturselbstdruck. Aus der k. k. Hof- und Staätsdmckerel. 1 — 7, 9. Fagus silvatica L. 8. F. ferruginea Ait. 10 — 14. F. betuloides Mirb. 19 — 21. F. antarctica Förster. 15 — 18. F. Dombeyi Mirb. Denkschriften der k. Akad. d. W. math.-naturw. Classe. LV. Bd. I. Abth C. v. Ettingshansen und F. Krasan: Atavistische Formen an lebenden Pflanzen. Taf. VIII. Naturselbstdruck. Aus der k. k. Hof-'und Staatsdruckerei. 1 Fagus silvatica L. 7. F. Gunnii. 8 — 11. F. Cunninghami Hook. 12. F. •procera Poepp 13 — 17. F. Menziesn. Hook. 18 — 20. F. cliffortioides Hook. 21, 22. F. Solandri Hook. 23 — 26. F.fusca Hook. Denkschriften d. k. Akad. d. W. math.-naturw. Classe. LY. Bd. I. Abth. 39 ÜBER WINDSCHIEFE DETERMINANTEN HÖHEREN RANGES VON LEOPOLD GEGENBAUER, C. M. K. AKAD. VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 22. NOVEMBER 1888. Das Elementensystem aiv »2, . . . , im (h> — B B heisst windschief, wenn für je zwei benaeh- ;s, 4+i> barte Indices ia von denen bei ungeraden m keiner der festen Indexreihe angehört, %'jl" • •>*•" ’ ■)*,— 1» Vf-i» V ‘j+2>- ist, und die Determinante desselben wird eine windschiefe Determinante wter Oidnung und treten Hanges genannt. Die Determinante eines windschiefen quadratischen Elementensystemes »ter Ordnung ist, wie Herr Cayley im 32. Bande des Crelle’schen Journales bewiesen hat, für ein gerades n das Quadrat einer ganzen ganzzahligen Function der Elemente, während dieselbe für ein ungerades n den Werth 0 hat. Ich werde in den folgenden Zeilen eine Relation aus der Theorie der windschiefen Determinanten höheren Ranges ableiten, deren weitaus interessanteste Specialisirung das Analogon des Cayley’schen Theorems im Gebiete der allgemeinen Determinanten liefert. Zu dem Behufe soll zunächst ein auch sonst recht brauchbarer neuer Summenausdruck für Determinanten »Den Ranges aufgestellt werden. Die Determinante wter Ordnung und (2r+l)ten Ranges [% «2). . .,Vfi | ^ . .., n) der w2r+i Elemente »21. . , , ist, wenn die erste Indexreihe die Reihe der festen Indices vorstellt, durch die 2m-fache Summe .•(») i (*r). 1 1 i • * * > n z j of - 411) (>f -48>)...(i2")-i?r)) .•(*) ,■ (2r) = i i (x-X) 2 r (x>X) definirt. 40 Leopold Gegenbauer , Beachtet man, dass, falls il} «2, . . in irgend welche Zahlen der Beihe 1, 2 sind, die Relationen j^| (4 — 4) = I *r* U,r = l, 2,..., n) 1 |*r 1 | — (*1> ••)*») |T<7 *[ (4) diejenige Determinante bezeichnet wird, welche ans der Iletci- minante wter Ordnung 1, 0, 0, . .,0, 0, 1, 0, . • ,0, 0, 0, 0, . .,1, ( 0, 0, 0,. . ,0, dadurch entsteht, dass an die Stelle der ersten, zweiten .,wten Verticalreihe, beziehungsweise diente, f2te, . . . , in te tritt, so erhält man die Gleichung i) |°w- ’ "lr+* 1 (*',) i 2, • • • ! |_i = i, 2,.. ,,n) — 1 1 1 • • •) ,1 — “ 2 r 11 M Fl >l 2 ’ ‘ ' .,i^) a * Ai) ,-(2) 7 n J J i 1 * l At > • • Ä*r).a2 v(2) /2r) . • ? *2 • • % ,-(*) .(2r) •(i) /^Li * 1 J ‘ ’ ln — 1 i Berücksichtigt man, dass, wie ich gezeigt habe,' eine Determinante nt er Ordnung und (2r+l)ten Ranges, in welcher alle festen Indices einander gleich sind, der mit n\ multiplicirten Determinante nt er Ordnung und (2r) ten Ranges der n2r verschiedenen Elemente gleich ist, so erhält man aus dieser Gleichung die Relation 2) (it,iv. ..,i2r=l,2,. ..,n): /*) •(2 r) 7 ' ' = J 2r 1 V O - a,(1) .(2) <**■)«•(!) Ai) Air) . . . «.(1) .(*) ,•(**■) — — — ^ ^ I H* I 4 1 7 2 7 7 n ' 1 i 1 1 1 ’ * * • > 1 2 1 • * 1 *2 1 n ’ ln > • ’ n vO),. . /2r)= i t 5 * w Für r = 1 entsteht aus dieser Gleichung die elegante Darstellung der quadratischen Determinanten, welche unlängst Herr F. Mertens* mitgeth eilt hat. Nach den aufgestellten Gleichungen liefert jede Darstellung des Productes von zwei quadratischen Deter¬ minanten durch eine Summe von Determinantenproducten einen Summenausdruck für Determinanten mten 1 „Über Determinanten höheren Ranges.“ Denkschriften der mathem. -naturwissenschaftlichen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. XLIII. 2 „Über windschiefe Determinanten.“ Sitzungsberichte d. mathem.-naturw. CI. d. kais. Akad. d. Wissensch. Bd. XCVI, II. Abth., S. 1245—1255. Über windschiefe Determinanten höheren Ranges. 41 Ranges. Eine bemerkenswerthe derartige Darstellung ergibt sich aus einem von Herrn Sylvester im Jahre 1851 in „The London, Edinburgh and Dublin philosophical magasine and journal of Science“ aufgestellten Satze, der, wie Herr J. F. v. Sperling1 hervorgehoben hat, aus den zwei Identitäten ®1, 1> ®1, 2’ ■ • ? ^1, n — m > 0, . ., 0, ®1, w ^1, 1>°1, 2> ■ • i^l ,n «2,1> a2, 2> ' • >a2, n—m , 0, 0, . ., 0, ®2, n' \ 1> ^2, 2> ’ ■ ,n ®», 1> an, 2> ’ ' > ®», n — m 0, 0, . 0, an, w ^ n , 1? ^n, 2> • ‘ > ^ n , n o, o, ■ ■ , 0, ®1, n—m- t-1 : ®1, n — m+ 2’ • ■ >®1, n — Val, w ^1, l>^i,2> ■ • i ^1, n 0, 0, . ., 0, ®2, n — m-hl > ®2, n — m-+- 2 > ‘ • >®2, n— lia2, ni ^2, 1> ^2, 2i ■ • > "2, n 0, 0, . . , 0, an, n — m-hl > an, n— m-h2 ’ ' fl • 9 n, n— 1 >an, w ^n,lf^n,2’ ' ' ■ > ^ n , n ®i, 1; ®i, 2> ■ • >®1, V— 1 > ®1, V ?®1, v+t ) • • • >al ,n 1 h, i^i,2) >bl ,n ®2, l; ®2, 2> • • >®2, v— 1 ya2, v > a2, V + 1 > • ' i a2, n i \ V ®2, 2> • ’h2,n 1> ®», 2’ ' • :®n, v — 1 >an, v ’an, v+1 > • ‘ > ®», n > ^n, 1> ®n, 2) ■ • ' ’ » 0, 0, . . ., 0, ®l,v , 0, . ., 0, ^1, 1^1, 2> ' • >^l,n 0, 0, . • , 0, ®2, v , 0, . ., 0, ^2, l>^2, 2> • J ®2, n 0, 0, . . .. 0, ®«,v , 0, . 0, ^n. V ^n, 2> • ’^n,n = 0 =0 folgt. Dieses Sylvester’sche Theorem lautet: Bezeichnet [ |a,-; x |J x j; . . ., x'ff; diejenige Determinante wter Ordnung, welche aus | a{ x| ßx = x 2 entsteht, wenn die x'te, x^te, . . ., x'te Verticalreihe derselben, beziehungsweise durch die te, te, . . . ,V te V erticalreihe der Determinante | b-x\ ^ x j 2, . . , n) ersetzt wird, so ist v v • Unter Benützung dieses Satzes kann man die Gleichungen 1) und 2) in die folgendenverwandeln: 1 „Note sur un thöoröme deM. Sylvester relatif ä la transformation du produit de determinants du mgme ordre.“ Liou- ville, Journal de mathCmatiques pures et appliqudes. ID Serie, tom. V, p. 121—126. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. 6 42 Leopold Gegenbauer , 3) 1 ai i i I ’l! lV • • • > *Sr-f 1 ’(^i>®2> • • • > ?2^-f i — 1, 2, . . . , n) V v (1) iW Ai) ’■ V’ 1 .(2 r) _ jrj ro'fA i ^ ■ . • , ) . (GK) . 4“^ . *(2r)— 1 1 /K) v . Jr> (C. J,(r) • • • ? 7 A1 ? a2 ? * X a(r) x(T) X«. 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Jr) x« .x(T)-A(r) A(t) *» *1 ’ 2 >' • *' V 1 >‘2 '• /Z] den a Zahlen /,'% X ■% . a„J t 1 ’ 2 ; der Reihe nach alle ihnen zukommenden Werthe, so sind selbstverständlich alle auf diese Weise entstehenden Ausdrücke, in denen zwei der Grössen Aar/i , ' n )i x« x«..., x(T)- AW AW x A1 ; a2 > X«. • • ■ ) Aa_ ■ ; «r] • M) ; ^2 ’ "> n D >t) 2 ; * > a2 7 2»’ — 2»» X«. • • • ; A(7x i 4r), > .P 7 * * \7 4T); «J T H (iZ 1 i(0 ' 2 ’ ‘ /Va))« Zl’ - n J ’ 1 ’ (2) 1 >•••> .<*»•) a0 .(i) . ,*(2r) . . , l2 ■ \’P, €’’■■■ ;(2 r) 7 *n 6) ■> *2r 1 *1» 42!‘ • •! *2r — M - - X™,.. xW ’ »m7 1 •(2r) »« — » m — l w ! V ficd C;) b* :) ,-CfS) ; *2 ) • ,-W) (.«>, i n v 1 7 H) 2 7 ' Ab A, , 1 ') ,-(2r)_ . >•••>*» — 1 ; a(, a2, . . •>am i , ,4*0 ?» ); (z) xl > 4L--, >). Zr) Xi7 > A1 , a2 > T x«. * ' *7A(J 7 r ar] . K>« >0 *2 7 *2 »’ ...fZV’: x(T) 7 Ä2 7 2r — -2»» X(r)- • • ’> ''t?T ) (O xi > x ,(0 •2 ) 1 • • • , (T). T xv «J Fl (?■>. 1 .(v ) a/ *2 ’ • ' ' 7 n ) M" ,4V .<*••) Of--(l) •i ei *2 ) 4V-: ) *2 • -««h1) i(2) ?<2r) » wo CO i 7 >t) *2 4 ‘ • ’*n 7 >0 ’ 2 7 ' ■ 7 74 );«f’ x(r) *2 ’• z(0. ,x(r),. ’ 2 ’ A(r) eine von den Determinanten «ter Ordnung ist, welche aus (t^x> , ) dadurch entstehen, dass die x^’tejx^te, . . x^ te Verticalreihe derselben, beziehungsweise durch die A^te, A^te, . . ., ffhe Verticalreihe der Determinante (i^r\ i^z\- • *>*^) ersetzt wird, wo genau aT unter den Grössen von den Zahlen x ^ verschieden sind und bezüglich a.T von 0 bis zur kleineren von den zwei Zahlen n — az summirt wird. Aus dieser Formel lässt sich nun die erwähnte allgemeine Relation mit grosser Leichtigkeit ableiten. Ist nämlich das Elementensystem a,- ; ,t i (*\, t2» • • • > 4r+i = 1,2,. . ., ») windschief, so sind je zwei Ausdrücke Kif1, 4“),- • . , ,^), («(;a »t 7 7 v t ) f f7, ) 7 *2 7 74 0 ) *2>- ■ •) xoi ' 7 ^7' •••.*«); V ■ • ■ > 5 X|, x.2, . . 1 * ; x o1 5 «] «1 ,<*) X2) kO ■ ■ > • kr-O * 7 *1 7 * 2(2'-) «o ,-(«) ,-(2) • • > Ü ' 2 > l2 , • • * 7 *2 7 • * .W • 7 7 • • • 7 i?*0 ‘ • • X1) X2) 7 ^ 7 * • ' > %n 7 • * • or,.. > [(if, •?>,- Z'), (tx ’ *2 7 ' ' ' •7*sr',)i , xi» x2f ’ • • >xri Ai, A2, . . .,Ar; «] • ^7- Ä2,. . ., ÄT; *1, X2J 1 • • , zr ) • •) 41 • * 7 Ä1 7 * • .,42r)az41),4a),. * 7 l‘> 7 * * v7 *2 7 * * * 7 1 tf 0 . . . . . . u», .<0 •<*) ?l 7 Zw 7 Xh-) ••*»*» 7***7 7 * * * 7 n in denen a denselben Werth hat, dem absoluten Betrage nach gleich, dem Zeichen nach aber gleich oder ver¬ schieden, je nachdem | a— r \ gerade oder ungerade ist, weil sie durch blosse Vertauschung von \ a — z | Indices 6* 44 Leopold Gegenbauer , iG) mit den correspondirenden Indices i'L) in Verbindung mit einer geraden Anzahl von Transpositonen der Verticalreihe in dem das Vorzeichen angebende Determinantenproducte in einander übergeführt werden können Aus dieser Bemerkung ersieht man sofort, dass derjenige Theil der in den Gleichungen 5) und 6) auftretenden Summen, in denen eine der Grössen den Werth 0 hat, während die übrigen Grössen alle ihnen zukommen¬ den Wertke durchlaufen, den Werth — |ah- 4>- ■ («„ 1 hr+ i : 1,2,. . beziehungsweise + ■ \a,- i \ , besitzt. Bezeichnet man nun den Theil der auf der rechten Seite der Gleichung 5) stehenden Summe, in welchem den Werth av «2 den Werth a2, ... a4 den Werth «Ä besitzt, während die übrigen Grössen alle ihnen zustehenden ganzen Zahlen durchlaufen mit {av a2, . . «s; «s+1 , M+S) CJ2) i2; 7) o=2(-i)x(?)r ä2s) ^ ä3;" >.=i 8) 2A= V (_l)^+l(2s+1) 2)S“1)|^; «2, «3V • •; ; A=1 wo ß die kleinere der zwei Zahlen 2s, n— 2s, beziehungsweise 2s+l, n— 2 s— 1 ist. Yl~~ 1 Ist n eine ungerade Zahl, so verwandelt sich die Relation 7) für s — — ^ — in 0 — (fl 1) {1; « 2; «3;- ■ ■, und daher erhält man unter Berücksichtigung des oben erwähnten Zusammenhanges zwischen Determinanten (2r+l)ten und (2r)ten Ranges das Theorem: Eine windschiefe Determinante wten Ranges von ungerader Ordnung ist gleich Null. Ist die Ordnungszahl n gerade, so ergibt sich aus den Gleichungen 7) und 8), wie man leicht zeigen kann, die Formel: 9) / — TZ \ 2Pip! A =(«— 1) (n— 3) in — -5). . . (w— 2p1 + i) {px; «2> a3>- • •> um\ f Pl — g)- Über windschiefe Determinanten. Bestellt dieselbe nämlich bis 2s, beziehungsweise 2s— 1, so hat man die Relationen ). = 2s— 1 45 0 = A V (-2) ). = i . 2s (2s— 1) • • ■ (2s— 14-1) (n— 2s) (n— 2s— 1) . • . (w— 2s— X + l) X! (n — 1) (n — 3). . . (n — 2X4-1) (W 2s2s) {2s; «2, «3,. • «m} 1 = 2 s ^ (28+1) 2s. . .(2s-Z + 2)(n— 2s— 1) (»—28-2). • .(m— 2s— X) ^ 24 =-i y (-2)1 ' - 2 - -ll(«-l)(»-3)...(«-2»+ij + (“is+T1) l2s + U “2. «3,- ■ “4 oder , , a n-l . /'«■ • -2s' _ _ r®. ® ^s, w+2s, g ’ / v 2s J (w — 1) (» — 3). .■.(»• — 22s (2s) ! 1A 4- n — 1 2A=— [Fl — 2s— 1,— » + 2s+ 1, - ö“ 1 + f 2s 4-1 ■M — 2s — 1 ^ 2S ) l2s’ Ä2; 0:3,1 1 *»*} 22s+1(2s + 1)! (n — 1) ( n — 3) . . . (n — 4s — 1) , ') {2s 4-1; «2> «3v •■•>««}> '» — 2s — 1a 2s 4-1 wo jp y, *) die hypergeometrische Reihe ist. Bekanntlich ist w, A -j i> n(y-i)n(y-«— ß— l) J («, ß, y, 1) n n (7— ß— 1) und daher f (_2*,— »4-2s, — — g— , l)=l » — 1 Fi — 2s — 1,— «4- 2s 4-1,- 1 = — 1. Die zwei letzten Gleichungen verwandeln sich daher in 22s (2s) ! A — {n — 1) (» — 3). . .(n — 4s 4-1) {2s; a2, a3, . . xm] 22s+i(^2s4-l)! A — {n — 1) (n — 3). . .(» — 4s — 1) {2s 4-1; «2, a3> - ■ xm}> und demnach besteht die Relation 9) allgemein, da sie für p — 1,2, besteht. Auf dem eben auseinandergesetzten Wege ergeben sich ferner, wie man sofort sieht. Relationen : die folgenden 2Pz P2 • { Pl i a2> x3>- - 2?3P3! {Pl> P2i a3> a4’ ‘ • ., ==(«— 1) (n — 3). • .(»— 2p24-l) {Pl, p2; <*3> a4>- • • J ., am| = (»— 1) (»—3) ■ • • («— 2p34-l) {pi;p2, P3 5 a4> Ä5i- ■ ->ÄOT} 2P,'Px-{PuP2r,-iPx- l')ax>ax4-i’---' i(j — (n — 1)(» — 3)...(w — 2px4-l) {pii P2; • ••Px— liPxi ax4-l> äx4-2> • * ■> Äm} ' 46 Leopold Gegenbauer , Es ergibt sich demnach für eine windschiefe Determinante A ungeraden Ranges von gerader Ordnung die Relation 10) (n~\ ll-1 n—\ 2 1 2 ■■ ■l 2 \ Pi J ' P2 t ' Px / 2 ){Pv P2> ■ Px—V Px i *x+l’ ax+2> ■ ■ •; am\ aus welcher nach den früheren Bemerkungen sofort für eine windschiefe Determinante At geraden Ranges gerader Ordnung n die Gleichung von 11) ,n—L ,n~- n\ Ax =( 2 ( 2 \ Pi ! ^ P2 folgt, wenn Splf P2> ■ • '> Px —V px ; «x P Px — VPx'i “x+l> Kx+a; • • • ! Äml Aus den allgemeinen Relationen 10) und 11), deren Ableitung der Zweck dieser Mittheilung war, ergibt sich nun leicht durch geeignete Specialisirung die Verallgemeinerung des Cayley’schen Theorems. Setzt man x = m = r-, Px=-=v (X = l, 2,...,m)-,pr=2r~- 1, f»fv = 2r und bedenkt, dass n n n) 2’ 2’ i(!\- ,<*) .<*) • ■ > \ ) ‘ 1 1 • •(2) /2r) .(2r) • •>*,>•••)*! >•••,*) — w r «(i4). V FKr~xM ,<*) ,<*) • % ) l\ >• i) ,<») .(2) 1 *1 > • • • ; II ** M I «i 1>S 'To •i l 1) e*C0 -<*) 5* • • 1 V ’ 1 o * •> t<*) 0<2r) ,-(2r)_ 1 ! N v • M >• • »>*v — 1 i n re) ' P 2; ’ • "’2 j - .f, A1) ,<*) * * •> % ’ 1 5 /*) /2r) ;(2r) . • • ■ > S > • • • >h ••••>% — w r 1, %i : t<4) f<*) >•••?% j ; •(2) (2r) .(2r) _ '•••>%>•••>*! >•••>% — 1 1 <2r) • «2, , f,..., ,f>- •• «v A ) . M . •av+2,4‘)j2f ist, so erhält man aus 10) und ll) die speciellen Formeln II ( n ) f-(*> *1 >’• f<4) /2) • J *V 5 *1 > * * ’ V ’ V v(2r) • > h 5* • „ifi f-(f) *i >• • ,(*) i?) * ? % >4 J * * L f<2r) • > h > • • v(2r) •> *v [7] (>f .<*>, if\ .... if ) . = 1 1 Über windschiefe Determinanten höheren Ranges. 47 1 \ ? • • • ? i H n ! Ax — % > • • • 7 s 7 • • • , 42,,) ==w r z •0 7 * ••uf-'ff), /2t) . 2 ' ..,ff))«v+ 1,4*) *1 >• ..,if) = i 1 ö'v+2, .<*) ,<2) ‘2 J '2 j • • • ) J2 ■an,Ü\Ü\-- ,«f)- /2) 1 ‘ ’ v ’S • ,<2) ,.(*••) »<*•7= V = n r )Y ) 1 \ >* ‘ ,<*) fi) •’S ’S ’• • x •(2r) 4 - ppf-f = i i ,f2r — 1 *2 i) 42t_ “'ff), ff,-. , . . . . 1 el ®2 ! z2 ) • • , 42r) • • ■ aAt) <*) * V > *V >• • •f («=!)■ Vertauscht man in irgend einem Gliede der auf den rechten Seiten der letzten Gleichungen stehenden Summen zwei der Grössen f--1) , p~) mit demselben unteren Index mit einander, so ändert sich dasselbe nicht. Es haben also alle Glieder, welche durch eine Reihe von solchen Transpositionen in einander übergeführt werden rn können, denselben Werth, und demnach ist jede solche Summe gleich dem Producte aus 2^ und demjenigen Ausdrucke, welcher aus ihr entsteht, wenn jedes Indexpaar ff-1) , ff) durch die Ungleichung ff-i)< f ) beschränkt wird. Vertauscht man ferner in einer der eben erwähnten Summen alle correspondirenden Grössen ? u k mit zwei verschiedenen unteren Indices mit einander, so bleibt dieselbe ungeändert und daher ist jede von ihnen gleich dem Producte aus llQ'j und demjenigen Ausdrucke, welcher aus ihr hervorgeht, wenn die Indices *<2r_1) der beschränkenden Relation ff“1) < f < ,j) unterworfen werden. Man hat daher schliesslich die Gleichungen 4 = [II wr Z R(*f ■ 'f • ■ - , «f >) • •«1, . . . ,>-f ) «2, 4*>, «<2), . . . , i • • ■ «v, ^ PI (f “S f r-1V • f -1), ff), ff),. . .,ff ))■ ■ «V+ 1, tf, . . . , 42’-)«v+2, .<*>, 42), . . . , 42") • • • an, /*), ,-f), . . . , ffr) 4” . . .?> . (,m . •z •C1) ', • ■ •» '1 * 2 > *2 J • • •, *2 . . aAi) S ; Für r — 1 liefert die letzte Gleichung die von Herrn F. Mertens a. a. 0. abgeleitete Formel für wind¬ schiefe quadratische Determinanten. 48 Leopold Gegenbauer , Über windschiefe Determinanten höheren Banges. Diese Gleichungen liefern die folgenden Theoreme: Eine windschiefe Determinante ungeraden Ranges von gerader Ordnung ist das Product von zwei ganzen ganzzahligen Functionen der Elemente. Eine windschiefe Determinante gerader Ordnung, deren Rang einfach gerade ist, ist das Quadrat einer ganzen ganzzahligen Function der Elemente, ist aber der Rang derselben mehrfach gerade, so ist sie das wl-fache eines solchen Quadrates. fm— 11 Eine windschiefe Determinante von gerader Ordnung n und vom Range m ist durch {w!}i 2 J theilbar. Will man nur die letzten zwei Relationen ableiten, so gelangt man bedeutend rascher zum Ziele, wenn man sich eines anderen Summenausdruckes für Determinanten mten Ranges von gerader Ordnung bedient, welcher aus der von Herrn F. Mertens a. a. 0. aufgestellten Formel für das Product von zwei quadratischen Determinanten leicht erschlossen werden kann. - C-O-O^OO« 49 UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE TÄGLICHE OSCILLATION DES BAROMETERS VON J. HANN, W. M. K. AKAD. VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 10. JÄNNER 1889. Die nachfolgenden Untersuchungen haben ihren Ursprung genommen in der Verfolgung eines Gedankens, den ich in einer kleinen Abhandlung in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie näher dargelegt habe. 1 Wenn die doppelte tägliche Luftdruckschwankung in der That ein Wärmephänomen ist, und der Hauptsache nach von der schon in den oberen Schichten der Atmosphäre absorbirten Sonnenstrahlung herrührt, dann liegt es nahe, die Frage zu stellen, ob die Schwankung in der Intensität der Sonnenstrahlung vom Perihelium zum Aphelium sich nicht in einer entsprechenden Variation der Amplitude der doppelten täglichen Luftdruck¬ schwankung zu erkennen gebe, wie man wohl annehmen müsste. Es gehört zu den bemerkenswerthesten Thatsachen auf dem Gebiete der Meteorologie, dass wir in den meteorologischen Erscheinungen von der jährlichen Variation in der Intensität der Sonnenstrahlung kaum eine Spur tinden. Und doch ist die Wärmemenge, welche die Sonne der Erde in gleichen Zeiten zustrahlt, während des Periheliums um */,. ihres ganzen Betrages grösser, als jene im Aphelium. Man sollte wohl meinen, dass eine so erhebliche Variation in der Kraft des Motors, welcher die atmosphärischen Vorgänge anregt, sich auch in dem Verlaufe derselben sollte wiederfiuden lassen. Mir ist aber keine meteorologische Erscheinung bekannt, die dieser Voraussetzung entsprechen würde. 2 Ja, ich habe auch nirgends gefunden, dass selbst die actinometrischen Beobachtungen diesen Unterschied in der Intensität der Sonnenstrahlung direct nachgewiesen haben. Offenbar sind die Schwankungen derselben, welche durch die Variationen in den Absorptionsver¬ hältnissen unserer Atmosphäre hervorgerufen werden, grösser als jener Unterschied. Dies sollte zur Vor¬ sicht mahnen, beobachtete Variationen in der Intensität der Sonnenstrahlung nicht, gleich direct auf den Sonnenkörper selbst übertragen zu wollen. Es wäre, scheint mir, ein guter Prüfstein für solche Hypothesen, wenn man vorerst untersuchen wollte, ob die actinometrischen Messungen hinlänglich unabhängig gemacht werden können von den atmosphärischen Verhältnissen, und auch schon scharf genug sind, um jene unzweifel¬ hafte jährliche Variation in der Intensität der Sonnenstrahlung durch directe Messungen nachzuweisen. 1 Bemerkungen zur täglichen Oseillation des Barometers. Sitzungsber. der Wiener Akad. XC1II Bd., II. Abth., Maiheft 1886. 2 Man könnte nur die grösseren Erhebungen der Wärmemaxima des Sommers über die Mitteltemperatur auf der südlichen Hemisphäre dahin deuten, doch liegen dafür auch andere Ursachen ziemlich nahe. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. 7 50 J. Rann , Wenn die doppelte tägliche Oscillation des Barometers in der That hauptsächlich von der schon in den oberen Schichten der Atmosphäre absorbirten Sonnenstrahlung herrührt, dann darf man mit gutem Gum de annehmen, dass wir in derselben am sichersten eine Spur der jährlichen Variation in der Intensität der Sonnen¬ strahlung antreffen werden. Denn erstlich sind diese oberen Schichten am unabhängigsten von den localen und zeitlichen Störungen, welchen die Vorgänge in den untersten Schichten in so hohem Grade unterliegen, und zweitens gibt es keine einzige meteorologische Erscheinung, welche mit so grosser Regelmässigkeit und Unabhängigkeit von Örtlichkeit und Jahreszeit abläuft, wie die tägliche Barometerschwankung. Die Gesetz¬ mässigkeit und Stetigkeit, mit der die doppelte tägliche Welle des Luftdruckes an allen Orten der Erdober¬ fläche auftritt, erinnert in hohem Grade an die Gesetzmässigkeit der kosmischen Erscheinungen, und hat auch schon ernste Forscher veranlasst, sie als solche zu deuten. Diese Überlegungen veranlassten mich, zunächst nachzuforschen, ob die Amplituden der doppelten täglichen Welle des Luftdruckes in der That überall dieselbe jährliche Variation zeigen, mit einem Maximum im Januar und einem Minimum im Juli, und zwar übereinstimmend in beiden Hemisphären. Das zu dieser Untersuchung bereits vorliegende, unmittelbar verwerthbare Materiale schien nun m der That mit einiger Bestimmtheit darauf hinzudeuten, dass eine jährliche Periode der Amplituden im obigen Sinne wirklich vor¬ handen sei. Es lagen aber doch noch für zu wenige Orte die Amplituden der doppelten täglichen Welle des Luftdruckes für die einzelnen Monate berechnet vor, namentlich in den Tropen — und diesen kommt ja hauptsächlich die Entscheidung zu — so dass ich den Entschluss fassen musste, diese Berechnung selbst fiii eine grössere Zahl von ausgewählten Orten vorzunehmen. Damit wuchs aber die vorliegende Arbeit über (las ursprüngliche Ziel hinaus und gewann allgemeinere und umfassendere Gesichtspunkte. Ich stellte mir nun die Aufgabe, alle Beobachtungen über die tägliche Oscillation des Barometers zu sammeln und sie dei harmonischen Analyse zu unterwerfen. Wenn ich sage alle Beobachtungen, so muss ich die Beschränkung beifügen, soweit sie mehrjährig waren und sich über alle Monate des Jahres erstreckten.1 Nur iiii wenige Orte wurden auch die Mittel von vier Jahreszeiten verwendet, und in die Übersichtstabelle wurden auch blosse Jahresmittel aufgenommen. Man kann wohl mit einiger Berechtigung behaupten, dass einer der Gründe, wessluilb die wahre Ursache der täglichen Barometerschwankung noch immer ein Räthsel ist, obgleich die Erscheinung nun seit zwei¬ hundert Jahren bekannt ist, und die Literatur Uber dieselbe schon eine kleine Bibliothek Hillen wurde, darin zu finden sein dürfte, dass man die Erscheinung fast immer in ihrer Totalität durch eine einzige Ursache zu erklären gesucht, und dabei ihr Auftreten an einem oder einigen bestimmten Orten der Erdoberfläche zu Grunde gelegt hat, unbekümmert darum, ob nicht die Beobachtungen an anderen Orten mit der angenommenen Erklärung in Widerspruch stehen. Dies ist z. B. der Fall, wenn man die Ursache der ganzen täglichen Luftdruck¬ schwankung in den an der Erdoberfläche vor sich gehenden täglichen Variationen der lemperatur, der Feuchtigkeit, Windrichtung und Windstärke sucht, und nicht beachtet, wie verschiedenartig dieselben an Orten sind, welche den gleichen täglichen Gang des Barometers haben; wie über den weiten Oceanen, wo die tägliche Variation der Temperatur auf ein Minimum herabsinkt (Amplitude 1—2° 0.) das Barometer in gleicher Weise und mit gleicher Stärke seine doppelte tägliche Schwankung ausführt, wie über den Oontinenten, wo die tägliche Wärmeschwankung ein Maximum erreicht mit einer Amplitude von 10-15° und darüber, während gleichzeitig die täglichen Perioden der Windstärke ebenfalls in einem Gegensatz stehen. Die tägliche Barometerschwankuug ist unstreitig ein complcxes Phänomen, das der Hauptsache nach aus einer doppelten täglichen Oscillation besteht, auf welcher eine einfache tägliche Oscillation aufgesetzt ist. Sie ist also zum grössten Theile das Interferenzphänomen einer einmaligen und einer doppelten täglichen Welle. Dazu kommen dann noch Variationen mehr untergeordneter Natur von anderen Perioden. Es ist daher von grösster Wichtigkeit, diese verschiedenen Perioden von einander zu trennen und daun dieselben i Von benachbarten Orten wurde meist nur ein Ort genommen, wenn nicht besondere Gründe für die Berechnung der Beobachtungen mehrerer Orte zu sprechen schienen. 51 Ber tägliche Gang des Barometers. nach ihren Haupteigenschaften einzeln zu untersuchen. Hur so wird man den Schlüssel zu ihrer Erklärung finden können. Man muss demnach die harmonischen Constituenten der täglichen Barometerschwankung auf¬ suchen, und dies soll im Folgenden geschehen, wobei ich mich allerdings zumeist auf die Darstellung der ein¬ maligen und der doppelten täglichen Welle beschränken werde. Die harmonische Analyse der täglichen Baro¬ meterschwankung ist auch unbedingt nothwendig, wenn man eine Grundlage für eine mathematische Theorie derselben erlangen will. Dass wir noch keine solche Theorie haben, liegt vielleicht nur darin, dass eine genü¬ gende derartige Grundlage bisher fehlte. Der mathematische Physiker schreckt davor zurück, sich selbst diese Grundlage zu beschaffen, weil ihm die Detailkenntniss der meteorologischen Literatur fehlt, welche das Material dazu liefern muss, zum Theil vielleicht auch, weil er keine Zeit und Lust dazu hat, die langwierigen numerischen Rechnungen durchzuftihren, welche die Vorbereitung dazu sind. Curven und Tabellen, in welcher Form zumeist die Resultate der Beobachtungen Uber die tägliche Barometerschwankung dargeboten werden, geben noch keine Grundlage für eine physikalisch-mathematische Behandlung dieser Erscheinung. Eine Zerlegung der täglichen Barometerschwankung in eine einfache und eine doppelte täglicheWelle wird durch die Natur der Erscheinung seihst gefordert. Wir sehen, dass in der Nähe des Äquators, wo die Erscheinung am stärksten und am reinsten auftritt. namentlich dort, wo die rein örtlichen Einflüsse ausgeschlossen sind, wie auf offener See, die doppelte tägliche Welle weitaus die Haupterscheinung darstcllt, so dass fast nur diese zur Erscheinung kommt, und bloss eine geringe Abweichung von vollständiger Symmetrie in der Bewegung des Barometers in den beiden Tageshälften noch auf das Vorhandensein einer anderen Periode hindeutet. Man findet dann durch die harmonische Analyse, dass der doppelten täglichen Welle noch eine ein¬ fache Welle aufgesetzt ist, deren Amplitude aber nur ein Drittel bis ein Fünftel der Amplitude der Doppel¬ welle beträgt. Die Zusammensetzung dieser beiden Wellen stellt die ganze beobachtete Erscheinung schon so genau dar, dass die Abweichungen zwischen Rechnung und Beobachtung die Hundertel des Millimeters nicht übersteigen, bei einer Amplitude der ganzen Oseillation von 27a mm. Es zeigt sich dann ferner, dass die Amplitude der doppelten täglichen Oseillation mit der geographischen Breite regelmässig abnimmt, während bei der Amplitude der einmaligen täglichen Oseillation dies durchaus nicht der Fall ist, indem dieselbe in hohem Grade von den Local Verhältnissen beeinflusst wird. In höheren Breiten kann es derart geschehen, dass diese einfache Oseillation zur Haupterscheinung wird, ja dass die doppelte tägliche Oseillation scheinbar ganz verschwindet (so im Sommer auf den Continenten). Wir kennen nun in der That periodische Erscheinungen in unserer Atmosphäre, welche eine einfache tägliche Oseillation erzeugen müssen. Es sind dies die Land- und Seewinde der Küsten und die Berg- und Thalwinde der Gebirgsländer oder der Bergländer überhaupt. Wir finden auch wirklich an diesen Orten eine bedeutende örtliche Vergrösserung der einmaligen täglichen Barometerschwankung wie sie durch die wahr¬ nehmbaren periodischen Übertragungen von Luftmassen erfordert wird. Wir haben demnach einen physi¬ kalischen Grund dafür, dass wir die einfache tägliche Oseillation für sich herausnehmen aus der Gesammt- oscillation des Barometers, und dieselbe auch für sich untersuchen wollen. Die Zerlegung der täglichen Barometeroscillation in eine einfache und in eine doppelte tägliche Welle durch die harmonische Analyse ist desshalb nicht bloss ein Reclmungsvorgang, der einer realen Bedeutung entbehrt, wie viele Meteorologen anzunehmen geneigt sind (einem Physiker wird dies aber kaum beifallen). Die beiden harmonischen Constituenten der täglichen Luftdruckschwankung haben eine reale Bedeutung, wir müssen annehmen, dass jeder derselben eine besondere physikalische Ursache zu Grunde liegt. Der Erste, der diese Ansicht vertreten hat, war (nach Schiaparelli) der berühmte Mailänder Astronom Francesco Carlini in seiner Abhandlung: „Sulla legge delle variazioni orarie del barometro.“ (Memorie della Societa italiana delle scienze. Tomo XX. Modena 1828, 5G pg. in 4°). Derselbe erkannte, dass der grösste Theil der täglichen Barometerschwankung durch die Summe zweier periodischer Glieder repräsentirt werde, von denen das eine zwei Maxima und Minima im Laufe des Tages hat, das andere aber nur je Ein Maximum und Minimum. Jede dieser Perioden hat ihre separate Ursache. Die eine derselben, welche in einem Cyklus von 24 Stunden einmal abläuft, schrieb Carlini einer Wärmewirkung der Sonne auf die Atmosphäre zu (flusso 7* 52 J. Ilann, fisico), die andere, welche zwei Maxima und Minima im Laufe eines Tages aufweist, schrieb er einer Anziehung der Sonne auf das Luftmeer zu oder einer Wirkung ähnlicher Natur (flusso dinamico). Lamont ist bekanntlich viel später, aber unabhängig von Carlini, auch zu der Überzeugung gekommen, dass die beiden Hauptglieder der periodischen Function, durch welche man die tägliche Barometerschwankung darstellen kann, der Ausdruck für die Wirkungen zweier verschiedener, ihnen zu Grunde liegender Ursachen sind, und nicht bloss mathematische Formen, welche sich aus der Anwendung eines willkürlich gewählten Rechnungsmechanismus ergeben. (Annalen der Münchner Sternwarte, III. Suppl. Band, München 1859.) Lamont war es auch, der zuerst in eingehender und gründlicher Weise gezeigt hat, dass während die ein fache tägliche Oscillation des Barometers sich in hohem Grade von dem Wechsel der Jahreszeiten, sowie von der jeweiligen Witterung abhängig zeigt, die doppelte tägliche Oscillation dagegen eine merkwürdige Unab¬ hängigkeit von diesen Einflüssen aufweist, und sieh dadurch als eine Erscheinung ganz anderer Natur manifestirt. (Über die tägliche Oscillation des Barometers. Sitzungsber. der Münchner Akad. Febr. 1862.) Auch John Allan Broun sieht in der doppelten täglichen Oscillation des Barometers eine Erscheinung, welche sich nicht durch die bekannten täglichen Wärmewirkungen der Sonne auf die Atmosphäre erklären lässt, und zwar auf Grund eingehender Untersuchungen und speciell zu diesem Zwecke angestellten Beobachtungen. (Report of the British Assoc. Aberdeen 1859. Notices, pag. 43.) Es liegt ganz ausserhalb der Zielpunkte dieser Abhandlung auf die verschiedenen Erklärungsversuche der täglichen Luftdruckschwankung einzugehen, die Ansichten von Carlini, Lamont und Broun wurden bloss erwähnt, weil sie für die Wichtigkeit einer harmonischen Analyse der sogenannten atmosphärischen Ebbe und Fluth sprechen, welch’ letztere den Hauptgegenstand der vorliegenden Arbeit bildet. Dieselbe will der Hauptsache nach nichts Anderes leisten, als eine streng wissenschaftliche Beschreibung der atmosphärischen Gezeiten zu liefern und damit eine Grundlage zu schaffen, für eine spätere mathematisch-physikalische Theorie derselben. Ich hebe ausdrücklich hervor, dass es mir ferne liegt anzunehmen, dass die nachfolgende analytische Beschreibung der täglichen Oscillation des Luftdruckes die ganze Erscheinung umfasst, sie behandelt nur die beiden Haupterscheinungen. Dass es daneben noch andere interessante und wichtige Details in der täg¬ lichen Oscillation des Barometers gibt, welche hier gar nicht berührt werden, wird ausdrücklich anerkannt, so z. B. das von Herrn Rykatchew entdeckte kleine dritte nächtliche Maximum im Winter, dessen Auftreten in den mittleren Breiten eine Thatsache zu sein scheint.1 Es liegt mir desshalb auch ferne, die Rechnung oder die harmonischen Constituenten der täglichen Barometerschwankung an die Stelle der beobachteten stünd¬ lichen Werthe des Luftdruckes setzen zu wollen. Die letzteren sind als Materiale für weitergehende Unter¬ suchungen und Theorien, die von anderen Gesichtspunkten ausgehen, natürlich unentbehrlich. Die beob¬ achteten Thatsachen behalfen für alle Zeiten ihren Werth, die Theorien werden dagegen mit der Zeit modificirt oder gänzlich umgestaltet, und ihre Werthschätzung ist zu verschiedenen Zeiten eine sehr verschiedene. Nach dieser Verwahrung gegen Missdeutungen, wie sie in jetziger Zeit nicht selten Vorkommen, wenn man rechnet, statt Curven zu zeichnen, kann ich nun zur Darlegung der Resultate meiner Untersuchungen übergehen. Ich darf an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass ich bei der Berechnung der Constanten der harmonischen Reihe von Herrn Dr. M. Margulcs wesentlich unterstützt worden bin, der weitaus grösste Theil der Constanten At und a, ist von ihm berechnet worden. I. Übersicht der Jahresresultate und Nachweise über die den Rechnungen zu Grunde liegenden Beobachtungen. Die nachfolgende Tabelle enthält zunächst eine übersichtliche Zusammenstellung der Jahresresultate über den täglichen Gang des Barometers an mehr als 100 Orten. Es wurde schon bemerkt, dass nicht alle Orte, von denen Beobachtungen über den täglichen Gang des Barometers vorliegen, berücksichtigt worden 1 Recherches sur le 3me maximum. La marehe diurne du Baromfetre en Russie. Petersburg 1879. (Rep. liir Met. I ome VI.) MeLnges Phys. et Chem. Tome X, p. 521. 53 Der tägliche Gang des Barometers. sind, indem eine Häufung von benachbarten Orten als überflüssig erachtet wurde. So fehlt Helsingfors wegen der Nähe von Petersburg, Groningen neben Utrecht, Krakau neben Prag etc. Dagegen wurde Magdeburg neben Leipzig aufgenommen, weil dort die Aufzeichnungen durch einen Sprung’schen Waagebarograph erhalten werden, in Leipzig aber durch einen gewöhnlichen Waagebarographen, welcher etwas träge zu sein scheint. Aus den Polargegenden wurden nur die neueren und neuesten Beobachtungen benützt, und durchaus keine Vollständigkeit angestrebt. Ursprünglich wollte ich überhaupt alle Orte jenseits des 60. Parallels ausschliessen, weil hier die doppelte tägliche Oscillation schon so geringfügig wird, dass man neben den grossen unregelmässigen Änderungen nicht mehr sicher zu erkennen vermag, ob die in den Mitteln allerdings zum Vorschein kommenden täglichen Perioden noch etwas mit der täglichen Oscillation in niedrigen und mittleren Breiten zu thun haben, d. h. dieselbe Erscheinung sind. Anderseits wurden einige interessante kürzere Reihen von stündlichen Beobachtungen des Barometers benützt, ohne dass eine Vollständigkeit in dieser Richtung angestrebt worden wäre. Es würde sich aber doch lohnen, wenn einmal alles vorhandene brauchbare Materiale von stündlichen Barometer-Beobachtungen gesammelt würde. Namentlich ruhen in älteren Reisewerken, speciell z. B. in den Publicationen über die von den Regierungen ausgesandten Schiffs-Expeditionen noch unerhobene Beobachtungsschätze, welche besonders für den Gang des Barometers zur See und an fernen Küstenpunkten sich würden verwerthen lassen. In den tropischen Gegenden können auch kurze Beobachtungsreihen von mindestens 14 Tagen oder einem Monat mit Vortheil zur Ableitung der allgemeinsten Erscheinungen des täglichen Ganges (der beiden ersten periodischen Glieder) herbeigezogen werden. Die Constanten A3 und a., wurden nur aus den mehrjährigen stündlichen oder zweistündigen Beob¬ achtungen berechnet, bei denen die Nachtbeobachtuugen nicht fehlen. Wo nur sechs Beobachtungen im Tage gemacht werden (Schiffsbeobachtungen im Atlantischen Ocean, Bai von Bengalen), kann man nicht erwarten, eine so kurze Periode noch mit einiger Sicherheit ableiten zu können. H) der Columne, die Jahre Uberschrieben ist, bedeutet ein beigesetztes M die Zahl der Beobachtungs¬ monate, TT bedeutet Termintage, also meist kurze Reiben von Beobachtungen. Die mit Asterisken ver¬ sehenen Termine sind meist unvollständig in der Art, dass fehlende Terminbeobachtungen in irgend einer Weise durch Interpolation ersetzt worden sind. Wo in der Columne, die mit Höbe überschrieben, ein Strich steht, ist die Seehöhe sehr gering und desshalb gleichgiltig für die vorliegende Erscheinung. I. Tägliche Oscillation des Barometers. Übersicht der Mittelwerthe. Die Constanten der harmonischen Reihe a1sin(a: + yl1) + a2sin(2x + ^2)-t-o3sin(3*-+-^3). x = 0 für Mitternacht. Nr. Ort Breite Länge Höhe Jahre (Monate) Ter¬ mine At Az 4 ' «1 a2 «3 . - - . mm mm mm Pol ar -Stationen j Nord Grönland . 82°27' 6i°22'W — S M. 24 3i6°6 274?o _ •023 ■074 _ 2 Polhem (Spitzb.)... 79 50 16 4 E 12 10 M. 24 199-0 80-4 — •084 • 103 — 3 Cap Thordsen „ 78 28 15 42 E 77 I 24 1 93 ' 5 100*2 — *121 -095 — 4 Sabine-Insel . 74 32 18 49 W — I 12 175-0 149-5 — *OIO •097 — 5 Ssagastir (Sibirien) . 73 23 124 s E — ,5/e 24 120*2 225-9 331-3 •115 ■074 •015 6 Nowaja-Semlja . 72 23 52 43 E — I 24 179-2 19-1 — 1 122 •068 — 7 Point Barrow (N. Am.). . . 71 17 156 40 W — 1% 24 78-7 69-2 268-1 •064 •092 •006 8 Jan Mayen . 70 59 8 28 W — I 24 232-1 1370 — ■066 •113 , — 9 Europ. Nordmeer . 70 " 3V2M. 1 24 207-5 92 * I — * 217 • 066 — 1 Sommer, Juli und August. 54 ./. Hann, Nr. 0 r t Breite Länge Höhe Jahre (Monate) Ter¬ mine A A A «i «2 “3 mm mm mm IO Bossekop . 69 °S8' 23 °I5'E _ I 24 98^5 92?4 •069 ■074 1 1 Sodankylä (Fiiml.) . 67 27 26 36 E 300 1 24 3i-5 104-4 — •096 • 064 — 12 Kingua fjord . 66 36 67 19 W — 1 24 317-6 228-8 — •026 •095 — 13 Godhaab . 64 I I 5i 43 W — I 24 201 9 215-5 208-4 •075 • 121 • 012 14 Fort Rae (N. Am.) . 62 39 115 44 W ? I 24 206-5 115-2 — •151 •026 — iS Abo . 60 28 22 18 E — — — 212 ’O 128-0 — •046 • 125 — l6 Petersburg . 59 56 30 16 E — 28 24 237-4 82 • 2 296-9 •033 •089 ■015 17 Upsala . 59 52 17 38 E 24 6 24 IOO 130-4 336-8 •099 • 137 •019 18 Sitka . 57 3 135 18 W — 23 24 205-7 83-6 237-3 •058 •097 •008 19 Katharinenburg . 56 49 60 35 E 272 22 24 54'9 151 -8 302-7 •092 •086 ■008 20 Moskau . 55 46 37 40 E 156 5 24 359 ‘4 I2i'3 — -035 •081 __ 21 Makerstoun . 55 35 2 32 W 65 4 24 187-1 147-6 9-1 •027 ‘ 205 •014 22 Dublin . 53 23 6 21 W 7 4 12 150-9 149-4 59-o •OIO •231 •010 23 Barnaul . 53 20 83 47 E 140 22 24 291 * I 161 -4 352-3 • IOO • 106 ■ 028 24 Irkutsk . 52 17 104 19 E 491 I 24 8-8 161 -9 354-5 •433 ■307 ■038 25 Magdeburg . 52 9 I I 38 E 54 4 24 4'7 145- 1 353-0 •150 ■235 •024 26 Utrecht . 52 5 5 7 E 13 19 24 285-5 141 ’O 35-5 *020 . 220 •029 27 Oxford . 51 46 I 16 W — 16 12 48 "5 157-9 35o-5 * I40 ■249 •025 28 Greenwich . 5i 29 O O 49 20 24 24-8 142*1 5"o • 104 •234 •030 29 Leipzig . 5i 20 12 33 E 119 6 24 339' 6 135-3 33&-I ■153 ■ 216 ■026 3° Nertschinsk . 5i 19 119 37 E 668 18 24 12-5 rö2'6 327-4 •326 •255 ■035 31 Brüssel . 5° 52 4 2 1 E 5h 40 12 357-4 147-2 8-7 •050 * 242 •030 32 Prag . 50 5 14 26 E 254 13 24 3'7 141 -4 12*9 •232 ■232 •025 33 Paris . 48 5° 2 20 E 46 7 24* 9‘9 153 8 355-6 •177 •299 •025 34 Wien . 48 12 16 2 1 E 200 19 24 359 6 141 '4 21*2 •218 ■306 ■030 35 München . 48 9 I I 36 E 529 19 24 11*2 149.8 4-2 ■117 * 24I • 027 36 Kremsmiinster . 48 4 14 8 E 39° IO 12* 5‘7 146-6 3-4 •268 •268 •029 37 Klagenfurt, . 46 37 14 18 E 448 7 Vs 24 23-5 156.3 256- 1 '577 *272 *OIO 38 Bozen (Gries) . 46 30 I I 20 E 292 2 24 19*2 I54-3 348-1 •930 •462 •039 39 Genf . 46 12 6 9 E 405 40 12* 7-9 I59-3 36-0 • 262 •342 •007 39b Aosta . 45 44 7 20 E 614 1 M. (24) 31-3 156-3 — •793 ■433 — 40 Mailand . 45 28 9 1 1 E 147 25 8* 357'° 144-4 8-8 •3°3 •357 •045 41 Triest . 45 39 13 46 E 26 8 24 47-8 I33-9 359-0 ■123 •283 •036 42 Pola . 44 52 13 5i E 32 IO 24 321 '3 128-5 331-7 * 102 . • 280 •029 43 Bukarest . 44 26 26 6 E 93 3 24 353 5 140-3 349-6 •309 ■310 ■034 44 Toronto . 43 39 79 23 W 104 6 24 333'4 169-6 18-4 •378 •330 - 048 45 St. Martin de Hinx . 43 55 I 16 W 40 4 24 36-0 149-9 357-6 •114 ■344 •030 46 Lesina . 43 5 l6 14 E 20 8 24 309-7 I33-5 356-3 •147 •304 •024 47 Albany . 42 39 73 45 W 46 5 24 354'3 1 62 * 0 35I-5 •187 •361 •032 48 Nukuss . 42 27 59 37 E 66 1 24 329-0 161 • 6 353-1 •303 ■376 •041 49 Tiflis . 4i 43 44 47 E 442 22 24 21-6 157-9 344'7 ■626 •376 •049 5° Neapel . 40 5o 14 *5 E 149 7 24 20-5 143-2 352-4 •068 •317 •035 5i Madrid . 40 24 3 43 W 655 IO 8* 357'3 I54-7 — •420 •420 ■— 5i b 1 Madrid 1 . Neuere Reihe 1879—1885. 40 24 3 43 W 655 6 8* 347-7 155-6 ■371 •470 Der tägliche Gang des Barometers. 66 Nr. Ort Breite Länge Höhe Jahre (Monate) Ter¬ mine *1 ^2 ^3 «1 #2 «3 mm mm mm 52 Coimbra . 40° 12' S°23'W 141 IO 24 I7?4 i56?5 349?8 • 144 ■418 •068 53 Peking . 39 57 116 29 E 40 22 24 i -6 148-4 346-0 •743 ■547 •066 54 Philadelphia. ... . 39 38 75 11 W 34 3 24 359’° 164-9 — -450 •464 — 55 Washington . 38 56 76 58 W 3i 5 8 348-5 164-2 351-8 •472 ■445 •041 56 Lissabon . 38 43 9 8 W 102 20 24 34i'4 153-4 16- 1 • 109 •438 "°57 57 liocky Mountains . 38 30 iii 40 W 1326 3 M. 24 0-3 I49-9 — •783 •394 _ 58 Yarkand . . 38 25 77 16 E 1257 9 M. (24) 4-6 162-0 10*2 ■884 •546 •033 58 S. Francisco . 37 48 122 23 W — T. T. (24*) 333-o 141 -8 — -493 •427 _ 59 S. Fernando . 36 28 6 13 W 29 IO 24 253-4 144-8 26-5 • 1 12 •435 *027 60 Tokio . 35 4i 139 45 E 21 8 8 20-3 171-4 — ■439 ■547 — 60 b r> . . 35 4i 139 45 E 21 I 24 I9-5 176-6 18-6 •440 •552 ■059 61 Leb . 34 10 77 42 E 3506 T. T. (24) 1 *o 154-3 348-o •868 •493 •042 62 Zikawei . 31 12 121 26 E 7 5 24 10-3 I57-4 14-6 -264 •581 •066 63 Simla . 31 6 77 11 E 2282 4 24 280-0 138-5 338-3 •250 ■537 •038 64 Kairo . 30 3 31 21 E — I 8 22 ' 3 I59-7 — ■548 •561 — 65 Goalpara . 26 1 1 90 40 E 120 T. T. (24) 347-3 I49-5 4-8 •851 1 -031 •063 66 Patna . 25 37 85 8 E 55 T. T. (24) 344-5 I53-3 46-6 ■803 •950 •018 67 Allahabad . 25 26 81 52 E 93 T. T. (24) 337-1 152-6 347-o ■768 ■888 •030 68 Hazaribagh . 24 O 85 24 E 612 T. T. (24) 349-8 145-8 332-8 ■490 • 872 •049 69 Habanah . 23 8 82 23 W 19 IO 12* 343-8 161 -0 — •258 •664 — 70 Calcutta . - . 22 33 88 21 E — 21 24 34i'4 151-1 346-1 •674 •994 •031 7i Hongkong . 22 15 1 14 12 E — 3 Vs 24 356-0 149-1 8-6 ■425 ■808 •050 72 Mexiko . 19 26 99 10 W 2282 3 24 12 -8 157-6 318-1 •764 •783 *021 73 Bombay . 18 54 72 48 E — 25 24 330-9 156-9 11 -4 •467 •968 •043 74 Madras . 13 5 80 17 E — IO 24 359-6 158-1 0*0 ■588 1 • 105 -018 75 Dodabetta . I I 24 76 47 E 2634 2V2 M. 24 276-6 152-6 — ■217 •734 _ 76 Trevandrum . 8 31 77 0 E 59 5 (24) 20 3 158-2 23 -I •39i 1 -077 -033 77 Ind. u. Pacif. Ocean .... 8-7 (Novara) — 2 M. 24 355-8 158-0 — •326 •930 _ 78 Atlantischer Ocean . 5°— io° 25° W *v* 6 354-9 I59-4 _ ‘ 140 • 810 _ 79 Christiansborg 1 . 5 30 O O — 5 7 5-6 166-2 _ ■350 '999 _ 80 Bai von Bengalen . 5 85 E — 2 6 352-9 161 ■ 8 _ ■302 •923 _ 81 Atlantischer Ocean . . o° — 5° 25 w — 2 Vs 6 i-8 158-1 — •165 ■820 — 82 Singaporo . 1 15 103 51 E — 5 24 25-6 156-3 63-3 •525 984 •038 83 Am Gabun . 0 25 •9 35 E — 1 M. 24 9-0 i57-o — •730 1-049 — 84 Batavia . 6 11S. 106 50 E — IO 24 25-3 I59-9 13-7 •620 •950 *040 85 Grosser Ocean ... . 6-4 (Novara) — 1 M. 24 12-3 158-9 — • 264 I *042 _ 86 Ascension . 7 55 14 25 W — 2 24 18-9 158-3 157-9 •284 •713 *OIO 87 Angola . 9 3 6 16 22 W 1170 2 M. 24 i-8 I49-9 — •856 ■ 852 — 88 Puno (Peru) . . . .' . 15 55 70 55 W 3842 — — I4-3 149-2 — •604 •748 _ 89 S. Helena . 15 57 5 4i W 538 5 24 322-1 152-7 78-0 ■ 166 •742 •035 90 Grosser Ocean .... i6'3 (Novara) — 1 Vs M- 24 25-7 160-5 — •301 •802 91 Mauritius . 20 6 58 2 E 55 I 2 24 46-6 163-7 32-2 ■308 ■725 '048 92 Kio de Janeiro . 22 57 43 7 W - 2V2 S u. 24 19*2 156-3 8l • 2 •415 •781 •O42 93 Cordoba . 3i 25 64 ii w 439 5 24 27-7 160- 1 — •004 •43i — 1 Nachtstunden 11 11 bis 5h a. m, interpi 1 )lirt! 56 J Rann, Nr. 0 r t Breite Länge Höhe Jahre (Monate) Ter¬ mine At A Aß «i tto aB mm mm mm 94 Grosser Ocean . 33‘3 (Novara) _ 2 M. 24 3°°?9 i58?7 * 214 •500 95 Santiago de Chile 33 27 70 41 E 519 2 8 u. 24 334-x 163-4 — • 148 -452 _ 96 Capstadt .... 34 56 cq CO — 5 24 31-6 161 -8 17-6 * 122 ■495 00 cr 0 97 Melbourne . 37 49 144 58 E 37 5 24 15-0 167-4 6-8 •254 •561 •028 98 Hobarton . 42 52 147 27 E 32 8 24 47-0 172*0 17-6 *291 •500 •046 99 Süd-Georgien . 54 31 36 0 W — I 24 27-4 161-5 — •096 •214 _ IOO Orange-Bai .... 55 31 70 25 w I 24 118-3 189-1 ■ • 132 •088 — Nachträge. (Meist kürzere Beobachtnngsreihen.) Nr. Ort Breite Länge Höhe Jahre (Monate) Termine Ai A «l «2 mm mm I Polarisbai .... 8i°36’N. 62°i5' W I 24 9?2 227?8 •143 •094 2 Polarishaus . 78 18 72 51 W — 7 M. 24 323-9 264-8 -053 •096 3 Dorpat . 58 23 26 43 E 66 19 8 48- 1 125-2 •008 • 1 19 4 Salzuflen . 52 5 00 80 I 24 297-3 149-9 •119 •248 5 Vicenza . 45 33 1 1 32 E 56 I 24 10*9 141 -4 •276 •384 6 Zaragoza . 41 38 0 58 W 205 3 8 11*0 153-7 * 610 ■520 7 Am Ararat . . . 39 40 44 18 E 3200 1 0 Tage 24 156-8 ■57-9 •232 •265 8 Lybische Wüste . 26 20 27 40 E 210 24 „ 12 326-7 I55'0 •446 •656 9 Acapulco . . 16 50 99 52 W — r4 „ 24 331-4 I33-9 •730 •774 IO Nordküste von Venezuela 10 32 — — ? 24 2*0 I52-5 •477 ■955 1 1 Payta . 5 7 S. 81 12 W — 10 „ 24 331-9 I50-5 1-047 •576? 12 Boma am Congo 5 47 13 10 E 5 20 „ 24 14-4 155-6 1 -048 ■ 906 13 Zanzibar . . . 6 10 39 10 E I 24* 336-6 151-8 •498 •703 14 Olinda (Brasilien) . 7 53 34 54 W — 20 Tage 24 28-8 138-9 •297 ■705 15 Tahiti . 17 32 149 34 W -- 18 „ 24 331 - 1 158-2 •413 •642 l6 Port Louis (Falklands-Ins.) 51 33 58 7 W — 6 M. 24 68-6 162 • 2 •300 • 150 17 Antarotisch er Ocean . 70 — — 6 M. 6 I7'9 73-8 -o66 •053 Die Resultate der Berechnung der Beobachtungen an Bord der „Novara“ und der „Eugenie“ finden sich späteren Stelle zusammengestellt. Nachweise zu Tabelle I. Übersicht der Mittelwerthe der täglichen Oscillation des Barometers. Nr. 1. Naros and 1 eilden, Results derived from the Aretic Expedition 1875/76, London 1878. November bis März stündlich. „ 2. A. Wijkander, Observ. met. de 1 'Expedition Suedoise 1872/73, Stockholm 1875. „ 3. Nach gütigen brieflichen Mittheilungen von Dr. Nils Eckholm. „ 4. Die zweite deutsche Nordpol-Expedition 1869/70, II. Bd. Wissenschaftliche Ergebnisse, S. 606. Barometer Greiner mit enger Röhre reducirt auf Barometer Fortin nach den gleichzeitigen Beobachtungen an beiden von November bis April. Fortin A3 = 176*5 az = 0-140 Greiner (Heber) Az = 179-0, a2 = 0-091. „ 5 — 8, dann 10 — 14. Nach den bekannten Püblicationen der internationalen Polar-Expeditionen 1882/83. „ 9. Nach Mohn. Üet Norske Nordhavs Expedition 1876/78. V. Meteorologie. Christiania 1883. Mittel für die Monate Juli und August. „ 15. A. Wijkander entnommen. Siehe Nr. 2. „ 16. Rykatchew, La marche diurne du Barometre en Russie. Rep. für Meteorologie, Tome VI, N. 10. Petersburg 1879. Dieses wichtige Quellenwerk über den täglichen Gang des Barometers wird im Nachfolgenden kurz mit Rykatchew citirt werden. 57 Der tägliche Gang des Barometers. Nr. 17, 27, 28 und 44. Die Constanten fanden sich berechnet vor im Quarterly Journal der Met. Soc. in London, Vol V, S. 2ß. Es bedurfte nur weniger Umrechnungen und Reduction der englischen Zolle auf Millimeter (Rundeil, The Daily Inequality of the Barometer). „ 18, 19, 20, 23, 26. Siehe Rvkatchew. „ 21. J. A. Broun, General Results of the Observ. in Magn. and Meteorology made at Makerstoun. Vol. IX. Part. II. Trans¬ act. R. S. of Edinburgh. Edinburg 1850, S. XCIV finden sich die Stundenmitte] des Luftdruckes für die vier Jahreszeiten mitgetheilt nach Beobachtungen in den Jahren 1843/46. „ 22. Lloyd, Dublin Magn. and Met. Observ, Vol. I, 390; Vol. 11, 350, 1840/43. Vier Jahre, zweistündlich. „ 24. Wild, Annalen des Russischen Central-Observatoriums in St. Petersburg, Jahrgang 1887. Theil I. „ 25. Jahrbuch der meteorologischen Beobachtungen der Wetterwarte der Magdeburgischen Zeitung. Vier Jahre 1882, 1884, 1886 und 1887. Die übrigen Jahrgänge konnten wegen einzelnen fehlenden Beobachtungen, die bei der Mittelbildung nicht berücksichtigt worden sind, nicht benützt werden. „ 29. Bruhn’s Resultate aus den meteorologischen Beobachtungen an den königlich-sächsischen Stationen. Jahrgänge 1870/75. Sechs Jahre, stündlich. „ 30. S. Rykatchew. „ 31. Lancaster, Tableaux-Rösumes des Observ. Meteorologiques faites ä Bruxelles 1833/82. TL Pression de l’air. Annuaire de l’Obs. R. de Brux. pour 1888. Zweistündige Ablesungen, später Barograph. „ 32, 36. Kreil, Über die täglichen Schwankungen des Luftdruckes, Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Bd. XLIII. „ 33. Augot, Annales du Bureau Central Met. de France. Annee 1880, Tome I, B. 102. Die Nachtstunden zwischen llh und 4h a. m, graphisch interpolirt, 1879 auch um ll1', 12h und lh beobachtet. 7 Jahre 1873/79. „ 34. 19jährige Beobachtungen und Registrirungen 1853/71 neu berechnet. In den Jahren 1853/58 täglich sechs äquidi¬ stante Beobachtungen 6h, 10h, 2h, 6h, 10, 2h neben Barograph Kreil. „ 35. Lamont, Resultate der an der königlichen Sternwarte bei München angestellten meteorologischen Beobachtungen 1825/56. III. Supplementband der Annalen der Münchner Sternwarte 1859, S. XX und XXL „ 37. Sieben bis acht Jahre 1881/87 stündliche Registrirungen eines Hottin geloschen Barographen. „ 38. Zweijährige Aufzeichnungen eines Barographen Richard (1886 und 1887). „ 39. Plantamour, Nouvelles Etudes sur le climat de Genfeve. Genöve 1876. 40 Jahre 1836/75 zweistündig, die Nacht¬ stunden 14h und 16h berechnet. „ 395. Der Canonicus Carrel beobachtete in den Jahren 1841 und 1842 zu Aosta in Summa an 31 Tagen (14 im December, 6 im Juni, 3 im Juli, 8 im August) stündlich von 3h oder 4h a. m. (auch 5h) bis llh p. m. den Barometerstand.1 Die wenigen fehlenden Nachtstunden wurden von mir nach dem täglichen Gang in Klagenfurt interpolirt und die Mittel für die unperiodischen Änderungen corrigirt. „ 40. Schiaparelli e Celoria, Sülle variazioni periodiche del barometro nel clima di Milano. Meteorologin Italiana 1867 Supplemento. 1835/59 dreistündig, die Nachtstunde 3h a. m. interpolirt. Ausserdem drei- bis vierjährige Registrirungen eines Ilipp’schen Barographen 1866, 1880/82. „ 41. Registrirungen eines Kreirschen Barographen 1868/70 und 1883/87. „ 42. Zehnjährige Registrirungen 1877/86 benützt, nach den monatlichen Publicationen der Marine-Sternwarte in Pola. „ 43. Dreijährige Registrirungen 1885/87, das letztere Jahr nach gütigen brieflichen Mittheilungen des Herrn Director Stefan Hepites. „ 45. Vierjährige stündliche Registrirungen 1884/87, das letzte Jahr nach gütigen brieflichen Mittheilungen des Herrn Carlier, die anderen Jahrgänge dessen Publicationen entnommen. „ 46. Achtjährige Registrirungen eines Hipp’schen Waagebarographen 1870/77 corrigirt wegen einzelner fehlender Tage und desshalb abweichend von der Publieation der gleichen Resultate in den Berichten der Adria-Commission. „ 47. Annals of the Dudley Observatory Vol. II. Albany 1871. Typendruck-Barograph von Hough. Resultate 1866/70, S. 200. Diurnal Variation of the barometer. „ 48, 49, 50. S. Rykatchew. „ 51 und 516. Anuario del Osservatorio de Madrid. Vol. XV. 1877. Merino la pression atmosferica en Madrid 1860/69. Drei¬ stündige Beobachtungen. Die Stunde 3h a. m. durch Rechnung interpolirt. Ferner die Jahrgänge 1879/85 der Resultate der meteorologischen Beobachtungen an der Sternwarte zu Madrid, 3h a. m. gleichfalls interpolirt. „ 52. Registrirungen eines Kew-Barographen 1876/85. Observagdes Meteorologicas feitas no Observ. Met. e Magn. do Universi- dade de Coimbra. Coimbra 1877/86. „ 53. S. Rykatchew. „ 54. Lamont, „Über die tägliche Oscillation des Barometers.“ S. 159. Sitzungsberichte der Münchner Akademie. Feb. 1862. „ 55. Discussion of Met. Phenomena observed at the U. S. Naval Observatory from June 1842 to Jan. 1867. Washington 1868. App. I to the Wash. Astron. and Met. Observ. for 1866. Dreistündige Beobachtungen. „ 56. Brito Capello: Pression atmosph. ä Lisbonne 1856/75. Lisbonne 1879. 1 Carrel, Observ. mbt. faites ä Aoste. Bibliotheque universelle de Gßneve. Mir waren nur die Jahrgänge 1841 bis 1843 zugänglich, vielleicht Hesse sich eine längere Reihe zusammenfinden. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. 8 58 J. Hann, Nr. 57. Stündliche Beobachtungen in Thälern der Bocky Mountains an 85 Tagen zwischen Mitte Juli und Mitte September. Hann, Täglicher Gang des Luftdruckes etc. in den Rocky Mountains. Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. LXXXIII, Abtb. II. Märzheft 1881. „ 576. H. F. Blanford, The Meteorology and Climate of Yarkand and Kaschgar. Indian Met. Memoirs, Yol. I, p. 65. Stünd¬ liche Beobachtungen an 36 Tagen in neun Monaten neben den regelmässigen Beobachtungen zu vier äquidistanten Ter- minen. 58. Williamson, On the Use of the Barometer. New-York 1868. Zehn Termintage in jedem Monate während zwei Jahren, die Nachtstunden 1, 2, 3 interpolirt. „ 59. Pujazon, Annales del Instituto y Observatorio de Marina de San Fernando. Sec. II. Observ. Meteorologicas. Zehn Jahre 1877/86 stündlich. „ 60. Report on the Met. Observ. for the years 1876/85 made at the Imp. Met. Obs. Tokio. Dreistündig, 1886 stündlich, directe Ablesungen. „ 61. H. F. Blanford, The diurnal Variation of the barometer at Indian Stations. Part II. Indian Met. Memoirs. Yol. I, p. 371. Vier Tage monatlich während drei Jahren, stündlich. „ 62. Bulletin mensuel de l’Observ. Magn. et Met. de Zi-ka-wei 1882/85 stündlich. „ 63. Simla, Met. Observ. made at the Magn. and Met. Observ. during the years 1841/45. London 1872. 1843/45 stündlich, 1842 zweistündig, interpolirt auf stündliche Beobachtungen. „ 64. Resume Mensuel des Observ. Met. f'aites ä l’Observ. Khedival du Caire (Abbasieh). Es Hess sich nur das Jahr 1886 und 1887, soweit erschienen, benützen. Yon den älteren Jahrgängen sind die Nachtstunden unzweifelhaft (namentlich 3ha.m.!) unbrauchbar. „ 65, 66, 67, 68. Indian Met. Memoirs, Vol. I. (S. Nr. 61.), p. 169 and 359; ferner S. A. Hill, Results of Met. Observ. taken at Allahabad 1870/79. Überall Termintage, daher nur Mittel der Jahreszeiten und des Jahres benützt. „ 69. B. Vines, Memoria de la marcha regulär o periodica del Barometro en la Habana desde 1858 a 1871 incl. Habana 1872. Zweistündig. Die Stundenmittel 12h p. m. und 2h a. m. graphisch interpolirt, „ 70. Blanford, Ind. Met. Memoirs Vol. I, p. 172. 21jährige Registrirungen. „ 71. Observations and Researches made at the Hongkong Observatory. By W. Doberck. 1884/87 stündlich. 72. Boletin del Ministerio de fomento de la Rep. Mexicana (Folio). Die Stundenmittel des Luftdruckes von drei Jahren 1881, 1882 und 1884 wurden ausgeschrieben und Mittelwerthe gerechnet. „ 73. Charles Chambers, The Meteorology of the Bombay Presidency. London 1878, p. 19. 74. Madras Met. Observations 1841/45. — Met. Observ. made at the Magn. Observ. at Madras 1846/50. Madras 1854. Dieser letztere Band enthält Resumes der Beobachtungsergebnisse, der erstere nicht. Mittelwerthe für zehn Jahre (stündlich 1841/50) abgeleitet. 75. Met. Observ. made at the Met. Bungalow on Dodabetta 1847/48, 1848/50. Madras 1848 und 1852. Termintage. 76. R. Strachan, The Diurnal Range of Atmosph. Pressure. Die Constanten berechnet von Simmond s. Quarterly Journal Vol. VI, p. 44. Nach Caldecott’s Beobachtungen 1837/42. 77. 85, 90, 94. Nach den publicirten meteorologischen Tagebüchern der Novara-Expedition berechnet. Reise der öster¬ reichischen Fregatte „Novara“ um die Erde 1857/59. Nautisch-physikalischer Theil. Wien 1862/65. Es wurden nur Beob¬ achtungen auf offen e|r See benützt und auf jenen Coursen, für welche die Breitenänderung geringfügig war, so dass Mittelwerthe für eine bestimmte Breite gebildet werden konnten. „ 78 und 81. Remarks to accompany the Monthly Charts of Met. Data for Square Nr. 3. London 1874, p. 266, 267. „ 79. Collectanea Meteorologica fase. III. Observ. Met. per Annos 1829/34/1838/42 in Guinea factae. Haunicae 1845. Beobachtet 6h„ 7h, 9h, Mittag, 4b. 9h, 10h p. m. Die Nachtstunden interpolirt. „ 80. Dallas, The Meteorological features of the Southern part of the Bay of Bengal. Indian Met. Memoirs, Vol. IV. Part I, p. 57. Vierstündige Beobachtungen an 175 (März) bis 28 Tagen (Juni). „ 82. Met. Observ. made at the Magn. Observatory at Singapore by Capt. Elliott in the years 1841/45. Madras 1850. 1841 und erstes Halbjahr 1842 zweistündlich, 1843/45 stündlich, im Ganzen fünf Jahre. „ 83. v. Danekelman, Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen von H. Soy au x in Ssibange Farm. Mittheilungen des Vereins für Erdkunde in Leipzig 1883, S. 57. „ 84. Bergs ma, Magnet, and Met. Observ. at Batavia, Vol. III, p. 16 — 26. „ 86. Charts of Met. Data for the Nine 10° Squares of the Atl. Ocean. London 1876. Appendix. Zwei Jahre 1863/65 Nacht¬ stunden lh bis 5h a. in. graphisch interpolirt, 3h a. m. Beobachtungen an einzelnen Tagen. Die stündlichen Abweichungen des Luftdruckes im März 1865 müssen fehlerhaft sein, da sich die -+- und — bei weitem nicht aufheben. Es wurde eine Verbesserung versucht. Auch Mai und October bedurften kleiner Correcturen. Die Amplituden der täglichen Oscillation für Ascension sind offenbar zu klein, wahrscheinlich in Folge eines etwas unempfindlichen Barometers. 87. Hann, Einige Resultate aus Major v. Mechow’s meteorologischen Beobachtungen im Innern von Angola. Sitzungs¬ berichte der Wiener Akademie. Bd. LXXXIX, II. Abth., Februar-Heft 1884. „ 88. Ralph Copeland in Copernikus 195, 197. 573 Beobachtungen im April und Mai, Nachtstunden theilweise interpolirt. „ 89. Observ. made at the Magn. and Met. Observ. at S. Helena 1840/47. Nur die stündlichen Beobachtungen 1843/47 benützt und neue Mittel abgeleitet. „ 91. Meldrum, Mauritius Met. Results for 1886, p. 5. Stundenmittel des Luftdruckes aus 12jährigen Aufzeichnungen 1875/86. 59 Der tägliche Gang des Barometers. Nr. 92. Bulletin Astronomique et Meteorologique de l’Observatoire Impörial de Bio de Janeiro, beginnend mit Juli 1881 und schliesst mit December 1883. Zwei bis drei Jahre 1881/83, dreistündige Beobachtungen mit 4h a. m. beginnend, die Beobachtung um 11' a. m. graphisch interpolirt ^ ferner 1 fl Jahre, 1885 und 1886, stündliche Bcgisti bringen eines Theoretischen Meteorographen. „ 93. Ännales de la Oficina Met. Argentina, Tomo V, p. 16. Stundenmittel des Luftdruckes nach Begistrirungen 1878/82. Ich habe angenommen, dass die unter lh p. m. stehenden Mittel unter Mitternacht gehören u. s. w. Veranlassung, eine solche Verstellung der Columnen anzunehmen, war die Erscheinung, dass A2 für Januar z. B. sonst den ganz ungewöhnlichen Werth von 105° 56' annehmen würde, was nirgend sonst auf der Erde, ausser in den höchsten Breiten vorkommt. Um aber eine Gewissheit darüber zu erlangen, nahm ich die im Boletin de la Academia Naeional de Cördoba, Tomo.VII, p. 393/433 abgedruckten dreijährigen (1882/84) Begistrirungen eines Hottinger’schen Barographen für Januar und Februar1 2 her, und berechnete nach diesen die Winkeiconstante A2, sie ergab sich für Januar (Zeit von Mitternacht an gerechnet) zu 136° 38', d. i. ein um circa 30° (entsprechend einer Stunde) grösserer Werth. Auch der Februar gab ein ähnliches Besultat. Das bestimmte mich zur oben erwähnten Annahme. „ 95. Moesta undVergara, Observaciones Meteorologicas verificadas en el Observatorio Astron. de Santiago de Chile 1860/84. Es finden sich daselbst stündliche Beobachtungen an einzelnen Termintagen. Diese Ablesungen an den einzelnen Termintagen sind ausgeschrieben und zu Mittel vereinigt worden, die dann wegen der unperiodischen Ände¬ rungen an den einzelnen Tagen corrigirt wurden. Ausserdem wurden nahezu einjährige, täglich dreistündige Barometer¬ ablesungen aus den Jahren: November 1849 bis October 1850 neu berechnet, hie und da mussten kleine Interpolationen vorgenommen werden. Auch die Temperatur-Correctionen der Barometerablesungen mussten erst angebracht werden. The U. S. Naval Astron. Expedition to the Southern Hemisphere during the years 1849/52. Vol. VI. Magn. and Met. Observ. Tabelle IX, S. XLII ist nicht verwendbar, manche Stundenmittel beruhen nur auf einer oder zwei Beobach¬ tungen. „ 96. Nach Stone in Besults of Met. Observ. made at the Boyal Observ. Cape of Good Hope, p. (10) und (11). Die erheb¬ lichen Unregelmässigkeiten, welche diese stündlichen Mittel aus den Jahren 1841/46 noch zeigen, rühren höchst wahr¬ scheinlich von der Art der Berechnung her, bei welcher auf die fehlenden Sonntage und fehlenden Beobachtungen überhaupt, keine Eücksicht genommen worden ist. Siehe darüber Nr. 98. 97. Neumayer, Discussion of Magn. and Meteorolog. Observations made at the Flagstaff Observatory Melbourne during the years 1859/63. Mannheim 1867, S. 31. Ich habe mich überzeugt, dass der Autor den Stundenwinkel von Mittag an gezählt hat, und habe desshalb die Bcduction auf Mitternacht vorgenommen. „ 98. Observations made at the Magn. and Met. Observatory at Hobarton. Vol. I, London 1850. Neue achtjährige Mittel¬ worthel 841/48 gebildet. Die Seite XC bis XCV publicirten Mittelwerthe sind für die Ableitung des täglichen Ganges unbrauchbar, da auf die fehlenden Beobachtungen keine Biicksicht genommen worden ist. Selbst die achtjährigen Mittel zeigen desshalb ganz auffallende und störende Unregelmässigkeiten. Es wurden desshalb durchgängig Correc- tionen wegen der fehlenden Sonntage und einzelner fehlender Beobachtungen angebracht, was unbedingt nothwendig ist in Klimaten, wo der Luftdruck grösseren Schwankungen unterliegt. Während die Mittelwerthe für die einzelnen Stunden an tropischen Stationen, wie S. Helena, Singapore, Madras in Folge der fehlenden Sonntage oder einzelner Beobachtungen keine Störungen erkennen lassen, macht sich die Nichtbeachtung der mangelnden Continuität der Auf¬ zeichnungen in den Stundenmitteln vom Cap, Toronto, namentlich aber von Hobarton zum Thcil in sehr störender Weise geltend. Es erscheint geradezu unbegreiflich, wie man solche auf den ersten Blick fehlerhafte Mittelwerthe publiciren konntet Da der Übelstand nicht berücksichtigter fehlender Beobachtungen auch in anderen derartigen Publicationen vorkommt (z. B. im Jahrbuche der Magdeburger Wetterwarte, s. Nr. 25), so erscheint es wohl gerecht¬ fertigt, hier auf dieseu Übelstand aufmerksam zu machen, der z. B. die Stundenmittel des Luftdruckes ganz unver¬ wendbar macht, wenn dieselben nicht auch für die einzelnen Tage publicirt sind, so dass man durch Neuberechnung die Störungen eliminiren kann. Es ist ja meist unvermeidlich, dass in Autographenzeichnungen die Tracen für einzelne kurze Zeiträume fehlen. Dann setze man interpolirtc Werthe dafür ein (die als solche kenntlich zu machen sind) und berechne mit diesen die Stundenmittel. Die Fehler, die man bei einer solchen Interpolation machen kann, ver schwinden im Mittel. Dagegen machen sich sonst die fehlenden Luftdruckwerthe, die ja auch um 10 bis 15m» und noch mehr von den Barometerständen vorhergehender oder nachfolgender läge abweichcn können, als autfallende Störung in der täglichen Curve bemerkbar. „ 99, 100. Nach den Publicationen der internationalen Polar-Expeditionen 1882/83. 1 0. D oering, La pression atmosferica de Cordoba de media en media hora. 2 Es mögen bloss ein paar willkürlich herausgegriffene Beispiele hier Platz finden. 0» lh 2h 3h Januar 1845 755-72 54-42 54-89 55-95 12k 13h 14h 15h Mai 1845 732-11 30-84 32-04 31-66 das geht in gleicherweise alle Monate hindurch fort. Dass Barometers ableiten lässt, liegt auf der Hand. I um 0h einmal bei einem sehr tiefen Brometerstand, um lh zwei¬ mal bei sehr hohem Luftdruck nicht beobachtet. 13h fehlen drei Beobachtungen bei sehr hohem Druck, aus solchen Stundenmitteln sich kein richtiger täglicher Gang des 8* 60 J. Hann , Nachträge. Nr. 1 und 2. Nach Bessels, Expedition der Polaris. Deutsche Ausgabe. Leipzig, Engelmann, S. 606 und 611. Die Beob¬ achtungen zu Polarishaus umfassen nur November bis Mai. „ 3. Dr. Carl Weihrauch, 20jährige Mittelwerthe aus den meteorologischen Beobachtungen 1866/85 für Dorpat. (Drei¬ stündige Mittel.) Dorpat 1887. „ 4. Die stündlichen Beobachtungen finden sich in Dove’s Repertorium der Physik, Bd. IV., Berlin 1841, S. 252. Da die¬ selben sonst nirgends Berücksichtigung gefunden haben, schien es mir angezeigt, sie zu berechnen. „ 5. Stündliche Werthe nach Barographen- Aufzeichnungen aus dem Jahre 1886. Almeria da Schio, Osservatorio Met. della Academia Olimpica di Vicenza. Venezia 1888. Von mir berechnet. „ 6. Nach: Resumen de los Observ. M6t. efectuadas en la Peninsula durante el ano de 1883. Madrid 1888. „ 7. Nach Kupffer’s Corr. M6t. Annee 1858, neu berechnet. Zehn Tage, 10. bis 19. August 1850. Die fast fünftägigen stündlichen Beobachtungen am Gipfel selbst geben noch eine sehr unregelmäsige Curve, deren Ausdruck ist Al = 189?1, A3 — 140?G, al— 0-207, «2=0'114. Die doppelte Oscillation ist um mehr als die Hälfte kleiner, als sie zu erwarten wäre. „ 8. Nach den von Jordan: Physische Geographie und Meteorologie der Lybischen Wüste (Cassel 1876) S. 143 gegebenen Mitteln von mir berechnet. Die Beobachtungen sind zwischen 28. Januar und 25. Februar angestellt und liefern merk¬ würdig regelmässige Curven. „ 9. Nach Voyage autour du Monde sur la fregatte „Venus“. Tome IV., p. 227 etc. Stündliche Beobachtungen vom 9. bis 22. Januar 1838, von mir berechnet. n 10. Beobachtungen von Humboldt in Cumana, Caracas und la Guayra, welche unter einander fast vollkommen überein¬ stimmen. S. Kämtz, Lehrbuch der Meteorologie, Bd. 2, S. 268. „ 11. Wie bei Nr. 9. 10 Tage, 7. bis 16. Juni 1838, von mir berechnet. „ 12. Nach den in Chavanne’s Buch „Reisen im alten und neuen Congostaate“ enthaltenen stündlichen Beobachtungen Dr. Zi ntgraff’s an verschiedenen Tagen zwischen Mai 1884 und März 1885. Die grosse Tages- Amplitude ist vielleicht zum Theil auf Rechnung des zur Ablesung benützten Aneroi'ds zu schreiben; die Expedition hatte aber auch Queck- silberbarometer. Übrigens geben auch die Beobachtungen am Gabun eine sehr grosse ganztägige Schwankung. „ 13. Nach 0. Kersten, Meteorologie von Sansibar, Leipzig und Heidelberg, 1876. Über alle Tagesstunden zerstreute Beobachtungen eines ganzen Jahres 1864 von Dr. Scward. Die Nachtstunden, namentlich Mitternacht sind wenig vertreten und fehlen in den letzten Monaten October und December ganz. Ich habe versucht, dieselben zu interpoliren und so ein completes Jahresmittel für alle Stunden zu erhalten, das dann berechnet wurde. Von 6a. m. bis 6 p. m. sind die Beobachtungen sehr zahlreich. „ 14. Antoine d’Äbbadie, Observ. relatives äla Physique du Globe, Paris 1873, p. 144. Beobachtungen von 20 zu 20 Minuten vom 24. Februar bis 14. März 1837. Auffallend ist der kleine Werth von Az, 20 Tage geben sonst in solcher Breite schon normale Werthe. „ 15. Sieben Tage stündliche Beobachtungen, 23. bis 29. Juli 1820 von Simonow bei Kämtz, Meteorologie, S. 26, vereinigt mit lOtägigen Beobachtungen an Bord der Fregatte „Venus“, 1. bis 11. September 1838 an der früher citirten Stelle. Ist es nicht merkwürdig, dass man um stündliche Beobachtungen auf Tahiti so weit zurückgreifen muss und keine neue längere Reihe zu existiren scheint, wenigstens nicht an geeigneter Stelle publicirt vorliegt! „ 16. Scott, Contributions to our knowledgo of the Met. of Cape Horn, London 1871 enthält auf S. 26 die stündlichen Beob¬ achtungen an Bord des „Erebus“ 1842 von April bis August, dann November, December; etwas mehr als sechs Monate, die ich in ein Mittel vereinigt und berechnet habe. „ 17. Scott, Contributions to our knowledge of the Meteorology of the Antarctic Regions, London 1873. Beobachtungen von James Ross, Januar und Februar 1841, 1842 und 1843 im antarctisehen Ocean von vier zu vier Stunden. Januar 93 Tage, Februar 84 Tage; zwischen 64/78° und 60/78° südlicher Breite. II. Allgemeine Ergebnisse aus (len Jahresresultaten. Abhängigkeit der täglichen und der halbtägigen Oscillation von Local Verhältnissen, namentlich aber von der geographischen Breite. Bei einem Überblick über die in Tabelle I enthaltenen Zahlenwerthe treten uns zunächst folgende ganz allgemeine Verhältnisse entgegen. In den Polargegenden bis zum und etwas unter 60° Breite herab zeigen die Winkeiconstanten A , und A2 keine Übereinstimmung selbst an benachbarten Orten gleicher Breite; die numerischen Coefficienten (Amplituden) sind dagegen recht übereinstimmend, so dass sich vom 60. bis 80. Breitegrade fast keine Änderung in diesen Amplituden zeigt. Die tägliche Oscillation des Barometers wird jenseits des 60. Breite¬ grades so geringfügig und in ihren Amplituden und Phasenzeiten so unregelmässig, dass ich es vorderhand dahingestellt lassen sein möchte, ob wir in diesen Breiten in der That dieselbe Erscheinung vor uns haben, 61 Der tägliche Gang des Barometers. die in niedrigen Breiten mit so grosser Bestimmtheit und Regelmässigkeit auftritt. Bei der Grösse der unregel¬ mässigen Änderungen und den meist kurzen Beobachtungsreihen lassen sich Perioden von so geringer Amplitude kaum mehr mit Sicherheit constatiren. Namentlich auffallend erscheint es, dass selbst die doppelte tägliche Oscillation des Barometers unter dem 80. Breitegrad noch ebenso stark auftreten soll, wie unter dem 60. Breite¬ grad. Sicherlich laufen hier andere, vielleicht zum Theil nur scheinbare Perioden mitunter, welche mit der täg¬ lichen Oscillation des Luftdruckes in niedrigen Breiten kaum noch etwas zu thun haben. Bei den grossen Luft¬ druckschwankungen in hohen Breiten dürfte es uns nicht Wunder nehmen, wenn wir, selbst wenn die wahre tägliche Oscillation des Barometers jenseits des 60. Breitegrades in der That erlöschen sollte, trotzdem noch scheinbar ähnliche Perioden in den stündlichen Jahresmitteln aufzufinden vermögen, da nicht vorausgesetzt werden darf, dass sich alle unperiodischen Schwankungen in den Jahresmitteln schon gänzlich ausgeglichen haben. 1 2 Es ist aber auch möglich, dass hier Perioden anderer Natur mitspielen, wie man ja in neuester Zeit eine tägliche Periode der Stürme und der Barometerminim a aufgefunden haben will. Besonders verdächtig erscheint mir, wie schon erwähnt, die Constanz der Amplituden, man kann fast sagen vom 55. bis zum 80. Breitegrad. Dies widerspricht ganz der Natur der wahren täglichen Oscillation des Barometers. Ich möchte desshalb vorderhand die Frage als eine offene betrachten, ob jenseits des 60. Breitegrades das Phänomen der doppelten täglichen Oscillation des Barometers, wie wir es in den tropischen und mittleren Breiten antreffen, in der That noch vorhanden sei. Im Nachfolgenden wollen wir uns desshalb nur mit den Erscheinungen bis zum 60. Breitegrade befassen, also mit den Stationen, die in unserer Tabelle die Nummern 16 bis 100 tragen. 1. Phasenzeiten und Amplituden der einmaligen täglichen Oscillation (A, und a j). Die Winkeiconstante /I, liegt, einige wenige Stationen ausgenommen (Petersburg, Sitka, Makerstoun, Dublin undj3. Fernando), überall im IV. oder im I. Quadranten, und zwar innerhalb der Grenzen 277° (Doda- betta) und 55° (Katherinenburg). Mit anderen Worten die Epoche der einmaligen täglichen Fluth (um uns kurz auszudrücken) variirt zwischen 11 l/ih Vormittags und 2h 20m Nachts. Wie man aber bald sieht, liegt bei der Mehrzahl der Stationen die Cönstante A, innerhalb viel engerer Grenzen. Folgende Übersicht zeigt dies genauer : Grenzen für A1 . <240 240/270 270/300 300/330 330/360 0/30 30/60° Grenzen für die Epoche der Fluth . nach 2kp.m. 2hp.m. — Mittg. Mittg. — 10ha.m. 10h — 8ha.m. 8h — 6ka.m. 6h — 4ha.in. 4h — 2ha.m. Zahl der Orte . 3 2 4 8 26 35 7 Unter 85 Stationen tritt an 61 (d. i. 71°/0) der Scheitelpunkt der einfachen täglichen Welle des Luftdruckes zwischen 4'1 und 8h a. m. ein, und an 35, d. i. 41°/0, zwischen 4h und 6h a. m. Der allgemeine Mittelwerth von Aj liegt fast genau bei 360°, so dass das Maximum der einmaligen täglichen Fluth der Atmosphäre fast genau auf 6h a. m., d. i. auf die Stunde des durchschnittlichen Wärmeminimums fällt. An den Thalstationen der Gebirge tritt es schon früher, an den Küsten- und Gipfelstationen dagegen später ein, so dass es an letzteren selbst auf die Zeit des Temperaturmaximums fallen kann. Dementsprechend finden wir in der ersten Gruppe (A,<240o): Abo, Makerstoun, Sitka, Dublin, in der zweiten Gruppe (A, zwischen 240° und 270°): Peters¬ burg, S. Fernando, in der dritten (A, zwischen 270° und 300°): Barnaul (!), Utrecht, Simla, Dodabetta. Dagegen treffen wir freilich auch Küstenorte (Triest, Capstadt, Mauritius, Oxford, St. Martin de Hinx) in der letzten Gruppe an (A, zwischen 30° und 60°). Wenn wir nun auch berücksichtigen müssen, dass die Amplitude der einfachen täglichen Welle an vielen Orten (namentlich an den Küstenorten und in höheren Breiten) sehr klein ist, und dass desshalb auch die i Man sehe die sehr beachtenswerthen Erörterungen, die Houzeau über diesen Gegenstand gemacht hat. Ciel etTerro, 2e Serie, 3° Annöe, 1887/88, p. 369, de l’influenee lunaire. 62 J. Hann, Epochen des Maximums weniger sicher bestimmt sein mögen, so bleibt es doch immer auffallend, wie gross die Unregelmässigkeiten in dem Betrage der Winkeiconstanten A, sind, so dass Orte der verschiedensten Lage: Barnaul mit Utrecht; Irkutsk, Nertschinsk, Nnkuss mit Pola, Lesina, St. Helena; Katherinenburg mit Triest etc. nahe gleiche Werthe derselben haben. Diese Eigenthümlichkeit des Eintrittes der Phasenzeiten der einmaligen täglichen Welle wird um so auffallender, wenn wir dieselbe mit dem Eintritt der dreimaligen täg¬ lichen Welle (also At mit A3) vergleichen. Die Amplitude der letzteren ist noch viel kleiner, hält sich fast durchwegs unterhalb (DO Qmm und dennoch ist die Winkeiconstante A3 viel weniger variabel. Wir kommen also zu dem Schlüsse, dass die Phasenzeiten der einmaligen täglichen Welle eine auffallende Veränderlichkeit zeigen und wiederum trotzdem an Orten sehr verschiedener Lage gleiche sein können, so dass sich für dieselben keine sichere Regel aufstellen lässt. Wir müssen desslialb auch annehmen, dass die einmalige tägliche Welle des Luftdruckes vielfältigen Ein¬ flüssen unterliegt. Dies ist auch leicht erklärlich, da alle meteorologischen Elemente eine tägliche Periode haben, die aber sehr verschieden ist sowohl für die verschiedenen Elemente als auch für dasselbe Elemente an verschiedenen Orten. Nun werden aber diese Perioden auch auf den Luftdruck zurückwirken, und die einmalige tägliche Welle umsomehr beeinflussen und modificiren, je schwächer dieselbe auftritt. Um die Modificationen der Phasenzeiten (und Amplituden) der einmaligen täglichen Welle auf ihre Ursachen zurückführen zu können, würde es nöthig sein, für jeden Ort auch die tägliche Periode aller übrigen meteorologischen Elemente abzuleiten. Es würde sich wohl lohnen, eine solche Untersuchung für Orte verschiedener Lage und sehr verschiedener Perioden (nach Phasenzeit und Amplitude) der übrigen meteorologischen Elemente durch¬ zuführen. Die Amplitude der einmaligen täglichen Welle («,) weist sehr grosse Verschiedenheiten an benachbarten Orten und Orten unter gleicher Breite auf. Die am meisten hervortretenden Eigenthümlichkeiten sind die grossen Amplituden der Orte in Gebirgstliälern, und die kleinen Amplituden der Orte an Flach¬ küsten in höheren Breiten. In niedrigen Breiten haben auch die Küstenstationen grössere Amplituden, höchst wahrscheinlich in Folge des lebhaften täglichen Luftaustausches zwischen Land und Meer (Land- und See¬ winde). Es können aber auch die vorhin erwähnten einmaligen täglichen Wellen der übrigen meteorologischen Elemente die correspondirende Luft druck welle verstärken oder abschwächen. Manche der Erscheinungen, welche unsere Tabelle zeigt, können wohl nur auf diese Weise erklärt werden (z. B. die ganz aussergewöhnlich kleinen Amplituden in Utrecht, Brüssel, Neapel, San Fernando, Captstadt etc., sowie auch manche Verstärkung der Amplituden). In welcher Weise die Localverhältnisse in Gebirgstliälern und an den Küsten auf die einmalige tägliche Welle des Luftdruckes Einfluss nehmen, das habe ich eingehender erörtert in zwei früheren Abhandlungen (Zur Meteorologie der Alpengipfel. Sitzungsber. der Wiener Akad. B. LXXVIII. October-Heft 1878, und: Über den täglichen Gang des Luftdruckes etc. auf den Plateaux der Rocky Mountains. Sitzungsber. B. LXXXIII. März- Heft 1881). Durch die tägliche Periode der Luftwärme werden periodische Umlagerungen von Luftmassen hervorgerufen, eine tägliche Periode der Winde (Berg- und Thalwinde, Land- und Seewinde). Über dem Littorale, wie in den Thälern wird dadurch Nachmittags die drückende Luftsäule vermindert, in den Nacht¬ stunden aber vermehrt, wodurch die normale einmalige tägliche Welle (die ja auch auf offener See noch entschieden vorhanden ist), verstärkt wird; an der Küste selbst (natürlich noch mehr weiter draussen seewärts) und auf Bergabhängen findet das Umgekehrte statt, die Amplitude der einmaligen täglichen Welle wird abgeschwächt und deren Phasenzeit verschoben. Die am meisten in die Augen fallende Erscheinung bleibt die ausserordentliche Verstärkung der Amplitude der einmaligen täglichen Welle in den Gebirgstliälern. Die folgende kleine Tabelle gibt eine Übersicht über die Haupteigenschaften der täglichen Oscillation des Barometers in den Gebirgstliälern. Der tägliche Gang des Barometers. 63 Zusammenstellung der Constanten und deren Abweichungen für einige Gebirgsstationen (Thalstationen). 0 r t Breite Höhe A, A «1 Beiläufi ger normaler Werth von «, «2 Ab¬ weichung von a2 m mm mm mm mm Irkutsk . S2'3 490 9° 162° •433 * 12 ■307 •08 Nertschinsk . 51 '3 670 12 163 •326 * 12 •255 *oo Klagenfurt . 46 "6 450 23 156 ■577 •26 •272 — '°5 Bozen . 46 'S 290 19 154 •930 •26 ■462 ■13 Aosta . 45 ' 7 610 31 1 56 •793 •30 •433 — *02 Tiflis . 41 ' 7 440 22 158 •626 •31 •376 —•04 Peking » . 40*0 40 2 148 ■743 •3« •547 —•09 Ft. Curchill 2 . 39'3 1130 I I — •977 ■32 — — Bocky Mountains . 38-5 1330 O 150 •783 •33 •394 — • IO Yarkand . 38-4 1260 5 162 •884 ■33 ■546 ■05 Leh . 34 '2 3500 I «54 •868 •36 •493 — •08 Cordoba . 31 ‘45 S. 440 28 160 I *004 •37 •431 — •19 Mexico . 19-4 2280 *3 158 •764 •40 •783 — •03 Puno . 15-95 s- 3840 14 149 •604 •40 •748 — • 1 1 Angola . 9-63 s. 1170 2 150 •856 •40 •852 —•07 i Wenn auch Peking nicht als Gebirgsstation gelten kann, so verdankt es doch wohl seine grosse Amplitude den Gebirgen im Norden und Westen. 2 30 Tage im Sommer stündlich von 7h a. m. bis 9h p. m. und 4h a. die fehlenden Nachtstunden von Wil i a 111 son interpolirt. Die doppelte tägliche Welle desshalb nicht verlässlich zu berechnen, dagegen die einmalige mit hinl Genauigkeit. änglicher Die zur Vergleichung benützten normalen Werthe für a, können natürlich nur ganz beiläufig als solche gelten, dagegen sind die normalen Werthe von a,2, welche zur Ableitung der Abweichungen benützt worden sind, wirkliche Normalwerthe für die entsprechende Breite. Eine Abhängigkeit der Constanten von der Seekühe ist nur bei a,% zu erkennen, dieselbe wird später ein¬ gehender untersucht werden. At liegt zwischen den Grenzen 0° und 31° (Schwankung der Zeit nach zwei Stunden), der Mittelwerth ist 13°. Es tritt demnach die Epoche der Fluth bei der einmaligen täglichen Welle des Luftdruckes in Thälern im Mittel schon um 5h 8m a. m. ein. Die Constante Az liegt zwischen den Grenzen 148° und 163° (Schwankung 15° oder eine halbe Stunde), der Mittelwerth ist 1 55 9 7, während das Mittel aus allen Stationen 155° ist. Die Epoche der ersten Fluth der zweimaligen täglichen Welle tritt demnach zur normalen Zeit ein. Die Amplitude at ist zwei- bis dreimal grösser als normal, und scheint, wie man sieht, ganz von Localverhältnissen abhängig zu sein. Die grössten Amplituden haben Bozen, Ft. Curckill und Cordoba (Argentina). Die Amplitude a% ist nahezu normal, im Mittel nur um -02 mm kleiner. Da die Amplitude der zwei¬ maligen täglichen Welle regelmässig mit der Höhe abnimmt, so ist dies nicht anders zu erwarten. Mit Rücksicht auf die Seehöhe findet man auch bei at eine geringe Zunahme in Gebirgsthälern. Im Allgemeinen aber kann man sagen, dass die tägliche Oscillation des Barometers in Gebirgsthälern fast normal ist bis auf eine sehr starke Vergrösser ung der Amplitude der einmaligen täglichen Welle, deren Ursache wir vorhin angedeutet haben. Vergleielien wir damit die beiden Stationen auf Berggipfeln in unserer Tabelle, d. i. Simla und Dodabetta: beiläufiges Abweichungen normales von Ort Breite Höhe A ^2 “1 ai «2 «2 Simla . . . . 31 ° 1 2280 280 138-5 •250 •37 •537 -•09 Dodabetta . . . . .114 2630 277 152-6 •217 •40 •734 — •17. 64 J. Hann , Wir finden zuerst bei der Constanten A, eine Abweichung von circa 94° gegen den vorigen Werth was eifter Verspätung der Epoche der einmaligen täglichen Fluth um mehr als sechs Stunden entspricht. Diese Epoche ist im Mittel der beiden Stationen 1U 24m a. m. Der Grund dieser Verspätung liegt offenbar in der täglichen Hebung der Flächen gleichen Luftdruckes durch die steigende Wärme, und ist desshalb eine Eisclieinung, welche eigentlich mit der täglichen Oscillation des Barometers nichts zu thun hat. Aber auch die doppelte tägliche Welle ist in ihren Phasenzeiten etwas modificirt, und zwar in höheren Breiten viel stärker als in niedrigei en. Auch die Phasenzeiten der doppelten täglichen Welle zeigen eine Verspätung, für Simla ist die Abweichung —17°, was einer Verspätung der Phasenzeiten um. etwas mehr als eine halbe Stunde ent¬ spricht, für Dodabetta nur -—3° (oder sechs Minuten), also ganz unbedeutend. Die Amplituden a, und az erscheinen vermindert, letztere nimmt, wie wir sehen werden, recht regel¬ mässig mit der Höhe ab. Die Verringerung von «, auf Gipfelstationen und Stationen an Bergabhängen ist&die nothwendige Consequenz der Vergrösserung von ay in den Thälern. Die Luftmassen, die über letzteren in Folge der täglichen Erwärmung abfliessen, vermehren den Druck Uber den Bergen. Es ist dasselbe Ver- hältniss, wie an den Küsten; vom erwärmten Littorale fliesst bei Tag die Luft in der Höhe gegen die See hin ab und steigert dort den Druck. Bei Nacht findet natürlich das Umgekehrte statt. Hätten wir Barometer¬ stationen in einiger Entfernung von der Küste auf der See draussen, so würde diese Erscheinung klarer hervor¬ treten, als an den Küstenstationen selbst, wo der tägliche Gang natürlich ein Mittelding ist, zwischen dem über dem Lande und jenem über dem benachbarten Meere. Die Lage von San Fernando auf einer in die See hinausragenden Halbinsel nähert sich einigermassen der ersteren Voraussetzung, und in der That treffen wir dort neben einer sehr kleinen Amplitude ay auch einen sonst beispiellos niedrigen Werth von Av nämlich 253 9 4, wie er unter solchen Verhältnissen zu erwarten ist. Die Epoche der einmaligen täglichen Fluth fällt hier erst auf lh p. m., nahezu eine Umkehrung der normalen einmaligen täglichen Welle. Etwas Ähnliches hat Blanford nachgewiesen, durch den Vergleich correspondirender einmonatlicher Beobachtungen (Januar) zu Calcutta und bei den Sandheads, Hugli-Mündung, Grenze der Sandbänke, Lootsen-Station. Die Constanten der täglichen Barometerschwankung an beiden Orten sind:1 Ai a, a2 Calcutta . 33094 15296 0-74 1-04 Sandheads . 272-4 152-1 0-17 0-731 2 Während At constant bleibt, der Universalität der doppelten täglichen Oscillation des Barometers entsprechend, erscheint At bei den Sandheads um 58° kleiner, was einer Verspätung der einmaligen täglichen Fluth um nahezu vier Stunden entspricht. Diese Verspätung, sowie die Verminderung der Amplitude ist ein Effect der bei Tage in der Höhe vom Lande gegen die See hin abfliessenden Luft. Da eine vollständige Untersuchung der einmaligen täglichen Welle nicht zu den Zielpunkten dieser Abhandlung gehört, so will ich damit die Erörterungen über die Eigenf hümlichkeiten derselben abbrechen. Diese letzteren hängen im Detail, wie oben schon erwähnt, wahrscheinlich in so hohem Masse von den täglichen Perioden der übrigen meteorologischen Elemente ab, dass sie nur zugleich mit diesen untersucht werden können. Dies gäbe Stoff für eine selbstständige Arbeit, die wohl Jemand anderer einmal durchführen wird. 2. 1 hasenzeiten und Amplituden der doppelten täglichen (Az und az). Oscillation des Barometers A. Die Werthe von Az liegen zwischen viel engeren Grenzen, als jene von At. Die Grenzen sind (nach Ausschluss von Petersburg und Sitka) 128-5 (Pola) und 172.0 (Hobarton). Die Differenz von 43%° entspricht einem Unterschied der Phasenzeiten von kaum l‘/2 Stunden. Für die Mehrzahl der Stationen liegen aber die Werthe von A2 innerhalb viel engerer Grenzen, wie die folgende Übersicht zeigt. 1 Man vergleiche die lehrreiche Abhandlung Blanford’s: Luftdruckdifferenzen beim Wechsel der Land- und Seewinde an der Küste von Bengalen. Zeitschrift für Meteorologie, XII. Bd., 1877, S. 129. 2 Nur 6 Beobachtungen täglich, wohl darum etwas zu klein. Der tägliche Gang des Barometers. 65 Grenzen für Az . 80—120° 120—135 135-150 150—165 Grenzen für die Epoche der Fluth . .Mittag — I lh llh— IO1/* 10 72 — lCF IO'1— 97s Zahl der Orte . 2 5 25 47 165—180 9V2 — 9h a. m. 6 Die erste Fluth der zweimaligen täglichen Welle tritt an 72 Orten (nahe gleich 85°/0 der Fälle) zwischen 9‘/2h und 10y2h a. m. ein. Für 53 Orte, d. i. nahe 63%, liegt die Constante A, zwischen 148° und 163°, also innerhalb des Zeitintervalls einer halben Stunde. (Epoche der Fluth 10h 4m bis 9h 34m.) Als allgemeiner Mittelwerth von Az kann 155° angenommen werden.1 Es entspricht dies einer Epoche der ersten Fluth um 9h 50m a. m. Die folgende Tabelle enthält die Abweichungen der Constanten Az von dem Mittelwerth 155° für 87 Stationen südlich von 60° nördl. Breite Auf die Abweichungen der Amplituden a2 werden wir später zurückkommen. Abweichungen der Epoche und der Grösse der atmosphärischen Ebbe und Fluth. Eine Abweichung von i° im Werthe der Winkeiconstanten A2 entspricht 2 Zeitminuten. A2 o2 a2 a-2 mm mm mm Petersburg . . . — 730 •00 Toronto . It° — *06 Mexico . Upsala . — 25 *°4 S. Martin de Hinx . . - ^ Bombay . . Sitka . — 71 — *04 Lcsina . — 22 Madras . Katherinenburg . — 3 — *°5 Alhany . 7 Dodabetta Moskau . — 34 —•08 Nukuss . 7 Trevandrum . Makerstoun . — 7 *04 Tiflis . Dublin . — 6 • 02 Neapel . . . 3 Barnaul . . 6 — • 10 Madrid . Christiansborg Irkutsk . 7 •08 Magdeburg . — 10 •00 Peking . — 7 Atl. Ocean Utrecht . . — 14 •01 Philadelphia . 9 * 00 Singapore 3 Oxford . 3 * 01 Washington . . . . 9 — • 03 Am Gabun . . Greenwich . — 1 3 — * 02 Lissabon . — 2 — *0^ Leipzig . — 20 —•03 Rocky Mountains . — s — ° IO Grosser Ocean . 4 •09 Nertschinsk . 8 Yarkand . 7 Brüssel . — 8 S. Francisco . Prag . - 14 S. Fernando . Paris . — j Tokio . Wien . — 14 Leh . München . — ^ Zikawei . — •OS s — *08 Kremsmünster . — 8 Klagenfurt . j — *oq Kairo . C Cordoba . Bozen . — 1 Goalpara . . . D 5 Genf . 3 Patna . • 23 Santiago d Chilr». 3 c °9 Aosta . 1 Allahabad . * 1 7 Mailand . — 11 • 00 Hazaribagh . • 12 7 Triest . — 21 — *07 Habanah . 6 — * 10 Pola . — 27 — °o8 Caleutla . 1 7 Bukarest . —15 — *06 Hongkong . — 6 •03 9 34 — •07 1 Dieser Mittelwerth, wie der früher angeführte für A, ist nur aus den mehrjährigen completen Jahresreihen abgeleitet, wie später ersichtlich gemacht wird. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. 9 66 J. Hann, Nehmen wir eine Abweichung von 3° = 6 Minuten Phasenzeit zum Ausgangspunkt, so finden wir 33 Stationen mit einer negativen Abweichung> 3°, 26 Stationen mit einer positiven Abweichung > 3° und 28 mit einer Abweichung 5g dr 3°. Nehmen wir 5° = 10 Minuten als Grenzwerth, so finden wir unter — 5° 27 Orte, über +5° 20 Orte und 40 Orte mit Abweichungen zwischen — 5° und +5°. Das Überwiegen der negativen Abweichungen wird nur durch die nördlichsten Stationen hervorgerufen. Schliessen wir die Stationen nördlich von 55° N. aus, so bekommen wir folgende Vertheilung der Abweichungen: Grenzwerth 3° = 6 Minuten Grenzwerth 5° = 10 Minuten unter — 3° — 3° bis +3° Uber +3° unter —5° — 5° bis +5° Uber +5° 28 27 26 22 39 20. Es vertheilen sich demnach die Abweichungen fast vollkommen symmetrisch zu beiden Seiten des Mittel- werthes. Wir wollen nun auch nachsehen, welche die Stationen sind, bei denen grössere Abweichungen vom Mittel- werthe der Constanten A2 auftreten. Eine negative Abweichung von mehr als — 5° zeigen: Dublin, Magdeburg, Utrecht, Greenwich, Leipzig; Brüssel, Prag, Wien, Kiemsmünster, Mailand, Bukarest, Triest, Pola, Lesina, Neapel, Peking, San Francisco, San Fernando, Simla, Goalpara, Hazaribagb, Hongkong. Eine Abweichung über +5° dagegen finden wir an folgenden Orten: Barnaul, Irkutsk, Nertschinsk, Nukuss, Yarkand, Tokio; Toronto, Albany, Washington, Philadelphia, Habanah; Christiansborg, Bai von Bengalen, Mauritius, Santiago, Capstadt, Melbourne, Hobarton, Süd-Georgien, Orange Bai. Man erkennt leicht eine gewisse Gemeinsamkeit der Lage bei den Orten in jeder dieser zwei Gruppen. Grössere negative Abweichungen haben fast alle Stationen in West-Europa, grössere positive Abweichungen finden wir an allen Stationen im Innern und an der Ostküste Asiens, auf der Ostseite Nord- Amerikas und in der südlichen Hemisphäre. Wenn man von Peking absieht, so gibt es sonst keine Ausnahme von diesen Sätzen. Sehr auffallend sind die grossen positiven Abweichungen auf der südlichen Hemisphäre. Man kann desshalb auch nicht behaupten, dass das Küstenklima West-Europas die negativen Abweichungen der Constanten At daselbst bewirkt. Recht entschieden sind aber die grösseren positiven Abweichungen im Innern Asiens und an den Ostküsten Asiens und Nord-Amerikas. In der eigentlichen Tropenzone kommen grössere Abweichungen vom Mittelwerth nicht mehr vor, selbst Dodabetta hat nur 2° negative Abweichung, d. h. vier Minuten Verspätung. Auf den Gipfelstationen ist ja eine solche als normale Erscheinung zu erwarten. Nehmen wir nun alle westeuropäischen Stationen südlich von 55° nördl. Breite, 26 an der Zahl (Aosta comparirt nicht), so ergibt sich für dieselben eine mittlere Abweichung der Constanten vom Mittel¬ werth von — 9° oder 18 Minuten. Die Epoche der Fluth zeigt also hier eine Verspätung um etwas mehr als eine Viertelstunde. Die Stationen im Inneren und Osten von Asien nördlich vom Himalaya, und vom Wendekreise, neun an der Zahl, zeigen eine mittlere Abweichung von +6° oder 12 Minuten. Hier tritt demnach die Epoche der Fluth um etwas weniger als eine Viertelstunde früher auf. Die Stationen im Osten Nordamerikas von Toronto bis Mexico, sechs an der Zahl, haben eine mittlere Abweichung von +8°, die Epoche der Fluth tritt auch hier um etwas mehr als eine Viertelstunde früher ein. Auf den Oceanen finden wir eine mittlere Abweichung von +4° = 8', also eine kleine Acceleration des Eintrittes der Fluth. Für die südliche Hemisphäre finden wir im Mittel aller 18 Stationen eine positive Abweichung von 6° gleich 12 Minuten, also eine Verfriihung des Eintrittes der Fluth um nahe eine Viertelstunde. Nimmt man aber bloss die Stationen südlich von 20°, so erhält man nach Ausschliessung der etwas unsicheren Station Der tägliche Gang des Barometers. 67 Orange Bai eine mittlere Abweichung der Constanten A, von + 795 oder 15 Minuten, d. i. nahe den gleichen Werth. Die tropischen Stationen für sich allein von circa 10° N. bis 20° S. geben als Mittelwerth von Ä2 15797, also einen circa 3° grösseren Werth, was einer Verfrühung der Epoche der Fluth um sechs Minuten entspricht. Wollte man diesen Mittelwerth den Abweichungen zu Grunde legen, so würden dieselben nur dem Grade nach etwas alterirt. Immer noch würden wir grössere Gebiete der Erdoberfläche finden, wo die Epoche der Fluth etwas accelerirt ist, und andere wo sie verzögert wird. (West-Europa und wohl auch das westliche Nordamerika.) Man wird aber bei alledem zugestehen müssen, dass die Epoche der doppelten täglichen Oscillation des Barometers eine höchst bemerkenswerthe Constanz auf der ganzen Erde zeigt, so lange wir den 55. Parallel¬ kreis nicht überschreiten. Manche auffallende Abweichungen von Mittelwerth liegen sicherlich in der Art der automatischen Auf¬ zeichnungen des Luftdruckes oder deren Reduction. So bleibt kaum ein Zweifel, dass aus einem ähnlichen Grunde die Constante Az für Leipzig zu klein gefunden wird mit 13593 (Magdeburg 14591, Prag 141 94), jene für Oxford aber zu gross mit 15799 (gegen 14291 zu Greenwich, 14895 Makerstoun, Dublin, 14491 Brüssel, Utrecht). So grosse Verschiedenheiten kommen bei den Constanten Az an benachbarten Orten gleicher Lage in Wirklichkeit nicht vor. Darin müssen wir John Allan Broun vollkommen beistimmen, soweit seine bezüg¬ lichen Bemerkungen (in Nature, Vol. 19, p. 366, Febr. 20., 1879) sich auf Kew, Greenwich, Oxford beziehen.1 Broun dürfte vollkommen recht haben, dass manche Abweichungen durch die Natur der registrirenden Instrumente, deren Temperatur-Coefficienten oder vielleicht auch durch die Art der Reduction der Autrogramme bewirkt werden. Im Allgemeinen werden wir eine Tendenz zu erwarten haben, dass die Phasenzeiten bei den Registrirungen etwas verspätet auftreten. Aber auch die directen Ablesungen an Barometern mit enger Röhre oder an den etwas unempfindlich gemachten Schiffsbarometern werden Resultate ergeben, in denen die Ampli¬ tuden der täglichen Oscillation vermindert und die Phasenzeiten etwas verspätet erscheinen. 2 Da zwei Zeit- Minuten bei den Constanten A% schon einem vollen Grad entsprechen, so dürfte der absolute Werth derselben kaum bis auf ±2° genau aus gewöhnlichen Registrirungen zu ermitteln sein. Die directen Barometer- Ablesungen von drei zu drei Stunden zu Mailand geben für die Constante A2 im Jahresmittel 144° 24', aus den neueren Registrirungen eines Hipp’schen Barographen findet man dagegen nur 137° 4', was einer Verspätung von 7° 20', oder nahezu einer Viertelstunde entspricht. Es ist recht wahrschein¬ lich, dass die Hipp’schen Barographen und ähnliche Instrumente an einer derartigen Verspätung der Phasen¬ zeiten die Schuld tragen. Dass man aus dreistündigen Ablesungen für die Amplituden und Phasenzeiten der doppelten täglichen Oscillation fast genau die gleichen Werthe erhält, wie aus stündlichen Ablesungen, zeigen die folgenden Beispiele: Rio de Janeiro. A, As a, “a Dreistündig. . . 16°7 155-6 0-353 0-778 3 Jahre. Stündlich . . . . 21-6 156-9 0-477 0-788 1% Jahre. Santiago de Chile. Dreistündig. . . 346-7 164-6 0-146 0-3603 1 Jahre 1849/50. Stündlich . . . . 321-4 162-3 0-150 0-452 Termintage verschiedener Jahre. 1 Wenn aber Küstenpunkte wie Valentia, Falmouth, gewisse Abweichungen von Inlandstationen auch in der Constanten A2 zeigen, dürfen dieselben nicht schlechtweg den Instrumenten oder Reductionsmethoden zugeschrieben werden. 2 Man vgl. S. 8 [56], Nr. 4. s Dass die Amplitude hier zu klein gefunden wurde, liegt offenbar nicht in den bloss dreistündigen Beobachtungen, sondern hat einen andern Grund. 9* 68 J. Hann , Tokio. Al «i 03 Dreistündig... 20-3 171-4 0-439 0-547 8 Jahre. Stündlich - 19-5 176-6 0-440 0-552 1 Jahr. Wenn man berücksichtigt, dass die dreistündigen und die stündlichen Beobachtungen an allen drei Orten nicht aus den gleichen Jahren genommen sind, so wird man die Übereinstimmung sehr befriedigend finden. Mögend ist dei ( nterschied in den Werthen von A2 so gross, wie wir ihn für Mailand kennen gelernt haben. Dieser letzteie muss daher dem Autographen zur Last gelegt werden. In Wirklichkeit sind die Wertlie von A2 an allen Orten von einer merkwürdigen Übereinstimmung und zeigen eine ganz auffallende Unabhängigkeit von den meteorologischen Verhältnissen. B. Die Amplituden der zweimaligen täglichen Oscillation des Luftdruckes av Änderung der¬ selben mit der S eehöhe und der geographischen Breite. Die Amplituden az der halbtägigen Luftdruckschwankung zeigen auf den erstem Blick eine sehr aus¬ gesprochene Abhängigkeit von der geographischen Breite. Sie sind, ganz ungleich den Amplituden der ein¬ maligen täglichen Luftdruckschwankung, an benachbarten Orten von auffallender Übereinstimmung, besonders wenn man die vielfachen Fehlerquellen mit berücksichtigt, welche auf diese Grösse Einfluss nehmen, und die Geiingfügigkeit, dei I nterschiede, die sich ja auf grosse Entfernungen hin nur innerhalb der Hundertein des Millimeters halten. Da wir in unseren Tabellen als Rechnungsgrössen noch die Tausendtel des Millimeters aufgenommen haben, so erscheinen die Differenzen dem Auge grösser, als sie in der That sind. Die wenigen Höhenstationen unserer Tabelle zeigen aber auch eine deutliche Abnahme der Amplituden der halbtägigen Oscillation mit der Seehöhe, und diese Abnahme nach oben müssen wir vorerst genauer unter¬ suchen, bevor wir die Abhängigkeit von der Breite ins Auge fassen. Einfluss der Seehöhe. Zur Untersuchung des Einflusses der Seehöhe des Beobachtungsortes auf die tägliche Oscillation des Barometers eignen sich natürlich am Besten längere Reihen correspondirender stündlicher Beobachtungen an benachbarten Orten, die einen ziemlich grossen Höhenunterschied aufweisen und tropischen oder sub¬ tropischen Gegenden angehören, wo die tägliche Oscillation von beträchtlicher Grösse ist. Je kleiner die täg¬ liche Oscillation in höheren Breiten wird, desto unsicherer werden selbstverständlich die Schlüsse, die man aus den localen Modificationen derselben ziehen kann. Dies gilt namentlich, wenn es sicli um die Constatirung der Änderungen handelt, welche die Höhe an sich, d. h. die blosse Erhebung in der Atmosphäre selbst hervor¬ bringt, um die Frage, wie die tägliche Oscillation des Barometers in den höheren Luftschichten vor sich gehen mag. Die grosse Schwierigkeit der Beantwortung dieser Frage liegt darin, dass wir bei derselben ganz und gar angewiesen sind auf die Beobachtungen in Gebirgen, auf Erhebungen der Erdoberfläche selbst, und keine Beobachtungen aus der freien Atmosphäre besitzen, ja, kaum jemals besitzen werden.1 Die Erhebungen der Erdoberfläche aber, sei nun der Beobachtungsort auf einem Berggipfel oder in einem Hochthale gelegen, bedingen immer in Folge der Variationen der Erwärmung des Erdbodens Einflüsse secundärer Ordnung auf den täglichen Gang des Barometers, durch welche derselbe örtlich modificirt und verschieden wird von jenem täglichen Gange, wie er in der freien Atmosphäre in gleicher Höhe sein würde. Diese secundären Einflüsse, die hauptsächlich in örtlichen periodischen Umlagerungen der Luftmassen im Laufe eines Tages bestehen, treten auch in höheren Breiten, namentlich im Sommer, mit grosser Energie auf, und sind deshalb sehr geeignet, die normale halbtägige Oscillation des Barometers, die, wie wir sehen werden, mit der Breite ganz regelmässig 1 e’ner genügenden relativen Höhe von einigen Tausend Fnss. Der Thurm Eiffel in Paris genügt hiezu noch keineswegs und Luftballons lassen sich nicht hinreichend fixiren, da Schwankungen von Im in der Höhe schon sehr störend sein würden. 69 Der tägliche Gang des Barometers. abnimmt, erheblich zu entstellen. Die aus diesen secundären Einflüssen entstehende Oscillation kann eine Grösse erreichen, gegen welche die normale Oscillation mehr und mehr zurücktritt. Darum müssen wir uns, wenn wir den Einfluss der Höhe an sich untersuchen wollen, an die Beobachtungen in niedrigen Breiten halten, wo die normale tägliche Oscillation noch nicht durch die Superposition von Oscillationen secundärer Natur verdeckt oder undeutlich gemacht wird. Es sind mir leider nur wenige Beobachtungsreihen bekannt geworden, welche den Bedingungen ent¬ sprechen, die man in Bezug auf die vorliegende Frage an sie stellen muss. Die von John Allan Broun in Süd- Indien (Travancore) veranstalteten correspondirenden stündlichen Barometerbeobachtungen in sehr ver¬ schiedenen Höhen, welche ganz besonderes Interesse in Anspruch nehmen können, sind leider bisher nicht veröffentlicht worden. In den Comptes rendus der Pariser Akademie [Tome 76, p. 1534 (I. Sem. 1873)] findet sich nur ein „Auszug“ aus der von Broun der Akademie vorgelegten Abhandlung. Diese selbst, welche die Zahlenwerthe und darauf gegründeten Rechnungen enthalten haben muss, scheint nie veröffentlicht worden zu sein! Mir wenigstens ist es nicht gelungen, eine Spur davon zu finden, und der Autor selbst ist inzwischen gestorben. Broun hat einen Monat hindurch, vom 20. Jänner bis 19. Februar 1859, simultane stündliche Beob¬ achtungen an fünf Stationen in Seehöhen von 195, 1200, 2700, 4530 und 6130 Fuss durch 15 Beobachter aus¬ führen lassen. Über die Resultate wird nur angeführt, dass das Verhältniss der Amplituden der halbtägigen Oscillation zum herrschenden Luftdruck eine constante Grösse ist, oder mit anderen Worten, dass diese Amplituden direct proportional mit dem Luftdruck abnehmen. Sie verhalten sich also in dieser Beziehung wie wenn sie einer von der Sonne erzeugten halbtägigen Ebbe und Fluth entsprechen würden. An einer anderen Stelle (Nature, Vol. 19, p. 366), sagt J. A. Broun: Die Epochen der einmaligen täg¬ lichen Oscillation variiren um sieben Stunden (verspäten sich um diesen Betrag), wenn man vom Meeresniveau in den südindischen Ghats bis zu 6000 Feet hinansteigt, während die der halbtägigen Oscillation absolut constant bleiben. (Man vergleiche was J. A. Broun im Quarterly Journal of the Met. Soc. Vol. V. (1879), p. 39 bis 41 sagt.) Man kann nur das grösste Bedauern aussprechen, dass J. A. Broun’s, in ihrer Art einzig dastehenden Untersuchungen bisher nicht zur Publication gelangt sind, und gewiss werden alle Meteorologen mit uns in dem Wunsche übereinstimmen, dass der wissenschaftliche Nachlass dieses hochbegabten und verdienten Mannes bald zur Publication gelange. Es scheint uns dies eine Ehrenpflicht seiner britischen Collegen. Im Nachfolgenden stellen wir diejenigen Resultate unserer eigenen Untersuchungen zusammen, welche sich auf die Abnahme der Amplituden der halbtägigen Luftdruckschwankung mit der Seehöhe beziehen. Erstlich haben wir die den stündlichen Beobachtungen auf dem Dodabetta Peak correspondirenden Auf¬ zeichnungen zu Madras ausgezogen und in gleicher Weise berechnet. Correspondirende Werthe von AtJ At und nx und «2 von Madras und Dodabetta Peak (Barometer¬ stand — 759-0 und 558-6 mm). Mai — Aug. Nov.— Febr. Äqninoetien Mittel vf, (Phasenzeiten der einmaligen Oscillation) Madras . 2° 4' 358° 56' 354° 30' 358° 30' Dodabetta . 270 32 275 24 284 2 276 39 A2 (Phasenzeiten der doppelten Oscillation) Madras . 154°53' 164° 2' 162° 5' 160°39/ Dodabetta . 142 43 159 15 154 8 152 37 Die einmalige tägliche Oscillation hat demnach auf dem Dodabetta um circa 5‘/2 Stunden verspätete Phasenzeiten, bei der doppelten täglichen Oscillation beträgt die Verspätung nur 8° oder 16 Minuten und erhebt sich wenig über die Unsicherheit des Resultates mit Bezug auf Uhrfehler etc. Dieses Resultat stimmt also mit J. A. Broun’s Angaben. 70 J. Hann, Gehen wir nun zu unserem eigentlichen Zwecke, zu dem Vergleiche der Amplituden selbst Uber. Die Amplituden auf dem Dodabetta mussten mit Rücksicht auf die angegebene Niveau-Correction des Barometers1 corrigirt werden. Mai— Aug. Nov.— Febr. Aquinoctien Mittel a, Amplitude der einmaligen Oseillation Madras . -794 -466 -603 -621 Dodabetta . ,206 -241 -204 -217 a2 Amplitude der doppelten Oseillation Madras . -955 1-140 1-166 1-085 Dodabetta . -663 -805 -803 -752 Das Verhältniss der Amplituden oben und unten ist bei der einmaligen täglichen Oseillation ein mit der Jahreszeit sehr variables. Vom Mai bis August ist ay zu Madras nahezu vier Mal grösser, als auf dem Dodabetta, vom November bis Februar kaum zwei Mal, zur Zeit der Aquinoctien drei Mal, was auch dem Mittclwerth entspricht. Bei der doppelten täglichen Oseillation ist dagegen das Verhältniss ein constantes; denn die respectiven Quotienten Dodabetta -Madras sind: 0-69, 0-71 und 0-69, im Mittel 0- 69. Das Verhältniss der entsprechenden Luftdruckmittel (559mm und 759mm) ist dagegen nicht ganz 0-74, die Übereinstimmung ist aber hinlänglich genau, um den Satz von J. A. Broun zu stützen, dass die Amplituden «2 proportional mit dem Luftdrucke abnehmen. In dem von Sabine herausgegebenen meteorologischen und magnetischen Beobachtungen auf San Helena fand ich eine IStägige (16. April bis 3. Mai) correspondirende Reihe stündlicher Luftdruck beobachtungen am Meeresniveau (Jamestown) und am Observatorium zu Longwood, 540 m Seehöhe, welche bisher unbenutzt und unberechnet geblieben ist. Die Resultate meiner Berechnung dieser correspondirenden Beobachtungsreihen folgen hier: Jamestown . Barometerstand . 762-7 A 33099 a2 15198 ay •240 a2 •834 Longwood . . 717-2 326-6 150-7 •189 -796 Das Verhältniss der Barometerstände ist 0-94, das der Amplituden 0-95. Wenn auch der Höhenunter¬ schied der beiden Orte zu gering ist, um sichere Resultate geben zu können, so unterstützt doch dieses Ergebnis gleichfalls den Satz Broun’s voii der Proportionalität der Amplituden at mit dem Luftdruck. Die Unterschiede von At und A% sind geringfügig, sie entsprechen einer Verspätung der Phasenzeiten aber um 17 Minuten bei der einmaligen und um nur zwei Minuten bei der doppelten Oseillation. Die Station Hazaribagh, 24°0' N., liegt in 612 m Seehöhe zwischen Calcutta und Allahabad (93 m). Wenn¬ gleich die stündlichen Aufzeichnungen des Barometerstandes an diesen Orten keine gleichzeitigen sind, lohnt sich doch ein Vergleich derselben zu unseren Zwecken, namentlich weil dieselben sich Uber eine längere Zeit erstrecken und durch die Berechnung manche kleinere Unregelmässigkeiten noch entfernt worden sind. «2 B Hazaribagh . . 705-8 mm Üaleutta- Allahabad . . -942 752-6 „ Verhältniss . . -93 •94. Also auch hier ist die Amplitude a2 dem Luftdruck proportional. Leider kann man Simla mit keiner benachbarten tieferen Station vergleichen, und die entfernteren Orte unter ähnlicher Breite lassen sich nicht dazu benützen, weil in Indien die Amplituden der täglichen Baro- metersocillation, sowohl ay als at abnorm gross sind. 1 Factor 0-024. Der tägliche Gang des Barometers. 71 Die normale Amplitude a,2 flir die Breite von Simla (31°) am Meeresniveau ist gleich 0-63 zu setzen; die mittlere Abweichung für Patna und Allahabad ist +0-20, dies gäbe für die Breite 25'/2° »2 = 0.83. Man kann desshalb als einen wahrscheinlichen Werth von a2 für die Breite von Simla etwa 0-73 ansetzen. Dann erhält man als Verhältniss der Amplituden in der Höhe von 2280 m und am Meeresniveau den Quotienten 0-73, das Verhältniss der Barometerstände aber ist 589 : 756 = 0-78. Es zeigt diese Rechnung wenigstens, dass auch Simla keine Ausnahme von unserem Satze bilden dürfte. Ihrer Seltenheit wegen habe ich die von Piazzi Smith am Pie von Teneriffa angestellten stündlichen Beobachtungen der Rechnung unterzogen. Sie erstrecken sich aber nur auf zwei Tage in Guajara (8903 Feet) und zwei Tage in AltaVista (10.702 Feet) im August 1856. Nur mit Rücksicht auf die niedrige Breite ist es überhaupt gestattet, dieselben zu einigen Schlüssen zu verwerthen. Die erste Beobachtungsreihe (zu Guajara) musste wegen stärkerer unperiodischer Änderung corrigirt werden. Ich nehme das Mittel ans beiden Beobachtungsreihen. Am Pie von Teneriffa 28° 16' N. 16°39' W. v. Gr. 2990 m. Täglicher Gang des Luftdruckes. B im Mittel 540mm. Ät = 217 99 A2 = 13196 ax — 0 254 a2 = 0-543. Die Verspätung der Phasenzeiten der einmaligen täglichen Oscillation beträgt circa 9 t/i Stunden, die der doppelten täglichen Oscillation kaum mehr als 1 ‘/2 Stunden. Nehmen wir die normale Amplitude o2 für die Breite von 28° zum Vergleich, d. i. 0 68 mm, so erhalten wir das Verhältniss 0-80, das Verhältniss der Barometerstände ist 0-71. Mit Rücksicht auf die Unsicherheit der der Berechnung zu Grunde gelegten Werthe, ist auch dieses Resultat dem Satze von Broun günstig. Aus der Serra da Estrella in Portugal bei Coimbra besitzen wir eine halbmonatliche Reihe corre- spondirender stündlicher Aufzeichnungen in 1850 m Seehöhe und zu Coimbra in 141 m (5. bis 19. August 1881). Der Beobachtungspunkt auf der Serra da Estrella befand sich in 40°2U N. Br. 7°31' E. von Greenwich, in 1850 m; Coimbra hat 40° 12' N. Br. und 8° 23' E. L. Die beiden stündlichen Reihen mussten wegen unperiodischen Änderungen corrigirt werden, was ich immer in der Weise ausführte, dass ich annahm, dass an der Unterbrechungsstelle die stündliche Änderung dieselbe sei, wie im Mittel des vorhergehenden und des nachfolgenden Stundenintervalls, wodurch man sich sicherlich nur sehr wenig von der Wahrheit entfernen kann. Täglicher Gang des Luftdruckes 4093 N. Br. Al Az a j az Serra da Estrella . 1850m 20495 11697 -216 -272 Coimbra . 140 „ 19-9 149-5 -341 -436 In diesen Resultaten macht sich schon die höhere Breite, sowie die verminderte Grösse der täglichen Oscillation deutlich geltend. Die Verspätung der Phasenzeiten beim ersten Gliede beträgt schon 1 1 ‘/2 Stunden, fast einen halben Tag (Maximum zu Coimbra circa 5h a. m., auf der Serra erst um 4‘/2 p. m.), beim zweiten Gliede ist sie auch noch mehr als eine Stunde. Man sieht aber doch selbst hier, wie wenig der Charakter der halbtägigen Oscillation durch die Localverhältnisse modificirt wird. Das Verhältniss der Amplituden ist nur 0-62, das der Barometerstände (614:750) = 0-82. Hier nehmen also die Amplituden viel rascher ab als der Luftdruck. Ich habe schliesslich noch die correspondirenden stündlichen Luftdruckbeobachtungen im August 1873 am Mt. Michel und Basis, dann am Mt. Washington und Basis (Mai, Juni 1873), für diese Untersuchung zu verwerthen gesucht. Die Hauptresultate folgen hier. Mt. Michel Mt. Washington B A 3 a2 B ^2 az oben .... . 602-7 144-4 0-404 603-8 129-9 •208 unten .... . 694-8 169-3 0-424 690-0 167-2 •275 72 J. Hann , Das Verhältnis® der Barometerstände ist 0-87, das der Amplituden respective 0-95 und 0-75, im Mitte] 0-85, also sehr nahe der Proportionalität von Luftdruck und Amplituden entsprechend. Im Allgemeinen können wir demnach als Resultat dieser Untersuchungen wohl behaupten, dass der zuerst von J. A. Broun ausgesprochene Satz, dass die Amplituden der halbtägigen Oscillation des Barometers im Verhältniss zum Barometerstände abnehmen, in den Tropen strenge richtig ist, und wohl noch bis gegen den 40. Breitegrad giltig sein dürfte. In höheren Breiten tritt die normale tägliche Oscillation an den Gebirgs- stationen immer mehr gegenüber den localen Einflüssen zurück, und eine regelmässige Änderung der Amplituden, sowie die genäherte Constanz der Phasenzeiten trotz zunehmender Seehöhe darf nicht mehr vorausgesetzt werden. Die Amplitude der halbtägigen Oscillation des Barometers als Function der geographischen Breite. Zur vorbereitenden Orientirung über die Abhängigkeit der Amplilude a% von der geographischen Breite, wurden für gewisse kleinere Breitenintervallen Gruppenmittel gebildet, dabei wurden aber alle Constanten in Rechnung gezogen, und derart auch einige andere Resultate gewonnen, namentlich in Bezug auf die Ver¬ schiedenheit der Veränderlichkeit der Werthe von A, und A% innerhalb gleicher Breitenintervalle. Mittelwertlie der Constanten nach Intervallen von Breitegraden. Ort Breite 4, ^2 ai «2 Ort Breite A A »1 °2 52° I 4?7 I4C?I • 150 *235 Neapel . 4o?8 20° 5 143° 2 •068 - 317 Utrecht . 52-1 — 74'5 141 *o *020 • 220 Madrid . 40-4 — 12-3 155-6 •371 •470 qi *8 48 * * 140 * 249 Coimbra . 40*2 17*4 156-5 * 144 •418 * 104 *234 Peking . 39*9 i-6 148-4 * 743 ' 547 — 20*4 1 -35 ’ 3 * 153 ■216 Philadelphia . 39-6 - I O 164-9 "45° -464 Nertschinsk . 5**3 12-5 162-6 •326 •255 Washington . 38-9 — u-5 164-2 •472 •445 — 2*6 147*2 •050 * 242 Lissabon . 38-7 — 18-6 153*4 • 109 -438 Pl-ag . 50-1 3'7 141-4 •232 •232 Yarkand . 38-4 4-6 162-0 •884 •546 Mittel . 51 *4 — 0-4 146-6 •147 •235 Mittel . 39-6 O I 156-0 •405 ■456 Paris . 48-8 9'9 i53'8 • 177 •299 Wien . 48’ 2 — 0-4 i4i'4 ■218 •306 S. Francisco . 37-8 27*0 141-8 •493 •427 11*2 14g ■ 8 * 1 17 •24I S. Fernando . 36- s — io6-6 144-8 • I 12 ‘435 5 * 7 T46’6 •268 ■268 Tokio . 35 * 7 20*3 I7I*4 * 43Q * 547 Klagenfurt . 46-6 23 'S 156-3 •577 •272 Loh . 34'2 1 *0 I54-3 •868 ■ 759r 7*9 1 59* 3 • 262 *342 Zikawei . 31 *2 10*3 157-5 • 264 •581 — 3*0 144*4 * 303 * 357 Simla . 31 * I — 80 -O 1 38 - q •250 ' 693c 47 -8 I 33 * Q • 123 - 283 Kairo . 30*0 22*3 159*7 -548 ■561 Mittel . 47' 1 12‘8 148-2 ■256 •296 — 22-8 152-6 •425 •572 Pola . 44 ' 9 — 38'7 128-5 * 102 • 280 33 ö Bukarest . . 44 '4 — 6'S 140-3 •309 •310 Goalpara . 26-2 - I2‘7 I49-5 •851 1-031 Toronto . 43 '6 — 26- 6 169-6 •378 •330 Patna . 25-6 — I5-5 I53-3 •803 •95o S. Martin de Hinx. . . . 43 '6 36-0 149-9 ■114 •344 Allahabad . 25-4 — 22 * 9 252-6 C" 00 •880 Lesina . 43' 1 — 5°'3 133-5 • 147 •304 Hazaribagh . 24*0 — 10*2 145-8 ■490 • 872 Albany . 42-6 — 5'7 162-0 •187 •361 Habanah . 23-1 — 16-2 161 -o •258 •664 Nukuss . 42 'S —31-0 161 ■ 6 •303 •376 Calcutta . 22 • 6 — 18-6 I5I-I •674 •994 Tiflis. . 41 ' 7 21 -6 >57-9 ■ 626 •376 Hongkong . . 22*3 — 4-0 H9 'I •425 •808 Mittel . 43 '3 — 12* 7 150-4 • 271 •335 Mittel . 24*2 — I4-3 151-8 ■610 •886 Der tägliche Gang des Barometers. 78 Ort N. Breite A, 4a «1 «a 0 r t S. Breite A A2 a2 Mexico . . . i . i9?4 I 2 °8 i57?6 ■764 i *oi9r Batavia . 6?2 25?3 i59?9 • 620 •950 Bombay . 18 9 — 29* I 156-9 •467 • 968 Madras . 13' 1 — 0-4 158-1 •588 1 • 105 Angola . 9-6 i-8 149-9 •856 •852 Dodabetta . 11 '4 —83'4 152-6 •217 •998?- Mittel . 7‘4 13-1 156-2 •580 •948 Mittel . IS‘7 - 25*0 iSÖ'3 •509 I *022 St. Helena . i5-9 —37'9 152-7 • 166 •742 Trevandrum . 8'5 20-3 158-2 ■391 1-077 Grosser Ocean . 16-3 25'7 160 -5 •301 • 802 Ind. u. Pacif. Ocean . . 8-7 — 4'2 158-0 •326 •93° Mauritius . 20* I 46-6 163-7 •308 •725 Atl. Ocean . 7 ' S — 5 ' 1 1 59 ' 4 • 140 • 810 Rio de Janeiro . 23-0 19*2 156-3 •415 •781 Christiansborg . 5'6 5'6 166- 2 •350 •999 Mittel . 18-9 I3-4 158-3 •297 • 762 Bai von Bengalen. . . . 5 '° — 7-1 161 -8 •302 ■923 Mittel . 7' i 1 ' 9 160-7 •302 •948 Cordoba . 31-4 27-7 160- 1 I *004 ■431 Grosser Ocean . 33-3 —59-i 158-7 * 214 • 500 Atl. Ocean . 2'5 i-8 I58'i • 165 •820 Santiago de Chile .... 33-5 —25-9 163-4 • 148 •452 Singapore . i *3 25-6 156-3 * ^25 -984 Capstadt . 34 ‘ Q l6l*8 Am Gabun . 0*4 9 * 0 157 *o • 730 1 * °49 Melbourne • c;6 1 Mittel . i '4 12*1 157-1 •473 •951 Mittel . 34'2 - 2 • I 162-3 •348 •488 Zusammenstellung der Mittelwerthe. Gruppe Breite A A a, «2 (8) I 75 " 1 N. _ _ •076 •089 (8) II 65-3 » — — ■074 ■089 (8) III 56-5 — — •057 * 129 (8) IV 5i-4 » - 0-4 146-6 •147 •235 (8) V 47-1 n 12-8 148-2 •256 •296 (8) VI 43'3 n — 12 • 7 150-4 •271 •335 • (8) VII 39-6 „ O* I 156-0 •405 •456 (7) VIII 33-8 „ - 22-8 152-6 •425 •572 (7) IX 24-2 „ — 14-3 151-8 •610 •886 (4) X I5-7 » - 25*0 156-3 •509 I *022 (5) XI 7-i » « "9 160-7 •302 ■94S (3) XII 1 '4 « 12*1 157-1 •473 •951 (3) XIII 7-4 S. 131 156-2 •580 •948 (4) XIV 18-9 ff 13-4 158-3 •297 • 762 (5) XV 34-2 „ - 2*1 162-3 •348 •488 Hobarton . 42-9 « 47-0 172*0 * 291 • 500 Süd-Georgien . 54'5 „ 27-4 161-5 •096 •214 Die Wertke von a, unterliegen so grossen örtlichen Schwankungen, dass die Mittelwerthe derselben keine reelle Bedeutung haben. Sie sind ganz zufällige Ergebnisse, da der Betrag dieser Mittel zumeist davon abhängt, ob eine oder mehrere Thalstationen mit ihren grossen Amplituden in einer Gruppe Vorkommen oder nicht. Diese Mittel sind nur verwendet worden, um ein genähertes Mass für die Veränderlichkeit der Werthe von av Denkschriften der mathem.-nuturw. Gl. LY. Bd. 10 74 J. Hann, gegenüber jenen von a, zu erhalten. Auch die Mittelwerthe von Jt unterliegen zu grossen Örtlichen Einflüssen, als dass den Mittelwerthen nach Breitegraden eine weiterreichende Bedeutung zukommen könnte. Man ersieht aus diesen Mitteln nur, dass ein bestimmter Einfluss der Breite auf die Wertlie von Al nicht constatirt Das allgemeine Mittel fUr A, au» 72 Statioueu ist 368»0 und für A, »4*7. Diese Mtttelwerthe sind schon vorhin zur Anwendung gekommen. . Um das verschiedene Verhalten der Phasenzeiten und Amplituden der täglichen Oscillation ( es Barometers gegenüber jenen der halbtägigen Oscillation in Bezug auf örtliche Beeinflussung nachzuweisen, habe ich innerhalb der vorhin aufgestellten Gruppen deren absolute, sowie mittlere Schwankung abgeleitet. Ich führe zunächst die Werthe der absoluten Schwankung an. Absolute Schwankung innerhalb der Gruppen: Gruppe Zahl der Orte Differenz der Breite A A2 «i «2 Magdeburg — Prag . .... 8 290 123 27 •31 •04 Paris — Triest . .... 8 3-3 51 25 ■46 ■ 12 Pola — Tiflis . .... 8 3-2 86 36 •52 •10 Neapel — Yarkand . . 8 2-4 39 21 •82 •13 San Francisco — Kairo . . 7 7-8 129 30 •76 •33 Goalpara— Hongkong. . 7 3-9 19 15 •59 •37 ■14 Mexico — Dodabetta . . . . 4 8-0 96 5 •55 Trevandrum — Bai . . 5 3-5 27 8 •25 27 San Helena Bio de Janeiro . 4 71 84 11 • 25 •08 Cordoba— Melbourne . . . . . . . 5 6-4 91 9 •88 •13 498 7495 18 9 7 54 •17 Mittelwerthe . . ■ • • (64) Diesen absoluten Schwankungen lassen wir nun die mittlere Abweichung der Werthe innerhalb einer Gruppe, vom Gruppenmittel folgen. Zahl der Mittl. Mittlere Abweichung Gruppe Orte Breite .1, Ä2 Clo I 8 51 N. 24 7 •07 •01 II 8 47 „ 11 7 •10 •03 III 8 43 „ 24 12 ■13 •03 IV 8 40 „ 11 6 •23 •05 V 7 34 „ 41 9 •19 ■09 VI 7 24 „ 4 3 •19 •09 VII 8 7 „ 9 3 •12 ■07 VIII 9 26 S. 29 3 •17 •03 Mittel (63) — 19 9 1 692 •15 05 ;ude aL der täglichen Oscillation ist sowohl der absoluten wie der mittleren nach dreimal veränderlicher, als die Ampniuue «2 um . Die Phasenzeiten der einmaligen täglichen Oscillation unterliegen mindestens sechsmal grosseren Schwankungen, als die Phasenzeiten der doppelten Oscillation. Die mittlere Veränderlichkeit von a, innerhalb einer Gruppe ist 76 Minuten oder l‘/4 Stunde, jene von «2 nur 12 Minuten, d. i. noch nicht eine Viertelstunde. Daraus ergibt sich, dass die halbtägige Oscillation des Barometers nicht nur nach der Grosse der Amp i- tuden sondern auch in Bezug auf die Constanz der Phasenzeiten als die Haupterscheinung in dei gesummten täglichen Luftdruckschwankung zu betrachten ist; während die einmalige tägliche Oscillation, sowohl nac i Der tägliche Gang des Barometers. 75 Amplituden als nach Phasenzeiten ein derselben aufgesetztes, mehr variables Element darstellt, das von örtlichen und zeitlichen Einflüssen in hohem Grade abhängig ist. Unsere nächste Aufgabe soll nun sein, für die Abhängigkeit der Amplitude a2 von der geographischen Breite einen entsprechenden mathematischen Ausdruck zu finden. Wenn wir zunächst annehmen, dass die doppelte tägliche Oscillation des Barometers ein vollständiges Analogon der Ebbe und Fluth ist, wie sie durch die Gravitationswirkung von Mond und Sonne in der flüssigen Umhüllung unseres Erdkörpers erzeugt wird, so können wir setzen: a2 — C cos 2 y, wo G die Grösse der Amplitude a% am Äquator ist. Dass die tägliche Oscillation des Barometers keine Gravitationswirkung der Sonne ist, darüber kann natürlich kein Zweifel sein, weil ja der Mond dann eine noch stärkere derartige Oscillation in unserer Atmosphäre erzeugen müsste, während diese letztere in Wirklichkeit selbst am Äquator kaum nachweisbar ist. Aber Sir William Thomson ist der Ansicht, dass die Sonne durch ihre Wärmewirkung ein Analogon der Gravitationsfluth in der Atmosphäre erzeugen könnte, auf welche Wärmeflutli die Gesetze der Gravitationsfluth mit gewissen Modificationen Anwendung finden würden. Ander¬ seits ist es selbst dann von Interesse, zu untersuchen, oh das obige Gesetz für die Amplituden der halb¬ tägigen Oscillation des Barometers Geltung hat, wenn wir mit Lanront und Broun vorläufig annehmen, dass diese Oscillation einer elektrischen oder magnetischen Einwirkung der Sonne auf die Erdatmosphäre zuzuschreihen sei. Um die Constante C aus den Beobachtungen ahzuleiten, werden wir am Besten thun, nur die Werthe von a-t an Orten zwischen den beiden Wendekreisen in Rechnung zu stellen. Aus 12 solchen Werthen von a2 (Hongkong und Caleutta wurde in ein Mittel vereinigt) findet man dann für C mittelst der Methode der kleinsten Quadrate den Werth 0-984. Zufällig stimmt dieser Werth genau mit der Grösse der Amplitude a2 zu Singapore überein, was zu Gunsten seiner Richtigkeit spricht. Berechnet man aber nun nach der Formel: a% = 0-984 cos % die Werthe von a2 für höhere Breiten, so fallen dieselben durchgängig viel zu gross aus, wie folgender Vergleich zwischen Beobachtung und Rechnung zeigt. Breite . . . . . 23° 34° 391/. 43 47 51 56% 65° az Beobachtet . . , . . . -81 •54 •46 ■35 •30 •24 •13 •09 a2 Berechnet .... . . . -83 •68 •58 •52 •46 •38 •30 •17. Man kann nun die Constante C nicht viel kleiner annehmen, will man sie nicht mit den nahe am Äquator beobachteten Werthen, die gerade die sichersten sind, ganz in Widerspruch bringen, und muss daher das Gesetz, dass die Amplituden a2 im Verhältniss des Quadrates des Cosinus der geographischen Breite variiren, zunächst fallen lassen.1 Da wir aber derzeit keine andere begründete physikalische Voraussetzung an dessen Stelle setzen können, so müssen wir uns vor der Hand mit einer empirischen Formel begnügen, um die Werthe der Ampli¬ tuden a2 als Function der geographischen Breite darzustellen. Wir wählen hiefiir die Form: a2 ■= C + a sin

I98* 277 269 54i 490 S. Martin de Ilinx. 43’6 t) 6i* 118 i75 167 125 Lesina . 43 ‘ 1 » 65 73 102 162 235 Albany . 42-6 „ 131 210 153 199 188 Nukuss . 42'5 17 101* 210 151 293 440 Tiflis . 41 ‘ 7 » 382 385 566 702 756 Mittel . 43*3 77 146* 176 222 321 369 Neapel . 40-8 „ 82 130 102 92 34* Madrid . 40-4 » 130 150 33° 33° 55° Coiinbra . 40-2 „ 137 148 131 107* 155 Peking . 39 ‘9 ,, 566 789 937 1100 i°35 Philadelphia . 39 'h „ 465 35i 338* 490 389 Washington . 38-9 „ 353 417 627 556 544 Lissabon . 38-7 n 80 136 70 89 42 Mittel . 39'8 „ 263 3°4 362 395 393 Juni 169 495 300 420 346 257 815 441 730 615 633 585 117 348 142 320 426 273 517 420 724 45° 86 402 201 479 513 212 344 248 429 859 411 85 540 i43 877 465 528 101 39i 228 372 226 312 284 193* 364 368 71g 297 775 486 94 295 89* 159* uili \ug. Sept. C 358 310 184 406 308 327 235 1 56 i5' 508 363 31 1 470 39° 34° 932 734 601 508 449 335 170 102 103 448 351 294 248 208 94 427 382 444 462 462 469 229 196 170 33i 280 228 229 217 288 427 472 495 890 842 735 405 382 365 133 84 80 610 720 720 213 221 171 523 569 714 597 381 41g 475 604 579 147 146 177 385 389 409 232 187 137 352 392 349* 217 136* 160 247 217 328 262 233* '243 213 235 288 480=’ 562 587 231=1 273 33h 683 673 * 730 206 i= 241 343 779 751 754 432 * 456 506 64 i= 150 127 252 * 338 348 234 254 198 Oct. Nov. Deo. 183 247 224 179 171 84 298 130 393 219 94* 198 17* 293 310 98 43 185 272 625 230 77 34° 147 811 389 432 43* 348 122 399 2 59 240 255 260 591 368 693 511 575 500 132 323 132 196 60 42* 23=1 27* 1 10 385 m 139 130 229 295 92 76 73*1 251 445 199 80 29 131 577 5°5 376 153 264 103 442 277 224 Jahr 31* 75 29 43 40* 309* 98* 163 99* 87 168 241 100 33' 146 161 358* 162 80 21* 1 10* 554* 607 244* 90 244* 3°** 555 35° 222 261 289 251 641 533 769 54i 345 302 677 612 736 5i° 320* 197 237 132 283 270 580 305 134 267 126 319 377 145 164 189 3°9 629 282 -89 389 151 754 45° 478 106 345 133 441 267 264 276 267 688 432 767 478 596 513 | 526 122 | 259 274 I 267 158 I 178 185* 235 538 i57 3i 174 215 Der tägliche Gang des Barometers. 81 Ort Breite Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr Singapore . i'3 N. 497 584 59i 599 5°7 434* 488 524 Ln 00 Ln 587 495 442* 528 Batavia . 6-2 S. 520* 560 680 610 600 600* 660 740 760 660 590 520* 621 Ascension . 7’9 » 401 379 347 401 284 238 167 152* 230 178 303 3i4 283 Mittel . 5'1 473 508 523 537 464 424* 438 472 525 475 463 425 477 St. Helena . IS'9 s- 256 292 223 274 199 IOI 55* 84 49 92 203 237 172 Mauritius . 20' I „ 290 250 226* . 268 261 267 310 318 427 413 360 274 30J Bio de Janairo . . . 22-9 „ 361 347* 393 446 416 434 39° 452 466 491 496 383 423 Mittel . 19-7 „ 302 296 281 329 292 267* 252 285 3i4 332 353 298 300 Cordoba . 31-4 „ 1058 1091 933 879 892 694* rn 00 1056 1163 1261 IIS2 1242 1024 Santiago de Chile. 33 'S „ 295 243 152 184 160 203 130 81* 107 124 !52 329 180 Capstadt . 34" 9 v 32* 99 287 122 212 82 199 145 194 94 41 79 128 Melbourne . 37'8 „ 338 312 290 290 206 203 104* 287 396 343 272 348 282 Hobarton . 42-9 „ 270 404 36° 346 106 84* 106 288 379 357 525 363 299 Mittel . 1 36 ' i „ 399 430 394 364 315 253* 279 37i 448 436 428 472 382 Um einigermassen zu allgemeineren Gesichtspunkten zu gelangen, haben wir wieder Mittelwerthe für die Stationen von ähnlicher Breite gebildet. Diese Mittelwerthe sollen zunächst nur zur Orientirung dienen , es kommt ihnen keine grössere Tragweite zu, da, wie man gleich bemerkt, die in eine Gruppe zusammengestellten Orte mehrfach verschiedene jährliche Perioden der Amplituden a, haben, dem Mittelwerthe daher eine gewisse Zufälligkeit anhaftet, indem andere Orte gleicher Breite, wenn wir über selbe noch verfügen könnten, das Resultat vielleicht merklich ändern würden. Bei der einmaligen täglichen Oscillation entscheidet ja nicht das Argument der geographischen Breite allein, oder auch nur in erster Linie, es müsste die Untersuchung in detaillirter Weise von verschiedenen Gesichtspunkten aus durchgeführt werden. Unter 57° Breite fällt das Maximum der Amplitude der einmaligen täglichen Oscillation auf den Juni, das Minimum auf November und Februar. Unter 51° mittlerer Breite finden wir das Maximum im Mai, das Minimum wieder im November und Februar. Die Zunahme der Amplituden im December und Januar ist entschieden ausgeprägt. Unter dem 47. Breitegrad fällt das Maximum auf Juni, Juli, das Minimum auf den December. Unter 43° Breite haben wieder der Juni und Juli das Jahres-Maximum, der Januar das Minimum der Amplituden. Weiter südlich (40° Breite), finden wir eine Trennung der Maximal-Periode des Sommers in zwei Maxima: Ausgang des Frühlings und Ausgang des Sommers, das Minimum fällt auf den December. Unter 34° finden wir abermals ein Mai-Maximum und ein Minimum im Hochsommer, August. Die Periode ist aber nicht entschieden und zum Theil zufällig, da die Stationen nicht Ubereinstimmen. Im Gebiete der Tropenregen des Sommers fällt das Maximum der Amplituden auf den April, das Minimum auf den Juli. Man sieht, dass die Mittelwerthe für den 34. Breitegrad doch den Übergang zu diesem Typus bilden. Im Aquatorialgebiet finden wir zwei Maxima, im März und April, und dann wieder im August und September; die Minima fallen auf den Juni und auf November, December. Dieser Typus des jährlichen Ganges der Grösse der Amplitude ax bleibt im Allgemeinen herrschend bis zum 20. Grad südlicher Breite. Maximum April, dann October und November, Minimum im Juni. In den gemässigten Breiten der südlichen Hemisphäre endlich finden wir wieder den jährlichen Gang der nördlichen gemässigten Zone. Ein Maximum im Frühsommer, ein Minimum um die Mitte des Winters. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. 11 82 J. Hann , Im grossen Ganzen ist der jährliche Gang doch ziemlich übereinstimmend in den aussertropischen Breiten, und dann wieder innerhalb der Tropenzone. In den gemässigten Breiten finden wir ein Sommer-Maximum und ein Winter-Minimum; das erstere weicht mit abnehmender Breite mehr gegen das Frühjahr zurück und fällt aut April und Mai, dabei entwickelt sich die Tendenz zu einem zweiten Maximum im Herbst, und einem secundären Minimum im Sommer. In der Tropenzone, nördlich und südlich vom Äquator, wird das Sommer-Minimum, d. h. das Minimum im Juni und Juli, zum Haupt-Minimum. Daneben finden wir das Haupt-Maximum im April, südlich vom Äquator im October. Diese Übereinstimmung in dem allgemeinen Charakter des jährlichen Ganges, trotz sehr verschiedener meteorologischer Verhältnisse, ist doch sehr bemerkenswerth, namentlich im Bezüge auf den jährlichen Gang der Amplitude av auf welchen wir nun gleich zu sprechen kommen werden. Wir werden sehen, dass der jährliche Gang der Amplituden der halbtägigen Oscillation des Barometers, der sehr regelmässig und an allen Orten übereinstimmend verläuft, durch zwei Maxima im Frühlinge und Herbst, und dann durch ein Minimum in unserem Sommer besonders charakterisirt wird. Aus dem Obigen ergibt sich nun, dass für den' grössten Theil der Erde, wenn auch viel weniger entschieden, nahezu dasselbe auch für die Amplitude al der einmaligen Oscillation gilt. Nur in den höheren Breiten fällt das Maximum der letzteren entschieden auf den Sommer. Im Einzelnen bemerkt man aber bei einer Durchsicht der vorstehenden Tabelle sehr grosse Unregel¬ mässigkeiten des jährlichen Ganges der Amplitude av selbst Orte unter scheinbar ähnlichen Verhältnissen zeigen keinen übereinstimmenden Gang. Es würden detaillirtere Untersuchungen nöthig sein, um auch in diesen localen Verschiedenheiten einige Gesetzmässigkeit zu entdecken. Solche Untersuchungen liegen aber ausserhalb der Zielpunkte der vorliegenden Arbeit. Die jährlichen Perioden der Amplituden der halbtägigen Oscillation des Barometers. Es wird am zweckmässigsten sein, wenn wir uns sogleich der jährlichen Periode der Amplitude az zuwenden, und die Untersuchung der jährlichen Variation der Winkel-Constanten Az erst nachher vornehmen. Wie aus dem Eingänge erinnerlich sein wird, ist eigentlich die ganze vorliegende Abhandlung aus dem Versuch einer Beantwortung der Frage hervorgegangen, ob die Amplitude der halbtägigen Oscillation des Luftdruckes eine jährliche Variation zeigt, welche eine Abhängigkeit von der Variation der Entfernung der Erde von der Sonne erkennen lässt oder nicht. Die folgende Tabelle enthält die Beantwortung dieser Frage auf Grund der bis jetzt vorliegenden Beobachtungen. Um die Übereinstimmung des jährlichen Ganges der Amplitude der halbtägigen Oscillation an allen Orten deutlich vor Augen zu führen, sind die Monatswerthe der Amplitude at in Form von Abweichungen von Jahresmitteln gegeben, und diese Abweichungen dann zu Mittelwerthen für gewisse Breitenintervalle zusammengefasst worden. Der regelmässige jährliche Gang der Amplitude az gegenüber jenem der Amplitude a, ist höchst bemerkenswerth, namentlich wenn man die geringe Grösse der Abweichungen, die sich zumeist nur in den Hundertel des Millimeters bewegt, berücksichtigt. Der jährliche Gang der Amplitude a% ist auf der ganzen Erde ein vollständig übereinstimmender, wie die Schlusstabelle: Zusammenstellung der Resultate, deutlich vor Augen führt. (Siehe Tabelle S. 37.) Der hervorstechendste Charakterzug des jährlichen Ganges der Amplitude at sind die doppelten Maxima zur Zeit der Frühlings- und Herbst-Äquinoctien. Diese Maxima stehen also im Zusammenhänge mit dem Stande der Sonne am Äquator, Zugleich sehen wir aber, dass die Amplitude a% auf beiden Hemisphären im Juni viel kleinere Werthe hat, als imDecember, dass also noch eine zweite Periode existirt, deren Maximum mit der Zeit der Sonnennähe, und deren Minimum mit der Zeit der Sonnenferne correspondirt. Es ist dies jene Periode, welche wir als wahrscheinlich vorausgesetzt haben und deren Constatirung der anfängliche Hauptzweck der ganzen Abhandlung war. 83 Der tägliche Gang des Barometers. Was wir aber nicht erwartet haben, ist, dass die Maxima zur Zeit der Aquinoctien viel stärker aus¬ geprägt sind, als das Maximum zur Zeit der Sonnennähe, und dass diese Maxima eigentlich die Haupt- erscheinuug im jährlichen Gange der Amplitude vorstellen. Diese Eigenthümlichkeiten des jährlichen Ganges der Amplitude der doppelten täglichen Oscillation des Barometers sind, weil sie mit solcher Schärfe und Bestimmtheit an allen Orten hervortreten, für eine künftige Theorie der täglichen Luftdruckschwankung gewiss von grösster Bedeutung. Jährliche Periode der Amplitude der doppelten täglichen Oscillation des Barometers (at) in Abweichungen vom Mittel. (Die Zahlen sind Tausendtel des Millimeters.) 0 r t Breite Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Deo. Jahr Petersburg . 59?9 N. — 9 O 9 5 4 — 9 — 22 — 5 IO 22 O I I 092 Upsala . 59'9 R - 28 3 21 26 5 — 5 — 2 15 28 18 — 23 — 48 137 Sitka . 57' 1 » 9 14 21 17 — 9 — 29 — 47 — 23 — I 8 24 20 IOO Katharinenberg. . . 56-8 „ — 49 I 27 24 33 8 5 19 14 5 — 46 — 44 093 Moskau . 55-8 „ — 7 — 25 20 20 49 8 — 1 1 - 2 — 4 — 13 — 7 — 32 089 Barnaul . 53 ' 3 n — 35 — 9 2 — 14 12 - 12 — 13 15 52 49 — 7 — 39 109 Mittel . 571 „ 20 — 3 17 13 16 — 6 - 15 3 16 15 — 10 — 26 103 Magdeburg . 52'i „ — 36 19 62 49 15 — 21 - 22 6 41 O 19 94 236 Utrecht . 52-1 „ — 59 41 1 1 15 8 — 33 - 26 — 9 IO 44 5 _ 5 222 Oxford . 5 1 ' 8 n — 46 — 5 38 41 13 — 13 — r3 — 3 IO 15 — 8 _ 41 249 Greenwich . 5i-5 n — 3t> 15 40 18 — 23 — 26 — 16 IO 40 38 — 8 — 59 234 Leipzig . 51 '3 r — 54 — 15 42 62 — I — 14 — ‘7 1 1 53 — 7 — 15 — 44 217 Nertschinsk . 5i'3 r — 42 4 66 53 22 — 4 — 37 — 4 31 31 — 38 — 86 255 Brüssel . 5° '9 r — 45 — 1 21 46 — 8 O — 22 13 19 15 — 6 — 3i 239 Prag . 5°' 1 R - 38 — 8 12 19 IO — 24 — 24 16 12 55 — 6 — 22 234 Mittel . 514 „ — 44 6 36 30 4 — 17 — 22 5 27 24 — 12 — 48 236 Paris . 48 '8 „ — 32 I 67 53 — 27 — 30 — 30 - I 27 42 _ 28 _ 40 302 Wien . 48-2 „ - 40 4 37 49 — IO 18 — 46 — 13 17 29 — 13 I 308 München . 48 ' I R - 78 — 21 26 46 37 6 3 21 3 28 — 42 — 33 247 Kremsmünster .... 48‘ I „ 6 — 26 31 19 1 — 21 — 24 — IO - IO 26 15 6 274 Genf . 46-2 „ 4 44 44 — 6 — 36 — 86 — 76 - 26 44 64 24 4 346 Mailand . 45 '5 R - 20 29 60 40 — 15 — 32 — 24 — 9 5 6 — 13 — 29 318 Triest . 45 6 r - IO — 25 42 38 O 2 -■ 3° — 18 26 2 — 7 — 19 284 Mittel . 47-2 „ — 2« 1 44 34 — 7 — 26 32 — 8 16 28 — 9 — 16 297 Pola . 44‘9 R — 23 — 14 58 35 — I — 13 — 18 3 7 35 _ 25 _ 44 283 Bukarest . 44' 4 r — 46 - 21 16 43 56 18 — 41 15 18 O — 33 _ 29 312 Toronto . 43 '6 „ 15 59 87 82 IO - 58 — 45 8 8 — 48 _ 86 _ 43 33° S. Martin de Hinx . 43'6 r — 39 43 75 14 — 3 — 29 — 43 — 2 12 49 — 42 — 31 346 Lesina . 43 '* r — 53 7 33 24 — 6 O — 22 3 35 l6 — 2 — 38 308 Albany. . . 42-6 „ 12 78 ■ 6 40 — 13 - 26 — 72 — 26 48 17 — 34 — 13 364 Nukuss . 42'5 R — 114 12 I I 58 22 ■ 9 - 62 25 59 12 2 — 18 378 Tiflis . 4i '7 R — 34 — 21 17 35 9 — 27 — I I 37 47 3t> — 25 — 61 377 Mittel . 43-3 „ — 35 18 36 41 9 — 18 — 39 8 29 15 — 31 — 35 337 11* S4 J. Hann , Ort Breite Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. 'Oct. Nov. Dec. Jahr Neapel . •f* 0 CO izj — 37 23 23 41 — 37 — 57 - 25 7 53 35 I — 33 319 Madrid . 40'4 n 22 62 52 22 — 48 - 78 — 108 — 18 52 52 12 — 18 418 Coimbra . 40-2 „ — 10 39 72 — IO — 23 — 42 — 53 - I I 45 24 — 25 — 2 419 Peking . 39'9 a 44 64 140 105 30 — 59 — 166 — 131 — 42 21 6 — 13 55o Philadelphia . 39'd „ — 9 12 78 52 45 — 52 — 98 — 39 24 80 — 32 - 65 466 Washington . 38-9 i) 32 16 57 80 — 72 — 80 — 27 — 37 — 45 32 37 4 45i Lissabon . 38-7 „ 21 23 41 23 — 5i — 56 — 53 - I 23 24 — 17 20 440 Mittel . 39-8 „ 9 34 OG 45 — 19 — 01 — 70 - 33 16 38 — 3 - 14 438 San Fernando . . . 36'5 » — 12 48 — 29 25 — 35 — 5o - 12 12 22 23 15 — 9 439 Tokio . 35 ' 7 « 70 55 86 33 — 43 — 117 - 127 — 44 14 18 27 26 555 Zi-ka-wei . 31-2 „ 18 8 66 87 — 21 — 93 — 77 — 46 I 22 14 l6 588 Simla . 31 -i ,, O 46 74 56 — 24 — 99 — 47 — 32 15 7 — 1 35 542 Mittel . 33 6 „ 19 39 49 50 — 31 — 90 — 00 — 28 13 18 14 17 531 Habanah . 23 •! a 157 133 35 — 24 - 127 —123 —145 — 116 — 45 45 86 118 667 Calcutta . 22*6 „ 42 73 109 79 - 28 - 140 —152 — 5i 15 — 2 12 42 IOOI Hongkong . 22 ' 3 n 58 46 94 74 — 56 — 153 — 120 — 92 — 4i 53 81 56 818 Mexiko . >9-4 „ 25 9i 70 52 — 40 — US — 99 - 78 5 IO 33 44 00 O' Bombay . 18*9 „ ns 143 94 I I - 83 — 162 —238 —147 — 17 56 I IO ”5 975 Madras . 13 I a 37 41 73 46 — 8 — 103 —125 — 54 24 ' 38 12 IS 1109 Mittel . 19 9 „ 72 88 79 40 — 57 —133 —140 90 — 10 33 56 05 893 Atlantic . 7*5 n 117 — 3 7 89 3° - 6l — 97 - 127 — 36 — 5i 76 53 813 Bai von Bengalen. 5 ’° a 133 44 39 O - 27 - 38 — 167 — 45 — 88 36 72 41 924 Atlantic . 2-5 a 74 25 48 74 30 - 89 — 117 — 64 - 30 — 5i 53 41 823 Singapore . 1 "3 n — 3i 38 81 81 — 18 — 133 — 155 - 89 17 78 76 58 986 Batavia . 6*2 S. — 8 2 32 22 — 18 - 78 — 68 — 18 32 42 52 2 948 Ascension . 7'9 n — 53 1 1 84 74 25 — 45 — 5° — 14 6 56 — 27 — 65 7i3 Mitteli . 4*7 24 20 r,i 50 — 2 — 82 —110 — 58 — 0 29 54 24 893' S. Helena . 15*9 S. 7 9 58 42 - l6 — 90 — 102 — 41 22 45 45 17 745 Mauritius . 20*1 „ — 41 — I 32 20 5 — 34 — 49 - I 55 40 - I — 3i 727 Bio de Janeiro . . . 22*9 „ — 44 17 26 24 - 12 — 34 — 14 . 3 35 5° — 6 — 42 780 Mittel2 . 19*7 „ — 30 6 37 20 — 5 — 48 — 53 — 10 42 44 9 22 745 Cordoba . 31 '4 » - IO I - 64 — 5i — 7i — 52 — 33 65 104 32 60 16 44i Santiago de Chile. 33 'S a 27 48 42 3 — 44 — 66 - 48 - IO 17 18 6 7 452 Capstadt . 34 '9 a — 13 8 — 33 — 18 O 18 — 3i 8 23 33 2 2 498 Melbourne . 37'8 „ 15 17 78 — 16 - 62 — 59 — 29 — 24 — 16 35 5° 12 562 Hobarton . 42'9 n - 2 21 79 21 — 55 - 67 - 20 13 31 36 6 — 68 500 Mittel . 36 1 „ 3 19 20 — 12 — 40 — 45 — 32 10 32 31 25 — 0 491 1 Vi 1 Va (Atlantic -+- Ascension) + i/8 (B. Bengalen + Atlantic) + Singapore Batavia j , Gewichte nach Zahl der Beobachtungsjahre circa. 2 Mauritius das doppelte Gewicht gegeben, längste Keihe. Der tägliche Gang des Barometers. 85 Zusammenstellung der Resultate. Breite und Zahl der Stationen Jan. Fehl-. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Mittel Mittlere Ab¬ weichung I 57° N. (6)... — 20 — 3 17 13 l6 — 6 — 15 3 16 15 - IO - 26 • 103 •0133 II 51 „ (8)... — 44 6 36 39 4 — 17 — 22 5 27 24 — 12 — 48 •236 ■0237 11147 „ (7)-- - 26 1 44 34 — 7 — 26 — 32 — 8 16 38 — 9 — 16 •297 •0206 IV 43 „ (*)•■• — 35 18 36 41 9 — 18 — 39 8 29 15 — 31 — 35 •337 •0262 V 40 „ (7).-. 9 34 66 45 — 19 — 61 — 76 — 33 16 38 — 3 — 14 •438 •0345 VI 34 „ (4).-. 19 39 49 5° ~ 31 — 90 — 66 — 28 13 18 14 17 •53i •0362 VII 20 „ (6)... 72 88 79 40 — 57 —133 — 146 - 90 — 10 33 56 65 •893 •0724 VIII 5 » (01 - 108 22 3i 54 I I — 63 - 127 — 79 — 51 — 22 67 45 •855 ■0567 IX 5° S. (3)- . — 29 l6 60 60 — IO — 84 - 89 — 39 20 61 35 O •881 •0420 X 20 „ (3). . . — 3° 6 37 26 — 5 - 48 — 53 - IO 42 44 9 — 22 •745 •0277 XI 36 „ (5). . . 3 19 20 - 12 — 46 — 45 — 32 IO 32 31 25 — 6 "491 •0234 6o° — 40° N. (29) — 3i 6 33 32 5 — 17 — 27 2 22 21 — 16 — 3i — *0200 40° — Aqu. (18) 38 52 65 45 — 33 — 91 - IOO — 53 3 29 24 22 — ■0463 Äqu. — 40° S. (11) - 19 14 39 25 - 20 — 59 - 58 — 13 31 45 23 — 9 •0296 4o°N.— 40°S.(29) 9 33 52 35 — 27 — 75 — 79 — 33 17 37 23 7 Der jährliche Gang der Amplitude «2 findet seinen kürzesten Ausdruck durch die folgenden Gleichungen: Jährlicher Gang der Amplituden der halbtägigen Barometer-Oscillation. Breite 60—40° N . 0-0085 sin. (339°39'-f30° *) + 0-0353 sin. (299° 4/ +60° x) 40° — Äquator . 0-0646 sin. ( 87o36'+30° *) + 0 ■ 0462 sin. (296° 50' +60° x) Äquator— 40° S . . .0-0243 sin. (115°50,+30° *) + 0-0488 sin. (293°41'+60° x) 40° N. bis 40° S . 0-0433 sin. ( 95° 2'+30° *) + 0-0468 sin. (297°46'+60° *). Man erkennt aus diesen Gleichungen, dass die doppelte Periode der auf der ganzen Erde am gleich¬ förmigsten auftretende Theil der jährlichen Periode der Amplitude «2 ist, während die einfache Periode zwar auch der ganzen Erde gemeinsam ist, aber sowohl in ihren Amplituden als Phasenzeiten grösseren Schwankungen unterliegt, als die doppelte Periode. Da man voraussetzen darf, dass dort, wo die tägliche Luftdruckschwankung am stärksten und regel¬ mäßigsten auftritt, auch die jährliche Periode der Amplituden der doppelten täglichen Oscillation am reinsten und deutlichsten zum Vorschein kommen werde, habe ich im Nachfolgenden noch die Amplituden a% füi die äquatorialen Stationen speciell zusammengestellt. Die Schiffsbeobachtungen, welche so viele Unregelmässig¬ keiten zeigen, und auch nur in vierstündigen Intervallen angestellt worden sind, glaubte ich liier mit Recht weglassen zu dürfen. i Die drei kurzen Reihen von Schiffsbeobachtungen haben etwa das Gewicht einer Landstation. 86 J. Hann, Jährlicher Gang der Amplitude der halbtägigen Oscillation des Barometers an den äquatorialen Stationen. Abweichungen vom Jahresmittel. Ort Breite Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Ang. Sept. Oct. Nov. Dec. Mittel des Jahres Mexico . 19-4 25 9i 70 52 — • 4° —ns — 99 - 78 5 IO 33 44 00 0 Madras . «3‘ 1 37 41 73 46 — 8 —103 — 125 - 54 24 38 12 15 1*109 Singapore . 1 '3 — 3i 38 81 81 — 18 —i33 — 155 - 89 17 78 76 58 •986 Batavia . — 6-2 — 8 2 32 22 — 18 - 78 — 68 — 18 32 42 52 2 •948 Ascension . — 7 "9 — 49 I I 66 78 7 — 41 — 46 — IO IO 63 — 23 - 6l •713 St. Helena . — 15-9 7 9 58 42 - l6 — 90 - 102 — 41 22 45 45 17 ■745 Mauritius . — 20 ’ I — 4i - I 32 20 5 — 34 — 49 — I 55 40 - I — 31 ■727 Mittel . — 2-3 — 9 27 59 49 - 12 - 85 — 92 — 42 24 45 28 6 •859 Diesen Mittelwerthen entspricht die Gleichung: 75 Batavia . 6' 2 S. •567 ■672 •695 •692 •669 •633* •655 •697 •697 •720 •697 •670 •680 Ascension . r 9 n ■470 •502 •53i •540 •488 •480 •425* ■449 •462 •498 •472 •444 •471 St. Helena . i6 o „ •510 •502 •516 •513 •470 •413 •405* •441 •486 •505 •525 •511 •479 Mauritius . 20-1 „ •459* ■477 •497 •500 •489 •465 ■461* ■494 ■541 •53o * 500 •462 '483 Mittel . — •579 •618 •638 •640 •585 •544 •535* •566 •603 •616 •610 592 •594 Schiffsbeobachtungen sechsmal täglich. Nord- All . io— sN. ■597 ■521 •533 •577 •536 ■480 •457 '444* •500 ■490 •571 •564 •523 n n . 5— ■577 •546 •561 ■582 ■546 ■467 •460* •495 •510 ■500 ■564 •556 •528 Bai von Bengalen. IO— o „ ■688 •640 • 622 ■607 •589 •577 ■490* •589 •559 •635 •635 •625 •605 Wie man sieht, stimmt die jährliche Periode der Grösse der gesammten täglichen Luftdruckschwankung vollkommen überein mit der jährlichen Periode der Amplitude a2 der halbtägigen Oscillation. Wie es kommt, dass die Schiffsbeobachtungen das Hauptmaximum auf den Januar verlegen, ist mir nicht klar geworden. Sollten vielleicht doch die bloss vierstündigen Beobachtungen die Ursache sein? Die jährliche Periode der Winkel-Constanten Av d. i. der Phasenzeiten der halbtägigen Oscillation des Barometers. Die folgende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der Werthe der Winkel-Constanten Az nach den einzelnen Monaten mit Mittelwerthen derselben für gewisse Breitengrad-Intervalle. Jährliche Periode der Epoche des ersten Flutheintrittes. Zeit von Mitternacht an gezählt. (Dem Eintritt des ersten Maximums um 10h a. m. entspricht ri3 = 150°.) Ort Breite Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr Barnaul . 53 "3 N. 190-5 178- 1 163-6 163-8 149*0 145-9 146-5 156-1 155-7 156-3 170-6 184-3 163-4 Magdeburg . 52-2 „ 154-2 146-5 145 '7 145-6 I39-5 139-0 137-6 136-4 144- 1 I54-7 149-4 152-3 I45-4 Utrecht . 52 m „ i43'6 145 - 3 139-8 142 • 6 141-7 129*2 i33-o I33-7 I39-4 148-1 i5i-7 I49-3 141-4 Oxford . 5i'8 „ 149-6 1 65 7 15.5*2 154-8 153-2 158.0 150-8 152-5 156-7 162- 1 168 ' 8 161 -8 157-4 Greenwich . 5i-5 „ I54-5 •44' 5 I37A 139-0 i35-o i35-o 130-5 136-3 142-6 1 5 1 " 3 152-6 149-7 142-4 Leipzig . 51 '3 « 136-6 I33'4 138-7 I33-5 130-6 133'° 125*1 134-6 131-5 147-1 I39-7 141-7 I35-5 Nertschinsk . 5i-3 „ 173-0 165 ■ 6 157-7 156-6 160-7 158-4 I59-5 160-7 162-8 165-9 166-2 172-8 163-3 Brüssel . 50-9 „ 151 '3 142-7 142-6 148-8 154-8 140-6 I42* I 144-0 142-6 155-6 156-5 I53-2 147-9 Prag . 5o-i „ 140 8 143 '9 138-6 I39-9 143-2 128-2 I34-7 142-9 137-8 149-9 152-5 14ms 141 *2 Mittel . 516 „ 154-9 151 7 146 6 147 2 145 8 140-8 140 0 144 1 145 9 154-6 156 4 156-3 148-7 1 Als mittlere Grösse der täglichen Oscillation ist die mittlere Ordinate der Tagescurve des Luftdruckes, somit gleichsam der Flächeninhalt dieser Curve angenommen worden, gg J. Bann, Ort Breite Jan. Febr. M ärz April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr Paris . 48 ■ 8 N. 157-8 i53-o 153-8 151-6 152-0 146-2 140-5 146-3 i54-i 162-8 165 • 1 161-4 53-7 Wien . 48-2 „ 145-6 139-0 142-4 139-4 136-7 I34-9 136-1 136-8 I40*2 I47-3 148 • 6 148-4 4i-3 München . 48-1 „ 160 -9 144-2 147-5 148-3 149-9 144- 1 140-7 142-9 147-6 157-2 160 -2 I57-5 50-1 Kremsmünster .... 48-i „ 151-2 148-9 141 • 8 1 5 1 * 3 143-6 I37-5 128-1 i44-i I34-4 154-8 152-7 158-6 145-6 Klagenfurt . 46-6 „ 167-8 159-0 154-2 151-6 153-0 156-9 I47-3 153-2 152-5 I54-9 169-0 166-5 I57-2 Genf . 46-2 „ 166-5 1614 160-3 158-4 151-9 143-0 143-5 150-7 159-4 l66 ‘2 174-6 163-7 158-3 Mailand . 45' 5 n 149-7 152-7 I47-5 145-7 143-5 142-4 141 -8 140-4 139-1 I39-5 142-5 147-6 144-4 Triest . 45 "6 » I42*2 136-6 i33-4 132-2 127*0 127-4 127-4 120*9 i37-o I40-5 141-5 140-4 I33-9 Mittel . 4M „ 155-2 149-3 147-6 147 3 144 7 141-5 138-2 141-9 145-5 152-9 156-8 155-5 148 1 I’ola . 44 '9 r i33'9 129-5 130-2 125-6 125-7 1 18-8 115-7 118-7 125-9 137-6 142-6 138-4 128-5 Bukarest . 44 "4 n 147-6 142* I 143-2 130-8 I40* I I35-4 136-3 138-1 I37-9 138-1 I47-5 150-6 140-6 Toronto . 43 ‘6 „ 182-4 174-6 164-9 172-9 161 -6 166-7 153-0 155-8 168-9 167-3 180-4 186- 1 169-5 S. Martin de Ilinx 43 "6 r 154-4 i5i-3 146 • 8 145-6 149-9 140-8 141 * I 139 6 149-6 161 • 2 164-6 i54-o 149-9 Lesina . 43' 1 v 150-2 138-7 129-3 130-8 130-6 126-0 IW3 123-3 129-3 139-5 148-5 140-3 133-8 Albany . 42-6 „ 166 ’2 172-4 162-8 157-2 160- 1 149-8 I47-9 i49’7 162- 1 164-4 I72*2 I74-5 1 6 1 -6 Nukuss . 42 ' 5 n 164-2 161 • 8 161 -4 I53-9 151-8 158-2 161 • 7 160-7 164-2 165-9 170-3 166- 2 161-7 Tiflis . 4I'7 n 163-1 158-5 157-6 ‘55'5 i55-o 156-5 I49-7 151-1 I55-4 162-4 167-8 166-5 158-3 Mittel . 43'3 „ 157-8 153-6 149-5 146-5 146 8 144 0 140-6 142 1 149-2 154-5 161-7 159-9 150-5 Neapel . 40-8 „ 153-0 i45'4 141-4 I39-7 136-1 136-3 138-1 140-7 I43-5 i45'3 I47-9 151 5 143-2 Madrid . 4° '4 n 161 -6 152-9 153-4 152-8 154-1 i45'8 141 -6 146-5 I54-5 162-7 163-7 162 • 5 I54-3 Coimbra . 40-2 „ I54-8 150-9 I53-9 I53-7 156-6 155-6 I54-8 156-6 160-7 163 • 2 160-5 156-5 156-5 Peking . 39 "9 r 158-8 i5i'9 148-4 141-7 142-8 140-8 138-6 I39-9 I49-5 I5I*2 156-1 I55-4 147-9 Philadelphia . 39 'b » 178-1 158-4 I72*2 167-3 167-6 159-7 138-0 I53-9 160-3 i75-i I74-9 i73-i 164-9 Washington . 38'9 r 168-4 161-4 156 7 163-7 160-5 151 "4 153-8 I55-3 161 • 8 170-9 179-1 182-4 163-8 Lissabon . 38-7 n I54-5 152-8 148-5 147-8 152-0 I53-3 147-9 149-9 I53-3 161 ■ 8 161-5 159-6 153-6 Mittel . 39-8 „ 161-3 153-4 153-5 152-4 152-8 149 0 144-7 148-9 154 8 161-5 163 4 163 1 154 9 San Fernando . . . . 3b '5 » i5i-3 146-8 141-7 139-0 139-0 137-4 134-0 I33-9 144-3 i54-o 158-3 I55-5 144-6 Tokio . 35 '7 » 182- 1 172-5 169-0 163-2 163-0 159-6 157 6 161 -8 1 68 • 4 i77-o 184-2 189-9 170-7 Zi-ka-wei . 31 '2 » 165-7 152-4 150- 1 149- 1 148-9 150- 1 i47-i i53-i 161-3 167-2 I72*2 169-4 i57'2 Simla . . . 3* ' 1 r 138-7 I33-4 135 9 136-3 137-7 132-9 127-9 132-0 141 *c 151-0 149*0 144*0 138-3 Mittel . 33 ß „ 159 -5 151 3 149-2 146-9 147 1 145 0 141 •< 145-2 153-8 162-3 165-9 164-7 152-7 Habanah . 23'I r i6i-S 161 -6 163-1 159-2 155-/ 148-8 152-4 155’f 155-8 169-1 I70*I 169- 160- 2 Calcutta . 22-6 „ 152-1 146-8 146-2 147-2 147-2 146-8 144-; i44-/ 151-4 i6i-c 164-* 158-5 i5o'9 Hongkong . 22*3 r 152-1 149-1 i47‘i 146-1 144-2 I42*I 141 * 142-5 152-1 i6o-c 164-5 i6o-c 150-4 Mexiko . I Q * A ,, 158-1 152-5 156-1 157-2 I55-. 151-: 152-2 152" 158-1 164'; 164-2 i63'c I57-3 Bombay . i8'9 r iS8-( I54-7 i53-; 152-5 i53- I49*c 147- 15M 157 • - 167 ■ _ 168 - 5 1 62 * c >156-3 1 3 * 1 „ 1 56 * 155 * 155*. i55'5 I57-' 153-5 i5i-5 i54- 160- 167-- 167-. 163-2 158-1 19 ' 9 „ 156 • 153-1 153 r 153 ( 1521 148 < 1 1481 1501 156-3 165 1 166 f 162 • 155-5 7 • q „ i66‘< } 167-1 1 6 3 ’ i54'i i53"( 3 i54- 151-1 1 i59-< 155- 161 ■ i59'i 165- I59-3 Bai von Bengalen 5 '° R 163- 104'c 161 • i6o-_ 163-, 158- 158-' 1 i59- 163- 161 • 161 •( i66\ 161 • 7 2 • 5 „ 163- 3 i65'c 158-! 158-: 154- 3 I50-2 151- i55 J > 158- 161 • 157 J 160- i57'9 Mittel . 5 0 „ 164- 1 165 i 161 -i 2 157 • 156- 8 154- 154 < ) 157-1 > 159- l 161 • l 159 • 164 •( 1159 6 Der tägliche Gang des Barometers. 89 0 r t Breite Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr Singapore . i ' 3 X. 156- 1 151-7 152-3 I53-3 I54-7 !54'3 150-9 154-5 158-2 164-3 164-7 158-6 156-1 Batavia . 6-2 S. iS5'4 153-2 156-6 159-2 160 -6 158-8 156-8 158-6 163-4 166-9 167-4 161 -6 I59-9 Ascension . 7'9 „ I57-7 152-5 156-1 157-6 I57-5 155-2 150-4 153-0 162-0 167-3 165-9 162-9 158-2 Mittel . 51 156-4 152-5 155 0 156-7 157-6 156 1 152-7 155-4 161-2 166-2 166 0 1610 158 1 St. Helena . . iS'9 „ 156-6 147-7 148-3 151-4 152-5 151-7 i5i-3 151-4 151-8 i55'i I57-6 154-8 152-5 Mauritius . . 20-1 „ 161-5 157-8 156-3 163-7 165.2 162-6 160- 1 161-4 166-8 170*0 I70* I 165-5 163-7 Rio de Janeiro 22-9 „ 150-6 152-4 150-0 160- 2 160-4 I54-7 148-4 156-0 161 -4 166- 1 160-5 156-8 156-5 Mittel . li)-6 „ 156-2 152-6 152-5 158-4 159-4 156-3 153-3 156-3 160-0 163-7 162 7 159 1 157-6 Cordoba . 3i -4 „ I35-9 I40*2 152-7 167.4 I74-4 177-2 176-5 168-9 i66-6 159-6 i55-i 151-1 iöo- 5 Santiago de Chile. 33 ' 5 » 156-6 162-3 154-6 160-9 156-8 164.6 163-5 163-3 176-3 165-9 172-7 165-9 163-6 Capstadt . 34'9 „ 155-6 152-7 156-1 160-3 164-5 163-6 159-8 163-9 167-2 169-3 i68-o 158-6 161 ■ 6 Melbourne . 37-8 „ 161 -4 161-7 167-8 161 -9 I7I*0 166-4 168-8 166- 1 168-2 171-6 174-2 165-3 167.0 Hobarton . 42'9 „ I75-3 165-1 165-9 167-8 174-9 171-6 169-8 164-5 i75'8 180-5 178-5 I77-9 172-3 Mittel . 36 1 » 157 0 156-4 159-4 163-7 168-3 168-7 167 ■ 7 165-3 170-8 169 4 169-7 163-8 165 0 Zusammenstellung der Mittelwerthe. 1 (9) . 51 - 6 N. I54-9 i5i'7 146-6 147-2 I45-3 140- 8 140*0 144-1 I45-9 154-6 156-4 156-3 148-7 n (8) . 47' 1 n 155-2 149-3 147-6 I47-3 144-7 141-5 138-2 141-9 I45-5 152-9 156-8 I55-5 148 • 1 III (8) . 43 ’ 3 r> 157-8 153-6 149-5 146-5 146-8 144-0 140-6 I42* I 149-2 IS4-5 161-7 159-6 150-5 IV (7) . . 39-8 „ 161-3 153-4 I53-5 152-4 152-8 149-0 144-7 148-9 154-8 161-5 163-4 163-1 I54-9 V (4) . 33'6 , i59'5 151 3 149-2 146-9 147-1 145"° 141 -6 145-2 153-8 162-3 165-9 164-7 152-7 VI (6) . . . >9'9 i) 156-8 I53-4 I53-7 153-0 152-1 148 6 148-2 150-3 156-1 165-1 166-5 162 • 8 155-5 VII (3) Schiffsb. . 5‘° » 164-2 165-5 161 • 2 157-8 156-8 i54-i i54-o 157-9 i59-i 161 -4 159-8 164-0 159-6 VIII (3) . 5-i S. 156-4 1525 i55-o 156-7 157-6 156- 1 152-7 >55-4 161 ■ 2 166-2 166-0 161 -o 158-1 IX (3) . 19-6 „ 156-2 152-6 152-5 158-4 159-4 156-3 I53-3 156-3 160-0 163-7 162-7 I59-I 157-6 X (5) . 3b-i „ 157-0 156-4 159-4 163-7 168-3 168-7 167-7 165-3 170-8 169-4 169-7 163-8 165-0 Die Ableitung von Mittelwerthen erscheint mir bei dieser Grösse vollkommen berechtigt, da die Ver¬ schiedenheiten derselben an den verschiedenen Orten kaum grösser sind, als die unvermeidlichen beider bei der Bestimmung derselben. Man muss ja beachten, dass ein Unterschied von 1° bloss zwei Zeitminuten entspricht, und in einzelnen Fällen Fehler von 10—15' nicht unwahrscheinlich sind. Namentlich in Bezug auf die Ableitung der Jahresperiode kann man sich wohl nur an solche Mittelwerthe halten. Da die Luftdruck-Beobachtungen am Lande, wie alle anderen meteorologischen Beobachtungen, nach mittlerer Zeit angestellt werden, die Phasenzeiten der täglichen Oscillation des Luftdruckes aber sicherlich von der wahren Zeit abhängen, so erscheint es geboten, die Werthe der Constanten At auf wahre Zeit zu reduciren, wie dies schon Lamont für München gethan hat. Die Schiffsbeobachtungen aber werden wohl immer nach wahrer Zeit angestellt, wesshalb bei diesen die Correction zu entfallen hat. Folgende sind die den Werthen der Zeitgleichung für die Mitte jedes Monates entsprechenden Correctionen der Winkel-Constanten A , und Av Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. 12 90 J. Hann , Correctionen auf wahre Zeit. Jan. Pebr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. 295 396 292 0 — 1-0 o-o 1-4 1-1 — 1-3 —3 6 —3-8 —11 5-0 7-2 4-4 0 —1-9 0-1 2-8 2-2 —2-6 -7-3 —7-6 -2-2. Da die Werthe der Winkel-Constante sehr grosse Unregelmässigkeiten zeigen, wie wir vorhin gesellen haben, lohnt sich vor der Hand die Anbringung der obigen Correctionen und die Reduction auf wahre Zeit bei diesen Grössen nicht, wohl aber erscheint sie geboten bei den Werthen der Constanten Av welche ein sehr regelmässiges Fortschreiten im Laufe des Jahres zeigen. Namentlich erkennt man bei jeder Station an den Werthen von Ai für October und November sogleich den Einfluss der Zeitgleichung, denn sie nehmen vom August und September zum October und November sprungweise zu. Folgende Zahlen geben zunächst eine allgemeine Übersicht über den jährlichen Gang der uncorrigirten Werthe von Ar Jan. Febr. März Mittelwerthe von A2. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. 157?6 15291 1. Für die nördliche Hemisphäre (Gruppe I— VI) 42 Stationen. Mittlere Breite 39° N. 15090 14899 1 48 9 1 14498 14292 14594 15099 15895 161 98 160 9 3, 156-7 154-6 156-7 11. Für die südliche Hemisphäre. 10 Stationen. Mittlere Breite 25-4. 161-0 163-8 162-6 160-5 160-7 165-9 167-2 167-0 162-0. 162 6 159-3 154-4 Auf wahre Zeit reducirte Mittelwerthe von J2. I. Nördliche Hemisphäre. 148-9 146-2 144-9* 145-0 147-6 148-3 151-2 154-2 158-1. 10-9 7-6 2-7 Abweichung vom Mittelwerth 151 • 7. —2-8 —5-5 —6-8 —6-7 —4-1 —3-4 —0-5 2-5 6-4. 161-7 161-8 161-1 II. Südliche Hemisphäre. 161-0 161-9 162-7 163-3 162-9 163-3 159-9 159-4 159-8.* 0-1 0-0 —0-5 Abweichung vom Mittelwerth 161 -6. —0-6 0-3 1-1 1-7 1-3 1-7 —1-7 —2-2 —1-8. Es ist demnach in beiden Hemisphären die Tendenz vorhanden, dass die Phasenzeiten im Winter etwas früher, im Sommer etwas später eintreten. Dabei ist zu beachten, dass die Mittelwerthe für die nördliche Hemisphäre einer höheren Breite entsprechen, als jene für die südliche Halbkugel, worauf zum Theil die stärker ausgeprägte Periode der ersterenzurückgeführt werden mag, während sie anderseits vielleicht in dem extremeren Klima gesucht werden muss. Nehmen wir nun Mittel der Abweichungen für die Jahreszeiten und drücken wir dieselben auch in Zeit aus, indem wir berücksichtigen, dass 1° in Zeit zwei Minuten entspricht, so erhalten wir folgende Übersicht: Abweichungen der Phasenzeiten der halbtägigen Oscillati on vom Mittelwerthe. Winter Frühl. Sommer Herbst Winter Frühl. Sommer Herbst in Graden in Zeit (Minuten) Nördl. Hemisphäre . . . . .8-3 _l-9 —5-9 —0-5 16 '6 — 3!8 — 1 1 ! 8 —1*0 Südl. Hemisphäre . . . . .1-4 -0-7 —0-6 —0-2 2-8 —1-4 — 1-2 —0-4. 91 Der tägliche Gang des Barometers. Im Winter finden wir in beiden Hemisphären eine Verfrühung des Eintrittes der Phasenzeiten, in den anderen Jahreszeiten, namentlich im Sommer, eine Verspätung. Auf der nördlichen Land-Hemisphäre ist dieser Einfluss der Jahreszeiten auf die Phasenzeiten viel stärker ausgeprägt, als auf der südlichen Wasser- Hemisphäre. Da der Werth 150° der Constanten At einem Eintritte der ersten vormittägigen Fluth um 10h entspricht, so fällt dieser Eintritt im Mittel aus unseren Stationen der nördlichen Hemisphäre auf 9h 56 ! 6 a. in., im Mittel der Stationen der südlichen Halbkugel aber schon auf 9h 36 ! 8, was einem Unterschiede von 20 Minuten gleichkommt. Derselbe ist zum grösseren Theil wohl darauf zurückzuführen, dass der Mittelwerth der nörd¬ lichen Hemisphäre einer beträchtlich höheren Breite angehört. Die drei Reihen von Schiffsbeobachtungen im Atlantischen Oeean und in der Bai von Bengalen, welche sich auf die Aquatorialzone beziehen, haben einen Mittelwerth von A2 = 159-6, was einem Eintritt der ersten vormittägigen Fluth um 9U 41' entspricht. Indem wir annehmen, dass diese Beobachtungen in der That zur wahren Zeit angestellt worden sind1 *, erhalten wir folgenden Einfluss der Jahreszeiten auf den Eintritt der Phasenzeiten auf offenem Meere. Jährliche Periode der Phasenzeiten (A2) im äquatorialen Tbeile der Oceane. Mittlere Breite 5° N. Dec.— Feb. März— Mai Juni — Aug. Sept.— Nov. Dec.— Feb. März— Mai Juni— Aug. Sept.— Nov, Abweichung im Winkel Abweichung in Zeit (Minuten) 499 —1*0 — 493 0?4 9-8 -2-0 —86 0-8 Der Gang ist somit derselbe, wie auf der nördlichen Hemisphäre überhaupt; vom December bis Februar tritt die Fluth um circa 10' früher ein, vom Juni bis August um 9' später. Wir finden demnach überall eine wenn auch geringe Abhängigkeit der Phasenzeiten der halbtägigen Oscillation von der Jahreszeit. Eine specielle Untersuchung der höheren harmonischen Constituenten der täglichen Luftdruckschwankung zu geben, wird in dieser Abhandlung nicht angestrebt. Den Hauptgegenstand derselben bildete die eingehende Untersuchung der halbtägigen Barometer- Oscillation, indem dieselbe von den übrigen meteorologischen Factoren fast ganz unabhängig zu sein scheint und deshalb für sich allein behandelt werden kann. Dies ist bei den andern harmonischen Constituenten der täglichen Barometer-Qscillation nicht in gleicher Weise der Fall, und ich beabsichtige daher nicht, auf dieselben hier näher einzugehen. Einige Bemerkungen über das dritte Glied der harmonischen Reihe mögen aber zum Schlüsse doch noch hier Platz finden. Wenn man in der Zusammenstellung der Constanten der Jahresgleichung der täglichen Barometer¬ schwankung die Werthe von A3 und a3 näher ins Auge fasst, so fällt einem sofort die grosse Übereinstimmung derselben an allen Orten auf, obgleich die Grösse dieser dreimaligen täglichen Oscillation so klein ist, dass die ganze Amplitude meist kaum 0- 1 mm erreicht. Die Amplitude a3 scheint von der geographischen Breite fast unabhängig zu sein, sie ist fast überall nahe gleich gross. Die folgenden Mittelwerthe für Breitenintervalle machen dies sehr anschaulich: Geographische Breite . . • 51 V, 47° o CO o o 34° 24° 12° N. 26° 8 Zahl der Orte . . 8 8 8 6 5 6 5 7 A . . 358 9 6 790 352 9 9 357 9 7 592 1-0 3-2 35-3 a3 . . 0-028 0-030 0-036 0-050 0-046 0-040 0-031 0-040. Wenn man von dem höheren Werth der Constanten A3 in der südlichen Hemisphäre absieht (wo auch A bekanntlich grösser ist als anderswo), so ist diese Constante unter allen Breiten nahe von gleichem Betrage; noch 1 Der Gang der Werthe von Ax vom August und September zum October und November spricht, deutlich genug dafür. 12* 92 J. Bann , auffallender aber ist die nalie Übereinstimmung der Amplitude a3 unter allen Breitegraden. Die jähr¬ liche Periode der Constanten A3 ist eine sehr ausgeprägte, aber nach den Localitäten so verschiedene, dass sich dieselbe nicht so nebenbei behandeln lässt. Dagegen zeigt aber wieder die jährliche Periode der Amplitude a3 eine ganz merkwürdige Übereinstimmung an allen Orten, merkwürdig in zweifacher Beziehung, erstlich wegen der Kleinheit dieser Amplitude, welche sie zufälligen Störungen umso leichter zugänglich machen sollte, und zweitens wegen ihrer ersichtlichen Abhängigkeit von den Jahreszeiten, welche sie gleich¬ falls einer Individunlisirung nach Localitäten unterworfen lassen sein sollte. Die folgende Tabelle gibt eine vorläufige Übersicht über den jährlichen Gang der Grösse der Amplitude a3. Jährlicher Gang der Amplitude a3. 0 r t Breite Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Mittel Prag . 51 ■ i N. • 10(1 •072 •043 •018* •050 •052 •063 •°43 •032* ■056 •074 106 •060 München . 48-1 „ 122 86 3t» 11* 50 43 47 29 27* 65 90 86 58 Kremsmünster. . . . 48-1 „ 108 72 52 20* 34 38 54 XI 29* 47 54 94 5i Genf . 46-2 „ 090 60 40 30* 70 60 70 50 20* 30 70 90 57 Mailand . 45 '5 n 125 106 56 18* 35 42 38 20* 37 73 103 121 64 Lissabon . 38-7 „ 182 139 6 17* 39 02 5i 43* 43 86 144 168 82 Calcutta . 22’5 » 193 137 5i 48* 102 94 92 81 17* 76 129 183 IOO Bombay . 00 VO 3 168 127 6l 20* 43 94 7i 33 18* 81 124 155 83 Mittel . — 137 IOO 43 23* 53 61 61 39 28* 64 98 125 069 Batavia . 6 • 2 S. 20 20 5° 70 60 70 70 60 5° 40 20 IO 45 Melbourne . . 37’8 „ 124 63 23 7i 137 i47 i35 132 76 5 76 99 91 Mittel . — 72 41 3Ö* 7> 98 108 102 96 63 22* 48 54 68 Die Gleichmässigkeit des jährlichen Ganges einer so kleinen Grösse au allen Orten ist wahrhaft erstaunlich, und zeigt, dass auch das dritte Glied der periodischen Reihe nicht der blosse Ausdruck von zufälligen örtlichen und zeitlichen Modificationen der Haupterscheinung ist, sondern ein reeller Constituent der täglichen Barometerschwankung. Ganz ungleich der Amplitude der halbtägigen Oscillation zeigt sich die Amplitude der dreimaligen täg¬ lichen Oscillation einer sehr ausgeprägten jährlichen Periode unterworfen, so dass die Maxima selbst im Durch¬ schnitt fünf- bis sechsmal grösser sind, als die Minima. Die dreimalige tägliche Oscillation verschwindet fast ganz im Friihlinge und im Herbst in beiden Hemisphären, so dass, wenn die Sonne am Äquator steht, die ganztägige und die halbtägige Oscillation fast allein übrig bleiben. Im Winter jeder Hemisphäre erreicht die Amplitude a3 ihre grössten Werthe, welche jenen von al gleichkommen, ja sie an einigen wenigen Orten selbst tibertrefifen. Es kann also dann die dreimalige tägliche Oscillation einen grösseren Einfluss auf die gesammte tägliche Luftdruckschwankung erreichen, als die ganztägige Oscillation. Ein zweites kleineres Maximum erreicht die Amplitude a3 im Sommer. Bei dieser Abhängigkeit der Werthe a3 von den Jahreszeiten ist es höchst bemerkenswerth, dass unter den verschiedensten klimatischen Verhältnissen ihr jährlicher Gang auf der gleichen Hemisphäre doch derselbe bleibt. Der jährliche Gang der Amplitude a3 ist in Prag und München derselbe wie in Lissabon, und derselbe wie in Bombay und Calcutta. Das Mittel aus den Monatswerthen der Amplitude a3 ist viel grösser als der Betrag dieser Amplitude im Jahresmittel, weil die Phasenzeiten im Laufe des Jahres sich ändern, und die resultirende Jahrescurve desshalb 93 Der tägliche Gang des Barometers. eine kleinere Amplitude hat, als sie dem Mittelwerthe aus den einzelnen Monatscurven entsprechen würde. Dieser Mittelwerth wächst mit abnehmender Breite zugleich mit der Zunahme der gesammten täglichen Luft¬ druckschwankung. Wenn man denselben aber nach seinem Verhältnisse zur Grösse der Oscillation selbst beurtheilt, so zeigt sich eine Abnahme mit der Breite. So z. B. erhalten wir als Verhältniss von a3 : a2 folgende Werthe: Prag, München, Kremsmünster geben 0‘23für 49° Breite, Genf — Mailand CP 17 für 47° Breite, Caleutta — Bombay 0-09 für 21° Breite, nur Lissabon macht in unserer kleinen Tabelle einigermassen eine Ausnahme mit 0-19 für 39° Breite. Es zeigt sich also, dass die dreimalige tägliche Oscillation einen mit der Breite abnehmenden Einfluss auf die gesammte tägliche Luftdruckschwankung hat. Anhang. Über die tägliche Luftdruckschwankung über den Oceanen nnd Meeren. Die Publicationen des Meteorological Office in London und in Caleutta haben uns eine Bearbeitung der vierstündigen Schiffsbeobachtungen in dem äquatorialen Theile des Atlantischen Oceans und der Bai von Bengalen geliefert, welche wir im Vorhergehenden schon ihrem hohen Werthe entsprechend gewürdigt und benützt haben. Es schien mir aber trotzdem noch von Interesse zu sein, daneben auch die stündlichen Luftdruck¬ beobachtungen, die an Bord der Novara angestellt worden sind, wenigstens einer theilweisen Berechnung zu unterwerfen. Wir besitzen in dem gedruckten meteorologischen Tagebuche der Novara-Reise einen noch völlig ungehobenen Schatz längerer Reihen stündlicher und zweistündiger Beobachtungen aller meteorologischen Elemente auf offener See. Mir ist keine Publication bekannt, welche in dieser Hinsicht mit dem gedruckt vorliegenden meteorologischen Tagebuch der Novara-Reise concurriren könnte. Ich habe aus diesem Tagebuche nur jene Beobachtungen benützt, welche sich auf die offene See beziehen, nur die für das Mittelmeer benützten Beobachtungen machen davon insoferne eine kleine Ausnahme, als um eine complete Reihe von 30 Tagen zu gewinnen, auch zweitägige Beobachtungen vor Anker zu Gibraltar mit in Rechnung gezogen worden sind. Für einige Routen der Novara im Pacifischen Ocean wurde ferner auch der tägliche Gang der Temperatur und in einem Falle auch jener des Dampfdruckes, der Bewölkung und der Windstärke abgeleitet. Es wäre sehr zu wünschen, dass das gesammte Tagebuch in ähnlicher Weise bearbeitet und ausgenützt würde. Dies hier so nebenbei zu thun, daran konnte wohl nicht gedacht werden. Die Tabellen am Schlüsse dieser Abhandlung enthalten die Zusammenstellung der für den täglichen Gang der meteorologischen Elemente aus den Tagebüchern der Novara abgeleiteten Werthe. Der Übersichtlichkeit wegen sind auch hier, wie überall, die Abweichungen vom Mittel angegeben. Aus den von der schwedischen Akademie publicirten meteorologischen Tagebüchern der Fregatte „Eugenie“ auf deren Weltumsegelung 1851/53 1 habe ich gleichfalls einige Auszüge gemacht und Mittelwerthe des Luftdruckes für gewisse Routen im Pacifischen Ocean gerechnet. Da aber die Beobachtungen nur in drei¬ stündigen Intervallen angestellt worden sind, begnüge ich mich mit der Anführung der Constanten der Gleichungen, welche den täglichen Gang des Luftdruckes darstellen. Diese Gleichungen sind zugleich mit jenen, die aus den Beobachtungen auf der Novara abgeleitet worden sind und einigen älteren nach Horner und Lenz in folgender Tabelle übersichtlich zusammengestellt worden. Voyage an tour du Monde sur la Fregatte Suedoise l’Eugenie. Observ. scientifiqne. Troisieme Partie. THi-ucnrmp ftfnoü hnlm 1858/74. 94 J. Hann , Täglicher Gang des Luftdruckes auf dem Ocean. Gegend Zeit Breite Af A2 «i «3 I. Nach stündlichen Aufzeichnungen auf der Fregatte „Novara 1 auf hoher See. Grosser Ocean bei den Carolinen 26. Aug. — 24. Sept., 30 T. (1858) 9?4 N. i3?3 1 62 °o •272 ■865 Indischer Ocean. Gegend der Nicobaren 18. Febr. — 6. Apr., 40 T. (1857) 8-. „ 344'7 153-9 •399 ■995 Grosser Ocean (Route Puinipet — Sydney) 25. Sept. — 24. Oct., 30 T. (1858) 6-4 S. 12-3 158-9 • 264 I ^42 „ „ (Gesellschafts- und niedrige Inseln) 8. Febr. — 21. März, 40 T. (1859) '6-3 „ 25-7 160- 1 •301 • 802 n n (Papeeti — Valparaiso) . 24. März — 22. April, 30 T. (1859) 32-8 „ 3I7-8 156-0 ■178 .521 n n (Sydney — Auekl., Auckl. — Papeeti) 8. — 21. Dee., 10. — 29. Jan., 34T., 33'9 n 289-5 161 '4 •327 ■478 1858/59. Atlantischer Ocean 20° N.— 20° S. 17. Juni — 6. Juli 1859, 20 T. io-oN. 62- 1 148-0 •148 * 720 » » 35° — 39°N-> 40° — 5°W.v.Gr.. 12. — 31. Juli 1859, 20 T. 37 ' 5 „ 189-7 I50-9 •223 ■405 Mittelmeer zwischen Sizilien und Gibraltar Mai 1857, Aug. 1859, 30 T. 37’4 „ 281 -8 II9-9 •34i •330 II. Nach acht täglichen Beobachtungen (dreistündig) auf der schwediscl len Fregatte „Eu jenie“. Grosser Ocean westl. v. Süd- Amerika 1 2° S. —8° N. 14. März — 25. Mai 1852, 60 T. 4?8 358-2 i5i-5 •508 •906 » „ i6°N. — i4°S. Br, . 7. Nov. — 28. Dec., 27. Aug. — 7'5 4°6 i5S?4 -413 -877 16. Sept. 1852, 40 T. „ „ westl. v.Mittel-Am. 131/2°— 2ii/2°N. 28. Mai — 1. Juli 1852, 30 T. 17-5 345-4 156-8 •19 •640 HL Einige ältere Beobachtungen von Horner und Lenz (Lenz achtmal täglich). Horner, Grosser Ocean, io°S.— io°N (21 Tage) 5° io?4 i59?4 •234 •828 Lenz, „ „ io°S.— I5°N . (Tage ?) 7 349-1 146-6 •424 •909 Horner, „ „ n°— 23°S.u.ii°— 27°N. (40 Tage) 18 17-4 148-6 •276 •6l6 Der tägliche Gang der wichtigsten meteorologischen Elemente im äquatorialen Pacific aus vierzig tägigen Beobachtungen abgeleitet, findet sich nachfolgend zusammengestellt: monische Constituenten des tägli chen Ganges der meteorol ogischen Elemente äqua torialen Pacifi c. Ai A2 a3 a, a2 «3 Luftdruck (Millimeter) . . . 2?4 161 ?0 24-8 •287 1-010 •063 Temperatur (Celsius) . . .250-0 73-8 — •871 •107 _ Dampfdruck (Millimeter) . . . . . .264-2 133-4 — •443 •180 _ Bewölkung (0— 10) . .. 92-4 11-6 267-5 •246 •240 •182 Windstärke (Meter pro Sec.). . .240-2 193-4 — •542 •285 _ im Nach diesen Formeln ist der tägliche Gang der meteorologischen Elemente berechnet und in folgender Tabelle zusammengestellt worden. Der tägliche Gang des Barometers. 95 Äquatorialer Pacific. Täglicher Gang des Luftdruckes in Tausendtel des Millimeters Berechneter täglicher Gang der anderen Elemente Beob¬ achtet Berechnet Temperatur Cels. Dampfdruck mm Bewölkung 0—10 Wind¬ geschwindigkeit cm, sec. I. Glied II. Glied III. Glied Summe Mitternacht 34S 12 328 26 366 — ■71 —•31 •14 — 54 I - 38 86 — 194 59 — 49 — •76 -•38 •26 — 72 2 — 453 154 —663 57 — 452 — ■78* —•45 '43 - 82* 3 — 77i 21 1 —956 22 — 723 — •76 —.47* •52 - 80 4 — 808* 254 — 992* - 26 — 764 — •69 . —'43 '47 — 68 5 — 485 280 —762 — 59 — 54i — •57 — '33 ’ 26 — 46 6 - 83 287 —328 — 57 — 98 — •40 — •18 — *08 - 20 7 449 2 74 194 - 22 446 — •18 *02 —•36 6 8 965 243 663 26 932 •07 •22 —•54 27 9 1184 194 956 59 1209 •34 •40 —•55* 42 IO 1130 i33 992 57 1182 •59 •53 —•40 48 1 1 839 63 762 22 847 •79 •69 —•19 47 Mittag 35° - 12 328 — 26 290 •92 '57 •01 40 I — 336 — 86 — 194 — 59 — 339 ■97 •49 ■06 33 2 — 936 — 154 —663 — 57 — 874 •93 •36 •03 27 3 — 1171 - 21 I —956 - 22 — 1189 •82 *22 — '°5 25* 4 — 1205* —254 — 992* 26 - 1220 •64 •09 — • 12* 26 S — 94i — 280 — 762 59 — 983 •43 — *02 — •ii 3° 6 — 573 - 287* —328 57 - 558 ■19 —•09 — •07 34 7 — 72 —274 194 22 - 58 — •03 - ’ 12 •04 33 8 354 —243 663 - 26 394 — ■23 — •14 09 27 9 654 —194 956 — 59 7°3 — •40 —•15 *08 13 IO 871 —133 992 — 57 802 — -53 — •19 •05 — 6 1 1 717 — 63 762 — 22 677 —•64 —■24 •04* — 30 Mittel •655 •183 •649 '041 •654 27-78 23-00 5-96 493 Ich habe auch noch für eine höhere Breite den täglichen Gang (1er Temperatur gerechnet, sowie den entsprechenden Gang des Luftdruckes. Die folgenden Gleichungen beziehen sich auf den südlichen Pacifisehen Ocean zwischen 30 und 36° S. Br. und beruhen auf stündlichen Beobachtungen an 64 Tagen auf offener See. Täglicher Gang im südlichen Pacifisehen Ocean. Mittlere Breite 33?3 S. Äy a2 Luftdruck . 284 -9 158 • 6 Temperatur .... 226 -9 27-7 ■^3 126-6 ®1 az •221 -498 •972 -250 «3 •048 mm — Cels. In der für den äquatorialen Pacific gegebenen Tabelle der berechneten Werthe des Luftdruckes habe ich die einfache, die doppelte und die dreifache Welle der täglichen Luftdruckgeh wankung separat mitgetlieilt, damit man deutlicher sehen könne, wie die gesammte beobachtete tägliche Luftdruckschwankung daraus resultirt. Man sieht, dass die halbtägige Oscillation weitaus den Haupttheil der Erscheinung bildet. Die einmalige tägliche Welle ist übrigens auch auf den Oceanen immerhin noch mit erheblicher Amplitude vorhanden, obgleich die tägliche Temperaturschwankung hier auf ein Minimum herabsinkt. Es zeigt dies sehr 96 J. Hann, deutlich, dass auch dieser Theil der täglichen Luftdruckschwankung nicht bloss von der Erwärmung der unteren Schichten herrührt, sondern seine Ursache in der Erwärmung der ganzen Atmosphäre gesucht werden muss. Es dürfte desshalb die Ansicht nicht zurückzuweisen sein, dass selbst die einmalige tägliche Oscillation des Barometers an den meisten Orten über den Continenten und den angrenzenden Meeren aus zwei Theilen besteht: einem allgemeinen, dessen Ursachen in dem täglichen Erwärmungsvorgange der ganzen Atmosphäre zu suchen ist, und einem localen, welcher in den örtlichen Wirkungen der Wärme seine Ursache hat (Land- und Seewinde, Berg- und Thalwinde). Diese locale einmalige tägliche Luftdruckschwankung haben wir in einem früheren Theile dieser Abhandlung specieller erörtert. Könnten wir den allgemeinen Theil der einmaligen täglichen Welle von dem localen Theile trennen, dann würde wohl auch der erstere einfachere Verhältnisse der Abhängigkeit von der geographischen Breite und von den Jahreszeiten zeigen. Ich sehe aber kein Mittel diese Trennung durchzuführen, so lange wir keine strenge mathematisch-physikalische Theorie der täglichen Luftdruckschwankung besitzen. Das ungeschwächte Auftreten der doppelten täglichen Oscillation des Barometers Uber den weiten Oceanen ist ein vortrefflicher Prüfstein für die Theorien Uber die Ursache der täglichen Barometerschwankung. Wir würden nicht so viele derartige Theorien haben, wenn man vor deren Aufstellung stets die zu erklärende Erscheinung in ihrem gesammten Auftreten in Betracht ziehen und nicht bloss auf örtliche Verhältnisse sich dabei beziehen würde. So sehe ich nicht ein, wie die Thatsache des ungestörten Auftretens der halbtägigen Oscillation des Barometers mit der von Espy, Davies und Kreil vertretenen Ansicht verträglich ist. Wenn das Vormittags- Maximum um 9h durch die um diese Zeit am raschesten vor sich gehende Temperatursteigerung und eine Art Manometerwirkung auf das Barometer entstehen soll, wie kommt es, dass dieses Maximum seinem Betrage nach von der Grösse dieser Temperatursteigerung ganz unabhängig und auch dort in ungeschwächtem Maasse vorhanden ist, wo diese Temperatursteigerung zu einem verschwindend kleinen Betrage herabsinkt? Man darf auch nicht einwenden, dass die Temperaturzunahme der ganzen Atmosphäre oder höherer Schichten dabei in Betracht kommen mag, denn so wie man auf die Erwärmung höherer Schichten recurrirt, hört die Manometerwirkung auf das Barometer auf, und das ganze Princip der Erklärung wird hinfällig. Auch das Vorhandensein dieses vormittägigen Maximums auf hohen Berggipfeln in den Tropen spricht ebenso gegen diese Erklärung, wie die Thatsache der ungeschmälerten Existenz des Vormittags-Maximums Uber den weiten Oceanen. Es scheint mir überhaupt, dass die ganze Voraussetzung, welche der Erklärung von Espy und Kreil zu Grunde liegt, einem veralteten Standpunkte der Ansichten Uber die Erwärmung der Atmosphäre angehört. Damals meinte man noch, die Atmosphäre werde nur von unten her erwärmt, die Sonnenstrahlung gehe fast ohne Absorption durch die Erd- Atmosphäre hindurch und werde erst wirksam, wenn sie auf den auch thermisch opaken Erdkörper auffällt. Jetzt wissen wir durch die actinometriscbeu Messungen, dass die Atmosphäre die Hälfte oder wohl noch mehr von der ganzen Sonnenstrahlung absorbirt und sich auch von oben herab erwärmt. Die tägliche Erwärmung der Atmosphäre beginnt oben und schreitet nach unten fort. Die Voraussetzung, von welcher Espy und Kreil ausgegangen sind, wird dadurch an sich hinfällig, selbst wenn nicht andere Thatsachen vorhanden wären, welche gegen dieselbe sprechen. Selbst wenn man diesen principiellen Einwand gegen die Ansicht von Espy und Kreil bei Seite lassen würde, muss doch Demjenigen, der den übereinstimmenden Charakter der halbtägigen Oscillation des Barometers an allen Orten, sowie dessen grosse Unabhängigkeit von örtlichen und zeitlichen Verhältnissen berücksichtigt, klar werden, dass man eine solche Erscheinung nicht durch den Erwärmungsvorgang der untersten Luftschichten vom Boden her erklären könne, welcher ja nothwendig von Ort zu Ort, sowie nach Jahreszeit und Witterung den grössten unregelmässigen Änderungen unterliegen muss. Ich theile zum Schlüsse noch einige von mir berechnete tägliche Dampfdruck-Curven mit, welche ursprünglich zu einer specielleren Untersuchung ihrer Beziehungen zur täglichen Luftdruckschwankung bestimmt waren. Der tägliche Gang des Barometers. 97 Täglicher Gang des Dampfdruckes. At ^ 2 «i ax Am Gabun . .... .212?5 170?2 0-716 0 • 200 mm. Angola . . 280-9 135-2 0-339 0-366 Allahabad . 188-7 0-113 0-264 Äquatorialer Pacific .... . . . . .264-2 133-4 0-443 0-180. Im Vergleiche zum täglichen Gange des Barometers ist beim Dampfdrücke die halbtägige Periode örtlich sehr verschieden und im Allgemeinen unbedeutend. Wo eine grössere stärker ausgeprägte tägliche Periode vorhanden ist, tritt sie als ganztägige Periode auf. Einen erheblichen Einfluss auf die halbtägige Oscillation des Barometers scheinen die täglichen Variationen des Dampfdruckes nicht zu haben. Die stärkere ganztägige Periode desselben kann die doppelte Oscillation des Barometers nicht beeinflussen. Selbst wenn man noch den Ansichten von Dove huldigen würde, dass der örtliche Dampfdruck mit vollem Betrage auf das Barometer wirkt, müsste man doch berücksichtigen, dass aus der Interferenz zweier ganztägiger Perioden nie eine halb¬ tägige Periode resultiren kann, sondern immer wieder nur eine ganztägige Periode. Die harmonischen Constituenten des täglichen Ganges des Luftdruckes für die einzelnen Monate und das Jahr an 61 Stationen. Für neun Stationen mit kurzen Beobachtungsreihen sind die Constanten der harmonischen Reihe nur für die Jahreszeiten gerechnet oder aufgenommen worden: Dodabetta Peak, Allahabad, Kairo, Leb, Tokio, Dublin, Makerstonn, Point Barrow, Ssagasfir. Hobarton, 8 J., 1841/48, stündl., 42°52' i47°27' E., 32 m. S. Br., 5 J Melbourne, , 1858/63, stündl., 37°49’ i44°58' E., 37 m. S. Br. Capstadt, 5 J., 1841/46, stündl., 34°5Ö 1 S. Br., i8°27 ' E. 4, A ai ®3 4, ^2 ^3 «3 «3 «i Ay A2 az Januar .... 45°i4' 1 75° 18 1 •270 •498 I 2° 1 8 1 I 6 1 °22 * 1750 5' •338 •577 1 124 273°44' I55°33l ■032 •485 Februar .... 31 29 165 4 •404 •521 6 36 IÖI 42 199 39 •312 •579 •063 333 57 152 41 •099 •506 März . 33 9 it>5 54 •360 ■579 97 4 167 46 95 12 * 290 • 640 •023 345 5° 156 8 '237 ■465 April . 28 40 167 51 •346 •521 8 26 IÖI 55 342 39 ‘ 29O •546 •071 320 8 160 18 * 122 ■ 480 Mai . 30 51 174 52 • 106 ’445 32 23 170 59 1 46 • 206 ■500 •i37 O 24 164 31 ‘ 212 •498 Juni . 22 32 171 37 •084 •433 14 28 166 22 355 2 ■203 •503 •147 331 43 163 37 •082 • 5 Juli . 51 51 169 46 ’ 106 ■480 357 4° 168 47 0 54 * 104 •533 ■i35 341 40 159 46 • 199 ■467 August .... 38 28 164 32 •288 •513 8 29 166 8 2 46 •287 •538 •132 352 12 163 52 ' 145 ■ 506 September . 54 26 i75 5° •379 •531 19 24 168 10 38 40 •396 ■546 ■076 334 22 167 12 • 194 •52I October .... 63 20 180 28 •357 '536 7 47 171 38 225 0 •343 •597 ■005 359 5° 169 20 •094 ’ 531 November .. 66 6 178 28 •525 ■506 24 22 174 14 175 14 •272 • 612 •076 22 I I 167 58 ' 04I • 500 December . . 60 22 177 56 •363 ■432 19 32 165 15 192 16 •348 •574 •099 0 35 158 33 •079 ■500 Jahr . 47° o’ 0 0 d * 291 '5°° 150 1' i67°2i ' 6°46 ' •254 •561 •028 344° 15' i6i°48' * 122 •495 Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. 13 98 J. Hann, Santiago de Chile, 33*27' S. Br., 7o°4i' W., 519 m. I. Stündlich, 1 Jahr II. 3stündig-, 1 Jahr A A «1 “a A •4a at «2 A A «1 az ber. Januar .... 335° 9' 165° 2' •275 •476 32Ö°4g' I48°i2' •315 •373 33°°59 ' i5h°37' •295 '479 Februar .... 316 56 163 11 * 190 •494 337 39 161 21 ■295 •437 327 17 162 16 •243 •500 März . 21 50 157 34 ■139 ■416 33h 34 151 37 • 165 •427 359 12 154 35 •152 '494 April . 342 32 157 45 •183 •512 328 54 164 0 • 185 •396 335 43 160 53 • 184 '455 Mai . 318 49 155 49 * 21 7 •388 356 30 157 45 * 104 •302 337 40 156 47 • 160 •408 Juni . 287 28 160 32 •313 *402 22 22 168 41 •094 •297 154 55 164 36 •203 •386 Juli . 240 6 164 44 • 241 •395 213 41 162 21 •oi8 •- 292 226 53 163 32 • 1 30 •404 August .... 152 39' 164 55 •058 •449 354 25 161 34 * 104 •442 73 32 163 15 •081 •442 September . 349 17 174 33 •023 •411 333 47 178 5 •191 •381 34i 32 176 19 * 107 •469 October. . . . 337 55 159 28 •173 •499 IO 21 172 17 •075 •340 354 8 165 52 * 124 470 November . . 334 42 157 11 •153 •493 32 37 188 15 •150 •353 3 4° 172 43 •152 ■458 December . . 339 23 167 2 •325 •508 345 26 164 55 •333 •343 342 24 165 S8 •329 '459 Jahr . 32I°24' i62°i9' •150 •452 346°45 ' i64°33 ' • 146 •360 334° 4' i63°26' • 148 •452 III. Mittel aus beiden Reihen Cordoba, 5 J., 1878/82, stündl., 3i°2s' S. Br., 64°ii' W. Rio de Janeiro, 22°s7' S. Br., 43V w. 439 m- I. Stündl., 1 1/3 Jahre, 1885/86. II. 3stündig, 2 — 3 J., 1881/83 Mittel A A «2 A A «1 «2 A a2 “1 az a2 ber. Januar .... 8°48’ i35°56' 1-058 •431 i3°28' i53°3°' • 460 ’ 722 I4°I2’ i47°5°' • 262 •743 ■736 Februar . . . 17 II 140 14 I 'Ogi •442 31 19 148 57 •422 •830 17 31 150 55 •272 •781 '797 März . 26 6 152 41 °' 933 •377 4i 52 150 12 •457 "794 8 42 149 47 •329 ■ 812 • 806 April . 00 CN N 167 25 0-879 •390 21 20 161 18 ■559 •791 13 48 159 13 ■332 • 810 -804 Mai . . 37 3 i74 25 0-892 •370 21 34 163 37 ■458 ‘759 21 52 157 13 '375 •773 •768 Juni . 48 19 177 12 0-694 ■389 ■5 5 149 5° •5i7j ■754 8 48 159 34 •352 ■742 ■746 Juli . 42 41 176 29 0-857 •408 9-24 148 44 •438 •813 353 55 148 0 •342 •743 •766 August .... 39 32 168 57 1-056 •506 6 1 1 155 24 •548 •794 11 4 156 37 '357 •777 '783 September . 30 27 166 38 i ■ 163 •545 34 20 161 56 ■439 •838 1 1 28 160 52 •492 • 804 •815 October .... 28 43 159 34 1-261 ■473 18 2 166 2 •488 - 890 21 47 166 13 '494 ■800 •830 November . . 25 15 155 4 1 '152 •501 28 14 164 39 •552 •793 45 42 156 20 •441 •765 '774 December . . 13 10 151 4 I * 242 •457 22 22 158 51 •479 •739 23 47 154 45 •287 •737 •738 Jahr 27°43 ' O. 0 O vO i *004 •431 2i°39' i5h°55' •477 00 00 i6°4o' i55°38' '353 •774 ■ 780 Mauritius, 12 J., 1875/86, stündl., 2o°6 1 S. Br., 58'2 E. 55 »». St. Helena, 5 J-, 1843/47, stündl., i5°57 ' S. Br., 5°4i' W., 538 w. A 2 12' i6ic 29' * 290 •686 313' ’25’ 156' J34' •256 •752 23' j 1 157 ’42’ •40I ■ 660 Februar .... 60 42 157 45 •250 ■ 726 328 58 147 40 • 292 '754 26 58 151 44 '379 ■724 März . 53 5 >59 17 •226 '759 332 12 148 19 •223 •803 37 23 158 58 •410 •797 April . . . 54 O 163 40 •268 '747 331 50 151 23 •274 •787 24 IO 157 38 •401 •787 Mai . 44 37 165 12 • 261 •732 328 44 152 27 •199 •729 25 40 157 24 ■ 284 •738 Juni . 44 I 1 162 39 ■ 267 •693 318 7 151 43 • 101 ■655 17 38 >55 14 •238 •668 Juli . 35 42 160 3 •310 .678 329 25 151 15 -°55 •643 344 30 150 22 ■ 167 '663 August .... 40 20 l6l 26 •318 • 726 33° IO 151 21 •084 ■704 33h 34 153 I •152 ■699 September . 42 19 166 5° •427 ■ 782 17 17 151 48 •049 •767 I I 5 162 O •230 •719 October. . . . 46 4 170 I •413 •767 277 33 155 8 •092 ■790 22 12 167 19 •188 •769 November. . 49 32 170 8 ■360 • 726 304 37 157 39 '203 •790 13 59 165 52 '303 •686 December . . 49 32 165 32 •274 • 696 314 27 154 47 •237 • 762 16 5 162 55 •314 •648 Jahr . 46' 35’ 163° 44' .308 •725 322' 7’ 152' 44 166 •742 180 52' 158° 20 ' • 284 •713 Ascension, 2 J., 1863/65, stündl., 7°55' S. Br. i4°25' W. Der tägliche Gang des Barometers. 99 Batavia, IO J., 1866/75, ständl., 6°i 1 ' S. Br., io6°5o' E. 8 m. Januar Februar März . April . Mai . . . Juni . . Juli . . August September October . Novembei Decembei Jahr A 160 3 15 56 23 6 28 27 3° 44 3° 47 28 11 27 28 23 1 26 7 26 55 23 44 2S 0 1 7 ’ 155 21 iS3 14 156 35 159 14 160 3Q 158 49 156 5° 158 37 il>3 25 166 53 167 24 161 38 i59°56’ 2 1 1 0 18 ' 3°2 45 342 27 3 o 6 35 3i 1 25 37 29 58 33 58 17 45 3 ° 273 o >3°43 ' •52 •56 •63 ■61 •60 • 60 •66 •74 ■76 •66 •59 •52 •62 •94 •95 •98 •97 '93 •87 •88 '93 •98 •99 1 '00 •95 •95 •02 ■02 •05 •07 •06 •07 •07 •06 •°5 •04 •02 •01 ■04 Singapore, 5 J., 1841/45, ständl., i°i5' N. Br., io3°5i' E. A 27°24’ 22 47 25 8 25 20 29 58 27 30 l8 40 18 46 19 44 26 8 36 3i 13 38 25°35 ' 156° 5' 151 43 152 20 153 i7 154 41 154 18 150 54 154 28 158 10 164 16 164 44 158 33 !56°i8' ■497 •584 ■59i '599 •507 •434 •488 •524 •955 I ’024 I ■ 067 I '067 •968 •853 831 •897 585 i I '003 064 062 044 •587 !■ ‘495 •442 •525 •984 Atlantischer Ocean, 4 ständig, 2i/3 J-, 0—50 N. Br., 20 — 30° W. A 34 57 10 54 354 26 341 3 348 33 316 6 348 30 358 6 o 8 11 58 13 56 25 44 i°45' A i63°i5 ' 164 57 158 48 158 13 153 57 150 14 151 5i "55 39 158 12 161 30 157 39 160 40 158° 4' • 170 •201 • 160 ■175 • 142 •089 •234 •254 • 198 ■132 •158 •178 • 165 •897 •848 •871 •897 •853 •734 • 706 •759 •793 •772 •876 •864 •820 Bai von Bengalen, 4Stiindig, 2 Jahre, o— 10° N. Br., 80—90° E. A A “> a2 A A «1 Januar 3°io’ 163 0 I 14 ■307 >■057 in 0 00 N 166° 2' •241 Febr. . 359 17 164 I •345 •968 34 54 167 39 ’ >45 März . . 336 56 1 6 1 O •300 •963 8 33 163 52 •264 April . 329 59 160 29 •363 •924 3>6 35 >54 37 ■ 168 Mai . . . 321 29 163 >5 •348 •897 306 6 152 57 • 1 17 Juni . . 4 57 15S 6 •295 •886 3>4 39 >54 4 •094 Juli . . . 21 4Ö 158 21 ■252 •757 349 7 >5> 38 •064 August 2 53 >59 7 •338 •879 348 16 158 59 • >50 Sept. . . 35° 55 163 12 •348 •836 33> 20 >55 48 * 127 Oct. . . 356 59 161 28 •323 •960 35° 25 161 9 • >32 Nov. 8 0 161 54 ■274 •996 5 47 >59 52 • 122 Dee. . . 35o 52 166 >9 ■ 267 •965 0 17 165 9 ■259 Jahr . 352°53 ' 161 ’48' •302 •923 354°5> ’ >59°26' ’ I40 Atlantischer Ocean, 4 ständig, 2 1/4 J. 5 — io°N. Br., 20 — 30° W. •930 •810 ■ 820 •902 •843 •752 •716 •686 •777 • 762 •889 •866 •810 Madras, stündlich, 10 J., 1841/50, 13*5 ' N. Br., 8o°i7' E. A 34i°i8' 338 o 349 47 O 2? 7 48 4 11 5 21 3 32 8 48 5 37 354 51 35i Si 359°38’ i56°4i' 155 6 155 i7 155 3° i57 o 153 49 151 5° 154 5 160 20 165 41 167 17 163 10 158° 5' •402 463 59.6 762 633 775 779 75i 754 575! 345 320 588 A 1841/451 1846/50 1 841/45,11846/50 1-146 i55°53 i" 150154 9 •182153 38 ■155,155 • ioi, 157 006 152 984 055 133 147 121 151 154 160 56 166 58 167 4 I ’ 124 162 31 1-105 1 57 45 25 Bombay, J., ständl., i8°54’ N. Br., 72048’ E. Mexic« 3 J., ständl., i9°2 99°io' W. 2 5, 6’ N. Br, 282 m. A A A «1 ai «3 A A «1 Januar .... 332°26’ >58°37' 357°28 ' ■518 I ^90 ■ 168 5° >' IS8°49' • 768 •811 Februar .... 333 6 >54 4> 359 43 •584 I ' I 18 * 127 5 48 152 54 ■887 •877 März . 334 >2 >53 3i 18 27 ■ 660 I '069 •061 >3 37 iS6 34 •893 •856 April . 335 6 152 56 98 2 •711 •986 *020 14 41 157 10 ■905 •838 Mai . 329 5> >53 >4 167 17 •615 •892 •043 21 42 155 3° •750 •746 Juni . 3>9 34 >49 2 166 18 •297 ■813 •094 16 14 151 16 •719 •671 Juli . 288 53 147 8 163 31 • 206 737 •07I 11 54 iS2 23 •683 •687 August .... 301 51 >5> 33 174 0 ’ 241 •828 ■033 10 25 152 40 •673 • 708 September . 326 53 >57 >7 327 26 ‘343 •958 •018 14 22 158 39 ■730 * 791 October. . . . 34> 49 167 31 357 35 •511 1-031 •081 >5 38 164 16 •693 " 796 November. . 337 57 168 20 10 35 •541 «•o8S * I24 >5 24 165 26 • 769 ■819 December . . 336 25 161 58 4 23 •510 1 -090 •>55 11 13 162 58 •736 ■830 Jahr. . . . 33°°53 ' i56°5>’ I I °2 I ' •467 o-9Ö8 •043 O vn 0 IN i57°34' •764 CO OJ >57 29 156 2 156 55 155 54 156 22 >55 6 152 30 >54 5 >59 43 164 23 167 31 163 50 i58°25' 1 • 12 1 ‘ >3 1 • 18 >■>5 1 • 1 1 0-98 1 02 1 -07 1 • 12 >->4 i- >3 1 " >3 1 " 1 7 1.18 1 • 18 1 ■ 16 1 ‘09 1-03 °"95 1 -04 1 ‘ 15 1 • 16 1 • 1 1 1 • 1 1 1 • 1 1 Hongkong, 3>/2 J., 1884/87, ständl, 22° 1 5 1 N. Br., 1 1 40 1 2 * E. A 1 °3,' 35> >4 35o 55 333 o 338 49 35> 49 6 57 7 43 359 42 357 37 6 22 9 33 356° 2' Ä, “33 6 152' 149 147 22 146 6 144 10 142 6 141 >3 >42 54 152 56 160 56 164 30 160 56 >49° 7' •494 '876 •6321-864 • 4631-912 •438; ‘ 892 •441 • 762 •368 -665 •231 ■273 •336 ■3 68 •533 •612 •425 • 698 ■ 726 •777 ■871 •899 •874 •808 13* 100 J. Hann, Calcutta, 21 J., 1855/75, stündl., 22°33' N. Br., 88°2i' E., 5 m. Habanah, 10 J., 1862/71, 2 stündig,' 23°8' N.Br., 82°23 ' W., 19m. Sinila, 4 J., 1842/45, stündl., 3i°6'N. Br., 770 1 1 'E.,2282 m. At A A 3 “1 «3 »3 A A “1 a2 A 2 a, «2 Januar .... 3 30' >25' 152' 38’ 356' 48' '737 T '043 •193 33°‘ 37' 161 '5* ’ •249 •824 265° 5°' 138* 4*’ •165 '542 Februar .... 327 O 146 48 356 55 •810 I •074 •137 330 3 161 34 •283 ■ 800 301 32 *33 22 • 267 588 März . 329 43 146 13 3 44 •869 I I IO •051 345 i7 163 3 '333 • 702 244 36 *35 54 •241 ‘ 6l6 April . 336 33 147 IO 208 43 •924 I ■080 •048 352 I 159 *3 '349 •643 257 43 136 *5 • 284 •598 Mai . 345 IO 147 14 201 26 •815 •973 * 102 359 36 *55 43 •257 •540 279 12 *37 4* •420 •518 Juni . 356 41 146 46 184 IO ' 5^4 861 •094 '3 22 148 46 '*93 •544 290 23 132 54 •312 •443 Juli . 2 48 144 20 182 0 •480 •849 •O92 322 44 152 24 •213 •522 312 27 127 5* •247 •495 August .... 359 55 144 40 200 26 ' 562 950 ■081 328 45 *55 34 ■235 •551 301 44 132 O * 217 •510 September . 354 27 *5* 25 267 4 •581 I •016 •017 7 21 *55 47 ■283 ■622 286 33 141 O ■328 •527 October .... 343 36 160 58 9 21 ■59i 999 •076 346 32 169 4 •260 • 712 267 30 *5* 2 ’ 240 '549 November. . 337 19 164 22 9 8 •641 I •013 * 129 334 30 170 4 •251 ■753 279 I I 149 O * 224 •541 Deeember . . 335 26 158 55 2 44 •677 I 043 •183 334 25 169 8 •302 •78s 269 5* *43 58 *222 '577 Jahr . 34*c 24’ *5*° 7' 346' 9' •674 '994 •031 343c 45' 161' i’ N> Cn 00 • 664 28oc o' 138 ’27* ■250 '537 Zi-ka-wei, 5 J., 1882/86, stiindl.,3i°i2! 5N.Br., i2i°26’E., 7 m. Tokio, 8 J., 1878/85, 3stiindig, 35°4i'N. Br., i39°45' E., 21 m. 4 h A„ at «2 A A 2 «1 «2 A 1 A 2 a2 Januar .... 21 349 ' 165 ’4*' •304 •606 30 Do' 182 4' ■423 •625 208 ;34' *5* ’*9’ •087 •427 Februar .... *4 16 *52 24 ■37b •596 18 43 172 28 •384 •610 252 6 146 47 •065 •487 März . I I 59 *5° 6’ •343 ■654 18 55 169 O •609 • 641 188 24 *4* 4* • 140 •4IO April .... 350 52 *49 4 • 261 •675 IO 54 163 I I • 520 ■588 241 45 *39 I •093 ■464 Mai . 355 32 148 55 ■300 •56» I I 27 163 O •495 •512 228 23 *38 58 ■169 ■404 Juni . 2 40 *5° 3 • 226 •495 l6 22 *59 36 •372 •438 270 10 *37 24 • 228 •389 Juli . . 3 56 *47 5 • 217 ■5*1 l6 43 *57 38 ■352 •428 295 54 *34 2 •232 •427 August .... 7 59 *53 9 •136 •542 22 IO 161 45 ■392 '5*i 281 1 *33 54 ■187 '45* September . 9 22 16 1 *5 • 160 •589 25 33 168 21 •349 ■569 277 2 *44 *5 •*37 •461 October .... 22 36 167 IO ■259 • 6lO 20 3* *77 O •399 '573 2 37 *3 *53 58 • 122 •462 November. . I I 56 172 IO •277 •602 33 35 184 I I ■442 •582 2.35 28 158 16 • 103 '454 Deeember . . 20 3 169 25 •350 • 604 21 22 189 54 •555 •581 208 31 *55 3* •030 '43° Jahr . IOC *5' *57c 25’ •264 00 20‘ >*9’ *7*' 25' '439 •547 253C 22 ' *44 c 45' ’ I 12 '435 S. Fernando, 10 J., 1877/86, stündl., 36°28' N. Br., 6°i3' W., 29 m. Lissabon, 20 J., 1856/75, stündl. 38°43' N. Br., 9°8' W., 102 m. Washington, 5 J., 1862/66, 3 stündig, 38°56'N.Br.,76°58' W., 31m. A A A ax “2 ff8 A A «i »2 A A «1 a2 Januar .... 338 ’45’ *54 J3°' 353° 10' •080 •461 ■ 182 334‘ ’35' i68°2i ' '353 •483 7‘ 20' 178' 9' ■465 •457 Februar .... 342 5 *52 48 35° 22 ■ 13b •463 ' *39 356 3b 161 25 '4*7 •467 5 5 158 24 '35* •478 März . 342 5b 148 32 7 *3 •070 ■481 • 006 359 36 156 43 •627 '5°8 3° 35 172 IO •338 •544 April . 350 48 *47 48 84 18 •089 •463 •01 7 34b *4 163 44 •55b '53* 348 6 167 16 •490 •5*8 Mai . 334 26 *52 O - *47 20 •042 •389 •039 347 46 160 28 '544 379 346 20 167 33 •389 '5** Juni . 323 25 *53 *9 *57 12 • 101 ■384 •062 347 *4 *5* 25 • 528 '37* 344 42 *59 4* •465 ■414 Juli . 345 53 *47 5i 138 *7 ■147 •387 '°5* 33* 7 *53 45 '475 •424 9 24 138 I '597 •368 August .... 33° *3 149 5b *39 46 ■ 146 '439 '°43 342 12 *55 20 •604 •414 346 39 *53 55 •381 •427 September . 332 28 *53 *5 5 3b • 177 •463 '°43 352 52 161 47 '579 ■406 345 25 160 20 •419 ■490 October. . . . 3*9 46 161 49 6 9 •°43 •464 •086 35* 24 I 70 56 '432 •483 352 53 *75 6 •389 •546 November . . 35° 54 161 3° 6 58 ' *53 ■423 ' *44 359 *9 *79 6 ■376 •488 8 8 *74 58 ' 5°5 '434 Deeember . . 6 24 *59 34 4 5° •090 •460 • 168 358 12 182 24 •244 '455 2 5° *73 3 •607 •401 Jahr . 34*° 24’ *53 26' 16° 4' * 109 •438 '°57 CkJ 00 0 39' 164° *4' •472 '445 358° 57' 164° 53' '45° ■464 Philadelphia, 3 J., 1842/45, stündl., 39°38 ' N. Br., 75° 1 1 ' W, 34m. * Die Termine 1211 und 2h a. m. graphisch interpolirt, Der tägliche Gang des Barometers. 101 Coimbra, Madrid, 22 J., stündl., 39°S7'N. Br., 116 =29' E, 40 m. 10 J., 1876/85, stündl., 40° 12 ' N. Br., 8°23' W., 141 m. IO 40°24' J., 1860/69, 3 ständig, N. Br., 3°43 ' W., 655 m. Ai ^2 a, a2 -^1 4 “i a2 -^1 ^2 «1 “2 Januar .... i5°46' i58°5o' • 566 •594 339° 13 ' i54°50' •137 •409 336°48’ i6i°34' •13 '44 Februar. . . . 15 23 151 55 •789 •614 7 8 150 55 • 148 •458 351 23 152 55 •15 •48 März . 358 42 148 22 •937 •690 24 IO i53 52 •131 •49i 1 44 153 26 •33 '47 April . 358 34 141 43 I*IOO •655 68 29 i53 42 * 107 •409 7 15 152 51 '33 '44 Mai . 353 9 142 45 1 '°35 ■ 580 36 42 156 34 •155 •396 7 24 154 8 •55 '37 Juni . 359 9 140 45 •877 •491 3° 3i 155 33 •143 •377 2 49 145 50 ’54 '34 Juli . 35° 21 138 33 •523 •384 16 42 154 5° •213 •366 353 39 141 38 *6i AI August .... 356 48 139 53 •569 •419 34 5 156 35 * 221 •408 354 27 146 19 •72 •40 September . 354 4i 149 30 •714 •508 12 34 160 43 •171 •464 35i 25 154 32 • 72 '47 October .... 353 36 151 11 ■811 •571 3 3 163 14 • 147 ■443 352 9 162 43 •54 '47 November . . 1 2 2 156 4 •577 •556 0-23 160 28 •131 •394 35i 52 163 41 •29 '43 December . . 24 37 155 23 •554 •537 0 51 156 28 * I IO .417 333 26 162 28 * 21 •40 Jahr . i°37’ I48°22' •743 •547 I 7°2 1 ' i5Ö°29' •144 •418 357°i6' 154 39' •42 •42 Tiflis. Nukuss. Neanei. 22 J., stündl., 41 °4V N. Br., I J., 1874/7^, Stündl., 42°27 N. Br., 4 bis 7 J., stündl., 4o°5o N. Br., i4°i5 E. 149 m. 44°47' E.. 442 m. 59°37 ' E., 66 m. 4 ^2 «1 #2 4 A2 «1 ®2 4 4 a2 Januar .... 48°i 3' I52°59' •082 •282 20° I 2 ' 163° 8’ •382 '343 I7°48’ i64°io' * 101 •264 Februar .... 72 i4 145 22 •139 •342 24 49 158 32 •385 •356 33° 38 161 48 *210 •390 März . 31 18 I4I 22 * 102 •342 20 32 157 38 •566 ■394 328 10 161 25 ■151 •389 April . 22 55 139 43 “O92 •360 22 22 155 29 * 702 •412 339 22 153 5i •293 ■436 Mai . 3 10 136 7 •034 •282 22 14 155 2 ■ 756 ■386 342 5° 151 50 •449 •4OO Juni . 3ii 9 136 15 •085 •262 24 2 1 156 31 •859 ’35° 330 22 158 13 •429 •369 Juli . 342 6 138 7 •133 •294 16 47 149 43 ■ 890 •366 324 34 161 44 •427 •316 August .... 335 52 140 41 •084 •326 15 34 151 9 ■ 842 •414 318 57 160 42 •472 ■403 September . 34i 56 143 28 •080 •372 21 34 155 26 •735 •424 319 51 164 11 •495 •437 October. . . . 87 50 145 19 ■077 •354 25 45 162 22 • 625 •413 322 30 165 52 •272 •390 November . . 51 11 147 56 •080 ■320 25 23 167 49 •445 •352 333 46 170 16 •251 •380 December . . 19 15 151 28 •080 •286 26 51 166 31 •358 •316 312 14 166 14 • 161 •360 Jahr . 20°3I ' I43°I2' .068 •317 2I°38’ i57°56' •626 •376 3290 0' i6i°34' •303 •376 Albany, Lesina, s. Martin de Hinx, 5 J., 1866/70, stündl., 420 39' N. Br., 73°45' W. 46 in. 8 J., 1870/77, stündl., 43°5 i6°i4' E., 20 m. N. Br., 4 J., 1883/86, stündl., 43°35 i°i6' W., 40 m. N. Br., 4 4 “1 a2 4 A2 a, - a2 4 ^2 «i «2 Januar .... 347°i9' i66°i4' •131 •376 30°38’ I5°°i4' •065 •255 349°46' i54°26' •061 •307 Februar .... 35ö 23 172 24 * 210 •442 61 46 138 40 •073 •315 42 56 151 20 •118 •389 März . 3 15 162 48 •153 •358 300 29 129 17 * 102 •34i 12 48 146 49 •175 •421 April . 4 19 157 13 ■199 •404 293 28 13° 49 • 162 •332 60 6 145 38 • 167 •360 Mai . 9 ii 160 9 "188 •351 295 48 130 38 •235 •302 29 28 149 52 •125 '343 Juni . 35° 42 149 49 • 248 •338 298 46 125 58 •344 •308 30 2 140 49 *212 •317 Juli . 351 54 147 55 * 229 • 292 314 46 1 19 18 •331 •286 39 42 141 9 •229 ■303 August .... 345 21 149 4o *217 •338 306 25 123 18 •280 •311 3° 37 139 33 • 196 '344 September . 352 16 162 9 •283 •412 3°3 i° 129 17 • 228 •343 347 48 149 39 * 170 •358 October .... 350 39 164 24 •185 •381 309 6 139 28 •043 ■324 188 47 161 11 •098 '395 November . . 6 57 172 II •073 •330 328 40 148 27 ■076 •306 65 35 164 39 •O92 •304 December . . 340 22 174 3° • 146 •351 13 32 140 18 •°33 •27O 95 36 154 0 * IOO ■315 Jahr . 354°i5 ' 162° 3 1 •187 •361 3°9°4i ' i33°29 •147 •304 35°59' i49°55 ' •114 '344 102 J. Hann , Toronto, 6 J., 42/48, stündl., 43°39' N. Br., 79°23’ W., [04 m. Bukarest, 3 J., 1885/87, stündl 44°26' N. Br., 26°6' E., > 93 m. 10 44°52 ' Pola, J., 1877/86, stündl., N. Br., I3°5i' E., 32 m. A ^2 ai a2 berechn. A ^2 «1 At A a, «2 Januar .... 24°4 i82?4 ■ 198 ■300 •345 I2°48’ 147°34’ •095 •266 34°4o’ * 33 ° 53 ' •135 • 260 Februar. . . . 321-8 174-6 •277 •434 •389 53 2 142 9 •086 •291 17 47 129 30 •050 •269 März . 345 - 3 164-9 •269 •379 •417 359 48 143 12 •259 ■328 344 12 130 12 * IOO •341 April . 3°4’7 172-9 •541 •432 •412 355 57 130 50 •439 •355 273 52 125 37 •064 •31s Mai . 342-5 161 -6 •490 •323 •340 336 48 140 9 •527 •368 306 12 125 41 •179 • 282 Juni .... 330-3 166-7 •513 • 287 * 272 347 20 135 24 •479 •330 296 27 118 50 * 201 *270 Juli . 334" b i53-o •462 •279 ■ 285 349 7 136 15 •427 • 271 313 27 115 4i • 248 •265 August .... 3I9-7 155-8 •462 •335 •338 355 38 138 9 •382 •327 295 2 118 43 •208 •286 September . 328-9 168-9 •469 •358 •338 344 38 137 55 •444 •330 288 12 125 53 •094 * 290 October .... 355"3 167-3 •310 * 290 • 282 356 43 138 9 •293 •312 255 20 137 38 •017 •318 November. . 346-6 180- 0 •295 •224 •244 0 53 147 28 •229 •279 7 11 142 37 • 130 •258 December . . 335-8 1 86 - 1 • 241 •335 • 287 27 22 150 33 •168 •283 12 2 138 26 •087 •239 Jahr . 333?4 169^6 •378 •330 •330 353°30' 140° 20' •309 •310 32i°i6' I28°29' * 102 •280 Mailand^ 25 J., 1835/59, 3Stiindigo Ablesungen, 45°28' N. Br., 9° 1 1 ' E., 147 m. 3 — 4 J., stündl. Barogr. Hipp. A A As a, «2 «3 ^2 a2 ä1 A ^3 «1 “2 a3 Januar .... 9°4S' i49°4i' 354°29 ’ 141 •298 •125 i42°47' •347 340?5 i66? 5 3?S * I I •35 ■09 Februar. . . . 5 34 152 42 352 56 •258 •347 • 106 136 27 •414 343 -7 161-4 336-9 •15 •39 *06 März . 4 21 147 32 356 56 •332 •378 •056 135 0 -499 0-7 160-3 268-7 ■25 •39 •64 April . 1 27 145 4i 67 37 •365 •358 •018 135 27 ■429 7-8 158-4 223-8 •37 •34 •03 Mai . 358 42 143 28 126 52 •397 •303 •035 134 8 •402 20*7 I5I-9 164-5 •44 •31 •07 Juni . 354 46 142 22 135 58 •450 •286 •042 135 8 •380 18-3 143-0 152-1 •42 * 26 •06 Juli . 352 55 141 46 135 0 •503 •294 •038 131 4i -364 13-0 i43'5 I53-3 •47 •27 •07 August .... 351 48 140 23 95 42 •449 •309 *020 129 36 •406 14-1 150-7 172-4 •39 •32 •05 September . 350 27 139 8 14 2 •335 •323 •037 138 12 •389 3-8 I59-4 202 * 2 ■34 •39 *02 October .... 349 46 139 3i O 0 •219 •324 •073 142 2 •388 4-6 166- 2 11*6 •i5 •41 •03 November . . 354 17 142 27 356 40 * I I I •305 • 103 145 52 •414 333 9 174-6 20* 7 * I I •37 •07 December . . 8 47 147 34 355 15 O vO CO ■ 289 * I 2 I 139 36 •■356 334-i 163-7 14- 1 ■04 •35 •09 Jahr . 356°59' I44°24' 8°5o' •303 •316 045 1370 4’ •398 7°53 ' 1 59° 1 7 ’ 36° 2' 0-262 0-342 0*007 Triest, Klagenfurt, Kremsmünster, 8 J., 1867/70, 83/87, stündl., 4S°39 N. Br., 7 — 8 J., 1880/87 , stündl., I3°4Ö 1 E., 26 m. 4ö°37 ’N.Br., 14° 18 ’E, ,448»». 10 J., 2Stundig, 48 4 JN. Br., i4”8 B., 390m. A A2 at 2 A A2 ai % A ^2 A “1 “3 az Januar .... 48°49' I42°I4' •245 •274 32°23’ i67°45 ' •359 •276 i3?4 I5I°2 8?9 •131 •268 • 108 Februar. . . . 57 6 136 39 •139 •259 25 IO 159 O •487 •288 100*9 148-9 335-2 • 108 •248 •072 März . 7i 32 133 21 • 162 •326 21 21 154 IO •7i4 •345 2-3 141 -8 336-6 *214 •305 •052 April . 44 43 132 12 • 168 •322 24 45 151 35 •642 •253 2* I I5I-3 33i-i •399 •293 *020 Mai . 327 44 127 I •037 • 284 24 49 152 58 •677 ■278 4‘3 143-6 148-9 •483 •275 •034 Juni . 20 I 127 23 •086 - 286 26 14 156 56 ■724 • 256 I I ' I I37-5 1 18 • 6 •5i7 •253 •038 Juli ....... 22 49 127 26 • 170 •254 17 51 147 18 •932 •333 9-i 128-1 129-9 ■508 * 250 •054 August . . . 40 4 120 52 • 102 • 266 15 49 153 13 •734 •285 359'° I44-I 210*2 •363 ■264 *OI I September . 22 39 137 0 • 103 •310 19 45 152 31 •601 •267 356-6 134-4 347-6 •3” •264 029 October. . . 86 21 140 32 •094 •286 24 IO 154 58 •393 • 246 354-i 154-8 328-3 • 298 •300 •047 November. . 81 36 141 29 •139 •277 33 38 168 57 •385 • 212 108-9 152-7 29-9 •027 . 289 •054 December . . 42 42 140 26 • 163 •265 33 35 166 30 •309 ■243 338-0 158-6 358-3 043 •280 •094 Jahr. ...... 47°45 ’ I33°54' . 123 • 282 23°32’ 156° 20 * ■577 •272 5?7 146? 6 3?4 .268 • 26S •029 Genf, 40 J., 1836/75, 2 ständig, 2hu. 4h a. m.interpolirt, 46° 12' N. Br., 6°9 ' E., 405 m. Der tägliche Gang des Barometers , 103 19 J., München, stündl., 48°9' N. Br., io°36' E , 529m. Wien, 19 J., stündl., 48° 12' N. Br., i6°2i ’ E., 199 m. 7 J-, 48 Paris, °5o' N. Br., 20 20 ' E., 46-4 m. A A A “1 ®3 ®3 A A o, «2 A ^2 o, az Januar .... N 0 -3- CO i6o°55' 357°2o' •086 ■ 169 * 122 45°45 ' i45°38' •088 ■ 268 34i° 9' i57°45’ •040 * 270 Februar. . . . iüi 57 144 12 337 17 •027 • 226 •086 49 43 138 57 •099 •312 91 48 152 58 •105 -303 März . 8 6 147 29 205 14 •061 ■273 •036 21 36 142 22 •165 •345 0 57 153 48 •141 •369 April . 359 8 148 19 205 24 •205 ■293 *OI I 5 11 139 22 •319 •357 14 19 151 33 ■279 ■355 Mai . 13 15 149 51 161 22 •250 ■ 284 •050 35° 44 136 41 •421 ■297 10 34 151 59 •353 •275 Juni .... 18 34 144 4 153 12 •273 •253 •043 357 55 134 55 •426 •290 6 12 146 10 •320 •272 Juli . 18 43 140 43 140 28 •235 •250 •047 354 2 136 8 •406 •262 6 9 140 29 •358 ‘ 272 August .... 7 11 142 52 173 36 • 156 • 268 •029 355 7 136 49 •308 -295 5 10 146 17 •310 •301 September . 356 57 147 33 34i 34 • 151 * 250 •027 347 53 140 12 •327 •325 0 30 154 5 • 184 -329 October .... 39 5° 157 10 353 4i ■084 •275 •065 338 29 147 20 ■ 171 "337 23 45 162 48 " 179 " 344 November. . II 21 160 13 359 5° ■023 •205 •O9O 351 26 148 34 •042 -295 198 27 165 5 •060 ■274 December . . 215 35 157 27 O 42 •Ö29 * 214 ■086 152 36 148 24 •075 •309 328 26 161 26 •031 -262 Jahr . n° 9' I49°46’ 4° 2' • 1 1 7 •241 •027 359°35 ' I 41 °22 ' •218 •306 9°57 ' i53°45 ' •177 •299 Prag. Brüssel, Nertschinsk, 13 J-, stündl., co0?' N. Br.. ia°26' E.. 202 m. 1842/81, 40 J., 2stündig‘, 18 J., stündl., 510 19’ N. Br., 50-52- JN. nr., 4-21 E., 50 m. 1 19 37 E., 668 m. Ai ^2 ^3 a, aZ *3 A A ®i az A -4a ai aZ Januar .... 3?2 i4o?8 354?i •178 ■ 196 • IOÖ 1 19°I2 ' i5i°i6' •074 •194 59°28' 1730 0' •097 ■213 r ebruar. . . . 94 '3 I43-9 335-7 •099 -22Ö •072 138 19 142 42 *OI I •238 39 45 165 38 • 149 •259 März . 356-9 138-6 299-4 •133 -246 •043 164 12 142 35 •061 •260 2 16 157 41 •364 •321 April . O * I I39-9 138-7 •314 •253 •Ol8 8 40 148 46 •083 •285 10 56 156 37 •510 •318 Mai . i'3 143-2 141-3 ■390 •244 •050 174 2 154 50 •149 •231 14 16 160 43 •59i •277 Juni . 359'2 128-2 120 I •424 * 210 •052 171 23 140 34 •113 •239 7 45 15s 26 •612 ■251 Juli . 2 • 8 I34-7 131-6 •388 ’ 210 •063 167 7 142 9 •075 •217 4 58 159 29 ■444 •2l8 August .... 17-1 142-9 163-9 ■379 •250 •043 163 14 144 2 •077 ■252 3 6 160 42 •467 •251 September . i'5 137-8 5’9 •320 • 246 •O32 168 14 142 33 •085 ■258 6 36 162 49 •457 ' 286 October. . . . 352-2 149-9 355‘3 •183 -289 •P56 4 4° 155 33 •036 •254 10 43 165 52 •229 • 286 November . . 95-8 152-5 2-4 ■036 •228 •074 83 6 156 31 •026 •233 48 49 166 n •093 •217 December . . 16 ■ I 141-5 25-6 •097 * 212 • IOÖ 217 57 153 11 •037 •208 107 43 172 45 • 106 ' 169 Jahr. . . . 3°7 i4i?4 I2?9 •232 •232 •025 357°22 ' i47°xo' •050 •242 I2°3o' i62°36' •326 •255 Leipzig, 6 J., 1870/75, stiiudl., 5i°2o'N. Br., i2°33’ E II9m. Greenwich, 20 J., 1854/73, stündl., 51 “29' N. Br. o° L., 49 m. A ■4s ®i ®3 A "4a »1 a2 a2 berechn. A A ax az «a berechn Januar .... 299°27' I3Ö°37' -080 •163 I7i°i5 ' i54°28' •135 •188 ■ 198 i78?7 I49?6 •236 • 170 •203 Februar. . . . 334 22 133 24 •023 '202 29 45 144 32 *020 •249 ■249 67-9 165-7 •074 -277 ■244 März . 346 17 138 41 * 129 •259 28 1 1 137 19 •081 •267 -274 53-8 155-2 •094 •292 •287 April . 337 50 133 32 •275 •279 O O 139 2 •135 •256 ■252 22-8 154-8 • 170 •287 * 290 M ai . 334 42 130 37 •292 •216 27 5i 135 0 * 201 ■ 208 * 221 31-8 I53-2 •252 -249 ■ 262 Juni . 329 23 1 33 0 •282 •203 I I 19 135 0 ■155 • 226 •208 16-0 158-0 •249 •244 • 236 Juli . . 338 0 125 6 •252 • 200 8 17 130 32 * I42 ■ 208 •218 20*2 150-8 • 183 •218 -236 August .... 339 19 134 37 -226 • 228 7 49 136 15 - 132 •246 •244 40-9 152-5 ■ 152 -274 • 246 September . 334 37 131 28 * 200 * 270 156 48 142 36 *020 ■259 •274 78-7 156-7 •013 •277 -259 October .... 313 5 147 5 •116 * 210 74 3 151 16 * I 12 • 269 •272 127 * I 162 • 1 • 1 1 7 •256 • 264 November. . 41 20 139 44 * 142 *202 IOI 19 152 33 •038 *221 • 226 125-0 168-8 •061 •236 • 241 December . 114 57 141 40 • 102 •173 2 12 149 41 ■066 •191 •175 47-9 161 -8 ■074 •218 • 208 Jahr . 339'3 3' I35°i8' •153 •216 24°46' 1420 7 ' * IO4 ■234 •234 48?5 1 5 7 ?9 • 140 •249 •249 Oxford, 16 J., 2stündig, 5i°46' N. Br., i°i6' W. 104 J. Hann , Utrecht, 19 J., stündl., 52°5' N. Br., 5°7' E., 13 m. Magdeburg, 4 J., 1882/87, stündl., 52°9' ii°38' E., 54m. N. Br., Barnaul, 22 J., 1841/62, stündl., 53°2o' N. Br., 83°47' E., 140 m. A, A2 «1 «a A A H A Aä «1 «2 Januar .... 53°i8’ i43°36' •°37 ■163 i78°32' I54°i4' •042 *200 203°! 2 * i90°3i ' •137 •074 Februar .... 220 55 145 18 •071 •263 348 37 146 30 * IOO •255 257 46 178 6 •087 • IOO März . 307 20 139 48 •043 •233 1 58 145 4° ' 127 •298 295 43 163 33 • 126 • 1 1 1 April . 7 13 142 38 *OIO •237 357 58 145 39 ■ 261 •285 279 17 163 47 •137 •095 Mai . 10 19 141 42 •074 •230 2 55 139 27 ■337 •251 309 29 148 59 •235 *121 Juni . 12 28 129 13 •03I • 189 2 49 139 0 ■264 ■215 340 11 145 56 ■173 •097 Juli . . 197 41 133 0 •046 • 196 355 57 137 37 •297 f 214 316 51 146 28 * 1 19 •096 August . . . 232 25 133 40 •°53 •213 353 29 136 22 •243 • 242 294 29 156 3 * 104 * 124 September . 357 15 139 23 •023 ■232 35 1 46 144 8 ' 142 •277 3i 1 57 155 4i ■ 196 • 161 Oetober .... 280 52 148 4 ■066 •266 47 48 154 40 ■173 •236 293 4 156 16 * 102 •158 November. . 318 11 151 42 •071 •227 269 32 149 25 ■034 •217 163 37 170 33 * I 12 * 102 Deeember . . 198 3 149 15 •062 •217 III 72 152 16 ‘123 ‘ I42 266 1 1 184 17 * IO9 •070 Jahr . 285°28' 1410 0' •020 • 220 4°4°' 1450 6’ •150 235 2910 3' 1 6l °22 * • IOO • 106 Moskau, Katherinenburg, Sitka, 5 J., 1863/67, stündl., 5S°46 ' N. Br., 37°4o' E., 22 J., 1841/62, stündl., 23 J , stündl., 57°3’ N. Br., 156 m. 56°49' N. Br., 60 °35 ' E-, 272 m. 135° 1 8 ’ W., 9 m. A at az A ^2 «1 A ^2 «1 «2 Januar .... 99°i2' i35°24' •074 •082 I40°27 ' I92°34' •084 •044 339° 39' 82°25’ •062 * 109 Februar .... iS2 58 123 44 ■049 •064 99 4 173 13 •093 •094 293 4i 82 4 •059 •114 März . 155 53 122 48 • 158 • 109 60 33 151 2 • 1 16 • 120 131 1 82 IO •084 * I 2 I April . 348 32 107 O • 136 • 109 31 29 138 44 * I9O ■117 199 46 90 36 • 126 •117 Mai . 14 13 100 26 *070 •138 10 17 138 6 •230 • 126 187 8 67 5 •076 *091 Juni . 338 7 104 2 • 171 •097 25 9 123 30 •230 • IOI 181 56 52 32 •135 '071 •Juli . 327 54 in 51 •204 •078 8 15 131 0 •178 •098 195 46 59 9 • 106 •053 August .... 4 56 107 5 •094 •087 48 19 144 15 * I IO * I 12 210 2 67 21 •114 •077 September . 153 3 109 17 ■035 •085 57 49 152 2 •083 * 107 227 55 81 52 •098 •099 Oetober .... 70 50 132 17 •080 •076 131 27 164 57 • 109 •098 248 0 97 11 •052 • 108 November . . 125 19 173 58 •065 •082 135 47 186 0 •134 •047 72 30 1 13 28 •018 * 124 Deeember . . 269 53 185 9 •084 •057 131 25 203 8 •093 •049 223 42 91 23 •066 * 120 Jahr . 359°26' I 2 I °20 ' •035 •081 54°52' i5i°5i' •092 •086 205 °44' 83°39' 00 vo O •097 Upsala, 6 J., 1868/74, stündl., S9°52' N. Br., i7°38' E., 24 m. A «i *2 ü2 berechnet Ai a2 at ft2 Januar . i86?8 ioi?6 * 107 •089 * 109 i5°°i3' 74°i7 ' •049 •083 Februar . 139-1 109*1 •051 * 140 * 140 150 49 82 31 •069 •092 März . 3"° .38-6 * 142 •163 •158 193 46 103 46 •038 * IOI April . 13 ' 7 143 ’ 8 ■119 •155 • 163 226 42 in 18 •072 •097 Mai . 21*0 141-7 * 127 * 140 • 142 294 37 108 10 • 1 13 •096 Juni . 356-6 124-6 * 127 * 140 • 132 314 20 92 58 • 124 •083 Juli . 352-8 123-7 •223 * 127 •135 316 24 106 2 •079 •070 August . 12*1 129-8 •074 * 140 •152 319 15 102 37 •063 •087 September . 101-3 I40*2 •025 •178 •165 250 42 108 55 •035 • 102 Oetober . 211*2 138-5 * 127 •150 •155 192 28 102 44 • 122 •114 November . 99 ‘5 138-6 •015 * I 14 •114 181 27 97 28 •070 *092 Deeember . 105-9 ii 1 ■ 8 •038 * 109 •089 164 55 75 42 -064 •081 Jahr . 10-0 I3°?4 •099 •137* •137 237°26' 82° 9' •033 •089 Petersburg, 28 J., 1841/62, 70/75, stündl., 59°56' N. Br., 3o°i6' E., 5 m. Der tägliche Gang des Barometers. 105 A Ao Dodabetta Peak, stündl, Termintage, ii°24' N. Br., 76°47' E. Mai — August . Novemb. — Februar . Aquinoctien . Jahr . 270°32 275 24 284 2 276°39 ' 142 43 >59 15 154 8 IS2°37 ' ■ 206 • 241 • 204 •217 ■648 ■787 ■783 ‘734 ^1 Ao Tokio, i J., 1886, stündl. Winter . Frühjahr Sommer . Herbst. . Jahr . . . . >°°35 ' 20 22 25 23 23 2 I9°29' i86°48 1 170 41 168 13 178 45 1 76°36 ’ ■472 •462 •348 •485 •440 ■622 •617 •450 •543 ■552 Madras, correspondirend. Dublin, 2stündig, 53°23' N. Br., y°2i' W. Mai — August . Novemb. — Februar . Aquinoctien . Jahr . 2° 4 358 56 354 3° 358°3°' 1 54 53 164 2 162 s i6o°39 ' •794 •466 ■603 •621 •955 1 • 140 1 • 166 1 '085 Sommer. . Winter . . Aquin „ . . Jahr. A 358 °3°' 147 47 210 o I50°57' 1 i43 34 145 20 158 o I49°22 ' 153 27 352 3° 149 3 59 2 ' 130 • 1 12 •076 •183 •249 •274 •231 •064 •096 •020 Allahabad, stündlich, Termintage, 2S°26! N. Br., 8i°52' E., 93«*. Makerstoun, 4 J., stündl., 5S°35 1 N. Br., 2°32 1 W., 65 m. Winter 1 . Frühjahr . Sommer . Herbst . . Jahr . 332°4o' 33i 48 339 6 346 2 337° 4' I59°39' 15° >5 148 13 152 53 i52°4S’ •650 ■874 •897 •660 ■768 •909 •953 ■792 •924 •888 Winter . Frühjahr . Sommer . Herbst . Jahr . I92°I7' 175 48 355 46 25 3 187° 8’ I42°i6' 146 46 144 27 156 25 I47°39' •199 •123 •143 •073 ■027 •213 • 228 •168 •215 •205 Kairo, 1 J., 1886/87, 3 ständig, 3o°3' N. Br., 3i°2i' E. Point Barrow, 22 Monate, 1882/84, stiindl., 7i°i7°N. Br., i56°4o' W. 5 m. Winter . Frühjahr . Sommer . Herbst . Jahr . i7°i8’ 21 6 21 26 27 50 22° I 8 * 17°°43 ' 156 58 150 15 161 23 >59°40' •35° •511 •769 •565 •548 ■527 ■5f>7 •565 • 601 ■561 Winter . Frühjahr . Sommer . Herbst . Jahr . 1 °5 0 1 7 ’ 68 49 280 24 • 74 46 78°44' :;,83°5i' 52 57 78 16 47 29 64°5S’ •098 • 124 •070 •081 •064 • 107 •095 •093 •083 •092 Leli, stiindl., Termintage, 34°io' N. Br., 77°42' E , 3506 nt. Ssagastii’, 22 Monate, 1882/84, stündl, 73°23' N. Br., i24°s' E. Winter . 35i°45 ’ i6o°33 ' •662 •481 Winter . 1 1 i°45 ' 246°57 ' •132 •077 Frühjahr . I l6 149 40 •722 •487 Frühjahr . >38 35 218 8 •103 •088 Sommer . 4 27 155 4i I '026 •472 Sommer . 109 40 228 3 ‘ >35 •044 Herbst . 3 >6 >54 47 I -070 546 Herbst . 126 54 215 >5 ■099 •093 Jahr . i° 2' >54°>7' •868 '493 Jahr . 120° II ' 22S°56' i>5 •074 1 Die Jahreszeiten sind hier durchgängig anders gebildet als sonst. Winter umfasst November — Januar, Frühling, Februar — April etc. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. 14 106 J. Hann, Tabellen über den täglichen Gang des Barometers. Abweichungen der Stundenmittel von den Monats- und Jahresmitteln. Diese Tabellen können als eine Fortsetzung der von Rykatscliew in seinem Werke: La manche diurne du Barometre en Russie, Repertorium für Meteorologie, Tome VI, Nr. 10, Petersburg 1879, gegebenen werth vollen Sammlung ähnlicher Art betrachtet werden. Die Abhandlung von Rykatscliew enthält auf Seite XIII bis XX, dann XXV bis XXX des Anhanges: lables de la manche diurne du Barometre, von folgenden zwanzig Stationen den täglichen Gang: Helsingfors, Petersburg, Sitka, Katherinenburg, Kasan, Moskau, Barnaul, Nertschinsk, Nukuss, Tiflis, leking; ferner: Upsala, Groningen, Utrecht, Greenwich, Prag, München, Toronto, Neapel, Calcutta. Meine Sammlung, die hier folgt, enthält 26 Stationen, welche des leichteren Auffindens wegen in alphabetischer Ordnung sich folgen. Man wird Triest in derselben vermissen. Die Weglassung erklärt sich dadurch, dass eine Bearbeitung des täglichen Barometerganges an dieser Station auf Grund reicheren, mii nicht zugänglich gewesenen Materiales von anderer Seite begonnen und nahe zu Ende geführt worden ist. Den Schluss meiner Sammlung bilden Tabellen über den täglichen Gang des Barometers auf offener See nach den Beobachtungen auf der Novara, ferner am Dodabetta Peak, am Pic von Teneriffa, im Europäischen Nordmeere nach Mohn, zu Tokio, Boma am Congo und am grossen Ararat. Die Abweichungen der Stundenmittel der Monate sind mit zwei Decimalen angegeben, jene des Jahres mit di ei Decimalen des Millimeter. Die „mittlere Abweichung“ ist stets in drei Decimalen gegeben. Ascension. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. | Dec. Jahr ih a. m. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 1 Mittag ih a. m. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Mitternacht 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 ■14 — 19 — 36 — 32 — iS 10 34 37 80 72 52 19 — 29 69 — 97 — 1 10 ■ 99 — 7i — 33 15 47 79 79 S6 | B\3-°'g\S'£;g.s MII 1 1 1 1 M 1 • 17 — 22 — 34 — 33 — 18 9 33 74 88 89 53 13 ~ 34 — 84 — ■ 116 — 119 — 96 69 — 23 24 56 7i 70 5i •15 — 25 — 46 — 43 — 27 — 1 24 56 81 80 58 i5 — 27 — 75 — • 100 — 98 — 81 — 5i — - 10 27 55 69 61 46 •04 — 25 ■ 38 38 — 25 8 15 48 75 79 61 22 — 1 23 — 63 — 89 — 89 — 71 — 47 — 13 19 46 57 57 39 ■03 — 33 — 5i — 5o — 38 — 18 9 48 66 85 72 42 — 1 48 — 72 — 77 65 — 43 — 14 15 41 5° 46 32 — -o8 — 44 — 60 — 5t> ■ 38 17 6 50 84 90 61 44 — 1 50 — 72 — 79 — t>5 — 44 — 10 18 39 56 51 34 •— -04 — 36 — 48 — 47 — 28 1 29 61 85 84 58 18 — 29 — 67 — 89 — 89 — 7i — 42 — 1 25 5i 63 56 28 — 'i5 — 44 — 61 — 58 3° 5 36 72 84 7i 5° 9 — 37 — 71 — 88 ■ 89 — 67 — 36 4 36 66 81 62 24 — -o6 — 27 — 37 — 36 — J7 15 5° 77 90 74 48 13 — 32 — 7° — 95 — • 100 — 81 ■ 50 — 15 19 51 62 5° 18 •01 — 27 — 38 — 37 — 15 20 47 67 75 62 39 1 1 — 24 — 60 89 — 94 — 80 — 53 — 17 20 48 62 53 27 ■°33 — 284 — 43° — 410 — 231 040 299 595 811 758 527 180 — 252 — 665 — 932 978 — 814 - 527 — 137 220 509 671 617 386 Mittel •470 * 502 •531 •540 •488 •480 •425 '449 ■462 •498 ■472 •444 •47i Der tägliche Gang des Barometers. 107 Batavia. 14* 108 J. Hann , Capstadt. Der tägliche Gang des Barometers. Cordoba. 109 110 J. Hann, S. Helena. Jan. Febr. 1 März April Mai Juni J Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dcc. Jahr ih a. m. * I j • IC •oc - 'Oi - * IC - * IC - * I I - * IC - * I I — -03 •08 • IC >— -015 2 - 2$ — 33 — 41 — 47 — 53 — 48 — 45 — 47 — 49 — 38 — 33 — 2< — 409 3 — 6i — 6< — 74 — 8- — 74 — 65 — 67 — 7C -- 77 - 63 — 61 - 6l — 685 4 — 8i — 8t — 86 — 88 — 76 — 63 — 62 — 7C — 77 — 6g — 79 — 8l — 7t>5 5 — 7< — 8t — 81 — 75 — 6: — 53 — 42 — 55 — 57 - 58 — 7i — 75 — 663 6 — 53 — 66 - 58 — 57 — 43 — 28 — 2i — 35 — 37 — 33 — 48 — 5S — 45° 7 — 2C — 38 — 25 — 27 — 18 — 3 C — 5 — 4 0 - 12 — 2C ~ 143 8 15 3 IO 14 l8 20 2l 29 34 36 25 15 203 9 43 3c 46 39 43 41 45 49 62 61 53 4; 463 IO 6i 58 68 52 48 51 52 59 73 76 74 66 615 1 1 5i 56 58 47 41 38 42 52 67 63 53 5^ 520 Mittag 13 25 30 24 20 20 29 21 42 28 15 18 238 ih p. m. — 33 - IO — 3 — 7 — 5 3 4 I - I — 18 — 33 ■ 3C — I IO 2 — 1)3 — 46 - 38 — 37 — 33 — 30 — 24 - 29 — 37 - 58 — 66 — 63 — 437 3 — 79 — 63 — 63 — 57 - 56 — 56 — 52 — 55 - 62 - 84 — 81 — 75 — 656 4 — 74 — 61 — 7i - 65 — 63 — 61 — 62 — 65 — 75 — 81 — 74 — 7t — 690 5 - 48 — 43 — 5i — 52 5i — 53 — 52 — 60 — 62 — 63 — 53 - 48 — 53° 6 3 - IO — 20 — 17 — 25 — 33 — 37 — 29 — 3i — 30 ~ 13 ~ 3 — 204 7 46 30 20 26 15 — 3 — 4 4 9 18 38 43 202 8 74 66 66 70 56 43 37 42 45 58 69 65 579 9 89 94 94 I ’OO 94 81 75 77 73 81 89 86 861 IO 84 94 99 I • 15 I *04 89 83 89 83 81 89 86 913 1 1 69 79 86 87 81 69 67 72 70 71 74 6g 745 Mitternacht 46 53 5i 42 38 33 29 34 29 41 48 43 406 Mittel •510 • 502 •516 •513 •47o •413 •405 -44> •486 •505 •525 ■5ii •479 Hobarton. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr ih a. m. •02 '20 ’ I I •14 — *06 - • I I - • IO •18 •29 •08 *22 * I I *090 2 - 21 05 — 03 03 - 13 - 12 — 13 Ol 03 — 09 05 — 09 — 061 3 — 26 - l6 — 18 — 15 — 27 — 27 — 27 — 19 — 14 — 19 ■ 09 — 12 — 191 4 — 24 — 17 — 21 — 18 — 29 — 32 — 32 — 23 — 15 - 22 — 08 — 13 — 212 S — 04 05 — 08 - Ol — 20 — 27 — 26 — 16 — 06 — 02 07 06 — 077 6 21 26 15 12 — 06 — 12 — IO Ol 12 21 3° 26 113 7 46 55 44 35 20 22 13 25 38 40 44 42 353 8 67 64 60 63 45 34 37 52 53 48 44 44 509 9 38 6l 65 70 57 54 52 64 58 44 25 23 509 IO 23 41 60 53 55 6l 59 54 36 21 OO 04 389 1 1 02 07 20 28 34 33 35 33 — 04 — l6 — 29 — 13 108 Mittag - 21 — 21 — 15 — 12 — 1 1 — 06 — 07 - 22 - 38 — 39 — 57 — 34 — 236 ih p. m. — 48 — 44 — 53 — 57 — 47 - 44 — 49 — 57 — 75 — 59 — 7i — 54 — 548 2 — 59 — 68 ~ 78 - 78 — 62 - 60 64 — 75 - 89 — 78 — 90 66 — 723 3 — 64 - SO — 91 - 84 — 55 — 52 58 — 76 — 90 — 87 — 92 — 69 — 748 4 — 72 - 85 — 86 - 8l — 44 - 38 — 47 — 7i — 79 — 74 " 77 — 66 — 683 5 — 59 — 77 — '7° — 63 — 28 — 25 — 29 — 54 — 53 — 52 — 63 — 55 — 523 6 - 28 — 54 — 42 — 29 02 Ol - Ol - 22 — 17 — 14 - 22 — 21 — - 206 7 14 — 17 — 05 04 23 23 21 07 21 32 12 12 123 8 48 24 34 21 38 34 37 26 5° 66 52 43 394 9 52 59 63 42 28 26 40 43 51 61 83 60 507 IO 45 53 48 41 25 24 39 41 52 56 76 57 464 1 1 39 43 38 32 15 23 37 37 44 46 67 46 389 Mitternacht 28 29 29 21 08 IO 06 33 34 30 48 37 261 Mittel •355 •405 •407 ■365 • 291 •288 •312 •362 •400 •393 •430 •343 •351 Der tägliche Gang des Barometers. 111 Hongkong. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli j Ang. Sept. Oct. Nov. J I)ec. Jahr ih a. m. ‘ 21 * 26 •18 •08 *OI *08 •05 * I I - Ol — -04 •05 *21 •091 2 - 2 — - I I — 3C — 27 — 19 - 20 — 18 — 25 — 29 — 20 — I — 169 3 — 25 — 25 — 47 - 62 — ■ 48 — 34 — 38 38 — 43 — 48 — 34 — 20 “ 385 4 — 38 — 37 — 64 — 66 — 47 — 37 — 43 41 — 46 — 53 — 37 — 27 — 447 5 — 38 — 3C — 49 — 46 — 33 — 27 ■ 38 30 — 30 — 36 — 23 - 20 — 333 6 — 9 6 — 8 - II I 5 - IC — 9 — 4 3 17 IO - 007 7 34 53 40 34 42 34 '5 23 34 44 61 5° 387 8 85 96 92 81 77 60 42 53 72 88 IOI 94 784 9 126 131 119 I 12 97 76 63 74 92 114 132 133 1-058 IO 139 *43 129 117 i°5 81 70 81 97 113 126 133 I • I 12 1 1 107 114 1 io IOO 9i 72 63 69 78 81 81 95 883 Mittag 39 56 61 64 63 46 38 40 39 30 17 20 428 ih p. ra. — 46 — 21 — 10 4 13 6 6 3 — 18 — 32 — 60 — 67 - 190 2 - IOI — 86 - 69 — 50 -- 33 — 33 — 30 43 63 - 82 — in — 117 — 682 3 — 130 — 128 — 1 10 — 88 — 74 — 66 — 63 — 75 ' 92 - 107 — 132 — 140 — I *004 4 — 124 — 134 — 120 - III - 104 ~ 95 — 88 — 97 - IOO — 106 — 128 — 133 - 1 * I 17 S — IOO — 1 1 6 — 112 - I 12 - 109 — 99 — 92 — 99 94 — 90 — 103 — 105 — 1 -026 6 70 — 92 — 86 - 85 — 86 - 83 — 76 — 82 — 68 — 67 - 70 — 72 781 7 — 33 — 62 — 53 — 51 - 58 — 53 — 4i — 49 — 37 — 28 — 25 28 — 432 8 IO — 13 — 5 — 6 — 13 - II 5 I 9 24 20 1 1 02 7 9 33 15 34 37 20 22 44 43 5i 5° 44 36 358 IO 45 33 52 61 5° 56 75 7i 65 56 55 49 557 1 1 48 38 53 58 51 57 7i 67 55 48 5° 44 533 Mitternacht 4i 3° 39 38 24 32 46 49 36 32 33 33 361 Mittel •602 ■619 •621 •597 •528 •463 •45i •486 •520 •569 •619 • 608 •548 Klagenfurt Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Ang. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr ih a. m. •19 •28 ■40 ■42 •36 •40 '49 •33 ’34 * 20 •24 •17 •318 2 19 26 40 42 36 42 52 36 33 iS 19 13 3i3 3 20 23 37 40 35 43 53 36 32 17 22 14 310 4 19 22 39 37 38 47 59 42 34 17 24 12 325 5 20 25 43 38 35 53 66 5i 37 20 22 I I 35i 6 24 3° 49 44 54 58 76 60 44 24 22 14 4l6 7 29 39 58 54 6l 63 79 72 5° 29 26 23 486 8 32 45 62 52 57 56 75 65 54 36 30 27 492 9 30 45 58 43 46 42 66 60 49 34 30 31 445 IO 24 37 46 29 27 26 48 43 37 27 24 31 333 1 1 5 17 23 IO 7 3 23 21 17 iS 6 16 138 Mittag - 20 — 9 — IO — 16 — 19 - 22 — IO — 8 7 — 3 — 16 — 9 - 124 ih p. in. — 39 — 37 — 44 — 41 — 42 — 47 — 48 — 38 — 33 — 28 — 37 — 37 — 394 2 — 54 — 61 — 75 — 66 — 65 73 — 79 — 65 - 60 48 - 58 54 — 632 3 — 56 — 75 — 94 — 81 — 79 - 87 — 1-05 — 85 — 77 — 59 — 62 — 57 — 764 4 — 51 — 78 - 1 * I I - 87 — 91 — 96 — 1 • 26 — 95 - 87 - 65 — 59 — 51 — 831 5 — 43 — 69 — 1-03 - 87 — 93 — 94 - 1*27 — 99 — 84 — 61 — 48 — 42 — 792 6 - 28 — 5° — 83 — 75 - 83 — 82 — i-i5 — 9i -T 72 — 49 — 33 - 26 — 656 7 — iS — 30 — 52 — 5i - 60 - 58 - 87 — 69 — 47 — 27 — i7 - I I — 437 8 - 2 - IO — 23 — 21 — 25 — 27 — 45 — 3i - 21 — 6 O 4 — 173 9 I I 1 1 I I 6 13 12 O — 3 3 12 14 18 090 IO 17 25 22 '9 27 26 16 >3 16 20 20 20 201 1 1 19 25 29 27 36 35 3i 25 23 22 21 23 263 Mitternacht 21 30 35 35 46 40 41 34 30 24 22 23 31s Mittel ■257 ■353 •495 •435 ■463 •488 •615 ' 490 •409 •285 •273 •243 400 112 J. Bann , Leipzig. l)er tägliche Gang des Barometers, 113 Madras. Jan Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oet. Nov. Dec. Jahr oh 4ima.rn. •os •04 * IO •17 • 17 •26 ■25 •23 •16 *02 — -04 *OI • 118 I n — 4i - 38 — 36 — 23 — 23 — 9 — 5 — 14 — 19 - 38 — 48 — 42 — 280 2 » — 76 — 73 — 67 — 48 — 50 — 3i — 23 — 37 — 39 - 58 — 78 — 80 55° 3 n - 85 - 85 - 75 — 52 — 53 — 34 — 28 — 36 — 41 — 61 - 83 — 88 — 601 4 „ 67 — 68 — 53 — 27 — 32 — 18 — 13 — 18 — 18 39 60 63 — 397 5 n — 46 — 35 — 13 I I 6 20 23 14 17 5 — 20 — 29 — 39 6 r> 23 28 48 63 60 74 67 6l 66 65 40 22 514 7 n 91 93 1-07 1-23 1 *07 I * I I 1-05 1*12 1*21 1-13 99 91 1 -o6i 8 n 1-50 1-48 I-52 i'57 1 "37 1 '37 1 -32 1 -41 1 ' 54 1 '49 1 -44 I *40 i'45i 9 n i *6i 1-71 1 '69 i'55 1 '33 1 '33 1-30 1 '4.1 1 '47 i*5l 1 ‘46 1 '45 1 '485 IO n 1 '33 I '44 1-40 1-23 I *02 I *02 i'°3 1 ’o8 1 • 13 1 08 i-o9 1 • 18 1 • 169 1 1 rt 74 83 80 69 55 57 57 58 5o 38 44 Sb 601 oh 4lmp.m. - I I I 2 — 6 - I I — 4 - I - II — 30 — 34 — 26 — 18 - 107 I n — 74 — 63 — 71 ■ 84 - 80 — 68 — 67 — 77 — 1 -03 — 1*00 — 92 — 86 — 804 2 r> — 1 ‘ l9 - 1*24 —1-31 — 1*40 — 1'33 — 1 ■ 28 — 1 -26 — 1-32 1-52 — I '46 —1-30 — 1 • 26 — 1 '323 3 T) — 1-31 — 1 '39 — 1 -6o — 1-75 —1-68 —i-68 — 1-68 — 1 '69 — 1- 74 —1-56 — 1 • 28 — 1-31 — i'55ö 4 r> — I'IO — 1-25 — 1- 44 — 1-74 — i -6o — 1 '73 — i*75 — 1 ' 73 — 1*73 — 1 -44 - 1 * IO — 1*10 — 1 -47b 5 n 79 — 99 — i-i8 — 1-44 — 1-23 — i -41 — 1-41 -i'38 — 1-31 — 1-04 — 73 — 74 — x ' 137 6 r> — 55 — 57 — 74 - 89 69 ■ 89 — 86 89 — 7i — 52 — 22 — 27 — 650 7 n 14 — 5 — 14 — 24 - IO — 30 — 39 — 27 - IO 13 36 29 5b 8 » 57 46 43 36 48 25 30 33 50 70 76 74 490 9 r> 76 73 79 80 90 67 66 75 89 89 85 86 796 IO n 66 64 77 89 97 82 83 S4 86 75 64 67 778 1 1 r> 42 44 53 57 66 61 60 64 60 44 33 38 518 Mittel •740 •758 •798 •819 •762 '745 •730 •765 •804 •772 •729 •725 ■748 M a gdeburg Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec. Jahr ih a. m. — -03 •04 * I I •06 •15 * 12 •13 •09 •07 •14 — -oi • 10 •81 2 — 5 2 O 0 IO 2 3 5 - I 8 — 3 8 24 3 — 8 — I I - 12 — 5 2 — 6 — 4 — 3 — IO I — 14 5 — 54 4 — 20 — 13 — 18 — 8 - I - I I — 8 — 19 — 4 - 22 — 9 - 102 5 — 26 — I I — 15 — 4 IO 9 8 - I — 17 — 7 — 23 — 17 - 78 6 — 27 — 8 — 7 12 24 18 20 I I — 3 — 4 — 23 — 21 — 7 7 - 12 6 6 25 35 26 32 22 12 4 — 6 — 17 I I I 8 6 25 22 34 38 3° 37 31 26 19 13 — 7 228 9 20 38 34 40 38 33 35 35 3b 19 23 5 297 IO 30 41 39 43 38 28 32 37 37 21 37 18 334 1 1 30 44 34 32 27 20 27 32 30 18 3° 13 281 Mittag 7 27 21 l6 I I IO 15 i7 17 I IO — 6 122 ih p. m. — 14 2 — I O — 5 — 5 — I 3 2 - 21 4 — 22 — 55 2 - 21 — 23 — 24 - 21 - 22 - l6 — 15 - l6 — 15 — 36 — 17 — 28 - 212 3 - 20 — 33 — 37 39 — 38 29 — 31 - 28 - 31 — 42 - 21 - 21 308 4 — 14 — 37 — 44 — 52 - 48 — 41 — 42 — 38 — 40 — 43 — 18 - 12 — 357 5 — 5 — 33 — 41 55 — 59 — 48 — 48 — 47 — 39 — 34 - I I — 3 — 353 6 4 - 20 — 27 — 43 — 5b — 46 — 49 — 46 — 33 — 14 — 4 4 — 275 7 IO — 8 — 5 — 27 — 44 3b — 39 — 33 — 14 - I O IO - 15b 8 *3 2 8 — 5 - 22 — 23 — 23 — 13 5 12 6 17 — 19 9 17 6 14 7 3 5 — 4 3 12 18 14 23 98 IO 15 6 18 I I 13 14 8 IO 13 25 14 22 141 1 1 12 4 17 15 19 20 14 14 16 24 12 18 154 Mitternacht 7 3 15 IS iS >7 15 iS 13 22 6 13 133 Mittel • 144 • 170 • 196 ■215 • 248 • 206 ■215 ' *99 • 187 * 172 ■138 • 137 •166 Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. 15 114 J. Rann, Der tägliche Gang des Barometers. 115 15* 116 J. Hann , Paris. Der tägliche Gang des Barometers. 117 Santiago de Chile. 118 J. Hann, Singapore. Der tägliche Gang des Barometers. 119 Täglicher Gang des Luftdruckes und der Temperatur auf dem Ocean. ! Indischer Ocean Gegend der Niko- baren, 18. Febr. — ö.Apr., 30 Tage, 8° i N.Br. Gr r 0 s s e r 0 c e a 11 Gegend der Carolinen, 26. Aug.-24.Sept 3oTage,9°4N.Kr 2°N. — 1 6° S.Br., 25.Sept.-24.Oct. 3oTage,6°4S.Br. Gegend der Ge- sellschiiftsTnseln 8. Febr. — 21. März 40'i’age, i6?3S. lär 30— 36° s., <55—255° B-v.Gr., 8./21. Oec, 10./29. Jan., 34 T., 33°9 S. Koute Papeeti — Valparaiso, 24. März— 22.Apr., 30 Tage, 32 ?8 S. 759-66 759 ' 33 759" <° 760-46 27°6 760-07 1 20?3 763-37 i8'2 Mitternacht * 20 •33 •40 •39 — 1*0 •07 — o*6 •06 — 0*5 - -07 - ‘II — *08 — '°3 — I • I — •41 — 0-7 — " <4 — o*6 — '44 — ‘43 — '47 — -3o — 1*2 — - •68 — o-8 - *27 — 0*7 3 — *88 — -69 - *82 — '59 — 1 "3 — •76 — o-8 — *49 — o-8 4 — ■ 77 — -68 — -90 — ’56 — < '4 — •71 — o-8 — '57 — o*8 5 — '52 — ’37 — '53 - '3° — 1 " 3 — •36 — 0-9 — ‘43 - 0*9 6 — ' <5 — '06 - * I I •06 - I * I *00 — 0-7 — * 10 — 0*9 7 •39 •50 •42 •40 — 0-7 •29 — 0-3 * 20 - o-8 8 '94 •88 •97 •84 — 0*2 ■50 — 0*1 •48 — o-6 9 1-38 I * IO < ' <5 '99 o*6 •62 0*2 •65 — 0*4 IO >'45 I *OI I ’ 20 •91 I • I •64 o*3 •74 - 0*2 1 ' <7 •68 •93 •59 1 "4 •50 o*6 •60 Mittag •58 •31 •40 *21 1-7 •37 0-9 •36 0*7 1 — '°5 — '35 — -29 — -32 1*7 •19 0-9 •06 I * I - * 60 — '79 - -87 — '74 i-6 •04 I *o — -29 i *4 3 — 1-03 — i *06 — I '12 — 1*00 i‘4 — •<5 I • I — -49 <*5 4 —fi9 — '99 — 1*22 —1 -03 I *2 •31 1 *o - '5° 1 *3 5 — -99 ~ ‘73 - 1 *OI — -88 I *o — •35 0-7 — *42 1 *o 6 — ’ 74 — ‘52 — *6o - '58 o*6 — •24 °" 5 — • 31 0*5 7 — '34 - *12 — * I I — " <7 0*0 — ‘Ol 0*0 — *07 0*2 8 • IO *20 •36 •19 - 0*3 •04 - 0*1 • 17 0*0 9 ■45 •39 •68 ‘57 — 0*6 •27 - °"3 •27 - 0*2 •65 •77 ■91 •74 — 0-9 •24 — 0-4 • 32 — 0*3 I I ■47 •69 •73 •64 - I ’O •19 - 0-5 •17 — 0-4 Mittel ■65 •57 •68 •54 1 *o •33 o*6 •34 0-7 120 J. Hann , i ui 4im etc., also um 19 Minuten vor Dodabetta. Der tägliche Gang des Barometers. 121 Appendix. ßonia am Congo 20 Tage Met. Station am grossen Ararat 10 Tage Luftdruck mm 757-69+ Temperatur Celsius Dampfdruck mm Relative Feuchtigkeit Luftdruck mm 5 1 1 ' 84+ Temperatur Celsius Dampfdruck mm Relative Feuchtigkeit Mitternacht o-6o 24?6 20*2 88 •25 2-7 2-3 83 I •42 24-4 20-3 89 — '05 2-8 2 * 2 77 2 •18 24’ 2 20*2 90 — '24 2*6 2‘ 2 78 3 ‘ I I 24' I 20* I 90 — '34 2-3 2 * I 78 4 •18 23-9 20* I 9i — '41 i-8 2 * I 8l 5 •37 23-8 20 * I 9i — '37 2 * 2 2 * I 80 6 ' 62 23-8 19-9 90 — '3i 4-8 2 • 6 80 7 •90 24-6 20*2 87 — -09 7-0 2 • 6 72 8 I • 24 25’ 4 20 -6 84 - IO 7'5 2 • 8 74 9 1-40 26-3 20' 8 • 81 — -04 8-3 3‘° 75 IO >•13 27 • I 21-3 79 ’08 7-6 2-9 76 1 1 •78 28-2 21 * 7 75 04 8-8 3-0 74 Mittag * 12 29* I 22 ' I 73 * 02 8-9 3 ’ 3 80 I — '47 29-6 21 • 7 7i — -04 9-2 3 ’4 80 2 — 1 • 26 30-0 21-3 66 — -09 8'5 3 ’ 3 80 3 — 1 -82 29-6 21*7 7i — '24 8-9 3 ‘ 1 76 4 — 2*04 29 • I 22 - 2 74 — -09 9-8 3‘4 77 s — 1-77 28-0 22 * I 78 — *OI 6-7 2-8 79 6 — 1-31 26 • 9 21-5 81 •13 5-8 2-7 8 j 7 — ‘83 26-2 20* 7 82 ■25 5'° 2*6 81 8 — • 16 25 -8 20*5 83 •30 45 2'5 81 9 •32 25 ' 3 20'5 85 •51 4‘ 1 2-5 82 IO •60 25 * O 20* 5 86 •43 3'7 2-4 84 1 1 •67 24-8 20’4 88 •42 3-2 2-4 83 Mittel •84 26-2 20*9 82 • 20 5‘7 2-7 79 - oOO^Cx» Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. 16 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern der Akademie. Mit 1 Karte, 44 Tafeln und 82 Textfignren. GEOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN IM CENTRALEN BALKAN. AUSGEFÜHRT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DES K. K. MINISTERIUMS FÜR CULTUS UND UNTERRICHT. Von FRANZ TOULA. (9T£it 1 qeof’o^Bcftm Staate, 1 S-nofU-'SafeX, 49 Sextficj ,««n 8 yaÄäonloioc^iy&wn fiafein.') VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 3. MAI 1888. Als Einleitung der vorliegenden Arbeit darf ich wohl die, bald nach meiner Rückkehr von der im Auifrage der kaiserlichen Akademie im Spätsommer und Herbst des Jahres 1884 ausgeführten Reise erschienene „Übersicht Liber die Reiserouten und die wichtigsten Resultate der Reise“ bezeichnen, die im XC. Bande der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe (Nov.-Heft 1884) erschien. Dieser Arbeit ist eine Routenkarte beigelegt, die nach der grossen russischen Generalstabskarte an gefertigt wurde, und mit einem Blicke die von mir ausgeführten Reisewege überschauen lässt. Auf fast allen diesen Wegen war Herr G. N. Zlatarski mein unermüdlicher Begleiter. Herr Zlatarski hat auf meine Aufforderung hin das Balkan- Vorland vom Isker bis zur Jantra auf vielen Wegen durchzogen. Seine Reiseergebnisse erschienen bekanntlich in den Sitzungsberichten der kais. Akademie (Bd. XCIII, April- Heft des Jahres 1886 [92 Seiten]). Herr Zlatarski hat mir als Frucht seiner Reise auch eine Kartenskizze des von ihm bereisten Gebietes übersendet (und zwar auf Grundlage der erwähnten Routenkarte). Dadurch komme ich in die Lage, auch das ganze nördliche Balkan- Vorland bis zur Donau geologisch zu coloiiren. Ausser diesen beiden Arbeiten liegen folgende geologische Abhandlungen vor, in welchen das vom Autor bereiste Gebiet berührt wird : B o u 6 : Esquisse geologique de la Turquie d’Europe. Paris 1840. Für die Linien: Jeni Sagra über den Sipka nach Lovca bis Jablanica. Foetterle: Die geologischen Verhältnisse der Gegend zwischen Nikopoli — Plevna und Jablanica in Bulgarien. 1869. Verb, der k. k. geol. Reichsanst. S. 187 u. 373. v. Hochstetten Die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen Türkei. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst. 1870, S. 365-461 und 187*2, S. 331— 358. Für die Strecke Eski Sagra (Karadza Dagh) — Kazanlik, Maglis— Selci und Kazanlik — Kalofer. Schröckenstein: Geologische Notizen aus dem mittleren Bulgarien. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1871, S. 273—279 und: Vom Sipka-Balkan. Ebend. 1872, S. 235— 240. Für den kohleführenden Travna-Balkan. v. Fritsch: Beitrag zur Geognosie des Balkan. Halle. Zeitschritt lür die ges. Naturw. 1879, S. 769 775. Sipka- und Iiojan- Balkan und Karadza Dagh. Denkschriften der mathem.-naturw. Ci. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern a 0 Franz Toula , Pelz: Reisenotizen aus Mittel-Bulgarien. Verh. d. k.k. geol. Reichsanst. 1883, S. 115— 124. Für die Route Ruscuk — Tirnovo— Gabrovo — Kazanlik (Sipka-Pass) und durch den Karadza Dagh. Herrn Pelz verdanke ich ausserdem die Original-Pho¬ tographien für die vom Herrn Maler Varrone ausgeführten Ansichten von Tirnovo, sowie eine Manuscript-Kartenskizze über Theile des südlichen Balkan-Vorlandes. (Man vergleiche meine Ausführungen darüber. Jahrb. d. k. k. geol. Reichs¬ anst. 1883, S. 110 u. 111.) H. Banner: Beiträge zur Geologie der Balkan-Halbinsel. 1885. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. S. 470 — 518. Mit Karten¬ skizzen über das kohleführende Gebiet und den Karadza Dagh nördlich von Jeni Sagra. 1. Geologischer Theil. 1. Von Svistov nach Tirnova. Fig. 1. Svistov (Sistov) liegt am Fusse des Steilgebänges des etwa 90 m über dem Donauspiegel gelegenen Ran¬ des der bulgarischen Ebene. Das nette Aussehen des Städtchens ist auf ein treffliches Baumaterial zurück¬ zuführen, das in der unmittelbaren Nähe der Stadt gewonnen wird. Rechts von der Strasse, am oberen Ende der Stadt liegt ein Steinbruch, der einen Einblick in die hier herrschenden Verhältnisse gewährt. (Fig. 1.) Zu oberst liegen rostfarbige, in Sand zerfallende mürbe Sandsteine (1), die in der Tiefe abwechselnd lichtere und dunklere Töne besitzen und wie gebändert anssehen (2), in noch grösserer Tiefe erscheinen sie in Sand aufgelöst, der wohl geschichtet, vielfach bei der Verwitterung resultierende feste Kugeln umschliesst. (3.) Unter diesen Sanden treten die festen, zu Quadern verarbeitbaren Gesteinsbänke auf. Ganz frisch ist das Gestein graublau gefärbt, verwit¬ tert, und weitaus vorherrschend ist es gelbbraun, einzelne Bänke aber selbst blutroth. Pis sind Kalksandsteine mit kalkigem Bindemittel und in einzelnen Lagen reich an Fossilien. Einzelne Bänke erscheinen gefleckt, wie „Tigersandstein“. Die Fauna aus den etwas oolitischen Kalksandsteinen von Svistov wird im paläontologischen Theile S. 91 ausführlicher behandelt. Sie besteht aus folgenden Formen : Lytoceras aff. strangulatum d’Orb. spec. (Vielleicht neue Art.) Hamites ( Ptychoceras ) cf. laevis Math. Hamites cf. Raulinianus d’Orb. Haploceras cf. latidorsatum Mich. spec. Haploceras atf. Beudanti Brongn. spec. Haploceras spec. Holcodiscus spec. (Nahe zu stehen scheint: Holcodiscus Caillaudianus d’Orb. spec.) Holcodiscus (?) spec. (Vielleicht auch aus derselben Formenreihe.) Hoplites (?) spec. (Vielleicht neue Art.) Cerithium aff. peregrinosum d’Orb. Venus spec. (Ähnlich ist Venus vendoperana d’Orb.) Trigonia cf. ornata d'Orb. Lima Tombeckiana d’Orb. Beden aff. membranaceus Nilss. Veden aff. Dutemplii d’Orb. Peden Svischtovensis nov. Form. 3 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Anomia aff. laevigata S o w. Rliynchonella sp. (Aus der Formreihe der Rli. irregularis. Pictet.) Krebsscheeren. Der Character der Fauna ist ein solcher, dass man mit einiger Sicherheit die betreffenden Schichten als Urgon-Apt wird bezeichnen können. Vor Carevic (Carovec, türk. Tekir), einem armseligen, in Schluchten und Gruben hineingebauten Dorfe, zieht sich die Strasse durch den zu oberst liegenden Löss, der liier einen wohl über 20 m tiefen Einschnitt (Fig. 1) mit fast verticalen Wänden darstellt (1) und auf wohlgeschichteten Sandsteinen (2) autliegt. Bei Carevic war es, wo ich zuerst die Blöcke und Säulenbruchstücke des von mir schon erwähnten Olivinbasaltes auffand. (Man vergl. Zlatarski Balkan-Vorland, 80 [328].) In den Schotterhaufen an der Strasse finden sich neben den Basalten, auch ausgezeichnete, fast rein weisse Oolithe, die offenbar unweit anstehen dürften. Sie sind reich an organischen Einschlüssen. Das Wichtigste dar¬ unter sind die überaus zahlreichen Orbitolinen, und zwar vorwiegend aus¬ gesprochen stumpf conische Exemplare, von der Form der Orbitolina (Patel- lina) concava Lam. Das grösste Exemplar hat 4-5 mm Durchmesser bei 1 ■ 2 mm Höhe. Über das vollkommen baumlose, allenthalben mit Tumulis bedeckte, abwechselnd muldig vertiefte und flache Rücken aufweisende Land hin erreicht man an Sarajar vorbei, wo sich eine Anzahl recht eigeuthiim- liclier niederer, eine nähere Untersuchung verdienender Hügel im Thale erheben (zum Tlieil tuffartiges Mate¬ rial), das Dorf Pavel. Ausserhalb Pavel kommt man an Lössziegelgruben vorbei. Älteres anstehendes Gestein konnte ich auf der ganzen Strecke bis Uber Müsikli hinaus nirgends beobachten. Doch dürfte der Kreideuntergrund nicht allzu tief unter der Lössdecke aufzusuchen sein. Werksteine für die Herstellungen an den Strassenbrücken werden alle weit hergebracht, besonders aus dem Süden (Hodnicaer Steinbrüche, südlich von der Rusica). Die Strasse liegt hier auf einer niederen Terrasse des Jantra-Thales. Erst nach Passirung des hier sehr breiten Rusica- Thales und jenseits des Rückens von Polekrajste am Eingänge in die Jantra-Engen von Samovedeni kommt man an die plateaubildenden Tafeln des Urgon. Fig. 2. Fig. 3. I / T. V. = Türken viertel. 1 = Bischofs-(Vlädika)-Brücke. 2 = Felsenbrücke. 3 = Ghazi Füresh-Bey -Brücke. 4 Franz Toula, Den von Zlatarski über Tirnovo gemachten Mittheilungen (1, c. S. 85 [333] ff.) wäre noch das eine oder andere Beobachtungsergebniss beizufügen. Zur Erklärung der landschaftlichen Ansichten von Tirnovo möge Fig. 3 dienen. Die Lagerungsverhältnisse und Schichtenfolge kann man ganz gut an der Strasse studieren, welche von der oberen Stadt, aus der Gegend, wo die beiden grossen Schleifen des Jantra-Laufes an dem schmalen brücken¬ artigen Isthmus nahe aneinandertreten, hinab nach „Dolni Maliala“, dem untern alten Stadtthcil (mit der alten- Metropolitankirche) und zur Brücke führt, Uber welche die Strasse nach Arbanac und Orahovica führt (Fig. 4. — Man vergl. auch Fig. 5.) Fig. 4. 1. Zu oberst eine Tafel licht röthlichgrauen, weissfleckigen Kalkes, i - — der reich ist an Fossilien. Es fanden sich hier Korallen, Echinodermen, g Terebrateln und Rhynchonellen, neben zum Theil sehr gross werdenden Kequienien. Es ist der Horizont der Requienien- und Caprotinen- kalke. An der genannten Stelle wohl 4 in mächtig. Neben Requienien . finden sich confluente Korallen und Echinoideen. Es wurde ein Nucleolites 4 JJ : ■ sp. von 36 mm Länge, 30 mm Breite und 17 mm Höhe gesammelt. Darunter folgen mürbe, bröckelige Knollenkalkmergel mit 5 : • reicher Fossilienführung. (Der Hauptfossilienhorizont von Tirnovo.) Gesam¬ melt wurde hier Pseudocidaris clunifera Ag. (P. de Lor.) Ausserdem fanden sich Spongieu, Bryozoen und Brachiopoden, darunter ein gutes Exemplar von Discaelia Helvetica de Loriol, welches recht gut mit der in der Arbeit über das Urgon von Landeron (Taf. 5, Fig. 8.) zur Abbil¬ dung gebrachten Form übereinstimmt, sowohl in Bezug auf die ringförmigen Einschnürungen als auch auf die Zunahme gegen oben und die terminale, von einem niederen Ringe umgebene Öffnung. (Man vergl. Taf. VII Fig. 12.) Von Brachiopoden finden sich: Rhynchonella lata d’Orb., und zwar sowohl in der gewöhnlichen Fig. 5. Ansicht von Tirnovo mit der Felsenbrücke (rechts). Die Abstürze zu oberst: Caprotmenkalk, darunter knollige Kalkmergel und Sandsteine. (Von NNW. nach SSO. blickend.) [Man vergl. Fig. 3. | 5 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Ausbildung als auch in der aufgeblähten Form mit breitem Stirnrand (d’Orbigny Crcfaces, Taf. 491, Fig. 12). Eines der Stücke wird man an Terebratula acuta Quenst. anschliessen dürfen. Auch finden sich kleine Exemplare von Terebratula tamarindus d’Orb., Terebratula cf. Dutempleana d’Orb., und eine Terebratulina, welche zwischen Terebratulina neocomiensis d’Orb. und Terebratulina chrysalis Schl, zu stehen kommen dürfte. Von Gastropoden liegt nur ein unbedeutendes Stückchen vor. Vereinzelt fand sich aucli ein Stückchen, das wohl einer Krebsscheere ähnlich ( Homarus Latreillei Rob., Pictet und Renevier, 1. c. Taf. I, Fig. 7), jedoch viel kleiner ist. 3. Nach unten folgen fossilienärmere Knollen kalkmergel, die 4. auf Sandsteinen auflagern. Diese zeigen wiederholte Wechsellagerung von festen Sandsteinbänken mit Wülsten (Hieroglyphen) und kohligen Spuren auf den Schichtflächen, und mürben feinkörnigen, fossilien¬ reicheren Lagen, die eine grosse Menge von Bryozoen (CerioporaJ, Echinodermen (Crinoiden und Cidariten), Ostreen (0. rectangularis ßoem.), kleine Gastropoden u. dgl. führen. Darunter folgen dann 5. dünngeschichtete Sandsteine, die bis an den Fluss anhalten. Aus dem festen Sandsteine liegt eine Ostrea im Abdruck vor. Am Flusse treten graugrüne Mergel auf, mit einzelnen Lagen von sandigem Kalk. Fig. 6. Tirnovo mit der Bischofs- oder Vlädika-Briicke und dein G.'irga Bair (Rabenberg). Durch die Scharte rechts führt die Strasse nach Arbanas und Rahovica. (Von SW. nach NO. blickend). Ganz übereinstimmend scheint die Schichtenfolge am Garga Bair (Rabenberg) zu sein, an dessen Süd¬ abhang sich die Strasse nach Arbanas und Rahovica hinanführt. (Man vergl. Fig. 6.) Die Sandsteine und san¬ digen Kalke treten jedoch dort auf halber Höhe, also beträchtlich hoch Uber dem Flusse auf, und über den mit verticalen Hängen abstürzenden Kalken folgen jüngere mit Buschwerk bewachsene Schichten. Auch an der Strasse nach Samovodeni ist das Profil ein ganz ähnliches, nur dass hier die über den Knollenkalken folgenden Requienienkalke fehlen. Die grösste Mächtigkeit haben die mergeligen Liegend¬ sandsteine mit dünnen festeren Zwischenschichten (3). Darüber folgen feste Sandsteine in mächtigen Bän¬ ken (2) und zu oberst liegen die mergeligen Knollenkalke (1). 6 Franz To-ula , Fig. 7. Fi g. 8. An der Strasse nach Samovodeni. Die Sandsteine sind auch liier überaus reich an Fossilien; es sind wieder Cidariten, Bryozoen, Rhyncho- nellen, kleine Ostreen, Pecten u. dgl., meist kleine Dinge. An der Strasse vonRusöuk fand ich beiTir- nova neben Bhynchonella lata d’Orb., Terebratula cf. tamarindus d’Orb. eine kleine zierliche Sale- nia sp. Interessant für die Auffassung der Störun¬ gen in den Tafelmassen ist ein Blick gegen die nach NNW. verlaufende canonartige Schlucht der Jantra. Man kann eine längs einer verticalen Blick gegen NW. (von der Strasse Verwerfung in die Tiefe gesunkene Scholle dem¬ nach Samovodeni.) liehst erkennen. In derselben Höhe mit den 1 Requienienkalk. 2 Knollenkalk. 3 Sandsteine. 4 Schutt. Sandsteinen (3 in Fig. 7) liegen, angrenzend daran, die hangenden Knollenkalke. Wie denn auch die Requienienkalke im Westen der Stadt unmittelbar am Flusse liegen, während sie an der zuerst geschilderten Stelle auf der Höhe lagern. An der Strasse sind die Sandsteine (= 4) blau gefärbt, die Knollenkalke darüber sind zur Höhlenauswit¬ terung geneigt. In der Nähe der Höhe trifft man im Knollenkalk eingeschlossen eine grössere Masse eines sandig mergeligen, graublauen Kalkes, was auf einen localen Facieswechsel hindeutet. Auf der Höhe selbst kommt man auf den Caprotinen-(Requienien-)Kalk, der hier in seinem nördlichsten Vorkommen wohl seine höchste Stellung einnimmt. (An der Brücke Uber die Jantra las ich 757mm, bei den Steinbrüchen, die hier unmittelbar neben der Strasse angelegt sind 742 mm Barometerstand ab, auf der Höhe zwischen Tirnovo und Rahovica aber 737 mm.) Auf der Höhe der Strasse gegen Rahovica (Orahovica) 737 mm finden sich viele Bruch¬ stücke von sehr grossen und dickschaligen Exemplaren der Ostrea Couloni De fr., (der Variätät 0. aquila Pictet und Roux) mit stark verlängertem Wirbel. In den Steinbrüchen, die vorher an der Strasse liegen, werden graue dichte, bis halb krystallinische Requienienkalke gebrochen. Grosse Exemplare von Reqnienia Lonsdalei (Sow.) d’Orb. kommen in Menge vor, doch konnte kein besser erhaltenes Exemplar gewonnen werden. Andere Stücke mögen mit Requienia Drinovi Zlatarski Ubereinstimmen. Über den Requienienkalken treten Kalke mit Terebrateln und Rhynchonellen auf. In einem darüber folgenden, sandigen Kalke auf der Höhe der Strasse gegen Arbanas (Arbanac „Arnaut- kiöi“) finden sich zahlreiche Fossilien, die ausgewittert herumliegen: Korallen, Terebrateln, Ostreen, Janiren, Trigonien, Belemniten. Aus oberen Neocom-Schichten zwischen Arbanas und Leskovac liegen mir aus einer zum Theile von einem der Seminaristen, zum Theil von uns beim Abstieg zum Monastir gemachten Aufsammlung folgende (im paläontologischen Theile [S. 74] beschriebene) Arten vor: Purpuroidea spec. (Wohl neue Art.) Jantra ( Vota ) atava (Roem.) d’Orb., ein gewaltig grosses Exemplar. Janira ( Vota ) spec. ind. Spond,ylus cf . gibbosus d’Orb. Trigonia spec. (Ähnlich der Trigonia ornata d’Orb.) Ostrea rectangularis Roem, Ostrea Etalloni Pict. und Camp. Terebratula spec. Bhynchonella lata d’ 0 r b. Rhynchonella irregularis d'Orb. Rhynchonella cf. difformis d’Orb. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 7 Am Wege gegen das Monastir Sv. Petar (jetzt Seminar) von Leskovec (Leskovica), am nordöstlichen Abhänge der plateauartigen Höhe von Arbanae, vorbei an einer Reihe von flachen Dolinen, kamen wir wieder über die sandigen Kalke, welche leicht gegen NNW. einfällen (10°). Es ist eine wohlgeschichtete Reibe von abwechselnd mächtigen und dünngeschichteten Bänken. Beim Seminar liegen über diesen sandigen Kalken mergelige Kalke und Knollenkalke. Es fanden sich hier in einem grobkörnigen Kalksandsteine Pseudocidaris clunifera Ag. Dieselben Stachel¬ keulen fanden sich auch in den Knollenkalken- Am Südabhange des Plateaus liegt die durch ihren Fossilienreichthum ausgezeichnete Localität, die ich in meinem vorläufigen Berichte S. 3 [276] bereits unter dem Namen Srutina Kanara („gerutschter Fels“), der mir an Ort und Stelle dafür angegeben worden war, erwähnt habe, während er auf den Etiquetten Zla- tarski’s Saborena Kanara genannt wird. Dieser Localität wurde ein Ausflug von Tirnovo aus gewidmet, da wir bei unserem ersten Besuche vom Seminar aus, wobei ein Seminarist unser freundlicher Führer war, von der Nacht überrascht wurden. Eine Ansicht dieser Localität von Tirnovo aus gibt Fig. 9. Fig. 9. Das „Türkenviertel“ von Tirnovo mit der Ghazi Ferüsh-Boy-Brücke und der if-förmigen Laufstrecke der Jantra. Blick gegen das Eocän (bei de« Abstürzen); links davon dieKreide-Localität Srutina Kanara. (VonWNW. nachOSO. schauend). Man verlässt die Stadt auf der Strasse nach Kesarevo und kommt bei einer Ziegelei vorbei, wo in mäch¬ tigen Bänken sandig mergelige Gesteine anstehen. Cidariten-Stacheln, eine grosse Serpula, eine grosse Ostrea, Pecten und Gastropoden wurden gefunden; auch ein grosses Exemplar von Hinnites wurde hier aufgefunden, welches im paläontologischen Theil als Hinnites aff. Renevieri Pict. und Camp, beschrieben wird. Vollkommen unvermittelt treten hier lichte, gelblichgraue, feinkörnige Sandsteine auf, in welchen wir, nachdem Zlatarski die ersten Anzeichen davon angetroffen, bald eine Menge von kleinen Nummuliten fanden, so dass über die Altersbestimmung dieser ganz und gar unvermittelt und isolirt Uber den Neocombildungen auftretenden Eocänschichten kein Zweifel bestehen kann. 8 Franz Toula, Von diesem Fundpimkte aus sollen sich dieselben Schichten, wie Zlatarski angibt (1. c. 90[338J), über Dragizevo und Merdaua nach Osten erstrecken, während sie im Westen (ob Nummuliten an den anderen Stellen gleichfalls gefunden wurden, gibt Zlatarski nicht an) bei Semsevo und zwar „concordant über den Kreideschichten liegen“. Au der von uns besuchten Localität wurde uns kein sicherer Aufschluss über die Art des Auftretens. Die Eocänschichten liegen in horizontalen Bänken in einer Einsenkung zwischen sicher cretacischen Bil¬ dungen, ohne dass es möglich wäre, die Liegendschichten zu bezeichnen. Es wird au zwei Seiten von Kreide¬ schichten flankirt, so dass man es dabei wohl, wie von mir in meinem vorläufigen Berichte (S. 4 [277]) ange¬ nommen wurde, mit einer eingesunkenen Scholle (Grabenverwerfung?) zu tliun haben dürfte. Auf diese Weise liesse sich auch die Erhaltung der isolirten und räum¬ lich beschränkten Eocänvorkommnisse der Umgebung von Tirnovo am leichtesten erklären. Bei Srutina (Saborena) Kanara hat man es mit den Sandsteinen und Mergeln des unteren Neocom zu tliun, die in schönster Übereinstimmung stehen mit den zwi- i Nummulitensandstein. 2 Requienienkalk. sehen OreSe und Belince beobachteten Korallen- und 3 Knollenkalk, 4, 5 Sandsteine u. Mergel. Bivalven führenden Horizonten (Denkschr., XLIV, S. 30). Im paläontologisclien Theile werden folgende Formen besprochen: Tylostoma (?) spec. Corbis corrugata Sow. (Forbes). Opis aff. neocomiensis (vielleicht neue Art). Astarte Tirnovana nov. spec. Pterinelia crassitesta Toula var. Ferna spec. (grosse Form). Plicatula cf . placunea Lam. Ostrea Couloni Defr. (var. aqtäla Pict. u. Roux.). Serpula filiformis Sow. Serpula quinquestriata nov. spec. 2. Tirnovo-Elena-Tvardica. (Erste Balkan- Passage, Taf. I, Fig. 1.) Die Strasse nach Elena zieht sich zuerst die Jantra aufwärts durch eine Thalenge im Requienienkalk nach Süd, und dann Uber Prisovo und das Monastir Sveti Mkola nach Südost. Im Jantia-Defilc vei flächen die Requienienkalke mit 20 nach Kord und werden durch eine tiefgehende von West nach Ost verlaufende Verwerfung durchsetzt, so dass hier, ganz ähnlich so wie oben erwähnt wurde, die Liegendscholle des dickbankigen Requienienkalkes an Sandsteinen abstösst. Viel complicirter gestalten sich die Verhältnisse am Wege nach Prisovo. Treppenartig brechen zuerst die Requienienkalktafeln in die Tiefe, dann folgt eine Strecke weit der Knollenkalk und die darunter liegen* den, dünngeschichteten, mürben Sandsteine, mit dün¬ nen Lagen festerer Sandsteine, dann aber folgt eine saiger stellende Scüolle von Kequienienkalk, der mit den aufragenden Köpfen sogar gegen Süd übergekippt ist. Diese Hangendgesteine erscheinen gewaltsam angepresst an einen überaus mächtigen und weit- Fig. 11. Defil6 der Jantra. 1. Requienienkalk. 2. Neocom-Sandsteine. 9 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. hin anhaltenden Complex von Sandsteinen und Mergeln, die mehrfach ihr Verflachen ändern und geknickt erscheinen. Die Sandsteine, zunächst dem Requienien- und Knollenkalk, entsprechen dem Sandsteinhorizont von Tirnovo. Unter ihnen treten blaue, stark verwitternde, sandige Mergel aut, die zum Theile sehr dünn geschichtet sind und mehrfach von zahlreichen und tiefen Regenfurchen (Röcheln) zerrissen erscheinen. Bei Prisovo herrschen an beiden Thalseiten die blauen Mergel ; an der dem Dorfe gegenüberliegenden Seite treten aber, unter den nordwärts fällenden Mergeln, Sandsteinbänke mit lagenweise zahlreichen groben Wülsten auf, welche flyschärtiges Aussehen besitzen. Es sind glimmerreiche, grobkörnige Quarzsand¬ steine. Bis Fedabai herrschen nun Sandsteine, die jedoch nur selten die Lagerungsverhältnisse erkennen lassen und eine Reihe parallel verlaufender niederer Hügelrücken zusammensetzen. An einer Stelle tritt eine Anhäu¬ fung rother Erde mit vielen Kalk-Concretionen auf, an einer zweiten treten blaue, glimmerige Mergel mit Hieroglyphen auf den Schichtflächen aut, die ganz flach (8°) nach Nord einfallen. ( Man vergl. Fig. 8.) Bei Fedabai liegt offenbar eine Antiklinale vor. Die Mergel im NW. und SO. sind in voller petiographi- scher Übereinstimmung. Dieselben Gesteine treten auch weiter südöstlich beim Kapinski-Monastir (Sveti Nikola) auf, wo sie am Flusse wohlgeschichtet und mit ca. 45° nach NW. einfallend, aufgeschlossen sind, und Steilwände am Flusse bilden. Sie sind hier graublau gefärbt, schieferig und glimmerreich, wechseln mit Sandsteineinlagerungen ab und weisen auf den Schichtflächen nicht selten dieselben spiropliytonartigen Abdrücke und Einschlüsse auf, wie ich sie bei Jablanica (Grundlinien 1881, S. 26 ff.) angetroffen habe. Dieser Schichtencomplex bildet oberhalb des Klosters an der Strasse wieder eine Antiklinale und folgt bald darauf eine mehrfache Schichtenknickung in Sandsteinen, die fast genau westöstlich streichen und mit der Richtung nach wechselndem, steilen Verflachen (50°) einfallen. Fig. 12. Profil von der Jantra-Schlucht oberhalb Tirnovo bis Fedabai. 1 Requienienkalk. 2 Knollenkalke. 3 Mürbe Sandsteine, dünngeschichtet mit festen Bänken. 4 Bläuliche, sandig schieferige Mergel. Der nordwestliche Thalhang vielfach von tiefen Regenschluchten („Röcheln“) zerrissen. 5 Sandsteine, grobkörnig, Quarz-Glimmer-Sandsteine, mit groben Wülsten auf den Schichtflächen. (Grobkörnige Flyschsandsteine). 6 Sandsteine mit Mergelschiefern wechselnd. 7 Bläuliche glimmerige Mergel (wie 4) ganz flach nach NNW. tallend (8°).. Mit Hieroglyphen auf den Schichtflächen. 8 Bei Fedabai nur Sandsteine. (Lagerungsverhältnisse nicht ersichtlich.) Im SO. wieder die blauen ghm- merigen Mergel. 9 Rothe Erde mit Kalkeoncretionen. Fig. 13. An der Strasse oberhalb Kapinski- Monastir. Aus den grauen Mergelschiefern oberhalb Kapinski Monastir liegen vor ein hochmündiger zart gerippter Ammonit, der mit Coscidiscus recticostatum d’Orb. sp., wie ihn Uhlig aus den Wernsdorfer Schichten abbildet, (Wernsdorferschichten, VIII, Fig. 2) in mancher Beziehung Ähnlichkeit hat, wenngleich die Rippung viel feiner ist und deutliche Zweitheilung erkennen lässt und zwar ähnlich wie bei der Hoplites- Form von Jakovci, nur um vieles zarter. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Niehtmitgliedern. b 10 Franz Toula, Ein zweites Stück zeigt gröbere, dichotomische, getheilte Rippen, welche etwas nach vorne geschwungen Uber die Externseite ziehen. Wir dürften es dabei mit Hoplites- Formen zu thun haben. Ausserdem liegen noch evolute, zerquetschte Stücke vor, die ihrer Form und ihrer Rippung nach an Perisphinctes erinnern. Endlich ist auch das Vorkommen von Aptychen sicher gestellt. Auch Belemnitenquerschnitte wurden gesellen. Eine Strecke weiter südwärts, immer durch niederen Buschwald, kommt man bei einem grösseren Berg¬ sturz vorüber. Dicke massige Sandsteine mit grauen, glimmerigen und mürben Sandstein einlagerungen, hier mit 20° nach Nord einfallend, stehen an. Die letzteren sind vielfach mit kohligen Anflügen bedeckt, und ent¬ halten auch dünne, unbedeutende, kaum Millimeter starke Einlagerungen einer dichten, am Bruche matten, lebhaft brennenden Kohle (wie Cannelkohle). Beim Kilometer 335 von Sofia treten wieder einzelne, mächtige, grobkörnige Sandsteinbänke auf, mit schneeweissen Quarzkörnern. Sandsteine herrschen von hier aus längere Zeit vor. Ein Fundort vieler Fossilreste liegt oberhalb der schönen, aus Stein aufgeführten Strassenbrücke, in den dünnplattigen blaugrauen Neocommergeln, welche ganz flach nach SSO. einfallen und mit Sandsteinen wechsellagern, deren Schichtfiächen, ab und zu, Uber und über mit Hieroglyphen bedeckt sind, so dass man an die Strzolka-Facies der Ropianka-Schichten erinnert wird. Die Mergelschiefer sind überaus wohlgeschichtet, wie in den Erosionsschluchten gut zu sehen ist. Auch Erosionswirbellöcher sind mehrfach in den mürben Gesteinen ausgewaschen. Hier wurden nachfolgend verzeichnete Fossilreste gesammelt: Lytoceras spec. Baculites spec. Phyttoceras (?) spec. Perisphinctes (?) spec. (nov. spec.). Olcostephanus aff. Astierianus d’Orb. Hoplites cf. cryptoceras d’Orb. Der betreffende schieferige Kalkmergelschiefer darf wohl als ein Äquivalent der CVyptocems-Schichten von Kutlovica (Grundlinien, S. 6) und Jablanica (Foetterle) betrachtet werden. Der Wechsel von dickbankigen Sandsteinen, dünnplattigen mergeligen Sandsteinen und frisch graublau gefärbten Mergelschiefern, ganz ähnlich den im Vorhergehenden wiederholt besprochenen, hält nun an bis Uber den Weiler Jakovci hinaus. Streckenweise zieht die Strasse nahezu im Streichen der Schichten hin. Vor Jakovci trifft man die blaugrauen Mergelschiefer reich an spirophytonartigen Gebilden, ganz ähnlich so wie ich sie unmittelbar vor Jablanica angetroffen hatte. (Grundlinien, westl. Balkan, S. 26.) In Jakovci selbst und unmittelbar vor dem Weiler wurden gesammelt: Lytoceras cf. subfimbriatum d’Orb. Olcostephanus (Goscidiscus) (?) spec. (ähnlich Olcostephanus Carteroni d’Orb.). Hoplites cryptoceras d’Orb. Hoplites aff. pexiptychus Uhlig. (Neue Form?) Aptychus spec. Pholadomya spec. Mehrere nicht näher bestimmbare Ecbinoideen (Schizaster- artige Dinge). Auch unmittelbar vor dem Dorfe Jakovci an der Drenska Rjeka treten graublaue sandige Mergel und dünnplattige, am Bache ganz flach südwärts fallende Kalkmergel mit Rostflecken (Brauneiseneinschlüssen) und vielen Spirophyton- Abdrücken auf den Schichtflächen auf. Vor Elena fand ich an der Strasse im zugeführten Schottermaterial grobkörnige, glimmerige Quarzsand¬ steine, welche mit Säure lebhaft brausen. Sie gleichen den „fossilienreichen Sandsteinen von gröberem Korne“, 11 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. welche ich bei meiner ersten Balkanpassage im Westen vor Vrbova (Sveti-Nikola- Balkan, Sitzungsber. LXXV. Bd., S. 43 der Abhandl.) angetroffen und als dem mittleren Dogger entsprechend angenommen hatte. Wie dort, so fanden sich auch hier in den betreffenden Gesteinen Pectenschalen [Beden cf. demissus Phil.) und Belemniten, und zwar Belemnites cf. canaliculatus Schloth. und neben grösseren auch kleine zierliche Stücke, welche den von Quenstedt als Belemnites canaliculatus gracilis bezeiehneten ähnlich sind. Diese Gesteine dürften unfern anstehend anzutreffen sein. Mir selbst ist es auf dieser Route nicht geglückt, sie aufzufinden. Als Baustein wird in Elena ein weisser, feinkörniger Sandstein verwendet. Ganz ähnliche Gesteine trifft man südlich von der Stadt, die in einem weiten Längenthale liegt. Von Elena führte unser Weg fast genau nach Süd, über den (620m hohen) Usite-Sattel (Ostrec) und über den etwa 1073 m hohen Haiduci Cokar-Pass, durch das Kohle führende Gebirge nach Tvardica. Ich will vorerst meine Reisebeobachtungen anführen und erst sodann auf Vergleichung derselben mit den von meinem Freunde Hugo Sanner gemachten Angaben für eine Strecke des Thaies der Tvardica Rjeka ein- gehen. (Die betreffende Arbeit Sanner’s erschien in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1885, S. 470-518.) Zuerst kommt man, nachdem das weite Thal von Elena passirt ist, sanft nach Süd ansteigend mehrfach durch niederen Buschwald, auf schieferige Mergel, welche wohl noch als neocom angesprochen werden dür¬ fen. Es sind mürbe Gesteine, welche bei Novaci (etwa 4 km südlich von Elena) mit etwa 35° nach SSO. ein¬ fallen. Ihre Farbe ist frisch graublau. Die mergeligen Sandsteine des Complexes verwittern leicht und färben sich dabei bräunlich um. Hier fand sich auch ein Ammonit, und zwar in dem mergeligen Sandsteine, dessen Schichtflächen stellen¬ weise Uber und über mit Hieroglyphen bedeckt sind. Die Wasserrisse sind tief und steilwändig, die Hänge vielfach von tiefen Regenschluchten (Röcheln) zerrissen. Von oben herab kommen weisse oder lichtgelbliche, feinkörnige, hie und da dunklere Körnchen führende Sand¬ steine, welche als Rollsteine in den Bächen ziemlich weit nach Norden geführt werden und als widerstandsfähige Gesteine allenthalben aufgesucht werden. ZwischenNovaci undSupek (Supec der russischen, Sebe- klir der österreichischen Generalstabskarte) lassen sich die Verhältnisse am Übergang über den Ostrec etwa folgender- massen darstellen. (Fig. 14.) Die neocomen Mergel und Sandsteine stossen an einer tiefgehenden Verwerfung ab, an einem Sandstein- Complex von recht abweichendem Aussehen. Zu unterst treten mürbe Sandsteine auf (2), darüber lagern Hornstein führende, knollige Sandsteine (3), Fossilien führende Sandsteine (4) und helle, bis weisse Sand¬ steine (5). Die beiden letzteren Glieder des Profils werden förmlich massig und quarzitartig, sie sind vielfach zer¬ klüftet, so dass die Schichtung ganz verwischt wird. Von besonderem Interesse ist der Fossilien führende Sandstein (4). Er ist feinkörnig, von lichtgrünlich¬ bräunlicher Färbung und enthält glaukonitische Körnchen. Am häufigsten unter den als Steinkerne und Abdrücke erhaltenen Resten ist eine kleine Exogyra (Taf. VIII, Fig. 9), die am besten mit der Exogyra fOstrea) lateralis Nilson (— Chama canaliculata S o w.) in Vergleich gebracht wird, wie sie von Geinitz (Elbethalgebirge, I, S. 179, Taf. 41, Fig. 28 — 35) abgebildet und beschrieben wurde. Die vorliegenden Stein- kerne stimmen in Form und Grösse recht gut mit der citirten Form überein und zeigen dieselbe Variabilität. Zwei Formen der grossen Klappe sind als Extreme zu bezeichnen. Die eine zeigt einen schmalen, verlän¬ gerten, hin- und hergebogenen Wirbel; die Schale ist hoch gewölbt. Die zweite ist breiter, flacher und grösser und nähert sich der Form nach gewissen kleinen Exemplaren der Exogyra columba Lam. Die leisten- förmigen Anwachsringe der kleinen Schale treten scharf hervor. Ausserdem fand sich ein Abdruck eines Beden, der mit Beeten inserens Gein. (1. c. I, S. 197, Taf. 44, Fig. 7) in Vergleich gebracht werden kann b * Fig-. 14. 12 Franz Toula, (Taf. VIII, Fig. 8). Eine grosse Zahl nur wenig ungleicher Rippen bedeckt die dach gewölbte Schale. Die Ohren zeigen deutliche Radialstreifung. Die 20 mm lange Schale weist über 40 Radialrippen aul. Eine etwas zusammengedrückte Terebratel möchte ich als Terebratula capillata d’Arch. (Geinitz, 1. c. I, S. 154, Taf. 34, Fig. 12) bestimmen. Es ist nur die Schnabelpartie der Schale erhalten. Das grosse Loch, die scharf vortretenden Kanten der Area und das auffallend grosse Deltidium stimmen recht gut mit der erwähnten cenomanen Form überein. Ein unbedeutendes Schalenbruchstück deutet auf das Mitvorkommen einer Iri- gonia hin. Mehrere cylindrische und längsgestreifte Abdrücke sind auf Cidariten-Stacheln zurückzuführen und deuten auf Cidaris vesiculosa hin. Nach den angegebenen Fossilienfunden wird es wahrscheinlich, dass hier Ablagerungen cenomanen Alters vorliegen. Bis Supek herrscht südliches Einfallen vor. Bujnovci (wo wir übernachteten) liegt wieder auf Neocom-Mergelschiefern mit Spirophyton und bräun¬ lichen Sandsteinen. Auch hier herrscht südliches und südsüdöstliches Einfallen und halten diese Gesteine etwa 3 km weit an. Dann findet man zuerst im Schotter der Strasse sandige Kalke mit Crinoidenresten, welche das Auftreten ganz anderer Formationen weiter im Süden verrathen. Durchschnitte von Crinoiden, Cidariten-Stacheln, auch ein Bruchstück einer nicht näher bestimmbaren, blätterigen Schale ( Ostrea ?) fanden sich. Vor der damaligen Zollstation („Meierhof“ 718 m der österreichischen Generalstabskarte) kommt man über den hier SSW. fallenden Neocom-Mergeln auf röthlich weisse Korallenkalke, welche Cidariten, Bryozoen, Ostreen u. dgl. enthalten. Dieses Gestein ist widerstandsfähiger und bildet Höhenrücken, während die Mergel muldenförmig vertieft erscheinen. Beim Brunnen des Zollhauses sind grosse, graublaue Platten aus dichtem Kalk in Anwendung, der von oben herabgebracht wurde. Auch Blöcke einer festen, dunkel gefärbten Breccie und Quarzconglomerate, sowie schwarze, weissaderige Kalke finden sich hier mehrfach. Von hier aus soll ein Kohlenvorkommen leicht zu erreichen sein. Braune Sandsteine mit mürben, mergeligen Schiefern und zersetzte, lichte Sandsteine, ähnlich jenen von Bujnovci, halten dann eine zeitlang an. Dann folgen sandige Mergel mit Conglomeraten; diese bestehen aus denselben Gesteinen, wie sie ringsum herrschen. Ein Beispiel für die Wechsellagerung der Gesteine in diesem Tlieile des Nordabhanges des Gebirges und zwar unmittelbar vor der Kammhöhe mag Fig. 15 geben. Fig. 15. Der ganze Complex von sandigen Mergeln und Mergelschiefern (1), Conglomeraten (2) und Sandsteinen (3), die mehrfach in ganz dlinnplattigen, sandigen Schiefern lagern, erscheint concordant gelagert und nur an zwei Stellen des gewählten Profils etwas geknickt und gefaltet, bei fort und fort südlichem Einfallen. An zwei Stellen treten quarzitähnliche, feste und dickbankige Sandsteine auf (4), welche bei dem oberen Auftreten kaum eine Schichtung erkennen lassen und förmlich massig werden. Im Schutt treten allenthalben neben gelb¬ lich weissen, festen Sandsteinblöcken auch tafelförmige Trümmer eines dichten grauen Kalkes aul, jenem entsprechend, den wir beim Zollhausbrunnen angetroffen hatten. Dasselbe steht weiter oben tliatsächlich an; zuerst treten blauschwarze, dichte, von weissen Adern durchzogene Kalke auf (5), dann folgen über grob¬ körnigen Sandsteinen lieh! gefärbte, klüftige, dichte Kalke (6) mit Breccien-Schichten, aus demselben Kalk bestehend, im Hangenden. 13 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Über diesen, allem Anschein nach concordaut eingelagerten Kalken folgen Sandsteine und Mergelschiefer mit Kohlenschmitzen (7), die von Conglomeraten, Mergelschiefern und Sandsteinen überlagert werden. Die Mergelschiefer dieser oberen Region zeigen feste Lagen (8). Ein mächtiger Complex von blaugrauen, festen Kalkmergeln, förmliche Plattenkalkmergel bildend, folgen nun (9). Aus diesen Gesteinen wurden die Brunnenplatten beim „Meierhof“ (Zollhaus) gewonnen. In ihren Hangendpartien werden sie kieselreich, so dass jede der dünnen Platten in ihrer Mitte eine Ein¬ lagerung von kieseliger Substanz aufweist, wie man dies bei gewissen Hornsteinkalken ganz häufig findet. Hierauf folgen bräunliche, schieferige Mergel mit einzelnen festen Bänken (10) und feste Sandsteine in mächtigen Bänken, sowie Quarzit-Sandsteine (4) und Mergelschiefer (1). Zum Abgehen des verzeichneten Profils waren etwa 1 Stunde und 40 Minuten erforderlich. Leider fand sich im ganzen Complex auch nicht eine Spur eines bezeichnenden Fossils. An der Grenze zwischen Bulgarien und Ostrumelien stehen grobkörnige, quarzreiche Sandsteine an, doch halten auch südlich von der Grenze an dem grossen Bogen des Weges Mergelschiefer und helle Sandsteine an, ganz von derselben petrographischen Beschaffenheit der Gesteine im Norden, die hier jedoch mit 30 nach NW. einfallen. Dünnplattige, dunkelfarbige Sandsteine, die durch auf die Schichtfläche normale Klüfte in l afeln zer- stlickt sind, treten an der Wegkrümmung bei der Holzbrücke am Bach auf. Sie fallen W 15° N mit etwa 15 ein. Überlagert erscheinen sie nun von sandigen Mergeln. Nach etwa 1 */2 stündigem Ritte (im Schritte), von der Grenze, kommt man auf sehr grobkörnige Sand¬ steine und auf rotbe Erde. Rothe Sandsteine und grellrothe Schiefer treten auf. Man hat damit eine Formationsgrenze erreicht und kommt nun auf eine mächtige Schichtfolge von wohlgeschichteten giau- schwarzen Kalken mit zahlreichen Fossilien: Korallen, Crinoiden Stielgliedern und Bivalven, Kal¬ ken, die von weissen Spathadern durchschwärmt werden, ziemlich genau westöstlich streichen und mit 45 nach Süd einfallen. Fig. 16. Über dem Crinoidenkalk (1) folgt ein grauer, bis weisser, plattiger, in Grus zerfallender Dolomit mitHorn- steinschichtkernen (2). Dieser Liegend-Complex streicht ziemlich genau von West nach Ost (etwas in Süd) fällt zuerst mit ca. 60° nach Süd und hält auf längere Erstreckung an. Dann folgen Schiefer mit kleinen Bivalven (3), Uber welchen wieder crinoidenführende graue Kalke folgen, die auch Pentacriniten- und Cida- ritenstacheln enthalten (4) und mit den Bivalvenschiefern wechsellagern. Sodann kommt man wieder auf die flacher einfallenden (45°) Dolomite (2) und auf weite Erstreckung auf ungemein zerklüftete, grusig zerfallende und crinoidenführende, graue, stark dolomitische Kalke und Dolo¬ mite (5), die weithin reichende, vollkommen kahl aufragende, niedere Höhen bilden, über die der Reitweg hinführt. Die au dieser Localität gesammelten Crinoiden sind fast durchwegs abgerundet fünfseitige Täfelchen von 2-5—4 mm im Durchmesser. Man wird dabei wohl an die rhätischen Pentacriniten erinnert, wie sie in den Westalpen (etwa am Pitz Alv) oder im Semmeringgebiete an mehreren Punkten in grösserer Zahl angetroffen wurden. Besser als die rhätischen und Lias-Formen dürften jedoch die als Entrochus dubius Gldf. aus dem Muschelkalk Thüringens bekannten Formen übereinstimmen. Seltener finden sich, wie gesagt, runde Stiel¬ glieder, die als Entrochus Uliiformis Lam. bezeichnet werden mögen. Bei einem der Stücke kommen vier Täfelchen auf 4 mm Länge. Die Gelenkflächen stimmen mit jenen der angeführten Art recht gut überein. 14 Franz Toula, Io demselben Kalke finden sich nesterweise neben den Crinoiden auch schlecht erhaltene Bivalven, darunter eine Myophoria, die der Schalenform nach an Myophoria laevigata 6 Ulf., in der Sculptur aber an Myophoria elegans erinnert. Vom Wirbel ziehen gegen den unteren und hinteren Schalenrand zwei deutliche Rippen, von welchen die vordere leicht kielförmig vorragt. Kräftige concentrische Streifen bedecken die Schalenoberfläche und ziehen in gleicher Stärke über die Arealfläche hin. Die Schale ist kürzer als bei den angeführten Arten und nach vorne zu gerundet. Vielleicht haben wir es dabei mit einer neuen Form zu thun. Ausserdem liegt eine concentrisch gestreifte und stark aufgeblähte Bracliiopodenschale vor, bei deren Betrachtung man an gewisse Formen der Spiriferina Mentzeli Dunk, erinnert wird. Auch von grobrippigen Rhynchonellen liegen Schalenbruchstücke vor. Eine der auffallendsten Erscheinungen aber bilden grosse Zweischaler mit dicker Schale, die einen derb lamellaren Bau zeigen, so dass man beim ersten Anblick an Gryphaea denken möchte, wenn nicht an einem der Stücke (im Abdrucke) sowohl der eine randständige Muskeleindruck als auch die ganzrandige Mantel¬ furche zu beobachten wäre; übrigens ist die geschichtete Schale auch nicht eigentlich blätterig, sondern zeigen die einzelnen Lagen krystallinisch späthige Beschaffenheit. Eine nähere Bestimmung lässt sich kaum vorneh¬ men, ich wage es wenigstens nicht, doch darf man wohl an gewisse, zu den Prasiniden gehörende Formen, etwa an Myoconcha oder Hippopodium denken. Endlich ist auch das Vorkommen eines lichtgrau gefärbten, weissaderigen Kalkes mit Breccien-Structur zu erwähnen, der undeutliche Fossilien enthält, darunter eine grosse Holopella- oder Chemnitzia- artige Schnecke im Durchschnitte. Unter den an dem späteren Fundpunkte (5) gesammelten Stücken spielen sehr feinkörnige krystallinische Dolomite von dunkelgrauer Farbe mit weissen Adern eine wichtigere Rolle. Die späthigen Einschlüsse deuten auf Crinoiden. Einzelne Täfelchen erreichen bis 1mm Durchmesser. Auch hier finden sich fünfkantige Entro- chiten. Besonders ein Stück ist aber von grösster Wichtigkeit, weil es mit einiger Sicherheit eine Alters¬ bestimmung ermöglicht. Es ist ein grauer Dolomit, der vielfach Spuren gewaltsamer Pressung aufweist in der Form von glänzenden Spiegelkluften. Eine Menge kreisförmiger Durchschnitte deuten auf Gyropörellen, welche Annahme beim Formatisiren und Präpariren durch einige glückliche Entblössungen ausser alle Frage gestellt wurde. Es sind ganz die Formen, wie sie in dem Himmelwitzer-Dolomit (oberstes Glied des unteren Muschelkalkes Oberschlesiens) auftreten. (Ferd. Römer: Geologie von Oberschlesien, S. 142, Taf. 11, Fig. 1 — 4.) Die Röhrchen besitzen einen Durchmesser von 2-5 mm, und auf 5mm Länge entfallen genau 11 Ringe, ganz so wie bei den angeführten Illustrationen von Gyroporella annulataSah&fh. sp. aus Oberschlesien. Das eine Ende verjüngt sich auffallend. Von hier aus überblickt man bereits das weite Thal von Tvardica und die den Hinteigrund bildenden, flachkuppigen Waldberge der Sredna Gora („Karadza Dagh“). Nach Westen blickend hat man nahe dem Woge ein Sehluchtenwirrsal vor Augen, mit steilgeböschten Hängen, von Buschwald bewachsen, mit Dolomit¬ kegeln und Pyramiden, die an die Scenerien in den Adlitzgräben am Semmering erinnern. Bald kommt man auf eine neuerliche Formationsgrenze. Es erscheinen unter den dolomitischen, grusigen Kalken, welche vielfach Steilhänge und Engpässe bilden, dunkle Schiefer und grobkörnige, grauwacken¬ ähnliche, grünliche und grauliche Quarzitsandsteine, unter welchen dann stark zersetzte Granite hervor¬ treten. Diese Granite, deren Feldspath zum grossen Tlieil kaolinisirt ist, enthalten ausserdem Quarz und Meroxen und haben vor Tvardica eine grössere Ausdehnung. Sie setzen sich auch gegen Ost und West bin fort. Quarzgänge, sowie auch Gänge von Mikrogranit, von Quarz-Feldspathgesteinen, von Granit mit vielen grossen Feldspathkrystallen, und von Diorit- ähnlichen Gesteinen treten im Granitgebiete auf. Blockberge und mit Blöcken übersäte Hänge fehlen nicht. Der Tvardica-Bach hat in dieses Gebiet ein eigenthümliches Thal mit vielen kurzen Zickzackwindungen eingeschnitten. Der Weg führt thurmhoch über den Zickzackschlünden hin. Geologische Untersuchungen hn centralen Balkan. 15 Der Granit bildet im Westen hocbansteigende Berge mit mauerartig aufragenden Felsriffen auf den Höhen. 1. Dolomitische, in Grus zerfallende Kalke, nach oben schiefrig werdend. 2. Granit mit Quarzit (3.) und Gängen (4.) von dunkel gefärbtem, grobkörnigem Amphibol-Granit mit grossen Amphibol- krystallen. Der Quarz tritt sehr zurück, ist jedoch bestimmt vorhanden. Der Orthoklas hat sehr frisches Aussehen. Auch dunkelgrünlicher Glimmer ist vorhanden. 5. Krystallinische Schiefer (phyllitartige Gesteine: Phyllitgneiss mit grösseren, licht-fleischrothen Feldspathkrystallen Quarz-Phyllit von grauer, grüner, weisser und rother Farbe). Der Granit vor Tvardica ist grobkörnig und enthält zweierlei Feldspath. Der eine tritt in kleinen, wasser¬ hellen Körnern auf, der zweite ist licht-fleisehroth und zeigt an grösseren Krystallen eine feine Streifung. Der Quarz ist grau und tritt dem Feldspath gegenüber etwas zurück. Der grüne Glimmer tritt in Formen auf, bei deren Betrachtung man an Pseudomorpbosen von Hornblende erinnert wird. Die krystallinischen Schiefer halten bis Tvardica an. Auch dunkle, glimmerige Schiefer mit spärlichen zerquetschten Bivalven wurden angetroffen (ob palaeozoisch?). Au der Granitgrenze fanden sich grobkörnige, quarzreiche Arkosen, aus gerundeten Quarzkörnern, Feldspath und Glimmer bestehend. („Regenerirter Granit“.) Fassen wir in Kürze die Ergebnisse dieser Balkan-Passage von Elena aus zusammen, so ergibt sich die grosse Verbreitung der cretacischen Mergelschiefer und Sandsteine, sowie der kohleführenden jüngeren Gesteine, von ganz ähnlichen petrographischen Charakteren, bis über die Grenzscheide hinüber. Nur au einer Stelle ist mit einiger Wahrscheinlichkeit das Auftreten von Dogger anzunehmen. Ob auch Malm in den Sand- stein-Mergelschiefer-Complexen vertreten ist, muss dahingestellt bleiben. Die grauen Kalke mit Crinoiden und die dolomitisch -grusig zerfallenden Kalke erklärte ich schon in meinem vorläufigen Berichte als zur Trias gehörig (die Crinoiden sprachen dafür) und stellte mich somit in dieser Beziehung in Gegensatz zu den Annahmen meines Freundes H. Sanner, der in seiner schon citirten Abhandlung den südlichen Theil der betreffenden Gesteine als „ungeschichtete Kalke (der Kreide?)“ ein¬ zeichnet. An Caprotin enkalk ist dabei, wie schon Sanner mit Recht andeutet, gewiss nicht zu denken; abge¬ sehen davon, dass keinerlei Anzeichen des Vorkommens von Caprotinen vorhanden sind, ist auch der petro- graphische Charakter durchaus nicht als „demjenigen der nordbalkanischen Caprotinenkalke vollkommen analog“ zu bezeichnen (1. c. S. 506 ff.), sondern ein aufiallend davon verschiedener. Was aber die Hauptsache ist: es besteht die Ähnlichkeit mit den später zu besprechenden Sipkakalken und die Fossilreste lassen mich meinen schon 1884 [1. c. S. 278 (5)] ausgesprochenen Vergleich mit gewissen alpinen Triaskalken aufrecht halten, gegenüber jenem Sanner’s, der der Meinung ist, dass man es dabei mit Gliedern der unteren, beziehungsweise mittleren Kreide zu thun habe. Durch das Auffinden der Gyroporellen wird die Bestimmung so ziemlich ausser allen Zweifel gestellt und könnte man nur imZweifel sein, ob man die betreffenden Kalke dem unteren Muschelkalk oder einem höheren Gliede der Trias parallel stellen solle. Ich finde die erstere Annahme zutreffender. Wiederholt hervorgehoben zu werden verdient die Thatsache, dass im ganzen Profile südliches Einfallen vorherrscht. Die alten krystallinischen Massen- und Schiefergesteine liegen ganz im Süden, nahe dem Rande des Gebirges gegen die breite Tundza-Einsenkung. 16 Franz Toula, 3. Ausflug in die östliche Sredna Gora (Karadza Dagh). (Von T vardica nach Banjata [Ilidza], Krusa [„Egri Armud“] nach Smavli und an der Tundra aufwärts bis Atlari und über Kriva- Öirkova, sodann über Balabanli, ESeköi zurück nach Hainkiöi). Auf dem Wege gegen Oresari kommt man zuerst über ein Vorkommen von grauem, halb krystallinischen, dolomitischen Kalk und Dolomit, ganz von dem Aussehen wie jene, welche wir Tags zuvor am Südhange angetroffen hatten. Sie sind reich an Crinoidenstielgliedern und zwar liegen sowohl die runden Trocluten, als auch die typischen Pentacriniten auf den Gesteinsoberflächen ausgewittert vor. An einer Stelle konnte ich Anzeichen von Schichtung wahrnehmen und zwar zeigen die Schichten nordsüdliches Streichen und westliches Verflachen. Diese Gesteine nehmen zuweilen auch das Aussehen von Breccien mit weissen Spathadern an. Bei Oresari findet man an der Strasse nur granitische Gesteine und zwar zuerst als Rollsteine, weiterhin in der Thalebene aber auch in anstehenden Felsen, die offenbar den Untergrund des Crinoidenkalkes bilden. Der Weg führt nun durch niederen, schlechten Buschwald hinan zur niederen Einsattelung der mit Schan¬ zen besetzten Ausläufer des Medzerlik. Allenthalben kommt man hier Uber feinsandigen, gramtischen Grus und Uber lichte und feinkörnige, tief hinein zersetzte Granite. Dieselben halten an bis an die Tundza bei Ilidza und sind am Südhange von vielen Gängen durchschwärmt, welche im allgemeinen von Ost nach West strei¬ chen also parallel dem tief und eng eingeschnittenen Tundzathale verlaufen, das hier offenbar auf einer tief¬ gehenden Störungslinie liegt, auf welcher nach West hin (W. wenige Grade nach Süd) eine Reihe von Orten mit warmen Quellen' gelegen sind, so dass man vielleicht die von mir auf meiner Routenkarte (Vorläufiger Bericht 1884) eingezeichnete „Thermenlinie“ als zu Recht bestehend annehmen darf. Die nicht sehr mächtigen Quellen von Ilidza entspringen in der Nähe der Tundza, auf deren rechten Ufer unmittelbar aus dem Thalboden. An den Ausflussstellen, in dem zerklüfteten Quellenbecken ist ein inter- mittirendes Aufsprudeln zu beobachten, so dass alle 5 Secunden ein Wasserstrahl hervorgepresst wird. Die höchste Temperatur, die ich beobachtete, war 55° 0.; im Zuflusse zu dem landesüblich gemauerten, alten türkischen Bade fand ich 51-5, im Badebassin 42'/./ C. Das Wasser ist krystallklar und zeigt keine Spur eines Geruches. . Am linken Ufer der Tundra aufwärts reitend gegen Atlari, kam ich über hchtgefarbte, weissglimmerige Gneisse, deren Bänke steil (mit 50°) zuerst nach Süden und dann nach Sttdwest einfallen. Sie werden zum Theil sehr dünnplattig (den Phyllitgneissen der Ostalpen ähnlich) und enthalten Milchquarzgänge. Gegen Atlari hin werden sie zuerst dunkelfarbig (biotit- und hornblendehältig) und findet eine Wechsel¬ lagerung von Gliinmergneissen und mächtigen Amphibolitlagen statt. Am rechten Ufer des Flusses treten an einer Stelle vor Atlari an den Steilgehängen am Flusse allem Anscheine nach Kalke auf, so dass es ganz klar ist, dass die Tundza hier an der Formationsgrenze verläuft. Von hier aus ging es nun zweimal durch die östliche Sredna Gora („Karad&a Dagh.“). Die östliche Sredna Gora oder der „Karadza Dagh“ ist schon wiederholt durchquert worden. 1 So von Boue v Hochstetter, Pelz und v. Fritsch auf der Linie Kazanlik, Eski Sagra; v. Hochstetter legte auch die Route Slivno-Jeni Sagra zurück und fuhr am Südfusse bis Eski Sagra, einen Weg, den auch Boue zum Theil zurückgelegt hat, nur dass er am Südfusse weiter ostwärts bis Jamboli kam und auch die Lime Slivno-Jamboli bereiste. Neuerlichst hat auch Herr Sanner den Karadäa Dagh zweimal durchquert und zwar zwischen Jeni Sagra-Ilidza undTerzioba einerseits, auf der Strasse über Körte („Körten“) und auf dem Wege von Binkos Über Jürükler, Kadalan und Jeni Sagra andererseits, der mit der zweiten v. Hochstetter - sehen Route in Übereinstimmung steht. Mein Weg führte mich durch einen bis nun unbesuchten 1 Gebirges zwischen den beiden Fahrstrassen (Eski Sagra-Kasanlik und Jeni Sagra-Ilidza). i Man vergl. Toula: „Die im Bereiche der Balkan-Halbinsel geologisch untersuchten Routen.“ Gesellsch. 1882. Mit Karte. Mittheil. d. k. k. geogr. 17 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Ich ging von Hidza wie gesagt nach Atlari und nun über Kriva-Krusa (Egri-Armud, Smavli (Ismauli) und kehlte von Ciikova übei Balabanli-Esekci nach Hainkiöi an den Siidfuss des Balkan zurück. Ich will vor¬ erst die eigenen Beobachtungsergebnisse in Betracht ziehen und sodann die nöthigen Vergleiche mit früheren Angaben anstellen. Im Bachbette der Tundza bei Atlari finden sich neben Phyllit in den Rollsteinen: rother Sandstein, lichte Sandsteine, plattige Kalke mit Crinoiden ( Entrochus dubius?J, dunkle Schiefer und Conglomerate. Das anstehende Gestein beim Eingänge in das von Süden her ausmündende kleine Thal, durch das man an den von Canakzi nach Avliani (Kavli Kiöi) führenden Fahrweg gelangt, ist Gneiss, Uber dem gefältelter Phyllit auftritt. Sodann kommt man, nahe an dem erwähnten Fahrwege, an ein Vorkommen eines grauen weiss¬ aderigen Kalkes, der zum Theil halbkrystallinisches Aussehen besitzt und spärliche Crinoidenstielglieder ent¬ hält. Er scheint westöstlich zu streichen und gegen Nord einzufallen. Lagerungsverhältnisse sind nicht deut¬ lich zu beobachten. Der Kalk bildet die Gehänge eines kleinen Thaies und ist von ziemlicher Mächtigkeit. In einem kleinen Kalkofen wird daraus Weisskalk hergestellt. Ich bin der Meinung, dass wir es hier mit einem Äquivalent der grauen halbkrystallinischen Kalke zwischen Tvardica und Oresari zu thun haben, die ich als zur Trias gehörig ansehen und mit dem Muschelkalke in Parallele stellen möchte. Dieses räumlich wenig entwickelte Vorkommen macht gegen die Höhe nach Süden hin sofort einem grös¬ seren mehrfach geknickten und gefalteten Complexe von zuerst nach Südwest einfallenden schieferigen Mer¬ geln Platz, die mit Sandsteinen und dunklen Kalkschiefern wechsellagern. Sie streichen ostwestlich und fallen bei dem Wachhause auf der Höhe der Strasse flach südwärts. Diese Mergelschiefer sind zum Theil aus¬ gezeichnet plattig und auf den Schichtflächen mit wurmförmigen Wülsten bedeckt, so dass sie dadurch einer¬ seits an gewisse paläozoische Gesteine, andererseits aber an die Ropianka-Schicbten erinnern. Ich möchte diesen Complex als dem Neocom entsprechend auffassen. Auch dünnplattige glimmerige Sandsteine mit kalk¬ haltigem Bindemittel treten auf, die mit dunklen Thonschiefern wechseln. Letztere zeigen hie und da Flecken auf den Schichtflächen. Blaugraue, dichte, mergelige Kalke, die von röthlich gefärbten und dunklen, mer¬ geligen Gesteinen mit schieferigen Zwischenlagen und Kieselschiefereinlagerungen überlagert sind bil¬ den das Hangende der vorhin erwähnten Gesteine und halten bis auf die Höhe der Wasserscheide an Auf der Höhe selbst tritt ein riffförmig aufragendes Eruptivgestein auf, das in der Form eines mächtigen Lagerganges zu Tage tritt. Näheres darüber weiden die im Gange befindlichen Untersuchungen meines Assistenten, Herrn A. Rosiwal ergeben, welche seinerzeit der kaiserlichen Akademie zur Vorlage gebracht werden sollen. Auf dem flachen Rücken, über den sich der Weg gegen Kriva Krusa zum grossen Theil im Streichen der Schichten hinzieht, treten vorzugsweise dunkle Tuffe mit Einlagerungen von festen Bänken auf, welch letztere zum Theil in viereckige tafelförmige Stücke zu zerfallen pflegen, so dass man die betreffenden,’ wenige Centimeter mächtigen Lagen mit einem Tafelpflaster vergleichen könnte. Hier werden diese Gesteine auch von vielen Eruptivgesteinsgängen durchbrochen, die bis Kriva Krusa anhalten. Das Gestein der festen Bänke am Abhange gegen Kriva Krusa ist ein überaus thonreicher Mergel, der mit Säure lebhaft braust und Lösungsrückstände in der Form eines weissen Überzuges auf den behandelten Stellen des Gesteins bildet. Unter den Tuffen treten solche mit weissen Einschlüssen auf. Auch diese Gesteine zerfallen in parallelo- pipedische Stücke. Eine grössere Ausdehnung besitzen auch grüne tuffartige Sandsteine, die zum Theil sehr feinkörnig und von vielen Rissen durchzogen sind und in plattige Stücke zerfallen. Sie begleiten das Eruptivgestein der Höhe, ein grünes, feinkörniges, andesitisch aussehendes Gestein, neben welchen auch Andesite von röthliclier Färbung und von porphyrischer Structur auftreten Von Kriva Krusa führte unser Weg gegen Südwest, Westsüdwest und Süd nach Smavli (Ismauli) und von liier westlich nach Cirkova. Auf dem ersteren Wegstücke (leider störte fortwährender Sturm und Regen die Beobachtungen) kamen wir über wiederholte Wechsellagerungen von tuffartigen Sandsteinen, Schiefern Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. ßd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 18 Franz Toula, und festen Mergelbänken. Letztere werden gegen Süden immer häutiger und mächtiger; auch Gänge treten mehrfach auf. Schliesslich, vordem Abstieg, kommt man über massige und sehr mächtige Eruptivgesteinsmassen, die gegen die Ebene hin an ihrem Fusse mit gewaltigen Anhäufungen von dunklen, tuffigen Schuttmassen ver¬ deckt sind. Tiefe, steil geböschte Regenrisse durchfurchen diese Massen, und die Bäche haben ihre Thalwege tief in dieselben eingenagt. Weithin reicht der Blick nach Süd und Südost über ein gartenähnliches Land. Niedere kuppige Hügelgruppen bilden den Horizont. Von Cirkova nördlich und nordnordwestlich gehend, durchquerten wir am nächsten Tage den Karadza Dagh („Gluban Bair“) zum zweiten Male. Über kahle Hänge hinan kommt man zuerst Uber graue, dichte, weissaderige Kalke, die auf schwarzen, glimmerig-schiefrigen Sandsteinen mit kalkreichem Bindemittel lagern, unter denen mächtige Bänke des Eruptivgesteins zu Tage treten, das auch hier eine beträchtliche Ausdehnung besitzt und Uber sandigen Mergelschiefern liegt, mit Einlagerungen von grauen, dünngeschichteten, dichten Kalken und Kalkschiefern, die mit sandigen Mergelschiefern und sandigen Tuffen ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Es ist ein dunkelgrünes, feinkörniges Gestein, das makroskopisch für Augit-Andesit oder Dia¬ bas gehalten werden mag. Auch an Diallag- Diabas könnte man denken. Erst die mikroskopische Unter¬ suchung wird hierüber vollkommene Aufklärung geben können. Das Gestein ist reich an Kalkausscheidungen (braust mit Säure). Die sandigen Tuffe erreichen 5, 8—13 mm Dicke. Die festen Mergelbänke in den Tuffsandsteinzwischen- lagerungen zeigen sich durch vielfache Absonderungsklüfte in würfelförmige Theile zerstückt, so dass sie auch hier auf den Schichtflächen das Aussehen von Pflasterungen an sicli tragen. Darunter liegen schieferige Sandsteine mit Kalkschiefern und Tuffen, die von Eruptivgesteinsgäugen durchsetzt werden (analog jenen von Kriva Krusa) . Rothe und graue Schiefer folgen im Liegenden davon, welche Spuren von faserigen Schalenbruchstücken enthalten. Nun folgt ein mächtiger Complex von dunklen, sandig-mergeligen Schiefern mit Kieselschiefereinlage¬ rungen, Sandsteine von verschiedenem Korne mit licht-blaugrauen, sandigen Kalkmergelschiefern mit dunklen Flecken und „Wurmspuren“ auf den Schichtflächen. Mergelschiefer und Sandsteine mit schieferigen Sand¬ steinen bilden die untersten Glieder und liegen offenbar discordant auf mächtigen, die höchste Kammhöhe bildenden Kalken auf. Diese sind zuerst steil aufgerichtete, nach Süd fallende, halb krystallinisch-körnige, löcherige Crinoidenkalke, ganz vom Aussehen jener nördlich von Atlari und wechseln mit Breccienkalken ab. Gegen die Höhe hin folgen, wie es scheint eine flache Synklinale bildend, graue, feinkörnige Dolomite, die vielfach in Grus zerfallen. Gleichfalls in Grus zerfallende, quarzitähnliche Sandsteine trennen diese Kalkformation, die ich als der Trias zugehörig betrachte, von mächtigen, steile Abhänge bildenden Graniten. Zuerst tritt eine lichtgefärbte, feinkörnige Varietät auf, die von lichten, grosse Quarzlinsen umschlies- senden Phylliten unterlagert zu sein scheint, die als typische Quarzphyllite angesprochen werden können. Gneissgranit und Phyllitgneis folgen darunter. Bis Balabanlii, am Rande der Tiindza-Ebeiie halten dann vor¬ wiegend grobkörnige, quarzreiche Granite an, mit frischem Orthoklas und zurücktretendem Glimmei-, welche Zwischenlagerungen von Phyllitgneiss aufweisen. An einer Stelle treten auch mächtige chloritische Quarz¬ phyllite mit vielen Quarzgängen auf, an einer anderen eine weniger mächtige Lage von Amphibolgneiss oder Amphibolit, der mit Phyllitgneiss innig verbunden erscheint. Zwischen Balabanli und Hainkiöi passirt man das Thal der Tundza, die liier durch die Med^erlik- masse in ihrem Laufe gestört wird, so zwar, dass sie ihren vielgewundenen, aber im Allgemeinen westöstlichen Lauf ändert und am Westrande der genannten kleinen Massengesteinsscholle, auf ein kurzes Stück von Nord nach Süd fliessend, förmlich in den Karad&a Dagh eindringt. Aus der Tundza-Ebene erhebt sich eine unbedeutende Kuppe mit flacher Böschung und zackig verwit¬ terter Höhe, die einer Krone vergleichbar wird und sowie jener Vorhügel südlich von Hainkiöi aus Granit bestehen dürfte. Der genannte Vorhügel besteht aus glimmerarmem Granit mit Quarzgängen und nimmt durch grosse, eingeschlossene Feldspathkrystalle ein pseudoporphyrisches Aussehen an. Zwei Durchschnitte durch die östliche Sredna Gora (Karadza Dagh). 1. Von Atlari an der Tundza nach Smavli. (Fig. IS.) 2. Von Öirkova nach Balabanli. (Fig. 19.) Fig. 18. Krina, Krusa 1. Gneiss. 2. Phyllit, gefältelt. 3. Grauer, weissaderiger Kalk, an der Grenze gegen 4 halbkryst. (Trias?). 4. Mergel und Sandsteine mit schwar¬ zem Kalkschiefer. 5. Blaugraue, dichte, mergelige Kalke. 5 a. Röthliches Gestein. 5 b. Dunkle mergelige Gesteine mit schieferigen Zwischenlagen. 6. Eruptivgest. , bizarre Höhen bildend. 7. Eruptivtuffe mit festeren Bänken. 8. Eruptivgesteinsgänge , die Tuffe durchsetzend. Diese mit dünnen in quadratische Stückchen zerfallen¬ den Lagen. 8 a. Plattige dichte Kalke mit Schiefern wechselnd. 9. Tuffe wie 7. 10. Eruptivgestein. 11. Gehängeschutt, zum grossen Theil aus Tuffmaterial. Atlari/ Smxwli Fig. 19. S. tirl.ot/a N. Bttlabanü. 1. Schutt. 2. Grobkörniger, glimmerarmer Granit. 2 a. Gneissgranit. 2 b. Feinkörniger, lichter Granit. 3. Phyllitgneiss. 3 a. Lichter Phyllit mit Quarzeinlage¬ rung. 4. Amphibolgneiss. 5. Chloritischer Quarzphyllit mit vielen Quarzgängen. 6. In Grus zerfallende Sandsteine (Trias?). 7. Dolomitischer, grauer Kalk (Trias?). Zwischen 7 und 8 Discordanz. 8. Hai bkrystallinischer Kalk; Breceien- kalk löcherig; krystallinischerKalk (Crinoidenkalk — Trias?). 9. Dunkle sandige Schiefer mit Sand¬ steinen wechsellagernd. 10. Kieselschieferlagen mit mergeligen und sandigen Schiefern. 11. Grobkörniger Sandstein mit merge¬ ligen und sandigen Schiefem. 12. Sandig-mergelige, dünnplattige Schie¬ fer, mit schiefrigen, grauen Kalk¬ mergeln wechselnd. 13. Rothe Schiefer mit faserigen Schalen¬ bruchstücken. 14. Eruptivgestein, schieferige Sand¬ steine durchsetzend. 15. Tuffe mit plattigen (in viereckige Stücke zerfallenden) Mergeln (zum Theil roth gefärbt) und schieferigen Sandsteinen. 16. Wechsellagerung von sandigen Mer¬ gelschiefern und dunklen, glimme- rigen, kalkreichen Schiefern mit fucoidenartigen Abdrücken. 17. Grauweisse Kalkschiefer mit sandi¬ gen Tuffen. 18. Graue dünn geschichtete, dichte Kalke. 19. Eruptivgestein mit schwarzen Schie¬ fem wechselnd. 20. Weissaderiger Kalk. Die Verhältnisse werden aus dem kleinen Generalprofil vom Cokar bis Smavli (man vergl. Fig. 20) klar ersichtlich. Die Granite und Gneisse o südlich von Balabanli entsprechen offenbar der Stidbälfte des Medzerlyk, sind jedoch mit dem Karadza Dagh hier zu einem Ganzen verbunden, wäh¬ rend sie auf der östlichen Profillinie zwischen Atlari und Smavli durch die, die Thermalquellen führende Furche der Tundza von dem südlichen, hauptsächlich aus jüngeren Sandsteinen, Tuffen u. s. w. bestehenden Gebilden geschieden sind, eine Störungslinie offenbar jüngeren Datums, welche mit der südbalkanischen Thermallinie (man vergl. die Tafel meines vorläufigen Berichtes Uber diese Reise) zusammenfällt. Der kleine Medzerlik steht wieder in einem innigeren Verhältniss zu den Graniten nördlich von Tvardica, so dass somit diese, die Medzerlikmasse und die nördliche Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 20 Franz Toula, hauptsächlich granitische Scholle aufzufassen ist, die von Südwest nach Nordost gerichtet ist. Der Medzerlik ist eine zwischen Spalten etwas in die Tiefe gesunkene Partie dieser Kernmasse. Fig. 20. Profil vom Öokar-Pass über die Medzerlik PI. und den Karadza Dagh. Vergleich mit Angaben anderer Autoren über den Karadza Dagh. Der Karadza Dagh oder die östliche SrednaGora ist auf der einen Linie Kazanlik-Eski Sagra mehrmals, zuerst von Boud (1836/37), dann von v. Hochstetter (1869) und neuerlich auch von K. v. Fritsch und A. Pelz durchquert worden, während H. Sanner einerseits östlich von dieser und den von mir ausgeführten Routen, und zwar auf der Strasse von Jeni Sagra über Körte (Kortaö) und Ilidza und von dort über die östli¬ che Fortsetzung der Medzerlik Planina nach Terzioba und auf der zum Tiieile nur etwa 3 Kilometer östlich verlaufenden Linie Rinkos (Beikoz), Jürekler, Kadakla, Jeni Sagra, und andererseits im Westen, auf der Linie Philippopel — Rahmanli — Kazanlik Durchquerungen vornahm. Endlich hat Herr Ingenieur A. Pelz eine ganze Reihe von Vorstössen in den Karadza Dagh von der Maritza zwischen Philippopel und Hadzi Ellis ausgeführt, worüber mir nähere in Karte gebrachte, bisher nicht veröffentlichte Details zur Verfügung stehen, auf welche ich im Folgenden noch näher zurückkommen werde. Erwähne ich noch, dass v. Hochstetter auch die von Philippopel über Lidza Kiöi nach Kalofer führende Fahrstrasse, sowie im Osten jene von Slivno nach Jeni Sagra verfolgt hat, so habe ich die in diesem Theile des dem Balkan im Süden vorliegenden niederen Mittelgebirges ausgeführten Touren wohl vollständig erwähnt. (Man vergl. des Autors Karte über die im Bereiche der Balkanhalbinsel geologisch untersuchten Routen. Mitth. d. k. k. geogr. Ges. 1883, S. 25 — 34 mit Karte.) Wie wenig verlässlich Lenox’ Angaben sind, hat schon v. Hochstetter dargethan. Vor allem muss ich das von v. Hochstetter (Jahrb. d. k. k. geol. R. A. 1870, S. 427 ff.) besprochene I rotil von Maglis („Michlis“) nach Eski Sagra Uber den Karad&a Dagh bei Derbend in Betracht ziehen, weil es dem von mir durchquerten Theile des Gebirges nahe liegt und im Grossen und Ganzen in schöner Überein¬ stimmung steht. (Man vergl. die beistehende Figur 21), eine Copie nach v. Hochstetter.) Über Granit im Fig. 21 N. Karwiia, V/i/j-h- Derbend- Norden (2) liegen vollkommen discordante Crinoidenkalksteine (5) („bläulicher krystallinischer Crinoidenkalk“ mit Entrochiten, die mit Encrinus Cassianus Laube „die meiste Ähnlichkeit“ besitzen), die mit intensiv roth Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 21 gefärbtem, sehr festem Quarzit in Verbindung stellen, „der in einen grobkörnigen, Verrucano-ähnlichen Sand¬ stein übergeht“. Wieder discordant liegt darüber ein von v. Hochstetter in seiner G-esammtheit dem Neocom zugerechneter Complex von „rothen, grünen und grauen Kalkschiefern mit Andesitgängen“ (6), grauen Horn¬ steinkalken (7) und dünngeschichteten Kalken und Kalkmergeln (8). Auffallend ist die sehr mächtig angege¬ bene Quarzit-Etage. Diese ttbertrifft die quarzitartigen Sandsteine in unserem westlichen Profile offenbar ganz bedeutend, während wir sie im östlichen Profile nicht zu verzeichnen hatten. Die Eruptivgesteine aber halten nach Westen hin an und auch das Auftreten des Granits (2) stimmt mit unseren Wahrnehmungen überein. Während v. Hochstetter über Derbend fuhr, benützte K. v. Fritsch (man vergl. Beitr. z. Geogn. d. Balkan, Vortrag, gehalten am 15. Nov. 1879 zu Halle) die neue, von den Russen angelegte Strasse, die über Hamsalar führt. 1 Er fand gleichfalls Granit, aber auch Granitgneiss im Norden, über welchen bräunliche Thonschiefer folgen (also ähnliche Verhältnisse, wie wir sie südlich von Balabanli fanden). Diese Schiefer gehen in dickplattige und etwas kalkige Schiefer Uber, die weithin herrschen. Daneben werden Diabas, Kieselschiefer, graue Kalksteine und grobe Sandsteine angegeben, also gleichfalls Bildungen ganz analog jenen, wie sie in unseren beiden Profilen auftreten. Die Crinoidenkalke und Quarzite scheint v. Fritsch hier nicht angetroffen zu haben, was trotz der Nähe seiner Route und derjenigen v. Ho chstetter’s nicht sehr auffällt. Auch in unseren beiden nahe liegenden Profilen sind dieselben sehr ungleichmässig entwickelt. In v. Ho chstetter’s Profil fehlen dagegen wieder die Urthonschiefer (Phyllite und Phyllitgneisse). Die von K. v. Fritsch, nach Boud’s erster Annahme (La Turquie, I, S. 232), vorgezogene Annahme, „wonach die Thonschiefer etc. paläozoisch“ seien, entbehrt wohl jeder Sicherstellung und ist eben nur als eine Annahme zu betrachten. Wir glauben an der Discordanz zwischen den mit grosserWahrscheinlichkeit zur Trias zu stellenden, quarzitähnlichen Sandsteinen (6 des westlicheren Profils) und den grauen Crinoidenkalken fesfhalten zu sollen und müssen daher für den ganzen Complex von so verschiedenen Gesteinen jüngeres Alter aunehmen. Prof. v. Fritsch machte die Schlussfolgerung, es sei, weil am Balkan das gesammte triadische und jurassische Schichtengestein nur „durch eine nicht sehr mächtige Gruppe von Schichten“ vertreten sei, wenig wahrscheinlich, „dass ein so mächtiges Gebilde, wie wir es am Karadza Dagli kaum 40 Kilometer südlicher finden, einen Theil dieser triadischen und jurassischen Massen bilde“. Nach unseren Darlegungen über den Tvardica-Elena Balkan, wo wir ganz dieselbe Kalkformation in mächtiger Entwicklung und verhältnissmässig weiter Verbreitung antrafen, dürfte die Annahme, dass die Crinoidenkalke des Karadza Dagh mit jenen gleichalterig seien, zum mindesten einen hohen Grad von Wahr¬ scheinlichkeit gewinnen. Auch wir waren nicht so glücklich, in dem Complexe von Sandsteinen, Tuffen, Schiefern u. s. w. irgend¬ wie verlässliche und zur sicheren Altersbestimmung hinreichende Fossilreste aufzufinden. Das einzige von Fossilspuren bilden die faserigen Schalenbruchstückchen in den rothen Schiefern (13 des westlichen Profils) bei welchen man freilich in erster Linie an Inoceramus denken müsste, um so mehr, als wir in recht ähnlichen Gesteinen des Balkan nicht nur Bruchstücke, sondern ganz ausgezeichnet erhaltene Inoceramus- Schalen auf¬ fanden. Der Zweifel, welchen K. v. Fritsch (1. c. S. 9 d. Sep.-Abdr.) der Hochstetter’schen Ansicht entgegen¬ setzt, wonach eine „gewaltige ostwestlich streichende Balkanspalte“ (Hochstetter 1. c. 1870, S. 421 [57]) anzunehmen sei, ist wohl gerade für diesen Theil des Gebirges nicht berechtiget. 11. Sanner kommt in seinen inhaltreichen „Beiträgen zur Geologie der Balkanhalbinsel“ (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1885, S. 475) auch zur Annahme von Bruchspalten, deren eine den Medzeriik vom Bai'r Dagh trennt. Auf der westlichen Route Sanner’s über den Bai'r Dagh (Jcni Sagra — Ilidza, 1. c. S.494 ff.) fand er im Süden graue und gelbe Sandsteine, die von dünngeschichteten Mergel- und Kalkschiefern unterlagert werden, und offenbar in Übereinstimmung stehen mit den von v. Hochstetter und v. Fritsch angegebenen und auch i Dementsprechend ist auch die Einzeichnung der v. Fritsch 'sehen Route auf der meinem vorläufigen Berichte bei¬ gegebenen Karte richtigzustellen. 22 Franz Toula , in meinen Profilen eine so wichtige Rolle spielenden Gesteinen. Eruptivgesteine („schwarzes andesitisches Gestein“) traf Sanner nur in Bachrollsteinen. Am Nordabhange treten sehr harte Sandsteine auf, die flach südwärts fallen und den Quarziten entsprechen mögen. Auf der Sanner’s Arbeit beigegebenen Karte werden auf der östlichen Route (Binkos-Jeni Sagra) im Texte nicht erwähnte geschichtete Kalke („der Trias?“) ange¬ geben, was unseren Beobachtungen weiter im Westen vollkommen entspricht, sonst werden auf dieser Linie durch den BaTr Dagh nur braungraue, ostwestlich streichende und nach Süden einfallende Thonschiefer und Sandsteine angeführt, ohne dass eine Altersbestimmung möglich gewesen wäre. Die Med&erlik Planina wird auf der Linie Ilidza-Terzioba als aus flach nördlich einfallenden Bänken von Gneiss und Glimmerschiefer bestehend angegeben. Von grossem Interesse sind für mich die von A. Pelz in Karte gebrachten Angaben, welche in mehr¬ facher Hinsicht mit den Angaben auf v. Hochstetter’s Übersichtskarte (1. c. 1870, Taf. XVIII) in Wider¬ spruch stehen, auf meinem kleinen Ubersichtskärtchen der Balkanhalbinsel jedoch (Petermann geogr. Mitth. 1882, Taf. 16) der Kleinheit des Massstabes wegen nur zumTheile berücksichtiget werden konnten. Im Westen erscheinen krystallinische Gesteine allein herrschend und stehen die Grenzen der den Norden einnehmenden Granite, sowie der südlich von Öukurli-Rahmanli verbreiteten krystallinischen Schiefer (Gneiss etc.) mit den Einzeichnungen auf Sanner’s Karte im Allgemeinen recht gut im Einklänge. Pelz gibt im Westen den grani- tischen Gesteinen nur eine etwas grössere Ausdehnung als Sanner. Auch die diesen Schiefern im Süden vor¬ liegenden, fraglichen Kreidebildungen sind von beiden Reisenden angetroffen worden; nach Pelz erstrecken sie sich — er bezeichnet sie als „Kreidekalkmergel, Hornsteinkalke und grünsteinartige Kreidegebilde“ — westlich von Hamzalar und Abraslar bis gegen Eski- Sagra. Sanner führt das Vorkommen von grobkörnigen Quarziten an, sowie graue und rothe, kalkige Schiefer, die steil nach Nordost fallen. Ein von Sanner erwähntes Vorkommen von Glimmerschiefer in dieser Region wurde von Pelz nicht ansgeschieden. Der letztere verzeichnet einen im Südosten vonLidzakiöi bis nördlich von Rahmanli verlaufenden Zug von „Gabbrogesteinen“, während nach Sanner Ralimanli auf Hornblendegneiss mit 3 — 4 mm grossen Hornblendekrystallen und auf grobkörnigem Gneiss mit Epidot und Turmalineinspreng¬ lingen liegt. DieGranite des nördlichen Karadza Dagh stehen, wie schon v. Hochstetter hervorgehoben hat, mit den Graniten von Kalofer und dem Südrande des Rosalita-Balkan in unmittelbarem Zusammenhänge, eben so aber sind sie auch mit jenen von Kazanlik-Maglis-Hainkiöi-Tvardica, also demnach auf eine Länge von über 40 Kilometer in Zusammenhang zu bringen, wenngleich sie heute durch das weite Thal der oberen Tundza davon getrennt sind. Der Zug von Kalksteinen und Dolomiten der Trias und jener im Süden davon eingetragene Zug von Quar¬ ziten, rothen Sandsteinen und Conglomeraten, wie sie sich auf der v. Hochstetter’schen Karte finden, ist in der Ausdehnung wohl nicht weiter anzunehmen, doch sind wenigstens die Quarzite, welche Sanner bei Abraslar südlich von Rahmanli angibt, ein Anzeichen dafür, dass der zweite Zug wenigstens in sporadischem Auftreten bis so weit nach Westen reicht. Die Kalke wurden jedoch so weit im Westen weder von Sanner, noch von Pelz angetroifen. Eine grössere Mannigfaltigkeit weist der mittlere Karadza Dagh oder das Gebiet im Süden von Kazanlik und Maglis auf. Hier verzeichnet Pelz das Auftreten von Syenit an der Grenze des Granit gegen die krystallinischen Schiefer, also etwa in derselben Zone, wo weiter im Westen „Gabbro“, oder nach Sanner Hornblende¬ gneiss angegeben wird. Vor Allem wird hier das Vorkommen von „krystallinischem Kalk“ in der grösseren Erstreckung zwischen Allagöne und Adatepe verzeichnet. Östlich davon werden bei dem letztgenannten Dorfe, sowie nordöstlich von Eski Sagra Dolomite oder dolomitische Kalke angegeben, die fast in gerader Linie zwischen dem erwähnten krystallinischen Kalke und dem in etwa 30 Kilometer Länge verlaufenden Zuge von dolomitischen Kalken liegen, der im Süden von Jeni Sagra gegen die Tundra südlich von Jamboli hinzieht. Ausserdem gibt Pelz dolomitischen Kalk im Süden der oberen Tundza zwischen Balabanli und Atlari an, also zwischen den beiden von mir ausgeführten Routen. 23 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Quarzite werden an zwei ziemlich weit von einander gelegenen Punkten angegeben und zwar im Bereiche der südlichen zur Kreide gestellten Zone von „Kalkmergeln, Hornsteinkalken und grünsteinartigen Gebilden“ am Sitttli Dere südwestlich von Eski Sagra, wo sie zwischen Kieselschiefer im Südwesten und andesitischen Gesteinen im Nordosten auftreten. Die letzteren entsprechen offenbar den Eruptivgesteinen, die wir bei Cirkova und Kriva Krusa angetroffen haben. Das zweite Quarzitvorkommen tritt bei dem erwähnten Vorkommen von dolomitischem Kalk bei Eski Sagra auf, wo auch das Vorkommen von Crinoidenkalkstein erwähnt wird. Schliesslich muss noch die Ausscheidung eines Complexes von dunklen Schiefern und „Aphanitgebilden“ erwähnt werden, welche sich von den soeben angeführten andesitischen Durchbrüchen nach Nordosten bis in die Nähe von Lidza im Südosten von Kazanlik hinziehen und als „primäre Bildungen? “ bezeichnet werden. Südlich von Slivno und gegen Jamboli werden ganz in Übereinstimmung mit v. Hochstetter’s Angaben die Kreidekalkmergel etc. eingezeichnet, doch spielen die Eruptivgesteine im Westen von Jamboli eine wichti¬ gere Rolle und nehmen einen grösseren Raum ein als auf v. Hochstetter’s Karte. Eine verhältnissmässig geringe Verbreitung haben nach P elz die Kreidesandsteine. Sie werden nur im östlichen Gebiete bei Dolboka und im Süden von Atlari angegeben, an letzterer Stelle übrigens auch dort, wo sicher eine Fortsetzung des hier viel zu beschränkt eingezeichneten dolomitischen Kalkes durchzieht. Aus dem Gesagten erhellt, dass die östliche Sredna Gora oder der Karadza Dagh wenigstens in petro- graphischer Beziehung heute zu den genauer bekannten Theilen der südlichen Balkanvorberge gehört. 4. Von Hainkiöi über den Hainkiöi-Pass nach Raikovei. (Zweite Balkan-Passage, Taf. 1, Fig. 2). Die Lage von Hainkiöi ist, wie schon erwähnt, sowohl auf den Karten von Kanitz, als auch auf der Generalstabskarte (1:300000) unrichtig angegeben. Wie schon in meinem vorläufigen Reiseberichte hervor¬ gehoben, führt, der Weg zu dieser relativ und absolut tiefsten Einsattelung des miftleren Balkan von Hainkiöi, welches am Ausgange eines gleichfalls tief in s Gcoirge liinani eichenden Ihalweges liegt, übei eine aus¬ gedehnte Diluvial-Terrasse, die mit mächtigem Blockwerk von krystallinischen Massen und Schiefergesteinen Ubersät ist. (Granit, Porphyr-Granit, Gneiss, Amphibolgneiss.) Der Granit ist zunächst das herrschende Gestein. Er enthält grosse Feldspathkrystalle, die von Quarz durchwachsen erscheinen. Der Feldspath erscheint sein- frisch, die spärlichen kleinen Glimmerblättchen sind in eine grünliche (chloritische) Substanz verwandelt. Am Schotterkegel des bei Hainkiöi direct ausmündenden Gebirgsbaches trifft man dieselben Gesteine, daneben aber auch Porphyre und Quarzite und erhält somit eine Vorstellung von den petrographischen Ver¬ hältnissen auch dieses Thalweges, der gleichfalls zu einem Balkanübergange führt. Die Russen haben beim letzten Feldzuge die Strasse über den Hainkiöi-Pass neu in Stand gesetzt und für die hohe Wichtigkeit dieser bequemen Passage sprechen die zahlreichen Schanzen, welche den Ausgang der Strasse beherrschen, wie auf der die Verhältnisse vollkommen zutreffend wiedergebenden russischen Karte ersichtlich ist. Erwähnt sei übri¬ gens, dass das durch eine tiefe, westöstlich verlaufende Parallelfurche vom Balkansüdhange abgetrennte Dibelee-Gebirge, das sich als eine weiter nördlich stehengebliebene Scholle von ganz ähnlichem Bau wie das kleine Medzelikgebirge (Medzerlik d. russ. Karte) erweist, auf der russischen Karte nicht zutreffend bezeichnet ist. Nach ganz bestimmter Aussage des der Gegend wohl kundigen Popen von Hainkiöi ist nicht die Hainkiöi zunächst stehende Spitze (771 m = 362 Saschehn) der Debelec, wie a.uf der russischen Karte angegeben ist, sondern die westliche höhere mit der Höhencote 398 Saschehn (= 848 m). Wir nannten jene östliche Höhe an jenem herrlichen Abend zu Ehren des bulgarischen Patrioten Rako vski-Breg. Nach Passirung des grossen terrassirten Schuttkegels gelangt mau westwärts an den Eingang des Thaies, das zur Passhöhe hinaufführt. Schlechter Buschwald bedeckt die Hänge des anfangs sehr engen, sich weiter¬ hin jedoch bald muldig erweiternden Thaies, das in vielen Zickzackwindungen in einen grobkörnigen und porphyrartigen Granit mit deutlich bankförmiger, ja am Eingänge förmlich plattiger Absonderung eingeschnitten 24 Franz Toula, ist. Der Thalbildungsprocess ist im vollen Gange. Gewaltige Felsstürze haben die Hänge mit mächtigen Blöcken bedeckt und ragen anderseits die Granitbänke riffartig empor. Der Granit hält in derselben Ausbil¬ dung an bis Celinskirad („Kol. d. russ. Karte“), wo ein Bach, aus Norden vom Ofidrem kommend, einmündet, ln Bezug auf die Ausdehnung des Granites nach Norden herrscht somit recht schöne Übereinstimmung mit den Verhältnissen, wie wir sie nördlich von Tvardica geschildert haben, auch die Thalbildung ist ganz ähnlich. Während jedoch dort über dem Granit sofort Dolomite und dolomitische Kalke in grosser Ausdehnung folgen, kommt man hier auf eine Falte aus krystallinischen Schiefern von phyllitartigem Aussehen im südlichen und aus Glimmergneiss, chloritischem Phyllit mit Quarzit und Quarzschiefern im nördlichen Schenkel der Falte. Zwischen beiden Schenkeln (der nördliche fällt steil nach Südost ein) sind graue, weissaderige, schieferige Dolomite, die von zahllosen Klüften (vielfach von Calcit erfüllt) durchsetzt werden, welche auf gewaltige Pressungsvorgänge schliessen lassen. Sie fallen zuerst gegen West, dann gegen Ost ein. Nach den krystalli¬ nischen Schiefern folgen nochmals graue Kalkschiefer, scheinbar unter dieselben einfallend und von dunklen, glimmerigen Sandsteinen mit zwei, etwa 10cm mächtigen Kieselschieferbänken begleitet. Diese schmale Zone krystallinischer Schiefer hat Sann er auch auf dem Wege nach dem Ofidrem (1. c. S. 499) angetroffen. („Talkgneiss, Hornblendegneiss und feinkörnigen glimmerreichen Gneiss“.) Die Gesteine nördlich von Hainkiöi bezeichnet er als „granitischen Gneiss“ mit grossen Orthoklaskrystallen und mit Epidot¬ ausscheidungen. Auch das Kalkvorkommen wird auf der schon citirten Karte eingezeichnet und mit jenem im Norden von Tvardica in directen Zusammenhang gebracht, was immerhin zulässig erscheint. Diese Kalke werden jedoch als „ungeschichtete Kalke (der Kreide?)“ bezeichnet, was nach meinen Beobachtungen in den Kalken von Tvardica nicht zutrifft. Die mit den krystallinischen Schiefern in Verbindung stehenden Kalke von Celinskirad würden ihrem petrographischen Aussehen nach ganz wohl als ältere und zwar triadische Kalke aufgefasst werden und werde ich sie auf Grund der gemachten Wahrnehmungen bis auf weiteres als Triaskalke in Karte bringen. Weiter aufwärts gegen die Lavarjeka folgen wieder graue, weissaderige Kalkschiefer und dunkle, glirn- merige Sandsteine mit zwei etwa 10cm mächtigen Kieselschieferbänken. Die erwähnten krystallinischen Schiefer sind von einiger Mannigfaltigkeit. Man findet dort lichten, flase- rigen Muskovitgneiss mit viel Orthoklas, kaolinisirten, glimmerarmen Gneiss, der einer schieferigen Arkose gleicht, dünngeschichteten, glimmerreichen Gneiss (Gneissglimmerschiefer?) und weissen, kaolinisirten, glimmer- freien Gneiss (Feldspatliquarzgestein). Auch chlori tische Phyllite mit Quarziteinlagerungen treten auh Dort wo der Weg nach Lavarjeka abzieht, dürfte eine tektonische Störungslinie verlaufen. Kalkschiefer mit Calcitadern und glimmerigen Schichtflächen tauchen nun aut, sie sind mit schwarzen, glimmerig sandigen Schiefern, die mit Säure nur ganz flüchtig brausen, verbunden. Die letzteren führen hie und da kohlige Spuren, umschliessen Breccienbänke und zeigen auf den Schichtflächen vielfach hieroglyphen¬ artige Wülste, so dass man an gewisse Neocom-Sandsteine (Ropianka-Schichten) denken könnte. In demsel¬ ben Complexe tritt auch grauer, sandiger Kalkstein mit glimmerig sandigen Zwischenlagerungen auf. Diese Sandsteine mit kohligen Spuren, schwarze sandige Schiefer und grobkörnige Sandsteine und Mergelschleier halten in sehr wechselvollen Lagerungsverhältnissen bis zur Passhöhe hin an. Unmittelbar am Steilhang des Passes, dem einzigen beschwerlichen Stücke dieser ganzen Passage, werden Sandsteine häufiger, mit Ein¬ lagerungen von Mergelschiefem. Buchenwälder bedecken alle diese Hänge im Sandsteingebiete. Den Nordhang unterhalb der hölzernen Denksäule bilden lichtgraue, frisch blaugrau gefärbte, vielfach in Grus, zuweilen in griffelförmige Bruchstücke zerfallende Mergelschiefer mit, Einlagerungen von festeren, san¬ dig mergeligen Gesteinen mit weissen Calcitadern. Hierauf kommt man auf feste Sandsteine mit Pflanzenspuren und Einlagerungen von Conglomeraten. Hier wurden die ersten Anzeichen des Vorkommens von Laubpflanzen angetroffen. Herr Zlatarski fand ein lanzettliehes Blattbruch stück. Die Sandsteine sind abwechselnd dünn geschichtet und dickbankig und tragen vielfach Hieroglyphen auf den Schichtflächen. Hier fand sich mitten im Sandsteingebirge im Bachbette ein Findlingsblock von lichtröth- 25 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. lieh-grauem Kalk mit weissen Spatkadevn mit leider recht schlecht erhaltenen Fossilien: Cylindrische Koral- lenstöckchen {Lithodendron- artige Form) und gewundene Schalendurchschnitte, die an kleinere Caprotinen erinnern. (Kreidekalk.) Die Sandsteine halten nun an bis Raikovci. Bei dem Strassenhan (er wurde mir als „Mischomokovski Han“ bezeichnet), oberhalb der Wegabzweigung zu diesem Dorfe, werden graue, dichte Fleckenmergel mit halbmuscheligem Bruch und mit Hornsteineinlagerungen zwischen dunkelgrauen, glimmerigen Sandsteinen mit Wülsten und Hieroglyphen auf einer der Schichtflächen angetroffen. Der ganze Wasserscheiderücken nördlich von Hainkiöi repräsentirt zwischen der Wegabzweigung nach Lavarjeka bis Raikovci ein sehr einförmig gebautes Sandsteingebirge mit in Falten gelegtem und durch Ver¬ würfe (südlich von der Wasserscheide) gestörtem Schichtenbaue. (Man vergl. das Profil.) 5. Von Raikovci über Ceperani und Cejmeni zum Kohle Vorkommen am Belno vrli und über den Stancov („Stancev“) Han nach Travna. (Fig. 24.) An der Laska rjeka ging es zuerst gegen SW. hinan über mächtige Sandsteinbänke, die mit Conglome- raten, Breccien und dünnplattigen Sandsteinen wechseln (1). Thonige Schichten mit Oonglomerateinschlüssen folgen darüber (2). Im Bachbette finden sich auffallender Weise neben den Sandsteinen viele Granitblöcke, eine Erscheinung, auf welche ich noch bei einer späteren Gelegenheit zurückzukommen haben werde. Auch Kalkblöcke finden sich hin und wieder unter den Bachrollsteinen. Anstehend folgen sodann im Hangenden der früher erwähnten Bildungen (1 und 2) Conglomeratbänke, die mit dünnplattigen Sandsteinen, mit wulstigen Schichtflächen und Mergelschieferzwischenlagen wechseln und an einer Stelle deutliche Biegungen der Schichten erkennen lassen. Eine der Conglomeratbänke ist bei 3 m mächtig und umschliesst Rollsteine bis zu 20 cm und darüber Durchmesser (3). Auf weite Strecken sind die steil geböschten Hänge verstürzt und bedecken mächtige Schuttmassen das anstehende Gestein. Mürbe, dünnplattige Sandsteine und Mergelschiefer herrschen hier vor (4). Kurz vor Ceperani trafen wir auf gelblichgraue und blutroth gefärbte schieferige Mergel (5), in welchen ich so glücklich war, eine zur Altersbestimmung so ziemlich ausreichende Suite von Versteinerungen aufzufinden. Vorherrschend sind Inoceramen, die mit den obercretacischen, breiten Formen von Inoceramus Cripsi Mant. in naher Übereinstimmung stehen und nesterweise förmliche Inoceramenbreccien bilden. Ausserdem fanden sich noch: Offaster (Cardiaster). pilula Desor, Gardiaster spee. aff. C. ananchytis d’Orb., Ananchytes spec., Cypho- soma cf. radiatum Gein., Pentacrinus spec. und Oxyrhina cf. Mantelli. Diese Fauna lässt mit ziemlicher Sicherheit das obercretacische Alter dieser Mergelschiefer bestimmen, wodurch zugleich für die Auffassung der sehr ähnlichen schieferigen Mergel weiter im Westen ein Anhalt geboten wird. Wie denn auch schon im Vorhergehenden bei einem ganz ähnlichen Gesteine mit spärlichen InoceramenbruclistUcken in der Sredna gora aixf diesen Complex verwiesen werden durfte. Die Mergel von Ceperani fallen gegen SSW. ein. Auch einige spärliche Belemnitendurchschnitte wurden angetroffen. Ich habe schon in meinem vorläufigen Berichte (1. c. S. 10 [283]) auf die grosse Ähnlichkeit dieser Abla¬ gerungen mit dem Vorkommen von Inoceramen und Echiniden aus der Gegend von Vraca im westlichen Bal¬ kan (zwischen Vraca und Ljutibrod am Isker) hinge wiesen; in der That ist sowohl petrographisch, als vor Allem faunistisch die grösste Ähnlichkeit zu bemerken. In Grus zerfallende Mergel mit spirophytonartigen Bildungen auf den ebenen Schichtflächen treten auf, dann aber auch in einem Graben im Dorfe graue Kalkmergel, die förmlich erfüllt sind von Seeigelscbalen. Gegen Cejmeni („Ciemen“) hinauf kommt, man Uber dünnplattige Sandsteine, die in grossen Platten bre¬ chen und mit Vorliebe in der ganzen Gegend als Dachdeckmaterial Verwendung finden. Kurz vor Cejmeni kommt man über Sandstein und sandige Mergel mit Conglomeratbänken, ganz ähnlich jenen oberhalb Raikovci. In den sandigen Mergeln (9), welche dunkel grauschwarz 'werden, fanden sich wieder Spuren von Pflanzen, ganz ähnlich wie vor Raikovci an der Strasse vom Hainkiöi-Pass. Massige Sand- Denkschriften der mathein. -naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. d 26 Franz Toula, steine und Conglomerate folgen darüber, sehr widerstandsfähige Gesteine, welche ganz flach lagern und an einer Stelle des Reitsteiges eine schöne thorähnliche Enge formiren. (10.) Auch hier wieder kommt man über gewaltiges Blockwerk (12) und findet man neben Conglomeraten und braunrothen Sandsteinen auch Quarz- und Granitblöcke, sowie Brocken von Quarzit und von weissaderigem Kalk, der an die Triaskalke erinnert. In den grauen Mergeln im Graben bei Ceperani fanden sich viele Exemplare von Cardiaster aff. ananchytis d'Orb. und Cardiaster Balcanus nov. spec. Das Kohlevorkommen am Belno vrh liegt an der nach Süden gekehrten Seite des Berges, nur wenig unterhalb der Höhe (auf der russischen Karte mit 402-2 Saschehn = 858 m). Die östliche Seite des nicht unbedeutenden Aufschlusses zeigt fol¬ gende Verhältnisse: Eine Verwerfung setzt durch den kohleführenden Schiclitencomplex so durch, dass nur das eine Trumm des Flötzes, das hier eine Mächtigkeit von etwa 1 xj%m aufweist, vorliegt, das an der Verwerfungskluft scharf abschneidet, so dass die Kohle (4) hier unmittelbar an die Wechsellage¬ rung von Sandsteinen mit Mergelschieferzwischenlagen (2) (petrogra- phisch ganz ähnlich jenen bei Cejmeni [unter Nr. 8 im Profil]) abstösst. DasLiegende dieser Wechsellagerung bilden kohleführende Mergel (1). Die Kohle (4) wird von mergelig sandigen Schiefern und Sandsteinen über¬ lagert, während bituminöse Kohlenletten (5) und sandiger weissaderiger Kalk (6) das Liegende bildet. In den Kohlenletten glückte es mir, einige wenige Pflanzenreste aufzufinden, die jedoch, so spärlich sie auch sind, doch eine etwas grössere Sicherheit der Altersbestimmung dieses zu den wichtigeren Aufschlüssen im kohleführenden Bereiche des Balkans gehö-- rigen Vorkommens darum bilden, weil sich zweifellose Laubblätter darunter finden , und somit ein vorceno- manes Alter ausgeschlossen ist. Herr Director Stur bestimmte unter den hier gesammelten Resten: Geinitzia crelacea En dl., Pecopteris Zippei Corda und cf. Aralia coriacea Vel. An der westlichen Entblössung sind die aufeinander folgenden Schichten regelmässiger entwickelt. Zu unterst liegen vielfach verstürzte Mergelthone (1), die nach oben zu in sandige Schiefer mit undeutlichen Pflanzenresten übergehen (2). Darüber folgt der Horizont mit Kohle, der auch durch das Vorkom¬ men von Sphaerosideritlinsen (thoniger Sphaerosiderit) auffällt (3). Hier istAlles stark verstürzt. Kohlenletten, dunkelgefärbt und bituminös, bildet das unmittelbar hangende (4), dann folgt eine mächtige Reihe von Sand¬ steinen mit sandig mergeligen Zwischenmitteln (5) und zu oberst Sand¬ steine in mächtigen Bänken (6). Der ganze Complex fällt ganz flach mit etwa 10° gegen Nordwest ein. Was die Beschaffenheit der Kohle anbelangt, so werde ich über die Kohle des benachbarten Fundortes „Markovtok“ eine genaue Analyse am Schlüsse des Abschnittes Uber die kohleführenden Gebirgsg-lieder ver- An der Westseite des Aufschlusses am öffentlichen, die ich Herrn Assistenten Kliemetschek (Laboratorium des Prof. Dr. J. Os er an der k. k. techn. Hochschule) verdanke. Die Kohlenschürfe am Belno vrh hat auch HerrH. Sanner, und zwar vor mir besucht, wenngleich seine Reiseberichte (Deutsche geol. Gesellsch. 1885, S. 470 — 518) erst nach Vollendung meiner Reise und Erstat¬ tung meines vorläufigen Berichtes erschien. Seine Mittheilungen über das Kohlevorkommen (1. c. S. 511) sind sehr gedrängt. Er hebt hervor, dass die Mächtigkeit des Flötzes nach Osten hin abnimmt, bezeichnet die Kohle als zum Theile schieferig und hebt hervor, dass sie „zum Theile ausgesprochene Pechkohle von aus¬ gezeichnetem Pech- bis Glasglanz, ausgezeichnetem muscheligen Bruch, grosser Härte und Sprödigkeit“ sei. Big-. 23. Fig. 22. Ostseite des Aufschlusses. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 27 Sichere Angaben könne er über das Alter dieser Kohlenablagerung nicht machen, er sei jedoch den strati¬ graphischen Verhältnissen nach geneigt, auch diese Ablagerung in die untere Kreide zu stellen, indem er die Sandsteine und Conglomerate ebenso wie diejenigen des oberen Travnanskathales mit v. Fritsch als Neocom anspreche. „Die Kalke würden dann etwa zum Grault gehören.“ Dass die Kohlen nicht Neocom sind, sondern höchstens jung cretacischen Alters seien, konnte ich schon in meinem vorläufigen Berichte mit voller Bestimmt¬ heit aussprechen und es darf wohl als feststehend angenommen werden. Uber die Kalke, welche bei Wlasa- tiliti südöstlich vom StanöovHan auftreten, habe ich meine ganz beträchtlich abweichende Meinung schon im vorläufigen Berichte (z. B. 1. c. S. 13 [286]) ausgesprochen. Fig. 24. Cymenis Belno Vrh , S W. 'Ilinevci/ Cepernm, NO. RaüwrJy Profil von Raikovei zum Kohlevorkommen am Belno vrh zwischen Cejmeni und Ilinevci. (Überhöhung 5 : 1.) 1. Massige Sandsteine , Conglomerate und dünnplattige Sandsteine. 2. Thonige Schichten mit Conglomerat. 3. Conglomerate u. Sandsteine mit Mer¬ gelschief erzwischenlagen. 4. Sandsteine und Mergelscbiefer. 5. Rothe und graue Inoceramenmergel und Sandsteine. 6. Fossilienführende Schichte. 7. Sandsteine. 8. Sandsteine und sandige Mergel mit Conglomeratbänken. 9. Dunkle Mergel. 10. Sandsteine und Conglomerate. 11. Kohleführende Schichten (Sandsteine und Schieferthone). 12. Blockwerk: Conglomerat, Crinoiden- kalk, Sandsteine, Quarzit u.Granit (1). Von Belno Vrh ritten wir über Ilinevci (Irinec der russischen Karte, der von mir gegebene Name wurde von meinem bulgarischen Reisebegleiter Herrn Zlatarski erfragt) immer fort über Sandsteine hinab, nur hie und da finden sich Brocken der Crinoiden führenden Kalke, die auf das beste mit jenen Kalken südlich von der Kammhöhe des Tvardica-Balkan übereinstimmen und die ich deshalb als von Süd herabgebracbt betrachte, herstammend aus dem nach Sann er ’s Karte so weit ausgedehnten Kalkgebiete (Trias?), einem Theile des älteren Grundgebirges der Kohle führenden Formation. Eines der mir von hier vorliegenden Stücke eines grauen, weissaderigen Kalkes führt sowohl runde als auch pentagonale Entrochiten. Beim Stancov Han sammelte ich braune Sandsteine mit undeutlichen Pflanzenresten, gelblichbraune, glimmerige Sandsteine mit kalkigem Bindemittel und dunkle Sandsteinschiefer, die reich sind an Muschel¬ schalen. Es finden sich sehr Adele perlmutterglänzende Schalen, bei welchen man etwa an Mytilus denken könnte. Bestimmbares liess sich nur wenig herauspräpariren. Eines der Stücke erinnert etwa an Modiola capi¬ tata Zittel (Gosau Bivalven XII, Fig. 1), doch liegt der Wirbel weniger nach vorne gerückt. Concentrische Streifen und eine seichte nach dem Stirnrande aber schräg gegen rückwärts verlaufende Furche lassen sich erkennen. Bei einem zweite Stücke könnte man an Pholadomya designata Gldf. denken. (Geinitz, Elbethal¬ gebirge, II, Taf. 19, Fig. 8.) Vom Stancov Han führte unser Weg über gefaltete flyschähnliche Sandsteine, die mit Mergelschiefer wechsellagern und abwechselnd zuerst südwestlich, dann nordöstlich und wieder südwestlich einfallen. Ein¬ zelne Bänke sind massig mit Wülsten und Hieroglyphen auf den Schichtflächen. Durch eine parkähnliche Landschaft mit Scenerien wie im Wienerwalde zieht sich der Weg zumeist Uber zum Theil mit Wiesen und Feldern bedeckte Hügelrücken und Kammhöhen hin nach Nordwest und West. Vor Alaca (Aladciti d. russ. Karte) finden sich auf der Höhe zahlreiche Kalkrollstücke auf den Flyschsandsteinen, die vorwaltend licht bräunlichgelb und mürbe sind und hie und da Einlagerungen von festen Conglomeraten zeigen. Gegen SSO. d* 28 Franz Toula, blickend bemerkt man im SSO. vom Stancov Han einen förmlichen Engpass im Kalkgebirge, offenbar ist dies die Schlucht der Belitza Rjeka, welche Sanner (1. c. S. 511) als von mächtigen Felsmassen aus dunkelgrauen dolomitischen Kalken begrenzt beschreibt, dieselben Gesteine, welche weithin nach Ost und West anhalten und von Sanner als „ungeschichtete Kalke (der Kreide?)“ in Karte gebracht werden. Nach meinem Dafür¬ halten sind es Äquivalente der Dolomite und Kalke nördlich vonTvardica, welche wir in derselben Ausbildung auch im Norden von Selci antrafen. Auch hier kommt man, und zwar vor Dzurovzi, über Blockwerk von Granit und über schöne Breccien mit Kalkeinschlüssen. Nach Passierung der Höhe bei Dzurovzi geht es hinab in das Thal von Travna, immer Uber flach nach Ost einfallende, plattige Sandsteine, welche zu Dachdeckplatten verwendet werden. (j. Ton Travna über Radajevci (Radjuvci) nach Kamanarna, Markovtok (Markovtop) über die Poljana- Pisdica (russ. Karte) nach Selci und über Dolni Gjusovo nach Kazanlik. (Dritte Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 3). Von Travna aufwärts kommt man zuerst über dünuplattige Sandsteine mit Mergelschieferzwischenlagen. Die Sandsteine sind frisch graublau, färben sich beim Verwittern braun und werden mürbe. Hie und da finden sich auch feste Conglomeratbänke (Muhlsteinmaterial), sowie auch conglomeratartige Einschlüsse von rund¬ lichen Schieferthonknollen. Die Schichten bilden einen Sattel, doch ist die Neigung der Schichten ungemein gering. Im Flussgeröll findet man viele Granitrollstücke und porphyrartige oder andesitische Steine, jenen recht ähnlich, die wir seinerzeit in den Isker-Schluchten bei Iliseina angetroffen haben. Von Radajevci aus folgten wir dem Bachbette nach aufwärts. (Dissak dere.) Man kommt dabei Uber mächtige Sändsteinbänke mit festen Conglomeratlagen, die auch hier auf Mühlsteine verarbeitet werden. Auch dünngescliichtete Sandsteine mit Mergelzwischenschichten treten auf. Sie erscheinen frisch graublau, verwit¬ tert braun; die glimmerigen Schichtflächen tragen vielfache Wülste und werden von Calcitadern durchzogen. Spiegelklüfte treten hin und wieder auf. Das ganze ist mehrfach geknickt. Im Bachbette findet mau viele Blöcke aus festem, röthlichem Quarzit, sowie dunkelgraue, weissaderige Dolomite (Trias). Letztere bilden weiterhin auf den Schutthängen ein durchaus nicht seltenes Vorkommen. Auch ein Kalktuffvorkommen ist zu verzeichnen. Die Lagerungsverhältnisse sind mannigfaltig gestört, besonders in den mürberen, druckreichen Sandstei¬ nen und tlionigsandigen, spiegelk luftigen Schiefern, die stellenweise förmlich saiger stehen oder steil nach Süd einfallen. In den letzteren (von grauschwarzer Farbe) finden sich Spuren von kohligen Einschlüssen und weiterhin knollige Einschlüsse mit Pflanzenresten und endlich ganz unbedeutende Kohlenschmitze. Im Han¬ genden derselben folgen bräunliche und z. Th. auch rein weisse Sandsteine, welche mit 75° nach Süd ein- fallen. Auch hier stellen sich feste Conglomeratbänke ein, die zu Mühlsteinen verarbeitet werden. Diese Gesteine halten an bis zur Grenzhöhe zwischen Bulgarien und Ostrumelien, bis zu der Localität im Walde, welche Kamanarna genannt wird. Von hier geht es dann über ganz licht gefärbte Sandsteine, grobkörnige Quai zsandsteiue mit spärlichem Glimmer und Mergel und sodann ganz unvermittelt auf graue, klüftige und feinkörnige Dolomite, welche Breccienstructur zeigen und gewiss von viel höherem Alter sind; sie unterscheiden sich petrographisch ganz und gar nicht von den in diesem Theile des Balkankammes so verbreiteten und von mir als Trias angespro¬ chenen Dolomiten. Es wäre möglich, dass diese Dolomite selbst noch höheres Alter besitzen. Ihr Liegendes, wo immer es sichtbar wird, und so auch hier gegen Markovtok hin, bilden krystallinische Schiefer und Gneisse. Hier scheinen sowohl Quarzphyllite aufzutreten, als auch Gneiss. Die Kohle wird von Spliärosiderit begleitet. Derselbe ist in Brauneisen umgewandelt und enthält ausser Kieseinschlüssen auch eine Unmasse von Laubblättern, die leider der Hauptsache nach schlecht erhal Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 29 sind. Der Kolilensand stein ist glimmerig schieferig, verwittert bräunlich und enthält gleichfalls Pflanzen¬ reste. Bei dem Kohlevorkommen liegen die Verhältnisse wie folgt: Fig. 25. Das bis 1 Y2 m Mächtigkeit erreichende Kohlenflötz liegt in steiler Aufrichtung (2) zwischen Mergelschiefern und Sand¬ steinen (1 u. 3), welche von vielen Klüften und Verwerfungs¬ spalten durchzogen sind. Diese dürften — gute Aufschlüsse der Liegendgesteine fehlen — discordant Uber den krystallinischen Schiefern (4) folgen, die von den erwähnten typischen Dolo¬ miten (5) überlagert waren. Mergelschiefer (der oberen Kreide) Das Kohlevorkommen am Markovtok. bilden das Hangende. Die Kohle streicht von SW. — NO. und fällt mit 60° nach Süd ein. Zwischen dem Kohlenschurf und der Höhe Markovtok tritt das erwähnte gneissartige Gestein zu Tage; reich an Muscovit, kann es geradezu als Muscovitgneiss bezeichnet werden. Der Glimmer ist flaserig, der Feld spath stark kaolinisirt und in grösseren Krystallen ausgeschieden, so dass man das Gestein mit den Augen¬ oder Krystallgneissen in Verbindung bringen kann. Leider wurden unsere ferneren Beobachtungen von der Höhe bis gegen Selci durch ein gräuliches Unwetter vielfach gestört, streckenweise sogar vollkommen unmöglich gemacht. Zum Glück handelte es sich auf dieser Tour hauptsächlich nur um vergleichende Beobachtungen, um die Angaben derVorgänger in diesemTheile des Gebirges (Schröckenstein, v. Fritsch und Sanner) mit den eigenen Beobachtungen in Einklang bringen zu können. Der Steilhang, den man im hochstämmigen Walde zu erklimmen hat, um die Höhe Poljana-Pisdica zu erreichen, besteht aus Dolomit oder dolomitischem Kalk, doch trifft man im Blockwerk auch Granit an. Nach Süden hin kommt man auf dünnplattige, dunkel gefärbte Sandsteine und sandige Schiefer, die eine grössere Ausdehnung besitzen, bis man vor Selci (Seidsehe) auf steil aufgerichtete, riffartig aufragende, graue, weissaderige Kalkgesteine (Dolomite) kommt, die mit jenen der Poljana-Pisdica petrographisch auf das beste übereinstimmen. Sie streichen nach Osten hin weiter und stehen aller Wahrscheinlichkeit nach mit jenen von Tvardica im Zusammenhänge. Gegen Osten schauend, erkennt man deutlich das Verhältnis? zwischen dem zackig aufragenden Dolomit (1), dem krystallinischen Grundgebirge (2) und der in dieses hineingepressten Kohle führenden Forma¬ tion (3). (Man vergl. Profil 3 auf Taf. I.) Die Fortsetzung des Profils bis Maglis habe ich nach v. Hochstetter’s Darstel¬ lung beigefügt. Von Selci aus ritten wir nach West Uber kohlenführende Schiefer und Sand¬ steine, unter welchen graue dolomitische Kalke, Gneiss und Granitgneiss liegen. Zuletzt gegen die Passhöhe kommt man fort und fort über Granit mit unbedeutenden Einlagerungen von krystallinischen Schiefern. Von diesem Wege liegt mir ein aus¬ gezeichneter Plagioklas-Gneiss vor, mit frischen, schöne Zwillingstreifung zeigenden Plagioklas-Einschlüssen und ’grauweissem, milchquarzähnlichem Quarz. Auch Amphi¬ bolschiefer kommt vor. Gneissgranit bildet die Hauptmasse des Abhanges gegen West. Vor Dolni Giusovo werden die Granite von dunklen Ganggesteinen durchsetzt. Pelz (Verhandlungen, 1883, S. 124) erwähnt das Vorkommen einer isolirten Kuppe „Bekci Tepe“ aus Basalt. (Nach Eugen Hussak’s Bestimmung.) Gewaltig grosse Schuttmassen bedecken den Thalriss, durch welchen der Steig führt. Der Granit ist stark zersetzt und wird von einem förmlichen Netzwerke von zahllosen Quarzgängen durchzogen, welche leistenförmig auf der verwitterten Oberfläche vorragen. Fig. 26. 30 Franz Toula , Ein grandioses Schluchten wirrsal zieht sich bis Dolni Giusovo hinab, immer im vorherrschend feinkör¬ nigen und lichten Granit eingeschnitten. Biotit-Granit ist seltener, weissglimmeriger Granit herrscht vor. Auch Porphyrgranit tritt auf. Auch unterhalb Giusovo hält noch der Granit an, doch treten hier an mehreren Stellen sichere Gneisse zwischen den mächtigen Graniten auf, ganz ähnlich wie bei Hainkiöi und südwärts davon an der Nordseite des Karadza Dagh bei Balabanli. Die Hügel oberhalb Kazanlik jedoch bestehen wieder aus krystallinischen Schiefern, vor allem aus Gneissen, die von zum Theile sehr mächtigen Granitgangmassen durchzogen werden. Vergleichende Bemerkungen zu den Darstellungen verschiedener Autoren über das kohle¬ führende Gebirge des centralen Balkan. Die erste Angabe Uber das Vorkommen von Kohle im Balkan findet sich in einem Berichte von Arthur Lennox (1867), welchen v. Hochstetter (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1870, S. 420) geradezu ein geologisches Curiosum nannte. (Man vergl. meine „ Materialien“, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1883, Nr. 79 auf Seite 82.) Franz Schröckenstein hat zwei Mittheilungen über das uns interessirende Gebiet gebracht. 1 In der ersten werden die Verhältnisse nördlich von Radajevci besprochen. Über „Talkgneiss“, ein Vorkommen, das mit dem von uns unterhalb der Kamanarna zu Tage tretenden Quarz-Phyllit (4 des Profils) übereinstimmen durfte, werden mit südlichem Einfallen Mergelkalk, Sandsteine, bituminöse Schiefer mit zwei Kohlenflötzen angegeben, worüber eine Dolomitbank folgt, die geradezu mit dem Badener Dolomit verglichen wird, was petrographisch als vollkommen zutreffend bezeichnet werden kann. Darüber folgt Sandstein, der mit den Lias-Sandsteinen von Steyerdorf im Banate verglichen wird und Kohle enthält, die in verschiedenen Gräben angetroffen wurde. Das Hauptflötz 3-5 Fuss mächtig, wurde auf 1500 Klafter verfolgt und wurde der ganze Complex als dem Lias entsprechend aufgefasst. Auch das Vorkommen von Sphaerosiderit erwähnt schon Schröcken¬ stein. Er hat auf Grund seiner Wahrnehmungen auf einen ganz beträchtlichen Kohlereichthum geschlossen, was wohl mit den von mir gemachten Wahrnehmungen, die sich schon in meinen Profilen ausdrücken, nicht im Einklänge steht. Die Lagerungsverhältnisse sind derartig gestört, dass an einen regelmässigen Abbau und langjährigen Betrieb meiner Meinung nach kaum gedacht werden könnte. Auch was die Schlussfolgerungen auf die mögliche Verbreitung der Kohlen bis in die Gegend von Tirnovo anbelangt, erscheint die optimistische Anschauung schon durch den Umstand hinfällig, dass die Kohle jünge- sen Datums ist als die so weit nördlich auftretenden Kreideglieder. Der hypothetisch angenommene Trachyt- und Andesit-Durchbruch auf der Kammhöhe des Balkan (Profile Schröckenstein’s, 1. c. S. 275) besteht selbstverständlich nicht. ln der zweiten Mittheilung wird das Profil Travna Kamanarna, Selci— Kazanlik ausführlich beschrieben und werden auf Grund eingehenderer Beobachtungen frühere Bemerkungen wesentlich verändert. Die grauen Kalke und Dolomite, die früher zur Kreide gerechnet wurden, werden nun als oberste Decke, der kohleführenden Formation eingezeichnet und für „Zechstein?“ genommen. Das hypothetische Eruptiv¬ gestein wurde vergebens gesucht, doch werden „Syenitschiefer“ als das ganze System gangförmig durch¬ setzend angenommen. Die Kohle wird als auf Kohlenkalk auflagernd, der Steinkohlenfoimation zugeiecknet, die Sandsteine (offenbar auf Grund des Vorkommens der festen Conglomeratbänke) als Lothliegendes auf- gefasst. Das Grundgebirge aus krystallinischen Schiefern bestehend, wird der Hauptsache nach als concordant unter den paläozoischen Bildungen lagernd angenommen und das Ganze als eine ganz flache Mulde gezeichnet, eine Darstellung, welche den Verhältnissen in der Natur durchaus nicht entspricht. Der Zeit des Erscheinens nach fällt zwischen diesen beiden Publicationen die erste grössere Abhandlung v. Hochstetter’s „Über die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen 1 Urkei“. 2 1 Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1871, S. 273—278 und ebend. 1872, S. 235—240. 2 Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1870, S. 365—461. 31 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. In dieser grundlegenden Arbeit gab v. Hochstetter, der keine Durchquerung des Balkan zur Durch¬ führung brachte, auch Mittheilungen über seinen Ausflug von Kazanlik nach Selci (1. c. S. 418 — 423). Die anthraeitische Beschaffenheit der Kohle von Selci, die nur 1 Fuss mächtig in flach nordwärts fallen¬ den, glimmerig bituminösen Schieferthonen lagert, veranlasste v. Hochstetter für dieselbe — er verglich sie direct mit dem Anthracit der Werchzirm-Alpe — carbones Alter anzunehmen, welche Annahme dann auch für Schröckenstein leitend geworden zu sein scheint. Weiter thalaufwärts sind die Schichten steiler aufge¬ richtet und werden Spuren von Kohle auch nach der Schlucht im dolomitischen Kalk angegeben. In der Schlucht zwischen Selci und Maglis („Michlis“) werden Granit, Granitgneiss und grobflaserige, schwarz- glimmerige Gneisse mit Augengneissbänken angegeben. Dieser Theil des Profils (S. 423) wurde von mir zur Ergänzung des von mir gezeichneten herangezogen. (Man vergl. Fig. 3 auf Taf. I.) Pelz weicht inso- ferue in Bezug auf dieses Profil von Hochstetter ab, dass er zwischen Selci und Maglis nur Granit ver¬ zeichnet. Die hypothetische Darstellung über den Bau des Balkan zwischen Selci und Travna entspricht den that- sächlichen Verhältnissen, wie wir gesehen haben nicht, ebensowenig wie jenes, welches die Verhältnisse zwi¬ schen Sofia und Jablanica zur Anschauung bringt (1. c. S. 417). K. v. Fritsch1 hat das kohleführende Gebiet auf der Route Travna — Stojevci — Kazanlik durch¬ schritten. Die mit Sandsteinen wechselnden Conglomerate südlich von Travna werden von ihm dem Neocom zuge¬ stellt. Bei „Kajofci“ wird „zwischen“ Conglomeraten und Sandsteinen eine „Kalksteinbank“ angeführt, des¬ gleichen eine „nach Nord geneigte Bank von dunkelgrauem Kalkstein“ bei Stojevci, „unter welcher schon in ca. 800m Meereshöhe kiystallinische Schiefer zu Tage treten“, Vorkommnisse, die auf meiner Route anste¬ hend erst in grösserer Höhe angetroffen wurden; in derselben Höhe unseres Profils finden sich die auffallend zahlreichen Kalksteinblöcke auf sehr verworrenem, schlecht aufgeschlossenem Terrain. Die grosse Variabilität des Kohlevorkommens zeigt schon dieAngabe, dass auf der von v. Fritsch bereis¬ ten Route zwei schwache Flötze, je etwa 0-3m mächtig, vorgefunden wurden, die mit 45° nach Süd fallen. Auf der Höhe wurden gleichfalls dunkelgraue, stark nach Süden einfallende Kalksteine gefunden (unseren Dolomiten entsprechend), für welche v. Fritsch wohl vollkommen mit Recht, wenn auch ohne Beweismittel Altersübereinstimmung mit den Sipka-Kalken annimmt. Rothe Schichten, krystallinische Schiefer scheinen die höchste Kammhöhe zu bilden. Weiter im Süden wird nochmals dunkler Kalk angegeben, während der Südhang von 1250m Höhe abwärts aus krystallinischen Schiefern (Gneisse und Granitgneisse im Süden) besteht. Ingenieur Anton Pelz, dessen Mittheilungen über die Route Gabrovo— Kazanlik wir später noch zu besprechen haben werden, hat in der schon erwähnten Manu scriptk arte den krystallinischen Südhang im Süd¬ westen von Selci mit den Basaltdurchbrüchen eingetragen und bei Selci zwei isolirte Dolomitvorkommnisse an ganz zutreffenden Stellen verzeichnet, ohne Rücksicht auf ihre Fortsetzungen. Die ausführlichsten Darlegungen Uber das kohleführende Gebiet hat neuerlichst H. Sann er 2 gegeben und ist für uns zunächst das Kärtchen (1. c.) auf Taf. XXII von Wichtigkeit. In Bezug auf die Linie Maglis— Selci stimmt Sanner mit v. Hochstetter’s Angaben überein. Was die räumliche Ausdehnung des Gneissgebietes auf der von K. v. Fritsch beschriebenen Route anbelangt, so dürfte ein Missverständniss vorwalten. Aus der Beschreibung bei v. Fritsch geht hervor, dass, wie schon angeführt, der krystallinische Südhang erst von 1250 m Höhe an nach abwärts anhält; das liegt nun aber schon recht nahe an Janina, und das letzte Kalkvorkommen dürfte bis nahe dahin reichen. Ist diese Deutung richtig, so dürfte die auffallende, direct von Süd nach Nord verlaufende Grenzlinie „zwischen den krystallinischen und den sedimentären Gesteinen“ bei Sanner wesentlich einfacher zu verzeichnen sein. 1 Beitrag zur Geognosie des Balkan. 1879, Sep.-Abdr. 4°. S. 7. 2 Zeitsohr. d. deutsch, geol. Gesellseh. 1885, S. 497—518. 32 Franz Toula, Das von v. Fritsch bei Kajovci angegebene Kalkvorkommen hält Sanner für auf lagernden Caprotinen- kalk, jenes von Stojevci wird gleichfalls angegeben und als auf krystallinischen Schiefern lagernd beschrie¬ ben. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass wir es dabei mit dem schollenförmig zei stückten Gr und¬ gebirge zu thun haben, und dass das Kohlevorkommen nur eine mehr locale Bildung ist, ohne in nordsudlicher Richtung grössere Ausdehnung zu besitzen. Sanner stellt jene dunkelgrauen Kalke (es dürften gleichfalls Dolomite sein, wie in unserem benachbarten Profil), ebenso wie jene des südlichen Vorkommens, zum „kohle¬ führenden System“, führt jedoch gleichfalls an, dass zwischen beiden „nochmals krystallimsche Schiefer zu Tage“ treten, was freilich auf der Karte nicht angegeben wird. Oberhalb Stojevci wird ein Zug von Jura angegeben, der dann mit den von Fritsch weiter im Westen, im Troja- Balkan, angetroffenen Juraablagerungen in Zusammenhang gebracht wird. Wenn dabei auch Boue als Gewährsmann genannt wird, so geschieht dies mit Unrecht, meines Wissens hat er nirgends im Balkan ein Vorkommen von Jura weder constatirt noch auch nur angedeutet, und auch v. Fritsch hat in seiner Beschreibung des gipka-Profils (1. c. S. 7) gewisse helle Kalke nur beiläufig und vermuthungsweise dem oberen Jura zugerechnet, ohne irgend einen Beweis. Meiner Meinung nach wird man bei den grellrothen Schiefern und Mergeln an das von mir bei Ceperani nachgewiesene obercretacische Inoceramen- Vorkommen denken müssen; wovon später noch mehr zu sagen sein wird. In Bezug auf die Altersbestimmung der Kohle schwankt Sanner zwischen Trias, unterem Jura und Ne o com, welch’ letztere Annahme ihm die einfachste Erklärung zuzulassen scheint. Diese Frage ist nach Feststellung des Alters auf Grund der von mir gemachten sicheren Pflanzenfunde wohl der Entscheidung nahe geführt. Für uns sind die Angaben über das Kohlevorkommen hei Selci von grösserer Wichtigkeit, wie unsere eigenen Beobachtungen an dieser Stelle, die durch die Missgunst der Witterung beeinträchtigt wurden. Sanner gibt die durch die Wasserrisse und durch Probeschürfe gewonnenen Aufschlüsse ausführlich an auf S. 504-506. Die Schlucht oberhalb Selci (im Dolomit) schliesst in ihrer Tiefe offenbar das krystallinische Grundgebuge auf. Sanner spricht von „sericitartigem Chloritschiefer“. Dadurch wird ein nördlich von dieser Schlucht gelegenes, kohleführendes Terrain von dem kleinen Becken von Selci geschieden. Sanner’s Einzeichnung von Sandsteinen und Schiefern der unteren Kreide zwischen den dolomitischen Kalken der engen Felsschlucht stimmt mit dem Wortlaute des Textes nicht überein. Sanner spricht zwar von einem flachen Sattel, doch scheinen die Verhältnisse überaus gestört zu sein. Die von v. Hochstetter gemachte Wahrnehmung eines schwachen, ganz leicht (10—19°) gegen Nord fal¬ lenden Flötzcliens hei den südlichen Häusern bestätigt Sanner (Fallen mit 10—15° nach Nordost). Auch die jenseits des Dorfes auftretenden, „scheinbar gegen Süd fallenden“, steil aufgerichteten Schieferthone und Sandsteine nahe dem Eingänge in die erwähnte Schlucht führt Sanner an (mit südwestlichem lallen). Ausserdem aber wird ein mit 45° nach Nordost fallendes, in unmittelbarer Nähe der krystallinischen Gesteine auftretendes, unreines Flötz mit Brandschiefer angeführt, das auf eine im allgemeinen muldenförmige Lage¬ rung schlossen liesse. (Man vergl. S. 505.) Auffallend sind die Bemerkungen (auf S. 506) Uber die Auflage¬ rung des dolomitischen Kalkes auf den Sandstein- und Schieferschichten. Es dürfte hier entweder eine Über¬ schiebung anzunehmen sein, nach Art derjenigen an der hohen Wand „in der neuen Welt“, wo die kohlefüh¬ renden Gosauformation gleichfalls unter die Kalke der obersten Trias einfällt, oder eine Verwechselung der t, hatsächlichen Liegendschiefer mit dem kohleführenden Gestein. Das so viel besuchte Selci mit seinen gestör¬ ten geologischen Verhältnissen lässt noch immer die eine und andere Irage offen. Meine Vorstellung der Verhältnisse wird im beigegebenen Profil, wie ich glaube, klar ersichtlich. Ich habe eine Überlagerung durch diese Dolomite nirgends zu beobachten Gelegenheit gefunden. Nach Sanner (S. 507), und damit stimme ich mit ihm vollkommen überein, sind die Kalke des V asser- scheidegebietes von jenen hinter Selci nicht verschieden, und sind auch die kohleführenden Schichten an bei¬ den Localitäten in Übereinstimmung. Nur in der stratigraphiscli-tektonisclien Auffassung besteht, in diesei Beziehung aber ein tiefgehender Gegensatz, der wenigstens in Bezug auf die Deutung des kohleführenden 33 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Horizontes nicht hätte entstehen können, wenn Herr Sanner den Fund hätte berücksichtigen können, der _ wie er S. 508 erwähnt — von Herrn Leo, seinem Begleiter, gemacht wurde. Herr Leo in Philip¬ popel machte mir — aber erst, nachdem mein vorläufiger Bericht erschienen war — Mittheilung davon, dass auch er Laubblätter gefunden habe, versprach mir auch dieselben zur Ansicht zu senden, ohne dass seither etwas in meine Hände gekommen wäre. Mir glückte es, an drei Localitäten Pflanzenarten zu sammeln, die wenigstens zum Theil eine ziemlich sichere Bestimmung zuliessen. Schon nach dem Allgemeinen musste ich in meinem vorläufigen Berichte (1. c. S. 11 [284]) schliessen, dass den betreffenden Kohlen kein höheres als höchstens mittel- oder jungcretacisches Alter zukommen könne. Herr Director Stur, dem ich die betreffenden zahlreichen, aber freilich recht mangelhaften Pflanzen¬ reste vorlegte, hatte die grosse Freundlichkeit, sie einer genauen Durchsicht und Bestimmung zu unterziehen Von den Formen, die ich 1. am Marko vtok sammelte (man vergl. S. 29), ist nur eine Aralia bestimmbar, welche Director Stur als cf. Aralia anisoloba Vel. bezeichnet (man vergl. Taf. VIII, I ig. 10); 2. vom Belno Vrh (Stancov Han OSO.) (man vergl. S. 26) liegen aus einem Mergel vor: Geinitzia cretacea Endl. (Taf. VIII, Fig. 12), Pecopteris Zippei Cord. (Taf. VIII, Fig. 11) und cf. Aralia coriacea Vel.; 3. von der Kohlenlocalität am Dissak (S. 28) liegen aus sideritreichem Lager im Liegenden der Kohle Blattspitzen von einer nicht näher bestimmbaren Cycadee und cf. Ternstroemia crassipes Vel. vor. „Also durchwegs Kreidepflanzen. Es lässt sich nicht leugnen, dass Geinitzia cretacea grosse Ähnlichkeit mit Araucarites Sternbergii, ebenso die Aralia anisoloba Vel. mit Sterculia tenuinervis hat. Aber ich glaube, dass man die Dinge vorläufig bis besseres Material vorliegen wird, so nehmen soll, wie oben angenommen wurde.“ (Stur.) Herr Assistent Kliemetschek (Laboratorium des Herrn Prof. Dr. Oser an der k. k. techn. Hochschule) hatte die Güte, die Kohle von Makovtok einer genauen Analyse zu unterziehen und mit jüngeren und älteren Kohlen in Vergleich zu bringen, wobei sich eine geradezu überraschende Übereinstimmung der balkanischen Kreidekohle mit echten alten Steinkohlen ergab. Von jüngeren Kohlen wurde eine Probe aus dem Sylthaie einer Vergleichsanalyse unterzogen: Kohle Markovtok Kohle Sylthai v- - - ' - - - - - - ' Kohlenstoff (C) . . . 78-35% 67-49% Wasserstoff (H) disponibel . . 3-93 2-17 „ an 0 gebunden . . 0-64 2-34 Sauerstoff (0) . . . 5-18 18-74 Stickstoff (N) . . . 1-06 1-08 Wasser, hygroskopisch . . . . 0-52 4-83 Asche . . 10-32 3-35 Koksausbeute . . . 76-93 57-03 Absoluter Wärmeeffect . . . 7455 Calorien 5931 Calorien Der absolute Wärmeeffect wurde gerechnet nach der Formel: % C X 8080+% H X 29633 — %W X 637 100" % C = % Kohlenstoff, % H = % disponibler Wasserstoff, % W = % chemisch gebundenes + hygroskopisches Wasser. Zusammensetzung der wasserfreien Kohlen : Denkschriften der raathem. naturw. Gl. LY. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. C 34 Franz Toula, Kohlenstoff (C) Wasserstoff (H) Sauerstoff (0) Stickstoff (N) Asche .... Kohle von Markovtok “78W9 % 4- 59 5- 19 1-06 10-37 Kohle aus dem Sylthai Kliemetschek K. Hofmann i Zusammensetzung der wasser- und aschenfreien Kohlen: 70-91% 4-74 19-69 1-13 3-52 75-0° 5-0 8-8 1-2 9-5 / o Kohle Markovtok Kohlenstoff (C) . . . . 87 ■ 90% Wasserstoff (H) . , . . 5-12 Sauerstoff (0) .... 5-79 Stickstoff (N) . 1-18 Sylthal-Kohle Westfälische Kliemetschek K. Hofmann i Kohlet 73-50% 4-91 20-41 1-18 83-1% 5-0 9-7 1-7 88-12% 5-26 J 6-61 Französische Kohle1 * 3 87-75% 5-19 7-06 7. Ton Kazanlik über Sipka und den Sipka-Pass (Sveti Nikola) nach Gabrovo. (Vierte Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 4.) Von Kazanlik ritten wir nordwestwärts durch die weite und fruchtbare Ebene, aus der sich zahlreiche Tumuli erheben, über Haskiöi (Hassiti) nach Sipka. Unter den Tumulis fielen mir einige auf, die mit deut¬ lichen Terrassen versehen sind. Nördlich von Haskiöi mündet eine Schlucht aus, welche mir als Karnidol bezeichnet wurde und auf den Karten ASkadol genannt wird. (Am rechten Ufer dieses tief eingeschnittenen Grabens sollen Kuinen von drei alten Burgen liegen, am linken Ufer sollen Figuren gefunden worden sein.) Die enge Schlucht des Ausganges ist in grauschwarze, licht grauweiss verwitternde Dolomite ein¬ geschnitten, welche ganz mit jenen von Selci und der Kammhöhe nördlich davon übereinstimmen und stellen¬ weise überaus reich sind an meist runden Crinoidenstielgliedern. Zum Theil sind die Dolomite auch grau¬ schwarz und breccienartig, und stimmen auch diese Varietäten mit den Brecciendolomiten von der Kammhöhe überein. Im Bachgerölle finden sich zahlreiche bl utroth gefärbte Ar kosen, die aus Glimmer-, Feldspath- und Quarzkörnern bestehen und rothes, eisenschüssiges Bindemittel besitzen. Sie haben thatsächlich grösste Ähn¬ lichkeit mit gewissen ßothliegendarkosen. Ausserdem werden Grünschiefer herausgebracht (cbloritische l’hyllite), die Würfel von Pyrit und Brauneisen umschliessen und ganz an die typischen alpinen Grünschiefer erinnern. Auch Amphibolit, typische Phyllite, Gneiss, sowie lichte Kalkschiefer und Kalkglimmerschiefer kom¬ men vor. Hinter den kahlen Steilwänden im Dolomit erweitert sich das Thal und zeigt beckenförmige Umrisse mit sanften Hängen. Auch die weiteren Thalausmündungen zeigen vorgelagerte Schotterkegel, unter deren Mate¬ rial phyllitartige Schiefer und graue Schiefer eine wichtige Rolle spielen. Die Strasse von Sipka Uber den gleichnamigen Pass nach Gabrova ist unter allen Balkanübergängen von den meisten Geologen begangen worden. Schon Boue beschreibt dieses Profil (1840). Ausserdem haben aber auch Schröckenstein (1871), v. Fritsch (1879), Pelz (1883) und Sanner (1885) Angaben über den geologischen Bau dieses merkwürdigen Passüberganges gebracht. Wenn ich nun meine Beobachtungen 1 K. Hof mann, Das Kohlenbecken des Zsily-Thales in Siebenbürgen. Jahrb. d. geol. Reichsanst., Bd. XX, S. 529. Muck, h. Di-., Steinkohlenchemie; obige Analyse, das Mittel aus 11 Flötzen der Zeche „Präsident“. 3 Muck, F. Dr., Steinkohlenchemie ; obige Analyse, das Mittel aus 9 Flötzen des Beckens bei Valenciennes. 35 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. gleichfalls angebe und zum Theil in meinem vorläufigen Berichte (1884) schon gegeben habe, so geschieht es aus dem Grunde, weil es mir geglückt ist, zum mindesten die Gesteine der Passhöhe selbst mit Sicherheit, auf Grund gemachter Versteinerungsfunde ihrem Alter nach zu bestimmen. Zu unterst, noch im Orte Öipka, stehen steil aufgerichtet blauschwarze Schiefer an (25), dann folgen in Falten gelegte Quarzphyllite (24) und Phyllite mit Quarzlinsen (23). Die letzteren fallen Nord 10° gegen Ost. Gleich darauf kommt man auf grauweisse Leucophyllite ndt Einlagerungen von lichten festen Bänken. Diese Gesteine sind es offenbar, welche Pelz in seinem Profil des Sipka als „Granulite“ bezeichnet. Diese Schichten fallen gegen Südost. Auch weisse glimmerarme Gneisse ganz vom Aussehen gewisser Granulite finden sich, die fast nur aus Quarz und Feldspath bestehen; beide sind weiss, der Feldspath zumeist kaoli- nisirt (22 u. 22 a). Diese Gesteine bilden eine Art Falte, indem der obere Schenkel steil gegen Nord gerichtet ist. Auch sehr feinkörnige Gneisse finden sich, ganz vom Aussehen der Sericitschiefer, die als Sericitgneiss bezeichnet werden können und auch die Reaction mit Kobaltsolution auf das allerschönste zeigen. Dunkle und mürbe Quarzphyllite in sehr verworrener Lagerung folgen nun (21); Uber diesen liegt eine Kalkscholle in discordanter Lage. Von dieser, eine Art Vorstufe bildenden Stelle bis nahe zur Passhöhe folgen nun recht ver¬ schiedenartige Phyllitgesteine: Grünschiefer mit Kieselschiefereinlagerungen und Quarzgängen (20); grau¬ grüne Quarzphyllite mit mächtigen Kieselschieferbänken (19). Hier wurde auch ein Stück Epidotgneiss gesammelt. Die Kieselschiefer zeigen graphitische Überzüge auf den Schichtflächen. Die Grünschiefer wiederholen sich weiterhin (18) in der Form von grauen und grünen Schiefern, die recht lebhaft an die Semmeringgesteine aus der Gegend von Payerbach erinnern. Bis kurz vor die Sattelhöhe halten dann wieder lichtgraue Quarzphyllite mit ockerigen Partien an. Auf der Höhe selbst stehen unter dem grossen griechischen Holzkreuze dunkelgraue weissaderige Kalke an, welche steil aufgerichtet mit circa 65° gegen Südost einfallen (17). (Man vergl. das betreffende Profil der Tafel.) Fig. 28. Das letzte Stück des Steilanstieges führt Uber diese dolomitischen Kalke (1 in Fig. 28) und Dolomite hinan. Aus diesem Gestein bestehen auch die Schutzmauern gegen den Steilhang hin. In der grossen Masse von Steinen, welche dazu verwendet wurden, fand sich kaum ein besser erhaltenes Fossil; nur eine kleine Schnecke, die mit der Natica gregaria, wie sie im unteren Muschelkalke auftritt, in recht guter Übereinstim¬ mung steht, wurde aufgefunden. Eines der Stücke von diesem Vorkommen ist als ein typischer grauer, fein körniger bis dichter etwas fleckiger Dolomit zu bezeichnen. Das Gestein braust im gewöhnlichen Zustande mit Säure gar nicht. Von dieser Höhe bis zum grossen Steinmonumente, das der Kaiser Alexander II. errich¬ tete, tritt ein gliederreicher Gesteinscomplex auf, der, flachliegend, unter die dolomitischen Kalke einzufallen scheint (2—11). Es treten hier unter einander auf: (2) zuerst eine Bank aus Breccien ; (3) dann dolomitischer grauer Kalk in drei Lagen, etwa 2l/t m mächtig; eines der Stücke braust mit Säure im gewöhnlichen Zustande gar nicht, ist lichtgrau gefärbt, mit weisslichgrauer Aussenschichte und mit Spuren undeutlicher Fossilien, das Gestein ist halbkrystallinisch bis dicht. Nun folgt 36 Ft ‘anz Toula, (4) eine sandig mergelige Schichte von ganz lichter Färbung mit kalkigem Bindemittel. Die Schicht¬ flächen weisen viele, aber recht schlecht erhaltene Bivalvenabdriicke und Steinkerne auf, die an Myacites und Myalina erinnern ; (5) eine mächtige Bank eines grauen, weissaderigen Kalkes mit ziemlich häufigen Fossilien. Unter diesen ist vor Allem ein recht gut erhaltenes Exemplar von Peden (Monotis, Avicula ) Alberti Gldf. zu erwälinen. Ein nur 5 mm langes und eben so breites Schälchen, welches die Merkmale des in der ausser- alpinen Trias vorkommenden Fossils recht gut erkennen lässt. ( Peden Alberti Gldf. wird z. B. von Gürnbel sowold aus der Tiefstufe des oberen Muschelkalkes, als auch aus dem Buntsandstein aufgeführt.) Die Schale ist stark gewölbt und mit Radialstreifen bedeckt, die von concentrischen Anwachsfurchen durchquert wer¬ den. Die Schalenoberfläche verläuft in die Ohren, von welchen das vordere (wie bei Avicula) das kleinere ist. Daneben fanden sich mehrere Exemplare von gestreiften Pectines. Eines der Exemplare zeigt eine gewölbte Schale, die mit ziemlich gleich starken gebündelten Rippen bedeckt ist. Auch Farbenstreifen (radial verlau¬ fend) lassen sich beobachten. Eine dritte Form zeigt abwechselnd stärkere und schwächere Rippen und erinnert an Peden Margheritae Hauer. Auch glatte Peden- Schalen liegen vor, bei denen man an Peden discites und Peden Schmideri denken könnte. Aus dieser Schichte dürfte auch das Stück mit Natica gregaria stammen, das vorhin erwähnt wurde. (6) Sandig schieferige Kalkmergel mit Myacites- artigen Dingen liegen darunter; ein Stück zeigt viele Abdrücke, darunter auch solche mit Radialrippen, die wohl als von Myophoria costata stammend angenommen werden dürfen. (7) Plattige, graue Kalkmergel mit Wülsten, wie sie etwa in den Campiler Schichten häufig angetroffen werden. (8) Nun folgt eine Sandsteinbank, sodann (9) dünnplattige mergelige Sandsteine, (10) rothe Sandsteine und (11) eisenschüssige, grüne, sandig glimmerige Schiefer mit Brauneisen. Diese erinnern zum Theil etwas an gewisse Eruptivtuffe. Darauf folgt dann eine zweite Kalkkuppe, bestehend aus grauen, weissaderigen, gepressten und dadurch zerklüfteten Dolomiten mit Crinoiden- Stielgliedern, ganz ähnlich den an verschiedenen Stellen angetroffenen Dolomiten mit Crinoiden. Diese Gesteine streichen sicher weiter gegen Nordwesten hin. In der Mulde zwischen den beiden Kappen wurde zur Zeit meiner Durchreise ein Schutzhaus gebaut. Gegen Norden blickend kann man die Kalkwände nördlich von Gabrovo in zwei Schollenzügen hinter ein¬ ander ganz schön verfolgen. Von hier nach abwärts herrscht ein reger Wechsel in petrographischer Beziehung. Derselbe tritt schon auf dem von Pelz gegebenen Profile (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1883. S. 120 ff.) hervor; dasselbe ist jedoch nur eine Übereinanderstellung der petrographisch zu unterscheidenden Schichten, ohne dass auf ihr gegenseitiges Verhalten, wie es sich bis zu einem gewissen Grade wenigstens aus den tektonischen Verhält¬ nissen ergibt, eingegangen worden wäre. Unter den Angaben des Pelz’schen Profiles spielen auch „Aplianite“ (16) „Schiefer mit Aphanit und grobem Grünstem“ (6) eine Rolle; diesbezüglich muss ich anführen, dass, wie aus meinem Detailprofil über die Verhältnisse auf der Sattelhöhe hervorgeht, nur dort in der Nähe des grossen Monumentes Gesteine auftreten, bei welchen man an gewisse Eruptivtuffe erinnert wird. Am Nordabhange fand ich nichts, was sich als Eruptivgestein hätte deuten lassen. Zunächst, orographisch unter dem Crinoidenkalk der Höhe, folgen graue Kalke mit schieferig-mergeligen Zwischenmitteln, die bis zu dem nächsten Steinmonument reichen (14 und 13 des General-Profils) und ver¬ schiedenartiges, bald nach Süd, bald nach Nord gerichtetes Einfallen zeigen. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 37 Nach diesem Monument folgen (12): rothe und grünliche Schiefer, weisse quarzitartige Sandsteine, röthliche Mergel und graugrüne Mergel; es ist dies offenbar der Complex bunter „Schiefer mit Pyrit“, welche Pelz unter Nr. 17 angibt. Der ganze Complex fällt gegen Süd und überlagert wie es scheint discordant die sanft nach Nord geneigten lichtgrauen Kalke (11). Die letzteren bilden thalwärts steile Abstürze, welche durch eine Verwerfung verursacht sein dürften. Ob nicht zwischen den bei (12) und (11) angenommenen Brüchen noch ein dritter einzuzeichnen kommt, bleibt dahin gestellt. Unterhalb des Kalksteines treten weisse Sandsteine (10) auf. Nun folgen grün liehe Mergel schiefer, dunkle Fucoiden führende Schiefer und Sandsteine mit kohligen Spuren (9). Gesteine, die ganz cretacisches Aussehen besitzen. Sandsteine, mit Mergelschiefern wechsel¬ lagernd (8) und Mergelschiefer (7) von dunkel blaugrauer Färbung und mehrfach wechselndem Verflachen der Schichten, halten nun eine Strecke weit an. In dem Complexe der Mergelschiefer kommen untergeordnete Einlagerungen von Sandsteinen vor, die ein tuffartiges Aussehen besitzen. Hier glückte es Herrn Zlatarski einen Ammoniten zu finden, der mir jedoch nicht vorliegt. Wenige hundert Schritte davon sammelte ich in einem grauen, sandig glimmerigen Schiefereinen Ammoniten-Abdruck, der die Abformung erlaubte. Es ist eine evolute Form mit einfachen, scharfen und fast gradlinig verlaufenden Rippen, und stimmt recht wohl mit Coscidiscus redicostatum d'Orb. (man vergl. Uhlig, Wernsdorfer Schichten, Taf. VII). Dadurch wäre meine im vorläufigen Berichte (S. 281 [18]) ausgesprochene Vermuthung, eine mit den nach Uhlig jurassische Ammoniten führenden Sandsteinen von Trn übereinstimmende Bildung annehmen zu dürfen, beseitigt. Vor Cervenibreg stellen sich über rothen, sehr feinkörnig schiefrigen, sandigen Thonmergeln Kalke ein, die petrographisch vollkommen mit den zuletzt besprochenen Kalken (bei 1 1) iibereinstimmen, und welche noch an zwei Stellen auftreten. Sie sind grauschwarz, dicht und weissaderig. Bei Cervenibreg, („die rothe Lehne“), nach den rothen Gesteinen so genannt, treten auf: blutrothe feinsandige Mergel, blutrothe, etwas glimmerige, kalkarme, sandige Schiefer mit weissen Spathadern, graue glimmerige Sandsteine mit Wülsten (zum Theil schiefrig) mit Säure etwas brausend, röthliche Breccien aus grauen Kalken, rothen Schiefern und eckigen Quarzkörnern. Auch eine Einlagerung von lichten Sandsteinen ist im Profil angegeben (5 a), sowie eine steil nach Nordost einfallende Bank von grauem dolomitischem Kalk (20 a). Es ist bedauerlich, dass in diesem Kalke keinerlei Fossilreste angetroffen wurden. Nun folgen wieder Mergelschiefer und Sandsteine (4) und drei Vorkommnisse von lichtgrauen Kalken (3), deren zwei letztere ( — die unteren — ) durch eine Sandstein-Mergel-Etage (2) getrennt erscheinen, so zwar, dass diese letztere unter die Kalke zu liegen kommt. Diese Kalke treten staffelförmig Uber einander auf und dürften als durch Verwerfungen aus dem Zusammenhang gebrachte Schollen aufzufassen sein. Der Kalk ist wie gesagt licht, dicht (zum Theil feinkörnig) und enthält viele Bruchstücke von fein¬ blättrigen Schalen, die auf Exogyra hinweisen. An einer anderen Stelle wurden zahlreiche Crinoiden und Echinidenbruchstücke gesammelt. Ich möchte dabei an obere Kreide denken, ohne jedoch eine sichere Altersangabe machen zu können. Diese Kalke bilden Thalengen; sie streichen quer Uber den Fluss (Jantra) und stürzen an einer Stelle in förmlichen Wänden gegen denselben und gegen die aus Südwest kommende Panicarka Rjeka ab. Auf dem letzten Wegstücke treten nur blaugraue Sandsteine auf, die fast horizontal liegen oder leicht nach Nord und Süd geneigte Bänke aufweisen. Sie liefern den Hauptbaustein und in ihren dünnplattigen Lagen das Dachdeckmaterial der überaus gewerbfleissigen Stadt. Aus K. v. Fritsch’s Angaben Uber das Sipka- Profil (1. c. S. 6) sei angeführt, dass er das Einfallen der schwarzen Kalke am Sveti Nikola ebenfalls als gegen Süd, gegen den vorliegenden „krystallinischen Schiefer“ geneigt angibt. Die Angabe über das „auf kurze Strecke zu Tage“ tretende Vorkommen von „Glimmerschiefer etc.“ nördlich hinter Sveti Nikola stimmt mit unseren Wahrnehmungen nicht überein. Es wäre aber ganz gut möglich, dass unter den Grünschiefern der Franz Toula, Sattelhöhe beim Schutzhause auch Glimmerschiefer zu Tage treten. Boue (1. c. S. 244) gibt das Vorkommen von Thonschiefern auf der Sattelhöhe an. Das Vorkommen einer mächtigen hellen Kalkbank, wohl übereinstimmend mit den von uns unter Nr. 15 oder (11) im Profil eingezeichneten lichtgrauen Kalken, möchte K. v. Fritsch als dem „oberen Jura“ ent¬ sprechend annehmen. Neocom tritt nach v. Fritsch zuerst in ca. 1045m Seehöhe auf, die ersten Vorkomm¬ nisse sind in unserem Profil mit Nr. 12 bezeichnet. Mit der Zuweisung der Kalke der Felsengen gegen Gabrovo, am Fusse des Nordhanges (Nr. 3 unseres Profils) zu den urgonischen Caprotinenkalken könnte ich, was den petrographischen Charakter anbelangt, recht gut einverstanden sein. Vergleiche mit dem nächsten Profil, wo ganz ähnliche Gesteine offenbar in der west¬ lichen Fortsetzung der uns beschäftigenden auftreten, lassen es aber wahrscheinlicher sein, dass man es dabei mit jüngeren Kreidekalken zu thun habe. Boud (1. c. S. 245) führt Rudisten neben Austern und Echi- nodermen an. Von Rudisten habe ich nichts sicheres gesehen, wohl aber die „Austern“ in der Form von Exogyren, und Echinodermen. Pelz hebt (1. c. S. 122), wie ich meine mit Recht, die petrographische Ähn¬ lichkeit der Balkanschiefer“ mit den roth und gelblich gefärbten Schiefern (Mergelschiefern) der Sredna Gora hervor. Sann er endlich (1. c. S. 501) gibt gleichfalls ein Hervortreten krystallinischer Schiefer auf der Passhöhe zwischen den zwei Kalkmassen an (offenbar unter Nr. 11 unseres Special-Profils der Sattelhöhe). Schröckenstein’s Auffassung (Jahrb. 1872, S. 237) des Baues des gipka-Balkan kann gewiss nicht fest¬ gehalten werden. Weder von Zechstein (die Kalke und Dolomite) noch von Rothliegendem (die Kreidemergel, Sandsteine und Schiefer) ist eine Spur vorhanden. (Man vergl. auch Fig. 3 auf Tafel XI). 8. Von Gahrova über die Gurnovo Mogila nacb Todorci und über die Kurita-Höhe und die Patarestica nach Sofllari. (Fünfte Balkan-Passage.) Taf. I, Fig. 5. Von Gabrovo ging es Uber Velkovci nach West bis Gaikovci immer im Bereiche der dünnplattigen, frisch bläulichgrauen, verwittert bräunlichen Sandsteine mit dünnen Mergelzwischenlagen. Die feiner oder gröber körnigen Sandsteine haben ganz das Aussehen der Ropianka- Schichten oder gewisser Wiener Sandsteine, wie sie bei Kritzendorf oder Greifenstein Vorkommen. Die Schichtflächen sind mit thoniger Substanz bedeckt und eine derselben zeigt Hieroglyphen und Wülste. Auf anderen Schichtflächen treten Unmassen von kohligen Spuren auf. Hier auf diesem Wege finden sich hie und da Kalk- und Granitbrocken, welche sich dann in dem Schotterkegel der aus SSW. kommenden Meökovci Rjeka an der Ausmündung in’s westöstliche Thal, durch das wir von Gabrovo her geritten waren, wiederfinden. Neben den Sandsteinen mit Hieroglyphen finden sich lichtgraue Kalke und weissglimmerige, quarzreiche Granite, die das Aussehen von Museovitgranit an sich tragen. Auch Gneissgranit findet sich vor. — Von Gaikovci ging es nun die Höhe hinan. Zuerst passirt man Sandsteine und Mergel (mit Ropiankaschichten- Charakteren) (1), dann folgen Sand¬ steine und Schiefer mit Conglomeratbänken (lo). Mehrfache Verwerfungen zerstücken die Gesteinsbänke. Das Verflachen erfolgt anfangs nach Süd, dann nach NW., doch liegen die Schichten, so weit die sanftgeböschten Hänge reichen, flach. Durch einen mit gewaltigen Blöcken gepflasterten Hohlweg (Römerstrasse?) geht es über¬ mächtige Schutt- und Blockmassen hinab, wobei Genovci rechts unten bleibt. In diesem Blockwerk spielen riesige Blöcke von Granit eine recht auffallende Rolle, inmitten der mürben, leicht auflöslichen Meigel und leicht verwitter baren Sandsteine, auf welche offenbar die mächtigen Lehmmassen, womit hier die Hänge bedeckt sind, zurttckgeführt werden müssen. Eben so unvermittelt treten eine Strecke weiter, aber sicher anstehend — während es mir nicht gelang hier in der Nähe anstehende Granite zu entdecken — graue Kalksteine auf, und zwar in discordanter Lage¬ rung. Der kleine Ort (Weiler) bei dem Granitblockwerk, Prdjuvci genannt, findet sich nicht auf den Karten angegeben. 39 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Dieses Blockwerk erinnert recht sehr an die Blockanhäufungen, welche ich weiter im Osten oberhalb Cejmene, nördlich vom Belno Vrh, sowie beim Aufstiege von Travna in das Kohle führende Gebirge, im Bach¬ schutt angetroffen habe. (Man vergl. die dritte Baikaupassage.) Die Kalke der vorhin erwähnten, discordant gelagerten Scholle, mit steil aufgerichteten, fast saiger stehenden Schichten, sind von lichtgrauer Farbe und enthalten eine grosse Anzahl von Echinodermen-Bruch- stücken, so dass man manches Stück als Echinodermen-Breccie ansprechen könnte. Eine nähere Bestimmung der hier vorkommenden Bruchstücke ist nicht möglich. Grosse Poren der Ambulacralfelder bezeichnen die betreffenden Bruchstücke, und erinnern an grosse Exemplare von Macropneustes. Ausserdem finden sich ziemlich viele Exemplare von austernartigen, lamellaren Schalen, die leider durchwegs nur in Bruchstücken vorliegen. Man könnte dabei an grosse und aufgeblähte Formen von Gryphaeen oder an Ostrea vesicularis denken. Ein anderes Stück zeigt an der verwitterten Ober¬ fläche eine gefaltete Auster, die etwas an Ostrea diluviana erinnert. In einem Stücke findet man auch einen 6 mm grossen, kreisrunden Kelchdurchschnitt einer Koralle. Das Gestein auf der Sattelhöhe (die Gurnova Mogila) ist ein glimmerreicher sandiger Schiefer, der mit Säure stark braust. Beim Abstieg nach Todorci hält er eine Strecke weit an. Hier fand ich einige wenige Ammonitenbruch¬ stücke, die leider keine nähere sichere Bestimmung zulassen. Eines der Bruchstücke ist glatt und stark involut ( Phijlloceras ?) ein anderes besitzt einfache, dichotomisch getheilte, abwechselnde Rippen (Hoplites?) — Eine gena ic Altersbestimmung ist nicht möglich, doch ist so viel sicher, dass die betreffenden Bildungen vortertiär sind. Ich möchte darin Neocom sehen und zwar Äquivalente der Schichten von Cervenibreg. Die Schichten streichen von Westnordwest nach Ostsüdost und fallen mit 75° nach Südsüdwest. Vollkommen unver¬ mittelt, wie auf dem Nordhange, kommt man auch auf der Südseite über Kalke; es sind lichte, zumTheil halb krystallinisch erscheinende Crinoidenkalke mit vielen stielrunden glatten Entrochiten, welche keine nähere Bestimmung zulassen. Das Vorkommen von faserigen Schalenbruchstücken deutet auf Inoceramen und müsste man, wenn dies richtig, an jungcretacische Schichten denken. Braune, quarzreiche Sandsteine mit graphitischen Kieselschiefereinlagerungen und mit kohligen Spuren auf den Schichtflächen deuten das Vorkommen des Kohle führenden Schichtencomplexes an, und darf man viel¬ leicht in dem bisher geschilderten Profile ähnliche Verhältnisse ersehen, wie jene beim Aufstieg zum Kohlen¬ vorkommen am Belno Vrh (südlich von Raikovce). Blaugraue Mergelschiefer liegen oberhalb Todorci vor. Fig. 29. Gumo vn Magiice 1. Sandsteine mit Mergelschiefer-Zwischenschichten (an die Ropianka-Schichten erinnernd, mit Wülsten auf den Flächen) 1 a mit Conglomeratbänken. 2, 3. Kalkstein schollen, discordant gelagert. (3 Crinoiden führend.) 4. Kieselschiefer, unter Sandsteinen mit kohligen Spuren (kohleführende Schichte). 5. Blaugraue Mergelschiefer. 6. Grosse Schuttanhäufung mit vielen zumTheil sehr grossen Granithlöcken (!!). (Überhöhung 2 : 1.) Von Todorci (Todurceta) aufwärts bis zur Sattelhöhe der Kurita bedeckt Wiese und Wald weithin die ziemlich steil ansteigenden Hänge und lässt nur hie und da wenig ausgedehnte Entblössungen des Bodens erkennen. Wo jedoch unbedeutende Aufschlüsse zur Wahrnehmung kommen, sind es braune, mürbe Sandsteine mit Conglomeratbänken (so auch im Thale der Gorostica lijeka), welche sichtbar werden. Zuerst wurde west¬ liches Einfallen beobachtet, dann stehen die Schichten saiger bei einem Streichen nach hora 4—5 (nach Ost- 40 Franz Touia , nordost), dann zeigt sich ganz nahe der letzten Stelle wieder westliches Einfallen, bei last genau nordsudhchem Streichen. Parkähnliche Waldlandschaft, weithin anhaltend, mit Wienerwald-Charakter. Oberhalb Todorci kommt man zunächst Uber dünngeschichtete, mergelig-sandige Bänke, welche an den Ammoniten führenden Horizont des Sipka Profils erinnern. Am Fasse der Kuritahöhe treten braune, mürbe, glimmerige Sandsteine mit kohligen Spuren auf. Sie sind unverwittert blaugrau und kalkreich (brausen stark mit Säure), während sie verwittert keine Spur von Kalk¬ karbonat enthalten. Dieses Verhalten kann man an Handstücken mit unveränderten Kernpartien wahrnehmen. In einer Mulde am Kuritasattel, die Locaütät wurde mir von unserem Führer (demselben, der im Winter 1877 den General Skobelew in drei Tagen denselben Weg führte) Meseva lokwa genannt, liegt ein kleiner Sumpf. Schiefrige Sandsteine fallen hier nach Nord ein. Vor der Kuritahöhe geniesst man einen Einblick in die Hochregion des centralen Balkan, gegen Südwest. Man erblickt den kahlen Kadimlii (nicht auf der russischen Karte) und weiter hin den Mara gidjuk. Vom Sattel aus erschliesst sich ein Blick weit über das Land gegen Nord. Zwei weithinziehende Kalk¬ mauern (Caprotinenkalke) treten von West nach Ost ziehend hintereinander auf und weit im Hintergründe erblickt man die Steilufer des Osem, vorher aber noch die nebeneinander auftretenden Kegelberge, die meik- wlirdigen Basaltkegel von Suhindol bis zum Cataltepe (N. 7° 0.). Die höchste Partie des Weges bleibt nur wenig unter der Höhe der Kuritaund führt den Namen Patarestica (Patareska). Durch einen hochstämmigen Rothbuchenwald — viele Bäume sind von Blitzen zersplittert und halb verbrannt oder wohl auch bis auf die Stümpfe verkohlt — kommt man auf ausgedehnte, üppige Wiesen, die von zahlreichen Schafherden macedonischer Bulgaren abgeweidet werden. Den Sommer Uber durch etwa fünf Monate schlagen die letzteren hier oben ihre Laub- und Rindenhütten auf. Gegen Süden folgen zunächst noch mürbe Sandsteine mit mergeligen Einschlüssen und mit Mergelschiefer wechselnd, welche Complexe mehrere Male ihr Einfallen wechseln. Zuerst fallen sie steil nach Nord dann nach Süd und wieder nach Nord und Süd. Dies hält etwa ein Stündchen weit an, dann ändert sich mit einem Schlage das Verhältmss. Man trifft sowohl an den Steilwänden am Wege als auch in den Wasserrissen dunkle Kalke, welche aut mergeligen Gesteinen auflagern, deren Unterlage aus festen Quarzitbänken (lichte, beinahe weisse, feste Quarzsandsteine mit kieseligem Bindemittel) gebildet wird Unter diesen treten phyllitartige Gesteine auf. Weiterhin am Wege kommt man Uber röthliche lichtfleckige Kalkmergel mit Kalkemschlüssen, unter welchen ein grünliches tuffähnliches Gestein lagert, das zum Theile ein altes (etwa paläozoisches) Aussehen trägt, aber wohl mit den im Verlaufe des weiteren Weges noch mehrmals auftretenden lichtfleckigen rothen Kalkmergeln als ein Äquivalent der Inoceramenmergel von Öeperani oder der Kalkmergel von Cervembreg aufzufassen ist. _ _ , Vor allem interessirte uns der erwähnte dunkle sandige Kalk, weil er durch ziemlich reichliche Fossilien¬ führung ausgezeichnet ist und eine nähere Bestimmung des geologischen Alters erlaubt. Es liegen zweierlei Gesteine vor: 1. gelblichbräunliche mürbe und löcherige Sandsteine und 2. dunkle, grauschwarze, sandige Kalke mit späthigen Einschlüssen. An einigen der gesammelten Stücke ist die Zusam¬ mengehörigkeit beider Gesteine auf das beste zu beweisen; doch ist dieselbe schon durch das Auftreten der¬ selben Fossilien in beiden Gesteinsvarietäten darzuthun. Man kann an den betreffenden Gesteinsstücken nämlich beobachten, dass das Gestein im Innern aus dem sandigen dunklen Kalke, aussen aber aus einer Zone des gelbbräunlichen Sandsteines besteht, der als eine Art von Verwitterungskruste das frische Gestein bedeckt. Während in dem Kerngesteine die Fossilien selbst mit ihren Harttheilen eingeschlossen sind, erscheinen dieselben in der Kruste in der Form von Hohlräumen. Aller Kalk ist in den oberflächlich gelegenen Gesteins, theilen ausgelaugt und weggeführt und die lokere Beschaffenheit des Gesteines ist auf diese Abfuhr des Kalkcarbonats zurückzuführen. Die Hohlformen der Fossilien sind auf dieselbe Weise entstanden. Durch Be¬ handlung von Stücken des frischen sandigen Kalkes mit Salzsäure erhält man sehr rasch das vollkommen 41 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. kalkfreie schwammige Gestein, welches sich von dem in der Natur vorkommenden nur durch den Abgang der Eisenoxydfärbung unterscheidet. 1 Aus diesen Gesteinen liegen folgende Fossilien vor: (Man vergl. den paläontologisclien Theil der Ab¬ handlung S. 66.) Belemnites spec. (im Sandstein und Kalk). Pecten aequivalvis Sow. (im Kalk und Sandstein). „ cf. acuticostatus Lam. (im Sandstein). „ cf. priscus Gldf. (häufig im Sandstein und Kalk). n (Hinnites ?) Soßlariensis n. spec. (im Kalk). „ cf. textorius Schlth. (im Sandstein). » disciformis Schübl. (im Kalk und Sandstein). n cf. strionatis Quenst. (im Kalk). Hinnites (?) spec. ind. (im Sandstein). Lima cf. duplicata Sow. (im Kalk). n sp. ind. (glatte Form, im Sandstein). Plicatula spinosa Sow. (im Kalk und Sandstein). Ostrea sp. (grosse Form im Sandstein). Gryphaea sp. (im Kalk). Rhynchonella variabilis Schloth. (im Sandstein). Wir ersehen aus dem gegebenen Verzeichnisse, dass wir es bei diesen Ablagerungen mit dem mittleren Lias zu thun haben, und zwar würde das Vorkommen von Pecten aequivalvis Sow. auf die obere Stufe des mitt¬ leren Lias hin weisen. Nach längerem Aufenthalte verfolgten wir den Weg zuerst gegen Ost gehend weiter; wir kamen dabei zuerst über sandige Gesteine, und quarzitartige Sandsteine. Jenseits einer kleinen Mulde kommt man wieder auf sandige Kalke mit Belemniten, die, wo sie ausgelaugt sind , mit sandigen Verwitterungsrinden umgeben und steil aufgerichtet (12), ja wie es scheint selbst umgekippt sind. Quarzite (11) folgen zunächst. Zwischen beiden Gesteinen scheint hier jedoch eineDiscordanz zu bestehen. Auch röthliche dunkelfleckige dichte Kalke mit weissen Spathadern finden sich hier. Weiterhin folgen nun braune glimmerige Sandsteine und sandige Schiefermergel (13), welche mit Säure behandelt brausen. Sie zeigen verschiedenartig abwechselndes Ver¬ flachen und halten weithin an (14, 15). Frisch sind die Gesteine blaugrau gefärbt. In meinem vorläufigen Berichte habe ich die Vermuthung ausgesprochen, dass man in diesen Bildungen jurassische Ablagerungen vor sich haben könne. Ich muss gestehen, dass für diese Annahme keinerlei irgendwie sichere Anzeichen vor¬ liegen, ausgenommen die Überlagerung über den Lias. Offenbar im Liegenden dieses Complexes treten (bei 16) sandige Kalke mit Belemniten auf, die mit con- glomeratischen Bildungen in Verbindung stehen und dem Lias entsprechen dürften. Sofort darunter lagern wieder mächtige Bänke fester Quarzite (17) und grobkörnige Sandsteine wie beim ersten (obersten) Liasvor¬ kommen (9). Sie bilden eine Art Stufe, unterhalb welcher — wir haben dazwischen eine Verwerfung anzu¬ nehmen — wieder belemnitenfiihrende sandige Kalke folgen, die mit dunklen, ausgelaugten Gesteinen wech¬ seln. In den letzteren wurde hier (bei 18) ein schlechter Ammonitenabdruck gefunden, der an eine später zu besprechende, in petrographisch ganz ähnlichen Gesteinen weiter im Nordwesten vorkommende Form aus dem oberen Lias erinnert. ( Coeloceras commune Sow. spec.) ' In petrographischer Beziehung erinnert diese Ausbildung der Oberflächengesteine recht lebhaft an die Gesteine mit den zahlreichen Abdrücken und Steinkernen, welche Sanner aus dem Sliven-Balkan nordwestlich von Jenikiöi mitgebracht hat (1. c. S. 516), und deren viel jüngeres Alter andeutende Fauna ich selbst in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft (1885, S. 519 ff.) beschrieben habe. Denkschriften der mathem.-naturw. Ci. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 42 Franz Toula, Auch hier bilden Quarzite wieder das Liegende, doch treten unter diesen blauschwarze, glimmerig san¬ dige, mit Säure nicht brausende Schiefer auf, die auf grünlichen und gelblichen feinkörnigen Gesteinen lagern (19). Eine Altersbestimmung wage ich nicht vorzunehmen. Aus dieser Gegend stammt auch ein Fund¬ stück, welches sich nun bei näherer Besichtigung als ein stark zersetzter Granit ergibt, mit fleischrothem Orthoklas, Quarz und einer lichtgrünlichen Zwischenmasse. Nun kommt man auf röthliche und gefleckte Kalkmergel und Mergelschiefer, die zumTheil etwas sandig werden und stellenweise wie geflammt aussehen, Gesteine, die auf das überraschendste jenen von Cerveni- breg am nördlichen Abhange des Sipka-Balkan erinnern, ausser spärlichen abgeriebenen Schalenstücken jedoch keinerlei Fossilreste enthalten. Nichtsdestoweniger möchte ich auch hier an die Inoceramen-Mergel von Ceperani denken. Ihr Streichen verläuft von NO. nach SW. bei südöstlichem Verflachen. Unter ihnen tauchen graue, feinkörnige und weissaderige Kalke auf, die stellenweise von mürben blutrothen, wie gebän¬ dert aussehenden dünnplattigen Mergeln überlagert werden. Die Kalke erinnern an jene auf der Sipka-Pass- höhe auftretenden. Nun, kurz vor Beginn eines gräulichen, thurmhohen Steilhanges, über den man nach Sofilari hinabklet¬ tert, beginnen graue weissaderige, mit Säure nur ganz schwach brausende dolomitische Kalke, die anfangs nach Nordwesf, dann am Steilhange selbst aber nach Südost einfallen und wohl mit den Triaskalken des Bal¬ kan in Verbindung gebracht werden müssen. Sie sind dünnbankig und zerfallen in dolomitischen Grus. 9. Von Sofilari nach Kalofer und über den Basal ito (,,Rosalita“)-Pass und den M ara-Gidjuk-Sattel nach Novoselo. (Sechste Balkan-Passage. — Taf. I, Fig. 6.) Von Sofilari wurden wir nach Skobelevo („Eni Mahala“) geführt, über grosse Schuttmassen des Ak Dere und Oba Dere hin, worunter sich auch Blöcke von Granit befinden, die offenbar von Granitmassen des Hoch¬ gebietes des Mazalat stammen, die auch in den tiefen Schluchten der beiden genannten Bäche aufgeschlossen sein dürften. Wenigstens erlaubt das Vorkommen von zersetzten Graniten hoch ober den Thaiböden — in unserem Profile zwischen 19 und 20 — ein Hinüberreichen des Granites bis an jene Stelle anzunehmen. Hohe Terrassen von Gebirgsschutt sind gegen das oberste Tundra-Becken vorgeschoben. Über Jürenli ging es nach der Hauptstrasse und auf dieser westwärts über Gabare (Gabarovo) und Malko Selo nach Kalofer. In dem Lehmboden bei Gabare gedeihen Rosenplantagen auf das beste. Hier wurden im Bachbette eines vom Mazalat herabkommenden Wildwassers gesammelt: Crinoidenkalk, röthlicher Kalk, Quarzite und Sandsteine, Phyllite, Granit und aphanitische Andcsite. Auch im Schotter des aus einem herrlichen wilden Gebirgsthal herauskommenden Monastir Dere, einem wasserreichen Bache, der zwischen Golemo Selo und Malko Selo nacli Südsüdost ab- fliesst, wurden gesammelt: Granite mit grossen Orthoklaskrystallen (Porphyrgranit), Gneissgra- nit und dunkle Schiefer, welche vorwalten. Über¬ haupt herrschen von hier westwärts krystallini- sche Massen- und Schiefergesteine am Südrande des Gebirges vor, man erkennt von weitem die Oberflächenformen granitischer Gesteine: rund¬ liche breite Rücken mit ausgewitterten hochauf- ragenden Blockmassen und Einzelblöcken. Gegen Kalofer hin dringt man in den Gebirgsisthmus ein, der den Südrand des Balkan mit der Sredna Gora verbindet, und man folgt der engen, tief eingeschnittenen Schlucht der Tundza, welche diese Massen im Fig. 30. An der Strasse (linke Thalseite) vor Kalofer. 43 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Osten durchbricht, während im Westen Zuflüsse des Giopsu Dere, vor Allem der Ak Dere, gegen Süd und Südsüdwest fliessen. Die Strasse nach Lidzakiöi und Karlowo überschreitet den granitischen Wasserscheide¬ rücken dieses Gebietes. In der Enge vor Kalofer trifft man schöne Aufschlüsse im Gneissgranit und Biotitgranit mit Quarzadern. Diese ragen häufig hoch über die abgewitterten Granitflächen empor und bilden im Thalgrunde Cascaden. Die Gesteine wechseln stellenweise überaus rasch. An einer Stelle (Fig. 26) werden die lichten grobkörnigen Granite (1) förmlich durchschwärmt von schmalen Quarzgängen (2), während sie selbst zwischen Schalen von dunklen, überaus feinkörnigen Glimmergneissen eingelagert erscheinen und (1 a) Apophysen in dieselben senden. Zungenförmig greifen die Quarzgänge in den Granit und die dunklen Gneissmassen lassen stellen¬ weise Contacthöfe an den Grenzen gegen den Granit verfolgen. Das durch die letzten Kriegsereignisse arg mitgenommene industriereiche Kalofer liegt an beiden Ufern der Tundäa und präsentirte sich bei unserem Besuche im Jahre 1884 förmlich verjüngt, wenngleich noch immer viele Häuser in Ruinen liegen. Die Häuser sind zum grossen Theile aus Granitblöcken auf den Thalterrassen beider Ufer erbaut. Von Kalofer führte unser Weg fast genau nach Nord über den höchsten Balkanübergang, über den Rosalita (Razalito pole der russischen Karte). Man passirt zuerst eine südliche Vorhöhe des Balkan, die unmittelbar hinter Kalofer beginnt und von dem tief eingeschnittenen Thalwege der obersten Tundza durchbrochen wird. Sie könnte mit der Debelec Planina bei Hainkiöi im Osten verglichen werden, nur dass die letztere von der Sredna Gora durch das Tundza Thal geschieden ist, während die Vorberge bei Kalofer nur durch eine Einsattelung direct im Westen des Städtchens von der Srdna Gora abgetrennt werden. Diese Vorberge bestehen durchaus aus krystallinischen Gesteinen, ganz ähnlich wie wir sie schon beim Eingänge nach Kalofer angetroffen hatten. Es sind wieder gneissartige Schiefer mit Durchbrüchen von Granit. Die Gneisse fallen steil gegen Süden ein und sind, wie an mehreren Stellen deutlich wird, vielfach gefaltet. Es sind zuerst wohl entwickelte Glimmergneisse, dann folgen dunkle, feinkörnige (apbauitische) Schiefer, sowie von Quarzgängen durchschwärmte Kieselschiefer. Dazwischen liegen oft recht ansehnliche Gangmassen von Granit ; die erste derselben liegt im Bereiche des Städtchens, eine der nächsten bildet eine Thalenge, eine Art Klamm, an deren schuttreichen Abhängen schöne, erdpyramidenförmige Erosionsformen auftreten. Der Granit zerfällt vielfach in Grus, besonders weiter thalaufwärts, wo wohlausgebildete Biotitgranite herrschen, in deren Gebiete auch das amphitheatralisch sich ausdehnende Hochthalbecken liegt, in welches man aus der Enge der Vorstufe hinaustritt. Von hier an beginnt der jähe Steilanstieg, der direct zur Passhöhe hinanführt, über kahle und felsige oder zum Theil wiesbedeckte Hänge, während die Hügel der Vorstufe von freilich arg zugerichtetem Buschwald Fig. 31. bedeckt sind. Man geniesst einen schönen Anblick der Hochregion vom Jumrukeal (2370?») bis zum nur wenig niederen Kadimlir (Kadimlja“), beides rundrückige, auf den Höhen wiesbedeckte Berge, die über die g* 44 Franz Toula, mit Buschwald oder lichtem, hochstämmigen Wald bedeckte Region aufragen (Fig. 31). Zuerst — die Auf¬ schlüsse lassen alles zu wünschen übrig — kommt man beim Aufstieg auf einen Complex von Phyllitgneiss und Quaizphyllit (12). Über diesen, aber steil aufgerichtet, folgen Kalkconglomerate mit wenig abgerollten Bruch¬ stücken, graue weissaderige Kalke mit Mergelschiefer-Zwischenlagerungen und dunkel grauschwarze, etwas sandige Kalke ohne irgendwie deutlichere Fossileinschlüsse , die in mergelige Kalkschiefer übergehen, in welchen Hornsteineinschlüsse nicht selten sind. Eine Altersbestimmung dieser in den höher liegenden Theilen wechselndes Einfallen zeigenden Bildungen kann ich nicht vornehmen. Nach dem Auftreten unmittelbar über krystallinischen Gesteinen wäre man versucht an Trias zu denken. (12—10). Nun folgen den ganzen Abhang hinauf krystallinische Gesteine, so dass also die eben erwähnten Bildungen nur in der Form einer Einklemmung zwischen die krystallinischen Felsmassen auftreten. Leider sind an den kahlen Hängen die Gesteine weithin so tief hinein zersetzt, dass es nicht gelang bessere und frische Probestücke zu erhalten. Zuerst treten grünliche, graue quarzreiche massige Gesteine auf (ob granitisch oder porphyrisch ?) in welchen ein mächtiger Milchquarzgang auftritt. Weiterhin kommt man vorübergehend auf ein stark zersetztes, schieferiges Gestein von grünlicher Färbung, in dem viele Quellen entspringen. (9 a). \ on diesem Punkte gegen Westen blickend hat inan die Steilabstürze des Cufadarica vor sich, die durch ihre eigenartigen tiefen Furchen, mit vorspringenden dunklen Gesteinsplatten, ein förmlich schuppig erschei¬ nendes Aussehen besitzen. Zersetzte grünliche, quarzreiche Gesteine halten weiterhin an, sind aber unter der dicken Rasendecke der W iesen verborgen. Vorübergehend trifft man auf gneissartige Gebirgsarten : Eurit- oder Protogingneiss und Museo vit führenden, grünlich-grauen Gneiss. Auch zersetzte Breccien, zum Tlieil aus Hornblende führenden Gesteinen bestehend, linden sich in Verbindung mit den Gneissen, die zum Theile grössere fleischrothe Feld- spathkrystalle umschliessen. l)ei Weg führt in der Einsattelung zwischen Jumrukeal und Kadimlja über eine wiesige, muldige Hoch¬ fläche hin, die mir als Sagradenica (ein Hirtenstandquartier) bezeichnet wurde und von zahlreichen kleinen, aus nach Osten sich erschliessenden Quellmulden kommenden Wasserläufen durchschnitten ist. Das Gestein bleibt auf weite Erstreckung hin ein grobkörniger, im Allgemeinen glimmerarmer Granitgneiss, mit grossen Feldspathkrystallen und stellenweise faserigen Glimmereinlagerungen. Der Kadimlja präsentirt sich von dieser Höhe aus als ein flachrückiger massiger Berg mit Schroffen an seinen mittleren Hangpartien, ganz ähn¬ lich so, wie sie auch am Jumrukeal auftreten. (Man vergl. Fig. 31). Dieselben Gesteine setzen auch den Nordabhang des Gebirges jenseits der Passhöhe (Rosalita) zusammen bis hinab in die Quellmulde Tjeza Rjeka, dem obersten Quelllaufe des Monastir-Dere, der in einer tiefen unpas- sirbaren Schlucht, einem wahren Miniatur Canon, gegen Süden hindurchbricht. Die höchste Erhebung fällt hier nämlich nicht mit der Wasserscheide zusammen, sondern die erwähnte westöstlich verlaufende Mulde trennt die höchste Höhe von der mehr als 200m niedrigeren Passhöhe Mara Gidjük, der Wasserscheide und politischen Grenze zwischen Bulgarien und Ostrumelien. Nach Übersteigung dieser kommt man erst in das Gebiet der Ostrec Rjeka, einem Hauptzuflusse des Vidimo. Der Abstieg ist steil und führt nahe an den mauer¬ artigen und staffelförmigen Abhängen des Mara Gidjük hinab, durch ein zwischen den gegenüberliegenden dunkelfarbigen Steilabhängen jäh abstürzendes Thal. Auch im Bereiche dieser Bäche herrscht noch der Granit¬ gneiss, doch scheint weiter abwärts Phyllitgneiss und Phyllit den Hang zusammenzusetzen, worauf jedoch fast nur aus den Schuttmassen geschlossen werden kann. Sobald man den tiefen Thalgrund der Ostrec-Rjeka erreicht, ist man auch schon im Gebiete der neocomen Kreide. Das erste zu Tage tretende Gestein, wie es scheint unmittelbar Uber den krystallinischen Schiefern lagernd, sind flach nach Norden einfällende, braune, frisch graublau gefärbte, sandig mergelige Schiefer, welche mit Säure behandelt lebhaft brausen. In diesem Gestein gelang es mir Bruchstücke eines sehr ansehnlichen pla- nulaten Ammoniten zu finden. Herr Dr. V. TThlig hatte die Freundlichkeit das eine der Stücke einer genauen Untersuchung zu unter¬ ziehen und schrieb mir darüber Nachfolgendes: 45 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. „Das Stück macht grössere Schwierigkeiten, doch glaube ich, dass man nicht weit fehl gehen wird, wenn man es in die Verwandtschaft des Hoplites Malbosi Pict. (Bemas) stellt. Diebeiden Knotenreihen, von denen die äussere stärker hervortritt, die Einschaltung von Nebenrippen gegen die Aussenseite zu und die Gesammtform, soweit sich diese nach dem Bruchstücke beurtheilen lässt, sprechen dafür. Einen Schluss auf das nähere geo¬ logische Alter möchte ich aber daraus nicht ziehen.“ Ich bringe das Stück auf Taf. III in Fig. 13 zur Abbildung. Eine nähere Altersangabe als die oben gemachte, kann thatsächlich auf das eine Object hin nicht versucht werden. Es bleibt dies wie so vieles der Zukunft überlassen. Uber diesen Mergeln treten Conglomerate auf, die wieder von Mergelschiefern überlagert werden, worauf abermals Conglomerate folgen. Die blaugrauen Neocommergel halten dann an bis vor Ostrec Koliba, wo sich der wie gebändert erscheinende Berg Ostrec erhebt. Fig. 32. Aus einem von Süden her ausmündenden Thale, kurz vor der kleinen Ortschaft Ostrec — weiter aufwärts finden sich nur einige Waldmühlen und Brettersägen — werden grosse Massen von kry stall mischen Gerollen und Geschieben herausgebracht, woraus auch in diesem Thale auf bis an die Thalsohle herabreichende kry- stallinische Gesteine geschlossen werden darf. Im Ostrec-Thale selbst herrschen die Neocombildungen, schieferige Mergelsandsteine und Conglomerate, bis Novoselo, ohne dass ein sonderlicher Wechsel zu bemerken wäre, da der Verlauf des Thaies das Streichen der Schichten (westöstlich) unter sehr spitzem Winkel schneidet. Novoselo steht unmittelbar auf den sandigen Mergelschiefern. Von hier nach Süden blickend, geniesst man eine verhältnissmässig grossartige Ansicht der Mara Gidjük und der Gebirge bis zum Jumrukcal (Fig. 33). Fig. 33. Pass Mara Gidjük. Von Novoselo flussabwärts trifft man überall dieselben Kreidegesteine. Vor Allem die blaugrauen Mergel (3) und weiterhin bei einerThalenge, unweit der Mühle am rechtenUfer (im NO.), wohlgeschichtete Sandsteine, mit schieferigen Sandsteinzwischenlagen, am linken Ufer aber noch immer die blaugrauen Mergel. An der 46 Franz Toula, erwähnten Stelle (Fig. 34) sind die Schichten antiklinal aufgerichtet, bald darauf liegen die Sandsteine am Flusse fast horizontal, um sodann wieder gegen Siidwest einzufallen. Der Vidima, der von Süden kommend mit dem Ostrec-Bache sich vereinigt, bringt fast nur Blöcke von granitischen Gesteinen und von Gneissgranit heraus. In der Enge vor Skandalo sind die Sandsteine an beiden Thalseiten gleichmässig gegen Westsüdwest geneigt (Fig. 35). Beim Han, wo sich der Weg etwas weiter vom Flusse ab liegend, wie dieser gegen West¬ nordwest umbiegt, stehen am rechten Ufer westöstlich streichende, mit kaum 10° gegen Süd einfallende dickbankige Sandsteine an. Fig. 34. Fig. 35. Bis hierher hat man sonach in grosser Einförmigkeit nur Sandsteine und etwas zurücktretende schieferige Mergel zu verzeichnen. (Man vergl. das Profil.) 10. Tom Trojanski Monastir über den Balkan Berga, lov-Vok und den Trojan-Pass nach Teke (Tekija) und Rahmanli. (Siebente Balkan-Passage. — Taf. I, Fig. 7). Aut dem Übergange vom Vidima zur Cernaja Osma (Ürni Osem), dem Flusse von Trojanski Monastir, verläuft der Weg parallel dem Rubanska-Thale einem Zuflusse des Vidima. Man kommt über steil aufge¬ richtete, förmlich saiger gestellte Sandsteine und Mergel (Streichen westöstlich), die ganz und gar Flysch- charakter zeigen, auf den Schichtflächen stellenweise reichlich mit Wülsten bedeckt sind und einen tiefgrün¬ digen, fruchtbaren Lehmboden bilden. Die frisch blaugrauen Sandsteine zeigen auch über und über mit keh¬ ligen ganz undeutlichen Theilchen bedeckte Schichtflächen, ganz so wie sie im Wienersandstein so häufig auftreten. Nach Passirung der Wasserscheide geht es steil zum Crni Osem hinab auf einem auf grosse Strecken gepflasterten Wege. Auch hier sind es theils flach, theils steil nordöstlich einfallende Mergelschiefer, die mit dünnplattigen Sandsteinen abwechseln. Die Mergelschiefer zerfallen lagenweise in griffelförmige Bruch¬ stücke, während andere Lagen auffallend fest erscheinen. Sie halten in einer tief eingerissenen Schlucht bis an den Crni Osem an, wo sie am rechten Ufer flach nach Südwest geneigt sind und die Ufer förmlich gebändert erscheinen lassen. Die Schichten streichen quer Uber den Fluss und wiederholen sich am linken Ufer dieselben Verhältnisse. Das Verflachen zeigt beim Anstieg im Thale des Flusses gegen Süd sehr häufigen Wechsel. Auch hier herrscht eigentlich grosse Monotonie, trotz scheinbar häufigem petrographischen Wechsel. Nach den gebänderten Mergeln, ([1] im Profil) folgen mürbe Sandsteine (2), dann Kalkbänke mit Mergel¬ schicfern (3). Kalkmergelbänke zeigen pflasterartige Zerklüftungen und Täfelungen und fallen nach Nordwest ein. In den Kalken sah ich nur einen grossen, nicht näher deutbaren Cephalopoden (ob Hamites1?). Sand¬ steine verschiedener Ausbildung, nur mit verschiedenem Verflachen, auch sehr grobkörnige Varietäten, und Conglomerate setzen, neben Mergelschiefern und Kalkmergeln, die ganze Vorstufe zusammen (2 — 8). Nur an einer Stelle noch fanden sich in dem Kalkmergel (8) kleine, undeutliche Ammoniten und an Fucoiden erin¬ nernde unbestimmbare Einschlüsse. Auf den Sandsteinen sind mehrfach Wülste und Hieroglyphen zu finden, ganz ähnlich wie in gewissen Karpathen- und Wienersandsteinen. Die Lagerungsverhältnisse deuten nicht nur 47 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. auf Knickungen in der Richtung des allgemeinen Verflächens, sondern lassen auch Streichungswechsel viel¬ fach wahrnehmen. Die beobachteten Verflächungsrichtungen sind auf verhältnissmässig kurzer Strecke: dach nach Nord, steil nach Nord, steil nach Südwest, nach Nordwest, nacli Südsüdwest. Nach der Einsenkung auf unserem Profile, genau südlich von Trojan, geht der Reitsteig zur Grenze an dem Zollwachhause vorbei stetig hinan. Auch hier herrschen fort und fort im Grossen und Ganzen dieselben Gesteine. Zuerst kommt man Uber flach nordwestlich fallende Sandsteine mit dünngeseliichteten Kalkmergel- zwisehenlagern, ganz ähnlich jenen, wie wir sie heim Trojanski Monastir gesehen haben (9). Dann folgen plattige Mergelschiefer, die zur Gewinnung von Dachdeckplatten aufgeschlossen liegen (10). Sie enthalten auch eisenschüssige Lagen, welche Brocken von Quarz und Phylüt umscldiessen. Oberhalb des Wachhauses stehen au dem Höhenrücken zwischen Cernaja- und Bjalaja-Osem, über wel¬ chen der Weg hin führt, dünnplattige, rostfarbige Sandsteine mit dunklen sandigen Mergelschiefern an, die steil nach Siidwest einfallen (11). Dann folgen Sandsteine mit kohligen Spuren (12) und glimmerige Sand¬ steine mit sandigen Schiefern, die mehrfach geknickt sind und an einer Stelle mit 45 — 60° nach Südsüdwest einfallen. Auch an der Waldgrenze, ganz nahe dem wiesigen, von West nach Ost ziehenden Kamme und am Kamme selbst herrschen noch braune mürbe Sandsteine mit blauschwarzen, sandig mergeligen Schiefern, die mit Säure sehr lebhaft brausen. Von der Kammhöhe, die wir vom Monastir aus in sechsstündigem Ritte erreichten (auf der russischen Karte wird die Höhe mit 774 Faden angegeben), ging es genau südwärts in eine Quellmulde hinab, aus der der Weg zu einem zweiten, niedrigeren Sattel ansteigt. (Am ersteren las ich auf meinem Aneroide 620, am letzteren 628 mm) ab. Wie schon in meinem vorläufigen Reiseberichte hervorgehoben wurde (S. 27 [300]), ändern sich erst hier die geologischen Verhältnisse. Nach dem Abhange des ersten Kammes blickend, sieht man an den steilen Gehängen die Schichten der Sandsteine und Mergelschiefer ausgehen, so dass die Bergrippen wie gebändert erscheinen (Fig. 36). Aus der erwähnten Mulde ansteigend, kommt man noch Uber schieferige Mergel und Sandsteine (14). Erst nach diesen wohl durch mehrfache Ver¬ werfungen zerstücktcn Gesteinen und nach Passirung eines in den Fels gehauenen Durchganges kommt man auf Gesteine von abweichenden Charakterzügen (15). Von den Verhältnissen, wie sie auf der kurzen Strecke dieses Rückens, eine Strecke von kaum 1200m Breite sich darstellen, gibt beistehende Skizze (Fig. 37) eine freilich recht unvollkommene Vorstellung. Es bleibt hier noch manche Frage. Das zweifelhafte Wetter, der herannahende Abend und die weite Entfernung einer Ansiedelung nöthigte uns zum früheren Verlassen der interessanten Localität als uns lieb war. Fig. 36. Südseite des Hauptkammes des „Venzeti-Balkan“. Fig. 37. Nach den schiefrigen Mergeln und Sandsteinen 1 und 2 des Detailprofils (Fig. 37) und nach Passirung des thorartigen Einschnittes finden sich graue weissaderige Kalksandsteine (3), die ich schon als ältere, wohl 48 Franz Toula, dem Lias zuzurechnende Bildungen betrachten möchte, wenngleich es mir nicht gelang, irgend einen Fossil¬ rest darin aufzufinden. Etwas oberhalb kommt man auf dunkle schieferige Sandsteine mit glimmerigen Schichtflächen, welche an gewisse schieferige Sandsteine der Grestener Schichten erinnern. Darüber folgt eine Masse von Kalken (5) unbestimmbaren Alters. Ganz nahebei liegen feste Bänke über glimmerigen Quarzsandsteinen mit tiefdunklen Flecken, welche nach Nordost einfallen (6, 7). Sie haben hier eine Mäch¬ tigkeit von etwa 50 m. Hierauf folgen rothe knollige Breccienkalke mit Belemniten und Bruchstücken von Gryphaea-artigen Schalen, welche an gewisse Funde von oberhalb Sofilari erinnern. In Verbindung damit stehen graue weissaderige Kalke von feinem Korne, die durch das Vorkommen von Belemniten charakterisirt sind und auch kleine Quarzbrocken umschliessen (8, 9). Darauf folgt eine dritte Masse der dunklen und fleckigen schieferigen Sandsteine, welche westöstlich streichen und steil aufgerichtet gegen Nord geneigt erscheinen (10). Sie brausen bei Behandlung mit Säure nicht, sind wieder glimmerig, eisenschüssig mit Mangan- (Wad-) Anflügen. Es obwaltet wohl kein Zweifel, dass die Schichten 4, 7 und 10 denselben Horizont vorstellen, und wird dies noch dadurch bestätigt, dass ganz ähnlich wie beim zweiten Vorkommen 7 auch hier rothe Kalke und graue, etwas dolomitische Kalke folgen. Die letzteren (12) enthalten wieder mehrfach undeutliche Fossilreste und darunter auch ein Paar kleine Pentacriniten-Stielglieder. Nun folgen mächtigere dolomitische Kalke (13), die discordant gegen grünliche glimmerige Schiefer abstossen (14), welche einigermassen an Tuffe erinnern und steil nach Norden einfallen. Sie dürften wieder mit den Schichten 4, 7 und 10 in Verband stehen. Das krystallinische Grundgebirge tritt weiterhin zu Tage (17) und wird gegen Nord von Crinoidenkalken (16), von dem feinkörnigen Belemnitengestein (15) und dunklen schieferigen Sandsteinen (14), die mit Säure nicht brausen, bedeckt. Auf dieses räumlich wenig ausgedehnte Vorkommen sind hier die vorcretacischen Bildungen beschränkt. Dass dieselben jedoch im Streichen weiterhin anhalten, das haben die Beobachtungen gezeigt, welche K. v. Fritsch (1. c. S. 3) auf seinem Wege den schwarzen Osem aufwärts und östlich von unserem Übergange, offenbar Uber den viel höheren Amborica -Sattel (Uber 2000w hoch — „pres Armahat“), hinab nach Sopot und Karlowo gemacht hat. Eine ganze Reihe von Übereinstimmungen ergeben sich aus den von Herrn v. Fritsch gemachten Angaben. Auch am Cerni Osem reichen die Sandsteine und Schiefer mit neocomen Charakteren, die den „Ross¬ felderschichten, den Teschener Schiefern und den neocomen Karpathensandsteinen etc.“ entsprechen, bis über die Waldgrenze bis in eine Höhe von etwa 1850 m. Auch hier haben wir zwei Sättel, den höher gelegenen nördlichen und einen südlichen etwas niedrigeren. Ein immerhin auffallender Unterschied liegt wohl darin, dass hier im Osten der nördliche Rücken das alte Grundgebirge zu Tage treten lässt, indem „die Gneisse die hohe, grasbestandene Bergwölbung und den Gebirgskamm bilden, während bei unserem Über¬ gänge die Gneisse erst jenseits des südlichen Sattels auftauchen. Ja dort wurde sogar in „Amphibolit über¬ gehender Diorit“ angetroffen, ein Vorkommen, das wohl mit den auch in meinem vorläufigen Berichte (1. c. S. 29 [302]) angeführten, vorläufig als Amphibol Granit bezeichneten Gesteinen des Teteven-Balkan in einem gewissen Zusammenhänge stehen dürfte. Auch die mesozoischen Bildungen zwischen dem Neocom und dem alten, krystallinischen Grundgebirge liegen in dem östlichen Profile auf dem Hauptkamme. Sie erscheinen gleichfalls in gestörter Lagerung, die als ein „Umbrechen der Schicht köpfe“ bezeichnet wird. Die petrographischen Angaben weichen zwar von unseren Wahrnehmungen etwas ah, die dunklen glimmerigen Sandsteine scheinen durch rothe Sandsteine vertreten. Auch hier wird mehrfache Wechsellagerung als wahrscheinlich angegeben. In einem röthlichen Kalke finden sich mergelig schieferige Partien auf der Höhe und in diesen schlecht erhaltene Belemniten, so dass auch hier nur annähernd auf Jura geschlossen wird. Die Annahme, dass es oberer Jura (Tithon) sei, wird auf Grund des Vorkommens von Ammoniten („Itetcrophyllen, Ligaten und Planulaten“), die v. 1 ritsch Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 49 in lichtröthlichen Blöcken des Flussgerölles der „Zetowiza“ (wohl die Cerenica der österreichischen und russi¬ schen Karten) gefunden bat, gestützt. Ich werde Gelegenheit haben, bei Besprechung des nächsten Profils auf so ziemlich sichere Äquivalente der feinkörnigen und Quarzkörner umschliessenden, Belemniten führenden Kalke hinweisen zu können die ganz gut als oberer Jura gedeutet werden können. Die Annahme v. Fritsch’s, dass die „wahrscheinlich dolo¬ mitischen“ Kalksteine der Trias angehören dürften, stimmt mit meiner eigenen über diese dolomitischen Kalke und Dolomite, an so vielen Stellen im Osten und Westen, gebildeten Auffassung überein, obgleich die tektonischen Verhältnisse auf meinem Wege nicht ganz klar gemacht werden konnten. Das Liegende dieser älteren Sedimentbildungen ist ein grobkörniger, glimmerarmer Granitgneiss (16), der weiterhin in plattigen normalen Gneiss (17) übergeht, dessen Bänke steil gegen Südwest einfallen. Das ostrumelische Wachhaus steht auf Krystallgneiss (mit grossen Feldspathkrystallen), etwa 200 m unter der zweiten Passhöhe. Etwa 240 m tiefer treten vorübergehend Phyllit-Gneisse (18) auf, während weiter unten talkführende Gneisse Uber den Granitgneissen liegen. Wieder 200 m tiefer kommt man ganz unvermittelt auf eine mächtige Masse von grauen und röthlichen Kalkmergeln und auf röthlich graue, etwas körnige Kalke, welche wohlgeschichtet steil nach Süden einfallen und in grosse Tafeln abgesondert sind (20). Bezeichnende Fossi- reste konnten nicht aufgefunden werden, doch wurden in einem Stücke Crinoiden und Spuren einer faserigen Schale angetroffen, welche an Pinna- oder Iwoeeramws-Bruchstticke erinnerten. Ob man es in dieser Scholle mit Äquivalenten der südbalkanischen Neocombildungen zu thun hat, bleibt eine noch zu entscheidende Frage. Die petrograp bischen Verhältnisse schienen mir nicht für die bekannten und besprochenen, älter mesozoischen Bildungen, sondern eher für Kreide zu sprechen. Der Höhenunterschied zwischen dem Beginne dieser Bildun¬ gen und dem Fusse des Gebirges oberhalb von Karnare beträgt wohl über 150m. Der Abhang ist hier so steil, dass die Pferde Uber eine Stunde brauchten, um dieses Wegstück zu bewältigen. Auf dem Wege nach Tekia passirt man kurz vor diesem Dorfe ein Wildbachbett, das nur Gneiss in Blöcken und Rollsteinen führt. Von hier nach Rahmanli geht es am Steilhange des Gebirges durch ein gartenähnliches Land und durch Waldstrecken hin, über ein offenbar granitisches Grundgebirge, wie die mächtigen Massen von Grus annehmen lassen, wenngleich keine Aufschlüsse vorhanden sind. 11. Von Rahmanli über den Rabanica-Pass (Teteven-Balkan) nach Teteven und Jablanica. (Achte Balkan-Passage. — Taf. I, Fig. 8). Unser Weg führte durch die Rosenculturen des Ortes nach Westen. Man kommt nach einem halben Stünd¬ chen an der ganz eigenartigen kurzen Schlucht oder schlundartigen Ausmündung des vom Rabanica herabkom¬ menden Zuflusses der obersten Struma vorbei, dem „Findzkli Dere“ der österreichischen Karte, an dessen rechtem westlichen Ufer wir über Felsabstiirze ansteigen mussten. Die erwähnte Enge der Baches hat bei ansehnlicher Tiefe nur höchstens 5 m Weite und geht nach oben unvermittelt in eine trichterförmige Thalweitung ausein¬ ander. (Man vergl. Fig. 38 und 39.) Man ahnt fünf Schritte vom Rande der Schlucht nicht, dass hier ein wasser¬ reicher Bach hindurchströmt, so enge ist die verticalwaudige Bresche. Sie ist in tafelförmig abgesonderten Granitgneiss eingeschnitten, dessen Tafelmassen gegen Süd steil einfallen. Die Schlucht folgt in der Enge einer solchen Absonderungsfläche und hängt das eine (rechte) Ufer geradezu über. Das Gestein, Uber welches der elende Steig hinaufführt, ist derselbe mit dichtem Buschwerk bewachsene Granitgneiss (15). Er ist von lichter Farbe und enthält sehr wenig Glimmer, so dass er granulitischen Charakter annimmt. Diese Gesteine bilden eine Art Vorhöhe, Uber welche der Weg hinzieht. Sie dürfte etwa 350w über Rahmanli liegen. Das herrschende Gestein ist ein sehr glimmerarmes, grobkörniges Quarz-Feldspath-Gestein, das zum Theile recht sehr an jenes vom Nordhange des Rosalita Passes erinnert (14). In demselben tritt ein rothes, granitähnliches, vorwaltend aus rothem Orthoklas und Quarz mit ganz wenig Glimmer bestehendes Gestein (13) unter Umständen auf, dass man an einen Gang denken könnte. Denkschriften der mathern. naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. h 50 Franz Toula, Fig. 38. Fig. 39. Aus noch grösserer Höhe liegt mir ein Amphibolgranit.it als Findling vor. Die Hänge sind hier schon ganz kahl und mit Wiesenflächen bedeckt, so dass nur wenig Gestein sichtbar wird. In etwa 1000m Höhe über Rahmanli kommt man im Gebiete anstehender, hier weithin anhaltender amphibolreicher Granitite an eine überaus interessante Quellmulde, die mich lebhaft an die grosse Schneegrube im Riesengebirge erinnerte wenngleich sie räumlich grösser und gegen Osten in einer schluchtartigen Enge geöffnet ist. Die Tiefe dieser Mulde liegt wohl bei 120m tiefer als ihr oberer Rand. Diese tiefe Kesselmulde ist auch am oberen nördlichen Rande von Amphibolgranitit begrenzt. Nahebei fanden sich aber auch zersetzte Gneisse, so dass eine gewisse Ähnlichkeit mit den Verhältnissen besteht, wie wir sie nördlich von Kalofer angetroffen haben, nur sind die räumlichen Verhältnisse der Vertheilung hier im Teteven-Balkan etwas andere. Rechts vom Wege erhebt sich die mächtig klotzige, spitz aufragende kristallinische Masse des Jumruk (1937 m.) Bis zur Passhöhe halten die Gneissgranite und Granitite an. Und auch am Nordabhange treffen wir die¬ selben Gesteine. Ein interessanteres Vorkommen bilden Varietäten der Hornblende-Gesteine mit parallel lagernden grünlichen ; uralitischen) Hornblende-Krystallen, wodurch sie ein gneissartiges Aussehen erlangen. Dass dieselben an gewisse von mir im Sveti Nikola-Balkan gesammelte Gesteine erinnern, habe ich schon in meinem vorläufigen Berichte (S. 29 [302]) angeführt. Auffallend ist das an mehieien Stellen constatirte Auftreten von Phyllit und Phyllitgneiss. Das erste Vor¬ kommen derselben, von grünlicher Färbung, liegt ziemlich nahe der Passhöhe. Ein zweites folgt weiter unten (10). Es sind dünnplattige, grünliche und graue Schiefer („Grünschiefer“), welche nesterartige Anreicherungen an Quarz zeigen. Auch Feldspath-Kryställchen lassen sich hie und da erkennen. Schon im Bereiche der transgredirenden Sedimentgesteine werden lichte Phyllitgneisse häufiger, während diese Gesteine im oberen Theile eine untergeordnete Rolle spielen. Glimmer-Granite treten daneben auf. Erwähnenswerth ist ein Findling eines licht röthlichen Quarzporphyrs am Nordabhange. Anstehend konnte Porphyr nicht angetroffen werden. Die giiinschieferartigen Gesteine erinnern an umgewandelte, alte Sedimentgesteine, man wäre versucht, an gewisse Carbongesteine zu denken, wie sie z. B. auch in den Ostalpen auftreten. Dieser Theil des Gebirges ist von herrlichen Wäldern bedeckt. Vorherrschend sind hochstämmige Buchen, zwischen welchen hie und da gruppenweise oder vereinzelt Tannen auftreten, die das Material für die vielen Sägemühlen am Vid liefern. Isach der dritten Sägemühle mündet von Süden her ein Thal ein, aus welchem ganz colossale granitische Blockmassen herausgebracht werden, während an der Einmündungsstelle Gneiss ansteht. (ranz unvermittelt kommt man dann an gewaltige Massen sedimentären Gesteins. Etwa ndtte Wegs zwischen dem Fusse des Steilabhanges und Ribarica kommt man am linken Ufer, unmittelbar am Flusse, an eine wohl mein als 100m hohe, verticale Wand aus wohlgeschichtetem Gestein, das am rechten Ufer hoch oben am 1 haihange auf tritt, so dass kein Zweifel bestehen kann, dass man es am linken Ufer mit einer herab- gebrochenen Masse zu thun hat, oder dass das Thal hier eine Strecke weit einer Verwerfungslinie folgt. Auf Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 51 beiden Seiten des Flusses lässt sich jedoch als das Liegende der Sedimente sicherer Glimm ergneiss und Phyllit erkennen. Die Sedimente bestehen aus dunklen, glimmerigen Sandsteinen, die in ihrem Aussehen an die Sandsteine der Grestener Schichten erinnern. Dieselben sind theils kalkfrei, theils wahre Kalksandsteine, die in jeder Beziehung an die Liasgesteine von Sofilari erinnern. Hier wie dort erscheinen die letzteren stark ausgelaugt und in gelbbräunliche, zum Theil fleckige, mürbe Sandsteine umgewandelt. Die Fossilien sind dann gleichfalls aufgelöst und lassen sich nur aus ihren Hohlformen erkennen. Vor Allem sind auch hier Hohlformen von walzlichen Belemniten häufig. Ein besser erhaltenes Stück lässt ein etwa 3 cm langes und 4 mm starkes, vollkommen faltenloses Eostrum erkennen. Daneben finden sich kleine Ostreen (cf. Ostrea irregularis Quenst.), ein kleiner, scharfrippiger Pecten, der sich an Pecten aequivalvis anschliessen dürfte. Gesammelt wurden: Astarte spec. (ähnlich Astarte elegans Ziel), Pecten aequivalvis, Pecten cf. priscus, Pecten disdformü Sc hü bl, Avicula inaequivcdvis Sow, Ostrea (Gryphaea) Trnensis Toula, Rhynchonella cyno- cephala Rieh., Spirifer verrucosus v. Buch und Glyphaea cf. amalthei Quenst. (Näheres darüber in der Beschreibung der Liasfossilien des centralen Balkan.) Die dunklen, sandig glimmerigen Gesteine streichen weiter abwärts quer Uber den Fluss und fallen mit 40° nach Südwest ein. Sie enthalten hie und da pflanzenstengelartige Wülste auf den Schichtflächen. Gleich nach der grossen Thalbiegung von Südnord gegen Nordwest kommt man auf Sandsteine und sandige Mergel, die man nach ihren petrographisehen Charakteren wohl als Kreide aufzufassen geneigt wäre. Sie zeigen wech¬ selndes Einfallen und verlaufen zum Theile auch in horizontaler Lagerung. Diese Gesteine treten bei der Koliba Ribarica auf und halten auch flussabwärts an. (11, 12, 13.) Die Lagerungsverhältnisse lassen sich durch einen Blick auf das Profil erkennen. Erwäbnenswerth ist, dass auch der Zavodnabach, der in genau südnördlicher Richtung unterhalb Ribarica ausmündet (bei 12), nur kiystallinische Gesteine herausbringt. Dort, wo die Hostina Ejeka aus Südsüdwest herauskommt, stehen in Bänke wohlgeschichtete schieferige Sandsteine an. Die Wasserrisse und Thalwege zerstücken die hier flach liegenden Gesteinsschichten: zu unterst Quarzit- Sandsteine (14) und zu oberst Kalkbänke (15), in plateauartige Theile (Fig. 40). Fig. 40. Fig. 41. Wald Bald darauf (13) kommt man am Flusse auf schön geefaltte Sandsteine und Mergelschiefer und in letz¬ teren sind, zum Theil im Streichen derselben, die Rinnen des Flusslaufes ausgewaschen, besonders bei der Brücke unterhalb der Hostina, wo der Fluss auf eine kurze Strecke zuerst fast genau westöstlicb (hora 7—8) dem Streichen folgt und dann, unter einem rechten Winkel umbiegend, normal auf das Streichen die Mergel durchbricht. Während so unmittelbar am Flusse in der Tiefe des Thaies die gefalteten Sandsteine und Mergelschiefer auftreten, sind die Abhänge der erwähnten plateauartigen Berge von höherem Alter, weshalb wohl das Alter der ersteren anders gedeutet werden muss. Einer der Berge, unmittelbar am Vid, zeigt die folgenden Verhältnisse (Fig. 41): Unten nach dem Flussspiegel stehen dunkelfarbige Quarzite (feste Quarzsandsteine) an (1), und darüber lagern dunkle körnige Kalke (2). 52 Franz Toula, Auch im Schutte des Thaies findet man fast ausschliesslich dunkle Sandsteine und viel spärlicher kristal¬ linisch körnige Kalke. Es treten aber auch Rollstücke und" Blöcke auf, die aus bunten Breccien bestehen, die wir bald auch anstehend beobachten konnten. hn Anschlüsse an das Hauptprofil durch den Teteven-Balkan gestalten sich die Verhältnisse kurz vor der aus Ost kommenden Vasilova („Vasilina Rjeka“) folgendermassen (Fig. 42). Zu oberst zeigt der Hang einen steilen Absturz (a), der wohl jenem in der Nähe der Hostina-Einmündung besprochenen (F ig. 40) analog ist und aus Kalk besteht, während am Fusse dunkle Quarzite (ß), die nach Süden einfallen, anstehen. Hier liegen freilich die Verhältnisse insoweit etwas anders, als man die letzteren als Hangendes der ersteren ansehen könnte. Die nächste Thalwendung bietet jedoch wieder ein anderes Bild. (Fig. 43). Drei coulisgenartig hintereinander stehende Bergrippen zeigen einigermassen verschiedene Vei hältnisse. Der erste südlichste Hang lässt noch den steilen wandartigen Abfall auf der Höhe erkennen, während die folgenden ganz andere (Konfigurationen aufweisen. An der ersten Rippe treten zu unterst (a) (Konglomerate auf, Uber welche theils dünngeschichtete, theils mächtigere Sandsteinbänke folgen ( b ) und zu oberst (c), die Tafelplatte des „Stuhlberges“ bildend, Kalke lagern. Fig. 42. Fig. 43. Von grosser Wichtigkeit ist wohl der Fund, der mir an der Einmündung der Vasilina Rjeka glückte. In einem schwarzen, schieferig sandigen Gesteine das mit Säure lebhaft braust, fanden sich (man vergl. die aus- führlicheren Angaben S. 63): Belemnites spec., Harpoceras bifrons Brug. sp. und Coeloceras commune Sow., so dass man daraus mit grosser Sicherheit auf das Vorkommen der schon von so vielen Fundpunkten erwähnten oberliasischen Schichten schliessen darf. Herr Zlatarski fand hier eine Lyonsia sp. Ganz dieselben Gesteine stehen am Bachufer an, ohne dass es gelungen wäre, auch nur Spuren von I ossilien darin zu finden. In einem dunklen Kalke fanden sich Belemniten-Quer- und Längsbrüche, ohne dass eine bestimmbare Form angetroffen worden wäre. Am Eingänge in ein enges Thalwegstück, in welchem der Weg nur durch Felsensprengungen angelegt werden konnte, treten (am rechten Ufer des Flusses) dunkelfarbige, schwarzfleckige, sandige Schiefer auf, die durch das Auftreten von Hornsteineinlagerungen ausgezeichnet sind, die zumeist in der Form von wenig mäch- tigen, linsenförmig auskeilenden Blatten auftreten. Die Schiefer gleichen ganz jenen von der Vasilova Rjeka. Sie fallen sanft geneigt gegen NNW ein. (Fig. 44). Fig. 45. In der Vid-Enge vor dem dritten Bergvorsprung (3 in Fig. 43) stehen dunkle, feste, von sehr dünnen Spal hkliiiten durchsetzte, sehr feinkörnige und schwere (eisenreiche) Quarzsaud steine an, die über den Fluss hinüberstreichen und leicht gegen Südwest geneigt sind (1 in Fig. 45). Mächtige grobkörnige (Konglomerate von 53 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. rothbrauner Färbung bilden das Liegende. Sie erinnern in ihrem Aussehen an die Rothliegendgesteine. Ein¬ zelne Bänke enthalten bis kopfgrosse Rollsteine von Granit, Gneiss und Phyllit. Sie stehen unmittelbar am Flusse an und streichen, eineBarre bildend, über denselben hinüber. Grellrothe Sandsteine, von arkosenartigem Aussehen, bilden die untersten Lagen. Eine Strecke weiter stellen sich auch Uber den Conglomeratbänken (1) rothe Sandsteine (2) und sandig schieferige Gesteine ein (3), über welche dann graue Kalke folgen (4), welche als sichere Glieder der Trias erkannt werden konnten (Fig. 46). Wir dürfen desshalb die Conglomerate und Arkosen-Sandsteine wohl zu den dyadotriassischen Gesteinen rechnen, ohne aber eine nähere Altersangabe machen zu können. Dieselben Gesteine treten besonders am rechten Ufer des Vid auf, indem sie die Hänge des Öerven (der österreichischen Karte) förmlich gebändert erscheinen lassen. Sie sind ganz leicht nach Süd oder an anderer Stelle nach West geneigt und bilden Stuhlberge, ganz ähn¬ lich jenen im westlichen Balkan bei Belogradcik. Verwerfungen durchsetzen sie und lassen dieselbe Bank in verschiedenen Höhen übereinander auftreten (Fig. 47). Ansicht des öerven. Das Auftreten der Trias-Kalke beginnt kurz vor der Beuge des Flusslaufes, wo der Vid seinen gegen Nord und Nordwest gerichteten Lauf in einen rein westlichen ändert, der dann weit Uber Teteven hinaus anhält. Die Gesteine sind theils halb krystallinisch, körnig und von lichtgrauer Färbung, mit giimmerigen Über¬ zügen auf den Schichtflächen, die oft über und Uber bedeckt sind mit kleinen Exemplaren von Pecten discites. Die Stücke stimmen petrographisch vollkommen überein mit jenen des unteren Muschelkalkes. In einem Findlinge eines krystallinischen , lichten Kalkes fand sich in guter Erhaltung Avicula Alberti Mün. In einem grauen, feinkörnigen Kalke, der beim Verwittern eine Brreccienstructur erkennen lässt, fand sich eine nach rückwärts stark verbreiterte Gervillia sp. ind., mit nicht sehr langem Schlossrande. Kleine Gervillien fanden sich auch in einem glimmerig glänzenden Kalksandstein. Auch graue, sandige Crinoidenkalke fanden sich vor. In einem dunkelgrauen Kalke fand sich eine kleine /.v'wa-ähnliche Schale. Auch rothe, im Kerne graugrünlich gefärbte, sandig glimmerige Kalke liegen von dieser Localität vor, die zahlreiche kleine (Röth-) Myopkorien, Gervillien u. dgl. enthalten und von gehirnnathartig gekräuselten Klüften durchzogen sind. Auch diese Gesteinsform stimmt mit einer von der Sipka-Passhöhe überein. Ausserdem wurden hier gesammelt: Pleurotomoria sp., Euomphalus sp., HolopeUa spec., Natica greqaria Schloth. und Myophoria spec. In Findlingen liegen von hier auch Liasgesteine mit Fossilien vor. In einem der Stücke fanden sich Plicatula spinosa, Pecten disciformis, Lima sp. (die Rippen mit ähnlicher Verzierung wie bei Lima acuticosta Gldf. sp.). Tetev en selbst steht auf den dunklen, schieferigen Liassandsteinen. Ein Fossilienfundpunkt in den Lias¬ schichten liegt in der von der Mitte des überaus lang gestreckten Städtchens (nur eine Strasse den Fluss ent¬ lang) nach Norden abzweigenden Schlucht, in der sich ein Kloster befindet. 54 Franz Toula, Fig. 48. Zu unterst finden sich daselbst (Fig. 48) dichte, blaugraue Kalke (1), darüber feste, grobkörnige Sandsteine (2), Conglomerate (3) mit Quarzknollen und darüber wechsellagernd Sandsteine und die fossi¬ lienführenden mergelig sandigen Gesteine (4). Zu oberst folgen feste Kalkbänke (5). Der Reichthum an Fossilien ist sehr gross. Es fanden sich : Pholadomya ambigua Sow. var. Balccmensis n. var., Ph. bulgarica n. sp,, Pleuromya unioides Röm., Cypricardia Balcanensis n. sp., Car- dium (nov.) sp., Pecten aequivalvis Sow., P. acuticostatus Lam., P. strio- natis Q neust., Gryphueo cymbiuM Lam. sp., Terebratula numismalis Lam. var., Spirifer verrucosus v. Ruch, Rhynchonella variabilis Sch Ith. sp. (Oppel). Die Fossilien lassen es nicht bezweifeln, dass man es mit Ablagerungen, die dem mittleren Lias ent sprechen, zu thun habe. Pecten aequivalvis würde für die obere Abtheilung des mittleren Lias sprechen. Auch unterhalb Teteven halten die dunklen sandigen Schiefer mit Zwischenlagern von Sandsteinen an. Sie fallen nach Nord und nach Nordwest ein, sind aber vielfach gestört und verworfen. Sie streichen weiter abwärts quer über den Fluss. Am linken Ufer liegen hintereinander drei typische Stuhlberge mit festen, flachen Gesteinsplattformen auf den Höhen. Dieselben bestehen aus dick geschichteten, quarzitischen Sandsteinen, die auf den Höhen horizontal lagern, weiter im Nordwesten aber gegen den Fluss herab neigen. Etwa 3 km von Teteven kommt man an einem Aufschlüsse am linken Ufer vorbei, der viel Ähnlichkeit mit jenem im Klostergraben bei Teteven besitzt. An einem stufig abgeböschten Steilhange liegen zu unterst dunkle, sandige Schiefei, darüber eine Bank von Conglomerat, Uber welcher dann zuerst die sandigen Schiefer, dann feste Sandsteine von dunkler, fleckiger Färbung, quarzitische Sandsteine und Schiefer folgen. Der ganze Complex fällt mit 20° gegen West ein. Der ganze Berghang am rechten Ufer besteht aus denselben Schichten. In dem Thale zwischen dem zweiten und dritten der vorhin erwähnten drei Stuhlberge kommt man gleichfalls am linken Ufer des Beli-Vid) an quarzitische Sandsteine, welche hora 4 streichen (NO-SW) und steil aufgerichtet (mit 80°) nach Nordwest einfallen. Die Schichtköpfe treten auch im Bette des Beli-Vid hervor. An der Stelle, wo Cerni und Beli-Vid sich vereinen, treten dichte, graue Kalke und darüber mergelige Breccien-Kalke auf, welche viel jüngeren Alters sind. Auch graue, fleckige, feinsandige Kalkmergel mit knol¬ ligen Concretionen finden sich. In diesem letzteren Gesteine wurden Ammoniten, Belemniten und Aptychen gefunden, die auf obersten Malm (unteres Tithon) schliessen lassen. Herr Dr. V. Uhlig hatte die grosse Freundlichkeit, die hier gesammelten Objecte einer näheren Unter¬ suchung zu unterziehen, Uber deren Ergebnisse er mir die im paläontologischen Theile zu gebende Mitthei¬ lung machte (man vergl. S. 72), woraus hervorgeht, dass die gesammelten Fossilien: Lytoceras, Phylloceras ptychoicum Quenst. , Phylloceras serum Opp., Haploceras cf. verruciferum Mengh., Phylloceras spec., Peri- sphindes cf. Eicht er i Opp., Per. colubrinus Rein., Perisph. sp. ind., Oppelia spec. (aff. Oppel’s psilosoma Zitt.), Aptychus punctatus Vltz., Terebratula . cf. Bilimeki Suess und Terebratula spec. ind. tliatsächlich Charaktere aufweisen, welche die Annahme, man habe es hiebei mit oberstem Malm (unterem Tithon) zu thun, unterstützen. Es ist dies somit eine zweite Localität, wo oberer Malm auftritt. Die erste liegt weit im Westen im Norden des Sveti Nicola-Balkan beiVrbova und es wird Aufgabe der zukünftigen Detailuntersuchung sein, Zwischenglieder zwischen den zwei so weit von einander abstehenden Fundpunkten aufzufinden. Mit grosser Wahrscheinlichkeit kann auf Grund derVerhältnisse im Berkovica Balkan angenommen werden, dass daselbst auch diese Schichten sich finden dürften. Und auch im Vraca-Balkan darf man dies vermuthen. 55 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. In dunkelgrauen, feinkörnigen und weissaderigen Kalken, die sich im Trümmerwerk am Fusse der Kalk¬ mauern finden, wurde auch das Vorkommen von schlanken Belemniten constatirt, sowie jenes von Crinoiden in einem feinkörnigen Breccienlcalke. Diese Kalke stammen von den höheren Partien der Hänge her. Unten, in der Nähe des Flusses, stehen noch immer Quarzsandsteine an, die an einer Stelle, nahe der Brückenruine, Uber welche der Weg nach Isvor Mahale führte, eine deutliche Antiklinale bilden, indem die obere Partie nach SSW, die untere aber nacli NNO. einfällt. Über diesen, wohl noch dem mittleren Lias zuzurechnenden Gesteinen folgen dann: körnige, kiese- lige, dünnplattige Kalke und die grauen Concretionen-Kalke (auch Hornstein führend) mit Belemniten und anderen Fossilien. Diese jüngeren sandigen Kalke sind allenthalben wohlgeschichtet, jedoch durch viele Klüfte in zahlreiche prismatische oder tafelförmige Massen zerstückt. Ein vorspringender Fels zeigt ein schönes, giosses fenster¬ artiges Loch, das einen Durchblick gestattet. Die Kluftflächen sind vielfach grell gefärbt, theils durch Ocker¬ anflüge, theils durch Flechtenvegetation. Vor Glozan und vor dem Kloster St. Georg kommt man unter den Liasbildungen wieder auf Trias, und zwar fallen vor Allem mergelige, plattige Kalke auf, die ganz und gar den Charakter des typischen Wellen¬ kalkes an sich tragen. (Fig. 49.) Fig. 49. Diese bilden das tiefste Glied (1) und bestehen aus mergelig glimmerigen Bänken mit Myophorien ( Myo - plioria costata ). Darüber liegen dichte, mergelige Kalke mit Wülsten auf den Schichtflächen (welche petrogra- pliisch etwas an die Campilerschichten erinnern) und nach Südwest einfallen. Darüber folgen (2) körnige Kalke mit Crinoiden, und zwar mit vielen Entrochiten, die an gewisse Muschelkalkformen erinnern ( Encrinus cf. lilüformis ) und darüber folgen erst sandige Kalke mit Pentacriniten und Belemniten, die dem Lias ent¬ sprechen dürften (3). Auf den Höhen und nach dem Kloster mit nördlichem Einfallen gegen den Fluss hinab geneigt (bei westöstlichem Streichen nach Norden mit 30° einfallend), treten jüngere Bildungen auf (5). Eine grosse Entblössung zeigen, und zwar an beiden Seiten des Flusses vor Glozan, ziemlich mächtige wohlgeschichtete Triaskalke. Sie bilden mächtige, graue, weissaderige Bänke, welche mit sehr dünn geschich¬ teten Lagen mit knolligen Schichtflächen wechseln, und in Glozan allgemein als Bausteine verwendet werden. In Glozan selbst streichen bräunlich gefärbte Quarzite westöstlich durch, welche nach Norden einfallen und übereinstimmen mit den über den Triaskalken lagernden quarzitischen Sandsteinen (5), die zu unterst und oberst dünn geschichtet, mächtige Bänke zwischen sich fassen. Auf dem Wege nach Malki-Isvor kommt man, im Schichtstreichen hinreitend, über plattige graublaue Mergelkalke mit grossen, nicht näher bestimmbaren Ceplialopodenschalen (darunter ein grosses Äncyloceras mit einfachen kräftigen Rippen). Ausser diesen Plattenkalken finden sich auch dunkle Mergel; auf den letzteren steht auch Malki-Isvor. Vorher fallen sie nach Nord, am Bache im Dorfe aber flach nach West. Sie halten weiter bis Jablanica an. Von Jablanica habe ich als neuen Fund nur ein mit Sicherheit als Iiolcoäephanus (ühlig) Astierianus d’Orb. spec. zu bestimmendes Stück anzuführen, das erste Exemplar dieser bezeich¬ nenden Art aus dem Mittel-Neocom des Balkan, das recht wohl zu der schon bekannten Neocomfauna aus der 56 Franz Toula , Gegend von Komastica, Kutlovica nnd Jablanica stimmt. (Toula: „Grundlinien“. Denksebv. 1881. S. 3, 6 und 43 ff.) Aus Zlatarski’s Mittbeilungen (Sitzungsberichte, 1886. XCIII. Bd., S. 317) geht hervor, dass westlich von Sipkovo (Sipka), einem kleinen, westlich von Trojan gelegenen Dorfe im Thale des schwarzen Osarn, unter den mergeligen Sandsteinen am Fusse des Zlidov Rt „zuerst Kalk und sodann grobkrystallinischer Dolomit mit grossem Eisenoxydulgehalt zum Vorschein kommt“, ln den letzteren bunt gefärbten Gesteinen ■ finden sich Belemniten, Terebrateln und Rhynchonellen, worunter eine als Rh. cf. polymorpha S uess bezeichnet wurde. Auch auf dem Wege gegen Vasiljov (Vasilina, Vasiljevo) werden (1. c. S. 319) unter dem Neocom, 1 hm von Sipkovo, grauschwarze, dichte, mit 25° nach Süd fallende Kalke mit weissen Calcitadern angegeben, die in graue Kalke mit undeutlichen Fossilien übergehen, während weiter im Westen halbkrystallinische grau- röthliche Kalke und blaugraue dolomitische Kalke, mit einer Menge von Belemniten auftreten. Auch conglo- meratähnliche Breccien, aus kalkigen, grauen oder blauen und dolomitischen, mit Thoncement verbundenen Bruchstücken bestehend, werden angegeben. Auf Grund dieser Angaben kann wohl als sicher feststehend angenommen werden, dass der Zug von Lias-Jura-Gesteinen von Teteven bis in die Gegend von Trojan anhält und ist derselbe auch dementsprechend in der Karte eingezeichnet worden. 12. Übersicht über die im centralen Balkan und im nördlichen Balkan-Tori ande auftretenden Formationen. (Zugleich als Begleitwort zur Karte.) Zur Herstellung dieser Übersicht wurden selbstverständlich in erster Linie die Untersuchungsergebnisse des Verfassers benützt, für das nördliche ßalkanvorland aber G. N. Zlatarski’s Abhandlung „Beiträge zur Geologie des nördlichen Balkanvorlandes zwischen den Flüssen Isker und Jantra“ (Sitzungsber. XCIII. Bd., 1886, April-Heft S. 249 — 341) zu Grunde gelegt. Ausserdem kamen die in der Einleitung angeführten Abhand¬ lungen in Betracht. Ein Blick auf die beiliegende geologische Karte zeigt, dass im nördlichen Theile die Kreide bis auf ein¬ zelne grössere und kleinere Gebiete unter jüngeren Bildungen, vor Allem unter der Lössdecke verhüllt liegt, dass sie aber weiter im Süden, in im Allgemeinen westöstlicher Erstreckung weithin und zum Tlieil bis in die Ifochregion des Gebirges reicht. Nur in dieser treten dann ältere mesozoische Bildungen (oberer Malm, Lias und Trias) hervor, während der Südhang vielfach krystallinische Bildungen zu Tage treten lässt, die dann auch im Süden des Hauptzuges in vielfacher und weiter Verbreitung vorherrschen. 1. Die jüngeren (quarternären und tertiären) Ablagerungen. Alluviale Ablagerungen finden sich in allen Thalwegen. Die Lössdecke hat eine Ausdehnung ähnlich jener im westlichen Balkan, doch ist das Hervortreten älterer Bildungen, wie schon erwähnt, auf dem bulgarischen Flachlande in viel ausgedehnterem Masse zu verzeichnen, als im Westen, wo übrigens nur jüngere tertiäre Ablagerungen vorgefunden werden konnten, während im mittleren Donau-Bulgarien, also zwischen Isker und Jantra, auch Kreidebildungen vielfach auf¬ treten. Zu den diluvialen Bildungen möchte ich Block- und Schottermassen rechnen, wie jene, welche ich süd¬ lich von Gaikovci Taf. I, Fig.5) oder am Wege zur Kohle amBelnoVrh oberhalb Cejmeni (man vergl. Fig. 20) beobachtete, wo an ersterer Stelle viele grosse Granitblöcke, an der letzteren aber auch andere von weiter her stammende Blöcke und Schuttmassen angetroffen wurden. Zu den Diluvialbildungen gehören auch die grossen aus Geröll und Biockwerk bestehenden Terrassen am Südfusse des Balkan, z.B. jene bei Hainkiöi. (Man vergl. Taf. I, Fig. 2.) 67 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Der Diluvialzeit mag auch ein grosser Theil der Sinterbildungen an den heissen Quellen von Ilidza (Ban- jata) an der Tundra angehören. Diluvial ist vielleicht auch noch derjenige Theil des Untergrundes des weiten Isker-Beckens von Sofia, aus welchem die Welsknochen stammen, die ich auf Taf. IX als Silurus Serdicensis zur Abbildung bringe. Ein sehr interessantes Vorkommen von Höhlenlehm in einer Höhle unweit des Klosters Gregorius (3 km nördlich von Karlukovski) liegt ganz nahe unserer Kartengrenze. Zlatarski (1. c. S.272) erwähnt daraus das Vorkommen von Equus caballus fossilis RUtimeyer in einem braunrothen Höhlenlehm. Von tertiären Bildungen sind zu erwähnen: Die sarmatischen Ablagerungen, welche Zlatarski an beiden Ufern des unteren Isker verzeichnet: Thone, Mergel und sandig oolithische Schichten mit Modiola Volhynica, Mactra podolica , Cardium obsoletum, Cerithien und anderem. Sie treten in ganz analoger Weise wie im westlichen Balkan-Vorlande auch im Süd¬ westen von Nikopoli am unteren Osam auf. (Man vergl. Zlatarski 1. c. S. 278—290. Er führt 32 Arten an.) Mediterrane Ablagerungen finden sich (man vergl. auch Foetterle und v. Fritsch) bei Plevna. Zlatarski (1. c. S. 293 ff.) führt 28 verschiedene Arten an (1. c. 295), wozu noch 6 von Foetterle gefun¬ dene weitere Arten kommen. Ausser dem bläulichen Tegel, der so sehr dem Badener Tegel gleicht, wurde auch „Leithakalk“ mehrfach angetroffen. Eocäne Ablagerungen mit kleinen Nummuliten wurden auf meiner Reise zuerst bei Tirnovo unweit der Localität Saborena Kanara an der Strasse von Kesarevo aufgefunden (S. 7). Sie finden sich nach Zlatarski (1. c. S. 338) noch an mehreren anderen Punkten in der Umgebung von Tirnovo, im Südwesten sowohl wie im Südosten. In letzterer Richtung werden sie nach Osten hin zu verfolgen sein und wurden sie, wie ich einer von Herrn Zlatarski vor wenigen Tagen an mich eingesendeten Sammlung entnehme, neuerlichst von ihm auch in der Nähe von Slivno angetroffen. 2. Die Krei deformation. Im mittleren Nord-Bulgarien gelangt die obere Kreide zu viel beträchtlicherer Entfaltung als im Westen, doch ist sie auch im Balkan auf der Nordseite des Gebirges sicher entwickelt. Wir können Senon und Turon sowohl als auch Cenoman und Apt-Neocom unterscheiden. aj Obere (und mittl er e) Kreide. Dem Senon und Turon sind die von Zlatarski (1. c. S. 291 ff.) am unteren Vid bei Kamarevo ange¬ troffenen weissen mürben Kreidekalke mit Ostrea vesicularis und die aschgrauen festen Kalke mit Inoceramus cf. mytiloides Mant. und Janira cf. quadricostata Sow. zuzurechnen. Auch Remipneustes striato-radiatus d’Orb. wurde in der Nähe gefunden. Plänerartige Kalke wurden bei Pleven (Svinar und Kajalyk) angetroffen mit Inoceramus Cripsi, latus, problematicus u. s. w., im Südosten davon gegen Radicevo wurde von Herrn Zlatarski neben anderem auch Ostrea hippopodium Nils, gesammelt (1. c. 299). Hier konnte Zlatarski drei Etagen unterscheiden: Thon¬ mergel mit Feuerstein, zuckerkörnige Kalke mit grossen Exemplaren vom Remipneustes , Janira u. s. w. und versteinerungsarme bläuliche Kalkmergel. Über die obere Kreide am rechten Ufer des Jantraunterlaufes liegen Fundstücke nicht vor. Sie ist nach Zlatarski’s Skizzen eingezeichnet worden. Hieher gehören auch die von Foetterle zwischen Uschündol und Beklesch gefundenen weissen körnigen Kalke (1. c. S. 373). Zlatarski hat obere Kreide mit Feuerstein auch am unterem Osem bei Moselievo und bei Nikopoli nach¬ gewiesen (1. c. S. 305) und wurden daraus Ostrea vesicularis und Belemnitella mucronata neben vielen Spon gien, Bryozoen und Foraminiferen bestimmt. Das Vorkommen von Senon bei Nikopoli erwähnt schon K. v. Fritsch; im Balkan selbst sind mit Sicher¬ heit obercretacisclie Schichten mit Inoceramus Cripsi, Offaster pillula Des., Cardiaster, Cyphosoma cf. radiatum Gein., Oxyrhina oi.Mantelli imTravna-Balkan bei Ceperani nachgewiesen worden (diese Abhandl. S.25). Aber auch der Kohle führende Horizont im Travna-Balkan (diese Abhandl. S. 26) und ein Theil der Sandsteine Denkschriften der ma,them.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. i 58 Franz Toula, durfte der oberen Krade zuzurechnen sein, wenngleich eine sichere Altersbestimmung, zur Stunde nicht voll- “*• (*“ '■-'S1, die Angaben Uber die gefundenen Pflanzenreste S. 33). Auch die im Anhänge beschriebenen Faunen mit Charakteren der Gösau aus dem Westen (in de, Umgebung von Trn Bres- sn,k, hdipove, mit Omphal en, Turritellen, Aotaeonellen, Janiren s. w. (diese Abhandl. S. 96) müssen der Vollständigkeit wegen angeführt werden. Dem Cenoman dürften nach Zlatarski gewisse Kalke imSüdwesten vonPlevna zuzurechnen sein die (Denksehr lH8lT i 7 7 “*7 We§ten *** Z°ne angehören^ deren Alter ich auf meiner Karte tar k t'c S 27D h 7k AltC''S ein^ragen habe. Sichere Anhaltspunkte fehlen noch. Zla- mir in der (V e 7 V 7l ^ ** Gld£’ giMZ UUd *ar übereinstimmend mit den von um der Gegend von Vraca und Marraoreni (1. c. 1881, S. 35 u. 37) aufgefundenen, in derselben Zone bei glen und Mnovec angetroffen. Zlatarski hat auf einer kleinen Kartenskizze auch auf der Strecke Svistov bis ied e EUS1Ca;bere Kreide eingezeichnet. Diese mag unter der Lössdecke thatsächlich vorhanden sein; da ich jedoch nirgends auf meiner Route einen sicheren Nachweis für diese Annahme erbringen konnte bezeichne ich das betreffende Gebiet als mit Löss bedeckt. ’ bezeichne ich bj Untere Kreide. Ein ziemlich sicher erkennte, Horizont ist das Apt. Die Kalksandsteine von Sviätov (dicFauna wird S 91 beschrieben) ennnern in ihren Einschlüssen recht sehr an die Fauna, welche Tietze aus den Aptmergeln von Snmca ,m Banat beschrieben hat. (Jahrb. d. k.k. geol. Eeichsanst. 1872, S. 133.) Es liegen vor Ut«m, aff Haploce, as Charnenanus d’ 0 r b. (var. ?), Hoplites Deshayesi L e y m. u. a. P Hi eher werden auch die Orbitolinen führenden Kalke, Mergel und Sandsteine zu stellen sein die in Fort Cd ““H Z"S9S' Snh" “ * — * anfgefuudene Lo»»«, in tolinen hJS ^ Vorkommen von Orbi- Dem oberen Heocom (Apt-Urgon) ist der breite Zug von Kalken, die Uber Knollenkalken Merteln und Sandsteinen hegen, znzurechnen, der ans der Gegend von Ljeskovica bei Ti, novo über Plusna ,md Dolo mirka und südlich von Lovöa vorbei (v. Fritsch ] c S 31 hinripüt w ■ r n T Musterprofil kann jenes von Tirnovo gelten (Fie 4 i wo 'zu' K g6n V°ü Jablanica- Als . , /A7 . 7. J 0 gelten (ü lg. 4), wo zu oberst die Requienienkalke mit Korallen und Fehl noiden (Nucleohtes sp.) und darunter die mürben bröckeligen fossilienreichen Knollen welche den wichtigsten und formenreichsten Horizont bezeichnen Neben p. / •/ • ieg6n’ anderen Echinoiden wurden hier gesammelt- 7V / , ; , . ; ' ebe" Pseudoadans clumfera Ag. und sowie Spongien und Korallen. * ' ^nndus, Rhynchonella lata d’ 0 rb, Terebratula sp., i Z17ar"k,1 §lbt (']' C‘ >S' 335' 6m Verzeichmss der von ihm gesammelten Formen. Unter diesen sei beson- eis aut die beiden neuen schönen Requienien verwiesen die er (1 c S qi9\ i i • i und Drinovi abgebildet hat. (Taf. II u. III seiner cit Arbeit) ' s hneben und als B.Lovcmm ,0,0g Zah,rei0l,e” “ - d™ « Kreidemergeln «nde, sich im palüon- wie die von Tirnora Saboreua-Kanar» Pluüna und Dobromirka, sowie Kozirog zwischen Sei;, nnd Gabrovo ’ ^ Farbetz^eT^ smca, und eist im Nordwesten von Jablanica wieder auftauchen Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 5 9 in der Dragovica Planina. Nach Foetterle (1. c. S. 194) findet man bei M. Bresnica („Marko Brasnica“) tiefe Löcher und kesselartige Vertiefungen, mit einem Worte vollkommene Karstscenerie. Foetterle betont an dieser Stelle auch, dass diese Formation „nach West und Ost unabsehbar fortstreiche“, v. Fritsch hat die Kalke, welche am Nordabhange des Sipka-Balkan zwischen Cervenibreg und Gabrovo auftreten, „als offenbar urgonen Caprotinenkalk“ bezeichnet (1. c. S. 7). Ich glaube sie nach den vorkommenden Exogyren für wahr¬ scheinlich jünger halten zu sollen, Einen bestimmt markirten Horizont bilden die blauen mergeligen Kalke oder plattigen Kalkmergel, wie sie zwischen Kapinski Monastir und Jacovci und bei diesem Orte selbst auftreten. Ihre Fossilien, darunter Olcostephanus aff. Astierianus d’Orb. sp., Hoplites. aff. cryptoceras d’Orb. deuten auf Mittelneocom, und glaube ich darin eine östliche Fortsetzung der betreffenden Gesteine von Kutlovica und Koma§tica (Grund¬ linien, S. 6 u. 43) annehmen zu sollen. Bei Jablanica fand ich diesmal ein typisches Stück von Olcostephanus Astierianus d’Orb., welche Art bis nun von dort nicht bekannt war. Denselben Schichten gehören die Aufschlüsse am Wege von Glozan nach Jablanica (vor M. Isvor) an. Auch die mergeligen Kalke bei Trojanski Monastir und Skandalo werden hieherzustellen sein. Desgleichen jene oberhalb Ostrec (Mara. Gidjük-Nordhang). Ob die Mergelschiefer mit planulaten Ammoniten vom Nord¬ hange des SvetiNikola hieherzustellen seien (Nr. 7 des Profils Nr. 4), muss dahingestellt bleiben, doch möchte ich es für wahrscheinlich halten. Fraglich bleibt es unter denselbenümständen für die Kalkbänke mit grossen Cephalopoden (3, Fig. 7 der Profiltafel), welche südwestlich vom Trojanski Monastir angetroffen wurden. Alle übrigen Horizonte der breiten nordbalkanischen Kreidezone sind bisher ohne sichere Gliederung, da ausreichende Fossilienfunde fehlen. Ich habe mir daher auch auf der Karte weitere Gliederungsversuche der¬ malen nicht vorzunehmen erlaubt und nur den nördlichen Zug von dem so recht eigentlich balkanischen in der Farbe unterschieden. In beiden Zügen fällt ein überaus häufiger Wechsel der Gesteine auf. Trotzdem herrscht aber grosse Monotonie. In beiden Zügen finden wir: kalkige Sandsteine, mergelige Sandsteine, blaue sandige Mergel und Mergelschiefer oft und rasch wechselnd neben einander. Auch in dem Zuge, der auf der Karte wegen des häufigen Auftretens der blauen mergeligen Kalke und Kalkmergel besonders ausgeschieden wurde, finden sich mächtige Einschaltungen von Sandsteinen (häufig mit Hieroglyphen) und Conglomeraten. Die Zone zunächst dem Kamme, in der die Sättel im Osten gelegen sind, wurde gewöhnlich als neocom hingenommen. Ich glaube durch den Nachweis des Vorkommens des Inoceramen- und des Ananehyten Hori¬ zontes, welcher wieder seine Parallele weit im Westen, in der Gegend zwischen Vraea und Ljutibrod findet, gezeigt zu haben, dass auch jüngere Etagen sicher vertreten sind, und auch die stellenweise kohle- und sphä- rosideritführenden Mergel und Sandsteine sind durch ihre Pflanzenführung als sicher jünger als neocom erkannt worden. Auch die lichten Sandsteine mit Exogyra lateralis bei Ostrec (zwischen Elena und Tvardica, 5 in Profil 1) sind sicher jüngeren Alters (Cenoman). Es sind aber in der Hochregion des Balkan noch mehrere weitere Vorkommnisse zu verzeichnen, die sich petrographisch scharf abheben, ohne dass es möglich wäre, heute schon eine irgendwie, auch nur annähernd, bestimmtere Altersangabe zu machen. So ist es nicht gelungen, weder in den mergeligen Plattenkalken (10 im Profil 1), noch in den Kalken (8 und 8 a desselben Profils) deutbare Fossilreste zu finden. Platten¬ kalke, die in förmliche Kalkschiefer übergehen, treten auch im Hainkiöi- Balkan auf (7 u. 11 im Profil 2). Dasselbe gilt von den bunten Kalkmergelschiefern, wie sie im Gabrovo-Balkan, nördlich von Sofilari am Sudhange (20 im Profil 5) und bei Cervenibreg, nördlich vom Sipka-Passe, zusammen mit Kalken, Conglome¬ raten und Breccien auftreten. Ich dachte an eine Übereinstimmung mit dem Inoceramen-Horizont, ohne dass es mir möglich wäre, diese Meinung irgendwie zu erweisen. Auch die grauen und röthlichen, in grossen Platten abgesonderten Kalkmergel von Karnari am Südfusse des Trojan-Balkan gehören in diese Kategorie (20 im Profil 7). Zur Kreide glaube ich auch bis auf Weiters die eigenartigen, petrographisch so verschiedenen Gesteine der Östlichen Sredna Gora („Karadza Dagh“) stellen zu sollen, trotz ihres von den Balkangesteinen oft so i * 60 "Franz Toula, abweichenden Aussehens. Ausführliches darüber enthalten meine Profile 18 und 19 auf S. 19. Das wichtigste Moment zur Erklärung dieser verschiedenen Ausbildung liegt in der reichlichen Betheiligung eruptiver Stoffe bei der Sedimentbildung und die verändernde Einwirkung der vielen Eruptivgänge jund Lagergänge auf den Gesteinscharakter. Dunkle sandige Schiefer, Mergelschiefer, Kalkschiefer, sandige Tuffe und Tuffsandsteine treten auf. Das Aussehen der Gesteine wird oft tliatsächlich so, dass man an paläozoische Bildungen denken möchte. 3. Die Jura-Formation. Ihr Auftreten ist sporadisch wie im Westen und wenn sie im westlichen Theile in einer grösseren Aus¬ dehnung, und wie wohl angenommen werden daiff, in einer förmlichen Zone eingezeichnet wurde, so ist diese Einzeichnung noch in hohem Grade beiläufig. Von Interesse ist das Vorkommen von Äquivalenten des obersten Malm (Tithon) in der Gegend von Glo- zan (Teteven Nordwest). Phylloceras ptychoicum Quenst, Haploceras cf verruciferum Opp., Perisphinctes cf. Richten Opp., Perisphinctes cf. colubrinus Kein, sp., Oppelia aff. psilosoma Zitt. und andere Arten, daneben auch Terebratula Bilimeki Suess wurden daselbst gesammelt. Es ist dies ein Vorkommen, welches von dem von mir bei Vrbova am Sveti Nikola-Balkan (Grundl. S. 45) gefundenen räumlich sehr weit absteht. v. Fritsch gibt Tithon bekanntlich aus dem Trojan-Balkan an, wo er aus Geschieben Tithonfossilien sammeln konnte. Die nächst älteren Formationsglieder konnten im centralen Gebiete bis nun nicht nachgewiesen werden. Sicher constatirt ist aber der obere Lias mit Hwrpoceras bifrons Brug. sp. var. und Coeloceras commune Sow. sp. vom Vid an der Vasilina ltjeka. Verbreiteter ist der mittlere Lias: die Schichten mit Pecten aequivalvis, die sowohl von Teteven am Vid (mit reicher Pelecipoden-Fauna), als auch von Kibarica am selben Flusse und von Sipkovo (G. Sipka) bekannt wurden. (Letztere Local ität wurde von Zlatarski entdeckt.) Aber auch im Trojan-Balkan (Belemniten, Pecten aequivalvis Sow., Plicatula cf. catinus E. De sl., Plic. spinosa Sow. und Spirifer Trojanensis n. sp.) und nördlich von Sofilari wurden diese Bildungen angelroflen. Auch au der letzteren Localität sind Belemniten, Pecten verschiedener Art, besonders Pecten aequivalvis Sow., P. Sofi- lariensis n. sp., Gryphaea cymbium Lam. sp., Ostrea scaplia Koem. und Rhynchonella laeviyata n. sp. gesammelt worden. Die petrographischen Verhältnisse der Liasformation wurden besonders am Vid verfolgt, wo unter den Fossilien führenden Gesteinen (dunkle schieferige Sandsteine] auch Schiefer mit Hornsteinlagern, fein- und grobkörnige Quarzsandsteine und grobkörnige Conglomerate von rothbrauner Farbe, die in ihrem Aussehen lebhaft an Rothliegendconglomerate erinnern, angetroffen wurden. 4. Trias-Formation. Sicheren Nachweis des Vorkommens von Triasbildungen im centralen Balkan war zu erbringen möglich auf der ersten Durchquerung, wo in der Nähe der Kammhöhe neben Crinoidenkalken auch dolomitische Kalke auftreten, die viele Gyroporellen ( Gyroporella annulataj einschliessen (15 a in Fig. 1 der Profiltafel). Eine zweite Fundstelle ist die Höhe des Sipka-Passes, dessen Kalke schon v. Fritsch mit den von mir im Westen nachgewiesenen Triaskalken in Parallele stellte. Durch einige glückliche Funde gelang es mir, diese Vermüthung zu bestätigen. Neben Crinoidenkalken und Kalken mit kleinen Gastropoden finden sich im Liegenden derselben schieferige lichte Kalke mit Myacites, Myophoria und Naticellen, die etwa dem Köth ent¬ sprechen dürften. Ein drittes Gebiet, wo zweifellos die Trias eine grössere Rolle spielt, ist jenes am mittleren Vid oberhalb und unterhalb von Teteven. Hier fanden sich, unter dem Lias auf Conglomeratbänken, rothe Sandsteine und sandige Schiefer, über welchen dann graue Kalke folgen, die zum Theil halbkrystallinisch, zum Theil schie¬ ferig werden und glimmerige Schichtflächen zeigen, die über und über bedeckt sind mit kleinen Exemplaren von Pecten discites. Ausserdem fanden sich Pecten (Avicula) Alberti Mün., Gervillia u. dgl. Ausserdem möchte 61 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. ich noch als Trias bezeichnen: die Kalke zwischen Hainkiöi und der Passhöhe, jene bei Selci und nördlich davon in der Kammregion des Balkan. Diese Vorkommnisse bringe ich mit den sicher gestellten im Tvardica- und Sipka-Balkan in Zusammenhang. Auch die von Sann er gegen Lasativ und Stancovhan eingezeichneten „ungeschichteten Kalke“, die er mit Vorbehalt als „der Kreide?“ angehörig betrachtet, habe ich den früher erwähnten angeschlossen. Auch die Kalke bei Sofilari und an der Ausmündung des Askadol mögen der Trias angehören und eine Fortsetzung des südlichen Kalkzuges des Balkan vorstellen. Die Kalke der östlichen Sredna Gora (Karadza Dagh) halte ich gleichfalls für Trias, desgleichen die Dolomite und dolomitischen Kalke im Westnordwesten von Eski Sagra. Nördlich von Karajhan Kaja zeichnet A. Pelz, in der mir von ihm freundlich überlassenen Manu scriptkarte, krystallinischen Kalk ein, den ich fttr’s erste gleichfalls als der Trias entsprechend annehmen will. Als der Trias angehörig bezeichnet A. Pelz nach v. Hochstetter eine Quarzitmasse im Nordosten von Eski Sagra, H. Sann er einen Zug von Gesteinen, die aus dem Balkan von Sliven herüberziehen und noch auf unsere Karte herüberreichen. Sichere paläozoische Ablagerungen sind mir im centralen Balkan und seinen Vorländern nicht bekannt geworden. A. Pelz nimmt zwar für einen Theil der Karadza Dagh-Gesteine (fraglich) primäres Alter an. Dass v. Fritsch für einen viel grösseren Theil der Karadza Dagh-Gesteine primäres Alter annehmen möchte, ist an anderer Stelle schon auseinandergesetzt worden. Ob welche und wie viel von den Schiefergesteinen am Balkansüdhange primären Alters sind, muss der¬ malen dahingestellt bleiben. Zlatarski hat dargethan, dass halbkrystallinische Schiefer in den westlich an unser Kartenblatt angren¬ zenden Gebieten eine etwas grössere Ausdehnung besitzen als ich selbst angenommen hatte. Aus den krystal¬ linischen Schiefern der balkanischen Centralregion treten vollkrystallinische Massengesteine mehrfach als Gang- und Stockmassen hervor, und andererseits sind auch in den Granit-Terrains krystallinische Schiefer als Zwischenglieder zu verzeichnen, wie aus einer Betrachtung der Profile klar hervorgehen dürfte. Auf manche dieser Massen kann nur aus Findlingen und Rollstücken geschlossen werden. So gibt Zlatarski (1. c. S. 316) Granit und Porphyr im Schotter des schwarzen Osam an. Über die krystallinischen Gesteine ist eine eingehende Arbeit am Institute meiner Lehrkanzel von Seite meines Assistenten A. Rosiwal, den ich mit dieser Arbeit betraut habe, in Vorbereitung. Als Kartengrundlage wurden die vom k. k. militärgeographischen Institute herausgegebenen Kartenblätter (im Maassstabe 1:300000) gewählt, weil auch für die geologische Karte des westlichen Balkan dieselbe Karte zu Grunde gelegt worden ist. Bedauerlich ist nur, dass die Correcturen nach der russischen Karte des öst¬ lichen Tlieiles der Balkanhalbinsel noch nicht Aufnahme gefunden haben. Auch auf den neuesten, mir von Seite der verehrlichen Direction des k. k. militärgeographischen Institutes behufs Einzeichnung der geologi¬ schen Terrains zur Verfügung gestellten Blättern sind die schon in meinem vorläufigen Berichte namhaft gemachten Unrichtigkeiten noch nicht verbessert. 62 Franz Toula, II. Paläontologischer Theil. I. Triasfossilien vom Vid oberhalb Teteven. Pleurotomaria spec. Eine kleine zierliche Pleurotomaria mit einem Querschnitt der Spiralröhre, mit zwei scharfen Spiral¬ kanten, von denen die obere (der Spindelspitze zugewendete) etwas vorragt. Die Obertläche erscheint im übrigen glatt. Durchmesser des letzten Umganges 3- 5mm. Jüuomphalus (?) spec. Ein ganz kleines Exemplar (der Durchmesser der Scheibe beträgt etwa 2-6wm), welches drei Umgänge aufweist. Diese zeigen eine scharf vorragende Kante. Molopella spec. Ein kleines hochgewundenes Gehäuse lässt 7 Umgänge erkennen mit stumpfer Spiralkante an den Seiten. Erinnert in der Form an Holopella Lommeli Münster, ist aber weitaus kleiner (Länge des ganzen Gehäuses ca. 5 mm). Eine kurzgewundene kleine Gastropodenschale erinnert etwas an Natica gregaria Schlth. sp. Ausserdem liegen viele schlecht erhaltene Pelecypoden- Abdrücke und Steinkerne vor — Pleuromya oder Cypricardia ähnliche Dinge bestimmbar ist wohl nur eines der Stücke, eine Myophoria, welches einen verhältnissmässig wohlerhaltenen Kittabdruck herzustellen erlaubt. Myophoria spec. Eine kleine form, etwa in der Grösse der Myophoria Goldfussi, mit 10 scharfkantigen Radialrippen. Von den drei hintersten ist die mittlere eine schwächere Nebenrippe. Der Arealraum lässt eine deutliche Falte erkennen. Ausserdem wurden gesammelt in einem Findlinge eines lichten, halb krystallinischen Kalkes eine Avicula Alberti Mtinst. Auf den Schichtflächen eines halb krystallinischen Kalkes Peden discites Br., eine kleine, nicht näher bestimmbare Lima sp. ind., desgleichen eine Gervillia sp. ind. und kleine Myophorien. II. Liasfossilien aus dem centralen Balkan. Von Arthropoden fand sich nur: Glyphaea cf. amalthei Quenst. Taf. II, Füg. l. Aus dem grauen Kalk von oberhalb Ribarica gelang es mir, einen recht gut erhaltenen Scheerenballen herauszupräpariren, der mit der von Quenstedt gegebenen Zeichnung (Jura, S. 200, Taf. 24, Fig. 57) recht gut Ubereinstimmt, das spitze Ende des vorliegenden Gliedes tritt schärfer hervor als bei der citirten oder der von Oppel (mittl. Lias, S. 63, Taf. I, Fig. 3, 6) gegebenen Abbildung. Von Ammoniten konnte ich nur drei Stücke aus einem grösseren Blocke herauspräpariren, den ich ganz nahe an der Ausmündung des Vasilova Rjeka sammelte. Herr Dr. Wähner hatte die Freundlichkeit, die Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 63 Stucke einer Untersuchung zu unterziehen und konnte zwei Formen mit Sicherheit bestimmen als Coeloceras commune Sow. sp. und Harpoceras bifrons Brug. sp. Coeloceras commune Sow. sp. Taf. II, Fig. 2. Das eine Stück ist ein beinahe vollständiges Exemplar mit etwas durch Druck deformirter Spirale und im Ganzen zusammengedrückt, stimmt recht gut mit der von Quenstedt (Cephalopoden, XIII, 8) gegebenen Abbildung. Unter den von Dumortier (Ddp. Jurassique du Bassin du Rhone) gegebenen Abbildungen ist Ammonites Holandrei d’Orb. (IV., Taf. XXVII, 1) am ähnlichsten. Auch ein zweites Bruchstück bezeichnet Dr. Wahner als wahrscheinlich zu Coeloceras commune Sow. sp. gehörig. Die Rippung deutet auf ein grösseres Exemplar mit Knotung an den Theilungsstellen. Die Rippen stehen etwas weiter von einander ab, und schieben sich an der Externseite mehrfach einzelne Rippen ein. Coeloceras commune liegt auch aus den dunklen Sandsteinen nördlich von Sofilari vor. Harpoceras bifrons var., Brug. spec. Taf. II, Fig. 3. Ein kleineres Exemplar mit kaum augedeuteter Seitenfurche, so dass man dadurch etwas an Harpoceras Levisoni Simpson (Dumortier, 1. c. IV, Taf. IX 3, 4) erinnert wird. Die Furchen an der Externseite sind scharf ausgeprägt und tief. Aegoceras cf. brevispina Sow. (Oppel) sp. Aus den Schichten mit den vielen Exemplaren von Plicatula spinosa (der Fundort Ginzi Han ist nicht ganz sicher) liegt ein kleines Bruchstück, noch dazu recht schlecht erhalten vor, das aber durch die Art der Rip¬ pung und die Knotung der Rippen bestimmt in die Nähe von Ammonites natrix rotundus Quenst. (. Aegoceras brevispina Sow. nach Oppel) zu stehen kommt. Von der Vasilina (Vasilova) liegt auch ein Stück vor, das die Externseite eines Ammoniten erkennen lässt, der Neigung zeigt zu knotigen Anschwellungen der Rippen an den Seiten, von welchen 2 bis 3 Rippen über die Extemseite hinüberziehen. Ähnlich dem Stephanoceras crassum Phi 11. sp. (Quenst., Jura, Taf. 36, Fig. 1). Von Cephalopoden fanden sich weiters: Belemnites spec. (nov. spec.?) Taf. II, Fig. 4. In dem sandigen dunklen Kalke nördlich von Sofilari finden sich viele Belemuiten, darunter einer im Durchschnitte, der eine neue Form bilden dürfte. Das Rostrum läuft in eine etwas verlängerte Spitze aus. Das Auffallendste ist der überaus lange und schlanke Phragmoconus, der weit Uber die Hälfte der Rostrumlänge gegen die Spitze hinreicht. Von den sonstigen Verhältnissen ist nichts ersichtlich. Ausserdem liegen noch Durchschnitte vor, welche auf das Vorkommen von kurzen Formen hindeuten, die zu Belemnites breviformis Z i e t. gehören dürften. In den gelben mürben Sandsteinen liegen mehrfach Hohltormen von Bruchstücken vor, die meist als solche eingebettet worden sein dürften und später ausgelaugt wurden. Eines der Stücke lässt den ganzen Umriss erkennen. Das Rostrum ist kurz, ohne Furchen an der Spitze, in der Form an B. breviformis Ziet. erinnernd. Belemniten sind auch im Trojanski-Balkan nicht selten in einem körnigen Quarzbrocken enthaltenden Breccien-Kalke, (Vom Ginzi Han beschrieb ich schon 1878 Belemnites paxillosus amalthei Quenst.) 64 Franz Toula, Auch in dem Fundstücke an der Vasilina Rjeka wurde ein schlanker Belemmt augetroffen, der jedoch keine nähere Bestimmung zulässt, vielleicht aber als Belemnites papillatus Ziet. (Oppel) angesprochen werden könnte. Belemniten wurden an der Yasilina auch in einem dunklen Kalke angetroffen. Von Gastropoden nur: JPleurotOmaria spec. Ein grosses und nicht näher bestimmbares Bruchstück (58 mm im Durchmesser) vom Gnra Han. Auf einem. Stücke mit Pentacrinites cf. subangularis Mi 11. ( Pleurotomaria aff. expansa S o w. beschrieb ich von selben Localität schon 1878). JPholadomya bulgarica nov. spec. Taf. II, Fig. 5. Nur in einem Exemplar liegt mir von Teteven 1 eine Form vor, die ich mit keiner der von Mösch zur Darstellung gebrachten Arten in Übereinstimmung finde. Der Umriss der Schale ist dreiseitig, ähnlich wie bei Pholadomya acuminata oder carinata, die vordere Seite ist herzförmig und gerundet. Der Bauchrand fast gerade. Das Hinterende ist leider schlecht erhalten. Die Sehalen sind gerundet, vorne ganz kurz, nach rückwärts etwas verlängert. Die Wirbel sind spitz und mit den Spitzen nach rückwärts gerichtet. Vom Wirbel strahlen 10 scharf ausgeprägte, aber etwas ungleich starke Rippen aus, die bis an den Unterrand reichen und geknotet sind. Concentrische An wachs streifen stehen gedrängt. Vor der ersten oder Hauptrippe zeigt sich auch eine schwache Rippe, hinter der letzten sind noch deutlich zwei schwache, nicht bis an den Bauchrand reichende Rippchen bemerkbar, so dass im Ganzen 13 Rippen vorhanden sind. Dimensionen unseres Exemplares sind: 65 (7) mm lang, 60 mm hoch, 45-5 mm dick. (Hinter der [ersten] Hauptrippe). Am nächsten dürfte Pholadomya carinata Goldf. stehen. (Mösch, 1. c. S. 54). Pholadomya ambigua Sow. spec. var. balcanensis. Taf. II, Fig. 6. Eines der häufigsten unter den Fossilien des mittleren Lias von Teteven und auch im Berkovica- Balkan vertreten. Von Teteven liegen mir 6 Exemplare vor. Das zur Abbildung gebrachte stimmt mit der von Mösch gegebenen Beschreibung (Monogr. d. Pholado- myen, Abhandl. d. Schweiz, paläont. Ges., II, 1875, S. 23, Taf. V 23, VI 1, VII 1) recht gut überein, wenn¬ gleich keine der angegebenen Abbildungen in voller Übereinstimmung steht. Der Umriss der Schale ist, nacli rückwärts etwas verjüngt, von den acht vom Wirbel bis zum Bauchrand verlaufenden Rippen ist, die vorderste die stärkste, die ersten drei stehen etwas weiter von einander ab als die hinteren. Der Bauchrand erscheint zwischen den drei vordersten Rippenenden wie gezähnt. Vor der erwähnten starken Rippe liegt eine ganz schwache, nur wie angedeutet. Drei Rippen erreichen den Hinterrand nicht. Die Anwachslinien ganz so wie bei Ph. ambigua aus dem mittleren Lias im Solothurner Jura, welche Form auch, bis an! die Verjüngung unse¬ res balkanischen Exemplares, in den übrigen Verhältnissen recht gut übereinstimmt. (Die Dimensionen des Vergleichsstuckes sind in Klammern beigesetzt). Dimensionen unseres Exemplares: 86 mm = (109) lang, 58 • 5 mm — (72) hoch, 44 ■ 5 mm ~ (54) dick. i Die Fossilien von Teteven und jene, die ich beim Ginzi Han auf der Heimreise sammelte, kamen beim Auspacken etwas in Unordnung-. Bei der grossen Ähnlichkeit der Vorkommnisse war es schwer, in allen Fällen die Stucke mit voller Sicherheit auseinanderzuhalten. 65 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Gegen den Wirbel zu treten auf den Rippen Knotenbildungen auf, etwa so wie sie Mösch bei Pholado¬ mya Idea typus d’Orb. (1. c. III 3) darstellt. Auch aus dem Berkoyi ca- Balkan (Ginzi Han) liegen Bruchstücke von Pholadomyen vor. Dr. Tietze hat Pholadomya ambigua Sow sp. vom Vreneckarücken im Banat angeführt. (Geol. und pal. Mittheil, aus d. südl. Tlieile des Banater-Gebirgsstockes (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1872, S. 119). Am Virniskorücken fand sich gleichfalls eine verwandte Form, welche als Pholadomya Sturi nov. spec. beschrieben und (Taf. II, Fig. 1) abgebildet wurde. llomomya spec. Zwei grosse Exemplare, die in Form und Grösse einigermassen an Homomya gibbosa Sow. spec. erinnern, wie sie von Chapuis und Dewalque von Longwy abbilden (1. c. S. 127, Taf. XIX, Fig. 2). Nur scheint der Wirbel unseres Fxemplars noch weiter nach vorne zu rücken. Vom Ginzi Han im Berkovica-Balkan. 100 m?» (?) lang, 65 mm hoch, 61mm dick. Pleuromya ( Gresslya , Lyonsia, MyacitesJ unioides Röm. spec., welche ich schon im Jahre 1875 an derselben Localität in einem kleinen Exemplare gesammelt (LXXVII Bd. d. Sitzb., 1878, S. 12 d. Separatabdr.), liegt nun in mehreren Exemplaren, auch einem sehr hübschen grossen Stücke vor. Dieselbe Art wurde auch bei Teteven gesammelt. Auch zwei kleine aufgeblühte Pleuromyen, mit weit nach vorne gerückten Wirbeln und verhältnissmässig stark in die Länge gezogen, liegen vom Ginzi Han vor. Ihr Erhaltungszustand ist jedoch zu schlecht, um Näheres angeben zu können. Dr. Tietze hat Lyonsia unioides Gldf. sp. aus dem Virniskorücken im Banate angeführt (1. c. S. 117, Taf. V, Fig. 2). Unsere Form hat nur einen etwas breiteren Wirbel. Aus dem rothen oolithischen Kalke oberhalb Glozan liegt ein glatter, stark in die Länge gezogener Steinkern vor, der in den Verhältnissen zwischen Pleuromya unioides Gldf. sp. und Pleuromya striatula Ag. zu stehen kommt. 79mmlang, 45mm hoch, 34mm dick. Cypricardia spec. (nov. spec.?) Nur ein Stück, dessen Erhaltungszustand zu wünschen übrig lässt, von Teteven. Die Schale ist stark bauchig, von vorne herzförmig, nach rückwärts verlängert und kräftig concentrisch gestreift. Die Wirbel sind stark aufgebläht, ganz nach vorne gerückt. Rückwärrs erscheint die Schale abgestutzt. Länge (vom Vorder- zum Hinterrande) 30mm (vom Wirbel bis zur hinteren und unteren Ecke 38mm), Dicke 21 -5mm. Recht ähn¬ lich, aber viel kleiner ist die Cypricardia Partschi Stol. aus den Hieilatzschichten (Stoliczka, llieilatz- schichten, Taf. V, Fig. 5). Ein Bruchstück einer dickwirbeligen Cypricardia sp. liegt auch aus dem Vorkommen von mittlerem Lias auf der Höhe des Trojanski-Balkan vor. Cardium, spec. (nov. spec.?) Nur ein Exemplar von Teteven. Die Schale ist vorne verjüngt und gerundet, nach rückwärts verbreitert und schräg abgeschnitten, die Wirbel erscheinen etwas nach vorne gezogen. Länge 34mm, Höhe 26 5 mm, Dicke 20 mm. Astarte spec. Nur ein Stückchen einer an Astarte elegans Ziet. erinnernden Form liegt von Vid, oberhalb Riba- rica vor. Denkschriften der maj;hem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von ffichtmitgliedern. k 66 Franz Toula , Avicula inaequivalvls Sow. (Opp.) Oberhalb Ribarica fanden sich in einem grauen, feinkörnig-sandigen Kalk neben Anderem als häufigstes Voikommen die Schalen des genannten Fossils, welches in bester Übereinstimmung steht mit der typischen vertical so weit verbreiteten Art. An sechs Stücken (linke Klappen) liegen die rückwärtigen langen und schmalen Ohren vor und an allen gleichmässig zeigt sich eine zarte Radialstreifung auf denselben, welche von den noch viel zarteren Anwachslinien durchkreuzt werden. An dem einen Exemplare sind drei von diesen letzteren etwas stärker ausgeprägt. Diese Streifung verläuft, so wie es Oppel (mittl. Lias, Taf. IV, Fig. 15) aus dem Lias 7 von Echterdingen, oder Chapuis und Dewalque (1. c. Taf. XXVI, Fig. 4) aus dem „Macigno d’Aubange“: Lias d (Margaritatus-Zone) zur Darstellung bringen. JP ecten Sofilcvriensis n. spec. Taf. II, Fig. 7. Zwei Exemplare liegen aus dem Lias-Vorkommen von Sofilari vor, welche ich mit keiner mir bekannten Lias-Art in Einklang bringen kann. Anfangs dachte ich dabei an Avicula papyria Quenst., besonders an das von Dumortier unter diesem Namen von St. Fortunat aus den Schichten des Belemnites clavatus zur Abbil¬ dung gebrachten Exemplars (1. c. III, Taf. XX, Fig. 3). Doch erscheint bei unseren Stücken die Schale von den Ohren etwas bestimmter abgesetzt, und das eine grössere derselben lässt geradezu eine Furche am Schalenrande erkennen. 12—14 stärkere Radialrippen strahlen von dem Uber den Schlossrand wenig vorra¬ genden Wirbel aus, zwischen welchen sich zartere einschieben. Die Schale, in der Wirbelgegend etwas auf¬ gebläht, verflacht gegen den Bauchrand zu. Länge der Schale ca. 50m»?, grösste Höhe ca. 42 mm. Hinnites (?) spec. indet. Ein Bruchstück mit kräftigen und unregelmässigen Radialstreifen, die von kräftigen und gleichfalls uni egelmässigen Querrunzeln unterbrochen werden. Im bräunlichen Sandsteine derselben Localität in der Form von Abdrücken (Hohlformen). Veden aequivalvis S 0 w. Diese f'üi den mittleren Lias 0 so bezeichnende Art (Zone des Peden aequivalvis bei Dumortier) liegt von Teteven in mehreren wohlcharakterisirten Stücken vor. Eines davon zeigt die linke Klappe von der Innen¬ seite mit beiden wohl entwickelten Ohren und der normalen Zahl der Rippen (19), ganz in der Ausbildung der von Chapuis und Dewalque (1. c. Taf. XXXII, Fig. 1) aus dem „Macigno d’Aubange“ zur Darstellung gebrachten Form. Unser Exemplar iibertrifft die angeführte Form noch in Bezug auf seine Grösse. Die Rippen sind gegen den Rand zu weniger scharf ausgeprägt, ähnlich so wie es Oppel (Der mittlere Lias Schwabens Taf. IV, Fig. 17) darstellt. Von Teteven liegen noch drei unvollkommen erhaltene Exemplare vor (zwei davon zeigen beide Klappen) welche in ihrer Grösse gegen das erwänte Stück Zurückbleiben. An der Lias-Localität von Sofilari liegt Peden aequivalvis Sow. in vielen Bruchstücken vor und zwar in den eigenartigen Auswitterungen, wie sie oben beschrieben wurden. Eines der Bruchstücke weist beide Abdrücke (von der Aussen- und Innenseite) der rechten Klappe in der Gegend des Bissusohres auf und lässt vollste Übereinstimmung mit der von Dumortier (1. c. III, Taf. XLII, Fig. 17) gegebenen Darstellung dieser Partie erkennen und zwar in ganz gleichen Grössenverhältnissen. Ich bringe dieses Bruchstück zur Abbil¬ dung und zwar die Oberseite nach dem Kittabdruck, die Innenseite nach dem Original (Taf. II, Fig. 8). Ein grosses Exemplar einer linken Klappe sammelte ich auf der Höhe des Trojan- Balkan (Südhang); es zeigt klüftige Rippen, mässige Wölbung. Seine Höhe beträgt Uber 105 mm (soweit die Schale erhalten ist), erreicht also in dieser Beziehung das Luxemburger- Exemplar. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. ß 7 Es ist gewiss interessant, dass diese Art im centralen Balkan an verschiedenen Punkten vorkommt und dass auch im Banat, wie Tietze (1. c. S. 160 [72]) hervorhebt, beträchtlich grosse Exemplare zu den häufigen Vorkommnissen im mittleren Lias von Berszaszka und namentlich in den Margaritatus- Schichten an der Muntjana gehören. Ein Pecten von ganz ähnlicher Grösse, aber mit verschieden gewölbten, wenngleich immer noch als flach zu bezeichnenden Schalen liegt mir noch vor (es ist nicht ganz sicher ob vom Ginzi Han oder von Teteven), welcher durch die grössere Anzahl von scharfen Rippen auffällt, die Anzahl derselben beträgt nämlich 24. Da die Ohren dieses Exemplares nicht erhalten sind, so ist nur die Thatsache des Vorkommens von Stücken mit zahlreicheren Rippen zu erwähnen. Die Länge der Schale mag bei 90 mm betragen haben. Ein kleineres Stück derselben Art bringe ich zur Abbildung, weil die Ohren (es ist die linke Klappe) so wohl erhalten sind. Die Länge der Schale kann mit ca, 48 mm angenommen werden. Der Bissusausschnitt zeigt deutlich concentrische Streifung, welche überaus scharf ausbiegt und über die mit drei Radial- streifcn versehene Fläche des Ohres hinzieht, ein Verhalten, ähnlich dem von Dumortier gezeichneten. Es zeigt dies Verhalten eine Annäherung zu den grösseren Formen von Pecten priscus Gldf. (Quenstedt, Jura, Taf. 18, Fig. 18, S. 147) oder vielleicht noch mehr zu Pecten acuticostatus Larn., wie ihn Dumortier (1. c. III, Taf. XXI, Fig. 7, S. 136) abbildet und beschreibt. Ich will diese Form als Pecten aff. acuticostatus Lam. zur Abbildung bringen. Zu Pecten acuticostatus Lam. stelle ich auch mehrere kleine Formen von der Lias- Localität nördlich von Sofilari, mit scharten schmalen Rippen und zierlicher Anwachsstreifung zwischen den¬ selben. Die kleine Form, also Pecten priscus Gldf., liegt vom Ginzi Han, desgleichen auch nördlich von Sofilari, und zwar hier in grösserer Anzahl gleichfalls vor. Pecten sublaevis Phill. Taf. II, Fig. 9. Ein Abdruck einer kleinen, radial gerippten Pecten- Form (rechte Klappe) mit nur 16 Radialrippen, die gegen den Vorder- und Hinterrand recht undeutlich werden, liegt gleichfalls vom Ginzi Han vor. Man möchte dabei an Pecten Bersaskensis Tietze (1. c. S. 106 [72], Taf. Vr, Fig. 3) denken. Bei unserem Stücke ist auch das hintere Ohr erhalten, zeigt aber keine Radialstreifen; das vordere ist vorhanden und lässt undeutliche Streifen erkennen. Länge 20 mm, Höhe 21 mm. Eine kleine linke Klappe habe ich schon 1875 gesammelt (Sitzungsber. 1878, Märzheft, S. 12 d. Separatabdr.) und als Pecten sublaevis Phill. besprochen. (Vielleicht Jugendform von Pecten aequivalvis Sow.) Ein derartiges kleines Exemplar liegt auch aus dem Lias-Vorkommen oberhalb Ribarica vor. (Neben Pecten disciformis Sc hü bl. und Avicula inaequivalvis Sow.) Ein kleiner gerippter Pecten, den ich hierherstellen möchte, liegt auch aus den rothen Eisenoolithen von Glozan vor, neben einem glatten Pecten und Terebratula spec. Endlich sei auch das Vorkommen von zierlich gerippten Formen mit abwechselnd stärkeren und schwä¬ cheren Rippen und zierlichen Anwachsstreifen erwähnt, welche sich an Pecten textorius Schloth. anschliessen. Glatte Pecten- Formen liegen mehrere vor: Pecten liasinus Ny st. In einem Stücke von Ginzi Han in vielen kleinen zumTheil wohlerhaltenen Exemplaren. Habe Uber dieses Vorkommen schon nach meinen ersten Reiseergebnissen (Sitzungsber., März-Heft, 1878, S. 12 der Separat¬ abdr.) berichtet. Die neu gesammelten Exemplare haben nur 9 mm Länge, bei 10mm Höhe und liegen neben kleinen gerippten Schalen {Pecten priscus Gldf.). k * 68 Franz Touia, Pecten disciformis Schi! bl. Vom Ginzi Han liegen zwei Stücke vor; das eine zeigt die Innenseite der rechten, das andere die Aussen- seite der linken Klappe. Stimmen auf das beste mit der von Chapuis undDewalque (1. c. Taf. XXXI, Fig. 2) gegebenen Abbildung. Die eine Klappe hat eine Höhe von 56 um bei ziemlich gleicher Länge. Liegt auch vor in dem Lias-Vorkommen im Trojanski-Balkan und zwar in mehreren kleinen Exemplaren. Desgleichen in zahlreichen Exemplaren aus den petrographisch kaum zu unterscheidenden grauen Kalken oberhalb Ribarica aus den Schichten mit Avicula inaequivalvis Sow. und aus den dunklen Kalken nördlich von - Sofilari. Pecten strionatis Quenst. In einem schwarzen Kalke (von Teteven?) liegt die rechte Klappe eines glatten Pecten vor, der denBissus- ausschnitt gut erkennen lässt. In der Wirbelgegend zeigen sich jedoch nur ganz undeutliche Radialfurchen. Concentrische Linien sind deutlich wahrnehmbar. Das rückwärtige Ohr ist ganz kurz. Auch aus den dunklen Kalken nördlich von Sofilari. Eine sehr grossohrige glatte Pecten- Form liegt auch aus den bräunlichen Sandsteinen oberhalb Sofi¬ lari vor. Pecten spec. Ein glatter verhältnissmässig stärker gewölbter Pecten liegt mir aus dem grauen Liaskalk oberhalb Riba¬ rica vor. Es ist eine linke Klappe mit stark entwickeltem vorderen Ohre. Dieses zeigt eine Streifung, ähnlich jener wie sie Quenstedt bei Pecten strionatis zeichnet (Lias o, Taf. 23, Fig. 2); unser Stück zeigt nahe dem Hinterrande auf der sonst glatten Schale drei Radiallinien. Von weiteren Pelecypoden sind noch zu erwähnen: Lima Hermanni Ziet. (Opp.) {Lima duplicata Dewalque (non Sow.) = Plagiostoma dupluni Quenst.). Das eine Exemplar vom Ginzi Han stimmt recht gut mit der von Chapuis und Dewalque gegebenen Darstellung (1. c. Taf. XXX, Fig. 3, S. 198) von Lima duplicata Sow. Die kräftigen Radialrippen sind bei unserem Stücke vielleicht etwas mehr gerundet. Das Verhältniss zwischen ihnen und den dazwischenliegen¬ den schwachen Rippen ist jedoch ganz dasselbe. Quenstedt bildet eine ganz ähnliche Form aus Lias « von Bebenhausen ab (Jura, Taf. IV, Fig. 7) unter dem Namen Plagiostoma duplum und hebt hervor, dass die basi¬ schen Plagiostomen immer breiter seien als die typischen Formen von Lima duplicata des Dogger. Unser Stück trägt diesen Lias- Charakter ganz und gar an sich, es ist „breit“ und aufgebläht wie die Quenstedt’sche Art. Länge 44 mm, Höhe 49-5 mm, Dicke 33 ' 5 mm. Wenn ich die Bezeichnung Lima Hermanni Ziet. wähle, so folge ich dabei Opp eis Vorgang. (Jura, Württ. Jahresh., 1856, S. 299). Lima cf. duplicata Sow. liegt auch aus den dunklen Kalken nördlich von Sofilari vor, während sich in den bräunlichen Sandsteinen derselben Localität eine glatte mittelgrosse Lima sp. ind. findet. Länge 28 mm, Höhe 25 -5 mm. IAmna (?) spec. Ein grösseres glattes und flaches Exemplar mit schräger Schale liegt von derselben Localität vor. Plicatula spinosa Sow. Liegt aus einem Stücke mit Aegoceras cf. brevispina Sow. vom Ginzi Han (?) vor (schon 1878 erwähnt, 1. c. S. 13), und zwar in vielen Exemplaren, welche in Bezug auf ihre Bestimmbarkeit vollkommen ausreichen. Es sind typische Stücke, die sich von den schwäbischen Formen in nichts unterscheiden. Das petrographische Aussehen des Kalkes stimmt auf das beste mit dem Vorkommen oberhalb Ribarica und auf der Höhe des Trojanski-Balkan überein. Von der vorletzt genannten Localität liegt mir ein Bruchstück derselben Art vor. Nördlich von Sofilari gleichfalls vorkommend. 69 Geologische Unter suchun gen im centralen Balkan. Plicatula cf. catinus E. D e s 1. Ans dem Trojanski-Balkan liegt mir nur ein Bruchstück einer Plicatula vor, welches ich mit der genann¬ ten Art vereinigen möchte. Es stimmt mit der von Dumo rtier (1. c. IV, Taf. 45, I ig. 5) gegebenen Abbildung eines kleinen Exemplares aus den Bifrons-Schichten recht gut. Es zeigt die concentrische leine Streifung und die kräftigen Radialstreifen, von welchen einzelne die Schalenmitte nicht erreichen. Gryphaea cymbium Lam. spec. Von dieser, in der Oberregion des mittleren Lias soweit verbreiteten Art, liegen mir verhältnissmässig gut ausgebildete Stücke vor. Eines davon aus der Gegend von Glozan zeigt die Oberklapipe und lässt an einer gebrochenen Stelle auch die concentrisch gleichinässig gestreifte Innenseite der kleinen Schale erkennen. Länge = 89 mm, Breite 68 mm, Höhe ca. 28 mm. Gryphaea cymbium liegt mir auch von Teteven und vom Gin/.i Han vor. Eine kleine Klappe von Teteven fällt durch ihre besondere Breite auf. Man wird dabei an Gryphaea fasdata Tietze (1. c. S. 111, Taf. VI, Fig. lc) erinnert. Auch von der Lias-Localität nördlich von Sofilari liegen Bruchstücke vor, die hierher gehören dürften. Vom Ginzi Han im Berkovica- Balkan besprach ich das Vorkommen von Gryphaea schon 1878 (1. c. S. 13). Ostrea ( Gryphaea ) Trnensis Toula. Aus denselben Schichten mit Bhynchonella cynocephala Richard von oberhalb Ribarica liegt mir auch ein recht gut erhaltenes Stück der von mir aus der Gegend von Trn (Sitzungsber. 1883, S. 1304 und 1312, Taf. V, Fig. 7) beschriebenen und abgebildeten Art vor. Es dürfte nach diesen neueren Ergebnissen die von mir ange¬ nommene Altersbestimmung der betreffenden Schichten zu corrigiren sein. Ich dachte damals an mittleren Dogger, weil unter anderem eine recht sehr an Rhynchonella varians erinnernd & Rhynchonella gesammelt wurde. Es wird nun wahrscheinlich, dass auch bei Trn und zwar sowohl gegen Istimirca als auch an der Sukava abwärts bei Lomnica die wiederholt erwähnte Ubergangsbildung (Lias-Dogger) auftritt. Ostrea spec. (ähnlich ist Ostrea scapha R o e m.) In dem gelbbräunlichen Sandsteine der Lias-Localität nördlich von Sofilari liegt ein Abdruck der Innen¬ seite (durch Auslaugung entstandene Hohlform einer grossen Ostrea vor, die der Form nach an Ostrea irregu¬ lär is Gldf. erinnert. (Petr, germ., Taf. 79, Fig. 5 — Quenstedt, Jura, III 16), jedoch viel grösser und dick¬ schaliger ist (bis zu 6 mm und darüber dick und am Schlossrand 30mm breit). Die breite Bandgrube ist zart quergestreift. Terebratula numismalis Lmck. Diese für den mittleren Lias 7 von Schwaben und Burgund so bezeichnende Terebratel findet sich sowohl bei Teteven als auch im Berkovica-Balkan beim Ginzi Han in ganz typischer Ausbildung und zwar ziemlich häufig vor. Mir liegen sechs Exemplare, freilich nicht sehr gut erhalten, aber sicher erkennbar vor, von der typischen flachen Form einerseits zu solchen mit flacher kleiner Klappe andererseits, aber auch in aufgebläh¬ teren Exemplaren. Von den letzteren hat ein schlankes ganz die Form, welche Quenstedt als Terebratula numismalis lage- nalis bezeichnet (Jura, S. 143, Taf. 18, Fig. 3), während eine zweite die gedrungen aufgeblähte Form von Terebratula numismalis ovalis Quenst. (1. c. lab 18, big. 1, ^) aufweist. (Scheint auch in den Oolithen \on Glozan vorzukommen. Terebratula cf. cornuta Sow. Auch von Teteven liegen Terebrateln in mehreren Stücken vor, darunter eines mit ausgeschweiftem Stirn¬ rand, mit Annäherung an die Terebratula cornuta Sow., doch liegt die grösste Breite noch wie bei den 70 Franz Toula, obgenannten Formen von Terebratula numismalis (man vergl. Quenstedt, Brachiopoden, Taf. 45, Fig. 118 und 119) aus den Amaltkeenthonen, in der Mitte. Terebratula cf. punctata Sow. Zwei Exemplare von bedeutenderer Grösse von eiförmigem Umriss näbern sich der genannten Art an, wie sie von Quenstedt (Jura, Taf. 18, Fig. 5 aus Lias y oder Brachiopoden Taf. 46, Fig. 28 aus Lias 8) zur Abbildung gebracht wurden. Tietze bat Terebratula punctata ebenso wie grosse Exemplare von Terebratula numismalis, letztere aus dem mittleren Lias des Yirnisko-Rückens abgebildet (1. c. Taf. VII, Fig. 3 und Fig. 7). Das grössere unserer Exemplare hat eine Länge von ca. 35 mm bei einer Breite von 29 mm und einer Dicke von 16 — 11mm, ist somit etwas schlanker als die angeführten Beispiele. Es lässt die Schlossleisten der gros¬ sen Klappe und die Medianleiste der kleinen Klappe deutlich erkennen. Hierher möchte ich auch einige grössere Terebrateln aus den Oolithen von Glozan stellen; ein Exemplar ist besonders gross (Länge 35mm, Breite 28m»», Dicke 18— 19mm). Spirifer verrucosus var. Buch. Eine gut erhaltene kleine Klappe liegt von Teteven (?) vor. Ausser dem mittleren wenig vorragenden Wulst sind noch beiderseits 7 Radialrippen schwach, aber deutlich angedeutet. Es ist ein verliältnissmässig breites Stück (da es ca. 30 mm Breite bei etwa 17mm Länge erreicht). Ein hierher zu stellendes Stück liegt auch vor der Fundstelle oberhalb Ribarica (am oberen Vid) vor. Spirifer cf. rostratus Scblotb. sp. Nur eine schlecht erhaltene Schnabelklappe liegt vom Ginzi Han vor, mit tiefem Mediansinus und radial gerippten Flanken. Spirifer Trojanensis nov. spec. Taf. II, Fig. 10 Nur ein kleines aber verliältnissmässig wohl erhaltenes Exemplar liegt aus dem dunkelgrauen sandigen Kalk des Vorkommens vom mittlerem Lias im Trojan-Balkan vor. Es ist 10 -4mm breit, ca. 11 -2 mm lang und 8 mm dick. Diese Verhältnisse würden an jene von Spirifer rostratus Sehloth. erinnern und zwar an kleine Formen, wie jene bei Quenstedt, Brachiopoden, Taf. 54, Fig. 97. Es ist somit sehr stark aufgebläht. Die grosse Klappe zeigt in der Mittellinie keinen Sinus, ja kaum eine ganz unbeträchtliche Abplattung, nur die Wirbelspitze lässt eine schmale seichte Furche erkennen. Der Wirbel ist spitz gekrümmt, die Area klein, das dreieckige Loch verliältnissmässig gross. Die kleine Klappe ist gleich- massig gewölbt. Die Hälften der Schalen gegen den Stirnrand sind mit kräftigen concentrischen Streifen bedeckt. Beide Klappen tragen zahlreiche und gedrängt stehende Pusteln, wie bei Spirifer verrucosus. Auf der grossen Klappe reichen sie bis gegen das dreieckige Loch hin. Jlhynchonella variabilis Sehloth. sp. (Opp.) Das häufigste Fossil unter den beim Ginzi Han gesammelten ist eine gefaltete mittelgrosse Ehynchonella, welche vorwaltend drei Falten auf dem Wulst der kleinen Klappe besitzt und nach Quenstedt als Bhyncho- nella triplicata Phill. zu bezeichnen wäre. Die von Quenstedt (Brachiopoden) Taf. 38, Fig. 10 und 11 gezeichneten Formen aus dem unteren Lias 8 würden am besten stimmen. Nach Oppel’s Vorgang muss die Bezeichnung Rh. vaiiabilis Sehloth. sp. gewählt werden, die übrigens auch Quenstedt im „Jura“ anwendete. Es liegen mir etwa 30 Exemplare vor, das kleinste 10mm, das grösste 16mm lang, 18mm breit, solche mit stark aufgewölbtem Wulst und solche, bei welchen ein Wulst kaum angedeutet ist. Von Teteven liegt Ehynchonella variabilis Sehloth. sp. in zwei Exemplaren vor, von denen das eine eine Breite von 22-5 mm besitzt, also schon zu den grösseren Formen gehört. Auch aus den bräunlichen Sandsteinen Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 71 nen liegt mir ein Exemplar dieser Art vor, und zwar sehr ähnlich der von Quenstedt (Jura, Taf. 22, Fig. 10) abgebildeten Form aus Mittel o. Hierher werden auch zwei etwas grössere (Breite etwa 18 mm) Rhynchonellen aus den Oolithen von Glozan zu stellen sein. Rhynchonella laevigata nov. spec. Taf. II, Fig. 11. Von der Localität nördlich von Sofilari liegt mir ein einziges, aber recht wohl erhaltenes Exemplar vor, das in mancher Beziehung an Rhynchonella acuta Sow. (z. B. Quenstedt, Brachiop,, Taf. 37, Fig. 150 — 153 aus dem Lias 5), in anderer Beziehung wieder an die von Chapuis und Dewalque (Descr. des foss. des terr. second. de Luxembourg 1853, Taf. 36, Fig. 5 h, i) als Varietät der Rhynchonella variabilis Schloth. spec. gezeichnete extreme Form von Aubange erinnert. Unsere Rhynchonella ist nicht sehr gross und ziemlich flach. Länge 11 ■ 3mm, Breite 14 mm, Dicke 6 ‘4 mm. Es fehlt ihr jede Andeutung einer Rippung. Die grosse Klappe besitzt eine breite Furche, die aber erst hinter der grössten Schalenbreite beginnt und einen mässig vorgezogenen Lappen bildet, so dass die Ansicht von der Stirnseite eine schön geschwungene Curve zeigt. Die kleine Klappe ist gleichmässig gewölbt mit zwei seitlichen flachen Furchen gegen den Stirnrand. Der Schnabel ist sehr klein. Anwachsstreifen bedecken die Schalenoberflächen. Das geschilderte Verhalten der Schalenoberflächen unterscheidet unsere Form von den zwei in Vergleich gebrachten. Die Rhynchonella acuta Sow. besitzt den scharfen kielförmig vorragenden Wulst der kleinen Klappe und lässt an jeder Seite eine deutliche Einfaltung hervortreten, auch ist sie viel länger. Rhynchonella variabilis var. (h, i) Chap. und Dew. ha.t in der allgemeinen Form einige Ähnlichkeit; durch die wenn auch sehr zurücktretenden Rippen und besonders durch die Medianfurche der kleinen Klappe ist jede Verwechselung ausgeschloss en. Rhynchonella cynocephala Richard sp. Taf. II, Fig. 12. Aus dem grauen Kalke oberhalb Ribarica konnte ich drei recht wohl erhaltene, wenn auch zum Theil etwas deformirte Exemplare einer ausgezeichnet wohl charakterisirten Rhynchonella beobachten, die ich nur mit der angeführten Art zusammenstellen kann, wenngleich sie etwas kleiner ist als das schöne Exemplar, welches Dumortier (1. c. IV, S. 206, Taf. 45, Fig. 13 — 16) aus den Schichten mit Ammonites bifrons Brug. von verschiedenen Localitäten abbildet. Der stark vorgezogene Wulst trägt drei Falten (bei einem Exemplar noch eine schwächere vierte), von welchen die mittlere am weitesten und scharf vorragt. Der Schnabel ist spitz und klein. Dieses Vorkommen ist nicht ohne einiges Interesse. Im Balkan ist gerade die Ubergangsstufe aus dem Lias zum Dogger nun schon an vielen Stellen nachgewiesen und sie scheint nun auch hier vor¬ handen. Schon Oppel hat auf die Wichtigkeit der Rhynchonella cynocephala für die Bestimmung gewisser Schich¬ ten hingewiesen (Württemb. Jahresh. 1856, S. 551) und aufmerksam gemacht, auf den Umstand, dass an gewissen Stellen, z. B. im Profil von Frocester (Glaucestershire), die Schichte mit Rhynchonella cynocephala auf das bestimmteste zwischen dem oberen Lias und den Schichten mit Ammonites opalinus auftritt und sich nach oben mit den Fossilien des Unteroolith mengt. Dumortier hebt hervor, dass sie in Frankreich und England bis in das Niveau des Ammonites Murchisonae hinaufreicht und kleiner wird. Freilich wurde sie auch (von de Verneuil und Deslongchamps) aus dem mittleren Lias von Spanien angeführt. Fehlt im Südwest- Deutschland und im Eisass. Dimensionen unserer Exemplare: 1. Länge 14’ 8 mm, Breite 14 mm, Dicke 13 mm. 2. „ 13 -5mm, „ 15 mm, „ 8-7 mm. n 72 Franz Toula, Pentacrinites cf. basaltiformis Quenst. In einem kleinen beim Ginzi Han gesammelten Kalkbruchstücke liegen eine Menge dieser scharfkantigen Pentacriniten. Auch ein SäulenstUckchen aus 9 Stielgliedern ist darunter von 9- 6mm Länge. Die Stielglieder sind somit etwas niedriger als bei den schwäbischen Exemplaren. Eines der Stielglieder lässt ganz deutlich ein mittleres mit der Gelenkfläche parallel verlaufendes Leistchen erkennen, etwa so wie dies Quenste dt von seinem Pentacrinites moniliferus 7 aus dem Lias 7 anführt, bei dem er auch die niedrigen Stielglieder besonders betont (Jura, S. 158, Taf. 19, Fig. 51). Die Blätter der Gelenkflächen sind schön gerundet. (Dumortier, 1. c. III, Taf. XXIII, Fig. 15, 16, 17 bildet einen Pentacrinus basaltiformis aus den Schichten mit Belemnites clavatus ab, der dieselben Merkmale an sich trägt.) Auch von Sofilari nördlich liegen undeutliche Crinoidenstielglieder nesterweise vor. III. Fossilien aus dem oberen Malm unweit Grlozan. Über die Fossilreste von dieser Localität, deren Erhaltungszustand vieles zu wünschen übrig lässt, hatte Herr Dr. V. Uhlig die Güte, einige Bemerkungen zu machen, die ich mir hier anzuführen erlaube, zugleich mit dem Ausspruche des verbindlichen Dankes für die wiederholte freundliche Unterstützung, die mir von Seite des genannten Herrn zu Theil wurde. Es liegen folgende Stücke vor. Lytoceras sp. ind. Zwei Stücke. Phylloceras ptychoicum Quenst. Zu dieser Art dürfte das eine Exemplar gehören, wenigstenss spricht das Vorhandensein des Externwulstes dafür, Nabelfurchen sind leider nicht zu sehen, sonst würde ich nicht anstehen, die Bestimmung für gesichert zu halten. Ein Stück „dürfte zu Phylloceras serum Opp. gehören“. Ein Steinkern, der mich an den von mir in der Vrbova-Schluclit südlich von Belogradcik im westlichsten Balkan gesammelten Ammoniten erinnert, den ich (in Nr. 4 meiner Berichte in den Sitzungsber. 1877, LXXV. Bd., S. 55, Taf. VI, Fig. 2) als Phylloceras cf. isotypum Ben. sp. bezeichnete. Phylloceras sp. Zwei kleinere Steinkerne. Ein Stück „dürfte mit Haploceras verruciferum Megli. (man vergl. Taf. VIII, Fig. 1) identisch sein. Damit stimmt die äussere Form, Nabelweite, die feine Schalenstreifung, die Loben, soweit sie sichtbar. Leider fehlt das vordere Stück der Wohnkammer mit dem bezeichnenden Externwulst. Die Bestimmung scheint mir aber auch so ziemlich sicher. Ein zweites kleines Stückchen gehört vielleicht dazu.“ Ein Stück „entspricht in Bezug auf den Bau, Schwung und Stellung der Rippen sehr gut dem tithonischen Perisphinctes Richter i Opp. (Man vergl. Taf. VIII, Fig. 2.) Ob die Identität eine absolute ist, lässt sich freilich nicht mit voller Sicherheit sagen, da das Stück zu fragmentär ist, es ist aber sehr wahrscheinlich.“ Lin weiteres Stück „erinnert wohl ziemlich lebhaft an Perisphinctes colubrinus Rein., ist aber doch zu mangelhaft erhalten, um eine irgendwie sicher stehende Bestimmung auszuführen“. Perisphinctes sp. ind. ganz kleine Form. Lin ganz unvollkommen erhaltenes Bruchstück „könnte eine jener kleinen Oppelien aus der Verwandt¬ schaft der Oppelia psilosoma Zitt. sein, wie sie im obersten Jura Vorkommen“. Aptyehus punctatus Voltz, Zwei Exemplare. Terebratula sp. „Der äusseren Form nach sehr nahe stehend der Terebratula Bilimeki Suess, jedoch kleiner als diese Art“. (Man vergl. Taf. VIII, Fig. 3.) Terebratula sp. ind. „Im oberen Jura kommen ähnliche, noch etwas kleinere Formen vor, die zu W 'üdheimia gehören (W . gutta etc.) Hierher scheint das Exemplar nicht zu gehören, da man trotz der mangel¬ haften Erhaltung doch eine Spur des Medianseptums erwarten müsste.“ (Man vergl. Taf. VIII, Fig. 4.) Aus dem im Vorhergehenden Gesagten wird wohl der Schluss zu ziehen sein, dass die grauen, dichten, mergeligen Kalke von Glozan dem oberen Malm, und zwar dem unteren Tithon zuzurechnen sein dürften und sonach ein zweites Vorkommen desselben in Bulgarien bezeichnen wurden . 73 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Bisher waren diese Schichten in Bulgarien nur an der Schlucht von Vrbova nördlich vom Sveti Nikola- Balkan angetroffen worden. Sie werden sich bei späteren Detailuntersuchungen des Landes wohl auch an dazwischenliegenden Punkten nachweisen lassen. IV. Fossilreste aus den Neocommergeln zwischen Kapinski— Monastir und Jacorci und von Jacovci, Lytoceras spec. Davon liegt nur ein zerdrückter, undeutlicher Steinkern vor. Baculites spec. (vielleicht zu Baculites neocomiensis d’Orb. zu stellen). Zwei Stücke liegen vor, ein grosses etwa 16wm breites und ein kleineres. Beide sind grob gerippt. Amaltheus (?) spec. Ein kleiner, glatter, involuter Steinkern. Die Externseite ist scharf, förmlich in einen Kiel auslaufend. Man wird an Ammonites clypeiformis d’Orb. erinnert, (Quenstedt, Cephalopoden, Taf. VIII, Fig. 15.) Perisphinctes (?) (nov. spec.?). Eine kleine sehr evolute Form, die sich an grössere jurassische Arten, etwa an Perisphinctes subfascicu- laris d’Orb. (Pal. franQ. T. Cret., tab. 30, fig. 1, 2) anschliessen dürfte, die aber andererseits durch die Knoten in der Nähe der Naht an Olcostephanus anschliesst. Die Theilung oder Einschaltung der Rippen erfolgt auf halber Höhe, und zwar tritt in der Regel eine kurze Rippe zwischen zwei lange. Einschnürungen dürften vier auf einen Umgang entfallen. Olcostephanus Astierianus d’Orb. spec. Taf. III, Fig. 11. Das häufigste unter den von dieser Localität vorliegenden Fossilien. In vier verhältnissmässig wohl erhal¬ tenen Stücken vorliegend. Es sind grobrippigere Exemplare. Zwei der Stücke zeigen nur wenige von den Knoten ausstrahlende Rippen. Die beiden anderen sind durch Einschnürungen markirt und zeigen eine grös¬ sere Anzahl von Rippen, die nicht unmittelbar von den Knoten ausgehen, so dass sie in dieser Beziehung etwas an Olcostephanus Carteroni d’Orb. erinnern könnten (1. c. lat. Gl 1 3). HopUtes spec. Zu Boplites sind zwei Stücke zu stellen, ein sehr feinrippiges, dessen Externseite nicht sichtbar ist und ein zweites mit deutlich dichotomer Theilung der Rippen, die mitten aut den Flanken eilolgt. Auf dei Extein- seite sind sie deutlich unterbrochen. Das zweite der beiden Stücke gleicht recht sehr der von Kutlovica als Hoplites cryptoceras zur Abbildung gebrachten Form (Grundlinien, Taf. 1, Fig. 4). Wir dürften es dabei mit einer neuen Form zu thun haben. Fossilien aus den Mergelschiefern von Jacovci. Lytoceras subfimbriatum d’Orb. spec. Ganz ähnlich den Formen von Kutlovica (Grundlinien, S. 4, lal. 1, big. 3). Ein zweites Stück zeichnet sich durch in geringeren Abständen stehende kräftige Einschnürungen aus, zwischen welchen feine Streifen verlaufen, welche gegen die Mundöffnung zu immer dichter aneinandertreten, ganz wie bei den typischen Formen dieser Art. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtinitgliedern* 1 74 Franz Toula, Olco Stephanus (?) spec. Ein sehr deformirtes Bruchstück einer sehr evoluten Form, die in der Nähe der Naht kräftige Knoten besitzt, von welchen die etwas gekrümmten und über die Externseite ziehenden Rippen ähnlich so getrennt sind, wie etwa bei Olcostephanus Carteroni d’Orb. (1. c. Taf. 61 1 — 3) der Fall ist, welche Art freilich durch ihre Involution sonst ausser allem Vergleich bleibt. Das vorliegende Stück ist zu schlecht erhalten und zu sehr zerdrückt, um mehr anführen zu können. Hoplites aff. cryptoceras d’Orb. sp. Aus der formenreichen Gruppe, die unter diesem Namen bezeichnet wird, liegt ein ziemlich hochmündi¬ ges Stück vor, mit schön gekrümmten kräftigen Rippen und breiter Externseite. Auch den Abdruck der Externseite eines kräftig ornamentirten Exemplares möchte ich hierherstellen, wenngleich man auch an Hoplites interruptus Brug. erinnert wird. Hoplites nov. form . Taf. III, Fig. 12. Ein verhältnissmässig ziemlich wohl erhaltenes Exemplar. Die kräftigen Rippen tragen ab und zu und durchaus unregelmässig vertheilte Knoten, die besonders nach Innen an Häufigkeit zunehmen, während sie am äusseren Umgänge ziemlich abgeschwächt sind und überhaupt spärlicher auftreten, so dass dieser Theil des Gehäuses Cryptoceras- Charaktere aufweist. Die Rippen ziehen bis an den Rand der eine glatte Zone besitzenden Externseite, wo sie etwas keulig verdickt enden. Einzelne verlaufen ungetheilt vom weiten Nabel bis an die Externseite. Die Knoten stehen zu zweien auf derselben Rippe; am oberen Knoten theilt sich die Rippe in drei; aber auch vom untei’en strahlt eine Rippe aus. Dann folgen zwei oder drei ungetheilte Rippen, worauf wieder eine geknotete und gegabelte auf tritt. Nach Dr. Uhlig’s freundlicher, mündlicher Mittheilung dürfte Hoplites Rütimeyeri Ooster (XII. Bd. der Denksehr. d. allg. Schweiz, naturf. Gesellscb.) eine näher stehende Form sein. (Mir war das betreffende Werk leider nicht zugänglich.) Ausserdem liegen Anzeichen des Vorkommens von gerippten Aptychen vor. Herr Zlatarski fand hier eine Pholadomya sp. Auch zwei Echinoideen-Bruchstücke liegen vor, deren Erhaltungszustand jedoch keine nähere Bestim¬ mung zulässt. Die grossen und dünnen Tafeln der Unterseite lassen keine Perforirung erkennen. Sie sind mit einer sehr zierlichen Körnelung bedeckt, zwischen dicht stehenden winzigen Wärzchen erheben sich weniger zahlreiche etwas grössere. V. Fossilien aus den oberneocomen (apturgonen) Kreidemergeln. Aus den Oberneocom-Schichten zwischen Arbanas und Leskovac liegen mir vor: Ein grosses Exemplar einer Furpuroidea spec. (wohl eine neue Art). Taf. IV, Fig. 1. Die Schale dürfte eine Höhe von etwa 150 mm gehabt haben, das Bruchstück ohne die Spitze und mit abgebrochenem Spindelcanal misst noch 138 mm. Auf den letzten Umgang dürften etwa 118 mm entfallen, der Durchmesser des letzten Umganges beträgt 100 mm, die Schale ist sehr dick, gegen die Aussenlippe aber dünner werdend und trägt ähnlich so wie Purpuroidea nodulata Yong itnd Bird. aus dem Gross-Oolith unter der Naht kräftige Knoten, auf dem letzten Umgänge 15 an der Zahl, (Sammlung des Herrn Zlatarski in Sofia.) Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 75 Janira (Vota) atava (Eoem.) d’Orb. Ein gewaltig grosses Exemplar, das im Allgemeinen an die Janira atava (Roem.) d’Orb. anschliesst, durch die Beschaffenheit der zur Bündelung hinneigenden Rippen mehr zu Janira striatocostata (Gldf.) d’Orb. hinneigt. Die stark gewölbte rechte Klappe ist mit 6 grossen Hauptrippen bedeckt, die schon in der Nähe des Wirbels gebündelt sind. Zwischen je zwei Hauptrippen liegen zwei ungleich grosse Zwisclienrippen. Anwachs- streifen ziehen Uber die ganze Schale. Der Stirnrand ist wie gewöhnlich ausgeschnitten. Der Vorderrand ist kürzer als der rückwärtige. Die Höhe der Schale beträgt (im Ausschnitt gemessen) 118 5 mm, die Breite 111 mm, die grösste Dicke 50 mm] übertrifft also noch das grösste der von Pictet und Campeclie (St.Croix) angeführten Exemplare. Sammlung des Herrn Zlatarski (Sofia). Von Kozirog zwischen Gabrova und Sevljevo (Seljvi) liegen vor: Uerinea aff. Archimedi d’Orb. Taf. IV, Fig. 2. In Bezug auf Grösse (vor allem Höhe der Windungen) und Sculptur der Schale gleicht das einzige in meinem Besitze befindliche Bruchstück im Allgemeinen recht gut der von d’Orbigny (Terr. Crdt., tab. 158, fig. 3, 4) gegebenen Abbildung der aus den Schichten mit Caprotina ammonia vom Orgon (Var) stammenden Art. Die Umgänge sind nur etwas weniges stärker ausgehöhlt, auch tritt die Knotung der Nahtwülste an der Basis der Umgänge etwas stärker hervor. Das Nahtband ist scharf zu verfolgen, jedoch beinahe glatt während die Anwachsstreifen auf den übrigen Theilen der Schale wohl ausgeprägt sind. Im Schnitte lässt sich die Lamelle des Nahtbandes deutlich gegen die Innenlippe hin verfolgen, wie dies Stoliczka in seiner Revision der Gastropoden der Gosauschichten etc. (S. 25) vermuthet hat. Auch in Bezug auf die Faltung bestehen einige kleine Unterschiede. Der allgemeine Charakter der Mün¬ dung ist in annähernder Übereinstimmung, doch sind bei unserem Exemplare die Falten (besonders die beiden Wandfalten) schärfer ausgeprägt, während die Dachfalte ganz ähnlich jener bei N. Archimedi d’Orb. verläuft. Von ähnlichen älteren Nerineen wäre Nerinea Blanchete Pict. und Camp, aus dem Valangien von St. Croix zu erwähnen (St. Croix LXVI, Fig. 1—4). Doch sind die Wülste bei dieser Art noch weniger kräftig und der Umriss der Mündung viel gedrungener. Tylostoma aff. Bochatiana d’Orb. spec. (Vielleicht neue Art.) Taf. IV, Fig. 3. Zwei verhältnissmässig wohlerhaltene Exemplare liegen vor, welche in Bezug auf die allgemeinen Form¬ verhältnisse mit der von Pictet und Rene vi er als Varigera Bochatiana d’Orb. aus dem unteren Apt von Perte du Rhone (Paffont. Suisse, I, S. 33, Taf. III, Fig. 6) zur Darstellung gebrachten Form recht gut Uber¬ einstimmen, noch besser mit den von Pictet und Campfeche (St. Croix, Taf.LXXIII, Fig. 12) aus demürgon und Gault zur Abbildung gebrachten Formen. Unsere Stücke sind nur weit grösser, dickschaliger und gleichmässiger aufgebläht und ist der letzte Umgang beträchtlich grösser als bei der angeführten Art. Gesammtlänge der Schale 67-5 mm. Durchmesser des letzten Umganges 43«»»*. Auf den letzten Umgang entfallen bbmm. An dieser durch die unuemeine Häufigkeit von Korallen (besonders Einzelkorallen) ausgezeichneten Loca- lität Saborena Kanara bei Tirnovo liegt gleichfalls eine Tylostoma (?) spec. vor, und zwar nur ein einziges kleineres und in den letzten Umgängen stark beschädigtes Exemplar. 76 Franz Toula , Von Bivalven liegen viele Formen vor, so von Kozirog ein nicht näher bestimmbarer verdrückter Stein¬ kern einer Cardita spec. Corbis corrugata Sow. (Forbes). Zwei Stücke liegen vor, und zwar in bestem Erhaltungszustände und in vollster Übereinstimmung mit der Darstellung, wie sie von Pictet und Renovier von Perte du Rhone (1. c. S. 76, Taf. VIII, Fig. 3) gegeben wurde. Die Sculptur und Form der Schale stimmt vollkommen überein, unsere Exemplare sind nur noch stärker aufgebläht als die alpinen Formen, welche wieder ihrerseits stärker gewölbt erscheinen als die von d’Orbigny (1. c. III, S. 111, Taf. 279) angeführten Exemplare als Corbis cordiformis d’Orb. aus dem Neo- com des Pariser- und des mediterranen Beckens. Bei Genf tritt diese Art besonders häufig im Marne jaune des unteren Aptien auf, während sie in den oberen Aptschiehten (gres dur) selten vorkommt. Das in meinem Besitze befindliche, vorzüglich erhaltene Exemplar misst 62-3 mm in der Länge, 61-8 mm „ „ Höhe, 56 • 7 mm „ „ Dicke. Das Exemplar des Herrn Zlatarski hat eine Länge von 72 mm. Dieselbe Art liegt auch von Saborena Kanara vor, freilich nur in einem grösseren Bruchstücke. Opis aff. neocomiensis d’O r b. (Vielleicht neue Form.) Taf. IV, Fig. 4. Nur ein ziemlich vollständiges Exemplar ist von Saborena Kanara in meinem Besitze. Es ist leider durch Druck etwas deformirt. Es ist eine an Opis neocomiensis d’Orb. anschliessende etwas grössere Form. Der Umriss der Schale ist dreiseitig, der Stirnrand etwas weniger nach vorne gezogen. Auch der rück¬ wärtige Tbeil scheint etwas verlängert zu sein. Leider ist gerade hier ein Theil der Schale abgebrochen. Eine scharfe Kante zieht von der Wirbelspitze zur hinteren Ecke des Stirnrandes. Die Lunula ist stark vertieft. Auch die Falte auf der Area ist stark ausgeprägt. Die Oberfläche ist mit ziemlich starken, mit dem Stirnrand parallelen Streifen versehen, von welchen einige etwas stärker hervortreten. Unter allen Formen ist die von Loriol (M. Saleve, pag. 66, tab. VIH, fig. 5) als Opis Desori bezeichnete aus dem Neocomien moyen in Bezug auf die Form des Umrisses am ähnlichsten, eine Form, welche von Pictet und Campfeche (St. Croix, S. 324) mit Opis neocomiensis vereinigt wird. Eine vollkommene Überein¬ stimmung mit der bis in’s Aptien aufsteigenden Opis neocomiensis d’Orb. scheint nicht zu bestehen. Länge der Schale ca. 32 mm. Höhe der Schale 36-3 mm. Auf 10 mm entfallen 14 Streifen. Astarte (?) Tirnovana nov. spec. Taf. IV, Fig. 5. Von Saborena Kanara. Der Umriss der Schale ist verlängert dreiseitig. Die kräftigen eingerollten Wirbel liegen weit nach vorne Unterhalb derselben ist eine scharfumgrenzte herzförmige Lunula eingesenkt, der vordere Theil der Schale stark aufgebläht. Der Vorderrand ist schön gekrümmt, der Stirnrand zeigt eine flache Einkrümmung hinter der Mitte, einer von den Wirbeln ausgehenden flachen und breiten Furche entsprechend. Die Schale ist nach rück¬ wärts verjüngt. Der Hinterrand ist ähnlich wie bei Trigonia schräg abgestutzt. Eine etwas abgerundete, in der Wirbelnähe aber besonders scharf markirte Kante verläuft vom Wirbel bis zu der ausgezogenen Ecke des Hinterrandes, wodurch wieder wie bei Trigonia eine „hintere Area“ umgrenzt wird. Eine zweite mit zarten Knötchen gezierte Kante umgrenzt ein stark vertieftes schmales Schildchen. Hinter dem Wirbel liegt inmitten Geologische Untersuchungen -im centralen Balkan. 7 7 des Schildchens das kräftige äussere Schlossband. Die Schalenoberfläche ist mit kräftigen und ziemlich regel¬ mässigen concentrischen Falten bedeckt, die nach oben steil nach dem Stirnrand hin santt abdachen und mit sehr feinen, gleichfalls concentrischen Linien bedeckt sind. Am Rande des Schildchens gehen die Falten in feine Streifen über. Uber die Area ziehen sie wieder nach vorne und vereinigen sich bündelartig an den erwähnten Knötchen am Rande des Schildchens, welches mit sehr zarten, nach vorne ziehenden Linien bedeckt ist. In der Nähe des vorderen Stirnrandes verlaufen einige wenig ausgeprägte Radiallinien. An der Innenseite des Stirnrandes stehen regelmässige kräftige Zähne und Kerben, welche sich um die Ecke des Hinterrandes bis an den Schlossrand wahrnehmen lassen. Die Schalen sind überaus kräftig (bis 9 mm dick.) Das in meinem Besitze befindliche Stück (eine linke Klappe) erlaubte die Präparirung des Schlosses. Dieses zeigt alle Charaktere des Astartenschlosses. Zwei kräftige Zähne ragen empor, zwischen welchen die fiele dreiseitige Grube für den grossen vorderen Zahn der rechten Klappe liegt. Der vordere Zahn unserei Klappe ist abgerundet, dreiseitig pyramidal, vom Rande der Lunula durch eine seichte Furche getrennt, der liickwäi- tige, stark nach rückwärts verlängert, aber kürzer als das Schildchen,' mit dem Oberrande parallel veilau- fend. Die Ligamentfurche ist deutlich ausgeprägt. Unter allen mir bekannt gewordenen Arten zeigt die von Krauss (Einige Petrefacten aus der unteren Kreide des Kaplandes, 1850, XXII. Bd. der Leop. Carol. Akad., S. 449, Taf. XLVIII 1) als Astarte Bronni beschriebene und abgebildete Form am meisten Anklänge. Eine Form, für welche es schon Ki auss wahr¬ scheinlich findet, dass sie als ein eigenes Genus aufzufassen sein dürfte, das zwischen Astarte und Lyrodon (: Trigonia ) zu stellen wäre. Auf dieselbe Art wurde neuerlichst von (Holub und) Neumayr die neue Gattung Seebachia gegründet. (Denkschr., XLIV, S; 274, Taf. II, Fig. 4.) Astarte ( Seebachia ) Bronni ist freilich beträchtlich mehr verlängert als unsere bulgarische Form, auch scheint sie, wenn die Abbildung bei Krauss richtig ist, rückwärts zu klaffen, was in der Beschreibung nicht weiter angegeben und auch von Neumayr nur mehr als Vermuthung ausgesprochen wird. Der Wirbel der südafrikanischen Form liegt etwas weiter nach vorne gerückt als bei unserer Art, bei welcher er überdies bedeutend kräftiger und stärker eingerollt ist. Das Merkmal, auf welches die Gattung Seebachia „vor Allem“ gegründet ist, die Furchung der Zähne fehlt unserer Art wohl ganz und gar, nur an der rückwärtigen Seite des hinteren Zahnes ist eine Andeutung von Uneben¬ heiten der Fläche wahrnehmbar, was hier jedoch nicht in Betracht kommt, da die Furchung der Zähne bei „Seebachia“ in erster Linie auf Rechnung des gefurchten, grossen, vorderen Zahnes der rechten Klappe zu setzen ist. In Bezug auf diese Furchung der Zähne möchte ich mir auf eine Wahrnehmung hinzuweisen erlauben, die ich bei meinen Vergleichen zu machen Gelegenheit hatte. Dieselbe wird wohl schon einer bekannten Thatsache entsprechen, sie muss aber wohl erwähnt werden, da sie für die wichtigste Gattungs¬ diagnose für Seebachia nicht ohne Interesse ist. Ich unterzog die in der Sammlung der Lehrkanzel für Mineralogie und Geologie befindlichen Astarten einer Durchsicht und fand dabei, dass vor allem Astarte Basteroti Jonk aus dem grauen Crag von Anvers und Antwerpen die Streifung der Zähne ganz in derselben Weise auf das schärfste ausgeprägt erkennen lässt; auch die davon nur wenig unterschiedenen Astarte Omaln Jonk von Anvers und Astarte undulata Say aus Ost-Virginien Aber auch die zierliche Astarte Henkelmsiana Ny st von Antwerpen zeigt dieselbe Streifung, desgleichen die kleine Astarte Nystii (. Nystiana ) Kicks, so dass ich die Zahnstreifung als eine charakteristische Eigenschaft der mir zugänglichen Formen bezeichnen und diese aus diesem Grunde zu Seebachia stellen müsste. Als Unterscheidungsmerkmale bliebe nur die bei Astarte (l Seebachia ) Bronni Krauss so überaus auffallende gestreckte Form und das nicht ganz sichergestellte rückwärtige Klaffen der Schale. Unser Exemplar verhält sich in dieser Beziehung wie schon angedeutet analog wie Astarte. Von Details sei schliesslich noch eine Eigenthümlichkeit des Schlosses an meinem Exemplare erwähnt. Der erwähnte, vom vorderen Zahn durch eine Furche getrennte abgerundete und concav gekrümmte Rand der Lunula zieht sich bis hinter die Wirbelspitze und hat hier einen steilen Abbruch in eine Vertiefung der Furche des Ligamentes, ähnlich so wie dies bei Gytherea der lall ist. Länge der Schale (Wirbelspitze bis zur hinteren Ecke) = 87 mm. 78 Franz Toula, Länge der Schale vom Vorder- bis zum Hinterrande = 91-9 mm. Höhe = 63 • 3 mm. Dicke = 53 • 4 mm. Recht häutig scheint bei Kozirog eine Trigonia zu sein, die man als Trigonia caudata Agass. ansprechen kann. Mir liegen 3 Exemplare (davon 2 in meinem Besitze) vor, welche recht gut mit der von Pictet und Renevier aus den Aptschichten von Perte du Rhone und St. Croix zur Darstellung gebrachten Form stimmen, wenngleich unsere Stücke im rückwärtigen Theile etwas stärker verjüngt erscheinen und dies¬ bezüglich besser mit den von d’Orb igny (1. c. III, Taf. 287) gegebenen Abbildungen (Fig. 2) Ubereinstimmen. Trigonia spec. (Ähnlich der Trigonia ornata d’Orb.) sammelte ich nördlich von Monastir beim Abstieg dahin und auf der Höhe von Arnautkiöi. Tema bulgarica nov. spec. Taf. V, Fig. 1. Unter den von Kozirog acquirirten Fossilien befinden sich auch zwei Stücke, ein vollkommenes Exemplar und eine rechte Klappe einer Verna , die man etwa mit Verna Bicordeana d’Orb. (1. c. Taf. 399) aus dem Neo- com von Auxerre in Vergleich bringen könnte, doch ergibt eine nähere Betrachtung wesentliche Unterschiede, besonders in Bezug auf die Structur der Schale. Der Schlossrand des vollkommen erhaltenen Exemplares ist gerade und 28 mm lang, an seinem äussersten Ende befindet sich der in eine Spitze ausgezogene Wirbel. Sieben Bandgruben lassen sich an dem klaffenden Schlossrande zählen. Die Länge der Schale von der Wirbelspitze bis zum äussersten Punkte des Stirnrandes beträgt 43mm. Die grösste Schalenbreite am Stirnrande beträgt 31 -5 mm, die Schalendicke 19-3mm. Die allgemeine Schalenform lässt sich beinahe rechteckig umgrenzen. Der Vorderrand zeigt eine starke Einkrümmung unter der Wirbelspitze, der Stirnrand ist halbkreisförmig, der Hinterrand beinahe gerade und verläuft rechtwinkelig gegen den Schlossrand; die Schale erscheint am unteren Theile etwas nach vorne gezo¬ gen. Die linke Klappe ist etwas stärker aufgebläht, die rechte sanfter gewölbt. Concentrische An wachsstreifen bedecken in grosser Zahl die ganze Schalenoberfläche. Einige stärkere Anwachsstufen (besonders stark auf der linken Klappe) lassen sich beobachten. Die ganze Schale, soweit sie am Stirnrande sichtbar wird, zeigt in den aufeinanderfolgenden Lagen faserige Structur. Das zweite nur mit seiner rechten Klappe vorliegende Exemplar (Taf. V, Fig. 2) ist leider stark beschädigt, doch lässt sich wohl annehmen, dass es zu derselben Art gehören dürfte, wenngleich der Umriss etwas abweicht und sich der Form von Verna Bicordeana d’Orb. inniger anschliesst, indem der Stirn- und Vorderrand nicht so sehr nach vorne gezogen erscheint. Der Schlossrand trägt hier acht Ligamentgruben und unter dem Buckel zieht sich eine Byssus-Furche gegen die Schalenspitze. Am hinteren Ende des Schloss¬ randes zeigt sich eine zahnartige Anschwellung der Schale. Nur die äussere Schalenpartie, etwa 2 mm mächtig, ist faserig, die nach einwärts liegende dicke Schalen¬ masse (bis zu 5 mm anschwellend) lässt lamellare Schichtung erkennen. Dieses Schalenstück stammt von einem etwas grösseren Exemplare her. Die Distanz von der Wirbelspitze bis zum äussersten Stirnrande beträgt etwa 65mm. Beide Stücke befinden sich in der Sammlung des Autors. Das auffallendste Merkmal beider Formen ist auf jeden Fall die bedeutende Entwicklung der oberen fase¬ ligen Schichte der Schale, so dass man thatsächlich versucht wird, an Inoceramus zu denken, während doch alle anderen Eigenschaften für Verna sprechen, bei welcher freilich die faserige Aussenschichte sehr reducirt ist. Bei Verna Bouei Hau. aus den Rai bierschichten, welche ich zum Vergleiche herbeizog, ist die äussere braun gefärbte fibröse Schichte dünn, aber deutlich erhalten, was auch in der von F. v. Hauer gegebenen 79 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Beschreibung (Sitzungsber., XXIV. Bd., S. 562) bestimmt angegeben wird. Nur auf Grund der bei unseren bulgarischen Stücken freilich überaus stark entwickelten Faserschichte ein neues Subgenus aufzustellen, scheint mir nicht empfehlenswerth. Bema spec. Taf. Y, Fig. 3. Ein Schalenbruchstück einer linken Klappe aus der Schlossrandregion liegt vor, welches Herr Zlatarski auffand (Saborena Kanara). Es war ein auffallend grosses Exemplar mit zahlreichen überaus regelmässig parallel und normal auf dem Schlossrand stehenden Ligamentfurchen, ganz ähnlich jenen von Perna Mulleti Desh. (d’Orbigny, 1. c. III, Taf. 400). Die Länge der Bandgruben nimmt nach vorne gegen den Wirbel zu. Die Oberfläche ist mit schuppigen Anwachslinien dicht bedeckt. Der Wirbel ist abgebrochen. Die flache Schale würde an Perna Bicordeana d’Orb. (1. c. Taf. 399) erinnern. Die äussere Schalenschichte, nur etwa xj% — 1 mm mächtig, ist prismatisch, faserig, der übrige Theil dei bei 15 mm dicken Schale ist ziemlich dick schuppig. Pterinelia crassitesta Toula var. Taf. V, Fig. 5. Es liegt von Kozirog ein ziemlich gut erhaltenes Stück einer linken Klappe dieses an Pteroperna und Pterinea einer- und Gervillia (besonders an Gervillia pernoides Desl. aus dem Dogger) andererseits erinnernden eigenartigen Geschlechtes vor. Der Schalenumriss stimmt mit demjenigen der von mir (Grundlinien, Tat. III, Fig. 3, S. 31) als Pterinella crassitesta bezeichneten Form von Ürese bei Jablanica überein, doch ist die Schale in ihrer mittleren Partie viel stärker emporgewölbt und nach rückwärts steil abfallend ; die radialen Streifen sind schwach und auf die unmittelbare Nachbarschaft des etwas stärker nach vorne gezogenen Wirbels beschränkt, während der übrige Theil mit überaus groben schuppigen Anwachsstreifen bedeckt ist. Auf der Innenseite ist der parallel gestreifte Schlossrand mit ganz seichten schräg gestellten und gegen die Wirbel¬ spitze spitz zulaufenden Bandgruben versehen. Die gekörnelte Schlossregion unterhalb des Schlossrandes ist gleichfalls wohl erhalten. Ein grosses Exemplar (linke Klappe) einer Pterinella, die wohl gleichfalls zu Pt. crassitesta Toula gestellt werden kann, liegt mir aus Zlatarski’s Aufsammlungen vor. Es schliesst sich offenbar an die kleine Form von Kozirog an. Die Radialstreifen reichen jedoch etwas weiter und die Wölbung ist etwas weniger stark. Die spitz ausgezogene Bandgrube ist sehr deutlich ausgeprägt. Der Muskeleindruck nahe dem Hinter¬ rande zeigt einen bohnenförmigen Umriss. Zwei Bruchstücke liegen vor, deren schlechter Erhaltungszustand eine sichere Bestimmung nicht zulässt, wenngleich die Vermutliung nahe liegt, dass man es dabei mit Pterinella Petersi Toula zu thun haben durfte. Auf den Schalen sind mehrfach die feinen Röhrenzüge von Serpula filiformis Sow. aufgewachsen. Die drei zuletzt besprochenen Stücke hat Herr Zlatarski zwischen Pluzna und Dobromirka (westlich von Tirnova) gesammelt. (Sitzungsber. XCHI, S. 337.) Pterinella crassitesta Toula var. Taf. V, Fig. 4. liegt von Saborena Kanara in mehreren Bruchstücken vor und zwar in grösserer Form, wie sie am anderen Orte von PMna Dobromirka erwähnt wird. Diese Art scheint überaus variabel zu sein. An der Strasse nach Kesarevo bei Tirnova wurde gesammelt (man vergl. S. 7): Hinnites aff. Jtenevieri Pi et. u. Camp. Taf. V, Fig. 6. Ein grosses Exemplar 116 mm hoch, 127mm lang, also eine Form, welche länger als hoch ist, also dies¬ bezüglich Ähnlichkeit hätte mit Hinnites Favrinus, von dem es sich jedoch durch die Sculptur der Schale 80 Franz Toula, unterscheidet, indem es nicht den schuppigen Bau aufweist, wie die letztere aus dem oberen Apt stammende Form, sondern die Anwachslinien nach Art der ersteren Form zeigt. Die unregelmässigen Radialstreifen sind im vorderen und rückwärtigen Theile der Schale sehr zahlreich und auffallend schwächer, auf der mittleren Schalenpartie dagegen breiter und flacher. Dichotomische Gabelungen der Rippen sind vorhanden, an einer Stelle ist eine wiederholte Gabelung zu bemerken. Das auffallend keulenförmige Anschwellen der Rippen gegen den Stirnrand hin, wie es die typische Form von 1 Einrittes Renevieri Pict. und Camp. (St. Croix, III, S. 229, Taf. 177, Fig. 4) zeigt, ist nicht zu bemerken. Die Zahl der Rippen am Stirnrand ist etwas beträcht¬ licher als bei der citirten Form. Die Schalenoberfläche ist ziemlich unregelmässig gewölbt und zeigt einige Absätze nach Art der an der citirten Form. Der Schlossrand ist auffallend breit (mindestens 80 mm), der Flügel der rechten aufgewachsenen Klappe ist gross. Volle Übereinstimmung zwischen unserer Form und jener aus dem Valangien besteht somit nicht. Jemira (Vota) spec. Von einer anderen grossen und hochgewölbten Janira liegt mir ein nicht weiter bestimmbares Stück von der Localität bei Arbanassi (Tirnova NO.) vor. Es wird wohl von einer neuen Art stammen, die an Janira atava anschliessen dürfte. Die Hauptrippen sind sehr breit und hoch, im Querschnitt dreieckig, im Steinkern wohl ausgeprägt, aber flach gewölbt. Aus der Beschaffenheit des Steinkernes lässt sich auf drei Zwischen¬ rippen schliesseu , von welchen die mittlere die stärkste ist, während die beiden anderen sich an die Haupt¬ rippen inniger anschmiegen. PUcatula cf. placwnea Lam. Nur eine aufgewachsene Klappe, welche die aus hohlziegelartig übereinander liegenden Schuppen gebil¬ deten ungleich starken Radialfalten deutlich erkennen lässt. Der Umriss ist mehr in die Länge gestreckt als bei der typischen Form des Neocom und Apt. 20 mm hoch, bei 7 mm breit. Die Innenseite lässt Schloss- und Schliessmuskeleindruck deutlich beobachten. Spondylus cf. gibbosus d’Orb. Taf. V, Fig. 7. In zwei Exemplaren vom Abstieg gegen das Monastir von Leskovac vorliegend. Die flach gewölbten Oberklappen sind mit ziemlich gleich starken, gegen den etwas verlängerten Hinter¬ rand etwas stärker werdenden Radialstreifen bedeckt. Jede sechste bis achte Rippe erscheint etwas stärker und trägt Stachelansätze. Am ähnlichsten erscheinen die angeführte Art d’Orbigny’s aus dem Gault (1. c. tab. 452, fig. 1 — 6) oder die noch etwas jüngere Art Spondylus Dutempleanus, d'Orb. (1. c. tab. 460, fig. 6 — 11). Der Umriss gleicht recht sehr dem Spondylus Brunneri Pict. und Roux (Apt., tab. 47, fig. 1, 2), welche Form später von Pictet und Campfeche (St. Croix, IV, S. 272) mit Spondylus gibbosus d’Orb. vereinigt wurde. Ostrea aus der Formenreihe der Ostrea rectangula/ris Roem. (Osfr. macroptera d’Orb.) liegt in mehreren Stücken aus der Gegend zwischen Arbanassi undLeskovica vor; eines, das icli selbst sammelte, fällt durch seine beträcht¬ liche Länge auf. Es ist ein an beiden Seiten abgebrochenes Stück, das eine Länge von 80 mm hat. Eine zweite Auster, die auf einer grob gerippten Pecten-Schale aufsitzt, gleicht recht sehr der Ostrea Etalloni Pict. und Camp. (St. Croix, Taf. 186, Fig. 15) aus dem Urgon von Morteau. Sie zeigt dieselbe Exogyra-zxtigz Einkrümmung des Wirbels, den etwas wellig auslaufenden Hinterrand, der eine zarte Streifung normal auf den Rand erkennen lässt. Der Vorderrand ist überaus dünn, sowie auch 81 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. die ganze aufgewachsene Schalenpartie nur wie ein feines Häutchen auf der Pectenschale aufliegt. Das mir vorliegende Stück wurde nördlich vom Kloster gesammelt. Ostrea Couloni De fr. (var. aquila). Diese grosse Auster liegt in einem gut erhaltenen Wirbelstücke von Saborena Kanara vor, welches auf das beste mit der von Pictet und Roux (Grfes verts, Taf. 48, S. 520) von Perte du Rhöne abgebildeten Ostrea aquila ühereinstimmt oder mit der für die Aptyclienschiehten bezeichnenden Ausbildungsform von Ostrea Couloni Defr., mit welcher die Ostrea aquila später vereinigt wurde, wie bei Pictet und Campfeche (St. Croix, IV, S. 287, Taf. 187, Fig. 3). Am besten stimmt die erstgenannte Abbildung überein. Die Ein- krümmung des Wirbels erfolgt bei unserer Form in mindestens ebenso weit gebendem Maasse. Terebratula spec. liegt in mehreren Exemplaren von der Fundstelle zwischen Arbanassi und Leskovica vor und zwar sowohl gefaltete an Terebratula biplicata d’Orb. anschliessende als auch glatte rundliche Formen, die an flache Exem¬ plare von Terebratula tamarindus Sow. erinnern. Bhynchonella lata d’Orb. liegt sowohl vom Abstieg gegen das Kloster von Leskovac als auch von der Fundstelle zwischen Leskovac und Arbanassi vor. An letzterer Stelle wurde auch Bhynchonella irregularis I’ict. in kleinen Exemplaren gesammelt. Ausserdem liegen von Kozirog noch zwei wohl erhaltene Exemplare vor von 7 th.ynchonc 1 1 a Baugasi d’Orb. Das eine der beiden Stücke entspricht in seiner Form auf das vollkomenste dei von d Oi bigny (1. c. IV, S. 43, Taf. 448, Fig. 10 — 13) gegebenen Abbildung des typischen Exemplares, während das zweite Exem¬ plar weniger beträchtliche Wölbung der kleinen Klappe aufweist. Bhynchonella Baugasi (St. Croix, S. 57), ist als nur aus dem Senon bekannt, angeführt, und thatsäeh- lich ist der Erhaltungszustand ein wesentlich anderer als jener der übrigen Fundstücke von Kozirog, so dass wohl die Vermuthung ausgesprochen werden darf, dass zwischen Selvi und Gabrovo auch höhere Etagen der Kreideformation auftreten. Serpula ftliformis Sow. bedeckte in Menge die Oberfläche der Austern schalen, wie sie bei Saborena Kanara ganz in derselben Zierlichkeit, wie dies gewöhnlich der Fall ist, Vorkommen. Es finden sich sowohl ganz feine als auch bis 2-bmm dicke Röhren. Serpula quinquestriata n. spec. Taf. V, Fig. 8. Auch zierlich gestreckte Röhren finden sich, ganz so, wie ich sie in den sandigen Mergeln oberhalb Oreäe (Grundlinien, Taf.IV, Fig. 45 und 32) angetroffen hatte und zwar in etwas stärkeren Röhren mit den Auwachs- streifen, ähnlich so wie sie bei Serpula cincta Goldf. auftreten. Unsere Form ist oben gerundet und mit fünf gleich starken Längsstreifen bedeckt. Durch die zarten Anwachsstreifen resultirt eine Gitterung der Ober¬ fläche. Von Serpula cincta Gldf. = (Serpula quinquangulata Roera.), wie sie von Pictet und Renevier (Apt., S. 15, Taf. I, Fig. 8) abgebildet werden, unterscheidet sie die gerundete Oberseite. Serpula filiformis Sow. findet sich mehrfach auch auf den Schalenresten von Kozirog aufgewachsen. Korallen finden sich sowohl von Kozirog als auch zwischen Pluzna und Dobromirka. Von der letzten Loealität liegt vor: Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern m 82 Franz Toula, Heterocoenia aff. exigua Mich. sp. Taf. Y, Fig. 9. Ein unregelmässig gestaltetes massiges Stückchen mit kurz vorragenden kegelförmig walzlichen Kelchen, die ziemlich weit von einander abstehen und unregelmässig vertheilt sind. Die Oberfläche ist ähnlich so wie bei der angezogenen Art (Michelin, 1. c. tab. 70, fig. 7) mit fein gewölbter Oberfläche. Die kleinen Höcker- chen stehen in Reihen. Die Wand ist dick und die Septa kräftig. Placo coen ia bulgarica n. sp. Taf. VI, Fig. 1. Zwei grosse und verhältnissmässig überaus wohl erhaltene Stücke liegen von Kozirog vor, von unregel¬ mässig walzlich knolliger Form, die Anzeichen von Verästelung tragen. Der elliptische Durchschnitt der Stöcke misst 30 — 40 mm im Durchmesser. Die Kelche ragen über die Oberfläche nur mit dem scharfen Rande wenig hervor, haben kreisförmigen Umriss und ziemlich gleiche Grösse (3 — 3 ■ 5 mm Durchmesser). Sie sind stark vertieft mit steilen Abfällen in die Tiefe. Die Scheidewände sind sehr regelmässig in drei Cyclen entwickelt (24 an der Zahl). Dieselben fallen rasch gegen die Kelchtiefe ab und zeigen besonders die sechs des ersten Cyclus eine Anschwellung gegen das Centrum zu. Das Säulchen ist blattförmig und kräftig. Die an der Aussenseite verlaufenden, die Sterne verbindenden Rippen sind abwechselnd stärker und schwächer und zeigen die perlschnurartigen Ker¬ bungen, welche besonders bei den schwächeren Rippen deutlich hervortreten und der Oberfläche ein überaus zierliches Aussehen verleihen. Die kräftigen Rippen einer Zelle alterniren gewöhnlich mit jenen der benach¬ barten, was besonders bei dem in meiner Sammlung befindlichen Stücke überaus gut zu verfolgen ist, wäh¬ rend das in Herrn Zlatarski’s Sammlung befindliche Stück (Fig. lc) durch die besonders stark vertieften Kelche auffällt. Im übrigen herrscht zwischen beiden Stücken gute Übereinstimmung. Die Weite der Zwi¬ schenräume der Kelche schwankt in der Regel zwischen 2 und 3 mm und beträgt nur ausnahmsweise 4mm. Das Stück aus Zlatarski’s Sammlung weist übrigens eine kelchfreie Längszone von etwa 10 mm Breite auf. Placocoenia JZaulbarsi nov. spec. Taf. V, Fig. 12. Ein Stockbruchstück von Kozirog mit einer Anzahl wohl erhaltener 2-5—3 mm hoch vorragender Kelche. Dieselben haben elliptischen Umriss (4 mm : 3 mm Durchmesser) und sind durch auffallend ungleich starke Rippen verbunden. Zwischen 23 kräftigeren erscheint an jedem der drei best erhaltenen Kelche regelmässig je eine schwächere Rippe eingeschaltet; die letzteren erscheinen gegliedert. Jede der stärkeren Rippen ent¬ spricht einer Scheidewand. Von den Scheidewänden sind sechs besonders kräftig. Der zweite Cyklus ist regel¬ mässig, der dritte weist nur 11 ganz kurze Septa auf. Das kräftige Säulchen erhebt sich frei im Grunde des ziemlich stark vertieften Kelches und hat deutlich elliptischen Umriss. Placocoenia Dumortieri E. de From. (1. c. Taf. 136, Fig. 1, S. 508) aus dem Turon von Rennes-les-Bains dürfte nahe stehen, doch reichen bei dieser Form die Septa viel weiter gegen die Mitte der weniger vorragen¬ den Kelche, deren äussere Sculptur gleichfalls etwas anders ist. Ich nenne diese Form nach dem auch als Reisenden wohlbekannten Herrn General Baron v. Kaulb ars, dem ich für mancherlei Förderung meiner wissenschaftlichen Bestrebungen auf das beste verpflichtet bin. Das Original befindet sich in meiner Sammlung. Placocoenia spec. (neue Art?). Eine gewaltig grosse gebogen-keulenförmige Stockmasse liegt aus der Localität bei Pluzna vor, deren grösster Durchmesser 50 mm, dessen grösste Länge 130 mm beträgt. Die Kelche von fast kreisrundem Umriss (4- 2:3 ■ 5mm Durchmesser) stehen in Abständen von b—9mm und ragen nur wenig vor (freilich zumeist schwer Geologische Untersuchungen im centralen Balkan- 83 zu bestimmen, eia der Stock vielfach beschädigt und abgerieben ist). Die Sternlamellen dürften etwa 24 an der Zahl sein. (Drei Cyclen). Das Säulchen ist wohl entwickelt, rangt griffelförmig auf, ist jedoch von ellip¬ tischem Umriss ; die Oberfläche zwischen den Kelche ist mit feinen Rippen bedeckt. Etwa 48 dürften auf eine Kelchwand entfallen (12 auf 5 mm). Sie erscheinen gleich stark und gekörnelt. Cryptocoenia ramosa nov. spec. Taf. V, Fig. 10. Von derselben Localität liegen auch unregelmässig walzlich knollige Korallenstöcke vor, welche Ähnlich¬ keit besitzen mit jenen von Pirot (Nord), wie ich sie (Sitzungsber., 1883, LXXXVIII. Bd., S. 1317 [39]), Taf. VI, Fig. 4) als Astrocoenia bulgarica beschrieben habe. An einem der Stücke ist die Oberfläche des Stockes besser erhalten, so dass man auf den Zwischenräumen zwischen den Kelchen die die einzelnen Kelche verbindenden Rippen deutlich erkennen kann. Da von einem Säulchen in den offenen Kelchen nichts zu sehen ist, wird man wohl an Cryptocoenia denken müssen. Auf eine Distanz von bmm kommen drei Kelche zu liegen. Die kräftigen kurzen Septa lassen drei Cyclen (zwei davon recht wohl ausgeprägt) erkennen. Auch die von mir bei Pirot gesammelten kleinkelchigen und walzlich astförmigen Stücke dürften besser unter dieser Bezeichnung anzuführen sein. Ihr Erhaltungszustand ist freilich ein recht misslicher. Cryptocoenia rannosa n. spec. Taf. V, Fig. U. Ein walzliches Stückchen (Leskovica Monastir, Nord) mit kleinen wohl erhaltenen Zellen, von welchen einige die deutlich vorragenden Kelchränder und die die Kelche verbindenden Rippen erkennen lassen. In Bezug auf die Dimensionen und die Scheidewandung besteht Übereinstimmung mit der unter dem angegebenen Namen von der Fundstelle zwischen Pluzna und Dobromirka besprochenen Form. Von derselben Localität stammt Cryptocoenia (?) spec., ganz ähnlich einem Stücke von Kozirog, aber nur ein kleines Stückchen. Cryptocoenia (?) spec. Von Kozirog liegt ein knolliger Korallenstock vor, der, was die Beschaffenheit der Septa, den' Mangel an einem Säulchen und den von halbkreisförmigen Bögen gebildeten Kelchrand anbelangt, als zu der angeführten Gattung gehörig erkannt wird und einige formale Ähnlichkeit besitzt mit Cryptocoenia neocomiensis d’Orb. (E. de Fröm., 1. c. Taf. 148, Fig. 1). Die Dimensionen sind jedoch ganz andere. Die Kelchdurchmesser betragen etwa 1-bmm, auf 10 mm Weite kommen etwa vier Kelche zu liegen. Cyathophora spec. (Ähnlich ist C. Turonensis E. de From.) An der Fundstelle zwischen Pluzna und Dobromirka sammelte Zlatarski einen unregelmässig knolligen Korallenstock, der zu Cyathophora Mich, gestellt werden kann und wohl als mit Cyathophora Turonensis E. de From. (1. c. Taf. 149, Fig. 4) übereinstimmend bezeichnet werden kann. Die Kelche haben etwa 2 mm Durchmesser. Sie werden durch stumpfe Rippen verbunden, ganz ähnlich sowie es deFromentel bei Crypto¬ coenia neocomiensis d’Orb. verzeichnet (1. c, Taf. 148, Fig. 1), nur dass die Zwischenräume selten Uber 1 mm weit sind. Die Kelche sind durch eine schwammige Perithek verbunden und durch horizontale Querböden gefächert. Platysmilia Mozirogensis n. spec. Taf. VI, Fig. 2. Ein ausgezeichnet stammförmiger Stock (11 -bem lang, oben 8 mm, unten 19 * im Durchmesser) liegt mir von Kozirog vov, der nach seinen allgemeinen Eigenschaften als zu den Stylinäceen (Zittel) oder zu den Stylosmilien nach E. de Fromentel gehörig erkannt wird. m * 84 Franz Toula, Es ist ein gekrümmter, nach oben zu sich verjüngender runder Stock vorhanden, an dessen Seiten die Kelche frei vorragen. Die Yertheilung derselben ist besonders im oberen jüngeren Theile des Stockes ziemlich regelmässig spiralig, indem man unter dem ersten Kelche den vierten stehen findet, also drei Kelche auf einem Umgang (*/3). Durch zwei Umgänge ist dies wohl ausgeprägt, dann aber schaltet sich eine zweite Spirale ein, so dass nach dem unteren Stockende durch zwei parallel verlaufende Spiralen alle Kelche verbun¬ den erscheinen. Die Kelche sind von fast kreissrundem Umriss (Durchmesser 5 mm). Die Wand ist dick und strahlen von derselben die Scheidewände nach der Mitte hin. Die sechs Septa des ersten Cyclus reichen bis nahe an das Säulchen, welches in den jüngeren Kelchen deutlich blattförmig, aufragt. Im ganzen finden sich 20—26 Scheidewände, welche Uber die Höhe des Kelchrandes etwas aufragen und an angeschliffenen Kelchen kann das Yorhandensein von Querbällcchen (Synaptikeln) deutlich wahrgenommen werden. Die Aussenseite der Kelche ist nackt, mit feinen gekörnelten Längsstreifen dicht bedeckt, welche auch über den Hauptstamm hinablaufen. 24 derselben kommen auf 5 mm Entfernung zu liegen. LophosmMia (?) spec. (Wahrscheinlich neue Art.) Taf. VI, Fig. 3. Nur ein einziger walzlich-cylindrischer Kelch von 8 mm Durchmesser. (Monastir Leskovica Nord.) Der Kelch ist von oben betrachtet ganz ähnlich der Darstellung, welche E. de Fromentel (1. c. Taf. 78, Fig. 1 d) von Pleurosmilia neocomiensis gibt: Wenige aber kräftige Septa, die der ersten Cyclen etwas vor¬ ragend. Das Säulchen ist blattartig und ragt vor. Ein Verwachsen mit einer Primärleiste ist jedoch nicht wahrnehmbar, ebensowenig sind die für Pleurosmilia bezeichneten reichlichen Querblätter vorhanden. Die Wand ist gestreift. Diese Eigenschaften würden für Lophosmilia sprechen. Eugyra aff. interrupta E. de From. liegt in einem unregelmässigen knolligen Stocke von Kozirog vor. Die Kämme und Furchen sind viel mehr gewunden als bei der von Fromentel (1. c. Taf. 115, Fig. 3, S. 441) abgebildeten und besprochenen Art aus dem Neocom von Sault. Die Septa sind auch etwas zahlreicher (12 — 13 auf 5mm). Die Entfernung der Kämme beträgt nirgends über 2, bleibt aber noch unter 2 mm, während bei Eugyra interrupta diese Ent¬ fernung 2-5 — 3 mm beträgt und 10 Septa auf 5 mm entfallen. Nach dem mir vorliegenden reichlicheren Vergleichsmateriale erscheint es mir nun ausgemacht, dass die von mir nördlich von Pirot (an der Nisava) gesammelten schönen walzlich-knolligen Korallenstöcke, welche ich (Sitzungsber., LXXXVIIL Bd., 1883, S. 1317 [39], Taf. VT, Fig. 1, 2) allgemein als Maeandrina Piro- tensis n. sp. bezeichnete, als zu Eugyra gehörig zu betrachten und somit als Eugyra Pirotensis zu bezeichnen sein werden. Von der Fundstelle am Abstieg nach dem Monastir liegen ausserdem vor: Eugyra spec. Ähnlich Eugyra neocomiensis E. de From. In mehreren schlecht erhaltenen Bruchstücken von grösseren Stöcken. Trochosmilia aff. inflexa R e u s s. Taf. VI, Fig. 4. Eine am Kelchrand und im Querschnitt regelmässig elliptisch gestaltete (Querschnitt-Durchmesser 41 : 36 mm) grosse Einzelkoralle von sehr unregelmässigem Wachsthum, die in mancher Beziehung recht sehr an die Trochosmilia erinnert, welche ich oberhalb Orese bei Jablanica (Grundlinien zur Geol. d. westl. Balkan, S.31, Taf.II, Fig. 19) gesammelt habe („ Trochosmilia spec.“), vor Allem, was den Verlauf und das Ineinander¬ greifen derselben anbelangt. Sie findet sich an der Localifät Saborena Kanara in grosser Zahl. Die Rippung der Aussenseite und die runzeligen Querstreifen sowie die auffallend ungleichen Rippen sind immerhin Unterschiede. Die Septa des von mir gesammelten Stückes von Saborena Kanara sind auch viel 85 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. kräftiger. leb zähle 84 Septa am Querschnitte und im Kelche. Dieselben ragen etwas vor. Die Aussenseite ist nackt, mit abwechselnd stärkeren und schwächeren scharf vorragenden Kippen versehen, welche eine zarte Körnelung auf den Flächen erkennen lassen. Querblättchen stehen hin und wieder dazwischen. Trochosmilia inflexa Reuss aus der Gosau ist im allgemeinen recht ähnlich, doch ist der Querschnitt ein anderer. Von Placosmilia spec. liegt von der Localität bei Pluzna ein stark abgeriebenes Stück vor. Von Pleurocoenia irregularis Toula (man vergl. Sitzungsber., 1883, LXXXVIII. Bd., S. 1318 [40] . Taf. VI, Fig. 6) liegt von derselben Localität ein gabelästiges Stöckchen vor, mit ziemlich abgescheuerten Zellmündungen. Phyllocoenia Zlatarskii nov. spec. Tat. VI, Fig. 5. Eine ansehnliche unregelmässig knollige Stockmasse von 55 — 60 m»« Grösse, stammt von Monastir Leskovica (Nord) her. Sie ist um und um bedeckt mit deutlich freirandig vorragenden Kelchen, die so gedrängt stehen, dass ihre Ränder einander bedrängen und die kreisrunden Umrisse polygonal deformirt erscheinen, was besonders an Anschliffen deutlich hervortritt. Der Durchmesser der Kelche beträgt in der Mehrzahl der Fälle 5 — 6-5 mm, bin und wieder sind aber auch kleinere Kelche von nur 4mm Durchmesser eingeschaltet. Die Kelchränder siud dort, wo sie wohl erhalten vorliegen, abgerundet und ragen die Stern¬ leisten scharfrandig vor. Dieselben sind kräftig, bei grösseren Kelchen 24 — 30 an der Zahl, fein gekörnelt und besonders die an der Aussenseite der Kelchröhren hinabziehenden und die Kelche verbindenden Streiten sind über und über mit den zarten Körnchen bedeckt. Die Kelche sind massig vertieft und zeigen nur rudi¬ mentäre Säulchen. Von den bekannten Formen steht, was die Art der Vorragung der Kelche und die Form der Kelchränder anbelangt, Phyllocoenia compressa Mich. sp. (Icon, zooph., S. 297, Taf. 70, Fig. 2) aus dem Turon von Soulage am nächsten. (De Fromeutel hat denselben Stock abgebildet, ). c. Taf. 150, Fig. 2.) Bei dieser Art stehen die Kelche jedoch weiter von einander ab und noch verschiedener in der Grösse, die Septa scheinen bei gleich grossen zahlreicher zu sein, das Säulchen scheint in einzelnen Wärzchen vorhanden. Aut jeden Fall ist dies die nächst stehende Form. Phyllocoenia neocomiensis E. de From. (1. c. Taf. 154, Fig. 2) hat viel kleinere Kelche (3— 4mm Durch¬ messer), die auch weiter von einander abstehen und weniger vorragen. Ein kleines stark abgeriebenes Stöckchen mit verschieden grossen (3 — 5 mm im Durchmesser) überaus reichrippigen etwas convex gewölbten Sternen möchte ich zu Confusastraea d’Orb. (= Adelastraea Reuss) stellen, ohne dass eine nähere Bestimmung möglich wäre. Obgleich einige Ähnlichkeit mit Adelastraea lepto- phylla Reuss (Gosau-Korallen, S. 115, Taf. XII, Fig. 3, 4) besteht, will ich das Stückchen nur bezeichnen als Confusastraea {Adelastraea Reuss) spec, (Stammt von derselben Localität her). Prionastraea spec. (nov. spec.?) Taf. VI, Fig. 6. Ein knolliger Stock von unregelmässigen Umrissen 28 — 32 mm im Durchmesser, dessen Oberfläche zum grösseren Theile mit polygonal umgrenzten ungleich grossen Sternen bedeckt ist, deren Durchmesser von den Scheidewandmitten gerechnet 2 — 4 mm beträgt. Die Zwischenräume sind scharf ausgeprägt, ragen etwas vor, und sind durch die darüber hinziehenden Rippen geziert. Die Sternzellen sind vertieft und lassen eine wohl entwickelte schwammige Achse erkennen, die in vielen unregelmässigen zarten Höckern an die Oberfläche tritt. Die Sternlamellen sind dünn. An einem der grösseren Kelche zähle ich 34 gleich starke nach dem Gentrum hin aneinander tretende und mit einander und dem Säulchen oder zum Säulchen ver¬ bunden. » 86 Franz Toula , Prionastraea Hörnesi Reu SS (Gosau, S. 115, Taf. XIII, Fig. 1, 8) hat viele Ähnlichkeit, doch ist die Zahl der Septa grösser uud auch die Zellengrösse beträchtlicher. (Leskovica Nord.) Hydnophora ( Monticularia Lam.) aff. styriaca Edw. und Haime. Taf. VII, Fig. l. Eine auch in Bulgarien überaus häutige Anthozoen-Form liegt mir von Kozirog zwischen Seljvi und Gabrova in vier Stücken vor. Zlatarski hat dieselbe von Lovec (Lovca) gesammelt. Es sind knollige, kugelig und keulenförmig gestaltete, aber auch unregelmässig gestaltete flache Massen. Das zur Abbildung gebrachte Exemplar befindet sich in meiner Sammlung. Die Hügel der Zwischenkämme sind bis 2 mm hoch, die Ent¬ fernung beträgt 3-5 — 4 mm und darüber, ist also grösser als bei der typischen Form, wie sie sich in der Gosau so häufig findet, bei welcher die Höhe 1 — 1-5 mm, die Weite der Thälchen aber nur 1-5 — 2'5 mm beträgt, (ßeuss, Gosau, S. 111.) Die von Michelin (Icon, zoophyt., S. 295, Taf. 68, Fig. 2) beschriebene und zur Abbildung gebrachte Form entspricht den von ßeuss gegebenen Maassen. Die von de Fromentel (Pal. fran§. Cret. Zoophytes, S. 468, Taf. 120, Fig. 2) besprochenen und abgebildeten unscheinbaren Stücke aus dem Turon von Figuiöres haben wohl etwas grössere Dimensionen. Mit Ausnahme dieser Grössenverschiedenheit stimmen die bulgarischen Exemplare recht wohl mit den Stücken aus der Gosau. In Bezug auf die Dimensionirung würden unsere Stücke mit Hydnophora multilamellosa Reuss stimmen, von welchen sie sich aber durch die geringere Anzahl der Lamellen unterscheiden. Hydnophora aff. Ferryi E. de From. Taf. VII, Fig. 2. In Herrn Zlatarski’s Sammlung befindet sich ein flach ausgebreiteter Stock ca. 120 mm lang, 80 mm breit, einer auffallend gross hügeligen Form von Hydnophora, die sich wohl an H. Ferryi de From. anschliessen dürfte, ohne damit vollkommen in Übereinstimmung gebracht werden zu können. Während die Zahl der Lamellen bei der Turon-Form von Figuieres (1. c. S. 469, Taf. 120, Fig. 1) 8 — 12 für jeden Hügel beträgt, steigt sie bei der bulgarischen Form auf 14 und 15 (zumeist sind wohl auch hier 8 — 12 vorhanden) und die Entfernung der Rücken beläuft sich auf 5 — 7 mm, während bei der Turon-Form 5 mm angegeben werden. Unsere bulgarischen Hydnophoren schliessen sich auf jeden Fall inniger an die Formen aus dem Turon als an die als Hydnophora orassa de From. bezeichnete Art aus dem Neocom (de From., 1. c. S. 171, Taf. 115, Fig. 2), welche freilich nach der citirten Abbildung zu urtheilen, in nur recht unvollkommenen Stücken bekannt ist. Ein vereinzelt vorkommendes Stück mit breiter Basis und mit gleichstarken Rippen in der Nähe des Kelchrandes, welche nach abwärts zu vollkommen verschwinden, so dass die Wand glatt erscheint, mit nur ganz leichten Anzeichen einer Längsstreifung will ich bezeichnen als ' Thecosmilia (?) spec. Taf. VI, Fig. 7. Die Septa sind zahlreich und erscheinen gleichstark und nach einwärts zu eigenthümlich gestört, so dass die schlechterhaltene Kelchvertiefung sehr unregelmässig grubig erscheint, ganz ähnlich so wie es Dune an (Corals fr. the Great Ool. etc., Taf. I, Fig. 3) abbildet von Thecosmilia obtusa d’Orb. Wir haben es wohl mit einer neuen Form zu thun. (Von Saborena Kanara). 87 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Leptophyllia spec. (ähnlich Leptophyllia sinuosa E. de From.). Ein etwas unregelmässiger Kelch mit breiter Basis, zart gestreifter Aussenseite (die Streifen sind mehr¬ fach gegabelt) und mit zahlreichen und gedrängt zarten Scheidewänden gehört hierher. Die Lappung der Kelchfläche ist kaum angedeutet. (Lescovica Monastir.) Montlivaultia multiformis nov. spec. Taf. VI, Fig. 8. Weitaus das häufigste Vorkommen unter den von Saborena Kanara vorliegenden vielen Fossilresten bil¬ den Montlivaultien von einer ganz überraschenden Mannigfaltigkeit der Form, so dass ich nicht umhin kann, alle unter dem einen Namen zusammenzufassen, indem alle Unterschiede, die sich in der Form ergehen, auf Wachsthums Vorgänge zurückzuführen sind. Durchwegs sind es Formen mit überaus kräftiger gerunzelter Epithek. Uber die Anheftungsstelle ist wohl kaum zu sprechen, indem die Kelche in zarte Spitzen auslaufen. Im Anfänge am spitzen unteren Ende krümmt sich der Kelch sehr rasch, ja die Spitze liegt an vielen Exemplaren an der Aussenwand, wie das spitze Ende einer Zipfelmütze. Im weiteren Verlaufe strebt der Kelch bald schön gekrümmt, bald fast gerade zur Höhe und nimmt in den meisten Fällen rasch zu. Eines der vorliegenden extremen Stücke ist etwas hin- und bergezogen, ein anderes überaus langgestreckt. Die runzelige Epithek ist wie gesagt in fast allen Stücken überaus dick und bildet oft förmliche Wulste. Sehr gewöhnlich ist die Erscheinung, dass die Rippen der Aussenwand zwischen den EpithekalwUlsten hervortreten, was aber nicht auf Abreibung zurückzuführen ist, wie hei Montlivaultia hippuritiformis Mich. sp. (Icon, zooph., Taf. 65, Fig. 7), sondern durch Wachsthumsphasen zu erklären ist. Diese Rippen sind ebenso schön und zierlich gekörnt wie die vom Kelchrande hinabziehenden Streifen. Die Kelchoberfläche ist in den meisten Fällen ganz ähnlich gestaltet, wie bei der typischen Montlivaultia caryophyllata Lam. (Mich., Icon, zooph., Taf. 54, Fig.2 oder de Fromentel, 1. c. Taf. IV, Fig. 6). Die Septa steigen hoch an und ziehen gegen die vertiefte Kelchmitte hinab. Ihre Anzahl ist überaus beträchtlich. An dem Fig. 8e dargestellten Querschnitt zähle ich 96, an einem anderen 102 Scheidewände. Der Querschnitt ist oval (Durchmesser desselben Stückes 25 -5: 23 -5). Von den Scheidewänden reichen nur die der drei ersten Cyclen bis zur Mitte, wo sie theils mit deutlichen und selbst auffallend kräftigen Ver¬ dickungen aneinandertreten, theils sogar zwischen einander hineingreifen. Die Oberfläche der Septa ist fein gekörnelt. Auf den Schnittflächen sieht man zahlreiche Querblätter. (Dissepimenta.) Auf dem Längsschnitte Fig. 8 h erkennt man deutlich den parallele Etagen bildenden Verlauf der Querblätter. Alle zur Abbildung gebrachten Stücke befinden sich in der Sammlung des Autors. In Vergleich zu bringen wären die von mir bei Jablanica (Orese) gesammelten Montlivaultien (Grundlinien, S. 31, Taf. II, Fig. 12 — 15), welche ich als Montlivaultia bulgarica und Montlivaultia Hochstetteri bezeichnete. Die erstere Form ist gekrümmt-kegelförmig und besitzt nur eine sehr spärliche Epithek, die letztere ist eine kleine, gekrümmte, schlanke, kegelförmige Form. Beide dürften wohl der M. multiformis nahe, aber, auch abgesehen von den Dimensionen, nicht in Übereinstimmung stehen. Diese überaus grosse Zahl von Einzelkorallen ist wohl ein Hauptcharakterzug der Korallen-Facies mit Pterinellen von Orese und Tirnova. Das schon oben erwähnte Exemplar mit etwas unregelmässig gebogenem Kelche fällt durch das über¬ ragen der Septa der drei ersten Cyclen auf der Höhe des Kelches auf. Oroseris aff. explanata E. de From. (Vielleicht eine neue Art.) Taf. VII, Fig. 3. Ein grosser flach convexer Stock von 90— lObmm Durchmesser. Die Oberfläche ist mit 4—5 mm im Durchmesser besitzenden umwallten Kelchen bedeckt. Diese erheben sich etwas weniges über die allgemeine 88 Franz Toula, Oberfläche, stehen etwas entfernter als bei der typischen Art und erscheinen die Zwischenräume zwischen denselben etwas vertieft und bis zu 3 — 4 mm breit. Die Unterseite ist concentrisch gerunzelt, gestreift und mit spärlicher Epithek bedeckt. Serpularöhrchen , Bryozoenkrusten (Membraniporen) und dergleichen sind in Menge darauf gelagert. Die Beschaffenheit der Kelche, diese für sich betrachtet, würde recht wohl mit der von de Fromentel (Et. Neocom, Taf. IV, Fig. 6) gegebenen Abbildung stimmen; die grössere Entfernung der Kelche und die Beschaffenheit der Zwischenräume bilden Unterschiede. Aus der Sammlung des Herrn Zlatarski, von Saborena Kanara. Oroseris (?) spec. Nur ein keulenförmiges Stöckchen mit stark abgewitterter Oberfläche liegt vor. (Leskovica Monastir Nord.) Synastraea Tirnovoriana nov. spec. Taf. VII, Fig. 4. Nördlich vom Monastir sammelte ich ein zierliches Stöckchen von beinahe vollkommen flacher Oberseite (46 und 42 mm im Durchmesser), die mit ziemlich gleich grossen, regelmässig angeordneten Kelchen bedeckt ist; der Rand der überaus dünnen, die Kelche tragenden Fläche ist scharfkantig, die Unterseite „gemeinsame Wand“ radial gestreift, die Streifen laufen bis zu dem dünnen Stiel. Die Kelche sind seicht. Der mittlere ist etwas grösser (so dass man an Dimorphastraea denken möchte und hat 1-bmm im Durchmesser. Die um diesen stehenden sechs Kelche haben 5— -6 mm, die noch weiter randwärts stehenden aber nur 4-5 mm Durchmesser. 34 Septa zähle ich im mittleren Kelche, während die darangrenzenden nur 20 — 24 besitzen. Inmitten der Kelche erheben sich mehrere kleine Wärzchen, etwa so wie bei Synastra ( Thamna - straeaj agaricites Edw. und Haime (Pal. fran§., Taf. 173, Fig. 1) angegeben wird, etwa auch in der von Reuss als Dimorphastraea glomerata bezeichneten, von de Fromentel (1. c. S. 596) zu Synastra agaricita gestellten Gosauform, die bis auf die auffallend gleichmässig gegen die Peripherie zustrebenden Septa aller Kelche recht sehr an unsere bulgarische Form erinnert. Cosmoseris Jirecehi nov. spec. Taf. VII, Fig. 5. Ein unregelmässig knolliger Stock mit convexer Oberseite, über die sich wohl ausgeprägte scharfe Kämme erheben. In den Thälern zwischen diesen liegen die kleinen Kelche dicht beisammen, zum Theil in Reihen gestellt. Die Septa erscheinen am Oberrande perlschnurartig gekörnelt. Auf bmm kommen zu den Kämmen, Uber welche sie hinüberziehen 15 ebenso beschaffene Rippen zu liegen, in welche die Septa aus- laufen. Auf einem Flächenraum von einem cm 2 liegen 6 — 7 Kelche. Die Unterseite lässt Rippen erkennen, die von einer runzeligen Epithek bedeckt sind. Cosmoseris (?) reticulata E. de From. (1. c. Taf. 113, Fig. 1) aus dem Turon von Uchaux hat viel weniger scharfe Kämme als unsere Form, welche vielmehr der von Milne Edwards und Haime aus dem Coralrag von Steeple Ashton als Cosmoseris irradians (Brit. foss. Cor., p. 101, Taf. XIX, Fig. 1) abgebildeten Art ähn¬ lich ist. Von derselben Localität (Leskovica Monastir Nord). Dimorphastraea grandiflora d’Orb. var. Taf. VII, Fig. 6. Eines der schönen von Saborena Kanara vorliegenden Stücke aus der Sammlung Zlatarski ’s stimmt bis auf die Grössenverhältnisse auf das beste mit der angeführten Form aus dem Neocom von St. Dizier und Morancourt (Haute Marne), wie sie E. de Fromentel (Pal. fran§., p. 581, Taf. 169, Fig. 1, und Polyp, de P Etage Nöocom, Taf. X, Fig. 3, 4) abbildet. 89 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Der grösste Durchmesser des schön gewölbten Stockes beträgt 52, der kleinste etwa 45 mm. Der Durch¬ messer des grossen Centralkelches beträgt etwa 2 Qmm, die Durchmesser der randständigen kleinen Kelche aber 8 — 10 mm. Yon diesen letzteren sind 12 im Umkreise vorhanden. Die Form des Stockes ist pilzförmig mit nur am Rande gerippter Unterseite. Die Rippen erscheinen alle an ihrem Oberrande perlschnurähnlich gegliedert und im allgemeinen von ziemlich gleicher Stärke und zeigen mehrfach gegen aussen hin di choto mische Gabelung. Von demselben Fundorte liegt noch eine zweite Form vor. i Dimorphastraea bellissima nov. spec. Taf. VII, Fig. 7. Ein kegelförmiger Stock mit schön gewölbter Oberfläche, über welche die Centralzelle etwas erhöht vor¬ ragt. Um dieselbe stehen in ziemlich gleichen Abständen 6 — 7 kleine Kelche, von denen fünf wohl erhalten sind. Der Durchmesser des Centralkelches beträgt etwa 22 mm, der Durchmesser des ganzen etwas ausge- randeten Stockes 41 mm. Die Septa an der Oberseite wie perlschnurartig gegliedert erscheinend — (auf 5 mm kommen etwa 7 Höckerchen) — sind auffallend ungleich stark. Nahe dem Rande des mittleren Kelches sind 60 derselben vorhanden. Zwei- und Dreitheilungen sind mehrfach zu bemerken. Die Mitte ist vertieft und zeigt daselbst warzige Vorragungen. Die Unterseite ist mit kräftigen und ziem¬ lich gleichstarken Streifen (Costae) bedeckt, von welchen 14 auf 10 mm Entfernung zu liegen kommen. Diese Streifen sind am Rand am stärksten und verschwinden gegen die Anheftungsstelle zu. Dimorphastraea bellula d’Orb. (E. de From., Pal. frauc., p. 583, Taf. 170, Fig. 7) ist nicht unähnlich, jedoch kleiner und ist auch die Grösse der Mittelzelle in einem etwas anderen Verhältnisse zum ganzen Stocke. Die Septa sind auch gleichmässiger, was ihre Stärke anbelangt. Die kleinen Kelche sind bei der, der französischen auf jeden Fall sehr nahe stehenden Form im Verhältniss noch kleiner. (Saborena Kanara bei Tirnovo). Dimorphastraea (?) spec. Taf. VII, Fig. 9. Hierher möchte ich ein kleines Stück stellen, das in der Oberflächenbeschaffenheit mit dem kleinen Stücke vom Monastir bei Leskovica recht gut übereinstimmt, aber nur die Mutterzelle allein aufweist. Durch¬ messer der Oberfläche 33: 31 mm. (Saborena Kanara.) Dimorphastraea spec. Taf. VII, Fig. 8. Ein kleines Exemplar, welches nach der Form des Stockes und der Art der Rippung, auf das beste mit dem grossen Exemplare von Dimorphastraea bellissima n. sp. aus Zlatarski’s Sammlung von Saborena Kanara übereinstimmt. Die randständigen Kelche sind nur an einer Seite zur Entwicklung gelangt, ähnlich so etwa wie es de Fromentel (Pal. fran?., Taf. 169, Fig. lc) bei Dimorphastraea grandifiora d’Orb. zeichnet. (Les¬ kovica Monastir.) Thamnastraea (?) spec. Ein convexes Stück mit flacher Unterseite, die wie die nächste Form Spuren von Epithekalstreifung zeigt. Die Kelche sind klein, die Septa etwas gebogen gegen die Mitte reichend. Kein Säulchen vorhanden. Das sonstige Aussehen würde recht sehr an Synastraea granifera de From. (Pal. framj., tab. 177, Fig. 1) erinnern. Denkschriften der raathem ,-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern 11 90 Franz Toula, Thamnastraea (?) patellaria nov. spec. Taf. VH, Fig. 10. Ein kleines Stückchen kesselförmig vertiefter und umrandeter Oberfläche, auf welcher die durch ihre Septa verbundenen Kelche gedrängt neben einander stehen. Ich zähle 13 Kelche auf der 29 mm langen und 16mm breiten Fläche. Die Rippen sind wenig zahlreich, aber kräftig; sechs davon reichen bis in die Mitte des Kelches. Die Unterseite ist längsgestreift und ist mit unterbrochenen Epithekalstreifen bedeckt, so dass dadurch Anklänge an Astraemorpha Zitt. nach Reuss entstehen. Da kein Säulchen vorhanden ist, kann man diese nach dem Vorgänge de Fromentel’s zu Thamnastraea stellen. Die beiden Stücke von Pluzna Dobromirca. Endlich liegen auch mehrere stark abgewitterte kleine Stückchen vor, welche als zu Thamnastraea gehörig zu bezeichnen sind. (Leskovica Monastir.) Vom Monastir Leskovica liegt nur noch vor: Fextimideandva nov. spec. (Ähnlich der Latimaeandra rustica E. de From.) Taf. VII, Fig. 11. Ein etwas abgescheuerter, aber durch den zum Theil eigenthümlich gewundenen Verlauf der die Kelch¬ reihen trennenden Kämme auffallender Stock, der dadurch an Latimaeandra rustica E. de From. (1. c. Taf. 109, Fig. 1) erinnert. Unser Stück weist übrigens viel geringere Dimensionen auf und zeigt auch nicht den kugeligen Stockbau der genannten Art. Die convexe Oberfläche unseres Stockes erhebt sich Uber einen in der Mitte der Unterseite stehenden Stiel. Der Umriss ist unregelmässig. Der grösste Durchmesser beträgt 45 mm. Die Entfernung der Kämme beträgt zwischen 6 und 7 mm. In der Mitte finden sich zwei ziemlich regelmässige Zellen, um welche sich die gewundenen Zellfurchen gruppiren. Die Unterseite des Stockes ist gestreift. Angeschliffen lässt sich ein rudimentäres Säulchen erkennen. Auf einem der regelmässigst gestalteten Exemplare von Montlivaultia polymorpha von Saborena Kanara ist eine sehr schöne Escharinen-Kruste aufgewachsen, die ich auf Taf. VI, Fig, 9 unter dem Namen Escharina ( Cellepora ) aff. pavonia Röm. sp. zur Abbildung bringen will. Aus dem Hangendkalke in Tirnovo liegt in einem Bruchstücke ein Kalkschwamm vor, den ich auf Taf. VIII, Fig. 5 zur Abbildung bringe. Da ich es nicht wagte, über das Fossil einen weiteren Ausspruch zu thun, sandte ich es an Herrn Prof. Dr. v. Zittel ein, der die Freundlichkeit hatte, mir darüber mitzutheilen, dass es bei seinem mangelhaften Erhaltungszustände nur möglich sei, es als zu den Pharetronen gehörig zu bestimmen „und zwar dürfte die Gattung Pachytilodia am nächsten stehen,“ eine Vereinigung damit sei jedoch nicht räthlich, „weil doch verschiedene Merkmale, namentlich die Stärke und Anordnung der Faserzüge erheblich abweichen.“ „Die Nadeln sind durch den Fossilisationsprocess zerstört und dadurch das wichtigste Mittel für eine schärfere Bestimmung verloren.“ Auf den Rath Prof. v. Zittel ’s sandte ich das Stück an Herrn Dr. Rauff in Bonn, der das Stück gleichfalls einer Untersuchung unterzog und mehrere Dünnschliffe anfertigte, ohne dass es ihm möglich geworden wäre, es nach den bisher bekannten Gattungen und Arten zu bestimmen. Es muss somit zukünfti¬ gen besseren Funden überlassen bleiben, Genaueres festzustellen und beschränke ich mich hier darauf, das Stück zur Abbildung zu bringen. Schliesslich sei noch eines hübschen Fundstückes Erwähnung getlian, das ich bei Tirnovo in der Mergel¬ kalk-Schichte (2) sammelte und da unter dem Namen Discaelia helvetica de Loriol Taf. VII, lüg. 12 zur Abbildung bringen will. Es ist ein kleiner zierlicher Schwammkörper von walzlicher Form mit deutlichen Ringelungen und mit ziemlich genau in der Mitte der Oberseite stehender, mit wohl ausgeprägtem erhöhten Rande umgebener Centralöffnung. Durchmesser am oberen Ende ca. 6mm. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. «)i VI. Fauna der Apt-Kalksandsteine von Sviätov, Lytoceras aff. strangulatum d’Orb. (Vielleicht neue Art.) Taf. III, Fig. 5. Ein kleines Exemplar, das nur 8-8 mm Durchmesser besitzt und vier Umgänge bis zur Embryonalzelle verfolgen lässt, ganz so wie es d’Orbigny (Pal. fran9- terr. erbt., p. 655, tab. 49, fig. 8) darstellt. Die Unterschiede zwischen unserer Form und der typischen Form aus den Westalpen sind immerhin bemerkens- werth. Unser Exemplar hat bei gleich vielen Umgängen kaum ein Drittel der Grösse, ist stärker zusammen¬ gedrückt, der Querschnitt ist elliptisch und ist etwas involut, indem etwa ein Viertel der nächst inneren Win¬ dung bedeckt erscheint. Die Schalen oberfi äch e erscheint vollkommen glatt wie bei Lytoceras strangulatum, doch sind regelmässig nur sechs Einschnürungen vorhanden, so dass in dieser Beziehung die bulgarische Form zwischen Lytoceras strangulatum mit sieben und Lytoceras striatisulcatum d’Orb. (1. c. Fig. 4) mit fünf Einschnürungen zu stehen kommen würde. Ich vermeide es wohl besser, auf Grund eines einzigen Exemplares eine Neubenennung des vorliegenden Fossils vorzunehmen. Hamites (Ptychoceras) cf. laevis Math. Taf. III, Fig. 6. Ein kleines Exemplar einer cylindrischen, an der Berührungsstelle der beiden Arme etwas zusammen¬ gedrückten und wie es scheint vollkommen glatten Form, so dass man wohl an die citirte Art wird denken müssen. Die Gesammtlänge unseres Stückes beträgt 11-4 mm. Beide Böhrenarme haben zusammen 4- 3 mm Durchmesser. Der Verlauf der Lobenlinie lässt sich trotz der Kleinheit unseres Stückes, besonders auf dem längeren (dünneren) Schenkel etwas genauer verfolgen. Der zweilappige Laterallobus ist ganz bestimmt kenntlich, sammt den beiden ähnlich gebauten angrenzenden paarig -getheilten Sätteln. Sehr vereinfacht, sind sie doch den entsprechenden Theilen der Lobenlinie von Hamites ( Ptychoceras ) Emericianus d’Orb. (1. c. Taf. 137, Fig. 4) recht ähnlich. Ptychoceras laevis Math, wird aus den Apt-Schichten von Cassis und Apt angegeben. Hamites cf. Haulinianus d’Orb. Taf. III, Fig. 7. Neben Hamites ( Ptychoceras ) laevis liegt ein Röhrenbruchstück vor, das ich auf die angeführte Art beziehen möchte, wie sie von d’Orbigny (1. c. Taf. 134, Fig. 5 — 11 und von Pictet und Campbche (St. Croix, Taf. LIII, Fig. 13—20) zur Abbildung gebracht wurde. Von den letzteren sind die Figuren 15, 16 und 20 am ähnlichsten. Die Rippung und die Knotung auf den stärkeren Rippen ist gut zu verfolgen. Aber auch ein Theil der Lobenlinie lässt sich mit der Loupe erkennen. Der Externlobus und der darangrenzende Sattel zeigen recht gute Übereinstimmung mit den Verhältnissen von Fig. 15. (St. Croix.) Hamites Raulinianus wird aus dem „Gault rnoyen“ angegeben. Phylloceras Houyanum d’Orb. Taf. III, Fig. 1. Ein kleines Bruchstück, ca. 9 mm im Durchmesser, lässt sich mit der genannten Art mit einiger Sicher¬ heit identificiren. Es ist ein ganz glatter Steinkern, der mit der von Tietze von Swinitza besprochenen Form Q. c. S. 133, Taf. IX, Fig. 7) auf das beste in Übereinstimmung steht. n * 92 Franz Toula, Haploceras cf. latidorsatum Mich. sp. Zu dieser Art möchte ich ein kleines Bruchstück stellen, welches in Bezug auf Involution, Form des Querschnittes recht gut mit den von Bietet und Eoux (1. c. S. 44, Taf. III, Fig. 4 und 5) von Berte du Rhone zur Darstellung gebrachten Form übereinstimmt. Es ist ein ganz kleines Exemplar und lässt deutlich etwas sichelförmig gekrümmte Einschnürungen erkennen. Es hat kaum 5 mm Durchmesser. » Haploceras spec. Ein kleiner Abdruck und ein Bruchstück des dazu gehörigen Steinkernes lässt keine weitere Bestimmung zu. Seine allmälige Windungszunahme würde an Haploceras Celestrini Biet, und Camp. (1. c. Taf. XXXIX, Fig. 1, 2) erinnern. Haploceras Charrierianus d’Orb. (var. ?). Taf. III, Fig. 2. Dieser interessanten Species dürften wohl zwei der vorliegenden Ammoniten von Svistov, und zwar ver- hältnissmässig wohl erhaltene Exemplare angehören. Die glatte Oberfläche der Schale des einen Exemplares lässt etwa 7 Einschnürungen auf dem letzten der erhaltenen Umgänge erkennen, nur sind dieselben viel weniger ausgeprägt als bei der von Dr. Tietze von Swinitza abgebildeten Form. (Geol. und pal. Mitth. aus d. südl. Theile des Banater Gebirgsst. Jahrh. d. k. k. geol. Reicksanst. 1872, S. 135, Taf. IX, Fig. 13—15.) Auch die von Quenstedt gegebene Abbildung von Haploceras Charrierianus (als Ammonites Parandieri bezeichnet. Cephalopoden, S. 219, Taf. XVII, Fig. 7) hat stärkere Furchen. Unser zweites Exemplar, das etwas stärker aufgebläht ist, lässt die Einschnürungen auf dem Steinkern kaum noch ersichtlich werden. In Bezug auf die Lobenlinie stimmen beide Stücke auf das beste überein. Der erste Laterallobus ist nur wenig unsymmetrisch und breiter gebaut als bei dem Exemplare von Krasna (Uhlig, Wernsdorfer Schichten, Taf. XVII, Fig. 14) und von Swinitza (Uhlig, ebendaselbst, Taf. XVII, Fig. 11) und wird dadurch dem von Quenstedt abgebildeten Exemplare aus der Brovence ähnlicher. Die Schale ist nur an der Naht und zwar ganz wenig erhalten, lässt jedoch daselbst die zarte Streifung erkennen, welche Uhlig bei den Exemplaren aus den Wernsdorfer Schiefern angibt. Bei dem zweiten Exemplare (Taf. III, Fig. 3) lassen sich ausser dem grossen ersten Laterallobus noch vier Loben erkennen. Es wird wohl als eine Varietät zu betrachten sein. Das erste Exemplar hat einen Durchmesser von 22 -4mm und kommen 10 '8 mm auf die Höhe des letzten erhaltenen Umganges. Holodiscus spec. (Ähnlich ist 11. Caillaudianus d’Orb.) Taf. III, Fig. 3. Nur ein Bruchstück liegt vor, das durch seine Rippung und Knotung auffällt und wohl am besten zu den von Uhlig neuerlichst so genau studirten Formen dieser von der aufgestellten und von Neumayr’s Gattung Olcostephanus abgetrennten Gattung gezählt werden kann. Unter den von Uhlig in seiner Cephalopodenfauna der Wernsdorfer Schichten', Taf. XIX zur Abbildung gebrachten Formen sind vor allen Fig. 6 und Fig. 13 von Holodiscus Caillaudianus d’Orb. sp. zum Vergleiche herbeizuziehen. Bei dem uns vorliegenden Bruchstücke fallen besonders stark entwickelte Knoten an der Mitte der Seiten auf. Sie unterbrechen die kräftige Rippe als mächtige Anschwellung derselben und gegen den weiten Nabel zu erscheinen schwächere Anschwellungen ähnlicher Art. Zwischen den beiden Knotenrippen liegen vier schwächere Zwischenrippen, von welchen nur zwei benachbarte die Naht erreichen,' während die beiden anderen kürzeren mit der nebenstehenden zweiten längeren ein Bündel bilden, ähnlich wie bei Holodiscus Caillaudianus d’Orb. von Wernsdorf der Fall ist. Die Seitenknoten sind übrigens kräftiger als bei dieser Art. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 93 Die Externseite unseres Stückes ist stark beschädigt, aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieselbe der kräftigen Knoten wegen an dem Gesteinsstticke mit dem Abdrucke haften geblieben. Hoplites (?) spec. (Vielleicht neue Art.) Taf. III, Fig. 4. Ein kleiner zierlicher Ammonit mit ziemlich evoluter Schale. Die Rippen verlaufen von der Naht an unge¬ teilt leicht nach vorne geschwungen, gegen die Externseite an Stärke zunehmend, um daselbst ein wenig keulenförmig angeschwollen zu enden. Auf der Externseite selbst verläuft eine sanft convex gekrümmte glänzend glatte Zone. Der Durchmesser beträgt nur 7 mm, wovon auf die Höhe der Röhre des letzten Umganges 2-3 mm ent¬ fallen. Von den bei d’Orbigny sich findenden Formen wären vielleicht am besten zum Vergleiche herbeizu¬ ziehen Hoplites Deshayesi Leym. sp. (Taf. 85, Fig. 1 — 3) und Hoplites Heliacus d’Orb. sp. (1. c. Taf. 25, Fig. 1, 2). Die erstere Art (aus dem Gault von Villeneuve) zeigt in den inneren Umgängen ziemlich gleiche Rippen, doch ist sie viel involuter und auch die Krümmung der Rippen eine stärkere, die zweite Art aus dem Neocom von Castellane zeigt in Bezug auf die offene Windung und die Beschaffenheit der Externscite grössere Ähn¬ lichkeit, doch sind auch hier regelmässig kürzere Zwischenrippen eingeschaltet. Hoplites Pailleteanus d’Orb. sp. aus der chloritischen Kreide hat zwar annähernd gleich starke Rippen, dieselben ziehen jedoch Uber die Externseite hinüber. In Bezug auf die Form der Rippen ist die von Quenstedt (Cephalopoden, S. 152, Taf. X, Fig. 13) als Ammonites canteriatus Brongn. abgebildete und beschriebene Form aus dem Gault von Perte du Rhone über¬ aus ähnlich; bei dieser Form ist aber eine wohlausgeprägte Furche auf der Externseite vorhanden. Hoplites cf. Deshayesi Leym. Ein kleiner ziemlich wohl erhaltener Ammonit mit ziemlich kräftigen Rippen, die ab und zu leichte Anschwellungen erkennen lassen und Uber die wohlgerundete Externseite hinüberziehen, wobei sie ganz leicht nach vorne gekrümmt erscheinen. Die Gabelung erfolgt unregelmässig. Sehr viele Ähulichkeit hat die von Neumayr und Uhlig (Über Ammoniten aus den Hilsbildungen, Paläontographie, XVII, S. 177, Taf. XLVI, Fig. 3) beschriebene und abgebildete Form aus den rothen Hils- eisensteinen bei Steinlah, nur ist dies ein viel grösseres Exemplar mit stärker ausgeprägten Rippen. Der Durchmesser unseres Stückes beträgt 13-8 mm., wovon auf die Höhe des letzten Fmganges etwa 5 mm entfallen. Dasselbe Verhältniss bei der zum Vergleiche herbeigezogenen Form ist ein ähnliches, es beträgt 54- 5: 22 -5. Von Gastropoden wurde nur ein einziges kleines Bruchstück gefunden, einer hochgewundenen zier¬ lich gekörnelten Form, bei der man etwa an Cerithium peregrinorsum d’Orb. aus dem Cenoman denken könnte. Vier Knotenlinien treten auf einem Umgänge auf, zwischen welchen je eine feine Linie verläuft. Auch einige Venus- artige Steinkerne liegen vor, in den Umrissen recht ähnlich der Venus vendoperana (Leym.) d’Orb. aus dem unteren Apt von Perte du Rhone (Pictet und Renevier, VII, Fig. 9). Anatina Isterkma nov. spec. Taf. III, Fig. 9. Nur eine kleine zierliche Klappe liegt vor, welche sich in ihren Oberflächen- und Formverhältnissen an die ueocomen Formen Anatina Carteroni d Orb. (1. c. 1 ai. 371, Fig. 1, 2) und An. Mcirulleusis d Oi b. (1 c. Taf. 371, Fig. 3, 4) anschliessen lassen dürfte. 94 Franz Toula, Die Länge unserer Form beträgt kaum 6mm, die Höhe der Schale etwa 4 mm. Die Schale ist gewölbt, der Wirbel kräftig. Zwei Furchen, die bis an den Stirnrand verlaufen, ziehen über die hintere Schalenhälfte hinab. Die in der Mitte des Wirbels liegende Furche ist scharf markirt, indem die besonders auf der Höhe der Schale wohl ausgeprägten concentrischen Streifen dadurch unterbrochen werden. Grübchen, wie mit einer Nadel eingegraben, stehen an diesen Stellen der Furche. Trlgonia cf. ornata d’Orb. Lur ein Abdruck einer in die Gruppe der Scabrae gehörigen Trigonia mit schön geschwungenen schuppig¬ knotigen Rippen. Von dem die Area begrenzenden Schalenrande ziehen ähnlich beschaffene Rippen über die Area, auf welcher sie nur etwas geknickt erscheinen und über das Schildchen hin, das jedoch nicht so vertieft erscheint. Am ähnlichsten ist die von Pictet und Renevier von Perte du Rhone abgebildete Form (Pal. Suisse I, Taf. XII, Fig. 4.) lÄma Tombeckiana d’Orb. (1. c. 415, Fig. 13—17) liegt in zwei kleinen, etwa 7 mm langen Exemplaren vor, welche recht gut Uber¬ einstimmen mit den bei Cerepis am Isker in den neocomen Bryozoenmergeln vorkommenden Exemplaren. (Sitzungsber., LXXVII. Bd., Taf. XI, Fig. 1.) Pedines liegen mehrere vor, glatte und concentrisch gestreifte sowohl als auch radial gestreifte Formen. Die glatten schliessen sich wohl den Neocom-Formen nahe an, welche d’Orbigny als Peden Cottal- dinus bezeichnet (1. c. Fat. 431, Fig. 8), sind aber noch schlanker. Noch besser würden die von Geinitz als Peden membranaceus Nilss. bezeichneten Formen aus dem Unterpläner von Koscbütz stimmen. (Elbthal¬ gebirge, I, Taf. XLIII, Fig. 8, 9.) In mehreren kleinen Exemplaren vorliegend. Ein Stück zeigt mit der Loupe betrachtet eine zarte radiale Streifung, ähnlich derjenigen, wie sie Peden virgatus Nilss. zeigt. (D 0 rbigny, 1. c. Taf. 433, Fig. 7 — 10.) Geinitz gibt ähnliche Streifungen bei Peden laevis Nilss. aus dem Unterpläner von Plauen an. Von radial gestreiften Formen liegen zwei vor. Die eine dürfte anzuschliessen sein an Peden Dutemplii d’Orb. (1. c. 433, Fig. 10—13), es ist jedoch eine ganz kleine und ausgeprägt ornamentirte Art. (Länge 5- 7 mm,, grösste Breite 4 -ßmm.) Das zweite Stück dürfte wohl einer neuen Art entsprechen und will ich es nennen Pecten &vischtovensis nov. spec. Taf. III, Fig. 10. Es ist ein sehr kleiner, aber zierlich und scharf ornamentirter Pecten. Seine Länge beträgt seine grösste Breite 5-4 mm. Der Stirnrand ist halbkreisförmig. Die Schale fällt gegen die verhältnissmässig kleinen Ohren plötzlich ab und ist mit 12 kräftigen Rippen mit einer zarten Furche auf ihrer Höhe bedeckt. Jede dieser 12 Rippen wird von zwei schwächeren, eng anliegenden begleitet. Die ganze Schalenoberfläche ist überdies mit einer gleichmässigen An wachsstreifung bedeckt. In mehreren Exemplaren liegt endlich eine winzige Anomia vor, welche der Form und Oberflächen- beschaffenbeit nach an Anom,ia laevigata Sow. (1. c. 489, Fig. 4 — 6) innig anschliesst, so dass in der citirten Abbildung nur der Wirbel etwas weiter gegen den Rand rückt, der nicht gerade, sondern ähnlich so wie bei Anomia neocomiensis d’Orb. (1. c. Fig. 1) verläuft. Die Ränder erscheinen etwas weniger verdickt, was auf Wülste, ähnlich jenen der letztgenannten Art zurUckzuführen ist. Geologische Untersuchungen im, centralen Balkan. 95 Die Länge beträgt etwa 5 mm. Die gleiche Ornamentirung der vofderen und rückwärtigen Sckalentheile und der kräftigere Wirbel bilden die Unterschiede von den beiden angeführten verwandten Arten, welche beide im vorderen Theile der Schalenoberfläche parallele, die Streifung schräg schneidende kräftige Runzeln besitzen. Von Brachiopoden liegt nur eine ziemlich grobrippige Rhynchonella vor, die noch am besten mit der Rhynchonella irregularis Pict. (St. Croix, Taf. 196, Fig. 12) aus dem oberen Neocom und Urgon überein¬ stimmen dürfte. Endlich ist noch das Vorkommen eines kleinen Krusters zu erwähnen, von dessen Panzer nur wenige Spuren vorliegen, die es nicht möglich erscheinen lassen, eine auch nur annähernde Bestimmung vorzunehmen. Ich möchte dabei an Prosopon denken und speciell an das Vorkommen dieses Krusters in den oolithischen Kalken unterhalb der „Isvor Karaula“ (Sitzungsber., LXXV. Bd., Geol. Unters, im westl. Balkan, S. 79, Taf. VII, Fig. 10). Am besten ist noch das Stück eines Scheerenfusses erhalten. Derselbe ist viel grösser als der von Isvor Karaula (1. c. Fig. 11) zur Abbildung gebrachte und zeichnet sich auch durch von in Reihen stehenden gröberen Warzen aus. Es gelang auch, ein frei bewegliches Scheerenglied („Finger“) zu entblössen. VII. Fossilien aus der oberen Kreide im Travna-Balkan. Inoceramus cf. Cripsi Mant. Taf. VIII, Fig. 6. Eine gross werdende Form liegt mir vor, die die Maasse der grössten Gösau-Exemplare erreichen dürfte Die Schalenlänge unseres grossen Exemplares beträgt 140 mm, die Höhe 100m»*. Es ist eine rechte Klappe, die durch Druck abgeflacht wurde, wie am Stirnrad deutlich ersichtlich wird. Am vorderen Rand ist die Schale verjüngt, nach hinten verbreitert sie sich. Die Runzeln verlaufen concentrisch, an den erhaltenen Schal entheilen ist die concentrische, mit den Runzeln mehr weniger parallel verlaufende Streifung deutlich zu erkennen. Die vorliegenden linken Klappen erscheinen wie bei den von Geinitz zur Abbildung gebrachten Exemplaren aus dem „Mittelquader von Gross Cotta bei Pirna“ und aus dem oberen Quadermergel von Kreibitz in Böhmen stark aufgebläht. Der Wirbel ist stark nach vorne gezogen und die Vorderseite der Schale steil abfallend. An einem zusammengedruckten Exemplar (ein Abdruck mit erhaltenen Schalentheilen) ist der Schlossrand theilweise erhalten. Man erkennt an dem fast rechtwinkelig von der Schalenoberfläche abstehen¬ den Rande deutlich die schmalen und wenig vertieften geraden Bandgrübchen. Diese Inoceramen sind in den rothen Mergeln ungemein häufig. Nesterweise bilden diefaserigen Bruchstücke förmliche Inoceramen-Breccien. Offaster (Cardiaster) pilula Desor. (Nach Lam.) Eine kleine Form von deutlich herzförmigem Umriss der Basis. Aulfallend hoch gewölbt zieht sich von dem ganz nach vorne gerückten Apex ein flacher, nach rückwärts etwas abfallender Rücken gegen die Hinter¬ seite. Diese fällt steil ab und enthält die hoch hinauf gerückte Afterölfnuug. Diese ist verhältnissmässig gross und wohl umrandet. Vom Apex zieht sich eine tiefe Furche zu dem weit nach vorne gerückten Munde. Das Profil stimmt auf das beste mit dem von Quenstedt (Echiniden, Taf. 86, Fig. 35) gegebenen von Dysaster pilula kg. überein. Durch sorgfältiges Abschaben der mit- dicht stehenden kleinen Wärzchen bedeckten Schale traten die feinen Ambulacralporen ganz deutlich hervor. Am Scheitel wurden auf diese Weise die vier Genital¬ poren sichtbar. Auf den Interambulacraltafeln erheben sich zwischen den kleinen Wärzchen einzelne viel grössere Stachelwarzen. Länge 14-2?»»*; die Basis ist etwas convex. Breite 14-4 mm] die Seitenfasciale nur an einer Stelle leicht angedeutet. Grösste Höhe 12-6»*»*. 96 Franz Toula, Cardiaster aff. ananchyt is d'Orb. Zwei ziemlich stark deformirte Exemplare mit tiefer Vorderfurche. Ananchytes spec. Ein kleines Exemplar, aber mit voller Sicherheit zu bestimmen. Die Unterseite, recht gut erhalten, zeigt die zum Munde laufenden Ambulacralporen ganz deutlich. Länge 29 mm, Breite 24 mm. Cyphosoma cf. radiatum dein. Nur ein Bruchstück, aber dieses mit verhältnissmässig gut erhaltenen Ambulacralporen. Die Ambulacral- täfelchen sind an den Rändern deutlich eckig, während bei der Abbildung, wie sie Geinitz (1. c. II, Taf. II, Fig. 7 und 8) gibt, die Ränder gerundet erscheinen. Die Poren selbst stehen bei unserem Stückchen auffallend schräg. Zu dieser Form dürfte auch ein cylindrisches und fein längsgestreiftes Stachelbruchstück gehören. Pentacrinus spec. Ein ansehnlicher Trochit, 11- 5mm im Durchmesser und 3 mm hoch, von kreisförmigem Umriss mit wohl ausgeprägter Gelenkfläche, die, wenngleich stark abgewittert, auf das auffallendste an die viel älteren sub¬ angularen Formen aus dem oberen Lias erinnern, wie sie Quenstedt beispielsweise (Petrefaktenk. Deutschi. IV, Taf. 101, Fig. 24) abbildet. Eine Säulenstück ohne deutliche Gelenkflächen zeigt den Ansatz eines Hilfsarmes. Ausserdem liegt aus den Inoceramen-Schichten und zwar in einem sandigen Stücke noch ein Haifischzahn vor, der wohl zu Oxyrhina Mantelli Ag. wird gestellt werden können. Aus dem grauen Kalkmergel liegen zwei Cardiaster- Formen vor, die eine grössere, mit glatter flacher Schale und verhältnissmässig grossen Ambulacralporen, die zweite kleinere Form mit besonders dicker Schale, scharf ausgeprägten Tafelnähten und kleinen Ambulacralporen. Die erste Form wird wohl als Cardiaster aff. ananchytis d’Orb. zu bezeichnen sein. Es sind verhältnissmässig grosse Exemplare. Länge 69 mm, Breite 59 mm, Höhe ca. 43 mm. Vorne zieht eine stark vertiefte Furche gegen den Mund. Bivium und Trivium in ganz ähnlicher Stellung wie bei der typischen Form. (Man vergl. Desor, Synopsis, Taf. XXXIX, Fig. 9.) Die dicke Schale, die stark erhöht ist und die grossen horizontal neben einander liegenden Poren sind bei unseren Exemplaren gleichmässig vorhanden. Die zweite Form wird davon zu unterscheiden sein als Cardiaster Paleanus nov. spec. Taf. VIII, Fig. 7. Länge 42 mm, grösste Breite 43 mm, Höhe 38 mm. Die vordere Furche ist sehr tief eingesenkt. Die Unterseite ähnlich wie bei Cardiaster pilula d’Orb. in der Mitte etwas convex. Der Scheitel ist spitz, die Schale dacht nach vorne rasch ab, ähnlich wie bei Infu- laster. Die Afteröffnung liegt in einer elliptischen Grube. Die Poren sind klein, liegen nahe aneinander und nahe dem Unterrande der Täfelchen. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 97 VIII. Fossilien aus der Gosau-Facies der Kreide in West-Bulgarien. Von höherem Interesse sind unter den mir von Herrn Zlatarski zugekommenen Fossilresten einige von ihm weiter im Westen und zwar im Gebiete nordwestlich von Sofia gemachte Funde, weil sie das Vorkommen eines weiteren, bis nun in den von mir untersuchten Gebietstheilen nicht aufgefundenen Gliedes der Kreide¬ formation beweisen, nämlich der Gosau-Kreide. Das Vorkommen von Inoceramenkreide konnte ich selbst schon an verschiedenen Punkten nachweisen. (Man vergl. Grundlinien, Denkschr., XLIV. Bei., S. 41 und diese Abhandl., S. 25.) Auch Peters hat Turonkreide mit Inoceramen erwähnt. (Denkschr., XXVII. Bd., S. 191 [47].) Bittner in seiner Arbeit über die Herzegovina etc. (Jahrb. der k. k. geoh Keichsanst., XXX. Bd., S. 405 [53]) bespricht das isolirte Vorkommen von Kalken in der Gegend von Visegrad, welche auf Eruptiv¬ gesteinen (Gabbro und Serpentin) auflagern und sowohl „dem Gestein nach als nach der Fauna an gewisse Ablagerungen der nordalpinen Gosaukreide viel mehr erinnern als an die Kreidekalke der Herzegovina.“ Das Vorkommen von in völliger Übereinstimmung mit den „Gosauschichten“ von Siebenbürgen stehenden Bildungen in Serbien und im westlichen Theile der Halbinsel bat zuerst Boue (Turquie d’Europe, I, S. 257) nachgewiesen, der z. B. auch in seinen mineralogisch-geologischen Details (Sitzungsber., LXI. Bd., S. 13) auf Sandsteine und Kalke mit charakteristischen Gosaufossilien ( Tornatella \Acteonelld\ gigantea, Hippuriten u. s. w.) hinweist. Die neuesten Mittheilungen Uber das Vorkommen der Kreide in Serbien finden wir in der geologischen Übersicht des Königreiches Serbien von J. M. Zujovic (Jahrb. der k. k. geol. Beichsanst., 1886, S. 89 fl.). Derselbe führt obere Kreide als „Senon“ von einer Reihe von Fundorten an, welche nicht ohne Interesse sind. Die Sicherstellung der Bestimmung des Alters erscheint nicht von allen angeführten Punkten erreicht, indem nur von Kozelj (nördlich von Kujazevac) neben sechs Arten der chloritisehen Kreide und typischen Gosauformen zwei Senonarten, davon eine nur annähernd bestimmte ( Radiolites cerateriformis d Oib. und 11. spec. aff. Jouanetti d. Moul.) angeführt werden. Letztere Form wird auch in der Kreide von M. Gliec bei Ivanjica vermuthet. Sicher Senon sind wohl die Vorkommen von Ljubane und Kacer am Zlatibor (stidwestl. Serbien), von wo Hemipneustes striato-radiatus d’Orb. angegeben werden und von Crniljevica gleichfalls im Kujazevacer Districte, von wo neben zwei auch in der Gosau vorkommenden Janiren Terebratula carnea Sow. und Ostrea frons Park, angegeben werden. Von allen anderen Fundorten liegen nur Gosau- und typische Turon-Arten vor. Aus der Kreide von Uzice werden nur Hippurites cornu vaccinum Bronn, und H. organisans Montf. angeführt und hinzugefügt, dass dieselben „nach gewissen Autoren für Turon charakteristisch“ seien. Unter diesen gewissen Autoren sind wohl d’Orbigny und Zittel verstanden? Doch dies nur nebenbei, Für uns ist von Wichtigkeit, dass Kreide mit Gosaucharakteren (bei Margance im äussersten Süden Serbiens mit Ligniten verbunden) im südöstlichen Serbien auftreten. Die Fundorte, an welchen Zlatarski gesammelt hat, smd die folgenden. 1. In der Gegend von Slivnica (Route Pirot-Sofia), und zwar im Westen vom Dorfe, zwischen Slivnica und Aldromirovce. Auf v. Hochstetter's Karte der Central-Türkei (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst., 1872, Taf. XVI) ist das betreffende Gebiet als mittlere Kreide bezeichnet, worunter v. Hochstetter Gault verstan¬ den wissen wollte. Von hier liegt nur ein Stück halbkrystalliniscker Kalk vor, mit oolithischen Verwitterungsformen, ganz ähnlich jenen, welche ich seinerzeit am Nordoststeilhange der Bjelava Planina bei Stanicevo (Pirot, NNW an der Nisava) angetroffen habe. (Sitzungsber., LXXXVIII. Bd., S. 46 und 54.) Dieser Kalk scheint ähnlich so wie im Westen bei Trn das Liegende der sandig-mergeligen Kreide zu bilden. In einem sandigen Kalke finden sich viele unbestimmbare Gastropodensteinkerne (wohl Omphalien). Denkschriften der mathenn-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern, 0 98 Franz Toula , In ziemlich grosser Anzahl liegen aber auch Omphalien vor, welche wir nach dem Vorgänge Stoliczka’s als zu Omphalia Kefersteinii Miinst. sp. gehörig bezeichnen dürfen. Es lassen sich jedoch ohne Schwierigkeit zwei verschiedene Formen unterscheiden: aj Solche mit zwei kräftigen Spiralwülsten ausser dem Nahtwulst, ähnlich so wie bei Omphalia ventricosa Zek. (Abh. d. k. k. geol. Reichsanst., Gastropoden der Gosaugebilde, Taf. III, Fig. 4), jedoch nicht so auf¬ gebläht, sondern ganz von der Form der Omphalia Kefersteini Zek. (1. c. II, Fig. 3b). Der obere Wulst lässt auch leichte Andeutung einer Knotung erkennen. bj Die zweite Form würde sich an die von Zekeli (1. c. Taf. II, Fig. 3c) unter demselben Namen ange¬ führte Form mit mehreren Spiralstreifen anschliessen lassen. Es sind im ganzen vier, am letzten 1 Imgange fünf Spirallinien und scharf ausgeprägte Anwachslinien zu bemerken. In einem wahrscheinlich concretionär gebildeten Handstücke von derselben Localität finden sich zahl¬ reiche nicht näher bestimmbare Bivalvenschalen, hei welchen man an Cyprinen denken könnte und Abdrücke gleichfalls nicht näher bestimmbarer Gastropoden. 2. Die zweite Localität ist Jal botina, genau mitten zwischen Dragoman, nordwestl. von Slivnica und Filipovce, südöstl. von Trn über 10 km vom letzteren Punkte nordöstl. gelegen. Nach meiner Kartenskizze (Sitzungsber., LXXXIII. Bd., Taf. I) fällt der Punkt in den nordöstlichen Theil des von mir nach v. Hochstetter’s Angaben beiläufig eingezeichneten Eruptivgebietes des Visker- Gebirges. Da die beiden weiteren Fundstellen Jaroslavci und Krasava beide nordwestlich von Bresnik gegen Filipovce hin gelegen in den südwestlichen Theil desselben Gebietes zu liegen kommen, so geht daraus hervor, dass die räumliche Ausdehnung der andesitischen Ausbruchsstoffe zu gross angenommen wurde und dass die Kreide auf der genannten Strecke beträchtlich weiter nach Nordosten reicht. Von Jalbotina liegen vor: Turritella spec. (Neue Art, ähnlich Turritella difficilis Zek., nach Stoliczka = T. Hagenowiana Mttnst.) Taf. III, Fig. 14. Es liegt nur ein Bruchstück vor mit fünf Spiralleisten, davon sind die gegen die Spitze gelegenen beiden ersten sehr nahe beisammenstehend, darunter folgt weiter abstehend die zweite schwächste und dann die stärkste. Die fünfte Leiste liegt an der Naht. Zarte Anwachslinien und feine Spirallinien bedecken die ganze Oberfläche. llo stellar ia (?) aff. inornata d’Orb. Taf. III, Fig. 15. Nui ein Exemplar, das sich jedoch in Bezug auf die Form der Schale und den Mangel jeglicher Ornamen- tirung an die von d’Orbigny (1. c. II, S. 296, Taf. 210, Fig. 4) aus der chloritischen Kreide von Rouen beschriebene Art annähert. ' Freilich fehlt auch die zarte Streifung in der Nähe der Naht vollständig. Das Gestein ist ein feinkörniger, mürber, eisenschüssiger Oolith. Ampullina cf. bulbiformis Sow. sp. Taf. III, Fig. 16. Ein kleineres Exemplar liegt vor, welches nur durch seine etwas weniger aufgeblähten Umgänge von der angeführten Art unterschieden ist. 99 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 3. VonKrasava bei Bresnik liegen vor: Ein graublauer, brauner, verwitternder Sandstein mit einem nicht sicher deutbaren Abdruck, bei dem man an Ostrea rectangularis denken könnte, ebenso gut aber auch an Nemertilites- artige Dinge. Wichtiger ist das Vorkommen von Janira (Vota) quadricostata S o w. in einem kleinen sicher bestimmbaren Exemplare, welches auf das beste übereinstimmt mit dem von Zittel (Gosau-Bivalven, Taf. XVIII, Fig. 4) zur Darstellung gebrachten Exemplare aus der Gösau. 4. Von Jaroslavci zwischen Bresnik und Filipovce liegen vor: Turritella spec. Taf. III, Fig. 17. Vielleicht neue an Turritella columna Zek. (1. c. Taf. I, Fig. 6) anschliessende Art mit zarter Spiral¬ streifung. Der unterste Streifen ist stärker, die übrigen überaus zart, stehen in ungleichen Abständen. Actaeonella giganteci Stol. (Sow.), und zwar die Form, welche Zekeli (Gosau, Taf. VII, Fig. 7) als A. obtusa bezeichnete, eine Form, die von Reuss (Sitzungsber., XI. Bd., S. 893) mit Actaeonella Goldfussi d’Orb., Stoliczka (Sitzungsber. , XXXVill. Bd., S. 517) mit Actaeonella gigantea vereinigte. Ein Stück, das von einem Gosau-Exemplare, etwa aus der „neuen Welt“, nicht zu unterscheiden ist. Astarte similis MUnst. Taf. III, Fig. 18. Ein vorliegendes Stück feinkörnigen, glimmerigen Sandsteines ist über und über bedeckt mit Steinkernen und Abdrücken dieser kleinen, zierlich gestreiften Muschel, ganz ähnlich so wie es v. Zittel (1. c. lat. \ III, Fig. 6) zeichnet. Auf demselben Stück findet sich auch eine kleine sowie Schalenstücke von Area spec., Pecten spec. ind. und ein spitz kegelförmiges Körperchen, das man für ein winziges Dentalium, halten möchte. Cardium Mösianum nov. spec. Taf. III, Fig. 19. Nur eine dickschalige rechte Klappe liegt vor, welche in ihrem allgemeinen Umrisse recht wohl mit Cardium Gosaviense Zitt. (1. c. S. 143, Taf. VI, Fig. 2) übereinstimmt, nur mit dem Unterschiede, dass sie ähnlich, etwa so wie Cardium Carolinum d’Orb. (1. c. Taf. 245) oder G. alternatum d’Orb. (= C. intercostatum Desh., 1. c. Taf. 246) etwas nach rückwärts ausgezogen erscheint. Den auffallendsten Unterschied bildet aber die flügelartige, durch eine Furche von der übrigen Schalen- fläche getrennte rückwärtige Schlossecke, die auch durch ihre abweichende Sculptur auffällt. Während näm¬ lich die stark gewölbte Schalenmitte kräftige und gleichweit abstehende Radialrippen trägt, ist der rück¬ wärtige Tlieil mit concentri sehen Streifen verziert, über welche breite und flache Radialstreifen hinziehen. Auch der Vorderrand dürfte eine ähnliche Sculptur besitzen, doch ist hievon nur wenig sichtbar. Die Schale ist besonders in der Schlossgegend und in der Nähe des gekerbten Stirnrandes dick (späthig). 100 Fra nz Toula, Die grösste Entfernung von der kräftigen Wirbelspitze bis zum hinteren Stirnrand beträgt 39 -5mm, die Entfernung des Vorder- und Hinterrandes 29 • 5 mm, die Dicke der einen Klappe 7 ■ 2mm. Tapes fragilis d’Orb. spec. (?) Taf. III, Fig. 20. Zu Tapes fragilis (d’Orb igny, 1. c. III, Taf. 385, Fig. 11, 12) möchte ich einige mit Cardium Mösianum zusammen vorkommende Schalenstücke rechnen, wovon das eine, eine rechte Klappe, verhältnissmässig wohl erhalten ist. Es stimmt recht wohl mit der citirten, aber auch mit der Abbildung bei Zittel (1. c. Taf. III, Fig. 3) überein und lässt auch die zwei Schlosszähne erkennen. Länge der Schale 27 -5 mm. Höhe „ „ 13 mm. Endlich ist auch das Vorkommen eines grossen Exemplares von Ananchites spec. zu erwähnen. Das Vor¬ handensein von Ananchiten-Kreide in diesem Gebiete unweit Filipovce habe ich schon früher nachgewiesen. (Sitzungsber., LXXXVIII. Bd., S. 1302.) 5. Von 1 ilipovce liegen nur Gastropoden vor, von welchen nur eine Form und zwar nur ein schlecht erhaltenes Bruchstück als Omphalia cf. Giebeli Zek. (r= Omphalia Renauxiana [d’Orb.] Stol.) bestimmbar ist. Die übrigen lassen sich mit mir bekannten Kreidearten nicht sicher identificiren, so dass ich die Frage nach dem Alter dieser Ablagerungen noch offen lassen möchte, bis reichhaltigere Aufsammlungen vorliegen werden. Die betreffenden Stücke sind: Omphalia spec. Taf. III, Fig. 21. Eine neue Form, anschliessend an Omphalia Kefersteini var. d Zek., doch sind die Windungen noch schärfer stufenförmig abgesetzt und die eine Spirale ragt kielartig vor. Ausserdem ist nur noch eine Spiral¬ linie deutlicher wahrnehmbar; feine Spirallinien sind mehrere vorhanden. Auch zarte Anwachsstreifung ist ersichtlich. Natica spec. Taf. III, Fig. 22. Nur ein Exemplar; eine überaus gedrungene Form mit kurzem Gewinde, mit sehr verdickter Innenlippe und einer schwachen Spiralvertiefung, gegen die Naht hin etwa so wie bei Natica Dupinii Leym. (d’Orb. 1. c. II, Taf. 173, Fig. 5, 6), welche Gaultform noch die meiste Ähnlichkeit hätte. Die Schalenoberfläche ist glatt mit zahlreichen feinen An wachsstreifen. Die letzte Windung ist stark aufgebläht. Tusus Mösiacus nov. spec. Taf. III, Fig. 23. Drei Exemplare hat Zlatarski beililipovce in einem graublauen Thonmergel gesammelt, deren Aussen- lippe und unteies Ende mit dem Kanal leider nicht erhalten geblieben ist. Es ist eine ziemlich dickschalige kleine Form mit ovaler Mündung. Die Umgänge sind mit kräftigen stacheligen Knoten besetzt, wodurch die Schale au Mure x erinnert. Acht solche Knoten kommen auf einen Umgang zu stehen. Wohl ausgeprägte, kräftige Spirallinien ziehen Uber die Umgänge und sind von zarten Anwachsstreifen gekreuzt. Mir ist eine ähnliche Form aus der Kreide nicht bekannt, von eocänen Arten ist Hemifusus subcarinalus Lam. spec. aus den Sables moyen nicht unähnlich, jedoch schlanker gewunden. Nach der allgemeinen Form der Schale hätte man wohl an Strepsidura Swainson denken können, in Bezug auf die Sculptur aber schliesst unsere Form wohl am besten an Hemifusus an. Von Arbanasi liegen auch mehrere Stücke von Rudisten vor und zwar von 101 Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Sphaerulites cf. Blumenbachii Stud., ganz ähnlich so wie ich sie in der Gegend von Pirot, z. B. heim Abstieg von Blato (Sitzungsber., Bd. LXXXVIII, S. 1330 [52]) oder in der Luberasdaschlucht oder zwischen Ostravica und ßamnidol ange¬ troffen habe. Es sind grosse und deutlich längsgestreifte Exemplare. Eines der Stücke verdient wohl eine nähere Besprechung. Wir wollen das betreffende Stück bezeichnen als: Hippurites (d’ Orbignya) bulgaricus nov. spec. Taf. III, Fig. 24. Es ist der erste sichere Balkan-Hippurit, der mir bekannt geworden ist. Er wurde mit den Sphaeruliten von Herrn Zlatarski bei Filipovce nordwestl. von Bresnik gesammelt, in einem Gebiet, in welchem, wie schon aus meiner Karten-Skizze über dieses Gebiet hervorgeht, die oberen Abtheilungen der Kreide zur Ent¬ wicklung kommen. Die Schale ist sehr gestreckt, im Allgemeinen von elliptischem Querschnitt, nur wenig gekrümmt, nach unten sich verjüngend. Die Oberfläche ist stark abgewittert, lässt aber doch zwei wohl ausgeprägte tiefe Längsfurchen erkennen, welche dem vorderen (B) und hinteren (C) Säulchen entsprechen, zwischen welchem sich ein Längswulst hervordrängt, die auffallendste Ausbuchtung der Schale. Am oberen abgewitterten Ende unseres Stückes lässt sich auch die schwache Schlossfalte ganz gut beob¬ achten (M). An den Querschnitten (Fig. 24 c, d) erscheint die Schlossfalte förmlich abgeschntirt. Dieses obere Ende lässt sich recht wohl mit Hippurites Espaillaci d’Orb. (1. c. IV, S. 535, Fig. 6) in Ver¬ gleich bringen, nur dass diese Form aus dem Senon von Royan einen fast kreisrunden Querschnitt aufweist. Die Schlossfalte ist an unserem Stücke wenigstens am Oberende schärfer ausgeprägt als bei Hippurites Espail¬ laci d’Orb. Auch der Wohnkammerraum dieser Art ist seicht wie bei unserer bulgarischen. Der Hauptunter¬ schied liegt in der ganz anders geformten Schale, welche langgestreckt, eher mit Hippurites (d’ Orbignya) radiosa Desm. aus dem Senon verglichen werden müsste, der wieder durch alle anderen Merkmale abweicht. Zu den näher stehenden Arten gehört auch Hippurites exaratus Zitt. vom Wanggraben bei Hiflau (Bival- ven der Gosaugebilde, Taf. XXII, Fig. 8—11), dessen Querschnitt, was die Faltung anbelangt, einige Ähnlichkeit besitzt. Die Oberflächenbeschaffenheit unterscheidet diese Art jedoch sofort von der bulgarischen. Das betreffende Stück befindet sich in der Sammlung Zlatarski’s. 102 Franz Toula, Inhalt. Einleitung . I. Geologischer Theil. Seite 1. Yon Svistov nach Tirnovo . 2 Kalksandsteine mit einer Urgon-Apt-Fauna. — Basaltvorkommen. — Geologische Verhältnisse in Tirnovo: Requie- nienkalk. — Knollenkalkmergel und Sandsteine. — Oberneocom-Fauna von Arbanas— Lescovica. — Das Eocän mit Nummuliten. — Saborena — Kanara. 2. Tirnovo — Elena — Tvardica . 6 Das geologische Profil an der Jantraschlucht zwischen Tirnovo und Fedabay. — Neocom von Kapinski Monastir (Schichten mit Olcostephanus Astierianus, Hoplites cryptoceras). — Das kohleführende Gebirge des Nordabhanges. Cri- noidenkalke und Dolomite der Trias und ihre Fossilreste, darunter auch Gyroporella annulata Schfhtl. spec. Das krystallinische Grundgebirge (Granit und krystallinische Schiefer) des Südhanges bei Tvardica. (Erste Balkan-Pas¬ sage, Fig. 1 der Profil-Tat el.) 3. Ausflug in die östliche Sredna Gora (Karadza Dagh) . . 16 (Von Tvardica nach Banjata (Ilidza), an der Tundza aufwärts bis Allari und über Kriva Krusa („Egri Armud“) nach Smavli und Öirkova. Sodann über Balabanli, Esekci zurück nach Hainkiöi.) Die granitische Medzerlyk Planina (mit Gesteinsgängen). Die Thermalspalte an der Grenze des Granites mit Gängen gegen die krystallinischen Schiefer. Triaskalke und Quarzitsandsteine des KaradzaDagh. Die Sandsteine, Tuffe und Eruptivgesteine der Höhe und des Südhanges des Karadza Dagh. Vergleichende Betrachtungen der Angaben an¬ derer Autoren (Boud, v. Hochstetter, K. v. Fritsch, A. Pelz und H. Sanner) überden KaradzaDagh. 4. VonHainkiöi über den Hainkiöi-Pass nach Raikovci. (Zweite Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 2) ...... 23 Die Diluvial-Terrasse. Der Granit des Südhanges mit krystallinischen und halbkrystallinischen Schiefern und Auf¬ lagerungen von Dolomiten und Kalkschiefern (Trias?). Kreidesandsteine und Mergelschiefer. Hieroglyphen- Schich¬ ten. Kohlenspuren. 5. Von Raikovci über Öeperani und Cejmeni zum Kohlenvorkommen am Belno vrh und über den Stancov („Stancev“) Hau nachTravna . 25 Conglomerate , Sandsteine und Mergelschiefer der Kreide. Rothe und graue Inoceramen Auanchyten-Kreide bei •Öeperani. Die kohleführenden Sandsteine und Schieferthone mit Geinitzia cretacea , Pecopteris Zippei und cf. Aralia coriacea. Im Blockwerk vorher auch sicher ältere Gesteine, darunter auch Triaskalk und Granit. 6. VonTravna üb er Radaj e v ei (Radjuvci) nach Kamanarna Markovtok, über die Polj an a Pisdica nach Selci und über Dolni Gjusovo nach Kazanlik. (Dritte Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 3.) . 28 Kreideschichten bis zur Hochregion. Dort krystallinische Schiefer und Trias (?)kalk. Die Schwarzkohle mit cf. Aralia anisoloba Vel. Kalke und Dolomite (Trias?). Das Kohlevorkommen von Selci. Gneiss und Granit. Basaltgang im Granit von Gjusovo. Vergleichende Bemerkungen zu den Darstellungen über das kohleführende Gebirge des centralen Balkan. Analyse der Kohle von Markovtok (von H. Kliemetschek). Die Pflanzen der kohleführenden Gesteine. 7. Von Kazanlik überSipka und den Sipka-Pass nach Gabrovo. (Vierte Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 4.) . . 34 Der Nordabhang weit hinan Kreide. (Die rothen Mergel bei Öervenibreg dürften den Inoceramen-Mergeln bei Cepe- rani entsprechen.) Auf der Höhe treten Triaskalke (mit Myacites, Myalina, Pecten Alberti etc.) auf. Der Südabhang wird von krystallinischen Schiefern (Phyllite, Leucophyllite, Grünschiefer, Kieselschiefer) gebildet. Vergleiche mit den älteren Angaben über die Geologie des Sipka-Balkan. 8. Von Gabrovo über die Gnrnova Mogila nach Todorci und über die Kurita-Höhe und die Pate- restica nac h Sofilari. (Fünfte Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 5.) . 38 Die Gurnova Mogila, eine nördliche Balkan- Vorhöhe, besteht aus Kreide (Sandsteinen, Schiefern). Ältere Forma- tionen sind in einigen Kalkschollen und im granitischen Blockwerk angedeutet. Der ganze Nordhang scheint der Hauptsache nach aus Kreidesandsteinen zu bestehen. Sandige Liaskalke mit vielen Fossilresten südlich von der Kurita-Höhe. Quarzite, Sandsteine und sandige Schiefer. Noch zweimaliges Auftreten von oberem Lias. Am Süd- fusse dolomitische Kalke (Trias?). 9. Von Sofilari nach Kalofer und über den Rasalita-(„Rosalita-“)Pass und den Mara Gi djuk-Sattel nach N ovoselo. (Sechste Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 6.) . 12 Am Nordabhang' Kreide bis an den Fuss des Steilhanges des Mara Gidjuk (cf. Hoplites Malbosi Pict.). Die Hoch- Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 103 Seit© region besteht aus G-neiss und Granitgneiss, der Südhang aus gängeführendem Phyllit. Die Vorhöhe im Norden von Kalofer besteht aus Granit und Gneiss. 10. VomTrojanskiMonastir über denBergalovVok und über denTrojan-Pass nach Teke und Ra ch- manli. (Siebente Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 7.) . 46 Kreide (Mergel, Sandsteine und Conglomerate) bis über die Passhöhe. Südlich davon oberer Lias und Trias und am Südhange Granit- und Phyllitgneiss. Oberhalb Karnare eine grosse Scholle grauer und röthlicher Kalkmergel unbe¬ stimmten Alters. Vergleich mit den Angaben von K. v. Frits ch’s über den Trojan-Balkan. 11. Von Rachmanli über den Rabanica-Pass (Teteven-Balkan) nach Teteven und Jablanica. (Achte Balkan-Passage, Taf. I, Fig. 8.) . . Der Balkankamm besteht am Süd- und Nordhange aus krystallinischen Gesteinen (Phyllit, Gneiss, Gneissgranit, Granit). Im Norden zunächst gelbbräunliche Sandsteine (Lias). Im Thalgrunde Sandsteine und Mergelschiefer (zum Theile wie Kreide), Lias in weiter Verbreitung. Viele Quarzite und Conglomerate und darüber Triaskalke (mit Fossilien). Der Lias von Teteven. Der oberste Malm (unteres Tithon) von Glozan. Olcostephanus ( Holcostephcinus nach Uhlig’s neuer Schreibung) von Jablanica. Hinweise auf die Verbreitung des Lias (Zlatarski s Angaben). 12. Übersicht über die im cen tralen Balkan und im nördlichen Vorlande auftretenden Formationen . 56 II. Paläontologischer Theil. I. Triasfossilien vom Vid oberhalb Teteven . . . 62 II. Liasfossilien aus dem centralen Balkan . 62 III. Fossilien aus dem oberen Malm unweit Glozan . 72 IV. Fossilreste aus den Neocommergeln zwischen Kapinski Monastir und Jacovci . 73 V. Fossilien aus den oberneocomen (apturgonen) Kreidemergeln . 74 VI. Fauna der Kalksandsteine von Svistov . 91 VII. Fossilien aus der oberen Kreide im Travna-Balkan. . . 95 VIII. Fossilien aus der Gosau-Facies der Kreide in West-Bulgarien . 96 104 104 * Franz Toula, ERKLÄRUNG DER TAFELN. TAFEL I. Die Profile sind in gleichem Verhältnisse und mit derselben Überhöhung (5 : 1) angefertigt. Ihre Anordnung ist so getroffen, dass zu oberst (Fig. 1) das östlichste, zu unterst (Fig. 8) das westlichste steht, und sind die Pässe ihrer Stellung auf der Karte entsprechend untereinandergestellt. Fig. 1. Profil durch d'en Balkan von Elena nach Tvardica. (Seite 6.) 1. Schieferige Mergel (Neocom). 2. Mergelschiefer und Sandsteine. 3. Sandstein. 4. Sandstein mit Hornsteinknollen. 5. Feinkörnige lichte Sandsteine mit Exogyra lateralis etc. (Cenoman). 6. Lichtgefärbte Sandsteine. (1.— 6. Kreide.) 7. Conglomerate, Sandsteine und Mer¬ gelschiefer. 8. Dunkle weissaderige Kalke und 8 a. Lichtgefärbte dichte Kalke. 15 a. Dolomitischer Kalk mit Gyroporella 9. Kohlenschmitzchen führende Mergel annulata. und Sandsteine. 16. Bivalvenführende Schiefer. 10. Mergelige Plattenkalke. 17. Mächtige dolomitische Kalke und 11. Massige Sandsteine. Dolomite (vielfach in Grus zerfal- 12. Mergelschiefer und Sandsteine (wie lend). (14. — 17. = Trias.) bei 7). 18. Granite mit Amphibolgranitgängen. 13. Sandsteine. 19. Krystallinische Schiefer. Gneiss und (7.— 13. Kohleführende Formation.) Phyllit. 14. Crinoidenkalk. 20. Schiefer mit undeutlichen zerquetsch - 15. Dolomit. ten Bivalven. Fig. 2. Profil von Hainkiöi über den Hainkiöi-Pass nach Raikovci. (Seite 23.) 1. Mächtige Sandsteinbänke. 2. Sandsteine z. Th. mit wulstigen Schichtflächen und Mergelschiefern wechsellagernd. 3. Sandsteine mit Pflanzenspuren und Congloraeratbänke. 4. In gritfelförmige Stücke zerfallende Kalkmergel. 5. Grauer mergelig sandiger Kalk und Mergelschiefer. 6. Sandsteine und Mergelschiefer. 7. Kalkschiefer (ähnlich wie bei 11). 13. Grauer weissaderiger Kalkschiefer 8. Sandige Schiefer, Sandsteine und mit Schieferlagen (nach West und grobkörnige Sandsteine. Ost fallend). (Trias?) 9. Sandsteine mit Kohlenspuren. 14 a. Glimmergneiss. Chloritischer Phyl- 10. Dunkle glimmerige Sandsteine mit lit mit Quarzit (nach SO. fallend). kohligen Spuren und Hieroglyphen. 14. Krystallinische Schiefer (Phyllit). 11. DUnnplattige sandige Mergel mit 15. Granit, z. Th. deutlich bankf. abge- Kalkschiefer. sondert. 12. Sandsteine mit Kieselschiefer. 16. Mächtiger Schuttkegel mit grossen (1, — 12. Kreide.) Blöcken. Fig. 3. Profil von Travna nach Selci und Maglis. (Selci-Magliä nach v. Hochstetter.) (Seite 28.) 1. Sandsteine mit thonigen Schichtflä¬ chen, mit Mergelschieferz wischen¬ lagen und Conglomerateinlagerun- gen, vielfach geknickt und gefaltet- 1 a. Thonig-sandige Schiefer mit kohli¬ gen Spuren. 2. Viele Kalkblöcke im Schutt. 2 a. Kalktuff. 3. Mergelschiefer und Sandstein. (1. — 3. Kreide.) 4. Quarzphyllit. 11- Kalke grauweiss und weissaderig. 5. Mürbe Sandsteine und Mergelschiefer. (Hier viele Granitblöcke imSchutt.) 6. Dolomit (Trias?) mit 6 a Quarzphyl- 12. Dunkle, dünnplattige, sandige Ge¬ ht und gneissartiger Unterlage. steine. 7. Sandsteine. 13. Kohleführende Sandsteine und glim- 8. Kohle. merige Schieferthone. 9. Mergelschiefer. (12., 13. Kohleführende Formation.) (7.— -9. Kreide.) 14. Granit. 1 (NachHochstetter’sPro- 10. Gneissartige Gesteine und krystal- 1J>. Gneiss. ) fildarstellung.) linische Schiefer überhaupt. Fig. 4. Profil über den Sipka-Pass. (Seite 34.) 1. Sandsteine, fast horizontal liegend. 2. Sandsteine und Mergel. 3. Graue Crinoidenkalke. 4. Sandsteine und Mergelschiefer. 5. Conglomerate und Breccien, rothe sandige Mergel und Schiefer. 5 a. Einlagerung von weissem Sandstein. 9. Grünliche Mergelschiefer (Kreide). 6. Kalk (über rothem Mergel). Dunkle Fucoidenscliiefer und Sand- 7. Mergelschiefer, z . Th. tuffartig (mit steine mit kohligen Spuren. Ammoniten). (1. — 9. Kreide.) 8. Sandsteine mit Mergelschiefer wech- 10. Weisser Sandstein. selnd. 11. Grauer Kalk. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 105 12. Rothe und grünliche Schiefer, weis- ser Sandstein und grünlichgraue Mergel. 13. 1 Graue Kalke mit schieferigen Zwi- 14. f schenlagen. 13. Grauer Crinoidenkalk (Trias?). 10. Schieferige lichte Kalke mit Myaci- ten, Myophorien und Naticellen. (Untere Trias.) 17. Dunkelgraue weissaderige Kalke auf der Höhe steil aufgerichtet. (Fallen mit 65° nach SO.) 18. Grüne und graugrüne Schiefer (an die Semmeringgesteine erinnernd), auch dunkle an Carhongesteine er¬ innernde Schiefer. 19. Quarzphyllite mit Kieselschiefer (bis 2 m mächtig). Auch lichter Quarz- phyllit mit ockerigen Überzügen. 20. Grüne Schiefer mit Quarzgängen und Kieselschiefereinlagerungen. 21. Dunkle Quarzphyllite, darüber eine Kalkscholle. 22. Zwischen lichtemPhylIit(Lciicophyl- lit) mächtige Bänke von lichtem Gneiss. 23. Phyllit mit Quarzlinsen. 24. Quarzphyllit. 25. Blauschwarze Schiefer. Fig. 5. 1. Sandstein und Mergelschiefer-Zwi- schenmittel. (An Ropianka-Schich- ten erinnernd.) 2. ) Kalkschollen in discordanter Lage- 3. ) rung. 4. Kieselschiefer unter Sandstein mit kohligen Spuren. (Kohleführender Complex des Balkan.) 5. Blaugraue Mergelschiefer. 6. Schuttanhäufung mit vielen, z. Th. grossen Granitblöcken. 7. Dunkle Sandsteine und Oonglomerate. 8. Braune mürbe Sandsteine (wohl den ganzenHang vorwaltend zusammen¬ setzend). 8 a. Sandsteine und Mergelschiefer. (Bis hierher alles Kreide.) Liaskalk über Mergeln, festen Quar¬ ziten und Sandsteinen. (Auch phyl- litartige Gesteine scheinen im Lie¬ genden aufzutreten.) 1 0. RöthiicheKalkmergel über einem dun¬ kelgrünen tuffartigen Gesteine. 11. Quarzite. 12. Sandige Liaskalke (wie bei 9. in einen gelbbräunlichen Sandstein über¬ gehend.) 13. Braune Sandsteine. 14. Dunkel blaugraue sandige Schiefer. 15. Sandsteine und blaugraue mergelige Kalkschiefer. 16. Kalk mit Belemniten (Lias) überCon- glomeraten (wie 9. u. 12.). 17. (Wie 11.) Über grobkörnigen Sand¬ steinen. 18. Kalkbänke mit Mergelschiefer-Z wi- schenmitteln. (Oberer Lias.) 19. Blauschwarze sandige Schiefer über grünlichen und gelblichen Schie¬ fern (-|- Granitfundstück). 20. Rötbliche, grünliche und gelbliche gefleckte Kalkmergelschiefer (wie beiüervenibreg: Sipka-Profil). Ein¬ lagerung von dunkelgrauen weiss¬ aderigen Kalken (wie am Sveti Nikola). 21. Dolomitischer Kalk, dünnplattig und grasig zerfallend. (Trias?) Profil von Gaikovci (Gabrovo West) nach Sofilari. (Seite 38.) 9. Fie o. Profil von Kalofer über den Kalofer-Balkan (Rosalita-Pass) nach Scandalo am Vidimo. (Seite 42.) 1. Mergel. 2. Sandsteinbänke. 3. Neocome Mergel, steil aufgerichtet. 4. Neocome Mergel, horizontal liegend. 5. Neocome Kalkmergel mit Conglome- ratbänken. (1.— 5. Kreide.) 6. Gneiss und lichter Phyllit. 7. Gneissgranit. 8. Wiesige Flächen über einem zersetz¬ ten gneissartigen Gesteine , z. Th. mit grossen Feldspathkrystallen. (Weithin anhaltend.) 9. Milchquarzgang in einem stark zer¬ setzten grünlichen Gesteine. 9 a. Schieferiges Gestein von grünlicher Farbe, stark zersetzt. 10. Graue weissaderige Kalke mit Mer¬ gelschiefern. 11. Kalkconglomerat. 12. Quarzphyllit und Phyllitgneiss. 13. Quarzgänge. 14. Aphanitische Schiefer. 15. Glimmergneiss. 16. Granit. Fig. 7. Profil von Trojanski Monastir über den Trojan-Pass nach Karnare. (Seite 46.) 1. Gebänderte Mergel. 2. Mürbe Sandsteine. 3. Kalkbänke (Neocom) mit grossen Cephalopoden. 4. Grobe Sandsteine. 5. Oonglomerate. 6. Kalkmergel. 7. Sandsteine mit Wülsten (Hierogly¬ phen). 8. Kalkmergel. 9. Sandsteine mit Mergelschiefer-Z wi¬ schenlagen. 10. Diinnplattige Mergelschiefer (Dach¬ platten). 11. Dünnplattige Sandsteine mit Mergel¬ schiefern. 12. Sandsteine mit kohligen Spuren. 13. Sandsteine und sandige Schiefer. 14. Schieferige Mergel. (1.— 14. Kreide.) 15. Mehrfach gestörte Übereinanderlage¬ rungen von grauem Triaskalk (Cri- noiden führend) , rothen Lias-Dog- gerkalken und dunklen sandigen Schiefern. | Granitgneiss. 18. Phyllitgneiss. 19. Talkgneiss. 20. Graue und föthliche Kalkmergel in grossen Platten abgesondert. Rabanica-Pass in das Thal des Vid. (Seite 49.) Fig. 8. Profil von Rachmanli über den 1. Kalkbänke. 2. Feste quarzitartige Sandsteine. 3. Schieferige Sandsteine und Mergel. 4. Sandsteine. 5. Sandsteine und sandige Mergel. 6. Dunkle schieferige Sandsteine. Lias. 7. Geschichtete Gesteine (z. Th. Lias). 8. Grüner Phyllit mit Quarzgängen. 9. Lichter Phyllitgneiss. 10. Grüne Phyllite (Grünschiefer). U. Phyllit und Phyllitgneiss. 12. Amphibolgesteine („Hornblendegra- nitit“, z. Th. Amphibolgneiss-ähn- lich [Nordabhang]). 13. Ganggestein im Granit. 14. Granitisches Gestein (Glimmergranit), 15. Gneissgranit und Granitgneiss. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 0 106 V Fig. 77 77 n n 77 77 n n rt n n 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Fig. n n r n n n 77 n n n n n 77 n 71 71 77 77 77 77 77 1. 2 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. Fig. 1.. » 2. r> y> 4. 5. Franz Toula , TAFEL II. Glyphea cf. amalthei Quenst. Aus dem Kalke oberhalb Ribarica. Coeloceras commune Sow. spec. Harpoceras bifrons Brug. spec. var. Fig. 2 und 3 aus den dunklen sandigen Liaskalken an der Vasilova Rjeka. Belemnites spec. (nov. spec.?) Aus dem sandigen dunklen Liaskalk nördlich von Sofilari. Pholadomya bulgarica nov. spec. Aus dem oberen Lias von Teteven. „ ambigua Sow. spec. var . balcanensis. Desgleichen. Pecten Sofilariensis nov. spec. Aus dem Lias von Sofilari. „ aequivcdvis Sow. Desgleichen. „ sublaevis Phi 11. Oberer Lias des Berkovica-Balkan. Spirifer Trojanensis nov. sp. Aus dem mittleren Lias im Trojan-Balkan. (Sofilari Nord.) Rhynchonella laevigata nov. spec. 77 cynocephala Rieh. spec. Aus dem oberen Lias von oberhalb Ribarica. Die Originale zu den Figuren dieser und der nachfolgenden Tafeln befinden sich, wo nicht eine besondere Angabe gemacht wird, in der Sammlung des Autors und derzeit an der k. k. technischen Hochschule in Wien. TAFEL III. Phylloceras Rouyanum d’Orb. a — c in natürlicher Grösse, d und e in 3 maliger Vergrösserung. u. 3. Haploceras Charrierianus d’Orb. (var.?) HopUtes spec. (vielleicht neue Art), b in 3 maliger Vergrösserung. Lytoceras cf. strangulatam d’Orb. in 2 maliger Vergrösserung. Hamites (Ptychoceras) cf. laevis Math. „ cf. Eaulinianum d’Orb. Holcodiscus spec. (ähnlich LJ. Caillaudianus d’Orb.) in 2 maliger Vergrösserung. Anatina Isteriana nov. spec. in 3 maliger Vergrösserung. Pecten Svischtovmsis nov. spec. Die Originale für die Figuren 1—10 stammen aus den oberneocomen Kalksandsteinen von Svistov (a.d. Donau). Olcostephanm aff. Astierianus d’Orb. spec. (Uhlig schreibt neuerlichst Holcostephanus.) Aus den Neocommergeln zwi¬ schen Kapinski— Monastir und Jacovci, Ploplites nov. form. Aus dem Mergelschiefer von Jacovci. cf. HopUtes Mctlbosi Pict. Aus den sandigen Neocomschiefern oberhalb der Ostrec- Mühle. Turritetta spec. (Ähnlich der Turr. diffteilis Zek. = Turr. Hagenowiana MUnst.) Rostellar ia (?) aff. inornata d’Orb. Ampullina cf. bulbiförmis Sow. spec. Fig. 14 — 16 von Jalbotina zwischen Dragoman und Trn. Turritetta spec. Astarte similis Miinst. Cardium Mösianum nov. spec. Tapes fragilis d’Orb. spec. (?) Fig. 17—20 von Krasava bei Brcsnik. Omphalia spec. (Ähnlich Omph. Kefersteini var. d Zek.) Natica spec. Fusus Mösiacus nov. spec. Fig. 21 — 23 von Filipovce bei Trn. Hippurites (d’ Orbignya) bulgaricus nov. spec. a von der Seite, b von oben, c und d Querschnitte. Die Originale der Figuren 14 — 24 befinden sich in der Sammlung des Herrn Zlatarski in Sofia. " TAFEL IY. Purpuroidea spec. (neue Art?). In halber natürlicher Grösse. Von Arban Nerinea aff. Arcliimedi d’Orb. Tylostoma aff. Rochatiana d’Orb. spec. (Neue Art?) Fig. 2 und 3 von Kozirog. Opis aff. neocomiensis d’Orb. (Neue Art?) Astarte Tirnovana nov. spec. Fig. 4 und 5 von Saborena Kanara. Die Originale zu den Figuren 1 und 5 b — d befinden sich in der Sammlung des Herrn Zlatarski in Sofia. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. TAFEL V. 107 Fig. l. » 2. „ 3. » 4. n 10. n n 11. 12. Fig. 1. » 9. Fig. 1. » 2. 8; 9. 10. 11. 12. Fig. l. „ 2. „ 3. Perna bulgarica nov. spec. Desgleichen. Linke Klappe von innen. Beide Exemplare von Kozirog. Perna spec. Bruchstück einer linken Klappe eines sehr grossen Exemplares. Pterindla crassitesta T o u 1 a. Pig. 3 und 4 von Saborena Kanara. Desgleichen, von Kozirog. Hinnites aff. Benevieri Pict. u. Camp. In halber natürlicher Grösse. Von Tirnova an der Strasse nach Kesarevo. Spondylus cf. gibbosus d’Orb. Vom Leskovica Monastir. Serpula quinquestriata nov. spec. Von Saborena Kanara. Heterocoenia aff. exigua Mich. spec. Cryptocoenia ramosa nov. spec. Fig. 9 und 10 von Pluzna — Dobromirca. Desgleichen. Vom Leskovica Monastir. Placocoenia Kaulbarsi nov. spec. Von Kozirog. Die Originale zu Fig. 3, 9 und 10 befinden sich in der Sammlung des Herrn Zlatarski in Sofia. TAFEL VI. Placocoenia bulgarica nov. spec. Von Kozirog; Fig. 1« in natürl. Grösse, 16 2 mal vergrössert; lc stark vertiefte Zellen eines zweiten Exemplares. Platysmilia Kozirogensis nov. spec. Von Kozirog; Fig. 2 6 ein Kelch vergrössert. Lophosmilia (?) spec. (Neue Art?) Vom Leskovica Monastir. Trochosmilia aff. inflexa Reuss. Von Saborena Kanara. Phyllocoenia Zlatarskii nov. spec. Vom Leskovica Monastir; Fig. 5 6 ein Kelch vergrössert. Prionastraea spec. (nov. spec.?) Vom Leskovica Monastir; Fig. 6 6 angeschliffen. Thecosmilia (?) spec. Von Saborena Kanara. Montlivaultia multiformis nov. spec. Von Saborena Kanara; Fig. 8 a , 6, c, d verschiedene Foi men dei Kelche; c, /, g Querschnitte; h Längsschnitt. Escharina (Cellepora) aff. pavonia Roem. sp. Von Saborena Kanara. Die Originale von lc, 2 und 5 in der Sammlung des Herrn Zlatarski in Sofia. TAFEL VII. Hydnophora (Monticularia L a in.) aff. styriaca Edw. u. H. „ aff. Ferryi E. de From. Fig. 1 und 2 von Kozirog. Oroseris aff. explanata E. de From. (Neue Art?) Von Saborena Kanara. Synastraea Tirnovana nov. spec. Comoseris Jireceki nov. spec. Fig. 4 und 5 vom Leskovica Monastir. Dimorphastraea grandiflora d’Orb. var. „ bellissima nov. spec. Fig. 6 und 7 vom Leskovica Monastir. Dimorphastraea spec. (Junges Exemplar von Dimorphastraea bellissima.) Von Saborena Kanara. spec. Desgleichen, jedoch nur die Centralzelle zeigend. Vom Leskovica Monastir. Thamnastraea (?) patellariformis nov. spec. Von Pluzna-Dobromirca. Latimaeandra nov. spec. ähnlich Latimaeandra rustica E. de From. Vom Leskovica Monastir. Discaelia helvetica de Loriol. Von Tirnova. Die Originale zu den Figuren 1, 2, 3, 6, 7, 10 befinden sich in der Sammlung des Herrn Zlatarski in Sofia. 'TAFEL VIII. Haploceras cf. verruciferum Menegh. Perisphinctes cf. Richteri Opp. Terebratula cf. Bilimeki Suess. „ spec. ind. Fig. 1—4 aus dem oberen Malm (Unter-Tithon von oberhalb Glozan). Kalkschwamm, verwandt der Gattung Pachytilodia von Tirnova; Fig. 5o von oben, natürl. Grösse; 6 von unten; natürl Grösse- c von oben, vergrössert; d Längsschnitt; e und / Längs- und Querschnitt, vergrössert. o* 108 Franz Toula, Geologische Untersuchungen im, centralen Balkan. Fig. 6. Inoceramus cf. Cripsi Mant. „ 7. Cardiaster Balcanus nov. spec. Fig. 6 und 7 aus dem Travna-Balkan. „ 8. Pecten cf. inserens Gein. „ 9. Ostrea (Exogyra) lateralis Nils. Fig. 8 und 9 aus Kreidesandsteinen südlich von Elena. „ 10. cf. Aralia anisoloba Vel. Obere Kreide. Von Markovtok. „ 11. Pecopteris Zippei Cor da. „ 12. Geinitzia cretacea Endl. Fig. 11 und 12 von Belno Vrh — Stancov Han. TAFEL IX. Silurus Serdicmsis nov. spec. Reste eines Welses aus den jungtertiären oder diluvialen sandigen Mergeln von Knjazevo (Bali Effendi) im Westen von Sofia. (Man vergl. über die Fundstelle: G. N. Zlatarslci, Beitr. z. Geol. d. nördl. Balkanvorland etc. Sitzungsb. XLIII, S. 252.) Fig. 1. Der Hinterhauptsbeinkörper : Basioccipital (occipitale medium inferius) mit dem ersten Wirbelkörper innig ver¬ schmolzen. _ _ „ 2. Rechte Hinterhauptsbeinschuppe: Superoccipital (occipitale medium superius) = Os mterpanetale Cuv. „ 3. Das linke Scheitelbein: Os parietale. „ 4. Hauptstirnbeine: Os frontale. 5. Postfrontal: das hintere Stirnbein = Os frontale posterior; a linkes; b rechtes. (Fig. 1—5 von oben gesehen.) „ 6. Der Keilbeinkörper (von unten): Basisphenoid = Sphenoideum basilare. „ 7. Das obere Gelenkstiick: Os temporale. „ 8. Ein Stück des Zahnstückes des rechten Unterkiefers; a von unten; b von oben. „ 9. Ein Stück des linken Unterkiemendeckels : Subopercular. „ 10. Das rechte Schulterblatt: Scapula. „ 11. Das linke vordere Schlüsselbein von aussen mit dem ersten Flossenstrahl. „ 12. Der Gelenkskopf dieses Flossenstachels. „ 13. Ein Stück des rechten Flossenstachels. „ 14. Ein Wirbel. Die Originale befinden sich in der Sammlung des Herrn Zlatarski in Sofia. F. Toula: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Taf. I. cTaiJuci Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. matli.-naturw. Classe, Bd LV. Abth. II. Ph Lith v.I Banh.Funfhaus.Wieii F.Toula: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. Taf. II. mmi t ~j»*j Rud.Schönn n.d.Nat gez ’jJith. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe, Bd. LV. Abth. II. K.k.lof-u. Staatsdruckerei. F.TonIa: Geologische Untersuchungen centralen Balkan Rtd.ScMim n.ä.Sat gez.n.lith. K.k.Hof-n. Staats drucker ei Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. matk.-naturw. Classe, Bd. LV. Abth. II, F.Toula: G-eologische Untersuchungen im centralen K V . ;I c f-u. Staats üruckerei. Rud.SchÖnn n.d.Nat qez.u.litl Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. maih.-naturw. Classe, Bd. LV. Abth. II F. Toula: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan Rnd.Schönn K k. Io f- -i . Staa ts dr ucker ei. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe, ßd. LV. Ablh. II. F.Toiüa: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan K.k.Hof-u. Staats druckerei. Hud.Schönn n.d.Nat gez.u.lith Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe, RToula: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan Taf. VII. 12C. •ms« ggn i w%m Rud.Schönn n.d Mat gez.u.liti; K.k.Hof-Ti. Staats druckerei. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss, math.-naturw. Classe, Bd. LV. Abth. II. F.Toula: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan Taf. VIII. »fpji mkm «&««<& &?. K k.Hof-v. Staats dmckerei. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw, Classe, Bd. LV. Abth. II. F.Toula: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan - ,1 9 V* • * * * ® »lu ‘ Ä' ■>.' "r; ; Rud.Schönn n.d.Nat gez.u.litli K.k.Hof-ii. Staats druckerei. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe Aftihlon, '“"LiisuruUi ' — , — \ j u J}akv&it2, [ .HfksuiutTi w — /‘t'ihtimj; i Ablnn/ma fSahrhf cm>€ fersina rmi C/ftara,Ko'dpal %hlM?o) ■S-J&iri. Irnkam C Tnrtlcr ( Tardin .■) Unjükiöj mliirtral II ...Omulri ■ Mnhuill iHuunrdnil (rolenei ßiberliii iJSprr-kooa \ Purubrli OreAe 'b&/ittna IfoLMana/rtir SUatena ill. , 1‘actnta \\ (. antrov f (( Sirrrm/ui Slanicei Tatarselo Seierie Bnyprf itrtrvy \tBuzt%rlnk} (Sirruniifi.tkn mahaiak. J^iirutjAn KladmictßbejiB, ioerlik (erKeskoseiir], Calisovat 't&alispoat) Ahcabr* SrkaUwtta (Atykalu) ■ Jümt* ihrrüuwOVa thirsmiih a la - • ° “»«*■3/ 'Verbirgt [jfdbeli \,SbiUJ PaJac >o[. Sputen i 9 Oj? V-n. (Karuaac ; 'OHILCH Ivant'OD) Tsm,a<^mgü > Abaskiöj Ol f.tlf/ajr (P] '’ordimttbnuh thibnjäk Halit lümaJt'oi -Tervgq i>- Ijiprueu f /MUr xitray qafamtu / y tj-t fru,* I UOdrunai Osi neioeu. {Sinovec! liudlit ir.Lifmira liintrtOiliihix 0HiirHp, 1‘oskalinei Felemu ^etr ex i ratrat) 'yjierierli JForri 4 y .fo yiadipa '/hskof fllMfll AtMarkae ■ 1 Jmi firktut Pattlikeni iTantitemnf MtiryasH l (ßoraa^l ' 2 Ak/'oiik/uiste /MToUhrat: j, ') ! \ SlioiH ftrililovi Arjfrt/ww; AfÄI ffrkai' fttfOä* r «w Sitona /&UVO) Jöijiuv itfruxcf mnca Anita \ras'(Bir%ij \ JOM. irn Sajiwvotta Mus ihüala Iradi.inieb jjr. JtraffvTumci )vt Tospatlar Step Trojan \ A*ijfßrt*m? Jfit vWfW ffrpfQzT^ rW 60 'BtTr»Ä^«nQ, •'•nt+A&a, ’afumli farrrljtl Külrtai llaluii'ti | ( ifoiuiblbu IhjhibMui -,1 amü tv4£a Stihrtutr \ Mi Tum lafHmht Tulem,^ 1 SoIPbtr rf t HOaburooo M" t / I 4S8 iJXbaii \ S^telenaifrmuiene.jteheiu Wrptmt ■il&mfrtr, ’rmislrr ITTarutirh djlaznnldt i lojmiilar läiaü SKurinmi Nurckuij /fletirf^e | trT Kmnuryi r. \J)aielHie Onuecobasi KamuUth roriak. alunanli >iüa itidurahmaiU f/WW» • II, 7 CH FARBEN-ERKLÄRUNG: JUnuinm Dilimum ( Lest. Schulter ete ) SamuiPsche Stufe . Muliterran-Slufe ■ Kocän mit SummulUen Obere Kreide /Satan u. Turm.) Kalk , Mittlere Kreiiie . Sandstein \ Orbital inen Schichten lufirotmenkalk . CniptocerasSchiditm.Men/el.tchiefer, Kalkmergel u Surutsteine ■ Sandsteine etc.derVorherge . Sandsteine, Mayrlsdiiefcretc desBalknn. Bunte Mcryel am Sipka Balkan . MergeLsctuefcr u . Ka llte um Süd fasse ■ Jflanzenrcstc u. Kohlen . Sandsteine, Mergel, Tuffe etc: int KanuUa ■ Pag (Kalke in der Sandstein Zone. des Balkan, j JuratMahn , Titlum a lias. Trias: Kalke u Volum de. Quarzite,! iniSüdosten) Trias { Halb 1 1 oolikrysudiiiiisotie Schiefer PhyUUJnunss ii ■ t iranitfmeiss . Allere i/ nautische Massenyesteine : Oratu t, fminitil , Syenit , Dient Basalt .Kniptiv Gesteine Alusalt , Jndesiteetc. Heisemeye desAutors. V« , ii Ifc* ■n&kljl— Ae *”“* Vtjislät^s i*t.. Bosen^t , ^ Kuvakiar , ialp^ai,m \ ste web ~7/>Terrk/riit( SorolSr ° 1 Swifoi ./ «itcW « Sem . 3 hl nicht richtig sein dürfte, die Kerne des Ento- und Ectoptygmas ganz gleich gross zeichnet, wird hier ganz abgesehen. 8 Letztere Eventualität ist durch Melnikow ’s Darstellung nicht ganz ausgeschlossen. 121 Keimhüllen und Rückenbildung der Inseden. nichts Anderes sein kann als das nach vorausgegangener medianer Einreissung (in der ans Holzschnitt Fig. 14 16 veranschaulichten Weise) auf den Rücken um ge schl agene Ventr al-Entoptygma. Gegen diese Folgerung kann eigentlich nur der Einwand erhoben werden, dass vielleicht das Ventral-Ento- ptygma plötzlich, das ist unmittelbar vor der Bildung der Rückendecke einer Rückbildung unterliegt. Ganz abgesehen nun aber davon, dass für eine solche Rück¬ bildung erstens gar kein uns erkennbares Anzeichen vorliegt, und dass zwischen dem zuletzt beobachteten Vorhandensein der Innenhülle und ihrem Verschwinden nur ein sehr kurzer Zeitraum liegt, möchte gegen den gemachten Einwurf vor Allem auch zu bemerken sein, dass sich rückbildende Epithelien binnen so kurzer Zeit doch nicht spurlos zu verschwinden pflegen, sondern wenigstens eine sogenannte homogene Haut zurück¬ lassen. Letzteres ist aber hier, wie ich mich überzeugte, nicht der Fall und daher kann ich keine Rück¬ bildung, sondern nur eine Umlagerung des Ventral- Entoptygma annehmen. Meine Folgerung stülzt sich aber auch auf positive Gründe, das ist auf die Beschaffenheit der fraglichen Rückendecke und auf ihre Beziehung zum Keimstreif. Zunächst ist zu beachten, dass die in Rede stehende in Fig. 31 stärker vergrösserte Rücken¬ membran (rr") histologisch vollkommen mit dem Ventral-Entoptygmas Ubereinstimmt, indem sie ein zartes Plattenepithel mit länglich-linsenförmigen Kernen von 0-007 mm Durchmesser darstellt, während das innen von einem Hautfaserblatt hf bedeckte Ectoderm (ec) auch auf diesem Stadium ein Cylinderepithel ist, an dem nur die obersten Zellen einen Übergang in die Elemente der Dorsalmembran vermitteln. Es könnte nun frei¬ lich eingewendet werden — und darum wurden auch die Verhältnisse bei Stenobothrus vorausgeschickt _ , dass die dünne Dorsalmembran auch hier wie beim letztgenannten Insect aus einer freien (nicht an die Innenhülle gebundenen) Verlängerung des Ectoderms nach oben hervorgehe. Abgesehen davon aber, dass bei Stenobothrus ausser der unzweifelhaft ectodermalen Dorsalmembran noch ein deutliches Entoptygma besteht, ist bei Lina das Verhalten der Rückendecke noch in anderer Beziehung abweichend. Bei Stenobothrus ist es bekanntlich nicht die ectodermale Lamelle allein, die den Rücken umwächst, sondern es folgt ihr innen eine (wenn auch dünne) Fortsetzung des Hautfaser- und des Darmfaserblattes. Hier bei Lina dagegen ist zwar auch schon das Hautfaser- (Fig. 30 und 31 hf), das Darmfaser- (df) und das Darmdrüsenblatt (dd) vollständig differencirt; diese drei Lagen reichen aber nur soweit dorsal wärts als das Ectoderm relativ dick, das ist ein Cylinderepithel ist, mit anderen Worten bis zum Ursprung (r r') der fraglichen Dorsalmembran, welche letztere ich eben deshalb nicht als Ectodermfortsetzung betrachten kann. Schliesslich könnte man noch den Einwand erheben, dass es vorneherein seltsam erscheint, dass die dorsale Lücke der ectodermalen Leibeswand (unter complicirten Vorgängen der Zerreissung, Umschlagung und Wiedervereini¬ gung) gewissermassen durch ein fremdes, zuvor als Hülle verwendetes Hautstück ausgeflickt werden soll- Erinnern wir uns aber daran, dass ja die ventrale Innenhülle eine unmittelbare Fortsetzung des Ectoderms ist und denken wir ferner an die so vielfältig sich äussernde wunderbare Ökonomie im sich entwickelnden Thier¬ leib, wo überflüssig gewordene provisorische Zellcomplexe häufig nicht einfach ausgestossen, sondern meist wieder, freilich maunigfach modificirt, in den Rahmen des Organismus eingefügt werden, so verliert auch dieser Einwand seine Kraft, dies aber ganz besonders, da ich später bei Hydrophilus und Melolontha den unumstöss- lichen Beweis führen werde, dass, entgegen der Ansicht der meisten Forscher, die reissende Innenhülle thatsächlich zum dorsalen Ectoderm wird. Gestützt auf die vorgebrachten Thatsachen und Gründe betrachte ich daher Lina als ein entoptygmato-rhegmagenes und entoptygmato-notogones Insect und halte es ferner für höchst wahrscheinlich, dass sich Donacia und andere Chrysomeliden ähnlich verhalten. Zum vollständigen Beweis der Richtigkeit meiner Annahme fehlt, was ich mir nicht verhehle, allerdings noch ein (wahrscheinlich sehr rasch vorübergehendes) Zwischenstadium, wie ich es im Holzschnitt Fig. 15 andeutete Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. ™ Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. 122 Veit Gräber, das ich aber bisher, obwohl ich zahlreiche Eier der betreffenden Altersstufe in Schnittserien zerlegte, leider noch nicht zu Gesicht bekam. Eines ist noch zu erwähnen. Ich stelle mir nämlich nicht etwa vor, dass die auf den Kücken umge¬ schlagenen Entoptygma-Lappen sofort die ganze Dorsalseite bedecken, sondern ich nehme ein nach¬ trägliches Wachsthum derselben an, wie wir Ähnliches bei Hydrophilus und Melolontha thatsächlich finden werden. Indem ich bezüglich der folgenden Stadien hier nur kurz erwähne, dass die Keimstreif- (und Darm-) Wände unter gleichzeitiger Verdickung (undZusammenziehung?) der Dorsaldecke zwischen dem 5. und 7. Tag allmälig bis zum Rückennahei emporwachsen, betrachten wir zum Schluss in Fig. 32 noch einen medianen Längsschnitt durch ein 81/, Tage altes Ei (sammt Schale), dessen Embryo schon zum Ausschlüpfen reif ist. Uns interessirt da vorläufig nur der in der ganzen Medianlinie geschlossene Rücken mit ziemlich dickem Ectoderm und dann die persistirende Aussenhülle (ah). An letzterer treten nach Karminbehandlung aut das schönste die uns ausFig.31 bekannten länglich- linsenförmigen Kerne hervor, die zum Th eil auch noch an der abgeworfenen Schale nachweisbar sind. Witlaczil’s Zweifel an persistirende Hüllen bei Donacia ist also ganz ungerechtfertigt. Eine Ectoptygma-Cuticula, wie ich sie schon vor einem Decennium (9) bei Schmetterlingen nachgewiesen habe, fehlt hier; die dünne Membran dh zwischen Schale und Aussenhülle ist die bereits am frisch gelegten Ei nachgewiesene Dotterhaut. Hydrophilus piceus L. (Holzschnitt Fig. 17 — 24, Taf. T, Fig. 6 — 9 u. Taf. II, Fig. 10—14). Bekanntlich hat Kowalevsky (20) unter Anderen auch dieses grosse Verdienst, die Embryonalentwick- lung und besonders auch die Faltenhüllenbildung der Insecten zuerst an Schnitten untersucht zu haben. Speciell bei Hydrophilus aber interessirt uns vor Allem der von ihm gelieferte sichere Nachweis, dass hier, wie ältere Forscher bereits für andere Insecten angegeben hatten, zur Zeit der Rückenschliessung that¬ sächlich die äussere Hülle (nach ihm freilich irrthümli eher Weise nur ihr dorsaler Theil) in der Dorsal¬ medianlinie in den Dotter versenkt wird. Indem ich auf einige Angaben Kowalevskys über die ersten Zustände der Hüllen später zurückkommen werde, wende ich mich gleich zu seiner Darstellung der erwähnten Endvorgänge. Hydrophilus ist, gleich Lina und Donacia, perilekithisch und symptychisch. In dem Stadium (Kowalev'sky’s Fig. 33), in welchem der Keim¬ streif auf einem Querschnitt durch die Mitte des Bauches Uber % der durch die Aussenhülle hezeichneten Kreisperipherie einnimmt, ist das ventrale Ento- und Ectoptygma noch vollkommen erhalten. Die beiden Blätter liegen (u. A. nach seiner Fig. 33) unmittelbar an einander, stehen aber vom Keimstreif ziemlich weit ab. Bald sollen aber (S. 41) die ventralen Hüllen dünner werden, um endlich gänzlich zu verschwinden, so dass schliesslich nur der im Wesentlichen der Hüllzone des Blastoderms entsprechende dorsale Theil der Aussen- hülle zurückbliebe, der dann mit den freien Rändern des Keimstreif-Ectoderms (ks Hornblatt) „zusammen¬ schmelzen“ würde. Dass die ventralen Hüllen einfach (durch Resorption) verschwinden, schien aber Kowa¬ levsky selbst zweifelhaft, denn S. 41 im Text und S. 68 (bei Erklärung der Fig. 34) wird wieder von einem (ventralen) „Riss der Embryonalhäute“ gesprochen. Ist aber auch, wie sich später zeigen wird, Kowalevsky’s Deutung der nächstfolgenden Zustände (ohne ventrale Hüllen) unrichtig oder besser gesagt mangelhaft, so sind doch, was wohl zu betonen ist,- die betreffenden Schnitt-Abbildungen (Fig. 34, 35 und 36) trotz ihrer Kleinheit dem Wesen nach richtig, wenn auch unvollständig. Die erstgenannten Figuren 34 und 35 geben eine Darstel¬ lung, die im Wesentlichen der in unserer Fig. 19, Taf. III (Maikäfer) gleicht und die wir deshalb auch an ihr expliciren wollen, was um so nothwendiger ist, da Kowalevsky’s einschlägige Figuren leider ohne alle Bezeichnung sind. Wir sehen da die äussere W andung d es Embryos (einschliesslich des Dotters) aus drei verschiedenen Hautstücken zusammengesetzt, nämlich 1. aus einem ventralen ( rbr dem (auch in Kowalevsky’s Fig.) relativ dicken Cilinderepitliel des Keimstreif-Ectoderms (ec), 2. aus einer dor¬ salen kappenartig den Dotter bedeckenden dicken Platte cr"d und 3. aus einem Paar sehr dünner lateraler Keimhüllen und Rückenbildung der Inseden. 123 Hautstreifen rc und d d. Hier handelt es sich zunächst um die „Kückenplatte“ und die dünnen Sei' en streifen. Die Rückenplatte erkannte Kowalevsky richtig als den dorsalenTheil der Aussenhülle und soll dieselbe schon (warum wird nicht gesagt) vor dem Schwinden dev Ventralhülle sich verdicken und zwar nach seiner Fig. 34 (was nicht richtig ist) gleichmässig in ihrer ganzen Breite. Aus der Dorsalansicht eines Embryos in Kowalevsky ’s Fig. 14 ergibt sich ferner, dass die Rückenplatte im Ganzen die Form eines länglich-elliptischen Schildes hat und bis auf’s Hinterende die ganze Dorsalseite des Rumpfes (Thorax und Abdomen) bedeckt. Was dann die dünnen lateralen Hautstreifen (unsere Fig. 19 rc, de') betrifft, so sagt Kowalevsky (S. 42) ganz treffend, dass sie „aus sehr platten Zellen bestehen, welche fast nur durch die Kerne zu bestimmen sind.“ Dagegen hält er, was seine Auffassung hauptsächlich charakterisirt, diese lateralen Hautstreifen irrthümlicher- weise entschieden für wahre Ectodermtheile, indem es (S. 41 und 42) ausdrücklich heisst „das äussere Epithelium des Keimstreifs geht in die grossen cilindrischen Zellen der Rückenplatte über.“ In Kowalevsky’s Fig. 35 sehen wir dann ferner, ganz ähnlich wie in unserer Fig. 19, die am Hinterende beginnende „Aufrollung oder Umstülpung der Rückenplatte, die sich am Querschnitt in Gestalt einer seitlichen Falte am Rande der Rückenplatte (ced und c'e’d ') darstellt. Da, wie unsere Figur lehrt, auch die Tlieile dieser Ringfalte gegen den Rücken wachsen, also eine Notopty che bilden, nenne ich sie behufs sicherer Unterscheidung von der ersten oder primären Notoptyche (mit ventraler Innenhülle) secundäre Notoptycbe. An Kowalevsky’s Fig. 35 ist deutlich zu erkennen, dass das äussere Blatt dieser Fa'te weit dünner ist als das innere Blatt'; es ist aber etwas zweideutig, wenn Kowalevsky S. 42 sagt „wir sehen die Ränder der Rückenplatte faltenartig aufgehoben“, denn zur Rückenplatte [Aussenhülle] gehört offenbar nur das innere dickere Blatt der Falte, während das äussere als Fortsetzung der von ihm als Ectoderm betrachteten lateralen Hautstreifen zu betrachten ist. „Der (nächste) Querschnitt 36 zeigt uns [ähnlich wie in unserer Fig. 12, Taf. II] eine schon zu einem flachen Rohre geschlossene Rücken rinne“ mit einem dicken Boden ah und einer dünnen Decke ah'. Auffallenderweise sagt aber Kowalevsky kein Wort darüber wie der Rücken des Embryo geschlossen wird, und man kann sich bloss, da er über dem Rückenrohr wenigstens eine feine Linie (als Fortsetzung des äusseren, nach ihm ectodermalen Blattes) zeichnet, denken, dass der Vorgang, wie auch schon Brandt (4 S. 27) es aussprach, ein ähnlicher ist wie bei der Vereinigung der Lateraltheile der Gastropty che, dass also zuerst eine Verschmelzung der gegen den Rückennabel wachsen¬ den Tlieile der secundären Noloptyche und dann eine Abhebung des äusseren Faltenblattes — als Rücken¬ wand des Embryo — vom inneren Blatt — dem oberen Theil des Rückenrohres — stattfindet. Auf einer grossen, jedoch leicht zu erklärenden Täuschung beruht es aber, dass Kowalevsky durch seine Figuren 36 — 39 die Umbildung des weiten flachtaschenartigen „Rohres“ (seine Fig. 36, unsere Fig. 12) in ein enges eigentliches Rohr mit rundlichem Lumen (seine Fig. 37, unsere Fig. 14) einfach als eine Art Zusammen¬ schnürung hinstellt; denn es wird sich zeigen, dass das definitive oder secundäre Rückeurohr durch Einstülpung des flachen primären Rohres längs seiner medianen Rückenlinie zu Stande kommt. Über die nähere Art des endlichen Zerfalles des immer tiefer in den Dotter einsinkenden Rohres sowie überhaupt über den feineren Bau der betreffenden Hautschichten gibt Kowalevsky keine Aufklärung. DerZeit nach folgen nun Bemerkungen Dohrn’s (6) zu Kowalevsky’s Darstellung, die sich aber nicht auf eigene Anschauungen bei Hydrophilus, sondern nur auf einige von ihm an lebenden Gryllotalpa- Embryonen gemachte Beobachtungen stützen; ich sehe indessen keinen Nutzen darin, gewisse Deutungen, wie z. B. die (S. 132), dass die oben erwähnten dünnen Hautstreifen der Hautmuskelplatte angehören, au wiederholen, sondern constatire von Neuem, dass Kowalevsky’s Darstellung der fraglichen Verhältnisse mit Rücksicht auf die Zeit und die Umstände unsere grösste Bewunderung verdient. 1 1 Aufgefallen ist mir eine Kowalevsky zugeschriebene Stelle (S. 132): „Da nun die Hautmuskelplatte diese Überreste der Embryonalhülle umwächst, so erschien dies wiederum für Kowalevsky als ein Beweis, dass sich das Rücken¬ rohr von dem Epithelium der Haut absondert und unmittelbar in den Dotter hineinragt.“ Diese Stelle kann ich in Kowa¬ levsky’s Arbeit nirgends auffinden. q* 124 Veit Gräber, Wichtiger, aber leider theils wegen der fehlenden Zeichnungen, theils wegen der wenig präcisen Stylisirung nicht ganz klar ist der folgende Satz in Heider’s (16) Hydrophilusarbeit. Es heisst da S. 42: „Die von Kowalevsky beschriebene Bildung des Rückenrohres ist, wie schon Ayers [richtiger Brandt!] behauptet hat, der Involutionsprocess der Eihäute [soll heissen Embryonalhüllen]. Nach dem Aufplatzen derselben verwächst der Rand des Amnion [Entoptygma] mit dem der Serosa [Ecto- ptygma] und nach dem Zurückschlagen der Eihäute [des Ecto- und Entoptygmas] auf die dorsale Seite des Eies verengen sich diese verwachsenen Ränder zu einem immer kleiner werdenden Foramen, wodurch die Rückenplatte in der schon von Kowalevsky geschilderten Weise zu einem Rohr geschlossen wird, welches schliesslich in den Dotter einsinkt, um mit demselben gemeinsam der Auflösung und Resorption anheimzufallen.“ Unverständlich bleibt mir vor Allem, wie sich die verwachsenen Ränder zu einem Foramen verengen können. Ein solches Foramen könnten doch nur zwei am Rande verwachsene übereinander liegende Hautplatten umschliessen. Am meisten vermisse ich aber eine Angabe darüber, welche Zellschichte eigentlich den Rücken bildet. Ich wende mich nun zur Darstellung der eigenen Untersuchungsresultate, wobei ich aber öfters wieder auf Kowalevsky und Beider zurückkommen werde. Eine genauere Untersuchung erforderte zunächst die histologische Beschaffenheit der Faltenhüllen in ihren ersten Zuständen, beziehungsweise an ihrem Ventraltheil, worüber Kowalevsky und Beider theils gar keine, theils für die Lösung der Hauptfrage nicht ganz ausreichende Mittheilungen machen. Bedeutungsvoll ist in dieser Beziehung vor Allem, dass, wie bereits Kowalevsky nachwies und Beider bestätigte, die innere Faltenhülle auch hier wieder in ihrer ersten Anlage vollkommen mit d em Ectoderm übereinstimmt. Widersprechend ist dagegen zumTheil dieDarstellung über die äussere Bälle. Während nämlich Kowalevsky in seiner Figur 22 die Kerne der Innen- und Aussenhülle unter sich ganz gleich gross und kleiner als die Ectodermkerne zeichnet und nach seiner Figur 23 die Kerne der Innenhülle grösser sein sollten, als die des Ectoptygmas, stellt Beider, was bekanntlich mit unseren bisherigen Mittheilungen harmonirt (vergl. seine Fig. 24 — 26), die Aussenhüllenkerne namhaft grösser als die der Innenhülle dar, gibt aber sonst, gleich Kowalevsky, keine näheren Daten. Unsere Fig. 6 zeigt nun bei starker Vergrösserung eine Ansicht der ventralen Büllentheile (nach Boraxkarmin-Behandlung), und zwar au einem Schnitt, der einem Stadium angehört, welches dem der Hüllenzerreissung unmittelbar vorhergeht und ungefähr dem in Fig. 16 (vom Mai¬ käfer) entspricht. Während Kowalevsky im gleich alterigen Zustand (seine Fig. 30) gar keine Kerne zeichnet, sind sie hier noch ebenso schön, wie im Anfang zu sehen, und erkennt man speciell sofort, dass die Ectoptygma-Kerne {ah) circa zweimal so gross, als die des Entoptygma’s (ih) sind. Erstere messen 0-019, letztere 0-01 mm. Diese Grössendifferenz entspricht dem Unterschied in der Dicke beider Membranen. Die Bullenkerne sind länglich-linsenförmig, die zugehörigen Zellen (vergl. Fig. 20 oben und Fig. 21) flach -spindelförmig. Die Kerne des Ectoderms (ec) sind dem Volumen nach den Eutoptygma- Kernen gleich, aber nicht länglich, sondern kugelrund, gehen aber an der Umbiegnngsstelle allmälig in jene Uber. Die Ectoptygma-Kerne haben 20 — 30 perlenartige Chromatinkörperchen, welche letztere im Ecto¬ derm bis auf einen oder zwei nucleolusartige Körperchen viel feiner sind. Besonders beachte man noch, dass die Hüllenkerue sehr weit von einander abstelien, und dass die Zellen der Faltenhüllen im Vergleich zu den Anfangszuständen ungemein stark gedehnt oder gespannt sind.1 2 Wir betrachten nun die Zustände nach erfolgtem Riss der Faltenhüllen, und zwar zu allernächst jene, welche den unumstösslichen Beweis liefern, dass ein Riss beider Falten hüllen, und zwar längs der Medianlinie, thatsäclilich stattfindet. Wir legen der Beweisführung die Brust-Querschnitte Fig. 16, Tai. III und Fig. 7, Taf. I zu Grunde. In Fig. 16 ist eine den Keimstreif sammt dem Dotter umhüllende blasenartige 1 Die Faltenhüllen „Eihüllen“ zu nennen, ist doch völlig unstatthaft, da es ja bekanntlich noch andere Eihäute (Chorion und Dotterhaut) gibt. 2 Ein knäuelartiges Kern-Spongioplasma ist auch an Safranin-Präparaten nicht erkennbar. Keimhüllen und Küchenbildung der Inseden. 125 Aussenhülle ah und eine den Keimstreif ventralwärts bedeckende und in dessen Ränder (bei rr') umbiegende Innenhülle ih vorhanden. Die Kerne dieser Hüllen liegen, wie uns von früher bekannt ist, weit auseinander, die Zellen sind stark in die Länge gezogen, beiderlei Häute erscheinen straff gespannt. Anders ist das Bild in Fig. 7. Der Keimstreif rhr' zeigt an der Aussenseite weder eine Aussen- noch eine Innenhülle, die Ventraltheile dieser Deckhäute sind also verschwunden. Dagegen unterscheidet man am Dorsalth eil des Dottersackes, der früher auschliesslich nur vom grosskernigen Ectoptygma bedeckt war, zweierlei Haut¬ zonen, eine k leinkernige Lateralzone (rc, rV) zunächst am Keimstreif und eine grosskernig e, auf¬ fallend verdickte Medianzone, die Rückenplatte Ko walevsky’s. Am Rande beider Zonen ist eine (am Querschnitt) flügelartige Falte ( cd , c'df), vergrössert in Fig. 8 ( r'ccl ), die mit ihrer Spitze (Fig. 8 /), nicht, wie in Kowalevsky's Fig. 35, nach oben (dorsalwärts), sondern nach unten (ventralwärts) gewendet ist. Die mediane Rückenplatte erweist sich durch ihre Lage und ihre Kerne sofort als Überrest der blasenförmigen Aussenhülle, und kann absolut nicht anders als durch einen ventralen Riss entstanden sein. Erwägt man näm¬ lich, dass die Kerne des an seiner ursprünglichen Stelle gebliebenen Dorsaltheiles jetzt bei gleicher Grösse mindestens dreimal enger beisammen stehen, als an der intacten Blase (Fig. 6 ab), und hinsichtlich der Gesammtzahl der der letzteren gleichkommen, und dass ferner ihre Zellen jetzt statt eines breitgedehnten Plattenepithels ein hohes Cilinderepithel bilden, so ist für diese auffallende Veränderung, auch wenn ein wirkliches Reissen bei vielen Insecten nicht schon sicher beobachtet wäre, keine andere Erklärung denkbar, als die, dass die Ectoptygma-Blase in Folge einer vorwiegend dorsalen Contraction ihrer Zellen längs der dünnsten Stelle, und das ist die Bauchmedianlinie, geplatzt ist, worauf sie, dem Zug der stark gespannten Randzellen folgend, soweit auf dem Rücken sich zusammenzog, bis ihre Zellen einen neuen Gleichgewichts¬ zustand fanden. Mit einem Worte, die locale V erdickung beziehungsweise dieZusammenziehung des Ecto- ptygmas zog eine Umfangsverringerung, und zwar auf circa Y3 der ursprünglichen Peripherie nach sich. Die sogenannte Rückenplatte ist daher in ihrem ursprünglichen einschichtigen Zustand nicht bloss ein Theil der Ectoptygma-Blase, sondern sie ist gleich der Summe aller ihrer Elemente. Auf ähnliche Weise lässt sich dann zeigen, dass die oftgenannten dünnhäutigen und kleinkernigen Lat eraltheile der Dorsaldecke (Fig. 7 und 8 rc), analog wie bei Lina, durch Umklappung der beiden Seitenhälften der gleichfalls längs der Ventralmedianlinie platzenden Innenhülle entstehen. Zunächst lehrt die Vergleichung des postrhegmatischen Zustandes in Fig. 8 mit dem prorhegmatischen in Fig. 6, dass die kleinen Kerne der Lateralstreifen (Fig. 8 rc) mehr jenen der intacten Innenhülle, als denen des Ectoderms (Fig. 8 ec) gleichen. Weiters stehen aber diese Lateralstreifen-Kerne viel enger beisammen, als am unversehrten Entoptygma, es hat somit, unsere noch weiter zu begründende Deutung vorläufig als schon bewiesen angenommen, eine bedeutende Contraction der Innenhülle an den Keimstreifrändern stattgefunden, und letztere musste daher nothwen- Fig’ 17’ Fig- 18’ Fig' 19' dig einen Riss des Entoptygma’s nach sich ziehen. Unsere Hauptstütze ist aber die Kowalevsky entgangene ventralwärts gerichtete Rand- falte (Fig. 8 r'd). Diese lässt sich nämlich ungezwungen und im vollen j r Einklang mit den übrigen bereits besprochenen Zuständen nur durch die lhV\V Annahme erklären, dass die zwei Ventralhüllen nach erfolgtem Riss beiderseits in Zusammenhang bleiben. Dadurch entständen nämlich (am Querschnitt) zwei Falten, die, wenn man sich ihre beiden Blätter, wie dies zunächst fiir’s äussere Blatt sicher ist, durch Contraction der Zellen verkürzt denkt, in der durch Holz¬ schnitt Fig. 18 und 19 veranschaulichten Weise eine retrograde Entwicklung der Gastroptyche dar¬ stellen würden. Da ferner der Umfang (vielleicht auch der Grad) der Ectoptygma-Contraction weit grösser ist als der des höchstens halb so grossen Entoptygmas, so wird es uns mit Hilfe der cifirten Holzschnitte auch klar, warum durch das Entoptygma (in der Richtung der Pfeile) das Ectoptygma in die Höhe gezogen und wesshalb schliesslich (Holzschnit 20) die in Rede stehende Falte ganz ausgeglichen wird. — Würde man unserer Deutung nicht beipflichten, so müsste man unbedingt mit Kowalevsky die Innenhülle zuerst resorbirt werden r 126 Veit Gräber , Fig. 20. * ah I (<' c lassen, und müsste ferner (gleichfalls mit Ko walevsky) annehmen, dass der kleinkernige Lateralstreifen (Fig. 8 rer') durch rasche Verlängerung des (Keimstreif-) Ectoderms (ec, r) entstände. Abgesehen aber von den schon bei Lina entwickelten Gegengründen, dass z. B. der laterale Hautstreifen weder von der Mitteldarmwand (md), noch selbst vom sonst stets mit dem Ectoderm gleichen Schritt haltenden Hautfaserblatt ( hf ) begleitet wird, ist gegen eine solche Deutung noch ein sehr gewichtiger Ein wurf zu erheben. Es bliebe nämlich zurZeit des Risses und der offenbar sehr rasch sieh vollziehenden Contraction der Aussenhülle der Dotter über dem Keimstreif, eben in der Ausdehnung der Lateralzone, ohne Decke, und würde hier ausfliessen und zwischen den Keimstreif und die innere Eihaut gelangen. Und liesse man nun auch zur Verhüllung dieser Blösse, gewis¬ sermüssen als Deus ex machina, schleunigst das Ectoderm nach oben wachsen, so müsste man auch noch annehmen, dass letzteres in die Höhlung des vom Ectoptygma-Rand gebildeten fitigelartigen Vorsprunges (Fig. 8 r'd) hineinwachse und schliesslich mit den Randzellen dieses Flügels (in Wirklichkeit eine gesimsartig vorspringende Leiste) in Continuität trete. Nun, möglich wäre freilich auch das; mir scheint aber die oben gegebene Deutung nicht nur viel ungezwungener, sondern ich finde die Art und Weise, wie Aussen- und Innen¬ hülle zur zum Theile provisorischen Ergänzung der Rückendecke des Embryos herangezogen werden, eben wegen ihrer Einfachheit bewuudernswerth. Wir wenden uns jetzt zur Darstellung jener eigenthümlichen. zum Theile wenigstens bereits von Kowalevsky und Heider richtig beobachteten, aber in ihrer Bedeutung nicht entsprechend gewürdigten Vorgänge der Faltung oder „Aufrollung“ der Ränder der Rückenplatte. Diese dorsale Faltung hat zunächst, was bisher nicht ausgesprochen wurde, die Bedeutung, dass durch sie die schon wegen ihrer grossen Kerne nicht dauernd in den Rahmen des klein kernigen Ectoderms passende ectoptygmati- ih sc h e Rück enpl atte au s d em Ve rban de des Ectoderms im weiteren Sinne (Ectoderm des Keimstreifs und der Entop- ° o « ° u ° ° °o Ö'Vvs . tygma-Streifen) ausgeschaltet wird. Wir betrachten zunächst ^ . So°O°0 o o °° oo o^0)J Vö J o jA Li o o o 0 M ia5 den vereinfachten (aber nicht schematischen), medianen Längs- schnitt in der Holzschnittfigur 20. Er entspricht ungefähr dem i ; von Ko walevsky in seiner Fig. 15 abgebildeten Stadium. Da ), z1 bemerken wir nun zunächst oben und vorne, im Zusammenhang mit dem Ectoderm des Kopfdaches eine kurze einspringende Eutoptygma-Falte (Punktlinie kk'k"), beziehungsweise eine nach vorne ragende Falte ( ik"k deren äusseres (längsgestricheltes) Blatt (ih") dem Ecto-, und deren inneres (punktirtes Id' kJ) dem Entoptygma angehört. Letz¬ tere Falte ist offenbar ein Überrest des durch die Contraction des Ectoptygmas sehr verkürzten Kopftheiles der Gastroptyche. Anders ist es an dem mit dem After a nach oben gekehrten Hinterende. Der Schwanztheil der Gastroptyche ist nämlich ganz eingezogen und hat sich ausserdem der Hinterrand der Rückenplatte (sammt dem angrenzenden Entoptygma) in Form einer flachen, nach vorne sich ausbreitenden Falte as's erhoben. Diese hintere Dorsalfalte (caudale secundäre Notoptyche) entsteht aber nicht etwa, wie man aus den Längsschnitten entnehmen könnte, einfach durch Umklappung, beziehungsweise durch ein ausschliesslich von hinten nach vorne fortschreitendes Wachsthum, sondern sie bildet sich, wie Querschnitte lehren, als Theil einer am ganzen Rande der schildförmigen Rtickenplatte sich erhebenden, also ringförmigen Duplicatur, die sich aber hinten rascher als vorne entwickelt. Wir besichtigen nun vier Querschnitte dieses Stadiums. Der erste, Fig. 11, geht in der Richtung xx' der Holzschnittfigur 20, also unmittelbar hinter dem Kopf. Hier liegt, wie man schon aus dem Holzschnitt entnimmt, zu oberst die dicke Aussenhülle ah, während die Innenhülle und zwar als doppeltes Blatt (ih', ih) sich unter ihr befindet. An der Ectoptygmaplatte beachte man, dass sie vom Seitenrande i gegen die Mitte r" an Dicke beständig zunimmt und insbesondere noch, wie dicht die schlanken Cilinderzellen, beziehungsweise ihre Kerne am letzteren Ort stehen. Die Rtickenmediauliuie bezeichnet also die Zone der grössten Zusammen¬ ziehung. Was dann die zwei Entoptygmalagen betrifft, so stehen hier die kleinen Kerne etwas unregelmässig Keimhüllen und Rückenbildung der Inseden. 1 2 7 durcheinander. Es kommt dies unter Anderem wohl daher, dass die beiden Lamellen der betreffenden, aus dem Holzschnitt Fig. 20 ersichtlichen Entoptygmafalte nicht glatt, sondern selbst etwas gefältelt sind. Ausserdem sieht man bereits hier in der Tiefe der Ectoptygmaplntte in Zerfall begriffene Kerne A, k, k' Je". Man erkennt letztere daran, dass sie in ungleich grosse Brocken und Bröckelten aufgelöst, mitunter sogar förmlich in Pulver zerfallen sind. Wie gleichorientirte Schnitte durch ein etwas späteres Studium lehren, zieht sich die Ectoptygma- und die obere Entoptygmaplatte später nach hinten, so dass nun der Dotter nur noch vom unteren Blatt der Entoptygmafalte des Halstheiles bedeckt, erscheint. Der zweite Schnitt, den wir betrachten, Fig. 7 und 8, geht durch die Linie yy' des Holzschnittes Fig. 20, also quer mitten durch den Körper und ist uns zum Theile von früher bekannt. Hier liegt die Ecto- ptygmaplatte (Fig. 7 dr"d) unmittelbar dem Dotter auf, und an ihren Seitenrändern sieht man noch den letzten Ueberrest der rückgebildeten Gastroptyche. Der dritte Schnitt, etwas weiter hinten gemacht, ist schematisch in der Holzschnittfigur 21 dargestellt. An dieser Stelle erhebt sich beiderseits der stark zusammengezogeneu und daher sehr dicken Ectoptygma- platte (u) je eine gegen die Dorsalmedianlinie gerichtete Falte (a, af). Wie Fig. 9 zeigt, besteht das äussere Blatt dieser Falte aus dem kleinkernigen Entoptygma, das innere aus dem grosskernigen Ectoptygma. Zugleich lehrt diese Figur aber auch, dass die Falte nicht einfach ist, wie es unser Schema Fig. 21 und Kowalevsky’s Fig. 35 darstellt. Es ist nämlich das freie Ende der Falte (r' d) dorsal wärts umgeschlagen. Die Vergleichung von Fig. 9 mit Fig. 8 lehrt, dass dieser zurückgeschlagene Faltentlieil dem Überrest der Gastroptyche entspricht, also die ursprüngliche Lage zeigt, und dass die Bildung der secundären Dorsalfalte hier auf die Weise erfolgt, dass sich der Basaltheil der Gastrop¬ tyche cd nach oben biegt und so zur Falte wird. Später erst, und zwar bevor die Dorsalfalte die Rückenmedianlinie erreicht, wird auch die Gastroptyche umgeklappt. Nebstdem beachte man noch, dass der gefaltete (umgestülpte) Theil des Ectoptygmas viel dünner ist als der in seiner ur¬ sprünglichen Lage verharrende Theil (Rückenplatte im engeren Sinne); indessen liegen die Kerne doch auch bei ihm dichter beisammen, als an der ursprünglichen Ectoptygmablase vor dem Riss. Der vierte Querschnitt endlich, Fig. 10, welcher der Linie zd imHolzschnitt Fig. 20 entspricht, zeigt uns die Vereinigung der Dorsalfalte, die sich später auch ganz bis vorne erstreckt. Wir haben da auf dem Rücken drei continuirliche Zellschichten. Zu äusserst ein dünnes Plattenepithel, das Entoptygma ih, am Rand der Rückenplatte (rr) in die Lateralstreifen und weiter unten in das Ectoderm des Keimstreifs über¬ gehend. Dies ist die bleibende, aber später durch Zusammenziehung und andere Verände¬ rungen sich etwas verdickende Rückendecke des Insectenleibes. Darunter folgt ein etwas dickeres Plattenepithel ah’, mit grösseren Kernen, der umgeschlagene Theil des Ectoptygmas. Zu innerst endlich liegt ein, namentlich im Mediantheil, sehr hohes, gegen den Rand aber sich verflachendes Cilinderepithel ah, der ursprüngliche Dorsaltheil der Ectoptygma-Blase. Vergleicht man die Flächenausdehnung der noch nicht umgeschlagenen Rückenplatte mit jener nach erfolgter Bildung der Dorsalfalten, so ergibt sich zur Evidenz, dass letztere Fläche viel grösser ist, beziehungsweise dass die Bildung der Dorsalfalte nur zum kleineren Theil auf Kosten der ursprünglichen Rückenplatte, zum grösseren aber in Folge eines raschen Wachsthums von Statten geht. Die secundäre, zur Beseitigung der Hüllen führende Dorsalfalte verhält sich also, wie ich schon früher betonte, genau so wie die zur Hüllenbildung führende pri märe Bauchfalte. Bezüglich der inneren Lamelle des Ectoptygmas (Fig. 10 ah) beachte man im Mediantheil noch ein inter¬ essantes Verhalten. Die betreffenden Cilinderzellen erscheinen in ihrem oberen Theil, bei m, völlig miteinander verschmolzen, während die unteren getrennten Theile (ah) mit den Kernen (am Querschnitt) wie die Zähne Fig. 21. Fig. 22. ih r„ f \ .-■■■■../ /«*> T V r/ i6' vvV\r' I 1 / W . . . V" - ,N "••• ,.ah m, t ?\ Fig. 23. ah Fig. 24. 128 Veit Gräber, eines Kammes in den Dotter liineinvagen und zum Theile, wie mir scheint, lange pseudopodienartige Fortsätze aussenden, die ohne Zweifel für die Verflüssigung des Dotters wichtig sind. Ferner müssen wir noch als neue Thatsache constatiren, dass schon in diesem Stadium einzelne Zellen der inneren E c top ty gma p 1 at t e (Fig. 10, z, V) sich ablösen und in den Dotter hineinwandern. Die Kerne dieser losgelösten Zellen, respective Zellentheile haben zwar dieselbe Grösse wie die Kerne dk der eigentlichen Dotterzellen oder Leukocythen, man unterscheidet sie aber von den letzteren ganz leicht durch ihre Be¬ schaffenheit. Die im Dotter 'zerstreuten Ectoptygma- Kerne haben nämlich (bei Borax-Carmin-Behandlung) ein grobkörniges Aussehen, während die eigentlichen Dotterkerne im Innern meist nur einen grösseren Chromatin¬ körper oder deren zwei enthalten. Die nächste Veränderung der Rückenhäute wird durch den Abdominalquerschnitt Fig. 12 (Xylogramm Fig. 22) erläutert, r r" r' ist das die Rückendecke bildende Entoptygma, i rl,i' u das Ectoptygma, das aus einem dünnen oberen (ah') und einem dicken unteren Blatt ah besteht. Das aus diesen am Rand ineinander über¬ gehenden Blättern bestehende Ectoptygma gleicht der Anlage des Keimstreifs sammt ventraler Hülle und stellt eine flachgedrückte längliche Blase vor. (Vergl. Fig. 12* A.) Die Veränderung im Vergleich zum früheren Zustand zeigt sich aber darin, dass sich die Wand der flachen, in den Dotter eingeseukten, also ento- lekithischen Ectopty gm ablase etwas zusammengezogen hat, und dass die beiden Blätter (obere und untere Wand) an den Rändern derart auseinandergewichen sind, dass hier eine spalten¬ artige Höhlung entstand. Dies ist das Gebilde, das Kowal e vsky, der keine ganz richtige Anschaung des¬ selben gibt, in offenbar wenig zutreffender Weise Rückenrohr nannte. Dieses Rückenrohr mit brillen¬ förmigem Lumen verwandelt sich, aber nicht in ein solches mit nahezu kreisförmiger Höh¬ lung, wie Kowal evsky und Heider annehmen, einfach durch fortschreitende Zusammenziehung seiner Wand, sondern, wie ich auf Grund mehrerer Schnittserien auf das Bestimmteste constatiren kann, durch eine in der Medianrückenlinie desselben erfolgende neue Einstülpung, einige rmassen jener ventralen Mittelfalte des Keimstreifs analog, durch die der Entoblast vom Ectoderm abgeschnürt wird. (Vergl. Fig. 12 *B.) Der Querschnitt Fig. 13 (Xylogramm Fig. 23 und 24) veranschaulicht den Zustand der Einstülpung. Wir sehen die Eetoptygma-Doppellamelle in Fig. 12 zu einem nahezu geschlossenen (an anderen Stellen noch halb offenen) Rohr ro (respective Ring) zusammengebogen und an den noch nicht verwachsenen Randtheilen (iir) der Doppellamelle eine Andeutung der Höhlung (sh), welche im früheren Stadium (Fig. 12) vorhanden war. Das eigentliche oder secundäre Ectoptygma-Rtickenrohr hat also im Gegen¬ sätze zum uneigentlichen oder primären (Kowalewsky’-Heider’schen) Rohr nicht eine ein¬ schichtige, sondern eine zweischichtige Wand. In diesem Stadium ist auch bereits, wie ich noch nachtragen muss, der Rückentheil des ganzen Keim¬ streifs zur Differencirung gelangt. Zunächst breitete sich das Hautfaserblatt hf unterhalb des zur Dorsal¬ decke gewordenen Entoptygmas über den ganzen Rücken aus. Dieses Hautfaserblatt bildet längs der Medianlinie ein dünnhäutiges Blasenpaar, die paarige Anlage des Rückengefä sses oder Herzens he, das im nächsten Stadium Fig. 14 (he), indem die Zellen der die beiden Blasen trennenden Scheidewand zu freien Blutkörperchen werden, bereits ein einfaches Rohr darstellt. Ferner ist auch die zwei¬ schichtige Wand des Mitteldarmes (md) gegen die Medianlinie empor gewachsen und hat sich hart unterhalb des Herzens geschlossen. Wir kommen endlich zü dem durch Fig. 14 veranschaulichten Schlussstadium. Die Höhlung des Rohres ro ist im VorderrUcken noch sichtbar hinten aber schon ganz verschwunden. Meist erscheint sie ganz unregel¬ mässigbegrenzt. Die Zellen haben grösstentheils ihren Zusammenhang verloren und wandern, vielfach in deutlich amöboider Form, in den Dotter hinein, während die meisten Kerne die uns schon von frtiherher bekannten Zustände des Zerfalles in oft staubartige Chromatinkörperchen zeigen. Die völlige Rückbildung, das ist das Verschwinden des Gebildes, schreitet von hinten nach vorne fort, Ich habe eine neue Schnittserie eines Stadiums, das in der hinteren Hälfte keine Spur mehr vom Rückenrohr, beziehungsweise vom Rückenstrang zeigt, indess die andere Hälfte zum Theil noch Bilder wie das in Fig. 14 darbietet. Keimh üllen und Rücken hildung der Inseden. 129 Melolontha vulgaris L. (Taf. II, Fig. 15—15**; Taf. III, Fig. 16-25; Taf. IV, Fig. 26 u. 27). Die bisher noch nie untersuchte Hüllen- und Rückenbildung des Maikäfers zeigt einerseits eine auffal¬ lende Übereinstimmung mit dem Verhalten beim Schwimmkäfer, andererseits jedoch wieder, vorwie¬ gend freilich mehr in nebensächlichen Zügen, so viele und so bedeutend e Abweichungen und Beson¬ derheiten, dass man von Neuem in der Überzeugung bestärkt wird, dass auch auf diesem Gebiete die grösste Mannigfaltigkeit herrscht und dass desshalb keine Einzelform genaues Muster der übrigen Formen, ja nicht einmal der näher verwandten sein kann. Von grösster Wichtigkeit ist aber hier vor Allem das Ver¬ halten der Keimhüllen zum Hautfaserblatt. Der absichtlich etwas schief geführte Querschnitt in Fig. 15 durch die Mitte eines 9 Tage alten Eies gibt zunächst eine instructive Ansicht der ersten Anlage der Gastroptyche. aa' ist der Keimstreif, an welchem bereits das Ectoderm (ec) und der Entoblast (en), letzterer, wie wohl in der Regel, auf dem Wege der Embolie, differencirt ist. Rechts und links vom Keimstreif sieht man eine Ausstülpung der Hiillzone dca und d'c'a' als erste Anlage der Gastroptyche. Das innere in das Keimstreif-Ectoderm übergehende Blatt dieser Falte, ac und a'c', stimmt mit dem letzteren überein, während sich das äussere Blatt als directe Fort¬ setzung der Hüllzone erweist. Auch hier sind die Kerne des äusseren Hüllblattes entschieden grösser als die des inneren. Erstere messen nämlich ca. 0-018, letztere nur 0-009 mm. Die Form der Kerne ist im Allgemeinen länglich-linsenföimig, an der Aussenhülle oben findet man einzelne ganz kugelförmige und später werden, wie wir hören werden, die meisten so. Es findet hier also ein Gestalt Wechsel der Ectoptygma- kernc statt, und zwar, wie sich in der Folge zeigen wird, sogar ein mehrmaliger. Im Allgemeinen sind die Ectopty gmakern e, analog wie bei den bisher betrachteten Insecten, denen des Centroblasts (die) gleich. Die Gastroptyche kommt in ähnlicher Weise wie bei Lina und llydrophilus zum Abschluss und liegen dann die beiden Hüllen, zumal in der Bauchmittellinie, eng aneinander. Der Maikäfer ist also symptych iscli und zugleich (Fig. 16, 19) perilekithiscb. Nun ist aber, ehe wir weiter gehen, das bereits oben angekündigte, bisher aber von keinem Insect bekannt gewordene Verhalten der Hüllen zum Entoblast zu erörtern. Bekanntlich unterscheidet sich das Wirbelthier- Amnion unter Anderem dadurch ganz wesentlich von der oft mit demselben Namen belegten Deckplatte des Insecten-Keimstreifs, dass es, während letztere, so viel bis jetzt bekannt war, immer einschichtig ist, aus zwei verschiedenen Zell lagen, nämlich aus dem Ectoderm und dem Hautfaserblatt besteht.* Beim Maikäfer erweist sich nun zwar die Innen¬ hülle, wie bei den übrigen Insecten, ursprünglich auch nur als Fortsetzung des Ectodcrms, es treten aber später mit ihr Elemente des Entoblasts in nähere Verbin dun e- O* Schon vor einem Decennium, in den zwei öfter citirten Arbeiten (8 und 9) habe ich, hauptsächlich gestützt auf Lina, die Behauptung ausgesprochen, dass sich vom Entoblast einzelne Elemente ablösen und in den Dotter hineinwandern. Die Richtigkeit dieser Anschauung wurde aber mehrfach, und zwar ohne triftigen Grund* bestritten, ja unter Anderem von Balfour (2, I. Bd., S.394) sogar die Vermutlmng geäussert, dass ich vielleicht einen Übergang von Blastoderm- (richtiger Entoblast-) -zellen in den Dotter mit dem unter Anderem von Nussbaum1 2 3 bei Blatta behaupteten Übergang von Dotterzellen in das Blastoderm (Entoblast!) verwech¬ selt habe. Nun ist allerdings zu bemerken, dass bei Lina ein ganz sicherer Beweis für meine Behauptung der Entoblastzellenauswanderung nicht so leicht zu führen ist, und zwar aus dem Grunde, weil hier Entoblast- und Dotter- (oder CentroblastQ-zellen, wie man an Fig. 28 (Taf. IV) erkennt, von einander oft schwer zu unter- 1 Vergl. diesbezüglich u. A. wieder Kölliker 1. c. Bd. I, Fig. 109 u. 113. 2 Ein solcher konnte strenge genommen ancli gar nicht angeführt werden, da die betreffenden Insecten, auf die ich mich stützte, embryologisch noch gar nie untersucht wurden. 3 The structure and life history of the Cockroach. VonMiall und Denny. London 188G. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. Veit Gräber, scheiden sind. Umsomehr war ich erfreut, als ich endlich am Maikäferei ein Object fand, an dem, freilich auch nur in gewissen Stadien, die Entoblastzellenauswanderung auf das unzweideutigste demonstrirt werden kann. Aus Fig. 15 ersieht man zunächst, dass die Kerne der (aus dem Protoblast stammenden) üotterzellen die auf¬ fallend grösser sind als die Kerne des Entoblasts en, welche anfangs denen des Ectoderms ec gleichen. Innerhalb des Entoblasts differenziren sich aber schon in diesem Stadium Zellen mit ganz anders gearteten imd auffallend kleinen Kernen en' und in späteren Stadien, nach dem 12. Eitag, wandeln sich die meisten Entoblastzellen in solche kleinkernige Gebilde um. Fig. 15** soll, ehe wir auf die Hauptsache übergehen, diese Differenzen näher veranschaulichen. Alle Elemente, beziehungsweise Kerne, sind bei gleicher Vergrösserung dargestellt, d zeigt den Grosskern (002 mm) einer Dotterzelle, c die ebenso grossen Kerne eines Stückes der äusseren Hülle, b die relativ kleinen (0-007 mm messenden) Kerne des Ectoderms und des ursprünglichen Entoblasts, und n endlich mehrere isolirte umge¬ wandelte, und zum Theil ausgezeichnet amöboide Entoblastzellen mit ihren überaus kleinen (nur 0-002 bis 0-003 mm messenden) Kernchen. Letztere erscheinen nach Karminbehandlung neben den ursprünglichen Ento- blastkernen selbst bei ziemlich starker Vergrösserung fast wie Punkte oder winzige Ringelchen und treten dieselben auch durch ihre intensivere rothe Färbung ungemein scharf hervor. Den kleinkernigen Ento¬ blastzellen vollkommen gleiche Geb il de, die vor der En toblastbil düng im Dotter ganz ent¬ schieden nicht Vorkommen, findet man nun vereinzelt schon auf dem durch Fig. 15 charakterisirten Stadium auch über der zusammenhängenden Entoblastschichte oft tief im Innern des Dotters (en") und daraus ergibt sich, meiner Ansicht nach wenigstens, zur Evidenz, dass diese kleinkernigen Dottergebilde ausgewanderte Entoblastelemente sind. Das Übrige lehrt der durch die Vorderkiefer /<;, gehende Querschnitt durch ein 16 Tage altes Ei in Fig. 15*. Die grossen primären Kerne des Dotters dk sind nahezu unverändert geblieben. Dazwischen sieht man aber (auf manchen Schnitten noch deutlicher) ganze Züge kleinkerniger Entoblastzellen en". Ferner bemerkt man, dass auch die zusammenhängende, dem Ectoderm ec innen anliegende und die Extremitäten k, aus¬ kleidende Entoblastschichte, das ist also das Hautfaserblatt (hf) ausschliesslich nur aus solchen kleinkörnigen Elementen besteht. Was uns aber speciell hier am meisten interessirt, ist die Tliafsache, dass sich das kleinkörnige Hautfaserblatt auch in den engen zwischen Aussen- (ah) u nd I nnenhülle (ih) bestehenden Spaltraum hinein fortsetzt (en"). Indessen darf diese Annäherung an das Verhalten des durchgehends zweischichtigen Vertebraten-Amnions nicht falsch verstanden werden. Eine Art Faserbckleidung hat aller¬ dings auch das Maikäfer-Entoptygma; dieses entsteht aber nicht schon von vorneherein, also gleichzeitig mit der Ectodermausstülpung, sondern erst secundär durch Einwanderung. Wir studiren nun den stark vergrösserten Querschnitt durch die Keim- und die Eihüllen in Fig. 17, woraus sich unter Anderem ein in mehrfach er Beziehung eigenthümliches Verhalten der Aussenhü 1 1 e ergeben wird. Im betreffenden Stadium (15. Tag) bildet die äussere Faltenhülle ah ein ziemlich dickes Epithel aus nahezu kugelförmigen Zellen, die gegen die Innenhülle zu abgeflacht sind, während sie nach aussen hiigel- arlig vorspringen. Die Kerne dieser Ectoptygmazellen sind jetzt im Allgemeinen nicht mehr linsenförmig abge¬ flacht, wie jene des weit dünneren Entoptygmas ih, sondern vorwiegend, gleich den Zellen selbst, kugelförmig. Rings um die Kerne zeigt ferner das Zellprotoplasma einen ganz hellen Hof von durch Karmin nicht färbbarem Hyaloplasma, eine Differencirung, die an jungen Eiern zuerst Pflüger beobachtete, und welche jüngst von Leydig (21) als ein Bauverhältniss allgemeiner Art (am Eikörper) bezeichnet wurde. Wir werden später sehen, dass solche Hofbildungen an gewissen relativ primären Embryonalzellen weit verbreitet sind. Wichtig ist ferner die Thatsache, dass hier das Ectoptygma an seiner Aussenseite eine deutliche Cuticula ah — cu absondert. Auf das Vorkommen einer solchen Haut bei verschiedenen Insecten habeich gleichfalls, ohne dass deshalb seither auf sie Bedacht genommen worden wäre, früher (9) hingewiesen, und Keimhiillen und Bückenbildung der Insecten. 131 sie (S. 640) als cutieulare Keimhülle bezeichnet. Um die Existenz einer solchen Bclegschiclite mit voller Sicherheit behaupten zu können, muss vor Allein, und zwar noch vor der Bildung des Blastoderrns, an Schnitten genau constatirt werden, oh eine Dotterhaut vorhanden ist oder nicht, eine Bedingung, der bei den meisten seit¬ herigen Untersuchungen nicht Genüge geschah. Da in unserem Fall die letztgenannte (innere) Eihülle dh leicht nachweisbar ist, so kann die zweite noch vorhandene Cuticula, welche dem Ectoptygma anliegt und die vor der Bildung des Blastoderrns noch nicht da war, offenbar nur eine vom Ectoptygma-Epithel abgesonderte Membran sein. Sie ist hier beträchtlich dünner als die Dotterhaut, lässt sich aber doch an dünnen Schnitten i m ganzen Umfang des Ectoptygmas als eine continuirliche Hautlage erkennen. Am Maikäfer-Ei gibt es aber noch eine weiter e aus dem Blastoderm hervorgehende Umhüllung. Es ist dies eine zwischen dem Ectoptygma (bez. dem Blastoderm) und der Dotterhaut befindliche stellenweise sehr dicke Flüssig¬ keitsschichte, in der einzelne aus dem Blastoderm stammende Zellelemente zerstreut sind, und die ich p eriblastodermale Secretschichte (Fig. 17 und 25 se) nennen will. Auch auf diese bisher nur von mir beachtete Umhüllung ist bereits in meinem Insectenbuch (8 S. 443, Fig. 148, Gerinnsel zwischen Dotter¬ haut dh und äusserer Hülle ah eines Schwammspinnereies) hingewiesen worden, und wenn sie trotzdem bisher von keinem Forscher erwähnt wurde, so erkläre ich mir dies hauptsächlich dadurch, dass es Mode geworden ist, die Insectcneier behufs des Färbens und Schneidens früher alle zu schälen, wodurch man sich selbstverständlich, wenn dabei die Dotterhaut zerrissen wird, der Möglichkeit beraubt, die fragliche Schichte nachzuweisen. Um über ihre Existenz entscheiden zu können, müssen also wenigstens — in gewissen Stadien — einige Eier im ungeschälten Zustand geschnitten werden. In Folge der auf das unverletzte oder angestochene Ei einwirkenden Conservirungs- und Härtungsreagentien wird ein Theil des offenbar eiweisshältigen Fluidums der fraglichen Schichte in Form eines feinkörnigen oder zum Theil auch etwas faserigen Gerinnsels gefällt. Was die Dicke unserer Schichte beim Maikäfer anlangt, so ist sie weitaus am mächtigsten an beiden Polen, insoferne man hier mehrere Querschnitte erhält, die ausser dieser Schichte keine andere Gewebslage des Embryos enthalten. An den übrigen Stellen des Eies kommt ihre Dicke ungefähr jener des Keimstreifs gleich (vgl. Fig. 25 se). Einigermassen fraglich bleibt natürlich der Ursprung dieser Umhüllung. Erwägt man indessen, dass, nachdem früher schon Weismann einige einschlägige Beobachtungen gemacht hatte, unter Anderem von (10) an lebenden Chironomuseiern der stricte Nachweis geliefert wurde,1 dass sich nach erfolgter Bildung des Blastoderrns mit Kernen versehene Theilstlicke (Taf. VIII, Fig. 50 se) ablösen und speciell in den grossen, mit Flüssigkeit erfüllten polaren Hohlräumen zwischen Blastoderm und Dotterhaut dauernd sich erhalten (und wohl auch durch Theilung sich vermehren), so darf man unser zellenführendes Hiillensecret wohl allgemein vom Blastoderm, beziehungsweise vom Ectoptygma ableiten. Dabei ist es aber selbstverständlich, dass die Abstossung zelliger Elemente ihr Ende erreicht, sobald sich das. Ectoptygma mit einer Cuticula umkleidet hat. Wir gehen nun auf die Endstadien Uber. Diese sind im Wesentlichen denen von Hydrophilus gleich, zeigen aber doch eine wichtige Abweichung. Fig. 19 veranschaulicht einen Brustquerschnitt nach vollzogener Umlegung der Innen- und Zusammenziehung der Aussenhülle, deren Riss wegen der Dicke der Eischale unmöglich direct zu beobachten ist. Ein Vergleich mit dem prorheginagenen Stadium in Fig. 16 und mit dem Hydrophilus-Diagramm in Fig. 7, Taf. I, zeigt, dass hier die Umlagerung der Hüllen beträchtlich früher stattfindet, nämlich zu einer Zeit, wenn der Keimstreif rbd noch lange nicht den Ei-Äquator erreicht hat. Aus den bei Hydrophilus entwickelten Gründen betrachte ich auch hier die dünnen kleinkernigen Seiten¬ streifen der dorsalen Bedeckung (rde und r'd' e') als umgeschlagene Seitentheile des Entoptygmas, während es für die mediane Membran (er" e') sicher ist, dass sie die hochgradig contrahirte Aussenhülle vorstellt. Am Rande beider Hüllen zeigt Fig. 19 eine einfache dorsalwärts gerichtete Falte (dec, d' e' c'), bezüglich der ich nicht sicher ermitteln konnte, ob sie rein mechanisch bei der Aufrollung nach dem Riss oder erst später in Folge der Zellenvermehrung am Randtheil entsteht. Fig. 22 veranschaulicht eine solche Falte sammt i Die zugehörigen Abbildungen bringt meine nächste Arbeit „Über den Dotter, und die Keimblätter der Insecten.“ v* 132 Veit Gräber, Umgebung bei stärkerer Vergrösserung. Das äussere Blatt der Falte ih ist etwas dünner als das innere ah, und ihre spindelartigen Kerne sind merklich kleiner. Fig. 20 zeigt dann ein Stück Aussenblatt (Eutoptygma) und Fig. 21 ein Stück Innenblatt (Ectoptygma) von der Fläche. Die Zellen des ersteren (oberer Theil der Figur) sind im Gegensatz zu den polyedrisch erscheinenden Elementen des angrenzenden Ectoderms (unterer Theil der Figur) gleich ihren Kernen in die Länge gezogen; in noch höherem Grade ist dies heim zum Ecto¬ ptygma gehörigen Innenblatt (Fig. 21) der Fall, deren Zellen in schmale Spindeln ausgezogen sind. Während, wie wir eben sahen, die Zellen am Randtheile der RUckenplatte im Vergleich zu ihrem ursprüng¬ lichen Zustand (Fig. 17 ah) eine beträchtliche, aber vorläufig nicht erklärbare Modification erfahren haben, weist ihr medianer Theil (Fig. 22 er") dieselben kugeligen Kerne wie früher auf. Diese Kerne liegen aber jetzt weit dichter beisammen, und da auch die Zellen der Platte bedeutend höher sind, muss eine sehr ausgiebige Contraction des Ectoptygmas vorausgegangen sein. Einzelne Kerne des Ectoptygmas (Fig. 22 k") sind schon um diese Zeit in Zerfall begriffen, und manche derselben (Je, k') sogar bereils in den Dotter versenkt, ein Verhalten, das ich bei Hydrophilus niemals constatiren konnte. Indem sich die erwähnte Falte in der Mittelrückenlinie schliesst, entsteht wieder, wie in Fig. 10, Taf. II bei Hydrophilus eine secundäre Rückenplatte, die aus drei Blättern besteht: aus einem klein- kernigen Aussenblatt (Innenhülle), aus einem vorwiegend (grössere) spindelförmige Kerne enthaltenden Mittelblatt (inneres, der Aussenhülle angehöriges Blatt der Falte) und ein inneres oder unteres Blatt, das der primären, von der Aussenhülle gebildeten Rückenplatte entspricht. Ein wesentlicher Unterschied gegenüber Hydrophilus zeigt sich nun aber im Folgenden. Erstens nämlich kommt es nicht zu einer Zusammenziehung der am Rand ineinander übergehenden Aussenliüllenblätter und also auch nicht zur Bildung des primären oder einschichtigen RUckenrohres, und zweitens stülpt sich hier nicht die ganze zweiblättrige Aussenhülle ein, sondern nur ein medianer Längsstreif derselben. Fig. 23 veranschaulicht an einem Brustdiagramm das Stadium der Einstülpung, ilc ist die lateral mit dem Ectoderm ec verbundene, zur dorsalen Leibesdecke gewordene Innenhülle. Darunter sieht man seitlich zwei nicht überall scharf gesonderte Kernreihen. In der Mitte (mn) hat sich die letztere Schichte bereits eingestülpt und haben sich vom Boden der in den Dotter versenkten Doppelplatte stellenweise zahlreiche Zellen mit zerfallenden Kernen (Fig. 24 k') abgelöst. Indem nun die Ränder des rinnenartig eingestülpten Mittelstreifens (m, n) der ectoptygmatischen Doppel¬ platte faltenartig sieb gegeneinander neigen — also eine tertiäre Notoptyclie formiren — kommt es zur Bildung des in Fig. 25 am Querschnitt, in Fig. 18 von oben und in Fig. 25 im Längsschnitt dargestellten eigent¬ lichen RUckenrohres ro, das, wie unter Anderem Fig. 18 zeigt, viel weniger weit als bei Hydro¬ philus nach hinten reicht. Wichtiges zeigt besonders der Querschnitt in Fig. 25. Wir bemerken da im Raume zwischen der oberen Wand des RUckenrohres ro und der dorsalen Leibesdeke (ih) zahlreiche Kerne (ah*), die sich theils durch ihre Spindelgestalt, theils durch ihre Zerbröckelung von den stets kugelrunden Dotter¬ kernen dk unterscheiden und sich auch durch ihre streifenartige Anordnung als nicht in die Rohrbildung einbezogene Elemente der lateralen Theile der Ectoptygmadoppelplatte erweisen. Fig. 27 zeigt endlich, und zwar wieder an einem Brustdiagramm, das Stadium des Zerfalles des Rückenrohres. Dasselbe tritt, gleich dem Stadium des Risses, relativ viel früher als bei Hydrophilus ein. Man entnimmt dies unter Anderem daraus, dass zu dieser Zeit, wo bei Hydrophilus der Mittel¬ darm auch bereits am Rücken geschlossen ist, liier die Ränder p der Mitteldarmrinne, wenigstens in der Hinter¬ hälfte des Embryos, noch weit von der dorsalen Medianlinie abstehen. Das Herz bildet sich ähnlich wie bei Hydrophilus. Der Rand des Hautfaserblattes bildet jederseits eine dünnwandige Falte (Fig. 25, he, he"), welche gegen die Medianlinie wächst und sich gleichzeitig in Form einer länglichen Blase (am Querschnitt) seitwärts vom übrigen Hautfaserblatt abschnürt. Fig. 27 zeigt die Ver¬ einigung beider Herzblasen und bemerkt man ausserdem noch die von denselben auf der Unter¬ seite ausgehenden epithelialen Platten hf, die, wie ich gefunden habe, unter Anderem bei Polistes- Keimhüllen und Rückenbildung der Insecten. 133 larven persistiren, und die Anlage des seinerzeit zuerst von mir genauer beschriebenen „Pericardialseptums“ bilden. 1 GRYLLIDAE. Gryllotalpa vulgaris L. (Taf. I, Fig. 3—5), Oecanthus niveus (Holzschnitt Fig. 25—27). Ich habe hier die Grylliden von den Akridiern getrennt und schliesse sie an Hydrophilus und Melolontha, weil sie bezüglich des Verhaltens der Keimhüllen in den Endstadien letzteren entschieden viel näher kommen. Im Übrigen stehen mir leider Uber diese Orthopteren wenig eigene Erfahrungen zu Gebote, da ich infolge anderer Arbeiten bisher nicht dazu kam, die vor zehn Jahren begonnenen Studien über die Gryllotalpa- Embryologie wieder aufzunehmen. Wenn ich nun gleichwohl auf die einschlägigen, einander zum Theil sehr widersprechenden Angaben anderer Forscher näher eingehe, so geschieht es vornehmlich, um auf Grund unserer schon ziemlich sicheren Kenntnisse bei den in den früheren Blättern besprochenen Insecten, die Fragepunkte, um die es sich da handelt, in ein helleres Licht zu stellen, als es bisher geschehen ist und dann wohl auch um zu zeigen, dass manche dieser Ansichten, z. B. jene Korotneff’ s Uber die angeblich aus Dotter¬ zellen gebildete Bückenplatte ganz unhaltbar sind. Ich beginne mit Dohrn’s (6) Daten über Gryllotalpa, die begreiflicherweise, da er das Verhalten nur an lebenden Embryonen untersuchte, nur zum Theile verlässlich sind. Etwas zweideutig ist schon die erste Angabe. „Auf den Seiten- und an dem Kopf- und Scbwanztheile setzt sieb der Keimstreif in eine ein¬ schichtige Haut [Hüllzone] fort, welche sich überall umschlägt [Gastroptyche] und als Amnion [Entoptygma] den Embryo umgibt. Die seröse Hülle [Ectoptygma] ist gleichfalls vorhanden und erscheint mit dem Amnion zu einer Membran dicht verschmolzen.“ Dann spricht Dohm von einer pulsierenden dünnen [unter dem Dorsaltheil des Ectoptygmas sich hinziehenden] Membran, welche von den Seitentheilen des Kopfes sich Uber den Dotter ausbreitet und die nach den von uns bei Stenobothrus sichergestellten Zuständen eine dünne Fortsetzung des Hautfaserblattes sein müsste. Von grossem Werth ist dagegen Dohrn’s Beobachtung und Darstellung des Risses, der Contraction und Umstülpung der Hüllen. „Ich beobachtete, wie die beiden Blätter der Embryonalhülle vor dem Kopf allmälig verschmolzen, wie ihre Zellen einer fettigen Degeneration unterlagen, wie die Haut dünner und durch¬ sichtiger wurde und wie in den anderen [dorsalen] Theilen der Hülle eine Art von Streifenbildung auf¬ trat. Zugleich begann die ganze Hülle sich unmerklich, aber ununterbrochen [und derart] zu con- trahiren, dass die Gliedmassen, die (früher) frei nach vorn vorragten, durch die sich zusammenzie¬ hende Embryonalhülle an den Keimstreif angedrückt wurden, so dass sie gar nicht (mehr) zu erkennen waren. Dann traten zuerst aus der umstrickenden Hülle die Fühler, die Mandibeln und die Oberlippe wieder heraus, an dieser Stelle war es also zum Riss des verschmolzenen Stückes der Hülle gekommen.2 Zwischen Antenne und Mandibel sali ich noch einen Lappen von fettig degencrirtcn Zellen ... Es schwammen ausserdem in dem Holdraum zwischen Embryonal hüll e und innerer Eihaut mehrere Zell¬ häufchen, die offenbar von der zerrissenen Embryonalhülle abstammen [aber auch wie beim Maikäfer vom Blastoderm abgeschnürt sein können], . . . Erst nach Stunden bemerkte ich, dass erst das erste, dann das zweite Maxillenpaar, darauf eben so langsam die Wurzel des ersten Beinpaares etc. frei wurden,. . .dabei rollte sich die Membran völlig auf, so dass ein dicker Kranz überall da den Embryo umgab, wo die Masse der Hülle angekommen war,. . . dann lässt dieser Kranz den After aus seiner Umklammerung frei und schnürt nur noch den Dotter ein. Dieser aber, nachgiebiger als der geweblich festere Keimstreif, wird zu einer scheinbar vom Keimstreif geschiedenen Halbkugel abgeschnürt,. ... es gleitet (aber) schliesslich die Dottermasse aus dem sie umklammernden Ring heraus, und so erscheint schliesslich die ganze 1 Über den propulsatorischen Apparat der Insecten. Archiv f. mikr. Anatomie, 1872. 2 An einer anderen Stelle heisst es geradezu: „Plötzlich dehnte sich diese dünne Stelle und riss ganz sachte entzwei, worauf die Ränder sanft über die Gliedmassen wegglitten.“ 134 Veit Gräber , Embryonalhülle als ein dicker wulstig erhabener Kranz hinter dem Kopf auf dem Dotter.“ Nun kommt Dohm wieder auf die pulsierende Lamelle zu sprechen. „An den Seiten geht die Lam eile in die Tiefe zwischen Keimstreif und Dotter [als Hautfaserblatt?], so dass sie also nicht in Verbindung mit dem Amnion zu stehen scheint [kein Ectoderm ist], während die seröse Hülle [Ectoptygma] am Rücken so nahe dem Dotier auflagert, dass es unmöglich wird zu erkennen, ob zwischen beiden [Dotter und Ectoptygma] die pulsierende Lamelle von Anfang oder erst allmälig herumwächst. Im Moment der ausgiebigsten Pulsationen der Lamelle, die noch durch kein Umwachsen des Hautblattes gehemmt war, zählte ich rechts 26, links 32 Pulsationen in der Minute. Später erkennt man ferner deutlich, dass fast die ganze zusammengeschrumpfte Embryonalhülle von der pulsierenden Lamelle [Haut¬ faserblatt?] eingeschlossen worden ist, und muss hieraus wohl schliessen , dass die letztere zu der Zeit, da die Embryonalhülle sich kranzförmig auf dem Rücken zusammengezogen hat, den Rückentheil des Dotters noch nicht umwachsen hat. . . . Die Zellen der Embryonalhülle sind [innerhalb des Dotters] einem völligen Verfall ausgesetzt; man sieht sie einzeln wie in ganzen Massen umherfahren als Plasmakugeln ohne Kern aber mit Fettkügelchen besetzt ... . Die Zellen erschienen (in Jodserum iso lirt) in allen möglichen Gestalten mit einer Menge von Körnchen, Kernen und amöboiden Ausläu fern.“ „Allmälig macht sich aber ein Process bemerklich, welcher die Pulsationen der Rückenlamelle langsam auf ein immer geringeres Maass einschränkt, das Umwachsen derselben durch ein vom Bauch nach den Seiten und auf den Rücken fortschreitendes Hautblatt [Ectoderm]. Wo das Hautblatt [Ectoderm] die Lamelle umwächst, hört die Membranartigkeit derselben auf und die spindelförmigen Zellen gruppiren sich zu ein¬ zelnen Strängen und bilden die Körpermusculatur.“ [Die Lamelle wäre demnach wirklich das Hautfaserblatt]. Das Wesentliche der Dohrn’scben Darstellung ist also dies, dass nach seiner Ansicht die am Bauchtheil reissenden und sich auf dem Rücken zusammenrollenden beiden Keimhüllen zuerst vom Hautfase r- blatt und dann vom Ectoderm umwachsen würden. Dabei ist noch zu beachten, dass bei dieser Art von Hüllenumlagerung ein Losreissen des Entoptygmas vom Rand des Keimstreifs stattfinden müsste. Wir wenden uns jetzt zur zum Thcil leider völlig verfehlten Darstellung von Korotncff (18), der die Embryologie von Gryllotalpa, nachdem ich früher selbst einige anSchnitten gewonnene aber Ko rotneff unbe¬ kannt gebliebene Daten veröffentlicht hatte (9, S. 633 u. 635), zum erstenmal und zwar in sehr ausführlicher Weise behandelt. Korotneff constatirt zunächst (»S. 577) (die selten zur Beobachtung gelangende) Bildung einer regelrechten Gastroptyche (vergl. Fig. 37 — 39), deren zwei Blätter dicht aneinander liegen [Symptychie und Perileldthie]. Aus den erwähnten Zeichnungen ergibt sich ferner, dass die weit aus einanderstehenden Ectoptygma-Kerne (vergl. seine Fig. 39 s) ungefähr dreimal sogross sind als jene des Entoptygmas, welche im Wesentlichen mit denen des Ectoderms übereinstimmen (seine Fig. 46 Am >, s). Später (S. 579) wird dann, im Anschluss an Tichomiroff’s (31) Befunde bei Bombyxi von einer „dorsalen Ausbreitung der Ränder der Bauchplatte [also der primären Notoptyehe] gesprochen. „Bei der Gryllotalpa beobachteten wir (ferner), ganz ebenso wie bei Bombyx die Schliessung des [Rücken-] Nabels und die Abwertung der Serosa [Ectoptygma]. Die beiden letzten Vorgänge sind aber ziemlich verwickelt und schwer zu verstehen.“ Nun kommt (S. 580) eine die Rückenplatte respective das Rückenrohr [das nach Korotneff's Abbildung ganz ähnlich wie bei Hydrophilus und Melolontha ist] betreffende Darstellung, welche, wie ich später zeigen werde und wie sich eigentlich mit Rücksicht auf das Verhalten hei den genannten Käfern schon von selbst ergibt, ganz entschieden verfehlt ist. Es soll sich nämlich unter¬ halb des dorsalen Ectoptygmaabschnittes aus den durch Theilung sich rasch vermehrenden Dotter¬ zellen (Korotneff bezeichnet sie mit dem vieldeutigen Ausdruck „Entodermzellen“) „eine zweite zusam¬ menhängende Zellenschicht (seine Fig. 40) bilden, die den Rücken und die Seitentheile des Embryos bedeckt und aus denen [der?] die sogenannte Rückenplatte oder das Rückenorgan hervorgebt. Aus diesem Grunde scheidet sich die seröse Hülle [Ectoptygma] vollständig ab und kann später [wie bei Bombyx] abge- Keimhüllen und Rüchenbildung der Inseden. 135 worfen werden. Damit halte ich die Thatsache für constatirt, dass die Rückenplatte eine gänzlich enfo- dermatisehe Bildung ist.“ Es folgt nun eine mit Dohrn's in diesem Punkt ganz klaren Darstellung völlig unvereinbare Beschreibung der angeblichen Abtrennung des Ectoptygmas. „Die schon abgetrennte Seros» geht ganz zu Grunde, sie wird zerrissen, schrumpft zusammen, ihre Elemente lösen sich bald von einander und bilden einzelne Zellenhaufen, die in der sie umgebenden Flüssigkeit flottiren und endlich einer fettartigen Degeneration unterliegen. Das Amnion [Entoptygma] erleidet gleichfalls eine Veränderung. Es erhält nämlich am vorderen Ende einen Biss [die Darstellung hält sich zum Theil fast wörtlich an jene Dolirn’s], Durch die Bewegungen des Embryos wird der Riss ver- grössert. . . . An der Stelle, wo eine V er wac h sung mit der Rückenplatte stattgefunden ist ein Rest des Amnions [Entoptygma] als eine schwache [in Fig. 5 deutlich sichtbare] erhabene [Ring-] Leiste übrig geblieben. Allmäblig wird das Amnion vom Embryo immer mehr und mehr abgestreift und endlich fast ganz resorbiert und nur unten [hinten, seine Fig. 7] ist ein schmaler [lateraler] Streifen übrig geblieben“. Dazu bemerke ich zunächst noch ausdrücklich, dass an keinem der zahlreichen abgebildeten Schnitte an der Peripherie des Embryos die Andeutung eines abgerissenen Lappens oder Stückes der beiden Hüllen zu sehen ist. Seite 581 beschreibt dann Korotneff und zwar zum Theil in ganz zutreffender Weise, die Rückbildung des Dorsalorganes. „Die Rückenplatte wird beständig kleiner, indem sie sich zusammenzieht und bedeckt endlich wie eine Mütze den Nacken.. . . Bald bekommt sie das Aussehen eines aus dem Dotter emporgestiegenen Knopfes (seine Fig. 9 II o). Betrachtet man diesen auf dem Längsschnitt, so zeigt er sich aus lauter ci lin¬ drischen Zellen zusammengesetzt (seine Fig. 56 u. 57). Diese vermehren sich durch Theilung und eine Menge der neu entstandenen Zellen strömt in den Dotter hinein (seine Fig. 58 Roz).“ [Man beachte die Unwahrscheinlichkeit, dass Zellen zuerst aufsteigen und dann wieder in entgegengesetzter Richtung sich aus- breitenj. „Jede von diesen neuen Zellen besitzt eine rundliche Form und einen kleinen sich stark färbenden Kern.“ Wohl mit Recht bringt dann Korotneff diese (in den Dotter eingewanderten Ectoptygma-) Zellen mit der Dotter-Assimilation in Zusammenhang. Dass aber die in Rede stehenden Gryllotalpa- Zellen wirklich den invaginirten Ectoptygmazellen von Hydrophilus entsprechen, zeigt unter Anderem auch Korotneff’s weitere Angabe: „der Kern zerfällt in sich stark färbende Stücke“, sowie das Folgende: „Das Rückenorgan oder das äussere begrenzende Epithel [der erwähnten entovitellinen Zellenmasse] erleidet dieselbe Ver¬ änderung, die von Kowalevsky schon bei Hydrophilus beschrieben worden. Durch Zusammenziehung des Organs bildet sich nämlich eine [grubenartige] Falte [aber nirgends abgebildet] , die gänzlich in das Innere des Dotters hineindringt und dort diese so räthselhafte Röhre bildet (seine Fig. 55 Ror). Bald geht diese [deutlich abgebildete und wie es scheint zweischichtige] Röhre zu Grunde, ihre Zellen lösen sich ab und unterliegen der schon beschriebenen fettartigen Degeneration.“ Betreffs der Bildung der definitiven Rückendecke beruft sich Korotneff auf die, wie uns bekannt, keines¬ wegs ganz klare Darstellung Dohrn’s. Speciell nach seiner Fig. 8 sollen zurZeit, wenn die Rückenplatte noch vorhanden ist, die lateralen Wände von der pulsierenden Lamelle, das ist also vom Hautfaserblatt gebildet werden. Später schöbe sich letzteres und mit ihm auch das Ectoderm weiter nach oben. Minder schwankend ist der Boden, den wir mit Ayers (1) Darstellung der Embryologie von Oecanthus betreten, ja es hat dieser Forscher das grosse-Verdienst, die Betheiligung des Ento- ptygmas der amphorhegmagenen Insecten bei der Rüc kenbildung zum erstenmal zwar nicht bewiesen, aber doch wenigstens schematisch deutlich dargestellt zu haben. Was zunächst die erste Bildung der Gastroptyche betrifft, so spricht sich Ayers hierüber etwas zwei¬ deutig aus. Es ist nämlich da (S. 237) die Rede von einer dünnen, den Keimstreif bedeckenden Zellenschichte und nicht von einer Falte, die bald nach der Anlage des Keimstreifs vom Rand des letzteren ausgeht und in der Mittellinie mit ihren freien Rändern verwächst, und soll diese abweichende Bildungsart durch die Grösse des Nahrungsdotters bedingt sein. Er meint nämlich, dass wegen der Enge des Raumes zwischen dem Keim- 136 Veit Gräber , Fig. 27. streif und der Dotterhaut die auch von ihm erwähnte Ringfalte nicht in der gewöhnlichen Weise verwachsen könnte, sondern nur auf die Art, dass sich zuerst das äussere Blatt derselben [das Ectoptygma] schliesst, während das Entoptygma später zur Vereinigung käme. Dieser Vorgang würde, was Ayers freilich nicht hervorhebt, eine frühzeitige Trennung, respective Zerrei ssung der Falte voraussetzen, ein Verhalten, wofür weder eine direete Beobachtung noch auch eine Analogie vorliegt. In Ayers’ (wenig gelungener) Fig. 8, PI. 23, der einzigen, welche dieses Verhältnis darstellt, erscheint nur das Ectoptygma (s) als eine continuirliche und ziemlich dicke Lage mit relativ grossen , sehr weit von einander abstehenden länglichen Kernen, während vom Entoptygma nichts als ein Paar relativ kleine Kerne zu sehen ist; im Text wird jedoch gesagt, das die Ecto- und Entoptygmazellen eine polygonale Form haben. Aus Ayers PI. 21, Fig. 1, 2, 3, 4, 6, 7, 13, 15, und PI. 20, Fig. 31 [nicht aber, wie Ayers citirt, aus PI. 18, Fig. 4 und 10] ersieht man ferner, dass die Ectoptygma-Kerne zahlreiche stark färbbare Bänder und Körper enthalten und zum Theil auch karyokinetische Bildungen darbieten, Verhältnisse, die Ayers erst auf S. 256 näher bespricht. Wichtig ist dann Ayers’ Darstellung auf S. 244 Uber die Zerreissung der Hüllen und die Um¬ lagerung des Embryos. Damit man sich hierüber leichter orientiere, gehe ich im Holzschnitt Fig. 25 — 26 auf Grund der Ayers’scheu (gleichfalls schematischen) Figuren 7 bis 10 auf PI. 20, Fig. 1, PI. 22 und der (schematisch gehaltenen) Xylogramme Fig. 35 und 36 auf S. 260 eine vereinfachteZeichnung, und werde icli ausserdem, um nicht den etwas weitläufigen Text des Originals wiederholen zu müssen, die Hauptpunkte, welche uns hier interessiren, zum Theil mit eigenen Worten hervorheben. Dem Riss der Hüllen geht zunächst eine Verschmelzung derselben voraus, die aber nur an einer relativ eng umgrenzten Stelle, nämlich Uber dem Vorderkopf stattfindet. Die betreffende Verlöthungsstelle verdünnt sich dann (wahrscheinlich in Folge der schon jetzt beginnenden Zusammenziehung des Ectoptygmas [Xylogramm, Fig. 25 ah] am entgegengesetzten Ende (//,), das dem spitzen Pol des Eies ent¬ spricht. Die weitere Folge der erwähnten E ctopty gm acontr actio n am (gegenwärtigen) Schwanzpol und vielleicht auch die Folge einer activen Bewegung des Embryos ist dann die Zerreissun g der verwachsenen G a s t r o p t y c h e - S t e 1 1 e und das Auseinander weichen der (im optischen Längsschnitt als zwei Lippen erscheinenden) Ränder des Risses. Wir erhalten so die in unserem Xylogramm. Fig. 25 dargestellte Situation, die bezüglich der Hüllen an jene vor der Vereinigung der Gastroptyche erinnert und in welcher die Bauchseite des Embryos (mit den als Fortsätze angedeuteten Gliedmassen) der flachen, ja sogar etwas concaven Seite des Eies zugewendet ist. Durch die entstandene Öffnung der Gastroptyche („Pforte des Dottersackes“ nach Brandt) tritt der Kopf Je frei zu Tage. Um das Folgende leichter zu verstehen, denke man sich, was ja z. B. nach Brandt u. a. bei Corixa (seine Fig. 20) wirklich der Fall ist, das dem Kopf entgegengesetzte Ende der Ectoptygmablase //. durch den sogenannten Ectoptygma-„Kuchen“ (Metsch nikoff) an der Schale fixirt und stelle sich dann weiters vor, dass sich das Ectoptygma anfänglich vorwiegend auf der Rücken- und Schwanzseite des Embryos zusammenziehe respective sich verkürze. Die nothwendige Folge davon wird nun sein, dass die Kopffalte 1:' des Embryos, beziehungsweise der Kopf des letzteren von der Rückenseite her (das ist in der Richtung des Pfeiles v), dem ursprünglichen Schwanzpol der Ectoptygmablase genähert oder mit anderen Worten, dass der Keimstreif, wie dies Xylogramm 26 erläutert, m it d em Kopf voran längs der Peripheri e des Do ttersackes um eine zum Theil der Verkürzung des Ectopty gm as ent¬ sprechende Strecke herumgezo gen wird. Indem die Contraction oder Verkürzung des Ectoptygmas noch weiter fortschreitet, gelangt der Kopf längs der convexen Eiseite nach oben und nimmt schliesslich der Keim¬ streif, was im Xylogramm 27 veranschaulicht ist, n ach dem er ungefähr die hal be Peripherie des Dotter¬ sackes durchschritten hat, eine Stellung ein, die der ursprünglichen in jeder Beziehung entgegengesetzt 137 Keimhüllen und Rückenbildung der lnsecten. ist. Mit Rücksicht auf diese Oppositionsstellung (Ayers „opposite direction“) und den Umstand, dass der beschriebene Vorgang durch die gebräuchlichen Ausdrücke „revolution“, „Umrollung“, „Umkehrung“ „Um- schlagung“ etc. nicht genau charakterisirt wird (es gibt ja unter Anderen auch eine Rotation des Embryos um seine Längsaxe), schlage ich hiefilr dieleicht verständliche Bezeichnung Antipodisirung vor. Derselbe Vorgang wurde bekanntlich zuerst von Metschnikoff bei Corixa und dann namentlich bezüglich der Hüllen- Lethciligung in ausgezeichnet klarer Weise von Brandt (4) bei Calopteryx dargestellt, und dürfte diese, wie es scheint, den entoptychischen lnsecten allgemein zukommende Keimstreifumstellung auch bei den ectoptyehischen Gruppen eine weite Verbreitung haben. Aus dem Früheren, sowie aus der Betrachtung der Ayers nachgebildeten Xylogramme Fig. 25—27 ergibt sich dann (Ayers spricht sich hierüber deutlich erst später S. 259 aus), dass, wenn sich das Ectopt.ygma (ah) auf der Rückenseite des Embryos stark zusammenzieht, auch das mit ihm am Rand der gesprengten Gastro- ptyclic verbundene Entoptygma — ähnlich wie bei Hydrophilus und Melolontha — mit in die Höhe gezogen wird. Die laterale und dorsale Bedeckung des Embryos oder, wie es Ayers nennt, die Wand des Dottersackes besteht somit nach vollzogener Antipodisirung, beziehungsweise nach vollendeter Ausglättung der Hüllen -Bau ch falte theils aus dem E ctoptygma (Xylogramm 27 aa'), das vorwiegend die Rücken- und Vorderseite einnimmt, th ei ls aus dem Entoptygma (ka’, sa'), welches hauptsächlich die Seitentheile und (Jiiei zugleich) den Riickentheil des Hinterkörpers (s' a) bedeckt. Gegen die Ventralseite zu geht das laterale Entoptygma des Dottersackes in die Aussenwand des Keimstreifs, das ist in das Ectoderm über. Um über die folgende nicht ganz zutreffende Darstellung Ayers klar zu werden, werfe man vorher einen Blick auf unsere den Maikäfer betreffende Fig. 19, "Rai. III. Die Umhüllung der (gelb markirten) Dottermasse besteht hier bekanntlich unten aus der rinnenförmig gestalteten Wand des Mitteldarmes oder Mesenterons (s) ra a'r', die aber mit den lateralen Theilen des Dottersackes, das ist mit den En topty gm astreifen rd,r'd', beziehungsweise mit dem Ectoptygma er" c' nicht unmittelbar verwachsen ist. Ayeis dagegen behauptet 8. 248, dass das Vorderende des Mesenterons mit dem Ectoptygmasack (serosa-sack)1 in Verbindung stehe und zwar derart, dass seine Zellen so unmerklich in jene des Ectoptygmas übei gehen, „dass es schwer fällt die Stelle zu unterscheiden, w'o das eine beginnt und das andere aufhört.“ Undeutlich ist es ferner auch, wenn Ayers weiterhin davon spricht, dass der Dotter aus dem Dottersack ver mittelst Zusammenziehung des letzteren durch eine kreisrunde Öffnung der Körper [Keimstreif?]- Wand (i. e. amnion [?]) hinter dem Kopf in den Mitteldarm übergehe; denn wie u. a. unser Querschnitt Fig. 19 zeigt, ist die Mitteldarmrinne ja schon von allem Anfang mit Dotter erfüllt, und alle Anstrengung ihn noch mehr zu füllen, dürfte wohl vergeblich sein! Der Vorgang ist vielmehr offenbar so, dass in dem Masse, als die Mittel¬ darmrinne sich weiter ausbreitet, umsomehr Dotter in demselben Platz findet. Fragwürdig erscheint mir ferner Ayers Annahme, dass die auch von ihm beobachtete Ablösung einzelner Ectoptygmazellen und deren Übergang in den Dotter einfach eine Folge der fortgesetzten Zusammenziehung und Verdickung der Ecto- ptygmaplatte sei, und wüsste ich ferner nicht, wie, was Ayers behauptet, einzelne Ectoptygmazellen beiderseits des Stomodaeums in die Leibeshöhle gelangen könnten. Besonders mangelhaft ist aber Ayers’ Darstellung betreffs der ectoptygmatischen Rückenplatte und hin¬ sichtlich der Betheiligung des Entoptygmas an der Bildung des definitiven Rückens. Auf PI. 19, Fig. 2 zeichnet Ayers einen Embryo in vollendeter Oppositionsstellung, dessen Ectoptymaplatte, was im Text nicht erwähnt wird, ähnlich wie bei Brandt’s Calopteryx-Fig. 15 und 16 deutlich aus zwei auch in unserem Xylogramm Fig. 26 angedeuteten Zellschichten besteht. Es fragt sich nun, entsteht diezweite Zellschichte einfach duicli engeres Zusammenrücken oder vielleicht, wie bei Hydrophilus, durch Bildung einer von Ayers freilich nirgends erwähnten Falte, wobei etwa das das Ectoptygma überziehende Entoptygma-Blatt übersehen wurde. i Wahrscheinlich setzt hier Ayers den Ectoptygma-Sack = dem eigentlichen Ectoptygma (Rückenplatte der Autoren) -f den lateralen Entoptygma-Theilen. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. UV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. s 138 Veit Gräber, Von besonderer Wichtigkeit erscheint mir dann die auf PL 22, Fig. 1 an einem Längsschnitt dar¬ gestellte und von uns im Xylogramm 26 mit ro markirte tiefe Einst« lpu ng der jetzt pflugähnlich hervor¬ ragenden R ückenplatte (plug-like projection), von welcher Ayers wohl mit Unrecht behauptet, dass ihr Lumen mit dem des Mesenterons communieire. Da Ayers ausdrücklich erwähnt, dass die Rückenplatte später ganz in den Dotter versenkt wird, so wäre in allen wesentlichen Punkten bis auf den fehlenden Nachweis der erwähnten Faltenbildung eine Übereinstimmung mit Hydrophilus vor¬ handen. Völlig unberührt lässt aber Ayers die uns vor Allem interessirende Frage, wie denn eigentlich die Ectoptygmaplatte versenkt wird und wie über ihr das Entoptygma behufs Schliessung des Rückens zur Vereinigung kommt. Dafür entwickelt er noch (S. 258 — 259) eine Ansicht über die Abhängigkeit der Keimhüllen-Umlagerung von der Mächtigkeit des Dotters, der ich aber, da ja bei Insecten mit nahezu gleich stark enwickeltem Dotter, wie wir sahen, grundverschiedene Keimhüllen¬ zustände Vorkommen, nicht ohne weiteres beitreten kann. Wir kehren nun wieder zu Gryllotalpa zurück. Vergleicht man Dohrn’s Darstellung über den Riss der Hüllen und das Zurückgleiten derselben über den Dotter mit Ayers ’ auf Schnitte gegründeten Behandlung des nahestehenden Oecantlms, so kann es wohl kaum fragwürdig bleiben, dass bei der Werre die Verhältnisse ähnlich liegen, d. h., dass auch sie ein amphorhegmagenes Insect ist. Dem widerspricht freilich Korot- n elf ’s entschiedene Behauptung, dass erstens die Rückenplatte entodermatisehen Ursprungs sei und dass zweitens das Rctoptygma ausserhalb des Embryos in Stücke zerrissen würde. Letztere Angabe ist aber nicht erwiesen, und was die Rückenplatte betrifft, so stimmt dieselbe, wie gerade die einschlägigen Figuren Koro tu eff ’s beweisen, von ihrem ersten Auftreten an bis zum Verschwinden im Innern des Dotters so vollständig einerseits mit den bei Hydrophilus und Melolontha und andererseits mit den bei Oecantlms sicher constatirten Zuständen überein, dass an der Homologie der Rückenplatte bei allen diesen Insecten nicht gezweifelt werden kann. Man vergleiche in dieser Hinsicht nur Korotueff’s Fig. 52 mit unserer Fig. 19, Taf. III. Hier wie dort besteht die äussere Umgrenzung des Embryos aus drei differenten Strecken, nämlich ventral aus dem Ectoderm des Keimstreifs (Korotneff’s Fig. 52 bis yrf), lateral aus zwei sehr dünnen Streifen, die ich als Entoptygma betrachte, und dorsal aus einer auffallend dicken grosskernigen Platte (Korotneff’s Fig. 25 Ro), dem Ectoptygma. Der Unterschied betrifft lediglich nur die relative Ausdehnung des (dorsalen) Ecto- und Entoptygma-Abschnittes. Während sich nämlich die ectoptygmatische Rückenplatte bei Hydro¬ philus und Melolontha über den grösseren Theil der Länge des Rückens erstreckt, zieht sie sich bei Gryllo¬ talpa, ähnlich wie bei Oecanihus auf eine kleine knopfartige Anschwellung hinter dem Kopf zusammen. Diese Anschwellung finde ich aber auf meiner Fig. 5, Taf. I (ah) etwas weiter hinten als in Korotneff’s Fig. 9. Die blassrothe Umgebung derselben (i h) markirt die Ausbreitung des Entoptygmas. Lehrreich, namentlich in Bezug auf Dohrn’s Darstellung, ist unser Querschnitt Fig. 4. Die Rückenplatte ro ist bereits ganz in den Dotter versenkt und zeigt an andern Schnitten ein lqeines Lumen. Das Entoptygma (rr1) hat sich darüber schon früher (wahrscheinlich unter Bildung einer bisher freilich noch nicht beobachteten Falte) geschlossen. Während nun in diesem Stadium nach Dohm das pulsierende Hautfaserblatt bereits längst den Rücken umwachsen haben sollte, ist es (h f) liier noch weit von der Medianlinie entfernt (nämlich bei r r'), und dasselbe gilt vom Darmfaserblatt (df). Die Verhältnisse sind somit abermals ganz ähnlich wie bei Hydro¬ philus und Melolontha. Ganz eigenthümlich sind die von Korotneff nicht richtig dargestellten 0-03 mm grossen Zellen des ver¬ senkten Ectoptygnaas. Diese sind nämlich, wie meine Fig. 5 ro und A zeigt, rundlich und enthalten nicht einen Kern, sondern zwei bis drei Kerne (0‘014«jjm) mit einem stark tingirbaren kugeligen Nucleolus (A k') von 0-008 mm, der eine oder zwei Vacuolen einschliesst. Fig. 3* zeigt dann von der Fläche und im optischen Längsschnitt eine Zelle des ursprünglichen ventralen Ectoptygmas. Ihr Kern (K) ist ganz wie an den Elementen der versenkten Rückenplatte (Fig. 5 A) bläschen¬ förmig und hat einen durch Alaumkarmin nicht färbbaren Inhalt, wohl aber einen stark tingirba ren Nucleolus (JV). In Fig. 3 endlich sieht man noch die ganz anders gearteten zahlreiche tingir- Keimhüllen und Rückenbildung der Insecten. 139 bare Körperchen enthaltenden Kerne des Entoptygmas, deren Theilung unter karyokinetischen Erscheinungen vor sich geht. PHRYGANIDAE. Mystacides spec. (Holzschnitt Fig. 28 u. 29, sowie Taf. VIII, Fig. 55—57), Neophalax. Es ist wohl durch die ausserordentliche Durchsichtigkeit der Eier dieser Kerfe bedingt, dass die ziemlich zahlreichen über ihre Keimhüllen gemachten Angaben weniger widersprechend sind als die einschlägigen Daten bei vielen anderen Insecten. Gleichwohl ist auch hier selbst in wesentlichen Punkten noch keine Über¬ einstimmung erzielt, indem u. a. auch die neueste, zum Theil mittelst der Schnittmethode ansgeführte Arbeit von Patten (24) über die Endzustände des Entoptygmas keine befriedigende Lösung gibt. Ich muss daher, ehe ich auf meine Untersuchungen eingehe, die Hauptergebnisse meiner Vorgänger einer näheren Prüfung unterziehen. Bekanntlich gab schon Zaddach (34) ohne zu wissen, was er vor sich hatte, in seinen für jene Zeit meisterhaft gezeichneten Figuren 38 — 40 eine genaue Abbildung des zerrissenen und auf dem Rücken des Em¬ bryos kranzartig zusammengeschrumpften Ectoptygmas und ist die Zerreissung und Umlegung dieser Hülle seither auch nie mehr in Zweifel gezogen werden. Die erste deutiche Darstellung über die Phryganiden- Keimhüllen — und meines Erachtens bis auf einen Punkt auch die beste, die wir überhaupt haben _ gab Melnikow (26). Da er mit einem relativ späten Stadium beginnt, muss, damit er richtig verstanden wird, etwas über die früheren Zustände vorausgeschickt worden. Es genügt folgendes: Der Keimstreif ist kurz vor dem ersten von Melnikow in Fig. 16 dargestellten Stadium ähnlich wie in unserem Xylogramm Fig. 3, S.lll derart ringförmig gekrümmt, dass Kopf und Schwanz nur durch einen schmalen von Dotter erfüllten Zwischenraum getrennt sind. Vom Kopf- und Schwanzende geht, wie überall das den ganzen Keimstreif von der Bauchseite bedeckende kleinkernige Entoptygma aus, während das grosskernige Ectoptygma als geschlossene Blase Keimstreif und Dotter umfängt und insbesondere auch die erwähnte Lücke zwischen Kopf und Schwanz, wo der Dotter frei zu Tage liegt, überbrückt und das Austreten des letzteren verhindert. Später schlägt sich der Schwanz- theil um und es entfernt sich sonach das Schwanzende und zwar, wie ich beobachtete, sammt dem Entopty gma vom Ko pftheil, die dorsale nur vom Ectoptygma bedeckte Lücke vergrössert sich also. Mel¬ nikow aber lässt auffallenderweise in diesem Stadium (seine Fig. 16) das Entoptygma auch über die erwähnte Lücke, beziehungsweise über den Dotter hinweggehen oder mit andern Worten er stellt das Entoptygma schon jetzt gleich dem Ectoptygma und ähnlich wie bei Donacia als rings geschlossene Blase dar. Eine solche frühzeitige Schliessung des Entoptygmas, der ein noch nirgends beobachtetes Los¬ reis, s en desselben von den Keimstreifrändern vorausgehen müsste, findet aber, wie sich zeigen winl, nicht statt. Hat aber Melnikow dieses Verhalten nicht richtig beobachtet, so folgt daraus noch nicht, dass auch seine übrigen das Entoptygma betreffenden Angaben unrichtig sind und zwar schon deshalb weil sich das Entoptygma, wie ich mich überzeugte, an manchen Stellen der Bauchseite leichter als auf der Rückenseite beobachten lässt. Hören wir daher Melnikow weiter. Zunächst hebt er hervor, dass durch den Druck, der beim Umschlagen des Schwanzes auf das anliegende Ectoptygma ausgeübt wird, das letztere stärker gespannt und endlich [wahrscheinlich wohl unter gleichzeitiger Zusammenziehung desselben auf der Dorsalseite] zerrissen wird. „Das Amnion [Ectoptygma] platzt in der Bauchgegend und zwar plötzlich, worauf es sich [wie schon Zaddach angab] über den Kopf und Hinterleib zu einem Klumpen zusammenschnürrt, der auf der Rücken¬ fläche des Dottersackes [vergl. unsere Fig. 56 r o] liegen bleibt. Da ich auf einigen Objecten Fettropfen in dem Amnionklumpen beobachtet habe, glaube ich, dass der Schwund [desselben] durch F ettmetamorphose eingcleitet wird.“ Wichtig für die hier zu entscheidende Frage ist dann Melniko w’s Angabe, dass das Ento¬ pty gma nach dem Riss des Ectoptygmas noch vorhanden ist und, dass überhaupt die Phryganiden im Gegensatz zu den amphorhegmatischen Formen Hydrophilus , Melolontha , Gryllotalpa , Oecanthus u. s. w. 140 Veit Gräber , mono-, beziehungsweis e ectoptygmato-rhegmatisch sind. „Es schliesst sich [das Entoptygma] — lieisst es — dicht an alle Erhebungen des Embryos an und verliert allmählig seine Kerne. Dieses geschieht zuerst an der Bauchseite und schreitet dann über die ganze Fläche des Blattes fort, so dass der Embryo endlich von einer ganz structurlosen Hülle umzogen ist (seine Fig. 18).“ Mit Übergehung der wenig belangreichen Angaben Doh rn ’s undWagner’s wenden wir uns nun zu Patten’s Studien an Neophalax concinnus. Patten’s Querschnitt Fig. 5 (PI. 36 B) zeigt zunächst sehr schön die Sonderung des Blastoderms in eine dicke Keim- und in eine dünne Hüllzone, welche letztere weit von¬ einander stehende grosse längliche Kerne enthält, und welche, was mir aber nicht ganz sichergestellt erscheint, einzelnen Dotterzellen den Ursprung gibt. Sehr deutlich ist auch die Darstellung der Gastroptyche- bildung in den Querschnitten Fig. 8 bis 13 (PI. 36 _B). Sie beginnt (vergl. S. 20) als eine schwache ringförmige Erhebung am Band der Keim- und Hüllzone. Dabei hat das innere Blatt der Falte anfangs ganz das Aus¬ sehen des Ectoderms, indem es ein hohes Zylinderepithel darstellt, während das äussere Blatt auch histologisch als Fortsetzung der dünnen Hüllzone erscheint.1 Beachtenswerrh ist es, dass der Schwanztheil der Falte viel rascher wächst, als der übrige Abschnitt, insoferne er, bevor die Seitentheiie die Medianlinie eri eichen, oft schon mehr als Zweidrittthcile des Keimstreifs [von hinten her] überzogen hat. Aus den Abbil¬ dungen erhellt ferner, dass das Entoptygma schon frühzeitig und zwar zuerst in der medianen Zone sich stärker verdünnt (Fig. 10) und dass ferner seine Kerne weit kleiner werden, als die des Ectoderms. Später liegen die beiden Hüllen enge aneinander, ohne jedoch vollständig zu verschmelzen. In Gegensatz zu Melnikow, dessen Arbeit Patten auffallenderweise unerwähnt lässt, constatiert dann letzterer (S. 27), wie ich es schon oben that, dass das allmählig sehr dünn werdende Entoptygma stets mit den Rändern des Keim¬ streifs in Verbindung bleibt. Weniger befriedigt Pattens Darstellung der Endzustände der Keimhüllen, indem er einerseits ohne nähere Begründung über die entgegengesetzten Angaben seiner Vorgänger einfach hinweg geht, während er andererseits die Hauptfragen, um die es sich da dreht, gar nicht zur Erörterung bringt. Ich schicke zunächst voraus, dass Patten in mehreren Stadien, die dem des Hüllenrisses vorhergehen (seine Fig. 9 bis 14, PI. 36/1), nur die äussere Hülle zeichnet, während er imText doch angibt, dass bis zum genannten Moment beide Hüllen vorhanden sind. Was nun den Riss der letzteren selbst anlangt, so behauptet Patten (S. 38) im Gegensatz zu Melnikow, der bekanntlich nur die Aussenhülle zerrissen werden lässt, dass beide Hüllen gleichzeitig reissen und zwar längs einer (nicht näher bestimmten) Linie, in welcher sich die Hüllen früher enge verbunden haben sollen. Die freien Ränder der [offenbar faltenartig zu denkenden] Doppelhülle sollen sich nun auf den Rückeu Umschlagen und schliesst Patten aus der Rapidität, mit der dies geschieht, auf einen hohen Grad von Elasticität und Spannung. Beide Hullen („they“) sollen sich nun auf dem Rücken des Dotters zusammenziehen und das bekannte, bereits von Zaddach abgebildete „rosettenartige“ Dorsal¬ organ bilden. Hiezu bemerke ich vorläufig nur, dass Patten in den einschlägigen Zeichnungen des Dorsal¬ organs, Fig. 15, PI. 36 A und Fig. 32, PI. 36 B nicht, wie seine Annahme erfordern würde, zweierlei Zellen, nämlich gross- und kleinkernige darstellt, sondern nur gleichartige kolbenförmige Gebilde. Aus mehreren Schnitten Patten’s geht dann unzweifelhaft hervor, dass das Dorsalorgan in den Dotter versenkt und „absor- birt“ wird. Hiebei sollen die Kerne [welche, wie schon bemerkt, alle von gleicher Grösse wären] nur anfangs scharf hervortreten, während die zugehörigen Zell leiber in eine einzige helle Protoplasmamasse verschmolzen erschienen. In dieser Masse sieht man ferner eine aussen beginnende und auf der Rüekenlinie nahezu senkrechte röhrenförmige Einstülpung, die aber bald wieder sammt den Kernen verschwände, so dass schliesslich vom ganzen Gebilde (vergl. Patten’s Fig. 42) nur eine feinkörnige kuchenartige Masse zurückbliebe. Merwürdigerweise erfahren wir auch nicht ein Wort über die Bildung des Rückens. Auf 1 Wenn Patten S. 22 meint, der eigentliche Rand des Keimstreifs sei dort, wo sich das Entoptygma- Blatt mit dem Ectoptygma verbindet, so stimmt diese Ansicht sehr gut mit meiner Darstellung über die Bedeutung des Entoptygmas für die Rückenbildung mancher Insecten. 141 Keimhüllen und Rückenbildung der Insecten. Patten ’s Fig. 39, 40 und 42, PL 3613 ist seitlich vom Dorsalorgan (beziehungsweise über ihm) als Decke des Dotters nur ein einfacher Strich gezeichnet. Später hören wir dann wohl, dass das Hautfaserblatt am Rücken zusammenwächst (vergl. Fig. 32, PI. 36 B), wie sich aber das Ectoderm verhält, bleibt völlig u nberü hrt. Gestutzt auf das Vorhergehende kann ich mich bezüglich der eigenen Untersuchungen sehr kurz fassen. Dieselben wurden schon lange vor dem Erscheinen der Patten’sclien Arbeit (1879) angestellt, und hatte ich später leider keine Gelegenheit mehr die Sache, was sehr wünschenswerth ist, von Neuem zu verfolgen. Die Hauptpunkte, die noch an Schnitten endgiltig zu erledigen sind, dürften aber dennoch durch meine Ergebnisse hinlänglich klar gestellt werden. Die einschlägigen Abbildungen (Fig. 55 bis 57) sind Ansichten optischer Längsschnitte durch die Rückenregion des Eies, welche ich unter zeitweiser Anwendung eines Compres- soriums und unter Benutzung einer guten Immersion erhielt. Das Stadium Fig. 55, mit dem ich hier beginne — die früheren Zustände sind durch Patten hinlänglich klar gestellt — entspricht dem von Patten in seiner Fig. 14, PI. 36 A dargestellfen Embryo und zeichnet sich durch die noch intacte Ectoptygmablase ah aus. Auch das Entoptygma i h zeigt noch das gewöhnliche Verhalten, das heisst, es ist mit den dorsalen Rändern des Kopf- (k) und Schwanztheiles (s) des Keimstreifs in unmittelbarer Verbindung. Im Gegensatz zu Patten, der das Entoptygma auf diesem Stadium mit dem Ecto- ptygma so eng verbunden sein lässt, dass er es nicht mehr separat darstellt, finde ich beide Hüllen überall deutlich separirt. Wie dies auch Patten darstellt, sind die Entoptygmakerne etwa zweimal kleiner, als die des Ectoptygmas, also von den letzteren leicht zu unterscheiden. Im nächsten Stadium, Fig. 56, ist das Ectoptygma (ah) bereits zerrissen und auf dem Rücken zusammen- gezogen. Das betreffende Rückengebilde ist im vorliegenden Stadium, wie man durch verschiedene Einstel¬ lungen sich überzeugen kann, eine sehr dickwandige Blase mit spalten förmigem Lumen h, und kommt, wie auch aus ihrer Form entnommen werden darf, auf die Weise zu Stande, dass sich zunächst der dem Dotter aufruhende Rückentheil der primären Ectoptygmablase ah stark zusammenzieht, worauf dann der umgeschla¬ gene ventrale Abschnitt (ah'), der ungefähr in der Mitte (bei *'), und zwar gleichfalls im stark Contrahirten Zustand, zur Vereinigung gelangt, sich Uber dem früher genannten Theil, gleich einer sich scldiessenden Kugel¬ blume, zusammenneigt. Im Übrigen erinnert das Gebilde vollkommen an die zweischichtige Rücken- platte von Iiydrophüus, namentlich auch insoferne, als ihre Zellen pallisadenartig aneinandergedrängte und aussen hügelig vorspringende Zilinder bilden. Im Gegensatz zu Patten muss ich nun weiter constatieren, dass das Entoptygma (i h, ih'), welches Patten bekanntlich gleichzeitig mit dem Ectoptygma zerreissen und sich Umschlagen lässt, auf meinen Präpa¬ raten jederzeit sich nahezu unverändert zeigte. Bei dem Umstande, dass es vor dem Riss des Ectoptyg¬ mas einen relativ sehr grossen Umfang hat, müsste es unbedingt, wenn Patten ’s Angabe richtig wäre, sannnt dem Ectoptygma Uber dem Rücken zusammengeschlagen werden oder mit anderen Worten, was übrigens Patten ausdrücklich behauptet, mit in die Bildung des Rücken¬ organs eingehen. Nun fand ich aber an meinen Objecten trotz wiederholter sorgfältiger Durchmusterung am Dor¬ salorgan keine Spur eines Entoptygmakernes, ja ich überzeugte mich, dass das Entoptygma nicht einmal mit dem Dorsalorgan zusammenhängt, sondern genau so wie vor dem Riss des Ectoptygmas mit dem das ecto- Fig. 29. ptygmatische Rückenorgan rings umfassenden Dorsalrand des Keimstreifs verbunden ist. Die Pkryganiden sind somit, was das Längsschnitt- Xylogramm Fig. 28 veranschaulichen soll, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ampho-, sondern mono-, beziehungsweise eetoptygmato-rhegmatiscli. Was dann die von Patten bekanntlich ganz unerledigt gelassene Rückenschliessung der Leibeswand betiifft, so wai ich leidei verhindert, dieselbe vom eben betrachteten Stadium, Fig. 56 au continuirlich zu ver- 142 Veit Gräber, folgen und kenne ich blos ein Endstadium Fig. 57 mit bereits fertigem Dorsalintegument. Man sieht hier längs der früheren Lücke (Nabel) über dem Dotter und dem versenkten Ectoptygma (ah), also auf der Strecke ks einzelne Kern e (ec1), die vollkommen denen des Ectoderms ec am noch nicht geschlossenen Keimstreif gleichen. Ausserdem aber bemerkt man Uber diesem Oberflächen epithel und zwar im ganzen Umfang des Embryos, eine feine Haut ih, die ich, einerseits, weil sie stellenweise an Kerne erinnernde Knötchen zeigt und andererseits, weil sie nicht wie eine Cuticula dem Ectoderm überall unmittelbar aufliegt, vorläufig und im Anschluss an Melnikow als persistirendes Entoptygma betrachte. Ist letztere Deutung, die durch meine Befunde bei Chironomus zwar nicht bewiesen, aber doch gestützt wird, richtig, dann hätte man sich den Abschluss des Rückens offenbar genau so zu denken, wie er bei den Schmetterlingen schon lange bekannt ist, nämlich durch die (im Xylogramm 29 veranschaulichte) dorsale Vereinigung der Notoptyche. DIPTERA. Simulia, Chironomus (Taf. VIII, Fig. 48—54). Gleich den später zu besprechenden Hymenopteren sind auch die Dipteren embryologisch noch wenig untersucht, und darf es daher nicht Wunder nehmen, dass wir insbesondere Uber die so schwer zu entziffern¬ den Endzustände ihrer Keimhüllen noch sehr im Unklaren sind. Die erste deutliche Darlegung über die Keimhüllen zurZeit der Rückenschliessung gibt Metschni- koff (27) bei Simulia. Uns interessirt zunächst, dass nach ihm (S. 402) das [mit dem Keimstreifrand stets (?) verbunden bleibende] Entoptygma (vergl. unter Anderen seine Fig. 13, Taf. 18) vor dem Ectoptygma durch Resorption verschwinden soll und zwar, nachdem es vorher ein „dünnes homogenes Häut¬ chen“ geworden ist (seine Fig. 19). Was die Rückenschliessung betrifft, so knüpfte sich dieselbe in erster Linie an das „Wachsthum der Seitenwandungen“[Notoptyche?j, die den am Rücken noch freiliegenden Dotter immer mehr umfassen, in zweiter Linie aber soll dabei auch das Ectoptygma eine Rolle spielen, „indem dieses Gebilde es ist, welches den Rücken schliesst und in seine Wandungen übergeht.“ Metschnikoff begründet diese, meinen und Melnikow’ s Erfahrungen widersprechende Ansicht (S. 403) folgendermassen, „Diese Veränderungen am Amnion [Ectoptygma] kommen erst nach dem Schwinden des Faltenblattes [Entoptygma] zum Vorschein und werden durch das Loslösen des Amnions von der Eihaut (seine Fig. 22 am) eingeleitet. Zn dieser Zeit erscheint das Amnion als ein dünnes, stark lichtbrechendes Häutchen, in dem man nur hie und da deutliche Zellen unterscheidet. Kurz nach dem zuletzt beschriebenen und in Fig. 22 erläuterten Stadium fand ich beinahe das ganze Amnion [Ectoptygma] nur am Rücken des Embryos coneentrirt, eine etwas dickere Wandung darstellend. Dem muss ein Zerreissen des Amnions vorausgegangen sein, welches ich aber nicht unmittelbar beobachten konnte. Ich zweifle aber umsoweniger daran, als sich zur betreffenden Zeit an der ganzen Bauchfläche nichts vom Amnion findet und nur ein dünnes am Kopf liegendes Häutchen als einziger Überrest des Amnions [vielleicht des Entoptygmas?] betrachtet werden darf (seine Fig. 23 am1)“. Im Widerspruch mit der früheren Behauptung, dass es „dieses Gebilde ist, welches den Rücken schliesst“, heisst es dann später (S: 404): „Das schliesst noch nicht aus, dass auch die wachsenden Seitenwandungen dabei Theil nehmen. Es scheint mir sogar wahrscheinlich, dass erst nach dem Schliessen der Seitenwandungen am Rücken hier eine Zertheilung in Segmente statt¬ findet.“ Im Gegensatz zu Metschnikoff lässt Melnikow (26), ganz nach Art der Phryganiden, bei Simulia und Chronomus den Rücken durch Vereinigung einer wahren Notoptyche geschlossen werden, indem er S. 152 sagt: „Das Hinüberziehen des Faltenblattes [Entoptygma] Uber den ganzen Dottersack, welcher mit der Ausbreitung der Seitenlappen verbunden ist, beweist hinlänglich, dass durch letz- 1 An dieser Figur ist kein am eingezeichnet, wohl aber vor der Mundöffnung ein dünner, die Körperoberfläche iiber- spannender Strich zu sehen. 113 Keimhüllen und Rückenbildung der Insecten. tere die Rückenwand gebildet wurde.1 Ausserdem würde nach Melnikow, wie ja schon aus dem Gesagten zu entnehmen ist, das Entoptygma ein geschlossener Sack und lande ferner die Zerreissung des Ecto¬ ptygmas erst nach der Abschliessung des noch längere Zeit sich erhaltenden Entoptygmas statt. Bezüg¬ lich des Entoptygmas insbesondere hebt er noch mit Recht hervor, dass es auch noch während desEctoptygma- risses deutlich zu beobachten ist, „und zwar am deutlichsten auf dem Kopf, wo mir sogar noch Kerne vorhanden zu sein schienen. Selbst noch im Verlauf des Überganges des Embryos zu einer korkzieherartig gewundenen Lage konnte ich dasselbe unterscheiden, jedocli nur als ganz feines structurloses Häutchen, das ganz nahe an dem Embryo lag. Hat der Embryo die erwähnte Lage fest angenommen, so ist von dem Faltenblatte nichts mehr zu bemerken.“ Ich wende mich nun zu den eigenen Untersuchungen bei Chiranomus, deren Hauptergebnisse ich schon früher (9, S. 638 und 639) bekannt machte. Fig.48 gibt zunächst eine mit Hilfe eines Compressoriums und einer guten Immersionslinse gewonnene Ansicht der primären Schwanzfalte s und der noch nicht zur Vereinigung gelangten Gastroptyche, v ist der Vorder-, b der Hinterlappen derselben. Beide Blätter der Falten zeigen sich im optischen Längsschnitt als dünne knotige Bänder, und erscheinen die linsenförmigen Kerne anfangs im Aussen- und Innenblatt von gleicher Grösse. Da die continuirliche Beobachtung ergibt, dass die Kerne mit der fortschreitenden Ausdehnung der Falten ihre Distanz vergrössern, so ist wohl kein Zweifel, dass das Falten wachsthum zum Theil wenigstens auf einer Dehnung der betreffenden Zellen beruht. Am freien sich verlän¬ gernden Rand der Falte ( vli ) fehlen die Kerne oft auf eine ziemlich weite Strecke. Es schiebt sich also mit anderen Worten zuerst das Protoplasma vor. Am Flächenbild des Ectoptygmas in Fig. 54 sieht man wieder, wie beim Maikäfer, den hellen Hof um die Kerne. Die folgenden Profilansichten Fig. 49 bis 53 beziehen sich auf die Rückenschliessung, die ich, um zu einem verlässlichen Resultat zu kommen, conti- nuirlich (von fünf Uhr Abends bis 9 Uhr Früh des anderen Tages im Juni 1877) beobachtete. Unser erstes Stadium Fig. 49 zeigt, abgesehen von der Ectoptygmablase (ah, ah1) den Vorder- ( k ) und Hinterrand (s) der (aus Ectoderm und Entoptygma bestehenden) Notoptyclie, welche bereits die über dem Dotter befindliche Lücke (ks) einzuengen beginnt. Am Vorder- und Hinterpol ist zwischen Aussen- und Innenhülle ein beträchtlicher Zwischen¬ raum; ausserdem stehen beide Hüllen unter Anderem auch dorsalwärts, an der Einschnürung hinter dem Kopf (vor 1c), weit von einander ab. Im folgenden Stadium Fig. 50 haben sich die meisten Zellen des Ectoptygmas, das inzwischen am Bauch entzwei gerissen ist und sich langsam über die Seitenthcile sowie über Kopf und Schwanz zurückgezogen hat, in Gestalt eines flachen länglichen Klumpens Uber dem Dotter vereinigt. Um diese Zeit ist aber, wie ich mich wiederholt überzeugt zu haben glaube, die Notoptyclie (k,s) noch nicht, wie dies Melnikow behauptet, geschlossen, sondern im Gegentheil, wie dies bekanntlich auch Metschnikoff bei Simulia behauptet, ziemlich weit offen. Auch schien es mir wiederholt (volle Sicherheit könnten nur Schnitte geben), dass die Zellen des ectoptygmatischen Rückenpolsters allmählig in den Dotter hineinsinken. Im Gegensatz zu Metschnikoff und im Anschluss an Melnikow kann ich aber vor Allem mit völliger Sicherheit constatiren, dass das Entoptygma noch nach dem Riss des Ectoptygmas vorhanden ist. Man erkennt es unter den angegebenen Bedingungen ganz leicht im ganzen Umfang des Embryos an den spindelartigen Verdickungen, welche den den Kern bergenden Mitteltheilen der Zellen entsprechen. Auch im nächsten (eine Stunde älteren) Stadium, Fig. 51, wo bereits das Ectoderm am Rückenuabel sich vollständig geschlossen hat, sind fast rings um den Embryo noch Entoptygmakerne unzweideutig zu erkennen. Dies und der Umstand, dass nach vollendeter Rückenschliessung keine Ectoptygmakcrne mehr über dem Nabel vorhanden sind, lässt es wohl als fast gewiss erscheinen, dass die Rückenschliessung, wie bei den Phry- ganiden erst nach vorausgegangener Ve r Senkung des Ectoptygmapolsters, und zwar durch die Notoptyclie erfolgt. Völlig sicher aber kann die Schliessung der letzteren deshalb nicht beobachtet 1 In der zugehörigen Abbildung Fig. 19 sieht man über dem Dotter wohl das Entoptygma und Ectoptygma, aber keine Ectodermschichte, so dass die Art, wie sich Melnikow die Notoptyche-Schliessung vorstellte, doch, wie bei Phryganea und Donada, unklar bleibt, 144 Veit Gräber, werden, weil die Ectoderm- sowie die Ecto- und Entoptygmakerne der Nabelgegend enge aneinanderliegen und zum Tlicil (am lebenden Object) überhaupt nicht scharf hervortreten. Mit dergleichen Bestimmtheit, mit der ich bei Lina an Schnitten die Persistenz der Aussenhiille nachwies, glaube ich hier auf Grund meiner continuirlichen Beobachtungen am lebenden Object die Erhaltung der InncnhUlle bis zum Ausschlüpfen des Embryos constatiren zu dürfen. Im „korkzieherartig gewundenen“ Stadium l'ig. 52, das 13 Stunden älter ist als jenes, in welchem die Rückenschliessung erfolgt, fand ich noch an verschiedenen Stellen Zell Überreste und damit verbunden ein continuirliches Häutchen, das wohl wegen sciuei knotigen Stellen kaum eine Cuticula sein kann. Schliesslich überzeugte ich mich, dass, wie Fig. 53 ver¬ anschaulicht, die porsistirende Entoptygmablase ( ih ), während des Herauskriechens der Made aus dem Ei zuerst vorne zerrissen und dann, wie es mir schien, in toto abgeworfen wird.1 HYMENOPTERA. Formica (Taf. VII, Fig. 46*), Apis, Vollstes (jallica (Taf. VII, Fig. 46). Mit Ausnahme von Apis , deren Eier schon wiederholt, jedoch mit sehr ungleichem Erfolg untersucht wur¬ den, haben wir bekanntlich über die Embryologie und speciell über die Keimhüllen dieser grossen und so diffe¬ rente G ruppen umfassenden Insectenordnung — von den Pteromalinen wird hier ganz abgesehen — nur äusserst lückenhafte Kenntnisse und kann ich diese leider auch nicht um Vieles vermehren. Die älteste Mittheilung Uber unseren Gegenstand gibt Ganin (7), der aber von einer Faltenhüllen¬ bildung, obgleich diese damals bereits entdeckt war, weder bei Formica , noch bei den Schmetter¬ lingen etwas erwähnt. Die blasenartige Hülle, die er bei Formica im Umkreis des Embryos findet und die er einfach als Amnion bezeichnet, lässt er einfach durch eine Art Delamination vom Blasto denn sich abspalten. Sehr werthvoll ist hingegen der, wie mich dünkt durch Ganin’s Figuren hinlänglich gesicherte Nachweis, dass die be t reffend e Hülle, welche allem Anschein nach ein Ectoptygma ist, „von den ersten Momenten ihres Erscheinens bis zum Ende der embryonalen Entwicklung in [ganz?] unver¬ ändertem Zustand verbleibt“ und insbesondere auch noch nach dem Abschluss des Rückens vor¬ handen ist. Im Gegensatz zu Ganin und im Anschluss an Weismann lässt Btttschli (5) in seiner in vieler Beziehung noch nicht übertroffenen Darstellung der Embryologie von Apis die Umhüllung des Embryos aus einer am Rand des Keimstreifs entspringenden Falte hervorgehen. Ähnlich aber wie Weismann bei Chironomus die von ihm entdeckte Gastroptyche einblätterig sein lässt, fand auch Bütschli nur eine Lamelle, die er gleich Ganin als Amnion bezeichnete und bezüglich welcher er durch seine klaren Abbildungenden unumstösslichen Beweis lieferte, dass sie erst beim Ausschlüpfen des Embryos, gleich der Eihaut, von diesem zerrissen werde. Indem ich noch kurz erwähne, dassBütschli unter anderen wichtigen Thatsachen auch die entdeckte, dass bei der Biene, was dann später Kowalevsky bestätigte, die Kopffalte weitaus stärker entwickelt ist als die Schwanzfalte, wollen wir nur noch sehen, wie er sich denn die Entstehung einer einzigen Hülle oder eines m o n o p t y g m a tischen Zustandes aus einer Faltenbildung vorstcllt. Es heisst hierüber S. 534: „Ein weiterer Unterschied [im Vergleich zu Metschniko ffs Darstellung] liegt darin, dass sich hier keine Spur eines Gebildes zeigt, das dem inneren Blatt der [Metschnikoff’schen] Amnionfalte entspräche, was sehr natürlich [?] erscheint, wenn man den Wachsthumsproeess des Amnions betrachtet, das nicht durch Verlängerung oder Auswachsen einer Falte entsteht, sondern das, was ich als Amnionfalte bezeichnet habe, ist nur die etwas vorspringende Zusammenhangsstelle des Amnions mit der Bauchseite des Keim¬ streifs. Das Wachsthum des Amnions geschieht auf die Weise, dass sich diese Falte mehr und mehr nach dem hintern Ende des Keimstreifs verschiebt, es gleicht also sein Wachsthum über die Bauchseite des Dotters [?| hin mehr einem allmähligen Abheben von dem Keimstreif.“ Ist aber auch Bütschlis Erklärung, wie durch 1 Das Stadium der Chirono mws-Embryologie an Schnitten stelle ich mir als nächste Aufgabe. 145 Keimhüllen und Rückenbildung der Insecten. „das Verschieben einer Falte“ schliesslich doch nur ein Hüllblatt ensteht, keineswegs überzeugend, so darf doch deswegen nicht, wie es mehrfach geschehen ist, a priori die Möglichkeit einer solchen Bildung bestritten werden. Dass nämlich aus einer Falte eine einzige Lamelle (und zwar nicht etwa durch Verwachsung der beiden Faltenblätter) hervorgehen könne, bewies ich ja bei Stenobothrus, wo thatsächlieh an der Notoptyche das innere Blatt oder das Ectoderm für sich allein (dorsalwärts) sich verlängert und Uber die Falte hinaus¬ wächst. Andererseits entspricht freilich der Fall nicht ganz dem bei der Biene, wo es ja das äussere Falten¬ blatt ist, das für sich weiter wachsen soll und das sich, was die Hauptsache ist und für Stenobothrus nicht zutrifft, schliesslich vom Keimstreif völlig loslöst. Wäre Bütschli’s Annahme des durch Faltung gebildeten mono- ptygmatischen Zustandes richtig, so müsste der Abtrennung der Hülle vom Keimstreif unbedingt eine Zerreissung des Faltenrandes vorausgehen, und für das Stattfinden einer solchen Continuitätstrennung des Blastoderms weiss ich allerdings keine Analogie. Auch in diese Sache brachte Kowalevsky (20) die nöthige Klarheit und wären zu einem vollständigen Bilde der Entwicklung der Keimhüllen und der Rückenschliessung bei der Biene vorwiegend nur noch grössere und deutlichere Illustrationen von Querschnitten erforderlieh. Wir heben kurz das Wichtigste hervor. Da heisst es zunächst: „Die Embryonalhäute der Apis mellifica bilden sich ganz auf dieselbe Weise, wie beim Ilydrophilus , nur beginnt das Wachsthum am vorderen Ende und der Boden der erst gebildeten Falte (unsere Notoptyche] wächst auch auf dem Rücken. Die beiden Falten [Kephalo- und Uroptyche] rücken (seineFig.il) gegeneinander, begegnen sich [hinten!] und verschmelzen dann. Bei dieser Verschmelzung wird nur die seröse Hülle [Ectoptygma] vollständig gebildet und das Amnion [Entoptygma] und die Leibes¬ wand bedecken den vorderen Theil des Rückens des Embryos noch nicht vollständig, so dass hier der Dotter an einer kleinen Stelle unmittelbar unter der serösen Hülle liegt; etwas später begegn en sich die [dorsalen] Falten des Amnions und der Leibeswandung [Notoptyche] und schliessen sich hier.“ Die Rückenschliessung erfolgt somit — an Querschnitten ist der nähere Modus allerdings noch nicht genau erläutert — durch das Ectoderm. Nach geschehener Rückensehliessung liegt derEmbryo (Kowa¬ levsky sagt offenbar aus Versehen „das Ei“) „in einem überall geschlossenen doppelten Sack.“ Zum Theil unbekannt blieb ihm aber die Art des späteren Verschwindens der Hüllen. „Das kann ich aber behaupten, dass das Amnion weder mit der serösen Hülle, noch mit dem Keimstreifen zusammenschmilzt und dass seine Zellen sich auflösen. Das Amnion [Entoptygma] ist aus sehr blassen Zellen zusammengesetzt, welche dem Keimstreifen eng anliegen“, während das Ectoptygma an beiden Polen des Eies (vergl. seine Fig. 10 — 16) weit davon absteht. Apis ist somit nach dieser Darstellung, gleich den Schmetterlingen ganz, ptychonotogon und arhemagen, aber nicht wie diese enterolekithisch, sondern perilekithis ch. Grassi (11), der jüngste Bearbeiter der Bienen-Embryologie, erfüllt zwar zum Theil den oben ausge¬ sprochenen Wunsch nach ausgiebiger Anwendung der Schnittmethode, indem er, ungerechnet sechs Tafeln mit Darstellungen optischer Durchschnitte und Totalansichten noch vier Tafeln mit Abbildungen wirklicher Schnitte gibt; das Resultat ist indessen speciell auch hinsichtlich der sehr weitläufig besprochenen Keimhüllen kaum befriedigend zu nennen, da er, gleich Bütschli und im völligen Gegensatz zu Kowalevsky, aus den deutlichen Anlagen zweiblätteriger Falten (vergl. unter Anderen seine Taf. 6, Fig. 23, 24, 25) durch Verschiebung der Randzellen nur eine Hülle entstehen lässt und seltsamerweise das von ihm gelegentlich beobachtete Auftreten einer doppelten Hülle (vergl. S. 15 und Fig. 13, Taf. II) als Anomalie bezeichnet. Seiner Beschreibung und seinen mitunter freilich nicht ganz klaren Abbildungen nach zu urtheilen entspricht diese eine Hülle, welche er Amnion nennt (meine neuen Bezeichnungen sind, um der confusen Namengebung ein Ende zu machen, ganz am Platze), unzweifelhaft dem Ectoptygma. Die Zellen des letzteren sind näm¬ lich (vergl. unter Anderen seine Taf.7, Fig. 3 u m) weit grösser als die des Ectoderms, indem sie lange den Charakter der primären Blastodermelemente bewahren und erst später, insbesondere nach erfolgferRticken- schliessung (vergl. seine Taf. 7, Fig. 5) ungemein flach werden. Ist es nun auch immerhin sehr auffallend, dass Grassi, der ausserordentlich zahlreiche Eier in toto und an Schnitten untersuchte, das Entoptygma ganz Penkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. mm % . , . 146 Veit Gräber, entgangen sein soll, so möchte ich doch nicht gerne an Kowalevsky’s Darstellung irre werden, denn sind auch manche die beiden Hüllen zeigende Figuren des letzteren, wie z. B. Fig. 10 (ihrer Kleinheit wegen) etwas schematisirt, so sind sie doch wohl unzweifelhaft der Ausdruck wirklich beobachteter Verhältnisse. Meine eigenen Nachforschungen beschränkten sich bisher auf Formica und auf die embryologisch noch nie untersuchte Polistes gallica. Fig. 46* gibt einen optischen Medianschnitt durch die Vorderhälfte des Eies einer Formica rufa und zwar in dem Stadium nach der Vereinigung der Kopf- und Schwanzfalte. Im Gegensatz zu Gan in, der bekannt¬ lich nur eine Hülle kennt, unterscheide ich ganz deutlich deren zwei, nämlich ein Ectopty gma ah, das der Eischale, und ein Entoptygma ih, welches dem Ectoderm ec des Embryos anliegt. Die Zellen des Ectoptygmas erscheinen in diesem frühen Stadium noch wenig von den 0-009 mm grossen Elementen des pri¬ mären Blastoderms verschieden. Sie stellen sich dar als kleine körnige Ilöckerchen auf der Innenseite der Eihaut und erkennt man an einzelnen derselben deutlich einen bläschenartigen Kern. Noch schärfer tritt das Entoptygma hervor, dies insbesondere über der Mundeinstülpung m, über die es sich frei hinwegzieht. Es zeigt im optischen Durchschnitt das bekannte Bild eines dünnen von Stelle zu Stelle knotig verdickten Bandes, und haben dessen Elemente eine durchschnittliche Länge von 0-007 mm. Abseits von den Bolen, wo die beiden Hüllen knapp aneinanderliegen, sind sie stellenweise kaum zu unterscheiden; staike Quetschung des Eies bringt sie aber meist zur Ansicht. In späteren Stadien erscheint das Ectoptygma an den Polen etwas von der Schale abgehoben und so dem Entoptygma genähert. Jeden Zweifel an das Vorkommen zweier Hüllen bei Hymenopteren beseitigen aber vor Allem wirk¬ liche Schnitte durch die Eier von Polistes gallica. In Fig. 46 sieht man einen Theil eines solchen und zwar in einem mit Pikrokarmin gefärbten Zustand, wobei aber bloss wie in den meisten früheren Fällen die Kerne der Keimhüllen roth bezeichnet wurden. Das Ei hat zwei Hüllen. Eine dünne Aussenhaut (Ectochorion) e eh und eine dicke längsstreifige Innenschichte (Entochorion) ich. Von den zwei scharf hervortretenden Keimhüllen besitzt das Ectoptygma ah, wie das ja die Regel ist, grössere Zellen und grössere Kerne, als das Entoptygma ih. Im Übrigen ist der Charakter beider Hüllen derselbe wie bei den meisten Insecten. Am Ectoptygma sind auch unverkennbare Anzeichen einer Kerntheilung zu beobachten. Der obeiste dei hier abge¬ bildeten Ectoptygmakerne ist in der Mitte eingeschnürt und im Längsdurchschnitt bisquitförmig. Der nächste Kern dagegen ist in zwei Stücke zerfallen. Das unterhalb des Entoptygmas befindliche Ectoderm besteht aus nahezu würfelartigen Zellen. Im Dotter zerstreut sind hier wie bei Formica die bisher bei Hymenopteren nicht bekannten Centroblastelemente dz. Das Verhalten der Hüllen nach der Rücken Schliessung studirte ich an Schnitten durch grosse Formica- Eier. Es ist in diesem Stadium das Entoptygma noch, und zwar fast in seiner ursprünglichen Beschaffenheit, erhalten. Es zeigt nämlich noch die knotigen Verdickungen, die aber jetzt, wie ich dies u. A. auch bei Chironomus bemerkte, zahlreiche Fetttröpfchen enthalten. Weit stärker verändert ist das gleichfalls persistirende Ectoptygma. Es sind nämlich daran keine Zellelemente mehr unterscheidbar, gleichwohl färbt es sich in Karmin, was freilich auch zuweilen von der Dotterhaut gilt, lebhaft roth. Demnach sind die genannten Hymenopteren — und bei der Biene dürfte es sich wohl ähnlich ver¬ halten — amphoptygmatisch und arhegmagen. LEPIDOPTERA. Bombyx mori I,, Gastropacha qaercifoUa E. (Taf.V, Fig. 38; Taf.VI, Fig. 42-45), Sphinx Uliae L. (Taf. VI, Fig. 40 u. 41), Pieris crataegi L. (Taf. VI, Fig. 39), Pterophorus pentadactylus. Bereits Sukow (29) scheint das Ectoptygma bei Bombyx pini beobachtet zu haben. Er spricht nämlich von einem das Fruchtwasser sammt dem Embryo umgebenden Häutchen (Dotterhaut?), das auf der Innenseite mit kleinen „Dräschen“ (wahrscheinlich den oft sehr grossen Zellen des Ectoptygmas) besetzt ist. Keimhüllen und Rückenbildung der Inseeten. 147 Auffallend ist es, dass Ganin (7) auch bei den Schmetterlingen, bei denen beide Keimhullen doch sehr leicht zu finden sind, nur das Ectoptygma beobachtete und es wieder durch Delamination des Blastoderms entstehen lässt. Wir verdanken ihm aber die Kenntniss einer wichtigen Thalsache bezüglich des letzten Schicksals der Aussenhiille. „Sie besteht (S. 17) darin, dass die junge Larve noch vor dem Austreten aus dem Ei das bis dahin ganz unveränderte Amnion (Ectoptygma) in kleine Stückchen zerreisst und dieselben verschluckt. Nachdem das violett gefärbte Amnion von der Larve gefressen ist, nimmt der Inhalt des Verdauungskanales eine schöne violette Farbe an.“ Die Entdeckung der inneren Keimhülle, sowie der Nachweis der Entstehung beider Hüllen aus einer Blastodermfalte, die sich bald mit Dotter füllt (Enterolekithie), ist bekanntlich wieder ein Verdienst Kowalevsky’s. Aus einem Querschnitt durch das Ei von Sphinx populi (in K’s Fig. 9, Taf. 12) ergibt sich ferner, dass das Ectoptygma viel dicker als das Entoptygma ist. Während Kowalevsky u. A. noch die Beobachtung Ganin’s über das Schicksal des Ectoptygmas bestätigt und ferner eine Umrollung des Embryos innerhalb des Dotters (um seine Längsaxe) constatirt, lässt er uns im Unklaren Uber das Schicksal des Entoptygmas, das aber wohl während der Umrollung zerrissen und — was gar keinem Zweifel unterliegen kann — (mit dem Dotter) aufgefressen wird. llatschek (13) in seiner gehaltvollen Arbeit über Bombyx chrysorrkoea stellt an seinen Querschnitten (z. B. Taf. 7, Fig. 2) offenbar in mehr schematischer Weise Ecto- und Entoptygma ganz übereinstimmend dar. Lehrreich sind aber manche seiner Abbildungen (z. B. Taf. 8, Fig. 1 und Taf. 9, Fig. 1 und 3) für unsere Frage insoferne, weil sie uns sehr schön die Bildung des Rückens durch das dorsale Zusammen¬ wachsen der Notoptyche vor Augen führen. Dabei zeigt sich auch, was ich bei verschiedenen anderen Inseeten (vergl. meine Fig. 39 *rf) bestätigt fand, dass der in das Entoptygma umbiegende Rand- theil des Ectoderms (d. i. des inneren Blattes der Notoptyche) völlig die Beschaffenheit des Entoptygmas (sehr abgeflachte Zellen) hat. An den Eiern des gleichen (bekanntlich auch von mir untersuchten) Schmetterlings zeigt dann Bobretzky (3) (vergl. seine Schnitte Fig. 12, 13 und 18), dass das Ectoptygma längere Zeit den Charakter des primären grosszelligen Blastoderms beibehält, während das Entoptygma, ähnlich dem Ectoderm, klein¬ zellig ist. Zahlreiche genauere Aufschlüsse über die Beschaffenheit beider Keimhiillen gibt aber vor Allem die grosse Arbeit Ti chomiroff’s (31) über Bombyx mori, bezüglich welcher ich aber meine Darstellung, da ich den russischen Text nur zum Theile (aus einer Übersetzung der Figuren-Erklärungen) kenne, blos auf die Abbildungen beschränken muss. Wichtig sind für uns zunächst Fig. 6 und 7 auf Taf. II, aus denen sichergibt, dass die stark abge¬ flachten Ectoptygmazellen ungefähr dreimal so gross als die des Entoptygmas sind. Bemer¬ kenswert!) ist dann die Flächenansicht des Ectoptygmas in Fig. 2, Taf. III, wo man, wie ich das öfter, z. B. bei Stenobothrus beobachtete, zwischen den gewöhnlichen Tafelzellen einzelne kleine Schaltzellen bemerkt. Besonders lehrreich und insbesondere für die Erkenntniss der Rückenschliessung wichtig ist weiterhin ein Längsdurchschnitt durch ein 11 Tage altes Ei in der Textfigur 40, S. 53. Der Embryo ist hier fast gerade ausgestreckt, oben und unten von einer dicken, vorne und hinten dagegen von einer ganz dünnen Lage Dotter bedeckt. Der Köpft heil der ungemein deutlich abgebildeten Notoptyche reicht nur bis hinter das Gehirnganglion zurück, während der Schwanztheil sich über den ganzenRücken zieht und zwischen ihm und der Kopffalte nur ein enger, zum Theile durch das Stomodaeum verlegter Zugang (Nabel) in den Mitteldarm bleibt. Ausserdem sieht man hier die schon in der Einleitung erwähnten fadenartigen Quercommis suren zwischen Ecto- und Entoptygma. Wichtig ist dann noch, dass das innere Blatt der Notoptyche, d. i. das Rücken-Ectoderm fast in seiner ganzen Ausdehnung dem äusseren Blatt oder dem Entoptygma gleicht. t* 148 Veit Gräber , Aus den Textfiguren 46 (S. 64), 47 (S. 65) ist ferner noch betreffs der Rückenbildung zu entnehmen, dass zuerst das Ectoderm, dann das Hautfaserblatt und zu allerletzt der Mitteldarm zum dorsalen Abschluss kommt. Über die von mir früher erwähnte Ectoptygma-Cuticula, dann Uber die seröse Fl Ussigke'tssclii eilte der¬ selben, sowie über das Endschicksal der beiden Hüllen geben aber Tichomiroff’s Figuren schon desshalb keinen Aufschluss, weil die Schnitte, wie es scheint, alle an geschälten Eiern gemacht wurden. Meine eigenen Nachforschungen beziehen sich nicht allein auf die von meinen Vorgängern unter- a- snehten Formen ( Pterophorus ausgenommen), sondern auch auf zwei neue, nämlich auf Gaslropacha quercifolia und Sphinx Tiliae ; die meisten der einschlägigen Schnitte werde ich aber erst in meiner Keimblätterarbeit zur Publication bringen, und gebe ich hier blos einige fast ausschliesslich die Hüllen betreffende Abbil¬ dungen. Fig. 38, Taf. III zeigt den ventralen Theil eines Querschnittes durch ein 2'/a Tage altes Ei von Gastro- pachn in dem Stadium, wo sich der durch Einstülpung entstandene Eutoblast en bereits vom Ectoderm voll¬ ständig abgeschnürt hat. Die Innenhülle ist bereits in eine ganz dünne Membran ausgezogen, die sich auch am Rande scharf von den Cylinderzellen des Ectoderms abhebt. Die Entoptygmakerne sind nicht merklich kleiner alsjene des Ectoptygmas, stehen aber viel weiter auseinander, ein Beweis, dass die fortschreitende Flächenvergrösserung des Entoptyg- mas, im Gegensatz zum Ectoptygma, dessen Umfang ein constanter bleibt, zum Theil auf Dehnung der primären Zellen beruht. Dass aber die Flächenvergrösserung des Entoptygmas gleich¬ zeitig auch durch eine V ermehrung ihrer Zellelemente bedingt ist, lehrt uns die Flächenansicht Fig. 41, Taf. IV, vom Lindenschwärmer, indem wir hier, am 10. Tage und vor Schluss des Rückens, fast in jeder Zelle wenigstens zwei, in manchen aber auch vier Kerne vorfinden. Der Zwischenraum zwischen Ento- und Ectoptygma entspricht in Fig. 38 dem Durchmesser eines Dotter¬ ballens. dh ist die Dotter-, ch die dicke Schalenhaut. Letztere zeigt an der Aussenseite deutliche napfartige Abdrücke des sie erzeugenden Follikelepithels und ausserdem im Innern radiäre in Pikrinsäure sich stark färbende Körnerstreifen. Eine weitere Übersicht Uber die Hüllen und zumal Uber die Beziehung des Ectoptygmas zu den Eihäuten gibt der mit Pikrokarmin gefärbte Querschnitt durch ein Pieris- Ei in Fig. 39, Taf. IV. Wir sehen da äusserlich zunächst die derbe lederartige Schale ch, unmittelbar darunter dann die überaus dünne Dotterhaut dh. Zwischen ihr und der Aussenhülle ah ist dann ein beträchtlicher, ringsum ziemlich gleich dicker Zwischenraum erfüllt von der schon früher erwähnten serösen Flüssigkeit, die hier zum Theile in Form eines feinen, durch das Karmin schwach rosa tingirten Gerinnsels niedergeschlagen ist. Das Ectoptygma ist nahezu zweimal so dick wie das Entoptygma ih und sind auch ihre Kerne (rechts bei ah' von der Fläche betrachtet) beträcht¬ lich grösser alsjene des Entoptygmas. Nach aussen hin hat das Ectoptygma eine deutliche, ja sogar eine ziemlich derbe Cuticula abgesondert. Das Ectoderm des Keimstreifs ec erscheint als ein geschlossener und überall gleich dicker Ring und das Gleiche gilt von dem ihm dicht anliegenden Entoptygma. Der Vergleich mit der Nebenfigur A lehrt, dass der Schnitt in der Richtung xx durch den noch von Dotter erfüllten und keinen Entoblast, zeigenden Kopftheil » der Notoptyche geht. Ein Schnitt weiter rückwärts, durch yy, zeigt den Rücken noch offen, jedoch die Noto- ptyche schon in die Dorsalherpisphäre übergehend. Schritt für Schritt konnte ich das weitere Wachsthum der Dorsaliälte bis zu ihrem Abschluss verfolgen. Unmittelbar nach erfolgtem Nabelschluss (etwas hinter dem Kopf) erscheint nur ein schmaler medianer Rückenstreifen des Ectoderms verhältnissmässig dünn, aber doch ein wenig dicker als das aufliegende Entoptygma. Der Darm ist um diese Zeit dorsal, noch nicht geschlossen und auch das Hautfaserblatt noch ziemlich weit von der Medianlinie entfernt. Lehrreich ist dann der Querschnitt durch ein 3 bis 4 Tage altes Ei von Sphinx Tiliae in Fig. 39*. Hier bildet nämlich das Entoptygma ih mit den dünnen Lateraltheilen kr, lc'r1 des eigentlichen Keimstreifs kk eine weit gegen den Rücken reichende Notoptyche. Ferner glaube ich am Ectoderm des Keimstreifs eine J 4 Keimhüllen und Bückenbildung der Insecten. 149 dünne Cuticula ec- Cu erkannt zu haben, die sielt wohl auch auf die lateralen Ausbreitungen des Keimstreif- Ectoderms und vielleicht auch auf das Entoptygma erstrecken dürfte. Ein späteres Stadium nach erfolgtem Schluss des Mitteldarmes veranschaulicht Fig. 40. Auch hier wurde der Schnitt durch die Schale ch geführt. Das Verhalten ist im Ganzen ähnlich wie bei Pieris, nur ist die Ecto¬ ptygma- Cuticula a/i-cu viel derber und daher auch leichter zu erkennen und ferner die seröse Flüssig¬ keitsschichte des Eetoptygmas se stellenweise von grösserer Mächtigkeit. Rücken und Darm (dd) sind bereits ganz geschlossen und liegt ersterer fast unmittelbar unter dem Ectopty-gma-Epithel, während dei ausserordentlich umfangreiche Aussendotter jetzt vorwiegend auf der Bauchseite des Embryos (F Stummelfüsse) sich vorfindet. Das Entoptygma ih überdauert längere Zeit den Schluss des Rückens und Darmes; die noch offene Frage nach dem Wie des Verschwindens konnte ich aber bisher weder hier noch bei den anderen Formen beantworten. Dagegen gelang es mir, allerdings mit grosser Mühe, Näheres über das Endschicksal des Eetoptygmas, und zwar bei Gastropacha zu erforschen, wo Verhältnisse analog den von Ganin bei Bombyx geschilderten, obwalten. Fig. 42 zeigt zunächst bei starker Vergrösserung ein Stück Ectoptygma vom 2. bis 3. Tag, und zwar in seiner natürlichen pomeranzengelben Färbung. Man beachte insbesondere die intensiv gelben (durch Alkohol nicht ddmrbaren) Kugeln, welche, wie ein Vergleich mit dem durch Karmin tingirten Präparat in Fig. 42 lehrt, keineswegs den Kernen zu entsprechen scheinen. In Fig. 44 sehen wir dann in nahezu natürlicher Färbung einen Medianschnitt durch ein 7 Tage altes Ei, in welchem der hufeisenförmig gekrümmte und bereits mit geschlossenem Rücken und Darm (dd) ver¬ sehene, also fast reife Embryo der Länge nach getroffen ist. Sein Ectoderm hat jetzt ein röthliches Pig¬ ment und. ist über ihm keine Spur einer Innenhülle mehr. Dagegen ist noch das Ectoptygma vorhanden, und zwar erscheint es auf dem Schnitt als ein schmales pomeranzengelbes Band, das sich ringsum eng an den Embryo anschmiegt und nur an der Stelle (ah), wo Kopf (k) und Schwanz («) sich gegen einander krummen, frei über den noch immer ungefähr die Hälfte des Eivolumens einnehmenden Aussen¬ dotters sich hinwegspannt. Innen- (oder Darm-) und Aussendotter erscheinen von gleichförmiger blassgelber Farbe. Betrachten wir nun das Endstadium (10. Tag) in Fig. 45, und zwar abermals in seiner natürlichen 1 ärbung ; ch ist die Schale, dh die noch nachweisbare Dotterhaut. Dagegen ist vom Ectoptygma äusser- üch keine Spur mehr zu entdecken. Man sieht nur das rotbpigmentirte Ectoderm, das bereits eine mit langen Borsten (bo) versehene Chitin-Cuticula (cu) abgeschieden hat. Auch der gesammte Aussend otter ist verschwunden, indem ilm das junge Räupchen aufgefressen hat. Im Darmdotter dd finden wir nun aber die unzweideutigsten Überreste des Ectoptygma.s, nämlich die früher nicht vorhanden gewesenen pomeranzengelben Pigmentkörner (ah!). Das Ectoptygma wird also vor dem Auskriechen zerrissen und aufgefressen. il. Ectohemiptychische Insecten. Muscidae (Xy logramm 30— 32 u. Tat. VII, Fig. 47), Cecidomyidae. Die erste Angabe Uber Hemiptycliie oder unvollständige Keimhüllenfalten finden wir bei Metschni- k off (2.3, S. 406) bezüglich der Musciden. Es heisst da: „Bei den Arten der Gattung Mmca (Calliphora?) ■ . .fand ich nichts von einem Amnion oder seiner Homologa. Ebenso wenig konnte ich ein solches Gebilde in den iii Aphis schmarotzenden Eiern einer Tachinide wahrnehmen.“ In der gleichen Arbeit (S. 413) berichtet dann Mets ch nikoft auch über eine höchst unvollständige Gastroptyche bei Cecidomyiden: „Eine beträchtliche Verdickung findet ebenfalls an beiden Polen (des Keimstreifs) statt. In der Nähe des oberen Poles, au dem der Bauchseite zugekehrten Theile, bemerkt man zugleich eine kleine Einstülpung [das Gebilde 1 af. 24 könnte ebenso gut eine Ausstülpung, eine wahre Kephaloptyche genannt werden], Fig. 14-16, 150 Veit Gräber , welcher zunächst ein Absatz des oberen Endes des Keimstreifs [äusseres Blatt der Falte] folgt. So entsteht ein besonderes Gebihle, welches ich früher mit dem Namen Kopfkragen bezeichnete und das wohl der von Weismann hei Chironomus beobachteten sogenannten Kopffalte entsprechen mag. Etwas später als der Kopfkragen bildet sich die Schwanzfalte [Uroptyche], Diese (seine Fig. 16— 20, Taf. 25) entsteht ebenfalls durch eine Einstülpung [verbunden mit Ausstülpung!], welche am hinteren Eiende, auf der dem Rücken zugekehrten Fläche ihren Ursprung nimmt. Der diese bis zum hinteren Eipole ragende Einstülpung von oben begrenzende Theil (Fig. 17 sf) gewinnt dadurch an Selbstständigkeit und gelangt zur Bildung einer rasch wachsenden Falte. Ehe aber diese in ihrem Wachsthum beginnt, erfährt sie [was ich sehr bezweifle] eine Absonderung [Lostrennung] von dem so lange (!) persistirenden Rückentheile des Blastoderms, welcher sich nun von dem Keimstreifen loslöst: es geschieht jetzt der sogenannte (dorsale) Riss des Blast oder ms.“ Weiter (S. 414) heisst es dann noch — und dies spricht eben für die Hemiptyche — : „Jedenfalls kann man sich davon überzeugen, dass die beiden untersuchten Embryonal-(httllen)-falten sich verhältniss- mässig sehr unvollkommen ausbilden und dass sie keineswegs, wie bei vielen anderen Insecten, miteinander verwachsen, um ein gemeinschaftliches sogenanntes Faltenblatt [eine geschlossene Gastroptyche] zu erzeugen.“ Meine eigenen Untersuchungen über die Musciden-Keimhüllen wurden schon anlässlich meiner aus¬ gedehnten Vorarbeiten für mein Insectenbuch angestellt, und zwar was bis dahin nie geschehen war, an Schnitten. Einen derselben habe ich auch bereits, und zwar, zum Zwecke der Demonstrirung der hier auffallend umfangreichen Entohlast-Embolie im genannten Werke (8, S. 403) abgebildet und gebe ich hievon auf Taf. Vif, Fig. 47 eine bis auf die damals nicht bezeichneten Centroblastelemente unveränderte Copie. Uns interessirt hier vor Allem der Umstand, dass — wie die Betrachtung der einzelnen Querschnitte lehrt — nur der auf den Rücken umgeschlagene Schwanztheil rr' von einer zweiblätterigen Hüllfalte ih bedeckt ist, während d er Bauchtheil biv'b ganz unbedeckt bleibt. Trotz dieses deutlich erkannten Verhaltens und obwohl mir selbstverständlich Metschnikoff’s Angaben Uber das völlige Fehlen einer Gastroptyche bei den Musciden bekannt war, wagte ich es damals doch nicht, den in Rede stehenden Embryonen eine Kopffalte, beziehungsweise eine geschlossene Gastroptyche abzusprechen, und zwar einfach aus dem Grunde, weil ich verhindert war, die späteren Stadien mit der entsprechenden Genauigkeit an Schnitten zu studireu und mich zu versichern, dass nicht etwa inzwischen eine Kopffalte, die ja bei manchen Insecten relativ spät auftritt, sich gebildet habe. Eine höchst willkommene und wichtige Ergänzung gibt in dieser Beziehung K ow alevsky (21) durch einen vorläufigen Bericht, der aber leider ohne Abbildungen ist und seiner Kürze wegen doch so Manches unerledigt lässt. Er sagt zunächst (S. 50), „dass die Keimhüllen nur einen kleinen Theil des Keimstreifs bedecken und namentlich nur denjenigen, welcher auf der Rückseite liegt; der Theil des Keimstreifs, welcher auf der Bauchseite des Eies liegt, ist nie von Embryonalhüllen überzogen. Schon Gräber hat dies richtig gesehen und in der Fig. 118 seines Werkes die Insecten auch richtig abgebildet, aber er hat die Sache [theils aus Raummangel, theils wegen der oben angeregten und noch immer nicht ganz beseitigten Zweifel] nicht eingehender gewürdigt“. Von ganz besonderer Wichtigkeit, aber nicht ganz klar ist Kowalevsky’s Angabe über die Art der Rückenbildung. „Beim Zusammenziehen des Keimstreife auf die Bauchseite [Geradestrecken des Schwanzes] wird diese [caudale] Embryonalhüllenfalte ausgezogen und die äussere Lamelle wird unmittelbar zur Haut der Rückens eite.“ In der jüngsten Zeit machte ich mich selbst neuerdings an das Studium dieser Verhältnisse, und zwar bei Lucilia Caesar ; die nachstehenden genau nach der Natur gezeichneten Figuren sollen die wesentlichsten Ergebnisse zur Anschauung bringen. Fig. 30 zeigt ein 3 Stunden altes geschältes (und sonst entsprechend präparirtes)Ei von der RUckenseite. s bezeichnet die vordere Grenze des auf den Rücken umgeschlagenen Keimstreifs, der sich hier in den Dotter einsenkt, pt ist der in der Rückenmedianlinie völlig geschlossen 151 Keimhüllen und Bückenbildung der Insecten. Theil der von vorne ausgehenden zweiblätterigen Hüllenfalte. Dahinter sieht man die Invaginationsfurche iv'. Die beiden seitlichen Furchen pt', die ich auch bei Calliphora beobachtete, bezeichnen die Grenze der late¬ ralen noch nicht geschlossenen Theile der Hüllenfalte. Durch eine vordere fast ringförmige Einschnürung e ist eine Art Kopftheil abgesondert. Höchst lehrreich ist dann der mediane Längsschnitt in Fig. 31, behufs dessen Gewinnung ich über 50 Eier dieses Stadiums in Schnitte zerlegen musste, ec (Ectoderm) bezeichnet die Bauch-, ec' die Rückenseite. Un¬ gefähr in der Mitte des letzteren ist der Schwanztheil des Keimstreifs nach innen gekrümmt und ist der End- theil mitten im Dotter abermals hakenförmig umgebogen, ah ist ein auf eine kurze Strecke stark ver¬ dünnter Theil des dorsalen Blastoilerms, also das Ectoptygma, das bei pt in das den Schwanz des Embryos bedeckende Entoptygma ih (bis s‘ reichend) übergeht, io" ist die Invaginationshöhle des caudalen Keimstreifs en, en' und en" bezeichnet den Entoblast (Meso- + Mesenteroblast). Fig. 32 gibt dann einen Querschnitt u. zw. entsprechend der Punktlinie iv' in Fig. 30 beziehungsweise der Linie en" in Fig. 31. ih — ah ist die Anlage der (hier dorsalen) Hüllenfalte. Das mantelförmige Gebilde io' im Innern des Dotters entspricht dem hakenartig umgeschlagenen Caudaltheil mit dem Entoptygma ih', dem Ectoderm ec" und dem Entoblast en". Der Querschnitt Fig. 47 (Taf. VII) entspricht ungefähr der Linie iv" in Xylogramm 31, aber einem Stadium, wo der dorsale Keimstreiftheil noch nicht nach innen gekrümmt ist. Aus Xylogramm 31 ist nun leicht zu erkennen, dass, wenn sich der Keimstreif später zusammenzieht und in Folge dessen sein dorsaler Theil weiter nach hinten gezogen wird, die tiefe Schwanzfalte pt, s' verschwin¬ det, beziehungsweise, dass dann der grössere Abschnitt der Rückendecke nicht, wie Kowalevsky behauptet, von der „äusseren Lamelle“ |dein nur schwach entwickelten Ectoptygma ah\, sondern von der inneren Lamelle (Entoptygma pt, ih, s') gebildet wird. Zu beachten ist noch, dass hier die Ectoptygma- Elemente (Kerne) ganz denen des Ectoptygmas gleichen. Fig. 30. Fig. 31. Fig. 32. An die geschilderten Zustände knüpft sich, wie von selbst, die Frage, inwieweit man es bei diesen hemi-, respective aptychischen Formen mit Anfängen oder aber mit Rudimenten von KeimhUllen zu tliun hat. 152 Veit Gräber , III. Entoptychische Insecten. Rhynchota (Pyrrhocoris apterus, Taf. V, Fig. 35— 37) und I/ibellulidae. Nachdem die ersten Zustände der Keimhüllen bei den binnenfaltigen Kerfen bereits in der Einleitung (vergl. u. A. Xylogramm 10 — 12) charakterisirt wurden und die mit dem Riss der Hüllen verbundene Halb¬ kreisbewegung oder Antipodisirung (vergl. Xylogramm 25 — 27) ihrer Embryonen gleichfalls schon früher (S. 29), bei Besprechung der Oecanthus-Entwicklung zur Darstellung gelaugte, erübrigt mir nur noch, bevor ich meine eigenen Untersuchungen mittheile, einen kurzen Überblick über die betreffs der Endzustände der Keimhüllen bisher bekannt gewordenen Daten zu geben. Offenbar auf Täuschung beruht da vor Allem Metschnikoff’s (27) Angabe bei Aphis, nach der (S. 465) das Amnion [Ectoptygma] mit dem Ectoderm der Beine und des übrigen Körpers verwachsen sollte. Bezüglich Corixa constatirt der gleiche Forscher (S. 430) zunächst die völlige Schliessung des Entoptygmas am Kopf und dann die darauffolgende Loslösung des Ectoptygmas in Form einer völlig geschlossenen Blase. Wichtig ist auch die Bildung einer zuerst am spitzen und dann am stumpfen Eipol sich bildenden und vermuthlich zur Fixirung des Dottersackes dienendenVerdickung des Ectoptygmas, die Metschnikoff Amnion- lcuchen nennt. Bei der Behandlung der Endzustände spricht Metschnikoff auffallender Weise gar nicht vom Ento-, sondern blos vom Ectoptygma, und zwar auch nur in unklarer Weise. Zunächst ist (S. 434) davon die Rede, dass die Aussenhttlle durch die Verschiebungen anlässlich der Drehung des Embryos zerrissen wird, „wesshalb sie sich zusammenzieht“. Dann heisst es: „Nur der dem Rücken des Embryos anlie¬ gende Theil des Amnions [Aussenhülle] bleibt ohne Veränderung, [d. i.] derjenige Theil, welche [wel¬ cher?] später die Rückenwand des Körpers selbst bildet“, ein Verhalten, das bekanntlich gegen alle Analogie bei andern rhegmagenen Insecten wäre. Da es aber später wieder heisst, dass die „Amnion¬ kuchen von der Rückenwand umhüllt und dann für die Fortbildung der letzteren verwendet werden“, weiss man in der That nicht, ob der dorsale Ectoptygma-Theil bloss provisorisch oder definitiv zum Rücken des Embryo wird. Von seltener Klarheit sind dagegen die einschlägigen Angaben Brandt’s (4) bei Caloptenjx und Agrion (S.9), Hydrometra (S. 13), Corixa etc., welche, trotzdem sie sich nicht aufSchnitte gründen, bis auf eine einzige später zu erwähnende Frage Uber die Beziehung der Hüllen zur Rückenbildung vollkommen befriedigenden Aufschluss geben. Da die in Rede stehenden Verhältnisse bei den genannten Formen imWesentlichen ziemlich übereinstimmen, so beschränke ich mich auf die Wiedergabe der einschlägigen, besonders deutlichen Schilderung Brandt’s bei Corixa (S. 16). Es heisst hier: „Durch die Contraction des parietalen Blattes [des Ecto¬ ptygmas auf der Rückenseite des Dottersackes] wird daher das viscerale Blatt [Entoptygma] her¬ vorgezogen. . . Das gesammte parietale Blatt [Ectoptygma] schrumpft schliesslich [auf dem Rücken] zu einem in seiner Grundform stets regelmässigen Gebilde zusammen. Dieses hat eine entfernte Ähnlichkeit mit der Blumenkrone einer Winde (Convolvulus). Auch mit einem Vulkane aus Erhebungs- und Eruptionskrater bestehend. Stets finden wir aii ihm einen mi ttle ren Zapfen [„Rückenplatte“], der mit seiner Spitze dem Chorion adhärirt und immer eine Höhlung birgt [„primäres Rückenrohr?“]. Der untere Rand des Zapfens stülpt sich als ein hoher circulär er Wulst aufwärts, sich dem Zapfen anlegend. Der obere Rand des Wulstes schlägt sich abermals nach unten und aussen um und geht schliesslich [seitlich] in den Dottersack über. Letzterer ist vielfach gekräuselt und in Falten gelegt, welche am Abdomen mehr regelmässig, einander parallel von oben nach unten verlaufen. Der Dotter sack [d. i. die Wand desselben] entspricht (wenigstens zum grössten Theil) der ursprünglichen visceralen Lamelle der Embryonal hüllen [ d. i. dem Entoptygma]. Mithin ist es auch dieses Blatt, welches sich vornehmlich an der Bildung der Rücken wand bet heiligt,“ Keimhüllen und Rückenhildung der lnseden. 153 Diese Schilderung liarmonirt so sehr mit den bei Hydrophilus und Melolontha völlig klargestellten Zuständen, dass an der Übereinstimmung derselben absolut nicht zu zweifeln ist. Es ist nur noch an Schnitten die Frage zu beantworten, ob7 was sehr wahrscheinlich, auch bei den entoptychischeh Formen die ectoptygmatische Rückenplatte von einer Entoptygma falte überwachsen und in den Dotter versenkt wird. Der so klaren Brandt’schen Darlegung gegenüber, die, was ich noch ergänzend bemerken muss, aus¬ drücklich die Continuität zwischen dem Ectoderm der Seitenwand des Embryos und dem umge¬ schlagenen, den Rücken bildenden Entoptygma hervorhebt, kann die jüngste einschlägige Au s- e inandei Setzung, nämlich die M itlaczil ’s bei Aphis (einem, wie ich mich überzeugte, sehr ungünstigen Object) gerade nicht als ein Fortschritt in der Entwicklung unserer Kenntniss dieser Verhältnisse bezeichnet werden. Es heisst hier Seite583: „Die Embryonalhäute zerreissen an der Stelle, wo der Vorderkopf liegt und ziehen sich während der Umrollung Uber dem Embryo zurück, indem sie [also beide Hüllen?] sich . . . zu einem wurstförmigen hohlen Körper zusammenrollen, dessen Zellen eine fettige Rückbildung erlei¬ den. Dieser Körper verbleibt in seiner Lage am Rücken des Embryos, schrumpft später immer mehr und mehr zusammen, und wird, wie es scheint, von den Seitenwänden des Körpers, zu dessen Aufbau er als Nähr¬ material mit beifragen muss, eingeschlossen. Die Seitenwände des Körpers, Fortsetzungen der Hautschicht des Keimstieits und doi Mesodei mschicht lassen, indem sie zunächst vorne verwachsen, nur mehr einen kleinen herzförmigen Fleck des Rückens unbedeckt. Dass die Embryonalhäute [beide?] am Aufbau des Rückens sich nicht unmittelbar betheiligen können, erhellt übrigens schon daraus, dass sie [beide?] dort eine unregelmässige Masse in Zerfall begriffener Zellen darstellen.“ Witlaezil übersieht hier offenbar ganz, dass das Entoptygma nach seiner Umlagerung die unmittelbare dorsale Fortsetzung des Keimstreif- Ectoderms ist, und dass der gewisse wurstförmige Rückenkörper nur einen Theil des Entoptygmas enthalten kann. Es folgt noch die Angabe, dass dunkle Überreste der Embryonal häute [wohl nur des Ectoptygmas] unterhalb der geschlossenen Rückenwand zu bemerken sind. Ich gehe nun aut die eigenen, zum Theile schon 1878 (8, 9) publicirten Untersuchungen bei Pyrrhocoris apterus übei, die sich, zum Unterschied von allen bisherigen Beobachtungen bei den entoptychischen Formen, auf Schnitte gründen. Fig. 34 zeigt einen nach vielen Fehlversuchen glücklich gelungenen Längsschnitt durch die ganze in einer Ebene liegende handschuhfingerartige (aber etwas abgeglattete) Einstülpung kbs des Blastoderms am fünften Tage. Wie aus dem der Punktlinie xx' in Fig. 34 entsprechenden Querschnitt dieser schlauchartigen Keimstreifanlage m Fig. 35 oben, d. i. am Schwanztlieil, zu entnehmen ist, besteht die Wand desselben aus einem einfachen Oylinderepithel, das anfänglich, am vierten Tage, ringsum aus gleich¬ grossen Zellen von 0-023 mm Höhe besteht. Im vorliegenden Stadium (Fig. 34 und 35) dagegen ist der der Dotterumhüllung zunächst liegende Wandtheil (Fig. 35 en, ec , Fig. 34 ks), oder die äussere Lamelle, welche dem Keimstreif entspricht, beträchtlich dicker als die innere Lamelle (Fig. 34, Fig. 35 ih) oder das Entoptygma. Die Keimstreifzellen sind nämlich 0-019, die Entoptygmazellen nur 0011 mm hoch, und ergibt sich ferner aus der durch Messung leicht zu constatirenden Grössenabnahme der Zellen, dass eine fortschreitende Theil ung der entoptychalen Elemente stattfindet. Am Querschnitt durch den Schwanztheil der Entoptyche (Fig. 35 oben) sieht man ferner, was ich mit Rücksicht aut Witlaczil’s völlig willkürliche Behauptungen über die Entstehung des Enfoblasts (durch Delamination) neuerdings hervorheben will, dass der Keimstreif eine tiefe Längsrinne en hat, aus der, wie man sich durch Vergleichung der Serienschnitte zwischen Schwanz- und Kopftheil (Fig. 35 unten) überzeugen kann, also auf dem gewöhnlichen Wege der Embolie das untere Blatt (Fig. 35 en' unten) oder der Entoblast hervorgeht. Betiachten wir nun, und zwar zunächst in Fig. 34, den zur Aussenhülle ah oder zur Wand des Dotter¬ sackes gevuu denen Ubiigen Theil des Blastoderms. Ihre Zellen sind in diesem Stadium bereits fast am ganzen Umfang des Dotteis stark abgeflachte Tafeln, die von der Fläche betrachtet meist sechseckig, im Durchschnitt dagegen spindelförmig erscheinen. Ihr Durchmesser beträgt 0-022 mm] sie sind also wieder Denkschriften der matkem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 154 Veit Gräber , beträchtlich grösser als die Entoptygmazellen. Nur au zwei Stellen bewahren die Ectoptygma- zellen längere Zeit, ja zum l'heile vielleicht bis zum Ende, den Charakter der primären Blastodermelemente, indem sie ihre frühere Höhe beibelialten. Eine solche „verdickte“ Stelle findet sich erstens, als eine wahr¬ scheinlich dem sogenannten Amnionkuchen der Autoren homologe Bildung, am Schwanzpol (Fig. 34 mn) und dann (Fig. 35, op und qr) in Gestalt eines schmalen Streifens zu beiden Seiten des Dottersackes parallel zur Medianebene („Seitenplatten“ der Autoren). Zweifelhaft erscheint im Stadium Fig. 35 die Art des Zusammenhanges zwischen der Entoptyche und der Aussenhülle. Während nämlich nach den bisherigen Angaben in diesem Stadium noch ein freier Zugang c in das Lumen der Entopty che und zwar an der Einstülpungsstelle bestehen sollte, erscheint dieser hier durch eine einfache Fortsetzung des dünnen Ectopty gmaabschnittes ac völlig geschlossen. Bestünde diese über die Einstülpungsöffnung gespannte Ectoptygmastrecke aus zwei Blättern, so würde sich der vorhandene Zustand leicht in der von den Autoren angegebenen Weise, nämlich durch Bildung einer vom Hand der Einstiilpungspforte ab entspringenden Ringfalte (Gastroptyche) erklären lassen. Bisher fand ich aber immer bloss eine einzige Zellage und auch keine Andeutung, dass diese Schichte etwa durch Verlöthung zweier Blätter entstanden sei, wie dies u. A. besonders deutlich Brandt in seiner Fig. 37 bei Lecanium darstellt. ln Fig. 36 sieht man dann einen Querschnitt durch einen zehn Tage alten Binnenkeimstreif und in der Gegend der schon deutlich hervortretenden Vorderbeine br Die Seitenwände des Embryos sind hier ein ander sehr stark genähert und lassen nur eine enge Lücke i frei, durch welche der Aussendotter mit dem Darmdotter zusammenhängt. Wie andere Schnitte lehren, erweitert sich aber diese Rückenfalte gegen die Brust zu sehr stark, und am Hinterleibsabschuitt umspannt der Keimstreif kaum ein Drittel des Leibesumfanges. Die Inuenhiille ih ist deutlich zu erkennen, ihre Zellen sind aber durch starke Dehnung viel breiter und flacher geworden. Um die oben augedeutete, durch Brandt’s Untersuchungen offen gelassene Frage nach dem Schicksal der Aussenhülle zu lösen, hatte ich schon vor Jahren zahlreiche in den Endstadien befindliche Eier in Schnitte zerlegt, jedoch ohne allen Erfolg, ln der letzten Zeit aber gelang es mir endlich, nachdem ich circa 50 Eier völlig resultatlos geprüft hatte, zwei Schnittserien zu erhalten, die in dieser, bekanntlich durch Witlaczi 1 ganz in Verwirrung gebrachten Frage, sowie bezüglich mancher anderer wichtiger Verhältnisse die vollste Klarheit geben. Der in Fig. 37 abgebildete, mit der Camera lucida entworfene Querschnitt entstammt einem 16 Tage alten Ei, respective einem Stadium nach geschehenem Riss der Hüllen und nach voll¬ zogener Antipodisirung des Embryos. Oben geht er knapp hinter dem Kopf durch den Halstheil, unten zum Theil durch die Vorderbeine Bi. Zu äusserst sieht man das in Boraxkarmin völlig farblos bleibende Chorion ch, welches selbstverständlich vor dem Färben und vor der Einbettung (in Zugparaffin mit Cederholzöl) an einer Stelle gesprengt werden muss. Darunter liegt ein überaus dünnes Häutchen, die Dotterhaut dh. Diese zeigt an der Innenseite feine Körnchen, offenbar ein Gerinnsel, das durch die Karminfärbung, was auch bei manchen anderen Insecten der Fall ist, roth wild, ein Umstand, den ich deshalb erwähne, damit man sich gegebenen Falls vor einer Verwechslung mit einer Keimhülle in Acht nehme. Am Embryo selbst umspann der den Keimstreif entsprechende rinnenförmige Ventraltheil ehr' ungefähr nur zwei Drittel der zugehörigen Kreisperipherie, woraus man mit Bezug auf das frühere Stadium Fig. 36 schliesseu muss, dass sich die Seiten- theile des Keimstreifs, welche in der oben erwähnten Entwicklungsphase sich stark zusammenneigen, später, während der Antipodisirung, sich wieder von einander entfernen. D er ganze dorsale Theil der Wandung des Embryos rV'r' besteht, wie die Vergleichung unseres Querschnittes mit solchen vor dem Hüllenriss auf das unzweideutigste ergibt, einzig und allein aus der umgeschlagenen Innenhülle (ih). Das ganze Bild ist nämlich genau dasselbe wie in den entsprechenden Stadien von Lina (vergl. Fig. 30) und anderer rhegmagener Insecten. Während am eigentlichen Keimstreif rbr' die Aussenschichte (Ectoderm) ein niederes Cylinderepithel darstellt, und derselben, soweit sie reicht, das Hautfas erb latt, sowie das auch hier aus zw ei Seitenbändern entstehende Mesenteron folgt, ist die dorsale Grenzlage des Dotters ein ganz dünnes Keimhüllen und Rückenbildung der Insecten. 155 Häutchen, dessen Vorhandensein vielfach nur aus einzelnen rothgefärbten , im Schnitte spindelförmigen Zellen mit kleinen Kernen erkannt wird. 1 Nicht minder sicher ist es dann, dass der im Dotter unseres Schnittes befindliche und von der entoptygmatischen Rückenwand schon völlig ab geschnürte, aus grosskernigen Zellen bestehende dicke Ring ro als Aussenhiille zu betrachten ist, denn dieses Rückengebilde zeigt in seinem ganzen Habitus eine geradezu überraschende Übereinstimmung mit dem sogenannten Rückenrohr gewisser Käfer und Geradflügler (vergl. u. A. Fig. 25). Ein eigentliches Rohr ist aber das auf dem Wege der Faltung versenkte Ectoptygma hier deshalb nicht zu nennen, weil es, ganz ähnlich wie das von Avers bei Oecanthus nachgewiesene Gebilde, im Ganzen nur an drei bis vier 0-02 mm dicken hintereinander folgenden Querschnitten sichtbar ist, und somit nur ein kurzes dickwandiges, vorne offenes Säckchen darstellt. Ein späteres Stadium, in welchem ich die Ectoptygmarestc auffand, zeigt nahezu dasselbe Bild des Zerfalles wie beim Maikäfer, weshalb ich davon keine Abbildung gebe. Dagegen betrachten wir inFig.37 und 37* zum Schlüsse noch die Dorsalregion eines Querschnittes durch den Py rrhoco ris- E m b ry o kurz vor dem Ausschlüpfen. Die aus dem Entoptygma entstandene Aussen- schichte aa' ist ein Epithel, deren Zellen ungefähr ebenso hoch als breit sind und das vom Ectoderm der Ventral- und Lateraltheile nicht mehr zu unterscheiden ist. Die dicke Schichte hf unter ihm entstammt dem Hautfaserblatt. In der Medianlinie liegt das in diesem Stadium ganz eigenthiimlich construirte Herz 2 he, das sich, wie ich an anderen Schnitten gesehen habe, ganz ähnlich wie bei Melolontha aus zwei lateralen Hautfaserblattschläuchen zusammenfügt. In der medianen Einbuchtung seiner Ventralseite liegt ein Längsstrang c. md und mdl ist die zum Abschluss gelangte Mesenteronwand. Einzelne amöboide Ecto- ptygmazellen zwischen den Centroblastelementen dz sieht man bei ah. Zusammenfassung und Folgerungen. Aus den mitgetheilten Untersuchungen ergibt sich vor Allem, dass die Meinung mehrerer Forscher, wie z. B. jene Patten’s3 (28) nach welcher die Endzustände der Keimhüllen bei allen Insecten im Wesentlichen die gleichen wären, durchaus ungerechtfertigt ist. Es zeigt sich nämlich, dass schon innerhalb des engen Kreises der wenigen Insecten, welche bisher embryologisch untersucht wurden, hinsichtlich des Schicksals der Keimhüllen und ihrer Antheilnahme an der Rückenbildung eine erstaunliche Mannigfaltigkeit herrscht und wenn auch vielleicht bei einer abermaligen Nachprüfung die eine oder die andere Modification als that- sächlich nicht vorhanden sich erweisen sollte, so werden voraussichtlich, wie u. A. der von mir constatirte Fall bei Stenobothrus vermuthen lässt, mit der Zeit an anderen Insecten wieder neue Keimhiillenzustände ent¬ deckt werden. Ich gebe nun zunächst, damit man ein deutliches Bild dieser Mannigfaltigkeit gewinnt, eine tabellarische Übersicht der von mir constatirten oder doch kritisch beleuchteten Fälle. 1 Witlaczil lässt den Mitteltheil des Darmes einfach durch Verlängerung des Stromo- und Proctodaeums entstehen, eine Annahme, für die sonst kein einziger analoger Fall (bei Insecten) angeführt werden kann. 2 Für eine neue Arbeit über das Tracheatenherz sammle ich seit mehreren Jahren Materiale. 3 Hier heisst es z. B. S. 45: „The dorsal Organ . . is found in all insects, wliose development has been carefully investi gated.“ u Veit Gräber Tabelle der Keirahüllenzustände der Insecten. Der Keimstreif und die ventrale Keim¬ hüllenfalte (Gastro- ptyche) entwickelt sieh anfangs vorwie¬ gend an der Peri¬ pherie des Dotters Ectoptychische Insecten Der Keimstreif und die ventrale Keim¬ hüllenfalte ent¬ wickelt sich anfangs vorwiegend im In¬ nern des Dotters Entoptyehisehe Insecten Die ventrale Hüllen¬ falte (Gastroptyche) schliesst sich voll¬ ständig Holoptyehisclie Insecten IRückenbildung frei, ohne Antheilnahme der Hüllen (letztere reissen nicht vo r dem Rüekenscliluss) Eleuthero-notogene Ins. oder ptygmato- notogone Ins. Die ventrale Hüllen¬ falte schliesst sich nicht. Unvollstän¬ dige Hüllen \ Heini-, resp. apty- ' chische Insecten Rückenbildung un¬ ter Antheilnahme der Hüllen Ptygmato-nologone Ins. Durch Vereinigung \ der Rückenfalte (No- toptyche) Ptycho-notogone ; Ins. Durch die Innenhülle nach vorhergehen¬ dem Riss derselben Entoptygmato- notogone Ins. Rücken bildung durch den dorsalen Theil d. Aussenhülle u. den Schwanztheil der Innenhülle ! Ohne vorhergehen¬ dem Riss der Hüllen ’ Arhegmagene Ins. l Nach vorhergehen- , dem Riss der Aussen-) hülle Ectopygmato-rhegma- j gene Ins. Ohne gleichzeitigen ( Riss der Aussenhülle/ Monorhegmagene lns.( Unter gleichzeitigem , Riss der Aussenhülle \ ui. ihrer Versenkung 1 'in d. Dotter (Rücken rohr) Amphorhegmagene Ins Orthoptera p. p. Lepidoptera Hymenoptera Phryganidae Diptera p. p. Coleoptera p. p. Coleoptera p. p. Orthoptera p. p. Diptera p. p. Entoptygmato- notogone u. ampho- rhegmagene Ins. | Ithyncliota I Orthoptera Stenobothrus (n. Gra-f T>.. , ... h 1 I Ruckenschliessung > innerhalb des Dot¬ ters Perilekithische Ins. (n. d. Autoren und Gräber) / (n. Kowalevsky und, Gräber) (n. Melnikow u. Grä¬ ber) (n. Gräber) Lina (n. Gräber) ? Donacia (n. Melni¬ kow) Hydrophilus (n. Grä¬ ber) Melolontlia (n. Grä¬ ber) Gryllotalpa (n.Dohrn u. Gräber) Oecanthus (n. Ayers) Musciden (n.Graber u. Kowalevsky) ? Cecidomyiden (n. Metschnikoff) ?Tachiniden etc. (n. Metschnikoff) (n. Brandt u. Gräber) Libellulida (n. Brandt Rückenschliessung an d. Peripherie des Dotters; derEmbryo umwächst denselben . Entolekithische Ins. 157 Keimhüllen und Rückenbildung der Inseelen. Eine auffallende Thatsache, die sich ans der Durchsicht der vorstehenden Tabelle ergibt, und über deren Bedeutung mir schon jetzt, d. i. vor der Veröffentlichung meiner Hauptarbeit, eine kurze Erörte¬ rung erlaubt sei, ist die, dass Ins ecten, welche systematisch einander nahe stehen, bezüg¬ lich ihrer Keimhüllenzustände sich sehr verschieden verhalten, während umgekehrt wie¬ der systematisch voneinander weit abstehende Formen in dieser Hinsicht einander ähnlich sin d. So kennen wir z. B. in der Abtheilung der Orthoptera schon jetzt, obwohl noch mehrere Familien nicht untersucht sind, dreierlei wesentlich verschiedene Keimhüllenzustände, indem die Acridier (Stenobothrus) ectoptychisch, eleuthero-notogon und entolekithisch, die Grylliden zwar gleichfalls ectoptychisch aber ento- ptygmato notogon und endlich die Libclluliden entoptychiseh sind. Ähnlich steht es dannu. A. bei den Käfern, insoferne Lina sich ganz anders als Hydrophilus und Melolontha verhält. Der entgegengesetzte Fall aber zei"'t sich unter Anderen hinsichtlich der Käfer und Geradflügler, welche zum Theil, gleich den Rhynchoten (allen?) amphorhegmagen sind und ein sogenanntes Rückenrohr bilden. Wie soll nun diese entschiedene Incongrucnz zwischen dem ausgebildeten und dem embryonalen Zustand der Insecten, soweit letzterer überhaupt im Verhalten der Keimhüllen zum Ausdrucke gelangt, zu erklären sein? Die meisten Forscher, welche zu dieser freilich noch nie präcise formulirten Frage Stellung genommen haben, vertreten die Ansicht, dass die Verschiedenheit der Keimhüllenbildung überhaupt vorwiegend nur durch die ungleiche Massenentwicklung des Nährdotters bedingt sei. Für diese Erklärung fehlt aber zunächst, bisher wenigstens, jede thatsächliche Grundlage. Ich kenne nämlich keinen einzigen exacten Nachweis für die Annahme, dass, was ich keineswegs läugnen will, die Eier mancher Insecten relativ dotterreicher oder überhaupt grösser sind, als die anderer Formen. Wird aber auch das Vorhandensein solcher Grössendifferenzen zugegeben, so bleibt doch wohl die Annahme, dass diese auf die Keimhüllen Einfluss haben, eine ganz willkürliche. Oder warum sollte etwa die Aussenhülle eines relativ grossen Eies sich anders verhalten, als die eines kleinen, da sie doch anfänglich in beiden Eiern den ganzen Dotter umschliesst? Oder, um noch ein anderes Beispiel anzuführen, auf welche Weise soll die relative Mächtigkeit des Dotters es bedingen, dass beim einen Ei das Keimstreif-Ectoderm für sich allein dorsalwärts weiter wächst und die Rückenwand bildet, während es bei einem anderen nur in Verbindung mit den Entoptygma den Rücken schliesst? Was nun meine Ansicht Uber die Verschiedenheit der Keimhüllenzustände betrifft, so halte ich es nach reiflicher Erwä¬ gung für nicht unwahrscheinlich, dass sie, zum Theil wenigstens, eine phylogenetische Bedeutung hat. Wenn nämlich der Grundsatz im Allgemeinen richtig ist, dass stammverwandte Tliiere einander um so näher stehen in je jüngeren Stadien sie sich befinden, so darf man a priori wohl auch annehmen, dass die Insecten mit gleicher Keimhüllenbildung phylogenetisch einander näher verwandt sind als solche, bei denen die Hiillenzu- stände sehr verschieden sich verhalten. In unserem Fall würde sich also das heute gütige System der Insecten keineswegs mit der auf Grund der Keimhüllenbildung aufgestellten Anordnung decken, insofern z. B. gewisse Käfer, embryologisch betrachtet, manchen Geradflüglern ähnlicher erscheinen als gewissen Mitgliedern ihres eigenen Formenkreises. Eine derartige Incongruenz pflegt man aber nicht selten kenogenetisch, das ist durch die (meist schwei zu begi findende) Annahme zu erklären, dass in Folge gewisser späterer Einwirkungen die ersten ontogenetischen Entwicklungszustände eines Thieres eine Veränderung erleiden. Man könnte also beispielsweise sagen : Lina und Hydrophilus hatten ursprünglich, ihrer ihnen gegenwärtig angewiesenen systematischen Stellung entsprechend, annähernd gleiche Keimhüllenzustände, diese wurden aber später in Folge neuer Anpassungen, die das fertige Thier erlitt und die bis zu einem gewissen Grade auch auf die embryonale Gestaltung zurückwiikten, bei einem dieser Käfer (oder bei beiden in verschiedenerWeise) abge¬ ändert. Nach meinem Dafürhalten wird aber von der kenogenetischen Erklärungsweise zu ausgiebig Gebrauch gemacht und müsste man unbedingt fordern, dass, ehe man zu diesem Auskunftsmittel greift, früher das System der betreffenden Thiere einer genauen Revision unterzogen werde. Es kommt ja so häutig vor, dass Systeme, die seinerzeit ohne Berücksichtigung der jüngeren Formenzustände der betreffenden Thiere, also lediglich auf postembryonale Merkmale gegründet wurden, später, auch wenn die inzwischen untersuchte Embryologie neue 158 Veit Gräber , Verwandtschafts Verhältnisse kennen lehrt, dennoch aus Bequemlichkeit oder aus anderen Rücksichten beibe¬ halten werden. Auch erscheint es mir nichts weniger als consequent, das Princip der Fälschung der Phylogenie mehr auf die anerkanntermassen relativ wenig veränderlichen embryonalen Zustände als auf die fertigen freien Lebensphasen anzuwenden, die, im Gegensatz zu den ersteren, den Kampf ums Dasein wirklich führen und die demnach auch grösseren Veränderungen ausgesetzt sind. Um doch einigermassen ins Detail einzu¬ gehen, halte ich z. B. die Annahme, dass die gegenwärtig mit den Orthopteren vereinigten Libelluliden mit Rücksicht darauf, dass erstere ecto-, letztere aber entoptychisch sind, phylogenetisch nicht zu diesen gehören, sondern den Rhynchoten näher stehen, für besser begründet als die Hypothese, dass diese fundamentale Diffe¬ renz in der Keimanlage erst nachträglich auf kenogenetischem Wege entstanden ist. Manche Schwierigkeit bereitet freilich die Erklärung des umgekehrten, unter andern die Käfer und die eigentlichen Orthopteren betreffenden Falles, wie nämlich aus ungleichen Keimzuständen äusserlich und zum Theil auch innerlich ähnliche Endproducte ( Lina und Hydrophilus ) entstehen konnten. Indessen haben wir aber doch so viele Beispiele von Convergen z bildungen bei anderen Thieren, dass eine solche wohl auch bei den Insecten in grösserem Umfange unbedenklich angenommen werden darf. Eines aber scheint mir ganz zweifellos, und dies näher begründet zu haben betrachte ich als eines der Hauptresultate der vorliegenden Arbeit, dass nämlich bei der Beurtheilung der Insecten-Phyl o- genie nicht blos, wie Solches bisher meistens der Fall war, auf die Larven-, sondern auch auf die Embryonal zu stände Rüc ksi cht zu u eh men ist. Keimhütten und Rückenbildung der Imecten. 159 Verzeichnis der besprochenen Schriften, io. n. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. ' Ar:':,!\0n the deveIolMent of Oecanihus niveus and its parasite, Teleas. (Memoires of the Boston Soc. of nat. hist Vol. III, Nr. VIII, 1884.) . Balfour P. Handbuch der vergl. Embryologie. Übersetzt von Vetter. Jena 1880, I. Bd. Bob1 ( tzky N. Übei die Bildung des Blastoderms und der Keimblätter bei den Insecten. (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie 31. 13 ct. 1878.) lault A. Biitiä^e zui Entwicklungsgeschichte der Libelluliden und Hemipteren mit besonderer Berücksichtigung der Embryonalhullen derselben. (Mem. Acad. 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Die Entwicklung der Dipteren im Ei. (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, 13. Bd. 1863.) 3o. Witlaczil E. Entwicklungsgeschichte der Aphiden. (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, 40. Bd. 1885.) 34. Zaddach G. Untersuchungen über die Entwicklung und den Bau der Gliederthiere. l. Heft: Die Entwicklung pw ganiden-Eies. Berlin 1854. 8 s 160 Veit Gräber, ERKLÄRUNG DER TAFELN. Allgemeine Bezeichnungen: a After. dk Dotterzellenkerne. md,md ' Mitteldarm (Mesenteron-)Wand. ah, ah' Äussere Keimhülle (Eetoptygma). ah-cu Cuticula derselben. b Bauch-Mittellinie. bm Bauchmark. ch Chorion. cu Ectoderm-Cutieula. db Dotterkügelchen. dd Darmdrüsenblatt. df Darmfaserblatt. dh Dotterhaut. dz Dotter-(Centroblast-)zellen. ec, ec' Ectoderm. en, en ' Entoblast — (Meso- + Mesentero- he, he' Herz. blast). og Oberes Schlundganglion. pr Afterdarm (Proctodaeum). ro Sogenanntes Bückenrohr. rr' Bückenhaut. r" Rücken-Mittellinie. hf Hautfaserblatt. ih,ih' Innere Keimhülle (Entoptygma). lc,k' Kopftheil. I h Lcibeshöhle. m Mund. s, s' Schwanztheil. se Seröse Flüssigkeitsschichte der Aussenhiille. sto Schlunddarm (Stomodaeum). NB. In allen Zeichnungen ist der Dotter gelb und sind die Kerne der beiden Keimhüllen roth markirt. (Nur ausnahms¬ weise sind in einigen Figuren auch andere Theile colorirt.) Fig. 1. Querschnitt durch einen 02 Tage alten Embryo von Stenobothrus variabilis. Er geht etwas schief durch das erste Hinterleibssegment, h t o Ventraler Anhang des letzteren, df Ventraler Abschnitt des Darmfaserblattes. Vergr. 100/ 1. 2. Rand der Rückenfalte (Notoptyclie) — Gegend r in Fig. 1 — stärker vergrössert. r Punkt, wo das Ectoderm in das Entoptygma (Innenhülle) ih umbiegt und zugleich die Dorsalmembran rr' abzweigt. Vergr. 300/1. Fig. 3—5 GryllotaVpa vulgaris. Fig. 3. Zellen der Innenhülle eines 10 Tage alten Embryos stark vergr. „ 3*. Zellen der Aussenhiille vom gleichen Embryo stark vergr. „ 4. Embryo von der Rückenseite schwach vergr. , 4*. Querschnitt durch den Embryo in.Fig. 4, und zwar durch das Rückenorgan ah. b2 Mittelbeine Vergr. 90/1. 5. Dorsaler Theil des Querschnittes in Fig. 4* stärker vergr. A eine Zelle des sog. Rückenorgans noch stärker vergr. Fig. 0 — 14 HydrophMus piceus. Fig. 0. Stück Aussen und Innenhülle sammt Ectoderm im Durchschnitt, kurze Zeit vor dem Riss der Hüllen. Vergr. 400/1. 7. Querschnitt durch den Embryo kurze Zeit nach dem Riss der Hüllen und zwar hinter dem Schlund, tr Anlage des lateralen Tracheen Stammes, cd, c'd" Falte am Rande der contrahirten Aussenhiille (sog. Rückenplatte), rc, r' c' In¬ nenhülle. Vergr. 40/1. „ 8. Die Umgebung der Falte cd in Fig. 7 stärker vergr. 100/1. „ 9. Die gleiche Region nach einem weiter nach hinten gelegenen Querschnitt. Vergr. 100/1. ^ TAFEL II. Fig. 10. Dorsale Partie eines noch weiter hinten gelegenen Querschnittes der gleichen Serie (Fig. 8 und 9). ah inneres, ah' äusseres Blatt der Aussenhülle. Letzteres gleich der Innenhülle ih durch Faltung entstanden, z losgelöste Ecto- ptygmazelle. Vergr. 200/1. „ 11. Querschnitt aus der gleichen Serie, vor dem in Fig. 7 abgebildeten gelegen. A eine Partie der gefältelten Innen¬ hülle ih, ih' stärker vergr. „ 12. Dorsaler Theil eines abdominalen Querschnittes durch einen Embryo, der circa 1 Tag älter ist als der in Fig. 7 11 dargestellte. Stadium des primären oder einschichtigen Rückenrohres. Vergr. 80/1. „ 12*. A Rückenansicht eines Eies im Stadium der Bildung des „primären Rückenrohres“ {ro). ö Öffnung des letzteren vergr. B Dasselbe im Stadium des „secundärcn Rückenrohres“ vergr. 161 Keimhüllen und Rückenbildung der Insecten. l‘ig. 13. Dorsaler Thoil eines Querschnittes durch einen Embryo, der wieder älter als jener in Fig. 12 ist. Stadium des secimdiiren oder zweischichtigen Rückenrohres. Die Ränder i, V entsprechen den gleichbezeichneten Stellen in Fig. 12. Desgleichen die Höhlung sä. he Herz im Stadium des Doppelschlauches. Vcrgr. 80/1. „ 14. Dorsaler Theil eines Querschnittes durch einen noch älteren Embryo. Stadium des Zerfalls des Bückenrohres ro. Herz he ein einfacher Schlauch geworden. Vergr. 80/1. Fig. 13 — 27 Melolontha vulgaris. Fig. n 15. Ventraler Theil eines Querschnittes durch einen 9 Tage alten Embryo, en Entoblastzellen mit sehr kleinem Kern, en" in den Dotter ausgewanderte Zellen derselben Art. Vergr. 140/1. IfF. Ventraler Iheil eines Querschnittes durch einen 16 Tage alten Embryo. kl Vorderkiefer. (Man beachte die in den zwischen Innen- ili und Aussenhülle ah befindlichen Raum eingewanderten Entoblast- resp. Hautfaserblattzellen.) Vergr. 100/1. 15-'-". a Kleinkörnige Entoblastzellen , h Ectodermzellen, c grosskernige Ectoptygmazellen, d Dotter- oder Centroblast- zcllen eines 10 Tage alten Embryo. Alles bei gleich starker Vergrösserung. ‘ TAFEL in. Fig. IG. Querschnitt durch einen 20 Tage alten Embryo unmittelbar vor dem Riss der Hüllen, und zwar in der Region der Hinterleibsbasis. «oundaV Membran zwischen der Mesenteronwand und dem Hautfaserblatt. Vergr. 30/1. „ 17. Peripherischer Theil eines Querschnittes durch ein 15 Tage altes Ei, um die Ei- und Keimhüllen zu zeigen Vergr. 200/1. „ 18. Embryo von der Rückenseite nach vollzogenem Riss der roth markirten Keimhüllen, fa Lage der letzteren am 21. Tage, ro desgleichen am 22. Tage. Stadium des sog. Rückenrohres. r 19. Querschnitt eines 21 läge alten Embryos kurz nach dem Riss der Hüllen, und zwar in der Region der Vorderbeine. re,r'e' umgeschlagene Innenhülle, ecrc'e ’ Aussenhülle. Vergr. 30/1. n 20. Flächenansicht des äusseren Blattes der Falte de in Fig. 19. Vergr. 200/1. „ 21. Flächenansicht des inneren Blattes der Falte de in Fig. 19. Vergr. 200/1. „ 22. Die Umgebung der Falte de in Fig. 19 stärker vergr. Tc im Zerfall begriffener Kern der Aussenhülle, k' in den Dotter eingewanderte Zellen der letzteren. „ 23. Dorsaler Iheil eines thoracalen Querschnittes durch einen 22 Tage alten Embryo. Stadium der partiellen Einsenkung der jetzt zweischichtigen Aussenhülle ah. Vergr. 90/1. ” 24:’ c'er versenkten Platte ah in Fig. 23, 500mal vergrössert. k normale, h, in Zerfall begriffene Ectoptygma- Kcrne. „ 25. Dorsaler Theil eines Querschnittes durch ein 23 Tage altes Ei, und zwar aus der Mitte des Hinterleibes. Stadium des secimdärcn (zweischichtigen) Rückenrohres, ah' Nicht in die Rohrbildung eingehende Ectopygmazellcn. he, he’ Paarige Anlage des Herzens. Vergr 60/1. I TAFEL IV. Fig. 26. Medianer Längsschnitt durch einen 23 Tage alten Embryo. Vergr. 30/1. „ 27. Dorsaler Theil eines Querschnittes durch einen 25 Tage alten Embryos, und zwar durch die Hinterleibsbasis. Sta¬ dium des Zerfalls des Rückenrohres ro. he. lie' Die beiden dorsalen Hautfaserblattschläuche, welche die paarige Anlage des Herzens bilden, hf Anlage der sog. Herzflügelmuskeln, p Oberer Rand des noch nicht geschlossenen Mesenterons. Vergr. 100/1. Fig. 28 — 33 Lina tremulae. Fig. 28. Ventraler Theil eines Querschnittes durch einen 3 Tage alten Embryo (Mitte des Keimstreifs) vor der Vereinigung der ventralen Hüllfalte (Gastroptyche). Vergr. 200/1. „ 29. Querschnitt durch einen 4 Tage alten Embryo (erstes Hinterleibsdrittel) vor dem Riss der inneren Hülle. Vergr. 90/1. „ 30. Querschnitt durch einen 5y2 Tage alten Embryo (Hinterleib) nach dem Riss der Innenhülle, mg Malpighische Gefässe. Vergr. 90/1. „ 31. Stück der rechten Hälfte des Querschnittes in Fig. 30. Vergr. 500/1. „ 32. Medianer Längsschnitt durch ein 8J/a Tage altes Ei kurz vor dem Ausschlüpfen des Embryos, tr Tracheen, sQ — st8 Abdominalstigmata. Vergr. 90/1. „ 33. Flächenansicht eines Stückes der Aussenhülle nach Behandlung mit Überosmiumsäuro. Stark vergr. TAFEL Y. Fig. 34—37* Pyrrhocoris apterus. l'ig. 34. Medianer Längsschnitt durch einen 5 Tage alten Embryo, ks Keimstreif, l Lumen zwischen letzterem und der Innen¬ hülle ih, nm sog. oberer Amnion-(Ectoptygma-)Kuchen. Vergr. 150/1, Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. V 162 Fig. 35. n 37. n 37*. J5 38. Fig. 39. 39*. n 40. n 4L. n ii 42. 4 3. Fig. 44. n 45. n n 46. 40*. ii 47. Fig. 48. ii 49. „ 50. „ 51. „ 52. n 53. Fig. 55. „ 56. » 57. Gräber , Keimhüllen und Rückenbildung der Jnsecten. Querschnitt durch einen 6 Tage alten Embryo in der Richtung xx' der Fig. 34. op und qr verdickte Seitenplatten. Aussenhülle. Vergr. 150/1. Theil eines Querschnittes durch einen 10 Tage alten Embryo vor dem Riss der Hüllen (Thoracalgegend) , b1 Vorder¬ beine, i Rückennabel. Vergr. 240/1. Querschnitt durch einen 16 Tage alten Embryo nach dem Riss der Hüllen (knapp hinter dem Kopf). Stadium des versenkten Rückenorganes. Bl Vorderbeine. Vergr. 120/1. Dorsaler Theil eines Querschnittes durch einen fast reifen (19 Tage alten) Embryo, c Längsstrang unter dem Herzen. Vergr. 300/1. Ventraler Abschnitt eines Querschnittes durch ein 2Va Tage altes Ei von Gastropacha quercifolia. Vergr. 260/1. v TAFEL VI. Querschnitt durch ein 3 Tage altes Ei von Vieris crataegi (hintere Kopfregion). Ä Schema des zugehörigen medianen Längsschnittes. Vergr. Ventraler Theil eines Querschnittes eines 3 Tage alten Eies von Spliinx tiliae. rf Rückenfalte, ec — CU Ecto- denn-Cuticula. Vergr. Querschnitt durch ein 15 Tage altes Ei desselben Thicres (Abdominalgend). Vergr. Flächenansicht eines Stückes Innenhülle (Entoptygma) des gleichen Thieres vom 10. Tage. — Ähnlich bei Vieris. — Vergr. Stück Aussenhülle von Gastropacha quercifolia vom 3. Tage in natürlicher Färbung, stark vergr. Dasselbe am 6. Tage nach Tinction mit Karmin. TAFEL VII. Medianer Längsschnitt durch einen 8 Tage alten Embryo des gleichen Thieres in seiner natürlichen Färbung. Vergr. Medianer Längsschnitt durch ein 10 Tage altes Ei von Gastropacha in natürlicher Färbung. Vergr. Stück Längsschnitt durch einen Embryo von Vollstes gallica. ach Äusseres Chorion, ich inneres. Vergr. Optischer Längsschnitt durch ein Ei von Formica ruf«. Vergr. Querschnitt durch einen 7 Stunden alten Embryo von Lucilla Caesar. Vergr. ' TAFEL VIII. Fig. 48 — 54 Chironomus spec. Optischer Längsschnitt durch die Hinterhälfte eines Eies von Chironomus spec. vor der Vereinigung der Kopf- ( v ) und Schwanzfalte ( h ) auf der Bauchseite. Vergr. Optischer Medianlängsschnitt durch ein Ei vor dem Riss der Aussenhülle ah'. Vergr. Optischer Medianlängsschnitt, 2 Stunden später, nach dem Riss der Aussenhülle. Innenhülle ih noch vorhanden. ks Rand der Dorsalfalte (Notoptyche). Vergr. Detto, wieder eine Stunde später, nach der Vereinigung der Dorsalfalte und dem Schluss des Rückens. Vergr. Detto, 13 Stunden später. Vergr. Ausschliipfendc Larve. Vergr. Flächenansicht der Aussenhülle, stark vergr. Fig. 55 — 57 Mystacides spec. Dorsaler Theil eines optischen Längsschnittes durch das Ei vor dem Riss der Aussenhülle. Vergr. Detto, nach dem Riss der Aussenhülle.. Vergr. Detto, nach der Versenkung der zusammen geschrumpften Aussenhülle in den Dotter und nach dem Schluss des Rückens durch die Dorsalfalte. Vergr. A .Gj aber: Keiiiiluilleii und Riickenbilduid; der Insecten. Taf.I. '■»« v £ - j V :5 „\3 V.VH'V 5J^ 0» ?c e' ' gäägv. ,-i S* • ^»tv. >...,. tj( ■•■? - ‘ •:.V •••. :• •; ;• • a ■ '■ . \ • - t W- ••' «S *>»•«*. 16 U »*>?:* K Gräber n.d-Nat gez. Denkschriften d.kais. Akad.d Wiss. math.-naturw. ('lasse, Bd £ itfjJn sf .v. ThJSannwa rth,Ms n,VILBgz . LY. Abi b. II. Taf.H. Y. Gräber: Keinihüllen und Rückenbildung der Insecten. ah' . «.**#%.* «&&*******' _ oicOo ’ * ^ oce^"0 ,,, v; SS >***"*" "ri/Mit;;:..;.'. «'tf 3 » * i5t*‘ V. n.dj'ht €ez. Denkschriften d 1 lAjfosf .v. Th.Pa 7271 wa rih, Men, VILBs^ . kais. Akad.d. Wiss. math.-naturw. ('lasse, Bd. LY. Abth.H. \ .(»i aber. ReiinTiiiller und Rückenbildlind der hisctten. Tai'. III. 7 Graler n.d.Nat Denkschriften d.kais. Akad d . Wiss. math.-naturw. L ithAnst.v. ThJBann vra rlh)Yien,VIl.Bez . Hasse, Bd . LY. Abth.ll. # r V. Gräber n.d.Nat iez. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Cla.sse, Bd. LY. AMhT l ühAnsty.ThBazm warfhffien, VJlbBez . V. Gräber: Keinihüllen und Riiekenbilduiig der Inserien. (Lz 3S. ah.- cu aJv ah cu Gräber: Keintliüllennnd Rüekenbildm^ der Insecten Taf.Vn uvni rjU -*3 p © . ’Ä •Ö”0?Äv ’m»Y-oV ^OOr? o ^ r’V®« °n 1 , O'o O'cb'5cjr^x>öo'oao~/ 5 Op o o»«£?»0 ° ‘»o ' %"* ' , A O ®a>»° OOt? 0 3.1 o ®Lo o O. d o 7o ° 0 °o ö n o o fi4 ■ > ■ >Ä * 1@ll gass» |‘ U o 'a-i ‘ rtl.' i\oo0OoßV' ,Ö®3'5«Jo S 5 ' Ü'v- ’ . ■ ■ lWi^0^S^L ii '..'ftfi . n.d.Nit $■. '. iäiAncty. ThdBazmwa rfli, Wien, VIIBe: Denkschriften d.lniis. Akad.d Wiss . matb.-naturw. Gasse, Bd. IA Tai-. VIII. V. Grabei*: Keinihüllen und Küekenbihhmd der Insert eil. 54. m k # -*■ äs 9 ■ ■ 67. Jr"W : 'v * Denkschrift en d.kais. Akad. d . Wiss. math.-naturw. Hasse. Bd litKAn st.v. ThJBarmwa rfh, 1)5 en,!? Lt = . LY. Abtli.H. 168 BEITRÄGE ZUR KENNTNISS DER SEHNERVEN KREUZUNG Docknt Dr. J. SINGER, VORSTAND DER K. K. DEUTSCHEN UNIVERSITÄTS-POLIKLINIK IN PRAG IN VERBINDUNG MIT i)r e. münzer, ASSISTENTEN AM PHYSIOLOGISCHEN INSTITUTE. AUSGEFÜHRT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (QIcLt: £ SafeUi.) VOHGEI.EGT IN DER SITZUNG AM 3. JULI 1SS8. Wenn durch die Thatsachen der klinisch-anatomischen Beobachtung einerseits, durch die experimentell anatomischen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte insbesondere durch die Arbeiten von Gudden anderer¬ seits, die Lehre von der Partialkreuzung im Chiasma vom Rang einer Hypothese zu der einer festgestellfen I hatsache erhoben zu sein schien, so lehrt die Erfahrung der letzten Jahre, dass die erwähnten Thatsachen nicht auf Alle die gleiche überzeugende Kraft ausgeübt haben. In der That sollte man glauben, dass, nachdem es Gudden und seinen Schülern, insbesondere Ganser, in einer Reihe klassisch zu nennender Experimente gelungen war, beim Kaninchen sowohl als bei der Katze in der wünschenswerthesten Klarheit das ungekreuzte Bündel des Traetus opticus zur Anschauung zu bringen, jede weitere experimentelle Untersuchung über diese Frage als unnöthig angesehen werden müsste. Die einzige, auch von Gudden nicht geklärte Frage blieb etwa noch die Lage des ungekreuzten Bündels im Traetus und im Sehnerven. Während nach einer Angabe Keller- m ann’s beim Menschen der ungekreuzte Tractusantheil nicht als isolirtes Bündel besteht, sondern die Fasern bei¬ der Optici in dem Traetus innig miteinander verflochten sein sollen, besteht nach Gudden’s und Ganser’s Angaben ein geschlossenes ungekreuztes Bündel. Während aber nach Ganser das ungekreuzte Bündel im Traetus und Nerven lateral gelegen ist, erfolgt nach Gudden im Chiasma eine derartige Einlagerung der Fasern, dass das ungekreuzte Bündel im Traetus lateral, im Nerven hingegen medial gelegen ist. Im Anschluss an diese Widersprüche macht Schwalbe, der sich sonst auch nicht dem überzeugenden Eindruck der für die Partialkreuzung sprechenden Thatsachen verschliessen kann, die Bemerkung: „Man sieht aus diesen Angaben, wie grosse Unsicherheit in Betreff des Verlaufes des ungekreuzten Bündels existirt. Wenn irgendwie, so könnte man hieraus Einwände gegen die Deutung der zu Gunsten der partiellen Kreuzung angeführten Tliat- sachen entnehmen,“ y ^ 164 J Singer und E. Münzer, „Ein Skepticismus ist so lange gerechtfertigt, als diese Widersprüche nicht gelöst sind.“1 Viel rückhaltloser und bestimmter lautet der Ausspruch eines anderen ausgezeichneten Anatomen, nämlich Gegenbaur’s. Derselbe sagt: „Es ergibt sich demnach eine totale Kreuzung, welcher jedoch manche pathologische und physiologische Bedenken im Wege stehen. Daraus ist die Auffassung entsprungen, dass jedem Sehnerv wieder Bündel aus demTractus derselben Seite zugetheilt seien. Anatomisch sind sic noch nicht nachgewiesen.“ 2 Ebenso findet man in der neuesten Auflage des Grün hagen’schen Lehrbuches der Physiologie bei Besprechung des Baues des Cliiasma folgenden Satz: „Bei solchem Widerspruch der Ansichten . werden erst erneute Untersuchungen abzuwarten sein, ehe das letzte Wort gesprochen werden darf.“ Bei dieser vorsichtigen Zurückhaltung hervorragender Vertreter der Anatomie und Physiologie darf es nicht Wunder nehmen, wenn einer der eifrigsten Verfechter der Totalkreuzung in letzter Zeit abermals ver¬ sucht hat, auf Grundlage erneuter experimenteller und anatomischer Untersuchungen die, wenigstens von der überwiegenden Mehrzahl der Physiologen und Arzte verlassene Lehre der Totalkreuzung wieder zur Gel¬ tung zu bringen und „auch Andere von der Thatsache der vollständigen Kreuzung im Chiasma zu über¬ zeugen.“ Als Festschrift der medicinischen Facultät der Universität Würzburg zum 70. Geburtstage K öllik er ’s hat J. Michel eine glänzend ausgestattete Monographie verfasst, in welcher er an die Frage der Sehnerven¬ kreuzung mit einer neuen Methode herantritt, und sie in dem schon oben erwähnten Sinne gelöst zu haben glaubt. Michel untersuchte das Chiasma der Eule, des Meerschweinchens, des Kaninchens, des Hundes, der Katze und des Menschen. Das Eulenchiasma entstammte einem Thiere, dessen eines Auge eine Linsentrübung zeigte, und dessen entsprechender Sehnerv atrophische Veränderungen erkennen liess. Bei den übrigen Thieren wurde entweder am neugeborenen oder erwachsenen Thiere ein Auge entfernt und nach ver¬ schieden langer Zeit das Chiasma untersucht. Bei einigen Thieren wurde auch behufs Feststellung der Ver¬ hältnisse der Commissura posterior doppelseitige Enukleation des Auges vorgenommen, sowie auch (am Kaninchen) die mediane Spaltung des Chiasma nusgeführt. Hiezu kommen drei Fälle von einseitiger Atrophie des Sehnerven, sowie ein Fall von einseitigem Anophthalmus heim Menschen. Als Untersuchungsmethode benützte Michel die Weigert’sche Hämatoxylinfärbung und kam zu dem Resultate, dass bei allen unter¬ suchten Thieren, sowie beim Menschen, sich die durch die Entfernung eines Auges bedingte Degeneration nur auf den Tractus der entgegengesetzten Seite fortpflanze, also bei allen untersuchten Thieren und beim Menschen Totalkreuzung der Sehnerven bestehe. Einer so umfangreichen, auf Grund zahlreicher Versuche und anatomischer Untersuchungen angestellten Arbeit gegenüber war es nicht angezeigt, unthätig zu bleiben. Waren die Untersuchungen früherer Forscher, und insbesondere Gudden’s, unrichtig, so hätten die letz¬ teren lediglich eine Kette von Irrthümern darstellen müssen, und es war nothwendig, sich selbst von der Thatsache zu überzeugen, dass das, was man bisher für sichere Wahrheit gehalten, nur falsche Beobachtung war; beruhten hingegen Michel’s Beobachtungen auf einem Irrthum, so war es wünsehenswerth, diesen womöglich endgültig als solchen nachzuweiseu, damit die strittige Frage, die bereits eine so umfangreiche Polemik hervorgerufen, endlich eine dauernde Lösung erfahre. Selbstverständlich war von allen bisher verwen¬ deten Methoden abzusehen. ' Die Gudden’schen Experimente einfach zu wiederholen, wäre überflüssig gewesen, denn offenbar waren sie trotz ihrer Exactheit und Klarheit nicht genügend, alle Gegner der Partialkreuzung vollständig zu überzeugen, und die Michel’scheUntcrsachung zu wiederholen, erschien ebenfalls nicht nöthig, da ja an der Gewissenhaftigkeit Michel’s in der Beobachtung gewiss nicht gezweifelt werden konnte, und es sich 1 Lehrbuch der Neurologie, 1881, S. 721. 2 Lehrbuch der Anatomie, III. Aufl., S. 829. 165 Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung. höchstens um eine Kritik der Methode hätte handeln können, wozu sich im Verlaufe dieser Abhandlung noch Gelegenheit ergehen dürfte. Zufällig waren wir zur Zeit des Erscheinens der Michel’schen Monographie mit einer Experimentaluntersuchung beschäftigt, in welcher es sich um Nachweis eines Zuges sehr feiner degene- rirender Nervenfasern handelte, nämlich mit der Untersuchung der Pyramidenhahn des Hundes. Singer hat schon im Jahre 1881 auf die Schwierigkeiten hingewiesen, welche der mikroskopische Nachweis der degeue- rirten Pyramidenbalm bei Hunden macht. 1 Während man an dem in einer Lösung von Chromsalzen gehärteten Rückenmark auf dem Querschnitte makroskopisch deutlich die sich durch ihre gelbliche Färbung abhebende degenerirte Pyramidenbahn erkenntest am mikroskopischen Präparat auch bei guter Karmintinction kein wesent¬ licher Unterschied zwischen beiden Kückenmarkshälften nachweisbar. Die Hoffnung, dass die Weigert’sche Methode günstigere Ergebnisse liefern würde, hat sich nicht bestätigt. Die bei der Untersuchung der Ein¬ strahlung markhaltiger Faserzüge in die graue Substanz und bei deren Atrophie so werthvolle Methode, ver¬ sagt hier ebenso den Dienst wie die Karmintinction. Gerade um diese Zeit waren wir aber bei der Pyramidenbahn des Hundes mit einer Methode zu brauch¬ baren Resultaten gelangt, welche im hohen Masse die Eigenschaften zu besitzen schien, die man auch bei der Untersuchung des Chiasma als wünschenswerth betrachten musste. Diese von V. Marc hi angegebene Methode wurde im Jahre 1887 von ihm uud Algeribeider Untersuchung der secundären Degenerationen im Hunderückenmark verwendet 2 und sollte die merkwürdige und unschätzbare Eigenschaft besitzen, nur die Markscheide des degenerirenden Nerven, beziehungsweise die Zerfallsproducte derselben intensiv schwarz zu färben, während die Markscheide des normalen Nerven blos einen grauen Farbenton zeigen soll. Eine solche Methode musste, wenn sie sich bewährte, zur Untersuchung der Sehnervenkreuzung vorzüglich geeignet erscheinen, denn die Existenz eines auch nur kleinen ungekreuzten Bündels vorausgesetzt, musste dieses bei Anwendung derselben einige Zeit nach Enukleation eines Auges sich in deutlich kenntlicher Weise in dem normalen gleichseitigen Tractus opticus nachweisen lassen. In der That ergaben einige vorläufige Versuche am Rückenmarke des Hundes noch totaler Durchschneidung, nach Abtragung der motorischen Zone u. s. f. so unvergleichlich schöne Bilder, dass wir sofort an die Untersuchung des Chiasma zu schreiten beschlossen, und es sind die Resultate dieser Arbeit, welche wir in diesen Zeilen niederlegen. Da sich aber insbesondere bei Untersuchung von Rückenmarksquerschnitten, ferner bei Untersuchung von Querschnitten der Medulla oblongata des Hundes des Öfteren in Partien schwarze Niederschläge zeigten, in denen man der Natur der Sache gemäss keine Degeneration erwarten konnte, und welche sich auch dem Aussehen nach etwas von der echten Degeneration unterschieden, so wurde zugleich an eine eingehende experimentelle Prüfung der Methode selbst geschritten, über deren Ergebnisse vorerst berichtet werden soll. Die mit der genannten Methode zu untersuchenden Objecte werden folgendermassen behandelt. Das betreffende Organ wird im Ganzen in Müller’seher Flüssigkeit durch acht Tage gehärtet, hierauf werden möglichst kleine Stückchen davon direkt (ohne vorher auszuwaschen) in ein Gemisch von Miiller’scher Flüssigkeit und 1 Proc. Osmiumsäurelösung im Verhältnisse von 2 : 1 gebracht und daselbst durch 5 — 8 Tage gelassen, worauf sie zur Untersuchung bereit sind. Wir haben die Objecte gewöhnlich ausgewässert, dann in Alkohol gehärtet, inCelloidin gebettet und nach dem gewöhnlichen Aufhellungsverfahren in Canadabalsam ein¬ geschlossen. Die Methode hat, wie man sieht, neben anderen Vortheilen den, dass die Objecte viel früher als sonst schnittfähig werden und keiner nachherigen Tinction benöthigen. Wir haben den Angaben von Marclii und Algeri nur zwei technische Details hinzuzufügen: Erstens, dass auch die längere Zeit, bis zu drei Monaten, in Müller’scher Flüssigkeit gebliebenen Objecte sich zur Behandlung mit dem Reagens eignen; zweitens, dass der zum Einschluss verwendete Canadabalsam nicht in Chloroform gelöst sein darf, da sonst die schwarze Färbung der degenerirten Markscheide aus gleich zu erwähnenden Gründen mit der Zeit an Inten- 1 Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, 1881, III. Abth., 84. Bd. 2 Rivista sperimentale di freniatria e di med. legale, 1887, XII, 3. 166 . J. Singer und E. Münzer, sität verliert. Am besten bewährte sich der Einschluss in erwärmtem Canadabalsam ohne Zusatz eines Lösungsmittels. Um nun die Wirkungsweise der Methode näher zu studiren, wird es sich empfehlen, zuerst das Aussehen des normalen peripheren Nerven, sowie des normalen Centralorgans, die mit dem Reagens behandelt wurden, und dann die Art und Weise des Auftretens der Degeneration, sowie das Aussehen der veränderten Markscheide einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Untersucht man einen normalen peripheren Nerven nach Behandlung mit dem Marchi’schen Reagens auf feinen Längs- und Querschnitten, sowie insbesondere an Zupfpräparaten, so sieht man die Markscheide selbstverständlich vollkommen normal gestaltet und von blassbräunlicher, bis¬ weilen in’s Olivenbraune spielender Farbe. Niemals erinnert die Färbung der Markscheide auch nur annähernd an die tiefschwarze Färbung derselben bei directer Behandlung mit Osmiumsäurelösungen. Zwischen der Mark¬ scheide und der Schwann’schen Scheide eingelagert, erscheinen in verschiedenen Nerven (es wurde eine grössere Anzahl normaler Hüftnerven von Kaninchen, Hund und Katze untersucht) in wechselnder Anzahl, doch niemals sehr reichlich, vereinzelte rundliche, schwarze Tröpfchen, welche höchst selten zu Gruppen vereint liegen, immer nur der Markscheide aufgelagert erscheinen und niemals dieselbe etwa der Dicke nach durch¬ setzen. (Taf. I, Fig. 1.) Die Untersuchung einiger normaler Kaninchensehnerven zeigte dieselben im Gegensätze zu den peripheren Nerven fast ganz frei von den beschriebenen Tröpfchen. Ebenso erschien der beim Kaninchen bekannter- massen markhaltige Eintritt des N. opticus in die Netzhaut fast ganz rein. Hervorzuheben ist, und für das Verständniss der Reaction vielleicht nicht unwichtig, dass in den Präparaten etwa vorhandenes Fettgewebe sich intensiv schwarz färbt, wie bei der gewöhnlichen Osmiumwirkung. (Fig. 1 «.) Es hat also durch die vor¬ hergegangene kurze Chrombeize die normale Markscheide die Eigenschaft, verloren, in einer Mischung von der angegebenen Concentration (denn in einfacher 1% Osmiumsäurelösung gelingt die .Schwärzung der Mark¬ scheiden, auch an in Chromsalzen gehärteten Präparaten, bekanntlich leicht) die Osmiumsäure zu reduciren, während das freie Fett dieselbe noch besitzt. Bei der Untersuchung von Längsschnitten normaler peripherer Nerven, sowie insbesondere an solchen von normalen Sehnerven fiel ein eigentümlicher Befund auf, der eine nähere Untersuchung veranlasste. Es fand sich nämlich an der Peripherie des Nerven, da wo derselbe bei der Herausnahme durchschnitten wurde, ein reichlicher Niederschlag von schwärzlichen Schollen. (Taf. IV, Fig. 29 b.) Diese Schollen sind meist nicht so intensiv schwarz gefärbt wie die bei der eigentlichen Degene¬ ration auftretenden, sondern zeigen zum Tlieii eine bläulich-schwärzliche Färbung, wie etwa sehr schwach mit Osmiumsäure tingirtes Nervenmark, doch zeigt ein Theil derselben, insbesondere die kleineren, auch starke Schwärzung. Diese Veränderung findet sich, wie gesagt, nur an der Schnittstelle und erstreckt sich nur eine ganz kurze Strecke in den Nerven hinein. Es lag der Gedanke nahe, dass es sich hier um eine directe Wirkung des Schnittes auf die Markscheide handelt, welche durch die hiebei auftretende Quetschung in ihrer Structur und chemischen Beschaffenheit verändert und vielleicht in Fett oder dem Fette nahestehende Sub¬ stanzen verwandelt werden könnte. Wir machten desshalb vorerst den naheliegenden Versuch, einen nor¬ malen Hüftnerven am lebenden Thiere blosszulegen, mit einer dazu besonders construirten Pincette durch einige Secunden zu quetschen und dann sofort in der beschriebenen Weise zu behandeln. Es zeigte sich nun auf dem Längsschnitte des so behandelten Nerven das folgende Bild. (Taf. I, Fig. 2.) An der Quetsch¬ stelle, die sich durch den stark zickzackförmigen Verlauf der Nervenfasern zu erkennen gibt, ist nur mini¬ male Schwärzung zu sehen, hingegen erscheint die Markscheide etwa ein halbes Millimeter zu beiden Seiten der Quetschstelle durchsetzt von schwarzen Schöllchen und Tröpfchen. Diese erscheinen zum Theile innerhalb der Markscheide bei stärkerer Vergrösserung zickzackförmig angeordnet, zum Theile als ausgedehnter, die ganze Markscheide gleichmässig betreffender Niederschlag. Es warf sich nun die Frage auf, ob es sich hie¬ bei um eine Lebenserscheinung handle oder nicht. Derselbe Versuch wurde daher an einem Nerven, welcher 24 Stunden nach dem Tode des Versuchsthieres in seiner normalen Lage in der Leiche verblieben war, wie¬ derholt und es ergab sich auch hier eine in derselben Ausdehnung die Markscheide betreffende Schwärzung, 167 Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung. jedoch erschienen hier die gleichmässigen schwarzen Niederschläge häufiger als die beschriebenen Schöll- chen und Klümpchen an dem lebendig gequetschten Nerven. Auch an einem drei Tage in der Leiche ver¬ bliebenen Nerven, dessen Markscheide schon in hohem Grade geronnen und krümelig zerfallen erschien, waren noch deutlich die beschriebenen Veränderungen nach erfolgter Quetschung kenntlich. (Taf. I, Fig. 3.) Was die Untersuchung des normalen Centralorgans betrifft, so erschienen auf Querschnitten des sorgfältig herauspräparirtcn und in keinerlei Weise gequetschten Kaninchenrückenmarks die Eintrittsstellen der hinteren Wurzeln in die Hinterstränge, viel weniger die Einstrahlung in das Hinterhorn selbst, mit mehr weniger zahlreichen kleinen, schwarzen Tröpfchen besetzt, welche sich in noch viel spärlicherer Menge auf dem Quer¬ schnitt der weissen und grauen Substanz, fast gar nicht an den vorderen Wurzeln zeigten. Im Vorderseiten¬ strang fanden sich ausserdem einzelne grössere, unregelmässig geformte Schollen, die fast durchwegs jene bläulich-schwarze Färbung zeigten, die an den an der Schnittstelle sich anhäufenden Schollen beobachtet wird. Am Querschnitt des normalen Hunderückenmarkes zeigte sich derselbe Befund, mit Ausnahme der grösseren Schollen, doch erschienen die schwarzen Tröpfchen etwas zahlreicher an den vorderen Wurzeln und ihrem Austritte aus der grauen Substanz, auch zeigte sich hie und da an denselben gleichmässige Schwärzung wie am gequetschten todten Nerven. Am Querschnitt der normalen Medulla oblongata von Hund und Taube fanden sich ziemlich häufig schwarze Tröpfchen auf den sogenannten Fibrae arcuatae und in der Raphe vor. Dagegen zeigten sich Querschnitte aus der Vierhiigelgegend vom Kaninchen, von Katze und Hund fast ganz frei, insbesondere erschienen Frontalschnitte durch den normalen Tractus opticus frei von jeglicher Schwär¬ zung. Mit grosser Regelmässigkeit hingegen fanden sich die schwarzen Tröpfchen wiederum an den Austritts¬ stellen sämmtlicher untersuchter Hirnnerven insbesondere an den Wurzeln des Oculomotorius, wobei sich das merkwürdige Verhalten zeigte, dass der intracerebrale Verlauf, sowie die Fasern des Nerven nach dem Austritt aus dem Gehirn oft ganz frei erscheinen, während gerade an der Stelle des Eintrittes eine grössere Ansammlung derselben stattfindet. Dabei ist es schon bei schwachen Vergrösserungen kenntlich, dass die Markscheide keinerlei Veränderung zeigt, und bei stärkerer Vergrösserung erkennt man, dass der grösste Tlieil der schwarzen Tröpfchen nicht auf der Markscheide aufliegt, sondern in den Interstitien zer¬ streut ist. Es ist jetzt an der Zeit, das Bild zu schildern, welches man bei Anwendung der Methode von Marchi am degenerirenden peripheren Nerven erhält. Wir wollen unserer Beschreibung die Untersuchung von vier Hüft- nerven zu Grunde legen, welche an vier Kaninchen desselben Alters (drei von demselben Wurf) durchschnitten wurden, und bei denen aus gleich zu erwähnenden Gründen gleichzeitig ein Auge enucleirt worden war. Der zeitliche Verlauf der Degeneration ist folgender: ZweiTage nach der Durchschneidung erscheint die Markscheide des peripheren Stumpfs im Ganzen noch normal gefärbt, jedoch in ihrer ganzen Ausdehnung zerklüftet und varikös; bei schwacher Vergrösserung sieht man Uber dem ganzen Längsschnitt des Nerven zahlreiche, meist vereinzelte, nur selten zu Gruppen angeordnete schwarze Tröpfchen und Schöllchen von geringem Umfang. Bei stärkeren Vergrösserungen, oder an Zupfpräparaten schon bei schwächeren Vergrösserungen, erkennt man (Taf. I, Fig. 4), dass diese Tröpfchen und Schöllchen nicht wie beim normalen Nerven der Markscheide blos aufliegen, sondern dieselbe der ganzen Dicke nach durchsetzen oder die durch ihren Zerfall entstandenen Lücken ausfüllen. Am vierten Tage zeigt der periphere Stumpf bereits das ausgesprochene Bild der W aller’- sclicn Degeneration, die Markscheide ist in ihrer ganzen Ausdehnung in kleinere oder grössere Klumpen zer¬ fallen, von denen ein Tlieil noch die bräunliche Färbung der normalen Markscheide zeigt, der grösste Tlieil aber bereits tiefschwarz erscheint, auch die normal gefärbten Markschollen enthalten vielfach tiefschwarze Tropfen. Die vom vierten bis zum neunten Tage zu beobachtenden Veränderungen des peripheren Stumpfes sind nur eine Steigerung der oben beschriebenen; besonders treten später die das Osmium reducirenden Schollen in grosser Anzahl auf, so dass am neunten Tage der Nerv fast ganz aus intensiv schwarz gefärbten Klumpen und Schollen zusammengesetzt ist. (Taf. I, Fig. 5.) Der centrale Stumpf des durchschnittenen 168 J. Singer und E. Münzer , Nerven zeigt etwa ein lialbes Millimeter weit von der Schnittstelle entfernt ebenfalls Markscheidenzerfall und reichliches Auftreten grösserer schwarzer Klumpen, weiter oben jedoch ist die Markscheide auch am neunten Tage vollständig normal, doch erschien dieselbe in reichlicherem Maasse als im normalen Nerven, besetzt mit vereinzelten schwarzen Tröpfchen. (Taf. 1, Fig. 6 und 7.) Über den weiteren zeitlichen Verlauf der Vor¬ gänge im peripheren Stumpf, sowie über die Veränderungen im centralen Stumpf und deren etwaige Fort¬ pflanzung auf das Rückenmark soll eine eigene, später mitzuthcilende Versuchsreihe Aufschluss ertlicilen. Wir wollen gleich hier den zeitlichen Verlauf der parallel laufenden Veränderungen am Opticus beschreiben. Die gleichzeitige Enucleation des Auges wurde aus einem doppelten Grunde ausgeführt. Es war erstens die Frage zu beantworten, ob die Veränderungen am Nervus opticus zeitlich genau so verlaufen, wie am peri¬ pheren Nerven, ferner war zu entscheiden, ob das Chiasma wirklich wie es vielfach, so auch von Michel behauptet worden ist, einen „Indifferenzpunkt11 darstellt, an dem die Degeneration gewissennassen ein nur schwierig zu überwältigendes Hinderniss findet. Diese „mystische“ Eigenschaft des Chiasma, wie sie Gudden mit Recht nannte, war von vorneherein sehr unwahrscheinlich. Wir wissen aus den Versuchen Walle r’s, dass der von seinem Centrum getrennte Nerv im Laufe einer gegebenen Zeit, welche vielleicht für periphere und centrale Nerven etwas differiren mag, die Zeit von einigen Wochen aber nicht über¬ schreitet, bis zu seinem Eintritt in die graue Substanz oder bis zur Peripherie degenerirt, und dass an der grauen Substanz die Degeneration still steht. Dass aber ohne Zwischenschaltung von grauer Substanz Still¬ stand der Degeneration stattfände, wäre beim Chiasma ebenso unverständlich, wie wenn etwa dasselbe in der Pyramidenkreuzung geschehen würde, welche ja anatomisch denselben Charakter trägt wie das Chiasma. Nun ist letzteres bekanntermassen nicht der Fall, sondern bei Degeneration der Pyramiden findet sich gleichzeitig auch Degeneration der Pyramidenbahnen im Rückenmarke. Es war also der Erfolg des Versuches vorauszusehen. In der That erkennt man, um uns kurz zu fassen, mit stärkeren Vergrösscrungen bereits am zweiten Tage reichliches Auftreten von schwarzen Tröpfchen im durchschnittenen N. opticus und im gekreuzten Tractus; diese Veränderungen werden am vierten Tage noch deutlicher und vom siebenten Tage ab kann über das Auftreten von echter Waller’scher Degeneration amN. opticus und T. opticus keinZweifel mehr sein. Die Widerstandskraft des Chiasma gegen die Degeneration muss also in der That, wenigstens bei den von uns verwendeten Thicren als eine „Mythe“ bezeichnet werden, die Degeneration tritt im Gegentheil, wie am peripheren Nerven, so auch am Opticus gleichzeitig in seiner ganzen Ausdehnung von der Schnittstelle bis zum nächsten Centrum auf, und es besteht, was den zeitlichen Verlauf der Degeneration betrifft, zwischen dem peripheren Nerven und dem Sehnerven wenigstens kein wesentlicher Unterschied, indem auch hier schon am zweiten Tage die ersten Kennzeichen der Degeneration vorhanden sind; doch scheint der Verlauf im Ganzen etwas langsamer zu sein, da am vierten Tage, wo am peripheren Nerven die Zerfallsproducte sehr reichlich sind, dieselben am Opticus noch immer spärlich erscheinen. Ein weiteres Moment, welches durch die an den vier Kaninchen vorgenommene Augenenucleation zur Entscheidung kommen sollte, war die etwa vorhandene Möglichkeit, dass es sich bei den an den Oculo- motoriuswurzeln auftretenden Niederschlägen um echte Degeneration handeln könnte, welche in Zusammen¬ hang gebracht werden könnte mit der Degeneration des N. opticus. Schon die einfache mikroskopische Beobachtung indess lässt die Niederschläge am Oculomotorius, sowie die an den übrigen Hirnnerven und dem Eintritt der Wurzeln auftretenden, in den meisten Fällen leicht von echter Degeneration unterscheiden. Vor Allem ist das vollständig normale Aussehen der Markscheide an Längsschnitten, dann aber insbesondere der Umstand charakteristisch, dass es sich hier gewöhnlich nur um vereinzelte, nicht zu Längsreihen ange¬ ordnete rundliche Tröpfchen handelt, während die, die zerfallende Markscheide ersetzenden Schollen meist unregelmässig geformt und auf Längsschnitten in charakteristischer Weise eine eigenthümliche Anordnung zu Längsreihen zeigen. (Wir stellten diese Versuchsreihe zu einer Zeit an, wo wir die oben beschriebenen schwarzen Tröpfchen im normalen Centralorgan und Nerven noch nicht genauer studirt hatten, wollen aber trotzdem das Resultat derselben als nicht unwichtig hier mittheilen.) Es stellte sich auch heraus, dass das 169 Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung. Auftreten der genannten Tröpfchen am Oculomotorius in keinerlei Zusammenhang mit der Degeneration im Opticus steht. An Präparaten, wo die Degeneration im Opticus stark entwickelt war, waren die Niederschläge am Oculomotorius minimal und umgekehrt, ja auch am normalen Präparat sind sie einerseits oft reichlich zu finden, während sie andererseits eben so oft fehlen, oder nur in ganz geringen Mengen vorhanden sind. Mit Rücksicht auf die oben erwähnte Einwirkung gröberer mechanischer Eingriffe auf die Markscheide musste an die Möglichkeit gedacht werden, dass die beschriebenen tröpfchenförmigen Niederschläge etwa durch die bei der Herausnahme des Centralorganes bedingte Quetschung und Zerrung hervorgerufen werden könnten. Wir haben desshalb an einem frisch getödteten Kaninchen die Wirbelsäule der ganzen Länge nach vorsichtig geöffnet, dann aus dem Thier herausgeschnitten und in toto in Mttller’sche Flüssigkeit gelegt. Aber auch an diesem in keiner Weise gequetschten Rückenmark sind dieselben Veränderungen kenntlich. Fassen wir also die Ergebnisse unserer experimentellen Vorprüfung der Marchi’schen Methode zusammen, so ergibt sich als wichtigstes Resultat, dass in der That gewisse Bestandtheile der in Degeneration begriffenen Markscheide bei der beschriebenen Behandlung tiefe Schwärzung erkennen lassen, während die normale Markscheide hellbräunlich gefärbt erscheint. Die Thatsache, dass normales Fettgewebe sich mit dem Marchi’schen Verfahren in gewöhnlicher Weise schwärzt, macht es in hohem Grade wahrscheinlich, dass es das bei der Waller’schen Degeneration auftretende freie Fett oder dem Fett ähnliche Substanzen sein mögen, welche die beschriebene Osmiumreaction veranlassen. Auf diesen Umstand mag das ziemlich starke Ausbleichen der Präparate zurückzuführen sein, die in Chloroform-Oanadabalsam eingeschlossen worden sind. Es umgeben sich diese nämlich nach wenigen Tagen mit einem schwarzen Hof, der auf der durch das Chloroform erfolgenden Lösung der geschwärzten Fettsubstauzen beruhen dürfte. Bei Einschluss in trockenem Canadabalsam tritt diese Erscheinung nicht ein. Es sei hier übrigens darauf aufmerksam gemacht, dass schon S. Mayer die intensivere Schwärzung der bei der sogenannten normalen Degeneration auftretenden Zerfallsproducte der Markscheide nach Einwirkung von Osmiumsäure aufgefallen ist, und von ihm auf das Auftreten eines Körpers zurückgeführt wurde, „der sich der Osmiumsäure gegenüber ebenso verhält wie Fett, das sich in dem genannten Reagens merklich dunkler färbt, als das normale Nerven¬ mark. 1 Macht die besprochene eigenthümliche Reaction den degenerirten Nerven zweifellos in vorzüglicher Weise kenntlich, so war weiterhin die Frage zu beantworten, inwieweit dieselbe mit Rücksicht auf die erwähnte auch in normalen Nerven und Centralorganen bei Anwendung des Marehi’scheu Verfahrens auftretenden schwarzen Tröpfchen und Schöllchen einwurfsfrei zur Verfolgung des Faserverlaufes anwendbar erscheint. Kann nicht eine Verwechslung der eben beschriebenen schwarzen Punkte und Tropfen mit Degeneration auftreten? Diesbezüglich ist vor Allem betreffs des Chiasma hervorzuheben, dass bei diesem Object eine Täuschung kaum möglich ist, da Opticus und Chiasma zu den Organen gehören, in welchen die beschriebenen Niederschläge selten und spärlich auftreten. Was das Rückenmark und die Medulla oblongata hingegen betrifft, werden gewisse Vorsichtsmassregeln nöthig sein. Soweit es sich um geschlossene Faser- ziige handelt, z. B. Pyramidenbahn, Kleinhirnseitenstrangbahn u. s. w. gibt die Methode nach unseren bis¬ herigen Versuchen unvergleichlich schöne Bilder, welche vollständig eindeutig sind; handelt es sich aber um zerstreute punktförmige Degeneration, dann wird Vorsicht zu empfehlen sein. Es ist dann nicht erlaubt, einfach Alles was sich schwärzt für Degeneration zu erklären, sondern es wird sich empfehlen, die betreffenden Versuche zu wiederholen, bis man das Wechselnde, Zufällige vom Bleibenden, regelmässig Auftretenden zu sondern im Stande ist. Die an der Schnittstelle auftretende Schwärzung der Markscheide, die „Querschnittswirkung“ wie wir sie kurz nennen wollen, kann zu Verwechslungen keinen Anlass geben, es ist aber bei der Herausnahme des Centralorganes jedenfalls Vorsicht zu empfehlen, da jede Quetschung desselben sich dann am mikroskopischen Präparat durch das Auftreten von schwarzen Schollen zu erkennen 1 Über Vorgänge der Degeneration und Regeneration u. s. f. Prag 1881, S. 25 und 26. Penkschriften der mathem.-naturw. CI. LY. Bd. Abhandlungen von bichtmitgliedern. 170 J. Singer und E. Münzer , gibt. Können wir nach den bisher angestellten Versuchen die Marchi'sche Methode bei den angewandten Vorsichtsmassregeln als eine vorzügliche neurologische Forschungsmethode bezeichnen, so sind wir der Frage gegenüber, was die in normalen Nerven und Centralorganen auftretenden schwarzen Tröpfchen zu bedeuten haben, bisher im Unklaren. Dass es sich auch hier um fett oder dem Fett nahestehende Körper handeln muss, ist wohl selbst¬ verständlich, aber ob diese in irgendwelcher Beziehung zum Stoffwechsel des Nerven stehen, was insbeson¬ dere die regelmässige Anhäufung derselben am Eintritt der Wurzeln in das Rückenmark oder am Eintritt der Gehirnnerven in das Gehirn zu bedeuten habe, ist uns nicht gelungen zu ermitteln. Die oben beschriebenen Erscheinungen der Schwärzung an gequetschten Nerven Hessen zuerst daran denken, dass es sich möglicher¬ weise um Stoffwechselproducte handeln könnte, die mit der Function des Nerven selbst Zusammenhängen könnten, und wir haben, diese Möglichkeit ins Auge fassend, auch einige Versuche angestellt, in welchen lebendige Nerven längere Zeit von starken galvanischen Strömen durchströmt oder durch längere Zeit fara- disirt wurden, und diese Nerven dann mit der Marchi’schen Methode untersucht. Dieselben zeigten jedoch keinerlei Veränderung. Die hierauf angestellten und hier mitgetheilten Versuche am gequetschten todten Nerven lassen diese Annahme auch wenig wahrscheinlich erscheinen. Hingegen ist noch an eine Möglichkeit zu denken. Bei allen mit Hilfe der Walle r’schen Methode angestellten Versuchen muss man heutzutage auf die von S. Mayer beschriebenen, im normalen Nervensystem auftretenden Degenerationsvorgänge Rücksicht nehmen, insbesondere bei einer Methode, bei welcher, wie bei der Marchi’schen das feinste Fetttröpfchen sich durch seine schwarze Farbe deutlich von seiner Umgebung abhebt. In der Tliat lassen sich, wie zu erwarten war und wie beiliegende Illustrationen lehren mögen (Fig. 8 und 9) die von Mayer beschriebenen Veränderungen mit dev Marchi’schen Methode sehr leicht und scharf erkennen. Es ist nun denkbar, ja sogar sehr wahrscheinlich, dass solche Veränderungen auch im Centralorgan Vorkommen, wo jedoch der Mangel der Schwan n’schen Scheide die charakteristische Anordnung der geschwärzten Tröpfchen nicht zulassen würde, so dass man dann bei der Untersuchung des Organs auf Querschnitten und Längsschnitten blos unregelmässig zerstreute Tropfen zu sehen bekäme. Dies jedoch nur in Form einer Vermuthung; sichere Auf¬ schlüsse Uber diese Frage könnte man nur an dem Centralorgane eines Thieres erhalten, an dessen Nerven¬ fasern erfahrungsmässig die „normale“ Degeneration häufig vorkömmt, z. B. der Ratte. Für unsere Zwecke möge es genügen, vorläufig nachgewiesen zu haben, dass die Methode Marc hi’s für das Chiasma ohne wesentliche Vorsichtsmassregeln, für das Rückenmark und die Medulla oblongata, wo es sich um Degene¬ ration zerstreuter vereinzelter Fasern handelt, nur mit einer gewissen Vorsicht verwendbar ist. Keinesfalls darf etwa in letzterem Falle ohne weiters der Schluss gezogen werden, dass überall, wo Schwärzung auftritt auch Degeneration vorhanden ist. Wir schreiten nun zur Darstellung unserer Befunde am Chiasma. 1. Das Chiasma der Taube. Uber den Faserverlauf innerhalb des Chiasma der Vögel besteht in der neueren Zeit keine Meinungs¬ verschiedenheit. Die totale Kreuzung der Sehnerven wird bei dieser Tliierclasse allgemein angenommen. Indessen hat Johannes Müller in seinem classisehen Werke „Zur vergleichenden Physiologie des Gesichts¬ sinnes“ eine Abbildung eines allerdings mit einer rohen Methode (Maceration mit Salzsäure) hergestellten Präparates vom Chiasma des Hahnes beigebracht, auf Grund dessen er die partielle Kreuzung auch bei den Vögeln erschliessen zu müssen glaubte. 1 Es war daher wohl immerhin der Mühe werth, noch einmal das Chiasma der Vögel mit einer neuen Methode einer Untersuchung zu unterziehen. In der That kann bei der Untersuchung der mit der Marchi’schen Methode hergestellten Präparate an der Thatsaelie der Totalkreuzung 1 L. o. Taf. III, Fig. 17. 171 Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung. bei der Taube kein Zweifel bestehen. Man sieht an Längs- und Frontalschnitten die schon von Carus, dann von Meckel beschriebene blätterartige Kreuzung aufs schärfste. (Taf. I, Fig. 12.) Zugleich bemerkt man, wie sich die dem degenerirten Sehnerven angehörigen Blätter des Chiasma durch ihre intensive Schwärzung aufs schärfste abheben von den dem normalen angehörigen. Auf Serien von Horizontal- sowohl, als Verticalschnitten kann man sich nun leicht überzeugen, dass die Degeneration des Sehnerven sich einzig und allein in den Tractus der entgegengesetzten Seite fortsetzt (Taf. I, Fig. 11 u. 12), und bietet das Chiasma der Taube daher in dieser Hinsicht nichts Interessantes. Hingegen muss bezüglich des weiteren centralen Verlaufes des Tractus opticus gleich auf eine merkwürdige Thatsache aufmerksam gemacht werden, wenngleich die weitere Unter¬ suchung derselben noch nicht abgeschlossen ist. Untersucht man nämlich das Taubenchiasma drei Wochen nach erfolgter Enucleation des Auges, zu einer Zeit also, wo beim Säugethier die Degeneration hochgradig entwickelt ist, der degenerirte Sehnerv und Tractus daher bereits intensive gleichmässig verbreitete Schwär¬ zung zeigt, dann wird man von der verhältnissmässig geringen Entwicklung der degenerativen Veränderungen überrascht. Der dicke Sehnerv und der Tractus der gekreuzten Seite zeigen wohl eine deutliche, aber in geringer Intensität Uber den Querschnitt ausgedehnte Schwärzung. Untersucht man nun insbesondere Frontalschnitt¬ serien durch das Chiasma, so sieht man nach vollendeter Kreuzung den Tractus opticus sich in zwei scharf getrennte Antheile sondern, von denen der eine mächtig entwickelte um diese Zeit (3 Wochen nach der Enu¬ cleation) schwache Degeneration zeigt und sich in den markweissen Überzug des Zweihügels verliert und die Hauptmasse des Tractus opticus darstellt. An seiner Innenseite nun gewahrt man ein sehr schmales, aber intensiv geschwärztes Bündel von Nervenfasern, welches nach kurzem, mit dem übrigen Tractus parallelen Verlaut sich in eine an der Medianseite des Corpus bigeminum gelegene kleine Anhäufung von grauer Substanz einsenkt. (Taf. II, Fig. 13«.) Es scheint also der Tractus opticus der Taube aus zwei gesonderten, in beson¬ dere Centralorgane eintretenden Antheilen zu bestehen, von denen der eine rascher der Waller’schen Dege¬ neration anheimfällt als der andere. Über die näheren Details des Verlaufes und der centralen Endigung dieses Zuges wird erst nach weiteren Untersuchungen Bericht erstattet werden, hier sei nur noch erwähnt, dass fünf Wochen nach erfolgter Enucleation des Auges die Degeneration des stärkeren Tractusantheiles ebenso stark ausgesprochen ist als beim Säugethier. 2. Das Chiasma der Eule. Bekanntlich hat Johannes Müller aus physiologischen Gründen zuerst das Postulat aufgestellt, dass die nach seiner Ansicht für das Zustandekommen des binocularen Einfachsehens nothwendige Partialkreuzung in dem Thierreiche um so vollständiger werde, je grösser das gemeinschaftliche Gesichtsfeld des betreffenden Fhieres ist. Indessen unterliegt es keinem Zweifel, dass diese Behauptung Müll er ’s in dieser apodiktischen Fassung nicht aufrecht erhalten werden kann. Selbst Gudden, der eifrigste Verfechter der Lehre Müller’s musste zugeben, dass bei den Eulen die Sehnerven eine vollständige Kreuzung erfahren. 1 In seiner eingangs erwähnten Monographie hat auch Michel ein Eulenchiasma (von Strix noctua) mit der Weigert’schen Hämatoxylinfärbung untersucht und vollständige Kreuzung der Sehnerven gefunden. Auch wir hatten Gelegen¬ heit das Chiasma einer Eule zu untersuchen, der wir drei Wochen früher ein Auge enucleirt hatten, und können die Angabe Gudden’s und Michel’s nur bestätigen. Ebenso wie bei der Taube geschieht bei der Eule (es handelte sich um ein Exemplar von Strix ulula) die Kreuzung in Form einer blätterigen Durchflechtung. Während aber bei der Taube auf einem die Mitte des Chiasma treffenden Längsschnitt 4 — 5 Blätter getroffen werden, erfolgt bei Strix ulula die Durchflechtung mittelst nur zweier dicker Blätter. (Taf. II, Fig. 14.) Dieses Verhalten dürfte übrigens bei den einzelnen Species wechseln, da an der in dem Michel’schen Werke w * 1 Archiv iür Ophthalmologie, XX, II, S. 267. 172 J. Singer und E. Münzer, gegebenen Abbildung des Chiasma von Strix noctua die Dnrchflecbtung ebenfalls mit fünf Blättern erfolgt. Merkwürdig ist bei Strix ulula die anfallende Kürze der Tractus optici, ferner die Tliatsache, dass der oben beschriebene gesonderte Zug, den das Taubenchiasma zeigt, bei der Eule fehlt. Vergleichende Unter¬ suchungen Uber diesen Punkt sind in Aussicht genommen. 3. Das Chiasma der Maus. Dass bei der Maus in dem Chiasma totale Kreuzung der Sehnerven besteht, macht ein nach der Gurlden’- schen Methode vorgenommener Versuch höchst wahrscheinlich. Einem neugeborenen (weissen) Mäuschen wurde der eine Bulbus entfernt und das Gehirn des erwachsenen Thieres hierauf untersucht. Das Mäuse- chiasma hat die Eigenthümlichkeit, dass die Gudden’sche Commissur von dem hinteren Chiasmawinkel ziem¬ lich deutlich getrennt erscheint und erst seitlich sich dem Tractus anlegt. Man sieht nun an der Basis eines in dieser Weise präparirten Mäusegehirnes folgendes Bild. Von dem zum enucleirten Auge gehörigen N. opti¬ cus ist nichts zu sehen. Der normale Opticus begibt sich zum Chiasma und biegt daselbst in einer bajonnett förmigen Knickung in den Tractus opticus über, um sich erst weiter seitlich der Commissura posterior anzu¬ legen. (Tat. I, Fig. 10.) Bestünde ein ungekreuzter Tractusantheil, so. würde man ihn wohl an dem hinteren Chiasmawinkel abgehen sehen. Diesem makroskopisch schon ziemlich eindeutigen Bilde entspricht die mikroskopische Unter¬ suchung des nach einseitiger Augenenucleation mit Marchi’s Methode untersuchten Mausgehirnes. Der intensiv geschwärzte degenerirte Sehnerv durchkreuzt sich mit dem normalen in der von Michel beschriebe¬ nen strohmattenartigen Durchflechtung, um hierauf total in den gekreuzten Tractus überzugehen. Nur in den gekreuzten Tractus lässt sich die Degeneration verfolgen, im gleichnamigen ist keine Schwärzung nach¬ weisbar. (Taf. II, Fig. 15 — 19.) Die sehr stark entwickelte Commissura posterior liegt dem Tractus dicht an und ist von demselben scharf gesondert. (Fig. 18a.) Die Degeneration ist mit Leichtigkeit in das Stratum zonale, das Pulvinar und in die Opticus-Faserschichte des vorderen Vierhügels zu verfolgen. (S. Fig. 18 und 19.) Es besteht demnach bei der Maus totale Kreuzung der Sehnerven, sollte ja ein ungekreuzter Tractus- antheil bestehen, so steht er an Mächtigkeit gewiss noch bedeutend dem gleich zu besprechenden unan¬ sehnlichen des Kaninchens nach. 4. Das Chiasma des Meerschweinchens. Auch beim Meerschweinchen (Taf. III, Fig. 20) ist es leicht, sich an einer Serie von Horizontalschnitten von dem Bestehen einer Totalkreuzung zu überzeugen. Viel schöner noch als bei der Maus sieht man die strohmattenartige Durchflechtung im Chiasma, und in grösster Schärfe heben sich im Chiasma die dem degenerirten Sehnerven angehörigen Partien durch ihre intensive Schwärzung von den normalen Partien ab. Die Degeneration lässt sich aber nur ausschliesslich in den gekreuzten Tractus verfolgen, während der gleich¬ namige vollständig frei ist. Auch die in der Einleitung erwähnten, hie und da im normalen Nerven vorkom¬ menden schwarzen Tröpfchen sind weder im Sehnerven noch im Tractus enthalten. Es gilt also für das Chiasma des Meerschweinchens das von der Maus Gesagte. 5. Das Chiasma des Kaninchens. Mit grossem Interesse gingen wir an die Untersuchung des Kaninchenchiasma. Bekanntlich hat Gudden seine ersten experimentellen Untersuchungen an der Taube und am Kaninchen angestellt und gefunden, dass bei beiden Tbieren eine vollständige Kreuzung der Sehnerven erfolge. In der That muss jeder, 173 Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung. der den Gudden’schen Versuch der Wegnahme eines Auges am neugeborenen Kaninchen nachgemacht hat, diese anfängliche Schlussfolgerung des ausgezeichneten Forschers begreifen; denn untersucht man die Hirn¬ basis des erwachsenen Thieres, so ist von den dem enueleirten Auge angehörigen Nerven nichts übrig als eine transparente Bindegewebslamelle, auf der gekreuzten Seite anscheinend nichts als die Commissura posterior, während der normale Nerv seiner ganzen Stärke nach in den der operirten Seite entgegengesetzten Tractus überzugehen scheint. Es ist also vollkommen erklärlich, wenn Gudden bezüglich der Abbildungen zweier in dieser Art präparirter Kaninchengehirne den Ausspruch gethan hat, dass dieselben „den Beweis für die Vollständigkeit der Sehnervenkreuzung dieser Thiere fuhren, wie er vollgültiger und zwingender nicht gedacht werden kann.“1 Wenn derselbe Forscher später auf Grund erneuter Experimente diesen Satz corri- giren musste und auch für das Kaninchen eine unvollständige Kreuzung nachwies, so liegt darin durchaus kein Grund vor, mit Mauthner anzunehmen, dass die Erzeugung künstlicher Atrophie bei jungen Thieren nicht die richtige Methode war, um zu sicheren Schlüssen in Betreff des Chiasmabaues zu gelangen, 2 im Gegentlieil sprechen gerade diese späteren Versuche Gudden’s für seine Gewissenhaftigkeit als Experimen¬ tator und für die Vorzüglichkeit seiner Methode. Die Versuche, mit welchen Gudden den Nachweis des ungekreuzten Bündels beim Kaninchen führte, waren folgende. Wurde beim neugeborenen Thiere nach Ent¬ fernung des hinteren Theiles der Grosshirnhemisphäre „der ganze vorliegende Hirnstammtheil mit seinem Tractusantheile“ mittelst des scharfen Löffels herausgehoben und das Gehirn des Thieres sechs Monate später untersucht, so fand sich der Voraussetzung gemäss der verletzte Tractus vollständig atrophisch, gleichnamiger N. opticus und gekreuzter Tractus normal, in dem gekreuzten und in Folge der Verletzung des zugehörigen Tractus atrophischen N. opticus liess sich ein fadenförmiges ungekreuztes Bündel, sowohl makroskopisch als mikroskopisch an Osmiumpräparaten nachweisen. In noch schönerer Weise zeigte ein zweites Experiment Gudden’s die Existenz des ungekreuzten Bündels. Entfernte man nämlich nach Abtragung des Stirnhirnes die eine Hälfte des Chiasma mit dem scharfen Lötfel, so blieb an erwachsenen Thieren nichts vom Chiasma übrig als das ungekreuzte Bündel seinem ganzen Verlaufe entlang vom N. opticus bis in den Tractus opticus derselben Seite. 3 Endlich spaltete Gudden am neugeborenen Thiere das Chiasma intracraniell, worauf ebenfalls Isolirung beider ungekreuzten Bündel erfolgen musste.4 Indessen hat Michel neuerdings wie schon erwähnt, ohne die Versuche Gudden’s einer Widerlegung zu unterziehen, wiederum für das Kaninchen den Bestand einer Totalkreuzung behauptet, so dass es gerade hier, wo das ungekreuzte Bündel so gering¬ fügig sein sollte, von Interesse war, die neue Methode auf ihre Brauchbarkeit zu erproben. Der erste unter¬ suchte Fall betraf ein Kaninchen, dem vor drei Wochen ein Auge enucleirt worden war, und dessen Chiasma auf Frontal schnitten untersucht wurde. Wie in den früher beschriebenen Fällen unterscheidet sich der dege- nerirte N. opticus durch seine Schwärzung scharf von dem normalen, und bietet besonders ein Frontalschnitt durch das Chiasma, welcher die Durchflechtung der geschwärzten degenerirten Partien mit den normalen zeigt, wohl eines der schönsten und schärfsten mikroskopischen Bilder dar, welche man sehen kann. (Taf. 111, Fig. 21.) Nach vollendeter Kreuzung erscheint der gekreuzte Tractus intensiv geschwärzt, während der Tractus der gleichnamigen Seite nur hie und da schwarze Pünktchen auf dem Querschnitte zeigt, so dass aus der Untersuchung der Frontalschnitte allein man beim Kaninchen die Partial kreuz ung mit Sicherheit zu erken¬ nen nicht im Stande wäre, da die Zahl der degenerirten Fasern, welche auf dem Querschnitte des Tractus zu sehen sind, eine sehr geringe ist, daher eine Verwechslung mit zufälligen Niederschlägen eventuell mög¬ lich wäre. Zweifellos dargethan wird aber die partielle Kreuzung bei der Untersuchung des nach Enuclcation eines Auges mit Marchi’s Methode behandelten Kaninchenchiasma auf Horizontalschnittreihen. Man findet ' Archiv für Ophthalmologie, XX, II, S. 261. 2 Gehirn und Auge, S. 434., 3 Archiv für Ophthalmologie, XXV. Bd. I, S. 14815, Taf. I, Fig. 283. 1 I ageblatt der Naturforscherversammlung in Strassburg, 1885. 174 J. Singer und E. Münzer, hiebei, dass au den ersten, also basal gelegenen Schnitten, die Degeneration sich nur im gekreuzten Tractus opticus nachweisen lässt, weiter dorsalwärts jedoch erscheinen im gleichnamigen Tractus degenerirte, nicht allzu spärliche Fasern, welche über die ganze Breite des genannten Tractus verbreitet sind, sowohl am Hauptstamme des degenerirten N. opticus als auch an der äussersten Lamelle des Chiasma abgehen, zum grössten Theile die Mitte des Tractus einnehmen, an keiner Stelle desselben aber etwa ein geschlossenes Bündel darstellen. (Taf. III, Fig. 22.) Der N. opticus der normalen Seite in den angezogenen Präparaten ist vollkommen frei von Schwärzung, auch lässt die charakteristische Anordnung der geschwärzten Substanz in Längsreihen den Gedanken an eine Verwechslung mit den eingangs erwähnten Tröpfchen nicht auf- kommen. Dieselben Veränderungen konnten wir an einem Kaninclienchiasma constatiren, welches drei Monate nach erfolgter Augenenucleation zur Untersuchung kam. Doch ist das hier zu beobachtende Bild nicht so elegant wie bei den kürzere Zeit nach der Operation untersuchten Fällen. Statt der offenbar in der Richtung der dege¬ nerirten Fasern angeordneten schwarzen Schollen, welche noch die ursprüngliche Form der degenerirenden Nerven einhalten, finden sich unförmliche grössere schwarze Klumpen über den Tractus verbreitet. Wahr¬ scheinlich erfolgt nach längerer Zeit Verschmelzung der kleineren Fetttröpfchen zu grösseren Tropfen. 6. Das Chiasma des Hundes. Konnte die Frage nach dem Bestand einer partiellen oder totalen Kreuzung beim Kaninchen erst bei genauer Untersuchung von Horizontalschnittreihen entschieden werden, so macht ihre Beantwortung beim Hunde nicht die geringsten Schwierigkeiten. Verfolgt man eine Reihe von Frontal schnitten von vorne nach hinten durch das Chiasma, so begegnet man wiederum auf Schnitten, die durch das Chiasma selbst gelegt sind, dem charakteristischen Bilde der „Strohmatten artigen“ Durchflechtung der geschwärzten degenerirten, mit den hellbräunlichen normalen (Taf. III, Fig. 24, 25); und nach vollendeter Kreuzung ist beim Hunde die Partialkreuzung leicht zu erkennen. Während der gekreuzte Tractus opticus intensiv geschwärzt erscheint, zeigen sich auch dem gleichnamigen Tractus reichliche geschwärzte Fasern beigemischt. (Taf. III, Fig. 26, und 27, Taf. IV, Fig. 28.) Diese degenerirten Fasern sind an Zahl zweifellos geringer als im gekreuzten Tractus, erscheinen jedoch auch hier nicht in Form eines geschlossenen Bündels, sondern sind gleichmässig den normalen Fasern des gleichnamigen Tractus beigemengt. In noch deutlicherer Weise ist die Partial¬ kreuzung an Horizontalschnitten durch das Chiasma zu erkennen. Man sieht auch hier die degenerirten, geschwärzten Fasern sich zum grössten Theil in den gekreuzten, zum geringeren Theil in den gleichnamigen Tractus begeben, wo sie sich gleichmässig Uber den Tractus verbreiten, ohne sich zu einem besonderen geschlossenen Bündel zu vereinigen. (Taf. Iil, Fig. 27.) Wir wollen es nicht unterlassen, zu erwähnen, dass in den erst beschriebenen Präparaten vom Hunde der normale N. opticus nicht frei war von den in der Ein¬ leitung beschriebenen Tröpfchen ; aber gerade in solchen Präparaten zeigt es sich auf das deutlichste, dass eine Verwechslung dieses Phänomens mit der echten Degeneration, insbesondere an Längsschnittpräparaten nicht möglich ist, da insbesondere die eigenfhiimliche longitudinale, der Faserrichtung entsprechende Anord¬ nung der geschwärzten Partien bei der Degeneration dieselbe leicht und sicher erkennen lässt. In dem zuletzt beschriebenen Präparate war der normale N. opticus frei von jeder Schwärzung. 7. Das Chiasma der Katze. Hat der ungekreuzte Tractusantheil beim Hunde bereits eine bedeutende Faseranzahl, so ist derselbe bei der Katze noch mächtiger entwickelt. Horizontalschnitte durch das Katzenchiasma nach Enucleation eines Auges mit Marchi’s Methode behandelt, geben folgendes Bild. (Taf. IV, Fig. 29.) Der intensiv geschwärzte, der operirten Seite angehörige N. opticus entsendet einen grossen Theil seiner Fasern in den Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung . 1 7 5 gekreuzten Tractus, zugleich aber tritt ein bedeutender Antheil seiner Fasern in den Tractus derselben Seite ein. Diesen ungekreuzten Tractus antheil konnten wir auf Schrägschnitten durch den Tractus bis zu seiner Ein¬ strahlung in das Corpus geniculatum externum verfolgen. (Taf. IV, Fig. 30.) Noch auf einen Punkt sei gelegentlich der Beschreibung der Präparate vom Katzenchiasma aufmerksam gemacht. Es eignen sich sonst die mit der Marchi’schen Methode behandelten Präparate nicht besonders zur Verfolgung der Richtung der einzelnen Nervenfasern inmitten eines Gewirres anderer degenerirter Nerven¬ fasern, da die Schwärzung ja niemals die Markscheide im Ganzen, sondern nur discontinuirlich angeordnete Bestandteile derselben betrifft. Bei dem eben beschriebenen Katzenchiasma ist dies nicht so (das Chiasma gehört einer erwachsenen Katze an, bei jungen Katzen ist das Verhältniss ein anderes), sondern es betrifft die Schwärzung ausgedehnte zusammenhängende Partien der Markscheide, so dass man auch über die Rich¬ tung der einzelnen Fasern ein annäherndes Urtheil fällen kann. Es ist nun- sehr auffallend, dass man eine grosse Anzahl geschwärzter Fasern sich an der Innenseite des degenerirten N. opticus ablösen und nach dem Eintritt in das Chiasma die Richtung nach dem gleichnamigen Tractus opticus einschlagen sieht. Dieses Ver¬ halten spricht entschieden für die Eingangs erwähnte Ansicht Gudden’s über den Faserverlauf im Chiasma. Sehr schön ist auch an unseren Präparaten die von Michel am Katzenchiasma beschriebene Schleifenbildung zu sehen. Auch bei der Katze wie beim Hund und Kaninchen tritt der ungekreuzte Tractusantheil nicht in Form eines geschlossenen Bündels auf, sondern die demselben angehörigen Nervenfasern vertheilen sich über den ganzen Tractusquerschnitt. Fassen wir also unsere Befunde zusammen, so ergab sich totale Kreuzung der Sehnerven bei den Vögeln (auch bei der Eule trotz des gemeinschaftlichen Sehfeldes), von den untersuchten Säugern totale Kreuzung bei der Maus und dem Meerschweinchen, hingegen partielle Kreuzung bei Kaninchen, Hund und Katze, wobei sich herausstellte, dass der ungekreuzte Tractusantheil des Kaninchens eine geringere, der des Hundes und der Katze eine sehr starke Faseranzahl aufweist. Hiermit hatten wir, woran wir gleich anfangs nicht zweifelten, die Resultate Gudden’s, was die That- sachen selbst betrifft, vollkommen bestätigt, insoferne nämlich bei Kaninchen, Hund und Katze von uns ein ungekreuzter Tractusantheil zweifellos nachgewiesen wurde. In grellem Widerspruche jedoch standen unsere Befunde zu denen Gudden’s und Ganser’s in der Hinsicht, dass die letzteren Forscher beim Kaninchen und der Katze den ungekreuzten Tractusantheil als geschlossenes Bündel darstellen konnten. Waren unsere Befunde durchaus unzweideutig, so konnte andererseits an der Exactheit der Experimente der genannten Forscher ebenfalls nicht gezweifelt werden. Waren aber unsere Befunde sowohl als die der letztgenannten Experimentatoren richtig, dann konnte die bestehende Differenz nur in den von uns angewandten Methoden liegen. Bei der von Gudden angewendeten Methode wird am neugeborenen Thier das Auge entfernt, es kommt hierauf der Nerv und die hinzugehörigen Tractusantheile gar nicht zur Entwicklung und blos ein durchsichtiges lockeres Bindegewebe repräsentirt alles, was von dem genannten Organ Ubrigbleibt. Besitzt nun das Kaninchen, wie wir das mit der Marchi’schen Methode nachweisen konnten, einen ungekreuzten Tractusantheil, welcher aus Uber den Tractus zerstreuten Nervenfasern besteht, so muss bei Anwendung der Gudden’schen Methode Folgendes geschehen: In dem nach Enucleation des einen Auges nicht zur Ent¬ wicklung gelangenden gekreuzten Tractus werden sich in dem in Folge der Atrophie gleichsam entstehenden leeren Raum die zerstreuten Nervenfasern des ungekreuzten Tractusantheils Zusammenlegen und die Existenz eines geschlossenen ungekreuzten Bündels gewissermassen Vortäuschen. Solche secundäre Verschiebungen in den mit der Gudden’schen Methode behandelten Organen sind von Gudden und seinen Schülern selbst wiederholt beschrieben und insbesondere von Mayser mit dem Namen der „topischen Compensation“ 176 J. Singer und E. Münzer, bezeichnet worden. Es war nun diese, den Widerspruch zwischen unseren und den Beobachtungen der Gudden’schen Schule lösende Hypothese durch das Experiment zu beweisen. Dieser Beweis wurde von uns zuerst am Kaninchen geführt. An einem Wurfe neugeborener Kaninchen wurde gleich nach der Geburt ein Auge entfernt, vier bis fünf Wochen später, nachdem die Thiere erwachsen waren, das zweite enucleirt und nach weiteren drei Wochen das Thier getödtet und das Chiasma nach Marchi’s Methode untersucht. Es musste hierauf, war unsere Voraussetzung richtig, folgendes Bild gefunden werden. Auf Horizontalschnitten musste der eine am neugeborenen hielte durchschnittene Sehnerv eine schmale blassbräunliche Binde- gewebslamelle darstellen. Der andere Sehnerv musste intensiv geschwärzt erscheinen und im Chiasma musste dessen Theilung in einen mächtigen gekreuzten und in einen sehr schmalen ungekreuzten Tractusantheil erfolgen, welcher letztere als schmales, intensiv schwarzes, geschlossenes Bündel der blassbraun gefärbten Gudden’schen Commissur aufliegen musste. Wie vollständig diese Erwartung durch das Experiment erfüllt wurde, zeigt Taf. III, Fig. 23, welche einen Horizontalschnitt etwa durch die Mitte eines in dieser Weise untersuchten Kaninchencbiasma darstellt. Der rechte N. opticus stellt ein schmales Bindegewebsband ohne jegliche Nervenfaser dar, welches sich in dem Marchi’schen Reagens blassbräunlich gefärbt hat, der linke N. opticus erscheint intensiv geschwärzt, ebenso der rechte Tractus. An der Stelle des linken Tractus zeigt sich die breite, gut entwickelte, normal gebliebene, daher blassbraun gefärbte Gudden’sche Commissur (Fig. 23a), auf welcher nun in der That der Voraussetzung gemäss ein äusserst schmales, intensiv geschwärztes, geschlossenes Faserbündel aufliegt, beziehungsweise theilweise seine Fasern mit derselben mischt, welches im linken lateralen Winkel des Chiasma von dem degenerirten N. opticus sich abtrennt, um sich zu dem Tractus derselben Seite zu begeben (Fig. 23 b). Vortrefflich illustriren die ängezogenen Präparate auch die Beziehung des Tractus zur Gudden’schen Commissur. Man sieht nämlich, dass sich die Fasern der Gudden’schen Commissur innig mit denen des hinteren Tractusantheiles mischen, selbst einige Fasern des ungekreuzten Tractusantheiles treten in die Gudden’sche Commissur ein. In gleicher Weise überzeugende Bilder erhält man an Frontalschnittserien eines derartig präparirten Chiasma. Man sieht an den vor dem Chiasma gelegenen Schnitten (Taf. IV, Fig. 31) die höchst charakteristischen Querschnitte, beider Nn. optici, den in Grösse und Form normal entwickelten intensiv geschwärzten Querschnitt des am erwachsenen Thiere durch¬ schnittenen Sehnerven neben dem ausserordentlich kleinen, hellbraun tingirten Querschnitt des am neu¬ geborenen Thiere durchschnittenen. Vor dem Chiasma treten beide Nerven dicht aneinander (Taf. IV, Fig. 32), an der Stelle des Chiasma selbst aber ist von einer Durchfleehtung von Fasern selbstverständlich nicht die Rede, da dieselben in dem atrophischen N. opticus vollständig fehlen und man sieht nun die geschwärzten Fasern des einen Sehnerven schräg hinüberziehen zum gekreuzten Tractus. Gleich an den ersten Frontalschnitten, welche durch dieses rudimentäre Chiasma gelegt werden, begegnet man dem von dem degenerirten Nerven in Form eines ziemlich compacten geschwärzten Faserzuges zu dem Tractus der¬ selben Seite, welcher nur aus der Gudden’schen Commissur und dem genannten Bündel besteht, hinziehen¬ den ungekreuzten Tractusantheil (Taf. IV, Fig. 33), welcher an weiter nach hinten gelegten Frontalschnitten, wo die Kreuzung vollendet ist, und wo in Folge des schrägen Verlaufes der Commissur nur Schrägschnitte derselben im Präparate auftreten, als mantelförmig der letzteren aufsitzende geschwärzte Zone in Erschei¬ nung tritt (Taf. V, Fig. 35). Auch an dem gekreuzten Tractus erkennt man an den medianwärts gelegenen Partien die normalen, jedoch reichlich mit degenerirten Fasern untermischten Fasern der Gudden’schen Commissur (Fig. 35). An noch weiter rückwärts gelegenen Frontalschnitten gelingt es, ohne Schwierigkeit au beiden Seiten die degenerirten Fasern des Tractus opticus bis zu ihrem Eintritt in den Sehhügel zu verfolgen (Taf. V, Fig. 36). Während jedoch in der Sehnervenfaserschicht des gekreuzten vorderen Vierhügels noch deutlich Schwär¬ zung nachweisbar erscheint (Taf. IV, Fig. 34), lässt sich dieselbe in dem atrophischen gleichnamigen Vier- littgel mit Sicherheit nicht mehr erkennen, was beider geringen Faseranzahl des ungekreuzten Tractusantheiles nicht Wunder nehmen kann. 177 Beiträge zur Kenntnis» der Sehnervenkreuzung. Durch diese, mit Combinatioii der G-ud den 'sehen und der durch Anwendung des Marchi 'sehen Reagens verfeinerten Wall er 'sehen Methode angestellten Versuche ist nicht nur, wie uns scheint, ein unwiderleglicher Beweis für den Bestand einer Partialkrcuzung im Chiasma des Kaninchens geliefert, sondern auch der schein¬ bare Widerspruch zwischen den von uns oben mitgetheilten Befunden am Raninchenchiasma und den G u Il¬ de n 'selten in vollständig befriedigender Weise gelöst. Es besteht sicherlich kein compacter geschlossener ungekreuzter Tractusantheil, sondern derselbe besteht aus zerstreuten, über den Tractus derselben Seite sieh ohne Regel vertheilenden Fasern. Untersucht man aber nach Gudden’s Methode hergestellte Präparate, so treten diese ungekreuzten Tractusfasern aus den schon mitgetheilten Gründen als geschlossenes Bündel in der von Gudden beschriebenen und auch von uns constatirten Weise in Erscheinung, als ein durch die Methode selbst bedingtes Kunstproduet. Was nun die Ausführung desselben Versuches an der Katze betrifft, so war vorauszusehen, dass das Endergebnis» desselben nicht so überraschend schematisch (wenn der Ausdruck erlaubt ist) sein konnte wie heim Kaninchen. Wie man an Horizontalschnitten durch das Chiasma einer erwachsenen Katze sieht, der ein Auge enucleirt wurde, ist der ungekreuzte Tractusantheil von grosser Mächtigkeit und mischt sich gleich- raässig mit den Fasern des Tractus und der Gu d den 'sehen- Commissur (Taf. IV, Fig. 29). Enucleirt man nun einer neugebornen Katze ein Auge, so wird man am erwachsenen Thiere, dessen übrig gebliebenes Auge enucleirt und dessen Chiasma mit Marchi’s Reagens untersucht wurde, folgendes Bild erwarten können: Auf der einen Seite wird der atrophische N. opticus wieder die bekannte hellbraune Bindegewebslamelle dar¬ stellen, auf der anderen der degenerirte intensiv geschwärzt erscheinen und sieh im Chiasma in zwei com¬ pacte Antheile theilen, von denen der eine etwas schwächere auf derselben Seite bleibt, der stärkere sich in den gekreuzten Tractus begibt. Je nach der Richtung des Schnittes wird man auch Präparate erhalten können, in welchen beide Tractus annähernd gleich stark erscheinen. Es kann also das so Überraschende Bild des als schmales Bündel der Gudden’schen Commissur aufliegenden ungekreuzten Tractusantheiles, wie ihn das Kaninchenchiasma zeigt, nicht erwartet werden. Wir haben den Versuch an drei Kätzchen des¬ selben Wurfes ausgeführt, welchen gleich nach der Geburt das eine, 3 — 4 Wochen später das andere Auge enucleirt wurde, und welche einige Wochen nach dem letzten Eingriffe getödtet und mit dem Marchi 'sehen Reagens untersucht wurden. 1 Bevor wir zur Darstellung des mikroskopischen Befundes schreiten, müssen wir auf den höchst merk¬ würdigen makroskopischen Befund an den Gehirnen dieser Kätzchen aufmerksam machen, welcher allein schon genügt, einen vollständig sicheren und klaren Beweis für die Partialkreuzung zu liefern. Bei der 1 Wir können nicht umhin, daraufhinzuweisen, in wie weitreichender Weise der Gehörsinn bei der Katze den Gesichts¬ sinn zu ersetzen im Stande ist. Von den drei auf die angegebene Weise operirten Kätzchen waren zwei immer träge und wenig zum Spielen mit hingeworfenen Objecten aufgelegt, das dritte jedoch zeigte sich sehr munter und geweckt, und so konnte man wiederholt Versuche mit ihm austeilen, welche die Schärfe seines Gehörsinnes und die Fähigkeit, mit Hilfe des¬ selben zu localisiren auf’s Schönste zeigten. Liess man, während das Thier in der einen Zimmerecke ruhig lag, einen wei¬ chen Gummiball ganz leicht ohne aufzuschlagen über den Fussboden hinrollen, so eilte das Thier ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, oder sich in der Richtung zu irren, demselben über das ganze Zimmer nach und erreichte ihn mit einer Sicherheit, die nicht geringer schien, als die eines sehenden Thieres. Liess man das Ende eines stärkeren Zwirnfadens über den Fussboden hinstreifen, ein Geräusch, welches dem menschlichen Ohre nicht hörbar ist, so folgte das Thier aufmerk- am und mit grösster Genauigkeit den Bewegungen desselben und haschte denselben mit grösster Gewandtheit. Besonders überraschend gestaltete sich der Versuch, wenn man den Faden rasch im Kreise um das Thier herumführte und dabei schnell die Richtung des beschriebenen Kreisbogens änderte. Mit der grössten Präcision folgte das Thier den Bewegungen des Fadens mit einer solchen Geschwindigkeit und haschte denselben so sicher, dass wiederholt geübte Beobachter, denen das Thier gezeigt wurde, dasselbe in die Höhe hoben, um sieh davon zu überzeugen, dass es wirklich keine Augen besitze. Da in der modernen Gehirnphysiologie es oft von Wichtigkeit ist, nachzuweisen, ob ein Thier nach diesem oder jenem Ein¬ griffe sieht oder nicht, mag es gestattet sein, hier auf dieses vicarirende Eintreten des Gehörsinnes für den Gesichtsinn hin¬ zuweisen, wenn auch das Gehör des Hundes, des gewöhnlichen Versuchsthieres der Gehirnphysiologen, dem der Katze kaum an Schärfe nahekommen dürfte. Leider ist es uns während des ganzen Jahres nicht möglich gewesen, eine trächtige Hündin aufzutreiben, um denselben Versuch — was uns natürlich in erster Linie vom anatomischen Standpunkte wichtig gewesen wäre — am Hunde auszuführen. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern, X 178 J. Singer und E. Münzer , Betrachtung der Basis dieser Gehirne ergab sich nämlich folgender Befund. Der rechte N. opticus (das rechte Auge war den Tag nach der Geburt enucleirt worden) stellt ein hellgraues durchscheinendes Gebilde dar, der linke N. opticus hingegen zeigt normale weisse Färbung. Am Chiasma angelangt sieht man nun aufs deutlichste (und an allen drei Thiercn wurde dieselbe Beob¬ achtung wiederholt), wie sich der linke N. opticus zum grossen Theile in den gekreuzten Tractus fortsetzt (es dürfte etwas mehr als die Hälfte des Sehnerven sein), während in einem spitzen Winkel der Rest des¬ selben in den gleichnamigen Tractus übergeht. Die Gudden’sche Commissur ist an dieser Stelle von beiden Tractusantheilen aufs deutlichste getrennt und vermischt sich erst weiter lateralwärts mit denselben (Taf. V, Fig. 37). Sie bildet die Basis eines sich von der hellweissen Farbe des Chiasma durch seine graue Farbe deutlich abhebenden Dreieckes, dessen beide Schenkel von den Tractuswurzeln des Chiasma gebildet werden. Diese Erscheinung ist auf die starke Schrumpfung zurückzufUhren, welche ein in Waller’scher Degeneration begriffener Nerv erfährt. Es besteht nämlich das Chiasma eines Thieres, welchem am Tage nach der Geburt ein Auge entfernt wurde, am erwachsenen Thiere aus den beiden Tractusantheilen des übrigbleibenden Seh¬ nerven, welche der Gudden’sehen Commissur direct aufliegen. Wird nun der übrig gebliebene Sehnerv durchschnitten und degenerirt, so verschmälern sich die beiden Tractusantheile rasch, während die Gudden’sche Commissur normal bleibt, es kommt daher zwischen den verschmälerten Tractuswurzeln zur Bildung einer dreieckigen Lücke, durch welche die graue Hirnbasis hindurchschimmert. Für diejenigen, welche mit den Thatsachen der secundären Degeneration nicht aus eigener Anschauung bekannt sind und denen ein Zeitraum von 3 — 4 Wochen zu klein scheinen dürfte, eine solche Schrumpfung herbeizuführen, sei bemerkt, dass diese in der That eine bedeutende ist. Auf Rückenmarksquerschnitten von Hunden, denen einseitig einige Spinalganglien exstirpirt wurden, kann man bereits drei Wochen nach der Operation den gleichnamigen Hinterstrang an der betreffenden Stelle bis auf die Hälfte geschrumpft sehen. Die mikroskopische Untersuchung der Chiasmen der letztgenannten Thiere bestätigte ebenfalls voll¬ kommen die gemachte Voraussetzung. Man sieht rechts den blassbraunen atrophischen N. opticus, links den geschwärzten degenerirten, welcher sich in zwei Theile theilt, von denen der eine stärkere in den gekreuzten, der andere schwächere in den ungekreuzten Tractus eintritt (Taf. V, Fig. 38—41). An der Basis beider ist die gut entwickelte Gudden’sche Commissur kenntlich. Der hauptsächliche Unterschied der Präparate von dem oben beschriebenen und abgebildeten bei Enucleation an der erwachsenen Katze ist der, dass beide degenerirte Tractus compacte. Bündel darstellen, ohne Beimischung normaler Fasern. Bei Verfolgung von Horizontalschnittserien durch diese Chiasmen trat noch eine eigentümlichen Erscheinung hervor. Gleich au den ersten Schnitten schiebt sich nämlich zwischen die beiden degenerirten Tractuswurzeln eine Ansamm¬ lung grauer Substanz ein, welche an den folgenden Schnitten verschwindet, so dass eine Lücke entsteht, welche nach unten mit dem Recessus des dritten Ventrikels communicirt, der sich in das Tuber cinereum und die Hypophysis erstreckt. An einzelnen Präparaten macht es den Eindruck, als ob dieses zuerst von Michel beim Menschen und Hunde, dann von Ganser bei der Katze beschriebene Vordringen des Recessus des dritten Ventrikels gegen das Chiasma die Ursache der ebenfalls von Michel bei der Katze zuerst beschriebenen Schleifenbildung der Tractusfasern wäre, so zwar, dass die letzteren dem sich gegen das Chiasma vordrängenden Recessus im Bogen ausweichen würden (Taf. V, Fig. 39). Die beiden degenerirten Tractus lassen sich selbstverständlich nach oben bis zu ihrer Einsenkung in die Thalami optici und Corpora geniculata ohne Schwierigkeit verfolgen (Taf. V, Fig. 42). Auf ein merkwürdiges Verhalten muss noch auf¬ merksam gemacht werden, nämlich auf die Thatsache, dass im Gegensätze zum Kaninchen sich bei der Katze keine Schwärzung in dem vorderen Vierhügel nachweisen lässt. Zum Schluss noch einige Worte, den Tractus peduncularis Gudden’s betreffend. Neue Daten in Bezug auf diesen eigenthümlichen Faserzug beizubringen, sind wir nicht im Stande, es sei nur erwähnt, dass wir denselben nach Enucleation des Auges an neugeborenen Kaninchen auf der gekreuzten Seite geschwunden, an erwachsenen degenerirt fanden. 179 Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzung . Fassen wir zum Schlüsse unsere Ergebnisse kurz zusammen, so besteht totale Kreuzung im Chiasma bei den Vögeln, beim Meerschweinchen und der Maus. Mit Rücksicht auf den anfänglichen Irrthum Gudden’s beim Kaninchen wäre bei den letzten zwei Thieren noch der von uns beim Kaninchen und der Katze aus¬ geführte Versuch der Combination der Gudden’schen und der Waller’schen Methode unter Anwendung des Marchi’schen Reagens zu wiederholen, um sich zu überzeugen, ob nicht doch etwa auch bei diesen Thieren ein geringer ungekreuzter Tractusantheil besteht, jedenfalls müsste derselbe noch viel geringer sein als beim Kaninchen. Sobald uns wieder junge Mäusebrut zur Verfügung steht, soll dieser Versuch nachgeholt werden. Zweifellose partielle Kreuzung hingegen konnten wir beim Kaninchen, Hund und bei der Katze constatiren, und ist es uns, wie man wohl zugeben dürfte, gelungen, auch den scheinbaren Widerspruch zwischen Gud¬ den’s und unseren Angaben bezüglich der Lage des ungekreuzten Tractusantheiles im Tr actus selbst in befrie¬ digender Weise zu lösen. Bezüglich der Lage der betreffenden Fasern im N. opticus selbst geben natürlich die mitgetheilten Ver¬ suche keinen Aufschluss. Es soll in einer neuen Untersuchung festgestellt werden, ob bei Durchschneidung desTractus hinter dem Chiasma, ein Versuch, der bei Tauben leicht gelingt, Degeneration im gekreuzten Opticus auftritt; sollte dies der Fall sein (einige vorläufige Versuche scheinen das Gegentheil zu lehren), so wird der Versuch zu machen sein, auch bei Thieren mit Partialkreuzung auf eine Methode zu sinnen, den Tractus intracraniell zu durchschneiden und dann mit Hilfe der Waller’schen Methode, dieser ältesten und untrüglichsten der neuro¬ logischen Methoden, auch diese letzte Frage zu lösen. Gestützt auf die hier mitgetheilten Ergebnisse unserer Untersuchungen sind wir genöthigt, die Schluss¬ folgerungen der Eingangs erwähnten Mi che l’schen Monographie als unrichtig zu bezeichnen. Es wirft sich nun die Frage auf, wodurch der Irrthum Michel’s hervorgerufen wurde. Es will uns scheinen, als ob die ausschliessliche Anwendung der Weigert’schen Methode Ursache dieses Irrthums geworden ist. Wir haben schon Eingangs unserer Arbeit flüchtig darauf hingewiesen, dass diese sonst einen bedeutenden Fortschritt in der neurologischen Technik darstellende Methode sich zur Untersuchung insbesondere zerstreuter degene- rirter Fasern, sowohl in ihrer ursprünglichen Gestalt (und nur diese scheint Mich el benützt zu haben), als auch in der Pal’schen Modification wenig eignet. Es mag sein, dass bei Anwendung gewisser Kunstgriffe man es dahin bringen kann, auch damit gute Resultate zu erlangen. So ist es gleich am Anfang unserer Untersuchungen einem von uns (Dr. Münzer) gelungen, von dem Rttckenmarke eines Frosches, welchem einige hintere Wurzeln zwischen Ganglion und Rückenmark durchschnitten wurden, durch längeres Aus¬ spülen der gefärbten Schnitte in concentrirter kohlensaurer Lithionlösung vor dem Einbringen in diePal’scho Entfärbungsflttssigkeit Präparate von tadelloser Schönheit zu erhalten, an welchen die normalen Mark¬ scheiden blassbläulich, die degenerirten schwarz-violett bis schwarz erschienen. Man konnte an diesen Präparaten die Degeneration durch den betreffenden Hinterstrang aufs deutlichste his zur Medulla oblongata verfolgen, was den Behauptungen Bechterew’s und Rossolymow’s gegenüber, welche die diesbezüglichen Angaben Singer’s zu bestreiten sich veranlasst fanden, hier nur per parenthesin erwähnt sein soll. Weitere Versuche, am Hunderückenmark ähnliche Resultate mit der Weigert’schen Methode zu erzielen, wurden abgebrochen, als wir die bequeme Marchi’sche Methode kennen lernten, doch sollen dieselben wieder auf¬ genommen und seinerzeit darüber berichtet werden. Bevor man aber nicht über eine Modification der Methode verfügt, welche deren sichere Anwendung bei zerstreuten Degenerationen möglich macht, muss von ihrer Anwendung bei der Untersuchung Abstand genommen werden, oder man darf sich derselben nur bei Unter¬ suchung von Centralorganen, an welchen durch Eingriff am Neugeborenen künstliche Atrophien erzeugt wur¬ den, bedienen. Der Grund, wesshalb die Methode zu dem genannten Zwecke nicht brauchbar erscheint, ist wohl dariu zu suchen, dass sie die bei der Waller’schen Degeneration entstehenden Markschollen in derselben Weise färbt, wie die normale Markscheide, wesswegen sich die degenerirten Fasern von den normalen nicht scharf genug abheben. Gelingt es wie in dem oben angegebenen Versuche am Frosch¬ rückenmark, die letzteren stärker zu entfärben, so wird sie ebenso brauchbare, wo nicht bessere Bilder 180 J. Singer und E. Münzer, liefern als die Marchi’sche Methode. Zum Nachweis sclerosirter geschlossener Bahnen, wie z. B. der Klein¬ hirnseitenstrangbahn u. s. w. ist sie ohnehin vorzüglich verwendbar. Hätte es sich bei den von Michel untersuchten Thieren — auf den Menschen können wir wegen Mangel aus eigenen Erfahrungen nicht eiugehen — wirklich, wie man annahm, um Existenz eines compacten geschlossenen Tractusantheiles gehandelt, so wäre es ihm mit Anwendung der- Weiger t 'sehen Methode zweifellos gelungen, die Atrophie desselben nachzuweisen, die Degeneration des nach unseren Versuchen bestehenden zeistieutcn liactus- antbeiles musste ihm entgehen. Ob unsere mitgetheilten Versuche genügen werden, die etwa noch bestehenden letzten Zweifel an der Partialkreuzung der Sehnerven zu belieben, müssen wir der Zukunft überlassen; wir hoffen jedenfalls, ins¬ besondere durch die Combination der Gudden’schen mit der Waller-Marchi’schen Methode einen nicht werthlosen Beitrag zur Klärung der etwa noch dunklen Punkte dieser Lehre geliefert zu haben. Beiträge zur Kenntniss der Sehnervenkreuzunj 181 ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. V TAFEL I. Fig. x. Längsschnitt durch den normalen Ischiadicns eines Kaninchens, a Fettgewebe. — Hartnack Oc. 3, Obj. 4. „ 2. Längsschnitt durch den Ischiadicns eines Kaninchens, welcher am lebenden Thiene gequetscht wurde. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. „ 3. Längsschnitt durch den normalen Ischiadicus eines Kaninchens; Quetschung 24 Stunden nach dem Tode. — Hartn. Oc. 3, Obj. 4. „ 4. Zupfpräparat aus dem peripheren Stumpfe eines 2 Tage vorher durchschnittenen Kaninchen-Ischiadicus. — Hartn. Oc. 3, Obj. 5. „ 5. Längsschnitt aus dem peripheren Stumpfe eines Kaninchen-Ischiadicus, 9 Tage nach der Durchschneidung. . — Hartn. Oc. 3, Obj. 7. „ Gt Längsschnitt durch den centralen Stumpf eines Kaninchen-Ischiadicus, 9 Tage nach der Durchschneidung. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2, „ 7. Stärker vergrösserte Partie aus demselben Präparate. — Hartn. Oc. 3, Obj. 7. „ 8. Längsschnitt durch den normalen Ischiadicus eines jungen Kaninchens. Normale Degeneration (S. Mayer). — Hartn. Oc. 3, Obj. 5. „ 9. Degenerirte Faser aus einem normalen Kaninchen-Ischiadicus. — Hartn. Oc. 3, Obj. 7. „ 10. Gehirn einer weissen Maus. Enucleation des linken Auges am Tage nach der Geburt; getödtet 2 Monate später. — Natürliche Grösse. „ 11. Längsschnitt durch den Beginn des -Chiasma einer Taube. Enucleation des linken Auges, 3. X. 1887; getödtet 20. X. 1887. — Oc. 3, Obj. 2. „ 12. Längsschnitt durch das Chiasma derselben Taube. Mitte des Chiasmas. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. TAFEL n. Frontalschnitt durch die Zweihügelgegend einer Taube, welcher das linke Auge 3 Wochen vor dem Tode enu- cleirt wurde. — Hartn. Oc. 3, Obj. 1. Horizontalschnitt durch das Chiasma einer Eule (Strix ulula). Enucleation des linken Auges, 29. XI. 1887; getödtet 21. XII. 1887. — Hartn. Oc. 3, Obj. 1. Frontalschnitt durch die Nervi optici einer weissen Maus. Enucleation des linken Auges, 8. X. 1887; getödtet 27. X. 1887. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. Frontalschnitt durch das Chiasma derselben Maus. Beginn der Kreuzung. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. Frontalschnitt durch die Tractus optici derselben Maus. Ende des Chiasmas. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. Frontalschnitt durch das Gehirn derselben Maus in der Gegend der Thalami optici, a Gudden’sche Commissur. _ Hartn. Oc. 3, Obj. 1. Frontalschnitt durch das Gehirn derselben Maus in der Gegend der vorderen Vierhügel. TAFEL m. Fig. 20. Längsschnitt durch das Chiasma eines Meerschweinchens. Enucleation des linken Auges , 6. XII. 1887 ; getödtet 28. XII. 1887. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. „ 21. Frontalschnitt durch den Beginn des Chiasma eines Kaninchens. Enucleation des rechten Auges 5. X. 1887 i getödtet 24. X. 1887. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. „ 22. Ilorizon talschnitt durch das Chiasma eines Kaninchens. Enucleation des rechten Auges, 14. XI. 1887 ; getödtet 7. XII. 1887. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. „ 23. Horizontalschnitt durch das Chiasma eines Kaninchens. Enucleation des rechten Auges am Tage nach der Geburt (17. I. 1888), des linken Auges 20. II. 1888; getödtet 13. III. 1888. a Gudden’sehe Commissur, b ungekreuzter Tractusantheil. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. „ 24. Frontalschnitt durch die Nervi . optici eines Hundes. Enucleation des linken Auges, 3. X. 1887; getödtet 27 X 1887. — Hartn. Oc? 3, Obj. 4. Fig. 13. „ 14. „ 15. n 16. » 17- „ 18. 182 J. Singer und E. Münzer, Beiträge zur Kenntnis s der Sehnervenkreuzung. Fig. 25. Frontalschnitt durch den Beginn des Chiasma desselben Thieres. — Hartn. Oc. 3, Obj. 4. „ 26. Frontalschnitt durch das Chiasma desselben Thieres gegen Ende der Kreuzung. Hartn. Oc. 3, Obj. 2. ., 27. Horizontalschnitt durch das Chiasma eines Hundes. Enucleation des linken Auges, 14. XI. 1887; getödtet 9. XII. 1887. — Hartn. Oc. 3, Obj. 1. \ TAFEL IY. Fig. 28. Frontalschnitt durch das Chiasma eines Hundes. Enucleation des rechten Auges, 3. X. 1887; getödtet 27. X. 1887. Nach vollendeter Kreuzung. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. ,, 29. Horizontalschnitt durch das Chiasma einer Katze. Enucleation dos linken Auges, 18. I. 1888; getödtet 7- II. 1888. a Schleifenbildung, b Querschnittswirkung. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. 30. Frontalschnitt durch den linken Tractus opticus desselben Thieres. — Hartn. Oc. 3, Obj. 1. 31. l Frontalschnitt durch die Nn. optici eines Kaninchens. Enucleation des rechten Auges am Tage nach der Geburt (17. I. 1888), des linken Auges, 24. II. 1888; getödtet 17. III. 1888. • Hartn. Oc. 3, Obj. 3. 32. Frontalschnitt durch den Beginn des Chiasma desselben Kaninchens. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. 33. Frontalschnitt durch das Chiasma desselben Thieres. a Ungekreuzter Tractusantheil. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. „ 34. Frontalschnitt durch die vordere Vierhügelgegend desselben Thieres. — Hartn. Oc. 3, Obj. 1. TAFEL V. Fig. 35. Frontalschnitt durch die Tractus optici desselben Kaninchens (Fig. 31 — 34), nach vollendeter Kreuzung. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. 36. Frontalschnitt durch die Thalami optici desselben Kaninchens. — Hartn. Oc. 3, Obj. 1. ” 37. Ansicht der Gehirnbasis einer Katze. Enucleation des rechten Auges am Tage nach der Geburt (15. III. 1888), des linken Auges 20. IV. 1888; getödtet 12. V. 1888. 38 39 40. Aufeinanderfolgende Horizontalschnitte durch das Chiasma derselben Katze. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. ” 4i’. Horizontal schnitt durch die Tractus optici derselben Katze nach vollendeter Kreuzung. — Hartn. Oc. 3, Obj. 2. 42. Frontalschnitt durch die Thalami optici derselben Katze. — Hartn. Oc. 3, Obj. 1. i Fig. 31, 32, 33, 35, 36 sind in der Ansicht von vorn, Fig. 34 in der Ansicht von rückwärts gezeichnet. J. Singer & E.Münzer: S ehnervenkreu z und. © aß?' 5. ^ ** 'V * i - « . .. -.0, % Ä «* * '1 ** r * •* • • <* 4* • -i>^S85lPfss» .*•» ... y, " ... ;• " ' JV«'~ . . . ^/\S, -HP* Taf.I. ..v*-«s4,'v -■■■■'■ //. // /2. 4ÜIP9BP^ iki l ■■.mm. ■■■■ ■ ... ' • -f~ vf- .-. /0. V Reisek del. • -z». #r "** >; f) i^vär« * .# s • - • * :-■*;>*• •• . *• ,'-Ä #*• - **-.:*« H« * * •«> * *£* ,a. #?*» • • Deil ks /i ri H lr„:n \1 1 V , , LiÜ'-Anstv.ThZBanr.waTtkJVisnMBez. uenksc ln liten d.kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. (lasse, Bd. LY. Aldli.il. ■ >J. Singer & E. Münz er Sehnerven kreuzun g Reisek del Denkschriften lithJnstvTKBaimmrihyrusnMBe; Bd. LY. Abtk.II. d. Wiss. math.-naturw. (lasse J.Smgei & Bi .Miiiiz 6P : Sehnervenkpeuzuiid, Taf.Hr & Mi *iii£ M fM: i i ',&>*• 0 m» '! EDUARD Fkkiheuun von HAERDTL, PRIVATDOCENT FÜR ASTRONOMIE AN DER K. K. UNIVERSITÄT IN INNSBRUCK. VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 19. JULI 1888. Yorr ed e. In dem Vortrage: „Ist das Newton’sche Attractionsgesetz zur Erklärung der Bewegung der Himmelskörper ausreichend?“ welchen Hofrath Dr. Th. v. Oppolzer am 24. September 1881 in der dritten Sitzung der 54. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Salzburg gehalten hat, findet sich (Separatabdruck, Seite 5) folgende Stelle: „Encke, dieser Meister der Rechenkunst, hat zuerst nachgewiesen, dass eine aussergewöhnliche Einwirkung auf den nach ihm benannten Kometen angenommen werden müsse, um dessen Bewegung zu erklären. . . . Meine Rechnungen über den periodischen Winnecke’schen Kometen führen zu ähnlichen Abweichungen, doch sind diese Resultate infolge der starken Jupiterstörungen und des noch nicht genügend vorhandenen Beobachtungs¬ materiales nicht so über jeden Zweifel erhaben, um hier als schlagendes Argument ins Feld geführt werden zu können.“ Diese wenigen Worte aus Oppolzer’s Rede, die letzte Äusserung meines hochverehrten Lehrers über seine Bearbeitung des periodischen Kometen Winnecke setze ich an die Spitze dieser Abhandlung, als Zeichen meines innigsten Dankes, weil er mich durch dieselben zuerst zu diesen vorliegenden Untersuchungen anregte. ÖDoch nicht nur die Anregung danke ich ihm. Jeder der schon selbst in die Lage versetzt war, bei Beginn eigener Arbeiten an die Rechnungen eines Vorgängers anschliessen zu müssen, wird den grossen Vortheil erkannt haben, der daraus entsprang, dass nicht nur die Resultate selbst ihm zur Verfügung standen, sondern auch die zur Herleitung derselben geführten Rechnungen. Prof. v. Oppolzer hat nun in liebenswürdigster Weise mir seine sämmtlichen auf den periodischen Kometen Winnecke bezüglichen Manuscripte zur Verfügung gestellt, so dass ich dieselben erstlich einer Revision unterziehen konnte, ferner im Beginn dieser Arbeit Controlen gewann, endlich auch in der Folge manche Abkürzungen eintreten lassen konnte. 216 Eduard v. Haerdtl, Zur Zeit der Wiederauffindung des periodischen Kometen Winneckc im August 1886 war meine Bearbeitung desselben noch nicht sehr weit gediehen. Einerseits die Erwägung, dass die im Jahre 1886 erhaltenen Beobach¬ tungen des Kometen das Beobachtungsmaterial so ergänzen, dass man nun mit Sicherheit einer Entscheidung < er frage welche ich in erster Linie im Auge hatte, ob nämlich der Komet von Umlauf zu Umlauf einen mwacis er mittleien Bewegung erfahre, entgegensehen konnte, anderseits auch, dass nicht viel Zeit mehr zu versäumen sei, wenn man neben einer sorgfältigen Discussion der Beobachtungen von 1858 bis 1886 auch . * ein® Gr enge Vorausbeiechnung für das nächste Wiedererscheinen des Kometen geben wollte, bewog mich meine gleichzeitig geführten Arbeiten über die allgemeinen Störungen der Adria vorderhand ganz bei Seite zu egen und mich nun vollkommen diesen vorliegenden Untersuchungen zu widmen. Bei durchschnittlich 9-, oft , ';se,hst H Mündiger Arbeitszeit war es mir möglich, in nicht ganz zwei Jahren diese vorliegende Arbeit allein crtigzustellen. Dass trotz dieser verhältnissmässig raschen Durchführung die Sicherheit meiner Rechnungen in erster Linie im Auge behalten wurde, mag hieraus erhellen. Wo sich nicht durch Proben, welche, sobald es möglich war, stets benützt wurden, eine vollkommene ontrole ergab, wurde die betreffende Rechnung ohne Ausnahme stets zweimal unabhängig und nach meist mehrtägiger Pause wiederholt und mehrmals verglichen, da ich bei Vergleichungen von Resultaten mich über¬ zeugt habe, dass Verstellungen von Ziffern leicht unbemerkt bleiben. Bei sehr heiklen Rechnungen begnügte ich mich selbst mit einer zweimaligen Durchführung nicht. So wurden alle Anfangsconstantcn der summirten vci en, alle Integrationen, das Anfügen der Störungs-Incremente an die Elemente etc. dreimal unabhängig ausgefuhrt und sorgfältigst verglichen. Endlich glaube ich noch hervorheben zu müssen, dass bei der Berechnung 4-0 — 2 6 n-7 Der Komet Winnecke. 223 Nr. Quelle M D Bemerkungen 36 1 B, 2 P 2940 3° 21 ?4 —2° 9’ I9t8 37 2 P 298 19 15-1 — 2 2 S'9 38 1 B, 2 P 298 33 48-3 — 2 3 35'2 39 3 P 302 16 i3'3 — I 55 52-6 40 2 B, 2 P 311 56 57‘6 — I 54 42*2 41 2BiSP 3i3 56 51-6 — I 5i 55-i 42 2 B, 2 P 3i5 12 22*2 — I 33 34 '2 43 2 B, 2P 316 27 12’ I — I 42 37'3 44 2 P 319 33 34'3 — I 35 44' 3 45 3P 327 IÖ 5i-9 - 1 21 7-6 46 1 B, 1 P 327 27 37 '6 - 1 27 19-8 Nr. 49. Doppelstern. Da Beobachter Resl- 47 1 B, 1 P 329 22 167 - 1 35 28-5 huber nicht Duplioität erwähnt, so wurde 48 1B.2P 329 53 i8’9 — I 26 15-° die in P bestimmte Position der Mitte an- 49 3 P 332 3° 31-0 — I 24 31 ‘9 gewendet. B gilt wahrscheinlich für vorher- 5° (1 B), 1 P 335 3° 5 '7 — I 7 39'9 gehenden Stern. 5i 1 B, 1 P 335 33 42' 6 — O 55 47 '4 52 1 B, iP 336 3i 57 '9 — I 2 31-6 53 1 P, Nautical Alman. 337 O 52'5 — O 5° 52-8 Nr. 53. M nach P, D Nautical Almau. -1-0 *4. 54 2 P 337 15 32'5 — O 55 12*4 55 1 B, 2 P 338 20 o-6 — O 48 36-7 56 1 B, 3 P 340 39 0*0 — O 53 12-3 57 1 P 343 20 16-3 - O 34 32-9 58 2 P 353 59 34 ’o H-o «9 31 Diese Sternpositionen liegen allen weiteren Reductionen zu Grunde. Die Reduetionen selbst wurden mit Hilfe der Pulkowaer (konstanten durchgeführt. Zu der folgenden Zusammenstellung glaube ich nichts weiter bemerken zu müssen, da die überschritten der einzelnen Columnen ihre Bedeutung klar machen. Bei der Berechnung der Parallaxe wurde die Horizontal-Äquatorealparallaxe der Sonne durchaus mit Newcombzus = 8J848 angenommen. 1858. Nummer d. Beobacht. Datum Ortszeit Nummer der Sterne Differenz Komet— Stern Red. auf scheinb. Ort Parallaxe Differenz Beob. — Reehn. j Beobachter M D Al D Al D 4 Al cos D AD Ann Arbor. Beobachter: W = = Watson. Quelle: Gould Journal V, S. 147. 34 April 4 iS1’34‘n i!° 40 4- 1 1 14D 4- 5 4’4 4- 7J3 - 9t8 — io?4 4-io! 5 — 9' 5 + 3!7 W 36 5 16 17 330 41 -I- 6 19-6 4- 4 48 '4 4- 7‘2 — 9'3 — 9 ■ 3 4-10-4 — 7-0 -4- 9*5 w 38 6 16 11 150 43 — 34 38-5 — 2 2'3 4- 6-9 — 8 ■ 8 — 9-5 4-10-3 —13-6 4- 6-4 W Berlin. Beobachter: F — Förster. Quelle : Astron. Nachr. 49, S. 155. 3 März 10 16 48 37-0 20 — 45 4'5 4- 6 56-6 4-11 '6 — >7'3 — 3'4 -4-12*2 4- 0-3 -i8-3 F 5 I I 15 32 34'° 22 SM- 5 32-9 — 3 3‘6 4-11 '8 — 17'4 — 6*2 4-12-3 — 9 ' 5 4- o-s F 9 12 15 3 i5'° 22 -4-1 13 31-6 — 4 26’ 8 -}-I2'2 -17-5 — 7'2 -I-I2-4 — 9-2 — 40 F 19 19 15 50 29-0 26 4- 1 2.5’4 4-1 40 9 IO ’ 2 — 15-8 — To 4-13' 1 — 7’2 4- 0-9 F 20 20 15 27 32-0 29 - 38 49’ 8 — 6 44' 9 4- 9'8 — 15-5 — 7'8 -t-13 " 1 4- o-8 3-7 F 31 28 15 42 25-0 37 — 23 32'3 ~ O 14*0 4- 8-5 — 12-8 — 8*2 4-13-0 - 21 -O 4- 1-9 F 224 Eduard v. Haerdtl J3 ä ts e & o OJ ZB 33 39 40 4« 42 5° 54 Datum März 30 April 9 12 13 13 19 20 Ortszeit CD — 7' 4~ 10*2 — 6'-'o 4- or5 B 53 19 15 18 4 ' 4 53 - 19 3 ' 7 — 6 56-1 -+- 6 c — 3'( — V 4-iO’C > — 2-3 4~ 1*2 B Bemerkung des Beobachters. April 18. Der Komet war schwach, gross und schwer zu beobachten. Cambridge (U. S.). Beobachter: B = Bond. Quelle: Astron. Nachr. 51, S. 273. 58 Mai 2 15 37 o-o 58 4- 0 34' 9 +3 32 '2 4- 6*i 4- 1 * 0 — 7'b 4- 7'o 4- 4*5 — 12 B Güttingen. Beobachter: A = Auwers. Quelle: Astron. Nachr. 48, S. 319 und briefliche Mittheilung. 7 März 1 1 16 37 42-0 22 +11 34' 5 — 3 i3'2 + 1 1 -8 — 17-4 — 4 ' 1 4-12*2 — 5*4 — 4-6 A Kopenhagen. Beobachter: S = Schjellerup. Quelle: Astron. Nachr. 48, S. 93 und briefliche Mittheilung. 12 März 17 16 22 37-0 24 + 5 36-9 -i-o 7-0 4-10-5 —16-3 — 5'2 4-13-5 — 14-8 -f- IO * 2 S 17 19 15 26 43-0 26 — 0 21*9 4-i 30*5 4-10*2 -15-8 — 7 ' 1 4-13-6 —11 '5 — 9-2 S liremsmiinster. Beobachter: R — P. Reslhuber. Quelle: Astron. Nachr. 49, S. 65 und 266. 16 März 18 16 23 41-7 25 —18 42-7 — 0 31-7 4-10 '2 — 16-0 — 6-3 4-12-3 — 1 1 '9 4- 5' 1 R 21 20 16 8 30-4 29 —35 37 '2 — 6 46-7 4- 9'8 — 15'5 — 7-2 4-12-4 4- i'5 4- 1 ' 5 R 24 21 15 sh 31 ' 6 31 — 26 35 '8 — 1 56-1 4- 9'8 — *5 ' 1 - 7'8 4-12 -4 4- 3 ’6 -j- 7*0 R 3° 20 16 8 7-6 3b —35 56'7 4- 5 3i'8 4- 9'° — 1 3'5 — 8-i 4-12*4 4- 6-o — 4'4 R 32 28 16 36 28-7 38 —33 I4'5 4-1 48 • 6 4- 8-5 — 12 - 8 — 7*4 4-12-3 + 12-6 4- 4'2 R 35 April 5 15 37 i6-i 4i — 26 54 ' 6 4- 3 51 ' 1 4- 7'2 — 9'3 - 9*3 4-1 1 ' 5 - 4'8 — 3-2 R 45 14 15 55 56-9 48 —5° i8‘4 4-6 36 -9 4- 5'8 - 5'6 - 8-5 4-10-2 - 8-3 4- 5 *° R 46 15 15 41 48-0 48 +43 33 4 4-10 23-7 4- 6-3 — 5'5 -8-o -t-io* 1 — 10-3 — 6-3 R 47 16 15 40 52-3 49 — 20 IO • 2 4-12 50-7 + 6-o - 4'8- - 8-5 4- 9'9 4-12-2 - 6-5 R 51 19 15 31 48-9 53 — 21 38 ■ 2 — 7 8’2 4- 6-o — 3 • 6 - - 8-3 4- 9*5 — 2-8 - 2*8 R 56 22 15 4i 47 ' 1 j 56 -t-16 41 *2 -t- 10 31*2 4- 6-3 — 2-5 - 7 '9 -t- 9*o - 4-2 — 6-3 R 57 2 3 15 28 47-4 57 - 62 42-6 —2 26 '8 4- 5'8 - 2*0 - - 7*9 4- 8-9 4- 6-9 4- 7 ' 7 R Bemerkungen des Beobachters. März 18. Aussehen des Kometen schwach, verwaschen, ausgedehnt, mit einem Durchmesser von 2' bis 3'. Himmel nicht ganz rein. 20. Komet zeigt kleinen schwachen Kern, der etwas ausserhalb der Mitte des Nebels liegt, mit einer schwachen Verlängerung des Nebels in der Richtung gegen die Sonne. 21. Himmel nicht ganz rein, Komet zeitweise schwach. 26. Hellen Mondlichts wegen ist der Komet schwach. 28. Wegen Mond, Nebel und Dämmerung Komet ausserordentlich schwach. April 5. Wechselndes Gewölk, doch hat jedenfalls der Komet an Lichthelligkeit zugenommen. 14. Seit April 5 ständig trüb, dem eben aufgegangenen Kometen folgt schnell die Dämmerung nach. 15. Himmel sehr rein; Komet ziemlich hell, zeigt keinen auffallenden Kern; der Nebel hat fast elliptische Form. 19. Komet ziemlich hell. 23. Bei nicht ganz reinem Himmel Komet sehr schwach. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. Abhandlungen von Nichtraitgliedern. (1(1 226 Eduard -v. Haerdtl , [ Nummer d. Beobacht. Datum Ortszeit Nummer | der Sterne I Differenz Komet — Stern Bed. auf scheinb. Ort Parallaxe Differenz Beob. — Bechn. Beobachter Al D Al D Al D AAlcosD AD Padua Beobachter: T = Trettenero. Quelle: Astron. Nachr. 48, S. 141. I I März 16 i5t5I'”2i!o 24 — 114' 1 5 r 6 4- o' 39J 1 -bio? 1 — i6f 4 „ - 7'4 4-1 1 '-'6 )+i6'-' 8} 1 °ro} T 18 19 15 40 8-5 27 — 88 48 • 1 — 9 32-8 + 9 ■ 7 — i5 7 - 8-4 + 11 -8 [—48-1] [4-21-4] T 25 21 16 0 9-o 32 - IOO 5 7 " 9 +•25 n -5 -+- 9-5 — 14-8 — 8-o 4-i 1 '9 j—i4-6| l4-i5'4} T 27 22 15 5 1 23-8 33 - 85 7-0 — 6 47-8 4- 9'4 — 14-7 - 8-5 4-i 1 '9 ]4-n-2f {4- 8-5} T 28 23 16 30 53-7 35 — 47 27 ' 9 +- I IO’O -+- 95 — 14-4 — 7-2 4-12 0 1-20-1} {4-I7-3} T Bemerkung. Diesen Beobachtungen wurde durchgehends nur das Gewicht y2 gegeben und die Beobachtung von März 19 ganz ausgeschlossen. Santiago.1 Beobachter: M = Moesta. Quelle : Astron. Nachr. 50, S. 125. 59 Mai 26 17 22 46-5 I -4- 22 55’6 _ 4- 8-5 4- 7'3 — 5‘2 4- 6' I M 60 26 17 42 27*1 2 — 34 4-8 — 4- 8-3 -4- 7 • 3 - 4-8 — 4-8-5 — M 6l 29 16 37 21*9 2 +-115 i5’7 — 4- 9'6 -b 7*9 — 5 ’ 7 — -b 3*6 — M 62 29 16 58 8-6 3 +- 42 3’9 —23 37 ' 7 + 9-2 4- 7-9 — 5'4 — 4 ' 4 - 3-8 4- 0-5 M 63 29 17 37 23-8 I -M75 4-0 + 19 26 * 2 + 9’9 4- 7-9 — 4-8 — 4-4 4- 4’2 — o'3 M 64 29 17 37 23-8 2 + 117 16-9 — 4- 9-6 4- 7-9 - 4-8 — 4- i"6 M b5 3° 16 59 8-4 6 — 27 5 ' 7 — 4- 9-2 4 8-3 — 5'3 — 4- 0-2 — M 66 30 17 19 57 ’ 5 4 + 13 57 '4 — 4- 9'4 4- 8-3 — 5’° — — b 2 * 4 — M 67 30 17 21 45-2 4 — + 19 35-2 4- 9'4 4- 8-3 — — 4’4 — -b 7*6 M 68 30 17 39 52 ' 5 5 ~b 12 46-8 — 17 I -O 4- 9'4 4- 8 2 — 4'7 — 4’4 [4-32-2] [— 6-2] M 69 Juni 3 17 13 3-6 7 +- 76 5 5 ' 5 — 4-10-4 4-9'i — 4' 9 — 4-io-6 M 70 3 17 17 49 ' 9 9 + 43 54-6 — H-IO- 2 4- 9"o - 4-8 — — 2-3 — M 7i 3 17 55 21-4 8 — +25 I9'9 4-10-3 4- 9'2 — — 4'3 — -bio* 1 M 72 4 16 34 50-2 9 +- 89 37’5 — 4-10-5 ~b 9 ' 2 — 5’4 — 1—13- 2} — M 73 I I 17 33 25-8 IO — 64 6-6 — 4-11-5 4-10-6 — 4-2 — 1- 1 ' 5} — M 74 13 17 16 32’0 IO +- 18 19 * 2 — 4-12-5 -bl I ’O — 4‘4 — — o*8 — M 75 13 17 34 57 • 1 1 1 — — 27 37 ' 5 4-11 -8 4-10-9 — — 4-1 — 4- 5-i M 76 13 17 58 38-2 IO +• 19 21 *0 — 4-12-5 -bi 1 ’O — 3’6 — — 10*0 M 77 18 16 21 41 • 1 1 1 4- 48 56-2 — -t-13'7 4-i 1 - 8 — 4’9 — — io’4 -1- M 78 18 16 59 2-9 15 — +25 38-6 4-13 ' 1 — b 12*0 — 3'9 — — 4'4 M 79 18 17 32 44' 3 12 — —26 28’ 1 4-13-6 +11-7 — — 4-0 — 4- 0-3 M 80 18 17 52 31 • 1 I I H- 5i 27-4 — -+•13 ' 7 4-11 -8 — 3'5 — - 2-9 — M 81 21 17 5 25-2 14 ~b 21 30-3 — -M4'2 + 12-2 — 4-2 — 4- 1-4 — M 82 21 17 5 25-2 17 — 22 I5’9 — + 14'° — b 12*2 — 4-2 — -b 2*1 — M 33 21 17 43 30-5 13 -+- 53 57‘7 —20 34-8 4-14-4 H-12 • I — 3 ' 6 — 4-0 ~b 2*0 -b 2' I M 84 21 17 58 47’5 14 -b 22 38-1 — 4-l4’2 — b 12*2 — 3'3 — — 11 6 — M 85 22 16 57 46-4 17 + 14 7 '3 — 4-i4'5 4-12-3 — 4’3 — 4- 3-5 — M 86 22 17 31 30-1 16 — 4- 19 55 ' 6 4-i4'5 +12-4 — — 4-0 4- 2-5 M 87 22 17 55 28-9 17 -+- 15 34-6 4-i4'5 4-12-3 — 33 — 4- 4’5 — M Bemerkungen des Beobachters. Mai 26. Der Komet hat das Aussehen eines unbestimmten Nebels; das Licht ist im Centrum am intensivsten, doch bemerkt man keinen wahren Kern. 29. Die Athmosphäre ist feucht und neblig. Komet erscheint kleiner. 30. Gegen das Ende der Beobachtungen wird es wolkig und die Beobachtung unsicher. (Ausgeschlossen.) Juni 3. Der Komet zeigt einen kleinen, ziemlich scharf bestimmten Kern; von der Umhüllung ist wenig zu erkennen. 4. Nur eine Beobachtung gelang durch Wolken. (Gewicht i/2.) 11. Der Komet ist durch den Kern gut bestimmt. Diese Beobachtung verdient wegen Wolken kein grosses Ver¬ trauen. (Gewicht i/2.) 18 und 21. Der Komet ist schon lichtschwach. 22. Der Komet ist mit Mühe zu beobachten; gegen das Ende hin werden die Beobachtungen wegen des Mondlichtes sehr erschwert. Toulouse. Beobachter: P = Petit. Quelle: Compt. rend. 46, p. 592. i3 März 17 16 33 45 ' 7 24 +10 27-3 +- o 20-4 I 4-10-5 -16-3 6-14-10-7 j — o-6} {+22-1} 1 Zu den hier mitgetheilten Declinationsdifferenzcn vergl. Oppolzer, II. Abh. „Über den Winnecke’schen Kometen“, 8. 22. Der Komet Winneche. 227 Bevor ich die Schlusszusammenstellung gebe, glaube ich noch einige zum Verständnis der unten folgenden Zeichen nöthige Bemerkungen hier einftigen zu müssen. Diese Bemerkungen enthalten gleichzeitig die Dar¬ legung der Grundzüge, nach denen ich bei der Ausschliessung und Gewichtsvertheilung der einzelnen Beob¬ achtungen sowohl hier, als in den folgenden Erscheinungen vorgegangen bin. Ein Blick auf die angesetzten Differenzen, Beobachtung weniger Rechnung in den Jahren 1858,1869 und 1875 zeigt unmittelbar, dass mit den Ephemeriden, welche dem Vergleiche der Beobachtungen mit der Rechnung zu Grunde gelegt wurden, eine solche Annäherung erreicht wurde, dass einerseits von der Annahme eines Ganges in den Ephemeridencorrectionen ganz abgesehen werden konnte, andrerseits der Vortheil erreicht war, dass grössere Fehler in den Beobachtungen gleich merkbar hervortreten. Lediglich jene Beobachtungen einer Beobachtungsreihe — es ist ihre Zahl sehr gering welche ohne erklärende Bemerkung der Beobachter ganz abnorme — mindestens 1 Minute grosse Differenzen zeigten, bei denen also kein Zweifel obwalten kann, dass die Beobachtung nicht nur durch eine mögliche Ungenauigkeit sondern durch ein Versehen anderer Art entstellt sei, wurden von mir willkürlich ausgeschlossen und dieses durch eine eckige [ | Klammer an den Differenzen: Beobachtung — Rechnung bemerkt. Bei der Beurtheilung aller übrigen Beobachtungen hielt ich mich streng an die Bemerkungen der Beob¬ achter selbst, welche ich aus diesem Grunde vollständig hier aufgenommen habe. Zeigte eine Beobachtung eine merkbar grössere — den Durchschnittsfehler übersteigende Differenz und ist gleichzeitig von dem Beobachter „sehr unsicher“, „besonders schwierig zu bestimmen“, „nicht zuver¬ lässig“ oder ähnliches bemerkt, so veranlasste dieses stets ihre Ausschliessung. Findet sich zwar eine ähnliche Bemerkung des Beobachters, zeigte aber die Beobachtung trotzdem keinen aussergewöhnlichen Fehler, so trug ich der Kritik des Beobachters nur insoferne Rechnung, dass ich dei Beobachtung das Gewicht 7Z ertheilte. Bei der Bestimmung des wechselseitigen Gewichtes der einzelnen Beobachtungsreihen glaube ich ebenso jeder Willkür aus dem Wege gegangen zu sein. Ganz ausgeschlossen wurden nur jene Reihen, in denen die einzelnen Beobachtungen unter sich so stark differirten, dass sie als entschieden minderwerthig und unverlässlich bezeichnet werden müssen. Im Jahre 1858 und 1886 wurde aus diesem Grunde keine, im Jahre 1869 die Beobachtungsreihen Wien (Beobachter: J. Haag) mit fünf Beobachtungen und Durham mit drei Beobachtungen, endlich im Jahre 1875 die von Cambridge (U. S.) mit fünf Beobachtungen ausgeschlossen. Das Gewicht ‘/2 hingegen erhielten jene wenigen Reihen, welche entweder von den Beobachtern selbst als nicht ganz sicher“ bezeichnet wurden, da sie ihre Beobachtungen nur unter besonders erschwerenden Umständen anstellen konnten (hierunter fallen die 15 Beobachtungen Warschau 1869), oder solche, bei denen aus dem Vergleich der einzelnen Beobachtungen untereinander zwar nicht die völlige Ausschliessung, aber doch das Entgegenbringen eines geringeren Vertrauens gerechtfertigt erscheint. Hieher gehören die fünf Beob¬ achtungen Padua 1858 und vier Beobachtungen Durham 1869. Nur in sechs Fällen wurde von diesen Regeln abgewichen. So wurde z. B. die Declination der Beob¬ achtung Marseille 1875, Febr. 1 nicht in das Mittel einbezogen, obwohl der Fehler eine Minute nicht erreicht, doch glaube ich diesen, wie die übrigen fünf Ausnahmsfälle nicht speciell begründen zu müssen. Wegen der Kürze der einzelnen Beobachtungsreihen in den Jahren 1858, 1869 und 1875 könnte eine eventuelle Bestimmung von systematischen Correctionen nur sehr unsicher ausfallen. Ich habe es daher vor¬ gezogen, in diesen Jahren davon ganz abzusehen, denn ist das Vorhandensein constanter Abweichungen nicht evidenterwiesen und ihr Betrag nicht vollständig verbürgt, bringt man leicht Fehler in die Rechnung, die früher nicht vorhanden waren. Auch in Bezug auf das Gewicht der einzelnen Beobachtungsreihen wurden weitere Unterschiede nicht gemacht. Ganz abgesehen davon, dass es unmöglich ist, aus den Beobachlungen des stets schlecht definirten periodischen Kometen Winnecke einen nur annähernd richtigen Massstab hiefttr zu gewinnen, es leidet eine solche Bestimmung trotz aller Vorsicht leicht an einer gewissen Willkür. dd* 228 Eduard v. Haerdtl , Bringt man die Summe der in obiger Zusammenstellung einzel mitgetheilten Differenzen und Correctionen an die mittleren Sternorte an, so erhält man die geocentrischen Orte der Beobachtungen, wie sie hier in der 4. und 5. Columne gegeben sind. Die dritte Columne : „Datum mittlere Berliner Zeit“ enthält in Tagesbruchtheile angesetzt, die auf den Normalmeridian (Berlin) reducirte Beobaehtungszeit bereits um die Lichtzeit vermindert. Zur Berechnung letzterer wurde hier und in den folgenden Erscheinungen stets Struves Werth = 497 s 8 angewendet. 1858. Nr. der Beob¬ achtung 0 r t Datum mittlere Berliner Zeit Geoc. M Geoc. D Beob. — Kech. A M cos D A D I Bonn . März 8. ÖQ232 258° 56' 26'-'o — 1° 53' 57!2 [H-42 !'6] [— ioro] 2 8. 71773 258 5« 34 - 8 - 1 53 59 ’o T-i3'5 — 9' 1 3 Berlin . IO. 69704 262 27 i4‘o - 1 57 22 3 -+- 0-3 — 18 ' 3 4 Bilk . II. 63969 264 9 40-4 - I 58 20 ‘9 + 16- 1 + 5'6 5 Berlin . II. 64426 264 9 44-8 - I 58 26 ' 4 — 9'5 + °* 5 6 Bonn . II. 68249 264 14 9 '4 - I 58 26-8 + 4 ' 4 -f- 3*3 7 Güttingen . II. 69908 264 iS 48-5 - I 58 36-1 — 5'4 — 4' 6 8 Bonn . 1 1. 7OO39 264 16 8'4 - I 58 23-6 -f- ö * 0 + 8'o 9 Berlin . 12. 62440 265 57 42 9 - I 59 49 '6 — 92 — 4-0 IO Bonn . 12. 67098 266 3 82 - I 59 4° '9 + 5 ■ 5 + 8-3 1 1 Padua . 16. 66169 273 40 12*9 — 2 3 49 '3 |+i6-8f 1 °'°f 12 Kopenhagen . 17- 68147 275 40 8 ■ 0 — 2 4 194 — 14-8 -4- 1 0 ‘ 2 13 Toulouse . i7- 72010 275 44 57 ■ 5 — 2 4 S-8 o-6J { + 22- 1} 14 Bonn . 18. 65525 277 36 3° '7 — 2 5 i-8 — i*6 — 2*1 •S 77 . 18. 67322 277 38 39’ 7 — 2 5 0*2 — i-8 0*0 iö Kremsmünster . 18. 67792 277 39 3 '3 — 2 4 55'2 — n'9 + 5' 1 17 Kopenhagen . 19. 64268 279 35 7 '3 — 2 5 31 -o — 11 ’ 5 — 9 '2 18 Padua. . . 19. 65397 279 35 S2-5 — 2 5 o*6 [—48-1] [+21-4] 19 Berlin . 19. 6|;6q2 279 36 54' 7 — 2 5 21 • 1 — 7-2 ~h 0*9 20 77 .... . 20. 64099 281 36 156 — 2 5 31 '6 + o’ 8 + 3'7 21 Kremsmünster . 20. 66740 281 39 28-8 — 2 5 34' 1 + 1 ' 5 + i'5 22 Bonn . 20. 67337 28l 40 20 ' 2 — 2 5 28-8 -t- 9'4 + 6-8 23 21. 63730 283 37 30-7 — 2 5 42 '9 — 6*i — 2 ' 9 24 Kremsmünster . 21. 65909 283 40 20*0 — 2 5 33 '° -4- 3 ‘6 + 70 2S Padua . . 21. 66788 283 41 6-4 — 2 5 24’ 6 1— i4'6J i+I5 '4} 2Ö Bonn . 22. 65780 285 42 31 '6 — 2 5 30-1 -j- 4 * 4 + 5 '5 . 27 Padua . 22. 66182 285 43 8 0 - 2 5 27 • I |+II'2} j+ 8-5} 28 23- 68925 287 48 38-4 — 2 5 4' 1 1— 20- l[ i+i7'3i 29 Bonn . 23- 6qi 32 287 49 21 * 9 — 2 5 19 * 2 + 8‘2 -4- 2*2 30 Kremsmünster . 26. 66715 293 54 25 -6 — 2 3 49' 1 + 6-o — 4'4 31 Berlin . 28. 65133 297 55 43 'I — 2 1 51 ' 7 — 21 *0 + 1 '9 32 Kremsmünster . 28. 68682 298 O 34 '9 — 2 1 47' 1 -4-12*6 -4- 4 ’ 2 33 Berlin . 3°- 66552 301 58 17-4 — I 59 1 7 ' 9 — 13'3 -f- 4*0 34 Ann-Arbor . April 4. 91512 312 8 8-6 — I 49 37' 1 — 9'5 + 3 ' 7 35 Kremsmünster . 5- 64598 313 29 54' 9 — I 48 i-8 - 4'8 — 3'2 36 Ann-Arbor . 5- 94532 3i4 3 9' 1 — I 47 5 '6 — 7-6 + 9'5 37 Bonn . 6. 65828 3i5 21 44' 7 — I 45 23 '9 — 5 ' 5 + 4'4 38 Ann-Arbor . 6. Q40Q0 315 52 31 '° — I 44 38'i —13-6 + 6-4 39 Berlin . 9- 66160 320 43 33 ' 6 — I 36 52-8 + 16-4 + 9 ' 7 40 77 . 12. 64815 325 47 9 ' 5 — I 26 58 ' 7 - 8-4 + io-8 41 Berlin . 13- 64748 327 25 19-1 - 1 23 3°' 6 — 12*7 - 0*1 42 13- 65464 327 26 18' 5 - 1 23 34' 3 + 4'9 — 5 '4 43 Bonn . i3- 65746 327 26 32 '4 — I 23 23'3 2*4 + 5° 44 14- 65716 329 3 8'5 — I 19 47 '6 •4- 7*8 — 8-9 45 Kremsmünster . 14. 65809 329 2 57'8 — I 19 33 '5 — 8-3 + 5'° 46 Kremsmünster . 15- 64821 33° 36 50*0 — I 15 46'7 — 10-3 — 6-3 47 16. 64751 332 IO i8'3 — I I I 36'i -4-12 • 2 — 6-5 48 Bonn . 18. 65724 335 12 33 ' 6 — I 2 32'7 + 11 ' 8 — o*8 49 Cambridge (E) . 18. 67617 335 13 57'° — I 2 26 • 1 — 6-o -4- 0-5 5° Berlin . 19. 63573 336 38 57 '3 — O 57 43 '4 -4-10-0 + 10-4 Der Komet WinnecJce. 229 Nr. der Beob¬ achtung Ort Datum mittlere Berliner Zeit Geoc. ZR Geoc. D Beob. - - jRechn. A ZR cos D AD 51 Kremsmünster . April 19. 64105 336° 39’ I 2" O — 0° 57' 55 1 — 2 " 8 — 2 * 8 52 Bonn . 19. 65333 336 40 16 • 9 —0 57 40* I — 2-4 4- 8-6 53 Cambridge (E) . 19- 67050 336 41 47-1 — 0 57 42-5 — 2-3 4- 1*2 54 Berlin . 20. 63612 338 5 31 ' 1 — 0 52 54" 2 — 5 ‘ 5 4- 3*9 55 Bonn . 20. 65676 338 7 30-8 — 0 52 53 ’ 3 -1- 7 ’ 7 — 1 "4 56 Kremsmünster . 22. 64779 34° 55 39-6 — 0 42 34’ 6 — 4-2 — 6-3 57 23- 63870 342 '7 31-6 — 0 36 52'8 4- 6-9 4- 7 ’ 7 58 Cambridge (US) . Mai 2. 88061 354 O 7'4 4-o 23 I I ’ 2 -f- 4'5 - 1*2 59 Santiago . 26. 95118 18 15 54'° — 4- 6 ' I — 60 n . 26. 96485 18 l6 38-6 4- 8 • 5 6l Santiago . 29. 91946 20 45 59 ' 5 — 4- 3'6 — 62 29. 93389 20 46 35 '° H~4 13 35 '5 — 3-8 4- O' 5 63 29. 96115 20 48 4*2 +4 13 48-6 -f- 4*2 — 0-3 64 29. 96115 20 48 i-6 — — |— x • 6 — 65 n . 30. 93452 21 35 59'4 “ -f- 0*2 ~ 66 Santiago . 30- 94898 21 36 44-0 — — (- 2*4 — 67 30. 95022 — + 4 22 146 — 4- 7"6 68 3° 96281 21 37 54'6 +4 22 7 ‘ 1 [4-32-2] [— 6-2] 69 Juni 3. 94395 24 47 4i'5 — 4-io-6 — 70 1) . 3* 94727 24 47 37'9 — 2-3 7i Santiago . 3- 97333 — +4 55 4' 1 — 4-io* 1 72 4- 91735 25 32 20*5 — | — i3-2i i 73 II. 95767 3° 42 7'2 — f— 1 ' 5f — 74 13- 94585 32 4 33 '8 — — o*8 — 75 n . 13- 95864 — + 6 7 38-5 4- 5-i 76 Santiago . 13- 97508 32 5 36-4 — — 10*0 — 77 • 18. 90753 35 20 57’4 — — 10*4 - ; 78 18. 93348 — +6 SS 1 1 ' 3 — — 4'4 79 18. 95687 — +6 38 24- 1 — 4- 0-3 80 n . 18. 97061 35 23 O O co — 2-9 81 Santiago . 21. 93778 37 14 59 ' 3 — — j- i*4 — 82 21. 93778 37 15 0*0 — -J- 2*1 — 89 21. 96423 37 15 58-3 +6 55 4'7 4- 2*0 4-2*1 84 21. 97484 37 16 8-o — — 1 1 *6 — 85 11 . 22. 93243 37 51 23-6 4- 3 - 5 ~~ 86 Santiago . 22. 95586 - — +7 O 1 5 ' 3 — 4- 2’S 87 11 . 22. 97251 37 52 5i*9 4- 4*5 Fasst man die Beobachtungen 1—29, 30—58 und 59-87 in drei Normalorte zusammen, so erhält man als Ephemeridencorrection : Datum AZR cos D Anzahl der Beobachtungen AD Anzahl der Beobachtungen 1858 Marz 17-0 — o"33 27 4-i"85 27 April 12-0 — I *21 29 4-1-71 29 Juni i 2 'o 4-0-07 22 42-61 9 230 Eduard v. Haerdtl, II. Capitel. Die Erscheinung im Jahre 1869. [Dr. A. Winnecke findet den Kometen am 9. April auf Grundlage der Linsser’sehen Ephemeride wieder. Wenig später auch Tempel in Marseille, ohne von der Vorausberechnung in Kenntniss zu sein. Am 25. October wurden in Melbourne die Beob¬ achtungen dieses Kometen geschlossen.] Bezeichnung: 1869. Auch für diese Erscheinung liegt bereits von Oppolzer berechnet in der II. Abhandlung „Über den Winnecke’schen Kometen“ S. 34 eine sehr gute Ephemeride vor. Die definitive Reduction der Beobachtungen für diese Erscheinung wurde aber von ihm noch nicht vorgenommen, da eine mehrfach nothwendige Neu- bcstimmung der benützten Vergleichssterne abzuwarten war. Die Ephemeride von 1869 ist in gleicher Weise wie die von 1858 berechnet worden, ich glaube daher mich hier mit dem Hinweis auf die oben gemachten Bemerkungen begnügen zu können. Ich habe schon in der Vorrede erwähnt, dass eine Neubearbeitung sämmtlicher in den Erscheinungen 1869, 1875 und 1886 verwendeten Vergleichssterne mir nicht nur wünschenswerth, sondern geradezu noth- wendig erschien und dass Herr Dr. S. Opppenheim, Assistent an der Sternwarte in Wien, diese Arbeit auf sich nahm. Da Herr Dr. Oppenheim mir seine Resultate in liebenswürdigster Weise zur Verfügung stellte, halte ich mich für verpflichtet, nicht nur diese selbst mitzutheilen, sondern auch seiner Darlegung der Grund¬ züge, nach denen die Reduction durchgeführt erscheint, hier Raum zu geben: „Auf die Bestimmung der Orter, der bei den mikrometrischen Messungen gebrauchten Vergleichssterne wurde, da deren Fehler in die Kometenörter eingehen, besondere Sorgfalt verwendet, nicht nur, was die Berechnung der Positionen derselben aus den einzelnen Katalogen, für welche durchwegs die Struve’sehe Präcessionsconstante genommen wurde, sondern auch was die Reduction der verschiedenen Kataloge auf ein gemeinschaftliches System anlangt. Als solches wurde das System angewendet, welches die Grundlage für den „Fundamentalkatalog der Zonenbeobachtungen der Astronomischen Gesellschaft“ bildet. Für eine grosse Anzahl von Katalogen sind auch Rednctionstafeln vorhanden; dieselben wurden dann direct benützt. Für andere, wie beispielsweise den General-Katalog von Cordoba, den Zonen-Katalog von Cordoba, die Cap-Kataloge von 1840 und 1850 waren solche Reductionstafeln auf das System Auwers leicht herzustellen, da dieselben mit dem Cap-Kataloge von 1880 verglichen sind. Siehe: Downing: Comparisons of certain Southern star-catalogues. Monthly-Notices 1886. Comparisons of the star-places of the Argentine-general-catalogue for 1875 with those of the Cape-catalogue for 1880 and with those of other Southern star-catalogues. Monthly-Not. 1887. Auch die Vergleichungen, wie sie H. Kteutz in seiner Abhandlung „Über die Bahn des grossen Kometen 1861 II (Bonn 1880); ferner H. L. de Ball in „Recherches sur l’orbite de laplanete (181) Eucharis (Bruxelles 1887); sowie H. Gautier in „La premiöre comdte phriodique de Tempel 1867 II (Genbve 1888), abgeleitet haben, wurden benützt, so dass nur für wenige Kataloge diese Reduction nicht angebracht werden konnte. Dieses gilt insbesondere für die in Washington in den Jahren 1846 — 1849 ausgeführten Zonen. Ich habe daher die Sternörter aus denselben nicht weiter berücksichtigt mit Ausnahme zweier Beobachtungen, bei denen die Sterne in keinem anderen Katalog sich vorfanden. Für diese zwei wurde die Reduction auf das System des Fundamental-Kataloges als identisch mit der Reduction des Yarnall-Katalogs angenommen, was wol der Wahrheit nahe kommen dürfte. Im Allgemeinen liegen den definitiven Positionen der Sterne bloss neuere Beobachtungen zu Grunde. Die älteren wurden nur zur Constatirung etwaiger Eigenbewegungen angeführt. Aus Zonenbeobachtungen entnommene Sternörter erhielten gegen vollständige Meridian-Beobachtungen stets halbes Gewicht. Der Komet Winnecke. 231 Die Bezeichnung der Kataloge, glaube ich, ist leicht verständlich. In den angegebenen M und D ist die Reduction auf das System des Fundamental-Katalogs schon enthalten, dagegen eine Eigenbewegung mit Aus¬ nahme der dem Newcomb’schen „Catalogue of 1098 Standard clockand zodiacal Stars“ entlehnten Sterne nicht einbezogen. Zeigte es sich, dass eine solche stattfindet, wurde dieselbe neben den Katalogs-Positionen angesetzt.“ Vergleichssterne 1869. Mittleres Äquinoetium 1869-0. Nr. Quelle Al D- I Lalande 4143 . 2h 7m 2o?65 — 130 53' S8!4 Paris 2774 . 20-36 53 ' 2 2 7 20-36 — 13 53 53'2 2 Leipzig Mikrom . 2 9 46-63 — 14 * 5° '7 3 Leipzig Mikrom . 2 12 1-56 — 13 55 37-4 4 Lalande 4413 . 2 16 1 1 • 55 — 14 I 1*2 Weisse 242 . n '34 1 o-6 Santini IV 161 . 11-32 I 1*2 Leipzig Mer. Beob . 11-51 0 58-7 Paris 2960 . II-43 0 58'3 2 16 ii"47 —14 0 58' 5 5 Lalande 4473 -4 . 2 18 10-82 —13 53 i5'° Weisse 258 . 10-69 14-7 Santini IV 163 . 10-08 16*0 Leipzig Mer. Beob . io-45 14-0 Paris 3000 . 10-47 15-2 Cordoba Gen. C. 2472 . . . io-47 14*2 2 18 10-46 —13 53 14-5 6 Weisse 19 . 3 3 13 '48 — 10 42 59 -8 7 Weisse 104 . 3 7 2 "96 — 10 29 25-2 Santini III 249 . 3 ' i° 21-5 Cordoba Gen. C. 3476 . . . 3 ' 1 1 28-2 3 7 3 ' 1 1 — 10 29 28-2 8 Weisse 209 . 3 12 27-87 — 9 4 37 '° Santini IV. 56 . 27-74 37 5 Sclijellerup 958 . 27*70 35 1 Wien Mer. Beob . 27 -68 33 '6 3 12 27-69 — 9 4 34 '3 9 Weisse 266 . 3 16 1-83 — 9 38 57-5 IO Weisse 267 . 3 16 5-7° — 9 47 20*0 Santini III 262 . 5 '46 3 16 5'58 — 9 47 20*0 1 1 Weisse 276 . 3 16 43-00 — 9 33 52'9 Berlin Mer. Beob . 43 '49 34 4' 6 3 16 43 "49 — 9-34 4’6 12 Weisse 303 . 3 18 0-33 — 9 22 16-5 13 Berlin Mer. Beob. . . 3 19 28*64 — 9 14 26-4 14 Weisse 336 . . 3 19 50-76 — 9 26 25-2 Sclijellerup 1012 . 50-69 25 9 3 ig 50-69 — 9 26 25-9 Bemerkungen Paris. 1/2 (Paris+Leipzig). i/3 (Leipzig-t-Paris-p Cordoba). Cordoba Gen. C. 1/2 (Schjellerup+Wien). i/2 (Weisse-p Santini). Berlin. Sclijellerup. 232 Eduard v. llaerdtl, Nr. Quelle M D Bemerkungen 15 Lalande 6387 ... . . 3h2o"1 32!i4 — 8026' 3o!3 Weisse 349 . 32'44 31 6 Santini IV. 58 . 32-18 3i-4 Riimker II. 1716 . 32-35 30-6 Schjellerup 1014 . 32-41 3°"4 Wien Mer. Beob . 32-42 3°-i 3 20 32-42 — 8 26 30-2 i/2 (Schjellerup-t-Wien). l6 Weisse 357 . 3 21 36-94 — 8 59 59-3 Diese Position ist um +30’ corrigirt. 17 Lalande 6553 . 3 25 50-72 — 7 32 5 "o Weisse 451 . 50-72 4-o Um 1 " corrigirt. Schjellerup 1053 . 50-78 5-6 3 25 50-78 — 7 32 5-6 Schjellerup. 18 Weisse 478 . 3 27 14-26 — 7 5i 31 "9 Santini IV. 60 . 14.05 31-0 Karlsruhe Mer. Beob . I3-97 29-7 Wien Mer. Beob . I3-99 29-3 3 27 13-98 — 7 5i 29-5 1/2 (Karlsruhe-)- Wien). 19 Weisse 479 . 3 27 17-41 — 7 52 21 • 2 Santini IV. 61 . 16-83 25 * 2 Hamburg Mikrom . 17-07 19-9 Wien Mer. Beob . 16-64 19-1 3 27 16-64 — 7 52 19-1 Wien. Möglicherweise eine kleine Eigenbewe- gung in Al und D, doch wurde dieselbe 20 Lalande 6625 . 3 28 14-80 — 7 48 59-o nicht berücksichtigt. Weisse 500 . 14-90 58-5 Paris 4234 . 15-00 58-6 3 28 15-00 — 7 48 58-6 Paris. 21 Schjellerup 1074 . 3 29 23-75 — 8 13 34-8 22 Leipzig Mikrom . 3 34 35-2o — 7 7 37-8 23 Weisse 981 . 3 51 5-92 — 3 15 3'6 24 Lalande 7477 . 3 55 39-o8 — 1 59 55‘i Piazzi 225 . 38-79 53-i Weisse 1068 . 38-63 53’i Taylor 1376 . 38-82 58-2 Schjellerup 1259 . 38-84 56-5 Karlsruhe Mer. Beob . 38-94 56-8 3 55 38-89 — 1 59 56-7 1/2 (Schjellerup+Karlsruhe), 25 Lalande 7484 . 3k 55ra53?35 54'i° — o°37 ' i8!o 37 r 5 Piazzi 226 . . 53-58 54-2i 19-4 35’8 Weisse 1072 . 53-76 54-21 24-9 36-6 Eigenbewegung h-o!oioo2 und — or2Öo7 an- Taylor 1379 . 53-63 53-98 27-5 36-6 genommen. In seiner „Determination des Santini I. 41 . 53'77 54-o8 27-8 35 ’ 9 mouvements propres des ötoiles fixes“ Kob. Arm. 851 . 53-90 54’ 1 1 31-1 36-6 findet Bossert al s Eigenbewegung +0 ! 0086, Schjellerup 1264 . 53'95 54-oi 34’i 35-7 —0*270. Weiss dagegen in Annalen der Göttingen 1050-1 . 54-18 54-18 35 ' 9 35'9 Wiener Sternwarte Bd, 17: -4-0*0125 und Cordoba Gen. Cat. 4480. . 54-16 54-08 36-7 34’7 —0*265. Stone Cape Cat. 1702 . . . 54-13 54-03 38-0 35-4 Karlsruhe Mer. Beob . 54-13 54-00 38-9 35’5 Wien Mer. Beob . 54-23 54 04 41-8 36-9 3 55 54-04 — 0 37 35-6 i/4 (Cordoba+Stone+Karlsruhe-l-Wien). 26 Lamont 537 . 3 57 14-87 — 1 4 56-2 Göttingen 1058-9 . 14-80 56-5 3 57 14-80 — 1 4 56-5 Göttingen. Der Komet Wmnecke. 233 Al D 3h 58" 34 56 ■ -r- l‘ 5 22 ' I2?4 34 82 8-7 34 54 1 1 -8 34 98 13-2 34 85 12-5 3 58 34 85 - I 22 J2-5 3 59 26 88 - O 22 4+7 4 2 47 54 -l- O 5° 4i-5 4 3 32 33 + I O 4-1 32 i7 4'i 4 3 32 25 + I O 4 ‘ 1 7 5° 55 5i +35 I 56-9 56 12 53-6 55 65 53 ‘ 1 7 5° 55 65 +35 I 53‘i 8 0 20 — +35 16 — 8 25 1 2 97 +36 14 33‘i 12 69 36-6 12 74 30-7 8 25 12 74 +36 14 30-7 9 4 15 09 +36 53 29 "5 14 93 27 -6 '4 85 29-7 9 4 14 85 +36 53 29-7 9 7 29 53 +36 31 24’ 3 27 71 20’ 7 27 82 22*4 9 7 27 82 +36 31 22-4 9 9 17 19 +36 25 31 *6 17 18 34 '5 9 9 17 18 + 36 25 34'5 9 10 41 06 +37 21 18-2 9 1 1 2 47 +37 ■ 37 '4 9 1 1 22 09 +36 5° 36-7 9 12 5° 18 +37 16 18-0 49 60 18-0 49 77 i8-o 9 12 49 69 +37 16 18-0 9 16 17 13 +37 8 54'9 16 43 5+4 9 16 l6 43 +37 8 5° "4 9 17 19 65 +37 1 56-2 19 67 54'6 19 57 55 ' 5 9 17 19 57 +37 I 55 • 5 9 18 36 •17 +37 I CO 40 N 35 •47 21 • 7 35 •57 21-8 9 1 18 35 •57 + 37 I 21 -8 Nr. 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 Quelle Lalande 7604 . Weisse 1123 . Lämont 540 . . . Göttingen 1069 '70 . . Karlsruhe Mer. Beob. Göttingen 1079' 80 Berlin Mer. Beob. . Bonn B. VI. 707 Sehjellerup 1313 Lalande 1 5500-01 Weisse 1403 . Leydener Ann. B. IV. Bonn B. IV. 1761. Lalande 16746 . Weisse 565 Lund A. G. Lalande 18093 Weisse 45 -48 . Lund A. G. Lalande 18204 . Weisse 122 Lund A G. Weisse 157- Lund A. G. Fundamental-C. d. A. G. Warschau Mikrom . Berlin Mer. Beob . Lalande 18364. Struve 1105 . . Lund A. G . Lalande 18466. Lund A. G . Lalande 18493 Weisse 336-7. Lund A. G. Lalande 18545 Weisse 37 1 '3- Lund A. G. Bemerkungen Karlsruhe. i/2 (Bonn+Sohjellerup). Leyden. Lund. Lund. Lund. Lund. 38 Lyncis. Anschluss an Stern 37. i/2 (Struve-r-Lund). Lund. Lund. Lund. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV.Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 234 Eduard v. Haerdtl , Nr. Quelle Al D Bemerkungen 44 Weisse 408- 10 . 9h 20” 30 '48 +3 6°43' 4'i T 4 Lund A. (4 . 30-19 41 -6 9 20 30- 19 +36 43 41 -6 Lund. 45 Bonn. B. VI. 1964 . 9 20 37 32 •+•36 50 0-3 Lund A, Gr . 37'93 4-0 9 20 37'93 +36 50 4-0 Lund. 46 Lalande 18670 . 9 23 40-08 -+-37 0 1 8 • 1 Weisse 469-70 . 39-96 13-8 Lund A. G . 39-76 13-2 9 23 39' 7h +37 0 13-2 Lund. 47 Fundamental-Cat. d. A. G. 9 26 n-47 +36 58 39-o 10 leonis min. 48 Weisse 553-5 . 9 27 29-98 +36 52 22-6 Lund A. G . 29-88 24-8 9 27 00 00 ON d + 36 52 24-8 Lund. 49 Weisse 607 . 9 29 47-74 +37 10 53'4 Karn 1589 . 47-44 52-7 Lund Ä. G . 47'6S 52-0 9 29 47 65 -4-37 10 52-0 Lund. 5° Weisse 654-5 . 9 31 43-10 +36 30 14-8 Lund A. G . 43'°5 17-8 9 31 43-°5 -4-36 30 17-8 Lund. 5i Warschau Mikrom . 9 31 51-15 +36 49 36-5 Anschluss an Stern Nr. 50. 52 Weisse 845 . 9 41 I3-53 +37 8 22 * 9 53 Weisse 848-9 . 9 41 18-57 +36 55 48-4 Lund A, G . i8-73 44'2 9 41 18-73 +36 55 44-2 Lund. 54 Weisse 896 . 9 43 16-80 + 37 6 2*2 Lund A. G . 16-03 o-8 9 43 16-03 + 37 6 o*8 Lund. 55 Weisse 897-8 . 9 43 33-48 +36 56 20*7 Lund A. G . 33'39 19.6 9 43 33'39 +36 56 ig-6 Lund. 56 Weisse 918-20 . 9 44 24*02 + 36 55 3’5 Berlin Mer. Beob . 23-70 55 o-4 Lund A. G . 23-74 54 58-9 9 44 23-72 +36 54 59'7 ya (Berlin-t-Lund). 57 Weisse 956 . 9 46 I3-39 +3h 51 36-9 Lund A. G . 13-13 35'7 9 46 i3'i3 +3h 5i 35'7 Lund. 58 Bonn B. VI. 2011 . 9 48 1 1 - 06 + 36 5 1 3’o Lund A. G . 11-58 5-8 9 48 11-58 +36 51 5-8 Lund. 59 Weisse 1026 . 9 49 26-96 + 36 51 34'8 Berlin Mer. Beob . 27-11 32-6 9 49 27-11 + 36 5i 32-6 Berlin. 60 Weisse 1007 . 9 48 32-66 +37 13 27-7' Athen Mikrom . 33-o8 26-3 Anschluss an Stern 61. 9 48 32-87 +37 13 27*0 y2 (Weisse+ Athen Mikrom.) Der Komet W innecke. 235 Nr. Quelle Al D Bemerkungen 6i Hamburg Mikrom . gh5," 1 !57 +36°55 ' 44 1 * 1 Anschluss an Stern 59. Wien Mikrom . 1 • 76 40* I 62 n r> r> 9 51 I ’ 70 +36 55 41 "4 i/3 (Hambiig-i-2 Wien). 62 Bonn B. VI. 2036 . 9 52 3i ' 75 +37 0 21 • 6 Lund A. G . 31 "99 21 • 7 9 S2 3i ‘99 +37 0 21 * 7 Lund. 63 Weisse 1098 . 9 52 48-31 +36 26 13-5 Lund A. G . 48-72 14-3 9 52 48-72 +36 26 14-3 Lund. 64 Weisse 1118 . 9 53 44-04 +37 8 30-9 Lund A. G . 43 '94 26-9 9 53 43’94 +37 8 26-9 Lund. 65 Weisse 1166-67 . 9 55 48-30 +36 35 6-4 Lund A. G . 48-06 7-8 9 55 48-06 +36 35 7-8 Lund. 66 Weisse 1 169-71 . 9 56 O ’ 29 +36 41 i'7 Lund A. G . ' . 0-77 40 59'9 9 56 0-77 +36 40 59‘9 Lund. 67 Weisse 1175 . 9 56 I5-73 + 36 38 53‘5 Lund A. G . 15-24 51-8 9 56 i5'24 +36 38 51-8 Lund. 68 Lund Mikrom . IO 0 49-76 +36 33 5°"4 Hamburg Mikrom . 49-9i 49-1 Leipzig Mikrom . 50-16 46- 1 Wien Mer. Beob . 5°"°i 48-3 IO 0 49-97 +36 33 4S ' 4 i/6 (Lund+HamburgH-Leipzig+3 Wien). 69 Weisse 26. . 10 3 to Ln 00 10 +36 30 27 -8 70 Weisse 456 . 10 23 22-63 +34 48 50-4 Leyden. Ann. B. IV . 22-37 47’3 10 23 22-37 +34 48 47'3 Leyden. 7i Hamburg Mikrom . 10 23 37-15 +34 44 29-7 Anschluss an Stern 70. Das zum Verständniss der zwei nächstfolgenden Tafeln Nöthige, habe ich bereits bei der Besprechung der Erscheinung 1858 zusammengefasst. Ich glaube nur noch erwähnen zu müssen, dass bei der Neuberechnung der Parallaxe ncoeffi eien ten durchaus jene Werthe (tang T3 . iß c8 tSJ © fl 1! ö © Zi-S Leipzig. Beobachter: B = Bruns; V = Vogel. Quelle: Astron. Nachr. 74, S. 231 und 75, S. 197. i 3 S 12 19 20 31 48 62 74 80 83 106 1 1 1 1 16 125 131 * * * 5 132 138 145 153 154 155 156 158 159 April 13 14 28 29 3° Mai 1 5 1 1 14 27 ,1 uni 1 2 12 21 Aug. 10 31 Sept. 3 5 8 9 Oct. 7 9 9 9 10 1 r i2h57ln39" 11 20 38 9 42 29 9 57 24 10 53 32 10 20 10 10 3 26 10 28 52 10 15 38 10 5 32 11 51 18 11 7 48 11 36 20 10 S 20 15 4 55 14 22 25 14 3 18 13 16 42 13 31 28 13 32 17 11 5 29 12 4 16 12 4 l6 12 20 30 11 33 55 11 6 58 8-4 8-4 9'3 9’3 9 ' 3 1 2 " 4 I2’4 9'3 12-3 9'3 9'3 io-4 1 2 ' o 3 ' 1 6‘6 15 5 i5'5 1 o ' 2 1 o ’ 2 io' 5 9'3 5’i 5 ’ 1 I2'4 15-6 1 2 ’ 4 70 70 68 68 68 68 66 58 56 53 47 47 37 33 28 22 18 i5 8 1 1 5 4 5 3 2 1 4-i' — o +0 — o — I — 2 — I 4~I + 2 — 2 +7 +6 -ho -+-3 — o — 2 -hO +3 +6 — o - 2 —4 —6 — o +0 -ho 1 6!52 37 ' 79 45 '63 25- 72 37'33 41 ■ 26 51-04 6-07 50-70 43’94 17-60 3- 06 13-05 4- 70 26- 18 25- 43 6-57 26- 93 5- 70 2'54 o-53 21-84 20-74 12-28 2-71 26-39 T— 2 19-0 -h 7 24-1 —2 56-9 4-1 2-2 +4 I9'8 4-7 18-0 4-9 14-1 4-5 22-1 4-2 6-2 — 3 19-8 - 7 20-2 — 7 ig-8 4-2 33-9 4-3 15 1 4-2 20-3 —3 33 8 — o -9 19 - 2 7’9 4-5 26-9 4-2 26-4 4-5 34-1 — 2 7-6 4-0 8-9 4-4 53 '8 — 4 9 1 4-0 4-o 4-0 4-0 4-0 4-o 4-o 4-o 4-o - o — o — o — o — o H-o ■4-1 4-1 -Di 4-i -Dl H-2 4-2 O1 O' -D 2' -D 2 ■ -D 2 ' 4- 2 ' 4- 2 ■ 4- 3' 4- 3 ‘ -D 3 ' 4- 3' 4- 3 1 — o ' 4 5' -Dicv 4ii' + ii' 4 1 2 + 12 414 4-14' 414 ■ 414 1 413' 414- 4-0 Do 4-0 4o 40 40 4-0 40 Do 40 41 41 1 4i — o — o — o — o — o — o — o — o — o — o o o 4 6?5 4 5*0 4 4*7 4 4*2 4-6*1 4 5*5 4 5‘7 4 7*o 4 7*2 4 9 9 414* 413*7 424 * 3 417*2 414*9 4-14*6 4I4-3 4-14*2 + 14* 1 -Di I * I 4-11*0 -hi 1 -o 4-1 1 *0 + io*8 4-io*6 O 9 r 3] [+32!5] B. V [—17-4] [428 ‘ 4] B. V j— 0-6} {— 7'2j V 4 7*9 4- 6-7 V + 5 ■ 3 — 2*6 V 4-io*o - 2*0 V — 0-4 4- 2'7 V -+- 7 ' 7 4- 3-6 V 4 o*i 4- 2'3 V — 0*1 — 3'3 V + 2-9 — 0’5 V — 4'3 — 0-7 V {— 5'4) V [—22 -3] [— 10-7] V — 6-3 — 2*0 B -4- 8'0 — 4-0 B — 3'6 — 4' 1 V — 0-4 — 4' 1 V — 2*0 — 5’7 V 4- 3'7 4- i-8 V -D 4 ' 2 — 0-9 V — 12 * 1 4 2*3 V — 10 ■ 7 4- 4" 1 V + 4’5 — 1*2 V 4- 8-7 — I * I V [—27-0] [— 4-o] V Bemerkungen der Beobachter: April 13. Der Komet war äusserst schwach, gross, rund, an den Rändern sehr verschwommen. Sehr unsichere Beobachtung. 14 Die Beobachtung ist wegen Schwäche des Kometen auf höchstens V2 genau. 28* Durchmesser des Kometen etwa 4', Komet rund, Verdichtung nach der Mitte sehr gering und ganz allmälig. Beobachtung bei 145facher Vergrösserung etwa auf 5’ sicher. - . 29. Luft sehr durchsichtig. DerKo.net erschien deshalb beträchtlich heller als am 28. April. Durchmesser 3-5, vollkommen rund sehr wenig und gleichmässig heller nach der Mitte zu. In der Mitte selbst, ein etwas hellerer gut abgegrenzter runder Fleck von 20’ Durchmesser, in dessen Mitte wieder ein feines sternartiges Lichtpünktehen zeitweilig auf leuchtete. Beobachtung recht sichei, , .. . M. 30. Aussehen des Kometen wie April 29. Komet nach der Mitte zu heller. - Lin Sternchen 13. Grosse in der Mitte. Luft sehr gut. 5 Komet" bei 96facher Vergrösserung etwa 4' gross, ziemlich schwach, allmälig heller nach dci Mitte. Dei helleie Theil hat circa 45' Durchmesser und erscheint stark körnig. U Komet wal. geh,. gUt zu beobachten, er hat 4' Durchmesser, ist ziemlich hell, in der Mitte verdichtet. Ein schwacher Nebelansatz im. Positionswinkel 338°. 14 Aussehen des Kometen wie am 11. Mai. Ein Sternchen in der Nähe der Mitte, welches derselben im Parallel ' etwa 1’ folgt, war sehr störend und erschwerte die richtige Auffassung in Ml. Eine schweifartige Verlängerung war sehr deutlich sichtbar. Positionswinkel 330°. 27 Luft sehr undurchsichtig (Cirri). Der Komet muss recht hell sein, da er trotz des mit Cirn verschleierten Himmels noch gut zu sehen war. Centrale Verdichtung sehr gering. Durchmesser 2!5-3'. Juni 1 Sehr dunstig. Komet nicht sonderlich hell, von körnigem Aussehen. 2 Recht durchsichtige Luft, Komet hell, 2!5 Durchmesser, unregelmässig rund, wenig heller in der Mitte, mehr einem Sternhaufen als einem Nebelflecke gleichend. 240 Eduard v. Haerdtl, So o o Datum O Differenz rC , . ö Komet —Stern Ortszeit CD -§ ® CU D r— H a* _Cj «8 .© Hl D CSJ t> 25-0 Red. auf scheint). Ort AI D Parallaxe M D Differenz <3 Beob.- -Rechn. £2 0 rO AAtcosD AD © Juni 12. Sehr ungünstiger Luftzustand. Die Beobachtung verdient wegen des tiefen Standes des Kometen und der grossen Declinationsdifferenz, die nur noch geschätzt ist, nur sehr geringes Gewicht. Der Komet hat ganz das Aussehen eines Sternhaufens. Durchmesser etwa 2 ' . 21. Im hellen Felde beobachtet. Luft sehr ungünstig. Die Beobachtungen konnten nicht weiter fortgesetzt werden, weil der Himmel sich gänzlich bewölkte. Aug. 10. Komet gross, mit Kern von 1' Durchmesser. Der Komet heller als die Nebel im Ophiuclms. 31. Komet war mehrere Minuten gross, sehr verwaschen. Sept. 3. Komet ziemlich hell, 3' Durchmesser. Die Stelle der stärksten Verdichtung (auf welche sich die Beobachtungen beziehen) folgt der Mitte des Objectes etwas südlich. 5. Komet ziemlich hell, 3!5 gross, rund, an den Rändern verschwommen, mit ziemlich starker Verdichtung, die der Mitte südlich folgt. 8. Komet 4' gross, heller in der Mitte. Oct, 7. Sehr schwach, rund, wenig und allmälig heller nach der Mitte. Durchmesser 2-5. 9. Luft äusserst durchsichtig. Komet recht schwach und sehr wenig verdichtet in der Mitte. 10. Luft vorzüglich, Komet leidlich gut zu beobachten. 11. Komet äusserst schwach, sehr wenig und allmälig verdichtet in der Mitte. Durchmesser 2 '-5. Die Beobachtung ist höchstens auf 20" sicher. Das Datum der Beobachtungen Nr. 74 ist in den Astron. Nachr. irrthümlioh mit Mai 28. angegeben. Lund. Beobachter: M = Möller; D = Dunör. Quelle: Astron. Nachr. 75, S. 202. 6 14 16 26 28 68 69 7i 127 130 133 141 147 April 28 29 29 3° 3° Mai 2 2 4 4 14 14 15 15 16 16 2 4 5 Sept. IOh26'“ 2” 10 43 13 11 23 10 26 49 11 14 3b IO 24 22 10 44 52 IO84 10 52 41 11 42 56 II 44 20 11 43 59 1 1 12 12 5i 4 6 14 28 14 6 14 10 28 15 32 26 14 36 o 3i 48 36 1 18 IO’Ö 68 -t-o“43 * 1 1 O ■'d' vn 1 +o?43 4_ 2*0 4-0-48 4- 6*2 — 5J5 — 9!4 15 '° 68 —0 28-59 — +0-41 — 4-0-46 — — 2*0 — o‘7 68 — 4- 0 56-8 — 4- 2-1 — 4- 6'9 — — 5’o 16-0 68 — 1 36-67 — 4-0*4° — 4-0-51 — - 5'o — °*5 68 — + 4 A-i — 4- 2*2 — 4- 7'3 — 4-0*5 16 ■ 0 66 4-1 4*10 — +0-33 — 4-053 — 4- 4-5 — °'5 66 — 4- 2 46-4 — 4- 2-5 — 4- 7*0 — — 5'2 i8’o 66 —0 55 ‘i3 — +0-29 — 4-0-52 — — 3-7 — o-6 66 4- 7 23-6 — 4- 2*5 — 4-7*3 — 4- 1-7 18-0 58 —0 59-67 — 4-0-07 — 4-0 77 — — i-9 — °'5 58 — 4- 5 5°'4 — -t- 3'2 — 4-io* 1 - - — 4’4 15 '° 58 -1 38-11 — 4-0 05 — 4-0-78 — 4- 1 * 0 — °'5 58 — -4- 5 47’3 — 4- 3*3 — 4-10-5 — — 4’3 10*0 57 -tf- i-O t'" O 1 — 4-0*02 — 4-o- 80 — 4- 7*3 — o-6 57 — -f- 5 2*9 — 4- 3 ' 5 — 4-11 - 1 — — 8-8 18 ' 3 17 + 3 5-09 — 6 43’° -4-1-54 4-1 1 * 1 —0-36 4- 15 ‘ 5 — 1 8 • 6 - 1 '5 18-6 21 —3 44-52 -+- 2 16-9 4-1-56 4-II-3 -0-38 4-15-2 — 4‘2 — 3’2 i8-6 15 +3 22-79 — 0 58-3 4-1-64 4-11-3 -0-36 4-15-2 — 4'7 — 8-7 20’ 6 14 - 1 2 7 * 02 H-II 38-7 4-1-71 4-12-4 - 0*09 4-15-1 — 5'9 4-14-7 12*6 I I — 0 7-48 4- 4 4Ö'3 -t-i-75 4-12-4 — 0*22 4-15-0 4- 4'3 — 0-4 M M M M M M M M M D D D D D D M M M D D Bemerkungen der Beobachter: April 28. Komet sehr schwach, ausgebreitet, mit zwei Lichtpunkten, von welchem der hellere, vorangehende beobachtet ist, 29. Komet beinahe schwieriger zu beobachten als gestern. Der hellste Punkt folgt heute einem schwächeren. 30. Bei 2401acher Vergrösserung werden 4—5 Lichtpunkte gesehen. Mit schwächerer Vergrösserung scheint der Komet gegen die Mitte condensirt. Mai 14. Komet sehr ansgebreitet und schwach. 15. Komet scheint heute mehr condensirt und heller als gestern. 16, Komet sehr schwach. Sept. 4. Komet gut zu beobachten. 5. Komet hat zwei Lichtpunkte in demselben Stundenwinkel, von welchen der südlichere beubachtet ist. 8. Komet gross und ausgebreitet. 9. Komet schwach mit Condensirung. Der Komet Winnecke. 241 © © Datum Ortszeit © rß *1 O © •-< © * s Differenz Komet— Stern Red. auf scheint». Ort Parallaxe Differenz Beob. — Rechn. u © s 0 ag § 0 2 © — Ü) ’S ® SJ t> 9 02 J s Jz; -o Al D Al D Al D AAtcosX» AD rß O © CQ Beobachter: S = = Schönfeld. Mannheim. Quelle: Astron. Nachr. 74, S 236. 17 April 30. iohi3"'59s _ 67 +2'”58535 — o'38?8 4-0*37 -\-2 * 2 4-0*55 -h 4?9 2 " O 4-4ri S S 23 Mai 1 . 10 31 16 — 66 +2 6-6i + 0 8-6 + 0-35 H-2* 2 -t-o-6i + 5-3 4- 9 ’ 1 — 3'4 2S 2. 9 39 1 — 65 + 1 18-27 H~ 8 44 ' 5 +o-33 -4-2*4 -f-o ’ 49 + 4-5 4- 7 ’ 5 4-3‘3 s 32 5- 10 26 13 — 64 + 0 25 21 — 18 IO'I +0-26 +2 ■ 8 +0-66 4- 5-7 4-10-7 4-2-9 s 53 12. 10 42 43 — 56 +4 iO'33 4- 1 45 '9 +0-09 +3-i 4-0-80 4- 7-i 4- 3’3 — o*8 — i*6 s 73 17- 10 54 35 — 55 4-i 44’78 4- 0 15-4 — 0*01 +3'3 +0-89 -h SJ4 — 8-9 ö s s s s 78 Juni 1. 11 15 21 — 48 +5 59 ' 73 — I 2*2 —0-34 +3 ' 1 -4- 1 ’ 1 1 4-13-3 - 2-0 4-1-7 90 5- 10 16 38 — 48 +0 15-26 — 0 39-7 —0-38 +3-i -hi * 20 — h 1 2 * 9 - I * I 4-4-4 94 7 ■ 10 9 5 — 48 —3 30-09 — 0 i6‘8 - 0.42 -t-3'° + 1-24 4-13-5 — 6-6 4-1-9 IOO 9- 1096 — 44 —0 59 ' 55 -I- 8 44-9 — 0 • 48 +2-7 4-1-29 4-14-5 4- o-8 —1-7 Bemerkungen des Beobachters: In den ersten Tagen nach der Auffindung in Karlsruhe bot der Komet ein Aussehen, das mir Herrn Dr.'W innecke s Bemerkung über die Mehrheit der Kerne zu bestätigen scheint. Bei nicht sehr günstiger Luft nämlich sah ich April 10. 1-. den verwaschenen Nebel fast nie in seiner ganzen Grösse, sondern es zeigte sich bald hier, bald da, verhältnissmässig helle Partien desselben, öfters mehrere zusammen. Ich hatte den Eindruck, als könnte dies daher rühren, dass die Nebelmasse wirklich mehrere Verdi ehtungscentren besitze. Ortsbestimmungen waren unter diesen Umständen nicht möglich, indem ich über den Ort des Kometen um mehr als eine Minute unsicher blieb. Auch Mai 12. glaubte ich mehrere naheliegende Kerne zu bemerken. Mai 2. und 5. und besonders deutlich Mai 17. zeigte der Komet nur einen sehr schwachen Kern; später, als der Komet heller wurde, konnte ich aber diesen Kein nicht mehr unterscheiden. April 30. erschien der Komet wie ein diffuser Nebel 2. Classe, 5' gross, und möglicherweise unregelmässig gestaltet. nach der Mitte zu viel heller Melbourne. Quelle? Beobachter? _ _ Oppolzer erwähnt drei Beobachtungen dieser Sternwarte vom 13., 14. und 25. October und zieht die zwei ersten sogar zur Bildung eines provisorischen Normalortes für 1869 October 12. heran. [II. Abhandlung über den Winneck e’schen Kometen.] Es kann also darüber kein Zweifel sein, dass der periodische Komet daselbst beobachtet wurde. Trotz müh¬ seligsten Suchens gelang es mir aber nicht aufzufinden, wo diese Beobachtungen mitgetheilt wurden. Ich vermuthe, dass Oppolzer seinerzeit brieflich von den Beobachtungen in Kenntniss gesetzt worden sei. Auf eine bereits vor Jahresfrist au Director Eli ery gerichtete Anfrage, diese Beobachtungen betreffend, habe ich bis heute noch keine Antwort, so dass ich fast fürchte, dass mein Schreiben nicht in seine Hände gelangt sei. Warschau. Beobachter : K = Kowalczyk. Quelle: Astron. Nachr. 75, S. 172. 34 Mai 5. 44 10. 64 14- 65 14- 77 Juni 1. 79 I. 82 2. 86 3- 87 3- 96 7- 105 12. 109 13- 142 Sept. 9. 148 IO. 149 IO. i ib 26'" 1 1 ’ ii 46 53 11 29 19 11 29 19 11 16 54 1264 10 58 13 10 54 45 11 43. i7 11 31 39 11 25 2 11 32 47 13 37 4° 12 45 29 13 2 47 5 66 — i1 51-88 4- 9 24!9 4-0*27 4- 2*7 4-0*73 4- 7J3 |4-ii?7l {4-1 1 r7i 6 59 +0 32 • 60 4-0-14 4-o'Si — i4- 2-9] { - \ 7 56 H-2 50-22 4- 2 4-6 +0*04 4- 31 4 0-83 4- 9 ' 2 J-h 8*0} {4- 2-7] 7 54 4-3 57'7i — 8 56-9 4-0 • 03 4- 3-2 -hO * 83 -h 9 ' 2 {4-5*5 {4- 2-4{ 8 51 4-1 41-49 -h I 45 '4 —0-32 4- 3-i 4-1 -05 -h 1 3 * 5 {4- 4'2 {4- 1 * 2] 2 5° 4-1 45-84 H-2I 9-2 —0-32 4- 3-i -hl ‘OO 4-15-3 hu '5 {4- 8-i| 9 5° +0 33-30 — h 20 53-6 —0-34 ~h 3"i -hl *07 4-13-5 .{—11 ’4 S- 8'5! 6 49 4-1 6-64 19 25-1 -o-35 4- 3’3 4-1 • 08 4-15-2 j — 6 • 6 14- 5'8 3 5° — 0 51-65 4-21 2-7 —0-36 4- 3' 1 4-1-05 4-15-5 1— 7-0 J—o-7 10 46 4-0 1 7 • I9 — 8 5-4 —0-45 4- 3'0 4-1 • 11 4-17-0 {— 9"4 {4- 4'9 6 38 — 0 1*94 — 9 14-4 —0-55 4- 2-3 4-1 • 18 4-19-8 j— 1-9 j-t-17-9 6 15 4-0 10*00 — h 20 io*8 ■ — 0-58 4- i-9 4-1 • 16 4-20-6 ] — 6-6 {4- 5-8 3 12 — 1 17-90 4-1-75 —0-39 — i—13’7 { ~ 5 10 — 1 12-45 + 1-85 — 050 — {4-12-0 1 - f 6 10 — 1 14-31 4- 4 14*0 4-1-85 j-+-I2* 4 —0-47 4-14-0 {4- 5 " 5 { — 20-2] Bemerkung des Beobachters: Komet gross, aber schwach und schwer zu beobachten; die obigen Positionen nicht ganz sicher. Sämmtliche Beobachtungen erhielten das Gewicht V2. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. ff 24 2 Eduard v. Haerdtl, T3 • U rP o & s a o 3 0) {25 M Datum Ortszeit ■c» _ &D ■SS ISJ ►> <ü 53 p 4-> I® ö a> Differenz Komet — Stern Ked. auf seheinb. Ort Parallaxe Differenz Beob, — Rechn. CD 4-> O M D D Al D AAtcosD AD & O PQ Wien. Beobachter: W = Weiss; 0 = Oppolzer. Quelle: Annalen d. Wiener Sternwarte Bd. 17, 1871. 1 1 April 29. 9h 55' 20 ? I 6 68 — O' 26*21 21 Mai I. IO 36 59 ‘ 7 8 67 4-1 53 '43 43 IO. 1 1 26 28-9 6 6l — I 2 82 54 12. 1 1 29 6-8 6 56 4-4 9-56 66 14. 1 1 I I 17*2 6 56 4-2 49 -62 76 28. 1 1 8 5i'5 5 56 — 6 43 'oo 88 Juni 4- IO 3 28-3 6 48 4-1 56 ' 55 99 9- IO 2 50-8 6 45 — 1 3-67 (36 4-1 51-78 102 12. IO 41 26-3 8 4° — 1 5 1 ' 93 S36 4-1 48'7i 103 I 2. IO 43 5*5 8 4° — 1 49 '99 117 Aug. II. 15 29 20*4 4 25 4-1 54'99 118 I I. 15 39 33 ' 2 1 25 4-1 53 ' 7 1 1 19 12. 14 35 46-9 4 26 — 0 34 '29 120 12. 14 5i 23-6 4 26 — 0 35'°4 I 2 I 13- 14 31 4 ' 1 6 27 —3 4'32 122 l3- 15 6 35 ' 9 6 27 —3 6-oi 135 Sept. 8. 12 5° 58-3 8 1 1 4- 1 55 ' 55 160 Oct. 12. 12 45 22'3 5 I — 1 38-48 4- o 2 O I -f- 2 — 3 — o | . 2 +26 —24 +26 —24 — 4 — 4 4- 1 4- I — 2 — 3 4-2i I7’4 1 1 57'4 5-5 1 1 "O 55'2 28-5 26 • 1 12 • 7 27*2 16-4 37 ‘ 9 48-3 27' i 9 '4 57 ' 0 36 o J3’4 o- 4-0' 4-0' +-o- 4-0 • O' — O' O' — O' — O' O' O' 4-o' 4-0' 4-0' 4-o- 4-0' 4-0' 4-1 ' 4-2' 4-2'i 2- 3 4- 3-o 3’i 4- 3" 1 3- 6 3 ' 1 2-7 4-2 'O 4-2 4 4 4-2 4-2 4- 5*4 4- 5 4 4- 5 ' 6 4- 5 '6 4- 5 4- 5 ' 8 4-12*4 ä-° ’-'4i 4-0 ‘ 49 4- 4 2 _ 8! 3 _ 4' O W l-o -64 4- 5 I 4- o* 7 4- O 3 W 4-o* 85 4- 7 6 — T I 4- O 3 W 4~o 87 4- 8 1 4- O I 4- I 5 w 4-0 88 4- 8 O 4- I * 6 4- 2 4 w 4-1 07 4-11 4 — 6- 9 — 6 9 w 4-1 18 4-13 2 — 3' 5 — o* 5 w 4-1 3i 4-13 9 — 2 ‘ I 4- 3' 8 0 4-1 36 4-17 4 1- 5' 8! 1- 5 0 4-1 35 4-17 5 [- IO 1] [- 6 •2] w — 0 69 4-16 2 4- 7 I — O 8 0 — 0 66 4-16 2 — 3 9 — I 6 w — 0 81 4-16 O 4- 3 4 4- 5 0 w — 0 77 4-16 O 4- 4 3 4- I 6 0 — 0 80 + 15 9 *4“ 7 6 4- 3 9 0 — 0 7' -M5 9 4- 9 6 — 2 7 w — 0 56 4-13 •4 4- 14 8 4- 8 8 w — 0 Ol 4- I I 7 w Bemerkungen der Beobachter: April 29. Der Komet wurde das erste Mal am 12. April mit Sicherheit gesehen, aber so schwach, dass er nicht beobachtet werden konnte. Am 29. April erschien er als eine grosse verwaschene Masse, excentrisch, verdichtet, im Inneren tauchten öfters helle Punkte auf. Mai 1. Komet sehr verwaschen, indess besser als am 29. April zu beobachten; besonders hat die excentrische Verdichtung an Bestimmtheit und Begrenzung zugenommen. Aussehen noch gekörnt. 28. Komet recht hell, das erste Mal Schweiffiguren an ihm bemerkt. Juni 12! Komet sehr verwaschen, zeigte eine Art doppelten Kernes. Beobachtung daher überhaupt unsicher, besonders die Durchgänge mit dem zweiten Stern, wo der Austritt aus dem Kreise wohl zu spät angegeben ist. Aug. 12. Den excentrischen sternartigen Kern umgibt ringsum ein heller von granulirtem Aussehen, und diesen sein- viel diffuses Licht. Oct. 12. Der Komet ist eine ungemein schwache, blasse, verwaschene Nebelmasse, in der zuweilen sternartige Körnchen aufblitzen. Wien. Beobachter: H — J. Haag. Quelle: Annalen d. Wiener Sternwarte Bd. 19, 1872. 10 56 61 89 101 9h55m 6!4 12 25 2S'5 10 22 8-3 10 44 3 ' 2 10 43 2 'O 5 68 — Om27 • 90 — 0 26» 8 4-o?4i 4-2* 1 4-0 5 49 H- 4 ' 2 [—28 5 8] [— 25f9] 12 59 -—0 52-98 +5 37' 1 + 0 • I I -1-3*2 4-0-78 4- 6-2 [-1-28-9] [4-21-6] 6 56 4-2 50-65 4-0-04 — -l-o- 81 — [— 2-9] — 6 48 4-1 52-17 - I 2'7 —0-39 4-3*i 4-1 • 19 -i-13'1 [—24*31 [- 8-3] 6 45 — 1 7-84 -1-2 33 ' 8 — 0-48 -1-2-7 4-i '29 4-15-6 [— 3'°] [4-io-6] H II H H H Bemerkung: Diese Beobachtungen von J. Haag wurden sämmtlich ausgeschlossen. 243 Der Komet Winnecke. In der folgenden Tafel gebe ich nun wieder die Beobachtungen und die Resultate des Vergleiches mit dei Ephemeride, aber chronologisch geordnet. 1869. Nr. der Beob¬ achtung 9 10 1 1 12 13 13 14 14 15 16 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 26 27 27 28 28 29 29 3° 31 32 33 34 35 3b 37 37 38 39 Ort Leipzig . . Bonn Leipzig . . Hamburg Hamburg Leipzig . . Lund .... Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Bonn Wien .... Wien Leipzig . . Hamburg Hamburg Lund Lund Bonn Lund Lund . . . . Hamburg Hamburg Durhain. . Lund . Lund . Mannheim . Bonn . Leipzig . . . Leipzig . Wien . Bonn . Mannheim . Durham. . . Mannheim . Lund . Lund . Hamburg . Hamburg . Leipzig . . Mannheim . Bonn . Warschau . Bonn Berlin . . Hamburg Hamburg Bonn ... Bonn Datum mittlere Berliner Zeit April 13 '53914 i4'47093 I4'47i79 14-58688 14- 58688 28-40386 28-43189 28-4383° 28-44259 28-44637 28-44890 28- 44655 29- 40156 29-40171 29-41424 29-42547 29-43182 29-42301 29- 45692 29'45433 30- 43247 30-46565 30-43668 30-44106 30-45323 Mai 1 -43008 1-43068 1-44442 1-44870 1- 49942 2- 41243 2-43080 2-44503 2-45299 2-45324 4-4I953 4-45051 4-46987 4-47024 4- 49806 5- 4i853 5-44528 5-45I54 5-45201 5-45300 5-48240 5-48270 5-48793 7-42967 7-45395 Geoc. Hl Geoc. D Beob.— Kechn. AHt cos D AD 156° 7 ' 36*5 4-34°46'34!4 [4- 9 r 3] [4-32!5] 155 41 15-0 4-34 55 40-8 [—28-3] [4- 6-4] 155 41 27-0 -4-34 56 i6-i [—I7-4] [-4-28 * 4] 155 38 42-0 4-34 56 48-4 j4- o"6J 1- 9-5} i55 38 39’3 — i *6 150 24 6'6 4-36 30 58-2 {— o-6( {- 7-2} 150 23 29-8 +36 31 2-6 — 5'5 — 9-4 150 23 28-8 — — o*8 _ 4-36 31 J9 "4 — + 4'9 150 23 26-2 H~ 4 * 1 4-36 31 W7 — 4- i-8 150 23 43 '8 4-36 3° 4i-o [4-18-5] f-34'4] 150 5 44' 5 4-36 34 21-5 [ — 28-8] [ — 25-9] 150 6 9'9 + 36 34 43-5 - 8-3 — 4-0 150 6 16-9 4-36 34 56-9 ■+■ 7*9 4- 6-7 4-36 34 57'3 _ 4- 4-8 150 5 58-2 — 4- 7-7 150 5 33‘7 — — 2*0 — 4-36 34 54-2 — — 5"0 150 5 34-o 4-36 34 54‘2 4- 7-1 — 4'4 149 48 33-1 — — 5'o — -4-36 38 22-0 — 4- 0-5 149 48 37-6 4-36 38 20-1 -4- 2*0 4- 4-1 149 48 25-6 +36 38 16-6 — 4-1 - 0*2 149 48 24-9 4-36 38 16-5 H~ 5 ’ 3 — 2*6 149 32 24-6 4-36 41 14-2 -4-10*0 — 2*0 149 32 24-9 +36 41 i6-6 4-10-7 4- 0-3 149 32 9-1 4-36 41 12-9 4- 8-7 — 5"7 149 32 5-4 +36 41 16-0 4- 9"1 — 3-4 149 30 48-7 -3-36 41 20-8 [—13-0] [— 7-2] 149 16 47-2 4-36 43 59-2 4- 7-6 -4- 3*3 149 16 26-2 — 4- 4'5 • _ 4-36 43 55-8 — — 5-2 149 16 0-7 — 4- o-6 — — 4-36 44 4'4 4- 2-2 148 46 37-0 — — 3'7 — — 4-36 48 33'3 — 4- i-7 148 46 3-6 — 4- 4-8 — _ -H36 48 38-8 — 4- 4'7 148 44 53‘5 4-36 48 57-8 [—31-6] [4-20-4] 148 32 39"° 4-36 So 22-4 — 0-4 4- 2-7 148 32 31-0 4-36 5° 25-3 4-10-7 4- 2-9 148 32 25-5 4-36 50 9-8 4-10-5 — I3-3 148 32 26-6 4-36 5° 34-8 I 4-11-7} I4-H-7S 148 32 16-9 4-36 50 31-6 4- 4-6 4- 8-3 148 31 53-4 4-36 50 22-7 -4- 5 — 3'5 148 31 53-2 — -4- 5* 1 — — 4-36 50 31-8 — 4- 5'0 148 6 12-5 4-36 53 49"i 4- i-8 [4-31-4] 148 5 54-6 4-36 53 25-5 4- 2-3 4- 6-o ff* 244 Eduard v. Ilaerdtl, Nr. der Beob¬ achtung Ort Datum mittlere Berliner Zeit Geoc. JR Geoc. D Beob,- -Itechn. Agft cos D AD 40 Athen . Mai 8-36869 I47°54’28!3 H~36°53 ' 51 !8 [— 3 r 3] [— 29 ! 4] 41 Bonn . 8-45584 147 53 I3-9 +36 54 23-1 — 12*0 — 3"4 42 Darhain . . . . . 8-59451 147 51 21-4 -+-36 54 35-6 [—21 -6] [4- o-8] 43 Wien . 10-46523 147 29 58-2 +36 56 3"9 — 7' 1 4- 0*3 44 Warschau . 10-46649 147 3° 9'9 j4- 2-9} — 45 Athen . 11-34875 147 20 36-6 -1-36 56 26-3 -f- 9*6 — 5 - 7 46 Athen . ii-35i59 147 20 26-1 +36 56 25-8 + 2-6 — 5-3 47 Athen . “•35W5 147 20 31-9 4-36 56 28-4 4- 7'4 — 2-7 48 Leipzig . “'43633 147 19 37-5 +36 56 38-0 -f- 7*7 4-3-6 49 Hamburg . 11-47095 — +36 56 46-4 — -4-11-1 49 Hamburg . 11-47132 147 19 io-6 _ -+- 4-5 5° Durham . 1 1 -49088 147 18 46-9 +36 56 37'o 1— 4-31 {4- 1 " 7} 5i Athen . 12-33058 147 9 59’7 +36 57 4'o 4- 0-7 -|-io-o 52 Athen . 12-33376 147 10 8-i + 36 57 0-3 4- 8-9 4- 5"9 53 Mannheim . 12-45689 147 8 44-1 +36 56 55-8 4- 3"3 — o-8 54 Wien . 12-46711 147 8 33-7 +36 57 8-3 4- o*i 4-11-5 55 Durham . 12-49162 147 8 8-4 +36 56 52-3 1- 7 ”8} {— 5 " 1 < 56 Wien . 12-50622 147 8 45-3 +36 57 19-1 [-4-28-9] [-4-21-6] 57 Athen . 13-32934 146 59 55 '.5 +36 57 7-1 _ |_ 9 • 7 — 1*0 58 Berlin . 13-46857 146 58 22-3 +36 57 9‘4 — }— 2 * 6 0*0 59 Hamburg . I3"54254 _ +36 57 10-2 _ 4- o* 1 59 Hamburg . 13-54468 146 57 3i '9 — - 1*0 — 60 Athen . 14-32677 146 49 51 "6 -+-36 57 9’i 4- 3’5 — 3-8 6l Wien . . . 14-42064 146 48 48-3 [— 2-9] 62 Leipzig . 14*42722 146 48 48- 1 -4-36 57 1 6 * 2 •-ho*i 4- 2-3 63 Bonn . I4-44368 146 48 50-8 +36 57 28-8 4- 9"9 4-I4-9 64 Warschau . I4-45440 146 48 42 - 1 +36 57 16 -6 |4- 8-o] |4- 2-7] 65 Warschau . I4-45440 146 48 39-0 + 36 57 16-3 |4- 5-5} )4- 2-4] 66 Wien . I4-45477 146 48 33'9 +36 57 16-3 -4- 1-6 4- 2-4 67 Berlin . 14-46169 146 48 28-0 +36 57 17-2 + 0-3 4- 3"3 68 Lund . 14-48564 146 48 1 1 • 2 _ — 1-9 68 Lund . 14-48661 — +36 57 13-9 — 4"4 69 Lund . 15-48639 146 38 34'S — 4- 1 ’ 0 69 Lund . I5'49IÖ2 — +36 57 6-9 — — 4'3 70 Hamburg . I5-49524 146 38 31-9 — 4- 3'0 70 Hamburg . I5-49536 _ +36 57 Wo _ 4- 5"9 7i Lund . 16-50087 146 29 6-i — 4- 7 ' 3 7i Lund . 16-50212 — +36 56 53-2 — — 8-8 72 Hamburg . 16 • 50101 146 28 57-9 — 4- 0*9 — 72 Hamburg . . 16-49987 — +36 57 2-5 — 4- 0*5 73 Mannheim . 17-46527 146 19 45-7 +36 56 46-7 - 8-9 — i-6 74 Leipzig . ' . 27-42065 144 38 53-2 -+-36 52 37’9 — 0*1 — 3‘3 75 Athen . 28-34502 144 27 io'6 4-36 52 3'o 4~ 9 * 0 — 19-7 76 Wien . 28-45353 144 25 24-0 4-36 52 3‘7 — 6-9 — 16-9 77 Warschau . Juni 1-44637 143 23 20-5 4-36 51 38-5 {4- 4'2[ {4- 1-2} 78 Mannheim . . 1 -48020 143 22 35-7 -+■36 51 39-0 — 2*0 4- 1*7 79 Warschau . 1-48051 143 22 23-5 4-36 51 45-4 |-“-5l {4- 8-i] 80 Leipzig . 1 -49425 143 22 26-4 4-36 51 36-7 4- 2-9 — o"5 81 Bonn . 1 -49807 143 22 25-5 4-36 51 37‘3 4- 5‘5 4- o*i 82 Warschau . 2-43344 143 4 16*2 -I-36 51 28-0 {— 11-4] 8-5i 83 Leipzig . 2-46409 143 3 48-7 4-36 51 35‘9 — 4’3 — 0-7 84 Hamburg . 2*50222 143 3 23-1 4-36 51 36-9 {4-1 1 " l\ {4- 0-3] 85 Athen . 3-33569 142 46 3-1 4-36 51 36-5 4- 5*2 — 2-7 86 Warschau . 3-43108 142 43 45-3 4-36 51 45-4 j- 6-6] {4- 5"8} 87 Warschau . 3-46477 142 43 “3 4-36 51 39-i I— 7 "°f j— 0-7] Der Komet Winnecke. 245 Ort • Datum mittlere Berliner Zeit Geoc. At Geoc. D Beob- -Rechn. AAt cos D AD Wien . Juni 4-40840 I42°2I ' 48-' 4 +36°5i'45!9 — 3J5 — o>5 Wien . 4‘43659 142 20 42*7 +36 5> 38-3 t—24'3] [- 8-3] Mannheim . 5 '43959 141 56 29-4 -+•36 52 i-i - I * I 4- 4'4 Bonn . 5 ‘4Ö937 i4> 55 39'o -H36 5> 59-o — 4-6 4- i'9 Bonn . 6-45430 141 29 8-5 +36 52 10-4 — 1 -4 -+- 0*9 Hamburg . 6-48022 — +36 52 11 -i — 4 1-3 Hamburg . 6-48147 141 28 23-8 — — 0-3 — Mannheim . 7 ‘43442 141 0 9*1 +36 52 24-5 — 6-6 4- 1 -9 Hamburg . 7 ‘45492 — -+-36 52 22-2 — — 0-7 Hamburg . 7‘45529 140 59 36-0 — 2*2 Warschau . 7-45686 140 59 24-1 + 36 52 27-8 {— 9-4} i+ 4-9} Bonn . 7-45709 140 59 36-9 +36 52 i6‘2 4- i-i — 6-7 Athen . 9‘33572 >39 56 32-8 +36 52 44-8 *+" 3*8 0*0 Wien . 9-40818 >39 53 46-3 -L36 52 49"i - 2*1 4- 3‘8 Mannheim . 9‘43453 >39 52 5>‘7 + 36 52 43-8 4- o-8 — i-7 Wien . 9-43609 >39 52 43‘5 4-36 52 56-1 t— 3 -°] [4-10-6] Wien . 12-43512 137 46 2-7 4-36 52 22-6 J- 5-8} 1- 5->t Wien . 12-43628 137 45 54-o 4-36 52 21-4 [— io->] [ — 6-2! Berlin . 12-44428 >37 45 47-8 4-36 52 26'! -+- 3*4 — >'3 Warschau . 12-45249 >37 45 >7‘4 4-36 52 45'I s- > -9} {4-i7-9t Leipzig . >2-48433 >37 43 40-9 — {— 5 "4( — Hamburg . 12-49738 >37 43 8-5 4-36 52 43-0 {- >->l {4-17 " >| Athen . >3 ' 344i6 137 0 42-0 4-36 5> 53’3 4- o-6 - 2*2 Warschau . >3‘4579> 136 54 36-0 4-36 5> 55-9 {— 6-6} {4- 5 "8J Athen . >4‘33373 136 7 5"8 4-36 5> 49’2 {4- 8-i| [4-52-oJ Leipzig . 21*42150 127 4 32-2 4-36 17 28-5 [—22-3] [—10-7] Athen . 25‘3443i i>9 47 30-0 4-35 >6 — — — Athen . 26-33381 117 42 26-2 4-34 53 43-9 |4- 2-3} {4-21 -o] Bonn . Aug. 7-60732 60 41 55-0 4- 0 52 57-8 - 2*1 -- 5'4 Berlin . 7-62618 60 41 39-9 4- 0 52 31-8 4- 4-8 — 3‘3 Bonn . 10-62888 59 45 11*2 - 0 19 4*2 — 6-3 — 2*0 Wien . > 1 '63471 59 27 >7'2 — 0 41 51-9 4- 7-> — o*8 Wien . 11 -64181 59 26 58-5 — 0 42 2‘3 — 3’9 — 1*6 Wien . 12-5975° 59 10 7"9 — I 3 7-8 4- 3'4 4- 5-0 Wien . 12-60835 59 9 57'3 — > 3 25-5 4- 4'3 — j- i • 5 Wien . . i3‘594i9 58 52 38-7 — 1 24 48-4 4- 7-6 4- 3-9 Wien . 13-61887 58 52 14-7 — 1 25 26-8 4- 9‘6 — 2-7 Bonn . >5-59947 58 17 34-8 — 2 7 12*2 4-10-7 — 1*2 Hamburg . 18-59066 — — 3 7 38-4 — — >-5 Hamburg . 18-59135 57 24 29-1 — 9-0 Leipzig . 31-59881 53 2 41-4 — 7 4 52-o 4- 8-o — 40 Hamburg . Sept. 2-55227 52 15 55-6 — 7 37 37’9 — 4’3 — 5’2 Lund . 2 • 60044 52 14 30-7 - 7 38 22-0 — 18-6 — >'5 Hamburg . 3-53539 5> 5> 39‘9 — 7 53 45'4 — 3’7 — i-3 Bonn . 3"582>> 51 50 36-0 — 7 54 28-1 {4- 2-4} {4- > "9t Leipzig . 3-58546 51 50 24-9 — 7 54 37‘4 — 3-6 — 4"> Lund . - . 4-5853I 5> 25 6-i — 8 10 51 -4 — 4'2 — 3’2 Leipzig . , 5-553o6 51 0 6-9 — 8 26 23-3 — 0-4 — 4> 5-58818 5° 59 7‘3 — 8 27 1-5 — 4'7 - 8-7 Bonn . . . 7-61493 5° 5 >i*5 — 8 58 24-7 S4-i6-2j {4-i4-4t Wien . 8-52403 49 40 3"o — 9 12 25*4 4-14-8 4- 8-8 Bonn . 8-55811 49 38 49’3 — 9 >3 5’4 1- >-6} {— 0-2] Hamburg . 8-55944 .49 38 49-9 — 4- I ' I — Hamburg . 8-5599° — — 9 >3 9"4 — — 2-5 Leipzig . 8-56323 49 38 40-3 — 9 13 15-6 - 2*0 — 5-7 Beob- 89 90 91 92 93 93 94 95 95 96 97 98 99 100 101 102 i°3 104 105 106 107 108 109 I IO 1 1 1 I 12 >>3 114 ”5 116 117 1 18 119 120 121 122 123 124 124 125 126 127 128 129 130 >3> 132 >33 >34 >35 136 >37 >37 138 246 Eduard v. Haerdtl, Nr. der Beob¬ achtung Ort Datum mittlere Berliner Zeit Geoe. AR Geoe. D Beob.— -Rechn, AAR cosD t±D 139 Bonn . Sept. 8-57748 49°38'24!3 — 9°i3 ' 5 !9 H- 5 ! 7} |4-i7?o| 140 Berlin . 8-60442 49 37 29-2 — 9 13 5i-2 — 4-0 — 3‘7 141 Lund . 8-64502 49 36 19-3 — 9 i4 9 ' 7 — 5’9 4-I4-7 142 Warschau . 9 ‘ S4352 49 10 51-1 — 1— i3'7l — 143 Berlin . 9‘ 54476 49 11 !3"8 — 9 27 52-8 -t-io- 7 4- 3"i 144 Bonn . 9-56203 49 10 40*9 — 9 28 2‘2 1+ 7 "4| {4- 9" if 145 Leipzig . 9’ 56377 49 10 34-2 — 9 28 1 1 ‘ I -+- 3"7 4- 1-8 146 Bonn . 9-57664 49 10 22*9 — 9 28 17-8 I+I4'3i |4- 6-6} 147 Lund . 9-60581 49 9 23-1 — 9 28 50-9 + 4’3 — 0-4 148 Warschau . 10-50726 48 43 37‘2 — |4-i2-o| — 149 Warschau . 10-51927 48 43 9’7 — 9 42 39-6 1+ 5 " 5? j - 20 '2j 150 Durham . 13-61088 47 11 3‘7 — i— i-oj — I5° Durham . 13-61138 — — IO 26 I4’3 i- 9 - 5l 151 Bonn . 1 5 '57897 46 10 33-3 — 10 52 22-5 j4-22‘2| ]— 6-6| 152 Hamburg ■ . Oct, 6-51566 34 33 25-5 — 13 47 22-3 j— 6 -4j |4- 8-oJ iS3 Leipzig . 7-46140 34 3 2-2 — 13 50 22-9 4- 4-2 — 0-9 154 Leipzig . 9-5oi54 32 58 o-i — 13 54 58-7 - 12* I 4- 2’3 155 Leipzig . 9-5oi54 32 58 i-6 — 13 54 56-9 — io' 7 4- 4-1 156 Leipzig . 9-51281 32 57 56-1 — 13 55 3‘4 4-4-5 — 1*2 1 57 Hamburg . 9-53023 — —13 54 38-3 — [4-25-8] i57 Hamburg . 9-53508 32 57 18-0 — {4- 8-5} — 158 Leipzig . 10-48042 32 27 55-9 — 13 56 32-2 4- 8-7 — I ' I iS9 Leipzig . 1 1 -46164 31 57 16-6 — 13 57 48-3 [—27-0] [— 4-0] 160 Wien . 12-51883 31 26 6-9 4-i 1 " 7 Diese 160 Beobachtungen wurden in vier Normalorte zusammengefasst, drei vor, der letzte nach dem Perihel fallend. Bildet man das arithmetische Mittel aus den Beobachtungszeiten und den Differenzen: Beob¬ achtung weniger Kechnung von Nr. 1—42, Nr. 43 — 73, Nr. 74 — 113, endlich Nr. 114—160, so ergeben sich folgende Normaldifferenzen, welche additiv an die Ephemeridenorte anzubringen sind. Datn m AAR cos D Anzahl der Beobachtg. A D Anzahl der Beobachtg. 1869 Mai I'O -4-2" 72 34 —0*15 32 Mai I 2'0 4-2-34 29 H-I ' 22 28 Juni 7-o — 0-65 35 — 0*22 33 , Sept. 7-0 -4-1 ' 29 46 — 0-49 42 Der Komet W innecke. 247 III. Capitel. Die Erscheinung im Jahre 1875. [Der Komet wurde in dieser Erscheinung nur 15mal beobachtet; das erstemal am 1. Februar von Borelly in Marseille, das letztemal Februar 16 von Willson in Cambridge (U. S.)] Bezeichnung: $ II. 1875. Für diese Erscheinung lag noch keine genügend genaue Ephemeride vor, es musste daher vorerst eine solche hergestellt werden. Auf die Verbesserung der dazu herangezogenen Elemente näher einzugehen, halte ich nicht für nöthig. Zur Berechnung folgender Ephemeride ist nur zu bemerken, dass ihr ein für 1875 Febr. 10 0 osculirendes Elementensystem zu Grunde liegt, die Rechnung mit siebenstelligen Tafeln direct von Tag zu Tag durchgeführt wurde, endlich bei der Wahl der hier und später erforderlichen Con- stanten, die Conformität mit den früheren Erscheinungen entscheidend war. Ephemeride 1875. 0h mittl. Berliner Zeit Januar 30 31 Februar 1 2 3 Februar 4 5 6 7 8 Februar 9 10 1 1 12 13 Februar 14 16 17 18 M 261° 263 264 266 267 268 270 271 273 274 275 277 278 280 281 283 284 285 287 288 57 18 39 24 47 1 1 35 o 25 51 16 43 9 36 3 3° 57 25 52 24- 2 iS-8 45 '2 5°' 9 31 "3 44’ 7 29-5 43 ‘7 25- 5 33‘° 4'° 56-4 8'i 37' 1 21 ’O 1 7 • 6 24-7 40 -o i'3 2Ö'3 Diff. -1-485 1 v 6 +4889-4 +4925’ 7 +4960-4 +4993 '4 * +5024-8 +50S4-2 + 5081 -8 +5107-5 4-5131-0 +5I52'4 +5171-7 +5189-0 + 5203-9 +5216-6 +5227-1 +5235 '3 H-5241‘3 + 5245-0 D -15 -i5 -15 -15 -15 -15 -15 -15 -16 16 -16 -16 -16 -16 -16 5 14 22 30 38 45 52 58 4 9 14 18 21 24 26 I3-3 15 o 5° '4 58-9 39' 2 50-6 22 • 1 43 ’o 22-4 29-8 4’3 5'4 32-4 25-0 42-6 — 16 28 24 9 — 16 29 31-4 — 16 30 2 - 2 — 16 29 56-7 — 16 29 15-1 Diff. — 541-7 — 5!5'4 -488-5 —460-3 —43i'4 —401-5 —370-9 —339-4 —3°7’ 4 — 274-5 — 241 • 1 —207-0 — 172-6 — 137-6 — 102-3 — 66-5 — 30-8 + 5-5 log. p O" 1466 o- 1449 0-1434 0-1419 o- 1405 o- I392 o- 1380 0-1370 O- 1361 o-i353 o- 1346 o-i339 o- 1334 0-1330 o- 1328 O- 1326 0-1325 o • 1326 O- 1327 o- 133° Aber. Zeit 37’7 35"° 32'4 30-1 27-9 25-9 24- 1 22-5 210 19-7 18-5 17-6 16-8 IÖ-2 1 5 • 7 15-5 i5-4 15-5 15-7 i6'2 Vergleichssterne 1875. Mittleres Äquinoctium 1875-0. Nr. Quelle Al D Bemerkungen I Fundamental-C. d. A. Gr. . i7h 3°m 25 ‘79 -13° 19' 4*4 4 Serpentis. 17 49 7-88 —15 47 16-9 2 7-72 17-9 7-92 19-3 bloss 1 Beob. in D. 7-69 14-9 Arg. Öltzen 7380-1 . 7-78 7-79 17-9 17-9 Gtould Gen. Cat. 24357 - ■ • 7-72 17-9 V3 (Arg. Ö. + Gr. + Gould). 17 49 7-76 — 15 47 17-9 248 Eduard v. Haerdtl, Nr. Quelle Al D Bemerkungen 3 Taylor 845 1 . i8h 1-2™ 5 7 5 2 5 -15° 52! 52!o Rümker 6379 . 56-92 49’2 Robinson 3718 . 56-74 — Arg. Öltzen 18063 'S . 56-91 52-6 Yarnall 7757 . 56-98 5i-3 Greenw. 1864 . 56-97 52-0 Gould Gen. Cat. 24357 . . 57-00 51-2 18 12 56-98 — 15 52 5i-5 Vs (Y. + Gr. -4- Gould). 4 Arg. Öltzen 18289 '9° • ■ • ■ 18 22 23-58 - l6 IO 23-6 2 Wien Mer. Beob . 23-57 27-3 18 22 23-57 — 16 IO 27-3 Wien. S Arg. Öltzen 18304 '5. . . . 18 22 55-12 — 16 16 17-3 2 Wien Mer. Beob . 55'o8 17-4 18 22 55-08 - l6 16 17-4 Wien. 6 Arg. Öltzen 18426-7 . 18 28 8-50 — 16 14 i *6 3 Wien Mer. Beob . 8-32 6 * 2 18 28 ro 00 - l6 14 6*2 Wien. 7 Arg. Öltzen 18841 . 2. ... 18 48 19-05 — 16 31 3i-8 Bonn B, YI, 137 . 18-99 31-5 blosse Schätzung in D. Yarnall 8017 . 18-96 35-8 Gould Gen. Cat. 25890 . . 18-99 36'4 18 48 18-97 - l6 31 36-1 V (Y. -4- Gould). 8 Pola Mer. Beob . 18 49 45-30 — 16 27 i-6 Pola. 9 Pola Mer. Beob . 18 56 39-41 - l6 1 1 4-8 Pola. IO Arg. Öltzen 19050 . 18 58 26-15 - l6 44 48-7 Pola Mer. Beob . 26- 17 507 18 58 26-17 — 16 44 5o-7 Pola 1 1 Arg. Öltzen 19082-3. . . . 18 59 40-94 — 16 25 7'4 Yarnall 8120 . 40*90 7-8 Gould Gen. Cat. 26163 ■ 40-91 8-i 18 59 40-91 — l6 25 8*o V» (Y. + Gould). 12 Arg. Öltzen 19233-4 . 19 4 58-28 — 16 38 4-2 8 Wien Mer. Beob . 58-08 7-0 19 4 58-08 — 16 38 7'0 Wien. 13 Lalande 36162 . 19 9 29-45 - l6 29 49-1 Bonn B. VI 15 . 29-88 42 * I 8 Wien Mer. Beob . 29-87 48-0 19 9 29-87 — 16 29 48-0 Wien. Beobachtungen 1875. U ,-C © © § | Datum Ortszeit © ^ © -e A _ Nummer der 1 Sterne Differenz Komet — Stern Red. auf scheinb. Ort Parallaxe Differenz Beob.— Rechn. © 2 © cs r© £ © 25 pq "t* © sä M I D Al D Al J) AAlcosDj AD © PQ Cambridge (U. S.). Beobachter: W=Willson. Quelle: Brief!. Mittheilung des Hrn. Prof. Pickering. Februar 8 2Ih 56- 36' 22 5 ~f"Om 10*58 ~h2 ' i6!o — o'94 — 1 0 9 — o - 27 4-4 ! 9 — 6! 9] — 1 7 ! 8] 8 22 24 O 8 4 + 0 49*00 —3 45"o —0-94 — 109 — 0*24 -4-5-0 — 1 '3 —23-5] 9 22 2 6 17 6 -ho 41-52 —3 56-9 —0-93 — 11 -o — 0*27 -T4-9 4-14-8, — 15-71 15 22 4 54 l6 12 — I 26 • 32 *8 4’9 — 0-87 — 10-5 — 0 ■ 28 4-4 '9 —34-8 — 6-i 16 22 18 36 18 13 — 0 3-46 H-O 14 8 — 0-87 — 10-5 - O * 27 + 5-0 [—3-3 4-19-1] Bemerkungen : Die angegebenen Beobachtungszeiten sind Greenwicher- Zeit. Sämmtliche Beobachtungen ausgeschlossen. Der Komet W innecke. 249 Nummer d. Beobacht. Datum Ortszeit Zahl der V ergleiche Nummer der Sterne Differenz Komet — Stern Red. auf seheinb. Ort Parallaxe Differenz Beob. — Rechn. Beobachter | M 1) M ü M l) A/R cos D A D Beobachter: S Mailand. = Schiaparelli. Quelle : Astro a. Nachr. 85. S. 20 3. 8 12 13 Februar 13 14 15 !7h 35'" 4’ 17 27 46 17 20 46 4 6 8 7 1 1 1 1 -1-2"' 26’ 02 — 3 1 1 '59 -4-2 35 '43 H~3! 31 "8 -3 58'i —4 44 '4 1 ! 1 OOO 00 00 00 m 00 — Iir3 — 1 1-4 — II‘4 — 0?2Ö — 0*27 — 0'2J H-5!2 H-5'I H-5'I — o?7 4-2*0 — 0*2 — 8!3 +4' 6 — !'3 S S s Bemerkung1 des Beobachters: Den 13. und 14. war der Komet etwas schwierig zu beobachten, da er nur durch die Dunstschiehten des Horizonts sichtbar war. Den 15. war die Beobachtung leichter anzustellen insbesondere auch desshalb, weil der Komet gegen die Mitte zu besser verdichtet schien. i Marseille. Quelle: Astron. Nadir, u. Briefl. Mittheilung des Hm. Dir. Stephan. Beobachter: B = Borelly, C = Coggia. Februär i 3 5 6 17 42'" 39' 18 o 30 17 54 24 17 26 44 I -t-I2™ 20?66 io* i3;o — o’95 — 9!9 — 0-24 _ 2 +4 44 ' 99 4- 3 8-4 — 0-96 — IO 2 —0-23 _ 3 — 7 53 '42 — 4 i8'7 — 0-98 — 10-7 — 0*24 — 3 — 2 22*00 — 10 2'8 — 0-96 — 10-7 — 0*27 +5 ’ 1 +5’2 4-5-2 -+-5'2 -8-o -12,7 - 4'3 - i-7 — 21 !8] — 27 4- 1-4 - 2 ' I Beobachter: P = J. Palisa. Pola. Quelle: Astron. Nachr. u. Briefl. Mittheilung des Hrn. F. Anton. Februar 1 3 14 14 i7h 29“ 45' 17 25 33 17 33 7 12 3 4 4-0'" 5 1 ’ 8 1 — o 15-09 — 1 5997 — o- 51-3 — 18 9-6 4-15 30-3 — o!89 — ii!3 — 0?27 +5?I 4-3 ! 6 4- o!7 —0-88 — 1 1 '4 — 0*2 7 -4-5 'I — 1-7 — 4'5 — 0-89 — H'3 — 0*27 4-5 ■ 1 4-3 '3 — IO* I Bemerkung: Die BeobachtungBzeiten von Febrn.r 14, di. ta de» A.tron. HÄ .». im Mittel .ugeg.be. etod, eiud hier getrennt fll, die zwei Beobachtung»»!«.. Komet oben - Stern unten und Komet unten - Stern oben. Bringt man die Summe dieser Correctionen an die obigen Vergleichssterne an, so erhält man schliesslich. 1875. CD o a p -0 S O 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 1 12 13 14 15 0 1- t Marseille . Marseille . Marseille . Marseille . Cambridge (U. S.) Cambridge (U. S.) . . Cambridge (U. S.) Mailand . Pola . Pola . Pola . . Mailand . Mailand . Cambridge (U. S.) Cambridge (L. S.) . Datum mittlere Berliner Zeit Februar i. 75219 3. 76462 5- 76043 6. 74123 8. 94331 8. 96269 9. 94743 13- 74348 13. 71992 14. 7i7°i 14. 72227 14. 73148 15. 72662 15- 94947 16. 95897 Geoc. Al Geoe. ü 265° 268 271 272 275 275 277 282 282 284 284 284 285 285 287 41 27 15 38 46. 47 12 40 38 5 6 7 33 52 21 i8!9 53'4 35' 1 26 ■ 2 7-0 50-8 9-6 57 ‘ 7 59'2 47’ 5 15-6 2-4 48-0 39' 1 19-0 -150 29 22-2 -15 44 14-5 57 1 5 ’ 7 2 59-8 14 7'4 -iS -16 -16 -16 -16 14 18 28 -16 27 -16 29 -16 -16 -16 -16 -16 29 29 29 3° 29 18 • 2 9-2 10-4 59' 1 20-7 26 • 6 12 -4 58'7 7.7 38'7 Beob. — Rechn. AAt cos D A D - 8ro -12-7 - 4'3 - 1 ' 7 - 6-9] - 1 ’ 3 - 1 4 ’ 8 - 0-7 - 3 '6 - 1 ' 7 - 3'3 - 2"0 - 0'2 -34*8 - 3 ' 3 [—21-8] — 2-7 H- 1*4 — 2*1 1—17*8] —23-5 — 15 ' 7 — 8-3 4- 0-7 — 4'5 — io- 1 -4- 4'& — 1 '3 6 * 1 19-1 Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. SS 250 Eduard v. Haerdtl , Die obigen Differenzen: Beobachtung— Rechnung wurden in eine einzige Gruppe zusammengefasst, wobei, wie schon erwähnt, die Cambridger Beobachtungen, sowie die Declination der Marseiller Beobachtung von Februar 1 nicht berücksichtigt wurden. Als Normaldifferenz ergibt sich demnach aus den Beobachtungen von Borelly, Coggia, J. Palisa und Schiaparelli: • AAt cos D — — 1 " 1 8 . aus 10 Beobachtungen, AD = -2-48 . „ 9 welche Mittel an den Ephemeridenort: Februar 10-0 anzubringen sind. VI. Capitel. Die Erscheinung im Jahre 1886. [Der Winneeke’ sehe Komet wurde am 19. August von Finlay am Cap aufgefunden und auch von demselben Beobachter am 29. November zum letzten Mal beobachtet.] Bezeichnung: VI. 1886. Ich gebe hier nur jene von mir abgeleitete Ephemeride, welche bei der Bildung der definitiven Normalorte dieser Erscheinung verwendet wurde. Diese Ephemeride wurde nicht fortlaufend mit einem einzigen Elementen- system, sondern in vier Stücke getrennt berechnet und wurden bei der Berechnung der einzelnen Stücke 1886 August 16 bis September 2, September 3 bis September 24, September 25 bis October 14, October 15 bisDecember 2 der Reihe nach streng für August 25-0, September 14-0, October 4-0, endlich November 13-0 osculirende Elemente angewendet. Da sich die Beobachtungen regelmässig um diese gewählten Epochen gruppiren, konnte von jeder Correetion wegen des Ganges der Ephemeride abgestanden und diese Epochen als identisch mit dem Mittel der Beobachtungszeiten angesehen, mithin als Normalortstage beibehalten werden. Wenn das Beobachtungsmaterial bereits abgeschlossen vorliegt, lässt sich durch eine solche Trennung der Ephemeridenrechnung die grösst: nögliclie Genauigkeit erreichen, auch wenn der Anschluss der Ephemeride an die Beobachtungen nicht der vollkommenste ist. Ephemeride 1886. 0h mittlere Berliner Zeit August 1 6 17 18 19 20 i93° 194 195 196 197 M Diff. 59' i5!4 48 54-2 39 6 • 1 29 51 -i 21 IO'I +2978!8 +3Q1 1 ' 9 +3045-0 +3079-0 + 3II3‘3 + 1 + o -f- o — o — o o 1) 22 ' 47 12 22 5« Diff. log. p Aber. Zeit i8s4 48 • 1 50 o 35'9 29-4 — 2070'-' 3 — 2098 - 1 —2125-9 — 2iS3'S —2181 • 1 0-0780 0-0749 o 0717 0-0685 0-0653 9” 55’ 7 51 ’4 47' 1 42 'S 38-5 21 198 , 13 3*4 22 199 5 32-0 23 I99 58 36-4 24 200 52 18 • 1 25 201 46 37 '5 +3148-6 +3184-4 +3221-7 -t-3259'4 H-3299’7 — 1 34 SO'5 — 2 11 38-9 - 2 48 54-2 —3 26 36-3 —4 4 45 -o — 2208-4 —2235-3 — 2262-0 — 2288 • 7 —2315.5 0-0621 0-0588 °'°S55 0-0522 0-0489 34 ‘2 29-9 25 '6 21-3 17-1 26 27 28 29 30 202 41 37 '2 203 37 * 7 ‘ 5 204 33 38 '6 205 30 42-0 206 28 29 1 -1-334° ’3 +3381-1 +3423-4 +3467-1 +3512-4 — 4 43 20-5 — 5 22 21-5 — 6 1 47-6 — 6 4i 38-4 — 7 21 53'2 -2341-0 — 2366- i —2390-8 — 2414-8 —2438-4 0-0456 0-0423 0-0390 0-0357 0-0324 12-9 8-7 4'5 9 °'4 8 56-3 Der Komet Winnec/ce. 251 Oh mittlere Berliner M Diff. D Diff. Zeit log. p Aber. Zeit August 3 1 September i 2 3 4 207° 27' 1 I 1 !5 208 26 20 • 2 209 26 26' - 1 210 '27 20' -8 21 1 29 5' -6 +3558?7 +3605-9 +3654-7 +3704-8 -+-3756-5 — 8° 2 ' 31-6 — 8 43 32"3 — 9 24 54 '4 — 10 6 36-8 — 10 48 38-7 — 2460'-' 7 — 2482- 1 —2502-4 — 2521-9 — 2539'9 o - 0291 0-0258 0-0225 0-0193 O'OIÖI 8" 52? 48- 44" 40- 36- 5 212 31 42-1 6 213 35 11 '4 7 214 39 35 ' 5 8 215 44 56-2 9 216 51 15-0 +3809-3 +3864-1 +3920-7 +3978-8 +4038-6 - I I 30 58-6 — 12 13 35-3 — 12 56 27 '3 — 13 39 33-5 — 14 22 51 -6 —2556-7 - 2572-0 - 2588*2 —2598-1 — 2608-3 0-0129 0-0097 0-0066 0-0035 0-0005 32-8 29-1 25-5 21 -9 18-4 IO 217 58 33 6 1 1 219 6 53 5 12 220 16 i5 8 13 221 26 43 5 14 222 38 18 6 +4099-9 +4162 ' 3 +4227-7 +4295 • 1 +4362-1 — 15 6 19-9 — 15 49 56-2 — 16 33 38-5 — 17 17 24-6 — 18 1 I3"3 — 2Öi6;3 — 2622-3 — 2626- 1 — 2628 • 7 — 2627- 1 9 ‘9975 9-9946 9-9918 9-9890 9-9863 15-0 1 1 " 7 8-5 5 ‘4 15 223 5i 0-7 16 225 4 54’4 17 226 19 59'7 18 227 36 i7-5 19 228 53 49’9 +4433 '7 +4505-3 +4577-8 +4652-4 +4728-9 — l8 45 O' '4 — IQ 28 44' 0 — 20 12 21 ' 1 — 20 55 49 ' 1 — 21 39 4 ’4 — 2623 • 6 — 2617- 1 — 2608-0 —2595-3 —2579-4 9-9837 9 • 9812 9-9788 9-9765 9-9743 7 59-5 56.7 54'o 5i-4 49-0 20 21 22 23 24 230 12 38- 8 231 32 45' 2 232 54 io- '5 234 16 55' •3 235 41 0 ’4 +4806 • 4 +4885-3 +4965-2 +5045 " 1 +5126 o — 22 22 3-8 —23 4 43-8 —23 47 I -2 —24 28 52-1 —25 10 12-8 — 2560-0 — 2537-4 — 2510-9 — 2480-7 —2447-0 9-9721 9-9700 9-9681 9-9663 9-9647 46-7 44 -0 42-6 40-7 39"° 25 237 6 26 • 4 26 238 33 14 9 27 240 1 24-3 28 241 30 54-0 29 243 1 43-3 +5208-5 +5289-4 +5369-7 +5449-3 +5528-3 —25 5° 59' ■8 — 26 3i 9 ■7 — 27 10 37' -8 —27 49 19- '7 —28 27 1 1 - -6 — 2409 • 9 — 2368 * 1 —2321-9 — 2271 *9 — 2217 * 9 9 9632 9-9618 9 • 9606 9-9595 9-9585 37-4 36-0 34-7 33-5 32-5 3° October 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 1 12 13 14 15 16 17 18 19 . 20 21 22 23 24 244 33 5i- 6 246 7 17- 4 247 42 0 - 0 249 i7 56- 0 250 55 3" 2 252 33 17' 1 254 12 35' 3 255 52 53' 1 257 34 r 2 259 16 1 1 • 8 260 59 I- 7 262 42 3i = 3 264 26 35' 5 266 1 1 7' 5 267 56 1 ' '4 269 41 9' '5 271 26 24' '3 273 1 1 39 ’4 274 •56 48 ’3 276 41 44 •2 278 26 20 ■6 280 10 30 •0 281 54 4 •6 283 36 59 • 2 285 19 7 •7 +5605-8 + 5682-6 + 5756-0 +5827-2 +5893-9 —29 4 9’5 —29 40 9"5 —3° 15 7-8 -30 49 0-4 —31 21 43-5 +5958-2 +6017-8 +6074- 1 +6124-6 4-6169-9 —31 53 12 ’ 7 — 32 23 25-2 — 32 52 I7' 3 — 33 I9 45 "2 —33 45 46-8 +6209-6 +6244-2 +6272-0 +6293-9 +6308- 1 —34 10 19-7 —34 33 21 "7 —34 54 49'9 —35 H 43-3 —35 33 0-2 + 6314-8 +6315-1 +6308-9 +6295-9 +6276-4 —35 49 39' '9 —36 4 40 ' -6 —36 18 3' '4 — 36 29 47' ■7 —36 39 54 'S +6249-4 +6214-6 +6174-6 +6128-5 +6076-9 —36 48 24- 0 —36 55 i7. ■5 —37 0 35' '7 —37 4 21 -o -37 6 35' '5 — 2160-0 —2098-3 — 2032 • 6 — 1963-1 — 1889-2 — 1812-5 — 1732-1 — 1647.9 — 1561 -6 — 1472-9 — 1382-0 — 1288 ■ 2 — II93-4 — 1096-9 — 999-7 — 900 • 7 — 802-8 — 704-3 — - 606 -8 — 509-5 — 4I3-5 — 318-2 — 225-3 — I34-5 — 46-0 9-9577 99571 9-9566 9-9563 9-9562 9-9562 9-9564 9-9567 9-9572 9-9578 9-9587 9-9597 9-9608 9-9621 9-9636 9-9653 9-9671 9-9690 9-9711 9-9734 9-9758 9-9783 9-9810 9-9838 9-9867 7 3i-7 31-0 3°-5 30-2 30-1 30-1 30-2 30- 5 31 -o 31- 7 32- 6 33- 6 34'8 ^6*2 37-8 39-6 41 -6 43 '7 45-9 48-2 50-8 53-7 566 7 59-7 8 2-9 C' -f1 OJ OJ OJ 252 Eduard v. Haerdtl , Oh mittlere Berliner Zeit m Diff. D Diff. log. p Aber. Zeit October 25 26 27 28 29 November 3° 31 2 3 4 5 6 7 9 10 1 1 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Deeember 1 2 287° o'24!6 288 40 43 7 290 20 o’3 291 58 8-5 293 35 5 '2 295 10 46 6 296 45 9-6 298 18 io-8 299 49 47 "4 302 19 55-5 3°3 304 3°5 3°7 308 309 311 312 313 314 316 317 318 319 320 321 323 324 325 326 48 34 "9 15 44’3 41 23-1 5 3°' 1 28 5 ■ 6 49 9 ' 5 8 42- 1 26 43-1 43 14 'i 58 lö'o 11 50-2 23 57 ' 2 34 38-7 43 55 '9 5i 5I-° 58 26 • 2 3 43 ’ 4 7 44'4 10 31.0 12 5 ■ 1 327 12 28'4 328 11 42-6 329 9 49 8 330 6 52-1 331 2 51-2 33 1 57 48'5 332 51 46-2 333 44 46'4 334 36 50-6 +6oi9r 1 -1-5956 • 6 H-5888 -2 + 58l6'7 +5741 -4 +5663-0 + 5581 -2 + 5496-6 + 5408- I H-53i9‘4 +5229-4 +5138-8 +5047-0 +4955 ' 5 +4863-9 +4772-6 + 4681 -o +4591-0 +4501-9 +4414-2 +4327-0 +4241-5 +4I57'2 +4075 • 1 +3995 '2 +39 1 7 ' 2 +3841-0 +3766-6 +3694- 1 +3623-3 +3554-2 +3487-2 + 3422-3 + 3359-1 +3297-3 +3237-7 +3180-2 +3124-2 —37' 5 7’ ' 21 ! 5 —37 6 41 -o —37 4 36-9 —37 1 ”’5 —36 56 28-4 —36 5° 30-8 —36 43 21 -9 —36 35 4-6 —36 25 42-2 —36 ■5 17-9 — 36 3 55-o —35 5i 36-5 —35 38 25-9 —35 24 27 • 1 —35 9 42-6 —34 54 15-2 —34 38 8-o —34 21 24-3 —34 4 6-3 —33 46 16- 1 —33 27 57’4 —33 9 11-9 —32 50 2'2 —32 30 30 -6 —32 10 38-9 —3i 50 28 • 9 —3i 3° 2-7 —3i 9 22-3 —30 48 29-0 —30 27 24-5 —30 6 IO 2 —29 44 47'9 —29 23 18-6 — 29 I 43-3 —28 40 3‘3 -28 18 20- I —27 56 34-3 —27 34 46-9 —27 12 58-5 + 40-5 + 124-1 + 205-4 . + 283 • i + 357-6 + 428-9 + 497-3 + 562-4 + 624-3 + 682-9 + 738-5 + 790-6 + 838-8 + 884-5 + 927-4 + 967-2 + 1003-7 + 1038-0 + 1070-2 + 1098-7 + 1125-5 + 1149-7 + 1171-6 + 1191 -7 + 1 2 10 - o + 1226-2 + 1240-4 + 1253-3 + 1264-5 + 1274-3 + 1282 ■ 3 + 1289-3 + 1295-3 + 1300-0 + 1303-2 + 1305-8 + 1307-4 + 1308-4 9-9898 9-9930 9-9963 9-9997 0-0032 0-0068 0-0105 0-0143 0-0182 0-0222 0-0202 0-0303 0-0345 0-0388 0-0431 0-0474 0-0518 0-0563 0-0608 0-0653 > 0-0699 o-0745 0-0791 0-0838 0-0885 0-0932 0-0979 o- 1026 o • 1074 O • I 122 0-II70 o- 1218 o- 1266 0-1314 o- 1362 O' 1410 0-1458 o- 1506 o-i554 9 10 " 6?3 9-8 13-6 1 7 ‘ 5 21-5 25- 7 3° -o 34’5 39 -i 43 9 48-9 53'9 59-o 4’3 9'7 15-2 20-9 26- 7 32-6 38-6 44'7 50- 9 57- 3 3-8 10-3 17-0 23-7 30-6 37-6 44'6 51- 7 58- 9 6*2 13-6 21 * I 28 • 7 36-3 44-o 51-8 Aus dem folgenden Verzeichnisse von 138 Vergleichssternen für die 140 Beobachtungen dieses Jahres ersieht man, dass bei einigen wenigen eine Neubestimmung abzuwarten gewesen wäre. Da die Zahl dieser Sterne aber sehr gering ist, und die Positionen der übrigen im grossen Ganzen sehr gute genanntwerden müssen? habe ich kein Bedenken getragen, ohne Rücksicht, auf die hiedurch ausfallenden acht Beobachtungen des Kometen die Bearbeitung der Erscheinung 1886 definitiv abzuschliessen, umsomehr, als das Abwarten der Neubestimmung der verwendeten Sterne das Erscheinen der ganzen vorliegenden Abhandlung um nicht Weniges verzögert hätte. Der Komet Winnecke. 253 Vergleichssterne 1886. Mittleres Äquinoctium 1886-0. M D 13h 71.. 50* 10 — o° 30' 56*2 13 9 29-69 — 1 8 36-2 29-72 33'4 29-86 34-4 13 9 29-86 — 1 8 34-4 13 11 36-03 — 1 4 58-6 36-46 5 3'5 36-09 5 3-i 36-02 4 59-4 36-13 4 58-3 13 11 36-13 — 1 4 58'3 13 12 n-68 — 1 44 37-7 11-78 35'3 I2‘IO 35'4 13 12 1 1 '99 — 1 44 35-3 13 13 8-79 — 0 40 4-8 7-29 3-6 7-84 4-8 8-09 o#8 8-oo 3-i 13 13 8-oo — 0 4° 3 ' 1 13 16 58- — — 2 20 — 13 17 24-44 — 4 19 39' 7 24-46 38-1 24-40 38-8 24-47 40- I 13 17 24-44 — 4 19 39 ' 2 13 18 31-5° — 1 42 54-9 13 18 44-35 - 4 19 15-6 13 20 15-41 — 3 4 6-6 15-05 0-9 1 5 ' 16 8-8 15-18 3’9 15-16 4'i I5-05 2*6 15-06 3-4 13 20 15- 11 — 3 4 3'5 13 2Q 29‘88 — 4 20 57-5 29-83 58-1 3°' 11 5i'3 29-61 55'9 13 29 29-61 — 4 20 55-9 13 38 48-95 — 5 35 24-0 49 1 7 22 * 5 49-32 21*0 13 38 49-25 — 5 35 21-7 13 41 28-42 — 6 8 5-6 29'39 0-4 28-14 5-8 28-42 4-8 28-49 10*7 28- 16 6*2 28- 19 6-3 28-06 5-2 28-03 6-9 28-00 5-i 28-01 6-4 28-02 6*o 28-00 6-6 13 41 28*02 — 6 8 6-o Nr. Quelle Cap Mikrom . Weisse in . Lamont 4024 .... Göttingen 3978' 79 Lalande 24658 .... Weisse 157 . Riimker 4245 .... Lamont 4029 .... Göttingen 3982-83 Riimker 42520 . Königsberg Mer. 1868 Cap Mikrom . Weisse 187 . Riimker 4261 .... Santini 1860. 535 . . Lamont 4033 .... Göttingen 3986-87 Newcomb. Zod, C. 607 . . , Glasgow Cat. 3366 . Cordoba Gen. Cat. 18230, Karlsruhe Mer. Beob . Göttingen 3996-97 Wien Mer. Beob. . . Weisse 294 . Lamont 4047 . Santini 1840 II, 247 . . Yarnall 5543 . Glasgow Cat. 3377 . . Wien Mer. Beob . Karlsruhe Mer. Beob. Lalande 25116 . Weisse 465 . Taylor 6284 . Cordoba Gen. Cat. 18494 Lalande 25339 . Berlin Mer. Beob. 1865 .. Königsberg Mer. Beb. 1866 Piazzi 192 . Lalande 25403 . Weisse 678 . Taylor 6401 . . • • Santini 1840 III, 264 . . . Cap 1850-2451 . Greenwich 1860 • 1 106 . . . Yarnall 5670 . Schjellerup 49^ '7 . Cordoba Gen. Cat. 18744 Karlsruhe Mer. Beob. Wien Mer. Beob . Pulkowa Mer. Beob. . . • Bemerkungen Anschluss an Stern 5. Göttingen. Göttingen. Anschluss an Stern 8. 1/2 (Königsberg -+- Cap). Göttingen. 65 Virginis ■reducirt mit der Newcomb’sehcn Eigen¬ bewegung: — 0*00276, — 0*0267. i/4 (Newcomb -+- Glasgow 4- Cordoba -f- Karlsruhe). J/4 (Yarnall 4- Glasgow 4- Wien -4- Karlsruhe). Cordoba. Eigenbewegung ? 1/2 (Berlin + Königsberg). i/6 (Yarnall 4- Schjellerup 4 Cordoba-t-Karls- ruhe 4- Wien 4- Pulkowa). 254 Eduard v. Haerdtl Nr. Quelle Ä t 1) Bemerkungen 14 Newcomb Zod, C. 626 . Cordoba Gen. Cat. 18762 Cap 1880- 7557 . •3 42 " 20-14 20* 14 (20 ' 02) 20*12 — 6 0 16 ' 4J4 4- 6 5- o 4-8 1 88 = n Virginis. Eigenbewegung nach Newcomb — 0*00450, — opo36o. Karlsruhe ’Mer. Boob. 13 42 20*11 — 6 16 4’7 14 (Newcomb 4- Cordoba 4- Cap 4- Karlsruhe). iS Cap Mikroni. . . a 56 13-1 Anschluss an Stern 16. [6 Piazzi 213 . . . 33-60 33-16 Lalande 25477 . . , 7 40 9 47-3 49’7 46-8 50- 9 47'2 52-0 51- 7 Weisse 735 Taylor 6430 Cap 1850 .... 33-46 33-26 33-42 33-41 Lamont 1565 Schjellerup 4937-8 Karlsruhe Mer. Beob . 13 44 33-43 — 7 I 51-5 % (Cap 4- Schjellerup 4- Karlsruhe). 17 Karlsruhe Mer. Beob. . . . 13 44 38-63 — 6 36 15-2 18 Lalande 25504 . . 13 45 45- 84 46- 44 45- 76 46- 08 45-90 5 36 34-o 29-2 27- 7 28- 6 29- 8 Weisse 756 .... Lamont 1568 .... Schjellerup 4947 . . . Karlsruhe Mer. Beob. ... ■3 45 45-99 — 6 36 29 2 1/2 (Schjellerup 4- Karlsruhe). 19 Newcomb Zod. Cat. 629. . Cordoba Gen. Cat. 18914. Radel. Obs. 1883 .... 13 48 59-4° 59-33 59-38 — 7 29 5° • 1 48-4 49 8 Eigenbewegung nach Newcomb — 0*0148, — 0*0225- 13 48 59-37 — 7 29 49’4 Vs (Newcomb 4- Cordoba 4- Radel). 20 Weisse 864 . . . 52 - 8 29 47'9 51-6 Schjellerup 4989 . io-86 13 52 io-86 — 8 29 51-6 Schjellerup. 21 Schjellerup 5004 . . 13 55 8-83 g 41 53'7 22 Weisse 922 . . . 13 55 35-38 35-25 23 Lamont 1500 ... 9 19 0 21 6 23 Lalande 25809 . . 13 13 55 57 35-3i 54-3i 54-65 54-65 — 9 23 20-6 53-5 52-4 52-4 Va (Weisse-t-Lamont). Weisse 976 .... 9 Washington 1866 Mer. B.. 24 Piazzi 287 .... 13 57 58 54-65 21 -8i 19-83 I9*8l — 9 I I 42 52-4 30 Washington. Lalande 25823 . . Weisse 991 . . Taylor 6550 . . . Rümker 4575 .... 19-31 19-51 19-37 Santini 1840 IV, 278 .... Cap 1850-2503. . . . Yarnall 5812 . Cordoba Gen. Cat. 19092 . Wien Mer. Beob. 19-26 25 Newcomb Zod. Cat. 634 Cordoba Gen. Cat. 19152. Washington 1880 13 14 58 O 19-29 41 -07 41-00 41 -07 40-98 — 8 — 8 42 46 30 9'i 7'4 1 1 • 1 8-7 Vt (Cap 4- Yarnall 4- Cordoba 4- Wien). 95 Virginis. Eigenbewegung nach Newcomb — 0*01059, 4-0 '0053. Wien Mer. Beob . 26 Weisse 33 ... . 14 O 41-03 — 8 46 5 9-1 55-7 57-6 53-2 55-6 4 (Newcomb 4- Cordoba 4- Washington 4- Wien). Lamont 1490 . . . Santini 1860- 1619 . . . 34-02 3410 Astr. Nachr. 110-291 .... 14 4 34-io - I I 5 55-6 Astron. Nachr. 110 = Mer. Beob. Cap und Leyden. Der Komet Winnecke. 255 Nr. Quelle M D Bemerkungen 27 Weisse 50 . . 14" 5™ 5i’25 - 9° 25' 39 ' 6 Wien Mer. Beob . 5i °7 40-6 14 5 5i'°7 — 9 25 40-6 Wien. 28 Newcomb Zod. Cat. 638. . 14 6 28-98 — 9 21 49-6 Eigenbewegung nach Newcomb. Glasgow Cat. 3521 . 29-05 48-9 -4- o?oo353, — 0*0374. Cordoba Gen. Cat. 19261. 28 • 92 48-9 14 6 28 -98 — 9 21 49"i V3 (Newcomb 4- Glasgow + Cordoba). 29 Cap Mikrom . 14 7 44' 20 - II 5 33-2 Anschluss an Stern 26. 3° Weisse 184 . 14 12 41-25 - II 32 12-6 Santini 1840 V, 311 . 41 -46 9-5 Santini 1860, 1630. . . . . 41 *22 10-2 Schjellernp 5089 . 41 '°5 99 Wien Mer. Beob . 41 • IO 8-9 14 12 41 -08 — I I 32 9"4 14 (Schjellerup 4- Wien). 31 Weisse 293 . 14 18 24-67 — 13 33 48-3 Santini 1860, 1309 . 24-59 47-5 Yarnall 5946 . 24*40 48-2 Neufchatel 1883 . 24-38 49-6 Astron. Nachr. 106. 14 18 24-39 — 13 33 48-9 y2 (Yarnall 4- Neuchätel). 32 Piazzi 76 . 14 19 7'52 — 12 5° i3'3 Taylor 6828 . 7’34 12*2 Weisse 315 . 7-5i 13-5 Kam 2758 . 7-19 13-8 Cap 1850 . 7 • 16 13-8 14 !9 7 * iS — 12 50 13-8 i/ä (Kam 2708 4- Cap). 33 Lalande 26326 . 14 19 12-30 —13 34 16 -o Weisse 317 . 13-23 14-8 Santini 1860, 1312 . 12-48 14-5 Yarnall 5955 . 12-32 13-2 14 !9 12-32 —13 34 13-2 Yarnall. 34 Piazzi 65 . 14 21 34-87 — 12 50 45’9 Lalande 26388 . 34-62 41 *2 Weisse 360 . 34-60 45-7 Cap 1850, 2570 . 34-67 45-7 Santini 1860, 1644 . 34-69 45-8 Schjellerup 5130 . 34'64 45'5 Cordoba Gen. Cat. 19579 . 34-52 45-0 Cap 1882 . 34-55 45 '5 H 21 34-6o — 12 50 45 '4 1/4 (Cap 1850 4- Schjellerup 4- Cordoba 4- Cap 1882). 35 Lalande 26481 . 14 25 2-62 —15 7 io-6 Weisse 421 . 2 * 72 14-8 Eigenbewegung nach Bonn B. VII. Santini 1860, 1319 . . 2-63 1 1 " 7 4- o?oi63, — o!369 berücksichtigt. Bonn Band VI, 47 . . 2'43 12-6 Bonn Band VIII (1873). . . 2‘57 I2‘ I Washington 1883. . . 2-51 14-0 14 25 2-50 —15 7 12*9 i/8 (Bonn VI 4- Bonn VIII 4- Washington). 36 14 30 53 —15 ■ — 37 Lalande 26702 . 14 33 50-41 —15 42 27-3 Bonn Band IV, 62 . 50-45 27-5 14 33 5°-43 -15 42 27-5 y2 (Lalande 4- Bonn). 38 Lalande 26706 . 14 34 14-92 — 15 42 59-i „ 26707 . 15-16 50-6 Lamont Nachr. 264 . 14-30 534 Bonn Band VI, 63 . I4-34 55-o 14 34 I4-34 —15 42 55-o Bonn. 256 Eduard v. Haerdtl, Nr. Quelle M D Bemerkungen 39 Lalaurte 26821 . I4h 38» 9?ö9 — 160 23' 25’-'i Arg. Öltzen 13891 . 8-98 29-6 14 38 8-98 — 16 23 29-6 Arg. Öltzen. 40 14 39 39 — - l6 23 — 41 Newcomb Zod. Cat. 652 . . H 39 40 67 — 14 58 42-4 Cordoba Gen. Cat. 20008 . 40 '67 42-1 Eigenbewegung nach Newcomb. Madras 1867 . 40 '64 43-6 — 0*00238, — 0*0089. Washington 1880 . 40.61 44'7 H 39 40-65 — 14 58 43 2 14 (Newcomb -4- Cordoba 4- Madras 4- Washington). 42 Newcomb Zod. Cat. 658 . . 14 45 27’ 54 — 17 53 6* 1 Eigenbewegung nach) Newcomb. Cordoba Gen. Cat. 20130 . 27-61 5 ' 7 — 0*00398, — 0*0085. 14 45 27 '57 — 17 53 5’9 (4 (Newcomb 4- Cordoba). 43 Lalande 27272 . 14 53 16-27 — 18 5° 59‘9 Arg. Öltzen 14135-38 • ■ 16-50 57-3 14 53 16-50 — 18 5° 57‘3 Arg. Öltzen. 44 Lalande 27452 . 14 59 47-80 — 18 41 57-4 Bonn Band VI, 1 1 7 . 47-98 55-8 14 59 47-98 — 18 41 55-8 Bonn. 45 Lalande 27456 . 14 59 54-25 — 18 39 14*4 Bonn Band VI 1 19 . 54’55 x8*7 14 59 54’ 55 — 18 39 18-7 Bonn. . 46 Arg. Öltzen 14264’ 5 . 15 O 47 ’ 59 — 19 46 56-1 47 Arg. Öltzen 14280’ 1 . 15 ■ 48-23 — 19 24 35 ’ 5 48 Lalande 27567 . •5 3 17-50 — 20 4 56-5 Bonn Band VI, 13 . I7-55 5 o‘9 15 3 I7-55 — 20 5 0-9 Bonn. 49 *5 3 43" — — 20 8 — 50 Fund. Cat. der A. G . 15 5 43-43 —19 21 35’ 1 i Librae. 5i Cap Mikrom . 15 8 31-18 — 20 24 59'5 Anschluss an Stern 52. 52 Lalande 27760 . 15 9 12-30 — 20 3° 47-0 Arg, Öltzen 14402 . 13-16 52-7 Eigenbewegung? Yarnall 6267 . 13-23 54'3 15 9 13-23 — 20 3° 54'3 Yarnall. 43 Piazzi 19 . . . 15 9 46-87 — 21 58 37 ' 2 Lalande 27781 . 46-93 37‘5 Taylor 7119 . 46-54 38-9 Cap 1850, 2719 . 46-72 38-9 Greenwich 1860, 1213. .. . 46-63 39-0 Greenwich 1872, 7366. . . , 46-59 37‘2 Cordoba Gen. Cat. 20700. 46-58 37 ' 7 Cap 1880, 8301 . 46-67 37-6 15 9 46 ■ 62 — 21 58 37'9 i/4 (Greenwich 4- Greenwich 4- Cordoba 4- Cap). 54 Washington Zon . 15 I I 8-93 — 21 9 8-3 55 Lalande 27852 . 15 12 9’47 — 20 41 16-9 Arg. Öltzen 14443 . 9'34 9-6 Yarnall 6282 . . 9-40 1 1 - 8 Kam 2992 . 9'35 IO* I 15 12 9-38 — 20 41 11*0 14 (Yarnall 4- Kam). Der Komet Winnecke. 257 Nr. Quelle M D Bemerkungen 56 Lalande 27956 . i5h 14“ 56*28 —21° 55' 5i r7 Arg. Öltzen 14484 . 56-15 54-8 Washburne-Tacehini 526. 56-02 5i'o 15 14 56-08 — 21 55 52-9 i/8 (Arg. Öltzen -+- 2 Washburne-Tacehini). 57 Washington Zon . 15 15 48-42 — 22 9 24-8 Um 1 ! corrig. 58 Lalande 27980 . 15 16 5-23 — 22 29 18-5 Arg. Öltzen 14501 . 4-82 21-3 Washburne-Tacehini 528 . 4-86 24-3 15 l6 4-84 — 22 29 23-3 i/3 (Arg. Öltzen 2 Washburne-Tacehini). 59 Arg. Öltzen 14507 . 15 l6 42-36 — 21 15 49‘3 60 Lalande 28013 . 15 1 7 16- 16 15-16 — 21 56 38-0 Eigenbewegung zu Bonn Band VI, 22 . 15- 64 15-27 36-8 — 0*0115, oroo angenommen. Washburne-Tacehini 529 . 15- 38 i5‘ 1 9 37-9 Cap Mikrorn . i5' 23 15-23 38-5 Anschluss an 56. 15 17 15-23 — 21 56 37'6 1/5. (2 Bonn -+- 2 Washburne-Tacehini -t- Cap.) 6l Lalande. 28023 . 15 17 33-02 — 22 19 1 '4 Arg. Öltzen 14513 . 32-56 1 ’3 Yarnall 6328 . 32-56 i'4 Washburne-Tacehini 530. 32-51 1-9 15 17 32-56 — 22 19 i‘4 i/4 (Arg. Öltzen -+- 2 Yarnall -t- Washburne- Tacchini). 62 Lalande 28062 . 15 18 45-82 — 21 31 35 '4 ' Arg. Öltzen 14534 . 45-52 29-8 i Kam 3015 . 45'45 28-9 Bonn Mer. Beob. 15 18 45 47 — 21 3i 29 ‘ 2 V8 (Arg. Öltzen -4- 2 Kam). 63 Piazzi 65 . 15 19 29’ 90 — 20 58 45-3 Lalande 28090 . 30-45 43 '8 Taylor 7194 . 30-05 43‘i Arg. Öltzen 14544-45 • • • 29 73 44-o Yarnall 6342 . 29-77 46 • 8 Cordoba Gen. Cat. 20904 . 29-64 42-4 15 19 29 71 — 20 58 44-6 1/2 (Yarnall -+- Cordoba). 64 Arg. Öltzen 14561 . i5 20 30-68 — 22 29 25-2 65 Cap Mikrom . . . 15 22 22-78 — 22 34 6-9 Anschluss an 64. 66 Kam 3027 . 15 22 36-61 - 22 18 I5-I Berlin Mer. Beob. 67 Lalande 28282 . 15 26 33-23 —23 4 38-9 Arg. Öltzen 14643 . 32-91 44 6 Cordoba Zon. 1762 . 33 '43 43-o 15 26 33-17 —23 4 43-8 1/2 (Arg. Öltzen H- Cordoba Zon.). 68 Lalande 28332 . 15 28 1712 —23 46 1 6 • 8 Bonn Band VI, 37 . 17-43 185 Washburne-Tacehini 540. W35 20-3 Cordoba Zon. 1892 . 17-42 r8-3 Cordoba Gen. Cat. 21101. 17-27 18-8 15 28 17*35 —23 46 18-9 V5 (Bonn -4- Washburne-Tacehini -1- Cordoba Zon. -+- 2 Cordoba Gen. Cat.). 69 Lalande 28377 . 15 29 5‘'37 —23 36 53’3 Bonn Baud VI, 42 . 5i-38 53’7 Washburne-Tacehini 542. 51-08 57-5 Cordoba Zon. 2012 . 51-48 55-9 Cordoba Gen. Cat. 20143. 51-24 56-6 15 29 51-24 —23 36 56-1 ‘4 (Bonn -t- Washburne-Tacehini + Cordoba Zon. -I- 2 Cordoba Gen. Cat.). Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. hh 258 Eduard v. Haerdtl , Nr. Quelle M D Bemerkungen 7° Lalande 28414 . I5h 31 " 6*46 — 22° 45 4o'-'6 Arg. Öltzen 14707 . 6-12 44 '3 Kam 3054 . 6-05 43'7 Bonn Mer. Beob. Bonn Band VI, 44 . 6-15 40-6 Yarnall 6428 . 6-05 43'5 Cordoba Gen. Cat. 21176 5 ' 99 44'2 iS 3i 6-03 — 22 45 43’8 i/3 (Kam. -+- Yarnall -4- Cordoba Gen. C.). 7i Arg. Oltzen 147 15 . 15 31 35-97 —24 l6 43'3 Cordoba Zon. 2124 . 36-12 46 - 2 Cordoba Gen. Cat. 21184. 35-94 45-0 i5 3i 35-99 —24 l6 44-9 V4 (Arg. Öltzen -+- Cordoba Zon. -t- 2 Cordoba Gen. Cat..). 72 Arg. Öltzen 14728 . 15 32 25-31 —23 35 2’7 Cordoba Zon. 2179 . 25-53 5'4 15 32 25-42 —23 35 4'i V2 (Arg. Öltzen -4- Cordoba Zon.). 73 Lalande 28466 . 15 32 39 ' 73 — 22 46 30-4 Arg. Öltzen 14734 . 38-95 35’7 Yarnall 6444 . 39-I3 34-6 Cordoba Gen. Cat. 21211. 39-09 35-i 15 32 39-11 — 22 46 34-8 i/2 (Yarnall -|- Cordoba Gen. Cat.). 74 Newcomb Zod. Cat. 688 . . 15 33 32-55 —23 26 48-4 Cordoba Gen. Cat. 21234. 32-52 49 '6 Cap 1880—8516 . 32-55 48-5 Eigenbewegung nach Newcomb : Washington 1881 . 32-65 48-8 — 0^00225, — o'-'o333 r, 1883 . 32-65 49 0 15 33 32-58 —23 26 48-8 Vö (Newcomb -+- Cordoba -+- Cap Washing ton -+- Washington). 75 Lalande 28610- 1 . 15 37 32-11 —24 I 58-6 Arg. Öltzen 14813- 14. . . . 31-68 I 59-6 Washburne Tacchini 550 . 31 -38 2 o*6 Cordoba Zon. 2572 . 31-46 2 0*0 „ Gen. Cat. 21325 31-44 2 0-3 Cambridge 1875, 691 .... 3i-55 I 59-7 15 37 3i'47 —24 2 O* I i/g (Washburn-Tacchini -+- Cordoba Zon. -+- 2 Cordoba Gen. Cat. -+■ 2 Cambridge). 76 Arg. Öltzen 14838 . 15 38 56-83 —25 8 12-5 Cordoba Zon. 2670 . 56-82 1 1 ■ 6 „ Gen. Cat. 21346 56-69 12*2 15 38 56-76 —25 8 12*1 1/4 (Arg. Öltzen 4- Cordoba Zon. -+- 2 Cordoba Gen. Cat.). 77 Lalande 28670 . iS 39 3’73 —24 21 16- 2 Arg. Öltzen 14840 . 3-21 22*4 Cap 1850, 2831 . 3-09 ‘22-5 „ 1860, 638 . 2-94 22-3 Eigenbewegung in ZU? Greenwich 1860, 1252. . . . 2-99 21 - 8 „ 1872, 1406. . . . 2-88 22*9 Cordoba Gen. Cat. 21350. 2-83 22 -6 Cap 1880, 8559 . 2'95 23-4 15 39 2'95 —24 21 22-6 i/e (Cap 50 + Cap 60 + Greenwich -+ Green- wich -H- Cordoba -4- Cap). 78 Cap 1850, 2841 . 15 4i 14- 15 13-85 —24 51 40 7 42-1 Cordoba Zon. 2846 . 14- OO I3*9I 40 641-0 Eigenbewegung: — o!oo88, — o?04i. „ Gen Cat. 21396'. 13' 91 13-83 41 2 41 • 5 Cap 1880, 8580 . 13' 91 13-84 41 8 42 • 1 15 41 13-84 —24 51 41-9 y8 (Cap 50 + Cordoba Gen. Cat. -t- Cap 80). 79 Newcomb Zod. Cat. 696 . . 15 46 46-04 —24 59 10*0 Cordoba Gen. Cat. 21521 46-08 10*0 Eigenbewegung nach Newcomb Cap 1880, 8628 . 46-03 9-4 — o? 00369, — o'-'o39 Kadcl 1882, 353 . 46-03 10*0 15 46 46-05 —24 59 9-8 i/4 (Newcomb -4- Cordoba -+- Cap H- Radel.) Der Komet Winnecke. 259 M D 1 5h 48“ 36!77 — 25 0 55' 55 ''7 36-83 46-0 I 36-80 44'7 15 48 36-80 — 25 55 45 '4 1 15 Si 57 ' 35 — 25 47 6-1 1 57 ' 36 6’o 57'4o 6 • 9 15 5i 57'37 —25 47 6-3 1 15 52 0-90 — 26 1 l-i 7 15 56 47-89 — 26 40 41-8 1 16 1 7-27 —27 25 25-5 ' 75 24-7 7-36 24-3 7-42 27-7 7"33 27-3 7-40 28-0 7-42 27 • 6 16 1 7'38 — 27 25 27-6 16 5 16-88 — 27 37 46-5 16-96 4.6-5 16-91 46-6 16 5 16-92 —27 37 46-5 16 11 13-58 —27 45 3i'7 13-74 34' 5 13-67 35-o 13-62 33‘3 i3'63 33-i 13-68 34-9 Os GO O' 00 —27 45 34‘4 16 II 13-72 —28 29 45-9 13-84 46-4 13-74 45-9 16 II 13-77 — 28 29 46-1 16 18 31-46 — 29 8 12 -4 31 ' 29 11 -6 31 ■ 18 10 ■ 8 31-24 15-9 31-18 14- 1 3i-i5 12-8 31-09 13-4 31-02 I3-4 16 18 31-13 — 29 8 14-2 16 20 9-76 — 29 12 10-5 9' 73 15-2 10*29 I5-5 9-91 15- 1 16 20 9-93 — 29 12 14-3 16 20 22-05 —29 1 45-8 21.99 46.7 21.90 47-7 21.85 47-4 21.83 47.2 21.95 47.0 16 20 21-92 — 29 1 46'9 . 16 22 28-20 —29 36 52-2 28-24 51-2 16 22 28-22 —29 36 51 " 7 Nr. 80 81 82 83 84 85 86 87 Quelle Newcomb Zod. Cat. 704 . Cordola Gen. Cat. 21567. Cap. 1880, 8647 . Newcomb Zod. Cat. 706. Cordoba Gen. Cat. 21638 Cap 1880, 8676 . Cap Mikrom . Cordoba Zon 3944- Piazzi 264 . Taylor 7474 . Arg. Öltzen 25248 ‘50. . . Cordoba Zon. 30 . Cap 1850, 2931 . Cordoba Gen. Cat. 21858 Radel 1860, 1548 . Newcomb Zod. Cat. 718 . Cordoba Gen. Cat. 21949 Cap 1880, 8807 . Arg. Oltzen 1 5482 . Cap 1850, 2992 . Yarnall 6731 . Cordoba Zon. 748 . „ Gen. Cat. 22077 Cap 1880, 8858 . ... Newcomb Zod. Cat. 724. Cordoba Gen. Cat. 22078 Cap 1880, 8857 . Piazzi 67 . . . Taylor 2616 . Arg. Öltzen 15609- n . . . Cap 1850,3022 . Yarnall 6784 . Cordoba Zon. 1257 . „ Gen. Cat. 22238 Cap 1880, 8931 . 89 90 Arg. Öltzen 15632. Yarnall 6792 . Cordoba Zon. 1357 Cap Mikrom . 91 Arg. Öltzen 1 5642 ‘ 45 • • • Cap 1850,3030 . Yarnall 6794 . Cordoba Zon. 1370 . „ Gen. Cat. 22274 Cap 1880 . Bemerkungen - o?ooi87, — o'-'o45o. an Cap 1880, 4023. Vs (Cap + Cordoba Gen. Cat. -+- Radel.). ~ - o - - -o? 00360, — o!oÖ36. i/4 (Cap 50 -4- Yarnall + Cordoba Gen. Cat.) -4- Cap 80). Eigenbewegung nach Newcomb. —0*00318, —0*1173. i/g (Newcomb + Cordoba -+- Cap). Arg. Öltzen 15662. . Cordoba Zon. 1494 y4 (Cap 50 h- Yarnall -+- Cordoba Gen. Cat. -+- Cap 80). 1/- (Arg. Öltzen -+- 2 Yarnall Cordoba -t- Cap). i/4 (Cap 50 -+- Yarnall -+- Cordoba Gen. Cat. -t- Cap 80). 1/2 (Arg. Öltzen -+- Cordoba). hh 260 Eduard v. Haerdtl, Nr. Quelle M D 92 Arg. Oltzen 15694 . l6 h 24 ■ 31*92 — 29 0 38 ' 24r3 Yarnall 6809 . 31-82 27 * 1 Cordoba Zon. 1624 . . 31 ' 71 25-7 l6 24 i N 00 CO —29 38 26-2 93 Cordoba Zon. 1653 .... l6 24 52-17 —29 48 31-6 94 Cordoba Zon. 3478 . l6 49 34-02 —3i 48 24-5 95 Cordoba Zon. 3823 . l6 54 13-18 —32 28 33-o 96 Piazzi 255 . l6 54 30-51 — 31 58 17*4 Taylor 7876 . 30-48 19 * 2 Cap 1840, 2253 . 3°'55 19-1 „ 1850, 3178 . 30-50 21*0 Yarnall 7043 . 30-34 24*4 Cordoba Gen. Cat. 23035 . 30-49 21*1 Cap 1880, 9253 . 30-36 22 ■ 8 Washington 1882 . 30-30 24-7 l6 54 30-40 —3i 58 23-5 97 Cordoba Zon. 3956 . l6 56 9'33 —32 26 52-8 98 Cordoba Zon. 297 . 17 5 12*91 —32 48 42-1 99 Cordoba Zon. 376 . 17 6 18-89 —32 42 54-r IOO Cordoba Zon. 1917 . 17 28 54-17 — 34 3i 39'7 IOI Cordoba Zon. 2086 . 17 31 25-06 —34 24 46-5 „ Gen. Cat. 23887 . 24-98 47"4 17 31 25-00 — 34 24 47-1 102 Taylor 8360 . 17 58 41-42 —36 I 40-9 Cap 1850, 3463 . 41-53 38-3 Cordoba Zon. 3937 . 41-41 36-2 » Gen. Cat. 24601 . 41 -46 38-3 Cap 1880 . 41-59 38-4 Washington 1877-80-81 . 41-46 40-3 17 58 41-51 —36 1 38-8 103 Cap Mikrom . 18 1 39-66 —35 56 24-7 104 Cordoba Zon. 757 . 18 12 19-08 —36 3 8-6 „ Gen. Cat. 24948 . 18-98 8-9 18 12 19*01 —36 3 8-8 105 18 19 57 — — 36 33 — 106 18 22 13 — —36 35 — 107 Cap Mikrom . 18 29 35-38 —36 47 0-7 108 Cordoba Zon. 2057 . 18 36 25-27 —36 49 39-2 „ Gen. Cat. 25560 . 25-29 40*0 Cap 1880, 11182 . 35-32 40-4 18 36 25-30 —36 49 40*2 109 Cordoba Zon. 2357 . 18 42 48-07 —36 56 36-8 „ Gen. Cat. 25730 . 48-00 35-8 18 42 48-02 —36 56 36-2 I IO Cordoba Zon. 2633 . 18 48 27-35 —37 I 8-7 Bemerkungen V* (Arg. Öltzen + 2 Yaraall -t- Cordoba). Mittel aus Cordoba Zon. 1653 und Anschluss an Cordoba Zon. 1592. Vs (Cap 50 4- Yarnall 4- Cordoba -+- Cap 80 -+- Washington). V3 (Cordoba Zon. + 2 Cordoba Gen. Cat.). Vi (Cap 50 4- Cordoba Gen. Cat. 4- Cap 80 + Washington). Anschluss an 102. V8 (Cordoba Zon. 4- 2 Cordoba Gen. Cat.). Anschluss an 108. i/2 (Cordoba Gen. Cat. 4- Cap 80). ]/g (Cordoba Zon. 4- 2 Cordoba Gen. Cat.). Der Komet Winnecke. 261 Nr. Quelle M D Bemerkungen I I I Piazzi 2311 . 1 8h 5 i"3'i4 1 *95 — 37°i5' 6!5 17-4 Taylor 8695 . 2- 75 2-04 I2‘5 19* I Cap 1840, 2497 . 2‘7I 2-08 13-3 19-2 „ 1850,3716. . 2 '66 2- 18 14-2 18 • 7 Eigenbewegung. Melbourne . 2*20 1*94 i6‘o 18-4 — 0*0139, —0*130. Yarnall 8033 . 2 ' OO I * 78 16-3 17-5 Cordoba Gen. Cat. 25928. 2 ' I9 I ‘ 84 i6-6 19-0 Cap 1880, 10309 . 2-15 2-03 i6'o 17-1 18 5 1 1 *95 —37 15 i8'3 1/5 (Cap 50 4- Yarnall H- Melbourne 4- Cor- doba — f— Cap 8oj. I 12 Taylor 8715 . 18 53 21 ' 69 — 37 13 2-1 Yarnall 8056 . 21 ‘02 13 i‘3 Cordoba Zon. 2842 . 21-06 12 59-9 „ Gen. Cat. 25978 . 20-95 13 2-1 Cap 1880, 10326 . 21-03 13 fl 18 53 21-00 —37 13 i"5 i/3 (Yarnall + Cordoba Gen. Cat. h- Cap 80). 113 Piazzi 280 . 18 58 42-18 —37 13 9"9 35 ' 6 Taylor 8757 . 42 • 62 18-3 34‘3 Cap 1840, 2510 . 42-44 19-7 35-8 „ 1860, 866 . 42-51 28-0 36-0 Eigenbewegung. Yarnall 8108 . . 42-49 28-1 33-9 o?ooo, — 0-313. Cordoba Gen. Cat. 26123. 42 • 68 30-0 33-5 Pola Mer. Beob . . 42-61 30-6 33-4 Astr. Nachr. 92, S. 375. Cap 1880, 10373 . 42-72 32-3 35-o Washington 1882 . 42-60 34‘5 35-6 18 58 42-60 —37 13 34-6 i/e (Cap 60 h- Yarnall 4- Cordoba H- Pola -4- Cap 80 H- Washington). I 14 Yarnall 8187 . 19 7 55 ‘65 —37 8 40-8 Cordoba Zon. 318 . 55'77 37-8 „ Gen. Cat. 26350. 55-62 37’4 Cap 1880, 10440 . 55 ' 67 39‘5 19 7 55-65 —37 8 39 2 i/3 (Yarnall 4- Cordoba Gen. Cat. 4- Cap 80). ns Taylor 8847 . 19 II 44-71 44-09 -37 5 55’7 Yarnall 8223 . 44-28 43-93 58-0 Eigenbewegung. Cordoba Zon. 476 . 44 15 44'o6 54’9 — 0?0I22, er 00. „ Gen. Cat. 26430. 44-14 43 '99 55-8 Cap. 1880, 10459 . 44-I3 43'99 56 • 6 19 11 43'97 —37 5 56-8 V3 (Yarnall 4- Cordoba Gen. Cat. -1- Cap 80). 1 16 Cordoba Zon. 872 . 19 20 48 ' 09 —37 13 4'3 1 17 Yarnall 8437 . 19 34 39-05 —36 53 45-2 Cordoba Zon. 1443 . 39-05 43’7 „ Gen. Cat. 26954 . 39-17 43-7 Cap 1880, 10615 . 39-io 45-2 19 34 39-u — 36 53 44‘7 i/3 (Yarnall 4- Cordoba Gen. Cat. 4- Cap). n8 19 49 28' — — 36 40 — 119 Cap. Mikrom . 20 2 23-67 —36 21 58-4 Anschluss an 120. 120 Piazzi 411 . 20 3 39'27 42-02 — 36 20 56-6 14- 2 Taylor 9260 . 40-65 42-28 21 53-6 15-2 Cap 1850, 3980 . 41-46 42-58 22 16-5 12-5 Yarnall 8705 . 4I-57 42-38 22 46- 1 13-8 Cap 1860, 932 . 4I-ÖO 42-43 22 31-7 13-3 Eigenbewegung. Melbourne 1021 . 4I-95 42-59 22 48- 1 1 1 " 7 Cordoba Gen. Cat. 27600. 42-07 42-44 22 54'8 12-2 4-o'-’o362, — 1 - 59. Cap 1880, 10813 . 42-23 42-50 23 3"4 14-0 Pola Mer. Beob . 42-21 42-48 23 i-o 13-0 Washington 1881 ........ 42-40 42-53 23 5"4 13-4 r 1882 . 42-38 42-48 23 7'7 I4-I 20 3 42-54 — 36 23 I3-8 I 2 I 21 2 O* — —33 44 — 122 21 2 38- — —33 40 2 62 Eduard v. Haerdtl, Nr. Quelle M D Bemerkungen 12 3 Cordoba Zon. 390 . 2 1 h 13“ 21 ”87 —32° 59' 34r 7 „ Gen. Cat. 29247 . 21-94 35-2 21 13 21*92 —32 59 35"° V3 (Cordoba. Zon. 4- 2 Cordoba Gen. Cat.). 124 Cordoba Zon. 608 . 21 20 10 * 24 —32 25 49 '9 125 Piazzi 129 . 21 22 1 5 ‘ 1 9 — 3i 44 2-5 Taylor 9955 . 16-07 3'4 Yarnall 9374 . I4-95 5'4 Cordoba Gen. Cat. 29425. 15-06 4‘ 1 Cap 1880, 11370 . 14-97 4‘9 Washington 1878-80 . 15-06 6-8 21 22 15-01 —3i 44 5‘3 1/4 (Yarnall + Cordoba Gen. Cat. 4- Cap 4- W ashington). 126 Cordoba Zon. 762 . 21 25 0*92 —32 2 55-3 127 Cap Mikrom . 21 27 44-98 —31 42 32-0 Anschluss an 128. 128 Cordoba Zon. 1056 . 21 35 15-76 —31 46 43-5 „ Gen. Cat. 29679. I5-79 44'3 21 35 15-78 — 31 46 44-0 1/3 (Cordoba Zon. 4- 2 Cordoba Gen. Cat.). 129 Cordoba Zon. 1353 . 21 43 59-3i — 3° 16 41 *o 130 Cap Mikrom . 21 45 34'44 —3° 21 6-i Anschluss an 129. 131 Arg. Öltzen 21778 . 21 52 56-73 —29 35 57'2 Yarnall 9626 . 56-68 36 2-6 Cordoba Gen. Cat. 30070 . 56-63 1-4 „ Zon. 1644 . 56-70 2-5 Cap 1880, 11567 . 56-67 2-9 21 52 56-66 —29 36 2-3 i/8 (Yarnall 4- Cordoba Gen. Cat. 4- Cap). 132 Arg. Öltzen 21876 . 21 59 42-68 —29 15 31-6 Yarnall 9677 . 42-68 35-2 Bonn Band VI, 78 . 42-88 35-5 Cordoba Zon. 1870 . 42 • 84 33-3 „ Gen. Cat. 30216 . 42-79 32-6 21 59 42-76 —29 15 33’7 1/7 (Arg. Öltzen 4- Bonn 4- Cordoba Zon. 4- 2 Yarnall 4- 2 Cordoba Gen. Cat.). 1 33 22 8 16-76 - 28 16 14-4 Mittel aus Cordoba Zon. 232 und Anschluss an Cap 1880, 1 1657. An die zwei stattlichen und schönen Beobachtungsreihen der Capsternwarte und der von Windsor (N. S. W.), welche je 32 Abende umfassend, allein 104 Positionsangaben des periodischen Kometen Winnecke lieferten, reiht sich Sydney mit 18, Nashville (Tenn) mit 10, Algier mit 2 Beobaehtungsabenden an. Von den europäischen Sternwarten leistete nur Nizza und Palermo einen kleinen Beitrag. Nach den übereinstimmenden Bemerkungen der Beobachter zeigte nur in den Tagen vom 17. bis 24. September 1886 der Komet eine schwache Spur eines Kernes oder doch wenigstens eine centrale Ver¬ dichtung. Dieser Zeitraum ist daher in erster B,eihe geeignet, uns Uber eventuell vorhandene constante Abweichungen zwischen den Beobachtungsreihen der einzelnen Sternwarten näheren Aufschluss zu geben. Flir Cap und Windsor führte die Untersuchung thatsächlich auf einen merkbaren Betrag, und zwar wären die Declinationen von Windsor etwas zu klein. Als ich aber auch die Reihen von Sydney und Nashville heranzog und die Mittel (Cap 4- Sydney -+- Nashville) mit dem Mittel Windsor verglich, ergab sich wieder eine vollkommene Übereinstimmung der Werthe: ATI cos D und AD. Ich habe daher von dem Anbringen jeder systematischen Correction auch in dieser Erscheinung des Kometen Winnecke abgesehen. Der Komet Winnecke. 203 Beobachtungen 1886. nd -m f-* -s B ^ Datum Oriszeit Zahl der V ergleiche j Ö f-i 0) -*-3 m DitFerenz . Komet — Stern Red. auf scheinb. Ort Parallaxe Differenz Beob. — Rechn. 1 § 1« £ Al D Al D Al 1) AAlcosD AD Algier. Beobachter: T = Tröpied. Quelle Bulletin astron. 1886. 1 6 | August 23. 8h 4m 29? 6' 6 IO -b 0" 55-58 -H 1' 3i'8 -1-0*88 — o!9 4-0-40 +4!8 -+■1 1 !8 — 5r4 T i7 3°- 8 10 39 6-6 19 — I 43-05 — 6 40-4 H-o" 98 1 - °' 5 +°'43 H-5‘2 -13-8 -4-1 I *2 T Cap. Beobachter: F = Finlay. Quelle: Astron. Nachr. 116, S. 308 und Monthly Notices. Bd. 47. März. 1 August 19. 8" 12“ 28?8 3 ' 5 2 20. 7 I 49 ‘ 9 16- 12 3 20. 7 39 2*0 io- 8 4 21. 7 12 7'4 12- 12 5 22. 6 47 5 ' 3 I 2 * 12 9 25. 7 35 35'4 11 -8 15 29. 7 28 34’ 7 12*12 26 Sept. 4. 7 34 i5'i 12*12 50 16. 7 43 S ' 3 0-4 l6. 7 49 59-2 3-0 54 17- 7 38 i9‘5 iö- 12 58 18. 7 36 44’ 7 16- 12 61 i9- 7 31 29- I 8-8 67 20. 7 25 58-0 26-12 87 25- 7 52 47 '7 i6- 12 88 26. 7 40 27-8 16- 12 89 27. 9 9 22 ‘ 4 io- 8 97 3°- 8 5° 22*4 iö- 12 IOO October 1. 8 32 3 ‘4 0-4 I. 8 41 7 ' 9 3'° IOQ i5- 8 23 40-9 12* 12 I I I 18. 8 28 25*2 16- 12 I 12 19. 8 39 2-7 iö' 12 115 21. 9 8 57'4 16.12 1 16 22. 8 14 23 '9 1 6 • 1 2 127 29. 9 I 40-3 0-4 128 31- 8 30 21 -6 0-4 3i- 8 4i 4‘9 6-o 129 Nov. 2. 8 12 45 ‘7 io-8 130 13- 8 I 12-3 0-4 i3- 8 I I 32-1 12*0 132 17- 9 15 15-6 0-4 i7- 9 23 36-6 10*0 135 19- 9 42 58-4 5 ’ 5 136 23- 8 37 8-6 8-8 137 2 5 • 8 55 16-9 8- 10 139 26. 9 21 36-0 io-8 140 29. 9 9 i5’4 io-8 1 — o,n 44’ 77 — 3 ' 51 7 -t-o"83 2 0 5°’ 87 ~b 0 17- 1 -+-0-84 3 — I IO’ 10 — 4 16- 3 -(-0-85 4 -b I 37 91 — 0 26- 1 +0-85 6 -1- 0 13 ■ 99 — 1 21 0 +0-87 1 1 — I 18- 82 _b 4 56- 2 -1-0-92 15 -4- 0 27- 69 ~b 3 o- 5 +0-98 29 — 0 35' 33 -b 4 31 4 -4 I -02 46 “b 5 6- 4 — 46 -b I 2- 77 -+-1-27 5i — I 42 06 — 0 16 1 -41-31 54 -b 0 46 16 -b 0 32 6 + 1-31 60 — 0 9 45 4- 5 4 4 -41*34 65 — 0 1 36 — 2 15 4 -4-I-36 82 — I 5° 32 — 2 18 1 + I-47 83 — 0 51 32 — 2 14 9 -fl -49 84 -b I 5 14 4- 0 53 6 -41-51 89 -b 0 12 83 — 4 23 5 -4-1-57 93 — 3 19 3 — 93 -b I 43 80 -4-1-59 103 — 0 39 12 4- 1 45 0 -41-88 106 — 0 16 10 4- 1 24 7 -41-91 107 — 0 29 02 4- 4 10 5 -fi "94 109 -b 0 20 18 — 0 37 7 + 1-95 1 10 -b I 18 95 — 0 46 1 -41-96 1 1 7 — 0 43 0 — 118 4- 0 5 •7 — 118 . — 0 18 65 -42-03 119 — I 1 1 •85 — 0 25 •4 -42-03 121 4- 2 37 •9 — 121 — 0 26 •34 -42-04 123 4- 2 36 •4 — 123 -b 0 23 •17 242-04 127 -b I 46 •70 — 0 7 ■8 -42-03 130 -b 0 32 •88 4- 0 5' •7 -42-05 DD -b I 9 ■ 1 1 — 1 8 • 1 -42-03 132 — I 4i •73 4- 0 10 ■3 -42-04 133 -b 0 48 •73 4- 5 39 •9 -42-03 — o1 9 -bo? 40 — 4? 2 -f 22 '■ 1 — 2 * 5 F — I 0 H-o* 35 —4* 2 -f i4‘ 8 — 2 * 2 F — 0* 9 -bo* 39 —4* 2 -f I4‘ 8 — 3* 3 F — I 0 —b 0 * 37 — 4* 2 -b 7* 5 — I 9 F : — 0 9 -bo* 34 — 4* 1 F — o* 7 -bO* 40 — 4* 2 H- 12 * 2 -f 2 9 F — 0 6 H-o* 41 —4* 2 -bio* 5 -P I 6 F — 0 9 -bo* 44 —4* 1 5 0 -P O* 2 F -4 0 2 —3* 8 -P I 7 F -bo* 50 — H-I2 3 F -4 0 4 H-o* 50 —3 7 -+ 8 8 -P 2 1 F -4 0 3 H-o* 5° —3 6 — 0 9 -P 3 8 F -4 0 4 -bo 50 —3 5 H- 1 9 -P 8 0 F -4 0 5 +0 49 —3 4 -b 3 1 -P 3 5 F -4 I 0 +0 54 —3 3 H- 1 9 -P 6 8 F -4 I 1 -bo 53 —3 1 H- 3 2 -P 6 7 F -4 I 1 +0 60 —4 3 — 0 2 -P 6 8 F -4 I 5 -bo 60 —3 8 — 4 5 -P 9 8 F -4 I •6 —3 4 — -P 9 3 F -bo 60 — — 0 9 F -4 4 •0 -bo 57 — 1 9 — 8 1 -pio 7 F -4 4 ■5 -bo 56 — 1 8 — F -4 4 •8 H-O 57 — 1 9 — 10 5 H-i 1 8 F -4 5 • 2 -bo 59 — 2 •3 — 16 1 “b 1 2 6 F -4 5 •4 +0 5i — 1 •3 — 12 •9 -p 8 1 F -4 6 •7 — 1 •6 — -p 7 •0 F -4 7 • 1 — 1 1 — F H-o '47 — — F -4 7 •5 H-o •41 — 0 •8 1- 20 •oj 1+ 10 •6{ F -4 9 •0 — 0 •7 — — F H-o •33 — — F -4 9 •5 —3 ■0 — -pii •6 F H-o •40 — 14 •0 F -4 9 •6 H-o •41 — 1 •9 5 • 1 H- 8 ■4 F — b IO •0 H-o ■31 — 1 •3 9 •2 -p 9 ■8 F -bio • 1 H-o •33 — 1 •5 7 •5 +15 •7 F — b I O • 1 H-o •35 — 1 ■7 5 • 1 -p 7 •4 F -bio ' 1 H-o •32 — 1 •6 18 •6 + 5 2 F Bemerkungen des Beobachters. August 25. Beobachtung durch Wolken, daher nicht sehr gut. September 4. Heller Mondschein. — Komet schwach. 16. Komet nur durch eine Wolkenlücke gesehen. 18. Komet nach der Mitte verdichtet. October 1. Mondschein und Wolken. Beobachtung nicht sehr zuverlässig. 29. Wolken verhinderten eine weitere Beobachtung. November 2. Komet schwach bei Mondlicht. Beobachtung nicht zuverlässig. 17. Komet von diesem Tag an immer schwächer. In der Declinations-Differenz (Komet-Stern) für November 23. wurde -p 0' 51 r 7 statt — 0' 51 '7 angenommen. Beobachter 264 Eduard v. Haerdtl • j Nummer d. Beobacht. 1 Datum Ortszeit Zahl der 1 Vergleiche — 8 4*20 — 4 28-9 -b I * 20 — 0*2 4-0-47 38 1 1. 7 28 27 7 37 4- 2 15-25 — 3 50-4 4- 1 • 16 — 0'2 4-0-46 39 1 1. 7 28 27 7 3« 4- I 51-65 — 3 20-3 4-1 • 17 — 0*2 4-0-46 41 12. 7 8 52 7 40 4- O 59-72 — 6 35'3 4-1-19 — O* I 4-0-44 42 12. 7 8 52 7 39 4- 2 29-78 — 6 5"4 4-1 • 18 — O* I 4-0-44 44 !5- 7 28 26 8 44 — 4 47-14 4- O 27-5 4-1-27 4- 0-3 4-0-48 46 l5 ■ 7 34 32 5 45 — 4 52-29 4-1-27 4-0-48 47 l6. 7 26 i5 IO 47 — I 53-05 — O 44" 1 4-1 -28 4- 0-3 4-0-48 48 l6. 7 26 15 IO 5° — 5 47-88 4-1-30 4-0-48 5i 17. 7 14 43 IO 48 4- I 35-19 -(-1-28 4-0-47 52 17. 7 14 43 IO 49 + I 9-65 — O 47-8 4-1-28 4- 0*2 4-0-47 57 18. 7 26 27 4 63 — 9 29-77 4- 6 23-2 4-1-36 4- 0-7 4-0.49 62 20. 7 25 5i 5 61 + 2 52-09 4- O 33‘2 4-1-34 4- 0-3 4-0-49 63 20. 7 25 5i 5 57 4- 4 36-25 — 9 4-6 4-1-33 4- 0-3 4-0-49 64 20. 7 32 IO 4 66 — 2 10-51 — O 19-1 4-1-36 4- o*6 4-0-50 70 21. 7 15 17 IO 67 — O 5I-32 4- 3 43-i 4-1-38 4- o*6 -40-47 73 22. 7 20 35 7 72 — I ^•IO — 8 19-5 4-i -40 4- 0-7 4-0-49 74 22. 7 20 35 7 68 -4- 2 50-96 -4- 2 54-z 4-1-38 4- 0-5 4-0-49 75 22. 7 20 35 7 69 4- I 17-15 — 6 28-9 -M-38 4- o'6 4-0-49 79 23- 7 20 19 5 7i + 5 3-09 — 8 29 • 8 4-1-39 4- o*6 4-0-49 80 23- 7 20 19 5 77 — 2 23-77 — 3 53’7 4-1-42 4- 0*8 4-0-49 83 24. 7 24 5 5 76 4- 3 18-67 4- I 26-2 -bi *42 + 0-7 4-0-50 84 24. 7 24 5 5 79 — 4 30-29 — 7 37‘9 4-1-46 4- 1 *o 4-0-50 90 28. 7 7 O IO 85 4- O 12-53 — 7 54"6 4-1-52 + I *2 4-0-48 9i 28. 7 27 43 3 8.5 4- O 18- 14 — 8 23-5 "h I ’ 52 4- I * 2 4-0-51 92 28. 7 27 43 3 86 — 5 38-5ö — O 36-8 4-i ’ 55 4- 1-4 4-0-51 95 30. 7 18 l6 8 88 — O 48-34 4- 7 19-5 4-1-57 + 1 "4 4-0-50 96 30. 7 18 l6 8 90 — 2 39-05 4- O 52-2 4-1-58 4- i-6 4-0-50 98 October 1. 7 32 2 4 91 + I 31 ' 13 — O 37'3 4-1-58 4- i-5 4-0-52 99 I. 7 32 2 4 92 — O 32-46 4- I 0-7 4-1-59 4- i *6 4-0-52 IOI 5- 7 27 28 8 94 + O 6-56 — 2 12*9 4-1-68 + 2 * 1 4-0-51 102 5- 7 27 28 8 96 4 49 • 66 + 7 44-4 -4-1*70 4-' 2-3 4-0-51 103 6. 7 41 23 5 97 4- O 12-58 4- 5 39-8 4-1-70 4- 2 * 2 4-0-53 IO4 6. 7 42 12 3 95 4- 2 8-75 4- 7 21’4 4-1-69 4- 2 * I 4-0-54 i°5 7- 8 >9 O 15 98 — I 59-98 — 2 9'9 4-1-73 4- 2-5 4-0-59 106 7- 8 19 O 15 99 — 3 5-90 — 7 58-3 4-1-73 4- 2 * 6 4-0-59 107 II. 8 33 5 13 IOI — O 50-18 — 7 37-8 4-1 • 80 + 3’2 4-0-60 108 II. 8 33 5 13 100 4- I 40-83 — O 46-8 4-1-79 4- 3" 1 4-0' 60 ”3 21. 8 47 16 14 109 — 2 18-26 4- I 37-6 4-r ’ 95 + 5'2 4-0-57 114 21. 8 47 l6 14 108 4- 4 4-68 — 5 I7-5 4-1-93 4- 5‘o 4-0-57 117 23- 9 27 O 12 I 12 4- I 6-78 4- 8 48-3 4-1-97 4- 5'5 4-0-60 118 23- 9 27 O 12 I I I 4- 3 25-89 -bl I 5-i 4-1-97 + 5'4 4-o-6o 119 23- IO O 3° 4 113 — 4 5-61 4- 9 14-1 4-1-99 4- 5’6 4-0-63 120 25- 8 26 59 6 ”3 9 I * 22 ~b 6 20*9 4-1-95 4- 5-6 4-0-51 I 2 I 25- 8 26 59 6 114 — O 11-82 4- I 25-3 4-1-99 4- 5'9 4-0-51 122 25- 8 26 59 6 ii5 — 4 0*02 — I 15-4 + 2*01 4- 6*o 4-0-51 123 25- 9 22 13 8 114 4- O 4-45 4- I 22*0 4-1-99 4- 5-9 4-0-58 I24 27. 8 27 55 IO 1 6 4- O 15-01 ~ b 8 32-1 + 2*01 +- 6-3 + 0-48 125 27. 8 27 55 IO [5 4- 9 19-18 4- I 22-5 4-1-97 4- 6* 1 4-0-48 126 29. 7 43 20 6 117 O 47-22 2 58-9 + 2*02 4- 6-7 4-0-39 D Differenz Beob. — Rechn. AAlcosD AD — 3?8 + 6*2 -- 5r9 t -3-8 — — t -3-8 b 3'6| 1— i’of t t t —4-0 j + 22-9j |4-i3-o} -3-8 {4- 9-6} {4-15-2} t -3-8 |4-I4'2f {4-17-6} t —3 ' 6 — — t —3-6 {4- S’3i {4-14-6} t — 3'7 4-1 5 ' 3 4- 6-5 t — 4-I3-7 — t —3-6 4- 5 ' 1 — i‘9 t — 4-io-6 — t — 4- 4'8 — t — 3‘4 — — t — 3 ' 5 + 5-0 4- 3-8 t — 3‘3 + 7-3 4-13-0 t' — 3‘3 4- 7'4 4-11 -8 t' — 3‘4 4- 8-6 4-18-5 t' — 3"1 + 1*2 4- 4'° t. — 3'i + 1*9 + 10*0 t' — 3' 1 + i-6 4- 8-7 t ' — 3' 1 4- 2-7 4- 8-5 t' —3-o 4- 5-1 4-11-8 t,' — 3'° 4- 6-8 + 10*4 t' —3-o — 0-3 4-10-5 f 3 ' 0 4- 4'6 + 9*0 t' —2-4 4- 6-4 4- 9-3 t' —2-7 4-12-4 4-13- 1 t' —2-7 4-I3-5 + 12*1 t’ — 2-4 + I • I 4-12-5 t' —2-4 + 2-3 4-12-7 t' — 2'5 — 3’o 4- 3-6 t' — 2'5 — 2-8 4- 7-2 t' — 2*0 — 3-2 4-13-9 t' - 2*0 — 0-9 4-12-4 t' - 2 ’ I 4- 4’7 4-14-0 t' — 2* I 4- 2-1 4-16-3 t' — 2-6 4- 0-3 4-16-7 t' — 2 * 6 4- 1 * 0 4-16-4 t' —2-5 — 1*2 4-16-4 t' —2-5 4- 0-9 4-14-7 t' — 1-9 — 11 ‘3 4-14-5 t' — 1-9 — 9-0 4-15-2 t' — 2'5 — 2-7 + 12*0 t' — 2'5 — 2*1 + 12*0 t ' — 3-i — 6*1 4- 8-3 t1 — 1 '3 {— 13-2} {4-12-0} t' — 1 '3 ] — 12 • 6} {4-12-1} t' — 1 ’3 j— 10-9} {4-13-9!. t' — 2 ‘ 2 {— 2'2f {4- 7-9} t' — -I * 2 - 8-3 4-15-0 t' — I *2 — 8-i 4-13-2 t' —4-9 1- 8-o| {4- 7-6} t' Bemerkungen des Beobachters. Der Komet war nie gut zu beobachten; besonders an den Abenden September 2, 7, 10, 11, 12 und October 6, 7, 1 1 , 25 und 29, wegen hellen Mondscheins und auch dunstiger Luft. October 25 näherte sich der Komet so sehr dem Stern Nr. 114, dass er nur mit grösster Schwierigkeit beobachtet werden konnte. Im Ganzen dürften die Beobachtungen mit dem Netzmikrometer besser sein, als die Ringmikrometer- beobachtungen. Beobachter Der Komet Winnecke. 267 Das folgende Verzeichniss gibt die Beobachtungen, wieder nach der Zeit geordnet. 1886. Nr. der Beob¬ achtung Ort Datum, mittlere Berliner Zeit Geoc. 1 Cap . August 19*32116 196° 46' 2 Cap . 20*272I4 197 35 3 Cap . 20*29798 197 36 4 Cap . 21*27934 198 27 5 Cap . 21 *26200 199 19 6 Algier . 23*35866 200 17 7 Windsor . 24*92904 201 43 8 Windsor . 24*92904 201 43 9 Cap . 25*29583 202 3 10 Nizza . 27*36513 203 57 1 1 Windsor . 27*92712 204 29 12 Palermo . 28*31022 204 52 13 Windsor'. . 28*93252 205 26 14 Windsor . 28*93252 205 27 15 Cap . 29*29116 205 47 16 Nizza . 30*34980 206 48 17 Algier . 30*36327 206 49 18 Nizza . 3I-34io2 207 47 19 Windsor . 31*92463 208 22 20 Windsor . 31*92463 208 22 21 Nizza . Sept. 1*34583 208 46 22 Windsor . 1*91975 209 21 23 Windsor . 1*91975 209 21 24 Windsor . 1*91975 209 22 25 Sydney . 1*93007 209 22 26 Cap . 4*29537 21 I 47 27 Windsor . 4*92341 212 27 28 Windsor . 6*91255 214 34 29 Sydney . 6*91912 214 34 30 Windsor . 7*9n°3 215 39 31 Windsor . 7*9iio3 215 39 32 Sydney . 7*92772 215 40 33 Windsor . 9*91349 217 52 34 Windsor . 9*9*349 217 52 35 Sydney . 9*92456 217 53 36 Windsor . 9*93471 217 54 37 Windsor . 9*93471 217 54 38 Windsor . 10*92395 219 I 39 Windsor . 10*92395 219 I 40 Sydney . 10*92785 219 2 41 Windsor . 1 1*91038 220 10 42 Windsor . 11 *91038 220 10 43 Sydney . I3*9I44i 222 32 44 Windsor . 14*92304 223 45 45 Sydney . 14*92510 223 45 46 Windsor . 14*92831 223 46 47 Windsor . 15*92259 224 59 48 Windsor . 15*92259 224 59 49 Sydney . 15*93497 224 59 5° Cap . . 16*30197 225 28 2*5 4’2 i-6 5-8 3 ' 1 52 ■ 2 53*7 1 '3 3'4 4-2 21 ’ I ii-8 1 1 ’ 5 49 '5 54’3 4-8 5*7 9-0 o* 1 Geoc. D Beob. — Rechn. 4it cos D I 34 8 o“ 1 1 9 1 45 2 21 7-0 22-5 19*7 6*6 3 2 27-8. 4 2 4*5 4 2 4-7 4 16 4*6 5 36 38-5 58 15 38 38 53 - 9 - 9 - 9 -1 1 -1 1 -12 -12 -13 54‘4 33 ' 3 57-8 59 * 5 1 7 ■ 6 7 36 9‘4 7 36 25-1 8 16 26 * o 8 40 27-4 8 57 46-2 21 40*2 21 29 '5 22 5’5 I 27 52 52 35 6-8 42'4 45 '3 55'° 5i*9 -13 35 5°'4 -13 36 22-1 2 — — 15 — IS 2 — 15 3 -15 -i5 -15 -i5 -15 -16 -16 -17 -18 -18 3 3 46 46 46 29 29 57 41 41 34'9 7-8 i6'3 21 • 7 i9'3 40-4 38-7 32 ‘ 2 31*7 37'9 — 19 25 22'9 — 19 25 51-3 — 19 4i 53*3 +22 ■ 1 + 14*8 H-14'8 -+- 7‘5 + 11 *8 H-17'5 -t-19'i + 12*2 -+- 3*2 -M4'2 [+91 ’8] + 21 *0 + 27-9 + IO‘5 — 5*3 -13-8 + o*7 + 12*6 +13*0 — 4*8 j + i7*o( |+i8*4| I+26 *o| — o*6 + 5’° + io*6 + 8*6 + 0*1 + 6*5 + 6*2 — o*6 3*6J o*6 j + 22*9} i+ 9'6} 5+14*2} + 8*8 1+ 5‘3! + 0*9 -1-15*3 + 5*0 -1-13*7 + 5 ' 1 + io*6 — 7*6 + 12*3 A D 2*5 2*2 3*3 1*9 — 5*4 — 2*5 — 2*7 + 2*9 + 4*o o*o [-86*7] — 8*5 — I O ’ 2 i*6 — 6*o 4-1 1 * 2 4- 2 * 2 — i*3 -h 2*1 I- 5*8! 1+ 4*9ä — 5*4 + 0*2 + 1*1 — 3*6 + 3*7 — 7*4 — 5*9 + 5*7 I— i*°} — 5*o i+i3*o} 1+15*2} i+ 17*6} + 6*7 5+14*6} — 4*3 + 6*5 + 5*7 — i*9 + 3*2 + 1*7 ii* 268 Eduard v. Haerdtl, Nr. der Beob¬ achtung 0 r t 5i Windsor . 52 Windsor . 53 Sydney . 54 Cap . 55 Nashville . 56 Sydney . 57 Windsor . 58 Cap . 59 Nashville . 60 Nashville . 6l Cap . 62 Windsor . 63 Windsor . , . 64 Windsor . 65 Sydney . 66 Sydney . 67 Cap . 68 Nashville . 69 Nashville . 70 Windsor . 7i Sydney . 72 Nashville . 73 Windsor . 74 Windsor . . . 75 Windsor . 76 Sydney . 77 Nashville . 78 Nashville . 79 Windsor . . . . 80 Windsor . 81 Sydney . . 82 Nashville . 83 Windsor . 84 Windsor . 85 Sydney . 86 Sydney . 87 Cap . 88 Cap . 89 Cap . 90 Windsor . 9i Windsor . 92 Windsor . 93 Sydney . 94 Sydney . 95 Windsor . 96 Windsor . >. 97 Cap . 98 Windsor . 99 Windsor . IOO Cap . IOI Windsor . . 102 Windsor. . 103 Windsor. . . . 104 Windsor. . . . i°5 Windsor. . October mittlere ner Zeit Geoc. M Geoc. D Beob.- -Bechn. AiR cos D A D 16-91462 226° 13 37' 3 4- 4?8 16-91462 226 13 — — 20° 8 — — _ ' 16-92328 226 14 10-3 - 20 9 i!9 — 1*2 - I ”4 17-29869 226 42 48-8 — 20 25 18-9 4- 8-8 4- 2*1 17-59481 227 5 13-2 — 20 37 13-8 — 0-7 — 0-3 17-92115 227 30 11 "7 — 20 52 26-0 — 2*1 — 2*2 17 ^2279 227 30 26 ■ 8 — 20 52 24*2 -t- 5-0 4- 3-8 18-29762 227 59 I3-5 — 21 8 39-0 — 0-9 4- 3-8 18-58816 228 21 21*9 — 21 21 3'o [—21-3] -t-14- 1 18-58816 228 21 48-0 — 21 21 2-3 -4- 3-0 4-14-8 19-29399 229 16 54-3 — 21 51 36-3 + 1*9 4- 8-o 19-92243 230 6 37'2 — 22 18 31-2 + 7-3 4-13-0 19-92243 230 6 37’3 — 22 18 32-4 4- 7-4 4-1 1 "8 19 • 92682 230 6 59'4 — 22 18 37-o H- 8-6 4-18-5 19-95642 230 9 3‘4 — 22 19 58-9 — 7-i 4-12-8 19-98521 230 I I 40*0 — 22 21 27 * I + io-8 20 * 29019 230 35 49-o — 22 34 25-2 + 3-i 4- 3‘5 20-58399 230 59 19-8 — 22 46 45-2 4- 3-1 4-I5-9 20-58399 230 59 22 * 2 — 22 46 44-2 4- 5*3 4-16-9 20*9I5I2 231- 25 55’5 —23 I 3"2 4~ 1*2 4- 4*0 20*92295 231 26 27-0 —23 ! l8"7 — 4-7 4- 8-5 21-57840 232 19 50-4 —23 29 I3-5 H- 8-4 4- 0-7 21 -91882 232 47 33’i -23 43 26-0 4- l‘9 H-lo*o 21 -91882 232 47 32-7 —23 43 27-3 4- i*6 4- 8-7 21 -91882 232 47 33'9 —23 43 27-5 4- 2-7 4- 8-s 21-95567 232 5° 28 • 2 —23 45 51-2 — 3-7 [—42 • 0] 22-58304 233 4i 58-9 —24 I I 13-0 [ — 15 • 3] [-+-15-4] 22-58304 233 42 18-3 —24 I I 24-7 4- 2*4 4- 3 ' 7 22-91866 234 IO 14-4 —24 25 17-1 4- 5'i 4-ii-8 22-91866 234 IO 16-3 —24 25 18-5 + 6-8 4-10-4 22-92734 234 IO 55'5 —24 25 44-8 4- 3'o 4- 5-8 23-58069 235 5 39"i —24 52 5i-3 4- 3'5 4- 5"o 23-9213° 235 34 20*2 —25 6 48 • 2 — o'3 4-10-5 23-92130 235 34 25-6 —25 6 49‘7 4- 4-6 4- 9-0 23'93075 235 35 3-0 —25 7 I9-9 — 4'9 4— 2 * O 24*92707 237 O i5'9 —25 47 57-o + 5 ' 4 4- 5"4 25-30893 237 33 8-8 — 26 3 21-5 4- 1-9 4- 6-8 26-30038 238 59 38-8 — 26 42 58-7 4- 3-2 -+•6-7 27-36214 240 33 39-4 —27 24 37'2 - 0*2 4- 6-8 27-90950 241 22 5i-9 —27 45 42-3 + 64 4- 9"3 27-92388 241 24 16-5 —27 46 1 1 " 5 4-12-4 4-13-1 27-92388 241 24 17-7 —27 46 12-5 4-13-5 4-12* I 27-92731 241 24 16-9 —27 46 30-4 — 3*6 4- 2* I 28-92516 242 54 45-6 —28 24 18-7 — 6-3 4- 4-6 29-91734 244 26 12*9 —29 O 55-7 4-i*i 4-12-5 29-91734 244 26 14-2 —29 O 55’5 -1-2-3 4-12-7 30-34897 245 6 13-9 —29 l6 40* 1 — 4-5 4- 9’8 30-92691 246 O 21 * 7 —29 37 30-0 — 3-0 4~ 3*6 30'9269i 246 O 22*0 —29 37 26-4 — 2-8 4- 7-2 I-34257 246 39 34-4 —29 5i 52-7 — 0-9 4- 9-3 4-92375 252 25 41-5 —31 50 37‘3 — 3-2 4-13-9 4-92375 252 25 44-2 —31 50 38-8 — 0-9 4-12-4 5-9334I 254 6 2* I —32 21 12*9 4- 4'7 4-14-0 5-93398 254 6 2-4 —32 21 n-6 4-2*1 4-16-3 6-95954 255 48 48-7 —32 50 52-1 4- 0*3 4-16-7 Der Komet W innecke. 269 Nr. der Beob¬ achtung Ort Datum, mittlere Berliner Zeit Geoc. At Geoc. D Beob. — Rechn. AAt cos D AD 106 Windsor . October 6-95954 255° 48' 49" !6 -32° 5°' 52-!4 4- I ' 0 H-i6r4 107 Windsor . 10-96927 262 39 18-4 —34 32 24*2 — 1*2 + 16-4 108 Windsor . 10-96927 262 39 20" 8 —34 32 25-9 + 0-9 -t-14‘7 109 Cap . 15 '33034 270 i5 44-8 —35 34 37-6 — 8-1 H-IO" 7 I IO Nashville . 16-56571 272 25 57-o —36 12 12*4 -4- 0*2 H-14‘4 1 1 1 Cap . 18-33355 275 31 — —36 33 — — — I 12 Cap . 19-34091 277 17 13-0 —36 42 47 '3 — 10-5 -(-11 -8 1 13 Windsor . 20-97890 280 8 4-2 —36 54 55'3 — 11 *3 -t-14’5 I 14 Windsor . 20-97890 280 8 7-2 —36 54 54-6 — 9-0 H-15'2 IIS Cap . 21 -36161 280 47 41 -I -36 57 11*0 — 16* i + 12-6 1 16 Cap . 22-32369 282 27 1 1 " 5 —37 I 50-7 — 12*9 + 8-i 1 17 Windsor . 23-00641 283 37 35-2 —37 4 10*2 — 2-7 -4-12*0 1 iS Windsor . 23 • 0064 1 283 37 36-0 —37 4 10*2 — 2 • 1 -4-12*0 I 19 Windsor. . . 23-02968 283 39 54-i —37 4 i8'0 — 6*i + 8-3 120 Windsor . 24-96466 286 56 34’2 —37 7 9’4 1—13-2? 1 — t — I 2 ’ oj I 2 1 Windsor . 24-96466 286 56 34-9 —37 7 9'3 1 — 12-61 1+12-lä 122 Windsor . 24-96466 286 56 37-o —37 7 7'5 j—io-91 1+13-9! 123 Windsor . 25*00302 287 O 40*0 —37 7 I3-5 1— 2‘2j 1+ 7'9! 124 Windsor . 26-96523 290 16 23-8 —37 4 27-6 — 8-3 +15-0 125 Windsor . 26-96523 290 l6 24*0 —37 4 29-4 — 8*1 +13-2 126 Windsor . 28-93418 293 28 34-5 —36 56 41 • 8 1- «'Ol 1+ 7-6! 127 Cap . 29 -35622 — —36 54 22-6 — -4- 7*0 128 Cap . 31 '34183 297 18 — — 36 40 — — — 129 Cap . Nov. 2-32205 300 18 33’9 —36 22 17-1 { — 20-0} j-pio-61 130 Cap . 13-32051 315 22 —33 40 131 Nashville . 15-58891 318 4 26-8 —32 57 36-2 [ — 66 -o] [+21-5] 132 Cap . 17-37027 320 8 57’7 —32 23 18-6 - 14*0 H-ii-6 133 Nashville . 18-58237 321 3° 42-3 —3i 58 51-0 — 4‘3 + 5"4 134 Nashville . 18-58237 321 30 51-6 —3i 58 54’5 + 3-6 + i"9 135 Cap . I9-38355 322 23 31-8 —3i 42 32-1 — 5'i + 8-4 136 Cap . 23-33752 326 32 25*2 —3° 20 5‘7 — 9-2 + 9-8 137 Cap . 25-34995 328 32 1-9 —29 37 i-8 — 7'5 + I5-7 138 Nashville . 25-58403 328 45 52-6 —29 31 52-6 [+ 4-6] [ + 23-2] 139 Cap . 26-36814 329 3° 5i-3 —29 15 15-0 - 5-i + 7’4 140 Cap . 29-3593I 332 16 57-6 - 28 IO 26-0 — 18-6 + 5"2 Fasst man die Beobachtungen 1—25, 26—86, 87—116, 117— 140 zusammen und bildet aus diesen Gruppen vier Normalorte, so findet man schliesslich folgende Werthe: Datum AAt cos D Anzahl der Beobachtungen AD Anzahl der Beobachtungen 1886 August 25*0 +9!96 23 — i!35 21 September 14*0 4-3-89 55 + 5-25 52 October 4-0 — 1-53 29 -4-11*20 29 November 13-0 —6-36 19 4-8-24 20 270 Eduard v. Haevdtl, V. Capitel. Bildung der Normalorte 1858—1886. Ich gebe hier eine Zusammenstellung der Normalortc, welche mit Hilfe der in den vorangehenden Capitcln gewonnenen Normal-Differenzen: AAt cos D, AD gebildet sind, nur etwas ausführlicher als gewöhnlich der Brauch ist, weil es mir wünschens werth erscheint die Grundlagen meiner Rechnungen vollständig dargelegt zu haben, was sich hiemit leicht erreichen lässt ohne die grossen Ephemeriden Oppolzer’s für die Jahre 1858 und 1869 ganz wiedergeben zu müssen, welche doch den Ausgangspunkt meiner Bearbeitung dieser Erschei¬ nungen bildeten. Da die Differenzen: AZR. cos D, AD im Sinne: Beobachtung — Rechnung angesetzt sind, sind sie additiv an die betreffenden Ephemeridenorte anzubringen, doch müssen die Rectascensions-Differenzen vorher noch mit sec D multiplicirt werden, um sie vom grössten Kreis wieder auf den Parallel zurückzuführen. Bei der Reduction auf die jeweiligen Aquinoctien für 1858, 1869 und 1875 wurden jene Hilfsgrössen benützt, die Oppolzer mit zu Grundelegung der Pulkowaer Constanten direct abgeleitet und bei Berechnung der Ephemeriden verwendet hatte, während für das Jahr 1886 die nöthigen/, g und G Grössen dem Berliner Jahrbuch entnommen werden konnten. Das Vorzeichen derReductionen ist stets so angesetzt, dass man nur die untereinand stehenden Zahlen: E — Ephemeridenort (wahres Äq. des Datums); A = Differenz Beob¬ achtung — Rechnung; endlich Red. = Reduction auf das mittlere Äquinoctium, zeichengemäss zusammenzu¬ fassen hat, um den Normalort auf das gewählte mittlere Äquinoctium reducirt zu haben. Normalorte 1858 m. Äq. 1858-0. Oh mittlere Berliner Zeit März 17 April 12 Juni 12 E 274°I9'44?8o 324°42 ' 39*20 3°°43' 55 r 5° AiR — °-33 — 1*21 -t-o-o7 Red. —13-21 — i5'9i —24-47 E —2° 4' 3J4° — i°29'25!9o ~t~5°54 ' 24'-' 90 A D 4-1 '85 -4-1-71 -H 2-6i Red. -4-8 '80 — °’33 — 13-28 Normalorte 1869 m. Äq. 1869-0. Oh mittlere Berliner Zeit Mai 1 Mai 12 Juni 7 September 7 E i49°39' i2J9o I47°I3 ' 27!3° I4i°i3'24!3° 5o°2i '38*50 +3-39 +2 -93 — 0.81 4-i«3» Red. 4*1*12 - 0*41 —5-05 — I7'S2 E + 36°4o' 0*40 +36°56'47!8o -4-36°52 ' i6!8o — 8°49' 7 5 20 A D —0-15 + 1*22 — 0*22 —0-49 Red. -4-4-01 -4-4 '75 -1-6-53 -1-56 Der Komet Winnecke. 271 Normalort 1875 m. Äq. i88o'o. Normalorte 1886 m. Äq. 1890-0. o'1 mittlere Berliner Zeit Februar 10 E 27 70 1 6 ' 56!4o AM — 1-23 Red. 4-4 18-03 E -^-i6°i8' S!42 AD — 2.48 Red. H-2I • 40 oh mittl. Berl. Zeit August 25 September 14 October 4 November 13 E 2oi°46,37!5i 222°38 ' 1 8 56 25o°55 ' 3 ' 1 8 3i4°58' i6!oo AM -4-9*99 4-4 '°9 — 1-79 — 7-65 Red. + 2 41-13 4-2 51-49 4-3 14-46 4-3 8-30 E —4° 4 '4S1 02 — iS° 1 ' i3r34 — 3i°2i ’43!48 — 33°46' i6! 1 1 AD — i'35 4-5'2S 4-11*20 — j-8 ■ 24 Red. — 1 7-62 — 56-00 —29-73 4-41 -ii Aus diesen Zahlen ergeben sich unmittelbar die in der dritten und fünften Vcrticalzeile angesetzten Normalorte. In den vorletzten Columnen sind die auf das jeweilige Äquinoctium bezogenen rechtwinkligen äquatorealen Sonnencoordinaten streng nach Le Verriers Tafeln ermittelt, hier angeführt, so wie die ange¬ nommene Schiefe, zu welchen Werthen schon in den vorangehenden Capiteln das Nöthige bemerkt wurde. In der vierten und sechsten Columne fand endlich noch die Anzahl der Beobachtungen Aufnahme, welche den einzelnen Normalorten zu Grunde liegen. Nr. Datum oh m. Berl. Zeit M z D z X Y Z £ mittl. Äq. 1858 März 17 274° J9 ' 31 !2Ö 27 — 2° 3 ' 52' 75 27 4-0-9939 941 —0-0543 221 —0-0235 692 ) 2 April 12 324 42 22' ö8 29 - I 29 2452 29 4-0-9285 417 +0-3483 237 +0-1511 517 23 0 2 7 ' 28 -' 02 \ 1858-0 3 Juni 1 2 30 43 31-10 22 4- 5 54 i4-23 9 +0-1567 231 +0-9206 836 +0-3995 188 ) 4 1869 Mai 1 149 39 17-41 34 +36 40 4 26 32 +0-7599 729 +0 6078 285 +0-2637 410 ) 5 Mai 1 2 147 13 29-82 29 4-36 56 53 '77 28 +0-6262 269 +0-7279 627 +0-3158 640 1 , 6 Juni 7 141 13 18-44 35 +36 52 23-11 33 +0-2339 960 +0-9063 21 1 +0-3932 547 23 27 22*79 51869-0 ( 7 Sept. 7 50 21 22*29 46 — 8 49 9-25 42 — 0 9719 829 +0-2418 876 -ho* 1049 592 1 8 1875 Febr. 10 277 21 13*20 IO — 16 17 46-50 9 +0-7718 485 — 0 5645 827 — 0-2449 660 23 27 17*55 i88o-o 9 1886 August 25 201 49 28-63 23 — 4 5 53-99 21 — 0 8935 684 4-0-4325 343 +0-1876 564 | IO Sept. 14 222 41 14* 14 55 - 18 2 4 09 52 — 0-9944 496 +0-1349 573 +0-0585 514 23 27 12-79 51890-0 1 1 October 4 250 58 15-85 29 - 31 22 2*01 29 —0-9806 237 — o- 1781 024 — 0-0772 682 12 Nov. 13 315 i 16-65 19 —33 45 26*76 20 — 0-6213 052 —0-7059 409 — 0-3062 803 ] Nicht ohne Interesse scheinen mir noch jene Zahlen zu sein, welche ich zum Schlüsse hier wiedergebe Es sind dieses die Lichtstärken, die der periodische Komet an den Normalortstagen zeigte und welche nach der Formel * berechnet wurden. Ihr Vergleich ermöglicht ein Urtheil der Sichtbarkeitsverhältnisse in den rz p 2 einzelnen Erscheinungen. Datum Lichtstärke Datum Lichtstärke 1858 März 17 2-83 April 12 3-66 1875 Febr. - IO o’59 Juni 12 o'57 1869 Mai , I * 92 1886 August 25 0-99 Mai 12 2 * 70 Sept. 14 1-32 Juni 7 8-50 October 4 I * 24 Sept. 7 2-05 Nov. 13 0*41 272 Eduard v. Haerdtl , Zweiter Theil. Die Störungen, welche der Komet durch die Planeten Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus erleidet, Einleitung. In der Einleitung zum I. Theile habe ich versucht einen historischen Überblick über die Beobachtungen des periodischen Kometen Winnecke bis zum Jahre 1819 zu geben, und bei der Einzelbesprechung der späteren Erscheinungen auch diesbezügliche Notizen aufgenommen. Hier wage ich mich an eine Geschichte der Berechnung unseres Kometen von 1766 bis 1886 — die Identität des Kometen II 1766 mit dem periodisch Winnecke’schen als wahrscheinlich, doch noch nicht als bewiesen, annehmend. Den ersten Versuch, aus den sehr mangelhaften Beobachtungen — meist bloss Schätzungen — des Jahres 1766 Elemente abzuleiten, machte Pingre.1 Seinen Versuch bezeichnet er selbst als keinen geglückten, da seine (parabolischen) Elemente Fehler bis zu 20 Grad in den Positionsangaben zurücklassen. Burckhardt nahm jedoch Pingre’s Untersuchung wieder auf, und mit welch’ schönem Erfolg, mag diese Darstellung beweisen : Datum A M A D 1766 April 8 — o! I 4- 0 ■ 1 IO + I '4 4- 2-6 12 H- O ‘ 2 -J- 0*2 28 -+- 7-4 — 4' 9 3° -j- 1 2 ’ O - 9'° Mai 1 ■+■ 1 1 • 3 - I I ' O 2 — |— 0 ’ I — 3 ' 5 5 — 6-3 -+- 7'5 Die (elliptischen) Elemente, folgt, 2 an: T welche zu dieser Darstellung verwendet waren, cf II. 1766. = 1766 April 26. 99532 m. Paris. Zt. n — 251° 13' 0” ft = 74 1.1 0 * = 8 1 45 f — 59 46 7 H = 706'133 a ~ 0'4674 132 m. Äq. 1766 April 26-0 gibt Burckhardt, wie Umlaufszeit = 5-025 jul. Jahre. Auf der Ähnlichkeit dieser Elemente mit den nächst folgenden (cf III 1819) beruht die Ansicht von der Identität dieser beiden Himmelskörper. 1 Pingre II S. 76. 2 Connaissance de Temps 1821, S. 2ü3. Der Komet Winnecke. 273 Im Jahre 1808 reicht das Beobachtungsmaterial nicht hin Elemente abzuleiten. Dass das von Pons am 9. Februar gesehene Object aber wahrscheinlich der periodische Komet Winnecke war, das zu erweisen hat Prof. v. Oppolzer versucht. Ich verweise diessfalls auf den schon oben gegebenen kurzen Auszug aus seiner Untersuchung (Seite 219). Die Beobachtungen des Jahres 1819 sind zweimal von Encke zur Berechnung von Elementen verwerthet worden.1 Das erstemal leitete er blos mit Zugrundelegung der 13 Marseiller Beobachtungen dieses Jahres (Juni 13. — 29.) parabolische Elemente ab. Als ihm aber die Mailänder Beobachtungen (Juli 14. — 19.) bekannt wurden, wiederholte er seine Berechnung und fand die folgenden Elemente, die sich durch die nach 38 Jahren wiedererfolgte Entdeckung' auf das glänzendste bewährten: & III 1819. m. Äq. 1819 Juli 1-0 T = 1819 Juli 18. 93742 m. Berl. Zf. k = 274° 40' 51*2 ft = 113 10 45-8 i — 11 42 47-6 f = 49 2 31-2 ix = 631' 6001 a — 0-4997 096 Umlaufzeit = 5-61788 jul. Jahre. Wie diese Elemente die Beobachtungen darstellen, scheint mir einiges historisches Interesse zu verdienen, ich gebe daher die Darstellung der Beobachtungen nach Encke’s Rechnung wieder: Datum A A A D Beobachter Datum A M A D Beobachter 1819 Juni 13 + i7r5 — 20 ? 7 Pons 1819 Juni 26 4- i9!° 4- 4h ? 2 Pons 14 18 * 3 4- 16- 1 n 27 + i7'8 -h27*I l6 — 8-3 — 55 n 28 — 10*4 — 7-2 11 19 -1- 3"9 +- io-8 11 29 — 7-3 + 22-3 21 — I7'4 4- 8-6 n Juli 14 4- 7 '2 4- 1-4 Carlini 22 — 3° ' 1 — 37'5 n 15 — 13-1 — 45 '8 11 23 — 0-3 — 7'3 n 17 4- 4'6 4-11-9 11 24 4- 19-9 — 4‘5 57 18 4- 36-9 — 7'5 n 25 + i5'8 -f- o*7 r> 19 + 3'8 — 8-8 n Erst vom Jahre 1858 ab wird die Berechnung des Kometen energischer betrieben. Am 8. März dieses Jahres entdeckte A. Winnecke in Bonn einen kleinen Kometen (& II 1858). Die Beobachtung dieses Abends, wie jene vom 11. und 12. März seinen Rechnungen zu Grunde legend, leitete zuerst Krüger in Bonn (parabolische) Elemente ab2, dem bald die (parabolischen) Elemente Schjellerups und Trettenerö’s folgten. 3 In demselben Brief, in dem A. W innecke die Elemente und Ephemeride Krüger’s mittheilt, weist er schon auf die Ähnlichkeit der Elemente dieses Kometen mit denen des dritten vom Jahre 1819 hin und bemerkt, dass man, eine Vergrösserung der Neigung um 7 Minuten und eine Verminderung der Perihelzeit um 0-417 Tage annehmend, im Stande sei, mit den Encke’schen Elementen von 1819 die Beobachtungen vom 8. — 12. März 1858 fast vollständig darzustellen. Im August veröffentlichte er selbst auch die ersten elliptischen Elemente,4 * doch erscheinen nur die Beobachtungen vom April 19. bis Mai 29. berücksichtigt. 1 Berliner Astron. Jahrb. 1822 S. 243 und 1823 S. 221. 2 Astron. Nachr. 48, S. 77 (Brief von A. Winnecke). 8 Astron. Nachr. 48, S. 94 und 139. 4 Astron Nachr. 49, S. 118. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. kk 274 Eduard v. Haerdtl, Alle Beobachtungen liegen erst den Arbeiten Dr. Seelings zu Grunde,1 der auch, dank der von Arge lander in Bonn und Winnecke in Pulkowa inzwischen durchgeführten Neubestimmung der Vergleichsterne, eine sichere Grundlage zu seinen Rechnungen gewonnen batte Indem Dr. Seeling auch die Störungen der Planeten während der Sichtbarkeitsdauer im Jahre 1858 berücksichtigte, gelangte er zu den folgenden Elementen : cf II 1858. Epoche 1858 Mai 10 m. Berl. Zt. M = 359° 48' 36"70 n = 275 S = 113 * = 10 48 11-99 )

0.0 Die Differenzen zwischen Rechnung und Beobachtung sind hier, wie auch später, stets im Sinne: Beob¬ achtung — Rechnung angesetzt. Meine erste Aufgabe war nun, die obigen Elemente zu verbessern. Zu diesem Zwecke bediente ich mich — es mussten zwar für einige Normalorte die Coefficienten nachgetragen werden — der Hauptsache nach jener Bedingungsgleichungen zwischen den Änderungen der Elemente und den obigen Normalorten, welclieOppolzer in der II. Abhandlung „Über den Winnecke’schen Kometen“ angibt. Schon bei der Auflösung der Normal¬ gleichungen zeigte es sich aber, da [nn 6] noch sehr gross blieb, dass es unmöglich sei, eine nur halbwegs befriedigende Darstellung zu erreichen. i Die Zeitangabe der Epochen ist stets 0h mittlere Berliner Zeit. 288 Eduard v. Haerdtl , Meine erste Vermuthung ging dahin, es sei die Schuld hieran in den Verbesserungs-Coefficienten gelegen und vielleicht einige Coöfficienten in der Abhandlung Op p olzer’s durch Druckfehler entstellt. Ich habe daher, um mich von ihrer Correctheit zu überzeugen, die Verbesserung der Elemente zu Ende geführt und mit den so verbesserten Elementen nochmals die Normalorte dargestellt. Diese directe Darstellung ergab aber, inner¬ halb der Unsicherheit der sechsstelligen logarithmischen Rechnung, dieselben Beträge für die Differenzen: Beobachtung — Rechnung, wie die unmittelbare Rücksubstitution der Verbesserungen der Elemente in die Bedingungsgleichungen. In den Bedingungsgleichungen konnte als die Schuld nicht liegen. Obwohl mir eine kurze Überlegung zeigte, dass die bis dahin noch nicht berücksichtigten Uranusstörungen unmöglich solche Beträge erreichen können, dass die Darstellung wesentlich alterirt würde, schien es mir doch wünschenswerth, auch in dieser Hinsicht nähere Untersuchung angestellt zu haben. Ich trug daher noch die Störungen für diesen Planeten nach und rechnete mit Einbeziehung derselben nochmals die Darstellung der Normalorte. Die erneuerte Auflösung der Bedingungsgleichungen ergab aber einen Werth für die Summe der Fehler¬ quadrate, der noch um ein Geringes grösser war, wie derjenige, welcher ohne Rücksicht auf die Uranus¬ störungen abgeleitet worden war und die directe Darstellung Hess in den Normalorten noch immer Fehler, sehr nahe gleich den obigen, von nahezu einer Bogenminute übrig. Dass es also unmöglich sei, eine befriedigende Darstellung der Beobachtungen des periodischen Kometen Winnecke in den Jahren 1858 bis 1886 zu erreichen, wenn man lediglich sich auf die Verbesserung der sechs Elemente beschränkt, war hiemit klar bewiesen. Die Untersuchungen, welche ich im vorhergehenden Capitel ausführlich mitgetlieilt habe, hatten ergeben, dass die mittlere Bewegung von 1858 — 1886 keine Vergrösserung erfahren hatte. Die Encke’sche Hypothese konnte demnach nicht heran gezogen werden, doch versuchte ich, ob sich nicht durch Einführung eines mit dem Quadrate der Zeit veränderlichen Correctionsgliedes in der mittleren Anomalie die Darstellung verbessern lasse. Durch diesen rohen Versuch, aus welchem sich, wie voraus zu sehen war, ergab, dass der Coefficient von t2 in M negatives Vorzeichen habe, mithin eine Einwirkung in entgegengesetztem Sinne, wie das widerstehende Mittel in Enke’s Hypothese erfordert hätte, wurde wol eine merkliche Besserung in der Darstellung erreicht, doch blieb diese trotzdem noch so unbefriedigend, dass mit der an sich höchst unwahrscheinlichen Retardations- annahme erst nichts gewonnen erschien. Zu welch’ prächtiger Darstellung man aber gelangt, wenn man nur eine ganz plausible Variation der Jupitersmasse annimmt, wird unten ausführlich gezeigt werden. Hier sei nur erwähnt, dass ich mit Beibe haltung der von Oppolzer berechneten Bedingungsgleichungen zur Verbesserung der Elemente, und unter Annahme der Jupitersmasse: ^=1:1047.176 zu folgenden Elementen gelangt bin: Elemente E0 Ep. u. Osc. :1875 März 11 4) M= 350° 48' 15r22 jt = 276 41 55-09 ß = 111 33 37-35 * == 11 17 5-93 f = 47 48 59-19 p. = 619" 586 4704. Da bei der von Oppolzer durchgeführten Bestimmung der Coefficienten der Bedingungsgleichungen nur sehr mangelhafte Elemente zu Grunde gelegt worden waren, auch die Resultate nur vierstellig mitgetlieilt sind, schien es mir geboten, eine nochmalige Berechnung derselben mit diesen letzten (E0) Elementen, welche die Normalorte aller Jahre recht befriedigend darstellen, vorzunehmen, und erst mit Zugrundelegung derselben an die definitive Elementenverbesserung zu schreiten. m. Äq. 1880.0 Der Komet Winnecke. 289 II. Capitel. Ermittlung der Differentialquotienten und der Coefflcienten zur Verbesserung der Jupitersmasse. Zur Ermittlung der Coefflcienten der Bedingungsgleichungen zwischen den Änderungen der Elemente und der Normalorte bediente ich mich jener Formeln, die Oppolz er in seinem „Lehrbuch“ II. Theil, Seite 390 und 391 entwickelt hat und zwar mit jenen Abänderungen, welche er bei Bahnen periodischer Kometen von kurzer Umlaufszeit in Vorschlag bringt. Als Ausgangsepoche ist 1875 März 11 '0 mittlere Berliner Zeit angenommen und ist ferner zu beachten, dass die Änderungen von n, & und i sich auf den Äquator beziehen, was durch einen Accent ersichtlich gemacht ist. Zur Rechnung selbst sei bemerkt, dass die Werthe durch eine unabhängige doppelte Rechnung strenge controlirt erscheinen. Bezeichnet man mit a, der Reihe nach die übrigbleibenden Fehler zwischen Beobachtung und Rechnung in den jr, mit r, jene in den D, so hat man folgende 24 Bedingungsgleichungen, wovon die ersten 12 den Rectasceusionen, die letzteren 12 den Declinationen angehören. Epoche: 1875 März 1F0 mittlere Berliner Zeit. 1858 März 17*0 0-98286 8 M0 + 4*77266 8u„ + 0 05757 8? + 9-85187 8ir'+ -9-17849 sin i' 8,$,'+ 7'4i599 8 i! = «1 April 12 0 0-70549 4„ 4923° o'333i5 9 ■ 26866 9*34338 9-08130 = W) x. - 5-84882 — ' n so nehmen die obigen Gleichungen die Form an : at aq -t- bi xz + ^ x3 + di x 4 + it x5 4- fi #6 + +1 00 0 -1-38830 +2-63152 +0-66607 +0-07823 +0-08100 +0-57031 + 1 -86851 9 -I ‘OOOOO -0 52442 -o* 12794 -0*0I45I +0*00149 +0-08182 -0-01134 +0*00001 -0 • 02258 -0-03273 -0-05157 -0-05708 2 + g -0-71915 +0031 I I +0-81337 +o* 12495 -o- 13631 -1 • 30648 +2 • 62018 +o- 66608 +0-05565 +0-04827 +0-51874 +1-81143 n -0-30610 +0-45854 -0-50732 +0-49634 +0-41952 -0-334I5 +0-17439 -0*20000 +0-57195 +0-06829 +0*00732 +0-67440 s = 2 + ff-+-n -1-02525 +0-48965 +o- 30605 +0 62129 +0-28321 -1 -64063 +2-79457 +0-46608 +0-62760 +o- 1 1656 +0 * 52606 +2-48583 Declinationen. Index i = 1 2 3 4 5 6 7 8 9 IO 1 1 12 log a 97*58935 91*46336 7 ■ 62012 9-51056 9-60503 9-82750 9 • 60892 81*95832 9**36376 9**54660 9+57669 8 • x 1696 log b 9-59202 9-46578 77*50474 9**04098 97*13645 9**35908 9*112169 6-46062 97*19343 9+37877 9+41138 7-92083 log C 9-60479 9-44094 9-11447 97*05269 9**22377 9**41434 9-81895 8 -64030 9 • 18859 8-72744 9**15417 8**80259 log d 97*59758 97*36569 8-93265 9 • 16963 9-36289 9-61985 9-82806 87*79997 91*22517 9+33105 9,7,42241 8**73186 log e 9-92873 9-69334 9,136981 9-90837 9-89847 9-86594 Ow ooooo 9-45941 9-38484 9-04259 8+85550 9+58331 log/ 8 • 20947 97*82643 9**70485 9 -56680 8 - 79602 On OOOOO 97192504 97*41354 97,70904 9*188821 9*196748 9+83307 log g 9-58935 9 • 4604 1 7**61015 87*51721 87*60196 8*180058 87*48497 4**00633 8-33273 8-52765 8-56951 7+13255 log n 7 08619 97*73940 87*16537 9-66138 9 • 52076 9**65906 97*86289 97*73747 8-44792 9+4989 9-93989 0 ooooo log s 0 10160 97*59281 9**73486 0-26793 o- 16874 97*26517 97*99787 97*79758 97,79264 9**9x330 0**05461 97*20761 y a + b + c +d+e+f +0-87389 -0-13145 -0-52437 +1 -42760 +1 • 18310 +°'335I3 -0-23528 -o- 081 10 -0 ' 66991 -I 41493 -2-04183 -I' 15993 9 +0-38846 +0-28867 -0 • 00408 -0*03290 -0-03999 -0-06318 -0-03055 io * ooooo +0*02151 +0-03370 +0*03711 -0-00136 'Z+g +1 • 26235 +o* 15722 -0-52845 +1-39470 +1 • 14311 +0-27195 -0-26583 -o- 081 10 -0-64840 -1-38123 -2’00472 -I • 16129 n +0*00122 -0-54879 -0.01463 +0-45854 +0-33171 -0-45610 ~o. 72927 -0-54635 +0-02805 +0 ■ 56220 +0-87074 +1 • ooooo s ==- 2 — ]— cj — {— n +1 -26357 -0-39157 -0-54308 +1-85324 +1 -47482 -o- 18415 -0-99510 -0-62745 -0-62035 -0-81903 -1-13398 -0-16129) Mit Beibehaltung der Gaussischen Symbole lassen sich die Schluss-Bedingungsgleichungen so schreiben: \aa\xi + [ab]x2 + [ ac]xs + [ ad]x 4 + [ ae\xb -+- \af]x% + [ ag]x 7 = [an] [ab]xl + [bb]xt + \bc]x3 + \bd]xk -+- [be]x& + \bf]x6 + \bg\x7 = [bn\ ect. Die Bedeutung der folgenden Zahlen ist also unmittelbar ersichtlich. +4-56261 —1-36455+! +0-30033 x3 + 2-74787 xi — 0-02238 *5 — 0-00124 X3 — 1-79112 ;C7 = +0-05396 —1-36455 +2-21552 +0-01763 —0-63430 +0-16774 +0.22389 + 1-50796 =—0-04546 +0-30033 +0-01763 -4-4-53834 +0.06194 —0-60973 +o- 17192 +0-14380 = — 1-06313 +2-74787 —0-63430 +0-06194 •4-3-89375 — 0-30221 +0-04928 —0-92300 =+0-29122 — 0-02238 +o- 16774 —0-60973 — 0*30221 +4-24816 -4-0-35477 +0-39841 =+0-18962 — O’ 00124 +0-22389 --ho* 17192 4-0*04928 +0-35477 +5 • 29002 — 0-25571 = — 0-18052 — 1*79112 + 1-50796 -f-o* 14380 — 0*92300 +0-39841 —0-25571 + I-55075 =—0-04405 Aus diesen Normalgleichungen ergibt sich durch Addition der Vertiealreihen: [as] = +4-48548 [cs] = +3-56110 [es] = +4-42438 [gs] = +0-58704 [bs] = +2-08843 [ds] = +5-18455 [fs] = +5-65241 [«s] = +4-88915 Der Komet Winnecke. 293 welche Werthe mit den direct ermittelten, im Maximum um 3 Einheiten der letzten Decimalstelle differirten. Für die Summe der Fehlerquadrate findet man: [nn] = +5 -68751 oder in Secunden ausgedrückt, indem man mit dem Quadrate der angenommenen Fehlereinheit multiplicirt: [vv\ — +382!42. Die Auflösung der Normalgleichungen führt zu folgenden Werthen der Unbekannten: xt — 8„ 399038 xt — 8, ,670198 Xg = % 366976 xk — 9-022263 x5 = 8-214308 xe = 8n 372837 x7 8-805783 Da die Summe der l-estirenden Fehlerquadrate [nn 7 ] = 0-73272; [w] = — h- 363 T 36 sich nicht wesentlich kleiner wie der Ausgangswerth [vv\ — + 382r42 ergab, war vorauszusehen, dass die neuen Differenzen zwischen Beobachtung und Rechnung sich von den vorhergegebenen nicht mehr viel unterscheiden würden. Multiplicirt man die eben erhaltenen Unbekannten mit der Fehlereinheit und dividirt sie durch die jeweiligen Homogenitätsfactoren, so ergeben sich folgende Verbesserungen der Elemente: 8M0 = — 0!021 2k’ — +0-527 8ft'sin i' = +0-058 8 i' — -0-188 — — 0 - 370 8 ja0 = —0-0000065 endlich zur Verbesserung der Jupitersmasse: log- . = 3-870773. Die Verbesserungen in i r, ft, i beziehen sich hier noch auf den Äquator als Fundamentalebene. Die Über¬ tragung auf die Ekliptik, welche mit den Hilfsgrössen:1 a = 84°26 '47 ’ * = 21 49 55 deren Kenntniss auch bei einer Fortsetzung erwünscht sein dürfte, durchgeführt wurde, lässt endlich finden: 8tt - +0!535 8ft = +0-983 di = +0-040 Um einen Überblick zu ermöglichen, wie viel diese Correctionen in den Elementen noch die geocentri- schen Orte des Kometen alteriren, habe ich folgendes Schema gerechnet. Die ersten (n) Zeilen enthalten die Fehler zwischen Beobachtung und Rechnung, wie sie der Verbesserung der Elemente zu Grunde gelegt worden waren, die vorletzten (») Zeilen die restirenden Fehler, die übrigen Zeilen die Correctionen der einzelnen Elemente und der Jupitersmasse auf den geo centrischen Ort übertragen, welche Grössen durch unmittel¬ bare Rücksubstitution der Werthe für 8M0, 8jr ' ect. in die ersten Bedingungsgleichungen ermittelt wurden. 1 Verg-1. Oppolzer „Lehrbuch“, II. Theil, S. 395. 294 Eduard v. Haerdtl, Rectascensionen. Datum 1858 1869 1875 1886 März 17 April 12 Juni 12 Mai 1 Mai 12 Juni 7 Sept. 7 Fcbr. 10 Aug. 25jSept.. 14 Oct, 4 Nov. 13 n Corr. von 8M0 ii ¥o n S? „ 8k’ „ sin 7 ' Sft ' „ 8 V „ Jupitersm. - 2!5IO H-o'205 —0-384 —0-423 — °'375 — 0*009 0*000 4-0*524 +3! 760 +0-109 — o- 201 4-0-797 — 0-098 +0-013 +0-023 +0-275 — 4; 160 +0' 027 — 0-049 +0-752 —0.257 — o-ooö +0-039 +0-067 +4r°7o +0-029 — 0"02I — 1-727 — 0 • 709 — 0-008 +0-015 +o'oo8 +3 44o — 0-003 O'OOO — 1 ' 538 — o- 515 — 0*010 4-0*002 — 0*001 — 2Q40 —0-179 +o- III -i-i78 +0-158 - 0*019 - 0*029 —0*043 + 1 '430 +0-031 — 0-016 + 1-909 — 0-863 — 0-028 +0-061 4-0 ■ 006 — I V 64O 4-o* 106 0*000 —0*193 —0*251 0*000 — 0 • 007 0*000 +4;t>9° +0-050 +0-062 — o- 712 -0-179 — 0-009 —0-043 + 0-012 +o';56o +0-070 +0-088 — 0-603 — o- 148 — O'OOI — 0-069 +0-017 +o!o6o +o- 108 +o- 136 —0-230 — O- 204 +0'0I0 — 0-067 +0.027 +5!53° +o-i 13 +0 ’ 145 +0-847 —0-438 +0-007 +0 -008 +0-030 V — 2*972 +4-678 — 3’587 + 1-657 + 1 '375 — 3919 +2-530 -1-985 + 3-871 — 0-086 — 0 • 1 60 + 6-242 vv +8-833 +21 ■ 884 + 12 -867 + 2-746 + 1-891 +15-359 +6-401 +3-940 +14-985 +0-007 4-0-026 +38-963 Declinationen. Datum 1858 1869 1875 1886 März 17 April 12 Juni 12 Mai 1 Mai 12 Juni 7 | Sept. 7 Febr. 10 Aug. 25lSept. 14I Oct. 4 Nov. 13 n Corr. von 8M0 11 ¥0 11 SV n SV „ sini’Sft' V 8'" „ Jupitersm. 4- 0 v 0 1 0 — 0*080 4-0*150 4-o* 768 4-0*342 — 0* 1 14 4-0*003 — 0*204 — 4!5°o — o-o6o +o- 1 12 +0-527 + 0- 200 — 0-066 — o- 130 —0-151 — of 120 +o-ooi — O'OOI +o- 248 —0-074 +0 • 03 1 — 0-098 + 0-002 + 3!76o +0-067 — 0-042 — 0-216 — o- 128 — 0 109 + 0-071 +0-017 -+2 " 7 20 + 0-083 —0-053 • — 0-320 —0-199 - O 106 +0-012 + 0-021 — 3J74o +0-138 — 0-088 0-496 — 0-360 — 0099 —0-193 +0-033 — 5;g8o 4-0*084 - 0-05I + 1-258 —0-581 + 0-134 — 0 ■ 163 + 0-OIÖ — 4r48o — 0-019 0 * 000 4-0*083 -1-0*054 0*039 — 0*050 0*000 4-or 230 -0*047 — 0 *060 4-0*295 4-0*145 —0 033 — 0 • 099 — 0*01 1 +4*610 - 0*072 - 0*092 -f-O* 102 4-OT85 — 0-015 -0-15° — 0-018 4-7 Y I4° — 0*078 — 0*099 — 0*272 4-0*228 4-0 * 010 —0*179 — 0*019 +8?200 +0-003 +0 ■ 003 — O- I 2 I + 0-047 +0-051 — o- 132 + 0-001 V +0-875 — 4-068 — 0*011 +3-420 + 2-158 —4-805 —5-283 —4 • 45 1 +0-420 +4 55° +6-731 +8-052 vv +0-766 +16-549 0*000 + 1 1 - 696 +4-657 +23-088 +27 *910 +19-811 +0 • 1 76 +20" 703 +45-306 +64-835 Wie diese Zahlen zeigen, tritt nur die Correction der Excentricität etwas merklicher hervor. Unter die übrigbleibenden Fehler v habe ich gleich die Quadrate dieser Grössen angesetzt. Addirt man dieselben, so erhält man: \vv\ — +-363 ! 40, welche Zahl mit dem oben ermittelten Werth für die Summe der restirenden Fehlerquadrate [vv\ — 1-363 ■ 36 sehr gut übereinstimmt und eine durchgreifende Controle abgibt. Die Berechnung der mittleren Fehler der Elemente wurde der Hauptsache nach so durchgeführt, wie Oppolzer in seinem „Lehrbuch“, II. Theil, S. 361 yorschlägt. Ich glaube daher keine weiteren Bemerkungen daran knüpfen zu müssen. Nur einen Punkt will ich hervorheben, er betrifft die mittleren Fehler derjenigen Elemente, deren Verbesserungen man auf den Äquator bezogen erhält. Hier musste also noch die Reduction auf die Ekliptik durchgeführt werden, wozu die Formeln „Lehrbuch“, II. Theil, S. 395 herangezogen wurden. Für s, den mittleren Fehler einer Bedingungsgleichung fand ich: £ = +-4r623. und mit Zugrundelegung dieses Werthes für die mittleren Fehler der Elemente 1875 März 11.0 der Reihe nach: Mittlerer Fehler von M — ± 0J41 n n „ n ± 1 ' 92 ii n >i ft — ± 10'08 „ „ „ » = ± 1' 26 » n ,i ? = ± 9-44 „ „ „ n = ± 0-000 1012 Der Komet Winnecke. 295 Aus den Elementen (ß0) von 1875 März 11.0 ergeben sieb die Scblusselemente für diese Epoche ein¬ fach durch Addition der Verbesserungen: 9 M0) 8?r etc. Für die übrigen Epochen ist neben diesen Verbesserun¬ gen an die Elemente (E0) und zwar in der mittleren Anomalie [M=M0- Hfx0r+ 9d/0+ 9 p.0rj noch das Glied: 9p0.r hinzuzufugen. Da sich ferner in der oben gegebenen Störungstafel [II. Theil, Capitel 4] die Reductionen bereits auf die verbesserte Jupitersmasse1 [1 : 1047- 1752J angesetzt finden, auch in SAn-,2 Aß, 2 Ai die Über¬ tragungen auf die jeweiligen mittleren Äquinoctien schon inbegriffen sind, erhält man die 2A M, 2A n etc. an die verbesserten Elemente anfügend, unmittelbar die für die Normalortstage osculirenden Elemente und hat bereits auch die neue Jupitersmasse eingeführt. Ich gebe noch eine übersichtliche Zusammenstellung der Schlusselemente, aus deren Vergleich man ein gutes Bild von der Grösse der Störungen bekommt, sowie jener Zahlen (mit Ausnahme der Sonnen-Coordinaten und Normalorte, die ja schon oben vereinigt wurden) wie sie bei einer Fortsetzung der Bearbeitung des perio¬ dischen Kometen Winnecke anzuwenden sind. Schlusselemente. Ausgangselemente für die Störungstafel. Ep. u. Osc.: 1875 März ll.Omittl. Berl. Zt. M = 3S9° 48' 15*20 ± 0*41 II to O' 4^ 55-62 ± i'92) A = in 33 38-33 ± „ m. Aq. 10-08^ 1 l 1880 0 i = 11 17 5’97 ± 1 • 26) f = 47 48 58-82 ± 0-44 = 619*586 4639 ± o'ooo 1012 Elemente für die Normalortstage (0'* m. Berl. Zt.) osculirend. 1858. I ip. u. Osc. 1858 März 17.0 Ep. u. Osc . 1858 April 12.0 Ep. u. Osc . 1858 Juni 12.0 M = 35i° 49' 33*5® M = 356° 26' 17*92 M = 7° 15' 40*03 K = 275 39 1 - 68\ 7T = 275 39 1 ’ 38 ) TC — 275 39 °* 36) ft = 113 32 35*45; m. Äq. 1858.0 ft = 1 13 32 m. Aq. 33' *3 ,858-0 ft = 113 32 , f m. Aq. 32 '63, 1858-0 i = IO 48 II*22' i = IO 48 11-32) i = IO 48 ii-55) ? = 49 O 48-82 ? = 49 O 46-34 ? = 49 O 40-75 V- = 638* 358 i3°5 [X = 638* 686 7407 V- = 638*756 3748 180». Ep. u. Ose. 1869 Mai 1.0 M = 3490 25 ! 37*50 * = 275 55 zo'95jln Aq. ft ~ IJ3 33 12-66 [ 1869.0 i — 10 48 19-51) t — 48 45 25 5° fx = 634*586 8604 Ep. u. Osc. 1869 Mai 12.0 M = 351° r. = 275 So = ”3 i — 10 V = 48 21 55 33 48 45 e- = 634' 580 58*40 1 9 ‘ 7 1 ) Aq. 11 1869.0 19-48) 25-72 3651 Ep. u. Osc. 1869 Juni 7.0 M = 355° 56' 5 7 7 7 2 r. = 275 55 16 -74'] 0 Aq. "3 33 8'76 i869.0 ft i = 10 48 19-61 ? = 48 45 26 '58 f x = 634'563 7046 Ep. u. Osc, 1869 Sept. 7.0 M = i2° 10' 0*67 JT = 275 55 8-71 i = 10 48 19-67 «p = 48 45 23 -70 p. = 634*592 6736 m. Aq. 1869.0 1 Zur Ableitung dieser Masse (log m ■ leren Fehler vergleiche Seite 299. : 6-9799 8064) aus dem oben gegebenen Werth: log - = 3-870773 und ihrem mitt- 296 Eduard v, Haerdtl, 1875. Ep. u. Ose. 1875 Febr. 10.0 M = 354° 48' 47 v 55 7T ft i 276 41 ui 33 11 17 53 -92j 38-70 5-89! m. Äq. 1880 . o t — 47 48 59'84 V- = 0 1 g y 5 73 1533 1 «1 80. Ep. u. Osc. 1886 Aug. 25.0 Ep. u. Osc. 1886 Sept. 14.0 Ep. u. Osc. 1886 Octob. 4.0 Ep. u. Osc. 1886 Novb. 13.0 M = 358° 14' o!78 M — i° 37’ 23152 M= 50 0' 45 ! 74 M == 11° 47 ! 26 ”92 TZ ~ 276 9 36-08] K = 276 9 36 46] % = 276 9 37'i9' m. Äq. 1890-0 TZ = 276 9 39-86 in. Aq. 1890*0 ft = 104 7 m. Äq. 29*72 0 1 y ‘ 1 1890*0 ft = 104 7 / Jm. Aq. 29*67} o 1 i 1890*0 ft = 104 7 29-49 ft = 104 7 27-88 i = 14 31 39-94) i = 14 3i 39*98) * == 14 3i 00 00 0 CO i = 14 31 39' 53 f = 46 34 1*17 7 = 46 34 1-03 CO O II 2*42 V = 46 34 6*45 6105 137 6no fi. = 610” 139 3151 jj. = 6io! 123 2190 fl. = 6ior 075 5905 Präcession. Epoche 1880.0. jtj — 7 r0= -4- 50'*' 28312 (t — 1880) +oJoooi 1 1 7 (t — 1880)2 -+-oroooo 0000 03 (t — 1880)3 fti — ft0= +48' 12594 (t — 1880) +o!oooi 632 (t — 1880)2 -f-oJoooo 0000 18 (t — i88o)3 — }"0= — 0*22710 (i t — 1880) — o!ooooi4i ( t — 1880)2 q-oJoooo 0000 03 {t — i88o)s Vgl. Seite 67. Massen der störenden Planeten. Venus ? i : 401839 Erde u.Mond 6 1 355499 Mars cf 1 2680337 Jupiter % 1 1047*1752 Saturn h. 1 3501 *6 Uranus 4 1 22000 Für 20tägiges Intervall und 9| ist log [wk"m\ = 1. 83101716 Sonnenparallaxe (Newcomb): n — 8J848 Lichtzeit (Struve) = 497 "8 log k = 8.2355 8144 Der Komet Winnecke. 297 IV. Capitel. Schlussdarstellung und deren Kritik. Es ist zwar schon in dem vorhergehenden Capitel in der Tafel zur Beurtlieilung des Einflusses der Elementencorrectionen auf die geocentrischen Orte des periodischen Kometen Winnecke eine Schlussdarstellung der Normalorte enthalten, ich habe aber nochmals in aller Strenge (siebenstellige Rechnung) die oben gegebenen Schlusselemente direct mit den Beobachtungen verglichen und lasse hier die Resultate dieses Ver¬ gleiches, welche innerhalb der Unsicherheit der logarithmischen Rechnung mit den obigen Zahlen überein- stiminen müssen, was auch in der That der Fall ist, folgen. Vorher sei nur einigen Zahlen 1 hier noch Raum gegeben, zu deren Angabe mich auch Rücksicht auf fernere Bearbeitung des Kometen bewogen hat. Datum Excentr. Anom. Wahre Anom. log r B C sin a sin b sin c log p 1858 9.5626 226 März 1 7 33°°34' S8’23 289°5o' 6!o4 0.031 I 04Q 203°55' I4!32 ii7°I9'32!52 87°3i'4o!35 9.9934918 9.9761 780 9-743 0577 April 12 345 54 26.05 323 24 1-83 9.9243 905 203 55 12.00 1 1 7 19 30-33 87 3i 37-85 9-9934 917 9.9761 777 9.5626 249 9-793 8379 Juni 12 26 40 51.00 64 47 6.52 0.0090 450 203 55 11. 51 1 17 19 29 . 89 87 31 36.80 9.9934916 9.9761 777 9.5626 255 0.1 12 0365 1869 9.769 6412 Mai 1 324 15 59.99 278 49 54" 68 0.o88q q87 203 55 52.58 117 20 9.45 87 31 48.27 9.9934 901 9.9761 889 9.5625 625 Mai 1 2 329 30 4.93 288 9 20.98 0.0450 287 203 55 5i-28 117 20 8.25 87 31 47-13 9-9934 901 9.9761 887 9.5625 637 9-739 °736 .1 uni 7 344 16 6-98 319 40 49.85 9.9396 406 203 55 48.65 1 17 20 5.78 87 31 44.29 9-9934 900 9.9761 884 9.5625 664 9.595 3869 Sept. 7 39 40 0.17 87 34 I3-56 0.1228 269 203 55 42.51 1 1 7 20 0.03 87 3> 38.30 9-9934 898 9.9761 877 9-5625 725 9.721 6810 1875 0-133 9496 Febr. 10 340 58 9-87 313 1 21.42 9.9816 730 201 56 44.84 ”5 35 4-52 84 26 0.38 9.9926 857 9.9758 607 9.5704613 1886 0.048 9231 Aug\ 25 3S3 35 3-96 343 58 48-84 9-9543 399 194 34 18.86 109 35 12.14 7° 34 34-44 9.9867 538 9-9 75 1 °44 9.6120 053 Sept. 14 5 54 1.08 14 44 43-92 9.9532456 194 34 18.81 109 35 12.12 70 34 34-34 9-9867 537 9-9751 043 9.6120 053 9-986 3537 Oct. 4 17 34 43-65 42 26 2.q8|q.qq78 Q32 194 34 18.61 109 35 11 .91 70 34 34-40 9.9867 538 9-975 1 °43 9.6120 054 9.956 1820 Nov. 13 36 35 47.20 79 24 22.20 0.1298 534 194 34 16.92 109 35 10. 29 7° 34 33-87 9.9867 540 9.9751 040 9.6120 067 0.065 3301 Damit der Leser der vorliegenden Schrift sich selbst ein Urtheil bilden könne, wie weit Fehler in der Darstellung der Beobachtungen eines periodischen Kometen, von dem mehrere Erscheinungen strenge ver¬ bunden erscheinen, zulässig sind, setze ich neben meine Schlussdarstellung des periodischen Kometen Winnecke die Darstellung einiger anderer Kometen, und zwar erstens jene des Faye’ sehen Kometen, (diese Darstellung ist aus der Arbeit Professors A. Möller „Elementer für Fayes Komet och Efemerid för dess äterkomst 1873“ [Kongl. Vetenskaps Akademiens Förhandlingar 1872, Stockholm] abgedruckt), zweitens jene des Encke’ sehen Kometen (diese Darstellung ist in der Arbeit Herrn 0. Backlund’s, „Komet Encke 1865 bis 1885“, Petersburg 1886, zu finden), endlich jene des periodischen Kometen von Tempel 1867 (welche der Schrift Herrn R. Gautier’s „La premiere comete periodique de Tempel 1867 II“— Genf 1888, ent¬ lehnt ist). Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass meine Darstellung den nebenangesetzten nicht nachsteht. Ja, sie ist sogar scheinbar etwas besser als jene des Faye’sclien Kometen, doch, wie bemerkt, nur scheinbar, denn in den Normalorten des Faye’schen Kometen wurden durchschnittlich nur halb so viele Beobachtungen ver¬ einigt wie bei den meinen, es kommt dieses auch in dem mittleren Fehler der Normalorte zum Ausdrucke. Sehr gut werden durchgehends bei dem Winnecke’schen Kometen die Rectascensionen dargestellt. Es zeigt sich hier nicht der geringste Gang und haben die Fehler wirklich den Charakter von rein zufälligen Beobachtungs- 1 Zu A, B, C, sin a, sin b, sin c, den Ephemeriden-Constanten, vergleiche Oppolzer, „Lehrbuch“ I. Theil, II. Auflage, S. 17. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. Abhandlungen von Niclitmitgliedern. 1111 298 Eduard v. Haerdtl, felllern. In den Declinationsdifferenzen von 1869 und 1886 ist wohl ein kleiner Gang bemerkbar, doch glaube ich nicht, dass dieser Umstand von Bedeutung ist, da mir z. B. für den Faye’ sehen Kometen im Jahre 1851, in den Declinationen, wie 1844 in den Rectascensionen das Vorhandensein eines solchen auch sehr wahr¬ scheinlich vorkömmt. Dass der erste Normalort von 1886, dem Beobachtungen mehrerer Sternwarten zu Grunde hegen, wesentlich besser dargestellt wird als die beiden letzten Orte dieses Jahres, denen grösstentheils nur Windsor- Beobachtungen zu Grunde liegen, ist als wesentliches Argument wider ein Bedenken gegen die etwas grösseren Declinationsdifferenzen von 1886 Oetober 4 und November 13, in Anschlag zu bringen. Berücksichtigt man endlich, dass der periodische Komet Winnecke in sämmtlichen Erscheinungen nach Angabe der Beobachter schwer zu beobachten war und nur sehr ausnahmsweise einen gut defimrten Kern zeigte, dass ferner die Unsicherheit der Störungsrechnung, über deren möglichen Grenze ich im zweiten Th eil, Capitel 1, Einiges bemerkt habe, und welche allein ausreicht, obige Fehler in der Darstellung der Beobach¬ tungen zu erklären, mit in Betracht zu ziehen ist, so glaube ich, dass man die Darstellung der Beobachtungen des periodischen Kometen Winnecke in den Jahren 1858 bis 1886 als sehr befriedigend bezeichnen muss. Winnecke’s Komet Autorität: E. Haerdtl Anzahl der verbundenen Erscheinungen . 4 Verwendete Jupitersmasse direct bestimmt i : 1047.1752 (Haerdtl) Mittl. Fehler eines Normalorts: s = + 4j62 Datum AAt cosD 1858 März 17 April 12 Juni 1869' Mai 1 Mai 1 2 J uni 7 Sept. 7 1875 Febr. 10 1886 Aug. 25 Sept. 14 Oct. 4 Nov. 13 —2-95 +4’ 49 —3-62 + 1-75 4-i '47 — 3'99 +2-56 — 1-97 +3 ‘ 88 — o-09 — o- 16 +6-30 Faye ’s Komet Autorität: A. Möller A D H-o! 87 — 4’°7 — o * 02 +3’ 24 -1-2 • 08 —4’7 —5’2I — 4-44 + 0-36 +4 ' 45 4-6-71 4-8-09 direct bestimmt 1 : 1047-788 (Möller) £ = 4- 1D08 Datum Aüt cosD A D Encke’s Komet Autorität: 0. Backlund 5 1 : 1047-568 (B e s s el- S cli ur) s = ± 2*56 Tempel’s (I) Komet Autorität: K. Gautier 1 : 1047-879 (Bessel) s = + 7 64 1843 Nov. Dec. Dec. 1844 Jan. Jan. Febr. Febr. März April 1850 Dec. 3 1851 Jan. 1 Jan. 30 Febr. 25 1858 Sept. Oct. 1865 Aug. 27 Sept. 22 Oct. 1 , Nov. Dec. 1866 Jan. Febr. März +3: 78 4-4-64 — 1-35 —1-52 — 3’3° — 4- 16 —3 '84 — 4-78 — 6-29 —5 ’43 — 9'65 —5-26 — 2 -91 4-0-69 -4-5-83 4-4-45 4-1-54 4-1-34 — 1 -oi —9-27 4-1 • 60 — 1-36 — 2-57 AD Datum AyRcosD AD Datum AIR cos D AD 4-o!47 1871 Oct. 14 - —2-29 — 3'- 33 — o'37 Nov. 5 4-5 ' 77 —2 • 23 4-2-91 Nov. 15 — 1 ■ 61 H-2'71 — 2'33 Nov. 25 — 3 '33 4-3-48 —3-35 Dec. 5 4-1-06 —0-23 — o* 17 4-2 -08 1875 Febr. 27 4-1-78 4-6-44 4-o- 14 März 8 4-1-73 - 0*70 4- 1 - 06 März 26 4-1-72 - O * 19 April 8 4-1-07 — 6-79 — 7- 16 — 5 '25 1878 Aug. 12 4-2-57 4-o- 81 — 3 ‘ 71 Aug. 22 4-2-05 4-o- 81 - I '*’ 90 — 0 '41 Sept. 2 — 0-64 4-5-89 1873 April 3 4- o!57 April 30 — 3-41 — i • 89' -t- 5 * 34 1881 Aug. 29 —6-13 — 5 ' 35 Mai 22 4- o'66 -f-o * 12 -f-I '02 Sept. 24 4-0-05 4-3-7° Mai 30 — 2-34 —0-13 Oct. 4 - 2‘ 17 4-2-14 Juni 1 (> — o‘ 29 —2-23 —2 - 15 Oct. 18 4-4-59 -2-34 Juni 28 4- 3-84 — 6 " 55 Nov. 8 4-1-09 —4 - 38 H-i • 17 1879 April 28 + 12 11 — 0 • 18 4-1 ■ 18 1885 Jan. 13 4-6-75 4-6-64 Mai 1 7 — i-77 — o-6i — 1 ’ 39 Febr. 5 4-1-79 4-1-67 Mai 26 4- I-3I 4-1-72 -4-3 * OQ Febr. 14 - 1 ' 22 4-0-59 Juni 10 4- 0-94 4-1-98 4-0-49 Febr. 25 —3-73 — o- 18 Juni 22 — 0 • 88 4- 2- 08: 4-2-51 April 19 4-3-83 —4'73 Juli 7 — 4’33 — 7-i6 Der Komet Winnecke. 299 Vierter Theil. Über die aus der Bearbeitung des periodischen Kometen Winnecke resultirende Jupitersmasse. J. Capitel, Ableitung (1er neuen Jupitersmasse und ihres mittleren Fehlers. Ich habe schon oben bemerkt, dass für die Jupitersmasse, deren Verbesserung gesucht war, welch letztere gleichzeitig mit der Verbesserung der Elemente nach der Methode der kleinsten Quadrate durch¬ geführt wurde, der Werth zu Grunde gelegt erscheint: «0 = 1: 1047.176; logw0 = 6-9799 8032. Die Auflösung der Eliminationsgleichungen hatte für diese siebente Unbekannte: log m 3-870 773 ergeben, es ist also: - = + 0-0000 0074 3 n log 1 m n = 0-0000 0032 oder: log m — 6-9799 8064 m= 1047.1752 Wie man sieht, stimmt der Werth fast vollkommen mit jenem, den ich aus der Gegenüberstellung der mittleren Bewegung von 1858 bis 1875 einerseits und 1875 bis 1886 anderseits ermittelt habe. Für den mittleren Fehler der siebenten Unbekannten linde ich: oder: x = ± 0-0000 1303 1 1 W) - - 1047.1752 + 0.0136 Der mittlere Fehler ist sehr gering. Er ist rund zwanzigmal kleiner als der mittlere Fehler, den die Jupitersmasse von Prof. Krüger — aus der Themis abgeleitet — oder der Bessel'sche Werth zeigt, welche unter allen bisherigen Bestimmungen wieder die kleinsten mittleren Fehler aufweisen. Ich lege aber darauf kein besonderes Gewicht, denn die Erfahrung hat oft gezeigt, dass der mittlere Fehler irgend einer Bestimmung durchaus kein richtiges Mass für deren Genauigkeit gab. Was mir aber sehr zu Gunsten dieser meiner Jupiters¬ masse zu sprechen scheint, ist, ganz abgesehen von den grossen Jupiterstörungen, die zu deren Herleitung verwendet werden konnten, die oben bewiesene Thatsache, dass eine etwas merklich von m verschiedene Annahme über die Masse des Planeten Jupiter mit einer nur halbwegs befriedigenden Darstellung der Beob¬ achtungen des Kometen Winnecke in den Jahren 1858 bis 1886 unverträglich ist. Gerade dieses schwer¬ wiegende Argument hat aber ein Bedenken in mir wachgerufen, das ich im nächsten Capitel näher aus¬ führen will. nn* 300 Eduard v. Haerdtl. II. Capitel. Versuch einer Einführung der neuen Jupitersmasse in die Berechnung des Faye’ sehen Kometen. Ich habe oben (Seite 298) schon denWerth [m= 1:1047-788] angesetzt, welchen Prof. Möller ans seiner Bearbeitung des Faye’schen Kometen (1843 — 1866) für die Masse des Jupiter fand und auch die schöne Darstellung, wie er sie uns mit Zugrundelegung dieses Werthes gibt. Eines ist klar: Dieser Möller’ sehe Werth fiir die Jupitersmasse ist mit einer guten Darstellung des Winnecke’ sehen Kometen unvereinbar, da bereits der Werth 1 : 1047-54 nicht mehr genügt. Gilt aber auch das Umgekehrte? Das heisst, erwächst aus der Einführung unserer Masse in die Möller’sche Bearbeitung des Faye’schen Kometen etwa wieder der Nachtheil, dass jetzt die Beobachtungen dieses Kometen sich nicht mehr befriedigend darstellen lassen? Ich glaube, dieses berechtigte und naheliegende Bedenken lässt eine nähere Untersuchung hierüber als wünschenswerth erscheinen. Ich bediene mich bei meinem Versuche, unsere Jupitersmasse in die Berechnung des Faye’schen Kometen einzuführen, durchaus jener Zahlen, welche Prof. Möller in der Abhandlung „Elementer för Fayes Komet etc.“ [kongl. Vetenskaps Akademiens Förhandlingar, Stockholm 1872] mitgetheilt hat und zwar nur insoweit, als es für die hier einschlägige Untersuchung unbedingt nothwendig ist, so dass ich keinen Eingriff in die Bearbeitung des Faye' sehen Kometen begangen zu haben glaube. Herr Prof. Möller gibt in dieser Abhandlung (Seite 26) noch eine zweite Darstellung sämmtlicher Normalorte 1843 — 1866 mit Beibehaltung der Bessel’schen Jupitersmasse (m = 1 : 1047-879). Ich lege diese hier zu Grunde und nicht jene oben gegebene, worin bereits seine Masse eingeführt erscheint. Damit jede Verwechslung ausgeschlossen sei, werde ich diese Fehler stets mit n bezeichnen. Es ist wohl allgemein bekannt, dass der Faye’sche Komet seit 1866 noch zweimal beobachtet wurde und zwar in den Jahren 1873 und 1881. Die definitiven Normalorte für diese Jahre sind aber noch nicht veröffent¬ licht, ich habe daher mit Hilfe der in derselben Abhandlung von Prof. M ö 11 er gegebenen Ephemeride für 1873 und ferner jener Vorausberechnung und Elemente, welche im „Berliner Astr. Jahrbuch“ 1882 mitge¬ theilt erscheinen, mir erst selbst aus einigen Beobachtungen genäherte Normalorte ableiten müssen, welche, mit Möller’s Elemente verglichen, die Fehler zeigten: A2R cos D AD 1873 Sept. 3-0 +3!7 — 3!4 1881 Jan. 13-0 —7-4 +4-3 Für diese zwei Orte waren auch die Differentialquotienten nachzutragen. Innerhalb der Genauigkeitsgrenze, welche bei meiner Untersuchung hier einzuhalten ist, kann man unzweifelhaft die Störungen, welche Möller von Osculationsepoche 1843 November 9-0 beziehungsweise bis 1851 Februar 20-0, 1858 October 1-0, 1865 October 4-0, 1873 August 3-0, 1880 Januar 13-0 für die Planeten Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus zusammengefasst gibt, als identisch mit den Jupiter¬ störungen allein ansehen, welche Annahme Möller auch bei seiner Ableitung der Jupitersmasse gemacht hat, ferner auch die kleinen, höchstens auf Bruchtheile von Secunden steigenden Incremeflte vernachlässigen, welche an die Reductionen selbst, innerhalb der Dauer einer Erscheinung anzubringen wären. Ich fand demnach für die Reductionen in der mittleren Anomalie von Masse Bessel auf unsere Masse für die einzelnen Erscheinungen des Kometen Faye: Der Komet Winneclce. BOI w«=+ 0*68 «“ = — 1-35 0>® = —10-58 w”=— 12-46 *•>« = -10-03 1 Setzt man in eine Horizontalzeiie die ursprünglichen Fehler (n) und darunter die Producte obiger w Grössen in die jeweilig geltenden Möller’ sehen Coefficienten zur Verbesserung der mittleren Anomalie, so ergibt die Sununirung der untereinand stehenden Werth e unmittelbar jene Fehler in den einzelnen Coordinaten, welche durch Reduction auf meine Jupitersmasse unter Beibehaltung der Möller’ sehen Elemente (System 5) entstehen. Die Reductionen in den übrigen Elementen kann man übergehen, da sie den geocentrischen Ort nur um sehr geringe Beträge alteriren können. Ich theile die so gefundenen Differenzen (i>) zwischen Beobachtung und Rechnung hier mit, und setze gleichzeitig die Ausgangs-(»)-Darstellung an. Darstellung der Normalorte mit Elementen (5 nach Möller) und den Jupitersmassen: mlt— 1:1047-879 ms = 1 : 1047 ■ 1752 n AZR cos 1) AD V AiR oos D AD 1843 Nov. 30 0 + 3r74 -t-o *47 Nummer 1 + 3J7 + o*5 Dec. 13-0 +4-62 —0-35 2 -4- 4-b — 03 Deo. 25-0 -1-38 -4-2-91 3 — 1-4 + 2-9 1844 Jan. 13-0 -1-56 — 2-34 4 — i 6 — 2-3 .Jan. 22-o —3 • 35 —3-36 5 — 3-3 — 3'4 Febr. 1 1 ■ 0 — 4 21 — o- 18 6 — 4-2 - 0*2 Fehl-, 19-0 -3-88 +2-08 7 — 3-9 -h 2‘ I März 1 8 • 0 — 4-80 +0- 13 8 - 4-8 + 0 ' X April 8 • 0 — 6-29 -4-1-05 9 — 6-3 + I -0 1850 Dec. 3 0 —4-98 — 7* 06 IO — 3"b — 6-8 1851 Jan. i-o — 9 • 21 — 5-15 1 1 — 7'7 — 4’9 Jan. 30-0 —4-82 —3 63 12 — 3'2 — 3 ‘ 3 Febr. 25-0 —2 45 —0-31 *3 — 0 7 o* 0 1858 Sept. 14-0 +1-38 +5-21 14 — 3'9 6-o Oct. 9-0 +b " 53 +0-89 15 + 0-9 + i-8 1865 Aug. 27-0 -4-4-45 — 2 ’ 19 16 —34 '4 — 14-9 Sept. 22-0 + 1-52 — 0 63 17 —3b’ 5 - I2'9 Oct. 18 -o -4-1-31 +1 • 18 18 — 32 8 — S'o Nov. 14-0 — 1 • 13 -hl ‘ 20 19 —32-6 — 5-2 Dec. 16 -o — 9-51 — 1- 36 20 — 40-6 — 6-4 1866 Jan. 13-0 -hl ‘ 24 •4-3-07 21 —30 -6 — i-9 Febr. 13-0 — 1-82 +6-44 22 —34- 1 -h 1 ‘ 9 März i2-o —373 -4-2-45 23 —34'7 — 0-9 1873 Sept. 3-0 . -4-3-7. —3-4. 24 +35 '9 — 10-3 1881 Jan. 13-0 —7-4. -P4-3- 25 -1-28-0 + 8-9 Wären in der Abhandlung- von Möller die zur Auflösung der Eliminationsgleichungen und Verbesserung der Elemente nöthigen Zahlen hinreichend mitgetheilt, wäre der einfachste Weg der gewesen, mit ihnen, die entsprechenden Zahlen für die Normalorte Nr. 24 und 25 nur hinzufügend, die Auflösung strenge durchzu¬ führen, doch hätte es genügt nur soweit, dass man zur Kenntniss von [nn 6] gelangt wäre, woraus man sich die Summe der restirenden Fehlerquadrate hätte berechnen können. Der Vergleich dieser Zahl und der Summe i Im „Ännuaire“ Paris 1887 sind die Störungen fürFaye’s Komet in M nicht richtig angegeben. Statt der dort angeführten Zahl ist zu setzen : AM = — 4°8' 54*28. 302 Eduard v. Ilaerdtl, der Möller’schen Fehlerquadrate hätte dann unmittelbar einen Schluss auf die Güte der Darstellung ermöglicht. Da aber nähere Angaben fehlen, ist die Auflösung der Eliminationsgleichungen unter Zugrunde- legung sätnmtlicher 25 Normalorte keine geringe Mühe. Von der Erwägung ausgehend, dass es hier sich nicht darum handelt die Elemente zu verbessern, son¬ dern nur zu versuchen, ob sich nicht die Differenzen (v) durch entsprechende Variationen der Elemente noch herabdrücken lassen, habe ich diese Arbeit wesentlich gekürzt. Statt der Variationen aller sechs Elemente, berücksichtigte ich erstens nur jene von u, M, n und 5 — 5'25 Jan. 3°'° +3 ■ 2 — I ’O 12 —5-26 — 3 7 1 Feb. 25 *0 +4'4 + 1 -2 13 - 2‘9I —0-41 1858 Sept. 14-0 + 10-4 4- 2*0 14 + 0-69 4-534 Oct. 9-0 + *7‘9 — 1-9 15 + S-83 4 I * 02 1865 Aus:. 27*0 + 6-6 — 10*0 16 4- 4' 45 —2-15 Sept. 22 ’O + 2*5 - 7 ' 3 17 + 1 ' 54 — 0 60 Oct. i8-o - 0*1 — 2-4 18 + i'34 4-1-17 Nov. 14 0 — 5 ' 9 4- 02 19 — 1*01 4-i-i8 Dec. iö'o — 18-5 — i*6 20 —9-27 — 1-39 1866 Jan. 13 "° — 10*9 + 2-4 21 4- 1 -6o 4-3-09 Febr. 13-° — i6-o + 5’t> 22 — 1- 36 4-6-49 März 12*0 1 7 ' 3 — 0-5 23 —2-57 4-2-51 4873 Sept. 3 -° + I2'4 - 5-6 24 +3 7. —3-4. 1881 Jan. 13*0 — 9'9 + 3-8 25 — 7-4. 4-4-3. Dass einzelne Orte grössere Fehler zeigen und kein vollkommener Anschluss an alle Normalorte erreicht werden würde, war vorauszusehen, da erstens nur einzelne Normalorte zu Grunde gelegt worden waren, ferner die Elemente & und i ganz ausser Acht gelassen wurden. Es darf diese Darstellung auch keines¬ wegs als die beste angesehen werden, welche man mit der Masse 1 : 1047.1 <52 eneichen kann, da, jedenfalls ein Zugrundelegen sämmtlicher Normalorte, wie eine Berücksichtigung der bei Seite gelassenen zwei Ele¬ mente die Fehler noch verringern muss. Aber selbst angenommen, es wäre diese meine Darstellung schon die beste, übeihaupt mit unseiei Jupitersmasse erreichbare; die Differenzen in der Darstellung wären dann jedenfalls so gross, dass man sie nicht als wirkliche Beobachtungsfehler betrachten kann. Ihr Gang scheint mir aber auf kleine Correctionen hinzuweisen, welche man in M für die einzelnen Erscheinungen anzubringen hätte, um eine vollkommene Dar¬ stellung der Rectascensionen zu erreichen, ohne dass die Differenzen in den Deciinationen merklich ver¬ schlechtert würden. Folgende Tabelle gibt dieselben: Datum A M Datum AM Datum AM Datum AM Datum AM 1843 Nov. 30-0 Dec. i3'-o Dec. 25-0 1844 Jan. 13-0 Jan. 22 0 Febr. 1 1 • 0 Febr. 19-0 März 1 8 ■ 0 April 8 ■ 0 — 1 * 2 — 0'2 -4-0 " 4 4-0-3 4-0-5 4-o-6 4-0-4 4-0-3 + 0-5 1850 Dec. 3-0 1851 Jan. i-o Jan. 30 • 0 Febr. 25-0 — 4'° —0-5 — 1 '3 — 1-7 1858 Sept. 14-0 Oct. 9-0 — 2?6 — 4’3 1865 Aug. 27-0 Sept. 22-0 Oct. iS-o Nov. 14-0 Dec. 16 -o 1866 Jan. 13-0 Febr. 13 0 März i2'o — i!8 —0-7 4-0-3 4-2-0 4-6-3 4-3’6 + 5-2 4-5-8 1873 Sept. 3'° 1881 Jan. 13-0 + 4V8 — 2 8 Mittel: 4-0*2 Mittel : — i*9 Mittel : — 3’4 Mittel: 4-2*6 304 Eduard v. Haerdtl , Wie man sieht, sind diese Correctionen aber so klein, dass man sie auch lediglich aus der Unsicherheit einer 40 Jahre umfassenden, auch auf das sorgfältigste geführten Störungsrechnung erklären kann. 1 Schliesslich möchte ich noch auf Eines aufmerksam machen. Ich habe ausserdem versucht, die Jupiters masse 1:1047.568 (Mittel: Bessel-Schur) in die Bearbeitung des Kometen Faye einzuführen und die Ele¬ mente darnach zu verbessern. Die übrigbleibenden Differenzen zwischen Beobachtung und Rechnung sind hier aber auch so gross, dass ein eventuelles Bedenken, wegen der Darstellung des Kometen Faye, gegen meine Jupitersmasse fast gleichermassen auch gegen diesen Werth in Anschlag zu bringen ist. Da nun dieser Werth bis heute — wol allgemein — als der beste angesehen wurde, darf man auch der obigen, etwas schlechteren Darstellung des Kometen Faye kein zu grosses Gewicht beilegen. Jedenfalls glaube ich aber, legen diese Ausführungen dar, dass aus der Bearbeitung des Faye’schen Kometen gegen meine Jupitersmasse kein so berechtigter Einwand gemacht werden könne, wie jener, den man wegen der Unmög¬ lichkeit, die Beobachtungen des periodischen Kometen Winne ck e darzustellen, gegen eine Verkleinerung der Jupitersmasse bis zum Möller’schen Werth hin, zu erheben gezwungen ist.2 III. Capitel. Versuch einer Einführung der neuen Jupitersmasse in die Berechnung des Encke’schen Kometen (1868—1885). Bei diesem Versuche konnte aus leicht begreiflichen Gründen nur jener Zeitraum in Betracht gezogen werden, in welchem die Arbeiten Backlund’s Uber den Komet Encke abgeschlossen vorliegen, also von 1868 bis 1885. Die hier nötbigen Zahlen entnahm ich der Abhandlung „Komet Encke 1865 — 1885“ von 0. Backlund. Bevor ich näher auf meine Untersuchung hier eingehe, scheint es mir nur wünschenswerth aus dieser Abhandlung Backlund’s jenes Resultat in Erinnerung zu bringen, das auf Seite 20 dort bewiesen wird, dass nämlich: „eine Verbindung der Erscheinung 1868 mit den übrigen Erscheinungen 71, 75, 78, 81 und 85 sich nicht mit den angenommenen Massenwerthen in befriedigender Weise ausführen lasse. Auch habe offenbar zwischen den Erscheinungen 1868 — 1871 eine Veränderung der Acceleration der mittleren Bewegung (p/) stattgefunden.“ Nach Einführung der Newcomb’schen Erdmasse gibt ferner Backlund (auf S. 27) die beste Darstellung, welche sich mit Einschluss der Erscheinung 1868 erreichen lässt, wie folgt an: Datum AM cos D AD Datum AzR cos D AD Datum AM cos D AD 1 868 Juli 27 — 8!2Ö + 6V 78 1875 Fe br. 27 — 2 '62 -b 4 ' 4^ 1881 Aug. 29 — 8 '-'74 - 4 8 1 Aug. 15 — 8-03 4- 4 ‘42 März 8 — 5-24 — 3 ‘ Sh Sept. 24 — 0-50 4- 5-h7 Aug. 23 — 3 '29 4-2-40 März 26 — 10-94 — 2 81 Oct. 4 H- 3A8 4- 3 '42 Aug. 30 — 1 • 67 4-0-63 April 8 — 6-57 — 0 • 18 Oct. 18 4-i9'73 — 12’ 22 1871 Oct. 14 4- 6 '82 4-2-92 1878 Aug. 12 — 21 78 4-16-11 Nov. 8 4-19-35 — 19 27 Nov. 5 -1- 7-42 4-2-24 Aug. 22 — 12-23 4- 9 35 1885 Jan. 13 4- 8-93 4-1-43 Nov. 15 — 3-68 4-0-49 Sept. 2 — 0-98 + 4-29 Febr. 5 - O 90 — 0-78 Nov. 25 — 8 19 — 4*20 Febr. 14 — 2*10 — 0-53 Dec. 5 — 1-42 — II '37 Febr. 25 ~b 1*21 4- 4-25 April 19 4-13-58 -b 3 • 12 1 Ich habe versucht, mit Beibehaltung der Masse: Bessel-Schur [1:1047.568] die Darstellung des Winnecke’schen Kometen durch ähnliche Correctiopen zu ei möglichen. Diese Correctionen müssten mindestens mit 11" angenommen werden, also die mögliche Unsicherheit der Störungsrechnung weit übersteigend, und ausserdem fielen schon in der Nähe derOsculations- epoche die Correctionen sehr gross aus. Auch andere Annahmen über die Massen von Venus, Erde und Mars führten zu keinem befriedigenderen Resultate. Lassen sich aber obige AM für den Faye’schen Kometen nicht etwa auf solche Weise ganz weg¬ schaffen? Man bedürfte hiezu wohl weiterer Angaben aus der Störungsrechnung dieses Kometen, welche von Prof. Möller zu erbitten mir die Zeit nicht mehr erlaubte. 2 Im Begriffe die letzte Correctur dieses Bogens abzuschliessen, finde ich in einer Notiz (Astron. Nachr. Nr. 2849) die Bemerkung, dass Möller bei der Darstellung sämmtlicher Beobachtungen der Erscheinung 1880 — 1881 auf Schwierigkeiten gestossen sei. Die grösseren Differenzen zwischen Beob. und Rechn. gegen Ende des Jahres 1880 waren mir auch aufgefallen, doch vermuthete ich blos eine Mangelhaftigkeit oder starken Gang der Ephcmeride. Jedenfalls behalten alle obigen Zahlen und Schlüsse für die ersten fünf Erscheinungen volle Geltung, ja es wird die Schlussdarstellung mit Ausschluss der Erscheinung Der Komet Winnecke. 305 Die Summe der Quadrate der Ubrigb’ieibenden Felder ist: [M] = -f- 3531"0. Endlich ist noch nachzutragen, dass Backlund die Jupitersmasse: 3 : 1047.568 (Mittel : Bessel-Schur) angenommen hatte. Die folgenden Zahlen, welche ich hier mittheile, sind geradeso wie für den Faye’schen Kometen ermittelt, ich glaube daher zu ihrem Verständnisse genügt ein Hinweis auf das vorhergehende Capitel. Reduetionen in 3/ von Masse: 1:1047.568 auf Masse 1:1047.1752. w“® = — 0"09 w 7t*= 0"00 u> 87l = — 2"44 mJ‘ = -hO-14 mJ| = h-0-20 wft = - 5-77 Darstellung der Normälorte mit Elemente VI, (Baeklund) und der Jupitersmasse: 1:1047.1752. Datum A^BcosD AD Datum A JR cos D AD 1 868 Juli 27-5 — 8"48 -1- 6"78 1878 Aug. 1 2 - 5 — 2i"o5 4-i5"54 Aug. 15-5 - 8-35 -+- 4‘ 5* 1 Aug. 22-5 - II * 50 4- 8-85 Aug. 23-0 — 3 '64 + 2-55 Sept. 2 • 5 - 0-30 4- 3’93 Aug. 30 0 — 2-03 + 0-84 1881 Aug. 29-5 — 15-04 — 6-oi 1871 Oct. 14- 5 + 7 16 -t- 3 ’ 36 Sept. 24-5 — i3*7S 4-8-63 Nov. 5-5 4- 6-82 4- 2-97 Oct. 4-5 —10-31 4-12 ■ 28 Nov. 15-0 — 5-°5 4- 0-83 Oct. 18-5 4-12-84 — 0-38 Nov. 25 • 5 - 10*02 — 4'39 Nov. 8 • 5 4- 14’ 94 - 12*27 Dec. 5-0 — 3 '22 — 1 1 • 80 1885 Jan. 13-5 4-11-34 4- I-2I 1875 Febr. 27-0 — 2'Ö2 4- 4 '48 Febr. 5 • 5 4-3-54 H~ 0 ’ 85 März 8 • 0 — 5 '24 — 3'56 Febr. 14-5 4-5-44 4-3-74 März 26-0 — 10-94 - 2 • 8l Febr. 25-5 4-22- 19 4-19-53 April 8 • 0 — 6-57 — o- 18 April 19-5 4-20- 76 1 -b S’91 In derselben Abhandlung finden sich alle Zahlen zur Verbesserung der Elemente und Auflösung der Eliminationsgleichungen so vollkommen mitgethei.lt, dass die Berücksichtigung sämmtlicher Normalorte und aller Elemente nur wenig Arbeit macht. Auch sind die Mittheilungen so schön angeordnet, dass man leicht alle wUnsclienswerthen Controlen durchführen kann2. Nachdem die n und s Zeilen unseren obigen Werthen gemäss neu gebildet waren, ergab die Rechnung für die Summe der restirenden Fehlerquadrate: [vv\ = 4- 2731"754 also einen etwas kleineren Werth wie jenen mit der Bessel-Schur’schen Jupitersmasse, doch ist diese Zahl noch immer so gross, dass die oben angeführten Resultate von Backlund vollkommene Geltung behalten. Ich habe wol die Verbesserung der Elemente und der Mercursmasse, welche natürlich bei Zugrunde¬ legung der Backlund 'sehen Zahlen mitgenommen werden musste, zu Ende geführt, doch scheint mir ihre Mittheilung nicht zulässig. Da meine Jupitersmasse, wie aus der Gegenüberstellung der restirenden Fehlerquadratsumme folgt, einen besseren Anschluss wie die Masse BesseFScliur an die Beobachtungen des Kometen Encke vom Jahre 1868 bis 1885 ermöglicht, ist vorauszusehen, dass auch für einen kürzeren Zeitraum (1871 — 1885) aus der Ein- 1880 — 1881 sogar noch etwas günstiger. Die obigen Zahlen für 1881 Jan. 13 bleiben an sich auch richtig, nur ist es nicht m6hr zulässig wegen der zufällig geringen Grösse der Werthe: Beob. — Kechn. für dieses Datum auf eine gleichartige Darstellung sämmtlicher Beobachtungen 1880 — 4881 zu schliessen. 1 Für diesen Ort wurde, gleich mit Backlund, das Gewicht i/4 angenommen. 2 Anlässlich dieser Controlen bin ich auf einige Druckfehler gestossen, die ich hier zur Kenntniss bringe: Seite 10. 6. Zeile von unten lies: f = 9-90120,, statt 0.90120,, Seite 13. 25. Zeile von unten lies: c = 9-99564 statt 9.99564,, y) 11. 5. d „ „ „ : A = 7-94940 „ 7-44940 „ 13.21. „ „ „ „: g A 0- 20284 9.20284. Denkschriften der matliem. naturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtraitgliedern. 00 306 Eduard v. Ilaerdtl, führung meiner Jupitersmasse in die Bearbeitung des Encke’schen Kometen keine Verschlechterung der Dar¬ stellung entstehen kann. Ich bin daher von jedem weiteren Versuch, welcher sich eventuell auf den von Backlund noch näher untersuchten Zeitraum 1871 — 1885 erstrecken hätte können, abgestanden. Soweit aber der heutige Stand der Bearbeitung des Kometen Encke ein Urtheil erlaubt, kann dasselbe meiner Jupitersmasse nicht ungünstig ausfallen. IY. Capitel. Übersicht verschiedener, für die Jupitersmasse erhaltener Wertlie. Ähnliche Untersuchungen, wie in den vorangehenden Capiteln für die Kometen Faye’s und Encke s versucht wurden, wären auch für jene Asteroiden anzustellen, bei denen wegen ihrer Annäherung an den Planeten Jupiter dessen Störungen so anwachsen, dass die Reductionen von den daselbst jeweilig angenom¬ menen Werthen auf meine Jupitersmasse merkbare Beträge erreichen. Ich glaube diese mühselige Unter¬ suchung würde aus folgendem Grunde erst zu keinem Resultate führen. Würde es sich nämlich zeigen, dass mit Zugrundelegung meiner Masse in der Darstellung irgend eines dieser Himmelskörper grössere, nicht wegzu- schaffende Fehler bleiben, so wären zur Erklärung dessen mit gleicher Berechtigung auch die Störungen von Mars, Erde und Uranus heranzuziehen, da diese Störungen möglicherweise gleichwertliige Beträge erreichen können, wie unsere Reductionen. Wol liegen für einige Asteroiden noch die Marsstörungen berechnet vor, doch die Störungen der Erde und des Uranus sind sogar bei jenen wenigen vernachlässigt worden, die zu einer selbstständigen Verbesserung der Jupitersmasse herangezogen erscheinen. *• Übrigens stimmen die besten dieser Bestimmungen, jene von Prof. Krüger und Becker beinahe innerhalb ihrer Fehlergrenze mit dem von mir abgeleiteten Werth für die Jupitersmasse überein, woraus sich unmittelbar ergibt, dass hier keine Schwierigkeiten erwachsen werden. An mehreren Orten, unter Anderem in der Abhandlung „Bestimmung der Masse des Planeten .Jupitci aus Heliometer-Beobachtungen der Abstände seiner Satelliten“ von Dr. W. Schur (Halle 1882), ist eine voll¬ ständige Zusammenstellung aller bisher für die Jupitersmasse gefundenen Werthe gegeben. Da aber alle neueren Bestimmungen darin übereinstimmen, dass der wahre Werth für die Jupitersmasse nicht ausserhalb der Grenzen 1 : 1046 und 1 : 1048 liegen könne, habe ich in der folgenden Zusammenstellung nur jene Werthe aufgenommen, welche diese Bedingung erfüllen, und zwar erstlich nur jene Werthe, welche aus Störungen ermittelt erscheinen, die der Planet Jupiter auf andere Körper unseres Sonnensystems ausübt. Von denjenigen Bestimmungen ist hier ganz abgesehen worden, welche sich auf die Theorien der grossen Planeten stützen, da dieselben noch zu unsicher sind. Himmelskörper Berechner Jupitersmasse Quelle Komet Faye A. Möller , i : 1047-788 ± 0-275 „Elementer f.F. Komet“ k. Acad. d. W. Stockholml872.“ („Unters, üb. d. Bahn der Themis“ Helsingfors 1873 und Themis (24) A. Krüger 1 : 1047-538 ± 0-192 ) briefl. Mitth. Amphitrite (29) E. Becker 1 1047-370 ± 1 '31 1 Pubiication der Astr. Ges. X 1870. Komet Winnecke E. Haerdtl 1 : 1047-1752 ± 0-0136 Das folgende Verzeichniss gibt hingegen die aus den Messungen der Trabanten des Planeten Jupilei- ermittelten Werthe für seine Masse. Auch hier wurden nur jene Werthe aufgenommen, welche innerhalb obiger Grenzen liegen, und zwar stets mit jenem Betrage, welchen bei älteren Beobachtungsreihen die erneuten Dis- cussionen ergeben haben. Der Komet Winneeke. 307 Trabant Beobachter Berechner Jupitersmasse Zahl d. Mess. Quelle i, 2, 3 und 4 Bessel (1832 — 1839) Schur 1 : 1047-905 ± 0-134 IÖI Schur „Bestimmung d. Masse d. J.“ Halle 1882 i, 2, 3 und 4 Luther (1856) Schur 1 : 1047-817 ± o-8io 28 Schur (wie oben) 3 und 4 Vogel (1868—1870) Kempf 1 : 1047- 767 ± 0-310 68 Kempf „Unters, üb. d. Masse d. J.“ Potsdam 1 882 4 Aii-y (1832—1836) Kempf 1 : 1047-641 + 0-488 35 Kempf ect. Publ. d. astro. ph. Instituts Nr. io 3 und 4 Jacob (1857) Kempf 1:1047-37 ±o-8i 13 Kempf (wie oben) i, 2, 3. und 4 Schur (1874 — 1880) Schur 1 : 1047-232 + 0-246 176 Schur (wie oben) In eine Discussion dieser Werthe gehe ich hier nicht ein und begnüge mich mit einem Hinweis auf die vollständigen Bemerkungen, die Kempf und Schur hiezu in ihren Untersuchungen machen. Auf einen Punkt sei hier aber besonders aufmerksam gemacht, er betrifft die constanten oder systematischen Fehler, welche bei dieser Art der Massenbestimmung des Planeten Jupiter in die Beobachtungen oder ihre Reduction eingegangen sein können. (Kempf, Seite 32, Schur, a. m. 0.) Jene Werthe für die Jupitersmasse in dieser Tabelle, welche aus den Messungen mehrerer Trabanten abgeleitet sind, sind selbstverständlich wieder ein Resultat von Einzelwerthen, welche von den Berechnern ihrem Gewichte entsprechend zusammengefasst wurden. Um ein Bild zu haben, wie weit diese Einzelwerthe aber wieder unter sich differiren können, gehe ich hier für die letzte Masse die Resultate, wie sie aus den Messungen der einzelnen Trabanten sich nach den Beobachtungen und Rechnungen von Schur ergaben : I. Trb. : ml — 1 : 1050-918 ±1-125 III. Trb.: 1 : 1047 ■ 665 ± 0‘436 II. Trb.: mt = 1 : 1046-026 ± 0-962 IV. Trb.: w4=l: 1046-818 ± 0-327 Hieraus ist unmittelbar ersichtlich, dass man mit Hilfe der sorgfältigsten Messungen der Trabanten- Abstände zu Wertlien für die Masse dieses Planeten gelangt, welche auch nur bis auf einige Zehntel des Nenners sicher sind, und dass, wenn sich auch für die eine oder andere Bestimmung der berechnete Fehler viel kleiner ergibt, die mögliche Unsicherheit doch viel grösser sei. Der geringe Fehler in dem Bessel’schcn Werthe scheint mir daher auch kein Mass für dessen Genauigkeit abzugeben.1 Die Bearbeitung des Kometen Winneeke hat uns zu einem Kriterium (Darstellung der Beobachtungen) geführt, das einen sicheren Schluss selbst noch auf einige Hundertel Einheiten des Nenners zulässt. Ich glaube deshalb, dass der aus der Bearbeitung des periodischen Kometen Winneeke gewonnenen Jupitersmasse: m — 1 : 1047-1752 ± 0-0136 wohl ein, alle bisherigen Bestimmungen überwiegendes Gewicht zugesprochen werden müsse. Bei ticksichtigt man erstens aber, dass diese meine Masse doch noch um einige Hundertel Einheiten des Nenners unsicher sein kann, dass ferner die Schur’sche Massenbestimmung, welche wol in der Gruppe der gleich ermittelten Werthe schon wegen der grössten Zahl der Messungen den Vorrang behauptet, auf einem vollkommen verschiedenen Wege zu einen nahezu gänzlich übereinstimmenden Werth für die Jupitersmasse geführt hat, dass endlich einzig diese zwei Werthe sämmtlichen Kometen-Bearbeitungen genügen, während alle anderen Werthe mit einer befriedigenden Darstellung der Beobachtungen des periodischen Kometen Winneeke in den Jahren 1858 — 1886 unvereinbar sind, so glaube ich wird man meiner Ansicht beipflichten, dass nicht nur, die allgemein bis heute als best angesehene Jupitersmasse 1 : 1047-568 noch etwas zu klein sei, sondern auch, dass das einfache Mittel: Haerdtl-Schur 1 m ~ 1047-204 dem wahren Werthe für die Masse des Planeten Jupiter (inclusive seiner Trabanten) am nächsten komme. oo * i Vergl. Kempf, S. 30, 308 Eduard v. liaerdtl, Der Komet Winnecke . Inhaltsverzeichniss. Erster Theil. Beobachtungen, Ephemeriden und Bildung der Normalorte. Einleitung: Historischer Überblick über die Erscheinungen und Beobachtungen des Kometen bis zum Jahre 1858 I. Capitel: Die Erscheinung im Jahre 1858 . . . II. Capitel: Die Erscheinung im Jahre 1869 . III. Capitel: Die Erscheinung im Jahre 1875 . IV. Capitel: Die Erscheinung im Jahre 1886 . V. Capitel: Bildung der Normalorte 1858—1886 . • . Soitö 218 220 230 247 250 270 Zweiter Tlieil. Die Störungen, welche der Komet durch die Planeten erleidet. Einleitung: Historischer Überblick über die Berechnung des Kometen bis zum Jahre 1886 . I Capitol : Einige Bemerkungen die der Störungsrechnung zu Grunde liegenden Elemente und Methoden betreffend . . II. Capitel: Strenge Jupiterstörungen von 1858—1886 . III. Capitel: Die Störungen der übrigen Planeten . IV. Capitel : Resultate der strengen Störungsrechnung 1858—1886 . • . 272 277 279 280 282 Dritter Theil. Anschluss der Elemente an die Beobachtungen. Einleitung: Zur Frage der Acceleration der mittleren täglichen Bewegung des periodischen Kometen Winnecke I. Capitel: Ableitung provisorischer Elemente . . II. Capitel: Ermittlung der Differentialquotienten und der Goefficienten zur Verbesserung der Jupitersmasse . HI. Capitel: Ableitung definitiver Elemente und ihrer mittleren Fehler . IV. Capitel : Schluss-Darstellung und deren Kritik . . • . . 285 287 289 290 297 Vierter Theil. Über die aus der Bearbeitung des periodischen Kometen Winnecke resultirende Jupitersmasse. I. Capitel: Ableitung der neuen Jupitersmasse und ihres mittleren Fehlers . . . .... 29.) II. Capitel: Versuch einer Einführung der neuen Jupitersmasse in die Berechnung des Faye’schon Kometen . J(|0 III. Capitel: Versuch einer Einführung der neuen Jupitersmasse in die Berechnung des Encke’schcn Kometen (1868-1885) 304 IV. Capitel: Übersicht verschiedener, für die Jupitersmasse erhaltener Werthe . ^ 1,1 309 DIE ARCHITECTUR DER SCOLIOTISCHEN WIRBELSÄULE VON DB- CARL NICOLADONI, 0. Ö. PROFESSOR DER CHIRURGIE AN DER K. K. UNIVERSITÄT IN INNSBRUCK. 13 Safitn und i cFeoytficjuz.J VORGELEGT IN DER SITZUNG AM S. JULI 1888. In einer Abhandlung „Uber die Torsion der Wirbelsäule“, welche im Jahre 1882 erschien, habe ich es unternommen, eine Entscheidung zu fällen, zwischen zwei Auffassungen der an einer scoliotischen Wnbel- säule so auffallenden Difformität, der sogenannten Torsion, entweder als einer einfachen Rotation der Gelenkscomplexe einer Wirbelsäule gegen die Convexität der Krümmung oder als Asymmetrie der einzelnen Wirbel, deren succesives Anwachsen und Abnehmen mit der Krümmung den Eindruck des Torquirten hervor¬ bringe. Zu diesem Zwecke habe ich mir damals zuerst die Aufgabe gestellt, eine befriedigende Sagittalaxe am Wirbelkörper zu finden. Die bislang von Engel und Hueter gezogenenAxen konnten nicht befriedigen, weil sie nicht am Wirbelkörper selbst construirt wurden. Ich habe es daher unternommen, jene anatomischen Gebilde in Befracht zu ziehen, welche an der normalen Wirbelsäule die Mitte bestimmen: die Fascia longi- tudinalis anterior und posterior. Bei der anatomischen Untersuchung dieser Bänder bin ich zu folgenden Resultaten gekommen: Wäre der einzelne Wirbel, somit die ganze Wirbelsäule torquirt, so müsste auch die Fascia longitudi- nalis anterior, welche conform den Angaben Luschka’s so innig mit dem Wirbelpenoste verbunden ist, mit- o-edrelit worden sein und weit in der Convexität der Krümmung liegen; das findet man aber nicht. Es zeigt sich hingegen, dass diese Fascie zwei ganz ungleichartige Ränder und Hälften besitzt. Auf der concaven Seite der Krümmung bildet sie eine scharf vorspringende, dicke, nirgends — auch nicht an den Zwischen- w irb elbands ch eib en — unterbrochene Falx, während an der convexen Seite der Krümmung ihre Lasern, allmälig nach Aussen an Masse abnehmend, im Wirbelperioste sich breit verlieren. — Die Massenmitte dieses so asymmetrisch gestalteten Bandes, welches an normaler Wirbelsäule ein so eminent symmetrisches Bild dar¬ stellt, liegt daher in nächster Nähe seines concaven Randes, und diese Massenmitte kann nur seine anatomische Mitte sein. Die seine Masse scheidende Mittellinie kann daher allein als das Vorne der scoliotischen Wirbel¬ säule betrachtet werden, niemals die in der Convexität der Krümmung sich am meisten vordrängenden Wirbel¬ massen, 310 Carl Nicoladoni , Anders verhält sich die Fascia longitudinalis posterior, welche nur an der Zwischenwirbelbandscheibe adhärent ist, die Knochen aber überbrückt. Sie hat ihre Symmetrie nicht eingebtlsst, hat aber in den Cul- minationspnnkten der Verkrümmungen ihre Mittellage verlassen und ist stark gegen die Convcxität hinaus¬ gewandert, hat sich weit von der concaven Wurzel des Wirbelbogens nach der anderen Seite hin entfernt. Nur an den indifferenten Wirbeln liegt sie in der Mitte und ihre Hälfte bezeichnet dort allein das Hinten der Wirbelkörperreihe. An den Cuiminationen der Verkrümmung liegt dieser Punkt daher an der concaven Seite des hinteren Längsbandes. Man könnte ihn halbwegs genau dadurch ermitteln, dass man an einem indiffe¬ renteil Wirbel den Abstand der Randmitte von der Bogenwurzel in den Zirkel nähme und auf der Culmination der darüber liegenden Krümmung von der concaven Bogenwurzel her an der hinteren Wirbelwand auftrüge. Durch die Ermittlung dieser beiden Punkte erhält man allein eine befriedigende Sagittalaxe und weiter jene Ebene, um welche seinerzeit, zu Beginn der Scoliose, das anatomische Rechts und Links gleichmässig vertheilt war. Am scoliotischen Wirbel liegt sie ungemein asymmetrisch und theilt in einer eigentümlichen für den Totaleindruck der „Torsion“ bestimmenden Weise den Wirbelkörper in eine kleinere concave und eine bedeutend grössere convexe Hälfte, ein Missverhältnis, das insbesonders bei den Lendenwirbeln in die Augen fällt. Dieser Befund schon erweckt die Vermutung, dass diese enorme Knochenmasse aut Seite der Con- vexität an der Gesammtheit der Wirbelsäule den Eindruck der Torsion hervorrufe, dass durch sie der Ein¬ druck des Vorne gegen die Convexität der Krümmung gelenkt werde. Es lässt sich jedoch die asymmetrische Überentwicklung der convexen Wirbelhälfte noch aus Folgendem ersehen : Mit der Fascia longitudinalis posterior und ihrem festen Insertionspunkte an der Wirbelbandscheibe ist auch ein die Mitte des normalen Knochens bestimmender Punkt zur convexen Seite der Krümmung hinüber¬ gewandert, nämlich das Venenemissarium der hinteren Wirbelkörperwand. Auch an der höchsten Krümmung der scoliotischen Wirbelsäule deckt die Fascia longitudinalis posterior mit ihrer Mitte die Lmissarien zu. Untersucht man ferner den Querschnitt einer Bandscheibe, welche zwei in der höchsten Krümmung gelegene Wirbel verbindet, so steht der Nucleus pulposus immer in Mitte der convexen Wirbelhälfte, weit entfernt von der geometrischen Wirbelmitte. Um ihn herum ist der Wirbel nicht mehr concentrisch gruppirt, der Centralstrang der Wirbelsäule liegt excentrisch in der Convexität der Krümmung. Aus diesem anatomischen Verhalten resultirt eine Asymmetrie der Wirbelkörper, hervorgerufen durch ein zu Gunsten der convexseitigen Wirbelhälfte aufgetretenes vermehrtes Wachsthum. Aus diesem überreichen Wachsthume erklärte ich ferner die Asymmetrie der Wirbelbögen mit ihren Adnexen. Bei der vorwiegend sagittalen Wachsthumsrichtung des Brustwirbels, die sich bei der Scoliose wegen bedeutender Druckdifferenz zwischen der concav- und convexseitigen Körperhälfte um so mehr geltend machen muss, wird auch die convexe Bogenwurzel nach hinten gedrängt, mit ihr die ganze convexe Bogen hälfte, daher der Processus transversus sagittal gestellt und der Processus spinosus gegen die concave Seite gedrückt. An der Lendenwirbelsäule ist die Excentricität des Nucleus pulposus im Bereiche der convexseitigen Körperhälfte noch bedeutend auffallender, zum Beweise, dass dort wegen der auch sonst vorwiegend fron¬ talen Wachsthumsrichtung eine Vermehrung des Wachsthums nothwendig eine vermehrte Körperzunahme gegen die Convexität der Krümmung zur Folge habe. Der Eindruck der Torsion ist daher an einer halbwegs bedeutenden Scoliose des Lendensegmentes immer ein ungemein mächtiger, während die Bogenasymmetrie beträchtlich hinter den am Brustsegmente wahrnehmbaren analogen Verschiebungen zuiückbleibt. Aus allen diesen in erwähnter Abhandlung niedergelegten Befunden habe ich damals den Schluss gezogen, dass die sogenannte Torsion der scoliotischen Wirbelsäule nur der optische Gesammtausdruck dei hochgradigen Asymmetrie der einzelnen Wirbel sei. Lorenz hat nun in seiner 1886 erschienenen Pathologie und Therapie der Scoliose die Anatomie diesei Verkrümmung wieder vorgenommen, meinen Befunden eine von meiner Auffassung ganz abweichende Die Architeäur der scoliotischen Wirbelsäule. 31 L Deutung gegeben, und die Asymmetrie der scoliotischen Wirbel vorzüglich in einer Abknickung der convex¬ seitigen Bogenwurzel und des benachbarten Epiphysen-Antheiles des Wirbelkörpers gegen die concave Seite der Krümmung zu erkennen geglaubt. In Folge dessen habe die convexseitige Bogenwurzel nicht mehr die Bichtung nach hinten und aussen, wie an dem normalen Wirbel, sondern sie ist mehr sagittal gestellt; hingegen zeige die concavseitige Bogen¬ wurzel eine Abweichung nach der entgegengesetzten Bichtung. Dieselbe ist stärker nach vorne und aussen gerichtet als unter normalen Verhältnissen, nähert sieb daher mehr der frontalen Bichtung. Nachdem noch Lorenz mit besonderer Betonung auf einen eigentümlichen, gegen die Convexität der Krümmung aufsteigenden Verlauf der Knochenfaserung an der Corticalis der Wirbelkörper aufmerksam gemacht hat, erörtert er seine Idee über eine Torsion der scoliotischen Wirbelsäule folgendermassen: Die Abknickung der convexseitigen Bogenwurzeln und der an ihrer Basis befindlichen Partien der gleichnamigen Wirbelkörperhälfte in eine sagittale Richtung, und die Abknickung der concavseitigen Bogen¬ wurzeln und der angrenzenden Theile der gleichnamigen Körperhälfte in eine frontale Richtung sind jene Gestaltsveränderungen, welche die Torsion des knöchernen Gefüges der Wirbelkörper, der ganzen Wirbel¬ säule, repräsentiren. Da die Bogenwurzeln an der oberen Hälfte der Wirbelkörper inserirt sind und dem ent¬ sprechend auch die obere Hälfte derselben durch die Abknickung der Bogenwurzeln in ihrer Gestalt verändert wird, so ergibt sich daraus eine Incongruenz zwischen oberer und unterer Wirbelfläche. Die obere Fläche ist gegen die untere gerade so verschoben, als wenn der Wirbelkörper zwischen zwei Zangen gefasst und die obere Fläche gegen die untere im Sinne der Bewegung des Uhrzeigers gedreht worden wäre.“ Und weiter unten heisst es: „Die Architectur der Spongiosa des Wirbels ändert sich entsprechend der Ummodelung des Körpers. Die Knochenbälkchen , welche normaler Weise auf der oberen und unteren Fläche des Wirbels senkrecht stehen, liegen in schiefer Bichtung zwischen denselben, entsprechen mithin in ihrer Lage der schief aufstei¬ genden Faserung der Corticalis.“ „Die Torsion der scoliotischen Wirbelsäule besteht demnach in einer Torsion des Knochengefüges der¬ selben, wie es von Professor Albert1 schon vermuthuugsweise ausgesprochen wurde.“ Um diese hier in ihren wesentlichsten Punkten skizzirte Darstellung der Lorenz 'sehen Auffassung der scoliotischen Wirbelgestalt und ihrer Torsion gruppirt sich eine reiche anatomische Beobachtung, auf Grund welcher Lorenz meinen Befunden eine andere Erklärung gibt und meine Auffassung der Toision einei abfäl¬ ligen Kritik unterzieht. Fast gleichzeitig mit Lorenz hat Fischer die Torsion als eine das Knochengefüge in seinen Knochen¬ bälkchen mit sich ziehende drehende Gewalt aufgefasst; er ist aber in der Untersuchung um einen Schritt weiter gegangen und hat an frontalen Sägeschnitten dieser Auffassung entsprechende Zeichnungen gewonnen, auf welche ich im Nachfolgenden zurückkommen werde. Die von Lorenz gegebene Darstellung hat in der fachwissenschaftlichen Literatur eine vielfach beifällige Beurtheilung erfahren, namentlich hat Mikulicz in einem Referate der Wiener medicinischen Wochenschrift 1887 das Urtlieil abgegeben, dass nach den saebgemässen Erörterungen Lorenz’ die Frage der Torsion der scoliotischen Wirbelsäule eine endgiltige Lösung gefunden habe. Ich muss gestehen, dass ich bei dem Studium der Arbeit Lorenz’ in vielfacher Beziehung angeregt wurde dieses Thema von Neuem vorzunehmen und gewisse Punkte, auf welche ich jetzt erst besonders auf¬ merksam wurde, genauer durchzuarbeiten und die Frucht dieser Untersuchungen den Faehcollegen vorzu¬ legen, um so mehr als ich in einer Arbeit Kocher’s „Über die Schenk’sche Schulbank“ 2 durch die Bemer¬ kung „wir müssen doch Nieoladoni Recht geben, dass das ungleiche Wachsthum der Wirbelhälften einen erheblichen Antheil beiträgt zu dem Eindrücke einer Torsion der Wirbelkörper“ eine gewisse Aufmunterung 1 Albert, Lehrbuch der Chirurgie, II, S. 118. 2 Correspondenzblatt für Schweizer Ärzte, 1887, Nr. 11. 312 Carl Nicolacloni, empfing, auf dem einmal betretenen und von Seite eines gewiss nüchternen' und scharfen Beobachters als richtig erkannten Wege weiter fortzuschfeiten und zur Erkenntniss dieses complicirten Phänomens in der Pathologie der Scoliose meinen bescheidenen Theil beizutragen. Wie steht es nun mit dem Verlaufe der Knochcnbälkchen in der scoliotischen Wirbelsäule? Nach den bestimmten Angaben, welche Lorenz 1 über die Knochenfaserung der scoliotischen Wirbel¬ säule gegeben hat, war die Aufforderung nahe gelegt, die Architectur der scoliotischen Wirbelsäule präpara¬ torisch darzustellen, da er es versäumt hatte, diese interessanten Angaben durch eine entsprechende Abbildung zu illustriren. Unterzieht man sich dieser mühevollen Arbeit, die im Wesentlichen in einer Abtragung der Corticalis mit einem scharfen Messer und Hohlfeilcn des Wirbelkörpers besteht, wodurch es gelingt, den Verlauf der Knochenbälkchen unmittelbar unter der Compacta gegen einen untergelegten schwarzen Sammtgrund recht schön deutlich zu machen, so lässt sich an einer in dieser Art dargestellten scoliotischen Wirbelsäule, wie sie in Fig. I, II, III und IV auf photographischem Wege wiedergegeben ist, von diesen durch Lorenz so bestimmt hingestellten Thatsachen nichts entdecken. Über die Architectur der scoliotischen Wirbelkörper ist vielmehr Folgendes auszusagen: An den Keilwirbeln (Kocher) oder Scheitelwirbeln (Fischer) zeigt die unter der Compacta gelegene Spongiosa keinen bestimmten Typus in der Anordnung der Knochenbälkchen; der Charakter derselben ist ein ganz indifferenter, höchst ungeordneter. Je älter und hochgradiger eine Scoliose geworden ist, um so atrophischer ist das Gebälke eines Keilwirbels geworden, ein Verhalten, welches beim Aushöhlen und Zurechtfeilen der Wirbelkörper sehr bedeutend auffällt und alle Vorsicht erfordert, um das zarte, dünn¬ wandige Knochengewebe vor dem Zerbrechen zu bewahren. An den sogenannten Stützwirbeln (Fischer), d. h. jenen, welche von zwei Keilwirbeln am weitesten entfernt sind, und an deren Stelle die Krümmung der Wirbelsäule von der einen auf die andere Seite über¬ geht, welche daher von der Sagittalebene geschnitten werden, findet sich allein eine bestimmt auftretende Anordnung in der Architectur der Knochenbälkchen. Es sind dies jene Wirbel, an deren Oberfläche eine Schrägstellung der Knochenleisten erkannt werden kann, ein Umstand, der sowohl von Fischer als auch von Lorenz ganz besonders für die Annahme einer Torsion der scoliotischen Wirbel hervorgehoben wurde, und von welcher beide Autoren behaupten, dass man diese Torsion nicht blos an der Faserung der Compacta der Wirbelkörper erkennen, sondern, wie Fischer angibt, auch beim Durchsagen des Wirbels in frontaler Richtung an dem Verlaufe der Knochenbälkchen nachweisen kann. Ich erachte es als einen Missgriff, Uber die Architectur der Spongiosa der scoliotischen Wirbelkörper durch frontale Sägeschnitte in’s Reine kommen zu wollen. Sobald es sich bei der sogenannten Torsion der scoliotischen Wirbelsäule nicht mehr um eine Rotationsbewegung des ganzen Wirbels gegenüber den beiden benachbarten gegen die convexe Seite der Krümmung hin handeln kann, — eine Vorstellung, welche jetzt wohl von allen Autoren aufgegeben ist, — sondern sobald man sich, wie dies auch Lorenz ausdrücklich betont, bei der Torsion der scoliotischen Wirbelsäule der Vorstellung hingeben soll, dass das ganze Gefüge derselben, wie die Fasern eines nach einer Seite hin gedrehten Strickes, oder die Stofffasern eines ausgewun¬ denen Wäschestückes, gegen die Convexität der Krümmung hin gedreht sei, so darf man bei einer darauf hin gerichteten Untersuchung nicht mehr auf einfach frontale Sägeschnitte recurriren. Es muss vielmehr der Wirbel ausgehöhlt und die Architectur seiner Spongiosa an der unter der Compacta gelegenen Schichte des Knochens studirt werden, weil nur dort, — wenn es überhaupt bei der Scoliose eine Torsion des Knochen- gefüges gibt, — diese am entschiedensten ausgebildet sein kann, nach der Analogie mit dem gewundenen Wäschestücke. i L. c. S. 13 und 11. Die Architedur der scoliotischen Wirbelsäule. 313 Ls ist schon eine befremdende Thatsache, dass Lorenz angibt, 1 2 dass man die Torsionsfaserung' nicht immer gleich gut ausgeprägt findet. Im Allgemeinen ist sie um so auffälliger, je hochgradiger die Scoliose ist. „Merkwürdig ist, dass die Torsionsfaserung an den im Scheitel der Krümmung selbst gelegenen Wirbeln manchmal viel weniger in die Augen fällt, als an den Schenkeln der K rümmung.“ Nach den Ergebnissen meiner Untersuchungen muss ich sagen, dass ich eine gewundene, gegen die Convexität der Krümmung hin verlaufende Faserung der Spongiosa stets an den scoliotischen Scheitelwirbeln und ihren Nachbarn vermisst habe. Sie ist nur wirklich vorhanden als schräge Stellung der an der vorderen Seite eines Wirbelkörpers befindlichen Fasern der Compacta im Bereiche des Überganges einer Krümmung in die andere und wird bei totaler einfacher Scoliose ohne Gegenkrümmung vollständig vermisst. Was aber Fischer* an spiraliger Knochenfaserung im Bereiche der von ihm so genannten Zwischen- und StUtzwirbel zeichnet, entspricht den natürlichen Thatsachen durchaus nicht, und ein Blick auf diese giaphischen Hallucinationen lehrt, dass damit den architectonischen Verhältnissen der Wirbelspongiosa die willkürlichste Gewalt angethan wurde. In Bezug auf die Bedeutung der spiralen Faserung der Compacta an den Übergangswirbeln schliesse ich mich dei Ansicht Kocher s 3 an, dass bei der Abweichung der Wirbelsäule nach zwei verschiedenen Rich¬ tungen hin das vordere Längsband in schräger Richtung gezerrt wird, und diese Zerrungsrichtung auf das mit dem Bande innigst verbundene Periost übertragen wird. Ich accommodire mich dieser Anschauung Kocher’s jedoch nur in Bezug auf die Faserung der Compacta eines Schrägwirbels, muss aber hier sogleich hervorheben, dass man nach Klarlegung der ober¬ sten Schichte der Spongiosa an einer ganzen scoliotischen Wirbelsäule erkennt, dass nur den Übergangs¬ wirbeln allein ein regelmässig wiederkehrender Typus in der Anordnung der Knochenbälkchen eigentüm¬ lich ist. Während nämlich beim normalen Wirbel in der Spongiosa der Wirbelkörper die Knochenbälkchen der Hauptsache nach so angeordnet sind, dass sie auf der oberen und unteren Fläche derselben senkrecht stehen, so finden wir bei den scoliotischen Übergangswirbeln die eigentümliche Thatsache, dass die Hauptzüge der Knochenbälkchen im Allgemeinen die Anordnung quadratischer Geflechte zeigen, dass aber die Seiten dieser Quadrate die Begrenznngsflächen der Wirbelkörper nicht senkrecht, sondern schief treffen, und zwar um so schiefer (etwa in einem Winkel von 45°), je mehr der untersuchte scoliotische Übergangswirbel der Sagittal- ebene des Skeletes benachbart ist. Ich werde auf die Bedeutung dieser Anordnung der Knochenbälkchen spätei zurückkommen, um zu zeigen) wie gerade wegen des eben angezogenen Verhaltens die von Kocher gewählte Bezeichnung als Schrägwirbel eine höchst zutreffende genannt zu werden verdient. Ich wiederhole nochmals, dass nur die Schrägwirbel einer scoliotischen Wirbelsäule es sind, an deren obeiflächlich klargelegter Spongiosa der Blick durch einen eigentümlichen bestimmten Faserungsverlauf fest¬ gehalten wird. An den Scheitelwirbeln, d. i. an jenen, welche sich auf der Höhe einer Brustscoliose befinden, und an welchen, wenn es eine Torsion des Knochengefüges der scoliotischen Wirbelsäule gäbe, dieselbe ja am intensivsten zum Ausdrucke kommen sollte, wird in der Anordnung der Spongiosa ein bestimmter Faserzug vollständig vermisst. Es kann nach Abtragung der meist sehr ärmlichen Compacta dieser hochgradig asym¬ metrischen Wirbelkörper kaum irgendwo eine indifferenter gebaute Spongiosa aufgefunden werden, und es wird gewiss Niemandem, der den Blick auf die in Fig. I, II und III photographisch höchst anschaulich wieder¬ gegebene Architectur der am meisten in der Convexität der Krümmung gelegenen Wirbelkörper wirft bei¬ fallen, von einer torquirten Anordnung der Knochenbälkchen zu sprechen. 1 L. c. S. 13. 2 Über seitliche Rückgratsverkrümmung, Berliner klinische Woehensehrift, 1886, Nr. 21 S. 338. 3 Über die Sehen k’sche Schulbank, Correspondenz-Blatt für Schweizer Ärzte, 1887, Nr. 11 Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 314 Carl Nicoladoni, Aus der hier aufgedeckten Faserung spricht der absoluteste Indifferentismus eines atrophischen Knochens, an dessen statische Aufgaben heim Tragen des Körpergewichtes schon seit langer Zeit nur sehr untergeord¬ nete Ansprüche erhoben wurden. Wer sich der Mühe unterzieht, auf die hier dargethane Weise die Architectur einer scoliotischen Wirbe - säule aufzudecken, dem muss es auffallen, wie schwach und zerbrechlich der Körper eines auf der Hohe einer scoliotischen Krümmung stehenden Wirbels gefügt ist, wie er nur mehr auf der concaven Seite der Krümmung noch eine gewisse Festigkeit besitzt, während man an seiner convexen Seite alle Achtsamkeit darauf zu ver¬ wenden hat, dass die Arbeit der Feile nicht durch einen unbedachten Zug das weit- und zartmasehige ganz atypisch gestaltete Gefüge der Körperspongiosa einbreche. Diese Gefahr wird noch dadurch erhöht, dass das Knochengebälke stellenweise von grösseren Markräumen unterbrochen ist, die immer auf der convexen Seite des scoliotischen Wirbelkörpers angetroffen werden, zum Zeichen, dass au alten hochgradigen und endlich fixirten Scoliosen das Knochengewebe der am höchsten in der Convexität einer Verkrümmung gelegenen Wirbelkörper ausser jede statische Verwendung getreten ist und daher einem unvermeidlichen Zustande von Atrophie verfällt, der sich eben durch eine völlig atypisch construirte Spongiosa und durch eine vorzüglich die con¬ vexe Hälfte des scoliotischen Wirbels (siehe Fig. III, 3. Lendenwirbel) befallende Markraumbildung äussert. Es könnte nun eingewendet werden, dass diese Verhältnisse nur für hochgradige und alte, d. i. bereits fixirte Scoliosen gelten, in welchen wegen der schon seit langer Zeit geänderten statischen Verhältnisse die eben geschilderte Transformation des Knochengewebes eingetreten sei, welche keinen sicheren Ruckschluss erlaube auf jene Verhältnisse, welche der noch fortschreitenden, sich noch immer verschlimmernden Scoliose eigentümlich sind. _ , vLorenz hatzwar diesem Gedanken insofern keine Giltigkeit zuerkannt, als er in der Einleitung seines Buches über Scoliose die volle Berechtigung hervorhebt, aus alten Seoliosenpräparaten richtige Schlüsse auf die ganze Pathologie dieser üifformiät ziehen zu dürfen. Ich entnehme aber die Notwendigkeit, diesen Gedanken zu verfolgen, gerade der von Lorenz supponirten Theorie Uber die Ursache der von ihm fest¬ gehaltenen Torsion. t Sobald es der von Seite der Rippen den Bogenwurzeln entgegengestellte Widerstand ist, welcher bei der Entwicklung der Scoliose es mit hervorbringen soll, dass auf die Gegend des Ursprunges der Bogenwurzeln eine rotirende Gewalt ausgeübt wird, welche die obere Hälfte der Wirbelkörper so gegen die Concavitat der Verkrümmung hinüberdreht, als ob sie mit einer Zange gefasst wäre, so muss sich die WiiKung dieser winden¬ den Gewalt an dem Knochengefüge so lange deutlich aussprechen, als diese noch lebendig wirksam ist, d. h. gewiss an noch relativ jungen, in der Fortentwicklung begriffenen Scoliosen der Brustwirbelsäule. Fig. IV zeigt nun die Architectur der Spongiosa einer schwachen linksseitigen Scoliose einer erwachsenen Brustwirbelsäule, die am dritten Dorsalwirbel beginnt und am siebenten in eine die drei nächsten unteren Brustwirbel einnehmende rechtsseitige Scoliose übergeht. Hier waren die Wirbelkörper noch keineswegs atrophisch sie Hessen sich daher sehr dünn zurechtfeilen, ohne dass sie in Gefahr gekommen wären, an ihrer Oberfläche einzubrechen, wodurch es gelang, über die Architectur dieser geringgradigen Scoliose das m Fig. IV so anschaulich wiedergegebene Bild zu gewinnen. . Es wird gewiss Niemandem beifallen, bei Betrachtung dieser scoliotischen Wirbelsäule von einer Torsion der Knochenspongiosa der Wirbelkörper zu sprechen; es zeigt vielmehr die Anordnung des Gebälkes einen Typus, wie er dem normalen Wirbelkörper eigeuthümlich ist: es stehen die nach oben und unten gegen die Intervertebralscheiben auslaufenden Knochenbälkehen zumeist senkrecht auf den Abschlussflächen der Wirbel¬ körper, und nur auf den concaven Seiten derselben erscheinen die Maschen der Spongiosa enger, die Balkchen gröber, das Knochengefüge daher dichter als an der porösen convexen Seite der Verkrümmung. Ja am fünften noch auf der Höhe der Scoliose gelegenen Brustwirbel findet sich fast in der Mitte seiner Vorderseite in der oberflächlichen Spongiosa eine sternförmige Zeichnung, welche gewiss nicht vereinbar ist mit der Annahme einer Torsion, welcher das Knochengefüge der Wirbelkörper bei der Entwicklung einei ScoHose ausgesetzt ist. Die A rchitectvr der scoliotischen Wirbelsäule. 315 Ich habe aber trotz dieser Unfersuchungsresultate meine Bemühungen nicht aufgegeben, doch vielleicht noch eine Torsion, und zwar an der Compacta, zu finden. Zu diesem Zwecke wurde eine von ihrer Fascia longitudinalis anterior und ihrem ganzen Perioste befreite und nur durch die Bandscheiben zusammengebaltene hochgradig scoliotische Wirbelsäule mittelst verdünnter Salzsäure durch ein paai Page decalciniit, dann aus¬ gewaschen, darauf in Spiritus etwas gehärtet und schliesslich mittelst eines metallenen Stichels an der Ober¬ fläche der Wirbelkörper nach der gleichen Methode behandelt, welche Langer zur Aufdeckung der Faserung der Haut und auch der Knocbencompacta angegeben hat. Dabei konnte nur an den indifferenten Übergangs¬ oder Stutzwirbeln eine bestimmt ausgesprochene steilspiralige Faserung der Compacta nachgewiesen werden, welche jedoch nur auf die Vorderseite der Wirbelkörper, soweit sie durch den Ansatz des Ligamentum longi¬ tudinale anterius bedeckt wird, beschränkt blieb, während die Seitenflächen derselben nur eine steil auf¬ steigende Bichtung ihrer Faserzüge erkennen Hessen. An den Scheitelwirbeln ergab der Knochenstichel ein ganz gleichgiltiges Resultat; dort zerriss die äusserst dünne Compacta nach den verschiedensten Richtungen, oder wurde von dem Instrumente einfach durchlöchert, nicht anders, als hätte man ein gröberes 1 apiei auf gleiche Weise behandelt. (S. Fig. V.) Es ergab daher diese Art der Untersuchung wesentlich dasselbe Resultat wie die Feilenbehandlung des macerirten Knochens: jedweden Mangel einer Torsion und nur an den Stützwirbeln eine mit dem Verlaufe der Fascia longitudinalis anterior gleich angeordnete Faserung der Compacta der Wirhelkörper, an welche, wie die hier angestellten Untersuchungen lehren, sich allein die Annahme einer Torsion des Knochengefüges der gesammten scoliotischen Wirbelsäule klammern konnte. Ihr Anblick hat die Idee eines Gewundenseins aller Bestandteile der Wirbelsäule wachgerufen, die so¬ fort auch als Thatsache acceptirt wurde, ohne noch lange sich durch die Mühe eines objectiven Nachweises derselben aufhalten zu lassen. Eine viel interessantere Erscheinung als der Stichel ergab die Decalcinirung der scoliotischen Wirbel¬ säule für sich allein. Während nämlich ein paar Tage genügten, um aus den Wirbelkörpern — besonders den Scheitelwirbeln — die Kalksalze zu entfernen, blieben in der gleichen Zeit die Knochenmassen, welche an dieser alten und fixirten Verkrümmung in der tiefen Höhlung der Concavität der Scoliose aus der Verschmelzung der Wirbel- bogen, Processus articulares, Processus transversi und Rippenhälser untereinander gebildet wuiden, voll¬ kommen hart. Obgleich alle diese eben genannten Theile in allen ihren Durchmessern an der concaven Seite einer Brustscoliose verschmächtigt sind, so ist die innere Structur derselben doch eine so dichte und kalki eiche, dass eine Säurebehandlung, welche genügte, den übrigen Theil derselben Wirbelsäule zu entkalken, an der Dichtigkeit der erwähnten Knochentheile nichts änderte. Es hat dieser Umstand den Anstoss zu einer weiteren Untersuchung der einzelnen scoliotischen Wirbel¬ körper gegeben, welche dahin gerichtet war, die asymmetrische Vertheilung des Knochenmateriales in der¬ selben zu stndiren. Ich werde aber darauf erst später an einem geeigneteren Orte zurückkommen. Das Aushöhlen und Feilen der scoliotischen Wirbelkörper gewährt auch in anderer Beziehung wichtige Vortheile. Man bekommt Uber die Form des Körpers und die Vertheilung der Knochenmasse eine Unmittel¬ barkeit der Anschauung, wie sie durch die blos oberflächliche Betrachtung des Knochens niemals gewonnen wird. Besonders ist es die Lage des hinteren Venenemissariums, welche in ihrem Verhältnisse zur Knochen¬ masse des Körpers durch dieses Verfahren allein deutlich gemacht werden kann. Ich habe in meiner ersten Abhandlung 1 darauf hingewiesen, dass dieses constante, an der normalen Wirbelsäule die Medianlinie markirende und von dem Ligamentum longitudinale posterius überbrückte Foramen an scoliotischen Wirbelsäulen sammt dem erwähnten Bande stets gegen die Convexität der Verkrümmung PP* i Die Torsion der scoliotischen Wirbelsäule, Erlangen 1888. 316 Carl Nicoladoni , hinüberwandere und daraus einen Schluss auf die gegen diese Seite hin vorzüglich gerichtete Wachsthumszu- nahme des Wirbelkörpers zur Zeit der Entwicklung der Scoliose gezogen. Lorenz hat die Sache anders aufgefasst, indem er entsprechend seiner schon mehrfach hervorgehobenen Theorie der Abknickung der convexseitigen Bogenwurzeln gegen die Concavität der Scoliose hin, die Distanz jener von dem entsprechenden Emissarium sich verkleinern liess. Ich werde auf das Meritorische dieser Auffassung noch bei der Besprechung des Ligamentum longitudinale posterius zurückkommen und vorläufig zuerst nur auf die Lage des so wichtigen Emissarium posticum zur Wirbelkörpermasse hinweisen. Fig. VI zeigt einen ausgehöhlten zehnten Brustwirbel einer hochgradigen Scoliosis dorsalis sinistra convexa eines erwachsenen Individuums (aus Fig. I u. II) von oben her gesehen. Die Contouren dieser Abbildung wur¬ den durch Zeichnung mit dem Lucae’schen Apparate gewonnen, können daher als höchst genau genommen werden. Richtung und Gestalt der Bogenwurzeln, Asymmetrie des Foramen vertebrale, Keilgestalt des Körpers verrathen den hochgradig scoliotischen Wirbel. In der Höhlung des Wirbelkörpers sieht man die Lage des von vorneher aufgedeckten Emissariums. Dieses liegt nun ganz unverkennbar weit in der convexen Seite der Wirbelkörpermasse selbst. Die Ent¬ fernung desselben zu allen Punkten der die convexe Masse des Wirbelkörpers begrenzenden Oberfläche ist um ein Beträchtliches geringer als die Entfernung von der concaven Seite, und es wird Niemand, der die so dargelegten Verhältnisse überblickt, zu dem Eindruck gelangen, dass diese Verschiebung der Entfernungen durch eine Abknickung der convexseitigen Bogenwurzel und des benachbarten Körperantheiles nach der anderen Seite hinüber zu Stande gekommen sei. Fig. VII zeigt den vierten Lendenwirbel aus derselben Scoliose in seinem Körperantheile ausgehöhlt. Das hintere Venenemissarium steht wieder weit in der Convexität, dabei ist aber das Foramen vertebrale wenig asymmetrisch gestaltet, und die convexseitige Bogenwurzel selbst zeigt keine auffallende Neigung gegen die concave Seite der Difformität, wie ja überhaupt die Bogenwurzeln und die Processus articulares der scoliotischen Lendenwirbeln ganz eigenartige Gestalt- und Grössen Verhältnisse auf¬ weisen, die später noch näher besprochen werden sollen. Fig. VIII zeigt den ausgehöhlten vierten Brustwirbel der in Fig. IV wiedergegebenen schwachen linkscon¬ vexen Dorsalscoliose. — Trotz der geringen Keilgestalt des Wirbels und der damit in Zusammenhang stehenden geringen Asymmetrie des Wirbelbogens und der im Lorenz’ sehen Sinne geringen Ab¬ knickung der convexseitigen Bogenwurzel und benachbarten Körperantheiles steht das hintere Venen¬ emissarium weit in der Convexität der Krümmung, zumBeweise, dass seine relative Lageveränderung zu den Bogenwurzeln keineswegs durch eine Lageveränderung dieser letzteren bedingt sei. Fig. IX repräsentirt den geringfügig keilgestalteten zweiten Brustwirbel derselbigen Scoliose ; — das Emissarium liegt bereits wieder gegen die convexe Masse des scoliotischen Wirbels verschoben, während an diesem paradoxen Knochen mehr eine Abknickung gerade der concavseitigen Bogenwurzel gegen die Con¬ vexität hinüber in der eigenthümlich asymmetrischen Gestalt des Bogenringes erkannt werden könnte. Nach diesen Befunden glaube ich, dass meine 1. c. ausgesprochene Ansicht noch zu Recht bestehen könne, und dass der Befund an ausgehöhlten scoliotischen Wirbeln aufs deutlichste zeige, es sei diese relative Lage¬ veränderung des Venenemissariums durch eine vorzüglich gegen die convexe Seite der Scoliose hin gerichtete Wachsthumsentfaltung der Wirbelkörper allein hervorgebracht worden. Diese einseitige Wachsthumsentfaltung bedingt die zu Gunsten des convexseitigen Wirbelantheiles auf¬ tretende Asymmetrie mit ihren an dem Wirbelbogen wahrnehmbaren und 1. c. des Breiteren auseinander¬ gesetzten Folgeerscheinungen. Eine kurze Beachtung verdienen noch die Rippen-Wirbelgelenke einer scoliotischen Brustwirbelsäule, weil ihre Lage ein Wort mitzusprechen hat bei der Frage, ob die Rippenköpfchen bei der Erzeugung der die Wirbelkörper torquirenden Gewalt ein drängendes Moment abgeben können. Die Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. 317 Es ist keine neue Beobachtung, dass auf Seite der Coneavität der Scoliose die Bippenwirbelgelenke tief gegen die Wirbelkörper hinein verschoben werden, und daher etwas weiter ab von den Intervertebrallöchern zu sitzen kommen. — Ein umgekehrtes Verhalten zeigen die gleichen Gelenke an der convexen Seite der Verkrümmung. Auffallend weit in den Wirbelbogen hinaus verschoben aber war das Rippengelenk an der convexen Seite des zwölften Brustwirbels der in Fig. I, II dargestellten Scoliose. Dieser zwölfte Brustwirbel war entschieden schon als ein Scheitelwirbel der Krümmung zu betrachten, wie dies seine ausgesprochene Keilgestalt zu erkennen gibt. An seiner niedrigen concaven Seite sass das Rippengelenk entschieden weiter nach vorn, schon im Bereiche des Wirbelkörpers selbst. Ich glaube, dass dieser verschiedene Stand der Rippengelenke unsere Aufmerksamkeit in hohem Grade fesseln muss, und dass sie bei der Überlegung, wie die von Lorenz aufgestellte Theorie des Zustande¬ kommens der Torsion zu beurteilen sei, sehr in Frage komme. Soll die torquirende, d. i. die die Bogenwurzel gegen die Coneavität der Scoliose hin abknickende Gewalt noch dadurch zu Stande kommen, dass die nach einer Seite hin sich abbiegende Wirbelsäule dort auf den Widerstand der Rippenköpfchen trifft, so folgt daraus, dass an der concaven Seite durch die nach der entgegen¬ gesetzten Richtung sich ausbiegende Wirbelsäule die Rippenköpfe um eben so viel nachgezogen werden müssen, als sie an der convexen Seite weggedrückt wurden und wieder zurückgedruckt haben. Man müsste daher alles andere eher erwarten, als die Thatsachen lehren. Ein solcher Mechanismus müsste doch eher die Rippengelenke an der convexen Seite mehr gegen die Wirbelkörper drängen und umgekehrt an der concaven Seite mehr gegen die Wirbelbögen hinauszerren, während in Wirklichkeit gerade das entgegengesetzte Verhalten sich einstellt. Ich will damit nicht in Abrede stellen, dass die von Lorenz angegebenen Druckverhältnisse an der con¬ vexen Seite der Krümmung wirklich existi'ren; dafür sprechen ja die Gestalt der convexseitigen Rippen und die Richtung der convexseitigen Processus transversi, aber die Lageveränderung der concaven und convex¬ seitigen Rippengelenke sprechen zu deutlich dagegen, dass durch diese Druckverhältnisse eine torquirende Kraft auf die entsprechenden Wirbelkörper ausgeübt worden sei. Ich habe seinerzeit zur Bestimmung des anatomischen Vorne der scoliotischen Wirbelsäule ein grosses Gewicht auf den Befund an dem vorderen Längsbande gelegt. Ich habe nachgewiesen, dass das mittlere Fas- cikel desselben asymmetrisch gestaltet sei in der Weise, dass die Fasern desselben an der concaven Seite der Verkrümmung zu einer massigen vorspringenden Falx zusammengedrängt werden und habe dem entsprechend das anatomische Vorne der scoliotischen Wirbelsäule hinter die Massenmitte des asymmetrisch gestalteten vorderen Längsbandes verlegt. Diese Auffassung hat bei Lorenz keine Gnade gefunden, und er erklärt den eigentümlichen Befund am vorderen Längsbande kurzweg mit der Bemerkung, es sei eine altbekannte Erscheinung, dass bei jeder Diffor- mität die an dem verkrümmten Skelettheil gelegenen Weichtheile die Neigung besitzen, sich gegen die Con- cavität einer Krümmung zusammenzudrängen. Aber erstlich ist diese so hingeworfene Behauptung nur teil¬ weise zutreffend und kann ferner nicht so ohne weiters gleich auf die Wirbelsäule angewendet werden. Es ist wahr, dass bei einem Klumpfusse die dorsalen Sehnen gegen den inneren Fussrand hin zusammen¬ geschoben sind, und das umsomehr, je hochgradiger der Fuss im Sinne der Supination und Adduction ver¬ bildet ist, und es scheint, dass diese Lageveränderung der Sehnen als Paradigma für die obige Behauptung Lorenz vorgeschwebt habe. Das vordere Längsband ist aber seitlich gar nicht verschiebbar, sondern hängt innig mit dem Knochen zusammen, und wer sich die Mühe genommen hat, einen Wirbelkörper von seiner Fascia longitudinalis anterior freizumachen, der wird sich überzeugt haben, dass dies ohne Ablösung des Periostes ein Ding der Unmög¬ lichkeit sei; nur Uber der Zwischenwirbelbandscheibe ist sie durch lockeres Zellgewebe lose fixirt, während 318 Carl Nicoladoni, das schmale hintere Längsband gerade das entgegengesetzte Verhalten zeigt, mit der Zwischenwirbelscherbe innig verbunden ist, und die hintere Fläche des Wirbelkörpers entsprechend seinen venösen Emissarien hoch Uberbrückt. Ich habe bei meinen vielfachen Präparationen scoliotischer Wirbelsäulen mich von der Richtigkeit dieses durch Luschka präcise dargelegten Verhaltens überzeugen können, und hebe dies deswegen hervor, da von den Anatomen von Fach darüber verschiedene Angaben gemacht werden. Bei dieser innigen Fixation der Fascia longitudinalis anterior ist es daher schlechterdings unmöglich, dass dieses Band so ohne weiters gegen die Concavität der scoliotischen Verkrümmung hinüberrutsche, eben so wenig als es uns einfallen kann, zu behaupten, dass das Periost des scoliotischen Wirbels sich gegen seine concave Seite zusammenfalten müsse. Sobald man sich aber überzeugt hat, dass vorderes Längsband und Oberfläche des Wirbelknochens ein innig miteinander Verbundenes darstellen, so kann gegen die Richtigkeit der Annahme, dass das anatomische Vorne des Wirbelkörpers hinter der Massenmitte des mittleren Fascikels der Fascia longitudinalis anterior, also mehr gegen den concaven Rand der Falx zu, gesucht werden müsse, kein begründetes Bedenken mehr erhoben werden. Das vordere Längsband hat aber für das Verständniss der Wirbelasymmetrie noch eine andere Bedeutung, auf welche ich in meiner ersten Abhandlung nicht so ausdrücklich hingewiesen habe. Diese erhält es in seinen, die seitlichen Flächen der Wirbelkörper überziehenden Antheilen. Fig. X, XI. Während das mittlere Fascikel der Fascia longitudinalis anterior ein glattes, einheitlich gewobenes, straffes Ligament darstellt, besteben die seitlichen Antheile derselben — ich spreche hier nur von der Brust¬ wirbelsäule - aus mehreren, von einander durch Spalten getrennten Bündeln, zwischen welchen ziemlich constante und ansehnliche Venen aus dem Wirbelkörper emportauchen. Diese seitlichen Bündel sind an der convexen Seite der Scoliose breit und dünn, die zwischen ihnen entstehenden Spalten weit und wie ausein¬ andergezogen, während an der concaven Seite die entsprechenden Züge aufeinander zusammengerückt, wie auf einem engeren Terrain zusammengeschoben erscheinen. Ich habe schon früher daraus einen bestimmten Schluss auf eine Umänderung der hinter dem Längsbande gelegenen Knochenmasse gezogen und muss auf Grund eingehender Untersuchungen des vorderen Längs¬ bandes den Ausspruch erneuern, es könne dieses asymmetrische Verhalten seiner drei Hauptbündel mcits anderes bedeuten, als dass der mit ihm innig verwobene dahinter liegende Knochen auf Seite der Convexitat nach allen Richtungen hin mehr gewachsen, auf Seite der Concavität jedoch im Wachsthume zurückgeblieben sei Der Scheidepunkt zwischen diesen beiden Territorien liegt an der vorderen Wirbelkörperfläche hinter der Massenmitte des vorderen Längsbandes, und dieses ist bei einer hochgradigen Scoliose auf der Höhe der Brustkrümmung von dem dazu gehörigen Rippengelenke der convexen Seite fast zweimal soweit entfernt als von dem der concaven Seite. Mit dieser Auffassung der Asymmetrie der scoliotischen Wirbelkörper stimmt das eigentümliche Verhalten anderer, höchst wichtiger Bänder überein, welchen ich früher keine besondere Auf¬ merksamkeit geschenkt habe. Es sind dies die Ligamenta radiata, welche in zwei verschieden mächtigen Bündeln von den Rippen¬ köpfchen entspringen, und in einem schmächtigeren oberen und stärkeren unteren Anteil fächerförmig in die lateralen Flächen der Brustiyirbelkörper ausstrahlen. Auf der Höhe einer Scoliose des Dorsalsegmentes der Wirbelsäule zeigen die den Scheitelwirbeln der Krümmung angehörenden Ligamenta radiata ein von einander durchaus verschiedenes Verhalten. Ich verweise hier auf Fig. X und Fig. XI, welche, von einem sehr geeigneten Bänderpräparate ent¬ nommen, die Unterschiede zwischen rechts und links sehr prägnant hervortreten lassen. Das mächtigere untere Bündel des Ligamentum radiatum, welches hier besonders in Frage kommt, ist an der concaven Seite kurz, straff und eng gefasert, während an der convexen Seite des gleichen Wirbels dieses Band sich in doppelt so langen, auseinander gefaserten, nahe an die seitlichen Venenemissarien herankommenden Zügen verbreitet. Die Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. 319 Die Verbreitung und Dehnung des Ligamentum radiatum, zusammengehalten mit der Verdünnung der seitlichen Fascikel des Ligamentum longitudinale anterius und dem weiten Klaffen der dazwischen liegenden Spalten für die Emissarien an der convexen Seite, verglichen mit den gerade entgegengesetzten Verhältnissen an der concaven Seite des scoliotischen Scheitelwirbels, zeigen doch aufs deutlichste, dass die unter den besprochenen Bändern gelegenen Knochenmassen an der convexen Seite nach, allen Lichtungen hin in einem Verhältnisse stärker gewachsen sind, wie dieses nicht besser als durch die Längendifferenzen der in Frage kommenden Ligamenta radiata ausgedrückt werden kann. Der Verlauf und die Länge des Ligamentum radiatum der convexen Seite des scoliotischen Wirbels stimmt auch in gar nichts überein mit der von Lorenz gewollten Torsion und ihrer Erklärung. Handelt es sich wirklich beim arg scoliotischen Wirbel um ein Gewundensein des ganzen Knochengefüges, seiner Spongiosa und Compacta, gegen die Convexität der Krümmung hin, hervorgerufen durch einen von den convexseitigen Rippen her ausgeübten, die Bogenwurzeln gegen die Concavität hin abknickenden Druck, in Folge dessen die obere Hälfte des Wirbels gegen die Con¬ vexität wie mit den Branchen einer immerfort wirkenden Zange gedreht wird, so müssten doch die Spuren dieser Drehung auch an den mit den Knochen innigst verbundenen Bändern zu erkennen sein. Aber weder zeigt das Ligamentum longitudinale anterius im Bereiche der Scoliose auch nur eine leise Andeutung einer spi¬ ralig aussehenden Windung, noch auch zeigen die Ligamenta radiata ein solches Verhalten, welches mit dieser supponirten Torsion in Einklang gebracht werden könnte. Es müsste dann doch das Ligamentum radiatum der convexen Seite eher kürzer, das der concaven Seite eher länger geworden und die Fasern und Bündel des convexseitigen Ligamentes müssten eher aufeinander zusammengeschoben sein, anstatt sich, fächerförmig aufgelöst, mit auseinander fahrenden Zügen an der con¬ vexen Seitenfläche des scoliotischen Wirbels in doppelter Längsausdehnung zu verbreiten, wie dies thatsäch- lich der Fall ist. Nur an einer Stelle bietet das vordere Längsband das Ansehen eines sanft spiraligen Verlaufes. Das ist an der Vorderfläche der in mehrfacher Hinsicht eigentümlich sich verhaltenden indifferenten Wirbel, an welchen der Übergang zwischen entgegengesetzte Krümmungen vermittelt wird, und vor welchen das Liga¬ mentum longitudinale anterius den Umzug von der concaven Seite der oberen Scoliose zu jener der unteren vorbereitet. Vor dem indifferenten (Stütz-) Wirbel hört die Falxbildung auf, um am unteren Nachbar mit zartem Rande an entgegengesetzter Seite wieder zu beginnen. So lange die Fasern des Ligamentum longitudinale anterius Uber die Vorderseite der Stützwirbel hinüber streichen, bewerkstelligen sie dies in gleichmässig vertheilten Zügen angeordnet, den Übergang von einer Seite der Krümmung zur anderen suchend, in Form einer sanften Spirale. Die Spuren dieser Anordnung findet man nach der Maceration der Knochen an der Vorderseite des scoliotischen Stützwirbels und diese sanft spiralige Zeichnung in der Rinde des Knochens ist nur ein Abdruck des innig mit ihm in Verbindung gestandenen Bandes, nicht aber der Ausdruck einer Torsion des ganzen Knochengefüges, denn sie findet sich nur an der Vorderseite des indifferenten scoliotischen Wirbels, wo früher das Ligamentum longitudinale anterius haftete, niemals aber in seinen Flanken. Ich muss hier noch mit einigen Worten auf das Ligamentum longitudinale posterius zurückkommen, um an seinem Verhalten zu zeigen, wie wenig allgemeine Giltigkeit die von Lorenz aufgestellte Behauptung besitze, dass es eine ganz regelmässige Erscheinung sei, wenn an einer Verkrümmung die benachbarten Weichtheile und so auch die Ligamente in die Concavität derselben hinübergleiten. Ich habe entsprechend dem von Luschka so richtig und klar hervorgehobenen Verhalten dieses schmalen Bandes, seinem innigen Zusam¬ menhänge mit der Zwischenwirbelbandscheibe allein und seiner vollkommenen anatomischen Unabhängigkeit von dem Wirbelkörper, die an ihm bei Scoliose so merkwürdige Erscheinung dadurch zu erklären gesucht, dass ich sagte, es wandere dieses Band im Laufe der Entwicklung einer Scoliose gegen die Convexität der Verkrümmung hin, weil es von der in Folge einseitiger Belastung vorzüglich in dieser Richtung hin wachsen¬ den innig verbundenen Zwischenwirbelbandscheibe mitgenommen werde. 320 Carl Nicoladoni, Lorenz hat dem gegenüber sich veranlasst gesehen, das eigentümliche Verhalten des hinteren Längs¬ bandes durch das Abgeknicktsein der convexseitigen Bogenwurzel gegen die Concavität der Krümmung hin zu erklären und in diese Auseinandersetzung, wahrscheinlich um die Kurzsichtigkeit meiner Darstellung auf das grellste zu beleuchten, das Sprichwort eingeflochten, nicht der Berg, d. i. das Ligamentum longitudinale posterius, komme zum Propheten, d. i. die convexseitige Bogenwurzel, sondern umgekehrt der Prophet zum Berge. Mit dieser geistreichen Bemerkung hat Lorenz zweifellos doch angenommen, dass der Berg ruhig stehen geblieben sei, damit der Prophet sich ihm in einer seiner Theorie entsprechenden Bequemlichkeit nähern könne, und so die Thatsache anerkannt, dass es ah und zu auch Verkrümmungen gebe, wo die benachbarten Weichtheile einem allgemeinen bekannten Gesetze nicht gehorchen und nicht in die Concavität der Difformität hinübergleiten; denn mit seiner Auseinandersetzung hat Lorenz wohl das Hinüber wandern des hinteren Längsbandes gegen die Convexität der Krümmung geläugnet, aber mit der Anwendung seines interessanten Vergleiches gewiss nicht gemeint, dass das Ligamentum longitudinale posterius gegen die Concavität der Scoliose hinübergerutscht wäre. Ich werde sofort gelegentlich der Verhältnisse an dem Zwerchfelle, der Aorta und dem Oesophagus scoliotischer Individuen auf dieses „Verschiebungsgesetz“ der Weichtheile difformer Knochensysteme noch mit einigen kurzen Bemerkungen zurückkommen. Die Frage um die Torsion der scoliotischen Wirbelsäule muss nämlich noch eine besondere Rücksicht auf die von derselben entspringenden, oder mit ihr in einer näheren Verbindung stehenden übrigen Weichtheile nehmen. Unter diesen interessiren uns vor allem das Zwerchfell, die Mm. Psoas, die Aorta und der Oesophagus, also Weichtheile, welche mit der Vorderseite der Wirbelsäule in Verbindung stehen. Fig. XII zeigt die Abbildung einer in dem Innsbrucker anatomischen Secirsaale gefundenen dextrocon- vexen Lumbalscoliose, welche am dritten Lendenwirbel beginnt, am ersten Lendenwirbel ihren Höhepunkt erreicht und bis zum zehnten Brustwirbel nach aufwärts sich erstreckt. Vierter und fünfter Lendenwirbel sind nach links hin schwach convex ausgebogen. Die inneren Crura der Portio vertebralis des Zwerchfelles entspringen hier gerade an dem entschieden scoliotisch verbildeten zweiten Lendenwirbel, während die Crura media ihren Ursprung von dem auf dem Höhepunkte der Scoliose stehenden ersten Lendenwirbel nehmen. Sobald man annimmt, dass die Scoliose eines jeden Segmentes der Wirbelsäule von einer Torsion des ganzen Gefüges derselben begleitet sein müsse, so folgt daraus, dass an einer scoliotisch stark verbogenen Lendenwirbelsäule, wegenGrösse der constituirendenKnochen, diese Torsion sich am sinnfälligsten an der Ober¬ fläche derselben wird äussern müssen. Wir müssten daher erwarten, dass in unserem Falle, gerade im Bereiche des zweiten und ersten Lendenwirbels, die Erscheinungen der Torsion an den am meisten torquirten Theilen der Wirbel, d. i. an ihrer Oberfläche, sich kundgeben werden. Dort aber entspringen gerade die leicht verschiebbaren schlanken inneren und medialen Fascikel des Diaphragmas, und wir müssten unter der Annahme der Torsion der darunter liegenden Wirbelsäule darauf gefasst sein, auch an ihnen die deutlichen Zeichen einer Torsion wahrzunehmen. Es ist aber davon so gut wie gar nichts zu sehen. Der über 1 cm breite rechte innere Schenkel besitzt zwei verschiedene sehnige Insertionen, wovon die äussere fächerförmig, mit gleicbmässiger Faservertheilung sich an die Vorderfläche des zweiten Lendenwirbels anheftet, während die innere noch überdies Fortsätze Uber die nächste Zwischenwirbelbandscheibe nach abwärts schickt, welche sich in dem mächtigen vorderen Längs¬ bande des dritten Lendenwirbels verlieren. Die mittleren vertebralen Fascikel steigen von dem ersten Lendenwirbel direct nach aufwärts empor in die Masse der Pars carnosa diaphragmatis, das convexseitige Bündel ist aber fast dreimal so breit, als das gleichnamige der concaven Seite der Krümmung. 321 Die Architectvr der scoliotischen Wirbelsäule. Der Hiatus Aortae ist lang und sehr geräumig, desgleichen die seitlichen Spalten für Vena azygos und hemia- zygos. Alle diese Verhältnisse vertragen sich doch gewiss nicht mit der Annahme einer Torsion der dahinter gelegenen Wirbelsäule. Gerade so wie an einem eben ausgewundenen Wäschestücke alle daran hängenden Bänder, Spitzen und dgl. die gleiche Torsion mitmachen, gerade so müssten die von der Wirbelsäule entsprin¬ genden Fascikel des Diaphragmas doch ein Weniges um den convexen Theil der Lendenscoliose herum¬ gewunden sein, wenn die dahinter gelegene Wirbelsäule in allen Antheilen ihres Gefüges nach der Convexität der Verkrümmung hin gewunden wäre. Eine gleiche diagnostische Bedeutung für die Torsion der scoliotischen Wirbelsäule kommt dem Ursprung des Musculus Psoas an den Wirbelkörpern zu. Dieser ist in unserem Falle markirt durch sehr schön entwickelte Sehnenbögen, welche über die Concavität der seitlichen Wirbelflächen hinübergespannt sind. Was vom Wirbelkörper inmitten dieser Sehnenbögen gelegen ist, gehört zweifellos zur Vorderseite der Wirbelsäule, und wir können von dieser an unserem Muskelpräparate nicht aussagen, dass sie eine Windung gegen die convexe Seite der Verkrümmung eingegangen sei. Sie sieht im Gegentheile, als Ganzes genommen, noch entschieden nach vorne. Bei einer Torsion der dahinter gelegenen Wirbelsäule müssten die Ursprünge der Mm. Psoas an der con- caven Seite der Krümmung Uber die Seitenflächen der Wirbelkörper herübergezogen, an der convexen Seite der Scoliose hingegen in ihren Fasern nach hinten zusammengeschoben sein, was jedoch in der That nicht der Fall ist. Wie Fig. XII zeigt, ist an dem medialen Ursprünge des Ileo-Psoas nicht die Spur einer Torsion zu bemeiken. Wohl aber sieht man, dass die zum Ursprünge dienenden, über die seitlichen Flächen der Wirbel¬ körper hinübergespannten Sehnenbögen auf Seite der Concavität kurz und scharf gekrümmt sind und mit der tiefen Auskehlung der concavseitigen schmächtigeren Wirbelhälfte geräumige Lücken bilden helfen, während an der convexen Seite der Scoliose diese Verhältnisse gerade die entgegengesetzten sind. Es muss noch auf die Stellung der inneren Fascikel der vertebralen Zwerchfellinsertionen zu den benach¬ barten Sehnenbögen des medialen Ursprunges des Mm. Psoas aufmerksam gemacht werden. Dort, wo die beiden inneren Crura sich berühren, also die untere Spitze des Hiatus Aortae bilden, ist zweifellos das anatomische Vorne des scoliotisch arg verbildeten zweiten Lendenwirbels zu suchen. Der Abstand des am selben Wirbel haftenden Sehnenbogens für den M. Psoas der convexen Seite der Krümmung von diesem medialen Punkte, ist um mindestens ein Drittel grösser als der des concavseitigen Sehnenbogens, eine Anordnung, welche wieder auf das deutlichste zeigt, dass die Haftpunkte des eonvexsei- tigen Sehnenbogens im Laufe der Entwicklung der Scoliose eine mächtige Verschiebung gegen die convexe Seite der Verkrümmung erfahren haben. Ein eigenthümliches Verhalten zeigten die Ursprünge des M. Psoas von den Seitenflächen des vierten, dritten, zweiten, ersten Lendenwirbels einer linksseitigen Lumbalscoliose, welche ich der Güte des Professors H. Chiari in Prag verdanke. Diese Scoliose war in dem beigegebenen Parere als osteoporotische Wirbelsäule eines sechzehnjährigen, an chronischer Tuberculose der Lungen und tuberculöser Caries des Darmbeines, ver¬ storbenen Mädchens bezeichnet. Sie war eine auf die ganze Lendenwirbelsäule gleichmässig vertheilte, mittelhochgradig entwickelte Scoliose, an welche sich nach aufwärts eine Uber das ganze Dorsalsegment gleichmässig vertheilte, sanfte, rechtsseitig convexe Scoliose anschloss. Der rechte Psoas entsprang an der Concavität der Krümmung unter Bildung scharfer Sehnenbögen, während am linken Psoas alle seine Ursprünge in eine einzige, medial gelagerte, schmale, nach vorne zu sehende, Uber die vordere Partie des ersten, zweiten, dritten und vierten Lendenwirbels herablaufende Sehne zusammenschmolzen, welche ohne deutlich sichtbare Abgrenzung in den sehnigen Ursprung des mittleren Fascikels der vertebralen Portion des Zwerchfelles überging. (S. Fig. XIII aaaa.) Ein solcher ununterbrochener, in sanftem Bogen Uber die Convexität der Lumbalkrümmung herabsteigender Verlauf des inneren Psoas-Ursprunges ist ganz unverträglich mit der Annahme einer mit der Höhe der Con- vexitat anwachsenden Torsion des ganzen Wirbelkörpergefüges, und ein Blick auf die einer Photographie ent¬ nommene Abbildung zeigt, dass auch der optische Eindruck des Torquirten durch die Belässüng der eben Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. ^ 322 Carl Nicoladoni, näher gewürdigten Weichtheile bedeutend abgeschwächt erscheint. Auch an der Brustwirbelsäule lässt diese Scoliose den Eindruck der Torsion vermissen. Ich glaube aus später zu erörternden Gründen annehmen zu dürfen, dass in dem in Fig. XIII abgebildeten Falle nicht eine Scoliose der Entwicklungsjahre vorliege, sondern eine solche, welche erst später, gegen die Vollendung des Knochenwachsthumes hin, begünstigt durch eine am ganzen Skelete verbreitete, nicht zu verkennende Atrophie der Knochen, unter der Einwirkung von verkrümmenden, durch langes Krankenlager bedingten Einflüssen, zu Staude gekommen war. Auch die übrigen vertebralen Fascikel der Diaphragma- Ursprünge dieses Präparates zeigen duichaus keinen gewundenen Verlauf, sondern verhalten sich an dieser nach links convexen Lendenwiibelsäule genau so, wie an dem oberen des Breiteren geschilderten Falle von rechts convexer Lumbalscoliose. Über den Oesophagus scoliotischer Individuen hat jüngst v. Hacker 1 sehr interessante Aufschlüsse gegeben, die wegen der Sondirung dieses Organes von besonders practischer Wichtigkeit sind. Für uns ist dieThatsache besonders bemerkenswert!], dass dieses so bewegliche Rohr keineswegs immer die Concavität der Verkrümmung aufsucht, v. Hacker äussert sich darüber folgendermassen: „Der Einfluss der seitlichen Verkrümmungen der Wirbelsäule auf den Verlauf des Oesophagus ist im Allgemeinen ein geringer, nie macht die Speiseröhre die Krümmungen derselben vollständig mit, wie dies bei der Brustaorta der Fall ist, die immer dicht an der linken Seite derselben lagert, und in Folge dessen mitunter im unteren Brusttheile selbst rechts vom Oesophagus zu liegen kommen kann. In Fällen sehr hochgradiger Scoliose findet jedoch, wenn zwei sich compensirende Krümmungen übereinander in den Brustraum fallen, öfters eine Abbiegung des Oesophagus im selben Sinne statt, überdies kann sich damit eine Knickung desselben von vorne nach hinten combiniren, und dadurch, sowie durch das Hineinragen der Wirbel¬ körper für den Katheterismus mit starren Sonden ein unüberwindliches Hinderniss geboten werden, wenn auch der Schlingact dadurch nicht wesentlich gestört wird. Die Abweichung im Verlaufe des Oesophagus von der Norm scheint eine bedeutendere zu sein, wenn die Krümmung der Wirbelsäule im unteren Thorax¬ abschnitt ihre Convexität nach links kehrt, als wenn sie nach rechts gerichtet ist. Über die Lageverhältnisse der Aorta kann ich, bezugnehmend auf den Befund der in Fig. XII wieder- gegebeneu Lendenscoliose und dem in Fig. XIII abgebildeten Zwerchfellpräparate aussagen, dass sie ihre Lage zur Wirbelsäule nicht merklich verändert, d. h. so an die letztere geheftet bleibt, dass sie alle Windungen derselben mitmacht und beim Blicke von vorne her in ihrem ganzen Verlaufe übersehen werden kann. Sie gleitet keineswegs gegen die Concavität der Verkrümmung, sie zeigt aber auch keine Spui eines Hinübei- gewundenseins gegen die Convexität, obgleich sie wegen ihrer durch die Abgabe derArteriae intercostales und lumbales bewirkten innigeren Verbindung mit der Wirbelsäule, gewiss disponirt dazu wäre eine Torsionsver- änderung eiuzugehen, wenn in der That die dahinter gelegene Wirbelsäule mit einer solchen voraus¬ gegangen wäre. Ich habe bis jetzt nicht Gelegenheit gefunden, die Topographie der Mediastina eines scoliotischen Thorax eingehend zu untersuchen; aber ich glaube, es werden sich auch darin Thatsachen finden, welche mit der Annahme einer Torsion des Knochengefüges der scoliotischen Brustwirbelsäule nicht in Einklang gebracht werden können. Ich komme nun zu einem, wie mir scheint, wichtigen Befunde, der durch Anfertigung von Fournier- schnitten aus scoliotischen Brustwirbeln gewonnen wurde. Die Aufforderung, solche auzulegen, war sowohl durch die beim Decalciniren einer ganzen Wirbelsäule gefundene eigenthümliche Vertheilung der Knochenmasse als auch aus dem Grunde gegeben, weil es ja nur durch Anfertigung von horizontalen dünnen Schnitten möglich war, an der Spongiosa irgend etwas von entsprechend veränderter Anordnung des Knochengefüges zu sehen, wenn in der That der scoliotische Wirbel sich dadurch auszeichuete, dass bei ihm die Bogenwurzel gegen die Concavität der Verkrümmung hinübergeknickt worden war. 1 Wiener medicinische Wochenschrift, Nr. 47, 1887. Die Architedur der scoliotischen Wirbelsäule. 323 leb habe zu diesem Zwecke einzelne Brust- und Lendenwirbel einer hochgradigen Scoliose von allen daran haftenden Weichtheilen befreit, durch mehrere Tage mit Salzsäure entkalkt, bis auch die compactesten Theile derselben weich gemacht waren, dann ausgewaschen, weiters mit Alkohol behandelt und dann an den so zu¬ bereiteten und ziemlich getrockneten Wirbeln in der Höhe der Bogen wurzeln zuerst horizontale Fournier- sebnitte angefertigt, welche den 'ganzen Wirbelkörper und Bogen umfassten, weiters aber noch- verticale Schnitte hinzugefügt, die in der Gegend des Proc. articularis der coneavseitigen Bogenhälfte begannen und zu dem diametral entgegengesetzten Punkte des Wirbelkörpers reichten. Diese Schnitte wurden mit Carmin gefärbt, dann vollständig getrocknet, und aus dem Nelkenöle heraus direct in erwärmten, sonst starren, venetianischen Terpentin zwischen zwei dicken Glasplatten eingeschlossen. Auf diese Weise habe ich von einer scoliotischen ganzen Wirbelsäule eine Serie von horizontalen, aus einer anderen Scoliose überdies ein Paar verticaler Fournierschnitte bekommen, welche Uber die Architectur des Knochens scoliotischer Wirbel die anschaulichsten Bilder lieferten. Fig. XIV, XV zeigen die im doppelten Massstabe wiedergegebene photographische Aufnahme dieser Präparate. Wir erkennen da an Fig. XIV Folgendes : In der doppelt so schmächtigen Bogenwurzel dieses scoliotischen achten Brustwirbels zeigt der Knochen ein ungemein dichtes Gefüge, welches sich von da fast über die ganze concavseitige Bogenhälfte des scoliotischen Wirbels bis nahe an den Abgang des Proc. spinosus hin erstreckt. Von der Ausdehnung dieser compacten Knochenlage gibt auch der verticale Fournierschnitt des benachbarten neunten Brustwirbels (Fig. XV) eine deutliche Anschauung; Convexe Bogenwmrzel, Proc. transversus und convexseitiger Antheil des Wirbelkörpers zeigen am horizontalen Schnitte eine sehr weite und zartmaschige Spongiosa, in welcher da und dort grössere Markräume auftreten. Eine typische Anordnung der Knochenbalken findet sich nur in der coneavseitigen Hälfte des scoliotischen Wirbelkörpers; wir entdecken dort, aus der compacten Bogenwurzel entspringende, in den benachbarten Wirbelkörper radienartig ausstrahlende Hauptzüge der Knochenbälkchen, welche bis an das von mir 1. c. bestimmte Vorne des scoliotischen Wirbelkörpers heranreichen, sich miteinander durch quere, con- centrisch verlaufende Bälkchen verbinden, während in dem convexseitigen Antheile des Wirbelkörpers der Verlauf der Knochenbälkchen ein ganz atypischer, willkürlicher und gleichgültiger genannt zu werden verdient. Dasselbe weitmaschige Markraum bildende Gefüge im Wirbelkörper zum Unterschiede von dem compacten Baue der coneavseitigen Bogenwuvzel und Bogenhälfte zeigt der von einem am tiefsten in der Concavität bis zu einem am höchsten auf der Convexität des scoliotischen Brustwirbels gelegenen Punkte geführte verticale Fournierschnitt (Fig. XV), Die horizontalen Fournierschnitte normaler Wirbelkörper lassen eine solche auffal¬ lende Asymmetrie der Anordnung der Knochenmasse nicht erkennen: bei diesen gehen rechts und links gleich verlaufende, sanft bogenförmig geschwungene Hauptzüge in die unmittelbar benachbarten Antheile der Wirbel¬ körper hinüber, untereinander durch ziemlich indifferent angeordnetes Gebälke verbunden. Die beiden eben näher gewürdigten Fournierschnitte habe ich aus zwei einzelnen scoliotischen Brust¬ wirbeln meiner Sammlung erhalten; ich habe mir aber auch die Mühe genommen, eine ganze decalcinirte scoliotische Wirbelsäule auf horizontalen Scheiben in der oben angeführten Weise zu verarbeiten, deren Abbildung hier wegbleiben musste, um die Abhandlung nicht durch zu viele voluminöse Tafeln zu über¬ lasten. Aus der ununterbrochenen Reihe dieser Horizontalschnitte konnte man jedoch die oben an einzelnen Wirbeln beschriebene Anordnung als eine gesetzmässige erkennen, welche uur je nach der Vertheilung der Verkrümmung von einer Seite auf die andere überging. Immer war auf die concave Seite das compacte, auf die convexe hingegen das weitmaschige Knochengefüge vertheilt, und nur auf der coneavseitigen Wirbelkörper¬ hälfte fand sich die oben geschilderte, fächerförmig aus der Bogenwurzel ausstrahlende Anordnung der Knochenbalken. An keinem dieser Schnitte aber konnte man in der Nähe des Ursprunges der convexseitigen Bogenwurzel an der Spongiosa eine Anordnung treffen, welche auf eine Abknickung des Wirbelbogens gegen die concave Seite der Krümmung hin gedeutet hätte, wiewohl es zweifellos ist, dass, wenn irgendwo eine beweisende qq 324 Carl Nicoladoni, Spur dieses von Lorenz so sehr betonten Vorganges gefunden werden könnte, sie nur auf solchen Horizontal¬ schnitten zu suchen gewesen wäre. An den Lendenwirbelkörpern finden sich ähnliche Verhältnisse, nur ist die Scheidung zwischen convex- und concavseitiger Körperhälfte an dem Knochengebälke nicht so scharf ausgesprochen; auch finden sich an den Bogenwurzeln eigenthümliche abweichende Dicken Verhältnisse, die später noch gewürdigt werden sollen (s. Fig. XVI). Es wird aus dem eben Geschilderten klar geworden sein, dass durch die Befunde an Fournierschnitten wichtige Thatsachen über die innere Transformation 1 des Knochengefüges scoliotischer Wirbelsäulen zu Tage gefördert werden. Wir finden, dass an diesem Systeme asymmetrisch angeordnete Lager von compacter Knochenmasse auf- treten, sobald es sich aus seiner normalen Gestalt in mehrere Uber einander gelegene Curven verkrümmt hat, und dass das Gros compacter Knochenmassen immer in der Tiefe der Concavität gefunden wird. Zur Illustration dieser Verhältnisse sei noch auf Fig. XVII verwiesen, welche die Abbildung des von oben gesehenen neunten Brustwirbels aus Fig. III wiedergibt. Es findet sich hier um den Proc. articularis herum, eine diesen, sowie den Proc. transversus ummauernde compacte Knochenmasse gelagert, mittelst welcher der neunte Brustwirbel mit seinem oberen Nachbarknochen ankylotisch verbunden war. Die Säge hat hier zum Zwecke des Ausfeilens die Trennung vornehmen müssen und dabei eine elfenheinharte dichte Knochenmasse durchdrungen, deren glatte Trennungsflächen weit die Ausdehnung des an dieser Stelle gestandenen Proc. articularis und transversus überschreitet. Fast gleiche Ver¬ hältnisse ergaben sich an dem zehnten und eilften Brustwirbel dieser Scoliose. Diese Befunde, sowie der früher erwähnte, dass beim Decalciniren einer ganzen hochgradigen scoliotischen Wirbelsäule in der Tiefe der Concavität der Krümmung ein hartes und mächtiges Knochenlager, das sich aus der Verschmelzung von Proc. articulares, transversi und Rippenhälsern zusammenfügt, der Entkalkung einen hartnäckigen Widerstand entgegensetzt, lassen erkennen, dass bei einmal fixirter Scoliose die concavseitigen Partien derWirbelkörper wohl die schmächtigeren, in ihrem inneren Gefüge aber die härteren und dich¬ teren, die convexseitigen Antheile zwar die voluminöseren, jedoch schwächeren und poröseren geworden sind. Diese eigenthümliche innere Transformation des Knochengefüges muss eine bestimmte Bedeutung haben und unwillkürlich empfindet man das Bedürfniss, nach Analogien dieser Erscheinung auszuspähen, um sie dem Verständnisse näher zu bringen. Die knöcherne Ankylose des Kniegelenkes bietet in der Anordnung ihrer inneren Architectur willkommenen Vergleich. Fig. XVIII zeigt einen horizontalen Fournierscbnitt durch das Caput tibiae, knapp unter der ehemaligen Gelenkfläche, aus der knöchernen Ankylose eines vor zwölf Jahren an offener Eiterung erkrankt gewesenen Kniegelenkes eines dreiundzwanzigjährigen Mannes, an welchem zur Behebung der rechtwinkeligen Ankylose die Operation nach Rhea-Barton vorgenommen wurde. Die bei der Operation schon auffallende eigenthümliche Vertheilung der Knochenmasse, namentlich die Ansammlung sehr harten, für die Instrumente schwer durch¬ trennbaren Knochens an der hinteren Fläche der untereinander verschmolzenen ehemaligen Gelenkkörper ver- anlasste mich, den aus der Kniegelenksgegend entnommenen Keil zu maceriren. Aus ihm stammt der in Fig. XVIII auf photographischem Wege vergrössert wiedergegebene Fournier- schnitt mit seinem weitmaschigen, von dem Baue der Spongiosa eines normalen Tibiakopfes beträchtlich abwei¬ chenden Gefüge. In der Mitte seiner hinteren Wand findet sich ein Stock sehr dichter und harterKnochenmasse, von vt elchem aus nach vorne und nach den Seiten hin radiär vertheilte Sprossen ausgehen, welche gegen die vordere Oberfläche des Caput tibiae zu durch concentrisch angelegte Knochenreifen miteinander zu einem 1 J. Wolff. Das Gesetz der Transformation der inneren Architectur der Knochen hei pathologischen Veränderungen der äusseren Knochenform. Sjtzungsber, der königl. preussischen Akademie der “Wissenschaften. Berlin 1884. Die Architedur der scoliotischen Wirbelsäule. 325 ziemlich weitlückigen, ab und zu von grossen Markräumen unterbrochenen Maschenwerke verbunden werden. In Fig. XIX, welche dem verticalen Schnitte einer alten knöchernen Kniegelenksankylose entstammt, sieht man die mächtige elfenbeindiehte Knochenspange an der eoncaven Seite der Krümmung eingelagert, nach auf- und abwärts allmälig an Masse abnehmen und von ihr ausgehend die radiär ausstrahlenden Stützbalken, welche an der convexen Seite der Difformität durch concentrische, parallel mit der Oberfläche verlaufende Knochenplatten zusammengehalten werden. Diese seit den Arbeiten J. Wolff s, P. Langerhans’, S. Sikorski’s u. A. in ihren Details bekannte innere Transformation der Spongiosa bei rechtwinkeliger Ankylose des Kniegelenkes bedeutet, dass dorthin, wo unter neuer, fortan gleiehbleibender Gestaltsveränderung des Knochens die grössten Ansprüche an die relative Festigkeit desselben gestellt werden, die mächtigste und dichteste Knochenmasse geworfen wird, während jene Partien, welche bei der neuen Anordnung des Systems statisch nichts mehr zu thun haben, excentrisch atrophiren, und eine weitmaschige Spongiosa mit grossen fettreichen Markräumen erhalten. Die aufmerksame Betrachtung der umgestalteten Architectur einer alten knöchernen Kniegelenksankylose wird die völlige Analogie mit der inneren Anordnung des Knochengefüges bei alter fixirter Scoliose bald erkennen lassen. Auch bei dieser findet sich an der eoncaven Seite der Verkrümmung eine Zusammendrängung compacter Knochenmassen auf engem Baume um die Processus articulares und ihre nächste Nachbarschaft herum, wäh¬ lend in den mächtig entfalteten Knochentheilen der convexen Seite der Krümmung die weitmaschige Anord¬ nung der Spongiosa vorherrscht, und wir müssen daher nach der durch Fournierschnitte aufgedeckten inneren Transformation der Spongiosa sagen: Eine fixirte hochgradige Scoliose stellt nichts anderes dar, und hat keine andere Bedeutung, als eine Ankylose der im Laufe der Zeit einander entgegengeneigten Wirbel, fixirt durch theils knöcherne, theils bän- derige Verbindung der durch Pressung abgeplatteten und verbreiterten Processus articulares und transversi, sowie der benachbarten Antlieile der Wirbelbögen und Rippenhälser. Demgemäss ergeben sich über die Statik einer ausgebildeten und fixirten Scoliose nachfolgende Bemerkungen, welche nach hier eingefügtem Schema (Fig. 1) an dem in Fig. III Uber seinem Becken aufgestellten Skelete und an der decalcinirten Wirbelsäule (Fig. V) controllirt werden können. Auch bei hochgradiger Scoliose fällt die Schwerlinie des Rumpfes in das Kreuzbein; das Gros der Wirbelkörper liegt aber ausserhalb dieser Schwerlinie, und nur die indifferenten, sogenannten Stütz- oder Schrägwirbel werden noch mit ihren Körpern zum Tragen verwendet. Je hochgradiger eine Scoliose ist, umso schräger sind diese letzteren gegen den Horizont geneigt. — An dieser Stütze der Körperlast betheiligen sich nur die nächsten Nachbarn der Stützwirbel mit einem immer kleiner werdenden Antlieile ihrerKörpermasse; darüber und darunter von ihnen biegen die Wirbelkörper weithin nach der Seite aus, werden statisch vollständig unthätig und überlassen das Tragen des Stammes einer mit der Schwerlinie des Rumpfes zusammenfallenden compacten Knochenmasse, welche in ihren einzelnen Theilen wenig beweglich, mehr wie eine harte starre Latte den Körper trägt und sich aus den Rippen, Proc. transversi und articulares sammt benachbarten concavseitigen Bogenantheilen zusammensetzt. An der scoliotischen Lendenwirbelsäule sind es vorzüglich die Proc. articulares und die seitlichen Par¬ tien der Wirbelkörper und ihrer oberen und unteren Begrenzungsflächen, welche für das Tragen der darüber schwebenden Körperlast herbeigezogen werden. Wir finden hier zum Unterschiede vom Brustsegmente eine geringere Asymmetrie des Wirbelbogens, eine kräftige, besonders in die Breite gehende Entwicklung der concavseitigen Bogenwurzel, während die convex¬ seitige wohl etwas länger, dafür aber schmächtiger und poröser ist. 326 Carl Nicoladoni, Die Proc. articulares sind an der concaven »Seite der Verkrümmung zu grossen, massigen breiten Schalen entwickelt. Auf diesen und den Ubergebogenen dichter gefügten concavseitigen Rändern der Wirbel¬ körper rulit die ganze darüber befindliche Körperlast, während die Proc. articulares der convexen Seite und das Knocliengefüge des convexen Antheiles der Wirbelkörper entschieden weitlückiger ist als drüben Die Proc. transversi dieses Segmentes zeigen ganz auffallende Verschiedenheiten; sie sind an der con¬ caven Seite verkümmert, stehen aber dabei entschieden sagittal, während sie an der convexen Seite gut entwickelt und dabei rein frontal gestellt sind. Statisch bedeuten diese Verhältnisse, dass an einer Lendenscoliose nur die Proc. articulares und die concavseitigen Ränder der Wirbelsäule in der Schwerlinie des Rumpfes liegen, und nur sie allein zur Unter¬ stützung des Körpers mehr verwendet werden und dieser statischen Aufgabe entsprechend die ihnen zukom¬ mende innere Transformation des Knochengefüges erfahren. Horizontale Fournierschnitte eines scoliotischen Lendenwirbels (Fig. XVI) zeigen daher wieder nur in der concavseitigen Bogenwurzel, in dem entsprechenden Proc. articularis und in dem unmittelbar benachbarten Körperantheil compacte Knochen, von welchen aus in den angrenzenden Theil des Wirbelkörpers radiär gestellte Knochenbälkcben ausstrahlen, während an der convexen Seite die Bogenwurzeln und Proc. articu¬ lares von einer weitmaschigen Spongiosa erfüllt sind. Während daher im normalen Zustande die Körperlast immer von einem an sich sehr beweglichen »Systeme von Knochen balancirt wird, ist dieses bei der scoliotischen Wirbelsäule in sich auf Kosten der Beweglichkeit zur Ruhe gekommen, — zur Ruhe auf excentrisch gelagerten Theilen dieses so eigenthümlich gegliederten Bewegungsapparates. An einem Scheitelwirbel trägt nur der Wirbelbogen, an jener Stelle, wo der Proc. articularis stand, seinen Theil von der Körperlast, während der Wirbelkörper nur mehr als nebensächliches Appendix gegen die unbe¬ schwerte Seite hin verschoben ist; und während früher die beiden Proc. articulares die für die Bewegung in der Zwischenwirbelbandscheibe bestimmenden Flächen trugen, werden diese letzteren jetzt zu tragenden Pfei¬ lern, die, wie Lorenz dies auch 1. c. klar auseinandersetzt, allmälig immer mehr horizontal gelagerte und immer breiter werdende Gelenksflächen bekommen, bis sie endlich in flacher, suturenähnlicher Aneinander¬ lagerung untereinander verschmelzen. Und so entsteht aus der Summe dieser neuen Stützen des Körpergewichtes eine mit der Schwerlinie zusammenfallende verticale und mehr weniger gerade Knochenmasse, welche nur an den Übergangsstellen die indifferenten Wirbelkörper in sich aufnimmt, während sich diese sonst überall wie eine Rebe an einem festen Stabe von einer Seite zur anderen emporranken, wobei jene von allem Drucke entlasteten Theile der Wirbel¬ körper, also die am meisten von dem Proc. articularis des concavseitigen Bogens entfernten seitlichen Partien der Wirbelkörper in die convexe Seite der Krümmung hinein entfaltet werden. Bevor jedoch eine Scoliose in diesen abgeschlossenen Zustand der Ankylose getreten ist, hat sie ein Vor¬ stadium besessen, das offenbar mit der allmäligen excentrischen Verlagerung der Schwerlinie des Rumpfes aus der Reihe der Wirbelkörper heraus gegen die Proc. articulares hin begonnen haben musste. Diese erste Ent¬ wicklung der Scoliose verdient daher gewiss nach der Analogie mit anderen Gelenken den Namen dex Contractur, wobei man sich vorzustellen hat, dass die einmal eingeleitete leichte Neigung einiger Wirbel gegeneinander, festgebalten wird durch die nutritive Verkürzung der zwischen den Proc. articulares, Proc. trans¬ versi und Rippenliälsern ausgespannten Weichtheile, als welche besonders die Ligg. cost. transversaria, colli costarum, intercruralia, die Mm. intercostales und am Lendensegmente die von den Proc. transversi lateral- wärts ausstrahlenden Ligg. transversaria mit dem Lig. lumbo costale und der Muse, quadratus lumborum her¬ vorgehoben zu werden verdienen. Es ist das grosse Verdienst Lorenz’, die ersten Stadien der Scoliosenentwicklung als Gelenks- contracturen aufgestellt und darauf eine allein rationelle Therapie der Bekämpfung dieses Vorstadiums basirt zu haben, welches sonst unabwendbar in die fixirte Form, in Ankylose der gegeneinander geneigten Wirbel, übergeht. Die Architedur der scoliotischen Wirbelsäule. 327 Nach den oben dargelegten statischen Verhältnissen der scoliotischen Wirbelsäule verstehen wir auch die typische Anordnung der Knochenbälkchen, welche an den indifferenten oder Stützwirbeln allein beobachtet werden konnte. Da diese Wirbelkörper als noch allein tragende aus dem ganzen Systeme übrig geblieben sind, haben ihre Knochenbälkchen sich so umgeformt, wie es die Statik des Systemes erfordert, und wir treffen dem entspre¬ chend an der wiederzusammengesetzten und aufgestellten Wirbelsäule in ihren Bälkehen 1. solche, welche in der Richtung der Schwerlinie verlaufen, 2. horizontale, welche diese fest miteinander verbinden. Da nun aber diese Stützwirbel um so schräger gegen die Horizontale gelagert sind (Schrägwirbel), je hochgradiger die Scoliose ist, so stehen die Begrenzungsflächen dieser Wirbelkörper ebenso schräg gegen den Verlauf der Knochenbälkchen. Wird nun ein solcher Wirbel aus dem Skelete entfernt und für sich betrachtet, so wird er so gestellt, dass ei auf die Begienzungsflächen zu luhen kommt, und nun die Knochenbälkchen in schiefen und wie spi¬ ralig verlaufenden Zügen angeordnet erscheinen. Dieser Anordnung aber liegt keine Torsion zu Grunde, son¬ dern nur eine innere Transformation wegen Belastung des schräg geneigten Wirbels, denn sonst müssten ja die Lücken zwischen den Knochenbälkchen enge lange Maschen darstellen, aber nicht regelmässige Quadrate, wie das doch in Wirklichkeit der Fall ist. Es geht somit aus Allem, was im Vorhergehenden über die Anatomie der Weichtheile und des inneren Knochengefüges dei scoliotischen Wirbelsäule dargelegt wurde, hervor, dass nichts gefunden werden konnte, was für die neueste Auffassung der sogenannten Torsion als ein spiraliges Gewundensein des ganzen Gefüges dieses Bewegungsapparates sprechen könnte, und ich halte mich daher für berechtigt, meine 1. c. geäusserte Behauptung, es setze sich der Eindruck der Torsion an einer scoliotischen Wirbelsäule aus den mit der Krüm¬ mung zu- und abnehmenden Asymmetiie der Wirbelkörper und Bögen zusammen, noch immer als vollgiltig zu betrachten. Wie kommt es nun zur Entwicklung dieser Asymmetrien am scoliotischen Wirbel ? Ich sehe mich heute noch mehr denn je veranlasst, die in meiner ersten Abhandlung 1. c. gegebene Erklä¬ rung durch einseitig verändertes Wachsthum in Folge der excentrischen Belastung der jugendlichen, d. i. noch wachsenden Wirbelkörper festzuhalten. Lorenz hat dem gegenüber mir vorgehalten, dass ich mich damit sehr der Hueter’schen Theorie nähere; — aber es ist etwas anderes, das Zustandekommen der Scoliose selbst aus einem eigenthümlichen, räthselhaften, von vornherein gestörten Wachsthume an den Rippen zu erklären, und etwas anderes, ein gestörtes Wachsthum der Wirbelkörper als Folge der bereits eingeleiteten Scoliose anzunehmeu. Dass eine solche Annahme gerechtfertigt sei, trotzdem Lorenz meint, die Wachsthumstheorien seien durch Hueter in üblen Geruch gekommen, das habe ich in meiner Abhandlung „Über den Zusammen¬ hang von Wachsthumsstörung und Difformitäten“ 1 durch Hinweisung auf Verkrümmungen, welche zweifellos durch Wachsthumsstörungen an den Epiphysenfugen bedingt sind, nachzuweisen versucht, und so weit ich erfahren habe, hat die Anschauung, welche ich dort über das Zustandekommen der eigenthümlichen Gesichtsasymmetrien bei Caput obstipum entwickelt habe, ihre fachmännische Anerkennung gefunden. Ich habe dort anknüpfend an die Beispiele, bei welchen an zwei- und einkuoehigen Extremitäten infolge von gestörtem Wachsthume Difformitäten verschiedener Art auftreten und nach Hinweis auf die analogen Arbeiten über das Nägel e’sche Becken zu zeigen versucht, wie die Asymmetrie des Gesichtsschädels bei Caput obstipum bedingt sei durch eine Asymmetrie an der Schädelbasis, welche selbst nur durch Wachsthumsstörung an den Epiphysenfugen des Os spheno-occipitale hervorgerufen sein könne, mit anderen Worten, dass die Schiefheit und Asymmetrie des Gesichtes, der Oberkiefer und des Gaumensegels bedingt sind durch eine Belastungsscoliose der Schädelbasis. 1 Separatabdruck der medicinischen Jahrbücher, Wien, Alfred Holder, 1886. 328 Carl Nicoladoni, Mit dieser Erklärung habe ich einen Weg der Forschung angedeutet, welchen kurze Zeit darnach Alb recht1 so erfolgreich betreten hat. Ich habe hier wieder Gelegenheit genommen, auf das Caput obstipum zurückzukommen, sowohl weil der Gesichtsschädel desselben ein hervorragendes Beispiel jener asymmetrischen Difformitäten liefert, welche durch frühzeitig beginnende und stetig fortwirkende einseitige Wachsthumsstörungen an Punkten sonst energischer Wachsthumsvorgänge hervorgebracht werden, als auch, weil die Betrachtung der durch den Schiefhals bedingten Difformitäten für uns eine ganz besondere Wichtigkeit in Bezug auf die am scoliotischen Wirbel wahrnehmbaren Asymmetrien besitzt. Da wir im Obigen gezeigt haben, dass die fixirte Seoliose als eine Ankylose der Wirbelsäule aufzufassen ist, der ein, gleichglltig wie eingeleiteter Zustand von Contractur vorausgeht, bei welcher die excentrische Belastung des noch wachsenden Wirbels als Haupteffect sich geltend machen muss, so erfordern doch auch die an den Wirbelkörpern und Wirbelbögen bei Seoliose wahrzunehmenden, durch gleiche Ursachen bedingten Asymmetrien die Annahme, dass auch bei ihm Veränderungen an den beim Wachsthume besonders interes- sirten Punkten eines jugendlichen Wirbelknochens vorzufinden sein werden. Ich kann über diese Verhältnisse nur zwei Präparate beibringen, welche ein extrem junges und dabei rhachitisches Individuum mit relativ geringgradiger Seoliose und ein fast am Ende des Wirbelwachsthumes stehendes Individuum mit hochgradiger Verkrümmung betrafen; aber an beiden finden sich so überraschende Verhältnisse, dass zu vermuthen steht, es werde eine auf die Entwicklungsstadien der habituellen Seoliose gerichtete Untersuchung der in Rede stehenden Frage die reichsten Ergebnisse zu Tage fördern. Ich habe das Präparat der scoliotischen Wirbelsäule eines etwa ein Jahr alten rhachitischen Individuums in meiner ersten Abhandlung über Torsion der Wirbelsäule in Fig. XIV und XV abgebildet und darauf hinge¬ wiesen, dass bei fast congruenter Scoliosencurve der Dornfortsätze und Wirbelkörper eine Asymmetrie noch wenig entwickelt sei, und der concave Rand der Fascia longitudinalis anterior gerade anfange, sich scharf hervorzuheben. Für die Entwicklung hoher Grade von Asymmetrie war noch nicht Zeit genug verstrichen, gleichwohl aber zeigten die Proc. transversi an der convexen Seite eine stärkere, die der concaven eine schwächere Abbiegung nach rückwärts. Auch war schon die schärfere Ausbiegung der convexseitigen Rippen nach rückwärts deutlich kenntlich. Ich habe die beiden im Höhepunkte der Krümmung gelegenen Wirbelkörper (siebenter und achter Brustwirbel) horizontal und senkrecht sammt der Zwischenwirbelbandscheibe in Plättchen geschnitten und dabei folgenden Befund erhalten. Der Querschnitt hat eine noch ziemlich symme¬ trische Gestalt, gleichwohl zeigt der Durchschnitt des Zwischenwirbelknorpels, dass der Nucleus pulposus nicht mehr axial, sondern excentrisch gegen die convexe Seite der Verkrümmung gelagert ist. Rings um ihn herum stehen die ihn umkreisenden Faserzüge in gleichen Abständen von einander; an der concaven Seite nicht auseinander gedrückt und an der convexen Seite nicht zusammengepresst, wie ja auch an der Wirbel¬ säule im Ganzen an der convexen Seite die nur etwas höheren Zwischenwirbelbandscheiben nicht als wulstige Halbringe sich vordrängen, ein Verhalten, wie dies bei einem einfachen lateralen Hinausgequetschtsein der Zwischenwirbelbandscheibe — wie es Lorenz annimmt — eintreten müsste. Sobald die horizontalen Schnitte das Niveau der Bandscheibe verlassen haben und die obere Fläche des jungen Wirbelkörpers treffen, findet sich ein sehr merkwürdiges Bild. Es ergibt sich da eine Zeichnung, die in Fig. XX wiedergegeben ist: auf Seite der Convexität eine zur Bogenwurzel etwas schief gestellte Knorpel¬ fuge a von etwa 3/icm Länge und 2 mm Breite, auf der concaven Seite jedoch ein grosses Knorpelfeld aa, das an der concaven Bogenwurzel beginnt, weit in den Wirbelkörper hinein nach vorne zu sich allmälig ver- schmälernd, bis an den concaven Rand der Fascia longitudinalis anterior heranreicht. Zwischen diesen beiden Knorpellagen finden sich Knochen, also gewiss in asymmetrischer Veitheilung zu Gunsten der convexen Wirbelkörperhälfte. Es ist der Schnitt günstiger Weise noch nahe der oberen Wiibel- körperfläche verlaufen, so dass er in der Mitte mehr die Compacta der jene einnehmenden Vertiefung, peripher 1 Albrecht: Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Chirurgie. XVI. Congress 1887. 1. Sitzungs-Iag. Die Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. 329 aber mehr die Spongiosa des Wirbelkörpers traf. Die am Schnitte deutlich kenntliche Corupacta, also auch jene sonst streng axial gelagerte Vertiefung, liegt aber nicht mehr in der Mitte, sondern excentrisch mehr in der convexen Bogenhälfte, gerade unter dem am Querschnitte der Zwischenwirbelbandscheibe ebenso weit seitlich gerückten Nucleus pulposus. Ein paar Millimeter tiefer hat die Spongiosa auch gegen die Concavität mehr an Ausdehnung gewonnen, jedoch ist die Bogenwurzelfuge dieser Seite um mehr als das Doppelte mächtiger als drüben (s. Fig. XXI). Sobald man gegen die untere Wirbelkörperfläche schrittweise fortschreitet, ändert sich das Bild und wird wieder ähnlich dem in Fig. XX. An verticalen Schnitten findet man an den Zwischenwirbelscheiben keine sinnfällige Differenz zwischen rechts und links, während der Wirbelkörper an der convexen Seite merklich höher ist als an der concaven. An letzterer reicht auch die Knochenbildung noch nicht überall bis zur Ober¬ fläche, so dass dort wenigstens stellenweise der Knorpel der höheren Zwischenwirbelbandscheibe mit dem der nächst tieferen in Verbindung steht. An verticalen Schnitten, welche durch den Nucleus pulposus gehen (s. Fig. XXII), findet sich eine kleine Markhöhle; diese liegt aber nicht axial, sondern mehr in der der Convexität des Wirbelkörpers entsprechenden Hälfte um ein Merkliches excentrisch gestellt, gerade so wie der über und unter dieser kleinen Markhöhle gelegene Nucleus pulposus und die ihn an Spirituspräparaten umgebende kleine spaltförmige flache Höhle. An den verticalen Schnitten, welche mehr nach hinten gegen die Bogenwurzeln zu angelegt sind, geht diese erwähnte Markhöhle in da*an der hinteren Wirbelkörperfläche ausmündende Venenemissarium über, das aber gleichfalls im Sinne des Nucleus pulposus excentrisch gelagert ist. Um dieses Emissarium herum ist ein Knochenkern gruppirt, der an der convexen Seite von einer schmalen, an der concaven Seite von einer um ein Drittel breiteren Knorpellage flankirt wird, und in 4 ohem Grade den Eindruck der Excentricität macht (s. Fig. XXIII). Der Froc. articularis der concaven Seite ist noch fast ganz knorpelig, während der der convexen Seite seine Ossification bereits vollendet hat. Es wiederholen sich also an dieser sehr jungen Wirbelsäule bereits in der Anlage jene Asymmetrien und Abweichungen meist centraler Theile, auf welche ich 1. c. bereits aufmerksam gemacht habe. Es verdient aber nach dem eben citirten Befunde darauf hingewiesen zu werden, wie in Folge der ein¬ getretenen ungleichmässigen Belastung der Wirbelsäule an der concaven Seite ganz andere Entwicklungsvor¬ gänge Platz greifen als an der convexen. An dieser ist die Ossification viel weiter vorgeschritten und um ein mehr gegen die convexe Wirbelhälfte zu gelegenes Centrum gruppirt sich ein spongiöser Knochen, während an jener ein grosser Theil der knorpeligen Grundlage mit seiner Ossification noch nicht begonnen hat, und von der anderen Seite her das excentrisch gelegene Ossificationsterrain in die beträchtliche Knorpelmasse der concaven Seite nur spärlich hinübergreift. Aus diesem Grunde behalten auch die Bogenepiphysenfugen an der concaven Seite der Krümmung ein so ausgedehntes Feld, während an der convexen Seite, wegen der ausgebildeten Ossification des Wirbelkör¬ pers, jene bereits ihre charakteristische Gestalt angenommen hat, dabei aber von einer noch immer bedeuten¬ den Mächtigkeit ist. Einen überraschenden, und, wie ich glaube, für das Verständniss der Formen eines scoliotischen Wirbels sehr bedeutungsvollen Befund erhielt ich an der hochgradig scoliotischen Wirbelsäule eines am Ende der Wachsthumsperiode stehenden jugendlichen Individuums, wo die Epiphysenplatten der Wirbelkörper noch vor¬ handen, und die Epiphysenfugen der Wirbelbögen an dem macerirten Stücke noch durch tiefe Furchen leicht erkennbar waren. Fig. XXIV zeigt die hochgradig scoliotische Brustwirbelsäule dieses jugendlichen Indi¬ viduums, vom dritten bis zwölften Brustwirbel. Man erkennt die relative Jugend der Knochen an den, trotz der Maceration hie und da an den Wirbelkörpern hängen gebliebenen, Epiphysenplättchen und an den grossen Gefässlücken an der Vorderseite der Wirbelkörper. Was aber hier zur besonderen Überraschung auffällt, das sind grosse, in der convexen Seite der Wirbel¬ körper gelegene und in die vordere Wand derselben hineingreifende Lücken, aa, welche genau aneinander passend, weite, den einst von der Zwischenwirbelbandscheibe ausgefüllteu keilförmigen Spalt unterbrechende Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LY. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 330 Carl Nicoladoni , Löcher darstellen, die in ihrer über die Convexität der Scoliose hinüberlaufenden Reihenfolge den ursprüng¬ lichen Zusammenhang mit dem Nucleus pulposus verrathen und deutlich erkennen lassen, sie seien dadurch entstanden, dass bei der Maceration der Nucleus pulposus mit einem noch um ihn erhalten gebliebenen kranz¬ förmigen Reste der knorpeligen Wirbelkörperepiphyse herausgefallen sei. Es zeigt diese Wirbelsäule wohl unverkennbar, dass im Laufe ihrer Entwickelung zu immer höheren Graden, Tlieile des Wirbelkörpers, welche früher streng axial gelegen sind, gegen die convexe Seite der Krüm¬ mung excentrisch sich verschoben haben; denn nicht blos der Nucleus pulposus zeigt diese Ortsveränderung, sondern auch Theile des Wirbelkörpers selbst, die bei längerem Leben gewiss eine Umwandlung in Knochen eingegangen hätten. Es kann sich daher, wie dieses Präparat zeigt, bei der excentrischen Lage des Nucleus pulposus nicht um eine seitliche Sub-Luxation desselben handeln, wie Lorenz meint, sondern die hier gefundenen That- sachen beweisen, dass meine Anschauung: die excentrische Lage des Nucleus pulposus bedeute einen asym¬ metrisch gegen die Convexität der Krümmung hin entfalteten Wachsthumsvorgang, eine durchaus gerechtfer¬ tigte war. Dieselbe, dem excentrisch gelagerten Nucleus pulposus folgende Liickenbildung, trafen wir auch an der mindergradigen scoliotischen Lendenwirbelsäule dieses Individuums. Fig. XXV zeigt den siebenten scoliotischen Brustwirbel dieser Scoliosis dorsalis dextro-convexa. Wir sehen an demselben bei der Betrachtung von oben den kurzen, mit einer Apophyse versehenen, linken Proc. transversus, die kurze schmächtige linke Bogenwurzel, den breit gedrückten Proc. articularis. Bei a findet sich die tiefe, dem Nucleus pulposus entsprechende Lücke und rechts und links davon die noch deutlich kenn¬ baren Furchen der ehemaligen Bogenepiphysen (bb). Was daher diese beiden zwischen sich fassen, ist unzweifelhaft Wirbelkörper. — Und wo steht dieser? Mit seiner ganzen Masse in der convexen .Seite der Krümmung, und zwar gegen diese Seite hinüber¬ gedrängt durch ein grosses Knochenstück bc, welches sich zwischen concavseitiger Bogenepiphyse und Ursprung der schmächtigen concaven Bogenwurzel eingeschoben hat. Unmittelbar vor Abgang der letzteren zeigt das eingeschaltete Knochenstück die Spuren von Pressung in Gestalt einer die Wandung des Wirbelkörpers überragenden Verbreiterung. Die gleichen Verhältnisse finden sich an der unteren Fläche (Fig. XXVI) dieses Wirbels mit derselben Deutlichkeit wieder; aber Niemand wird, so sehr er auch den Wirbel drehen und wenden möge, behaupten wollen, dass eine Abknickung der concavseitigen Bogenwurzel, wie Lorenz will, diese eigentümlichen Gestaltsveränderungen hervorgerufen habe. Fig. XXVII zeigt den vierten (indifferenten) Brustwirbel (Stützwirbel) derselben Scoliose. Die einge¬ schriebenen Buchstaben haben dieselbe Bedeutung, wie oben, und man erkennt an dieser Abbildung aufs bestimmteste, dass hier der Nucleus pulposus mit der ihm zukommenden Vertiefung streng axial gelagert und die beiden Bogenepiphysen sammt Bogenwurzeln symmetrisch um ihn herum angeordnet sind. Fig. XXVIII zeigt den jugendlichen zweiten Lendenwirbel der dazu gehörigen Scoliosis lumbalis sinistro-convexa von oben und hinten gesehen. Wir finden hier trotz der Mindergradigkeit der Ver¬ krümmung den Napf des Nucleus pulposus a weit excentrisch in der Convexität gelegen und auch die hier allein deutlich sichtbare concavseitige Epiphysenfuge in weitem Abstande von ihrer entsprechenden kurzen, aber um so massigeren Bogenwurzel. Man beachte aber wohl den Stand des Venenemissariums an der hinteren Wirbelkörperfläche, wie genau der Lage des Nucleus pulposus entsprechend dasselbe gegen die convexe Seite der Verkrümmung hinausgewandert ist, und es wird keinem objectiven Beob¬ achter dieses Wirbels beifallen zu sagen, dieses Emissarium sei durch Abknickung der convexseitigen Bogenwurzel gegen die andere Seife hin in die knappe Nähe derselben gebracht worden. An der schlanken, langen Bogenwurzel unseres Lendenwirbels ist nicht die Spur einer solchen Abbiegung zu erkennen. Was bedeuten nun diese sonderbaren Befunde? Ich muss gestehen, dass ich anfangs einigermassen durch diese eigenthümliche Gruppirung des axialen Theiles des Wirbelkörpers und der Bogenepiphysen- Die Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. 331 fugen überrascht war, besonders aber durch das weite Hinauswandern der concavseitigen ßogenepiphysen gegen die convexe Seite der Verkrümmung. Die Sache lässt, wie mir scheint, keine andere Erklärung zu als folgende: Sobald einmal ein höherer Grad von habitueller Scoliose eines jugendlichen Individuums ent¬ wickelt, also im Bereiche der concaven Seite der Krümmung eine beträchtliche Contractur ausgebildet ist, ruht die ganze ober einem scoliotischen Scheitelwirbel befindliche Last gar nicht mehr im Wirbelkörper, sondern nur auf den Processus articulares, welche daher sehr frühzeitig schon bedeutende, diesen neuen statischen Leistungen entsprechende, auch von Lorenz 1. c. des Näheren gewürdigte Form- und Grössen¬ veränderungen eingehen. An dem Tragen dieser Last nehmen höchstens noch die der Bogenwurzel unmit¬ telbar benachbarten Partien des Wirbelkörpers Theil, während alle anderen Regionen des Wirbelkörpers schon von der concavseitigen Bogenepiphyse angefangen nur mehr ein Minimum der Körperlast zu tragen haben, und zwar um so weniger, je mehr sie sich der convexseitigen Körperhälfte nähern. Entsprechend diesem in die Proc. articulares hinein fallenden excentrischen Druck der Körperlast erfährt der Scheitelwirbel durch die Neigung der benachbarten Wirbel auf ihre concav- seifigen Gelenkfortsätze eine solche Vertheilung zwischen Maximum der Pressung und Druckentlastung, dass dadurch das Gros des Wirbelkörpers gegen die convexe Seite der Krümmung hinübergedrückt würde, wenn derselbe aus einer weichen Masse bestünde. Anstatt dessen antwortet der Wirbel durch eine ener¬ gische W achstkumsricktung gegen die Convexität, d. i. die druckfreie Seite hinaus, welche aber schon um die concave Bogenepiphyse herum beginnt, und die ihr feststehendes Centrum im Proc. articularis der concaven Seite besitzt. Es wäre nach meinem Dafürhalten die auffallend grosse Distanz zwischen b und c (Fig. XXV und XXVI) auf eine andere Weise nicht zu erklären. Mit dieser Deutung stimmt auffällig der Befund an den horizontalen Fourniersclmitten scoliotischer Schei¬ telwirbel überein, und die radienförmige Anordnung von Knochenbälkchen, welche von der concavseitigen Bogenwurzel her fächerförmig in den Wirbelkörper ausstrahlen, scheinen nur noch ein architecfonischer Aus¬ druck dieser am jugendlichen Scoliosenskelete obwaltenden einseitigen Wachsthumsrichtung zu sein. Man darf freilich nicht übersehen, dass mir für die Untersuchung dieser Cardinalangelegenheit in der pathologischen Anatomie der Scoliose nur zwei mit Epiphysenfugen versehene Wirbelsäulen zu Gebote standen, die aus den Extremen der Entwicklung herausgenommen waren. Was mau aber an ihnen erkennen konnte, das, glaube ich, berechtigt vollauf zur abermaligen Betonung des Ausspruches: die excentrische Belastung der jugendlichen scoliotischen Wirbelsäule erzeugt eine an den Epiphysenfugen deutlich erkennbare Wachsthumsstörung im Wirbelkörper, wodurch dieser hochgradig asym¬ metrisch wird; und alle Asymmetrien, die am Wirbelbogen und den Proc. transversi wahrgenommen werden, sind Folge dieses exeentrischen, vorzüglich in die Proc. articulares hinein verlegten Druckes und des dadurch einseitig gegen die Convexität der Krümmung hin geleiteten Wachsthumes. Es hat die pathologische Anatomie daher die dringende Aufgabe, jede Gelegenheit wahrzunehmen, um an allen Stadien der jugendlichen habituellen Scoliose die Veränderungen an den Knorpelfugen des Wirbel¬ körpers aufzude'cken, und ich bin überzeugt, dass die Verfolgung der unsere hier beschriebenen Extreme ver¬ bindenden Mittelglieder, die gestörten Wachsthumsvorgänge am Wirbelkörper in allen Details, gemäss unserer hier wiederholten Anschauung, vollständig klarlegen wird. Zu dem Zustandekommen dieser Verhältnisse, d. i. einer hochgradigen Asymmetrie der Wirbelkörper und des nach meiner Ansicht daraus resultirenden Gesammteindruckes der Torsion der ganzen scoliotischen Wirbel¬ säule, gehört daher in Übereinstimmung mit dem oben Dargelegten, die Entwicklung der Difformität inner¬ halb der Jahre des energischesten Wachsthumes der Columna vertebralis. Jede habituelle, jede rhachitische Scoliose besitzt immer das Phänomen der sogenannten Torsion. Logi¬ scherweise entsteht daraus die Frage: Gibt es nicht auch Scoliosen, bei welchen das Phänomen der Torsion fehlt, oder nach unserer Ausdrucksweise : Gibt es nicht auch Scoliosen, bei welchen die Wirbelkörper blos keilförmig in ihrer Gestalt verändert sind, ohne aber in ihrem Horizontalschnitte asymmetrisch zu sein? rr* 332 Carl Nicoladoni , Diese Frage muss mit Ja beantwortet werden. Fig. XXIX zeigt die photographische Aufnahme einer scoliotisehen Wirbelsäule. Die Verkrümmung besteht aus zwei Abschnitten, einem hochgradigen scoliotisehen Lumbalsegmente, über deren „Torsion“ Lorenz in das grösste Entzücken verfallen könnte, und aus einem weniger hochgradig nach der rechten Seite hin ausgebogenen Dorsalsegmente, von welchem alle Wirbel an der Curve theilnehmen. So sehr torquirt aber das Lendensegment aussieht, ebenso fehlt dieser Eindruck vollständig am Brust¬ segmente, auch an seinem am meisten ausgebogenen mittleren Antheile. Fig. XXX gibt die Abbildung des daraus entnommenen siebenten Brustwirbels von vorneher gesellen; sie zeigt seine eminente Keilgestalt, während Fig. XXXI die Ansicht desselben von obenher darstellt. Wir finden an dieser letzteren nur sehr geringe Andeutungen von Asymmetrien; nur das Wirbelloch ist unregelmässig; die rechte Bogenwurzel vielleicht um eine Idee länger als die linke, die Gelenkfläche des rechten Proc. articularis schlanker, die des linken schon etwas gegen den Wirbelbogen hin ausgebreitet. Im Grossen und Ganzen aber kann der Grundriss dieses Wirbels als ein symmetrischer betrachtet werden. In Folge dieser Symmetrie aller zu dieser scoliotisehen Brustwirbelsäule gehörigen Wirbel fehlt an ihr die sogenannte Torsion, woraus hervorgeht, dass diese keineswegs eine unausbleibliche Begleiterin derScoliose sein müsse. Ich denke mir nämlich, dass an dieser Wirbelsäule die Scoliose primär an dem Lendensegmente entstan¬ den, dann innerhalb der Jahre des grössten Wachsthumes zu hoher Entwicklung gelaugt ist, auf das Brust¬ segment jedoch erst zu einer Zeit sich weiter entwickelt hatte, als die Wachsthumsenergie schon im Nieder¬ gange begriffen, und die Wirbelbogenepiphysen bereits ihrer Obliteration nahe gerückt waren. Ebenso zeigt die scoliotische Brustwirbelsäule des in Fig. XIII abgebildeten Zwerchfellpräparates keine Torsion. In dieser Hinsicht würde uns die genaue Section einer scoliotisehen Brustwirbelsäule interessiren, wo die Verkrümmung an einem bereits ausgewachsenen Individuum, z. B. infolge von theilweiser Obliteration eines Brustraumes nach einem abgelaufenen Empyem eingetreten ist. Nach unserem Dafürhalten könnte bei einer solchen Scoliose nur keilförmige Umgestaltung der Wirbel¬ körper, aber keine wesentliche Asymmetrie und infolge dessen keine Torsion der scoliotisehen Wirbelsäule auftreten. Ich habe bisher nur Gelegenheit gehabt, einen Knaben sechs Jahre nach ausgeheilter Thorakoplastik auf seine Wirbelsäule zu untersuchen. Dieser aber hatte nebst einer starken Scoliose infolge völliger Elimina¬ tion seines linken Brustraumes einen tüchtigen rechtsseitigen Rippenbuckel und daher sehr wahrscheinlich eine entsprechende „Torsion“, wie es ja bei der Jugend dieses Individuums nicht anders zu erwarten stand. Sollte aber einmal die Obduction eines bei einem Erwachsenen mit endlicher Scoliose ausgeheilten Empyems das völlige Ausbleiben einer „Torsion“ infolge gänzlichen Mangels einer Asymmetrie nachweisen, so wäre das gewiss ein schlagender Beweis für die Richtigkeit unserer Annahme. Nachdem ich nun im Obigen dargelegt habe, wie durch Aufdeckung der Architectur einer scoliotisehen Wirbelsäule und durch eine intensive Würdigung der Anatomie der sie umgebenden Weichtheile von einer inneren Torsion des Knochengefüges derselben nichts gefunden werden konnte, und weiters wie an jugend¬ lichen Krankheitsfällen die Entwicklung der von mir hervorgehobenen Wachsthumsstörung nachzuweisen ist, welche letztere schliesslich Wirbelformen erzeugt, die in ihrer Aneinandergliedorung den optischen Gesammt- emdruck des Torquirten hervorbringen, betrachte ich meine Arbeit als im Wesentlichen erschöpft, und es verbleibt mir nur noch die Aufgabe, die von Lorenz aufgestellte Theorie über das Zustandekommen der von ihm angenommenen Torsion des Knochengefüges einer kurzen Kritik zu unterziehen. Nachdem Lorenz die Uber die Torsion aufgestellten Erklärungen von Henke, H. v. Meyer, Dracli- mann, Schenk und Peletan als nicht genügend abgelehnt hatte, da sie das Wesen der Torsion in einer Drehbewegung suchen, die in den Gelenkscomplexen vor sich gehen solle, während nach seiner Auffassung es sich doch um eine Torsion im strengsten Sinne des Wortes, um eine Torsion des Knochengefüges handelt, welche durch die nach der Concavität der Krümmung gerichtete Abknickung der Bogenwurzeln in ihrer 333 Die Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. basalen Epiphysentuge eingeleitet wird, verweist er zunächst auf die functionellen Unterschiede der Wirbel¬ körperreihe und der Bogenreihe, welche letztere nur einen Appendix der lasttragenden Körper-Columna darstellt. „Die ablenkenden Einflüsse der Belastung werden sich zuerst an dem vorderen Antheile der Wirbelsäule, nämlich an der belasteten Körperreihe, geltend machen, während der hintere Antheil der Wirbelsäule, näm¬ lich die Bogenreihe, von dieser Ablenkung vorerst nicht betroffen wird. Die innige Verbindung der Bogen unter einander, die Verzahnung derselben durch die auf- und absteigenden Gelenksfortsätze, das innige Ver¬ wobensein mit der Musculatur, die Stützung durch die Rippen, — alle diese Umstände mögen ausserdem dazu beitia0en , dass die Bogenreihe zur seitlich en Abweichung überhaupt in geringerem Masse disponibel ist als die Körperreihe.“ Zur näheren Erläuterung des Zustandekommens der Torsion verweist Lorenz auf ein Element des Thorax¬ skeletes, den Wiibel sammf dem durch Sternum und Rippen gebildeten Thoraxreifen, in welchem der Wirbel- korper eine excentrische Lage einnimmt. „Denken wir uns“, fährt Lorenz fort, „dass der Wirbelkörper durch die \on oben bei wiikende Belastung aus der Mittellinie herausgedrängt wird, so muss der ganze mit dem Wiibelköiper dutch die Bogenwurzeln verbundene Ring dieser Locomotion zwar folgen; da aber die deviirende Belastun0 vornehmlich auf den Wirbelkörper wirkt, und dieser den gesammten Knochenring gewissermassen hinter sich her schleppt, so kommt es allmälig an den die Verbindung zwischen Wirbelkörper und jenem Knochenringe veimittelnden Logenwurzeln zu einer Abknickung nach der Mittellinie, respective nach der concaven Seite. Diese Abknickung erfolgt an dem Punctum minoris resistentiae dieser Bindeglieder, id est an dei basalen Epiphysenfuge der Bogenwurzeln, und kann gewissermassen als der Ausdruck des Zuriickblei- bens dei Bogenwurzeln hinter der seitlichen Locomotion des Wirbelkörpers aufgefasst werden.“ „An dei nach der Medianebene, respective nach der concaven Seite der Krümmung gerichteten Abknickung der Bogen wurzeln an ihrer Epiphysenfuge können allmälig auch die lateralen Partien des Wirbelkörpers zunächst der genannten Lpiphysenfuge theilnehmen. Dadurch erhält die Erstreckung der convexseitigen Kör¬ perhälfte, ebenso wie die gleichnamige Bogenwurzel eine mehr sagittale und die coucavseitige Körperhälfte summt der gleichnamigen Bogenwurzel eine mehr frontale Richtungstendenz, und die oberen Autheile des Wiibelköipeis eischeinen gegen die unteren im Sinne einer Torsion des Knochengefüges verschoben.“ Die Uisache dieser letzteren muss also nach Lorenz vorerst gesucht werden in der im Vergleiche zur Köipen eilte viel geringeren Disposition der Bogenreihe zur seitlichen Abweichung. Daiaus ginge hervor, dass die Torsion, wie sie Lorenz will, am grössten ausfallen müsste, wenn die Bogemeihe gai keine Fähigkeit besässe, seitlich sich auszubiegen; — bei dieser supponirteu Unmöglichkeit müsste sich abei die Körperreihe doch eher umgekehrt vor der feststehenden Bogenreihe gegen die Convexität hin abbicgen, dei Winkel zwischen Wirbelkörper und Processus transversns müsste dann auf der concaven Seite der Krümmung grösser, auf entgegengesetzter Seite aber um eben so viel kleiner werden. Und doch geschieht ja das gerade Gegentheil. Man biaucht dabei für die Liklärung der Torsion nach Lorenz noch eine Kraft, welche die Bogenreihe immer wieder gegen die Medianlinie, d. 1. die convexe Seite der Krümmung zurückzieht, oder ein anderes Hinderniss, welches bei der leichten seitlichen Abweichung der Körperreihe die Bogenwurzel gegen die Medianlinie fortwährend zurückhält, d. i. der an die letzteren sich anlegende Rippenring, denn sonst wäre ja eine Abknickung des Bogens und seiner Adnexa gegen die concave Seite nicht recht denkbar, und Lorenz scheint von dieser Nothwendigkeit in gleicher Weise durchdrungen gewesen zu sein, da er gerade an einem Brustwirbel im Zusammenhänge mit dem ganzen Thoraxreifen den Mechanismus der Torsion zu veranschau¬ lichen versucht hat. Dem ist aber gegenüber zu halten, dass an primären Lendenscoliosen, wie Fig. XXIX zeigt, die Torsion ganz ungemein sinnfällig erscheint, wo doch der Hauptfactor, die Fixation der Bogenwurzeln, du°rch die Rippen hinwegfällt, und ferner, dass bei diesen Verkrüm nungen die Proc. transversi auf der convexen Seite stets frontal, die kürzeren und verkümmerten Proc. transversi der concaven Seite jedoch stark sagittal stehen, und 334 Garl Nicoladoni, die ßogenringe im Vergleiche zur Scoliose eine auffallend geringe Asymmetrie zeigen, was mit einem Vorgänge der Abknickung gegen die concave Seite der Scoliose ganz unverträglich ist. Obwohl ich noch keine Gelegenheit hatte, an einer Scoliose der jugendlichen Halswirbelsäule (z.B. Caput obstipum) das Verhalten der einzelnen Wirbel zu untersuchen', so hege ich doch die bestimmte Vermuthung, dass dort, wo jede besondere Fixation der Bogenreihe in der Medianlinie fehlt, und diese gewiss eine eben so grosse Disposition für seitliche Abweichungen besitzt wie die Körperreihe, eine Torsion, d. i. eine Asymmetrie der Wirbelkörper und Bögen im oben auseinandergesetzten Sinne nicht fehlen werde, und es wäre sehr ei wünscht,- wenn durch einen in dieser Richtung hin benützten gelegentlichen Befund das Detail einer Hals wirb elsäulen- scoliose klargelegt werden könnte. Andererseits aber gibt es, wie Fig. XXIX und Fig. XIII zeigen, Brustscoliosen, bei welchen die Torsion fehlt, obwohl an diesem Segmente alle Bedingungen für die Lorenz’sche Abknickung gegeben wären. Es fehlt hier die Torsion, weil — nach meiner Ansicht — die Wirbel schon zu alt waren, um auf die excentrische Belastung durch frappante Wachsthumsstörungen zu antworten, obwohl sie, wenigstens bei Fig. XIII, wo es sich um ein sechzehnjähriges Mädchen mit weichen atrophischen Knochen handelte, nicht so unnachgiebig waren, dass sie nicht im Lorenz’schen Sinne hätten abgeknickt werden können. Ich verweise noch auf die oben (S.(317) dargelegten Verhältnisse der Rippenwirbelgelenke, welche mit der Lorenz’schen Torsionstheorie nicht in Einklang zu bringen sind. Ich glaube daher, dass, nachdem die Annahme einer Torsion der scoliotischen Wirbelsäule im Sinne einer Rotation der einzelnen Wirbel längst schon fallen gelassen werden musste, auch der Versuch Lorenz’ und Fischers, eine Torsion des inneren Knochengefüges aufzustellen, der genauen anatomischen Untersuchung nicht Stand hält, und damit auch, abgesehen voii den eben beleuchteten Widersprüchen, eine Erklärung dieser supponirten Windung hinfällig wird. Wie leicht auch Lorenz einerseits der Beweis der Existenz einer Torsion geworden ist, so räumt er doch 1. c. S. 28 ein, dass die „Beantwortung der Frage, wie und warum es zu dieser Torsion komme, viel schwieriger zu erbringen sei“. Wir stünden hier einem Räthsel gegenüber, zu dessen Erklärung schon viel Scharfsinn verwendet wurde, und Bouvier sage mit Recht: „Man müsste ein Euklid sein, um dieses Räthsel zu lösen.“ Meine Meinung aber, die ich mir nach einer abermaligen, und, wie ich glaube, gewissenhaften anato¬ mischen Durchsicht der Angelegenheit, noch mehr gefestigt habe, ist die: dass es bei der Scoliose weder eine Rotation in den Gelenkscomplexen, noch eine Torsion des Knochengefüges gäbe, und dass auch nach Lorenz die Anhänger dieser Theorie immer noch Ursache haben, auf ihren erlösenden Euklid weiter zu warten. Zum Schlüsse erlaube ich mir Herrn Prof. H. Chiari in Prag, welcher mich mit pathologischen Präpa¬ raten auf das Collegialste unterstützte, meinen schuldigen Dank abzustatten. Die Architedur der scoliotischen Wirbelsäule. 335 ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. L II. Ausgehöhlte und gefeilte Scoliosis dors. sin. convexa eines Erwachsenen. III. Ausgehöhlte und gefeilte Scoliosis dors. d. conv., lumb. sin. convexa eines Erwachsenen, mit den concavsei- tigen Rippen, über dem Becken aufgestellt, um die Statik einer scoliotischen Wirbelsäule zur Anschauung zu bringen. IV. Ausgehöhlte und gefeilte Scoliosis dors. sin. convexa geringen Grades, von der Wirbelsäule eines Erwach¬ senen. V. Decalcinirte Scoliosis dors. d. convexa hohen Grades. An der Oberfläche gestichelt, um die Faserung der Com- pacta darzustellen. VI. Zehnter ausgehöhlter und gefeilter Brustwirbel von Fig. I. a convexe, b concave Seite. VII. Vierter scoliotischer Lendenwirbel, ausgehöhlt und gefeilt, o concave, b convexe Seite. VIII. VierterBrustwirbelvonFig.IV, ausgehöhlt und gefeilt. Trotz der geringfügigen Keilgestalt des Wirbels, stark seitliche Stellung des Emissarium posticum. IX. Erster Brustwirbel der Fig, IV. Geringe Keilgestalt; auffallende Abknickung an der concavseitigen Bogen¬ wurzel. Sehr starke Verschiebung des Emissariums gegen die convexe Seite. X. Ligamentum longitudinale anterius und Ligg. radiata der convexen Seite einer bedeutenden Scoliosis dors. d. convexa eines Erwachsenen. XI. Dieselben Ligamenta an der concaven Seite. XII. Psoas und Zwerchfellursprung an einer Scoliosis lumbalis d. convexa eines Erwachsenen. XIII. Psoas und Zwerchfellursprung an einer Scoliosis lumb. sin. convexa einer 16 jährigen, an Osteoporose erkrankten Wirbelsäule. XIV. Horizontaler Fournierschnitt eines achten Brustwirbels einer hochgradigen Scoliosis dors. d. convexa, von unten gesehen, a concave, b convexe Seite der Krümmung. XV. Verticaler Fournierschnitt durch die linke Bogenhälfte und die Massenmitte des neunten Brustwirbels aus der¬ selben Scoliose wie in Fig. XIV. XVI. Horizontaler Fournierschnitt in der Ebene der Bogenwurzeln aus dem dritten Lendenwirbel derselben Sco¬ liose. a convexe, b concave Seite. XVII. (Taf. XI.) Neunter Brustwirbel einer Scoliosis dors. d. convexa (aus Fig.III) mit starker Belastungshyperostose der concaven Bogenwurzel und der gleichseitigen Proc. articulares. XVIII. Horizontaler Fournierschnitt durch das Caput Tibiae einer 11 Jahre alten rechtwinkligen knöchernen Ankylose eines Kniegelenkes. XIX. Sagittaler Fournierschnitt durch eine alte Kniegelenksankylose. XX u. XXL Horizontalschnitte aus dem achten Brustwirbel einer kindlichen rhachitischen Scoliosis dors. sin. convexa. aa Epiphysenfugen der convexen, a, a, der concaven Krümmungsseite. XXII u. XXIII. Frontalschnitt aus dem siebenten Brustwirbel desselben Kindes, bb Knochenkem aus der Mitte, b, b, aus der hintersten Partie dieses Wirbels, aaaa nocht nicht ossificirter Knorpel. XXIV. Hochgradige Scoliose einer noch jugendlichen Brustwirbelsäule, aa Tiefe, dem Nucleus pulposus entspre¬ chende Lücken in den Wirbelkörpern. XXV. Siebenter jugendlicher Brustwirbel dieser Scoliosis dors. d. convexa von oben betrachtet, a Der dem Nucleus pulposus entsprechende Napf, bb die Epiphysenfugen, c der Ursprung der concavseitigen Bogenwurzel. 336 Fig. XXVI. n XXVII. n XXVIII. n XXIX. n XXX. n XXXI. Carl Nicoladoni, Die Architectur der scoliotisehen Wirbelsäule. Derselbe Wirbel von traten betrachtet. Der vierte indifferente Brustwirbel dieser Scoliose. Der zweite Lendenwirbel dieser Scoliose (Scol. lumb. sin. convexa) von oben und hinten betrachtet, a Der dem Nucleus pulposus entsprechende Napf, b Epiphysenfuge der concaven Seite, c Ursprung der concav- seitigen Bogenwurzel. Hochgradige primäre Scoliosis lumb. sin. convexa, geringgradige, sanfte, über das ganze Dorsalsegment gleichmässig vertheilte Scoliosis dextro convexa eines Erwachsenen. Scharfe I orsion am Lendensegmente. Dorsalsegment nicht torquirt. Der siebente Brustwirbel dieses Präparates von vorne, von oben gesehen: Geringfügige Asymmetrie des Horizontalschnittes trotz der starken keilförmigen Missstal- tung des Wirbelkörpers. Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. Nicoladoni V ’Tfc ft/.' 1 Ph Lithv J.Barth.Fnnfhaiis.Wlen Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. matb.-naturw. Olasse. Bd. LY. Abth. II. C. Nicoladoni: Architectur der scoliotischen Wirbelsäule, Taf. H. Ph.Litli.v. J.Bartli/Ftiiühaiis,WHm Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LY. Abth. II. C. Nicoladoni: Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. Taf. IV. PhXith v. J.Barth.Fiinfhaus.Wiea Denkschriften, d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LV. Abth. II. C. Nicoladoni: Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. Taf. V. Ph litfur. J .Barfh.Fiinfh aus, Wien Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LY. Abth. II. Pig.V. C. Nicoladoni : Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. Taf. VI. Ph.Lith.v. J.Barth.Fünfliaits’Wren . Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LY. Abth. II. Kg. X. Fig.VI. Fig.VIU. Fig.vn. Fig.K. Ph. Lifh.v; J.B arthJirnfhaus,Wien Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. .Classe. Bd. LY. Abth. II. Taf. VII. C. Nicoladoni: Architectur der seoliotischen Wirbelsäule. Fig.XI. Nicoladoni: Architectur der scolio tischen Wirbelsäule. Taf. VIII. Ph.L i th.v. J .Barlh Fii nfha us Wj eri Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LV.Abth. II. C. Nicoladoni: Architectur der scoliotischen Wirbelsäule. Taf. IX. Ph. Lith.w J .B arth, Fimfhaus.Wien. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LY.Abth. II. C. Nicoladoni: Architectur der scolio tischen Wirbelsäule, Taf. X. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LV. Abth. II. C. Nicoladoni: Architectur der scolio tischen Wirbelsäule. Taf. XI ?h . Lith.v; J .Barth, Fünf haus, Wien. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LV. Abth. II. 337 DIE IN TOSKANA ARNOTIIALES VON K. ANTON WEITHOFER. (01c \X 4 Safetti-,) (VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 18. OGTOBER 1888.) Die Fauna des Arnothaies in Toskana, obzwar sie eine der am längsten in Europa gekannten und gewiss aueli eine der reichsten ist, war trotzdem bis zum heutigen Tage nur sehr unvollständig bekannt geblieben. Mit Recht konnte Falconer 1 schreiben: „Had these collections beeil yielded eitlier by Siberia or by the nor- thern part of the valley of the Po, the general results would liave been familiär knowledge long ago. At present, a journey to Florence is the only means of beeoming acquainted with thein.“ Seitdem ist diesem Zustande nur theilweise Abhilfe geschaffen worden. Ausser Forsyth Major’s ein¬ gehenden Arbeiten über die fossilen Pferde und Hunde Italiens, existiren darüber nur mehr oder weniger detaillirte Beobachtungen und Notizen durchreisender Paläontologen — wie die von Falconer Uber die Ele- phanten oder Rhinoceronten, die Rütimeyer’s hauptsächlich über Wiederkäuer — welche in verschieden ausführlicher Form in den Werken dieser Gelehrten Platz gefunden hatten. Die wichtigsten Aufzeichnungen über die Gesammtfauna dieses Areales verdanken wir den unermüd¬ lichen Forschungen des zuerst genannten Paläontologen, Herrn Dr. C. J. Forsyth Major, die in zahlreichen kleineren Aufsätzen zerstreut, vor mehr als einem Jahrzehnt in seinen „Considerazioni sulla fauna dei Mammiferi pliocenici e post-pliocenici della Toscana“ 2 zu einem Gcsammtbild vereinigt erschienen. Diese Abhandlung enthält auch eingehende Literaturangaben über die diesen Gegenstand behandelnden Werke. Bis auf die Caniden, waren es aber insbesondere die Carnivoren, die seit den Arbeiten Nesti’s und Cuvier’s beinahe vollständig vernachlässigt worden waren. So kannte man von Machairoden des Arnothaies immer nur jenen vereinzelten, allüberall citirten und abgebildeten Canin, .obzwar dieses Genus hier im Museum zu Florenz durch prächtige Reste von drei Arten, die an Zahl, Schönheit und Vollständigkeit der 1 Falconer’s Palaeontologieal Memoirs etc. Comp, and edit. by Ch. Murchison. London 1868. Vol. II, p. 121. 2 Atti della Societä Toscana di Scienze naturali. Pisa. Vol. I, fase. 1 und fase. 3, 1876, sowie Vol. III, fase. 2, 1878, Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern . 338 K. Anton Weithofer , Erhaltung nur mit den amerikanischen Vorkommnissen in Vergleich gestellt werden können, repräsentirt ist, durch ebenso viele Species das Genus Felis. Diese werden jedoch soeben einer eingehenderen Bearbeitung unterzogen. Den Bären hoffe ich selbst in Kurzem einige Bemerkungen widmen zu können, und Uber die Hyä¬ nen des Valdarno soll im Folgenden gesprochen werden. Vorerst fühle ich mich jedoch noch verpflichtet, Herrn Prof. C. de Stefani, Director des paläontologi- schen Museums am R. Istituto di Studj superiori in Florenz, dem die meisten der besprochenen Reste ange¬ hören, für die Überlassung des betreffenden, ziemlich reichen Materiales meinen verbindlichsten Dank zu erstatten und ebenso Herrn Dr. C. J. Forsyth Major für seine freundlichen Informationen, die er mir, bei seiner umfassenden Kenntniss der hierortigen diesbezüglichen Verhältnisse, stets in zuvorkommendster Weise zu Theil werden liess. Cuvier thut in den „Ossemens fossiles“ 1 in einem PostScript zu dem Abschnitt über fossile Hyänen nur mit einigen Worten des durch Pentland constatirten Vorkommens von Hyänenknochen im Arnothal Erwäh¬ nung, ebenso wie auch Nesti 2 einige Jahre später nicht viel mehr zu berichten weiss. Blainville 3 spricht sich etwas bestimmter dahin aus, dass die Hyäne der „ungeheueren tertiären oder diluvialen Ablagerungen des Valdarno in der Umgebung von Florenz“ sammt der Hyaena Arvernensis Groiz. et Job. der Auvergne und anderer aus Höhlen des südlichen Frankreich mit der heute lebenden gestreiften Hyäne wahrscheinlich identisch sei. Pomel4 führt an, dass sowohl II. Arvernensis als II. Perrieri aus der Auvergne auch im Arnothal Vor¬ kommen sollen. Gervais 5 und Gaudry6 sind bezüglich der Hyäne der Auvergne mehr oder weniger der Ansicht Blainville’s, thun jedoch der italienischen Vorkommnisse in keinerWeise Erwähnung. Über letztere stammt aus jener Zeit eine Notiz Falconer’s vom 20. Mai 1859 7 über einen im Florentiner Museum befindlichen Schädel einer fossilen Hyäne, von dem er jedoch nur angibt, dass er auf seiner Etiquefte als „II. arvernensis ?“ bezeichnet sei. Er liegt ebenso auch heute noch vor, und wird später besprochen werden. Das Vorkommen zweier Species erwähnt auch Cocchi8 allerdings nur kurz in der Form „ Hyaena 2 sp.“, ohne jede Beschreibung. In seiner ersten Fossilliste des Valdarno gibt Forsyth Major9 nur eine „ Hyaena sp.“ an; bereits im Jahre 1874 aber 10 finden sich schon beide Hyänen als „ Hyaena Perrieri Cr. et Job. (II. brevirostris Aym.?)“ und „ Hyaena arvernensis Cr. et Job.“ genannt, ebenso wie auch in dem Verzeichnisse des Jahres 1876. 11 Im Jahre 1880 gelang es ihm dann, bei einer Ausgrabung in der Nähe von Montopoli (L’Uccellatoio) im unteren Arnothal, den ganzen Unterkiefer, sowie beide Oberkieferhälften einer Hyäne zu finden, die er im 1 Cuvier, Oss. foss. 1823, tom. IV, p. 405. 3 Nesti, Lettern terza di alcune ossa fossil! non per anco descritte. Pisa 1826, p. 11—12. 3 Blainville, Ostengraphie, G. Hyaena, p. 46 — 47. 4 M. Pomel, Cataloguo methodique et descriptive des Vertebres fossiles decouvertes dans le bassin hydrographique superieure de la Loire. Paris 1854, p. 57—58. 5 Gervais, Zool. et Paleont. franQ. Paris 1859, p. 211. ß Gaudry, Animaux foss. et Göoi. de l’Attique. Paris 1862, p. 103. 7 Palaeontological Memoirs and Notes of the late Falconer; Comp, and cd. by Murchison. London 1868. Vol. II, p. 165. 8 Cocchi, L’Uomo fossile nell’Italia centrale. Memorie de ia Soc. Ital. di Scienze naturali. Tomo II, Nr. 7. Milano 1867, p. 14. 3 Forsyth Major in A. Stoppani’s „Corso di Geologia“, 1872. Vol. II, p. 673. 10 Forsyth Major, „Considerazioni etc.“, p. 39. 11 Forsyth Major, Sul iivetlo geologico a cui e d’ascriversi il cosi detto cranio deH’Olino. Archivo per l’Antropol. e la Etnol. Vol. VI, 1876, p. 345. 339 Fossile Hyänen des Arnothaies. Jahre 1885 in einem Aufsatz im Quarterly Journal of the Geological Society 1 2 nebst den beiden vorher genannten als „ Hyaena sp. (MontopoliJu anfübrt und in seiner „Tyrrhenis“ * , .Hyaena topariensis Maj.“ benennt. Diese erwähnte Ausgrabung ist auch dadurch von höchster Wichtigkeit, weil sie die einzige authentische Quelle Uber das Zusammenvorkommen von Thieren der Valdarno-Fauna im unteren Arnothal bietet. Die meisten sonstigen Fossilien sind zufällige Funde vonLandleuteu, die daher bezüglich ihrer genaueren Fundortangabe wenig zuverlässig sind. Lydekker 3 glaubt die Hyaena Arvernensis der Auvergne und angeblich dieselbe aus dem Arnothal mit H. striata vereinigen zu können und führt an, dass auch Gau dry 4 derselben Ansicht sei. Doch thut dieser, soviel ich bilden kann, der Valdarno-Hyäne keinerlei Erwähnung. Ehe ich jedoch zur Besprechung der fossilen Hyänen des Arnothaies übergehe, scheint es nothwendig, noch einige Worte über jene, der Auvergne vorauszuschicken — Hyaena Arvernensis und H. Perrieri Cr. et Job. Sie wurden im Jahre 1828 auf mehrere ziemlich vollständige Beste hin von Croizet und Jobert5 begründet, wobei er erstere — II. Arvernensis — als der gestreiften, die zweite, etwas kleinere als der gefleckten Hyäne verwandt bezeichnete. Von II. Arvernensis sagt er resumirend: „D’apres ces descriptions, il est evident, pour nous, que ces mächoires superieure et inferieure appartiennent ä une espece, qui se rapprocke de l’hyene rayb, savoir: La mächoire inferieure, par le tubercule du bord interne de la derniere molaire, et probablement la Posi¬ tion du condyle placd au-dessus de la ligne des dents. La mächoire superieure, par la dimension du lobe posterieur de sa carnassiere. Mais elles en dififörent, par le petit tubercule de la carnassiere superieure, et par le fort collet et le tuber¬ cule en avant de la seconde molaire inferieure; enßn, par la kauteur qui egalait au moins celle des plus grandes hydnes taehetees.“ Bezüglich II. Perrieri spricht er sich dahin aus, dass sie sich der gefleckten Hyäne sehr nähere, doch sich von ihr durch den „talon bilobe que nous avons remarque dans trois individus, l’obliquitb des molaires intermediaires, et le trou qui manque au-dessus de la poulie de l’humerus“ genügend unterscheide, um darauf¬ hin eine Species aufstellen zu können. Blainville ist in seiner „Osteographie“ 6 geneigt, beide zu II. striata zu stellen, thut dies aber aller¬ dings in einer Weise, dass man „dans cette maniere de voir“, wie er sagt, eben auch das Heterogenste ver¬ einigen kann. Gervais7 sagt, dass H. Arvernensis „differe bien peu de la Hyaena priscau, die vielleicht wieder nur eine Race der nordafrikanischen und indischen II. striata sei. Bezüglich der H. Perrieri scheint er sich Blain¬ ville ’s Ansicht zuzuneigen. Er citirt wenigstens blos dessen Meinung. Yon Gau dry 8 wird letztere wieder zur Gruppe der gefleckten Hyäne gestellt, wenn auch von dieser als sicher verschieden betrachtet. In den „Enchainements du Monde Animal“ 9 lässt er letztere durch H. Perrieri aus II. eximia sich entwickeln. H. Arvernensis ist jedoch nach ihm eine jener fossilen Species, die, nach jetziger 1 Forsyth Maj or, On the Mammalian Fauna of the Val d’Arno. Q.u. Journ. Geol. Soc. London 1885, p. 2; der Aufsatz wurde, wie mir Herr Dr. C. J. Forsyth Major freundlichst mittheilte, bereits 1883 geschrieben, daher diese (4.) Fossilliste diese Jahreszahl trägt. 2 Forsyth Major, Die Tyrrhenis. Studien über geographische Verbreitung von Thieren und Pflanzen im Mittelmeer¬ gebiet. Kosmos, VII. Jahrg. Bd. XIII, 1883, p. 2. 8 Lydekker, On some Vertebrata from the lied Crag. Qu. Journ. Geol. Soc. London. Vol. 42, 1886, p. 364. 4 Gaudry, Anim. foss. et Geol. de l’Attique, p. 103. 8 Croizet und Jobert. Recherches sur les Ossemens fossiles du Puy-de-Ddme. Paris 1828, p. 178 u. 180. 6 L. c. p. 45 u. 46. 7 Gervais, Zool. et PaRont. fran§., p. 241. 8 Gaudry, Anim. foss. et G6ol. del’Attique, p. 103. 9 Gaudry, Ench. du Monde An.; MammifOres tertiaires. Paris 1878, p. 218. ss * 340 K. Anton Weithofer , Kenntniss, von II. striata schwer zu unterscheiden sei. Er cilirt hiebei jedoch ausdrücklich nur die „Hyaena Arvernensis Cr., de Perrier, pres d’Issoire“, ferner noch die„Hyenc de Montpellier, dCcrite par de Christel“ (— H. Monspessulana Christ.), die lbjaena intermedia und prisca Marc, de Serres, und die Hyäne der Siwa- liks f=H. SivalensisJ. Auch Lydekker 1 bezeichnet H. Arvernensis als „closely allied to, if not identical with, the living II. striata “. Über II. Perrieri änssert er sich dahin, dass „it is probable, tliat it is closely related to if not merely a variety of, II. crocuta11. Bezüglich ersterer spricht er sich in demselben Sinne in noch etwas entschiedenerer Weise in dem Auf satz „Note on some Vertebrata froin the Red Crag“2 aus; nur bezieht er hier auch eine Hyäne des Arnothaies ein. Letzteres geschieht hauptsächlich auf Grund eines Oberkieferfragmentes aus dieser Gegend, das sich im britischen Museum befindet und von dem er sagt : „In recording a specimcn of the maxilla of a Hyaena from the Val d' Arno in the „British Museum Catalogue of fossil Mammalia“, 3 I referred it unhesitatingly to H. striata“. Nach dem Material jedoch, das mir zu Gebote steht, gehören beide Hyänen, die im Arnothal in plioeänen Lagern gefunden werden, dem Crocwfa-Typus an; dasselbe gilt auch von der imPleistocän der Umgebung von Arezzo gefundenen Hyäne (= Hyaena spelaea Goldf.). — Gegen eine solch’ unbedingte Vereinigung der II. Arvernensis und der heutigen II. striata lassen sich aber doch einige nicht so ungewichtige Bedenken erheben. II. striata repräsentirt durch ihren unteren Ml mit dem grossen Innenhöcker und dem sehr bedeutenden Talon, dem grossen oberen Mi und der mehr gleichmässig abnehmenden Grösse der oberen und unteren Pr entschieden einem älteren Typus, als es der durch H. crocuta vertretene ist. Auch die J stehen bei ersterer im Unterkiefer weniger gedrängt, mehr in einer Reihe, während bei II. crocuta der Jz fast ganz nach hinten verschoben ist. Bei II. striata ist ferner am oberen Pr, der vordere Lobus gleich oder sogar grösser als der hintere, indess bei H. crocuta der hintere der grösste ist, dem an Längenausdehnung der mittlere folgt, wäh¬ rend der vorderste weitaus der kleinste ist. Der Zahn ist bei letzterer überhaupt viel langgestreckter, schmäch¬ tiger, der Innentuberkel viel kleiner, der sehr kleine M1 kann oft auch ganz fehlen, wie ich selbst zu beob¬ achten Gelegenheit hatte. Zur Beleuchtung des Gesagten mögen folgende Zahlen dienen: Oberkiefer: My, transversale Ausdehnung II. striata ''T II. .14-5 mm 15 mm H. crocuta (nicht vorhanden) Pr,, Länge . . 31-5 31 34 mm „ hinterer Lobus . . . , . 10 10 14 „ mittlerer „ . . . . . 11-5 11 12 „ vorderer „ . . . . 10 11 8 Pr2, Länge . . 20-5 22 21 Pt J 1 3 ? n . 16 16 13-5 Pr J ' 4 > 11 . . 6-5 8 6 Unterkiefer: Länge . . 21 21 25 „ Breite . . 11-5 11 10-5 Pr,, Längp . . 21-5 20 20 „ Breite . . 12 12-5 11 Pr2 , Länge . . 19 18 20 „ Breite . . . . 12-5 13 13-5 Pr3, Länge . . 14 14 13-5 „ Breite . . 9 9-5 9 1 Lydekker, Siwalik and Narbadda Carnivora. Palaeontologia Indica. Ser.X, Yol. II, Pt. 6. Calcutta 1884, p.99 [276]. 2 Qn. Journ. Geol. Soc. Yol. 42, 1886, p. 364. 3 Part I, p. 88, no. M. 469 (1885). Fossile Hyänen des Arnothaies. 341 Über II. brunnea Thunb. ( — fusca G. St. Hil.) kann ich leider nur nach Blain ville's Abbildungen urtheilen. Sie scheint, eine entschiedene Mittelstellung zwischen den beiden besprochenen Hyänen einzu¬ nehmen. Am unteren Mx ist der Innenhöcker klein, weit nach hinten gerückt, und kann nach Lydekker 1 sogar auch ganz fehlen. Der Talon hält in seiner Grösse ebenso die Mitte zwischen II. crocuta und striata. Auch der obere M, ist kleiner als bei letzterer, wenn er auch noch immer viel grösser ist als bei II. crocuta. Am oberen Pr, ist das Verhältniss der drei Loben zu einander wie 13-5 : 11 : 9-5, entschieden sich also der gefleckten Hyäne nähernd, auch ist er augenscheinlich gestreckter und sein Innenhöcker kleiner als bei II. striata. In allen diesen Beziehungen gleicht also H. brunnea im Gebiss die Unterschiede zwischen II. striata und crocuta so ziemlich aus. Als Verhältnisse der Länge des oberen Pr, zu der des oberen Ml stellen sich bei diesen drei Formen heraus: H. crocuta . .38-5: 4 oder 100: 10- 4 2 H. brunnea. .34 : 12 5 „ 100:37 II. striata . . 31 : 15 „ 100 : 48. Was nun die H. Arvernensis Cr. et Job. aus Südfrankreich betrifft, so nimmt sie eine ähnliche Mittelstel¬ lung zwischen II. crocuta und striata ein, wie die II. brunnea. Das Verhältniss des oberen Reisszahnes zum Tuberkelzahn ist 37: 12 3 oder 100:32. Am oberen Pr, ist das Verhältniss der drei Loben zu einander wie 13:12: 12, was allerdings wieder der II. striata am nächsten kommt; doch ist der Zahn bedeutend gestreckter als bei dieser, und übertrifft hierin auch die II. brunnea (nach Blainville's Abbildung). Ebenso kommt der ganz nach vorn gerückte Innentuberkel nur bei II. crocuta vor. In der Grösse desselben stimmt II. Arvernensis ganz mit den beiden süd¬ afrikanischen Arten überein. Bei II. brunnea ist er jedoch, wie dann besonders bei II. striata, weit nach hinten gerückt, wo er mit breiter Basis dem Zahnkörper aufsitzt. Als Verhältnisse der Längen der Pr, zu deren Innentuberkel (in transversaler Richtung gemessen) ergeben sich: II. striata . . .31:9 oder 100 : 29 H. crocuta . . 34 : 7 „ 100:20'6 II. brunnea ..34:7 „ 100 : 20 • 6 II. Arvernensis 37:8 „ 100 : 21-6. Die Form des Unterkiefers stimmt bei letzterer vielleicht noch am besten mit II. striata tiberein, doch ist diese ein viel kleineres Thier, als es die II. Arvernensis gewesen ist. Nach dem Gesagten kann man daher II. Arvernensis schon desshalb mit II. striata nicht vereinigen, weil jene pliocäne Form einen viel moderneren Charakter trägt, als dies bei der heute lebenden der Fall ist. In dem kleinen, weit nach rückwärts gerückten Innenhöcker, dem viel kleineren Talon, der Grösse des oberen M , stimmt sie annähernd mit Bf. brunnea überein, durch die schlanke Gestalt des oberen Pr,, sowie die Stel¬ lung des Innenhöckers an demselben nähert sie sich wieder in bedeutender Weise der II crocuta, während die Grössenverhältnisse der drei Loben dieses Zahnes der II. striata noch am nächsten kommen. 1 Siwalik and Narb ad da Carnivora, p. 99 [276]. 2 Diese Messung ist nach der Abbildung Blainville’s, Ostoogr., G. Hycuna, Taf. VI, wo ein M, vorhanden ist; nach unserem Exemplar würde dieses Verhältniss wegen Mangels dieses M, sogar 100:0 lauten müssen. 3 Croizet und Jobert geben 1. c. die Länge des M, mit 20 mm an, was aber offenbar ein Irrthum ist; es soll wohl 12 mm heissen. 342 K. Anton Weithofer, Mau wird daher auf Grund dieser bis nun bekannten Merkmale H. Arvernensis schon als distincte Species betrachten müssen, oder man kann anderenfalls nach dem Gebiss ebensogut auch alle die drei jetzt lebenden Formen zu einer Art vereinigen. Aber auch bei II. Perrieri Cr. et Job. dürfte einer Identificirung mit II. crocuta kaum das Wort zu reden sein, die übrigens nie so sehr betont wurde, wie in ersterem Falle. Einmal ist schon die Kieferform ganz ver¬ schieden, dann der Condylus sehr tief gelegen, überhaupt der aufsteigende Ast im Vergleich zum horizon¬ talen von viel geringeren Dimensionen. Am unteren J/, fehlt allerdings der Innentuberkel vollständig, dagegen ist der Talon verhältnissmässig noch sehr gross, der Raum für die Incisiven sehr ausgedehnt, diese selbst in einer Reihe stehend. Der obere soll nach Pomel etwas grösser sein als bei II. spelaea, bei der er ebenso schwach ent¬ wickelt ist, wie bei II. crocuta. Für II. brevirostris Aym. gibt Pomel 1 am unteren Mt „un dentieule interne au lobe posterieur“ an. Gaudry hingegen sagt in seinem Werke über die Fauna des Mont Leberon, 2 allerdings nicht mit Bezug¬ nahme auf diese Angabe Pomel’s, dass II. brevirostris einen unteren Reisszahn „depourvu de dentieule interne“ besessen habe. Welche von den beiden entgegengesetzten Angaben die richtige ist, wo hier der Irrthum vorliegt, kann icli natürlich nicht entscheiden, zumal auch Aymard’s Originalabhandlung 3 hier leider nicht zu beschaffen war. Ich musste mich daher beim Vergleiche an die Angaben anderer Autoren halten. Nacli Gervais4 ist der untere Reisszahn 30, der obere 45 mm lang, ihr Verhältniss daher genau 2: 3. Bei II. arvernensis jedocli sind diese Zähne 27 und 37 mm lang, was ein Verhältniss von annähernd 3:4 gibt. Nach Lydekker 5 * scheint//, brevirostris einen kleinen Innentuberkel am oberen Pr,, ein Cingulum am oberen Prz und unteren Mv sowie einen unteren Pr 4 besessen zu haben, kurz, sich, wie auch Gaudry1’ ausdrücklich sagt, der II. eximia Gaudry von Pikermi sehr genähert haben. II. brevirostris dürfte daher von II. arvernensis vielleicht ebenfalls verschieden sein. Hyaena Topariensis Major. 7 Taf. I, Fig. 1-4; Taf. II, Fig. 1, 2; Taf. III, Fig. 3; Taf. IV, Fig. 3, 4. Die erste Notiz über diese Hyäne findet sich in einem Aufsätze Forsyth Mayor s8 „On the Mammalian fauna of the Val d’Aruo“, wo sie als „Hyaena sp. (Montopoli)“ angeführt ist. Sie stammt von jener bereits oben erwähnten Ausgrabung des Jahres 1880 bei Montopoli, und ist in einer fast vollständigen l Interkiefei-, sowie den beiden Oberkieferhälften — links mit Pr, und Pri} rechts mit der Zahnreihe 4/, — Pr% erhalten. In dei „Tyrrhenis“ des genannten Autors findet sie sich dann als II topariensis Major in das Verzeichniss dei Val- darnofauna aufgenommen. Näher beschrieben wurde sie jedoch niemals. Ausser diesem Vertreter einer kleineren Hyänenspecies ist, aus der alten Sammlung stammend, noch ein vollständiger linker Unterkieferast von gleicher Grösse vorhanden, an dem jedoch nur Prt und Pr3, sowie in sehr stark abgekautem Zustande, der G erhalten ist. Obzwar dieser Unterkiefer ziemlich bedeutende Ver¬ schiedenheiten gegen ersteren aufweist, glaube ich doch am besten zu thun, sie beide unter einem Namen zu beschreiben. 1 Pomel 1. c. p. 58. 2 Gaudry, Animaux fossiles du Mont Leberon (Vaucluse) etc. Fans 1873, p. 18, Anmerkung. 3 Teste Gaudry, G6ol. de l’Attique, p. 89: Aymard, Congres scientifique de France; 22e sCssion tenue au Puy en septembre 1855, Vol. I, p. 271, 1856. 4 Gervais, Zool. et Pal. fr., p. 242. 5 Lydekker, Siw. and Narb. Carnivora, p. 111 (288). 3 Animaux foss. et G6ol. de l’Attique, p. 89. 7 Forsyth Major, Die Tyrrhenis. Kosmos, VII. Jahrg. (Bd. 13), p. 2. 8 Qu. Joum. Geol. Soc. London, 1885, p. 2. Fossile Hyänen des Arnothaies. 343 Auf den letzterwähnten gründen sicli wahrscheinlich auch alle die Angaben von dem Vorkommen von Hyaena Perrieri Cr. et Job. im Arnothale, mit der die vorliegenden Fossilien auch thatsächlich eine sehr grosse Ähnlichkeit bekunden. Ob sie wirklich identisch sind, darüber werden weitere Funde entscheiden müssen. a) Kiefer von Montopoli (Taf. I, Fig. 1 — 3): Dieser Kiefer weist auf ein Thier, ungefähr von der Grösse der H. Perrieri Cr. et Job. aus der Auvergne, mit der sie auch den gänzlichen Mangel eines Innen¬ höckers am unteren Reisszahn gemeinsam hat. Sie gehören also beide zum Crocutatypus. Der untere Mt ist hier etwas kürzer als bei II. Perrieri, und erscheint daher — bei annähernd gleicher Dicke — etwas plumper. Der Talon ist ziemlich gross — viel grösser als bei M. croeuta — und ze:gt eine äussere und eine innere Hauptzacke, sowie schwach angedeutet auch noch einen sehr kleinen hinteren Höcker. Hierin würde er also mit der Beschreibung Croizet’s und Joberts von H. Perrieri mit ihrem „talon bilobe“ sehr gut stimmen, doch läuft bei dieser, wenn die Abbildungen 1 richtig sind, der Kamm desHauptlobus gerade auf das Thal zwischen den beiden Höckern zu, während er in unserem Falle augenscheinlich im äusseren Höcker seine Fortsetzung findet. Eine Basalwulst findet sich gleichfalls nur an der Aussenseite des Zahnes, die unter der Vorderhälfte des vorderen Tuberkels ihre grösste Ausbildung erfährt. Am Pri sind nebst des Hauptzackens ein vorderer und hinterer Höcker, sowie hinten auch eine ziemlich starke Balsalwulst entwickelt. Doch nehmen diese Nebenzacken gegenüber dem Hauptzacken hier einen viel grösseren Raum ein als bei H. Perrieri. Das gleiche Verhalten bezüglich der Zahl der den Zahn zusammensetzenden Elemente, findet sich bei Prv nur ist hier der Hauptzacken weitaus am stärksten ausgebildet, die Nebenzacken treten zurück. Doch ist eine ebenso starke hintere Bahnwulst vorhanden wie früher. II. Perrieri hat nach Croizet et Jobert nur einen Talon an Prv Der Prs zeigt wieder dieselben Elemente: Einen sehr grossen hinteren, einen kleineren vorderen Höcker und hinten eine Aufwulstung der Basis. Der Hauptzacken erscheint dadurch ziemlich weit nach vorne ver¬ schoben, und liier rasch abzufallen. Masse dieser Zähne sind; II. Topariemis II. Perrieri ( Länge . 26 mm M < 1 ( Breite, grösste . . 12 13 ./ Länge . . 23 23 ) Breite, grösste . Pf 1 j Länge des Hauptzackens . . 14 . 10-5 15 15 ( Länge des gesammten hinteren Talons . . 8 5 1 Länge . . 22 21 Pr \ * 1 Breite, grösste . . 14 15 ( Länge . . 16 15 Pr., / Breite, grösste . . 10 11 ( Gesammtlänge des Talons . . 5 3 Unter den J steht der mittlere, etwas hinter den beiden anderen, während sie bei H. Perrieri in einer Linie sich befinden. Der Hauptunterschied in den Zähnen des Unterkiefers besteht also in der Gestaltung des Talons am Mv die Zahl der Nebenhöcker am Pr2 und die verschiedenen Dimensionen derselben im Vergleiche zum Haupt¬ zacken am Pr, und Pr3. Allerdings sind das Unterschiede, die einer ziemlich bedeutenden Variabilität unter¬ worfen sind. Was die Form des Kieferknochens betrifft, ist derselbe im horizontalen Aste um ein Beträchtliches höher, das Kinn etwas weniger steil. Bei II. Perrieri ist ferner der Unterrand unterhalb des Reisszahntalons scharf 1 L. c. p. 173, pl. IV, fig. 3. 344 K. Anton Weithofer , nach aufwärts gebogen, liier findet diese Krümmung erst ungefähr 2 cm weiter hinten statt. Der auf¬ steigende Ast, dessen hintere Partie jedoch leider abgebrochen ist, ist bedeutend steiler, die Masseter¬ grube reicht nicht bis zum Mv Aussen ist der horizontale Ast bis unter den Prt nicht ausgehöhlt. H. Perrieri zeichnet sich nun durch ihren, in horizontalem Sinne ausserordentlich kurzen Eamus ascendens aus, indem die Distanz vom Condylus bis zum Hinterrande des Mt nur 51 mm beträgt, während die Entfernung von erstercm zur Vorderseite des C nach Croizet et Jobcrt gleich 154mm ist. Der Con¬ dylus selbst liegt dabei nahezu unter der Linie der Zahnreihe. An dem vorliegenden Exemplar ist der hinterste Theil, wie gesagt, leider abgebrochen. Nach dem vorhandenen kann man aber doch schliessen, dass der aufsteigende Ast bedeutender entwickelt war, der Piocessus coronoideus viel stärker, der Con¬ dylus wahrscheinlich weiter nach hinten und oben verlegt war. Bei H. Topariensis mag die Gesammtlängc vom Condylus bis zum Vorderrande der Eckzahnbasis gewiss 175mm betragen haben, die Entfernung des letzteren Punktes vom Hinterrande des Reisszahntalons 108 mm. Für den anfsteigenden Ast bleibt daher eine Breite von 67mm; im Verhältnisse zur Länge des Kiefers sollte sie nur etwa 57 mm betragen. Die Dicke des Kieferknochens ist relativ gering. II. Topariensis II. Perrieri Höhe des Kiefers, hinter Tf, . . 48 mm 43 mm „ „ » «llter Pr3 . . 44 39 (nach der Abbildung) Dicke „ „ unter l,r.l . . 16 17 Länge des Diastems . . . . . 11 „ Oberkieferzähne beschreiben Croizet und Jobert von II. Perrieri keine. Pomel erwähnt dagegen in seinem „Catalogue metliodique et descriptif etc.“,1 dass bei dieser Hyäne die „Tuberculeuse superieure un peu moins petite (als bei II. speloea Goldf.) et elliptique“ sei. Bei II. Topariensis (Taf. II, Fig. 2) ist dieser Mt nur wenig kleiner als an einem Schädel von II striata und besitzt auch genau dieselben drei Elemente wie bei dieser. Nur ist vielleicht seine Innenpartie etwas schwächer entwickelt. Er ist 13-5 mm lang und innen nicht ganz 5 mm breit; bei II. striata 15 mm lang und 7 mm breit. Sein Verliältniss zur Länge des Prt ist 34 : 13-5 oder ungefähr 100 : 40. Er nähert sich daher der gestreiften Hyäne noch mehr als II. Arvernensis oder selbst II. brunnea, und entfernt sich in demselben Masse von der 11. crocuta , zu der der Unterkiefer in der Bildung des M nahe Beziehungen zeigt. Der Pry (Taf. II, Fig. 1 und 2) ist schlank, sein Innentuberkel klein, mit schmaler Basis dem übrigen Zahne aufsitzend. Das Verliältniss der Länge des Reisszahnes (=34mm) zu der transversalen Breite dieses Tuberkels ist 34:8 oder 100:23-5. Er steht hierin also immerhin der II. crocuta> bedeutend näher als der II. striata. Dei Hinteirand des Innen¬ tuberkels trifft die Spalte zwischen dem Haupt- und Vorderzacken, während er bei H. striata meist unterhalb der Spitze des ersteren sich befindet. Die Längen der drei Loben des Reisszahnes betragen 12, 12 und 10mm, was am meisten noch an II. brunnea erinnert. Lydekker bildet aus dem Red Crag2 einen oberen Reisszahn einer Hyäne ab, den man allerdings — für sich allein — als mit. II. striata identisch erklären muss. Doch unterscheidet sich unser Fossil davon durch die ganz verschiedene Form und Insertion des Innentuberkels, der an diesem ganz wie bei 11. crocuta beschaffen ist, sowie durch die geringere Entwicklung des Mittelzackens zu Gunsten des Hinterzackens. Die übrigen Prämolaren stehen nicht so gedrängt und nicht in so schiefer Richtung gegen die Alveolai- linie wie bei II. striata, nähern sich dieser jedoch wieder darin, dass sie nach vorne zu nicht so lasch au Grösse abnehmen, wie bei II. crocuta. 1 L. c. p. 57. 2 Qu. Journ. Geol. Soc. London. Bd. 42, 1886. p. 36'5. Fossile Hyänen des Arnothaies. 345 II. crocuta II. striata II. Topariensis Pr, . . . . 34 mm 31 mm 34 mm Prt ■ ■ . . 21 21-2 23 Pr3 ■ • . . 13-5 16 17-5 Pr4 . . . . 6 7-2 — Die grösste Längenausdehnung der einzelnen Pr liegt in einer Linie. Ihre Gestalt ist auch mehr recht¬ eckig, wie ungefähr bei H. crocuta, als rhomboidal, wie bei TT. striata. Eine Basalwulst ist innen und aussen vorhanden. Prämolar 2 besitzt einen nur sehr wenig nach rückwärts gewendeten, fast gerade-konischen, sein- grossen Hauptzacken mit kleinen Tuberkeln vorne und hinten, sowie auch einer rückwärtigen Basalaufwul- stnng. Auch nach innen springt ein Höcker relativ ziemlich stark hervor. Der Vordertuberkel liegt nach ein¬ wärts, bleibt jedoch von aussen ein wenig sichtbar. Am Promolar 3 sind im Verhältnisse zum Hauptzacken die Nebentuberkel — in derselben Zahl vorhanden wie am Pr2 — stärker entwickelt wie etwa — jedoch nicht in der Seitenansicht, sondern einer Ansicht fast ganz von vorne — an einem Schädel von IT. striata. Als Masse dieser Pr ergeben sich: ^ Länge . 34 mm Pr, ' Breite unter dem Hauptzacken . 13 ' Vordere Breite incl. des Innenhöckers . . 20 pr (Länge . 23 (Grösste Breite . 16 1 ( Länge . . . ( Grösste Breite 17-5 11 Der Canin ist von elliptischem Querschnitt; der grosse Durchmesser ist 19, der kleine 15 mm. Nach oben verjüngt er sich rasch und krümmt sich leicht nach rückwärts. Die Höhe des schmelzbedeckten Theiles beträgt 32 mm. Die vordere Öffnung des Foramen infraorbitale liegt ober der Vorderpartie des Pr2 und, die Zähne in einer Entfernung von etwa 1cm innen begleitend, eine Anzahl kleinerer Palatinalöffnungen, die vorne — vor Pr 3 — mit einer etwas grösseren endigen. Aus dem Gesagten kann man wohl entnehmen, dass dieses Fossil weder mit H. crocuta, noch mit 11. striata vereinigt werden kann. Die Bildung des Innenhöckers arnPr,, die Stellung und theilweise auch die Form der übrigen Pr erinnern lebhaft an erstere, während andererseits die Proportion der drei Loben des Reisszahnes das langsamere Abnehmen an Grösse der Pr entschieden mehr an letztere sich anschliessen. b) Unterkiefer aus der alten Sammlung (Taf. I, Fig. 4). Dieser Kiefer zeichnet sich durch seine Vollständigkeit aus, indem ihm von Knochentheilen fast gar nichts fehlt — nur ein Theil der Aussenwand der Eckzahnalveole — , von Zähnen leider jedoch die J, Pr, und Mr Die Pr und insbesondere der C sind ausserordentlich stark abgekaut. Die Zähne weichen in ihrer Stellung, Grösse und — soweit sichtbar — auch in ihrer Gestalt von denen des ersterwähnten Kiefers nicht ab, wenigstens nicht soweit, als es die Grenzen individueller Variabilität ver¬ bieten würden. Als Masse derselben ergeben sich: 1 An dem kleinen Innenhöcker. Denkschriften der mathein.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. 346 K. Anton Weithofer , Mt , Länge . . . . 24 mm gegen früher 25 mm Pr, , Länge . ... 22 » 23 (Länge . ... 21 V „ 22 pr \ 2 (Breite (grösste) . . . . . . .13-5 V » 14 Pr j Länse . ... 15 n „ 16 3 ( Breite (grösste) . . . . . . . 10-5 r> „ 10 Der Canin, an dem nur aussen noch ein; wenige Quadratniillimeter enthaltendes Stück Email sichtbar ist, zeigt nach vorne innen eine grosse, unregelmässige Usurfläche, und hinten eine von innen nach aussen ungefähr unter einem Winkel von 45° abfallende tiefe Furche, erzeugt vom oberen Canin. Er ist von elliptischem Quer¬ schnitt, mit einem grossen Durchmesser von 20, und einem kleinen von 14 »mm. Doch sind diese Masse schon etwa 8 mm unterhalb der letzten Schmelzreste abgenommen. Tn sehr gutem Erhaltungszustände ist an diesem Exemplar jedoch der Kieferknochen. Er ist im Allge¬ meinen etwas schlanker als der frühere; seine Höhe hinter dem M beträgt 44 mm gegen 48 mm bei dem erst¬ erwähnten, und 40 unter dem Pr3 gegen 44 mm früher. Der Abstand dieser beiden Punkte der Massabnahmc — unmittelbar hinter dem Talon des M und unter der Mitte des Pr., — beträgt in beiden Fällen genau das selbe — 75 mm. Das Diastem ist etwas grösser, es misst 12 mm. Die Dicke des Knochens unterhalb Pr2 beträgt 16‘5mm. Der Ramus ascendens steigt gleichfalls sehr steil empor, und erreicht die Höhe von 74 mm über der Alveo¬ larlinie. Wenn der Kiefer auf seinen ziemlich geraden Unterrand gestellt wird, beträgt die Höhe des Processus coronoideus über der Basis 115 mm, die des Condylus 73 mm. Da in diesem Falle der Oberrand des Knochens hinter dem Reisszahntalon 48mm Uber der Tischebene liegt, beträgt die Überhöhung des Condylus über die Alveolarlinie 25mm. In der Flucht der letzteren liegt ungefähr der Oberrand des Processus angularis. Die Breite der halsförmigen Einschnürung zu Beginn des aufsteigenden Astes ist hier 41 mm, während 45 in ersterem Falle. Die Massetergrube reicht gleichfalls nicht bis unter den Mr Die Entfernung des Condylus vom Vorderrande der Caninbasis beträgt 200mm, die des Reisszahntalons vom gleichen Punkte 114 mm. Der Abstand des Condyls vom Reisszahn ist daher 86 mm, während er im Ver- hältniss zur Pt. Perrieri nur 66 mm messen sollte. Von letzterer ist dieser Kiefer daher hauptsächlich durch die Gestalt des Ramus ascendens sehr stark ver¬ schieden. Dieser steigt viel steiler und viel höher empor, ist auch relativ stärker entwickelt, so dass der Con¬ dylus um mehr als 2 cm über die Zahnreihe zu liegen kommt, und ebenfalls 2 cm weiter nach rückwärts. Der Processus coronoideus ist bedeutend kräftiger und höher. — Obzwar nun diese beiden Kiefer einige Verschiedenheiten aufzuweisen haben, so glaube ich sie doch unter einer Species vereinigen zu sollen. Um aber auch eine Identification mit //. Perrieri dei Auveigne roi- nehmen zu können, dazu dürften vorläufig wohl doch die Unterschiede, besonders des Kieferknochens, zu gross sein. Jedenfalls stehen einander jedoch diese beiden Formen — soweit es sich aus dem Vorhandenen beur- theilen lässt — sehr nahe. Hyaena robust a n. sp. (Taf. II, Pig. 3—5; Taf III, Fig. 1, 2; Taf. IV, Pig. t, 2.) Diese Hyäne ist jene Form, die man allgemein als Hyaena Arvernensis Cr. et Job. aus dem Arnothale citirte. Sie scheint bedeutend häufiger als die soeben beschriebene gewesen zu sein; wenigstens zählt das hiesige Museum zwei grosse Schädelfragmente (Schnauzenstücke, einmal in, das zweitemal hinter den Orbiten abgebrochen), fünf kleinere Oberkieferbruchstückc, einen Unterkiefer mit beiden Ästen, an einem anderen sind letztere nur zum Theile erhalten, und fünf weitere Unterkieferfragmente verschiedener Dimen¬ sionen. Fossile Hyänen des Arnothaies. 347 Sie ist von ausserordentlicher Grösse, und dürfte in dieser Beziehung der II. hreoirostris Aymard wohl gleich gekommen sein. Doch angenommen, dass dem unteren Reisszahn entgegen Pomel’s Angabe 1 der Innenhöcker stets gefehlt habe, so dürfte unsere Hyäne durch das verschiedene Yerhältniss der Längen des unteren und oberen Reisszahnes — 3:4 — den Mangel jeglichen Cingulums, sowie eines unteren Prv der geringen Grösse des Innenhöckers am oberen Pr, von dieser different sein. Da das Fehlen eines Iunenhöckers am unteren Mt an allen den vorhandenen, fünf verschiedenen Indivi¬ duen angehörigen unteren Reisszähnen stets beobachtet werden konnte, so kann dieses Merkmal wohl als constant betrachtet werden. Auch diese Hyäne gehört daher dem Crocuta- Typus an. Schädel: Vorhanden sind, wie erwähnt, zwei Schädelfragmente, von denen zu einem auch ein Unter¬ kieferbruchstück gehört. Leider ist dieses jedoch stark verdrückt; es zeigt jedoch vollständig, wie auch der Unterkiefer, die gesammte Zahnreihe von den / bis zum M. Das zweite (A; Taf. II, Fig.4- — 5) ist viel besser erhalten, und ein Stück hinter den Orbiten abgebrochen. Es gehörte einem ganz ausserordentlich alten Thiere an, da die vorhandenen, nicht später erst verletzten Zähne sehr tief herabgekaut sind, der rechte Prv ferner Pr3 und Pr4 aber bereits ganz verloren gegangen waren, und ihre Alveolen schon fast ganz obliterirt erscheinen. Es ist dies jener Schädel, den Falconer schon in einer kurzen Notiz 2 erwähnt, wo er dessen Identität jedoch unsicher lässt, und nur anführt, dass er im Museum zu Florenz die Benennung „Hyaena Arvernensis ?“ trägt. In seiner Vorderpartie ist er vollkommen intact, ebenso — soweit erhalten — in dem hinter den Orbiten gelegenen Theil. Unmittelbar hinter den letzteren jedoch erscheint die Cranialpartie fast fernrohrartig ein Stück in die Facialpartie hineingeschoben, was eine theilweise Zerstörung der Schläfengrube, sowie eine eigenthümliche, beiderseits fast vollständig symmetrische Aufrichtung des unmittelbar hinter dem Postorbital¬ fortsatze gelegenen Theiles der Frontalia zur Folge hatte. In der Mittellinie befinden sich letztere jedoch offenbar in ihrer natürlichen Lage; nur ist natürlich der hinter der (verticalen) Bruchlinie gelegene Theil der¬ selben Uber den vorderen, normalen erhoben und etwas Uberschoben worden. Auch Falconer spricht schon von diesen Verhältnissen: 3 „Looks likc Hyaena spelaea, but differs very remarcably in showing two disc-shaped eminences, above the post-orbitary processes, forming a sort of step between the facial and cerebral portions, with a channel between“. „. . .the disc-shaped appearance may liave been caused partly by a crush (?).“ Die Crista war augenscheinlich sehr stark entwickelt und durch eine Furche gespalten, ähnlich wie ich es an einem Exemplare von II. spelaea aus einer belgischen Höhle wahrnehmen kann. Die Postorbitalfortsätze sind mächtig entwickelt, die Orbita besitzen jene charakteristische, fast rechteckige Form, wobei der Vorder¬ rand fast 4'/2 cm lang ist, der kleinere Unterrand ungefähr 3 cm. Die Projection des vordersten Punktes der¬ selben auf die Alveolarlinie fällt, wie auch bei H. crocuta und spelaea, zwischen P>\ und Prv während bei H. striata etwas weiter nach vorne Uber den Prr Höchst charakteristisch für unser Fossil ist jedoch die Bildung der Fronto-maxillar-Region. Sie unter¬ scheidet sich darin fast ebenso von den lebenden Hyänen, wie Ursus spelaeus Blumb. von den lebenden Bären. Sie ist sehr stark ausgeschweift und ziemlich kurz. In der Aufsicht nimmt sie nach hinten rascher an Breite zu, daher die Orbita mehr nach vorne gerichtet sind, und von der Seite viel schmäler erscheinen. Vor ihnen zeigt das Maxillare eine flache Grube; die Frontalia berühren die Prämaxillaria nicht, was ebenso bei II. crocuta die Regel zu sein scheint, während sie bei H. striata einander erreichen. Ob dies freilich constant ist, bin ich nicht in der Lage zu bestätigen. 1 Vergl. S. 6. 2 Falconer, Palaeontological Memoirs. Yol. H, p. 465. 3 L. c. tt* 348 K. Anton Weithofer , Der Gaumen nimmt nach hinten ausserordentlich rasch an Breite zu7 noch mehr anscheinend, als es bei der von Bose abgebildeten II. felina der Siwaliks der Fall ist.1 2 Die Dimensionen des Schädels sind sehr bedeutend; nach Analogie mit einer II. striata müsste er voll¬ ständig 33, nach einem Schädel von H. spelaea sogar 36 cm lang gewesen sein. Masse desselben sind: Länge (in horizontaler Projection) vom Processus postorbitalis bis zur Schnauzenspitze . . 135 mm Breite der Stirn zwischen den Orbiten . 73 „ der Schnauze an den Eckzähnen . . 72 der Nasenöffnung 37 39 142 136 70 48 46 Höhe der Orbita über dem Alveolarrand . Entfernung des hinteren Gaumeneinschnittes von der Spitze der Prämaxillaria Gaumenbreite zwischen den Hinterenden der Pri . Vordertheilen „ Pr% Caninen . Gesammtbreite der Schneidezähne Die Zähne werden später besprochen werden. Ausser diesem soeben beschriebenen ist jedoch noch ein zweites, leider aber arg zerquetschtes, ähnliches fehlt. Es stammt von Sammezzano, im oberen Arnothale. Wenn es auch osteologisch nicht viel Neues zeigt, so ist es durch die gute Erhaltung der gesummten Zähne, sowie eines Theiles des dazugehörigen Unterkiefers werthvoll. Der Schädel erhebt sich ebenfalls sehr rasch nach hinten, so dass er wahrscheinlich dieselbe Form seiner Frontonasalregion besessen haben wird, wie der ersterwähnte. Die Prämaxillaria treten hier, wie auch in ersterem Falle, sehr stark vor, das Diastem zwischen dem Canin und dem zunächststehenden Incisiven beträgt ungefähr 1 cm und erscheint auch in der Seitenansicht nicht viel kleiner. Unter den recenten Hyänen ist seitlich fast nur bei II. striata ein solches vorhanden, während bei//. crocuta und auch II. spelaea der Eckzahn in der Profilansicht den äusseren ./entweder fast berührt, oder sogar zum Tbeile deckt. Oberkiefer. (Taf. II, Fig. 3; Taf. IV, Fig. 1). Die Zähne sind stets in der Zahl 3J, 1 C, APr und 1 M vorhanden. Auch bei dem erstbeschriebenen, überaus alten Schädel fehlt Pr4 nicht, ebenso wie Mv von sehr bedeutenden Dimensionen, stets vorhanden ist. M{ ist in einem vollständigen Exemplare nicht vertreten. Nach einem Bruchstücke am Schädel B kann man jedoch schliessen, dass sämmtliche drei Tuberkel des Striata- Zahnes vorhanden waren. Seine transversale Dimension ist nicht mehr ersichtlich, die sagittale beträgt 6-5 mm. Er besass offenbar auch drei Wurzeln. Am Schädelfragmente A sind nur die beiden vorderen Wurzeläste vorhanden, welche einen Raum von 19mm ein¬ nehmen. An einem Gypsabgusse, dessen Original sich in der Sammlung des Marchese C. Strozzi befindet, ist dieser Zahn 13 mm lang und 5-5 breit. Doch ist daran nicht mit Sicherheit zu ersehen, ob er vollständig war oder nicht. An demselben Gypsabgusse ist der Reisszahn 42 mm lang; ihr Verhältniss daher ungefähr 100:31. Am Schädel A lautet es' 100 : 35; es ist daher so ziemlich dasselbe wie bei II. Arvernensis oder brunnea. * 1 Bose, Undescribed fossil Carnivora from the Sivalik hills in the Collection of the British Museum. Qu. Journ. Geol. Soc. London. Yol. 36, 1880, pl. VI, fig. 6, p. 130. 2 Im Museum der AccademiaValdarnese zuMontevarchi, das eine ausgezeichnete Sammlung von Fossilien aus dem oberen Arnothal beherbergt, sah ich jedoch ein sehr grosses Schädelfragment (Gaumen mit den Zähnen) eines zu dieser Species gehörigen Exemplars vom Tasso, das jedoch einen ausserordentlich kleinen oberen M1 besass, indem dieser Zahn nur 3-4 mm im transversalen Durchmesser muss. Auch ist er jedenfalls nur einwurzelig. Fossile Hyänen des Arnothaies. 349 Der Reisszahn ist, wie alle Zähne, ungemein massiv und gleicht im Allgemeinen dem der H. Arvernensis.1 Dimensionen einiger Exemplare derselben sind: 1 2 ii m IV3 Länge . 40 mm 38 mm 41 -5mm 42mm Hinterer Lobus . . 14 15-5 15-5 16 Mittlerer „ . 13 12 14 13 Vorderer „ . 13 10-5 12 13 Transversaler Durchmesser des Innenhöckers .9 (?) 8 9(?) Das Verhältnis der drei Loben zu einander ist daher annähernd dasselbe wie bei H. brunnea oder H. Arvernensis, oder wahrscheinlich das gleiche, da auch diese denselben Variationen unterworfen sein wer¬ den. Auch die Beziehungen zwischen der Länge des Reisszahnes zur Grösse seines Innenhöckers sind die gleichen wie bei 11. Arvernensis, brunnea und auch crocuta. Das Verhältnis lautet hier 100 : 19-5 bis 100: 22 '5 bei den drei genannten 100 : 20 ■ 6 bis 100 : 21 ■ 6. Die Stellung des Innenhöckers und seine Gestalt gleicht ganz der bei H. crocuta und II. Arvernensis. Ein Basalbaud ist nur angedeutet. Der Prämolar 2 besitzt einen hinteren Talon, der durch eine schwache, oft kaum deutlich wahrnehmbare Basalwulst verstärkt wird, sowie einen vorderen Höcker, der aber so weit nach innen verlegt ist, dass er von aussen nicht sichtbar wird; dabei steht er jedoch nicht in der Vorderecke des rhomboidalen, schief gestellten Zahnes, wie bei II. striata, sondern in der Vorderin ne necke eines Rechteckes, das die Basis des Zahnes bildet. Dasselbe findet auch bei H. crocuta und annähernd bei II. Arvernesnis statt. Der Zahn ist nicht schief gestellt. Seine grösste Dimension liegt in einer Richtung mit der des Pr3. Der Prämolar 3 zeigt dieselbe Gestaltung wie der Pr„ nur ist er bedeutend kleiner. Der Prämolar 4 ist an allen Exemplaren vorhanden, wo die Stelle seiner Alveole erhalten ist. Er ist ein einspitziger, mehr oder weniger gerundeter Kornzahn. Masse der Prämolaren 2 — 4 sind: I r II 5 III IV V Pr, Länge . . 40 42 — 41-5 40 Länge . . 27 27 — 28 28 1 l 2 Breite . . 20 19 — 19-5 18 Pr» Länge . . 21 22 22 _ _ Breite . . 14 14-5 14 — — Pr 4 Länge . . 9 8 8 — — Daraus ergibt sich, dass die Prämolaren weniger rasch an Grösse abnehmen, als bei H. crocuta und sich in dieser Hinsicht fast ganz an II. striata auschliessen. Das gleiche Verhalten zeigt sich auch bei II. Arvernensis. Eine Reduction auf 100 ( =Pr ,) wird dies deutlicher machen. II. croc. II. str. II. roh. II. Arv. Pr, . . . .100~" TocT TotT ToT Fr, . . . . 62 68 67-5 67 Pr 3 ■ . . 40 51 52-5 — Pr * • • . . 17 26 22-5 — 1 Croizet etJobert 1. c. Hyenes. PI. IV, fig. 1, 2 und 4. 2 Schädel B. 3 Nach dem Gypsabguss aus der Strozzi’schen Sammlung. 4 Schädel B. 5 Gypsabguss der Strozzi’schen Sammlung. 350 K. Anton Weithofer , Der Raum für den Pr4 ist sehr gering. Er steht einwärts der Zahnreihe 'am Schädel A sogar fast ganz einwärts des Canins. Der Canin ist an der Basis ungefähr 21 mm lang und 15mm breit. Die Höhe der schmelzbedeckten Krone mag an 3-5 cm betragen haben. Nach einer, wie bereits erwähnt, ziemlich grossen Lücke kommen die drei Schneidezähne, die von denen der lebenden Formen nicht verschieden sind. Nur ist vielleicht der äussere, relativ noch stärker ent¬ wickelt, als dies bei H. striata der Fall ist. Die Entfernung des Hinterendes des /V, bis zur Vorderseite des Canins beträgt 118mm; von ersterem Punkte bis zur Vorderseite der Incisiven 153mm. Unterkiefer. (Taf.III, Fig. 1 — 2; Taf. IV, Fig.2). Der Knochen des Unterkiefers zeichnet sich von dem der H. Arvernensis durch seine bedeutend robustere Gestalt aus. Croizet et Jobert geben für seine Höhe nur eine Dimension an — 51 mm hinter dem Reisszahn; doch ist dies, wie aus der Figur ersichtlich, senkrecht gemessen. Bei unserem Fossil ergibt dieselbe Messung 62 mm, also noch mehr als bei dem von den genannten Autoren angeführten grossen Exemplar einer Hyäne von Gaylenreuth (= 58 mm). Während jedoch an der Abbildung von H. Arvernensis eine Messung an derselben Stelle, nur senkrecht auf den Unterrand bloss 46 mm liefert, ist der Hals des aufsteigenden Astes bei II. robusta nur wenig schmäler, als der horizontale unter dem Mv nämlich 60 mm. Unter Prt beträgt die Höhe des Knochens bei letzterer Al mm, bei ersterer aber nur 36 mm. Auch noch drei andere Fragmente zeigen unter Prt eine Höhe von 47mm. Die Entfernung des Reisszahntalons von der Vorderseite des Eckzahnes (Basis) beträgt 125mm, die Gesammtlänge der Backenzähne 92 mm, gegen 118 und 85 mm bei 11. Arvernensis, was allerdings vollkommen innerhalb der Möglichkeit individueller Variation liegt. Der Condylus lag bei unserem Exemplar jedenfalls etwas niedriger als bei II. Arvernensis. Auch findet die Abknickung des Ramus ascendens weiter hinten und steiler statt. In den Zähnen liegt der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Formen im unteren M, . Croizet et Jobert führen zwei verschiedene von ihrer//. Arvernensis an, die aber beide einen, wenn auch kleineren und etwas nach rückwärts verschobenen Innenhöcker besitzen. Mir liegen solche Zähne von fünf verschiedenen Individuen vor, von denen aber keiner auch nur eineSpur von diesem Tuberkel aufweisen kann. (Siehe Taf.III, Fig. 1 ; Taf. IV, Fig. 2.) Allerdings scheint der Tuberkel bei 11. brunnea ebenso beschaffen zu sein wie bei 11. Arvernensis, und, andererseits nach Lydekker’s Angabe, zuweilen zu fehlen, so lange aber in der Auvergne nicht untere M, ohne, und im Arnothale solche mit diesem Innentuberkel gefunden werden, muss eine Identität wohl absolut ausgeschlossen werden. Der Talon ist relativ gross, wenigstens bedeutend grösser als bei II. crocuta, jedoch kleiner als bei H. striata,. Er besitzt aber, wie man an einem soeben erst im Durchbruche begriffenen Exemplare desselben sehen kann, nahezu dieselben Elemente wie bei letzterer. Nur befindet sich bei II. striata an der Aussenseite des Zahnes an den hinteren Hauptlobus angeschmiegt, ein kleiner Höcker, den sowohl meine Exemplare dieser Hyäne, alsCuvier’s und Blainville’s Abbildungen deutlich erkennen lassen, der aber allen Zähnen des Arnothaies — H. Topariensis und robusta — entschieden fehlt, ganz ebenso wie der H. crocuta und wahr¬ scheinlich auch H. Arvernensis. Bei H. striata wendet sich ferner der schneidende Kamm des Zahnes an der Hinterseite des hinteren Lobus recht winkelig nach innen gegen den Innentuberkel zu, und bildet so eine gegen den Talon steil abfallende Wand, während er sich hier aufs deutlichste in den äusseren Höcker des Talons fortsetzt. Wie dieses Verhalten bei H. Arvernensis ist, geht aus Croizet und Jobert’s Figuren nicht hervor. Prämolar 1 besitzt einen bedeutenden vorderen und hinteren Höcker. Ersterer ist fast ausnahmslos sehr gross, wie bei H. Arvernensis und striata, während er bei H. crocuta und spelaea meist sehr klein ist. Was diesen Zahn, sowie sämmtliche übrigen der II. robusta, von denen der II. Arvernensis stark unterscheidet, ist der fast gänzliche Mangel irgend eines Basalbandes, wie es bei letzterer anscheinend sehr entwickelt ist. Fossile Hyänen des Arnothaies. 351 Am Prämolar 2 ist ein vorderer Höcker nur angedeutet; der Hauptzacken ist sehr gross und nach hinten gerichtet. Er ist nicht so schlank als bei H. crocuta. Bezüglich des Vorderhöckers gilt das Gleiche auch vom Prämolar 3. Doch ist hier der Hauptzacken im Vergleiche zur Länge des Zahnes bedeutend niedriger. M, Länge . . . Ii . 28-5 II 30 IIP 29 IV 32 H. Arver. 27 II. croc. 25 H. str. 21 Breite . . . . 14-5 14 14 15 — 10-5 11-5 Pr, Länge . . . . 25-5 25 26 25 25 20 . 20 Breite . . . . 16 17 17 17-5 — 11 12 Pr • Länge . . . 23 23 25 23 23 20 18 Breite . . . . 16 17 16 18 — 13-5 12-5 Bä Länge . . . . 19 19 18-5 18 18 13-5 14 Breite . . . . 13 14 13 14 — 9 9 Aus diesen Zahlen erhellt vor allem schon die bedeutende Grösse der H. robusta, die anscheinend nur noch von H. brevirostris Aym. erreicht wird. Gervais 1 * 3 gibt wenigstens für den unteren derselben eine Länge von 30 mm an. Dagegen soll deren oberer Reisszahn nach ihm 45 mm lang sein, was II. robusta weit übertrifft. Es herrschte damit bei H. brevirostris zwischen oberem und unterem Reisszahn das Verhältniss 100 : 66-6, ebenso wie bei der recenten H. striata, während es bei H. crocuta 100 : 73 und bei unserer Form 100 : 71 lauten würde. Wie die Prämolaren des Oberkiefers, nehmen auch die des Unterkiefers weniger rasch an Grösse ab, als bei H. crocuta und gleichen in dieser Hinsicht mehr H. striata. Das Verhältniss des Mx zum Pr3 bei den drei Formen ist: H. crocuta . 100 : 54 H. striata . 100 : 66 • 6 II robusta . 100: 64 Dasselbe Verhältniss wie H. striata besitzt auch II. Arvernensis. Das Diastem zwischen Pr3 und Canin beträgt ungefähr lern. Letzterer selbst hat an der Kronenbasis elliptischen Durchschnitt mit Durchmessern von ungefähr 22 und 18 mm. Die Höhe der Krone mag etwa 35 mm betragen haben. Die Incisiven stehen sämmtlich in einer Reihe und nehmen zusammen 34mm ein. Dabei ist die Breite des äusseren 8 mm, des mittleren 5 -5mm und des inneren 3 -5 mm. Der mittlere beginnt jedoch bereits zurückzu¬ weichen, wie es weniger an der Stellung der Kronen, als der Alveolen zu sehen ist. Milchgebiss des Unterkiefers. (Taf. IV, Fig. 2.) Aus dem oberen Arnothale (II Tasso) stammt auch ein Kiefer, an dem noch das vollständige Milchgebiss — die drei Backenzähne und ein zerquetschter Canin — erhalten ist; darunter wurden aus dem Knochen die gleichen Zähne der bleibenden Bezahnung freigelegt, so dass über die Zugehörigkeit dieses Exemplares kein Zweifel bestehen kann. Der hinterste Milchbackenzahn besitzt keinen Innentuberkel. Daraus kann man wohl mit ziemlicher Gewissheit schliessen, dass auch im definitiven Gebiss an Mt nie ein solcher vorhanden ist. II. brunnea, bei der letzterer Befund variabel sein soll, hat am genannten Milchzahn einen bedeutenden Innenhöcker aufzu¬ weisen.4 1 Zu Schädel B gehörig. - Nach einem Gypsabguss, dessen Original in der Sammlung des March. Strozzi sich befindet, s Gervais, Z ol. et Pal. fran§., p. ‘242. 4 Blainvilie, Osteographie, G. Hyaena, Taf. VI und Croizet et Jobert 1. c. Taf. 1, Fig. 10. 3;V2 K. Anton Weithofer, Das Gleiche findet bei H. Monspessulana Cristol etBravard1 statt, die aber jedenfalls, ebenso wie H. prisca Marc, de Serres * mit unserer ff. striata identisch sein dürften. Dieser Mangel eines Innentuberkels bei ff. robusta ist wieder ein Factor mehr, um die Unwahrscheinlich¬ keit einer Identität zwischen ff Arvernensis und ff. robusta darzuthun. Der Talon ist sehr gross, deutlich drei- spitzig und durch eine ziemlich tiefe Incisur vom Zahnkörper getrennt. Dieser Zahn gleicht ziemlich dem der ff. crocuta oder auch spelaea, nur ist bei letzterer der I alon bedeutend kleinei. Von diesen zuletzt genannten unterscheidet sich der zweite Milchbackenzahn durch seine im Verhältnisse zur Höhe etwas gestrecktere Form. Der vordere und hintere Tuberkel bildet etwas grössere und mehr selbst¬ ständige Zacken, zu denen dann noch eine hintere Basalwulst kommt. An den Seiten ist eine solche nicht vor¬ handen oder höchstens angedeutet. Er ist fast ebenso lang als sein Hintermann, während dieser bei ff. crocuta und anscheinend noch mehr bei ff spelaea den mittleren Zahn um ein Bedeutendes übertrifft. ‘ Auch der vordere Milchbackenzahn ist kleiner als bei der erwähnten H. spelaea von Cucigliano, ebenso wie an Blainville’s Abbildung einer solchen von Kirkdale. Der hintere Tuberkel ist ziemlich stark, eine Basal- wulst auch hinten nur schwach, und ein vorderer Höcker fast kaum angedeutet. Tn der Aufsicht ist er in der Mitte stark eingeschnürt mit einem schmäleren vorderen und einem breiteren hinteren Hälfte. Der Milcheckzahn ist seitlich zerdrückt, dürfte jedoch im unversehrten Zustande einen Durchmesser von etwa 8 mm besessen haben. Masse der Milchzähne sind: i Länge . 21 -5mm Letzter Milchzahn grösste Breite . 8 (Länge der beiden Hauptzacken ohne Talon . . . . 1G-5 ( Länge . Mitterer Milchzahn jgröggteBre.te . 9 t Länge . Vorderer Milchzahn . grösste Breite . ^ ( vordere Breite . ® ’ 0 Vergleich mit anderen Hyänen. Ans dem im Vorhergehenden Gesagten ergibt sich, dass ff. robusta mit keiner der lebenden Species vereinigt werden kann. Ihr unterer M{ zeigt aufs deutlichste den Typus der gefleckten Hyäne, ebenso wie auch andere Merkmale — wie Stellung und Grösse des Innentuberkels am oberen _ sich dieser an schlossen. In anderen Beziehungen nähert sie sich jedoch wieder viel mehr der gestreiften Hyäne Nordafrika’s und Asiens, oder nimmt eine Mittelstellung zwischen beiden ein, wie es auch die lebende ff. brunnea und die fossile ff. Arvernensis thun. Von letzterer scheidet sie, wie im Früheren auseinandergesetzt wurde, der völlige Mangel eines Innen¬ höckers am unteren Mi ihre etwas grössere und bedeutend robustere Gestalt. Letzteres gilt dann besonders auch der viel kleineren II. Perrieri gegenüber. Jl. brevirostris Aymard (?) gehört, ebenso wie auch JA Chaeretis Gaudry und Lartet von Pikermi < cm ÄWafti-Typus an. Mit der gestreiften Hyäne sogar identisch dürften ff Monspessulana Christ, und Brav., ff. intermedia und prisca Marc, de Serres sein. ffyaenictis Graeca Gaudry zeichnet sich durch das Vorhandensein eines unteren Mt aus, und wenn der von Suess4 aus Pikermi beschriebene Oberkiefer wirklich Melier gehört, ist auch die Gestalt des oberen Iteiss- 1 Gervais, Zool. et Pal. frans-, p. 241 und Croizet et Jobert 1. c. p. 171 und 172. 2 Blainville, Ostöographie, Camassiers, Hyaena, p. 49, Taf. VI, und Gervais ibid. . 3 L. c. undL. Aceonei, Sopra una caverna fossilifera scoperta a Cueigliana (Monti Pisani). Atti della Societa I oscana di Scienze Naturali. Pisa. Vol. V, fase. 1, 1881, lat. V, Fig. 8. w, !n 4 Suess, Über die grossen Raubthiere der österreichischen Tertiärablagerungen. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. m Wien. Mathem.-naturw. CL, Bd. XLIII, 1. Abth., S. 221, taf. I, I'ig. 2. Fossile Hyänen des Arnothaies. 353 zalmes, das Verhältnis® der Lohen untereinander, sowie auch das des Innentuberkels zum ganzen Zahne, seine Form und Stellung verschieden. Hyaena eximia Gau dry von Pikerrni und dem Mont Leberon besitzt einen viel gestreckteren Oberkiefer, daher auch schmäleren Gaumen; der obere Pr{ zeigt einen ausserordentlich kleinen Innenhöcker; ein Cingulum scheint kräftig entwickelt zu sein. Am Unterkiefer ist /V4 persistent, Ml ohne Innenhöcker. Letzteren Befund weisen sowohl die Zähne von Pikerrni, wie die des Mont Leberon 1 auf. Bei dem von Suess2 gleichfalls unter dem Namen H. hipparionum Gerv. wie früher beschriebenen Unterkiefer von Baltavär (Eisenburger Comitat), der nach Gaudry 3 4 mit der II. eximia von Pikerrni identisch sein soll, ist jedoch — zwar nicht in dei Beschreibung erwähnt, wohl aber aus der Zeichnung klar ersichtlich — ein solcher Innenhöcker vorhan¬ den. lrifft diese Identification zu, so müssten diese Verhältnisse bei H. eximia als variabel angenommen werden. Es wäre allerdings dabei bemerkenswerth, dass sämmtliche in Pikerrni und am Mont Leberon gefun¬ denen Kiefei, soweit bekannt, einen unteren D7( ohne Innentuberkel vorzuweisen hätten, der einzige aus Bal¬ tavär bekannte jedoch einen solchen besässe. Gervais’ llyaena (Subgenus Palyaena) hipparionum 11 ist nach Gaudry5 * 7 8 zumTlieile II. eximia (PI. XXIV, lig. 2 5), zum Tlieile Ictitherium (PL XII, Fig. 1), das aber als Palyaena hipparionum Gerv. von den übri¬ gen Ictitherien abzutrennen, wie jüngsthin versucht wurde, wohl absolut unstatthaft ist.« Eher wird dies bei der kleinsten Form Ictitherium OrUgnyi Gaudry möglich sein, die von einer echten Viverra nicht viel ver¬ schieden ist. llyaena antiqua Lank. ' aus dem RedCrag ist blos auf drei Prämolaren — einem unteren und zwei oberen begiündet, daher, bei der grossen Variabilität und verhältnissmässig geringen Charakteristik dieser Zähne, die „Güte“ dieser Spccies sehr fraglich ist. Der von Lydekker 1. c. abgebildete obere Reisszahn hat offenbar mit H. Arvernensis nicht viel zu thun; er ist hingegen, wie genannter Autor mit Recht behauptet, von 77. striata nicht zu unterscheiden. Aus den Siwaliks werden von Lydekker vier Hyänenarten beschrieben: II. felina Bose,9 10 II. Colvini Lyd., 77, macrostoma Lyd.11 und II. Sivalensis Bose.12 Letztere gehört dem Striata -Typus an, und besitzt über¬ dies einen unteren Mv feie wird von Ly d ekk er geradezu als wahrscheinlicher Vorläufer der gestreiften Hyäne bezeichnet. H. macrostoma unterscheidet sich durch ihren mehr viverroiden Typus: den gestreckten Gaumen, die schlankeren Prämolaren, die Stellung des oberen MA , hinter, oder fast, hinter dem Reisszahne, das grosse Diastem zwischen Canin und Pr.,, das Vorhandensein eines Pr4 im Unterkiefer etc. Auch bei II. Colvini ist der 1 Gaudry, G6ol. de l’Attique, p. 83, Taf. XIII, Fig. 3 und id., Mont Löberon, p. 17, Taf. II, Fig. 6. 2 Suess 1. c. S. 223, Taf. I, Fig. 3. 3 Gaudry, G6ol. de l’Attique, p. 81. 4 Gervais, Zool. et Pal. fran§., p. 242. 6 Gaudry, Mont Leberon, p. 16. c Kittl, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Säugethiere von Maragha in Persien, I, Carnivoren. Annal. k. k. Nat. Hof¬ mus. Wien, Bd. II, 1887, p. 333. 7 Annals and Magazine of Natural llistory, 1863. 8 Lankaster, Contributions to ä Knowledge of the Newer Tertiaries of Suffolk and their fauna. Qu. Journ. Geol. Soc. London. Vol. 26, 1870, p. 511, Taf. 33, Fig. 5, 6 uud Lydekker, Note on some Vertebrata from the Red Crag. Ibid. Vol 42 1886, p. 364. 9 Bose, Undescribed fossil Carnivora from the Sivalik Hills in the Collection of the British Museum. Qu. Journ. Geol Soc. London. Vol. 36, 1880, p. 130, Taf. VI, Fig. 6; - Falconer, Pal. Mem. I, p. 548, Tafelerkl. zu PI. K der „Fauna anti¬ qua Sivalensis“, Fig.l a, b, c. Doch habe ich diese Tafeln nie zu Gesichte bekommen. — Ferner: Lydekker, Indian tert. and post-tert. Vertebrata. Mem. Geol. Surv. lud. Ser. X, vol. II, Pt. 6. Siwalik and Narbada Carnivora, p. 101 (278) u. f., sowie : Id. The fossil Vertebrata oflndia. Rec. Geol. Surv. India. Vol. XX, Pt. 2, 1887, p. 55 und Id.: Catalogue of Vertebrate fos¬ sil® from the Siwaliks oflndia, in the Science and Art Museum, Dublin, Scientif. Transact. R. Dublin Soc. Vol. III (Ser II) 1884, p. 72. ' ' ’ 10 Lydekker, Siw. and Narb. Carn., p. 113 (290). n Lydekker, ibid. p. 121. i2 Bose, 1. c. p. 128; Lydekker 1. c., p. 126 (303). Denkschriften der mathem. uaturw. CI. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. Ult 354 K. Anton Weithofer , Gaumen viel schmäler als bei H. robuster, das Verhältnis der drei Loben des oberen Reisszabnes nähert sich rend es an einem ungefähr gleich grossen Zahne der II. robusta 15-5:14:12 lautet.. Der II. Colvini scheint weiter der obere I\ stets zu fehlen, überdies ist ihr Unterkiefer viel schlanker und niedriger, die Prämolaren desselben hoch und stark nach rückwärts gebogen, der Reisszahn mit bedeutend kleinerem Talon. Eine nähere Verwandtschaft zeigt sich aber der II. felina gegenüber, doch neigt sich letztere viel mehr der gefleckten Hyäne zu. Der Kieferknochen ist sehr hoch, wenn auch von doch ziemlich verschiedener Form. Der Reisszahn hat einen bedeutend kleineren Talon, sonst ist aber die Gestaltung der Prämolaren bei beiden fast genau dieselbe, wie auch beiden ein I V4 vollständig fehlt. Am Schädel, dessen Abbildung in den Supplementtafeln der „Fauna antiqua Sivalensis“ ich jedoch leider nicht kenne, tritt bei //. felina die auffallende Gaumenbreite, ganz ähnlich wie bei II. robusta, an der von B o s e * gegebenen Figur seht deutlich hervor, wie auch ein Lyd ekker 'scher Holzschnitt 3 eine ziemliche Kürze des Vorderkopfes und tiefe Einsenkung der Frontonasalregion erkennen lässt. Sie scheint zwar lange nicht so gross wie bei II. robusta zu sein, aber doch entschieden sehr viel ausgeprägter, als bei den übrigen siwaliscben Hyänen wo sie eigentlich kaum angedeutet ist. Letzteres gilt auch von der lebenden H. crocuta und der quar¬ ternären Höhlenhyäne. II. striata scheint jedoch eine manchmal sehr bedeutend eingesenkte Stirn zu besitzen, wie es wenigstens Blainville’s Abbildung eines ganzen Skelettes4 verräth. In den meisten Fällen ist diese Einsenkung jedoch gering. Ein oberer PrH ist bei II. robusta stets und bis ins höchste Alter vorhanden; bei H. felina kann er anschei- Der Tuberkelzahn endlich ist bei II. felina mehr als die Hälfte kleiner und nach Lydekker blos mit 1 oder 2 Tuberkeln versehen statt mit dreien , wie bei II. striata, Topariensis und auch robusta,. Auch von dieser — ziemlich bedeutend weiter fortgeschrittenen — Hyäne der Siwalikhügel muss daher unsere ganz entschieden als verschieden betrachtet werden, wenn sie auch in gewissen Beziehungen, wie oben angegeben, eine bedeutende Annäherung zeigt. Extrem itätenknoch en . Humerus: Von Oberarmknochen ist ein nahezu vollständiges Exemplar (Taf. III, Fig. 3), sowie eine le Hälfte vorhanden. Jenes wurde bei der Ausgrabung Forsyth Major’s bei Montopoli zu Tage getör- letztere stammt aus dem oberen Arnothale. Sie zeigt etwas weniger bedeutendere Dimensionen. Masse des Humerus von Montopoli sind: . 225 w Länge (Caput — mittl. Gelenkrollenerhabenheit) Breite am proximalen Ende (sagittal) . 71 47 31 „ (transversal Dicke (sagittal) in der Mitte . . 19 50 41 „ (transversal) „ „ „ Totale Breite am distalen Ende Breite der Gelenksrolle . . . Radius: Auch von diesem Knochen liegen zwei Exemplare vor. Eines stammt aus dem obereu Arno¬ thale, das andere, ein Gypsabguss, dessen Original sich in der schon öfter genannten Sammlung des Marchese i Lydekker, Sw. and Narb. Carn. 4 Blain ville, Orthographie, G-. Hyaena, Taf. I. Fossile Hyänen des Arnothaies. 355 C. Strozzi befindet jedenfalls desgleichen. Sie gleichen mit ihren etwas derberen Formen mehr der Speiche der gefleckten als der der gestreiften Hyäne. Masse des zuersterwähnten Radius sind: Länge (in der Mittellinie) . • . 240 mm Grösserer Durchmesser der Humerusfacetten ... 33 Kleinerer „ „ „ .... 22 Grösste Breite am distalen Ende . 48 Breite (transversal in der Mitte) . 22 -6 Die Masse des zweiten folgen sogleich im Zusammenhänge mit den übrigen Knochen, mit denen er ver¬ eint gefunden wurde. Ulna: Einer Ulna von Montopoli fehlt das ganze Olecranon und ein ansehnliches Stück vom distalen Ende. Der Processus coronoideus springt wie bei allen Hyänen sehr beträchtlich vor, unterhalb desselben ist hier jedoch der Knochen massiver als selbst bei H. crocuta. Breite (sagittal) am Proc. coronoideus . . . 44 mm „ „ ungefähr 2 • 5 cm tiefer . . .30 „ „ ungefähr 6 cm tiefer . . . . 21 Vorderarm und Hand im Zusammenhänge: Dieses schöne Exemplar befindet sich in der Samm¬ lung des Marchese C. Strozzi. Mir liegt nur ein Gypsabguss desselben vor. Es ist von ziemlich bedeutender Grösse und noch massiver gebaut, als II. crocuta. Da mir das Original nicht vorliegt, beschränke ich mich auf die Angabe der Masse: R a d i u s : Ulna: Carpus: Metacarpus: Länge (Mittellinie) . . . 260 mm Grösserer Durchmesser der oberen Gelenksfläche . 35 Kleinerer „ „ „ „ . 23 Mittlerer (transversaler) Durchmesser . 25 Grösste untere Breite . 51 Totale Länge . Grösste Breite des Olecranons Breite am Processus coronoideus Ungefähr 2 ■bem tiefer . . . . Breite am distalen Ende . Scäpholunare, grösste Breite (transversal) . Pyramidatum „ „ „ . „ Höhe . . Hamatum, Höhe von der Fac. f. Mtc. IV bis zur Grenze zwischen Fac. f. Pyramidatum und Fac. f. Scapholunare . „ grösste Breite, ungefähr senkrecht darauf . 315 52 53 40 31 21 47 26 17 20 26 Metacarpale II, Länge . 92 „ „ mittlere Breite . 14 „ „ grösste distale Breite . 20 „ III, Länge . 110 „ „ mittlere Breite . . 14 „ „ grösste distale Breite . 21 Ull* 356 K. Anton Weithofer , Metacarpale IV Länge . 107 „ V, Länge . 92 Phalangen: Phalanx II, 1, Länge (seitlich gemessen) . 37 III 1 39 „ III, 1, obere Breite . 18 „ III, 1, untere „ . 15 5 „ IV, 1, Länge . 38 Beim Versuche, diese Knochen auf die beiden vorkommenden Species zu vertheilen, muss natürlich vor allem berücksichtigt werden, dass ein Theil davon von Forsyth Major selbst zusammen mit jenen Gebiss¬ fragmenten von H. Topariensis beiMontopoli gefunden wurde. Man kann sie daher mit vieler Wahrscheinlichkeit demselben Individuum zutheilen. Auch der im oberen Arnothale gefundene Radius stimmt mit den, nach den genannten Knochen für H. Topariensis berechneten Masszahlen (nach den Verhältnissen bei //. crocuta ) sehr gut überein. Die für den Humerus erforderliche Länge des Radius wäre nämlich 25 cm. Der genannte hat deren 24, der in der Sammlung des Marchese Strozzi 26cm. Allerdings ist aber bei beiden die Facette, bei letzteren die ganze Trochlea für den Humerus zu gross, so dass dieser anscheinend für diese beiden' Radien viel grösser gewesen sein muss. Noch schwieriger gestalten sich aber die Verhältnisse, wenn man in den Vergleich auch den Kiefer mit hereinzieht. Nimmt man II. crocuta als Typus an, so müsste der Unterkiefer für den erwähnten Humerus von Moutopoli 22 -3 cm, nach II. striata aber nur 19 -7 cm lang sein. Die Längen der beiden vorhandenen Kiefer betragen aber 17-5 (?) und 20 cm; das Verhältniss zwischen ihnen und dem zugehörigen Humerus ist also bei¬ nahe dasselbe wie bei II. striata nicht aber wie bei H. crocuta, der sie sonst näher stehen. Jene Zahl 22 '3 stimmt ungefähr mit der Kieferlänge der H. robusta. Man wird jedoch bei ihrem gedrun¬ genen, robusten Schädelbau nur mit grosser Vorsicht die an unseren heutigen Hyänen gewonnenen Resultate auch an ihr verwerthen dürfen. Wahrscheinlich gehört jedoch zu dieser Species jener Vorderarm sammt ganzer Hand, der in der Strozzi’schen Sammlung sich befindet und durch seine bedeutendere Grösse und derbere Constitution sich auszeichnet. Seine geräumige Trochlea deutet auch auf einen sehr starken Humerus. Verbreitung der plioeänen Hyänen des Arnothaies. Sämmtliche Exemplare der II. robusta des hiesigen Museums stammen aus dem oberen Arnothale. Nach den Etiquetten - — abgesehen von jenen, die nur „Valdarno superiore“ als Fundort angeben — sind es besonders d e Localitäten Monte Carlo (bei S. Giovanni), Infernuzzo, II Tasso (in der Nähe von Terranuova) und Sammez- zano, wo sie mit der gewöhnlichen, bekannten „Valdarnofauna“ zusammen Vorkommen. Das typische Exemplar der II. Topariensis wurde bei einer von Herrn Dr. 0. J. Forsyth Major im März des Jahres 1880 bei Montopoli (L’Uccellatoio) im unteren Arnothale ausgeführten Ausgrabuug zu Tage geför¬ dert. Als Begleitfauna ergab sich dabei: Felis sp. rnedia. 1 Canis Etruscus Maj o r. Genus sp. (mehrere grosse Extremitäten). Cervus Nestii Major. JBos Etruscus Falconer. Equus Stenonis Cocchi. 1 Dieselbe Form findet sich auch im oberen Arnothale bei Terranuova (Le Ville, II Tasso), Castelfranco etc. zusammen mit Elephas tneridionalis etc.). Fossile Hyänen des Arnothaies. 357 Mastodon Arvernensis Croiz. et Job. Bkinoceros Etruscus Falconer. Ein Zahn von Elephas meridionalis Nesti wurde zwar auch bei Montopoli, doch nicht an derselben Stelle gefunden, wie mir Herr Dr. Forsyth Major selbst zu versichern die Güte hatte. Von anderen wurden bei Montopoli auch Eos Etruscus und Elephas meridionalis angetroffen ; doch lässt sich die Identität des Fundortes mit ersterem nicht feststellen. Es knnn aber wohl trotzdem kaum ein Zweifel /2, Fig. 5 in 2/3 der natürlichen Grösse. — Das Original zu Fig. 1—2 gehört dem¬ selben Individuum an; wie Tat, I; Fig. 1 — 3; Fundort des Originals zu Fig. 3 ist Sammezzano im oberen Arnothal; aus letzterem, ohne genauere Ortsangabe, stammt der Schädel Fig. 4—5. — Sämmtliche Exemplare in der früher genannten Sammlung1. TAFEL III. fig. 1. Hyaena robusta nov. spec.; Unterkiefer; vonoben. » » i) n n i Derselbe; von der Seite (hier als Spiegelbild dargestellt). n 3 • Hyaena Topariensis Major; Humerus; von aussen. Fig. 1 in natürlicher, Fig. 2 in %, Fig. 3 in 1/2 der natürlichen Grösse. — Das Original zu Fig. 1 und 2 stammt aus dem „oberen Arnothal“, das zu Fig. 3 von Montopoli im unteren Arnothal. (Ausgrabung Fors. Major’s im J. 1880.) — Sämmtliche Exemplare befinden sich in der früher genannten Sammlung. 3 GO K. Anton Weithof 'er , Fossile Hyänen des Arnothaies. TAFEL IY. Fig. 1. Hyaena robusta nov. spec. ; Oberkieferfragment des Schädels Tt {Pri und Pr., = Taf. II, Fig. 3). „ 2. „ „ „ „ ; Rechter Unterkieferast mit Milchgebiss, darunter frei präparirt das bleibende Gebiss. „ 3. Hyaena Topariensis Major; Humerus (= Taf. III, Fig. 3); distales Ende; von vorn. 4. „ „ „ (?) ; Radius; distales Ende; von vorn. „ 5. Hyaena crocuta Erxl. Unterkieferast; von aussen. Fig. 1—2 sind in natürlicher, Fig. 3—5 in % der natürlichen Grösse. — Das Original zu Fig. 1 stammt von Semmez- zano, das zu Fig. 2 vom Tasso, beide im oberen Arnothal; aus letzteren», ohne genauere Angabe, stammt auch der Radius Fig. 4; Fundort des Originals zu Fig. 3 ist Montopoli im unteren Arnothal, der zu Fig. 5 Montioni in der Provinz Arezzo. — Sämmtliche Exemplare in der früher genannten Sammlung. EIN BEITRAG ZUR PHYLOGENIE DER GATTUNG LI GUI!) AMBAR VON Prof. Dr. FRANZ STANDFEST. (ST ZU i %c vfd.) VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 13. DECEMBER 1888. Nachstehende Arbeit wurde im phyto-paläontologischen Laboratorium der Grazer Universität ausgetührt. Regierungsrath Baron von Ettingshausen halte dem Schreiber dieser Zeilen sein reichhaltiges Material zur Verfügung gestellt und ihn während der Arbeit durch freundliche Rathschläge auf s Beste unterstützt. Letzterer kann es nicht unterlassen, dem Herrn Regierungsrathe an dieser Stelle seinen verbindlichsten Dank auszu¬ sprechen. Die zahlreichen Liquidambar-Reste zu Parschlug in der Steiermark laden zu einer Revision dei fossilen Arten dieser Gattung ein. Unger hatte seinerzeit (Gen. et spec. pl. fossil, pag. 415) deren vier aufgezählt. L. europaeum Alex. Braun, L. Seyfridii Alex. Braun, L. acerifolium Ung. und L. protensum Ung. Dazu kommen aber noch L. Goepperti Wat.. (Wat el e t : Description des plantes fossiles dn bassin de 1 ai is, pag. 166), L. Scarabelliannm Mass. (Massalongo: Studii sulla flora fossile, p. 239 — 241), L. Vmcianum Mass. (ibid. p. 239), L. infegrifolium Lesq. (Lesquereux: Contributions to the fossil flora of the western territories, pais I, p. 56 und pars III, p. 45.) Schon Heer sah sich veranlasst, L. Seyfridii und L. acerifolium, Arten, die sich hauptsächlich dirnh den grösseren Mittellappen der Blätter charakterisierten, zu L. europaeum zu schlagen. Derselbe 1 orscher hat. auch die Ansicht ausgesprochen (Flor. Helv. vol. II, p. 7), L. Scarabellianum Mass. sei eigentlich Acer trilobatum A. Br., eine Ansicht, welche viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. Die Blätter von L. Vincianum unterscheiden sich nach der Charakteristik Massalongo’s von jenen des L. europaeum dadurch, dass ihr mittlerer und die beiden oberen seitlichen Lappen stumpf, die beiden unteren jedoch zugespitzt sind. Zu Parschlug findet man zahlreiche Übergangsformen von den typischen Blättern des L. europaeum, in denen alle Lappen spitz sind, zu jenen, deren Mittellappen völlig stumpf erscheinen, so dass die Behauptung, auch L. Vincianum sei ident mit L. europaeum, kaum einem Zweifel begegnen dürfte. Was aber L. Goepperti und L. integrifolium angeht, so bietet deren Vereinigung sowohl mit den fossilen, als auch mit den Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LV. Bd. Abhandlungen von Nichtmitgliedern. VV 362 Franz Standfest , lebenden Liquidambar- Arten schon aus dem Grunde besondere Schwierigkeiten, weil ihre Blätter grpizrandig sind. Das einzige Blattfragment, welches zur Aufstellung von L. Goepperti führte, zeigt freilich die Umrisse eines lAquiduinbov- Blut 1 cs und beiläufig auch die Nervatur eines solchen, ist aber in einem so defecten Zustande, dass es die Existenz einer neuen Species kaum rechtfertigen kann, und dies um so weniger, als sich bisher nir¬ gends seines Gleichen fand. Anders verhält es sich mit L. integrifolium, welche Art der Kreide angehört. Die zahlreichen hieherzustellenden Blätter sind zwar auch ganzrandig und weichen durch die stumpfen Buchten zwischen ihren Lappen, sowie durch die Form der Elemente ihres Nervennetzes von den anderen Liquidambar- Blättern ab, bilden aber eine ausgesprochene Species, welche nirgends so ungezwungen untergebracht werden kann, als bei der Gattung Liquidambar. So bleiben also nur drei fossile Arten: L. integrifolium, L. europaeum und L. protensum, von denen die ersfere, wie eben gesagt, durch ihre ganzrandigen Blätter von den übrigen streng geschieden ist. Die Blätter letzterer aber werden, wie aus den Darstellungen Unger’s und H ecr’s zu entnehmen ist, zu¬ nächst dadurch auseinander gehalten, dass denen von L. europaeum drei, vier oder fünf, jenen von L. protensum ausschliesslich fünf Lappen zukommen. Von diesen trägt nach Unger an den Blättern des L. protensum der durch seine Grösse ausgezeichnete mittlere jederseits noch einen secundären Lappen. Nach 11c er kann der¬ selbe sowohl gelappt als ungelappt auftreten, ist aber ohne Ausnahme in der Mitte breiter als am Grunde und erscheint somit an letzterem zusammengezogen. Nach demselben Autor (Tert. Flor. d. Schweiz, II. Bd., p. 8) zeigen ferner die Blätter des L. protensum eine lederartige Textur und zwischen den secundären und den aus ihnen entspringenden tertiären Nerven Winkel, welche spitzer sind als die homologen am Blatte von L. europaeum. Diese Winkel sind aber in der Regel an fossilen Abdrücken schwer oder gar nicht zu beobachten und auch über die Dicke der Blätter lässt sich streiten, da sie ja nur aus der Menge der zurückgebliebenen kohligen Substanz erschlossen werden kann. Meist wird daher keines von beiden Merkmalen für die Feststellung der Art anwendbar sein und es bleibt hiezu nur die Form des Umrisses über. Dass jedoch das Vorhandensein oder Fehlen der secundären Lappen diesbezüglich kaum entscheiden kann, wie Unger es glaubte, geht schon daraus hervor, dass an den gefingerten Blättern der lebenden Lirpui- dambar- Arten (L. styracifluum L. und L. orientale Mill.) gar nicht selten ein oder mehrere secundäre Lappen sich finden. Im botanischen Garten zu Graz steht ein L. orientale , an welchem die meisten Blätter doppelt gelappt sind, und zwar in der Weise, dass jeder der fünf Abschnitte derselben beiderseits Lappen trägt. Die Verschmälerung des Mittellappens am Grunde, welche Heer als das eigentlich Charakteristische von L. protensum angibt, geht in vielen Fällen freilich auf das Nämliche hinaus, denn es ist ja anzunehmen, dass der Mittellappen, welcher seitliche Vorsprünge trägt, am Grunde schmäler sein wird als dort, wo jene sich aus¬ breiten. Heer zählt alle Formen ohne secundäre Lappen hieher, wenn nur ihr Mittellappen unten zusammen¬ gezogen erscheint. Wie im Folgenden gezeigt werden soll, scheint auch dieses Unterscheidungsmerkmal wenig passend. Erstlich müssten auf diese Weise ausserordentlich nahestehende Blätter unter zwei verschiedene Arten lediglich aus dem Grunde vertheilt werden (vergl. Fig.4 und 2 mit Heer Tert. Fl., T.LII, Fig. 11) weil die einen an der Basis um ein Minimum breiter, die anderen um ebensoviel schmäler sind als in der Mitte, während nach Überschreitung dieser Grenze in beiden Fällen der Breitendurchmesser ausserordentlich schwankt. Aber abge¬ sehen davon bereiten die dreilappigen Formen, deren cs nicht wenige gibt, ganz besondere Schwierigkeiten. Heer hat dieselben insgesammt, da nach ihm die Blätter von L. protensum stets fünflappig sind, dem L. euro¬ paeum zugeschrieben. Es gibt nun gar nicht selten solche, deren Mittellappen am Grunde sehr verschmälert ist. Es soll zunächst auf die beiden von Heer abgebildeten Formen (T.LII, Fig. 8 und Fig. 9) hingewiesen werden, welche er offenbar nur aus dem Grunde dem L. europaeum zuschrieb, weil sie eben dreilappig sind. So sehr aber diese Formen auch an Blätter von L. protensum erinnern, so müssen wir doch die Annahme Heer 's bestä¬ tigen, wenn wir das in Fig. 6 dargestellte Bild zweier Liquidambar-BYätter aus Parschlug betrachten. Schon auf den ersten Blick erscheint es in hohem Grade wahrscheinlich, dass sie von demselben Baume stammen. Um so 363 Phylogenie der Gattung Liquidambar. mehr wird man zugehen, dass sie derselben Species angehören. Der Mittellappen des unteren ist aber am Grunde sehr deutlich eingeschnürt, der des oberen zeigt von dieser Einschnürung auch nicht die Spur. Wenn letzteres Blatt von L. europaeum herriihrt, so muss dies auch mit dem ersteren der Fall sein. Es lässt sich nun gar kein Grund denken, warum das Merkmal des eingeschnürten Mittellappens, wenn es bei dreilappigen Blättern keine Verschiedenheit der Species bedeuten kann, dies bei fünflappigen thun sollte, und so fällt die auf den Blättern basierende Unterscheidung zwischen L. europaeum und L. protensum in sich zusammen. Sie müsste übrigens noch aus einem anderen Grunde als hinfällig bezeichnet werden. Liquidambar- Früchte hat man in Parschlug und auch an anderen Fundstellen fossiler Pflanzen, an denen beide Blattsorten in Menge Vorkommen, nur von einer Art gefunden. Ungcr gibt einmal eine Abbildung, in der dieselben noch in directem Zusammenhänge mit Blättern zu sehen sind, welche unzweifelhaft dem L. euro¬ paeum angehören. Es ist nun sehr wenig wahrscheinlich, dass, wenn eine zweite Art (L. protensum) an ein und derselben Localität durch Blätter so reich vertreten ist, ihre Früchte sich nie und nirgends finden sollten, wäh¬ rend die von L. europaeum nicht selten sind. Nach dem Gesagten glauben wir im Recht zu sein, wenn wir L. protensum als selbständige Art nicht gelten lassen und nur die fossile Species L. europaeum beibehalten. Natürlich wird dann die Gruppierung der hiehergehörigen Blätter eine andere werden, als Heer sic gegeben hat. Übrigens hätten an letzterer ohnehin einige Veränderungen getroffen werden müssen. So erkennt man an den zwei Blättern der zweiten Unterabtheilung von L. europaeum, welche Heer die vierlappigen nennt und in Fig. 10 und 12 auf der T. LI abbildet, recht leicht, dass sie nichts Anderes als Missbildungen von fünflappigen sind, an denen auf einer Seite der unterste Lappen nicht zur Entwicklung gekommen ist. Das in Fig. 1 abgebildete Blatt aus Parschlug stellt sehr deutlich diesen Übergang von den fünf Lappen zu den vier Lappen vor. Die übrigen Formen werden am einfachsten in dreilappige, fünflappige und doppelt gelappte unterschieden, ohne Rücksicht darauf, ob die Lappen am Grunde schmäler sind als in der Mitte oder nicht. Die dreilappigen zerfallen wieder in solche, bei denen die drei Abschnitte ziemlich gleich gross sind (Fig.6, Heer 1. c. T. LI, Fig. 8, 9, 11, T. LII; Fig. 5) und in andere, an denen der Mittellappen länger (Heer, T. LI, Fig. 7) oder breiter (Fig. 3) als die seitlichen ist. Unter den fünflappigen lassen sich jene mit schmalen Lappen (Heer, 1’. LI, Fig. 3, 4; T. LII, Fig. 6) und jene mit breiten unterscheiden (Fig. 7 und Heer, T. LII, Fig. 2). Die dop¬ pelt gelappten tragen entweder nur auf einer Seite (Fig. 8) oder auf beiden Seiten (Heer, T. LII, Fig. 1; T. LII, Fig. 10) des Mittellappens einen oder mehrere (Heer, T. LII, Fig- 13) Anhänge. Manchmal sind diese nicht auf den Mittellappen allein beschränkt, sondern kommen auch an den anderen vor (Heer, T. LII, Fig. 12). Was die verwandtschaftlichen Beziehungenbetrifft, indenenL. europaeum zu den jetzt lebenden Liquidambar- Arten steht, so können von letzteren überhaupt nur die mit gefingerten Blättern (L. styracifluum L. in Nord¬ amerika und L. orientale Milk im Oriente) in Betracht gezogen werden, während die auf den Sundainseln ver¬ breitete Art L. Altingianum Blume und die von Hongkong bekannte Species L. Chinensis Cham p., welche beide fiedernervige Blätter tragen, in der Vorwelt keine uns bekannten Verwandten besassen. Die beiden letzten Arten werden übrigens in neuester Zeit (Gen. plant. G. Bentham und J. D. Hooker, vol. I, pars II, p. 669) auch als eine selbstständige Gattung ( Altingia ) dem eigentlichen Liquidambar gegenübergestellt. Von den vorhin genannten zwei Arten wird gewöhnlich L. styracifluum als die dem L. europaeum zunächst stehende, lebende Form betrachtet. Auch Unger thut dies und fuhrt zur Unterscheidung beider Arten an, dass die Blätter von L. europaeum spitzigere Lappen tragen, als jene von L. styracifluum. Aber schon Heer betont, dass sich nicht selten Blätter der ersten Art mit ziemlich stumpfen Lappen fänden und auch das Lager von Parschlug bestätigt dies (Fig. 5 und 3). Umgekehrt gibt cs auch zahlreiche Blätter von L. styracifluum die ausserordentlich spitze Abschnitte zeigen. Wir dürfen uns schliesslich nicht verhehlen, dass die Blätter von L. styracifluum und orientale, wenn sie auch im Allgemeinen in ihrer Grösse differieren, doch in ihren Umrissen und in ihrer Nervatur wenig von ein¬ ander abweichen, und ihren Hauptunterschied nur darin besitzen, dass jene auf der Unterseite behaart, diese w * 364 Franz Standfest, Phylogenie der Gattung Li quidambar. aber kahl sind. Behaarung und Kahlheit lassen .sieh aber an fossilen Gebilden kaum nachweisen und wi können daher den Blättern nach L. europaeum ebensosehr dem L. orientale, als dem L. styracifluum nähern. Was schliesslich die Bltithen und Früchte angeht, so ist Folgendes zu bemerken. Heer bildet einige Staubgefässe ab, deren Beutel allerdings grösser sind als die der Staubgefässe von L. styracifluum, die sich aber diesen durch ihre kurzen Fäden etwas nähern Vergleicht man jedoch mit ihnen die Staubblüthen von L. styracifluum (Fig. 10), so wird man trotzdem nur wenig Ähnlichkeit finden können, und es lässt sich der Gedanke nicht abweisen, dass jene Staubblüthen, wenn sie auch auf demselben Gesteinsstücke mit den Liqui¬ dumbar -Blättern gefunden wurden, kaum einem Liquidambar- Baume angehörten, sondern wahrscheinlich Bliithen irgend einer Eichenart waren und eben zufällig in der Nähe des Liquidambar- Blattes vom Schlamme eingehüllt wurden. Dagegen finden sich zu Parschlug Staubblüthen (Fig. 9), welche jenen von L. styracifluum sehr ähnlich sind und Axengebilde (Fig. 11 und 12), die offenbar zur Aufnahme jener bestimmt waren und gleich¬ falls mit den entsprechenden Organen des L. styracifluum wohl verglichen werden können. Auf die Stempelblüthen der fossilen Formen können wir aus den Fruchtständen schliessen. Diese sind bei L. styracifluum etwas grösser als bei L. europeaum und bei L. orientale grösser als bei L. styracifluum. Auch bemerkte schon Unger, dass die fossilen Köpfchen nicht auf gebogenen, sondern auf steifen und geraden Stielen sässen und Heer fügt hinzu, dass letztere an Breite jene von L. styracifluum überträfen; ferner, dass nicht blos das Köpfchen, sondern auch die einzelnen Früchtchen kleiner wären. Freilich, die Breite des Stieles ist meist nur um ein Minimum grösser und selbst dies kommt gewöhnlich bloss auf Rechnung der Pressung, dann finden sich neben sehr langen, geraden (Fig. 14) auch gekrümmte Stiele (Fig. 13), aber die Köpfchen und Früchtchen sind entschieden kleiner, auch scheinen die letzten doch etwas eigenthümlich ausgesehen zu haben, so dass die Aufstellung einer eigenen fossilen Art sehr gerechtfertigt ist. Wir können auch sagen, dass diese etwas näher dem L. styracifluum als dem L. orientale stehe, aber wir können die auffallenden verwandtschaft¬ lichen Beziehungen aller drei Arten zu einander nicht übersehen und möchten daher an eine ziemlich coordi- nierte Abstammung beider lebender Formen von der einen fossilen denken, welche letztere wieder von dem älteren durch die ganzrandigen Blätter ausgezeichneten Liquidambar integrifolium herzuleiten wäre. Erklärung (1er Tafel. Fig. 1—9 und 11—14 Liquidambar europaeum Al. Braun. Fig. 10 Liquidambar styracifluum L. Fig. 1. Vierlappiges Blatt. „ 2 und 4. Fünflappige Blätter, deren Mittellappen fast parallele Seitenränder zeigt. „ 3. Ein dreilappiges Blatt mit stumpfen Mittellappen. „ 5. Ein stumpfer Blattlappen. „ 6. Zwei übereinander liegende dreilappige Blätter. Der Mittellappen des einen ist am Grunde eingeschnürt, der des andern ist dort etwas breiter als in der Mitte. „ 7. Ein fünflappiges Blatt mit breiten Lappen. „ 8. Der Mittellappen trägt einen accessorischen Seitenlappen. „ 9. Eine Staubblüthe. „ 10. Ein männlicher Blüthenstand von Liquidambar styracifluum L. „ 11 und 12. Axen von männlichen Blüthenständen. „ 13. Ein Fruchtstand mit gekrümmtem Stiele. „ 14. Ein Fruchtstand mit langem, geraden Stiele. üth.u. Druck bei Th.Schneider 's We u.Fresuhn.Graz. 19, U M Liquidum bar europaeum A.Br. 10 L. styracifluum L. Denkschriften d.k. Akad.d.W. math.naturw.Classe LYBd.II.Abth. k Standfest: Beitrag z. Phylogenie von Liquidambar. Taf. I.