ACH #) DENKSCHRIFTEN KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU MÜNCHEN U BRD BL WAHRE 1809 UND ISIO. Erste Abtheilung. (Geschichte der Ak. p. I— XLIV — Philolog. philos. Classe, p. ı—47 — Mathem. Phys. Classe, p. ı — 244.) AGERON, : - s ‘er 2 FETIENIENZIEIF OH, ER h DENKSCHRIFTEN DER KÖNIGLICHEN AKADEMIEDERWISSENSCHAFTEN ZUMÜNCHEN FÜR DIE JAHRE 1809 us» I8Io. m Derargie re ‚AGERON, MÜNCHEN, auf Kosten der Akademie. ıßıı. NA OB BE REN YE wink Ba: a 46 RR (m ——————ä en Im ha 1%. Geschichte der Akademie in den Jahren ı8og und ıßıo. a. Wahlordnung, . - - i e - . p: I. b. Oeffentliche Versammlungen, . - 5 3 p- XIV. c. Allgemeine Versammlungen , > - . . p- XX. d. Philologisch-philosophische Classe, und ihr Attribut, das Antiquarium, 5 . har: : p- XXIL e. Mathematisch - physikalische Classe und die ihr bey- geordneten Attribute, . 3 ; £ = p-. XXIV. f. Historische Classe und ihr Attribut, das königl, Münzcabinet, . : : e ; - p- XXX. g. Preisaufgaben, . . I - see - p- XXXVII. h. Veränderungen im Personal; . . s 5 p- XLI. » " Abhand- Abb ainndıb- ung ein: Classe der Philologie und Philosophie. Ueber die Gräber des Memnon und die Inschrifien an der Bildsäule desselben; von Fareor, Jacons. ° . Classe der Mathematik und Physik. ı. Ueber die Weise, wie sich Aufgufsthierchen bey ihren Bewegungen benehmen, von Fr. y. P. Scuransk, . 2. Memoire sur la seve d’Aout p. J. Pierre Vaucuerr de Ge- neve. . . z . . . 3. Ueber die Sparsamkeit der Formen im Pflanzenreiche und ihre Uebergänge, von Fr. v. P. Scounank, = Ueber die ee einiger Fa von Fr. v. P. SCHRANK. + 5. Ueber ein Fossil aus dem Steinkohlenwerke bey Häring in Tyrol, von Jos. Peızı. . . . - . 6. Ueber den glatten Beryll vom Rabenstein im baierischen Walde, von Jos. Perzı. = 5 s e = 7. Resume der auf verschiedenen Reisen in das schwäbische Alpgebirge gemachten geognostisch - mineralogischen Beobachtungen, von Fried. v. Lurım. . 8. Aeltere Geschichte der Saline Reichenhall vorzüglich in technischer Hinsicht bis zur Erbauung der Hülfssa- line Traunstein, von Matthias Frust: 9. Beyträge zur wissenschaftlichen Begründung der Glasma- cherkunst, von Dr. A. F. Genen. : n . pP 197 10, Elektriche Versuche an der Mimosa pudica L. in paral- lele mit gleichen Versuchen an: Fröschen, von J. W. Rurren. . . ? . . . . . pP. 245 ıı. Ueber einen elektrischen Telegraphen, von Sam. Thom. SömmeERrING. . x B > . pP. 4oı ı2. Super longitudine geographica speculae astronomicae re- giae, quae Monachi est, ex triginta septem defectio- nibus solis observatis et ad calculos revocatis, nunc primum definita a Carolo Felici Sevrrer; Commen- A ET TRTRE EIETARERTET LAR LE SPEER 90:7 13. Ueber die Gesetze des Stosses, vorzüglich in Anwendung auf den hydraulischen Stösser (Belier hydraulique) von Carl Christian Lasesporr in Heidelberg. SE PräUF Classe der Geschichte. Ueber den Geschichtschreiber Liutprand, besonders über des- sen historische Glaubwürdigkeit, von C, D.A. Mauss p.3 m Or9 una m Ver- Verzeichnifß der zu diesem Bande gehörenden acht Kupfertafeln. Tab. I. gehört zu der Abhandlung — p. 3. Tab. II. | Tab. II. Tab. IV. Tab. V. Tab. VI. \ gehören — — — pP. 245. | gehören — — — p. 401. *) Tab. VII. ghören — —- — 2357 Tab. VII. ®) Da Tab. V. die Verbindungsart des Leitungsdrahtes mit dem messingenen einge- schliffenen Zäpfchen (p. 403) nicht deutlich ausgedrückt ist, so bittet man, sich in Absicht dieses Theils der Maschine an Tab. IV, Fig. 7 u. ıı zu halten. 2 . —eop9,gn-ssss ss > oo > > og a a Ia>— Geschichte der Akademie in den Jahren 1809 und ı8ıo. Voraus sey erinnert, dafs bey der hier vorliegenden Fortsetzung unserer akademischen Denlischriften, im Vergleich mit dem nächst- vorhergehenden Bande für ı808, folgende zwey Veränderungen statt finden: einmal, dafs der Abschnitt für jede Classe mit einer neuen Seitenzahl anfängt, damit jeder auf Verlangen auch einzeln könne ausgegeben werden ; dann, dafs die Geschichte und die Abhandlungen für die oben genannten zwey Jahre hier zusammengefalst erscheinen, je- doch in zwey Abtheilungen zerfallen, um, mach Gefallen, auch zwey Bände bilden zu können. Dieses Zusammenfassen zweyer Jahre wurde durch zufällige Umstände bewirkt und ist als Ausnahme von a .der II Geschichte der festgesetzten Regel anzusehen. Für das Jahr ı81ı wird wieder ein einzelner Band erscheinen. J Die Geschichte der Akademie hat zunächst zu der Constitu- tions- Urkunde, welche im vorigen Bande mitgetheilt wurde, das unter dem 9 Jul. ı809 von Sr. Maj. dem Könige bestätigte Gesetz über die Wahlformen nachzutragen , das als eine die Constitution vollendende Anordnung anzusehen ist, a. Wahlordnung. I. Abschnitt. Ueber die Verhältnisse der verschiedenen Mitglieder zur Akademie , ihre Pflichten und erfoderlichen Eigenschaften, * $. ı. Die ordentlichen , residirenden Mitglieder machen das Wesen der Akademie im engern Sinne aus. Von ihnen ‚ von dem Malse ihrer Kräfte und ihres Fleisses hängt es ab, wie nahe ihrem Zwecke, oder wie entfernt davon die Anstalt zu jeder Zeit stehen wird. Die grössern oder geringern Verdienste, die sie sich um die Wissenschaften erwerben , entscheiden allein über die öffentliche Ehre des Instituts, wie über den innern Werth desselben. Ihre Pflichten liegen , wie die königliche Urkunde sagt, unmittelbar im Zwecke der Anstalt selbst. Darum müssen diese Mitglieder, ihre persönliche Fähigkeit allererst vorausgesetzt, auch äusserlich so ge- stellt seyn, dafs es ihnen möglich werde, die Bestimmung der Aka- demie als ihre eigenthümliche Bestimmung anzuerkennen, und alta- ‘ demi- x der Akademie. Tl demische Arbeiten zum Haupt-Gegenstande ihres Zeit- und Kraft- Aufwandes zu machen. In diesem Sinne wird, was schon im Geiste der Constitu- tions- Urkunde liegt, hier noch ‚bestimmter, und in der Art, dafs es bey allen künftigen Wahlen ordentlicher Mitglieder allen Stim- meberechtigten zur sichern, constitutionellen, unverletzlichen Richt- schnur dienen kann und soll, festgesetzt, folgendermassen: “ ı) Niemand kann zum ordentlichen, besuchenden Mitgliede der Altademie aufgenommen werden, der nicht der gelehrten Welt durch schriftstellerische Werke von anerkanntem Verdienste, oder durch wichtige Entdeckungen, oder durch öffentliche Vor- lesungen, soferne die einen oder anderen als Beweise eines ausgezeichneten, wissenschaftlichen Geistes und seltener Ge- lehrsamkeit jenen schriftstellerischen Werken gleich geachtet ‘werden können, bekannt ist; 2) er muls von unbescholtenem Charakter, und besonders vor- herrschender Liebe zu wissenschaftlicher Thätigkeit seyn, in dem Grade, dafs man mit Grunde die zweckmälsige Verwen- dung der akademischen Musse aus Neigung von ihm erwarten könne; 3) jede künftige Wahl eines ordentlich - besuchenden, und aus dem Fond der Akademie vorzüglich besoldeten Mitgliedes kann nur in der Art geschehen, dafs akademische, frey- und rein wissenschaftliche , das ist, unmittelbar auf Erweiterung und Vervollkommung der Wissenschaften durch freyes Studium ge- = rich- IV Geschichte richtete Thätigkeit für den zu Ernennenden unzweydeutige Haupt - Bestimmung sey und bleibe, nach welcher Bestimmung demselben, ausser den eigentlich akademischen gelehrten Arbei- ten und der Aufsicht über eine mit seinem wissenschaftlichen Fache in Verbindung stehende akademische Anstalt, keine an- dere Beschäftigung im Staatsdienste aufgetragen ist; 4) zu diesen aus den akademischen Fonds hauptsächlich Besolde- ten können auch noch als ordentliche, besuchende Mitglieder, Männer von ausgezeichneten Kenntnissen in irgend einem wis- senschaftlichen Fache, gewählt werden, welche in München entweder in einem öffentlichen oder Privatdienste angestellt, jedoch dadurch nicht gehindert sind, an den Sitzungen und Verhandlungen der Akademie ordentlicher Weise Theil zu neh- men, oder die allda wohnen, und bey äufserlicher Unabhän- gigkeit aus freyem Antriebe zu einer thätizen Verbindung mit der Akademie der Wissenschaften geneigt sind, ohne ei- nen Gehalt aus dem akademischen Fonds in Anspruch zu nch- men, welches jedoch Zulagen, Gratificationen etc. aus der aka- demischen Gasse natürlich nicht ausschliefst; $. 2. An die ordentlichen, besuchenden Mitglieder schliefst sich eine Anzahl ausserordentlicher, gleichfalls in München wohnender Akademiker an. Dazu werden Männer von anerkannter Gelehrsamkeit oder Geschicklichkeit in einem besondern Fache ge- wählt, die sich jedoch in solchen Verhältnissen oder Aemtern be- finden, dals sie zwar an den Sitzungen und Verhandlungen der Aka- demie ordentlicher Weise Theil zu nehmen verhindert sind; aber der Akademie sehr wesentliche Dienste leisten können, wenn sie bey wich- der Akademie, V wichtigen einzelnen Untersuchungen in dem Fache, mit welchem sie vertraut sind, zu einzelnen Classen-Sitzungen eingeladen wer- den; — welche Abtheilung von ausserordentlichen residiren- den Mitgliedern der königlichen Akademie durch die allerhöchste Entschliessung vom ı9. März ı809 genehmigt und festgesetzt ist. Es werden ihnen die öffentlichen und allgemeinen Sitzungen ange- sagt, die Classen-Sitzungen aber nur dann, wenn ein eben zu ver- handelnder Gegenstand ihre besondere Theilnahme wünschenswerth macht. $. 3. Ehren -Mitglieder. Von 'nun an sollen nur Männer vom höchsten und hohen Ran- ge hiezu aufgenommen werden, die sich durch Wissenschaftsliebe auszeichnen. Das Institut rechnet im Allgemeinen auf ihre Theil- nahme, durch Unterstützung in Allem, was die Akademie fördern, ihre Attribute und Sammlungen vervollkommnen kann. $. 4. Auswärtige ordentliche Mitglieder (Associes &trangers). Sie werden von den 3 Klassen aus denjenigen ausser München lebenden Gelehrten in dem Königreiche Baiern sowohl, als in der gesammten litterarischen Welt gewählt, die schon lange in ihrem wis- senschaftlichen Fache eines ausgezeichneten Ruhmes geniessen. Bey neuen Ernennungen sieht sich die Classe zunächst unter ihren Cor- respondenten um, daraus einen zu wählen. Die Akademie wünscht von den auswärtigen ordentlichen Mitgliedern gelehrte Mittheilun- gen aller Art aus ihrem Fache; besonders aber wichtige, die Wis- senschaft fördernde Abhandlungen, die dann vorzugsweise vor ande- ren VI Geschichte ren etwa eingesendeten Anspruch auf Einrückurg in die akademi- schen Denkschriften haben. $. 5. Correspondirende Mitglieder. Zu ihnen wählen die Classen Männer von rühmlichem Namen und bekannter Thätigkeit in ihren besondern Fächern, deren rege litterarische Wirksamkeit hoffen läßst, R ı) dafs sie von allem Neuen, wissenschaftlich Interessanten in ih- rer Gegend, von wichtigen Erscheinungen in der Natur, von Entdeckungen, Auffindungen etc. diesem gelehrten Vereine bal- digst Nachricht geben; indem sie sich an den Secretär der Classe wenden, der sie zugehören , oder auch an ein ihnen noch näher verbundenes Mitglied derselben Classe, 2) dafs sie zur Vervollkommnung der Sammlungen und Attribute der Akademie auf ihren Reisen, und aus dem Umkreise ihrer Wohnorte möglichst beytragen. Besonders kann man von den in den verschiedenen Kreisen des Königreichs Baiern wohnenden Correspondenten, nach dem lo- benswürdigen, zeither bethätigten Eifer Mehrerer derselben, erwar- ten, dafs sie, jeder in seinem Umkreise, auf alles wachsam seyn werden, was aus dem Gebiete der Natur und Kunst für die Wissen- schaften in ihren verschiedenen Zweigen wichtig seyn muls, IL der Akudemie. i vo II. Abschnitt. Ueber die Zahl der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften in den verschiedenen Abtheilungen des Instituts. 6. 6. Die Zahl der besuchenden ordentlichen Mitglieder, mit Einrechnung des Präsidenten und General-Secretärs , wird auf 36 (Sechs und Dreissig) als Maximum, das aber übrigens keineswegs immer erfüllt seyn mus, gesetzt, wovon für die erste Classe, 9 „ zweyte „ 18 „ dritte „ 9 Mitglieder gerechnet werden, jedoch so, dafs diese Vertheilung al- lerdings zur Regel dienen, aber nicht als schlechthin bindendes Ge- setz gelten soll, und demnach höheren Rücksichten, wie der einer weit vorragenden persönlichen Vorzugswürdigkeit eines adspiriren- den Gelehrten, oder der nothwendigen Vollständigkeit der Akade- mie, als einer litterarischen Gesamtheit ‚ in besonderen Fällen wohl auch nachgesetzt werden kann. $. 7. Die Zahl der ausserordentlichen residirenden Mitglieder soll als Maximum die Hälfte der ordentlichen in jeder Classe seyn. $.8. Die Zahl der Ehren - Mitglieder kann so grols seyn, als die der besuchenden ordentlichen Mitglieder, also 36. $. 9. Auswärtige ordentliche Mitglieder (associ£s etrangers ) können dreymal soviel seyn, als ordentliche besuchende Mitglieder, und zwar in der ; I. Clas- VIIL Geschichte I. Classe, 27 I. „54 und in der I. „ 27. $. 10. Correspondenten können Amal so viel seyn, als besu- chende ordentliche Mitglieder, und zwar in der I. Classe, 36, in der 117,5 72, in der 2 ER Anmerkung. Wo diese Normalzahlen, die als höchste Zahlen keineswegs im- mer voll seyn müssen, in einer Abtheilung der Mitglieder durch den gegenwärtigen Bestand überschritten sind, da wird in der Regel die Aufnahme neuer Mitglieder so lange ausgesetzt, bis wieder eine Vakanz in dieser gesetzlichen Anzahl entsteht. 1II. Abschnitt. Von den bey Erwählung neuer Mitglieder zu beobachtenden Formen, $. ı1. Wahl der ordentlichen Mitglieder. Ueber die Vorfragen: ob eine erledigte Stelle wieder besetzt werden, ob überhaupt je nach dem Bestande des Akademie - Fonds eine neue Aufnahme in diese Abtheilung Statt haben könne ‚ und in welche Classe sie geschehen soll; entscheidet ein Ausschufs, wel- cher aus dem Präsidenten, dem General - Secretär, den 3 Classen- Secretären, und noch 3 anderen Mitgliedern, wovon jede Classe eines aus ihrer Mitte jedesmal auf ein Jahr wählt, besteht. Dieser Ausschufs besorgt Alles, was zur Einleitung und Vorbe- reitung des Wahl-Geschäftes gehört ; er sammelt alle nöthigen und sach- der Akademie. IX sachdienlichen Aufschlüsse und Notitzen; erörtert und berathet über Alles, was bey der vorkommenden Wahl berücksiehtiget zu werden verdienen mag. $. ı2. Wenn der Ausschufs beschlossen hat, dafs eine neue Aufnahme geschehen könne und solle, wird im General-Secretariate, mit Zuziehung des betreffenden Classen-Secretärs die Candidaten- Liste gefertiget. Sie enthält die Namen, Wohnorte und litterari- schen Verdienste jener Gelehrten, welche sich um eine ordentliche altademische Stelle entweder selbst gemeldet haben, oder sonst in Vorschlag gebracht worden sind, jene in der ersten, — diese in der 2ten Abtheilung. Förmliche Vorschläge dieser Art zu machen, sind nur die ordentlichen Mitglieder berechtiget; sie werden bey dem Präsidium eingereicht. Der Ausschufs bestimmt, wann. die Li- ste für geschlossen angesehen werden soll. $. 13. Das Comite versammelt sich dann, um die Wahlfähig- keit der Candidaten zu untersuchen; es entscheidet über dieselbe nach Vorschrift des $. ı., welcher die gesetzlichen Bedingungen ent- hält, unter welchen allein die Aufnahme eines ausserordentlichen Mitgliedes Statt haben kann, und deren unverletzte Aufrechthaltung dem Ausschusse zur Haupt-Angelegenheit gemacht wird, ni der ge- wissenhaftesten Strenge, indem es sich hier um die Erhaltung der Aka- demie in ihren Grundfesten handelt. Die für wahlunfähig erkann- - ten Candidaten werden in der Liste noch aufgeführt, aber die Er- klärung des Auschusses über ihre Wahlunfähigkeit beygefügt. Die so nach dem Beschlusse des Comit& gefertigte Candidaten-Liste wird mit den Aufschlüssen und sonstigen Bemerkungen in Bezug auf das a b künf- x Geschichte / künftige Wahlgeschäft, die der Ausschufs der Wahlversammlung mitzutheilen für gut findet, dem Secretär der wählenden Classe über- geben, welcher innerhalb 8 Tagen die ordentlichen Mitglieder der Classe in einer ausserordentlichen Sitzung versammelt, und ihnen die Liste nach ihrem vollen Inhalte bekannt macht. Auch die ordentlichen Mitglieder der übrigen Classen wer- den durch ihre Secretäre, etwa in ausserordentlichen Sitzungen, davon in Kenntnifs gesetzt. Abschriften derselben bleiben während des Wahlgeschäftes in dem Büreau des General - und Olsen - Se- eretärs zur jedesmaligen Einsicht niedergelegt. $. ı4. Nach Verflusse eines Monats, während welchen jedes ordentliche Mitglied alle vortheilhaften und nachtheiligen Aufsehlüsse über den einen oder anderen Candidaten, oder sonstige Bemerkun- gen über die bevorstehende Wahl bey dem Classen - Secretär, oder bey dem Präsidium schriftlich zu übergeben aufgefodert ist, die dann immer einige Tage vor der Wahl den wählenden Mitgliedern, ohne Benennung der Eingeber, mitgetheilt werden sollen, wird in der Classe über alle, von dem Comite für wahlfähig erkannten Candi- daten mit weissen und schwarzen Kugeln gestimmt. Nur die ordent- lichen Mitglieder werden zu dieser Sitzung einberufen; denn nur sie haben bey dieser Wahl Stimmenrecht, und die Wahl ist ungültig, wenn auch aur eine Stimme eines ordentlichen Mitgliedes fehlt. g an ‘den Präsidenten ein. Der Präsident und der General-Secretär stim- Abwesende Mitglieder schicken eine verschlossene Abstimmun men nicht in dieser Sitzung; hat aber ein abwesendes Mitglied eine Stimme an den Präsidenten geschickt, so stimmt der General-Se- cretär > der Akademie. ° XI eretär nach dem Inhalte derselben mit einer weissen oder schwar- zen Kugel. Der Classen-Secretär, welcher die eingegangenen Aufschlüsse ‘und Bemerkungen vor der Abstimmung noch einmal verliest, zählt die Kugeln, das älteste und jüngste Mitglied merken sie vor. $. ı5. Der Classen - Secretär übergibt dem Präsidenten ei- nen besondern Protocolls - Auszug über das Serutinium. Dieser‘ theilt ihn, nebst den eingegangenen Bemerkungen, den beyden Se- eretären der übrigen Classen mit, welche innerhalb 8 Tagen, allen- falls in ausserordentlichen Sitzungen, die Mitglieder ihrer Classen damit bekannt machen, $. 16. Nach Verflusse eines Monats, während welchen wieder nach $. ı4. schriftliche Aufschlüsse über die Eigenschaf- ten und Verhältnisse der Candidaten, und andere Bemerkungen an das Präsidium oder General-Secretariat übergeben werden können, “welche ebenfalls einige Tage vor der Abstimmung den Stimmfähi- gen mitzutheilen sind, wird in einer General- Versammlung der or- dentlichen Mitglieder über alle Candidaten nach der . Ordnung’ des Scrutiniums der lasse. ballotirt. Jedes ordentliche Mitglied stimmt, ist es abwesend , durch eine Erklärung an den Präsidenten, welcher dann durch den Gene- ral-Secretär für die Abwesenden in Gemälsheit seiner Erklärung stimmen läfst. d* Im Xu Geschichte | Im Fall einer Stimmengleichheit hat der Präsident 2 Stim- men. Der General- Secretär liest noch- vor der Abstimmung Bin allenfalls eingegangenen Bemerkungen vor. Der ‚Präsident zählt die Kugeln, der General- Secretär, und der betreffende Classen - Secre- tär merken sie vor. Nach vollendetem Scrutinium erstatten der Präsident und der General- Secretär Bericht an den König. Sind mehr, als 3 Candidaten in der Wahl gewesen, so wer- den nur diejenigen 3 präsentirt, welche die meisten Stimmen er- halten haben. Der König benennt. Der Bestallungs-Brief wird in der betreffenden Ministerial- Kanzley, das Diplom von der Akademie ausgefertiget. 2 $. ı7. Ueber einen Candidaten, dessen Aufnahme der Aus- schuls für gesetzlich unzulässig erklärt hat, in Beziehung auf die Bestimmungen des $. ı., wird ordentlicher Weise weder in der Classe, noch in der General- Versammlung weiter abgestimmt. Aber es’soll geschehen, wenn ein stimmfähiges Mitglied es ausdrücklich verlangt; jedoch kann ein solcher Candidat nur dann unter die Vorgeschlagenen aufgenommen werden, wenn er eine Stim- menmehrheit von 2 in der allgemeinen Versammlung erhalten hat. $. 18. Wenn eine durch ihre Theilnahme an dem Aufblühen der Wissenschaften entweder mittelst ausgezeichneter Schriften, oder grofsmüthiger Unterstützung gelehrter Anstalten verdiente Person . vom 2 der Akademie, - XI vom höchsten oder hohen Range zum Ehren-Mitgliede durch eine “schriftliche Eingabe bey dem Präsidenten in Vorschlag gebracht wird, so wird‘ in der nächsten General - Versammlung durch den General - Seeretär, ohne Benennung des Vorschlagenden , hievon Kenntnils gegeben, ‚Nach Verflusse eines Monats wird in einer Ge- ‚neral- Versammlung ballotirt. Im Falle der Stimmen - Gleichheit hat der Präsident 2 Stimmen, Der Präsident zählt die Kugeln, der Ge- neral- Secretär merkt sie vor, Die absolute Stimmen- Mehrheit der Gegenwärtigen entschei- det. Die Wahl wird durch Bericht dem Könige zur Bestätigung vor- gelegt; nach Erhaltung derselben wird das Diplom von der Akade- mie ausgefertigt. $. ı9. Vorschläge zu ausserordentlichen , auswärtigen oder correspondirenden Mitgliedern werden bey dem Präsidium, oder dem Classen - Secretariäte eingegeben. Das Letztere fertigt die Gandidaten-Liste, und bringt sie in “die nächste Classen- Sitzung. Nach Verflusse ‚eines Monats wird in der Classe von den Gegenwärtigen .ballotirt. Auch die ausseror- dentlichen Mitglieder haben Stimmrecht. Nach vollendetem Scruti- nium treten, in Bezug auf die Wahl durch die General- Versamn- lung, die Vorschriften von $. ı5. und ı6. ein. Die;Stimmen der Abwesenden bedingen jedoch hier die Giltigkeit der Wahl nicht; sie können aber ihre Stimmen schriftlich einsenden, wenn sie wol» len. Der von der General - Versammlung durch absolute Stuimmen- Mehrheit Gewählte wird durch Bericht dem Könige zur Bestätigung D an- XIY Geschichte angezeigt, und erhält dann ein von der Akademie ausgefertigtes Diplom. b) Oeffentliche Versammlungen, Ba: En Nach den vier, im vorigen Bande der Denkschriften er- wähnten öffentlichen Sitzungen würde die nächste am 28. März 1809, dem Stiftungstage der Akademie, gehalten. „Bey der letzten Feyer dieses Tages (so hiels es in der Anrede, womit der Gen. Secretär sie eröffnete) wurde daran erinnert, dafs mit ihm das fünfzigste Jahr unseres Institutes beginne; mit seiner dielsmaligen Rückkehr schliefst sich nun das halbe Jahrhundert , seitdem eine Anzahl von Freun- den der Wissenschaften zuerst m dieser Stadt zusammen trat, und sich , ergriffen von dem innern Reiz der Wahrheit und Forschung und begeistert von dem Ruhm, den ‚daß gehebte Vaterland dadurch ärndten würde, die Hände zum Bau eines Prytaneums bot, das der Pflege der Wissenschaften gewidmet seyn sollte. Wie so man- ches andere Denkmal im oftbedrängten deutschen Vaterlande steht es da, nicht das Werk einer schöpferischen Prachtliebe, nicht rasch ausgeführt nach einem glänzenden, in glücklicher Stunde gleich ganz und mit einem Mahl gefalsten Plan, sondern mit den Spuren allmähliger Erweiterung und der guten und bösen Zeiten, die nun schon darüber hinweggezogen sind. Aber es steht da und hat, wie Alles, was Menschen redlich und besonnen’ beginnen, sei- nen Zweck vielfältig erreicht, hat nützlich eingewirkt auf seine näch- ste Umgebung, für die es ursprünglich bestimmt war, nützlich ein- or der Akademie. XV gewirkt in den Zustand der Wissenschaften überhaupt. Fafst man nicht blos den Ruhm und die Unsterblichkeit des Nanıens ins Auge, _sondern mehr jene menschliche Unsterblichkeit, das stille Fortwir- Iken: der Ursachen, — wer will es bezweifeln, dafs sehr vieles Preis- würdige, dessen jeder ächte Vaterlandsfreund sich freute und freut, mit seinen Uranfängen bat diese Hallen heraufsteigt. — Und so beginne diese Anstalt unter den Glückwünschen und Seegnungen der Weisen und Guten die zweyte Hälfte des Jahrhunderts. Möge einst nach vollendetem, ganzen Seeulum eine reiche Geschichte des Schönen und Preiswürdigen dastehen, das aus diesen Mauern her- vorging! Lebt dann noch einer von uns, die jetzt hier versammelt sind, — so wie noch Einer hier ist; der vor einem halben Jahr- hundert in der ersten Versammlung mit unter den Stiftern safs, — lebt dann noch einer der hier Gegenwärtigen — und möge es, dem seine blühenden Jahre und die allgemeinen Wünsche vor allen dazu bestimmen, möge es der geliebte Königssohn seyn, der dann ein aus den Stürmen der Zeit 'hervorgegangenes Enkelgeschlecht mit dem Palmzweig des Friedens regiert, — 0! so sage er jener jün- Ba Welt, dafs am heutigen Tage, unter, den Sorgen und Mühen der. Gegenwart, sich unser Auge auf die heitere Zukunft hinrich- tete, dals unser Herz, in dem heiligen Glauben an Fortschritt und Veredlung, die anfangende neue Periode mit frommen Wünschen für sie, die spätere, einweihte. Denn das ist eben das schöne Vorrecht des Menschen, dafs er nicht blos der Gegenwart sich freut, sondern, so wie ein edler Mann dasteht zwischen seinem Vater und seinem Sohn, und auf den einen mit Dank, auf den andern mit Hoffnung, auf beyde aber gleich liebend hinblickt, — so 'stehen wir zwischen den xvI uGesöhichte den Geschlechtern vor ‘uns und nach uns, und ehren die einen ünd) lieben die a und wünschen denen, die nach uns kommen, fro- hen Genuls unsrer Aussaat und Pflanzung. Vieles wird dann anders als jetzt seyn, in den öffentlichen Angelegenheiten und in dem Reiche der Meinungen; aber das wird immer bleiben, dafs die bessern Menschen sich der Wissenschaft und Kunst freuen und in ihnen die’ heilbringen«. den Gottheiten unseres Geschlechts ehren. Und was auch für Stür- me hereinbrechen, was für Kämpfe unter den -Herrschern der Völker Statt finden mögen ‚so, werden doch ‚immer die Pflegestätten der» Wissenschaft und Kunst .als ‚heilige Asyle geschont werden, seitdem die Heerführer keinen schönern Ruhm kennen , als die Beschützer von beyden zu heifsen und seitdem selbst an Tagen des Kampfs der Genius der Humanität nicht von der Seite, der Krieger weicht.” — Es wurde nun die Preisaufgabe für ı8ıı verkündet (s. unten Lit. g) der verstorbenen Mitglieder, v. Riedl, Kling und Zo&- ga gedacht, und der Zuwachs an neuen Mitgliedern proclamirt (s. unten Lit. h). Hierauf hielt der Conservator des Münzcabinets und Mitglied der hist, lasse, Dir. Streber, seine Vorlesung über die Geschichte der kön. Münzsammlung, welche bereits im vorigen Bande, im Ab- schnitt für die Geschichte, zu finden ist, Die sechste öffentliche Versammlung wurde am ı1. Oct. 1309 gehalten. Ungeachtet während jenes Frühlings und Sommers einer \ der Akademie, XVH einer der blutigsten Kriege zum Theil auf baiesiecchem Boden und nicht fern von der Hauptstadt geführt worden war, hatte doch die Akademie ihre stillen Arbeiten ungestört fortsetzen können, und so war der im Frühling desselben Jahres bey der herannahenden Gefahr ausgesprochene Wunsch zu einer erfüllten Vorhersagung ge- worden. — Der Gen. Secret. erstattete den zweyten Jahresbe- zicht, der sogleich im Druck erschien. — Wir rechnen darauf, dafs diese mit fortlaufender Seitenzahl gedruckten Berichte als Bey- lagen zu den Denkschriften aufgehoben werden, indem sie einst eine Uebersicht über die Schicksale und die Thätigkeit der Akade- mie in einem ganzen Zeitraum gewähren können. — Der Hr. Dir. Flurl las zur Feyer des Tages „über die ältere Geschichte der Saline zu Reichenhall”? — welche wichtige Abhandlung damals so- gleich besonders gedruckt wurde, und auch in diesen Band der Denkschriften wieder aufgenommen worden ist. —Z——— Die nächste öffentliche Sitzung, die siebente, hielten wir am ı2. Oct. ı8ı0, an unseres königlichen Beschützers abermaligen Namenstage , der diesesmal durch die beglückte Vermählung des Thronerben für den König und für das Reich zu einem doppelten Feste wurde. „Oft schon, hies es daher in der Eröffnungsrede des Gen. Secretärs, haben sich im Laufe eines halben Jahrhunderts un- sre Vorfahren in diesem vaterländischen Institute, oft schon auch die gegenwärtigen Mitglieder, mit freudigen erhebenden Empfindun- gen an diesem Tage versammelt, um durch die l'eyer in ihrem Zir- {cl und auf ihre Weise zur allgemeinen Feyerlichkeit desselben beyzu- tragen. ‚Aber reicher an Stofl' zu begeisternder Freüde, reicher an c Freu- XVII Geschichte Freuden des gegenwärtigen Genusses und an Freuden der Hoffnung, Brach die Morgenröthe dieses Festes noch nie an, als am heutigen Tage. Mit erneuter Lebenskraft und Heiterkeit kehrte jüngst unser verehrter und geliebter König von den stärkenden Heilquellen zurück, zu denen Ihn unsre Wünsche und Gebete begleitet hatten. Die er- habne Gefährtin seines Lebens und seines Thrones ‚ die kurz vor- her Seine Vaterfreuden vermehrt hatte, konnte, eine blühende Mut- ter blühender Kinder, Ihm mit verjüngtem Leben zum frohen Em- pfang entgegen gehen; treu Ihrem grolsen Berufe fährt Sie fort, die in eine wechselvolle Zeit gefallenen Tage des edelsten Monar- chen zu erheitern, zu beglücken, zu verschönern. — Kraftivolle Söh- ne, würdig des alten Stamraes von Wittelsbach, stehen Ihm zur Seite, sind’ Sein Stolz und Seine Hoffnung. Durch Seine gesegne- ten Bemühungen sieht Er, der Vater Seines Volkes, die drücken- den Folgen des Krieges, in welchem sein Heer sich unsterblichen Ruhm erkämpfte, allmählig verschwinden, sieht die Gränzen Seines Reiches erweitert, abgerundet, befestiget; Fürstenthümer, die in grauer Zeit schon mit Baiern vereinigt waren, kehren nach lan- ger Trennung wieder zu dem alten Verein zurück, der sie brü- derlich aufnimmt ; andere, die dem Tage mit Sehnsucht entge- gen harrten, we sie Ihn, gleich wie wir, Vater nennen. dürften, — kommen als neue Perlen in Sein Diadem. — Aber vor allem, was das waltende Schicksal und was liebende Herzen treuer Bürger zur Verherrlichung dieses Tages gethan haben und thun mögen , ist die eine Feyer die höchste und ergreifendste, diese, dafs Ihm, dem. glücklichen König und Vater, an diesem Tage Sein erstgeböhrner Sohn, ein Princeps Juventutis im schönsten Sinn der römischen Welt, der Akademie XIX Welt, eine fürstliche Tochter im Schmuck der Jugend und jeder Anmuth zuführt, werth, ein Glied dieser allgeliebten, allverehrten Regentenfamilie zu werden. Welches‘ Herz hebt sich nicht, wel- ches Gemüth fühlt sich nicht begeistert bey dem Anbliek so vielfa- chen, so reinen, so verdienten Glückes, als an diesem Fest der Feste unsern hochverehrten König umwallt! Durch eine glänzende Gegenwart hindurch verliert sich der Blick in eine glänzende Zu- kunft! — Jeder in seiner Weise ‘strebt beyzutragen zu solch einer Feyer, strebt offenbar zu machen, dafs auch er und was zu ihm gehört, an dem allgemeinen Jubel Theil nehme. — Unser Verein von Freunden der Wissenschaften begeht einen solchen Tag durch die Mittel, die ihm zu Gebot stehen, auf die stille Weise, die ihm geziemt. Die Akademie bittet sich Gehör aus für eins ‚ihrer Mit- glieder, ‘das durch eine wissenschaftliche Betrachtung den Festtag des Königs feyern wird, der es zu seinen Regentenpflichten rech- net, Wissenschaft und Kunst zu fördern, zu achten, zu ehren, der die Wahrheit für das höchste Gut anerkennt, das dem Sterblichen gegeben ist, und der zur freyen, vielseitigen Erforschung derselben alle diejenigen in den Gränzen seines Reichs auffordert, denen ein innerer Beruf dazu ward.” ) Die Rede des. Hrn. Hofraths Jakobs handelte von dem „Reichthum der Griechen an plastischen Kunstwerken und die Ur- sachen desselben”; sie ist besonders gedruckt erschienen *). * Da diese Rede die ganze Zeit der Versammlung an jenem Tage ausfüllte, so wurde für den Jahresbericht der 29. Oct. e . zur *) München, bey Stöger ı8ı0. 78 Seiten. 4. c? xXX Geschichte zur achten öffentlichen Versammlung festgesetzt. Auch dieser dritte Jahresbericht wurde gedruckt; es gilt von ihm, was gleich vorher bey der sechsten öffentlichen Sitzung von seinem Vorgänger erinnert wurde. Hr. Hofr. Breyer las hierauf ein Bruchstück aus der Geschichte des Kurfürsten Maximilian L c. Allgemeine Versammlungen. Da jede Sitzung einer Classe den Mitgliedern der übrigen angesagt wird, und sich also alle frequentirenden Mitglieder dazu einfinden können, so wurden auch, bey noch überdiefs eingetrete- nen Hindernissen, in dem verflossenen Zeitabschnitt die allgemeinen Versammlungen nicht regelmäfsig jeden Monat gehalten, indem die Olassensitzungen zum Theil ihre Stelle vertreten mulsten. Am ıı. Febr. ı809 (nach der Erneuung der Akad. die ı0te allgem. Versammlung): Es geschah darin Anzeige der zur Erwei- terung des Locals für Bibliothek und für die andern alkademischen Attribute vorgenommenen Bauveränderungen ‚ und dafs königl. RBe- scripte zur Vollendung der noch zu wünschenden uns Hoffnung mach- ten. — Die Verlassenschaft der ehemaligen Akademie in Manheim, soviel davon noch vorhanden, war uns zugesprochen; ein Theil der Exemplare der ehemaligen Verlagsbücher derselben ist hieher ge- bracht worden; ein anderer Theil liegt noch unter Verwahrung in Manheim; — 8. M. der König hat der Akademie das Kalenderpri- vile- der Akademie, XXI vilegium zugesprochen; Umstände verhinderten die Akademie, bis da- her Gebrauch davon zu machen; die altademischen Berichte über den Stand der Sache sind der höchsten Stelle vorgelegt, und es ist Hofl- nung da, diese Angelegenheit bald im gehörigen Gang zu schen. (Diese Hoffnung wurde durch den in diesem Jahr ausgebrochenen Krieg wieder vernichtet; die Erwerbung neuer Provinzen des König- reichs und die andern Gränzveränderungen etc. haben noch nicht verstattet, die Hindernisse zu heben.), ı1te Alle. Sitzung am 235. Febr. 1809 zur vorläufigen Anhö- rung .der Rede des Dir. Streber über die Geschichte des hiesigen königl. Münzcabinets, ı2te Allg. Sitzung am ı. Jul. 1809. Einführung des Hofraths Martini als Mitgliedes der ersten und dritten Classe; — Nachricht an die Akademie von den Fortschritten der einzelnen Attribute (die hier weiter unten bey jedem derselben erwähnt werden). ı3!° am 29. Jul. Publieirung der oben S, II, etc, mitgetheilten Wahlordnung. “ .ı4te Am 7. Oct. 1809 vorläufige Anhörung der Abhandlung des Hrn. Dir: Flurl über die Saline in Reichenhall *); ‚und ı5te Am 4. Oct. 1810, der Rede des Hrn. Hofraths Jacobs „über den Reichthum der Griechen an plastischen Kunstwerken.” ı Die *) Diejenigen Reden oder Abhandlungen, die für öffentliche Vorlesungen bestimmt sind, werden vorher in einer allgemeinen Versaminlung der Akad. vorgelesen. XXI Geschichte Die Administratfons-Commission über die kön. Central-Biblio-- thek (s. Geschichte der Akademie vor dem Bande für 1808, p.XXVI, und Taschenbuch für ı809, p. 66.) hat bis zu Eude des Jahres ı810 neun und dreyßig Sitzungen gehalten. Die systematische Rata- lozirung der Bibliothek, die Ausscheidung der Doubletten, deren Abgabe an die Universität Landshut und an andere wissenschaäftliche Institute des Königreiches, die Erwerbung seltener und wichüger Werke, machten die Gegenstände ihrer Aufmerksamkeit aus... Der bedeutenden Fortschritte in allen diesen Angelegenheiten geschah vorläufig Erwähnung in den Jahresberichten für ı809 und ı0. Noch hat die letzte nöthige Erweiterung durch Anbau eines Flügels an das, akademische Gebäude nicht erfolgen können; doch haben wir na” he Aussicht: dazu. . Eine gedrängte Uebersicht alles in Absicht auf die Bibliothek Geschehenen bleibe daher der Geschichte der Akade- mie vor einem künftigen Bande der Denkschriften aufbehalten. d) Philologisch-philosophische Classe, und ihr Attribut, das Antiquarium. Diese Classe beschäftigte sich mit Prüfung der eingesandten “ Preisbewerbenden Schriften über deutsche Grammatik. Nach dem Urtheil der Classe, das in einer Sitzung derselben am 235. Aug. ı810 ausgesprochen wurde, hat keine der sechs eingekommenen Schriften die Forderungen der Aufgabe-ganz erfüllt. Die zum Theil sehr aus- führlichen Recensionen, aus denen sich obiges Resultat ergab, ha- ben unpartheyisch das Gute anerkannt, das mehrere jener Schriften enthalten, zugleich aber auch dargethan, dafs keine derselben die gedruck- der Akädemie. XXI gedruckten bessern Werke in diesem Fache im Allgemeinen ‚üher- treffe, und Gais also die königl. Akademie der Wiss. keine, dersel- ben der Kegierung unbedingt zu dem Zwecke empfehlen könne, zu welchem die Preisaufgabe aufgestellt war. Indefs urtheilte die Classe, dals die eine der sechs concurrirenden Schriften mit dem Spruche: Data tempore prosunt — sich durch Scharfsinn und ei- nige überraschende neue Ansichten auszeichne. Dieser erkannte sie, als ein Zeichen besonderer Achtung für ihren Verfasser, eine ‚gol- dene akademische Medaille zu. Da derselbe, nach geschehener öffent- licher Aufforderung, die Erlaubnils gab, seinen verschlossenen Zettel n zu öffnen, so fand sich darin der Name des Hrn. Üonsistorialraths Horstig in Miltenberg am Mayn. Aufser jenen sechs Schriften war bey der Akademie noch eine Anzahl Abhandlungen eingelaufen, welche, da sie nur einzelne Capitel grammatischer Gegenstände behandelten, nicht um den Preis warben, aber doch durch ihren Werth die Aufmerksamkeit der Be- urtheiler auf sich zogen. In dieser Hinsicht erwähnte die Classe. ehrenvoll eines Aufsatzes des Hrn. Prof. Reinbeck in Stuttgard, und mehrerer Abhandlungen des Hrn. Radlof in München. In einer Sitzung der Classe am 24. Oct. ı810 las Hofr. Ja- cobs eine Abhandlung ‚über die Gräber des Memnon und die In- schriften an der Bildsäule desselben.” — Die Glasse beschlofs ihre Aufnahme in das Portefeuille der Denkschriften; sie befindet sich in ‘gegenwärtigem Bande *). Im *) Außerdem sind im Laufe der Jahre 1809 und 10 von den residirenden Mitglie- dern dieser Classe an gelehrten Arbeiten noch zum Druck befördert worden 1) IR XXIV "Geschichte Im Antiquarium sind die nöthigen Bauveränderungen noch nicht erfolgt, und so konnte auch die Classe die Verwaltung des- selben noch nicht antreten. e. Mathematisch-physikalische Classe und die ihr beygeordneten Attribute. Ueber die Arbeiten dieser Classe in den Jahren ı809 u. ı0 findet man in dem gedruckten zweyten und dritten Berichte des Se- eretärs der Olasse eine vollständige Uebersicht. Hier wiederum das Wesentlichste daraus. Während des Jahres ı80g hielt die Classe zehn ordentliche Versammlungen und eine aufserordentliche; die beyden Administra- tions-Commissionen der mathematisch-physikalischen und der natur- historischen Apparate, jede fünf Sitzungen, deren Protocolle re- gelmälsig der Classe vorgelegt wurden. -——uu——— B 5 : In ı) vom Freyh. v. Aretın: Anleitnng zur Theorie und Praxis der Mnemonik. Nürnb. ı809, — Handbuch für die Literatur der baier. Geschichte. I, Theil. München, ı810. — Entwurf einer Biographie des Kaisers Napoleon. Wien, 1810. — Nachrichten zur baierischen Geschichte aus bisher noch unbenutzten Quellen. München, 1816, 4 BB. ete. — Von Hrn. Oberstbergr. Franz Baader: „Beyträge zur dynamischen Philosophie im Gegensätze der mechanischen. Ber- lin, 1809.” — Von Hrn, Dir. Scheiling: Philosophische Schriften. B.1. Lands- hut, 810. — Von Hrn, Dir. Weiller: Die zwey Jahresberichte über die Studienanstalt zu München. —- Von Hrn. Hofr. Jakohs: Additamenta animäd- versionum in Athenaei Deipnosophistas. Jenae, 1009. (unserer Akademie gewid- met). — Fortsetzung seiner lateinischen Chrestomatlue, — Poetiseher ’Theil des griechischen Elementarwerkes etc, ; der Akademie, XXV Den 3ı. Jan. hörte die Classe den Bericht der HHrn. Imhof und Ellinger über eine Abhandlung des Hrn. Prof. Schmidt in Giefsen über die Frage: „Ist es erforderlich, eine nach andern als den allgemeinen Gravitationsgesetzen wirkende anzichende Kraft an- zunehmen, um die Erscheinungen der Cohäsion zu erklären?” (s. im vor. B. p. 279.) — Hr. Commenthur Petzl las einen Aufsatz über ein Fossil aus den Thonmergelflötzen bey Amberg (s. im vor. Bande, p- 141 ). — Mittheilung von literärischen Nachrichten aus den Briefen des Kais. Russ. Hrn. Staatsrathes Pallas aus Taurien, und des Hrn. Grafen Sternberg in Regensburg. Am ı3. Febr. las Hr. Dir. Schrank seine Abhandlung über die Lebhaftigkeit einiger Pflanzen (s. in dies. Bande, p- 81); — Hr. Dir. Flurl theilte Notizen über die Salmiakfabrik zu Hall mit und übergab alle Producte derselben in ı0 Numern ; — Hr, €. Petzl über ein Fossil aus dem Steinkohlenwerke bey Häring im Innkreise (s. in dies. Bande, p. 103); — Hr. Hofr. Gehlen Analyse eines Fossils auf der Geisalpe bey Reichenbach gefunden, eines Datolith, das Hr. Ut- tinger als ein neues Fossil unter dem Namen Natrocalcit aufstellt. Am 20. März berichtete Hr.G.R. Sömmerring über ein vom Dr. Spix aus Paris eingesandtes , für die Annales du Museum d’histoire naturelle bestimmtes Memoire pour servir & l’histoire de Vasterie rouge, de Factinie coriacde et de l’Alcyon exos; dann über eine Abhandlung des Hrn. Prof. Tiedemann in Landshut über das Herz der Fische. — Herr Hofrath Ritter eine d Ab- XXVI Geschichte Abhandlung über eine vom Prof. Heller zu Fulda ‚entdeckte Ver- änderung des von der Erde in Eisen heryorgerufenen Magnetismus in ihrem Zusammenhange mit den Ständen der Sonne und des Mon- des.” — In dieser und der folgenden Sitzung am ı3. May las Hr. Med. Rath Güthe seine antiquarisch - litho- gnostische „Abhandlung über den Astrios des Plinius *). Am ı7. Jun. hörte die Classe des Hrn. Can. Imhof Bericht über ein am ı9. April 1809 in der Gegend von Erding beobachte- tes höchst merkwürdiges Meteor, eine. verwüstende Wasserhose — und Hrn. M. R. Güthe’s Bericht über Schranks Abhandlung von der Sparsamkeit der Formen im Pflanzenreiche und ihre Uebergän- ge (die Abhandlung s. in dies. Bande p. 51). — Ferner des Hrn. Maschinendir. Baader Bericht über des Grafen Wöstenradt Vorschlag, dem Luftballon jede beliebige Richtung zu geben ;— und Hrn: G.R. Sömmerings Bericht über Hrn. Schranks Abhand- lung von dem Benehmen der Aufgufsthierchen bey ihren Bewegun- gen (die Abhandlung s. in dies. Bande p. 3.). Am 6. Jul. Bericht Pe Hrn. Masch. Dir. Baader über des k. Westph. Bauinsp. von Sainson Projet d’un chariot pour les incendies. — Hr. Hofr. Gehlen übergab die erste einer Reihe von { Ab- *) Diese Abhandlung ist auf 74 Seiten als Beylage zu den akademischen Denkschrif- ten gedruckt erschienen. Sie macht den Anfang eines Bandes, der längere Ab- handlungen aus. dem Portefeuille der zweyten Classe enthalten wird. Jede der drey Classen wird. kunftighin solche besondere Bände mit Abhandlungen , „wel- che in den jährlichen Denkschriften keinen Platz finden konnten , allmählig herausgeben. der Akademie. , ARVIE Abhandlungen, die er unter dem Titel: Beyträge zur wissenschaftli- chen Begründung der Glasmacherkunst , der Classe vorlegen will (die Abhandl. s. in diesem Bande p. 197). — Auch legte derselbe der Classe Proben von der Anweudung des Chromoxydes zur Porcel- lanmalerey vor. Den 29. Aug. las Hr. G.R. Sömmerring einen Aufsatz über einen elektrichen Telegraphen und zeigte an dem in dem Versamm- lungssaale aufgestellten Apparate den wirklichen Gebrauch dessel- ben (s. in diesem Bande p. 401.). — Hr. Hofr. Ritter las in die- ser und einigen folgenden Versammlungen „über. seine elektrischen Versuche an der Mimosa pudica L. in Parallele mit gleichen Versu- chen an Fröschen.”. (in diesem Bande p. 245.) Am 30. Oct. las der Classen- Secretär einen vom Hrn. geistl. Geh. R. Vogler in Darmstadt durch Hrn. Akad. Ritter mitgetheil- _ ten „Aufsatz über die Oxydation der schwingenden Metallkörper.” 2 Am 2. Dec. hörte die Classe einen Bericht der HHn. Imhof and Baader über des Hr. Hauptm. Day. Häufser Schreiben an die k. Akademie, seine Verbesserung der Guillochir-Maschine betreffend, Am 30. Dec. theilte Hr. G.R. Sömmerring seine Versuche und Betrachtungen über ‘die Verschiedenheit der Verdünstung des Weingeistes durch Häute von Thieren und Federhatz mit. ( Die- d?’ ser XXVIN Geschichte ser Aufsatz wird in dem nächsten Bande der Denkschriften erschei- nen.) — Hr. Comm. Petzl las einen Aufsatz über den glatten Beryli vom Rabenstein im baierischen Walde (s. in diesem Bande p- 115.); und Hofr. Gehlen theilte Bemerkungen über die Eigen- ‚hümlichkeit der Ameisensäure mit. Im J. ı8ı0 hielt die Classe zehn, die beyden Administrat. Commissionen der mathemat. physikalischen und der. naturhistori« schen Apparate sieben Sitzungen. Am 3ı. Jan. las Hr. Dir. Schrank eine Abhandlung über Omphalodes, eine wieder hergestellte Gattung, vor. Sie erscheint im folgenden Bande. = me Am 28. Febr. wurde ein Schreiben des Hrn. Rob. Fulton aus Newyork in Amerika vorgelegt über die Mittel, die Donau oh- ne Gebrauch von Pferden mit Schiffen aufwärts zu befahren ; das Ministerium verlangte über diesen Vorschlag einen Bericht der Akademie. Unser Mitglied, Hr. Masch. Dir. Baader, verlas in der‘ Folge einen Aufsatz über diesen Vorschlag und zeigte, dafs die Anwendung irgend einer Erfindung dieser Art, wobey die Kraft des Wasserdampfes auf einem Schiffe das gewöhnliche Ziehen der Pfer- de am Ufer des Flusses ersetzen solle, auf der Donau und über- haupt auf jedem etwas schnellen oder reilsenden Strome durchaus nicht statt haben könne, und dafs dergleichen nur auf sehr langsa- wen Flüssen oder Kanälen, und in Ländern, wo die Steinkohlen sehr der dkademie, XXIX sehr wohlfeil zu haben sind, zu leichten Fahrzeugen mit einigem Vortheile benutzt werden könnten. Er bot sich an, zur Verbesse- zung und Erleichterung der Schiffahrt aufwärts auf den Strömen Donau, Inn, Isar und Lech eine denselben weit angemessenere, mit sehr grofsen Vortheilen und geringen Kosten ausführbare Er- findung anzugeben. — Hr. G. R. Schrank theilte der Classe eini- ge Nachrichten über eine -Sandfresserin zu Aham in Baiern mit, Am 31, März erstatteten die HH. Imhof und Gehlen, in Folge eines kön. Rescripts, Bericht über die Untersuchung des Biers in Absicht auf die Reinheit, Gesundheit und zulängliche Reichhal- tigkeit, dann die Anwendung der Bierwage; ferner, über des Münch- ner Becker Jac. Weils holzsparende Malzdarren,, welchem - thäti- gen Manne ein goldner Jeiton der Akademie verehrt wurde. — Am 26. April berichteten die HH. Imhof und Baader über des hiesigen Claviermachers Lautenhammer Forte-Noble, ein In- strument mit 6, wie Pedale zu tretenden Registern, und ı6 durch verschiedene Verbindung derselben entstehenden Veränderungen. — Hr. Dir. Schrank las eine Abhandlung über die blauen Schatten (sie erscheint im nächsten Bande der Denkschriften), und theilte der Classe eine auf seine Veranlassung vom Hrn. geistl. Rath Dätzl in Landshut versuchte Berechnung über die eingeschachtelten Keime » mit. — Die HH. G üthe und Sömmerring erstatteten Bericht über des Hrn. Prof.Schneider zu Frankfurt an der Oder kritische Uebersicht der einzelnen Arten aus der Gatinng der Eidechsen, wel- che XXX Geschichte che er Wandkletterer, Linn aber und andere Gekkonen nannten (s. im künft. Bande). — Hr. Hofr. Gehlen theilte Notizen über die Saline zu Friedrichshall bey Coburg mit. Am ıo. May: Bericht der HH. Schrank und Güthe über des Prof. Kurt Sprengel in Halle „de germanis rei herbariae pa- tribus (diese Abhandlung erscheint im folgenden Bande). — Hr. Le- gat. Rath Seyffer legte seine Commentatio altera, super longitu- dine geographica speculae astronomicae regiae vor (S. in diesem Bande p. 415.). Am 28. Jul. las Hr. Dir. Schrank eine Abhandlung „über die priestleyische grüne Materie” (erscheint im folgenden Bande ). — Hr. Hofr, Gehlen über den Charakter der reinen Thonerde. Am ıı. Aug. Hr. Dir. Schrank las eine Abhandlung über Weitsichtigkeit. — Freyh. v. Moll theilte Nachrichten über die Grauvogelsche Runkelrübenzuckerfabrik mit. Ed Am 22. Aug. Die HH. Imhof und Baader erstatteten Be- richt über des Hrn. Geh. Hofr. Langsdorf in Heidelberg ‚Abh. “über die Gesetze des Stosses vorzüglich in Anwendung auf den hy- draulischen Stösser”(s. in diesem Bande p. 517.)., Am der Akademie. XXXI Am 3. Nov. setzte Freyh. v. Moll seine Mittheilungen über die Grauvogel’sche Runkelrüben - Zuckerfabrik in Augsburg fort; — die HH. Imhof u. Ellinger berichteten über die in Widerspruch gerathene Errichtung eines Gewitter-Ableiters auf dem Postgebäude zu Eichstädt; — Hr. Imhof über „Hrn. Gelas Karne’s Altitudi- nes Massiliae, Manhemü etc. (im künftigen Bande). Am 28. Nov. las Hr. Dir. Schrank seine zweyte Abhand- lung über die blauen Schatten (s. im künftigen Bande). — Bericht der HH. Schrank uud Baader über Hrn. Seel's Getreidreini- gungsmaschine; — und des Hrn. Imhof über Hrn. Aldini „no- vum machinamentum ad physice dimetiendas minimas temporis par- tes excogitatum”. (Dieser Aufsatz wird in der besondern von der Akademie herausgegebenen Sammlung physikalischer Abhandlungen erscheinen.) Am ı3. Dec. Neben mehrern andern Berichten einer des Hrn. Imh of über Hrn. Prof. Pickel in Eichstädt theoretisch-prak- tische „Abhandlung über die Natur, Beschaffenheit und bessere Ver- ‚Tertigung der ungleicharmigen römischen oder unrichtig sogenannten Schnellwagen” (in einem der künftigen Bände). Am 27. Dec. verlas Hr. G.R. Sömmerring unter Vorzeigung der Originalien in der Natur eine Abhandlung über einen Ornitho- cephalus, oder über das unbekannte Thier der Vorwelt, dessen fossi- les Gerippe C. Collini im zten B. der Actor. Acad. Theod. pal. nebst einer Abbildung in natürlicher Gröfse im J. 1784 beschrieben, und welches Gerippe sich gegenwärtig in der Naturaliensammlung der kön. XXXH Geschichte kön. Akademie der Wissenschaften zu München befindet (diese Ab- theilung erscheint im künftigen Bande) *). Unter ”) An schrifstellerischen ausserakademischen Arbeiten, welche von Mitgliedern dieser Classe während der zwey Jahre ı809 und ı0 erschienen sind, müssen folgende erwähnt werden: Hr. H. R. Gehlen gab heraus den oten Band seines Journals für Chemie, — und den 6ten Band des Jahrbuchs für die Pharmaeic. Nachdem er die Redaction jenes trefflichen Journals dem Hrn, Prof. Schweigger in Baireuth übergeben hat, setzt er seine besondere Thätigkeit für die Bearbeitung des chemischen Theils dieses Journals mit unermüdetem Eifer fort. Hr. G. R. Freyh. v. Moll beendigte den fünfıen Band seiner Ephemeriden und den ersten Band der neuen Jahrbücher der Berg - und Huüttenkunde, wozu auch die HH. Baader und Güthe Beyträge geliefert haben. Hr, Hofr. Ritter, aufser einigen Aufsätzen in dem Gehlen’schen Journal, seine „Fragmente aus dem Nachlasse eines jungen Physikers.” Heidelberg, 2 BB. 8. Von Hrn. G,R. Sömmerring, erschienen im Druck die S. LX, der Geschichte der Akademie im vorigen Bande angeführten zwey holländischen Preisschriften über die Nabelbrüche und über die Brüche, welche aulser den Leisten - Schen- kel- und Nabelbrüchen in der Gegend des Unterleibes und Beekens vorkommen (Amsterdam, bey Lodow. van Ers ı809 u. 10.) — Eine andere dort auch schon genannte Preisschrift „über die Krankheiten der Harnblase und Harnröhre (Frankf. a. M. 1ı809.). Ein neuer monnikhof’scher Preis wurde ihm in Amsterdam ı810 zuerkannt, wegen Beantwortung der Frage: ob sich die Einsaügung einer Ner- venflüßsigkeit durch die Iymphatischen Gefäfse auch wohl mit evidenten anatomi- schen und physiologischen Gründen und mit medieinischen und chirurgischen Er- fahrungen bewähren lasse. Hr. G. R. Wiebeking liefs drucken: Beyträge zur Wasserbaukunde, worin auch die neue Bauconstruction wohlfeiler und dauerhafter Bogenbrücken dar- gestellt ist. Mit 20 Kupfern auf ı7 Tafeln im gr. Landkartenformat. München, 4. . Dasselbe Werk auch französich: Trait contenant une partie essentielle de la science de construire les ponts etc. — Beyträge zur Hafen-Seeufer- und Fluß- baukunde, oder Abhandlung über die Verbesserung der Häfen von Venedig etc. mit 3 Kupf. Dasselbe Werk auch französisch: M&moires concernant les am&lio- rations des ports de Vehise etc. avec 4 planches. — Beyträge zum Fluls-und Wehrbau, oder Abhandlung über den Bau des massiven Wehres, welches im J. 1810 bey der Stadt Landshut in dem Isarflusse nach dem Vorschlag und unter Direction des Verf. ausgeführt ist, mit ı Kupfer, der Akademie, XXXII Unter den Attributen dieser Classe hat keines so viele Fort- schritte und Bereicherungen erhalten, als das naturhistorische Mu- seum, das, so wie die physikalische Sammlung, nach dem Willen des Königes jede Woche einen Nachmittag dem grofsen Publicum geöffnet wird. Da indels für diese sowohl als die übrigen Attribute im J. ı8ıı die nöthigen Localitäten hergestellt werden, so sey die Aufzählung aller dieser Vermehrungen der Geschichte des künftigen Jahres aufgespart, wo zugleich die Vergröfserung des Locals durch \ beygefügte Grundrisse anschaulich gemacht werden kann. F Historische Classe und das mit ihr verbundene Münzcabinet. Diese Classe hielt im J. ı809 eilf, und im J. 1810 zwölf Sitzungen; der ıg!e Band der Monumenta boica wurde durch den verdienstrollen Secretär derselben zum Druck befördert. Am 24. Jan. 1809: Prüfung einer ‚Landesgeschichte von An- spach von Hrn. J. P. Riedl in Leutershausen. — . Nachricht: von einem durch .Hrn. Drindel im Altmühlkreis gefundenen römischen Stein mit einer Inschrift. — Hr. Raithofer schickte den zwey- ten Theil seiner ‚‚Historisch-statistischen Bibliothek von Baiern” ein. (vergl. voriger Band p. LXIV.) — Es wurde die vom Hrn. Gra- fen v. Reisach in Monheim eingesandte Sammlung aller Urkunden der Deutschordens-Commende Kapfenburg vorgelegt, — so wie des Hrn. v. Musinan in Straubingen Beschreibung dortiger römischer Alterthümer; — ferner mehrere historische Aufsätze des Hrn. Zirn- gibl in Regensburg, welche in der, aulser den Denkschriften von £ der XXKIV "Geschichtä "::. “der Glasse "heranszugebenden Sammlung historischer Abhandlungen gedruckt erscheinen werden. “BR " Aın 28. Febr. RER wegen der Bpitaphiondianinlung ing . Hin. G. R. Westenrieder und Hrn.; ar. ‚von Rn { Am $&. April. Hrn. v. Musinane PS zur Gesghichte, des Schwedenkrieges i in Baiern” wurden vorgelegt. — Hrn. Günthners „Disseriatio histerico-literaria de auctore tabulae Peutingerianae.” Naar Am 27. May: wurde unter andern bestimmt, welche Diplome ‘in dem 2osten B, der Mon. b. nn werden 'sollica. Am h. Jun. Die kön. Polizey a in München. sendeie der Akademie die in der Sebastiansgrüft gefundenen‘ Alterchtuner ein. Es wurde. beschlossen, ‚die in der Fürstengruft der Hirche‘ zu U.L, Fr. durch die: Zeit zerstörten Särge in bessern Slabtlsetieh‘. und zugleich: nach der dort rermüthetön Grabstätte Kaiser‘ ‘Ludwig. des Baiern forschen zu lassen, — Prüfung des vom Hrn. Leg. R. Wal "ther 'eingesandten Manuserips einer geographischen Beschreibung das Fürstenthums Baircuth, Am ı. Aug. Es wurde ein Aufsatz des Hrn. Roger Schranz- hofer aus Stams vorgelegt, über die Lage und Wichtigkeit des " ehe- Kan Pc ».der Akademie ‚ÄXXV ehemaligen erniäkiigeee Meran. — . Hr.:Geh. Staatsrath v. Hren- ner las den ersten Theil eines Altana über die Siegel der Münch- ner Bürgergeschlechter im 'yzten und ıjten Jahrhundert (er wird -in der erwähnten SERNROR: histor. Aufsätze gedruckt erscheinen), IE en ER er Be? KL x EN a Be wurde &in Schreiben des Hrn. Ch, Resch in Straubing“ vorgelegt , nebst einer Tabelle ‚ wie die chronologische Folge der Bischöfe ädr“ chemal, baierischen Fürstenthümer 5 als einst weiliger Leitfaden zu .einer pragmatischen Geschichte dieser Länder, datgestelle und: ausgelllt werden könnte, . ... Am 9. Sept. Vorlesung der vom Hrn. G. R. Fickl in’ Eich- städt eingeschickten: Sa ee BUSEERER Alterthümer in der Gegend von Eichstädt. ” , Am ı6. Oct. EI ke des: Hrn. Grafen v. Reisach ‘ zu Monheim eingeschickte Abhandlung über die alten Grafen von ‚Graisbach und. Lechsmünd (sie ‚erscheint ; in.der historischen Samm- 2 lung): i — Historische- Aufsätze des Hrn. Kreissarh, Baader i in Ulm, nebst ar Alterthümerd. en N 2 Al 28. Nor. las Hr. G. St. ie. v. RT eine ‚Ab- Ei über die Entstehung der Wecken i im barerischen Weppen. Pr Or xxıvIı ER Er Geschichte h i Am 27. Jan. ıgı0. Der‘ Secretär der Classe Tegte die Vo "rede und Siegelzeichnungen zum ıgten Bande. der Mon! boica vor; — #Hr. Andr. Seethaler, Pfleger zu "Lanfen im Salzburgischen,, hätte eingesandt : „Beyträge zur Geographie" vom Noricum” „mit Zeichnungen römischer Grabsteine. — Der Secretär Ice: die. durch Hrn. Sebast. ‘Günthner angefangene Kerisioh, der on, hoica und das Begister über, den ersten: Band von ER x . 3 RB ae u. & Deere Am 24. "Fehr. Y orlesung ‚einer - Abjhandlimg des cn. ‚Cons. Rn. Sch nid in Ukm, mit dem Titel: „Ulm im Fürstenkrieg 1552” NR. m dieser. und Her Sitzung ä Eu ex wir . und . - BER, » = 10, März , zid,späterhin Höch Siamal am'26.. ‚May, be- echäftigte sich die Olasse rät dom erwähnten Wiehtigeri Beri isionsge- schäfte der Monum. baicafdarch, Ha, Günthner;. es wurde fesige- setat,. dafs und auf. welche‘ "Weise die Revision und däs Register über .. die folgenden Bäudg. Yorigeserzt werdan, sollten. : "Erst; nach. anigen Jahren kaum etwas» ‚von dieser mühsamen ad verdiensilichen Arbeit gedrucks werden. Art BUS Apr legte der Sectside dad: erste Volumen: der vom Hrn. Plae: Braun.im Aussburg zum Druck bereiteten Urkunden von St.. Ukich- ‚in Augsburg vor. “'Nach : xorgenomineher Prüfung wurde der Druck desselben beschlossen. Sie werden im die Reihe der Mo- ürienten -Bände aufgenommen werden. BEE Ar ze Ps Vo mn En Er der Mkdgsnse XXXVI Am 24. Aprü las Hr. Kirchenrath Martini seine Abhandlung über den Tuitprand. Ihre Aufnahme in die Denkschriften wurde am 6. Sept. beschlossen (s. in diesem Bande, hist. Classe). - re | os Den 36. May. Beschlufs, dafs der Termin der in die Mon. x boich Aufzuhichmenden Urkunden’ das Ende des ı6ten Jahrh, seyn ® sol ; spätere sollten nur als Ausnahme wegen besonderer Wichtig- kei zuläfsig seyn. — "Vorschlag. des Hrn. Roger Schr anzhofer zu Stams ,. wie: die Urkunden‘ dor‘ rolischen Stifter könnten ge aRaehy werden, ww. er „Am 19. Jun, . Vorlegung. eines Schreibens des kön. Hrn. Hofcom- ahsahr Freyh, von Weichs aus Regensburg, einen in Vogtareith \ aufgefundenen | wönigähen” Meilenstein‘ vom Kaiser Sept. Severus be- treffend, — Der Vorschlag des Gen. Secr. der Akad, ., ein ältes hi- du) storläghes, Gemälde i in der Benefieiatkirche zu ı Hofllach. ‚auf der Stras- " se von Müngßen nach Fürstenfeld wieder herstellen zu “lassen, wurde angenommen’ und die Art ‚der Ausführung hestinimt. — Abhandlung . des Hrn. R. Zirngiebel, in Regensburg ‚ dafs Tiburnia nicht die Stadt Regensburg, ;; sondern die Haupt in Kärnihen Ben sey. Am 29. Jul. legte Hr. G. R. Westenrieder genaue, Ab- schriften von 203 Grabsteinen an der äulsern Mauer der Münchner Pfarrkirche zu U. L. Fr. vor. — Hr. Appell. R. v. Musinan in Straubing, und Hr. Kreisraih Destouches in Amberg wurden zu correspondirenden Mitgliedern aufgenommen; Hr. Choiseul d’Ail- le- > ” XXXVIH Geschichte lecourt ‚zum. ordentl. ‘auswärtigen. — Hr. Dir. Streber las eine Abhandlung „Ueber-die' Bischofswahl zu Freysing‘ im J. 1695, oder Erklärung Joh. Franz von Eckher.” Sie wird in den historischen Sammlun- gen erscheinen. d s Am 29. Aug. las der Secretär. eine vom Ern.- Pläc. Braun eingesandte Abhandlung über die Traditiones.. und Codices tradıtio- num ‚ die im gren Bande von Westenrieder's Beyträgen under DER erscheinen wird. Am ı7.:Nov. übergab Hr. v. Pallhausen der Classe seine Urgeschichte der Baiern 2 "Am 23. Nor. las Hi: 6: Staatsr. e .Krenne er' die Vortsetzung seiner Abhandlungen über die ältere Geschichte der Stadt München und ihrer Geschlechter. Die Administr. Commission über das königl. Münzeabinet hielt mehrereSitzungen, deren Protokolle der historischen Classe vorgelegt wurden. Dieses akademische‘ Attribut erhielt in beyden Jähren ı809 und 10 beträchtlichen Zuwachs, über welchen eine fortgesetzte sich an den ähnlichen Aufsatz im vorigen Bande der Denkschriften anschlies- sende Geschichte desseiben ‘durch den Conservator in Zukunft aus- führliche Rechenschaft geben. wird. / Ir g- *) Der vollständige Titel ist: Garibald, erster König Bojoariens und seine Tochter Theoilelinde, erste Königin in Italien, oder die Urgeschichte der Baiern. Aufser diesem ‚gab unter den Mitgliedern dieser Classe Hr. G. R. Westenrieder den Sten Jahrgang seines historischen Kalenders heraus, und Hr. Hofr, Breyer liels fortgehend an seiner Geschichte Maximilians I. drucken, k einer bis jetzt unbekannten Goldmünze des. Fürstbischofe... der Akademie, AXXUX 8) Prössuigihe: Ueber die.im nn yo gesetzte Preisfrage der Altademie- ist oben unter. der ersten Classe S. XXI. ha worden. ‚Am 28. März 1809 wurde auf Antrag der Classe der Geschich- te, die diesesmal zur Preissetzung aufgefordert war, ein Preis von ‚ hundert: Bucaten für . die befriedigendste Biographie Kaiser “Lu dwigs des Baiern’ ausgesprochen, ‘In dem diese Aufgabe verkündenden Programın hieß Ba! x te Kisten verkißf eine Biographie des Kaisers Ludwig des Baiern, „die -in das öffentliche und Privatleben desselben eingehe; die’ihn als Menschen, als „„Hegenten seiner Erbländer, ‚als Oberhaüpt des deutschen Reiches, nach seinen »Schichsalen, seinen Handlungen und seinem Charaktär‘; in einem richtig gezeichneten „und lebendigen Gemälde vor Augen stelle. Fer „Keine pomphafte. Lobrede wird gefordert. ‚Wahrheit und Unpärtheitichkeit— die Seele aller Geschichte — müssen auch für den Lebensbeschreiber dieses Fürsten „das erste Und 'heiligsteGründgesetz seyn. Ein Fürst, wie Ludwiß, darf auch das un- „bestochene Urtheil der Nachwelt hicht scheuen.“ Auch bey der ünpartefiichen 'Dar- „stellinng ‚Seiner Gesehichte werden sich dem Aufmerksamen und gefühlvollen Beobach- „ter Züge genug von Grölse. und Stärke des Geistes, von Zärtgefühl und: innerer Sitt- „lielikeit, von Rechtlichkeit und Humanität Adkbieten‘ die ihn Ki der Reihe gewöhn- „licher Menschen herausheben : und dafs er al Regent nicht weniger Auszeichnung „verdiene, wird man schon zur Genüge ‚aus dem erkeiinen , was er, obgleich in ei- „mem unaufhörlichen Gedrängs vba Üsröhen), für die Herstellung und Begründung der „rechtlichen Ordnung in seinen Stäaten, durch die Einführung eigenthümlicher , von „aller Vermischung mit dem römischen Recht befreyter Böchärkcher) durch weise „und kräftige Beförderung des Aufkommens der Städte und durch fortdauernde Ver- „vollkommnung ihrer Verfassung geleistet hat. . Endlich scheint seine kräftige "und „wohlthätige Herrschaft in den Erbländern, wo er doch nur um etwas weniger in sei „nem Wirken beschränkt war, äuch für das deutsche Reich von den gröfsten Fol- „gen gewesen zu seyu, da er durch fortgesetzten und erweiterten Gebrauch der deut- „schen SITE. Geschichte „schen Sprache in seinen diplomatischen Verhandlungen, durch den Entwurf der „Reichsconstitution vom Jahre 1338, und vorzüglich durch sein rühmliches Bestreben, „D eutschland zu einem selbstständigen und durchaus unabhängigen Körper zu bil- „den, klar genug bewiesen. hat, was Ludwig der Baier auch dem deutschen „Reiche hätte werden können, wenn ilum Macht und Glück mehr, als es. der Fall war, „zur Seite gestanden hätten. „Da das öffentliche Leben dieses Kaisers ohne, genaue Kenntnifs der Verhält- nisse, in denen er lebte,; weder, gehörig gekannt, noch gewürdigt werden kann: so „wird sein Biograph nothwendig den damaligen Zustand von Europa, besonders den » „Zustand von Deutschland und Italien, er wird die Lage der Päpste seiner Zeit, „und die in eben dieser Lage gegründeten Ursachen scharf ins Auge fassen müssen, „aus; deiten die übermüthige Haltung begreitflich wird, welehe sie, selbst im Zustande „ihrer schon’gesunkenen Größe, gegen einen deutschen Kaiser annahmen. Indes- „sem wird Alles,|.was wegen des. unzertrennlieheu Zusammenhanges von andern Fhat-. 5sachen'.und Ereignissen ‚beygebracht werden muls, in die, Geschichte Ludwigs so. „eingewebt werden müssen, daß er der feste Mittelpunkt bleibt, auf welchen sich al- „les übrige bezieht. BE 4 „Kaum bedarf es der Erinnerung, dafs die Geschichte dieses Fürsten nicht aus. „abgeleiteten Bächen, sondern ‚aus den Quellen selbst geschöpft seyn muls., Da den „ersten Platz unter diesen jene authentischen Urkunden ‚und ‚Original -Documente ein- „nehmen, welche man; in den bekannten Sammlungen von Raynaldi, Martene, „dAchery, Baluz, Goldast, Lunig, Dumont, ge a., besonders in den Verthei- „digungsschriften des Kaisers,von Herwart von Hohenburg und Gewold, im- „gleichen im den Monumentis Boieis, und in Bergmanns Geschichte der Stadt Mün- „ehen aufbewahrt, grofsentheils auch, schon vom Ohlenschlager in dem seiner Staatsgeschichte des röm. Kaiserthumes in der ersten Hälfte des vierzelnten Jahrhun- derts angehängten Urkunden-Buehe zusammengestellt findet; so wird der Geschicht- „schreiber Ludwigs auch auf sie vorzügliche Rücksicht nehmen müssen. Aber nicht „der wörtliche, Inhalt dieser Urkunden, sondern ihr Geist und Gehalt ist es, der, so „weit dieser zur Entwickelung und Darstellung der Lebensgeschichte und des Charak- „ters dieses Fürsten nöthig ist, in seiner Biographie verarbeitet werden muls. Saharkeete Bestreitungen und Widerlegungen der unwürdigen Angriffe, mit „welchen besonders römische Curialisten das Andenken desselben bey der Nachwelt J „au der Geschichte. ü XLI „zu entweihen sich nicht entblödet haben, würden nur den schönen wohlthuenden Ein- „druck stören, den ein guter Biograph dieses Fürsten auf den Leser nothwendig ber- „vorbringen mulßs, Auch sind sie unnöthig, da die Wahrheit sich selbst bewährt, „Höchstens mögen, wo. es zweckmälsig scheinen dürfte, “jene Angriffe und Verläum- „dungen, in einigen, dem Texte untergelegten Anmerkungen ihre Abfertigung finden, „Je mehr übrigens der Verfasser der Biographie Ludwigs 'sich in das Zeital- „ter, in welchem er handelte, arbeitete und kämpfte, hinein zu vorsetzen weils; je „mehr es durch die garze Darstellung anschaulich wird, in wie fern der Kaiser den „„Zeitgeist beherrschte, oder demselben nachgab; je mehr das Mannigfaltige der. Bege- „benheiten seiner Geschichte zu einem zusammenhängenden und harmonischen Ganzen „verbunden wird, und je mehr die Dietion durch Klarheit und Deutlichkeit,, so wie „durch Kraft und Würde sich auszeichnet, desto mehr wird sich die Akademie in ih- „ren Wünschen und Erwartungen befriedigt finden, WER, „‚Die biskerigen Versuche einer Lebensgeschichte Ludwigs sind ihr nicht un- „bekannt; haben sie aber auf keine Weise abhalten können, dieselbe zum Gegenstände „einer Preisaufgabe zu machen, indem sie sich nach der aufmerksamsten Prüfung fest „überzeugt hält, dafs sowohl, was das richtige Auflassen der Thatsachen durch schär- „feres Eindringen in die Geschichte, als was das Gewand der Materialien betrift , noch " „sehr viel zu leisten übrig bleibt. „Die allerdings nicht gemeinen Schwierigkeiten, welche der Gegenstand. der „‚Preisaufgabe mit sich führt, werden nach dem Wunche und nach den Hoffnungen „der Akademie das historische Genie nur desto mehr befeuern, sich in der glücklichen „Ueberwiudung derselben in seiner ganzen Stärke zu zeigen”. * Der Einsendungstermin schloß sich mit dem 28. März, ı$ıı. Es sind sieben Preisbewerbeude Schriften eingekommen und. von : der Classe in Prüfung genommen worden. Am Maximilanstage die- ses Jahres wird die Entscheidung folgen. ö XLU Geschichte h.. Veränderungen im Personal. Die Akademie verlor in den Jahren ı9%9 und ı0 durch den Tod, ärey residirende Mitglieder, fünf Ehrenmitglieder,. und zwölf unter den auswärtigen und correspondirenden, Residirende: am ı8: März, 1809 den königl. baier. Oberst und Director des topographischen Büreau Hrn. Adrian v. Riedj; am 23. Jan. igıo. Hrn. Prof. Joh. Wilh. Ritter; und am 4. May Hrn. Prof, Ulrich Schiegg. Ehrenmitglieder. Den kön, baier. Forstdir. Jos. Peter v. Rling; (eine schätz- bare biographische Nachricht über ihn findet sich‘in dem Wochen- blatt des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, No. 14.) Den kön. baier. geh, Staats-und Conferenz-Minister, Freyh, von Hompesch. Den kön. .baier. geh. Staats-und Confereny Minister ‚ Grafen von Morawitzky. Den kön. .baier. Cämmerer und G. R. Siegmund Grafen r. Spreti, der ı759 schon unter den Stifiern der Akademie gegen- wärtig gewesen war. | 3 Den Hofr. PfefSfel in Colmar. Auswärtige ordentl. und correspondirende Mitglieder. Unter ihnen betrauerten wir mit der gesammten literarischen Welt die berühmten Nahmen der unvergelslichen: Henke in Helm- städt; Zoöga in Rom; J. y. Müller in Cassel; y.. Schlötzer in N Göt- ww ' der dkademie. XL Göttingen; Holzinger zu Wörth in Baiern; Fourcroy in Paris; Winterl in Pesih; Cavolini in Neapel; Esper in Erlangen; Karsten in Berlin; Meiners in Göttingen; Mutis in Si. Fe in Amerika; v. Spittler in Stuttgard. An residirenden Mitgliedern kamen im Jahre 1809 hinzu: die HH. Martini, kön. baier. Kreiskirchenrath zu München ; “Ham- berger, kön. baier. Hofr. und Bibliothekar; und Dir. Schrank, bereits seit ı779 ‚ord. auswärt. Mitglied der Alkiademie, der im März 1810 von Landshut hieher unter die residirenden Mitglieder und als sen verliefs Vörstand des botanischen Gartens versetzt wurde; hingeg uns Hr. Hofr. Jakobs, residirendes Mitglied der philolog. philos. Classe, der zu Zinde des J. ıgı0 als Herzogl. Sachsen - Gothaischer Hofrath und Director der Bibliothek und des Münzcabinets nach Gotha ging. Der Zuwachs, den die Akademie an auswärtigen ordentlichen und correspondirenden Mitgliedern erhielt, findet sich bezeichnet durch die Jahrzahl, die in dem akademischen Taschenbuch für ı8ı1 den Nahmen der Mitglieder beygeseizt ist. Auch-in diesem Zeitraum bestand die akademische Thätigkeit zum grölsten Theil in der Sorge für die Herstellung und Anordnung der > XLIV Gesch. d. Akad. der mit der Akademie verbundenen wissenschaftlichen Sammlungen und Anstalten, die theils schon vorhanden waren, aber Erweiterung und bessere Anordnung dringend verlangten, theils erst neu geschaf- ' fen werden müssen. Die Zufriedenheit, die unser huldvoller Monarch, das Wohl- wollen, das viele einsichtsvolle Patrioten, die freudige Tbeilnahme, welche die Gelehrten des Auslandes unserm Institute bewiesen, sind glückliche Vorbedeutungen, dals der schöne Zweck unsrer Stultung zait jedem Jahre mehr werde erreicht werden, "München, den ı0. April ıgıı. Der General- Secretair der R. Ak. der Wiss. DENE 8 Mine DENKSCHRIFTEN KÖNIGLICHEN ARADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU MÜNCHEN FÜR DIE JAHRE . 1809 USD ı81ı10© CLASSE DER PHILOLOGIE uno PHILOSOPHIE. bh —— — > Ueber die Gräber des Memnon und die s Inschriften an der Bildsäule desselben, Vorgelesen in einer Versammlung der philolog. philos. Classe der Akademie am 24. Oct. 1810 von FRıeprıcu JaAcosrs. I. Ueber die Memnonien. M emnon, sagt die Fabel, ein Sohn des Tithonus und der Eos, ward, nachdem Hector von Achilles Hand gefallen, durch sei- nen Oheim Priamus, zur Hülfe der bedrängten Stadt, aus dem fernen Aethiopien von dem Rande des Okeanus herbeygerufen '). Von einem grolsen Heere begleitet zog er den weiten Weg, und be- siegte die Völker, deren Grenzen er betrat; aber vor Troja verliefs z ihn‘ 3) S. den Auszug aus Arktinus Aethiopis in der Chrestomathie des Proklus (Bibl. der alt. Lit. u. Kunst. I. S. 31. ff). Aus jenem hatte vielleicht Quintus Smyrnaeus geschöpft L. I. 115. ff. “Vergl. ebend. 30. Die Stellen der Alten über Memnens Antheil.am trojanischen Kriege s, in Jablonski Synt. I. de Mem- none; Heyne in Exc. XIX, ad Aeneid. 1. Sturz-in Fragm. Hellanici p. 149, sg» u, die “Anmerkungen zu Tzetzae Posthom. v. 215. S. 117. - A . & rg 4 ee = ihn das Glück. Im Kampfe mit dem Peliden verlor er auch .das Leben, und ein hohes Grab, an des Aesepus Ufern 2), erhielt den Nahmen des äthiopischen Jünglinges auf der nördlichsten Küste des vordern Asiens. Doch nicht hier allein ward der Ruhm und der Leichnam dieses Helden bewahrt. Vielmehr ging die Sage, seine Gebeine seyen nach Paphos entführt, und hier, dureh Vermittelung der Phönicier, seiner Schwester Hemera, als sie den Leichnam des Bruders such- te, überliefert worden ®). Diese brachte die Urne nach Palliochis und setzte sie bey. Wo dieses Palliochis gelegen , ist unbekannt. Bekannter und von gröfsern Ruhm war ein drittes Grab Mem- nons zu Susa, dem Wohnsitz der persischen Könige. Hierher, er- zählten einige 4), hatte Eos den Leichnam ihres Sohnes getragen; hier hatte sie ihn zur Erde bestattet. Der Hügel am Aesepos, sag- ten sie, führe nur den eiteln Nahmen als Kenotaph, Auch hiels Susa in alter Zeit die memnonische Stadt 5), die von Tithonus, Memnons Vater, erbaut worden. Die Burg, in welcher die Kö- nige wohnten, wurde das Memnonium genannt 6). Eine Landstrafse ging hier vorüber, welche Memnons Nahmen führte 7), und noch im zweyten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung nebst den Sta- tionen a) Hier lag ein Ort in der Nähe, Memnon genannt. Strabo L. XIII, p. 878. C. 3) Dietys Cretens. L. VI. 10. Diese Hemera, welche den Leichnahm ihres Bruders sucht, und ihn dureh die Phönizier wieder erhält, läfst uns an die ägyptische Isis den- ken, die nach dem Leichnam ihres Osiris forscht, und ihn, da er an die Küsten von Phönizien ausgeworfen worden , durch die Königin von Byblos wieder er- hält. Plutarch. de Isid. et Osir. c, 15. T. IL, pı 357. 4) Aelian. Hist. Anim. V, ı, 5) Herodot. V. 53. 54. 6) Strabo L. XV. p 1058, C. 7) Diodor. Sie. L, II. 22, p. 136. tionen gezeigt wurde, auf denen Memnon nach Troja gezogen - war 8). a I Aber auf Susa, meynten andere, sey nicht Memnons wah- res Grab. Bey Paltos in Syrien, hatte Simonides in einem seiner Dithyramben verkündiget, liege er am Flufse Badas begraben. Ihm sagt Strabo es nach 9). Noch andere suchten ihn am Ufer des Belos in demselben Lande, wo Josephus ein Memnonium sah, das auf keinen andern, als den Sohn der Eos gedeutet werden darf 10), So 8) Päusanı, X. 31. Vergl. Suidas in Miyay. Langles in einer Dissertation sur la sta- 2 tue de Memnon, welche dem zweyten Bande seiner Ausg. von Nordens Reise nach Acgypten und Nubien angehängt ist, deutet die Stelle des, Pausanias un- richtig. Als ob dieser die Sagen über die assyrische und äthiopische Abkunft Memnons habe vereinigen wollen, sagt der französische Gelehrte: Pausanias essaie de concilier toutes les opinions en disant, que Memnon avoit souimnis toutes les nations intermediaires entre l’sthiopie et le leuve Choaspe. Pausanias spricht durchaus nur von den Ländern zwischen dem Choaspes und Troja, 9) Swabo L, XV. p. 1058. C. Der Nahme des Flusses ist ungewils. Statt Bzdzv le- sen andere Handschriften Badzy, Bavöiv und Bzvdar. Die Berufung auf den Di- thyrambus des Simonides ist auch einigem Zweifel unterworfen. 8. Casaub. ad Strab. 1. c. und Fabrie. Bibl. Gr. T. U. p. ı50. ed. Hart- Doch möchte schwer- lich der eleische (oder eigentlich dalische) Semos an seine Stelle treten dürfen (s. Schweigh. Ind. Seriptor. ab Atlenaco. laudat. V. Semus.), wohin ihn Penzel zu rasch gesetzt hat. 10) Joseph. de Bell. lud. II. ı7. setzt dieses Denkmal nicht weit von Ptolemais an den kleinen Flufs Belnos, welchen andere Belos nennen. Beym Tzetza (Scho- lia mss. ad Posthom. V. 345.) heifst er BzAzıos. Dieser Grammatiker setzt ihm folgende Inschrift: | Mewar Tidavod ve zul "Hovs £rdade wein "Ey Zvgin BnAuiov mwegi worupov meoxoniew. welche ich nur anführe, um zu zeigen, dafs die Vermutung von Jablonski a. a. 7 0. S. 24. als habe Josephus das Denkmal eines historischen Memnon, des be- kannten Feldherrn des letzten Darius, gemeynt, durchaus ohne Grund ist. Das Flüls- be 6 ö So zahlreiche Gräber dieses äthiopischen Helden werden uns . Ir an durch verlohrne, und zufällige Gerüchte in Asien kund; Memnonien in mehreren Gegenden, und unter diesen wenigstens eines von al- term und ausgezeichnetem Ruhme. Immer glänzender aber wird dieser Nahme, je mehr wir uns den Grenzen seines Vaterlandes nähern. „Ueber Ptolomäis hinauf, sagt Strabo .:), liegt Abydos, wo die memnonische Königsburg ist, ein wunderbares Werk, ganz von Stein, und von derselben Bauart, wie das Labyrinth... Wenn aber, fährt er fort, Mem- non, wie man sagt, derselbe ist, den die Aegypter Ismandes nennen, so möchte auch das Labyrinth ein Memnonium seyn, und ein Werk desselben, dem die Memnonien zu Abydos und Theben angehören”. Das letztere in ‘der Nähe von Theben war eines der ausgezeichneten Gebäude jener durch die herrlichsten Werke der Baukunst und noch jetzt durch seine Ruinen wunderbaren Stadt ?). Es Flüfschen Belos am Fufse des Karmel entsprungen, fällt in den grofsen Meer- busen von Sykamina,, wo auch Ptolemais liegt; und an demselben Gebirg lehnte Ekbatana, eine Stadt, „deren Daseyn Josephus, Plinius und Stephanus von By- zanz bezeugt. Ich weifs nicht, ob etwa dieses Ekbatana, von welchem das ver- meihtliche Grab des Memnon nicht weit entfernt seyn konnte, zu der Nachricht Veranlassung gegeben hat, dafs auch in dem medischen Ekbatana ein Memno- nium gewesen sey. Doch ‘dürfte es nicht weniger wahrscheinlich seyn, dals, wie Hyginus Fab. CCXXIII, und Vibius Sequester. de Fluminibus p- 164. versichern, das melische Elkbatana wirklich auch ein Memnonium besessen habe. Wenig- stens rechnet jener den Pallast des Ryrus in jener Stadt, welcher ein Werk des Memnon gewesen, zu den Wundern der Welt. Vergl. Cassioder. Variar. VD. 2 11) Strabo L. XVII. p. 1167. C. In der Gegend des alten Abydus (dem heutigen Berbi), welche Stadt sich auch ein Grab des Osiris zueignete (Plutarch. T. II. p- 359.), sah Granger (Relations d’un voyage fait en Ezypte en 1730. $. 37.) die Ruinen eines grolsen Prachtgebäudes, und noch dabey die. Trümmer einer ko- lossalen Säule und einige Obelisken. ı2) Strabo L. XVII. p- 1170. C. Män vergl. Denon Voyage Pl..XLIIT —L. und in der Schilderung des letzten dieser Blätter, welches den Eingang von Luxor dar- stellt, die Ausbrüche der Begeisterung dieses gedaukenvollen Reisenden, % Es ist schr zu beklagen, dafs die Nachrichten der Alten über jene ägyptischen Memnonien so überaus mangelhaft sind. All- zufrüh hatten jene Gegenden die verheerende Wuth persischer Ero- berer gefühlt. Auch war in jenem Lande der Wunder des Sehens- würdigen überall so viel, dafs auch dem fleifsigen Reisebeschrei- ‚ ber für die Werke vom zweyten und dritten Raug kaum Zeit ge- nug blieb. Doch geht auch aus diesen flüchtigen Nachrichten söviel, als ‚ein wohl beglaubigtes Factum hervor: Es gab in Asien und Aegyp- ten mehrere Orte, welche mit Memnons Nahmen bezeichnet wa- ren. Seine Palläste und Grabmäler, oftmals, vielleicht immer, bey- de vereint, erhoben sich in beyden Ländern. In dem. südlichen Aethiopien und an.der nördlichsten Spitze von Anatolien war sein Nahme gekannt und gefeyert. Wie kam ein äthiopischer König zu so vielen Königssitzen ud Grabmälern in verschiedenen Ländern ? \ Er hat sie erbaut, sagen die einen, und seine Werke führen den Nahmen ihres Baumeisters »3). Der Fall dürfte leicht einzig in seiner Art seyn. Und wie weit würde uns d'ese Annahme führen? ‘ Die memnonischen Gräber würden ganz unerklärt bleiben. P „Er durchzog, sagen andere, die Welt als Eroberer; und hin- terliels bey den besiegten Völkern die Denkmäler seines Siegs. Aber auch diese Erklärung drückt dieselbe Schwierigkeit. Sind auch die Gräber zu diesen Denkmälern zu rechnen? und verkünden auch diese, wie des Sesostris Säulen, den Weg des Eroberers? Oder - sollen 13) Aus diesem Grunde wird Memnon auch in den Verzeichnifsen der alten Künst- ler aufgeführt, $, Junius Catal. Artilic. p. 120. 8 : sollen wir, mit noch weiter getriebener historischen Ausdeutung, alle diese Grabmäler, Eines ausgenommen, das wir nicht zu nennen wissen, für Kenotaphien und leere Denkmäler der bewundernden Nachwelt halten? “ Jablonski, welcher die Stellen der Alten über diesen Ge- genstand mit vielem Fleifse gesammelt hat, reifst den HKnoten mit rascher Hand durch. „Wer sieht nicht, sagt er :4), dafs diese Nach- richten von Memnonien in so verschiedenen Gegenden Irrungen des Gedächtnißses sind?” Und Langles, welcher in den meisten Fällen auf Jablonski's Wege geht, behauptet auf gleiche Weise, dafs diese verschiedenen Sagen aus Milsverständnilsen und Gedächt- nilsiehlern entstanden scheinen 5). Eine Erklärung dieser Art darf nur als ein Rettungsmittel der Verzweiflung gelten, wenn jedes andere fehlschlägt. Die alten Fabeln wimmeln von ähnlichen Verschiedenheiten. Diese aus Man- gel an Verständnifs, oder des Gedächtnilses abzuleiten, wäre der leichteste, wie der schlechteste Weg, welcher die Aussicht in die weiten Gelilde der alten Weltkunde kurz und gut abschneiden würde. Am leichtesten noch löset sich jede Schwierigkeit, wenn man den Memnon, wie den Herkules und andere bedenkliche Nahmen spaltet. Der assyrische Herrscher, meint man, war ein anderer :6); der ägyptische wieder ein anderer; und ich weils nicht, was 14) Syntagma I. p. 13. 15) Dissertat. sur la statue de Memnon. p. 167. 16) Diesen zu sondern könnte man einen schwachen Grund in dem Umstande fin- den, dafs Aeschylus, wie uns Strabo berichtet (L. XV. p- 1058. C,) die Mut- ter des Memnon Kissia genannt; Hissier aber ein poetischer Nahmen der Susia- ner war. Diese Anführung aber ist so flüchtig, dafs es in der That vermessen wäre, etwas auf sie bauen su wollen, Auch dürfen wir nicht, vergessen, dafs auch . 3 was uns hindert, noch einen dritten äthiopischen anzunehmen; kurz, so viele, dals die ganze Masse app Fabeln unter sie ver- theilt werden kann. Auch dieses Mittel löst den Knoten nicht, sondern ‚zerschnei- det ihn auf das willkührlichste. Unter den Alten ist mir auch nur Einer bekannt, welcher dieses versucht. hat, Philostratus 7), durch tausenderley willkührliche Umänderungen alter Fabeln berüch- tigt. . Indem er aber den trojanischen Memnon, von, dem äthiopi- schen trennt, kann er doch nicht umhin, sie für Zeitgenossen. zu halten, welches andern schwierig dünkt »°), ‚Aber die Dichter ‚ wel- 37 m che auch die Alten schon, um sich aus: chronologischen Schwierigkeiten zu retten, zu dem Nothbehelf willkührlicher Spaltungen ihre Zuflueht nahmen; "wogegen sich, bey Gelegenheit des doppelten Minos, St. Croix (des anciens gouvern. fä- deratifs. p- 333. ff.) mit Recht erklärt. Vita Apollon. VI. 4. p. 232. Hier wird aus den Denkwürdigkeiten des Damis behauptet, Memnon, der Sohn der Eos, sey nie nach Troja gekommen, son+ dern in Aethiopien gestorben, nachdem er dort fünf Menschenalter regiert ha- be. Nach den Heroicis aber (c. IIL 4. p. 699.), welche eine Ergänzung und Berichtigung der homerischen Fabeln seyn sollen, lebte der äthiopische Mem- non zwar zur Zeit des trojanischen Kriegs; aber der trojanische war ein ande- rer. In dieser letzten Stelle will Visconti (bey Boissonade p, 49:.) statt viozegor wou rewixen lesen #0 Aifiorixes. Sollte die Stelle einer Verbesserung bedürfen, welches, nach Boissonade’s Erklärung bezweifelt werden könnte, so möchte vswregov zov rgwirev wohl die Schwierigkeiten am leichtesten heben, so , wie es von den Zügen der gemeinen Lesart am wenigsten abweicht. Troilus war bekanntlich der jüngste von der Familie des Priamus, S. Heyne ad Aen. I. Exc. XVII. 18) Ueber die Schwierigkeit, die trojanischen Zeiten mit dem Leben des ägyptischen Memnen, der nach Plinius L. VH, 57. noch vor der Regierung des Phoroneus, Griechenlands ältesten Höniges, gelebt und die Buchstaben erfunden haben soll (wenn änders dort wirklich von einem Memnon die Rede ist, wp die besten Ausgaben Menona lesen), zu vereinigen, sehe man Langles nach Diss, p. 186, Dieser verdiente Gelehrte nimmt bey dieser Gelegenheit die Aussage des Philo- stratus, welcher dem ägyptischen Meranon ein Leben von fünf Menschenaltern - B (etwa 10 che diesen Aethiopier in die trojanischen Fabeln verwebten, hatten es eben anziehend und wunderbar gefunden, in dem tiefsten Süden einen Vertheidiger von Troja zu entdecken; und die Geschichtschrei- ber selbst, welche die poetische Willkühr zu zügeln und das freye Gewächs an das künstliche Gitterwerk der Chronologie zu- fesseln bemüht waren, konnten sich zu einem so kecken Widerspruch ge- gen die alte Sage nicht entschlielsen. So berichtet Diodorus 9). „Zu der Zeit, wo Troja von den Achäern bekriegt worden, habe in Asien Teutamus geherrscht, der zwänzigste Nachfolger des Ninyas auf dem Throne der Assyrier, die nun schon mehr als tau- send Jahre die Hegemonie von Asien genossen. Priamus, eben- falls der Oberherrschaft Assyriens unterthan, habe in seiner Bedräng- nifs Boten um Hülfe gesandt; worauf Teutamus zchntausend Aethiopier und eben so viel Susianer, nebst zweyhundert Sıreitwa- gen abgeschickt, unter Anführung des Memnon, Tithonus Sohn; denn Tithonus sey um jene Zeit Statthalter in Persis gewesen, und habe unter allen bey dem Könige am meisten gegolten ; Me- mnon aber habe sich ausgezeichnet durch Jugendblüthe und Mann- haftigkeit, Dieser habe auf der Höhe den königlichen Pallast von Susa gebaut, welcher bis zur Herrschaft der Perser gedauert und von ihm Memnonium genannt worden. Auch habe er durch das Land eine Heerstrasse gebaut, welche auch noch die memnonische heilse. (etwa hundert und fünfzig Jahren) gibt, gegen Jahlonsky in Schutz, indem er an die Frugalität der alten Welt erinnert, und an die Folgen der Civilisation, von denen er meint, ohne Uebertreibung behaupten zu können, dafs sie dem menschlichen Geschlechte die Hälfte seiner Lebensdauer gekostet habe. Ich kann nicht finden, dafs diese Behauptung, deren Zuverläßigkeit ununtersucht bleiben mag, viel gegen Jablonski beweisen könne, Philostratus sagt, Meımnon habe fünf Menschenalter regiert, und werde von den Aethiopiern beweint, weil er so jung und unreif gestorben sey. Dieser Umstand setzt die Sache in ein anderes Licht. Wenn auch anderthalb Jahrhunderte nicht zuvie! für das gewöhnliche Bebensziel eines Makrobioten sind, so sind sie doch gewils ein zw reiches Maafs für das Leben eines unreifen Junglings, ni #9) Diodor. Sic, L. Il, 22, p. 136. - N heifse. Doch zweifeln ‚die Aethiopier, welche in Aegyptens Nähe wohnten, indem sie sagen, „der Mann sey in ihrem Lande gewesen, und sie zeigen alte Palläste, noch bis jetzt Memnonien genannt. Indels sagt man, Memnon sey mit zwanzigtausend Mann, und zwey- hundert Streitwagen den Trojanern, zu Hülfe gezogen, habe sich durch Tapferkeit ausgezeichnet, und viele der. Hellenen in den Schlachten erlegt, und sey endlich von den Thessaliern in einem Hinterhalte erlegt worden. Die Aethiopier hätten sich aber des Leichnams bemächtigt, ihn verbrannt und die Gebeine dem Titho- nus zurückgebracht”. Es ist leicht zu erkennen, dafs der Urheber dieser Geschich- te, welcher sich zum Ueberfluls auf königliche Denkwürdiglteiten beruft, die alte Fabel in das Gebiet der Geschichte verpilanzen wollte. Memnons Nahme war in Susa einheimisch — denn. hier lag sein Pallast —; er war es auch in Aethiopien, wo ebenfalls Mem- nonien lagen ; dem trojanischen Kriege gehörte er ohnehin an. Al- les das ist hier, nicht eben ungeschickt, in Eines zusammengefloch- ten. Die Oberherrschaft der Assyrier, deren Grenzen so unbestimmt waren ?°), mufste zum Bande dienen, um das entfernte Aethiopien mit Troja, und beydes mit Susa, auf eine scheinbar recht bequeme Weise, zu vereinigen. Diejenigen, welche in dem beunruhigenden Gewirr alter Sagen immer nach einem historischen Faden greifen, -den sie gemeiniglich für desto fester halten, je ähnlicher er dem Faden der neuern Geschichte ist, werden sich vielleicht bey der Dollmetschung Diodors, welcher dieser Auslegungsart mit einer ganz besondern Vorliebe huldigt, vollkommen beruhigen. Diese Aus- legungsart , die sich dem gemeinsten Verstand gerade am besten empfiehlt, hat eben darum zu allen Zeiten viele Liebhaber gefun- den; 30) Dals Troja einen Theil des assyrischen ‚Reiches ausgemacht, sagt auch .‚Plato de Legibus L. III. p. 685, C. T, VII, p. iad. ed. Bip. vielleicht auf die Autori- tät des Ktesias. £ B° 12 5 den; und sie hat ihren Einfluls noch jetzt nicht ganz verlohren, nachdem man ihre Mängel längst eingesehen hat. Noch immer spie- len Wesen der Einbildungskraft, ia menschliche Gestalt gehüllt, und meist mit Krone und Purpurmantel geschmückt, eine usurpirte Rolle auf dem Theater der alten Geschichte. Die dunkeln Steppen der alten Geschichte, welche über die Grenzen der historischen Zeit hinaus liegen, sind von der Einbil« dungskraft angebaut, und meist um desto herrlicher ausgestattet wor- den, je entblölster sie von geschichtlichen Ereignissen waren. Wa menschliche Thätigkeit aufzuhören scheint, da fängt das Reich der Götter und göttlicher Naturen an, das sich immer mehr erfüllt und andrängt bis an die historische Zeit, wo sich die Geschlechter der Götter mit dem Blute der Menschen vermischen , und nachdem sie diesen ihre Natur mitgetheilt haben, sich allmählig vor der Fackel der Geschichte in ihren Olymp zurückziehen. Die spätere Historie, meist der Poesie entfremdet und abgeneigt, verkannte ihre Natur, und begierig die Fächer zu füllen, welche die geschichtlichen Denk- mäler leer lielsen, zerlegte sie die. Gebilde der Poesie, und 208 aus ihnen, indem sie alles Göttliche ausschied, eine todte Masse vermeintlicher Thatsachen ab, die mit einem Scheine der Geschichte täuschten, in der That aber noch weniger Wahrheit hatten, als die rein-poelischen Erfindungen begeisterter Sänger 2"). Sollte nicht auch dieser Memnon, den manche einen Gott nennen, und dem gewils die Verehrung eines Heros zu Theil wur- de 31) Der vornehmste Urheber dieser Ansicht der alten Götterwelt scheint Euemerus gewesen zu seyn, welcher die Erde durchreiste, um die Götter zu vertilgen, in deuen er nur Könige, Feldherren, Schiffer und Erfinder sah, S. Plutarch T. II. p. 360. A. Vergl. Cicero de Nat. Deor. I. 42. {. 119. u. Sext. Empir. IX. 17. p. 552. Unter den Geschichtschreibern hatte Ephorus diesem System den meisten Eingang verschafft. S. Creuzers Lehrb. der Symbolik und Myth. I. Th 315. fl. x SEN 13 de 22), dasselbe Schicksal erfahren haben ? Sollte er mehr -ein König gewesen seyn, als jener Thoth, von welchem Aegypten sechs und dreylsig tausend, fünfhundert uud fünf und zwanzig Bücher zu besitzen vorgab 23); oder als jener Osymandias, mit dessen Bi- bliothek die Geschichte öffentlicher Büchersammlungen anzuheben pflezt 24)? Oder war er mehr ein Eroberer, als jener Dionysos, der durch siegreiche Züge den Ruhm seines Nahmens von‘Indien bis Griechenland verbreitete? \WVer träumt bey diesen Fabeln noch jetzt von politischer Geschichte und von wirklichen Kriegen ?. Wer ist nicht längst überzeugt, dafs hier nichts historisch sey, als die Fortpflanzung eines Gottesdienstes von dem fernen Osten her bis an die Ufer des ägeischen Meeres? Wenn wir auf dieselbe Weise den äthiopischen Feldherrn . der aufgedrungenen Insignien seiner irdischen Würde entledigen, und ihn in die Gemeinschaft der Götter zurückführen, von ‚welcher er ausgegangen ist, so verschwinden alle Bedenklichkeiten, die den Historiker quälen und dann dürfte auch hier. nichts Historisches übrig bleiben, als die Verbreitung seines Cultus von Aethiopien aus nach Aegypten hin, durch einige Theile von Asien bis an des Propontis Ufer. Es ist gleich viel, von welcher der mannichfaltigen Sagen wir ausgehen, um unsere Hypothese zu prüfen. Die einen sind mehr, die andern weniger mit Zufälligkeiten geschmückt; aber alle führen zu einem gemeinsamen Punkt. Am reichlichsten ausgestattet „ erscheiät sie bey den nachhomerischen Epikern, die eine Andeu- tun 5 a2) $. Langles Dissert. p- 240: f. 33) Jamblich. de Myst. c. VII. ı, 2, 24) Diodor. Sic, L. I, 49, 14 tung der Odyssee 25) benutzend, den Sohn der Eos, dessen Ge- genwart in Asien alte Denkmäler und verehrte Gräber verktündig- ten, in die trojanischen Begebenheiten einflochten 26), und indem sie ihn dem homerischen Achill, so wie seine göttliche Mutter der Thetis gegenüber stellten 27), den Ruhm des ersten unter den achäi- 25) 03. x. 531. wo Memnon als der schönste unter den Männern, die Odysseus vor Troja gesehen, gepriesen wird. Eustathius bemerkt hierbey ($. 1697, u, 5. 1490.), es sey wohl natürlich, dafs der’ Sohn einer glänzenden Mutter strahlend gewe- sen von Schönheit und sonnig von Ansehen (#Awdas ra, Hzr). Auch in sei- nem Commentar zum Dionys. Perieg. 248. sagt er, Memnon sey wohl eben da- rum ein Sohn der Hemera genannt worden, weil er der schönste gewesen un- ter-den Aethiopiern (so aber hatte es Homer nicht gemeynt), und weil er, als Sohn des weilsen Tithonus allein sehr weis gewesen: dia ro karas Umspkzundrdan sv eier, margos &r Ti$ovov. Jahlonski p. 15. schlägt hier vUrersuedrdz vor, welches keineswegs nöthig ist. So wie Eustathius spricht von ihm auch der Scholiast des Pindarus von ihm und seinem Bruder Emathion, den Kindern derselben Eltern : zuvSeurayre de 'aurevs Husgas era maldus, dia 70 Altia- mus dyras, Asuneus wai weulovs eivaı. Andere, seiner Eltern gleichsam vergessend, denken- ihn als einen eigentlichen Acthiopier mit Negernschwärze, und so war er auf einem Gemählde beym Philostratus Imagg. L. I. VIL. p. 773. vorgestellt , doch so, dals eine gewisse Jugendfrische in der Schwärze sichtbar war: ro dinger eng « w Tu; & avra wei vropealvsı LIWARTER 26) Wahrscheinlich indem man die in Troja einheimische Fabel von Tithonus Ent- führung (womit man vielleicht den frühen Tod des schönen Jünglings bezeich- nete) in Verbindung brachte mit der Kunde von einem aus der Fremde einge- führten Heros, der, weil er aus dem Sonnenland kam, dem Volke auch ein Schn der Eos hiefs. Das Memnonium am Aesepus, in der Nähe von Troja, kaın dieser Deutung zu statten. _ Diodorus L. IV. 75, oder der Autor, den er vor sich hatte, und der mit unerbittlicher Hand die Blüthen der alten Sprache und Poesie zerdrückt, weils den Tithonus auf keine andere Weise mit der Eos in Verbindung zu bringen, als dafs er ihn. einen siegreichen Feldzug in das Land der Aecthiopier ihun lälst. ) Um die Aehnlichkeit zu vollenden,. mufste er auch mit Waflen gerüstet seyn, die ihm Hephaistos geschmiedet hatte. Quint. Smyrn, II, 454. Serv. ad Virg. Aen, 1.755. ei fecisse Vulcanum arma, quum auxilium Trojanis ferret. So zuerst wohl Arctinus in seiner Aethiopis. S, Bibl. der alt, Liter. u. Kunst. 1. S. 33, —__ In 12 6) achäischen Melden auch ihrer Seits_durch die Besiegung eines aus- ländischen Göttersohns zu verherrlichen suchten. Aus den trojani- schen Heldensagen ging er über in die Lieder der Iyrischen Dichter 28) und auf die tragische Bühne 29). Durch so häufigen Gebrauch veränderte sich der Stoll; viele Ausschmückungen traten hinzu; doch immer blieb Eines ‚als unveränderlicher Mittelpunkt; Memnon war äthiopischer Abkunft; das ihn begleitende Heer bestand‘ aus Aethiopiern, Es ist uns hier nicht ganz gleichgültig, in welchem Sinne der Nahme der Aethiopier in dieser Fabel genommen worden. Man- che. möchten den Memnon nicht über die Grenzen der thebischen Memnonien hinausrücken lassen; und so erklären sie Aethiopien von dem nördlichern thebaischen Land, wo er eben geherrscht habe, und wo seine tönende Bildsäule gefunden worden. Daher meint Marsham 30) und Jablonski mit ihm 3), Aethiopien sey in dieser Fabel ein unbestimmter Nahme, mit" welchem das Alterthum auch Oberägypten bezeichnet habe, Diese Behauptung kann nicht geradezu abgewiesen werden; aber doch ist es gewils, dafs die mei- sten der Alten, wo nicht alle, den Nahmen des Aethiopiers nicht 'in diesem Sinne genommen haben. Philostratus, welcher den thebaischen Wohnsitz Memnons sehr wohl kannte, versichert-den- noch, dafs er zu Meröe, in der Hauptstadt’ Aethiopiens, eben so- wohl als zu Memphis von Aethiopiern und Aegyptern, welche hier ausdrücklich unterschieden werden 32), verchrt worden, und an ei- ner a8) Pindar. Nem. III, ı07. VI. 83. Istlim, VIII. 116, 39) Die Alten erwähnen einen Memnon des Aeschylus, des Sophokles u. Theodekter, 30) Canon chronicus p. 430, ed, Lips, 31) Syntagma I. p. 10, sq, 33) lIeroica p. 699, ı6 ner andern Stelle 33), dafs er sein Heer dem äthiopischen Nil, wo des Flusses Quellen wären, genähert habe. Nach Agatharchides 34) war der Theil von Theben, welcher das Memnonium enthielt, von Aethiopern erbaut, die also auch hier, als Begleiter des Memnon, von den Bewohnern des ägyptischen. Landes unterschieden werden. Von Lykophron 3), dessen Aussagen immer der Ausiluls einer äl- tern Quelle sind, wird Memnon aus dem südlichsten Lande, nahe dem Eilande Kerne, herbeygerufen, also, wie vom Quintus Smyr- näus 36), der ältesten Fabel gemäls, von dem Rande des südlichen Oceans her., Denselben Autoritäten folgt Heliodorus 37), der ihn einen Vorfahren der äthiopischen Könige im eigentlichen Sinne nennt, und die lateinischen Dichter, die ihm die Farbe eines äch- ten Aethiopiers leihen. Auch der Ausspruch Homers, der ihn als den schönsten der Männer preist 38), kann hierher BeROgen Wer: den. Den Aegyptern war körperliche Schönheit-nicht eigen; von Aethiopien aber behauptet Herodotus 39), dals es die gröfsten und schönsten Männer hervorbringe. Diesen Andeutungen gemäls dürfen wir annehmen, dafs die Kenntnils des Memnon auf dieselbe Weise und auf demselben Wege zu den Aegyptern gekommen sey, wie die Kenntnils des Am- mon. Dieser Goit zog von dem äthiopischen Mero&, wo der eigent- liche Mittelpunkt seiner Verehrung war, nach dem westlichen Li- byen und dem nördlicher? Aegypten, wo ihm berühmte: Heiligthü- mer gegründet wurden. Dafs Theben in Oberägypten eine Kolonie von 33) Imagg. I. 7. pı 773. 34) Agatharchid, in den Geogr. min. II. p. 22. 35) Cassandra V. ı9 36) Quint. Smyrn. L. II. 177. 37) Aethiop. L. IV. p. 233, X, 343, cd, Bip. 38) Od. &. 521, 39) L. III, c. 134. 4’ #7 von Mero& sey, galt für ausgemacht 4°), und ihr ägyptischer Nahme Amoun-noh, Stadt des Amoun, welchen die Griechen in Dios-polis dollmetschten 4!), zeigte an, dals der Dienst jenes Gottes der Verei- nigungspunkt dieser Pflanzer war. Auch Memnon war in Mero& einheimisch; und da sein Nahme von da in andere Länder ausge- gangen war, so mufste hier der Ort seiner Geburt seyn 42). In [heben kannte man ihn, nach Pausanias Zeugnifs, 43) unter dem Nahmen Phamenophis oder Amenophis, welches den Wäch- ter der Ammons-Stadt 44) bezeichnet; also ein Wesen unter- geordneter Art, einen dienenden Gott, dergleichen die alte Religion in den $eois magedgsıg und oradaız 45) kennt. Damit man aber nicht glau- be, dafs diese Art von Gottheiten nur den Hellenen eigen gewesen, so erinnern wir an Thoth, den Genius der Weisheit und Wissen- schaft, den Diener und Begleiter der Isis und des Osiris 46), und an den Anubis, d.n das ägyptische Alterthum als Wächter des Osiris und als Begleiter der Isis verehrte 47). Wie also Am- mon selbst mit seinen Priestern aus Aethiopien nach Aegypten ge- wandert war 49), so war auch der ihm beygesellte Wächter seiner heiligen Wohnung mit ihm nach Theben gezogen, und erhielt hier, nachdem das Andenken an seine Abkunft erloschen war, die Verch- zung eines einheimischen Heros. Was . 40) Diodor. Sic. L, II, 3. p. 175. sq. Vergl. Heerens Ideen 1. S. 567. 44) Herodot, U. 42. Hecataeus in Creuz. Fragm, hist. gr. p, 28. 42) Der Ort, wo der Dienst eines Gottes einheimisch ist, ist der Regel nach, dem Ausdruck der alten Sprache gemäls, sein Geburtsort, $, Böttiger’s Juno $, 87. Anm. 43) Pausan, I. 42. p. 141, ed, Fac. 44) S. Jablonski Synt. I. p. 37. 45) Arnaldus de Diis Assessoribus. c. 27. u. 28, 46) S. Creuzer über Symbolik u, Mythol. S. 294. 47) Plutarch- T. II. p. 356. Diod, Sic. I. 86, Euseb, Praep, Evang. II, a. p. 49. Zoöga de Obeliseis p. 320, sqq. 48) 5. Heerens Ideen, II. S. 441, 18 Wie aber die Völker selbst aus den östlichen Pflanzgärten der Menschheit mit der Sonne nach Westen gezogen sind, so äuch ihre Religion und die Götter ihres frommen Wahnes. Vielleicht war nur in wenigen Ländern diesseits Indien die Religion von morgen- “Jändischem Einfluls frey; wenigstens finden wir fast überall, wo das Licht der Geschichte dämmert, bis an die Ufer des westlichen Oceans und zu den Säulen des Herkules hin, Götter des Orients, die sich mehr oder weniger dem fremden Clima und fremden Sitten angeneigt, aber auch, unter dem entstellten Nahmen und bei verän- derten Costum, viel der ursprünglichen Kennzeichen erhalten hatten. Zugleich mit den Waaren des ÖOrientes, die zu allen Zeiten von dem dürftigern Abendlande begierig gesucht wurden, gieng auch die Religion von Hand zu Hand, von einem Ruheplatz, einem Volk zw dem andern. Fest und eng war Religion und Handel verknüpft. Da die Gewissenhaftigkeit, welche die erstere in Beobachtung ge- wisser Gebräuche forderte, und die langwierigen Reisen in entfernte Gegenden , welche der Handel erheischte, in Widerspruch standen, so ist es wahrscheinlich ‚. dals theils aus diesem Grunde, theils aus andern Ursachen , die in der natürlichen Beschaffenheit der Länder lagen 49), die Handelsstrafsen durch Ansiedelungen der vaterländi- schen Götter und ihrer religiösen Umgebungen verknüpft wurden. Wie also der Kaufmann an der Hand und unter dem Schutze seiner Götter von einem Meere zu dem andern zog, so zogen auch die Götter selbst dem Handel nach, und vertauschten ihre heimischen Sitze mit fernen Gegenden 5°). So theilten sich die Völker Waaren und 49) S. die Entwickelung dieser physischen Ursachen in Heerens IdeenIl. S. 435. 50) Der Handel, welcher durch das Innere von Asien, von dem arabischen und persischen Meerbusen aus, nach dem Ufer des Pontus getrieben wurde, erklärt die grolse Manniehfaltigkeit fremder Religionsgebräuche, die wir auf jenen Wegen finden, und deren einige mit einer Hierarchie herrschender Priester verbunden waren, S. Heyne Comment. de Sacerdotio Comanensi Sectio III, D- - Commentatt. Soc. reg. T. . Daßs aber wie früher Indien, so späterhin Aesypten seine Götter ausgesendet, behauptet Herodotus II, 49. mit 19 und Götter mit, So führte der indische Handel den Dienst des Bacchus von dem Ganges nach Thracien und von dannen weiter hinab 51); so war Serapis durch Aegypter nach Kolchis gekommen, von warnen er nach Sinope und von da in sein ursprüngliches Va- terland zurückkehrte 52); so war der Herkules der Phönizier bis zu der Meerenge von Gades 53), und ihre Astaroth als Venus Urania 54) auf alle Inseln und in alle Länder eingeführt worden, die ihre Flotten und liarawanen berührten, 3 So mit Zuversicht; und es möchte schwer seyn, ihm den Glauben zu versagen. Das Orakel zu Dodona war, nach der Versicherung desselben Geschichtschreibers L, II. 58, dem thebanischen des Ammon überaus ähnlich. Phönizier hatten es dorthin verpflanzt. Ebend. e. 54. u. 56. Vergl. Heerens Ideen 11. S. 461. ff. Dafs sich ägyptische Religionsbegriffe auch nach den westlichen Gegenden des mittel- ländischen Meeres verbreitet, hat Münter in einer gelehrten Schrift: „Spuren ägyptischer Religionsbegriffe in Sicilien und den benachbarten Inseln”. Prag- 1806. dargetban. 51) S. Moser Comment. in Nonni Dionys. p. 263. sqqg- 52) 5. Fontenu M&moir. de l’Acad. des inseript. T. X. Galliot Dissert. sur le dieu Serapis. Amsterd. 1760. 53) Die Stellen der Alten s. in Marsham Chronic. p. 303. sq. Larcher zum Herodot. T.1I. p. 259. not. 158. Ein solches Verbreiten einer Gottheit durch ihre rei- senden Verehrer wird dann in dem Mythus eine Geschichte ihrer eignen Reisen und Irren. So deuten die Irren der Wahnsinnigen ja ohne Zweifel auf die Ver- breitung eines mit Enthusiasmus gefeyerten Gottesdienstes. Von dem Mythus der sidonischen Europa vermuthet Böttiger (Künstmythologie 2ter Abschn. S. 82.) nicht ohne Wahrscheinlichkeit, dafs dadurch die Verbreitung des Sonnen- und Mond-Dienstes durch Phönizier bezeichnet worden sey. 54) S. Manso's Versuche über Gegenstände der Mythologie. S. 38: fl. Nach Pausa- nias L. I. »4. p. 36. ed. Kuhn. 'empfingen die Phönizier und Cyprier den Dienst der Urania von den Assyriern, wogegen Wesseling z, Herodotus I. ce. 105. ohne Ursache Zweifel erregt, als sey Pausanias durch Herodot I. ı3ı. u. ı99. in Ir- thum geführt worden. Pausanias ‚meynte wohl nicht, daß die Cyprier diesen Gottesdienst unmittelbar ‘von den Assyriern empfangen, sondern dafs er von diesen zuerst ausgegangen sey. Mit dem Dienste der Urania hing übrigens das Andenken des Linus zusammen ‚„ der nach Hesiodus (ap. Eustath. ad IA. XVII. 570. Er 20 So wie wir aber den Geburtsort des Bacchus, sein Nysa, in Aethiopien und Indien, in Arabien und Thrazien, und in meh- rern Ländern finden 55), als eben so viele Spuren seines Dienstes. jn jenen Gegenden ‚ so können uns auch Memnonien mit gleichem Rechte für Spuren der Wanderung jenes äthiopischen Gottes gelten. Jn mehr als einer Stadt sehen wir ıhn herrschen, nicht"wie die Kö- nige der Perser, die mit der Jahreszeit ihr Hoflager änderten , son- dern als eine Gottheit, welche da herrscht, wo sie verehrt wird. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dafs sich diese Verehrung des Mem- non-Amenophis 5°) nicht auf die wenigen Punkte cingeschränkt habe, deren Kenntuils uns fast nur zufällig überkommen ist. Diese Hypothese, durch welche der Mythus des Memnon in ein ganz anderes Licht tritt, kann noch auf eine höhere Stufe der Wahrscheinlichkeit erhoben werden. Wir haben oben gesehen, dafs die Menge der Gräber, die sich den Leichnam des Memnon von Mero@ an bis an den Aese- pus hinauf aneigneten, der historischen Auslegung die meisten Schwie- rigkeiten 570. p. 1163, 61.) ein Sohn dieser Göttin war. Derselbe Gesang, den man ihm zu Ehren in Phönizien anstimmte, wurde auch in Cyprus gesungen, und unter andern Nahmen auch bey den Aegyptern. Herodot. L. II. 79. So ging also auch 5 dieses mythische Wesen von dem Orient mit handelnden Völkern aus; und wein von ihm erzählt wird, dafs er die phönizische Buchstabenschrift auf die grie- ehische Sprache übergetragen habe ( Diodor. II. 06.); so deutet auch dieses auf seine morgenländische Abkunft, zufolge welcher er auch vielleicht mit dem .Her- kules in Verbindung gesetzt und zu dessen Lehrer gemacht worden ist. 55) S. Heyne ad Apollodor. p. 563. Moser ad Nonni Dion. p. 202. sq. u. 213. sq. Osiris, der ägyptische Baechus, war unter andern auch zu Nysa begraben. 56) Der ursprüngliche Nahme war nach griechischer Weise verstümmelt und unge- bildet worden. Seiner ursprünglichen Gestalt näher erscheint er bey der Eudo- cia (in Villois. Aneedotis T. I: p. 395.): &2Aos d: Qusw ori wourey vov Tıdaves evvsuvov erxyey m Huren, 2& 00 yına Anuuaa zul Haadiard, Wenn diels nicht etwa ein blofser Schreibfehler ist, “y z 2ı rigkeiten entgegensetzten, wenn wir nicht zu einem unwahrscheinli- chen Irthum oder einem blofsen Gedächtnifsfehler unsere Zuflucht nehmen wollten. Durch die angegebene Hypothese: aber verschwin- den diese Schwierigkeiten und zwar auf eine Weise, die mit dem. Geiste des Morgenlandes und dem ägyptischen Alterthum: insbeson- dere in der genauesten Uebereinstimmung ist. Der Gottesdienst der Aegypter war eben so schwermüthig und düster, als der hellenische froh und heiter war. Seine Rich- tung ging auf den Tod, und das gewöhnliche Leben, ja ihre Freu- denmahle sogar, waren mit Erinnerungen an den Tod angefüllt 57). Auch ihre Götter sterben, und ihr Tod erfüllt mit einer langen Trau- rigkeit das Volk. Die Gräber dieser Götter sind überall, wo ihre Verehrung blühte, und oft ward über die Aechtheit dieser Gräber gestritten. So hehaupteten mehrere Priesterstämme in Aegypten den wahren Leichnam des Osiris zu besitzen 58), und jeder beging sein Fest 57) Herodot. L. 11.78. Plutarch. Sympos. T. I. p. 148. B. 58) Diodor. L. I. 21. p. 25. Manche deuteten diefs so, als habe Isis dadurch die Menschen täuschend, den Dienst des Osiris verbreiten wollen (Plut. T. II. p. 358. ® A. Tzetz. ad Lycophr. aı2. Strabo L. XVII. p, 1155); wobey wohl die Absicht ganz recht gefalst ist, wann auch gleich Isis sie nicht hegte. Indem Plu- tarch T. II. p. 359. A. die zahlreichen "Orig: erwähnt, wo man seinen Leich- nam zu besitzen glaubte, bemerkt er die zu Abydos herrschende Sitte der Reichen und Vornehmen, nah bey dem Leichnam des Gottes ein Grab zu suchen. Der christliche Gebrauch, am liebsten in dem geweihten Bezirke der Kirchen (die ja auch als heilige Gräber gedeutet werden können) zu ruhen, hatte also schon seinen Vorgang im Orient. Eben so waren auch die Könige des saitischen No- mos zu Sais in dem Tempel der Neith begraben. Herodot. II. ı69. Strabo L. XVI p. 1153. Auch der Tempel des Serapis, den man vielleicht eben darum für einen Gott der Unterwelt hielt, stand mitten unter Gräbern. Plut. T. II. p. 862. D. Aecht morgenländisch ist daher die Verehrung des heiligen Grabes zu Jerusalem, so wie des Propheten zu Mecca, welche nicht blos eine Nachäflung der erstern war. j 22 Fest mit Trauer und Entfernung erfreulicher Gegenstände 59). Auch Isis war gestorben und lag zu Memphis, wo man ihr Grabmal in dem heiligen Bezirke des Hephaistos zeigte 60), wiewohl andere auch dieses Grab bis zu den Grenzen Aethiopiens hinaufrückten 61), Auch ihr Fest ward mit Trauer begangen, wie auch andere Feste im Orient 62). Die Feyer des Adonis, einer morgenländischen Gott- heit, die ebenfalls in die benachbarten Länder eingedrungen war, kennt jedermann. Ihr ist die Klage um Atys an den Festen der Hybele verwandt; und die hellenische Feyer der Thesmophorien verräth schon durch die damit verbundenen Weheklagen einen mor- genländischen Ursprung, den auch eine leise Spur der ältesten Ge- schichte wirklich nachweist 63). Nun ” \ 59) Eine Beschreibung des Trauerfestes vom Osiris s. bey Firmic, de Err. prof. relig. p.4. Auf dieses vornemlich spielt Maximus Tyrius (Diss. VII. 5, p. 137.) bey seiner Vergleichung des ägyptischen Gottesdienstes an: &ro$ynrzei Feds Alyv- mrios, zul medien Yeos, 8 dsizwuras maR ErLZIR icgoy Ieov, Kai Fapos Icov. Kai ErAnyes tv Iouci zul dıdgamas ayadois, zul rınayrai uEv avray ai desrel, Epınmovosyrat de ui cum@oeal. ae de Alyurrias irorsiay Ex v0 Fzioy Tıuns zul öaxevayv. Man s. Davis und Marklands Anmerkungen.“ 60) Diodor. L. I. 22. 27, Lucan. IX. 158. evolvam busto jam numen genti- bus Isin, Et teetum lino spargam per vulgus Osirin, u, 61) Auf die Insel Philä. Diodor. 1. c. p. 25. 37. wo Wesseling nachzuschen ist. 62) Vornemlich zu Busiris, Herodot. L. II. 59. Ein Trauerfest der Mendesier er- wähnt derselbe L. II. 46. Um diejenigen zu 'widerlegen, die in dem Cultus der Juden einen Bacchusdienst zu finden wähnten , weist Taeitus Hist. V. 5. ganz richtig auf den Unterschied des Hellenismus und Orientalismus hin: „Liberum Patrem coli, domitorem Orientis, quidam arbitrati sunt, nequaquam congruen- tbus institutis; quippe Liber festos laetosque ritus posuit: Judaeorum mos ab- surdus sordidusque” (i. e, wristis). 63) Herodotus L. II, ı7ı. welcher die Thesmophorien auf eine geheimnifsvolle Weise neben den saitischen Mysterien nennt, legt den Töchtern des Danaus ihre Einführung unter den pelasgischen Weibern bey. Auch Plutarch, T. II. p- 378. D- zeigt Uebereinstimmung in der Feyer dieser Mysterien mit ähnli- chen Trauerfesten der Aegypter, Vergl. Athenag. Legat. pro Christ. c. 25. Nach dem 23 Nun ist es aber auch aufser Zweifel, dafs das Andenken des Amenophis als ein Fest der Trauer begangen wurde. Damis beym Philostratus %), ein Augenzeuge der ägyptischen Gebräu- che, versichert ausdrücklich, dafs die Aethiopier um den Memnon als um einen zu früh Verstorbenen trauern und weheklagen. Eben so sagt Oppianus °) von den Assyriern, dafs sie um den Tem- pel her den Memnon beweinen, der früh gebohrnen Eos ruhm- vollen Sohn. So findet sich auch in der umgebildeten, hellenisirten Fabel 66) dennoch die Spur der klagenden Feyer. Der Todtentem- pel dem Vorgange der G:iechen fingen auch bey den Römern die ludi Cereales mit Trauer an. Ovid. Fast. L. IV. 531. Ueberhaupt darf man wohl annehmen , dafs alle Mysterien inGriechenland auf einen fremden, anfänglich nur wenigen zu- gänglichen Gottesdieust deuten. So umhüllte sich auch der Christianismus, da er seinen ursprünglichen Wohnsitz verlie[s, um der entheiligten Welt eine neue und höhere Weihe zu geben, mit dem Schleyer des Gelieimnifses, nicht aus List und um Jünger hereinzulocken,, sondern aus eigenthümlichem Hang des Morgenlandes zum Mystischen, und nm sich auf keine Weise mit der Landesre- "ligion — dem Paganismus — zu mischen. Von den Mysterien der Kabiren oder der grolsen Götter, die man in Samothrake feyerte, ist es bekannt, dafs sie, die Beschützer der Seefahrenden, ihren Ursprung bey den Phöniziern ha- ben. S. Gutberleth de Cabir. c. IV. p. 27. wohin sie, wie es scheint, aus Aegyp- ten gekommen waren, Herodot. L,III, 37. Derselbe mysteriöse Dienst hatte auch in Lemnos (s. Hesych. »#ßzigoı, Nonn. Dion. XXIX. 193. Strabo L. X, p. 715, B.) auf mehrern Inseln, auf dem Continente von Hellas und in-Italien Wurzel gefafst, Vergl, Jablonski Panth. Aegypt- Prolegg. p, LXU. Münter Spuren ägyptischer Re- ligionsbegriffe. Prag. 1806. 8. ' 64) Philostr. Vit. Apoll. VI. 4. p. 232. eAopvgovrzı rev Meuvovz, ws zopıdn veov, zul bez u! „’ . . .. - eri wwgw zAwloves, Diese Worte können nur von einem fortgesetzten Gebrauche verstanden werden, _ 65) Cyneget. L. II. 151. Mepvonov wie) nev us Arzugios vasmngss Menvorz Öarguovst »Aurey yaroy "Haiysreins. 66) „Bey allen Einflüssen, die der griechischische Geist, wie überhaupt, so auch im religiösen Denken aus der Fremde erhielt, behauptete er gleichwohl seinen eigenthümlichen Charakter. So wenig es der Priesterschaft zu Dodona gelang, Hellas zu ägyptisiren, eben $o wenig konnten die andern Elemente ausländischer Cultur das National-Gepräge auslösehen, das der griechische Mythos und Cultus behielt,” Creuzer über Symbelik u. Mythol, I, S. 270, 24 3 ' pel hatte sich in einen Grabhügel umgewandelt 67), an welchem die Aethiopier, die Begleiter auf seinem Zuge, ihn alljährlich in der Gestalt schwarzer Vögel betrauerten 6). Eben dahin deutet auch die ewige Trauer seiner Mutter um ihn, und die Weheklage sei- ner Schwester; vielleicht auch der Fasttag, den ihm, wie Aristo- phanes scherzt 69), die Götter feyerten. Nach allen diesen Analogien tritt Memnon in die Reihe der ägyptischen und äthiopischen Götter ein. Seine Grabmäler sind die Plätze seiner Verehrung, und was man seine Palläste nennt, jene zahlreichen Memnonien, was können sie anders seyn, als eben sol- che Grabmäler nach ägyptischer Weise zu Todtenpallästen ausge- schmückt ? Wir müssen bey diesem Umstand noch einen Augenblick ver- weilen. Ein Pallast, welcher ein Grabmal ist, oder doch dafür gel- ten will, ist unsrer Denkungsart fremd, der morgenländischen nicht. Bey einem Volke insbesondere, das, wie das ägyptische ‚ in seinen a ober- 67) Wie sich umgekehrt die Grabhügel anderer Völker bey den Aegyptern in die ewigen Massen der Pyramiden umwandelten. Nach dem, was Zoega (de Obe- lisc, p. 338.) über diesen Gegenstand beygebracht hat, kann wohl von einer astronömischen Bestimmung der Pyramiden nicht mehr die Rede seyn. Vergl, Meister de Pyramid, Aeg. fabrica et fine in den Nov. Comm, Götting. V. p. 192, 68) Pausan. X. 31, Ovid. Met. XII, 598, Quint. Smyrn. II, 652, Aelian. H. A. V.i.u, andere. Vergl. Jablonski Synt. I. p- 27. Deutlicher kann sich wohl ein alter, nur in dunkeln Andeutungen und fernen Erinnerungen lebender Gebrauch nicht aussprechen, als in dieser Fabel geschieht. Fremde Vögel, welche alljährlich das Grabmal des Heros besuchen, es aus dem nahen Flufs mit Trankopfern be- netzen und sich wehklagend zerfleischen; was könnte bestimmter auf das jähr- liche Trauerfest der Fremdlinge deuten, die hier ihren Beschützer feyerten, und sich, nach der Gewolnheit bey solchen Festen, heftig schlugen. Auch die Farbe dieser Vögel, und dafs sie sich, wie Aclianus sagt, des Fleisches enthal- ten, ist nicht ohne Beziehung. 69) Aristoph, Nub. 618, - 25 obersten Göttern, (dem Osiris und späterhin dem Serapis, der an Osiris Stelle trat) vornemlich Götter der Unterwelt und Rich- ter der Toodten sah 7°), dem das Leben nur als ein unbedeutender Uebergang in das ewige Reich des Todes erschien, und das die Grä- ber für seine wahren Wohnungen hielt 7:), darf es uns nicht auf- fallen, die Wohnungen der Lebenden vernachläfsigt, die Gräber aber auf alle Weise verherrlicht zu schen 72), Dieser Gegenstand ist von dem Verfasser des Werkes über die Obelisken mit einer so befriedigenden Fülle und Gründlichkeit behandelt worden, dafs ich dabey nur auf ihn zu verweisen brauche. Jedermann kennt das berühmte Grabmal des Osymandyas, das ein Pallast war 73); und das bewunderte Labyrinth, welches Herodotus über die SEXAHRN 70) S. Zoöga de Oheliseis p. 302. sqy. Schlegels Weisheit der Indier $, 112. 7) Diedor, L. I. 51. p. 61. Nach der Philosophie der Inder, die wohl gröfstentheils die Philosophie des Orients überhaupt war, ist das Leben nur die Empfängnifs des Menschen, der Pod aber seine Geburt zum wahren Leben. Megasthenes b. Strabo L. XV. S, 1039, C. 72) Wie die Gebäude der Aethiopier und Aegypter zuerst aus troglodytischen Höh- len entstanden und ihnen nachgebildet waren (s. Heerens Ideen II. S. 654.), so entstanden auch wohl zunächst die Grabgebäude aus solchen Höhlen, die man “mit Vorhallen und Höfen schmückte. Was Diodorus L, I. 46. von den bewun- ” dernswürdigen Gräbern der alten ägyptischen Könige sagt, deutet Zoega (de Obeliscis p. 282, not. 14.) mit Wahrscheiulichkeit auf solche Anlagen: Diodori verba accipienda reor de aedifieiis, atriorum loco magnifice structis ante ostia antrorum, in quibus condita erant, cadavera, et huc pertinere ingentium aedi- hciorum ruinas, quae circa Gurnu et Medinet-habu hodie quoque conspiciuntur, "Auch in manchem ägyptischen Tempel fand man noch die Achnlichkeit einer Höhle, Plutarch, T. I, p. 359, A. ai ss ray vaay Dadeesıs, mn mer dvsıpivan eis wreem nel deowss Umasdeious nal naudagaus, an d8 KAUFTE nal anorIn ware ns 8Xovray leroriarngia EIIHAAIOIS furira zei anreis. So scheint diese Stelle gelesen wer- den zu müssen, statt des anerkannt verdourbenen OHBAIOIE. Wyttenbach schlägt Iurais vor. 73) Diodor. L. I. 47—49. erläutert von Zoega p. 418, fl, Pocock glaubte die Rui- nen dieses Grab-Pallastes zu schen (Beschr. des Morgenl. I, $, 138.), wogegen Heyne D 26 } prachtvollsten Werke der Hellenen erhebt, und das angeblich von zwölf Königen. — die wohl auch zwölf”der alten Götter gewesen seyn dürften — an den Ufern des Möris aufgeführt worden war 74).: Auch in andern Ländern des Orients tritt uns dieselbe Erscheinung entgegen. Was zu Babylon die meisten einen Tempel des Bel nennen, heilst andern ein Grab des Belos 7°), und denen, die in der Fabel nach Geschichte jagen, seine Königsburg. Eben daselbst war Ninus ‚ vielleicht auch eher ein Wesen der Einbildungskraft, als eine historische Person, in dem königlichen Pallaste beygesetzt und mit einem grofsen Grabmal geehrt 76). So war auch Perse- polis Grabmal der Könige und. Residenz 77). Von den Memnonien wird dasselbe gelten, Es wird diels aber nicht blols durch die Ana- - logie Heyne (Comment. Societ, Gött. T. V. p. ı21.) Zweifel. erregt, Auch Zoega hält das, was Strabo das Memnonium nennt, und nicht weit von den Felsengräbern der Könige auf die Abendseite des Nils setzt, mit Jablonski S. 103. für das Osymandrum. 74) Herodot. L. II, 148. Vergl. Diodor. L. I. 61. 66. 89. Auch die Etrusker, den Aesytern in so vielen Dingen ähnlich, hatten ein Labyrinth an dem sogenannten Grabmal des Porsenna, welches Varro beym Plinius L. XXXVI. ı3. beschreibt. Clemens von Alexandrien (Cohort. ad Gentil. p. 44.) nennt Pyramiden, Laby- rinthe und Mausoleen, Tempel und Gräber der Todten neben einander. Auch Manetho beym Syneellus p. 59. f. nennt das ägyptische Labyrinth ein Grab, und doch war es auch ein Tempel zugleich und ein V ersammlungsort, So we- nigstens wurde seine innere Einrichtung von. denen gedeutet , auf die sich Strabo L. XVII. p. 1165, C. beruft. Vergl. Zoega de Obelisc. p. 417., not. 9. u. Heerens Ideen I. S. 653. Wenn also die späten Könige Aegyptens Grabmä- ler und Palläste vereinigten, befolgten sie nur den alten Gebrauch ihres Reichs. In der königl. Residenz zu Alexandria war ein besonderer Theil, das Grabmal genaunt (en%#), wo der Leichnam Alexanders des Grofsen und die der Ptole- mäer ruhten, Zenob, Adag. III, 94. Strabo L. XVIL, p. 1144. A, etc. Casaubon. zum Sueton. Aug. c, 18. 75) Herodot. L, I. 181. Arrian, de Exp. Alex. L. VII, ı7. p. 452. ed, Schm. Diodor, L. II. 9. Plin, VI. 26. nennen es einen Teinpel; Strabo L. XVI. p. 1073. B.' ein “ Grab (vergl. Aelian, V. H, XIU. 3.) Curtius L»V. ı. eine Residenz, 76) Diodor. L, II. 7. 77) Diodor. L, XVII. 7ı. D \ 27 logie begründet 78), sondern ein ausdrückliches Zeugnifs versichert, dals Eos den Leichnam des geliebten Sohnes dem berühmtesten der asiatischen Memnonien anvertraut habe 79). Auch das ist nicht ohne Bedeutung, dafs das thebäische Memnonium so ganz in der Nähe der königlichen Gräber lag, nicht anders, als ob es ihnen zur Zierde oder zum Schutze bestimmt gewesen sey. IL Ueber die Bildsäule des Memnon. Wir können nicht von den Memnonien handeln, ohne der tönenden Bildsäule Erwähnung zu thun, die als ein Wunder des ägyptischen Alterthums ganz vorzüglich ein Gegenstand Baehrter Forschungen gewesen ist. Ohne 78) Es läfst sich muthmassen, dafs das Memnomium zu Susa, so wie der Todten- 79) pallast zu Persepolis, einen ägyptischen Charakter gehabt hatte. Diesen fanden ohne Zweifel diejenigen an ihnen, welche erzählten (Diodor, L. I. 46,): die Perser hätten, nach der Zerstörung der thebanischen Herrlichkeit, die geraub- ten Schätze nach Asien entführt, und mit Hülfe ägyptischer Rünustler die berühmten Palläste zu Susa, Persepolis und in Medien erbaut. Uebrigens sagt Diodorus LE, II, 22,, die Memnonien hätten in Asien bis auf die Regierung der Perser bestanden. Hätte er dieses im eigentlichen Sinne gemeint, so wäre es, wenigstens von dem Memnonium in'Susa, erweislich falsch. Meinte aber Diodorus, oder der, welchen er ausschrieb ‚dafs sie uur bis dahin in ihrer wahren Beschaffenheit, als verehrte Gräber, bestanden, so ist diese Behauptung mit der Geschichte übereinstimmend. Mit dem Siege der persischen Waffen endete der ägyptische Cultus in Asien,, und die Grabpalläste Memnons wandel- ten sich in Wohnungen der. Könige um, ‚In Aegypten selbst wich der Dienst des Ammon dem Dienste des jüngern Osiris, der, zufolge einer religiösen Sage, seinen Vater Ammon vertrieb, und sich an seine Stelle setzte. Diodor. _L. II, 72. Aelian, Hist. Arim, V. ı. Akyava ei way Teuads € Eri olmovures neioy nei Fı va ns E og [4 E N ® y N x x » - & 14 Hovs Mewvovz sis en Evsroy. mul auroy iv Tor v: £x 80V sis r2 Zoira, u erw Mewvo- wein Umvovusz, une was kenrges rg wer ‘x ray Devay > Fuxei undsvosws vn5 FeoeHnoVen Mura. dvoumlsshar de ol any arm any drralde Arme D: 28 Ohne das zu wiederholen, was andere über diesen Gegen- stand gesagt und gesammelt haben, will ich ihn nur in Beziehung auf den Hauptpunkt unserer Untersuchung betrachten, Wie mag es gekommen seyn, dals während man das Grab und die Todtenfeyer des Amenophis in so verschiedenen Gegen- den findet, das Wunder der tönenden Bildsäule sich nicht ebenfalls wiederholt? Warum ist Theben .allein im Besitze dieses Wunders geblieben? Konnte das, was man in Theben, auf welche Weise auch immer, bewirkte, nicht auf gleiche Weise in Susa und ander- wärts hervorgebracht werden ? Oder aus welchen Gründen unter- liels man gerade das, was die Verehrung des äthiopischen Heros andern Gegenden und Völkern am kräftigsten hätte empfehlen müssen? Hatten sich etwa die Priester des thebäischen Amenophis 3 dieses Wunder allein vorbehalten? Sollte dadurch das Ansehen des ältesten Memnoniums gesichert werden? Ich glaube nicht. Vielmehr war die ganze Gaukeley der höchsten Wahrschein- lichkeit nach viel neuer, als irgend ein asiatisches Memno- nium. Die Verehrung des ägyptischen Amenophis war schon in garr ‚toschen , als der Gränitblock in dem: verödeten Diospolis zu tönen begann, Der erste unzweydeutige Zeuge dieses Wunders ist Diony=- sius 80), der Verfasser einer poetischen Geographie aus dem Zeit- alter 80) Dionys. Perieg. V, 249. Wäre das, was als Zeugnifs des Manetho in Syncel-— lus Chron, p, 72. angeführt wird, wirklich von diesem Zeitgenossen -des zwey- ten Ptolemäus, so wurde das Wunder eine etwas ältere Autorität für sich ha- ben. ET 29 alter Augusts. Herodotus, der den Nahmen des Memnon sehr gut kannte, und jedes ägyptische Wunder seiner Betrachtung würdigte, schweigt von diesem ®); und nach allen Vermuthungen, in denen sich Jablonski 8) erschöpft, um dieses Stillschweigen zu erklären, bleibt es doch nur dann erklärbar, wenn 'es zu seiner Zeit noch gar nicht vorhanden war. Auch Diodorus, der so rie- les von Aegypten weils, und dem Wunderbaren nicht aus dem Wege geht, übersieht dennoch, ob er schon des Memnon mehr als ein- mal gedenkt, den redenden Kolofs mit schweigender Verachtung, oder weil ihn keiner der Alten nannte , aus denen er sein Werk zusammenkittete. So kannte ihn auch wohl Hekatäus nicht, und so viele andere, welche Theben besucht hatten 8). Erst als sich der Verkehr der Römer mit Aegypten vermehrte, wurden die Töne dieses Memnons laut, und seine Stimme hallte in Schriften wie- der. Unverwerfliche und nüchterne Zeugen, wie Pausanias und Strabo, hatten selbst den Ton vernommen, mit welchem er den kommenden Tag begrülste, und wenn sie schon nicht immer über- zeugt werden konnten, dafs dieser Grüfs aus dem Innern des Ko- losses erscholl 84), so ist doch so viel gewils, dafs die Sache da- mals ben. Es ist aber bekannt genug, dafs jene angebliche Chronologie des Mane- tho beym Syncellus auf das mannichfaltigste interpolirt erscheint. S, Heyne Comm. Soc. reg. T. V. p. 103. Spittler ibid. T. VIII. p. 64, Daher auch Jab- lonski (Synt, III. p. 58. £.) so geneigt er sonst ist, jene Erscheinung für alt zu halten, doch von diesem Zeugnilse keinen Gebraucli machen will. 81) Herodot. L. II. 106, 82) Synt. III. p. 58. 83) Diodor. L. I. 46, Vergl, Heyne de Diodori fide in den Comm. T. V. p- 102. Cur- tius L. IV, 8. 3. erzählt, dals Alexander begierig gewesen, die berühmte Resi- denz des Memnon zu sehen; aber von dem tönenden Kolols schweigt er, und also auch gewils seine Quellen, 84) Strabo L. XVIL p. 1170. D. sagt: „Als ich mit dem Aelius Gallus in jener Ge- gend war, unter einer "Menge von Freunden und Soldaten desselben , habe ich um die erste Stunde einen Schall gehört; ob er aber aus der Basis, oder von dem 30 mals — nicht anders als ob es der Entdeckung eines neuen Phä- nomens gölte — viel geglaubt und viel besprochen ward. Wird es nicht hierdurch mehr als wahrscheinlich, dafs der vorgebliche Kolofs des Memnon erst in dem Zeitalter Augusts oder kurz vorher eine Stimme bekommen habe ? _Diese Stimme war, wenn wir auf das Zeugnils der Nüchternen hören, sehr unbe- deutend, dem Klange einer Saite gleich, die an einer gesprungenen Leyer tönt ®). Aber die Exegeten versicherten, vormals sey diese Stimme viel lauter und herrlicher gewesen, und sie habe nicht nur den kommenden Tag mit freudigen Tönen begrüfst, sondern auch dem scheidenden nachgeklagt 8). Diesen Reichthum wunderbarer "Kunst habe ihr die Wuth des persischen Hambyses entrissen 87), ’ wel- dem Kolofs herkam, oder ob er absichtlich von einer der Personen, die im „Kreis um die Basis standen, hervorgebracht worden, kann ich mit Zuverläsig- keit nicht bestimmen; denn wegen der Ungewilsheit der Sache möchte ich lie- ber alles eher glauben, als dafs eine auf diese Weise: geordnete Steinmasse den Schall von sich gegeben habe”. 85) Strabo 1. c. Pausan. I, 42. p. 161. sq. 86) Philostrat. Imagg, I. 7. e. 773. Callistr. Stat. IX. p. 901, 37) Pausan. l. c. Schol. Juvenal. bey Jablonski Synt. III, p. 81, Diese Geschichte wurde späterhin als ein sicheres Factum aus einem Chronicon in das andere = eingetragen, Chronic. Paschale p. p. 338. Kexßvens or "Auzvopw, ds Mewrav vopı- Cowevos eivaıAldos nei Pheyyansvos, 2zıst. wo man wohl lesen mufs: &5 M&vay vopi- Copevos av wal Altes OFeyyonsvos. Vergl. Euseb. Chronic. p. 72. u. ı5ı1. Ein glei- ches wird in den Inschriften betheuert, die wir weiter unten anführen werden. Solehe Autoritäten, deren trübe Quelle so bestimmt nachgewiesen werden kann, gelten nicht als historische Zeugnifse. Dennoch sagt Jablonski (Synt, III. p. 59.) nachdem er den Mangel eines Zeugnifses vor August eingestanden: testantur ve- ro plures scriptores antiqui, ante Cambysis tempora vocem Memnoniam. valde celebrem, inque Aegyptiorum omnium ore fuisse. Neque video, cur id negari a quoquam debeat. Verum quo tempore Herodotus Aegyptum adiit, vox illa defecisse mihi videtur. Verstummten auch die Priester und alle Landeseinge- bohrnen , dafs keiner gegen Herodotos etwas von dem erwähnte, was in ganz _ 31 welcher den Hauptsitz der alten ägyptischen Religion, und mit ihm auch dieses Wunderbild zerstört habe. So wie dieses nur noch ein Ueberbleibsel von sich selbst sey, so sey ihm auch von seiner wun- derbaren Stimme nur ein schwacher Nachhall übrig geblieben. So haben zu allen Zeiten die Exegeten in Tempeln und Kir- chen, oft mit ehrlichem Glauben, immer aber mit dem Wunsche, die Gegenstände der Neugierde dem fremden Beschauer auf das nachdrücklichste zu empfehlen, von ihren Wundern gesprochen; dals sie aus uralter Zeit herabgekommen , betheuern sie alle; und dann versteht es sich meist von selbst, dafs das Merkwürdigste da- von’ mit dem Fortgange der Zeit verlohren worden. Ein stürmen- der Angriff auf die Religion, wie der des Kambyses, kam sol- ehen Erzählungen gut zu statten. Wie es sich aber zugetragen, dafs der lang verstummte Ko- lofs eben um jene Zeit wieder Sprache bekommen, oder wohl ei- gentlich zuerst mit Sprache begabt worden, ist so leicht nicht aus- zumitteln.. Mosheim, welcher an der grundlosen Meinung hält 88), dals es schon in grauer Zeit eine tönende Memnonssäule gegeben habe, glaubt mit nicht mehrerem Grunde, dafs die Priester der al- ten, längst zerstörten eine andere untergeschoben, und zwar, um durch dieses Mittel dem Ueberhandnehmen des Christenthums ent- gegen zu arbeiten. Ich sehe nicht, wozu die Annahme eines sol- chen Betruges nöthig gewesen. Für das Wenige, was die Prie- ster absichtlich hier leisten wollten, um den Glauben, daß sich die göttliche Natur mit ihrem Abbild vereinige 89), durch ein sichtba- TCes ganz Aegypten bekannt gewesen seyn soll? Wie wäre das glaublich? Und doch soll eine Kunde, die schon damals vergessen schien, fast fünf Jahrhunderte spä- ter als ein historisches Zeugnils von dem unwissenden Gesindel, das zur Zeit der römischen Präpotenz Aegypten erfüllte, ausgesprochen worden seyn ? 88) Vorrede zu Pococks Beschr, des Morgenlandes. 1. S, VIII. 89) Aruob, adv. Gentil, L, IV. ı7. » »: 3° ”3 res Wunder zu stützen, war das verstümmelte Bild vollkommen hin- reichend,, ja, in gewisser Rücksicht, einem unbeschädigten vorzu- ziehen ; oder, wenn das alte Memnonsbild ganz vernichtet war, wie hätten sie ihrer Betrug bedecken, und die Meinung erhalten kön- nen, 'dals das plötzlich an einer vorher leeren Stelle erscheinende Bild das alte sey? Man darf auch nicht vergessen, dafs hier von Kolossen der grölsten Art die Rede ist. Die zweyte Vermuthung. desselben en ist nicht besser unterstützt. Man könnte viel- leicht zugeben, dals das neuerschaffene Wunder gegen das Chri- stenthum benutzt worden; unmöglich aber kann es in dieser Absicht erschaffen worden seyn. Denn als Germanicus im neunzehnten | Jahre der christlichen Zeitrechnung : Aegypten bereiste, und unter andern Wundern auch das steinerne, bey den Strahlen der Sonne tönende Bild, seiner Aufmerksamkeit würdigte 9°), war dieses Wun- der schon eine bekannte Sage, und als. eine solche vom Diony- sius erwähnt. Damals aber lag das Christenthum nebst seinem göttlichen Stifter noch in dunkler Verborgenheit. . Wahrscheinlicher möchte es wohl seyn, dafs man dabey zu- nächst auf die Bewunderung der neuen Herrscher Aegyptens gerech- net habe. Das eitle, zu jedem Betruge geneigte Volk, das von sei- nen Vorfahren den Stolz auf seine alte Abkunft, einige Trümmern unverständlicher Weisheit, und eine unerschütterliche Anhänglich- keit an seine alten Götter geerbt hatte 9), mochte vor allen Din- gen wünschen, die Herren der Erde für seinen Glauben zu gewin- nen, und ihnen durch auffallende Erscheinungen Ehrfurcht dagegen einzuflössen. Jedes Wunder Konnte hierzu tauglich scheinen , und die Lüge, wie es oft geschieht, trat als Patriotismus auf. Ganz ver- fehlt war diese Rechnung nicht. Trotz aller Verbote, die seit dem Ende des siebenten Jahrhunderts der römischen Zeitrechnung gegen den 90) Worte des Tacitus Aunal. II. 61. 91) S, Fea zu Winkelmanns Storia I. p. 7. not. C. Werke, UI. S. 31a. . ur. 33 den ägyptischen Aberglauben erlassen wurden, fand er doch in dem eben so rucklosen als abergläubischen Rom immer mehr Eingang, bis er endlich unter Hadrianus die öffentliche Sanction errang 92). Hier ist also eine Absicht sichtbar, und wir sehen einen. wirklich. erreichten Zweck, welcher auch die Absicht wahrscheinlich macht, Hierzu konnte vieles tauglich scheinen. Auch die Gaukeley einer tönenden Bildsäule konnte hier und da eine gläubige Seele.rühren, Was nun übrigens die noch jetzt vorhandenen Memnonsäu- len betrifft, welche in der.Gegend vor‘ Theben ' gefunden worden, so ist, um. auch ‚hierüber ein Wert zu sagen, die Verschiedenheit der. Meinungen (über das ächte .Memnonsbild zur Genüge bellannt 9). Es ‚scheint aber diese Ungewilsheit wicht erst seit keut und gestern obzuwalten, sondern das Alterthum selbst schwanlite, slliem Ansehen nach, zwischen mehreren Kolossen jener verödeten Gegend. Einer dieser Kolossen ist mit einer Menge + von inschrikten ausgestattet, welche auf die unzweydeutigste Weise darthun, dafs ihn eine beträchtliche Anzahl von Reisenden als den ächten Mem- non betrachteten, und seine Stimme vernahmen. Hierüber kann kein Zweifel ‚obwalten. Die Vermuthung ‚einiger, dafs sich. diese Inschriften nicht auf den Kolofs, an „dessen Füssen sie stehen, son- dern 92) Die verschiedenen Versuche, die Fortschritte dieser Religion in Rom zu hem- men, zählt Fea auf, zu Winukelm,. Werken Til. S. 349. f. Das erste Zeichen öffentlicher Anerkennung erfolgte unter August durch ie Erbäuung des Tem- pels der Isis und des Serapis. Dio Cass. XLVII. c. 15. p, 5o1. Vergl. Zoega de Obelisc. p. 546. Meiners Gesch. der Denkart der ersten Jahrhunderte nach Chr. Geburt 8. 46. f. 3 93) S. von Veltheim üher Memnons Bildsäule in dessen Sammlung einiger Aufsätze U. Th. 67. fl. Heeren’s Ideen II. S. 529. Sreuzer über Symbolik und My- tbologie I. S. 306, £. B 34 dern auf einen entfernteren beziehen möchten 94) 3 erscheint ; wenn man sie selbst liest, als ganz ungegründet. Nun stimmt aber die Beschaffenheit‘ dieses von Pocock und andern beschriebenen Kolosses keineswegs mit der Beschreibung der Alten überein 9%. ' Was. Strabo und Pausanias sahen, war nur der untere Rest einer ‚Bildsäule , «deren oberer Theil ‚abge= _ worfen war. Was die neuern Reiserden sahen, ist ein ganzer und vollständiger Leib, nur an den vordern Theilen durch die Zeit ver- stümmelt, aber ohne Spur irgend einer Gewaltthätigkeit. Dieser Wi- derspruch ist durch. Veitheim in das ‚hellste Licht gesetzt werden. Was dort noch zweifelhaft bleiben. könnte, klärt die getreue Abbil- dung bey Denon vollkommen auf 96), ; KEN r An z 94) Manche meynten so gar, dig. Reisenden würden es nicht gewagt haben, die wahre Bildsäule mit Inschriften zu verletzen, worauf Jablonsky p. 76. treffend geantwortet hat. - 95) Die Schwierigkeiten, die schen aus der Vergleichung- ‚der Alten hervorgehen, . hat bereits van Dale bemeikt, de, Orarulis P.. 208, #, und dach blichb ihm. die Stelle des Philosirastus Wit. ApcH. VL 4. unbemerkt,: die sich am wenig“ step mit den Beschzeibungen von’Straheo und Pausanias, und. eben: so! wenig, mit Pocock reimt, "Gleichwohl schrieb Plilostrastus sein Werk aus den Denkwürdig! ieiten eines Zeugen zusammen, des Damis, der Aegypten mit dem Apollonixs besucht, und .die Memnonssönie. selbst gesehan hatte. Ich will, bier. gelegentlich bemerk en, dafs, die Werte jenes Sehuen able p- 233., 7 ds Kuglon, v 3) vw eurzs, Part uey Sreossazevan eyage dopei Eper va eiyegmr, er ehe. Asai wors einndeiszis Asıma Ur > genrar mugsgowzıns LER zus 751 20» ix) 9 rl Eee een. ” ‚Eyirezre, weiche Veltkeim $. 72. "benntz t,,um Nor- dens Meinung zu unterstützen, den Platz der, Säule nicht nach seiner Porm, sondern nür in Rücksicht auf sein. wüstes Auschen, mit dem Farum einer vorlas- senea Stalt ‚vergleichen, Eine anderp,Stelladesspibey Schrifistellers I, Ieon, VIL 8. .773, ist von Hrn. Langlös $. 208. gewyisdentet, werden, als. ob Phil, den Kolofs als einen ungestalteten und öhne Kunst geärbeitcten -Trunk vorstelle, Dieser Gelehrte wurde durch Jablonsiy $, 70. in Irrtum geführt 96) Planche XLIV, wo, der verstünmelte Zuständ, des Kolosses genau dargestellt ist, Nur die vordera Theile des Gesichjes und der Brust sind Jurch die Zeit he- sehädigt. i : aus zul Pius, so a ae on \ 35 An eine Restauration nach Pausanias Zeiten ist nicht zu denken 97). Dieser Widerspruch hat Hrn. von Veltheim bewogen, je- nem Kolofs, trotz der Zeugnifse, die er an sich trägt, die Ansprü- che auf den Ruhm einer tonbegabten Bildsäule streitig zu machen. Ein anderer Tronk , welchen Norden 9%) unter den Ruinen des sogenannten Memnoniums fand, an welc'«m der obere Theil mit sichtbarer Gewalt von dem untern getrenrt war, schien ihm ge- gründetere Ansprüche zu haben. Auch Denon neigt sich zu die- ser Meinung hin 99). Gleich- 97) So meynte Pocock, da er statt des dimidii Memnonis (Juvenal, XV. 5. wenn 98) anders diese Satyre dem Juvenal angehört) dessen oberer Theil, nach Stra- bos und Pausanias ausdrücklieher Versicherung abgeworfen war, einen gan- zen Kolofs fand; und Bruce Travels T. I..p. ı20. The northmost is a good deal more mutilated. It was probably broken by Cambyses, and they have since endeavouredto repair it, Die Schwierigkeiten einer solchen Annahme hat Hr. von Veltheim S. 78. ff. in das Licht gesetzt. S.. 172. 99) In der Beschreibung von Pl. XCIII. wo das sogenannte Memnonium abgebildet ist: la statue la plus colossale de l’Egypte: elle avait 75 pieds de proportion; on en voit encore le torse et les ceuisses; il est probable que c’etait-la la statue de Memnon, puisqu'elle se trouye devant l’edifice qu’Herodote et Strabon ont in- dique comme &tant le Memnonium, puisque l’on a mis une grande volonte a la renverser; ce qui suppose un projet de decouvrir un mystere celebre (diese Vermuthung hat keinen Halt), ou detruire un objet de culte, et parcequ'elle est seule au lieu de deux, de l’une des quelles on s’est obstine ä faire la statue de Memnon. Wenn er Pl. XLIV. von der Pocockischen Memnonssäule sagt: Vautre statue qu’on est convenue, je ne sais parquelle preference, d’apeller la statue de Memnon, so könnte er scheinen, nur die Meinung der Neuern zu ta- deln; aber er setzt hinzu: dumoins c’est sur les jambes decelle-ci que sont in- scrits en grec et en latin les noms de ceux qui sont venus pour l’eniendre. Also schon zu Domitians Zeit gab man dieser einen den Vorzug. Der Umstand, dals hier zwey Kolossen neben einander stehen, ist Jablonski's Meinung S. 103. E*: 36 Gleichwohl sprechen die Inschriften laut und deutlich für den andern. Da nun aber doch die Beschaffenheit dieses andern mit der Beschaffenheit des von Strabo und Pausanias beschriebenen nicht übereinstimmt, so möchte man fast muthmassen, dafs die Rei- senden mit mehr als Einer Memnonssäule getäuscht worden. Wie dieses möglich gewesen, will ich nicht untersuchen. In einer Gegend, die schon damals öde, und mit Trümmern von Sta- tuen und Gebäuden bedeckt war 1°), mochte ein solcher, vielleicht nicht sehr künstlicher Betrug leichter zu bewerkstelligen seyn, als wir uns, durch die rhetorischen Uebertreibungen einiger Alten be« stochen, einbilden mögen. 103. ff., dafs Diodorus I, 47. den Pocockischen Memnon beschriehen habe un- günstig. In dieser Stelle Diodors hält Zoega de Obelise. p. 419. not. ı7. die Worte Meuvovas Tou Zywvirov für ein Einschiebsel. Diefs ist von Mewvovos wahr- scheinlich; das andere Wort aber hat man richtig in Eymirev verbessert, worun- ter man den mvjloreizirss zu verstehen hat, aus welchem so viele ägyptische Statuen gefertigt worden. $. Fea zu Winkelm. Werken. III. Th. 359. not. 446. Savary Zustand von Aesypten, II. $. 106. ff: spricht von der mit Inschriften ver- sehenen Säule, als ob sie nur noch halb auf ihrem Postament stän- de, und genau mit der Beschreibung der Alten übereinstimme. Dieser Reisen- de hat aber. überhaupt alles durcheinander geworfen. Auch Sieard (Memoires des Missions du Levant VII. p. ı61. erkennt in den zwey Kolossen, die, wie er sagt, mit lateinischen und griechischen Inschriften verschen sind, die des. Strabo; sprieht aber doch von einem dritten Kolofs, welcher das Bild des Kö- nigs Memnon sey. 100) Bey jedem Schritt, sagt Savary II. $. 96., stölst man auf Stücke von Säulen, Sphinzen, Statuen, Kolossen und so prächtigen Ruinen, dals man von Erstau- nen und Bewunderung ergriffen wird, _ DE — 37 UI. Ueber die Inschriften an den Füfsen der Bildsäule bey Medinet-habu. Eine Anzahl von Reisenden, welche so wie Pausanias und Strabo die Stimme des Holosses gehört hatten, haben, wie eben gesagt worden, durch Inschriften an den beyden Fülsen der Mem- nonssäule das Wunder dieser Erscheinung bald in lateinischer, bald in griechischer Sprache bezeugt. Pococle, welcher einen halben Tag bey diesen Bildern verweilte, hat diese Zeugnifse abgeschrie- ben, nicht ohne Unterbrechungen, welche ihm misgünstige Araber verursachten. Vieles hat er unrichtig gelesen, und es sind nur we- nige unter diesen Inschriften, die, so wie sie in der Beschreibung des Morgenlandes (I. tab. XXXVIH.) und in den Inscrippt. antiquis gr. et lat. 1752. p. 81 — 94. von ihm herausgegeben worden, ver- ständlich und lesbar wären. Die Beschaffenheit des Steines, der überaus grobkörnig und löcherig war, hatte schon den Steinmetzen Schwierigkeiten verursacht, indem er oft die zusammengehörenden Züge eines Buchstaben aus einander ziehen mulste, manche Züge aber nur undeutlich ausdrücken ‚konnte ; wodurch denn natürlich die Schwierigkeit des Lesens in der beträchtlichen Höhe und des richtigen Auflassens, bey dazukommenden Mangel an .Zeit und Ruhe, sehr vermehrt werden mulste, Norden hat nur einige wenige dieser Inschriften copirt, und nur eine einzige griechische. Seine Arbeit ist daher für das Ganze von geringem Nutzen; doch reicht sie hin zu zeigen, dals Pococks Abschrift keineswegs so genau ist, als man wünschen dürfte, und mehrere gewähnt haben. Das Interesse des Gegenstandes und selbst die Schwierig- keiten, welche diese Inschriften darbieten, hat mehrere Gelehrten gereitzt, sich um ihre Wiederherstellung zu bemühen. Leich, Ja- 38 Jablonski, Dorville und Pott :°:) haben Beyträge hiezu ge- liefert; dem einen ist dieses, dem andern jenes gelungen ; weniges aber ist auf das Reine gebracht; ja, die wichtigsten dieser Inschrif- ten sind noch ganz unverständlich, Diese Sache ist einer neuen Prüfung nicht unwerth. Ich werde daher diesen Abschnitt der genauen Betrachtung jener merkwürdigen Zeugnilse widmen; und sie so weit herzustellen suchen, als es meine Kräfte erlauben. Vielleicht richtet dieses Be- mühen die Aufmerksamkeit künftiger Reisenden von neuem darauf, die das Schwierige dann mit leichterer Mühe entziffern werden, wenn ihnen der Sinn wenigstens dämmert. Einiges glaube ich schon jetzt mit vollkommener Zuverläfsigkeit herstellen zu können ; anderes konnte, bey der Beschaffenheit unserer jetzigen Abschriften nur bis zur Wahrscheinlichkeit gebracht werden ; anderes mulste endlich ganz ‚unberührt bleiben. Da die Inschriften nur durch den Zufall zusammen gereiht sind, die Ordnung also, in welcher sie behandelt werden, gleichgül- tig ist, so will ich diejenigen, deren Inhalt mir vorzüglich wichtig scheint, an die Spitze, und die übrigen, so wie sie sich etwa gegen- seitig erläutern, zusammen stellen. .“ Eine Inschrift auf dem linken Schenkel (Pocock nr. XXI.) wird mit Recht als eine der wichtigsten angesehen, da sie bestimmte Nachricht über die Beschaffenheit der Memnonischen Stimme gibt. Auch ist sie unter den grölsern eine der wenigen, die mit vollkom- mener Evidenz hergestellt werden können. Der Text hat bey Po- cock folgende Gestalt: 101) Leich im Anfang zu den Carmin. sepuler. Lips. 1745. 4.. Jablonski in Syn- tagmate de Memnone Sect. II. Dorville in den Anmerk. zum Charito. Pott in Veltheims Aufsätzen. II, Theil, 39 E®PATCE KAMBYCHC ME TONAE TON AIOON BACIAEOC E I9OYT EIKONA ERMEMATMENON ®NNHAOAY MOC HAI TIAAAI MOI MEMNONOC TA IAOH TOOCA HN ABEIAEN AMBYCHC ANAPOA A NYNICAIACA®H TA POETTMATA OAO®PTPOMAI THC IIPOCOE AEITANON TYXHC, Leichs Verbesserungsvorschläge des zten u, gten Verses sind bis auf dv räizı, mislungen. Im 4ten V. liest er riehtig yoaray und &DeiNe Kaußiry. Im sten theils richtig, theils unrichig, «AN &rogx vu) al dradg Ta DIeyyuare, Im letzten endlich höchst unglücklich: r%s maorIe Awovos TUxy- Hier war also Gutes mit Schlechtem, Gelungenes mit Mils- lungenem vermischt; doch sprach Leich von seinem Versuche be- scheiden. Jablonski (S. 99.) benutzte einiges von seinem Vor- gänger, ohne ihn zu nennen, und setzte vieles Verwerfliche hinzu ; wodurch die Wiederherstellung rückwärts ging. Ohne allen Grund dichtet er ein Gespräch zwischen dem Kolofs und einem Wanderer, und gibt demnach der Inschrift diese Gestalt: u. "ESoause Kaußions ws TöVde Tov Aldov, Barındos YAlov einövz Expeparyevov. Dwıy 34 AYunos Av waraı wor Meuvovoc. Tu musy Y,örea W, adeire Kaußury. B. 2vsdoo& yer vuvi wor arada Ta DIE yyuara oNoQygopzı TAS mgoaIe, BeiNdrarE, TUXA Der beygefügten lateinischen Uebersetzung zufolge sollen diese räthselhaften Worte folgenden Sinn haben: A. Vulnerayit me Camby- ses huncce lapidem in efligiem regis solis efformatum. Vox mihi sua- vis erat qnondam Memnonis. At voces lactitiae aut tristitiae affe- . etum distinete testantes abstulit Cambyses. B. Sane intoleranda nar- zas. Vox tua nunc obscura sonat et non intelligenda. Deploro eam, quae oliım te, miserrime, afllısit calamitatem, Man 40 Man sieht, der gelehrte Mann ist weder über Sprache, noch Versmaafls, noch Auslegung sehr bedenklich gewesen. Als ob es nicht genug wäre an den Freyheiten, die sich der ungeübte Verfas- ser der Inschrift. wirklich genommen hat, wie die Verkürzung der mittlern Sylbe in Kaußurys (V. 4.), leiht er ihm, aufser einer Menge von Hiaten, im zweyten Trimeter einen Bacchius , und im dritten einen Palimbacchius. Die willkührliche Deutung der Worte des jteu Verses, die nie etwas anderes heilsen können, als: affectus autem, qui (mihi) erant, Cambyses eripuit — glaubte er durch die Worte des Kallistratus über dieselbe Bildsäule zu retten : Eiyev ovy EYREKOLX- peva xul T& Aumoüvra nal maAıy Wong aiesyrı autov narsAcdußavev, um’ dudorsgwv ray masäy mAyrrouevov — welche allerdings sagen, dafs man den Kolofs der Freude und des Schmerzes fähig glaubte , kei- neswegs aber, dafs 7% z&Sy die Töne dieser doppelten Ge- fühle bezeichne. Herr Langles, welcher im Anfang zum Norden (II. S. 229. diese Inschrift wiederholt, hat kein Bedenken getragen, diese Jab- lonskische Fiction, sammt ihrer willkührlichen Ausdeutung, unver- ändert aufzunehmen. Ein dritter Versuch des Herrn Abt Pott, hat diese Inschrift ihrer ursprünglichen Gestalt um vieles näher gebracht, Er liest V. 3. Duvg 3 Ddugues Av. V. 5. Zap9ga 34. Diese Verbesserungen lei- den keinen Widerspruch. Anderes ist ihm weniger geglückt. Im aten V. ist Brrıkews Er$Ao0 eine übermälsige Verletzung des Sylben- maalses; ein anderer Verschlag Bxrı\das Euvoou vergröfsert das Uebel noch mehr. Das einzige richtige ist, was der Erfinder selbst nieht’ dafür hält: BarınEas oder Barı\eos Euou eine Lesart, die nicht nur den verloschenen Zügen des Originals am nächsten kömmt, sondern auch durch eine Stelle des Philo- stratus (Vita Apoll. VI. 4. p. 233.) über allen Zweifel erhoben wird: 41 wird: $uravres ouv uAlare Alflorı va’ Haw Mepvovi.. . Toy Ev Karo Tod di- Sem, nal IuAmew, rovdE do TuS unraos Emovousloyres 102), Im Aten V. schreibt er r/v &PeiAs, um den Hiatus zu vermeiden, den, wie er sagt, kein guter Grieche dulde, als welcher in einem solchen Falle iv oder 74’ ausgesprochen habe. Mag indefs in dieser Behaup- tung alles stehen, wie es steht, warum duldete der Kritiker im näch- sten Verse und im z2ten gar zweymal, was ihm hier uncrträglich schien? Eine solche Licenz mehr soll uns nicht beunruhigen. Wir haben es hier nicht mit geübten Versificatoren zu thun, sondern mit solchen, denen für ihren Zweck schon das Nothdürftigste ge- nügte, das wohl meist auf der Stelle aufgeschrieben und von un- "wissenden Steinmetzen eingehauen ward. Diese gegenwärtige In- schrift ist zu den bessern zu rechnen: das Sylbenmaals ist nothdürf- tig beobachtet; aber sie von allen metrischen Sünden reinigen zu wollen, würde durchaus unkritisch seyn. Im sten V. hat Hr. P. das Sylbenmaals unnöthiger Weise verletzt, indem. er äyagsox de vüy schreibt. Mein Freund, Herr Prof. Buttmann, liest 34 vw, was ich auch für das Richtige halte. xxi &r2®% ist ein blofses Ver- ‚sehen des Steinmetzen, welcher die Krasis nicht beobachtete, wo- von weiter unten zahlreiche Beyspiele aus Steinschriften gegeben wer- den sollen. — Der Schlufs des oten V. ist gänzlich milslungen. Ge- wils bedeuten die von Hrn. P. vorgeschlagenen Worte: &y zvory (&voig) ruxns, nicht, ‘wie der Verbesserer meynt: Wie schmerzt mich der Unfall, den Wahnwitz einst zeugte. Ein anderer Vor- schlag (S. 118.): EAseivyg ruxng ist um ein Weniges besser. Bey- fallswerth aber kann er auch nicht heilsen. 02) In einer Stelle des Pausanias L. I. 42. p. ı60. glaubte Herr Facius dassel- be Beywott zu finden: ers yag irı (oder nach einigen Handschriften: Lid ug Er) wudnpeerov ayarııa s ’Haov Möpvove Övoloveiv ol woAiei, Wo die gemeine Lesart "HAcioy ist. Es war ihm aber entfallen, dafs Jos. Scealiger zum Eusebius P- 25. nxXE oy verbessert , was oflenbar dem verlorbenen »Asıo» am nächsten kömmt- F 42 Die ‚ganze. Inschrift mu/s ohne Zweife) auf folgende Weise gelesen werden: ’EOPATCE KAMBTCHC ME TONAE TON ATI®OON BACIAENC ’ENOT ’EITON’ ’EKMEMATMENON- BNDNH A’ ’OATYPMOC ’HN IIAAAI MOI, MEMNONOC TA HAOH TOGCA, ‘BEN ’ABEIAE KAMBTCHC, ’ANAPOPA AH NTN KACA®PH TA $OETMATA ’OAO®YTPOMAI, THC UPOCOE AEIYANON TYXHC. Mich diesen Stein, zu des Eoischen Königes Ebenbilde gestaltet, verletzte Rambyses. Meine Stimme war vor- mals ein Wehklagen, die Unfälle Memnons beseuf- zend, und diese hat mir Kambyses entrissen. Nun wein ich also unarticulirte und urvernemliche Töne, ein Ueberbleibsel des vorm’aligen Glücks. Hier ist alles in dem vollkommensten Zusammenhang. Die Beschreibung der Töne des Kolosses stimmt mit.der Versicheruug Lucians (Philops. $. 33. T. 7. p. 286,) überein, dafs er den mei- sten nur eine unvernehmliche Stimme («rywsv Dwvyy) hören lasse. ‚In den letzten Worten-weicht nur ein einziger Buchstabe, und die- ser ganz unbedeutend (Y und W) von Pococks Copie ab. Tuxya Asi\xvoy aber ist eben so gesagt, wie beym Lucian (Amor. |. 7. T. V. p. 264.) oldly yo &v ulrais 0ad& Euduıpovias ögärsı Asipavo 2 Folgende Inschrift (auf dem linken Schenkel nr. XVII.) ist das Werk eines noch weit schlechteren Versificators, welcher hin und wieder nur mit dem Scheine eines Sylbenmaases täuscht: u. ATAHC TO IIPOCOEN MOYNON ECAKOYCANTAG NYN 0CC CTNHOEIGC KAI®LAOTC HCIIACETO MOAQNOG TLAIC HOYC TE KAI TEIONNOIO AICO HIN APA TNONON KALI POELTTMATA HPTYCIC EXNKE AuMIOYPTUC TAN OAN, In 43 In den drey ersten Zeilen dieser Inschrift, welche Leich (S.82.) und Jablonski ($. gı.) ebenfalls behandelt haben, war das Richtige schwerer zu verfehlen als zu finden. - Die letzte Zeile war schwieriger; und Jablonski, oder vielmehr der kritische Freund, dessen Vermuthungen er mittheilt, erkannte anch hier das Rechte ohne Irrthum. Leich war fast unerwartet blödsichtig gewe- sen. Demnach, trug auch jenem die bessere Einsicht keine Frucht. Denn da er die 4° Zeile nicht zu heilen verstand, verdarb er alles übrige, und brachte ein durchaus sinnloses und untaugliches Mach- werk heraus, das man,bey ihm selbst, oder bey Langles, der es (S. 226.) ohne Bedenklichkeit und Abweichung wiederholt, nachse- hen mag. Dennoch hatte Leich gerade in der /ten Zeile das Schwie- rigsie schon geheilt, indem er Zırsyrw dgs verbesserte. Was noch übrig blieb, ‘war in der That nur eine unbedeutende Kleinigkeit; aber an dieser Kleinigkeit hing der Sinn des ganzen Schlusses, wel- cher vollkommen deutlich ist, wenn’ man auf folgende Weise ver- bessert: ’AYAHC TO IIPOCOE MOYNON ’EICAKOTCANTAC NYN 'NC CYNHOEIC KAI BLAOYC ’HCITIACATO MEMNS)N, 'O IlAIC ’HOYC TE KAI TIONNOIO. ’AICOHCIN ’APA TN AION KALI BOETMATA ‘H PYCIC ’EAQKE, AHMIOYLTOC TILN OAQN, Uns, die vorher nur allein die Stimme vernahmen, hat Memnon, der Sohn der Eos und des Tithonos jetzt als Bekannte und Freunde begrüfst. So hat also die Natur, die Werkmeisterin des Ganzen, dem Steine sogar Em- pfindung und Töne gegeben. — Hier hat der ste V. durch die unbedeutende Veränderung von T(LNOSL in TNAION, die, bey der grolsen Aehnlichkeit der Buchstaben N und Al, O und ©, de- ren Verwechselung sich auf Steinschriften immer wiederholt (S. Vi- F® ' sconti HH sconti Iscriz. Triopec p. 68. not. d.) gar keinen Zweifel leidet, die vollkommenste Hlarheit erhalten. Gerade so drückt sich auch Kallistratos (Stat. IX. p. 900.) über diesen Gegenstand aus: einady En Aldov meroımneiy: ou my Ev TO olneioıs öpoıs Eueve AIOOC dv, et ro ri bireus sıryuAöv Eveixero (L. Helixero), EAN au AIOOC av Eixev EEovriav Owvne. Und weiter hin: xal j ev Dürıs ryv Altay ylverı EdIoyyov ragyyarye ... ereiva IE Ta Meuvovos AIONUu zul hdovio TIAPEANKEN ‘H ®TCIC xal wergav wvenıkev a: Uebrigens geht aus dieser Inschrift hervor, dafs ihr Urheber, aulser den unvernemlichen Tönen, auch einen deutlichen Grufs zu hören geglaubt hatte. So fordert der Gegensatz der beyden ersten Verse, obgleich Philostratus (Heroic. p. 699.) den Ausdruck &rralsı$eı auch von der erstern Art der Töne gebraucht: ersıay urriva moutuu 6 Aus EXBaAAy, rag’ ve Te &yaruın Dany Erguyvorırn W tous Segxnoyras arraleraı, Auch andere glaubten, solche vernemli- che Grülse gehört zu haben. So Lucianus KrRiInpE: $. 33.) Exel= vou (ToÜ Meisonar) Ley oDy Hrauga, OU KuT& TO Koıvov Tax TOAADoLs Kryuoy ra Davhy, ERAE wor wal exggyrev © Meuyay auros dvolgas TO TTOnE €9 27 Sal. EMECW ETT%, 13 Bestimmter noch lautet das Zeugnils einer dritten Inschrift (Nr. IH. auf dem linken Schenkel), die uns Nachricht von einem Besuche des Kaisers Hadrianus beym Memnon gibt: MEMNONA IIYN®OANOMAN AICYIIHON AAIN ATCAI AUIN MEMNDN HN OHBAIXN TIYAION AAPIANON AECIANN TON HAMBACIAHA IIPINATCAG ACNN XAIPHN EIIEPOINC AYNOTOON TIPANAOTTEAANN AOTEICIAL AIAT7OEROGC IITIOIC .ICKIAI QPANN AEIIEPON HXEAAETPON NLCXAMBOAOTTYIIEH TOIH MEMNNN HANHAYAAH OATTONON MIPN ... ITPITON AAONIH - 45 KOIPANOC AAPIANOC ... AICAAIC TOCAKATTOG MEMNONA KANG ... AIKAA ... 110Y MOYOIC TPOIITATACAMAIN... TATOC EYIAE KAOCCEC AKOTYE AHAON IAICI AE TE TNCIEPIAICI OEOI, Diese Inschrift, welche einer der verdorbensten ist, hat, meines Wissens, aulser Leich (S.79. go.) niemand zu verbessern gesucht ; doch hat er nur einige unzusammenhängende Worte zu ent- ziffern gewulst 103). Folgender Versuch wird wenigstens in einigen Theilen Genüge thun: MEMNONA IIYN®OANOMAN ’AITYIITION "AAIQL ’AıCAL ’AN TIOAIN ’AMMONIHN, OHBAIKNN IIPO IITADN- "AAPIANON A’ ’ECIAQN TON TIAMBACIAR ‘O IIPIN ’ACAC ’AEAINL, XAIPEIN ’EII,’ENOC’EYZYNETON, TITAN A ‘OTT ’EAANN AEYKOICI AT’ AIOEPOC IIIIIOIC TEIAE, KAI ’NPANN 'ECIHEPON ‘HKE METPON, "NZ 61 Leich, der einzige, welcher sich an dieser Inschrift ver- sucht hat (p. 80.), beschränkt seine Verdienste auf das im ı. V. richtig gelesene TIONNOIO und’IAPIEC im letzten. Ich glaube das Ganze also lesen zu müssen: ’AYTOC KAI TEPAPQ’TNQ MEMNONA TIONNOIO “ @HBAIAC ®ACCONT’ ’ANTA AIOC TIOAIOC, ‘HAYMEANC AE AEIAE, ’AITYTTIOL ‘20 ’"ENEIIOTEIN ‘IPHEC, MYOQN TON TIAAAINN ’IAPIEC. Auch ich will den Sohn des Tithonos, Memnon vereh- ren, welcher im Angesichte der thebanischen Stadt des Zeus thront, und anmuthig singt, wie die ägypti- schen Priester sagen, die der altenSagen kundig sind. V. ı. ATTOC. Auch hier findet sich die unzeitige Einschaltung des I, von der oben |. 3. V. 6. gesprochen worden ist. Die Sylbe T'£} statt ET) ist, nach der ganz ähnlichen PN) übersehen worden. — Statt TIONNOIO ist vielleicht, , wie oben $. 2. TEIO geschrieben, was Pocock ‚für III® ansah. Wie in diesem Worte O und © verwechselt worden, so wiederum V. 2. wo OHBAIAC zurerläfsig die richtige Lesart ist. Auch in OACCONT glaube ich, doch mehr durch den Sinn als die Züge geleitet, das Rechte getroffen zu ha- ben.. Wie dieses Wort überhaupt von thronenden Herrschern ge- braucht wird, so konnte es noch insbesondre auf die Stellung des Bildes bezogen werden. Philostr. Vit. Apoll. p. 233. r&s xeiges 699%% VamsgeDew Es Tov Sänov xutfrgeı Yag.Ey Oguf Tod ümwistasrsen — AIOC ist in NOC nicht zu verkennen; so wie $. 2. AION und NON verschrieben war. Auch. ANTA statt AAITA, wo derselbe Irthum wieder erscheint, kann nicht verfehlt seyn. dure röAıos vor der Stadt, Angesichts der Stadt. Homer. IX. ß, 626. virwv & yalourı meguy ans, HAıdos Zurz, V. 3. In ’AEIAE, was deutlich genug auf dem Steine zu er- kennen ist, hat der TERN den Endvocal zu elidiren verabsäumt, [7 wor- 62 worüber schon $. 3. zu V. ı2. gesprochen worden ist. Zu diesem Worte ist AuweAdg das passende Beywort, — Uebrigens scheint aus diesem Verse zu erhellen, dafs der Urheber. des Epigramms den Kolofs nicht selbst tönen hörte, sondern. 1.dem. Zeugnilse | der Priester vertraute, V. FR TON TAAAINN. ‚Der Artikel war wegen der vor- hergehenden ähnlichen Sylbe übersehen worden. In raAaray ist die mittlere Sylbe verkürzt, wie beym Apollonid.' Ep: XVIN. Ogyixiys &xr- wos maus Ay. Andere Beyspiele einer gleichen Licenz sind von mir in den Additam. ad Athenae. p. 113. 133. ag 169. Bo worden. Glücklicher als ae Zeuge au eine gewisse Cäcilia ge- wesgp,., welche ihren Nahmen dreymal an dieser Säule verewigt, und die Stimme des Memnon wenigstens zweymal gehört hatte. B. nr. ı. TPRBOAAHC ° THC IEPAC ’AKOTOTC APNNH CNOLNONOC EIIOCOOYN CE MHTEP KAICCAPOTEN ETXON B: nr. ı7. 5 KATRIAIA, TPEBOTMA AEYTEPON ‚AKOTCACA MENNONOR B; ur. 20. KAIRTATA TPEBOTMAC UFAAMAPTOCT NFXOMOCON SOKTTH ETPAWA AROTCACA „OrAE MEMNONOC Dafs alle'diese Inschriften einer einzigen Person ängehören, scheint mir aufser Zweifel zu feyn. Zwar mennt die erste den Nah- men,Cäcilia nicht; aber der zweyte Trebolla oder Treboma, (denn das doppelte A, möchte wehl hier, wie auf so vielen dieser Inschrif- &% ten, ann m nLL_UL__ 63 ten, und gleich noch einmal in der gegenwärtigen, für ein M zu halten seyn) ist so ausgezeichnet, dals er kaum einer andern Per- son angehören kann. Uebrigens mufs diese Inschrift auf Meigende Weise gelesen werden: THC 'IEPAC ’AKOTOYCA P®NNHC MEMNONOC EIIO®OOTN CE MHTEP KAI ’ECHKOTCEN ’ETXDN. während ich Memnons heilige Stimme hörte, fühlte ich Verlangen nach dir, meine Mutter, und er erhörte mei- ne Wünsche an), Die Verbesserung der letzten Worte kann nicht bezweifelt werden. Was ein K seyn sollte, erscheint in Po- cocks Kopie fast, aber nicht ganz, wie P, und soll zuverlälsig ein K vorstellen. Gerade so las Norden in einer Inschrift (nr. ı0.), welche ich sogleich anführen werde, PAI, wo Pocock KAI er- »Kannte.. Uebrigens sind diese letzten Worte merkwürdig wegen des darinne ausgesprochenen Gebrauchs. Die Andächtigen, welche be- wundernd: vor dem Kolosse standen, gedachten mit frommen Wün- schen derer, denen sie wohl wollien, und empfahlen sie, wie es scheint, der wundervollen Gottheit. Denselben Gebrauch finden wir auch auf einer andern dieser Inschriften ausgesprochen (A. nr. ı0.): "HAIOANPOC ZHNG- NOC KAICAPEIAC IA: NIAAOC ’BROTCA A KAI ’EMNHCOHN ZHNNDNOC KAI AIANOT ’AAEADON. ; Ich 113) Mehreres in dieser Inschrift bat Leich richtig entziffert; aber bey den letzten "Worten verliefs ilın sein Glück. Jablonski, der fast immer schlecht räth, schlägt Kr vor zu lesen: £wo}ouy os warsg Kulewgos eisvaxeiv. Was er folgendermassen er- klärt: Bofiquam voti hujus compos facta fum, ut’ fanetam vocem Memnonis au- direm, nune illud, quod unice cupio, reltat, ut-te, mater Caclaris, convivio excipiam. — Von allem andern abgesehen, ist schon dieser Wunsch an sich herzlich abgeschmackt. Und nun gar auf einer Steinschrift verewigt, und ig solcher Sprache ! 64 — “ Ich Heliodoros, Zenons Sohn, aus Cäsarea Panias, ha be ihn viermal gehört und dabey an Zeno und Äanos meine Brüder, gedacht. .‚Vergl. Norden tab. CXI. Jablons- ki p. 88. Langles p. 222. und vorzüglich Doryille ad Charit, p- 532., welcher den Gebrauch aus andern, auf Steinschrifien be- findlichen Beyspielen erläutert hat. Auf welche Weise aber die Wünsche der Cäcilia in Rück- sicht auf ihre Mutter in Erfüllung gegangen, wollen wir nicht zu errathen suchen. } i ‘Ueber den sonderbaren Nahmen TPEBOYTMA oder TPEBOY- MIAC habe ich nichts zu sagen. Vielleicht werden ihn andere zu erläutern wissen. } Die dritte der angeführten Inschriften ; welche die Anwesen- heit der Cäcilia' Trebuma bezeugen, ist in einem ihrer Theile so verstümmelt,: dafs eine zuverlälsige Wiederherstellung kaum erwar- tet werden darf. _Zwey neuere, durchaus mislungene Versuche, Nlölsen mehr Schüchternheit als Vertrauen ein, und sind durchaus nicht geeignet, Licht in das Dunkel zu bringen. Vielleicht triift folgendes näher: KAIKIAIA TPEBOYMIA C.....AAMAP TO CEMNON ®EOY , ®OLTMA ’ETPAYA ’AKOTCACA TOTAE MEMNONOC. Ich Cäeilia Trebumia.. .... Gattin, habe dieses ge- schrieben, nachdem ich die heiligeStimme des Gottes, dieses Memnons, vernommen hatte. Die übrig gebliebene Lücke mag der Nahme des Gatten der Cäcilia ausgefüllt haben. 6. Ein Mann, welcher nebst seiner Gattin die Stimme des Got- tes zweymal vernommen hatte, legt sein Zeugnils in folgender, ziemlich entstellten Inschritt (B. ı0.) ab: 06 AP- 4 © CAPAIFNOC TIAPAAAAAC AIC HROTCA MCMNHCOMO CEYKANEMHI CI BIB EIKAIAGOBHTHPEC EAYMHNANT . ®EIOTALOY NYKTOP OM®HN EI MEMNONOC HAOUN. welche so gelautet zu haben scheint: ‘O CAPAIHNOC TIAPAAAAAE Ale HE Orca MEMNONOC 'OMOY CYN TH: EMR: CYMEIIH EI KAI ANBHTHPEC 'EAYMHNANTO ®EIOTATOT NYKTOP ’OMPHN ’EII MEMNONOC- ’HA®UN. Ich der Sardianer Paradalas habe zweymal den Mem- non gehört zugleich mit meiner Gattin. Obgleich Yer- wüster ihn verstümmelt haben ,... ich kam zur Nachi- z,eit zu der Stimme des göttlichsten Memnon. — In .der „ten Zeile ist der Nahme des Gottes, vielleicht aus Mangel des Haumes in MEMNNG abgekürzt; das zweyte N sah Pocock, wie öfter, für ein H an. $. oben $. 3. V.7. — In OMOC ist 'OMOTYT unrver- kennbar, wenn man sich der obigen Bemerkungen über die Gestalt des © (s. $. 3. V. ı.) erinnert. — Auch EYK und CYN ist nicht, , weit von einander. — EMHı CYMBI£): ist wiederum nicht zu ver- kennen. Das übrige besteht aus dem Bruchstüche eines Hexame- ters und einem vollständigen : el nei Außyrages EAuuyvauro (MorT’ Zydgel) Ssiorzrov vurtug oudiv.Emı Meuvoyos YALov. Nicht immer war die Bildsäule gefällig genug "ihre Stimme hören zu lassen; und wie ‚die Orakel oft erst nach mehrern' Versu- chen zur Antwort bewogen werden konnten, so that sich auch Mem- "nous Wunderkraft oft erst bey cn zweyten und dritten Besuche on d Er ; ara } a, kund. 66 kund. Dieses erhellt aus einer, übrigens höchst dunkeln Inschrift, welche die Geschichte eines gewissen Keli (ein sonderbarer Nah- me!) enthält (A. nr. 7.): E KEAEI CTPATHTOC EN®AAEI TIAPHN MEMNONOC OYX ONHIOC AKOTYTCETAI ENKONEI HAPAYTTHI ATON XQMATON IIPHN OENPOCG KAI IIPOGKYNHCHN MEMNON EIINOYC OYAEN EZE®®ETTATO KEAEI AB AIIHEIC ®ATLA INIIUION MECAC ATIACTHCAC HMEPAC ATO HKOYTCEN EAODN TOY OEOT TON HXON LZ AAPIANOTY KAICAPOC TOT KYPIOYT EIINNNO. Man sieht aus den entstellten Resten dieser Inschrift, in wel- cher Teich (S.77.) das meiste ganz ungereimt gedeutet hat 12), -dafs ihr Verfasser nach einem Scheine des Rhythmus strebte, der ihm aber unter den Händen zerflofs. Nur an einigen Stellen gelang -es ihm, eine jambische Reihe zu bilden 13), und vielleicht selbst dieses nicht ohne der Deutlichkeit des Ausdrucks einige Opfer zu bringen. ; Was ı12) Jablonski hat sich begnügt, den möglichen Sinn dieser Inschrift anzugeben , ohne ihre Worte entziffern zu wollen. Er sagt (S. 83.): alia inscriptio graeca mirifice corrupta, hoc, si recte conjicio, significat, praetorem quemdam proprio instinetu accessisse ad statuam Memnonis, eamque, ut audire posset vocem de-, sideratam, adorasse, Memnonem vero tum vocem emisisse nullam; quum vero instinctu divino rediisset in urbem, ibique duos dies exspectando consumsisset, tandem ad statuam reversum, vocem divinam percepisse. 123) Inschriften, in denen sich Prosa mit Versen mischte, sind so selten nicht. Ich will eine dieser Art, die sich bey Sruter findet, MOXXIX, ıı, hierhersetzen, so wie sie gelesen werden muls: [4 f x r x 63 Erde any IEonV weQurny xare Yaıı KaryarE 3 x » "dvdeos Fsiov HovßAlov Tiridiov Karirmies , u ENT m Ekel an SE \y asian u 05. megl EV Youy coxe Bgorwv, megi 3 18% Szoicı Eh EN a ee # dyayarois EooHEI 5; Tob o9ozvov gsugvv EeXduriv ny vr ’ “x \ r ‘ Tevss DE rayde TaDey ses Ioemros Nuavios "Agremior. 67 Was ich hier als die mögliche Lesart des Steins aufstelle, soll für nichts weiter als einen Versuch gelten: KEAEI CTPATHTOC ’ENOA Alc TIAPHN, MEMNONOC A’ 'OYX ‘OMNC ’HKOYC’ ’OIIA EIKONI IAP’ ’AYTH: .... TON XOMATON IIAPHN ®OENPOC KALI HPOCEKYNHCE NIN: MEMNON A’ ’ET’ ’ENEOC. ’OYAEN ’EZEBOETEATO. KEAEI A’ ’AIIHEI -’EIO’‘Nc ’AY IIAPHN TPITON, MECAC AIACTHCAC'HMEPAC ATO ’HKOTC ENEAONN TOYT OEOTYT TON ’HXON E. 7, ’AA.PIANOY KAICAPOC TOY KYPIOT. E. TIAO.MUNG. Keli der Strateg war zweymal hier; vernahm aber doch die Stimme Memnons nicht, bey dem Bilde selbst. Danu kam er wieder als Beschauer der Gräber und be- tete ihn an. Noch aber war Memnon stumm und gab keinen Ton von sich. Heli ging hinweg. Als er aber zum drittenmal wieder kam, nachdem zwey Tage da- zwischen verstrichen waren, hörte er den Ton des Gottes. Diels geschah im siebenten Jahre Hadrianus Cäsars, unsers Gebieters, am fünften des Monats Paophi. ’ V. 2. OYX 'OMNC statt öuwe dur. Der Verf. erlaubte sich, die mittlere Sylbe in M&iyovos zu verlängern, die Sylben mehr zäh- lend als 'messend. Dafs damals schon das. griechische Ohr den le- gitimum Sonum zu unterscheiden verlernt hatte, zeigen die Beyspiele' der Orakel, die darum auch allmählig aufhörten, in Versen zu spre- chen. — III ist dem M ähnlich. Leich liest BR ’OYTX ’OLIOC, durchaus unglücklich. V. 3. Nach ’AYTHI ist vielleicht AYOIC AY einzuschalten; Worte, die nach den vorkergehenden ähnlichen Sylben leicht über- sehen werden konnten. — AXf2MATA muls, wenn das Wort rich- 2 = i us 68 tig geschrieben ist, von den Gräbern verstanden werden, in deren Nähe die Bildsäule stand. Diodor. L. I. 7. Nivav r Zeil. 8$arnden Ev To Burıksiog, nal kersruejurev em auto xaus mankerys$ös Athen. L. XIV. p. 625. E. Dow 3° dv nal lie HeAorovwarov wayraexod . . K- Bara neyana, & naoürı vadous Ta werk IeAors bevryay. V. 4. OENPOG in seinem ursprünglichen Sinn. Hesych. $ew- gave. Sewpurds erörrxe. Leichs Vorschläge bey diesem Verse sind der Erwähnung nicht werth. Seine Uebersetzung: in pulvere circa (statuam) ipsam terram fodiens, spectator prius, zeigt, dafs er nicht einmal einen erträglichen Sinn gegeben hat, — IIPOGEKYTNHCE. Wenn nicht vielleicht am Ende des Verses statt NIN ein zweysyl- biges. Wort gestanden 'hat, so sind-auch hier die Sylben nur dürf- üg gezählt, nit Vernachläfsigung ihrer gehörigen Quantität, roorku- ysiv und die davon abgeleiteten Worte kommen in diesen Inschriften, an-mehr als einer Stelle, von der Verehrung des memnonischen Bil- des vor. So erkennt man B. nr. ı2., wo wenig zu lesen ist, tloch in den Anfangsbuchstaben CKYNHNIA ganz ohne Zweifel das iA IIPOCKYNHMA welches sich wiederum in einer sehr verdorbnen Inschrift (B. ‚6 ) findet: To: NPOORINTINTON.AO | 'KH AIAYMOC M ANOT HAKTH YA OYKIIKTANEKOHA. "N wo ich in den ersten Zeilen so lese: = BR, - je : TO IIPOCKYNÜMA BEOAOTOY KATI AIATMOT M. ANOT. "HM. IH. Anbetung. des Theodotos und Didy mas'am achtschnenet Tage,des Monates Loos. Deutlicher noch liest man .es B. ı9. wo. maa zwey Inschriften .von’einander sondera, mufs; nemlich _ ’AIINNIOC HKROTCA so or 9 so scheint der Nahme PER Beusci) statt ATIDNIC zu BER und Dur ABPOARITAPIOY TO TIFOCKYNHMA TETPA®A, Pr Endlich auch in folgender schr entstellten Inschrift (B. 22.) AXINAC TIPOCKTNNCOCIC POTOTÖMHNION RAIC COX/ CNOC TOVC AACABOTYC ECAKOTIAI OMOY $OEL AATOC EIEPXOME KATAAIION TOT An YIN ..... MMONI Q TOYNOGEIMHC TOAION TIEIP AQEN HN DNNHN. \ wo ich nur folgende Worte zu entziffern ji im Stande bin: "AXIAAENG TIPOCKYNHCIC . . 2... TON ’HNON er TOTC ’AAEAPOTC EGAKOTCAI ‘OUOP POETMATOG 'AIIEPXOMAT KATAAITION TO TAN I a; MEMNONIQL. Sr VRTZRD Ye ’ENEOGC statt. "EIIITNOTC. schien mir den Buch- staben und dem Sinne am nächsten zu’ kommen. Y. 6. TPITON statt TIIION scheint euverläfsig ; auch IIAPHN dürfte kaum verworfen werden können. Von.’'EI® nehme ich an, dals es wegen der grolsen Aebnliehkeit mit den nächsten Sylben überschen worden sey. V. 9. HAOL 4. i. TTAOST. von w velchem ägyptischen Monats- nahmen oben $. 4. gehändelt worden. ist.. MENO statt ANO. Oefters wird (L statt M gefunden. S. vorn 5 4,,2u B..2, WER So wie dieser Strateg Heli erst beym dritten Versuche sei- nen Wunsch erfüllt gesehen hatte, so auch eine gewisse Hlelia, _ "ron welcher folgende Inschrift (A. 3.) zeugt: CLE- 70 CLELIA AFRICANI PRAEF. VXOR AVDI MEMNONEM PR. ID. FEBR. HORA. 1. S. ANNO I IMP. DOMITIÄNI AVG. CvM IAM TERTIO VENISSEM. b Vergl. Nonlen tab, CXI. Jablonski S. 83. Langles S. 2ı7. Leich 8.76. Die Zeile, welche bey Pocock verausgeht, scheint eine für sich bestehende Inschrift zu seyn. Warum Jablonski den Nahmen CLELIA in C. LELIA theilt, kann ich nicht errathen, da der Mangel eines-Vornahmens bey Römerinnen so gewöhnlich ist, und auch der Nahme Clelia nicht nur in der römischen Hel. denzeit, sondern auch späterhin bekannt genug war. $. Gruter. Thesaur. p. CCCIX. 7. 8. OCCX. 1. 2. — PRAEF. fehlt bey Po- cock, nicht aber bey Norden; und es ist dieses nicht das einzi- ge Beyspiel, wodurch die Genauigkeit des englischen Reisenden beym Copiren dieser Inschriften verdächtig wird. — Man mufs Aegypti hinzudenken, oder, was vielleicht richtiger ist, mit gerin- ger Veränderung eines einzigen Buchstaben lesen: PR. AEG. 2:4). Durch un Eine andere Inschrift (A. ar. 5) hat vollständig: T. F. 'TITTIANVS PRAEF. -AEG- AVDIT MEMNONEM XII. HAL. APRILIS VERO ET AMBIBVEO ©. A HORA. 1." wo doch Norden, AEG ausläfst,. Diese Bestimmung scheint auch (A. 4.) zu fehlen: ANNO VII IMP. CAESARIS NERVAE TRAIANI AVG. Q. VIBIVS MAXIMVS PRAEF. AYDIT MEMNONEM HOrRA I. 5. ma Durch eine ähnliche Theilung ist in der 4ten Zeile der Sinn gerettet worden. Bey Pocock stand PRID. FEBR. wejches keine chronologische Bestimmung gibt. Willkührlich schob daher Jab- lonski KAL. dazwischen. Die Theilung des ersten Wortes in PR. ID. gibt pridie Idus Februarias. Eben so !st am Ende der Zeile die Lesart der Nordenschen Copie HORAIS in HORA. 1. S. d.i. Hora prima Semis »ı5). Die meisten Reisenden hörten die Stimme in der ersten Stunde des Tages oder bald nachher. So in folgender Inschrift (A. ı.): ANNO V HADRIANI IMPZZAT. HATER. NEPOS PRAEF. AEG. XI. KAL. MART. HORA I. S.. NR: Vergl. Norden. tab. CXI. Leich p.75. Jablonski p. 83. Langles p.2ı8. Eben dieses bezeugt auch ein gewisser Maenius Haniochus (A.nr. 6.) in einer überaus entstellten Inschrift , wo aber doch die Worte HORA PRIMA, und AVDIVI: MEMNONEM ANTE SEC. HORAM deutlich zu lesen sind. In dieser nemilichen . In- ” Wo aber ebenfalls, wie es scheint, das Wort getheilt und PR. AEG, gelesen werden mufs. Der Nahme des Kaisers Nerva erinnert mich an eine dritte In- schrift (A, 2.). II ANICIVS — IF VOI VERVS PC III CYP AVDI MP. MER sv. 79ONDYSI wo ich lesen möchte: sy M. ANICIVS T, E. und PROC. CYP. AVDI IMP, NER. PR T. Anicius, Sohn des Diheriket Sy von Cypern, hörte ihu unter Nerva's Regierung. 115) So auch A. 7. wo m der von Leich pol 85. a Zeile zuverläfsig HOR. 1. SEM. gelesen werden muß. 72 Inschrift (s. Jablonski p. 87. Langles p. 220.) findet Oberlin (ad Tacit. Hist. L. DI. 61.) in den enistellten Zügen | { UECKICHE die Worte: Genturio LEG.,XI. CL, P. Dafs das Zeichen T durch Centurio richtig erklärt sey, leidet keinen Zweifel. $. Gudii Ant. inser. p. CL. nr. 1.3. GEHE, 3.7. 9. CLVÄL 4. und an vielen andern Stellen. Uebrigens aber dürfte’ leicht das richügere seyn LLEG.XXIL \ Centurio der zwey und zwanzigsten Legion, als welche regelmälsig in ‚Aegypten lag (5 Brotier ad Tacit. T. IL p. 413.) und wird auch ‚auf diesen Inschriften mehr als einmal angeführt 216), Ein anderer Zeuge hatte, wie es scheint, das Wunder schon vor der ersten Stunde vernommen (B. ı.), wie eine Inschrift besagt, die nach Leich’s und Jablonski’s Vorgang folgendermassen ge- lesen werden muls: PETRO- E 116) So A. 14. bey Norden T. CXI. Jablonski p. 86. CLAVDIVS MAXIMVS ! 7 LEG. XXI. AVDIVI HORA PRIMA. Vielleicht auch A. 0. wo ich folgendes entziffre: CEPHNOG 22 EnAPXOC CHEIPAC () AETENNOC KB NESKOPOC TOY CAPAIIAOC HROY= CE TOY MEMNONGOC AAPIANOY. » .. v Die Bestimmung des Regierungsjahres von Hadrianus ist verlöschen, — Und wiederum A. 23. wo LEGION. X\H, in den verworrenen Zügen erkanıt wird. Die g ganze Inschrift hieis vielleicht so: . ; h h C. CALEVERIVS, M. FIL, PRIMOP. LEGION. XXU. Primopiii Legionum kommen afı auf Inschriften ver, 'S. Gruter. MECTX. 4 MCVYill.3. MOVI. 4. und an anderu Steilen, ö PETRONIVS SALLABVS PRABF. AEG. AVDI MEMNONEU VI IDVS MARTIAS SERVIANO IU ET VARO COS. ‚HORA DIEI ANTE PRIMAM.. 7: ep "Noch mögen hier*einige Inschriften folgen , die mit geringe- rer Gewilsheit. und Vollständigkeit -als die vorhergehenden 'entzifliert werden’ können, und welche deshalb ‘der Aufmerlisamkeit künitiger Reisenden emplohlen seyn müssen. A..12. .CICHOA — IMNNTOOH 1» AOTKAG . «PAC T THKAE Mit Uebergehung der Anfangszüge, welche den Nahmen des Zeu- gen enthalten, lese ich: MAURER TON MNNG (i.e. MEMNONOC) TOON ’AKOYCAC ‘wPAI I TH: K ME. | EChr.. N (schrieb dieses) nachdem ich Memnons weh- klagende Stimme gehört hatte, in der ersten Stunde des zwanzigsten Mesori. — Die Abbreviatur des Nahmens | _ von Memnon fanden wir schon B. ıo. B. 23. und B. 2. — TOON ist ohne Zweifel die richtige Lesart. 8. {.l. B. 21. Die nächste, ebenfalls schr entstellte Inschrift (A. 14): MAPRIOC CIMOTEHC :OTAYON METABONH CANTOC MOINDKEAN TAN ee CET RONN Be K in 74 in welcher Jablonski (p. gr. Langles p- 225.) nur die Worte ExrAvov nE Ey Quyyaayro; em tzifferte, möchte vielleicht so gelesen wer- den können : f MAPKIOC 'EPMOTENHC ’EHAYON META S0ONH: CANTOC AAIMONOC: "ANTA ’ENN MEMNONOG AAOMEAONTOC. sE u Ich Markios Hermogenes hörte den Hat an Gott, den Völker beherrschenden Memnon, ihm gegen- über stehend. So besteht diese Inschrift aus zwey Hexametern, mit denen man es nur nicht genauer nehmen darf, als mit den meisten andern dieser extemporirten Verse und der Inschriften-Poe- sie überhaupt. In Mepvovos ist die mittelste Sylbe gedehnt, wie A. nr. 7. Meuvovog ® 00x öuws Mrous’ oma. — Das letzte Wort, in wel- chem ich mir nur erlaubt habe, ein E zuzusetzen, ist unverkenn- bar, sebald man sich der Achnlichkeit der Züge A und A, wel- che hier zweymal en BR erinnert. In folgender Inschrift (B. ıı.) ” EKAYON HC KATOYAOC TATOC OOHLAIAOG hiels es vielleicht: ’EKAYON ’AYAHC KATOTAOGC.. ‘oO OHBAIOC. N B. 8&.. KOINTOC ATIIOAMIANOC BOHO0C OMOINC HKOYCA META TQL HIIPTH TIPAAND ENNNIN ATTOC TQ MHNI Leich p. 8ı. las V. ı. Bow Seoü. V. 2. Werk rau Tairmy pad 23a av Ta Adyousto wi. Die erste Veränderung ist unnütz, da man > 75 'man keinen Grund sieht, warum der hier angeführte Zeuge nicht Boöthus habe heilsen können ; ein Nahme, der nichts weniger als ungebräuchlich ist. Die Inschrift scheint so zu lesen : KOINTOC AIIOAAIANOC BOHOOC OMOING HKOYCA META THN TIPQTHN NPAN MEMNONOG AYTOTCTN: MHNT. Ich Quintus Apollianus Boethus habe auf gleiche Weise (wie die andern nemlich, deren Zeugnifse hier eingeschrie- ben sind) nach der ersten Stunde den Memnon gehört im Monat August, R B. 15. OYNCICOTAANOC ENOAAR EICIOC ZETPATHNC ZPUNNOICTH AATONIIATPH ATON AAMAPTA POY ABIAN AIOEN COYTCHAANON HYCANTOC HA MHTHP HCHXYOEICA CON AEMAC AIICBEI OTCAC AE KAICIIEICAC TE KAPT TOYTAYTO CHYTTHC EN®EIC CE "AAAONAE PHTON THAIAIO CE AAYTTON OCCOIC MOYNOEAI 4 NC AYTEHXEIC KAI BOHN TIN TOYTON ACCOIXAPACTON CTIXO OCCI HIETATTN Q, ®LATATOT. Ich begnüge mich in dieser sehr entstellten und unverständ- lichen Inschrift einige Zeilen herzustellen. Den Zusammenhang des Ganzen auf eine befriedigende Weise zu errathen, und die Worte ihm anzufügen, wird vielleicht andern besser gelingen, als mir bis- her. Nur soviel erkenne ich, dals Sisulanos mit’ seiner Frau, Ful. en NS 76 Fulvia, wennn ich nicht irre, zu dem Kolofs kam „ihm Opfer und Trankiopfer brachte, die Stimme des Gottes vernahm, und zum An- denken diese Zeilen hinterliels. Folgende Worte sind lesbart .... CICOYTAANOC ENAAAE ; CTPATHTOC EPMON@TTHG AUON AAMAPTA BOYABIAN AIBON TOY MEMNONOG ATÄHCANTOGC .. . MHTHP IEPIXYORICANCON "AEMAGC.. „2 ar ""OYCACVAE KAT 'CHEICAC TE IRAL : 0: TOT ’ATTOC HTAHCEN OEOC GE>- INON BOOTTON TUHNA’... SO STERTON SER, DC... ’HXOC KAI BOHN ANTI TOTTNN AB COI ’XAPACCON CTIXON Tloccı ILAP’ ’ATTOIC N BIATATE. V.6. sind die Worte $urxs und sreizag unverkennbar inPococks Absehrift enthalten. Dals man aber den Memnon auch durch Opfer ehrte, ist uns nicht blofs aus dieser Stelle bekannt ; auch Philostratus sagt pP. 233. Iurayrss ow Ho re Altiom xaı Ha M£wvovi. und p. 699. xal Jlourıw zur war“ Megoyv ax Meudıv Alyur- mioı aa Al$lorı. — 'V. 10. BOHN von der, Stimme Memnons, Lucian. Tox. $. 27. Move, yäg ı. . reu Meivoue Bodıv mgos dvarei- Aoyrz röv WAıov. Pausan. 1.42. p..ı6ı. da maray nuegav dvieovros You Boi. IX + ’ BT n be Fi . Corrigenda in der Abhandlung über die Memnonien, — S.4. Z.ı. lies verlor auch er d. statt verlor er auch d. S.4. 2.9 v.u. 1. Leichnam st. Leichnahn. S.5. Z.3. l. aber auch st. aber auf. .&. Z.2ı. 1. Harl st. Hart. 6. Z.3. v.u. 1. Man st. Män. _ ı0. Z.3. I. diejenigen G. st. die. 14: 15. 1. ar St. är 14. 16. 1. 'urer St. ’umer. 14. Z. ı7. mufs von ihm ausgestrichen werden. 14. 20. 1. erras St. örrur. 18. Z. ı0. I, viele st. viel. 2. vu. 1 p.ıs3ı. T. XV1. 24. 1. der wahnsinnigen Jo. si. der VYahns. ja. 17. l. aureis. 17. 1. "Errmes. u. Sys und Kyadeiz. 22. I. Phile st. Philä. nonnmentme nonnn » » 8.23. 2.31.14 st. ci. S. 26. Z. ı7. I. Osymandeum st. Osymandrum. S. 27: Av 1 "nr st. er 8.27. Aıvu.l. Go. sch S. 32. Z. 4. 1. ihren st. ihrer. 8.34. 2.25. 1. zeossewtser. U. dar [e} no SSNSSSNSNSSSSNSSNSNSSNN 26. 1. "ira S.35. Z.2 v.u. 1. Einen st. einen. S.36. Z.13. I. beschrieben habe, ung. $.38. Z. ı3. setze nach Abschrifien ein Comma. S.38. Z.3v.u. I. Anhang st. Aufanz. S.39. Z. 21.1. % Höymss. S. 40. Z. 10. 1, dızer. S.40. Z. 16. I. Anhange st. Anfang. S.41. Z.2v.u. l. gysior U. Yrcier, S. 42. Z. 6. 1. TOncA st. Tosca. S. 42. Z.ı3. 1. unvernemlich si. urvern. S. 42. Z. 18. 1. ärnpeor Panır. S.44- Zu4. 1. Sees. S.44. 213. Prnnn nn on nnnnnn ER 2.13.38 drmalırdun ‚ 2. ım 1. neovea. . Z. 10. nxei. _ . Z. 18. I. die beyden letzten Sylben, si. die beyden Sylben. Z. 14. "euarsiehen. . Z.ı. I. Buonar. st. Buoanar. und so wiederum Z. ı0. . Z. 10. l. wenigen st. einigen. » 24% 1. vorh.'st. vorn. . Z.6 v.u. AKOYONTOC E IHAO®. - Z. 14. BALBINI. . Z.7 wu. l.ohne im Rhythmus. si. ohne Rhythmus. .„ Z. 10. HKOYCEN 'EAONN. , 2.1. AAPIANOTY. 2 . 2.4. v.u. 1. vorh. si. vorn. . Z. 11. I. und sie wird, si. und wird. . Z.23. AETEQNOC. DENKSCHRIFTEN DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU MÜNCHEN. S LEID VURCEAmMRm 1809 un I$Io. CLASSE DER MATHEMATIR UND NATURWISSENSCHAFTEN. Pan ER wir “ 3 : 7 2 rX { is » EIER T > ER N “a Tr. gi Be u dersiugk s # 27 e FR age FE F 3 Ka age 4 gg Fr : E L On > en MER IEMBBAUTT. + - 2 n a x, Ueber die Weise, wie sich Aufgufsthierchen bey ihren Bewegungen benehmen; von Franz v. PaAuLA ScHrRAaNnNK«k. Das Kapitel von den Bewegungen ist eines der schönsten in der Naturgeschichte der Thiere; aber auch eines der schwersten; weil es hier nicht blofs darum zu thun ist, dafs man richtig sehe, son- dern man mufs auch das, was man gesehen hat, zu messen und zu berechnen verstehen. Das hinderte nicht, dafs es nicht in allen Zei- ten Naturforscher gegeben hätte, welche uns einige Paragraphen des- selben erldärten. Diese Männer hat uns, mit Ausnahme eines ein- zigen, welcher seinem Gedächtnifse entwischte ‚ der gelehrte Curt Sprengel zu Halle in der Vorrede zu seiner Uebersetzung von Barthez’s neuer Mechanik der willkührlichen Bewegungen des Men- schen und der Thiere sämmtlich aufgezählt. Aber alle, vom Aristote- les bis auf Barthez herab, erklärten uns nur die Bewegungen des Men- ‚schen und der fünf obern Thierclassen. Der einzige Reaumur (eben der, welchen Sprengel übersehen hat) fügte noch einen Abschnitt a? hin- TORE > hinzu: die Bewegungen der Conchylien *). Er war bereits zu alt, um noch jenen von den Bewegungen der Aufgulsthiere hinzuzufü- gen, als die Wunder, welche man an den Polypen entdeckte, die Naturforscher ermunterten, die kleinsten Wasserthiere, und unter diesen diejenigen, welche sich in den künstlichen und natürlichen Aufgüfsen in so grolser Menge finden, genauer zu untersuchen. Ich bin am Mikroskope grau geworden. Meinem Auge und meinem Mikroskope hat O. F. Müller, ein vollgültiger Rüchter in diesem Stücke, das rühmlichste 'Zeugnifs gegeben. Die schwere Kunst zu beobachten, und das Gesehene nach den Gesetzen der Physik zu würdigen, habe ich aus den Schriften des grofsen Reaumur's ge- lernt. Mit welchem Erfolge, darüber kommt mir das Urtheil nicht zu. Aber wagen darf ich es, nach seinem Beispiele die Bewegun- gen einer Classe von Thieren zu erklären, welche ich wenigstens eben so fleifsig untersucht habe, als er die Conchylien derjenigen Theile des Weltmeeres, welche die Küsten von Xaintonge und Poitou bespühlen. Mannigfaltigkeit ist in diesen Bewegungen genug. Mit der Ge- schwindigkeit eines Pfeiles durchblitzen einige dieser Thierchen das wikroskopische Feld; andere bewegen sich so langsam, dafs die Ge- duld des Naturforschers ermüdet. Die Mittel sind eben so verschie- den. Füfse fehlen allen; auch die Flofsen, welche aber auch bey den Fischen das vorzüglichste Schwimmwerkzeug nicht sind, obschon einige dazu beytragen. Doch haben einige dieser Thierchen Fülse von derjenigen Art, wie sie die Naiden, Nereiden und Amphitriten haben, Borstenfülse, deren sie sich vortrefllich zu bedienen wissen. Aber man wird alles dieses viel besser schen, wenn ich die Boweguugen dieser Thierchen im Einzelnen durchgehe. Ich werde mich dabey an keine systematische Ordnung. binden. Wozu diese” Fes-, *) Möm. de I’ Acad. des Science. de Paris annee 1710 — aunte 1712, a nn ee E 5 Fesseln, welche die Natur nicht kennt, und welche nur dienen, un- sere Begriffe bey der grofsen Mannigfaltigkeit der Gegenstände fest zu halten? Hier sind sie überfiüfsig. $. ı. Glockenpolypen. Ich verstehe unter diesem beltannten Namen diejenigen Thier- chen, welchen ich in meiner Fauna *) den Nahmen Vorticella aus- schliefsend gegeben habe, nachdem ich vorher die beyden baker'- schen Räderthiere unter dem Nahmen Rotifer, und einige andere, die einem kreiselförmigen Sacke ähnlich sehen, unter dem Nahmen Ecclissa davon getrennt hatte, obschon sie bey Linne **), und sogar bey Müller ***) sämmtlich unter dem gemeinschaftlichen Nah- men Vorticella beysammen stehen. Sie unterscheiden sich sehr deutlich durch ihre glockenför- mige Gestalt und durch die Besetzung der Glockermündung mit Fransen. Einige von ihnen sind völlig frey; andere sitzen auf andern Körpern mittels eines mehr oder weniger langen fadenförmigen Stie- les auf, der entweder einfach oder ästig, steif oder willkührlicher Bewegungen fähig ist. Man kann bey diesen Thierchen viererley Bewegungen wahr- nehmen: J. das Rädern; II. das Zusammenziehen und Oefinen ihrer Mündung; III. das Zusammenschnellen ihres Stieles und die darauf erfolgende Streckung desselben; IY. das Schwimmen. Ich werde von jeder besonders reden. J. Man kann sich, wie ich eben gesagt habe, diese Thierchen ‚sehr schicklich vorstellen, wenn man sie sich unter dem Bilde einer wah- *) III, Tb. a. Hälf. S. aı. **) Syst. nat. Tom. I, p. 13817. 9") Term. terrest. et fluv. hist. I. p. 96. gen. ı2 — Aniınale. infusor. p. 254. ff. 6 wahren Glocke ohne Schwengel denkt, welche aber an ihrem gan- zen Rande mit kurzen, sehr zahlreichen Zähnen, wie ein kammrad, besetzt ist (einige haben jedoch nur wenige solche Fransen, und nur an gewissen Stellen). Diesen Zähnen oder Fransen wissen die- se Thierchen eine Bewegung zu geben, die so täuschend derjenigen eines schnell bewegten Kammrades ähnlich ist, dafs ich Schriftsteller gelesen habe, welche im Ernste glaubten, das Thierchen vermöge seinen Mundrand im Kreise herum zu drehen *). Sie dachten ge- wifs nicht daran, dafs eine solche Bewegung eines organischen Theils in einem organischen Körper schlechterdings nicht möglich sey. Aber wie bewirken sie diese Erscheinung? Nach unmittelbaren Beobach- tungen, die man an diesen Thierchen gemacht hätte, läfst sich die Frage unmöglich beantworten. Sie benehmen sich viel zu schnell dabey, diese mikroskopischen Gaukler, als dafs man ihnen ihre Hand- griffe ablauern könnte. Unterdessen lehrte mich diese Kunst ein an- deres Thierchen, welches weniger schnell dabey verfährt. Es ist dieses eben dasjenige, welches Schäffer unter dem Nahmen des Blumenpolypen **) beschrieben und abgebildet hat. In meiner Fau- na ***) behält es im Deutschen die schäffer’sche Benennung; im Lateinischen heifst es Melicerta. Der Rand seines Vorderendes ist lappig, und diese Lappen sind ebenfalls dicht mit solchen rädern- den kurzen Fransen besetzt. Deutlich liefs mich dieses Thierchen wahrnehmen, dafs es ein solches Fransengliedchen nach dem andern einwärts beugte, und gleich wieder ausstreckte. Dieses mufs denn bey nur etwas grölserer Geschwindigkeit, oder wo diese Fransen nicht, wie hier, an Lappen, sondern in einem wirklichen Kreise berumstehen, in einem so aufserordentlich kleinen Gegenstande noth- wendig die Täuschung hervorbringen, als wenn der Kamm selbst herumgienge. Weil man ein leeres Räumchen nach dem andern ent- stehen und wieder gefüllt werden sieht, so glaubt man, das Körper- chen, *) Columbo polyp. $. 10. und Baker mikroskop. Kap. 6. Tab. 11. *%*) Abhandl. von Ins. I. 333. “*») 1131. B, 2. Abth. S. 3o2. . 5 Dre Due u 7 chen, welches vormahls an dieser Stelle gesehen ward, sey weiter gerückt, und ein anderes an seiner Stelle herbeygekommen. Hätten wir niemahls Räder und andere dergleichen Dinge in einer schnellen Bewegung gesehen, schwerlich würden uns die rädernden Glocken- polypen täuschen. Wie wir beym schnell bewegten Rade dieselbige Speiche -nacheinander alle Augenblicke an einer andern, aber der vorigen höchst nahen Stelle wahrnehmen, so sahen wir auch hier alle Augenblicke eine andere Franse, die der vorigen höchst nahe ist, in Bewegung; sehen diese Bewegungen stätig aufeinander folgen, und glauben wegen der Aehnlichkeit, dals die BRENEB mit jener ei» nes Rades einerley sey, So lange der Glockenpolype mittels seines Stieles auf einem an- derm Körper fest sitzt, rädert er nicht beständig. Der Plan, welchen ich mir bey dieser Abhandlung vorgesetzt habe, fordert nicht, dafs ich die Zwecke auszuforschen suche, welche das Thierchen in diesem Falle beabsichtigen mag., Es’ ist sogar unnöthig, diese Zwecke auf- zusuchen. Das Vermögen, die Kraft ist einmahl da, und keine Kraft ‚ist lange unthätig, sollte ihre Anwendung auch zwecklos seyn. Das Kalb stöfst, sobald die Hörner keimen, nicht, um einen Feind abzu- treiben, ‚sondern aus blossem Muthwillen, und junge Hunde zerna- gen alles, was ihnen vorkommt, sobald sie Zähne haben, nicht aus Hünger, sondern blofs um sich ihres Vermögens zu bedienen. Mit den Glockenpolypen oder den Wirbelthierchen haben die- ses Rädern noch verschiedene andere Aufgufsthierchen gemein. Am Deutlichsten ist es bey den Kapselthierchen, und denjenigen, welche von dieser Eigenschaft den Namen Räderthierchen (Rotifer) er- halten haben, ebendenselben Räderthierchen, die man für unsterh- lich erklärt hat, deren Unsterblichkeit aber nicht nur am Sonnen- strahle, nicht nur am geheitzten Ofen, sondern sogar in jeder trock- nen Stube beym Verdunsten des Wassertropfens ihr Ende hat, - II. 8 II. Die Zweyte der angeführten Bewegungen hat wohl nichts,was befremdend seyn könnte. Diese Thierchen [chliefsen ihren Mundrand, wie die Doppellöcher unter den Eingeweidewürmern ihren Mund schlies- sen, durch blofses Zusammenschnüren, fast so, wie wir es machen, wenn wir unsern Mund spitzen, um zu pfeiffen. Man begreift leicht, wie dieses zugehe, weil man selbst bey den gröfsten Thieren die Mechanik dieses Geschäftes zu sehen Gelegenheit gehabt hat. Es geschieht gewifs alles -mittels der Schliefsmuskeln. Dadurch erhält nun allerdings das Thierchen eine ganz andere Gestalt. War es vor- her glockenförmig, so nimmt es jetzt die Form einer Birne, eines Apfels, einer Sauerdornbeere an. Der gewöhnlichste Zustand ist aber dieser bey unsern Thierchen eben nicht. So lange sie munter sind, und so lange die Stunde ihrer Fortpflanzung noch nicht gekom- men ist, behalten sie gern ihren Mundrand offen. Aber sicher schlies- sen sie ihn, sobald sie sich fortpflanzen wollen, was denn auch schlechterdings nöthig ist; denn da ihre Fortpflanzung durch eine Längstheilung geschieht, die an der obersten Spitze beginnt, und nach und nach durch das ganze Thierchen bis an den Stiel *), und bey einigen bis in den Stiel herabgeht, wodurch zwey Hälften ent-, stehen, die dem vorigen Thiere ähnlich, und bald auch gleich wer- den sollen, so mufsten die Mundränder möglichst nahe gebracht wer- den, um in der Mitte **), wo sie sich zu trennen beginnen, sich gleich an der Stelle an den Lippen der Wunde einzurollen ***), und wie sich die beyden entgegengesetzten Ränder der Wundelip- pen begegnen, auch sogleich ihr Zusammenwachsen möglich zu machen. Nachdem die Theilung vollendet ist, bleibt das 'Thierchen. noch eine ziemlich geraume Zeit in dieser Gestalt ***). Es muls jedes neue 'Thierchen erst in seinem Innern die nöthige Ausbildung erhalten, bis das aufsen sichtbar werden kann. Aber. endlich öffnen sich die beyden gerundeten vordern Enden, und man hat, statt eines, zwey *) L Taf. Fig. 2. a,b. **) a. Fig, ı. **%) Fig.2. cc. ****) Fig.3. a,b. 9 zwey Glockenthierchen *), von welchen jedes seine besondere Will- kühr hat. III. Weit schwieriger ist es, die dritte Art der Bewegung zu erklären. Mit Bestimnitheit ihre Mechanik anzugeben ist vielleicht schlechterdings unmöglich. Die Erscheinung ist bey allen gestielten Glockenpolypen diese (denn auch die, welche einen steifen Stamm haben, äufsern sie wenigstens in ihren sonderheitlichen Stielchen), dafs ihr Stiel schneller als in einem Augenblicke, in einem wahren Puncte von Zeit, zusammen schnellt und null wird, ohne dafs das aufmerksamste Auge mehr als ein Verschwinden gewahr wird. Was geschehen sey, das lehrt erst die Folge, und so deutlich, dafs es nicht die geringste Aristrengung braucht, den Mechanismus einzuse- hen. Langsam und in Schraubengängen **) zieht sieh der Stiel wie- der aus einander, wie eine schwache Hand eine Uhrfeder, die mit ihrem innersten Ende an irgend einem unbeweglichen Körper befe- stiget ist, bey ihrem äufsern Ende ergriffen, in die Höhe ziehen würde. Vielleicht ist dieses Gleichnils mehr als Gleichniß, ist Er- klärung selbst. Mir scheint es wenigstens sehr wahrscheinlich, der nätürliche Zustand dieser Stiele sey eine Spirale, deren sämmtliche Windungen in derselben Fläche liegen, wie bey einer eingerollten Uhrfeder; der ausgezogene Zustand sey gewaltsam, und werde von der Willkühr des Thierchens bewirkt. Da hätten wir nun allerdings Elasticität in einer höchst weichen Substanz , was widersprechend scheint. Aber wer sagt uns, dafs diese Substanz weich sey, in dem Sinne, wie man das Wort in der Physik nimmt? Zart ist sie wohl, noch zärter als eine Gallerte, zärter noch als ‘die Nervensubstanz, so weit wir diese kermen, vielleicht wahre Nervensubstanz von der feinsten Art sammt ihren einhüllenden Scheiden; durch jeden gelin- desten Druck kann sie gequetschet werden, verliert so ihren Orga- nismus, und stellt sich nun wieder her. Aber diese Zartheit, diese Zerfliefsbarkeit ist noch keine Weichbeit. 2 UVeber- Y)Eigd ® Fig. b. 20 Ueberhaupt scheint mir, die Empfindung sey bey den aller- meisten Aufgulsthierchen sehr fein, und verhalte sich wirklich so, dafs man sich kaum erwehren kann zu glauben, die Elastieität sey dabey vorzüglich im Spiele. Diese Thierchen,, welche sich oft in den mikroskopischen Meeren,, welche wir ihnen in unsern Uhrglä- sern bereiten, tagelang in grofser Menge herumtreiben, stoßen nie an einander, weichen sich einander sorgfältig aus, obschon sie oft sehr schnelle Bewegungen machen, und sich sehr nahe kommen, Nie sah ich sie bis zur Berührung sich nähern (und ich sah doch Millionen). Allemahl war zwischen Thierchen und Thierchen noch ein Räumchen,, welches ich sehr deutlich unterscheiden konnte. Dieselbe Bemerkung haben auch Otto Fridr. Müller *) und Te- rechowsky **) gemacht, und es werden- sie alle machen, weiche sich die Mühe geben wollen, scharf zu beobachten. Die Thierchen haben keine Augen, um einander sehen zu können. Noch yiel we- niger darf man an einen Sinn, das Gefühl ausgenommen, denken. Aber Gefühl ohne Berührung? Allerdings durch Berührung; aber nur durch mittelbare, nur mittels des mikroskopischen Räumchen Wassers, das zwischen ihnen ist. Sie stofsen, mdem sie sich in einer Kernrichtung oder in: einer schiefen Richtung begegnen, wie zwey elastische Kugeln, an einander. Aber der Stols wird durch das zwischenliegende Mittel geführt, von beyden Theilen wahrgenom- men, und, weil dieses Mittel nicht elastisch ist, geschwächt. Der Erfolg mufs derselbe seyn, wie; bey. zwey elastichen Kugeln. Sie müfsen sich nach dem Stofse entfernen; nur mit dem Unterschiede, dafs wir in unserm Falle Thiere vor uns haben, welche ihn schon frühzeitig wahrnehmen, ehe noch volle Berührung erfolgt, und nicht nothwendig haben, den übrigen mechanischen Gesetzen des Stolses genau zu folgen, sondern ein Vermögen besitzen, theils ihnen aus- zuweichen, theils sie zu modifieiren. a M 3; £ Sehr *) Verm, terr. et fluv. hist. I. praef‘ p: 7 **) Samml. zur Pbys. u, Naturg, IL B. 2. St. S, 150. 11 ‘Sehr deutlich sieht man: diefs bey den Busenthierchen *). Wenn diese sich in einer Kernrichtung begegnen, so springen sie "gleichsam, ohne umzukehren , sobald sie einander nahe genug sind, eine kleine Strecke bc, ßY zurück, und setzen dann ihren Weg in den schiefen Richtungen ad, «3, fort, oder kehren wohl zuwei- len gar um, und fahren nach der Gegend hin, woher sie gelkom- men sind. IP. Seltsam genug ist der Weg, welchen die abgerissenen Häupichen beschreiben, wenn sie sich nun frey im Wasser herum- treiben. Sie behalten dabey meistens eine lothrechte, oder schein- bar lothrechte Stellung, so dafs ihre strahlende Mündung. horizontal, und der ganze Körper auf jeden mit der Oberfläche des Wassers parallelen Durehschnitt lothrecht ist. Ihre Bewegung ist alsdann dop- pelt, einmal um ihre Axe ab **), und dann fortschreitend, was in ei- ner alle Augenblicke in sich selbst zurückkehrenden Linie abede ***) geschieht, die bald mehr, bald weniger ausgezogen ist, und in höchst verschiedenen Flächen liegt, auch bald steigt, bald fällt, nachdeni es der Muthwille des Thierchens erfordert. Der strahlende Rand ist während dieses Herumschwimmens in einer stätigen wirbelnden Be- " wegung, von derjenigen Art, welche ich oben beschrieben, und ein =, + Zu Rädern genannt habe. Wir wollen nun versuchen, diese Bewegun- gen zu erklären; Sey A ****) eine Halbkugel, welche mit ihrem erhabenen Theile unter den Spiegel des Wassers, welchen die Fläche des Pa- piers vorstellt, versenkt ist. An zwey gerade gegenüber stehenden Seiten seyen die steifen Flügel ud und ab so befestiget, dafs sie zwar von der Halbkugel in « und a wie in einem Gewinde bewegt werden können, aber dabey steif ausgestreckt bleiben. Es ist klar, *) Fız. 6... "NIFig 7.0) Fig. 8. »*+*) Fig. 9, wo man sich a an eben denselben Stellen denken muß, an welchen es auf der folgenden Figur steht. [) 7 12 klar; wenn die Halbkugel beyde Flügel rückwärts nach ac und ac bewegt, so wird sie, indem sie sich rechts und links an das Was- _ ‘ser stemmt, nach M getrieben werden, und gerade ausfchren, was unsere Thierchen zuweilen wirklich thun. Bewegt sie aber nur den einen Flügel nach c *), so wird sie gegen N hingetrieben ; die Ku- gel ‚selbst dreht in einem Bogen, und der unbewegte Flügel ab kommt in ad gleichzeitig, wie der bewegte in ac kommt. Setzen wir nun, die Halbkugel habe unzählige, oder nur mehrere solche Flügel, so, dafs Flügel neben Flügel steht, und gebe einen nach dem andern dieselbe Bewegung, so wird nach der Be- wegung des ersten Flügels die Halblıugel den Bogen bd beschrei- ben, wodurch dann ein zweyter Flügel an die Stelle des erstern kommt, welcher, wieder nach c bewegt, die Kugel einen zweyten Bogen beschreiben läfst; sie wird einen dritten bey der gleichförmi- gen Bewegung tines dritten Flügels beschreiben, u. s. w. das ist, sie wird sich um ihre Axe drehen, indem sie alle ihre Flügel nach dr nähmlichen Weise, einen nach dem andern, bewegt. Aber diese Bogen werden keine Kreisbogen seyn, und die Drehung um die Axe wird keinen Kreis erzeugen; sondern, indem die Kugel, wie wir ge- schen haben, wirklich und mittels dieses Drehens fortschreitet, wird | sie Gykloiden beschreiben, die bald mehr, bald weniger in einander, eingreifen, und sich in einander verwickeln, je nachdem die fort- treibende Bewegung ein kleineres oder grölseres Verhältnils zur dre- henden Kraft hat, oder, was auf eines hinauskommt, je schneller das Thierchen (unsere Halbkugel) seine Flügel (Arme, Flimmerkölbcher) bewegt: denn da das Wasser bey einer schnellern Bewegung dieser kleinen Ruder weniger Zeit hat auszuweichen, so widersteht es de- sto stärker , und stölst den angeschlagenen Körper mit mehr Kraft, also mit mehr Erfolg, also weiter, vorwärts. i | Ich weils wohl, dafs Barthez sehr dagegen ist **), wenn man bey den mechanischen Bewegungen der Thiere der Erde, dem Was- *) Fig, 10. **) a. & ©. Vorerinn. ne 13. Wasser und der Luft mit Borelli eine zurückwirkende Kraft bey- mist, indem er ihnen nichts mehr zugeschrieben wissen will, als dafs sie für diese Bewegungen die nöthigen Unterstützungspuncte darbie- then. ‘Er hat auch in’ Hinsicht auf Erde und Wasser, nach meinem Dafürkalten , vollkommen Recht (bey der Luft: dürften doch wohl Borelli *) und Silberschlag **) Recht haben), und ich möchte auch nicht gern anders verstanden seyn, als in ’dem Sinne, in wel- chem er mit Beyfall Gassendi's Erklärung dieser Bewegungen selbst anführt, dafs nähmlich, der Widerstand dieser Unterstützungspunete das Thier gleichsam vorwärts treibe. Das Thier bewegt sich mit eigner Kraft; aber diese Kraft mufs nothwendig einen Unterstützungs- punct; haben, gegen welchen sie sich anstemmt, und je fester oder härter dieser ist, desto mehr kann sich ikre Thäugkeit entwiekeln. ok Gykloiden beschreibt also der tanzende Glockenpolyp ; aber diese Cykloiden sind von einer etwas seltsamen Art. Sie begegnen sich nicht blofs mit ihren Enden, ‚söndern verketten sich sogar dort durch ordentliche Kettenringe. Dieses kommt aber blofs davon her, dafs das Thier seine Kreise in einem Elemente abwickelt, welches _ die freyesten Bewegungen 'erlaubt, und gar keine feste Axe dar- biethet, auf welcher sich diese Kreise regelmälsig abwickeln könn- ten. Die Weise selbst, wie sich das Thierchen dabey benimmt, ist „völlig von der Art, dafs dadurch häufige epategr fast unvermeid- "lich werden. y ‚Wie ‘steigt und 'sinlt aber das Thierchen?. Geradezu läfst ‚sich diese Frage durch Beobachtungen nicht lösen. Die Gegenstände Sind viel zu klein, und die Bewegungen geschehen viel zu schnell. ‚Dazu geht alles dieses unter dem Mikrosliope vor, bey welchem das ‚Deutlichsehen gleich aufhört, sobald der Gegenstand aus dem Brenn- pwncte sich ‚entfernet. Aber denken läfst sichs, dafs das Thierchen seine ®) Schrift. der Berl. Ges. naturf. Freund. II. RB. S. 213 ”*) De mot. animal. 1. propos. 190. But seine Flimmerfransen' nur mehr emporzuheben brauche, um zu‘sin- ken, und bey einer mehr wagerechten Stellung derselben wieder stei- gen werde; besonders da die’ erstere: Stellung nicht ohne: eine Zu- sammenschnürung des ganzen Körperchens, wie die letztere nicht ohne merkliche Erweiterung ‚desselben geschieht; Thatsachen, wel- che unmittelbar aus der Beobachtung: hervorgehen. Eine Fliegenlarre, welche im Wasser lebt (die der Wasser- fliegen) läfst uns die Künste sehen, welche uns die Kleinheit und Geschwindigkeit den Glockenpolypen abzulernen nicht erlaubt. Diese Larve' hat an ihrem hintersten Ende einen Bündel gefiederter Haare, welchen sie kreisförmig ausbreitet, wenn: sie sich am Spiegel des Wassers in gestürzter Stellung aufhängen will. So hängt sie denn Stunden lang, bis es ihr beliebt, in die Tiefe zu gehen, was sie unter dem Auge des Beobachters dadurch bewirkt, dafs sie diese Haare emporhebt, wobey sie, welche zu ihrem Leben auch unter dem Wasser atmosphärischer Luft bedarf, diesen Bündel in eine Pinselspitze vereinigt, und eine Luftblase einschliefst, welche ihren Sturz hemmt, und ihr unter dem Wasser eine Zeit lang zura Ath- men dient, Benehmungsweisen, die nicht mehr hieher en ‚ und welche ich nur gelegenheitlich erzähle. Man könnte gegen meine Erklärung der Sehwimmkunst dieser., Thierchen die Einwendung machen, dafs die Flimmerkölbchen bey | ihrer Zurückführung gerade wieder so viel Widerstand antreffen, als sie bey ihrer erstern Bewegung angetroffen haben, folglich entgegen- gesetzte Hräfte sich aufheben müssen. Aber diese Bedenklichkeit könnte nur dann ein’gültiger Einwurf seyn, wenn ich annähme, dafs die beyden Bewegungen der Flimmerkölbchen,, die rückwärtsgehende nähmlich, und die, wenn das Thier sen Kölbehen wieder vorwärts führt, in einerley Fläche, und nur in entgegengesetzten Richtungen geschehen. Dieses ist aber meine Meinung gar nicht. Ich glaube vielmehr (denn sehen läfst sich so was bey diesen mikroskopischen Be- 35 Bewegungen und ihrer Geschwindigkeit schleehterdings nicht) , dafs das Thierchen sein Kölbehen in einen Bogen vorwärts zurückführe, dessen Fläche auf die Fläche der ersten Bewegung schief ist, unge- fähr auf eben die Art,. wie die Fische die Strahlen ihrer Brustflos- sen bewegen. Setze man zu dem, was ich bisher gesagt habe, noch fol- gende Betrachtungen hinzu: dafs das Thierchen durch seine Drehun- gen, eine wahre, Oentrifugalkraft erhalte, wodurch ‚es fortgeschleudert wird; dals dasWasser dieser Centrifugalkraft ‚sehr, wenig widerstehe, aber doch genug, um die gar zu. grolse Geschwindigkeit zu mälsi- gen; dafs endlich alle Reibung beseitiget werde; so hat man, so- bald einmal ‚die Drehung ‚begonnen ist, an den Kreiseln Beyspiele im Grolsen, wie ‚diese Bewegungen vor sich gehen,. nur dafs bey diesen die Reibung am Boden zuweilen verursacht,’ dafs der Kreisel oft lange Zeit ohne fortschreitende Bewegung ist, und sich ‚bloß um seine Axe dreht. Werden aber die Thierchen: durch diese Mittel an die Stel- len gelangen, wo. sie ‚hin wollen? ‚Sie sind blind, und können! nach keiner bestimmten Stelle verlangen, weil sie keine kennen. . Sie ha- - ben blofs Bewegung vonnöthen, etwa mitunter, um zufällig an einen festen Körper getrieben zu werden, an welchem sie sich ansetzen, ‚ein Stielchen treiben, und sich an ihm befestigen, aber nicht um Nahrung zu haschen, da sie mitten in: derselben leben, nicht um ih- zes Gleichen zur Begattung aufzusuchen, die, ihhen fremd und wi- - „dernatürlich ‚ist. Sie wollen an keinen bestimmten Ort gelangen, ‚sondern gehen, mikroskopische EEE, auf Abentheuer aus. Barazı Dals übrigens meine Erklärung ‚die kiolnipe sey, rhellet, ‚dünkt mich, sehr deutlich aus den "Bewegungen der Zweige, ‘und ‚wohl der. ganzen Stämme des kugelthierförmigen und des trauben- ‚ för- 16 förmigen Wirbelthierchens *). Bey beyden werden durch die Bewre- gungen des Wassers oft ganze Zweige abgerissen; bey ersterm ge- ben sich oft ganze Stämme , manchmahl sogar mit einem Theile des ohnediefs faulen 'Grundes, auf welehem sie ansitzen, los, und trei- ben dann, nicht aufrecht, sondern: in einer schwebenden Stellung schr langsam durch das Wasser, wobey die meisten der daran han- genden Thiereben dieselbe Stellung haben, nähmlieh, dafs ihre Axe mehr oder weniger horizontal ıst. Diese BER egung geschieht, indem sieh die Stämmchen oder Zweige langsam um ihre Axe drehen, wäh- rend die Thierchen an ilnen’schr 'hefüg flimmern. Bey aller hier samkeit ist gleichwohl diese drehende Bewegung noeh schneller als die fortschreitende, und die eine sowohl als die andere geht um so schneller vor sich, je berölkerter die Zweige sind. Haben sich ein- mahl‘ die Thierchen bis auf wenige davon los gemacht, so giebt es dann gar keine Bewegungen mehr, als die der einzelnen Thierchen. Offenbar trägt hier der Zweig oder das Stämmehen zur Bewegung nichts bey. Sie sind nur Lasten, welehe von diesen kleinen Schiff- ziehern mühsam fortgeschleppt werden. Daher auch die Bewegung so langsam geschieht, weil sie nur der Erfolg der'Summe der klei- nen’ Hräfte ist, die auf diese Lasten wirken, und’ sie, diese Lasten, nicht viel: kleiner sind als die Summe dieser Kräfte. Man sollte nach dem Augenmafse wohl gar manchmahl glauben, sie sey größer, wenn man nieht yorausfetzen dürfte und mülste, dafs diese Stämm- chen und ihre Zweigechohl seyen. Diese Summe von Kräften wird noch kleiner, da die einzelnen: Richtungen nach verschiedenen Welt- gegenden Isehen , folglich sich vielfältig einander aufheben. Die fort- schreitende Bewegung ist nur Folge der drekenden. Indem bey dem langsamen Drehen das Wasser Zeit hat, etwas auszuweichen, wer- den kleine mikroskopische Wellen hervorgebracht, welche den Zweig oder das Stämmchen fortsehieben, während sie auf die entgegenge- setzte Seite ausweichen, fast/so, wieder fliegende Vogel vorwärts geschoben wird, indem die Luft water den Schwing:- und Richtfe- dern rückwärts ausweicht. PR ») Baier’sche Fauna zD. 2974 und 2956. 7 17 Auch die einfachen gestielten Polypen werden zuweilen mit ihren Stielen vom unterstützenden Grunde los, oder haben das kleine Stielehen, wenn sie Aeste eines gemeinschaftlichen Stammes waren, noch an sich‘ Auch diese schwimmen dann nicht mehr in aufrech- ter Stellung 'und schnell, sondern in wagerechter und langsam, aber immer doch drehend und sehr unbehülflich, wenn etwa nur das klein- ste Schlammtheilchen an ihrem Stiele anklebt, was alles aus dem, was ich bisher gesagt habe, seine Erklärung erhält. Etwas anders sind die Räder bey den berühmt gewordenen Räderthierchen *) gebaut. Das sind wahre lebendige Kammräder (bey den Glockenpolypen sind es eigentlich Sternräder). Daher ist auch die Bewegung anders. Nachdem nähmlich ein solches Thier- 'ehen Stunden lang 'ällerley Gestalten angenommen hat, auch wohl fast nach der Weise der Egel gegangen ist, schiefst es seine beyden Hammräder hervor, macht seinen Fu[s vom Grunde los, und schwimmt wagerecht mit ziemlicher Geschwindigkeit davon. Es dreht sich nicht. Dazu ist freylich sein etwas Bra Vorderleib nicht geschickt N genug. Aber wohl ist die Stellung seiner Flimmerkölbchen oder Kammzähne die vorzüglichere Ursache. Wenn es nähmlich einen dieser Kammzähne nach dem andern schnell einwärts bewegt und wieder gerade ausstreckt, so entsteht dadurch ein Wirbel, welchen man deutlich sieht; also mitten im Wasser eine Einsenkung des Wassers, eine augenblickliche Wasserleere, deren Mündung in einer ‘den Wasserspiegel, oder vielmehr auf den Körper des Thier- , chiens lothrechten Fläche ist, in welche es vom nachdrückenden kb _ Wasser schnell vorgeschoben wird. Sehen läfst sich auch hier der Mechanismus dieses Räderns nicht deutlich. Aber deutlich nimmt ‚ wahr, dafs diese Räderzähne im Ganzen immer eine vorwärts, nie, wie bey den Glockenpolypen, auswärts gehende Richtung ha- 2 ben, welche Form nicht entstehen würde, wenn sie diese Zähne bi nach der Richtung der Tangenten bewegten, wohl aber aus den [* Peeesmngen, den Halbmessern entgegen, hervorgeht. 1. 3 Man | ee ® Ei Faun. na. 2955 und 2956. 18 Man sieht wohl zuweilen, . dafs diese Thierchen unter dem Schwimmen ihren Schwanz niederbeugen. Damit geht es aber» sehr langsam zu. Es ist kein ‚eigentliches Schlagen ‚ und wenn dadurch die Bewegung nicht eben vermindert wird, so wird sie,doch gewils auch nicht befördert. Eben das gilt auch von den Kapselthierchen und Scheidethierchen , welche ebenfalls gern ihren Schwanz unter- schlagen, aber damit ganz gewils nichts weiter bewirken, als dafs sie vorwärts nicht untersinken. (. 2, Die Langhalsthierchen. Ich habe in meiner baier’schen Fauna die Langhalsthierchen *) unter dem Namen Trachelius vom müller’schen Yibrio getrennt; in Hinsicht auf die Bewegungen wenigstens gewils mit. vielem Rechte. Vielleicht hätte ich auch die Wasserälchen **) noch trennen sollen, welche bey einer sehr verschiedenen Gestalt doch einerley Bewegun- gen mit den Langhalsthierchen haben, mit dem Unterschiede, dafs sie darin meistens viel gröfsere Meister sind. Zwar scheint es, dafs Barthez dasjenige, was ich von dem Schwimmen dieser Thierchen sagen kann, bereits erschöpft habe, da, wo er vom Schwimmen der aalförmigen Fische handelt ***), wohin er auch die Schwimmkunst verschiedener Schlangen zurück- führt. Seine Erklärung geht da hinaus. Man weils es bereits, dafs das vorzüglichste (Barthez behauptet, das einzige) Werkzeug des Schwimmens bey dem Fische ****) der Schwanz sey, welcher ihn entweder nach AB oder nach AC wirft, je nachdem er, ihn mit Gewalt entweder in der Richtung AB oder AC gegen das Was- ser stemmt. Da nun die aalförmigen Fische wad die Schlangen, wenn. *) II. ®. 2. Abth. $.20u.55. **) Das. nn.4855— 2862. ***) Neue Mech, S. 7 280, V. u. 285, VI. *+#*) Finlı2. 19 wenn sie' schwimmen, Zikzake' *) beschreiben, so sieht er diese Zikzake als Vervielfältigungen des Schwanzes an. 0 > In’der That sollte man denken, dafs die Linien AB, CD, EF, in eine einzige von dieser Richtung addirt, und so ebenfälle die Linien BC, DE, FG, in eine andere, welche mit der erstern unter einem Winkel BAM **) verbunden wird, der das Gomple- ment des Winkels ABC zu zwey Rechten ist, dafs die Summen dieser Linien, sage ich, die Kraft und die Richtung, mit und un- ter welcher sich der Fisch gegen das Wasser gleichzeitig stemmt, sehr gut auszudrücken geschickt seyen. Ich weils gleichwohl nicht, ob dieser Begriff, so wahrschein- lich er auch ist, auch völlig richtig sey. Mir scheint diese Bewe- gung vielmehr aus einem Schwimmen und Hriechen zusammenge- setzt zu seyn, wobey allerdings ein Anstemmen der Theile BC, CD, u. s. w. Platz hat, welches von desto gröfserm Nachdrucke - ist, da das Wasser, welches von BC nach AB gedrückt wird, eben . in AB einen neuen Widerstand findet. Aber ich bemerke dabey _ nicht eigentlich dieselbe Verrichtung, welche der Schwanz bey den übrigen Fischen hat. Das Thier wird nicht in der Diagonale fort- - geschnellt, sondern kriecht durch das Wasser, wie der Schlottfe- ger durch den Schornstein schlieft, indem es sich mit gebogenem _ Körper gegen entgegengesetzte Seiten stemmt. Daher auch Plinius =) sehr richtig sagt: Anguillae et Muraenae ‚flexuoso corporum : impulsu ita mari utuntur, ut serpentes terra. Die Geschwindig- keit, mit welcher sie dabey zu Werk gehen, dient ihnen dazu, ! die Wirkung der specifischen Schwere ihrer schmächtigen Leiber i a ‚heben, indem sie dem Wasser nicht Zeit läfst, sich zu theilen. - 7a Er‘ az.‘ i 5 c Z Ta, ha jr, Sri. 13, AB, BC, CD, DE,EF, FG. **) Fig. 13. *%) Bist. mundi Iib. X. 4 e. 27. u a 20 Auf diese Weise schwimmen: die! aalförmigen Fische , die Schlangen, und unter den mikroskopischen Thierchen. vorzüglich die Wasserälchen *), die Efsigälchen, die Kleisterälchen. Die Er- klärung ist für alle diese Thiere dieselbe; und. wenn ich’ mich hier- bey von Barthez entferne, so besteht diese Abweichung nur (darin; dals nach meiner Meinung die vorausgehenden Theile; indem sie durch das Wasser schliefen, die hintern nachziehen, nach Barthez aber von den hintern Theilen vorwärts geworfen. werden. . Doch gebe ich gern zu , dafs der hinterste Theil selbst, an welchem .bey den Fischen die Schwanzflosse sitzt,.bey allen diesen Thieren in. der That ebendieselbe Wirkung habe, wie bey den Fischen, Was mich auf diese Gedanken gebracht hat, sind die Lang- halsthierchen **), bey welchen sich der lange schlanke Vordertheil völlig so bewegt , wie der ganze Körper bey den Wasserälchen, den aalförmigen Fischen und den Schlangen, aber der verhältnifsmäfsig sehr breite und grofse Hintertheil des Körpers zu schlängelnden Be- wegungen völlig unfähig ist. Ich stelle mir diese Thierchen wie Lastschiffe vor, welche die Donau aufwärts gezogen werden. Was den Körper bewegt, ist das ziehende Seil, in unserm Falle der ‚lan« ge Hals; was gezogen wird, ist das Schiff selbst, oder der Körper des Thierchens, die übrigens allerdings eine Gestalt und einen Bau haben, wodurch sie schwimmend, oder vielmehr schwebend erhal- ten werden. Es ist bey den Langhalsthierchen ein mehr oder we- niger kegelförmiger, aber zusammengedrückter Sack, welcher nach der Fläche seiner Breite auf der Wasserschicht liegt. Mit einer ziemlichen Langsamkeit wirft nun das Thierchen, dessen Rumpf so- ziemlich mit dem Wasser gleiche Schwere zu haben scheint, seinen langen Hals, den es in einen Hacken krümmt, zuweilen, wenn er län- ger ist, auch wohl schlängelt, bald nach der einen, bald nach der andern Seite, zuweilen mehr oder weniger aufwärts oder niederwärts, _ und *) Fig. 18, **) Fig. ı1. 24 und ‚zieht 'sich so, indem es sich ‚mit diesem Hacken an dem Was- ser hält ‚ langsam vorwärts, aufwärts , oder niederwärts , fast so, wie wir es machen würden, wenn wir aufrecht, aber mit gebun- denen Fülsen, durch eine dicht bestandene Waldung setzen müls= ten; wir würden wechselweise mit unsern Armen die Bäume um- fassen, und unsern Körper nachziehen, DR -Seltsark scheint wohl auf den:ersten Anblick die Idee, dafs ein Thier sich am Wasser, wie wir uns an Bäumen, anzuhalten ver- möge. Aber die Seltsamkeit verschwindet, wenn man diese Thier- chen und das Wasser kennt. Sie sind selbst beynahe flüflsig, nur dafs ihre Theilchen nicht verschiebbar sind. Die Kraft, womit sie sich anhalten, ist grols genug, wenn sie mit der Last verglichen wird, welche sie zu überwinden hat, aber nicht grofs genug, um die, obgleich höchst verschiebbaren, Theilchen des Wassers so ger sehwind zu verschieben , als die Bewegungen dieses Halses, wie- - wohl sie eben nicht schnell sind, vor sich gehen. Eine lockere Gar- tenerde hat.eben sowohl verschiebbare Theilchen. Gleichwohl kriecht der Regenwurm mittels eines ganz gleichen Benehmens , und nicht schneller, durch sie weg. Wir selbst können uns an verhältnilsmäs- sige Haufen Flugsandes mit gutem Erfolge stemmen, obschon wir die einzelnen Theile von der Stelle wegzublasen vermögen. Was. _ die übrigen Langhalsthierchen nur langsam thun, und woron sie ' eben darum nur eine kleine Wirkung erhalten, das vollführt eine sehr. seltene Art derselben mit gröfster Vollkommenheit und mit ent- sprechendem Erfolge, Diese Art ist eben dasjenige Thierchen, wel- ' ches ich in meinen Beyträgen zur Naturgeschichte zweifelhaft unter dem Namen Brachionus Proteus *) beschrieben und abgebildet ‚habe. Es. gehört, wie. ich glaube, ganz gewils unter die Langhals- thierchen ; denn der dünne und lange Körpertheil ist im Schwimmen R allemahl oben, oder geht voran. ©. F. Müller hat es in seinem in nach- us *) Beytr. zur Naturg. 109. Tab. 4. fig. 7— 18. 4 „Eihz 22 nachgelassenen Werke über die Infusorien *) unter dem Nahmen Cer- caria inquieta beschrieben , weil er den dünnen Theil für den Schwanz ansah. Er hat zugleich unrichtig meinen Proteus bey der folgenden Art, C. Lemna, angeführt, indem er ganz gewils zur C. inquieta gehört. ‘Was den berühmten Mann irre geführt hat, war der Umstand, dafs ich mein Thierchen im J.1773 einige Mahle bey Linz (und seither nicht wieder) in stehenden Wassern fand, und er das Seinige, obgleich nur einmahl, und nur ein einziges, aus der See hatte. Dieses Thierchen nun hat einen länglichen, rundlichen, gar nicht zusammengedrückten Körper, den es aber entweder so sehr einzuziehen, oder vielleicht so geschickt zusammen zu legen weils, dafs daraus eine Birnform entsteht. Aus dem dickern Ende geht ein dünner Hals oder Schwanz hervor, walzenförmig, und viel län- ger als der Körper. Diesen Hals hält es im Schwimmen immer ge- schlängelt über sich , und schlägt’ damit äufserst schnell kreiselför- mig um sich, wodurch es selbst zum Kreisel, und so schnell von der Stelle geschleudert wird, dafs es das mikroskopische Feld in einem Augenblicke, und wie ein Blitz durchfährt. Es ist nicht leicht ein Trivialnahme passender gegeben worden, als der, welchen die- ses Thierchen von Müller’'n erhielt. Es kostete mir sehr viele Mühe, es zur Ruhe zu bringen, und es gelang mir nicht eher, als bis ich ihm alles Wasser nahm, das noch hinreichen konnte, um sich darin zu bewegen, und das’ist viel gesagt; denn das WR chen ist nicht gröfser als ein Punct. ' Gewöhnlich erhalten die Langhalsthierchen ihre Trivialnah- men von Schwimmvögeln, Olor, Cygnus, Anser, Anas, u.s. w. Die- se Benennungen, welche man ihnen vorzüglich um ihrer langen Hälse willen gegeben hat , verdienen sie auch wohl wegen ihres Wack- elns, wenn sie schwimmen, imdem immer wechselweise die beyden Sei- *) Animalia infusoria Suyiatilia et marina. p. ı21. Tab. 18. fig. 3— 7. 23 Seiten ihres Rumpfes ein wenig überschlagen, wie bey einem Schifl- ‚chen.. Ich glaube aber nicht, dafs diese Bewegung irgend einen * Zweck habe, sondern sehe sie blofs als Folge von den kleinen Wel- len an, welche das Thierchen durch die Bewegungen seines Halses erregt, wie auch das Wanken des Nachens nur Folge:seiner fort- gehenden Bewegung ist, % $. 2. Die Walzenthierchen und trägen Streckethierchen. Unbegreiflich scheint auf den ersten Anblick die Bewegung der meisten Walzenthierchen, urd noch mehr die der trägen Strecke- thierchen, vorzüglich aber der letztern. Sie rücken vorwärts, oh- ‚ ne dafs man bey ihnen, auch mit den besten Vergröfserungen, Glie- der, welche ihnen dazu dienen, ohne dafs man überhaupt an ihrem _ Körper eine Bewegung wahrnähme, welche bey den lebhaften Stre- ckethierchen sehr deutlich ist. Die Gegenstände selbst sind viel zu - klein, um durch mittelbare Darstellung den Beobachter aufzuklären. Das pflanzenförmige Streckethierchen *), fast das längste in seiner ' Familie, ist selbst unter der stärksten Linse meines vortrefflichen - Mikroskops nicht dicker, als ein Haar aus den Augenwimpern dem freyen Auge erscheint. Das mondförmige und das tangelförmige *#) haben bey einer allerdings beträchtlichern Breite so gut als gar _ keine Bewegung. Unter Tausenden, welche ich sah, schien keines - in Bewegung zu seyn, und O. F. Müller bemerkte an der erstera _ Art, welche ihm millionenmahl mufste vorgekommen seyn, endlich "nach der angestrengtesten Aufmerksamkeit eine sehr schwache Fort- bewegung, die er schr unverständlich beschreibt ***). Ich beschränke mich blofs auf die, bey welchen ich die Bewegungen selbst beob- achtet habe. u x w Wenn — | R ” Faun. Boic. nm. 2853. *+) Faun. Boic. n. 2847 u. 2848. ###) Naturforsch. +7 4 RX, 148. Ba a Sn 5 De 24 Wenn man diese Beobachtungen anstellen will, so mufs man sich eine von den kleinern mikroskopischen: Unreinigkeiten , die am Boden des Uhrglases liegen, zum festen Puncte wählen, und dann genau Acht haben auf den Zwischenraum , welcher zwischen 'ihr und dem in der Frage stehenden Körper liegt, ob er sich verändere odex,nicht. Das ist um so nothwendiger, weil man sonst meistens nicht einmahl weifs, ob man ein Thierchen oder einen mikroskopi- schen Splitter vor sich habe. Es ist gut, wenn diese kleine Unrei- nigkeit so ziemlich in der fortgesetzten Linie des Thierchens selbst liegt; denn diese Thierchen ziehen gewöhnlich gerade aus, wenden sich auf keine Seite, und gehen zurück , ohne umzukehren, blofs indem nun das Hinterende vorangeht. Hat man sich nun auch mit der nöthigen Geduld bewaffnet, so wird man endlich sehen, dafs der kleine Zwischenraum immer kleiner, oder im Gegentheile immer grölser werde, das Thierchen also sich dem organischen Körperchen immer nähere, oder davon entferne. Aufser diesem Handgrifie, des- sen sich die Astronomen bedienen, um einen zweifelhaften Planeten oder Cometen von den Fixsternen zu unterscheiden, ist die Bewe- gung jener Thierchen eben so unmerklich, als die dieser Himmels’ körper. Eigentlich sieht man auf diese Weise nur das Resultat der Bewegung, die Veränderung des Ortes. Die Bewegung selbst sieht man nicht; man sieht nichts, wodurch sie hervorgebracht werde. Wir müfsen sogar wahrscheinlich Verzieht darauf thun, dals wir die Sache jemahls durch unmittelbare Anschauung ergründen wer- den. Aber wo uns diese verläfst, da mufs es uns wenigstens er- laubt seyn, unsere Zuflucht zu Muthmassungen zu nehmen, deren Wahrscheinlichkeit durch wirkliche Thatsachen unterstützt wird. Bonanni ist meines Wissens der erste, welcher die fort- schreitende Bewegung der Schnecken richtig erklärt hat *). Swam- mes- ®) Recreat. ment. et ocauli. a Be 23 merdam bestätigei diese Erklärung im Vorbeygehen *). Wenn man eine Schnecke auf nassem Glase kriechen lälst, und dann das Glas umkehrt, oder, noch besser, von unten hinauf ansieht, so erblickt man die Unterseite desjenigen Körpers , welchen man ihren Fufs nennt, in voller Bewegung. Schnell sich einander folgende Wellen durchlaufen ihn seiner ganzen Länge nach von hinten nach vorn. Aber indem so die erste Welle von h bis a **) gekommen ist, rückt die Schnecke nur um das Theilchen ab vor. Unterdessen ist aber schon eine zweyte \WVelle unter Weges, welche c an die Stelle‘a brin- gen wird. So geht nun das Spiel fort, bis endlich h, welches wir für den letzten Fufsmuskel annehmen wollen, ‘an die Stelle von a kommen wird, und dann ist der erste Schritt gethan; die Schnecke ist um ihren Fuls vorgerückt. Aber indem sie so auf dem nassen Glase mit der Unterseite ihres Fufses- fortgleitet, sieht man auf der Oberseite wohl ein Fortrücken, aber keine Bewegung , kein Spiel der Muskeln, keine Zusammenziehungen wie bey den Raupen. { Man kann sich diese Beobachtang noch mehr erleichtern. Die Tellerschnecken , die Spitzhörner, und die Schwimmschnecken - kriechen mit gestürztem Körper am Spiegel des Wassers, als wenn 1 er fest wäre, auf eben die Weise fort, und darin besteht ihr Schwim- men; denn anders, als am Spiegel des Wassers, können sie sich unter Wasser nicht willkührlich von der Stelle bewegen, ausgenom- _ men an festen Körpern. Beyde Erscheinungen sind übrigens That- sachen, wovon sich Jedermann überzeugen kann, so bald er nur will. Barthez findet eine Schwierigkeit darin, wie die Schnecke, welche keine Knochen hat, eine Bewegung hervorbringen könne, da ihr feste Anhängepuncte fehlen ***), Mir scheint aber diese _ Schwierigkeit so grols nicht. Die grobe dicke Haut ihres Fulses, 3 b wel- 3 *) Collect. Acad. Tom. V. part. &trang. art, 3. **) Fig. 14. ***) Neue Mechanik Be. viert. Abscha, IX. “ 5. 4 L, = 17 26 Fer welche die Oberseite bekleidet, und unten am Saum, wo sie ge- wissermassen gedoppelt ist, noch dicker wird, ist gegen das ungleich feinere und leicht verwundbare Mittel des Fusses hinreichend fest, um den Muskeln, welche bey aller scheinbaren Anstrengung nur eine "geringe Kraft äufsern, wie der Eriolg daribui, feste Anhängepuncte zu verschaffen. Leistet doch den Raupen die zwar hornartige, aber äulserst dünne Haut fast die gleichen Dienste, freylich auch für Muskel, die fast fülsig sind. Es kommt nähmlich alles auf die Ver- hältnil’s> der Stärke der Muskeln ‘und der Größe des Widerstandes oder der Last an. Je .grölser der Widerstand, welcher überwunden, oder die Last ist, welche gehoben werden soll, desto stärker müs- sen die Muskeln seyn, und ihre Stärke fordert wieder angemessene Körper, an welchen sie befestiget werden. Wo der Widerstand, wie bey der Schnecke, sehr klein ist, reicht eine lederartige Haut, und wo er fast null ist, reicht, so zu sagen, ein Nichts hin. Ueber- haupt, wenn man die Widerstände oder Lasten P und p, die Stär- ken der Muskeln V und v, die Festigkeiten der Anhängepuncte M und m nennt, so erhält man folgende Proportionen: V:v—P:p. M:m—V:r. also M:m—P:p. Ist daher p— dx, so braucht auch m nur zu seyn —dy. Wenden wir nun, was wir bey den Schnecken sehen, auf unsere Thierchen an, so haben wir ihre Bewegungen mit der gröls- ten Wahrscheinlichkeit erklärt. Indem das Streckthierchen seine Wellen an der Unterseite des Körpers B nach A *) treibt, rückt es langsam, wie die Schnecke, fort, unterscheidet sich aber von dieser dadurch, dafs es auch diese Muskelwellen von A nach B zu treiben vermag, wodurch es dann seinen Weg, ohne umzukehren, zurück nimmt. Da der Bau dieser Thierchen wirklich höchst einfach und einförmig ist, da es bey ihnen in der That wohl zwey Enden, aber kei- *) Fig. ı6. Vibrio tripunctatus, Faun. Boic. n. 2843. } 7 keinen Vordertheil und Hintertheil giebt, so mufs es in der That gleichgültig seyn, welches Ende das 'Thierchen zum Anfange seines Wellens machen wolle. ’ Zu schwimmen vermögen diese Thierchen eigentlich nicht; sie werden nur wie ‚leblose Theilchen vom bewegten Wasser herumge- trieben, und fallen zu Boden, wie dieses in Ruhe kommt. Auch aufkriechen an andern Körpern, etwa an Wasserpflanzen, können sie nicht. Blofs am Boden können sie wagerecht fortkriechen, wer- den von jeder Rleinigkeit aufgehalten und am weitern Vorangleiten gehindert. Einige nehmen doch, aber ohne sich zu biegen, eine Be- wegung nach der Seite an, fast so, als wenn sie die Mitte ihrer Länge zum Ruhepuncte machten, und dann die beyden Enden nach entgegen gesetzten Seiten drehten. | 5.4 Unbestand. n19? Unbestand nenne ich in meiner Fauna *) eine Gattung Auf- ‚gufsthiere , welcher Müller *) den Nahmen Proteus gegeben hat. Beyde Nahmen legen dieselben Erscheinungen zum Grunde. Das Thierchen ändert seine Gestalt so vielfältig und so schnell nach ein- „ander ab, dafs es unmöglich ist, die Zeichnung dieser Gestalten an- ders als aus dem Kopfe zu machen. Es ist schlechterdings nicht ” möglich, diese Abbildungen Zug für Zug von dem Gegenstande zu nehmeu. Man mufs sich eine Gestalt, welche man eben sieht, fest Ans Gedächtnifs eindrücken, und dann alles aus dem Gedächtnilse „ zeichnen. hohe Zahlreich an Arten ist die Gattung nicht. O. F. Müller kannte nur zwey: die, welche Rösel ***) den kleinen Pro- “ ; teus 4) 1.B.S.ı9. **) Animal. infus. p. 9. ***) Insect. III. 621, Tab. ı01. Fig. A—W. R r 4° Sur 28 teus nennt *) und eine neue **). Freyherr von Gleichen **) fand eine dritte Art ****), Mir gelang es, alle drey Arten zu se- hen, und sie noch mit einer vierten *****) zu vermehren. Aber auch die Wunder dieser mikroskopischen Gaucklerfamilie, weiche die Naturforscher nicht weniger, als der wandelbare Gott der Fa- bel durch seine Vielstaltigkeit, hingehalten haben, sind unter mei- nem Mikroskope verschwunden. Diese Thierchen sind bey aller Einfachheit ihrer Substanz und bey aller Zartheit ihres Baues nichts als dickliche Häutchen , welche die verschiedensten Gestalten an- nehmen. Sie schiefsen die Hörner, die Schwänze, die Lappen, die Arme nicht aus’ ihrer Substanz hervor, wie es auf den ersten Anblick erscheint, sondern ziehen blofs die Falten, in welche ihr Körper gelegt ist, bald an der einen bald an der andern Stelle weiter hervor oder zurück. Eine Schnecke, wenn sie mit ihrem Kör- per die verschiedenen Evolutionen macht, welche wir alle Tage se- hen, würde uns noch viel seltsamere Dinge sehen lassen, wenn sie so klein wäre, als diese Thierchen sind, und nur durch das Mikros- kop gesehen werden könnte. Einige Doppellöcher unter den Einge- weidewürmern, die aber allerdingS gegen unsere Unbestände Riesen sind, zeigen uns dasselbe Spiel, die Kugelgestalt nicht ausgenom- men; nur dafs uns bey ihnen die viel ansehnlichere Gröfse vor der Täuschung bewahret; und die Glieder des Bandwurms, welche bey den ältern Aerzten unter dem Namen Yermes cucurbitini bekannt waren, wie vielgestaltig, wie sehr Proteusse sind sie nicht, wenn sie an die Luft kommen, und ihre Reitzbarkeit durch dieses Element erregt wird? Eben diese Bandwurmglieder lehren uns den Mechanismus der fortschreitenden Bewegung bey den Unbeständen. Obgleich völ- lig todt und nur abgerissene Stücke eines lebenden Thieres, in wel- chen _ *) Proteus difluens Müller. **) Proteus tenax Müller infus. n.ı2. Tab. 2. Fig; 13—138. ***) Saamen — u, Infus. 168, Tab. 20. Fig, 18, ****) 'Proteus Glei- chenii, Faun. Boic. n. 3813. *****) Proteus crystallinus, Faun. Bolc. m. 3612. ) chen noeh ein Rest der thierischen Reitzbarkeit übrig ist, bewegen sie sich nicht nur auf wagerechten Ebenen fort, sondern liriechen wohl auch an den Wänden auf. Eben die Falten, welche sie bald da bald dort hervortreiben, vertreten die Stelle so vieler Anhäftungs- . puncte, auf welche sich der Körper stützt, während sich die übri- gen Theile nach andern Strichen verlängern , von andern Sei-. ten her verkürzen und falten, und neue Anhäftungspuncte bilden, indes die erstern aufgehoben werden. Es geht nähmlich hier alles gerade so vor,. wie wir es am Fufs der Schnecke sehen, mit dem einzigen Unterschiede, dafs bey diesem Thiere die Körperwellen nach einerley Richtung fortgehen, bey den Unbeständen, den Band- wurmgliedern und den Doppellöchern ohne Regel, bald da bald dort, und viel stärker wellend, entstehen. So rückt auch das Saamen- korn des Taubhafers, welchem man die Granne gelassen hat, fort. - So rücken verschiedene Pilze, welche ihrer Reife nahe sind, von der Stelle, indem bey den Erstern die Granne, bey den Letztern _ der Strunk sich ab - oder aufwindet, und dadurch mit andern und andern Puncten des untergelegten Körpers in Berührung kommt, ' durch deren Widerstand einen Anhaltungspunct erhält, nach wel- chem nun der übrige Theil des Haferkorns oder des Pilzes mecha- ' nisch nachfolgt. Diese Erklärung der Erscheinungen bey den Unbeständen ist völlig richtig; sie ist völlig nach den Ansichten gemacht, welche mir diese Thierchen unter dem Mikroskope selbst verschaflten. Daraus _ erklärt sichs denn, warum keines dieser Thierchen eigentlich zu _ schwimmen vermöge. Die verschiedenen Evolutionen, welche das - Fhierchen mit seinen Falten macht, sind viel zu schwach, viel zu langsam, als dafs damit eine. Gegenwirkung des Wassers hervorge- bracht, das Thierchen, welches ohnediels eine ziemliche specifische ‚Schwere zu besitzen scheint, vom Wasser getragen und durch seine _ Anstemmungen aus der Stelle gerückt werden sollte. ‘ Nur auf dem Br Bo- » ‚\ | ; 30 Boden, nur auf flach liegenden Körpern, die fester als es selbst sind, ist es im Stande, mühselig fortzukriechen. Die Beyspiele, welche ich, um das Kriechen der Unbestände und ihre Evolutionen zu erklären, zum Theil von Körpern entlehnt habe, welche entweder leblos oder wenigstens unbeseelt sind, dürfen kein Einwurf gegen das Leben oder die Thierheit unserer Unbe- stände seyn. Ich bin von ihrer Thierheit eben so gut, und, ich möchte fast sagen, noch mehr überzeugt, als von der einer Heerde weidender Schafe. Allerdings ist Bewegung nicht vollgültiges Kri- terium der Thierheit. Aber Bewegung aus Willkühr ist es zuver- läfsig; und gerade diese Bewegung kommt unsern Unbeständen zu. Freylich ist es nicht möglich, sie deutlich und standhaft von der mechanischen zu unterscheiden, und es gehören viele Jahre von Be- obachtungen dazu, um sich in diesem Urtheile eine Sicherheit zu erwerben, die niemahls betrügt. Doch darf ich wohl folgende all- gemeine Regel angeben, worauf man sich verlassen kann. Wenn irgend ein Körper Bewegungen hervorbringt,, welche . von keiner-äufsern Ursache veranlafst werden; wenn er sie ab- ändert, ohne dafs die äufsern Umstände verschieden wären; . oder wenn sie wohl gar den mechanischen Ursachen entgegen wirken; dann ist Leben, Willkühr, Thierheit vorhanden. Wenn der Fisch gegen den Strom schwimmt , der Vogel ge- | gen den Wind fliegt; wenn beym Kugelquadrate das mittelste Qua- i drat aus dem äulsern herausgeht, und sich rechts fortbewegt, wäh- rend das äufsere seinen Weg links nimmt; wenn das Streckethier- 7 chen am Boden des Uhrglases erst bey völliger Ruhe des Wassers, und während keine der darin befindlichen Unreinigkeiten von der Stelle rückt, einem unbeweglichen Puncte näher, wenn es über ihn sogar -hinausgleitet, dann haben wir Thiere vor uns, welche leben, welehe sich aus innerer Kraft und mit Willkühr bewegen. Aber wenn 1 wenn das Blättchen des bogenbeschreibenden Hedysarums ewig eben- denselben Bogen durchläuft; wenn seine Bewegungen mit dem at- mosphärischen Wärmegrade im Verhältnifse sind; wenn die berüch- tigten Saamenthierchen, um sich bewegen zu können, angewärmtes Wasser, oder überhaupt mehr als atmosphärische Wärme fordern; wenn ein ausgeschnittener präparirter Froschmuskel, in den galvani- schen Kreis gebracht, in Zuckungen geräth; dann darf man gewils nicht Thierheit, und sehr selten ein Leben aus diesen Erscheinun- gen folgern. Berühmte Nahmen haben gegen diese Regel verstossen, und in die Naturgeschichte Fabeln gebracht, vor welchen man sie bewahren mufs. Man hat geglaubt, weil die Pflanzen gegen nahe wälsrige Stellen längere Wurzeln, und, wenn sie kriechen, auch län- gere Ranken treiben, so mülsen sie cine Art Seele haben, die von dieser Nahrungsquelle Kenntnils erhält. Man hat uns erzählt, dafs die Mose und Algen, wenn sie auch viele Jahre in trocknen Her- barien gelegen haben, die Eigenschaft behalten, im Wasser wieder aufzuleben, weil sie sich davon vollsaufen, und ihre Ausdehnung _ und grüne Farbe wieder erhalten (wie die Viehbremsen ihre Augen- binden und einige Käfer die hohen Farben ihrer verblafsten Flügel- decken im heilsen Wasser). Man hat uns das Räderthierchen als _ unsterblich vorgestellt, weil es unter Sand und an einer kühlen Stel- ER, ER ohne tropfbare Flülsigkeit, nicht soll gestorben seyn, _ und ich fürchte, dafs man diese Eigenschaft mit noch mehr Wahr- - scheinlichkeit dereinst auch von den Rundwürmern behaupten wer- } de, weil sie, obgleich Jahre lang im Weingeist aufbewahrt, wieder ' in Wasser gebracht so lebhaft kp ‚als sie es kaum im wirkli- @ ‚chen Leben thun. ‚Man wollte die kleinen mikroskopischen Spiels- h chen (wahre Krystalle), welche in verschiedenen abdunstenden Pflanz- ensäften entstehen, laufen gesehen haben (was fehlt hier zur Thier- h ‚heit? ‚Eine kleine Bewegung. ist da, wie bey allen Krystallisationen, \ selbk bey Bildung der Schneeflocken und des Fenstereises); und zuan wiederhohlt uns noch immer die Thierheit der Saamenthierchen. I. 4 l 32 St 5 Ö Andere Thierchen überhaupt. Agenda. Es giebt noch allerdings sehr vielerley Aufgufsthierchen, wel- ehe ich nieht berührt habe. Allein die Bewegungen der allermeisten - von ihnen lassen sich leicht auf eine der angeführten zurückbringen. Einige andere haben wahre. Borstenfüfse, und bedienen sich dersel- ben, wie die Naiden und Nereiden der ihrigen. Wieder andere ha- ben eine äußsere Bildung, welche sie den Daphnien unter den In- secten nahe bringt; scheinen auch in ihrem klaffenden hohlen Leibe eine Vorrichtung zu haben, welche die Schwimmfüfse dieser letztern ersetzt. Wieder andere scheinen ihre Ortsveränderung blofs dadurch zu bewirken, dafs sie ihren Schwerpunet im Innern verändern, und dem Körper selbst durch ganz unmerkliche Erweiterungen und Zu- sammenziehungen eine kleine Verschiedenheit der specifischen Schwe- re ertheilen können, wie diefes vielleicht bey den Kugelthieren der Fall ist. Ich habe zwar in dieser Abhandlung hauptsächlich nur die fortschreitenden Bewegungen vor Augen gehabt. Allerdings bewegen aber einige dieser Thierchen, ohne gerade fortzuschreiten, ihren Leib, oder einige gröfsere Glieder sehr stark. Man sieht wohl, dafs sie dieses mittels ihrer Muskeln thun, die sehr deutlich ausgespro- chen sind; aber man begreift nicht, wie diese Muskeln wirken kön- nen, ohne irgend an einem festen Puncte befestiget zu seyn. Meine sämmtlichen Röhrenthiere *), und mehrere der eigentlichen Aufgufs- tbiere sind dieser Bedenklichkeit unterworfen. Ich glaube sie be- reits in Hinsicht der fortschreitenden Bewegungen gelöset zu haben. Da nun hier nicht von diesen, sondern blofs von den eigenen Be- _ wegungen des Körpers die Rede ist, so kommt man noch kürzer zur Erklärung. Man darf sich nur erinnern, dafs es sich hier blofs um *) Faun. Boica, IU. 2, Abth. S. 302. EU WERE ing 33 um Zusammenziehungen und Erweiterungen, um Systole und Dia- stole handelt, wovon wir doch an unserm eigenen Herzen ein schr berühmtes Beyspiel haben. Aufserdem sind die Röhrenthiere, die Kapselthiere *), die Scheidethierchen wirklich an den Boden ihrer Kapseln, Scheiden, Röhren organisch befestiget, oder stemmen sich wenigstens dort an, wie meine Leichkrautwürmer; und diese Kap- seln sind zum Theile von einer beträchtlichen Festigkeit, wie beym Blumenpolypen und beym Dütenthierchen **), oder bey aller an- scheinenden Zartheit gleichwohl von einer Substanz, welche viel fe- ster ist als die Muskeln. Das sieht man sehr deutlich bey den Kap- selthieren , Scheidethierchen und Federbuschpolypen nach ihrem Tode. Bald, sehr bald ist der ganze Körper verweset und völlig aufgelöst; aber die Schale der beyden erstern treibt unverändert im Wasser herum, und die der letztern bleibt leer in demselben zu- rück, und bildet vielleicht endlich die Spongien. Eine solche Fe- stigkeit ist für so schwache Muskeln, welche nichts tragen, nichts stolsen, keinen Widerstand, als den des ruhenden Wassers über- winden sollen, hinreichend, um Anhaltspuncte zu gewähren. Frey- ‚lich sind auch hier nur die untersten Muskeln an einem unveränder- lichen Puncte befestiget; die übrigen haben ihre Ansätze, wie ihre Einlenkungen, auf andern Muskeln. Aber gerade so mulsten diese Thierchen gebaut seyn, wenn sie sich in sich selbst zurückziehen, wenn ihre Muskeln ineinander schliefen sollten. Es giebt noch andere Thierchen, deren Ortsbewegung sehr räth- selhaft ist. Die Monaden, belebte Puncte ohne alle Gliedmafsen, ‚vermögen sich schnell durch das Wasser zu bewegen, und ändern auch vielfältig, wenn sie am Boden des Glases in ganzen Völker- _ schaften beysammen sitzen, ihren Platz. Wie bewirken sie diese Bewegungen? Man könnte Flimmerhaare oder ein sogenanntes Rä- der- ®) Fig. 15. *®) Faun. boica, III. a. Abth. $. ah. 5 34 derwerk vermuthen. Wirklich giebt es eine Art *),. welche in der Bewegung mit. einem Lichtkreise umgeben ist, der auf ein Flimmern oder Rädern hinzuweisen scheint. Eine andere **) hat eine schein- bar schwarze Einfassung, und scheint ein Schwänzchen zu haben; schwimmt aber nicht eigentlich, sondern rückt nur aus dem Kreise ihrer Gespielinnen weg. Aber das sind lauter unvollständige Beob- achtungen, welche sich mit den bisherigen Mikroskopen nicht ergän- zen lassen; und wären die Vermuthungen richtig, so gälten sie doch nur von einzelnen Arten; die übrigen weisen von allem dem gar nichts auf. Zwar immer noch mikroskopisch klein, aber doch im Ver- gleich mit diesen Thierchen ein Riese ist das Kugelquadrat ***), Sechzehn Kugeln in ein: Viereck zusammengestellt, wovon vier das Mittelfeld bilden , die übrigen zwölf die Seiten decken, das ist seine Form. In der Ruhe liegt dieser Körper auf seiner Fläche. Aber nun erhebt er sich steif wie eine Tafel auf eine seiner schar- fen Kanten, und macht sich auf den Weg, ohne sich zu krümmen, oder irgend etwas wahrnehmen zu lassen, wodurch diese Bewegung bewerkstelliget würde. Er vermag sogar in einer Stellung fortzu- wandeln, wobey die Richtung seines Weges auf seine Fläche loth- recht ist. Das ist fast noch mehr, als wenn ein Mensch, an Hän- den und Fülsen gebunden, sich durch Schlamm fortbewegen mülste. Aber das Thierchen vermag es durch Wasser. Worin besteht die Mechanik? Das ist bisher ein Geheimnilss Eben so seltsam ist das Benehmen des Hornwurms ****). Das ist ein steifes, unten etwas ausgehöhltes, oben etwas convexes Thier- chen, welches gewilsermalsen einer Raute ähnlich ist, die aber statt der *) Monas Mica, Faun. boic. n. 2808, **) Monas tranquilla, das. n. 2899. ***) Gonium pectorale, das, n. 2893. ****) Ceratium tetraceras, Faun. Boic. n. 2896. Fi Bars; ———— 35 der vier Ecken ziemlich lange Schnäbel hat, ron denen die an den Seiten etwas rückwärts gerichtet sind. Es schwimmt langsam und wackelnd, ohne irgend einen Theil seines Körpers zu bewegen; und stölst es unterwegs auf einen unbeweglichen Körper, so stemmt es die Spitze seines vordern Schnabels gegen denselben, und sieht dann einigermafsen einem Colibritchen ähnlich, welches aus einer Blume schwebend Honig saugt. Es ist begreiflich, dafs dieses Schweben sei- nen Grund in der Gleichwichtigkeit seines Körpers mit dem Wasser habe, welches seine Stelle füllen würde, wenn das Thierchen nicht zugegen wäre. Aber wie schwimmt es? . Etwas begreiflicher sind die Bewegungen der Langhäute *), die wirklich mehr oder weniger Aehnlichkeit mit einem Bohrer ha- ben, wie denn eine Art **) von Eichhorn ***) den Namen eines Wasserbohrs erhalten hat. Gerade dieses Thierchen ****), das viel- leicht den Bau, welcher seiner Gattung zukommt, am vollkommen- sten erhalten hat, scheint auch die der Gattung in einem. mehr oder weniger vollkommenen Grade zukommende Weise der Fortbewegung am deutlichsten zu verrathen. Es ist eine lange, an beyden Enden gespitzte Haut, die es in der That in einen sehr offinen Schrauben- gang, wie man an der Spitze der Bohrwerkzeuge anbringt, faltet. Da sind nun drey Weisen denkbar. Entweder verengert das Thier- - chen seine Haut bald an der einen bald an der andern Seite, wo- _ durch es auf derselben Seite tiefer sinken muls; oder es erhebt dort die Haut etwas nach der Rückseite, worauf dieselbe Erscheinung folgen wird, oder es schlägt den Rand der einen Seite etwas ab- wärts, wodurch es dort gehoben wird, aber auf der entgegengesetz- ten Seite einsinkt. Es sind auch wohl alle drey Weisen gedenkbar. I Dabey _ ®) Faun. Boic, III. B. 2. Abth. S. 66. - **) Terebra , Faun. Boic. n. 2876. ®®) Wasserthiere, S. 34, Tab. a. Fig. T. "») Fig, ı7. ET? 5 36 SE Dabey- darf man noch annehmen, dals alle diese Thierchen mit dem Wasser gleiche Schwere haben, folglich an jeder Stelle und in je- der Tiefe sich halten können, auch jede kleinste Kraft hinreicht, sie aus ihrer Stelle zu verschieben, Da denke ich mir nun die Fortbewegung dieser Thierchen auf folgende Weise. Die Haut bildet wirklich durch die Falten ei- nen mehr oder weniger ausgesprochenen Schraubengang, und wird: wechselweise bald auf der einen bald auf der andern Seite stär- ker angezogen; oder ist zwar flach verbreitet, aber wird bey eini- gen durch blofses Ansichziehen wechselweise rechts und links ver- schmählert. So entsteht nothwendig ein Wanken, auch wohl im er- sten Falle ein völliges Umschnellen, eigentliches Bohren, wie wir diels am eichhornischen Wasserbohrer, und öfter an dem zweyschnei- digen Langhaut - *) und an dem schnabelförmigen Busenthierchen **) wahrnehmen, Dieses Bohren, auch wohl das blofse Wanken, kann bey sol- chen Langhäuten, welche ihre Haut (sich selbst) mehr oder weni- ger in Schraubengänge winden, schon für sich eine Fortbewegung verursachen, weil dadurch immer andere und andere Theilchen der zunächst unten liegenden Wasserschicht aus der Stelle gedrückt wer- den, dieses Wegdrücken vorn beginnt und hinten aufhört, wodurch die Wassertheilchen genöthiget werden , nach hinten auszuweichen, und den Körper vorwärts zu schieben, gerade wie beym Flug der Vögel durch ein ähnliches Ausweicher der von Brust und Armen des Vogels gedrückten Luft der Vogel vorwärts geschoben wird. Diese fortschreitende Bewegung wird sehr dadurch erleichtert, wenn die Thierchen , wie das durchaus der Fall ist, vorn schmächtiger sind, und kann sogar ziemlich schnell werden, wenn die Verschmäch- tigung, wie beym Wasserbohrer, sehr ansehnlich ist. Bey flachern Thier- *) Faun. Boic. n. 2879. **) Müller infusor. 94, Tab. ı3,. Fig. 7. 8. & 37 Thierchen kann das wechselweise Einziehen der Ränder, wenn es allmählig von vorn nach ‚hinten vor sich geht, oder auch nur von vorn geschieht, dieselben Erscheinungen hervorbringen, Damit wären auch die meisten Erscheinungen der. Fortbevre- gung der Busenthierchen, welche wir, O.F. Müller *) und ich **), vielleicht von den Langhäuten nicht hätten trennen sollen, mit Wahr- scheinlichkeit erklärt. Nur kommt einigen Arten der Busenthierchen, und nahmentlich dem eyförmigen ***) und dem bohnenförmigen ****), ein gewifses Zucken zu, welches man bald am Hinterende wahr-. nimmt, wodurch denn auch seine Geschwindigkeit ihre Erklärung erhält, bald am Vorderende, was unter den Augen des Beobach- ters die Wirkung hat, dafs das Thierchen , ohne umzukehren, einen Sprung zurück thut. Allein fast alles, was ich bisher zur Erklärung der Fortbe- wegung der Langhäute und Busenthierchen sagte, ist nur WWahr- scheinlichkeit, und geht nicht unmittelbar, nieht nothwendig aus den Beobachtungen hervor. Man sieht dieses Einziehen des Hautrandes, ‘dieses Erheben oder Senken desselben nicht. Ob es je ein aufmerk- samer Beobachter bemerken werde? Ich weils es nicht. Bis da- hin bleibt meine Erklärung Hypothese, Immer kann dieses Einzie= hen, dieses Erheben, dieses Niedersenken so schwach seyn, dafs es auch unter starken Vergrölserungen unmerklich bleibt. Es ist hier alles mikroskopisch; auch die Kräfte und die Widerstände _®ind es. Noch mufs ich auf die Frage antworten, ob es auch wohl der Mühe werth war, über die Bewegungen so nichtiger Thierchen so *) Verm. terr, et fluv. I. 56. *) Faun. Boic. III, B. 2. Abth. $. 70. *»®) Colpoda Cucullus, Faun. Boic, n. 2890. ####) Colpoda Cucullulus, 1. c. n. 2891. 38 so viel zu sagen. Nichtg ? Dem Naturforscher, als solchem, muls die Monade, deren ich Tausende wegschütte, wenn ich das Uhrglas reinige, dessen ich mich bey mikroskopischen Beobachtun- gen bediene , so wichtig seyn, als der Elephant. Hier darf die Grölse keinen Unterschied machen; sie macht auch keinen in den Augen ihres Schöpfers. Aber zur Sache. Da wir gesehen haben, dafs alle Bewegungen, welche wir bey diesen Thierchen wahrneh- men, sich nur so erklären lassen , wie wir die Bewegungen der grolsen 'Thiere erklären, durch Muskelbewegungen und Muskeln , welche, wenn sie wirken sollen, nothwendig, wie bey den grolsen Thieren, zwey Anheftungspuncte haben mülsen, so sehen wir auch ein, dafs diese Thierchen bey aller ihrer grofsen Verschiedenheit gleichwohl im Wesentlichen einen Bau haben, welcher dem der grolsen Thiere vergleichbar ist; dafs ihnen nichts davon fehle, was für ihre Bedürfnilse nöthig ist, und aller Unterschied ihres Orga- nismus nur davon herrühre,, dafs ihrer Bedürfnifse ohne Vergleich viel weniger sind. Daraus folgt nun, dals diese Wesen keine blos- sen organischen Molekulen, wie sie Büffon nannte (eine Benen- nung, welche sich selbst widerspricht), sondern vollständige Orga- nismen, und zwar, weil in vielen dieser Organismen deutliche Mus- keln vorkommen, die wir nur in Thierkörpern denken können, Thiere seyen. Könnten wir diese Thierchen zergliedern, dann würde wohl Niemanden eingefallen seyn, sie blofs Molekulen zu nennen. Wir würden ihre Muskeln als anatomische Präparate so gut vorlegen, als wir diefs bey den gröfsern Thieren thun, und als diefs Lyonet mit den Muskeln der Weidenraupe that. Aber wo kein Scalpel mehr hinreicht, da reichen unsere Mikroskope noch hin. In sehr . vielen dieser Thierchen,, besonders wenn wir sie etwas haben hun- gern lassen, sieht man durch ihre krystallhellen Bedeckungen die Muskeln bald mehr bald weniger deutlich da liegen, und kann so- gar oft ihrem Spiele zusehen; eine neue Art von Anatomie, bey wel- en NE 39 welcher man statt des Scalpels das Mikroskop anwendet, wie schon vormals Herrissant eine andere, mittels des Scheidewassers, ein- . geführet hat. Ich gebe meine Behauptung nicht auf, dafs Thierheit kein Gegenstand unserer unmittelbaren Wahrnehmung sey und seyn könne. Die Seele, deren Verbindung mit dem Körper allein das ist, was die Thierheit ausmacht, ist kein Gegenstand unserer Sinne. Aber die Thiere, welche wir mit dem Scalpel in der Hand studie- ren konnten, und wir selbst, so weit wir Thiere sind, erleichtern uns dieses Urtheil, durch welches wir auf Thierheit schliefsen, nicht sie sehen. $o weit wir mit unsern Werkzeugen vom Elephanten bis zum Wurme herab die Thierkörper studieren konnten, fanden wir überall Muskeln, wodurch die von der Seele befohlenen Bewe- gungen hervorgebracht werden, überall Nerven, wodurch diese Mus- keln in Spiel gesetzt, und die Eindrücke zur Seele gebracht wer- den; und Versuche an lebenden Thieren und Erfahrungen an uns selbst haben uns gewiesen, dafs Lähmungen, Unterbindungen oder N Zerstörung dieser Nerven alle Wahrnehmungen durch den so .zer- störten Sinn, allen Gehorsam gegen die Befehle der Seele aufheben. Hingegen haben unsere Pflanzenzergliederer nirgends Nerven, nir- gends Muskeln gefunden; denn was Tournefort vormahls *) Pflan- _ zenmuskeln nannte, kann so wenig diesen Namen verdienen, als Zettel und Eintrag der Weber. Aus diesen Beobachtungen und Versuchen geht nun sehr natürlich die umgekehrte Folgerung hervor, wo wir immer Muskein _ antreflen ‚ da müfse es auch Nerven geben, und wo wir beyde im _ Spiele schen, da mülse eine Seele zugegen seyn. Noch mehr: wir machen diese Folgerung mit voller Zuverläfsigkeit auch dann, wenn wir die- Muskeln eben nicht deutlich unterscheiden können, aber ihr ' Spiel *) Mem. de I’ Acad. des Scienc, de Paris, 3792, sm les-usages des vaisseaux dans eertaines plantes. 40 Spiel deutlich sehen: wenn die offne Glocke des Glockenpolypes länger und schmächtiger, die geschlossene kürzer und angeschwolle- ner ist, so haben wir da ganz die Erscheinungen des gestreckten und verkürzten Muskels, oder einer Ansammlung solcher Muskeln in Handlung. Es giebt nicht viele Wahrheiten in der Physik, wel- che deutlicher ausgesprochen wären. Wir bedienen‘ uns in der Mineralogie gleicher Verfahrungs- - arten. Das wahre Kriterium, welches hier Glasse von Classe, Gattung von Gattung, Art von Art unterscheidet, ist lediglich die Chemie; aber lange Uebung hat uns gelehret, dieser bestimmte Strich, diese bestimmte Härte, Schwere, dieser Glanz, diese Farbe u. s. w. sey allemal und standhaft mit bestimmten chemischen Elementen in Ver- bindung, verlassen uns mit Zuversicht auf diese Wahrnehmung, und folgern die chemische Natur daraus. Man giebt mir ein gelbes ge- prägtes Metall; chemische Untersuchung würde einen beträchtlichen Theil seines conventionellen Werthes zerstören; ich streiche es an, und wäge es, und Strich und Wage versichern mich, dafs mir die ‚Chemie Gold mit einem sehr geringen Antheil von Silber oder Ku- pfer würde gegeben haben. Die Ursache dieser Sicherheit , mit welcher uns hier vielfältig die äulsern Kennzeichen leiten, liegt blofs in dem genauen Zusammenhange derselben mit den chemischen Eigenschaften. Wenn daher von Thierheit die Rede ist, die, wie ich nie müde werde zu wiederholen, lediglich in der Verbindung des Körpers mit einem geistigen Wesen besteht, können wir unsere Urtheile auf keine andern Theile des vorliegenden Körpers gründen, als auf diejenigen, von welchen uns bekannt ist, dafs sie um dieses geistigen Wesens willen da seyen. - mann u Hy aaan ul. ; Memoire sur la Seve d’ Aoüt. par JEAn Pıerre VAucHErR » de Geneve, \ u Les Botanistes entendent par la Seve d’ Aoüt cette Seve plus abon- dante, qui se met en mourement a la fin de I’ &t@ et par le moyen de laquelle les plantes apres avoir suspendus leur developpement _ _ pendant quelques semaines donnent au mois d’ Aoüt de nourelles - productions. Ge phenomene m’ a paru assez interessant pour — meriter d’ Etre etudie avec quelqu’ attention. J’ ai desire sa- _ roir , s’ il ayoit lieu d’ une maniere marquee au mois, qui &toit in- dique. C’ est A dire, si les accroissemens des vegetaux &toient reel- lement suspendus apres la saison du printemps pour reecommencer ä " la fin de l’ &te, et dans le cas, ou cela auroit lieu, si toutes les plantes etoient soumises ä cette loi, et quelles &toient les eircon- 2 stances, qui accompagnoient ce singulier developpement. Pr. k m Pour me satisfaire sur diverses questions j’ ai suivi avec soin les dereloppemens des boutons du printemps. J’ ai eru, que N 6 des 42 ‚des que leurs &cailles commencoient a s’ entr’ ouvrir,, les nourelles pousses faisoient rapidement un grand jet et qu’ au bout de quel- ques semaines, & la fin de mai, elles &toient ä peu pres parvenues au terme de leur croissance. J’ ai remarque , qu’ en m&me temps les nouveaux boutons &toient aux aisselles des Feuilles,, et que les plantes , dont le sommet des tiges se rompt et qui sont ä peu pres tous les arbres & feuilles alternes , avoient deja leur rupture,, en- sorte qu’ A la fin du premier mois de vegetation I’ accroissement Etoit termine. Par rapport aux plantes, dont le sommet des tiges ne se rompt point, comme sont quelques arbres & feuilles opposees, ceux de la famille des sapins, les chenes et plusieurs autres, j’ ai trouv& €galement a la m&me &poque leurs boutons bien formes, soit au sommet soit aux aisselles superieures et ä la grosseur pres aussi re- marquables que pendant le cours de I’ hyver. — En continuant & observer j' ai vu dans les deux especes de vegetaux plusieurs bou- tons , qui, apres avoir pris leurs accroissement , s’ ouyroient comme au printemps en €cartant leurs &cailles, qui tomboient successive- ment et qui m’ ont paru aussi nombreuses que celles de I’ hyver et rangees dans le m&me ordre. Les seules differences , qui se trouvent entre les Ecailles des boutons d’ hyver et celles, que j’ avois sous les yeux, c’ est que celles- ci &toient moins seches et moins decolorees, que les feuilles renfermees etoient moins cotonneuses et l’ enduit exterieur moins abondant. Encore n’ ai je pas suffisamment observe ce dernier fait pour rien etablir de precis ä cet egard. Mais les differences plus importantes , qui se trouvent entre ce developpement et celui du printemps c’ est d’abord,, que le dernier a lieu sur le tres grand nombre des boutons , au lieu que celui d’ et n’ appartient qu’ aux boutons des sommites ou au moins des aisselles superieures. Cepen- dant la pousse ou les pousses sont en general assez belles et res- sem- ” 43 semblent assez ä celles du printemps soit par le nombre des feuilles soit par I etendue du jet. La seconde difference c’ est que celui du printemps appar- tient A tous les arbres , tandis que celui du mois d’ aoüt n' appar- tient pas ä plusieures familles. Je ne l’ ai pas encore apercu sur les sapins et j’ en ai vu un tr&s petit nombre d’ exemples sur les lilas , sur les chataigniers , sur les frenes et sur plusieures autres plantes. La troisieme difference c’ est que dans les arbres,, meme ou ce developpement a lieu,, il ne s’ op@re qu' en vertu de circonstances particulieres. Les circonstances sont: ımt. Ja jeunesse de 1’ individu; zmt. Ja culture ou le terrain; gmt- Ja taille et toute autre eirconstance, qui peut donner ä la Scre une plus grande activitd ; ainsi par ex- emple dans les grands chenes , qui forment nos forets , et dans les autres arbres abandonnes ä eux m&mes on ne voit point de pousse d’ automne , tandis qu’ on en voit dans ceux des arbres de la m&me espece , qui ont ete emondes, dans les arbres de jardins, dans les ' arbrisseaux des hayes et en general dans tous ceux de ces vegetaur qui croissent avec vigeur. On reconnoit aisement dans la saison de V ete I’ arbre , qui porte de nourelles pousses. Il se distingue des autres par le verd tendre et plus ou moins jaunätre de ses nouvel- les feuilles , qui contraste avec la couleur sombre de tout le reste de la plante. Mais comme plusieurs arbres n’ ont point de boutons et que _ leurs extremitds se developpent sans cesse jusqu’ A ce qu' elles ‚soient arretees par le froid, je ne comprens pas ce que I’ on peut entendre par la pousse d’ automne dans ces plantes. Ainsi par ex- - emple toutes les feuilles de I’ aune etant constamment enveloppees Bi: stipules , ainsi Tor ea er ee ‚ on ne BeSgROiR jamais pro- en. 6: peler 4 peler pousse de printemps et pousse d’automne, & moins,, qu’ on ne prit pour cette derniere le developpement de boutons places aux R # aisselles des feuilles. Dans les arbres, qui comme le cornouiller n’ ont pas m&me de stipules, mais qui ont des fleurs hermaphrodites et distinctes, on peut regarder comme un second developpement celui d’une nou- velle fleur. Toutes les fois que l’on en verra de pareilles se develop- per, an en conclura, que ce sont de seconds developpemens, qui naturellement n’ auroient eu lieu qu’ au printemps suivant et qui sont le produit de circonstances particulieres , d’ autant plus que ces fleurs tardives ne nouent que rarement et que leurs graines n’ arrivent jamais & la parfaite maturite. Aussi est il rare de rencontrer de pareils developpemens. On en voit quelques fois, qui indiquent une maladie dans la plante et qui annoncent son prochain deperissement ; comme cela a lieu pour les maronniers,, les pächers etc. Mais la seule plante, qui (au moins ä ma connoissance) dans nos climats fleurit commune- ment deux fois l’ annde , c’ est le cornouiller des haies. Lorsque les etes sont chauds et qu’ apr&s les pluies du com- mencement de Septembre la chaleur se prolonge dans le mois d’ Octobre , on voit refleurir un assez grand nombre de plantes dans les jardins et dans les haies, J’ ai vu dans de pareilles eirconstances un grand nombre de Rhododendrums , qui le 25me Octobre ı807 £toient tous en fleur dans la montee meridionale du Mont-Cenis, et chacun sait, que dans les jardins I’ art a obtenu des rosiers , qui fleurissent deux fois ou trois fois ! annde et que le meme phenomene se montre\dans le prunus semperflorens et quelques autres plantes, qui donnent des fleurs toute l' aunde. Le phenomöne le plus singulier, dont j' ale 45 "aie did le temoin A cette occasion c’est celui, que presenterent nos campagnes dans I’ automne de 1807. Une grele violente les ayant rävagees le 25 Aoüt et ayant detruit avec toute la vendange les fruits de tous les arbres,, ceux - ci refleurirent prösque tous et au milieu de Septembre jusqu’ a la fin d’ Octobre, Les pommiers en particu- lier &toient couverts de fleurs, Comme l’ automne fut fort belle, ces fleurs nouerent et en Decembre quelques arbres &toient couverts de petites pommes en miniature assez colorees et plus müres, que ne le sont celles de la meme grosseur. Aussi I’ annde suiyante ces m&mes arbres n’ ont eu que tres. peu de fleurs, tandis que tous ceux de la meme espöce, qui n’ ayoient pas et& maltraites par la grele , ont &i€ charges de fleurs, E; Pour ce qui concerne les plantes herbactes, elles ne m’ ont pre- - sente rien, qui ressemblät ä la Seve d’ automne , avec quelque soin 3 que je les aie examindes. Je n’ai' pu y voir qu’ un developpement, qui commencoit avec le printemps et qui se continuoit jusqu’ au _ moment de la floraison. Il est ä la verit& ralenti ow aceeler& selon les eirconstances de froid ou de chaleur , de secheresse ou d’ humi- dite. - Mais il n’ a aucun rapport avec les saisons et principalement avec celle de I’ automne. — Lorsque les tiges de ces plantes her- hacees ne sont pas termindes par des fleurs, comme cela a lieu _ dans un grand nombre de cas, les feuilles du sommet des tiges pre- - sentent I’ aspect d’ un developpement indefini , qui semble n’ &tre ar- 7 rete que par la saison , ainsi dans les salicaires, dans les digitales, dans les labiees,, dans les personndes, et dans prösque toutes les ” plantes ‚ dont les fleurs sont axillaires ou verticillees ou les tiges se T inent successivement par des feuilles toujours plus petites, qui avortent ou parce qu’ elles manquent de Seye pour leur developpe- _ ment, ou parce qu’ elles sont arretdes par U’ hiver. Ces plantes elles - memes par rapport ä leur croissance pre- Sentent beaucoup plus de variete que les arbres. Les unes perdent leurs 46 lcurs feuilles presque d’ abord apres le premier printemps, comme par exemple l’ epimede, la ficaire etc. ; les autres les conservent jusqu’ a la fin de I’ automne , comme le plus grand nombre. Gel- les-ci n’en perdent qu’une partie, comme I!’ hellebore faetide ; cel- les-la n’ en perdent presque point, comme les lamiums. Celles-ci ont une tige ; celles-la n’ en ont point, et en general on n’a point assez remarque toutes les differences d’ accroissement qui en resul- tent. Pour en revenir ä ce qui concerne les arbres, si on examine les jeunes pousses,, qui sortent de la base ou du tronc d’ un vieux ch@ne coupe, on y trouve un developpement tr&s rapide ; et lors- que la premiere pousse aura et€ developpee, 1’ on verra distincte- ment paroitre le bouton de la seconde fourni de toutes ses &cailles 2 et si I!’ on continue & observer , ! on la verra apres avoir acquis une suffisante grosseur se developper,, comme au Printemps. Je me suis demande,, si de la m&me maniere,, qu il y a sur plusieurs arbres une seconde pousse , il ne pourroit pas aussi s’ en trouver une troisitme. Et au moment, ou j’ ecris, le 23 Juillet, j en rencontre un exemple. (’ est un chene de haie de la classe de ceux qu on monde toutes les annees , dont la seconde pousse a et@ retranchee au sommet et qui dans ce moment developpe un de ses boutons axillaires. Cet exemple singulier doit se recontrer frequemment. I doit en particulier avoir lieu lors qu’ on taille plu- sieurs fois dans I’ annde des haies ou des jeunes arbrisseaux. — Il ne serait pas m@me impossible,, qu’il n’y eut dans ce cas des 4mes et mes pousses. Mais je ne pense pas, que naturellement il se fasse plus de deux pousses par annde dans les arbres , qui ont ce qu’ on appelle une Scve d’ Aoüt. 2 Ä H Pour juger, si I arbre, qu’ on examine , developpe ses se- conds boutons ou seulement ceux du printemps , il sufhit de jeter les |—— 47 les yeux sur son &corce. Si eette &corce ne pr&sente aucnne inter- ruption de continuite dans tout ce qu’ on appelle le bois de I’ an- nde, il n’ y a qu une pousse; si au contraire on en voit une, il y a un second developpement. On peut en juger encore d’ une maniere plus pröcise dans les arbres , dont le sommet a &t£ retran- ch& soit naturellement, soit artificiellement , en observant si la bran- che, sur laquelle porte la derniere pousse , porte ou ne porte pas des feuilles. Si elle en porte, c’ est le second developpement ; si elle n’ en porte point, c’ est un premier dans les arbres des pays meridionaux , qui n’ ont pas de boutons , mais dont le developpe- ment a lieu indefiniment. Il est difficile de saroir ce que c’ est qu une nouvelle pousse. On ne doit la reconnoitre que par les pous- ses laterales, qui portent des feuilles. Mais il n’ est pas difficile - de comprendre , que ces arbres demandent d’ etre observes avec soin, Les saisons des pluies et de chaleurs correspondent-elles pour eux ä celles de l’ et@ et de I!’ hyver? Leurs feuilles tombent - elles 3 & chaque epoque de chaleur et renaissent-elles & chaque pluie? Ces - arbres n’ ont ils ni boutons ni stipules ni rien en un mot de ce que nous appelons enveloppes et qui serve ä les abriter contre la pluie. Je ne doute pas ‘qu’ il n’ y ait ä cet &gard mille differences, qui _ dependent de l’' organisation de la plante et j' invite fortement les _ Botanistes a les observer, \ 1 serait interessant dans ce sujet d’ avoir quelques connois- sances sur la maniere , dont vivroient dans ces regions equatoriales _ eeux de nos arbres, qui pourroient s’ y acclimater et qui auroient _ par consequent plus de capacite de vie que n’ en ont les autres. Combien feroient-ils de pousses dans chaque annde ? Jusqu’ & quel point les boutons se prepareroient--ils avant de se developper? Leurs ‚ailles et leurs stipules se conserveroient-elles ou bien finiroient- elles par disparoitre? Mais je crois , que la nature nous a interdit ve genre de recherches et qu’ elle a mis des limites assez resserr&es PR ‚patrie des divers vegetaux , et je ne crois pas, que les arbres frui- 48 fruitiers de nos climats puissent vivre dans les latitudes plus meri- dionales que la mediterrande , au moins & la hauteur de la mer. Ce que je sais par obserration,, c’ est que dans le midi de la France, ou la plupart de ces arbres commencent dejä a souffrir de la secheresse , les boutons se forment d’ aussi bonne heure que dans nos climats et les pousses n’ y sont pas plus nombreuses. J’ ai va au commencement d’ Octobre les muriers , les pommiers , les ce- risiers, les pechers d&ja revetus de leurs boutons d’'hyver comme dans notre pays. Mais je ne connois aucune autre observation faite dans les pays meridionaux. De tous les arbres des pays veritable- snent meridionaux le seul, ä ce que je crois, qui est facilement au milieu de nous, c’ est le figuier. Il m’a point de boutons et se d£veloppe continuellement. Les feuilles sont revetues chacune sepa- rement d’ une seule stipule , qui les protege et les embrasse presqu’ entierement. Cet arbre n’ a pas visiblement de seconde pousse; mais il donne des fruits ä deux &poques de I’ annee et sans doute que dans les pays meridionaux il en donne plus souyent. Probablement qu’ un grand nombre des arbres de ces climats sont charges , sans cesse de fleurs et de fruits ä different degre de maturite. Au moins j’ ai devant les yeux la description d’ un grenadier des Antilles , qui est couvert de fleurs toute I’ annee. 5 N Pour resumer ce qui concerne la Seve d’ Aoüt je dirai ament que I’ on n’ apergoit aucune trace de cette Seve dans les plantes herbacees , qui se developpent indefiniment depuis le printemps jus- qu’ & ce qu' elles aient leuri. Je dirai ament , que celles de nos plantes ligneuses, qui w‘ ont pofnt de boutons , mais seulement des stipules , ou meme qui / sont privees de toute espece d’ enveloppe , croissent perp£tuellement en longueur tant que la chaleur dure et qu’ on en peut dans ces plan- tes reconnoitre une seconde pousse que lorsqu’ on voit paraitre des seconds lleurs ou des pousses laterales. Je 49 Je dirai gment, que toutes les fois que le bouton est cache dans I’ interieur des feuilles , comme dans le platane , !’ acacia,, les sumacs , I €pine-vinette,, le calicanthus et plusieurs autres , il ne sauroit y avoir de’ pousse, d’ Aoüt A moins ‚que I. arbre ne se de- pouillät de ses feuilles, ce qui n’ arrive pas. Je dirat jment, que dans les arbres a pin, dans lesquels F appareil du bouton est si compose, je n’ ai pas sü appercevoir de developpement , except€ pourtant dans un m£leze cultive , dont le bouton est fort different de celui des sapins. Je dirai zment, qu’ ıl ne me paroit pas, que le phenom£ene de la Söve d’ Aoüt puisse s’ &etendre aux arbres des pays meridionaux; qu’ il faut y chercher des formes de developpement fort differentes des nötres. Je dirai enfin, que les arbres a boutons , qui sont kunes a la simple nature et qui ne sont ni trop jeunes ni trop bien cultives, n’ ont de möme qu’ un seul developpement et que c’ est ä cette cause qu’ il faut attribuer la lenteur de I’ accroissement des Brands arbres de nos forets, Les seules especes de plantes , aux quelles s’ appli- \que le developpement ‚ dont il est ici question , sont les arbres des jardins, ceux qui sont tailles ou plantes dans les terres riches ou gui par quelqu’ autre cause ont une vegetation plus forte. Ceux-lä donnent aiscment deux ou trois pousses. Mais ces pousses depuis la fin du mai ont lieu indifferemment dans tous les mois d’ ete et \ mon pas seulement dans celui d’ Aoüt. Les consequences,, que je lire de ces faits , sont les suivantes. B ament, ]] ne me paroit pas exact de considerer la Scye d’ ‚At _ comme un phönomene propre, sui generis, ainsi que |’ ont fait j quelques Botanistes. C’ est uniquement une suite da la Seve du B Printemps , qui selon les circonstances s’ accelere ou se retarde. Les €cailles des boutons ne sont pas des rüdimens de feuilles. Car Er cela &teit , ils ne se montreroient pas en pleine Seve au moment de V annee, ou les developpemens sont les plus grands. Mais se 3 ‚sont des organes conservateurs, qui selon I’ &tat de la vegetation ER. et IR» Ä u, \108 50 et les autres circonstances.se developpent en &t€ ou au printemps; ce qu’ il est facile de prouver par un grand nombre d’ autres con- siderations. Si la Sere d’ Aoüt,, qui dereloppe les boutons a feuilles, ne developpe pas €galement les boutons & fleurs,, cela vient de ce que par une dispensation de la providence elle se porte de prefe- rence sur les premiers boutons. Nous ne pouvons pas assigner avec precision les moyens , par lesquels I’ auteur de la nature est par- venu ä ce but. Mais nous pouvons supposer , que ces boutons exi- gent une plus grande preparation avant d’ &tre en &tat de develop- pement et nous voyons qu’ ils ont &t@ souvent s&pares des boutons & feuilles et presque toujours places au sommet de la tige pour que le dereloppement des uns ne nuisit pas & celui des autres, et lors qu’ ils sont contenus dans les me&mes Ecailles, ils ne commencent a paroitre, que lorsque I’ arbre est assez grand et qu’ ayant pass& la premiere jeunesse il ne donne plus de pousse d’ automne. Voyes le Chataignier etc. D’apres les principes , que nous venons d’ etablir , on peut aisement eomprendre ce qu’ entendent les jardiniers , lorsqu’ ils disent d’ un arbre, qu’ il se met & fruit et d’ un autre qu’ il ne donne que du bois. Dans le second cas la disposition de !’ arbre est telle que les boutons , qui le terminent et qui sont des boutons a bois, se developpent dans le courant de I’ ete et pre&sentent ce qu’ on appelle la pousse du mois d’ Aoüt. De cette disposition ıl suit d’ ordinaire ou que les boutons ä fleurs ne se forment pas, ou que, s’ ils se forment, ils avortent, parcequ’ ils manquent de Sere. Or un des moyens les plus propres a mettre ä fruit un arbre ä bois, c’ est d’ apres nos principes d’ affoiblir sa culture ou de diminuer ses alimens. Mais cela est plus facile ä operer, quand l arbre a deja acquis quelqu’ accroissement, parceque dans ce cas la Seve se rallentit d’ elle m&me et c’ est pourquoi les arbres natu- rels et negliges ont souyent plus de fruits que les arbres des jardins. un 51 —— uw gr nn gnnnüniSernrQDrmnmnn Ornnnna Dem ill. Ueber die Sparsamkeit der Formen im Pflanzenreiche und ihre Uebergänge , ven Franz v. PauLA ScHrRANK. Die Mathematiker haben eine grolse Menge widerfpenstiger Krumm- linien genöthiget, sich unter eine einzige, sehr einfache Gleichung ‚zu sehmiegen, und die Mineralogen, welche zugleich Mathematiker waren, haben dadurch jedem äufsern Kennzeichen der Mineralien, welches von der Form hergenommen ist, Bestimmung und glückli- ehe Anwendbarkeit verschafft, dafs sie die unzähligen. Formen. der gebildeten Mineralkörper auf einige wenige mathematische Figuren zurück brachten. Sollte so etwas in der Botanik weniger mtög- i lich seyn? Meine Betrachtungen darüber lassen mich hoffen, dafs _ man damit ganz wohl zu Stand kommen dürfte. Ich will es zuerst sitzen, En mit dem Blüthenstande versuchen. \ ” Ehe Bebrrhan giebt es im Blüthenstande ir zwey Formen, in- 43 "dem die Blütben an ihren Pflanzen entweder einzeln oder gesellig He Erle Bey 52 Bey den einzelnen Blüthen hat keine weitere Unterabtheilung Platz, ausgenommen die, welche man von dem Orte, wo sie aufsi- tzen, oder von der Weise, wie sie aufsitzen, hernimmt. So ken- nen wir einzelne Achselblüthen, gestielte Blüthen und Safsblüthen. Von geselligen Blüthen giebt es zwey Hauptformen, die ein. fache und die zusammengesetzte Traube; und ich behaupte, dafs alle übrigen Blüthenstände auf eine dieser beyden Formen ohne Schwierigkeit sich zurückführen lassen. Ich nenne aber eine einfa- che Traube denjenigen Blüthenstand , wobey sich der gemeinschaft- liche Blüthenstiel in mehrere Stielchen vertheilt, welche nieht wie- der ästig sind. So hat die rothe Johannsbeere ihre Blüthen in ei- ner einfachen Traube; so trägt sie der gemeine Sauerdorn, der Schottendorn, und, mit Ausnahme einer einzigen Art, die ganze Gattung der Pyrola. Verästeln sich die Stielehen abermahl, so hat man eine zusummengesetzte Traube, wie beym Weinstocke, Zur einfachen Traube gehören sehr wenige Formen. Ich rech- ne dahin blofs I. die einfache Dolde, wie sie bey Butomus umbellatus, bey der Gartenerbse, bey den Primeln und bey. der Kirsche vorkommt; I. die Kätzchenblüthen verschiedener Bäume, und die weiblichen des Hopfens, welche wahre Kätzchen sind; Ill. die Aehren des Carex und einiger Arten von Scirpus, welche eigentlich wahre Kätzchen sind; IV. die zusammengesetzten Blüthen der Globularia, des Dipsacus, der Jasione, der Hinautia, und derjenigen Syngenesisten, ' wel- che ihre Blüthen einzeln tragen , wie Taraxacum vulgare, und erectum, Hieracium aureum nebst allen seinen Gespie- len mit einblüthigem Schafte, fast alle Apargien u. s. w. Aber ich wage es nicht, die Scabiosen in diese’ ‚Classe zu setzen, wovon ich die Ursache unten angeben werde. Viel Br 53 Viel häufiger und mit weit mehr Abänderungen kommt uns die zusammengesetzte Traube vor. Die Arten von ihr sind: I. die Rispe; UL. die zusammengesetzte Dolde, wie sie bey den eigentlichen Schirmblüthen vorkommt; IM. die Trugdolde; .IV. die Aehre der Gräser; V. die Blüthenstände derjenigen Syngenesisten, welche ästige Blü- thenstiele haben, sie mögen nun eine Dolde bilden, wie bey Hieracium umbellatum, oder. eine uneigentliche Dolde, wie bey Hieracium cymosum, ‚oder einen Strauls, wie bey Pyre- trum corymbosum, oder nur gemein ästig seyn, wie die Schäfte einiger Apargien; VI. der seltsame Blüthenstand auf den Enden der Blattadern bey den Gattungen Xylophylla und Phyllanthus, und, wenn man will, bey den eigentlichen Farrenkräutern. Ich rechne ze noch VI. hinzu den Blüthenstand der Scabiosen ; denn dafs dieser nicht * zur einfachen, sondern zur zusammengesetzten Traube gehöre, schliefse ich daraus, dals diejenigen Arten, welche zuweilen sprossend werden, was vorzüglich oft bey Scabiosa atropur- purea geschieht, nicht einzelne Blüthchen über den Blüthen- teller erheben, sondern abermahl kleine zusammengesetzte Blüthen, für Ich mufs aber noch die Richtigkeit meiner Vorstellung erwei- 2 + ö « . . . sen. Ich nehme eine einfache Traube vor mich, etwa wie sie bey _ den Arten des Cheiranthus, welche bey den Blumisten in so grofser Hochachtung stehen, vorkommt. Ich denke mir die Zwischenräume, welche zwischen den Blüthenstielen derselben da sind, alle weg, und Ver- 54 verwandle dadurch die Traube in eine Dolde, indem ihre Entfer- nungen von einander null werden, also alle aus demselben physi- schen Puncte kommen, was die Eigenschaft der Dolde ist. Läfst man die Blüthen, wo sie an der Traube sitzen, denkt sich aber die Blüthenstielchen weg, so hat man eine Aehre; oder giebt man jedem Stielchen eine so viel beträchtlichere Länge, je tiefer unten es aufsitzt, so dafs endlich alle Blüthchen in einer Ebene, oder in einem geringen Kugelabschnitte sitzen, so hat man einen Straufs. Da die Entfernungen der Blüthen von einander unendlich mannigfaltig seyn, da sie wirklich sehr nahe aneinander rücken können, und noch immer eine gröfsere Näherung denkbar ist, bis die Entfernung null wird, so ist am Tage, dafs die Dolde von der Traube nicht wesentlich, sondern nur durch Grade verschieden sey. Eben das läfst sich auf ganz ähnliche Weise von ‘der Achre und vom Straufse darthun. Also Dolde, Aehre, und Straufs wären nur Arten der Traube. Auch die Kätzchen sind nichts anders. Sie sind wahre Aehren, nur mit dem Unterschiede, dafs in ihnen die wirklichen Blüthchen durch die Deckblätter versteckt werden. Sind nun die Aehren im Grunde Trauben, so sind es auch die Kätzchen. Füllen wir dem Raum zwischen den Strahlen einer Dolde mit Zellengewebe aus, so haben wir eine zusamimengesetzte Blüthe, welche bald die Form einer Scabiose, bald die eines Habichtskrau- tes, oder einer Flockenblume haben wird. Die Umschläge werden dann zu gemeinschaftlichen Kelchen, und die Ausfüllungen zu Blü- theböden. Ri In der That leiten uns die Pflanzen selbst auf diese Vorstel- lungen hin. Bey Peucedanum, Daucus, Tordylium, Pastinaca ha- ben wir wohl sehr ordentliche Dolden; aber von einer Bildung, wel- che aus jener Art der Traube entstanden zu seyn scheint, die man einen 53 einen Straufs nennt; denn die Strahlen sind. gerade um so viel kür- zer, je weiter nach ihnen hin sie hervorkommen, und gerade diese innern Strahlen würden die obern Blüthenstiele seyn, wenn man eine Dolde wie ein Taschen-Perspectiv auseinander ziehen könnte. Dazu kommt noch, dals bey sehr vielen Pflanzen, welche in Trauben blühen, die obern Blüthehen zur Fortpflanzung wenig oder nichts taugen. Man erinnere sich nur an Hyacinthus comosus; und gerade das ist der Fall bey sehr vielen Schirmpflanzen , bey welchen blofs die äufsern Strahlen fruchtbare Blüthchen tragen. Mit den Schirmpflanzen kommen in beyden Eigenschaften „die Syngenesisten überein. Sie blühen nicht nur von aufsen einwärts auf, wie bey der Traube die untern Blüthen eher aufblühen als die obern; sondern da hier keine sichtbaren Stielchen seyn können, so ist doch der Blütheboden um die Blüthezeit gewöhnlich einwärts ver- tieft, und die Blüthen selbst sind in dem Verhältnifse kürzer, je mehr sie einwärts sitzen, weil die Gefäfsebündel, die zu jedem Blüth- chen gehen, und welchen, um Stielchen zu seyn, nichts als die äus- ' sern Umhüllungen fehlen, in eben dem Mafse kürzer sind, je inne- a rer ihr Stand ist. Wie man aber Schirmpflanzen hat, die durch ihre Blüthe ziemlich gut eine Kugel vorstellen, wovon wir an der Angelica ein Beyspiel kennen, so haben wir auch Syngenesisten, welche ihnen darin nachahmen, wozu ich nur die Chamillen als Bey- spiel anzuführen brauche. Wenn aber die Entfernungen , welche die Blüthehen einer Traube beobachten, verschwinden; wenn dadurch die Stielchen selbst nur aus einem einzigen gemeinschaftlichen Puncte hervorzu- kommen scheinen ‚ so müssen die Deckblätter dieser Stielchen sich ‚ um den Rand dieses physischen Punctes herumlagern, wodurch denn bey den Doldengewächsen das entsteht, was man den Umschlag nennt, und bey den Syngenesisten der gemeinschaftliche Kelch ge- bildet wird; dafs also Blüthenblätter oder Blüthenansätze, Umschläge und 56 und gemeinschaftliche Kelche nur verschiedene Nahmen yon einerley Ding sind, das aber für den ersten Anblick nicht einerley zu seyn scheint. Linnd konnte demnach die Umschläge bey den Schirm- pflanzen wohl mit eben dem Rechte unter die Gattungskennzeiehen aufnehmen, als die gemeinschaftlichen Kelche bey den Syngenesisten: Ohne gerade dieselbigen Betrachtungen anzustellen, welche ich ge- genwärtig der Akademie vorzulegen die Ehre habe, sah er doch die Sache selbst, zwar dunkel, aber durch ein richtiges Gefühl, ein, welches ihm der viele Umgang. mit den Pflanzen verschafft hatte. Nach diesen Betrachtungen hätte man sich also die proliferi- renden Scabiosen unter dem Bilde von eigentlichen Sehirmpflanzen vorzustellen. Die Gefälsbündel, welche zu den einzelnen Blüthen gehen, theilen sich nähmlich wegen der übermäfsigen Nahrung, die sie in einem üppigen Boden erhalten, welcher der stärkern Entwi- ckelung des Zellengewebes günstig ist. Jeder Zweig bildet und trägt nun. sein eignes Blüthchen; und indem dieser Zweige Hauptstamm und sie selbst sieh verlängern, geben sie dem Gebilde, welehes wir eine sprossende Blüthe nennen, Ursprung und Daseyn, Ich bin übrigens: weit entfernt, dadurch den ganzen Mechanismus der spros- senden Blüthen erklärt zu glauben. Dazu ist gegenwärtig der Ort nicht. Mir genügt, denjenigen Theil davon , welcher hieher gehört, berührt zu haben. Was werden wir aber vom jenen seltsamen Blüthensammlun- gen, oder doch gewils Anhäufungen von Fruechtungen, die auf den Blättern der Gattungen Xylophylla und Phyllanthus, und auf de- nen der eigentlichen Farrenkräuter vorkommen, zu halten haben? Unter welche Form gehören sie? Sie sind eine Rispe, die sich zweyreihig in eine Fläche verbreitet. Diefs wird schon durch das blofse Ansehen der lebenden Pflanzen sehr deutlich. Die Blüthen oder Fruchtungen sitzen gerade an den Enden der letzten Verzweigun- gen der Gefälsbündel, die dadurch zu Blüthenstielen und Stielchen wer- 57 werden. Nur mu/s man sich von diesen Blättern eine richtigere Vor- stellung machen, als man gewöhnlich thut. Zwar ist es bey den Farrenkräutern schon lange üblich, dafs man ihre blattähnliche Ver- breitung einen Wedel (Frons) nennt. Aber bey den Pflanzen der beyden oben erwähnten offen blühenden Gattungen nennt man den, Theil, worauf diese Blüthen sitzen, noch immer Blätter. Sie sind wahre Wedel, und genau wie bey den Farrenkräutern, flache Ver- breitungen des ganzen Strunkes, nicht blofs der Rinde, wie bey den: gewöhnlichen Pflanzen. Dafs die Zwischenräume zwischen die- 1 sen Blüthenstielchen durch Anastomosen und Zellengewebe blattför- mig ausgefüllet sind, ändert offenbar den Begriff nicht. Die übrigen Formen, die ich theils zur einfachen, theils zur zusammengesetzten Traube gebracht habe, bedürfen keiner. weitern Erklärung. Ich habe nur nöthig, die Idee auszusprechen; ein Blick auf die, Natur beweist sie vollständig. Aber hätte ich die Vorstel- _ lung nicht noch mehr vereinfachen, hätte ich nicht alles geradezu - auf die Traube zurückführen sollen, ohne. den Unterschied zwischen - der einfachen und der zusammengesetzten Traube mit einzumischen? Ich glaube, daß er nicht vernachläfsiget werden durfte; denn die Rispe ist in physiologischer Hinsicht wirklich ‘weiter von der einfa- ‘chen Traube verschieden, als man auf den ersten Anblick denken 2 sollte. Es liegt bey den Pflanzen, denen sie zukommt, schon im | \ ganzen Organismus ein lebhafter Trieb zu Verästelungen; und wenn \ sich auch bey einfachen Trauben Theilungen denken lassen, so kön- ‚nen sie doch nie allgemein werden ; so bleiben diese Theilungen immer unbeträchtlich, und entstehen blofs an einzelnen Stielchen, wie sich etwa beym Menschen wohl einzelne Finger theilen können, h wodurch zwar allerdings einzelne überzählige Finger entstehen; aber nie wird sich die ganze Hand verdoppeln , nie wird sie zehnfingerig _ werden. ER. 8 ich hr u: 58 RTEETER Ich habe von einem Blüthenstande nicht geredet, von wel- chem man es etwa erwartet hatte, von dem guirlförmigen Blüthen- stande derjenigen Gewächse, welche Linne in die erste Abtheilung seiner XIV. Classe gesetzt hat, welcher aber auch in der natürli- chen Classe der sternförmigen Pflanzen, und aufser dem noch bey verschiedenen einzelnen Pflanzengattungen vorkommt. Allein das ist kein besonderer Blüthenstand, welcher nicht unter einen der bisher beschriebenen gehörte. Er ist bey Hippuris blofs die einfachste Art, nähmlich einzelne Achselblüthen; bey Yalantia und Galium ist er eine kleine Rispe, bey Lamium, Phlomis und mehrern andern Gat- tungen eine strahlenlose oder fast strahlenlose Dolde, bey Prunella eine Aehre, bey Dracocephalum und Calamintha eine Traube u. s. w. Was von dem Blüthenstande gilt, das gilt auch mit gehöri- ger Anwendung vom Blätterstande. So können alle Blätter, welche wechselseitig am Zweige sitzen, für Trauben, alle Gegenblätter für die einfachste Art von Dolden, alle Quirlblätter für vollkommene Dolden angesehen werden, was noch mehr von den büschelförmigen Blättern gilt, von welchen die doldenförmigen Blätter der Hedera Scyodophyllum weniger verschieden sind, als man denkt. Und ge- rade bey den Blättern spricht sich die Idee, dafs die Dolde eine zusammengeschobene Traube , oder die Traube eine ausgezogene Dolde sey, am deutlichsten aus. So lange bey Antirrhinum spar- teum und den anrerwandten Arten die Pflanze in der kühlern Jahrs- zeit langsam fortwächst und an Stärke gewinnt, sind ihre Blätter in Quirlen; werden aber zerstreut und wechselseitig, sobald sie üp- pig in Ruthen forttreibt. Ich halte mich aber bey dem Blätterstande nicht auf, weil es leicht ist, dasjenige, was ich von den Formen des Blüthenstandes gesagt habe, auf die Formen des Vorkommens anderer Pflanzentheile zu übertragen. Von den Formen des Blüthenstandes gehe ich auf die Blatt- { formen über, die für den ersten Anblick noch mannigfaltiger sind. Habe EEE 59 Mabe ich doch in meinem Grundrisse einer Naturgeschichte der Pilanzen über zweyhundert aufgezählt. Aber sie lassen sich auf zwey zurück führen, auf die tellerformige (wenn sich der Blattstiel gleich anfänglich in grofse Gefälsbündel zertheilt, die wie die Strah- len eines Kreises nach allen Richtungen hin fahren) und die läng- liche (wenn die grofsen Gefäfsbündel des Blattstieles nur nach ei- nem einzigen Windstriche, obgleich auseinander fahrend,, sich thei- den); denn bey dieser Betrachtung sehe ich von allen Zerschlitzun- gen, Buchten, Einkerbungen, u. s. w. ab, und betrachte nur die Umrisse. Dadurch werden die Blätter der Niefswurz und des Bo- rassus zu tellerförmigen, die der dreyblättrigen Glycine und Hedy- . sarum - Arten zu länglichen. Selbst die stark zusammengesetzten Blätter einiger linn@’schen Mimosen und der meisten Schirmpflan- zen werden sich unter eine dieser beyden Formen ohne Widerstand schmiegen. Ihre ersten Blätter kommen sehr häufig einfach vor, " und nur in der Folge, wie die Pflanze gröfser und die Nahrung mehr vertheilt wird, entstehen in den nachfolgenden Blättern Theilungen, die sich in den obersten Blättern, wenn sie verhältnifsmäfsig klein R bleiben, oft wieder verlieren. 4 } $; v Kr N Denn alle sogenannten zusammengesetzten Blätter sind im Grunde zertheilte Blätter, und alle Buchten und Zähne und Kerben und R. Einschnitte müssen blofs als beginnende Zertheilungen angesehen s) werden® Sehr merkwürdig beweiset uns dieses Xylophylla falcata, \ die ganze, aber gezähnte Blätter hat. Schneevogt suchte sie durch Samen zu vermehren, und erhielt allemal Pflanzen mit zer- h theilten Blättern. Ich weils nicht, was für eine Wartung er sei- nen jungen Pflanzen angedeihen liefs ‚ obschon ich vermuthe, dafs \ her’ ihnen reichliche Nahrung verschafft habe. Aber das weils ich, dafs die Zertheilungen von zwey entgegengesetzten Ursachen her. kommen, vom Ueberflufs und von Verkürzung der Nahrung. Aus = letztern Ursache werden die Blätter der Dattelpalme gehiedert, sobald sie in einiger Anzahl hervorbrechen, während ihre erstern . 8° Blät- 60 Blätter ganz einfache Lanzettblätter sind; und aus der ersten reifsen die Blumenblätter der gefüllten Blumen in mehrere Stücke, welche nun ganze Blumenblätter vorstellen. Alles kommt hier auf die Gefälsbindel an, welche die Grund- lage des ganzen Blattes ausmachen. Ist der Hauptgefäfsbündel, wel- ‘cher die Mittelrippe des Blattes ausmacht, ästig, und seine Aeste machen mit ihm ziemlich offene Winkel, so braucht es nichts wei- ter, als Verkürzung der Nahrung, um die Entwickelung des Zell- gewebes, welches die Zwischenräume ausfüllen soll, zu hindern, und - man wird ein zerschlitztes, oder mehr oder weniger zertheiltes Blatt haben. In diesem Falle trennen sich die Zwischenräume; aber die Gefälsbündel bleiben ungetheilt. Ist. aber die Nahrung zu üppig, so vermehrt sich das Zellgewebe zu stark. Die Gefälsbündel, die es durchzieht, werden von einander getrennt, und reilsen das ihnen anklebende Zellgewebe auf ihrem Wege mit sich fort. Weil aber das von den grölsern Gefälsbündeln , den Quellen der Nahrung, entferntere Zellgewebe nicht in demselben Verhältnifse ernährt wird, so reilst es; das Blatt wird buchtig, zerschlitzt, zertheilt, zusam- mengesetzt. Beyspiele von dem ersten Falle geben uns fast alle Pflanzen mit zusammengesetzten Blättern. Fast ohne Ausnahme sind, wie ich bereits bemerkt habe, bey ihnen die ersten Blätter, welehe die Gärtner Mutterblätter nennen, unzertheilt. Von dem zweyten Falle haben wir an der bereits angeführten Xylophylla falcata ein über- zeugendes Beyspiel. Sägezähne, Buchten, Ausschweifungen sind angefangene Thei- lungen, bey welchen sich unmöglich bestimmen läfst, wie tief diese kleinen Einschnitte gehen dürfen, um das Blatt noch für ganz oder R schon für zertheilt anzusprechen. Auch kommen diese kleinen Ein- schnitte bey verschiedenen Individuen einzelner Arten oft so beträcht- lich 61 lich vor, dafs man nicht selten aus einer einzigen Art mehrere Ar- . ten gemacht hat. Senecio Alpinus L. liefert an seinem Stand- orte, wie er mehr .oder weniger von einer nalsen Stelle entfernt ist, so unterscheidende Formen von Zertheilungen an seinen Blättern, dafs man sich bey getrockneten Pflanzen des Gedankens nicht er- wehren kann, man habe mehrere Arten vor sich. Aber auf dem Gebirge selbst, und in der Nähe von Wasserkesseln zeigt uns die . Natur die unmerklichen Uebergänge durch alle Abstufungen so deut- lich, dafs man sogar genöthiget wird, alle diese verschiedenen Ge- bilde von Pflanzen für einerley Art zu halten. Eben so leicht gehen die Zertheilungen in noch viel wesent- lichern Pflanzentheilen vor. Bey reichlicherer Nahrung zertheilen sich zuweilen die Gefälsbündel, woraus die Staubfäden gebildet wer- den, in mehrere Stücke, und haben dann eine gröfsere Anzahl von Staubgefäfsen zur Folge, So sah ich 'einstens eine JMöhringia muscosa, welche der jetzige Herr Leibarzt Frölich aus dem Ge- birge lebendig in den botanischen Garten zu Ingolstadt ge- schickt hatte, und welche damals nicht mehr als acht Staubgefälse _ hatte, im folgenden Jahre durchaus zehnmännige Blüthen tragen, und Herr v. Humboldt sah eine Art von Freziera auf einerley - Stamme Blüthen mit drey und mit fünf Griffeln tragen, denen dann Früchte mit drey und mit fünf Fächern folgten. Diese Erscheinung _ kommt uns bey mehrern Arten des Spindelstrauchs vor, bey wel- _ ehem sich auf demselben Stamme viertheilige viermännige Blüthen _ neben fünftheiligen fünfmännigen finden, und gewöhnlich so auch vier- fächerige und fünffächerige Kapseln zur Folge haben; und bey Hy- - Popythys und der gemeinen Gurtenraute setzt die oberste Blüthe anallen Theilen # zu. E; ji Die. Blattformen werden mehr aufwärts am Stengel, wie sie ‚ sich von der Quelle der Nalirung weiter entfernen, sehr gewöhnlich kleiner, das heifst, entweder bey der Achnlichkeit der übrigen Form blolfs N 2 62 ° blofs nach allen Ausmessungen kleiner, oder bey übrigens gleicher Länge nur schmähler. Diefs veranlafst manchmahl auf den ersten Anblick sehr abweichende Gebilde. So wird man bey Anoda ha- stata, wenn man nur noch ihre untern Blätter sieht, kaum darauf rathen, dafs ihre obern spondonförmig werden sollen. Dennoch liegt diese Form in ihrer ursprünglichen Bildung. Der Blattstiel theilt sich, wie er in das Blatt eintritt, alsogleich in fünf Theile, wovon der mittlere die Blattrippe abgiebt, die beyden äufsersten unter vollkommen rechten Winkeln wegstehen, die beyden andern diese rechten Winkel in zwey fast gleiche Theile theilen ‚‘dabey aber in ihrem Verlaufe eine kleine Krümmung annehmen, die ihre. hohle Seite der Spitze und der Mittelrippe zukehrt. Alle diese Theile werfen nun eine Menge Adergefälse aus, die sich wieder mannigfal- tig verästeln und wieder einmünden. Dieses ist der Bau dieser Blätter im Allgemeinen, der uns zugleich sehr deutlich lehrt, wie diese Verwandlung einer Blattform in die andere vor sich gehe. Anoda hastata gehört unter die Gewächse, bey welchen die obern Blätter kleiner, wenigstens schmähler als die untern werden. Sie hat aber dabey die Eigenschaft, dafs sie sehr schlank in die Höhe treibt, und ihre Aeste nur ganz unten anzusetzen pflegt; das heifst, sie wächst anfänglich sparrig; aber dann geht der Saft- lauf schnell nach oben. Daran nehmen nun alle Theile der Pflanze Antheil; ihr Wuchs wird schlank; ihre Blätter verschmählern sich, und wachsen däfür desto mehr, so viel es ihnen ihr Stand erlaubt, in die Länge. Dieses kann aber nur an den Orten geschehen, wo die saftführenden Gefälse eine Richtung haben, die dem Drange nach oben zu folgen vermag; das ist, in der Mittelrippe, und in den Nebenrippen, die mit ihr spitzige Winkel machen, nicht in de- nen, welche rechtwinkelig wegstehen. Durch diese Verengerung des Blattes, wo es angeht, und die bleibende verhältnilsmäfsige Breite desselben im Gebiete der beyden untersten Blattnerven entsteht noth- ’ wendig die Spondonform. Reseda Jade: 6% I Reseda: Phyteuma und Reseda lutea haben, wie alle Botani- sten wissen, ganze und dreytheilige Blätter untereinander. Aber gar - oft’ findet man an: der Letztern kein Blatt anders als dreytheilig. und von Ersterer kam mir ein Stück in einem Blumentopfe vor; (der im warmen Kasten gestanden hatte ‚| um einen. dahin gesäeten. Sa- men einer andern Pflanze zw treiben), ‚das alle seine. Blätter voll- kommen ganz hatte; ein Par:ganz kleine zunächst an der Blüthen- traube ausgenommen, welche 'dreytheilig ‘waren. Aber diese Pflan- zen beweisen schon. in! ihrem ganz gewöhnlichen Vorkommen , dafs getheilte und ganze Blätter so weit nicht vom einander verschieden seyen, als man denkt. Wie die Blätter aufwärts am'Stengel gewöhnlich kleiner wer- den, und aus besondern' Veranlassungen oft ganz’ andere Bildungen erhalten, so geschieht diefs auch mit den Umschlägen oder Hüllen- blättern. Sie sind ‘wahre Blätter, und zwar Achselblätter; das ist, solche, aus deren Achsel ein Zweiglein hervorgeht ( denn die unei- - gentlichen Hüllen, welche Linn nur durch einen Mifsbrauch des Wortes also ‘genannt hat, wie bey der Anemonen- Familie, gehören - gar nicht hieher). Schon der Umstand), "dafs sie hier in einem Kreise . gedrängt herum stehen, mufs ihnen aulser der Hleinheit, welche _ grolsentheils von ihrem höhern Stande herrührt, Veranlassung wer- den, ihre Formubeuänderi, und vielfälüg aus gefiederten oder zu- “ sammengesetzten f in einfache’ überzugehen; was aber doch nicht hin- Bi. E. dafs nicht manchmahl noch Reste ihrer, so zu sagen, ehemah- F: en Form übrig blieben , wie wir davon Beyspiele an den Hüllen der Möhren‘; bey welchen das Regel’ist, und bey einzelnen Indivi- anderer Doldengewächse ‚ bey welchen sonst die Hüllenblätter infach sind, wie am Feldkäintmel, sehen. Ka So ‚scHd fü j 0 Ur Dvi: Wo übrigens die Blätter die Krone Veränderung ihrer son- igen Form erleiden, das’ sind die Kelche der Blüthen. Das darf \ eig gar nicht wunderlich scheinen. Bey dieser voreiligen Ent- wicke- 64 wickelung eines Zweiges, welche wir eine Blüthe nennen, ‚sind es gerade die Blätter, welche die wenigste Veränderung erfahren. ‘Wäh- rend sich der ganze Knospenkörper theils in die verschiedenen übri- gen Blüthentheile spaltet, theils in die Samendecke. auswächst, die Hnospenknospen‘, das ist, die Knospen des’ künftigens Jahres zu Sa- men Sich umbilden, verläugnen die HKelchblätter' oder: die: Kelchstü- ce ihre Herkunft’ so wenig, dafs man sehr: gewöhnlich an ihnen al- les das findet, was man ’an den eigentlichen Blättern’ zw finden 'ge- wohnt ist, "eben dieselben- Haare ‚ dieselben Drüsen), ‚dieselben Ein- fassungen ‚ dieselben’ Bekleidungen, und, fast möchteich sagen , zu- weilen dieselbe Form. Bey den Rosen stehen eigentlich fünf Blät- ter, oder vielmehr Blattstiele, um die Blüthe herum; sind aber be- reits in ihrem frühesten Alter ‚an. einander ‚gewachsen, in die Breite gedehnt, und durch den Wuchs. der , übrigen Blüthentheile verküm- mert worden. . Daher entwickelt, sich an ihnen kein ‚gefiedertes Blatt, nach dem Naturgesetze, dals frecher Wuchs',eines von zwey. nahe liegenden und mit einander in Verbindung ‚stehenden. Dingen den‘ Wuchs des andern zurück halte. Gleichwohl. werden sie auswärts etwas.breit, als ob. sie versuchten, ein-Blatt/zu entwickeln; und.bey den ‚meisten Arten werden zwey..oder drey. ‚dieser Kelchstücke so- gar gefiedert. Die Blüthe des Edelleberkrautes ( Hepatica nobilis,) scheint als eine Achselblüthe betrachtet‘ werden zu müssen. Der Kelch hat die ganze Gestalt und. alle Eigenheiten eines, Blattes’ die- ser Pflanze; ‚Aber'indem die .Gefäfse des Blattstiels den: Blüthenstiel ganz, umgeben, und ihm ‚als Rinde dienen, geht. .die;.‚Blüthe mitten aus dem Blatte hervor,,‘das eben dadurch zum Kelch wird, weil es der Blüthe nun rundum zur Decke dient. Bey- vielen: Syngenesisten endlich gehen die obersten Stengelblätter.so unmerklich in, die Kelch- stücke über, dafs man oft gar nicht, weils, ob ‚man diese, Schuppen noch zum Stengel oder schon zum Kelch zu rechnen habe, was vor- züglich bey den ‚Hieraeien, den. Arten der -Crepis und einiger anver- wandter Gattungen gilt; oder sie behalten, wie bey,Inula, Buph- thalmum und Helianthus; so deutlich ‚die Blatilorm ; ‚dafs man sich genö- 65 genöthiget sieht, einen solchen Kelch einen Calyx foliosus zu nen- nen, Bey einer Campanula pyramidalis sah ich sogar die Kelch- stücke in deutliche gestielte herzförmige Blätter auswachsen , die den übrigen am Stengel vollkommen ähnlich, aber gar viel kleiner waren. - Wozu mögen aber diese Betrachtungen dienen? Aus ihnen geht zuvörderst die für die beschreibende Botanik so wichtige Wahr- heit hervor, dafs die Formen kein so standhaftes Kennzeichen seyen, als man gewöhnlich glaubt: Da der Formen so wenig sind; da sie so leicht in einander übergehen; da der Ursachen so viele sind, welche diese Uebergänge veranlassen können, so ist es eher zu ver- wundern, dafs die Ahweichungen von der gewöhlichen Form so. sel- ‚ten sind, als dafs es deren gebe.. Doch, sie sind so gar selten eben ‘nicht. Ganze Gattungen von Pflanzen ‘haben keinen standhaften - Blätterbau, wie das bey Morus der Fall ist. ‘Syringa persica hat - san manchen, Stämmen so häufige gefiedert .zerschnittene Blätter, dafs man Mühe hat, ein ganzes zu finden, während man an andern die zerschnittenen mit Mühe ‚aufsuchen mufs. Während ich den je- | ‚tzigen ökonomischen Garten verwaltete, liels ich aus demselben eine % Catalpa cordifolia in den botanischen Garten versetzen. . Der Baum, welcher schon grofs war, kränkelte, und brachte. mir Blätter, die wohl eben so grols wie gewöhnlieh waren, aber keine Herzform hat- 3 ‚ten, sondern gegen den Blattstiel keilformig zuliefen ; endlich trieb ‚er ‘weiter unten am Stamme frische Zweige mit seinen gewöhnlichen t Herzblättern. Bey vielen Wolfsmilch- Arten stehen nur die :Ende- »blüthen ; in Dolden, während die Seitenblüthen Trauben bilden. Bey 1 Pelargonium tomentosum stehen die Blüthen am Ende des Stam- mes und der ig Zweige in doppelt dreyfachen, die der übrigen Zweige nur in ‚einfachen Dolden ; und von Achilles Mille- folium kam mir wohl eher ein Stück vor, welches anstatt eines Strausses nur eine einzelne zusammengesetzte Blüthe hatte, wie die Blicken der Galinsoga parviflora sind. Bey den Celosien haben 9 die 65 nn die Gärtner der Natur die Kunst abgelauert, jene seltsamen Hahnen- kämme hervorzubringen , welche diesen Gewächsen ein so gefälliges Ansehen geben; und unter den Früchten kennt man ja die apfelför- mige Birne, den birnföormigen Apfel, die Apfelquitte und die Birn- quitte. Es würde wirklich ein lehrreiches Unternehmen seyn, wenn sich jemand die Mühe gäbe, diejenigen Gattungen und Arten anzuzeich- nen, deren ganzer Unterschied von andern Gattungen und Arten in sol- chen Formen besteht, von welchen wir durch die Erfahrung wissen, dafs sie in einander überzugehen pflegen. Das wäre aber noch nicht einmal halbe Arbeit. Man müfste noch durch genau vergleichende Versuche ausmachen, ob diese Formen nicht etwa, ihrer Wandel- barkeit ungeachtet, in dem vorliegenden Falle standhaft seyen. Diese vergleichenden Versuche müfsten aber nicht blofs darin bestehen, dafs man die in der Frage stehenden Pflanzen einige Mahle hinter einander säete. Man mülste sie gleichzeitig in die verschiedensten Erdarten säen, ihnen die verschiedenste Wartung geben, und damit mehrere Jahre hindurch fortfahren, weil manches auch vom Land- striche, von der Witterung, und andern dergleichen Zufälligkeiten, die man nicht in seiner Gewalt hat, abhangen dürfte. Wem diese mühsame Untersuchung zu weitläufig und zu ängstlich scheint, der wolle sich erinnern, dafs der Beobachter in diesem Falle eigentlich eine Negation zu beweisen habe, was allemahl ein schweres Unter- nehmen ist. Es wird von ihm gefordert, wenn z. B. von Theilungen die Rede ist, dafs er seine Pflanzen in alle die Umstände gesetzt habe, in welchen eine Theilung hätte erfolgen müssen, ohne dafs sie gleichwohl erfolgt sey; oder, wenn vom Blüthenstande die Rede ist, dafs er nichts versäumt habe, um eine Dolde zur Traube zu 4 verlängern , ohne dafs es ihm möglich gewesen wäre, eine Traube - zu erhalten. Wenn seine Versuche die gewöhnliche Form nicht än- dern, so hat er immer noch das gegründete Vorurtheil wider sich, dafs er nicht alles versucht habe , um der Natur ihre Kunst abzu- lauschen. Ein 67 Ein weiterer Vortheil, welcher aus diesen Betrachtungen fliefst, besteht darin, dals nun für die vorkommenden Fälle von Formenum- wandlungen die Erklärung bereits gegeben ist. Ich sche diese Be- trachtungen , wie eine algebraische Formel an , bey welcher es in ‘den sonderheitlichen Fällen nichts weiter bedarf, als den Buchsta- ben die gegebenen Worte. in Ziffern zu substituiren, um das ganze - Problem deutlich gelöset zu haben. Man wird sich in Zukunft nicht wundern , wenn eine Pflanze , die sonst immer mit einfachen Blät- tern vorkam, nun gefiederte oder gefiedert zerschnittene trägt, oder bey Antirrhinum chalepense, welches in einem Topfe dicht gesäet ward, der Sporn einkriecht. Aber auch die Botanisten, und dieses ist ein neuer Vortheil, werden, mit der Wandelbarkeit der Formen schon vorläufig bekannt, sich hüten, eine Pflanze, die an einem zur Formenumwandlung ge- ' schickten Platze vorkommt, für eine neue Art anzugeben, bis alles _ genau untersucht ist, und allenfalls auch die nöthigen Versuche an- gestellt sind. Ich bringe die Euphrasia salisburgensis nicht wieder in Anregung, von welcher ich ein andermahl geredet habe. Hier ist ein anderes Beyspiel. Ich hatte auf einer Gebirgsreise in Berch- N tesgaden eine sehr sonderbare Pflanze in grofser Menge gefunden. Die Untersuchung lehrte mich bald, dafs es eine Enzianart war. Aber die Art selbst fand ich in keinem Buche. Alle Blätter, ob- - gleich Safsblätter und gegenüberstehend, waren hier in zwey Reihen _ vertheilt ‚ und gegen die Sonne, so wie die sämmtlichen Blüthen m ‚ebenfalls nach dieser Seite, gekehrt. Die Pflanze selbst wuchs dicht | im Mantel einer wohlbestandenen Waldung von Nadelholz. Ich u schob einsweilen mein Urtheil auf, bis ich im Stande wäre, weitere ärung zu erhalten, und erhielt sie eher, als ich erwartete. Ich en nähmlich bald hernach einen kleinen Spatziergang von Schel- lenberg aus an die südliche Wand des Untersbergs, und fand meine Pflanze wieder dicht an der Felsenwand. Aber indem ich ich genauer umsah, merkte ich bald, dafs die Pilanze eine andere 9? Ge- 68 Gestalt annahm, und endlich in dem Mafse, wie sie sich von der Felsenwand entfernte, durch alle Stufen in den mir längst bekann- ten schwalbenwurzblättrigen Enzian übergieng. Nicht immer war ich so sehr auf meiner Hut. Ich fand im J. 1803 eine papierene Kapsel mit Samen, welche so bezeichnet war: Silene inaperta vel ceraftoides. Mit dieser schwankenden Bezeich- nung wurde das Gewächs von meinem Vorfahrer einige‘ Jahre lang im botanischen Garten zu Ingolstadt fortgeführt. Aber jetzt wa- ren die Samen bereits etwas alt, indem sie gewils nicht später als im J. 1800 gesammelt worden waren. Ich warf sie in einen Blumen- topf, welcher vor meinem Fenster stand, und erhielt daraus ein kleines dürftiges Gewächs, das ich Silene clandestina *) nannte, weil es seine wesentlichen Blüthentheile, sogar die unwesentlichere Blume, so sehr versteckte, dafs sie nur mit Mühe zu finden waren. Ich wähnte, eine neue Art vor mir zu haben, und habe sie in def botanischen Zeitung ı803 St. ı8ı beschrieben. Allein im Frühling ı805 erhielt ich Samen von Silene flavescens aus Hungarn, und erkannte in dieser Pflanze sehr deutlich meine $. clandestina; nur dals diese Samen, welche sehr frisch waren, Pflanzen gaben, die alle ihre Theile vollkommen entwickelten, Ich bezeichne sie durch wen Charakter: S. flavescens, hirsuta, glutinosa; Nloribus sparsis; pedunculis bre- vissimis: fructiferis incrassatis; petalis linearibus, apice divaricato -bilobis. (®) Die Pflanze ward etwa einen baierischen Fufs hoch, und eich ’ ihre Blumenblätter vollkommen. Sie waren länger als der Kelch, linienförmig, zweyspaltig; die Stücke auseinander stehend, von Far- be weifslich, mit etwas Rosenfarbe mehr beschmutzt als verschö- nert; die Nebenblume weils, zweyspaltig, und etwas länger als die halbe Platte eines Blumenblattes, MN, *) Verschieden von $. elandestina Mild. Be ee u i EN 6 Pelargonium asperum hat sonst eine sehr ansehnliche Blume. Aber ich besitze im Garten ein Stück, an welchem sie gänzlich fehlt; “ dabey taugen auch die übrigen noch wesentlichern Blüthentheile nicht wiel; denn mir wenigstens blieben alle Blüthen taub. Doch baue ich auf dieses Beyspiel nicht viel. Ich halte die Pflanze für einen Blend- ling von P. Radula oder der nächst verwandten Art oder Abart P. roseum der Gärtner, und einer andern Art, so dafs der Fehler, welchen Hr. Roth begangen hat, da er die Pflanze P. Radula nann- te, nicht grölser ist, als der, wenn man ein Maulthier einen Esel nennt, Ich könnte noch mehrere ähnliche Fälle anführen, aus wel. chen hervorgeht, wie sehr die Pflanzen manchmahl in ihren Formen abändern, Nur ein Beyspiel noch aus vielen. Gmelin hat in seiner sibirischen Flora ein Chenopodium beschrieben und abgebildet, % eher nun nach Persoon’s Synopsis Chenopodium arista- E? heist. ‘Die Pflanze wird gut eine Spanne hoch, und besteht " fast lediglich aus einer Blüthenrispe, wovon die Aeste haarfein und 4 unendlich zertheilt sind. Ich erhielt im "Frühling von ı806 Samen von diesem Gewächse, welche wahrscheinlich etwas alt waren, oder mehr Feuchtigkeit zu ihrer gehörigen Entwickelung forderten, als ! sie erhielten. Wie dem nun seyn mag; sie gaben mir Pflänzchen, welche 'bey ihrer‘Blüthezeit nicht einen ‚Querdaumen hoch waren, in ihren Achseln nur wenige und kleine gestielte Blüthenknäuel hat- em und für den, welcher die Pflanzen nur nach Abbildungen stu- diert , dieses Chenopodium ganz und gar unkenntlich machten. Aber der unterscheidende Charakter dieser Art, die über die Blüthe hin- aus pfriemenförmig oder vielmehr grannenförmig noch fortsetzenden z Blüthenstiele, war zu deutlich in meinen Pflänzchen ausgesprochen, gr ‚als dafs ich sie verkennen konnte. Das wäre also ein Gegenstück ü zu der zwergartigen Schafgarbe, woron ich oben geredet habe. Aus Aus diesen Beyspielen geht aber auch der Grundsatz hervor, | dafs die Verhältnifse nicht eben zu den untrüglichen Kennzeichen organischer Körper gehören, obschon sie von den gröfsten Natur- forschern für die unverwerflichsten Merkmahle der Arten und selbst der Gattungen gehalten werden. Es fehlt auch nicht in beyden or- ganischen Reichen an directen Beobachtungen , welche diese Wahr- heit weiter beweisen. Jeder Landwirth giebt beym Ankaufe von Kühen darauf Acht, ob sie lang gezogen oder von kurzem Umrisse seyen, das:heifst, ob ihre Länge zu ihrer Dicke ein gröfseres oder kleineres Verhältnilfs habe, und- den erstern, wenn alles übrige gleich ist, als bessern Milchkühen , den Vorzug. Jeder Reiter weils, dafs nicht jedes Pferd zum Reiten gleich tauglich sey; auch er giebt denen den Vorzug, welche von längerm Umrisse sind; und.ich habe auf meinen naturhistorischen Reisen Gelegenheit ge- habt, die Erfahrung zu machen, dafs Gebirghirsche niedriger ge- stellt seyen, als der Edelhirsch des flachen Landes, was ihnen wirk- lieh, besonders beym Herabsteigen vom Gebirge, wahren Vortheil bringt. Da hätten wir also drey Thierarten, bey welchen die Ver- hältnilse an den Individuen nicht standhaft sind, und es wäre nic schwer , ihrer noch mehrere aufzufinden. Ich bin daher jetzt, besser von der Natur unterrichtet, geneigt, auch den Gebirgshasen für eine blofse Abart unsers Landhasen zu halten, gerade defs- wegen, weil es zwischen beyden Thieren schlechterdings kein un- terscheidendes Kennzeichen giebt, als die Verhältnifse der Hinter- läufe zu den Vorderfülsen. Tausend Ursachen kann es geben, wo- durch die Verhältnifse der’ Theile bey derselbigen Art organischer Körper gestört und verändert werden können. Aber mir genügen‘ jetzt schon die Erscheinungen, und ich brauche mich um ihre Er- klärungen nicht zu bekümmern. Bey den Pflanzen treten wohl dieselbigen Fälle ein. Thy- mus Serpillum, die gemeinste Quendelart unsers flachen Landes, kann gar leicht den Anfänger in der Botanik , welcher fest auf die Sicher- nn nenn mi Sicherheit des von den Verhältnifsen entlehnten Charakters vertraut, irre führen, dafs er aus den Individuen dieser Pflanze, die er auf einem einzigen Spatziergange gesammelt hat, mehrere Arten macht; denn er wird in seiner blechernen Büchse Stücke beysammen haben, an welchen die Staubfäden länger, kürzer, und eben so lang als die Blume sind. Die Blüthenhäuptchen werden sich bey einigen In- dividuen in deutliche Quirle trennen, u. s.w. Bey den Münzen wird er dieselben Bemerkungen zu machen Gelegenheit haben. Gleich- wohl hat man bey dieser Gattung die Verhältnifse der Staubgefälse zu den Blumen unter die Art von Art unterscheidenden Charaktere "aufgenommen. Aber es ist nicht nöthig, dafs ich mich bey diesem Beweise länger aufhalte, da ihn die Beobachtungen, welche ich eben erzählt habe, und welche zur Aufstellung dieses Grundsatzes 'An- “ lafs gaben, hinlänglich führen. KR a y / Scheinbar herrscht im Blumenbau eine grofse Verschieden- heit. Aber alle diese Formen lassen sich auf drey, höchstens vier Hauptformen zurückführen, ı) die Glocke, a) die Röhre, 3) das Rad, 4) der Rachen ; und von diesen lälst sich die Glocke noch zur Röhre bringen, und die Glocke und das Rad gehen mittels meh- _ terer Zwischenstufen ineinander über. Freylich darf man hier keine schulmäfsige Mikrologie erwarten. Es kann gar nicht die Frage ‘ Bern, ob uns mit so wenigen Formen gedient sey; ob wir Bestimmt- A heit in unsere Berchieintinseh bringen, wenn wir nur eine dieser obersten Kategorien von der Blume angeben. Mir ist gegenwärtig # 4 nur darum zu thun, dafs ich zeige, wie sparsam die Natur in den Formen sey, “n . Keine Röhre in einer einblättrigen Blume, aber der Rand sehr aufgetrieben, heifst bey den Botanisten eine Glockenblume. ine aufgetriebene Röhre, die sich in den Rand verläuft, würde dieselbe Idee geben; denn wirklich ist das bey den meisten Arten der Gattung Campanula der Fall. Dieses Verlaufen kann nun se . 3e- nr A 2 ” geschehen, dafs die Röhre immer weiter wird, wie bey Campanula persieifolia , oder dafs die formgebende Krummlinie wirklich Einschnü- ‚zungen veranlafst, ehe sie sich so auswärts beugt, dafs ihr Bauch einwärts tritt, wie bey Campanula Medium ; ‚wodurch, wenn diese Einschnürung schwach ist, ‚die entschiedene Glockenform. noch nicht gestört wird. Stört sie aber eine schwache Einschnürung, nicht, so stört sie auch .die ‚stärkere. nicht, weil'sich seklechterdings, keine Gränze angeben läfst, wo die Glockenform aufhöre. Das'also,, was die’ Botanisten eine kugelförmige Blume nennen, wie die der Andro- meda, der Preifselbeere, des Mayblümchens, ist, ‚gehört, noch ‚unter ‚die Glockenblumen ,. und Limn& verdient eben keinen Tadel, dafs ser das Mayblümehen und. die Wiefswurz in einerley Gattung zusanı- mengestellt hat. _Auch die Trichterform, wie sie beym Stechapfel, bey dem Toback und bey den Ipomöen vorkommt, gehört noch un- ter die Glockenform. Es ist daher kein Fehler, wenn einige Bo- .tanisten..den Arten der Winde eine. glockenförmige Blume zuschrei- ‚ben. Nur sollten sie die Behutsamkeit haben, eine ganz gleichför- mige Sprache zu behalten, wenn sie von der Gattung Ipornoea re- den, damit man gleich daraus ersehe, was die Erfahrung lehrt, dafs ° beyde Gattungen durch nichts als durch den Narbenbau verschie- den: seyen. Glocke zu bilden, das heifst, um das Röhrengebilde in das Glo- ekengebilde umzuwandeln? Der Verstand findet keime Gränzlinie; und in der, Ausübung? folgt man mehr einem hergebrachten Sprach- gebrauche als emem etwa von der Kritik aufgestellten Grundsatze. Die Randblümchen bey Centaurea sind wie bey der Winde gebaut, nur tiefer eingeschnitten; die Tellerblümehen bey Galinsoga und Stevia sind wahre Glockenblumen. Allein man hat bey der Classe, za welcher sie gehören, ‚den Sprachgebrauch eingeführt, die'nicht bandförmigen Blümchen Röhrenblümehen zu nennen, und befolgt ihn sirenge, aber auch ohne Widerrede, und ohne dafs dadurch Jemand wäre Aber wie grofs mufs die Auftreibung der Röhre seyn, um eine. | 73 "wäre irregeführt worden. Beweist aber dieses nicht, dals die Ideen einer Köhre und 'einer Glocke, wie sie bey den Blumen vorkommen, in einander verflielsen, und sich wechselweise vertreten ? Weit, sehr weit ist auf den ersten ‚Anblick ‚das bandförmige Blümchen am Bocksbarte, oder am Strahle der Rudbeckie oder der ‚Sonnenblume von der Glockenform entfernt. ‚Aber dieses Blümchen aeigt uns bey den sogenannten gefüllten Blüthen der Bellis und des Tagetes, was es sey. Es kriecht in die Röhrenform ein, die es auch vorher nie ganz verlässen hat,,| Es ist blofs ein wuchernder Auswuchs, veranlafst durch den ungleichen Druck, welcher früh auf das jugendliche Blüthchen wirkte, wie ich diefs in einer frü- hern Schrift *) gezeigt habe. Die Röhre, welche an seinem Grunde _ noch immer vorhanden ist, führt es zu seiner ursprünglichen Form ‘zurück, die durch diesen Auswuchs nur unregelmäfsig wird; wie die Blumen der Gattung Hyoscyamus, Morandia **), Digitalis, Pent- stemon wahre Glockenblumen, obgleich unngelmälkige ‚ sind. Radförmig nennen die Botanisten jene einblättrigen Blumen, deren Rand flach verbreitet ist, während entweder gar keine Röhre vorhanden , oder sie doch äulserst kurz ist. Die Wahr- © heit ist, dafs es keine radförmige Blume gebe, welche ohne ‚alle Röhre wäre. Eine Röhre darf also da seyn. Nun lassen wir sie durch alle Differenzialen wachsen , bis wir sie hoch genug _ erhalten, um aus der radförmigen Blume eine präsentirtellerförmi- ge zu bilden. Es ist klar, dafs eine oder zehn Differenzialien mehr Oder weniger an der Grundform nichts ändern. Da nun dieses bey jeder neuen Addition gilt, so geht endlich daraus hervor, dafs die leer von der Radform in nichts als in der mehr ver- erten Röhre verschieden sey. Aber auch die Glockenform geht im *) Samml. naturh. vw. physik. Aufs, 383. ®») So mufs das Wort geschrieben werden, nicht Maurandia, von Joh. Bapt, Mo- randi, dem Verfasser der Hist. bot. pract., Mediolani, 1762, fol. 10 7A in sie über. Die Blume des Ehrenpreises hat, wie alle Botanisten übereinkommen, eine Radform. Ihr ist die des Yiburnum' höchst ähnlich; nur dafs ihr Bau regelmäfsiger ist. Dennoch wird sie von den Botanisten zur Glockenblume gezogen, und geht in den Rand- blumen des Viburnum Opulus, und in allen seiner gefüllten Spiel- art, in entschiedene Präsentirtellerform über. Zu dieser letztera Form gehören aber auch einige Blumen, welchen man die Trichter- form zugeschrieben hat, wie die Primeln und Aurikeln, die Jalap- pe *), und die Prachtblume **), bey welchen sich überdiefs der Rand gar nicht bestäudig erhebt, sondern bey voller Blüthe flach verbreitet. Dafs die verlarvten Blumen, wie sie bey den Gattungen An- tirrhinum , Chelone, Melampyrum vorkommen, von den rachenför- migen oderLippen-Blumen nur durch einige Buckeln an der einen der beyden Lippen verschieden seyen, lehrt schon die Ansicht, und dafs diese Buckeln auch fehlen können, lehren uns die Pelorien, welche Linn& aus Antirrhinum Linaria ***), und ich aus Antirr. hinum majus ****) entstehen sahen. Diese verlarvten Blumen gien- gen sogar in wahre glockenförmige Blumen über, was bey den ei-, gentlichen Lippenblumen in der Gattung Mentha sogar zur Regel wird, wie sie auf der andern Seite in der Gattung Ferbena zur Präsentirtellerform, das ist, wie wir gesehen haben, zur Radform übergehen. Seltsam dürfte es vielleicht scheinen, wenn ich die Schmet- terlingsblumen unter die Kategorie der Lippenblumen bringe. Aber } die Blumen der Pelargonien geben ein sehr schickliches Mittelglied ab, indem sich bey den einen Arten die ohnediels oft eingeschnit- tene oder ausgerandete Oberlippe der Lippenblume in zwey Blumen. blätter *) Mirabilis, \ **) Tricratus, *#*) Amoenit. acad. I. p. 55. *+*+*) Botan. Zeitung IV. Jahrg. S. 316, 75 ‚blätter theilt, und die drey Stücke der Unterlippe in drey Blumen- blätter auflösen, während sich bey andern Arten die Schmetterlings- - blume sehr deutlich ausspricht; nur dafs sich die Fahne in zwey Blumenblätter theilt, und das Schiffehen flach wird. Selbst dem Einwurfe, dafs mehrblättrige Blumen nicht nach. den Formen der einblättrigen gebildet seyn können, begegnet die Natur, indem sie durch die einblättrigen Blumen einiger Klee - Arten beyderley Blu- men, die lippenförmigen und die Schmetterlings Blumen , noch nä- her verbindet, bey welchen noch über diels die lange eingerollte Fahne an die ganze Oberlippe der Phlomis - Arten erinnert. Da übrigens bey den Schmetterlingsblumen das Schiffchen eigentlich _ aus zwey Stücken besteht, welche freylich gewöhnlich nach ihrer ganzen Länge zusammen wachsen, aber auch öfter zur Hälfte, auch wohl manchmahl vollkommen getrennt sind *), so ist es bey den ' Pelargonien die Fahne, welche aus zwey Stücken besteht; und wie £ die Natur beym Teuerium die Oberlippe wegwirft, so wirft sie bey k Amorpha und Dimorpha die Unterlippe, das ist, Flügel und Schiff- j chen weg. u. F ee ” -Die übrigen Formen der mehrblättrigen Blumen reihen sich _ nun, wenn wir, wie uns, aufser einigen Hleearten, auch Finca mi- nor berechtiget, deren einblättrige Blume eigentlich nur aus fünf Blumenblättern zusammengeleimt ist, über die gänzliche Trennung _ der Blumenblattnägel hinweg sehen, sehr natürlich unter die bereits _ aufgezählten Formen. So haben, die Tulpen glockenförmige, die EN nelkenblüthigen und kreutzblüthigen Pflanzen präsentirtellerförmige, % ‚das ist, verlängert radförmige, die meisten mierenblüthigen Pflanzen N wirklich radförmige Blumen. Bey einigen nehmen die Blumenblät- ter die Form von Lippenblumen, u. s. w. an, wie bey Helleborus, _ dsopyrum, Nigella, Aquilegia, u, a. **). er Ich ®) Psoralea. *) Man vergleiche von Moll oberdenf. Beyir, $. 77. fl, ı0 ? m: Ich habe die orchisblüthigen Pflanzen noch nicht genannt. Ihre Blumen gehören offenbar unter die Lippenblumen ; denn ich habe schon vorlängst bewiesen, dafs nur das, was Linne& bey die- sen Pflanzen das Nectarium nennt',' die Blume sey, und man seiner Blume Ehre genug erweise, wenn man’ sie für den Kelch gelten lasse *). Die Spelzen der Gräser sind eigentlich keine Blumen, son- dern Blüthchenkelche. Auch sind die Blumen der Lilgen ( die man übrigens noch ganz wohl unter die glockenförmigen Blumen ziehen mag), und noch 'mehr die der‘ 4drum-Arten wahre Kelche. Noch muls ich einige Worte über gewisse Nebendinge der Blumen , ihre Hörner , Sporne, Nebenblumen, u. s. w. sagen. Diese Nebendinge der Blumen ändern gewöhnlich ihre Form nicht beträchtlich; können aber wohl gar verschwinden, wie ich bey den dicht gesäeten Pflanzen des Antirrhinum chalepense den Sporn ver- schwinden sah; tragen jedoch immer etwas zur bestimmten Bildung - bey, sind zum Wohle der Pflanze oft wichtig, und geben dem Sy- stematiker gewöhnlich vortrefflich unterscheidende Charaktere an die Hand. Nebenblumen kommen als ganz kleine Schuppen, aber doch in Form der Blumenblätter, über den Nägeln der wahren Blumen- blätter bey verschiedenen Blüthen ‚. nahmentlich bey den Arten der j | Silene, vor. Sie haben schon bey den Blättern an den Blattansä- tzen, und nahmentlich an dem Blatthäutchen **) der Gräser ein Mu. ster, kommen in den kleinen Schuppen der Blumenblätter der Hah- nenfufs- Arten wieder vor, und bereiten uns auf die seltsamen Blu- menblätter des Helleborus und der Agley - Arten vor, von welchen jedes eine Lippenblume vorstellt, die auch darum von den meisten Botanisten gar nicht für das, was sie wirklich sind, sondern für Nectarien angesehen werden. Bey den Stapelien erscheinen sievals eine ° A *) Abhandl. einer Privatges. in Oberd. $. 116. **) Ligula. a m ne U \ | K 77 eine kleine Blume, welche das Mittel der Blüthe bedeckt; bey den Passifloren und Cactus-Arten sind sie wahre Wiederhohlungen der Blume, Sporne kommen ziemlich häufig vor. Die Delphinien, die Löwenmäuler, die Agley-Arten, die Orchiden, die Veilchen, und noch manche andere Gattungen haben diese Säcke, bald mehr bald weniger ausgebildet. Sie sind im Grunde nichts mehr und nichts weniger als die Saftporen bey den Huhnenfufs - Arten, und die Saftdrüsen bey den Lilgen; Honigbehälter, wenn gleich in unsern weniger heilsen Landstrichen häufig troeken und saftlos. Sie kom- men wieder, obgleich in einen andern Blüthenstand hin versetzt, als Gruben im Blütheboden der Pelargonien, vor, und, aber zu ei- nem andern Zwecke (als Wasserbehälter) in den Schlingen der Wepenthes, und noch einmahl, aber hier wohl zu einem bisher noch unbekannten Zwecke und nur klein, welswegen sie auch nur hohle Zähne heilsen, in der Blume der Galeopsis. Allemahl entstehen sie durch eine sackförmige Verbreitung der Gefälse und des Zellenge- webes, und die ganz ordentlichen Vegetationskräfte bewirken bier . 3 ni re ie ir er t nach bestimmten Vorschriften, was durch besondere Veranlassungen aufgereitzte Kräfte in den Gallen der Eichen und den Beuteln der \ Schwarzpappel und der Ulme geschieht. ir So wenige Formen sind also im Pflanzenreiche da! Um nichts desto weniger die gröfste Mannigfaltigkeit hervorzubringen, verbin- den sich diese wenigen Formen unter einander so verschiedentlich, daß man über die ungeheure Fruchtbarkeit an Totalformen erstaunt, ‚sobald man sich nicht an die Gesetze der Combinationen erinnert. Der aufmerksame Naturforscher sieht überall kluge Sparsamkeis. mit - überschwenglichem Reichthume, findet kein Blatt dem andern gleich, und gleichwohl bey näherer Betrachtung überall bekannte Formen, wird dadurch nicht nur in staunende Anbethung des grofsen Schö- pfers hingerissen, sondern auch in den Stand gesetzt, die Erschei- nungen 73 nungen in seiner Sprache auszudrücken, und sie sich zu rerdeut- lichen. Es würde mir leicht gewesen seyn, meine Betrachtungen über die ganze organische Natur zu verbreiten. Ich würde die Bemer- kung wiederhohlt haben, dafs die Form der Geweihe in der Hirsch- gattung sich wieder in den Kiefern der Schrötergattung, und, un- deutlicher zwar, in denen der Scarites- Gattung, aber wieder voll- kommen deutlich in einem noch unbekannten Körpertheile des Rie- fenfulses *), und, aber nur gemahlt, auf den Flügeln eines Schmet- terlings **), vorfinde. Ich würde angeführt haben, dafs der Katzen- kopf sich in den verlarvten Blumen, die Handform des Menschen und Affen im Staubfadenbaue eines amerikanischen Baumes ***) wieder finde. Allein diese und gar viele andere Bemerkungen wür- den etwa wohl sinnreich gewesen seyn, aber keinen wesentlichen Nutzen gegeben haben. In der Beschränkung, in welche ich mich eingeschlossen habe, geht aus ihnen, wie ich bereits bemerkt habe, die Lehre hervor, dafs diejenigen Formen, welche sich auf einerley Grundform zurückbringen lassen, in einander übergehen können, und verwahren den Beobachter in vorkommenden Fällen vor Fehlern der Uebereilung sowohl, als der Unentschlossenheit. Jede Umformung eines gegebenen Pflanzentheiles setzt übri- gens eine Ursache voraus, welche mit einer gewissen Kraft an die- ser Umformung arbeitet. Da nun die ursprüngliche Form dieses Pflanzentheiles ebenfalls durch eine Kraft, welche man meinetwegen den Bildungstrieb nennen mag, erhalten wird, so ist es natürlich, dafs die neue Form nur die Diagonale dieser beyden Formen seyn wird Daher nicht nur die ganz eigene Bildung der Blendlinge, wo- N von *) Ino piscina, Faun. boic. a. 2758. — Cancer stagnalis, Lin. syst. nat. 1056, n. 97. **) Schlehendorn- Spinner, Bombyx spimula, Faun. boie. n, 1487. 23%) Chirostemon, " ' - 79 von ich ein andermahl *) umständlicher gehandelt habe, sondern auch die Ursache, ‘warum die Galläpfel sowohl an den verschiede- nen Pflanzen, als auch an den verschiedenen Theilen derselben Pilan- ze so verschieden sind; daher die Ursache, warum sich die Maser in der Wurzel anders bildet, als im Stamme; daher endlich alle die so sehr von einander abweichenden Gebilde, die in den verschiede- . nen Gewächsen durch fremde Einwirkungen erzeugt werden, selbst in dem Falle, dals diese Einwirkungen scheinbar ganz einerley wären. Hier mag nun auch ein neuer Beweis für die Unwandelbar- keit der Arten stehen; denn er geht aus den so eben gemachten Bemerkungen hervor. Man weils, dafs der Schwede Virgin be- hauptet habe, ihm sey es gelungen, Hafer, den er sehr frühzeitig im Sommer gesäet, dreymahl, ohne ihn schofsen zu lassen, abge- mähet, und dann über Winter auf dem Felde gelassen hat, in Win- terrocken zu verwandeln. Man hat ihn durch Versuche zu widerle- ‘gen gesucht, die aber nur negative Beweise gaben, welche nicht überzeugen. Ich habe in meinem Grundrifse einer Naturgeschichte der Pllanzen **), und schon eher in meinen Anfangsgründen der Bo- - tank ***) einen positiven Beweis versucht, welchen ich nicht zurück- nehme; nur dürfte es ihm an allgemeiner Deutlichkeit fehlen. Hier _ ist ein deutlicherer. Wenn der Hafer in Rocken verwandelt werden soll (eben dieses gilt von jeder andern Artumwandelung), so muls eine Kraft AC ****) vorhanden seyn, welche dieses bewirkt. Nun ist aber im Samenkorne oder der bereits herangewachsenen Pflanze ‚schon eine Kraft AB vorhanden, welche die ihr zukommende Haferform erhält. Zerstört darf diese Kraft von AC nicht werden; denn sie ist mit , der ®) Briefe an Nau S. 66, ») |. 268, ®») $. 107, Note, »***) Fig. ı9. der Iten Tafel. ‘der Lebenskraft im Grunde Eines. Also nur eur kann ‘sie werden; nur gemeinschaftlich können beyde Kräfte auf die Hafer- pflanze wirken. Aber da kann unmöglich die Form, ‘welche der ‘Kraft AC entspricht, hervorgehen. ' Es mufs nothwendig eine Form, welche der Diagonale der beyden Kräfte (AD) gleich ist, entste- hen, kann also unmöglich aus Hafer Rocken werden. ios 08 IV. R IV. ee. er “ Ueber die Lebhaftigkeit einiger Pflanzen , von Franz v. PAuLA ScHRANK Die gelinde Witterung gegen das Ende des Jänners ı809, indem _ den 28. zwischen 2 und 4 U. der reaumur’sche Wärmemesser auf + ı0 stand, hatte nicht nur allen Schnee aus dem botanischen Gar- ten in Landshut hinweggenommen, sondern diesen auch so ziem- lich trocken gemacht. Bey einer Durchsicht, welche mir #ieser Zu- ‚stand erlaubte, zeichnete ich die sämmtlichen krautartigen Gewächse an, die unter dem Schnee, der strengen Winterkälte, welche wir im December gehabt hatten, ungeachtet, ihr Kraut grün erhalten hatten. Hier füge ich dieses Verzeichnifs an, welches ich zugleich, ‚um ihm seine Trockenheit zu benehmen,, mit einigen Anmerkungen begleite. JI. Classe. Monarda clinopodia. Veronica beccabunga '), officina- lis, ?) Weit ich im Garten die Stellen, die wirklich tropfbares Wasser führen, für sol- ehe Pilanzen aufbewahren muß, welche schlechterdings aufser dem Wasser nicht wohl gedeihen, so wird die Bachbunge ausser dem Wasser an einem beschatteten : Pla- ıı 82 2) lis, latifolia, serpyllifolia, filiformis, prostrata, arven- sis. Salvia sclarea ?), lyrata °), nutans ®). III. Platze gezogen. Sie befindet sich da sehr wohl; ändert aber ihre Form ab. Ihr Stengel wird kriechend; seine Zwischengelenke werden kürzer; die Zweige rü- cken daher enger zusammen, und werden ebenfalls kürzer; die sonst länglichen Blätter werden kurz eyförmig, und fast tellerförmig; aber ihre Farbe, wie die des Stengels und der Zweige, ist gesättigter. Die Ursache dieser Erscheinungen ist sehr deutlich, Die Nahrung ist weniger verwässert; dadurch werden die Ge- fälse fester, weniger geschmeidig, und widerstehen der fernern Ausdehnung früh- zeitiger. Das kürzt Stengel und Aeste und Blätter; macht sie aber zugleich vom Farbe gesättigter, weil die festen Theile näher aneinander rücken. Der Stengel und die Zweige legen sich eigentlich nur nieder, weil ihre Kraft sich aufrecht zu erhalten für das Wasser berechnet ist, welches ihnen dasjenige Uebermals von Schwere nimmt, welches sie niederdrückt. Wie sie aber einmahl am Boden liegen, so schlagen sie an den Knoten Wurzeln, wie das alle lebhafte FARBE thun , sogar einige Sommergewächse, Syrien und Italien werden für die Heimath dieser Salbey angegeben. Da scheint es denn nicht, dalßs die Pflanze unter dem Himmel von Landshut die Winter aushalten sollte, welches gegen die Nordwinde keinen Schutz hat, indem die nördlichen Gebirge eine volle Tagreise entfernt sind; dafür aber durch die sehr nahen an einander hangenden Hügel im Südosten ein grosser Theil der wär- mern Winde abgehalten wird. Allein Syrien hat hohe Gebirge, und während einige seiner Gegenden von glimmender Hitze leiden, starren andere von Frost; und mit dem Begriffe von Italien mufs man den Begriff von Wärme nicht un- bedingt verbinden. Nicht nur in dem italiänisch sprechendeh Theile von Tyrol ist die Kälte sehr beträchtlich; wie ich denn im halben October an der Straßse von Trident nach Botzen die Lachen mit Eis-Spiefsen überzogen sah, sondern selbst im obern Italien fror ich schon in der ersten Hälfte des Octo- bers gar sehr, und im letzten Winsen waren die sehr salzigen Lagunen von Ve. nedig zugefroren. 3) Virginien und Carolina sind die Heimath dieser Salbey; wahrscheinlich aber die Gebirgsgegenden dieser Länder; denn bey uns ist sie gegen die Winterkälte sehr unempfindlich. 4) Rußsland wird für die Heimäth- dieser Salbey angegeben. Das ist sehr unbe- stimmt. Dieses unermeßliche Reich besitzt Länder, in welchen der Boden fast nie vollkommen aufthaut; während andere so warm sind als die Gegend um Rom. Aber in den petersburger Abhandlungen, wo diese Pflanze von Lepechin be- k 83 III. Classe. Valeriana Phu. Iris florentina, germanica, Pseudoacor- us, squallens, foetida. Carex plantaginea °), Holcus repens °), Festuca ovrina, Poa cristata, und fast alle Grasarten, welche länger als ein Jahr dauern. IV. Classe. Scabiosa ochroleuca, bannatica °), succisa, leucan- | tha ”), australis *). Dipsacus Fullonum, sylvestris, > laciniatus. Globularia vulgaris, cordifolia. Galium hispidum. * Epimedium alpinum. * V. beschrieben wird, heifst es, sie soll aus Samen erwachsen seyn, welche Gerber geschickt hat, uud Gerber botanisirte am Don zwischen dem 52. und 57. Brei- tengrade. Das Ausdauern der Pflanze unter unserm Himmel hätte also nichts seltsames. Allein ihre Synonymie mufs verbessert werden, Lepechin beschreibt . sie nicht im ersten Bande der Nova Acta Petropolitana, sondern der Novi Com mentarii Petropolitani p. 378, Tab. ı4. Die Nova Acta handeln am angeführten Orte von astronomischen Gegenständen. Aber viel besser ist Beschreibung und Abbildung, wie sie Haller in den göttinger Abhandlungen liefert. Et 5) Diese beyden Grasarten sind in einem etwas gelinden Landstriche, welcher den’ Wachsthum der Pflanzen nicht völlig unterdrückt, gar viel bessere Futterkräu- ur ter, als das mit so viel Unrecht berühmt gewordene Raygras. Sie haben alle die Stärke einer Kälte zu trotzen, welcher dieses widersteht; sind aber dabey, R; besonders das kriechende Pferdegras, gar viel gesünder, wohlschmeckender, ge- miefsbarer, und geben wenigstens eben so vielen’ Ertrag. 0 Der Bannat liegt zwischen dem 45. und 47. Breitengrade, also fast um 3° südli- Ki: \ cher als Landshut; gleichwohl trotzt nicht nur die Wurzel, sondern auch un- u‘ term Schnee das Kraut der hiesigen Winterkälte. 7) Krain und die Hügel im narbonner Gebiethe werden als die Heimath dieser Scabiose angegeben. Sie muß aber wohl auch in nördlichern Ländern, oder we- nigstens in den genannten nicht auf Hügeln, sondern auf beträchtlichen Bergen vorkommen, weil sie so gut unter unserm Himmel gedeihet. y A 8) Diese Art, welche im Friaul zu Hause ist, und bey uns im Freyen vortrefflich E;. ausdauert, ist noch wenig bekannnt. Ich setze defswegen ihre Definition hier an: „‚Floribus hemisphaericis; corollulis quadrifidis aequalibus; pedunculis elongatis, ex dichotomia caubis et ramorum; foliis elongato-lanceolatis indivisis. 84 VW. Classe. Myosotis obtusa. Anchusa sempervirens. Pulmonaria officinalis. Borago oflicinalis °), Primula elatior, * auricula. * Polemonium caeruleum, Campanula me- dium, rapunculoides, trachelium. Verbascum blatta- ria, lychnitis. Viola odorata, canina, tricolor. Her- niaria glabra. Beta cicla. Athamanta libanotis. Scan- dix cerefolium, Statice armeria. VI. Classe. Lilium candidum. Dracaena graminifolia '°). Juncus ma- 9) Ein Sommergewächs, dergleichen in diesem Verzeichnifse mehrere vorkommen, Die Erscheinung hat zwey verschiedene Ursachen, einmahl, wenn die Pflanze ein Spätling ist, etwa aus dem Samen einer Pflanze entstanden, die im vorhergehen- den Frühlinge gesäet worden ist; sehr gewöhnlich pflegen dergleichen Gewächse, weil sie im ersten Jahre nicht zur Blüthe gekommen, oder zwar dahin gekom- men, aber ihre Stengel vor der Fruchtreife abgeschnitten worden sind, im fol; genden Jahre zu blühen und Frucht zu tragen. Sie werden dadurch uneigentli- che zweyjährige Pflanzen, wie unser Wintergetreide. Aber einige Pflanzen, und das ist die andere Ursache, obgleich Sommergewächse, sind kräftig genug , sich über ihre gewöhnliche Lebenszeit, auch wenn sie geblüht und die Früchte ge- reift haben, zu erhalten. So liefs ich einmahl einen Dolichos Lablab dreymahl blühen und Früchte bringen. Mein ganzes Kunststück bestand in Folgeudem.. Die Pflanze stand in einem Topfe, wuchs, blühte, und brachte Frucht, wie ge- wöhnlich. Nachdem diese reif geworden war, schmitt ich alles von der Pflanze weg, was todt war, und führte den Schnitt allemahl durch den lebenden Theil. Die Pflanze trieb neue Zweige, blühte, und brachte Frucht, nach deren Reife ich es wieder machte wie das erste Mahl. Die Pflanze trieb noch einmahl, blükte, und brachte reife Früchte das dritte Mahl. Aber jedesmahl waren der Blüthen und Früchte weniger, das dritte Mahl nur drey Blüthen, und von ihnen nur ei- ne Hülse, mit einem einzigen ganz ausgebildeten Samen, _ 20) Habitat in Asia, sagt Linne. Das ist nun freylich sehr unbestimmt. Aus dem, dafs die Pflanze die Winter von Landshut fo gut verträgt, läfst sich vermu-, then, ihre Heimath sey eine nördliche Provinz dieses Welttbeils, oder ein hohes Gebirge. Folgendes ist die Beschreibung der Fruchtungstheile dieser Pflanze: Kelch: fehlt. Blume: frey, glockenförwig , sechstheilig. Staubgefälse: aus dem Blütheboden; Träger: 6, äufserst kurz; Beutel: lan- zeitförmig pfeilähnlich, zweykammerig, kürzer als der Griffel, Stem- maximus *'), albidus, YIHH. Classe. Oenothera biennis ‚ grandiflora. Epilobium parviflo- rum, pubescens. Chrysosplenium alternifolium '?). X. Classe, Saxifraga mutata, * cotyledon, * ajugaefolia. * Sa- ponaria officinalis. Dianthus serotinus, prolifer, sa- xifraga, glaucus. Arenaria verna. Stellaria graminea. . Cucubalus glutinosus. Silene longiflora, nutans, ar- meria. Sedum album, * hybridum, * glaucum, * Ana- campseros. * Cerastium vulgatum. Agrostemma co- ronaria. Lychnis viscaria, sylvestris, arveusis. "AT. Classe. Beseda Luteola. Sempervivum tectorum. k XII. Classe. Poterium sanguisorba, hybridum , polygamum **). B.. :-- 4 Stempel: allenthalben mit der Röhre der Blume zusammengewachsen ; Grif- Jel: dreyseitig pyramidenförmig, aus drey pfriemenförmigen zusammenge- wachsen ; Narben : drey. Frucht: eine Kapsel, einfächerig, vielsamig (ich habe 10 Samen gezählt). Da hätten wir also eine Blüthe. bey welcher die Blüthenumhüllung (Perigonium) in der Jugend frey und unangewachsen ist, beym Heranreifen der Frucht anwächst, und zugleich ihre Gestalt verändert. Zugleich erhellt aber auch ans dieser Be- schreibung,, dafs diese Pflanze, welche Linn& zu einer Spargelart gemacht, Willdenow in die Gattung Dracaena gesetzt hat, in keine dieser Gattungen ge- höre, welche sich beyde darin unterscheiden, dals ihre Früchte Beeren sind, Ich habe sie, um ihre Anverwandtschaft mit der letztern Gattung anzuzeigen „ Dracaenula genannt. ; Bi 11) Diese Simse, welche in den höhern Waldungen des Regen-Kreises sehr gemein ist, und dort eine Höhe von sechs Fulßs und darüber erreicht, gehört also in die Br baierische Flora. Im Garten wird sie, obschon in einem viel bessern Boden, kaum drey Fufs hoch, aber sehr buschig, was dort nicht der Fall ist. 42) Ich sah niemahls an dieser Pflanze, so viel ich auch untersuchen mochte, eine Br; achtmännige Blüthe. " u 43) In England baut man die zuerst genannte Art der Bibernelle, um den Schafen srünes Winterfutter zu verschaffen, Zu diesem Bau empfiehlt sich aber die ver- mengtblüthige Bibernelle ( Poterium polygamum), eine hungarische Pflanze, ; weit besser; ihr Wuchs ist üppiger; sie ist blätterreicher, läfst sich auch im N Sommer vielmehr benützen als die gemeine Bibernelle. . 86 2 Potentilla obscura, reptans, norwegica, verna, argen- tea. Geum virginicum , montanum, * intermedium, macrophyllum. XIII. Classe. Chelidonium glaueium. Anemone baldensis. * Ra- nunculus acris, bulbosus, repens. Helleborus niger, * viridis, * foetidus, XIP. Classe, Ajuga repens. Teuerium Scorodonia, * chamaedrys. * Glechoma hederacea. Lamium maculatum , purpu- reum, album. Galeobdolon pollichia. Stachys alpina, * lanata. Sideritis perfoliata. Ballota nigra. Marrubium vulgare. 'Thymus serpyllum. Melissa oflieinalis. Hys-* sopus officinalis Scutellaria integrifolia. Brunella vul- garis, grandiflora , laeiniata. Antirrhinum majus, eymbalaria, purpureum. * Scrophularia nodosa, aqua- tica, vernalis, cordata **). Digitalis purpurea, mi- nima, media, ferruginea. RP ı4) Diese Pflanze ist aus Hungarn. Sehr bald entdeckt das Äuge, wenn es diese Art mit der gemeinen S. vernalis vergleichen kann, einen starken Unterschied 5 aber schwer hält es, diesen Unterschied auch deutlich anzugeben. Ich habe ver- sucht, beyde Arten auf folgende Weise zu unterscheiden: SCROPHULARIA i wernalis, foliis cordatis pubescentibus serratis: dentibus postice obsolete dentatis; paniculis axillaribus longiuscule pedunculatis, simpliciter dichotomis. £ Scro- Phularia vernalis. Willd. Spec. III. 275. n. - Heimath: Oesterreich. ‚Anmerk. Meistens nur drey Blüthen auf jedem Blüthenstiele. rordata, foliis cordatis pubescentibus serratis: dentibus undique argute serratis; pedunculis axillaribus abbreviatis multifloris. d Scrophularia cordata, Per- soon syn. II. p. 160. Heimath: Hun garn, merk. Die Blüthenstiele äufserst kurz, meistens fünfhlüthig, und die ganze Pflänze viel stärker als die vorige Art. 67 XV. Classe. Draba aizoides. * Lunaria rediviva, Alyssum eden- tulum, murale, celypeatum. Cochlcaria glastifolia, offieinalis. Isatis tinetoria. Erysimum barbarea. Chei- ranthus alpinus. * Hesperis inodora, matronalis. Bras- sica violacea. Arabis alpina, * pendula. Turritis kirsuta. XVI. Classe. Erodium cicutarium. * Geranium sanguineum, ma- crorhizon, pyrenaicum. Alcca rosea. AÄYII. Classe. Anthyllis vulneraria. * Vicia cracca, sepium ‘°), serratifolia '*). Trifolium elegans Schreb. XIX. Classe. Apargia dubia. * Lacztuca floridana. Hypochoeris maculata. * Hieracium amplexicaule, murorum, au- ran- 15) Diese Wickenart hat keine vollkommen im zwey Partien getrennten Staubgefäfse, - Wohl ist einer etwas tiefer abgesondert, als die andern; aber bey weitem nichg bis auf den Grund. Gleichwohl läfßst sich die Pflanze von ihren Gespielinnen nicht wohl trennen, weil es Zwischenstufen giebt. x 16) Eine herrliche Pflanze aus Hungarn, mit grofsen Blättchen, fast wie bey P. Faba, aber zahlreich, der Stengel saftig und milde, nicht holzig, das Gewächs hoch, vielzweigig und ausdauernd,, vielleicht die vorzüglichste Futterpflanze, wenu sie gerade wüchse, was aber durch öfters Mähen in öconomischer Hinsicht ersetzt werden kann. Wirklich baut sie Hr. Licent. Brunner, gräflich-tör- ring'scher Verwalter zu Pörnbach, bereits im Großen mit Vortheil. Doch hat sie an P. biennis, einer andern hungarischen Pflanze, eine Gespielinn. Ihre Blättchen sind zwar nicht größer als bey der gemeinen Futterwicke, cher ‚etwas kleiner: aber die Pflanze wird bereits im ersten Jahre in gutem Boden viel über 7 Fuls hoch, ohne zu blühen, stirbt, wenn sie nicht abgemähet wird, im Winter über der Wurzel ab, und erreicht im folgenden Jahre, in welchem sie blüht und Früchte bringt, fast wieder dieselbe Höhe; nur ist der Stengel noch schwächer, was doch den Landwirth kaum irren darf; er kann dieser Unbequem- lichkeit zuvorkommen, wenn er sie in beyden Jahren so oft mäht, als er es für sut findet, und im zweyten Jahre nur ein Par Ackerbetten (Bifange) zu Samen stehen läfst, die sie reichlich ausetzt. Dafs die Pflanzen dieser Samnenbetten mit Stangen versehen werden müfsen, an denen sie sich hinaufwinden, brauche ich - ich nicht erst zu erinnern ; auch nicht, dafs das nun ausgedroschene Winterstroh ein herrliches Winterfutter sey, ‘ “ae 88 _ h rantiacum, * grandiflorum, dubium. Carduus nutans,, acanthoides. Cnicus oleraceus. Tussilago fragrans !”., Artemisia absinthium. Matricaria Parthenium. Jacobaea N aquatica. Cineraria cordifolia. * Bellis perennis. * Achillea impatiens, ageratum. Chrysanthemum atra- tum, * montanum. * Buphthalmum grandiflorum. Rud- beckia laciniata. ich habe in diesem Verzeichniflse diejenigen Pflanzen, welche entweder wirkliche Alpengewächse sind, oder doch auf die Alpen und Voralpen hinaufsteigen, mit einem Sternchen bezeichnet. Diefs wird in der Folge seine Anwendung haben. Es fragt sich, woher diese grolse Lebhaftigkeit, dieser Widerstand gegen Kälte in Blät- tern, deren Gewebe so locker, so saftvoll ist? Allerdings ist es eine alte Beobachtung, dafs der Schnee die Pflanzen gegen Kälte schütze. ° Aber. sein Wärmegrad ist gleichwohl so gering, dafs er am reaumur’schen Wärmemesser, wenn er am höchsten steht, nicht mehr als Null angiebt, mieistens weit unter Null steht, besonders wenn ein hoher Kältegrad längere Zeit in der Atmosphäre obgewal- tet hat, welches Bann der Fall im heurigen Jahre ist. Um diese Frage zu beantworten, merke ich am, ı) dafs der Schnee ein sehr schlechter Wärmeleiter ist; 2) dafs er, sobald er in einiger Menge da ist, sehr selten, besonders über einem frucht- baren Boden, dicht auf den Pflanzen liegt; 3) dals die Säfte ver- schiedener Pflanzen sich in der Kälte verdicken, andere leicht an- zugebende Eigenschaften haben, welche der Kälte widerstehen, und wieder bey andern ähnliche Eigenschaften vermuthet werden dür- fen. Wenn ich nun nach allem diesem beweise,,. dafs alle Pflanzen die Eigenschaft haben, der Kälte bis auf einen gewissen Grad, wel- cher »7) Für diese Pflanze stehe ich noch nicht gut; sie kam unter diesem Nahmen in den Garten; beweist sich als eine Gebirgspflanze, indem sie gegenwärtig (den 30. Jänner) Blüthenköpfe treibt; aber ich Konnte sie noch nicht uutersuchen. re WR ee 89 cher nicht bey allen. derselbe ist, zu widerstehen, und bey dieser natürlichen und angebohrnen Wärme unter schicklichen Umständen Mittel finden, die verlorne Wärme wieder zu ersetzen, so, glaube ich, ist die Frage beantwortet. I. Wenn man tief beschneite Schneefelder bey groflser Kälte besucht, es mag dieses in unsern Ebenen oder auf dem Gebirge seyn, so sind sie mit einer so festen und so sehr zusammen- gefrornen Rinde bedeckt, dals der Wanderer sieher auf ihr weg- ‚gehen kann... Es ist diese Rinde nicht etwa geschmolzener und wie- der gefrorner Schnee, also Glatteis; sondern man erkennt noch durchaus an ihr die krystallinische Schneeform. Brieht man sie aber mit Gewalt, etwa mit Stossen, durch, so hat man unter ihr lockern Schnee. Sie selbst ist nirgends über einen Viertelzoll dick, Die atmosphärische Kälte dringt also nirgends in den Schnee über einen _ WViertelzoll ein, oder was eines ist, ein Schneehaufen verliert also nirgends von seinem Wärmegrade etwas, ausgenommen höchstens _ einen Viertelzoll an der Oberfläche. Auch hat man auf Gebirgen vielfältig den Fall, dafs man dicht neben einer Schneemasse eine blühende Pflanze pflücken kann. Ich selbst habe ihn mehrmahl ge- schen , und erinnere mich eines solchen Falles auf einer Reise nach dem Wazmann in Berchtesgaden, wo von der blühenden Pflanze und ihren Umgebungen, welche alle schneeleer waren, zu _ einem nahen Schneefelde nicht eine Spanne Entfernung war. Es ist 4 unmöglich ‚ dals die laue. Luft, welche zum Wachsthum der Pflanze -s0 zuträglich .war, welche sogar ihre Blüthen hervorlockte, nicht _ auch auf das nahe Schneefeld, welches etwa durch den Schutz ei- nes Felsens der nachdrücklichern unmittelbaren Einwirkung der - Sonne entzogen war, hätte einwirken sollen. Sie wirkte auch wohl _ gewils ein, und ich würde wahrscheinlich einige Tage später kei- u son Schnee mehr angetroffen haben. Aber gerade dieses, dafs ich pr einige Tage später hätte kommen sollen, beweiset es nicht eben Be 12 das, m——— 90 das, was ich zu beweisen mir vornahm, dafs der Schnee ein schlech- ter Wärmeleiter sey? Auf einer andern Alpenreise in Berchtesgaden sah ich einige salzburgische Gebirge, die mit ewigem Schnee bedeckt, und gleichwohl durch die zurückprallenden Sonnenstrahlen blen- dend waren; eine Erscheinung, ‘welche auch sonst den Reisenden auf Alpen nicht selten vorkommt. Ich weifs wohl, dafs diese Strah- len in so grofsen Höhen wegen der Dünnheit der Luft nicht jene Kraft haben, welche sie in unserer dichtern Atmosphäre zu äussern vermögen. Aber dafür ist auch dort aus der gleichen Ursache der Kältegrad nicht so grofs, und es gleicht sich alles gegeneinander so ziemlich aus. Allein lassen wir den ewigen Schnee den Gebirgen, und bleiben in unsern Ebenen. Haben wir nicht im Winter manch- mahl sehr heitere Tage, ohne dafs gleichwohl an der vollen Sonne der Schnee unserer Wiesen und Felder schmölze? Hier ist doch wohl gewils die kalte, auf ihm liegende, Atmosphäre dicht genug. Warum schmilzt nun der Schnee nicht? Warum anders, weil er die Wärme nicht genug leitet? Aber lafst bey bewölktem Himmel einen Regen kommen; schnell schwindet der Schnee. Warum an- ders, als weil hier ein leitendes Mittel da ist, welches die ‚Wärme so weit fortführt, als es selbst zu dringen vermag? Ich weils wohl, damit ich dieses im Vorbeygehen sage, dafs Graf von Rumford das Wasser einen schlechten Leiter nennt. Aber ich habe diese Be- hauptung immer nur für einen Wortstreit gehalten; denn ich möchte doch wissen, ob die Post ein besserer Briefleiter sey, weil sie mei- nen Brief auf jeder Station einem andern Postreiter, und auf der letzten einem Briefträger übergiebt, durch welchen ihn mein Corre- spondent erhält, als der Courier, welcher den Brief aus meilen Hand erhält, und ihn an die Behörde abgiebt? II. Vielleicht habe ich mich bereits zu lange bey dem Be- weise einer Sache aufgehalten, welche ziemlich allgemein bekannt zu.» 75 gı za seyn scheint. Ich kann bey dem Beweise, dafs der Schnee, be- sonders wenn er tief ist, meistens nur locker auf den Pflanzen lie- ge, sie wohl öfter fast gar nicht berühre, kürzer seyn; ‘denn hier kann ich mich auf den Augenschein berufen. Man hebe nur durch einen auf den ‚Horizont lothrechten Spatenstich die ganze vor dem Spaten liegende Schneemasse auf einmal weg. Wenn anders der Schnee nicht erst vor wenigen Stunden gefallen ist, wird man ihn höchst locker auf den Pflanzen liegend antreffen ; vielfältig wird er wohl gar ein hohles Gewölbe über ihnen bilden. Auf Sandboden, auf Felsen, oder sehr magern Gründen wird man zwar ‘diese Er- scheinungen selten und weniger deutlich haben. Aber sie werden sich in dem Verhältnifse häufiger einfinden, und deutlicher ausge- sprochen seyn, in welchem der Boden üppiger ist. 4 IIT. Dafs bey Annäherung des Winters die Säfte in die Wur- zel zurücktreten, ist ein Vorurtheil, welches unrichtig verstandenen Beobachtungen seinen Ursprung verdankt. Kälte befördert die Ausdünstung, weil sie Wärme raubt, welche die ihr anklebenden wässerigen Feuchtigkeiten der Körper mit sich fortreifst. Dadurch verdichten sich die zurückgebliebenen Säfte, und werden zäher, wel- ches zuweilen so weit geht, dafs man sie in Fäden ziehen kann, was ich bey verschiedenen Gewächsen , nahmentlich bey Seggen, gesehen habe, und dass nicht etwa erst bey strenger Winterkälte, - sondern schon an kalten Herbsttagen. Bey andern entsteht diese - Verdickung, ohne beträchtlichen Verlust am wässerigen Stoff, durch _ eine Art von beginnendem Gerinnen ; und hierher gehören vorzüglich _ diejenigen Gewächse, welche harzige Säfte führen. Man darf sogar mit aller Zuverläfsigkeit behaupten, dafs in allen Pflanzentheilen, welche über Winter ausdauern, die Säfte sich in dieser Jahrszeit nicht verlieren, sondern blofs dichter werden, und aus dieser Ursa- R ehe langsamer fliefsen, aber bey eintretendem gehörigem Wärme- Di grade wieder aufgelöset werden, und sowohl die vorige Flüfsigkeit als Geschwindigkeit erhalten, wie dieses Medicus durch artige Be- 17 ® obach- T 2 9% obachtungen dargethan hat (Beyir. zur er Keane 5 an. 305=310.). ie Hierher gehört eine Beobachtung, welche in der Geschichte der ehemaligen Akademie der Wissenschaften zu Paris ( Hist. de F’ Acad. 1771, p. 45. Edit. in 4.) erzählt wird, und über welche ich mich etwas genauer verbreiten will, weil sie sehr vieles in der Phy- siologie der Pflanzen und selbst der Thiere zu erklären Anlafs giebt. Ein Herr Mustel hatte während des Winters eine Anzahl Strauch- arten in das Treibhaus gesetzt, und einige Zweige durch eine Oefl- nung des Fensters, die man rund um sie herum wieder verkittet hatte, ins Freye hinausgeleitet. Einen andern Theil dieser Strauch- arten setzte er aufser dem Trreibhause ins Freye, und leitete Zweige davon ins Treibhaus. Die Zweige, welche im Treibhause waren, betrugen sich durchaus gleichförmig; die Stämme mochten inner oder aufser demselben seyn. Sie wuchsen, trieben Blätter u. s. w. Die Zweige aufser demselben betrugen sich ebenfalls gleichförmig, wo immer die Stämme waren. Sie waren wie abgestorben, und scheinbar saftlos. Hist. de ! 4cad. de Paris, 1771, p. 45. Der Secretär der Akademie macht bey dieser Gelegenheit die sehr wichtige Bemerkung, dieser Versuch beweise einen doppel- ten wichtigen Unterschied Bere den Thieren und den Pflanzen; indem daraus I. folge, dafs in den Pflanzen jeder ergänzende Theil ‚sein eigenes, von dem des Ganzen unabhängiges Leben habe; und II. dafs bey den Pflanzen nicht, wie bey den Thieren, ein Kreis- lauf Platz habe: dech, meint er, folge nicht, dafs die Pflanzen nicht dennoch immer einige Nahrung aus ihren Wurzeln, selbst mitten im Winter, ziehen ; vielmehr scheine das Widerspiel erwiesen, indem Steckreiser nicht eher vollendete Früchte bringen können, als nach- dem sie Wurzeln getrieben haben. Alle diese Dinge bedürfen einer weitern Erklärung. ia Ich IRIFERIRT 93 Ich bin durch die Einrichtung der warmen Häuser des bota- nischen Gartens in Landshut gehindert, Mustel’s Versueh zu wiederhohlen, aber nichts desto weniger im Stande, seine Wahrheit zu bestätigen, Als Herr Pfarrer Knogler noch Professor zu Ingolstadt war, wohnte er in einem Hause, an welches ein Garten stiels. Der Eigenthümer liefs die Weinstöcke an seinem Geländer frech fort- wachsen, so, dafs sie das erste Stockwerk, in welchem Knogler wohnte, erreichten. Dieser benützte die Gelegenheit, und führte einen Zweig durch eine Oeffnung im Fenster in eines seiner Zimmer, welches beständig die Temperatur einer Orangerie hatte. Dieser Zweig war voll Lebens, trieb Blätter und Aeste, und setzte sogar Blüthen an. In diesem Zustande sah ich ihn selbst, zu einer Zeit, ‘als noch Alles im Garten vor Kälte starrte, E\ Die Sache hört auf wunderbar zu seyn, sobald man weils, 9 _ dafs hier Alles nur darauf ankomme, I.. dafs der Saft, welcher in der lebenden Pflanze nie fehlt, den gehörigen Grad von Flüssig- keit erhalte, damit er steigen könne; II. dals die Gefälse die nö- thige Geschmeidigkeit haben, um für die Abwechslungen der Tem- - peratur empfänglich zu seyn, und den Saft, welchen sie führen, steigen zu machen; III. defs die Atmosphäre feucht genug sey, um Be: Theil der Feuchtigkeiten , welcher der Pflanze durch die Ausdünstung entgeht, und vorzüglich dann beträchtlich ist, wenn 2 | sich die Blätter 'entwickelt haben, wieder ersetzt werde. AL ro “, i Diese Bedingnilse wurden in Mustel’s und Knogler's Ver- ‚suchen sämmtlich, nur mehr oder weniger, erfüllt, und der Erfolg Fichtete sich genau nach dieser genugthuenden Erfüllung. Es ist also irriger Sprachgebrauch, wenn die Forstleute und Gärtner sagen, dafs der Saft im Herbste zurücktrete, und aus die- sem gi ne h sem Sprachgebrauche entstand, wie das häufig zu geschehen pflegt, wirklicher Irrthum, dafs er in’ der That zurücktrete. Blofs Verdi- ckung hat „Statt, imdem er durch die Ausdünstung des Sommers ‚seine Wälserigkeit, und sowohl dadurch, als wegen des Verlustes reger Wärme, die ihm durch die kühlen, oft kalten Nächte und wohl auch Tage des Herbstes entgeht, auch nach und nach seine Flüfsigkeit verliert. Der Frühling giebt ihm beydes wieder; das thut auch ‚ein wohlbesetztes Treibhaus, und sogar ein Wohnzimmer, welches nur schwach geheitzet wird, aber Ersteres ungleich mehr als Letzteres. Das geht so, weit, dafs auch Holz, welches man mit- ten im Winter gefällt und, unter: einem Schoppen aufbewahrt hat, im Frühlinge mit dem gleichnahmigen stehenden Holze zu gleicher Zeit in Saft geräth. Eben die Feuchtigkeit, welche dem Safte sein Wasser wieder giebt, giebt auch der Pilanzenfaser ihre Geschmei- digkeit wieder, und macht sie für die Einwirkungen der Tempera- tur und des Lichtes wieder empfänglich. Dadurch wäre demnach allerdings bewiesen, dafs bey den Pflanzen, I. jeder ergänzende Theil sein eigenes Leben, aber IH. kein Kreislauf, sondern bloß Umlauf der Säfte Statt habe. Erste- res ist wohl allerdings ein charakteristischer Unterschied zwischen Thieren und Pflanzen, aber, nicht letztere Eigenschaft. Ich mufs aber die erstern dieser Behauptungen noch weiter bestärken, und für die letztere Beweise anführen. Wahr ist es, die Steckreiser bringen. so wenig vollendete Früchte, ehe sie Wurzeln getrieben haben, dafs auch sogar blü- hende Zweige unter diesen Umständen ihre Blüthen abwerfen. Aber das ist kein Einwurf gegen die Selbstständigkeit des Lebens der einzelnen Pflanzentheile. Man begehrt zuviel, wenn man von einer Pflanze verlangt, sie sollte die sparsame Nahrung, welche sie aus der Luft erhält, gegen beyde Enden reichlich vertheilen. Grofse | Ver- ; Sl 95 Verwundungen haben auch bey Thieren eine scheinbare Abzeh- rung, oder doch gewifs kein. Fettwerden und keinen Wachsthum zur Folge, bis die Wunde geheilt ist. Die Pflanzen leisten’ Alles, was man unter diesen Umständen verlangen kann, wenn sie Wur- zeln schlagen, während sie gleichwohl an den obern Theilen das Leben erhalten, und sogar schwache Triebe machen. Die Steckrei- ser geben also nicht nur keinen Beweis wider meine Behauptung an die Hand, sondern liefern ni einen schr einleuchtenden für dieselbe. ’ Noch stärker wird sie durch eine Erfahrung unterstützt, wel- _ ehe ich im botanischen Garten gemacht habe. Unter andern Ge- wächsen des ehemaligen botanischen Gartens zu Ingolstadt war _ auch eine Balsam-Fichte von etwa acht Fufs Höhe und vier Zoll im _ Durchmesser. Sie hatte durch die Reise und die Versetzung zur { _ unbequemen Jahrszeit so sehr gelitten, dafs keine Rettung mehr möglich schien. Bereits wuchs auf ihrem Stamme der gemeine rothe - Warzenpilz ( Tubercularia vulgaris Persoon) in grolser Menge, ein eben so untrügliches Zeichen des Baumtodes, als die blauen " Flecken an menschlichen Leichen. Aber die kleinern Zweige waren “frisch. 'Ich lies eine Anzahl davon mit Erde in Verbindung brin- $: gen ‚ und hatte das Vergnügen, dafs zwey davon nicht nur das erste Jahr hindurch bey Leben blieben, und sogar kleine Triebe mach- ten, sondern auch im zweyten Jahre Wurzeln schlugen. Da in die- sem Falle der Matterstamm todt war, so konnte er wohl unmöglich auf organischen Wegen seinen Zweigen Nahrung zuführen. Feuch- tigkeit konnte er ihnen wohl noch einige Turchulten. ; aber blofs _ rohe, unverarbeitete, wie jedes andere Holz. Da hätten wir also den lautesten Beweis für den Lehrsatz, dafs jeder ergänzende Theil ' der Pflanzen sein eigenes Leben lebe; wohl zufällig mit Abhängig- feit vom Ganzen, so lange er damit in Verbindung ist, aber nicht Bedingt abhängig. " Er} u Dr T Y So 96 “ So..wäre demnach. meine erste Behauptung erwiesen. ‘Nun bleibt mir noch ‚der; Beweis für. die zweyte übrig, dafs Mangel.an wirklichem Kreislauf die Pflanzen von den Thieren nicht unterscheide. Kreislauf hat nur, dann Platz, ‚wenn .der Lebenssaft,. das Blut, aus einem Organe, wie aus einer Quelle, ausgeht, und. nachdem es im Körper herumgeleitet worden, wieder, mehr. oder‘ weniger verändert, in dieses Organ zurückkommt,, Aufser diesem Falle kann wohl ein Umlauf, ‚aber kein Kreislauf Statt haben. Allerdings weit verbreitet . ist zwar der Kreislauf durch das ganze Thierreich. Vom menschli- chen Körper bis zu dem des Insectes, welches kein eigentliches Herz mehr hat, ist es: verbreitet; ist vielleicht noch bey zahlreiehen Thieren aus der Classe der Würmer da.. Aber zahlreichern Thie- ren dieser Classe fehlt er gänzlich. Beym Kugelquadrate (Gonium pectorule, Faun. boie.) ‚sah ich, während das Ganze am ‚Boden des Uhrglases, halb schwimmend halb gehend, fortgleitete, das mit- telste, aus vier Hagen "bestehende Quadrat herausgehen, wie eine Anzahl Soldaten aus dem Gliede hervortritt und seine eigenen Schwen- kungen für sich macht. Dasselbe thaten die übrigen zwölf Kügel- chen, welche, unverrückt geblieben waren. Beyde Körper nahmen - sogar bey ihrer fortschreitenden Bewegung völlig verschiedene Richtungen. . Endlich lösete ‚sich das eine und das andere. Quadrat in seirie. einzelnen Kügelchen auf,. welche nach und nach platter wurden, äufserst feine Streifen erhielten, und endlich sich in sechs- zehn Kügelchen theilten, die zusammen ein Ganzes, dem erstern Ganzen ähnlich , nur vielmahl kleiner, ausmachten, das nur einen Willen hatte. Will sich der Glockenpolyp' vermehren, so schliefst er seine Glocke, und giebt ihr eine Eyform. ‚Bald bemerkt man eine be- ginnende ‚Theilung, die, endlich vollständig wird, worauf dann an dem Ende des Stielchens zwey Glocken anstatt einer sitzen. Das geht so schnell zu, dafs ich einst aus einem einzigen Bäumchen des baum- förmigen Glockenpolypen (Yorticella anastatica Lin) i in einer ein- zigen 97 zigen Nacht einen ganzen Wald solcher thierischen Bäumchen er- hielt, welcher den Boden und die Wände des Trinkglases, worin ich dieses Bäumchen beobachtete, erfüllte. Ganz auf ähnliche Weise vermehrt sich eine grolse Anzahl von Aufgufsthierchen, indem sie sich entweder nach der Länge, oder nach der Quere theilen, oder sich, wie das Kugelthier, in ihre Jungen auflösen. Man könnte vielleicht auch sagen, bey allen diesen Thieren bilde sich vor der Theilung ein Herz, wie sich wirklich bey der Naidengattung, in welcher ebenfalls die Fortpflanzung durch eine Quertheilung vor sich geht, ein neuer Magen. bildet. Aber den Armpolypen zerschneide ich willlührlich in beliebige Stücke , und jedes davon wird ein vollständiger Armpolyp; ich kehre ihn um, und der umgekehrte Polyp nimmt von dieser Behandlung so wenig Schaden, als mein Rock, wenn ich ihn umkehre. Wie soll da ein bestimmtes Organ denkbar seyn, von welchem der Kreislauf ausgehe, und wohin er zurück komme? Gestehen wir es uns nur: Thierheit ist nicht im Organismus gegeben. Verbindet, wenn ihr | könnet, ein Wesen, das da will und wahrnimmt, mit jeder beliebi- \ gen Pflanze, und ihr habet ein Thier daraus gemacht. Sogar die - erstere Eigenschaft, die Selbstständigkeit der ergänzenden Theile, g ist nicht so ganz den Pflanzen eigen, dafs man sie nicht auch bey _ den Thieren in ihrer Art ebenfalls fände. Der junge Armpolyp, welcher noch an der Mutter sitzt, ist weiter nichts, als eine Zwie- bel oder abfallende Knospe, welche unabhängig von der Mutter lebt, K sobald er getrennt ist. Aber solange er mit ihr verbunden ist, jagt F* frilst er für sie, wie sie dieses für ihn thut. \ ! Nach dieser kurzen Abschweifung, wozu mich Mustel’s wirk- lich hieher gehörende Beobachtung veranlafst hat, kehre ich nun 5. wieder zu meinem Thema zurück. Es ist also Saft i in den Pflanzen $ da, selbst unter Umständen und an Theilen, unter welchen und an _ welchen er zu fehlen scheint, wenn sie anders noch nicht wirklich todt sind. Es ist zu beweisen, hr 13 I. 98 2 I. dafs dieser Saft einen gewissen Wärmegrad besitze, wodurch er längere Zeit der Kälte widersteht; II. dafs die Pflanzen unter schicklichen Umständen vielfältig Mittel finden, diesen Wärmegrad, welcher ihnen denn doch nach und nach entgeht, wieder zu ersetzen; endlich III. dafs bey vielen Pflanzen ein sehr mälsiger Wärmegrad hinrei- che, diesem Safte seine Flülsigkeit zu geben, und die Pflanze treiben zu machen, I. Es ist den Pflanzen ein gewisser Wärmegrad eigen, wo- durch sie längere Zeit der Kälte widerstehen. Dieser Satz kann sowohl aus der Theorie der Vegetation a priori, als durch Beobach- tungen und Versuche «a posteriori dargethan werden. Da die Pflanzen organische Körper, das ist, hydraulische, auf chemische Anverwandtschaften , welche zu ihrem Vortheile thätig werden sollen, berechnete Maschinen sind, so müssen sie Flüfsig- keiten führen, welche auch dann, wenn sie völlig zu ruhen schei- nen, noch in Thätigkeit, also in Bewegung sind. Denn wirkliche und gänzliche Ruhe von organischer Thätigkeit ist Tod; Tod, welcher durch keine erschaffene Kraft weiter zum Leben gebracht werden kann, wenn schon zuweilen ein Scheinleben erzwungen werden mag. Diese Thätigkeit wird sich aber bey der äußsersten Langsamkeit des Saftlaufes im Winter gröfstentheils auf den Assimilations - Procels und auf das Festerwerden der Theile beschränken; also auf Zusam- mensetzungen und engere Verbindungen. Nun weils man aber, dafs bey allen chemischen Verbindungen rege Wärme los wird; und da gerade die zunehmende Kälte selbst engere Verbindungen veranlalst, wie die Forstverstländigen wissen, welche aus ihren Erfahrungen versichern, dafs diejenigen. Jahrringe der Waldbäume, welche sich in tiefen Wintern verhärtet haben, aus festerm Holze bestehen, als die von gelinden Wintern; so folgt, dafs nicht nur im Winter und 7 wäh- 99 während des Frostes, sondern gerade durch den Frost selbst, in den Pflanzen Wärme erregt wird. Was hier aus der Theorie des Pflanzenwachsthums abgeleitet wird, das lehrt uns die Erfahrung geradezu. Wenn lebende Pflan- zen, gleich viel ob es Wasserpflanzen, oder ob sie nur zufällig da- hin gerathen seyen, unter Wasser zu stehen kommen, welches friert, aber den Stengel über den Spiegel erheben, so erhält sich "um diesen Stengel noch lange ein beträchtlicher Ring von tropf- barem Wasser, wenn schon der ganze übrige Wasserspiegel Eis - ist. Dieses geht besonders bey gröfsern. Pflanzen so weit, dals die Dicke des Eises bis zu dem Grade hinauf gehen kann, welches er- fodert wird, wenn es Menschen tragen soll, ohne dafs darum noch der tropfbare Ring um die Pflanzenstengel verschwunden wäre. Um- gekehrt sehe man in einem Garten zu, wenn der Schnee schmilzt. Allemahl wird er unter übrigens gleichen Umständen an den Stel- | len zuerst wegschmelzen, an welchen er lebendige Pflanzen bedeckt, ' und überdiels noch einen Raum um sie herum entblöfsen. Ich weils nicht, ‘was freye Wärme besser bewiese, als diese Erscheinungen. _ Die Versuche, welche man, um diese Wahrheit zu erweisen, ange- ß stellt hat, sind viel eher Einreden unterworfen. Er ‚Allein wenn ein höherer Kältegrad, als die Pflanze auszuhal- ten vermag, entweder schnell eintritt, oder lange anhält, dann wird ihr ‚ Wärmevorrath erschöpft; und weil sie ihn ‚weder so schnell, noch in so grolser Menge ersetzen kann, die Pflanze vom Froste getödtet. Denn I, II. ersetzen können die Pßanzen die in die umgebende At- " Eerephäre ausgetretene Wärme, besonders unter dem Schnee. Da ; nähmlich der Schnee seiner Natur nach locker auf ihnen liegt, und schlecht leitet, so raubt er ihnen wirklich nicht viele Wärme, schälen wohl gar von der geraubten über ihnen weg, und bildet nach und 13 ? nach 100 nach ein hohles Gewölbe , das die Pflanze nicht weiter, oder nur stückweise berührt , den Zutritt der äufsern -rauhern Luft und der Nordwinde abhält, und auf der Innenseite von der noch immer aus den Pilanzen züströmenden Wärme ganz gelinde schmilzt, den Boden befeuchtet, und sogar den Pflanzen dadurch einige Nahrung verschafft, woher es denn kommt, dafs einige härtere Gewächse unter dem Schnee nicht nur am Leben bleiben, sondern sogar fort- wachsen und Blüthen treiben, welche sich öffnen, sobald nur ein Par Tage lang Thauwetter einsritt; wie diefs bey Viola tricolor, Bellis perennis, Helleborus niger, H. foetidus, und, nur ein wenig später, bey H. viridis geschieht. Die Modererde, in welcher die Pflanzen wachsen, ist voll gebundenen Wärmestoffs, welcher nur aufgeregt zu werden braucht, um frey zu werden, was durch die zuströmende Feuchtigkeit geschieht, welche doch selbst wieder Wärmestoff zuführt. Freylich läfst sich wohl denken, dafs alle diese Hülfsmittel nicht weiter hinreichen, wenn entweder die Kälte gar zu lange an- hält, "oder ganz aufserordentlich grofs ist, oder wohl gar beydes, Dauer und Stärke, verbunden ist, in welchem Falle sich die Gegen- den von Siberien über Mangasea hinauf und am Ausflufse des Jenisey befinden. So schlecht auch der Schnee die Wärme lei- tet, so leitet er denn doch immer etwas, und erschöpft endlich das, was unter ihm ist, so wie er selbst immer mehr und mehr er- starrt. Aber da hört auch alle Vegetation auf, und Länder von die- ser Beschaffenheit sind noch mehr Wüsten als die Sandwüsten vom Biled-el-Gerid. III. Wenn es übrigens einen Kältegrad giebt, bey welchem alle Vegetation ein Ende hat, und jede organische Natur vollkom- men und unwiederbringlich stirbt, so ist das wenigstens der nicht, den wir nach Reaumur mit Null bezeichnen, und wohl auch die _ nächsten darunter. In ihnen leben die Mose, die Flechten, die Hauswurzen fort, auch dann, wenn sie nicht mit Schnee bedeckt ; sind ; ı01 ' sind; und bey dieser Bedeckung haben wir bereits gesehen, dafs mehrere , selbst Sommergewächse,, ausdauern , freylich indem sie diesen Grad überwinden; aber das ist es eben, was ich behaupte, dals viele Pflanzen das Vermögen besitzen , bey den niedrigsten Graden atmosphärischer Wärme zu wachsen, indem sie selbst diese Grade aus eigenem Vermögen etwas erhöhen. Fast alle Alpenpflanzen gehören in diese Kategorie, und un- ter denen, welche bey uns in den Ebenen vorkommen, und noch nicht genannt worden sind, Lamium purpureum, Hepatica nobilis, Galanthus nivalis, Leucojum vernum. Sie wachsen wirklich unter dem Schnee, und brechen sogar oft aus ihm selbst hervor, kom- men wenigstens gewöhnlich, kaum dafs er verschwunden ist, in die Blüthe. Etwas mehr Wärme, nicht um fortzuleben,, sondern um fortzuwachsen, brauchen Primula elatior, Draba verna, Narcissus pseudonarcissus, die ausdauernden Veilchen unserer Ebenen, die Gräser und Halbgräser. Durchaus ist es Vorurtheil, welches zum Theil von einem - unrichtigen Sprachgebrauche herkommt, wenn der Landmann bey länger als gewöhnlich anhaltenden oder bey sehr schneereichen Wintern Schneedruck befürchtet. Nie drückt der Schnee auf die \ Pllanzen ; allemahl ist er eine wohlthätige Decke. Sein Hinwegschmel- zen kann zuweilen nachtheilig seyn, wenn es zu schnell geschieht, ; weil dann viel Wasser in die Erde kommt, und durch das Schmel- zen fast aller lose Wärmestoff in der Atmosphäre aufgezehrt wird, _ wodurch dann neuer Frost entsteht, durch welchen das die Pflanzen B, Wasser in Glatteis verwandelt wird, das die Pflanzen 2 ae a unfehlbar tödtet. Das erfuhr im J. ı785 ein Bauer bey Ingol- "stadt. Der Winter von 1784 auf ı785 war, ohne gerade sehr kalt Mi zu seyn, ungemein schneereich, und dauerte sehr lange, bis in die w ”weyte Hälfte des Aprils. Alles stand wegen des Schneedruchs in No Besorg- 102 Besorgnifs; aber man war doch so klug, die Natur nicht zu stören. Ein Bauer allein wollte klüger als seine Nachbarn seyn , streute Asche auf seine Aecker, und erhielt, was er wünschte; der Schnee gieng auf ihnen: viel früher fort; aber die Saat erfror. Die Uebrit gen erwärteten, zwar murrend, dafs der Schnee von sich selbst weg- gehen sollte, was er denn endlich und langsam that, und erhielten volle Kornböden. V. Ueber ein Fossil aus dem Steinkohlenwerke bey Häring in Tyrol, ‘> f von = To ser SUP PZT. Vorgelesen in der mathematisch-physikalischen Classe am ıöten Febr. 1809. "Ber einer mineralogischen Reise, die ich in den Herbstmonather - des Jahres 1806 durch das Unter-Innthal in Tyrol machte, ‚besuchte ich 'auf dem Rückwege das Steinkohlenwerk ‚beym Dörf- e ‚Häring. Ich kann die Gastfreyheit, ‘womit mich ıder ‚damah- lige Verweser, Herr Andreas Foch, aufnahm, und die Gefällig- F t, womit er mir den ganzen Bergbau Tchwich; „ nicht: genug rüh- m Aber zu besonderm Danke a mich ein Geschenk, n Farbe und a Ebsechsölnden, durch a asdeie ‚ auch v häufig, NETT 10% häufig bituminöse, Pflanzenabdrücke, und endlich durch ihre Poli- tur -Fähigkeit sich auszeichnenden Stinksteine, die Mergelarten, die Kalkbreccien, die Conglomerate u: dgl. sind den Mineralogen theils aus öffentlichen Schriften, theils aus localen Ansichten bekannt ge- nug. Aber ein daselbst einbrechendes Fossil zog besonders meine Aufmerksamkeit an sich. h Seine Farben sind ein lichtes Gelblichgrau, dem Gelblichweis- sen sich nähernd, und eine Mittelfarbe zwischen schmutzigem Ho- niggelb und Gelblichbraun. Beyde Farben wechseln an den Krystallen so ab, dafs die erstere entweder die Hälfte des Rhombus nach ei- ner Diagonale, oder darüber, oder auch weniger einnimmt, oder dafs sie nur einen breiten Streifen in der Mitte des rautenförmigen Krystalles, einer Diagonale gleichlaufend, bildet, und zwey Ecken von der erwähnten Mittelfarbe übrig läfst. Oder es erscheint auch ein kleinerer Rhombus von licht-gelblichgrauer Farbe im gröfsern von der benannten Mittelfarbe. Ersterer befindet sich aber niemahls * in der Mitte; sondern er neigt sich immer mehr nach zwey unter einem Winkel zusammenstossenden Kanten hin, und scheint oft selbst mit denselben zu endigen. So wie sich die Farben auf der Oberfläche zeigen, eben so setzen sie auch durch den ganzen Krystall. In Hinsicht der äussern Gestalt kommt das Fossil derb, auf rauchgrauen Stinkstein aufgesetzt, oder in denselben eingemengt, oder ihn auch durchziehend, und krystallisirt vor. Seine Krystall- form ist der wenig geschobene Würfel, vollkommen, und mit mehr‘ oder weniger sphärisceh convexen Seitenflächen. Die Krystalle sind von mittlerer Gröfse und klein; auf und durch einander gewachsen. Aeufserlich sind die Krystalle stark glänzend, von einer Mit- telart zwischen Glas - und Fettglanz, der sich bald ‚mehr bald we- 2 niger dem Perlmutterglanze nähert, ’ { Inwen- 105 'Inwendig geht das Fossil vom Starkglänzenden bis zum Glän- zenden; die Art des Glanzes ist jene des äulsern. Im Bruche ist es vollkommen blätterig, von dreyfachem schief- winkeligern Duürchgange der Blätter. Die Bruchstücke fallen rhomboidal aus. = An derben Stellen, und’ besonders da, wo das Fossil mit dem Stinksteine sich inniger zu mengen anfängt, zeigt es kleinkörnig abgesonderte Stücke. Es ist durchscheinend, bis ans Halbdurchsichtige gränzend, von verschiedenen Gräden: im Derben auch nur an den Kanten durchscheinend. Die licht-gelblich grauen Partien haben etwas Trü- bes und Neblichtes, und zeigen also mindere Durchscheinenheit als jene von der Mittelfarbe. Es giebt einen licht-graulichweifsen Strich; und E° geschabt einen sehr starken urinösen Geruch. Kleine ange- schabte Stellen verbreiten diesen Geruch mit gleicher Intensität und "Geschwindigkeit; und unser Fossil scheint diese Eigenschaft in einem " höhern Grade, als selbst der Stirikstein, zu äussern *). Es ist halbhart, von der Härte des gewöhnlichen: Kalk- spathes. Beyde Fossilien ritzen sich einander mit Verlust der Schärfe ihrer Kanten, Es ist spröde, ’ sw leicht zersprengbar, ’ nicht sonderlich schwer.‘ Zur ®) Auf der StaffelecK unweit Aarau im Cmton Aargau der Sehweitz fin. det sich ein kalkartiges späthiges Fossil, welches nach dem Reiben einen über- aus starken urinösen Geruch entwickelt, der bey weiten den des gemeinen Stink- 4” steines übertriflt, S!' Taschehbuch für die gesamrhte Mineralogie in Hinsicht auf die r neuesten Entdeckungen von C. C. Leonhard etc, ter Jahrg., Frankfurt am EB ;;' Mayn 1808, b. Hermann, S. 244. ir 3 14 106 Zur Prüfung mit verdünnter Salpetersäure wählte ich sorg- fältig reine, von allem ansitzenden Stinksteine befreyte Krystall- stückchen. Diese lösten sich darin unter lebhaftem Aufbrausen oh- ne allen Rückstand auf; und die vollkommen durchsichtige Auflö- sung zog etwas ins Gelbliche. ”- Vor dem Löthrohre kuistert es nicht; es erfordert aber einen etwas lange fortgesetzten Feuerstrom, bis es Farbe und Durchschein- enheit verliert, und sich weils brennt. Auch in diesem Zustande be- hält es sein blätteriges Gefüge noch kennbar bey. Mit Wasser be- sprengt, zerfällt es dann unter Erhitzung, Rauch und Geräusch» und verhält sich vollkommen wie caustischer Kalk. Seinem äussern Habitus nach, gemäfs seinem blätterigen Ge- füge, dreyfachem Durchgange der Blätter und rhomboidalen Bruch- stücken, und in Hinsicht seiner vorzüglichen Grundmischung aus Halkerde und Kohlensäure, worüber uns die vollkommene, mit hef- tigem Aufbrausen verbundene Auflösung in verdünnter Salpetersäure keinen Zweifel übrig läfst, gehört dieses Fossil offenbar zu den Abänderungen des kohlensauren Kalks, welche unter dem Namen Späthe bekannt sind. Man könnte es auch dem Kalkspathe, mit dessen Charakteristik es am nächsten übereinstimmt, beyzählen, und den urinösen Geruch als ein Resultat einer zufälligen Beymischung ansehen. Allein eben dieser beym Schaben sich entwickelnde uri- nöse Geruch, der über das noch durch seine Stärke so ausgezeich- net ist, und ein besonderer geognostischer Umstand ‚ welcher erst durch erwähnten Geruch bedeutend wird, scheinen mich einiger Massen zu berechtigen, die zufällige Beymischung in genauern An- spruch zu nehmen, und unser Fossil vom Kalkspathe zu trennen, Wenn man seine eigenen Ansichten von einer Sache hat, so folgt daraus keineswegs, dafs man dieselben auch Andern aufdrin- 4 gen wolle. Weit entfernt, meine Meinung als entscheidend, aufzu- stel- er 107 stellen, will ich sie nur, ohne alle Anmassung, jedoch mit Gründen, die ich aus der Natur der Sache hernehme, einsichtsvolleren Mine- ralogen zur Prüfung vorlegen. Die Mineralogen und Chemiker sind unter sich über die Sub- stanz nicht einig, welche, dem Stinltsteine beygemischt, den urinö- * sen Geruch bey Reibung oder Schabung desselben verursacht. Meh- rere schreiben diesen Geruch einem Antheile von Erdöl oder Bitu- men zu; nach Vauquelin rührt er von geschwefeltem Wasserstoff- gase (Hydrothionsäure) her, und Haüy beruft sich in diesem Puncte auf Vauquelin’s Angabe (Traite de Mineralogie etc. Th. 2. pP 189.) *). Es trägt hier zur Sache nichts bey, was es eigentlich für eine Substanz sey, welche dem urinösen Geruche zum Grunde liegt. Aber ein wichtiger Umstand ist es für uns, dafs wir mit voller Wahrscheinlichkeit, ja fast ausser‘ allem Zweifel, behaupten dür- ”) fen, Dieser berühmte Mineralog: macht aber’ auch einen Unterschied zwischen chaux carbonatee fetide (dem' eigentlichen Stinksteine) und chaux carbonatee bitumini- fere. Jene Art giebt er’ von’ weisser’ und grauer Farbe an, diese von schwarzer. Bey dieser sagt er noch: La chaux carbonatee est quelquefois en m&me temps feti- de et bituminifere, Traite de Min. etc. T. 2. p. 190. — Unter Ch. carb. bitumi- "nifere kann doch wohl hier der Bituminöse Mergelschiefer nicht verstanden wer- den, indem Haüy nichts von einem schiefrigen Gefüge, nichts von den so cha- rakteristischen Fischabdrücken erwähnt. Auch fügt er seinem Fossile die Benen- nung, bituminöser Mergelschiefer, nicht bey, da er doch sonst immer die ge- wöhnlichen deutschen Benennungen der Fossilien den seinigen beysetzt: so wie auch Brochant (Traite elementaire de Mineralogie ete.), Mohs (des Hrn. Jak. Fried. von der Null Mineralien - Kabinet etc. Wien, 1804.), Ludwig u. a., welche die haüy’schen Benennungen bey den Fossilien jederzeit mit angeben, bey dem bituminösen Mergelschiefer keineswegs die chaux carbonatee bitumini- "fere als Synonym anfübren !). 4) Haüy hat seit dem seine chaux cärbonatec bituminifere für eine Abänderung des Stiuksteins erklärt ( Tableau comparatif des resultats de la cristallographie “i-de I’ analyse chimique, Paris, 1809, 8. S. 6. Moll. 14. ? 108 fen, diese Substanz sey bey dem Stinksteine und bey unserm Fossile eine und dieselbe. Die Art des Geruches, den unser Fossil geschabt oder gerieben giebt, ist bestimmt die nähmliche urinöse,, wie wir sie unter ähnlicher Behandlung vom Stinksteine erhalten. Ganz gleiche Wirkungen lassen auf ganz gleiche Ursachen schlielsen. Bey näherer Beobachtung des geognostischen Vorkommens unsers Fos-, sils erhalten wir über das Angeführte noch deutlichere Aufschlüfse. Ohne die Localität in Betracht zu ziehen, und ohne Rücksicht auf die eigentliche Lagerstätte zu nehmen, in welcher das Fossil erzeugt wurde, nähmlich in Steinkoblenflöizen, wo es weder an Bitumen noch an geschwefeltem Wasserstoffgase fehlen konnte, um mit den Bestandtheilen des Fossils in Verbindung zu treten; wollen wir hier nur bey dem gemeinschaftlichen Vorkommen desselben mit dem Stinksteine einige Augenblicke stehen bleiben. Der Stinkstein und das späthige Fossil haben ungezweifelt eine gleichzeitige Entstehungs- Epoche mit einander gemein. Nicht allein ihr Miteinandervorkommen, sondern noch mehr ein hier und da deutlich bemerkhares, innigeres Vermengen und progressives Uebergehen derselben in einander be- stätigen es. Das späthige Fossil darf hier nur als die reinere Masse betrachtet werden, die sich von der gröbern und unreinern des Stink- steins absonderte, regelmälsige Gestalten und eigene Partien im Stink- steine bildete, und eben wegen ihrer Reinheit ein blätteriges Gefüge annahm, so wie wir z. B. die nähmlichen Unterschiede zwischen dem Kalkspathe und dem gemeinen dichten Kalksteine und unter demsel- ben Vorkommen bemerken. Wenn wir nun die gleichzeitige Entste- hung beyder Fossilien zugeben, so müssen wir auch als nothwendige Folge davon annehmen, dafs eine und dieselbe bituminöse oder hy- drosulphurische Substanz mit ihnen in Verbindung gesetzt worden sey; denn bey einer solchen gleichzeitigen Bildung können sich auch nur solche Stoffe mit einander vereinigen und ein Ganzes constitui- ren, welche im nähmlichen Zeitraume vorhanden sind. Und wenn unser späthiges Fossil den urinösen Geruch noch in etwas höherm Grade äussert, als der gewöhnliche Stinkstein, dürfen wir nicht auf > die 1209 die Vermuthung fallen, dafs jenes eben wieder wegen des reinern 5 ) 5 Zustandes seiner Masse .geneigter war , ‚etwas mehr Bitumen oder 8 5 Hydrothion-Säure aufzunehmen? Nach dem, was bisher gesagt worden ist, sind also die spath- artige Substanz und der Stinkstein völlig ein und dasselbe Fossil. Beyde haben Erzeugung und Lagerstätte mit einander gemein; beyde sind aus den nähmlichen Bestandtheilen zusammengesetzt, nähm- lich aus Kaikerde , Kohlensäure , und aus dem beygemischten, den urinösen Geruch producirenden Wesen. Die allenfalls im Stinkstein - vorhandene geringe Menge von Thonerde und Eisenoxyd* ändert im Ganzen Nichts, indem wir hier diese Substanzen blols als aus- serordentliche, den Stinkstein verunreinigende Dinge ansehen können. Freylich müssen wir auf der andern Seite eingestehen, dafs bier die Beymischung des Bitumens oder der Hydrothionsäure nur als zufällig betrachtet werden könne; da wir mehrere Beyspiele ha- - ben, dafs der Stinkstein mit Kalkspathe durchsetzt, von deutlich kenn- - barer gleichzeitiger Erzeugung, angetroffen wird, ohne dafs dieser _ an der Eigenschaft des Stinksteines in Hinsicht des Geruches nur den entferntesten Antheil hat, folglich keine der oben erwähnten Sub- stanzen in seine Mischung aufnahm. Auch die Beschaffenheit der La- gerstätte scheint keinen Einflufs zu haben. So besitze ich aus den nähmlichen häringer Kohlenflötzen ein Exemplar von licht weingel- "ben ‚ in wenig geschobenen, durch einander gewachsenen Würfeln etallisirtem Kalkspathe, der auf erhärteten Mergel aufgesetzt ist. Der Mergel ist mit Kalltspathadern durchzogen, und an einigen Stellen selbst mit festem Erdpeche gemengt. Aber weder der Mergel noch der darauf sitzende Kalkspath entwickeln nach vorgenommener Scha- bung einen urinösen Geruch, „an ® } Allein auch die Zufälligkeit der erwähnten Beymischung kann _ mich auf keinen Fall bestimmen, unser späthiges Fossil für blossen Kalk- a Ta = _ 110 Kallspath zu halten, bey welchem der urinöse Geruch nur als eine, aus zufälligen Ursachen zu erklärende, Modification zu betrachten " wäre. Wenn wir hier die Beymisehung als zufällig annehmen, kön- nen wir nicht mit Recht das Nähmliche von mehrern Fossilien im kohlensauern Kalkgeschlechte sagen? — Von Fossilien, welche mit dem Kalkspathe-(so wie auch mit andern Gattungen und Arten die- ses Geschlechtes) sowohl oryktoguostisch als geognostisch ungemein nahe verwandt sind, und manchmahl selbst den Uebergang in Kalk- spath machen, die aber doch, von demselben getrennt, als eigene Gattungen im Mineral-Systeme erscheinen? — So z.B. der Braun- spath. Dieses Fossil trägt gewils in jeder Rücksicht die deutlich sten und offenbarsten Spuren einer innigen Verwandtschaft mit dem Kalkspathe an sich. Es bricht in: Gesellschaft mit demselben ein, hat mehrere Krystallformen gemein mit ihm, zeigt den nähmlichen blätterigen Bruch, den nähmlichen dreyfachen Durchgang der Blät- ter, die nähmlichen rhomboidalen Bruchstücke, geht öfter in den- selben über, ist sogar oft sehr schwer vom Kalkspathe zu unter- scheiden. Gewisse Abweichungen sind von keiner zu grolsen Be- deutung. Zugegeben — wenn diefs der Fall wirklich seyn sollte — dafs die Beymischungen von Braunstein- und Eisenoxyd beym Braun- spathe quantitativ ungleich beträchtlicher sind *), als es die Beymi- sehung von Bitumen oder Hydrothionsäure bey unserm späthigen Fossile » *) Die Angaben der Bestandtheile des Bräunspathes sind nach den von mehrern Che- mikern angestellten Versuchen sehr verschieden. Ä a) Nach Beergman: 50 kohlensaure Kalkerde, 28 Braunstein - und 22 Eisen- oxyd. d) Nach Delametherie: 5o Kalkerde, 34 Kohlensäure, 2 Braunsteinoxyd, » Eisenoxyd und ı3 Wasser, c) Naeh Berthollet: (Haüy Traite de Min. T.2. p. 177.) 96 kohlensaure‘ Kalkerde, 4 Eisen.- und Braunsteinoxyd. d) Nach Klaproth: (Karsten’s mineralogische Tabellen etc., Berlin, 1808. S. 51.) 51,50 kohlengesäuerte Halkerde; 32,00 kohlenges. Bittererde; 7,50 koh- lenges, Eisen; 2,00 kohlenges. Mangan; 5,00 Wasser. ııı Fossile und beym Stinksteine überhaupt seyn mag; so steht uns doch nichts im Wege, auch hier diese Beymischungen als individuell zu- fällig zu erklären. Uebergehen wir Kürze halber manche andere Fossilien, als Rautenspath , Dolomit ete., welche gewils mit dem Braunspathe in Parallele stehen würden, und stellen wir den Stinkstein selbst als Mittel unserer gegenwärtigen Behauptung auf. In wie fern un- terscheidet sich der Stinkstein vom gemeinen ‚dichten Kalksteine, und was charakterisirt ihn als eigene Gattung? Der beym Schaben sich äufsernde urinöse Geruch ist es, der ihm einen eigenen Gattungs- rang verschafft. Ohne ihn würde der Stinkstein immer eine Abän- derung des gemeinen dichten Kalksteines bleiben, da er sowohl in seinen äulsern Kennzeichen als in seinem Verhalten mit Säuern und im Feuer mit letzterm übereintrifft: .beyde lösen sich unter lebhaf- tem Aufbrausen in Säuern auf; beyde brennen sich im Feuer zu caustischem Kalke. Die wesentlichen chemischen Bestandtheile sind auch ganz dieselben: Kalkerde und Kohlensäure. Der Stinkstein ist ein Erzeugnils der Flötzgebirge. Er bildet bald untergeordnete Lager im Flötzkalksteine; bald erscheint er lagerweise in Gipsflötzen, und in der Steinkohlenformation, wo er gewöhnlich abwechseinde _ Lager mit Mergel und Steinkohle ausmacht. Wer erklärt uns nun, "warum und durch welche Umstände gerade nur die eigentlichen ‚Stinksteinlager bey der Bildung der Kalkflötzgebirge mit Bitumen “oder Hydrothionsäure durchdrungen wurden? Oder warum und ‚durch welche Veranlassung wurden in den Gipsflötzen gewisse La- "gerungen von Kalkerde nicht mit Schwefelsäure , sondern mit Koh- lensäure gesättiget; und warum setzten die vorhin berührten Sub- 'stanzen sich gerade mit dem kohlensauern, und nicht mit dem schwe- felsauern Kalke in Verbindung *)? So lange uns die Natur nicht W mit - *) Dafs eine ähnliche Vereinigung mit sehwefelsauern erdigen Stoffen ın keinem Wi- derspruche stehe, davon scheint uns der Hepatit (Baryte sulfatce fetide nach Haüy, lapis hepaticus Wall.) zu überzeugen. 112 mit dem Vergrößerungsglase der Gewifsheit ihre Arbeiten durchbli- clten läfst, und so lange sie üns nicht das eigentliche Wie und Warum ihrer Operationen aufdeckt, so lange finden wir keinen An- _ stand, auch hier, beym Stinksteine, die Beymischungen von Bitu- men oder geschwefeltem: Wasserstoffgase‘ als‘ zufällig anzugeben. Der in der Steinkohlenformation vorkommende Stinkstein hat zwar ungezweifelt seine Beymischung bituminöser oder hydrosulphurischer heile localen: Umständen zu verdanken. Aber warum , möchte ich fragen, warum nahmen die benachbarten, der nähmlichen- Steinkoh- lenformation zugehörigen, und einen integrirenden Theil dieser For- mation ausmachenden, ja selbst auf dem: Stinksteine (oft bis zum _ Uebergange); aufsitzenden oder angeleinten Mergelschichten keinen Antheil an soleher Beymischung ? Es ist von den:neuern, und den gegenwärtig berühmtesten Mine- ralogen als Grundsatz angenommen, nach verschiedenen, auch zufälli- gen Beymischungen; und daraus resultirenden besondern äussern Kenn- zeichen oder physischen Erscheinungen Trennungen yon äusserst nahe verwandten Gattungen‘ vorzunehmen und Aufstellungen eigener Gattun- gen und untergeordneter Arten zu veranstalten. Vorzüglich auffallend be. j merken wir die Anwendung dieses.Grundsatzes beym kohlensauern Kalk-. geschlechte. Die Fossilien dieses Geschlechtes zerfallen'in zwey Haupt- abtheilungen: die eine enthält die Gattungen und Arten, welche aus ganz, oder doch fast ganz reiner kohlensaurer Kalkerde bestehen; die i andere begreift die Gattungen, bey welchen: der kohlensaure Kalk frem- de Beymischungen enthält, ungeachtet derselben aber doch seinen Cha- rakter als kohlensaurer Kalk beybehält- *). So sehen wir in der ersten die Bergmilch, die Kreide, den Kalkstein ete., und in der zweyten den Braunspath, den Rautenspath, den Dolomit, den Stinkstein, den Mergel u..s. w. Und so verfahren in der Hauptsache Werner, Haüy, I *) Chauz cırbonatee unie a differentes substances, de maniere ä conserver sa strue- ture ou quelqu’ autre de ses principaux caract£res. Haüy Traitt de Min. T.a P- 373. / 113 Hauy, Karsten, Mohs etc. mit mehrern oder wenigern Modih- cationen. Wer soll es nun unserm Fossile absprechen, auch an diesem Rechte Theil zu haben? Und das um so mehr, da selbes nur als eine Art erscheinen soll und kann? Das häringer Fossil ist eben sowohl Stinkstein, als es jeder andere ist. Was den Stinkstein zum Stinksteine qualificirt, eben das macht auch unser Fossil dazu, zu- fällige Beymischung von Bitumen oder Hydrothionsäure und der dar- aus entstehende urinöse Geruch. Es ist wegen seiner grössern Rein- heit und gemäfs seiner Textur Spath, so wie Kalkspath, Braun- ‚ spath u. d. gl. Spatharten sind, unterscheidet sich vom gemeinen Stinksteine gerade so, wie der Kalkspath vom gemeinen Kalksteine, und kann also eben so gut und aus eben den Beweggründen eine Art des Stinksteines seyn, wie der Kalkspath eine Art des Kalk- steines. { e Ich nenne daher unser häringer Fossil Stinkspath, und diese 1 ‚Benennung verdienen eigentlich alle ähnlichen stinkenden kohlensauren - Kalkfossilien von blätteriger Structur. Ich mufs daher auch denje- nigen Mineralogen vollkommen beypflichten, welche schon seit eini- gen Jahren die Gattung Stinkstein in zwey Arten, nähmlich in den ‚gemeinen und in den blätterigen abgetheilt haben *). Nur die äus- serst nahe Verwandtschaft des Stinksteines mit dem Kallksteine, und die vollkommene Analogie, auf welche der Classificator jederzeit Rücksicht nehmen muls, bestimmen mich, eine Veränderung in die- ‚ter Abtheilung vorzunehmen, und der Gattung Stinkstein drey Ar- ten unterzuordnen, nähmlich .. a £ i 4 a) den gemeinen Stinkstein, welcher gewöhnlich glanzlos, von F dichtem Bruche und undurchsichtig erscheint; b) ®) Hr. Karsten hat in der neuesten Auflage seiner mineralogischen Tabellen, Berlin BR.‘ 1808 etc. diese Abtheilung (S. 51.), welche er schon in seiner ältern Ausgabe * von ı800 angenommen batte, neuerdings festgesetzt. 15 ” EI r 14 b) den körnig blätterigen Stinkstein, welcher, mehr oder weni- ger schimmernd, im Bruche kleinblätterig ist, zwar keinen deutlichen Durchgang der Blätter, wohl aber körnig abgeson- derte Stücke und einige Durchscheinenheit, vorzüglich an den Kanten, zeigt; endlich c) ‚Stinkspath, oder den späthigen Stinkstein, in regelmäfsigen Gestalten, von stärkerm Glanze, mit vollkommen blättrigem Bruche, deutlichem dreyfachem Durchgange der Blätter, rhom- boidalen Bruchstücken, grösserer Durchscheinenheit etec., als vorzüglichen Attributen eines eigentlichen Spathes. Hr. Leonhard (Taschenbuch für die gesammte Mineralogie etc. S. 244.) erklärt, dafs der blätterige Stinkstein nichts weiter, als ein von Bitumen (oder Hydrothionsäure) ganz durchdrungener späthiger Kalkstein sey, ohne jedoch einigen Grund ferner darüber anzugeben. | Die Antwort auf diese Behauptung liegt in meiner obigen Darstellung und den Principien, von welchen ich dabey ausgegan- gen bin. Zum Schlusse nur ein Par Fragen. Kann bey minderer Würdigung zufälliger Nischungstheile selbst der schon so lange als Gattung aufgeführte gemeine Stinkstein noch ferner an dieser Stelle im kohlensauren Kalkgeschlechte stehen bleiben? — Und, wenn die Charakteristik nach zufälligen Beymischungen nicht mehr als geltend angesehen werden soll, wie viele Cattungen möchten wohl im Mineral-Systeme ganz wegfallen, nicht etwa nur aus dem kohlen- sauren Kalkgeschlechte, sondern auch aus andern, selbst aus metal- lischen Geschlechtern. 4 —ar9g999 ro — 115 vl. Ueber den glatten Beryll vom Rabenstein im baierischen Walde, von TosematrbeeTvzt. Vorgelesen in der mathem. physic. Classe am 30. Decemb. 180g. je K D:. erste Entdeckung dieses merkwürdigen Fossils sind wir dem \ forschenden Mineralogen Baierns, dem würdigen Director v. Flurl, schuldig. Er spricht davon in seiner Beschreibung der Gebirge von - Baiern und der obern Pfalz ete., München, 1792, S.252, und nennt es dort beryllartigen oder weissen Stangenschörl, welche Benennung später in schörlartigen Beryll oder Stangenstein (Pycnite nach Haüy) umgeändert wurde. Seit jener Zeit wurde dieses Fossil in mehrern mineralogischen, sowohl ältern als neuern Werken, auch in Haüy’s Traite de Mineralogie etc. T. III, p. 239, und in Bro- ehant's Traite &lementaire de Mineralogie T. I, p. 225— 226 als schörlartiger Beryll anerkannt , und nebst dem Zinnstockwerke zu 'r Altenberg in Sachsen, auch der Rabenstein bey Zwisel im a Walde als Fundort angegeben. A nn Rn Es U ad nn 116 Es mangelte aber immer noch eine genaue chemische Analyse dieses Fossils, so wie man auch zu wenige und zu wenig ausgezeich- nete Exemplare davon hatte, Der verstorbene Bergverweser Brunner inBodenmais, ein unermüdeter Sammler und durch seine Schriften rühmlich bekannter Mineralog, spürte demselben fleifsig nach, um so mehr, da der Rabenstein nahe bey Bodenmaisliegt, und in das dortige Bergrevier gehört. Es fanden sich in der von ihm hinterlas- senen Mineralien-Sammlung mehrere, zwar kleine, aber zum Theil sehr gut erhaltene und ausgezeichnete Stücke dieser Steinart vor. Erst noch in diesem Jahre wurden durch den Mineralienhändler Frischholz mehrere, auch grosse, Exemplare in Umlauf gebracht. Be Die von Hrn. Bucholz vorgenommene und von dem gehei- men Rathe von Moll in seinen Ephemeriden der Berg- und Hütten- kunde im Jahre 1807 bekannt gemachte Analyse, eine beträchtlichere Äh Anzahl von Exemplaren, eine dadurch mehr bekannt gewordene Mannigfaltigkeit sowohl des Fossils selbst als des Vorkommens des- selben, gaben endlich der Sache einen andern Ausschlag, und be- wirkten die Trennung unsers Fossils vom schörlartigen Beryll. Diese kurze Geschichte vorausgesetzt, willich es nun versu- chen, das rabensteiner Fossil nach den vorliegenden verschiedenen Exemplaren näher zu beschreiben, und meine Meinung in Hinsicht auf seine Einreihung im Mineral - Systeme beyzufügen, Die Farbe ist blafs berggrün, auf einer Seite ins Grünlich. und Gelblichweifse, auf der andern fast bis ins Schwefelgelbe überge- hend. Niemahls sind diese Farben lebhaft, selten rein. — Manch- mahl ist die Oberfläche durch angeflogenen Braunstein (welcher sich auch zuweilen in der Berylimasse eingesprengt befindet) bräunlich- schwarz, oder durch ebenfalls angellogene Eisenocker Dbräunlichgelb oder gelblichbraun, doch mehrentheils nur stellen - oder fleckweise, gefärbt. Die äussere Gestalt beschränkt sich auf die vollkommene sechs- flächige Säule, welche theils gleich - theils ungleichflächig ist. Et- was seltener erscheinen die Säulen plati gedrückt; einige, besonder; grös- ” 117 grössere, haben ein etwas blauliches Ansehen. — Am gewöhnlich- sten sind die Krystalle von mittlerer Grösse, auch klein, seltener grofs. — Sie sind gröfstentheils einzeln im Granit, auch im Quarze, und selbst im Feldspathe eingewachsen; doch trifft man sie auch an und durch einander gewachsen an; Zwillingskrystalle sind eine Sel- tenheit, Die Oberfläche ist immer glatt, aber fast beständig mit häu- figen, mehr oder weniger feinen Querrissen durchzogen. Manch- mahl sitzen an derselben Granit-, Glimmer - oder Feldspaththeilchen, auch Steinmark. Von aussen sind die Krystalle glänzend , wenig glänzend, bis zum Schirmmernden, auch selbst bis zum Matten. — Der äussere Glanz ist ein un das Fettige gränzender Glasglanz. Im Längenbruche ist das Fossil mehr oder weniger glänzend, ' von Glasglanz , der etwas in Fettglanz zieht; im Querbruche ist es wenig glänzend, bis zum Schimmernden und Matten. — Ueber- haupt stehen sowohl der äussere als der innere Glanz mit der Hö- he und Reinheit der Farbe, mit der Durchscheinenheit und mit der - Frischheit der Krystalle im Verhältnifse. Bi; Der Längenbruch ist klein und flachmuschlig, mit einer An- lage zum Ferstecktblätterigen; der Querbr uch geht von dem Ver- ‚stecktblätterigen i in das Ebene, auch in das sehr Klein- und Flach- wuschlige über. Im Allgemeinen lassen sich heyde Brucharten nur an. frischen Krystallen mit Deutlichkeit auffinden. Die Bruchstücke fallen unbestimmt eckig und mehr oder we- iger scharfkantig aus. Von wahrhaft stänglich abgesonderten Stücken kommt dieses ‚Fossil eigentlich nicht vor. Was man dafür ansehen möchte, sind wirkliche sechsflächige Säulen, welche der Länge nach mit ihren Re Seitenflächen an einander gewachsen sind. j Es ist durchscheinend, aber seltener in höherm Grade; öfter ist es blofs an den Kanten durchscheinend; und diels wechselt wie- der in verschiedenen Graden ab, bis es fast an das Undurchsichtige Be gränat. 118 gränzt. Auch bey den mannigfaltigen Abänderungen der Durch- scheinenheit geben die höhere Farbe und die Frischheit des Fossils den Mafsstab. Es giebt einen graulichweifsen Strich. Es fühlt sich kalt an. Es ist hart im hohen Grade, und wird von dem sibirischen Berylle nicht angegriffen. Frischere und durchscheinendere Stücke ° ritzen die minder frischen und an den Kanten fast gar nicht oder doch äusserst schwach durchscheinenden Stücke nur wenig. Es ist spröde, leicht zersprengbar, und nicht sonderlich schwer. Auf Wollentuch gerieben äussert es nicht die Electricität, wie sie der sibirische Beryll äussert. 5 j Dieses in so mancher Hinsicht und besonders für den vater: | ländischen Oryktognosten und Naturforscher wichtige Fossil ist am Rabenstein im baierischen Walde zu Hause. Es kommt in scharfkantigen Geschieben von grolskörnigem Granit eingewachsen vor, womit das bekannte Quarzlager bedeckt ist. In diesem Gra- nite, dessen Feldspath aber gröfstentheils schon aufgelöset ist, sind noch festes Steinmark von rosenrother Farbe, eisenhaltiges Schwarz- Braunsteinerz, und bräunlichgelbe Eisenocker als zufällige Gemeng- tbeile, aber nur in geringer Menge, zugegen. Ein merkwürdiger Umstand beym Vorkommen unsers Fossils fiel mir an mehrern Orten auf. Die Krystalle, welche im Quarze eingewachsen sind, besitzen eine etwas ausgezeichnetere grüne Farbe, stärkern Glanz, und mehrere Durchscheinenheit; da hingegen jene, die im Feldspathe inne liegen, eine mehr verschossene und sich mehr ins Gelbe neigende Farbe, weit ‚schwächern Glanz, und viel weni- ger Durchscheinenheit zeigen , folglich schon einigen Antheil an der Verwitterung des Feldspathes genommen zu haben scheinen. Ei Hr: Bucholz on bey Zerlegung dieses Fossils folgende Bestandtheile: & 625 Kieselerde, 203 Thonerde, — 2 Kalkerde, —+ Eisenoxyd, ız—Beryli - oder Glucinerde, ı43 im Feuer flüchtige Stofle etc. 3— Verlust. Dieses Resultat der Analyse bestimmte Hrn. Bucholz das untersuchte Fossil für wirklichen Beryll zu erklären *). Und in der That wird keinem Mineralogen und keinem Chemiker mehr ein Zwei- ‚fel daran übrig bleiben, wenn man die Analysen sibirischer Berylle durch Vauquelin, Rose und Klaproth mit der gegenwärtigen vergleicht. Beynahe dieselben Bestandtheile (nur in verschiedenem quantitativen Verhältnisse) und vorzüglich der beträchtliche Gehalt von Beryll - oder Glucinerde sprechen das Fossil als wirklichen Be«- ryll ohne Widerrede aus. Nun entsteht aber eine andere Frage. Was für einer Art des j ‚Berylles soll es zugeordnet werden, dem edeln oder dem schörlarti- gen? — Oder ist es wohl gar eine eigene Art in der Beryligattung? Dürn: Vom edeln Berylle unterscheidet sich der unsrige auffallend «) durch die beständig glatte Oberfläche; ß) durch die mindere Stärke des innern Glanzes und ei- nige Abweichungen in den „Brucharten; Yy) durch die gänzlich mangelnde vollkommene Durch- sichtigkeit, sogar gröfstentheils mindere Durchschei- nenheit; 3) durch das JVichtelektrischwerden mittels Reibens auf Wollentuch. Zu dem schörlertigen Berylle kann er schon gar nicht 8° a Zr De Te ne ‚ in Hinsicht auf seine Bestandtheile zu weit ent- An, fernt, TE i *) K. E. Frhrn, v. Moli's Ephemeriden der Berg - und Hüttenkunde, äten B. ate Lie- 1230 fernt, und in seiner Grundmischung" die Glucinerde enthält, von welcher sich in jenem keine Spur findet. Wenn nun aber nach den angenommenen Classifications-Prin- eipien drey Kennzeichen hinreichend sind, um in einer Gattung Ar- ten- abzusondern oder die Gattung in mehrere Arten zu theilen, so glaube ich auch hier dieses Princip anwenden zu dürfen. Unser Fossil ist ausgemacht wirklicher Beryll; unser Fossil unterscheidet sich in wesentlichen Kennzeichen von den bisher, nach werner schem Systeme, angenommenen zwey Arten der Beryllgattung,, nähm- lich dem edeln und schörlartigen Berylle; unser Fossil weicht sogar in einer grössern ‘Anzahl von Kennzeichen, als die zur Aufstellung einer Art erfoderlich ist, von diesen beyden Beryllarten ab; ver- dient also in jeder Rücksicht als eigene Art in der Beryligattung aufgenommen zu werden. Nach dieser Ansicht zerfhele nun die Gattung Beryll in drey Arten: a) in den gestreiften (oder edeln), b) den glatien, c) den schörlartigen Beryll. Wäre (nach andern Mineral- Systemen) der schörlartige Be- ryll, unter der Benennung Stangenstein, vom Berylle getrennt und als eigene Gattung aufgestellt, so könnten doch der Gattung Beryli immer noch zwey Arten untergeordnet seyn, nähmlich a) der gestreifte und - b) der glatte Beryli. Einsichtsvolle und erfahrne Mineralogen mögen über diesen Vorschlag entscheiden *). VH. *) Haüy hat neuerlich den Stangenstein (Pyenite) zum Topas und das Fossil von Zwisel, so wie früher den edein Beryli, zum Smaragd gebracht (Ann. du Mus. d’ hist. natur. cah. 61, n. 58, note a; Trableau comparatif, S. ı8). Moll. nun 9> run “ — —————— nn >i vl. 5 oh Resume. ni der | auf verschiedenen Reisen in das schwäbische Alb-Ge- r birge gemachten geognostisch-mineralogischen Beobachtungen, von i FRIEDRICH von Lurın, königl. baierisch. Berg-Commissär in Memmingen. Il. Abschnitt. on der Lage, den Gränzen und. der Benennung des schwäbi- schen Alb-Gebirges. $. 1. m Norden und Nordwesten der Hohen-Alpen, dieser Riesenberge ‚der alten Welt, die von der Rhone im südlichen Frankreich ‚bis an die Donau in Ungarn sich erstrecken ,. erhebt sich , gleich. einem entfernten grünenden Walle, ein zweytes über zwey- hundert Stunden langes Gebirge, der Jurassus der Römer. M- R 6 Die- Dieses geognostische Ganze zerfällt durch geographische Be- simmungen und verschiedene Benennungen in mehrere Theile. Ein solcher ergänzender Theil ist das schwäbische Alb-Gebirge. $. 2. Gern übersieht man mit einem Blicke das Ganze, ehe man das Einzelne kennen lernt; daher hier nur ein Wort im Allgemeis nen von dem Jura-Gebirge überhaupt. Es erstreckt sich, von SSW. nach NNO., vom Danuphine bis nach dem Bamber- gischen und der Ober-Pfalz in Deutschland. Nach dieser seiner ganzen Ausdehnung, durch mehr als 7 Längengrade und in einer Breite von ı0 bis ı8 Stunden, ist es gleichartig und gleich- zeitig in seinen Stein-Gebilden. Man hat dieser Gebirgsbildung in neuern Zeiten, bey den erweiterten geognostischen Ansichten, in der Keihe der Formationen einen eigenen Platz eingeräumt, und hegreift sie unter der Benennung der Jura-Formation, so wie die Ge- steinsart, aus der sie besteht, unter dem Nahmen Jura-Kalkstein be- reits allgemein bekannt ist. -In-einer-beynahe gleichen Richtung mit den hohen Alpen dahinziehend, ist dieses Gebirge theils nur 8, theils über 30 Stunden von demselben entfernt. In SSW. liegt es ihnen am nächsten, und entfernt sich in NNO. immer weiter von densel- ben. Die Höhe des Jurassus über die Fläche der Meere verhält sich im Allgemeinen zu der Höhe der Alpen wie 4 zu ıı., Die höchsten Puncte erheben sich nicht aus ‚der Mitte dieses Gebirges, sondern aus dem einen, den Alpen zunächst gelegenen Rande. So sind der Thevenon, der Tendre und Thory ungleich höher als die höchsten Puncte des Randen-Gebirges und der schwäbi- schen Alb; und im Bambergischen fällt dieses Gebirge’ noch ungleich mehr ab. Der Raum zwischen dem Jura und den Alpen besteht: mehrentheils aus Niederungen, in denen theils jüngere Sand- stein - und Mergel-Gebilde, theils blofs die an- und aufgeschwemm- ten Bruchstücke der Alpen abgesetzt, sind. Die ganze äussere‘ Ge- staltung der Alpen des Jura und des dazwischen gelegenen Raumes könn- 193 könnte man füglich durch das folgende Gleichnils ausdrücken. Als eine ungeheure Felsenfestung erhebt sich über die Rinde der Erde das hohe Alpen-Gebirge; an dieser Feste hin läuft ein tiefer Graben, jetzt ohne Wasser, angefüllt mit vertroclinetem Schlamme und Bruch- stücken; am Rande dieses Grabens zieht sich der lange Wall der Aussenwerke, das Jura-Gebirge, hin. $. 3: Unterabtheilungen weit ausgedehnter Gebirgszüge erleichtern die Mittheilung des Beobachters und: in so fern kann sich der Geog- _ nost mit dem Geographen, wenn nur einiger Masseg natürliche Grän- zen zu solchen Bestimmungen gewählt werden, sehr wohl vereinigen. Da ich die über die Gränzen der schwäbischen Alb ge- sammelten Nachrichten ganz unzureichend und selbst sehr widerspre- chend gefunden habe, so gab ich mir Mühe, sie etwas näher zu bestimmen, E Fi Ich will hier nur die vorzüglichsten Puncte dieser Demarca- 7 tion ausheben. i \ E Ba 5 Die Berge, welche im Norden der Donau bey Günzburg und Ulm sich erheben, und von da aus bey Ehingen, Gamer, tingen und Ebingen die schwäbische Ebene begränzen, bil- en die südliche Gränze der schwäbischen Alb. Im Westen cheidet der Neckar von Rothweil bis Dellingen dieses ebirge vom Schwarzwald. Die Nordgränze bildet sich durch die Br ‚Süden des Neckars, der Fils und Hams ansteigenden Berge un 1d ‚Aalen, und im Osten bestimmen ein einspringender Winkel der Gebirgstheile in der Gegend von Bachh agel und das Ko- Bi e- Thal die Endpuncte. . 16 2 $. 4 12% $. 4 'So wie man bisher die Gränzen des schwäbischen Alb- Gebirges unrichtig bestimmt hat, eben so hat auch die Benennung dieses Gebirges zu verschiedenen Irrthümern Anlals gegeben. Einige Schriftsteller nennen es die Alpen, andere die Alben; bey eini- gen heilst es die Würtemberger-Alb, bey andern die rauhe Alb oder der rauhe Alb. Indessen sind die rauhe Alb, so wie die Würtenberger-Alb, nur Theile des gesammten Alb-Gebir- ges. Ich bediene mich jedem Mifsverstande auszuweichen der Be- nennung Alb-Gebirge oder schwäbisches Alb-Gebirge. I. Abschnitt, Allgemeine und äussere geognostische Verhältnisse des Alb-Gebirges. $. 1, Die schwäbische Alb, welche, wie oben bemerkt wurde als ein ergänzender Theil des Jura-Gebirges anzusehen ist, hält mit dem Hauptzuge dieses Gebirges die gleiche Richtung. Wenn man das Streichen der höchsten Gebirgs-Theile von Heidenheim über Wiesensteig nach Urach, Pfullingen und Sulz mittels des Bergcompasses bestimmt, so zeigt es sich hor. 3— 4; von NO. in SW. Die Länge dieser Streichungs-Linie beträgt ungefähr ı6 deutsche oder geographische Meilen (mu ı5 auf einen Grad), die Breite aber nur 4—5. $. 2. Mehrere auf der schwäbischen Alb vorgenommene us henmessungen mit dem de Luc’schen Barometer haben mich überzeugt, dals die höchsten Puncte dieses Gebirges 2 — 8000 baie- rische Fufs über die Meeresfläche erhaben sind. Im SSW. des Ju- ra erhebt sich die Dole etwas über 5000, der Tendre und Re- ceulet 5100 Fufs über die Meeresfläche. Man kann schon daraus den 125 “den Schlufs machen ‚ wie bedeutend der Abiel des ganzen Gebirgs- ‚Welkons gegen NNO. sey. Auf beyden Seiten der Donau- und Neckar-Ebene erhebt sich das Alb- -Gebirge gleich einem hohen Damme, und es bleibt sich diese von dem Ansteigen der Alpen so abweichende Form fast überall gleich. Auf der Höhe des Gebirges zeigen sich mehrentheils hohe Flächen, keine eigentlichen Bergspitzen. Die Wege über die Alb gehen nicht durch Engpässe wie in den hohen Alpen, sondern gerade über den Bergrücken. Auch hierin liegt ein wesentlicher Unterschied der Gestaltung der Alpen und der Alb. $. 3 Bas schwäbische Alb-Gebirge hat einen bedeutenden ‚ Wassermangel. Das in den höchsten Thhälern und auf den Berg- ebenen sich sammelnde Wasser fliefst mehrentheils unbemerkt und | in unterirdischen Canälen den äussersten Gebirgsabhängen zu, wo es oft in mächtigen Ströhmungen, die schon an der Quelle ein Mühl- a rad zu treiben im Stande sind, hervorbricht. Von Mineral-Wassern sind mir inner dem Umfange der Alb nur jenes bey Ueberkin- gen unweit Geifslingen, das Geyerbad bey Uraeh, das Kleinengstinger bey Pfullingen und das Ritenauerbad im Amte Marbach bekannt. Desto mehrere finden sich nördlich von diesem Gebirge, auf dem Boden einer jüngern Flötzbildung, wovon ich hier nur die Bäder und Gesundbrunnen bey Göppingen, [benhausen, Boll, Canstadt, Kornwestheim, Hirschbad Stuttgardt und Bläsibad bey Tübingen nennen will. $.4 RB & So wie es überhaupt eine Eigenschaft des auf der Jura- 7 Formation aufgesetzten Bodens zu seyn scheint, dafs die Vegetation nicht besonders gedeihen will, so ist auch im Allgemeinen die Un- Äruchtbarkeit auf der Alb schr auffallend. Man darf nur oben- hin iE 126 hin die Feldfrüchte, den Ertrag der Wiesen , den Baumwuchs die- ser Gegenden mit Andern unter gleichem Himmelsstriche und auf gleich hoch gelegenen Bezirken vergleichen, um die Undankbarkeit dieses Bodens gewahr zu werden. Unzählige lose Halksteine bede- cken fast an allen Orten Berge, Abhänge und Ebenen , und oft fin- det die Pflanze kaum Erde genug, um festen Grund zu fassen. $. 5 Was mag wohl die Ursache dieser Unfruchtbarkeit seyn? Die rückwärts gelegenen, so hoch hinan ragenden Alpen sind ein mächtiger Ableiter für alle Feuchtigkeiten des Dunstkreises. Sie zie- hen vieles davon an sich, was, ohne sie, auf dem vorwärts gelege- nen Walle sich absetzen würde. Ferner scheint in dem Zerklüf- tungs-Verhältnisse dieser Steingebilde der Grund zu liegen, dafs auch die aus der Atmosphäre angezogenen Feuchügkeiten sich nicht auf der Oberfläche erhalten, sondern sehr‘ bald in die Tiefen hin- absinken. Die Feuchtigkeit, schon an sich ein Hülfsmittel zur Ve- getation, wirkt auch auf die Zerstörung der Steinmassen und er- _ zeugt in gleichem Verhältnifse Grund und Boden. Es kann daher ihr Mangel doppelt nachtheilig für das Gedeihen der Pflanzenwelt werden. Ueber den Kalkstein-Gebilden scheint überhaupt ein min- der fruchtbarer Boden zu liegen, als da wo die Rinde der Erde aus Sandstein und Urgebirgs - Arten besteht. Ist wohl die Kalker- de an sich weniger geneigt, eine gedeihliche Dammerde zu geben? Wenn der Feldspath, dieser integrirende Theil der in der Urzeit erschaffenen Steinmassen, ı14—bis ı7 p. C. Kali enthält, so könn- ten in der Verwandtschaft des Laugensalzes zu den Pflanzen bedeu- tende Winke auf die Vegetation liegen. 6. 6. A Auch das climatische Verhältnifs ist in den Gegenden 1 des schwäbischen Alb-Gebirges ausgezeichnet. Gerade als wä- ren a u ee ı= 127 ren Süden und Norden versetzt, gedeihen alle Obstbäume besser am nördlichen Abhange als im Süden der Alb. Dort wächst Wein, hier nicht. Der Nufsbaum, dieser climatische Barometer, der hier beynahe jährlich erfriert, erhebt sich dort in stammhaften Bäumen. Im Norden ärndet man früher als im Süden, und hier zeigt sich früher Schnee und Schlittenbahn als im Norden. Steigt man von den Höhen von Lichtenstein herab in den Thalgrund bey Pful- lingen, so sieht man sich, nur in verjüngtem Mafsstabe,, von ..dort aus, wie vom Brenner in das Et[chland, oder von den crai- ner Alpen in das Littorale hinab‘, mit einem Mahle in eine paradiesische Gegend versetzt. Ganz anders verhält sich alles jen- seits im Süden, wenn man die gegenüber ‚stehenden Anhöhen von Gamertingen hinab kommt. Auch hier sind es wieder die im Süden anstehenden hohen Alpen, welche so mächtig wirken. Hoch hinauf, mit Gletschereis und Schnee bedeckt , theilen sie die von ihnen herabströhmende Kälte den südlichen Abhängen der Alb mit, - wofür.die Alb selbst, gleich einem Damme, die nördlichen Abhän- ge beschützt. b $. 7: Nur wenige Thäler durchschneiden die schwäbische Alb. ‘Breite Längenthäler oder tief hinauf gehende Querthäler sucht man umsonst. Durch den oben angezeigten Wassermangel wird dieses ehr deutlich. Die hoch gelegenen Thalgegenden haben nicht selten gar keinen Ausgang und bilden mehr muldenförmige Vertiefungen als eigentliche Thäler. Da wo die Thäler nach .der- Ebere. hinaus- laufen, finden sich mehrentheils sehr tiefe Einschnitte; auch zeigen h ‚sich. viele solche Einschnitte am Ausgehenden ohne Wasser. Ein solcher zwischen engen Felsen eingeschlossener Canal findet sich bey Mausen an der Lauchart im sogenannten Böller, am Blau- topf unweit Blaubeuren, bey Apfelstetten unweit Bullen- ‚hausen und vorzüglich seitwärts Lichtenstein an der Escha«. Das y Jura-Gebirge ist in seiner weitern Erstreckung bis an die RT Sao- 128 Saone 7 - bis Smal ganz. durchbrochen. Nirgends zeigt sich auf der Alb ein solcher Quer-Durchschnitt: Die Gewalt der Iller, des Lechs und ‘der zwischen ihnen gelegenen , von den Alpen :ab- fliessenden Gewässer wird in dem grofsen Thalgrunde der schwä- bischen Ebene gebrochen. Diese Flüfse ‚stossen auf ihrem von Süden nach Norden gerichteten Laufe auf den tiefen, am Fufs der Alb dahin ziehendei Wassergraben der Donau, in welchen sie ihre Wasser’ ausgiefsen. Dagegen kommen die Rhone, die Limnat, der Rhein; aus den. näher gelegenen Alpen, txeffen auf keinen am Ausgehenden des Jura abfliessenden Ableiter und haben folglich so lange in das Gebirge selbst hinein gearbeitet, bis sie sich den Durchbruch erzwungen haben. $. 8. So weit man das Jura-Gebirge nach seiner ganzen Aus- dehnung kennen gelernt hat, finden sich in demselben sehr viele Spuren von Erdfällen und daher verschütteten, gesunkenen oder durch einander geworfenen Steinmassen. Die vielen leeren Räume, die man im Innern der Bergtheile antrifft, die sogenannten Stalak- ‚ titen- oder Tropfstein-Höhlen, sind die Ruinen, welche solche Er- eignisse zurückgelassen haben. Unser Alb- Gebirge bleibt hierin dem Charakter dieser Formation getreu. Es finden sich in demsel- ben mehrere bedeutende Höhlen, wovon mir das Nebelloch un- weit Lichtenstein, der Kahlenstein bey Ueberkingen, das Bergmannsloch am Türkheimer-Berg bey Geißslingen und die Höhle zwischen Bissingen und Lindenau bekamnt sind. Unter diesen Höhlen macht die Nebelhöhle den gröfsten Effect. Sie übertrifft an Ausdehnung, an Höhe der Hallen, an Schönheit und Gröfse der stalaktitischen Verzierung alle mir bekannten Höhlen in Franken und auf dem Harz, auf deren Beschreibung und Ab- bildung man nicht so viel verwandt haben würde, hätte früher ein richtiger Blick das Wesen der Geognosie aufgefalst. Von fossilen inochen fand ich in den gedachten Höhlen keine Spur. Es würde | 129 mich zw weit führen, wenn ich die Ursachen ‚der Erdfälle in dem Jura-Gebirge aus einander setzen wollte. Ich beziehe mich des- halb auf eine in der zten Lieferung des zten Bandes der Efemeriden "der Berg- und Hüttenkunde des Freyherrn von Moll von mir ge- gebene ausführliche Nachricht über den Erdfall, welcher sich in un- sern Tagen bey Hausen innerhalb der Gränzen des schwäbi- schen eREIE ereignet hat. . 9: Auf keinem’ Puncte der schwäbischen Alb sind! die ‚Schich- ten des, Kalksteins iso, tief durchbrochen, dafs man sein Unterla- ger wahrnehmen könnte. Um zu wissen; auf was für einer Gebirgs- art die ganze Masse des. Jura-Kalks ruhe, mufs man entferntere Standpuncte für die Beobachtung aufsuchen. ‘Nach den umfassen- den geognostischen Nachrichten. des Hrn. Directors‘ v. Flurl über die 'Gebirgsformationen in.'den baserischen: Staaten findet sich das Ausgehende der Jura- Formation „eberhälb: Pleinting in: den Gegenden der Landgerichte Vilshofen und Griesbach auf dem von dem böhmischen Waldgebirge hereinsetzenden Urgebirge, und zwar ohne alle Zwischenformation.. Eben so giebt Hr. Berg- ‚tath ‚Selb in seiner. gehaltvollen: Beschreibüng ‚des Kinzinger- Thals den Aufschlufs, wie die nähmlichen Kalkstein«Gebilde auf ‚dem Urgebirge des Schwarzwaldes ruhen. In dem weiten Raume ‚zwischen dem Böhmer-Wald- und Schwarzwald-Gebirge ‚sind‘ ‚die Steingebilde des. Jura -ı Kalks. gleich ‘einer allgemeinen Ausfüllung abgesetzt und diese ganze gleichartige Steinmasse (zu der nun auch das Steingebilde unserer Alb, gehört) liegt ohne Zwei- auf dem ra welches vom, Schwarzwald- und Böh- mer-W ald- Gebiss s herab in bedeutender Tiefe zusammen trifft, | | j h E Euch auf Kir ri Burma un deitmrhien J ura-Gebir- s hat man das gleiche Aufliegen des dichten Kalksteins auf dem e; Urgebirge theils mit theils ohne Zwischenformation wahrgenommen, , ö ı7 so 130 so z. B. an der Saone bey und in Lyon, und in dem Bette des Rheins bey Waldshut, Lauffenburg und Seckingen. IL Abschnitt. Besondere und innere geognostische Verhältnisse des Alb-.Gebirges. $. ı. Gemeiner dichter Kalkstein (s. g. Jura - Kalkstein) ist die einzig herrschende Gesteinsart der 'Steingebilde der Alb. Er findet sich fast immer von: lichtgrauer Farbe, die sich zwar öfter in :Graulich-Weils, aber nur bisweilen in dunkles Aschgrau verläuft. Von bunten Farben findet er sich nur sehr selten, und auch in die- sem Falle zeigen sich die Farben nur licht und blafs; schwarz ge- färbt habe ich ihn aber auf dem ganzen Umfange der Alb nirgends angetroffen. Im frischen Bruche‘ist er fast immer sehr dicht, häu- fig flach ‚muschlig, auch zuweilen 'splittrig. Nicht selten bildet. er eiu Mittel - Fossil zwischen verhärtetem Mergel und Kalkstein und dann verläuft sich der Bruch ‚aus dem unebenen in ein Mittel zwi- schen dem ebnen und: sogar erdigen. Wenn dieser Kalkstein in isolirten Felsen‘.den Atmosphärilien ausgesetzt ist, so verschielst die Farbe desselben gänzlich, ehe noch die Verwitterung bemerkbar ist. Der färbende Stoff, welchen dieser Kalkstein enthält, scheint bey weiten nicht so dauerhaft zu seyn, als derjenige, welcher dem Alpen-Kalksteine als färbendes Mittel dient; denn an den entblöfs- ten Felsen des Alpen-Kalksteins zeigen sich die hohen bunten Far- ben noch unverändert und das Erblassen der Farbe erfolgt erst bey der gänzlichen Auflösung desselben. Noch mufs ich einer besondern h Gestalt gedenken, die ich bey dem in Frage stehenden Kalksteine angetroffen habe. Auf der Bruchfläche zeigt sich bisweilen eine theils gestreifte stängliche,, theils auch trichterförmig aus einander laufende Gestalt; beym Zerschlagen der Steinmasse zerspringt dieselbe fast | immer nach diesem innern Gefüge. Vorzüglich ausgezeichnet fand # ich 131 ich diesen Kalkstein am Michelsberg bey Ulm, bey Langenau und Albeck. Weiter unten werde ich des jüngern Flötzkalksteins am nördlichen Fufs der Alb erwähnen. Ich nehme ihn nicht mehr zur Formation des eigenthümlichen Jura-Kalks, da er nur als zufäl- lig und später Erzeugtes auf diesem Hauptgebilde aufsitzt und mit der Wesenheit desselben nichts gemein hat. $. 2. Der Jura-Kalk der schwäbischen Alb, an sich schon so ein- fach und gleichartig, enthält auch nur sehr wenig fremdartige " Einmengung. Aufser sparsamen, mehrentheils kleinen, auch sehr . kleinen Schwefelkies - Körnern findet sich kein Metall. Selbst der Kalkspath ist nicht sehr häufig und viele weit verbreitete Schich- ten des Kalksteins zeigen nicht die mindeste Spur desselben. Feuer- stein und Hornstein fand ich nur an einzelnen Stellen in Faust- auch Kopf grossen Massen, aber niemahls in untergeordneten Lagern , so 2. B. bey Haunsheim unweit Gundelfingen, bey Heiden- heim, bey Marbach, bey Lauterburg auf dem s. g. Hart und am Michelsberg bey Ulm. Merkwürdig ist das Vorkommen die- _ ser hormnstein- und feuersteinartigen Massen bey Heidenheim. Sie bilden zum gröfsten Theile ein Mittel - Fossil zwischen Feuerstein und Kalkstein, so dafs ein und eben dasselbe Stück am Stahle Fun- \ giebt und überall mit Säuren aufbraust: Da wo diese Steinart in gemeirierm diehtem Kalkstein einbricht, finden sich in Menge schön _ erhaltene Versteinerungen, vorzüglichEchiniten , Fungiten und Coral- liten, deren Zwischenräume nicht selten mit Quarzkrystallen ausge- | hr lt sind. Br.: b Mr: P $. 3. vn. Ich mufs noch als einer Einmengung im Jura -Kalkstein einer besondern Kalkstein-Art gedenken, die sich zuweilen in dem- selben findet. Dieser Kalkstein ist mehrentheils von gelblich -weis- i ‚ser, auch lichtgelblich-grauer Farbe, und zeigt beständig ein unroll- wu. ) ı7 * kom- 132 Tea aeg : kommen -körnig- blätteriges Gefüge auf unebener Bruchfläche. Er ist härter und widersteht der Verwitterung länger, als der gewöhn- liche Kalkstein der Alb. Er findet sich in grossen Knauern und ungestalteten Stücken in den Schichten des gewöhnlichen Jura-Kalks eingewachsen, und steht, an den entblöfsten Stellen , in geschiebe- "ähnlichen stumpfeckigen Stücken hervor. An der Oberfläche der un- gestalteten Stücke zeigen sich fast immer häufige Höhlungen und leere Räume, die nicht selten mit Eisenthon oder kugligem Thon -Eisen- stein angefüllt sind; auch ist diese Oberfläche gewöhnlich isabell- oder ochergelb gefärbt. Diesen Kalkstein fand ich am Galgenberg bey Buttenhausen, an der Lauter, bey Gamertingen, an der Lauchart, und auf der grossen Bergebene, die sich von Börsin- gen bis Amstetten erstreckt, vorzüglich häufig auf dieser Linie bey Weidenstetten. | | 4. ? Das Kalkstein-Gebilde der schwäbischen Alb enthält im Durehschnitte nur wenige Versteinerungen; Ammoniten, Nau- tiliten und Belemniten noch am häufigsten. Es muls dieses befrem- den, wenn man bedenkt, wie häufig in andern Gegenden des Ge- sammt - Jura- Gebirges, z. B. im Randen-Gebirge des Can- tons Schaffhausen im ehemaligen Bistum Basel, in den Doubs- und Jura - Departements, Versteinerungen vorkommen sol- len. Allein ich vermuthe, dafs die von mir gemachte Unterscheidung zwischen dem eigentlichen Jura - Kalkstein und einem jüngern, sich seitwärts von diesem Gebirge hinziehenden Gebilde von Muschel- kallt andern Beobachtern entgangen seyn, und dafs sich die Nach- i richten von den vielen Versteinerungen im Jura vorzüglich auf diese Muschelkalk-Formation beziehen dürften. Was ich an Versteinerun- gen fand, war immer einzeln eingewachsen, ganz, nur bisweilen x zufällig zerbrochen; von den zermalmten und überall zerquetschten und zerstückten Versteinerungen, die gewöhnlich den Muschelkalk bezeichnen, fand ich in dem eigentlichen Jura-Kalksteine der, sch wä- bischen Alb keine Spur. $. 5% 233 4 $. 5 4 Auf dem ganzen Gebiete des hier in Frage stehenden Gebir- ges bemerkte ich kein Geschiebe einer uranfänglichen Gebirgsart, kein Bruchstück einer Gesteinsart, die sich nicht innerhalb des Albgebirges vorfände, so unzählig auch die losen Bruchstücke und Geschiebe vom Jura-Kalkstein sind, mit welchem die Oberfläche fast an allen Orten bedeckt ist. Dieser Umstand beweist augen- scheinlich, dals nach der Bildung der Niederschläge vom Jura-Kalk die Meere sich nie wieder auch nur zu der Höhe dieser Steingebilde erhoben haben. Die ungeheure Masse von uranfänglichen und Alb- kallıstein-Geschieben , welche aus den hohen Alpen herabgeiluthet wurden , blieb in dem grossen und tiefen Grunde des ehemaligen schwäbischen Meeres liegen. Ganz anders verhält es sich in den übrigen Gegenden”des Gesammt- Jura- Gebirges. Dort fand ich _ viele fremdartige Geschiebe, welche aber wohl eben so wenig durch eine Erhebung der Gewässer, sondern durch das Durchbrechen der- - selben dahin Tibet Sie finden sich daher nur in jenen Gegenden, F wo die Gebirgstheile des Jura, wie ich schon weiter oben bemerkt } es, ‚durchgerissen sind. . 6. So wie ich die Gränzen der Jura-Formation in diesem Gebirge (ohne Rücksicht auf - und angelegter Steingebilde) gezogen habe, zeigen sich nur zwey untergeordnete Ablagerungen, der nur als Modificationen des Jura-Kalkes selbst anzusehen sind, so thun sie der Einfachheit der Gesammt-Absetzung keinen Abbruch. Der verhärtete M ergel findet sich in verschiedenen Abänderun- gen der grauen und braunen Farbe; im Allgemeinen gewöhnlich er gefärbt als der Jura-Kalk. Aus ihm hat, wie ich schon en bemerkte, ein vollkommener Uebergang in die Hauptgebirgs- ' Statt. Zuweilen sind diesem Mergel etwas bituminöse Theile | beygemengt. Er geht sofort in die weicheren Abänderungen des ” Stink- 154 & Stinksteins über. An einigen Stellen, so bey Heidenheim und 4 Ulm, ist er, als eine partielle jüngere Absetzung, voll caleinirter Schneckengehäuse, mehrentheils aus dem Helix-Geschlechte. _ Nur "selten zeigt er schieferiges Gefüge; zerspringt aber gewöhnlich in schieferige oder scheibenförmige Bruchstücke. Er wechselt in theils | stärkern theils schmälern Schichten bestimmt mit den Schichten - des Jura-Kalksteins ab. Indessen habe ich ihn nie auf den ent- blöfsten tiefsten Puncten der Bergtheile angetroffen ; er zeigt sich immer mehr am Ausgehenden und auf der Oberfläche abgesetzt. G. 7. f h Bey Oberstozingen über Lauingen, bey Heidenheim unweit den Bohnen-Erz-Gruben und auf dem Hahnenschnabel bey Schneidtheim, auch zwischen Luzhausen und Ulm fand ich einen dem Rogensteine sehr ähnlichen Kalkstein. Allein bey näherer Betrachtung erschien er vielmehr als ein scha- liger, dem Erbsensteine ähnlicher. Ich besitze mehrere solche scha- lige Kalksteine aus dem Gebiete des Jura-Gebirges, die ich unter dem Nahmen Rogeristein erhielt. Da meines Wissens diese besondere Gebirgsart noch nicht in dieser ihrer Eigenthümlichkeit bekannt ist, so theile ich hier eine nähere Anzeige darüber mit. Dieser schalige Kalkstein findet sich von gelblich - und graulich- weisser, auch graulich-gelber Farbe; in kleinen, unvollkommen- länglich - runden Körnern, die unter sich verwachsen oder durch ein kalkartiges Bindemittel zusammen gekittet sind. Jedes einzelne rundkörnig abgesonderte Stück enthält in der Mitte ein kleines ecki- ges Stückchen von spätigem Kalksteine, welches von der Kalkstein- Masse gleich einem schaligen Ueberzuge umgeben wird. Wegen der Rleinheit der Körner kann man die gebogen- und concentrisch- sehalig-abgesonderten Stücke der einzelnen Körner nur selten wahr- nehmen. Aber durch das Vergröfserungsglas habe ich sie immer erkannt. Zuweilen sind die Körner selbst so klein, dafs auch sie = j nicht 135 nicht mehr mit blossem Auge bemerkt werden. Inwendig ist diese Gesteinsart insgemein matt; nur die späthigen Splitter in der Mitte der Körner geben derselben zuweilen einigen Schimmer. Der Bruch im Grossen ist uneben und gekörnt; die Bruchstücke unbestimmt- eckig und stumpfkantig. Die Gesteinsart ist übrigens undurchsich- tig, weieh, leicht zersprengbar; sie fühlt sich nicht sonderlich kalt an und ist nicht sonderlich schwer. Bey Oberstozingen fand ich eine Abänderung, welche anstatt des spätigen Kalksteins in der Mitte der Körner kleine Splitter von Feuerstein und Hornstein ent- hielt. Nur an einigen einzelnen Stücken bemerkte ich Bruchstücke von Versteinerungen zwischen den einzelnen Körnern in die bin- dende Grundmasse eingemengt. Ich vermuthe, dafs die im Gesammt-Jura-Gebirge vorkom- menden Rogensteine bey näherer Untersuchung dem hiesigen scha- ligen Kalksteine gleichkommen dürften. Uebrigens fand ich diesen an den angezeigten Orten zwar als untergeordnete Lager des Jura- Kalksteins, aber gerade wie den Mergel am Ausgehenden und auf der Oberfläche der Gebirgstheile. ren) , $. 8. Aufser den $$. 6 und 7 angeführten Gesteinsarten finden sich uf dem Gebiete der schwäbischen Alb noch drey Steingebilde, nähmlich der Eisenthon mit dem kugligen Thon-Eisenstein, der Basalt und der Tuffkalkstein, aufgesetzt. Diese niemahls in äbwechselnden Schichten mit dem Jura-Kalk vorkommenden, auf demselben immer lediglich aufgesetzten Gesteinsarten sind offenbar r Entstehung. En: $.4: * Der Eisenthon mit dem kugligen Thon-Eisenstein st für die Jura-Formation sehr charakteristisch und in der ganzen ehnung des Jura- Gebirges verbreitet. Im ehemahligen er Fran- 136 Franche-Comte und dem Bistum Basel wird noch gegenwärtig ein bedeutender Bergbau auf dieses Eisenerz betrieben. Im schweizerischen Jura wird es weniger benutzt. Aber auch hier findet es sich in grosser Menge auf dem Schaffhauser-Ran- den-Gebirge, zu Kullingen unweit Arau, nicht weit von Baden, in der Gegend von Biel, auch bey St. Croix in dem. Bezirke von Ivrerdun. Ich beschreibe das Vorkommen dieser besondern, wie mir scheint, noch nirgends mit. geognostischer Schärfe beurtheilten For- _ mation, so weit ich sie inner den Gränzen der schwäbischen Alb kennen lernte. Der in Frage stehende Eisenthon wird bald als Thon, bald als Mergel, dann wieder als Eisenerde, auch als A Bol und Eisenocher aufgeführt. Schon diese verschiedenen Benen- nungen müssen zu Mifsverstand und Verwechslungen Anlafs geben. Ich will es versuchen, die Wesenheit ‘dieser Gesteinsart einiger Mas- sen auseinander zu setzen. Der kuglige Thon - Eisenstein stimmt mit dem in dem reufsischen Handbuche angeführten ganz überein. Der Eisenthon unserer Alb ist theils von röthlich ‚brauner ‚ isabell- und ochergelber, auch braunrother Farbe. Diese Farben verlaufen sich nicht selten in einander und gehen auch in die ihnen zunächst lie- genden Farben-Abänderungen über. Nur sehr selten ist der Eisenthon auf den Rlüften schwarz gefleckt,. mit Dendriten. - Auch fand ich ihn nur, an einer Stelle ven, schmutzig-grüner Farbe. Er kommt immer derb, gewöhnlich in grossen Massen, nur zufällig in kleinen Nestern und. als Ausfüllung leerer Räume im Jura- Kalk vor. Er ist. mehrentheils von mittlerer Consistenz, zwischen fest und-zer- reiblich, inwendig matt; von erdigem und unebenem; nur bisweilen unvollkommen muschligem Bruch, und unbestimmt - eckigen stumpf- kantigen Bruchstücken; ganz undurchsichtig, sehr weich, leicht zer- sprengbar. Er fühlt sich mehrentheils etwas fett und wenig kalt’ an. Im Wasser weicht er sich gewöhnlich unter Entwickelung vie- ler Luftblasen, mit Geräusch, auf. Sein Mischungs-Verhältnifs ‚ist «37 mir nicht‘ genau bekannt. Er dürfte ‘vorzüglich Thon und Eisen und nur zufällig etwas-Kalkerde enthalten. Einzelne Stücke 'schei- nen einerseits in Bol, andererseits in Lehmthon überzugehen. Aber sebr charakteristisch für ihn ist der fast. beständige getreue Beglei- ter desselben, der kuglige Thon-Eisenstein, der sich’ in ihm mandel- förmig eingemengt findet. . i I hu Das geognostische Vorkommen dieser Eisenerze in der Jüura- Formation der schwäbischen Alb ist einzig in’ seiner Art, und ich möchte wohl wissen, ob es sich nicht überall im Umfange des Jura-Gebirges eben so verhalte. Ich habe oben .der vielen Erdfälle und Höhlen gedacht. Eine andere Folge von Einsenkungen, vorzüglich auf. dem Rücken der schwäbischen Alb, sind die sehr häufigen 'kesselförmigen Vertie- hrs» ‚ zu, 10. .bis 40 Lachter im Durchschnitt, Beni In Dipae Kessel wurde .der Eisenthon mit-dem kugligen Thon- Eisenstein abgesetzt. Sie sind fast alle mit diesem angeschwemm- ten Steingebilde aufgefüllt, und dadurch ‚die vormaligen Unebenhei- ten gewöhnlich alien. In der Gegend von Nattheim und Heidenheim (wo: der kuglige 'Thon-Eisenstein ausgegraben und Heidenheim und Königsbronn verschmeizt wird) habe ich gen 30 solche. ausgegrabene Kessel untersucht, ‘und die Gleich- heit der Gestält, der Ausdehnung und Tiefe: derselben ‘bewundert. Nie fand ich den Eisenthon und’kugeligen Thon-Eisenstein: in Schich- ‚abgesetzt, nie den Jura-Halk über den Eisenthon gelagert. Der Letztere lag immer, gleich unter der Dammerde, auf dem Erstern. Von den kesselförmigen Vertiefungen ziehen sich’ zuweilen Spalten an u die Tiefe. Auch diese sind mehrentheils mit Eisenthon' ausgefüllt. /Venn gleich diese Spalten zuweilen einige Achnlichkeit mit Gängen aben, so sind sie doch wohl nie mit wirklichen Gängen zu verwech- seln. Auf der Oberfläche der Bergrücken kann ‚man die völlig auf- Kr h : MN 18 gefüll- 138 gefüllten Kessel nicht wahrnehmen. Das in ihnen abgesetzte Eisenerz. mufs ‚daher erst mittels des Bergbohrers aufgesucht werden. Auf dem Grunde der abgebauten Vertiefungen findet man den Kalkstein ganz zerbrochen und zersplittert und einzelne ‘grosse Steinmassen in und durch einander geworfen; sehr begreiflich, da bey dem Ein- sinken und Einstürzen die Schichten getrennt und zersprengt wur- den. Auffallend ist es, dals sich gerade in dem Kalksteine dieser Kessel die meisten Versteinerungen, und nur hier mit Hornstein, Feuerstein und einem Mittelfossil zwischen Hornstein und Chalce- don ausgefüllt finden. $. 10. So wie’ich die Jura- Formation in ihrer ganzen weiten Aus-. deknung kenne, ist'mir kein Beyspiel einer unmittelbar auf dieser Gebirgsbildung’ ruhenden Trappformation bekannt. Die einzel- “nen Klingstein - und Basalt-Küppen im Hegäu, an der Gränze des Cantons Schaffhausen, die Trappbildung bey Kaiserstuhl am Rhein,:so wie"die am rauhen CGulm bey Neustadt, sind, wenn auch der Jura-Formation sehr nahe gelegen, doch wohl ar unmittelbar auf dieselbe abgesetzt. Das le he Albgebirge ist bisher der einzige Theil des Gesammt - Jura - Gebirges, worauf sich Spuren einer un- mittelbar auf den Jura-Kalk aufgesetzten Trappformation gefunden haben. Am Sterneberg bey Offenhausen und aufdem Eisen- rittel bey Dollingen in dem würtembergischen Antheil von Schwaben habe ich mich von dem: Vorkommen des Basalts mehr als einmahl überzeugt. Auch unfern davon in der Gegend von Urach fand ich einige Spuren von Basalt, so wie unter den Ba- salten.des Eisenrittels: einzelne Stücke von Porphyrschiefer. Von andern mit: der Trappformation. sonst gewöhnlich einbrechenden Steinarten fand ich hingegen nicht die mindeste Anzeige. Ich bin auch gewils, .dafs‘sich‘weit und breit in dortigen Gegenden keine andere De ggg 139 andere Basaltkuppen finden, da ich mich deshalb viel und sorgfäl- tig umgesehen habe. Der Basalt am Sterneberg und Eisen- rittel kommt auf den höchsten Puncten der dortigen Gegend in einzelnen losen, in und durch einander geworfenen Massen vor, und liegt bestimmt auf dem Jura-Kalk , der überall unter den Basalt- kuppen ansteht. Ueberhaupt ist die Verbreitung des Basalts nur unbedeutend, besonders am Sterneberg; und auffallend ist es, dafs, wenn gleich beyde Kuppen nur ı$ Stunde von einander ent- fernt liegen, die Basalte derselben dennoch nicht gleich sind. ' So enthält der Basalt vomSterneberg blofs Olivin, keine basaltische Hornblende; dagegen findet sich am Eisenrittel kein Bruchstück ohne die letzte. Dieses einzige, so ganz abgeschiedene Vorkommen von Basalt auf diesem Gebirge ist in jeder Hinsicht merkwürdig. Es läfst sich auf keine Weise erklären, wie diese Trappbildung nur al- lein hieher gerathen ist. E $. 11. Ich mufs der Vollständigkeit wegen noch mit einigen Worten des Tuff - Kalksteins erwähnen, welcher sich, mit dem vorigen Steingebilde analog, zuweilen auf den Jura-Kalk ab- . gesetzt hat. Er findet sich von der gewöhnlichen gelblich - weissen und gelblich-grauen Farbe, manches Mahl noch in erdigem Zustande, mehrentheils aber schon verhärtet als Osteocolla, wie er sich "über Pflanzentheilchen, Wurzeln und Schilf zu bilden pflegt. Dann und wann enthält er Schalen- Gehäuse oder Blätter- Abdrücke, er- stere ungemein rein erhalten bey Heidenheim, letztere sehr nied- lich im Authal unweit Ueberkingen. Nie fand ich ihn auf ho- _ ken Puncten des Albgebirges, sondern immer nur in den tiefsten Gründen und an dem Abhange des Thalbodens. Er ist mithin gröfs- nikon eine spätere Erzeugnils als selbst die Thalbildungen auf der Alb. Wo sich der Tuff- Kalkstein findet, ist er ziemlich aus- Be und mächtig. Die Eyb hat sich in ihm ein tiefes Bett ge- M raben und stellenyreise kann man eine Absetzung von 2 bis 3 Lachter u 18.» Dicke „140 Dicke wahrnehmen. Ich fand diese Gesteinsart bey Heidenheim, Steinheim, Weilsenstein, Donsdorf, Geißlingen, Er- bach und Ueberkingen. Im Tuffstein-Lager unweit Steinheim findet sich: eine merkwürdige Abänderung. Der gemeine Tuffkalkstein wird nach und nach dunkler an Farbe und endlich ganz haar - und graulich-braun; er hat sich zu einer festern, dabey aber mehr oder weniger porösen: Steinart gebildet und geht endlich durch verschie- dene Abstufungen in einen mit Kieselerde innig gemischten Stink_ stein über, welcher zugleich mit Säuren braust, am Stahle Funken und gerieben einen urinösen ‚Geruch giebt. In den leeren Räumen ‚dieser besondern Gesteinsart findet sich nicht selten traubiger, auch tropfsteinartiger Chalcedon-,; und in kleinen kugligen Körnern ein mir unbekanntes 'sternförmig aus einander laufendes Fossil von wein- gelber Farbe, welches mir. dem schwarzen Igloit nahe zu kom- | men scheint. © h E $. 12. Ueberall zeigt sich bey aufmerlssamer Beobachtung der Schich- tungs- Verhältnisse in der schwäbischen Alb der Schichtenbau schr regelmäfsig. Er scheint durch eine sich immer gleich gebliebe- ne und ruhige Absetzung der Steingebilde aus einer allgemeinen, in- dessen doch wohl mehrmahls zurückgekehrten, Auflösung entstanden F zu seyn. Allein die bemerkten vielen Erdfälle und Einsenkungen auf diesem Gebirge haben die ursprüngliche Lage der Schichten so - vielfältig verrückt, dafs man bey einzelnen ‘und kleinen Ansichten der Schichten - Theile leicht irre geführt werden kann. Die Strei- 1 chungslinie der Schichten läuft mit wenig örtlicher Abweichung von SW. nach NO., so dafs die Richtung der einzelnen Schichten mit je- ‚ner des ganzen Gebirges in der genauesten Uebereinstimmung: ist. Die Stellung der Schichten ist im Allgemeinen nicht so regelmälsig, Mi doch gröfstentheils wagerecht; die Senkung beträgt mehrentheils aur wenige Grade. Indessen fand ich doch einige Mahle den besondern Fall, dafs die Schichten unter einem Winkel von 50° und zwar nach ent- 1 Hr ‚entgegen gesetzten Seiten, eingesenkt waren. Man bemerkt diese eigene Schichtenstellung besonders deutlich am Galgenberge bey Buttenhausen, auf den Höhen unweitLichtenstein, auch nicht weit von der Geilslinger Steig. Die Schichten bilden an sol- chen Stellen ein vollkommenes Giebeldach , an welchem die anstei- genden Endkanten der Schichten einander gegenüber stehen, die abfallenden aber nach entgegen gesetzter Himmelsgegend dem Ab- ” hange der Berge oder der Thäler zu auslaufen. Mir scheint diese besondere Schichtenlage nicht ursprünglich zu seyn. Ich glaube, ‚dafs eine vordem horizontale Schicht durch eine an zwey entge- ‚gen gesetzten Endpuncten erfolgte Einsenkung in der Mitte gebro- chen worden sey, und hierdurch diese besondere Stellung erhal- ‚ten habe. IV. Aywohnite Beschaffenheit am Ausgehenden der Nord - und Südseite des schwäbischen Albgebirges, $. 2. ar: Ich habe schon oben bemerkt, dafs der grofse Raum, wel- ‚cher zwischen der nördlichen Alpkalkstein- Kette der hohen Al- pen und dem Jura-Gebirge der schwäbischen Alb gelegen st (der Boden des zurückgetretenen ehemaligen schwäbischen Meeres) mit an - und: aufgeschwemmten Theilen des Hohen-Al- "pen-Gebirges angefüllt und überschüttet ist. Diese Absetzung ist an sich nicht ganz gleichartig, bald Folge eines wirklichen Nie- Ai erschlags aus dem Wasser, wie die jüngsten Mergel-Sandstein-Ge- bilde und die Nagelfluh ; bald blofs eine grobe mechanische An- £ ch vemmung von Sand und Grus. Da wo die schwäbische. Alb ‚sich im Norden dieser weiten Ebene erhebt, zeigt sich nicht die mindeste Spur von Mergel, Nagelfluh, oder Sandsteingebilde, son- lern nach der ganzen Streichungslinie eine unglaubliche Anhäufung von 14% - ron losem Sand und losen Geschieben. Die Entfernung der hohen Kalkalpen von den Jura-Alben beträgt auf dieser Linie gegen 20 Stunden. Dieser grossen Entfernung wegen sind alle angeschwemm- ten Theile sehr verkleint und abgerundet. Nirgends findet man die grossen Felsenblöcke, die am Fuls der Alp-Kalkstein-Alpen zerstreut umherliegen. Auch die Nagelfluh, welche sich dort in ganzen Ber- gen abgesetzt hat, verschwindet am Fuls der schwäbischen Al- ben. Nur ein Par Stunden abwärts gegen Süden findet man un- h ter den zahllosen Geschieben im Thalgrunde auch nicht ein ein- ziges Stück Jura-Kalkstein. Es fällt nähmlich kein Flufs von der schwäbischen Alb in diese Ebene herab; dagegen alle Gewässer _ 1 ‚aus den hohen Alpen, in der Richtung von Süden nach Norden, | sich in die Donau ergiefsen und bis zunächst an den Fufs der schwäbischen Alb die Anhäufungen bilden. i $. 2. : Je bestimmter man eine Formation nach ihrer eigentlichen Wesenheit ausscheidet, und von den nur zufälligen Steingebilden trennt, desto deutlicher wird der Ueberblick des Ganzen einer jeden Formation: Ich habe deshalb das Jura-Gebilde auf der sehwä- bischen Alb mit so vieler Sorgfalt in seinen eigentlichen Verhält- nissen darzustellen gesucht. Mehrere Schriftsteller haben die Stein- gebilde von Muschelkallk , Gips und Sandstein , welche sich zum Theil am Ausgehenden dieser Gebirgsbildung abgesetzt haben, mit der Jura-Formation selbst vermengt und als zu derselben gehörig behandelt. Dadurch hat man sich wohl von der reinen Ansicht } entfernt. Ich betrachte alle im Norden der schwäbischen Alb befindlichen Steingebilde, die sich mittelbar oder unmittelbar, aber immer entfernt, auf der Basis des Jura-Hallıs abgesetzt haben, als später und zufällig entstanden. Sie haben mit dem Charakter der Jura-Formation nichts gemein, und fallen in die jüngste Paz zeit. Ich will zum Beschlufs einige Nachrichten am ee bey- fügen. $. 3: k RER 143 $. % $o wie man von den Höhen bey Weissenstein und Lau- terburg den nordöstlichen Abhang der Alb hinabgestiegen ist, und in den kleinen Thalgrund der Kocher gelangt, findet man keinen Jura-Kalk weiter. Es zeigt sich bald eine bisher, auf der Alb selbst, nicht vorgekommene Gebirgsbildung. Man stöfst auf eine weit verbreitete Formation des körnigen Thon-Eisensteins mit den ihr untergeordneten Lagern von Sandstein und Mergel. Vor-, züglich kommt diese gleich bey Aalen und am Braunenberg bey Wasseralfingen zum Vorschein. An beyden Orten giebt der Bergbau erwünschte Aufschlüfse.e. Am Braunenberg bey Wasseralfingen zeigen sich die Schichten, wie folgt. Gleich unter der Dammerde eine ı0 Fuls mächtige. Schicht von gelblich grauem, ziemlich festem Sandstein ; 3 Fuls körniger mit Sand gemengter Thon-Eisenstein, im Dach _ des gegenwärtig in Bau stehenden Eisenstein -Flötzes viele Verstei- nerungen; 4 ıfa’ körniger Thon-Eisenstein, worauf jetzt gebaut wird; SR 4—5’ das Liegende des vorigen Flötzes, ein verhärteter, bis- ilen bituminöser Thon, der richt selten Eisenglanz eingesprengt hat; 15‘ Sandstein; \ u 0° »* körniger Thon - Eisenstein; 5. 4 ıf2‘ Sandstein mit etwas verhärtetem Thon; 4’ Meggelschiefer; 5—6' körmiger Thon-Eisenstein; 2 ....,25— 18. Sandstein. x “ Hierauf hat man, so weit man in die Tiefe gekommen ist, \e s "ur einen schwarzen, mit Schieferbrocken gemengten Letten gefunden. In In den aalener Eisenstein-Gruben finden sich die Schich- ten in folgender Ordnung. Unter der Dammerde,, eine 5 Fuls mächtige Schicht von grauem, nur wenig verhärtetem Mergelschiefer; N 4 ıf2' weicher ochergelber Sandstein; ı“ körniger Thon - Eisenstein ; 6‘ verhärteter Mergel; 4‘ körniger Thon -Eisenstein ; 4 ıf2' Sandstein ; ı° schiefriger verhärteter Mergel; 6’ körniger Thon-Eisenstein mit sehr vielen Versteinerungen ; | | | 15 — 18’ gelber sehr weicher Sandstein. Hierauf folgen beträchtliche, noch nie ersunkene Schichten von Letten und Mergel, wie am Braunenberg. 4 Alle vorbemerkten, bey Wasseralfingen und Aalen ein- brechenden Schichten betrachte ich als Ganzes einer Formation; und wenn ich gleich nirgends das unmittelbare Aufliegen auf die ' rückwärts anstehende Jura-Formation ‚wahrnehmen konnte, so un- terliegt es doch wohl keinem Zweifel, dafs alle diese Schichten in einer gewissen Tiefe den Jura-Kalk erreichen, und auf ıhm ruhen. Diese, wie es anfangs scheint, isolirte Formation möchte wohl west- lich mit derjenigen, die sich 4 Stunden von schwäbisch Gmünd unweit Bergen zeigt, und östlich mit der unweit dem B opfinger- Nipf anstehenden zusammen hängen; ferner sich mit der gleichen, hT schon länger beltannten Eisensteinbildung bey Ellwangen im Nor- den in einem spitzigen Winkel vereinigen. Schon vor mehreren. Jah- us Jahren fand ich auch bey Dünkelsspühl und Oellingen meh. rere einzelne Spuren vou körnigem Thon - Eisenstein. Vielleicht hängt durch sie auch die mächtige Formation bey Pfraimfeld un. weit Oberaichstätt.mit der vorigen zusammen; vielleicht bilden ‚sie sämmtlich eine gleichartige Ablagerung an den Seiten des Jura- Kallıs, der hier fast überall mit seinem Ausgekenden zum Vorschein kommt, } $. 5 Der körnige Thon-Eisenstein von Aalen und Wasseral- fingen’ findet sich immer von gelblich- und röthlich- brauner, bis- weilen aber auch von braun-rother Farbe. Er bricht fast beständig nit Muschelkalk und Schnecken-Versteinerungen ein. Immer hat er ausnehmend klein, fein und rundkörnig abgesonderte Stücke, die mit dem blossen Auge oft kaum bemerkt werden. Nicht selten ist er mit Sand gemengt und geht dann zuweilen in einen eisenschüssi- _ gen Sandstein über. Unter den Versteinerungen zeigen sich die _ Ammoniten am häufigsten; dagegen fand ich von Nummuliten, wel- che am Gressenberg in Alt-Bayern, am Grünten im All- "gäu und bey Dornbirn im Vorarlberg, so wie in der mir b«- kannten schweizer Formation nie fehlen, keine Spur; auch kei- En Echiniten, die ihn häufig im Allgäu begleiten. Späthiger Kalkstein, am Gressenberg durch seine Kryställisation charakte- zistisch, und Erdpech, welches im Allgäu vorkommt, zeigen sich bier nirgends. In so fern unterscheidet sich die am Jura abgesetzte "ähnliche Bildung von derjenigen, welche sich an der Alpkalkstein- ‚Bildung in einer so grossen Ausdehnung hinzieht. Der mit dem kör- nigen Thon-Eisenstein einbrechende Sandstein findet sich fast immer von ocher - oder graulich - gelber Farbe, und ist mehrentheils so weich, dafs er sich mit den Fingern zerreiben läfst. Die Quarzkör- ‚ner sind ungemein klein, und mittels eines thonig - eisenschülsigen Bindemittels zusammengekittet. Es befremdete mich, dafs ich auch nicht eine Spur von Versteinerung in ihm fand, un doch der mit bi ıq ihm j 146 ee ihm abwechselnde Eisenstein ganz voll davon ist. Der Sandstein, welcher in der obgedachten ähnlichen Formation in den Alpen vor- kommt, ist dagegen von dunkelgraulich - grüner Farbe, ungemein - fest und, wie es scheint, durch Chlorit verbunden. Die dritte hier in diesem Lagerungs-Ganzen einbrechende Ge- steinsart , der Mergel, geht bald in Letten bald in Thonstein über, und findet sich theils in erdigem Zustande, theils ganz verhärtet. Bisweilen zeigt sich Glimmer, auch Eisenglanz und blaue Eisenerde eingemengt. Der Mergel findet sich übrigens von aschgrauer, auch rauchgrauer Farbe, und nicht selten schiefrig, wo er denn in den eigentlichen Mergelschiefer übergeht. $. 6. Es mögen hier noch einige Worte über die westlichen, von der Fils Abe Lauter bespühlten Gegenden folgen. Wenn man von den Anhöhen über Kuchen und Geislin- gen in das Filsthal hinabsteigt und von dieser Seite die Gränzen der Jura - Formation verläfst, findet sich ein mehrentheils gelb-ge- färbter Sandstein, von sehr feinem Korn, durch ein eisenthoniges Bindemittel zusammen gekittet, fast immer mit concentrischen Strei- fen durchzogen, und nicht selten Eisen nieren - und adernweise, auch braunen Thoneisenstein enthaltend. Dieser Sandstein, welcher. doch wohl mit dem vorgedachten bey Aalen zusammen hängt, zeigt übrigens keine Spur von körnigem Thon - Eisenstein; und während jener keine Versteinerungen enthält, finden sich hier einzelne Flötze ganz voll davon. Dieses Sandstein - Gebirge erstreckt sich über R Göppingen einerseits bis Reichenbach, andererseits bis Boll, und begegnet bey Göppingen und Ibenhausen der in den dor- 8 tigen Gegenden hervortretenden Formation des Muschelkalks. Ich Kenne keine an Versteinerung so reiche Gegend als gerade diesen der Muschelkalk-Formation angehörigen Bezirk. _ 2 Ara Eine 147 Eine ganze organische Welt von Seegeschöpfen ist hier am ‚Ausgehenden der Alb zu Grunde gegangen, und im Unorganischen der Steingebilde, wie in einem ewigen Denkmale, "aufgestellt. Es würde mich zu weit führen, wenn ich alle diese, zum Theile selte- nen Versteinerungen aufzählen wollte. Nur bemerke ich, dafs die Art der Absetzung) der sie enthaltenden Schichten eine zweyfache gewesen seyn müsse; denn einmal findet man die Versteinerungen in der gröfsten Ruhe familienweise niedergelegt, und dann wieder nichts als unzählige Bruchstücke, als wäre alles in einer Stampfmühle klein gemacht worden. Unstreitig sind dort die Niederschläge aus einem langsam zurückgetretenen Gewässer hervorgegangen; indessen hier ein stürmisches Meer an den Seiten der schwäbischen Alb diese Trümmer absetzte. ‘7 Zunächst bey dieser Formation des jüngsten Flötzkalks zeigt sich unweit Boll ein Stück Gebirge, welches besondere Aufmerk- 'samkeit verdient. Es besteht aus einem Mergelschiefer , der bald in bituminösen übergeht, bald sich dem Schieferthone nähert. Wo man _ vorher nicht das mindeste schiefrige Gefüge bemerkt hat, ist hier al- les bis auf das kleinste Trennbare schiefrig, so dals man die ganze Ablagerung in fast Papier -dünne Blätter zerlegen könnte; und alle diese Schichten stehen da, wo kurz vorher die horizontale Ablage- nung vorwaltete, auf dem Kopfe. Dieser Niederschlag enthält, wo Kl 'Steinart sich mehr dem bituminösen Mergelschiefer nähert, viele platt gedrückte Ammoniten; der Schiefer hingegen, welcher in Schie- ' ferthon überzugehen scheint, Pflanzen-Abdrücke. Für beyde ist der ke eingewachsene Schwefellies, welcher häufig die Ammoniten aus- Be hat, charakteristisch. Merkwürdig ist die sehr seltene und Berehtige Versteinerung der Medusen - Palme, welche zuweilen in _ diesem Schiefer eingebrochen hat, und von der nur wenige Exem- Ber bekannt sind. Dis Schönste derselben befindet sich in dem aa * Ga- . "d 148 Cabinete der kön. Akademie der Wissenschaften in München. Ich fand aller angewandten Mühe ungeachtet nur einige Gliedersieke von dem Stengel dieser Versteinerung, 4sterien. Diese abgesonderte ‚ $igenthümliche Formation stammt aus der jüngsten Rlötzzeit, und ist am Ausgehenden der Jura - Bildung abgesetzt. Bey dem Niederschreiben dieses gedrängten Aufsatzes habe ich mir mehr als einmal Gewalt anthun müssen, um Ideen zurück zu halten, die über den Bildungstrieb im Organischen in mir ent- standen waren. Gern bezwinge ich den Ausbruch einer Einbildungs- kraft, die sich [o leicht der Erfahrung selbst in den Weg stellt. Nur Beobachtungen können für jetzt dem geognostischen Wissen frommen, und erst auf eine allgemeine Erfahrung gründe sich die E jetzt noch unreife Idee einer nachweisenden Schöpfungs-Geschichte, deren Entwurf erst’in spätern Jahren einem genialischen mineralo- gischen Kopfe vorbehalten bleibt. — Dr IE { F A | . Yo vıu. r Aeltere Geschichte der Saline Reichenhall, eh in technischer Hinsicht bis zur Erbauung der w Hülfs - Saline Traunstein; vorgelesen am ı2. October 180g in einer öffentlichen re der yon Akademie der Wissenschaften I) von a, Te Fur „Niemand wird den. Salwerken, in Reichenhall den. ‘Rang | Alterthums streitig machen”, sagt Lori in der Vorrede zur Sammlung des baierischen Bergrechtes. Aber über den- emigen Zeitpunct, in welchem die Salzquellen zu Reichenhall ent ıtdeckt worden sind, giebt uns die Geschichte keinen Aufschlufs. " 3 ‚mag wohl seyn, dafs sie schon zu den Zeiten der Römer be- jannt waren; aber weder Plinius noch Tacitus thun davon ei- nige e Meldung. Die ältesten Nachrichten ‚ die uns also von dieser Saline noch bekannt geworden sind, müssen wir von den Jahren rnehmen, i in welchen Herzog Theodo H. das Bisthum Salzburg iftete, wozu er dem Priehten Rupert die alte Stadt Salzburg | ‚mit einem Bezirke von zwey Meilen in derLänge und Breite, sammt einer grofsen Gegend im Pongau einräumte, und ihm auch ber N der I > 150 1 der Saline Hall zwanzig von seinen Pfannen überliefs. Diels ge- schah im zweyten Decennium des achten Jahrhunderts a). 4 Hall (vom griechischen Worte #As, Salz) war also in den ältern Zeiten immer der Nahme der Stadt Reichenhall; unter die- ; ser Benennung kommt selbe in allen ältern Urkunden vor. Nur erst in dem mittleren Zeitalter ‚erhielt diese Salinenstadt zum Unterschiede von andern, welche einen gleichen Nahmen führten, die Benennung % Reiches-Hall, welches nicht nur der reiche Zuflufs der Salzquel- len, sondern auch der damahlige Wohlstand der dortigen Bürger bewirkt haben mag. ß In den ältern Zeiten mögen zwar die Herzoge den Betrieb . der Salinen durch eigene Beamte geführt haben. So wie aber Herzog 4 Theodo zwanzig seiner Pfannen bey der Gründung des Stiftes Salzburg verschenkte, so begaben sich in der Folge auch die übri- gen Herzoge des Betriebes und der Sudwerke. Einige Urkunden erweisen, dafs in dem zwölften Jahrhunderte der Bischof von Bamberg einen eigenen Verwalter (Praefectum) zu Reichenhall hatte, und auch in dem Besitze wenigstens eini- ger Nutzungen von dem Salzwerke gewesen seyn mulste; denn im Jahre 1123 bewilligte Bischof Otto von Bamberg den vier Hlö- stern Prüfling, Aspach, Alderspach und Osterhofen bey ihrer Stiftung‘ein gewisses jährliches Salz, oder eine bestimmte Sum- me Geldes 5); welche Abgaben auch noch Bischof Eberhard im Jahre 1146 bestätigte. Dafs die Bischöfe von Bamberg noch lan ge im Besitze mehrerer Nutzungen von Reichenhall waren, be- weist der zwischen dem Herzoge Ludwig und dem Erzbischofe von Salzburg wegen verschiedener Irrungen im Jahre 1219 abgeschlos- e sene 6) Siehe Lori chronologischer Auszug etc. $..85, und dessen Einleitung zu dem baierischen Bergrecht, S. IH. ® A} Monnmenta boica, Volum. Kl. p. 344- Ber Du 151 _ sene Vergleich, wo, in der Bestätigungsurkunde ron Kaiser Fried- rich dem II., der Bischof Eckebertus von Bamberg Dominus . ac.patronus fundi genannt wird c). Indessen waren die Herzoge immer noch wenigstens im Be- sitze eines grolsen Theiles vom Salzbrunnen ; denn im Jahre 1172 schenkte der Herzog Heinrich der Löwe einen Theil vom Salz- _ wasser dem Kloster St. Zeno d). Auch Kloster Seeon mufs um diese Zeit einen Antheil an diesem Salzwasser gehabt haben; - denn nach einer noch vorhandenen Urkunde verglich sich dasselbe über einen deswegen entstandenen Zwist im J. 1174 mit St. Zeno, _ um eine Summe von ı4 Talenten, welche ihm letzteres bezahlen mulste. i Auf diese Art, und wie es die Herzoge immer ihrer Wohl- fahrt und ihrem Nutzen angemessen fanden, kamen die Sudwerke zu Reichenhall von Zeit zu Zeit an Klöster, und sowohl durch die Herzoge ‚ als durch diese an verschiedene meistens in Reichen- hall selbst ansäfsige Bürger. Es sind Urkunden vorhanden, in wel- chen selbst Bürger ihre Antheile an dem Salzbrunnen an einige - Klöster verschenkten. Diefs geschah von einer gewissen Gerhil. dis, welche dem Kloster Hohenau im J. 1279 eine Pfanne zu RBei- "chenhall geschenkt hat. Eben so vermachte ein gewisser Wal. ‚ter Lanzinger wegen seiner Tochter Esobethen im Jahre ı301 dem Kloster Hohenau mit Bewilligung der Herzoge Otto und Stephan zu Landshut drey Pfund Geldes, welche derselbe auf d Bm Brunnen zu Hall, genannt auf dem Steg, als Lehen beses- sen hatte. Auf gleiche Weise schenkte Heinrich an dem Ort, lürger zu Reichenhall, im J, ı302 dem Kloster St. Zeno zwey Pfund Geldes an dem Siebenthailer » welches ein Lehen von den Her- a in Baiern war, und übergab diese Nutznielsung dem Klo- L. ster a Lori Einleitung zum baier. Bergrecht $. XIII. Note. a) Monumenta boica, Vol. IH. Pag. dr. ir Jupb 152 ster mit Briefen und Handresten von Herzog Otto und Herzog. Stephan. Aus diesem geht wenigstens so viel hervor, dafs sich die Herzoge niemahls ihres Rechtes, welches sie auf den Salzbrunnen zu Reichenhall hatten, begaben, sondern dafs sie ihre Gerecht- same an verschiedene Bürger nur nutzniefslich und lehenweise ver- ‚liehen , wofür sie sich, wie von andern zu Lehen verliehenen Gü- tern, eine gewisse Abgabe oder Frohn vorbehielten, Es liegt nicht in dem Zwech dieser Abhandlung , umständlich aufzuführen, auf welche Art selbst die den Klöstern verliehenen An- theile wieder an verschiedene Privaten übergegangen sind. Aus ci nigen noch vorhandenen Urkunden ist ersichtlich, dafs mehrere hie- von ihre Antheile an den Salzquellen und selbst ihre Pfannen bald stift-, bald auch kaufweise an einige Bürger zu Reichenhall, wie die Herzoge, überlassen haben; nur das Kloster St. Zeno führte das Sudwesen auf seinen zwey Pfannen, das Pfaffensieden ge- nannt, wegen seiner nahen Lage auf eigene Rechnung fort. Weil aber der Salzbrunnen gröfstentheils gemeinschaftlich war, so ent- stand auf diese Weise eine Art Gewerkschaft von Siedern, welche in der As Siedherrn genannt wurden. Diese lielsen das soge- nannte Aerzt (den Salzbrunnen) auf gemeinschaftliche Kosten bear- beiten; sobald aber das Wasser zu Tage gebracht war, bezog ein jeder derselben seinen bestimmten Antheil, und gewann auf: seinen R eigenen Pfannen das darin enthaltene Salz. Nach einigen noch vor- i handenen Urkunden waren in dem mittleren Zeitalter zu Reichen 4 hall noch 32 Pfannen ; und da ein jeder Sieder wenigstens ‚2wey Pfannen besals, gegen sechszehn Siedherrn vorhanden. Mit diesen gieng aber ein beständiger Wechsel vor, da es einent jeden erlaubt war, seine Sieden mit Verwilligung der Herzoge an andere zu ver- kaufen oder wie immer zu überlassen. i 153 Es waren daher diese Siedherrn keineswegs freye Eigenthü- - mer von diesen ihren Salzwerken; sondern wie der Bergbau in wohl- geordneten Staaten unter eigenen Gesetzen und unter der obersten h Leitung und Aufsicht der Landesherrn zu stehen pflegt, und nach 4 reinen Staats- Grundsätzen jederzeit stehen muls, so hatten auch - die ältesten Herzoge zur Aufrechthaltung ihrer Gerechtsame und ei- ner zweckmäfsigen Ordnung in polizeilicher Hinsicht nicht nur ihre Pfleger, sondern auch zur Aufsicht über den technischen Betrieb _ wenigstens in den letzten Zeiten ihre eigenen Salzmeister. Diese - besorgten die Einnahme ihrer Gefälle beym Salzwesen, so wie die . Zöllner die Zölle und Mauthen einbrachten, welche von dem aus- _ geführten Salze gegeben werden mufsten. Da die Arbeiter selbst ‚mit Salz bezahlt waren, so liefs ihnen der Herzog dieses Salz ge- Pi» bare Bezahlung ablösen. "Veberkiddpt übten die Herzoge das Zeit festzusetzen. So bestimmten die Herzoge Heinrich der üere Bu und Heinrich der Per, durch einen Begna- R rer Pfund. x Oettinger Pfennig verbothen sey, das weiche Fuder N 0) geringer als um vier Oettinger Pfennige f) zu verkaufen, weil durch den vorigen zu geringen Preis däs Salzsieden in Verfall ge- N kom- #) Fuder heißt cin Salzstock von der Gestalt eines abgestumpften Hegel; da ex diese Gestalt t eigentlich durch Einstossen in eine eigene hölzerne Form , wie durch ein Futteral erhält, so glaube ich, es sollte nicht Fuder, sondern Futterstöcke heifsen, Ein weiches Fatter war ein noch nicht gedörrter Stock, und hielt un- gefähr bo Pf. Salz. ') Nach einer Münzordnung in Niederbaiern: Burghausen, am St, Veitstag 1391, hatten die Oettinger Pfenninge die Hälfte an Silber und die Hälfte an ‚ Kupfer zum Gehalt. Aus einer rauhen Mark solches achtlöthigen Silbers wurden 13 Schilling ı0 Pfenninge, das ist, 400 Pfenninge geprägt, so dafs ab Pfenninge auf ein Loth kamen. Nach dem heutigen Münzfußse hätten also 4 öttinger Pfen- ninge nur einen Werth von 7 ıf5 kr. So sehr hat das Silber gegen die damah- ligen Zeiten durch seine Vermehrung am Werth verloren. 20 154 kommen wäre. Als bey dieser Bewilligung die Sieder noch nicht ihr Fortkommen fanden, so. verwilligten ihnen ‚die nähmlichen Her- zoge im J. 1329 noch einen Aufschlag von: einem halben Pfenning. Und da bey dieser Theurung des Salzes der Salzverkauf zu stocken anfieng, so wurde im J. 1332 der Preis eines weichen Fuders wie- der auf vier Pfenning, und der eines harten auf fünf einen halben Pfenning festgesetzt. Gleichwie aber schon in diesen Zeiten die Preise der Pfen- nenwerthe (Waaren) immer höher hinanstiegen, so verwilligte Her- zog Stephan im J. 1368 durch einen eigenen Begnadigungsbrief den Siedern, wegen der Theurung ‚des Holzes und Eisens, dals sie ein Fuder um 8 Wiener Pfenning verkaufen dürften g).. Dieser Ver- willigung wurde diefsmahl- sogar beygesetzt, dafs, wenn es den Kauf- leuten und Sendern (Versendern) zu theuer wäre, es den Siedern erlaubt seyn sollte, das Salz am untern und obern Thor selbst zu verkaufen. Dieser Verkaufspreis wurde auch im J. ı378 durch einen Begnadigungsbrief des Herzogs Friederich bestätiget. Doch waren alle diese Aufschläge nur auf Ruf und Wieder- ruf gegeben, weswegen sie von Zeit zu Zeit nach Erfordernifs der Umstände wieder herabgesetzt wurden. Dieses beweiset eine Ver- ordnung vom Herzog Friederich von ı38ı, worin es heilst: dafs weil die Sieder das Arzt wegen des Sterbens und anderer Sacker nicht wohl mehr möchten gearbeitet haben, ihnen die Gnad gethan seyn g) Der Salrbegnadigungsbrief ist datirt: Burghausen, am Sonntag vor Kollmanı 1368, und lautet im Auszuge: ‚„‚daz für uns kommen sind Unfer lieb getrew die Syeder von Reichenhall und habend vns gechlagt daz fie verdorben fein von der teurung holz vad Eifens vou der Wolfail des Salz daz fie hin wider nicht gear- baitten mögen, davon wir zu Schäden kommen möchten an vnfer Aerzt, an Mautt wnd an vnlern zöllen, darvber wir gefezzen feyn nach Rat vnfers lieben Sun Hert* zog Johannfen, vnd nach vufers States rat, daz wir Ir grozz verderben vnd notdurft angesehen haben'vnd haben In die befunder Genad getan, daz wir In ge- fetzt haben, ein Fuder umb acht Wienerpfennaig.‘* 155 u 'seyn soll, damit das Arzt nicht od liege, und an Mauthen and y Zöllen nicht noch ein gröfserer Schaden geschehe, sie ein Fuder weiches Salz'um 7 Wiener Pfenning, und ein Fuder hartes um $ Pfenning geben sollen und mufsten. Die Bewilligungen dieser Auf- und Haag beweisen sich auch noch im fünfzehnten Jahrhundert. Die weiteren Gerechtsamen, welche die Herzoge bey der Sa- line ausübten, bestanden in den Vorschriften und Verordnungen, die ' sie den Siedern und Arbeitern von Zeit zu Zeit theils aus eigenem ' Antriebe, theils auf Ansuchen der Stadt Reichenhall gaben. So “ setzte ‚die Herzogin ch des BeREr Otto von Annie "So k h) Die Ordnung hierüber lautete: „‚Eriten der Vaher foll den Zuvaher des Morgens, , und der Zuvaher dem Vaher des Abends das Geschöpf aus der Hand wehmen, 0° damit der Galig (Schöpfbrunn) immer gehe. Der Vaher mufs dem Zuvaher von N St. Georgi bis St. Ruepprecht in den Herbst alle Tage in der Sud zwey Schäfl ‚vaben oder fchöpfen, auch mufte der Vaher dem Zuvaher von St. Ruepprecht in dem Herbst des Nachts ein Säf, und des Morgens eines derley fchöpfen, Es foll auch der Salzbrunn während der Sud nicht stehen, nur ausgenohmen folange, "als man einen Galig -Baum aufziehet u. Galig-Säule letzt. Tiein Gefchir foll län- ‚ger fiehen , als lange man ein Gefchir anleget, es follen auch während der Zeit die Vaher u. Zuvaher nicht vom Pret kommen, Der Sieder kann u. darf feinen Vaher u. Zuvaher befiellen wann er will, follte aber ein Sieder feinen Va- er u. Zuvaher aus Nachläfigkeit nicht eher beftellen, als bis man zum Brunnen gehen will, da darf der Vaher demungeachtet keinen höhern Lohn fodern, als "ihm der Sieder im vorhergegangenen Jahr gegeben. Die Vaher u. Zuvaher durften auch ohne Willen und Willen der Herrfchaft und der Sieder nicht vom ' Brunnen gehen. Sollte ein Vaher oder Zuvaher oder Angiezzer nicht gehörig ‚arbeiten, fo follte ihn der Richter darumb beftraffen. Hatte ein Sieder feinen Vaher nicht bezahlt, fo durfte der Vaher das Walser des Sieders doch nicht ste- hen laffen; die Sieder durften jeden, er fey von wannen er wollte, zum Vaher nehmen. Den Valkrı war es verbothen Ainungen und Verfammlungen unter fich zu 20 * f - [4 156 So schlichteten Herzog Stephan der ältere und Stephan der jüngere im J. ı397 die Zwiste, welche zwischen den Sie- dern und Pfannhausleuten obwalteten, da sie selbst in Person in Reichenhall waren, durch einen eigenen Vertragsbrief, Im J. 1437 stellten die Herzoge Ernst Heinrich und Albrecht einen Vertrag zwischen den Bürgern, Salzsiedern und der ganzen Gemein- de Reichenhall her. So gab Heinrich der Reiche densel- ben im J. 1452 eine eigene Sudordnung. Es würde mich zuweit von jenen Absichten ableiten, die ich mir bey dieser Abhandlung vorgesetzt habe, wenn ich alles dasje- nige anführen wollte, was schon in den damaligen Zeiten die Her- zoge zur Vervollkommnung des Betriebes und der Ausbreitung .des Salzhandels selbst gethan haben. Deswegen umgehe ich alle jene Verfügungen ganz mit Stillschweigen, welche blofs auf Herbeyfüh- rung der Ordnung im Salzhandel und auf die Ausbreitung desselben Bezug haben. Wie die Salzquellen sowohl in Ansehung des Zuflufses, als des Gehaltes damahls beschaffen waren, konnte ich nirgends auf- £nden; ich fand nur soviel, dafs selbe in einem tiefen, aber nur mit Holz gezimmerten Brunnenschacht gefalst waren, in welchem nicht nur sauere, sondern auch süfse Quellen zum Vorschein kamen. Um dis sauern von den sülsen abzuhalten, war eine hölzerne, mit Thon verschlagene Wand oder ein sogenanntes Bret vorgerichtet. Die sauern oder salzhaltigen Quellen müssen auch schon damahls in ihrem Gehalte verschieden gewesen seyn; denn wenn einige Sied- herrn zu halten bey groffer Straffe. Wenn ein Vaher feinem Dienfe wegen Alter oder HKörpersgebrechen nicht mehr gewachlen war, nach Auspruch der Richter und des Rates, [fo konnte ihm der Sieder verkehren ‚ und durch einen andern erfe- tzen. Sollte ein Vaher oder Zuvaher nicht fleilfig feyn, und den Galig fehen lalen, fo durfte ihm der Sieder an Lohn abziehen. Kein Vaher follte auf den : ” Salzbrunn einen Wurf thun weder bey Tag, noch bey der Nacht, follte aber ei- ner einen Wurf thun, fo follte man ihn hinrichten als einen [chädlichea Mann.‘* 2 “ > “ | en r ; herren ihre Antheile an andere verkauften, so kommen in den Kauf- briefen ganz eigene Nahmen vor, womit wahrscheinlich die Salzquel- len belegt waren. ‘Die vorzüglichsten sind: der Herzogensteg; _ — derIrrer; der Pischhöfler; der Fünftler; die Hell; der Sie- bentheiler; der Neuntheiler etc. i). Um diese Quellen zur Versiedung an Tag zu bringen, hatte man noch damahls keine Ma- schine; sondern sowohl die süfsen als sauern Wasser wurden mit ledernen Eimern, eder sogenannten Amperla, durch Menschenhände geschöpft. Es waren zu dieser Arbeit 64 Schöpfer oder damahls Aroeang Vaher angestellt. ie, Das Versieden der Soole geschah in kleinen eisernen Pfan- nen; ehe man aber das Salzwasser in selbe brachte, wurde.es, rom 'Schöpfen her in grolse‘ Pottingen abgelassen, wovon in einem Pfan- nenhause ı3 vorhanden 'waren. ‘Da aber aus dem Wasser, wie sol- ' ches aus dem Brunnen kam, ohne einen zu grofsen Holzyerbrand und vorzüglich wegen des Rinnens ‚der Pfannen mit Vortheil kein Salz erzeugt werden konnte, so reicherte man die Soole in den Pot- fingen durch hineingeworfenes, schon rorher erzeugtes, aber nicht ge- dörrtes Salz an, und vertränkte in diesen Pottingen zugleich auch ' den bey dem Sieden erhaltenen Salzkern und Schrecken k). Wenn daher eine Sud am Sonntag Abends anfieng, so wurde das .erhal- ' tene Salz nur bis Freytags Mittags in die sogenannten Fuder ge- ‚stossen; von Freytag bis Samstag Mittags wurde dann Streb ge- macht, d. i. das erhaltene warme Salz sogleich zum Vertränken in die Pottinge gebracht, und ausgelöscht, in der Künftigen Woche aber i * mmer wieder in einer andern Pfanne gesotten. r Die er m Kerr! war das A in der Pfanne PR EN Salz; Schrecken dasjenige © Salz, welches sich auf dem Boden der Pfanne ansetzt. Man vertränkte in einer Potting 60 Futterstöcke, und 30 Sechtern Kern und Schrecken, und vermisehte 0. beymAnfange der Sud auch das sogenannte Lab (die Mutterlauge ) damit: denn _ - die reichenhallischen Salzquellen haben vor vielen andern deutschen Salzquelles den Vorzug, dafs sie nur wenige erdige Salze in sich aufgelöst enthalten. u "158 Die erzeugten Fuderstöcke wurden in die sogenannten Härt häuser getragen, wo sie in besondern gewölbten Kammern durch ein auf eine sehr einfache Art angebrachtes Flammenfeuer von Bu: chenholz gepfieselt d. i. ausgetrocknet,' und so gehärtet wurden, dafs ein gut gehärteter Fuderstock nach dem OR beym Eee einen Klang von sich gab. ae Da die Flamme selbst von aufsen auf das Salz wirkte‘; so wurden diese Fuderstöcke manchmahl wie glasirt, waren aber auch von aufsen ganz mit Rufs überzogen, und daher schwarzgrau ge- färbt. Diese Fuderstöcke wurden theils so wie sie waren, um den bestimmten Preis verkauft, die zerbrochenen aber in Scheiben, wovon ein Stück drey Fuder falste, oder in sogenannte Kröttl (eine Art Fälser, wovon ein Stück drey Scheiben, oder neun Fu- derstöcke enthielt) eingestossen. Diese Sudart und Salzverpackung dauerte auch in jenen Zeiten noch lange fort, als die Herzoge diese Saline schon an sich gebracht hatten. Eine der merkwürdigsten Epochen unter den Siedherrn war das Jahr 1437. In diesem both sich Erhard Hann von Zabern, Büchsenmeister ron Salzburg, an, nach einem bereits gemachten Modelle in dem Brunnen zu Reichenhall eine Maschine zu er- bauen, wodurch das gesalzene Wasser von dem sülsen abgesondert und über sich in eine Brunnstube geleitet werden könnte, aus wre cher es in die Sudhäuser laufen sollte, 4 Dieser Vorschlag erhielt nicht nur den Beyfall der Herzoge Ernst, Heinrich und Albrecht !), sondern auch jenen der Siedherrn. Indessen gebrauchten diese, ehe sie diesen Vorschlag annahmen, um für sich und das Werk allen Schaden abzuwenden, alle nur mögliche Vorsicht. Hann von Zabern mufste sich an- heischig machen, die Maschine auf seine eigenen Kosten zu bauen; wenn 1) Siehe Lori 'S. 29. $. ı. 159 wenn sie nicht gut thun würde, dieselbe wieder zurückzunehmen, y und der Stadt Reichenhall ällen Schaden zu ersetzen, welcher f derselben aus der Maschine, und während des Baues zugegangen seyn würde. Dagegen verhiels ihm die Stadt fünftausend ungari- sche Gulden zu bezahlen, wenn die Maschine gelingen würde; hie- zu selbst ein Brunnhaus zu bauen, und das zur Wasserstube und der Leitung nöthige Holz herzugeben; auch das zur Betreibung der Maschine nöthige Aufschlagewasser aus dem Alpgarten und Rei- terfpach nach Reichenhall zu leiten. Der mit ihm abgeschlos- sene Vertrag wurde im J. 1438 von den Herzogen bestätiget m). Weil aber Ühe Wasser im Alpgarten dem Kloster St. Zene gehörte, so schlossen die Sieder mit demselben einen eigenen Ver- trag, in welchem sie sich verbindlich machten, dem Kloster jährlich '3 Pfund Mannstiedl Holz n), und von jedem Sieden zwey Fuder weiches Sala zu geben; davon waren nur ausgenommen des Herrn h Eee: Heinrichs en ge, Sieden o). f ar Auf diese Art wurde ala von Erhard Hann ron Zabern die erste Kunstmaschine zur Förderung der Quellen erbauet, wel- ches eigentlich in dem heute noch, nur mit einiger Veränderung, _ ‚angewandten Kettengeschöpfe besteht (ein sogenanntes Paternoster- { Werk, woran die Bauschen von Leder waren). Für die süfsen Was- B: pe: ‚wurde ein Kübelgeschöpf angebracht. Das ganze Werk wurde J. 1440 vollendet; da aber das hiezu erbaute Rad über dem Brunnenschachte änd! und das Abfliefsen der Aufschlagewasser nicht ‚80 gesichert war, dafs nicht süfses Wasser in den Brunnen fiel, so _ murde bald einiger Nachtheil bemerkt. E- , Man S m) Die Bestätigungs- Urkunde ist datirt Reichenhall am Erchtag vor Sanct An- 8.0 5 toni 1438, 5r) Ein Mannstiedl sind a Klafter, und ein Pfund Mannstiedl 240 Mannstiedl oder 480 _ Hlafter, ° £ s z E 0) Vertrag und Revers von dem Kloster St. Zeno gegen die Sieder datum Pfinftag "mach Ruperti 1441. ı60 Man nannte dieses von den Aufschlagewassern durchsitzende Wasser, wie die übrigen süfsen Wasser den Oexler, und schon im J. 144 machte sich Hanns Karst, Werkmeister zuMünchen, gegen die Sieder anheischig, „das Wasser genannt der Oexler so | zu leiten, dafs es hinfür dem gesalzenen. Wasser keinen Schaden mehr thue.” ..Es ward: also auch, mit diesem. die Uebereinkunft ge- | troffen, ihm für die Ausführung dieses Werks 1300, ungarische Gul- den zu bezahlen, und er erhielt deswegen ‚gleich. zoo fl. ‚rheinisch als Vorschufs.!' Der mit ihm abgeschlossene Accord lautete aber da- hin: wenn die Arbeit ganz vollbracht, und aufgerichtet ist, so soll - solche Arbeit beschaut werden von dreyen aus dem Rath der Stadt München, und von dreyen. der! Stadt Reichenhall; bekennen diese, dafs er solch bemeldter Arbeit genug gethan hat, so sollen ihm die Sieder genug ihun; so sich aber die Räthe darüber nicht vereinigen können, so soll hierüber der Pfleger zu Reichenhall Wilhelm Truchtlinger als ein Obmann entscheiden, wo dann der mehrere Theil ist. Sollte aber Meister Hanns nach der Mehr- heit nicht genug gethan haben, so soll er nicht nur die ihm vorge- schossenen zoo fl. wieder zurückbezahlen, sondern allen VAR En ‚Schaden a Iren £ . | M, 4 Indessen muß dieser Bau ‘doch seine gute Wirkung geleistet haben, indem ihm im J; 144g die Stadt Reichenhall einen Schuld- brief ausstellte, dafs dieselbe die ibm restirenden ı200 fl. bezahlen wolle. So gat indessen älles dieses gemeint wär, 50 hat sich doch in der Folge die Sache im Brunnhause sehr verschlimmert. Die süfsen Wasser drangen immerfort mehr zu den sauern; selbst beson- ders angelegte Treträder und Rofskünste waren gar oft nicht mehr im Stande, dieselben zu gewältigen. Es wurde daher immer etwas weniger Salz mit gröfserem Holzaufwande gesotten, und man A. y; die Schuld dieses schlechten Ganges vorzüglich auf die von Erhard Hann ı6ı Hann von Zabern gemachte Verkehrung des Brunnens. „Ehe die Verkehrung auf den Brunnen geschah,“ sagt ein altes Acten- stück, welches wahrscheinlich im J; 1389 geschrieben wurde, hat man auf xxxij Pfannen gesalzten Wasser genuegh gehabt. Aber nun ab den L jaren der prunn verkert ist worden, ist oft abgangk an Salz gewesen, wenn man hat kaum Wasser auf xvj Pfannen :“ und in Verfolg sagt es: „fo der Prunnen gearbait wurd wie er vor alter it gearbeit mit den vahern, fo hat man Salz genueg mugen habn, des man ytz nit habe mag, wann man ytzo zwo wocken das Was- ser geen lafst, fo fevtt (siedet) man kaum aine daraus, vnd mag der Prunn nicht feyrn, man etwo (ehevor) nichtz in den Pndien “ pawen lassen weder ftain noch Holltz, fo ist er ytzo vol verpauwtt _ mit fiain und Holz, kt Diese Umstände, da der Salzbrunnen in ein merkliehes Ab- nehmen kam, veranlafsten die Sieder nach Rath und Anweisung des @ _ Bergmeisters Hanns Ylereggers von Hall im Innthal, um _ welchen der Herzog Georg selbst beym Herzog Sigmund von x Oesterreich nachgesucht hatte, im sogenannten Flodersbach bey Reichenhall einen Salzgang zu suchen, und sie haben da- ‚selbst so lange gebaut, dafs sie etliche gesalzen Adern des Gebirgs £ der Schrotitwag gerecht zu verschinen , so lautet der an den _ Herzog erstättete Bericht , tiefer dann der Salzbrunn ist, haben Da ihnen aber der Vorschlag gemacht wurde, hierauf einen ‚order tlichen Salzbergbau vörzurichten, und einen ebenen Stollen ‚oder Schaftricht von 4—500 Kläftern in das Gebirg einzutrei- ben, ; um auf den Salzgängen Sinlıwerke, Pütten und Oefen vorrich- ten zu können, so stellten sie im Jahre ı485 an den Herzog das Ansuchen, dafs sie derselbe zu den vorgemeldten Bau und dessen Tea mit einem Anlchen unterstützen, und ihnen die nähnli- en Freyheiten darauf geben möchte, welche sie und ihre Vorfah- Zı ren 162 ren bey dem löblichen. Aerzt hatten p). Da aber ihrem Gesuche nicht gewillfahret wurde, ungeachtet ihnen der Bischof Friederich von Passau, Herzog Georgs Kanzler, die Vertröstung hiezu ge- geben hatte, und sie selbst das Vermögen zu einem so grofsen Um- ternehmen nicht besassen, so lielsen sie diesen ganzen Bau wie- der auf. Indessen nahmen durch den schlechten Betrieb des Salzsud- wesens die Frohn - Zoll- und Mauthgefälle der herzogl. Kammer von Jahr zu Jahr immer ab. Diels bewog den Herzog im J. 1489 eine genaue Berechnung hierüber herstellen zu lassen, aus welcher sich erwies, dafs von ı47ı bis ı488 einschlüssig um 3600 Pf. Fu- der, also in einem Jahre um 48000 Stöcke weniger als vor dem er- zeugt worden waren. , In den Jahren 1487 und ı488 war so wenig Salz zu Reichen- hall, dafs man genöthigt war, Wagenleute und Säumer *) gegen Hallein zu schicken, um sich daselbst mit Salz beladen zu lassen. Um den Ursachen dieses Verfalls näher auf den Grund zu sehen, sandte Herzog Georg der Reiche im J. ı4gı seine Räthe - Doctor Peter Baumgartner und Hanns Offenhamer, Rent- meister und Landschreiber zu Burghausen, als Gommilläre nach Reichenhall ab. Diese fanden, dafs hauptsächlich nur der geringe Gehalt der Quellen Ursache sey, bey deren Versiedung so- viel Holz verbrannt werden mufste, dafs die Sieder die Kosten kaum mehr zu erschwingen im Stande waren, und, wenn die Salzerzeu- gung vergrößsert werden wollte, die Waldungen noch mehr herge. pommen werden mülsten. Des er p) Einen Aufschlufs über dieses ihr Unternehmen giebt das noch vorhandene Acten- stück: Ansuchen der Stadt Reichenhall refp. des Rathes und der 'Sieder allda: wegen Entdeckung eines Salzgebirges datum Montag vigilia omnium Sanc- ” torum ı485, und der von den Siedern an Herzog Geörg erstattete Bericht vom j Jahre 1491. 4 *) Leute, welche das Salz durch Pferde tragen liefsen. ‘ 163 Der Gehalt der Quellen wurde aber deswegen so gering, weil die fülsen Wasser durch die angebrachten Kunstwerke, besonders bey nasser Witterung, nicht mehr gewältiget werden konnten. Nach der Angabe der Sieder standen die süfsen Wasser im Salzbrunnen zuweilen mehr als um vier Klafter höher, als die sauern, so dafs es ihnen dann unmöglich wurde, dieselben auch mit allen angewand- ten Künsten zu gewältigen. Um dieses von dem Salzbrunnen abzuwenden, hätten sie schon 1 öfters Künstler und Schüner (Markscheider) nach Reichenhall _ Kommen und die Gegend abwägen lassen. Diese hätten zwar den Vorschlag gethan, dafs sie vor der Stadt einen acht bis neunhun- dert Hlafter langen Graben sollten machen lassen, damit der Oex- ler selbst gegen Feld rinnen, und dem Salzbrumen keine, Verhin- derung mehr machen kömte; allein die Ausgaben hiezu wären ihnen zu schwer und unerschwinglich gewesen. r Die Folge von dieser commiffionellen Untersuchung war, _ dafs ihnen im J. 1492 ein Aufschlag verwilliget wurde g). Doch ' möchte der Herzog schon damals den Entschlufs gefafst haben, den _ Siedern ihre Gerechtigkeiten wenigstens nach und nach abzulösen. _ Es hatte zwar derselbe schon im J. 1381 von den Kindern des ver- storbenen Haspar Kastners das Sieden, genannt der Schwab, iuflich an sich gebracht, Da er aber damahls dasselbe noch nicht r sich behalten wollte, so verlieh er es im Jahre 1482 nebst dem Sie- | Diese Salzaufschlagsordnung ist in Lori's Bergrecht, S. 125 abgedruckt. Die Meh- zung bestand in 3 Hellern vom Fuder und in 4 Pfenning von der Scheibe. Aus f "dieser Urkunde ist auch zu ersehen, dafs der Herzog den Arbeitern, welche mit I Wr Salz gelöhnt wurden, das Fuder vorhin um 7 dl. und jetzt um 7 1/2 dl. ablöste. . Da aber die Arbeiter nur weiche Fuder erhielten, so mulste der Herzog 3 Hel- ler für das Härten bezahlen. Solche Fuder erhielt der Herzog jährlich beyläu- hg 450 Pf., und da ein Fuder um ı4 dl, verkauft wurde, so zog die herzogl. Kammer hieraus jährlich einen Gewinn von 2250 Pf, Pfenning. Ela 164 — . Sieden Herzog und dem Wasser der halben Hell mit aller Zu- gehör dem Ulrich Durchzieher,, Rentmeister. zu Burghau- sen, auf Leib gegen 80 Pf. Pfenning Stift, und gegen eine Gilt von 40 Scheiben , die er nach Landshut oder Burghausen für den Hofstaat liefern mulste. . Allein, da es dem Herzog jetzt um die Aufnahme und Verbes- serung der Saline zu thun war, so kaufte derselbe im J. 1493 zwey Sieden, wovon eines ebenfalls der Schwab und das andere der Nonner genannt wurde, von Christian Kastner und seinem nicht ganz weltläufigen (etwas blödsinnigen) Bruder; im J. ı494 die drey Sieden Schreiberinn, Rutzenlaker und Gä kind von Wilhelm Steinhauffer; das Sieden der Hochpur- 4 ger von Benedict Holenstainer; die vier Sieden Taching, j Disser, Schnauder und im Loch von Peter Fröschl auf N Tauerstain; die zwey Sieden Nagengast und Scheffpfann- haus von Hieronymus Mayrhofer; die zwey Sieden Herzog und Schwab von obigem Ulrich Durchzieher, Rentmeister; das Sieden Radorfer von Wilibald Venediger; die zweySie- den Hund und Stein von Paul Schönberger; das Sieden Gugl und Chiemsee von Hanns Mayrhofer; das Sieden Thurml von Agnes Hollenstainerin; die drey Sieden Perg- heimer, Kloz und Marchartin vonHans Brunnleittner; die zwey Sieden Plassen und Krell von Niklas Rauschen; die E| zwey Sieden Anschmalz und Altsieden von Hans Sewer. | Der Herzog brachte also in diesen zwey Jahren alle Sieden F\ an sich, bis auf das Sieden Holzapfel, welches dem Domcapitel von Salzburg und dem Kloster Salmansweiler gemeinschaftlich gehörte. Da aber dieses Sieden dem Wilhelm Steinhauffen und seinem Sohne auf den Leib verliehen war, so löste Herzog Georg im nähmlichen Jahre auch diese Leib- Gerechtigkeit dem Steinhauffen ab. iM 165 . Es waren nur noch die zwey Sieden, Mauttner und Ror- dorfer auch Stadl genannt, übrig, welche dem Siedherrn, Hein- rich Sächsel gehörten, und .die zwey Sieden Ober - und Nie- derpfaff vom Rloster St. Zeno. Als aber Heinrich Sächsel starb, so brachte auch diese Sieden Herzog Georg von den hinter- lassenen vier Söhnen im J. 15012 an sich *). Allein in keinem der Kaufbriefe, bis auf jenen der Söhne des Heinrichs Sächsel, ist die Kaufsumme selbst, sondern nur soviel ausgedrückt, dafs sich der Verkäufer mit der erhaltenen Summe zufrieden stellte. Doch sind alle Gebäude, Waldungen und andere Zugehörungen umständ- lich und nahmentlich in denselben angeführt; denn jeder Sieder hat- te zum Betriebe seines Sudwesens eigene Waldungen, welche gröls- tentheils im Salzburgischen, besonders in der Unken und im Glemmerthale lagen. Auch aus der Gegend am Pillersee gehörten einige Waldungen den Siedern zu Reichenhall. ur Als nun Herzog Georg auf diese Weise zum vollen Besitze der Saline Reichenhall gekommen war, so war er sogleich dar- K a bedacht, durch Werkverständige genau in Ueberlegung nehmen zu lassen, auf welche Art vorzüglich eine Verbesserung im Brunn- _ hause herbeygeführt werden könnte. Anfangs foderte derselbe seine eigenen Landwerkleute auf, den Salzbrunnen inzwischen wenigstens so herzustellen, dafs der- sclbe eine Dauer von drey bis vier Jahren hätte, bis durch eine zeifere Ueberlegung ein ordentlicher Plan entworfen werden könnte, mie der Bau mit einer vollen Solidität z zu führen wäre. Allein kei- Hierauf wendete er sich an Be: Janet in München, und er- suchte denselben ebenfalls um Werkleute aus seinem Lande. Her- sp Die Albert schickte auch hierzu seinen Rath, Ludwig Pötsch- Gra- *) Siehe Beylage I. ı66 Grafser, mit noch zwey andern von München. Es kamen zu Reichenhall ı6 Werkleute zusammen, welche vorzüglich in Ueber- legung nahmen, wie die sülsen Wasser von den sauern abgebauet werden könnten. Allein da sich die Werkleute über die Art des Baues nicht vereinigen konnten, so wurden bald darauf auch der Werkmeister Burkhart Englberg von Augsburg, und die Bergmeister von Hallein und Berchtesgaden nach Reichenhall verschrieben, und daselbst eine neue Berathschlagung veranstaltet, wozu Herzog Georg Herrn Seyfried von Törring zum Stain und Hanns Offenhamer, Rentmeister zu Burghausen, Herzog Albert von München aber den Licentiaten Georg Eysenreyeh und Lud- wig Pötschner abgeordnet hatten. Es kamen damahls bey zwan- zig Werkleute in Reichenhall zusammen. Es wurde mit vieler Ueberlegung über alles, was gethan werden sollte, berathschlagt.' Als es aber darauf ankam, wer nun diesen Bau unternehmen wollte, so fand sich keiner dazu geneigt. Nur auf den Erasmus Gras- ser hatten die übrigen Meister so viel Zutrauen gesetzt, dals sie erklärten, sie könnten nur in dem Falle bey dem Baue mit einste- hen, wenn dieser die Hauptleitung desselben führen würde. Allein Gralser war nicht dahin zu vermögen. Blofs um den Herzogen seine Bereitwilligkeit zu bezeugen, übergab er im J. 1502 werden sollte. Weil er sich aber zur wirklichen Ausführung: nieht selbst gebrauchen lassen wollte, und man über den Bau noch nicht’ ganz einig zu seyn schien r), so wurde in diesem Jahre ein gewis- ; -B seine Vorschläge, wie nach seiner Memung der Brunnen gebaust, ser 7) Ein Hauptvorschlag war immer mit einem Gesenke niederzugehen, das 7 Schuh tie- fer gewesen wäre als der Salzbrunnen, um hierin die silsen\Wasser zu fassen, und dann zu schöpfen. Damit war aber Graßer nicht verstanden. „Denn, sagte derselbe, die süfsen Wasser liegen um 30 Fußs höher, als der ebenländige Brunn , und wenn man zu Reichenhall nur zwey Fuls tief in die Erde gräbt, > wird 167 - ser Werkmeister, Hanns von Würzburg, und einer von Pas- sau verschrieben, und zu Reichenhall mit allen übrigen zuvor ‘ schon da gewesenen Werk - und Bergmeistern, wozu auch die Berg- meister von Schellenberg und Hallein beygezogen wurden, ein neuer BB veranstaltet. Es waren damals 24 Werkleute beysammen. Doktor Pe- ter Eysenreych (sagt Erasmus Gralsers Bericht) hat den Werkleuten manig [chöne Red vorgehalten, dafs kein Werkmann den andern nit in Vbel aufnem und ir Rat- | [chleg auf das trewifi tähn (thäten), vmb gotz willen _ und gemains nutz willen, die man darumb thuen weldt. “ Allein auch diesmal erklärten die Werkleute, dafs sie sich zu diesem Baue nur dann gebrauchen lassen würden, wenn Eras- mus Grafser dazu vermocht würde. Dieser war aber auch jetzt "durch kein Versprechen und selbst durch keine Drohung dahin zu bringen. Das Hauptbedenken scheint gewesen zu seyn, dafs sich iner, der diesen Bau zu unternehmen hatte, für den sichern Er- ; gut zu stehen getraute, Diels bewog den Herzog Georg, um s zu erschöpfen, selbst aus Italien Verständige zu Be Aber auch diese liefsen sich auf nichts weiter ein, ode. Dafür foderten sie zweytausend Gulden. Da sie aber den ' selbst zu unternehmen sich nicht getrauten,, so wurden sie mit ner Schankung von 4o Gulden abgefertiget. Man kann sich die Verlegenheit denken, in welcher sich Her- C Bere zu Landshut befand. Es gieng aus dem Ganzen her- Bes" vor, wird man gemeiniglich Wasser antreffen. Man wird Wasser genug finden, so dafs es noch mehr werden wird, als die Flüßs, die itzt in den Brunnen gehen, dafs man sie nicht mehr erobern möchte. Dann könnte man die sülsen Wässer wicht mehr von den sauern bringen.‘ 168 vor, dafs Erasmus Graßer von München der-Mann war, auf welchen alle Werkverständige wegen eines glücklichen Erfolgs das Vertrauen setzten. Herzog Georg sehrieb also an dem Magistrat zu München, dafs man: ihm diesen Grafser‘ selbst nach Lands- hut schicken möchte. Dieses geschah auch ‚und man gab demselben einen Bürgermeister mit. Der Herzog bewog endlich durch mündli- ches Zusprechen den Gralser, dafs er verhiels' seiner Gnaden Werkleute zu Reichenhall im Baue zu unterrichten; er selbst aber wollte nur auf und zu reiten. Allein diese foderten Gralsers beständige Gegenwart beym Baue. Derselbe begab sich also noch einmahl nach Landshut; der Herzog verhiels ihm alles, was er nur verlangte, verhiefs denselben reich zu machen, und gab ihm | endlich Brief und Siegel, ob ainicherlai pruch befcheh, wie der wär, das dann fein Leib vnd Guetter verlichert E wären. Der Herzog schenkte ihm dann 104 fl. zu einem Häftelgeld. Da er aber nach München zurück kam, und dem Herzog Albert eröffnete, dafs er nun ganz in die Dienste des Herzogs Georg kommen sollte, so wollte ihn dieser nicht entlassen, und der Bau zu Reichenhall unterblieb, da der Herzog Georg bald darnach im Jahre 1503 mit Tod abgieng s). Nach dem Tode des Herzogs Georg beruhte dieser Bau wie- der über zwey Jahre bis zum eingetretenen Frieden 1305. Als aber damahls Herzog Albert in den Besitz von Reichenhall kam, so drang derselbe in Erasmus Gralser, dafs er sich nun diesem Baue unterziehen möchte. Es wurden hierbey die. unter Herzog Georg gemachten Vorschläge zum Grunde gelegt. Da aber die Kosten auf eine Summe von 20,000 Gulden angeschlagen waren, und dabey die Saline anderthalb Jahr in Stillstand belassen werden sollte, welches dem Herzog zu schwer fiel, so veranstaltete man noch ;) Aus dem Berichte des Erasmus Graßser vom Jahre ı5ı2. 169 noch eine neue Ueberlegung - mit verschiedenen Werkmeistern zu Reichenhall, und, um den Stillstand des Werkes zu beseitigen, wurde sogar von einigen Meistern vorgeschlagen, einen neuen Brun- nen zu graben. Allein damit war Grafser nicht verstanden, son- dern derselbe machte. sich gegen den Herzog anheischig, den Bau mit viel geringern Kosten, und ohne jenen Nachtheil zu Stande zu bringen. Die von ihm neuerdings gegebenen Vorschläge wurden daher angenommen und im J. 13507 mit dem Baue wirklich der An- fang; gemacht. ki; f Die erste Sorgfalt verwendete Grafser darauf, das Eindrin- gen der süfsen Wasser in den Brunnen abzuhalten. Diefs geschah re aussetzte, in welchem das Wasser des Stadtbaches, ohne ferner zu rersitzen, abfliefsen konnte.. Dann führte er 20 Fuls vom Salzbrun- ‚nen. entfernt gegen den Oexler eine 4 Fuls dicke und ı8 Fuls efe Mauer auf, welche von aufsen 2 Fuls diek mit Thon verschla- ‚gen war, um das Zusitzen des Tage=Wassers abzuhalten. Hierauf falste er den Salzbrunnen durch einen gegenwärtig noch stehenden Fufs tiefen gemauerten Schacht ein t), verbesserte die Schöpf- . F und stellte das noch jetzt stehende gemauerte Brunnen- a us mit der daran befindlichen Capelle her. In kr ji mies Steinwerk selbst aber von innen und)aufsen, wohl- vermiest. (alle Fugen mit _ Mos verstopft). Das 20 Fuls hohe Oexler Rad warf er ganz ab, da das Gußs- beit vom Kübelgeschöpf innerhalb dem Brunnhaus war, und legte dasselbe aus- ser dem Hause an, ebenfalls von Marmorstein. Die drey Gufsbeiten hatte er " verändert ,, durch welche zuvor viel Wasser in den Brunnen kam. Das Kübelge- ul, ‚schöpf richtete er; näher zusammen ; | das "Kettengeschöpf ‚verbesserte er dadurch, daß er anstatt des, Kammrades vier Scheiben anbrachte, an welchen sich die Ket- ten mit ihren Bauschen ohne abzugleiten bewegen konnten. Der Schacht selbst ist rund, und im Durchmesser 25 Fufs weit. | 32 170 In die grofse Kluft am Berge baute er Keller, und wölbte selbe von oben zu, damit kein Wasser in den Brunnen kam. Wei- ter machte er für die Aufschlagewasser des Alpgarten durch den Schlofsberg einen gewölbten Canal 473 Fufs lang und ız Fuls unter der Erde. Der ganze Bau sammt dem Hause kostete 7083 fl. Während Grafser mit dem Brunnenbaue beschäftiget war, erboth sich im J. 1509 ein gewisser Hanns Zwykopf von Mün- chen, die Salzpfannen, die Herdstätten und Pfieseln (Trocken- kammern) so zu verbessern, dafs vieles an Holz und an Mühe und Arbeit ersparet, auch mehr Salz als bisher gesotten werden könnte. Zu dem Ende wurde noch im nähmlichen Jahre eine eigene Com- mission nach Reichenhall abgeschickt, um die Vorschläge zu E prüfen und zu untersuchen; und da die darüber vernommenen Bau- meister, Werkleute und andere Verständige des Zwykopfs Vor- f schläge nicht verwarfen, sondern dazu riethen, dafs wenigstens mit einer Pfanne ein Versuch gemacht werden sollte, so wurde ihm die- ses durch Herzog Wolfgang als Vormund des Prinzen Wilhelm erlaubt, und ihm für seine Mühe und Kunst (so drückt sich der mit ihm abgeschlossene Vertrag aus) von der Zurichtung einer Pfan- ne eine Belohnung von ı00 fl. rheinisch zugesichert, und diels von # allen Pfannen, welche auf seine Art würden hergestellt werden. Zwykopf mufste aber einen eigenen Revers ausstellen, dafs ° er im Falle des Mifslingens die Kosten, so auf diesen Bau erlaufen würden, wieder ersetzen, und keine Belohnung zu beziehen ‘haben Ä sollte. Einer der ersten Anträge Zwykopfs war, blos grüne Soole, wie sie von dem Brunnen kommt, ohne Vergütung mit schon gesottenem Salz, zu versieden. Er wollte auch auf. diese Art jede Ä Sud, die bisher auf einer Pfanne nur 7 Tage dauerte, ı4 Tage lang ununterbrochen Fortgenuen ‚ und mit dem Lehen Feuer, wodurch” h gestell- 171 gestellten Fuderstöcke gehörig getrocknet oder gehärtet würden. Diese Versuche wurden bey der Salzpfanne Gugl unternommen. Sie fielen aber keineswegs nach seinem gemachten Versprechen aus. Doch fand er Wege und Mittel, die Schuld auf verschiedene ihm gemachte Hindernisse hinüber zu wälzen. Da er aber zu gleicher Zeit im’ Brunnenhause durch Einsetzung einer hölzernen wasserdich- ten Wand eine Wasserscheidung an der Seite des Grafsers be- wirkt hatte, so wurde mit ihm im J. 1512 ein neuer Accord abge- schlossen, gemäfs welchem ihm noch eine Pfanne auf herzogliche Kosten zur Abänderung überlassen werden sollte, doch unter der Bedingung, dafs, wenn ihm auch dieser Versuch mifslingen würde, ‚ihm die Kosten von der ihm wegen der Wassertheilung ausgespro- ehenen Belohnung zu 400 fl. abgezogen werden sollten. Zugleich , machte sich Zwykopf anheischig, ein neues Geschöpf und Werk in dem Salzbrunnen zu machen, und zu richten, dafs zu jeder Zeit _ mit und ohne Wasser der Salzbrunnen geschöpft werden könnte. Auch die Herstellung dieses Werkes wurde ihm auf herzogliche Kosten _ erlaubt, und wenn es gelingen würde, ihm eine Belohnung von 300 fl. und die beständige Anstellung als Salinen - Werkmeister verheilsen. Die Herstellung dieser Maschine beruhte zwar inzwischen auf sich. - Aber die von ihm wiederhohlt vorgenommenen Versuche bey den Pfannen mufsten jetzt besser als vorhin ausgefallen seyn. Wenig- fh. Be scheint es, dafs er die zur weitern Katersuchung abgeschick- ten Commissäre gewonnen haben müsse; denn im J. ı513 wurde er als Salzbaumeister zu Reichenhall mit einem Gehalt von 150 fl., ‚einem Hofkleide und einer halbzinsfreyen Wohnung lebenslänglich i angestellt. In seinem Bestallungsbriefe ist als Ursache angeführt, weil Zwykopf erfunden hat, dafs nunmalig mit grünen _ and rohen Wasser gesotten wird, welches vorhin nicht geschehen. B' ' Es wurde ihm sogar verheißen, „einem seiner Söhne, der Fu m der Lernung geschickt ist, mit einer guten Pfründe zu begnadi- 23 ? gen, 173 gen, und dafs ihm, so oft er etwas Nützliches erfindet und wirket, “ eine: Verehrung gemacht werden soll.“ Allein diese Anstellung Zwy- kopfs dauerte nicht lange. Es entstand nicht blofs zu Reichen- hall, sondern im ganzen Lande der Lärm, dafs das durch ihn 'er- zeugte Salz kein kaufmännisches Gut sey; dafs sich das in Schei- ben eingestossene Salz so sehr setze, dafs in der Folge, wenn es länger auf dem Lager gestanden hätte, wenigstens zwey Malsel nach- gefüllt werden müfsten.. Dies veranlalste den Herzog Wilhelm IV. schon im J. 1514 wieder eine eigene Commission N Reichen- hall abzuordnen, und alle von Zwykopf gemachten Veränderun- gen zu untersuchen. Durch diese Commission wurde anerkannt, dafs die zwy+ kopfischen Bauten keinen Nutzen, sondern Schaden gebracht, und dafs, nach seiner Sudart eher mehr als weniger Holz, wie vor- hin, verbraucht werde. Es mufste also alles wieder in den vorigen Zustand hergestellt werden. Zwykopf wurde seines Dienstes entlassen, und um gröfseren Strafen zu entkommen, mufste er eine Urphed und Verschreibung ausstellen, worin er bekannte: dafs durch fein:Gebäud und Arbeit, fo er beym Salzbrunnen zu Reichenhall und dem Salzfieden dafelbft gethan habe, das hallifch Reichfalz an ‘ feiner Güte und. Beftändigkeit ärger und letzer, dann es vor feinen Arbeit gewefen, worden, und de/shalben in dem Lande zu Baiern auch aufserhalb deffelben an viel Orten in ein merklich Gefchrey und Schmähung gekommen ift etc. ete. Zugleich mufste er an dem . ” ” . ” . h nähmlichen Tage eine Verschreibung ausstellen , wie er von seiner ’ Bestallung als Salzbau-Meister abgestanden sey. cur Von dieser Zeit,an blieb es bey der während des Besitzes der Sieder eingeführten Sudart; nur, da der Pfannen zu viel wa ren, wurde ihre Anzahl nach und nach bis auf ı2 vermindert. Was aber in dieser Epoche, wo so viele Verbesserungen zur Sprache kamen, doch auffällt, ist, dafs die Räthe der Herzoge denjenigen Vor- . I Y 2 tg # wollen ie N ZR EEE ET x - u EUER > 173 Vorschlag noch nicht näher aufgefafst hatten, won welchem die Siedherrn schon in ihrer Vorstellung vom Jahre ı49ı gesprochen hatten, nähmlich zur Ableitung der süfsen Wasser einen tiefen Gra- ben oder Stollen in der gehörigen Entfernung gegen den Brunnen- schacht einzutreiben. Ungeachtet des vom Pre Grafser aus- geführten Baues mehrten sich die wilden Flüfse oder sülsen Wasser immer mehr und wurden so häufig, dafs die angelegten Maschinen selbe nicht mehr zu gewältigen im Stande waren; da doch ein Kü- belgeschöpf mit drey Ketten und jede Kette mit 60 Kübeln vorhan- den gewesen, und nebst diesen noch zwey Ketten mit Kübeln er- bauet worden sind, um blofs die süfsen Wasser zu Tage zu brin« gen. Selbst diese Maschinen verursachten durch ihren starken und taschen Gang, dafs ein grolser Theil der sülsen Wasser verspritzt wurde, und sich mit den sauern Wassern vermengte. Diese ver- L schlimmerten Umstände allein brachten den von den Siedherrn schon berührten Vorschlag wieder in Erinnerung. Man berief delswegen im Jahre 1321 etliche Bergmeister von Dürn- und Schellenberg _ nach Reichenhall, vernahm selbe über die Ausführung dieses B. "Vorschlages, und liefs von ihnen die nöthige Nivellirung von der _ Sallach aus bis zum Salzbrunnen herstellen. Da sich nun Was- serseiger oder Gefälle genug fand, so hielten sie die Ausführung % ag für möglich; doch würde dieser Graben, sind die Worte ihres R (der ihres Bedenkens zur Ablöhnung des Kübelgefchöpfes und dafs i Wajfer im Brunnen nicht alfo mehr durch einander buttern Binz rühren werd, auch aus anderer grofsen Sorg wohl auszugeben ‚Wär, und es möchte folcher Koftung künftig Zeit alles hereintragen. , j Im folgenden Jahre, nähmlich 1522 , wurde zur nähern Ueber- Ne; ung wieder eine eigene Commission mit verschiedenen Bauverstän- \ al 174 des Grabens neuerdings abgeschünnt (vermessen), geschnürt und abgezogen. Man vereinte sich nun über den ganzen Bau, und da die herzogl. Commissäre die Besorgnifs äufserten, dafs die Eintreibung dieses Stollens vielleicht den gesalzenen Flufs selbst treffen könn- te, so standen die Werkrerständigen dafür gut, dals dieser Versuch dem gesalzenen Flufs keinen Schaden machen könne, indem die Enı- fernung zu grols wäre; sollte man auch in Sand oder hartes Gestein kommen, so soll man sich dadurch nicht abschrecken lassen. Man kam überein, dafs man die Kosten nicht scheuen sollte, diesen Stol- len oder Graben auszumauern, da das Steinwerk in der Gegend leicht zu haben ist. Mit dem Baue soll nicht geeilet werden, um denselben desto beständiger zu machen, und es würde genug seyn, wenn auch dieser Bau unter 10 Jahren sein Ende nicht erreichen würde. Im J. 1524 wurde der Anfang gemacht, und bis zum J. 1532 war der Stollen schon bis zum Brunnenhause selbst vorge- rückt. Zu Reichenhall ist dieser Stollen nur unter dem Nahmen Grabenbach bekannt v). Diefs ist also das grofse wohlthätige Unternehmen, wodurch sich Herzog Wilhelm IV. oder Standhafte bey der Saline zu Rei- %) Er hat eine Länge von 7510 Fufs 4 Zoll, wovon 6440 Fufs mit Quaterstücken aus- gesetzt sind; das Gefälle dieser ausgemauerten Länge ist 28 Fuß 8 ıya Zoll, Nur ewig Schade, dafs die gewölbten Seitenmauern mit keiner Rückmauer ver- sehen, und theils nur auf eine hölzerne Mauerbank , größstentheils aber nur auf den darunter liegenden Schotter oder Gries aufgesetzt sind. Schade zugleich, dafs man damals mit der elliptischen Stollenmaurung noch nicht bekannt war, um diesem Stollen eine vollkommene Solidität zu geben. Da derselbe b Fuß 2 Zoll weit und 8 Fufs ı' im Lichten hoch ist, so. hat er Raum genug, um die von Nord und West zusitzenden Wasser zu fässen und abzuleiten; doch ist der Zu- Auß in nassen Jahrgängen und nach lang anhaltendem Regenwetter zuweilen so - groß, dafs das darin stehende Wasser eine Höhe von 30 bis 32 erreicht, Uebri- Pi gens ist dieser Grabenbach bis zu seinem Ausflusse mit fünf Durchschlägen ; oder Lichtschächten versehen, Wenn das süße Wasser nicht zu hoch steht, kann man mit einem Schiffe in diesem unterirdischen Canale sehr bequem fahren. Wenn die ganze Tagrösche bis zur Sallaeh dazu gerechnet wird, so beträgt dessen ganze Länge 13,289 Fufs, 175 Reichenhall. in ewigem Andenken erhalten wird. Es ist aber nicht das einzige Denkmal, welches sich Herzog Wilhelm in der Geschichte der Saline Reichenhall gesetzt hat. Dieser Fürst war es, der im Jahre 1528 das dem Domcapitel zu Salzburg und dem Kloster Salmansweiler noch gehörige Holzapfelsieden um eine Summe von 880 fl. käuflich an sich brachte. Dieser Fürst war ‘es, der im J. 1524 dem Erasmus Hohenfelder zu Rodek, - Domherrn zu Passau, seinen Antheil mit 2o fl. jährlicher Gilt auf dem Salzsieden Waldholz abgelöset hat; dieser Fürst war es, der zur Beseitigung aller künftigen Irrungen mit dem Erzbischofe zu Salzburg schon im J. ı325 alle im Salzburgischen liegenden, zur Saline Reichenhall gehörigen, und von den Siedern erkauf- - ten Waldungen mit Salzburg gemeinschaftlich beschreiben, ver- 4 ‚marchen (die Gränzen genau bestimmen) und darüber ein ordentliches - Waldbuch herstellen lief, und um für die Zukunft alle Irrungen, so weit es möglich war, zu beseitigen, im J. 1529 mit dem Erzstifte noch einen eigenen Vertrag abschlols x). Dieser Fürst war es end- lich, der dem Michael Roßstaller zu Salzburg jene ız Pf. 4, Schilling Gilt um eine Summe von 412 fl. rheinisch ablöste , wel- Buche derselbe noch an dem Sieden Gugl und Chiemseer zu fo- dern hatte. Noch war der Gedanke, auch das Sudwesen zu verbessern, _ nicht aufgegeben; denn im J. 1538 meldete sich beym Herzog Wil- _ helm ein Bürger von Hall im Innthal, Nahmens Wolfgang Ewvatl, und machte den Antrag, ein Sudwerk i in Reichenhall auf seine eigene Kosten zu bauen, in welchem nicht nur so schönes und gutes Salz, wie in den alten Pfannen, gesotten, sondern auch viel an . Holz erspärer werden sollte. Es wurde deswegen ein eigener Ver- I trag mit ihm abgeschlossen, gemäls welchem er ein ganzes Jahr in sei- ner neu erbauten Pfanne fortzusieden hätte. Die Menge der dazu Fi gegebenen Soole und des verbrauchten Holzes mulste ordentlich auf- BR Ir t geschrie- m x) Siehe Lori's Bergrecht, S. 129. a s 176 . geschrieben, und das erzeugte Salz an einen besondern Ort hinter- legt werden, und wie das übrige Salz in der Kälte stehen. Wenn sonach, hiefs es, dieses Salz von unparteyischen Personen als äch- tes Haufmannsgut erkannt, und weniger Holz, dann gleich viel oder mehr Salz, als bey den übrigen Pfannen erzeuget werden sollte, „so soll die Probe als vollkommen angenommen, und nach gestellter ger wissenhafier Rechnung ihm Vütl die ganzen aufgegangenen Kosten zurückersetzt werden.“ Auch sollte der Salzmayr nach geendigtem Jahre über die verbrauchte Holz - und die erzeugte Salz-Menge mit ihm abrechnen, und einen genauen Vergleich zwischen der Salz-Er- zeugung und dem Holzverbrand dieser Probepfanne mit einer ordi- nären Pfanne verfertigen, um zu sehen, was an Holz erspäret und an Salz erzeuget worden ist; der Zugang soll ihm als eine Beloh- nung für seine Mühe und Besoldung in den drey nachfolgenden Jah- ren ausgefolget werden. Beym glücklichen Erfolge sicherte ihm der Herzog zu, dafs noch acht Pfannen auf die nähmliche Art hergestellt werden sollten, wo- für ihm oder seinen Erben ebenfalls der Gewinn drey Jahre hindurch verabfolget werden würde. Dagegen mufste sich Vütl verbindlich machen, dem Landesfürsten, Räthen, oder Beamten nichts zu ver- hehlen , sondern alles getreu zu entdecken , und sie in seiner Wis- senschaft. zu unterrichten. Im Falle des Mifslingens würden ihm aber keine Kosten zurück ersetzt, aber auch von seiner Vorrichtung nie ein Gebrauch gemacht werden. Da Vütl in diese Bedingnifse ein- willigte, so stellte er hierüber einen ordentlichen Revers aus.. Zwar zeigt es sich nicht , wie dieses Probesieden ausgefallen ist, und ob Vütl seinem Versprechen Genüge geleistet habe; allein da aus einer eben im J. 1538 veranstalteten Ofenvermessung Zu ersehen ist, dafs die damaligen Oefen,, folglich auch verhältnifsmälsig die Pfannen, nur ır bis ı3 Fufs einige Zoll lang und 6 bis 8 Fuls breit waren, und nach einem ebenfalls vorliegenden Berichte von 1559 die Pfan- nen zu Reichenhall über das Kreutz 5ı Werkschuh lang und weit | ange- { A E R } } % | ang 177 angegeben werden; so vermuthe ich, wenigstens nicht ohne Grund, dals Vütl gröfsere und runde Pfannen erbauet, und dadurch die ‚eingegangenen Verbindlichkeiten erfüllt habe, so dafs zu Reichen- hall von diesem Zeitpuncte an die grölsere Anzahl der kleinen Pfannen eingegangen, und hiernach die gröfseren Pfannen erbauet worden seyen. So grofsen Nutzen indefs der angelegte Grabenbach der Saline durch die Abzapfung der süfsen Wasser verschaffte, so we- nig konnte doch dadurch erzielet werden, dafs die sauern Quellen im Brunnenschachte einen gleichen Gehalt erhielten. Immer waren - einige Quellen an Salzgehalt reicher, andere, wie es heut zu Tage noch ist, viel ärmer. Diefs brachte im J. 1555 den Bürger und Uhr- _ macher zu München, Hanns Gasteiger, welcher wegen allerley künstlicher Werke vor andern berühmt war, auf den Gedanken, we- nigstens die geringeren Wasser von den besseren dadurch zu tren- nen, dafs er selbe im Brunnenschachte in eigene Kasten, oder da- mals. sogenannte Truchen zu fassen , und ca ein eigenes Kunst- werk herauszufördern den Antrag machte. Er verhiefs zugleich, er wolle in dem alten Salzbrunnen nichts graben, oder sonst zum Nach- R theil ändern , oder das gute WVasser zuricktreiben , sondern das Werk oder Instrument auf solche Art hineinrichten, dafs dasselbe, Wenn es je gegen sein Gutbefinden nicht gut thun würde, ohne allen & ‚Schaden wieder herausgenommen werden könnte. Da man hier be- _ wirken wollte, dafs für die Zukunft die bessern Quellen allein ge- £ hoben, und aus denselben mit einem geringern Holzaufwande mehr Salz erzeugt werden sollte, so schlofs der für alles Nützliche, Gute _ und Schöne eingenommene Herzog Albert V.’einen eigenen Ver- trag mit ihm ab, in welchem ihm, wenn das Werk glücklich aus- Ä Bet würde, 4500 Gulden zur Belohnung zugesichert wurden. 4 Gasteiger brachte nun im Brunnhause anfänglich blofs zur Hebung der geringhaltigen Wasser, bald darauf aber auch zu MM ener der reicheren , Druckwerke mit metallenen Stiefeln an, so A 23 dafs k v 178 dafs dadurch die bisher gebrauchten Kettengeschöpfe eingestellt wur- den. Diese Vorrichtung bewirkte zwar, dafs die durch sein Werk zu Tage gebrachten Wasser mit einem’ so guten Gehalt in die Pfan- nenhäuser kamen, dafs in einer Woche 60 und mehr Zeilen y) Salz erzeugt wurden, da man vorhin mit 36 bis 40 Zeilen ee seyn mulste. „Allein des Wassers ist kein Genügen gewesen” ,„ sagt ein darüber abgehaltenes Protocoll; „man hat mit dr. ey Pfanrien ge- Jetten, und felbfi diefe haben wegen Mangel des Waffers längers kalt liegen müfjen, zugleich. find diefe Werke nie recht Belange gegangen ; fie brachen oft fo, dafs täglich daran ausgebe[fert werden mujfste , und wenn der Winter kommen ifi, habe die Schwere ds Werks die Wenig des Wajjers nimmer. treiben wollen. Zugleich fey es im Holzwerk, ein Gliederwerk geweft, dafs felbes in Brunnen ein folch Getümmel, gemacht, dafs, wo man es in die Länge ge- braucht hätte, die Sorg gewefst, dafs es das Brunnhaus niederge- worfen” etc. Es dauerte also des Gasteigers Vorrichtung mit den Druckwerken nur gegen ein halbes Jahr, und man war genö- thiget, das Kettengeschöpf wieder einzuhängen z). So fehlte es von Zeit zu Zeit an Vorschlägen und Projecten nicht, welche den Herzogen zur Verbesserung .der Salinen gemacht wurden. Es würde diese meine geschichtliche Darstellung mich zu weit von dem vorgesetzten Zwecke abführen, wenn ich alle jene Vorschläge aufzählen wollte, die damals schon erschienen , und wovon auch mehrere mifslangen , und ohne Anwendung blieben. Dahin gehörte der zu Reichenhall versuchte Vorschlag, das Salz- } "wasser, in, Rinnen von; Eisenblech rings nach dem Feuer herum zu R führen, damit sich das Wasser im Herumlaufen erwärmen sollte. Ä Aber man. hat nit gefunden, sagt ein Bericht des Salzmayrs Yp- # penberger, dafs es nutzen wollen, und ist des Kostens über Blech und Schmidtwerk mehr gewesen, dann des Nutzens. EE y) Eine Zeil hat 34 Futterstöcke. z) Nach des Herrn Kammerraths Christoph Neuburgers Relation waren im Jah: H ve 1586 noch ı3 Stiefel von diesem Werke zu Reichenhall vorhanden, 179 Einer von den merkwürdigsten Vorschlägen, welche in die- sem Zeitpuncte gemacht wurden, kam von Caspar Seeler, Münz- meister zu Augsburg. Dieser machte nähmlich im J. 1559 dem Herzoge Albert dem V. den Antrag, dafs er mit weniger Holz sie- den wollte, und erboth sich, ein solebes Werk auf seine eigenen Kosten anzulegen: „Würde der Herzog davon Nutzen haben, so soll- - ten ihm die Kosten wieder ersetzet, und nur ein Fünftheil von der j Ersparung verabfolgt, oder in anderweg Ergötzlichkeit gethan wer- den.” Herzog Albert schickte deswegen selbst seinen Salzmayr _ nach Augsburg, um sich mit Seeler näher zu benehmen. Da k aber dieser im J. 1560 in Münzgeschäften nach Frankfurt verrei- sen mulste, so beruhte dieser Gegenstand bis zum J. 1565, in wel- chem sich Seeler nach Reichenhall begab, und über den dor- tigen Quellenstand, so wie über die Art zu sieden, an Ort und Stelle nähere Erkundigung einhohlte. Aus einem Berichte, welchen der damalige Salzmayr, Virgil Hofer, nach Seelers Abreise er- stattet hat, geht hervor, dals Seelers Antrag war, für die gerin- _ geren Wasser eine Lufigradirung zu erbauen; denn dieser Bericht sagt, „foviel aber, gnädiger Fürft und Herr, meine Ausnehmung belangt, hab in Eylich anders von ihme nit erfahren kuhnnen; al- lein dafs er nahend bey dem Salzbrunn vor der Stadt gern einen gelegenen Ort hät, dabey er fonderlich die Mittagfunnen und durch- us einem Berichte, den Seeler selbst im J. 1567 an den Herzog stattet hat. In diesem Berichte sagt er, ‚„dals, wenn das Stollen- asser vom Kettenwasser ganz getrennt würde aa), man mit halbem Holz 3 «0) Dieser Caspar Sceeler untersuchte im nähmlichen Jahr die ihm von Reichen- hall durch seinen Schwiegersohn nach Augsburg überbrachten Wasser, und gab ' folgende Resultate an: ı) das Kettenwasser (die bessern Quellen, welche durch das Kettengeschöpf zu Tage gebracht wurden) hält ein Centner zwölf ein halb Pfund Salz, so dals man aus 8 Ct. Wasser einen Centner Salz sieden kann. 2) Das Stollenwasser, welches in bemeldten Brunnen fließt „ hält ein Centner nicht mehr EN 180 ii Holz absieden könnte , wenn man aber soviel Salz als wie ehevor sieden wollte, so mülste man das Stollenwasser dazu gebrauchen; diefs könnte aber mit Nutzen nicht geschehen, ausser man sehei- det das süfse Wasser, wenn keine Gefrier vorhanden, mit seinem neuen Werke, damit würde das Wasser mit geringen Kosten also gestärkt, dafs ein Centner desselben hernach mehr Salz giebt, dann zuvor 6 bis 7 Centner derley gegeben haben.” Ob aber dieser Vor- schlag in wirkliche Ausführung gekommen, konnte ich nicht auffin- den; vielleicht ist Seeler noch vor der Ausführung gestorben. Diese Angabe einer Luftgradirung wäre also älter, als die bisher bekannten, nach welchen die Luftgradirung erst im Jahre 1579 zu Neumburz wäre erfunden worden. Weniger anwendbar war der Vorschlag, den ein gewisser Marx Zellmayr ı579 gemacht hatte, nähmlich das Salz in kleinen bleyer- nen Pfannen zu sieden, wie er es in der Lombardie in Italien und zu Lüneburg in Sachsen gesehen hätte. Derselbe schlug _ auch vor, um Holz zu ersparen, die Schürgasse in der Mitte des Ofens anzubringen. Keine Regierung wurde aber so sehr mit Projecten von soge- nannten Salzkünstlern überhäuft, als jene von Wilhelm V. Ich will nur einige hievon anführen. Im J. 1583 erbothen sich Quilis Biatzaund Ambrosio Pizozero aus Italien, auf eigene Kosten durch eine neue Manier und Probe 'zu erweisen, dafs mit merklicher Ersparung von Holz ohne Vertränkung gesotten werden könnte. Sie erbothen sich auch eine bessere Maschine zu erbauen, als das Het- tengeschöpf, welche in der Unterhaltung weniger kosten würde, und versprachen dadurch einen Gewinn von jährlichen 25000 fl, zu ver- schaf- mehr dann 3 Pf. Salz. Die Stollenwasser waren daher die geringhaltigen, welche aus einer im Jahre ı552 vom Grabenbach weg angelegten Stollenstrecke zum Vorschein kamen. 3) Das Wasser, so vergebens hinweg fliefst, der 0er ler genannt, hält nicht mehr dann ein halb Pfund im Centner. n j ET TER 3, 181 schaffen; sie bedungen sich aber die Hälfte der Ersparung ebenfalls auf 25 Jahre. Es wurde mit ihnen zwar ein Contract abgeschlos- sen; allein der Erfolg mag der Erwartung nicht entsprochen haben, da im J. 1586 nur die Kettengeschöpfe wieder im Gange waren. Im J. 1389 machten Andreas von Afftlin, Hanns Chry- ‚ stoph von Bettendorf und Hanns Georg Zeitgrauer aus Strafsburg den Vorschlag, durch Errichtung von kleinern Pfan- _ nen, und dadurch dafs die Sohle immer siedend in die Pfanne kä- „ me, den dritten Theil an Holz zu ersparen ; weil sie aber die hier- zu erfoderliche Anrichtung zum Voraus nicht angeben wollten, und - auf einer durch sie zu machenden Probe bestanden , so wurden sie = mit einem Geschenke von 50 Gulden abgefertiget, da man mit klei- nern Pfannen zu Reichenhall schon öfters Proben gemacht hatte. Um die nähmliche Zeit, vielleicht durch diesen Vorschlag veranlafst, B. man ri un Spe auf Befehl des damaligen Kamermeisters eine Hauptpfanne zu Nutzen kam. Da aber hierdurch keine Holzerspa- "rung erreicht wurde, so wurde diese kleine Wärmpfanne wieder weg- _ genommen, und diese Sudart aufgegeben. iD Besser gelang der von Kammerrath Neuburger im J. 1586 _ gemachte Vorschlag, anstatt des eigenen reichen Salzes, berchtes- 1 ‚gadner Futterstöcke zu vertränken, um die Sohle siedbar zu ma- chen. Es war zwar dieser Vorschlag nicht ganz neu, sondern schon F vor mehreren Jahren versucht. Allein da die Arbeiter dafür keine bes- sere "Bezahlung erhielten, so verbreiteten sie den Ruf, dafs das Salz ; da ron-schwerer und derber werde, wodurch das reiche Salz beym Absatze seinen ‚guten Nahmen verlor; denn es ist bemerkenswerth, s das reiche (reichenhaller) Salz bisher immer gegen andere Salze den Vorzug hatte, und im Handel mehr beliebt war. Neu- f burger beugte aber diesem Wahne dadurch vor, dafs er die Sie, der besser bezahlen und vom reichen - und berchtesgadner Salz 182 2 Salz gleiche Theile vertränken lies. Diese Verwendung von berch- tesgadner Salz führte aber in der Folge den weitern Wahn her- bey, welcher in der ganzen Gegend, selbst noch in den neuern Zei- ten, herrschte, man könne zu Reichenhall ohne Vertränkung von berchtesgadner Salz gar kein Salz erzeugen. Es wurde also bis zu diesem Zeitpuncte, der vielen Vorschläge ungeachtet, keine wesentliche Veränderung im Sudwesen und in den Einrichtnngen hierzu gemacht. In dem schon gemeldeten Jahre 1586 machte aber Heinrich Schöttl, Baumeister von München, den Vorschlag, die bisher gebrauchten Pottingen,, worin das Salzwasser aufbewah- ret und angereichert wurde, wenigstens nach und nach abzuschaf- fen, und dafür dauerhaftere Behälter oder Wasserstuben anzurich- ten, welche so gestellt würden, dafs aus denselben die Sohle nicht auf die Pfannen geschöpft würde, sondern von selbst ablaufen könn- te, wodurch sie, wenn das Trübe zurückgelassen würde, viel reiner in die Pfannen käme, und man daher auch reineres Salz er- zeugen würde. Zu dem Ende schlug er auch vor, das Kettenge- schöpf um ı0 Schuh höher zu machen 5). Dieses kam auch im J- 1590 zur Ausführung, und es wurden mehrere Wasserstuben 20’ lang und ı2’ breit und hoch erbauet. Indessen schienen sich in denselben Jahren die geringen und sülsen Wasser im Brunnhause immer wieder zu vermehren, und man schob unter andern die Schuld auf das Wasser des Flodersbaches, welches durch das schotterige Gebirg dem Brunnen zusitzen möchte. Man machte daher im J. 1591 ein Gerinn, wodurch dieser Floders- bach aufgefangen und abgekehrt wurde. Der Ruf wegen Verschlech- terung db) Zu gleicher Zeit meldete sich ein anderer Künstler, Nahmens Bonifacius Rem, den man zwar ebenfalls die Saline schen liels, aber seine gegebenen Vorschläge ; eben so wenig zweckmäßig fand. Christoph Karger schlug vor, die Pfannen um 8% höher zu stellen, da- Pin mit das Feuer mehr Spielraum hätte, die Pfannen selbst tiefer mit Sohle zu fül- len, und das Holz dünner zu spalten. ıB3 ' terung der Salzquellen verbreitete sich sogar nach Hall im Inn- thale, so, dafs sich ein gewisser Adam Gröber von Thauer im J. 1595 hierdurch veranlafst fand, sich selbst nach München zu begeben, und dem Herzoge den Vorschlag zu mächen, was die Siedherrn schon vorhatten, zu Reichenhall selbst einen Salzberg aufzuschliefsen. Man durfte seiner Meinung nach nur neben dem Salzflufse einbauen, und diesen Bau so lange fortsetzen, bis man den gesalzenen Kernberg erreichte. Er schlug sogar vor, mit 7 Fufs langem Holz zu sieden, weil das Abstocken nicht soviel kosten wür- de, und dafs man die Pfannen nach der hallinthaler Art nur 20 Werkschuh lang und breit bauen möchte. Die vom Herzoge an den damaligen Kammerpräsidenten Chri- stoph Neuburger erfolgte Weisung sagt: „wiewohl wir vom Supplikanten und der Sachen wenig halten, so möchte doch derselbe diesen Vorschlag nähers prüfen lassen.” Gröber wurde zwar nach Reichenhall geschickt; aber wegen der Gefähr- lichkeit für den Brunnen wurde sein Vorschlag nicht angenommen. B >, Von dieser Zeit an, da im J. 1598 Maximilian der I. die R Regierung übernahm, hatten die bisher so häufigen Projecte der Salz- künstler Beben ihr Ende erreicht. $ Indessen entdeckte man bey einer Brunnenräumung im Jahre - 1613 ein neues gutes Flüfschen , im Gehalt beynahe der Edelquelle gleich, welches in einer Viertelstunde 35 österreichische Eimer lie- derte cc). Zu gleicher Zeit brachte man in Erfahrung, dafs man in Hessen weit geringere Salzquellen durch sogenannte Leckwerke mu einem höhern Gehalt erhebe. 1 Ren Diels veranlafste den Herzog Maximilian in diesem Jahre ng den reichenhallischen Cassier, Hans Wolfgruber, | nach ee) Diels soll der später sogenannte Plattenflufs gewesen seyn, 184 nach Allendorf in Hessen abzuschicken, um sich mit dem dor- tigen Salzsieden bekannt zu machen. Der Landgraf Moritz wurde selbst um einen in dem dortigen Siedewesen erfahrnen Mann ersucht, und genannter Cassier Wolfgruber wurde daselbst mit einem Bür- ger, Christoph Hamberger, bekannt, der schon mehrere neue Salzwerke angelegt hatte; er brachte also denselben mit Erlaubnifs | des Landgrafen über München nach Reichenhall. Dieser Ham- berger legte dann im J. ı615 ein sogenanntes Leckwerk. oder Strohkunst.an, erbaute einige kleine Pfannen, .die er grölstentheils mit Astach und Reifsich (Aesten und Büscheln von Staudenwerk) heitzte, und alle Tage 2ı—22 Fuderstöcke Salz erzeugte. Allein diese hessische Gradirung, so wie das Sudwerk dauerte nicht lange, weil -das Salzwasser zur Begielsung des Strohwerkes viele Hände forderte, und die zu Reichenhall häufig eintreffenden Re- genwetter manchmahl die gradirte Sohle wieder vollkommen verdar- ben. Deswegen wurde Hamberger im J. 1616 mit eimer Beloh- nung von -950 fl. und der Bezahlung seiner Heimreise wieder nach Hause geschickt. Indessen kam aber ein weit wichtigerer Vorschlag in Antrag, und selbst zur Ausführung. , Diels ist die Sohlenleitung nach Traunstein. Da nähmlich das neuerfundene gute Salzflüfschen zu Reichen- hall selbst, ohne sich einem Holzmangel auszusetzen, nicht wohl versotten werden konnte, so. hatte der Hofkammerrath Oswald Schufs im Jahre ı61ı3 den Gedanken, dafs es gut wäre, wenn ein f Theil der reichenhallischen siedewürdigen Quellen durch ein Wasserwerk in die Inzell, und von da aus selbst nach Siegsdorf geführt, und dort zur Versiedung eine Anrichtung gemacht würde, E weil im Landgerichte Marquartstein und im Miesenbach über ‚tändige Waldungen genug wären, und Simon Reifenstuhl, des Her- 185 Herzogs Hofbaumeister, ein solches Wasser sich hinauszuführen getraute. Diesen Vorschlag wiederhohlte Hofkammerrath Schufs im J. 1614, als. er im Herbste von Reichenhall zurückkam; doch fügte er bey: „man möchte, weil solch ein Werk gar weit hinein- zeigt, und besorglichen unter 20,000 fl. nicht erhoben werden könnte, auch andere verständige ‚Brunnmeister, beson- ders jenen von Braunau und von Augsburg, nach und nach be- ' schreiben, und selbe mit ihrer Meynung hören.” Dieser Vorschlag wurde vom Herzog Maximilian mit allem | Beyfalle aufgenommen, und es wurde deswegen im J. 1615 der Hof- kammerpräsident Elsenhaim nebst dem Hofkammerrathe Schuls _ mach Reichenhall abgeordnet, und denselben der von Augs- burg verschriebene Baumeister, Hans Heifs, mit seinem Sohne beygegeben, um mit ihnen und den reichenhallischen Wasser- meistern alles noch näher zu überlegen. „Die Unkosten, sagt die h _ darüber erfolgte höchste Weisung, wären ja nicht zu achten, wenns ; nur dadurch in Gung zu bringen, und wenn felbe wegen der Un- - möglichkeit nur nicht vergebens verwendet würden.” Die augsbur- gischen Brunnenmeister konnten die Möglichkeit nicht widerspre- ‚chen, wenn nur die zu den Druckwerken nöthigen Aufschlagewasser weder im' Winter noch im Sommer sich verlieren würden. Um sich dessen zu versichern, wurden die ältesten in der Gegend ansäfsigen Bauern vernommen, und auf solche Art in diesem Jahre noch über Nöthige genaue Erkundigung eingehohlt. Am 4. Jäner 1616 h lung, welehes bis dahin noch immer den ı6ten Theil ESYEISICR, selbst versotten } ia hatte. Herzog Maximilian ließ dem Kloster 3020 fl. nach, welche dasselbe ü # noch 24 > 186 " Es wurde daher vor allen Dingen Tobias Volkhmer von Braunschweig, des Herzogs Maximilian Mathematiker und Goldschmid, von München nach Reichenhall geschickt, um die Vermessung und Abwägung vorzunehmen. Diefs geschah auch, und zwar auf doppelte Art, die eine über den sogenannten Neu- weg, die andere über den Jettenberg. Nachdem die Vermes- sung hergestellt war, kamen die Brunnmeister Heifs und Reifen- stuhl wieder nach Reichenhall, und sowohl diese, als Volkh- mer, und zwar ein jeder insbesondere, übergaben ihre Anträge, wach welchen die Sohlenleitung hergestellt werden könnte ee). Alle glaubten, in zwey Jahren fertig werden zu können; die Augsbur- ger verlangten aber, dafs ihnen das Werk mit vollmächtiger Ge- walt ohne Unterordnung aufgetragen werde; und Reifenstuhl er- klärte: dafs er Meister genug habe, die geschickt wären, den Bau zu führen, ohne dafs es nöthig sey, hiezu fremde Leute mit gros- sen Unkosten zu verschreiben. nun der Herzog, dafs er gesonnen sey, die Salzwasserleitung nach Siegsdorf nach des Reifenstuhls Vorschlag‘ erbauen zu las- sen, Durch eine Entschliefsung vom 3. December ı616 erklärte | 4 noch für Salzmehrungs-Ausstände schuldig war, und schlofs mit demselben am 8. October 1616 einen Accord ab, wodurch ihm das Kloster seine beyden Sieden gegen Bezahlung von jährlich 2000 1l. bestandweise, doch so überliefs, dafs der Bestand nach jedem neunten ‘Jahre wieder aufgekündet werden konnte, welches aber in der Folge nicht geschehen ist. er) Die damalige Vermessung gab die Entfernung vom Brunnhause zu Reichenhall bis zum höchsten Puncte, wohin diese Sohlenleitung geführt werden sollte, nähm- Hch bis zur Lettenklause, auf 46,619 Fufs 8 Zoll, und das Ansteigen bis da- hin in serkrechter Linie, zu welcher Höhe die Sohle gebracht werden sollte, auf 828 Fuß 2 Zoll an. Der Abstand bis zum Kirchhof in der Inzell wird vom Brunnhause zu Reichenhall an auf 55,285 Fuls 11“ angegeben, bis wohin die Sohle vom höchsten Puncte an schon ein Fallen von 56 Fufs 4‘ hätte. Doch wird hierbey bemerkt, dafs die Vermessung nach dem reichenhallischen Werkschuh gemacht wurde, welcher nach Reifenstubls Angabe ul einen Vier- telzell länger als der Münchnar war, H 187 sen, und dafs ihm daher auch die Ausführung dieses Werkes über- tragen werden sollte. Demselben wurde auch zugesichert, dafs sein bezeigter Fleils und seine guten Dienste erkannt werden würden. In ‚einem am 2. Jäner ı617 an die Stadt Augsburg erlassenen Schreiben dankte der Herzog, dafs diese Stadt im vorigen Herbste ihre beyden Brunnmeister hergegeben habe; sagt aber zugleich, dafs man selbe ferner nicht brauche , „zumalen wir, so lautet dieses Schreibew wörtlich, felber mit folchem Werk durch unfere im Lan- de felbft habende und befoldete Werk- und Baumeifter auf ihre un- terthänigfte Anerbiethung, den Anfang machen, und fie nach :Gele- „genheit verfahren zu la|Jen entfchlo[fen find.” \ Der Bau der Sohlenleitung nahm erst im J. ı617 den Anfang, # und es war noch immer ‚der Antrag, sie blofs bis nach Siegsdorf zu führen. Als aber im Monathe August Hofkammerrath Schufs das erste bereits fertige Brunnenhaus im sogenannten. Facher be- sichtigte, und ihm Reifenstuhl die Zusicherung gab, dafs er noch in demselben Jahre mit zwey, und bis Michaelis 1618 mit den übri- } ‚gen dreyen, und so mit der ganzen Sohlenleitung fertig werden wür- de, so besichtigte Schufs noch einmal das Local zu Siegsdorf, wo dio Sudhäuser und andere zum Betriebe nöthige Gebäude hätten hingebauet werden sollen; und da er fand, dafs zu einer Saline auch ‚verschiedene Handwerker gehörten, so kam er erst auf den Gedan- ken, ‘dafs es noch nützlicher wäre, die Wasserleitung bis zur Stadt anstein nach dem natürlichen Gefälle fortzuführen. ‘Er und Reifenstuhl mit ihm fanden auch daselbst beym Schlosse Anger (in der jetzt sogenannten Au) eine treffliche Gelegenheit. Ban: n e. Dieser Plan wurde vom ‚Herzog Maximilian..mit Wohlge- angenommen und genehmiget, so dals im Jahre 1618 mit dem inenbaue daselbst angefangen, und in diesem Jahre noch zwey Judhäuser fertig wurden. Einige Baumeister wollten zwar die ‚Sali- mengebäude nicht blofs solide, sondern auch zierlich und schön her- YA 24° stellen ; 188 stellen; aber ein an Reifenstuhl erlassener Befehl vom 7. July sagt: „er hätte sich nicht irren zu laffen , obschon werkmeifterischen Erachten gemäfs das ein oder andere [chöner, zierlicher und hand- ‚famer errichtet werden möchte, weil -auf daffelbe gar nicht zu ‚ach. ten, fondern nur dahin zu jehen und zu trachten ift , wie ein und das andere zu fiätten nützlichen Gebrauch gerichtet werde.” Auf diese Art wurde also die Sohlenleitung von Reichen- hall bis Traunstein im J. ı618 und der Salinenbau daselbst im J. 1619 mit aller Solidität in so weit vollendet, dafs am zten August dieses Jahres schon auf drey daselbst erbauten Pfannen gesotten wurde ff). So errichtete sich Maximilian der I. bey seinen Salinen ein Monument, desgleichen noch kein Fürst aufzuweisen hatte. Un- erlöschlich werden die Nahmen Maximilian des I., eines Oswald - Schuß ff) Die Sohlenleitung ist über 8 geometrische Stunden lang. Anfangs baute man nur 6 Brunnenhäuser, nähmlich jene zu Facher, am Seebüchl, am untern und obern Nesselgraben, zu Nagling und Lettenklausen. Da aber vom obern Nesselgraben bis Nagling, besonders am Pichergrandl zum Mauth- häusl hinum der Weiten und des Sackes halber die eingelegten Teichel (Röh- ren) zu wenig Gefälle hatten , so zersprangen beym Ansteigen gegen Nagling viele, weil sie den Druck uicht aushalten konnten. Es that also schon im J. 1619 der Bauschreiber Caspar Frauenrieder den Vorschlag, womit. auch er stuhl verstanden war, zwischen Obernesselgraben und Nagling noch ein Brunnhaus im sogenannten Weifsbach zu‘erbauen. Dadurch entstanden also 7 solche mit Druckwerken versehene Brunnhäuser. Die Stiefeln zu diesen Werken verfertigte der Gielser Bartholomä Wenglein zu München. Der Centner Metall hierzu kostete 45 fl.; dazu wurden 87—88 Pf. Kupfer und 12—ı3 Pf. Zinn genommen. Der Centner Kupfer kam damals auf 34-f., dar Centner Zinn auf. 38 fl. zu stehen. ‚Man brauchte zu dieser Sohlenleitung über 9000 Teichel, wo- von jeder ı4° lang, und 3 1/4‘ weit ausgebohrt war. Die Sohle wurde durch die Werke, wie heut zu Tage noch, in bleyernen Röhren in die Höhe gedrückt. Der Centner Bley kostete 7 fl., und ein Arbeiter bey der Sohlenleitung hatte we- gen der schweren Arbeit täglich ı4 kr, Eine große eiserne Büchse zu den Tei- cheln kostete ı4 kr., und eine kleine 4 kr. y 1% 189 Schufs-und eines Johann Simon Reifenstuhl gg) in der baier, ‚Salinengeschichte seyn, und alles das Gute, was hierdurch für den baierischen Salzhandel, für den Staat, und selbst für die Belebung ‚der dortigen Gegend herbeygeführt wurde, können auch unsere En- kel, so wie ‚wir, nie vergessen hh). x Ein gleiches, nur noch nach einem höheren Style gebautes Denkmal errichtet sich nun Maximilian IV., unser guter König, als König der Erste; denn derselbe hat bereits beschlossen und an- befohlen, dafs alle falzhaltigen Quellen zu Reichenhall, wel- che man bisher noch aus Mangel zureichenden Holzes unbenützt “durch den Grabenbach ablaufen laffen mufste, ohne Ausnahme zu Tage und zu Nutzen gebracht werden sollen. Zu diesem Ende sind die zur Gradirung nöthigen Gebäude mit einem grossen Ko- _ stenaufwande vergröfsert worden: zu diesem Ende ist bereits die alte - Sohlenleitung bey Au oder im sogenannten Hammer angezapft, und | eine neue vierzehn Stunden lange Sohlenleitung von Siegsdorf bis Rosenheim in der Anlage und zu Rosenheim selbst eine neue Hülfs-Saline im Bau begriffen, wozu die im Landgerichte Miesbach, K besonders in der Gegend von Tegernsee, gelegenen, gröfstentheils noch unbenutzten Waldungen , vielleicht auch seiner Zeit die dort noch ruhenden Steinkohlenlager, den Brennstoff liefern können und _ müssen ii). v Der w \ a e gg) Dieser geschickte Mann starb bald nach der Vollendung dieses Werks den 8ten Februar 1620. Er diente 38 Jahre, anfänglich als Werk - und nachmahls als Bau- meister. Gleich zu Anfang des Baues der Sohlenleitung erhielt er 1000 fl, Recom- r he peus und nach seinem Tode wurden seine Kinder anstatt der noch verheilsenen eintausend Gulden mit einer jährlichen Rente begnadiget. * ‚hh) Siche Beylage IH. ”, ü) 5. Flurl's Beschreibung des Gebirge von Baiern und der oberm Pfalz, $. 197: ‘ ‚„ wind i Dortiänmditicins ‚diese! für Br Vaterland P IRRE. ten so wichtige Unternehmen ; und der Nahme unsers guten, Königs Max imilian wird mit den Nahmen derjenigen, welche die Ausfüh- rung vorzüglich bewirkt haben, in den’ Annalen der baierischen, so € wie in der Gesammt-Geschichte der europäischen Salinen, ewig. al vertilgbar bleiben. E ig: Pi u n: L R 2 ‚a k ö a r WI sch . . f - ’ 2 ”9; arleımke - nr 2 n / r bar actress ers $ ih ea ar rahreeii ker" „A far ac LIE YHiis Hr eh ‚ inkeioted Jeiitrıdde WE Dilarl r | dos en id Re Gau Bl: dopda 0) aol demb asia ur 5 23T u # erärnibeaite urs ol, En 2: ed ee rmabron Wadlingran mine Me Tre Tan DH Rena" hal gar 2 Lux sldod Bit aaatisinnidod sgasl unbanse hissaser See r A = e " R fr Kar bg ET: Era’ sderraglaerd mi Sb as Warn a A Ss z 3 & 1a „ Be i r ir hedinssäodg nsaoableg uw: Ela haanad. 1b sahen a en... us e car Aaua Ir sent: mir ı m Pr ” 1 2 2 r Din II Tri daran ‚arena pr Kae, ö a L ; w oh, Hirt" euanih Sin 7 ar ae A rn Ve de es - ar. an su be = Ei "sc PR. 1 195 1 22 Pe mod one Het wur ee Miet are be ab nee een eur BAUR gie! Wo: Mar f % fi _ . FR} N ae ar ruhe ar hu 4 - f ’ - U vaelt j ) a Sb Zerdn: ra Av A re 191 Beylagel. - Haufbrief da Heinrich Sachffels Siedherrns zu Reichenhall hinterlaffene 4 Söhne dem H. Georg in Niederbaiern 2 Salzfieden Mautner, und Rordorfer ge- nannt, um eine gewille Summe fl. verkauften. Erchtag St. Veitstag 1501. In Georg Sächflel Doctor in geifilichen Rechtenund Pfarrer zu Zell, Ich Andre, Ich Crifian, vnd Ich Adam, auch die Sächflel all vier eelich Gebrüeder, Wai- ' lenndt Hainrichen Sächfflen ettwan Sied Herr, zu Reichenhall Eleiblich gelaffen Sun Bekennen fammentlich vnd vnuerfchaidenlich, für uns all unfer Erben miter- ben vnd Nachkommen, auch für allermäniglich, der wir vns hier In vollmächtig- lich angenommen haben, Offennlich mit dem brieve, vnd tun kundt allen den Er für kumbt, das wir dem durchleuchtigen Hochgebohrnen fürften und Herren _ Herren Georgen Pfalltzgrauen bey Rein, Hertzogen in Nidern und Obern Bairn etc. vnlerm genedigiften Herren feiner fürfllichen GnadenErben vnd Nachkom- _ men, Wohlbedächtlich mit vnferm guten freyen willen Recht vnd redlich kaüff- - lich verkaufft vnd zu einem durchgenden fiäten ewigen vnd vnwiderruflichen kauff zu kauffen geben haben, Geben auch wiffentlich in erafft des Brieues, nem« lich vnnfere zway Salltz Sieden zu Reichenhall, genannt Mauttner vnd Rordorffer _ ligen zunagfi an des Clotzen Sieden vber mit fambt den zwaien Gefalltzen waflern, Pfannhayfs, Salltzpfannen Poting, fouil des noch vngeuerlich verhanden ift, auch re - ‚die Wälldt mit namen Ain wald = Pianchennbach, Ain Wald Lenngawer genannt, i ein ‘Wald am kölling, Ain VYald am Lumbpach, Ain VYald am kelingperg Ain Walld h der Rofskenndel Ain. Ort am Wafegkh, Ain Wald derLeitfridarn, Ain Walld von- dem Burckhfiain alle Im Glemmertal gelegen. Ain Virtel wallds Im weil Di pach Ain walld Im Ebenthal, Ain Walld am Gruenegkh, die walld Im Pillerfee, &iner genannt ain kambperk, Ain halber VYalld Im fridmanfpach, Ain halber Walld J ge- 192 genannt der Ganeifs was nitin den weifpach oder ödenbach ftaigt oder das gefüg hat, Ain Walld in dem Oedenbach der drit vnd fünfft pawn Ain halber walld zu Winckelmanfieten, das nitin den Schwartzpach dient, oder geht, Iren Walld ge- nannt, die Vedmanfpach, von der Munckenklawfen auf den Möfsern bis in die winckelmoferin zu beden Seiten, Ain Walld am Schönbelperg, Ain Walld am wolffsdrufel vnd direneglk als das Gefüg in die VVinkelmoferin fagt ein Walld an Luppach, Ain Walld dennhalb des Jochperg am maifenthall all im Vnckentall ge- legen, allenthalben wie wafler rinnt, Stöckh vnd fiain wallget auch in albeg Le- hemfiock und Vorftrecht, wo vnd wenn die zugehören vnuergriffen, vnd darzu all ander VWVälld fo hie Inn nicht begriffen find , zu angezaigten Sieden gehörig, dar- zu die Behaufung zwifchen Aendre Pannholltzer des kueffer vnd Paulfen Schenn- berger ftolstat vnd gegen dem Hewfshinckel gelegen, da Inn vnnfer Vatter fäli- ger mit hewflicher wonnung gefellen ift,. darzu ein kunfiberg das alles mit Ir yglicher nützlicher vnd rechtlicher zugehörung, wie wir das von obgenannten vnn- ferm lieben Vatern ererbt, Er vnd ander vnnfer yoruordern, auch wir felbst inn- gehabt, genuzt vnd genolfen haben Hier Inn benennt oder vnbenennt garnichtzit noch kainerley dar Inn ausgefchloffene noch vorbehallten, aus welchen Sieden Jer- lich zu güllt geet, indie Thumbbrobfiey zu Salltzburg drey Schilling Pfening vnd aufs der. behaufung auch in die benannten Thumbbrobfiey fünfftzig Pfening Ir ygli- ches zu gewenndlicher dinlizeit, sonnft aller anfprach feren darumben vnd auch dafür das, fo fein fürfilich genad aus bewegten Vrfachen, vnnfer gefalltizen Waf- fer etlich zeit gebraucht, defshalben auch Ich obenangezaigter Aendre Sächfel, aus meinen befianndt komen, vnd. wir Georg Criftan vnd Adam auch ‚obenbenennt, die Sächfel mitler Zeit der Sieden auch der Behaufung mit Irer zugehörung kai- nen nutz noch Gebrauch gehabt, vnd was fich vngeuerlich darzwifchen zugetragen vnd begeben haben bey klain und gros auch hier Inn nichts ausgefchloffen noch hindann gefetzt, Vnns fein fürftlich genad genediglich mit gehandelt hat mit van- ferm guten freyen willen vnd wiffen, ain folche Summa gellts Par vnd berait zu wnferm Handen one abgang vnd an allen fchaden, dafür ausgericht vnd bezallt hat des vnns wol benügt, vnd füron in ewig Zeit,benügen foll, haben auch darauf, folche Stugkh alle Obenbenennt mit fambt allen brieflichen Vrkunden fo wir hier-' bey henndig gehabt, feinen fürfilichen Genaden freywilligelich abgetretten vnd übergeben aus vnfer, vnler Erben und miterben, auch all vnnfer nachkommen nutz vnd gewer in feiner Genaden, auch feiner fürfilichen Genaden Erben, vnd nach- kommen gebrauch vnd gewerfchaft Alllo, dafs feine-Genad feiner Genaden Erben vnd nachkommen, Nw füron damit handle, wanndeln tun vnd laffen mögen ‚nach allem Iren fürfllichen genaden willen vnd geuallen, alles mit andern Iren genaden aigen vnd freien Stugcken vnd Güetern, one vnfer, vnler Erben, miterben vnd nach- rar 193 slachkommen huch'allermänigjlichs von vnfern wegen, dafür wir vnns gewallt an- genommen haben , einträg, Irrung vnd widerfprechen Wann wir yns der Stuckh vnd aller Sprüch wie oben angezaigt ift alles vnd Ir jedes gar vnd ganntz verzigen haben, verzeihen vns des auch hiemit, wilfentlich vnd vefüglich in crafft des Brie- ves zu rechter fiäter ewiger vnd vnwiderrufflichen Verzicht, in aller der mafs wie das am höchfien vad beften , alls ob es mit allen nottürftigen artikeln hier Inn klär- lichen aufsgedrugkht vnd angezaigt wäre, erafft haben foll vnd mag , one eintrag vnd alles widerfprechen Wir wollen auch vnd follen follichs kauffs vnd Vertrags feinen fürfilichen Genaden auch feiner Genaden Erben vnd Nachkomen Recht getreue gewere fürpfandt vnd verantwurter [ein für all vordrung anfprach vnd Ir- zung in vnd aufser Rechtens an aller ftat vnd für allermäniglich wann wie vnd alls wie offt des not nit fo lanng vnd viel bis Ir fürftlich Genaden nutz vnd gewerfchafft - genug vnd vollkommenlich erfeflen vnd inngehabt haben. Ob wir aber oder ye- h mand ander von vnfern wegen des nit täten in ainiger VWVeg und Weife wider diele vnfer verfchreibung hanndelten oder zu handeln fürnehmen, das doch nit (eym foll wie oder welcher gefialt das befchehe das obenangezaigten vnnfern genedigi- fien Herren etc. oder feiner Genaden Erben vnd nachkommen in ainicherley weis zu fchaden oder nachtheil erraichet, es wär klein oder grofs, für das alles foll alle - unfer Hab vnd gut vnuerfchaidenlich, es fey aufligende oder varend Inner oder _ auffer Landes befucht vnd unbefucht gar nicht zit noch kainerlay ausgenommen [einer _ fürfiliehen Genaden rechts vnd redlichs eingefetztes fürpfanndt, fein Genad möge fich auch dabey Handthaben, vmb Haubtgut vnd fchäden, bis auf Irer genaden _ volligs benügen, auch fo lang vnd viel bis das dife vnnfer verfchreibung vnange- - fochten bey wirden vnd krefiten beleibe ongeuerde und wider alles obgefchrieben vnd yegliches in fonderhait, fol vnns, vnnfer Erben vnd nachkomen nichts freyen, ‚fehützen, fehirmen noch zu hillf kommen noch entledigen, weder Bäbfilich , kaifer- f lich Genad, freiheit gebot noch funfi alles das vnns von der obern Hannde zu bill komen, erworben, ausbracht, oder aus eigner bewegnufs gegeben werden möchte, auch weder gemain noch befunder, Landtfrid, gelait, yertrag Recht, - Rechtbot noch fonnfi kainerley annder fürnemen, oder fach wie man die erdenken - möchte, auch dawider die obere Hande nit anruffen, noch fuplieiren, noeh nichts ! annehmen ‚noch gebrauchen fonnder uns des gantz mülfigen, wann wir uns des alles und yedes in fonderhait verzigen haben vnd hiemit wiffentlich in craflt des ; ! brieues verzeihen vnd begeben alles treulich vnd vngeuerlich zw Urkund geben ir offtgenannt Georg, Andre, Criftan, vnd Adam die Sächfel gebrüder dem melten vnlern genädigifien Herrn Hertzog Georgen, etc. diefem brieue befigillt t vnnfer aller vnd yedes aigen anhanngenden Innfigillen, vnd zu merer vnd bef- Sicherheit vod gezeugnüls haben wir mit Vleils gebeten, die Edlen vnd vellien RR 25 Hennfen RS 194 f De Hannfen Putzner zu Oechffing, die zeit Cafitner zu Burgkhaufen vnd Criftan, Dior e herrn zu Vrfiain, das Sie Ire Innfgill zulambt den vanfern hierangehangen ‚haben doch Inn Iren Erben vnd Infigelle one allen Schaden. dApunte wir uns famentlich . und vnverfchaidenlich mit vnnfern treuen an aines gefehworen aide fiat verbinden, B. alles Innhallt des Brieues war veft und fät zu hallten, Geben.am Eritag Sand Veitstag nach Crifü vonfers lieben Herrn Geburde fünfzehen Klundezt vad in . Erfien Jare. L r =—u an u.a. aa aaa ji | e ; A A Sara u 1 ar 95 Beylage 1. _ Vebersicht der Salzerzeugung und des Holzverbrauchs bey der Saline Reichenhall von ı303 bis ı619. \ Salz gesotten. Holz gehauen. | | Salz gesotten. Holz gehauen. Jahr | a) B Fr, tt. 1#- B& Jahr | tt. B nr ii. 1B- lüs3 1503 | 1432 | 5| 22 | 5ı | 7 6 1532 | 2156 | 5| ı7 | 108] ı 6 1504 | 1245 | 4lı2 157 |6| ı2 1533] 2467 |—|ı3 | 102| 7| 2ı 1505 | 1248 —| 6 |mo|A| 7 1534 | 1956 | 4| 8 | ı06| „| 3 1506 | 1688 | „7! 6178 !5| aı 1535 | 2096 —|29 | 69 7| 10 1507 | 1628 |5|) 8158 | ı|) =9 1536 | 1974 | 4lı2 | 9|7| 15 1508 | 1487 | 51 23 I —i— | — 1537 | 2284 |—| 23 | 105| 5| 22 1509 | 1478 |— | ıı |105 | 6 3 1538 | 2319 | 3] 5] 118] A| 12 1510 | 1648 | 5| ı3 816 5 1539 | 2422 | 1|ı6 | 104 | 2 9 1511 | 1336 | 4 | 22 7.1 5 1540 | 2201 | 6/27 | 114| 7| 29 1512 | 1667 | 1127 | 50 | ı 3 1541 | 2064 |—| 16 | 109| 6 2 1513 | 1705 | 6) 20 | 45 2 1542 | 2569 | 4|28 | 97 28 2026 | 3| 29 | 60 | 3| — 1543 | 2359 | 3| ı7 | 108| 6 6 1795| 2|ıı I 63 \.5| oı 1544 | 2164 | 5) ı4 | 149| a 6 1713 |5)23 ]|79 | ı 13 1545 | 2430 | 2|ı5 | ı24| a| >4 1586 | 6] 20 | 86 —| ı0o 546 | 2590 | 3| 2ı | 1ı15/| 4| 16 2ı77 | 2|24 | 90 |4| ı7 1547 |.2338 | 4| 3 | ı21| 3 9 2117 | 7| 6 [126 |6| >28 1548 | 2550 | ı| 5 | ıa2| 2 4 2117 | 7| 6 [126 |6| 28 | 1549 | 2634 | ı|27 | ı27! A| 20 2357 I—|23 | ge | 4| 27 ||| 1550 | 2482 | 2|28 | 173] 5 9 2279 | 2!) ı | 94 |6| @7 ||| 1551 | 2648 | 4] ı8 | 1582| 2| oa 2270 | 4)ı7 168 |5| ı6 1552 | 2366 | 4| 29 1 153 | 4| 14‘ 2398 | 6) ıı | 92 | 7 | 20 1553 | 2302 | 6) 10 | 123) 5| 13 1856 —| 28 Jı05 2 2 1554 | sı4a | 4|ı5 | 146| 3) 25 2256 | 5| 26 | 96 ” 1555 | 2364 | ı | 4 lb aı7| 7 3 2064 —! 2ı Jjhıı6 | 41 15 1556 | 2294 | 5128 | 1281 5| — 1985 | 5| ı7 1116 | 6| 36 1557 | 2201 |5| 5 | 1930| 7 8 2480 —| 11 | gı — 4 1558 | 2061 |7| 8 | 116 | A| ıe 1.26.5173 hhı5 | 6 14 1559 | 2066 | 5) ı3 148| 3] ı 1531 | 2295 5! la l5| 2 ı560-| 2286 | 2| 5 | 1386| 5 5 *) Ein Pfund hält 240, ein Schilling 3o Fueder. 258 Salz gesotten. Holz gehauen. 5° Jahr | tt. | ß. ne tt. IP. | & 82 ( 1561 | 2047 | ı|ı2 | 1566| 2.25 1591 | 2064 | 1) 18 |153 | 7| 194 : 1562 | 2089 | 3| 4 | ı32| 4| — 1592 | 2128 | 5/20 |128 | 2| 35 3563 | 2249 |—| 10 [1855| —| 9 1593 | 2523 | 7|26 | 130 | 5| ıo ! 1564 | 2045 | 4| 15 |ı4ı | 4 | 23 1594 | 2307 |—|29 | ı3ı | 6| 281 1565 | 2199 ı 6! ı | 1381) 3) 23 1595 ! 2ı2ı ! 3!29 | 141 !6!56 1566 | 2306 | 2| 8|146|6| 5 1596 | 1646 |5| — |173|7| 54 1567 | 2089 | 7| 4.|140| 4 4 1597 | 2029 |5| 7 [158 | 6| ı7 1568 | 2129 |—| 4 | ı50| 2| 26 1598 | 2138 | 6) 17 | 157 |—| 22 1569 | 2234 | 4| 5 | ı22| ı 33 1599 | 1840 | 3 190 | 2| 144 3570 | 2800 |4| 7Jı22|6| 9 ı600 | 1846 | 2|ı7 [172 | 7| 84 1571 | 2096 | ı|jıı [134 | —| 7 1601 | 2067 | 5| 22 | ı78| 7| 20% 1572 | 2069 | 6| 4 | 146 |-6| 24 1602 | 2257 | 7|26 Jıgr | 3| 541 1573 | 2206 | 7| z Jı69| 7| 25 1603 | 1908 | ı) 3 | 192 | 6| 104 1574 | 1975 |—-|ı8 | ı79| ı | 23 1604 ı 2018 |—| 2ı [193 | 4| 24 1575 | 1962 |4| 3[178|5| 9 1605 | 1712 | ı|23 | 1766| 8 1576 | 2384 | ı| 3 |156| 3 44 1606 | 1808 | 2|27 |175| 2| 42 1577 | 2052 |—|29 | ı5ı | 2 24 1607 | 2039 !—| 23 [|ı82 | ı) — 1578 | 2352 | 528 [145 || — 1608 | 2108 | 4| 5 | 231 | 6| 24 1579 | 2266 |5| ı Jı52|3| 55 ı609 | 2236 | 4|24 | 178) ı| 244 1580 | 2123 |—| 5 | 162) 5 4 ıbı0 | 2204 | 4) 12 | 235 | 3| ı2£ ı5g1 | 2126 | 2|29 | 153 |)— | 28 ı611 | 2234 | 6| 13 ı 252 .-ı| 244 1582 | 2277 | 7|23 | 123 | 6 1 1612 | 2224 | 4| 29 [169 |6| 5 1583.| 2200.| 7|16 [ı25| ı | 20 ı613 | 204 | 6| 6 | ıgı — 1 1584 | 2146 | 6| 7 |ı34| 7 | 5 1614 | 2096 | 5| 15 | 167 | 5 4 1585 | 1694 | 7\)27 [1455| 2| 18 1615 | 1941 | 722 | 182 | 5| 244 1586 | ıgıı | 2|22 |149|5 64 1616 | 2045 | 6) — | 182 | 6, ıı 1587 | 2205 | 517 |154| ı| 105 1617 | 2167 | 7| 27 Il ıor | 4| 25 1588 | 2500 | 5| ı |ı54| 6 4 1618 | 2073 | 3| 3 1180 | 7|. 1589 | 2242 | 2] ır |179 5 64 1619 | 2211 , 6, — [155 | 1) 16 1590 | 2081 | 3lı5 lı6ıl 4| 20% mann Orr Beyträge zur wissenschaftlichen Begründung der Glasmacherkunst ; Er ra 17000, Dr. As FG Ei LIENM. Bi. \ Erste Abhandlung, 5, Veber die’ Anwendung des Glaubersalzes und Hochsalzes Sul 0 zum Glase. Rn) Hunrgelesen in I Haar: physik. Classe der königl. Akad. der Wiss. am 6. Jul.. 1809. a ör } ro z * Br. ns Bi . Schon seit Jahrhunderten ist die Glasmacherkunst in Europa Baier und es wurde Glas i and vortreßllichex Glas, gemacht. verrerie, Paris, an VIII, so viel Verdienst der Hr sich in mehr- facher 198 facher Hinsicht unläugbar erworben, und: so viele nene- Aufklärun- gen er darin gegeben hat, läfst doch in eben erwähntem Puncte noch manche Lücke, und über einige dahin gehörige Gegenstände hätte Hr. Loysel sich schon aus unserm verdienten Kunkel ei- nes andern belehren können. Wie bedeutend aber die Fortschritte sind, die eine Kunst, wenn sie in Hinsicht auf die Güte ihres Pro- ducts auch bereits die höchste Stufe erreicht hätte, sehr oft in der leichtern und vortheilhaftern Erreichung ihres Zwecks macht, wenn alle Momente ihres. Verfahrens ‚sie mögen wesentlich oder nur zu- fällig seyn, aus Gründen abgeleitet und darauf zurückgeführt sind, davon würde die Glasmacherkunst uns nicht das erste Beyspiel zeigen. 2. Aeculsere Veranlassung richtete meine Thätigkeit unter an- dern auch auf diesen Gegenstand; die Beschäftigung damit machte ihn mir werth. Ich werde jetzt die Ehre haben;, der physikalisch- | mathematischen Classe der k. Akademie der Wissenschaften, in ei- ner Reihe von Abhandlungen, nach und nach, die Resultate meiner seit länger denn einem Jahre, wiewohl oft unterbrochen, darüber angestellten Arbeiten vorzulegen. Sie wird um so mehr Interesse 4 daran nehmen und: mich in Fortsetzung derselben unterstützen, als diese Arbeiten aufser den wissenschaftlichen Aufklärungen, welche sie darbieten möchten, mit einem für Baiern so wich- tigen Erwerbszweige sich beschäftigen. Eine Menge Glashütten, von solchen, die gemeines Bouteillenglas verfertigen, bis zu denen, ° die das reinste Spiegel - und Flintglas darstellen, sind in den 1 baierischen Staaten vorhanden. In dem Baier- und dem angränzen- r den Böhmer - Walde ist die Wiege der deutschen Gläsmacherkunst, und hier erwuchs sie auch zu einer Höhe, die in andern deutschen Staaten im Ganzen noch nicht übertroffen worden ist. Die Erzeug- nisse dieser Hütten finden noch jetzt ihren Absatz nicht nur in vie. len Ländern Europa’s, sondern gehen selbst in andere Erdtheile. a 3. > ig. Indem ich über eine Kunst rede, deren Ausübung, wie gesagt, zu’einer so, hohen Stufe hinaufgestiegen ist, werde ich na- türlich öfters auch schon bekannte Dinge wieder vorführen müssen. Manches von dem, was die Resultate meiner Versuche von Verbes- serungen in: dem jetzt gewöhnlichen Verfahren darbieten werden, mag zum gröfsern oder kleinern Theile in Glashütten, ‚die sich mit Verfertigung der feinsten Glassorten beschäftigen , bereits ausgeführt werden. Aber ich werde zeigen, dafs diese Verbesserungen auch bey der Verfertigung des schlechtern Glases angewandt werden könn- ten, nicht nur ohne gröfsere Kosten zu verursachen, sondern viel- mehr mit grofsem Gewinn an Zeit, an Holz, und mit Gewinnung _ und Benutzung eines Materials, zu dessen Zerstörung zum Theil eben jener gröfsere Aufwand von Zeit und Holz in manchen Hüt- ten gemacht, oder welches, wo auch letzteres nicht Statt fand, doch überhaupt nicht benutzt wurde, obgleich es vollkommen eben so gutes Glas zu geben im Stande ist, wie dasjenige, so man verfer-. tigte, So, und durch andere Hülfsmittel, werden sich jene vorher erwähnten, durch Ortsverhältnisse begünstigten, Werkstätten die er- _ worbenen Vortheile sichern ‘und noch erhöhen können, indem sie, was auf der einen Seite gewonnen wird, zum Theil auf grölsere Güte ihres Erzeugnifses zu verwenden in Stand gesetzt sind. Sie _ werden dann dem beschämenden Vorwurfe entgehen, dafs zum Thei- le nicht diese Güte ihrer Erzeugnifse sie im Auslande gesucht ma- che, sondern die durch jene günstigen Ortsverhältnilse bewirkte - Wohlfeilheit derselben. (S. die Vorrede des Uebersetzers von Loysel’s Glasmacherkunst S. II—IV.). In meinen 'Untersuchun- gen hatte ich das Vergnügen, von unserm geehrten Collegen, Franz Baader, unterstützt zu werden. Selbst Gründer und Besitzer ei- ner großsen Glashütte, zu Lambach im Baierwalde, gewährte _ er.mir durch seine Erfahrung die beste Kritik für meine Ideen, und ‘oft bot solche mir neue dar. Ihm verdanke ich auch ‚ dals ich die Versuche, welche der Hauptgegenstand dieser ersten Abhand- lung sind, im Grofsen habe ausführen können. Auch mufs ich den anhal- 200 anhaltenden ‚Fleifs und. 'die Sorgfalt\in der Ausführung re womit: mir ‚mein Assistent, Hr. N. Breiting, in diesen, wie in meinen übrigen, ‚Arbeiten zu Hülfe kam. 4. Ich werde:hier vorzüglich von der: Anwendung: (und'Ge- winnung) des Glaubersalzes (des schwefelsauren Natrons) zum Glase handeln. | Die Beobachtungen , die sie mir darbot‘, werden den: Bemerkungen‘ über das Verfahren bey dem gewöhnlichen Glas- hüttenprocelse, und. über letzteren selbst, zum Grunde liegen, mit denen sich eine zweyte Abhandlung beschäftigen wird, zu der. ich noch an. den Materialien sammle. ‚ Eine dritte wird den Versuchen über die Darstellung von dauerhaftem, selbst feinem ; Glase aus 'an- dern als den gewöhnlichen Materialien, ferner der Verfertigung des Flintglases *), gewidmet seyn, die, sofern man ein tadelfreyes Er- zeugnils beabsichtigt, bis jetzt mehr'von. einem: zufälligen Glücken als von einem sicheren Gelingen abzuhängen scheint. Aber dieser Theil; meiner Arbeit, wartet noch ‘darauf, dafs die Umstände es 'er- laubt haben werden, das von der Huld unsers Königs der Akade- mie bewilligte chemische Laboratorium. zu erbauen. Ich werde dann es auch mit einem Glasofen, in. rerjüngtem Mafsstabe, versehen: denn die. Versuche; im Kleinen „ wie sie vor dem ‚Gebläse u.s. w. in verdeckten 'Tiegeln anzustellen möglich ‚sind, können eigentlich nur als Anzeigen für einen günstigen oder ungünstigen Erfolg im Gros- sen dienen; und ein anderes ist es, Glas darstellen, das, an sich betrachtet , die Eigenschaften, desselben besitzt, ein anderes, ein solches zu verfertigen, das sich verarbeiten läfst, und den verschie- denen *) Ueberhaupt der metallischen Gläser: denn nach den, vorzüglich in der neuern Zeit gemachten, Beobachtungen über den innigen Zusammenhang der physischen und chemischen Eigenschaften der Körper, z. B. ihrer verschiedenen Brennbar: aus andern Metallezyden, als dem gewöhnlichen Bleyoxyde, in optischer Hinsicht eine verschiedene Anwendbarkeit zu bestimmten Zwecken (vorausgesetzt, dals sie überhaupt die gehörigen Erforderniße dazu besitzen), selbst bey gleichen, ‘ Dichtigkeiten, eigen seyn werde. —. KESSE u \ ae keit u. s. f} mit iliren Verhältnifsen zum Lichte, läfßst sich /erwarten, dafs Gläsern N Yu ee; ke a | | ci =>. n_ e: .. nn 204 denen Potenzen zu widerstehen fähig ist, die bey den’ mancherley Anwendungen im gemeinen Eeben damit in Reaction kommen. Die Natur zwar wirkt im Kleinen wie im Grofsen, und es ist ein unge- “salzenes Gerede, zu sagen: das gehe im Kleinen wohl, aber nicht im Grolsen. Nur die sämmtlichen Bedingungen des Erfolges und ‚der, örtlich bestimmten, Anwendbarkeit sind im erstern Falle nicht immer so leicht aufzufassen, als im letztern, und von der Nicht- kenntnifs dieser rühren gewöhnlich die Fehler und das Milsglück her, ‚welche eintreten, wenn die Versuche des chemischen Eabora- toriums geradezu auf die’ grölseren Werkstätten übertragen werden. == 5. Jene Anwendung des Glaubersalzes ist nicht neu. Kretsch- mar (in seiner Mineralogie des Riesengebirges, wie Pott in sei- ‚nen „chymischen Untersuchungen, welche fürnehmlich von ‚der Li- thogeognosia etc. handeln,” Potsdam, 1746, S. 53 anführt *) be- Bei: dafs Glaubersalz mit Kohlen geschmolzen zu Schwefelleber, und hernach damit der Kiesel zum Flufs gebracht werden könnte, auch selbige dann | zuerst roth, als ein Rubin würde, hernach blau wie ein Sapphir, endlich mit längerem Feuer zum schwar- zen Agat.” Später hat Laxmann in Rufsland vorgeschla- gen, statt das aus dem Glaubersalz durch Kohle geschiedene Na- & N zum Glase anzuwenden, die Zerlegung des Glaubersalzes mit „dem Glasprocefs selbst zu verbinden, indem man ein Gemenge von ı 'Glaubersalz, Kiesel und Kohle schmölze ‚(Lampadius Samnl. ract. “ehem. Abhandlungen, ı800, Bd. 3. S. 173.) ... Nach dieser dee wurden im Jahre 1797 auf der sächsischen Friedrich's Glas- > ,aufänden können: „HKretzsehmer Beschreibung des Wiesengebirges, Erzes und yM ‚Metallen, Wittenberg 1660” (Brückm. Bibl. met..p. 85); ferner Balth. Thom.. Cretschmar Mineralogie montis gigantei, Witteb, 1662, 4, (Scheuchzer _ Biblioth.). Böhmer (Bibl. hist, nah 1V,I,S. 117.) frägt, ob beyde Schriftem Br verschieden seyen. 26 202 Glashütte bey Senftenberg Versuche im Grofsen angestellt. Hr. Pr. Lampadius, von dem wir diese Nachricht haben, bemerkt nichts über die angewandten Verhältaifsmengen der gedachten Sub- stanzen und das gewählte Verfahren, sondern führt blofs an: „So richtig nun auch diese Zusammensetzung an und für sich ist, und so gut dieser Versuch im Kleinen gelingt, so setzten sich doch der Ausführung im Grofsen mehrere Hindernisse in den Weg. Vorzüg- lich blähete sich die Masse, wegen der häufigen Entwickelung der kohlensauren und hepatischen Luft, stark auf, und man behielt kaum ıf4 in den Glashäfen; auch beschwerte der Dampf die Ar- beiter so ungemein, dafs sie lieber die Hütte verlassen als fortar- beiten wollten” (a. a. ©. S. 1ı74.). Wenn die Materialien, wie es erforderlich ist, gehörig trocken sind, so kann sich wohl kaum Schwefelwasserstoff bilden, sondern der gebildete Schwefel verbrennt, in dem Mafse seiner Verflüchtigung, bey der grolsen Hitze und dem reichlichen Zutritte der Luft, zu schwefeliger Säure, die sich eben- falls bildet, wenn, wie nachher geschah, das Glaubersalz ohne Koh- le angewandt wird; und wenn diese die Arbeiter beschwerte, so mufs solches an schlechtem Abzuge gelegen haben. Dazu hat bey dem in der Regel hauptsächlich von Abends die Nacht hindurch dauernden Schmelzprocesse kein anderer Arbeiter in der Hütte zu. - thun, als der Schmelzer und der Schürer und etwa einer, der fort- während Holz trocknet; und es scheint daher fast, als wenn andere Umstände zum Mifslingen dieses Processes mitgewirkt haben. Man fand indessen, dals das Glaubersalz auch ohne jenes Zwischenmittel zum Glase angewandt werden könne, welches auch seitdem gesche- hen ist. Zwar sagt Pott (im o. a. W. S. 53.), dafs Kiesel, verschiedenen Verhältnissen mit Glaubersalz einem heftigen Feuer ausgesetzt, kein Glas geben wolle. Doch behauptet wieder Gren (Handbuch der Chemie, 2te Aufl., Bd. ı. S. 3ıı, ohne anzuführen, mach wessen Erfahrungen), dafs etwa gleiche Theile Kieselerde und troclines Glaubersalz, in starker Hitze, ein völlig durchsichtiges und | hartes Glas gäben, und ermuntert zu der Untersuchung, ob dieses nicht u zZ er re 203 nicht zur- Verfertigung. des gemeinen weifsen Glases angewandt wer- den könnte. Ueber das Verfahren bey dieser letztern Anstellungs- art des Processes führt Lampadius ebenfalls nichts an. Was ich darüber durch die gefällige Mittheilung‘ des Hm. Prof. Fuchs in Landshut, der vor einigen Jahren die‘ genannte Hütte besuchte, erfahren, besteht im Folgenden. Der Glassatz ist sonst etwa aus Glasscherben ‚ Asche, Pottasche und Sand zusammengesetzt. Das Glaubersalz: wird nicht für sich’ angewandt, sondern nur ein Zusatz davon auf das genannte Gemenge genommen: Män rechne davon (dem: sogenannten Quicksalz) auf ı Theil: Sand (wenn dieser nicht zu strengflüfsig ist) eben so viel zerfallenes Glaubersalz; zwey Theile des letztern werden einem Theile Pottasche gleich _ gesetzt, so dals man z. B. statt 4o Pfund Pottasche 30 Pfund der- selben und 20 Pfund Glaubersalz oder 25 Pf. der erstern und’ 30 ' Pf. des letztern nimmt. Kalk dürfe man bey Anwendung: des Glau- bersalzes durchaus nicht zusetzen, weil sich dann sehr unschmelz- _ barer Gyps bilde, der das_Glas milchweils färbe. (Gleichwohl ent- hält die angewandte Asche grofsen Theils Kalk.) Beym Schmelzen 'verursache das Glaubersalz ein schr starkes Aufbrausen der Glas- 1asse (also wie beym Zusatz von: Kohle), und‘ Schmelzer wie er mülsten sehr geübt seyn, um Ueberlaufen und grofsen Zeit- . - verlust ‚beym Schmelzen zu vermeiden. Das Eintragen mülse da- - her, wie es auch sonst geschieht, nach und nach erfolgen, und # nicht eher frisch aufgegeben werden, als bis die Glasgalle, die oft Y einige. Zolle über der Glasmasse stehe, sich fast ganz verzehret hat, weil sonst bey dem frischen Eintragen sogleich starkes Aufbrausen And Ueberlaufen erfolge. Wenn der Procefs aber auch noch so gut geleitet werde, so dauere die Schmelzzeit, gegen die, wo man blofse Pins anwendet, wohl 4 Stunden länger; und Zeitverlust und Mühe wüchsen mit der Steigerung des Glaubersalzzusatzes ; daher n letzterem allein das Glasschmelzen schwerlich angehe. Das’ Nachfolgende wird uns die Thatsachen zur Kritik dieses Verfahrens wi dieser Angaben darbieten. 26 ® Zuletzt 204 i ; Zuletzt: hat noch Pajot-Descharmes einige Beobachtun- gen über die Anwendung des Glaubersalzes zum Glase bekannt ge- macht (Delametherie's Journal de Physique, T. LI. p. 210211, übersetzt unvollständig in. Scherer’s Journal der Chemie, Bd. y, S. 114—ı115), wozu er durch die freyberger Arbeiten veranlaßst wurde. Er bemerkt Folgendes: „Immer, wenn‘ er 'Glaubersalz und Quarz allein anwandte, in einem Verhältnisse, dafs, bey erfolgter Zersetzung des Glaubersalzes, dasVerhältnifs des Natrons zum San-ı de — ı.: 135 gewesen wäre (auf 75 Theile Sand also 1085 trock- nes Glaubersalz,. die nach Bucholz 50 Natronmalse: enthalten), 4 ‚konnte er, selbst in einem sehr lange anhaltenden Glasofenfeuer, nur eine schöne Glasfritte erhalten. Bey einem geringern Verhält-: 1 nils ‚des Glaubersalzes erhielt er kaum einige Theilchen von glasiger‘ 4 Fritte, und bey gröfserm gewann er mit Schwierigkeit ein sehr»stei-' 1 niges Glas; .im letztern Falle waren die Häfen angegriffen. Vermit-' telte..er die Zersetzung des Glaubersalzes durch einen Zusatz von’ Hoble, „, bis „, des Ganzen in dem vorhin angegebenen Verhält- nisse, so erhielt er sehr bald ein mehr oder weniger schwarz oder‘ fahl gefärbtes Glas, gleich dem Obsidian, und die Häfen waren jetzt: nur wenig angegriffen. Durch blofsen Zusatz von kohlensaurem Kalk (gleiche Theile Sand, kohlensauren Kalk und: trocknes Glaubersalz) wurde ziemlich bald ein schönes reines und festes Glas erhalten, dessen Farbe etwas in das Blalsgelbe zog; die Häfen waren wenig angegriffen. So bald er sich, bey übrigens gleichen Umständen, auch nur wenig von dem angeführten Verhältnisse. entfernte, warı das Glas entweder steinig, ohne Glasgalle, oder blättrig mit Glas- @ galle durchsetzt; in diesem Falle waren die Häfen sehr angegriffen. Aller Sorgfalt ungeachtet, die er auf die Reinigung des Glaubersal- zes, des kohlensauren Kalks.und des Kiesels wandte, erhielt er stäts ein Glas, das, in dieken Stücken und wenn man auf den Schnitt! der Scheiben sah, eine graulichgelbe Farbe hatte, ganz verschieden von dem Bedueheluun ‚ welches, auf gleiche Weise wie das Glau- bersalz behandelt, ihm ein Glas gab, das stäts eine schwach blaue, i . mehr 205 mehr oder weniger ins Grüne fallende, Farbe hatte. Und diese bey- den Glassorten behielten auch ihre graulich-gelbe und graulich-blaue Schattirung bey, wenn sie in gewissen Verhältnissen mit weifsen Glasbrocken geschmolzen wurden. Dieser Farbe, der die meiste Zeit sehr häufigen Streifen, und anderer Fehler wegen, die von der Wirkung der Glasmasse auf die Substanz der Häfen, herrühren, könnten diese Glassorten nicht zu dem weilsen böhmischen Gla- se, zu Spiegelglas u. s. w. angewandt werden.” h im, 6. Nach dem, im vorigen (. Angeführten, was mir von der Mr Geschichte dieses Gegenstandes ‚bekannt geworden ist, mufste ich _ mich veranlafst finden, die Untersuchung desselben nach allen Ge- h Biohtspuncten von vorn anzufangen. Ehe ich zu der Erzählung mei- 4 ner Versuche übergehe, sey zuerst kürzlich bemerkt, wie ich solche Allgemeinen anstellte. _Es;wurden dazu hessische Schmelztie- Br genommen, von ‚etwa 6 Unzen Wassergehalt‘ (dem sten im Satze von innen an gezählt), die mit einem andern, umgekehrt ıf4 Zoll j tief, hineinpasscnden, der in der Regel-oben mit einer Oefinung von , der G Gröfse eines Nadelkopfs zur Entweichung von Dampf und Gas ve sehen war, bedeckt und mit einem Kitt aus weilsem Thon und Iver von hessischen Tiegeln verklebt wurden. Die Schmelzung 2 geschah vor einem Doppelgebläse, das mit 530 bis ı30 Pfund: be- _ schwert werden konnte. Im Anfange wurde ıf4 bis ıfz Stunde, h Be: Anlassen der Tiegel und zur Verflüchtigung etwa vorhandener FR dampf - und gasfähiger Substanzen , ganz gelinde geblasen , darauf ‘ allmählig 1aapere oder kürzere Zeit mit grölserer oder geringerer “ hwerung, je nach dem ungleichen Bedarf und der verschiede- “ son Absicht, volles Feuer gegeben, und zuletzt ıf4 bis ıf2 Stunde w it I Herunterhebung der Gewichte gelinde abgeblasen; das Gemenge betrug jedes Mahl ungefähr 2—4 Unzen. Ich bemerke nur noch, 4 ats: ‘jeder Versuch vielfältig wiederhohlt wurde, bis ich des Erfolgs gewils zu seyn glaubte; dafs ich aber, zur Vermeidung unnützer hr rd WW Glänfgleit, nicht jeden Versuch besonders aufführen, und die SL sämmt- ’ 206 sämmtlichen nicht nach, ihrer Aufeinanderfolge ordnen werde, son- dern so, wie. es zum Zusammenhange und zu der Einsicht der Sa. che dienlich ist. e 7. Zuerst ist nun die Wirkung des Glaubersalzes und Kie- sels (ich bediente mich des derben Quarzes von dem sogenannten Pfahl am Weifsenstein (Flurl's Beschreibung der Gebirge von Baiern etc. S.309.), der in den meisten Hütten des Baier- und Böhmerwaldes angewandt wird, auf einander ohne ein die Säure des erstern zersetzendes Zwischenmittel zu bestimmen. Aufser dem, was Pajot-Descharmes darüber anführt, sagt Pott (im oben eitirten Werke S. 53) folgendes: ‚Ueber dieses nahm ich Riesel mit gleich schwer Salis mirabilis gemischt: allein das Productum war nur scharf zusammengebacken, spongios, schlug aber gut Feuer; so auch ı Thl. Kiesel mit = Thl. Salis mir. blieb eine weilsschau- mige blasige Masse, die aber noch gut Feuer schlug, mit 3 Thl. blieb es gleichfalls weilsschaumig , und letztlich mit 4 Thl. sogar war es doch nicht compact niedergeflossen, sondern weilsschaumig.” Er setzt- dann noch hinzu, dafs’ daher Kretschmar wenig Glauben verdiene, wenn er, auf die oben angeführte Art, eine Verglasung verspreche. Man mufs sich wundern, dafs der so unermüdet fleis- sige Pott nicht einen Versuch nach Kretschmar’s Angabe, nach welcher die Umstände doch sehr verändert sind, anstellte. a. Da vorläufige Versuche mich schon belehrt hatten, dafs mit einem mäfsigen, nur kurz anhaltenden, Feuer wenig auszurich- ten sey, wurden ı00 Kiesel mit 60 (in einer Porcellanschale; völ- lig, ausgetrocknetem und in. diesem, Zustande überall angewandtem) Glaubersalze dem- 4stündigen vollen Feuer mit beynahe der ganzen Beschwerung ausgesetzt. Das Resultat (Nro. ı *) war eine weilse _ körnig - schwammige Masse, die sich leicht‘ zerbröckeln. liefs, und nur wenig,;an Umfang, gegen, den des eingeschütteten Gemenges, ver- *) Die Nrn. beziehen sich auf die Producte, die der Classe vorgelegt wurden, und für das chemische Cabinet bestimmt sind. G. » ai verloren hatte. — Gleiche Theile Quarz und Glaubersalz, einem 4- stündigen vollen Feuer mit der ganzen Beschwerung ausgesetzt, ga- ben eine weiße feste schlackig-zackige, löcherige, emailartige, am Stahl Funken gebende, und Fensterglas ritzende Masse (Nro. 2), unter welcher sich ein Antheil , auf trocknem Wege krystallisirtes,. unzersetztes Glaubersalz befand, von dem die vorhin erwähnte Mas- se die Eindrücke angenommen hatte, und pseudo -krystallinisch er- schien. — Ein 'Gemenge aus 100 Theilen Quarz und 60 Theilen Glau- bersalz , dem 2ıstündigen Feuer eines Glasofens, im offenen hessi- schen Tiegel, ausgesetzt, gaben eine, doch mit sehr unebener Ober- Nläche, geflossene Glasmasse, die undurchsichtig und weils war. Nur an einigen Stellen, besonders nach der Oberfläche hin, zeigten sich Streifen und Flecken von durchsichtigem, bläulich-weilsem Glase. Auf der Oberfläche befand sich, nach einer Seite hin, noch Glas- galle von unzersetztem Glaubersalze, das auch einige Vertiefungen derselben ausfüllte und den Eindruck seiner Krystallisation darauf ‘ hinterlassen hat (Nro. 3). Diesen Versuch Rellte ich, mit andern _ später zu erwähnenden, auf der gräflich-reisach’schen Glashütte _ zu Konstein bey Neuburg an, und ich mufs den Beamten, und, wenn diese das Bild der Herrschaft sind, dem Hrn. Grafen von Reisach selbst, für die Bereitwilligkeit und Gefälligkeit danken, mit der sie meinen Wünschen entgegen kamen. Man sieht aus dem _ Angeführten, dafs, wenn das Feuer eine hinlängliche Zeit anhielte, - und das Glaubersalz vor der (bey ihm, wie bey dem schwefelsau- E ren Kali, allerdings in beträchtlichem Mafse Statt findenden) Ver- _ Ahchtigung geschützt, oder in hinlänglicher Menge vorhanden wäre, _ dafs der verflüchtigte Theil nicht in Betracht käme, wirklich mit dem blofsen Glaubersalze Glas erhalten werden möchte , wiewohl mit ganz unverhältnifsmäfsigem Aufwande von Zeit und Feuerungs- | emäterial. | b. Um den Erfolg bey Mitwirkung des Kalks kennen zu ler- _ en, wurde ein Gemenge aus ı00 Kiesel, ı00 Glaubersalz und ı5 ge 208 branntem Kalk einem zweystündigen vollen Feuer mit halber Be- schwerung ausgesetzt. ‚Das Resultat ‚war eine weilse, emailartige, an den Kanten etwas durchscheinende, Fensterglas ritzende, an schar- fen Stellen mit dem Stahl Funken gebende Masse (Nro. 4), über und unter welcher sich viel unzersetztes Glaubersalz befand. — ı00 Quarz , 50 Glaubersalz, 20 Kalk, einem; 4stündigen vollen Feuer mit 2/3 Beschwerung ausgesetzt, gab ein ziemlich weilses, sehr sprö- des, von eingemengter Glasgalle sehr steiniges Glas ‚(Nro. 5), ‘das den Tiegel stark angegriffen hatte und noch mit, ausgeschiedener Glasgalle (125 Gran schwer, die Hälfte der ganzen angewandten Menge Glaubersalz) bedeckt war *). ı00 Quarz, 54 Glaubersalz und ı7 Kalk ‚gaben nach Astündigem vollen Feuer mit der ganzen Beschwerung ein ziemlich weilses, in geringerem Grade sprödes Glas, das weit wenigere und kleinere. Steinchen von Glasgalle hat- te (Nro. 7), deren ausgeschiedene Menge auch nicht so beträcht- lich war, wie im vorigen Versuche. Der Tiegel war ebenfalls stark angegriffen. Aus diesen Versuchen, verglichen mit denen unter a, ergiebt sich, dafs der Kalk in diesem Processe nicht nur nicht nach- theilig sey, sondern vielmehr die Verglasung gar sehr befördere, wiewohl dieses auch bedeutenden Theils auf Kosten des Tiegels, durch Mitwirkung der Thonerde desselben, geschah, da derselbe stark angegriffen erschien. c. 100 Theile Quarz mit ıo calcinirter Pottasche, ı7 Kalk und 43 Glaubersalz , einem ı1/2 stündigen vollen Feuer ausgesetzt, mit halber Beschwerung, gab eine undurchsichtige, weilse, nach der Oberfläche zu graulich-bläuliche, zum Theil löcherige, harte Masse (Nro. 8), unter welcher sich viel abgeschiedenes Glaubersalz gesam- . melt *) Die Art, wie sich die Glasgalle darstellte, war in verschiedenen Versuchen ver- „ schieden: bisweilen war sie ganz fest anhängend und die Oberfläche des Glases hatte ein Kkrystallinisches, farrenkrautähnliches, Ansehen (Nro. 6). Andere Mahle war sie ganz los, fiel in einem Stücke ab und: die Glaslläche war vollkommen glatt. — 209 melt hatte.) Dieser Versuch, mit einem Zusatz von Pottasche, wurde nicht weiter verfolgt, da das Resultat nach denen unter «a und 5 voraus zu sehen war. Aus allen zusammen ergiebt sich die grolse Hartnäckigkeit, mit welcher das Glaubersalz der Zersetzung durch Kieselerde und Hitze widersteht. ’ 8: Ich wandte mich nun zu Mitteln, welche während des Schmelzprocelses die Schwefelsäure zersetzen ‘und dadurch die Verbindung der Kieselerde mit der alkalischen Basis des Glauber- salzes erleichtern sollten. Die Kohle bot sich dazu als das wohl- feilste und am leichtesten anwendbare Mittel dar. Wenn den von Pajot-Descharmes gefundenen Nachtheilen auch nicht, wie. ich - hoffte, dadurch hätte begegnet werden können, dafs etwas weniger Kohle, als gerade zur Zersetzung der Schwefelsäure erforderlich war, genommen würde, so glaubte ich doch, in bereits bewährten - hemischen Erfahrungen, mehr als 'ein Mittel zur Zerstörung der wahrgenommenen Farbe des Glases finden zu können. 4 d. Ein Gemenge von ı00 Quarz, 54 Glaubersalz, ı7 Kalk und 4 ıfz Kohlenpulver, von welchem die Schwefelsäure in 54. trock- mem Glaubersalz eigentlich 5,5 Kohle zur Sättigung ihres Sauer- _ stoffs erfordert hätte, gab nach ıstündigem vollem Feuer mit der halben Beschwerung ein schönes, klares, reines und festes Glas ‚ohne Spur von Glasgalle, aber von hell gelblichbrauner Farbe (Nro. 9.), Der Versuch zeigte mir fürs erste, dals mit einer nicht grös- sern Menge trocknen Glaubersalzes, als auf der Hütte zu Lam- - bach an calcinirter Pottasche genommen wird, ein gutes Glas bey _ „mälsigem Feuer und in kurzer Zeit erhalten werden könne. 4, + .. e. Derselbe Versuch wurde mit 4 und mit 4 ı/5 Kohle bey LH übrigens gleichen Verhältnifsmengen der übrigen Substanzen wieder- holt und ein schönes hell bläuliches Glas erhalten (Nro, ı0 und 11); x ® hatte sich rein ausgeschiedene Glasgalle abgesondert, die 53 Gr. 27 und 2r0 und ı8 Gr. {auf in jedem Versuche angewandte 270 Gr. Glaubersalz) wog. Bey Anwendung von 4 2/5 Kohle gegen die übrigen Bestand- theile wurde auch ein klares grünlich-bläuliches Glas erhalten, das aber grofsen Theils mit dunkelbraunen Wolken durchzogen war *) (Nro. ı2.). Es fand sich diefsmahl wieder keine Glasgalle vor. In allen diesen Versuchen zeigte sich bey dem Anblasen des Tiegels an der kleinen Oeffnung des Decktiegels eine Zeit lang eine Schwefelllamme. Wurde der Inhalt nach dem Aufhören derselben untersucht, so war er noch nicht geschmolzen, sondern nur stark zusammen und an den Tiegel gebacken. Hieraus ergiebt sich, dafs, so wie die Schwefelsäure durch die Einwirkung der Kohle zerlegt wird, die Kieselerde auch alsobald auf das Natron wirke, sich da- mit zu verbinden anfange und die Vereinigung des Schwefels löse, der sich nun verflüchtigen kann. Dieses wird auch durch folgenden Versuch bestätigt. Es wurde in einem in ein Tiegelbad gestellten und mit einem Kreidestöpsel verschlossenen Glase Schwefelleber aus gleichen Theilen trockenem kohlensauren Natron und Schwefel be- reitet und solche so lange in. der Glühehitze gehalten, bis kein . Schwefel mehr entwich. Es wurden hierauf 60 Theile davon mit ı00 Theilen Quarz zusammengerieben und in einem Glase, das zur Verhütung des Anbackens mit einem Kreidebrey ausgegossen und y wieder getrocknet war, im Tiegelbade dem Feuer ausgesetzt. Es verflüchtigte sich nun bald wieder Schwefel, der an der Mündung des mit einem Kreidestöpsel verschlossenen Glases brannte, und -eine hellbraune Masse blieb zurück, die, in einem Tiegel geschmol- zen, ein schönes Glas gab. 9: Um - Ei *) Die, übrigens lange (z. B. zu der Verfertigung der sogenannten Paterln oder 2 Glasknöpfe von gelber und bräunlich gelber Farbe) benutzte, Eigenschaft, der 4 Kohle, sich in Färbung des Glases wie die Metallkalke zu verhalten, ist gewiß sehr bemerkenswerth. Kein Metallkalk scheint sie an färbender Kraft zu über- treffen. Aber kommt diese Farbe von aufgelöste» Kohle, oder (wenn man Bi 1 Davy's Beobachtungen berücksichtiget) von einem durch sie herbeygeführten Zustande des Alkali her? 2ı1 9. Um noch mehrere Wege, die Färbung des Glases zu ver- hüten, einzuschlagen, und auch in anderweitiger technischer Hin- sicht, fieng ich zugleich mit den im vorigen {. erzählten Versuchen noch eine andere Reihe über die Anwendung des aus dem Glauber- salze bereiteten Schwefelnatrons an. Letzteres wurde durch Schmel- zung von 8 Thl. caleinirtem Glaubersalze und ı Thl. Kohlenpulrer bereitet: ein Verhältnifs, in welchem der Kohle eigentlich etwas zu viel ist; es wurde indessen darauf gerechnet, dals, nach Bucholz’s ‚Aussage (Almanach für Scheidekünstler u. s. w., 1804, 8.42.) im- mer ein beträchtlicher Antheil Glaubersalz, selbst bey Uebermals von Kohle, unzersetzt bleibe (wenn dieser nicht etwa bey der nach- ‚herigen Auflösung in Wasser erst wieder erzeugt worden), dafs dem- nach bey der Glasschmelzung die etwa noch vorhandene Kohle auf dieses unzersetzte Glaubersalz wirken, und dadurch in Hinsicht auf Färbung des Glases unschädlich gemacht werden würde. Auch konnte man für diesen Umstand das durch Berthollet d.j. aus- gemittelte Verhältnis zwischen der Kohle und dem Schwefel (Journ. für die Chemie und Physik Bd. 4. S. ı. fg.) als nicht ganz unthätig ansehen. f) ı00 Kiesel, 45 Schwefelnatron (als ungefähr das Produet von 54 Glaubersalz) und ı7 Kalk, dem ıstündigen vollen Feuer ‚mit halber Beschwerung ausgesetzt, gaben ein klares, aber gelblich- _ braun gefärbtes Glas (Nro. ı3) ohne alle Glasgalle. g) ı0o Kiesel, 24 Glaubersalz, 24. Schwefelnatron und ı7 Kalk wurden wie das Gemenge des vorigen Versuchs behandelt. _ Das Resultat war ein bläuliches, auf der Oberfläche unebenes, von Glasgalle sehr steiniges Glas. Letztere bedeckte das Glas noch mit einer Rinde, 65 Gran schwer (auf ı20 Gr. Glaubersalz). Diesem Versuche lag der Gedanke zum Grunde, dafs der Schwefel des Schwefelnatrons sich in den Sauerstoff der Schwefelsäure des Glau- bersalzes theilen und solche in die, wahrscheinlich leichter auszutrei- 27 bende, ; 212 bende, schwefelige Säure umändern würde. Der Erfolg desselben, so wie auch die in 8 e Nro. ı0 und Nro. ıı erhaltene Glasgalle, zeigten, dafs dieses nicht Statt finde, wahrscheinlich, weil der Schwe- fel unter diesen Umständen eine zu wenig hohe Temperatur auszu- halten vermag, um auf die Schwefelsäure wirken zu können. h. Es wurden nun noch Schmelzungen des in f. erwähnten Gemenges mit Zusätzen von 3 und 2 ı/2 Theilen Glaubersalz unter- nommen. Erstere gab ein schönes hellbläuliches Glas (Nro. 15), wie Nro. ı0, mit etwas ausgeschiedener Glasgalle; letztere ein eben solches, ohne Glasgalle, das hin und wieder, besonders nach der Oberfläche zu, mit braunen wolkigen Streifen, die dem Glase eine grünliche Sohattirung gaben, durchzogen war (Nro. ı0), Der Er- folg dieser Versuche erklärt sich selbst. ıo0. Ich glaubte nun durch die bisher erzählten Versuche, die übrigens weit öfter angestellt wurden, als hier anzuführen nö- thig war, so weit es unter diesen Umständen überhaupt geschehen konnte, hinlänglich aufgeklärt zu seyn, um zu der Ausführung im Grolsen, auf der Glashütte zu Lambach, schreiten zu können. Es wurde dazu der am Einsetzloche stehende Hafen genommen, welcher , weil er die geringste Hitze empfängt, und weil öfters Tropfen vom Gewölbe des Ofens hineinfallen, für den schlechtesten gehalten wird. Das angewandte Gemenge war das in 8 d angege- bene, nur mit der Abänderung, dafs man 3 Theile Kohle nahm, rücksichtlich auf den jetzt Statt findenden, bey den Versuchen im Kleinen aber abgeschnittenen, Zutritt der Luft. Dieser vermehrte Zusatz war aber noch nicht hinreichend gewesen, sondern es zeigte sich bey dem eingetretenen ruhigen Schmelzen der ersten Füllung eine grofse Menge Glasgalle. Ich liefs deshalb eine ganze Schaufel voll glühender Kohlen aus dem Aschenheerde des Glasofens in den Hafen schütten, darob die Arbeiter, welche von dem schwarzen Gemenge ohnehin schon nichts Gutes prophezeyeten, sie) bals ver- L/ — 213 wunderten. Das Glas wurde auch, wiewohl mit Verschwindung der Glasgalle, wirklich gefärbt, bey fortwährendem Schmelzen aber und nach dem Eintragen der noch übrigen Antheile des Gemenges wurde es allmählig wieder entfärbt, und schmolz zuletzt ganz rein und klar, in wenigstens um ıfj kürzerer Zeit, als das Pottaschenglas. "Das Glas war, nach allgemeiner Anerkennung, schöner als das an- dere Glas (und mufste es als Natronglas auch seyn), und auch we- niger gefärbt (das erzeugte Glas fällt ein wenig ins Bläuliche, weil der angewandte Quarz auf den Ablösungen und Klüften rothes Ei- senoxyd enthält, welches in der Folge durch eine einzuführende nasse Poche, wenigstens dem gröfsten Theile nach, fortgewaschen werden soll). Es war aber bey den angewandten Verhältnifsmen- gen (welche die für die calcinirte Pottasche gebräuchlichen sind) zu weich geworden, und mulste deshalb so lange stehen bleiben, . bis das Pottaschenglas verarbeitet und der Ofen noch stärker abge- kühlt war *). Ein zweyter Versuch wurde nach meiner Abreise mit 50 Theilen Glaubersalz und 6 Theilen Kohle, gegen die vorige ' Menge Kiesel und Kalk, ausgeführt. Aber auch dieses Verhältnifs von Kohle war noch nicht hinlänglich gewesen, sondern es hatte sich noch etwas Glasgalle erzeugt. ı1. Ich will nach den Beobachtungen, welche die in ıo er- zählten Versuche, so wie die vorher im Rleinen angestellten, mir g „dargeboten, jetzt noch einige Bemerkungen über die fernere An- Ei wendung des Glaubersalzes im Grofsen machen. Be «. Es ist vorhin schon erwähnt, dafs das Glaubersalz von E seinem Krystallenwasser befreyet angewandt werden müsse. Diese _ Entwässerung darf nicht anders als vollkommen seyn; denn, bliebe noch Wasser dabey, so würde das Aufschäumen der Masse, durch den I n A‘ ®) Die (unter Nro. ı7 vorliegende) kleine Scheibe (es wird bis jetzt auf der lam- bacher Hütte nur Tafelglas verfertigt) ist eine Probe dieses Glases. G. 214 den gebildeten Wasserdampf und durch vermittelst des Wassers er- zeugte Gasarten, vermehrt werden. Zu einzelnen Versuchen , oder wo es gerade Noth thut, kann man diese Entwässerung (wie es auch in Lambach geschah), dadurch vornehmen, dafs man z. B. ı Ctr. Glaubersalz in einem Kessel von Gulseisen, wie sie zum Abdampfen der Pottaschenlauge gebraucht werden, und von einer Größse, dafs das Salz darin etwa einer Hand hoch ist, durch angemessenes Feuer zum Zerfliefsen bringt und dann unter beständigem Umrühren so lange über demselben läfst, bis es in ein staubig trocknes Pulver verwandelt ist, welches sich ohne weiteres mit dem Sande u. s. w- vermengen läfst. Was sich etwa am Boden des Kessels festgesetzt hat, wird, wie bey der Pottasche, mit Meissel und Hammer heraus- geschlagen und muls zu Pulver gepocht werden. 4 ß. Bey einem fortgesetzten Gebrauche aber würde dieses Ver- fahren theils zu mühsam seyn, theils unnöthigen Holzverbrand und | Anstellung besonderer Arbeiter erfordern. In diesem ‚Falle mufs 1 man das Glaubersalz von selbst zerfallen lassen, indem man es auf geräumigen Böden 2 bis 3 Zoll hoch ausbreitet. Je wärmer und tro- ‘ ckener die Luft ist (für den gehörigen Zug durch angemessene Oefl- nung der Lucken mufs natürlich gesorgt werden), desto schneller wird dem Salze das Krystallenwasser entzogen und es zerfällt zu ei- nem schneeweilsen sehr feinen Pulver. Man rührt die Lagen bis- weilen mit einem Rechen durch, und wenn das Salz grölsten Theils schon verwittert ist, thut man wohl, es durch ziemlich dich- te Drahtsiebe laufen zu lassen, um das noch unrerwitterte Salz abzusondern und wieder auszubreiten, worauf die Verwitterung dieses letztern Theils, weil er nun mit der Luft wieder in bessere Berührung kommt, schneller von Statten geht. Das Durchgesiebte x läfst man dann noch einige Tage, während welchen man es biswei- len durchrührt, dünne ausgebreitet liegen, worauf es in Fässer oder in Verschläge gebracht wird. Wenn der Platz nicht zu klein ist (und man kann ihn durch Gerüste vermehren, auf welche man, .et- wa \ 215 wa-9—ı2 Zoll über einander, Horden legt, die natürlich in diesem Falle nicht aus Flechtwerk, sondern; aus dünnen Brettern gemacht seyn müssen), so wird eine Hütte sich während der warmen Jahrs- zeit ohne Zweifel den Bedarf an trocknem Glaubersalze für das gan- ze Jahr verschaffen können. Im Falle dieses aber nicht angegangen wäre, so müfste man im Winter ein Trockenzimmer mit Horden ein- richten, in welchem der höchste Grad der Austrocknung erreicht würde ; denn gänzlich hört die Verwitterung auch im Winter nicht auf. Im Falle man aber das krystallisirte Salz gleich auf die Horden brächte, mufs nur beachtet werden, dafs die Hitze des Zim. mers nicht zu hoch steige; denn in diesem Falle fliefst das Salz zu- sammen und bildet dichte Massen, die, sonderbar genug (denn von der verminderten Oberfläche scheint es allein nicht herzurühren), nun fast gar nicht oder doch nur äufserst langsam weiter verwittern. Eine immer mäfsig warme und dabey trockne Luft ist dem Zerfallen am günstigsten, und man mufs deshalb auch in diesen Trockenstu- ben für fortwährende Erneuerung der Luft sorgen, welches vielleicht - dadurch am besten bewirkt werden könnte, wenn die Heitzung durch _ einen in der Mitte des Zimmers stehenden Windofen bewirkt wür- de, dessen Rauchröhre in einen Kamin geleitet ist. ry. Der Zusatz an Kohle kann nicht ganz genau bestimmt ern Er wird auf verschiedenen Hütten verschieden seyn müs- _ sen, je nach der ungleichen Oberfläche, welche die Häfen der Luft ten, je nach dem Zustande, in welchem man den Kalk an- " wendet, der zu dem Glassatze genommen wird, und vielleicht nach _ andern Umständen mehr. Dem zuviel oder zuwenig läfst sich indes- _ sen leicht abhelfen. Findet man das Glas gefärbt, so kann man bey _ der nächsten Füllung ein Gemenge aufgeben, das weniger Kohle ent- _ hält; erzeugt sich Glasgalle, so setzt man bey der folgenden Aufgabe noch verhältnifsmäßsig Kohlenpulver zu. Wie aus 8 d und e hervor- 3 geht, war, unter den dort erzählten Umständen ‚ noch nicht so viel gem: erforderlich, als (Lavoisier’s Angabe zum Grunde gelegt) der ar u u 2ı6 a ae der Sauerstoff in der: Schwefelsäure des Glaubersalzes' erforderte, um Kohlensäure’ zu. bilden. : Vielleicht kommt’dieses daher, weil die Kieselerde doch auch schon für sich, unter Mithülfe der Hitze, auf die Zersetzung des Glaubersalzes wirkt; vielleicht auch, dafs unter diesen Umständen, bey der gleichzeitigen Einwirkung der Kieselerde, die Zersetzung, der Schwefelsäure. zum Theile nicht soweit geht, dafs sie ganz in ‚Schwefel umgeändert wird. Zum Beweise ‘aber, wie kleine, oft aus der Acht gelassene, Umstände auf den Erfolg Einflufs haben ,' mag dieses dienen, dals ich, ebenfalls in verschlos- ‚senen Tiegeln, statt 4 ı/3 Kohle, wie in 8 e, ein ander Mahl 6 ıfa anwenden ‚mufste, um nur sehr wenig Glasgalle zu haben, weil ich im. letztern Falle an der Luft zerfallenen Kalk angewandt hatte, wo- gegen er in den oben erzählten Versuchen mit Wasser zu Pulver gelöscht, und zur Entfernung des Wassers wieder ausgeglühet wor- den. Dieses letztere Verfahren dürfte auch verdienen, auf den Hüt- ten angewandt zu werden. Der Kalk zerfällt, wenn er, wie ich es gefunden habe, in Haufen an der Luft liegt, sehr ungleich, und es bleiben, wenn er auch gut gebrannt war, viele unzerfallene Stücke zurück, die nachher 'gepocht und gesiebt werden müssen, welches sehr beschwerlich und ungesund ist. Taucht man aber den frisch gebrannten Kalk in einem Korbe einige Mahle hinter einander in Wasser, bis er nicht mehr merklich zischt, und schüttet ihn dann auf einen Estrich, so zerfällt er auf einmahl, und glühet man ihn hierauf schwach durch, so erhält man ein sehr feines ganz gleich- artiges Pulver. Das Ausglühen könnte auf den Hütten wohl ohne Schwierigkeit in einem bedeckten Hafen, der in dem Kühlofen steht, geschehen. So würde man den Vortheil haben, dafs stets die glei- che Menge Kalk zum Glase käme, welches bey dem Zerfallen an der Luft, je nachdem er längere oder kürzere Zeit an derselben gelegen hat, in bedeutendem Mafse nicht der Fall ist. Bey der An- wendung von Glaubersalz würde dann auch noch der Vortheil ent- | stehen, dafs das Aufbrausen geringer ist, welches sonst durch. die von. { I R # $ 217 won 'dem Kalke angezogene Kohlensäure und das, hier wahrschein- lich zum Theile zersetzt werdende Wasser bedeutend werden mulfs. %. Dieses Aufbrausen der Glasmasse, wenn man Glaubersalz init Kohle angewandt hat, ist in der That sehr grols, und, wie man nach Lampadius’s obigen Angaben urtheilen mufs, noch viel gröfser, als bey dem blofsen Glaubersalze. Bey gehöriger Vor- sicht und gegen das Ende in kleineren Portionen, als bey Anwen- dung von Pottasche, erfolgender Nachfüllung ‚kommt man indessen doch zum Ziele. Der Schmelzer in Lambach, obgleich er vorbe- reitet war und bey den ersten Füllungen den. Augenschein hatte, bekam, als er zuletzt etwas zu viel auf einmahl aufgab, alle Hände | voll zu thun, um durch Aufrühren der Masse das Uebersteigen zu "verhüten; denn der Umstand ist hier hauptsächlich der, dafs das ' eingetragene Gemenge sehr bald auf der Oberfläche zum dicklichen Flufs kommt und dadurch, während es nach innen noch pülverig oder nur zusammengebacken ist, das Entweichen der sich bildenden gasförmigen Substanzen erschwert. Bewirkte nicht dieses starke Aufbrausen Zögerung in dem Processe, so würde derselbe in noch bedeutend kürzerer Zeit beendigt seyn, als es schon der Fall ist. i Ich kam durch dasselbe auf den Gedanken, ob nicht unter den - Statt findenden Umständen, in der grolsen Hitze, das gebildete koh- lensaure Gas durch den gleichzeitig entstandenen Schwefel zersetzt und in Kohlenoxydgas umgeändert werde, als welches es ein grös- -seres Volum einnimmt (vergl. Saussure über die Zersetzung des "kohlensauren Gases durch den electr. Funken in Scherer’s Journ. der Chem. Bd. ı0. S. 585. Anm.), wozu dann noch die durch An- ziehung eines Theils des Sauerstofls gebildete schwefelige Säure und ‚der übrige Schwefel kämen. Wenn indessen auch ein solcher Vorgang ; eh unmöglich ist, so bedürfen wir doch der Annahme desselben ® ht einmahl, um einzusehen, woher das Aufbrausen bey der Anwen- g des Glaubersalzes mit Kohle so viel grölser ist, als wenn man _ Pottasche nimmt. Man darf dazu nur auf die sehr ungleichen Men- 28 gen 318 gen der das eine und andere Mahl gebildeten oder vorhandenen Hoh- lensäure Rücksicht nehmen. ı00 Theile schwefelsaures Natron ge- ben (Bucholz’s und Lavoisier’s Angaben angenommen ) 40,8 Kohlensäure, wogegen: ı00 trocknes kohlensaures Kali (nach Berg- man, Opusc. T.I. p. ı8) nur 23 Kohlensäure (die gewöhnliche Pott« asche also noch bedeutend weniger) enthalten. Nimmt man dazu. den ebenfalls verdampfenden Schwefel, so mufs das Aufbrausen bey dem Glaubersalze allerdings mehr denn noch einmal so stark, als bey der Pottasche seyn. Wird hingegen Soda zum Glase genommen, so kann das Aufbrausen wohl kaum viel schwächer als bey dem Glau- bersalze sich zeigen, da nach Bergman’s, Rose’s und Darcets (Journal für die Chemie, Phys. und Min. Bd. 7 3.165) Erfahrungen in ı00 Theilen trocknen kohlensauren Natrons zwischen 44 und 45 Kohlensäure vorhanden sind; und wenn daher die (rohe oder gerei- nigte) Soda anwendenden Glashütten in dieser Hinsicht fertig wer- den, so kann man alle von dieser Seite kommenden Einwendungen gegen den Gebrauch des Glaubersalzes in Beschlag nehmen. . Neh» men wir nun ferner an, was höchst wahrscheimlich ist, dafs, wenn x das Glaubersalz blofs mit Kieselerde (und Kalk) einer sehr hohen Temperatur ausgesetzt wird ‚. die Zersetzung der Schwefelsäure auf i' gleiche Weise, wie es Gay-Lussac für viele andere schwefelsaure Re Salze dargethan hat (Journ. für die Chem., Phys. und Min. Bd. 4 S. 463 f.), in schwefeligsaures Gas und Sauerstoffgas erfolge, und legen wir die Angaben Lavoisier’s und Kirwan’'s von dem spec; Gewichte des kohlensauren und Sauerstofigas und des schwefeligsau- j. ren Gas, so wie Gay-Lussac’s Bestimmung der Verhältnifs-Volume der beyden letztern, wenn sie aus der Zersetzung der Schwefelsäure H hervorgehen, zum Grunde, so finden wir das Verhältnifs der Räume des kkohlensauren (bey der Zersetzung des Glaubersalzes durch Kohle 4 gebildeten) Gases und des Gemisches aus Sauerstoffgas und schwe- feligsaurem Gas (wenn es durch blofse Hitze zersetzt wird) = sy 67:62,06. Von dem im erstern: Falle zugleich gebildeten Schwefel der (nach den Erscheinungen bey seiner Destillation zu urtheilen doch 219 doch keine gar zu grofse Ausdehnsamkeit zu besitzen scheint, ab- gesehen, würde demnach der Vortheil auf Seite der gleichzeitigen Anwendung der Kohle seyn, wenn nicht bey dem blofsen Glauber- salze die Dauer des Zersetzungsprocelses, mithin des Aufbrausens, auf eine ungleich längere Zeit ausgedehnt wäre. &. Dieses Aufbrausens und der dadurch eintretenden längern Dauer des Schmelzprocefses wegen würde es vortheilhaft seyn, das aus dem verwitterten Glaubersalze dargestellte Schwefelnatron, statt des Glaubersalzes mit Kohle , anzuwenden ($. 9); denn dann wäre die Zersetzung der Schwefelsäure vollendet, die dabey entstehende Kohlensäure entfernt, das durch letztere veranlafste Aufbrausen ver- # mieden, und selbst ein kleiner Theil des Schwefels würde bey der " Bereitung des Schwefelnatrons fortgehen. Letztere könnte in einem Flammenofen geschehen, der einen vertieften Heerd hätte, mit einer h Röhre, durch deren Anstechen die geschmolzene Schwefelleber in - eine Grube abgelassen werden könnte. Der Zusatz an Kohle würde unter diesen Umständen (in leicht auszumittelndem Mafse) etwas grölser seyn müssen, als in $. 9 angegeben worden. Der Aufwand _ an Brennmaterial zu diesem Behuf dürfte, bey der angeführten Er- spärung in dem Schmelzprocelse durch Abkürzung desselben, nicht 3 in Betracht kommen. Wollte man dieses Verfahren nicht wählen, so wäre eine andere Einrichtung zu treffen, die auch überhaupt _ manche Vortheile gewähren würde. Es würde nähmlich, wie dies schon in einigen Hütten Gebrauch ist, an gewissen Tagen das Glas geschmolzen , und an andern das fertige wieder geschmolzen und ne, oder in Hütten, wo zwey Werköfen sind, oder wenn zwey nahe beysammenliegende Hütten einem Besitzer gehören, in dem einen Ofen immerfort Glas erzeugt, in dem andern geläutert und verarbeitet. Dann käme es nicht darauf an, die Häfen mög- lichst voll zu haben, sondern man dürfte nur so oft füllen, als es ohne grolse Gefahr des Ucbersteigens angeht, und dann das Glas, K wo bald es reine Oberfläche hat, ausschöpfen und schrecken (in kal- 28” tes f > 220 tes Wasser giefsen). In dem Falle, wenn ein Ofen immerfort zur Glaserzeugung diente, könnte durchaus die Schwefelleberbereitung eingeführt und dazu das Feuer aus dem Glasofen, das sonst noch für einen Kühlofen benutzt wird, angewandt werden. Bey dieser Ver- fahrungsart könnte man den Zusatz an Kohle so einrichten, dafs gar keine Glasgalle entstünde, wäre das erhaltene Glas auch etwas gelb gefärbt. Diese Farbe würde, bey dem zweyten Schmelzen, durch die Einwirkung der Luft vergehen, oder ihr Verchwinden- durch schickliche Zusätze befördert ‚werden. Das eben erwähnte Verfah- ren würde den Vortheil einer gröfsern Gleichförmigkeit in dem Gange der verschiedenen Arbeiten haben, da zu der Erzeugung des Glases, und zu seiner Läuterung und Verarbeitung, sehr verschiedene Hitzgrade erfordert werden; ferner einer grölsern Güte des Erzeugnifses selbst, da hier, gewisser Mafsen derselbe Fall‘Statt findet, wie wenn man reine Glasbrocken anwendet. Solche Glashütten, welche gewohnt sind, Fritte zu machen, oder das ganze Glasgemenge zu calciniren, werden allen Schwierigkeiten bey Anwendung des Glaubersalzes ent- gehen können, und sie haben vor den eben erwähnten den Vortheil voraus, dafs sie auch keine Schwefelleber pochen dürfen. £. Einen Umstand mufs ich noch anführen, der sich bey den in $. ı0 erzählten Versuchen im Grofsen zeigte, und der mir noch dunkel ist. Nachdem das Glas, wie die oben angezeigte kleine Ta- N fel zeigt, vollkommen rein und gut gewesen war, mit Ausnahme der zu grolsen Weichheit, wegen welcher es bis nach der Verarbeitung des Pottaschenglases stehen bleiben mufste, fing es nach 3—4 Stun- den, während welchen es völlig ruhig und klar geflossen hatte, auf einmahl wieder an zu arbeiten und aufzubrausen und blieb nun bla- sig, weshalb es zu geformtem Tafelglase verarbeitet wurde, indem | der Gang der Arbeiten in der Hütte nicht erlaubte, den Ausgang dieser Erscheinung abzuwarten. Sie fand auch bey dem zweyten Versuche Statt, bey welchem ich nic‚*"mehr zugegen seyn konnte. Unser College, Fr. Baader, war der Meinung, dals diese Erschei- RR mung - 321 nung von der für das Natronglas zu grofsen Hitze nach dem vollen- deten Processe herrühre; sie trete auch bey dem Spiegelglase ein, wenn das Feuer, nach vollendeter Schmelzung,, nicht lange genug abgelassen worden; auch sey den Arbeitern diese „Gährung” des „hitzigen”Glases eine bekannte Erscheinung. Wenn aber auch die- ses die Veranlassung zu jener Erscheinung ist, so kann ich doch über das, was eigentlich in derselben vorgeht, bis jetzt auch kaum einmahl eine Vermuthung hegen , die gegen triftige Einwendungen Stich hielte *). Es war damahls keine so grofse Menge Glaubersalz herbeygeschafft worden, um sämmtliche Häfen damit zu füllen, und blofs solches Glas im Ofen zu haben, das man dann seiner eigenen ‚Art gemäfs hätte behandeln können.“ Indessen darf ich mich allen Gründen nach überzeugt halten, dafs, wenn letzteres geschehen wird, - durch- *) An eine Verflüchtigung, oder gar eine Zersetzung des Natrons zu denken, habe ich in anderweitigen Erfahrungen keinen Grund gefunden. Und warum sollten auch beyde nicht vielmehr in der vorhergegangenen, weit höheren, Verglasungs- hitze eintreten ? ' Vielleicht hängt die Erscheinung mit dem gleich zu erwähneu- den starken Angreifen der Häfen, mit der Entstehung eines Thonglases also, zu- sammen. Glas von einem Glassatze, zu welchem Feldspatlı kam , war ausnehmend schäumig; auch gab mir Fr. Baader als eine bekannte Erfahrung an, dafs ein Quarz, der glimmerig oder schörlhaltig (also thonig) ist, immer solche Bläs- chen erzeuge. Angenommen, dafs Thonerde diese Erscheinung bewirke, so fragt sich doch immer noch, was dabey vorgehe, was- hier durch Annahme des Gas- oder Dampfzustandes jenes. Aufbrausen hervorbringe? Sollten etwa, durch Hin- zukunft von Thonerde, andere Verhältnisse zwischen dem Alkali und der Kiesel- erde eintreten, so , dafs ein Antheil des erstern entbunden würde und sich nun entwickelte? Dann bliebe jedoch immer noch die oben angeführte Art des Ein- tretens der Erscheinung sonderbar ; auch mülste sie dan, mit der Herstellung ei- nes neuen Gleichgewichts , bald ihre Gränze finden, wie denn auch Pott, der die Beobachtung der schäumigen Beschaffenheit von thonigem Glase ebenfalls ge- _ macht hat, anführt, dafs sie durch anhaltendes Feuer vergehe. Aber selbst der blofse Feldspath giebt immer, wenn'er in hinlänglichem Feuer zum Flufs gebracht wird, solche schäumige Glasmassen. _ Ist hier wohl dasselbe, was bey manchen B) andern Mineralien, wie z. B. dem Obsidian, dem Schörl u, s. w. noch mehr ge- N steigert erscheint, welche sich in einem bestimmten Hitzgrade zu einem beträcht- lichen Volum ausdehnen und eine schäumige Masse bilden? — Vielleicht gelingt *5, durch weitere Versuche uud Beobachtungen bier Licht zu erhalten. G- 2322 durchaus keine nachtheilige Verhältnifse eintreten werden; denn wir haben ja hier am Ende nur mit Sodaglas zu thun. Eben so mufs ich der Behauptung des oben angeführten Chemikers Pajot-Des- charmes, dals das Glaubersalz stets eine grünlich-gelbe Schatti- rung behalte, durchaus widersprechen. ' Schon! wenn man, ohne wei. tere Hülfsmittel, nur' das Verhältnifs des: Glaubersalzes und der Kohle so trift, dals des erstern noch eine kleine Menge unzersetzt übrig bleibt, die sich dann durch die Hitze verzehren mufs, findet man, dals das Glaubersalzglas weniger gefärbt (und zwar rein bläu- lich) ausfalle, als das mit demselben Quarze verfertigte Pottaschen- glas, eben wegen der desoxydirenden Eigenschaft des Glaubersalzes. Und bey Anwendung reinen Quarzes und der übrigen bekannten Hülfsmittel wird man solches ohne, Zweifel ganz weils erhalten. Uebrigens kann man aus den in 7—g enthaltenen Thatsachen leicht ermessen, wie sehr die Friedrichs-Glashütte in Sachsen, und Pajot-Descharmes, in Schätzung des Werths des Glau- bersalzes gegen die Pottasche, und der zur Verglasung erforderli- chen Menge, zurück sind, da nach ıo weniger davon nöthig ist als von der Pottasche, worüber ich in meiner zweyten Abhandlung ; noch ausführlicher sprechen werde. Der von Pajot-Descharmes angewandte unverhältnifsmälsig grofse Zusatz von Kalk kann auch wohl kein dauerhaftes Glas geben. ı2. Die Häfen, worin die lambacher Hütte das Pottaschen- glas schmilzt, wurden von dem Glaubersalzglase sehr stark ange- griffen. Man sah, wo die Oberfläche der Glasmasse gestanden hat- te, deutlich einen vertieften dunkeln Rand. Dies könnte wohl auch Bi auf andern Hütten bey der bisher üblich gewesenen Tiegelmasse ein- treten, und man wird daher die Masse abändern müssen. Vielleicht F r würde es von gutem Erfolge seyn, statt des gebrannten Thons, gepochten und gesiebten weilsen Speckstein anzuwenden, der an manchen Orten vorkömmt, und dessen Bittererde von den Alka- lien nicht angegriffen wird, weshalb diese Tiegel der Einwirkung der Ds 223 derselben besser widerstehen würden. ' Auch rühmt schon Pott (in der zweyten Fortsetzung ‘des oben angef. Werks $. 27) die Tiegel aus 2 Theilen Thon und 3 Theilen gebrannter spanischer Kreide (oder Speckstein) oder ı Theil Thon und 2 Thl. gebrannter span. Kreide. ‘Eben'so bemerkt neuerdings Giobert, dafs, wenn die Glashäfen aus einem nicht ganz tauglichen Thone verfertigt sind, man bewirken könne, dafs sie der Wirkung des Feuers aufs beste widerstehen, wenn man dem Thon’ ıfz oder ı/3 seiner sogenannten Talkerde von Baudissaro ‘(eine kieselhaltige kohlensaure Bitter- erde) zusetze (N. allg. Journ. d.' Chem, B. 3. S. 220). ' Nicht weni- ger würde wohl die Dauerhaftigkeit der Häfen in bestimmten. Fällen erhöhet werden, wenn man ‘dem 'Thone reinen Quarz zusetzte (statt des gebrannten Thones), so viel als die erforderliche mechanische Festigkeit erlaubte. Und in Hinsicht auf letztere könnte‘ man .die Einrichtung "treffen ,’dals die fertigen Häfen, nachdem sie schon et- was ausgetröcknet wären, inwendig mehrmahls mit einem Gemenge überstrichen würden, zu welchem man den Quärz in’ sehr überwie- gendem Verhältnifse genommen hätte, so, dafs man zuletzt gleich- sam einen doppelten Hafen erhielte, wo der innere mehr der Wir- kung des Glassatzes (als welcher ohnehin schon bis zur Sättigung Kieselerde enthält) zu widerstehen fähig, bey dem äufsern aber für die gehörige mechanische Festigkeit gesorgt ist. Man hat überhaupt bisher bey Verfertigung der Glashäfen meistentheils nur auf letztere Bedacht genommen, und sich, wo man noch etwas weiter gieng, mehr von Empirie als von Grundsätzen leiten lassen. Ich meine, das Erste dabey hätte seyn müssen, von Untersuchungen über die rela- _ tiren Verhältnisse der beyden Alkalien (Kali und Natron) zu jeder der ‚beyden Erden (Kiesel - und Thonerde), ihre respectiven Sät- tigungscapacitäten und ihre Verwandtschaften auszugehen. Ich wer- e diese Untersuchungen in meiner zweyten Abhandlung nachzutra- gen mich bemühen. 224 a3. Es finde hier eine kurze Erwähnung ‚ dafs ‚indem. ich statt der Kohle dem Glaubersalze eine gehörige‘ Menge metällisches Bley und dann Quarz zusetzte, ich sehr schönes Flintglas, so wie mit Wismuth,, Zink u. s. w. andere metallische Gläser erhielt. Die weitere Ausführung ist, wie Eingangs erwähnt worden, einer folgen- den Abhandlung überlassen. — . Auch mit-der ungarischen, ro- hen und gereinigten, Soda ‚habe. ich. Versuche angestellt: . Die. er- stere enthält. aufser den: salzigen. Theilen sehr viele unauflösliche (die von mir untersuchte nahe 2/5, die aus Kieselerde, Kalk und Kohle bestanden); der salzige Antheil, so wie die gereinigte Soda, besteht grolsen Theils. aus Glaubersalz. Um ‚sich daher der rohen mit: Erfolg; beym Glasschmelzen !zu bedienen, wird. sie. nach den Umständen eines Zusatzes von Kohle, oder von. Glaubersalz bedür- fen. Den erstern wird;auch die, gereinigte erfordern 'und er wird zu verschiedenen Zeiten verschieden seyn, müssen, da. ohne Zweifel die Verhältnifsmengen des kohlensauren ‚und. schwefelsauren Natrons sich. nicht immer „gleich. seyn werden. Das, einfachste , Verfahren, solche zu bestimmen, wäre wohl, dafs man eine Portion der Soda vollkommen austrockne, und dann aus einer bestimmten Menge der- selben, auf die bekannte Weise, die Kohlensäure entwickele und den Gewichtsverlust! bestimme.- Jede verlorne ı00 ‚Theile zeigen dann 223 trocknes kohlensaures Natron an, nach deren Abziehung von der angewandten Menge die Quantität des Glaubersalzes gege- ben ist. Dies ist es ‚ was mir meine Beobachtungen bisher über die Anwendung ‘des Glaubersalzes zum Glase dargeboten haben. - Sollte der Fortgang derselben mir zu neuen Bemerkungen Veranlassung geben, die zur bessern Ausübung des Processes dienen könnten, so werde ich sie der Classe in der Folge vorlegen. Ich wende mich jetzt zu der Gewinnung des Glaubersalzes selbst, f\ 14. N ee a ES | 225 ı4. a, Sehr oft wird es als Nebenproduct erhalten, wie z. B. Salmiak - und Farbenfabriken ansehnliche Mengen davon gewinnen, und man kauft es an verschiedenen Orten zu Preisen, dafs der Ctr. verwittertes Glaubersalz noch um 5 bis ıo Gulden wohlfeiler zu stehen kommt, als der Ctr. gute calcinirte Pottasche. Bey ver- mehrter Nachfrage würden auf diesem Wege noch weit ansehnli- chere Mengen gewonnen werden, da viele dergleichen Fabriken aus Mangel an Absatz eich um die Gewinnung keine Mühe gaben. Auch ist zu erwarten, dals in Baiern unter der jetzigen, alles, was den Flor des Landes befördern kann, so sehr begünstigenden Regierung ebenfalls mehrere solche Fabriken entstehen werden , namentlich von Salmiak *) und Farben, deren Anlage durch manche Erzeug- nilse des Landes so sehr befördert wird. Trotz den in vielen Län- dern Europens angelegten Salmiakfabriken ist das Erzeugnifs der- selben doch immer noch nicht so beträchtlich, dafs es die Bedürf- nisse an Salmiak befriedigen und die Einfuhr aus Egypten ent- behrlich machen könnte. b. Eine zweyte Quelle bieten die Salinen durch den Pfannenstein dar. So ist das bekannte Friedrichs-Salz von der Saline zu Friedrichshall, welches Delius aus dem bis dahin nur als Düngesalz benutzten Pfannenstein darstellen lehrte, blofses_Glaubersal.. Nach mir gefällig mitgetheilten Nachrichten ‚werden davon jährlich ı200 bis 1300 Ctr. gewonnen, und bey ver- mehrtem Absatze könnten aus dem vorhandenen Material noch 600 _ —800 Ctr. mehr dargestellt werden. Die Vermehrung dieses und aller übrigen Producte der Saline könnte aber mit Erweiterurig des "Werkes an das Vierfache gebracht werden, wenn dieses nicht in Bay. der *) Eine der Regierung selbst gehörige , über welche kürzlich unser geehrte College Flurl der Classe eine Notiz, als Beytrag zu der Natur - und Kunsttopographie Baierns, vorgelegt hat, besteht zu Hall in Tyrol, und benutzt die Mutter- lauge von der Saline daselbst. G. ir 226 der Anzahl von 3ı Theilhabern ein Hindernifs fände. Diese Benu- tzungsart des Pfannensteins ist, auf Hermbstädt’s Veranlassung, seit mehreren Jahren auch auf dem Salzwerke zu Schönebeck bey Magdeburg eingeführt. Es wird dazu der Pfannenstein so, wie er aus den Pfannen geschlagen worden, im Sommer in grofsen Behältern, die einen doppelten mit Stroh belegten Boden haben, mit Wasser von der gewöhnlichen Temperatur ausgelaugt. Solcher Behälter waren drey vorhanden, die treppenförmig über einander "standen, und von welchen der niedrigste noch höher stand, als der zur Aufnahme der gesättigten Lauge bestimmte grolse Krystallisir- Behälter, der durch Scheidewände in. mehrere Theile abgesondert ist. Letzterer besteht aus durch Zimmerwerk zusammengehaltenen starken Fichten - oder Tannenbohlen, ist durch Kalfatern völlig was- serdicht gemacht und steht, damit man von allen Seiten hinzukön- — ne, auf einem Balkengerüste. Nachdem die durch das erste Auslau- gen erhaltene gesättigte Lauge abgelassen worden, wird der Rück- stand noch einige Mahl mit Wasser ausgelaugt, und diese schwä- cheren Laugen nachher in einen andern Behälter mit Pfannenstein statt blofsen Wassers gelassen. Die gewonnene gesättigte Lauge bleibt in dem grofsen Krystallir-Behälter bis zum Winter stehen, da dann bey Frostkälte das Glaubersalz anschiefst. So wurden in den letztern Jahren (vor der Unterbrechung durch die französische In- vasion) jährlich an 13000 Otr. Glaubersalz gewonnen. Die über dem angeschossenen Glaubersalze stehende Lauge gab ein unreines Kochsalz. Der Rückstand von dem Auslaugen des Pfannensteins be- steht gröfsten Theils aus Gyps und findet als Düngesalz Benutzung und grofsen Absatz. Fast alles gewonnene Glaubersalz wird zur Darstellung von Soda und kohlensaurem Natron verwandt; zu ei- nem kleinen Theile wird es, nach nochmahliger Auflösung und Kry- stallisation, an Apotheken verkauft. Ich habe in dieser Rücksicht den sogenannten Kernpfannen- stein von Hallein, Reichenhall und Traunstein untersucht. Diese | 4 h + “ w 227 Diese Salinen erzeugen den Pfannenstein weder so reichlich, noch ist er so reich an Glaubersalz, wie der in Friedrichshall und Schönebeck zu seyn scheint. Sie zeigten mir nach Mafsgabe meh- rerer Analysen, der Ordnung nach, einen Gehalt von 8,2; 6,5 und 9,ı wasserfreyem Glaubersalze in 100 Theilen *). Sie liefsen da- bey, nach der Reihe wie sie genannt sind, 6,1; 8,25; 9,63 unauf- löslichen Rückstand. Das Uebrige war Kochsalz mit etwas salzsau- rer Kalkerde und Bittererde. Man wird hiernach beurtheilen können, ob es die Anlage der Behälter nicht lohnen würde, wenn man das . Glaubersalz abschiede, statt den Pfannenstein immer wieder in schwa- cher Soole aufzulösen und abermahls einzusieden, wie es z. B. in Traunstein geschieht. Die angeführte Scheidung des Glaubersalzes aus dem Pfannen- stein hat zuerst vielleicht Boulduc unternommen und auch nachher auf dem Salzwerke zu Moyenvic eine Glaubersalzfabrik errichtet, die später auf das Salzwerk zu Montmorot in Franche-Comte verlegt worden (Beaume&'s erläuterte Experimentalchemie, übers. von Gehler, Bd. 3. $. 574 fg. **). Er verfuhr aber in der Art, dafs ‚der Pfannenstein erst mehrere Mahl mit kaltem Wasser übergossen und diese ersten Laugen, welche blofs Kochsalz enthielten, nicht benutzt wurden. Zuletzt wurde der Pfannenstein mit warmem Was- ser, welches nun das Glaubersalz aufnahm , ausgelaugt, die Lauge bis zum Krystallisirungspunct in eisernen Kesseln versotten, und dann zum Anschielsen hingestellt. Er erhielt aus 3000 Pf. Pfannen- stein 9) Die Bestimmung geschah durch Auslaugung des gepülverten und getrockneten Pfan- nensteins mit möglichst wenigem Wasser und Fällung der Auflösung mit salzsau- rem Baryt, G. *) Beaume führt hier die M&moires de l’Academie 1ı73ı an. In der darin befind- lichen Abhandlung Boulduc's S. 347—356 beschäftigt sich derselbe nur noch mit dem Bittersalze, das aus der Mutterlauge erhalten werden könne. Zu Ende der Abhandlung führt er aber an, dafs solches durch nochmahlige Auflö- ‚sung in Glaubersalz, Kochsalz und unkrystallisirbare Lauge zerlegt werde. G, 29 * 228 stein ungefähr 500 Pfund krystallisirtes Salz, die durch nochmahli- ges Auflösen und Anschiefsen 430 Pf. gereinigtes gaben , welches also in diesem Pfannenstein 0,135 krystallisirtes, — 6,45 trockenem, Glaubersalz. beträgt. Hiernach würde das schönebecker Verfah- ren wohl mit Vortheil dahin abgeändert werden können, dafs man den nöthigenfalls (wie bey dem mehrere Zoll dicken Halleiner und Traunsteiner) zerkleinerten Pfannenstein zuerst mit Soole auslaugte und die Lauge gleich auf Kochsalz versieden liefse. Dar- auf würde die Auslaugung erst mit Wasser vorgenommen, und nur diese Lauge bliebe bis zum Winter in den Behältern stehen. Man ist bisher noch nicht über die Herkunft oder Entstehungs- art dieses Glaubersalzes im Pfannensteine auf dem Reinen gewesen. Gren war der Meinung (Handbuch der Chemie, 2te Auflage, Bd. ı S.507—508), dafs es sich erst aus dem darin befindlichen Gypse. und Kochsalze in der Frostkälte bilde, indem die entgegengesetzte Meinung , dafs es schon gebildet darin vorhanden sey, aus dem Grunde nicht bestehen könne, weil das weit auflöslichere Glauber- salz sich nicht früher niederschlagen werde, als das Kochsalz. Die« ser Ansicht widerspricht aber das oben angeführte Verfahren bey der Darstellung aus dem Pfannensteine, besonders zu Montmorot, gänzlich, weil sich in der angewandten Flüfsigkeit bey weiten nicht so viel Gyps, wie für die erhaltene Menge Glaubersalz erforderlich wäre, auflösen kann, und auch, weil in der Mutterlauge kein salz- saurer Kalk vorhanden ist, der sich nach jener Annahme doch in reichlichem Mafse darin finden müfste. Auch hat bereits unser aus- wärtige College, Prof. Hildebrandt, durch ausdrücklich deshalb angestellte Versuche gezeigt (von Crell’s chem. Annalen, 1799, Bd. ı S. 355 fg.), dafs diese Erzeugung des Glaubersalzes aus Gyps und Hochsalz selbst in einer tief unter dem Gefrierpuncte stehenden Kälte nicht zu bewirken sey; Er ist der Meinung, das Glaubersalz im Pfannensteine komme daher, dafs ein Theil der (das Glaubersalz enthaltenden) Mutterlauge in den Zwischenräumen des Pfannensteins zurück- 229 zurückbleibe und nachher austrockne. Allein auf diese Weise könnte man wohl keine so grolse Menge darin finden, wie er wirklich ent- hält; auch müfste dann um so mehr Glaubersalz in der Mutterlauge vorhanden seyn, welches aber nicht der Fall ist, z. B. nicht in Schönebeck, auch nieht zu Hall in Tyrol, wo diese Mutter- lauge, aufser einem Antheile salzsauren Natrons, salzsaure Bitterer- de mit salzsaurem Kalk enthält *). Der ganze Umstand wird durch eine Beobachtung aufgeklärt, die ich dem Bergamts-Assessor Herr- mann, Vorsteher der chemischen Fabrik zu Schönebeck, ver- danke: dafs nämlich das Kochsalz, wenn die Auflösung desselben so ‚gesättigt ist, dafs es sich bey weiterem Verdampfen niederschlagen 'müfste, dem mit in der Auflösung befindlichen Glaubersalze das Was- ‘ser entziehe, welches es als Krystallisationswasser aufgenommen ha- ben würde, so dafs es sich zuerst niederschlagen und in Verbin- ‚dung mit dem Gyps und einem Theile Kochsalz den Pfannenstein bil- den mufs. Von der Richtigkeit dieser Beobachtung kann man, wie ich gethan habe, durch einen Versuch sich leicht überzeugen. Man löse Kochsalz siedend in Wasser auf, so dafs noch eine Hleinigkeit wnaufgelöst bleibt und auf der Oberfläche sich schon ein Häutchen von kleinen Kochsalzwürfeln. zeigt; hierauf thue man Glaubersalz- Krystalle, etwa den gten Theil des angewandten Kochsalzes, hinzu. ‚Es wird bey fortgesetztem Abdampfen bald ein Häutchen entstehen, das sich aber anders macht, als vorher bey dem reinen Kochsalze, Nachdem ungefähr ı/4 der Flülsigkeit verdampft ist und ein beträcht- u licher .'*) Ins Besondere giebt die Mutterlauge von Hall (wie die Classe sich aus meinem Berichte über ein von unserm Collegen Flurl ihr vorgelegtes Salz aus der Sal- mialfabrik zu Hall erinnern wird), sobald sie bis auf eineu gewissen Punct ab- gedampft worden. ein an der Luft trocken bleibendes dreyfaches Salz, aus Natron, Bittererde und Salzsäure bestehend, und zuletzt bleibt eine unkrystalli- sirbare Mutterlauge zurück, die salzsaure Bittererde mit salzsaurer Kalkerde ent- hält. Jenes Salz wird durch Wiederauflösung und nachheriges Verdampfen zum Theile zerlegt, indem es zuerst Kochsalz giebt , dann wieder jenes dreyfache Salz, und zuletzt eine Mutterlauge, aus ziemlich reiner salzsaurer Bittererde be- stehend, G. es licher krystallinischer Niederschlag sich abgesetzt hat, sondere man diesen durch ein dichtes leinenes Seihetuch ab, und löse ihn in 3—4 Theilen Wasser wieder auf. An einem gehörig kühlen Orte wird dann in der Lauge Glaubersalz in schönen Krystallen ange- schossen seyn. Hierauf nun, wie leicht einzusehen ist, beruhet es " auch, dafs bey Boulduc’s Behandlungsart des Pfannensteins sich das Kochsalz zuerst, und später das Glaubersalz, auflöst. Daher auch, ohne Zweifel, kommt es, dafs auf manchen Salinen (vorzüg- lich wohl bey kühler und kalter Witterung) Glaubersalz sich in der Röhrenfahrt ansetzt, oft so häufig, dafs es sie von Zeit zu Zeit verstopft. Gewils verdient auf solchen Salinen, so wie überhaupt, dieser Umstand weitere Beachtung, da er wohl nicht ohne Einflufs auf die Beschaffenheit des gewonnenen Salzes und auf seine grös« sere oder geringere Tauglichkeit zu verschiedenen Zwecken, wie ‘zum Pöckeln u. s. w., seyn dürfte. Auch ist hier in chemischer Hinsicht noch weitere Entwickelung zu wünschen, da Umstände den Erfolg an verschiedenen Orten abzuändern scheinen, indem z.B. Bouldue (s. oben S. 227 die Anmerkung) auch aus der Mutter- lauge Glaubersalz erhielt. Wahrscheinlich sind in gewissen Fällen die bekannten Verhältnilse zwischen dem Kochsalze und der schwe- felsauren Bittererde mit im Spiele. Sollten wohl die Producte der Salinen in verschiedenen Jahreszeiten verschieden ausfallen, je nach- dem die Soole, wenn sie aus dem immer gleich warmen Schoofse der Erde hervorgequollen, vor dem Versieden noch einer niedri- gen Temperatur ausgesetzt ist, oder nicht? u. s. w. ce. Endlich bietet uns-die Darstellung vermittelst Schwefelkies und Kochsalz (oder Steinsalz) oder Eisenvitriol und Kochsalz eine reichliche und, wo Ortsverhältnifse es begünstigen, wohlfeile Quelle von Glaubersalz dar. Beitanntlich wird aus den erstgenannten Ma- terialien auch in Freyberg das Glaubersalz (oder sogenannte Quick- sala) als Nebenproduct gewonnen, indem die Silbererze mit einem Zusatz von Schwefeilües und ıo auf Hundert Kochsalz auf das Ganze i gerö- 231 geröstet werden, wobey die während der Röstung entstehende Schwe- felsäure sich mit dem Natron des Hochsalzes vereinigt und die Salz- säure mit dem Silberoxyde in Verbindung tritt. Bey dem nachhe- rigen Amalgiren der Erze bleibt das entstandene Glaubersalz in der "Amalgamirlauge zurück, durch deren Versiedung und Krystallisirung es gewonnen wird. Es war allerdings ein Anderes, das Glaubersalz durch den angeführten Procels, bey einem gegen die Schwefelmetalle verhält- nilsmälsig nur geringen Zusatze von Kochsalz, als Nebenproduct zu gewinnen, als eben dieser Gewinnung wegen den Procefs mit Schwe- felkies und Kochsalz, mit, bey möglichster Ersparung des erstern, möglichst weit getriebener Zersetzung des letztern, auszuführen. Ich stellte daher, um mich von dem Erfolge zu unterrichten, und ihn mit den Angaben von dem Erfolge in Frankreich darüber ge- machter Versuche *) vergleichen zu können, die folgenden an; mit Röstung der gleich zu erwähnenden Gemenge von Kies und Koch- salz in einem dazu erbauten kleinen Flammenofen: 1. Gleiche Theile Sshwefeleisen und Kochsalz (von jedem 20 - Pfund); \ ” 2. Ein Theil Salz und zwey Theile Schwefeleisen (ı0 Pfund H £ ‚und 20 Pfund); 3: Die Hälfte des von ı. erhaltenen, gepülverten, Products d ı0 Pfund frisches Schwefeleisen; so, dafs des letzteren gegen "das Kochsalz eben so viel, wie in 2, aber in zwey nach einander folgenden Röstungen, genommen wurde. e;; a wi Das %ı. N * N 45 59) S. Journal des Mines, Nro.3 T.ı p- 60. Hundert Theile Sehwefelkies, mit 40 Theilen Kochsalz geröstet, gaben 45 Theile krystallisirtes Glaubersalz und eine Mutterlauge, aus der man ı2 Theile einer salzigen aus Kochsalz, Glaubersalz und salzsaurem Eisen bestehenden Maße erhielt. G. I: 332 Das angewandte Schwefeleisen war von Bodenmais, und bestand gröfstentheils in Magnetlüies (Schwefeleisen mit dem gering- sten Schwefelgehalt — 0,37), mit wenig Schwefellkies (Schwefeleisen mit dem gröfsten Schwefelgehalt — 0,51). Nehmen wir, da der Kies nicht frey von Bergart war, das Ganze als Magnetkies, so wäre, wenn sämmtlicker Schwefel desselben in Schwefelsäure umge- ändert würde, der letztern schon eine mehr als hinreichende Menge vorhanden, um das Kochsalz, wenn es mit dem nur Kies zu gleichen Theilen genommen wird, wie in ı, in Glaubersalz umzuändern; denn, (ohne die Brüche anzuführen,) 37 Schwefel können 88 Schwefelsäure geben, von welcher die 57 Natron in ı00 Kochsalz noch nicht 66 zu ihrer Sättigung erfordern. Ich will mich hier nicht bey den bekannten Erscheinungen während der Röstung jener Gemenge aufhalten, sondern nur anfüh- ren, dals solche bey mäfsigem Feuer , um dem Schwefel alle Zeit zur vollständigen Säuerung zu lassen, ungefähr ı2 Stunden dauerte, bis auch bey verstärkter Hitze keine Schwefelllämmcehen mehr zu sehen waren. Um kürzer und genauer von dem Resultate dieser Röstungen unterrichtet zu seyn, wurde von jedem der Producte ı, 2, 3, eine kleine Menge ausgelaugt, die Lauge zur völligen Trock- ne gebracht, und von jedem der trockenen Rückstände ı00 Grane, nach Wiederauflösung in Wasser, mit salpetersaurem Baryt gefället. Die erhaltenen Mengen an ausgewaschenem und geglühetem schwe- felsauren Baryt zeigten in ı00 des angewandten Salzes ı8,60; 26,89; 37,70 Schwefelsäure an, welche gleich sind 34,76; 50,26 und 70,28 trockenen Glaubersalzes. Der Erfolg des Versuches 3, in welchem. ı Theil Kochsalz mit 2 Theilen Kies in zwey Mahlen geröstet wor- « L iu x £ 4 j 1 den, war also am günstigsten, indem hier die grölste Menge desHoch- i salzes zersetzt worden. Ich habe indessen diese Versuche nicht weiter verfolgt, weil mir bey Rücksicht aufdie aufzuwendende Zeit und Feue- sung, die verhältnilsmäfsig viel zu grofse Menge Kies, und die, wie mir Y 233 mir die Erfahrung durch Mafsgebung der aus den Producten wieder erhaltenen Menge salzigen Stofls zeigte, während der anhaltenden Röstung erfolgende Verflüchtigung eines Antheils Kochsalz, das Re- sultat nicht vortheilhaft genug und die Anwendung des (schon ge- bildete Schwefelsäure enthaltenden) Vitriols vorzüglicher zu seyn schien: eine Meinung, welche der von den französischen Chemikern geäulserten (a. a. O.) entgegengesetzt ist. Das Glaubersalz aus Eisen-Vitriol und Kochsalz zu verferti- gen hat van der Ballen vorgeschlagen (Grell’s Beyträge zu den chem. Ann. B.3. St. ı. $. ıı2.). Man kennt die, zum Theil mit anmafsender Bitterkeit geführten, Streitigkeiten über diesen Gegen- stand von Hahnemann (von Crell’s chem. Ann. 1789 I, S. 205 fg. und 1793 I, S. 22), Lieblein (ebds. ı790 II, S. 406 fg. und - 1792 II, S. 207 fg.), Tuhten (ebds. 1790 II, S. 509 fg.), Wieg- _leb (ebds. 1793 I, S. 204 fg.) Durch mehrere darüber angestellte Versuche habe ich mich überzeugt, dafs die Bereitung auf nassem _ Wege, durch blofse Auflösung einer bestimmten Verhältnifs - Men- B ge der beyden Salze und Hinstellung zum Anschiefsen, nicht vor- theilhaft ist, weil der Austausch der hier vorhandenen Basen und - Säuren nur auf dem Gefrierpuncte oder doch einer ihm nahen Tem- - peratur, und dann nur unvollständig, mit wenig Ausbeute an Glau- bersalz also, erfolgt, und weil das erhaltene Glaubersalz noch der j Reinigung bedarf; dafs, wenn man, nach Tuhten’s und Wieg- ‚leb’s Verfahren, bey der Bereitung auf trockenem Wege das Feuer nur so lange anhalten läfst, bis das Gemenge aus Eisenvitriol und r' Kochsalz in feurigen Flufs gekommen ist, bey der nachherigen Auf- lösung in Wasser fast ganz dieselben Umstände, wie eben erwähnt worden, eintreten. Ich werde in der Folge der Classe eine aus- a führlichere Nachricht von diesen Versuchen vorlegen, wenn ich ha- Ch be Gelegenheit nehmen können, mich noch über mehrere dabey vorkommende Erscheinungen aufzuklären. Um auf diesem Wege das Glaubersalz mit dem grölsten Erfolge zu bereiten, muls man 30 das 234 das Gemenge von Vitriol und Kochsalz so lange im Feuer erhalten, bis alles salzsaure Eisen theils verflüchtigt theils zersetzt ist *). Statt des Eisenyitriols selbst glaubte ich mit gröfserem Vortheile den ver- _ witterten Kies anwenden zu können, weil dadurch die Ausbrin- gungskosten des Vitriols erspart würden; wie man denn überhaupt den ganzen Procels in den meisten Fällen besser auf den Vitriol- hütten selbst, als an andern Orten, wohin erst mit Kostenaufwand die Materialien gebracht werden müfster, unternähme. Eine vor- gängige Prüfung des Vitriolgehalts des zu dem Versuche bestimmten verwitterten Kieses hatte gezeigt, dals von demselben 4 Theile ge- gen ı Theil Kochsalz erforderlich seyn würden. Es wurden daher 5 Pfund Salz und 20 Pfund jenes zu einem groben Pulver verwitter- ten Kieses mit etwas Wasser angerührt und das hierauf in einem eisernen Kessel zur Trockne gebrachte Gemenge in dem erwähnten Elammenofen ausgebreitet. Im ersten Zeitraume der angefangenen Feuerung, als noch Wasserdämpfe fortgiengen, fing die. Masse an zu schwefeln, welches ungefähr eine Stunde anhielt, zum Beweise, dafs bey dem, obgleich gänzlich zerfallenen, Kiese noch viel unver- wittertes Schwefeleisen vorhanden sey, welches, nach der Farbe mehrerer kleinen Stückchen zu urtheilen, vorzüglich das auf dem Maximum des Schwefelgehalts, oder Schwefelkies, zu seyn schien. Nach Verlauf jener Periode fing die Masse, bey immer noch sehr mälsigem Feuer, an zusammen zu backen und weich zu werden. Zuletzt wurde sie, der beygemengten vielen erdigen u. s. w. Theile des Kieses ungeachtet, flülsig, so dafs sie sich über. den Heerd yer- breitete, und blieb in diesem Zustande, während dessen salzsaure Dämpfe merklich waren, ı1/2 Stunde. Hierauf fing sie an sich auf- zublähen, auf der Oberfläche eine Rinde zu bekommen und dicker zu werden, so dals sie nach Verlauf von ungefähr 3//} Stunden ganz hart *) Liefse man die fortgehenden Dämpfe in einen langen Fang treten, in den gleich” zeitig, durch trockene Destillation thierischer Substanzen u. s. w. erzeugte, Däm- pfe von Ammonium geleitet würden, so lielfse sich nebenbey auch Salmiak ge- wianen. G. 235 hart und bröcklich war, worauf man das Feuer noch ı/z Stunde anhalten liefs.© Dieses Verhalten zeigte die Unthunlichkeit meiner Absicht, in der Folge ziegelförmige Stücke aus jenem Gemenge zu bilden und damit den ganzen Reverberirofen, oder im Grofsen einen zweckmälsig gebauten Kalkofen, anzufüllen. Letzteres giebt van der Ballen für den von ihm angewandten Vitriol an, und bemerkt von der eben angeführten Erscheinung gar nichts. Gleichwohl fin- det sie bey dem Vitriol -in noch höherem Malse statt, und das Pro- duct wird bey diesem gegen das Ende zwar auch dicker und teigig, aber nicht ganz hart und trocken. In einem Feuersgrade aber, bey welchem diese Erscheinung nicht einträte, könnte die Verflüchtigung und Zersetzung des salzsauren Eisens nicht vollständig vor sich ge- hen, sondern es müfsten die oben angeführten Umstände eintreten. Das Product, von welchem ein Antheil durch Anhängen an den Heerd und Einziehen in die Fugen desselben unvermeidlich verloren gieng, betrug ı6 Pfund 9 Unzen und gab durch dreymahliges Aus- kochen der gepülverten Masse und nach Zusetzung von etwas ge- branntem Kalk, zur Fällung eines kleinen Gehalts von aufgelöstem Eisen, eine Lauge, aus der in mehreren Anschüfsen nahe g Pfund ganz reines krystallisirtes Glaubersalz und ıı ı/2 Loth unzersetzt - gebliebenes Kochsalz erhalten wurden. Die übrig, gebliebene Mut- - terlauge gab durch Abdampfen noch 3 Loth gelbliches Salz, das von _ etwas dabey befindlichem salzsaurem Kalk feucht wurde. Obgleich b dieses Resultat für die Ausführung im Grofsen meiner Meinung nach alle Gewähr leistet, so scheint mir doch die Anwendung des Vitriols selbst aus mehreren Gründen vorzuziehen zu seyn und der Aufwand für die Ausbringung desselben durch mehrere Vortheile aufgewogen zu werden. Denn man kann ı) bey Anwendung des Vitriols eine wohl dreyfach gröfsere Quantität des Gemenges in den Ofen brin- gen, und mit demselben Aufwande von Zeit, Arbeit und Feuerungs- mitteln viel mehr Glaubersalz gewinnen; 2) ist dann das Product _ weit leichter in Wasser, und schon in kaltem, auflöslich, und es bleibt weniger Unaufgelöstes, das sich schneller auswaschen läfst, 30 ? und [A ’ 235 b und auch weniger grofse Auslauge - Gefäfse, oder eine kleinere An- zahl derselben, erfordert; 3) wenden die Arbeiter nicht die gehö- zige Vorsicht in Regierung des Feuers an, sondern lassen es beym Rösten zu stark werden, so kann durch Vermittelung des Eisenoxy- des und eine anfangende Zersetzung des Glaubersalzes eine Zusam- mensinterung mit den erdigen Theilen erfolgen, so dafs letzteres sich nicht mehr vollständig auswaschen läfst. WUebrigens würde das Verfahren dasselbe bleiben. Die aus dem eigentlichen Röstofen fortgehende Hitze wird mehr als hinreichend seyn, um, über einen zweyten Heerd geleitet, das Gemenge von Vitriol und Kochsalz sei- _ nes Krystallwassers zu berauben, und es trocken und heils in den Röstofen bringen zu können, so, dafs die Arbeit ununterbrochen fortgehen kann. Es ist hierbey noch zu bemerken, dafs bey dieser Anwendung des Vitriols alle die schmutzigen Abgänge aus Setz- und Krystallisirkästen, die man sonst durch abermahliges Auflösen und Krystallisiren zu reinigen pflegt, angewandt werden können. Was die Verhältnifsmengen betrifft, in welchen man den Vi- triol und das Kochsalz anzuwenden hat, so werden sie sich, da nach meinen Versuchen der Vitriol 0,2653 Schwefelsäure *), das Kochsalz „nach Rose 0,53 Natron enthält, welche letztere nach Bucholz 0,6098 Schwefelsäure erfordern, verhalten müssen — 23:10. Auch bleibt in der That, wenn man das von Wiegleb angegebene Ver- ' hältnifs — 7:4 befolgt, immer ein grolser Theil Kochsalz unzersetzt., TR Aulser *) Ich habe wiederholte Analysen des reinen Eisenvitriols, von verschiedenen An- * schüfsen, angestellt, sowohl indem ich, nach vorgängiger Oxydation mit Salpe-_ tersalzsäure zuerst die Schwefelsäure durch salzsauren Baryt, und nachher das *Eisenoxyd durch Ammonium fällte, als auch umgekehrt. Ich arbeitete jedes Mahl mit 200 Gran. Folgendes ist eine tabellarische Darstellung der Resultate: I. 163,38 schwefels. Baryt —= 53,08 = 100 : 26,54 Schwefelsäure II. 161,36 — — 52,44 = 100:26,22 _— II. 164,00 — — 53,30 =100:26,655 2 —— u =26,47 2 Y R 08 «Re 237 Aufser den angeführten Gründen für die gröfsere Vortheil- haftigkeit der Anwendung des Vitriols statt des verwitterten Kieses, kann es in gewissen Fällen noch andere geben, welche sich des letztern zu bedienen schlechterdings verbieten. Diese dürften z. B. eintreten, wenn der Kies kohlenstoffhaltig ist, wie es bey einem Kiese Statt findet, der, nach einer von unserm auswärtigen Collegen Weber in Dillingen der Classe gegebenen Nachricht, ein noch nicht aufgeschlossenes beträchtliches Lager von Offingen bis Günzburg am Ufer der Donau bildet. Dieser Kies, oder viel- mehr das ihn enthaltende Gestein *), das vielleicht eine Art Brand- schiefer ist, zerfällt an der Luft sehr bald in dünne Blätter, zwi- ‚schen welchen sich Auswitterungen, und zum Theile kleine grüne Krystalle von Eisenvitriol erzeugen. ı2 ıfa Unze dieses verwitter- ten Fossils gaben mir 3 ıfa Unze krystallisirten, sehr reinen, Ei- senyitriol (wahrscheinlich ist das Gestein nicht überall so reichhaltig r an . I. 56,5 rothes Eisenoxyd— 39,79 Eisen-H- 16,71 Sauerstoff nach Bucholz. -u157.2 — —-— =9,37 — +1695 — II. 56,755. — a =3998 — —+16,77 — j Da nun nach Bucholz 77 Eisen 23 Sauerstoff aufnehmen sollen um 100 Oxy- dul zu bilden, so wären I. 39,79-+ 11,88 = 51,67= 100: 25,83 Eisenoxydul U. 40,57 -+ 12,05 = 52,42= 100: 26,21 Zanlh: I 39,98-F 11,94 =51,92=100:25,95 — 78,10 =— —=26b,03 Nehmen wir Richter's Grundsatz an, dafs die Säuremengen der Metallsalze sich verhalten wie die Sauerstoffimengen, und setzen wir als richtig Bucholz's Angabe der Verhältnifsmengen des Bleyoxyduls — ı00 Bley: 7,5 Sauerstoff und _ des schwefelsauren Bleyes — 75 Oxydul: 25 Säure, so würden 7,5 Sauerstoff ' 33,36 Säure erfordern. Dieses gäbe für die obigen 3 Sauerstoffmengen des Ei- senoxyduls 26,41-4 26 ‚664+26,5,= 7%" 36, 53 Schwefelsäure, was nahe ge-- nug mit der Erfahrung übereinstimmt, so dafs sich Bucholz's und meine An- gaben wechselseitig bestätigen. G. Au EN Ich habe es mir in frischem Zustande noch nicht verschaffen können. Nach Hra, ik Prof, Weber bildet es „eine schwarze dichte Masse.” G. 238 an Kies); der gut ausgewaschene schwarze blättrige Rückstand ver« lor durch Einäscherung, die‘ sehr schwer erfolgte, 0,56 am Gewicht und -hinterliefs einen bräunlichrothen, ebenfalls noch blättrigen, Rückstand, der an das Wasser keinen alkalisch reagirenden Stoff begab und bey der weitern Untersuchung 0,64, Kieselerde, 0,20 Thon- erde, o,ı zrothes Eisenoxyd, 0,0ı Kalk und 0,02 Kali zeigte. Wurde jener blättrige Rückstand in einer Retorte erhitzt, so gingen wäs« serige Dämpfe und später eine durch feinzertheilten Schwefel, der sich auch in kleinen gelben Tröpfchen ansetzte, milchig gefärbte Flüfsigkeit über. Bey stärkerer Hitze entwickelte sich ein Gas, das sehr stark den Geruch nach Lampadius’s Schwefelalkohol hatte. Denselben besafs auch die übergegangene gelbliche Flüfsigkeit, bei welcher sich einige Tropfen eines bräunlichgelben Oels befanden, das nach 24 Stunden kleine Kkrystallinische Körner von Schwefel abge- setzt hatte. Der Rückstand in der Retorte war dunkelschwarz. Be- handlung jener ausgelaugten blättrigen Substanz mit. Salpetersalz- säure macht ihre schwarze Farbe unter Aufbrausen und Entwicke- lung von Salpetergas bald verschwinden: der Kohlenstoff ist hier in andere Verbindung getreten und aufgelöst worden; beym Abdam- pfen der bräunlichgelben Flüfsigkeit setzte sich an die Wände der Abdampfschale eine braune klebrige Substanz ab. Da, wo Torf vorhanden ist, würde man sich ohne Zweifel desselben statt des Holzes zu dieser Fabrication bedienen können, Und vielleicht wird dieser, wie ich nach einigen ältern Angaben zu vermuthen Grund habe, selbst zum Glasschmelzen angewandt wer- den können; worüber ich die zu machenden Erfahrungen, so bald mir die Mittel dazu gegeben seyn werden, der Classe vorlegen werde, Was zuletzt noch das Verfahren bey der Darstellung des Glauber- salzes aus dem Producte der Röstung des Gemenges von Vitriol und Kochsalz betrifft, so hätte man dabey, nach dem Pochen und der etwa nöthigen Versetzung mit etwas gebranntem und zerfallenem Kalk, entweder auf ähnliche Art zu verfahren, wie in Schöne- _ beck - | 239 beck mit dem Pfannenstein, und die im ersten Winter übrig blei- bende Lauge auf frisches Erz zu bringen, um sie wieder mit Glau- bersalz zu sättigen, und es so ohne Abdampfung der Lauge zu er- halten, bis diese zuletzt durch die Anhäufung des etwa unzersetzt gebliebenen Antheils von Kochsalz erforderlich würde; oder, wo das Brennmaterial in geringem Preise ist, könnte die gesättigte Lauge gerade zu abgedampft und zum Krystallisiren gebracht werden. Der ausgelaugte Rückstand giebt nach dem Schlämmen eine gute braun- rothe Farbe. Auf den Vitriolhütten, auf welchen die Glaubersalzsiederey _ eingeführt würde, verdiente es wohl einen Versuch, die dazu geeig- neten Kiese gleich , wenn sie gepocht auf die Halde gestürzt wer- _ den (woselbst sie an einigen Orten mehrere Jahre liegen bleiben, _ ehe sie auf die Anwachsplätze kommen), mit der verhältnifsmäfsi- _ gen Menge Salz zu versetzen. Vielleicht würde dann die grolse _ Menge schwefeliger Säure zur Benutzung kommen, die sich bey der Erhitzung der Kiese auf den Halden erzeugt, und in beträchtlichen Entfernungen um dieselben merklich ist, sowohl durch Belästigung der Menschen, wie durch Zerstörung der Vegetation. Der Einwurf, dafs die Salzsäure mit dem Natron näher verwandt sey, trifft nicht, ‚da hier mehrere Verwandtschaften ins Spiel kommen. } 15. Ich habe hier wohl einige Worte von den Vortheilen zu sagen, welche uns die Verwendung des Glaubersalzes zum Glase verschafft. Wir benutzen dadurch eine Substanz, die es bisher zum Theil entweder noch gar nicht, oder doch nicht im möglichen Mafse \ de, oder auch aus nicht gehörig benutzten Dingen in wohlfeilem Preise dargestellt werden kann, und vermehren so den Nationalreich- _ thum. Diese Benutzung geschieht auf eine Art, zu welcher keine Aufwand erfordernde Vorbereitung nöthig ist, wie bey der Umände- _ zung zu kohlensaurem Natron. Das Glaubersalz ist, ohne besondere _ Mühe bey der Bereitung, stets rein und immer von gleicher Beschaf- | fenheit 240 fenheit darzustellen, was bey der Pottasche keinesweges der Fall ist. Die Glashütten, welche es anzuwenden im Stande sind, kön- nen daher in ihrem Verfahren einen immer gleichen und sichern Gang gehen. Das daraus entstehende Glas ist schöner und dauer- - hafter als das Pottaschenglas, und da des Glaubersalzes bey dem ge- hörigen Verfahren in dem Verglasungsprocels eine um mehrere Pro- cente geringere. Menge erfordert wird, als von der calcinirten Pott- asche, es dann eines geringern Aufwandes von Zeit und Brennma- terial bedarf, als die Pottasche und Soda bey dem gewöhnlichen Verfahren *), auch das Glaubersalz zu beträchtlich niedrigern Prei- sen dargestellt- werden kann , so werden die Glashütten dadurch m Stand gesetzt, auch auf die äufsere Güte mehr Fleils zu wenden, und es dennoch, bey gröfserem Gewinn, wohlfeiler zu geben. Durch diese Anwendung eines bisher nicht benutzten Schmelzmittels mufs dann auch der Bedarf an Pottasche sehr vermindert werden ; diese wird daher im Preise sinken, was wiederum auf andere Gewerbe, welche ihrer unumgänglich bedürfen, einen vortheilhaften Einflufs haben mufs, und gleiche Vortheile werden dann auch aus der grös- sern Schonung der Wälder hervorgehen, da zu der Darstellung ei- ner bestimmten Menge Glaubersalz natürlich bey weiten nicht so viel Holz erfordert wird, als verbrannt werden mufs, um eine che- misch eben so viel geltende Menge Pottasche zu erhalten. 16. Es ist mir nun noch übrig, von meinen Versuchen über die Anwendbarkeit des Kochsalzes zum Glase zu sprechen, die, wegen des in den meisten Gegenden so viel geringern Preises des Kochsal- zes gegen den der Pottasche, sehr grofsen Vortheil gewähren würde. Obgleich Pott (in dem obenangeführten Werke S. 53) aussagt, das *) In der folgenden Abhandlung werde ich zeigen, wie sehr dieses Verfahren durch Reinigung der Pöttasche und besondere Benutzung des dabey abfallenden (und auch in so vielen andern Fällen als Nebenproduct gewonnenen oder doch leicht zu gewinnenden, bis jetzt gröfsten Theils verschleuderten ) schwefelsauren Kali. abgekürzt und vortheilhafter gemacht und so verbessert werden könne. G. In. 241 dafs Kiesel mit gleichen Mengen, so wie mit 2 und 4 Theilen Salz »ur lockere, mehr oder. weniger zusammen gebackene, Massen ge- be, so durfte ich diese Anwendbarkeit doch erwarten, da in neuern Zeiten van Mons (in von Crell’s Annalen ı794 I S. 44) sagt: ‚„Ich zersetze das Kochsalz durch die Kieselerde, indem ich eine Mi- . ‚schung von beyden in einem Schmelztiegel einem heftigen Feuer aussetze. Die Salzsäure verflüchtigt sich und es bildet sich ein Glas. Diese Zerlegung kann nur der stärkern Verwandtschaft der Soda für ‚die Kieselerde, als für die Salzsäure, zugeschrieben werden. Ich ‚schmeichle mir, dafs diese Erfahrung für die Glasschmelzkunst sehr wichtig werden wird.” Hiernach sollte man die Sache doch für ganz leicht ausführbar halten. Auch sagt Pajot-Descharmes ‚(a. o. a. O.), dals das Kochsalz, auf ähnliche Weise, wie das Glau- bersalz behandelt, nämlich zu gleichen Theilen mit Kalk und Kie- ‚sel geschmolzen, ihm ein bläuliches, ins Grüne ziehendes Glas ge- Die Resultate meiner Versuche aber widersprechen diesen bey- ‘den letztern Angaben gänzlich. Ohne aller zu erwähnen, die ich angestellt habe, will ich nur zwey anführen, die für hinlänglich ent- ‚scheidend angesehen werden dürfen. a. Ein Gemenge von ı00 Theilen Quarz und 60 Theilen abge- _ Iinistertem Kochsalze wurden in einem bedeckten hessischen Tiegel einem zıstündigen Feuer des Glasofens auf der Hütte zu Konstein ausgesetzt. Das Gemenge kam, nur wenig am Volum vermindert, sehr locker zusammengebacken, leicht zerreiblich, mit salzigem Ge- hmacke, aus dem Feuer zurück (Nro. ı8). f E b. Zwey Gemenge, das eine aus gleichen Theilen Kiesel, Koch- salz und gebranntem Kalk, das andere aus Kiesel, Kochsalz und 4 kohlensaurem Kalk, ebenfalls zu gleichen Theilen, wurden dem vier- fung ausgesetzt. Man erhielt in beyden Tiegeln geflossene dichte, B: aı ganz 248 ganz undurchsichtige, Malsen, von der Härte, dafs sie Fensterglas ritzten, die mit gebranntem Kalke (Nro. ı9) von splitirigfasrigem, die mit kohlensaurem mehr mit splittrigblättrigem Bruche ; oben- auf mit einer dünnen Schicht eines bräunlich grünen Glases, die be- sonders am Rande des Tiegels stark, und in dem Tiegel mit ge- branntem Kalke weit beträchtlicher war, als in dem andern. Zu oberst befand sich eine Schicht Glasgalle, die, so genau, wie es anging, gesammelt, in dem Tiegel mit gebranntem Kalk 244 Gr., in dem an- dern 256 Gr. (von 360 Gr. Kochsalz) wog. 240 Gran dergeflosse- nen Mafse (Nro. 20) wurden, nach dem Feinreiben, mit destillirtem Wasser gekocht, und auf einem Filter gut ausgewaschen. Die abge- laufene Flüfsigkeit gab mit kohlensaurem Ammonium kaum eine Spur von Niederschlag; es hatte sich also keine merkliche Menge salzsau- rer Kalk gebildet. Sie gab durch Abdampfen und schwaches Glühen des Rückstandes 8 Gran Kochsalz. Das ausgewaschene Pulver wur- de in einer Retorte mit gleich viel, mit Wasser verdünnter, Schwe- felsäure übergossen (wobey es sich beträchtlich erhitzte und aufquoll), darauf bis zur Trockne destillirt. Die übergegangene Flüfsigkeit ent- hielt nach Mafsgabe des damit erhaltenen Hornsilbers nur noch eine Spur von Salzsäure. Der Rückstand in der Retorte wurde mit Was- ser ausgewaschen, die Flüfsigkeit mit kohlensaurem Ammonium ge- fället, nach Absonderung des Niederschlages bis zur Trockne abge- dampft und das trockne Salz im Platintiegel zur Zersetzung des schwefelsauren Ammoniums geglühet. Es blieben 2 ı/2 Gran zurück, die gröfsten Theils in Gyps bestanden (der sich beym Auswaschen des durch das Ammonium bewirkten Niederschlages aus der sauren Flüfsigkeit aufgelöst hatte), und nur. zum kleinen Theile in Glauber- salz, das sich im Wasser auflöste und durch den Geschmack zu er- kennen gab. Es war also auch nur eine Spur von Natron in der Mafse vorhanden gewesen. Eben so wenig habe ich die Zersetzung des Kochsalzes, und die Verglasung der Kieselerde, durch einen Zusatz von metallischem Bley bewirken können. Diese x - 2% Diese Erfahrungen wurden mir durch die Beobachtungen Gay- Lussac’s und Thenard's bestätigt (Journ. für die Chem. Phys. u. Min. Bd. 9 $S. 2ı2), nach welchen die salzsauren Salze_ durch den Kiesel und Thon nur unter Mitwirkung hindurch gehender Was- serdämpfe in der Glühehitze zersetzt werden *). In wiefern sich dieses im Grofsen ins Werk setzen und für das Glasmachen benu- tzen lielse, mufs noch durch Versuche ausgemittelt werden. In den. mit Kochsalz angestellten Versuchen bemerkte ich ge- wöhnlich das Innere der Decktiegel mit häufigen, gröfsern und klei- nern, gelben Puncten besäet, die wie Kochsalz, dabey aber zusam- menziehend wie salzsaures Eisen, schmeckten. — In sehr vielen ‚Hütten wird zu dem gewöhnlichen Pottaschenglase ein gröfserer oder kleinerer Zusatz von Kochsalz zum Glassatze genommen, Was es hier für Dienste thue, werde ich in meiner zweyten Abhand- Inug untersuchen, Uebersicht der Hauptresultate. 'ı, Das Glaubersalz läfst sich, ohne Zusatz anderer salziger Flüfse, zur Verfertigung des Glases anwenden. Dieses Glas kann eben so schön erhalten werden, wie aus sonst gewöhnlichen Materia- lien und besitzt alle Eigenschaften des Sodaglases. 7 - 2. '*) Was hiernach von einer Angabe des Hrn, Juch (in von Moll’s Efemeriden der =. Berg- und Hüttenkunde ı Bds ı u. 2!e Lief. 1805, S. 26% — 263), nach welcher er aus einem, mit Wasser zu Kugeln geformten und darauf wieder getrockneten, Gemenge von ı0 Pfund Kochsalz, 9 Pf, Thon und 2 Pf. Kohlenpulver, das in einer eiseruen, mit gläserner Vorlage versehenen Retorte heftigem Feuer ausge- setzt wurde, 19 Unzen Salmiak, eine bedeutende Menge freyes kohlensaures Am- monium und 5 Pf. ı Unze kohlensaures Natron erhalten haben will, zu urtheilen sey, will ich noch nicht entscheiden. Nur wuidern wird sich gewils Jeder, dafs Hr. Juch sich nicht durch fortgesetzte Ausübung des angegebenen Procefses im Grofsen, wenn auch nur auf die angegebene Art, in einem Galeerenofen, zum 3 zeichen Manne macht, eu - Br . 244 — 2. Für sich verglaset das Glaubersalz sich mit der Kieselerde auch in sehr anhaltendem Feuer nur sehr unvollkommen. Unter Mit- wirkung von Halk geht die Verglasung besser von Statten, aber mit einem unverhältnifsmälsigen Aufwande von Zeit und Feue-: rungsmitteln. 3. Sehr leicht und vollkommen erfolgt die Verglasung durch Vermit- telung einer Substanz, welche die Schwefelsäure des Glauber- salzes zersetzt und so die festen Bande löset, welche das Na- tron auf die Kieselerde zu wirken hindern. Am besten dient dazu die Kohle; auch, bey dem Flintglase, metallisches Bley. 4. Diese Zersetzung kann entweder während des Verglasungsproces- ses selbst, oder vor demselben, bewirkt werden. Ortsverhält- nifse bestimmen die Wahl des einen oder des andern Verfah- rens; doch würde die Anwendung des letzteren, vorzüglichern, überall keine Schwierigkeiten haben. 5. Aulser dem Glaubersalze, welches in mehreren Fabriken und auf Salinen gewonnen werden kann, und zum Theile bereits wirklich gewonnen wird, läfst sich solches auch sehr wohlfeil durch Rö- stung eines Gemenges von rohem verwitterten Eisenkies (oder dem daraus dargestellten Vitriol) und Küchensalz, Auslaugung des gerösteten Rückstandes und Krystallisirung der Laugen dar- stellen. 6. Das Küchensalz ist, unter den gewöhnlichen Umständen , zum Glasmachen nicht benutzbar, indem es durch die Rieselerde un- ter blofser Mitwirkung der Hitze nicht zersetzt werden kann. Lernten wir Mittel kennen, welche die Salzsäure, auf eben so wohlfeile Art wie die Schwefelsäure, zerlegen könnten, so wür- de uns wahrscheinlich dadurch, wie bey dem Glaubersalze, der Weg auch zu dieser Benutzung des Kochsalzes gebahnt seyn. x Ob Gay-Lussac’s und Thenard’s Beobachtung, dafs Wasser- dämpfe in der Rothglühehitze die Zerlegung des mit Kieselerde gemengten Kochsalzes vermitteln, dahin führen könne, ist noch zu versuchen, X. DER KÖNIGLICHEN AKADENIE DER WISSENSCHAFTEN zu MÜNCHEN FIN/RID-I.R/K A. BRBIR 1809 unn 1810, ih Abtheilung. Ni ein: ® j - > IMERr20 7 RS) . ae Be FR e 5 At ER Falk ti 4 - N h 1 y v . . D ar “. h * “ “ a ie ll JM us * ER SE a DE REN Or es “4 sıal. “En gohr j —_ N e> x a, 4 Ss ‚aautiode de ren en ern Po ; EN N: a ai en CR dan ne RE ae‘) ‚ih: itrdg aa Sen in Re 3a N Fr X. Elektrische Versuche an der Mimosa pudicaL, in Parallelle mit gleichen Versuchen an Fröschen ; von I WRTrTeR Vorgelesen in der mathem.-physik. Classe g) der königl. Akad, der Wiss. am 28, Aug. 1809, SH leotrische Versuche an der Mimosa pudica L. stellte Co- mus ı) bereits im Jahre ı776 an. Die a) Hr. Prof. Ritter äußerte sich mehrmahls gegen mich über die vorliegende Ab- handlung dahin, dals sie nur als Einleitung zu einer umfassendern Arbeit dienen sollte, dureh welche er die Lehrevon der Reizbarkeit der Pflanzen und ihrem Verhält- nißs zu den beyden elektrischen Polen tiefer, als bisher geschehen ist, zu begrün- den hoffe. Er fieng mit Versuchen an der Mirmosa pudica an, weil die Reizbarkeit . ihrer Blätter ihm vorzüglich auflallende Resultate versprach; von hier aus wollte j er auf die Untersuchung auderer fir mechanische Berührung nicht empfindlicher Blätter übergehen, Leider unterbrach der Tod diese wichtige Arbeit; und da Hr. Ritter nicht einmahl der vorliegenden Abhandlung die letzte Feile zu ge- M ben vermochte, so ersuchte er mich in den letzten Tagen seines Lebens, dieses _ an seiner Statt zu thun. Ich werde daher einigen minder verständlichen Stellen * Erläuterungen, und einigen Zeichnungen seines Apparats Beschreibungen beyfü- gen, Weiter glaube ich die Vollziehung des obigen Auftrages nicht ausdehnen zu dürfen. Ruhland M. Dr. ») S. Observations sur la Physique, sur l’Hist. nat. et sur les Arts, Tom. VIII, Pa- 0 2is, 1796. 4. p: 395, 396. Bertholon (de Velectrieite des vegetaux, Lyon. 1783, 246 Die Blätter dieser Pflanze, mit stark elektrisirtem Glase be- rührt, schlossen sich. Die Atmosphäre einer geladenen leidner Flasche, einem Blatte genähert, machte sämmtliche Blättchen des- selben sich schliefsen, und das Blatt selbst sinken. Die Flasche durch einen Zweig wiederhohlt entladen, schlossen endlich sich alle Blätter dieses Zweiges, und knickten nieder. Elektrische Bäder wa- sen ohne eine solche Wirkung. Mehrere’Tage hindurch oft wieder- hohltes Elektrisiren schwächte die Reizbarkeit der Pflanze zuletzt so weit, dafs ihre Blätter auf keine Berührung mehr sich schlos- sen, und selbst für elektrische Schläge unempfindlich wurden. $. 2. Ingenhousz und Schwankhardt 2) wiederholten einen Theil dieser Versuche im Jahre 1784, und fanden sie, der Haupt- sache nach, bestätigt, erklärten aber die Wirkung für ein völlig r me- 1783. 8. p. 265, Bertholon über die Wirkung der Eleetricität auf die Pflanzen, a. d. Fr. Leipz. 1785. $.177) nennt zu diesen Versuchen Dreu, da in den Observations etc. doch ausdrücklich Comus steht. Ingenhousz ( Versuche mit Pflanzen, übers. u. herausg. v. Scherer. B.III, Wien, 1790. 8. S. 80. Anm.) fordert für sie Comus zurück. Dennoch sagte Duvarnier in seiner Vertheidi- gung eines Theils jener Versuche gegen Schwankhardt schon in den Observ. sur la Phys. etc. Tom. XXVIII, ı786, p. 93. Elles appartiennent a Mr. LE DRU, ires-connu par un tres-grand nombre d'experiences curieuses, qu'on lui doit.” Wahrscheinlich ist also Comus bloß ein von (Dreu oder) le Dru, einstweili- ger Anonymität wegen, angenommener Name b). s) Der Gelehrte, von welchem hier die Rede ist, heifst nach Ersch France lite- raire T. ı, S. 416 bestimmt le Dru; er hat auch eine Abhandlung über die An- wendung ‚der Electrieität in Nervenkrankheiten herausgegeben, wobey er denn le Dru, connu sous le nom de Comus, genannt wird. IHoll. 2) S. Observ. sur la Phys. etc. Tom. XXVII, 1785, p. 467, 468. — AR Beyspiel: „En approchant cette plante d’un Conducteur charge \de l'electricite, les feuilles se baissent de meme que; si’on souflloit sur la plante, ce qui prouve (!) que le mouvement de la plante est excite par Tebranlement mechanique qu'elle eprouve dans une forte atmosphere electrique, söit d'un eonducteur, soit d'une bouteille de Leyde chargee.” Schwankhardt — L. c. Tom. XXVIIL p. 92: ,‚Ce n'est que ee DE a En 20 = 0 7 > n 247 mechanisch hervorgebrachtes Phänomen, an welchem die Elektrici- tät als solche keinen Antheil habe. Landriani 3) war nach ähn- lichen Versuchen gleicher Meinung. Delametherie 4) sah stär- kere Elektrieität ebenfalls von Wirksamkeit, glaubte aber auch, dafs sie blofs als mechanische Kraft wirke. Percival 5) führt "nur an, dafs stark elektrisirtes Siegellak, der Pflanze genähert, ihre Blätter anziehe und zusammen falten mache. Cavallo 6) sah elektrische Schläge und Funken sehr starke Zusammenziehungen der Blätter hervorbringen; indessen folgte ihm daraus noch nicht, dafs dieses Zusammenziehen der Pflanze ein elektrisches Phänomen sey, {} . $. 3. Endlich schien van Marum 7) ein für alle Mahle entschie- den zu haben. CGonductoren-Nähe, diese mochten positiv oder ne- gativ que l’ebranlement ou la secousse, qu’on lui (der Mimose) communique, qui Iwi a fait baisser les feuilles et ses branches. L’electricite comme telle paroit n’y faire rien L’atmosphere d’une bouteille chargee ou d’un condueteur excite pro- duit le m&me effet qu'un vent, ou un soufflle, ou tout autre mouvement mecha- nique.” Ingenhousz. — Vergl. Ingenhousz's Versuche mit Pflanzen, übers. u. herausg. v. Scherer. B. III. S. 79—82, u, S. 154. 8) S. Observ. s. 1. Phys. T. XXVIL. 1785. p. 468, und Ingenhousz’s Vers, m. Pf. B. III. $. 8ı. 4) S. Observ. s. 1. Phys. T. XXX. 1787. p. 26, 27. „Il paroit done, qwainsi, que l’a « dit M. Ingenhousz, l’electrieite n’agit sur la sensitive (Mimosa pudica L.) que comme force mecanique.” — Vergl. (Gehler’s) Sammlungen zur Physik und Naturgeschichte. B. IV. St. ı, 2, Leipz. 1788. 8. S. 45, 46. 5) S. Memoirs of the literary and philosophical Society of Manchester. Warrington, 1785. Vol. II. (Gehler's) Samml. z. Phys. u. Naturgesch. B. III. St. 6, Leipz. 1787. 8. S. 678, Nro. 7. ; 5 0) S. dessen völlständige Abhandlung d. theor. u. pract. Lehre v. d. Elektricität 4 a. d. Engl. (v. Baumann), vierte Ausgabe, B.I. Leipz. 1797, 8. S. 319, 320. Fi 7) S. seconde continuation des &xperiences faites par le moyen de la machine electri- N be que Teylerienne. Haarlem, ı795, 4. p- 160; Annalen der Physik, angefangen von j U ' Gren, fortgesetzt von Gilbert, B.I. 1799, 8. 114—ı116. Vergl, Senebier's Physiologie vegetale. Tom, III. Gentve, ı800. 8. p. 351, * il Br .248 gativ geladen seyn; wirkte so wenig, als ein elektrisches Bad. Gab indefs der Conductor während letzterem Funken an ‘benachbarte Körper (vergl. {. 29), so schlossen sich. die Blätter und knickten nieder. Aber auch seiner Meinung nach. ‚kann‘ man diese Wirkung nicht dem Einflulse des elektrischen: Stoffs selbst auf ‚die Organe der Pflanze zuschreiben , sondern’ sie scheint, vielmehr ‘ daher zu kommen , dafs diese empfindlichen, Blätter sehr viel bey der ab- wechselnden Bewegung leiden, welche der elektrische Stofs hervor- bringt. ‚Denn man sieht, ; dafs die Blätter dieser, Pflanze sich auch zuschliefsen und herabsinken , wenn man ihnen auf eine andere Art abwechselnde Bewegungen mittheilt.” Dafs diese abwechselnde Bewegung in Folge des „elektrischen Stofses” übrigens in nichts, als einem vorherigen Divergiren der Zweige und Blätter der Pflan- ze, und der Aufhebung oder doch Verringerung dieser ‚Divergenz bey der Wegnahme der elektrischen Spannung durch..ganze. oder theilweise Entladung des Conductors besteht, ergiebt sich aus van Marum'’s eigenen weiteren Angaben, aber auch.ohne sie schon aus der Stärke seiner Maschine, und somit auch der durch sie bewirk- ten seines Bades. $ 4 Unter der Form des Galvanismus wurde die Mimosa pudica L. ebenfalls schon oft mit Elektricität behandelt. Die einfache Kette wandten Schmuck 8), Iberti 9), Fowler ıo), Cavallo ıı), von 8) S. Scriptores nevrologici minores selecti etc. Tom. II, edidit et praefatus est C. F. Ludwig, Lipsiae, 1793, 4. p.21, die Anmerkung zum Additamentum ad $. 8. 9) S, Esprit des Journaux, Tom. III. 1794, Mars. p. 210. 10) S. Experiments and observations relative to the influence lately discovered by Mr Galvani and commonly called animal Electrieity, by Rich. Fowler. Edimb. and Lond. 17935, 8; Monro und Fowler's Abhandlung über thierische Elektrieität, u. s. w. a. d. Engl. Leipzig, 1796, 8. S. 99, gı. 12 11) S. dessen vollst. th. u. pr. Abhändl, d. Lehre v. d. Elektricität, vierte Ausgabe, 8. B. II. S. 3ı9. / z h nd 249 von Humbold ı2), Creve ı3), Rafn ı4), und Giulio ı5) an, alle aber, ohne wirksame , oder wenigstens entschieden nur durch sie hervorgebrachte Reitzungen wahrzunehmen. 5 Erst mit der Säule kam Giulio 16) dahin, die Blätter die- ser Pflanze sich schliefsen und niedersinken zu machen. Aber er ist, so viel man weils, der einzige geblieben , welcher derglei- chen Versuche bis jetzt angestellt hat. Rücksicht auf die relative Lage der Pole der Säule und ihren Einflufs findet man von ihm nicht genommen. $. 6. 12) S. dessen Versuche über die gereitzte Nerven - und Muskelfaser. B. I. Posen und Berlin, 1797. 8. S. 249, 250. 13) S. Schriften der berlinischen Gesellschaft naturforschender Freunde. B. XI. Ber- lin, 1794. 8. S. ı4ı. 14) $S. dessen Entwurf einer Pflanzenphysiologie, a. d: Dän. v. Markusten. Ko- penhagen u. Leipzig, 1798. 8. S, ı50.. — Rafn nennt zwar Mimosa sensitiva, hat aber, dem Zusammenhang zufolge, doch Mim. pudica gehabt. Ueberhaupt wird bey ähnlichen Gelegenheiten von vielen, statt M. pudica, M. sensitiva ge- schrieben, oder diese mit jener dem Namen nach verwechselt, wie z. B. auch von Cavallo oben; vielleicht, dafs häufig gerade diejenigen, welche als Phy- siker mit dergleichen Pflanzen Versuche anstellen, nicht zugleich Botaniker M sind. Vornehmlich mag der Grund jener öftern Verwechselung dann darin lie- gen, dals man im Französischen z. B. die Mim, pudica schlechtweg ‚‚sensitive” nennt, woraus ein flüchtiger Literator leicht Mimosa sensitiva macht. Dafs aber- Deutsche, wie z.B. Oehme (in den Beschäftigungen der berlinischen Gesell- schaft naturforschender Freunde. B. II. Berlin, 1776. 8. S. 84—87, u. B.III. 1777, S. 138— 148), unter dem Namen Mim. sensitiva L, eine Pfianze beschreiben und abhandeln können, die schlechterdings Mimosa pudica L. ist, fällt freylich auf. 15) S. Journal de Physique, de Chim., d’Hist. nat. et des Arts, par Delametherie, T. LVII. (1803) p. 460, 461, und Gehlen’s Journal f. d. Chem., Phys. u, Mi- ner. B. VL S. 451. 16) $. Journ, de Phys. 1. c. p. 462, u. Gehlen’s Journal, a. a. O. S. 453. 33 250 . $.. 6, : Hätte van Marum seine in {. 3 erwähnten Versuche zehn _ Jahre später zu-beurtheilen gehabt, so würden die zuletzt angeführ- ten Beobachtungen ihn wohl allerdings haben bewegen müssen, der » Elektricität eine höhere, als- eine blofs mechanische oder secundäre Wirkung auf die Mimosa pudica zuzugestehen, weil in Giulio’s Versuchen alles wegfiel, was zu einem Verdachte blofser mechani- scher Reitzung Anlafs geben könnte; und die, schon anderwärts zuweilen schädlich gewesene, Authorität Ingenhousz’s hätte das unverdiente Glück einer so glänzenden neuen Fortdauer nicht ge- nossen. Indessen bleibt es, auch abgesehen hiervon, doch alle- mahl interessant, wie der berühmte Mann, der längst zuvor, und kräftiger als jemand, die völlige Identität der vegetabilischen und animalischen Reitzbarkeit, und eben nach elektrischen Versuchen, behauptete, für spätere und so feine Versuche, wie die mit Mimo- sen doch sicher sind, nicht die mindeste Rücksicht auf dasjenige nahm, was Volta ı7) schon 1792 in gewöhnlich-elektrischen Ver- suchen 17) S. schon dessen Lettera al Dott. Baronio vom 3. April 1792 in Brugna- telli's Giornale fisico-medico dieses Jahres, und daraus (von Fechner) über- setzt in Galvani’s Abhandlung üb. d. Kräfte d. thier. Elektricität auf d. Bewe- gung d. Muskeln, herausgegeben von J. Mayer, Prag, ı793. 8. S. 158,167; besonders vergleiche man $. 19. $. 165, 166. Für die höhere Geschichte ausnehmend interessant ist es, dafs diese Versw che die ersten waren, mit denen Volta die Entdeckungen G alvani's begrüßte. Fruchtbarer ‘aber konnte der wichtigste Gesichtspunct, aus dem letztere weiter zu verfolgen wären, nicht aufgefalst und für immer fixirt werden, als durch sie; ein festeres Widerlager den bereits von Galvani vorgerichteten ersten Steinen t zu einem neuen, wahrhaft physischen, und somit überhaupt erst völlig ausführ- baren Lehrgebäude der gesammten Physiologie nicht angewiesen werden, als das, welches hier Volta ihm gab. Zufrieden mit dem, was ihm als Großsen unter + den Physikern überhaupt nur zukam (wie anderwärts auch die Grofßsen der Erde würdiger begründen, als ausführen, da letzteres nach einmal angegebenem Plane, Zeit und Talent ersparender, durch Niedere geschehen kann), hat er selber, spä_ ter, die Vollendung jenes Gebäudes freylich nicht mehr sonderlich fördern N geholfen, Wohl aber hat er jene erste Aulage desselben mehrere Jahre hin- At, durch 251 suchen mit thierischen Organen fand. Wie manche der folgen- den T'hatsachen könnten schon seit 1776 bekannt seyn, wenn Go- mus, während seine Mimose sich in einem mälsigen. elelitrischen Bade befand, einer oder der andern Abtheilung eines ihrer frischern Blätter eine abgeleitete Metallspitze c) gegenüber gebracht hätte, wobey die Blättchen dieser Abtheilung sich allemahl geschlossen haben würden, wenn das Bad positiv, und nie, oder doch weniger, und dann in jedem Falle langsamer, wenn es negativ war. Wie fast alle würden wenigstens seit ı795 schon bekannt seyn kön- durch rastlos bis zu fast mehr, als blofser Sicherung für immer, erhoben. Man erinnere sich der schon den nächsten Monat nach dem eben erwähnten, wahre Epoche machenden, Briefe an Baronio erschienenen ‚‚Memoria sull’ Ellettrieita animale, discorso recitato nell’ aula dell’ Universitä (di Pavia) in occasione di una promozione, il di 5 Maggio 1792," und ihrer Fortsetzungen , wie sie da- mahbls das Giornale fisico-medico-von Brugnatelli, Tom. II, p. 146—ı92, 241 — 300 und Tom. II. p. 35—73 lieferte, und J. Mayer sie nnter dem Titel: A. Volta's Schriften üb. d. thier. Electrisität, a. d. Ital. Prag, 1793, 8, deutsch herausgab ; dann der folgenden Briefe an Cavallo, van Marum, Vassalli, u. s. w.; Abhandlungen, welche unsere meisten Physiker noch heute mit Nutzen zum zweyten Mahl studiren würden. Damit sodann die Briefe an Gren von 1796 und die späteren von ı798 an Aldini verbunden (jene gab ich übersetzt in m. Beytrügen zur näh. Kenntn. d.. Galvanismus u. d. Resultate s. Untersuchung. B. I. $t.3.4. S. 1—ı06; diese ebendas. B. II. St. 3, 4. S.ı— 64), wird man ein Ganzes von Methode vor sich haben, dem die Construction der Säule ı800 blofs für die Masse noch die Krone aufsetzte; denn kein geschichtliches Auge wird läugnen, dafs mit dieser Volta’s seit 1792 betriebenes Geschäft geendet war, während wir erwarten, zu was seit ı800 die Natur ihn ferner -vorbereitet. f Man mifsdeute es mir nicht, dafs ich von diesem Manne mit einer Achtung spreche, die ich gegen keinen jetzt lebenden Physiker in so hohem Grade em- pfinde. ec) Ritter bediente sich gerade der entgegengesetzten Methode, um elektrisch auf die Pflanzen einzuwirken , welcher sich Comus bediente. Dieser setzte die Pflanze vorher in einen elektrischen Zustand (ein elektrisches Bad) und entzog ihr nun ihre mitgetheilte Elektricität durch Annäherung eines mit dem Boden in Verbindung stehenden Leiters. Ritter dagegen befolgte die Methode In- genhousz’s uud der meisten anderen mit diesen Versuchen beschäftigten Physi- ker, nach welcher die Pflanze isolirt, und ihr durch den Conductor einer . Elektrisirmaschine Elektricität gegeben wird. Ruhland. 32 ® 25% \ können, hätte van Marum Mimosen und Mimosenblätter untersu+ chen mögen, wie Volta Frösche und Froschpräparate! . Aber nicht selten scheint ein höheres Geschick, fast wie aus Sorgfalt, sonst höchst nahe liegende Thatsachen, wenn sie von besonderer Frucht- barkeit sind, erst zu derjenigen Zeit hervortreten zu lassen, wel- che, indem sie, auf sie vorbereitet, ihrer gleichsam wartet, alle die Früchte von ihnen zu ziehen vermag, deren sie überhaupt fähig sind; und vielleicht ist es eben deshalb mehr ein Glück als ein Unglück, wenn zuweilen an sich höchst gegründete Naturwahrhei- ten erst nach wiederholten Anmeldungen durchdringen , während die frühere Zeit sie so lange zurückstiels, als sie ihnen noch nicht gewachsen, also in Gefahr war, des Besten von ihnen für immer verlustig zu werden. $. 7- Uebrigens werde ich bey der Erzählung der folgenden Ver- suche auf die durch Ingenhous’z zu Credit gekommene und so lange von andern wiederholte Behauptung, dafs alle Wirkungen der Elektricität auf die Mimosa pudica blofs mechanische seyen, keine besondere Rücksicht nehmen. Sie würde eben so sonderbar lassen, als wenn jemand die etwa einmahl da gewesene Meinung, dafs auch alle Wirkungen der Elektricität und des Galvanısmus auf Thiere und deren Organe blofs mechanischen Ursprungs seyen, jetzt noch eigens widerlegen zu müssen glaubte. Ueberhaupt geht gegenwär- tige Abhandlung nicht darauf aus, das wie der Wirkungen, die sie darstellen wird, zu bestimmen, sondern einzig auf die Thatsachen selbst, denen sie nur noch die nächsten Folgerungen aus ihnen beyfügen wird. $. 8. Längst schon hatte ich mir eine Arbeit, wie die gegenwär- = NT h } tige, vorgenommen. indessen war zuvor in jedem Fall vornehm- lich eine nähere Bekanntschaft mit der Wirkung blos mechanischer s0- 253. sowohl, als auch anderer, sich in die künftige elektrische Untersu- chung leicht einmengender Reitze auf die gegebene Pflanze erfor- derlich; nicht zu gedenken, dafs ich diese Pflanze selbst in ihrer täglichen, wie jährlichen, Geschichte, in der Abhängigkeit ihrer Reitzbarkeit von meteorologischen Umständen, und in sonstigen künf- tig etwa in Anschlag zu bringenden Rücksichten, vorher so gut wie möglich aus eigner Anschauung kennen lernen mufste. _ Denn ohne diese Vorkenntnifse glaubte ich, späterhin leicht sehr verwickelten Erscheinungen ausgesetzt zu seyn, deren dann aufhaltende Analyse ich mir ersparen konnte, wenn ich sie überhaupt zu vermeiden ver- _ stand. Ich habe dieses Vorstudium vom Frühling vorigen Jahres bis in die Mitte des jetzigen fortgesetzt, und verdanke, was die -Mimosa pudica L. betrifft, besonders der schönen Abhandlung Du Fay's ı8) sehr viel, die, ungeachtet sie vor 73 Jahren erschien, eine Menge gut -beobachteter Thatsachen enthält, die in der Folge _ nicht im gehörigen Andenken gehalten worden zu seyn scheinen. $. 9. 0 Vergangenes Jahr hatte ich nicht mehr als eine einzige Pflanze _ von Mimosa pudica, die ich jedoch bis zur vollkommenen Blüthe auf- N. 205, zu meinen Beobachtungen. Schon, dafs ich mit ihr äufserst ökonomisiren mufste, verursachte, dafs ich längere Zeit nur schwä- i here Reitze für sie erlaubt hielt, und erst dem Herbst entgegen, als ihr Untergang sich bereits ankündigte, zu stärkeren schritt. Geh- e Journal f. d. Chem., Phys. u. Miner. B. VI. S. A56— 482 ent- ‚ was ich bis zum 2ıten August ı808, oder, solange ich nur och schwache Reitze angewandt hatte, beobachtete. Ich wieder- ole es der Classe so wenig, als ich es wage, sie mit den fernern aufserelektrischen Versuchen und Bemerkungen vom vorigen und die- an sen a 18) Histoire de l’Academie royale des Sciences, anne 1736, Paris, 1739. 4. P- I— 110; der k. Akad. der Wiss. in Paris anatomische, chymische und botanische 1 Abhandlungen, a, d. Franz. von v. Steinwehr, Th. IX, Breslau, 7 ge (9 "EL 485—492) S. 492—517. 254 sem Jahre zu ermüden, als welche schicklicher demselben Journale gehören. Auch würde, da ich dabey häufig längst bekannte Dinge in blofse neue Erinnerung zu bringen habe, die kön. Akademie von. selbst der Ort nicht seyn, an welchem ich sie zu erzählen hätte. Blofs was im Verlaufe dieser Abhandlung von jenen Beobachtungen sich “als Erläuterung , oder auch als Glied des Versuches selbst , nöthig machen wird, werde ich dann jedesmahl am gehörigen Orte beybringen. $. 10. Für gegenwärtiges Jahr erhielt ich durch die Güte des kön. Hofgarten - Intendanten , Hrn. v. Skell, eine zuvor im ‚Treibhause überwinterte Mimosa ı9), die mir für die Fortsetzung der vorjähri- gen Beobachtungen dadurch von besonderem Interefse wurde, dals “ aus einem alten abgestutzten, wohl vierjährigen, Stamme zur Seite vier beträchtliche Aeste hervorgewachsen waren, welche mir, eben dieser Verbindungsart unter einander, und dann auch ihrer Mehr- heit wegen schon , Versuche erlaubten, die ich das Jahr vorher nicht wagen durfte, weil die damahlige Pflanze ein einziger junger schlan- ker Stengel mit nur geringen Seitenauswüchsen war. Am $ten Ju- bus d. J. diente sie endlich zu den ersten elektrischen Versuchen. Da diese indels mehrere Tage ununterbrochen anhielten, und ich auch häufig Schläge von leidner Flaschen von verhältnifsmäfsig be- trächtlicher Ladung zu geben hatte, so war sie schon am ıoten Jul. zu einem Grade von Schwäche der Reitzbarkeit herabgekommen, der ganz der in {. ı angeführten Versicherung Comus’s entsprach, und vielleicht in kurzer Zeit in völlige scheinbare Unempfindlichkeit N für änfsere Reitze übergegangen wäre, wenn ich sie nicht die fol- genden Tage ausdrücklich geschont, und ihr soviel wie möglich Zeit 1 zur Erholung gelassen hätte, auch erholte sie sich nach und nach wirklich wieder. Da sie indessen noch am ı/ten Jul. so weit hinter ihrem anfänglichen Erregbarkeitsgrade zurück war, dals ich für eine Menge 19) Ich werde von hier an überall, wo ich mich blofs des Wortes Mimose bediene, Ylimosa pudica darunter verstehen. 255 Menge ferner noch .nöthiger Versuche sie, vor herangewachsenem jungem Triebe, auf den ich aber nicht warten konnte ‚ gar nicht mehr brauchbar fürchten mufste, auch ich nun überhaupt zu vielen Versuchen mehr als einer Pflanze bedurfte, so hatte Hr. Hofgarten- Intendant v, Skell, auf meine Nachricht hievon an ihn, abermahls die Güte, mir am ı5ten Jul. sogleich noch zwey frische Mimosen zu senden, von denen die eine, ein fettes etwa einjähriges Gewächs, was gleich unten sich in vier Aeste theilte, ein wahres Ideal von Reitzbarkeit, die andere aber, ein noch älterer und stärkerer abge- Stutzter Stamm, der vier bis gegen zo par. Zoll hohe und ı ıf2 Lin. dieke, oben wieder abgestutzte Aeste, diese aber zu den Seiten von - neuem mehrere Nebenäste, und auch aus diesen wieder, so wie aus ‚den Hauptästen selbst, eine Menge kleinerer Zweige getrieben hat- ten, in ihren Blättern in der Regel bey weitem minder reitzbar war, ‚als der erste, doch immer noch beträchtlich mehr, als derjenige, - welchen ich in diesem Jahre überhaupt zuerst hatte; — und so ver- hält es sich auch bis heute noch, ungeachtet sie übrigens ein viel minder frisches und falberes Ansehen hat, als’ jene, der man äufser- - lich ihre schlechte Erregbarkeit ganz und gar nicht ansehen kann. $. ı1. Ich habe diese drey Pflanzen ausdrücklich näher beschrieben, 2 weil ich mehrere Mahl in den Fall kommen werde, sie einzeln an- e- ‚zuführen. Ich bezeichne hierzu die erste und ältere, welche ich in "diesem Jahre hatte, mit Nro. I, die junge so ausnehmend reitzbare _ mit Nro. II., und die dritte ganz alte und hohe, wieder minder itzbare, mit IVro. III. Gegenwärtig, nachdem Nro. II. ebenfalls zu r vielen und anhaltenden elektrischen Versuchen gedient, hat die- "selbe gleichfalls bedeutend an Reitzbarkeit verloren, obschon sie _ noch immer von allen dreyen die beste ist, und ich bin gewils, dafs hieran keinesweges eine etwa blofs niederere Temperatur, als. ihr voriger Aufenthaltsort hatte, oder sonst ein Zimmerumstand I Schuld ist; auch habe ich ohnehin an kühlern Tagen beständig mit Hei- 256 ; Heitzung des Zimmers "nachgeholfen, die: Pflanzen vor zu starkem Licht gehütet, und sie auch sonst so gut gepflegt, als dieses zuvor immer geschehen seyn mochte. ro. III. hat im Ganzen die we- nigste elektrische Behandlung auszustehen gehabt; ist aber wirklich kaum 'von ihrem anfänglichen Erregbarkeitszustande gewichen, wo- gegen Nro. I, welche später wieder häufiger in den Versuch kam, sich ungefähr gleich geblieben ist, also nicht ferner sich. erholt hat; blols die jüngsten neuerlichst erst ausgebildeten Blätter jedes Zweiges sind nach. Verhältnifs erregbarer, als sie es seyn würden, hätten sie dasselbe erlitten, was die älteren. $. ı2. Gegenwärtig hat mir die königl. Akademie die freye Benutzung alles dessen, was die königl. Gärten für meine Pflanzenversuche Brauchbares bieten, vermittelt. Dennoch werde ich für heute: ein- zig von mit der Mimosa pudica angestellten Versuchen sprechen, die mir für die nähere Untersuchung der Pflanzenerregbarkeit in. ‘Wahrheit dasselbe zu werden versprechen, was Galvani'n, Vol- ‘ tan, und allen physiologischen Galvanisten und Elektrikern nach ihnen, für die Thiererregbarkeit die Frösche. $. 13. Meine gesammte erste Arbeit über die Pflanzenerregbar- keit wird, wenn ich richtig voraussehe , in drey Theile zerfallen. Der erste, der gegenwärtige, handelt, wie bereits erwähnt, einzig. ' von den an der Mimosa pudica, und zwar mit der Elektricität, an- ‚# gestellten Versuchen; der zweyte, der leicht in mehrere Unterabthei- lungen zerfallen kann, soll vergleichende elektrische Versuche u den übrigen Mimosenarten, dann undern reitzbaren Pflanzen und y Pflanzentheilen enthalten; der dritte endlich wird die Wirkung an- . derer physischer, zwar nicht elektrischer, aber doch auch polari- scher, Reitze, auf die Mimosa pudica sowohl als auf andere Mimo- sen und reitzbare Pflanzen und. Pflanzentheile überhaupt enthalten, und v 257 und kann abermahl in Unterabtheilungen zerfallen. Es ist klar, dals diese ganze Arbeit, selbst blofs ihren Hauptumrissen nach, keinesweges noch im gegenwärtigen Jahre beendigt seyn kann, und wenigstens wird noch das folgende dazu gehören müfsen, da ohne- diefs beyuahe der ganze Winter für sie wegfallen muls. Wird ihr gegenwärtiger erster Theil aber erst die Ueberzeugung gegeben ha- ben, dafs mit ihm die Basis des Ganzen gewonnen sey, so wird man nicht daran zweifeln, dafs von nun an sich leicht auf ihr fort- bauen lasse, und selbst der dritte Theil wird keinen eigentlichen Schwierigkeiten mehr ausgesetzt erscheinen, sobald man auch nur die wenigen physischen Gleichungen, die ich in Gehlen’s Jour- nal, B. VII. S. 60 u. f. recapitulirte, für gültig ansehen kann, — was, wenn nicht eher, doch, wie ich jetzt schon weils, eben durch _ jenen dritten Theil selbst, nicht wenig möglich geworden seyn. wird. — Ob zuletzt noch ein vierter allgemeine Betrachtungen über die Resultate der drey früheren werde enthalten dürfen, werden Zeit und Umstände lehren. $. 14. Man wird am Schlufse der gegenwärtigen Abhandlung schen, dafs ihr vornehmstes Resultat die absolute Identität der Gesetze der Pllanzenreitzbarkeit , wie sie zunächst die Mimoga pudica bietet, und der Thiererregbarkeit, wie sie bereits Thiere aus allen Classen ‚geboten haben, in ihrem Verhalten gegen elektrische Reitze sey. 2 an wird während der Abhandlung sehen, dafs ich durchgängig mit physiologischen Resultaten, wie erst der Galvanismus sie be- det und aufgezeigt hat, vergleiche, und auf sie beziehe. Man habe? - _ I Ich habe es aus einem doppelten Grunde nicht gethan. Er- slens hätte ich zu vielen Versuchen sehr starker, nicht sowohl brei- 5 33 ter 258 ter als viellagiger, Säulen bedürft, deren öfterer Wiederaufbau viele Zeit und Mühe gekostet haben würde. Hierauf hätte ich häufig mit zu schlechter Leitung der in ihren Kreis zu bringenden Pflanzen- theile für die verhältnifsmälsig so geringe Spannung solcher Säulen zu kämpfen, und eben so viele Schwierigkeit gehabt, sie in einer Reihe auf einander folgender Versuche auch nur nothdürftig gleich zu setzen; denn erkünstelte Leitungen, die sich allerdings herstellen lassen , hätten mir theils die Pflanze zu sehr verdorben, theils sich noch schwerer für wiederholte Versuche auch nur mäfsig gleich se- tzen lassen als die natürlich gegebenen; — Umstände, die jeder mit den Gesetzen der Säule bekannte begreifen wird. Dagegen konnte ich bey gewöhnlicher Maschinen - Elektricität ausnehmend leichter und gleichförmiger oder doch gleichgültiger armiren, und überall durch Spannungserhöhung ersetzen, was = geringere Spannung an Leitung gebrochen hätte. Zweytens sind, — kaum sollte man es jetzt noch wiederho- len dürfen, — die Elekricitäten beyden Ursprungs, die aus Reibung und die aus Berührung, mit andern Worten die der Maschine und die der galvanischen Kette und volta’schen Säule, so absolut die nämlichen, dafs man schlechterdings in beyden Fällen dasselbe an- wendet. Auch aus dieser Abhandlung wieder wird man sehen, dafs kein galvanisch - physiologisches Phänomen an Thieren übrig ist, was nicht auch blofse Maschinen - oder Reibungselektricität wiederholte; und dafs ich nicht Ursache hatte, mir bis gegenwärtig die der Säule statt dieser zu wünschen, wird die Abhandlung selbst am besten leh- ren. So sey der kleine Triumph erlaubt, den auch diefsmal die blofse Reibungselektricität in ihrer Würde als völliges Aequivalent der durch Berührung oder der galvanischen davon trägt, indem sie auch bey Pflanzen alles gegeben haben wird, was irgend etwa nur von Säulen erwartet oder gefordert worden wäre. 2 Ich werde durchgängig die Hauptversuche an Mimosen auch an Fröschen mit blofser Maschinenelektricität wiederholen, ünd sie “ jenen RETTET DE nn a 259 jenen gegenüber, ja voran, stellen, und so wird man noch über diels selbst verschiedene Froschversuche mit blofser Maschinenelek- trieität glücklich ausgeführt sehen, die bis daher noch gar nicht als mit solcher angestellt bekannt waren, sondern deren Resultate viel- mehr einzig nur auf dem Wege des Galvanismus zu erhalten zu seyn schienen. $. 15. Ich werde nichts als Resultat eines Versuches angeben, was “mir nicht aus sehr vielen Wiederholungen desselben gefolgt ist. Al- lerdings bin ich erst seit dem 8ten Julius d. J. mit elektrischen Ver- suchen an Mimosen beschäftigt gewesen , und es könnte diese Ver- sicherung kaum glaublich scheinen, vollends, wenn ich hinzufüge, dafs ich bis zum 2jten desselben Monats bereits alle Hauptresultate hatte, die ich in diesen Blättern von ihnen erzähle. Aber ich habe diese ı6 Tage hindurch täglich von Früh bis Abends gearbeitet, und die meiste Zeit vortrefliche Hülfleistung gehabt. Ich bin es schul- dig, dem Doct. Med: K.H. Köstlin aus Nördlingen, einem wür- | digen Schüler unseres Collegen Kielmeyer, und dem Publicum _ bereits durch seine in Gehlen’s Journal, B. VIII. S. ı u. f., über- Diss. inaug. med. sistens animadversiones de materiis narco- 4 tieis regni vegetabilis earumque ratione botanica, Tubingae, 1808, 8, ; ann , öffentlich meinen Dank für die Beharrlichkeit zu bezeugen, mit welcher er mich vom ı/ten bis 2asten Jul. bey meinen Versuchen fast ununterbrochen begleitete und unterstützte. So sehr blofs Neu- ierige, oder Zuschauer gewöhnlicher Art, den Forscher, besonders bey rasch vorschreitenden, also auch grölsere Ruhe und Geistesge- wart des Experimentators verlangenden, Untersuchungen aufhal- ten und stören, so fördernd und centrirend auf ihn wirkt im Ge- - gentheile eine Gesellschaft, die schon ihres eignen Interesses we- _ gen mit dem Gegenstande vertraut zu werden sucht, und dabey _ Kenntnifse und Gewandtheit genug besitzt, sich auch in die fein- sten Details zu fügen, die verwikeltesten Erscheinungen sogleich in 35 * ihre o 260 ihre Bestandtheile aufzulösen und deren Ursprung aufzufinden. Ge- sellt hierzu, — was indels seltner ist, — sich noch das sogenannte Savoirfaire, oder die Kunst, einen Versuch, von dem man klar weils, was man mit ihm will, auch gehörig vorzurichten, den Ge- genstand so anzugreifen, dals er schlechterdings, und dabey völlig rein, auf die ihm vorgelegte Frage antworten muls, so ist der Ex- perimentator vollends erleichtert. Denn ohne zu irren, kann man behaupten, dafs die Erfindung der zweckmälsigen Vorrichtung eines Versuchs oft mehr Genie und allseitige Umsicht erfordert, und er- steres noch über diefs von anderer Art, als die der Idee des ge- troffensten Versuches selbst. Kaum wülste ich, was man für das ° erstere oft nöthig hat, mit etwas ausdrucksvoller zu vergleichen, als mit einem wahren Manoevriren gegen das, was man in seine Hän- de zu bekommen sucht. $. 16. So z. B. in unserm Falle, ist es eine aufserordentliche Klei- nigkeit, sich vorzunehmen, zu untersuchen, ob ein gegebenes Ge- lenk an einem Mimosenblatt, einer Blattabtheilung, oder einem Blätt- chen, dieselbe Erregbarkeit der Art nach, oder wie man bey thie- rischen Organen schon seit Kielmeyer (1792 2°) sich ausdrückt, dieselbe Polarität besitze, als der übrige Theil des Blattstiels, der Abtheilung, oder des Blättchens, oder eine davon verschiedene und ihr entgegengesetzte. Aber bey weiten diese Rleinigkeit ist es nicht mehr, den Versuch selbst einzurichten, weil die Gelenke an sich selbst in der Regel so klein, und dabey von so grolser Reizbarkeit sind, dafs man eines Theils gar nicht mehr Raum hat, andern Theils, ® wenn dieser endlich durch gehörige Feinheit des Apparats auch wirk- lich erzwungen wäre, nun doch nicht einmahl gut von ihm Gebrauch machen kann, weil jede Anlegung einer Armatur, die zugleich ganz sicher wirklich anliegen soll, schon mechanisch stark genug reizt, dafs das Gelenk sich krümmet, und dadurch die ganze feine Vor- rich- 20) S. Gren's Journ. d. Phys. B. VIII. S. 385. abı “richtung wieder unnütz macht, indem nun der mechanische Reiz ‚schon die Wirkung des vorgenommenen elektrischen antieipirt, und weil, wenn man wartet, bis das Gelenk sich wieder hergestellt, die vorigen Umstände genau wiederkehren. Freylich liefse am Ende die glückliche Armirung, und immer ist sie für den sich hier vorgesetz- ten Versuch für zwey möglichst von einander entfernte Puncte am selben Gelenke erforderlich, sich allenfalls noch durch feine elasti- sche Armaturen, auch mittels einer eigenen Maschine bequem zu di- rigirende feine elastische Drähte z. B. zu Stande bringen. Wer aber, _ der rascher vorwärts muls, hat Zeit, abzuwarten, bis vom Künstler _ die kostspielige Vorrichtung hergestellt ist, und wer steht ihm noch _ denn dafür, dafs sie, die über diefs schon für die so sehr kleinen Gelenke der blofsen Blättchen wieder ganz unmöglich wird, nun _ doch die erwarteten Dienste leiste. Die Blattstielgelenke an der Mi- _ mosa pudica sind häufig so reizbar, dafs schon die blolse leise und _ vorübergehende Hin - und Herbewegung der Spitze eines einzigen Hüärchens derselben hinreicht, das Gelenk selbst zur Contraction zu bringen. Man habe also auch wirklich die beyden feinen elastischen _ Armaturen endlich glücklich angebracht, — wobey sich zwar sicher _ das Gelenk gebogen haben wird, man indels gewils seyn könnte, dafs sie ebenfalls noch anschliefsen werden, wenn das Gelenk sich auch wieder aufgerichtet, und in den vorigen Zustand zurückgegan- en ist, — als von wo an es nun überhaupt erst in den wirklichen 'ersuch kommen könnte, — so kann man nun doch noch nicht da- ir stehen, dafs nicht, während die Armaturen sich mit dem sich der aufrichtenden Gelenke in Ordnung bringen, die eine oder ere von ihnen mit einem jener Härchen, die diese Gelenke, — d eben da, wo sie so vorzüglich reizbar sind, dafs man lange Zeit glauben kann, sie seyen es hier allein, — so reichlich besetzt halten ‚ so in Collision kommt, dafs es dasselbe drückt, biegt, quetscht, und so weiter, und hiervon das Gelenk sich sogleich wieder zusam- menzicht. Dals man hier auch nicht etwa blols nachgiebige Arma- _ turen, wie z. B. feine Blattgoldstreifen, die anderwärts vortrefliche Dienste 262 Dienste zu leisten vermögen, anwenden könne, ergiebt sich eben- falls schon daraus , dals man mit ihnen wegen der vielen und enge bey einander stehenden Härchen gar nicht bis an das Gelenk selbst kommen kann. $. 17- Ungeachtet nun der Versuch mit dem blofsen Gelenke allein fast unmöglich ist, so ist die Forderung doch noch die vorige, und ihr znu/s entsprochen werden. Man nimmt also zu Hülfe, was schon frühere Erfahrungen lehrten, nämlich, dafs ein Reiz, welcher das bewegliche Gelenk unmittelbar trifft, augenblicklich wirkt, es gleich im Augenblicke seiner Anbringung in Bewegung setzt, ein anderer aber, welcher an irgend einer aufserhalb des Gelenks liegenden Stelle des Blatts, der Abtheilung, des Blättchens, oder der Pflanze überhaupt einwirkt, nicht unmittelbar im nämlichen Augenblicke auch schon bey dem Gelenke angekommen ist, sondern erst nach einiger Zeit bey ihm anlangt, die sowohl durch die Grölse der Strecke, welche der Reiz innerhalb des Organs zu durchschreiten hat, bis er beym Gelenke angelangt, als durch die Stärke des Reizes und durch den Grad der Reizbarkeit des Theiles der Pflanze, durch wel- chen seine Ueberleitung zu geschehen hat, selbst bestimmt wird, in. der Regel aber noch bey schon grofser Nähe des gereizten Or- tes am Gelenke selbst allemal grofs genug ist, um schlechterdings bemerklich zu seyn. Bey Entfernungen von 3/4 bis ı Zoll und darüber kann sie noch bey hoher Reizbarkeit und schon stärkerm Reize, bis zu 8, zu ı0, zu ı5 und mehr Secunden anwachsen, und für Strecken von 3, von 4 Zollen, und darüber, zu einer und selbst” De mehreren Minuten, während man bey thierischen Nerven gewöhnlich nicht im Stande ist, zwischen dem Augenblicke des Eintritts des Reizes in sie und der Contraction ihrer Muskeln in Folge desselben, “ ungeachtet gleicher Entfernung der gereizten Nervenstelle von sich bewegenden Muskeln, einen merklichen Zeitzwischenraum anzu- treffen, wiewohl, streng genommen, doch einer vorhanden seyn muls, von 263 von welchem aber erst ältere, matte, Froschpräparate u. s. w. deut- liche Spuren direct bemerken lassen. . $. 18. Ferner nimmt man für jene Gelenkversuche ($. ı5) zu Hülfe, was bey thierischen Organen und Nerven gilt, nämlich, dafs ein arı irgend einer Stelle eines solehen Nerven angebrachter Reiz durch ' den übrigen Theil des Nerven bis an den Ort seiner Bestimmung hin sich schlechterdings derjenigen Erregbarkeit und ihrer Art entspre- chend erhält und fortpflanzt, welche die zuerst gereizte Stelle selbst besitzt, oder besser, mit welcher sie ihn empfieng, was für andere Art von Erregbarkeit auch der übrige Theil der Nerven, den er zu “durchlaufen hat, besitze, oder was für welche auch irgendwo die vorherrschende an ihm sey. So z. B. kann in einem gewöhnlichen, ‚Froschpräparate der hinten beym Rückgrath abgeschnittene Nerv des- selben an dieser Stelle schon völlig auf diejenige überall zuletzt übrig bleibende Erregbarkeit, welche ich in m. Beyträgen zur nähern Kenntni/s des Galvanismus, B. II. St.3, 4 die zweyte oder unbe- - dingte nannte, zurückgekommen seyn, weiter nach den Muskeln "hin aber, und dann in ihnen selbst nur noch um so mehr, sich noch völlig im Zustande vorherrschender, am angeführten Orte die erste oder bedingte genannter, und jener bekanntlich ganz entgegengesetz- ‚ Erregbarkeit befinden, und dessen ungeachtet werden die Bewe- gungen der Muskeln dieses Nerven, wenn sein vollkommen auf den Zustand unbedingter Erregbarkeit zurückgekommenes Hirnende gal- sch, elektrisch, oder wie sonst, gereizt wird, sich genau ver- en, als befände dieser Nerv sich durch und -durch auf dem Zu- 'stande blolser unbedingter Erregbarkeit, oder so, wie wenn man den Versuch wirklich mit dem Präparate so beschaffener Nerven dessel- den anstellt. Hat man aber frühere Pflanzenorgane sich sonst schon 80 durchaus und durchgängig übereinstimmend mit thierischen ver- ren gesehen, so ist es allerdings erlaubt, auch die Uebereinstimmung der in dieseın Puncte vorauszusetzen,, um so mehr, wenn hinter- } her 264 her der Erfolg des Versuches selbst von der Art seyn muls, dafs er über die Wichtigkeit dieser Voraussetzung entscheiden kann. $. 19. Endlich kommt für mehrerwähnte Gelenkversuche noch zu Hülfe, dafs auch bey Pflanzen der Reiz in seiner Summe, bis zu gewis- sen durch dabey immer schlechter werdende Leitung gesetzten Grän- zen, um so grölser wird, je grölser die in den elektrischen Kreis ein- tretende Strecke des Astes, des Blattstiels, der Abtheilung, des Blätt- chens, oder auch mehrerer dieser Theile zusammen genommen ist, nur dafs ‘hier die Addition der Reize, welche Stelle für Stelle diese Strecke trafen, für eine aufserhalb dieser Strecke befindliche Stelle der Pflanze, z. B. ein Gelenk, und dessen äufserlich sichtbar werden- de Affection dadurch, bey weiten nicht mit der Schnelligkeit geschieht, wie bey thierischen Organen in der Regel, so also, dals, wenn man die eine Armatur an den Zweig einer Mimose, die sd an den Blatt- stiel aufserhalb seines Gelenkes und in beliebiger Entfernung von letz- terem, anbringt, sich demnach das Gelenk wirklich selbst mit im Kreise befindet, da der Reiz, welcher sich aus der elektrischen Aflection aufserhalb des Gelenks befindlicher Stellen entspinnt, von i Stelle zu Stelle gleichsam einzeln oder nacheinander beym Gelenke selbst anlangt. Nun ist aber das Gelenk in der Regel sehr viel reiz- barer, als das Gelenklose zu den Seiten desselben, also auch, bey gleichen Reiz, die Reizung selbst, oder das Product des Reizes ein sehr viel gröfseres. In jedem elektrischen Kettenversuche aber ist der Reiz durch die ganze im elektrischen Kreise befindliche Bro ein gleicher. Der nämliche Elektricitätsgrad also, welcher hinreicht, N 'in so fern er das gegebene Gelenk unmittelbar trifft, es in Bewegung zu setzen, und zwar sogleich, wird nicht vermögen, es zu gleicher Zeit auch von den dem Gelenke benachbarten gelenklosen Stellen aus in Bewegung zu setzen, selbst wenn auch diese Stellen die al- lernächsten an ihm wären. Denn, es heilse die Reihe der verschie- denen 265 denen aufserhalb des Gelenks nach einer seiner Seiten hin fallen- den, mit im Kreise begriffenen Stellen, vom Gelenke selbst ausge- gangen, a, b,c,d, e, f,u.s.w., so wird der von a, und aller- dings im Gelenke zuerst und sehr bald ankommende Reiz für sich allein noch nicht hinreichen, es zu bewegen, auch der von b, von €, von d, u. s. w. nachkommende einzeln (und so kommt er gleich. sam, s. oben) noch nicht. Hierüber vergeht denn allerdings schon sehr merkliche Zeit. Erst, wenn diese Reize von a, von b, vonc, u. s. w., oder eigentlicher ihre Folge für das gegebene Gelenk, in diesem sich bis zur gehörigen Höhe accumulirt haben (wenn die Folgen der Reize von auswärts her sich bis zu denen von m, von n, von x bis y her, vereinigt haben, welche Accumulation übrigens bey Pflanzen von.bey weitem gröfserem Gewichte ist als bey thieri- schen Organen, besonders den willkührlichen, geht dieses endlich in Bewegung über. Es kann also eine dem Gelenke von aufsen j her zufliefsendeReizung schlechterdings, und unter keiner Bedingung, , in dem nämlichen Augenblicke das Gelenk in Bewegung setzen, oder “ doch zur Bewegung desselben beytragen, wenn es zu gleicher Zeit \ | y _ von dem nämlichen elektrischen Strome unmittelbar gereizt wurde, _ sondern es muls immer eine, nie der Beobachtung ganz entgehbare, Zeit verflielsen, bis eine solche von aufsen her zufliefsende Reizung das Gelenk in Bewegung setzen kann. Man hat also nie zu fürch- ten ‚ dals eine Contraction eines sich mit im. elektrischen Kreise be- _ findenden Mimosengelenks ‚ und die im unmittelbaren Augenblicke der Statt habenden Action im Kreise beginnt, zugleich von aufser- b desselben mitgereizten Stellen herkomme , Hoch weniger, dafs ‚sie allein von diesen aus veranlafst worden sey. Directe Versuche, o man z. B. den blofsen Blattstiel ohne sein Gelenk in den Wir- kungskreis nimmt, bestätigen die Richtigkeit des Angeführten völlig. Denn, so nahe man auch hierbey dem Gelenke selbst sey, so wird . man doch , sobald man es nur nicht selbst schon zum Theil mit- R. trifft (und auch, z. B. durch Ableitung derjenigen Belegung der leid- | ner Flasche nach dem Boden ‚ die mit der dem Gelenke zunächst 34 lie- 266 liegenden Stelle des Blattstiels von den beyden an ihm, mit welchen die Belegungen der Flasche in Verbindung treten mulsten, zusammen- kömmt , dafür sorgt, dafs das Gelenk, besonders wenn der Topf, in welchem die Mimose, sie isolirt hält, oder er selbst isolirt ist, nicht etwa mittheilungs-oder conductorsweise beym Versuche in einen elek- trischen Seitenzustand kömmt, als welcher in seiner Aufhebung bey der Entladung der Flasche allerdings leicht einen Reiz hinlänglicher Intensität für dieses so empfindliche Organ abgeben kann), es nie im unmittelbaren. Augenblicke der elektrischen Entladung, oder so weiter, sich contrahiren sehen, sondern allemahl, wo die elektrische Reizung überhaupt stark genug war, erst einige Zeit nachher, und deren Gröfse, unter übrigens gleichen Umständen, vorzüglich durch die Entfernung des im Kreise begriffenen Blattstielstücks vom Ge- lenke bestimmt werden. $. 20. Nimmt man jetzt alles, was von $. ı6 an aufgeführt wurde, zusammen, so ist man nun allerdings im Stande, vollkommen über den Erregbarkeitszustand eines Gelenkes entscheidende Versuche vorzurichten, obschon man dieses bey weiten nicht allein im Kreise hat. Man armirt z. B. ganz einfach einen Mimosenzweig (und al- lenfalls, um etwas bessere Leitung zu haben, nicht zu weit von dem Blatte weg), dessen Stielgelenk man etwa kennen lernen will. Die andere Armatur bringt man irgendwo am Blattstiele, oder wenn man, wegen stärkerer elektrischer Spannung, nicht so sehr auf bessere Leitung zu sehen hat, auch erst an einer der zu diesem Blatte ge- hörigen Abtheilungen an, und läfst hierauf die Entladung hindurch. Man ist dann sicher, dafs alle im nämlichen Augenblicke beginnen- de Gelenkbewegung einzig von der unmittelbaren Reizung dessel- ben durch den elektrischen Strom, oder seiner Reizung an Ort und Pe Stelle, herrühre. Die übrigen Umstände des Versuchs geben dann alles weiter zu Verlangende, und Gegenversuche über die gelenk- losen Theile der Pflanze sind von selbst keiner besonderen Schwie- : rigkeit 267 rigkeit unterworfen. Sie fordern nichts, als dafs man diese Theile ohne die Gelenke, mit denen sie in Verbindung stehen, in den Wir- Kungskreis nimmt, wie denn schen vorbin eines solchen Falls Er- wähnung geschah. $. 2ı. Ich habe gerade die Aufgabe $$. 15—ı9 zum Belege von |. ı4 gewählt, weil sie im Verfolg meiner Abhandlung ($. 38 u. £.) wirklich vorkommen wird, und ich mich also dort nur auf hier be- rufen darf. Ich hätte eine Menge ähnlicher mit gleichem Recht anführen können, weil sie alle bey den zu erzählenden Versuchen "vorkamen. Aber schon diese eine wird hinreichen, mich zu ent- schuldigen, wenn ich zuweilen in der Folge nicht genug zu detail- liren scheine, weil meine Arbeit sonst zu einem Volumen angewach- sen wäre, in welchem sie ermüden würde, statt dals sie interessi- ren soll. Soviel Rücksicht hat der Experimentator allemahl zu for- dern, dafs man ihm zutraue, er werde nach allen ihm gegenwärti- gen Einsichten verfahren haben, und kämen auch zuweilen Versu- _ che vor, bey denen die Gründe ihrer Gültigkeit für das, was sie beweisen sollen, nicht immer bis in die feinsten Details gerechtfer- tigt sind, so hat man zu erwägen, dafs die Data, auf welche sie sich stützen, ihrem gröfsten Theile nach längst bekannt seyn müs- sen, und eine blofs einmahlige Anwendung derselben noch nicht das Recht gebe, sie jeder Behörde gegenüber zu wiederholen. Nie \ werde ich mich übrigens bey solchen Abbreviaturen auf Thatsacher " stützen ‚ die etwa noch gar nicht durch den Druck bekannt gewor- den wären, und ich auch hier noch nicht anführen möchte; so we- nig als selbst das, was zuweilen Verdacht von Ubgenmmigkeit oder doch nicht gehöriger Achtsamkeit bey Anstellung irgend eines Ver- suchs erwecken könnte, je’ in etwas anderem seine volle Rechtfer- tigung nachzuweisen im Stande seyn wird, als in solchem, was be- stimmt demjenigen, der auch nur historisch mit der Geschichte des- sen vertraut ist, was bey ihnen Hülfe zu leisten hatte, als bekannt vorauszusetzen ist. Mi L 3, ° $. 22. 268 $.x22: Ich liefere auf den folgenden Blättern ein fast vollständiges Gegenstück zu dem, was der Galvanismus und die feinere Anwen- dung der gewöhnlichen Reibungs - oder Maschinenelektrieität auf thierische Bewegungsnerven von ı79ı_bis jetzt dargeboten hat. Die Redaction desselben hätte also vielleicht eine besondere Rücksicht- auf möglichst getroffene Ordnung in der Darstellung der es ausma- chenden Thatsachen gefordert. Eben aber, weil die Sache von Wichtigkeit und einer weitern Verwendung fähig scheint, eilte ich gleich nach der ersten Rundung, die meine Untersuchung erhalten hatte, ihre Resultate da niederzulegen, wo alles, was die Wissen- schaft fördert, versammelt seyn sollte. Facten bleiben ewig Facten, und nur der Dilettant ist in Gefahr, die blofse Form der Sache, vorzuziehen. „On prend le bon moyen de faire des progres rapides, lorsque, partant d'un principe bien fonde, on marche ensuite en droite ligne.” VOLTA. (Observ. s. 1. Phys. T, XXII, 1783, p. 326.) —— $. 23- Froschversuch. Es stehe ein Froschpräparat Fig. ı. der IIten Tafel auf der höchsten Erregbarkeit, die man bey Fröschen nach schneller Prä- paratur überhaupt antreffen kann. Dieses wird gewöhnlich nur zu Ende des Winters und Anfange Frühlings, ehe ihre Begattung vor- gieng, oder auch im Winter selbst der Fall seyn, wenn man zu dieser Zeit sie aus ihrem Schlafe hervorholt. N Man lade eine mittlere leidner Flasche, 2. B. von ıf2 Qua- dratfufs Belegung, vor der Maschine oder dem Elektrophor zu mäs- sigem’ 269 sigem Grade, und entlade sie durch völlige Verbindung beyder Be- legungen wieder. Nach wenigen Secunden wird sie, des dennoch gebliebenen Residuums wegen, für den anzustellenden Versuch noch immer übrig genug Ladung haben; ja, meistens wird es nöthig seyn, sie noch einmal zu entladen, um nicht allzuviel Elektricität in ihr urückzubehalten. Oder man lade eine kleinere Flasche nur mit ei- nem sehr kleinen Theile einer Umdrehung einer schwachen Elektri- sirmaschine, oder nur einem Funken eines schwachen Elektrophors; sie wird ebenfalls nun eine für den Versuch übrig grolse Ladung Da a1) Eigentlich wird man in der Regel jede leidner Flasche, die nur irgend einmahl , besonders vor nicht gar langer Zeit, geladen gewesen war, wurde sie damahls auch wieder aufs beste entladen, schon von selbst nachher allemahl noeh einen Rest von Ladung (Residuum) enthaltend finden, der zum Versuche $. 22 übrig hinreiehen würde. Selbst ohne je absichtlich geladen gewesen zu seyn, findet man oft dergleichen kleine Ladungen vor, indem der Knopf der Flasche, zu- mahl in einem freyeren Local, der Flasehe zu geringem Grade immer das nähm- liche ist, was derselben Flasche z. B. die Auffangstange eines atmosphärischen Elektrometers, die Schnur eines elektrischen Drachen, oder so weiter, und die, ‚äufsere Belegung der Flasche selten gut isolirt steht. Zwar wird man nun nie so aufserordentlich mit Elektricität zu ökonomisiren haben, dafs man sich sol- «her Ladungen gerade zum hiesigen Versuche, und ähnlichen in den folgenden $$., bedienen müfste. Doch bleibt es für feinere elektrische Versuche allemabl von gröfster Wichtigkeit, gehörig Elektricitäts -leere Flaschen und Batterien zu "haben; und dieses ist einzig durch eine bessere Aufbewahrung derselben zu er- halten. Noch dazu bringt man jene Residuen, aller Mühe ungeachtet, um so ; schwieriger und langsamer weg, je länger sie auf der Flasche oder Batterie, wie man sagt, „‚gelegeu” haben. Man sollte daher diese Instrumente nach ihrem Ge- brauche nie anders bey Seite setzen, als nachdem man ihre innere und äufsere Belegung zuvor durch einen blanken Metalldraht (Ketten sind unsicherer) recht 7 gut und dauerhaft mit einander verbunden hat, wozu auch mit gehört, dafs der Verbindungsdraht nicht etwa blofs auf dem Lack oder Firmifs aufliegt, womit Flaschen - und Batterieknöpfe und Stangen oft überzogen sind, und welcher ei, gentlich an dem Metalle gar keines elektrischen Werkzeugs mehr vorkommen MN sollte. Auf diese Art wird Flasche und Batterie sich gewils endlich vollständig a entladen, und nie zu einigem Grade von selbst sich wiederladen können. Noch E 2 für viel minder feine Versuche, als die in gegenwärtiger Abhandlung, hatte ich hr k diese 270 Da leidner Flaschen gewöhnlich innen und aufsen mit Stan« niol belegt sind, und der Knopf von Messing ist, so wird zum ge- genwärtigen Versuche die Flasche mit der äufsern Belegung in eine eben so hohe Capsel von Messing geschoben, und bey der künfti- gen Entladung im Versuche an dieser Capsel gehalten; oder, und sicherer, man überzieht den Knopf mit Stanniol, und läfst die Cap- sel weg. Flaschen, die inwendig mit etwas anderem als Stanniol belegt sind, z. B. mit Eisenfeile, mit Graphit, od. s. w., verwirft man lieber ganz. Diese Vorsichten sind nöthig, weil bey so hoher Erregbarkeit, als das Froschpräparat Fig. ı hat, die blofse Metall« differenz, Zinn, Messing, und ähnliche, schon bey mälsiger Gröfse, und Capacität der Flasche hinreichen können, wenn äufsere Belegung, und Knopf dann durch Leiter zweyter Classe, wie z. B, die erstere gewöhnlich durch den Körper des Experimentators, mit den Nerven c und d des Präparats verbunden werden, Contractionen in diesem hervorzurufen, ohne dafs noch irgend eine Spur Elektricität von aus- sen in die Flasche gebracht worden, oder irgend eine ihr durch Entladung zu entlockende Spur davon mehr in ihr zurück wäre. — Man würde dieser Vorsicht überhoben seyn, sobald man die Nerven e und d mit zwey gleichnamigen, unter einander nicht verbundenen Streifen oder Platten Metall armirte, und durch diese im Versuch. . die diese Vorsicht nöthig. Bey meinen unzähligen elektrischen Versuchen vom Win- ter ı801,2 zu Gotha, besonders über die völlige Identität galvauischer und elektrischer Funken, wozu ich doch meistens Ladungen von zehn. Graden des Volta’schen Strohalm -Electrometers (der Spannung einer Säule von 600 Lagen Zink und Kupfer) brauchte, mnfste ich allemahl, wenn ich Abends aufhörte, \ meine Flaschen und Batterieen, wie angegeben, schließsen; selbst wenn ich Mit- tags blofs zu Tische ging, mußte ich es ihun. Denn kam ich Nachmittags oder den andern Morgen wieder, so hatte ich, ohne diese Vorsicht, sogleich andere Ladungen, gröfsere odar kleinere, stärkere oder schwächere, je nach den Um- ständen, als die beabsichtigten. Das Schlimmste hierbey nämlich ist noch, dafs lange auf einer Flasehe u. s. w. gelegene und bedeutend ins Glas eingedrungene Ladungen die Capacität desselben vergröfsern; dafs man so nachher, bey im- merhin möglichst gleichen Spannungen, doch äulserst leicht sehr verschiedene adsa- Zute Mengen von Elektrieität hat, f , Fr 271 die Flasche entlüde,-sofern nämlich die Flasche nur gewils innen eben so wie aufsen mit Stanniol, oder überhaupt dem nämlichen Metalle armirt ist, und, was die Hauptsache ist, beyde Belegungen metallisch, oder doch durch blofse Leiter erster Classe, mit den Ar- maturen verbände. Aber dieser Vorrichtung ist nicht in Jedes Hän- den zu trauen. Denn, versteht der Experimentator nicht, sowohl die Armaturen als alles übrige Metall da, wo es mit einander in Berührung zu treten hat, vollkommen und ganz sicher trocken zu erhalten, so kann sich äufserst leicht und völlig unbemerkt irgend- wo ein Aequivalent des humboldt’schen sogenannten Hauchversuchs _ bilden, und Wirkung erscheinen, die wieder mit der Ladung der Fla- sche von aufsen nichts zu thun hat. Auch wird so der Versuch, da man ohnehin bey so hoher Erregbarkeit, die schnell sinkt, nicht viel Zeit zu verlieren hat ‚ zu umständlich. Bequem indessen bleibt es allemahl, die Nerven c und d zu armiren, und durch diese Ar- ' maturen zu entladen. Nun müssen letztere dann ebenfalls wieder, " und beyde, von Stanniol seyn, wenn der Knopf der Flasche mit sol- chem bekleidet, oder von Melsing, wenn der Knopf blofs ist, und _ dagegen die Flasche in einer Capsel von Melsing steckt. Alsdann wird man nicht mehr in Gefahr seyn, der Ladung von aufsen fremde Elek- ‚tricität in den Versuch zu bekommen, und man man kann auf die son: Art zur Entladung den Finger der einen Hand anf die ' Armatur legen, die Flasche in die andere Hand nehmen, und mit Bien Knopfe die andere Armatur berühren. Bey hohen Erregbarkeiten von Froschpräparaten kann man nicht vorsichtig genug seyn, alles, was andere Elektricitätsquelle "werden kann, als die zum Versuch bestimmte, zu vermeiden, da hier Elektrometer von unglaublicher Empfindlichkeit 22) sind, auf Ai ie deren an 22) Volta fand schon 1792 für einen Froschschenkel mit frey präparirten Nerven (der Hälfte des Präparats Fig. ı bey uns), blofse 0,05 Grad seines Strohhalm- x Elektrometers, auf einer Flasche befindlich,, hinreichend, um ibn in Contraction zu 272 deren Aussage doch alles ankömmt, und bey Leidner Flaschen sich Aequivalente von galvanischen Ketten bilden können, die ihnen ge- wöhnlich nicht zugemuthet werden, doch aber allerdings von dem sehr einfachen Grunde herrühren, dafs belegtes Glas (wie jeder be- legte Isolator), so lange es sich (durch blofs eine Belegung oder beyde) zu was immer für einem gegebenen Grade ladet, das völlige Phänomen eines Leiters gewährt, wie schon jede isolirte leidner Fla- sche beweist, die man, während sie sich mit dem Knopfe am Con- ductor einer in Bewegung gesetzten Elektrisirmaschine befindet, von Zeit ' zu setzen. (S. s. Brief an Baronio in Galvani's Abhandl. üb. d. Kräfte d. thier. Elektr., übers. v. Mayer, $S. ı66) Aber sein Froschschenkel‘ befand sich erweislich (vergl. d. a. O.) bereits, und längst, auf dem von uns in $. 34 unten - abzuhandelnden, im Verhältnifs zu dem in obigem $. 22 geforderten schon aus- serordentlich viel tiefern Erregbarkeitszustande E, (s. m. Beyträge, B. II. St.3, 4; $.76), und es ist darzuthun , dals Volta vwienigstens schon mit 0,01..Grad ausgelangt haben würde, hätte er entweder die Flasche gröfser, oder das Prä- parat etwas früher, genommen; von ı2 Quadratfuls Belegung hatte er selbst (1803) sogar schon mit 5355 — 0,00125 Grad genug, (s. Gilbert's Ann. d. Phys. B. XIII. S. 264) und doch gewiß noch kein Froschpräparat, was sich auf einem sonderlich höhern -Erregbarkeitszustande als E befunden hätte, da ihm meines Wissens der Zustand 4, oder der des Präparats in $. 22 oben, bis dahin noch nicht bekannt war, weil er sonst sicher einmahl davon gesprochen haben würde. Aber, ist es zu viel, zu sagen, dals ein Froschpräparat vom Zustande A im Durchschnitte wohl ı0 und 20 mahl empfindlicher sey, als eines vom Zu- stande E, selbst als nur erst eines von dem Uebergange zu ihm, vom Zustande D? — Und wird ein anderes, welches schon Contractionen gibt, wenn man den Nerven des Schenkels auf sich selbst zurückbiegt, nicht, statt 10 und 20 Mahl, wohl eher ı00 und 200 Mahl empfindlicher seyn? — Hier würde Volta also schon mit 35455; ein 1505050 Grad seines Strohhalmelektrometers , mit 0,0000125, mit 0,00000625 Grad desselben, von ı2 Quadratfuls Belegung aus, hinreichen. Und wer überhaupt, der viele Frösche unter den Händen hatte, wären es auch noch bey weiten nicht so viele, als von Humboldt, und noch mehr ich, im Versuche hatten, wird je noch eine Gränze höchster Erregbarkeit ihrer Nerven haben vorfinden können? — Es ist sicher nicht zu viel behauptet, dafs man bereits Froschpräparate von solcher Höhe der Erregbarkeit unter Händen gehabt habe, wo ein blojses Milliontheilchen eines Grades des Volta’chen Strohhalmelek- trometers zu wirksamer Reizung derselben hinreichte, 273 Zeit zu Zeit an der äufsern Belegung ableitend berührt, und die _ eben so, wie der beste einfache Leiter, hier die nämliche Elektri- eität abgibt, die sie am Knopfe empfängt, nur mit dem Unterchie- de, dafs dieses aufhört, sobald die Flasche mit dem Conductor zu gleicher Spannung gekommen, während ein gewöhnlicher Leiter die- ses Spiel mit einer nur ganz geringen Beschränkung ewig fortgeben _ würde. IE 3 Man entlade jetzt die Flasche in das Präparat auf die ange- zeigte Weise. Anfangs wird, besonders, wenn man nach der vorhin angewiesenen Wiederentladung nach der Ladung von der Maschine, oder auch noch nach der zweyten solchen, lange verzog (und schon 10— 20 Secunden sind hier lange), die Zuckung höchst wahrschein- lich in beyden Schenkeln a und b seyn. Aber man fährt mit Pau- _ sen von Anfangs ı, 2, und mehr Secunden, fort, sie immer von _ neuem in das Präparat zu entladen (es versteht sich, ohne sie. je _ wieder geladen zu haben), und so wird man endlich, früher oder _ später, ganz sicher bey jenem Grade von Residuum in der Flasche _ ankommen, von wo an nun blofs der Schenkel b, oder der auf der ne- _ gativen Seite befindliche, zuckt. Dieses wird einige Zeit fortdauern, _ besonders, wenn man unterdessen allmählich die Pausen verlängert. Endlich aber wird alle Zuckung aufhören, die man aber doch noch ein oder etliche Mahle wieder erhalten kann, wenn man z.B. halbe 3 Minuten und länger wartet, bis man nochmahls entladet. War die Flasche vom Elektrophor ausgeladen, so Rpuet man in. die Zuckung in beyden Sehenkeln leicht länger haben. _ Aber die Residuumanhäufung wird nicht so lange fortdauern, also auch die Zuckung blofs eines Schenkels, dessen auf der negativen . Seite nämlich, nicht. Denn die anfängliche Ladung war nicht se grols; folglich drang auch weniger ins Innere des Glases. Par A 35 Hat 274 Hat man aus einiger Erfahrung den eben nöthigen Grad von Ladung der Flasche sich fixirt, bey welchem das Phänomen völlig entschieden, d. i. die Contraction blofs auf der negativen Seite zu- gegen ist, so ist man dann sehr leicht im Stande, der Flasche gleich von Anfang an nicht zu starke” Ladung zu geben, oder sie doch schnell zum gehörigen Grade herabzubringen. Arbeitet man mit ei- nem Elektrometer zur Seite, und hat zwey Flaschen gleicher Gröfse und Capacität, so kann man mittels fortgehender Theilung der La- dung der einen durch die andere, die man immer wieder entladet, den ungefähr nöthigen Grad von Spannung der Flasche selbst in Zahlen sehr leicht .auffinden. Resultat des Versuchs. a) Bey möglichst hoher Erregbarkeit eines Froschpräparats hat die eine Elektricität in Fig. ı eine bey weiten stärkere Wirkung auf die Bewegung der Muskeln, als die andere. b) Es ist die negative Elektricität, welche in Fig. ı die stär- kere Wirkung, und die positive, welche die schwächere ausübt. Anmerkungen. a) Stellt man diesen Versuch, statt mit Reibungselektricität it Berührungselektricität an, also galvanisch, so ist bey der Schlies- sung ebenfalls die Wirkung auf der negativen Seite am gröfsesten, und gleich von Anfang an ganz allein auf dieser Seite, wenn man blofs eine einfache Kette, z. B. von Zink und Silber, anwendet. Was bey sinkender Erregbarkeit geschieht, gehört nicht hieher. b) Es ist für den Erfolg ganz einerley, ob man für die Ver- a | suche mit Reibungs - und Berührungselektricität das Froschpräparat anordnet, wie in Fig. ı oder wie in Fig. 2. h 24 Y f 2 ei H 275 $. 24. Mimosenversuch. Da bey Thieren in Bezug auf Nerven und Hirn die Muskeln für ‘ das Aeulsere, Hirn und Nerven aber in Bezug auf Muskeln für das Innere, geachtet werden, so wird man analogisch auch bey Pflan- zen geneigt seyn, die Blätter und Blättchen dem Aeulsern, den Zweig und den Stamm aber dem Innern zu vergleichen, oder überhaupt von je zwey im natürlichen Verlauf der Pflanze auf einander fol- _ genden Stellen, die vom Stamm entferntere jenem, die ihm nähere diesem. Es soll der Versuch $. 22. an Pflanzen, namentlich an der Mimosa pudica, wiederholt werden. Aber schon eine flüchtige Be- trachtung des Baues einer Pflanze, die zum Versuche sich nicht präpariren läfst wie ein Frosch, sondern am besten völlig unverletzt dafür bleibt, lehrt, dafs es unmöglich sey, ein Aequivalent vom Froschversuch, $. 22, Fig. ı, 2, herzustellen, so lange man nur eine Pflanze hat. Es werden ihrer zwey erfordert. Man bringt also zwey Töpfe mit Mimosen einander so ge- genüber, dafs sich diese Töpfe unter einander nicht berühren, wohl aber zwey gleichnamige Blattabtheilungen der Mimosen, eine, die _ zur einen, und eine, die zur andern gehört, mit den äufsersten Spi- 'tzen ihrer äufsersten Blättchen. Man wählt Blattabtheilungen, die, dem äufsern Anscheine nach, besser aber nach ausdrücklichen vor-- läufigen Versuchen, von möglichst gleicher Erregharkeit, und auch sonst so viel wie möglich sich ähnlich sind. Ferner wählt man sie vorzüglich von jüngern Blättern, solchen, die das erste, zweyte, dritte, auch vierte Blatt (und nach Umständen noch darüber) eines - an sich im guten Zustande befindlichen Mimosenzweiges oder Sten- gels ausmachen. Beyde Töpfe werden auf Glas gestellt, damit sie isolirt sind, _ und durch die in den Böden derselben befindlichen Löcher in jeden ein Metalldraht gesteckt, der innen mit der Erde des Topfs in Be- 35° rübrung 276 rührung ist, aufsen hinlönglich hervorragt, und nirgends abgeleitet ist. Durch diese Drähte geschieht nachmahls, nachdem die vorhin erwähnten beyden Blattabtheilungen sich auf die angezeigte Weise® gehörig berühren, die Entladung, u. s. w. Auf elektrische Entladungen durch sie, sofern selbe stark ge- nug sind, schliefsen sich Mimosenblätter äulserst leicht, wie längst bekannt (vergl. $$. ı—3). Aber geschlossene solche Blätter öffnen sich nicht so schnell wieder, als ein Froschschenkel z. B. aus dem Zustande der Contraction wieder in den der Ruhe zurückkommt. Es hält also auf, erst durch viele Gegenversuche erfahren zu müs- sen, welches ungefähr der passende Grad von Elektricität sey, um etwa den Erfolg eben so entschieden zu haben, wie bey Fröschen in {. 22. Denn bis zum völligen Wiederoffenseyn eines Blattes oder einer Blattabtheilung können nach Umständen wohl Viertelstunden vergehen, und über diefs werden Blätter oder Blattabtheilungen, wenn. man den Versuch oft mit ihnen wiederholt, bedeutend unempfindlicher, und man findet zuletzt Ladungen der Flasche nöthig, die anfangs viel zu stark gewesen wären. Auch ändert sich mittlerweile selbst die vorherrschende Art der Erregbarkeit des Blatts, womit der ganze Erfolg des Versuchs allmählig ein anderer wird, Man befolgt daher lieber ‘das umgekehrte Verfahren von dem bey Fröschen Pi fängt mit den schwächsten Ladungen an, und steigt von diesen im- mer weiter herauf. In der Regel habe ich 3/4, ı, bis ı ı/4 Umdrehung einer schwachen Maschine, die nach Umständen blofs 3° bis höchstens 6 Linien lange Funken gab, auf eine Flasche von ungefähr 2/3 par. Quadratfuls Belegung geladen, nöthig gehabt, den Versuch von voll- ständigem Erfolg zu erhalten. Doch änderten die Höhe des Stam- mes oder Zweiges, zu welchem die im Versuch begriffene Abthei- lung jedes Topfs gehörte, der Grad von Feuchtigkeit der Erde im . Topf, der Grad von Reizbarkeit, den die Pilanzen der allgemeinen Con- A77 ' Constitution der Atmosphäre zur Folge hatten, und allerhand andere Umstände noch, den eben passenden Elektricitätsgrad so weit ab, dafs ich bald nur ıf2 bis 3/3, bald ı ıf. und 2 Umdrehungen nö- thig hatte, um zum Zweck zu kommen. Fängt man also, sofern das Uebrige wie bey mir ist, mit ı/3 Umdrehung an, und steigt durch © afk, 3/8, ıf, af us. w., herauf, so wird es nicht fehlen, dafs man unterweges den eben entsprechenden Elektricitätsgrad trifft. Immer aber bleibt vorausgesetzt, dafs die Blätter oder Blattabthei- lungen selbst möglichst gleiche Erregbarkeit haben, worüber man, wenn man auch nur einige Tage mit elektrischen Versuchen meiner - Art an Mimosen beschäftigt war, oder auch nur mit mechanischen, * sehr bald dem blofsen Anscheine nach schon so ziemlich ohne wei- teres entscheiden kann, Uebrigens kann hier und in allen folgenden Mimosenversu- chen, die leidner Flasche, was die Endigungen ihrer Belegungen betrifft, beschaffen seyn, wie sie will, und es bedarf der Vorkeh- rungen im vorigen {. im mindesten nicht. Denn Mimosen for- ‘dern im Verhältnifs zu präparirten Fröschen so starke Elektricitä- ten zur wirksamen ‚Reizung, dafs die kleinen Elektricitätsquellen aus Constructionsumständen der Flasche und der Entladung zu Null - dafür werden. Resultat. a) Die eine Elektricität übt in diesem Versuche eine sehr viel stärkere Wirkung als die andere. BE . b) Es ist die positive, welche stärker, und die negative, wel- ehe schwächer wirkt, d. i. bey nicht allzustarker Ladung der Flasche _ und den sonst gehörig Statt findenden Umständen wird beständig jene Abtheilung der Mimose weit stärker oder allein sichtbar wirksam 4 afhıcirt werden, die sich in demjenigen Topfe befindet, welcher po- sitive Elektricität erhält; die Blattabtheilung des negativen Topfs dagegen wird ruhig bleiben, oder verhältnifsmälsig sich nur wenig an ii - ihr B b 278 ihr schliefsen. Diese Affection wird sich an der positiven Abthei- lung durch Schliefsung wenigerer oder mehrerer oder aller Blättchen- pare darthun ; an der negativen dagegen wird sich gar nichts, oder nur ein Blättchenpar, oder mehrere, schliefsen, in keinem Falle aber in demselben Versuche so viel, als an der positiven, sondern mei- stens viel und sehr viel weniger, und häufig auch nichts. c) Die Schliefsung der Blättchen fängt an beyden Abtheilun- gen jederzeit an der Spitze derselben an, und erstreckt sich von da _ aus nach innen fort. d) Nur einige Mahl unter schr vielen, aber, sehr interessant, an noch völlig jungen, so eben erst ausgebildeten Blättern war ich so glücklich, dafs, während die positive Abtheilung (die im positi- ven Topfe) sich ganz schlofs, die negative durchgängig offen blieb. Gewöhnlicher bleibt die letztere nur dann völlig offen, wenn die po- sitive sich blofs zu einem geringern oder gröfsern Theile schliefst. Schliefst die negative sich aber auch etwas ‚mit, so geht von der po- sitiven nun in der Regel mehr zusammen, als wo die negative völlig ruhig blieb. e) Häufiger nach Verhältnils, als zwey, drey, oder mehrere, schlielst sich von der negativen Abtheilung nur ein einziges Blätt- . chenpar, dasjenige nämlich, welches mit dem äufsersten Blättchen- pare der gegenüberstehenden,, stärker affıcirten Blattabtheilung des andern Topfes in Berührung war. Dieses wird der Verlauf der Ab- handlung wenigstens grölstentheils als Folge der unmittelbaren elek- trischen Reizung der Gelenke dieser Blättchen aufzeigen, die bey den übrigen Blättchen nicht, oder doch bey weiten nicht in dem Grade, Statt fand, da der Strom zwischen ihnen an der Rippe (dem Stiele) der Abtheilung fortlief. Doch schliefst dieses keineswegs aus, dals sich von solcher unmittelbaren Reizung des Blättchengelenks herrüh- render Reiz selbst weiter fortpflanzen könne. Vielmehr geht diels aus vielen Versuchen direkt hervor (vergl. z. B. {. 26 B, Resultat k). BZ 279 & f) Bald geschieht die Schliefsung der sich ein für allemahl schliefsenden Blättchen an den respectiven Blattabtheilungen dem Ansehen nach völlig simultan, bald zum Theile in — wie ich es - nennen möchte — mehr rhythmischer Folge, oder einer solchen, wie sie Statt findet, wenn man bey Versuchen über die Wirkung ‚aulserelektrischer Reize, mechanischer z. B., ein einziges äufserstes Blättchen der Abtheilung mit einer Nadel u. s. w. durchsticht, oder, wirksamer, mit der Schere anschneidet, oder, wieder wirksamer, mit einer Zange nach der Quere durchkneipt oder durchquetscht, worauf dann (um so früher, je stärker der Reiz) dieses Blättchen sich schliefst, und zugleich, oder sehr bald darauf, das gegenüber- stehende auch, dann nach einiger Zeit (von 3, von 2, von ı, von ı/2 Secunde, oder auch mehr oder weniger) das nach diesem fol- gende Blättchenpar, dann nach ungefähr wieder gleicher Zeit das wieder folgende, und so fort, bis die ganze Abtheilung geschlossen _ ist (was weiter geschieht, übergehe ich, und merke nur noch an, dafs nach Mafsgabe der Stärke des Reizes, oder der Reizbarkeit, oder beyder zusammen, die Zeit zwischen der Schliefsung je zweyer Blättchenpare, während diese an der Abtheilung fortschreitet, zu- nimmt, oder sich gleich bleibt, oder auch abnimmt, jenes bey stär- keren, dieses bey schwächern Reizen). R' g) Die „rhythmische” Schliefsung geschieht übrigens an der po- sitiven Abtheilung bey’ schwächerer elektrischen Action als die schein- 4 bar simultane. Zwischen dieser und jener aber finden eine Menge Stufen von Uebergängen der einen in die andere Statt. Auch wird gewöhnlich, wenn auch später die rhythmische Schliefsung sich ent- wickelt, doch im Augenblicke der Flaschenentladung eine bestimmte Strecke der Blattabtheilung simultan geschlossen, und erst von die- ser geht nachher die rhythmische Schlielsung weiter, die dann in der Regel die ganze Blattabtheilung vollends durchläuft, Doch glaube “ ich nicht, hinlängliche Gründe zu haben, diese ganze rhythmische 5 Blättchenschliefsung als directe Folge der Reizung anzusehen. Wahr- x schein- : 280 TS } scheinlich kommt nur ein gewisser Theil auf die Rechnung letzterer, und es rührt der übrige von Ursachen her, deren Quelle ich noch nicht genau genug nachgesucht habe. h) Gingen bey stärkeren Elektrieitäten die Mitschliefsungen an der negativen Abtheilung über das erste Blättchenpar hinaus, so schienen sie mir lieber und eher rhythmisch zu werden, als zu glei- cher Zeit die der positiven etwa. Mehrmahls schlols diese sich, so weit sie es that, simultan, jene aber rhythmisch. Nur stockte diese letztere Schlielsung dann gemeiniglich unterwegs sehr früh, was rhyth- mische Schliefsung der positiven Abtheilung nie that, wenn sie erst gehörig weit von simultaner Schliefsung verschieden war. Dieses lies- _ se, weiter unten vorkommende Versuche damit verglichen, fast vermu- then, dafs ein grolser Theil der Schliefsungen an den Abtheilungen des negativen Topfs, oder denjenigen, die ich, kürzer, negative selbst nannte, schon für Aequivalente von dem, was beym Thiergalvanismus Trennungszuckung, Trennungsbewegung ist, zu halten sey. Indessen wird sich in der Folge fast mehr Grund darbieten, es für Folge der elektrischen Reizung der Gelenke des äufsersten Blättchenpars der Blattabtheilung , und einiger Fortpflanzung des hier erzeugten Rei- zes nach innen zu halten (vergl. Resultat e). i) Zuweilen,, aber selten, sah ich die negative Abtheilung auch zu einigem Grade von hinten oder vom Abtheilungsstiele aus sich schliefsen, und zwar jedes Mahl erst kurze Zeit nach der Ent- ladung. Es wird sich in der Folge bestimmt erweisen, dafs diese Wirkung von der Reizung des Gelenkes dieser Abtheilung durch den elektrischen Strom herkam, welches sodann besonders reizbar gewe- sen seyn mulste. k) Ich habe, nachdem die erste Entladung durch die beyden Pflanzen vorüber war, und die Blattabtheilungen ihre Veränderun- gen erlitten, sie selbst aber noch in Berührung geblieben waren: H (was häufig durch ein erst anderswo näher zu erörterndes Nieder- * ” ” .. R h ... ” knicken des negativen Blattstiels, während der positive stehen blieb, VEer- 28: verhindert wurde), sehr oft eine zweyte, genau gleich starke, La- dung durch beyde Pflanzen gehen lassen, so aber, dafs der Topf, welcher vorher positive Elektricität bekam, jetzt negative, und der vorher diese, jetzt jene erhielt. Allemahl war nun die vorher ne- “ gativ gewesene, jetzt positive Blattabtheilung diejenige, welche die meiste Blättchenschlielsung, oder allein welche gab, und die vorher positiv gewesene, jezt negative die, welche die wenigste oder gar k keine erlitt. Dieser Gegenversuch diente besonders noch, zu erfah- ; ren, wie weit sich beyde Blattabtheilungen in Hinsicht ihrer Erreg- barkeit u. s. w. geglichen hatten, und wirklich war allemahl auch der erste Versuch besonders entscheidend im Erfolge gewesen, wenn - dieser zweyte oder Gegenversuch es war, und umgekehrt. f. En ! Anmerkungen. a) Das von Resultat a bis‘ k Erzählte war das Resultat einer - bedeutenden Menge Versuche solcher Art. Doch glaube ich noch bey weiten nicht vollständig in der Aufzählung alles dessen, was hier vorkommen kann, gewesen zu seyn. Es war nur, was ich, _ und bisher, beobachtete. Vieles aber habe ich auch absichtlich weg- nicht mehr betrifft, was an den Blattabtheilungen selbst vorgeht. P Uebrigens erlitt die Zahl der wirklich angestellten Versuche einige Beschränkung durch die Mühsamkeit, den Versuch gehörig vorzu- richten, da man oft lange Zeit brauchte, bis man zwey zusammen gehenden einigen Reizung mancher Theile wegen, zu der dann nur noch eine schwache zweyte hinzukommen durfte, um von Wirk- samkeit zu werden, den Versuch leicht verunreinigen kann. Eine _ andere Beschränkung erlitt die Menge dieser Versuche dadurch, ‚sals, dennoch der Blattabtheilungen an je zwey Pflanzen, schon we- Bi: 36 gen 282 / gen ihrer in $. ı0 geschilderten Ungleichheit, nicht so viele vorfand, die sich völlig vertreten oder einander ziemlich gleich geachtet wer- den konnten. Dafs ich übrigens zu jedem Versuche ein anderes Par Abtheilungen brauchte, versteht sich schon deshalb von selbst,’ weil ich unmöglich warten konnte, bis das gebrauchte Par sich wie- der hergestellt hatte. Erst nach Stunden konnte ich mit Sicherheit wieder zu dem früheren Pare zurückgehen; was ich aber nur dann absichtlich that, wenn sich ein solches als in seinen beyden Abthei- lungen ganz besonders gleich erwiesen hatte. x b) Um ein Beyspiel eines solchen ganz besonders gleichen Blattabtheilungspares zu geben, füge ich einen Versuch bey, den ich auch als Beleg für Resultat k nicht schöner zu geben weils, und welchen ich am ızten Jul. bekam. Die Vorrichtung war genau die - zu Anfang dieses $. 23 beschriebene. Ich hatte genau eine Umdre- hung meiner Maschine in der Flasche, und entlud, wie gewöhnlich. Die Blattabtheilung des positiven Topfs schlofs sich (von aufsen) genau zur Hälfte, und fast vollkommen simultan; der Stiel des Blat- tes zu ihr aber blieb stehen. Die Blattabtheilung des negativer - Topfs blieb völlig offen; nicht ein Blättchen an ihr bog oder faltete sich; der Stiel des Blattes zu ihr aber sarık nieder, und letzteres im unmittelbaren Augenblicke der Entladung. Zu einem seltenen Glü- cke erhielten sich beyde Abtheilungen , ungeachtet das Blatt der ei- nen niedergeknickt war, in vollkommener Berührung. Schnell nahm ich wieder genau eine Umdrehung der Maschine in die Flasche, wech- selte aber für die Töpfe mit den Elektricitäten bey der Entladung, Die Blattabtheilung des vorher positiven, jetzt negativen Topfs, die bis zur Hälfte von vorhin geschlossen war, blieb in vollkommenster Ruhe, und nicht ein Blättchen schlols sich weiter an ihr; der Stiel | des Blattes zu ihr, der vorkin stehen geblieben war, sarık nieder. Die Blattabtheilung des vorhin negativen, jetzt positiven Topfes, die vorher völlig offen geblieben war, schlofs sich (von aufsen) ge | nau zur Hälfte, und eben so fast vollkommen simultan, wie vorhin die andere; der Stiel des Blattes aber lag noch von vorhin danie- der; aß & a Be ee n 283 der; an ihm also konnte schon von selbst nichts merklich werden. Die beyden Abtheilungen trennten sich hierbey, und so konnte ich den ganzen Versuch nicht gleich nochmahls wiederholen, um zu er- fahren, ob z. B. zwey Umdrehungen für jede der beyden Ladungen nicht eben so regulär auch noch die offen gebliebenen Hälften bey- der Abtheilungen zu gleich großsen fernern Theilen oder ganz sich - schliefsen machen würden. Das HKnicken der Blattstiele habe ich blofs der völligen Gleich- heit des Erfolges wegen mit angeführt, eigens wird von ihm bey - der Reizbarkeit der Gelenke gehandelt werden. c) Was geschehe, wenn man beträchtlich ungleich-erregbare Blätter in den Versuch dieses ($'s bekommt, ist leicht zu berechnen. Geringere Ungleichheiten kann man fast nie vermeiden. Aber wo diese, aller Vorsicht ungeachtet, doch zu grofs geworden waren, habe ich der Resultate nur in so fern geachtet, als sie völlig dem auch auf anderen Wegen noch zu bestätigenden Grade dieser Un- gleichheit entsprachen. Hier aber habe ich sie ganz übergangen, sogewils ich auch seyn kann, dafs, wer etwa über den hier zuerst ‚beschriebenen Mimosenversuch ($. 24) ebenfalls zuerst kommt, um - Ahn zu wiederholen, solcher fatalen Fälle leicht a nnd 3 Mahl mehr - haben wird, als leidliche oder brauchbare, da ich selbst, ungeach- tet ich bereits acht Tage Mimosen elektrisirt hatte, und sie so ziem- lich kannte, ehe ich an den Versuch des gegenwärtigen ('s kam, derselben doch nicht wenig mit in die Hände erhielt. $. 25. Froschversuch. Das Präparat steht auf der nämlichen höchsten Erregbarkeit, wie das in {. a2. Blofs die Armaturen sind an die entgegengesetzten Orte angelegt. Fig. 3 stellt das Ganze dar. Von der leidner Fla- Be sche zu diesem Versuche ‚ und den Vorsichtsmafsregeln bey der An- m ‚stellung des letztern gilt alles, was |. 22 bey Fig. ı gesagt wurde. # 36 ® Eben 284 Eben so alles von den Armaturen, und ron der Abmessung und Auf- findung des eben rechten Grades von Ladung der Flasche. Resultat. a) Bey möglichst hoher Erregbarkeit eines Froschpräparats. hat die eine Elektricität in Fig. 3 eine bey weitem stärkere Wirkung auf die Bewegung der Muskeln als die andere. _ b) Es ist die positive Elektrieität, welche in Fig. 3 die ‚stär- kere Wirkung, und die negative, welche die schwächere ausübt. Anmerkungen. a) Stellt man diesen Versuch statt mit Reibungselektrieität mit Berührungselektricität an, also galvanisch, so ist bey der Schlies- sung ebenfalls die Wirkung auf der positiven Seite am stärksten, und Wirkung gleich von Anfang an ganz allein auf dieser Seite, wenn man blofs eine einfache Kette, wie z. B. von Zink und Sil- ber, anwendet. Was bey sinkender Erregbarkeit geschieht, gehört nicht hierher. b) Es ist für den Erfolg ganz einerley, ob man für die Ver- suche mit Reibungs - wie die mit Berührungselektricität das Frosch- präparat anwendet, wie in Fig. 3 oder wie in Fig. 4. $. 26, Mimosenversuch Es wird der Versuch $. 25 an Mimosen wiederholt. A. Mit zwey Mimosen. Man verbindet dazu ihre beyden Töpfe, die nun nicht mehr‘ isolirt seyn dürfen, entweder unten durch einen Metalldraht, der in die Erde jedes Topfs gehörig hinaufreicht, oder auch oben durch einen, der in die Erde jedes Topfs gehörig hinabgeht, und versieht zwey Abtheilungen zweyer Blätter, von denen eines der Pflanze in einem 285 einem Topfe, das andere der im anderen gehört, und welche Ab- theilungen hier nun nicht mehr sich zu berühren oder sonst in lei- tender Verbindung unter einander zu stehen haben, aulsen an den Spitzen eines ihrer äufsersten Blättchen, oder auch zwischen dem . äufsersten Blättchenpare selbst, so, dafs das Metall die Blättchen unmittelbar berührt, mit schicklichen Armaturen oder Zuleitern d), die solchergestalt anliegen, und in ihrer Lage gesichert sind, dafs sie ‘bey der Flaschenentladung durch diese Armaturen nicht der min- desten Erschütterung, und folglich die Blättchen der beyden Abthei- _ lungen nicht der mindesten mechanischen Reizung dadurch ausge- setzt sind. Ich habe Stative mit solchen Armaturen oder Zuleitern , wie ich mich ihrer bediene, und sie auch zu fast allen noch folgenden Versuchen anwendbar sind, abbilden lassen e); auch werde ich, w wenn ich künftig von Armaturen bey Mimosen spreche, nie andere, als diese, verstehen. Es d) Hier, so wie an andern Orten dieser Abhandlung bedient sich der Verf. des Worts 7 Armatur etwas uneigentlich, und in einem andern, als dem bey Froschversuchen gewöhnlichen, Sinne. Ein Blatt nämlich, mit dem ersten oder zweyten Leiter der Elektrisirmaschine in Verbindung, und somit in den Stand gesetzt, Elektri- eität aufzunchmen, ist ihın armirt. Ruhland. _ e) Die erste Art von Stativen, deren sich der Verf. auch meistens bediente, besteht aus einem gläsernen Stiel a (s. Tab. III. Fig.I.), an welchem oben ein messin- genes Nufsgelenk befestigt ist, das die Leitungsröhre trägt; die Leitungsröhre selbst kann in der Kugel, durch welche sie getragen wird, durch eine Schrau- be gehalten werden; das ist, das mit dem Conductor der Maschine in Ver- bindung stehende, e das mit der Pflanze in Berührung zu setzende Ende; dieses ist mit einer Schraube verseheu, an welche eine Kugel geschraubt werden kann, so dals man die Elektrieität aus einem spitzigen oder stumpfen Ende auf die ' Pflanze einwirken zu lassen vermag. Complicirter ist eine zweyte Art Stativ (Fig. "1.). Der Fufs a ist von Holz und hohl. Er nimmt eine messingene Schraube 5 auf. Diese endigt sich in ein Nufsgelenk c, welches, um die obern Theile zu isoliren, eine Glasröhre d trägt, die in eine Schraube e übergeht, um welche eine Pincette f sich bewegt. Herr Ritter bediente sich dieses Statives seltener; auch war es nicht sowohl um die Elektrieität von der Maschine auf die Pflanze zu leiten, als vielmehr manche Körper , und mitunter freylich auch Leitungsröhren g, durch die Pincette zu halten, und der Pflanze zu nähern. Der Nutzen dieses Stativs besteht in seiner großsen Beweglichkeit, welche durch die Menge seiner Gelenke hervorgebracht wird, Ruhland, 286 Es werden eben so junge, frische, aber völlig ausgebildete und möglichst erregbare Blätter zum Versuche gewählt als in $. 24. Die passendste Stärke der Ladung wird eben so gesucht und gefunden, wie in $. 23; sie kommt im Mittel der dort-gültigen gleich. Resultat. & a) Die eine Elektricität wirkt auch hier viel stärker als die andere. b) Aber es ist hier nicht mehr die positive, welche als die stärkere erscheint, sondern die negative, und nicht mehr die nega- tive, welche als die schwächere erscheint, sondern die positive. |, c) Die hier — E von aufsen erhaltende Abtheilung verhält in diesem Versuche sich überall wie die +E von innen erhaltende, in $. 23, und die hier + E von aufsen erhaltende wie die —E von innen erhaltende ebendaselbst ; welches vieler Wiederholungen überhebt. d) Im Ganzen werden aber sämmtliche Erfolge hier merklich \ entschiedener und ähnlicher unter sich, als in {. 23, weil man hier bey weiten gleichförmiger armiren kann, als dort die beyden reagi- renden Abtheilungen sich zusammen bringen liefsen, und dann vor- nehmlich noch, weil hier beyde Abtheilungen von den in sie eintre- tenden Elektricitäten gleich unmittelbar, nachdem sie die Flasche verlassen, getroffen werden. So z. B. traf ich es bedeutend leich- ter, dafs die wirksamer afficirte Abtheilung sich ganz, und die schwä- cher aflicirte zu gar keinem Theile schlofs. v e) Kehrt man nach einem ersten Versuche bey genau wieder gleicher Ladung der Flasche die Elektrieitäten für die Armirungen um, so versetzt man damit allemahl die vorher weniger oder nicht, geschlossene Abtheilung in eine Schliefsung gleicher oder doch nahe gleicher Gröfse, als die an der zuerst am meisten oder allein ge nf schlos- ik U ne 28% sehlossenen Abtheilung war, und überhaupt wird der Zustand bey- der Abtheilungen sich gleich oder doch nahe gleich. Anmerkungen. a) Diese Anstellungsart A des Versuchs dieses $'s habe ich weit weniger wiederholt, als den Versuch in $. 24. Denn man hat auch hier begreiflich noch immer viele Schwierigkeit, allemahl zwey möglichst gleich erregbare Blattabtheilnngen zusamimen zu finden (vergl. $. 23 Anmerkung a), und der Versuch, auf die in B dieses $'s anzugebende Art angestellt, läfst diese Unannehmlichkeit zur Sei- f te, weshalb ich den auch sonst viel einfacheren Weg B für ihn - durchaus vorzog, und auf die Art A ihn fast blofs der äufsern Voll- ständigkeit wegen anstellte, oder eigentlich nachholte. Wirklich that ich dieses erst auf die mir während der Redaction dieser Ab- handlung entstehende Aufforderung dazu. b) Das in $. 28 Anmerkung b erzählte Phänomen habe ich - hier, zwar nicht mit der ausnehmenden Präcision, wie dort, doch mit allerdings genügender, wieder gehabt. Beym ersten Versuche dafür schliefst sich die Blattabtheilung, welche —E erhält, ohne dafs { ihr Blattstiel knickte: die Abtheilung, welche + E erhält, bleibt of- ten ‚ oder schliefst sich viel weniger, als jene; aber ihr Blattstiel _ Iinickt. Beym zweyten umgekehrten Versuche, nämlich bey gewech- selten Elektricitäten sonst gleicher Stärke, ‘schliefst sich die vorhin offen oder offner gebliebene Abtheilung, deren Blattstiel schon nie- - derliegt. Ist die vorhin stärker oder allein geschlössene Abtheilung noch zu einigem Grade offen, so schliefst sie sich nicht im minde- "sten weiter; aber ihr vorhin stehen gebliebener Blattstiel Knickt. * So ee sich auch hier wer Abtheilungen mit ihren Blattstielen Mr. B. Mit einer Mimose. e u Um dem Froschversuche $. 23 an Pflanzen zu entsprechen, Mal der Umstand völlig weg, welcher in $. 24 hinderte, mit blofs einer “ 288 einer auszureichen. Ja man bedarf bey blofs einer Mimose nicht einmahl mehr der Abtheilungen verschiedener Blätter, sondern blofs zweyer eines und desselben Blatt. Da nun ein jedes Mimosenblatt der Abtheilungen wenigstens zwey, meistens aber vier hat, und von diesen immer je zwey und zwey schon ein natürliches Par bilden, dessen beyde Theile in der Regel einander eben so ähnlich sind, als die beyden Blättchen eines Blättchenpares, so hat man es hier über- aus leicht, zwey Blattabtheilungen völlig gleicher Erregbarkeit für den Versuch zu erhalten, weil, wo kein Zufall störte, die zu einem natürlichen Pare gehörigen, oder, wie ich es auch sonst ausdrück- te, die „sich entsprechenden” je zwey Abtheilungen eines Blattes, beständig einander möglichst gleichen. Gewöhnlich ziehe ich dann ’ wieder die beyden innern den beyden äulsern vor, ungeachtet, wenn ja ein beständiger Unterschied zwischen ihnen zugegen war, er ge- wils nur gering seyn wird, und höchstens in die Erregbarkeit fällt. Auch ziehe ich sie meistens nur der bessern Lage zum Versuche we- ‘gen vor, habe aber übrigens sehr viele Mahle gesehen ‚ dafs ich mich auch zweyer Abtheilungen von verschiedenen Paren bedienen konn- te, und doch das nämliche damit erreichte, was mit solchen, die zum selben Pare gehören; ihr Unterschied war selten ein bemerk- licher. Man armıre also fürs erste zwey sich entsprechende Blattab- theilungen eines jungen, frischen , ganz ausgebildeten Blattes. Die nöthige Ladung der Flasche ist im Durchschnitt bedeutend geringer, als .die in $. 23 erforderliche, ändert sich aber, besonders nach dem Grade der Erregbarkeit des Blattes und der Pflanze, noch bedeu- tend mehr als dort. Ich habe zuweilen nur ı/3 Umdrehung der Ma- ® schine nöthig gehabt, während andere Mahl 2, ja 3, und selbt 4 ganze. Das nämliche Blatt am nämlichen Tage, ja am nämlichen Morgen oder Nachmittag, kann sich oft seine Reizbarkeit, und gar nieht so eigentlich aus Schwächung derselben durch starke oder wie- derholte äufsere Reize, als vielmehr gleichzeitig mit schnellen Aen. derun- De u 289 derungen der Constitution der Atmosphäre so sehr verändern, dafs es bald ıf4, bald ı ganze Umdrehung, oder bald ıf2, bald 2 nö- thig hat. Am ı5ten Jul. reichte ich bey der Mimose Nro. H ($$. 10, 11) mit ı/4 Umdrehung aus, wo ich bey Nro. I 3 und 4 Mahl um- drehen mufste, obschon beyder Blätter gleich jung und frisch schie- . nen. Im Mittel jedoch mochten zwischen 3/8 und ı Umdrehung hin- R länglich seyn. Da es nicht schwer ist, bey schwächerer Ladung an- 2 zufangen, und_damit zu steigen, man auch, wenn der Versuch ein- mahl wegen zu starker Ladung verdirbt, hier sehr schnell zu andern Blättern übergehen kann, so’hat man sich in Kurzem orientirt. Bse su.liE ot a), b), c), d), und e) durchaus wie in $. 25 A Resultat a, b, Be, d, und e, nur dals hier alles von neuem viel stärker und schär- fer heraustritt als dort. Dieser Versuch ($. 25) B war der erste elektrische, den ich _ am öten Jul. (d. J.), und überhaupt je, mit Mimosen anstellte. Schon, dafs ich bis dahin nur erst ein Exemplar von letzteren zur - Disposition hatte, zwang mich zu ihm, und da ich es noch von den 4 Fröschen her gewohnt bin, in einem Versuche Alle enthalten zu wissen und mit ihm gegeben zu sehen, die später sich zu einem Sy- ' stem mit ihm vereinigen, ferner eben dieser Versuch mir zum Schlis- N 4 sel in die tiefern physischen Gesetze der Pflanzenerregbarkeit wur- 7 de, und dieses auch etwa keineswegs durch Zufall, sondern zu Folge strenger Verrechnung der mir schon früher über die Natur der Pilanzenerregbarkeit und ihr Verhältnifs zur thierischen gewor- " denen Prämissen (vergl. m. Beyträge, B. II. St. 3, 4. $. 263—271), Bi welche mir sogar schon das Detail des Erfolgs des Versuchs, so wie es sich nachher gezeigt, vorausgab; so habe ich der Dankbar- keit gegen ihn gern nachgegeben, und ihn einer vorzüglichen Beob- achtung unterworfen. Mehrere hundert Mahl habe ich ihn wieder- holt; denn kein Tag seit meiner Bekanntschaft mit ihm verging, wo ; ‚ich ihn nicht theils für mich, theils für andere anzustellen hatte, und # 37 auch 290 auch sonst, bey Gelegenheit anderer Untersuchungen, ihn in die Hände bekam. j N Aber unter allen diesen Versuchen ist auch nicht einer gewesen, der eine grölsere Wirkung auf der positiven als auf der negativen Seite gegeben hätte. Durchgängig war die negative Blatt- abtheilung die stärker afficirte, und nach Verhältnifs besonders häu- fig gelangte der Versuch zu seinem nur immer möglichen Ideal, oder dahin, wo die negative Blattabtheilung ganz zusammenging, an der positiven aber sich kein Blättchen bewegte. Fälle, wo die negative Blattabtheilung sich zur Hälfte oder zu zwey Drittheilen schliefst die positive aber noch immer zu gar keinem Theile, sind hier ge- wöhnlich, und wo endlich die positive Abtheilung sich wirklich zu einigem Theile mitschliefst, geschieht dieses allemahl viel langsamer und selbst später, als auf der negativen Seite. Sollte ich aber alle Nuancen, die zwischen jenes Ideal und das erste Plus auf der ne- ‘gativen Seite fielen, herzählen, so hätte ich damit allein viele Bo- gen zu füllen. g) War die Ladung der Flasche so sehr zu stark gewesen, dafs die Blattabtheilung, welche — E bekam, auch ‘ganz mit zu- sammen ging, obschon sie das auch dann noch allemahl viel lang- samer that, als die Abtheilung mit —E, so schlofs sich oft noch die Blattabtheilung mit, welche der letztern zur Seite lag, aber nicht von aufsen nach innen, sondern von innen nach aulsen, und mehr rythmisch. Dieses kam aber nicht davon, dals diese Abtheilung et- wa irgend wo mit im elektrischen Kreise befindlich gewesen wäre? sondern davon, dafs die Gelenke der im Kreise befindlichen Abthei- lung so stark mitgereizt worden waren, dafs von hier aus sich ein Reiz, unabhängig vom Verlaufe des elektrischen Actionskreises, in die übrigen Theile des Blatts fortpflanzen konnte. t h) Waren die Blättchen der Blattabtheilungen , nachdem man sie einige Zeit zuvor durch blofsen mechanischen Reiz völlig hatte zusam- 2gı zusammengehen machen, nachher etwa wieder bis halb auseinander gegangen, oder hatte ich diesen Zustand dadurch zuwege gebracht, dals ich die Pflanze kurze Zeit an einen dunklern Ort im Zimmer gestellt hatte, so gaben nun die Abtheilungen solcher Blätter in der Regel noch schönere Resultate, als wenn sie völlig offen gewesen wären, nur dals es jetzt einer stärkern Ladung der Flasche bedurfte. Bey einem noch ziemlich jungen Blatte solchen Zustandes bedurfte ich einmal 8 Umdrehungen, um die negative Abtheilung zur Hälfte ihrer Blättchen, und ı0, um sie beym zweyten Abtheilungspare (dessel- ben Blatts) ganz zu schlielsen, während in beyden Fällen von der positiven noch immer kein Blättchen geschlossen war. Es war aber - zugleich gerade ein äulserst ungünstiger Tag für die Reizbarkeit der Pflanze, und diese selbst (Nro. I.) bereits von vielen Versuchen her matt. Fünf Tage darauf langten bey der Mimose (Nro. 1.) ıf2, 3/4 und ı Umdrehung für solche Blätter zum nähmlichen Erfolge hin. i) Schlofs sich auch an der - Abtheilung nichts von aufsen nach innen mit, und befand ich mich also gerade in der Sphäre der Umstände, wo nur die — Abtheilung, und ganz, sich schlofs, so geschah es doch zuweilen, und zu gewissen Stunden und Tagen oder N Mageszeiten vorzugsweise vor andern, dafs die + Abtheilung sich zu einigem Grade von innen nach aufsen mitschlofs. Dieses ist aus- drücklich der Reizung des Gelenkes dieser Abtheilung, und einer von hier aus in die Abtheilung herübertretenden Reizung zuzuschrei- ben. Auch erfolgte diese Schliefsung von hinten aus gewöhnlich erst i eine merkliche Zeit nach der Entladung und der Schliefsung der negativen Abtheilung. Dafs aber diese sonderbare Mitschliefsung der + Abtheilung nicht immer miterfolgte, kommt vorzüglich von der Art von Laune, mit welcher die verschiedenen Gelenke einer Mimo- 3 se, besonders die der Abtheilungen ; bald ganz außerordentlich em« Pfindlich für unmittelbare Reizung, bald es wieder äulserst wenig und wie fast gar nicht sind,‘ während die Reizbarkeit der übrigen R en Theile der Pflanze entweder dieselbe bleibt, oder häufig + 37° u 29% nach ganz entgegengesetztem Sinne oder Richtung wechselt. Selbst‘ die verschiedenen dreyerley Gelenke unter einander noch wechseln oft auf das Sonderbarste in ihrer Reizbarkeit, und zur einen Zeit findet man z. B. die Blattstielgelenke auf einer ausnehmenden Höhe derselben, während die Abtheilungsgelenke fast unbeweglich sind, oder diese äufserst reizbar, während Blattstiel- und Blättchengelenke höchst träge sind, und umgekehrt. Ich habe diesem wahrhaft lau- nenhaften Erregbarkeitswechsel der Gelenke bis jetzt noch keine Regel abgewinnen können. k) Zu gewissen Versuchen über die Abtheilungsgelenke selbst hatte ich verhältnifsmälsig starke Ladungen der Flasche nöthig, ob- gleich der Versuch selbst, seiner Anordnung’ nach, ganz der hier $. 26 B abgehandelte war. Auch mufste ich dazu gewöhnlich an je- der der Abtheilungen vorn an der Spitze ert 4, 5 oder auch mehr Blättchenpare durch Zusammendrücken od. s. w. schliefsen, ehe ich die Armaturen dann an die äulsersten dieser geschlossenen Blättchen anlegte. Hier schlofs sich nun beständig die negative Abtheilung oder die, welche — E bekam, ganz, und sogleich im Augenblicke der Entladung. Aber auch die positive Abtheilung fing sich an zu schliefsen, doch nie sogleich, sondern erst nach einiger Zeit; eine Zeit, die gewöhnlich gröfser war, als diese positive Blattabthei- lung bedurfte, um ihre in diesem Versuche vorkommende und auch vornehmlich mit ihm erzielte (bey der negativen aber, wenn N a die Ladung nicht allzu stark war, beständig wegbleibende) Ge lenkbewegung ganz zu vollenden, und welche ebenfalls von be-' trächtlicher Dauer ist. Auch geschah die Schlielsung der positiven Abtheilung hier in der Regel rythmisch, und ergriff gewöhnlich alle noch offenen Blättchenpare in der Ordnung von aufsen nach innen. Dieses zusammen scheint sehr zu beweisen, dafs die Schliefsungen, ir welche die positiven Blattabtheilungen in diesen Versuchen, und zwar von aufsen nach innen, miterleiden können , von nichts als von der elektrischen unmittelbaren Reizung der Gelenke der äufser- ; sten 293 sten Blättchen oder Blättchenpare dieser Abtheilungen, und. zwar nur dieser äufsersten,, oder derer, an welchen die Armaturen anla- gen, herrühren (vergl. $. 24 Resultat e und g, in welchem $. übri- gens die Abtheilung des negativen Topfes die Rolle der hier positiven Abtheilung spielte). Denn ein hier sich entspinnender Reiz kann nicht anders, als blofs nach und nach, sich in der Abtheilung wei- ter fortpflanzen, und wird also auch erst nach einiger Zeit dig noch offnen Blättchen erreichen , wenn er vorher durch mehrere Pare geschlossener zu gehen hat. Auch ergiebt sich hieraus von selbst die grofse Vorliebe dieser Schliefsungen zum rythmischen (vergl. nochmahls $. 24 Resultat g), welches bey der negativen Abtheilung dagegen,'da, wo es Statt hat, mehr von der grölsern Concentration der Elektricität bey ihrem Eintritte in die Abtheilung , als weiter in ihr hinein, und von einer dadurch bewirkten stärkern Reizung der unmittelbar armirten Stelle als der übrigen zur gleichen Zeit, in welche übrige dieser Ueberschuls sich erst fortPflanzen mufs, her- _ zukommen scheint, wozu dann noch mehrere der schon im . ı9 - erörterten Umstände in Rechnung zu bringen sind. . s 2) Was hier am Schlufse von k über die rhythmischen Schlies- # sungen negativer Abtheilungen im gegenwärtigen Versuche ($. 26 B) gesagt wurde, bestätigt sich übrigens ausdrücklich noch direkt da- - durch, dafs besonders bey nur schwachen Ladungen und wo von der 4 + Abtheilung in derRegel noch gar nichts mit zusammengeht, die - — Abtheilung sich rhythmisch schliefst, und dafs man dieses Hervor- treten der rhythmischen Schliefsung merklich begünstigt, wenn man die Stelle, in welcher das äufserste Blättchen oder Blättchenpar ar- mirt ist, so klein als möglich setzt, während sie bey gröfserer ar- 2 " mirter Blättchenfläche schon viel weniger oder viel schwerer eintritt. Man kann auf diese Art bewirken, dafs im letzteren Falle von der- selben Ladung am ganzen Blatte gar nichts zusammengeht, wenn im erstern die rythmische Schliefsung sehr schön Statt hat. In beyden Fällen werden die hinter dem armirten Blättchenpare befindlichen Blatt- 294 Blattabtheilungsstrecken unmittelbar gleich stark gereizt, aber noch nicht genug, um davon sich zu schliefsen. Es muls die stärkere unmittelbare Reizung der armirten Stelle dazu kommen, damit nun von dieser aus noch Reiz sich in die Abtheilung fortpflanzen könne, “welcher dort, Station für Station, dem schon vorhandenen zuwächst, und ihn nun zu der Höhe erhebt, bey der er wirkliche Blättchen- Bewegung hervorbringen kann. m) Ich habe mehrmahls beyde Abtheilungen zum Versuche in der Mitte armirt gehabt. Die positive Abtheilung bleibt hier eben so ruhig oder so schwach affıcirt, und die negative schlielst sich eben so gut, als sonst. Aber sie schliefst sich von der armir- ten Stelle aus, entweder, wenn die Ladung schwächer war, blofs nach innen fort, oder, wenn sie stärker war, zwar nach beyden Seiten hin, aber bestimmt allemahl nach innen zu (vorwärts) stär- ker und schneller als nach aufsen zu (rückwärts). Genau das näm- liche beobachtet man schon, wenn man ein mittleres Blättchen ei- ner Blattabtheilung auch blofs stark mechanisch reizt, z. B. seine Spitze abschneidet. Hier geht die (rythmische) Schliefsung bestimmt viel früher und rascher nach innen zu an und fort als zurück nach aufsen, und überhaupt ist es Gesetz, dafs, von was für einer Stelle der Pflanze aus es auch sey, der gegebene Reiz sich viel leichter und wirksamer nach innen als nach aulsen zu fortsetzit. Anmerkungen. a) In diesem Versuche {. 26 B ist man weit weniger einer etwaigen Störung desselben durch das Mitsinken des Blattstiels aus- gesetzt, da sein Gelenk sich hier gar nicht mehr mit im Kreise der Action befindet. Zuweilen indels, besonders bey stärkeren Ladun- gen, oder ganz vorzüglicher Reizbarkeit jenes Gelenkes (vergl. Re- sultat i) sinkt das ganze Blatt dennoch mit. Aber es geschieht dann, weil die Reizung ihm erst von aufsen und aus einer Entfernung von 3 ıf2 bis 2 Zoll und darüber herbeykommen muls, so geraume Zeit nach en 295 nach Vollendung alles dessen, was zum nächsten Erfolge des Ver- suchs gehörte, dafs daraus keine Störung desselben mehr entstehen kann. b) Dagegen wendet sich die Blattabtheilung selbst desto häu- figer, sobald nämlich ihre Gelenke, die sich hier allemahl mit im Actionskreise befinden, reizbar genug sind. Aber auch dieses ge- schieht langsam, und ohnehin ist das Anliegen der Armaturen nicht mehr von Wichtigkeit, sobald die Entladung nur erst geschehen. Höchstens zum Gegenversuche mit umgekehrten Elektricitäten ist es gut, dafs es bleibe, weil es aufserdem nöthig ist, die Armaturen _ nachzurücken, und man dann nicht dafür stehen kann, die vorigen - Umstände genau wieder zu treffen. Doch ist diefs im Ganzen von 80 geringem Einfluls auf das Wesentliche des Erfolgs, dafs es kaum _ beachtet werden darf, ec) Solche Gegenversuche mit umgekehrten Elektricitäten bey sonst genau gleicher Ladung habe ich wenigstens bey 2/3 der über- _ haupt vorgenommenen Wiederholungen des Versuchs angestellt. Hier hat es nun nicht die geringste Schwierigkeit gehabt, beyde Abtheilungen auf durchaus gleichen Zustand zurückgekommen zu 4 sehen, weil sie selbst schon von Anfang sich möglichst glichen. Ich halte mich aber bey den Details dieser Gegenversuche um so weniger auf, je leichter es ist, sie von selbst zu berechnen, und damit die Rechnung Bestätigung erhalte, sie sich unmittelbar zu ver- gegenwärtigen. d) Folgenden Versuch, welcher beweist ‚ wie sehr bey guten ben Blatte sich ihrer Erregbarkeit u. s. w. nach gleichen, habe ich sehr häufig angestellt, und er hat allemahl vorzüglich überzeugt. 4 Man bezeichne die vier Abtheilungen, die ein späteres junges Blatt einer nicht noch zu unerwachsenen Mimose oder irgend eines Astes b,c und d. Man nehme zuerst das mittlere Par, nämlich d und c, in 296 in den Versuch, und gebe b positive, c negative Elektrieität. Die Abtheilung c schliefst sich ganz, und 5 bleibt völlig offen (an gu- ten Tagen und wo ich meine Pflanze erst wieder ganz kannte, konnte ich rechnen, die Hälfte der Versuche zu diesem Grade ent- schieden zu sehen). Darauf nehme man das äufsere Par a und d, und gebe a positive, d negative Elektricität. Die Abtheilung d schlielst sich ganz, und a bleibt wieder völlig offen. Jetzt sind « und b noch offen. Man gebe jetzt a wieder positive Elektricität und b negative. Die Abtheilung 5 schliefst sich ganz, und «a bleibt offen. Man hat bis hierher die Ladung der Flasche durchgängig dieselbe gelassen. Aber man erhöhe sie, jetzt um die Hälfte, ja nach Umständen auch um das Ganze, und gebe a und 5b nochmahls dieselben Elektricitä- ten. Die Abtheilung b war schon geschlossen, kann also nichts fer- neres thun; a aber bleibt noch immer offen. Man nehme jetzt ge- nau wieder die anfängliche Ladung, gebe aber der Abtheilung b die positive und der Abtheilung a die negative Elektricität. Jetzt erst schlielst auch @, und nun erst sind alle Abtheilungen geschlossen. Auch dieser Versuch lälst sich vorzüglich gut bey blofs halb geöffneten Blattabtheilungen anstellen, nur dafs dann eben, falls stär- kere Ladungen dazu erfordert werden, als wenn die Abtheilungen ganz offen waren (vergl. $. 26 B Resultat h). e) Da der Erfolg des Versuchs, so fern man ihn nur, wie eın für allemahl als Bedingung angegeben wurde, an jüngern, fri- hi schen und gehörig erregbaren Blättern anstellt, in so hohem Grade, sicher ist, so erlaubt diefs auch, ihn, ohne Verletzung des Wesent- lichen seines Erfolgs, fast mit Uebergehung aller Vorsichten bey der Armirung, und dieser selbst, anzustellen. Man kann also äufserst plump verfahren, und z. B. die Spitze der einen Abtheilung mit dem (besser etwas feuchten) Finger der einen Hand berühren, während man den Knopf der Flasche, die man an der äufsern Belegung in der andern Hand hält, mit der andern Abtheilung zusammenbringt, und doch wird, so fern die Ladung der Flasche nicht zu stark war, bestän- RER 297 beständig das mehr der Wirkung auf der negativen Seite bleiben, ja solches oft genug auf dieser allein zugegen seyn. Selbst, wenn beyde Abtheilungen sich ganz schlössen, dafs also die Ladung doch zu stark war, wird es die positive sehr viel langsamer thun als die negative. f) Reinlicher aber stellt man diesen Versuch Anmerkung e ohne Armatur, mit zwey leidner Flaschen, und dann kleinern, an. Ich nehme dazu zwey Fläschchen, jedes von etwa 9 Quadratzoll Belegung, und lade das eine inwendig positiv, das andere inwendig negativ, beyde mit gleich viel Umdrehungen der Maschine. Auf die Knöpfe dieser Fläschchen sind starke krumme Melsingdrähte aufge- schraubt, die mir erlauben, an der Pflanze mit ihnen überall hinzu- kommen, wo bey geraden Drähten oder blofsen Knöpfen die übri- gen Blätter denselben im Wege ständen. Am äufsern Ende haben diese Drähte Spitzen, über welche aber aufsen abgerundete Kappen von gleicher Stärke mit dem Drahte aufgeschraubt werden können, und zu dem zu erzählenden Versuche zunächst auch aufgeschraubt sind. Mit diesen Fläschchen , jedes nach Umständen mit ı PB; ıfh, ıf2 Umdrehung, oder so weiter, geladen, gehe ich dann an jedes beliebige Blatt, und berühre, übrigens zu möglichst gleicher Zeit, die Enden zweyer sich entsprechender Abdekhufseh desselben, mad so, dafs ich gewils bin, nicht etwa mechanisch mitzureizen, was _ ohne diefs, auch wenn es geschähe, sobald man sich nicht aufser- ordentlich ungeschiekt benimmt, nie mehr als ein einziges Blättchen, höchstens Blättchenpar , das Berührte nämlich, zusammengehen Macht. Der Erfolg wird an Präcision demjenigen nichts nachgeben, welcher unter allen übrigen Umständen Statt hat. ni‘ Schraubt man die Kappen von den Drähten über den Knöpfen der Fläschchen ab, und berührt mit den blo/fsen Spitzen, so ist in der Regel eine etwas stärkere Ladung der Fläschchen nöthig, weil erstens schon vor der Entladung ein Theil der Ladung sich wieder 38 durch 298 [} * ; durch sie zerstreut, und zweytens die Entladung selbst jetzt succes- siver geschieht, während explosiver Eintritt des Reizes bey Pflan- zen doch auch von Werth ist, wenn auch nicht von so grofsem als bey thierischen Organen, willkührlichen besonders. - g) Ladet man die Fläschchen bis zu gewissem Grade stärker während die Spitzen der Drähte frey sind, so wird der Versuch auch ohne unmittelbare Berührung der Enden der Blattabtheilungen vollkommen gelingen, und man braucht sich dann mit ihnen diesen nur bis auf ıf, ı, oder auch mehrere Linien zu nähern. Hier wird der Versuch, seiner Construction nach, schon einem der fol- genden ähnlich, wo blofse stille Einströmungen angewandt werden. $. 27. 4. Frroscheersuch. Man wiederhole genau alle Bedingungen des Versuchs $. 24, so- weit sie das Froschpräparat selbst angehen, und wie sie in {. 22 auseinander gesetzt wurden. Aber man arbeite nicht mehr mit der leidner Flasche, sondern verbinde die eine Armatur e in Fig. 3 oder 4 durch eine überall metallische Continuität, oder wenigstens Con- tiguität, gewährende Kette mit dem positiven Conductor einer sehr ‚schwachen Elektrisirmaschine, etwa wie die meinige zu den Mimo- senversuchen dieser Abhandlung, und die andere Armatur f in Fig. 3 oder 4 durch eine gleiche Kette mit dem negativen Reibzeuge derselben. nz Resultat. Man fange an die Maschine sanft in Bewegung zu setzen. Das Froschpräparat wird in der Regel völlig ruhig dabey bleiben. Man höre nach einiger Zeit auf, zu drehen. Es wird hierbey in der Regel ebenfalls völlig ruhig bleiben. - Es ” pe Sue 1 a Ba en ne nn en Zu yes P-._y, u ar 299 Es ist die ‚gröfste Vorsicht nöthig, dafs die Zuleitungsketten ja überall wenigstens die vollkommenste Contiguität behaupten. Denn bey der allergeringsten Unterbrechung derselben im Strömungs- kreise, z. B. schon blofs durch etwas leisen Oxydbeschlag, Schmutz, oder wenn Ketten, die aus Gliedern zusammengesetzt sind, während der Bewegung der Maschine hin und her schlottern , durch die da- bey auf übrigens unmerklich kleine Zeit entstehenden eben so un- merklichen Zwischenräume, entstehen Schlagweiten, und der Strom besteht während ihrer Dauer aus einer Reihe von Fünkchen, welche freylich nun eben so viele Contractionen im Froschpräparate, und zwar im positiven Schenkel besonders, hervorbringen müssen, die aber, da sie sich meistens aufserordentlich schnell folgen , mebr ei- nen anhaltenden, Krampf auszumachen scheinen. Anmerkungen. a) Allerdings tritt mit dem Anfang der Bewegung der Maschi- ne hier ein Reiz, ein elektrischer, und ein nach Verhältnils der Er- regbarkeit sehr beträchtlicher, in das Froschpräparat ein, der es mit dem Aufhören jener wieder verläfst. Aber thierische Muskeln, vornehmlich willkührliche, erfordern, auch bey höchster Erregbar- keit, noch immer einen mehr explosiven, scharf abgeschnittenen, Ein - und Austritt des Reizes, um davon in Bewegung zu gerathen, wogegen für Pflanzen -, namentlich für Mimosen-Organe, schon ein beträchtlich successiv ein - und austretender Reiz hinreicht, Bewe- ‚gung derselben hervorzubringen , obschon Raschheit dieser Succes- sion, wodurch sie sich endlich dem Explosiven nähert, oder das, was man so nennen kann, selbst wird, auch bey ihnen von Werth, nur nicht von demjenigen hohen ist, von welchem sie sich bey thie- rischen Organen zeigt (vergl. bereits $. 18). 2 b) Es sind gegenwärtig ıı Jahre, dafs ich diesen Versuch, übrigens mit einer noch viel schwächeren Maschine als meiner dies- =“ x mahligen, anstellte, und ich schreibe aus der blofsen Erinnerung. Es wäre möglich, dafs ich, wenn ich jetzt, wo ich mehr Rücksich- N 38° .. ten 300 ten zu nehmen im Stande bin, ihn wiederholen ‚könnte, doch viel- leicht irgend ein positiveres Resultat zu veranlassen vermöchte. Aber eben jezt, wo ich es zu haben wünschte, erlaubt schon die Jahres- zeit nicht mehr ihn zu wiederholen (vergl. {. 22). B. Man stelle den Versuch statt mit Reibungs - mit Berührungs- elektricität, oder mit der galvanischen Kette an. Resultate. a) Bey der Schliefsung der Kette durch e und f, wo diese jetzt verschiedene Metalle bedeuten, wird geschehen, was auch in $. 25 | Anmerkung a schon erfolgte, d. i., der mit dem positiven Metalle, Zink z. B. armirte Schenkel « in Fig. 3 wird (am stärksten oder) , allein in Bewegung gerathen, und der mit dem negativen, Silber z. B. armirte Schenkel 5 (nur schwach oder) gar nicht. Bey der Trennung j der Kette dann, auf welche wir jetzt ebenfalls Rücksicht nehmen, wird der mit dem negativen Metalle armirte Schenkel b sich contra- hiren, der mit dem positiven armirte a aber ruhig bleiben. b) Eben so wird in Fig. 4 bey der Verbindung von e und F 4 von denen e hier ebenfalls jetzt ein gegen f positives, nnd f ein ge- gen e negatives Metall bedeutet, zur Kette, bey der Schliefsung der- | selben a (am stärksten oder) allein, und bey der Trennung 5 allein zucken. Je länger die Kette geschlossen blieb, desto stärker ist in " beyden Fällen Fig. 3 und 4 nachmahls die Trennungszuckung. - ’ Anmerkungen. a) Elektriker bemerken, dafs dieser Versuch ($. 27) B kein . anderer als der Versuch 4 sey, blofs mit diesem Unterschiede, dafs A; hier sowohl Ein - als Austritt der elektrischen Action rascher oder explosiver geschehen als im Versuche A, und dieses überhaupt 'ge- . | nug, um thierische Muskeln, in denen die Folgen von Reizen sich "| a rn z01 bey weiten schneller wieder verlieren als in vegetabilischen bewe- gungsfähigen Organen, die also einer viel schnellern Häufung der- selben zur Herstellung des zur Hervorbringung wirklicher Bewegung nöthigen Quantums derselben bedürfen als letztere, ohne dafs übri- gens zwischen beyden ein anderer als ein blofser Gradunterschied Statt fände, in wirkliche Bewegung zu setzen, 5) Auch mit anhaltender Einströmung blofser Reibungselek- tricität würde sich nothwendig derselbe Erfolg des Versuchs erhalten lassen, sobald man erst gehörig dafür gesorgt hätte, dafs Anfang und Ende derselben eben so scharfe Abschnitte bildeten, wie bey der galvanischen Kette; etwas, das sich allerdings herstellen lassen mülste, indem man in der That dazu nichts bedürfte, als nach be- reits, jedoch, damit die Spannung nicht zu hoch anwüchse, auf so eben erst angefangener Umdrehung der Maschine, an der letzten Armatur, gleich viel welcher, den Kreis vollständig zu machen, und eben so die Verbindung der Maschine, des Conductors oder des Reibzeugs, mit der einen oder andern Armatur noch vor dem auf- gehörten Umdrehen der Maschine aufzuheben. Denn auch bey der Schliefsung der galvanischen Kette geht eine höhere Spannung vor- an, als nachher während der Schliefsung derselben zurückbleibt, - und bey der Trennung kehrt dann eine eben so hohe zurück, oder, _ was hier mehr hergehört, die Action während der Schlielsung wird _ hier eben so scharf abgebrochen, wie dort, Be $. 28. Mimosenversuch. Ins: Man richtet den Versuch, was die Mimose und ihre Armi- nung betrifft, genau vor, wie in {. 25 B. Man verbindet darauf die ' Fortsetzung der einen Armatur mit dem Conductor, die Fortsetzung der andern mit dem Reibzeug der Elektrisirmaschine durch Draht- ketten, deren Glieder in möglichster metallischen Contiguität ste- en, und die sich überall in guter Isolation befinden. Hierauf lälst N; man 302 man die Maschine in Bewegung setzen und möglichst gleichförmig drehen. Resultat. a) Bald nach der Bewegung der Maschine fängt die Blattab- theilung, welche —E erhält, oder kürzer, die negative, an, sich von aulsen nach innen zu schliefsen. Die Schliefsung geschieht in der Regel nur für die ersten Blättchenpare simultan, oder hey- nahe so; dann folgen die weiteren Blättchenpare in Zwischenzeiten, also rhythmisch, nach. b) Es kommt auf die Stärke der Maschine, die Schnellig- keit des Umdrehens derselben , und auf die Reizbarkeit der Mimo- se an, ob die Blättchenschliefsung durch die ganze Abtheilung hindurch fortgehen, oder ob sie in der Mitte der Abtheilung, oder wo immer zwischen ihren beyden Enden stehen bleiben soll, ob- schon fortgedreht wird. Eben so, bis zu welchem Grade sie rhythmisch werden soll oder nicht. Zuweilen, wenn nämlich meh- rere jener Bedingungen , oder sie alle, nur zu geringem Grade vorhanden sind, schlielst sich auch uur ein Blättchenpar, oder auch wohl gar keines. c) Die Schliefsung der negativen Abtheilung, wo sie nicht die ganze Abtheilung ergreift, ist in der Regel in der ersten Zeit des - elektrischen Stromes am stärksten. Später läfst sie nach, und hört bald ganz auf, wie auch fortgedreht werde. Oft aber kann man sie, wenn noch nicht zu lange fortgedreht war, von neuem dadurch sich etwas fortsetzen machen, dafs man plötzlich viel rascher dreht, als vorher, und damit fortfährt, während die neue Schlielsung ge« wöhnlich auch bald wieder nachläfst. Immer aber wird die Schlies- sung der Blättchen, bey ihrem ersten Beginnen sowohl als bey ih- rer Erneuerung, sehr nach und nach geschehen, und oft beynahe wie ein beschleunigtes Einlegen der Blättchen zum ‚Schlafe lassen, und erst später Blättchen für Blättchen den mehr schnellen , plötz- lichen nn Een Fee Es a 30% lichen Anfang (wie etwa, als bräche eine Feder im Gelenke) ha- ben, wie überall, wo fortschreitender Reiz nöthig ist. d) Die Blattabtheilung, welche --E erhält, oder die positive, bleibt, so lange gedreht wird, von aufsen nach innen gewöhnlich völlig in Ruhe. Ist das Abtheilungsgelenk derselben besonders reiz- bar, so schliefsen sich dagegen von hinten aus mehrere Blätt- chenpare in rhythmischer Folge. Blofs wenn zu stark gedreht wird, oder die Maschine vorzüglich stark wirkt, wobey denn gewöhnlich auch die Pflanze selbst reizbarer ist, schlielsen sich auch von vorn an, besonders gleich im Anfang, ein oder mehrere Blättchenpare, was aber, wie schon früher, von blofser Reizung der Gelenke des äulsersten Blättchenpares herkommen wird. e) Die in Resultat d gedachte zuweilen eintretende Schlies- sung der -+ Abtheilung von hinten aus beginnt allemahl viel später als die Schliefsung der — Abtheilung, und fährt dann auch viel länger fort als diese. Diese kömmt daher, dafs für Abtheilungsge- lenke (Gelenke überhaupt) allmählige Accumulation des Reizes von noch höherem Werth ist, als für die gelenklosen Theile der Pflanze. J) Hält man nach 20, 30, bis 40 Umdrehungen still, so ge- _ schieht jetzt der — Abtheilung in der Regel nichts in Folge dieses Abbrechens des elektrischen Stroms. Aber die -+ Abtheilung setzt _ sich nun dafür in desto stärkere Bewegung. Sie tritt keinesweges in unmittelbaren Augenblick des Aufhörens des elektrischen Stroms ein, sondern gewöhnlich erst 3, 10, ı53 und mehrere Secunden spä- ter, ergreift zuerst nur ein äulserstes Blättchenpar, und geht dann äufserst langsam rhythmisch weiter, doch mit immer gröfser werden- _ den Intervallen zwischen Par und Par. Bey dem vierten, fünften bis sechsten Blättchenpar bleibt sie dann stehen. Ist hingegen viel öfter und länger umgedreht worden, so beginnt sie nach dem Auf- hören damit früher, setzt sich viel rascher rhythmisch fort, und mit _ immer kleiner werdenden Intervallen, und schliefst in diesem Falle . genöhnlich die ganze Abtheilung. Die Zahl der nöthigen Umdre- hungen 304 ee hungen wird indessen sehr verändert, je nachdem das Blatt mehr oder weniger reizbar, oder auch bey anscheinend gleicher Reizbarkeit dauernder Eindrücke mehr oder weniger empfänglich ist. g) Wie lange man auch in Fällen, wo man ganz gewils über- zeugt ist, dals, wenn man aufhörte, die Maschine zu drehen, nun sogleich die + Abtheilung von aufsen nach innen zusammengehen würde, mit dem Drehen derselben über diese Zeit hinaus anhält, so wird doch diese Schliefsung nie eher eintreten, als bis man wirk- lich aufhörte zu drehen. Höchstens kann vom Abtheilungsgelenk aus Schliefsung von hinten an entstehen, oder schon vorhandene weiter gehen, und so der Versuch in gewissem Sinne mehr oder weniger verderben. ; h) Einige Mahl gelang es mir, in Fällen, wo, nach aufgeho- bener Bewegung der Maschine, die -- Abtheilung im Begriffe war, sich in rhythmischer Folge ganz zu schlielsen, diese Schliefsung so- gleich wieder zu hemmen, als ich von neuem anfıeng zu drehen, und sie wieder, und rascher, frey zu geben, wenn ich wieder auf- hörte. War sie hingegen schon zu weit vorgeschritten und zu schnell geworden, so vermochte ich sie blofs mehr oder weniger zu verzö- gern. Oft aber hatte ich auch gar keine merkliche Gewalt mehr über sie. 'i) Zuweilen, doch sehr selten, fing auch die negative Abthei- lung an, nach dem Aufhören eines sehr anhaltenden elektrischen Stroms, sich einigermafsen von aufsen nach innen in Bewegung zu setzen. Es geschah aber jederzeit viel später, langsamer, und zu weit geringerem Grade als an der positiven. Auch war das im Ver- such gewesene Blatt kein sehr junges und frisches mehr, wovon, was diels zu sagen habe, in der Folge, z. B. {. 33, mehr. k) Bis daher hatte die elektrische Einströmung ohne alle, we- uigstens wissentliche, Schlagweite im Kreise Statt. Setzte ich aber eine solche wirklich, und zwar nur von ı/4, 1/3, ıf2 Linie, u.s.w., so 305 so trug das zur Erhöhung der Wirkung hier eben so schr bey, wie anderwärts für grölsere Wasserzersetzung, u. s. w. Aeufserst leicht schlofs sich hier die negative Abtheilung, oder schlofs sich doch sehr viel früher und rascher, als die positive, die doch gewöhnlich auch hier blofs von hinten an zusammenging , also einer Gelenk- reizung zu Folge. Wo sich von vorn an etwas an ihr schlofs, war “es sicher eben so gut nur Folge einer am vordersten Blättchenpar vorgegangenen Gelenkreizung desselben als im Resultate d, und frü- her. Ich bin noch nicht dazu gekommen , diese Gelenke vorher durch starke elektrische Schläge zu tödten, und dann die Abtheilun- gen in den Versuch zu nehmen. !) Für die Schliefsungen der positiven Abtheilung nach dem Aufhören des elektrischen Stroms aber waren solche Einströmungen mit Schlagweite im Durchschnitte nicht so günstig, als diejenigen ohne Schlagweite. Sie blieben schwächer, matter, und kleiner, und - wurden oft auch durch die stärkeren Schliefsungen von innen her- aus ganz unmöglich gemacht. Anmerkungen. a) Alle nach dem Aufhören der Maschinenbewegung oder des elektrischen Stroms beginnende Bewegungen an der Mimose "sind ‘ wörtlich für Aequivalente von dem zu nehmen, was in ähnlichen gal- _ vanischen Versuchen mit thierischen Organen (s. $. 26 B) die Zu- kungen bey der Trennung sind, also Trennungsbewegungen. b) Das im Resultat h erzählte Phänomen konnte ich noch -_ wiel leichter erhalten, wenn ich keine Trrennungsbewegung der posi- - tiven Abtheilung von aufsen nach innen zur Hemmung oder doch Verzögerung durch neue elektrische Strömung wählte, sondern über- haupt irgend eine durch jeden andern Reiz verursachte, rhythmisch von aulsen nach innen fortschreitende Blättchenschliefsung dieser Ab- .) theilung. Die durch Kneipen oder Anschneiden des äulsersten Blätt- > ehenpars einer Blattabtheilung ist eine solche. Ich verband sogleich 29 auch 306 auch noeh den umgekehrten Versuch damit, kneipte oder schnitt nämlich auch die im Versuch — E erhaltende Blattabtheilung an einem der äufsersten Blättchen schwach an. Gleich nachdem diefs an beyden, schon zuvor gehörig armirten Blattabtheilungen möglichst schnell nach einander geschehen, und ehe noch mehr als ein Blättchenpar an jeder Abtheilung zusammen gezogen war, fing ich an zu drehen. In sämmtlichen Versuchen schlofs sich dann die ne- gative Abtheilung den Augenblick äufserst schnell, so dafs es fast ans gleichzeitige gränzte, schneller, als der stärkste mir bekannte Reiz, Brennen des Blättchens, es zu bewirken vermag. In der po- sitiven Abtheilung dagegen setzte sich in vier Versuchen von acht die.Schliefsung nach begonnenem Drehen nicht im mindesten fort, sondern erst, und schneller als aufserdem, sobald ich mit dem Dre- ben einhielt. Liefs ich jetzt die Schliefsung nicht zu festen Fuls fassen, sondern auch nur wieder etliche Blättchenpare zusammen- gehen, so hemmte ich sie von neuem, und überhaupt, bey Beobach- tung der angegebenen Vorsicht, so oft ich wollte, so bald ich wie- der zu drehen anfieng. Hatte ich aber schon zu viele Blättchen- pare sich ferner schliefsen lassen, so verzögerte ich nun blols, was aber ebenfalls äufserst deutlich geschah. In den übrigen Versuchen, wo ich zu lange gesäumt hatte, ehe ich die Maschine das erste Mahl in Bewegung setzte, also die rhythmische Schliefsung sich schon zu sehr eingewurzelt hatte, verzögerte ich gleich von Anfang an blofs, und später hin auch dieses kaum mehr. Es fehlte mir übri- gens so eben blofs an einer stärkeren Maschine, um nicht Schlies- sungen der gleichen Art von jedem Grade gänzlich zu hemmen. c) Ich kehrte den vorigen Versuch (Anmerkung b) gewisser- | massen um, indem ich beyde Blattabtheilungen an einem hintersten Blättchen kneipte oder anschnitt. Jetzt wurde die inverse Schlies- sung der positiven Abtheilung ausnehmend beschleunigt, die der ne- gativen aber gehemmt, oder doch verzögert. Er ORTE 307 ‘d) Aus der völligen Aequivalenz eine Mimosenabtheilung vor- und rückwärts durchlaufender Reize, sie mögen durch was immer hervorgebracht seyn, und aus der hieraus sich mit ergebender völ- ligen Aequivalenz von Reizen auch rein mechanischen Ursprungs mit elektrisch hervorgebrachten folgt übrigens ohne Weiteres, dals, wenn man an derselben Blattabtheilung ein letztes Blättchen hinten, . und ein letztes vorn zugleich anschneidet, kneipt, od. s. w., die von diesen Stellen sich entgegen wirkenden Reize im Verlaufe der Abtheilung sich irgendwo (und zwar dem innern Ende näher als dem äusseren) begegnen, und, zwey Entgegengesetzten oder einem wahren + und — gleich, sich aufheben müfsen. Ich hätte die- ses gern mit einer, directen Beobachtung belegt gesehen. Sie wür- de sich so auszunehmen haben, dafs am Orte der gegenseitigen Aufhebung beyder Reize ein Blättchenpar völlig ungeschlossen zu- rückbliebe, während alles Uebrige vorn und hinten geschlossen wäre. Wenn man aber bedenkt, dafs ein ganz ungemeiner Zufall dazu gehörte, dafs einmahl beyde Reize sich, wie das dann seyn mülste, genau an der Stelle begegneten, von wo aus beyde sich erst seit- wärts in die Gelenke der beyden Blättchen jenes Pares, oder in ‚das auch nur eines, zu ergielsen haben, und dafs es noch über diefs die Frage sey, ob dieser Ort ein blofser Punct, oder eine blofse mathematische Queerlinie sey, als in welchem Falle die Haupt- bedingung zum geforderten Erfolge sich noch viel schwieriger her- ' stellen würde; so darf es nicht befremden, wenn in einer, schon wegen Schonung der Pflanzen nicht allzu zahlreichen Menge wirk- licher Versuche darüber mir bis jetzt noch keine solche Beobach- tung zu Stande kam. Alles, was ich noch habhaft werden konnte, AN aber gewils hierher gehörte, dals um die Gegend des Begegnens beyder Reizungen und ihrer Wirkungen die Schliefsung en ‚matter, langsamer, schlaffer geschah. e) Für sämmtliche Hemmungen und Verzögerungen in Anmer- kung b und c waren Einströmungen ohne Schlagweite günstiger als _ mit solcher. Es wurde hier der Fortpflanzung des ersten Reizes 39 - nicht 308 Ken nicht ununterbrochen genug entgegengearbeitet, und die Zwischen- zeiten zwischen den einzelnen Fünkchen, die er auf der Stelle im- mer wieder benutzen konnte, übertrafen in jedem Falle an Werth jene der wirklichen Wirkung weit. "Dagegen waren für die Accele- rationen die Einströmungen mit Schlagweite die wirksameren, und in den Zwischenzeiten wirkte nichts entgegen. f) Wo ich zuweilen zwey Abtheilungen erhalten hatte, von denen, nach Beendigung des Versuchs dieses {. 28, die negative Ab- theilung nur zum Theile zusammengegangen war, die positive aber noch keine Trennungsbewegungen gezeigt hatte, und ich jetzt so schnell darauf als möglich die entgegengesetzten Elektricitäten ein- strömen liefs, so schlofs sich davon die vorhin positive, jetzt nega- Zive Abtheilung weit schneller, als es zuvor die negative that; an der vorhin negativen, jetzt positiven aber bewegte sich nichts, son- dern erst nach dem Aufhören des Stroms, wenn er lange genug an- gehalten hatte, schlossen sich einige oder mehrere Blättchenpare an ihr als Trennungsbewegung, von welcher die jeizt negative Abthei- lung nichts erfuhr. g) Hat man nicht sonderlich empfindliche Blattabtheilungen zum Versuche dieses $'s gehabt, dabey ohne Schlagweite einströmen lassen, und besonders im Anfange langsamer, und später erst nach und nach rascher, dann aber sehr anhaltend gedreht, so fehlt es “ nicht, dafs oft beyde Abtheilungen, so lange fortgedreht wird, völ- lig offen bleiben, dagegen aber dennoch nach dem Aufhören die ganze positiv gewesene Abtheilung von aulsen nach innen, und schnell, zusammengeht. Eben so kann man auch in galvanischen Froschver- suchen alle Schliefsungszuckung vermeiden, wenn das Präparat nur nach und nach dem ganzen Malse der Action der Kette ausgesetzt wird. Bleibt sie aber lange genug geschlossen , so wird dann auch X ein minder erregbares Präparat bey plötzlicher Trennung derselben sehr starke Trennungszuckungen und Krämpfe geben. h) 309 h) Für alle in diesem $. erzählten Versuche ist durchaus gleichförmiges Drehen der Maschine, oder, wenn man damit zu stei- gen oder zu fallen hat, doch gehörig allmähliges Steigen und Fal- len damit zu empfehlen. Dreht man nämlich, wie ungeschickte Ge- hülfen so leicht, mehr ruckweise, oder bald schnell, bald langsam, so bildet diefs schon wahre Aequivalente von völligem Beginnen und Aufhören eines blofs schwächern elektrischen Stroms, und vor- nehmlich ist man dadurch in Gefahr, so den Versuch noch während desselben mit Trennungsbewegungen verunreinigt zu sehen. $. 29. Froschversuch. Sämmtliche Froschversuche in $$. 23, 23 und 27 lassen sich _ halbiren, oder jeder in zwey zerlegen. : Von {. 23, Fig. ı, sind j diese Hälften Fig. 5 und 6, von der ihr gleichgeltenden Fig. z sind es Fig. 7 und 8; Fig. 5, ist — Fig. 7, und Fig. 6—Fig.8. Zu den Hälften von $$. 25 und 27, Fig. 3 und 4, bedarf es keiner be- ' sonderen Figuren. Man braucht Fig. 5 und 6 nur umgekehrt zu zeichnen, oder auch blofs die Kupfertafel umzukehren,, um diejeni- gen von Fig. 3, und eben so mit Fig. 7 und 8 zu verfahren, um diejenigen von Fig. 4 zu haben. Auch keiner besonderen Abhand- _ lung bedürfen die letzten vier ohne eigne Zeichnung gelassenen _ Hälften von Fig. 3 und 4, da man dafür die derjenigen vier (oder _ im Grunde nur zwey) von Fig. ı — z höchstens blols in etwas anderer Ordnung (nähmlich in der Folge 6, 5, 8, 7); übrigens aber - geradezu, wiederholen mülste. Schon von den ersten lassen sich wieder Fig. 3 — Fig. 7 und Fig. 6 — Fig. 8, zusammen fas- sen, ja, wie man sehen wird, selbst wieder Fig. 5 und 6 dem Ver- ı suche nach in eine. i | 2 Die Erregbarkeit der Froschpräparate selbst wird von dersel- - ben Höhe vorausgesetzt, wie in $$. 23, 25 und 27. A. 3ı0 A. Mit leidner-Flaschen-Schlägen. ” Die leidner Flasche und sämmtliche Armaturen müssen durch- "aus vorgerichtet und gewählt seyn, wie {. 23 vorschrieb. Der eben ‚genügende Grad von Ladung der Flasche ist im Ganzen eher noch etwas. schwächer als in (. 23. Man fängt damit an, die +4 Belosung der Flasche mit der Ar- matur f in Fig. 5 oder 7, und die — Belegung mit e in Verbindung zu bringen; re Schenkel a wird jeden Falls zucken. Man bringt dann nach einer oder etlichen Secunden + an e und — an f; a wird vielleicht ebenfalls zucken, doch nicht stärker, als vorhin, son- dern wenigstens schon merklich schwächer, wenn die Flasche nicht noch immer zu viel Ladung hatte. Nach gleicher Zeit + wieder an f, und — an e gebracht, giebt ganz bestimmt wieder stärkere Zu- ckung, als bey voriger umgekehrter Entladung, oder schon allein noch welche, wenn vorhin bereits-gar keine mehr da war. Man fährt hierauf fort, nach unter sich gleichen Zeitzwischenräumen abwech- selnd bald + an fund — an e, bald + an e und — an f zu brin- gen. Geschah es früher noch nicht, so wird man doch jetzt sehr "bald da angekommen seyn, wo mehrere oder viele Mahl nach einan- der blofs dann Zuckung erfolgt, wenn + zu f und — zu e eintritt,- gar keine aber im umgekehrten Falle. Ist endlich auch im ersten keine Zuckung mehr da, so braucht man auch hier nur die Zwi- schenzeit zu vergrölsern, um in der Regel sie dennoch wiederkehren zu sehen. Mit dem Falle, wo + zu e eintrat, hat man übrigens schon allemahl Fig. 6 — 8 mit untersucht, da diese nichts ‚als eben die- sen Fall, ausdrücken. Resultät. Der vorige Erfolg lehrt, dafs schwache leidner Flaschen- Schläge beym Zustande höchster Froscherregbarkeit sehr viel wirk- samer F | | RR samer sind, wenn zu ihrer Entladung positive Elektricität zur äus- sern, negative zur innern der beyden Stellen des Organs, durch welche entladen wird, eintritt, als bey der umgekehrten Vertheilung der Elektricitäten. Im ersten Falle ist starke Wirkung da, wenn _ im letzten gar keine. Anmerkung... Es ist für den Erfolg einerley, welches von den Präparaten ‚Fig. 53 bis 8 man zum Versuche wählt. B. Mit anhaltenden elektrischen Strömungen. IL. Von der Elektrisirmaschine aus. Hier ist der Versuch noch nicht besonders angestellt worden. - Indessen ist er-schon in $. 27 A hinlänglich enthalten, und bey wel- cher Vertheilung der Elektricitäten er auch angestellt sey, so wird er doch eben so wenige Contraction des Froschschenkels beym An- _ fange und Aufhören des elektrischen Stroms geben, wie dort, so- fern man nicht etwa verfährt, wie in $. 27 B Anmerkung b ange- _ führt wurde. U. In der galvanischen Kette. E: , Hierzu bedeute e in Fig. 5—8 Zink und f Silber, und zur Kette werden beyde unter einander, unmittelbar oder durch ein drit- tes Metall, verbunden, ?: \ ya Resultat. | Bey der Schliefsung wird der Froschschenkel zucken, wenn beyde Metalle vertheilt sind wie in Fig. 6 und 8, d.i., das positive r or Muskel oder nach ihm hin, das negative aber am Nerven oder seiner vom Muskel entfernteren Stelle liegt; dagegen nicht, wenn diese Metalle umgekehrt, oder wie in Fig. 5 und 7, vertheilt sind. — Bey der Trennung wird im ersten Falle keine Zuckung, wohl aber ps letzten, zugegen seyn. An- \ Sal; Anmerkung. a) War je in Fig. 5 und 7 auch etwas Schielsungszuckung da, so war sie gewils sehr viel kleiner, als die in Fig. 6 und 8, und auch viel kleiner als die nachherige Trennungszuckung. b) De Versuch ($. 29 B) II ist wesentlich kein anderer, als der Versuch ($. 29 B) I selbst, blofs mit dem. Unterschiede, dafs hier die elektrische Action explosiver oder abgeschnittener ein- oder austritt als dort. $. 30. Mimosenversuch. A. Mit Leidner-Flaschen- Schlägen. Es wird blofs eine einzige Abtheilung armirt, nur an zwey verschiedenen Stellen ‚ aulsen an der Spitze, und innen in der Nä- he ihres Gelenks. ae i Resultat. Man wird sehr bald Ladungen antreffen, welche die Abthei- lung wenig oder zu gar keinem Theile schliefsen, wenn + E aufsen „und —E innen eintritt, aber sehr weit oder gänzlich, und fast völ- lig gleichzeitig, wenn + E innen und —E aulsen eintritt. Auch werden die erforderlichen Ladungen unter übrigens gleichen Um- ständen noch etwas kleiner seyn, als in $. 26 B. ET Ich habe Abtheilungen getroffen, welche nach der ersten dee 4 hier angegebenen Richtungen, erst die einfache Ladung mehrmahls mach einander, dann noch die doppelte aushielten, ohne im minde- h sten zusammenzugehen, sich aber sogleich und völlig schlofsen, als darauf wieder die einfache Ladung nach der umgekehrten, oder der letzten der beyden angegebenen Richtungen, durch sie hindurchging, Gelangt aber auch der Erfolg nicht eben zu dieser Höhe von Präcision, so bleibt er doch immer noch sehr entschieden. Ohne Aus- ori 8:3 Ausnahme wirkt — E aufsen und -- E innen allemahl sehr viel stärker als umgekehrt, und wäre selbst die Ladung zu stark gewe- sen, so dafs die Abtheilung beyde Mahl sich schlöfse, und ganz , (wozu man dann schon ganz nothwendig (vergl. Anmerkung a) zwey, sich entsprechende genommen haben wird), so wird dieses dennoch im Falle von + E aufsen und — E innen sehr viel langfamer und träger, auch unter einem übrigens ganz andern Habitus, geschehen, als im umgekehrten Falle. Anmerkungen. a) Am überzeugendsten und sichersten stellt man die beyden Versuche, die einander zur Vergleichung dienen, an zwey verschie- denen, aber sich entsprechenden (d. i. zu demselben Pare gehöri- gen) Abtheilungen des Blattes an, weil man sonst glauben könnte, man addire im Grunde blofs Reize, indem man mehrmahls durch dieselbe Abtheilung entlade, und endlich müfse sie sich wohl schlies- sen, weil nun der Reiz anhäufungsweise grofs genug geworden. b) Indessen ist der Erfolg dieses Versuchs wirklich zu einem _ solchen Grade sicher, dafs man ohne sonderliche Gefahr auch zwey Blattabtheilungen von ganz verschiedenen Blättern, Zweigen, oder selbst Pflanzen nehmen kann, sobald sie nur sonst so ziemlich von einerley Alter und Erregbarkeit scheinen. c) Besonders bequem läfst der Versuch sich, und ohne alle h; Armatur, mit den beyden kleinen leidner Fläschchen in $. 26 B An- A merkung f anstellen, ohne dals man von Störung durch mechanische Reizung dabey etwas Bedeutendes zu befürchten hat. en d) Dafs in diesem Versuche directe Reizungen des Abthei- _ Äungsgelenkes, und somit auch ihre Folgen wegfallen, ist von selbst - deutlich. 40 B. 314 B. Mit elektrischen Strömungen. I. Auf die Art, wie in $. 28. Man armirt dazu, wie in diesem $. 30 A. Resultat. a) Es geht während der Strömung, besonders zu Anfang der- selben, bey -- E innen und — E aulsen allemahl viel mehr von der Blattabtheilung zusammen, als bey-+ E aufsen und — E innen, und oft schliefst bey der ersten Anordnung die Abtheilung sich ganz, während sie bey der zweyten völlig offen bleibt. b) Hat bey -- E aufsen und — E innen die Strömung lange genug angehalten, so treten nach ihrem Aufhören Trennungsbewe- gungen (vergl. . 28 Resultat f und ferner) ein, die um so beträcht- licher sind, je länger zuvor die Dauer der Strömung war. c) Auch hier erhöht man die Wirkung durch Einsetzung klei- ner Schlagweiten. d) Eine Menge übriger Details übergehe ich, da sie schon in |. 28 und sonst, vorkamen, und der Verständige leicht von selbst finden kann, was von ihnen noch hierher gehört, oder auch, wo hier ferner vorkommende dort hingehören. Blofs das will ich noch an- führen, dafs hier eben so gut, als in $. 30 4 unmittelbare Reizungen von Abtheilungsgelenken und deren Folgen wegfallen. U. Durch sehr allmählige Entladungen von leidner Flaschen, Man ladet eine gröfsere leidner Flasche, z. B. die in {. 24 nach Umständen 4, 6, 8, ıo bis ı2 und mehr Mahl so stark, als eine stumpfe Spitze, welche man vermittelst einer isolirten Handhabe hinsetzen kann, wo man hin will. Die äufsere Belegung der Flasche x falst man in die eine trockne Hand, und mit der andern setzt man jene stumpfe Spitze auf das äufsere Ende irgend einer jungen fri- schen und ausgebildeten Blattabtheilung einer unisolirten Mimose. Hier 18; bi zu |. 30 4, und verbindet mit ihrem Knopfe durch gewundenen Draht. 315 Hier besteht der Entladungskreis der Flasche aus der Person, wel- che die Flasche hält, einem beträchtlichen Stück trocknen Zim- ‘ merbodens, den Füfsen und dem Blatt des trocknen hölzernen Ti- sches, auf welchem die Pflanze steht, dieser ihrem Topfe, ihrer Er- de, und der Pflanze bis zur berührten Abtheilung selbst, und da die Leitung in ihm äufserst 'unvollkommen ist, so geschieht auch die Entladung höchst allmählig, und bis 8 und ız2 Umdrehungen der Maschine geben dem Experimentator noch keinen Schlag, wäh- rend er sonst schon von einer, und weniger, einen merklichen em- pfindet. Resultat. War Reizbarkeit des Blattes und Ladung der Flasche gehö- rig getroffen, so geht nichts von der Blattabtheilung zusammen, wenn sich innen in der Flalche positive Elektricität befand. Höch- stens schliefst das berührte Blättchenpar sich, was aber, wo nicht schon von mechanischer Reizung, von der Reizung der Gelenkchen desselben herkommt (s. oben). War die Ladung aber bedeutend zu stark, so schliefst sich dann freylich mehr von der Abtheilung mit. — Befindet sich im Gegentheile negative Elektricität in der Flasche, und übrigens genau so viel, wie vorhin, so wird bey der Berührung der Abtbeilung mit der stumpfen Spitze die ganze Blatt- - abtheilung sich mehr oder weniger schnell, und rhythmisch, schlies- sen, und auch in dem Falle, wo die Ladung um eben so viel zu ‚stark war, wie vorhin, wird nun um so eher die ganze Abtheilung - sich schliefsen, und sehr viel schneller und stärker, als der blofse Theil bey +-E in der Flasche. Anmerkungen. a) Dieser Versuch gehört zu den einfachsten, die man anstel- len kann, um sich von der bey weiten stärkeren Wirkung der nega- tiven Elektricität auf jüngere Mimosenblattabtheilungen als der positi- Sven zu versichern, sobald diese Elektricitäten von aufsen in dieselbe 40 ? tre- . treten. Auch kann man hier, da der Versuch so wenige Vorberei- tung kostet, sich besonders schnell orientiren, und eine grofse Reihe Versuche in kurzer Zeit anstellen. b) Schraubt man von der stumpfen. Spitze die Kappe ab, dafs ihre scharfe frey wird, so braucht man nur die Ladung gehö- rig zu erhöhen, um die Blattabtheilung mit dieser Spitze gar nicht mehr berühren zu dürfen; man nähert sich ihr dann blofs bis in überall gleiche Entfernung. Hierzu sind besonders die klei- nern Fläschchen in {. 28 B Anmerkung f sehr geschickt, wo sich die Spitzen am Hnopfe selbst befinden. Man ladet die eine innen positiv, die andere gleich stark innen negativ. Nachdem man die innen positive mit ihrer Spitze dem Ende der Blattabtheilung verge- bens näherte, schlielst sich auf gleiche Annäherung der innen nega- tiven die ganze Abtheilung. c) Eben so bequem sind diese Fläschchen, nachdem die Kap- pen wieder übergeschraubt, auch für die unmittelbare Berührung der Abtheilungen zu gebrauchen, weil man hier die andere Elektricität immer gleich auf der Stelle bey der Hand hat. Nur hat hier die Entladung die Allmähligkeit nicht mehr, wie bey gröfsern Flaschen, oder kleinern mit scharfen Spitzen. d) Wie man übrigens solche Flaschen innen negativ ladet, ohne deshalb erst ans Reibzeug der Maschine zu gehen, ist bekannt. Man fafst sie beym Knopfe (Hacken, od.s. w.), hält sie mit der. äufsern Belegung an den (positiven) Conductor, setzt sie darauf auf eine isolirende Fläche nieder, und hebt sie jetzt. an der äufsern Be- legung wieder davon auf. Diefs gibt auf gleich viel Umdrehung der Maschine bey weiten sicherer eine gleich starke Ladung (Spannung) der Flasche für den Fall, dafs sie innen negativ, und genau eben so stark als vorher positiv seyn soll, als wenn man am Conductor ableitet, und am isolirten Reibzeuge ladet. Im letzten Falle erhält man sie gewöhnlich schwächer. II. 317 IH, Vermittelst elektrischer Bäder. Man isolirt den Topf, worin sich die Pflanze befindet, und verbindet die Erde in ihm durch eines der Löcher im Boden dessel- ben durch eine Kette bald mit dem (positiven) Conductor, bald mit dem (negativen) Reibzeuge der Maschine. Man dreht die Maschine langsam, während man zugleich dem Ende irgend einer jüngeren Blattabtheilung eine nicht isolirte Metallspitze aus gegebener Entfer- nung entgegenhält. Resultat. Man wird hier beständig sehen, dafs, bey gefundener gehöri- ger Entfernung der Spitze von der Blattabtheilung (sie konnte schon bey meiner so schwachen Maschine beträchtlich grofs seyn, und Zolle betragen), diese sich äufserst schnell und ganz schlielst, wenn das Bad der Pflanze positiv ist, während sie völlig offen bleibt, oder doch nur wenig, und allemahl schwächer und langsamer sich schliefst, wenn das Bad der Pflanze negativ ist, ‚Anmerkungen. a) Da auch bey Pflanzen es ebenso gleichviel als bey thie- rischen Organen ist, ob sie irgendwo nach der einen Richtung +E verlieren, oder nach der andern entgegengesetzten — E empfangen, und wieder, ob sie nach der einen —E verlieren, oder nach der 1 entgegengesetzten andern + E empfangen, so lehrt und bestätigt die- { j ‚ser Versuch ($. 30 B III ) vollkommen, was die früheren ($. 30 4 und BI, II) gaben. b) Schöner noch, und sehr schön fällt sein Erfolg aus, wenn man die Pflanze durch 2, 4, 6 oder 8 Umdrehungen erst in das Bad, dessen Spannung man damit hoch oder niedrig haben kann, setzt, und erst nach gegebener gleicher Zeit, nachdem die Maschine , wieder ruht, z.B. » bis 4 Secunden darnach, dem Ende der Blattab- ‚theilung eine unisolirte Spitze entgegenhält, nur dafs man sie hier be- stimmt 318 stimmt beträchtlich näher bringen mufs, als wenn man sie ihm noch während der Bewegung der Maschine entgegenhielte, und von neuem und so näher, von je geringerer Spannung das Bad selbst ist. Setzt ° man dann aber, während das Bad bald positiv bald negativ ist, alle übrigen Umstände nur gehörig gleich, so ist es hier aufserordentlich leicht, die Blattabtheilung sich nicht im mindesten schliefsen zu se- hen, wenn das Bad negativ, aber durchgängig und rasch, wenn es positiv ist. c) Um hier in je zwey zusammengehörigen Versuchen, und wenn man sie an der nämlichen Blattabtheilung anstellen will, und dazu dann von selbst mit dem negativen Bade anfängt, damit man die Abtheilung für den folgenden Versuch offen behalten könne, vollkommen gleiche Entfernung der Spitze von der Abtheilung zu erhalten, befestigt man sie von Anfang an auf ein isolirendes Stativ, läfst hinten von ihr einen feinen Draht pendelartig und ohne dafs er bis an etwas Ableitendes reiche, herabhängen, versetzt sodann die Pilauze ins Bad, und berührt hierauf jenen Draht ableitend. d) Ich habe bey feineren Wiederholungen obigen Versuchs unter der Modification Anmerkung b deutlich bemerkt, dafs Aufhe- bung des Bades durch Spitzen von Zink, unter sonst möglichst gleich gehaltenen Umständen, merklich wirksamer war als Aufhebung des- selben durch Spitzen von Silber, Gold und besonders Platin, un- geachtet sie alle möglichst ähnlich waren. Noch eine scharfe recht- winkelige Ecke von ı Zoll breitem Platindlech wirkte schwächer, als eine blofse Zinkspitze. Ich habe diese Beobachtungen bey positivem Bade der Pflanze, und sich genau entsprechenden Blattabtheilungen gemacht. Ganz ähnliche fanden sich schon längst bey Menschen in elektrischen Bädern vor. . . . ui e) Wenn man zu diesen Versuchen zwey Mimosen (in geson- derten Töpien) nimmt, so werden sie noch anziehender. Man iso- lirt beyde, verbindet die Erde der einen (x) auf oben anzeigte Art mit Dnagu neh hl 5 319 mit dem Gonductor oder dem Reibzeuge der Maschine, bringt dann zwey möglichst gleiche Blattabtheilungen beyder Pflanzen, wie in {: 24 und {. 26 4, vorn mit einander in Berührung, und hält dann seiner Zeit einer zweyten auf der freyen Seite der Pflanze befindli- chen Blattabtheilung n der andern Pflanze ß eine Spitze gegenüber, Ist jetzt das Bad negativ, und sonst alles getroffen, so bleibt die Blattabtheilung der Pflanze & ruhig; die sie berührende der Pflanze ß dagegen schliefst sich, und die zweyte Abtheilung dieser Pflanze ß, oder n, bleibt wieder offen. Ist das Blatt positiv, so schliefst sich die Blattabtheilung der Pflanze x; die sie berührende der Pflanze ß bleibt offen, und die freye oder zweyte Abtheilung (r) dieser Pflanze (8) schliefst sich ebenfalls. Doch ist die Schliefsung dieser gewöhnlich etwas beträchtlicher, oder doch rascher als die derje- nigen an der Pilanze «. Diesen Versuch hätte Ingenhousz sehen sollen, um über- zeugt zu werden, dafs es kein blofser Wind sey, wie er wollte, und | ihm lange nachgeglaubt wurde, der bey elektrischen Versuchen mit ' Mimosen diese, und völlig mechanisch, in Bewegung und Schlielsung ' versetze. Denn wo sollte doch, vollends bey so schwachen Bädern wie die meinigen, da, wo die Abtheilungen der beyden Pflanzen x und 8 sich unmittelbar berühren, und blofse Leitung übrig bleibt, _ ein solcher herkommen? Aber der sonst so scrupulöse Mann liefs + diefsmahl selbst leidner-Flaschen - Schläge nach blofser Blasebälge- k Weise wirken, weil Comus le Dru 23) sich wahrscheinlich geirrt R hatte, schien überhaupt nun keiner von ihm gelten zu dürfen. Aber % auch Hrn. Ingenhousz mulste erst durch andere gezeigt werden, _ wie er oft irrte, ohne dals man ihn deshalb auch da herabgesetzt fi ‚hätte, wo er wirklich Recht hatte. d J) Diese Versuche mit Bädern und vorgehaltenen Spitzen wer- _ den jetzt zur Genüge rechtfertigen, was ich bereits $. 6 bey Gelegen- Br heit % ö 23) In einem einzigen Versuche, den er gelegenheitlich miterzählt (seine Geschichte habe ich in Gehlen's Journ. f. d. Chem. Phys. u. Miner. B. VI. S. 457 gegeben). 320 heit Gomus’s sagte; so wie die gesammten Versuche dieses $. 30, was ich daselbst bey Gelegenheit van Marum’s hinzufügte. Denn wirklich haben wir in ihm, besonders unter 4 Mimosenblätter ge- nau behandelt, wie Volta mit Reibungselektricität schon 1792 Frö- sche, (und Galvani mit Berührungselektricität schon 1794). g) Stellt man den Versuch Anmerkung e mit der Abänderung an, dals man der freyen Abtheilung n der zweyten Mimose ß keine Spitze, und überhaupt nichts, vorhält, sondern nach aufgehörtem Drehen der Maschine, während fortbestehender Verbindung beyder Töpfe mit dem Conductor oder dem Reibzeuge, diese oder die Ver- bindungskeite, und damit auch die beyden Pflanzen, entladet, indem man mit dem Finger einen Funken zieht, so ist der Erfolg für die beyden sich berührenden Blattabtheilungen der zwey Mimosen der umgekehrte vom dortigen. Es schliefst sich nämlich, war das Bad positiv, die Abtheilung der Pflanze ß, und die der Pflanze x bleibt offen (oder schlielst sich doch weniger und langsamer); war aber das Bad negativ, so schliefst sich die Abtheilung der Pflanze x, und die der Pflanze ß bleibt offen (oder schliefst sich wenigstens langsamer und weniger). h) Setzt man das Ende der Abtheilung blofs eirer (isolirten) Pflanze vermittelst gehöriger Armatur u. s. w. mit der Maschine in Verbindung, giebt dann das Bad, und zieht hierauf Funken aus der % Kette, oder dem Theile der Maschine, welcher lud, so wird, bey getroffener Stärke des Bades, wenn es positiv war, diese Abtheilung sich schliefsen, wenn sie dagegen offen bleibt, sobald das gleich starke Bad negativ war. i) In den Versuchen {. 30 II und HI und ihren Anmerkungen wird häufig zugleich vom Niedersinken des Blattes selbst, zu dem die respective Abtheilung gehörte, vorfallen, besonders, wenn ent- weder die Reizbarkeit der Blattstielgelenke so eben sehr hoch steht, oder die elektrische Wirkung selbst schon etwas stark war; denn der 321 der Strom geht hier durch diese Gelenke unmittelbar mit. Man wird diese Blattsenkungen dann allemahl entweder blofs da bemerken, wo +E zur Abtheilung (von aufsen) ein- oder —E (von innen) von ihr ausströmte, oder auch die Pflanze nur es durch sie in der Richtung nach aufsen verlor, oder, wenn, wo mehrere Blätter mit ihren Gelenken im elektrischen Kreise waren, beyde knicken, doch allemahl das, was sonst allein gesunken wäre, am schnellesten und damit scheinbar auch frühesten, wiewohl man auf diesen Fall hier | verhältnifsmälsig nur selten treffen wird. k) In keinem aller meiner Versuche mit elektrischen Bädern war die Spannung lötzterer so hoch, dafs eine zu bemerkende Di- vergenz der verschiedenen Divergenzfähigen Theile der Mimosen und ihr zu Folge bey der nachherigen Aufhebung des Bades irgend eine merkliche Zurückbewegung derselben entstanden wäre. Es konnte also keiner der Erfolge bey letzterer im mindesten von blos- sen mechanisch zu Stande geliommenen Bewegungen dieser herrüh- ren, wie van Marum z.B. in sginen Versuchen (vergl. $. 3) aller- dings nicht völlig sicher war, als welcher achtungswürdige Physiker, dessen Genie sich überall mehr der Cultur der Maschinen als der- jenigen der Gesetze der Elektricität und ihrer Wirkungen zuneigte, übrigens auch hier nur durch Sturm zu siegen vermeinte, während doch auch in der Physik der Sieg nur dann ein wahrer, vollendeter ist, wenn man seinen Gegenstand nicht tödtet, sondern sich mit ihm _ wersteht. $. 31. Froschversuch. A. Mit Reibungselektricität. En z I. Bey höchster Erregbarkeit des Präparats, Der hieher gehörige Versuch fehlt bis jetzt, obschon seiner Zeit dazu blofs eine nähere Untersuchung der Zustände, in welchen 4ı in- 322 in $. 27 4 die Nerven c und d der beyden Froschschenkel a und 5b in Fig. 3 oder 4 nach dem Aufhören der Bewegung der Maschine zurückgeblieben waren, erforderlich gewesen wäre. Gegenwärtig im hohen Sommer aber fehlte die Gelegenheit, ibn eigens nachzuholen. IL Bey uiederer Erregbarkeit von jenem Grade, bey welchem Sf. 23 und 25 der Erfolg des Versuchs der durchaus umgekehrte seyn würde, d. ı., bey dem Erregbarkeitszustande , welchen ich in m. Bey- trägen z. näh. Kennt. d. Galv. B. II, St.3, 4, $.76, mit E be- zeichnete. Ich armirte am 23. Jul. d. J. ein Froschpräparat, ganz wie Fig. 3 es zeigt, an a und b mit zwey homogenen Metallen, und ver- band diese Armaturen, die eine (e) mit dem positiven Conductor, die andere (f) mit dem negativen Reibzeuge meiner Elektrisirma- schine. Zuvor befanden sich beyde Schenkel ca ud db auf durch- aus gleichem Grade und Zustande der Erregbarkeit, und zwar, nach- dem sie den in m. Beyträgen a. a. OÖ. mit D. bezeichneten Uebergangs- zustand so eben verlassen hatten. Ich liefs die Maschine, mit kurzen Pausen zwischen jedem Hundert, zusammen 400 Mal umdrehen. Jetzt aben, wenn ich eine geringe Schlagweite setzte, als die sonst so 5 > zerıng 8 augenblicklich Contractionen hervorruft, auch wenn das Präparat schon matt ist, beyde Schenkel keine Zuckungen mehr. Allein, der Schenkel ca, oder der, welcher von aulsen + E erhalten hatte, war so in seiner Erregbarkeit erhöht, dafs er schon während dem vierten Hundert der Umdrehungen .in freywilliges Zittern ausbrach, | - 4 \ | 7 | A} e und nachmahl auf das blofse Zurückbiegen seines Nerven c auf die Haut der Muskeln «a, also auf Ketten aus blofs thierischen Theilen, verschiedene Mahl nach einander Gontractionen gab. Eben so vor- züglich reizbar bewies er sich auch gegen Ketten aus heterogenen Metallen, während der Schenkel db oder der, welcher von aufsen — E erhalten hatte, sich nur noch sehr schwach ‚auf sie bewegte. Ich hing jezt die Verbindungsketten um, so dafs nunmehr a von aus- 323 aussen — E, und 5 dagegen -- E bekam, und liefs, weil ich ‘es im Ganzen doch mit einem nun matteren Präparate zu thun hatte, 600 Mahl umdrehen. Hiernach war jetzt der Schenkel ca so und noch mehr deprimirt, wie vorhin db, der Schenkel db im Gegentheile war es, welcher sich jetzt gegen galvanische Ketten auf Zink-Silber noch _ aufserordentlich erregbar zeigte. — Ueber den ganzen Versuch wa- ren gegen 3/4 Stunden verflossen. Anmerkung. Da es uns, wie man schen wird, für den folgenden Mimosen- _ versuch, von ähnlichen auch mit blofser Reibungselektricität, aber _ an Fröschen, angestellten, eigentlich nur auf einen solchen ankommt, der überhaupt, selbst abgesehen von der gegebenen Art ihrer Er- _ regbarkeit, beweise, dafs Fröschpräparate wie Fig. 3—4 im Kreise dauernder elektrischer Strömungen zu beyden Seiten entgegengesetz- 'te Modificationen ihrer Erregbarkeit erleiden, während das Prä- ‚parat zugleich für die vorige Vertheilung der Elektricitäten im All- _ gemeinen deprimirt (für die entgegengesetzte aber exaltirt) ist, so kann dieser Versuch $. 3ı 4 II völlig für den Mangel des Versuchs Fi I entschädigen ‘und denselben vertreten. B. Mit Berührungselektricitäl. I. Bey höchster Erregbarkeit des Präparats. Man untersuche in {. 27 B den Zustand des Froschpräparats, | in welchem es nach, einige Zeit angehaltener Schlielsung, der dorti- ‚gen galvanischen Kette zurückgeblieben ist. De Resultat. Das ganze Präparat ist für die vorige Anbringungsart der elek- "Arisch.- „heterogenen Armaturen im Allgemeinen deprimirt, für die umgekehrte aber exaltirt; dabey aber findet sich der Schenkel b, oder der, an welchem das von beyden negative Metall lag, noch 7 Nr beson- 3*4 besonders wieder für galvanisch- elektrische Reize exaltirt, und der Schenkel a, oder der, an welchem u von beyden positive Metall lag, für selbe deprimirt. Anmerkungen. a) Das Nähere dieser Erregbarkeitsmodificationen befindet sich umständlich in m. Beyträgen z. näh. Kennt. d. Galv. B. II, St. 3, 4, in der zweyten Abhandlung, vorzüglich in $$. 54, 60 und 63. b) Ueber die vollkommene Gültigkeit dieses Versuchs statt des noch fehlenden 4 I vergieiche man {. 27 B Anmerkung a. | U. Bey niederer Erregbarkeit von gleicher Schwäche und Art, als in 4 II Man untersuche nach einer Schliefsungszeit der Kette, die in der Regel bedeutend länger seyn mulste, als in B 1. Resultat. Der Erfolg ist derselbe, als in BI, blofs dafs die Localitä- “ten die umgekehrten sind. Es ist hier nähmlich der Schenkel, der R) mit dem positiven Metalle armirt war, welcher exaltirt, und derje- 9 nige, der mit dem negativen Metalle armirt war, welcher deprimirt, oder unreizbarer als jener, zurückbleibt. u rk Anmerkungen. a) Zu welchen fast fürchterlichen Phänomenen hier die Ex \ altation des mit dem positiven Metalle armirt gewesenen Schenkels Gelegenheit geben kann, ist bekannt. Sie gründen sich vornehm- Ri lich in dem hier leicht bis zum mehrere und viele Minuten a tenden Starrkrampfe, welchem dieser Schenkel als Trennungszu< ckung bey galvanisirten Froschpräparaten von einer vorausgegange- nen, einige Zeit gedauerten und dann schnell abgebrochenen Wir- kung während der Kette, und eben so auch von einer Erregbar- keits- a — 32 z - keitserhöhung, die dieser Schenkel durch sie erlitt, unterworfen ist. Ich müfste zu viel wiederholen, was schon anderwärts hinlänglich auseinander gesetzt ist, wenn ich dieses hier nochmahls näher un- tersuchen wollte. Im Verlaufe der zweyten Abhandlung in m. Bey- trägen B. II. St. 3, 4 Abschn. IV und V wird sich alles hierher Gehörige vorfinden. Hier bemerke ich blofs noch, dafs die Tren- nungszuckungen im positiv armirten Schenkel eben so, wiein Bf die im negativ armirten, und so stärker hervortreten, je länger die Kette geschlossen war, also in gleichem Grade, als während letzte- rer die Erregbarkeitsmodification vorschritt, mittlerweile der hier negativ, und in B ] positiv armirte Schenkel für Zuckungen* bey neuer Schliefsung genau im nämlichen Verhältnifse unfähiger wird. b) Uebrigens habe ich diesen Versuch B II blofs, weil er dem Versuche A II, der als Stellvertreter von 4 I zu dienen hat, entspricht, hier angezogen, indem ich in dieser Abhandlung noch keine Gelegenheit finden werde, ihm den in jeder Hinsicht buch- - »stäblich entsprechenden Mimosenversuch gegenüber zu stellen, { | $. 32. Mimosenversuch. nn Es ist zu untersuchen, in welchem Zustande in Hinsicht auf ihre Reizbarkeit in {. 28, oder auch, wie der Versuch daselbst in Resultat k angestellt ist, wenn die Strömung lange genug gedauert Y hat, zurückbleiben. Ei; , Resultat. v- a h ») r So weit ich bis jetzt dieser Untersuchung folgen konnte, sah ich immer: % a) Dafs beyde Abtheilungen für Elektricitätsempfang nach der zuvor Statt gehabten Vertheilung derselben beträchtlich unem- _ pfindlicher, dagegen für welchen nach der umgekehrten oder ent- ; gegengesetzten Vertheilung von jener viel empfindlicher geworden waren, als vor dem Versuche; b) 326 b) Dafs diejenige Blattabtheilung, welche von aufsen -ı E oder von innen —E empfing, oder, was gleich ist (s. $. 30 B III An- merkung a), welche nach aufsen — E oder nach innen + E ab- gab, selbst wieder überhaupt merklich empfindlicher, und die an- dere, welche von aulsen — E oder von innen + E @mpfing, oder, was dasselbe, die nach aufsen + E oder nach innen — E abgab, minder empfindlich zurückblieb. c) Schon im Vorigen befinden sich mehrere Beobachtungen , welche das Resultat a bestäugen. Was die abnehmende Reizbarkeit der Abtheilung, welche —E erhält, für die Statt habende Elektrici- tätsrertheilung betrifft, so gehört hierher, was {. 28 Resultat c da- von erzählt wurde, dafs gewöhnlich zu Anfange der Strömung die Wirkung auf die Abtheilung die grölste sey, bald aber abnehme, und endlich ganz zu fehlen scheine, sofern nicht noch zu rechter Zeit durch plötzlich stärkeres Drehen der Maschine nachgeholfen wird, was aber gewöhnlich nur kurze Zeit von Wirkung bleibt. d) Was die zunehmende oder zugenommene Reizbarkeit der Abtheilung, welche von aufsen +E erhielt, für die entgegengesetzte Elektricitätsvertheilung. betrifft, so thut wieder der Erfolg des Versu- ches $. 28 Resultat f sie so schön dar, als es nur irgend gefordert werden kann. Wenn so eine ganz oder zum Theile offen gebliebene positive Abtheilung bey neuer Strömung nach der ersten zur negativen &emacht wurde, schlofs sie sich sogleich weit schneller, als die ihr völlig gleiche vorher negative es bey der ersten Strömung gethan hatte. e) Schnitt ich eine zuvor im Strömungskreise sehr lange ne- gativ gewesene, und grölstentheils oder ganz offen gebliebene Ab- theilung nach dem Aufhören des Stroms (doch nicht sogleich den Augenblick darauf, damit nämlich auch diese Abtheilung erst zu dem, was bey ihr inneres Trennungsresultat seyn kann, sich gehörig zu erheben, Zeit gehabt hatte) an einem äufsern Blättchen an, dafs sie sich also jetzt von aufsen nach innen schlielsen mulste, so geschah _ die- 1 Ze ne ne a nt 377 dieses merklich langsamer, ‘als an der ihr entsprechenden Abthei- en Pr A Se Sn el ra ar u \ lung, die ich zugleich im nämlichen Grade anschnitt, vorher aber nicht mit im Strömungskreise, sondern statt ihrer eine andere vom zweyten Pare darin gehabt hatte. Ich würde den Erfolg noch auf- fallender erhalten haben, hätte ich eiien schwächeren Reiz, als der Blättschenanschnitt ist, mit eben so viel Sicherheit jedesmahl: gleich grols zu treffen gewulst. J) Eben so schlofs sich eine offen gebliebene, lange Zeit positiv gewesene Abtheilung, wenn ich sie, nicht zu lange nach dem Aufhö- ren des Stroms an einem äufsern Blättchen anschnitt, beträchtlich schneller, als die ihr entsprechende, aber nicht mit im Versuche gewesene, doch zugleich zu eben dem Grade angeschnittene. Mit andern Worten es auszudrücken, es wurde hier durch den neu hin- zugekommenen Reiz die stocken gebliebene Trennungsbewegung her- ausgehoben, deren vorher latentes Moment sich zu der neuen hin- zu addirte, womit sie gegenseitig sich zu einem grölseren Producte verbanden. g) Noch kann auch die mir häufig vorgekommene Beobach. tung, dafs ich, wenn ich in Versuchen von der Art {.26 B, z.B. . und noch in sehr vielen anderen, bey ersten Anstellungen derselben mit ganz schwacher Ladung der Flasche anfangen, und nach und mach steigen mulste, um den eben passenden Grad von Ladung ‚ausfindig zu machen, fast in der Regel erst eine bedeutend stärkere ' gehörig wirksam fand, als nach einiger Uebung, noch in derselben Stunde, wenn ich an völlig ähnlichen Blättern weniger Vor-Versuche, oder auch gar keine nöthig hatte, den ersten Theil vom Resultate @ bestätigen helfen; so wie eine andere ebenfalls öftere, dafs, wenn ich, nach vielen anfänglichen Versuchen mit nach und nach steigender Ladung (indem ich z. B. um blofse ı/3 Umdrehungen fortstieg), doch noch keine Wirkung oder erst eine geringe erreicht Ss hatte, solche an demselben Abtheilungspare nicht selten ‚sogleich, 1 ‘oder, war vorhin schon einige da gewesen, jetzt stärker eintrat, als 328 + als ich die zuletzt gebrauchte Ladung wiederholte, und nur sie um- - gekehrt gab, den anderen Theil des Resultates a. Anmerkung. Ich hätte wohl gewünscht, die Haupt- Resultate a und 5 dieses $'s (32) mit mehr Belegen begleiten zu können, als es wirklich ge- schehen .ist. Auch hätte ich gewünscht, die Erfolge bis zu Höhen getrieben zu haben, die jenen sich näherten, bis zu welchen man die Erfolge der correspondirenden Froschversuche $. 3ı auf galva- vanischem Wege (B daselbst) so leicht bringen kann. Aber ich kam auf die Versuche dieses $’s erst gegen das Ende meiner dies- mahligen Mimosenversuche,, indem ich bis dahin noch immer die Säule für nothwendig zu ihnen gehalten hatte, bis mir so vieles, was mir schon im Vorigen als hierher gehörig auffiel, den Muth gab, auch diese Resultate von blofser Maschinenelektricität noch beson- ders zu fordern, vornehmlich, seitdem sie mir am 22. Jul. auch schon die Trennungsbewegungen, gleichsam den letzten Schritt zu jenen, so schön geliefert hatte, die mir zwar früher oft schon unter, den Händen gewesen waren, die ich aber geraume Zeit schon dadurch völlig für das, was sie doch waren, zu nehmen abgehalten war, dafs ich, aus Mangel eines diesmahl zuvor nicht vollständigen Ueberschlags, was eine Erregbarkeit, bey der allmähligen Accumulation des Reizes so leicht die Stelle förmlich explosiv eintretender ersetzen kann, al- les zu bieten vermöchte, auch hierfür früher noch immer die Säule allein für sie genügend gehalten hatte. Indessen werde ich zu an- ‘derer Zeit unfehlbar nachholen, was ich gegenwärtig noch zurück- lassen mufs, und zweifle nicht, dafs ich zu allem, was man etwa doch noch ferner nur von der Säule herstellbar halten möchte (z. B. zur Darstellung der hier noch ganz übergangenen Erregbarkeits- modificationen aufserhalb des elektrischen Kreises, die ich für thie- rische Organe der Classe am ı3. Aug. vorigen Jahres an Pflanzen vorlegte), dennoch nichts als blofse Reibungselektrieität, nöthig ha- ben werde. — Zwar kann ich — für mich selbst — und so für Jeden, a en ze Zu > EEE ARE 2” N ut 7 {1 u aan 329 Jeden, der mit den neueren Gesetzen organischer Erregbarkeit , die seit. der Entdeckung des Galvanismus aufgefunden wurden, vollkom- men und aus eigener Erfahrung vertraut ist, mich auch mit dem Wenigen schon begnügen, was ich in den Resultaten a bis g doch _ wirklich anführen konnte. Doch ist eine solche Bekanntschaft nicht Jedem, am wenigsten jedem Pflanzenphysiologen, zuzumuthen, und es bleibt allemahl von einigem Verdienst, die Wiederkehr jener Ge- setze bey der vegetabilischen Erregbarkeit ihm eben so umständlich und: nach allen: Seiten zu'belegen;, als es scheint, dafs ihre Gültig- keit; bey der .animalischen: zuvor. belegt seyn mulste, ehe man dreist genug werden konnte, sie in aller ihrer Vollständigkeit auch für jene zu suchen. Ueberhaupt kann dem wahren Gelehrten die Kenntnifs allge- - meinerer Gesetze in. blofsen ‘Teilen, des von ihm beherrschter Gebiets nie völlig genügen ‚weil diese Gesetze damit selbst so leicht das Ansehen einer blofsen Sonderbarkeit bekommen und behalten, die immer noch einigen geheimen Verdacht gegen sie übrig lälst. Daher habe ich schon in dieser Abhandlung die Phänomene vege- 3 tabilischer Erregbarkeit möglichst durchgängig im Parallele mit den A - durch gleiche Ursachen hervorgerufenen ähnlichen der animalischer aan mögen ; und daher suchte ich schon längst die nämliche - Gesetzlichkeit auch da, und fund sie, wo sie wohl noch viel weni- - ger wieder vermuthet seyn mochte, in der anorgischen Natur, die denn doch immer als die Mutter der organischen zu betrachten seyr _ wird, und deren Kinder nichts von ihr mitbekommen werden , was sie nicht selbst besälse, wo immer sie es auch verberge. Doch ich kehre von Betrachtungen zurück, zu denen ich mir hier das Recht noch nicht begründete, und verfolge schicklicher _ dasjenige weiter, was mich für eine künftige Zeit dazu berechtigen kann, und dieses um so lieber, weil, was mit jenen zu gewinnen steht, sich gegenwärtig deutlich noch in dem Falle zu befinden » [7 scheint, 330 scheint, welchen ich ‚bereits oben, am: Schlufse von $. 8, mit etwas Höherem zu entschuldigen hatte, =< Se u Froschversuchn Vorerinnerung.. | Alle bisher abgehandelten Froschversuche (nur $.3ı II und B Il-ausgenommen) wurden bey der höchsten Erregbarkeit ‚ die bey Fröschen , und überhaupt bey’ Thieren, vorkommt, angestellt vor- ausgesetzt. Dieses darum ‚weil sich sehr bald (in $. 34 schon) zei- gen wird, dafs wir es bis hierher auch bey den Mimosen noch im- mer blofs mit der höheren und höchsten Erregbarkeit zu thun hat- ten, welche, an ihnen, und: ebenfalls vielleicht an Pflanzen über- haupt vorkommt. Aber von dieser höchsten Erregbarkeit bey Thie- ren gibt es, bis zur niedersten, eine Menge Zwischenstufen und Ueber- gänge, die noch über diels keinesweges blofse Gradverschiedenhei- ten, sondern mit denen zugleich noch wahre Veränderungen in der Art dieser zugleich dem Grade nach abnehmenden Erregbarkeit ver- bunden sind. Ich habe diese Geschichte der thierischen Erregbar- keit bereits in-früheren Schriften, vornehmlich in m. Beyträgen u. s.w. B. II. St.3, 4 ausführlich abgehandelt, und verweise deshalb dahin. Es fanden sich dort als Extreme von mit dem Grade auch der Art nach verschiedener Erregbarkeit zwey sich völlig entgegen gesetzte, von denen das eine diejenige Erregbarkeit ist, welche uns bisher die Phänomene ihrer elektrischen Affection gab; das andere dagegen jene Erregbarkeit, die, von einer gewissen Stufe der Er- regbarkeit im Allgemeinen herab, überall diejenige ist, welche in allem, was älter, matter wird und ist, vorherrscht, bis es endlich in ihr ganz allein endet oder stirbt, die aber in völlig gleichen Ver- suchen mit ihr die durchaus entgegengesetzten Phänomene von de- BE nen jener ersten gibt, und eben darum selbst die entgegengesetzte von jener ersten seyn muls. Auf dem Wege aber, den ein organi- sches 2 nn hp u San no, . i ’ | 1 331 sches Ganzes, oder auch ein blöfser abgetrennter Theil von ihm, von jener ersten Erregbarkeit oder (weil die zweyte doch auch hier schon immer mit vorhanden ist, nur gewöhnlich noch nicht merk- lich mit afficirt wird) ihrer vorzüglichen Vorherrschaft bis zur eben so 'grolsen und noch gröfseren Vor - und endlichen Alleinherrschaft dieser zweyten durchläuft, findet sich besonders ein merkwürdiger Mittelzustand von Erregbarkeit, wo nämlich nach dem vorherigen Sinken der ersten Art von Erregbarkeit, oder besser, ihrem schnel- leren Sinken als das gleichzeitige der zweyten ist, beyde Arten von Erregbarkeit für Reize in gleichem Grade vorhanden sind, und von diesen auch, sofern sie nicht zu schwach, allemahl beyde zugleich, und sofern sie, andererseits, nicht wieder zu stark (vergl. (. 34 Re- sultat d Anmerkung c), in gleichem Grade afficirt werden. Es ist derselbe Zustand von Erregbarkeit im Allgemeinen, den ich in m. Beyträgen, a. a. ©. $. 76 mit C bezeichnete, während ich jenem der von uns hier bisher abgehandelten 4, und dem der in $. 35 ab- handelnden er A entgegengesetzten E gab. Ungefähr in der Mitte von den unit D, so dafs die ganze Scale der möglichen Erregbarkeitszu- stände, ihrer Art und dem Conflicte der entgegengesetzten Erreg- _ barkeiten nach, durch folgende Skizze bildlich ausgedrückt ist: 33% in welcher der Zustand 4 sich, wie er. in der Natur mit..der höch- sten Erregbarkeit zusammenfällt, noch in der Zeichnung. ebenfalls zu oberst, und E, der mit der niedersten zusammenfällt, gleichfalls zu unterst, befindet. Die Uebergangszustäinde B und. D werde ich indefls in dieser Abhandlung, nicht. in ‚besondern Paragraphen abhan- deln, schon weil die Phänomene bey ihnen, als Compositionen, von denen bey 4und C, und denen bey E und C, sich leicht von selbst berechnen lassen, und dann, weil, was ven, ihnen ähnlichen, Ueber- gangszuständen der Pflanzen - oder Mimosenerregbarkeit gegenüber gehört, besser erst da angeführt wird, wo es unmittelbar gefordert wird, und welche Orte zerstreut seyn dürften. Blofs C und E blei- ben uns also für die besondere Revision, und wir fangen mıt erste- rem an. Versuch. A. Man nehme ein Froschpräparat, wie man es von der letzten Hälfte des Frühjahrs an, den Sommer hindurch, bis in den Herbst in der Regel (selten findet man noch eines vom Zustande B, noch seltener von 4) erhält, wenn man auch mit der Präparatur schnell verfahren wäre. Man armire es, wie Fig. ı zu {. 23, und bediene sich der leidner Flasche genau wie dort. Der Vorsicht.wegen kann - man auch die Vorrichtung der Flasche selbst noch die nämliche, wie dort, lassen, obgleich hier schon, sobald letztere nicht allzu grofs (was über diefs noch unnütz und unbequem seyn würde), bey wei- ten nicht mehr so viel von den gewöhnlicheu Constructionsmängeln derselben zu fürchten ist, wie dort, weil das Froschpräparat schon ein viel minder erregbares ist,. als dort. Man bringe die -+ Bele- gung mit e, die — Belegung mit fin Fig. ı; welche jezt für die- ses Präparat angenommen ist, zusammen. Resultat. Beständig werden beyde Schenkel a und b gleich stark zucken, und damit fortfahren, bis gar kein für sie merkliches Residuum mehr in der Flasche ist. Zu- 335 Zugleich wird‘ man an diesem Erfolge des Versuches schen, ob das Präparat wirklich von dem eigentlich für letztern geforderten Erregbarkeitszustande C sey. Denn hat zuletzt, was allerdings zu- weilen in obigen Jahreszeiten noch vorkommt, doch noch stärkere oder gar alleinige Zuckung auf der Seite von b oder der negativen statt, so befindet das Präparat sich noch mehr oder weniger ober- halb C in obiger Scale, und man hat dann blols kurze Zeit zu war- ten, um es bey € selbst angekommen zu finden. Hat man aber zu- letzt noch stärkere oder gar alleinige Zuckung auf der Seite von a oder der positiven, so steht das Präparat schon unterhalb C, wovon es auf keine bis jetzt bekannte Weise wieder dahin (oder gar noch höher) zurückzubringen ist 24); vielmehr eilt es von hier unaufhalt- sam E ferner entgegen. j B. Man armire ein ähnliches Froschpräparat wie in Fig. 3, ver- fahre aber übrigens ganz wie in |. 33 4. Resultat Auch hier werden bey der Entladung beyde Schenkel a und b a4) Blofs einen Fall kenne ich, der mir vorgekommen ist, wo vorhandene dem Zu- stande oder der Art nach tiefere Erregbarkeit wieder um einiges in höhere zurück- geht. Er tritt ein, wo man, auf die von mir schon vor langer Zeit angegebene Weise, Froschpräparate, die für die eben vorgenommenen Versuche auf zu ho- hem Erregbarkeitszustande stehen, durch starke, rasch sich folgende galvanische oder elektrische Schläge und Säulenschliefsungen auf den gewünschten niederen herabbringt, z. B. von C auf E. Gleich nach der vermeinten völligen Tödtung eines Theils der Reizbarkeit hierdurch findet man wirklich vor, was man haben wollte, Häufig aber erholt sich das Präparat bald darauf wieder, und kehrt mei- stens zum wenigsten wieder bis D zurück, welcher Zustand für sehr schwache Reize leicht selbst C wieder werden kann. _ Man thut daher wohl, für Versuche, wo man das Präparat schlechterdings vom reinen und bleibenden Zustande E braucht, es etwas weiter zu tödten, als man es eigentlich hinterher todt baben möchte. Kurze Zeit darauf wird es doch sich auf dem beabsichtigten Erregbar- keitszustande und Grade finden lassen, 334 b gleich stark zucken, und damit bis zur: letzten wirksamen Entla- dung fortfahren, sofern der Zustand C genau getroffen war. C. Man nehme eine blofse Hälfte des Präparats (blofs einen Schenkel mit seinen Nerven) und armire ihn wie in Fig. 5 oder 6. Resultat. Auch hier wird der Schenkel allemahl zucken, die Entladung geschehe wie in Fig. 5 oder wie in Fig. 6. Nur zuletzt wird er es nothwendig blofs in einem Falle mehr thun. Es ist aber eben die . letzte Zuckung überhaupt, und bey wiederholten Versuchen wird sicher die Entladungsrichtung (und ohne Regel) wechseln, bey welcher er diese letzte Zuckung gab, so lange das Präparat nur überhaupt sich noch auf dem Erregbarkeitszustande C oder hinläng- lich nahe bey ihm hält. D. Stellt man den Versuch ($. 33). B mit Berührungselektricität, z. B. einer galvanıschen Kette aus Zink und Silber, an, so erhält man bey der Trennung der Kette ebenfalls Zuckung. Aber die Zu- ekungen sind entweder auf beyden Seiten gleich, oder gewöhnlicher zuckt blofs der am Muskel negativ armirte Schenkel stärker oder. allein. Anmerkungen. a) Befindet sich das Froschpräparat beträchtlich oberhalb C in der Scale, also etwa bey B, so wird in diesem |. 33 B in Fig. 3 die Zuckung bald auf der Seite der -+ E erhaltenden Armatur bedeu- tend stärker seyn, als auf der Seite der — E erhaltenden. Steht es beträchtlich unterhalb € in der Scale, also etwa bey D, so wird sie bald auf der— Seite bedeutend stärker, als auf der-+ Seite werden. 5) \ i . y s 4 } 3 EN 3 335 c) Ein Präparat oberhalb C wird im Versuche D dieses $'s, bey der Schliefsung, ebenfalls auf der positiven Seite stärker als auf der negativen zucken, und bey der Trennung dann auf der negativen Seite stärker als auf der positiven. Ein Präparat un- terhalb C wird dagegen bey der Schliefsung gleichfalls auf der negativen Seite stärker, und bey der Trennung dann auf der posi- ven Seite stärker als auf der negativen, oder auch auf dieser allein zucken., c) Im Allgemeinen wird man zu den Fersuchen ($. 33) A bis -C schon nach Verhältnifs bedeutend stärkere Ladungen der Fkische erforderlich finden, als zu den ähnlichen Versuchen, aber mit Frosch- präparaten vom Erregbarkeitszustande 4 in {$. 23, 253 und 29. So ist auch im Versuche D von den schwächer als Zink, Silber wir- kenden galvanischen Ketten schon eine merklich stärkere zur Her- rorbringung einiger Bewegung nöthig, als in {. 27 B, wo das Prä- parat sich gleichfalls auf dem Zustande 4 befand. Da sich nun der Grad vorhandener Erregbarkeit umgekehrt verhält, wie der zu gleichem Producte der Reizung erforderliche Reiz, so sind nothwen- - dig Froschpräparate vom Erregbarkeitszustande C zugleich beträcht- lich minder erregbar als welche vom Zustande (B, und noch mehr als von) A. $. 34 Mimosenversuch. Bis daher stellten wir sämmtliche Mimosenversuche immer an _ jüngeren, frischeren,. nur dabey doch auch ausgebildeteren Blättern _ dieser Pflanze an, und erhielten die beschriebenen Resultate Aber bey weiten nicht Blätter jeden Alters geben, bey sonst völlig glei- _ ehem Verfahren, die nämlichen Resultate. Wir werden noch fin- y den, dafs sie zuletzt die völlig umgekehrten von den bisher erzähl- ten werden können. — Wir gehen an der Pflanze, ihren Stengeln, ihren Zweigen u. s. w., von oben herab, und nehmen zu irgend ei- nem 336 nem: der leicht zu wiederholenden früheren Versuche, z. B. zu $ n B, nach der Reihe immer ältere Blätter. Resultate naWIBaon Je weiter wir herabkommen, desto weniger entschieden wird auch bey der besten Uebung der Erfolg des Versuches. Die Unter- schiede zwischen den beyden Abtheilungen a. a. O. werden immer kleiner, und zuletzt verschwinden sie völlig, und zwischen beyden - Abtheilungen: tritt die höchste Gleichheit des Resultates 'ein. Anmerkung. Bey Blättern dieser Beschaffenheit bleiben wir vor der Hand stehen. Der Zustand ihrer Erregbarkeit entspricht deutlich dem im vorigen $. ($. 33) an thierischen Organen abgehandelten Zustande C. Es sind in der Regel noch nicht die ältesten ‚an der Pflanze vor- handenen Blätter, welche ihn bieten. . Meistens aber befinden sie sich diesen näher, als den jüngern und jüngsten, mit denen wir oben (von |. 24 an) beständig arbeiteten. An sehr abspannenden Tagen, und wenn die Pflanze vorher schon vielen sie schwächenden Versuchen ausgesetzt war, befinden sich selbst schon ziemlich obere (oder äufsere) Blätter auf diesem Zustande C, und nur die äulser- sten jüngsten geben noch etwas Wirkungsunterschied in je zwey Abtheilungen, von denen die eine positiv, die andere negativ war, aber so wenig, dafs, wenn wir den Zustand der Erregbarkeit, auf welchem solche Blätter in den vorigen Versuchen dann standen, wenn sie z. B. in der einen Abtheilung nichts und in der andern alles gaben, $. 33 analogisch 4 nennen, dieselben von €, in der dortigen Scale ausgegangen, sich höchstens auf B befinden mochten. Dagegen ist es wieder bey besonders frischen Gewächsen, die noch wenig oder keine elektrische Versuche ausstanden, von Anfang an vorzüglich reizbar waren, und an vorzüglich günstigen Tagen (z. B. den ersten ganz heiteren und wärmeren nach lange angehaltener kalter # £; 337 kalter und regnerischer Witterung), besonders des Morgens, als wenn die ganze Pflanze sich auf dem Zustande A befinden sollte. Denn erst sehr weit unten am Zweige oder Stamme findet man B, und endlich » C:.. :. Ein‘ Extrem vom. ersten Falle hatte ich an der ‚Mimose: Nro.«I ($$. 10, ır) am ı/ten Jul., eines vom letzten Falle am Tage ‚darauf, den ı5ten, an der eben diesen Tag erst er- haltenen, noch gar nicht in elektrischen Versuchen gewesenen Mi- mose Nro. Il. Im Durchschnitte aber ist der geforderte Erregbar- keitszustand C mit Wahrscheinlichkeit immer von oben herab un- gefähr bey 2/3 bis 3/4 der gesammten Blätterzahl eines gut ausge- waclisenen Mimosenzweiges zu suchen. Geht man:bey ältern Pflan- zen an einem Aste herab, der selbst, erst wieder an zur Seite ausge- schossenen Zweigen Blätter trägt, wie Nro. III meiner Mimosen _ dieses gewährte, so mufs man jeden dieser letztern, oder überhaupt ' jede besondere Blätterbildungsreihe für sich von oben herein revi- diren, nur dals sich,:da diese Seitensysteme von Blättern meistens klein und oft auch sehr verschieden sind , im Allgemeinen eben - nicht viel mehr von ihnen sagen läfst, als dafs auch bey ihnen die - tiefer stehenden, ‘also älteren Blätter sich auf einem immer niede- _ rern Zustande der Erregbarkeit, befinden als die höheren oder jüngern. 2; u he ee Ze + Resultat b . Solche auf dem Erregbarkeitszustande C befindliche Blätter oder Blattabtheilungen bedürfen, bey sonst gleichem Versuche. oder ‚gleichen Umständen, allemahl eine beträchtlich größere Menge von Elcktrieität, um überhaupt Wirkung sehen zu lassen, als auf höhe- ren Zuständen befindliche. Ich kann im Durchschnitte die erforder- liche Quantität Elektrieität auf die doppelte bis dreyfache von jener schätzen. Solche Blätter sind also schon ganz im Allgemeinen min- der erregbar als jene, und jeder andere Reiz, auf sie angewandt, bestätigt es. F 3 ® | 43 An- bl 338 Anmerkung. Auch umgekehrt sind Blätter derselben Mimose, desselben Astes, oder desselben Zweiges von ihnen, allemahl um so reizba- rer, je jünger sie sind. Es darf hierbey nicht stören, dafs die jüng- sten Blätter, die sich noch gar nicht gehörig entwickelt haben, es weniger zu seyn scheinen, als die ihnen nächst folgenden, weil sie noch keine so grolsen Bewegungen, als jene, oder auch vielleicht noch gar keine geben. Blols die. Organe dazu sind noch nicht hin- länglich ausgebildet. Reizbar aber sind diese Blätter in der That. in noch höherem Grade als die jüngsten ausgebildeten. Noch wäh- rend ich dieses schreibe (am 3ten August), schneide ich an einem solchen Blatte, dessen noch ganz geschlossene Abtheilungen , unge- achtet jede gegen 22 bis 24 Blättchenpare haben muls, noch keine vier Linien lang sind, und an welchen durch und durch noch nichts Bewegliches ist, am äulsersten Ende einer Abtheilung mit einer schar- fen, feinen Schere sorgfältig an, so dafs ich sicher nur einige Spi- tzen von Blättchen wegnehme. An dem ganzen kleinen Blatte rührt sich nichts. Aber nach einer verhältnifsmäfsig sehr kurzen Zeit knickt sogleich das Blatt unter ihm nieder, und schliefst sich; ja diesem folgt nach etwas längerer Zeit auch das zweyte noch nach. Eine sehr starke Reizung war also vorgegangen, und über diefs auch noch sehr schnelle Fortpflanzung derselben. Ein schon zur Hälfte aus- gebildetes Blatt, am Ende der einen Abtheilung eben so und stärker angeschnitten, knickte zwar erst selbst ziemlich bald. Auch die Ab- theilungsgelenke bogen sich. Aber es knickte, und nach viel länge rer Zeit als vorhin ‚ nur ein nächstes Blatt unter ihm nach, und es erfolgte wenig Schlielsung an ihm. Indessen war auch letzteres noch immer mehr, als bey ganz ausgebildeten Blättern von solchem Blätt_ chenanschnitte zu erhalten. Wenn die Schere nur nicht so stumpf war, dals sie blofs zerguetschte oder zerkneipte, oder wurde die Abthei- lungsrippe (der Theil der Abtheilung, an welchem zu beyden Sei- ten die Blättchen mit ihren Gelenken ansitzen, und den ich hier blofßs der Kürze wegen etwas uneigentlich, aber doch lieber als mit Stuel, . Y - 339 Stiel, so benenne), nur nicht mit verletzt, so habe ich in zweyjäh- ‚rigen vielen hundert Versuchen kaum 6mahl gesehen, dafs mehr als BT Pr das angeschnittene Blatt sich geschlossen hätte und niedergesupken wäre, oder überhaupt eine sichtbare Wirkung sich über dasselbe hinaus ‚erstreckt hätte. Unterdessen war ich zu Tische, und der Himmel, der am Morgen heftig regnete, wird heiter. Jetzt knicken auf gleich viel Anschnitt obigen ganz jungen Blattes vier folgende Blätter; auf gleichen des halbausgebildeten zwey; am völlig ausge- bildeten aber noch immer nur dieses. Jetzt, bey der Copie dieses $'s, hole ich nach, was ich den Tag darauf (am Aten August), wo es von neuem regnete und noch kühler war, hatte. An einem jun- gen völlig ausgebildeten Blatte schlofs sich, auf Wegschnitt eines äulsern halben Blättchens, die beschädigte Abtheilung nur etwa zu 2ß , und blo/s diese Abtheilung, auch dabey höchst langsam. Das Blatt selbst knickte noch nicht, als ich das erst halb ausgebildete Blatt über ihm eben so anschnitt; doch schlofs sich dieses zu allen an ihm offenen Theilen, und knickte auch nieder. Ein noch völlig geschlossenes junges Blatt aber wurde an diesem schlechten Tage doch durch möglichst ähnlichen Anschnitt stark genug gereizt, um das nächste Blatt unter ihm, wiewohl nur dieses eine, niedergeher und nachher auch schliefsen zu machen. Resuliat c. Was für einen der bisherigen Mimosenversuche man auch mit auf dem Zustande C befindlichen Blättern oder Abtheilungsparen _ oder einzelnen Abtheilungen anstelle, so wird doch nirgends ein Wirkungsunterschied zwischen den beyden Abtheilungen,, wo zwey _ in entgegengesetzte elektrische Zustände versetzte zugegen sind, oder, wo nur eine, zwischen den elektrischen Behandlungen nach ent- gegengesetzten Richtungen Statt finden. Es wäre überflüfsig, dieses Fall für Fall durchzugehen, da das Resultat sich ununterbrochen wiederholen würde. 43 ° An- 340 Anmerkungen. sari a) Wir haben im Vorigen schon eine Menge Erfolge mit zu bemerken gehabt, die von den Resultaten bey gegenwärtigem Reiz- barkeitszustande C nicht mehr weit entfernt waren. Alle geringern und geringsten Grade von entschiedenem Erfolge, wie er dort ge- wöhnlich war, gehören hierher. So auch rührte das Phänomen $. 28 Resultati, wo nähmlich von zwey im Strömungskreise gewese- nen Abtheilungen die zweyte, die in der Regel völlig ruhig zurück- bleibt, ebenfalls einige Trennungsbewegung gab, von nichts ande- rem her, als dals dieses Abtheilungspar sich bereits auf dem Zu- stande B, oder sonst einem zwischen 4 und C liegenden, also zu gewissem Grade auf C selbst befand. Denn im correspondirenden. Froschversuche mit Berührungselektricität giebt ebenfalls der zwey- te, bey höherem Erregbarkeitszustande sonst ruhig bleibende Schen- kel schon einige Trennungszuckung mit. b) Uebrigens habe ich ausdrückliche Strömungsversuche der Art, wie $$. 28 und 30 B I sie beym Zustande 4 aufführen, beym tiefern oder dem mittlern Erregbarkeitszustande C dieses $'s nicht besonders vorgenommen, da mir schon solche, wie {.3o BII und III, mit langsamen Flaschenentladungen und elektrischen Bä- dern nämlich, als deren ich wirklich viele anstellte, zusammenge- nommen mit dem, was mir so häufig zufällig bey Gelegenheit der in a, Versuche zu {. 28 in die Hände kam, so viele Belehrung gewähr- ten, als ich bey einer ersten Untersuchung, wo ich mehr die Grund- züge des Ganzen vollendet, als schon auch alle Details erschöpft zu sehen wünschte, irgend nöthig hatte; um so mehr, als schon das Haupt - Resultat a (dieses $'s), erhalten auf dem Wege von $. 25 B, die übrigen sämmtlich in sich enthielt. Letzteres aber habe ich unzählige Mahl wieder gesehen, und schon der oben gedachte ı4te Jul. allein gewährte es mir in fast allen an ihm angestellten Versuchen. Wäre meine Mimose Nro. I ($. ıo, ı1), die damahls noch meine einzige war, sechs Tage früher eben so matt und nie- drig We TZ as 34 | ‚drig von Erregbarkeit''gewesen, so hätte es, besonders bey dem unentschiedenen Erfolge meiner erster. elektrischen Versuche an ihr, vielleicht Jahre gedauert, bis ich sie wieder in die Hände genom- ‚men hätte. c) Ist im Versuche, nach $. 26 B angestellt, oder in ähnli- chen, die Ladung der Flasche zu stark, so werden zwar immer noch beyde Abtheilungen geschlossen, aber diejenige, welche + E von aulsen bekommt, bestimmt stärker und heftiger als die andere, un- geachtet sich beyde für eben rechte Ladungen genau auf dem Zu- ‚stande C befunden hätten. . Dieses reducirt sich ‚ohne Zweifel dar- auf, dafs hier zu viel Elektricität zugegen ist, um beyde im Zu- ‚stande C zusammen vorhandene Erregbarkeiten 4 und E blofs noch in gleichem Grade zu beschäftigen., Die erste oder A war erschöpft, und in die zweyte oder E wurde nun stärker eingegriffen als zu- gleich in 4. Das Entsprechende hat auch bey, galvanischen Frosch- versuchen Statt, sobald die Kette oder Säule zu stark genommen wird. d) Häufig kommt, wie durch Witterungseinfluls und viele elek- trische Behandlung die ganze Pllanze, durch letztere auch ein blos- ‚ses einzelnes Abtheilungspar, in kurzer Zeit vom Zustande A, oder doch B, bis auf C herab. Man erhält, hat es auch eine Stunde vorher die Resultate von $. 26 B gegeben, eine Stunde später die . Resultate des gegenwärtigen $'s.. Es darf dazu blofs häufig in elek- trischen Entladungs - oder Strömungskreisen seyn, was oft zu ge- N 'schehen hat ‚ ohne dafs es dazu allemahl schon wieder ollen zu seyn brauchte. Es gehen nach Umständen Tage hin, bis es wieder zur an- fänglichen Höhe seines Erregbarkeitszustandes zurückgekommen ist. "se) Merkwürdig könnte es fast scheinen, dafs gerade elektri- sche Reize so grofse Erregbarkeitsschwächungen und Aenderungen ihres Zustandes hervorzubringen vermögen, während die stärksten andern bisher gewöhnlich angewandten Reize , als Schnitt, Quet- schung, 342 schung, und selbst Brand, welcher letztere den stärksten elektrischen Schlag aus einer Flasche von 2/3 Quadratschuh Belegung an Wir- kung übertrifft, nur wenig oder auch gar nichts von ihnen bemer- ken lassen. Indessen verliert. sich das Sonderbare hierbey, sobald man bedenkt, dafs die letztern Reize nur eine sehr kleine Stelle un- mittelbar trafen, die dann auch wirklich nicht blofs sehr in ihrer Er- regbarkeit geschwächt und in deren Zustande erniedrigt, sondern geradezu gänzlich getödtet wurde, während elektrische Reize so weit unmittelbar reizen, als die Elektricität zu Folge des ihr vorgezeich- neten Weges selbst sich erstreckt, und ferner, dafs, wie bey Thie- ren oder thierischen Organen, auch bey Pflanzen alle nächsten Erregbarkeitsmodificationen und Tödtungen derselben nur örtlich sind, d. i., sich nur so weit erstrecken, als die Sphäre der unmit- telbaren Einwirkung des Reizes selbst. Ich habe die überzeugend- sten Beweise von dieser Oertlichkeit der Wirkung auch bey elektri- schen Reizen gesehen, z. B. wo ich durch Blattstiele sehr starke Schläge gehen lies, ohne dafs ein Gelenk im Entladungskreise mit- begriffen gewesen wäre, wobey durchaus die darin gewesene Strecke jener gelähmt oder auch fast getödtet wurde; oder, wo ich einzelne Blattabtheilungsgelenke durch solche Schläge lähmte, ohne dafs da » bey die übrigen, das Blattstielgelenk und die Abtheilungen selbst, i merklich gelitten hätten. J) Ich habe übrigens hier auch bey Pflanzen von einer an sich durchaus schädlichen und tödtlichen Wirkung der Elektricität zu sprechen gehabt, welche sie neben allem dem, was sie von rela- tiver Exaltation und Depression ebenfalls wirkt, und unabhängig von aller Richtung, nach welcher sie die Pflanze oder das Thier und sein Organ durchströmt oder durchstürzt, dennoch beständig mitübt, und in um so höherem Grade, je stärker sie selbst ist; so findet ganz der nämliche Umstand auch für thierische Organe Statt, und schon in m. Beyträgen, B. II. $t.3, 4 S. ı23 habe ich näher auf densel- ben aufmerksam gemacht. Er ist indessen bey weiten noch nicht genug 343 genug untersucht, und bleibt bis jetzt in gewissem Betrachte noch um .so dunkler, da durch die genauesten Untersuchungen van Ma- rum’s und Anderer dargethan ist, dafs auf diesem Wege Vernich- tung aller Reiz - oder Erregbarkeit Statt haben kann, ohne dafs die mindeste Verletzung der Structur des zuvor reizbaren Theils dabey vorgegangen wäre. $. 35- Froschversuch. Man läfst ein Froschpräparat, wie es in {. 33 erhalten wur- de, ıf2, 3/4, ı Stunde oder nach Umständen auch länger liegen, oder man giebt ihm von der Nervenseite aus, und so, dafs, wäh- rend man es bey den Schenkeln hält, beyder Nerven in gleichem Grade getroffen werden, eine hinlängliche Anzahl einfacher Con- ductorfunken , oder einige Schläge aus mäfsig geladenen leidner Flaschen, oder auch eine gehörige Anzahl Säulen-Schläge 25), und so, dafs der positive Pol der Säule an die Nerven, der negative an die Muskeln, oder doch mit ihnen in zuleitende Verbindung kommt. In allen diesen Fällen wird man, wenn man im ersten nicht zu lange verzögerte, und in den folgenden nicht überreizte, ein Präparat erhalten, welches, nachmahls wieder wie Fig. 3 (—4) ge- ordnet und eben so armirt, die Resultate des $. 33 keinesweges mehr gibt, noch weniger die des {. 25, sondern mehr oder weniger die völlig entgegengesetzten von letztern. Die leidner Flasche bedarf hierzu auf keinen Fall mehr der Vorrichtungen, wie sie in $. 23 empfohlen und Vorschrifts halber äuch in $' 33 noch beybehalten wurden. Resultat. Bey der Entladung, so dafs die -+ Belegung mit e in Fig. 3, die — Belegung mit f daselbst in Verbindung kommt, wird, nach- dem 25) Vergl. hierzu die Note zu $. 33 Versuch A, Resultat. 344 dem die zu starken Elektricitäten (wenn selche da waren ‚ und wo- bey der positiv armirte Schenkel bald schwächer zuckt als der ne- gative) vorüber sind, immer nur noch der Schenkel allein ‘zucken, welcher durch seine Armatur negative Blektrieität erhält, oder 5! Auch wird man hier gleich von Anfang an die Ladung der Flasche, und die Zeit von einer neuen Entladung zur andern, viel leichter treffen, als in den ähnlichen Versuchen ($. 33 und) $. 25. Ferner wird, hier wie dort, das Resultat sich um so entscheidender ausneh- men, wenn man abwechselnd die + Belegung der Flasche, z, B. bald mit dieser bald mit jener Armatur verbindet, weil dann auch jeder Verdacht entfernt wird, als beruhte die für nur eine Seite sich entscheidende Contraction blofs auf einer _ungleichen Erregbarkeit beyder Schenkel, die aber ein geübter Experimentator von selbst nicht zuläfst. _ Es ist genug, wenn man. mit diesem Wechseln : der Elektricitäten anfängt, sobald die Gontraction vollkommen einseitig geworden (dafs das nämliche Wechseln der Elektricitäten auch für ($- 23 und 23 gelten könne, versteht sich von selbst). Anmerkungen. a) Durch das Liegen oder die Behandlung des Präparats von anfänglichem Erregbarkeitszustande C mit Conductoren, leidner Fla- schen - oder Säulen- Schlägen wird selbes in seiner Erregbarkeit überhaupt geschwächt, und kommt so in einem Falle allmählig, im andern schneller, vom Zustande C, oder auch jedem höhern, durch D ($. 33) herab bis auf E, oder einen Zustand, welcher demjeni- gen in $. 23 vollkommen entgegengesetzt ist. Die erwähnte Schwä- chung‘ documentirt sich auch sogleich durch die verhältnismäßig sehr viel stärkeren Spannungen derselben Flasche, die man für nö-_ thig findet, als die, welche noch in $. 33 hinreichten, und vollends als die ausmehmend geringen, welche in $. 25 genügten. b) Befindet sich das Froschpräparat einmahl auf dem Zustan- de, in welchem es die oben angegebenen Resultate liefert, nämlich aut E (vergl. |. 33), so verbleibt es nun so lange, als es ferner noch \ INT. 005 345 noch durch irgend einen Grad von Elektricität in Bewegung zu se- tzen ist, in ihm, nur dafs mit der Zeit die Spannung der Flasche, wenn sie dieselbe bleibt, oder, wenn die Spannung dieselbe bleibt, die Flasche, immer grölser; mehr Batterie, und zuletzt Spannung und Flasche oder Batterie zugleich, immer grölser seyn müssen, um gleich grofse Erfolge, hier Gontractionen, zu erhalten. Weswegen innerhalb des Zustandes E ausnehmend viel länger und leichter fort- zuexperimentiren ist als in jedem andern. c) Genau so verhält es sich auch für Versuche mit Berührungs- elektricität, oder für die galvanischen. Aus diesem Grunde ist alles, was mit einem solchen einern Versuche, wie Fig. 3, wo der Zustand des Präparats E oder nahe E ist, die beyden Armaturen e und f dann Zink und Silber, oder überhaupt ein unter sich positiver und _ megativer Leiter sind, und diese zur Kette geschlossen werden, durch sein Resultat irgend ferner gegeben seyn konnte, bey keinem an- ' dern (und damit veränderlicherem ) Erregbarkeitszustande so aus- ‚führlich und beynahe erschöpfend untersucht und nachgezeigt wor- - den als bey diesem. Es war übrigens völlig einerley dafür, dafs man zufällig mehr von $. 29 BIT Fig. 3>—8 (beym Erregbarkeitszu- stande E angestellt), ausging, da Fig. ı ohne diefs blofs Fig. 3 und 6 in einen, und Fig. 2 wieder blols Fig. 7 und 8 in einen Versuch zusammengefalst, und Fig. 3 (— 4) nur das Umgekehrte von Fig. ı @&2) ist (vergl. $. 29 Vorerinnerung). Galvani selbst war der Urheber dieses Versuches, und allerdings verdiente er, den ersten Grund zu einem Gebäude gelegt zu haben, welches die thätige Zeit schon zu beträchtlicher Höhe aufgeführt hat (vergl. $. 32 Anmerkung), { und dem auch wir hier einige Steine zufügen. , $. 36. Mimosenversuch. E; Nachdem man in {" 34 mit dem Versuche $. 36 B an irgend _ einer Mimose oder einem Zweige derselben bis zu solchen Blättern 44 herab- 346 ———: herabstieg, deren Abtheilungen, nachdem unterweges die dortigen Resultate sich immer minder entschieden, endlich von jeder der bey- den Elektricitäten in völlig gleichem Grade in Bewegung kamen, gehe man jetzt abermahls weiter an der Pflanze herab, und nehme die alleräliesten Blätter derselben, sofern der Gärtner, oder wer sonst ihr Pfleger war, sie stehen liefs, und sie nicht bereits völlig unempfindlich oder todt, und dann recht eigentlich nur noch adhä- sionsweise mit dem Zweige verbunden sind, in den gleichen Versuch. Resultat. Nachdem man in der Regel eine noch viel stärkere Ladung els in $. 34, geschweige denn als in $. 26 B, nöthig gefunden haben wird, um nur überhaupt Wirkung zu sehen, wird man hier aller- dings wieder Verschiedenheit im Grade der Wirkung beyder Elek- tricitäten antreffex. Aber die Localitäten derselben werden die völ- lig umgekehrten von denen in |. 26 B seyn, d.i., es wird die Ab- theilung, welche von aulsen positive Elekricität erhält, am stärksten oder allein in Bewegung übergehen, und die, welche von aufsen . negative Blektricität empfängt, am schwächsten oder gar nicht be- wegt werden. Anmerkungen. a) Es war am gten Jul., als ich diese umgekehrte Erregbar» keit, die ganz dem Zustande E bey Thieren (s. |. 33) entspricht, entdeckte. Für jüngere Blätter oder solche vom Erregbarkeitszu- stande 4 brauchte ich an der schon den vorigen Tag sehr viel mit ” Elektricität behandelten Mimose Nro. / ($$. 10, ı1) an diesem Tage ı, ı ıf2 bis 2, für mittlere oder welche vom Zustande C 4 bis 5, für ganz alte wohl 8 bis ı0 Umdrehungen der Maschine. Andere Tage, wo zu den jüngeren Blättern schon ı/4 bis ıf2 Umdrehung hinreichte, waren zwar zuweilen schon 2 bis 3 für alte vom Zustan- de E genug; andere dieser Art aber, gerade die trägsten, forderten selbst bis ı6 und zo Umdrehungen. . 3) 347 5) Diese Veränderlichkeit der nöthigen Menge Elektrieität beym Erregbarkeitszustande E mufs ganz dem Grunde zugeschrieben wer- den, aus welchem diese nämliche Erregbarkeit bey Thieren schon vor mehreren Jahren (1804) die unbedingte oder gleichnifsweise auch die unendliche nannte, während mir diejenige beym Zustande 4A die bedingte oder endliche ist. Hier, wie bey Thieren, scheint sie, nach- dem sie einmahl vorherrschend geworden, das erregbare Organ u. s. w. so lange, ungestört durch eine andere, fortzubegleiten, bis es i überhaupt aller Erregbarkeit verlustig geworden. Dieses gibt eine sehr grofse, fast unendliche Scale von ihrem ersten Hervortritte bis zu ihrem gänzlichen Verschwinden in Null, während dem: Zustande _C, zusammengesetzt aus A und E in solchem Verhältnifs, dafs Reize beyde zugleich treffen, nur eine sehr beschränkte zukommen kann, und erst der Erregbarkeit 4, welche wenigstens von einer zwar noch unbestimmten, dabey auch sicher sehr endlichen, immer aber doch bedeutenden Höhe herab, als vorherrschende, in C zu Null wird, wieder eine gröfsere frey ist, die indefs in keinem Falle jener von E an Ausdehnung gleich werden kann. Der Grad von Verän- derlichkeit der nöthigen Elektricitätsmenge für die Sphäre jedes die- ser drey Zustände unter sonst gleichen Umständen, zu dessen unge- fährer Bestimmung das Vorige verschiedentlich die Data geliefert hat, entspricht dieser Ansicht vollkommen. Vielleicht könnten für besonders alte Blätter vom Zustande E bis 40, 60, 8o und mehr Umdrehungen der Maschine (bey dann gröfserer Flasche als die meinige) erforderlich seyn, um den trägen Rest, mit dem derselbe noch im absterbenden Blatte zugegen ist, in hinlängliche Thätigkeit zu versetzen, wenn nicht eine so tief gesunkene Erregbarkeit des- - selben bereits von aller Anlage des Blatts und seiner Theile zu wirk- n Jicher Belegung verlassen schiene, und auch so heftige Schläge die- ' sen Rest von Erregbarkeit nicht lieber vollends vernichteten, als _ mit Hülfe seiner Bewegungen hervorbrächten, obschon die sonstige 44 *® schlag 348 schlag tödter, wenig oder beynahe gar nicht dabey, ungeachtet es noch seine ganze Erregbarkeit besals, und so kann man den reiz- barsten Nerven eines vom Ganzen getrennten ÖO:gans mit einem scharfen Messer oder Beile durchhauen, ohne dafs die mit ihm ver- bundenen Muskeln sich bewegen, während sie es bey schwächerem, langsamerem Schnitte in sehr hohem Grade thun. c) Man thut nicht wohl, bey den Versuchen dieses 6’s mit der Ladung zu allmählig zu steigen, um endlich die rechte zu tref- fen. Man muls gewöhnlich bis in hohe herauf, und verdirbt sich das Blatt durch die wiederholten, obschon noch keine Bewegung bringenden Schläge leicht so, dals man es zuletzt mit gar keiner Ladung mehr erreicht, wenn man auch gewils seyn konnte, dafs es sich zuverlälsig, und auf weit niederere Ladung bewegt haben wür- de, hätte man sogleich, oder doch nach nur wenig vorläufigen Ver- suchen, die rechte getroffen, d) Ich habe die Phänomene des gegenwärtigen Versuchs nie bis zu jener aufserordentlichen Entschiedenheit bringen können, als diejenigen im gleichen Versuche |. 26 B, nur an jungen Blättern angestellt, erreichten, wenn z. B. die eine Abtheilung sich ganz schlofs, während die andere offen blieb. Beständig hatte ich höch- stens Schlielsung der ungefähren Hälfte der einen Abtheilung bey völligem Offenbleiben der andern. Schlofs sich aber die positive Abtheilung ganz, so that es die negative gewils auch zu einem be- deutenden Theile. Für alle übrigen Fälle blieb daher ein blolses ‚ Mehr oder er auf beyden Seiten. e) Der Hauptgrund dieser minderen Bulk keaee des Re- sultats ist ohne Zweifel, dafs der Erregbarkeitszustand E selbst in | Ki; allen diesen Blättern sich noch nicht vollkommen entschieden hat, A und sie sich immer noch mehr oder weniger in der Nähe vvnD befinden. Ein Blatt, welches so vollkommen auf E stände, als wir so oft jüngere Blätter auf 4 fanden, würde der Pflanze vielleicht 1 gar 349 (gar nicht mehr angehören können (vergl. Anmerkung b); in $. 47 werden wir auf starke Gründe dafür treffen. Auch Frösche findet man selten, deren Nerven gleich nach der Präparatur auf dem Zu- stande E, so, dals gar keine Spur von 4 mehr beygemischt zu ent- decken wäre, getroflen würden , wenn jene schnell geschieht; und ist es auch zuweilen der Fall, so mulste das Thier schon während, ‚der Präparatur, so kurze Zeit sie auch dauerte, einen Theil seiner anfänglichen Erregbarkeit verlieren ‚ und dieser Verlust trifft, wo noch ein Rest von A da ist, diesen allemahl in gröfserem Grade; auch schon die blofse Tödtung des Thieres selbst mufste einen be- deutenden Verlust an ihr mit sich bringen. In unsern hiesigen Ver- suchen mit Pflanzen dagegen behandeln wir die Theile derselben noch während ihrer Verbindung mit ihnen. Wie viel aber eine Trennung derselben von diesen zu sagen habe, sah ich erst noch am 3ten August, wo ich einige Versuche anstellte, die mich lehren sollten, ob die Phänomene des Dräcocephalum americanum s. virgi- nicum wohl wirklich Aeulserungen einer eigenen Reizbarkeit dieser Pilanze seyn könnten, oder ob man mit der mageren Erklärung zu- frieden scyn müfse, die vor hundert Jahren de la Hire 26) von ihnen gab, und die von den Botanikern noch heute wiederholt wird. ‚Ich schnitt Blätter, die, als sie sich noch an der Mimosc befanden, und den Augenblick vorher, sich allerdings auf mechanische Reize - noch ziemlich gut schlofsen, auch mit dem Stiele noch lunickten, ob sie gleich schon von bedeutendem Alter waren, von der Pflanze ab. Sie schlofsen sich von der am Stiele hierbey erlittenen Reizung nicht. Nicht zo Secunden darauf aber war an dem einen schon keine Spur von Bewegung auf gewöhnliche mechanische Reizung ‚mehr zu bemerken; an dem andern dauerte es etwas länger. Ich setzte sie beyde in Wasser, damit sie sich erholten; sie öffneten sich völlig wieder, sahen frisch, wie zuvor, aus, reagirten aber eben- s auf mechanische Reize, selbst auf Anschnitt eines Blättchens, nicht weiter. Dagegen gaben sie, dafs ich gelegentlich es mitanführe, ae jetzt 26) s. Memoir, de l’Acad, d. Scieuces de Paris, ann. 1712, Mem, p. 212, 350 era jetzt völlig das Phänomen, welches de la Hire bey den Blüthen des Dracoceph. americanum beobachtete, d.i., die Blättchen blieben in jeder Stellung stehen, die ich ihnen mit den Fingern oder mit was sonst gab, ich mochte sie dazu vor - oder rückwärts bewegen, doch im ersten Falle, nämlich wo ich sie wie zur Schliefsung bewegte, etwas vollkommener. Hier war nichts vorhanden, was den am Ge- lenke etwa blofs schlaff gewordenen Blättchen zur Stütze, Unterlage oder Widerhalt hätte dienen können, als wofür de la Hire das steife Blättchen E unter dem HKelche C der Blüthen des Drac. amer. in der von ihm beygefügten Zeichnung desselben, und zu einigem Grade auch nicht mit Unrecht, ausgibt; und dafs jene Verschieb- barkeit in meinem Falle keinesweges von einer blofsen Schlaffheit der Blättchengelenke herkam, erwies sich dadurch, dafs dieselbe‘ gänzlich wegfiel, als späterhin das ganze Blatt wirklich schlaff wur- de und welkte, wo keine Spur von dem Anscheine mehr da war, als befänden sich die an sich, zuvor noch ziemlich straffen und stei- fen Blättchen unten gleichsam durch Gelenke von Wachs an die Abtheilungsrippe befestigt. Somit könnten die Stiele D der Blüthen des Dracoceph. americanum bey de la Hire hier nur Gelenke seyn, - oder doch solche haben, die ihrer innern: Beschaffenheit nach ganz denen der Blätter der Mimosen und so vieler andern Pflanzen gli- chen, und deren Reizbarkeit blols schwächer als die der Mimosen« gelenke am noch mit der Pflanze verbundenen Blatt, aber doch eben so stark, als die der Gelenke dieses Blatts nach der Trennung von der Pilanze im obigen Versuche, wäre. Später, bey genauerer Nachsuchung, habe ich auch an Pflanzen selbst schon Blätter ge- funden, welche das beschriebene Phänomen gaben; nie aber waren sie dazu schon welk, sondern wurden dieses erst später. Bey wei» ten aber nicht alle Blätter, welche nachmahls welkten und abfielen, gaben zuvor das de la Hire’sche Phänomen; im Durchschnitt nur - wenige von ihnen, Ueber- FRE NORA BE En o es me) jr N 351 Ueberhaupt gibt, auch dem Vorigen nach, Trennung einzel- ner Blätter, Abtheilungen, oder auch Zweige vom Ganzen, bey Mi- mosen dasselbe vortheilhafte Mittel an die Hand, Theile des Gan- _ zen his in die niedersten und letzten Grade ihrer Erregbarkeit zu verfolgen, als bey Fröschen und Thieren; und besonders wird man 'bey seiner Anwendung in den Stand gesetzt seyn, an einem und demselben Blatte alle die verschiedenen Zustände und Grade von Erregbarkeit nach der Reihe zu beobachten und zu untersuchen, die wir bisher in der Regel nur an eben so viel einzelnen Blättern nachzeigen konnten, weil wir bey unsern Versuchen nicht warten konnten, bis das junge Blatt vom Erregbarkeitszusiande 4 in seinem Aelterwerden endlich bis zu E herabgekommen und dazu -ganz alt geworden war, genau etwa, wie wir auch bey Thieren eben so viele einzelne Individuen zum gleichen Zwecke bedürfen würden, wenn wir jedesmahl am ganzen Thiere untersuchen müfsten, womit wir dennoch verhältnifsmälsig bey ihnen viel weniger weit kommen wür- den, als für Pflanzen, an den Mimosen es uns doch wirklich gelang. Uebrigens habe ich selbst von jener Trennung einzelner Theile von Mimosen bis jetzt noch keinen weiteren Gebrauch gemacht, schon ‚ weil ich bisher der Pflanzen in ihrer Integrität zu so vielen anderen Versuchen bedurfte. Sonst würde ich ohne Frage auch den Erreg- barkeitszustand E derseiben noch bis in seine höchste Reinheit und - die letzten Ueberreste desselben haben verfolgen können; welches aber zu anderer Zeit nachgeholt werden soll. Dafs auch mehrere Versuche, zu denen wir bisher zwey Mi- mosenexemplare nöthig hatten, mit so viel blofsen abgeschnittenen Zweigen oder Blättern anzustellen wären, versteht sich von selbst. "Aber wie reich an Mimosen hätte ich dann seyn müssen, um die erforderliche Anzähl der Wiederholungen der Versuche möglich zu Pe ö N Endlich wird das Erhalten bis zum höchsten Grade ent- Schiedener Resultate bey ganz alten Blättern häufig auch noch da- . durch, 353 durch, wenigstens mit, verhindert, dafs an ihnen sehr oft mehrere Blättchen schon völlig unbeweglich, andere schon erstorben oder gar abgefallen u. s. w., sind, und überhaupt eine schon ansehnliche Ver- schiedenheit der Reizbarkeit und Beweglichkeit ‚der einzelnen Blätt- chen, innerhalb der Sphäre von E, bey ihnen nicht selten ist; und doch geben gerade diese allerältesten Blätter, weil sie sich noch am reinsten auf dem Zustande E befinden, bey gehörig verstärkter La- dung der Flasche, in der Regel noch die entschiedensten Resultate. g) Versuche von den übrigen in dieser Abhandlung von $. 24 an vorgekommenen Formen stellte ich, solche ausgenommen, wie in $. 30 A, oder mit blofs einer Blattabtheilung und Flaschenschlägen, keine weiteren an, schon weil einige hier mir gar nicht mehr mög- lich gewesen wären; dann, weil ohnehin bereits die häufig genug wiederholten Versuche dieses \'s, dann jene nach |. 30 4 dazu, al- les Uebrige in sich enthalten und geben. Dafs in den letzt gedach- ten Versuchen die Schliefsung der Blattabtheilung dann die stärkste oder alleinige war , wenn sie von aufsen + E, von innen — E er- hielt, und die schwächste oder Null, wenn sie diese Elektricitäten umgekehrt bekam, habe ich, nach so vielem, was voranging, kaum erst noch besonders zu bemerken nöthig. Versuche etwa aber, wie bey höherem Erregbarkeitszustande in $. 32 oder über Erregbarkeitsmo- dification bey dauernder elektrischer Action, wären bey meiner schwa- chen Maschine, die sonst zu allem Uebrigen so schwach, hier aber gerade so günstig war, ganz ohne Nutzen gewesen; erst von sehr star- ken Maschinen wäre hier einiges Resultat zu erwarten gewesen. Rh) Wie übrigens zu starke Ladungen der Flasche schon beym Erregbarkeitszustande C die Pflanze zur Reagenz mit einem hier N gleichsam künstlich hervorgerufenen Anfange vom Zustande E, also ungefähr D, auffordern können, zeigte sich in . 34, Resultat ce An- se merkung c bereits. Eben so brachten häufige, besonders stärkere, Behandlungen von Blättern mit Blektrieität. dieselben für folgende 5 Versuche dann vom Zustande C auf E' oder wenigstens doch 2 herab. Das- en nn Le ern 353 Dasselbe that auch schnelle und beträchtliche Abspannung der At- mosphäre, z. B. durch Gewitter, besonders wenn auf diese kühle Regentage folgten; ältere Blätter kamen zum Range ganz alter her- ab, wie jüngere zum Range älterer. Eine vorzügliche, aber will- kommene Folge hiervon, die dann solche von selbst erfolgende Er- niedrigungen im Zustande der Erregbarkeit mit sich brachten, bestand darin, dafs ich jetzt für ganz alten gleich gewordene Blätter im Durchschüitte viel geringere Ladungen brauchte, als für ganz alte selbst, und auch, dafs ich schönere, vollständigere Blätter in den Versuch bekam, nur dafs der Erregbarkeitszustand E an ihnen frey- lich zu keinem sonderlichen Grade von Höhe und Reinheit gelangte. $. 36. Rückblick Wenn man die Geschichte thierischer Erregbarkeit in ihrem Verhalten gegen physische Reize , und von ihren höchsten bis zu _ ihren niedersten Graden herab, auch nur bis zu jener Ausführlich- \ keit kennt, in welcher ich sie zuerst in Gilbert’s Ann, d. Phys. | B.XVI S. 320, u. f., und daraus in m. physisch - chemischen Ab- handlungen in chronologischer Folge, B. III, S. 246, u.f., gab, als _ welche Abhandlung ihrer umständlichern und mehrseitigen Darstel- - lung in m. Beyträgen B. II. St. 3, 4, 5.65, u. f. voranging, wäh- rend ich einzelne Partien derselben schon in früheren Schriften und Abhandlungen weiter verfolgt hatte; so wird man von {. 24 an durch ss 26, 28, 30, 32, 34 und 36 hindurch, oder auch nur die $$. 28, 34 und 36 zusammengehalten, die Geschichte der vegetabilischer _ Erregbarkeit, wie /MMimosen sie gewähren, aufs höchste mit jener der thierischen in Uebereinstimmung finden. Man trifft die nämli- chen zweyerley unter sich entgegengesetzten Erregbarkeiten an, _ wie auch im Thierreiche. Man findet sie in ihrer vorzugsweisen Ge- F genwart für Reize mit den nämlichen höheren und niederen Graden Iren Erregbarkeit im Allgemeinen verbunden, Man sieht äufsere A 45 Reize, a‘ 354 Reize, namentlich elektrische, nach den nämlichen Gesetzen auf sie einwirken, und die ähnlichen Wirkungen nach den nämlichen Gesetzen vertheilt hervorbringen, wie dort. Kurz, es hat aufs täu- schendste den Anschein, als habe thierische Erregbarkeit selbst hier unter Pflanzenhülle sich verborgen, und als fehle, dafs sämmtliche Phänomene sich buchstäblich wie am Thier ausnehmen, einer Mimo- se z. B. nichts, als dafs sie die Structur eines Frosches habe, und so umgekehrt einem Frosche nichts, als dafs er die Structur einer Mimose habe, so dals man es in einem Falle blofs mit Thieren un- ter Pflanzengestalt, im andern mit Pflanzen unter T'hiergestalt, zu thun habe. Selbst vollkommenes IVervenverhalten zeigten uns unsere Pflan- zen. Ein Blatt, eine Abtheilung desselben, der Länge nach genom- men, both durchaus alle Verhältnifse dar, die in ähnlichen Versu- chen auch Nerven oder doch nervigte Organe darbieten, und vor allem dieselbe Polarität, oder diejenige Beschaffenheit des einen oder des andern thierischen oder vegetabilischen Organs, vermöge welcher es für dasselbe von so grofsem Unterschiede ist, ob es durch, der Richtung seiner Länge nach in endlicher Entfernung aus einan- der liegende Puncte oder Stellen -+ und —E in dieser oder in jener Vertheilung erhält, d. i., ob bey thierischen Nerven +E z.B. zum sogenannten Hirn - und —E zum Muskel - oder — E zum Hirn - und + E zum Muskelende der im Actionskreise begriffenen Strecke des Nerven, oder bey Mimosen, z.B. ob + E zum äulsern und —E zum innern Ende der gleichen Strecke eines Blattes, einer Blattab- theilung, eines Blättchens u. s. w. eintritt. Alle Verhältnilse der Lo- calitäten bey den Erfolgen unserer Versuche von , 23 an beruhten auf dieser Polarität; und eben so hatten wir es auch ihr vor allem zu danken, dafs wir wulsten, ob wir bald mit dieser, bald mit jener. Art oder Zustand von Erregbarkeit zu thun hatten, und auch mit welcher oder welchem. Denn die eine von den beyden überhaupt vorhandenen, sich unter einander direct entgegensetzten Arten von Erreg- er N sr TR » ER 355 Erregbarkeit (4 und E, ). 33) hat ihre Polarität bey Pflanzen wie bey Thieren, umgekehrt von der andern gelagert. / j Ungeachtet aber nun die vegetabilische Erregbarkeit in allen elektrischen Versuchen an ihr sich genau so wie die thierische ver- hielt, dafs die längst vermuthete vollkommene Identität beyder eine der gültigsten und letzten Bestätigungen erhält, die möglich sind, so bleibt uns denn doch aus den vorigen Versuchen noch ein sehr interessanter Unterschied, ja selbst Gegensatz zwischen Thier und | Pflanze übrig, der zwar ebenfalls schon längst und oft vermuthet, aber eines so directen Beweises, als ihm hier geworden, wohl noch i nicht fähig geachtet wurde. Ich ersuche, die Resultate sämmtlicher Mimosenversuche, denen analoge Froschversuche voranstanden, noch- mahls, und mit besonderer Rücksicht auf die Yerhältnifse der Lo- calitäten in den Erfolgen durchzugehen. Man wird finden, dafs diese Localitäten, bey derselben Erregbarkeit und unter den übri- gens sich entsprechenden Umständen (z.B. dafs man den Mimosen- versuch $. 24 nicht mit dem Froschversuche $. 25, und: den Frosch- versuch $. 23 nicht mit dem Mimosenversuche {. 26 B u. s. w. zum Vergleiche bringt, sondern zusammenläfst, was wir zusammengestellt haben), bey Thier und Pflanze, Frosch und Mimose, beständig die umgekehrten von einander waren. So ist z.B. {. 25 als Froschver- “ such ganz, was $.26 als Mimosenversuch. Auch die Erregbarkeiten - waren in beyden dieselben, nämlich vom Zustande 4 ($. 33); aber - beym Frosche war die positive Seite die wirksamer affıcirte, bey der Mimose die negative So wieder ist $. 35 als Froschversuch ganz, was |. 36 als Mimosenversuch, und die Erregbarkeiten waren _ abermahls in beyden dieselben, nämlich vom Zustande E ($. 33)- h' Aber während beym Frosche die negative Seite die wirksamer affı- £irte war, war es bey der Mirmnose die positive. Dieses Verhältnifs der umgekehrten Oerter erhielt sich auch durch die übrigen Theile des Versuches fort, z. B. bey den Trennungsbewegungen ($. 27 B F und {.28), den Erregbarkeitsmodificationen ($. 3ı und {. 32), u. s.w. 45° Ja : R 356 Ja schon dieser Umstand gehört hierher, dafs jede gegebene Rei- zung bey Mimosen (so fern sie auf Hervorbringung von Bewegung ausgeht), sich viel lieber und leichter von aufsen nach innen fort- pflanzt, als von innen nach aufsen (vergl. |. 26 B Resultat m), wäh- rend von thierischen Nerven das Umgekehrte, und in dazu noch - viel höherem Grade, als jenes dort, gilt, nämlich eine jede (auf Be- wegung ausgehende) Reizung sich viel lieber und leichter von innen nach aufsen, als von au/sen nach innen, fortpflanzt. So erscheint also, in Hinsicht auf ihre Structur oder ihren Bau, die Pflanze geradezu als das umgekehrte Thier. Was bey die- sem das Innere, wird bey jener zum Aeufsern; was bey ihm das Aeufsere, bey jener zum Innern. Hätte also den Pflanzen ein Hirn z. B. zuzukommen (ein auch znaterielles Innere, der Sitz eines Sen- sorium eommune), so würde es nicht wie bey den Thieren, auch räumlich innerlich, sondern über alle Puncte der äufsersten Peri- pherie zerstreut vorkommen müfsen; und wieder,: wenn dieses Inne- re in seiner materiellen Erscheinung zugleich räumlicher Sitz der or- ganischen Einheit der Pflanze selbst wäre, so würde unter andern auch zu einer Affection dieser organischen Einheit, als solcher, eine Affection aller peripherischen Theile der Pflanze gehören, aufserdem jene Affection nicht vollständig, also überhaupt keine jener Einheit als solcher, seyn würde; da hingegen beym Thiere der Eindruck von aufsen nur bis zu seinen Hirn, einem auch räumlich Centralen, gelangt zu seyn braucht, um ins Ganze als solches eingegangen zu seyn. Höchst wahrscheinlich bezieht sich auf die wirkliche Realität wenigstens eines Analogons eines solchen überall durch die ganze Peripherie der Pflanze verbreiteten Hirns oder materiellen Sitzes ih- rer organischen Einheit die bey Thieren bis jetzt fast ohne alles Achnliche gebliebene Thatsache, dafs sich bey Mimosen jeder, auch wo immer angebrachte Reiz von der zweyten Stelle aus durch die ganze = 357 ‚ganze Pflanze, und bis in alle ihre äufsersten und entferntesten Blätter und Blättchen zu verbreiten sucht, und selbst bis dem Phä- normene nach sich auch wirklich in dieser Alles -Ergreifung durch sie verbreitet, sobald nur der Reiz von Anfang an stark genug war, um bey seiner Ausbreitung und Theilung nach so vielen Seiten hin, doch zur Hervorbringung wirklicher Bewegung dessen, was sich überhaupt bewegen kann, bis ans Ende noch hinzureichen, und nicht wo immer unterweges schon dafür zu schwach zu werden. Für meine Mimose Nro. II. ($$. 10, ıı) reichte blofses Brennen eines einzigen ‚Blättchens zwischen. zwey Stückchen brennenden Schwammes hin, um alle vier Zweige derselben zu schliefsen, und ihre Blätter zu knicken. Für die. Mimose Nro. I bedurfte ich dazu ı/8 bis ı/$ ei- ner Blattabtheilung, was ich zwischen den zwey glühenden Platten eines gewöhnlichen Haar - Brenneisens rasch verkohlte. Schon aber, dafs nicht jeder ganz schwache Reiz mehr als den Theil bewegt, an wel- chem er angebracht wurde, beweiset, dafs selbst der schwächste sich über den Ort der unmittelbaren Reizung hinaus erstreckte, und das vorige zeigt, dals er es von da an sicher über die ganze Pflanze thue, Hiermit ist noch ein Phänomen verbunden, was bey Thieren gar nicht bekannt ist, und jeden Falls bey ihnen wenigstens zu ei- nem sehr viel schwächern Grade möglich ist als bey Mimosen (Pflan- zen). Es ist nämlich eine äufserst gewöhnliche Erscheinung, dafs sich, wenn man eine Blattabtheilung eines zwey - oder viergetheilten Blattes, dessen Abtheilungen im letzten Falle a, db, c, d heilsen mö- gen, an einem Blättchen von 5b z. B. anschneidet, erst die ganze Ab- theilung rhythmisch schliefst, und, wie natürlich, von aufsen nach “ innen, darauf der Reiz hinten aufserhalb db sich sowohl links nach a, als rechts nach c, und später auch d, herüber, ergielst, und ‚sämmtliche diese Abtheilungen nun von innen nach aufsen schliefsen “macht (während in der Regel noch vor diesem Uebergange des Rei- ses nach «a und c und d er auch beym Blattstielgelenke ankam und dieses 358 dieses knicken machte), Hier kommt das Rückwärtsgehen des Be- wegung zeugenden Reizes auf das nämliche zurück, als wenn in Fig. 9, wo achd ein Froschpräparat ist, dessen Nerven bey n und m noch mit dem Rückenmarke xy organisch verbunden sind (ungefähr eben so, wie die Gelenke der vorigen beyden Blattabtheilungen noch mit dem Blattstiele), und dessen einer Nerv, d“z. B. entweder an ir- gend einer Stelle mechanisch, oder durch 2 untereinander zur Kette verbundene heterogene Metallplatten, oder auch, was dieselbe Wir- kung gibt, blofs durch Reibungselektricität, hinlänglich, und im letz- tern Falle so, gereizt werden, dafs bey der Flasche od. s. w. mnca nicht durch blofs mittheilungsweise erhaltene Spannung , die dann bey der Entladung zu Null würde, Gelegenheit zu unmittelba- - rer Mitreizung von nca geben könnte, der Schenkel a aber dennoch mitzuckte, während doch blofs diese Disposition bey Pflan- zen, die bey Thieren nicht, oder doch zu unvergleichbar gerin- gerem Grade, vorkommt, durchaus unentbehrlich zu seyn, wenn ihre Bestimmung irgend ist, von-Reizen eben so als Einheit ( orga- nische) genommen zu werden, als Thiere, und man wird letzteres um so weniger für unwahrscheinlich halten, als jeder Physiolog, der die Phänomene des Lebens in der Thier - und Pflanzenwelt nur et- was in ihrem gesammten Umfange und mit Sinn beobachtete, geste- hen muls, dafs Pflanzen unvollkommenen Thieren, gleichsam Thie- ren im Zustande des Embryo, zu vergleichen seyn. Uebrigens glaube ich, dafs schon die blofse aufmerksame Be- trachtung des selbst blofs äufsern Baues und der Entwicklung der Pflanze, zusammengehalten mit dem gleichen Bau und der Entwicklung des Thiers, hinreiche, genügende Rechenschaft davon zu geben, wie die Pflanze dazu komme, in demjenigen Sinne das Umgekehrte des Thieres zu seyn, in welchem die Beobachtungen dieser Abhandlung sie als solches antreffen liefsen. Ist nicht buchstäblich das räumlich Aeufserste und Jüngste der Pflanze ihr Innerstes, während das Thier so deutlich sich vielmehr von Aufsen nach Innen entwickelt? lehrt nicht physische und psychologische Beobachtung des Thieres, dafs seine Gag, x Wan Da ne R \ P „ er h E; i \ i _ zeigte. Ein solcher völliger Gegensatz hat zwar nun keinesweges IR Br . 359 seine innere Entwickelungen seine letzter sind, während bey der Pflanze ihre äussern? Kehrt so nicht die Pflanze ihr ganzes ein- stiges Innere nach und nach nach aufsen, während das Thier im Ge- gentheile sein Aecufseres nach Innen? Schon die umgekehrten Bil- dungs - oder Entwickelungsrichtungen beyder also, meine ich, rei- chen hin, das sonst so sonderbare Räthsel höchst einfach zu lösen. Doch, wir sind noch nicht am Ende dessen, was wir für _ diefsmal zu geben im Stande sind, und setzen defshalb unsere Un- tersuchungen fort. $. 38. Unterschied zwischen Mimosen-Gelenk und Gelenklosem. Da das Folgende die Beweise sattsam geben wird, so dürfen wir hier sogleich als Resultat desselben aussagen, dafs Alles, was wir bisher von Geschichte vegetabilischer Erregbarkeit an unsern Mimosen,nachwiesen, und in $. 37 recapitulirten, einzig das Gelenk- ' lose dieser Pflanzen betroffen habe. Sehr viel anders verhält es sich mit den Gelenken selbst. Hätten wir mit thierischen Organen zu thun, so würden wir etwa zu sagen haben, alle unsere Resul- tate über ihre Erregbarkeitsgeschichte habe blofs die ihrer Nerven - betroffen ; jene ihrer Muskeln aber sey eine sehr viel andere. Viel- - leicht aber auch, dafs sich bey näherer Untersuchung für diesen Aus- druck zum Theil noch andere Nahmen, als die so eben wahrschein- ‚lichere , finden könnten. Schon in einer Menge Fällen stiefsen wir auf Beobachtungen, E die für sämmtliche Mimosen-Gelenke nach Umständen sogar eine völlig umgekehrte Erregbarkeit (oder auch allenfalls nur Polarität) ‘von der darthaten, welche das Gelenklose an ihnen im Versuche durch- 360 durchgängig Statt; dennoch aber werden wir auf ein äufserst. in- teressantes Resultat geleitet werden, wenn wir die Untersuchung hierüber ‘auch nur bis in die nächstliegenden Details fortsetzen. Wir nehmen deshalb jetzt zuerst die verschiedenen Gelenke, dahn das verschiedene Gelenklose, jedes für sich allein, in den Versuch. Wie weit wir später bey Thieren auch hier das Entsprechende schon darzuthun im Stande seyn oder nicht, mag {. 47 ausweisen. $. 39: Mimosenversuche über die Blattstielgelenke, An Mimosen (unserer Mimosa pudica L.) kommen dreyerley Gelenke vor, die der Blattstiele, die der einzelnen Blattabtheilun- gen, und die der einzelnen Blättchen. Wir fangen bey denen der Blattstiele an. Der Zufall gab mir schon in der Einleitung Gelegenheit, von der sonst äulserst schwierigen Anstellungsart solcher Gelenk-. versuche überhaupt, sobald man sich nicht besonderer Hülfsmittel zu bedienen versteht, zu sprechen. Der . ı5 enthält die Hinder- nilse, welche sich eben sobald in Weg stellen würden, als man buch- stäblich blo/s das betreffende Gelenk, und gar nichts aufser ihm, in den Versuch nehmen mülste. Die $$. 16 — ı8 erörtern die Um- stände, welche man mit Sicherheit zulassen kann, und die Verhält- nifse vegetabilischer zu animalischer Erregbarkeit, welche die Sicher- Brenn nm Di ne An ke a ar | heit dieser Umstände verbürgen, um, während man dennoch mehr als das blofse Gelenk in den Actionskreis nımmt, das Resultat der unmittelbaren Reizung desselben doch rein zu erhalten. Der . ıg giebt denn an, wie also der Versuch wirklich leicht und völlig gül- tig anzustellen sey. Wir haben uns also für gegenwärtige Versuche dort schon beträchtlich vorgearbeitet, und verweisen dahin. Noch über diefs ist dort ($. ı9) gerade der Fall des Versuchs über die Blattstielgelenke als zum Beyspiele gewählt; dals wir also , was die 361 die Vorrichtung dieses Versuchs betrifft, gar nichts mehr nachzu- holen haben. r Die erforderliche Ladung der Flasche wird, wie früher über- all, durch allmähliges Steigen von schwacher an, gefunden. Reste a) Bey der Entladung wird von den beyden armirten, am | Zweige oder Aste sich zunächst folgenden Blattstielen, bey nicht . zu starker Ladung, in der Regel derjenige knicken oder niedersin- ken, der durch die Armatur positive Elektrieität erhält; der, wel- cher negative erhält, dagegen wird stehen bleiben. Ist die Ladung stärker, so Kknicken zuweilen auch wohl beyde; dann aber immer der positiv armirte rascher und früher, der negativ armirte hinge- gen langsamer und später, - b) Dieses geschieht bey jüngern sowohl als bey ältern Blät- _ tern, und es ist, sofern die beyden Blätter, deren Stiele man (et- wa ı/2 bis 3/4 Zoll vom Gelenke weg) armirte, nicht, wie es mög- lich wird, wenn man ganz oben am Zweige mit den beyden jüng- sten Blättern experimentirt, allzusehr an Ausbildung und relativem - Alter verschieden sind, 'einerley, ob der z. B. positiv armirte Stiel _ dem oberen oder dem unteren Blatte von beyden zugehört. c) Auch noch von ganz alten Blättern knickt, nur auf stär. kere Ladungen, der positiv armirte Stiel. Also befindet sich an Blättern jedes Alters das Stielgelenk auf dem nämlichen Zustande - der Erregbarkeit, und aus |, 26 er mit $$. 34 und 36 folgt$ pe es der Zustand E sey. Anmerkungen. a) Das zuweilige Nachkricken des negativ armirten Blatt- ‚stiels in Resultat a scheint deutlich schon nicht mehr von unmittel- barer Reizung des Gelenks, sondern von einem von aufsen aus dem 46 gelenk- 362. ! gelenklosen Theile des ihm. zugehörigen Stiels ihm zugekommenen Reize herzurühren, und eben, weil es erst nachfolgt. Denn efst, wenn die Ladung sehr oder allzustark war, lknickt der- Ba . mirte Stiel sogleich im Augenblicke der Entladung mit, wiewohl, wenn auch nun nicht mehr später, doch immer noch merklich lang- ar- samer, als der andere. b) Zuweilen, wenn die Reizbarkeit dieser Gelenke im Ver- hältnifs zu der des gelenklosen Theiles des Stiels besonders schwach ist, knickt nicht der positiv, sondern der negativ armirte Stiel. Dann aber thut er es ebenfalls nicht im unmittelbaren Augenblicke der Entladung, sondern merklich nachher; dafs also die Wirkung von der Reizung des gelenklosen Theiles des Stiels herrührte. Ein einziges Mahl sah ich, und während beyde Blattstiele sanken, den negativen etwas früher sinken, als den positiven. Aber es fand der Resultat b erwähnte Umstand Statt, wo allerdings auch noch dar- auf einiges ankommen kann, ob der im Kreise befindliche Theil des Zweiges oder Astes + E oben und —E unten, oder umgekehrt er- hält. Was es aber zuweilen thun könne, dafs in diesem Versuche nothwendig ein Stiel mit seinem Gelenke der obere, der andere mit dem seinigen der untere ist, lehren schon Versuche mit blos- ser, sehr starker mechanischer Reizung, in denen sich, wo doch der oben am Zweige angebrachte Reiz ganz bestimmt von oben nach unten, und ohne Sprung, fortschreitet, nicht selten ein tiefer ste- hendes Blatt früher senkt, als ein höher oder über ihm befindliches, blofs also, weil sein Gelenk überhaupt reizbarer ist, als das des oberen. c) Uebrigens verschwanden die wenigen Ausnahmen, welche jedoch alle ihre natürliche Erklärung finden, gegen die grofse An- zahl völlig reiner Erfolge, und die ich nicht biofs in absichtlich über die Erregbarkeit der Gelenke angestellten Versuchen, sondern frü- her und später auch gelegentlich anderer Versuche, wie z. B. schon in $. 26 4 und in {. 24, häufig bekam. Im letztern Versuche war es nr | | 363 es dann das Blatt des negativen Topfes, welches knickte, statt im erstern jenes des positiven. Indessen bekam im einen wie im an- dern Falle das knickende Gelenk + E von aufsen, oder was gleich viel war, —E von innen. Bi $. 40. Mimosenversuche über die Blattabtheilungsgelenke. \ Was schon im $$. 15—ı8 Allgemeines zur Vorrichtung von Gelenkversuchen gesagt wurde, gilt hier fort. Uebrigens ist man hier weit wenigeren Anomalieen ausgesetzt, wie in |. 39, weil man hier Blattabtheilungen desselben Blattes, und noch dazu sich völlig entsprechende, .d. i., zum nämlichen Pare gehörende nehmen;kann und nimmt. Um sicherer zu armiren, und auch um die Bewegungen der Abtheilungen, wodurch ihr voriger Winkel unter einander spitziger wird, besser beobachten zu können, macht man zuyor an jeder der beyden Abtheilungen die vorderen drey oder vier Blättchenpare, oder auch sämmtliche Blättchen derselben so zusammengehen, dafs die Gelenke der Abtheilungen dabey noch keine merkliche Reizung erhalten. Der Versuch gleicht der Vorrichtung nach völlig $. 26 B; nur dafs man hier vorzugsweise blofs auf die Bewegungen der Blattab- theilungen im Ganzen Achtung hat. Das Uebrige ist wie in $. 39. Resultat. a) In ıı ersten, ausdrücklich der blofsen Gelenke wegen an- gestellten Versuchen am ı7zten Jul., ging in 7 derselben die positiv armirte Abtheilung, und im Augenblicke der Entladung, herum; die negativ armirte blieb stehen; in den 4 andern bewegten sich bey- ö Pr Abtheilungen ‚ aber nur die positiv armirte im Augenblicke der Sehr fe Ent- R 364 Bu Entladung; die negativ armirte folgte erst später nach, als zu Folge der Reizung des gelenklosen Theils der .Abtheilung. In vielen /an- dern späteren Versuchen erhielt sich dieses so, und ich liefs fast keinen Tag vorbey, an welchem die Abtheilungsgelenke vorzüglich reizbar waren, was etliche Mahle sonst der Pflanze im Allgerneinen gar nicht günstige waren, wie erst noch der kalte regnerische Ate Aug., wo nahmentlich die Blättchen äufserst träge waren. Nur ein - einziges Mahl in allen meinen Versuchen sah ich die negativ armir- te Abtheilung allein sich wenden; aber auch wieder nicht gleich im Augenblicke der Entladung, dafs also hier die Reizung des Gelenk ' losen beyder Abtheilungen die ihrer Gelenke übertreffen mufste, b) Selten habe ich an Blättern mittleren Alters, oder die übri- gens vom Erregbarkeitszustande € (s. |. 34), waren Versuche dieser Art von Erfolg. erhalten können, weil hier eben so selten die Ab-_ theilungsgelenke noch von bedeutender Erregbarkeit, oder besser, Beweglichkeit sind. Indefs gaben die wenigen gelungenen Versuche dasselbe Versuche, wie die jüngeren in Resultat a, c) An ganz alten Blättern aber mufste ich den Versuch völ- lig lassen, da hier nie die Abtheilungsgelenke noch so beweglich sind, dafs etwas von Erfolg zu erwarten wäre. Indessen ist aus $. 39 Resultat ce zu erwarten, dafs, gelänge der Versuch höchst sel- ten doch noch, und beobachtete man auch vielleicht nur feiner, das Resultat sich nicht von dem bey jüngern und ältern Blättern unterscheiden würde. Anmerkungen. a) Auch hier both besonders der so vorzüglich häufig wie- derholte Versuch $. 26 B sehr viele Gelegenheit zur Mitbeobachtung der Erfolge Resultat a, so wie umgekehrt alles, was hier in |. 40 in Rücksicht auf Blättchenschliefsung der Abtheilungen u. s. w., mit« beobachtet wurde, dorthin gehört, und dort schon vorkam. 365 b) Auch verschiedene andere Versuche noch, wie z. B. |. 24 uud $. 26 4, gaben Gelegenheit zur Mitbeobachtung der nämlichen Ertolge, nur dafs sie hier häufig durch die Blattsenkung getrübt wurde, indem es. überall dasselbe Blatt war, welches sich senkte, und dessen Abtheilung sich bog, wandte oder drehte. $. Aı. 'Mimosenversuche über die Blättchengelenke. Diese stellte ich mir anfangs schwieriger vor, als ich sie hinter- ber fand. Ich half mir indefs sehr bald damit, dafs ich an irgend _ einer Blattabtheilung mit recht gleichen Blättchen zu beyden Seiten die ersten drey bis vier Pare zuvor sich schliefsen machte, und nun an dem zum nächsten offenen Pare gehörigen Blättchen aufsen, an jedem, einen dasselbe gut berührenden schmahlen Streifen Blattgold herabhängen liels, den ich an jedem der Conductoren mit Stativen, die sonst immer selbst die Armaturen bildeten, befestigt hatte. Die- se Blattgoldstreifen gaben dann nach, wenn die Blättchen sich be- _ wegten, und störten also nicht, wie rigide Armaturen, die noch viel schwieriger an den Blättchen von hinten angebracht werden - konnten, an der Seite (der Spitze) der Blättchen aber in der Re- \ gel darum nicht taugten, weil hier die herrorstehenden Härchen gute Berührung verhinderten. Verhältnifsmäfsig kam mir die nöthige Ladung der Flasche sehr stark vor. So hatte ich z. B. am ızten Jul. zuvor eine Reihe 4 Versuche {. 24 angestellt, und immer 3f4 bis ı Umdrehung hinrei- chend gefunden, wo doch der Entladungskreis von so grolser Aus- _ dehnung,, also auch schlechterer Leitung war; und gleich darauf brauchte ich zu einer Reihe Versuche des gegenwärtigen j's, so klein auch hier der Entladungskreis war, allemahl ı/2 bis 3/4 Umdrehun- sen der Maschine, Resul- g66 Resultat. a) So viele Versuche dieser Art ich auch angestellt habe, so habe ich doch nicht gesehen, dafs je einmahl das negativ armirte Blättchen allein sich geschlossen (gebogen) hätte. War die La- dung etwas zu stark, so gingen beyde Blättchen zusammen, und es war schwer zu unterscheiden, welches früher; war sie aber eben recht, so bewegte sich immer nur das positiv armirte Blättchen, und das negativ armirte blieb stehen. Wenn ich aber eingeübt war, so konnte ich wenigstens auf die Hälfte so reiner Versuche zählen. Verschiedene Mahl bewegten sich auch, statt eines Blätt- chens, zwey auf der positiven Seite, während auf der negativen keines. Vermuthlich aber hatten sie hier so nahe an einander ge- legen, dafs sich der Schlag in sie hatte theilen können. b) Dieser Versuch hatte das nämliche Resultat an jungen, ältern, und c) ganz. alten Blättern, oder doch Blättern vom Werthe die- ser, nur dafs dann mit dem Alter des Blattes auch die Ladung der Flasche steigen mufste. $. 42. Mimosenversuche über den gelenklosen Theil des Blatistiels. Die vorigen Versuche $$. 39—4ı werden zur Genüge darge- -than haben, dafs sämmtliche dreyerley Gelenke an Mimosen, und noch über diefs auch bey jedem Alter, eine und dieselbe Erreg- barkeit besitzen, und dafs diese Erregbarkeit durchgängig die Er- regbarkeit E sey. Sie ist somit die entgegengesetze von der jünge- rer Blätter (oder eigentlicher, der ihres gelenklosen Theils), der eine Pol der mittleren aus den ältern Blättern, und die gleiche der- jenigen der ganz alten Blätter, nur dafs sie überall, vorzüglich bey den letzten Blättern, noch immer höher, als die gleiche bey diesen ist. I Ks ri 367 ist. Schon dafs bey ganz alten Blättern gar keine Ausnahme vor- kam, die so weit ging, dals das negative Blättchen allein sich gebo- gen hätte, spricht hierfür. Indessen wurde es nun um so nöthiger, noch einmahl die Erregbarkeit der gelenklosen Partie jedes Theiles eines Blattes ganz besonders in Untersuchung zu nehmen, schon weil es von grolser Wichtigkeit war, direct zu sehen. ob, wie $$. 39 — 4ı jetzt darauf führten, alles, was wir $f. 24, 26, 28, 30, 32, 34 u. 36 von Haupt- resultat vorgefunden, überall auch nur Resultat der Reizung der ge- lenklosen Theile der Pilanze gewesen sey. Die Versuche hierbey waren der Vorrichtung: nach leicht, sonst aber mitunter etwas mühsam , und namentlich die über den gelenklosen Theil des Blattstiels am meisten. Zum Beyspiele nämlich mufs man hier zuweilen mit der Ladung ziemlich hoch steigen, und hat man niedrig angefangen, und immer nur um wenig gestiegen, so wird man zuletzt leicht ungeduldig, und springt zu rasch mit der Ladung. Man erhält dann leicht schon eine zu starke, und das Blatt ist geknickt, ehe man den Gegenyersuch mit der umgekehrten Ladung anstellen konnte. Zum Versuche selbst werden zwey etwa ıfz bis 3f} Zoll von einander entfernte Puncte desselben Blattstiels mit den gewöhnlichen‘ Conductören armirt. Mit der Ladung der Flasche wird, wie immer, von unten auf gestiegen, und trotz der Geduld, die es zuweilen fordert, langsam. Jede Ladung bekommt der Blattstiel zwey Mahl; einmahl, und zu- erst, mit + E aulsen und — E innen, das andere Mahl mit — E - aulsen und + E innen. Resultat. a) Ist man nun wirklich allmählig genug gestiegen, und sind es jüngere Blätter, so wird, bey auch übrigens genauem Verfahren, durch- 368 FRE | & durchgängig bey der endlich getroffenen Ladung der Blattstiel dann erst knicken, wenn er an der äufsern Stelle —E und an der in- nern 4 E bekommt. So gelangen mir z. B. am ıgten Jul. alle Ver- suche dieser Art ohne Ausnahme, der gelenklose Theil des Blatt- stiels zeigt sich also durchaus von der Erregbarkeit A, während sein Gelenk in $. 39 von der Erregbarkeit E. b) Sind es Blätter von mitilerem Alter und etwas darüber, so knickt dann bey endlich wirksamer Ladung das Blatt, sein Stiel mochte aulsen + E oder — E bekommen haben. Man wechselt hier mit der ersten Richtung der Entladung, und gibt sie bald mit -- E, bald mit — E aulsen zuerst. Besonders früher bekam ich diesen Versuch sehr oft in die Hände, wo ich nämlich noch nicht genau von den verschiedenen Erregbarkeitszuständen von Blät- tern verschiedenen Alters u. s. w. unterrichtet war ‚ dennoch aber . den Versuch dieses ’s aus leicht zu errathenden Gründen (er war dem Froschversuch Fig. 5— 8 ähnlich) schon am $ten Jul. einen. meiner ersten elektrischen an Mimosen mit seyn liels, die Stiele jün- gerer Blätter aber nicht verderben wollte, und deshalb immer schon. ältere nahm. Zu Resultat a kam es daher nicht eher, bis ich die Versuche $$. 34 und 36 kannte. c) Bey ganz alten Blättern habe ich den Versuch nur sehr wenige Mahle angestellt, bestimmt aber die endliche Knickung .bey ++ E aufsen und — E innen gehabt. Ich fing hier bey jeder neuen N (grölsern) Ladung mit — E aulsen an. Anmerkungen. a) Man kann den Versuch für die Armirung bequemer auch _ sehr gut so vorrichten, dals man nur die eine Armatur an den Blatt- stiel, die andere aber an irgend eine offene, oder besser vorher Rn ganz oder zum Theil geschlossene Abtheilung des Blattes bringt, und dann zunächst nur auf das Blattstielgelenk Acht hat. Ist das mit im Kreise befindliche Abtheilungsgelenk hierbey gehörig _reizbar, so = 369 so wird es sich ebenfalls biegen, aber gewöhnlich bey schwächerer Ladung als später der Blattstiel, und in der Regel bey + aulsen und —E innen. 5) Am ıßten Jul. war ein kalter Regentag, und meine Mi- mosen waren äulserst träge, auch an den Blattstielgelenken, doch keinesweges absolut unreizbar an ihnen. Ich armirte zwey Stellen des Stiels des vorletzten Blattes des besten Astes der Mimose Nro. II, und fing mit ı/2 Umdrehung Ladung an. Hier weder nach einer noch nach der andern Richtung etwas. Ich nahm 3f4, ı, zıf, ı 1/2, 13/4, 2, 2ı/2 und 3 Umdrehungen, und noch immer ohne Erfolg, (es versteht sich, dafs ich jede Ladung zwey Mahl gab, und immer mit + E aufsen, — E innen, zuerst). Endlich nach der letzten Ent- ladung von 4 Umdrehungen (-- E innen und — E aufsen) sah ich schnell alle Blättchen der Abtheilungen von innen nach aufsen zusam- mengehen; eine der mittleren Abtheilungen fing an, und die übrigen zu beyden Seiten folgten. Nur der Blattstiel Knickte noch immer nicht, Ich nahm jetzt 3 Umdrehungen, die, wie schon vorher die 4, am Mimosenblattstiele selbst gute Funken gaben. Nichts erfolgte, als dafs sich etliche Pare hinterster Blättchen an den Abtheilungen , die vorhin stehen geblieben waren, und die jederzeit minder reizbar als die mehr vorderen zu seyn pflegen, vollends schlofsen. Ich schritt zu Umdrehungen. Bey-+ E aulsen und — E innen nichts; bey —E aulsen und + E innen auch noch immer kein Knicken des Blatt- | stiels; wohl aber gingen kurze Zeit darauf die Abtheilungen des nach unten nächst folgenden Blattes zusammen. Ich stieg jetzt immer, und reyidirte die Biber elenke‘ Das vom elektrisirten Blatte war völ- _ Äig unreizbar geworden, und der Stengel steif und starr, ohne dafs er um das Mindeste seine vorige Lage, die schon früher zuweilen naehgesehen wurde , verlassen hatte, Das Blattstielgelenk des dar- Y auf folgenden Blattes, dessen Abtheilungen sich nach de Ladung N " merllichen Spur reizbar. Das Gelenk ip auf dieses folgenden ‚ aber AT völ- 370 völlig offen gebliebenen Blattes war es etwas mehr. Ich revidirte an allen übrigen Aesten, und fand sämmtliche Blattstielgelenke nicht sonderlich reizbar, doch überall besser, als das beste an dem Aste, zu welchem das elektrisirte Blatt gehörte. . Dieser Versuch, der ein Beyspiel von dem geben kann, was ich oben von bisweiliger Müh- samkeit der Versuche dieses $'s sagte, gibt, so unfruchtbar er auch an beabsichtigtem Erfolge war, doch verschiedene andere interessante Resultate. ı) Lehrt er, dafs anhaltender und zugleich steigender Reiz, auch wenn er blo[s von aufsen herbey kommt, einem Gelenke alle seine Reizbarkeit nehmen, die anderer aber , die er in minde- rem Grade trifft, wenigstens schwächen kann, beydes, ohne im Ver- laufe dieser Schwächung es einmahl in wirkliche Bewegung zu ver- setzen. 2) Zeigt er, (s. den Erfolg nach 4 Umdrehungen), dafs selbst noch aufserhalb von Blattabtheilungen, und zwar auf der Seite nach innen zu, angebrachter elektrischer Reiz, bey gehöriger Stärke, die gröfste Wirkung auf jene noch immer ausübe, wenn er diesen von der Abheilung weg und von ihr nach innen zu liegenden Theil bey der nämlichen Elektrieitätsvertheilung trifft, die an den einzel- nen Abtheilungen selbst angebracht die wirlisamste seyn würde (vergl. $.30o 4). Ich habe dieses bey verschiedener anderer Gelegenheit bestätiget gesehen. 3) Erweiset er (s. den Erfolg nach 7 Umdre- hungen), dafs, wie in Resultat a, oder dem bey jüngeren Blättern, der gelenklose Blattstieltheil, welcher bey der elektrischen Reizung mit — E aulsen und -+ E innen, schon dem von ihm aus nach in- nen befindlichen Gelenke mehr und kräfügeren Reiz zusendet, als We bey der Reizung mit -- E aufsen und — E innen, dieses bey erste- rer Vertheilungsart der Elektricität auch noch über das Gelenk hin- aus ins Innere der Pflanze oder ihres Zweiges selbst hinein mehr und stärker thue als bey letzterer. Sonderbar übrigens schiene es, wenn, wie 2 und 3 in ihrer Combination geben, dieselbe eine Anbrin- gungsart des (elekrischen ) Reizes nach beyden Seiten hin von For- theil (für Bewegungserzeugung nämlich), und dieselbe andere nach beyden Seiten von Nachtheil wäre. Indessen sind doch wirklich viel mehr 371 mehr Gründe dafür als dagegen, und im $. 45 werden ausdrücklich noch einige hierher gehörige Beobachtungen als nebenbey gemacht, nachfolgen. Doch überhebt dieses keinesweges von einer künftigen noch strengeren Be achung des Ganzen. c) Für die ganz alten Blätter ( Resultat c) muls man sogleich mit ziemlich starken Ladungen anfangen, und rasch steigen, um ' nicht hier, was das Blattgelenk betrifft, eher als irgendwo dem Schick- sale ausgesetzt zu seyn, von welchem Anmerkung b ein Beyspiel gab. 2 ‚ $. 43- Mimosenversuche über den gelenklosen Theil der Blattabtheilungen. Sie werden ganz vorgerichtet, wie die Versuche $. 30 4; nur mufs bey der Armirung darauf’ ‘gesehen werden, dafs man weder dem Gelenke der Abtheilung zu nahe komme, noch, und vorzüg- lich, die Abtheilung in ihrer nachmahligen Bewegung kinadıe: Die Blättchen an ihr werden am besten vorn und hinten, wo die Arma- - turen anzuliegen haben, zu etlichen Paren geschlossen. Die Ladung wird gesucht, wie überall, und in der Regel - stärker gefunden werden, als sie zu {. 30 4. nöthig war. Be .:, Dafs man Abtheilungen wählt, deren Gelenke vorzüglich reiz- bar sind, versteht sich von selbst, weil sonst ihre Bewegung leicht nicht merklich genug ausfallen würde. Resultat. a) Bey jüngern Abtheilungen, wo man bey jeder Ladung 3% heuer Gröfse mit + E aufsen und — E innen anfängt, wird die 1% elektrisirte er bey endlich erreichter Bhaniger Ladung ste- 47° Ver- 37% NASATLERN Ye Vertheilung die umgekehrte, d.i., wo — E aufsen und + E innen einschlägt, ist. b) Bey gleichen Abtheilungen von Blättern mittlern Alters und darüber, wird, sobald Wirkung erfolgt, die Vertheilung der Elektricität gleichgültig, und es mehr oder weniger völlig einerley werden, ob man mit -- oder mit —E aufsen anfıng. Doch blieb die Zahl dieser Beobachtungen aus dem nämlichen Grunde noch sehr. beschränkt, aus welchem die derjenigen in {. 40 Resultat b; die Bewegungen selbst waren ebenfalls nur ganz geringe. c) An ganz alten Blättern mufsten dergleichen Beobachtungen EN aus ebenfalls in |. 40 Resultat C bereits angegebenem Grunde völ- lig wegfallen. Anmerkungen. a) Schon $. 30 4 both nach Umständen zu dem Resultate dieses $’s zuweilen Gelegenheit dar. b) Freylich hätten in diesem {. die Armaturen besser unmit- telbar an der Rippe der Abtheilung anliegen sollen. Allein, diefs überlasse ich denen, welche Zeit und Geduld genug haben, dann nn “ R 4 | 4 K binnen Tagen blofs etliche tauglich vorgerichtete Versuche zu er- 7 halten. Auch habe ich trotz so vieler früherer Erfahrung keinen Grund gehabt, zu glauben, dafs, sobald der elektrische Strom nur erst das erste und letzte der armirten Blättchen der Abtheilung ver- lassen, er sich zwischen diesen beyden Stellen leicht noch an etwas = anderes, als an die blofse Rippe der Blattabtheilung unmittelbar % währen muls, als noch so vieler trockener Blättchencontact, der ei wa ununterbrochen von der einen Armirungsstelle bis zur andern fortliefe, : — 373 Mimosenversuche über den gelenklosen Theil der Blättchen. Diese Versuche, deren gröfsten Theil ich am zosten Jul. an- stellte, machten mir schon durch die glückliche Besiegung ihrer - Feinheit viel Vergnügen, und mit besonderer Sorgfalt stellte ich sie an. Es wird ein schönes langes einzelnes Blättchen einer Blattab- theilung an zwey verschiedenen Stellen seiner Länge, die eine nur 2/3 bis ı Linie vom Gelenkchen weg, mit schmahlen Goldblattstrei- fen von ıf2 bis 3/4} Zoll Länge, die von den Enden der bekannten Conductoren mit Stativen herabhangen, an seiner Vorderseite gut armirt, nachdem man die nöthige Anzahl Blättchen vor ihm vorher ; zusammengehen lie[s, um sowohl Armirungs - als Bewegungsraum zu erhalten. Die erforderliche Ladung der Flasche ist etwas unter der Hälfte von der in $. 4ı. Ich reichte in der Regel mit ı/4 Umdre- hung, manchmahl auch mit weniger aus; 3/8 brauchte ich seltener, mehr aber nie. , Man sucht die Goldblattarmaturen immer soviel wie möglich “ in die Rauhheiten der Seite des Blätichens einzuhängen, oder ihnen sonst einigen festen Halt zu sichern. Widrigen Falls lassen diesel- "ben bey der Entladung der Flasche das Blättchen sehr leicht fah- ren ‚ ziehen sich an, berühren sich, und bilden einen Entladungs- kreis, von Fer das Blättchen völlig ausgeschlossen ist. Auf jeden Fall ist der Versuch Störungen ausgesetzt, wenn auch nur eines der Goldblätter der elektrischen Anziehung des andern leicht " folgen kann. 2 i Ei, Für Blättchen jüngerer Blätter fängt man allemahl mit + E ‚aulsen und — E innen an, und läfst — E aufsen und + E innen folgen. Da 374 RENTE a Da schwerlich Jemand gerade eine Maschine von genau der Schwäche der meinigen hat, so muls freylich bey den ersten Ver- suchen mit besonders niedrigen Ladungen angefangen werden. Man- kommt aber sehr bald dahin, die für eine Menge Blättchen gültige Ladung aufzufinden, und über diels kann man an der nätmnlichen Ab- theilung eine gute Zeit lang Blättchen für Blättchen fortfahren, da, selbst wenn die Ladung schon etwas zu stark, meistens doch immer nur ein Blättchen zusammengeht. Nachdem ich ganze und halbe Um- drehungen meiner Maschine absolut zu stark gefunden, experimentirte ich dann lange mit geradezu genommener bald gröfserer bald klei- nerer, oder auch nur rascherer oder langsamerer, ı/4 Umdrehung, und erst wo sie zu schwach war, wiederholte ich mit 3f8. Resultat. a) Gehört das armirte Blättchen zu einem jüngern Blatte, so bleibt das Blättchen bey + E aufsen und — E innen stehen, und schliefst sich dagegen bey —E aufsen und + E innen sogleich nach der Entladung. b) Bey Blättchen älterer Blätter wird die Richtung der Ent- ladung gleichgültiger, und es ist endlich einerley, mit welcher von den beyden möglichen man angefangen habe. Da man aber hier et- was stärkerer Ladung als zu Resultat a bedarf, so wird das öftere Gelingen des Versuchs durch den nämlichen Umstand. beschränkt , durch welchen dasselbe auch für das Resultat c) völlig. Hier, bey ganz alten Blättern nämlich, brauchte ich für den Versuch so starke Ladungen, dafs es fast unmöglich war, für irgend einen Versuch die Goldblattarmaturen so zu befe- ‘ stigen, dals sie nicht bey der Entladung sich losrissen, einander entgegenstürzten, und so das Blättchen selbst aulser alle Action setz- ten. Ich hatte aber nicht erst die Zeit, für vielleicht geschicktere Armaturen zu sorgen, welshalb ich für solche, oder Blättchen vom Zustande E, aus unrnittelbarer Erfahrung nicht zu erzählen weils, was + N a er. Reg en, ee en ln Ar NER a ER £ 375 was übrigens schon aller früheren Analogie gemäfs für den gegen- 'wärtigen Fall mit Blättchen ganz alter Blätter gewils seyn kann, nämlich, dafs sie sich bey getroffener Ladung der Flasche immer nur bey -+E aufsen und — E innen bewegt oder geschlossen ha- ben würden: Anmerkungen. a) Hier, wie in allen früheren vergleichbaren Versuchen, sah ich beständig noch, ob im unwirksamen Falle die Flasche sich auch zu eben dem Grade entladen habe, wie im wirksamen, als wovon zuweilen das Gegentheil leicht durch Ungleichheiten in der Güte der Armirung, und sonst, veranlalst gewesen seyn könnte. Bey den Versuchen dieses $'s, wo so schwache Ladungen hinreichten, und bey der begreiflichen Feinheit des Versuchs um so mehr auf seine Genauigkeit ankam, pflegte ich dieser Rücksicht mit besonderer Sorgfalt. 4 re ; \ b) Immer bleiben indefs, hier wie sonst, bey schwächeren Ladungen der Flasche kleine Residuen zurück. Schlofs ich zu ihrer völligen Entladung, während ich die Flasche in der einen Hand hielt, mit dem Finger gewöhnlicher Trockne der andern Hand, so bemerkte _ ich den schwachen Entladungsschlag gewöhnlich keinesweges im Au- genblicke des Anlegens des Fingers an den Knopf, sondern erst, _ wenn ich ihn. mehr gegen diesen drückte. Offenbar kehrten hier die - Verhältnifse voltaischer Säulen wieder, und erst, als die isolirende - Schicht der Oberhaut des Fingers durch Druck derselben auch lei- - der geworden , durchbrochen werden konnte , zeigte sich der Schlag. E 0,0) Zuweilen schlofs sich im Versuche dieses $'s mehr als das ‚eben armirte Blättchen; zuerst das gegenüberstehende, dann die fol- genden Pare in rhythmischer Ordnung weiter. Dieses geschah, wenn der elektrische Reiz zwar stark, doch noch nicht zu- oder so stark war, um bey jüngern Blättern etwa schon bey + E aufsen und —E $ innen 376 innen zu schliefsen. In einem dieser Fälle indefs hatte ich Gelegen- heit, die eben ausnehmende Reizbarkeit des Blattstielgelenkes zu be- wundern. Ich hatte nicht mehr als ı//} Umdrehung meiner Maschine angewandt, Alle Blättchen der Abtheilung schlossen sich rhythmisch, und wenig später knickte auch der Blattstiel, während doch die be- nachbarten drey Abtheilungen in vollkommener Ruhe blieben. Wo- 4 her diefs bey so geringer Action ? könnte fragen, wer nicht erfah- ren hat, wie aufserdentlich sonderbar Mimosengelenke im Grade ih- rer Reizbarkeit weschseln. d) Oft gab ich dem Blättchen zwey, selbst drey Mahl die Ladung von ı/4 Umdrehung mit + E aufsen und —E innen, ohne dafs es sich bewegte. Es schlofs sich aber den Augenblick, als ich die nämliche Ladung mit — E aufsen und + E innen gab. Eben 4 so vertrug das Blättchen bisweilen selbst die doppelte Ladung bey ++ E aufsen, während es sich darauf von der einfachen bey — E aufsen den Augenblick schlofs. | Mimosenversuche über den gelenklosen Theil " der Adeste oder Zweige. A. Am 2osten Jul. armirte ich einen bis 8 Zoll langen, fri- schen und dünnen horizontalen Seitenast des einen der hohen star- ken Stengel der Mimose Nro. III ($$. 10, ı1), welcher vorn und hinten Zweige mit frischen und beweglichen Blättern hatte, zwischen R diesen Zweigen etwa ı ı/4 Zoll von einander weg mit zwey für sol- che Versuche eigends vorgerichteten federnden Zwingen von Melsing, deren Enden auf den Glastisch zu liegen kamen f). Zuerst liels ich ı6 Umdrehungen Ladung mit + E aufßsen und —E innen durch- schlagen, ohne dafs nach ıf/ und selbst 3/3 Stunden sich am Sei- tenast Jh N v f) Diese federnden (elastischen) Zwingen Tab. III Fig. IIT aa sind von Meßing, und 1 gleichen gewöhnlichen Pincetten, ausgenommen , da{s sie in der Mitte einen Bo- gen bilden, und mit ableitenden Ketten versehen sind. Ruhland. 7 tenast irgendwo eine Veränderung zugetragen hatte. Nach dieser Zeit gab ich die ı6 Umdrehungen noch einmahl, aber mit — E aulsen und --E innen. Hierauf fand ich nach 8 Minuten, als ich wieder hinsah, weil gleich nach dem Schlage noch nichts erfolgte, und ich unterdessen weggerufen wurde, sämmtliche Blätter der Zweige auf diesem Aste rechts und links der Armaturen gelknickt und ihre Blätt- chen geschlossen. Ich kann nicht sagen, auf welcher Seite diese Wirkung früher angefangen, weil ich nicht dabey gegenwärtig war. Nach ı/2 Stunde hatten sich die innern Blätter wieder erholt; die äulseren und zugleich entfernteren folgten später nach. } | f B. Nach etwa einer Stunde wiederholte ich den Versuch, | ‘während ich die Armaturen an ihren vorigen Stellen gelassen hatte. Ich glaubte den Ast matter, und nahm 20 Umdrehungen. Bey -+E aufsen — E innen erfolgte durchaus nichts. Ich liefs den Ast eine Stunde ruhen.; dann bekam er wieder 20 Umdrehungen mit — E aulsen und + E innen. Kurze Zeit darauf knickten jetzt alle Blät- ter der nach innen zu liegenden Zweige dieses Astes nieder, und später schlolsen sich auch die Blättchen. Die Blätter der vorderen oder äulseren Zweige dieses Astes waren noch vom vorigen Versu- che nicht recht auf und aus einander, eines ausgenommen, dem in- dessen diefsmahl nichts mitgeschah. €. Ich wiederholte denselben Versuch an einem ziemlich fet- ten, ı ıf4 Linie starken und schönen Seitenaste eines andern der vier Hauptstengel der Mimose Nro. III. Die Armaturen waren von den nächsten Seitenzweigen des Astes gleich weit, etwa 2/5 bis ıfa ' Zoll, entfernt, und ı 1/4 Zoll unter sich von einander. Bey ı6 Um- drehungen auf keine Weise etwas. Auch bey 24 Umdrehungen _ moch nichts. Jedes Mahl wartete ich von Ladung zu Ladung die gehörige Zeit ab. Noch gaben 40 ‘Umdrehungen (von der Flasche von 2/3 Quadratfufs Belegung, die überall gebraucht ist, wo keine Mleinere ausdrücklich erwähnt wird) bey + E aufsen und — E in- nen nichts; wohl aber knickte bey — E aufsen und -+ E innen das < _ unterste Blatt jedes der benachbarten Seitenzweige und selbst schlofs N 48 sich, Bere Su I. sick das des inneren ein wenig. früher. Ich nahm nachmahls 66 Umdrehungen, um vielleicht Höch mehr Blätter zu linicken. Vor meiner Maschine gerade hatte ich hier freylich nicht viel stärkere Ladung auf der Flasche, als bey 40; auch war der Ast schon durch die vorigen Schläge matt geworden ; wirklich aber hatte ich kei- nen weitern Erfolg davon, nach welcher Richtung auch die Entla- dung“ geschah. D. Ich nahm einen abermahls andern Seitenast der grolsen Mimose ro. III, der ziemlich stark, 8 Zoll lang, und ı 3/1 Zoll weit aus einander armirt, war. Zu beyden Seiten der Armaturen befanden sich Seitenzweige oder Auswüchse dieses Astes mit Blät- tern. Auf ı6 Umdrehungen Ladung erfolgte in keinem Falle eiwas; 3% Umdrehungen waren bey -- E aufsen und — E innen unwirksam; bey —E aufsen und + E innen aber gingen nach einiger Zeit am Seitenauswuchse des Endes des Astes die Blättchen der Blätter. lang- sam zusammen. Die Blätter des innern Seitenzweigs dieses Astes, die ruhig blieben, waren übrigens bey weiten matter und minder % frisch, als die des äulsern, die sich bewegten. { Resultat. N ‚ Diese sämmtlichen Versuche, und sie sind es alle, die ich ab- sichtlich über den Gegenstand dieses $’s anstellte, beweisen, dafs‘ selbst noch an den 4esien oder Zweigen, und sogar selbst an sol- chen, die erst noch einmahl Zweige treiben, ehe. Blätter kamen, ihr vom elektrischen Schlage, der hier stark war, getroffener Theil sich auf dem Zustande vorherrschender Erregbarkeit A befinde. In allen diesen /ersuchen war — E aulsen und + E innen die wirk- samste Vertheilungsart der Elektricität. Das ist sie aber bey un sern Mimosen noch immer nur ‚gewesen, wo die Erregbarkeit 4 vorherrscht. Mer Re) ER Seen ER Ich wählte zu diesen Versuchen durchgängig Aeste von recht IH fuischer lebendiger Schale. Ich hätte der Vollständigkeit wegen : wohl 379 wohl auch ältere nöch in den Versuch nehmen sollen. Es schien mir aber vor der Hand nicht der Mühe zu lohnen, dieser einzelnen Versuche wegen mir erst einen gehörig stärkern Apparat ins Haus zu besorgen, indem: die erhaltenen Wirkungen so eben nahe das Höchste waren, was ich mit: meinem Bisherigen ausrichten konnte, Auch genügte, mir das fast zu meiner Ueberraschung erhaltene Re- sultat, dafs selbst noch starke Aeste, als Gelenkloses, sich auf glei- cher Höhe des Erregbarkeitszustandes mit dem Gelenklosen anderer feinerer und zugleich jüngerer Theile der Pilanze zu halten vermö- gen, an sich schon vollkommen , obschon ich nicht behaupten will und kann, dafs der Erregbarkeitszustand 4 hier noch so rein und _ ausgebildet vorhanden gewesen sey, als an dem Gelenklosen der jüngern und jüngsten Blätter guter Mimosen; vielmehr an sich hier schon ziemlich mit C vermischt, also etwa blols:B gebend, noch vorfinden möchte. Anmerkungen. n " a) Die Versuche dieses $’s beweisen zugleich von neuem, was schon früher ($. 4» Anmerkung b) sich vorzeigte, dafs nämlich ein- - mahl günstig vertheilte elektrische Entladungen es nach beyden Sei- - ten der vom Schlag getroffenen Stelle hin sind, ungünstige aber dann ebenfalls nach beyden. In B verhinderte grölstentheils blofs das Noch- Nicht- Wieder- Offenseyn der Blätter der einen Seite die Be- x ‚obachtung, und in D die angeführte grölsere Mattigkeit der Blätter N ‚der andern dieselbe. Bi b) Doch aber zeigt auch wieder Versuch B, dafs die Reizung dennoch sich nach innen lieber, leichter und wirksamer fortzupilan- ‚zen geneigt sey als nach aufsen. Zwar gehört eine bis jetzt noch zu- Et Iigelassene höchst schlagende Beobachtung dieser Art nicht ganz h ‚hierher. Da ich aber keine Gelegenheit zu ihr in dieser Abhandlung mehr vorfinden möchte, so füge ich sie doch bey. Gleich noch am ersten Tage meiner PRNEENER Versuche mit Mimosen, dem $ten 48° Jul. 380 Jul. (einem Tage, der mir sehr verzeihlich höchst werth geworden, und zu welchem ich wohl den Tag nennen zu können wünschte, an welchem Galvani an seinem eisernen Gartengeländer den ersten wahren Hettenversuch entdeckte), dachte ich’'mir Versuche des $. 42, und zunächst zwar für galvanische mit Säulen, so am besten helfen zu können, dafs ich‘den Blatistiel eines jüngern frischen Blatts an zwey etwa 5/8 Zoll von einander entfernten Stel- len mit zwey ganz feinen Nähenadeln durchstach, und diese darin liefs. Hieraus erfolgte freylich eine grolse Reizung für das ganze Blatt und weiter, und auch grolfser Saftverlust hatte Statt. Indefs verwuchsen die Nadeln gleichsam mit dem Stel; alles stellte sich wieder her, und das so präparirte oder armirte Blatt wurde bald völlig zum wirklichen Versuche geschickt. Ich war aber damahls noch gänzlich ungeschickt zu Versuchen wie $. 42 (wie zu noch vielen andern), und konnte daher lange zu keinem entschiedenen Resultate kommen. Durch die vielen elektrischen Entladungen durch dasselbe war mir mittlerweile auch das Blatt (sein Stiel) immer mat- ter, unreizbarer geworden, und endlich, langer Weile überdrüfsig, liels ich auf einmahi zehn Umdrehungen Ladung durch seinen Stiel und nach verschiedenen Richtungen, durchschlagen. Jetzt hatte ich gar kein Knicken des Blattes mehr. Ich untersuchte, und fand das Stielgelenk völlig unreizbar geworden. Schon beynahe die Stunde dar- auf auch wurde die im Entladungskreise der Flasche gewesene Stelle des Blattstiels dunkler und schmähler, oder fing an einzuschrumpfen. Zwey Tage darauf war dieses vollendet; auch der Länge nach war " diese Stelle eingeschrumpft, und schien überhaupt völlig todt zu seyn (die Nadeln hatte ich übrigens schon den ersten Tag nach den Versuchen wieder herausgezogen , wobey der Stiel jezt nicht mehr „blutete”). Dafs aber blofse solche Nadeln dem Stiele was irgend für eines Blattes nicht merklich schaden, habe ich anderwärts viel- fältig gesehen. Zu Versuchen mit der Säule, die ich in dieser Ab- handlung aber überging, hatte ich mich fast immer dieser Armirungs- art bedient. Dennoch fuhren sämmtliche vier Abtheilungen dieses Blat- h 381 - Blattes fort, vollkommen frisch und kaum merklich weniger empfind- ‘ lich. zu bleiben, als vor allem Versuche; blofs die Abtheilungsge- lenke rührten sich selten mehr, und dann nur höchst wenig. Aber das Blattstielgelenk blieb für alle Zeiten völlig unreizbar. Ich schreibe Gegenwärtiges am 26sten Aug. nieder. Aber binnen den seit dem &ten Jul. verflossenen 49 Tagen habe ich auch nicht an einem die geringste Spur einer Empfindlichkeit mehr bemerkt, während die Blättchen der Abtheilungen noch immer empfindlich sind, und auf Anschnitt des einen viele folgende Pare , ‘obgleich beträchtlich langsamer als bey gleichen, aber nicht so roh behan- delten Blättern. An den beyden Stellen, wo damahls die elektri- sche Explosion eintrat, hat der Stiel sich zum Winkel umgebogen. Aber auch hier noch macht seine vom Schlag getroffene Strecke mit dem innern, nicht von ihm getroffenen Stücke des Stiels einen Winkel von "noch weniger als 90°, mit dem äu/sern, nach den Ab- theilungen zu liegenden Stücke desselben kaum einen von ı75° So evident hatte sich also auch die stärkere, hier tödtende Wirkung bey weiten mehr nach innen als nach aufsen verbreitet. Ich lasse dieses Blatt noch immer am Stengel, indem es beynahe ein Wunder scheint, wie sein äufserer, so vom Ganzen der Pflanze verlassener Theil sich doch noch so lange erhält. Dafs er sich aber wirklich in bedeutender Geschiedenheit von der übrigen Pflanze be- finde, beweiset am besten, dafs der stärkste Brand, den ich an sel- bem anbringe, nicht vermag, durch die fast völlig erschlagene Stelle _ des Stiels, die beynahe nur noch haarröhrchenartig fortwirken kann, auf die Blätter unter oder über diesem Blatte, die doch in fast al- ler ihrer Reizbarkeit zurückgeblieben waren, von Einfluls zu seyn. ! $. 46. .Mimosenversuche zur Beantwortung der Frage, ob dal noch an Aesten oder Zweigen Aequivalente von Gelenken vorkommen. y r Bis daher waren blofs dreyerley bewegliche Gelenke, Gelenke über- 382 SEE k "überhaupt, an der Mimosa pudica vorgefunden worden 27); auch war keine Aussicht da, buchstäblich solcher mehrere zu entdecken f (so z. B. untersuchte ich auch die Wurzeln dieser Mimose bis in ; ihre feinsten Verzweigungen auf welche, aber völlig vergebens; und wozu sollten auch wohl überhaupt der Pflanze hier welche?). In- dessen glaubte ich mich durch die Resultate der Versuche $$. 3941, das Resultat von $. 45 dazu genommen, im Besitze eines Mittels, zu erfahren, ob nicht wohl dennoch irgendwo noch wenigstens AJequi«- valente solcher Gelenke vorhanden wären, d.ı., Stellen an der Pflan- ze, die mit ihrem Erregbarkeitszustande gegen den der übrigen und j nächsten Umgebung eben so contrastirten, als in der Regel wirkli- che Gelenke gegen das sie begränzende Gelenklose. Vornehmlich hatte ich hierauf diejenigen Stellen der Pflanze in Verdacht, wo aus Aesten wiederum Zweige hervortraten, an denen nun erst Blätter u. s. w. mit wirklichen Gelenken waren. Ich stellte in dieser Hinsicht am zıten Jul. folgenden Versuch an. An einem schönen frischen Aste nahm ich einen frischen jun- gen, von ihm zur Seite unter einem fast völlig rechten Winkel aus- gewachsenen Zweig mit Blättern zwischen die zwey in |. 45 erwähn- ten armirenden Zwingen, und so, dafs jede nicht über ı/4 Zoll vom Austritt dieses Zweiges abstand. Zuerst versuchte ich ı2 Umdrehun- gen Ladung meiner Maschine, und bey + E aufsen. _Aber diese Ladung war gleich von Anfang an zu stark gewesen, und drey Blät- ter von den yieren am Zweige Knickten von ihm. Ich wartete ı/2 Stunde, bis alle Blätter sich wieder völlig gehoben hatten, und fing von neuem mit blofs 8 Umdrehungen an. Bey keiner der beyden Entladungsarten geschah etwas. Eben so wenig geschah, nach ge- hörig abgewarteter Zeit, auf ı2 Umdrehungen nach irgend etwas. Endlich gaben ı6 Umdrehungen bey + E aufsen und — E innen nichts; wohl aber knickten bey — E aufsen und -- E innen zwey Blätter. Nach 27) s. Gehlen’s Journ. f. d. Chem. Phys. u. Min., B. VII, S. 464. 5 383 Nach einer Stunde, während ich die Armaturen gelassen, und sämmtliche Blätter des Zweiges sich wieder völlig erholt, fing ich den Versuch von neuem an. Es reichten ı2, wie ı8 Umdre- hungen ‚auf keine Weise mehr hin. Erst bey 24 Umdrehungen La- dung sank, und zwar schon bey + E aufsen, das unterste Blatt des Zweiges; aber auf neue 24. Umdrehungen bey —E sank doch noch ein Blati mehr. R.es,.ulsat: Auch die frische lebendige Strecke eines Astes, innerhalb der ein nun unmittelbar beblätterter Zweig zur Seite herauswuchsy zeigte ‚sich also ihrem Erregbarkeitszustande nach noch völlig und durch- gängig,'wie ähnliche Strecken solcher Aeste, aber ohne Seitenzweig in der Mitte, in (.’45. Hätte irgend ein Aequivalent von ‚Gelenk am Austrittspuncte dieses Seitenzweiges Statt gefunden, so würde es höchst wahrscheinlich sich gleichfalls auf demselben niedern Er- regbarkeitszustande E befunden haben, als alle wirklichen Gelenke - in. 39—4ı. Auch würde es, analogisch zu schliefsen, zugleich reizbarer als seine Umgebung. gewesen, und seine Reizung gb der des Uebrigen vorgegangen seyn. Von allem diesem war -aber in unserem Versuche nicht die mindeste Spur zu bemerken. Es ist also kaum einem Zweifel mehr unterworfen, dafs es, aufser den bis- her bekannt gewordenen dreyerley Gelenken an Mimosen , keine "weiteren an diesch Pflanzen mehr gebe, ja nicht einmahl Aequiva- Iente derselben. ‘Wo aber ferner dergleichen mit. Wahrscheinlich- keit zu suchen wären, wenn nicht, wo wir sie suchten, wülste ich jetzt in der That nicht mehr. Werden wir freylich einst an die Y Saftgefäfse dieser, wie der Pflanzen überhaupt, näher, als etwa in _ dieser Abhandlung noch, kommen können, so möchten sie uns wohl durch und durch in gewissem Sinne als Gelenke erscheinen. Dals An- 384 Anmerkungen. a) Der vorige Versuch beweiset zugleich von neuem, wie schädlich starke elektrische Reizungen auf die Mimosenerregbarkeit wirken können. Derselbe Ast, der die halbe Stunde vorher an ı2 Um- drehungen Ladung zu viel hatte, hatte die halbe Stunde darauf erst an ı6 genug, und wieder eine Stunde später waren 24 kaum zu viel. Die vor letzteren horhergegangenen zwölf Entladungen zu ı2, 8, ı2, ı6, ı2 und ı8 Umdrehungen hatten ihn also nahe um die Hälfte seiner Erregbarkeit gebracht, und viel war es, dafs nach die- - sem allen ihr Zustand sich einigermalsen behauptete; denn wirklich noch fiel es mir auf, als ich bey den zweyten 24 Umdrehungen bey — E aufsen, doch noch ein Blatt mehr, als bey --E aufßsen, sich niederlegen sah. 5). Ich hole nach, dafs im Versuche dieses $’s der Zweig sich wirklich so im Entladungskreise befand, dafs, hätte er, und dann si- cher auf der Rückseite seines Austrittes aus dem Äste, ein Gelenk oder ein Aequivalent desselben gehabt ‚ dieses bey + E aulsen wirk- samer hätte gereizt werden müfsen, als bey — E aufsen, wie der nähere Ueberschlag der Statt gefundenen Umstände leicht zeigen kann. 1 c) Uebrigens stellte ich die Versuche dieses $'s in der Nacht an, als wo sämmtliche Blättchen und Abtheilungen der Blätter im tiefsten Schlafe lagen , also völlig geschlossen , und blofs die Blatt- stielgelenke noch für Bewegungen übrig waren; weswegen ich.auch blofs von Bewegungen an diesen sprechen konnte, auf die es indes- ; R sen auch allein nur anliam. $. 47. # Rückblick. N 2 Es hat von $. 39 an sich völlig dargethan, was wir in $. 38° als Resultat anticipirten. Deutlich hat sich gefunden, dals wir es, von |. 24 an bis |. 36, der Hauptsache-nach beständig nur mit den Erreg- 385 Errregbarkeiten der gelenklosen Theile unserer Mimosen zu thun hatten, von denen dann die Erregbarkeit der wirklichen Gelenke sehr verschieden ist. Während das Gelenklose noch so sehr in seiner Er- regbarkeit, ihrer Art nach, wechselt, bleibt das Gelenk selbst bestän- dig auf einem und dem nämlichen Zustande derselben; blofs im Grade dieses Zustandes varürt es. Ich sprach in $. 38 von einem „äulserst interessanten Verhältnifse”, was sich uns aus den Untersu- ‚chungen von |. 39 an därbieten werde. Es ist folgendes: Je höher die Reizbarkeit eines Blatt -, eines Blattabtheilungs-, eines Blättchenssytems, dieses im Ganzen genommen, ist, d.i., je leichter und auf je geringere Reize Bewegungen in ihm vorfallen, desto gröfser ist auch der Unterschied der Erregbarkeitszustände von Gelenk und Gelenklosem in ihm. Je mehr die Reizbarkeit die- ‚ser Systeme, der Grad von Beweglichkeit in ihnen, fällt, desto ge- ringer wird auch dieser Unterschied. Und es allen Anschein hat, ‚dafs, wenn bey endlich gleichem Erregbarkeitszustande auch der ‚Grad desselben bey Gelenk und Gelenklosem gleich geworden, alle - Beweglichkeit aufhöre, der respective Theil der Pflanze „todi” sey, - und, als nun überhaupt keines reellen Verkehrs mehr mit ihr fähig, sich alsogleich zur rälligen Trennung von ihr anschicke und sie { ansführe. r Ei In diese Differenz der Erregbarkeitszustände, und zuletzt blofs Grade, bey Gelenk und Gelenklosem, Beweglichem und Unbeweg- _ lichem, scheint die Natur das ganze Geheimnifs der Möglichkeit ei- mer durch was immer für Mittel hervorzurufenden Bewegung bey Pflanzen niedergelegt zu haben, wenn wir auch noch nicht im Stan- de sind, den Mechanismus der Hervorbringung dieser vermittelst je- mer Anstalt deutlich einzusehen. Wie viel ihr aber auf die sich immer gleiche Erregbarkeit der Gelenke und deren Unterschied von 49 Blatt- 386 Blattstielgelenk, noch ringsum mit verschiedener Erregbarkeit um- giebt und gleichsam einschliefst, indem, wie wir in $$. 45 und 46 sahen, noch die Schale der Aeste und Zweige sich auf der Erreg- barkeit des Gelenklosen, und zwar nahe an der höchsten derselben, am Zustande 4, hält. Gleichsam wie ein edler Theil sind hier die Gelenke von der Natur behandelt, verwahrt,. etwa wie das Herz im Thierischen; und selbst, dafs bey der wirklichen Bewegung dieser Gelenke sie sich dem Aeußsern so viel wie möglich verbergen, indem die Bewegung allemahl nach der Seite hin geschieht, auf welcher sie contractil sind, scheint noch in diese eigene Verwahrungsanstalt derselben mit zugehören. So werden die Blättchengelenke nach, und zu Folge, verrichteter Bewegung von den Blättchen bedeckt, dafs ihnen nichts mehr beykommen kann, bis diese sich wieder geöffnet haben. So decken und schützen die Blattabtheilungsgelenke nach vollendeter Bewegung sich mehr oder weniger selbst; und so ver- mindert auch das Blattstielgelenk die Oberfläche, die es vorher der Umgebung bot, dabey, und seine vielen und langen Härchen, die vorher fast parallel standen, bilden jetzt gleichsam einen dichten convergirenden Busch, der nichts mehr zum Gelenke hinzuzulassen bestimmt zu seyn scheint. So vieles indessen auch das Bisherige über diese Gelenke schon lehrte, so ist ihre Untersuchung, so weit sie sich auf elek- trischem Wege, und auf diesem auch gewils am fruchtbarsten von allen, überhaupt fortsetzen läfst, doch noch lange nicht vollendet, H und noch schöne Gegenstände bleiben hier für die künftige Unter- suchung zurück. Ich werde dieselbe, gleichfalls noch vornehmen, Y will indessen noch hier angeben, was etwa zuerst zu untersuchen seyn würde. Jeder Theil der Pflanze, welcher, ganz oder zum Theil, ein > Gelenk ist, besteht deutlich aus zwey sehr von einander verschie denen Theilen, Hälften, Seiten, oder wie man sie lieber nennen i mag: %S ’ 387 mag: aus derjenigen, die die vorzüglich reizbare scheint, und z. B. - durch schwächere mechanische Reize auch nur allein wirksam gereizt wird, d.i., der, nach deren Seite hin eben allemahl die Bewegung | selbst geschieht, und die bey dieser contrahirt, concaver u. s. w., ‘ wird; und dann aus derjenigen, die bey weiten minder reizbar scheint, und durch Reize, die, an dervorigen angebracht, die stärk- sten Bewegungen veranlassen, noch nicht im mindesten sichtbar af- fieirt wird, oder der, die bey der Bewegung selbst eher expandirt, - dabey convexer u. s. w., wird. Bey den Blättchengelenken ist die “ ‚erste Seite die obere, Br den Blattabtheilungsgelenken die innere, } bey den Blattstielgelenken endlich die untere (ein räumliches Ver- - hältnifs, welches in seinen Uebergängen noch eine ganz eigene Merk- würdigkeit anzukündigen scheint, für die noch keiner unserer bis- herigen Versuche etwas enthält; denn schwerlich wird, was vorn . am Blatte das Obere ist, ohne einen besonderen und gleichzeitigen inneren Grund in der Mitte desselben sich auf die Seite legen, und hinten zum Unteren werden). Es fragt sich, streng genommen, jetzt: ob wir wirklich überall diese beyde Theile der Gelenke in der ei- gentlichen Sphäre unseres Versuchs, und zu gleichem Grade, ge- - habt haben, oder ob vielleicht vorzugsweise nur den einen von ih- men, und dann welchen? Es könnte sehr leicht seyn, dafs z.B. es - allemahl nur der vorhin zuerst beschriebene Theil gewesen sey, wel- 2 chen die elektrische Reizung vorzüglich oder allein traf. Sehr wahr- % FApheinlich sind beyde sonst so verschiedenen Theile oder Hälften % Gelenke auch in ihrer elektrischen Leitungsfähigkeit verschie- Fe, ; und dann würde sich der elektrische Strom allemahl vorzugs- weise auf denjenigen Theil, diejenige Hälfte, geworfen haben, welche Ki die Leitendere gewessn wäre. Dieses könnte von grofsem Einflulse 2 auf unsere Resultate gewesen seyn. _ Denn es wäre sogar nicht un- 3 möglich, dafs die eine Hälfte des Gelenks, und dann sehr wahr- scheinlich die minder reizbar scheinende, oder die oben zuletzt be- R\ ÜSchriebene ‚ noch immer von dem Erregbarkeitszustande des zu ihm gehörigen Gelenklosen wäre, und erst die andere, reizbarere, oben 1 j}; 49 ? zuerst > 388 ARTE zuerst beschriebene, diejenige verschiedene und entgegengesetzte Er- „ regbarkeit besälse, welche wir in $$. 39—4ı am Gelenk überhaupt, ohne seine Seiten oder Hälften unterscheiden zu können, vorfanden, Diese Gomposition aus in so enger Sphäre neben einander gestell- ten Theilen oder Hälften von so verschiedenen und selbst entgegen- gesetzten Erregbarkeitszuständen würde dann ohne Zweifel für. die Function dieser Gelenke von der grölsten Wesentlichkeit seyn. Diese ganze Untersuchung, sieht man, ist noch zurück. Auch wird dieselbe keinesweges leicht zu führen seyn. Ich habe indessen die nöthigen Vorrichtungen zu den hierüber nothwendig entscheiden- den Versuchen bereits entworfen, und die Hülfsapparate besorgt. Die grölsten Schwierigkeiten dabey, woron mehrere schon in {. 15 angeführt wurden, habe ich seitdem vermöge elektricher Einströmun- gen durch sehr feine Spitzen aus der Ferne zu umgehen gelernt, und so hoffe ich, wenn auch in diesem Jahre nicht mehr, doch gleich zu Anfang künftigen Sommers schon, die Resultate dieser gewils sehr interessant werdenden Untersuchung der gegenwärtigen Abhand- lung nachtragen zu können. $. 48. Froschversuche zur Beantwortung der Frage, ob dem. in $$. 393—46 aufgefundenen Erregbarkeitsverhält nifse zwischen |Gelenk und Gelenkslosem bey % Pflanzen nicht auch bey Thieren eiwas Achnliches ) entspreche. Die Ueberschrift dieses $’s zeigt seinen Gegenstand bereits deutlich genug an. Aber wir kommen damit an eine Untersuchung, 3 die schon darum noch schwer ist, weil hier wohl überhaupt zum er“ $ sten Mahl nach ihr gefragt werden mag. Wenigstens ist mir nicht bekannt, schon irgendwo an sie gedacht gesehen zu haben, und schwer« j. lich auch konnte sie früher Gegenstand werden, bis ihr eigner Ge- genstand » f E 5 389 \ genstand, und, wie ich selbst zu gestehen habe, fast durch Zu- fall, und daher zur wahren Ueberraschung, erst irgendwo anders zur Entdeckung gekommen war. | 4 . j Wir aber, die uns nichts von dem der Einfachheit und Spar- samkeit der Natur so angemessenen Glauben trennen wird, in den Pflanzen nur gleichsam unvollkommene Thiere, unvollendete Versu- che oder Ucbergänge zu diesen zu sehen, oe nicht davon ab, jedes merltwürdige Verhältnifs, was bey jenen sich darboth, auch bey. diesen wieder zu suchen, und meistens selbst mit der Hoffnung, diese Verhältnifse hier, bey den Thieren, nur noch vollkommener, noch ausgebildeter, als dort, wieder zu finden. Indem aber mein gegenwärtiger Versuch dieser Art, nicht blos mein erster, sondern BE iberhaupt der erste dieses Zweckes ist, so ‚habe ich mit einigem Grunde auf besondere Nachsicht zu rechnen, wenn ich für jetzt _ beynahe erst die Aufgabe mehr, als auch schon ihre Lösung, auf- zustellen vermag. Re. Das Allgemeinste, wonach Gelenk und Gelenkloses bey Mimo- ‚sen, als Pflanzen, sich unterscheiden, ist, dafs jenes das Bewegliche, ri in wirkliche eigene Bewegung zu Setzende ist, während dieses, Ber weit wir zu beobachten im Stande sind, mehr blofs Leiter der % Ursache zu jener Bewegung, des Reizes überhaupt, ist. Schon $, habe ich, wenn von Thieren die Rede seyn solle, zu jenem den Muskel, zu diesem den /Verven, genannt. Wirklich auch stehen elztere genau in demselben Verhältnilse zu einander, als jene Theile ' Pllanzen, und an den Nerven ist bis jetzt noch eben so schwer e Bewegung eine Contraction ‚„ auf elektrische he galvanische o? } mann, EN und Andere), ber FAR dergleichen beobachtet, so ist es doch allemahl zu einem Grade von einer solchen Gering- ähigkeit gewesen, dals er gegen jene grofsen Bewegungen, welche uskein gewähren, wohl kaum in Anschlag kommt, Ich 390 Ich sah jetzt nach, ob thierischer Muskel und Nerv dem ve- getabilischen Gelenke und Gelenklosen nicht auch noch in näheren, specielleren Hinsichten entsprächen, und die erste, die sich zur Be- rücksichtigung darbot, war dann wohl von selbst der verschiedene Erregbarkeitszustand derselben. Auch hier gelang die Vergleichung bis zu einem gewissen Puncte. Dafs im lebenden und gesunden thie- rischen Ganzen die Nerven desselben sich beständig auf vorherr- - schender ‚„erster” oder „bedingter” Erregbarkeit, auf dem Erregbar- keitszustande 4 demnach, befinden, ist dargethan 28). Sie stehen: also auf derselben Erregbarkeit, auf welcher das reizbare und Reiz. leitende und fortpflanzende Gelenklose bey Pflanzen an ihren leben digsten und gesundesten Theilen. Noch bey sehr vielen schon ge- tödteten und präparirten Thieren findet man sie auf diesem Erreg- barkeitszustande (vergl. 3. B. oben |. 22); und, was merkwürdig ist, stirbt ein nervigtes Organ nach und nach ab, so geschieht dieses allemahl vom Hirnende seiner Nerven aus. Man kann Nerven an- treffen, bey Froschpräparaten z. B., und ich selbst habe dergleichen oft unter Händen gehabt, welche am Hirnende schon völlig auf den Zustand E herab sind, während sie nahe an der Insertion in den Muskel sich noch vollkommen auf dem Zustande 4 befinden; und überhaupt wird jeder Nerv die auch dem Zustande nach höchste Er- regbarkeit von aller in seinem ganzen Verlaufe vorkommender be- ständig dem Muskel am nächsten haben und behaupten, als wenn EZ Bi FT a En ara endlich fast durchgängig auf den Zustand E herabgekommen, und am Hirnende schon gar fast gänzlich todt ist, trifft man doch ganz nahe an der Insertion desselben in den Muskel zum wenigsten noch den Zustand D; und bleibt endlich auch hier nur E zurück, so ist er nun schon fast durch und durch todt oder nalıe todt. Dieses zusammen könnte , nachdem man $. 39—47 gelesen, \% allerdings auf die Vermuthung leiten, dafs der Muskel selbst viel- ei leicht 38) Vergl. m. Beyträge, B. II. St.3, 4, die 2te Abhandl. Abschn. VII. Br Fe RAR 775 ; 2a ws feicht beständig sich auf dem niedersten Erregbarkeitszustande,, E, befinde , weil sein Nerv so sehr bemüht ist, sich in so viel wie möglich hoher Erregbarkeit gegen ihn zu erhalten. Nur fällt die - Untersuchung hier schwer. Wie fein und weit sich Nerven und Muskeln verzweigen , ist bekannt ; wie schwer es sey, aus ei- nem Muskel auch nur einigermassen alle Nervenzweige zu entfernen, ebenfalls; und‘ dennoch mülste man hier mit Muskeln ohne alle Ner- ven experimentiren können, um sichere Resultate zu erhalten. Noch ‚dazu wollte man (z.B. von Humboldt) behaupten, dafs Muskeln, aus denen man die Nerven auch nur so viel wie möglich getrennt, sich ‘gar nicht mehr in Contractionen versetzen liefsen, womit dann selbst die letzte Möglichkeit weggefallen wäre, Versuche der gefor- . ‚derten Art nur überhaupt von Erfolg zu erhalten. Doch ist es höchst - wahrscheinlich, dafs theils die anatomische Vorarbeit hier zu lange - ‘dauerte, während welcher der Muskel selbst schon allzu weit in sei- - ner Erregbarkeit sank, und theils, dafs also auch der hintenher an- 9 gewandte Reiz nicht stark genug mehr gewesen sey. ] Ich bediente mich eines andern Mittels, starke Muskeln mög- lichst ihrer Nerven zu berauben. Frosch-Galvanisten ist es bekannt, wie leicht es häufig sey, aus ganzen Froschschenkeln die Nerven auf einmahl, und anch bis schon ziemlich in ihre Verzweigungen iR hinein, durch blofses langsames und vorsichtiges Ziehen am Haupt- D stamme heraüszubringen. Auf diese Weise richtete ich mir ne ; ah zwischen die beyden Metalle galvanischer Ketten, als zwi- schen die beyden Belegungen geladener leidner Flaschen, und gab Achtung, ob ich nach der einen Richtung wirksamer reizen würde, { als nach der andern. Ich hatte Contraction; aber ich war nicht im ‚Stande ‚ einen Unterschied nach der Richtung oder Vertheilung, in 3 h leher ji Slelitrische Reiz angebracht war, zu bemerken. Viel- rc waren, denen aber, Be dem Umhülltseyn von so vielem Mus- Im: - kel- 39% kellleisch nach allen Seiten, die Vertheilung der beyden Elektricitä- ten schon gleichgültig geworden war. Uebrigens legte ich hierbey die nämliche Wirkung des Muskels, seiner Länge nach, zum-Grun- de, in welcher die Nerven in ihn hinein gehen, und sich in ihm verbreiten. j Verdriefslich, nicht auf der Stelle irgend ein befriedigendes Resultat zu erhalten, widmete ich diesen Versuchen im Augenblicke nicht die fernere Geduld und Ausharrung, die sie bey einer neuen Vornahme indessen allerdings noch nachzuerhalten ‚haben. Sicher hätte ich mit solchen Muskeln, wie ich schon 1797 zu präpariren lernte, und von deren höchst sonderbarem Verhalten von Hum- boldt 29), einiges mittheilte, besser geglückt. Diese Muskeln, ob- gleich. zu nervenreichen willkührlichen Organen gehörig, verlieren endlich alle Reizbarkeit ihrer Nerven, wie schon Fontana 30) zeigte, werden aber, was erst ich hinzu fand, mittlerweile unwill- kührlichen Muskeln, z. B. dem Herzen, so ähnlich, dafs sie, ‚auf blofs einmahligen mechanischen Reiz, sich 6 und 8 und mehr Mahl nach einander wahrhaft pulsationsweise contrahiren, und auch im Uebrigen so herzähnlich, dafs man sagen könnte, man habe hier künstliche Herzen zu Stande gebracht. Muskeln dieser Art hätten sicher Polarität gegen Elektricität gehabt, wie auch das Herz wel- che hat, und noch über dies wären sie den Pflanzengelenken um so treffender zu vergleichen gewesen, als es wohl aufser aller. \Vahr- scheinlichkeit bleiben wird, dafs bey Pflanzen wahrhaft willkührli- che Organe vorkommen. Aber auch Versuche an solchen versparte ich bis zu anderer Zeit, und griff, statt zu ihnen, lieber nach Her- zen selbst. Hier wufste ich auch noch bestimmt Ta gu en lehren y die Anatomen es uns so), dafs hier gar keine IVerven ins Spiel = kom- ds hi a: % j er 29) In s, Versuchen üb. d. ger. Musk. u. Nervenfaser. B. II (1797) S. 445, 446, Bi 30) Ricerche filosofiche sopra la filica animale, Florenz, 1775, 4.; dessen Beoh. u. Vers. üb. d. Natur d. tliierischen Körper, a, d, Ztal, v. Hebenstreit, Leipz* 1785, 8.8.7 ah, „5 . v Has 393 ‚kommen könnten, weil das Herz, als contractiles Organ, derglei- chen gar nicht hat. Auch hatte ich schon im vorigen Jahre gı) die Gelenke der Mimosen mit Herzen verglichen, und mir als eine Hauptsache vorgenommen, an ihnen auch die nämliche Polarität wieder zu suchen, die das Herz in Reinhold’s herrlichen Versu- chen 32) gezeigt hatte. Dafs ich an den Gelenken der Mimosen wirklich eben so gut Ä Polarität gefunden, als Reinhold an den Herzen der Frösche welche dargethan hatte, haben $$. 33 —4ı gelehrt. Jetzt kam es also blofs noch darauf an, zu sehen, ob die Polarität, welche thie- rische Herzen zeigen, auch buchstäblich dieselbe sey, als die, wel- che unsere Mimosengelenke so ohne Ausnahme zeigten. Ich stellte diese Versuche vom 22sten Jul. an zusammen zehn Froschherzen an. Ich legte sie dazu auf trockenem Glase mit Basis und Spitze zwischen zwey Silberstreifen ‚ wovon jeder 3 Linien breit und 3 Zoll lang war. Diese Streifen selbst befestigte ich so, dafs keine Bewe- gung derselben, und dadurch gelegentlich eine mechanische Reizung des Herzens, mehr möglich war. Auch waren die armireuden En- _ den dieser Streifen genug aufgebogen und: überhaupt so gestellt, dafs nach jeder Pulsation das Herz genau wieder mit Spitze und Basis, ganz wie zuvor, mit ihnen zusammenkam. Zuerst liels ich das Herz so weit auspulsiren, ‚dafs es, wenn auch noch von selbst fort, doch erst nach sehr langen Pausen sich ' einmahl. wieder contrahirte. Darauf lud ich eine meiner kleinern leidner Flaschen ($..26 B Anmerkungf). Wear das Herz noch sehr _ reizbar, so reichte ich mit ı/4 und ı/8 Umdrehungen der Maschine hin; war es dagegen schon älter und sehr alt, so bedurfte ich ı/2, Br ı und noch mehr Umdrehungen. Jede Ladung entlud ich na- rlich zwey Mahl durch das Herz, einmahl so, dafs zum Metallblech, is wel- da) 5. Gehlen's Journ. f. d. Chem. u. s. w., B. VI. S. 480, Nr 32) s. dessen Geschichte des Galvanisınus, nach Süe d. ä. frey bearbeitet, Abtheil, er. Il, Leipzig, 180%, 8. 63. 64. 50 394 1 welches die Basis armirte, + E, das andere Mahl so, dafs —E in, dasselbe eintrat. Ich konnte in der Regel dieselbe Ladung lange, d.i., für viele sich folgende Versuche, beybehalten, da diese seen sich sehr rasch folgen konnten.‘ In diesen Versuchen nun habe ich durchgängig gesehen , ‘dafs sich das Herz, bey getroffener Ladung, gleich nach dem Augenbli- cke der Entladung, beynahe noch in ihm, allemahl zusammenzog, wenn -—- E zur Basis und —E zur Spitze eintrat, dagegen aber je- derzeit ruhig blieb, wenn zur Basis —E und zur Spitze + E ein- trat. Es ist gar nicht selten gewesen, dieses dreyfsig 'bis vierzig Mahl nach einander ohne eine dusnahme zu sehen. Ferner blieb das Verhältnifs dasselbe, das Herz mochte noch sehr frisch, oder schon sehr matt und alt seyn. Es behielt durch- aus die nämliche Polarität, und damit auch den nämlichen Erreg- barkeitszustand. Letzterer aber war, und ohne alles Weitere, der Erregbarkeitszustand E. Denn, man versuche die beyden Ende des Herzens, analogisch mit einem nervigten Organ oder einem Ner- ven selbst, zu benennen, wie man will, so wird man für sein „‚Hirn”- Ende nie etwas anderes als seine Basis, für sein „Muskel”- Ende aber seine Spitze erhalten. Auch schon, dafs bis zum völligen Tode das Herz denselben Erregbarkeitszustand, und damit dieselbe Pola- rität behält, zeigt, dafs es der Zustand E seyn mülse, weil alles thierisch (und wie wir nun in gegenwärtiger Abhandlung gesehen haben, auch alles‘ vegetabilisch-) Organische, in ‘diesem Zustande der Erregbarkeit, in E, endet. In nichts wechselte dieser Zustand, als allein in seinem Grade, und mit diesem dann von selbst auch die zur wirksamen Reizung nöthige Ladung. Doch habe ich für, dem Anscheine nach, gleich lebhafte oder gleich matte Herzen bis- weilen sehr verschiedene Ladungen nöthig gehabt. Freylich aber hatte ich hier für grölsere Lebhaftigkeit derselben gewöhnlich kein. anderes Zeichen , als wie lebhaft'und schnell sie etwa kurz vorher noch pulsirt hatten, oder seit wie lange sie es nicht mehr thaten. Wie eigensinnig aber Herzen in ihrer BER für äufsere Reize . 395 Reize seyen, weils jeder, der mit ihnen arbeitete. Sie sind in die- ‘ser Rücksicht genau so launenhaft, als ich dieses so oft auch von den Mimosengelenken zu erzählen hatte. Jetzt also hatte ich ein thierisches bewegliches, d.ı., contra- etiles Organ, welches sich in Hinsicht seiner Erregbarkeit genau verhielt wie ein Mimosengelenk, Es behauptete sich von der höch- sten Reizbarkeit an, von welcher an ich es in den Versuch nehmen . konnte, bis herab zur niedersten, durchaus auf der nämlichen vor- herrschenden Erregbarkeit E. Zeigten mir auch die Versuche ein- stimmig , dafs dieser Zustand E bey höherer Reizbarkeit minder entschieden war als bey niederer, so ist das abermahls ganz dem Verlaufe aller Erregbarkeit gemäfs, und findet sich auch bey unsern . Mimosengelenken wieder. % "Für das, was Gelenk bey Mimosen ist ‚ war also jetzt in fast je- der Hinsicht ein Entsprechendes bey Thieren vorgefunden. Nur an et- was, das dem Gelenklosen bey jenen entspräche, fehlte es jetzt von ncuem. Freylich würde es den Augenblick zugegen seyn, als dem Herzen noch Nerven für seine Bewegungen zugestanden würden, ' Wir hätten dann vorhin schon alles Nöthige vorgefunden. Man spricht sie ihm indessen ab, und, obschon ich überzeugt bin, dafs die letzten Begründungen des Beweises ihres gänzlichen Man- _ gels an diesem noch keinesweges erschöpft.seyen, — zumahl dem Herzen, hätte überhaupt es welche, nach Verhältnifs seiner Mafse h nöthwendig die kleinsten und die geringst scheinenden Nerven zu- „Kommen würden, — so mufs ich doch mich hier einer Autorität _ bequemen, wo, selbst zu untersuchen, ich nicht im Stande bin. . } 7 > > . „tech bin deshalb genöthigt, ‚etwas Anderes zu. suchen, was bey Thieren dem Gelenklosen in Pflanzen entspräche , und zugleich _ mit dem Herzen in nächster Verbindung stände ; weils aber sofort dafür nichts Besseres zu finden als die Gofüfse, und zwar die des Bluts. Ich _ werde hierbey den Vortheil haben, mich nicht bekümmern zu dür- fen, in wie weit Nerven zu ihren Bewegungen bedingt seyn oder Be - 50,” s nicht, nicht, und also auch nicht zu früh zu entscheiden haben, ob Pflan- zen welche haben oder nicht. Ich nehme sie in ihrer Integrität. Das Uebrige mögen abermahls die Anatormen entscheiden, die ich indefs bey dieser Gelegenheit allerdings von neuem, daran erinnern j möchte, dafs nicht alles „weifs” zu seyn brauche, was Nerve seyn soll, und dafs auch hier die äufsern Kennzeichen, allein, nie völ- ö lige* Entscheidung werden geben können, so wenig als in der Mine- h ralogie, oder wo sonst immer, besonders; wenn man zu äulsern Kennzeichen mehr nicht rechnet, :als was von der: Schule bisher dahin gerechnet wurde. Ich habe wichtige Gründe gehabt, gerade thierische Gefäße als Analoga des Gelenklosen bey Pflanzen zu wählen. Denn auch bey diesen scheinen gerade sie es zu seyn, die durch jeden Reiz zunächst afhicirt werden, und an denen sich das Product dieser Reizung fortpflanzt. Auch das gröfsere Publicum wird mich ent- schuldigen. Was war es, was bis jetzt vorzüglich Reizbarkeit bey Pflanzen zeigte als eben diese? An was konnten geltende Versuche sich bisher anders halten, als an sie? und woran hielten sie sich wirklich? Dafs das „Blüten” saftführender Gefälse bey Pflanzen, auf Durchschnitt oder Zerreilsung derselben, von der Reizbarkeit dieser Gefälse abhänge, kann wenigstens schon seit van Marum e* 33) oder doch seit Brugmann und Coulon 34) bekannt seyn, Auch unsere Mimosen bluten ‚ wenn man sie verwundet, und, merk würdig, gerade je mehr Saft sie dabey von sich geben, desto reiz- barer in der Regel ist auch so eben die Pflanze. Ueberhaupt mag, Saftausfluls auf Anschnitt, Zerreilsung u. s. w., durch das ganze Pflanzenreich aufs innigste mit Reizbarkeit der Gefäßse zusammen- hängen. ‘Denn worauf gründet es sich, wenn‘nicht, wie schon lan- ge gesagt, auf Gontraction und Verengerung des gereizien Gefäßen, e dass 396 £ ee - y E' | 33) Diss. de motu Auidorum in ‚plantis, experimentis et ‚observationibus indagate, ’ Groning, 1773. 3 34) Diss. de mutata humorum in regno organico indole, a vi vitali vasorum derivan- da, quam Praes. S. J. Brugm. publ. exam, subm. Coulon. Lugd. Bat., 1789. BRELE SEN, 397 _ das nun die vorige Quantität Saft nicht mehr in seinen Höhlungen fassen kann? ra: Aber ich habe noch mehr gesehen. Ist irgend eine Mimose _ einigermassen lebhaft, die Witterung schön, und die Reizbarkeit jener beträchtlich, so kann es schon dem unbewaffneten Auge, vol- lends bey dem gehörigen Lichte, nicht entgehen, wie um den Au- genblick, dafs, zunächst ein Blättchen, sich biegen oder schliessen will, plötzlich ein wahrhaft explosiver Einsturz von Saft in das Ge“ lenk desselben‘ Statt hat, der meistens 'mit dem Augenblicke der er- sten Biegung selbst zusammen fällt, aber auch gleich gern zuweilen. - entweder ganz kurz vorher oder ganz kurz darnach eintritt. Man bemerkt dieses nicht besser, als wenn man eine Blattabtheilung am einen der äufsersten Blättchen 'anschneidet, worauf dann, wie aus dieser Abhandlung bekannt, sich nach der Reihe sämmtliche Blätt- | chen dieser (und der übrigen) Abtheilüngen rhythmisch schlielsen. Das vorher transparenter weilsliche Gelenk wird in diesem Augen- blicke plötzlich undurchsichtiger, gefärbter (röther), voller, selbst fast dicker, nicht durch seine ganze w£ilsliche Ausdehnung , aber zum größten (inhern) 7Aeile' derselben. Gleich darauf strömt ein Theil des eingestürzten Saftes wieder zurück, doch nicht der ganze. Diefs scheint sich zu verziehen , bis das Blättchen wieder völlig aus einander geht. ‘Unter dem Vergrölserungsglase nimmt sich die- N 4 J ses noch besser aus, und ich meine, mit diesem zuweilen sogar ge- e sehen zu haben, wie längst der Blattabtheilungsrippe selbst der Saft in dem oberen Hauptgefäfse, gleichen Schrittes mit dem Reize, sich _ vordrängte, bis er von Gelenk zu Gelenk Gelegenheit fand, sich rechts und links in dasselbe währhaft explosiy zu ergiefsen. Von was sollte dieses’ anders kommen, als von einer fortschreitenden Veren- ‚gerung des reizbaren Gefälses' von der Stelle der ersten Reizung an? — Den‘nämlichen ‚Safteinsturz, doch nicht mehr so deut- ‚lich, habe ich bey Blattstielgelenken an ihrem untern Theile be- merkt. Am schwersten und seltensten, und nur unter günstigster % Beleuchtung war auch bey den Blattabtheilungsgelenlien etwas die- u - \ ser 398 ser Art, nur zögernder, zu bemerken. Da diese Gelenke aber ge- wöhnlich von Natur schon so dunkel sind, so gelang die Beobach- tung nur an möglichst hellesten und zugleich reizbarsten. Sonach. hätte mich jetzt vieles ‚aufgefordert, ‚nun auch im Thierischen unmittelbare vergleichende elektrische Versuche mit Ge- fälsen, Blutgefäfsen, die zum Herzen. gehen, anzustellen. °Indessen mufs ich frey gestehen, dafs ich bisher zu Versuchen dieser Art weder.die nöthige Zeit mehr, noch auch die erforderliche Beyhülfe hatte. Aber sie sind für die allernächste Zeit bestimmt, und noch in diesem Jahre vielleicht denke ich der Classe den Ausgang. meiner Versuche anzeigen zu können. Ich erwarte von den Blutgefälsen, die mit dem Herzen verbunden sind, und die, mir wahrhaft Nerven- stelle für dasselbe zu vertreten scheinen, in der; That nichts ande- res, als dafs sie einen Zustand der Erregbarkeit behaupten werden, welcher bey höchster Vitalität der direct entgegengesetzte von dem des Herzens, bey niederer aber allemahl von ihm doch noch be- trächtlich genug verschieden ist, um durchgängig gegen den des Her- zens dieselbe Rolle zu ‚spielen f welche bey Pflanzen der Erregbar- keitszustand des Gelenklosen zu dem des Gelenkes spielt. Vielleicht ist in mancher Augen nicht viel damit gewonnen, doch immer so viel, dafs man, wie es schlechterdings nicht anders möglich ist, von neuem sieht, wie Thier und Pflanze sich der Hauptursache nach. gleichen. Anmerkungen. a) in den in diesem $. erwähnten Versuchen mit Froschher- zen trug es sich allerdings zuweilen zu, dafs auch, wenn —E zur Basis und + E zur Spitze des Herzens eintrat,.‚Contraction da war, so wie im Gegentheile sie zuweilen fehlte, ‘obschon. zur Basis + E und zur Spitze — E eintrat. Früher, als ich, bemerkten meine Ge- sellschafter bey dem ersten dieser. Versuche, Dr. Köstlin und Dr. je Sigwart, welches der Grund hiervon war. ‘Die Herzen nämlich pul- 2 RN: M Br TR Su NE; Li 399 pulsirten doch von Zeit zu Zeit noch von selbst, obschon selten. Waren. sie also ‚nach ‚gehörig verlaufner Zeit so eben im Begriffe, von neuem sich zu contrahiren, so reichte schon der geringe Reiz der sonst widrigen Elektricitätsvertheilung, hin, ‚sie sogleich zu die- ser Contraction zu bringen. Hatten sie im Gegentheile so eben kurz vorher von- selbst pulsirt (eigentlicher, sich einmahl contrahirt), so schienen sie nun für den Augenblick zu erschöpft, um .selbst auf den günstig vertheilten elektrischen Reiz sogleich ‚sich, wieder zu contrahiren. , Bis daher hatte ich die ‚Ladung, der ‘Flasche; immer selbst besorgt, und diels war, die Ursache. , dals.ich, selbst. nicht be- merken konnte, was allemahl, in) den. Zwischenzeiten vorging.. Als ‚ich aber später die Ladung derselben durch, Andere besorgen liefs, bestätigte sich mir die a jener Freunde völlig. . Zu ganz vollkommener Ueberzeugung lud ich. dann oft die Flasche, aufs dop- pelte, wenn ich — E zur Basis eintreten liels, und es erfolgte keine Bewegung, während sie auf ‘die einfache Ladung sogleich erfolgte, _ als ich + E durch sie eintreten liefs, ...5) ‚Wer .bey Lesung, dieses $’s zugleich Reinh old's; Geschichte des Galyanısmus ‚u. s. w. vor sich hat, darf ‚keinen , Widerspruch - zwischen seinen und meinen Beobachtungen über das Herz!im Kreise - elektrischer Action befürchten. Er sah bey — E an der Basis und . E an der Spitze das Herz sich zu schnellern lang andauernden Schlägen erheben, bey + E:an der Basis und — E anı der Spitze es aber sogleich still werden. Jenes war das Phänomen: der Exal- tation, en das der Deprefsion ‚der Erregbarkeit dieses Herzens. -Allemahl aber deprimirt diejenige Action, welche bey ihrem Ein- ‚tritte Contraction hervorruft, wogegen diejenige, die es nicht thut, exaltirt. , Deswegen ist es höchst natürlich, dafs ich die von dem Eintritte der ‚elektrischen Reizung herrührende Cortraction bey der ‚umgelchrten Pleitrickiesrertheiung von der reinhold'schen sah, Ex i., bey + E an der Basis und —E an der RORR des Herzens. w $. 47- 490 ER: 7 Ich habe in dieser Abhandlung überall erst blofse roh geliefert. Ich hoffe indels, dafs man sie mit der nämlichen Nach- sicht aufnehmen werde B ‚als vor achtzehn Jahren Galväni's Werk de'wiribus Electrieitatis in mötu musculari. Denn dieses’ hat zu- letzt sie alle begrandet, an. fast eg 2 sie eine BRTLOERN zu 2 ihm nennen.‘ nn Es ist wahr, dafs ziemlich Alles, was ich dieses Mahl vorzu- tragen hätte) ‚das Resultat von nicht ieh als einem einzigen 'Mo- nat ünmittelbarer Arbeit, ist. "Aber andererseits ist es eben so wahr, dafs ohne ’volle"achtzehn Jahre allgemeiner "Vorarbeit zu ihr, "und volle zwölf Jahre eigner Mitarbeit an ihr, dieselbe nicht wohl mög- lich gewesen wäre. Wäre er a so würde ich nicht der Erste seyn, der, was in ass Abhandlung‘ NOrB ee a ‚als E neu erzählen könnte. | 1:9 Mit Galvanı’s Werk datirt sich eine Epoche der animali- schen Physiologie, an der zwar viele sich noch abgehalten finden, den gehörigen Theil zu nehmen, die aber die Geschichte nicht ver- Ri fehlen wird, zu immer höherer Fruchtbarkeit 'zu erheben. Mage sich von meiner gegenwärtigen Arbeit eine neue Epoche der vege- % tabilischen Physiologie datiren. "SE Eine Menge der reichsten Aussichten für die Pflanzenphysio- AR logie hätte ich erscheinen lassen können, Aber ich sprach vor ei- % ner Behörde, die, nach gegebenen Facten , sie Selbst zu finden weils. Ueberhaupt hatte ich mir vorgenommen, für dieses Mahl blofs Facten zu geben. Schon diese haben meine Arbeit grols ge nug gemacht. Ich hatte keinen Grund, durch Folgerungen zu er müden, die selbst gezogen erst wahre Erholung gewähren. Zudem sprach ich durchgängig blols von Mimosen, und 'es könnten noch h viele Beweise erforderlich seyn, bis das bey ihnen Gültige als für In alle Pflanzen geltend angesehen werden möchte. f mn nn xl. Aoı — Sn. os. oe a 9o— XI. SAMvUEL THomASsS SOEMMERRING über einen elektrischen Telegraphen. Einleitung. Te — Vielfältige Betrachtung der ganz unfehlbaren und sehr schnellen Gasentbindung an metallenen Spitzen, welche nicht nur selbst meh- - rere Zolle weit auseinander stehen, sondern welche die Wirkung - einer elektrischen Säule erst aus einer Entfernung von mehrern tau- send Fuls zugeleitet erhalten, hatte mich schon längst auf den Ge- danken gebracht, dafs man wohl durch die Elektrieität einen Tele- "graphen vermitteln könnte , welcher wenigstens den Vorzug haben - würde , freyes Spiel zu behalten unter den Umständen, wodurch ‚die Sichtbarkeit , und folglich der Gebrauch der jetzt gewöhnli- chen Telegraphen gänzlich wegfällt a). Um u) Seitdem die Telegraphen in förmlichen, ständigen Gebrauch kamen, war es wohl 0 sehr natürlich, auf den Gedanken zu verfallen, den elektrischen Funken, zu glei- ve chem Zwecke anzuwenden. So schlug Reiser im Jahre 1794 (in Voigt's 3 Na- 51 402 Um jedoch den praktischen Beweis der Ausführbarkeit dieses Gedankens zu unternehmen, bedurfte es einer besondern, gelegen- _ heitlichen Veranlassung, die mir andere, meinem Berufe näher lie- gende Versuche wirklich nicht haben fehlen lassen. Eine leichte, einfache, wenig kostspielige Vorrichtung stellt meine Erfindung in der gehörigen Klarheit vor Augen. Ich wünsche den Bericht davon in den Acten unserer Akademie zur Aufbewahrung und Benutzung, niederzulegen, andern es gern überlassend, meinen durch Elektrici- tät vermittelten Telegraphen zum etwanigen Gebrauche des Staates anzuwenden. Schil- Magazin, 9. B. ı. St.) einen elektrischen Telegraphen vor , welcher folgende Einrichtung haben sollte. Von Stamniolstreifen, die man auf eine Glastafel ge- klebt und mit Buchstaben bezeichnet hatte, sollte derjenige Streifen mittelst des elektrischen Funkens angedeutet werden, welcher dem anzuzeigenden Buchstaben gehörte; der elektrische Funken aber sollte den Streifen durch eben so viele unter der Erde in gläsernen Röhren befindliche Drähte zugeleitet werden. Es steht dahin, ob dieser Vorschlag jemahls praktisch versucht worden seyn mag? > Vier Jahre darauf erfand, nach einer in demselben Magazine (11. Bd. St. 4.) befindlichen Nachricht Dr. Salva in Spanien einen elektrischen Telegraphen von ausnehmender Wirksamkeit. Der Friedensfürst berief ihn nach Madrid, wo man bey Hofe seine Versuche mit grofsem Wohlgefallen sah. Drr Infant Don Antonio beschäftigte sich mit Dr. Salva, diese Erfindung zu verbessern, und liefs einen sehr grofsen, auf eine sehr weite Ferne wirksamen Elektrieitäts-Tele- graphen errichten. > Dieser Telegraph des Dr. Salva war wohl nicht durch Gas-Entbindung ver- mittelt, weil die elektrische Säule erst ein paar Jahre später, nämlich 1800, von Hrn. Volta erfunden ward. - Nach meinen dermaligen Ansichten würde ich aber zur Andeutung der Buch- staben und Zablen die Gas- Entbindung dem elektrischen Funken weit vorziehen, 3) weil man die Gas-Entbindung, so lange man will, z. B. 20—30 Secunden Ä anhalten lassen kann, dagegen der elektrische Funken im Augenblicke verschwin- det; 2) weil selbst die schwächste Gas-Entbindung gar leicht ins Auge fällt, da hingegen ein kleines elektrisches Fünkchen bey hellem Tage nicht bemerklich ist; 3) weil überdies die Gas-Entbindung zwey Buchstaben zu gleicher Zeit, der be elektrische Funke nur einen Buchstaben auf einmal andeutet ; 4) ist es noch erst zu versuchen, ob sich die 35 Drähte so dicht zu einem gemeinschafilichen Seile wieder zusammen nehmen lassen, wenn man einen bedeuteuden elektrischen Fun- ken durch sie vermitteln wollte, 403 Schilderung der Zusammensetzung des Tele- graphen und der Art, ihn zu gebrauchen. In dem Boden dieses gläsernen, auf einem Gestelle ruhenden Wasserbehälters b), sind 35 goldene Spitzen oder Stifte c) befestigt, und theils durch die 23 Buchstaben unseres teutschen,, als des voll- ständigsten Alphabets, theils durch die zehn Ziffern oder Zahlfigu- ren bezeichnet, Jede dieser 35 Spitzen geht in einen kupfernen Communica- cations - oder Leitungsdraht d) üher, welcher sich mit einem mes- singenen Schlufsstäbchen e) endigt, in dessen Mitte sich ein Kanäl- chen findet, welches zur Aufnahme eines, sowohl am Hydrogenpole als am Oxygenpole der elektrischen Säule, mittelst eines Drahtes f) ‘oder Kettchens befestigten, eingeschliffenen , ebenfalls messingenen Zäpfchens 5) dient. Diese krahnähnlichen Schlufsstäbchen h) sind gerade, wie die goldenen Spitzen im Wasserbehälter in einem eigenen Gestelle i) der- gestalt geordnet und befestiget, dals die entgegengesetzten Enden eines jeden leitenden Kupferdrahtes der gleiche Buchstabe, oder die gleiche Ziffer bezeichnet; das heifst: der Kupferdraht a, b, cu. s. f. endigt sich als goldene Spitze a, b, c, im Wasserbehälter, und als messingenes Stäbchen a, b, c, u. s. f. in seinem Gestelle. S. Tafel V. Wird &) Taf. IV. Fig. ı von oben, Fig. 2. von vorn. ec) Fig. 3, 4 in vollständiger Gröfßse. d) Fig. 2, 8, 9, 10, ıı b, c verkleinert, e) Fig. 5in vollständiger Grölse, Fig. 9 von oben, Fig. ı0 von vorn, Fig. ıı von der Seite verkleinert. J) Fig. 11 d verkleinert, Fig. 7 d in vollständiger Größe. 8) Fig. 6 des Hydrogen Zäpfchen in vollständiger Gröfßse, Fig. 7 des Oxygen Zäpfchen in vollständiger Grölse, Fig. ıı in der Zusammenfügung verkleinert. h) Fig. ıı. ;) Fig. 9 von oben, Fig. ı0 von vorn, Fig. ıı von der Seite verkleinert. 51 ? 404 BEER Wird nun diese Vorrichtung auf die Art, wie die Vte Tafel abbildet, in den Kreis einer wirkenden elektrischen Säule gebracht, so zeigt sich augenblicklich im Wasserbehälter an denjenigen beyden goldenen Spitzen oder Stiften Gas-Entbindung, deren gleich bezeich- nete Schlufsstäbcehen die beyden Zäpfchen aufnehmen, z. B. auf der Vten Tafel bey K und T. Am Hydrogenpol- Zäpfchen zeigt sich, wie natürlich, Hydrogengas, am Oxygenpol-Zäpfchen dagegen Oxy- gengas. Mittelst solcher Gas-Entbindung läfst sich nun jeder Buchstabe und jede Zahl, nach Belieben, aufs bestimmteste andeuten, wie z. B, die Vte Tafel die Andeutung von K und T versinnlicht; und käme man in der Annahme folgender drey leicht falslichen Regeln über- ein, so wäre man ım Stande, hiedurch eben so viel, wenn nicht mehr, als durch den gewöhnlichen Telegraphen auszurichten. Erste Regel. Weil das Hydrogengas in auffallend gröfserer Menge, als das Oxygengas auftritt, so dürfte man den durch dieses Hydrogengas, gleichsam kräftiger, oder vorzüglicher, bezeichneten Buchstaben auch zum vorgehenden, den durch das Oxygengas hingegen gleichsam schwächer bezeichneten Buchstaben zum nachfolgenden annehmen und dem gemäls telegraphisch notiren. Zum Beyspiel, in dem Worte, Ak,ad &m ie bezeichnet men die BuchstabenA, a, e, i, mittelst des Hydrogen —, k, d,m, e, hingegen mittelst des Oxygenpoles. \ Zweyte Regel. Zur Bezeichnung der Verdoppelung eines Buchstabens dürf- te man die Nulle wählen, falls sich nämlich ein doppelter Buch- stabe nicht durch die Trennung der Sylbe von selbst ergiebt. Z.B. | der Sa a. ee 405 der Nahme Anna läfst. sich ohne Verdoppelungs-Zeichen andeuten, | m u 7 weil man erst die Buchstaben An und dann na andeutet; der Nah- me Nanni hingegen läfst sich ohne Verdopplungszeichen nicht an- deuten, weil man erst na, dann nn, folglich nn zugleich andeuten soll, und solches bey dem einfachen Alphabete des Wasserbehäl- ters unmöglich ist. Zwar könnte man auch Doppelbuchstaben zugleich unmittel- bar andeuten, weil, wie man sieht, drey (ja noch mehrere) Buch- staben zugleich zum Aussprechen gebracht werden, sobald man zwey (oder mehrere) Schlufsstäbchen mit einem Zäpfchen zugleich be- rührt; allein, dies würde nicht nur die Anzahl der goldenen Spit- zen, sondern (was die Kosten am meisten vergrölsern würde) die Anzahl der Communications-Drähte von 25 auf 50, folglich aufs doppelte bringen. DT: ut ‚Behr eseWert Zur Bezeichnung des Schlufses oder des Endes eines Wor- tes, dürfte man die Ziffer ı wählen. Folglich würde dieser Charak- _ ter oder diese Ziffer dem letzten einzelnen Buchstaben eines aus “ paarigen Buchstaben bestehenden Wortes beygefügt und hinten an _ gesetzt, so wie dem einzelnen Anfangsbuchstaben des Wortes, wel- ‚ches auf ein aus paarigen Buchstaben bestehendes Wort folgt, vor- Beretzt werden müssen. Z. B. „Sie lebt” wird so angedeutet: Si R eıf das ist — die Eins le f wird dem ersten e bt | nachgesetzt. ıl { das ist — die Eins ‚ eb ( wird dem 1 vorge- E) „Er lebt” hingegen folgendermassen: Er ’ H tı setzt. Um 406 IDEE NN Um alle Verwirrung zu vermeiden, könnte man diese Ziffer als-ein Kreutzchen notiren, in dem Falle nämlich, dafs sie nicht als Zahlfigur, sondern als Trennungs - oder Schlufszeichen dienen soll, Gesetzt nun, das Alphabet des Wasserbehälters befände sich, durch ein anderes Zimmer, durch ein anderes Haus, oder sogar durch eine andere Stadt von dem Alphabete der Stäbchen zwar ent- fernt, jedoch durch die 35 Communications-Drähte gehörig verbun- den, so vermag der Handhaber der elektrischen Säulen, auf die so eben angezeigte Art, dem Beobachter der Gas-Erscheinungen an den Stiften im Wasserbehälter, eine Nachricht telegraphisch mitzutheilen. 0. ED. Bemerkufigen über die Spitzen. Tafel TV u. V, Fig. ı, 2, 8 verkleinert; Fig. 3 u. 4 in vollständiger Gröfse. Zu den Spitzen oder Stiften im Wasserbehälter hat Gold vor allen übrigen Metallen entschiedenen Vorzug, aus folgenden Grün- den: Spitzen aus unedlen Metallen, z. B. Bley, Zinn, Kupfer, Mes- sing, Eisen, selbst Spitzen aus Silber vermitteln zwar reichliche Gas- Entbindung; allein ı) erscheint diese Gas-Entbindung nur an einer Spitze, nämlich an der Hydrogenpol-Spitze, während dafs das Oxygen der Oxygenpol- Spitze auf der Stelle oxydirt wird, folglich nicht als Gas erscheint; ° 2) wird das Wasser durch diese erzeugten Metalloxyde ge- trübt und gefärbt, z. B. durch Zink weils, durch Kupfer grün, durch Silber braun, durch Eisen schwarz ; 3) werden diese Spitzen sogar bald angegriffen und zerstört; Be, In dahingegen Spitzen von Gold nach Jahre langem Gebrauche kaum merkliche Veränderung oder Abnahme leiden, falls sich nicht etwas Kochsalz oder Salmiak dem Wasser beygemischt befindet. Pi P= 407 Spitzen aus Platina vermitteln zwar eben so gut beyde Gas- arten, als Spitzen aus Gold. Allein nicht zu gedenken, dafs Platina- Drähte schwerlich überall, wo man goldene leicht fertigen lassen kann, zu erhalten seyn möchten, so erscheint das Verhältnils zwi- schen dem erzeugten Hydrogen - und Oxygen-Gase nicht so auffal- lend bey Platina - als bey Gold - Spitzen. Nach meinen genauesten und neuesten Untersuchungen verhält sich die Menge des Hydrogen- Gases zum Oxygen-Gase bey Platina-Spitzen, wie 23 zu ıı, bey Goldspitzen, wie 23 zu 7. Die Ursache dieses Unterschiedes scheint darin zu liegen, dafs selbst im reinsten destillirten Wasser ein Theil des Oxygens an der Spitze aus Gold in sogenannten mineralischen Purpur sich verwan- delt, folglich nicht, wie bey der Platina. Spitze, als Gas erscheint, Ferner fand ich, dafs die Dicke der Spitzen im Wasserbehäl- ter auf die Gas-Entbindung den augenscheinlichsten Einfluls verräth. Dickere goldene Spitzen nämlich vermitteln unter übrigens gleichen Umständen offenbar mehr Gas, als dünnere. Reicht die Dicke der Spitze an das Drittel einer Pariser-Linie, Fig. 3 u. 4, so scheint sie - vollkommen hinreichend; wenigstens würde ich nicht rathen, die Spitzen viel dieker zu machen, weil alsdann die Gase sich als Bläs- chen ringsum die Spitzen ansetzen, und mehrere Secunden verstrei- - ehen, ehe bey einer hinreichend starken elektrischen Säule die Gas- arten Springbrunnen ähnlich in die Höhe sprudeln. Ueber den Einflufs der Entfernung der Spitzen von einander auf die Menge der erscheinenden Gase fand ich mittelst meines Ga- someters, dafs, wenn unter übrigens gleichen Umständen die beyden _ von einander entferntesten Stifte, d. i. Fig. 2, A u. 9, in Anspruch _ kommen, 45 Mafs Hydrogen-Gas erscheinen, da in gleichem Zeitraume nur 2ı Mafs erscheinen, wenn zwey der einander nächsten Spitzen, E: 2, B. Fig.2, R und S, in Anspruch kommen. ’ Nun 408 Nun stehen die Spitzen, Fig. », A—9, volle 7 ıf2 Zoll weit von einander, da die Spitzen, Fig. 2, R und S, hingegen nur ı/4 Zoll von einander stehen. Folglich entbinden die sich 3omal näheren Spitzen, Fig. 2, R und S, noch nicht einmal doppelt so en Gas, als die ke Spitzen, Fig. 2, Au.g. Auf die Schnelligkeit des Anfangens der Gas-Entbindung scheint übrigens dieser Unterschied der Entfernung der Spitzen von einander keinen merklichen Einflufs zu äufsern. Wenigstens konnte ich keinen Unterschied finden, ich mochte die Gas-Entbindung durch die einander nächsten, oder durch die von einander entferntesten Spitzen beginnen lassen. In einem, wie in dem andern Falle, er- scheint die Gas-Entbindung gleichzeitig, nicht früher, nicht später. Bemerkungen über die Communications-Drähte- - Tafel IV u. V, Fig. 2, 4, 7, 8, 9, 10, ı1. Zu Leitungs - oder Communications - Fäden zwischen den Spitzen im Wasserbehälter und den Schlufsstiften bediente ich mich blos messingener, oder kupferner Drähte, weil sie mir nie ihren Dienst versagten, überall zu haben sind, nicht sobald, als die ohne- hin weniger geschmeidigen eisernen oxydirt werden, auch ine so gar leicht, wie gleich dicke bleyerne zerbrechen oder zerreifsen. indessen verdiente es noch genauere Prüfung, ob irgend ein Metall und welches unter den Metallen schneller, als das andere, das elek- trische Agens durch grolse Strecken leite. Zur Berechnung der Geschwindigkeit, mit welcher sich das. elektrische Agens bewegt, reichten freylich meine beschränkten Ver- suche nicht hin, bis jetzt noch einen Unterschied zu bemerken, die Commiunieations-Drähte mochten nur einen, oder mehrere tausend Fuls Länge haben. Es AS u 02 409 Es wäre vielleicht für die Theorie der Elektricität höchst in- teressant, durch genaue, ins Grofse gehende Versuche, die Geschwin- digkeit zu bestimmen, mit welcher sich das elektrische Agens durch solche Leitungsdrähte hin bewegt, und wie sich die Geschwindigkeit der Blektrieität zur Geschwindigkeit z. B. des Lichtes verhält. Sol- che rein wissenschaftliche Untersuchungen würden aber freylich die Vereinigung mehrerer meiner hochgeachtesten Herren Collegen, so wie vielleicht eigene Kosten erheischen; denn, welche Subtilität zu diesen Untersuchungen erforderlich seyn möchte, erhellt schon daraus, dafs man im eigentlichen Verstande des Blitzes Schnelle zu messen hätte k). Um meinerseits wenigstens durch einen überzeugenden Ver- such augenscheinlich darzuthun , dafs in Rücksicht des leitenden Drahtes, der Unterschied der Länge zwischen 2 Fuls und 2000 Fufs nicht bemerkbar ist (ungeachtet der Verstand die Gewifsheit giebt, dafs allerdings ein Unterschied Statt haben müsse), so ist hier um einen Glas-Cylinder ein 2248 baier. Fuls langer Draht ge- wun- k) Es ist mir nicht unbekannt, dafs treffliche Physiker vor mehr, als einem halben Jahrhundert über die Geschwindigkeit der Bewegung der auf die sonst gewöhn, liche Art durch Reibungs- Maschinen erregten Elektrieität eigene Versuche an- stellten, Allein nirgends finde ich diese Versuche so weit getrieben, dafs sie zu bestimmten Resultaten führten; denn weder Gray, welcher die Elektricität durch einen Draht von 700 Fufs leitete; noch Du Fay, welcher sie durch _ — .-— .— 1256 — oder Le Monnier, welcher sie durch — .—- — 5700 — noch Watson, welcher sie durch einen Draht von 12276 Fuls, d. i., durch mehr als zwey englische Meilen leitete, vermochte, auch mit den besten Uhren, das Zeiträumchen zu bestimmen , welches die Elektricität brauchte, um diese Längen zu durchlaufen. In dem nämlichen Augenblicke, wo diese Männer den elektrischen Funken dem einen Ende des Drahtes mittheilten, schien ihnen auch schon der Schlag am andern Ende desselben zu erfolgen. Watson's Versuche ergeben wenigstens, dafs sich die Elektricität ohne Vergleich schneller, als der Schall einer losgelassenen Flinte bewegt. 52 A1o wunden, welchen die Wirkung der elektrischen Säule durchlaufen muls, um von der Säule bis zum Alphabete im Wasserbehälter zu gelangen, und zum Beyspiele zu dienen, dafs die Gas-Entbindung, dieser beträchtlichen Länge des Drahtes ungeachtet, eben so schnell zu beginnen scheint, als wenn jene Wirkung sich nur durch zwey Fufs hin zu erstrecken hätte. Da ferner es manchem frappanter scheinen sollte, wenn ein solcher 2000 Fuls langer Draht sich durch mehrere Zimmer und Gänge hin erstreckt, und doch blitzschnell durch ihn die Wirkung erfolgt, so wäre dagegen zu bedenken, dafs ein solcher, um einen Cylinder gewundene Draht den Vortheil gewährt, dafs sich der Mo- ment des Schliefsens der elektrischen Kette, so wie der Moment des Beginnens der Gas-Entbindung bequem, und leicht auf der Stelle wahrnehmen läfst, ohne eben ein paar genaue astronomische Uhren und mehrere zugleich Beobachtende zu erfordern. Sowohl um die unmittelbare, alle Wirkung vernichtende Be- rührung, als unvermeidliche Verwirrung von 35 einzeln neben ein- ander liegenden Drähten zu verhüten, zugleich dieselben in den kleinsten Raum zusammen zu bringen, und-gerade, wie ein einfa- ches Seil, zu behandeln, und doch zugleich alles Ueberspringen der Elektricität von einem Drahte zum andern zu verhüten, war die Iso- lirung jedes einzelnen Drahtes nothwendig. Diese Isolirung erreicht man durchs Ueberspinnen mit Seide so vollkommen, dafs man so- gar nachgehends dieses aus 35 Drähten bestehende Seil mit einem Firnifs stark überziehen kann," somit vor aller Oxydation aufs dauer- hafteste zu schützen vermag. Bewunderungswürdig scheint es wahrlich, wie durch ein sol- ches Seil 35 abgesonderte Wirkungen der Elektricität olıne einige Störung erfolgen! Aıı Ja! wie sehr erweckt nicht ein solches Seil das Nachdenken selbst eines Physiologen, wenn er an ihm wahrnimmt ein grob sinn- liches Analogon eines Nervenstranges, dessen einzelne Fäden auf gleiche Weise jeden erhaltenen Empfindungs-Eindruck im Allgemei- nen, so wie den des kleinsten elektrischen Fünlichens im Besondern, isolirt und ungestört bis ins Gehirn fortpllanzen. - Bemerkungen über die Schlufsstäbchen. Tafel IV und V, Fig. 9, ı0, ıı verkleinert ; Fig. 5 in vollständiger Gröfse. Die Schlufsstäbchen sind mit kegelförmigen Kanälchen verse- hen und passen mit den eingeschliffenen gleichfalls kegelförmigen Zäpfehen Fig. 6 und 7 der elektrischen Säule genau zusammen, theils, um dadurch dem Schliefsen der Kette Genauigkeit und Stä- tigkeit zu verschaffen, theils um durch die beständige Reibung alle Oxydation zwischen den hier zusammenzubringenden Metallen abzu- halten, und die Wirkung unfehlbar zu machen, da es bekannt ist, wie wenig Oxyd an solchen Stellen die elektrische Wirkung zu un- terbrechen vermag. Man könnte gar leicht an dieser Schlufsstäbchen -Reihe eine - Tastatur anbringen, um gerade wie auf einem Claviere durch’s Ein- drücken eines an einem Clavis befestigten Zäpfchens in das Kanäl_ chen des Stäbchens die elektrische Kette zu schlielsen, und mittelst der hierdurch erfolgenden Gas-Entbindung die Buchstaben zu be- _ zeichnen. Doch mülsten alsdann in jedem Schlufsstäbchen zwey Ka- _ nälchen gebohrt, und doppelt so viel Zäpfchen als Schlufsstäbchen, d.i., zu den 35 Stäbchen 70 Zäpfchen vorhanden seyn. Der erste (so wie alle übrigen) ‚mittelst einer Feder zurückspringende Clavis - könnte das Hydrogen-Zäpfchen für A, der zweyte Clavis das Oxy- i gen-Zäpfchen für A, der dritte Clavis das Hydrogen-Zäpfchen für B,so Br der vierte Clavis das Oxygen-Zäpfchen für B u. s. f. in das mit ihm zusammenpässcode Kanälchen beym Aufdrücken des Fingers bringen. 52 2 B ©- 4ı2 Bemerkungen über die elektrische Säule. Tafel V. Was die elektrische Säule oder den Elektromotor betrifft, so ist deren Einrichtung und Handhabung so allgemein 'bekannt,- dafs ich nichts zu bemerken wülste, als dafs zum telegraphischen Gebrauche jede Einrichtung derselben dienlich ist, welche nur eine mehrere Monate lang andauernde Wirkung zusichert. Breit- plattig braucht eine solche Säule wenigstens nicht zu seyn, weil mir mein Gasometer bewies, dals sechs meiner gewöhnlichen Glieder (deren jedes aus einem Brabanterthaler, Filz, und einem 52 Gran leichtern Zinkscheibchen besteht), schon mehr Gas zu entbinden vermochten, als fünf Glieder der grofsen, sechs und dreyfsig Be dratzolligen Batterie unserer Akademie. Allgemeine Bemerkungen über die Vorzüge ei- } nes elektrischen Telegraphen vor den bis- her gewöhnlichen. | ı) Hängt ein solcher elektrischer Telegraph nicht lediglich vom Tageslichte und vom heiteren Himmel ab, sondern kann be- ständig, Nachts eben so gut, als beym Tage, kurz, in jedem be- liebigen Augenblicke gebraucht werden. In dieser Hinsicht allein leistet er schon doppelt so viel, als ein gewöhnlicher Telegraph, welcher bekanntlich nur bey Tage zu gebrauchen steht. 2) Stört die Wirkung eines elektrischen Telegraphen keine Dämmerung, keine trübe Witterung, kein wolkiger Himmel, kein Nebel, kein Regen, Schnee, Rauch, kein Staub oder Wind. Rech- net man für unsere Gegenden nur ız2ı oder ein Drittheil des Jah- = res für trüb, d. i., für den gewöhnlichen Telegraphen unbrauch- bare Tage, so kann er zusammengenommen mit der vorhin bemerk- ten nächtlichen Anwendung weit mehr, als noch einmal so viel leisten. 3) 413 3) Da der elektrische Telegraph nun vollends zwey Buchsta- ben zu gleicher Zeit anzeigt, so leistet er auch hiedurch allein schon wieder doppelt so viel in gleichem Zeitmomente, als der gewöhn- liche. h 4) Der gewöhnliche Telegraph beschränkt sich nur auf ge- wisse Entfernungen, müfste also z. B. zwischen München und Augsburg etlichemal die Zeichen wiederholen. Ein elektrischer Telegraph könnte von München aus nach Augsburg, ja von einem Ende des Königreichs bis zum andern , ohne Zwischen-Station berichten. 5) Ist der elektrische Telegraph, wenn man das Communica- tions-Seil Fig. 2, 4, 8b, 9, ı0, ıı ce unter der Erde weglaufen läfst, in den Zwischenräumen von einer Station zur andern, mit al- ler seiner Wirkung , verborgen, da hingegen Jedermann die Thätig- keit des gewöhnlichen Telegraphen gewahr wird. 6) Und bey dem allen deutet der elektrische Telegraph die Buchstaben und Zahlen ganz eigentlich, nicht eryptographisch, wie der gewöhnliche, in eigens zu erlernenden Charakteren an. 7) Bedarf der elektrische Telegraph keiner eigenen, hoch ‚liegenden Gebäude, sondern kann in jedes Zimmer, in jedes Bureau Beeleite: seyn. - [ Was endlich die Kosten betrifft, so kommt diese, wie man "überzeugend sicht, vollkommen brauchbare Vorrichtung, welche ich | die Ehre habe ‚ der königl. Akademie vorzuzeigen, bis auf das Com- sc ‚ keine 30 Gulden zu stehen. f Blofs das aus 35 Drähten bestehende Communications - Seil nebst seiner Leitung durch gläserne oder thönerne Röhren, würde allein f \ * Ah allein Kosten verursachen ; doch dürfte ein solches, aus 35 über- sponnenen Drähten bestehende Seil, welches die Länge von 22827 pariser Schuh, d.i., von einer deutschen Meile, ‘oder als einfacher Draht die Länge von 788,845 Fuls hätte, für weniger als 2000: Gul- den sich anschaffen lassen, da er dem höchsten Anschlage zufolge, nach dem nämlich berechnet, was mir das meinige kurze kostete, sich auf die Summe von fl. 2396, kr. 50, beläuft. j 1 H xl. Tab.IV. ap ir AS Walwert seulpr. A A N ' = N “ 2 v.* Hk RT, . 5 4 % Ink & n . en er. ö . ’ ” ” .» D « 4% . , “ ee {> ® “ ; £ Pe E = a A ar Fat Dr as; Ess Kor hole nin Er A 2 N an en “- \v V a an m "a2- 7 AD I dA \ N \ IS Walwert seulper. + XI. Super Longitudine geographica Speculae astronomicae Regiae, quae Monachii est, ex tri- ginta septem defectionibus solis observatis, et ad calculos reyocatis nunc primum definita a CAroLo Ferıcı SEYFFER. - Commentatio altera, lecta in Conscssu academico VI. Iduum Maü cbDCCCK. 2.20 Sit 1. = longit. verae ©. A = ascensio: rect. ©. B = latitud. ©. 4D = semidiam. ©. =“ — Parall. horizon. ©. *m = motui. hor. © im longit. s = obliquit. ecchpt. 'L = longit. verae @. Er =) ktit. verae '@. =' — Parallax, G. M = motui horar. @ in longit a Sit. 2 = Differ. parallax. (@ — ©). nf & = AR medi coeli. 9° = elevatio. poli. ep = lat. geocentr. a 38 m 334 p = different. parallax. longit. @- a — latit. @ apparent. 41D’= semidiametr. @ geocentricae. .. = M—m=motui horar. (? — ©). log.h = log. pro reductione spatii ad tempus. Y = longit. verae (G— TED T = temp. obseryat- medio. = temp. ad f propius accedenti. = temp. civil. Parisiis. 7° = tempori arithmetice medio phases observatas inter et conjunctio- nem propius supputatam, E ES ye ae == aequat. temporis. T‘ == tempori vero. ° = different. meridian. tempore. Eclipsis solis tubo achromatico Dollondii 275ies augente a me obseryata Juni ı6. 1806. 3 Initium — 5". 35.58, 69 Monachii , B Fins =6h. 44°. 29,76 \ tempore solari medio. Positis different. meridian. Parisios inter et speculam regiam —= — 37°.05°,56; et elevatione poli = 480 07‘. 33“. Illa quidem ex siderum inerrantium occulta- tionibus, hac vero ex obseryationibus stellae polaris, aliisque, variis et multipli- cibus a me definita. Lg.Omed. 2. 24. o ‚ Nut. @ * 417 Elementa desumpta ex: Tahles astron. publices par le Bureau des Longitudes de France par M. Delambre. Paris 1806. Initium computatum, Loecus Solis. 5".35°58°,69 — temp. med. astrom. Monachii — 16".58°53°ı3 temp. eiv. Parisino. 254 230 [23g1242, 381 »5| ak | Longitudo.. Perigeum. | M. | A. | B. c. |D- | E. E- |m- Aequat.sec.|- - - - 4 ALTE | | | 1806 19°.090.56°. 13, 2 0% 096, 35°.15,01839 344! 278 836. 1722 P46\ 16. Jun. |5° 13. 37. Bi > 8 RL EA 2| 24lhao) 455 ı 2. 23. 33. 4 419. 09. 35 43, 2863 964 733 1803 Fe 3 16%. - - |- -..39 2. 24. 19. 37, ı| 23] 23 SEE le 2 Vor. 10e 7MRı) Sr SSERBEN ARBEAN ERMUME) jERHEN) TEE: TRERRFEDRGEN 533 - | m 7008r2lä-ıd. 39.53, 91886 |987 „35 1896| - ee ER Dan Ra ART) - 470j BO) ja 24..15..37, 15.14, 66ianom med. |, SE: "574 j dup IR „148 Aeq. centr. 0. 0. 29. 10, 4 C-2@B-0). . 748 Nartsec:: RVee 27 50, BAR 0 ET 07, 3 B. C. 13,5 > D Be e Obliquitas Eclipticae. Latitudo solis. B.F. . .. . ... 0, 2)Obliquitas 1800. 230.27°.57’',0 Bi ET .o6 Nu. @. . . . . 18, 099anıi ...... — 03, 4| 2B—C =554—0,08 Nu. ©. : . .— 0,2Nu @E ....... — 0, 2! 30C—4B =748—0,06 Aberrat. © -: -» . 09,3Nu. © ......- — o0.4| B—a2E =193-0,04 - Lg.Over. 2. 24. 45. 47, 2 Obliquit. . . . 230. 27°.53°,0 Latit. © =1= — 0,04 2. 24. 15. 37, ı E Tabula XXIX. - 18, OlSemidiam. ©. .- . 15%.46,03 Motushorar.® . 02. 23, ı5 5. 55,,1]Parall. -..... 08, 66 53 418 ) Finis computatus. Locus Solis. 0000101111122 6b.44°.29,76= temp. med. astronom.Monachii—18'.07‘24’,2 temp, civ. Parisino. | Longitudo. Perigeum. _ B BEBEE Aequat.sec.| - - ni! 1306. |9s.09°. 56r. 13”, 219% a 357. 57 ‚0 im za 278 |154,836|7331546123 16. Jun. 51% 37.0 37.02,8| - - - 28, 2 9 (SA$| 272 „254193017331 929 139 24 j620 455 -|7391242| 38) 15] 24 2. 23. 33. 46, 419. 09. 35. 43,2 (863 964 733 1893 78,7711561]254 2| 3 er -- ent - 44. 21, 12. 24. 10. 25,7 25 B > - Im da |— —— Sun, 2 - - - 01, 015. ik 48. 13,5,908 [089 989 735 896 5 I 42,79 9,B + 470 “ [0) 2.24. Id. 25, 115. I4,712 anom. Imed 998) ir 575 | dupl. . 148 Aegq. centr. . . 29. 05,0 c—2(2B—C)=3C Var.sec. . « - 0. 29m er —4B—=748 er 074 ; B. C. 13,9 E nr ja _ 7 RIRBE ses Obliquitas Eclipticae.! Latitudo solis. B. F 0,2|Obliquit.1800 230.37 +.57,0|A4+B--N=085 . . +0,06 Nut. « + - KR, 18,015, 5amni . 2... — 034 2B—C=574 ...—0,08 Nur ©... — oaalNu.@ ii. . . — 92 3C—4B=748 .- 2 —0,06 Aber. as Nut:-Q '- ....— . 4 B—2E=:193 .. 40,04 Lg.© ver. 2. = 48. 30,5] Obliquit. . . 230.27.53%,9 Latitude O=1=. .—0,04 ni 4 [0) 2. = 18. 25,7 E Tabula XXIX. Nur. @ » - =. .18,0/Semidiam.®© .. 15'.46,03 | |Vootus horar. ©. 02: 23; 15 Lg. O med. 2.24 ı8. 43,7Parall.© . - » » . 08, 66 Initium computatum. Fr ndeg. sec.| - - - 10, BD 19.210.42°.30°° 1806 16. Jun, -27. 16. 54, ı6", -0B. 47. 03, Er 158°. . 31. 50, 1.3 53,13 29, 2.28.18.57, 5.18.13 6.18.53 <ı4 =E1 jalaselgalns [1 ‘ 10.27.10) 4.11.59 9.12.39 3 9 Long. med. @ | 2.24.45.47, 2 Ae 0.03.33.10, 7 24 aegnat. re 5.14.39.53, 5.14.40 === ‚0 5 4 Argg. N ı A quat. A. XV. _Argg. Ir | f he: 35B0, > rt 5.26.40.37,0 | 2. 25. 40. 04, 9 419 Locus Lunae. | Anom. med. Y | | Suppl. nod. Be} - 08,5 10°.020,10°.23,6 . 2°.220.47°.24°°,0 - 08. 47.19, Y Deductio - 08. 47.26, ı : arzumen- Argg. - 08. 42.36, o Beer ‘ - - 02.07, & a | a ==, EEE Pie 10.20:13.06,7 3.01.3656, 5 N. XV. 11.27.54.11,9 [0] 2-24.45-47, 2 0.9233.552| "ON. | XVÜL | 5.26.23 —, - 10.21:01.13,8 | V. 1.13.20 Aequat. longit. |XVII-+V.| XIX. 0°. 00.09°.05°,4 y) r%) Zu 22,4 = - 20,0 27359 -, - 46,8 02.32.20,4 - 01.31,9 -- 0153 - - ‚01.16,3 za a 2 Gun) 2.20.18.37,9 Br Uferarag . 3.01.36.56,5 - - - 01.548 - 5-29-55-54 - 2.0 179 2d— 11.29.51.48 - 0.039 VI. 1.16.53 Er 3 je3 171 31 re Saat 4 1 7 ART RE >| vVI—2? | XXI. 1.17.01 ie Be) 03,2 | 2A. | 9.10.26 a Fe *; 07,9 | ——— ——— 2103 23 |RRUEESA RXIV. | 10.27.27 de -TTTH N. XV, 3.01.36.56,5 - =. - - 019 ‚Aequat. N.| 11.29.24.20,8 EA REN IIRDE @” 2.25.40.04,9 = 2 2.20 m TEENS] 526222 22,2 148 2% lat@“ENN]| 11.23.22.44,4 .]| 0°.020.53°.55%,2 XXV— | 10.21.01.13,8 3. 23. 48, 52, 355 XRV] XV] 2.02:23.306 2. 28: 18,59, 9 — — I ——— a % G“+N | 5.26.41.22,2 229.01. 4,4 constans | 11.29.58 2.24. 45.47, u AO ee et 420 i Initium computatum. Locus Lunae. Constructio Motus horar. - Argg. latid. ‘| Long.etParall. ———— _ —_ __ _—_ re | Sa | N | Tat ordinis. | Id ordin Fi ARE DEREN 0,97), IV. | - 0,0 aeg.27ma| - .=.01. 145 8) azma| - - 01.14, . 0,00, ‚VII constans | 11. 29- 20. »gva |IL2. 29. 20.47, 2| II. - 7) RR x. @" 2. 25. 01. 19, 7| GIV| 2.25. 02.06, 9 IV. | -13| % [O) 2. 24- 45- 47, 2| Nutat| - - - 18,0 5 -ıı) X. D“, 0. 0. 15.32, 5 GV | 2.25. o2. 24,9 1 278 h =E % & “ SpuS | Parall. aequat. . XXVI. long. — 52 37, 0 x. FE THE 2D’—I. u. 6.03.50 Yı. Anom. med. © 5.14.40 Lo A EEE FT I a II < Br a FR ib: 20. 3 ® ji ir Iy- 7:06.27 Be 3 un V. 8.16.14 R SE VI. 9.26.01 En ns VI. |11.18.30 = kn 1 » VIH. | 0.19.10 a ER BAA SFR - 83 Bu ER. SR 4.24,03 EEE 1: 73,1 18 H—A. x. 7.13.37 ANANSEHFT 24 aeg. | - 76,23 KA: xt. 8.23.24 Parall.| - 60.16,5 XXV. |33.46,57 Te Sana = | Mot. hor. in lat. 25 aegq. |35.10,67| Latitu ——_| XXVl.| - 8025 sec. 0 mug | 2.25.01 a sid Aequat. latit. - 890.31.'47°,0 FRE — ars, 73 bis.| - 11,03] [, |— I. - = - 09.23,7| const. 5,00 |XXVI. 031 m | ee II. - = - - 038 I. 0,03 bis.| - -.09,88 AR =, = = 13-# 3,0, 0 0,00 xxVIll| - 0,23 Aa. = ‘eH SER ee ® 9% ri 28 aeg. 36-5337 53537 7a = . 8 a 9% bis.|— 10,90 vo. - - - - 10,8| VO. 017 9 |— — — —— a: va. |- - - - 92,5| VII. 0,92 |mot. mot.inlg 36-4247 182.06. IX. KABIIEE 3 0,01 2diord.— 0,49 ee r 67 Ri x, Eye ER F 0,00 |hor.segq- 136- 41598 —o En DREEN XI. ST u 0,09 hor. rn : XI. iss praec. 36. 42,96 ———pi poll - 890. [er Br Mot. in| — 37.02, TER | 1239 gar re lat. ee Lauurd. | + oo.17”. 00.17.41,4 | Finis computatus. 0.04.08. eo 1 1442 aa: g 18.51 19125 0.04.08 10.20.51 10.20.51 5.14.43 1. | 10.29. o6 1.17.25 5.06.08 6.2333 113.7. 17 5:14.43 VI. | 117.25 7.02.08 8.02.42 4.13.49 5.14.23 2.28.56. 2.24.48. 10.29.06 4.05.44 A 5.06.08 Eee 32 58 Xu. | 6.28. [e) 5.1443 10.29.06 2 5.14.43 =; Arı Locus Lunae. Long. med. @ | | Anom. med. | | Supp!. nod. Te 7% Fax ‘ R PURE Sn 0. aiuR 2» PAR u = 180! 1°.310. 30°, 105.020.10°.23“, Dedactia 4 Fi i Rt den. 527. 176.99, 5 Argg. I 08,474 391,9 en Argg. So AT. ee 5 ıö" -09. 30: 56, ? - 09.:47- 55: 5] torum. - - 02.29, 0 ö = .r 03. 50, 6 - - 03. 48, 6 ee IE .. RL 23, 9 2m 1 45, 8 A. 10. 20. 50.35, 4 3.01.37.05, 6 31, 3jAequat. A.|ı1. 27. 54. 13, ı 2.24.4831, 3 14, 5/24 24 aequat. - 02. 54. 20, 7 TA A 2.43: 3 XXV. Jıo.2r. 39. 09, 2 1.13.17 Arge. | ‚Aequat. longit. |XVHI+-V. _7.09.43 ‚8 0°. 00.09°.05°',9 1.17.25 1. 2/2 ne 12,0 0.08.16 III. == =. 20,8 Ta A BEE Er vı. DEM, 4.14. 0 Vo. ..- 9.11.41 VII. ..- 5:22.58 I Zi 3-18.43 xt. y, 2.28.56.45, XI. N SR __b..3,0% 37.05, XII. RE 16: 0:33:51, XIV. er 0.01.07.42. | xV. ... 1.17.25 XVvI a a) Ze a ET darin, ZUM 1 = Br el XIX. FEN XXII-+-24]| xX. -. 0. - £ 6 XXI. uni. - 11.29.24.20, 4 XXI. u |:: 2 — 3.20.22,24, 3 BERN - a GN“. | 5.27.23.50, 3 BEN. - 2 2aN. Man) 11.24.47-40, 6 24 aequat.| aequat.| 0°.020, S XXV. 10.21.39.09, 2 ek = 2 -XXV] XXVIL | r1.03.08.31, 4 2.2 —— BIETE GN. | 5.27.23.50, 3 constans | 11.29.58 27ma - 01,1%, 7 6,1 | XXYVIl. | 9.27.23.04, © v | 2. 26. 22. 24, 3 kön nn Finis computatus. Locus Lunae, Constructio 7 M - x otus horar. Argumento- Argg. latitud. Long. et Parall, — —— — — = tk - rum. Imi ordinis. | Ildi ordinis Tara @’ | 2s.260.22°. Erz ER I. | - 0,97|. IV. | 0,00 aeg.27ma| - - 01.13. 7| 27ma | - - oLı 3,7 II. - 0,00) VI. | - Constans| ı 1. 29. 20 agva |11.29.20.37,2 |» M. 240,07] Ra - xXH. @“ 2.25. 43.38, 0] GIV | 2.25. 44.15, 2 IV. | - 012] % |- ® 2. 24. 48. 31, o| Nutat. “ A 18.0 wu - BE ® D7, |: 0.55 7, o| GV |225.44.332 | yur |\ co: 3 2D‘ 0. 01. 50.14, 0 | Parall. aequat. IX. | - 004 - KXXVII. long. L.— | 5. 27: 23.04, 0 INvı- Bag | X 2 0,01 N, 2D’—I. II. 6.04.27.10,0 VI..| - 01.02,8 xt. - 09,11 - Anom. med. ® a. 9.14.43 XXVL|- - 524 Xu. | - 0,16 —a, E 12. I. rn ‚6 XIV. | - 0,14 K: BE 9 Sehe RB FE Were a Eat: Sn a Er) = a: 1-1 ER I—A. IV. 7.06.32 IS 60 - BEN. IV—A. V. 8.19.41 a - V—A. VL 1 9.24.50 KIN 700000 3 vu. |" 1.10.10 IH.) - = 0787 VII. 0.19.44 XIV. I|- - 03 IX. | 4.25.18 ISVEL | -; 7,08 _—. X XXVI| - 0,1 24. aeq.|oı. 15,89 8 : 7.33 oe —— XI. | 8.22.45 Parall. | - = 179 XXV. |33. 48:59 = en re =; XXVbis - 07:87 8 umma u j SENT. | 2-25-44 Semid. | - 16.275,44 Ha | hot. hor.in ann) 2324 35-12035| 1 Arge _ | Aequat. latit. RE en XXVI. lo1.21,23 - - 890. R 2 Bar bis.| - 11,15) 7 J. z en > a 5,00 XXVIL| - 0,31) IL U. ee ch I. |- - 003 bis.| - 09,88] - : IY. SEREORE: II. |. - 0,00 XXVüL|- o = 920 a7 209, rs -.-.-. .- V. A 0,24 136.55,12 m TR a =» 35 RE daR Fi. = >: Kar & E vi. N 3 27 Mot. Mot.inlg 36.4 4421| —1,82, II N — ee IX. | - - jooz, ; ı,jadiord. — 10,501 —Zu RE EN X. |- - 000 hor. fegq.|36. aan Hi: vo x1. ET E RL-—|- = +=740,96 hor. |; j RU. ae a praec. RR | Wr Ta - 890. 172 12,6 a in] —3‘.02°,19 en Bee | Latitud.| + 00. 00.13°.47°°,4 Elementa igitur ex tabulis desumpta ita se habent: 423 4. 4 tempore initii, finis, 1 = 840.45%.47°,20|) 840.48°.30°5 A) = 84.15. 55,1 84. 18.43, 7 B.= . 90,04 D=..n. 46,03] k FA 8,66 Miet, 2423,20 s = 23. 27.530 L = 85. 02. 249 | 85.44:33. 2 An EFF NATE 13.47, 4 " = 4.2.0010 | «60. 19, 9 M =. .60.41,98| _--36.43, 7I ”„» =. .60.07,84| ..60. 09, 24 2‘ = 168. 15.35,45| 185.26.10, I 5 Correctio latitudinis, posita depressione sphaerae telluris = „iz vel — = 3% n2 log. tg. lat. geoc. —£ = 2.15? n2 f log. „3 = 9-9973956 "to.e' = 0.0474811. 8 = 470.57°.18,0 ,.. ... 18.8 = 0.0448767 6. Calculi anguli ® Tg.9 = sin. «cot.ß. Sin «= 9.3085083|8.9765161 h cot.8— 9.0551233|9.9551233 ang. 9 = 100.23°.52°,8 ı=23. 27. 53.0 9%+ € =330.51°.45°,8 tg. P= 9.2636316 8.9316394 0 ang. = — 40.52'.59°,2 23. 27. 53, .0 180,.34°.53°°,8 Pr:= A Differentia parallaxium longitudinis. sin. z COS. ß sin. L cos. Sa aa], sin.(94s) Tg.long. @ >pP- — os. L c0s.x— sin. # 608. & Cs. ß. Initium. Finis, sin. L=9.9983708|9-9987964 cos.L—8.9367946 8-8766267 __ 005.2 9.9999943 9:9999969 « En _ 24 sin.Leos.r— 651 987964 Num.=0.997232 Nam: = Ien- cosLecos. Eh ee ieaas Num.—0.0742347 sin. —8.2427997|8-2429683 sin.® =9.8707661|9:8707661 C c0s-? =0.0071912]0- 0015791 8.1297970|8. 1153135 0.9962424 sin.(9+:)—=9.7460150|9.5033209 0.9972324 Num.=0.0073582 =7-8667720 |7.6186344 Num.—0.0041556 Diff. =0.9888842 log.—9.9951455_|9.9969828 g Diff. =0.9930768 sin. =—8.2427997 |8-2429683 c0s.2—9.9903183n|9.9980423n 0.0864547 cos.£—9.8258894 |9-8258894 0.0742374 Num.——0.01 14685 8-0595074n|8.0669000n Num.——0.0116651 Dil. — 0.0979232 1og.—8.9908856 _18.9340059 Diff. = 0.0589025 C. log.=1.0091144 |1.0659941 L=950.02‘.2479 99951455 |9.9969828_ _ L=950.44'.33",2 L’—8}.20. 41, 2 tang.L’—1.0042599 |1.0629769 L= 5.9 03. 22,0 _ p=- 2508°,7 8: Latitudo lunae apparens. sin. sin. (sin. a— ep et (9-+:) cos. L* Tg.lat. @app. = cos. L cos. A— sin 608. 608. ß. sin. sinß - ag =8.1207570[8.1153135 4 "sina= 0.005145g cos(P-+-:=9.9192743 |9.9767491 sin.a= 0.0040113 Num.— 0.0109656 =8.04003183 9.0920626 Num.= 0.0123612 Diff. =—0.00ögıgg 108.7. ‚64908in 7.9216g13n Diff. =—0.0083499 eos.L’—8.9930217 |8-9354046 C =1.0091144 |1.0659941 a =—1209%,0 18.2° —7.7676442nl7. 7.92308oon ı——ı1727°7 9. Semidiameter lunae geocentrica. eos.L*cos.1sin.3D er ee cosiL c0s.A— sin=cos. cos. ß Sin. semid. G geoc.— Initium. “ Finis. C.Den.cos.L’—0.00273611 0.0013987 005.2 —9,9999925.9:9999846, sinyD 1D.=76799921|2.6900797.. « : ; ‚3D’=993"28 . . . . sin. eek 682640717- SRAA63O „ „00... 3D990%,58 ab j 10. Temps. ad, g propius accedens. Motus hor. .e= —o: a ae ver (E—O):x” er: .. Yu 27070 } Initium. een ; e—=34. 19%, 27—=34,32 a > ei6, az 7’ =16, 63 &.0201> Pi 34. ‚33: ERREN 1a 16 s6Z:x x’— — 1744 29.04 T=5".35%. 58%, 7 Correct.— — 29. 04 © 1==5h.06%.54%,7 Rah a En am. Motus horarius lunae — solis. Initium, Finis. T=16h.45° 17". 20% #34‘. 18"99134%. 19%, 73 r r "ıa. . Logarith. pro reduction. spatii ad tempus. . 34',3165: 3600” = ı:h‘ 34',32883 :3600° —=ı:h log.h’— 0.2426495 0.2424924 54 13- Solutio trianguli SMN. . Sit: Vm=Long. Gappar. © A vVs-=Long.©. YM== Long. @ verae. Mm = Parall.&— @in long. - MN = Latitud. @ verae. mn — Lätitud. @äppar. —lat. © Ss = BERBR: E— © correct." eritSm2— da-aon) ne et inde .„temp.initii, | finis. SM—-p—Sm I a N r% (-binesa:7 9 — ) sd) Re" Fee —SM= h.SsM. “178 Sn =1939,31 i Sn = 1936,61 mn — 1207,96 ’ \ 20 mn = 1727,66 Sum.=3147,27 - +» 10g.=3-4979340 3. 5639875 . » . Sum.=3664,27 Diff.= 731,85...» . 109.0 361383 ‚3200424 ARD = 209595 log.Sm?—7-3620593|5-8840299 Sm =ı517,1... . log.Sm =3.18102962.9420149 . », . Sm = 87501 .P =2503;7 _ pP =241n1 SM = 986,6.» » » 1og.—2.994141113.5245400 . . . SM =3346,11 ji log.h‘— 0.2426495|0.2424924 . °. . SM’ =1,37.2g°%3 SM’—28°.45”,0 . . log.SM’—3.236790613.7670324 » » » . . . SM’=ıh.37',28°,3 14. Tempus .4 incorrectum. N 35, 58” ‚69 j#* 61.44°.29,76 SM— —28. 8.45, (6%) ol ‚—ı. 37.28, 30 d=5".07'13°,69 69 | 540701%,46 15: Correctio' 4 supputatae. Temp. fd Correctae. I. II. HI: 93: IV. v. exinit.) _, h’fn ee h’'mn __himn , { h’fn N d(nT Im 4+ EI Dr ae dat; 173 dr ubib— Altit. Nonag. 1 = Löng. Nonag. ‘=0.2426495|0.2424924 fm=3.1810296|2.9420149 10g.Quot.=7.0616199 |7-3004775 (n=3.2876472|3.2870421 mn=3.0820527|3.2374583 I=+2,23494fn ... Prod.=0.349267110.5875196 2.2... - I=— 3,8682 dm U=-+1,3921di ... Prod.=0.1436726]0.5379358 ee a te NI=—3,4509da sin.b=9.797231C19:8490947° 9% II Z=— 0,8728d# ... Prod.=9.9409042|0.38703058 . . » . . ..‚M_-+.2,379dr l’—0.2426495 0.2424924 cos.b=9.8915721/9-8498780 sin. (l—L/)=9.94976929-9856261 | IVS—1,2133d# . . Prod.=0.0830908|0.0779965 - » » - » - IVY=—1,1967dr yo 10g-75=9.4357284 94357284 nt in u a h’fn log. 7, 0.349267 \ 0.5875196 V=-+0,6095d# . - Prod.—9.7849955[0.0232480 - . . « -« « V=+1o0549dr E. 3 ex initio. — 5.07°.13°,69-+2,23494 (n-H- 1,3921 da—ı1,4766d= Br Temp. d correct. | ex fie —5. 07.01, 46—3,g6g2dln—3,4509da+-2.2961dr . Agg. RER 12°,23-4-6,1031d[n-+4,8430da—3,7727 dr 16. Eclipsis solis Romae ab Astronomis celeberrimis Conti et Calan- drelli in collegio romano observata. Ex litteris a celeberrimo, Astronomo Calandrelli ad me datis. Initium = 5.42%.41”,9 Pinie- 76, hi, 4 temp.solari vero. = 17, Diff. merid. Parisios inter et collegium romanum ——40°.38”. tempore, ex epistola Calandrelli. Elevatio poli = 410.53'.54'%2 Ex ea- dem epistola desumpta. 18. Tempus solare medium. Initinm. 4 4 Finis. ae=.. .,57%236| »...,2.02..2.8%05 T= 5%.42%41°,9 |» -.,»,7%0%352°%9 TRomae= 5:42,49,26| . 7. 01. 0,95 ° = — 40.38,00| » . .— 40.38, 00 T= 17%.02‘.11‘%26| -. .- 18",20°.22°°,95 19. - ; j Ji Elementa e tabulis desumpta. 1—840.45%.35%0] . .. 840.49%.01°%,6 A=84. 16.03, 2| . * 84. 19.15,:8 L=85. 04.26, ı| . . 85. 52.18, ı = -- 17.30, 0 1-4 13.04 3 «—ı69.58. 22; aln ».189. 34.29, 05 Caetera elementa ut supra. 20. Correctio latitudinis, N ee EN 0: = $.9502837 21. Differentia parallaxium longit. ° E = 9530.04'.26”,ı L —850,52°.18°,ı L’—=84. 18. 10, 1... tg.L‘=1.0010278|1.0689807 . » » . . . L’=85. 07.25: 2 P=— 276,0 aber ?T=- 2692 ;9 9 wD— 992”, 92 . 2% Sn = 1938,55 mn == 971,26 Sm= 167.6 ip =2776,0 SM= 10984 ‚Initium. x =— 9713 nr 2 SW=32'‘. 0,4 . . 1og.SM/=3.2834070\ nn kay 22. Latitudo lunae apparens. Finis. * 18.2 —7.6729544n|7:8897359n 2...» ı’—=— ı600% b 23. Semidiameter lunae geocentrica. . sin.41D’—= aeg “2 000.499” ,00 24. Logarith. pro reduct, spatii ad tempus. = 16".46f. ım.a5. = ..'34.19%,6).. . 34. 19,83 log.h’= . 0,2426405| 0.2424711 ; ‚in 25. Solutio trianguli Smn. ige Sn =1935,03 mn = 1600,06 . log.5m=3.224710613,0367032 . . ... ... Sm = 10882 ul £iH HAUS t pP =2692.9 SM—37gB1,1 3.8200893 . » +... SM’ 1.507.083 26. "Tempus 4 incorrectum, T =5'.42%49,26 SM’=— 3a. - 0, 40 dis Ei 10‘ 48,86 or. 00,95 —I. 50, 08, 30 5,1052, 27. Tempus 4 correctum. Ex init. — 5".10°.49°,96-+2,0208dfn-H 1.0122 da — 1.3599 dr ex fine —5. 10.52, 65—3,107gd4fn— 2,5692 dA + 1,2392 dr Aeq.ll..... 3,79— 5,1281 dln— 3,5g14 dx + 2,5991 dr 28: Eclipsis solis ab Astronomo celeb. Scarpellini Romae in specula astronomica “. Gaetani observata. Ex litteris ad Illustrem de Humboldt, Regi Borus-' sorum a Secretis principem, id temporis Romae Oratorem, mihi amicissi- mum, datis, ut mecum communicaret, Initum — 51.42.55°,0 Finis 7. 0.52. >} temp: sol. vero. 29. Diff. merid. Parisios inter et speculam Caetani = — 404.375 tempore Elevatio poli =-+-410,53°.54.2 Ilam ex litteris (cf. Connaissance des tems pour l'an XII. p. 489) aeque ac hanc desumpsi ita habentibus: „‚L'osservatorio Caetaıi € di poche tese piü au- strale di quello del Collegio Pagani, K 30. Tempus solare medium. ' ‘ Initium. Fe 2, 2a rec T’ = 5h.42°.55, oo! 7h. 0'.52",5 TRomae = 5. 43. oz, 36| 7.01. 0,55 i ® = — 40.37, 50|— 40.37, 50 + —ı7h.02‘.24',86|1gh.20.2305 431 31 Elementa e tabulis desumpta, Initium. Finis. a 1=840.45°.55°,5] 840.49%.01”,7 R A=8$4. 16.03, 7| 84. 19.15, 9 L=85. 04.34, 3| 85. 52. 18, 2 ı=-+ 17.29, 2| + 13.04 3 . #=170.01.39, 1|189.34. 24, ı { 32. "| ; Correctio latitudinis. B=41.43.39,5.. 18. 8=]9.9502837 33- Calculi anguli ® =100.59°.20°,0 ,, 15.0=y-aBgnors|g.27063550 ... 9 ——100.33°.47",7 - +24. 27. 13, o j . j = 12. 54.05, 3 34. E- Differentia parallaxium longit. EL —8530,04°.34°3 L =850.52°.18°,2 L’—84. 18. 18, 1 .. tg.L’=1,0011993|1.0689825 +» +» » L’—85. 07. 35, 3 7 r ae, 2776,2 47 N \ P= — 2692°,9 35 N brson Latitudo lunae apparens. gl 3» 18.2°—7.6737472.0|7-8897498:0 » 2 2 +. +, X =—1600%,1 36. Semidiameter lunae geocentrica. 4D’=092”,51 . . . . 18.40’ 7.6823057[7.6807777 - * - +.» . + 3D’=989“,0 432 IE Logarith. pro reductione :spatii ad tempus. Initium. z Finis. = ı6h.46'° ım.25.. RB .. 34. 19%0 34. 19,83 log.h‘= 0 2426465 8: 2424721 30; oB 204 Solutio trianguli Smn. n = 1939,54 [n= 1935”,03 mn= 973, 06 | mn==ı600, 6 {m — 1676, 6 . . ‚log.[m=3.224437513.0367092 -...... [m=ıogg, 2 pP =2776, 2 3 . _P=26gs, 8 SM= 1099, 6. h SM=3-8ı, ı SM’=33'.02”,6 .. log.SM’—3.2g3ggr2 3.8200898 . «+... SM’=ıh.50%.0g3 meh sg. 39. & lost Tempus 4 incorrectum. ee „h.or’ 0,55 SM'=— 32. o2, b0/— ı. 50.08, 30 d =5h.10%. ZEN 5h.10°.52°,25 40. ar zı 4 Tempus % correctum, om“ - ir Ex init. —5h.10°.59°,764+2,0215dfn-+ 1,0147 da— 1,3625 dr ex fine —5. 10.52, 25—3,1078d(n— 2,5692 dı+ı 2zgede Aeg-Ii ....07 a ne a Zr ae Elder boıyd= A. Eclipsis ab Astronomo celeb. Chiminello in specula astronomica Patavii ob- servata. Ex Litteris Ilustrissimi CHEnol, Societatis scientiarum Italicae Praesidis ad me datis! cr Initium = 5h.38°.26”,8 04 re En 5 | temp. solar. vero. Di P =ı00. tar ui don 2807063,9.0963894-n - - - 433 42. Diff, merid. Parisios inter et Patayium —— 38.10” tempore Eleyatio poli — -+450.23'.40”. x 43- Tempus solare medium. Initium. ' Finis. N ra 6b.51°.30,90 2=..+7n 799° T Patav. = 38.34, ı5 = 51.38, 89 - %-— — 38. 10. — 38, 10 "7 =ı7h,0°.24,15]18h.13%.287,89 4 Elementa e tabulis desumpta. 1 — 840.45.51°,0 | 840.48%.45,z A—By. 15.58, 8 | 84. 18.58, 8 L=-85. 03.20, 6 | 85. 48.04, 0 = +41736,0o |.+13.27, 8 « — 168.54. 31, 05: |187- 13.42, ı5 e 45- _ Correctio latitudinis. —450.13°.21°,5 ... » 18.8 0,0033753 46. Caleuli anguli 07:34. 36. 17, 3 | + 16. 20.53, 4 3 49- Differentia parallaxium longit. - @ — — 70.06'.59'',6 L —850.03'.20°,6 ) BZ — 26267 L’Z84. 19.33, 9. L=g50.48'.04*,0 | . 18. L’—1.0028184 1.0655993 » - - - - - L=85. 05.08, 7 "Pr n ra 55 - 434 48. Latitudo lunae apparens. Initium. Finis, “=<—1105Ü,1 .. 18. 2'—7.72897570,7.9092988.n A 16749 49. Semidiameter lunae geocentrica. 2D’= 992,9 . - sin.1D’-—7.6825130[7.6811741 . 0... .. 4D’= 990”,o 50. Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. —ı6b.45° I7n.22°. e—. 34.1899) - » 34.1977 log.h‘— 0.2426495 | 0.2424825 BIT, Solutio trianguli Smn. fn =1538",93 fn =1936,03 mn==ı105, 06 mn —1673,96 fm —ı1593, 2 . . . log. [m—3.2022708,2.9879616 .. . . - - fm — 972,66 pP 2626, 7 - p =2575,30 SM —1033, 5 SM =3547,96 SM’—30..07",0 . . 1og.SM’—3.25696003.7924612 ..... . . . SM’—ı".43'.21%,0 52. Tempus d incorrectum. T—5h 08.34“ 15 Ch.51’.38,89 - SM—= — 30.07, o|—ı. 43.21, 0 —5h.08 .27°,15| 5h.08°.17°',89 435 53. Tempus 4 correctum. Ex init. —5h,08°.27°,15+2,1278dln-+ 1,2127 da— 1,4168dr ex fine —5. 08. ı7, 89— 3,4788 dIn— 3,0079 da+-r, 7666. d AenIV, zn 9,264 5,6066dfn+4,2206da— 3.1834 dr 54 Echpsis solis ab Astronomo celeb. Oriani in specula astronomica Mediolani obseryata, ex litteris ab Ipso ad me datis: Initium — 5h.25°.58°,6 Me Finis psgm an temp. sol. medio, 95 Diff. merid. Parisios inter et Mediolanum—— 27'.25‘ temporis. Eleyatio Poli —-+450.28°.05” 56. Elementa e tabulis desumpta. Initium, Finis. 1—480.45°.46°,4 | 840.48°.49°,5 A—84. 15.54, 3 | 84. 19.03, 3 L=85. 02. ı2, 9 | 85. 49. 10, 4 s a=-+ı7r42%, 2| +1321,7 « —ı65.45. 33, 3 |184. 59. 28, & 57- Correctio latitudinis. san" 5 2... | 18.8 0.004494 58- = Caleuli anguli o. 9 in30, hi‘. 0,0 .. 18.9—9.3864384 893505%4.n u... 9 =— god. Er 08.53, © - = ı8. 32.35, 3 54 * 436 59. a Differentia parallaxium longit. : Initium. | Finis. L —850.02°.12°%,9 ä L —850.19'.10°,4 L’—84. 18.47, Tr... tg.L‘=1.0018182|1.0668344 ...... L’—85. 05.58, 7 p =— 260058 ' P=— 251,7 60. Latitudo lunae apparens. X— —1048",2 . . tg.x°—7.7060401.n/7.9015718:0 » 2... M—=—ı644,3 61. Semidiameter lunae geocentrica. 4D’= 093,61 . . sin.41D—7.6827841|7.6814126 . .. . «.. 4D’= 990°,46 62. Log. pro reductione spatii ad tempus. *—ı6h.43° 17h.23’ == 34. 18,92 . 34.194,79 log.h’— 0.2426647 |0.2424795 63. Solutio trianguli Smn. fn —1939”,64 fn = 1936,49 mn =ı048, ı6 mn=1644,26 fm, 163, . 0... log.[m—3.2127315/3.0098494 » »:».. f[m=1022, 9 p —2605, 8 p= 2591, 7 SM— 973, 8 SM —=3614, 6 SM'—=28'‘22”7 . . 108.5M = ‘3.2311345|3-80095397 : «+ + + - SM —ıh.45'.17',4 < 437 64. Tempus 4 incorrectum. Initium, Fiuis, 5. PLLA 58,6 .6h ‚42/417 SM— — 28. 23,71 45.17, 4 d=4h.57°.35",9]146.57°.24,3° 65. Tempus d correctum. Ex init. — 4h.57°.35°,9+2,07Bod fn-+ 1,1228 4a — r,2424dr Ex fine —4. 57.24, 3— — 3,3086 4fn— ‚8093da+1,5519dr DASEV..L m. 11",645,3866 d(n + 3,9321 dx — 2,8943 dr 66. Eclipsis solis ab Astronomo celeb. Don Felipe Bauza Mantuie Carpetano- rum obseryata in loco 3‘ a Plaza-Major orientem versus distante. Ex litte- ris ad me datis. Initium — 4h.27°.49°,0 Finis —6. 09.08, 5 temp. sol. vero. 67. Diff. merid. Parisios inter et Madritum —-1- 24.07”, 3 temporis. Elevatio poli = 400.24°.57,8 68. Tempus solare medium, Initium. Finis. T’= 4h.27°.49°,00) 6h.09°.08”,50 a 2 ME De RT, { L: T Madr.— 4. 37. 56, 29| 6. 00. 16, 67 ‚ N .° = 424.07, 3c| +24. 07, 30 * —ı6h.52'.03,59|18h.33%,23°%,97 438 Initium. 8 = 400. SE EI 69. Elementa e tabulis desumpta. 1 — 840.45.30°,8 | 840.49°.32°,7 A— 8. 15.38, 2 | 84. 19.47, 9 L= 84. 58.14, 3! 8. 0.15, 9 = +18.0,3 | + 12.20, 9 « —151. 14.42, 55 \176. 38.57, 95 70. Correctio latitudinis. 14.474 » » 1g.6—|9-9276055 71. Calculi anguli 9. 94:53. 04.31, 3 L — 840.58..14%,3 L’—84. 14.37, 4 p= — 616,9 "——srtn.. 3D’— 99627 .. e le Bo as .... 72. Diff. parallaxium longit. 73: Latitudo lunae apparens. tg. 2° — 7.4108909.n|7.8125204.0 74 Semidiameter lunae geocentrica. sin.4D’— 7.6839/90|7:6818948 Finis, P —30.56*.59%,4 $+:= 27.24.52 4 L=86o. 0°.15,0 1485.79. 0,7 pP — 28,3 a —ı133gt,n 3D’=991",57 SEN EEE ER R 439 - 75 ie Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. Initium, Finis. -— ı6h.4 1”. I17h.32°. w =... 34%.18,89| ... 34.1996 log.h‘—0.2426723 | 0.2424446 76. Solutio trianguli SMN. Sn =1942,30 Sn =1937,60 ‘mn — 531,16 mn — 1329,46 fm =1868, 2... . log.fm=3.2714375|3:1467436 - » » » fm =1400,0 k _P Zesı6g | P_=2830,3 SM = 749,7 | SM =4230,3 | SM’=a1‘.49%,r . . 1og.SM=3.116980113-8688158 » . . +.» SM‘—21,03’,12”,9 79. Tempus 4 incorrectum. 1 —4.37%56,29 | 6".09°.16°,67 SM’=—2ı.49, 10 | —-ır. 03. ı2, 90 d =4.06'.07°,19 | 4>.06°.03°,77 uf, Tempus % correctum. Ex init. =4".06.07°°,19+- r, 81-8 dln-+0,4971 da— 0,9913 d = Ex fine —4. 06.09, 77— 2,418641n— 1,671941 +0,2504 dr Leg. Ve Rz 3”,42+ 4,2304 din — 2,1690dA+ 1,24: 1,2447 dr 79- F clipsis solis a celeb. Machinatore Megni&, et Don Pedro Giraldo Aran- juetü obseryatd, Ex litteris ad me datis: Tnitum —4 28.33 °,6 Finis 6. 10.06. 6 | !FmP-sol. vero, 440 80. Diff, merid. Parisios inter et Aranjuctium =-}-23’.43”8 temporis. . Eleyatio poli =-- 400.01°.30° 81. Tempus solare medium. : Initium. Finis. T’= 4h.28°.33°,60| 6h.10°.06,6o BEN r:} .TAranj. — 4h.28°.40°%,88| 6h.10°.14”,78 ° = +23:48, 80 +23. 48, 80 7 =ı16h.52.29"°,68, 18h.34°.03",58 82. ; Elementa e tabulis desumpta. 1=840.45°.31°%,9| 840.49°.34,2 Kr A=8$4. 15.39, 3| 84. 19.49, 5 2 L=84. 58.30, 2| 86. 0.41, o h 3—=-+ 18.023,8 412.17, 8 « =151.25.52, 5|176. 53. 3ı, 2 83. Correctio latitudinis. #—=390.51°.21°,1 . . 18.8 —|9-.9215937 84- Caleuli anguli ® —290.28°.19%,9 . . t8.9—=9.7580276|9-8125517 :.. 9 —— 30.421.572 #+:=53. 16. ı2, 9 94: 27. 10.5,2 85- Differentia parallaxium longit. L —840,58'.20”2 | L =860. 0°.41”,0 L’_84. 14.358 »» an a RE une. . L’=85. 13. 15, 8 P= — 26344 P= — 28458 - 86. . Latitudo lunae apparens. Initium. Finis. a——515%4 .,: 18:%=7.3977379:0|7.8092596.0 . 2 02. + 3 a =—1329%,4 87- Semidiameter lunae geocentrica. i 4D’=996",6 u. 2. tg4D=7.6841270|7.6818552 . 2-20... 3D’ 991,4 88. Logarith. pro reductione spatii ad tempns. + = 161.41 #—=34'.18,89 log.h’=0,2426723 171.32 34'.19°',96 0,2424446 89. Solutio trianguli Smn. fn = 1942”,63 fn= 1937,43 mn= 515, 36 mn==ı329, 36 Im —=ı1873,0 :. log. [m—3.2725432 3.1490374 - »..... [m=ı40g, 4 p =2634, 4 | p=32845, 2 SM= 761, 4 . 'SM=4254, 6 SM’=a»‘.11,3 .. log.SM/=3.124285213.8713083 ....» SM’—=2h.03°.554 90. Tempus 4 incorrectum, T=4h.28°.41%,17| 6b.10°15°,0g SM’ — — 22. II, 30 —.2. 03.55; 40 d =4h.06‘.29”87| 4h.0o6‘.20,2g 56 g1. Tempus %£ correctum. ex init. —4h.06°.29°,87,— 1,8135 dfn—+ 0,4811 da— 0,09/48d= ex fine —4. 06. 20, 29 —2,4023 du — 1,6483 da -} 0.2193 de Aeg. VI ... 9,584 42158dln-+ 2,1294 da— 1,2141 dr 92. Eclipsis solis Pampelonae Navarrae observata. Ex litteris celeberrimi Caesaris Astronomi Bouyard ad me datis: Initium = 4".36%.07°° A ER 7 a h temp. solari vero. 93- Diff. merid. Parisios inter et Pampelonam —-- 16.08” in temp. Eleyatio poli = 420.48°.0°° 94 Tempus solare medium. Initinm. " ; Finis. T’= 4".36.07°,00| 6h.11°.31°%,00 ae=..+ 07, 20| ..%08, 12 3 TPamp.— 4".36°.14°,20) 6".11°.39°,12 ® = -+ 16.08, 00] — ı6. 08, 00 T= 16h.52°.22,2 |18 .27%.47'%,12 GERER L : Elementa e tabulis desumpta. 4 1=840,45°.31°%,C| ... 840.49°.19°,2 ‚A=B84. 15.39,.0|. ° 84. 19:34, 0 L=84. 58.25, 7). . .85. 56.49, I ı—=- 18.09, 2). . 4.12.39, 2 «153.19, 12, 0| - '. 177: 14.20, 8 - 96. Correctio latitudinis. B— 420.37°.43";,4 .. 1g-ß = 9.964017 3 r 97: Calculi anguli 9. Initium. ; Finis. e =2bo. 0°.11°%,3 . . 18.P—9.688242318.7187473 - -.: P = 020.59'.43,9 04.49. 28.04, 3 ? ?-+:=26. 27.36,.9 98. Differentia parallaxium longit. L =840.58°.25%,7 | L =850.56°.49°,r & L’=84. 15.39, 2... 18. ANDERER ER e L=855. 11.14, 6 P= or 27345 29: Latitudo lunae apparens, “—=—689%,6 ... 19.x%=7.5241720n|7.8433672n ....... a—=— 1438”,8 8 100. } Semidiameter lunae geocentrica. 4D’=999%,92. 0. sin. 3D'—7.6837947|7-6319329 Nette ee 4D’—=991",66 101. Logarith. pro reduet. spatii ad tempus. «= 16h.41% InN.3a‘ re 3419,89 |. -. 34- 19596: ® log.h’= 0,2426723 | 0.2424446 102. Solutio trianguli Smn. Sn =1941,95 . In = 1937,69 . mn 689,56 ‚mn = 1438,06 Br Sm= 8154 2... log. Sm=3.258972413,1135093 . . - . - » Sm = 1249,7 pP =2566,4 P 27343 j " 5m= 751,1 . SM=4033,2 ‚SM'=21'.53',3 . . 10g.5M—3.1183701,3 3130944». - = + » SM’= 1".57'.28°,4 56 ® 103. 2 Tempus 4 incorrecetum. T —m.36°.14%2 6..11°.39°,12 SM—=— 21.53, 3 |—1. 57.28, 40 d =4".14'.20°',9 4.14.1072 11. Tempus % correctum. Ex init. —=4h.14°.20,9 + 1,8704 dfn-+ 0,6642 da — 1,0590 d= ex fine —4. 14. 10, 7 — 2,06074dIn — 1,9951 da+o,5619dr eg. VII. . . . 20°%,2 +-4,4778dln-+ 2,5998d%—ı1,6209d 105. Eclipsis solis Kinderhookii, in provincia Albany, Americae septentrionalis a ce- leberr. Astronomo Ferrer observata. Ex litteris ad me datis: Initium — 9h.49.30°°,5 RE Einis —o. 33.38, 5 |” Juni N temp. solar. vero. 106. Diff. merid. Parisios inter et Finderhookium —-H+- 5h.04°.43”,0° Eleyatio poli =--420.03. 53, o 107. Tempus solare medium. Initium. ‚T’=9h.49°.30°,50| oh.33'.38°,50 ae=..-06, 23| ..-1-07,. 68 T Kinderkok. —9h.49'.36°,73) oh.33.46,ı8 ° =--5.04. 43, 00| 5. 04.43, 00 7 = 146.54 .19',73,176.38°.29 18 Finis. 108. 2 Elementa e tabulis desumpta. Initium, Finis. 1 —840.40°.50°,0 840.47°.21°,5 Az8%4. 10.48, 2 84. 17.32, 4 L=83. 46.15, 5 | 85. 26.38, 6 8 o x —=..4+24.40, 5 —- 15. 26, #"Zı..60.14, 8 .. 60427, 4D’=.. 16.26,159.|. .. 16427, \19 a =51. 34.59, 15 | 92. 44.05, ı 109. Correctio latitudinis. #=410.53'.37%,9 . . tg.8—9.9528193 = 110. Calculi anguli 9. h e =410.08.05°,1 .. 18.9=9.941225410.0466859 » .... 9 —480.04.23%a p+=64. 35.58, ı | Ph=zr. 3aıg, 2 = ı11, Differentia parallaxium longit. L —830.46°15”,5 L =850.26°.38”,6 L’=84. 08.46, 2 . . t8.L’=0.9891681 |1.0879573 . - - + - - L’=85. 19.52, 4 ep =1350'7 pP =—400",2 $ 112. = Latitudo lunae apparens. BZ--ı10%,9.... 18 x —6.7303874[7:.0257563.0 2...» +.» ‚—adtg 223, Semidiameter lunae #eocentrica. 4D’=1007"ı .. . 5in.2D’—7.6864734|7-6871914 » » -» » - 4D‘=1003%,7 114. : 5 Logarith. pro reductione spatü ad temps. = Initium, Ihe ‚mod‘. ö EZ Bl 1zudn 34. 197,39 log.h‘= 0.2429838 | 0.2425660 ung. Solutio trianguli Smn. fn =1948,13 fn =1949,73 mn= 110, 86 mn zıtl, 86 fm =1944, 9... log.fm=3,288913713,2872210 .... ... « [m = 1937, 4 P?P= 1350, 7. P = 406, 2 SM 3295,6 SM=p-[m - SM—2343, 6 SM’ ıh.36“.01,0..108.5M‘—3,760500513,6128673 . . ...... SM’ ıh.og’20”,8 x 116. Tempus 4 incorrectum, re 95.491.363] 0h.33°.46,18 ‚ SM=-Lı. 36. or, 00 —ı. 08.20, 8o d ı5ta Jun. — 230.37 23h.23'.25°,38 ei 27: Y Tempus 4 correctum, . Ex init. —23h.25°.37°,73+ 1,7509 4 [n — 0,0996 da + 0,2220 dr ex fine —23, 25.25, 38— 1776094 (n— 0,1977 dı — o,614 dr Aecgq.IX. . . 12,35 -4-3,5118d ln 0,0981 dA—+- 0,0307 dr 118. Eclipsis solis a Simeon de Witt in Fort-Orange, Provinciae Nevyork Ame- ricae septentrionalis observata, ex litteris ad me datis: fe a 4 \ ‚Initium —9h.50%.12°° ] Finis =o. 33.08 h temp. sol. vero. j 119. 47 Br, 7 Ei . Diff. merid. Parisios inter et Fort-Orange —-- 5h.04’.29,00 “ Eleyatio poli —-+- 420.30°.39' h NN te, 7 | ıy Fort-Orange Pe -96.50°.18°,,24 oh. ats 157,67. = °—+5. 04. 29, 00 15.04. 29, 00 = — 14.54.4724 17h.37%.44%67 ®}ı=b4. 05.52, 2 1 =840.40°.51°%,1 A=-84. 10. 49, 3 |84. 17. 30, 8 E83. '40.'32, 3 .|83..26. 11, 4 B—420.28'.22,7 R; 9» — 100.37'.59°,2 : . 18.P—9-9335414|0.0379091 120. - Tempus solare medium. 9h.50°12,09| 0h.33°,08”,00 06,5. .Hon _ 121. Elementa e tabulis desumpta. 840.47'.20”,0 2 —='4+24.42,'0 | 4 15. 29, 3 ee a: 60. 17, 0 4D2 2 716.,40,.09 16.27, 19 « —5ı. 46.22, 9 |g2. 36. 25, 85 122. Correctio latitudinis, 2... 18.8 —9:9616412 123. Calculi anguli 9. - Finis. an ® = 470.29°.50°°,9 +: =70. 57.43, 9 2 2 Tl er Ju2z nn | 124. Diff. -parallaxium longit. Init'um. Finis. L = 830.46°.32°,3 Ö L —=850.26°.11,4 L’—84. 08:55, 3 .- 18.L’=0.9893568 1.0874523 « .... L’=85. 19.33, 0 pP = — 134,0 P = — 398%4 125. # Latitudo lunae apparens. "—4t81%5.... 182°=6.59641773|7. 08547170 2...» OR "as 126. f Semidiameter lunae geocentrica. ° =D'==1001,3 . ‚sin. 4D‘— 7.6861726]7.6871653 Senäka yle 42.2 D° = 10095,7 427: Logarith. pro reduction. spatii ad tempus. ’— 15". 42‘ I7".04” v=34: 17, 40 |34°. 19,39 log. h’= 0.2429838 | 0.2425660 128: Solutio trianguli Smn. fn = 1947,33 In = 1949,73 E mn — 81, 46 mn 251, 06 fm — 1945, 6... . logfm==3,2890593|3,2863438 . . . . » . [m =1933, 3 pP =1303, 5 - } pP = 398, 4 SM = 3289, a SM=2331, 9: f SM=fm-p Na SM’=ıh.07'.564 E Be ! | Y ER 449 129. Tempus $ incorrectum. - Initium. Finis. T= 9h.50'.18°%24| 0b.33.15°,67 SM—+ 1. 35.54, 30 —ı. 07. 56, 40 dı: 15.Jun. — — 23h.26°.12°° ,54]23h.25°.19' 2: Wi 130. Tempus d correctum. ‚Ex init. — 23h.26°.12°,544+ 1,7513 dn+0,0734 da— 0,2026 de Ex fine —23. 25.19, 27— 1,7627 d[n—o,2270dx- ‚da-+0,3617 dr Acg.X. ... . 53,27 3,5140odIn-Fo, 30 —ägı dr 131, Eclipsis solis Amstelodami ober in specula astronomica Societatis Felix Meritis. Ex lilteris ad me datis: Initium — 5h.02°.07° Fin 5, N temp. sol. vero. iRg2 Diff, merid. Parisios inter et Amstelodamum —-+- 10°.09°,5 in temp. Elevatio poli —=-F520.22°.05 # 133. Tempus solare medium. - Initium. | | Finis. T’= 5h.02*.07,00, 6h.12‘.31”,00 ae — DE TE: 07, 27|- +0 1) T Amstelod. — 5. o2. 14, 27| 6 . 12. 38, 89 5 77.77.4009. 5] — 10. 09, 50 50 "+ =ı6h52‘ .04°',77,28h.02 ‚29,39 39 57 450 134. Elementa e tabulis desumpta. Initium. j Finis. 1 840.45‘.30°,9 | 840.49°.18”,6 A 84.15.38, 3 | 84. 18.31, 7 L= 84. 58.15, o | 85. 41.20, 7 ı1— + 178.04,3 + 14.05, 2 & 159. 49. 12, 35 |177. 28.15, 05 13 5- Correctio latitudinis. %=520.12'.06”,3 . . tg.6—|0.1103454 136. Calculi anguli 9. ? —140.58.36“,8..19.P—9.42743528,5338920 «+. P —10.57.29%,2 2:38. 26.29, 8 | 9+: = 25.25.22, 3 137: Diff. parallaxium longit. L —8%0.58°.15%0 L —950.41°.20°,7 L’—84. 2848, 7 . . tg.L’—1.0044262|1.0622758 +... » L'=85. 02.535 P = — 22463 p= — 2307,2 138. Latitudo lunae apparens. X—=—12367,8 .. 18.2 7.7778796:n|7.92630g1n » 0. . A—=ı7zaodıy 139. Semidiameter lunae geocentrica. 3D’ —0994%94 : . sin.4D’—7.6833691|7.6822697_ - - - - 3D’=992",43 454 140. Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. Initium, | Finis. -—ı6h.4rt. 17h,.17°. # =... 34.189 |. .- 341966 log. h‘ —0.2426647 0.2425076 141. Solutio trianguli SMN. Sn =I1940,97 Sn —1938,46 mn 1236,76 mn — 1740,66 fm =1495, 9 - - . log. fm =3.1749096[2.9309436 . . : . fm = 853,0 Be NEST HE SM = 750,4 SM =3160,2 B ‘ 8 M=aı'.52”,o .. log.SM’=3.117957313-7422222 - . » » . .* SM’—ıl.32’,03”,6 142. Tempus % incorrectum. T =5".02%.14",27 | 6h.127.38°°,89 SM’'=—2ı.52, oo | — 1. 32.03, 60 d=4".40%.22,27 | 4.40.3529 143. 2 Tempus 4 correctum. Ex init. —4".40.22°,27 + 2,2686 dn+ 1,4455 da — 1,3959 dx Ex fine —4. 40.35, 29— 3,9721 d[n— 3,5668da + 2,5128 dr Aegq.Xl. . ,. .13,02-++6,2407 d[n— 5,0123dx +3,9087 dr 144 academica obseryata. Ex litteris ab ipso ad me datis: Initium = 5;.03°.26° Fiis =6. 14.06 3 57° temp. sol. vero. _ Eclipsis solis Trajecti ad Rhenum a celeberr. van Beck Calkoen in specula 145 Diff, merid. Parisios inter et Trajectum ad Rhenum = — ı1'.06”6 in temp. Eleyatio poli =-+ 520.05°.30° 146. Elementa e tabulis desumpta, Initium. Finis. 1=840.45'.31°%5| 840.48°.20°%, ı iS A=8$4. 15.38, 9| 84. 18. 32, 9 L=34. 53.23, 9| 85. 41.39, o a—=-+ 18.03, 4| -+ 14.03, 4 a —160.07.08, 9|177- 90. 02, 9 147. Correctio latitudinis. 8=510.55'.29.8 . . tg.8— 0.1060183 148. - Calculi anguli @' i 9 =I4e.55'.02”,9 . » Faser er ... 0 =— 10.41.4449 eh:=38. 22. 55, 9 eH= 25. 09.37, 9 149. Differentia _parallaxium longit. L —840.58.23”9 ö L=850.41°.39%,0 L’84. 20.41, 9 . . 1g.L‘=1,0042763|1.0624074 .» . - . . L’85. 02. 58, 9 p= — 2622°,0 \ r p= — 23201 Ber 150. ’ Latitudo lunae apparens. x" ——1230%1 . . 18.%—4.7755313.n|7.9255918: 0... . 2.4 X =— 17359 453 151. Y Semidiameter lunae geocentrica, 2 Initium. Finis, 3D’= 994,88 .. sin.4D‘—7.6833415 708223001. so ee 1D— 992,34 252. Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. -—ı6".41° I7h.17° Mk 34:18, - 34.1966 log. h‘’— 0.2426647 | 0.2425076 . 153. Solutio trianguli Smn. fn 1940, gr fn —=1938,37 Ya mn 1230, 06 mn —1737,86 Em =ı501, 3... log. fm—3.1764850'2.9337693 . - . » » - fm — 858,55 pP —2262, o p ==2320,10 SM — 60, 7 SM 3178,65 EX SM’=23'.10",0. . log- SM’—3.1238781 3.7447594 Pe SM—ı" 32.358 154. Tempus % incorrectum. T—5h.03'.26%,0 | 6h.14'.06“,o SM— — 22.10 —ı. 32.35, 8 8 =4h.41%.14'‘,0 4h.41'.30°,2 156. Tempus 4 correctum. \ Ex init. —4",41%.14%,0+ 2,2604 dfn-+ 1,4325da— 1,3945 d ex fine —4. 41.30, 2— 3,9461 dIn— 3,5379 424 2,4743 dr Aegsxlls.. .. 16", 2—6,2065din—4,972241 + 3.8638 dr 454 156. Eclipsis solis Turigii observata a celeberr. Feer, ex litteris ad me datis: Initium — 5h.22°.06°,5 Fins ==6b. 36.24, 2 N tegnp- sol. medio. 55- Diff. merid. Parisios inter et Turigium—— 240.50° temp. Eleyatio Poli =-- 470.22’.0“ 158. Elementa e tabulis desumpta. Initium. Finis. 1— 840.45°.43”,4 | 840.48°.40°°6 A=84. 15.51, 2 | 84. 18.54, ı L=85. 01.25, 7 ] 85. 46.53, 9 3 — +17.46,6| +13.3, 3 “ =164.47- 28, 7 |183. 24.97, I 159. Correctio latitudinis. g=47%11%.43%,4 . » tg.8| 0.9333143 100-874 Calculi anguli 2. 9 —ı130.39°.22”,4 .. 18.9—9.3855430 8.7418060.n . : . P — — 30.09.30°,8 P+:=37. 07.15, 4 > n @+:— 20. 18.22, 2 2 161. Differentia parallaxium longit. L RE, L —950.46'.53,9. L’=84. 19. 29, 2%, . » tg.L’=1.0027226/1.0632842 . .... » -» L’=85.:04. 55, 9 pP =— . 2516” P=— 2318,0 — 455 162.. Latitudo lunae apparens. Initium. Finis. “——1112/,9 . . 188°7.7320371:n]7.9105438:n 2 un... a —— 16788 163. Semidiameter lunae geocentrica. 3D’= 993,85 . . sin.41D’-—7.6828916|7.6815936 . +». . » 3D’— 990°°,89 N 164. Log. pro reductione spatii ad tempus. + —ı6h.45° jarre# ; == 34. 18,98... 34.1982 { log.h‘— 0.2426495 Fi 163. Solutio trianguli Smn. (n —1939,88 fn = 1936,92 mn —ı112, 86 ; mn= 1678,67 fm —ı533, 9 +... log.(m—3.2011029 2.9850395 -. .» ... [m= 966, ı Br p =2516, 2 ; p=2s18, o SM = 927, 3 SM 3484, I _ 2 SM’—a7" 013». log. SM’=3. ale hs an 05. SM—ıh4rt29',8 166. } Tempus d incorrectum. T’—= 5h.29..06,5 | 6h.36r.a42 Als SM’— — 27.01, 3 |—1.41.29, 2 s = 5h,65'.05°%2 | 4h.54°.55°,0 456 ı67. Tempus 4 correctum. Ex init. =4h.35'.05°,2 + 2,1346 d(n+ 1,2245 da — 1.3746d = exfine=4. 54.55, 0 — 3,9038 d(n— 3,0368 di-+ 1.3290 dr Aeg. XIM: 7.0, 2 5,6384 dfn-+4,2613da— 1,2924 d= 168. Eclipsis solis ab Astronomo celeb. Kyene in specula astronomica Ochsenhusü Algoviae, obseryala. Initium — 5h.28%24 Finis - —6. 39.24 temp. sol. med. 169. Diff. merid. Parisios inter et Ochsenhusium — — 30°.31°,7 temp. Eleyatio poli = +-480.03°.52,5 170. ; Elementa e tabulis desumpta. 1 — 840.45°44.2°,8 840.48%. 342%, 1 A=84. 15. 52, 6 84. 18.47, 4 L=85. 01.47, 6 85. 45. 15, o = +17.4,5|.+ 723.4,4 « —ı66.21.52, 6 | 184. 09.47 4 171, Correctio latitudinis. B—470,531.37,5 . . » 18.8—0,0439437 er a in 4 Me Fe den IM 172. A 23 RUE a. ARTE". Calculi anguli @. y , —120.01738,6 .. tg. P—9,3284944 |8,8109756.n Le, —— 80. ale +35. 29.31, 6 N ro +: 19. 42, 39, 20m 457 173. Differentia parallaxium longit, Initinm. j Finis. | L =850.01“. ABLE: = L=850.45°.15*,0 L’=34. 20.11, 8 . » 18.L‘=1.0036233 1.0637248 - »..». 1L’=85. 03. 52, 6 Dr ubr | re - 2482°,4 174. u Latitudo lunae apparens. I zn". ..1982=7.7542726.0|7.g1B2rögn....- .. X=—1708%5 3 % 273 £ Semidiameter lunae geocentrica. j 10’=093',62 . - sin. 3D‘—7.6827908|7.0815637 ER 3D’=990,8 y } 176. { Logarith. pro reduct. spatii ad ne wi. NONE I17".20° 2 34.18%,89 . 94194,73 log.h’—= 0,2426693 Kaakteh 177: ” fn = 1939,65 mn = 1171,26 h Os ‚7241° Im 546,1. . je ag Au 050,0 Solutio trianguli Smn. . [n = 1936,83 N mn = 1708,46 Pit: log. Im 3.1892346,3,9601856 Kreis Im 012,4 : N Fan A dk ü SM=3394,8 SM’= 11,33'.53”,4 DR Tempus. 4 incorrectun T —5h,28.24”,0 g 66.39°.24”,0 SM— —27.41, 0 |—ı. 38. 53, FH ? BEN 04 ee Te: 0'.30°,6 - 58 “ 458 eu 2 on 09.77 Tempus d correctum, Ex init. —5h.0%.43,0 + 2,1936 dIn — 1,3246d at 1,4295dr Ex fine —;5. 0.30, 6 —3,7102dfn — 3,2727 41 —2,1005dr Aeg. XIV. . . 12,4 +5,9088 din 4,5973 da+3,5300dr \ 180. Eclipsis solis a celeberr. Rüdiger in specula astronomica academica observata, ex litteris ab ipso ad me datis: Initium — 5h.38°.30°°,6 Finis 6. 39.30, 9 h temp. sol. vero. 181. Diff. merid, Parisios inter et Lipsiam —— 40°.08,0o temp. - Eleyatio poli =} 510.20°.12°4 182. Elementa e tabulis desumpta. Initium. Finis. 1=840.45°.46,0 ‚840.48%.11%,7 A==84. 15.835,8 84. 18. 24, ı L=-85. 02.06. 7 85. 39.26, 5 ı— +ır 42, 8| +24. 15, 6 R R « —ı68.53. 32, 8 |148.11. 07, 6 183- Correctio latitudinis. 8510. 10°.08 ... tg. 6 0.0942524 oh I 184- Galculi anguli_ 2 De age 1) 8.7689305.n .... 9 —oge.ar'.43'43 u " 9+:==20. 06. 09, 7 0 — 80.48.52”, 1. @e—32. 16.45, I } a m 459 Er 185- Differentia parallaxium longit. Initium. Finis, L =850.02’.06%,7 / L =850.39°.26,5 L’—=84. 22.48, 9..18L= aa er? L’—85. 0.33, 8 ?=—- 23578 P= — 3332%,7 ’ 186. Latitudo lunae apparens. X"—=—1350%1 .. . 18% 7,8159738.n|7,9398675:0n 0... X=— 17959 187: Semidiameter lunae geocentrica. 3D/=994",7 2...» sin $==7,6828634|7,6817164 . ..2. ee. 4D’—gg91", x 188- Logarith. pro reductione spatii ad tempus. "= ı6h.44 Imhıd. e—34. 18,97 34. 19°%,60 log.h’= 0.242657ı | 0.2425205 189. - Solutio trianguli Smn. E--fn =1939%,73 | | fn =ı1937%,13 Mn=ı35, 06 ° mn 1795, 86 fm = 726, 2 —=2332, 7 —=2357, 8 SM’—28°.07°,2 ... log.SM’—8,2271844,3,7280858 IR SM’ ıh,29°06”,7 56 * wi # ESORLL, i , 2 z ven ame ar 460 ol 190. : Tempus 4 incorrectum. - T —51.38..30%,6 | 61.39%.30‘9 ‚SM——.28.07, 2 |—1, 29. 06, 7 d=5".10'.23',4 51.10%.24'',2 PETE e 191. Tempus d correctum. ex init. —5h.10*.23',4,— 2,4350 dfn—+ 1,6948da— 1,6043d« ex fine —5. ı0. 24, 2—4 6625 Un —3225da + 3,3095 de ” Aeg. 7 0,84 7,0975 din + 6,0173 da—4,g138 dr -.192. Eclipsis solis Vratislaviae a celeberr. Jungnitz in specula astronomica obser- vata, ex litteris ab. ipso ad me datis: Initium = 6". 0°. 4°%0 Fin 6 eo } temp. solari vero. 193- Diff. merid. Parisios inter et Vratislaviiam ——58.48“,3 temp. Eleyatio poli =--510.06°.50° 19}. Tempus solare medium. Initium. r \ Finis. = 6r. 0'.04”,00: 6".54°.15°,00 , E Aus 07. 35] - ar | 83 { = a mams \ ar 195: Elementa e tabulis desumpta. 1=840.45°.,53*, 1 E A—84. ı6. 01, 2 L=B;5. 03.56,4|-. = 173. 6 «—ı74.18.51, 45| » 84. 18. 14, 85. 37. 06, + 14.28, . 187. 53.57, 196. Correctio latitudinis. s = 500.56”.45%,1 .» tg.8=0.0907920 ei 197: Calculi anguli 2. ; etı=a8. 03.37, 3 198. % Differentia parallaxium longit. - 1 =850.03°56”,4 B* L’—B4. 24. 16, 3,. .tg.L’Z1.0089032.n 1.0558778. pP Sale 199. Latitudo lunae apparens, 200, Semidiameter lunae geoce « » ‚510.3D’—7.6822496|7-6814220 . » E e —=040.35.4473 .. t5-9—8.9051581/9.0472915:n » . » » | 214353 ©. 18: x —=7.8425294.u|-.9406215.n aa Finis. 840.48°.02°,5 ® =060.21°.44,7 ?+:=17. 06.08, 3 L =850.37.06”,7 sa 84. 58. 230, 2 P=— 231675 .. a 18324 46% 201. Logarith. pro reductione spatii ad tempus. + — 16".45 171.13 #—34'.18°,98 | 34°.19"',58 - log.h’=0,2420503 | 0,2425356 j 202. Solutio trianguli Smn. In = 1938,33 J In= 1936,53 mn=1435, 26 mn=1832, 36 fm —1302, 7 log. [m=3.1148647 2.796978 -»..... [mn= 626, 6 p =23%, 1 _P=323316, 5 SM= 1077, 4 . SM=2943, ı SM’—31%.23%,7 .. log.SM/—3.275027313.7113406 ..... SM’=1h.25°.445 209. Tempus 4 incorreetum, T=6h. 0/.11”,34| 65.54'22°,83 SM'=— 3ı. 23, 70'—1I. 25.44; 50 4 — 55.28.4764] 5h.28°.38°,33 h 204. Tempus 4 correctum. Ex init. — 5h.28°.47,64-+ 2,6014 d[n-+- 1,9262 da— 1,6666d = ex fine —5.28. 38, 33 —5,4023dln —5,1117da+4,1674dr Aeg.XVl.... 9%,31-4-8,0037dn-+-7,03794%— 5,8340 d= 208. . x \ Echpsis solis ab A: celeberr. Taucher in specula Budae Hungariae obseryata, ex li ab Ulust. Triesnecker ad me datis: Initium = 6h. 10°.12” 'Finis —7. 09. 22 ! temp. solar. vero. i 206. Diff. merid. Parisios inter et Badam —=— ıb. 06. 47° intemp. Eleyatio poli —=-490, 29%. 44 207. Tempus solare medium. Initium, Finis. T’=6h.10°.12”,0 | 7h.09‘.22°,00 "se... . 07, 89 T Budae— 6h.10”. 10°.19”, a 09°.29”“, ” ° =— 1.06. 47, 0 7 =ı7h.03". 327,37 16h. 02‘ 027.42”, Br J 208. ö i Elementa e tabulis desumpta. r —840.45°.58,3 | 840.48°.19°,2 A=84. 16.06, 6 | 84. 18.32, 3 L=85. 05.15,.7 | 85. 41.28, 9 a =..4ı17.25, 4 + 14.04, 4 « =ı76.50.57,.15 |. - 191. 41. 0,658 209. Correctio latitudinis. 6=470.19°.27',6 . . t5.8=0.0352753 210. ; N Caleuli anguli p. f Fi ng % — 00.54.0348 .. 18. Ka 27116140 » » # [ ED ehı=a6. 21.56, 8 g@+:=1a. 53.20, 2 464. © \ 21. Diff. parallaxium longit. Initium. t ; . Finis. L= 850.05°.15”%,7 vs L — 850. 11'.28,9 L’—84. 22.50, 0... tg.L’=1,0070353|1,0592591 . .... L’=8. 0.09% p= 23457 pP = —243y,0 212. 3 Latitudo lunae apparens. . R a ——1340%,4 . . 18.2 7,8128100.n|7,9385169.n . 2... = — 1790°,3 Hi EZ aus: - Semidiameter lunae geocentrica. ; p 4D’= 991,59 . . sin. 3D’= 7,6819160|7.6899219 . ..... . » 3D' 989,38. - . ” 215. Logarith. pro reduction. spatii ad tempus. « E34. 19, 03 |34°. 19,67 "—ı6h47° R 17%. log.h’—0.2426404 | 0.2425053 216. Solutio trianguli Smn. fn = 1937%,62 2 {n — 1935,38 mn 1340, 36 ma—ı790, 26 fm = 1399, 2... » logfm=3,1458848 2,8663143 . .. » . - [m = 735, 0 PP 2545: 7 ; P ==2439, 0 SM —1146, 5 N SM—3174, oe SW aha log. SM’—3,3020145 3,7441122 EEE, SM—ıh.32/.277 465 En 216. Tempus % incorrectum. Initium. » Finis. T= 6h.10°.19,37| 7h.09°.29°,89 2 SM'—= — 33.24, 59 —-ı. 32. 27, 79 d — 5h.30°.54,87| 5h.37°.02°,19 . 217: Tempus d correctum. ’ Ex init. — 5h.36°.54%,87 4 2,4211 dfn-+ 1,6748 da — 1,6780 dr Ex fine —5. 37.02, 19 — 4,6020 Afn—4,2572d at 3,3139 d= Y Aeg.XVU. . . 7%,32+7,0231 d(n + 5,9320 da— 4,9919 de ° e 21$. - - Eeclipsis solis a eeleberr. Francisco Kodesch Cracoyiae obseryata, ex lit- teris ad me datis: Initium — 6h. 14°.06°,4 \ Finis. 4.05. 18,14 PeUp- sol. vero. 219. Diff. merid. Parisios inter et Cracoviam —-F10°.10%,26° temp. Elevatio poli = 500.03°.37°°,5 220. > Elementa e tabulis desumpta, Initium. Finis. 1 = 840.45°.58%,7 | 840.48°. 0° ,8 A 84. 15.06, 8 | 84. 18.13, o L==; 85.,05. 20, 6 | 85. 36 41, 0 2 %— + 17.249 + 14.31, ı r # — 1377. 47.42, 8 (190. 37-49, 0 R 59 466 221. Correctio latitudinis. Kirche > | Finis, B —=490.53'.28°%,3 . . tg.6—0.074512I 222. Calculi anguli 9. e — 1051°.217,8..18.9—8.3106211 9.1915 2... P —— 90.49'.56”%,6 #23. 19. 14, 8 PH 14. 37:56, 4 223. Diff. parallaxium longit. L —850.05°.20°,6 | | ? L —950.36°.41,0 L—84. 24.54, ı . . t8.L’=1.0097238|1.0547286 .... . » L’=8. 57:4, 5 P= — 24265 | p= —.2338°,5 22}. Latitudo lunae apparens. X—=— 1457°%,4 - . t8.2°— 7.8491304.n|7.9495401.n 225. Semidiameter lunae geocentrica. +D’—991°%8 . . sin.4D‘’—7.6819466|7.6811554 226. Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. » —ı6h.48°. ı7h.13'. k =... 317.19%,05 - .- 34.1906 log.h’—0.2426343 | 0.2425243- 2 u ir 227. R | a Solutio trianguli SMN. f Initium, | Finis. fn =1937,71 fn =1935,93 mn —ımm‘ - mn —1826,3 fm =ı1276, 9... log.fm=3.1061878 2.787494 1 a 613,05 a Be et SM =2951,55 SM'=33'.29“,6 . . 10g.5M/=3.303105513.7125743 - . - » » » SM'Zıh.25’,59”,ı 228. Tempus 4 incorrectum, T’=6N,.14'.06,4 | 74.05°.18,4 SMı =— 33.29, 6 — 1. 25.59, ı | d =5".40°.36°,8) | 51.39'.19°,3 229. Tempus 4 correctum. E Ex init. =5".401,36",8+ 2,6519 dfn + 1,9940 da— 1,8318d = 230: R, Eclipsis solis a celeberr. Dursack Agriae Hungariae observata, ex litteris ad me datis: Initium —64,167.30%% US Finis —7. 13.5, 85 !"P- ao. Fed 231. ’ Diff. merid. Parisios inter et Agriam —— ıb.12°,10” Eleyatio poi =-+470.53°.54 . fü 59° 468 232. Tempus solare medium. Initium. \ i Finis, T’= 6h.16°.30°,40! 7h.13'.59,8, ae»... 07, 3B| » .. 07, 89 TAgriae. — 6. ı6. 37, 38] 7- 14.07, 69 = 1.12. 10 |—1.12. ı0 r —ı7h.04'.27'°,36]18h.01°.57,69 i ke 233. Elementa e tabulis desumpta, 1—870.45'.58°.9| 840.48°.17°,4 A=84- 16.08, 8| $4. 18. 39, 5 L=85.'05.49, 3] 85. 41..01, 3 x—=- 17.22,3| -+.14.07,0 «—173.25.29, 5j192. 50. 25, 85 | | | h 234. Correctio latitudinis. B=47%:43'.38%,5 2.18. B= 0.0414085 | 2 235: Caleuli anguli 9 ® = 10.08°.53,1 . - t8.0—8.3977329 9.3054093.n .. .@ ——ı110.28°. 17,6 o-4s—24. 53. 46,1 ‚ @-e= 12..02.35,4 0 236. ; Differentia parallaxium longit. u 2) A L=850.05'.4973 000 ER . L =8750.41°.01%3 L’—84. 23.45, 2. „ tg.L’=1,0082285 1.0593554 --....- 11-85. 053.8 7 P= — 25241 3 P=— 275 N | 2 469 237- Latitudo lunae apparens. Initium. ! | Finis. X——1385'9 .. 18.3°7=7.8273191.n|7.9458487:0 . » 2... - * 2 —— 1820,8 ö 238. Semidiameter Junae geocentrica, Di 991,36 . : sin. 2D’—7.6818016|7.6808567 . ... .. . . 4D— 989,13 239. Logarith. pro’ reduct, spatii ad tempus. "—=ı6.47° I7n.17° = 34.19,03| 3% 34.1967 log. h’— 0.2426404 | 6.2425053 N. Solutio trianguli Smn. fn —1937”,39 fn =1935,24 mn—ı385, 86 | 3 mn —1829,76 fm =ı1353, 8... log. [m—3,1315661/2.8167276..... » - Im — 655,7 Me nr SM —ı 170%, 3 SM —3063,3 SM'—34'.06“,1 . . log. SM’—3.3109376,3.7286807 . » . . » - SM’=ı1:.29'.14,0 241. Tempus, d incorrectum. T—6h 16'.37°,38' 7h.14'.07°,69 Pr SM — — 34. 06, Se 29.14, 00 d —s5h.42'.31",28 5.44.53 og x 242. Tempus 4 correctum. Ex init. —5".42‘.31°,28 2,5020 dln+ 1,7897 da— 1,7424d s 470 2 ag. Eclipsis solis a celeberr. Lindener Suidnitii Silesia® obseryata, iliustr. Bode ad me datis: Initium — 5b.57°.51°.9 \ ie EEE TU: sol. medio. 244. Diff. merid. Parisios inter et Suidnitium ——56.30°,9 Eleyatio Poli = 500.50°.38°,7 245. Elementa’ e tabulis desumpta, Initium. ® 1— 840.45',53”,1 840.48.13”°2 A—84. 16.01, 2 | 84. 18.25, 8 L—85. 03.55, 3,| 89. 39.52, 8 ı = 417.32, 8 + 14. 13,.3 “ —ı73-43.59, 7 |188. 27.34, 8 246. Correctio latitudinis. 2—500.40'.32",6 . . tg.8— 0.086611 1 247. Caleuli:anguli @. e — 50.06'.35°,6 .. ag. eg 2... 9 —— 60.52°.18°,6 e+,—20. 34.28, 6 a 248. ” Differentia parallaxium longit. L —820.03°,55,3 p =— 23924 L—850.39'.52°,8 L’—84. 240% 9. » tg.L‘=1.0086124 10397329: o. . * L’—85. 01. 09, 4 ex litteris ab TER Finis. 16. 35.34, 4 473 249. Latitudo lunae apparens, f Initium, Finis, x»—=— 145,5... 192—7.8365011.n,7.9520862.n . 2. ... X —— 1847%,1 250. Semidiameter lunae geocentrica. 1D ’= 992”,45 ... sin.41D’—7.68228137.6813652 ...».. » 3D’= 990°,35 251. Log. pro reductione spatii ad tempus. +'—ı6h.45° I17h.ı5° #=\ .,3418,98... 34.1962 log.h‘— 0.2426503 |0.2425159 | I \ Solutio trianguli Smn, In —1938",48 fn = 1936,38 mn =ı415, 46 mn= 1347,06 {m —ı324, 4 ... log.(m3.1220228 2.7644178 ...... Sm 551,32 p =2392%, 4 p = 2323,4 SM—2g9472 SM’—31'.07"3 .. log.SM’ = 3.271221613.7056202 ern. SM=ıh.24'.37”,2 253. Tempus d incorrectum, T’= 5h.57'.51°,9 | 6h.56°.36°°,6 SM’ — — 31. 07, 3.1.24. 37, 2 d = 5h.26°.44,6 | 5h.31.59°4 167. Tempus 4 correctum. Ex init. = 5h.26'.44”,6+ 2,0327 dfn+ 1,4843 da— 1,6175 d= A72 255. "Eclipsis solis Hamburgi a eeleberr. Eimbke observata, ex litteris ad me datis: Initium — 5h.26'.25°,5 Finis —6. 26.28, hr temp. sol. med. 256. Diff. merid. Parisios inter et Hamburgum = — 30°.32°,0 temp. Elevatio poli = 530.54'.08°° 257. Elementa e tabulis desumpta. Initium. jet, Finis. 1 = 840:45°.40",0 840.48°.03°,3 A=84. 15.49,°7 84. 18.15, 6 L==85. 0.35,.0 85. 37-20, 0 = +17.5, F1.—+ 142754 z « —ı65.52.10, 2 | ıgo. 55. 18, 6 258. Correctio latitudinis. a—530.44°.18%,5 . . „ 18.8=0,1349767 259- Calculi anguli Pe. @ =100.09/10%,% .. 18.9 9,2530468 8,071 54120 » . + P = — 00.40°.3ı”,9 9+:=33. 37.03, 4 | 94H 22.47.25, 8 260. Differentia parallaxium longitudinis. L —Bzo. 0'.35°,0 —850.37'.20°%,0 ‚L’==B4. 23.35, 8 ..18. SEHR EN nee... L=85. 0.15, 5 P— 22192 pP == — 222455 . 478 261. Latitudo lunae apparens. Initium. 3 | , Finis. X=—1399',5. . ; tg.2°—7,8315289.n,7,9466233.n . 2.0...» 2 —=— 1824”,0 262. ; .- Semidiameter lunae geocentrica. 2099397 . . sin.3D’=7.6829451|7.0320701 22.2... 4D’— 991" 74 263. Logarith. pro reduct.‘spatii ad tempus. Su 16,.43°,| 171.13° ee 3418,96 | . . 34. 19,58 log.h’— 0,2426571 | 0.2425243 264. Solutio trianguli Smn. ‘ fn =1940,00 fn =ı1937,77 mn = 1399,46 mn ==ı1823,96 fm =1343:5 . ... log.([m==3.1282520|2,8157840 .. - . . - fm = 054,3 BEE ge re us SM 957 SM=2878,8 SM= 25.31“, . log. SM’/—3,1805124|3;7017357 . » -.. SM=ıl.28‘.51”, 265. Tempus 4 incorrectum. - T —=5h.26‘.25',5 | 6b.26.28°,0 SM —25.31, 1.1—ı. 23.51, 9 d=5b. 0'544 | 5b.02'.30%,ı 266. Tempus 4 correctum. Ex init. —5b.0°.54%,4 +2,5238dln-+ 1,8223da— 1,8292dr 60 474 ‚267. Eclipsis solis Luconiae, Volhyniae, obseryata. Ex Tkteris ad me datis: Initium —6h.38°.46',4 3 Finis —7. 20.06, 8 temp. sol. medio. \ 268. Diff. merid. Parisios inter et Luconiam =— .ıh.31'.49”,5 temp. Eleyatio poli —-+ 500.58°.0° . ws s 269. ; Elementa e tabulis desumpta. 2 Initium. Finis, | q A—840.16°.14,9 |840.17°.56°, 1 . ’ L=85. 07.20, 8 |85. 32.39, 4 ; A 1 ı—= +17.13. 9 | 414.53, 4 « —ı183.57.50, 9 |184.19. 88, ı 270: Correctio latitudinis, e—500.47°.54%,4 . - » 18.68==0.0885096 27 1. Calculi anguli ® —=—30.13'.38°,2 18.98. 7512750 n9.3049951.0n ... @ ——110.24°.39,4 @-= 20. 14.14, 8 +: 12. 03.13, 6 372. Differentia parallaxium longit. L —=850.07°.20,8 | +. L=850.32°.39%,4 L‘’=84. 28.03, 2. . 18. L’=1.013853711.0509543 .. 2. » L=84 550512 | } p=— 2357 vb | pz=— n24'3 475 273. Latitudo lunae apparens. Initium, Finis. N=—1599",3... . 18,2 7,8894872:n|7,9644767:0° 22.» » X =— 1900°,6 274. Semidiameter lunae geocentrica. 3D’=990",76 2. . 8in.4=7,6815046,9,6809296 . » . «+ +: . 4D/= 87 275. Logarith. pro reductione spatü ad tempus. "= 10N.4g 17".09° #34. 19,07 34. 19'%,5 log.h’= 0.2426343 | 0.2425432 276. - Solutio trianguli Smn. fn = 1936,70 u fn =1935",40 mn==ı599, 26 mn 1900, 56 fm =1092, 3... log.[m=3,0383520 2,5629761 - - - - - - [m = 365, 6 p =23357,6_ > pP = a5, 3 SM— 1265, 3, SM=209 9 SM—36°.52°%4 ... 1og.SM/—3,3448278|3 ei De ah SM’ ıh,16'19°,6 277 Tempus 4 incorrectum. T =6i.38'.46°%4 | 7'.20°.06°%,8 RE 52, 3 —r.16.19,6 d=6".or.54 2 | 6".03°.. 4. 278. Tempus 4 correctum. ex init. —6h.07°.54°,2,—3,09y98 d(n-+ 2,5597 da— 2,1612 dr 60 ® 476 fee £ 279. Eclipsis solis in Foro Sehusiano (Bourg en Brefse) observata, ex litteris ab il- lustribus Olbers et Bouvard ad me daätis: B i Inittium = 5h.06 .51°,0 Finis 6. 27.21, 6 } temp. solari medio, 280. Diff. merid. Parisios inter et Forum Sebusianum ——1ıı'.34 temp. Elevatio poli ——-460.12'.26° » . i 281. Elementa e tabulis desumpta, Initium. Finis. 1=840.45°.38,6 |. . 840.48°.50°,7 A=84. 15.46, 2|. * 84. 19.0, 5 L=85;. 00.12,6 |. . 85. 49.29, 3 ı—=-+ ı1753,5|.. —+ 13.20, 0 2 +=ı00.58.31, 2 |. .Idı. 09.19, 5 ; 292. . Correctio latitudıinis. 8 = 460.02t.o7”',g 2... .- tg. 8 —0.0157020 283- Calculi anguli 9. 9 =170.27°.11%,3 . . t8.9—9.4974829|8.2888849.n - » . . „@ =010.06°.51°,0 e+:=40. 55.04, 3 | +: =22. 21.02 . 284. Differentia parallaxium longit. L 850. 0/12“,6 | L =850.49'.29%3 L’=84. 17.59, 5. .tg.L’—1.0063003.n 1.0675892 . . ». - - L’=85. 06.28, & p =—2533"1 2 3 pP =—-258%,5 a et a Fi dar - 285- Latitudo lunae apparens, Initium, Finis. =— 9y1,5 . . .tg.2°—=7,6816718.n|7.0921770:.n 2.0.» x —— 1609”,1 S ‚ 286. Semidiameter lunae geocentrica, 1D’—094”5 ... sin.3D=7.6831971|7.65174099. =. - -. .. 3Di=ggı" “ 287- Logarith. pro:reductione spatii ad tempus. + = 10n.42 17h.23 e—34'.18,88 | 34°.19°,74 log.h‘=0,242079ı | 0,2424g901 288. Solutio trianguli Smn. fan = 1940,53 t ‚ In=1937,13 mn 991, 46 mn=ı1609, 06 Im = 1668, RR log. [m=3.2222304 803286Ihrerae » +» [m=ı1098, 6 p =3533, 1 p=35%, 5 SM, 'SM=3659, ı % SM'=25‘.12",6 . .. 1og.51’=3.1797454.3.8058642 . .. .. SM’=ıh.46.35”3 289- Tempus 4 incorrectum. T=5h.0b".51°,0 SM=-—.25. 13, 6 “u g =gh.417.38”4 6h.27".21°,0 — 1. 46.35, 3 4b.40'.45°%7 290. Tempus ‘4 correctum, Ex init. —4h.41°.38,4.4- 2,0340 din + 1,u392 da— 1,2655 de 48 as 291. Eclipsis solis in Insula Leon, prope Gades. Ex litteris ab Ilustri, et mibi am: cissimo Bouvard ad me daltis: Initium — 46.18.45” temp. solar. vero. 292. Diff. merid. Parisios inter et Insulam Leon —-- 34.09 temp. ' Eleyatio poli = 360.27, 45“ 293: "19° "Tempus solare' medium. Initium. s , T’=4h.18°.45°%,00 ae, „28 Insula Leon T=4h.18'.52°,28 \ ° = -+ 34.09 + —ı6h,53%.01%%,28 294. Elementa e tabulis’ desumpta.- 1 —840.49°.33°°,1 A=B8y. 15.40, 6 LU. 53.49, 6' = 1801, ı «148: 59: 44, 8 FihaR 295. Correctio latitudinis. 6=360.17'.54%,2.: » 1g.8—9.8660097 210. « Caleulus anguli ®. 18.9 —9;8498032 ee ) —350.02'.26°%5 | 0+:=58. 30. 19, 5. - 297. Diff, parallaxium longit. tg. L’—.0,99544093 ». : ». » 298. Latitudo lunae apparens. tg.2°° —7,1394500.0 . .. 299. Semidiameter lunae geocentrica. 300, sin.4D’— 7,6841048 ... . - ‚49 L —=840.38°.40°%,6 L’—B84. 13.46, 3 p= —2793",3 » + 4D’= 996,4 Logarith. pro‘reduction. spatü ad tempus. SL IOPAU #=34- 18,90 log. h’—= 0.2426723 301. Solutio trianguli Smn, log.SM’—=3,1357680 . . - 302. Tempus 4 incorrectum, T’=4h.18'.45 SMmo—an.ız _ d =3h.55'.58",0 fm —=3,2836412 .... In —1942",43 mn 284, e6 er km 1921, 5 _P =270% 3 SM= 781,8 ».. SM—a2‘.47'0 "308. i Tempus, d ‚correctum. 5 - „ex init; —3h.55°.58%,0-4 1,7675 din-} 0,2588da— 1,0382 d= Dach 304. Eclipfis solis Montalbani a celeberr. Duc la Chapelle observata. Ex litteris ad me datis: . Initium — 45.49.46” temp. sol. medio. 308. Differentia meridian. Parisios inter et Montalbanum —-+3‘.57”‘ temp. Elevatio poli = 440.0°.50°° 306. Elementa e tabulis desumpta. 1=840.45°.34449 0° { A—84. 15.42, 4 u L—-84. 59. 15, I = 4 17.58, 8 a — 150.42. 12, 4 397- Correctio Hatitudinis. P—430.50°.31°,9 » » » tg. —9,9824433 308: Calculus anguli 9. 1g.9—= 90146926 - -. . 9=230.22'.55,7 © . e+:=45. 50.48, 7 309- Differentia parallaxium longitudinis. } e L =840.59°.15°% 1 tg. L’—.0,9987621 - - ‚L—_B84. 16.23. 5 A r p =—z5710,6 . = 310. Latitudo lünae apparens. 1g.1°= 7,5943022.0 00. 311. Semidiameter lunae geocentrica. t8g.3D'=7.0835252 2...» ... .4D’0995,3 312. Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. + ı6h.42° e = 34'.18,92 log.h‘— 0,24206647 313- Solutio trianzuli Smn. £fn= 1941,33 mn 810, 36 [m= 1704, 1 pP =2571, 6 Sm= 87,5 log.(m=3,2465253 log. (m =3,1498072 SM’=23‘.31%,9 314. Tempus 4% incorrectum. = SM/= 4h.49°.46°,0 — 23-.31,9 u ET 315 Tempus 4 correctum. Ex init. — 4".26°.14°,14 1,924 1 d in-+ 0,8032 dA— 1,1405d 61 48% M 316. Eclpsis solis Telosae a celeberr. Vidal obseryata, ex litteris ad me datis: Initium — 4h.50°.29°,0 temp. sol. vero. 317: Diff. merid. Parisios inter et Tolosam—- 03.35 temp. Eleyatio Poli = 430.35°.46“ nr zıB8- Tempus solare medium. T’= 4'.50‘.29°,o ae—=..-+ 097,29 TTolosae = 4' .50°.36°°,29 = =ı6. 54.11, 29 319. Elementa e tabulis desumpta. — 840.45.36°,0 A—84. 15.43, 6 “ L=—84. 59. 32, 4 ı = + 17.97, ı # —ı56.54. 48, ı 320. Correctio latitudinis. B==43%:23'.28,3 . . tg.B= 9.9761043 321. Calculus angulı 9 . 18.9 — 96179176... 9 = 220.30°.15%,6 ‚p+:—=45. 58.08, 6. 322. \ Differentia parallaxium longit. | L — 840.59°.32°,4 tg.L’—0.9987163 . . . L'’—84. 16.21, 4 pP =-— 2591°,0 483 7) 323- “ Latitudo Junae apparens. 1g.77°—7.5800190:0 2 vr. 0. X=—790",5 324. Semidiameter lunae geocentrica. e sin. 4D’—7.6835009 .. » - +.» 4D’= 995,2 375- | Log. pro reductione spatii ad tempus. r—ı6h,44° k 34°.18°,96 log.h’— 0,2426723 326. Solutio trianguli Smn. In = 1941,23 mn 790, 46 log. Im—3.2487100 .... - {m = 1773, 0 p =2591, 0 "SM = 818, 0 | ' log. SM’—3.1554256 . . . SM’— 23/.503 327- Tempus d incorrectum. T’= 4".50°.36,29 SM’— — 23.50, 30 re ZEr N 328. Tempus 4 correctum. - Exinit. —45.26°.45°,99- 1,9144 dn +40,7795 da— 1.1367. d» } ET hof, 484 Eclipsis solis a celeberr. Messier in sua specula astonom. Lutetiae Parisiorum obseryata in Diario physico (Journal de Physique) in lucem edita. Initium = 4h.51°.43° ) - Ergo initium in specula Caesaris—4. 51. 41 temp: "aol.vzmed: 330. Longitudo geographica speeulae Caesaris Lutetiae Parisiorum = 0h.0°.0”,0 Eleyatio poli =-+ 480.51°.04 331. Elementa e tabulis desumpta, — 840.45°.30%,ı A—B84. 15.37, % 7 L=84. 57.39, 9 u = +18.05, 5 « —197.11.22, 4 332. Correctio latitudinis. »—480.40‘.50%,8 . . . t8.8=0,0559539 333- Calculus anguli . N 15.9 9,5325237 :.-. 9 —ı80.Ahglı2",E 4+:=23: 27.53, o : 334- Differentia parallaxium longitudinis. L —=840.57'.59,9° 1g.L’—1,0013208 .... L’—84. 18.23,9 Guplaanger .; i 485 335- , Latitudo lunae apparens. tg.2°—=7,70308540n 2... 27=——10417,0 336. Semidiameter lunae geocentrica, sin. 1D’—7.6837766 ..'.° 4D/ 095,8 337- Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. «’ — 16".42° «= ''34.18%,92 log.h’— 0.2426647 338- Solutio trianguli Smn, fn — 1941,83 mn=—-ı040, 96 log. lm —3.2146424 .... [m —ıb3g, 2 Be SM = 736, 8 log.SM/—3.1100143 .... SM==21',28”,3 339- Tempus 4 incorrectum, T—4".51°.43,0 SM—=— 21.28, 3 ES N 349. Tempus % correctum. Ex init. —49.30°.14°,7 4 2,0712 d[n+ 1,1108da— 1,2384dr 486 ge 341. B Eclipsis solis ab Astronomo celeberr. David tubo achromatico 40o—45ties au- gente Pragae observata, ex litteris ab ipso ad me datis: — Initium —=5},48’.13°5 temp. sol. vero. ’ 342. Diff. merid. Parisios inter et Pragam = — 48°.19” Elevatio poli =- 500.05°.19°° 343- i Tempus solare medium. AY==r 5h.48%.13”%,5 5 ae ..-+ 07,3 % T Pragae= 5h.48'.20°°,84. d° —— 48.19. 00 * =Sı7h. 0017,84 344. Elementa e tabulis desumpta. 1=840.45°.49°,9 A=84. 19.57, 9 L=85. 03.06, 9 1=4 17.37, 3 « —171.21.10,0 345- Correctio latitudinis, 3=49655°.09,9 . . tg. B = 0.0749463 y 346. Calculus anguli ® SP —9.1021507 / “un. ,9.— 70.12.28 | ?+:=30o. 40. 315 2. 347- Differentia parallaxium longit. tg. L= 1,0068694 348. Latitudo lunae apparens. tg. 2° —7.8138373.n . 349- Semidiameter lunae geocentrica. “sin. 4D’— 7.6824468 350. =’ — ı6h.45”. e — 34.18.98 log. h’—0.2426495 351. Solutio trianguli SMN. log. [m =3.1454819 - log.SM’=3.2540508 A502. Tempus 4 incorrectum, T’—5".48°.20°,84 SM’__— 29.55, co nd. gg 487 L =850,03'.06”9 . L/84. 22. 42, 4 P= — 242455 a —— 13435 3D’— 992,8 Logarith. pro reduct. spatii ad tempus, fn =1938,83 mn 1343,46 *,. Km 187,0 p = 245 SM =1026,6 SM’=29'.55”,0 488 353. Tempus 4 correctum, Ex init. —=5n.18°.25°,84+ 2,4253 d[n+- 1,6806 da— 1,6283 dr [4 35+ Eclipsis solis ab Astronomo celeberr. Triesnecker in specula Vindobonae obseryata, ex litteris ab ipso ad me datis: Initium — 5h.57‘.55°,0 temp. sol. med. 355 Diff. merid. Parisios inter et Vindobonam —-H356/.10° temp. Eleyatio poli =--480.12°.34 356. Elementa e tabulis desumpta, 1 =840.45°.54,0 A=-84. 16.02, ı L==85. 04. ı0, 6 en en 1 re « —173. 44.47, I 357: Correctio latitudinis. .8=480.02°.21°,1 . . tg.6—0.0461603 358- Calculus anguli 9. tg-P—8.9909838 . ... _ 9 — 30.35.37%,6 2-29. 03.30, 6 359. Diff. parallaxium longit. ; I 850.04°.10%,6 t5.L’— 10062960 .... L’—84. 22.15, 8 E, P za 2914,8- 489 360. Latitudo lunae apparens. 1g.°° —7,8034080u.0n 2. re» =—1311,7 361. Semidiameter lunae geocentrica. sin. 3D’—7,6823900 ». »......» 3D’Z 992”,7 362. | Logarith. pro reduction. spatii ad tempus. "=16".46° #=34. 19, 01 log. h’=.0.2424521 363- Solutio trianguli Smn. fn —:1938%,73 mn==ızıı, 66 Im 3,1546257 2... ..% [m —1427, 6 p =25ı14, 8 s Tem 1087, 2 log.SM’=3,2787615 ...... SM—31’.40”o 364. Tempus 4 incorreetum, Tu, —5h.57'.55” SM’—— 31.40 d =5l.26'.15 365. Tempus 4 correctum. ex init. —5h.26°.15,0 + 2,3743 d!n+ 1,6063 da— 1,6203dr 62 490 Eclipsis solis ab Astronomo celeberr. Bessel in specula astronomica celeberr. Schröter Lilienthalii obseryata, ex litteris ab Dlustr. Olbers ad me datis: Initium —5h.21%.14“,ı temp. solar. med. | 367- Diff. merid. Parisios inter et Lilientalium —-+- 26.16”. temp. Eleyatio poli =-4- 530.08’. 25° 368. Elementa e tabulis desumpta. 1 —810.45°.37°,9 A=84. 15.45, 3 L=84. 0.01, 0 ? _ = + 1754 4 | « =ı64. 34.17, 0 369. Correctio latitudinis. R=3520.58°.30%,7 . . 1g.8—0.1224948 370. Calculus angulı 9. 18.9—9,3024489 .....9 — 110.20°.45°,5 ?+:=34. 48.38,5 GE? Byı Diff. parallaxium longit. h L==850. 0%.01,0 tg. L’— 1,0066572 » .. +. L’—84 22.32,5 pP = —2248°,5 a 491 372. Latitudo lunae apparens. tg. 2=7,8150162 vu... X=— 1347,32 373- A Semidiameter lunae geocentrica. sin.3D‘=7,6830292 .... 3D’= 994”,3 / 374 Logarith. pro reductione spatii ad tempus. = — ol 4227 RZ 34% ı 8°,94 log.h’= 0.2426647 375- Solutio trianguli Smn. fn =1940%,13 mn == 1347, 16 ; log.lm—3,14495 -... [m=ı39b, ı p =2248, & 'SM= 852,4 log.SM’=3,1733081 .... SM’ 24.504 376. Tempus 4 incorrecetum, EA NER SM’ —=— 24.50, 4 d =4".56'.23°,7 377- Tempus d correctum. ex init, —4".56°.23%,7 4 2,4297 dln-4 1,6871 dA — 1,5550dr 62° 49? 378: Eclipsis solis Reikevici Islandiae a celeberr. Wetlesen, Dise'pulo celcberrimi Astronomi Busge obseryata, ex litteris ab illustri Collega et Amico Bug- . 55 , 5a 5 ge ad me dalis: ; T Finis —4,.03.39;7- temp. sol. vero. 379. t Diff. merid. Parisios inter et Reikevicum —-- ıh.36'.56” temp. Eleyatio poli = 640.08°.23°%,8 j 380. Tempus solare medium. - T’= 4h.02'.39°%,7 Be er aD Reikev. T= 4h.02*.47°,26 ° —--1. 36. 56,0 - r =171.397.43°%3 381. Elementa e tabulis desumpta. A ==840.17'.35,7 L =85..37. 24. 8 a — tLızas, 6 « —ı44.59-. 25, 2 382. Correctio latitudinis. —6400°.17'%,4 2.» 1. B—043119IIZ 383- Calculi anguli p. 15.9 =9.4467848 . +.» — 150.3-/46%,0 $+:=3J. 05.39 0 493 384- Differentia parallaxium longit. L =850.12°.56,7 1g.L’=1.0772997 +. L’=85. 37.24, 8 P= — 14068", 385- Latitudo lunae apparens. 18.07 —7,0189590. .... ==—1707",9 386. Semidiameter lunae geocentrica, sin.2D’=7.6843317 .... 43D’=997%,1 387- Logarith. pro reductione spatii ad tempus. + = 17.06 #—3419',43 2, log.h’—= 0,2425584 388. Solutio trianguli Smn. fn =1943",13 mn= 1707, 86 log. (m=2.9669886 .... [m 926, 8 Re iR) SM=2394,7 log.S1’=3.6218095 .... SU 1".09°.46°%,£ f 389. Tempus 4 incorrectum, T= 4h.02°.47”,2b SM =—-ı.03.46, ıo "= alsz 1,20 494 399- Tempus 4 correctum. Ex fine =2h.53°.01%,20— 3,6649 4 ln — 3,2211 da} 2,6244 dr 391. Eclipsis solis Gottingae observata., Finis obs. a celeberrimis: Mayer == 6h.31°.28°,83 — Thibaut = —.— 17, 33 —_ Harting = — — 14, 54 quae infra sup- putatur, ex litteris ad me datis. 39?- Diff. merid. Parisios inter et Gottingam ——30°.21”.o temp. ex obseryationi- Elevatio poli — 510.32°.05°,o bus olim ame habitis definita. 393- Elementa e tabulis desumpta. Finis. 1,—840.48°.15”,2 A—8.. 18. 27, 8 L==85. 40.21, 1 = —+ 14.10, 6 « — 182.07.09, 4 394 Correctio latitudinis. R=510.3202%,1 .. . 18.8 0,0979305 395. Calculus anguli 9. ge ——10.4rt.344 .... ig. 9 — 8,4706357.0 #1: 2ı. 46.18, 6 We 399. Differentia parallaxium longitudinis. Finis. L =850.40°.21°, 1 — L’—85. 01.27.4 »... tg.L’=1,0601734 p =— 33.53, 7 397- Latitudo lunae geocentrica. a=ım6tr 2... 18.%°—5,9350487 398- Semidiameter lunae apparens. z3D’=ogı" 5 .... sin}D’=7,6818832 399- Logarith. pro reductione spatii ad tempus. = = ı7h. 46° # =34'.20,27 log. h=0.24238 48 400. Solutio trianguli Smn. in =1037/453 mn ı776, 06 (fm= 753 +... logfm=2,8889428 pP =2333, 7 SM=3103, o SM’—ıh.30°.30°,8. .... 1log.SM’=3.7348648 4oı. Tempus 4 incorrectum. T.= '.6h,31°.14',84 SM’ ——r. 30. 30, 8 = 56.00..44°,04 495 496 402. Eclipsis selis Neapolis observata, ex litteris ad me datis: Initium —5h.51°.18°,6 temp. sol, medio. 403. Diff, merid. Parisios inter et Neapolim —=— 47‘.26”,o temp. Elevatio poli —=400.50'.15°° 404 Elementa e tabulis desumpta; Initium. tr —.840.45°.59°,1 A =84. 10.07, 4 L 85. 05.28, 7 = + 17.24 2 © —172.05.46, 4 6 405. Correctio latitudinis, B— 400.0'.03”,2 00. 18.8=9.9340698 406. Calculus anguli p. el 0 = 9.057 RZ 952042643 | 04:32. 33.28, 7 : 497: Differ. parallaxium longit, L —850.05°.28”,7 7 L’—84. 18.24, 4»... t1g.L’=I,0013320 | p= — 20.243 ——9g67",4 . « 1) 4D’=gg91",9 .- - fn= 1937,93 mn 967, 36 ‘ Im—ı1679, 2 p =2824, 3, SM =ıu145, ı SM’—33'.21°,6 — 408. Latitudo lunae apparens. 0.0.42 7,6711706,0 409. Semidiameter lunae geocentrica. SE SCHSCH ARE: tg.1D'’=7.6820773 410. Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. 171.334 a =34'.20°,0 log.h’= 0,2424370 Air. Solutio trianguli Smn. log. (lm =3,2251082 log. [m —3,3012804 4ı2. Tempus 4 incorrectum. == '5h:51°.18°6 SM= — 33.21, 6 ‘= 51775 63 497 498 413. | 2 Eclipsis solis Brinae observata @ex litteris ad me datis: Finis—6n.58°.06°.3 temp. sol. med. 414. Diff. merid. Parisios inter et Brinam =—570.05°.2” temp. Eleyatio poli = 490.11°.28 413. Elementa e tabulis desumpta. 1 — 849.48°.15,6 A=8%4. 13. 28, 3 L==85. 40.29, 9 ı—= —ı4.09, 9. ’ « — 188.50. 02, 8 | 416. Correctio latitudinis. 8» =—490.01%.15°,8 . . . tg.8—0,0611594 Am. >. Calculus anguli 2. P 70355... EP GA25I5IL 9+:—=13. 51.58, 6 418. Differentia parallaxium longitudinis. L —850.40'.29°,9 W855. 0.34,6.... tg.L’=1,0588890 P= — 23950 NARSANHT 499 419. Datitudo lunae apparens. tg.1° = 7.9406225.n 420. Semidiameter lunae geocentrica. x=—1799",1 3D’ 990,10 sin, 1D’ —-7.0812466 A2ı. Logarith, pro reduct. spatii ad tempus. « = ıgh.12° we ='34.231° log.h’— 0.2422245 Ae22. Solutio trianguli Smn. fn —= 1936,13 mn ı799, 06 TR P =23995, 3 SM —=3ı10, 8 log. [m —3.8546275 SM'— 14,30,33°,7 - ». . log.SM’=-3.7350966 423- Tempus 4 incorrectum. T-—# 6258%004,3 SM—=-—1ı. 3. 33, 7 d = 5.27'.32",6 63 * 500 424. Eclipsis solis Berolini obseryata ab illustr. et mihi amicissimo Bode mecum communicata? Finis obsery. a celeberr. Bode = 6n.39°.40",5 , - = - Humbold ==®. 39. 40, 8 ) temp. sol. med. = = - - Tralles ==6. 39.45, 0 Locus observationis de Humbold fuit—-- 1,2 tempore occidentalior - =" 02. Tralles vero —=— ı“,5 temp. orientalior spec. Regis. 425. Diff. merid. Parisios inter et Berolinum —= — 44°.10°,0 temp. Eleyatio poli —=490.0°.37“ 426. 'Elementa e tabulis desumpta. 1 —840.48°.02”,4 Az84. 18.14, 6 L==85., 37.09, 3 } ıZ—— 214.29, 6 « — 184. 13.44, 6- 427. Correctio Jatitudinis. B=—520.21%.32°%2 . . tg.6—0.1128073 428. Calculus anguli 2. 9 = 30.154.186 . +». 18.9 8,7549190 9-4: ==20. 12.34, 4 479. Diff. parallaxium longit. L = 850.37°.05”4,3 L’—84. 59.09, 2». +» tg.L’—= 1.0568163 p= — 2270%ı 430. Latitudo lunae apparens. ——182478.... 1927 7.9467367.0 Ag. Semidiameter lunae geocentrica. e 3D’= 091%2° .... sin. 3D’=7.6817644 43?- Logarith. pro reduct. spatii ad tempus. - — ırh.ı4. a = 34'.19',60 log. h’—0.2425205 433- Solutio trianguli SMN. -fn =1937,23 mn 1824,46 {m = 651,312 .... log.fm=2.8137983 P = 2276,10 Bil 29274 SM —=1:25%.16,9 .... log.SM’=3.7090041 434 Tempus 4 incorrectum. TI— 6".39°.42°%,0 SM’ — 1.25.16, 9 d — 5".14.25"%,1 a ns A 06 2 2 u u u ae Sl BEE Du = 00 20 2 u | 502 435: Eclipsis solis Ratisbenae a celeberr. Heinrich observata, ex litteris ad me dalis: Finis — 6h.44‘.37°,00 temp. solar. med. 436. : Diff. merid. Parisios inter et Ratisbonam — — 39°.11.,4 temp. Eleyatio poli =490.0'. 57“ 437: Elementa e tabulis desumpta. 1 —840.48°.26°%,0 A=84. 18.39, 0 L=85. 43.08, 6 = 13.55, 2 «= 185. 27.54, 0 438. Correctio latitudinis. B—480.50%44° .. 18.8—=0.0584747 439. Calculus anguli p. » —=—40.45°.30%,0 „0... 18.9 — 8,9203341.0 = 18. 42.23, 0 Klo. Differentia parallaxiüm löngitudinis. L =850.43°.08°,6 3 \ L’—85. 02.37. 5 -... t8.L’= 1,0618847 p=— 243ı, ı BER a =— 1753,73 3D’ 090" 6 503 Ah. Latitudo lunae apparens. tg.2°— 7,9294473:n dir. * Semidiameter lunae geocentrica. sin 3D’ —m,6815048 443- Logarith. pro reductione spatii ad tempus. [n = 1936”,63 mn= 175%, 2 im 822, 56 p =2431,..10 SM= 253, 66 SM’=ıh,34.47°% 1 + = ınh. 18° u — 34°.19°,68 log.h—0.2425053 44: Solutio trianguli Smn, log. [m = 2,9151708 log. SM’— 3.7548975 445: Tempus 4. incorrectum. T= _ 6h.44°37°,0 EBENEN d = 5h.09'.49°%9 504 416. Eclipsis solis Cremifani a celeb. Astsonomn Dörflinger obseryata, ex litteris ad me das: i Initium= 5n.48°.33°,7 Finis 6.85.00, & } temp. solari medio. h 447- Diff. merid. Parisios inter et Cremtfanum —=— ‘47.12°,o temp. Elevatio poli = 480.03’.36”° 48. Elementa e tabulis desumpta. ® Initium. Finis. 1=840.45°.53,1 |. . 840.52%.19°%1 A=84. 16.01,3 |. * 84. 22.89, 9 j L=85.,08.5578 |... 89..43..22,06 y - = 17:32,,8 |.0.. 713.58, 8 »=171.24.26,6 |}. . 187. 34.12, 9 7 +49: | Correctio latitudinis. | = 470.53°.20%,9 =... . 18.6=0.0438729 450. ; Calculi anguli 9. 70.41°.28°%,7 . . 18.P—9.1304971|9.0758497 - +... 9 = 60.47°.27”,5 31. 09.21, 7 | . @+:=10. 40.25, 5 Ası. Differentia parallaxium longit. L —=850.03'553,8 | L =850.43°.23°,6 L=84.21.57,.9 «+. 18.L/=I.005g112 r.0616184 ...... L’=85. 02.26, 6 A P= 217% P=—2457";0 m 4 9 m 10 2 40 2 une) 458. Latitudo lunae apparens. Initium. 504 Finis. “= — 12655... 18.2°=7,7878406:0|7;,9296239.0 » 0.222. am 1754,06 453- Semidiameter lunae geocentrica. 4D’=0992",69 - . sin.3D‘’=7.6823863|7.6812869 ....- - . 454- Sr 3D’=090%,17 Logarith. pro reduct. spatii ad tempus, = 1646° 17h.18° ve 354:.19,01 | . » 34. 19°%,68 log.h‘— 0,2426442 | 0.2425030 455 Solutio trianguli Smn, fn =1938,72 mn = 1265,46 fm —=1468,7 = . . log. [m=3.1669499|2,9138444 . . - » » » 220779 SM=1049,2 SM’=30'.34",4 .. log. SM’=3,263502513,7579794 - » - - 456. Tempus 4 incorrectum, T —=5h.48“33”,7 | 66.533.022 SM’= —30.34, 4 I—ı. 35.27, 4 d = 55.17°.59°,3 5h.17'.34°,8 64 fn =ı1936,20 mn = 1753,96 [m = 820,0 p =2457,0 TE SM’=1n.35‘.27°,4 E4 —n 506 ' Ex quibus conjunctionum calculis, illa meihodo, errores tabularum Iu- narium eliminandi cum cautione atque provisione adhibita, hae quidem mihi prodierunt correctionum aequationes: Monachii 1. 12,234 6,1091 4 fn +4,8430 dd— 3,727 dr —=o Tioomae II. 3,79 — 5,1281 d(n— 3,5814da-+ 2,5991 dr —o Fomae Il. 7,57-45,1293d(n-+- 3,5839 da— 2,6017 dr—= 0 Pataviae IV. 9,26-4- 5,6066 dfn + 4,2206d42— 3,1834 dr —=o Mediolani V: 11,60-1-5,3866 dfn-F 3,9821 da— 2,8943 dr —o Madriti VI. 3,42 4 4,2364 dfn-+ 2,1690 da— 1,2447 d-— a Aranjuctii VII. 9,58-+4,21598d n-+- 2,1294 da— 1,2141 d=—=o Pampelonae VII. 10,204 4,4778d[n + 2,5998da— 1,620 9dr=o Kinderhookii IX: 12,35-4+-3,5118 d{n-F-0,098ı da-++ 0,8367 dr —=o Fort Orange X. 53,27 + 3,5140 dfn-- 0,1536 da— 0,1591 da—o Amstelodami XI. 13,02 6,2407 d{n— 5,123 da+ 3,9087 d-—o TrajectiadRihenum XII. 16, 2— 6,2065 dfn— 4,9722 da-- 3,8688 dr —o Turigi XIM. 10, 2-45,6584 d[n-+ 4,2613 da— ı1,2924d#=—=o Ochsenhusii XIV. ı2, 44+5,9038d(n--4,5973da— 3,5300 d= —o Lipsiae XV. 0, 8—7,0975 d(n —6,0173da-+-4,9138dr—=o " Vratislaviae XVIL 9,32+8,0037 dfn+-7,037943— 5,834) 0 dr —=o Budae XyI. 7,32 — 7,0231 dln —5,9320dA-+4,9919 dr —o Et methodum cum cautione, et omnium aequationum momenta diligen- tissime perpendenti mihi proyidentius videbatur, sequentes tantum inferre con- clusiones ex conjunetionibus: 0.0. ds= 3,2417 1,6177dfn- 1,2837dA I. Wei: « ..dr= 4,0078-- 1,8611dfn-+-1,3585 da IX. 5 d+=—=— 99,8384 — 28,3898 d (n — 0,7930 dA Let V. 0o= 0,7661-+ 0,2434 dln-+0,0748dA «*. . A TetIX.. . . 0=103,0801 + 30,0075dfn-+2,0767d1.... B Acr 6% da—=— 10,2419— 3,2540dn B . da——49,6365— 14,4496d In ActB. . 0= 3939464 11,1956dfn ....C Gi arena die 2 — 9,5388 AscuB.. da=-+ 1,2081 Denique . de=— 0,8998 I. 2= - 4. > = “ re a nn 507 Fx cognito igitur errore latitudinis lunae da—=-I- 1,1081 (quem quidem . „eeleberrimus et mihi amieissimus Humbold, Voyage etc, tantum 0,04 majo- rem ex occultationibus Madriti et Lltrajeeti habitis statuit) atque ad calculos omnium revocato colligitur: T. 18,08-- 6,1031 dfn— 3,7727 d#—0o I. —0,53—5,128ı d{n--2,5991dr—o II. 11,84-+ 5,1293 dfn— 2,6017 dr —o IV. 14,364 5,6066 dfn— 3,1834 dr =o V. 16,35-4+5,3866dln — 2,8943 d=—o _ VE 6,04 4,2364 dn — 1,2447 d+—o VI. _ 12,15--42158dfn— 1,2141 d-—o VI. 13,34-+-4,4778 d(n— 1,6209 dx —o IX. 12,47 +3-5118d (n— 0,8367 d«—o X, 53,45 -+ 3,5140 dfn — 0,1591 dr —o z XI. 7,00— 6,2407 d(n-F 3;9807 dr —o XU. 10,19— 6,2065 df'n-H 3,8688d+—=o XII. 15,36-+ 5,6384 d [n— 3,2036 do XIV. 17,96-+5,9038d In — 4,5973 dr —=o XV. —6,47— 7,0975 dfn-+4,9138dx—=o xvI. 17,82 8,0037 d{n — 5,8340 dr —o XI. 0,15—7,028ı d[n-H4,9919dr=o Ex conjunctionibus tandem: I et VII segquitur din—— 2,8288 . . . da—=-Lo,rgıg VlleeXIV.... dn=—27199 . . „ de—-og215 IV IERBVER 3 N: dfn—— 2,6908 . . = dr—=-- 0,6246 Omnium medium din—=—2, 746 d=—--0, 429 Substitutis denique valoribus di=- 1,2081 dfn=—2, 746 dr=-+0, 429 correcta conjunctionis tempora prodeunt: 64: 41 Monachü . ©: 56.07°.07°,57 -- 1',2 = 5".07°,08”,8 medium. II. Romae Coll. . 5. 10.48, 88 — 4,98 = 5. 10.44, ı eclipsis initiums II. — 0... 5.10.50, 65 + 5,8 = 5. 10.58, 4 defeetionis finis. IY. Patavrü..... 5. 08.223, 54 0,7 = 5..08.23, 2 medium, V. Mediolani .. 4. 57.30, ı 4 0,5 = 4.57.39, 7 - - VI. Madriti ... 4. 06.05, 5 + 0,0 —= 4.006.055 - - n VI. Aranjuetüi .. 06.25, I -+ 0,0— 4.06.25, ı - - VII. Pampelonae. 4. 1.15, 8-02 — 4. 14.16, 0 - = IX Kinderhookü ır. 25.28, 5 — 2,8 =ıı. 25.31, 3 - - X. Fort Orange ı1. 25.45, 9 — 0,1 =ı1. 25.45,8 - - xl. Amstelodami 4. 40.22, 3 — 5,0 — 4. 40. 17, 3 initium, 4. 40.35, 3-4 7,5 = 4. 40.42, 8 finis. Xu. Ulragecti ..4. 41.1, 0 — 50 — 4. 41.09, © initium, 4- 41.30, 2-4 7,6 = 4. 41.37, 8 finis. XI. Turigi: ... 4. 55.09, ı + 0,9 — 4. 55.01, o medium. XIV. Ochsenhusü 5. 0.36, 8 -+0,8= 5. 0.37, 6 medium. XV. Lipsiae .. . 5. 10.23, 4 — 5,0 — 5. ı0. ı8, 4 initium. 5. 10.24, 2 9,0 = 5. 10.33, 2 finis. xXv1 Vratislayiae 5. 28.42, 5 + 2,9 = 5. 28.45, 4 medium, XyIL Budae ... 5. 36.54, 9 — 5,3 = 5. 36. 49, 6 initium. 3. 37.02, 24 89 = 5. 37. 11, ı finis. XVII. _ Cracoviae. . 5. 40.37, 7 — 6,0 = 5: 40.31, ı initium. XIX. Arzriae, % .. 5..42. 31,3, 5,5 == 5,192. 25,8 7 = .- KX. Snidnitü ... 5. 26.4, 6 — 44 = 5. 26.4, 2 - - XXI Hamburgi.5. 0.4, 4 — 54 =5 0.34,0 - - XXI Luconiae, . 6. 01.54, 2 — 6,2 =b. 01.480 - - XXUL _ Burgi...4. 41.38, 4 — 49 = 4. 4ı. 33, 5 XXIV. In insula Leon 3. 55.58, o — 5,0 = 3. 55.53, o XXV. Montalbani 4. 26.14, ı — 3,5 = 4. 26,10,6 - * xXVI Tolosae. . 4. 26.46, 0 — 4b = 4 26.41, 4 - - XXVIT Latet. Paris. 4. 30.14, 7 — 49 =%30.0,8 - - XXVIH - Pragae..5. 18.26, 8 — 2 5.18.21,6 - - XXIX. Vindobonae 5. 26.15, 0 — 49 —=5.26.1, 1 - - KXX. Lilienthalüi 4. 56. 23, 7 — 5,0 = 4, 56.18, 7 - - XXX. Beikeyiei 2. 53.01, 2 4- 7,3 = 2. 53.08, 5 finis. Comparatis caute tantum iis conjunctionibus cum nostra, quas ex obser- vationibns eorum locorum , quorum positio geographica jam pridem certius fue- rat delinita, eflecimus, differentiam meridianorum speculae Caesaris astronomi- ie sah 509 cae Tuutetiae Parisiorum er speculae Regis astronomicae Monachii constitueris ex observationibus habitis : Romae (eollegio romanorum) — . . . — 377.027 medium. Mediolani ae re ODE Se Ochsenhusu,4=' +, % a a, 3m ArzH Nuatislaysaeı Hu Ya man Ar Ta Vindobonae halle 1 fee. ne ee 008,8. mitiang Lilienthal u Gesten ae ie Th lei) 6. Val 7 OD, TERTY er or Burgi a de ae m Page nr 00 Tee IRIRESIG A ADOI ee Le Ne es OR DET Ultrajeeti Se ee en na ED. I Suidnitii I a al 107207 8 ra Budae N RTITBTT e r _Pragae IF EEE Bar A a In ntplamlaeon NE u ee a ren Cracoviae — a re Patavii u anne" 030,55, 10..medidnn Montalbani == En a. Panel iniaum Quorum omnium medium efheitur —37.‘05,0 totque observationum una Patayina neglecta redit —— 37.05,6 tempore, specula quidem Regis, quae Mo- nachii est, a Parisiorum specula Caesaris, versus orientem distante. Ex nostris igitur defectionibus solis revolveris eodem; meridianorum enim differentia con« fhicitur ipsa, quae in priori commentatione (Denkschriften der königl. Akademie für 1808 p. 374) ex occultationibus siderum inerrantium ad ealculos reyocatis fuit definita, in qua denique standum putamus. Quam quidem longitudinem Mo- nachii tandem et nunc primum a nobis definitam tanto -majoris operae pretii esse confidimus, cum ab illa totius regni Bojariae, quod mensi sumus, delineatio Pro- ximo semestri ab instituto regio statistice topographico impensis augustissimi Regis in lucem edenda, totius baseos 21653,5 metrorum, triangulorumque om- nium aeque ac + Azimuth Schäftlariensis, super quo commentationem huic ipsi volumini paratam habuimus, quam vero in proximo Academiae volumine legeris, directio, atque situs unice pendeant. Observationes Lutetiae Parisiorum, Lipsiae, Madriti, Tolosae et Aranjuetii habitas, quamvis inde, si momentum et indolem, certitudinisque gradus observationum solis deficientis spectas, haud adeo ablu- dens differentia meridianorum 37‘.02°,7 prodiret, incomplexionem non inferre - religioni habui. Obseryationis enim Parisinae tempus, isto modo ut fuit, for- san per scripturaa mendum editum, uno minuto primo in calculis nostris ex in- genio correximus, positiones vero Madriti, Tolosae, Aranjuctii jamjam stabi- litas esse confidentius haud statuerim, 3ı0 Effieitur igitur ex conjunctionibus, si differentiam meridianorum tem- pore spectas: I. Monachium, specula Regis astronomica ——- 37'.05”,6 I. Madritum =-+-24°. 0,6 de Humboldt —-- 24. 04, 5 Triesnecker —-+ 24.08, 9 Quae quidem positiones quod inter se 9” differant, haud mirere, cum viri illustres et alias solis lunaeque tabulas adhibuerint, aliasque conjunctiones conjugayerint; conjunctionis enim tempora prodierunt mihi 27 1,064.08° de Humboldt — 4. 06. ı2, o Triesnecker — 4. 06. 02, 4 Ceterum, et quod capnt est, Madriti positio etiam nunc vacillare mihi videtur, cum ipsae de Humboldtii conclusiones inter se discrepant, ut videre est. in hbro celeberrimo: Voyage d’Alexandre de Humboldt etc. quatrieme part Astro- nomie etc. -DI. Aranjuctium ad meos calculos —-+ 23.38”, ı de Humboldt ex eadem eclipsi solis = 23. 46, 3 ex obseryationibus chronometri —=-- 23. 20, 6 Ex eadem eclipsi solis prodit differentia meridianorum Madritum (Pla- - za-Major) inter et Aranjuctium ad meos calculos — 22,6 secundum de Humboldt = ı8, 3 IV. Kinderhookium == + 58.04°,37°.7 collegit conjunctionem Lalande ex eadem observatione 4,6 serius, ergo diffe- rentiam meridianorum == + 5",04°.33°°.1 V. Fort Orange mihi prodit — +- 5n.04°.20°,3 Simeoni de Witt ex aliis observationibus —- 5. 04.29, o VI. Amstelodamum mel - Triesnecker collegit ex aliis obseryationibus — — 10.09, 5 NY. Trajeetum ad Rhenum ad meos calculos — — 11°.03°,9 secundum Triesnecker — — II.12-5 « ex litteris celeb. Van Beek ad me datis — — ır.06,5 _ Celeb. Van Beck Calkoen ex eadem defectionis observatione ad calculos vevocata (in connaissance des tems ı8ıı p. 428) longitudinis differentiam efhi- eit 4 11'.06%,4. Tempora conjunctionis a nostris caleulis discrepare, haud mi- rere, si celeb. Calkoen, quamyis acutum alias astronomum, locum lunae ex con- naissance des tems collegisse, quintum adeo terminum aequationum correctionis or 511 neglexisse, et quod caput est, ex quinque tantum comparationibus observatio- num tantum quatuor locorum suam effecisse longitudinem perspexeris, cum qui- dem nostra, quam effecimus , Ultrajecti longitudo ex omnibus cerlissimisque observationibus fuit definita. Equidem, quod terminum quintum in correctionis aequalionem haud invexerit astronomus, tantos errores tabb. lufiae, quos invenit, longitudinis — 27°, latitudinis 4 6°, (qui quidem ex nostris calculis multo mi- . mores — 78 et ı“2 prodierunt ) haud temere attribuerim. 7 pP VII. Vratislavia —=— 58°.38',6 | = — 58.51, o Connoissance de tems 1809. = — 58.48, 3 ex litteris a celeb. Jungnitz ad ı me datis, IX. Luconia _ ex initio — 1,.31°.41°,9 Triesnecker — ı. 31.49, 9 X. Insula Leon — + 34°.10”,0 —-} 34.08, 5 secundum Triesnecker ex eadem so- lis defectione. = 34.09, o de Humboldt ex aliis obseryationibus. XI. Montalbanum = -+ 3,555 = +} 3.57, o Connoissance de temps 1809. = 4 3. 45,_7 Triesnecker ex eadem solis defeet. * XH. Tolosa 5, 3, Connoissance de tems 1809 & Ei; A Triesnecker ex eadem solis defectione, 2 .3 .2 a ll + + + XII. Lunae incursionem Amstelodami, Romae in eullesis romano, Lipsiae, Ultrajecti, Budae et Burgi; excursionem vero Vratislayiae, Romae in specula Caetani, et in America in munimento Fort Orange nuncupato accuratius fuisse observatam ex meridianorum differentiis aliunde cognitis conjecerim, ne- que dicere fugerim, observationes Parisiis (unum minutum primum deduximus), Suidnitii, Luconiae et Hamburgi habitas in finis notatione aliquid scripturae men- di passas esse, neque fere idem alienum putaverim «bb observationum Gottingae et Gabromagi habitarum notatione, cum hujus meridiani differentia aliunde illius- que positio olim a me occultationibus siderum inerrantium (— 30°.21 Parisiis orientalior) satis accurate fuit definita; observationes Mediolani, Ochsenhusii ha- bitas cum nostra apprime consentire patet. Differentiam meridianorum Ochsen- husium et Monachium inter mihi olim contigit constituere per duo, ab Augu- stissimi Regis munificentia accepta chronometra anglica, per Arnoldinum in capsa 512 — argentea + 6%.31°%9, per Emeryanum in thecula aurea + 6.33”,5 concentus admirabilis, at ex machinarum praestantia intellectu proclivis. Haec fere habui dicere de natura -et obseryationum et calculorum. Lon- gitudinem denigue lunae, cum latitudo supra sit excussa, ex tabulis effeci — 840.44.46°,4, tempore quidem 5b.07‘.08°,g Monachii; at ex eclipsi id tem- poris eandem collegi — 840.44°.38°,6. Ergo error longitudinis- tabularum con- hcitur —= — 07,8. . m Postremo de tabula, quae ad calcem cum decursum sit, omnium calculo- rum smixsienkar® ante oCulos statuat, monuerim, lunae longitudinem errore, quem supra detexi — 7,8 fuisse correctam, atque in calculos latitudinis lunae ad tempora conjunctionis subductos errorem 4- ı,2 itidem fuisse invectum. Quae quidem latitudo, cum ex observationibus Mediolani, Ochsenhusü, Mona- chii habitis omnino eadem eruatur, phasium eclipsis intervallum accurate obser- vatum fuisse intelligitur. Phases observatae. | lonachü I. I1. 20.35258°,60| 5. 58,69 seyller. |F.6. 44.29. 76 R Im 5. 4a. 49, 26 7. 0I. 0, 95 ...43..02, 36 .58,.6 41,7 7. 56, 29 16, 67 ..40, 88 “14, 78 —u 74, .3g, 12 . 36,. 73 3. 46, ı8 “18, 24 219, ,67 - 14, 27 . 38, 89 Conjunctio. ber 01. 0,55[5 . 34, 151 5 -38, 891 5 Jurrae tempor: e conjunt _ 1, | „obserr._ = 9:,,8g',hhob8 Longitudo | Latitudo 5:3 Ten a Differentia merid. Es ex aliis ex SepBi serie. 19.195] o".0°.0’,o — 3.35, 3] —3'.32%%,4 IY-. 19, 6 — 3 49, 6 i — 3.54, 7| —3-31,9 19.1, 0 || 3, 38,5 — 1.13, 3) —I.04, 4 29.19, 6 a 1.19, 5 19,19, 7 gt 9.37, 9| +9-40, 6 ‚18, 9411 26.26, o 49.38, 3 Fı.ı. 0, 3) +ı.r. 12, 9 9 +1.1.06, 3 1.0.44, ı 4+-1.0.54 4 19, 1.0.43, 3 52.52, 7 '+53.16,6ad 18, gr j Vegae tabb. -+52.5% 9, log. vol. Il. : +5:41.35:9 20, 3 11 45.41.39:: +5.41.01,0 | be ‚34,6 a meonis ag N +5:41.34,9 de w ittalias observation. + 26.51, 3 —+-26.56, ı tl 514 Conjunetio. 4".41°.09°,0 4. 41.37, 8 - 2 . : 8 . 0.38, 0 . 20: 3 » 10. 4 . . 5 x 2 Cha . 28.42, I h » . 28. 8 . I0. . 36. 6 . . I Phases observatae; Ultrajecti van Beck Cal- |I. 5".03°.26 koen. vanBeck Cal- |F.6. 14. 06 koen, de Üten- hoven, Riems- dyk,Merkus, Turigi 5. 22.06, 514 Feer. 6. 36.24, 2 | 4 Ochsenhusü 9. 28.24 5 Kyene, 6. 39.24 5 ‚Lipsiae 5. 38.30”,6 | 5 Rüdiger. 6. 39.30, 9|5 Vratislaviae 6. 0.11, 351 5 Jungnitz. 6b. 54.22, 83] 5 Budae 6. 10.19, 37| 5 Taucher, 7. 09. 29, 89] 5. Cracoviae 6. 14.06, 415. Kodesch, 7. 03.18, 4 15. Agriae 6. 16.37, 38] >. in specula Ly- cei. Dursack, | 7 14. 07,69] 5. Sutdnitü Sile-| 5. 57.51, 915. siae de Linde- ner, de Forell. 6. 56. 36, 6 | 5. Hamburgi 5. 26.25, 5 | 5- Eimbke. 6. 26.28, 0 | 5. Luconiae. 6. 38.46, 4 | 6. 7. 20.06, 8 | 6. m m Longitudo | Latitudo lunae tempore m z——_— nn Differentia merid, conjunct. ade +25'.59* | +25. 31. o 19.192 12. 08, 6 -Fıa, 15, 19. 19, alten 07, 0 “r 19, 6 + 0.30, 8/4 6. 33, f N 6,31, 5 ° A — 3.09, 6\— 3.02, 4 19.19 21 - 3.2, 4 j —21.33, 3| 121.48, 19.19.79 | — 21.40, 0 —29. 40, 8 | —29. 40, 19.19, 2 | 20.09, 6 19.18, 9 — 33.22, 3) —33. 20, 3 19.24. 6 1|—32- 18, 2 a; 19.18, 4 )|—35. 17, 0 | —35. Ob £ 19.21, 5 | 37.52, a A 19.18, ie 4|—19. 253 19.02, 2 \\—24. 57, 9 . \ 19. 19, u 6.29, 8| + 6.33, 6 19.13, 7 | 4.25 4 | 19. 19; I 39, 2 | —54. 49, 19. 13, 3 Ei 45, 7 t In specula regia Insulae Leon Julian Canelas. Montalbani Duc - la - Cha- pelle. In Foro Brut io siuno _ Michalet. Tolosae Vidal. Lutetiae Pa- risiornm Messier. Pragae David. Vindobonae ' Triesnecker. Lilienthalü Bessel. ' Reikevici Wetlesen. Gottingae ayer, Thie- baud, et Har- $ ding. Weapolis Cassela, Phases observatae. I. 5".06".51°,0 F. 6. 4. Or 27.21, 0 18.45 . 49.46 Conjunctio. Ahr .4ı‘ ‚33° Rs] 4. 3. ker D or 40.45, 7 95.53, o . 26. 10, 6 . 26.41, 4 - 30.09, 8 Zen je = = »- ® Longitudo | Latitudo lunae tempore 65 ? m re) 51 Differentia merid. ex eclipsi ex aliis 7 in, IR 3 Eonjunet: i IP" observat. 19 19,7 25° Ee 3 bay .31,6 19.23, 5 |-+26. 15, 8 19.19, ı |+1.11.15,8/ 41.11.14, 6 19-19, + 40.58, 214 41.02, 6 19.18, 2 |+ 40.27; 6+ 40.40, 6 19.19, 0 |4- 36.59, 0.4 37.05, 6 19.19, — 11.12, 8— 11.13, & 19.19; — 19-01, 3 — 19.04, 4 19.19, 3 |+- 10.50, 14 10.55, 6 19.20, 5 j—2.14-0, 3 19.19, 4 I+ 6.17, 5+ 6.44: 6 19.17; 4 |— 10.43, 8— 10.20, 4 Brinae Dr. Schindler, et Imnittelmayer. Berolini Bode, Olbers, de Humboldt, Tralles. Ratisbonae Placid.Heinrich Gabromagi Derflinger. - F Phases observatae. Ponjmaehn: —— —— 6".,58°.06%,3 | 56.27°.32”,6 6. 39.40, 5 | 5. 14.25, ı 6. 44.37,.0 4 5. 09.49, 9 5. 48.33, 7 | 5. 17. 59,3 6. 53.02, 2 17: 348 mu— nn 9H9g>sarne | | Longitudo | Latitudo lunae tempore conjunct. u — 19. 19, a 4, 4 1707-0, 4 19. 18, 1: 2.36, 2|—12. 05,8 —10.46, 2 |—ı10.06, ; . EUR. 5ı7 —9.>.: 9. 9 0 9 — <= Hm Xi. . Ueber die Gesetze des Stosses, vorzüglich in Anwendung auf den hydraulischen Stösser (Belier hydraulique), von CARL Curıstıan LANGSDORF in Heidelberg. $. ı. D:. Lehre vom Stosse der Körper gehört unstreitig zu den fein- sten und wichtigsten in der Mechanik. In meinem Handbuche der mechanischen Wissenschaften habe ich für harte und mehr oder minder elastische Körper (S. 407.) die allgemeine Formel. ange- geben: Bier M.C—m.c—m.(xC--ye), Dabey ist ge C die Geschwindigkeit der Masse M vor dem Stosse; c die nach einer der C entgegengesetzten Richtung genomme- ne Geschwindigkeit der Masse m vor dem Stosse; G die Geschwindigkeit der Masse M nach dem Stosse, in der- selben Richtung wie C verstanden ; x der Grad der Elastieität von M, den der vollkommenen Ela- sticität — ı gesetzt; ° y der Grad der Elastieität von m. $. 2. 518 Nas Ungleich schwieriger ist die Bestimmung der Gesetze des Stosses für Körper, die, mehr oder weniger, flüfsig, weich oder beugsam sind. In vielen Fällen der Ausübung kann man mit dem Resultate zufrieden seyn, welches die Voraussetzung vollkommen harter Kör- per giebt, und schon für diesen Fall gewährt uns die obige Formel höchst wichtige Anwendungen. Es giebt sogar Fälle, wo jenes Ge- setz des Stosses harter Körper auch auf alle Arten weicher und flüfsiger Körper anwendbar bleibt, wenn nämlich diese Materien zwischen festen Wänden versperrt, wie in Röhren, gegen einander stossen. $. 3. Die Mechanik giebt uns folgenden für die Ausübung höchst wichtigen Satz: an Wenn ein Körper nach einer bestimmten Richtung mit der Geschwindigkeit C abgeworfen wird, ihm aber in dieser Richtung eine unveränderliche Kraft entgegen wirkt, vermöge der er in ı Sek. den Weg g’ durchlaufen könnte, wenn sie allein in ihn wirkte, so giebt die Gleichung C: Pr den Weg an, welchen der Körper wegen der in ihn wirkenden Kraft, mit allmählig abnehmender Geschwindigkeit durchlaufen wird, so dals am Ende dieses durchlaufenen Wegs seine Geschwindigkeit — oist. BZ— 4 Auf $.ı u.3 beruht die ganze Theorie der Ramme, mit der man Pfähle in die Erde eintreibt. Es sey allgemein die 519 die Masse des Rammenklotzes . : : 22 —P, des’ Pfablgnes werke asarar ud 12a) I — 2 P der Widerstand des Pfahls. . . 2.2. =R, die Fallhöhe des Rammklotzes °. . . .. —H, die hierzu gehörige Geschwindigkeit . . . —C, die Geschwindigkeit, mit welcher das Rammklotz sammt-Pfahl im Augenblicke des Stosses tiefer zu sinken strebt . .. . . =6, die Tiefe, um welche der Pfahl Fe einen "Schlag niedergetrieben wird . . . . Wr, das Gewicht, welches man auf einen \ Pfahl noch auflegen mülste, damit er ohne BE S tiefer sinken Könnte . . . 2: Man soll das Verhalten aller de Gröfsen Ei einander be- stimmen. Aufl. ı. Nach $. 3 ist = 2. Setzt man ($. ı) M=P, m=Q, c=o, x=y=0, so wird G= +Q Auch ist ‘= en el unter g die Beschleunigung der natürlichen Schwere verstanden. 3. Man hat also ‚ p2c” ee P2 C? "= TR TER oder '=PIORH A Es ist überdas, weil die Kraft P einen Theil des Wider- standes überwindet, A=Z—P *); also *) In diesem Ausdrucke gilt P als Kraft, nicht blos als Masse. Es ist aber unnöthig, dazu hier einen neuen Buclıstaben einzuführen. P? | "Er. 5. Während dem Sinken des Pfahls bey einem Schlage wird die Anzahl der Berührungspuncte mit der Erde, durch die er durchdringt, vergrölsert. Es sey die Länge des schon eingetriebenen Stücks — ı, so ist im Augenblicke des Stos- ses der Widerstand —Z —P, am Ende des vollendeten Stosses =u+- ).(Z—-P), wenn er der Anzahl von Berüh- = rungspuncten proportional gesetzt wird. Dann könnte man ‘ also das arithmetische Mittel u .(Z—P) anstatt Z—P schrei- ben. Ich glaube aber, diese een unterlassen zu dür- fen, weil im Gegentheil bey wirklicher Bewegung des Pfahls der Widerstand des Bodens etwas kleiner würde angenom- men werden können. - 6. Die obige Formel läfst sich nun auch so ausdrücken : I Tr ar ago BIER: (+P).(Z—P) Hieraus folgt: Die Tiefe r nimmt in gleichem Ver- hältnifse mit der Fallhöhe H, aber in stärke- rem Verhältnifse als das Gewicht P zu. x Man gewinnt also z. B. bey einem 8 Centner schweren Ramm- | klotze und einer Fallhöhe von 3 Fulsen mehr, als bey ei- nem 3 Centner schweren Rammklotze und einer Eelbabe von 9 Fulsen. 7. Aus Nro. 4 folgt auch 7. (P10).(Z2—P)=P’.H also Z= Bir r. ou Diese Formel ist für den Baumeister wichtig; sie giebt das Gewicht an, mit welchem ein Pfahl beschwert werden könn- te, bevor er tiefer zu sinken begänne, wenn man nur beym Ein- 521 Einrammen bemerkt, ‚wie tief ihn ein einzelner Schlag nie- dertreibt. f | ef Ex. Ein Pfahl zu ı4 Ctr. schwer wurde durch den letzten Schlag eines ı2 Ctr. schweren Rammklotzes bey einer/JFallhöhe von 3 Fuls noch um ! Zoll tief eingetrieben; wie grofs wird das Ge- wicht seyn, womit man diesen Pfahl beschweren kann ? Hier ist P=ı2, Q=14, H=36 Zoll, =; Zoll; daher Zn 12.36 P C Fiat . 23° ir. Man denke sich auf den’ Pfahl einen compressiblen Körper gelegt, auf den das Rammklotz niederfalle; was wird jetzt für ein Erlolg Statt finden? Der Pfahl wird nicht eher zu sinken anfangen, als bis eine Compression Statt gefunden hat, bey welcher die comprimirten Theil- chen sich mit! einer ‚Kralt —Z wieder auszudehnen streben. ' Däs Klotz .muls also die Theilchen bis auf eine gewisse Tiefe 7’ nieder- drücken, bevor der Pfahl weicht. Während der kurzen Zeit vom Augenblicke der ersten Be- rührung an bis zu dem Augenblicke, da jene Theilchen um die Tiefe 7 comprimirt worden-sind, leidet das Klötz'in der Fortsetzung seiner Bewegung einen bodstikänden Be, den ich der Tiefe des Niederdrückens proportional setzen will, weil ich ihn so bey Versuchen mit starken eisernen Federn gefunden habe. Hiernach findet also das von der Höhe H schon. herabgefallene Klotz-in der Tiefe U4x einen. Widerstand — —-Z., „Es wirkt.also dem Klotze P a « ö B > « rt ” ö Pe BR, uwZ. 'eine verzögernde Kraft f entgegen, die = = p Knie H 156 Ya ta Toben mit cr ehr neüsrifsgr 3iskr ya 66 Die 532 j Die verlorne. Geschwindigkeit des 'Klotzes, nachdem es den Weg H-+x durchlaufen hat, gehöre der Höhe v zu, so ist. dv R Ei—-dredz oder iz 5 daher &Z _ AV. oder dv Zep% E " „p‘ dx De ee und a TIgsB + Const, Für x—o ist v—o, also Const.—o, und nun vollständig R In? er 2r'.P. Be die ganze Tiefe r’ wird x—r’, also, 2. (#*)2 Zr = 2, r'.P ” 2P Folglich bleibt jetzt nur noch } "zZ j C=2yY8-. (Hi 2P Wäre z.B: r’=4 Fußs, Z—= »4P, so wäre im obigen Falle (Ex. $. 4.) 324.P Pi C=2yge. a I—— 3e ps $. 6. "zZ . Setzt man nun ($.4. No.4) H— 5 statt H, so erhält man allgemeiner Tr Me Ben - +.Z 1 EN, Van Mar) 'Z also r—o, sobald 5 —H wird. Da Z immer gröfser werden mufs, je tiefer der Pfahl schon eingetrieben ist, und mit der Zunahme von Z zugleich r’ größer werden mufs, so würde es in allen Fällen endlich kommen, dafs Ei. 7—o werden mülste, oder dafs der Pfahl bey der Falliche H und dem Gewichte P des Rammklotzes nicht tiefer eingetrieben werden könnte. g,7 523 $: 7- Eben hierauf beruht die Gröfse des Widerstandes, welchen die mit Weiden besetzten Ufer den Eisgängen entgegen zu setzen vermögen. Man mufs aber in der Anwendung auf Eisgänge Z statt Z—P schreiben, weil im Ausdruck Z—P die‘ Gröfse P nicht als Masse: schlechthin, sondern als Gewicht ‚oder als eine von der Schwere getriebene Masse steht, bey Eisgängen aber P in die- sem Sinne, nicht wirkt. Die einzelnen Eismassen vertreten die Stelle des Rammklotzes ; P bezeichnet die Gröfse ihrer Masse, Wenn die Geschwindigkeit : N ; .c ROHR s : - einer Eismasse Ü ist, so ist Er ; Q ist die dem Eisstosse aus- o gesetzte Masse, z. B. eine Mauer, ein Pfahl, ein Brückenpfeiler u.d.gl.; Z ist die Grölse des Widerstandes. Jede Eismasse hat einen gewis- sen Grad der Weichheit und der Brechbarkeit, so dafs der Werth von.r’ dabey nicht ganz unmerklich ist, und daher auch bey sehr beträchtlichen Eismassen im Anprellen gegen harte Gegenstände H= en =0o werden kann, welches dann der Eisstofs unschädlich macht. Ist hingegen P sehr vielmal gröfser als Z, wo dann wegen 3 . € . . Z der Dicke der Eismassen gewöhnlich 7’ desto kleiner ist, so wird er eine sehr kleine Grölse, und der th von r kann so bedeutend werden, dafs der Eisstols den Widerstand bey weiten übertrifft. IRRE “8 Esseyab(Taf.VIFig. ı) ein beugsamer Balken, hier im lothrechten Durchschnitte; M, N seyen Pfähle, die nur dann erst tiefer sinken, wenn jeder mit einem Gewicht Z beschwert wird; ein Gewicht —2Zin der Mitte v auf- gelegt beuge den Balken aus cd in cmd, so daß die At 66 ® Tiefe 52% EBENEN Tiefe vrm—r’ werde; man soll den Erfolg bestimmen, wenn ein Gewicht —P von der Höhe H herab, auf den Balken fällt. i 3 z LE | .düufl. Die Pfähle werden erst zu’ sinken anfangen, wenn das fallende Klotz den Balken bis zur’ Tiefe +v m= r'niedergebogen hat. Der Erfolg ist 'also derselbe, "als fiele: ein Klotz, dessen Ge- wicht — ı P wäre, auf einen Pfahl, den es erst auf die Tiefe 7’ comprimiren mülste, bevor er zu sinken anfienge. Des Pfahls Ge-: wicht sey, nun —Q,,das Gewicht ‚des halben Balkens — q,-so muls man ($.6);Q-+4q statt Q, und 2—(; P-1.g) statt 4— P, ‚aulserr, dem aber ı P statt P schreiben. . Dieses giebt öl % rn Dan ; = GP+Q49.(243 ;P—q), P welches die Tiefe ist, zu,der ‚bey unverändertem :Widerstande die Pfähle -bey einem einzigen Stosse-‚oder Falle des. Rloizes ‚tiefer ein-, sinken werden, Zt JE ü u D NOY 5.9: Die Tiefe, bis zu der sich der Balken beugt, ie er zer- bricht, sey —r’”, und das Gewicht, das, in der Mitte aufgelegt, dieses’ Beugen' bewirkt, und bey einiger Vergröfserung das 'Brechen bewirken würde, sey —Z’, so ist der Balken gegen das Brechen beym Auffallen des Klotzes nur dann gesichert, wenn seine Geschwin- digkeit, nachdem sich der Balken bis zur Tiefe 7” gebogen hat, — o geworden ist, also für 1 a A H— ab ==0: Also ist die grölste Höhe, von der das Klotz au nu Balken ohne Gefahr Fr Brechens fallen darf, Ist also P= #Z, so Re H—irW, ha gi Iqa Wäre | ’ 8°5 Wäre Z’—20.P, so wäre H- ı0.7%. Kann sich z. B: der Balken 4 Zoll tief beugen, bevor er Anstalten zum Brechen macht, so wäre im letztern Falle H = 10.4 — 40 Zoll. Liefse man das Gewicht P=,5 Z* höher als 40 Zoll hoch auf die Mitte des Balkens herabfallen, so wäre er in Gefahr zu brechen. Es gehe z. B. ein 200 }&. schwerer Mensch über ein hohl lie- gendes Bret, das in ‘seiner Mitte höchstens 400 45. zu tragen vermöchte , bey diesem Gewichte aber sich 6 Zoll tief beugen mülste, so würde es sich, sobald der Mensch in die Mitte käme, genau’ genug um 3 Zoll senken, und daher noch 3 Zoll tiefer sin- ken können. Der Mensch gebe sich nun durch plötzliches Niederbücken CC? 45 — 3 Zoll, P— 200 4&, Z‘ nur noch = 200 +5 (weil das Bret des oberen :Körpers eine. Geschwindigkeit C, so wäre H= » ale mit P — 200 Pfund beschwert ist), also c? Bar} 200 j 24] Eh ae Setzt man g= ı5 Fuls — 180 Zoll (Paris.), ‚so hat man C2 = 720. 1,5 = 1080 und C= yYıo8o— 33 Zoll. Bückte sich der Mensch so schnell nieder, dafs sich die Mitte des Brets mit einer Geschwindigkeit von mehr als 33 Zollen am An- fange der Bewegung niedersenkte, so käme er in Gefahr durch- zubrechen. — 1,9 Zoll. $. 10, Sehr behende Menschen können über Körper hinspringen, die mit demselben Gewicht nicht beschwert werden könnten, ohne zu versinken, oder zu zerbrechen. $o könnte z. B.. ein Mensch von ı4o Pf. ohne Gefahr des Einbrechens auf ein hohl liegendes Bret springen, das nur 8o Pf. zu tragen vermöchte, wofern er nur den durch den Sprung erreichten Standpunet eher wieder verläfst, als : sol- 526 solcher bis zu der Tiefe niedergebogen worden, über welche hinaus das Bret zu zerbrechen beginnt... So kann er über Steine , welche in sumpfigem Boden liegen , ohne Gefahr hinspringen , wenn sol- che gleich kaum 80 Pf. zu tragen vermöchten, ohne vollends zu ver- sinken , wofern er nur jeden Stein eher wieder verläfst, als er bis unter die Oberfläche des Sumpfs eingedrückt werden kann. ab, cd (Fig. 2) seyen Breter, z.B, ı Zoll dick; das Stück be sey so dünn, dafs in der Mitte m ein nur 23pfündiger Körper durchbrechen würde; die Länge bc betrage z. B. nur 6 Zoll; ksey eine 5opfündige Kugel, die mit einer Geschwindigkeit von ı0 Fufs in b ankomme, so wird solche, ohne einzubrechen, über bc weg- rollen, nicht als ob der lothrechte Druck auf bc durch die schnelle _ Bewegung der Kugel vermindert würde, sondern weil die Kugel in 25 Sec. schon über das Stück bc weg ist, und zum Einbeugen und Brechen längere Zeit erfodert wird. $..11, Befindet sich in AB (Fig. 3) z. B. in m ein Körper 9, in wel- chen nach der Richtung AB eine unveränderliche Kraft Z wirkt, so Ka ! : . zZ wird ihn diese als eine beschleunigende Kraft f=-, von m nach B P zu treiben streben, und ihm in der Zeit t eine Geschwindigkeit e’ —2g‘t—2 —.gt mittheilen. Käme er aber in m schon mit der Ge- » schwindigkeit C von B nach Man, und wirkte von nun an nach entgegengesetzter Richtung jene Kraft Z ın ihn, so wäre am Ende der Zeit t seine Geschwindigkeit nach A noch SZ e—=C— DEE), Z also east, und Zi CS ;g, 2gt Diese 527 Diese Gleichung giebt also die Gröfse der. bewegenden Kraft, wel- Che einer mit der Geschwindigkeit C in Bewegung gesetzten Summe von Körpertheilchen, die sich durch P ausdrücken läfst, während der Zeit t entgegen wirken mufs, wenn ihre Geschwindigkeit C am Ende der Zeit t noeh —c seyn soll. $. ı2. Bey ströhmendem Wasser im Gerinne oder auch bey einem isolirten Strahl, dem eine Fläche senkrecht entgegen gesetzt ist, giebt die Formel für Z die Gröfse des Wasserstosses an, wofern nur die Stofsfläche grofs genug ist,-um den ganzen Querschnitt des in Bewegung gesetzten Wassers aufzufangen. Es sey nämlich W die Grölse des Wasserquerschnitts, in welchem die Wassertheilchen noch ihre durch die Stofsfläche nicht abgeänderte natürliche Geschwindig- keit C haben; die Geschwindigkeit, mit weleher die Stofsfläche dem Wasser ausweicht, sey — c, so können sämmtliche in der Zeit t durch W durchfliefsende Wassertheilchen in dem Augenblicke ihrer Berührung mit der Stofsfläche nur noch mit der Geschwindigkeit c ihre Bewegung fortsetzen. Die Summe der Wassertheilchen, welche auf diese Weise in der Zeit t einen Theil ihrer Geschwindigkeit C verlieren, so dafs solche nur noch —c bleibt, istt «CW-—®, daher = —.C W und nun wird Be ZH Te, 28 $. 13; Dieses ist also die bewegende Kraft, welche der Wassermasse C.W entgegen wirken muls, um die Geschwindigkeit © in die e zu verwandeln. Da nun der Wasserstofs wegen des gleichförmigen Be- ‚ harrungsstandes dieser bewegenden Kraft gleich seyn muls, so hat man, wenn man die Grölse des Stolses mit P bezeichnet, I. 528 ’ IR des bin‘ pe. 25 ' i Wird die in ı. Sec. anstossende Wassermenge mit M bezeichnet, so hat man auch - H. pzlzE o Sind H, h die zuC, c gehörigen Höhen, so hat man ferner A «M: : # 2p H— vl oder 1. EB = Bi EN: o Schreibt man hier Ww.: 2YgH statt a: so hat a yH- BR a he B Wa sH ve Vs oder iv. P=2W.(H— yYHb). Auch für den Stofs im unbegränzten Wasser, wie Fig. 4, gilt die allgemeine Formel TER ZoderP= Ist Bd. Nur fehlt hierbey die Bestimmung des Werths von ı der. vorhin für die angenommene. hinlänglich grofse Stofslläche = C. W war, wo C und W als bestimmbare Grölsen angenommen werden konn- ten. Im jetzigen Falle (Fig. 4) kann zwar auch z. B. bey af die Geschwindigkeit C als bestimmbar angesehen werden ; ‘aber der Quer- schnitt, aus welchem sämmtliche MW ässöftheilehen wirklich zum Stosse kommen, oder W bleibt beym unbegränzten Wasser unbestimmt; - ob man dafür den Querschnitt om oder den af oder irgend einen . andern nehmen soll, bleibt unentschieden, folglich 2. oder. C. W ei- ne unbekannte Gröfse, die nur in-Begründung auf gewisse Hypothe- sen näherungsweise angegeben werden: kann. Der . 529 Der hydraulische Stösser (Stofsheber, Belier hydraulique). S14 Eine sehr nützliche Anwendung des Wasserstosses ist die beym hydraulischen Stösser. Eine Beschreibung dieser Maschine findet man in der Be- schreib - und Abbildung des hydraulischen Widders (Leipz. 1806) S. ı7 u. ı8, und, nebst einer schr zahlreichen Menge angestellter Versuche, in Eytelwein’s Bemerkungen über die Wirkung und vortheilhafte Anwendung des Stolshe- bers, Berlin, 1805. Hier kann daher folgende kurze Beschreibung genügen. Man denke sich ein Behältnifs (Fig. 5) bis an a b mit Was- ser angefüllt und durch beständigen Zufluls immer so angefüllt er- halten; bey e und c seyen Ventile (Klappen - oder wie hier Schei- benventile) angebracht. Die Leitröhre mn endige sich bey c in einen Windkessel M, aus dem sich eine Steigröhre fd er- hebt, die auch seitwärts ausgehen und überdas schief geleitet seyn könnte. Die untere Steigröhrenmündung f liege tiefer als der Spiegel ab, so wird das Wasser sich vermöge seines Falles gleich anfäng- lich über die Stelle f erheben und so die Luft im Raume kk ver- sperren , und die Ventilscheibe c wird dann zufallen. Die an der Oclinung anliegende Ventilscheibe e sey leicht genug, um durch den Druck des Wassers in dieser Lage-zu beharren, so dals jetzt alles ruhig ist. Drückt man nunmehr die Scheibe e nieder, so strömt das Wasser durch die Ventilöffnung; die Wassermasse « ß geräth in Be- 67 wegung, 530 wegung, und strebt diese Bewegung fortzusetzen. Die Scheibe e, die nur durch einen äufseren Druck herabgekommen war, steigt nun, sich selbst überlassen, wieder aufwärts und schlägt wieder an die Oeffnung an. Dagegen hat die fortgesetzte Bewegung der Wasser- masse «ß den Erfolg, dals die Scheibe c wieder erhoben wird und neues Wasser in den Windkessel einströmt und zum Theil in der Steigröhre höher hinauf steigt, bis die Scheibe ce wieder zurückfällt. Beym Zurückfallen schlägt sie mit einiger Hefügkeit auf den Rand. der Oefinung, wodurch das Wasser unterhalb der Oeffnung einen starken Stols empfängt, welcher ein momentanes Rückströmen des Wassers nach 8 zur Folge hat. Der atmosphärische äulsere Druck, auf die Scheibe e erhält hierdurch das Uebergewicht, und die Scheibee sinkt daher herab. Das Wasser fängt jetzt von neuem an, bey e auszu- strömen; die Scheibe steigt wieder aufwärts, bis sie die Oeffnung aufs Neue verschliefst, da dann das Wasser in der Leitröhre vermöge seines Bewegungsmomentes die Scheibe c wieder erhebt, womit der vorige Erfolg wieder eintritt, dafs nämlich neues Wasser in den Windkessel einströmt, dann die Scheibe c wieder zurückfällt, u. s. £. So dauert nun das gegenseitige Spiel der beyden Ventilscheiben fort, bis endlich das Wasser die ıhm durch die Steigröhre angewiesene grölste Höhe d erreicht hat und dann bey e beständig ausströmt. Denselben Erfolg hat man auch bey den Einrichtungen Fig. 6 u. 9, wo die Ventilöffnung e anders angebracht ist, und Rlappenyentile statt der Scheibenventile bey c zu sehen sind. Aufserdem sind aweck- dienliche Federn » und £ (Fig. 9) vorgerichtet. Auch bey e ist Fig. 6 ein Klappenventil angebracht, Fig. 9 aber ein Ventil eigener - Art, das ich weiter unten näher beschreiben werde. Man könnte es ein prismatisches Klappenventil nennen. Hier ist nun (Fig. 6 u.9). E das Sperrbehältniß, A das Zuflufsbehältniß, e das Steigventil, g e das } „A — 531 e das Sperrventil, M der Windkessel, fd die Steigröhre, eß die Leitröhre (Fig. 5 ist sie 28 +2,c; ich sehe aber vor der Hand öc als unbedeutend an), ax oder ve die Druckhöhe, ye die Förderungshöhe. 1% Um die Bedeutung der Bezeichnungen, deren ich mich in- der Folge bedienen werde, jedesmal leicht aufsuchen zu können, will ich sie hier ein = für allemal angeben. Es sey nämlich | die Hänge der beitröhre zB"; = it. u ZA — — des Sperrbehältnißses . . . .. = =, € Sr dest Stucks Ban EM N die. Weite ‚der Leitröhre,2ß" u. as a 8 der zugehörige Durchmesser — für das Stück $c eben so die Oefinung des Steigventils. . ». . .. = uw _ —_ — Sperrventls . . . Br die Weite des Sperrbehältnisses im Mittel ge- nommen CT IRE der zugehörige Die die Weite vom ED RRER, Theile den Wind. Kessels:1a.n% Bereee der zugehörige Dobelesien die Forderungshiöhe 2 a FE a Le die Weite der Steigröhre ihr Durchmesser ihre: Danger te De ur die Druckhöhe ax die Menge des Wassers, welchen bey re ger Eröffnung des Sperrventils verloren geht . = M’ 67° die, , u ll > Ian N rn dB. GH 533 die, welche in jeder Minute verloren geht : — m die Menge des Wassers, welches bey jedesma- liger Eröffnung des Sperrventils in den Wind- kessel einströmt ERFINDER! diese Menge für eine Minute N N a ES Um soviel möglich Brüche zu vermeiden, werde ich alles in Zollen ausdrücken, wenn nicht die Anlage ziemlich ins Grolse geht, $. 16. Bekanntlich darf man nur das Product aus der Förderungs- höhe in die erhobene Wassermenge mit dem Producte aus der Fall- oder Druckhöhe in die verbrauchte Wassermenge dividiren, um das Effectsverhältniß zu finden, das nur bey der grölstmöglichen Vollkommenheit einer Maschine und nur bey Beseitigung aller Ne-_ benhindernifse — ı seyn kann. Zur Festsetzung des richtigen Aus- drucks für das Effectsverhältnils bey dieser Maschine dient folgendes; Das Wasser steigt von e bis zur horizontalen a v in der Steig- röhre nur vermöge der Druckhöhe ax, und das Wasser wird durch den Stofs über die horizontale av bis zu d hinauf nicht vermöge der bey e ausströmenden Wassermenge allein, sondern vermöge der gesammten durch die Leitröhre abfliessenden Wassermasse erhoben. Diese ist nun für jede einzelne Erhebung nicht — M’, sondern —M-+M‘, und die ganze Höhe, auf welche die Wassermenge M vermöge Drucks und Stosses zusammengenommen erhoben wird, ist nicht —vy, sondern —ev-+-vy, also nicht =H—h, sondern —H. Bezeichnen wir also das Effectsverhältnils mit E, so ist offenbar MH OIM).h der hierher gehörige Ausdruck *). = $. ı7. *%) Es ist in der That auffallend , dals sowohl die französischen Mathematiker Bos- sutu. Cousin in der oben angeführten Abbildung und Beschreibung ete., als Hr. { Eitel- x 533 $. 17. he Um wirklich angestellte Versuche vor Augen zu haben, will ich einige aus Hrn. Eytelwein’s sehr verdienstlichem Werke her- setzen. A. Aus Eytelwein in seiner Schrift von dem Ausdrucke für E,so sprechen, als ob es bey dessen Festsetzung darauf ankomme, was uns am natürlichsten scheine, Wenn ich die eytelwein'schen Bezeichnungen in die meinigen übersetze, so scheint ihm der Ausdruck M.(H—h) ee der natürlichste zu seyn (a, a. ©. S. ı3). Eine andere Rechnung M.H ” ” . . ” TTMIM).h liefse sich nach seiner Meinung in einem besondern Sinne genommen noch rechtfertigen, Diese Aeußerungen entsprechen nicht der Be stimmtheit, durch die sich Hr, Eytelwein sonst so vortheilhaft auszeichnet. Uier kann nicht von natürlich scheinenden Voraussetzungen die Rede seyn, so” bald die Natur der Sache diejenigen Bestimmungen ausspricht, welche noth- # wendig zum Grunde gelegt werden müssen. Er hat gerade den unrichtigen Ausdruck gewählt, In der Vergleichung mit dem Effeet eines Rades, das Pumpen betreibt, hat er keineswegs, wie er glaubt, zwey von einander ver- schiedene und dennoch richtige Ausdrücke für E. Es ist ein und derselbe Aus- druck. Wenn nämlich H überhaupt die ganze Förderungshöhe von der tiefsten Stelle der Pumpe bis zum Ausguße derselben, und h die Höhe des Zuflufsgerin- nes über der tiefsten Stelle des Rades, ferner M die erhobene und M# die auf das Rad benützte Wassermenge bezeichnet, so ist für beyde von ihm angenommene MH $ L h = Stellungen der Pumpe allemal E— —- Wh’ so dals jede seiner beyden Angaben durch diesen Ausdruck ausgesprochen wird, welches sich bey dem hy ‚draulischen Stölser ganz anders verhält. Der Unterschied zwischen der Betreibung des Stös- sers und des Wasserrades mit der Pumpe führt auch selbst sogleich auf unseren Ausdruck für E bey dem Stösser. ‚Bey dem Wasserrade mit‘ der Pampe hängt es nämlich von unserem Willen ab, ob wir einen Theil von dem zur Betreibung des Bades gebrauchten Wasser durch die Pumpe wollen auffördern lassen , oder ob die Pumpe Wasser fördern soll, das von dem, womit das Wasserrad betrieben wird, ganz abgesondert ist, Beym hydraulischen Stösser aber müssen nothwendig beyde \Vassermengen M--M’ der. Maschine zufließen, oder es muls die erhobene Wassermenge M nolbwendig ein Theil der zum Betrieb der Maschine gehörigen Wassermenge seyn. 534 A. Aus Eytelw. IV. Tafel. Hier war Länge der Leitröhre 424 rhl. Fuls, =5310 Zoll, — — 'Steigröhre 3ı F. 73 Z. —3793Z. I. Beym Versuch Nro. 132 war M —ı17Cub.Zoll M—y— — U =aıF. 527. —ammtZ EU TEN ENT Das Sperrventil war eine Sperrscheibe, dabey »° — 3,49. Zoll, u —3,69 — —;5 das Steigventil war ein Klappenrentil mit einer hinlänglich weiten Oeffnung. Die Anzahl der Schläge, welche jedes Ventil in einer Mi- nute machte, war —7. Also ı Schlag in 8,57 Sec. . } MH 64 Hier wrd E= OD Dan OB. 1. Beym Versuch N. ı27 war alles wie vorhin, nur NM= 650.2. M—5317 — B —Zaı9,51 7. ars 7 hie 2ER. 102. 134.2, ubsggTEN 6 also E= "5382.34 =.0,1343 die Anzahl Schläge in ı Min. war 8, also ı Schlag in 73 Sec. B. Aus Eytelw. II. Tafel. Länge der Leitröhre —=213F. = 261. — =, Steigröhre —25P. 012, — 90912. “.—5,880.2. ° ea —3,09 ——; wieder eine Sperrscheibe, das Steigventil eine Klappe. au — 335 II. Beym Versuch N. 20. war M = 1609 C. Z. an ar —— H =25F.72Z. =3072. h= 9F,1042.= 1184 Z,, also E = 0,861; | dabey 67 Schläge in ı Min. | oder ı Schlag in 0,9 Sec. IV. Beym Versuch N. 39 war alles wie vorhin, nur MIN 189:C.H; Murat — HNZEICHZ. h=.ıg-, aso E 0,125; dabey ı3% Schläge in ı Min, also ı Schlag in 4,44 Sec. B C. Aus Eytelw. V. Tafel. Länge der Leitröhre und der Steigröhre wie in der IV. Taf. die Ventile wie in den vorhergehenden Versuchen Nro. 20 u, 39. Auch » und „ wie dort. V. Beym Versuch N. 168 war M —104 CZ, Msn H =3771Z r h = 85 =, j also E =0,703; dabey ı04 Schläge in Min.,; also ı Schlag in 0,577 Sec. VL Beym Versuch N. 201 M = 570 0.2. M—=14ı. -—— u 14887; 3 Hl= 377 —, ao E — 0,882; dabey ne } 536 dabey go Schläge in ı Min,, also ı Schlag in $ Sec. D. Aus Eytelw. I. Tafel. VII. Beym Versuch N. 2 waren Länge,der Steigröhre und der Leitröhre, ingleichen ihre Weiten und die Ventile eben so wie in den schon mitgetheilten Versuchen N. 20 und 39. Ueberdas M — 863 C.Z. MM = 1646 —— R H = 307Zoll % h = 1m, also E =0,900; dabey 66 Schläge in ı Min., also _ ı Schlag in 0,91 Sec. Diese 7 Versuche, deren Resultate sehr verschieden und da- zum so von mir gewählt worden sind, mögen hier genügen. Man hatte demnach TEMZı Er )2428IC,Z, Ir. es) «— 8,126 IL M— 829 = 24,015 IV.MZ 1% — 3,888 V- M= 433 = 1,000 VE.M=.:98 = 7125 VIL.M= ®°$& —, 13,079. # Unter der grofsen Menge von Versuchen, welche uns Hr. Ey- telwein mitgetheilt hat, war bey dem N. 2 (hier VII.) das Effects- verhältnils am gröfsten, nämlich nur um ;5 kleiner, als das grölst- mögliche selbst bey Verschwindung aller Nebenhindernilse seyn könnte. Es ist daher zum voraus zu erwärten, dafs die Theorie, wenn die Nebenhindernilse bey Seite gesetzt werden, das Effectsverhältnifs _ für 537 für diese Maschine — ı geben werde. Ich setze nun anfänglich noch einige Umstände bey Seite, welche bey einer vollkommenen Einrich- ‚tung wenig in Betrachtung kommen, hole aber alles nach, was auf den Effeet Einfluls haben kann, und gebe so nach und nach der Theo- rie die gröfste Allgemeinheit, die man für sie fodern kann. Den Einflufs, welchen die Röhrenwände und Verengungen oder Zusam- menziehungen des Wassers, bey seinem‘Strömen durch vorgeschrie- bene Oeffnungen, auf dieBewegung haben, bringe ich so in Rechnung, wie solches schon längstens von mir in meinem Handbuche der Ma- schinenlehre‘geschehen ist. Es kommt hier, wie bey allen solchen Untersuchungen, darauf an, von einem richtigen Gesichtspuncte aus- zugehen, und die erste Frage so abzufassen, dafs wir darin schon das Ziel und die Möglichkeit, es zu erreichen, wahrnehmen. Nicht selten wird blos durch die Abfassung dieser Frage schon die Mög- lichkeit begründet und der Weg gebahnt. $-. 18. Das Sperrventil sey anfänglich geöffnet, so daß das Wasser in einem gewissen Augenblick mit der G«- schwindigkeit ce längs der Leitröhre abfliesse; in die sem Augenblick schlage das Sperrventil plötzlich an die Oeffnung und verschliesse solche, was wird erfol- gen? ı. Die Wassermasse Aw wird ihre Bewegung mit dem Bewe- gungsmoment c.A w fortzusetzen streben. Dieser Masse wirkt aber der Druck ciner Wassersäule von der Höhe H—h entgegen. Hier- aus entsteht eine verzögernde Kraft (H—h).» _H—h = RE 7 . 2. Das Steigyentil mufs sich nothwendig öffnen und (sein Gewicht als geringe bey Seite gesetzt) so lange geöffnet bleiben, 68 bis 538 FR - = bis jene Kraft der Wassermasse Aw, wenn solche anfänglich ruhig stünde, nach und nach eine Geschwindigkeit —— c beygebracht ° haben würde, welche die +c wieder aufhebt. Die hierzu erfoder- liche Zeit heilse t; die zu c gehörige Höhe sey —v; so ist, wenn in der ıten Sec. ich den vermöge einer beschleunigenden Kraft durchlaufenen Raum mit g/ bezeichne, e=.. 5; also c? f £ t=V —— IR Ale u. ; Achyfge oder t= 17%; V 5 ’ wo g beltanntlich 13,623 rhl. Fuss bezeichnet. Es sey x’ der Raum, den ein einziges Wassertheilchen in dieser Zeit längs #8 durchläuft, so ist ec? (ir > = —? >77 ah 48 ehe o a 2, A folglich die durch die Oeffnung des Steigventils in den Windkessel einströmende Wassermenge bis zu hergestellter Ruhe des Wassers c’o A H—ı A Xu — 5- Ai also M= Eh 2 3. Hierbey ist aber auf die Nebenhindernifse noch nicht mit- gesehen, welche das Wasser in Röhren leitet. Die Höhe, welche der Geschwindigkeit des Wassers in der Leitröhre zugehört, nach- dem es darin irgend einen unbestimmten Weg x durchlaufen hat, sey —v’, und die ihm entgegenwirkende Kraft — f, so hat man voll- ständiger g_H-b4+(00. + = +G > Se OBER u wo I 539 wo y den Zusammenziehungscoefficient des Wassers für die beyge- setzte Oeffnung bezeichnet. Dafür will ich nur zur Abkürzung, wie ia meinem Handbuche der Maschinenlchre, „_H-h+@+B).r I A setzen, so dafs Y—0,03. I ist, woraus sich zugleich die Bedeutung von ® ergiebt *). 4. Ein Körper, der mit der zu v gehörigen Geschwindigkeit der Richtung der Schwerkraft entgegen geworfen wird, muls den Raum v—v’ durchlaufen, wenn ihm die zu v’ gehörige Geschwin- digkeit bleiben soll. Wenn also hier x den Raum bezeichnet, wel- chen die mit einer zur Höhe v gehörigen Geschwindigkeit anfäng- lich in Bewegung gesetzte Masse in der Leitröhre durchläuft, bis aus der grölseren v die kleinere v’ wird, so hat man die entgegen wirkende verzögernde Kraft Be MR A N de Die Aenderungen von v’ sind, denen von x entgegengesetzt, weil v’ abnimmt, indem x gröfser wird. ‚5. Aus 3 und 4 hat man nunmehr H—hb+QA+B.v _ dv A dx oder 1 H—h ars Ilet ae) dx ECHTEN R, Fer at VHIRB' also RA, H-h *) Ungewilsheiten, die in Bestimmung der Werthe von Y und ® liegen, können uns hier nicht in Verlegenheit setzen, weil, wie wir sehen werden, v’ allemal nur einen sehr kleinen Theil von h und um so mehr von H—h ausmacht, so dals der ungewisse Theil von Y und von B gar nicht zu achten ist, We- geu ® s, das Ende dieser Abhandl. 68. * 510 Wenn nun wie vorhin v die Geschwindigkeitshöhe für das Wasser #n der Leitröhre in dem Augenblick bezeichnet, da die Serge anschlägt, so hat man, für x—0, ’=v, also Const. = — En Ho) Dieses im letzten Ausdrucke substituirt, giebt ı H—h H-—h x YZ ER RERRN AN = eEE Br A-+® (Vor GEB Fr) —logn. Gar) 3 = oder auch AL-H-B). ern h Se * —Jogn Dee - AB. +H 6. Das Steigventil schliefst sich wieder, wenn alle Bewegung in der Leitröhre ein Ende hat, oder für v‘ — o. Verlangt man also x für diesen Augenblick, oder soll sich die Formel auf den zu die- sem Augenblick gehörigen Werth von x beziehen, so wird ALB.x _, GB vtH—h \ ODE gen % u AN HTEN oder auch UTB.x _ (AB). v A an (1 ar ee! H—h | 7. Nach einigen Augenblicken öffnet sich nun wieder aus dem schon oben angegebenen Grunde die Sperrklappe; die Bewe- gung des Wassers in der Leitröhre beginnt aufs neue; das Sperr- ventil schliefst sich endlich wieder, und die Höhe, welche der Ge- schwindigkeit des Wassers in der Leitröhre in diesem Augenblick, da das Sperrventil von neuem an die Oeflnung anschlägt, zugehört, ist die in der Formel schon gebrauchte Höhe v. Die Formel gilt für jeden Werth von v. Da nun die beschieunigende Kraft, wel- che das Wasser längs xß herabtreibt, allemal viel kleiner als die der natürlichen Schwere ist, und die Zeit, während der das Sperr-_ ventil offen steht, allemal sehr klein ausfallen mufs, so bleibt v im- mer sehr vielmal kleiner als h, und um so mehr wird in der An- wen- x 54. AHB:r H—h ein kleiner Bruch, so dafs schon die gte Potenz von un a als wendung auf Fälle, wo H—h vielmal gröfser als h ist, unbedeutend bey Seite gesetzt werden kann. Man kann daher mit hinlänglicher Genauigkeit in er ee setzen; ne sehr nahe aD armer AB: H—h 2. Fe h)2 H—h 2.(H—h)? A and —_2H-h). v—(AHFB). Ir a. (H—h)e ae welches der Weg ist, den die Wassertheilchen in der Leitröhre während der Zeit, da das Steigventil offen steht, längs «8 durch- laufen. 8. Man hat demnach, weil M—x.u seyn muls, (2 Hm. — A+B.r). 10 TERN EUER HEUT} age 9. Die zu diesem Abflufse erfoderliche Zeit heilse t, so hat man für jede Geschwindigkeit e des längs «ß abfliessenden Was- sers, weil die Aenderungen von c und t während der Eröffnung a Steigventils einander entgegengesetzt sind, —de=z2fg.dt. Nun ist c=2Ygy;de=2. PN iv 2dr H—h B ind DE a9 v; ı (un) +HQ-+ Yr).ar A daher gr id 73 v2.dv’.a d di ET (HH+A+B). v’).2g® Es - 54% Es sey nun H—h+.(A+B).v'=z, so ist _—z—H-+h dz und nun hl 2.(A+-B)? . za @_HLbE Es sey («—H-+-h)i —y; also z—H--h=y*, so wirdda=2ydy x.2ydy 2.(U+2)°. 8%. y.4°-+H—b ady "ass. Die Integration giebt und dr I x ar va ea ang r Cmer 2“ a, == TAB). Arc. tang. (a+8).r)' Yazt Const. Für t— 0 ist !’—=v, also 1. Tr (AHB).v Const. —— ya), ‚ee Arcıtg.V ’ und nun EMESUIRAS EN EN, AHB). v ALB.r\, == YQaFB3.sH_5 (A a ) Um die ganze Dauer des Einströmens nach erfolgtem Aufstossen des Steigventils zu bestimmen, muls man v’=o setzen. Hiernach wird die Einströmungszeit = BER PER ERS 1. nD) = 7ATB).sH—h) EV Weil nun hier Y zu “ allemal als ein kleiner Bruch angenommen werden kann, so WW man auch Arc. V I: statt Arc.tg. V Ar schreiben; und weil überdas der Ausdruck Are. y- Y nur die LA Grölse V & rn 3 \ bezeichnet, so hat man sehr ir 543 EN ALB:r = YaAFB).s(H-h) Hh ty. V- wie oben (No. 2) für die ganze Dauer der N Einströmung in den Wind- kessel. . Dieser Werth wird immer sehr klein ausfallen, nicht leicht über ı/2 Sec. betragen, meistens aber weniger. oder ı0. Bezeichnen wir die beschleunigende Kraft, welche, bey wieder erfolgendem Ausflusse durch das Sperryentil, in die Wasser- theilchen längs «#ß wirkt, mit f’, und setzen die Wassermasse von ß bis zum Sperrventil bey Seite; bezeichnen wir überdas die verän- derliche Höhe, welche der zunehmenden Geschwindigkeit des Was- sers in der Leitröhre in irgend einem unbestimmten Augenblick zu- gehört, mit v”, so wird RS 7} 2 2 —h— (003-5 +? ea (FR) ur & ) ). 7 A wofür ich zur Abkürzung tm“ A schreiben will. Dabey hat A denselben Werth wie No. 3, wor- aus sich die Bedeutung von ®’ von selbst giebt. ı1. Um die zu v’ gehörige Geschwindigkeit in der Leitröhre zu erhalten, während das Sperrventil offen steht, müssen die Was- sertheilchen längs «ß einen gewissen Weg durchlaufen, den ich mit x“ bezeichnen will, und es wird dv’ V— — en dx” ’ daher ea Ye A d x’ ı2. Man erhält daher wie oben No. 3, indem wir nur h statt H—b, uud — (4-5) statt +(Y-+® schreiben, A+2° 5+ I eN h u Rn ar om (1 En) zunar Hier wird aber für x’”—o auch v“—=v, daher ı on, Const. — ALS . logn. — Erg ’ + Const. und nunmehr EREIRN Ah MTRS ER Wie % 5 UHS (1. (v a) as - I A h—(UHB).v” =4y oder IF logn. Eee zZ ER Fällt nun das Ventil bey e wieder zu, indem das Wasser in der Leitröhre die zur Höhe y gehörige Geschwindigkeit erlangt hat, so erhält man für diesen Augenblick EN I BAHT AB O5n. FERTTE — x [77 oder logn. a (A+BN), daher sehr nahe _ AHBN.v _(AUHBIEH h Dr (AB). x’ — ee 2h? h A und Era un Pi welches also der Raum ist, den die Wassertheilchen in der Leit- röhre, während der ganzen Dauer des Ausströmens durch die Sperr- öffnung, längs x ß durchlaufen müssen. 13. Weil nun M’— x“. « ist, so hat man _—_ 2hvr@+3). v2 5 ee as ‘ ar 2h? 14. Man hat also nunmehr E— MH MM) 545 “MH 2 TUR 1e ange is 3 2 rw (Cum HaHDr) at er AS) ode ii RE BIFIE 2(H—h) R - 7 AFBIr MAFB).(H—h).v Air s(H=P)F Tem nrah ) Setzt man (UHB).r und (A-+%).v bey Seite, so wird . H Hr== 2: m) dabey mag, so klein man will, seyn. Ist 2 sehr klein, so ist, mit Rücksicht auf die Nebenhindernifse, H—3(A-HB).v H43 A432), H 3 AH2). I, E= +3Q4+-8).7 15. Setzt man die zur jedesmaligen Ausflufsmenge M’ gehörige Zeit =t‘, so findet man, auf eine ähnliche Weise wie oben, A v LE hr N 16. Oben (No. 9). war t— Dr: 5, also tr —h:(H—h). Setzt man die ganze zu einem zusammengehörigen Spiel der beyden Ventile gehörige Zeit t+t’=T, so hat man A A \ = tr )Yz Hi v d = u y a nt 2 69 auch 16 auch (+1): =(h+H—h):(H—h) oder T:ı’—=H:(H—h); ebenso T:t =H:h, $. 19. Zur Vergleichung des für die verschiedenen Zeiten gefunde- nen Verhältnisses mit der Erfahrung wären genaue Beobachtungen nöthig, deren Anstellung aber grofsen Schwierigkeiten unterworfen ist, und keine sehr grofse Schärfe zuläfst, so dafs man bis auf ei- nige Terzien sicher wäre. Doch verdanken wir auch hierüber Hrn. Eytelwein mehrere belehrende Versuche , wobey er sich eines sinnreichen Verfahrens bediente, um sich dem wahren Verhältnisse wenigstens sehr zu nähern. Die hierhin gehörigen Versuche findet man in seiner Schrift S. 99. Sie sind in folgendem Täfelchen ent- halten. Die Versuche beziehen sich auf die Sperrscheibe. Nro. | Werthe | Werthe | Werthe | Zeit T Zeit des Zeit des|Zeit des Zeit des von von von in | Aufstei-| oberen | Nieder- |unteren h. H. x Terzien| gens. | Still- | ganges. | Still- EB PAST NEE DE RE | standes.| standes, Fuls,Zollı FE ZıF. zZ ı |&. az0|3r 52.0, & 5 10 1,4 45: 2 |9 ı0|31r. 5j2r 9| 4 9% 155 | 3 183 3 |9 ı0|3r. 5|2ı. 9 56 9 16 4,8 26,2 4 |6 6| 37. 64! 42. 6| 105 Io 17 4 74 5 54 | 37. 62 | 42. 6 74 IT, 152 4 424 Dabey hatte man Nro. ı. 174 Schläge in ı8 Sec. 2. 47 ne A 3. 322°.— -) — 1 0 28 — - u. hd —— a — Die u Pr: Die Gleichung ı -ır giebt nun Nro.2.1:0 — „u 62 = 11,5 Terz. CE 118 2, 0 = 3772 47 = 14.7 a! 56 = 17,5 3777 ae Ne = 18,3 4904 VE nr Du 150% 24 18,6 In dem vorstehenden Täfelchen bezeichnet die Zeit des oberen Still- standes zugleich die Werthe von t, so gut man solche zu beobach- ten vermochte; sie waren 10; 15% 5 16; ı; 17; ı5% . Die gröfste Abweichung von der theoretischen Bestimmung war die Nro. 5, wo sie aber doch nur 3 Terz. — z5 Sec. betrug, dafs es also noch zwei. felhaft bleibt, ob nicht bey der Beobachtung selbst um soviel ge- fehlt seyn könne. Eben so hat man die Werthe von t‘ nach der Theorie 50,5; 32,3; 38,55 86,55 55,45 — — Beobacht. 52; 313 5 405 88; 58- So zeigt sich also eine sehr gute Uebereinstimmung, auch für sehr verschiedene Werthe von A, die auch nach der Theorie auf das Verhältnifs der Zeiten gar keinen Einfluls haben, wohl aber auf die Grölse der gesammten Zeit T. $. 20, Ich habe bis hierhin die Betrachtung des Windkessels noch ganz bey Seite gesetzt, um die Untersuchung anfänglich mehr zu vereinfachen. Ich-werde diese jetzt nachholen, und man wird fin- den, dals sich die Einrichtung immer so machen läfst, dafs der 69 ? Wind- 548 Windkessel mit der Steigröhre auf den Eflect keinen merklichen Einfluls hat. Die Druckhöhe, welche der Bewegung des Wassers in der ‚ Leitröhre bey Eröffnung des Steigventils entgegenwirkt, wurde bis- her nur —H—.h angenommen, weil es immer dahin gebracht wer-. den kann, dafs man nur diese in Rechnung bringen darf, wofern die Steigröhre lothrecht in die Höhe geführt wird. Man nehme nun die Bedeutung der Buchstaben wie oben ($. 15), so ist die Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser in die NR REN dk DE Steigröhre ERDE = ; hierzu gehört eine Höhe _ 3000.73) 45 welche noch zu H—h hinzukommen mufs. Aber bey dieser Geschwindigkeitshöhe leidet das aufsteigen- “ de Wasser auch noch einen Widerstand, dem eine Druckhöhe = a at zugehört. Folglich muls zu H—h noch die 3600. 4 8: y?.w? d Höhe Pater SRREN (5 Dt r ı) hinzukommen. 14400. 8. 9°. w* Diese Höhe will ich mit $ bezeichnen; weil man nun yY’w’—!w* setzen kann, so hat man r Hs N (03:4 + 1): 7200. g.\0? Die obigen Formeln erhalten also in Bezug auf diesen Umstand ihre N, Allgemeinheit , wenn man darin überall ar h statt ug h Schenibf: $. 21. Bey lothrecht geführten Steigröhren wird nicht leicht 2 so grols vorkommen, dafs sich nicht d grofs genug nehmen lielse, um dadurch 9 in Vergleichung mit H— h unbedeutend zu machen. Hingegen kann auch 9 sehr bedeutend und sogar viel grölser als H—h 549 H-—h werden, wenn die Steigröhre zwar zu keiner beträchtlichen Höhe, aber nach einem etwas entfernten Puncte hingeführt wird, so dafs ni all beträchtliche ganze Zahl wird; zumal wenn man dabey noch den Fehler begienge, d klein zu nehmen. Wäre z.B. H— 490 Zoll; € — 36000 Z., und nähme man hier- zu eine einzöllige Steigröhre, so hätte man, WM 1000 (, Z. gesetzt, 1000000 0,03. 36000 P” H = — on ® (x + EEE et 7200. 12. 15,62, 0,785? I — 1300 Zoll. Wäre hierbey h—80Z., so mülste man 400 + 1300 — 1700 statt 400, d.i. statt H—h, in den obigen Formeln setzen. Nähme man D „17% wi Yan . I aber eine 4zöllige Steigröhre, so würde $ sehr nahe nur — oder 4° etwa nur zo so grols, also beyläufig nur — 1,3 Zoll, also unbe- deutend. $: 22. Die Abmessungen des Windkessels bedürfen zwar keiner sehr genauen Bestimmung „ sie müssen aber doch grofs genug genommen werden, um zu bewirken, dafs sie durch ihre Kleinheit dem Effecte nicht nachtheilig werden. Der Hauptkörper des Windkessels ist eylindrisch; sein oberer Theil, der Deckel, der Aufsatz, die Haube, kann conisch oder gewölbt seyn. Die Steigröhre greift bis auf eine gewisse Tiefe unter den Deckel in den cylindrischen Theil herab, die ich mit { bezeichnen will, vom höchsten Querschnitte des ceylindrischen Theils herab gemessen. Man mache die Einrichtung so, dafs das Wasser im Wind- kessel schon vermöge seines natürlichen Falls wenigstens die untere Steigröhrenöffnung erreicht, und dals diese dem Steigventile so nahe als möglich gebracht werde. Wohl aber darf das Wasser im Wind- kessel 550 kessel vermöge seines natürlichen Falles auch über die untere Steig- röhrenöffnung hinauf steigen. Ich will annehmen, das Wasser erreiche gleich anfänglich ver- möge seines natürlichen Falls in der Steigröhre die Höhe 3; es liege - also die untere Steigröhrenöffnung in der Tiefe 3 unter dem Was- serspiegel im Zuflulsbehältnisse. Steigt nun das Wasser vor dem ersten Schlage im Windkessel auf die Höhe y über die untere Steig- röhrenöffnung, so ist die Höhe des mit Luft angefüllten Theils des Cylinders noch {—y, und sein cubischer Inhalt — (£—y). (W—w), wobey ich die Dicke der Röhrenwand bey Seite setze. Die Federkraft der natürlichen Luft sey dem Drucke einer Wassersäule von der Höhe k gleich, so ist der Druck ‚ den die ver- sperrte Luft sammt dem auf die Höhe y über der unteren Steigröh- renöffnung im Windkessel stehenden Wasser gegen. diese Oeffnung nach oben ausübt, Ki R—wm)+b | len wo b den cub. Inhalt von der inneren Höhlung der Haube bezeichnet. Der Gegendruck der Atmosphäre und des Wassers in der Steigröhre ist jetzt— (k+3).w. Jener muls diesem gleich seyn, also 2B—w)-tb r nF b Es sey 9 _., 5, also b=«. (®— mw), so hat man stress), er zZayp reld Käme zu der Druckhöhe ?, mit welcher das Wasser gleich anfäng- lich in der Steigröhre gegen ihre untere Oeffnung druckt, nach und nach noch die Höhe A hinzu, so mülste nothwendig auch y grölser werden, und man erhält nunmehr y aus der Gleichung Pr er Sense Hier Hier genügt aber schon die Gleichung e-+: Dr Para a Für den Beharrungsstand der Maschine it 4 —H—h-+ 9, so dafs hier auch schlechthin A statt 3 -- A geschrieben werden kann, um für die Abmessungen des Windkessels eine genügende Bestimmung zu erhalten, Dieses giebt (+4). +9 +). y=@Ht)- K oder Bee) IT ea HHS-M. HN, k-HLS—h $. 22. Die obige ganze Untersuchung über die Theorie dieser Ma- schine setzt eine Wirkung des Windkessels voraus, ohne welche die gefundenen Resultate unrichtig wären. Er soll nämlich durch die versperrte Luft den höchst wichtigen Vortheil leisten, . dafs bey einer neuen Eröflnung des Steigyentils die in der Steigröhre enthal- tene \Wassermasse nicht erst von neuem in Bewegung gesetzt wer- den darf, sondern in der einmal erlangten Geschwindigkeit bestän- dig beharrt, weil sonst wieder neue Kraft erfoderlich wäre, um die verlorne Geschwindigkeit wieder zu ersetzen. Es darf also im Be- harrungsstande der Maschine die Expansivkraft der versperrten Luft keine merkliche Aenderung leiden; folglich darf der eubische In- halt des Theils vom Windkessel, den sie im Beharrungsstande ein- nimmt, sich nicht merklich ändern. Es mufs daher die in ı Sec. in dem Windkessel einströmende Wassermenge M’ immer nur ei- nen sehr kleinen Theil von ((—y-+e). (W—w) ausmachen, oder der Werth von —_ N ____ GEH SEINE, er Werth von ER”, oder der von Gh ).@B-m) sehr klein seyn. Zu diesem Zwecke ist es vollkommen hinreichend, &, e und X so grols zu nehmen, dals (k--H m— G+H+9 —h).1 RN werde, oder dals- (EHI). W—w) nicht < ei werde. Weil die Wände des Windkessels desto schwächer seyn dürfen, je kleiner W ist, so kann man £ etwa = ı,25.d oder auch — 1,5.d nehmen, G. 24. ı. Ich habe bisher den Einflufs, welchen das-Behältnifs E und das Röhrenstück $e auf den Effeet der Maschine haben, ‘ganz bey Seite gesetzt, weil er sich allemal unbedeutend machen läfst, und bey einer solchen Einrichtung wie (Fig. 6 u. 9) gar nicht in Betrach- tung kommt. Indessen muls man doch den Einfluls dieser Stücke auf den Effect anzugeben wissen, um die Bedingungen vollständig kennen zu leznen, unter welchen sich die Maschine ihrer gröfstmög- lichen Vollkommenheit mehr oder weniger nähert. _Wir-geben hier- mit unserer Theorie dieser Maschine die gröfste Allgemeinheit. "Neh- men wir die Bezeichnungen aus ($. ı5) und gehen auf ($. ı8) zurück, so erhalten wir dort statt des Nenners Aa den Aa kai Motu oder ms x +3"): PR und wir können dort, soweit die Betrachtung des Steigventils fort- geht, überall x + a a‘ -+ x“ statt A schreiben. Der Einfluls, den das Sperrbehältnifs auf die Bestimmung von % hat, ist ohnehin für Null zu achten. 2. Schreiben wir nun zugleich nach $. 2 H+H—h statt H— h, über das v statt v, so erhalten wir ($. ı8. Nro. 8) MW *) Hın. Eytelwein’'s Windkessel war nicht für alle Versuche so geräumig; doch schadete die Verminderung des Raums. dem Eflecte nur wenig, so dals dieser Abgang ganz bey Seite gesetzt werden kann. I n= (2. 49-90-4372): (at) LE BER > 5 SORT EN nen 3. Wenn nämlich v die Geschwindigkeitshöhe des Wassers in. der Leitröhre beym Anstossen des Sperrventils bezeichnet, so muls man erwägen, dafs jetzt die Höhe, welche der Geschwindig- keit des Wassers in der Leitröhre beym Anstossen an die Steig- klappe zugehört, nicht auch mit v bezeichnet werden kann, daher wir solche jetzt mit vd bezeichnet haben. Schreiben wir nun zur Abkürzung L statt + = “, und 1 statt ET, i £ sta At zy x‘, so wird 12 en ES demnach, wenn wir A statt H+S—.h schreiben, RR 2A.12.v _ AHB-I. 1*. Ir): - 73 L2 Maunper PRALTRNZRENNN Ev AHB).1er RAP DSB TE JE 4. Aus . 18. Nro. ı3 giebt sich, indem wir 1 statt des dorti gen A schreiben, Q Y « 2 SE RE en ak REN De 5. Daher jetzt ".H = mrı.h gl.7 _ (AHB).]%.v2 ERS ARTE R 2 yie.v _QF3). 1. vi v2 ahvt-(W-H-BN). v2 TER EEE —.1)-h, oder wi AB)... Hr he a RT TEE L De AFP. Er WUHRN-LAN 1 er ( re. ka Erna 70 Aus 551 Aus dieser Formel wird die $. ı8. No. ı4, wenn man 5=o und 1=L setzt. 6. Die vorstehende allgemeine Formel läfst sich auch so . ausdrücken ; 2 QA+B).Hr E— Eher L? 2A isch a AHB)Ehv QA-+-BN).L.Ar ae ( za na 2. unser Könnte man die Glieder, welche 4, W, 8 und ®%‘ enthalten, als- unbedeutend weglassen, so wäre schlechthin H = ms 1 also offenbar E desto grölser, je mehr sich bey bestimmten WVer- x L . 3 then von H, 9 und h der Quotient = der ı als seiner Gränze nähert. Dasselbe findet aber auch noch mit Rücksicht auf die Grös- sen Y, W, DB und ®%‘ Statt. Die vortheilhafteste Einrichtung der Maschine erfodert also a so klein als möglich zu machen. f 2 In dieser Hinsicht ist, besonders bey Versuchen mit nur kurzen Leit- röhren, die Einrichtung Fig. 6 u. 9 vortheilhafter als die Fig. 5. 6. 28. Für die Anwendung bleibt jetzt noch die wichtige Frage übrig: wie grols soll man v nehmen? Auf die Bestimmung des Effects- verhältnisses hat sie wenig Einflufs, weil sie nur in den Gliedern vorkommt, welche X, 8 und ®’ enthalten. Aber um für gegebene Werthe von H und h eine bestimmte Wassermenge NM erheben zu können, mufs man |. ı8. No. 8 den Werth von y wissen, der im- mer sehr klein ausfällt. Wir können für diese Bestimmung in den obigen Versuchen A’ und A” als unbedeutend bey Seite setzen; ach ä 555 auch ist es für diesen Zweck nicht nöthig, 9 besonders in Rech- nung zu bringen, da diese Gröfse in gedachten Versuchen nur ei- nige Zolle ausmacht, auf die es hier, wie wir sehen werden, nicht ankommen kann. Wir behalten daher für die Vergleichung mit ei- nigen obigen Versuchen hier die einfachere Formel $. ı8. Nro. 8 bey, nämlich (2.(H-h.r—QA-8).°)), vs F TREE wo man X und ®B aus $. ı8 Nro. 3 nimmt. Ich wähle zur Anwendung zuerst den Versuch $. ı7 VIL Den dort nicht bestimmten Werth von w setze ich —=30.Z. 3,69 Man hatte dort — 3,69 Q.Z., also d= 97 Z.; daher $. ı8. Nro. 3 A — 0,03. Er — GIGS Ich setze Y? w® — 0,6. w, und (Yy «)?— 0,5. PL so wird FE 3,69? TRADE 050. = 2,69; demnach Y+B=3,6+2,69 = 6,29 also aus obiger Gleichung für M, weil ber diesem Versuch M ı3 GC. Z. betrug, (2. (807 — 1173). v— 6,29. v”) 261.3,69 13 = 2. (307 — 1171)? BR 6,29. 261. 3,69 v2 = 35. 269.3,69. v— 2. 1892 oder 5 i 2457 = 963,1.v — ı6,2.v?, also v?— (0,11. v1 — 153,37: Dieser Gleichung thun 2 Werthe von v Genüge; man findet nämlich 3 v=30,5-+ 27, 87 2. Es ist aber die gesammte Zeit T, in der ein Schlag geschah, = 0,91 Sec., also |. ı8. Nro. ı6 70 2 rt’ — 555 H—h 190 1 vs —n5 allen rare ne 0,91 =0,56 Sec. Da nun ein Körper, von der natürlichen Schwere ge- trieben, in dieser Zeit nur die zu 0,56°. 183 rhl. Z. gehörige Ge- schwindigkeit erlangt, so fällt in die Augen, dafs hier, wo eine so viel geringer beschleunigende Kraft wirkt, das bejahte Zeichen nicht gebraucht werden könne; man hat daher hier v= 30,5 — 27,87 = 2,63 Z., wie sich auch aus dem Werthe von M’ übersehen läfst, der u — beynahe 25 C. Z. seyn soll. Weil nämlich, hier, wo eine beschleu- nigende Kraft wirkt, etwa die = von der natürlichen Schwere ist, ’ das Wasser in der Leitröhre, um die zu 2,63 Zoll gehörige Ge- schwindigkeit zu erlangen, einen Weg von etwa 2,6. 2,63 oder vom-< etwa 6,84 Zoll durchlaufen mufs, und mit dieser Bewegung die Was- sermenge 6,84. 3,69 — 25,2 C. Z ablaufen würde, so stimmt dieses mit der Angabe M’— 25 0.Z. ganz richtig zusammen. Hier hat man also, für h = 117 Zoll, nur eat h I17 44,4 Eine zweyte Anwendung sey die auf den Versuch {. ı7 VI., der in Bezug auf Größse des Effectsverhältnilses nahe an den vorigen gränzt, Bey diesem wird (2. 258. v— 10,80. v?).510. 3,69 , 7.129 — Eisen Daraus wird Voörgere und v—=1,382Z., also —- = ar ; 4 Einen äufserst geringen Werth für das Effectsverhältnifs gab der Versuch |. ı7 L Bey diesem wird vw=33,3— y (33,3” — 30,74) =0,475 also mau Der A e " S 557 Der Effect würde beym Versuch $. ı7 VI. noch über den VII. ge- stiegen seyn, wenn A und « besser Aa. hätten. Diese Vergleichungen bestätigen aufs neue, dafs — 7° und um so mehr - = immer noch kleiner ist, als nöthig wäre, um ohne ER SR Sl ler die obigen quadratischen Ausdrücke für die natürlichen Loga- rithmen annehmen zu können, $. 26, Setzt man -- statt v, so folgt aus |. 18, Nro. ı4, dafs das Effectsverhältnifs dar grölser wird, je grölser man den Werth von x macht. Substituirt man =. statt v, und setzt die Anzahl Schläge in ı Min. —n, welches M—n.M giebt, so erhält man $. 18. Nro. g. (21-1). - —_ (A+ 5) Ay a De 2. (H—h)2 und $. ı8. Nro, ı3. ee ee also, wenn wir den gesammten Wasserzufluls mit Z, für eine Mi- nute, bezeichnen, are, (2 Hh).he—QU-HB).h? $. 27. Das Product n A w hat auf das Effectsverhältnifs gar keinen Einfluls, weil es im Werthe von E LE wegfällt. Man erhält nämlich GU-h)- — 44%) —): HH Bu Dal ıPf Sul ei nd ud nn h? h2 2(H—h):. Ce Eu +2 zu HA-+%° ) also be hl | ’ 3 ö r Air, | Sn - Ga-m. v— A+B): h). H | "Sa KZAFB) I FGRFUFSN. IV. {oder auch a (ed. a—AHD. Pr H 2%. P-Hh)—A+B.L FAFBS).H- Wäre 4 sehr klein, so würde beynahe DL 1 TA “N 2u T CR LAEST m, 2 I +), also E desto is je grölser g ist. $. 28. Wenn indessen gleich das Product nA w aus dem Werthe von E ganz herausfällt, so sind doch die einzelnen F actoren dessel- ben für das Effectsverhältnifs nicht ganz gleichgültig. Es hängt näm- lich die im Werthe von E vorkommende Grölse A Sellin von A a 0,03, A = j und von w ab, weil man u hat. Um nun den zu einem bestimmten Werthe von A gehörigen Werth von wo zu finden, muls man in der Gleichung für M (vor. |. 1) diesen Werth statt Y setzen. So findet man 0,785 d? statt w. gesetzt, h d?— —- . 0,03.A er „Ehe m s(H—)—h.®' 0,392 .n.A. u) -_& h.B\, DE R er und daher ty 0,03.rh 0,03.ıh # (H—h)2. ' Sa 4 ut Mel pe) )) woraus sich & — 0,785. d? ergiebt. Offenbar gilt hier nur die be- jahte Wurzel. Wären also H, h, n, A, p und M gegeben, so lielse sich hiernach der erfoderliche Durchmesser d der Leitröhre ji finden, a 559 finden, da dann auch w und w bestimmt wären, indem y w—y w’’ —=& genommen werden kann. Die Bestimmung von d aus dem Werthe von Z s. unten {. 33. Sämmtliche Formeln $. 26, 27 und hier (Ibis V) erhalten eine gröfsere Allgemeinheit, wenn man darin H-+-9—h statt H—h schreibt. Ich behalte übrigens jetzt alle- mal die Voraussetzung bey, dafs A nicht merklich von L verschie- den sey, wie es für eine richtige Anlage seyn muls. $. 29. Da sich « wie d* verhält, und das zweyte Glied unter dem Wurzelzeichen bey weiten das Bedeutendste ist, so erhellet, dafs unter sonst gleichen Umständen « ungefähr in demselben Verhält- nilse gröfser werden muls, wie n. A kleiner wird. Weil nun Ver- grölserung von « zugleich Verminderung von X zur Folge hat, so gehört es zur Vollkommenheit der Maschine, n. A so klein zu ma- chen, als es die Umstände gestatten. Kann man dem Producte n. A einen bestimmten Werth geben, so ist es wieder der vollkommenen Einrichtung gemäfs, A so klein zu nehmen, als es sich thun läfst, weil hiermit der Werth von 4 aufs neue vermindert wird. Hiermit ist dann zugleich Vergröfserung von n verbunden, welches wieder den Effect begünstigt, weil x desto grölser werden kann, je grölser die Anzahl von Schlägen in ı Min. ist. Das Verhältnifs der 3 Gröfsen x, A und n unter einander er- giebt sich aus $. ıg. Nro. ı6, nämlich Hai re el ve FT mn. yesh Hieraus wird 60 _ 60.(H—h). Yagh — "m- — IR ’ also vu. RU-h. Yagh, nH \ Man kann nun nach {. 28. V d abermal so bestimmen, dafs ‚ die Wassermenge M in ı Min. gefördert werden kann, was auch n,# 560 n, x und A für Werthe haben mögen; aber bey minder richtiger Wahl wird 9 grölser als bey besserer Einrichtung. Darum darf man jene 3 Grölsen nicht nach Willkühr annehmen.‘ Vor allen Dingen mufs x grols genug genommen werden. Die obigen Verglei- chungen ($.,25) zeigen schon, dals wir ohne Anstand in der An- wendung # — 100 voraussetzen dürfen, indem dieses allemal durch -den Werth von A erreicht werden kann, der bey allen angestellten Versuchen zu beschränkt war. Dieses giebt doch schon ($. 27) 200 Be FE ER U sehr klein ist. Den Werth I h EZ „ wenn 200 von n können wir nicht so nach Willkühr festsetzen, weil hier vie- les auf die Hand des Künstlers ankommt, um einen grolsen Werth ‚für n zu erhalten. Um daher dem Künstler die Arbeit zu erleich- tern, setze man nur n— ı5, und berechne hiernach A, so wird 60.(H—h). Yıoo.gh__ 4o(H—h). ygh VIH. = eu Be DEE Re, oder allgemeiner 60.(H-+ 9 —h). Yıoo.gh TREE: Wi: 40.(H+H—h).Ygh, 4 IX. A Nunmehr läfst sich aus {. 28. V, der Werth von d, also auch von w bestimmen. In der Ausführung mufs nun, weil man alsdann die verfer- igten Röhren von der so bestimmten Röhrenweite » gebrauchen H—h). vg - muls, dafür gesorgt werden, dals n.ı— ul bleibe, we- nigstens nicht beträchtlich kleiner, damit auch der erfoderliche Werth von » sich nicht merklich ändere. Es kann der Hand des Künstlers gelingen, es noch früher, als A die berechnete Grölse beym Zusammenfügen der Röhren er- langt hat, dahin zu briugen, dals nA den vorhin genannten Werth ? und 56 und selbst noch einen. gräfseren erlange. In diesem Falle wäre es natürlich, die Leitröhre nicht ferner zu verlängern, sondern es da- bey zu belassen. Tritt aber dieser Fall nicht ein, so fährt man fort, die Leitröhre zu verlängern, bis man den so bestimmten Werth von nA erhält, wenn man auch A merklich gröfser als nach Nr. IX nehmen mülste. Weil mit dieser vergrölserten Länge der Leitröhre zugleich ein genügender Werth von n immer leichter zu erhalten wird, indem solcher für grölsere Werthe von A immer kleiner wer- den darf, so hat es in der Ausführung keinen Anstand, endlich da- hin zu gelangen, das n A w einen Werth erhalte, der von dem be- rechneten nicht mehr merklich verschieden ist. HKäme man auf ei- ‚nen Werth des Products nA w, welcher gröfser als nach der vorste- henden Reehnung wäre, so wäre dieses ein Beweis, dals man für 1, welches in der Formel nur — ı00 gesetzt worden ist, zum Vortheile des Effects einen grölseren Werth erhalten hat, indem die Theorie es möglich läfst, x sogar = ı20 und noch gröfser zu erhalten. Der Werth £ = ı00 ist nur darum von mir zum Grunde gelegt worden, weil er auch ohne sehr grolse Länge der Leitröhre, selbst bey ei- nem ziemlich geringen Werthe von n, wie die Formeln ergeben, er- halten werden kann, und demnach zu einem schon hinlänglich gros- sen Effecte führt. ; $. 30. Ex. Es sey die Druckhöhe h = ı19 Z. gegeben; man soll in jeder Min. 570 C. Z. Wasser auf die Höhe H = 377 Z. erheben; wie grols mufs man A und « machen, und wie viel Wasser mufs der Ma- schine überhaupt zullielsen ? Ich setze nach vor. {. nur n=ı13; auch will ich anfänglich 5 bey Seite setzen ; so erhält man (vor. $. Nr. VIII), g auf Zolle gebracht, RNIT — gg; 7ı also 562 ee : also ($, 28. V), B= 3,8 gesetzt, } 0,03. a.h— 14600 r # (H—h) — 2 Bh= 102295 #(H—h)?.M= 3794148000 0,392.15.1.h—24047- IIg h 2(H—h——.B=;ı2, 2 ; demnach A 14600 2 v(( (36 ) ee ” 102295 102295 24047-.512 = 0,142 Y (0 0204-4259) = 175 2.; 4 also = 0,785. 1,755 = 240.2 Nunmehr hat man auch 0,03. 4089 ZN 1,75 23 Setzen wir also nach obigen Bestimmungen ®’= 2,75; so erhalten wir aus $. 26. II Y= = (+ 8-7 5); 13-4081.2,29 160 10000 = 2008 C.Z, . (e] demnach = Da = 0,701. Der wirkliche Versuch gab E— 0,892. Der Künstler brachte es aber auch dahin, dafs n— go wurde, wofür ich nur ı5 ange- nommen habe. Beym Versuch war n. A — 80.510 — 40800; hier ist n.A = 15.4089 — 61335; daher beym Versuch n. a in der That a zu klein. Lassen wir n.A — 61335, behalten o — 2,404 Q. Z. bey, und setzen nun nach und nach die Röhrenstöcke zusammen, bis wir n.A beynahe — 61335 erhalten, so dürfen wir auch einen viel gröfseren Werth von E erwarten. “ Wenn auch der Künstler bey diesem Ver- fahren nicht bis zu n— go, sondern nur bis zu n— 60 gelangen sollte, so dals jetat = —ıo2aa Zoll wäre, so hätte man 563 0,03. 1022 1=— Se + 17,5 also jetzt MN — (— -+ 420,25. 0,0001). 60. 1029. 2,404 — 1621 C.Z. also B— 21377972 — 0,824. 119. (57 Tr 1621) Jetzt wollen wir A, M’ und E für die Voraussetzung, dafs n = ge sey, bestimmen. Wir haben nunmehr 6135 De Sa 2700.7, wofür wir A — 767 setzen wollen. In der Voraussetzung, dafs wir die Röhrenstücke schon für o = 2,404 Q. Z. haben fertigen lassen, wird jetzt 6 ET 13,155 1,75 ®’ bleibt = 2,75, also A--%’ beynahe = 16; daher M’— (0,01 4-8.0,0001). 61335. 2,4 1500, Cafr und E — 0,836. Bestimmen wir aber auch « nach unserer Formel $. 28. V, so fin- den wir d— 1,626Z.; also „ — 0,785. 2,64 — 2,07 Q. 2.5 also jetzt en — 14,2; &' bleibt wie vorhin; daher 4-5’ beynahe = ı7, und M’— 0,0108. 61335. 2,017 = 13715 folglich N TE 0,939. 119. (570 + 1370) Bey Versuch |. ı7. VI war E — 0,88. NEE In der Anwendung auf Anlagen im Grolsen, wo diese Ma- schine für geringes Gefälle von Bächen oder Flülsen benutzt werden 7ı RB soll, 564 | soll, erhält man kleinere Werthe für An ‚ als man ohne die vorste- hende Theorie vermuthen möchte. Dieses erhellet sogleich aus dem Anblick der Formel __.60.(H—h). Y zgh = PERS Te ’ wo im Grolsen h z.B. 16 = ı8— 24 Zolle u. s. w. betragen kann, da vorhin h— ıı9Z. war. Hier mufs sich E dem Werthe ar oder 22 FAR — 8 200 und eben darum auch der ı,sehr nähern, wenn nur X nicht sehr grols ausfällt, weil ® alle- mal — 2,75 gemacht werden kann, und Ö — 3,8. Wir wollen zuerst eine Anwendung auf den Versuch $. ı7. I machen. Bey diesem war H=.377 Z. ) h= 175. ‚ also x — 40.359,5 Y 187, 5.17,5 M= 16 CZ. 377 = 2185. Nunmehr wird aus $. 28. V > .0,03.2186.17,5 V(C 0,03.2186.17,5 1° 400.359,5—736-17:5 400.359,5—7,6-17,9 , 359,5?. 17. 100 ) 17,9.0,392.32790.(719—0, 719—0,065) __ 2147,69 Mr N Bsp zahore ) 143668 2 ler a: 17,9.9232798 -1- 0,008 -+ Y (0,000064 + 1,3597 — .0,008 + 1,166 — 1,174 Zoll. Hieraus findet man 0,09. 2185 ar . ATBTZ 1,174 + 2,75 = 58,58; daher $. 26. H NM‘ = (0,01 -FH 0,0029). 15. 2185. 0,785. 1,378 = 457C. 2. und nun 17.377 el a N REN — 2. = ran T Bags — 97 Beym 565 Beym Versuch war nur E= 0,088, also über mal kleiner. Dort war » = 3,69 Q. Z. Hier ist » nur — 1,082, also noch nicht $ so grols als dort; dagegen war die Länge der dortigen Leitröhre nur — 510 Zoll, hier = 2185 *). $. 32. Ein Beyspiel zu einer Anlage im Grofsen sey folgendes. Man soll bey einer Druckhöbe h — 20 Zoll in jeder Minute 4 C. Fufs Wasser auf eine Höhe H von ı60 Fuls — ı920 Z. fördern. Wie viel Wasser mufs der Maschine in jeder Min. zuflielsen, und wie grols muls man n, A und d nehmen ? Die Länge der Steigröhre L soll 7000 Zolle betragen. Hier *) Ich habe später (s. unten $. 37 nahe am Ende) noch eine Bemerkung gemacht, nach welcher bey beträchtlichen Werthen von M’ die Werthe von B und von B beträchtlich grölser ausfallen müssen, als ich in diesem $. angenommen habe. Es kann aber dennoch auch bey sehr bedeutenden Werthen von M’ dahin gebracht werden, dals E einen so hohen Werth erhalte, als man bey einem Wasserrade mis Saug - oder Druckwerken nicht erwarten kann, wenn gleich h sehr, klein in Vergleichung mit H wäre, Uebrigens muls ich hier noch bemerken, dals der 2 hr je = Werth von n % nicht immer desto größer wird, je gröfser T ist. Wird näm- lich für einen bestimmten Werth von H die Druckhöhe h als veränderlich be- trachtet, so giebt sich das Maximum von n A, wenn man d(H—h).Yh Cr | Wo setzt, Es wird daher n A am gröfsten, wenn h’Z<24H wird. Für diesen Fall hat man oder, = 100 gesetzt, nı=4oo.yY4+gH. > \ Lt also h größser oder kleiner als 4 H, so wird allemal nr <4oo.y 4gH. 566. Hier kann die Gröfse $ nicht aufser Acht gelassen werden, ohne » oder w vorher so genommen zu haben, dafs $ bey Seite gesetat werden darf. Man hat aber {. 20 ur 16. 1728? 0,03. en ee. ee era NUR .) Rx 17289 0,03: em I 1875. w° Er 2 Um diese Hindernifshöhe MR zu verkleinern ‚ darf man nur d grols genug nehmen, und so könnte man auch hier 5 unbe- deutend machen, wenn man die Steigröhre im Durchmesser ı2zöl- lıg nähme. In Rücksicht auf Rostenersparung,, deren Gränze in je- dem einzelnen Falle gleichfalls gegeben ist, will ich zuerst d — 6 Z. nelmcn: so wird iv — 28,26 Q. Z. und i 9 = 0,044. 36 — 1,58 2. Weil nun auch noch für d — 3 Zoll, welches eine bedeutende Ko- stenersparung giebt, erst t 9 = 2*. 0,044: (2.3541) = 512. : giebt, so will ich hier ; »— 3Z., also w= 7,065 0. Z. beybehalten. numelt setze ich n— ı5, so wird’. 29. IX _ 4% (1920 +51 — 20). Y 187, 5.20 1920 487 2, Die Gleichung $. 28.. Nr. V giebt: jetzt d = 47,4 2., also » — 0,785. 47,4? = 1763 0. 2. Hierzu würde ein bedecktes parallelepipedisches Gerinne zu 20 Zoll _ tief und 88,15 Zoll breit erfoderlich seyn. Aus $. 26. H wird nun ar isn). 15. 2487. 1763 — 0,01018. NR — 669556 C. Z. == 387 C.Fuls für eine Minute, Folg- . 567 Folglich werden in jeder Sec. nn —_ 6 C.F, Wasser für die Maschine erfodert. Dabey findet man M. HS ERREERgeR 128.1. y — M+M).h 651.20 130 984 Jetzt ist noch die Bestimmung der Abmessungen für den Wind- kessel übrig. Nach $. 23 soll CH. @—m) nich 6 CHEF STD su“ seyn. Hier ist mu— C.F.; also, alles in Füfsen ausgedrückt, die Größe zur Rechten _ @ 4 160-- 3,58 — 58 — 1,66).25.4 "32.00 =10.6F. Ich nehme nun {= 1,25.D; e=$5Dd; aloe -+£f= 1,416... Es ist ferner W — 0,785. D’, W = 28,26 Q. Z. = 0,196 Q. Fuls, Dem- nach soll 1,416. D. (0,785. D2 — 0,196) nicht < 10 seyn; oder 1 D® — 0,249. D nicht A 0,015?,(H2—2 Hh)2. 2? 0,03nZ PR We Ka RT 7 wer )e Den Werth von A nehmen wir aus $. 29 und die Werthe von M und M’ geben sich aus |. 26. d= — $: 34 Es soll aus einem Bach, der in jeder Minute 280 C. F. Was- ser hergeben kann, bey einer Druckhöhe h — 3 Fufs, zur Wiesen- bewässerung soviel Wasser, als durch eine solche Maschine gesche+ hen kann, auf die Höhe von ı3 Fuls gefördert werden ; wie grofs mußs man A und w nehmen, ünd wie viel Wasser kann in jeder Minute aufgefördert werden ? Ich setze n=ı5 und nehme nun aus $. 29. VIII, weil $ un« bedeutend gemacht werden kann, 0. 10..y 13.6, PREERG, anna = 210E 13 72 Wir m 579 Wir finden nunmehr im vor. $. 84,926. 10000. 100 I:== = = 26960 19.210 . = — 20.3. 100+(200-+-2,75).100—3,8.9— 262417 0,015: (H>—2Hh). A 286 | = 26242” / daher 86 0,03. abg6o. 280 286 2 26241 1; der, = 26241 = 2,927 Fuls, und nun oe — 0,705. 2,927? = 0,785- 8,58 Q. F. = 6,72 Q- FR. Jetzt wird N z ‚03. 2160 (z- 10. 0,03 — er = 3 +3:9).0,0009). 15.210.0,785-8,58 2,93 M— - 200 — 68,08 C.F. folglich NM — 280 — 63,08 — 216,92 C.F.; dabey ist na“ = 21168. : Berechnet man ®’ nach $. 26. II besonders, so findet man MN — (var -b 1,37). 6,0007 ): 21168 210. CH so dafs MM‘ — 63,08 + 216 — 279,08 C. F. statt 280 herauskäme, welches für so mannigfaltige Berechnungen ein unbedeutender Un- terschied ist. \ Zur Ausgleichung können wir M—63 C. FE. und MW =217C.F. setzen. Hiernach wird nun 63.13 819 — 290.3 840 Es tritt aber auch hier wieder der Umstand ein, dafs man &’ und @* beträchtlich kleiner annehmen mufs, als diese Berechnungen voraussetzen, z. B. nur 4 so grols. Hierdurch werden w” und we ı6mal verkleinert, also 8 und ®’ ı6mal vergrössert. Wir erhalten daher jetzt für denselben Werth von ® s (0,6— (2,254 16. 3,8)- 22168 iz 200 = 0,975. = CH. er 571 Aber jetzt wird auch #« schr genau in dem Verhältnisse 37:63 klei- ner; es bleibt daher nur noch BEN. 5 57-= 51,5 C.F., und hiernach mM’ = 280 —'51,5 = 228,5 C.F., also 51,5.13 PN 280.3. 7 70 Sowohl die französischen Mathematiker Bossut und Cou- sin als Eytelwein haben in- den angeführten Schriften aus den Resultaten ihrer Versuche den Schlufs gezogen, dafs der hydrauli- sche Stösser für kleine Werthe von + nur wenig leiste. Eytel- wein giebt sogar die Formel i H—h E= 1,172—0,2. VET: so lange HR „wischen ı und 20 falle (a.a. O. S.92). Es ist aber aus der hier vorgetragenen Theorie oflenbar, dafs auch für sehr h kleine Werthe von = noch 1-(UHB). Sen . 15 0.1 E= —— ı+ (AB. BE j & = h werden müsse. WVenn nun bey einem kleinen Werthe von = auch n klein ist, so erhält das Wasser in der Leitröhre zwischen zwey Schlägen Zeit genug, eine Geschwindigkeit zu erreichen, für welche = kein sehr kleiner Bruch mehr ist, wenn dabey A nicht grols ge- nug genommen wird, wie solches au allen uns mitgetheilten Versu- chen, bey kleinen Werthen von u” der Fall war. Dann muls frey. lich der Werth von 572 ; v 1 AB). EZ SERIE TERN ı+U-B) ziemlich klein ausfallen. Es liegt daher nicht in der Natur der Ma- schine, sondern in nicht‘ zusammenpassenden Werthen von A, « und n, dafs bey kleinen Werthen von = die Werthe E in den mit- getheilten Versuchen so gering ausfielen. Man sehe oben S. 31. Eben darum geht es auch nicht an, blos aus Resultaten so beschränk- ter Versuche, bey welchen nie A über 5ı0 Zoll betrug, allgemeine Formeln für E ableiten zu wollen. $. 36. / Ich mufs hier noch ein Urtheil beyfügen, das die vortreffli- chen französischen Mathematiker Bossut und Cousin in der oben angeführten Abbild. u. Beschreib. ete. S. 22 zum Nachtheil die- ser Maschine ausgesprochen haben: »— — — Nimmt man also an, dafs der. hydraulische .„Widder für den ersten Fall (für einen kleineren Werth von „H) die erfoderlichen Abmessungen habe, so wird er sie darum „nicht auch für den zweyten Fall (für einen gröfseren Werth „von H) haben, ein Nachtheil, welchem die hydrauli- „schen Räder nicht unterworfen sind.” Es ist unbegreillich, wie Mathematiker von diesem Range sich ei- nen solehen Ausspruch erlauben konnten. Man denke sich doch ein Druckwerk in Verbindung mit einem unterschlächtigen Rade in der erfoderlichen Vollkommenheit - für die Förderungshöhe von 4o Fufs eingerichtet. Jetzt ver- langt man, es soll die Maschine das Wasser auf eine Höhe von 160 Fufs erheben , so. wird das Rad nicht nur bey weiten nicht mehr den gröfstmöglichen Effect eines unterschlächtigen Ra- des, sondern es wird gar nichts mehr leisten. Man mufs jetzt ent- 573 entweder ein neues Druckwerk mit Stiefeln von kleinerem Durchmes- ser oder ein neues Wasserrad von grölserem Durchmesser anlegen, und nach Beschaffenheit des schon vorhandenen Wasserrades können beyde Aenderungen zugleich nothwendig werden. Dieselbe Bewand, nils hat es auch mit einem oberschlächtigen Wasserrade, wo das neue zwar nicht höher, aber bey weiten breiter als das erste seyn, und überdas auch wohl neue engere Stiefel angebracht werden müfsten. Und ein ähnlicher Erfolg mufs nothwendig auch bey dem hydraulischen Stösser eintreten, also ein Nachtheil, den er mit den hydraulischen Rädern gemein hat. $. 37- Um auf die wahre Beschaffenheit dieser Maschine aufmerk- sam zu machen, und nichts dabey zu überschen, was zu ihrer ge- nauen Kenntnils gehört, mufs ich hier noch auf einen Umstand hinweisen, welcher der Anwendung der vorstehenden Theorie entgegen zu seyn scheint. Die gewöhnlichen Rlappenventile ha- ben nämlich das Nachtheilige, dafs bey Erhebung derselben das Wasser von Augenblick zu Augenblick einen immez freyeren Durch- gang findet. Beym Rückfallen ist es umgekehrt. Dieses scheint einer Foderung entgegen zu seyn, die bey der vollkommenen Ein- richtung dieser Maschine als unnachläfslich zum Grunde liegt. Es mufs nämlich bey der vortheilhaftesten Einrichtung die- ser Maschine dafür gesorgt seyn, dals die Geschwindigkeit des Wassers in der Leitröhre, bey welcher die Sperrklappe zu- a RER iR . h schlägt, und deren zugehörige Höhe ich oben — Son gesetzt [0] habe, gerade so grols sey, als sie durch den Wasserverlust m bey jedem Schlage erlangt werden kann. Zu dieser wichtigen Foderung gehört, dals das Wasser während des Ausflulses keinen Augenblick seine Bewegung in der Leitröhre fortsetze, ohne dafs seine Geschwindigkeit gleichförmig beschleunigt zu werden fortfahre; d.h. wenn ein Wassertheilchen längs der Leit- 2 574 Leitröhre den Weg S durchlaufen hat, so dafs seine Geschwindig- keit einer gewissen Höhe u zugehört, und dasselbe nun durch ei- nen Raum S‘ weiter vorrückt, so mufs jetzt seine Geschwindigkeit 4‘ der Höhe Sa, zugehören. Gesetzt, dieser Erfolg trete bis zu einem gewissen Augenblicke ein, und es verfliessen von diesem Au- genblicke an noch ıo Terzien bis zum Anschlagen der Sperrklappe; diese gestatte aber bey ihrer ferneren Annäherung zum Schlusse der Ventilöffnung dem Wasser in der Leitröhre nicht, die Bewe- gung mit zunehmender Geschwindigkeit in diesen letzten 10 Terzien fortzusetzen, sondern es fliesse das Wasser von jenem Augenblicke an mit unyeränderter Geschwindigkeit längs der Leitröhre fort, so dals die schon vorher gehabte Geschwindigkeit u auch beym An- schlagen der Klappe noch — u ist, so hat man jetzt nur v—u, und die in den leizten ı0 Terzien ausgeflossene Wassermenge ist barer Verlust, der den Werth von M’- ohne Nutzen vergrölsert. Die in den letzten ı0 Terzien ausgelaufene Wassermenge heilse m’, so ist hier durch die Wassermenge M’ die zu v gehörige Geschwindigkeit erlangt worden, die man schon durch M’—m/’ erlangt hätte. Wäre man dergleichen Erscheinungen als ungefäkren Zufällen bey dem hydraulischen Stösser wirklich ausgesetzt, so würde die hier vorge- tragene ‘Theorie gar keine Anwendung leiden, und wir mülsten es dem Ungefähr überlassen, welchen Effect die Maschine leisten werde. Aber bey näherer Ueberlegung fallen diese Zweifel weg. Soll nämlich das Wasser in der Leitröhre beschleunigt zu werden aufhören, so mülste die Sperrklappe solches verhindern, welches sie nicht kann, wenn nicht grobe Fehler dabey begangen werden. Gesetzt auch, sie versperrte (welches kein möglicher Fall ist) noch vor dem Zuschlagen dem Wasser allen Ausfluls aus dem Sperrbe- hältnifse, so könnte dennoch die beschleunigte Bewegung des Was- sers bis zum erfolgten Anschlage in der Leitröhre fortdauern. Sollte die beschleunigte Bewegung in irgend einem Augenblicke auf- hören , so mülste die Klappe den hierzu erfoderlichen Rückgang versagen und sich, wenn ihre Fläche — Z gesetzt wird, mit einer u a nn ee u ee ee > ae h 575 Kraft — h— (A+B).v). Z der Bewegung widersetzen. In diesem Falle würde das Wasser die einmal erlangte Geschwindigkeit, wel- che der Höhe v’ zugehört, in der Leitröhre vermöge der Trägheit fortsetzen, und das Wasser durch den ihm noch gestatteten Ausgang zwischen der Klappe und der Ventilöffnung abfliessen. Da aber die Einrichtung so gemacht wird, dals die Klappe auch ohne den Was- serdruck schon für sich zurück zu fallen strebt, wozu die Feder bey £ (Fig. 9) auch noch betülflich ist, so findet jener Widerstand nicht Statt. Vielmehr kann die Klappe dem Wasserdrucke leicht ‚folgen und hierdurch gewinnt das aus der Leitröhre strömende Wasser neuen Raum im Sperrbehältnifse, so dafs der in den letzten Au- genblicken von der Klappe durchlaufene körperliche Raum von die- sem aus der Leitröhre beyfliefsenden Wasser, ausgefüllt wird. Wenn daher auch beynahe gar kein Wasser mehr ausflielst, so kann dennoch die Bewegung des Wassers in der Leitröhre fer- ner beschleunigt werden, indem die Klappe sich dieser Beschleu- nigung nicht widersetzt, sondern mit der erfoderlichen Geschwin- . digkeit folgt, um dem Wasser aus der Leitröhre neuen Platz im Sperrbehältnisse einzuräumen. Denn der Raum zwischen der Klappe und der Wand, an die sie anschlägt, war vorher als dem Behältnisse entzogen zu betrachten, und dieser wird durch das Zu- rückfallen der Klappe wieder gewonnen und von dem aus der Leit- röhre nachfolgenden Wasser ausgefüllt. Nur weil auch während des Rückfallens der Sperrklappe immer noch Wasser durch den sich allmählig verengenden Ausgang ausflielst, wird die Klappe dem nachfolgenden, d. h. dem in das Sperrbehältnils einströmenden WVas- ser minder schnell Platz machen dürfen, als wenn dieser Ausfluls ganz gehemmt. wäre. In dem Maalse, wie weniger Wasser durch die Ventilöffnung, die immer mehr verdeckt wird, ausfliefsen kann, mufs mehr Wasser im Sperrbehältnisse zurückbehalten werden. Man sieht, dafs die Klappe sogar schneller zufallen müfste, als nöthig wäre, um dem mit beschleunigter Bewegung aus der Leitröhre ab- fliefsenden Wasser hinlänglichen Platz zur Ausfüllung zu gestatten, wenn nicht die dadurch entstehende Leere im Behältnisse oder viel- 576 mehr der dieser Leere entgegen wirkende atmosphärische Druck solches verhinderte. Wenn auch bey der ersten Eröffnung des Sperr- ventils der Umstand eintritt, dafs das Wasser, welches den körper- lichen Raum ausfüllt, den die Klappe bey ihrer ersten Eröffnung durchläuft, nothwendig das Sperrbehältnifs verlassen mufs, ohne dafs hiermit Abfluls aus der Leitröhre verbunden seyn darf, dafs also auf diese Weise schon Wasserverlust. vorhanden ist, bevor das Wasser noch einige Geschwindigkeit in der Leitröhre erhalten hat, so tritt dagegen beym Rückfallen der Klappe der entgegengesetzte Fall ein, dafs mit der noch zunehmenden Geschwindigkeit des Wassers in der Fallröhre der Wasserverlust durch die Ventülöffnung, die im- mer mehr verdeckt wird, von Augenblick zu Augenblick kleiner wird, indem das Wasser aus der Leitröhre von Augenblick zu Au- genblick mehr Raum im Behältnisse findet. _Das in den ersten Au- genblicken der Eröffnung vergeblich verlorne Wasser wird also in den letztern Augenblicken des Zurückfallens wieder gewonnen. In- zwischen verliert hierdurch der Werth von w“ an seiner Bestimmt- heit, wenn auch gleich das Effeetsverhältnifs dadurch nicht verän- dert wird. Dafs aber Gröfse und Gewicht und selbst Form des Sperrrentils auf seine Bewegung Eimfluls haben müssen, so dafs so- wohl die Grölse als die Anzahl seiner Schwingungen davon abhän- gen und eben hierdurch auch v bestimmt wird, fällt gleich in die Augen. Die zweckmälsige Einrichtung des Venüls besteht num im Allgemeinen darin, ıhm diejenige-Grölse, Form und- Gewicht zu ge- ben, dafs v klein genug werde, weil hiervon das Effecisverhältnifs. E abhängt ($. ıg8. Nro. 14). Es kommt aber nicht blofs auf die Größse des Effectsverhältnilses, sondern auch auf die Werthe von M und von M’ an, um den verlangten Effect der Maschine zu bewirken, also zugleich auf die dazu passende Gröfse von «”. ‚Hierüber theoretische Untersuchungen anzustellen, würde eine ganz fruchtlose Bemühung seyn. Ich habe mich daher auch durchaus nicht auf theoretische Bestimmungen dieser Art eingelassen, sondern solches als Sache des Künstlers angesehen, der bey der Anlage der Ma- schine - 3 | | 577 schine dafür zu sorgen hat, dafs ihm mannigfaltige Abänderungen des Sperrventils möglich und leicht bleiben. Es ist aber auch der gedachte Umstand der allmähligen Vergröfserung und der allmähligen Verkleinerung des Wasser- ausgangs durch die Ventilöffnung selbst für die Quantität M’ nicht so bedeutend, als es anfänglich scheinen möchte. Gesetzt nämlich, dafs statt der oben überall angenommenen Gröfse « wegen dieser mit der Bewegung der Klappe verbundenen Veränderlichkeit von w’ auch nur das arithmetische Mittel zwischen o und w gebraucht wer- den dürfte oder nur 4 w’, also nur 4 we statt «2, so wird da- zum der Werth von M’ nicht auch im Verhältnisse w":3 « "oder ı:% vermindert; denn cs bleibt ($. ı8. Nro. ı3) hy + A-+-BN).v? Pr 2h? 7 ‚oder ‚_tf% ,A+% % f MN + zu Ad. _ Machen wir nun £ — ı00 und setzen ®’, welches bisher — 2,75 war, — 4. 2,75 =ıı, so wird die während eines Schlages ausflies- sende Wassermenge nur beyläufig um ;'5 verändert, und zwar nicht vermindert, sondern vergrölsert. Das Wasser braucht nämlich ‚jetzt in der Leitröhre längere Zeit, um die zu iö5 h gehörige Ge- schwindigkeit zu erlangen, als vorher. Man erhält aber eben darum jetzt weniger Schläge in ı Minute. Erwägen wir nun noch über- das, dafs unter den verschiedenen Zeitabschnitten während des Aus- flusses des Wassers die Zeit des Stillstandes des Ventils bey der grölsten Eröflnung gerade der grölste ist, so wird hierdurch der _ Einflufs, den die allmählige Aenderung von &“ auf den Werth von M‘ hat, noch sehr vermindert. 5 $. 38. Die Veränderlichkeit von «“ während der Bewegung der Klappe zu vermindern, habe ich ‘(Fig. 7) eine Form beygefügt, über deren Brauchbarkeit Versuche entscheiden mögen. Sie bildet ein hohles Prisma, dessen eine Grundfläche ab e hier dem Auge zuge- 73 kehrt kehrt. ist; a,b ist ein mit ea beschriehener Bogen ‚ so dafs die Be F denfläche ‘a b eg ‘dieses Ventils ein Stück einer ey lindrischen Fläche "bildet; e.d. ist EN ‚Umdrehungsäxe dieses Ventils; ef zeigt Länge und. Dicke. der beym "Zufallen des Ventils‘ anschlagenden Wand. Diese .\Vand: oder Platte ragt unten von a bis f hervor, und so "auch an. den. Seiten, um die Oeffüung gehörig verschliessen zu kön- "nen. Die Seitenfläche eb ed’ist offen, und in dieser ein Steg m.n‘ mit-dem.Gewicht k’ angebracht, an dessen Stelle man Erlire oder kleinere Gewichte höher oder tiefor anschrauben kann. Der Boden abceg dieses Ventils streicht'bey scinen Schwingungen genau über den unteren Rand der rectangellörmigen Sperröffnung hin, ohne sich jedoch an letzierem zu reiben. Auch die beyden Wände, wel- che die Grundllächen eab und dg.c bilden, streichen am Umfange der Sperröffnung hin, ohne Reibung zu leiden. So verschlösse also dieses Ventil auch während seiner Bewegung dem Wasser yon allen Seiten den Ausgang. ‚Diesen gestattet ihm aber das Ventil durch die Oeffnung von ‘a nach 5 (s. Fig. 8), welche nur schmal, aber desto länger ist. Diese Ocfinung ist die oben immer mit w” bezeichnete. Sie könnte bey Versuchen, wie die Eytelwein’schen sind, etwa 3—4 Linien’ breit .mnd eiwa'ı Fufs lang seyn. Im Grolsen könnte ihre Breite einige Zolle und ihre Länge mehrere Fuss betragen. Durch eingelegte fcsigesehrobene Leistchen liefse sich ihre Breite nach Belieben ver- mindern. Solange sich diese Hohlklappe mit ihrer ganzen Bo- denölfnung innerhalb dem Sperrhehältnifse befindet, bleibt der Durch- gang @” unveränderlich, und ihre Veränderlichkeit fällt nur auf einen sehr kurzen Zeitabschnitt. $. 39: Ich mufs hier noch etwas zur Geschichte dieser Erkner beyfügen. Sehr unrichtig heifst es in der oben angeführten Abbil- dung und Beschreibung ete. 8.7. „Die Maschine, welche von dem berühmten Montgolfier „den Namen des hydraulischen Widders erhielt, hat die beson- dere = 579 ‘“ „dere ünd grofse Eigenschaft, das Wasser weit über sein „Niveau zu heben, und es sogar bis zu einer beträchtlichen ;Höhe zu führen.‘ Hiermit wird dann auch das alte Axiem, „das die Hydrauliker und Brunnenmeister als Grundsatz an- ;mahmen, daß sich das Wasser nicht über sein Ni „reau emporheben könnte, gänzlich widerlegt. - Karsten erinnert schon «iu der 1770 von ihm herausgegebenen Hy- draulik XVII. Absehn. $. 476 an einen Versuch mit einer Glasröhre, die an beyden Enden ofen .sey: man verschliefse solche in freyer Luft am obern Ende mit dem darauf gedruckten Daumen, senke sie dann in ein mit Wasser angefülltes Gefäls, und nehme nun plötzlich den Daumen vom obern Ende weg, so werde man währnehmen ® dafs das Wasser in der lothrechten Röhre nickt etwa mit dem äusseren Wasser nur auf gleiche Höhe steige, sondern yielmehr, daß es sich nun eine ziemliche Hö- he über die Oberfläche des Wassers erhebe cte. Wenn daher in der Biblioth. physico - &economigque etc. par une Societe de Savans, d’Artistes etc. redigse par Sonnini T.I. p. 289 (s. die angef. Beschreib. |. 7) ‚gesagt wirt: „der hydraulische Widder enthält in seiner Zusammensetzung „ein Princip der Bewegung, das ’büs jetztmoch unbeltaunt „gewesen ist” rt * so verräth dieser Ausspruch gänzliche Unbekanntschaft mit den längst bekannten Gesetzen nicht nur‘ der Hydraulik, ‘sondern der Mechanik überhaupt. Karsten schrieb fast 30 Jähre vor der Er- findung des Belier hydraulique. Und schon vor Karsten kann- ten Joh. und Daniel Bernoulli das Gesetz des Steiggns des Wassers über das Niveau seines Ursprungs. Die Wirkungsart des hydraulischen Stössers leitete.mieh sehr natürlich auf den Gedanken, dieselbe Wirkung des Stosses für ein Druckwerk-zu benutzen. Ich habe: ein solches m Kleinen terlerti- . DH a 580 f gen lassen, dessen Einrichtung man aus der ten und $ten Tafel ersieht. i j Aus einem Behältnisse A, das immerhin Zuflufs hat, um mit Wasser angefüllt zu bleiben, wird eine Leitröhre aaa unter einem Gefälle, wie es die Gelegenheit giebt, abgeleitet, Nahe am Ende - derselben bey b- wird ein Stiefel, wie bey einem Druckwerk, mit einem soliden Kolben k angebracht. Das Endstück der Röhre ist bey c mit einer Hlappe versehen. Dieses Endstück greift in einen Windkessel W ein, welcher mit einer Steigröhre ee communicirt, die tief in den Windkessel herab greift. Sowohl der Stiefel als der Windkessel müssen gröfsere Durchmesser haben, als die Zeichnung angiebt. ‚Auch darf die Steigröhre unterhalb mn nicht, wie in der Zeichnung, verjüngt werden. Der Kolben k wird durch eine Kurbel betrieben, an deren: Umlaufsaxe ein eisernes Schwungrad S S angebracht ist, An der Klappe ce im Windkessel ist eine Feder d zum Andrucken und zur Beschleunigung ihres Rückfalls angebracht, welche treffliche Dienste leistet. Die Wirkungsart dieses Druckwerks bedarf nunmehr keiner wreiteren Beschreibung. Es geht dabey kein Wasser verloren, weit beym Niedergange des Kolbens das Wasser, welches der Windkessel nicht aufnimmt, immer wieder in das Zuflulsbehältnifs zurückgetrie- ben wird, Nacherinnerung. s Diese Abhandlung lag schon im März ganz druckfertig da. Sie wurde durch die Preisfrage der königl. Akademie zu Berlin veraunlafst, welche auf die genügendste Theorie dieser Maschine (des Bel. hydr.) für dieses Jahr einen Preis von 50 Duc. ausgesetzt hatte. So ungewifs es auch ist, ob die hier vor- getragene Theorie den Foderungen der Berliner Akademie ganz entsprechen werde, so wenig finde ich doch auch Grund zu der Vermuthung, dafs ihr die Akademie allen Beyfall versagt haben würde. Aber ich wollte lieber einer mir schmeichelnden Hoffnung entsagen, als die Erfüllung einer Pflicht, die sich auf das Vertrauen gründet, welches die kön. Akademie zu München in mich gesetzt hatte, länger aufschieben. Dieses ist der einzige Grund, warum ich die gegenwärtige Schrift nicht nach Berlin, sondern nach München schickte. Heidelberg, den 5. April ı810. Der Verfasser. Corrigenda in den Abhandlungen der matlıem. physik. Classe. S. 14. Z.7 v.o. statt inierliegen lies Waffenfliegen. $. 18. 2.3 v.u. st. AB und AC — 1. Ab und Ac. S.67. Z.6 v.o. st. Worte I. Werthe. S.72. Z. ı2 v.o. st. Niefswurz I. Weilswurz. S. 117. Z.ı v.o. st. blauliches I. bauchiges. S. 118. Z.9 v.u. st. Orten I. Stücken. S. 401. Z.3. weit in Wasser. S. 404. Z.5 v.u. st. poles I. gales, S. 405. Z 9. st. aufspr. I. anspr. S. 406. Z.6. Stadt oder Land. S.406. 2.8. st. Säulen !. Säule. S. 407. 2.3 v.u. st. 45 1. aı. — — Z2v.w st nur 2ı L 45. — — Z.ı v.u. (Nach kommen füge hinzu: — wenn eine gewisse Quantität Hydrogengas in 45 Minuten an einer der Spitzen des von einander ge- trennten Paares der Spitzen auftritt, so tritt die gleiche Quantität Hy- drogengas in 2ı Minuten an einer der Spitzen des einander nächsten Paares der Spitzen auf. S.408. Z. 4. st. noch nicht einmal Z. nicht viel mehr als. $.408. Z. ı7. nach Draehte I. oder $gemeiner Clavier Saiten. S. 408. Z. 23. leitet. S. 110. Z. ı7. als die. U S. 410. Z. 2. v.u. st. 35 1. 70 (nämlich 35 durchs Hydrogengas und 35 durchs Oxygengas erfolgende) \ 416. 2.27. st. 33°. 1. 33”; 439. Zu 24. st. dfn da --l.ddin -dı — 451. Z. 24. st. 123,02-+ 1. RR .469. 2.27. st. dl. d . * 506. Z. 14. st. 13,02 4 1. 13,02 — 506. Z. 10. | Aranjuetii | Aranjuetii. R 508. Z. 7. st 78 .510. Z. 17..21. 507. Z. 1. ste + 1,1018 1. + 1,2081. = g 508. Z. 20. st. Snidnitiı I. Suidnitii. .509. Z. 30. st. vo l. rau. .514- Z.4. Van Bel Colcoen deleätur. —n. Aranjuetium Aranjuetium, ” va am map mn nun j - B - » & 3 I? 2 ) \ un b ) Me > j SssPe_ : ._.öme,. - 3. er _B MN x N r. er Tab. VI. B;0 ne ans 7 me - DI EHNINLIINAARAAKFTKARIORENAADDOIRARINIUAN INN DT th TTS il Re EHEN NUOKNERROMRNIDEDETRRAELARAADFRAAHASHTETU.N EMHENFANEANATRENN “ E a i h * .,» Br N u ua u Nm pi Y hu B- ” a 9 A £ we h | ge » w re ee S nn Zu 2 ; Gab. vn. DENKSCHRIFTEN DER KÖNIGLICHEN ‚AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU MÜNCHEN. VB’ DIE ELLE BR 1809 UND ı$8Iıo. CLASSE DER GESCHICHTE SL „A N ".wanaYdoınon ’ nr eM u 7 y\ \ ‘ fe A —, er rem" . Kaum r 2% er r it ‚r 1.2: MERIKHOEMABSDN ‚Ta a0 IR ö ee N er and yo USA“ | s ung a EN AORR U, $ Ü Er % EN eh { BET na hr, Br u mn „aöt Dar eh | r 22% Ueber den Geschichtschreiber Liutprand, besonders über dessen historische Glaubwürdigkeit. Eine Abhandlung vorgelesen in der königl. Akademie der Wissenschaften von C. D. A. Marrını. Fası Jedermann spricht von den Geschichtschreibern des Mittelal- ters mit Geringschätzung und Verachtung. Und wer wollte es läug- nen, dafs viele derselben des Namens von Geschichtschreibern ganz unwürdig sind? Zwar der gewandte Geschichtforscher, der sich durch lange Beschäftigung mit den historischen Producten der mitt- leren Zeit einen gewissen Takt erworben hat, das Wahre vom Fal- schen, Märchen von Thatsachen zu unterscheiden, wird noch immer ‚ historisch-brauchbare Notizen aus ihnen zu ziehen im Stande seyn; er wird selbst in den elendesten Chroniken hie und da Goldkörner finden, durch welche ihm die saure Mühe des Sichtens, der er sich unterziehen muls, reichlich vergolten wird. Denn so wie der Hriti- ker zuweilen in einem Codex, der sonst unter die schlechtesten ge- hört, die einzig wahre Leseart antrift, gerade so findet der Ge- schichtforseher zuweilen in der schlechtesten Chronik ein wichtiges ar Fak- A a ER Faktum geborgen, das sich aus allen andern Denkmälern verloren hatte. Aber nicht jede Schrift, die sich als Geschichtwerk ankün- diget und dem Historiker einzelne Materialien zur Geschichte dar- bietet, kann defswegen selbst auf Namen und Würde einer eigent- lichen Geschichte Anspruch machen. Es ist leider nur gar zu ge- wils, dafs die meisten Geschichtschreiber des Mittelalters in Materie und Form, in Gedanken und Vortrag gleich fehlerhaft sind, dafs es ihnen an sicherer, zuverläfsiger Wahrheit, und an allem; was bi- storische Kunst heilsen mag, gänzlich — gebricht. Doch, so wie die Vorwürfe, die man dem Mittelalter macht , überhaupt zu allgemein, zu schwankend und zu unbestimmt sind (1); so gilt eben dieses auch von den Urtheilen über die historischen Produkte desselben. Von so manchem einfältigen Mönch, der ohne alles historische Talent, unbekannt mit den Geschäften und mit dem Lauf der Welt, alles, was ihm ein reisender Klosterbruder von fer- nen Landen und Gegenden erzählte, mit gedankenloser Leichtgläu- bigkeit als ausgemachte Wahrheit in seine Chronik eintrug, bis zu einem Ditmar von Merseburg, einem Otto von Freysingen, einem Lambert von Aschaffenburg und andern, denen es eben so wenig an Geist, als an Weltkenntnifs, wenn gleich an hinlänglich gebilde- tem Geschmack fehlte, die zum Theil in die Begebenheiten, welche sie erzählen, selbst miteingeflochten waren, welch’ ein Abstand! und wie ungerecht, um nicht zu sagen, wie ungereimt wäre es, über-alle auf gleiche Art den Stab brechen zu wollen! Das zehnte Jahrhundert wird ziemlich allgemein für eins der finstersten gehalten (2), in welchem ganz Europa in die tiefste Nacht der (2) Vergl. Hegewisch Apologie des Mittelalters, in der neuen Sammlung kleiner historischer und literarischer Schriften. Altona, 180g, Seite ı—63. (2) Und im Ganzen — insoferne vom Oceident die Rede ist — nicht mit Unrecht. Nur fehlte es auch diesem Jahrlunderte nicht an einzelnen guten Köpfen, die sich selbst unter den ungünstigsten Verhältnilsen gewisser Malsen über ihr Zeitalter er. hoben; | 7 I uU N ee De der 5 Barbarei versunken gewesen. Dennoch schimmern selbst in dieser dunkeln Nacht einige Sterne. Auch die Historiographie die- ses Zeitraums hat einige Männer aufzuweisen, die sich vor dem grolsen Haufen durch heryorstechende Verdienste auszeichnen, und sie billig über alle Verachtung erheben sollten. Unter diesen nimmt der bekannte Bischof von Cremona, Liutprand, die erste Stelle ein (3). Seine Geschichte seiner Zeit, welche das letzte Decen- nlum hoben; auch war die Rohheit und-Barbarei nicht in allen Staaten von Europa gleich grofs; und endlich lassen sich leicht einzelne Zeiträume im Mittelalter nach- weisen, die an herrschender Unwissenheit und Sittenlosigkeit dem zehnten Jahr- hunderte nichts nachgeben. In diesen Bemerkungen geht ohngefähr alles das zu- sammen, was Mabillon in der sehr gelehrten Vorrede zu den Actis SS. Ord. Bened. Saec. V, die Verfasser der Histoire literaire de la France, Tom. VI. p-I sqgq-, Semler in der Fortsetzung der Baumgarten. Kirchengeschichte Th. IV. $S. 453, Fromman in Prr. IV. „‚saeculum X. prae caeteris medii aevi nomine obseuri insigniendum non esse”, im Museo Casimir. P. I. p. 332. sq., Meiners “in der historischen Vergleichung der Sitten, Verfassungen u.s.w. des Mittelalters (0) Bd. II. S. 382. sq, Heinrich’s in der deutschen Reichsgeschichte Th. I. S. 261. ff. u. A. zur Bestreitung oder zur genaueren Bestimmung des gewöhnlichen Urtheils über das zehnte Jahrh. beigebracht haben. Hier die vornelimsten Lebensumstände desselben: Liutprand (denn diefs und ‚ nicht Luitprand ist sein eigentlicher Nahme) war ohne Zweifel ein Italiäner, und höchst wahrscheinlich aus Pavia gebürtig. S. Legat. ad Nicephorum ap. Mu- ratori seript. rer. ital. Tom. 1. P. I. pag. 481, wo er sich selbst einen Lombar- den nennt, und seine hist. 1. II. c. I. ap. Murat. 1.c, pag- 444, wo er Pavia sei- ne patriam nennt, Die sonst herrschende Meinung, welche ihn zu einem Spa- nier von Geburt machte, die selbst noch Pütter (deutsche Reichsgeschichte, Göt- tingen 1778 8. 117) annimmt, und Eyring (Synops. hist. liter. p- 248) nicht un- wahrscheinlich findet, ist schlechterdings verwerflich. Daß das elende, dem Liut- prand untergeschobene Chronikon, dessen Verfasser sich für einen Subdiaconus von Toledo ausgiebt, hier nichts beweisen könne, hat Nicol. Antonius in Bibliotheca hisp. vet. Tom. I. c. XVI-XX. pag 521—543 ed. Bayer, Madr, 1788 ausführlich er. wiesen. Der Hauptbeweis aber, welchen man für die spanische Abkunft des Liuts prand aus dessen hist. V. 8 entlehnte, wo nach den gedruckten Ausgaben der ara- bische König Abdorrahman von ihm in einer Anrede an den Bischof von llliberi- ‚Raymundus (Regimundus), dem er sein Werk dedicirte, rex noster genannt wird, dieser Beweis, auf den sich besonders Bivarius in der der Antwerper Ausgabe des } Liut- 6 nium des neunten und die erste Hälfte des zehnten Jahrhunderts: _ um- Liutprand von ı640 vorgesetzten censura operum Liutprandi pag. XLIV so viel zu gute thut, beruhet auf einem blossen Copistenfehler. Etwas scharfsinnigere Kritiker, wie Nicol. Antonius und Muratori hatten längst wahrgenommen, dafs rer vester gelesen werden müsse. Und so liest wirklich die alte auf der hiesigen königl. Hofbibliothek befindliche vortrefliche Handschrift des Liutprand, welche dem Publikum bereits aus einem Aufsatze des Hrn. Docen in Hrn. von Arctin’s Bei- trägen zur Gesch. u. Liter. J. 1806 St. IX. bekannt ist, in welcher auch der Aus- druck: rex vester V. ı. vorkommt, wo es den nachläfsigen Abschreibern oder Edi- toren beliebt hat, das Wort vester ganz wegzulassen, Vergl. auch I. ı. Das Ge- burtsjahr des Liutprand läfst sich nicht genau angeben, es mufs aber in das erste Viertel des ıoten Jahrh. fallen. Denn als sein Vater, welchen der ital. König Hugo J. 927 als Gesandten nach Konstantinopel geschickt hatte, gleich darauf starb, war Liutprand noch in einem zarten Alter. III. 5. (me parvulo derelicto migravit ad Dominum.) Frühe kam er darauf, wie er selbst sagt, seiner harmonischen Stimme wegen, an den Hof des K. Hugo. IV. ı. Bis zum J. 945 weils man nun weiter nichts von ihm, als dafs er, wie sich aus VI. ı. abnehmen läfst, unter der Aufsicht seines Stiefvaters eine liberale Bildung erhielt. In dem genannten Jahre aber, in welchem der Markgraf Berengar von Ivrea den K. Hugo ver- drängte, ward Liutprand für schweres Geld, welches seine Mutter und sein“ Stiefvater für ihn aufwandten, Geheimschreiber desselben. V. ı4. (Secretorum ejus (Berengarii) conscius ac epistolarum signator.) Zwischen 946 und 949 (denn genauer lälst sich die Zeit nicht mit Gewilsheit augeben, wahrscheinlich schon 946) ward Liutprand vom Berengar als Gesandter an den Kaiser Constantin VII geschickt. VI. ı. Zu derselben Zeit war er auch schon Diakonus zu Pavia. Le- gat. p. 487. Daßs er nach seiner Rückkehr von dieser Gesandtschaft mit dem Bisthum Cremona schon vom Berengar sey belohnt worden, welcher ihm solches aber in der Folge wieder genommen, steht zwar in den meisten literär-histori- schen Werken (auch in Eichhorns Geschichte der Literatur, Bd. I. S. 843), ist aber gewils ungegründet; denn als er aus Italien verwiesen, in den Jahren zwi- schen 957 und 959 seine Geschichte schrieb, war er noch blofs Diakon. L. ı. Proem. Ohngefähr in der Mitte des Decenniums von 950—960 war er bey dem Berengar, der zwar seit 952 nur als Vasall des K. Otto I. regierte, aber nach dem Abzuge desselben mehr wie jemals in Italien den Tyrannen spielte, in Ungnade gefallen, und hatte sich nach Deutschland zurückgezogen, wo er zu Frankfurt am Mayn sein Geschichtbuch zu schreiben anfieng. 1. III. Proem. p. 444. (Quod in captivi- tate seu peregrinatione libellus hie conscriptus -dicatur, praesens indicat exulatus. Coeptus quippe inFranconovord, qui est XX. milliariis locus a Moguntia distans, in Paxu insula nongentis et eo amplius a Constantinopoli miliariis usque hodie exa- 7 umfalst (4), ist für diesen Zeitabschnitt ungemein schätzbar. Un- j ent- exaratur. Ueber die letztern suhwierigen Worte, welche von allen, die über Liutprand geschrieben haben, ohne alle Erläuterung gelassen werden, gleich als wenn hier gar keine Schwierigkeit wäre, behalte ich mir vor, meine Meinung bey einer andern Gelegenheit zu sagen). Nachdem Otto L im J. 961 sich bey seinem zweyten Zuge in den wirklichen Besitz des Königreiches Italien gesetzt, und sich im folgenden Jahre zu Rom hatte krönen lassen, ward Liutprand,. der ihm von einer vortheilhaften Seite bekannt geworden seyn mulste, zum Bischof von Cremona bestellt. c. 963. Denn dafs der bekannte Bischof Liutprand von Cremona, welcher als solcher auch in Urkunden des eremonensischen Ar- chivs von 965 und 966 erscheint, (v. Muratori script. rer. Ital. Tom. I. P. 1. pag. 420 sqgq.) mit unserm Geschichtschreiber Liutprand eine und dieselbe Per- son sey, dieses geht, ob es gleich einige, wie z.B. der deutsche Uebersetzer von Murateri's ital. Geschichte Baudis in einer Anmerk, zu Th. V. $. 496 haben in Zweifel ziehen wollen, unwidersprechlich aus einer Stelle in der legat. p. 487 hervor, wo unser Liutprand von sich selbst schreibt: Temporibus b. memo- riae Constantini Imper. huc (nach Konstantinopel) veneram, non Episcopus, sed Diaconus, nec ab imperatore ‘aut rege, sed a Berengario Marchione missus — nunc Deo miserante Episcopus, et a magnificis imperatoribus Ottone et Ottone, patre et filio missus. — Im Jahre 963 wurde er vom K. Otto I, nach Rom de- putirt, wohnte auch der in demselben Jahre gegen den Papst Johan XU. gehal- tenen Synode bey, VI. 6, auf welcher er dem König Otto, dem nur seine sächsi- sche Sprache geläufig war, zum Dollmetscher diente. VI. 7. (Imperator, quia Romani ejus loquelam propriam, i. e. saxonicam intelligere nequibant, Liutpran- do Cremonensi Episcopo praecepit, ut latino sermone haee Romanis omnibus exprimeret.) Auch wurde er im J. 965 zum zweytenmal mit dem Bischof Otger von Speier nach Rom geschickt, um bey der Wahl des neuen Papstes nach Leo VII. Tode als kaiserl. Commissarius gegenwärtig zu seyn. Contin. Reginon. ad a. 965 ap. Pistor. Tom. I. pag. 3, und aus ihm der Chronogr. Saxo ad an. 965 in Leibnitii accession. hist. Tom. I. pag. 174. (Der Name Liuzo, unter welchem er hier, auch in einer Urkunde bey Ughelli’ ital. sacr. Tom. IV. col. 589, und sonst vorkommt, ist nur eine andere Form des Namens Liutprand. $. Mura- tori de nomin. et agnominibus antiquoräm in antiquit. ital. Tom. III. p. 744, 746, 747.) Im J. 968 wurde er vom Kaiser Otto I. an den byzantinischen Kaiser Nice- phorus Phocas geschickt, um die griechische Prinzefsin Theophania, die Toch- ter des jüngern Romanus, für den Sohn des Kaisers Otto II, zu werben, eine Gesandtschaft, die er selbst in einer geistreichen Manier ausführlich beschrieben hat; ap. Muratori rer. ital. 1. c. pag- 478 sq. (Einen lesenswerthen Auszug die- ser merkwürdigen Schrift giebt Hegewisch Geschichte der Deutschen von Con- rad 8 entbehrlich ist sie besonders für die Geschichte von Trtalien, in wel- che nur durch sie in diese dunkle Periode, die, so leer sie auch an glänzenden Unternehmungen ist, doch schon den Keim aller der grolsen Veränderungen in sich trug, welche sich in der Folge ın diesem Lande entwickeln sollten, einiges Licht, Zusammenhang und Begreiflichkeit gebracht werden kann. Bey der genauen Verbin- -dung, in welche Deutschland um die Mitte des zehnten Jahrhunderts aufs neue mit Italien hineinkam, würde Liutprand's Geschichte auch schon aus diesem Grunde für Deutschland wichtig seyn. Aber sie hat uns überdiefs, besonders von Heinrich E und Otto L manche interessante Nachricht aufbehalten, welche den anderweiti- gen rad I. bis Heinrich II. S. 147—ı54.) In eben dem J. 968 soll er auch nach sei- ner Rückkehr von Konstantinopel auf der Synode zu Ravenna die Urkunde mit unterschrieben haben, durch welche Magdeburg zum Erzbisthum erlıoben wurde. Meibom. Tom. I. pag. 733. Mansi coll. coneil. Tom. XVII. c. 503. Horzheim cone, germ. Tom. II. p. 641; wogegen aber selon Mascov. comment. de rebus J. R. G. a Conr. I. usque ad Henr. III. pag. 98 not. ı0. die Bedenklichkeit gemacht hat, dafs Liutprand damals noch wohl nicht von seiner Reise an den byzantinischen Hof zurückgekehrt seyn konnte. Zuletzt findet man ihn auf einer Synode zu Ferrara im J. 970. $S. Rubei hist. Ravenn. c. V. pag. 262 ed. Venet. a. ı58g. Seitdem ist nichts weiter von ihm bekannt. Br scheint bald nachher gestorben zu seyn. Vergl. aufser den von Hamberger IH. S. 969 augeführten Schriftstel- lern noch Tiraboschi storia della letteratura italiana Tom. HI. pag. 225. (4) Historia rerum suo tempore in Europa gestarum. Sie geht vom Jahre 888 bis 946 L. I-V, 5. Dieses Werk muls von ihm zwischen 957 und 959 aufgesetzt seyn. Denn aus L. IV. c. 7. erhellt, dafs Ludolph, Otto's Sohn, damals bereits verstorben, aus I, 2. H. ı2. III, 7 aber, dafs der byzantinisehe Kaiser Constantin VII noch am Leben war. Da nun Ludolph 957, Constantingaber 959 9. Nov. starb; so mals die Abfassung des Werks in die genannten Jahre fallen. Vergl. Pagi crit. in annal. Baronii ad a. 963 n. Ill. Die sechs letzten Kapitel des 6ten Buchs, welche den Zeitraum von 961—964 umfassen, sind, wenn sie anders dem Liutprand zugehören, (s. unten) ein späterer Nachtrag. Uebrigens ist aulser der Geschichte seiner Zeit nur noch die Legatio ad Niecephorum Phocam von ihm. Alles Uebrige, was man ihm beygelegt hat, das Chronicon vom Jahre 606—960 die adversaria und die vitae PP. Roman. a Petro usque ad Formosum, ist bekanntlich unächt. 9 gen Nachrichten bald zur Ergänzung‘, bald zur Bestätigung und Er- läuterung dienen. Einige gelegentlich eingestreuete Notitzen von dem baierischen Herzoge, Arnulf Il. sind selbst für unsre Landes- geschichte nicht ‚unbedeutend. Auch über die Geschichte einiger byzantinischen Kaiser, namentlich Basil's I, Leo’s VI. und der beyden gleichzeitigen Kaiser Gonstantin’s VII und Romanus Lecapenus, so wie über den Geist und den Charaltter des by- zantinischen Hofes überhaupt, verbreitet sie ein mehrfaches Licht; und selbst die Geschichte der Madscharen oder Ungarn, der Sara- cenen, der Bulgaren und Rufsen verdankt ihr manche einzelne schätz- bare Aufklärung. Freylich kann man an Liutprand’s Geschichtwerke genug zu tadeln finden. Ein Hauptfehler ist, dafs er die Zeitrechnung ver- nachläfsiget *), ein Fehler, den er mit mehreren der besten Histo- riker des Mittelalters, wie mit Paul Warnefridi und Otto von Freysingen gemein hat. Diese Vernachläfsigung der Chronologie hat einen andern Fehler nach sich gezogen, dafs-er nämlich zuweilen Umstände und Begebenheiten zusammenrückt, die nach ihrer wah- ren historischen Zeitreihe mehrere Jahre auseinander liegen. Nicht selten vermilst man ferner kritische Würdigung des Wissenswerthen und richtiges Ebenmafs der Materien. Manches Wichtige wird ganz von ihm übergangen (5). Hier stöfst man auf Weitläuftigkeit bey Kleinigkeiten, dort auf zu grolse Kürze bey wichtigen Dingen. Zu begierig hascht er zuweilen Anekdoten und kleine Erzählungen auf, wo sie in Staatsmerkwürdigkeiten viel zu wenig eingreifen. In den bibli- *) Eine bestimmte Zeitangabe hat Liutprand nur einmal bey der Erzählung der Zerstörung von Pavia durch die Uugarn, 1, III. c. I. p. 444. Usta est infelix olim formosa Papia anno dominicae incarnationis DCCCOXXIII. III. Idus Martii, in- dietione Xil. feria VI. hora U. Sonst behilft er sich immer mit allgemeineren unbestimmten Zeitangaben, (5) So erwähnt er nicht einmal der Krönung Berengars I. zum Kaiser, so wenig als der frühern Kaiserkrönung Ludwigs, Königs von Niederburgund u. s. w. . 10 biblischen Sprüchen aus der Vulgata, welche bey ihm, so wie bey den übrigen Historikern der mittlern Jahrhunderte, die Stelle der starken politischen Maximen vertreten, mit welchen die alten klassi« schen Geschichtschreiber ihre Werke würzten, in den häufig einge- webten moralischen Reflexionen, theologischen Deklamationen und homiletischen Betrachtungen blickt zu öft der Geistliche mit seinem eingeschränkten Gesichtspunkte hindurch-(6). Sein Urtheil und sein Raisonnement verräth nicht selten die Wirkung, welche der Zeit- geist auch auf ihn gehabt hatte (7).- Eben dieser Zeitgeist reilst ihn selbst zuweilen in die Regionen des Wunderbaren hinein (8), und man erkennt den Mann, der zwar nicht schwach genug war, sich (6) Man sche z. B. I, 5. die Strafpredigt gegen den König Arnulf, welcher die Un- garn gegen die mährische Macht zu Hülfe gerufen, und ihnen dadurch den Weg nach Deutschland und Italien gebahnt hatte; I, 6. den Sermon über die Freund- schaften bey der Erzählung des ‘anfangs zwischen Berengar und Guido getroffe- nen Vergleichs; I, 9.. die Deklamation über die Ursachen des frühen Todes des “ K. Arnulf; UI, 12. die Tirade über den Einfall der afrikanischen Saracenen in Ita- lien, als eine von Christo verhängte Strafe, bey welcher Gelegenheit er auch seine strenge Orthodoxie in dem Artikel von der Person Christi geflissentlich auslegt; III, 9. die Tirade über den byzantinischen Kaiser Romanus Lecapenus; IV, 3. die lange Strafrede gegen den Erzbischof Manasse von Arles, der meh- rere italiänische Bisthümer an sich gerissen hatte; IV, 3. den Beweis, daß R. Otto I. Sieg über die wider ihn empörten Fürsten in Deutschland kein Werk des Zufalls, sondern einer aufserordentlichen Dazwischenkunft der Providenz gewe- sen sey; V, ı2. die lange, unzeitige Episode über den wahren Begriff das Reich- thums und der Armuth u. s. w. a (7) Z.B. I, 2. wo er in allem Ernst annimmt, dafs der Kaiser Basilius die durch Ermordung des K, Michael III. auf sich geladene Verschuldung durch reiche Al- mosen und durch Erbauung der Michaelskirche zu Konstantinopel abgebülst habe; III, 2. wo die Verschonung eines Theils der Stadt Pavia und ihre frühe Wie- deraufbauung der Fürbitte des heil. Syrus zugeschrieben wird; III, 13. wo er ganz treuherzig versichert, dafs Gott durch einen Zweykampf die Wahrheit ans Licht gebracht habe; V, ı. wo ein Comet als Vorbedeutung einer gewaltigen Hungers- noth in Italien betrachtet wird u. s. f. (8) S. I, 2. Die Erzählung von der dem Kaiser Basil zu theil gewordene Erscheinung Christi; I, 8. die Legende, dals der in die Tiber geworfene Leichnam des Papst i n For- { . 11 sich von dem Aberglauben seiner Zeitgenossen ganz überwältigen und niederdrücken zu lassen, der aber auch nicht Stärke genug besafs, sich völlig über sein Zeitalter zu.erheben. Der 'Ton der Erzählung ist beyweitem nicht immer der einfache, edle Ton, welcher dem Geschichtschreiber allein geziemt,, sondern fällt nicht selten in das Deklamatorische, und ist mit unächtem rednerischen Putz überladen. In der Anführung von Dichterstellen (9), so wie in der Einmischung griechischer Worte und Redensarten, trägt er oft nur seine Gelehr- samkeit unzeitig zur Schau. Dem falschen Geschmack seines Zeit- alters huldiget er auch insofern, dals er den prosaischen Vortrag häufig mit dem poetischen verwechselt, und den Beschreibungen einzelner ‚Begebenheiten oder den dadurch in ihm aufgeregten Ge- danken und Empfindungen ein metrisches Gewand umwirft. Auch die eingeschalteten langen Reden , die zuweilen in Verse gefalst wer- Formosus nach seiner Wiederauffindung und Versetzung in die Petrikirche von den Bildern der Heiligen ehrerbietig begrüfst worden; II, ı4. die Erzählung von der zur Niederlage der Saracenen höchst wirksamen Erscheinung der Apostel Pe- trus und Paulus; IV, 2. das Märchen von einer Blutquelle zu Genua, welche das die Stadt bald nachher betroffene Unglück vorbedeutet habe; IV, ıı1. ı2. die Beschreibung der großsen Wirkungen der heiligen Lanze, welche dem Kaiser Ot- 10 I. den Sieg über alle seine Feinde verschafft habe, u, s. w. (9) Es ist vielleicht nicht überflüfsig, hier die klassischen Auctoren zu bemerken, aus wetchen Liutprand, grolsentheils ohne sie zu nennen, entweder einzelne Stellen anfübrt, oder Ausdrücke und Redensarten in seine Erzählung verwebt. Die meisten sind Dichter: Virgil.I, 4. (Aen, II, ı.) I, 9. (Aen. III, 56. 57. und VI, 338.) II, 2, (Gedtg. I, 447.) III, 3. (Aen. VIIL, 77.) Il, 4. (Aen. X. 179.) V, 8. ı2. (Aen. IV, ı74.)-Horaz: U, 7. (Od. I, 4.) II, 6. (Od, III, 3.) 111, 8. (Od. UI, 4. 65. sqg.) VI, 6. (Epod. IV, ı. 2.) Terenz: II, ı5. (Adelph. DI, 3. 19.) V, 2. (Eunuch. IV, 6. 24—27. u. sc, VII, vs. 5. ı1.) VI, 6. (Eunuch, ll, 3. 22.) Juvenal: V, 3. (Sat. Il, 149. ı50.) V, ı1. (Sat. V, 50.) V, ıd. (Sat. VI, 43.) “V1,.6. (Sat, VI, 350. 351.) Cicero: U, ıı1. (Orat. ı1. in Ca- tilin.) VI, ı2. (Paradox. Vl, 3.) Vegetius; IV, 9. (de re milit. 1. Il. c. 22.) Aufserdem noch Boethius: Proem. 1. I. (Consol. philos, 1.J. p. ı6. ed. L. B. 1671.) b: 12 < werden (10), würde ıhm der Geschichtforscher gerne geschenkt ha- ben. Trotz seiner Belesenheit endlich in den klassischen Werken des Alterthums ist seine Sprache doch hart, rauh und incorrekt (11)] Aber alle diese Fehler, bey welchen wir, wenn wir nicht unbillig seyn wollen, nie das Zeitalter vergessen dürfen, in welchem Liutprand lebte, finden sich doch bey ihm in viel geringerem Grade, als bey zeitverwandten Schriftstellern. Und wie mannigfal-. tig sind nicht die Vorzüge, durch welche er sich von ihnen unter- scheidet? Wie sehr er auch nach Unterhaltung strebt, so zeigt sich doch nirgends eine Spur, dals er, gleich andern Chronikschrei- bern, seine Leser mit willkührlich ersonnenen Märchen und Erdich- tungen zu erbauen oder zu amüsiren suchte. Die Begebenheiten stehen bey ihm nicht isolirt und abgerissen, sondern in ihrem Zu- sammenhange dargestellt. In der Stellung und Anordnung seiner Materialien, besonders in den Uebergängen von der Geschichte ei- nes Volks zu der eines andern, ist, so viel auch ein feinerer Ge- schmack daran auszusetzen finden mag, eine gewisse historische Kunst unverkennbar. Er ist dabey reich an wichtigen Nachrichten, so wie an treffenden Urtheilen, und scharfsinnige Bemerkungen, lebhafte Schilderungen und geistvolle Gemälde der damaligen Menschen und Sitten entschädigen für manche andere Vorzüge, die seinem Werke abgehen. Seine genaue Bekanntschaft mit dem Schauplatze der Be- geben- (10) 8.1,8 N,4.5.7.8 I, 9 DM, ı2. IV, 14,15 V,4.ı1. (11) Einige ganz unlateinische Phrasen kommen so häufig vor, dafs sie als Lieblings, ausdrücke desselben angesehen werden können, wie hominem exire für sterben ; I, 1.7.12. Il, ı2. IV, 7. Vl, 6. und noch öfterer in dem oben not. 3. angeführ- ten Mfs. wie 11,7. 1V, ı1. V,2, wo die Editoren hominem exuere dafür substi- tuirt haben; suffarcinatus für instructus IV, 15. V,ıo. Vl, 1. u. f. Den feinen rö- mischen Ausdruck, den Schröckh R. G. Th. XXI. $S, 68 in einigen Parthien des Werks gefunden haben will, habe ich nirgends antreffen können. Manche Monströsitäten des Ausdrucks indessen fallen lediglich auf die Rechnung der nachlälsigen Herausgeber, z. B. Il, 13. veneris exortivo, wo es nach dem angezo- genen Mfs. exercitio heilsen mus, wie auch Rubens histor. Ravenuat. pag. 253. gelesen hat, 13 gebenheiten, und eine lebhafte durch Dichterlektüre genährte Ein- bildungskraft geben seiner Darstellung eine gewilse Lebendigkeit, welche anzieht und unterhält. Das Ganze verräth einen für sein Zeitalter sehr gelehrten, durch Reisen in öffentlichen Geschäften gebildeten, mit mannigfaltigen Kenntnifsen und mit Beobachtungsgeist ausgerüsteten Mann, Für den Geschichtforscher ist indessen die erste und wich- tigste Frage die: ob die Nachrichten, welche uns Liutprand hin- terlassen hat, wahr und zuverläfsig sind. Eine genauere Untersu- chung darüber scheint um so weniger zwecklos und überfllülsig zu seyn, da die Glaubwürdigkeit desselben von berühmten Gelehrten angefochten und in Zweifel gezogen worden ist. Unter diesen ragt ein Mann hervor, dem die Geschichte überhaupt, besonders die Ge- schichte Italiens, unendlich viel verdankt, der ehrwürdige, eben so gelehrte, als scharfsichtige Muratori. Dieser grofse Geschichtfor- scher erklärt den Liutprand, vorzüglich in Absicht auf die Bege- benheiten , die sich vor seiner Zeit zugetragen haben, für einen schlechten Schriftsteller, der voller Fehler und Irrthümer sey, des- sen Aussagen daher, von andern Gewährsmännern entblölst, gar keinen‘ Glauben verdienen. Die Laster und Verbrechen, die er von angesehenen Personen erzählt, soll er aus den trübsten Quellen, aus wagen Gerüchten und Pöbelsagen, aus Pasquillen und ehrenrührigen Aufsätzen geschöpft und begierig aufgefafst haben, nur um seiner Schmäh - und Spottsucht Befriedigung zu gewähren. Aus dem Ge- biet des Historiliers soll er hie und da in das des Romanenschrei- bers übertreten, und es nur darauf anlegen, durch beifsende Satyre und Lustigmacherey seine Leser zu unterhalten (12). Dasselbe Ur- theil (12) Muratori Annali d'Italia, Tom. V. p. 197, 211: ,„Liutprando ha la disgrazie d' essere stato un cattivo storico per conto degli aflari, non succeduto al suo tem- po.” pag. 215, 217, 241, 252, 267: „‚Liutprando prestava fede a tutte le’ Pas- quinate e a tutti i libelli infamatori di que tempi, che ne pure allora mancava- no.” pag, 208, 274: „Come prestar fede ad autori si mal informati e si incli- nati 14 5 theil ist von vielen Andern, bald in noch stärkeren, bald in etwas gemälsigtern Ausdrücken wiederholt worden (13); und selbst solche Schriftsteller, welche sonst den historischen Talenten des Liut- prand alle Gerechtigkeit und zum Theil mehr als Gerechtigkeit widerfahren lassen, haben doch wohl geglaubt, ihn von dem Vor- wurfe öfterer Partheylichkeit nicht freysprechen zu dürfen (14). Da, so viel ich weils, das Gegründete oder Ungegründete in diesen Anklagen noch von Niemandem in eine schärfere Unter- suchung ist gezogen worden; so schmeichle ich mir, dafs die Ar- beit micht ganz vergeblich seyn wird, welcher ich mich durch eine genauere Beschäftigung mit diesem Gegenstande unterzogen habe. Eine nati alla maledicenza.” pag.302, 303, 312 ad an. g9ı2:'„‚Liutprando era allora un ragazzo, € cresciuto poscia in etä pesco le notizie di questi tempi ne i libelli infamatori e Romanzi d’allora.” pag. 33ı ad an. 935: „‚Liutprando persona, che si diletteva di tagliare i panni addosso a gli alteri, e di rallegrare i su6i lettori con delle galanti, ma forse non sempre vere avventure.” pag. 336: Liutprando umor buffone etc. Das Urtheil Muratori's scheint sich übrigens erst bey der- Ausarbeitung seiner italiänischon Geschichte so nachtheilig für den Liutprand ge- stimmt zu haben. Denn in den Script. rer. ital. Tom. II. P. H. p. 1080 schrieb er noch: Historia Liutprandi Tieinensis — utilissima sane magnique facienda, utpote quae ferme sola ad noscendas italicas res seculi X. nobis facem praeferre potest. (13) Fel. Nerini de templo et coenobio Ss. Bonifacii et Alexii histor. monum. (Rom. 1752) pag. 85 sq. erklärt Liutprands Nachrichten, besonders von einigen Päp- sten, für schmähsüchtige Erdichtungen, und verweiset dabey auf Muratori, auch 6. E. Eckhart comm. de rebus Franc. orient. Tom. II: bestreitet in mehrern Stel- len die Richtigkeit seiner Angaben, und Le Marc im abrege chronologique de I’ histoire generale d’Italie, Tom. II. p.815 pag. 824 s. wiederholt mehrmals die Vor- würfe, dıe ihm Muratori gemacht hat. (14) Tiraboschi z. B. 1. c. Tom. III, pag. 227, der sich sonst auf die Würdigung der historischen Glaubwürdigkeit desselben nicht einläfst,, schreibt: Liutprando si scuovre nella sua storia scrittor colto e legiadro sopra gli alteri storici del suo secolo, ma insieme mordace e satirico, piu che a imparziale e onesto scrittore non si convenga. Simonde Sismondi in histoire des republiques italiennes, Tom. T. pag. 417, 418 ertheilt dem Liutprand fast zu grolse Lobspruche, sagt aber doch: il est souvent partial. Eben dieser Vorwurf der Partheylichkeit wird dem- selben von vielen andern gemacht. 15 Eine unbefangene Prüfung des in Anspruch genommenen Geschichtschreibers muls von der Frage ausgehen, aus welcher Quel- le seine Nachrichten geflossen sind. Denn vernünftiger Weise kann man Niemandem etwas glauben, als wenn man begreift, dafs er sein Erzähltes habe wissen können. Liutprand erklärt sich ganz be- stimmt über diesen Punkt, indem er sagt: dafs er einen Theil sei- ner Nachrichten, bis zum Jahre 93ı, aus mündlichen Erzählungen glaubwürdiger Männer, die selbst Augenzeugen der Begebenheiten gewesen, das Uebrige aber aus eigener Ansicht und Erfahrung ge- schöpft habe (135). In der grölsten Strenge darf indessen diese Er- klärung nicht genommen ‘werden. Denn, was die Geschichte vor seiner Zeit betrifft, so bezicht er sich selbst zwey Mahle auf schrift- liche Nachrichten, das eine Mahl, wo von gewissen Sitten und Ge- wohnheiten der Ungarn die Rede ist, auf eine Schrift, de origine Hungarorum, das andere Mahl bey der Erzählung von dem sträfli- chen Umgange des nachmaligen Papstes Johann X. mit der berüch- tigten ältern Theodora auf eine Lebensbeschreibung der Letzteren (16). Auch konnte er nicht von allen Begebenheiten, die er selbst erleb- - te, im eigentlichen Sinn Augenzeuge seyn, sondern sie nur aus den Erzählungen anderer entnehmen, welche dem Schauplatze der Be- gebenheiten nahe waren. Es bleibt also nur so viel: In Ansehung der Geschichte vor seiner Zeit folgte er gröfstentheils den mündli- chen Aussagen gleichzeitiger Personen, die er für vollkommen glaub- würdig hielt; in Absicht der Geschichte seiner Zeit aber hatte er vieles, besonders das, was in Italien vorfiel, aus eigner Ansicht, das Uebrige aus mündlichen Nachrichten von Zeugen, mit denen er (15) IV, ı. Hactenus, ohngefähr bis zum J. 981, quae dieta sunt, sicut a gravissi- mis, qui ea cereverant, viris audivi, exposui. Ceterum quae narranda sunt, ut qui interfuerim, explicabo, oder, wie er sich in der Zuschrift vor dem ısten Buche ausdrückt, sieut is, qui non auditu dubius, sed visione certus, (16) U, ı, U, ın. ı6 er in Verbindung stand (ı7). Noch verdient es angemerkt zu wer- den, dafs Liutprand in Ansehung der Geschichte vor seiner Zeit das, was er nur aus umherlaufenden Gerüchten hatte, bisweilen aus- drücklich von dem übrigen absondert (18), auch wohl, wo die Sa- ge verschieden war, diese Verschiedenheit ausdrücklich bemerklich macht (19). Dafs Liutprand als zeitrerwandter oder gleichzeitiger Schrift- steller wahre Nachrichten auf die Nachwelt bringen konnte, kann keinem vernünftigen Zweifel unterliegen. Von der Geschichte sei- ner Zeit versteht sich dieses von selbst. Zwar ist es eine sehr rich- tige, in der Beurtheilung angeblicher Thatsachen oft viel zu wenig in Anschlag gebrachte Bemerkung, dafs Menschen ohne Cultur des Geistes, von Vorurtheilen umnebelt, selbst das, was vor ihren Augen vorgeht, nicht immer richtig beobachten , also auch nicht immer glaubwürdig erzählen können. Aber dafs Liutprand nicht in die Klasse solcher Menschen zu setzen sey, dals er Talent genug be- sals, um das, was um ihn her vorgieng, richtig aufzufassen und dar- zustellen, davon giebt sein ganzes Werk die unwiderleglichsten Be- weise. Bey den Verhältnissen aber, in welchen er stand, und bey seinen ausgebreiteten Verbindungen konnte es ihm auch nicht an Gelegenheit fehlen, von Ereignilsen, die so kurz vor seiner Zeit vor- gefallen waren, wenigstens im ganzen glaubwürdige Nachrichten ein- zuziehen. Zugleich befand er sich, als er sein Werk schrieb, in der glücklichen Lage, dafs er das von ihm Beobachtete, oder durch Nachfragen und Erkundigung Erforschte, ohne Rückhalt erzählen durfte; auch trägt seine Arbeit an sehr vielen Stellen das unver- kennbare Gepräge ungebundener Freymüthigkeit an sich. Aber (17) Ausdrücklich nennt er seinen Gewährsmann nur einmal V, 6 bey der Erzählung des unglücklichen Zuges des rulsischen Großfürsten Igor gegen Konstantinopel, nämlich seinen Stiefvater, der als Abgesandter des K, Hugo in Konstantinopel gewesen war, (18) Z.B. II, 8. ı3 fertur, ajebant, ut ajant. 2 (19) Z.B. 1, ı=. ? AT Aber vielleicht war es Partheigeist,, der ihn bestimmte, die Wahrheit zu entstellen und die Begebenheiten in einem falschen Lichte zu zeigen ? Nur zu einer solchen Anklage fehlt es schlecht- hin an allem Beweise. Die meisten Begebenheiten , die er erzählt, sind von der Art, dafs sich auch nicht einmal von ferne angeben läfst, was für ein Partheigeist ihn dabey’auf Abwege geführt haben sollte. Nur-bey dem Könige Hugo, der sein Wohlthäter gewesen war, und ihn frühe an seinen Hof gezogen hatte, und bei dem Mark- grafen von Ivrea, nachmaligem Könige Berengar II, von dem er aufs empfindlichste war gekränkt und beleidiget worden, kann der Ver- dacht entstehen, dafs Liebe und Dankbarkeit gegen den einen, Hafs und Erbitterung gegen den andern auf die Wahrhaftigkeit seiner An- gaben einen nachtheiligen Einfluls gehabt haben möehten. Bei ge- nauerer Ansicht zeigt es sich jedoch, dafs die verschiedene Gesin- nung gegen den einen und den andern mehr durch einige allgemei- ne starke Deklamationen, als durch Verstellung der Wahrheit her- vorleuchtet, So scheint die Schilderung, welche er von dem Könige Hugo in einigen allgemeinen hingeworfenen Zügen entwirft (20), allerdings in einiger Hinsicht viel zu günstig für ihn ausgefallen zu seyn. Aber der Lobsprüche, die er ihm ertheilt, ungeachtet, rügt er doch freimüthig seine Fehler, seine wohllüstigen Ausschweifun- gen, das schändliche Gewerbe, welches er mit den Kirchengütern trieb (20) III, 5. Fuit (Hugo) non minoris scientiae, quam audaciae, nec inferioris forti- tudinis, quam calliditatis, Dei etiam cultor, sanctaeque religionis amatorum ama- tor , in pauperum necessitatibus euriosus,, erga Ecclesias sollicitus , religiosos philosophosque viros non solum amabat, verum etiam fortiter honorabat. Mu- ratori hat an diesem Urtheil über den K. Hugo grofsen Ansto[s genommen; An- nali d’Ital. Tom. V. p. 366. 325. Zu überselien aber ist. es doch nicht, dafs es viel Wahres enthält; denn dafs Hugo ein durch Einsicht, Muth und Entschloss en- heit ausgezeichneter Fürst war, erhellet schon daraus, dafs er, der vielen Ver- schwörungen gegen ihn ungeachtet, sich ı9 Jahre behauptete, und bey seiner gerühmten Religiosität darf man nicht vergessen, wie wenig in dem Zeitalter, in welchen Liutprand lebte, dazu gerechnet wurde, c ı8 i S trieb, die Härte und Ungerechtigkeit, mit der er alle Grofsen, die sich irgend hervorthaten, ohne Schonung seinem Argwohn aufopfer- te, und die egoistische Politik, mit der er eine Horde raubsüchtiger Saracenen, statt sie, wie er es gekonnt hätte, gänzlich aus Italien zu verjagen, in Schutz nahm, um sich ihrer Ergebenheit in einem ihm etwa bevorstehenden Kriege desto mehr zu versichern (2ı). In seinem Urtheil über den ihm so verhafsten Berengar aber sind aller- dings die Farben etwas stark aufgetragen (23). Allein, was die von ihm angeführten Thatsachen betrifft; so haben sie nicht nur keine innere Unwahrscheinlichkeit, sondern stimmen auch mit dem sonst bekannten Charakter desselben vollkommen überein (23). Dabei ist noch zu bemerken, dafs derjenige Theil von Liutprands Wer- ke, welcher die Geschichte der Alleinregierung Berengars I. in sich falste, und auf den also am meisten der Verdacht der Partheilich- keit fallen könnte, verloren gegangen und damit unsrer Beurtheilung entzogen ist (24). ' Natür- (21) S. 1. c. und IV,6. UL, 138. V,». V,7. (22) L. III. Proem. (23) S. unten, — In der Geschichte Otto’s I. mag er höchstens Einiges, was an Ot- to's Hofe mißsfallen konnte, mit Stillschweigen übergangen haben; aber von ab- sichtlicher Verunstaltung der Wahrheit findet sich auch hier keine Spur. Vergl. Hegewisch Geschichte der Deutschen von Conrad I. bis Heinrich I. S. 125 £. (24) Ich verstehe es daher nicht, wie Hr. Prof. Wilken in seinem Handbuch der deutschen Geschichte, Heidelh. ı810. Abth. ı. S. 175 sagen kann: der Titel: ayriorıs welchen Liutprand dem dritten Buche seines Werkes giebt, und seine Erklä- rung des Titels: Sit’igitur eis (Berengario et Willae) praesens pagina ayrıdorıs h. e. retributio, dum pro calamitatibus meis 49 «reßsızy eorum, ij. e. impie- tatem praesentibus futurisqgue mortalibus denudavero , giebt hinlänglich den Ge- sichtspunkt für die Schätzung seiner italiänischen Nachrichten an.” Wie kön- nen die wenigen Nachrichten von Berengar II, die wir jetzt in seinem Werke lesen (denn der größere Theil derselben ist verloren gegangen, f. unten), dem allgemeinen Malsstab für die Würdigung seiner italiänischen Nachrichten über- haupt angeben? Gesetzt auch, dafs jene einiger Verdacht der Partheilichkeit drückte, so ist es doch eine sichere, von Walch in seiner kritischen Nachricht von den Quellen der Kirchengeschichte ($. 39 f.) durch mehrere Beyspiele er- läuterte Regel: dafs, wenn auch die Partheilichkeit eines Schriftstellers noch so erwiesen ist, sie doch nicht weiter ausgedehnt werden dürfe, als wirklich die er. wiesenen Gegenstände des Eifers oder des Hasses gehen. eg Natürlich frägt man, wenn von der Glaubwürdigkeit eines alten Geschichtschreibers die Rede ist, ob nicht seine Angaben, zum Theil wenigstens, durch andere glaubwürdige Zeugen bestätiget wer- den. Es ist daher der Sache angemessen, den Bischof von Cre- mona auch dieser Probe zu unterwerfen. Eine genaue und vollstän- dige Vergleichung seiner Nachrichten mit den Angaben anderer Hi- storiker würde freilich die Grenzen dieser Abhandlung überschrei- ten, und muls einer kritischen und erklärenden Ausgabe desselben, die wir bis jetzt noch nicht besitzen, überlassen bleiben. Doch läfst sich ohne zu grolse Ausführlichkeit in einer gedrängten Uebersicht zeigen, dals der Stellen nicht wenige sind, in welchen Liutprands Erzählung durch andere concurrirende Zeugen, zum Theil selbst durch Urkunden, bestätiget wird. Es versteht sich übrigens von selbst, dals, wenn man mit dem Worte Zeugen nicht spielen will, keine andere, als gleichzeitige, oder wenigstens solche Schriftsteller aufgeführt werden dürfen, die unabhängig vom Liutprand aus. gleichzeitigen Schriftstellern geschöpft haben (25). Ich (15) Mehrere Geschichtschreiber des Mittelalters, die sonst auch von angesehenen Gelehrten als eigene Zeugen aufgeführt werden, werden im folgenden, auch da, wo sie in ihren Erzählungen mit Liutprand zusammentreffen, gewöhnlich mit Stillschweigen übergangen, weil es sich bey näherer Ansicht zeigt, dals sie in diesem Fall nur aus Liutprand geschöpft haben. Diefs ist z. B. der Fäll mit dem sächsischen Annalisten. Man f. dent. ad a. 917 vergl. mit Liutprand II, 7. — ad.a. 925. vergl. Liutprand IV, ı2. — ad.a. 939, vergl. Liutprand IV, 10. ad a. 945. vergl. Liutprand V, ı. etc. Eben das gilt von Sigebert von Gemblours (s. z. B. denselben ad a. 929. vergl. Liutprand IV, ı2. — ad a. 943. vergl. Liutprand IV, ı6.), von dem Chron. Turonensi, das nach dem Jahr 1226 geschrieben ist, bey Bouquet script. rer. Gallicar. et Franc. Tom. IX p- 45 sq. und von dem Chron. Sithiensi S. Bertini, das nach dem J. 1294 ver- falst ist, bey Bouquet l.c. p. 70 s[. Zum Beyspiel sehe man die erstere Chronik p. 48, 49 und die andere p. 75, vergl. mit Liutprand I, 7,8. 9.— Auch das Chron. Alberiei in Leibnitii access. histor. Tom. II. bey Bouquet. c. ‚p- 57 sq. hängt in den ital. Angelegenheiten dieses Zeitraums nur von Liutprand ab. Dals das sogenannte Chron. Urspergense ebenfalls häufig blos den Liut- prand copire, hat schon Semler im Versuch über den Gebrauch der Quellen c2 im Ich fange mit Italien an, da Liutprands Nachrichten von diesem Lande von vorzüglicher Wichtigkeit sind. Je kleiner die Anzahl von Schriftstellern der Zeit ist, welche sich auf die italiäni- schen Angelegenheiten einlassen, desto weniger lälst sich für alles, was Liutprand davon berichtet, anderweitige Bestätigung erwar- ten. Aber bei einer nicht kleinen Anzahl von Begebenheiten fin- det sie sich dennoch. Und diels mufs auch für diejenigen Angaben, welche Liutprand allein hat, ein günstiges Vorurtheil erwecken, Liutprand erzählt (I, 6.), dafs Herzog Guido von Spole- to nach dem Tode Karls des Dicken im Jahre 888 anfänglich die französische Krone für sich habe nehmen wollen, und dals er erst, nachdem dieser Plan gescheitert war, das Königreich Italien, des- sen der Herzog Berengar von Friaul sich bereits bemächtiget hatte, an sich zu reilsen gesucht habe. Diese Angabe bestätigen Erchem- pert, ein gleichzeitiger Historiker , dessen Fortsetzung von Pauls longobardischer Geschichte bis zum Jahre 889 reicht, und die ful- dischen Annalen (26). Nach in der Staats- und Kirchengeschichte S. 149 £. durch mehrere Beyspiele erwiesen. Vom Chron. Farfensi f, unten. Die Annales Metenses werden von mir nicht besonders allegirt, weil sie vom J. 853 —903 mit Regino von Prüm wörtlich übereinkommen, so dafs man nicht weifs, ob der Verf. jener Annalen, Arnulf von Metz, der mit dem Regino zu gleicher Zeit lebte, diesen, oder Regino ihn abgeschrieben hat, Vergl. Adelungs Direktorium für die sächsische Geschichte, S. 43. (36) Erchempert de gestis Longobard. ap. Muratori. Tom. II. P. I. pag. 255. Append. ad annal. Fuld. (im Text ist nur der Kürze wegen dafür gesetzt: die fuldischen Annalen) ad a. 888 bey Freher. Tom. I, pag. 62, oder bei Muratori, der diesen Appendix als eine Fortsetzung der Bertinianischen Annalen ansicht, 1. ec. p. 572. Aus Frodoards hist. eccles. Bhem, IV, 5 in Biblioth. max. PP. Lugd. Tom. XV. pag. 597 ersieht man, dals der Erzbischof Fulco von Rheims, ein Anverwandter Guido’s, beschuldiget wurde, dals er demselben die französische Krone habe zu- wenden wollen. 2ı Nach Liutprand (I, 7.) schickte der deutsche König Ar- nulf im J. 891 auf die Bitte des von Guido bedrängten Berengar sei- nen natürlichen Sohn Zwentibold nach Italien, der aber, ohne etwas wirksames zu Berengars Vortheil unternommen zu haben, nach Deutschland zurückgieng. In der Hauptsache stimmt dieser Bericht mit dem Panegyricus Berengarii, einem gleichzeitigen Gedicht zum Lobe des Berengar, überein (27). Liutprand bemerkt (I, 8.), dafs nicht nur Berengar, son- dern auch der Papst Formosus an den Hönig Arnulf die Aufforde- rung ergehen lassen, selbst nach Italien zu kommen, um das Reich von der angemalsten Herrschaft des Guido zu befreyen. Eben diese melden auch die fuldischen Annalen (28). Arnulf, so erzählt Liutprand weiter (I, 7.), kam im J. 894 nach Italien, nahm Bergamo mit Sturm ein, liels die Einwohner, welche ihm Widerstand geleistet hatten, erwürgen, und den Grafen Ambrosius aufhängen. Diefs verbreitete eine so allgemeine Bestür- zung, dals auch Mailand und Payia sich ihm unterwarfen. Bey die- sen (27) Panegyr. Berengarii 1. III. ap. Muratori, S. R. I. Tom. IT. P. I, pag. 396 (ap. Leib, nitz seritt. Brunsv. T. I. pag. 246). Dafs dieser Pauegyricus , der bis zum J. 916 geht, von einem gleichzeitigen Verfasser sey, hat Valesius in der Vorrede zu seiner Ausgabe desselben ap. Muratori l.c. p. 374 ausführlich erwiesen. Was Pagi crit. in annal. Baron. ad a. 894 N. ıı und 899 n. 5 und Muratori aun. d’Ital. Tom. V. pag. 279 u. 298 dagegen erinnert haben, ist von keinem Gewicht, denn auch der gleichzeitige Schriftsteller hat bisweilen geirrt. Der Nebenumstand, in welchem Liutprand und der Panegyrist von einander abgehen, besteht darin, dals nach jenem Zventibold vom Guido durch Geld gewonnen war, nach diesem aber Berengar selbst ihn zum Rückzuge beredete, da er seiner Hülfe weiter nicht zu bedürfen glaubte. Muratori 1. c. pag- 404 bezieht die Worte: It monitu re- gis patrias Sinibaldus ad oras, unrichtig auf einen Befehl des Königs Arnulf. Unter dem rex ist vielmehr Berengar gemeint, (28) App. ad Annal. Fuld. a. 893 ap. Freher p. 65. Murat. I. c. pag. 575. 22 sen Angaben hat Liutprand den Panegyristen des Berengar, die fuldischen Annalen und den Regino auf seiner Seite (29). Liutprand versichert (I, 7.), Berengar habe sich im voraus, gegen den König Arnulf verpflichtet , mit allen seinen Vasallen sei- ne Souverainität anzuerkennen. - Diels stimmt mit der Angabe der fuldischen Annalen, dafs der Herzog Adelbert von Toscana, dessen Bruder Bonifacius und mehrere der angesehensten Grolsen sich an den König Arnulf gewandt hätten, um von ihm ihre Statthalterschaf- ten und Güter zu Lehen zu erhalten, vollkommen überein (30). Nach Liutprand (I, 9.) war es eine schwere Krankheit, welche den Arnulf zum eiligen Rückzuge nach Deutschland bestimmte Dasselbe sagt auch Regino (3ı). Nur den Umstand, dals jene Krank- heit die Folge eines durch die List der Agiltrude, der Gemahlin des des Guido, ihm beygebrachten Gifttranks gewesen, hat Liutprand allein. Berengar mufste sich im J. 895 nach Liutprands Angabe (1, ı0.) vor dem Kaiser Lambert, dem Sohne des Guido, der nach seines Vaters Tode an dessen Stelle getreten war, nach Verona zu- rückziehen. Damit stimmt eine Urkunde bey Ughelli überein, aus welcher erhellet, dafs Berengar im J. 895, also kurz nach dem Tode des (29) App. ad annal. Fuld. ad a. 895 bei Muratori (denn bey Freher ist hier eine Lücke) R.I. Tom. I. P. II. pag. ı20 Panegyr. Bereng. 1. III. ap. Murat. T. I. P. 1. pag. 397, 398. ap. Leibnit. I. pag. 247, 248. (30) Annal. Fuld. ad a. 895. Bekanntlich erklärte sich Arnulf auch im J. 894 zum » König von Italien. S. die Urkunde bey Ushelli Ital. f. Tom. III. col. 706, in welcher das Jahr 896 als das dritte Jahr regni Arnulphi in Italia gezählt wird. Vergl. Saxius ad Sigon. de regio Italiae. 1. VI. pag. 364 u. ı9, und Bouquet monitum in Diplomata Arnulphi, 1. c. Tom. IX. pag. 362. Uebrigens begeht Liut- prand mit dem Panegyristen den Fehler, den doppelten Zug Arnulfs nach Ita- lien nicht gehörig zu unterscheiden. S. unten. (1) Regino ad a. 896 1. c. pag. 96. — . 23 des Om!do, welcher am Ende des Jahres 894 verstorben war, seinen Aufenthalt in Verona hatte (32). Nach Liutprand (I, ıo.) liefs Lambert dem Grafen Magin- fried von Mailand, der seine Herrschaft nicht anerkennen wollte, den Kopf abschlagen. Eben diefs erzählen die fuldischen Annalen (33). Ueber den Tod des Lambert J. 898 bringt Liutprand (I, ı2.) eine doppelte Sage bei, die eine, nach welcher er auf der Jagd in dem Walde von Marengo durch einen Sturz vom Pferde das Leben einbülste, die andere, nach welcher- der Sohn des hingerichteten Ma- ginfried, Hugo, der auf der Jagd mit dem Kaiser allein war, von der Begierde, die Hinrichtung seines Vaters zu rächen, entilammt, ihm mit einem starken Stecken den Hals brach, und, um nicht ent- deckt zu werden, seinen Tod einem Sturze vom Pferde zuschrieb. Die erstere Angabe hat auch der Panegyrist des Berengar, die an- dere findet sich noch in der Chronik von Novalese (34). Nach (82) Ughelli T. V. pag. 723, 724. Nach dem Paneg. Bereng. 1. IV. ap. Murat. R. I. . Tom. II. pag. 402. ap. Leibnit. p.250, und nach Hermann Contractus ad a. 896, T. I. pag. ı7ı ed. Ussermann kam bald darauf zwischen Berengar und Lambert ein Vergleich zu Stande, nach welchem sie das Reich unter sich theilten. (33) App- ad annal. Fuld. ad a. 896 ap. Freher p. 67, und aus deuselben Herman Contract. Tom. I. pag. ı71. (34) Paneg. Bereng. 1- III. pag. 402. (ap. Leibnit. p. 251.) Chron. Novalie. (von ei- uem unbekannten Verfasser, der um das Jahr 1050 schrieb) ap. Muratori T. II. P. UI, p. 736. Landulph in hist. Mediol. 1.1]. c. 2. ap. Murat. T. IV. pag. 70 läfst den Lambert vom Azo, einem Sohn des Herzogs Ilduin von Mailand auf der Jagd, da er in seinem Schoofs geschlafen, umgebracht werden- In der Per- son des Thäters irrt er gewißs. Doch sieht man daraus, dafs das Gerücht von dem gewaltsamen Tode des K. Lambert sich erhalten hatte; das Urtheil Murato- ris ann, Tom. V. pag. 230 ist daher zu rasch, wenn er die Angabe von Lamberts Ermordung geradezu für eine Fabel erklärt. Mit mehr Bedachtsamkeit schrieb er in seinen Autich. Estens. P. I. pag. 254: ‚non & certo, se fu oceiso da altre, © pure se si rompesse il collo cadendo da cavallo.” An sich hat gewils die erste =4 } Nach Lintprand (II, 10.) kam der Kont; Ludwig von Pro- vence, der bey dem ersten Versuche, sich der italiänischen Krone zu bemächtigen, vor dem Berengar hatte weichen müssen (im J. 899) zum zweytenmal (im J. 900) von dem Markgrafen Adelbert von Tos- cana herbeygerufen, nach Italien, unterwarf sich die ganze Lombar-. dey, und vertrieb den Berengar selbst aus Verona, ward aber nach einigen Jahren hier vom Berengar überfallen, der ihm die Augen aus-, stechen liefs, und ihn im J. 905 nöthigte, Italien zu verlassen, Die- selben Nachrichten finden sich in dem Panegyricus Berengarii und beym Regino (35). Dafs Ludwig im J. 905 Herr der ganzen Lom- bardie, aber schon mit dem Ausgang des Julius aus Italien verdrängt war, wird überdem durch mehrere noch vorhandene Urkunden be- stäuiget (36). Die Saracenen, welche sich schon seit 876 an der Mündung des Garigliano festsgeetzt, seit gı4 aber ungemein daselbst verstärkt hatten, und das ganze umliegende Land, ja selbst die Gegend um Rom durch verheerende Streifzüge jämmerlich verwüsteten, wurden nach Liutprands Erzählung (III, ı4) von dem Papst Johann X. in Verbindung mit dem Fürsten von Benevent und Capua, Landulf, mit den Spoletanern und Camerinern und mit griechischen Hülfs- truppen im J. gı6 völlig aufs Haupt geschlagen. In der Hauptsa- che erstere Angabe nichts Unwahrscheinliches. Daher auch Sigonius opp. Tom. II. ed. Sax, p. 373, und le Bret Geschichte von Ital. I. (allgem. Weltgesch. XL.) S.355 diese Angabe vorgezogen haben. Der Letztere irrt nur darin, dals er den Paneg. Bereng. als Zeugen dafür aufführt. Von andern Vermuthungen über die Ermordung des Lambert S. Johann v. Müllers Geschichte der Schweitzer. Eidgenossenschaft, Th. I. S. 260, not. 201. (35) Panegyr. Bereng. 1. IV. p. 403, 404 (ap. Leib. p. 253), der aber Ludwigs Blen- dung ohne Vorwissen und Geheifs des Berengar geschehen läßt. Regino ad a. 904 ap. Pistor. T. I, p. 99 ed. Struv. Der sächsische Annalist ad a. 905, und Marianus Scotus ad a. 905 haben blos den Regino abgeschrieben. (36) S. Murator. Annal, Tom. V. pag. 254—256. Ueber die Verschiedenheit der chro- nologischen Daten in Ludwigs Diplomen , S. Bouquet IX. pag. 673. | 25 che stimmt damit Leo in seiner Casinensischen Chronik überein, und die Abweichungen in Nebenumständen sind nicht gröfser, als wie sie gewöhnlich bey unabhängigen Schriftstellern zu seyn pfle- gen (37). Nachdem Berengar nach Ludwigs Abzuge (vom J. 905—922) den Thron ohne einen Rival behauptet hatte, ward nach Liut- prand (Il, ı7. ı8.) der König Rudolph II. von Oberburgund von einer Coalition mehrerer Grolsen im J. 922 nach Italien gerufen, und gewann im J. 923 die blutige Schlacht bey Fiorenzuola (einem Flecken zwischen Piacenza und Borgo St. Domino, am Flulse Lau- da) gegen den Berengar. Doch behauptete sich dieser noch in Ve- rrna. Die Hauptsache erzählt Frodoard in seiner Chronik (38) eben so. Der angeführten Schlacht gedenkt auch der Kaiser Konstanti- nus Porphyrogenitus (39); der Umstand aber, dafs Berengar auch nach der verlornen Schlacht im Besitz von Verona blieb, wird auch durch einen im J. 923 dem Bischofe Almonus von Belluno ertheilten Schenkungsbrief beurkundet (40). Beyläufig erwähnt Liutprand (II, 18), dafs der Graf Bo- nifacius, welcher die schöne und geistreiche Schwester des RK. Ru- . dolf (37) Leo Marsican. in Chron. Casin. 1. I. c. 52, ap. Muratori R. I. Tom. IV. p. 325. 326, Nach Ebendemselben 1. I. c. 43, p. 317 fällt die Zeit der ersten Festsetzung der Saracenen am Garigliano ins Jahr 876, denn er berichtet, dals sie 4o Jalıre hier - gehauset hätten. , (38) Frodoardi Chron, ad an. 922, 923 ap. dü Chesne Tom.II. pag. 591. 594. Den Ort der Schlacht nennt Liutprand allein. (89) Const. Porphyrogen. de administrando iinperio c. 26, in Banduri imper. Orient. T. TI. pag. 81. Nach seiner Angabe kam Berengar selbst in dieser Schlacht in die grölste Lebensgefahr, so dafs er sich mit seinem Schilde bedeckt, unter die Todten warf, und, nachdem er noch eine Wuude bekummen, in der Nacht mit Mühe nach Ve- rona eulrann. (40) Ughelli, Tom, V. p. 146, 147. 26 dolf zur Gemahlın hatte, und dessen Kriegstalenten Rudolf beson- ders den Sieg bey Fiorenzuola verdankte, zu seiner Zeit Markgraf von Spoleto und Camerino gewesen, Und sowohl aus einem alten der Chronik von Farfa vorgesetzten Verzeichnilse der Fürsten von Spoleto, als aus noch vorhandenen Urkunden ergiebt sich, dafs dieser Bonifacius im Jahre 946 die Würde eines Markgrafen der ge- dachten Fürstenthümer bekleidete (41). Die schreckliche Einäscherung von Payia durch die Ungarn im J. 926, und der in demselben Jahre erfolgte Fall des Berengar durch Meuchelmord, zwey Begebenheiten, die man bey Liutprand nicht ohne tiefe Rührung lesen kann (IH, ı.), sind auch von Fro- doard verzeichnet (42), Gegen den König Rudolf II. ward (im J. 926) nach Liut- prand’s Erzählung (III, 3. 4.) der Markgraf Hugo von Provence von den Italiänern zum Könige gewählt, und Rudolfs Schwiegerva- ter, der trotzige und tapfere Herzog Burchard von Schwaben, der ihn wieder in das Reich einsetzen wollte, ward in Italien erwürgt. Eben diefs berichtet Frodoard, und Burchards Tod wird von meh- reren glaubwürdigen Schriftstellern auf dieselbe Art erzählt (43). Nach (41) $. Murat. antig. Italic. Tom. I. pag. 285. T. II. p. 260, (42) Frod. ad an. 924 ap. Du Chesne II. pag. 594- (43) Frod. ad an. 926. Von Burchards Tode f. unt: andern den Mönch Hartmann in vita $. Wiboradae ap. Mabillon act. SS. Ord. Bened. sec. V. 1, 25, p. 53. In dem libro fraternitatum $. Galli bei Neugart cod. diplomat. Alemanniae, Tom. I. p. 581 ist auch der Tag angemerkt. „Anno ab inearnatione Domini DCCCCXXVI, (bei Goldast T. II. P. 2. p. ı53 steht fehlerhaft das Jahr 925) Ind. Xil. (leg. XIV. S. . Goldast l. ec.) II. Kal. Maii Burchardus fortissimus dux Alemannorum Italia-dolose occiditur. Hepidan allein setzt seinen Tod ins J. 925, alle übrigen, auch Hermann contractus T. I. p. 179 in das J. 926. Uebrigens vergl. von diesem Burchard Pfi- sters Geschichte von Schwaben, B. I. S. 9—ı9. 27 Nach Liutprand (III, ı2.) wurde der Papst Johann X. (im J. 928) von der Marozia ins Gefängnils gesteckt, in welchem er der Sage nach bald darauf erstickt ward. Frodoard läfst ihn ebenfalls im Ierker eines gewaltsamen Todes sterben, nur erwähnt er noch einer andern Sage, nach welcher er vor Verdruls umgekommen seyn soll (44). Die Marozia, erzählt Liutprand weiter (III, ı2.), die sich nach dem Tode ihres zweiten Gemahls, „des Herzogs Guido von Toscana, (im J. 932) zum dritten Mahl mit dem König Hugo von Italien vermählt hatte, wollte diesem auch die Herrschaft über die Stadt Rom überliefern. Der Plan wurde aber vereitelt, indem Al- berich, ein Sohn der Marozia erster Ehe, den Hugo aus der Stadt jagte, sich selbst zum Patricius und Fürsten von Rom erwählen liefs, und den Papst Johann den XI, seinen Halbbruder, blofs auf seine geistlichen Funktionen beschränkte. Eben diese Nachrichten hat Frodoard sowohl in seiner Chronik, als in seiner Geschichte der Riheimser Kırche aufbehalten (45). Hugo nahm (im J. 932) dem Liutprand zufolge (III, ı3.) seinem Stielbruder, dem Markgralen Lambert von Toscana, der ihm verdächtig geworden war, dieses Markisat, und verlieh es einem an- dern seiner Halbbrüder, dem Boso. Diese Angabe wird durch eine Ur- (44) Frod. ad an, 929 ap. Du Chesne T. II. p. 598, Johannes Papa, dum a quadam po- tenti foemina eognomine Marozia principatu privatus in custodia detineretur, ut qui- dam vi, ut plures adstruunt, actus angore defungitur, Kurz vorher beim J. 928 sagt er, daf, eine zwischen dem Papste und Guido entstandene Feindschaft die Ur- sache seiner Einkerkerung gewesen sey. \Vergl. Ebend, Poema de Roman, Pontif, ap. Murat. .R. I. Tom. ll. P, 2, p. 324, (45) Frod,ad an. 933, p. 600. Ejusd, histor, ecel. Rhem. IV, 24 in Bibl. max. PP. Lugd, T.XVil. pag. 006. $, auch denselben de rom. Pontif, 1. c., pag. 324. d: 28 Urkunde beftätiget, in welcher Boso im J. 932 im Besitz von Tos- kana erscheint (46). Einige Jahre nachher (im J. 935) machte der Herzog Arnulf von Baiern, wie Liutprand erzählt (III, ı4.), einen Feldzug nach Italien, um unter der Begünstigung einer milsvergnügten Parthei dem Könige Hugo das Reich zu entreilsen. Er dringt bis Verona vor, wo-ihm von dem Grafen Milo und dem Bischof Ratherius die Thore geöffnet werden. Bald aber wird er von dem Könige Hugo zurückgedrängt, und dieser läfst, nachdem er Verona wieder einbekom- men hatte, den Ratherius festsetzen, und darauf des Landes ver- weisen. Alles dieses wird durch die eigenen Angaben des Ratherius bestätigt, so sehr derselbe auch seine Verschuldung in der gegen den Hugo verübten Verrätherei zu verschleiern bemühet ist (47). Hugo wollte (im J. 936) wach Liutprand (IV, 5.) die Stadt Rom, aus der er so schimpflich war vertrieben worden, mit aller Ge- (46) S. Fiorentini memorie della Gran Contessa Matilda, ed. sec. Lucca, 1756, p. 400% Die Urkunde steht auch bei Ughelli Tom. I. pag. 801, 802. Bekanntlich war Hugo ein Sohn des Theobald und der Bertha, der Tochter Lothars II. Königs von Lo- thringen und der berümten Waldrade. S. Bouche hist, de la Prov, p. 789 und 935. Nach Theobalds Tode heirathete die Bertha den Herzog Adalbert von Toscana, und aus dieser Ehe war Lambert, ein Halbruder Hugo’s. Bofo war ein anderer Bruder desselben von natürlicher Seite. (47) Rather. praelog. 1. III. n. 27. p. 99. L V. p. 148: confefs. pag. 250, und Ep. ad Johannem p. 539, in seinen Opp. ed, Ballerinor. (Veron. 1765), vergl. die vorste- hende Abhandlung der Ballerini de vita Ratherü $. IV. Col. XL. sq. Sigebert ad an. 932 ap. Pistor. T. I, p. 4 hat hier aus Liutprand geschöpft, und der Säch- sische Annalist ad an. 933 in Eccardi corp. hist. med, aevi. T. I. pag. 254 hat den Sigebert wörtlich abgeschrieben. Beide setzen übrigens die Begebenheit in ein unrechtes Jahr. Pagi crit. in annal. Baron. ad an. 928. n. IV schwankt zwischen den Jahren 934 und 935. Die Ballerini 1. c. p. XLIV. sq. haben bewiesen, dals die Sa- ehe in Aus J. 935 falle, Dafs übrigens Arnulf von Baiern diesen italiänischen Feld- zug auf Geheifs des deutschen Königes Heinrich I. unternommen habe, wie im Chron. Gottwicensi, Tom. prodrom. P. I. pag. 249. 246 behauptet wird, hat nicht den geringsten Beweis für sich. 5 29 Gewalt erobern. Aber alle seine Anstrengungen waren vergeblich, und nun söhnte er sich zum Schein mit Alberich, Fürsten von Rom, aus, indem er ihm seine Tochter Alda zur Ehe gab. In dieser An- gabe stimmt Frodoard mit Liutprand überein (48). Dafs Hugo, welcher seiner Politik gemäls seine Kreaturen in die ersten Stellen der Kirche erhob, dem Erzbischofe von Arles, Manasse, seinem Verwandten, ohngeachtet demselben bereits meh- rere Bisthümer zugetheilt waren, auch noch, wie Liutprand er- zähhlt (IV, 3. V, ı2.), das Erzbisthum zu Mailand verliehen habe, dieses wird von Arnulf in seiner Mailändischen Geschichte, ebenfalls berichtet, so wie er mit Liutprand auch in der Angabe zusam- mentrifft, dafs Hugo einen seiner Bastarden, den Theobald, zum Archidiaconus in Mailand habe bestellen lassen, in der Absicht, ihn künftig auf den erzbischöfichen Stuhl daselbst zu setzen (49). Nach Liutprand (IV, 5.) liefs Hugo seinen Halbbruder Boso, dem er die Markgrafschaft Toscana verliehen hatte, einige Jahre nachher, weil er gefährliche Anschläge gegen ihn gefalst ha- ben sollte, verhaften. Eben dieses erzählt Frodoard (50). Hugo heirathete (im J. 938) dem Liutprand zufolge (IV, 6.) nach Rudolfs II. Tode dessen Wittwe, die Bertha, und stiftete zu glei- cher Zeit die Verbindung seines Sohns Lothar mit Rudolphs Toch- ter, der durch ihre nachmaligen Schicksale so berühmt gewordenen Adel- (48) Frod. ad an. 936 pag. 602. Nach Joannis Diaconi vita S. Odonis wurde der heil. Odo vom Papst Leo VII. mehrmals dazu gebraucht, den Frieden zwischen Hugo und Alberich zu vermitteln. S. Mabillon acta SS, Ord. Bened, sec. V. pag. 165 sq. Ei, annales Bened, Tom, III, 1, XLIIL n, 75. p. 431, L,XLIV. n, 3, vergl, Frod, ad an, 942 p. 607, (49) Arnulphi hist, mediol, I, 5 ap, Murat, R. I, Tom, IV, p. 9. (50) Frod. ad an, 936, Das Herzogthum Toskana gab Hugo darauf seinem natürlichen Sohne Hubert, $, Muratori Ann. Tom, V, pag. 336, 30 Adelheid. Eben diese Nachricht findet sich beim Constantinus Por- phyrogenitus (31), auch ist, was die Vermählung der burgundischen Prinzessin mit Lothar betrifft, noch der Heirathscontract vorhanden, welchen Margarini ans Licht gestellet hat (52). Hugo fuhr indessen, dem Liutprand zufolge (V, ı.), auch, nachdem er den Alberich zu seinem Schwiegersohne gemacht hatte, immer noch fort, das römische Gebiet zu beunruhigen, und bot al- les auf, auch zu Rom die Souverainität zu erhalten. Eben dieses be- stätigen mehrere Urkunden, nach welchen Hugo um das Jahr gfı in den dasigen Gegenden stand, und selbst ganz nahe an Rom streif- te (53)- Nach Liutprand gab Hngo dem Anschar, seinem Neffen, ei- nem Sohne des Markgrafen Adelbert von Ivrea und Halbbruder Be- rengars des II, die Markgrafschaft Spoleto, um ihn aus seiner Nähe zu entfernen (im J. 937), schickte aber, nachdem er Verdacht auf ihn (51) Constantin, Porphyrogen, de administrando imperio, c, 25, p. 82. Auffallen kann es übrigens, dafs von der Bertha in der Stiftungsurkunde für das Kloster Peterlingen (monasterium Peterniacense) bei Bouquet Tom, IX, pag. 667. 668, worin es aus- drücklich heifst, dafs sie diese Stiftung zugleich zum Heil der Seele ihres verstor- benen Gemahls Rudolph, des K, Otto I, ihrer Tochter Adelheid und ihrer Söhne mache, des Hugo, ihres zweiteu Gemahls gar nicht gedacht wird, Indessen erklärt sich dieses aus der Bemerkung Liutprands IV, 6: Hugo, multarum coneubi- narum deceptus illecebris praefatam conjugem suam Bertham maritali non soluın non coepit amore diligere, verum etiam modis omnibus execrari, (52) Margarini bullar, Casin, T,-II. constit. XLIX. p. 41 sq. aus dem Archiv des Klosters S. Salvator zu Pavia, wo auch Mabillon diese Urkunde noch sah, Mus, Ital, T. II, p- I, p. 222. Uebrigens wurde jetzt (a. 937) blos das Eheverlöbnils gehalten, die Verbindung selbst erfolgte. erst im J. 947. S. des heil, Odilo vitam Adeiheid, ap. Leibniz. script. Brunsv, Tom, I, p. 267. (53) S. Muratori Ann, V, p. 348, 349. Merkwürdig ist insbesonders ein in dem ge- nannten Jahre ausgefertigtes Diplom, in weichem Hugo dem in ducatu Romano ge- legenen Kloster Subiaco das Landgut Sala schenkt. S, Murat, antig, Ial, Tom, I, diss, XVIL, p. 923, 31 ihn geworfen hatte, den Sarilo, einen Burgunder, mit einem Heer- kaufen gegen ihn, Es kommt zu einer Schlacht, in welcher Anschar fällt (im J. 940). Beide Fakta werden durch anderweitige Autoritä- ten bewährt, das erste durch eine Urkunde vom ı8. Sept. 935, in welcher Anschar als Markgraf erscheint, das andere durch die Chro- nik von Farfa, die hier, wie man aus dem Zusammenhange der Er- zählung sieht , nicht aus Liutprand, sondern aus einer andern Quelle geschöpft hat (34). Dafs Hugo eine räuberische Horde von spanischen Saracenen, die sich vom Jahre 889 oder 890 an in Fraxinetum (35) behauptet hatte, und von dort aus die umliegenden Gegenden beständig befeh- dete und ausplünderte, endlich aus diesem Wohnsitze vertrieben ha- be, diese Angabe Liutprands (IV, #.) hat auch an Frodoard einen gleichzeitigen Zeugen (56). Nach Liutprand ward der K. Hugo endlich (im J. 945) vom Markgrafen Berengar von Ivrea seines Reichs beraubt, und mulste sehr zufrieden seyn, seinen Sohn Lothar als Namenkönig zurück- lassen zu dürfen, worauf er bald nachher in der Provence starb. Beide Angaben werden theils durch Frodoard, theils durch eine alte Chronik aus dem Anfange des XlIten Jahrhunderts bestätiget (57). Was (54) Muratori antigq. ital. diss. XXXI, T, II. pag. 935. Das Chron, Farf, ap. Murat, R, I. Tom, II. Pars 2. p. 475. (55) Der Ort lag zwischen Nizza und Monaco, S., Beretti diss, chorograph, de Ital* medii aevi, ap. Murat, R, I. Tom, X. p. CV. n. 56, (86) Frod. ad an. 942 p. 607. Liutprand erzählt nur noch, dafs Hugo dabei von einer griechischen Flotte unterstützt wurde, und dafs er, statt die Saraceıfen völ- lig aus der Lombardei zu vertreiben, ihnen die Gebirgspässe, welche Italien und Schwaben scheiden, zum \Wohnsitze angewiesen habe, damit sie ihm zur Vormauer dienen sollten, wenn der nach Deutschland gefluchtete Berengar von Ivrea mit einer Arınee in Italien einzudringen versuchen sollte, (57) Frod, ad an, 945 p. 610. Uliron, reg. ital. (ums Jahr 1028 aufgesetzt) ap. Murat anecd, Toın, II, pag, 153, ed, Neapol, 1776, Venit in Italiam dominus Hugo rex. Ab ea 32% Was Liutprand im Allgemeinen von der Tirannei und Grau- samkeit Berengars II, so wie von der unbegränzten Habsucht seiner Gemahlin Willa sagt (1. III. Proem.), wird auch durch die Angaben des Regino und des Mailändischen Geschichtschreibers Arnulf be- kräftiget (58). Gelegentlich deutet Liutprand darauf hin (V, 4.), dafs Be- rengar II. (im J. 950) den guten König Lothar meuchlerischer Weise aus der Welt geschafft habe, und Frodoard damit übereinstimmend sagt: es sey das allgemeine Gerücht gewesen, dafs Lothar vom Be- rengar vergiftet worden (59). So viele Uebereinstimmung oft selbst in Nebenumständen ; mit anderweitigen bewährten Zeugen muls nothwendig das Zutrauen “zu Liutprands Glaubwürdigkeit ungemein verstärken. Und ver- gleichen wir seine Erzählungen von den vornehmsten Begebenheiten Deutschlands in der Periode, die sein Geschichtwerk umfalst, so entdecken wir auch hier dieselbe Harmonie mit den unverwerflich- sten Zeugen. Liut- ea die regnatum annos XXI, expletos, menses VIII, et dies III. Post decessum ipsius Hugonis regnavit ipse Lotharius annos III, expletos. Darnach fällt der Tod Hugo’s ins Jahr 947. Dals Hugo bereits den ıgten Mai 946 Italien verlassen hatte, erhellet aus einem Schenkungsbriefe Lothars an die Kirche zu Reggio bei Ughelli Tom, II, pag, 266, in welchem des Vaters nicht mehr gedacht wird, (58) Regino ad än. 960, 1. c. pag. 108, Arnulph hist, mediol. I, 6. ap. Murat, RI, Tom. IV, p. 9, „Oderunt compatriotae R. Berengarium propter nimiam uxoris tena- eiam, quae Willa dieebatur, et suam ex parte saevitiam.” Eben dasselbe geht auch aus mehrern Briefen Atto’s, Bischofs von Vereelli, hervor. S, Ep, I. und Ep. XI, bei d’Achery collect, vet. aliquot script, Tom, I, pag. 431. 441, Vergl, auch Hros. withae hist, in Meibom, script. Tom, I, pag. 724, (59) Frod, ad an. 950, p. 606. Berengarius quidem veniens, veneno, ut fertur, ne-- cato Lothario rege, Hugonis filio, rex eflicitur Italiae, 33 Liutprand erzählt (IT, 5.), dafs der deutsche König Arnulf (im J. 992) gegen den mächtigen Herzog Zwentibald von Mähren die Ungarn zu ilülfe gerufen, und ihnen dadurch den Weg in die südlich und westlich von Ungarn gelegenen Länder zum gröfsten Unglücke derselben gebahnt habe. Eben das berichten die Fuldi- schen Annalen (60). Nach Liutprand (Il, ı. 2.) erlitt Ludwig, Arnulfs Sohn, gleich im ersten Jahre seiner Regierung (im J. 900) eine schreckli- che Niederlage von den Ungarn, welche hierauf Baiern und Schwa- ben mit Feuer und Schwerdt verwüsteten. Auch hier stimmen die Fuldischen Annalen mit unserm Geschichtschreiber überein (61). Der (60) App. ad ann. Fuld. ad a. 892. ap. Freher. T. I. pag. 65 und nach denselben Her- maun Contractus ad a. 892. T. I. pag. ı70 und Sigeb. Gembl. ad a. 893 p. 803. Uebrigens vergl. von diesem Zwentibald (Sviatopolk) Schlötzer in der Ausgabe von Nestors rulsischen Annalen, Th. III. S. 166 fg, (61) App. ad.a. Fuld. ad a. 900, pag. 69, 70. Doch soll nach diesem noch in demsel- ben Jähre der tapfere Markgraf Liutpold von Baiern in Begleitung des Bischofs von Passau Eucharius eine Horde Ungarn aufs Haupt geschlagen haben. Hegewisch in der Geschichte der fränk. Monarchie von dem Tode Carls des Grolsen bis zum Abgang der Carolinger $. 192 sagt, nachdem er die in die nächstfolgenden Jahre fallenden verwüstenden Einfälle der Ungarn in Deutschland erzählt hatte: „Es ist zwar nur ein Geschichtschreiber, Siegebert von Gemblours bei dem Jahre 905, welcher berichtet, dafs um diese Zeit die Deutschen sich zu einem Tribut an die Hunnen hätten bequemen müssen. Allein dieser Geschichtschreiber ist glaubwürdig”. Aber schon ohngefähr 250 Jahre vor ihm berichtet dieses Liut- prand ll, a (aus dem es Siegebert wahrscheinlich genommen hat): faetusque est, sagt er, per nonnullos populus hie (die Deutschen) tributarius annos. Heinrichs teutsche R. G. Th. I. S. 570 meint zwar, Liutprand habe dabei ge- wils keinen eigentlichen Tribut, sondern nur das Plündern und Brandschatzen der Ungarn in Gedanken gehabt; aber dals diese Erklärung unrichtig sey, er- giebt die Stelle II, 8, wo die Ungarn, nachdem sie die Thronbesteigung Hein- richs I. erfahren, sagen: Scerutemur, debita utrum Henricus velit tibula per- solvere. r e 34 RT Der wilde und trotzige Graf Adelbert von Bamberg ward, nachdem er seine verwüstenden Befehdungen mehrere Jahre fortge- trieben und dem Könige Ludwig öffentlich den Gehorsam verweigert hatte, nach Liutprands Bericht (II ‚3.) endlich von dem Mainzi- schen Erzbischof Hatto (im J.905) durch eine Verrätherei der schwär- zesten Art aus seinem Schlofs in das königl. Lager gelockt, nach ei- nem über ihn gehalienem Gericht des Hochverraths schuldig erklärt, und öffentlich enthauptet. Damit stimmt Wittechinds Erzählung zu- sammen. Die heimtückische List des Hatto wird überdem durch das Zeugnils mehrerer anderer glaubwürdigen Schriftsteller bestätigt, und die Verurtheilung und Hinrichtung Adelberts hat auch den Regino als Gewährsmann für sich (62). Der (62) Wittechind ap. Meibom. T. I. pag. 635. Ditmar von Merseburg 1.I. p. 6 ed. Wagner, (Leibn. Seript. Brunsw. T. I. p. 325) berührt ebenfalls die List des Erzbischofes. Ekkehardus (f.c. 1040) de casibus monaster. S. Galli, in Goldast Script. rer. Alemann. Tom. I. p. ı5, ed. Senkenb. sagt: er wolle diese That des Hatto mitStillschweigen übergehen, da überall Lieder davon gesungen würden. (quoniam vulgo concinnatur et canitur). Hermann contr. ad a. 907 T. I, p. 175 beruft sich auf das allgemeine Gerücht. ,‚Adalbertus — perfidia, ut fama est, Hattonis Archiep. ad Ludovicum spe pactionis adductus decollari jussus est". Otto von Freysingen VI, 5. ap. Urstis. pag. ı25 versichert, dafs man sie noch zu sei- ner Zeit selbst auf den Gassen erzähle: ,‚Ut non solum in regum gestis inveni- tur , sed etiam in vulgari traditione in compitis et curiis hactenus auditur”. Regino ad a. 905 p. 100 erwähnt der treulosen Arglist des Erzbischofes nicht, sondern giebt als die Ursache der Verurtheilung des Adalbert an, dals es von einigen seiner eigenen Leute verrathen worden, wie er nur durch eine verstellte Ergebung an den König die Aufhebung der Belagerung und das Auseinanderge- hen der Armee des K. Ludwig habe bewirken wollen. Allein das Stillschweigen des Regino von der Hinterlist des Hatto reicht schwerlich zu, mit Eccard rer. franc. or. Tom. U, pag. 8ı1. 8ı2, dem gewissermassen auch Hegewisch a. a, O- S. 195 beitrit, das Ganze für eine von sächsischen Schriftstellern erfundene Fabel zu halten, zumal da Regino selbst pag. 93 sagt: er müsse manches mit Stillschweigen übergehen, quia, si veritatem rerum gestarum ad liquidum stylo executi fuerimus, procul dubio odium et offensam quorumdam , qui adhuc su- perstites sunt, incurremus. Die List des Erzbischofs selbst ist übrigens zu be- kanut, und auch von neuern Geschichtschreibern zu oft erzählt, als daß sie hier wiederholt zu werden brauchte. _$. z. B. Meiners histor, Vergleichung etc. B. I. S. 109. N | 35 Der mächtige Herzog von Sachsen, Heinrich, mit dem der deutsche König Conrad in Krieg verwickelt worden, wurde nach Liut- prand (Ily.) endlich doch (J. 914) von Conrad gewonnen. Hierin trifft Ditmar von Merseburg mit Liutprand überein, nur schreibt‘dieser dabei das meiste der Tapferkeit und Klugheit Conrads zu, wogegen Ditmar die Aussöhnung durch Vermittelung gutgesinnter Unterhändler zu Stande-kommen lälst (63). Beides kann, wie ein jeder von selbst sieht, gar wohl neben einander bestehen. Die edle That, mit der Conrad (im J. 9ı8) beim Gefühl des herannahenden Todes, mit Uebergehung seines Bruders Eberhard, seinen ehemaligen Feind, den Herzog Heinrich von Sachsen, den Grofsen der Nation durch die eingreifendsten Vorstellungen, die ih- re Wirkung nicht verfehlten, als den würdigsten zu seinem Nach- folger auf dem Thron empfiehlt, erzählt Liutprand mit dem ge- bührenden Lobe, und in der Hauptsache stimmen Witechind, Dit- mar und der Fortsetzer des Regino mit ihm überein (64). Von dem Herzoge Arnulf II. von Baiern erzählt Liutprand (II, 7.), dafs er sich anfänglich (im J. gıg) geweigert habe, Hein- rich I. als deutschen König anzuerkennen , indem er selbst nach der Königswürde strebte; dafs er aber bei seiner bald darauf er- folgten Aussöhnung mit Heinrich (im J. 920) von diesem das wich- tige Vorrecht erhalten habe, die erledigten Bisthümer seines Herzog- thums nach Belieben zu besetzen. Die erstere Nachricht wird auch durch (63) Ditmar. 1.-c.-pag. 6 (Leibniz. p. 325). (64) Wittechind 1. c. pag. 636. Ditmar. 1. I. p.'7 (Leibn. p. 325) Contin. Regin, ad an. 919. Ueber die Abweichung aller dieser Schriftsteller in Nebenumständen vergl. Mascov commentar. de rebus I. R. G. a Conrado I. usque ad Henr. III. ed. 1737 adnot. pag. 9—ı2. Den Tod Conrads I. setzt man gewöhnlich mit He- pidan, Hermann contractus und andern Annalisten in das Jahr 918 (den 23. Dec. nach Marianus Scotus und dem Nelkrolog. Fuld.). Vergl. Sax, ad Sigon. de regno Ital. pag. 390, not. 30. Spiels soll dagegen in seinen Aufklärungen in der Ge- schichte und Diplomatik (einer Schrift, die ich nicht gleich zur Hand habe) S.,137 bewiosen haben, dals er auf den 23, Nov. 919 falle, e * 36 durch ein dem Kloster Tegernsee im J. 1161 vom Kaiser Friedrich 1. ertheiltes Privilegium beurkundet, das dem Arnulf ertheilte Ernen- nungs-Recht der Bischöfe aber hat auch Ditmar von Merseburg auf- behalten (65). Gelegentlich erwähnt Liutprand (II, 13) des siegreichen Feldzuges Heinriechs I. (im J. 931) gegen die Dänen, durch welchen er diese tributär gemacht habe, und eben dieses Zuges gedenken Wittechind, der Fortsetzer des Regino, und ein Schriftsteller, der, wenn er gleich etwas später lebte, doch aus bekannten Gründen hier die erste Stelle verdient, Adam von Bremen (66). Die-von Liutprand (II, 9) erzählte, so merkwürdige Nie- derlage, welche Heinrich I. den Ungarn bei Merseburg (im J. 933) beybrachte, hat auch an Wittechind und äry ‚vollgültige Ge- währsmänner (67). Was Liutprand von den innern Unruhen in Deutschland (im J.937sq.) während der Regierung Otto’s I. berichtet (IV, 9—14), } geht (65) Die gedachte Urkunde steht in W. Hund Metropol. Salisburg. Tom. III. p. 281: »„‚Monasterium (Tegernsee) ab Arnoldo, duce Noricorum, affeetante eo im- perium et discordante cum rcge Henrico primo reditibus despoliatum ete. Liutprand sagt I. c.: cupiebat sane et ipse rex fieri. — Von dem ihm ertheil- ten Recht, die Bischöfe seines Landes zu ersetzen S. Ditmar p. ı7 (Leibniz. p. 329). Der Umstand ist besonders deswegen merkwürdig, weil man daraus sieht, wie fest man damals in Deutschland überzeugt war, dals das Ernenuungsrecht der Bischöfe den Königen zustehe. Vergl. Plank Gesch. der christlich-kirchlichen Gesellschaftsverfassung , Bd. II. S. 406 £. — Uebrigens sollte das dem Herzog Arnulf vom K. Heinrich verliehene Recht nach Ditmar nur ein persönliches Vor- recht seyn. Von den Schriften über diese Materie [, Pütters Literatur des deut- schen Staatsrechts, Th. III. $. 1474, S. 692. (66) Wittechind 1. I. pag. 641. Contin. Regin. ad a. 931, p. 102. 103. Adam hist, ecel. Brem. 1. I. c. 48 in Lindebrog script. rer. Germ. Septentr, ed. Fabritii, p- ı4 und aus ihm der Annalista Sax. ad a. g3ı. (67) Witteshind p. 641. Frod. ad a. 933, pag. 600. -. 37 geht in folgenden Hauptpunkten zusammen: der Merzog Eberhard von Franken empörte sich gegen Otto,’ und nahm den Bruder des- selben, Heinrich, in einem gewissen Schlols im Westphälischen (Ba- delik oder Bellik) durch einen plötzlichen Ueberfall gefangen. Bald darauf aber wird dieser von ihm auf freien Fuls gestellt, nachdem er ihn durch die reitzende Aussicht auf den Thron in seinen Empö- rungsplan gegen den König mit hineingezogen hatte. Auch der Herzog Giselbert von Lothringen, Otto’s Schwager, wird zur 'Theilnahme an demselben vermocht. Otto’s Armee rückt gegen die Verschwor- nen an, und fängt an, bey Bürich (*) über den Rhein zu setzen. Plötzlich aber wird der Vortrab angegriffen, und Otto kann aus Man- gel an Schiffen demselben nicht mit dem übrigen Heer zu Hülfe kom- men. Er ergreift also die heilige Lanze, in deren Schaft ein Nagel aus dem Kreuze Christi geschlagen war, und unterstützt seine von einer überlegenen Zahl von Feinden angegriflenen Soldaten durch ein feuriges Gebet. Diese erfochten einen entscheidendeu Sieg, und Otto geht anfangs nach Sachsen zurück, wo seine Gegenwart nöthig war. Hierauf rückt er vor Breisach in Elsafs, welches von Eberhards Völkern besetzt war, kommt aber hier in eine so bedenkliche Lage, dafs die meisten Bischöfe, die sich in seinem Lager befanden, und selbst der Erzbischof Friedrich von Mainz ihn verlassen. Indessen werden Eberhard und Giselbert, die bei Andernach über den Rheiu gegangen waren, und das umliegende Land ausgeplündert hatten, als sie eben mit ihren®Raube über den Rhein zurückeilten, und den grölsen Theil ihres Heers bereits über diesen Flufs geschickt hatten, von einem Truppencorps des Königs’ unvermuthet überfallen, und ‚bülsen beide das Leben ein. Alles wendet sich nun schnell zu Ot- to’s Vortheil, und sein Bruder Heinrich sieht sich gezwungen, ihn fufställig um Vergebung anzullehen, die er endlich auch erhält. In allen Hauptsachen stimmt hier Wittechind mit Liutprand überein. Ein- (*) Dießs ist nämlich wahrscheinlich der Ort, der beim Liutprand Bierzuni, und beim Contin. Regin. Biertano genannt wird. 38 ERUEEEn Einzelne Umstände seiner Erzählung werden auch von Frodoard, von dem Fortsetzer des Regino, und von der Hroswitha bestätiget (68). Nach biutprand (V, ı.) schlug der Herzog Hermann von Schwaben, der ansehnliche Güter besals, dem Könige Otto (im J. 948) eine Vermählung seiner einzigen Tochter und Erbin mit Ludolf, dem Sohn des Königs, vor, und der Antrag wurde von Otto bereit- willig angenommen. Diese Nachricht bekräftigen Wittechind und Ditmar, die beide erzählen, dafs Ludolf die Ida, Hermanns Toch- ter, geheirathet habe, und nach dessen bald darauf erfolgtem Tode in den Besitz seiner hinterlassenen Güter getreten sey, auch von Otto das Herzogthum Schwaben als Lehn erhalten habe (69). So viel von der Uebereinstimmunng Liutprands in dem, was er aus der deutschen Geschichte beibringt, mit andern glaub- würdigen Zeugen. In den Nachrichten aus der byzantinischen Ge- schichte, die er in sein Werk eingeflochten hat, trifft er ebenfalls mit den besten Geschichtschreibern zusammen. “ Sei« (68) Wittechind p. 644— 648, den der sächsische Annalist ad a. 938 blos abgeschrie. ben hat. Ditmar, der aber hier sehr kurz ist, 1. II, pag. 39 (Leibniz. p. 338). Frod. ad a. 939. 940. pag. 604, 605. Contin. Regin. ad au. 999 —942. Von der letzten Anssöhnung Heinrichs mit seinem Bruder K. Otto I. die aber etwas spä- ter mach einem neuen von Heinrich versuchtem Aufstande ins Jahr 94a fällt, £. Hroswitha de gestis Otton. I. ap. Meibom. T. I. p: 717. (69) Wittechind p. 651. Ditmar. p. 22 (Leibniz. p. 531). S. auch Contin, Reginon, ad a. 948, 949, welcher den Tod des Herzogs Hermann, den Hermannus Contr, ins J. 948 setzt, in das folgende Jahr verlegt. Ans zwei Urkunden in Neugart cod. diplom. Alemann. T. I. p. 592 vom J. 947, in welchen Ludolph bereits dur genannt wird, erhellet, dafs er noch bey Lebzeiten des Hermann vom Kaiser Otio zu dieser Würde ernannt seyn müsse, Denn aus einer eben daselbst S. 594 beigebrachten Urkunde sieht man, dafs Hermann noch den a4ten Januar 948 am Leben war. Uebrigens verlor bekanntlich Ludolph in der Folge wegen einer Empörung gegen seinen Vater das Herzogthum Schwaben im J. 954, welches er auch selhst nach der nachmaligen Aussöhnung mit demselben nicht wieder erhielt. 39 Seiner Angabe nach (I, a.) ward Basilius, von Geburt ein Armenier, von geringer Abkunft, den der Kaiser Michael II, seiner kriegerischen Talente wegen (im J. 866) zu seinem Mitregenten er- hoben hatte, theils aus Furcht, selbst ein Opfer des blutgierigen Wahnsinns dieses Fürsten zu werden, theils aus Herrschbegierde, der Mörder desselben (im J, 967). Eben dieses berichten Konstan- tinus Porphyrogenitus, dessen Continuator, Leo Grammaticus, Ce- drenus, Zonaras, Simeon Logotheta und Gregorius monachus (70). Zur Aussöhnung der durch Michaels Ermordung auf sich ge- ladenen Verschuldung liefs Basilius, der dem Michael auf dem Thron folgte, nach Liutprands Erzählung (I, 2) die Michaelskirche, von ihm die neue Kirche genannt, erbauen. Eben dieses melden Cedrenus und Zonaras (71). Am längsten verweilt Liutprand (III, 7. 8) bey dem by- zantinischen Kaiser Romanus Lecapenus, von dem er unter andern folgendes erzählt. Er war von niedriger Abkunft, schwang sich aber unter dem Kaiser Leo VI. zum Admiral der Flotte auf. Einige Jahre nach der Thronbesteigung des Constantinus Porphyrogenitus segelte er (J. 917.) in der Absicht, die Zügel der Regierung in seine Hände zu bringen, mit einer Flotte nach Konstantinopel, liels den Oberkammerherrn , auf den sein Rival, der General Leo Pho- cas, am meisten bauete, weil er dessen Schwester zur Ehe hatte, mit List verhaften, den Leo Phocas selbst aber, der auf die erste Nachricht von den ehrgeitzigen Unternehmungen des Romanus mit- ten aus einem Kriege gegen die Bulgaren nach Konstantinopel geeilt war, (70) Constant. in vita Basilii (in den Script. histor. Byzant. post Theophanem ed. Combefis.) p. 149. 158. Contin. 1. IV. c. XLII- ib. p. 95. 180. Leo Gramm. wit. Mich. pag. 466. 469. Cedren. comp. histor. T. II. pag. 556. 557. Zonaras T. II. p. 169. "Simeon Logoth. vit. Michael. pag. 448. 452. Georgius Monach. vit. Mich. pag. 539. 541. 542, Alle nach der Pariser Ausgabe. (78) Cedren. II. pag. 548. Zonaras I. pag. 172. 40 war, um seinem Nebenbuhler den Rang abzugewinnen, fest nehmen, und ihm die Augen ausstechen.. Romanus wird hierauf pater impe- ratoris (*), vermählt seine Tochter Helena (im J. 919) mit dem Kai- ser Konstantin, erhält die rothen oder purpurnen Halbstiefel, das Insigne der Kaiserwürde, und das Jahr darauf (920) die Kaiserkrone, läfst seinen ältesten Sohn Christoph (im J. 923) gleichfalls zum Im- perator ausrufen, und einige Zeit darauf auch seine beiden jüngern Söhne Stephan und Constantin zur Haiserwürde erheben, und alle im Range dem Constantinus Porphyrogenitus vorgehen. Den Frie- den aber mit den Bulgaren herzustellen, giebt er die Tochter sei- nes ältesten Sohnes Christoph dem König Peter, dem Sohn und Nachfolger des bulgarischen Königes Simeon zur Gattin. In der Hauptsache und in allem Wesentlichen kommen die Nachrichten, die uns Leo Grammaticus, Cedrenus, Zonaras, Simeon Logotheta, der Continuator incertus in vita Constantin und Georgius monachus aufbehalten haben, damit vollkommen überein (72). - Nach-Liutprand (V, 5. 9.) vermählte Romanus Lecapenus (im J. 944) die Berta, eine Tochter des italiänıschen Königes Hugo von seiner Beischläferin Bezola, mit dem jüngern Romanus, dem Sohn des Constantinus Porphyrogenitus. Eben dieses berichten Constantin selbst, Leo Grammaticus, Simeon Logotheta und Geor- gius (73). ° Liut- €) Von dieser Würde, die nicht den Schwiegervater des Haisers, sondern eine noch über die eines Patrieius hinausgehende Dignität bezeichnete „ S. du Fresne lex. gr. med, aevi v. SassAeorzrag T. I. pag. 180, und Ebendess. glossar. lat. med, aevı unter pater imperatoris, Tom. V. pag. 143. (72) Leo gr. pag. 495 —505. Cedren. II. pag. 614—619. 624. 626. 628. Zonar. II, p. 186— 190. Simeon Logoth. pag. 477—489. Iucert. Contin. pag. 241 — 256. Georg. mon. pag. 570— 584; Nur in unwesentlichen Nebenumständen weichen sie ab. Nach den meisten Byzantinern z. B. geschahe die Blendung des Leo Phocas w2g2 yyarını Powuvov. Cedren und Zonaras sagen nur überhaupt, dafs ihm die Augeu ausgerissen worden. (73) Const. de admin. imper. c. 29. p. 82. Leo pag. 507. Simeon logoth, p. 491. Georg. p. 590. ; ; 4ı Liutprand erzählt (V, g.), dafs während der Regierung des Romanus Lecapenus die Russen mit mehr, als tausend Fahrzeu- gen unter ihrem Könige Inger (Igor) (J. 941) vor Konstantinopel gerückt wären, dals Romanus aber in der Geschwindigkeit einige Brigantinen ausgerüstet, und mit Hülfe des wohl angebrachten grie- chischen Feuers die ganze russische Flotte zu Grunde gerichtet ha- be. Diese Angabe wird durch die Nachrichten der vornehmsten by- zantinischen Geschichtschreiber und des berühmten russischen An- nalisten Nestor bestätiget (74). Was Liutprand von dem Sturz des Romanus Lecapenus und seiner Söhne beibringt (V, 9—ıı,), geht in folgendem zusammen. Die beiden Söhne des Romanus, Stephan und Constantin, die allein noch übrig waren, indem der älteste Christoph bereits 931 verstor- ben war, erbittert über die ihre Ausschweifungen und T'horheiten einschränkende Strenge ihres Vaters, überfallen ihn unvermuthet, nehmen ihn gefangen, und sperren ihn (J. 944) in ein Kloster auf ‘einer benachbarten Insel, nachdem sie ihm, wie gewöhnlich, vor- her die Haare hatten abschneiden lassen. Aber nicht lange darauf (J. 945. 27. Jan.) werden die beiden unnatürlichen Söhne vom Con- stantinus Porphyrogenitus, dem man den Verdacht eingellölst hatte, dals sie Anschläge gegen sein Leben gefafst hätten, unversehens bei der Tafel verhaftet, zur Tonsur gezwungen, und in dasselbe Klo- ster gebracht, in welches sie ihren Vater verwiesen hatten. Auch bier wird die Hauptsache von den byzantinischen Geschichtschrei- bern (74) Leo Gramm. p. 506. 507. Incert, contin, p. 262. sq. - Simcon logotlı. p. 490. Georg. mon. p. 588. 589. Zonar. II, p. 196, 191. Cedren, 1. p. 629. 638, Ne- stors russische Annalen, Th, IV, S. 27 nach Schlözers Ausgabe, welcher auch S. ıg. ff, die Byzantiner mit Liutprand genau verglichen hat. Man sehe auch Gibbon’s history of the decline and Fall of the Rom, empire, Tom. X. ch, LV, p- 214. ed, Basil,, der in der Note 73 sehr richtig bemerkt, dafs manche eitle Uebertreibangen der Griechen (besouders in der Anzahl der russischen Schiffe), durch Liutpraud berichtiget werden könneg. £ 4 “ bern eben so erzählt, und nur in Nebenumständen weichen- sie unter einander und von Liutprand ab (75). Es liefse sich das Verzeichnifs der Stellen, in welchen Liut- prand mit andern glaubwürdigen Schriftstellern zusammentrifit, leicht noch vermehren ;, besonders könnten für seine Nachrichten von den verheerenden Raubzügen und Streifereien der Saracenen und Ungarn leicht Parallelen aus andern Auctoren angeführt wer- den (76). Wie ich glaube, wird aber das bisher Beigebrachte schon hinreichend seyn, zu beweisen, dafs es den historischen Angaben Liutprands nicht an Zuverlälsigkeit fehlt, da sie, aulser den in- nern Gründen, welche dieselben verbürgen, so oft durch anäre be- währte Auctoritäten unterstützt werden. Aber Muratori hat doch so viele Fehler aufgedeckt, die in Liutprands Geschichte anzutreiten seyen? Vielleicht ist also doch das Ganze eine bunte Mischung von Wahrheit und von Dichtung? Wirklieh könnte man leicht, wenn man Muratori'n ohne weitere Prüfung folgt, auf den Gedanken gerathen, dafs Liutprands Werk, aller einzelnen sichern Angaben ungeachtet, mit Fabeln und Unrich- tigkeiten übersäet sey. Ich gestehe gerne, dafs’ ich selbst mit ‘einem Vor- / (75) Leo gramm. p. 508— 510, Cedren. II. p. 632. Zonar. II, p. 191 —ı92. Simeon logoth, p. 492 — 495. Incert, contin, p, 269— 272. Georg. mon. p. 592. 599. Nach dem Cedren hatte Constantin Porphyrogenitus selbst an dem, Sturz des Romanus Lecapenus Antheil, von den Söhnen des letzteru aber blofs Stephan, Die Insel, auf welche Romanus gebracht wurde, war nach ilım Prota. Stephan wurde ihm zufolge erst nach Proconnesus, dann nach Rhodos, zuletzt nach My- tilene, Constantin aber, der zweite Sohn des Romanus, nach Samothrace ver- wiesen, Von der Zusammenkunft der Söhne mit ihrem Vater hat er nichts, Die übrigen Byzantiner aber erwähnen derselben. (76) Von den Ungarn f, Liutprand I, a2. 5. II, 1... 30 4-6,.0,7. DI’ V,8, und vergleiche damit die anderweitigen Nachrichten bei Muratori antigq, Ital. T,I. p- 22— 31. Tom. II, p. 149, Tom, IH. p.575. Nur in der Chronologie hat Liut- prand manche Fehler. = 43 Vorurtheil gegen Liutprand an diese Untersuchung gieng, im vor- aus vermuthend, dafs das Resultat meiner Nachforschungen nur eine weitere Bestätigung der von Muratori dem Liutprand gemachten Vorwürfe seyn möchte. Bei genauerer Ansicht findet sich aber die Sache ganz anders. Um die Anlagen Muratori’s gehörig zu würdi- gen, mufs man die Stellen, in welchen Liutprand's Angaben er- weislich unrichtig sind, diejenigen, in welchen die Sache zweifel- haft ist, die, in welchen der vorgeworfene Irrthum durch keine äus- sern Gründe erwiesen werden kann, und endlich diejenigen unter- scheiden, welche blofs einer anscheinenden innern Unwahrschein- lichkeit wegen in Anspruch genommen werden dürften. Allerdings hat Liutprand einige unläugbare Irrthümer, de- ren abertso wenige sind, dafs sie seine Glaubwürdigkeit im Ganzen unmöglich verdächtig machen können. Ein Irrthum ist es ohne Zweifel, wenn er (I, 8) den dop- pelten Zug des deutschen Königes Arnulf nach Italien nicht unter- scheidet, sondern ihn gleich auf‘ seinem ersten Zuge in Rom ein- dringen, und von dort aus den Kaiser Guido weiter verfolgen läfst (77); Zwar hat Liutprand in dieser Angabe den Panegyristen des Berengarius auf seiner Seite (78), aber dennoeh läfst sich an dem Irrigen derselben nicht zweifeln. Aus anderweitigen glaubwür- digen Zeugnissen ist es entschieden gewils, dafs Arnulf auf seinem ersten Zuge nach Italien (im J. 894) nicht nach Rom kam, sondern, nachdem er bis Piacenza vorgedrungen war, und sich zum Könige von Italien hatte erklären lassen, in das Gebiet des Königes Rudolf von Oberburgund, welcher Miene machte, etwas gegen ihn unter- nehmen zu wollen, einfiel, um nach dessen Unterjochung Italien desto leichter zu behaupten, wiewohl dieser Versuch bei dem guten Ge- (77) Vergl. Murat. Ann. T, V, p. 208 sgq. (78) Panegyr, Bereng. 1, Ill, p. 398; bei Leibn, p. 248. 249. f*® 44 Gebrauch, den Rudolf von den Alpenpässen zu machen wulste, völ- lıg fehlschlug (79). Und eben so gewils ist es, dals, als Arnulf auf seinem spätern Zuge im J. 896 wirklich in Rom eindrang, der Kaiser Guido bereits verstorben war (80). Wenn ferner Liutprand erzählt (I, 8) (81), dafs nach dem Tode des Papst Stephan V. (im J. 891) die Wahl seines Nachfolgers zwiespältig gewesen, indem die eine Parthei den Formosus, Bischof zu Porto, die andere den Diakon Sergius auf den Stuhl des heil. Petrus habe setzen wollen, dafs die Parthei des Formosus obgesiegt, und den Sergius aus der Stadt gejagt, dafs aber nach dem Tode des Formosus (im J. 896) Sergius mit Hülfe des Herzogs Adelbert von Toscana den nächsten Nachfolger des genannten Papstes ver- trieben, sich mit Gewalt des Pontifikats bemächtiget, und Aunmehr, um seine Rache noch an dem Todten zu befriedigen, den Leichnam des Formosus habe ausgraben, mit. dem päpstlichen Ornat bekleidet, in Gegenwart eines Concils anklagen, befragen, verurtheilen, und nach Abhauung von drei Fingern in die Tiber werfen lassen; so sind in diese Angaben, die einiges Richtige enthalten, mehrere Unrichtig- keiten eingeflossen. Richtig ist es, dafs Sergius zu der Gegenpar- they des Formosus gehörte (82), und eben so richtig, dafs’ der Leichnam desselben von einem seiner nächsten Nachfolger auf eine so empörende Art gemilshandelt wurde. Aber nicht Sergius, son- dern Stephan VI. war es, der sich diese Infamie zu Schulden kom- men (79) V. Regino ad a. 894. p. 65, (80) Aufser den Angaben des Regiro ad a, 894. den Annal, Lambec, ap. Murat. R,I, Tom, I. P, a, p. ı21, und andern Annalisten beweiset dieses besonders eine Ur- kunde bei Fiorentini memor, della gran Contessa Mathilde, (ed, Lucc, 1756.) 1..III, p. 383. (8ı) Vergl. Murat. Ann. I, c, p. 352, (83) Sergius verdammte als Papst ausdrücklich den Formosus , und erklärte alle sei- Beschlülse für ungültig. S. s. Brief an den B, Amelius von Uzez bei Bouquet Tom. IX. p. 213 und einen andern an den Adalgarius, B. zu Hamburg, bei Mansi Tom. XVIH, p. 25ı sq. - ——— 45 men liels, und was den Sergius anlangt, so gelang es der toscani- schen Parthei, nachdem sie im J. 898 die Wahl desselben zum Pon- tificat vergeblich zu erzwingen gesucht hatte, erst im J. 904 densel- ben wirklieh auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, und auf dem- selben zu behaupten (83). Diese beiden Stellen sind aber auch, aufser einigen Fehlern in der Chronologie (84), die er überhaupt vernachläfsiget hat, fast die einzigen, .in welchen der Irrthum in Liutprands Geschicht- werke völlig erweislich ist, Einige andere angebliche Fehler, die man ihm vorgeworfen, sind von der Art, dals es wenigstens ungewils bleibt, ob er darinn wirklich geirrt habe, oder nicht. So liefern nach Liutprands Erzählung (I, 6) Berengar und Guido sich in dem Todesjahr des Kaisers Karl des Dicken in dem Zwischenraum von wenigen Tagen zwei Schlachten, die eine am Flufs (83) S. Frodoard de Rom, Pontiff. apud Muratori R. I. Tom, II. P. I. p. 318. 350, 331. 324, und was die rasende Procedur gegen den Leichnam des Formosus be-+ trifft, auch den Aurilius in tract. Infensor et Defensor, c. 30, in der Biblioth. max. PP, T. XVII. p. 21, so wie die im Jahr 898 vom Papst Johann IX. 'gehal- tenen Synoden zu Rom und zu Ravenna; auf welchen die vom Papst Stephan VL, gegen den Formosus noch nach seinem Tode verübten Gräuel verurtheilt wurden, bei Mansi Tom, XVIIL, pag. 221 sq. u, 229. - Siegebert von Gemblours ad an, 907. p- 806, legt zwar auch dem Sergius jene Mißshandlüng bei, aber olıne Zweifel bloa nach dem Liutprand, Beim J. 902. pag. 805. bemerkt er auch selbst, dafs nach ändern Schriftstellern nieht Sergius, sondern Stephanus sich derselben schuldig gemacht habe, (84) So haben Pagi ad an. gıa, n, Il, und Muratori Ann, Tom, V. pag. 187. richtig augemerkt, dafs der erste Einfall der Ungarn in Italien von Liutprand II, 4 zu spät (einige Jahre nach 905) angesetzt wird, da er vielmehr nach einem Schrei- ben des Eb. Theotmar von Salzburg und anderer baierischen BB, an den Papst Johann IX, der im September des J. 900 starb (bei Mansi Tom: XVII. pag, 208), in das J, 899 oder 900 gesetzt werden muls, 46° Flufs Trebia, die andere in dem Gebiet von Brescia, und in beiden zieht Berengar den Kürzern. Muratori erklärt diefs für irrig. Die erste Schlacht (im J. 888), sagt er, sey für den Berengar günstig ausgelallen, und erst in. der zweiten, welche in das Jahr 889 gehöre, habe er seinem Riyal, dem Guido, unterliegen müssen. Muratori stützt sich dabei theils auf den Erchempert, der bei dem Jahr 888 nur ei- ner Schlacht gedenke, die zu Berengars Vortheil ausgeschlagen sey, und auf den Panegyristen des Berengar, welcher in der erstern Schlacht diesen den Sieg davon tragen lasse (85). Schwerlich läfst sich jedoch hierüber völlig aufs Reine kommen. Dem Panegyristen Berengars kann man nicht immer mit Sicherheit folgen, da er für seinen Helden partheüsch’ ist, und daher selbst bei der zweiten Schlacht die Niederlage desselben nicht ausdrücklich angiebt, son- dern sie nur einigermassen aus dem Zusammenhange mit den darauf folgenden Ereignissen schliefsen läfst. 'Erchempert aber ist auch nicht ohne Fehler. Liutprands Erzählung hat dagegen das für sich, dafs die im Jahre 889 auf einer Synode zu Pavia versammel- ten Bischöfe ausdrücklich erklären, dafs Berengar mit seinem An- hange vom Guido zweimal in die Flucht geschlagen worden (86). Ohne Zweifel war die erstere Schlacht nicht entscheidend, und wie leicht konnte da jede der Krieg führenden Partheien sich den Sieg zuschreiben ? » Wenn Liutprand (III, 2.) sagt, dafs die Ungarn nach dem Einfall in Italien im J. 924, bei welchem auch die Residenz Payia von ihnen zum Theil in die Asche gelegt wurde, in ihre Heimath zurückgekehrt seyen, so soll diels ein neuer Irrthum seyn, da nach dem (85) Mur. Aun. 1. c. p. 187. Erchempert hist. c. 82. Paneg. Bereng. 1. I. pag. 390, (Leibniz. p. 240,) 2 (36) Acta Syn. Tiein. a. 889. ce. XII. Bei Muratori RB, I. T. I. P. I. p. 416. (IX.) Bei Mansi XVII, p. 93: „Ili (die Anhänger Berengars) supervenicnte perspi- cuo principe Widone bis jam fuga lapsi, ut fumus evanuerunt, Vergl. Sax. ad Sigon. p. 357. not. 8, j ? 47 dem glaubwürdigen Zeugnifs des Frodoard die Ungarn sich damals über die Alpen nach Frankreich gezogen, und dieses Land zum Schauplatze ihrer Verwüstungen gemacht hätten (87). Aber wie leicht und ungezwungen lassen sich beide Angaben vereinigen, wenn man annimmt, dafs eine Horde der Ungarn den Rückweg nach Hause genommen, die andere aber in Frankreich eingedrungen sey? Es bleibt wenigstens zweifelhaft, ob hier wirklich ein Irrthum Liut- prands vorwalte oder nicht. Ich komme zu den Stellen, in welchen man ebenfalls Verir- rungen desselben hat finden wollen, wo aber der angebliche Irrthum durch keine äulsern Beweise dargethan werden kann. Liutprand erzählt (I, 6.): Guido habe sich gleich nach dem Tode Carls des Dicken (J. 888. 22. Jan,) von dem Papst Ste- phan V. zum Beherrscher von Frankreich krönen lassen (88). Mu- ratori sagt, da kein anderer Geschichtschreiber dieser Krönung er- wähne, so aiöge sie wohl ungegründet seyn. Auch Le Bret vermu- muthet hier einen Irrthum (89). Indessen findet sich bei Ughell: eine Urkunde, nach welcher das erste Regierungsjahr des Guido schon vor dem 2ı. Febr. des Jahrs 888 angefangen haben mufs (90). Und wenn man sich auch bei den bekannten vielfachen Fehlern, welcher sich Ughelli in der Darstellung der von-ihm gelieferten Urkunden und Diplomen schuldig gemacht hat, darauf weniger verlas- sen könnte, so liefert Muratori selbst in seinen italiänischen Anti- quitäten eine Urkunde, in welcher das Jahr 889 als das zweite Re- gierungs- (87) Murat. 1. c. p. 299. Frod. ad an, 924. p. 594. 595. (88) Caroli regis interitum Wido ut audivit, Romam profectus est, et absque Fran- corum consilio totius Franciae unctionem suscepit imperii. (89) Mur. ]. c. p. 182, Le Bret Geschichte v.Ital. I. (allgem. Weltgesch, XL.) 8.343. (90) Ughelli It, S. 11. p. ı51. Die chronologischen Data sind: data 9. Kal. Martii Ind. 9, anno incara, Domini 891. regnante D, Widone in Italia, anno regni ejus 3, imperii illius die ı, actum Romae. 48 gierungsjahr des Guido gezählt wird (gr). Die Sache scheint sich so zu verhalten: Guido liefs sich vor seinem Zuge nach Frankreich von dem Papst Stephan V., der ihn als seinen Sohn adoptirt hatte (97), krönen, um dadurch seiner Usurpation eine höhere Sanction zu geben, welches am Ende auch Muratori selbst, nicht unwährschein- lich findet. Als Guido.in der Folge nach der Fehlschlagung seiner Absichten auf Frankreich den Berengar aus dem italiänischen König- reiche verdrängt hatte, erfolgte die bekannte feierliche Krönung des-- selben zum Könige von Italien im Jahre 889 (93), und den 2gten Febr. 89: liefs er sich vom Papste Stephan V. auch die Kaiserkrone aufsetzen (94). Liutprand berichtet (I, ı0.), dafs die italiänischen Grofsen, deren Politik es mit sich gebracht habe, zwei Könige einander entgegen zu setzen, um den einen durch die Furcht vor dem andern in Schran- ken zu halten, und eigentlich keinem zu gehorchen, nach Guido’s Tode, dessen Sohn Lambert als Gegenkönig, des jezt wieder in sei- ne Rechte eingetretenen Berengar aufgestellt hätten. Muratori verwci- set ihm diefs als einen Irrthum (95), da nach mehreren Urkunden Guido schon im J. 892 vor dem Ausgange des Februar seinen Sohn Lambert vom Papst Foormosus zum Haiser habe krönen lassen (96), Die (91) Murat, antiq, ital. diss. XXXIV. T. III. p. 65: „Data VIIT, Kal, Mail, anno incar- nationis Domini DCCCEXXXVIH. anno, II, reguante domino Witore rege in Italia, indietione VIII, Actum Placentiae.'” (92) Frod, hist. eccles.. Rhem. IV. x. in Bibl. max, PP. XVIL, pag. 392, (93) Acta Syn. Ticin, a. 889. Bei Murat. R. I.. Tom. U. P.I. pag. 416. (VIL), auch in den Antiq.. ital. Tom. I. pag. 83. und bei Mansi XVIH. p. 91. sq. Man f, auch die praefat.. sociorum: Palatinerum ad. Syn. Tie. in-Mur. R. 1. 1, c. pag. 416. v. VI, worin noch aus einem andern Diplom in dem Archiv des Rlosters der S. Mariae Theodotae zu Pavia,/das auch Murat, antiq. It. Tom. I. p. 43. sq- beigebracht hat, bewiesen wird, dals Guido bereits im J. 888 den Königstitel geführt habe, (94) Ughelli 1. e; (95) Murat, ann, 1. e. p. 211. vergl. Pagi ad an. 893. n, IV, (96) .Vergl. Sax, ad Sigon. de regno Ital, p. 360. not. 14. ® 49 Aber. wo ist hier der’'handgreifliche Irrthum? Lambert konnte schon im Jahr 892 zum Kaiser gekrönt seyn, und doch erst nach dem ode seines Vaters von den italiänischen Grofsen, die auf ihr Wahl- recht sehr eifersüchtig waren, zum Könige von Italien gewählt werden. Die heftigsten Angriffe Muratori’s gegen Liutprand treffen dessen Erzählungen von den Ausschweifungen einzelner Päpste, die während des Zeitraums, den seine Geschichte umfalst, auf dem römi- schen Stuhl sassen. Liutprand sagt (I, 8. III, ı2.) von dem Papst Sergius III, den er als einen äufserst irreligiösen und profanen Men- schen charakterisirt,, dafs er sich durch den Beistand des Herzogs Adelbert von Toscana gewaltsam des päpstlichen Stuhls bemächti- get, und in offenem Concubinat mit der berüchtigten Marozia einen. Sohn, den nachmaligen Papst Johann XI, erzeugt habe. Er erzählt *vom Papst Johann X (II, ı3.), dafs er durch die in die Reize sei- ner Schönheit leidenschaftlich verliebten älteren Theodora zuerst vom Diakon zum Bischof von Bologna, dann noch von der Einwei- hung zu diesem Episcopat zu dem erledigten Erzbisthum von Raren- na befördert, und nicht lange darauf selbst auf den römischen Stuhl erhoben worden, da die T'heodora die weite Trennung von ihrem’ Bubler nicht habe ertragen können. Er stellt endlich, wenn die letzten Gapitel des sechsten Buches ihm zugehören, von der Ver- dorbenheit des Papstes Johann XII. ein schwarzes, Schauder erregen- des Gemälde auf. Diese Angaben Liutprands sind es, welche Muratori’n in einen solchen Unwillen gegen ihn versetzt haben, dafs er-ihm alle Glaubwürdigkeit abspricht, und ihn ins- Angesicht einen Verläumder schilt, der aus den Pasquillen der Zeit Alles, was er nur Schändliches darin verzeichnet gefunden, zur Verunglimpfung und Lästerung der Päpste mit Begierde aufgefangen, und mit blin- dem. Glauben nacherzählt habe (97)- Frei- (97) L. ep. 267. 263. 273. Iıg. 358. og 59 Freilich läfst sich hier die Zuyerläfsigkeit der von Liutprand angeführten Thatsachen durch keine concurrirenden Zeugnilse bestäti- gen. Denn der Verfasser der farfensischen Chronik und Sigebert von Gemblours, die so oft von neueren Schriftstellern als eigene Zeugen dalür aufgeführt worden sind (98), haben sichtbar nur Liut- prands Erzählung vor Augen gehabt. Aber darf der Umstand, dafs wir hier keine andere Zeugen dem Liutprand an die Seite zu stellen im Stände sind, irgend befremden, da überhaupt vom Jahr 899 an, mit welchem die Biographien des Anastasius und sei- nes Fortisetzers Wilhelm aufhören, bis um die Mitte des ııten Jahr- hunderts in der Geschichte der Päpste eine so grofse Lücke ist? Und wollen wir jede Nachricht ohne weiteres blofs delswegen , weil sie nur einen Zeugen aufzuweisen hat, verwerfen und für falsch erklären? — Es ist gewils, und Muratori läugnet es selbst nicht, dafs Rom damals durch die beiden Patricierinen, die Theodora und ihre Tochter Marozia, die mit einigen bedeutenden Grofsen im Bunde standen, tyrannisirt ward, und dafs diese berüchtigten Frauen mit der Tiara nach Willkühr schalteten. Ist es nicht sehr begreiflich, dafs diese nur solche Competenten auf den päpstlichen Stuhl setz- ten, von denen sie entweder als von unbedeutenden Menschen nichts zum Nachtheil ihrer ebrsüchtigen Entwürfe zu fürchten hatten, oder die sie selbst als Werkzeuge derselben gebrauchen konnten? Dafs ihr Augenmerk nicht auf den durch seine Frömmigkeit ehrwürdigen Priester, als vielmehr auf den gewandtesten , in alle Künste der Intrigue eingeweiheten, auch wohl auf den galantesten Candidaten. zusammentraf? — Mufs nicht Muratori selbst es bei einer andern Gelegenheit eingestchen, dafs nicht nur die Bisthümer, sondern lei- der selbst der apostolische Stuhl im ıoten Jahrhundert grofsentheils mit höchst unwürdigen Subjeliten besetzt gewesen (99)? Und fin- den (98) Chron. Farf. ap. Murat. R.I. Tom. II. P.2. p. 417. Sigeb. Gembl. ad an. 907, p. 806. (99) Muratori drückt sich noch viel stärker aus ; Antiq. Ital. Diss. LX. Tom,V. p. 82. Saeculo praesertim decimd, sagt er, (bone Deus!) quot inaudita monstra non 2 4 solum 51 den wir nicht, dafs nach dem Tode Otto’s III. unter gleichen Um- ständen , als eine mächtige Faktion von neuem der Herrschaft über die Stadt Rom und zugleich des:Pontifikats sich bemächtiget hatte, dieselbe Verdorbenheit der Sitten die Inhaber des päpstlichen Stuhls auszeichnet, und unter einem Bencdiet IX. zu einer furchtbaren Höhe steigt? Darf man .also wohl, wenn man unpartheyisch seyn will, den Liutprand in seinen Angaben von den Lastern einzel- ner Päpste geradezu der Lüge und Unwahrheit bezüchtigen? Selbst die frömmsten, ehrwürdigsten und gelehrtesten katholischen Schrift- steller räumen .es ja ohne ‘alles Bedenken ein, dafs neben vielen grolsen und würdigen Päpsten, in gewissen unglücklichen Zeiten, auch mehrere Unwürdige — so wie auf allen T'hronen weltlicher Regenten — auf dem römischen Stuhl gesessen haben. Allerdings möchte man sich auf den ersten Anblick darüber wundern, dafs bei der äulsersten Unwürdigkeit mehrerer Päpste die- ses Zeitraums das Ansehen des römischen Stuhls doch keine merk- liche- Abnahme oder Verminderung erlitt (100). Doch erklärbar ist auch dieses. Aufser dem Umstande, dafs schon, besonders seit den Zeiten des Papstes Nicolaus I., eine gewisse magische Ehrfurcht gegen den päpstlichen Stuhl begründet war, war gerade die allge- meine Sittenlosigkeit des Zeitalters, von der die Bischöfe und der Clerus überhaupt nur gar zu sehr angesteckt waren (101), die Hauptursache, dafs die Ausschweifungen, mit welchen «einzelne Päp- ste solum bene multas Episcoporum et Abbatum sedes, sed et ipsam apostolicam tenuere aut usurpavere. Vergl. auch Mabillon praef. ad acta SS. Ben. saec. V. $. VI. (100) S. Mabillon 1..c. $. VII. p. 6 sqg- ‚@01) Man s. z. B. denRatherius de contemtu canonum, in opp, ed. Ballerin. p. 337. sq., der zugleich auch von der Lasterhaftigkeit der Päpste seiner Zeit nicht un- deutliche Winke einstreut, Einige Auszüge aus dieser Schrift geben Semler in der Fortsetzung der Baumg, Kircheng. Th. IV. $. 507. £, und Schröckh K.G. XXI. S, 515—518. r $ g® 5% ste das Pontifikat entweiheten, weniger Sensation erregten (102). Und doch blieben sie, selbst in diesem rohen Zeitalter, nicht ganz unbeactet. Gleich bei der ersten Gelegenheit, wo sich ein neuer Kampf über die angemalsten Rechte des. Papstes erhob, bei den Streitigkeiten, in welche der Papst Johann XV. mit dem ersten Kö- nige der neuen Capetingiscben Dynastie in Frankreich wegen des Erz- bischofs Arnulf von Rheims verwiekelt wurde, nützten die auf der Synode zu RBiheims im Jahre ggı versammelten Bischöfe die Erin- nerung an die Gräuel, mit welchen so mauche Päpste des ıoten Jahrhunderts den heiligen Stuhl befleckt hatten, dazu, den päpstli- ‚chen Anmassungen, wo möglich, einen Damm entgegenzusetzen (103). Gewils also können Liutprands Nachrichten von den Aus- schweifungen einzelner Päpste nicht mit dem Vorwurfe innerer Un- wahrscheinlichkeit zurückgewiesen werden. “ Aber vielleicht kann man ihn in Anschung der genannten Päpste, namentlich in Anse- hung des Sergius II. und Johann X. durch anderweitige glaubwür- dige Zeugnilse der Unrichtigkeit zeihen? Wirklich hat Muratori ei- nen grofsen Aufwand von Gelehrsamkeit aufgeboten, um besonders den üblen Ruf, in welchen Sergius III. bei der Nachwelt durch Liutprand gekommen ist, durch Berichte anderer Zeugen, die mehr zu seinem Vortheil sprechen sollen, von ihm abzuwälzen. Aber der sonst so scharfsinnige Kenner der gelehrten Kritik scheint hier mit einmal alle histerische Kritik zu vergessen. Ein paar Verse des Frodoard in einem bekannten Gedicht, in welchem fast auf alle Päpste, die er aufführt, einige allgemeine Lobsprüche verschwendet werden, ein spätes Epitaphium von einem Unbekannten in dem ge- wöhnlichen Ton der Grabschriften abgefalst, und ein einfältiger Schriftsteller aus dem ızten Jahrhundert sollen beweisen, dals Ser- gius (102) S. Plank a. a. ©. B. II. S. 287. fig. (103) Mansi XIX. p. 107. sg. $S. besonders die starken Aeufserungen des B, Arnulf von Orleans S. ı32. WUebrigens nennt er von den Päpsten des ıoten J, H. aus drücklich nur Johann XU, und Bonifacium VL. \ 53 gius sich nicht mit Gewalt auf den römischen.Stuhl eingedrängt ha- be, sondern durch freie Wahl der Römer auf denselben erhoben ‚worden sey (ro4). Besonders aber soll Leo von Ostia, der seine Chronik im Anfange des ı2ten Jahrhunderts schrieb, einen vollgül- tigen Beweis liefern: dafs Marozia den nachmaligen Papst Johann XI. nicht in sträflichem Umgange mit dem Sergius, sondern in recht- mälsiger Ehe mit ihrem ersten Gemahl Alberich erzeugt habe (105). Also ein Schriftsteller, der 150 Jahre später lebte, und noch dazu voll erweislicher Fehler und Unrichtigkeiten ist, soll dem fast gleich- zeitigen Schriftsteller vorgehen? Leo von ÖOstia verdient hier um so weniger eine Stimme, da er offenbar Johan XI. mit Johann XH. verwechselt, der bekanntlich ein Sohn des Patriciers und Consuls Alberich war (106). In (404) $.Frod. ap, Muratori R. 1. T. III. P.I. p. 324. Das Epitaphium, welches aus dem XlIten Jahrh. seyn soll, liefert unter andern Murat. ann. T. V. p. 262. Simonde -Sismondi hist. des republ. Ital. Tom. I. p. 162 sagt in Beziehung auf solche Au- «toritäten nicht mit Unrecht: J’aimerois autant eiter en preuyes les sonnets, qn'on fait en Italie pour chaque mariage, ou la noblesse et la valeur, l’amour et la beaute, viennent au service de tout le monde, sans acception de personnes, Der Schriftsteller aus dem ı3ten Jahrlı. ist Johannes Diacon. de eceles. Lateran. So «. 17. in Mabillon mus. Ital. IL. p. 575. Muratori hielt ihn mit Unrecht für ei- nen Zeitgenossen des Sergius, $, Fabrieji Bibl, lat. mgd, aevi. Vol. IV. p. 198. sgg- „ (105) Leo Ost Chron. Casin, 1. J. c. G1. bei Murat. R. I. Tom. IV. p. 333. (106) Hier sind seine eigenen Worte: Defuncto Agapito secundo Johannes undeci- mus, natione Romanus Alberiei Romani consulis filius illi in pontificatu succedit. Bekanntlich war es Johann XIL (vorher Octavian genannt) ein Sohn des Albe- rich, der bald Consul, bald Patricier und Fürst von Rom genannt wird, der dem Agapetus im J. 956 auf dem päpstlichen Stubl folgte. Muratori beruft sich ‚anch auf den anon, Salernit. R. I. T. II. P. 2. p. 280. „Johannes, filius cujusdam patricii”. Aber dieser elende Schriftsteller, der von Irrthümern und Unrichtig- keiten wimmelt, hat allein genommen iu der Waagschale der Kritik gar kein Gewicht. Wie man aus dem Zusammenhange sieht, verwechselt er hier sogar Johann XI. mit Johann X. Muratori scheint selbst die Schwäche seiner gegen Liutprand beigebrachten Beweise gefühlt au haben, denn am Ende sagt er ‚P- 267: Puo essere, ch'egli (Liutprando) dica il vero. Or we In Ansehung des Papstes Johann X. weils zwar Muratori Liutprand’s Angabe von seinem verbotenen Umgange mit der Theodora durch keine auch nur scheinbar entgegenstehende Aussage anderer Schriftsteller zu widerlegen. Aber die rühmlichen Thaten, die sonst von diesem Papste erzählt werden, sollen doch hinreichen, Liut- prand's Glaubwürdigkeit auch in diesem Punkte zu entkräften. Aller. . dings war Johann X. ein kühner , beherzter Mann, der, wie Liut- - prand selbst von ihm erzählt (II, ı3.), sich an die Spitze der ge- gen die Saracenen verbundenen Heeresmacht stellte, und durch Be. siegung derselben sich den Ruhm eines tapfern Kriegers erwarb. Aber kann dadurch die Richtigkeit der Angabe seines verhotenen Umganges mit der Theodora im geringsten verdächtig gemacht wer- den? . Liefert die Geschichte nicht Beispiele in Menge, dafs Muth und Tapferkeit mit der gröfsen Sittenverdernils bestehen können (107)? Doch bringt Muratori bei dieser Gelegenheit ein, paar kleine Nebenumstäude zur Sprache, in welchen Liutprand offenbar ge- irrt haben, und die daher auch seine Glaubwürdigkeit in Ansehung ‚des Uebrigen anfechten sollen. Der eine angebliche Irrthum ist die Aeusserung (I, ı3.); dafs Johann X., nachdem er zum Erzbischo- von Ravenna befördert worden, nichtlange darauf von der Theof dora auf den päpstlichen Stuhl erhoben.sey. Diels streite gegen «die Geschicte, sagt Muratori, nach welcher Johann im J. 905 be- reits Erzbischof von Ravenna gewesen, und erst im J. gı4, also erst neun Jahre darauf, den päpstlichen Stuhl bestiegen habe (108). A Ge- ((107) Eine sonderbare Inconsequenz ist es übrigens, wenn Muratori sich .so viele Mühe giebt, von dem Papst Johann X. den Vorwurf eines sträflichen EIEHREEN mit der Theodora abzustreifen , und doch kein Bedenken trägt, eben diesen Papst, noch dazu nach einer blofsen Vermuthung , der Theilnahme a0 der, Er- mordung des ersten Gemahls der Marozia, des Alberich, zu beschuldigen. 1- [2 pag. 305. (108) Mur. ann. 1. c. p. 274. Er stützt sich dabei auf Hieron. Rubei bist. Rav- p. 252. (ed. Ven. 1589.), welcher ausdrücklich sage: Fuit a partu RUFT S 2 | 55 Gesetzt, dafs Liutprand, der überhaupt die Chronologie vernach- lälsigt hat, hier in der Zeitangabe einen Fehler begangen, kann diefs die ganze übrige Erzählung verdächtig machen? Aber, wer wird bei einem Schriftsteller, wie Liutprand, dessen Ausdruck überhaupt nicht präcis ist, die Redensart „modica temporis inter- capedine” pressen wollen? Der andere von Muratori als sehr be- deutend gerügte Irrthum ist, dafs Liutprand (II, ı3. III, ı2.) den Papst Johann XI. unmittelbar auf Johann X. folgen lasse, ohne Leo VI. und Stephan VIII., die noch dazwischen waren, mit einem Worte zu erwähnen. Da sieht man, ruft Muratori triumphirend aus, wie wenig man sich auf Liutprand verlassen kann (109). Bey nähe- rer Ansicht möchte indessen die ganzs Anklage das ihr beigelegte Gewicht völlig verlieren. Beide Päpste Leo VI. und Stephan VII, ‚von denen der erstere 7 Monate und einige Tage, der andere aber etwa 2 Jahre auf dem römischen Stuhl sals, waren in hohem Grade unbedeutende Menschen. Von beiden ist auch nicht das mindeste, keine Bulle, kein Schreiben, noch sonst etwas aufbehalten. Meh- rere Gelehrte haben daher schen die Vermuthung gewagt, dafs sie nicht tus supra nongentesimum, quo praefuisse Ravennati ecclesiae Joanmem decimum Archiepiscopum monumenta Ursilani tabularii complura testantur. Da Rofsi diels so bestimmt versichert, so mufs man ihm wohl darin glauben, ob er gleich keine Urkunden darüber beibringt, Barenius ann. ad a. gı2. XII. läßt den Jo- Ss hann erst im Jahr gı2. zum Erzbisthum vou Ravenna gelangen. Eben das thut Coleti ad Ughell, It. S. T. il. p. ı2. vergl: p. 371. not.2. Wäre dies richtig, so fiele Muratori's Vorwurf, den er dem Liütprand macht, gänzlich hinweg. Aber Baronius, dem Coleti folgt, scheint diese Zeitbestimmung blofs aus Liut- prand's unbestimmter Angabe entlehut zu haben, so wie er auch den Johann schon in demselben Jahr 912. den päpstlichen Stuhl besteigen läft, welches ge- wils erst im J. 914. geschah. S. Pagi ad an. gı2. n. VII. * (109) Mur; annal. p. 3ı2. Auch Curtius de senatu Rom. p. 165. rechnet dieses dem Liutprand sehr hoch an. Liutprandus , sagt er, vel sublestam fidem, vel mi- ram Öscitantiam in enarrandis Romanis rebus prodit, dum mortuo Johanne X. a: filium Maroziae successisse refert, cum tamen in vulgus natum sit, Joahni X. A Leonem VI. huie Stephanum VII. Stephano demum Maroziae filium Johannem XI. successisse. 56 nicht selbst Päpste , sondern nur Verweser des bereits zum Pontifi- eat bestimmten, aber noch minderjährigen Johann XI. gewesen seyn möchten , die daher in der Reihe der Päpste keinen Platz verdien- ten (rı0), Aber mag, auch diese Vermuthung zu. willkührlich und zu gewagt erscheinen, kann es dem Liutprand so hoch angerech- net werden,. wenn er so unbedeutende Menschen, als Leo VI. und Stephan VIII. waren, mit Stillschweigen übergehend, sich folgender- massen ausdrückt: „Nach dem 'Tode Johannis X. setzten Guido und Marozia den: Johann, welchen die Letztere in ehebrecherischem Um- gange mit dem Sergius erzeugt hatte, auf den päpstlichen: Stuhl” (TIL, ı2.) (ı11). Es liefsen sich, wenn es der Mühe irgend lohnte, leicht neuere. angeschene Geschichiforscher anführen , denen: die Existenz jener beiden Päpste, Leo’s VI. und Stephans VII. ge- wils nicht unbekannt war, und die doch kein. Bedenken trugen, sich. völlig. auf ähnliche Art auszudrücken. So wenig nun Liutprand in der Darstellung des ärgerli- chen Lebens einzelner Päpste des Mangels an. Wahrhaftigkeit. über- wiesen werden kann, eben so wenig mögen seine Erzählungen von den Ausschweifungen mehrerer der angesehensten Fürstinnen: in Ita- lien seiner Glaubwürdigkeit Abbruch thun, so sehr auch Murator. sie auch aus diesem Grunde verdächtig zu machen gesucht hat (112) Das. Zeitalter war einmal in. die roheste Sittenlosigkeit und in eine: fast unglaubliche Fühllosigkeit gegen: Zucht und Anstand versunken.. Beweise,. wie’sehr selbst in den höhern Ständen das weibliche Ge- schlecht in Schamlosigkeit abgehärtet war,, bieten sich dem Geschicht- forscher (410) Diese Vermuthung' äußserte zuerst Leoni in den Anmerk. zu der Ital. Ueber- setzung des Platina, Ven.:1764. 4: und’ Le-Bret a. a..O.- S..373. ist geneigt, ihm! darin beizutreten. n (a1) IH, 12. Quo (Johanne X.) mortuo, ipsum' Maröziae fillum, nomine' Jollannem ,: quem ex Sergio’ Papa meretrix ipsa genuerat, (Wido et Marozia) Papam. con- stitnunt, u (12) Mur. 1. c. p. 286. 302. eic. ee x £ 57 forscher in Menge dar (113). Kann es bei dieser Verdorbenheit des Zeitgeistes befremden, wenn Liutprand, der Ausschweifun- gen der Theodora und ihrer beiden Töchter jetzt nicht zu geden- ken, von der Bertha, der Wittwe des Herzogs Adelbert von Toscana erzählt, dafs sie nicht nur durch Intriguen und Geschenke, son- gern auch durch Buhlschaften sich Anhänger erworben (114)? Oder wenn er von der Irmengard, der Wittwe des Markgrafen Adelbert - von Ivrea versichert; sie habe ihren mächtigen Einflufs sich dadurch verschafft, dafs sie nicht nur Fürsten und Herren, sondern selbst gemeineren Personen, die nur von einiger Bedeutung waren, sich Preis gab? Ohne Zweifel folgte Liutprand in der Darstellung des Charakters derselben der öffentlichen Stimme (115), und so irrig diese oft in einzelnen Fällen ist, so trügt doch das öffentliche Urtheil nicht leicht über das Betragen eines Menschen und seinen Charakter im Ganzen. Nur (413) So stöfst man in der zweiten Hälfte des oten Jahrh. auf einen Zeitraum, wo drei Prinzessinnen auf einmal in der Welt herumliefen, von denen zwei sich hatten entführen lassen — die Irmengard, Tochter Kaisers Ludwigs II, von dem Gral’en Boso, und die Judith, Tochter Kaisers Karls des Kahlen, vom Grafen Bal- duin — die dritte aber, die Ingeltrude, eine Tochter des Grafen Matfred, ih- rem Gemalhl dem Grafen Boso entlaufen war. In Deutschland waren die Sitten nicht völlig so verdorben, als in Italien, und doch schreibt Ditmar von Mer- seburg 1. IV. p. ı02. (Leibn. p..361.): „„Matronarum magna pars, membrafim in- honeste eircumeincta, quod vwenale habet in se, cunctis amatoribus ostendit aperte. Cumque sit in his abominatio Dei et dedecus seculi, absque omni pudore co- ram procedit, speculum totius populi. Turpe est ac nimis miserabile, quod peecator unusquisque non vult delitescere „ sed ad irrisionem bonis et/ad ex- emplum malis praesumit procedere”. j (114) Zwar macht Muratori a. a, O. S. 286. die Bemerkung, dafs die Bertha damals (e. 919.) an bo Jahre alt gewesen seyn müsse, also schon defswegen das, was Liutprand von ihren wellüstigen Ausschweifungen erzähle, unglaublich sey, Aber Liutprand spricht ja von den Anhängern, die sie sich durch ehemalige Buhlereien gemacht hatte. ,,‚Tum calliditate et muneribus, tum hymenaei exer- eitio duleis nonnullos sibi fideles effe cerat”. Ki (115) In Ansehung des chebrecherischen Umganges der Willa, der Gemahlin Beren, L y gars II,, beruft er sich V, ı5. ausdrücklich auf die Allgemeinheit des öffentli- h chen 58 Nur als eine Uebereilung mag es aber angesehen werden, wenn Muratori es dem Liutprand auch als historischen Fehler an- rechnet (116), dafs er bei der Nachricht von der Gesandtschaft, wel- ehe der König Hugo an den byzantinischen Hof abschickte, nur den Romanus Lecapenus als byzantinischen Haiser nenne (III, 5.), da doch Constantinus Porphyrogenitus, der Sohn Leo’s des Weisen, unter den damaligen griechischen Kaisern dem Range nach der Erste gewesen. Denn wer weils nicht, ‘dafs der gute, aber schwache Con- stantin, so lange Romanus neben ihm regierte, ganz unter der Vor- mundschaft des Letztern stand, dafs die ganze Macht des Reiches in den Händen des Romanus war, ja, dals Constantin sclbst im Bange nicht nur ihm, sondern auch seinen Söhnen nachtrat, und von der ersten Stelle in der Regentschaft zu der vierten herabge- setzt war? Noch ist eine von Muratori aus äufsern Gründen angefoch- tene Stelle übrig, die, wie ich glaube, ebenfalls in die Klasse der- jenigen gehört, welche keinen erweislichen Irrthum in sich fas- sen. Liutprand berichtet (V, ı3.), dals Berengar II. dem Adel- hard, eiuen Kleriker, der ihm bei seinem Vordringen in Italien wich- tige Dienste geleistet hatte, zwar nicht das ihm Anfangs verspro- chene Bisthum Como, aber doch das Bisthum Reggio verlichen habe. Diefs könne nicht richtig seyn, sagt Muratori (117.); denn nach ei- ner noch vorhandenen und von ihm selbst ans Licht gestellten Ur- kunde (118) sey Adelhard bereits im Jahr 9/3 oder 944. Bischof zu Regzio gewesen; dazu komme noch der Umstand, dafs Adelhard nach der chen Rufs. „OQuod ita verum esse, non solum auliei et cubicularii, verum au- cupes et eupedinarii clamant”, (116) 1. c. p, 309. (117) ad an. 945. p. 359. (218) Antig. Ital. Diss, LXU. Tom, V. p, 203. sq. Sie steht auch hei Ughelli T. U, p- 266, IE Ex 95 der Erzählung des Donizo (119) der Königin Adelheid, der Gemah- lin Lothars, völlig ergeben gewesen sey, und ihr in der Folge gegen Berengar 1]. so wichtigen Beistand geleistet habe. Aber die Urkunde gehört vielmehr nach den darin angegebenen Regierungsjahren des Hugo und Lothar, (es wird das ıgte des ersten und das vierzehnte des andern genannt) in das Jahr 945, in welchem Berengar 11. be- reits alle Gewalt in Händen hatte. Nur liels er damals noch den Hugo und Lothar als Namenkönige fortbestehen, daher es ganz be- greiflich ist, dafs diese nach ihren Regierungsjahren in der Urkunde aufgeführt sind (120). Dafs aber eben dieser Adelhard im Jahr 951, als Anhänger der Adelheid erscheint, kann im geringsten nicht be- weisen, dafs er nicht einige Jahre zuvor es mit Berengar gehalten, und eigentlich von diesem zu dem Bisthum Reggio befördert worden. Denn wer weils nicht, wie oft und mit welcher Leichtigkeit die Grossen und Bischöfe der damaligen Zeit von der einen Parthei zur andern übergiengen ? Auch konnte die Tirannei Berengars IJ., wel- che mit den glänzenden Erwartungen , die man sich von seiner Re- gierung gemacht hatte, so sehr kontrastirte, für den Adelhard Grund genug seyn, sich an die Parthei Lothars und seiner Gemahlin anzu- schliessen. Endlich sind in Liutprand’s Geschichtwerke noch einige Stellen anzutreffen, die zwar nicht durch äufsere Gründe angefoch- ten ‘(119) Donizo vit. Mathildis 'c, 1. R. I. T. V, p. 389: (120) Saxius, welcher den König Hugo schon im J. 925. König von Ktalien ‘werden, und ihn seinen Sohn Lothar ‘bereits »930. zum Mitregenten annehmen lälst, ‚sucht die Schwierigkeit auf eine andere Art zu lösen, de regno Ital. ed. Sigen. p. A1ı1,.not.27. „Fortasse hie Adelardus, quem Liutprandus, hoe tempore in aula ipsa Berengarii degens, Clericum fuisse ait, alter est ab Adelardo, Regiensi Episco- po superius memorato”, So mülste also der Vorgänger des von Liutprand erwähnten Adelard im Bisthum zu Reggio ebenfalls durch einen Zufall Adelard ‚geheilsen haben, ‚und etwa 945 verstorben seyn. ih * 60 EEE werden, aber doch mehr oder weniger ihrer innern Unwahrscheinlich- keit wegen verdächtig scheinen können, Ich übergehe aber die schon oben berührten Wunder und Wunderzeichen, die auch Liutprand hie und da in seinen Vortrag eingeflochten hat. Es versteht sich von selbst, dafs diese von den historischen Thatsachen abgesondert werden müssen. Ungereimt aber wäre es, wenn man um solcher von ihm angenommenen, damals allgemein geglaubten, Wunderbe- gebenheiten willen seine übrigen Berichte unzuverläfsig nennen woll- te, da kein Schriftsteller des Mittelalters von solchen Wüundererzäh- lungen frei ist. Ehre genug für Liutprand, dals er bei weitem nicht so viele und so alberne Wunder erzählt, als andere Geschicht- schreiber und Annalisten, vielmehr über sie eben so erhaben er- scheint, als die Vernunft, die sich wohl manchmal vergifst, über die permanente Thorheit. Und bei der Leichtigkeit, womit sich hier das Ummatürliche von dem Natürliehen scheiden läfst, können dergleichen Wundererzählungen keinen Forscher weiter aufhalten. Allein es giebt einige andere Nachrichten in Liutprand's Geschichte, die zwar in das Reich der Möglichkeiten gehören, aber doch den Anstrich des Unwahrscheinlichen an sich zu haben schei- nen. So erzählt er (1, 6.): Guido habe auf seinem Zuge nach Frankreich (im J. 888.) seinen Küchenmeister nach Metz vorausge- schickt, um die Tafel more regio zu bestellen. Der dortige Bischof habe hierauf einen grofsen Vorrath von Speisen angeschafft. Da aber der HKüchenmeister geäulsert , dafs Guido mit dem (dritten Theil davon zufrieden seyn würde, so habe der Bischof diese Karg- heit so übel empfunden, dafs er die Wahl von Guido ab und auf den Odo gelenkt habe. Muratori erklärt dieses für unglaublich (ı2ı), besonders aus dem Grunde, weil die Stadt Metz damals, der Vor- rede zu der im J. 888 daselbst gehaltenen Kirchenyersammlung zu- folge (a1) l.e. p, 184. 61 folge (122), den deutchen König Arnulf für ihren Herrn erkannt habe. Auch davon abgesehen, trägt die Anekdote das Gepräge innerer Un- wahrscheinlichkeit an sich. Es ist aber wohl zu merken , dafs Liutprand sie auch nur als eine Sage anführt (123). Etwas Unwahrscheinliches scheint auch in folgender Erzäh- lung zu liegen. Als Arnulf, so erzählt Liutprand (I, 8.), vor Rom angelangt war, die Stadt aber durch die Veranstaltung der Ageltrude, der Gemahlin Guido’s, gesperrt und stark besetzt fand, liels er alle Anstalten zum Sturm machen. Zufällig lief ein Hase, durch das Geräusch der Truppen aufgescheucht, gerade der Stadt zu. Ein Theil des Heers verfolgte ihn mit lautem Geschrei. Die Römer hielten diesen Auflauf für eine Bewegung zum Anfang des Sturms, verliessen, von einem panischen Schrecken ergriffen, die Mauern, und machten es Arnulfs Truppen leicht, die Stadt zu erobern. Diese Erzählung, sagt Muratori (124), habe ganz das An- sehen einer Fabel. Auch ein neuerer Geschichtschreiber ist geneigt, sie für ein Märchen zu halten (125). Viel wahrscheinlicher lautet ‚allerdings die Nachricht in den fuldischen Annalen (126), dafs ein zufällig zwischen den Belagerern und den Belagerten entstandenes Ge- zänk die erstern so aufgebracht habe, dafs sie mit unglaublicher Wuth die Thore gesprengt, die Mauern erstiegen und sich der Stadt be- mächtiget hätten. Indessen widerspricht diese Nachricht der von Liutprand aufbehaltenen nicht eigentlich. Beides, ein Wortgezänk und ein zufällig entstandener Schrecken, könnten gar wohl zusam- men Arnulfs Soldaten die Eroberung Roms erleichtert haben. Und wenn (122) Bei Mansi XVIII. p. 77. (123) Fertur hac occasione Francos Widonem regem sibi non assumpsisse etc, (134) 1. c, p. 215. (125) Hegewisch Geschichte der Fränk. Monarchie etc, $. 174. (126) App.ad ann. Fuld, ad a.896, ap. Freher p. 66, wo aber die Jahrszahl DCCCXCY, in DCCCXCVI,. zu verändern ist. ER 62 wenn man bedenkt, wie oft kleine an sich selbst höchst unbedeu- tende Vorfälle ein panisches Schrecken unter Kriezern veranlalst haben; so, wird man Liutprand's Erzählung nicht geradezu für verwerflich erklären, wenn gleich die Möglichkeit bleibt, dafs er hier einer unsichern Sage zu vielen Glauben beigemessen habe. Die Erzählung Liutprand’s (F, 9.), dafs die Krankheit, welche den König Arnulf zu seinem schnellen Rückzuge aus Italien bestimmte, die Folge eines von der Ageltrude ihm zubereiteten Gift- tranks gewesen , erklärt Muratori gleichfalls für eine unverbürgte Sage des Volks, welches nur allzugeneigt sey, Unglücksfälle, beson- ders solche, welche die Grofsen der Erde betreffen, für übernatür- jiche Wirkungen, oder für Wirkungen menschlicher Bosheit zu hal- ten (127). Indessen hat die Sache selbst, dafs dem Arnulf in Ita- lien Gift beigebracht worden, nicht die mindeste innere Unwahr- scheinlichkeit (128), Wissen wir doch, dals mehrere dentsche Kai- ser auf diese Art in Italien ihr Grab gefunden haben sollen. Ich komme zu der Stelle, welche Murätori'n hauptsächlich zu dem Vorwurf veranlafst hat, dafs Liutprand zuweilen die Ge- schichte in einen Roman umwandle. Die Irmengard , verwittwete Markgräfin von Ivrea , erzählt er (IH, 3.), habe gegen den König Rudolf von Burgund, der seit dem Jahr 924 in Italien regierte, eine ‚Meuterei angezettelt (im J. 925.), und so viele ihrer Anhänger in Pa- via versammelt, dafs sie im Stande gewesen, dem Könige ‚den Zu- gang zu dieser Stadt zu versperren. Indessen habe Rudolf ein Heer gesam- (237) Mürat, Ann. 1.0, pı217. Auch Eekhatt comm, de rebus Franc. or. 11. p- 767, erklärt Liutprands Erzählung für eine Fabel, (138) Der Verf. des app. ad annal. Fuld. ad ‘a. 898. ap. Freher I. pag. 68. oder bei Muratori R.I. T. U. P. I, p. 576. läfst den Arnulf «ebenfalls an ihm ‚beigebrach- 4em Gift sterben. Nur werden da andere Personen beiderlei Geschlechts ‚ge- 'nannt, die dieses Verbrechens beschuldiget, und von denen auch einige hinge- wichtet worden. ME SEE SEERESEE, ee nen 63 gesammelt, und sich ohnweit Pavia bei der Einströmung des Ticino in den Po gelagert. In eineı Nacht habe die Irmengard ihm zu wissen gethan, sein Glück und seine Freiheit stehe in ihrer Hand indem alle Grolse von seiner Parthei auf einen Wink von ihr ihn verlassen und zu ihr übergehen würden, Der König, durch diese Both- schaft geschreckt, habe in der Nacht sich heimlich in einer Barle zu der Markgräfin nach Pavia begeben. Als man am folgenden Mor- gen den König nicht in seinem Zelte gefunden, wären alle Herren in, semem J,ager erstaunt. Mit einmal habe sich aber das Gerücht verbreitet, Rudolf habe sich selbst mit ihren Feinden vereiniget, und sey im Begriff, sie anzugreifen. Alle wären darauf nach Mai- land, als einem festen Orte geflüchtet, und der Erzbischof Lambert von Mailand habe mit aller Einstimmung den Grafen von Provence Hugo eingeladen, nach Italien zu kommen und von dem Reiche Besitz zu nehmen. Rudolf, der den Betrug zu spät entdeckt, ha- be es noch für ein Glück halten müssen, nach Burgund zu ent- kommen. Die ganze Erzählung, sagt Muratori, sehe wie ein Roman aus (129). Das romanhafte Ansehen möchte sie jedoch, wenn man sich in den rechten Gesichtspunkt stellt, ganz verlieren,. Ist es denn so unwahrscheinlich, dafs ein leichtgläubiger König, wie Ru- dolf 11. war, sich von Kr Verschmitztheit einer ränkeveilen Frau, die noch kurz vorher sein ganzes Zutrauen in dem Grade besafs, dafs sie, wie wir aus einer noch vorhandenen Urkunde wissen, ei- nen Platz unter seinen vertrautesten -Räthen einnahm (130), täuschen liels? Dals es ihr gelang, ihm Milstrauen gegen die Groisen von Sel- (129) Mur. I. c. p. 303. Qualche aria di Romanzo comparisce in questo raceonto di Lituprando. (130) Ughelli It. $. Tom. IH. p. 153. liefert ein dem Bischofe von Parma ertheiltes Privilegium vom J. 924, welches so anfängt: Noverit fidelium omnium solertia, Hermengardam inclytam comitissam, nec non Bonifacium strenuissimum marchio- nem nostrae regiae potestatis cunsiliarios tali prece nostram adiisse cleme.ıtiam etc. 64 seiner eigenen Parthei einzuflössen, und.dafs sie sich dieses Kunst- griffes bediente, ihren Halbbruder Hugo, den sie auf jede Art zur italiänischen Krone verhelfen wollte, auch von den dem Rudolf bis- her ergebenen italiänischen Baronen zum Könige wählen zu lassen? Wirklich haben mehrere bewährte Geschichtforscher, unter denen hier nur Le Bret und Johann von Müller genannt werden mögen, in Liutprand's Erzählung das Romanartige nicht gefunden, was Muratori darin erblickte, und kein Bedenken getragen, sie als hi- storische Thatsache in ihre Geschichtwerke aufzunehmen (13:1). Noch ist eine Anekdote in Liutprand’s Werke befindlich über die Muratori ihrer innern Unwahrscheinlichkeit wegen den Stab gebrochen hat. Theobald, Herzog von Spoleto und Camerino, so erzählt Liutprand (IV, 4.), habe den Fürsten Ländulf von Benerent in seinem Kriege gegen die Griechen (im J. 933.) mächtig unterstützt, und alle Griechen, die in seine Gefangenschaft gera- then, ohne Schonung entmannen lassen. Als nun einst die grie- chische (131) Le Bret a. a. 0, 5.370. Johann von Müller Geschichte der. Schweizer. Eidge- nossenschaft Th.I, S.239, 240. Muratori macht übrigens noch p. 303. die Schwie- tigkeit: come Pavia, la qual si vuole ridotta da gli Ungheri nell’ anno prece- dente in un mucchio di pietre, si fosse cosi presto ripopolata e con forze de ribellarsi. Aber es hindert nichts anzunehmen „ dafs die Ausdrücke der Ge- schichtschreiber von der Zerstörung der Stadt Pavia im J. 924 durch die Un- garn nicht im strengsten Verstaude zu nehmen sind; dafs nur ein Theil der , Stadt in die Asche gelegt worden. Wem fallen hier nicht von selbst ähnliche Beschreibungen angesehener Schriftsteller von Zerstörungen berühmter Städte, z. B, der Stadt Tyrus oder Persepolis von Alexander ein, die eben so wenig ganz buchstäblich verstanden werden dürfen! Muratori giebt doch selbst zu, dafs Hugo im J. 926. in Pavia zum Könige gewählt worden. Der Ort kann also nicht ganz zu Grunde gerichtet worden seyn. Und was die Bevölkerung des- selben betrifft, so waren es nicht sowohl die Bewohner von Pavia, als vielmehr der hier zusammengezogene Anhang der Irmengard, welcher” die Fahne der Em- pörung aufsteckte. Cum Ermengarda , schreibt Liutprand , tot simul rebelles aderant, quot ipsam etiam, regni caput, Papiam non inviriliter defenderent, oder wie cs in dem oben angezogenen Mss. wahrscheinlich richtiger heilst: quod ipsam eliam, regni caput, Papiam, regi non inviriliter prohiberent, 65 chische Besatzung eines Schlosses bei einem Ausfall eine Nieder- lage erlitten, und die Gefangenen bereits zu der gewöhnlichen Ope- ration verurtheilt gewesen, sey die Frau eines Gefangenen herbei- gelaufen, und habe ihre Rechte auf gewisse Gliedmassen ihres Man- nes mit solcher Beredsamkeit geltend gemacht, dafs das feindliche Heer in ein lautes Gelächter ausgebrochen sey, und sie mit der Befreiung ihres gefangenen Mannes auch die Rückgabe der ihr ge- raubten Güter erhalten habe. Muratori sagt, die ganze Anekdote gehöre wohl zu den galanten, aber unwahren Erzählungen, mit wel- chen Liutprand seine Leser zu belustigen suche (132). Ueber den Mangel von Decenz, mit welcher ein Geistlicher den Vorfall so detaillirt und so ganz unyerschleiert erzählt, mag man sich aller- “ dings wundern. Aber innere Unwahrscheinlichkeit hat derselbe an sich gar nicht; daher auch der berühmte Verfasser der Geschichte des Verfalls und Untergangs des römischen Reichs kein Bedenken getragen hat, diese Anekdote mit der nöthigen Discretion im Aus- druck als einen Zug vom Nationalsitten seinem Werke einzuver- leiben (133). Das (132) Mur, 1, c, pag. 331, (133) Gibbon. Vol. X. p. 133 — 135, vergl. auch Barle dietionn, T, I, art, Fonlques ; not. 1, Es sey mir erlaubt, hier noch die Zweifel zu beleuchten, welehe von andern Gelehrten gegen die innere Wahrseheinlichkeit einiger Angaben Liut: prands erhoben worden sind, Ludwig de Bochat in den memoires eritiqucs \ pour servir d’eclaireissemens sur Jivers points de l’histoire aneienne de la suis- -se, Tom, II, p. 563. s. findet die Erzählung Liutprands IV, ı2. unwahrschein- lich, dafs der K. Heinrich L dem K. Rudolf von Burgund für die berühmte heil, Lanze nicht nur reiche Geschenke an Gold und Silber, sondern selbst einen Theil von Schwaben oder von Alemanien abgetretan haben soll. Aber bei der unglaublichen Verehrung des Zeitalters für dergleichen Reliquien, und bei dem hohen Werth, welche der allgemeine Wahn auf dieses Heiligthum legte, welches den Besitzer desselben unüberwindlich machen sollte, verliert jene Angabe alles Unwahrscheinliche; auch werden damit andere Bewegungsgründe, welche den Kaiser Heinrich zu dieser Cession bestimmen konuten , nieht ausgeschlossen, vergl. » ı 66 Das Resultat aller bisher über Liutprand’s Geschichtbuch gemachten Beobachtungen kann nicht anders als günstig für ihn ausfallen. Er schreibt als gleichzeitiger oder fast als gleickzeitiger Schriftsteller. Er lebte in Verhältnissen, die ihm auch in Ansehung soleher Begebenheiten, von denen er nicht Augenzeuge seyn konn-. te, die Erforschung des Historisch-Wahren sehr erleichtern mufsten. Was Vergl. Joh, von Müllers Geschichte der Schweiz. Th, I. S. 41. — Liutprand berichtet (IL, 9.), dafs Heinrich I. den denkwürdigen Sieg über die Ungarn bei Merseburg durch ein Gemälde in einem Tafelzimmer seines Pallastes zu Merse- burg habe verherrlichen lassen. Hegewisch bezweifelt (Geschichte der Deutschen von Conrad I. bis Heinrich II, S. 63,) die Richtigkeit dieser auch von Olto von Freisingen VI, ı8, wiederholten Nachricht, da man sonst keine Spur von Ma- lerei in diesen Zeiten weder in Deutschland noch in Italien und Frankreich finde. Vergl. die histoire liter. de la France. Tom. VI. p. 66. Aber sollte Liutprand diese Angabe ganz aus der Luft gegriffen haben? Von dem Bischof Bernward von Hildesheim am Ende des ıoten Jahrh. erzählt doch sein Lebensbeschreiber Tancmar c. ı, ap, Leibniz, ser, Bruusv. T. I, p. 442. pieturam etiam limate exer- euit. Vergl, c. V. p. 444. und Muratori antig. Ital. Diss. XXIV. Tom, II. p.360, schreibt : Nulla tempora fuere, quibus pietores desiderati fuerint, — Vom K, Hugo meldet Liutprand III, 5, religiosos philosophosque viros non solum amabhat, verum etiam fortiter honorabat. Dagegen sagt Eichhorn in s. allgem. Geschichte _ ‘der Cultur und Literat, B. 2. $. 451. „Kein Mensch werde an die Philosophen glauben, welche Hugo an seinem Hofe so ausgezeichnet geehrt haben solle”, Aber wenn man auch bei den Worten, philosophi viri, an Philosophen im engern Sinne denkt, so hindert nichts, anzunehmen, dafs es auch damals nicht an Menschen fehlte, die sich mit diesem Namen brüsteten, qui — nachı der Schil- derung, die Liutprand in der Vorrede seines Werks von ihnen macht — su- pereilio tumentes, lectionis desides, ae (secundum eruditi viri Boethii sententiam) philosophiae vestis particulam habentes, totam se habere putant. Man kann aber auch bei philosophi viri an Gelehrte überhaupt denken, wie es auch Johann y, Müller a. a. ©. S. 240, verstanden hat. Mir ist es indessen aus dem Zusammen- hange am wahrscheinlichsten, dafs Liutprand dabei die Mönche im Sinn hatte, L, V, ı1, nennt er dieselben supernae philosophiae incumbentes, und V, 9, sagt er: die Söhne des Romanus Lecapenus liessen ihn auf eine benachbarte Intel bringen, in qua coenobitarum multitudo philosophabatur. Es ist bekannt, dafs die Worte philosophus, philosophia, philosophari, auch von andern Schrifistel- lern des Mittelalters häufig in diesem Sinn gebraucht werden. S, Du Fresne glos’ sar. lat. m, a. unter diesen Worten. 67 Was die von ihm erzählten Thatsachen selbst betrifft, so findet sich keine Spur, dafs leidenschaftliche Ansicht, ihn zur Verstellung der Wahrheit verführt hätte. Die meisten Begebenheiten, die den In- halt seiner Geschichte ausmachen, sind von der Art, dafs sie ihn nicht einmal dazu verführen konnten. In sehr vielen Stellen sehen wir ihn in allen Hauptfakten, selbst oft in Nebenumständen, mit an- dern glaubwürdigen Geschichtschreibern in der schönsten Harmonie. Bei der genauesten Prüfung bleiben nur wenige Stellen, wo er das Uebergewicht anderer zuverlälsiger Zeugen gegen sich hat, oder wo innere Unwahrscheinlichkeit gegen die Richtigkeit seiner Angaben gegründeten Zweifel erregen kann. Sollten solche einzelne Verir- rungen seine Glaubwürdigkeit überhaupt niederschlagen, wo bliebe der Ges>hichtschreiber, der alsdenn noch auf Glauben Anspruch ma- chen dürfte? Wer hat je die Quellen der älteren und selbst der neueren Geschichte als untersuchender Historiker gelesen und stu- dirt, ohne selbst bei gleichzeitigen Schriftstellern von gleichem An- sehen auf Widersprüche zu stossen, die keine Vereinigung zulassen, und unwidersprechlich beweisen, dafs einer oder mehrere geirrt ha- ben müssen ? Aber wem fällt es defswegen bei, ihre Glaubwür- digkeit im Ganzen anzufechten? Die historische Kritik mufs beim Liutprand, wie bei jedem andern Geschichtschreiber, ihr Geschäft versehen. Sie wird Angaben, die sich blofs als Sagen ankündigen, von zuverläfsigen Erzählungen, die Ansichten, Meinungen, Hypothe- sen, Urtheile des Schriftsellers von wirklichen bestimmten Nachrich- .ten absondern, und muthmafsliche Absichten und Beweggründe, die der Schriftsteller einwebt, nicht mit: den Fakten selbst verwechseln; sie wird die Ausschmückungen und Verschönerungen, welche rhe- torische Künste der Erzählung geliehen haben, von denselben abstrei- fen, und die Thatsachen selbst rein aufzufassen suchen ; sie wird Nebenumstände, die oft ungewils bleiben können, ohne dals das Hauptfaktum im Geringsten darunter leidet, von diesem selbst wohl unterscheiden u. s. w. Aber sie wird um einiger schwachen Stellen willen nicht die Glaubwürdigkeit des Liutprand in allem Ucbrigen Sr auf- 68 auflıchen oder verdächtig machen, vielmehr demselben im Ganzen das Lob der Treue und Zuverläfßsigkeit zugestehen müssen. Noch mufs ich, ehe ich diese Abhandlung schliefse, eine Frage berühren , in deren Beantwortung auch die gelehrtesten Forscher von einander abweichen, die Frage nämlich: ob die sechs letzten Capitel des sechsen Buches, die wir jetzt in Liutprand's Geschicht- werke finden, und welche die Unternehmungen Otto’s in Italien nach dem Jahr 960 bis 964 in sich fasseu, dem Liutprand selbst, oder einem spätern Fortsetzer desselben zugehören, Der Cardinal Baronius war der erste, welcher sie dem Liut« prand absprach, und seinem Vorgange sind mehrere Andere ge- folgt (134). Vorläufig muls hier aber bemerkt werden, dafs Liut- prand’s Werk nicht vollständig auf unsere Zeiten gekommen ist, Seiner eigenen Angabe nach wellte er in diesem Werke besonders die Tirannei, die sieh Berengar U, während seiner Regierung zu Schulden kommen liefs, nach dem Leben darstellen (135)... Aber mit der Erzählung seiner Gesandıjschaft nach Konstantinopel, die etwa in das Jahr 946 fällt, und der Beschreibung einiger dort von ihm beobachteten Merkwürdiglteiten bricht das Werk plötzlich ab, und von dem gröfsten Theil der Regierungszeit Berengars I. erfah» ren wir nichts, Als Liutprand sein Werk zu schreiben anfıeng, ZWi- (134) Baron, annal. eceles, ad an. 963. n. II. III. T. X, p. 756. ed. Anvp.. Arisius in Cremona literata, T. 1. p. 60. Nic. Antonius biblioth, bisp, ve, Tom. I, p. 524. ed. Bayer. Vossius de hist. lat. II, 40. opp. T. IV. p. 109. Fabriecius Bibl. lat.. m. a. IV, 860. Cave de ser. ecel, T. I. p. 100, Curtius de senatu rom. p. 174 Le Bret a. a. 0. $. 363. und viele andere haben Baronii Meinung zu der ihri- gemacht. Pagi ad an. 963, n. III, und Muratori R. I. Tom. II. :p. 422. und 476. Ann. Tom. V. p. 406. sind zweifelhaft. Doch meint auch der letzte einige Ver” schiedenheit des Styls wahrgenommen zu haben. Dagegen vertlieidigen die Aechtheit jener Capitel Bivarius in censura opp. Liutpr. ed. Antvp. praelixa pag. XXXIV. und Schröckh K. G. XXI. S. 169. £. (135) L. III. Proem. 69 zwischen 957 und 939, konnte er übrigens noch nicht daran den- ken, die Begebenheiten, welche der in Anspruch genomnene Ab- schnitt enthält, in seinem Werke zu verzeichnen. Auf jeden Fall sind sie also ein späterer Zusatz, und die Streitfrage mufs eigent» lich so gestellt werden: Ob dieser spätere Zusatz zu dem Hanptwerke, dessen letzterer Theil verloren gegangen ist, von Liutprand her- rühre, oder nicht, Im Grunde sind alle die Gründe, warum man denselben ihm hat absprechen wollen , unbedeutend und ganz und gar nicht entscheidend, Baronius und Muratori wollen einige Verschiedenheit im.Styl wahrgenommen haben, Aber keiner sagt uns, worin diese Verschiedenheit bestehe, obgleich dieselbe, wenn sie. wirklich anzu- treffen wäre, aus der veränderten Lage, in welcher sich Liutprand damals befand ,. erklärbar seyn möchte. Gewils haben diejenigen Gelehrten, welche den Ton der Erzählung und den Charakter der Schreibart von dem, der in der Geschichte Liutprand’s der herr- schende ist, im Ganzen nicht verschieden finden, völlig eben so viel, ja noch mehr für sich als ihre Gegner, da manche Eigenthüm» lichkeiten von Liutprand’s Schreibart auch in diesen Capiteln an- zutreffen sind. Und da sie in jedem Fall später geschrieben sind, als das Hauptwerk, so kann auch der von Baronius und andern ur- girte Umstand, dafs in denselben von Liutprand in der dritten Person geredet wird, da dieser in seinem Geschichtbuche in der er- sten Person von sich spricht, nichts entscheiden. In der Beschrei- bung seiner Gesandtschaft an den Kaiser Nicephorus, der ihm ge- wils angehört, spricht er gleichfalls zuweilen in der dritten Person von sich (136). Curtius, der in seinem Werke de Senatu Roma- no die Aechtheit der genannten Capitel am ausführlichsten bestritten hat, legt ein grozses Gewicht auf den Umstand, dals in einer von dem (136) Legat. p.485. Audite nunc Liutprandi Cremonensis Episcopi interpretatio- nem elic. 70 dem Verfasser dem Kaiser Otto in den Mund gelegten Rede’ vom Jahr 963. der Papst Johann XII. puer genannt werde, da er doch damals ein Alter von sechs bis sieben und zwanzig Jahren haben mufste. Diels soll beweisen, dafs der Verfasser jener Capitel kein gleichzeitiger Schriftsteller, also nicht Liutprand gewesen seyn könne (137). Aber wer sieht nicht, wie schwach und unbedeutend der Grund ist? Nicht zu gedenken, dafs die Rechnung, nach wel- cher der Papst Johann damals im sechs oder sieben und zwanzigsten Jahre gestanden haben soll, sehr willkührlich ist, und man ihm mit eben so vielem Rechte ein Alter von etwa 24 Jahren geben kann (138); so hängt bei dem Gebrauch eines solchen Wortes, wie. das lateinische ‚puer ist, so viel von der jedesmaligen Stimmung des Redenden ab, und es kann keinem vernünftigen Zweifel unterlie- gen, dafs Otto, um einen jungen unbesonnenen Mann, der, wie er damals hoffte, noch durch zweckmäflsige Vorstellungen auf bessere Gedanken gebracht werden konnte, mit jenem Ausdrucke bezeich- nen durfte (139). Andere von Curtius beigebrachten Gründe gegen _ die Authentie der in Frage stehenden Kapitel sind noch schwächer nd unbeweisender (140). Da (137) Curt 1, c. p. 174 175» (138) Curtius rechnet so: Alberich der Vater Johanm XII. verheirathete sich im Je 936. Johann wird also im folgenden Jahre zur \Velt gekommen, also bei dem Tode des Vaters 954. im achtzehnten und beim Antritt des Pontificats 956. im zwanzigsten, im J. 963. aber im a7ten Jahre gewesen seyn. Aber eben so gut kann ja Johann einige Jahre später gebohren seyn. ; (139) Selbst bei den alten römischen Schriftstellern wird puer nieht selten als Sy- nonym von juvenis gebraucht. $S. z. B.Silius ital, XIII. 704. vergl. V. 385. XV. 33. vergl. Vs. 10. u. ı8. und die bekannte Stelle beim Horaz od. IV. 1. 9. vom Maximus: Namque et nobilis et decens, et pro sollicitis non tacitus reis et centum puer artium. Beim Cicero Orat. pro Coel. ec. ı. $. 2. wird dem Atrati- nus, der als Anklägee aufgetreten war, pueritia beigelegt u. s. w. (140) So z. B. folgender Beweis: Otto von Freisingen (Vl, 23.) sagt: Se in Teuto- nicorum tantum Chronicis invenisse, Johannem Papam reprehensibilter vixisse. Liutprandus vero Germanus non fuit; libri sexti Luitprandini capita ultima in, numera yı Da der Verfasser derselben sich als einen Zeitgenofsen an- kündiget (141), da der Inhalt eine genaue, und ich darf wohl sd- gen, anschauliche Kenntnils der Begebenheiten, von welchen da- rin die Rede ist, voraussetzt, und da Sprache und Darstellungsart mit der, die in dem Hauptwerke Liutprand’s herrscht, so wohl harmoniren; so scheint wirklich das Uebergewicht der Gründe für die Meinung zu seyn, welche jene Kapitel dem Liutprand eben- falls zueignet. Uebrigens ist die Frage selbst von keinem grossen Belange, da selbst diejenigen, welche sie einem spätern Fortsetzer zuschreiben, die Glaubwürdigkeit der darin enthaltenen, zum Theil auch durch anderweitige Zeugnifse bestätigten, Nachrichten einge- stehen müssen. numera crimina Joh. Xll. P. M. eontinent: haec igitur capita Otto Frising. non Liutprandi, sed Teutonici eujusldam auctoris esse cogitavit. Aber ‘eben so gut konnte dem Otto von Freisingen dieser spätere Aufsatz Liutprands, der von dem Hauptwerke verschieden ist, unbekannt geblieben seyn, und er konnte die Nachrichten von den Verbrechen des P. Johann aus deutschen Chroniken, die so vieles stillschweigend aus Liutprand aufgenommen hatten, angetroffen haben. Der Ausdruck, in quibusdam Chronicis Teutonicorum lehrt ja auch schon dafs er nicht an den in Frage stehenden Aufsatz gedacht haben kann. C14ı) S. VI, ıı. Verbesserungen und Zusätze zu der historischen Abhandlung. a ————.d S.5. Not.3. Z, 5. von unten für Liutsprand lies Liutprand- Ebendaselbst Z.3.v.u. f. Mliberi I. Mliberis 5.8. Not.3. Z.4. f. Horzheim I. Harzheim S. 15. N. 15. Z. 2. f. ereverant I. creverant 2 17. N.20. Z. x. v.u. f. welchen 1. welchem $.18, 2.8. f. 23 1. 22 —— f. Not.23. 1. 22 und Z,4. f. Heinrich I. 1. Sys II. SHVN: 1572.51 ru 7, 3 S. 2r. Z. 11. f diese I. dieses S. 22. 2. 13. ist des wegzustreichen S. 26. 2. 9. f. I. 926 1. 924 S. 28. N. 46. Z.7. f. natürlicher I. väterlicher S. 35. Z. 14. nach Liutprand ist hinzuzusetzen (II, 7) S. 37. Z. 6. v. u. f. grössen 1, gröfsten S. 4e. N. * Am Ende derselben ist hinzuzusetzen: Eben so war Atabek, wel- ches in der türkischen Sprache Vater des Fürsten bedeutet, ein blos- ser Titel, mit dem mächtige türkische Emirs, die es noch nicht wagten, den Titel Sultan anzunehmen, sich schmückten. $. Herbelst bibliotheque orientale T. I. p. 277: 278. ed. a la Haye. S. 46. 2.8. f. und 1. theils we N. 85. Z. 1. f. Aun. 1. Ann k 43. N. 91. 2. 2. f. DCCCLXXXVL. 1. DCCCXXXVIHL. S. 49. Z. 16. f. der zweite von I. vor S. 55. Z. 12. f. ganzs I. ganze S. 56. Z. 20. f,-Murator. I. Muratori S. 63. N. 129. f. Lituprando I, Liutprando. ran Orr München, gedruckt bey Franz Seraph Storno. Be En de + . b >| I - B ii ® r ? ' f \ k hy ” _— nn Di RER EEE Be