- ef Bet re 2 un Er Pe “ e x - iB,;, n I». 2 n "m D j = u N _ hg y u v E I { u - u . Pr . . in BUS ZE PE = u nt DENKSCHRIFTEN DER - KÖNIGLICHEN ARADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU MÜNCHEN. BÄDRCHDIT E DA: HORB ı8ı1ı un ı$812. AGERON, (u-rr) wis vie ne 2 un h aAatı ya Tr f ofalı DENKSCHRIFTEN DER KÖNIGLICHEN AKADEMIEDERWISSENSCHAFTEN ZU MÜNCHEN FÜR DIE JAHRE I8SII uno 1812. — Zen Dunn de AGERON, >> see ws aeg una o / MÜNCHEN, auf Kosten der Akademie. ‚ı8ı2. Er h; Er 1 ER er, “ EN EEE EEE nn U TE RS TO UST LEN PER TOMTE ET en Ta En nalte Geschichte der Akademie in den Jahren ı$8ıı und 1812. a. Vorerinnerung, 4 : . - e 3 p-L . Oeffentliche Versammlungen, . er . Allgemeine Versammlungen, - p: X . Philologisch- philosophische Classe, und ihr Attribut, das Antiquarium, : e - - = p- XV. . Mathematisch-physikalische Classe und die ihr bey- geordneten Attribute, 2 . . : p- XVL . Historische Classe und ihr Attribut, das königl. Münzkabinet, . 4 e A F p- XXXL . Preisaufgaben, . - h . E . . p- XXXIX, . Veränderungen im Personal, und biographische Denkmale verstorbener Mitglieder, . . p. XLV. Abhand- .Abhandlungen*) Classe der Mathematik und Physik. ı. Ueber die Pristleyische grüne ‚Materie, von Fr. v. P. SCHRANK. . . . . . . h - UND 2. Kritische Uebersicht der einzelnen Arten aus der Gattung von Eidechsen, welche nach Schneider Wandkletterer, nach Linne Geckonen heifsen, von J. G. ScHNEIDER zu Frankfurt a. d. O. £ ü . R > . pP. 33 (Hierzu Tab. I.) 3. Abbildungen und Beschreibungen einiger Fische aus Ja- pan und einiger Mollusken aus Brasilien, welche bey Gelegenheit der ersten rufs. kaiserl. Erdumseglung le- bendig beobachtet wurden, v. Dr. Tıresıus in St. Pe- sersburg, Naturalisten der Expedition, . Kr San U (Hierzu Tab, 1I. II. IV.) 4. S. Th. Sömmeenms über einen Ornithocephalus, , ep (Hierzu Tab, V. VI. VI.) 5. Tanypus, eine neue Vogelgattung, von Mich. Orrzt, . p. 159 (Hierzu. Tab. VII ) 6. LA. H. Reımanus M.D. et Prof. Hamburgensis, de cerebro et nervis commentariolus, - - - Si DD ROT 7. Curtii Sprenger, Professoris Hallensis dissertatio de Ger- manis rei herbariae patribus, . ® 5 a . P- 185 8. Omphalodes, eine wiederhergestellte Gattung, von Fr.v.P. ScHRANK, - q r e & a A ee, 9. ®) Darüber, dafs in diesem Bande keine Abhandlungen der philologisch - philosopki- schen Classe erscheinen, siehe gleich weiter unten Geschichte der Akademie, Vor- erinnerung, p. 1. 9. Memoire sur plusieurs nouvelles varistes de Jormes de- terminables de topaze; p. J. A. Moxteıno. r A (Hierzu Tab. IX. X, XI.) ı0. Bemerkungen über die Eigenthümlichkeit der Ameisen- säure, A. F. Genen. s A 4 3 : A (Hierzu Tab. XII.) 11. S. Th. Sönmerring Versuche und Betrachtungen über die Verschiedenheit der Verdünstungen des Weingeistes durch Häute von Thieren und Federhazen. . ı2. Ueber die blauen Schatten, von Fr. v. P. Scarask. . 13. Physisch - mathematische Abhandlung über die Bewegung des Wassers in offenen Canälen von C. Christian Las6sporr zu Heidelberg. . : - . - _ (Hierzu Tab. XIII.) 14. Altitudines Massiliae, Manheimü, Ratisbonae, Monachi, St. Andex, Tegernsee et Montis St. Gotthardi supra libellam maris mediterranei ope barometricarum et thermometricarum observationum determinatae ab Ab. Gel. Kınner. . - A x Fr 3 2 15. De positu basis et retis iriangulorum impensa regis per totam Bojoariam porrectorum ad meridiarium spe- culae astronomicae regiae relato azimuthis observa- tis et ad calculos revocatis nunc primum_ definito a C. F. Seyrrer. . ; . 2 e en Glasse der Geschichte. Die Fereinigung des baierischen Staates aus den einzelnen ‚Bestandtheilen der ältesten Stämme, Gauen und-Ge- biete, historisch entwickelt von Carl Heinr. Lanc. Erste Abtheilung . 5 . £ R . . ( Hierzu. eine. Landkarte.) m — p- 223 Pp- 243 P- 273 P- 293 P- 313 p- 437 p- 499 Ver- Verzeichnifß der zu diesem Bande gehörenden Kupfertafeln. u Tab. I. gehört zu der Abhandlung — p. 3ı. Tab. I Tab. II gehören — = ab. IV. Tab. V Tab. VI Tab. VII. Tab. VII. gehört zu der Abhandlung Tab. IX. Tab. X. gehören zu der Abh. Tab. XI. Tab. XII. gehört zu der Abhandlung Tab. XIO. — _-—-..—- gehören — —_ if ih — —p: a 2 71. 89. 199. 223. 243. 313. Die Landkarte gehöret zu der historischen Abhandlung des königl. Reichs - Archivdirectors u. geh. Refer. Lang. u u u Tu ww TEE UT WET URTEIL Tv Geschichte der Akademie in den Jahren ı8ıı und 1812. nn ea) Vorerinnerung Dem zu Folge, was dem vorhergehenden Bande der Denkschriften, der die Jahre ıg09 und ıo umfalst (pag. II.) vorausgeschickt wurde, sollte für das Jahr 1grı wieder ein eigner Band erscheinen, und jenes - Zusammenfassen zweyer Jahre nur als eine Ausnahme angesehen werden. Indefs ist auch dieser neue Band so stark geworden, und die Vollendung desselben hat sieh durch mancherley Hindernisse des Druckes, der Kupferstiche und Illuminirung so weit hinausgeschoben, dafs auch er wieder zwey Jahre umfassen muls. Der Reichthum an Abhandlungen aus dem Gebiete der zweyten Classe, welche auf baldi- ge Bekanntmachung Anspruch machten, ist zugleich Ursache, dafs die historische Klasse nur einen einzigen Beytrag dazu geliefert hat, und die philologisch - philosophische für diesesmal ganz auf den ihr gebüh- renden -Raum verzichtete. Für 1813 soll unfehlbar wieder ein eigner Band erscheinen. I Geschichte 6b) Oeffentliche Versammlungen. Die neunte, seit der Erneuung der Akademie gehaltene öf- ‚fentliche Versammlung fiel auf den 28. März 1811. Der Gen Secret. zeigte an, dafs jetzt, bey Ablauf.des Termins, sechs Preis wer- bende Biographien Kaiser Ludwigs des Baiern eingelaufen wären, und dafs der Ausspruch in der öffentlichen October-Sitzung erfol- gen solle. — Darauf gab der Freyherr von Moll in einer Vor- lesung eine Uebersicht über den grofsen Zuwachs, den das natur- historische Fach der Central-Bibliothek und das akademische Mu- seum der Naturgeschichte selbst durch eine reiche Auswahl von Bü- chern und Naturalien so eben aus den berühmten Sammlungen des Ritters von Cobres in Augsburg erhalten hatte. ‚„‚Das Vaterland, hiefs es, war in Gefahr, Seltenheiten von grolsem Werthe an Naturalien und naturhistorischen Büchern zu verlieren. Während eines Zeitraums von 40 Jahren hatte sie ein Privatmann mit einem Aufwande, mit ei- nem Sammlungs-Eifer, mit einem Glücke, die nur selten Eıner aus ganzen Generationen verbindet, zusammengebracht. Die Sammlung des Ritters von Cobres in Augsburg — welcher Botanist kennt nicht die Cobresia! — war seit lange ein Gegenstand der Bewunderung al- ler Reisenden von Bildung. Seine naturhistorische Bibliothek war wohl als solche die Königin unter den .Privatbibliotheken des Continen- tes; vielleicht gewann in Europa nur die Banksische im Wettstreite mitihr. Deutsche Naturforscher kannten sie mehr durch den Edel- muth, womit der Besitzer die seltensten und kostbarsten Werke in grolse Fernen mittheilte, als durch die Deliciae Cobresianae, in welchen gewils nur der dritte Theil dieses naturgeschichtlichen Bücher- schatzes verzeichnet ist. — „Gehemmt in der Vermehrung und Ergän- zung der Akademie, IH zung seiner naturhistorischen Schätze während der letzten 20 Jahre durch die drückenden Lasten des Krieges und bis in sein 63stes Jahr vorgerückt, entschlofs er sich zu dem Verkauf seiner Bücher und Naturalien.“ — Es war schon seit zwey Jahren davon die Rede gewesen, den Verkauf dieser grolsen Privatsammlungen zur Bereiche- rung der königlichen nicht unbenutzt zu lassen; allein der Erwerb des Ganzen war deshalb nicht ausführbar, weil die königliche Biblio- thek und Naturaliensammlung auf diese WVeise mit einer Menge Doppelstücken wäre überladen worden. Jetzt, wo der Besitzer den Verkauf im Einzelnen öffentlich ausbot, entschlofs sich Sr. Königl. Hoheit, der Kronpringe, der Akad. d. Wiss. durch eine Urkunde vom 5. März, ein Geschenk mit einer um zwölf Tausend Gulden aus den Cobresischen Sammlungen erkauften Auswahl zu machen, nem- lich mit mehr als zweytausend Nummern prächtiger, seltener oder sonst überhaupt zur Ergänzung des Faches der Naturgeschichte in der k. Centralbibliothek dienender Bücher, und einer Folge von 530 Stücken der ausgezeichnetsten Naturalien, — eine glänzende Bereicherung, diein den Annalen der Akademie und der ihr anvertrauten grolsen Samm- lungen unvergelslich seyn wird. Hr. Dr. Schrank gab hierauf in einer Vorlesung Nachricht von Wiederholung der Versuche über die Phosphore, welche von Beccari bereits gegen das Ende der ersten Hälfte des verflos- senen Jahrhunderts angestellt, allenthalben mit Bewunderung aufge- nommen, aber weder hinlänglieh erwogen, noch nachgemacht wur- den. Er suchte durch Mittheilung seiner Versuche und Erörterun- gen nicht blos die von ihrem ersten Entdecker nicht ganz entwickel- a*® : ten av Geschichte ten Erscheinungen besser aufzuklären, und den Unterschied zwi- schen wahren Phosphoren, dergleichen der Bologneserstein, der Dia- mant u. a. sind, und den kurzleuchtenden Beccarischen deutlicher anzugeben, sondern auch zur Bestätigung .der Lehre beyzutragen: dafs das Licht nicht Ausfluls, sondern Wirkung leuchtender Körper sey. (Diese Abhandlung findet sich abgedruckt in dem Magazin der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde. Fünfter Jahrgang. P- 145.) Die nun folgende Vorlesung des Hrn. Can. Imhof handelte von den Wirkungen des Schiefsens als Mittels gegen die Gewitter und ‚besonders gegen den Hagel. — Vor 25 Jahren legte die Aka- demie den Naturforschern eine Preisfrage über die Wirkung des Abfeuerns des Geschützes auf heranziehende Wetterwolken vor. Die zu Gunsten des Schielsens verfalste Abhandlung des würdigen bai- rischen Gelehrten und Akademikers, Hrn. Placidus Heinrich, er- hielt einstimmig den Breis. Der Mifsbrauch und manche üble Fol- gen des Wetterschiefsens bey vielen Dorfgemeinden hatten indels das Verbot desselben bewirkt; mehrere solcher Gemeinden gaben dringende Bittschriften ein, dals es wieder erlaubt werde. Das Gut- achten hierüber, das der Akademie abgefordert wurde, war die‘ nächste Veranlassung dieser Abhandlung des Hrn. Imhof. DerVer- fasser giebt Kunde von den Versuchen, die er zu diesem Zwecke angestellt hat, und zieht daraus die Folge, dafs weder eine chemi- sche noch mechanische Wirkung des Schiefsens auf Gewitterwolken Statt finde. (Die Abhandlung wurde im Formate der Denkschriften besonders gedruckt. München, 1811. 24 Seiten.) B In der Akademie, Yv K * * In der roten öffentlichen Sitzung, am 12. Oct. 1811, hielt Dir. Schlichtegroll zur Feyer des Namenstages Sr. Kön. Maj, eine ‚Vorlesung „über die Geschichte des Studiums der alten Münz- kunde.“ — Dann wurde durch den Präsidenten der Ausspruch der Akademie über die preiswerbenden Biographien Ludwig des Baiern bekannt gemacht. (S. den vorhergehenden Band, Gesch. d. Ak. p. XXXIX.) Unter den sieben eingelaufenen Schriften war der mit dem Spruche: Quamgtam o! der Preis zuerkannt worden; einer anderen, mit dem Spruche: Hic pius etc, eine Belohnung von dreylsig Ducaten, mit dem Zusatze „sie solle, da sie eine sehr schätzbare chronologisch geordnete Sammlung von Materialien. ent- halte, auch gedruckt werden, wenn sie zuvor durch die Urkunden ‚des k. Archivs ergänzt seyn würde.“ — Nachdem der Hofr. Breyer 'einen gedrängten Auszug aus der gekrönten Schrift, mit Angabe der Vorzüge derselben vorgelesen hatte, — es traf sich, dafs diese Feyer des Andenkens des grofsen Kaisers gerade an dem Tage be- 'gangen wurde, an welchem er vor 465 Jahren gestorben war, — wurden die beyden Devisen entsiegelt, und darauf bekannt gemacht, dafs der Verfasser der gekrönten Schrift Hr. Conrad Mannert, königl. Hof- rath und Professor in Landshut; — der Verfasser der zweyten Schrift, Hr. Roman Zirngiebl, königl. geistlicher Rath und Archivar in Regensburg, sey. (Die gesammten Vorlesungen dieser Versammlung sind ge- druckt erschienen: „Oeffentliche Sitzung der königl. Akad. d. Wiss. zur Feyer des allerhöchsten Namenstages Sr. Kön. Majestät den 12. Oct. VI A Geschichte Oct. 1812.“ 4. 75 Seiten. — Die gekrönte Schrift wurde, gegen Ab- gabe von einer Anzahl Exemplare an die Akademie, dem Verfasser zur Herausgabe überlassen; sie erschien einige Monate darauf: ‚Kaiser Ludwig IV. oder der Baier; von Konrad Mannert. Landshut 1812. $- 540 Seiten.) ® ® Da in der vorigen öffentlichen Sitzung der gewöhnliche allge- meine Jahrsbericht aus Mangel an Zeit nicht erstattet werden Konnte, 'so geschah es am 21. Dee. ıg11, welche Versammlung des Kronprin- zen Königl. Hoheit, mit Ihrer Gegenwart beehrte, (in der IIten öffent- lichen Sitzung; dieser Jahresbericht des Genegal-Secretärs, der vier- te in der Reihe, erschien alsbald im Druck.) — Aufgefordert durch das freudenreiche Ereignils der Geburt desPrinzen Maximilian, den 28.Nov., las der Dir. Streber ein Andenken an die nächsten Stamm- väter des königlichen Hauses, das sogleich gedruckt wurde. („Erinne- rung an Pfalzgraf Karl, Stifter der Birkenfeldischen Linie, als Stamm- vater des jetzigen königlich - und herzoglich -Baierschen Hauses und an dessen Nachkommen; mit einer Stammtafel und drey in Kupfer ge- stochenen Münzen.“ München, bey Lindauer, 1812. 28 Seit. 4.) — Der königl. Oberfinanzrath Dr. Roth verlas eine Abhandlung über den literarischen Charakter des im vorigen Jahre verstorbenen königl. wür- tembergischen Staatsministers, Freyherrn v. Spittler, ehemaligen auswärtigen Mitgliedes unserer Akademie. — Der Prof. Thiersch beschlofs die Sitzung durch eine Vorlesung über die Gedichte des He- siodus, ihren Ursprung und Zusammenhang mit den Homerischen. Er entwickelte die Gründe, wefshalb man den Hesiod weder zum Zeitge- noSs- der Akademie. UVH nossen, noch zum Nachahmer des Homer machen könne, und um die Frage zu beantworten ; woher demungeachtet die grofse Aehnlichkeit und offenbare Verwandtschaft in den Gedichten beyder Sänger? — zeigte er zuerst, dals wir in den Hesiodischen Werken Bruchstücke verschiedener Dichter aus verschiedenen Zeiten besitzen und aus ihnen auf ein episches Zeitalter in Böotien schliefsen dürfen, welches zahl- reiche und vielumfassende Gesänge hervorgebracht habe; durch diese Annahme zweyer epischen Schulen, einer in Böotien und einer in Jonien, die ursprünglich Eine waren, und erst durch die Trennung der Nation beym Einfall der Dorier geschieden wurden, scheine die Frage beantwortet. (Der Verfasser behielt sich vor, seine Abhandlung mit den nöthigen Nachweisungen und Anmerkungen zu versehen, und sie alsdann der ersten Classe der Akademie einzureichen.) * * * Die zwölfte öffentliche Sitzung, zur Feyer des Stiftungstages der Akademie, den 23. März 1812 (wegen eintretender Festtage den 31. März gehalten) verlas der General-Secretär eine Denkschrift auf die _ beyden jüngst verstorbenen Mitglieder der Akademie, den Grafen An- ton von Törring-Seefeld, Ehrenmitglied und ehemaligen vieljäh- sigen Präsidenten der Akademie, und den Geheimenrath und Biblio- thekdirektor von Krenner. (Sie wurde damals einzeln gedruckt aus- gegeben, und findet sich als Beylage zu der Geschichte der Akademie in diesem Bande.) — Der Oberfinanzrath von Sutner , Mitglied der historischen Classe, las eine „Abhandlung über die V erfassung der äl- teren städtischen Gewerbspolizey ‚ insonderheit der Stadt München.“ (Sie erscheint aufgenommen in dem zweyten Band der historischen o Samm- - vYIII Geschichte Sammlungen, — (vergl. die Geschichte der Akademie in dem vo- rigen Bande p. XXXIV.) — welche die Akademie herausgiebt; dieser Band wird so eben die Presse verlassen. Zum Schlufs dieser Versammlung wurde die historische Preisaufgabe für ıg14 bekannt gemacht. (Das Programm über dieselbe siehe unten, lit. g. Preisaufgaben..) * # * Man hatte gehofft, die Reparaturen in dem, der ersten Clas- se als Attribut beygegebenen Antiquarium würden im May die- ses Jahres vollendet seyn, und solches zur Feyer des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königes können eröffnet werden. Die Arbeiten liefsen sich aber nicht beendigen, und so mufste die Eröffnung jenes schönen Saales noch ausgesetzt bleiben. Inzwischen hielt die Akademie die beschlossene öffentliche Sitzung (die dreyzehnte) am 26. May, als am Vorabend des Geburtsfestes Sr. Königl. Majestät. Die Vorlesung des Director Weiller handelte „von dem Verhält- nisse der philosophischen Versuche zur Philosophie;“ er zeigte, wie in allen Schöpfungen philosophischer Systeme, von den Mythologieen der jugendlichen Welt an bis zu dem Idealismus der spätern und neuesten. Zeiten herab sich das Bestreben nach Wahrheit zur Ehre der Menschheit oflenbare, wie durch jeden dieser Versuche eine Sei- te des verschleyerten Isis-Bildes der Wahrheit, aber nie das Ganze enthüllt werde, wie nun und nimmer Uebereinstimmung der Resul- tate unter den philosophischen Forschern, aber wohl das zu erwar- ten und zu wünschen sey, dals jeder, sich der eignen Redlichkeit bey der Akademie. IX bey seinen Bemühungen bewulst, diese auch wieder bey andern an- erkennen und achten möge. (Diese Abhandlung erschien besonders ge- druckt, Münch., b. Giel 1812. 8. 40 Seit,) — Hr. Prof.Bernh. Stark las eine Abhandlung „über die von Zeit zu Zeit im Königreiche Baiern ge- fundenen Römischen Alterthümer“ und berührte die Römerstralsen, die Meilensteine, die Spuren von Römischen Standlagern, Brücken und Gebäuden, von Grabmälern und den darin sich gewöhnlich fin- denden Waffen, Geräthschaften und Münzen, Am 13. Oct. wurde die vierzehnte öffentliche Sitzung ge- halten. Der General-Secretair der Akademie erstattete den fünf- ten Jahresbericht, der alsdann im Druck erschienen ist, und der kön. Oberfinanzrath Hr. Dr. Roth las zur Feyer des Tages „Verglei- chende Betrachtungen über Thucydides und Tacitus.“ (Diese Vorlesung wurde sogleich besonders gedruckt, und am Tage der Sitzung ausge- theilt. Sie füllt 23 Seiten, in 4.) Zum Schluls wurden zwey physikalische Preisaufgaben für die Jahre 1814 und 1815 bekannt gemacht. (Das sie betreffende Programm siehe unten lit. g. Preisaufgaben.) X Geschichte c) Allgemeine Versammlungen. Am 15. März ıgı1 wurde die ı6te allg. Vers. gehalten. — Einfüh- rung der drey Adjuncten, derHHn. Spix, Thiersch und Docen. — Anzeige der Erweiterung der naturhistorischen Sääle; über die ver- schiedenen Druckschriften, die eben unter der Presse sind u. s. w. Ballotage über Hn. Geh.Hofr. Harles, M.D.und Aufnahme desselben. I7te am 24. April, ıgı1r. Einführung des neuen Adjuncten, Hn.Mich. Oppel, und Verpflichtung des Adj.Hn. Dr. Spix als Conser- vator der zoologisch-zootomischen Sammlung; — Ballotage über den Hn. Ob.Fin. Rath Roth, zum aufserordentl. wirkl. Mitgliede der histor. Classe, des Hn. Pfarrer Pfister zum auswärt. ord. Mitgliede derselben Classe, und des Hn. Grafen von Rzewuski zum Ehrenmit- gliede. — Anzeige des Todes des ordentl. Mitgliedes, Hn. Ign. Hardt, und Vorlesung einer biographischen Nachricht üher ihn. — Nach- richt von allgem. Angelegenheiten der Akademie, ı8te, am 5. Jul. 1gı1. Anzeige des Todes des ordentl. Mitgl., Geh. R. Reinwald’s. — Einführung des Hn. Reichs - Archivdir. Lang als ordentlichen besuchenden Mitgliedes der historischen Clas- se.— Erwählung des Hn.Ritter v. Cobres in Angsburg, des Hn. k. Ar- chivar Oesterreicher in Bamberg, und desHn.Prälaten Schmid in Ulm zu corresp. Mitgliedern. — Bericht über die Arbeiten der Clas- sen und Commissionen. — Vorlegung der geschenkten Bücher. Igte, am 29. Jan. 1812. Anzeige des eben erfolgten Todes des Hn. Geh. Raths v. Krenner, Mitgl. der histor. Classe, und Dir. der v der Akademie. XI der Centralbibliothek. — Mittheilung mehrerer kön. Verordnungen und Entschliefsungen ; Anzeige erhaltener Geschenke an Büchern, auch an einem akustischen Apparate, den der eben gegenwärtige Correspondent Hr. Dr. Chladni der Akademie verehrte. In der Sitzung am 6. März 1812 (der 20sten) wurde über die HHn. HHn.Brunacci inMailand, Monteiro inParis,undRitterv.Koch- Sternfeld inSalzburg gestimmt, und sie nach erhaltener Genehmigung der Wahl der erste zum’ auswärt. Mitgliede, die beyden andern zu corresp., ernannt. — Anzeige an die Ak., dafs Sr, K. Maj. den Hn. Geh. Rath v. Ringel, Ehrenmitglied der Ak., zum Dir. der Centralbibl. und zum kön. Commissair bey der Ak, ernannt habe. — Die Ak. verhandelte die Frage, wie es künftighin bey der Herausgabe der geltrönten Preisschriften und den Vortheiien, die dabey der Verf. noch haben solle, zu halten sey. Diese Bestimmungen finden sich künftighin in jedem Programme einer Preissetzung ausgesprochen. Die 2ıste, 22ste und 23ste Sitzung, den 25. März, 13. May und 3. Sept. waren allein zur vorläufigen Anhörung der Reden und Abhandlungen bestimmt, welche in den drey oben erwähnten öf- fentlichen Sitzungen am 28. März, am 26. May und am 12. Oct. vor- gelesen wurden. In der 24sten Sitzung, am 17. Oct. 1812 wurden ‚ nachdem schon in der ersten und zweyten Classe beyfällig ballotirt worden, durch Mehrheit der Stimmen erwählt: r. Hr. Dir. v. Schreibers, k. k. Aufseher der naturhistor. Sammlungen zu ‚Wien, zum ord. ausw. Mit- Di glied. —_ XI Geschichte £ glied. — 2. Hr. Prof. Steffens in Halle, zum ord. auswärt. Mitgl.— 3. Hr. Prof. v.Raumer in Breslau, z. corresp. Mitgl.— 4.Hr. Prof. Tie- demann in Landshut, 2. corresp. Mitgl.— 5. Hr. Dr.Hoppe inRegens- burg, z. corresp. Mitgl. — 6. Hr. Hofr. v. Hammer z. ord. ausw. M.; die königl. Genehmigung erfolgte unter dem 30. Oct. — Publicirung Mr k. Reskripte vom 4. und 17. Oct., vermöge deren die Stelle eines Präsidenten cessirt, der General- Secretair den Geschäftsgang des Ge- .samt-Institutes, den der einzelnen {lassen aber die Secretaire der:el- ben zu leiten haben. Bestätigt werden als General-Secretair der Dir. Schlichtegroll; eben derselbe als Secretair der ersten Classe; der Geh. Rath Freyherr v. Moll als Secr. der zweyten Classe; der Geistl. R. Westenrieder als Secr. der lllten Classe. In diesen Secretaria- ten werden ihnen für das J. 18:3 Assistenten zugetheilt, und zwar dem Gen.Secr. der Geistl. R. Westenrieder; dem Secret. der ersten Classe der Kirch.Rath Martini; dem Secr. der zweyten Classe der Geh. Rath Sömmerring; dem Secret. der dritten Classe der Geh. Befer. und Reichs-Archivs-Director Lang. — Publicirung noch eini- ger andern k. Reskripte und Vorlegung als Geschenk eingesandter Bücher. — Mittheilung eines Berichtes des zu Paris sich aufhaltenden Eleven der Akad., des Dr. Ruhland an die Akad., über seine dorti- gen botanischen, physikalischen und chemischen Studien. In der 25sten Sitzung, am 5. Dec., wurde vorschriftsmälsig der gesammten Akad. von allem, was im Laufe des verflossenen Monats vorgefallen war, Nachricht gegeben; zunächst der am 29. Oct. erfolg- te Tod des ordentlichen besuchenden Mitgliedes, des Medicinalrathes Dr. Güthe angezeigt; — mehrere, das Allgemeine betreffende k. Re- skripte der Akademie. XII skripte publicirt, darunter das v. 2. Dec., wodurch der Akademie eine bedeutende Summe von dem Ertrag des erhöhten Kalender - Stempels als Vermehrung ihres Fonds zugesprochen wird, welches als ein aber- maliges Unterpfand der Huld Sr. K. Maj. gegen unser Gesamt Institut mit dem lebhaftesten Danke erkannt wurde..— Nachricht, dafs der Entwurf zu einer Feuersicherungs-Anstalt für das akademische ° Gebäude von der hiemit beauftragten. Commission vermittelst Berich- tes Sr. K. Maj. zur Genehmigung vorgelegt worden und die allerh. Ent- schlielsung erwartet werde. — Vorlegung des Protokolles der 56sten Sitzung der Biblioth. Administrations- Commission, am 23. Nov. — Hierauf that jeder der drey Classen-Secretaire Vortrag über das, was im Laufe des verflossenen Monats bey seiner Classe vorgekommen war, welches künftighin in jeder allgemeinen Sitzung geschehen, und da- durch bewirkt werden soll, dafs das Gesamt-Institut von allen akade- mischen Angelegenheiten in Kenntnifs gesetzt werde. In der 26sten, am 30. Dec. Anzeige des Todes des k. Kreis- “ schulrath Schubauer zu Regensburg. — Allerhöchste Genehmigung des vorgelegten Entwurfes zu einer Feuersicherungs- Ordnung für das akademische Gebäude und Auftrag zur schleunigen Ausführung. — Publication mehrerer kön. Reskripte, die allgemeine Aufsicht über das akademische Gebäude und über die Mobilien-Inventarien, dann die genaue Befolgung des {. XIV. der Constit. Urkunde betreffend. — Vorle- gung von Büchergeschenken. — Die drey Classen-Secretaire trugen abermals das Merkwürdigere aus den Verhandlungen ihrer Classen und Administrat.Commissionen vor. Die XIV Geschichte Die Administrations-Commission über die k. Cen- 'tralbibliothek hielt siebzehn Sitzungen (die 4oste d. 9. Jan. ı8ıı, die 56ste d. 23. Nov. 1812) und suchte zum Besten dieser gro- fsen Sammlung zu wirken und anzuregen, was den Umständen nach geschehen konnte. Die Veränderungen im Personal, indem nach Be- förderung des Freyherrn v. Are tin zum Director des Appellat.Gerich- tesin Neuburg an der Donau, der neue Biblioth.Director Geh. Rath v. Krenner schon im ersten Jahre wieder starb, und den Bibliothe- kar Hofr. Hamber 8 er, auf dessen erprobte Geschicklichkeit in Vollen- dung der Anordnung der Bibliothek so. viel gerechnet war, eine lange Krankheit und deren Folgen aller-Thätigkeit entzogen, — hemmten auf einige Zeit die schnelleren Fortschritte im Ordnen und Katalogiren; da- hingegen der nun wirklich ausgeführte beträchtliche Anbau zur nothwen- digen Erweiterung des Locals, und die grofse Theilnahme, mit welcher der jetzige Director, Hr. Geh. Rath v. Ringel, die Vollendung der An- ordnung leitet und fördert, wieder so erfreuliche Ereignisse sind, dafs wir Hoffnung haben, die im vorigen Bande (p. XXII) versprochene Ueber- sicht der neuern Geschichte der Bibliothek bald geben zu können. — Fer- ner sind noch die Herstellung und Einführung einer neuen Bibliothek-Ord- nung, durch welche die Verwaltung dieser grolsen Bücher-Sammlung und der Dienst an derselben festgesetzt wird *), die Bereicherung durch Ankauf mehrerer Tausend Bücher aus der naturhistorischen Bibliothek des Rütter v. Cobres, durch Einverleibung der St. Emmeramer und mehrerer anderer Bibliotheken, als Hauptereignisse dieses Institutes in den verflossenen zwey Jahren anzusehen. : d) *) Im Druck erschienen unter dem Titel: ‚„‚Dienst-Ordnung für die königliche Cen- tralbibliothek in München, genehmigt durch allerhöchstes Reseript vom 20. Oct. 1811. München, b. Storno, ı8ı1. 27 Seiten. 4.‘ der Akademie. XV d) Philologisch-philosophische Classe und ihr Attribut, das Antiquarium. Diese Classe hielt im J. ıgıı fünf, und 1812 sechs Sitzun- gen. Prüfung der Pasigraphischen Versuche des Hrn. Prof. Schmid in Dillingen, — Vorschläge zu Inschriften auf das Portal des botani- schen Gartens und andere Monumente, beschäftigten von Zeit zu Zeit die Classe. — In der Sitzung am 5ten Noy. las Hr. Dir. Weil- ler eine Abhandlung „über die Natur und Quelle philosophischer Eräiketen “; und in der am 18. Dec. Hr. Adj. Docen einen Aufsatz „über Aufstellung und Annahme einer allgemeinen orthographischen Norm der teutschen Schriftsprache. — Zwey andere vorgelesene Ab- handlungen von Mitgliedern dieser Classe sind oben bey der ı3ten öf- fentlichen Sitzung erwähnt worden *). Für *) Aufserdem sind im Laufe dieser zwey Jahre ı81ı und ı2 von den residirenden Mitgliedern und Adjuneten dieser Classe noch zum Druck befördert worden: Vom Hn.Dir. Schelling: Denkmal der Schrift von den göttlichen Dingen des Herrn. Fr. H. Jacobi u. s. w. Tübingen in der J. 6, Cotta'schen Buchh, 8. 1812. Vom Hrn. Dir. Weiller: der 2te Theil der „Ideen zur Geschichte der Entwickelung des religiösen Glaubens“, München, b. Giel ı812. — Der „‚Grund- rifs der Geschichte der Philosophie.“ — Die zwey Jahresberichte über die Studien-Anstalt in München, Vom Hrn Prof, Thiersch: „Griechische Grammatik des gemeinen und Ho- merischen Dialektes. 1812.‘ — ,,‚Kürzere Grammatik des gemeinen Dialektes für Anfänger. 1812. — „Acta philologorum Monacensium. Faseic. I, II und IH. 1812. Vom Hrn, Bibl. Custos Docen wurde ı8ıı in Verbindung mit den HHn. von der Hagen und Büsching das erste Heft des Ilten Bandes des „Mu- seums für altdeutsche Literatur und Kunst‘ herausgegeben ; ı81ı2 eben so das ıste Stück der „Sammlungen zur Geschiehte und Kritik der ältern deutschen Li- XyviI Geschichte Für das Antiquarium konnte noch nichts weiter geschehen, als dafs die mühsamen Bau- und Mahlerey - Reparaturen in diesem vor 212 Jahren durch den Kurfürsten Maximilian I. erbauten schönen Saale möglichst betrieben wurden, so dafs sie nun wirklich auch beendet sind. Der vierte Jahresbericht des General-Sekretairs giebt p. 89 ff. eine Beschreibung dieses merkwürdigen Saales, der nun im nächsten Jahre zu seiner künftigen Bestimmung eingeweiht werden wird. e) Mathematisch-physikalische Classe und die ihr beygeordneten Attribute. Ueber die Arbeiten dieser Classe in dem J. ıgı1 giebt der be- reits gedruckte vierte Bericht des Secretairs derselben eine vollstän- dige Uebersicht. Aus demselben und den Protokollen der Sitzungen im J. 1812 stehe hier das Wesentlichste. Die Classe hielt im J. ıgı1 eilf, imJ. 1812 fünfzehn Sitzun- gen; die beyden Administrations - Commissionen zusammen im J. 1811 zwölf, ıgı2 abermals zwölt. Den 23.Febr. ıgrı Prüfung von Deischl’s ök. Ofen, Schar- rer’s und Moritz Stahlproben; Vorträge über die in Widerspruch = ge- Literatur. — Auch besorgte derselbe im Laufe des letztern Jahres die Vollendung des nächstens auszugebenden gten Bandes der ,„v. Aretinschen Beyträge zur Geschichte und Literatur“, mit welchem dieses für Bibliographie reichhaltige Magazin geschlossen seyn wird. der Akademie. XVII ‚gerathene Auswahl des Platzes für den botanischen Garten; Hr. Dir. Seyffer berichtet über Heinzler’s Auflösung zweyer Probleme die Formation einer ununterbrocheuen Reihe von Quadratzahlen, und eine versuchte vollkommne Berechnung der Zirkelfläche betreffend. Am 30. März hörte die Classe Bericht über drey Aufsätze des Hrn. Prälaten Arbuthnot in Regenshurg: „Was ist die Sonne und woher die Wärme und das Licht, das wir in ihrer Gegenwart wahrneh- men? Ist es wahrscheinlich, dafs ein Körper aus dem Monde, durch einen Vulkan geworfen, auf unsre Erde fallen könne? Ursache der Abweichung eines von der Höhe herabfallenden Körpers von der senk- rechten Linie gegen Orient.“ — Des H. Hofr. Tilesius in St. Peters- burg Aufsatz über einige Fische aus Japan und einige Mollusken und Pflanzenthiere in Brasilien. Den$. AprillasH. Dir.Schrank einen Aufsatz über Capuzenför- mige Lindenblätter;— H.Gehlen über das Vorkommen der Porzellan- erde bey Passau. Am 2. May kam vor eine anonyme Abhandlung: ‚Das neufrän- kische metrische Decimalsystem verglichen mit den alt- europäischen Maas - Gewicht- und Rechnungswesen ;— Mr. Monteiro mdmoire sur plusieurs nouvelles varietes de formes determinables de topaze; (s. diesen Band. p.223.) Am 18. Jun. erstatteten die HH. Schrank und Güthe Bericht über H, D. Panzers inHerspruck „Ideen zu einer künftigen Revision der c Grä- XVIO . Geschichte Gräsergattungen; Imhof undBaaderüberH. Geh. Hofr. Langsdorf in Heidelberg ‚„‚phys. mathem. Abhandinng über die Bewegung des Wassers in offnen Canälen‘‘; Sömmerring überdes H. Dr. Reima- rus in Hamburg Commentariolus de cerebro, — - woraul die Classe die Aufnahme dieser drey Abhandlungen in die Denkschriften be- schlofs (sie befinden sich in diesem Bande); — Berichte über H. Beils in Fürth Copierbuch, Desaudray’s Feuerleiterund Starks Waage. Am 4. Jul. theilteH.Dir.Schrank „botanische Beobachtungen“ mit; — H. Dir. Flurl „Nachrichten über das Vorkommen des Brand- schiefers und die Benutzung desselben zur Gewinnung von Steinöl in der Gegend von Seefeld im Landgerichte Telfs; — H.Gehlen „Unter- suchung einer noch unbestimmten Steinart von Hafnerszell bey Pas- sau,“ die er für eine Art Prehnit erklärt; und „Nachricht über eine besondere Abänderung von Flötzkalk, nebst chemischer Analyse.“ Den 27. Aug. gabH.Hofr.Gehlen die Resultate seiner Analysen des Prehnits vom Fassathale und von Ratschinges, und fügte sehr in- teressante Bemerkungen über die chemische Analyse der Mineralien überhaupt bey. Sie betrafen zuerst die Wiedereinführung des koh- lensäuerlichen Natrons statt der durch KHlaproth und seine Nachfol- ger angewandten kaustischen; dann die Anwendung des kohlensauren Baryts zur Aufschliefsung alkalihaltiger Mineralien. — Derselbe las eine Abhandlung über die „Analyse verschiedener bittererdiger Fossi- - lien mit dabey gemachten chemischen und chemisch -mineralogischen Bemerkungen. — Hr.Dir.Seyffer übergab, nebst einigen Notizen über den der Akademie, XIX den am 26. aufgefundenen Kometen, einen Aufsatz über die Mondsfin- sternils vom 2. Sept. Den 12. Sept. Hofr. Gehlen gab Nachricht von der Analyse eines bisher für blätterigen Zeolith erklärten Fossils aus der Mandel- stein-Formation des Fassathales, wozu Commenthur Petzl die äufsere Beschreibung dieses Fossils fügte. — Beyde gaben noch Kenntnils von einem strahligen Cölestin, gefunden bey Greden im Innkreise. Den 31. Oct. theilte der Secretär der Classe „Beobachtungen über den natürlichen Magnetism von Hn. Geh. Hofr. Suckow in Hei- delberg mit. — Dir. Schrank verlas seine zweyte Abhandlung ‚über die Pristleysche grüne Materie.“ — Hr. Dr. Panzer in Hers- bruck, corresp. Mitgl. d. Ak., hatte unter der Aufschrift „‚Florae pa- triae Bavaricae hunc Novitiorum manipulum decenter offert Flora No- rimbergensis 1g11°“ — eine Sammlung von 25 getrockneten, zeither in der Flora von Baiern vermilsten, Pflanzen eingesendet, alle mit sehr sorgfältigen Bestimmungen, der Angabe des Wohnortes, und, was noch wichtiger ist, des Standortes. — Der HHn. Imhof und Geh- len Bericht über des Zöglings, H. Dr.Ruhland, Abhandlung ‚von den beyden entgegengesetzten Formen des Wassers als Eis und Dunst.“ Den 28.Nor. fiengH.Dir. Flurl die Vorlesung einer Abhandlung „über das Vorkommen der Steinkohlen zu Häring sowohl in geognosti- scher als oryktognostischer Rücksicht“ an. — Die HHn. Baader und Imhof erstatteten Bericht über Max. Adlers Sanduhr, und des Pa “Post. XX Geschichte Post-Expedit. H.Streitel zu Augsburg „Bemerkungen und Vorschläge zur Verbesserung der Postwägen.“ Den 31. Dec. ıgı1 hörte die Classe die Berichte des Hrn. Can. Imhof über eine neue Feuerspritze vom Hrn. Dir. Baader, womit der Erfinder zugleich interessante Versuche machte; — der Hilln, Schrank und Güthe über die bedenkliche Vermehrung des Erbsen- käfers in einigen Gegenden Baierns, die Mittel zu seiner Verminderung und zur Reinigung der von ihm angegriffenen Erbsen; der HHn. Schrank, Güthe und Gehlen über Senators Schnaufers zu Baireuth Fabricate aus Samenseide und Bast der Asclepias Syriaca, — und über der HHn. Grader und Krämer baumwollenartig bearbeite- tes Werg. Den 27. Jan. 1812 wurde Hr. Brunacci in Mayland zum aus- wärtigen ordentlichen, und Hr. Monteiro zu Paris zum correspond. Mitgliede erwählt; dann gab unter andern die Glasse das von ihr be- gehrte Gutachten über nähere Verbindung der botanischen Gesellschaft in Regensburg mit der Akad. der Wiss.; — Hr. Dr. Chladni, cor- respondir. Mitgl. der Akad., las einen Aufsatz über Gediegen-Eisen, und besonders über eine noch unbekannte, im Mayländischen gefun- dene Gediegen-Eisen-Masse, — Hr. Gehlen erstattet Bericht über unsers correspond. Mitgliedes. Hrn. Prof. Sehn aubert in Gharkow Versuche über die Gold- und Silberscheidung und einige neue Metho- den selbige auszuführen. Am.29. Febr. verlas Hr. Can. Imhof die in Folge eines k. Re- scriptes der Akademie. XXI scriptes verfalste „zweckmälsige und leichtfafsliche Anweisung zur Aufstellung höchst wöhlfeiler Wetterstangen“ u. s. w. — Hr. Dr. Geh len erstattete Bericht über Unterholzers in Innsbruck Mais- syrup, so wie über des Apotheker Hofmann in Dachau Antrag eine Runkelrüben - Zuckerfabrik zu errichten, und seine vorgelegten Proben vonRohzucker, braunem Candis, Hutzucker, Liqueur, Rum u. s. w.— Derselbesabermals über Schnauffers Fabricate aus der Asclepias Syr.— Hr. Dir. Seyffer legte seine Elementa eclipseos lunae totalis d. 27. Febr. 1812 observatae — vor. Am 28. März stimmte die Classe für die Aufnahme des Hrn.Dir. v. Schreibers in Wien und des Hrn. Prof. Steffens in Halle zum aulserordentl. Mitgl., und des Hrn. Prof. v. Raumer zum corresp. — Prüfung der Baaderschen Löschflasche im Vergleiche mit der Hand- feuerspritze des Drechslers Rathgeber zu Gumpenhausen. — Prüfung der von dem Uhrmacher Beborrer zu Pfersen vorgelegten Proben von Triebstahl. — Hr. Dir. Seyffer über des Hrn. Prof. David in Prag Antrag, diese Stadt mit München oder Regensburg durch Pulver- signale zu verbinden; — Hr. G.R. Sömmerring über Hrn. Prof. Tiedemanns Abh. von den Speicheldrüsen der Schlangen. Am 27. April wurden Hr. Prof. Tiedemann in Landshut und Hr. Dr. Hoppe in Regensburg von der Classe durch Stimmenmehr- heit zu correspondirenden Mitgliedern erwählt. — Beschluls über den Bau des Gewächshauses und der Wohngebäude im botanischen Garten, — XXI. Geschichte Am 5. May legte Hr. Dir. Seyffer seine in dem gegenwärtigen Bande abgedruckte Abhandlung de positu bäsis et retis triangulo- rum etc. vor. — Der Zögling der Akad., Dr. Ruhland, berichtet von Paris aus über seine dortigen Studien und rühmt die Bereit- willigheit, mit welcher ihm die dortigen ersten Physiker, Chemiker, Botaniker, und die Aufseher der kais. Bibliothek bey seinen litera- rischen Arbeiten unterstützen. — Der HHn. Imhof und Baader Bericht über des Schlossergesellen Leimberger erfundene Ma- schinen Br Verbesserung des Kattundruckes. — Hr. Ober-Berg- Rath Jos. Baader verliest Bemerkungen über den Bau eiserner Brücken und einen Vorschlag zu einer neuen Construction dersel- ben. — Hn. H. Gehlens Berichte über Knoglers in Ingolstadt Waid-Indig-Erzeugung; die Classe beschloß, Hn. Gehlen um die Zeit des Weidschnittes nach Ingolstadt zu senden, um dem sehr unternehmenden Knogler mit seinen chemischen Henntnissen zur Hülfe zu seyn. Am 23. May wurde ein k. Reskript vom 30. April verlesen, nach welchem im Betreff der Zuckerfabrication aus Runkelrüben zwar der allerh. Wille sie zu befördern, zugleich aber erklärt wird, dafs nur diejenigen Concessionen zu dergleichen Fabriken erhalten sollen, die wenigstens roo Zentner producirt haben würden u. s. w. — H. Can. Imhof verliest seinen, HHn. Prof. Ellingers und Salinenrath Reichenbachs Berichte über H.y. Ransons neue Con- struction von Brücken. — Hr. Hofr. Gehlen erstattet einen aus- führlichen Bericht über Zuckerproben aus Waitzen- und Kartoffel- mehl, welche der Akad. von der allerh. Stelle mit dem Auftrage ZU=- der Akademie. XXI zugetheilt worden waren, dieselben in Hinsicht der Qualität sowohl an und für sich, als im Verhältnisse zu dem Runkelrüben- Ahorn- und Colonialzucker genau zu prüfen und zugleich über die Frage, wie. fern durch diesen Zucker der Colonialzucker bleibend ersetzt werden könne, ein Gutachten abzugeben. (Der Bericht gesteht zwar dem Runkelrüben- und noch mehr dem Ahorn-Zucker Vor- züge vor dem Waitzen- und Kartoffelzucker zu, erklärt aber auch die letztere Fabrication jeder Unterstützung der Regierung werth, so bald der Preis desselben so gering ausfalle, dafs er mit dem Rohr- zucker auch nach dem Seefrieden Concurrenz halten könne.) — Noch berichtete Hr. H. Gehlen über des Kammerpräsid. v. Resch in Erfurt „Sieg des Waidindigs über den ausländischen Indig.“ Am ı7. Jun: Gehlen’s Bericht über Boutschouter’s und Ziegler’s Antrag, den Flachs wie Seide zuzubereiten. — Derselbe und Can. Imhof über Scherer’s in Dinkelsbühl Papier- Stein-Tafeln. — Die HHn. Imhof und Baader über eine Stock- uhr des Uhrmacher Schmidt in Neustadt an der Donau von sehr einfachen Mechanismus. — Dieselben über des Bau-Inspector Voit in Eichstädt Mörtelmaschine. — Die HHn. Imhof und Flurl über des Hofr. Jung in Frankfurt Abhandlung „über eine neue Abdün- stungsweise der Salzsohle vermittelst Brennspiegels.“ — Hr. Dir. Seyffer über v. Ranson’s Berichtigung des geometrischen Lehr- satzes von dem Verhältnis des Cylinders zum Kegel und zur Kugel. Am ı1. Jul. wurde der Plan zur „Bearbeitung einer natürlichen und technischen Beschreibung des Königreiches“, der schon zu An- fang XXIV Geschichte fang des Jahres 1809 entworfen war, von neuem verlesen und in Bera- thung genommen, da inzwischen mehrere Mitglieder, auf deren Bey- träge gerechnet war, gestorben, andere hinzugekommen sind; Bericht darüber zur höchsten Stelle. Am 17. Jul. unter andern, Bericht der HHn. Imhof und Baa- der über eine „Abhandlung über die Kröpfungen der Mühlengerinne, wonach die Kraft des Aufschlagwassers auf die Radschaufeln ihres Or- tes die gröfste wird.“ — Hr. Hofr. Gehlen übergiebt in Folge aller- höchsten Befehls eine „Anleitung zur Bereitung des Syrups und Zuckers aus den Stengeln des Mais, Türkenkorns oder Kukuruck“ — die hierauf bey den Mitgliedern der Classe circulirte. — Derselbe „über eine kleine tragbare Höllenmaschine, deren Untersuchung ihm von der hies. k. Polizey aufgetragen worden war.“ Er schlofs den Bericht mit dem Vorschlage, die Akad. möge bey allerhöchster Stelle- den Antrag machen, a) dafs die Verfertigung und der Verkauf der Vexiermittel, die mit Explosion verbunden sind, insbesondere des Knallsilbers verboten werden möchte; b) bey dem Verkauf des oxy- dirtsalzsauren Ralı und Natron ähnliche Maasregeln wie bey den Gif- ten eintreten zu lassen. Die Akademie berichtete hierüber in Bezug auf $. VI der Const.Urkunde zur höchsten Stelle. Am 16. Sept. las Hr. Dir. Schrank einen Aufsatz über drey seltene Baierische Pllauzen, Prenanthes chondrilloides, Jacobaea ca- miolica und Hieracium repandum vor; ingleichen einen andern über eine neue Pflanzengattung Siebera cherleriodes, die ein böhmischer Betanist in dem marenwalder Gebirge gefunden. — Hr. Med. e Rath der Akademie. j XXV Rath Güthe super Alo@ arborescente Descandolli. — Hr. Dir. Flurl den dritten Abschnitt seiner Abhandlung über das Vorkommen der Steinkohlen bey Häring. Am 20. Oct. Hr. Gehlen, dem so eben durch allerh. Rescript die Zufriedenheit über seine fortgesetzten Versuche des Waid-Indig des Färber Knogler zu Ingolstadt zu erkennen gegeben worden, legte der Classe einen abermaligen Bericht über seine theils in Mün- chen, theils in Ingolstadt angestellten Versuche vor; — derselbe fer- ner die Analysen zweyer in Baiern vorkommenden ‚Fossilien, eines Tantalium- oder Columbium-Erzes, und einer noch nicht bekannten Abänderung des Urgrims oder Titaneisens. — Hr. Adj. D. Spix zwey Exemplare des seltenen Proteus Anguinus, ein von dem k. k. Dir. der Naturaliensammlung zu Wien, Hn. v. Schreibers, der Akademie gemachtes Geschenk. Am 24. Nov. Mittheilung eines k. Rescripts; mit Abschrift eines im Regierungsblatte bekanntgemachten Aufrufs an die Botanisten des Königreiches, zur Mittheilung von Floren ihrer Gegend, und auf Begehren zu Einsendung von Samen und lebenden Pflanzen ;— Schrei- ben und Büchergeschenke des Hn.“Prof. A. Bonn in Amsterdam ; — Nachricht durch das k. Gen. Commissariat des Salzachkreises von ei- nem monströsen Kinde. — Hr. Adj. und Conseryator Dr. Spix las eine „Darstellung des gesammten innern Körperbaues des gemeinen Blutigels (Hirudo medicinalis Lin.) Den 19. Dee. Anzeige an die Classe, dals zu Folge eines k. Re- d scripts XXVI . Geschichte scripts v. 16. Nov. dem Senator Schnauffer in Baireuth dreyfsig Tagewerk V\aldgrund zur Pflanzung der Syrischen Seidenpflanze le- benslänglich überlassen werden. — Festsetzung der Form, wie es mit Prüfung der zum Druck in den Denkschriften bestimmten Abhandlun- gen in dieser Olasse künftig gehalten werden solle. — Eingesandte Berichte an die höchste Stelle über die durch Commissionen der Classe angestellten Prüfungen a) der Stahlproben von Müller und Beck in Augsburg; b) der Flachsspinnmaschine des Hn.Dr.Bitschnau in Plu- denz. — Die HHn. Jos. Baader uni Wiebeking lasen Aufsätze und Vorträge über die von ihnen construirten eisernen Brückenmodel- le vor; Discussion hierüber, und Beschluls der Classe, bey der kön. Regierung darauf anzutragen, dafs mit den Modellen der genannten beyden Mitglieder Versuche durch Beschweren derselben bis zum Bru- che gemacht werden möehten. Am 21. Dec. Vortrag des Hn. Sal.Rath Reichenbach über ei- serne Brücken in Bezug auf die Verhandlung in letzter Sitzung. — Hr. Conserv. und Adj. Dr. Spix las eine Abh. über die Affen der alten und neuen Welt im Allgemeinen und insbesondere den schwarzen Heulaf- fen (Siımia Belzebuth L.) und’über den Moloch (Simia Moloch Hof- mannsegg). — Hr. Adj. Oppelläs eine Abh. über die Europäischen Vipern. — Hr.v.Steffenelli, Zögling der Ak., las eine Abhandl. über die Auflösung aller sphärischen sowohl als geradlinigten Drey- ecke durch eine einzige Grundformel. Die Sitzung der Classe am 29. Dec. war, zu Folge eines allerh. Rescripts vom 6. Dec., allein der Berathung über den Plan gewidmet, nach j der Akademie. XXVI rec welchem die Bearbeitung der natürlichen _ und technischen Beschreibung des Königreiches wirklich ausgeführt, und wie die ein- zelnen hierzu gehäfigen Arbeiten im der Form von Beyträgen vom An- fang des J. 1813 an von der Akademie herausgegeben werden sollen. Der gelalste Beschluls hierüber wurde sofort Sr. Königl. Maj. vorge- legt *). So *) Aufser den, bey Aufzählung dieser Sitzungen erwähnten Abhandlungen haben die Mitglicder dieser Classe im Laufe der Jahre ı8ıı und ı2 folgende Schriften herausgegeban: Hr. Dir. Schrank begann seine Flora Monacensis; lieferte Beyträge zu dem Magazine der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin; zu Hn. Hop- pe's botanischem Taschenbuche; zu dem Wochenblatte des landwirthschaftli- chen Vereins in Baiern, welches er im J. ı812 redigirte. Er gab „die Feste des Herrn, ein Erbauungsbuch‘“ — heraus. — Zu den Annalen der Wetterauischen Gesellschaft gab er: Betrachtungen über die Classification der Moose. (Il. Bd. 1, Heft.) Hr, Geh. R. Sömmerring: Onderzock der Gronden voor een veronderstelde wederopneming van Zenawyocht door de Waterraten, en der nuttige Gevolgen, welke darruit voor de Genes-en Heelkunde zouden kunnen afgeleid worden; te Amsterdam, bey Lodewik van Es. MDCCvcXI. gr. 8. — Ueber den Saft, wel- cher aus den Nerven wieder eingesaugt wird, in gesundem und krankem Zu- stande des menschlichen Körpers. Eine Abhandlung, welche zu Amsterdam den e Preis des Monnikhof’schen Legats im Jahre ı810 erhielt; Landshut bey H. Ph. Krüll, ı8ı1. gr. & — Ueber Ursachen, Erkenntnißs und Behandlung der Na- belbrüche. Eine im Jahre ı807 zu Amsterdam gekrönte Preisschrift mit einer Kupfertafel. Frankfurt am Mayn bey J. F, Wenner, ı8ıı. gr.8. — Ueber die Ursache, Erkenntnils und Behandlung der Brüche am Bauche und Becken, aulser der Nabel- und Leistengegend. Eine im Jahre 1808 zu Amsterdam gekrönte Preisschrift. ebend. ı811. gr. 8, Hr. Geh. Rath Freyh. v. Moll gab ı8ııu, 12 die erste, zweyte und dritte Liefe- zung des zten Bandes und die ersteLieferung des 3ten Bandes der ‚‚Neuen Jahr- bücher der Berg- und Hüttenkunde“ heraus, Hr. Geh, R. Wiebeking liefs während des Jahres ı811 drucken: „Theoretisch- „praklische Wasserbaukunst, neue umgearbeitete und vermehrte Ausgabe, ıster d2 „Bd. XXVIO Geschichte So wurden also die Gegenstände des Wirkungskreises der Clas- se in den eben aufgezählten Versammlungen derselben und in den Sitzungen der Administrations-Commissionen über die Attribute ver- handelt. Wenn sich die Sitzungen der Commissionen im Vergleich mit den vorhergehenden Jahren beynahe verdoppelten, so ist diels ein an- „Bd. mit 68 Kupfern. 4. — im J. ı8ı2, 2ter Band; — von den „Beyträgen „zur Wasser- Brücken- und Straßenbaukunde‘ die „ste Lieferung als einen „‚Nachtrag zur ersten Auflage der allgemeinen Wasserbaukunst, den Flufs- und „Wehrbau betr. oder Abhandlung über den Bau des massiven Wehres, welches „im Jahre ı810 bey der Stadt Landshut in Baiern in dem Isarilusse, nach dem „Vorschlage und unterDirection des Verfassers ausgeführt ist,“ 4. mit ı Kupf. — Während des J. 1812: die 5te Lieferung der Beyträge den Bau und die Con- struction der eisernen Brücken betreffend. — Die 6te Lieferung der Beyträge, die Beschreibung des bey Lindau angelegten Hafens enthaltend; beyde mit Kupfern; auch besonders herausgegeben unter dem Titel: Beschreibung des auf Sr, Maj des Königs von Baiern im 3. ı812 angelegten Sechafens am Con- stanzer See bey Lindau, mit 5 Kupf. — Französisch: Description du Port pres de Lindau etc, Hr. Hofr. Gehlen bearbeitete ein vollständiges Register zu den 6 Bänden des N. Berlin. Jahrbuches der Pharmacie; er nahm fortwährend den thätigsten Antheil an dem Schweiggerschen neuen Journale für Chemie und Physik; er lieferte Beyträge zu den N. Jahrbüchern der Berg- und Hüttenkunde und zu Döbereiner’s Jahrbuch der Pharmacie. Hr. Salinenratı Reichenbach liefs eine „Theorie der Brückenbögen und. „Vorschläge zu eisernen Brücken in jeder beliebigen Größe, mit 4 Kupf. Mun- „chen ı8ı1, 4.% drucken. Hr. Dr. Spix gab seine „Geschichte und Beurtheilung aller Systeme in der Zoologie nach ihrer Entwicklungsfolge von Aristoteles bis auf die gegenwärtige Zeit, Nürnberg, 8.“ heraus. Hr. Adj. Oppel liefs die „Ordnungen und Gattungen der Reptilien als Pro- drom einer Naturgeschiehte derselben, München, in Comin. bey Lindauer, 4. drucken. : Der Zögling, Hr. Dr. Ruhland, gegenwärtig in Paris, um sich der Be- tanik und Physik zu widmen, hat Uebersetzungen, Auszüge und eigene Außätze in das neue Journal für Chemie und Physik, und in Delametherie's Jour- nal de Physique geliefert, der Akademie. XXIX angenehmer Beweis der bedeutenden Erweiterung der bereits beste- henden Attribute und des allmähligen Hervorgehens der andern, die noch in Bau und Anlage begriffen sind. Das Museum der Naturgeschichte hat durch zwey Sää- le und zwey Zimmer einen grolsen Zuwachs an Raum gewonnen. Der zoologisch - zootomischen Sammlung ist ein eigner Conservator vorge- setzt worden; bey der systematischen Aufstellung in dem erweiterten Local wurde jedem Stücke der zoologischen und mineralogischen Sammlung die Benennung in lateinischer, teutscher und französischer Sprache beygefügt. Ueberall hat man durch offne Aufstellung in Glas- schränken und durch jene Aufschriften den Besuch der Cabinete fruchtbarer für die Verbreitung naturhistorischer Kenntnisse und be- sonders erweckend zur Vergleichung der so mannichfaltigen Formen zu machen gesucht. Systematische Verzeichnisse aller thierischen und mineralischen Körper der akademischen Sammlungen beschäftigen ge- genwärtig die Conseryatoren; diese Verzeichnisse sollen Abtheilungs- weis mit der Geschichte der Ak. vor den Denkschriften abgedruckt werden. Die grolsen Vermehrungen, welche die naturhistorischen Sammlungen im J. ıgıı besonders durch Geschenke Sr. Maj. des Rö- nigs, und Sr. K. Hoheit des Kronprinzen erhielten, macht der vierte Bericht des Sekretärs der phys. Classe p. 245 ff. nahmhaft; ähnlich grolser Zuwachs fand in dem J. 1812 statt; besonders gewann die mi- neralogische Sammlung durch Einverleibung des grofsen Vorraths von Mineralien, der, ursprünglich für den Unterricht der Bergeleven, bey dem kön. Oberstbergamt gesammelt worden war. Der Corridor für die vaterländischen Mineralien ist vollendet und höchst belehrend ein- ge XXX Geschichte gerichtet; ihn eröffnet die allgemeine oryktognostische Sammlung aller Mineralien im Königreich Baiern; dann folgen die Reihen derselben geo- und topographisch abgesondert und geordnet nach den Kreisen des Königreiches und nach Revierenz so dals dadurch anschaulich eine Bavaria mineralogica gebildet und der Reichthum des Landes an diesen Erzeugnissen in den unterrichtendsten Beziehungen vor Augen gelegt wird. Die mathematisch-physikalischeSammlungenerhiel- ten schätzbare Vermehrungen im J. ıg11, welche der erwähnte vierte Bericht p. 247 nahmhaft macht; im folgenden Jahre besonders aus dem ehemaligen St. Emmeraner physikalischen Cabinete. Zu der polytechnischen Sammlung kamen besonders 59 Modelle für Wasser - Strafsen- und Brückenbau, welche aus dem Local der Generaldirection dieses Zweiges der Administration in das aka- demische Gebäude versetzt wurden. Für das astronomische Observatorium sind die drey . grofsen Instrumente vollendet worden, welche in dem Reichenbach- Utzschneiderischen Institute für dasselbe bestellt waren *); eine Ver- *) ı. Ein dreyfüfsiger vollständiger astronomischer Multiplications-Kreis, mit dreylsigzölligen Azimutal-Freis, silbernen limdis, der Hauptkreistheilung von 2 zu 2 Secunden, und der Azimutalkreistheilung von 4 zu 4 Secunden; dann der Objectiv-Oeffnung von 3 ıfj Zoll und den Vergrölserungen von 100, 150 und 200, 2. Ein sechsfüfßsiges v«llständiges Mittagsrohr, mit einer Objectiv - Oeffnung von 4 ıf4 Zoll, und den Vergröfserungen von 100, ı50 und 200. 3. Ein der Akademie, ; AXXI grölserung der Sternwarte, um dieselbe gehörig aufstellen zu kön- nen, ist bereits beschlossen. Eben so die Herstellung des chemischen Laborato- riums und der anatomischen Anstalt. Der botanische Garten hatte im J. ıg11* seine vollende- te Einfassung und das Portal erhalten; die vorbereitenden Arbeiten und die Pflanzungen im Arboretum waren mit Eifer betrieben wor- den. Im Frühling des J. 1812 wurde er von der k. Hofgarten -In- tendanz, die sich um die erste Anlage sehr verdient gemacht, der Lei- tang des akademischen Botanikers übergeben. Das grofse über 462 Schuh lange Glashaus wurde aufgeführt, und wird nebst den Woh- nungen des Botanikers und Gärtners im nächsten Sommer vollendet dastehen. ‚f) Historische Classe und das mit ihr verbundene Münz - Cabinet. Diese Classe hielt im J. ıg1ı dreyzehn, im J. 1812, zwölf S Versammlungen. Es werde hier aus den Protokollen derselben das Merkwwürdigere herausgehoben und angeführt: Am 3, Ein vollständiges Aequatorial nach der neuesten Construction, mit drey- fsigzölligen Declinations- und dreyfsigzölligen Aequatorial- Kreis, von 4 zu 4 Se- eunden auf silbernem Limbus getheilt, einer Objectiv-Oeffnung von 3 ı/4 Zoll den Vergröfßseruugen von ı00, ı50 und 200, nebst einem Schraubenmierometer. XXXI Geschichte Am 26. Jan. ıgıı wurde zu Folge eines allerh. Rescripts vom 7. Jan. die Frage über die Stelle, wo in der Münchner Hauptpfarrkir- che zu U.L. Fr. Kaiser Ludwig der Baier begraben sey, in Untersu- chung genommen. Vergl. vor. Band, p. XXXIV; worauf am 22. Febr. ein k. Rescript bekannt gemacht wurde, welches die Untersuchung der Fürstengruft in der Hauptpfarrkirche zu). L. Fr. anbefahl. Es wurden deshalb mehrere Zusammentritte gehalten, wor- über nach vollkommner Beendigung dieser Sache das Verfügte be- kannt gemacht werden soll. — Der Hr. Geh, Rath v. Krenner las die Fortsetzung seiner Abhandlung über die Siegel der ältesten Bürgerge- schlechter Münchens. Am 23. März wurde über die Herausgabe des XXsten Ban- des der Mon. Boica, der bis. auf Titel und Vorrede abgedruckt sey, und über das, was den Inhalt der folgenden Bände ausmachen sol- le, gehandelt. — Einige eingesandte Abhandlungen des Hrn. Ar- chivar Oesterreicher in Bamberg vorgelegt. Am 24. April, wurden, unter mehrern Verhandlungen, die als preiswerbend eingelaufenen Biographieen Rais. Ludwig des Baiern vorgelegt, und da der Einsendungstermin abgelaufen war, zur Be- - urtheilung unter die Mitglieder der Classe vertheilt. — Am 29. May las Hr. Ob.Fin.Rath Roth eine Denkrede auf Johannes von Müller. 2 der‘ Akademie. XXXIH Am 15.Jun. Vorlegung einer von dem corresp. Mitglied, Hn. Kreisrath Destouches in Amberg eingesandten Abhandlung „über die anonymen Geschichtschreiber des Mittelalters.“ — Von dem Präsidenten Freyherrn y. Egcekher in Amberg war eingeschickt worden, „mit Gründen belegte Beschreibung einiger am St. Lorenz- berg bey Altenried, Amt Burglengenfeld, gefundenen kupfernen In- strumente.“ — Hr. Dir. Strebers Bericht über des Hn. Archiy. Oesterreicher Aufsatz, „eine dem Bamberger Bischof Eberhard I, irrig zugeschriebene Münze betreffend.“ Am 27. Jul. Vorlesung eines Schreibens des k. Hn. Gen. Commiss. im Salzachkreise Grafen v. Preyfsing, über dort ge- - fundene Alterthümer. — Hr. Dir. v. Obernberg las einen Auf- satz über die in der Gegend von Tacharding gefundenen musivi- schen Fuflsböden und andere Alterthümer. Am 29. Aug. Vorlegung zweyer eingesandten Abhandlungen a) Friderici Wunder, prof. Monac., comment. histor. de antiquis- simo Thuringiae cum Francia orientali nexu; 5) des geh. Rath Joh. Ad. v. Schultes zu Coburg „diplomatische Beyträge zur Geschich- te der Grafen von Andechs, nachherigen Markgrafen von Meran.“ — Die Classe vereinigte sich über eine neue historische Preisfrage. s. unten. lit. h. Am 30. Sept. Die Mitglieder lasen ihre schriftlichen Vota über die eingesandten sieben Biographien Kais. Ludwig des B. Die Entscheidung ist oben p. V erwähnt worden. e Am XXNIV © Geschichte . Am 9. Nov. wurden abermals mehrere handschriftliche Ein- sendungen des Hn. Archiv. Oester reicher vorgelegt. — Das k. Landgericht zu Wassertrüdingen im Rezatkreise schickte in einem alten Gemäuer gefundene Gold- und Silbermünzen ein, 354 fl. am Werth; dieser wurde den Findern mit einer Zugabe ersetzt, und noch drey silberne Jettons der Akad. beygefügt. " In den letzten drey Sitzungen des Jahres ıgıı, am 16. und 23. Nor. und 28. Dec. war die Classe mit administrativen und die Observranz betreffenden Gegenständen beschäftig. — Eben so in der. ersten Sitzung des Jahres ıg12, am 29. Jan, Den 22. Febr. ıgı2 las der Secretär eine Untersuchung des Hn. Archiv. Oesterreicher in Bamberg: „ob der letzte Herzog von Meran Otto II. eines gewaltsamen Todes gestorben sey?“ — Hr. Dir. v. Obernberg machte einen Antrag, wie die Nachgra- bungen nach den Alterthümern und Ruinen in der Gegend von Ta- charding am zweckmälsigsten fortzusetzen wären. Am 21. März und 18. April Vorlesung von Abhandlungen des Hn. Arch. Oesterreicher „über das Geschlecht des Erzbischof Aribo zu Mainz“ und das Geschlecht des Bamberger Bischof Her- man II. u. s. w. Am 26. May. Die Urkunden von der Münchner Kirche zum h. Geist wurden zur Auswahl für den XXI. Bd. der Mon. Boica vor- gelegt. — Der Secretär las einen Aufsatz über die Bewohner des Schlos- der Akademie. XXXV Schlosses Wittelsbach vom scheyrischen Hause, worinn er zeigte, dafs der erste Herzog scheyrischer Abkunft, Otto major, keineswegs 'zu Wittelsbach, sondern zu Wartenberg im Landgericht Erding, dann zu Hellheim gewohnt, und dafs das Schlols Wittelsbach nur denjenigen Otto, wegen dessen das Schlofs Wittelsbach selbst vom regierenden bairischen Herzog Ludwig zerstört worden ist, und vorher den Vater jenes Otto zu Bewohnern gehabt habe. — Der Hr. Reichs-Arch. Dir. und Geh. Refer. Lang las eine histor. Abhandlung: „Die Entstehung des jetzigen baierischen Staates aus seinen einzelnen Bestandtheilen nach den ältesten Geschichtsmomen- ten entwickelt.“ (s. in diesem Bande.) Am 9. Jun. durch k. Rescript vom 28. May wird das zeithe- rige Ehrenmitglied der Ak., Ob.Fin.Rath v. Sutner unter die or- dentlichen frequentir. Mitglieder dieser Classe versetzt. — Der Se- eretär las auf Veranlassung eines k. Rescripts, eine Darstellung über das zeitherige Verfahren bey Herausgabe der Mon. Boica; die Clas- se ernannte hierauf ein Commite, welches die fernere Herausgabe der letzten Bände der Mon. Boica zu leiten haben soll. Am 28. Jul, las das gegenwärtige, corresp. Mitglied, Hr. Arch. _ Oesterreicher eine Abh. über die Abstammung des Bamberg. Bischofs Eberhard I. — Hr. Dir. Streber eine von dem Hn. Landrichter zu Laufen Seethaler eingesandte topograph. Beschrei- bung „der Veste und des See’s Abtsee und deren Umgebungen. — Am 29. Aug. wurden der Classe unter andern zwey einge- e ? ? sandte XXXVI Geschichte sandte Abhandlungen vorgelegt: von Hn. Roger Schranzhofer, Tumultus rusticorum Majensium, ex litteris missivis, ex relationibus, diariis et actis Meranensibus compacta; — vom Hn. Prof. Deuber in Bamberg: Pfalzgraf Hermann von Stahleck 1138— 1157, eine historisch - diplomatische Untersuchung. Am 30. Sept. Vorlegung von 46 durch Hn. Landrichter Wild zu Wetterfeld eingeschickter, von einem Hirtenknaben gefundener alter Groschen von Bischöfen, Herzögen und Städten. — Hr. Adr. Dr. Jacob machte der Akad. mit drey seltenen baierischen Medail- len ein Geschenk. Am 31. Oct. Hr. Dir. Streber erstattete der Classe Bericht _ über seine im September nach Regensburg unternommene Reise zur Uebernahme der Münz- und Gemmensammlung des Hn. Fürst- Abts von St. Emmeran. — Hr. Geh. Refer. und Reichs-Archir. Dir. Lang legte eine aus dem Nürnberger Archiv erhaltene geschriebe- ne Liedersammlung des Meistersängers Beham, ohngefähr aus dem J. 1350 vor, welches Mspt. dann an die k. Centralbibliothek abgege- ben wurde. — Ebenderselbe machte die Klasse durch Anschauung mit der bis jetzt ältesten Original-Urkunde des Reichs-Archives, von Kaiser Karl dem Grofsen, aus dem J. 794 bekannt, und zur beleh- renden Vergleichung mit einer verfälschten aus dem Passauer Ar- chiv von 802. Am 25. Nor. Mittheilung eines kön. Rescripts vom 5. Nor., wodurch der historischen Classe der Auftrag geschieht, eine histor. chro- der Akademie XXXVU chronologische Beschreibung” der im Eingange zur k. Schatzkammer befindlichen Familien-Portraits herzustellen; Hr. Geistl. Rath We- stenrieder und Dir. Streber übernahmen den Vollzug; — ei- nes andern k. Rescripts v. 20. Nov., wodurch dem k. Münz-Cabinct die in dem Dechanthofe der alten Capelle zu Regensburg vorgefun- denen Medaillen gegen Ersatz des Metallwerthes zugesprochen werden. - Am 28. Dec. ıgr2. Mittheilung eines k. Reskripts v. 7. Dec., wodurch der Ob.Fin.Rath v. Sutner an die Stelle des verstorbe- nen Geh. R. v. Krenner zum Mitglied der Administrations-Comm. über das k. Münz-Cab. ernannt wird. — Es wurde ein Bericht des Hn. Archiv. Zirngiebl in Regensburg über die Grabsteine zu St. Emmeran vorgelesen. — Der Secretair legte der Classe die Vorrede zu dem XXI. Band der Mon. Boica vor. — Dem Hn. Dir. Streber wurde durch ein kön. Rescript die allerhöchste Zufriedenheit mit dem Geschäft der Uebernahme des Münz- und Gemmencabinets des Hn. Fürst-Abt v. St. Emmeram bezeugt, so wie solches auch dem letzteren durch Auftrag an das k. Gen.Commissariat des Regenkreises gesche- ken war. Die Classe *) beförderte den 2osten und 21sten Band der Mon. Boica zum Druck; der letztere enthält die Supplemente zu den in den vo- *) An aufserakademischen schriftstellerischen Arbeiten erschienen von den Mitglie- dern der historischen Classe : Vom Hn. Geistl. Rath Westenrieder der XVlIIte und XIXte Jahrgang seines XXXVII Geschichte: ' . vorigen Bänden gelieferten Münchner Klöstern und Kirchen, und die Documente des ehemaligen Rlosters St. Salvator zu München. — Die oben erwähnte, in der Sitzung am 9. Jun. 1812 festgesetzte Commis- sion, welche unter Mitwirkung des inzwischen organisirten Reichsar- chives, mit geschärfter Kritik und erhöhter Sorgfalt sich die Beendi- gung dieser Urkundensammlung angelegen seyn läfst, hielt mehrere Versammlungen (den ı1. Jun., den 2. Jul., den ı8. Jul., den ı. Dec. 1802), in welchen die Bestimmung des Inhaltes der künftigen Bände "den Gegenstand der Berathungen ausmachte. Eben so hielt die Administrations- Commission über das k. Münz-Cabinet mehrere Sitzungen, deren Protokolle der histo- rischen Classe vorgelegt wurden. Die Bereicherungen, welche die- ses kostbare Attribut der Akad. in den Jahren 1811 und ı2, besen- ders durch das Hinzukommen der ehemaligen Cousineryschen Samm- lung und der des Hn. Fürst-Abtes von St. Emmeram bekommen hat, sind so merkwürdig, dafs sie hier nur erwähnt werden können, und dafs nun um so mehr die Fortsetzung der Geschichte dieses belehrenden, jetzt unter die ersten Institute seiner Art gehörenden Münzschatzes von dem Aufseher desselben baldigst zu wünschen ist. ; Wie seines historischen Kalenders; — der gte Band der Beyträge zur vaterländi- schen Geschichte, Vom Hn. Hofr. Breyer: Geschichte des 3ojährigen Krieges. Nach- unge- druckten Papieren. 1811. I. Bd. 8. — Beyträge zur Geschichte des 3ojährigen Krieges. ı812, 8, — Leben Geofrey Chaucers. Nach dem Englischen Hn. Will, Godwins frey bearbeitet, ı8ı2. 8, Vom Hr. Geh, Refer. und Reichs-Arch. Dir. Lang: Neuere Geschichte des Fürstenthums Baireuth. Illter Theil. Nürnberg, ı8ı1. 8. der Akademie. XXXIX Wie viele und wie reiche Vermehrungen, welch grofse Fortschritte in der Anordnung des Ganzen hat derselbe aufzuzählen, seit er die Geschichte des ihm anvertrauten Schatzes in dem Band der Denk- schriften für 1808 dem Druck übergab! g) Preisaufgabenm. . Von dem zugesprochenen Preise für die befriedigendste Bio- graphie Kaiser Ludwig’s des Baiern ist oben Seite V bey Erwäh- „aung der ıoten öffentlichen Sitzung Nachricht gegeben worden. * * * In der zwölften öffentlichen Sitzung, am 28. März ı812 wurde cine historische Preisaufgabe für das J. 1814 bekannt gemacht, worüber das ankündigende Programm also lautet: Da von bewährten Geschichtforschern die Herzoge Wilhelm IV. und Al- brecht V. von Baiern unter die gelehrten, und für Wissenschaft und Kunst beson- ders thätigen Fürsten, ihres Zeitalters gezählet werden, so wird eine gründliche Dar- stellung dessen, wodurch sie diesen Ruhm erworben, einen willkommenen Beytrag zur Kenntnifs einer der wiehtigsten Epochen der baierischen Geschiehte geben. Diese Er- En: veranlafst die historische Klasse der königl. Akademie der Wissenschaften, Kenner und Freunde der Geschichte zur Lösung folgender Aufgabe einzuladen: „Was ist von den beyden Herzogen von Baiern, Wilhelm IV. und Albre cht P. „unmittelbar selbst, oder vermöge ihrer Unterstützung und Aufmunterung durch An- „dere unter ihrer Regierung für Wissenschaften und Künste geschehen, — und wel „ches XL Geschichte „ches war überhaupt der Zustand der höhern Geistesbildung in Baiern während jener „Periode?‘* » Die Absicht der Akademie ist nicht, blofs eine Zusammenstellung der einzel- nen hieher gehörenden Notizen zu erhalten, die in vielen, dem Gelehrten wohl bekann- ten, Werken zerstreut sind. Allerdings wird eine sorgfältige Sammlung dieser Noti- zen, aber auch, und vornehmlich eine geschickte Verarbeitung derselben erwartet; da- mit der bemerkte Theil der Regierungsgeschichte beyder Herzoge in historisches Licht gesetzt werde, welches nur durch vollständige Entwickelung sowohl der Ursachen als der Wirkungen und durch strenge Nachweisung ihrer Verbindung zu erreichen ist, — Demnach wird zuerst der Zustand darzustellen seyn, in welchem jeder der erwähnten Herzoge Wissenschaft und Kunst in Baiern beym Antritte seiner Regierung fand, So wünschenswerth es ist, dafs diese Darstellung, so weit sie Baierns Eigenthümlichkeit betrifft, umständlich werde; so verdienstlich wird es seyn, dasjenige, was über Deutseh- land und Europa entweder vorangestellt oder beygefügt werden muß, durch wenige, jedoch befriedigende Züge anzudeuten. Ausführlich ist hiernächt die ganze Thätigkeit der beyden Herzoge für die Wissenschaften und Künste, in Verbindung mit der in dieser Hinsicht hervortretenden Wirksamkeit der Zeitumstände zu schildern: wie durch Anlage, Erziehung, Fortbildung im Leben, diese Fürsten Sin® und Tüchtigkeit für so edle Betrebungen erlangt, welche Anstalten für die höhere Geistesbildung sie getrof- fen; welche Unterstützungen, Ermunterungen und Beförderungen, Gelehrsamkeit und Kunstilleifs ihnen verdanken; auf welche Art Umstände und Zeitgeist günstig oder un- günstig eingewirkt, Vorliebe zu einzelnen Fächern oder Abneigung hervorgebracht, auch die Behandlungsweisen bestimmt haben? — so dals nicht nur die Stufen, auf welche Wissenschaften und Künste sich damals erhoben, sondern auch die Mittel of- fenbar werden, durch welche sie dahin geliehen, und das Verdienst, welches daran den zwey Herzogen gebührt. Nach dieser Ausführung ist dasjenige, was aus dersel- ben sich ergeben wird, in eine Uebersicht zu fassen, die nun, als Gegenstück zu jener ersten vorbereitenden, das Resultat der Fortschritte der höheren Geistesbildung unter beyden Regierungen darstelle, somit den richtigen Maafsstab zur Schätzung ihres Wer- thes in Vergleichung mit jener frühern Zeit darbiete. — Ueber die Form dieser Ar- beit gedenkt man zwar nichts vorzuschreiben. Den Gelehrten, welche sich derselben unterziehen wollen, kann es indessen nicht entgehen ‚- dafs der Gegenstand nicht min- ' der der Akademie. ö XLI der die historische Kunst, als die Forschung in Anspruch nehme. Ein wohl geordne- ter, einfacher, ruhiger und klarer Vortrag, eine dem Gegenstand vollkommen angemes- sene, würdige Sprache wird unerläfsliche Bedingung seyn. Die Akademie wünscht, dafs das Werk, dem sie als dem gründlichsten, den Preis zuerkennen wird, auch das am besten geschriebene seyn möge. Die Preisschriften, lesbar und von einer andern, als des Verfassers Hand goschrieben, werden mit einem Sinnspruche bezeichnet, welcher auch auf das versic- gelte, den Namen des Verfassers enthaltende Blatt zu setzen ist. Sie werden vor dem 38. März 1814 an den General-Selretär der Akademie der Wissenschaften eingesandt. Die Entscheidung wird am Maximilianstage 1814 bekannt gemacht werden. Der Preis besteht in fünfzig Dukaten. — Die gekrönte Schrift ist ein Ei- genthum der Akademie; das Original wird in ihr Archiv niedergelegt. Sie wird einem Verleger übergeben, um in dem Formate der akademischen Denkschriften gedruckt zu werden. Das Honorar, welches der Verleger dafür bezahlt, wird dem Verfasser, ne- ben dem Preise, zugestellt. — Auch alle übrigen nicht gekrönten Schriften werden in das Archiv der Akademie gelegt, nachdem die verschlossenen Zettel, welche die Namen der Verfasser enthalten, in einer Versammlung uneröffnet vernichtet seyn wer- den. In dem Falle, dafs ein Verfasser keine Abschrift zurückbehalten hätte und eine solche zu erhalten wünschte, wird sie ihm auf sein Anmelden zugefertigt werden. In der vierzehnten öffentlichen Sitzung, am 13. Oct, 1812 wurden zwey physikalische Preisfragen bekannt gemacht, und dar- über folgendes Programm ausgegeben: I. Zu denjenigen neuern Forschungen in der Physik und Chemie, die besonders tief eindringend sind, gehören ohne Zweifel auch die des Physikers Dalton. Die Akademie meynt daher dem Bedürfnisse jener Wissenschaften zu entsprechen, wenn f sie XL Geschichte sie die bereits begonnene Prüfung jener Forschungen zu beleben und entscheidende Resultate derselben zu bewirken sucht; sie stellt desbalb folgende Preisfrage auf: „Was gehet aus Dalton's bekannten Untersuchungen über die Verdünstung der Flüssigkeiten, den Zustand gemischter Gasarten u. s. w, als bewährte Thatsache hervor? Welcher Gewinn überhaupt für die Physik und Chemie ergiebt sich aus ihnen? Was für Aussichten bieten sie für die weitern Fortschritte dieser Wissen- schaften dar?“ — Die Akad. der Wissensch, wünscht nicht nur, dafs bey Lösung dieser Aufga- be entwickelt werde, was durch Dalton’s eigene Versuche, dann durch die gleich- zeitigen ähnlichen anderer Naturforscher, wie Schmidt's, Gay-Lussac’s, und durch die frühern verwandten, zum Theil aus andern Gesichtspunkten angestellten, Saussure's, de Luc's, u. a, sicher dargethan ist, — dafs diese Versuche, wo sie noch zweifelhaft sind, durch neue geprüft, und wo die Natur der Sache es zuläfst, weiter fortgeführt werden: sondern sie wünscht auch durch eindringende Kritik ausge- führt zu sehen, ob und in wie fern die theoretischen Ausichten, welche Dalton in Folge seiner Untersuchungen aufgestellt hat, in diesen wirklich begründet und mit äl- teren erwiesenen Thatsachen und daraus abgezogenen Grundsätzen in Uebereinstim- mung zu bringen sind; oder, wenn dieses nicht der Fall wäre, welche Berichtigungen und Erweiterungen unsere bisherigen Ansichten dadurch erhalten? Da die bisherigen Verhandlangen über diesen Gegenstand noch nicht sehr zahlreich und Be zu übersehen sind, auch die experimentale Untersuchung nicht gar zu schwierig und ausgedehnt ist, so wird zum Schlufs der Einsendungszeit preiswerbender Schriften der ı2. October 1813 bestimmt, worauf bey der Feyer des Stiftungstages der Akademie am ı8, März ı814 der Ausspruch erfolgen soll Der Preis besteht in Hundert Dukaten, Mm. Das Stickgas, dafs den gröfsten Theil der Atmosphäre, dieses Schauplatzes, Erregungs- und Unterhaltungs - Mittels aller auf der Erd-Oberfläche vorgehenden Pro- zesse, der Akademie. ; XEHI zesse, ausmacht und in seinen Eigenschaften in vielfacher Hinsicht so besonders sich auszeichnet, hat bisher allen Bemühungen der Naturforscher, seine innere Natur und Genesis zu ergründen, Trotz geboten. Gleichwohl, scheint es, ist der Zustand der Dinge gegenwärtig ein solcher, dafs auf der eiuen Seite, ohne Enthüllung derselben, die Wissenschaft keine bedeutenden Fortschritte machen, und besonders keinen inne- ren Zusammenhang und Schlufs erlangen kann, und auf der andern Seite, dafs man an die Gränze gekommen ist, wo es nur eines genialischen Blickes, eines glücklichen Griffes bedarf, um den Schleier zu heben und eine, alle bisherigen überglänzende Epoche in der Naturkenntnils herbey zu führen. — Die Akademie wünscht deshalb, die Aufmerksamkeit der Naturforscher vorzüglich und anhaltend auf diesen Gegenstand zu richten, und wirft die Preisfrage auf: „Welches ist die Natur und Erzeugungsweise des Stickgases?‘“ Sie erwartet bey Beantwortung dieser Frage a) eine so viel möglich vollstän- dige, mit Anführung der Quellen belegte Geschichte und Würdigung der bisherigen Beobachtungen, Versuche und Betrachtungen über ‘das Stickgas. Die Vergleichung derselben unter sich und mit dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft muß noth- wendig schon zu merkwürdigen und wichtigen Resultaten führen; — 5) Neue Versu- ehe, durch welche man zur Lösung jener Aufgabe gelangen könnte. Die-für die erste Abtheilung geführte Untersuchung wird dazu reichen Stoff darbieten, und die Akade- mie will.daher der Eigenthümlichkeit jegliches Preisbewerbers darin nicht vorgreifen. Nur’ mufs sie wünschen, dafs hey dieser Gelegenheit so. manche umlaufende zweifelhaf- te oder nicht von allen Seiten betrachtete Versuche, die auf den Gegenstand der Frage Bezug haben, nach ihrem wahren Werthe bestimmt und völlig durchgeführt werden, Die Akademie erkennt sehr wohl, wie die Wichtigkeit der Aufgabe, so die Gröfse der Arbeit, welche ihre Lösung erfordert, Sie bestimmt daher den Zeitraum von zwey Jahren für .die Einsendung der preiswerbenden Schriften, nemlich bis zum *2. October ı814, und setzt den doppelten Preis von zweyhundert Ducaten. Der Aus- spruch über die eingekommenen Preisschrifien wird bey der Feyer des Stiftungstages, den 28, März 1815 geschehen, S e f® Da XLIV Geschichte £ Da der eigentliche Zweck der Aufgabe ist: die Natur und Erzeugungsweise des Stickgases kennen zu lernen, die wirkliche und völlige Lösung dieser Aufgabe aber keine andere als eine durchaus gute und befriedigende seyn kann, so wird demjenigen Naturforscher , welchem diese Lösung wirklich gelingt, jener volle doppelte Preis zu- erkannt werden, auch wenn er den Theil der Aufgabe, der das Geschichtliche des Ge- genstandes betrifft, nicht erfüllt hätte, und die Zuerkennung soll nach erfolgter Prü- fung und Bewährung der Angaben bey der dann nächsten feyerlichen Veranlassung ge- schehen, wenn die Lösung beträchtlich vor dem angesetzten Zeitraum erfolgt wäre, um bey der Wichtigkeit des Gegenstandes für die ganze Naturforschung das Bekannt- werden der Entdeckung nicht aufzuhalten und auch dem Verfasser die Ehre der Ent- deckung zu sichern. Im Fall aber eine solche völlige Lösung nicht erfolgte, wird die Akad. d. Wissensch. nach Ablauf des bestimmten Zeitpunktes dennoch für diejeni- ge von den eingegangenen Schriften, welche den Forderungen der Aufgabe am besten nachkommt und über den Gegenstand das meiste Licht verbreitet, eine dem Werthe der Schrift und der Beschaffenheit der angestellten Versuche entsprechende angemes- sene Belohnung in Antrag bringen. ° So eine gänzliche Freyheit jedem Preiswerber in seinen Ansichten und in der Behandlung des Stoffes bey obigen Preisfragen gelassen ist, so bedingt die Akademie doch ausdrücklich Folgendes: ı) dafs in den zu erwartenden Preisschriften die Dar- stellung einfach und deutlich sey und wie sie für eine Untersuchung geeignet ist, die überhaupt wissenschaftlich, nicht in irgend einer besondern Form geführt wird; 2) die Versuche müssen so weit geführt seyn, dafs sie unter den bestimmten Bedin- gungen in der Wiederholung gelingen, weshalb alle bey Anstellung derselben beach- teten Momente anzugeben sind, theils um den Grad der Vorsicht, die dabey Statt fand, und des Zutrauens, das sie verdienen, beurtheilen zu können, theils weil zur Beurtheilung der Preiswürdigkeit die Wiederhohlung wenigstens der Hauptversuche nöthig ist. Die preiswerbenden Schriften , lesbar und von einer andern als des Verfas- sersHandgeschrieben, werden mit einem Wahlspruch bezeichnet, welcher auch auf das ver- siegelte, den Namen des Verfassers enthaltende Blatt zu setzen ist. Sie werden vor Ablauf der oben bestimmten Zeiträume an den Secretair der physikalischen Klasse eingesandt. "Die der Akademie, XL\ Die mit dem Preise gekrönten sind Eigenthum der Akademie; das Original wird in ihr Archiv niedergelegt Sie werden einem Verleger übergeben, und im For- mate der akademischen Denkschriften gedruckt. Das Honorar, welches der Verleger dafür bezahlt, wird dem Verfasser neben dem Preise (oder der im angeführten Falle zu ertheilenden Belehnung) ebenfalls zukommen. Auch alle übrigen nicht gekrönten Schriften werden in das Archiv der Aka- demie gelegt, nachdem die verschlossenen Zettel, welche die Namen der Verfasser ent- halten, in einer Versammlung uneröffnet vernichtet seyn werden. In dem Falle, dals ein Verfasser keine Abschrift zurückbehalten hätte und eine solche zu erhalten wünsch- te, wird sie ihm auf sein Anmelden zugefertigt werden, Es gehet demnach der Einsendungstermin für die erste phy- sikalische Preisaufgabe, über die Verdünstung der Flüssigkeiten, den 12. Oct. 1813 zu Ende; — der für die historische, den 28. März,‘ 1814; — der für die zweyte physikalische den nn. Oct. 1814. Der Ausspruch erfolgt in der jedesmaligen nächsten öffentlichen Sitzung. Ah) Veränderungen im Personal. Die Akademie verlor in den Jahren ıgıı und ı2 durch den Tod vier residirende Mitglieder, drey Ehrenmitglieder; und dreyzehn unter den auswärtigen und correspondirenden. Besidirende: am 10. April ıgı1 den geistl. Rath und Unterbibliothekar -Ignatz Hardt; am 27. Jun. ıgır den k. Geheimen Legat. Rath Joh. Lud. Reinwald; am XLVI Geschichte am 13.Jan. 1812 den k. wirkl. Geh. Rath und Vorstand des Reichsherolden Amtes Joh. Nep. Gottfr. v. Krenner *); am 29. Oct. ıgr2 denMed.Rath Dr. Joh. Melch. Güthe. Ehrenmitglieder : Am 16. Dec. ıgır den k. Rechnungsbeamten Franz Xaver Ruedörfer. Am’ 6. Febr. ıg12 den k. Obersthofmeister u. s. w. Grafen Anton v. Törring- Seefeld. Am ıg9. Dec. Joachim Schubauer, k. Kreisschulrath in Regensburg. Auswärtige ordentliche und cerrespondirende Mitglieder. Den Buchhändler Nicolai und Prof. Spalding in Berlin; — Dr. Careno in Wien; — den russ. Staatsrath Pallas, gestor- ben in Berlin; — v. Murr in Nürnberg;— v.Schreber und Esper in Erlangen; — Griesbach in Jena; — Heyne in Göttingen; — Wildenow in Berlin; — Hegewisch in Biel; — Nagel in Moosburg; — Larcher in Paris. : Zöglıng: Am 18.May 1312 den Zögling der Akad., Ignatz Mayer, zw Landshut. Der Präsident der Akademie, Hr. geh. Rath v. Jacobi, suchte wegen seiner Gesundheit bey Sr. Kön. Maj. um die Versetzung in den- Ruhe- *) Das biographische Denkmal desselben uni des Grafen von Törring- Seefeld folgt als Beylage dieser Geschichte der Akademie in den zwey letzten Jahren. der Akademie, XLVI Ruhestand nach, und erhielt die Gewährung seiner Bitte durch ein ch- renvolles kön. Rescript vom 18. Sept. ıgı2. — Die dadurch veran- lafsten Veränderungen s. oben p. XlI angeführt. — Hr. Adjunct Waller bat wegen andauernder Kränklickeit um Entlassung, und’ erhielt solche mit dem Ausdruck der Zufriedenheit unseres allergnädigsten Königes. * * Hinzugekommen sind zu den ordentlichen residirenden Mitglie- dern: Hr. Ob.Fin.Rath v. Sutner (vorheriges Ehrenmitglied) und Hr. ‘Geh. Referend. und Reichs-Arch.Director Lang. — Zu den aufserordentlichen wirkl. Mitgliedern: Hr. Prof. Stark. — Hr. Ob.Fin.Rath Dr. Roth. — Zu den Ehrenmitgliedern: Hr. Graf von Rzewuski. — Zu ‚den auswärt. ordentlichen und correspond. Mitgliedern, die HHn. Geh. Hofr. und Dr. Med. Harles in Erlangen; — Ritter v. Cobresin Augsburg; — Pfarrer Pfister im Würtembergischen; — Prälat Schmid in Ulm; — Archivar Oesterreicher in Bamberg; — Brunacei in Mayland; — Monteiro in Paris; — Dir. v. Schrei- bersin Wien; — Prof. Steffens in Halle; — Prof. v. Raumer in ‚Breslau; — Prof. Tiedemann inLandshut; — Med.Rath Dr. Hop- pe in Regensburg ; — Hofr. v. Hammerin Wien. — 'Zu den Adjuncten der Hr. Conseryat. Dr. Spix; — Hr. Prof. 'Thiersch; — Hr. Biblioth.Custos Docen;— Hr. Oppel. — Und XLVII Geschichte * * * — Und so liegen dann in der gedrängten Uebersicht dessen, was in den letzten Jahren für die Akademie der Wissenschaften ge- schehen und durch sie bewirkt worden ist, abermals die Beweise der ermunternden Huld vor Augen, mit welcher unser höchstverehr- ter König unsere grolse Stiftung förderte; die Beweise des Wohl- wollens und der Theilnahme der ersten Männer des Staates und der verdienstvollesten Vaterlandsfreunde ; die Beweise des Zutrauens und der Achtung auswärtiger wissenschaftlicher Verbindungen und einzel- ner angesehener Gelehrten, so wie die des regen Eifers der Mitglie- der, dem Zwecke ihrer preiswürdigen Verbindung zu entsprechen, die literarischen Schätze des Vaterlandes treu zu bewahren, zu vermehren und nutzbar zu machen, die Wissenschaften- selbst zu fördern und zu erweitern, dadurch den Ruhm Baierns zu erhöhen, und sich auf diese Weise dem Besten der Könige dankbar zu beweisen, Ihm, unter Dem so viel Schönes und Ruhmwerthes in einem glücklichen Reiche gedeiht, und Dem wir in unserm einsamen und öffentlichen Leben täglich dafür die reinsten Opfer unaussprechlicher Verehrung darbringen. München, den ı. Januar 1813. Der Generual- Secretair der RK. Ak. der Wiss. Anden- augen koe:‘n an die beiden jüngstverstorbenen Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu München, Grafen Anton von Törring zu Seefeld, “ Sr. Maj. des Königs von Baiern Obersthofmeister, Grofskreuz des St, Huberti Ordens’ etc. und Joh. Nepomuk Gottfried von Krenner, Commandepr des Ordens der ‚Baier, Krone, Kön, Baier. wirkl. geheimer Rath Chef des Heroldenamtes, und Directors der Kön. Central -Bibliothek. ® Vorgele sen in einer öffentlichen Versammlung der Akad. am 28, März 1812. von dem Gen. Secretär derselben. Te ER DE ER I RE München, INBNLLZ2. a er Ar Di rn 3 “ 2 re rende 021228563695009000090 0990029 -usceoo0 99999998 9990065505508 Kirn sind einige Monate seit der letzten öffentlichen Versammlung unserer Alktademie verflossen, und schon betrauern wir abermals den Verlust zweier vieljährigen verehrten Theilnehmer unsers Ver- eines, des Ehrenmitgliedes Grafen Anton von Törring Seefeld, der seit 47 Jahren ihm zugehörte und jetzt sowohl an Lebensjahren als an Dauer seiner Verbindung mit uns der Älteste darin war — und des ordentlichen Mitgliedes, Joh. Nepomuk Gottfr. von Krenner, seit 30 Jahren des unsrigen, — beide vielfach verdient um das Vaterland, um diese Stiftung und um die Kultur der Wis- senschaften in diesem. Lande, theils durch Beispiel und Ermunte- rung, theils durch eigene Theilnahme, Lehre und Forschung. Es ist eine rühmliche Sitte, dals keiner aus diesem wissen- schaftlichen Bunde scheiden soll, dessen Urne wir nicht in einer unserer feierlichen Versammlungen mit einem Kranze von Immer- grün umwinden ; und wem gebührte diese Huldigung gerechter, als denjenigen, die, ihre eigene schöne Gesinnung in Achtung würdiger Vorfahren bewährt haben, dem Grafen Anton von Törring- Seefeld, der einst vor 34 Jahren das Andenken des verdienstrei- chen Icekstadt in dem Kreise unserer akademischen Vorvordern durch. eine öllentliche Rede ehrte 9, und unserm Krenner, des- 'sen letzte literarische Arbeit sich mit den uralten Bürgergeschlech- tern a) „Der Verlurst eines weisen Mannes bei dem Hintritt des Freiherrn von Ick- stadt, Sr. kuril. Durchl. in Baiern geb Rath und Director der hohen Schule zu Ingolstadt, abgelesen von Anton Grafen von Törring zu Seefeld, den 17, April 1777. 4to. > 4 tern dieser Stadt beschäftigte, und der die verblichenen Züge ihrer ehrenwerthen Namen mit frommer Mühe wieder auffrischte! ° So ist demnach dem Sprechenden der Auftrag geworden, heute, am Feste der Stiftung unsers Vereines, das unser verehrli- ches Mitglied, Hr. v. Sufner, mit einer Vorlesung ‚über die Ver- fassung der ältern Gewerbs -Polizei der Stadt München” feiern wird, zuvor dem Andenken dieser beiden, zulezt von uns geschiedenen, um unsere Akademie vielfach verdienten Männer, nach alter guter Sitte zu huldigen, und eine Blume dankbaren Andenkens auf ihre frischen Gräber zu pflanzen, Graf Anton von Törring-Seefeld, der Sprofse jenes durch Alter ehrwürdigen Geschlechtes der Baiern b), aus welchem diesem Laa:ıe in der lanzen Reihe seiner Geschichten so mancher achtungswerthe Nane, wie einheimischer Heroen, erwachsen ist, war noch unter der Regierung Kurfürst Maximilian Emanuels (22. Jul. 1725) geboren, und sah demnach — ein seltenes Geschick — fünf Regenten auf dem Throne des Vaterlandes. Seine Erziehung — er erhielt bis in das ı5te Jahr Hausunterricht — erfüllte ihn mit liberalen Ansichten der Gesellschaft, der religiösen und bürger- lichen Verhältnilse, so dafs er bei seinem Hineinleben in ganz neue Geschlechter und neue Fornen sich doch nicht überlebte, sondern seinen frohen, hellen Geist in eine Enkelwelt mitbrachte und fest- hielt. Als jüngerer Sohn ward er dem Kriegsstande zugetheilt und trat unter Kaiser Karl VII. Regierung, 16 Jahr alt, in das Kürafsier- Fıegiment, das von einem Glied seiner Familie, dem Feldmarschall Grafen Törring, den Namen führte. Er diente 14 Jahre hindurch und bis zum Rittmeister, und das mit aller der Anhänglichkeit und Lust, die dieser Stand einer kräftigen Natur so leicht abgewinnt, Als b) S. Parnallus boieus. Bd. III. pag. 194, 276 ete. — W. Hund baierisches Stamm- buch, H. 317. — Einzingers von Einzig Baierischer Löw. I. 109. etc. II. 541. 5 Als er vor 41 Jahren an dem heutigen Tage (den 28. März 1771) zum Geburtsfeste unsers unvergelslichen Stifters, Kurfürst Maximilian Joseph Ill, in der zu Alten - Oettingen entstandenen literarischen und landwirthschaftlichen Gesellschaft ‚von den alten Verdiensten des Baierischen Regentenhauses um das teutsche, Reich” sprach 9, so entschuldigt er, vielleicht zu lange bei-Schilderung kriegerischer Begebenheiten verweilt zu haben, damit: ‚da ein jeder von seinem Lieblingsgegenstande reden zu können sich erfreue, er aber vca Jugend an in den Waffen seine einzige Freude gefunden, so werde sein rege gewordener Eifer gebilliget werden, wenn er sich bei je- nen Thaten am längsten aufgehalten, die immer so vielen Reiz für ihn gehabt hätten.” Die mit dem Kriegsstande verbundene Abhär- tung in seinen frühern Jahren belohnte sich durch eine bis in das höchste Alter dauerhafte Gesundheit, so dafs er noch nach seinem goten Jahre an Jagdpartieen, die er von jeher liebte, Theil nehmen konnte und mit Freuden Theil nahm. Als sein älterer Bruder Maximilian ihm die-Rechte der Erstge- burt abtrat (1755), verliels er den Kriegsdienst, verheirathete sich 4), und lebte nun der Sorge für die Verwaltung seiner Güter und für die Erziehung seiner Familie. Doch brauchte ihn Kurfürst Karl Theodor späterhin zu wichtigen und ehrenvollen Geschäften und Sendungen ®);. unser e) „Gründliche Beweise von den vorzüglichen, uralten Verdiensten des durchl. Hauses Baiern um das teutsche Reich, abgelesen von Anton Gr. v. Törring zu Seefeld, der churbaier. Akad. d. Wiss. in München, wie auch landwirth- schaftl. Gesellschaft zu Alten - Oetting Mitgliede, den 28. März 1771. 4. 36 Seiten.” Auch in Einauers Bibliothek zum Gebrauche der Baierischen Staats- Kirchen- und Gelehrten -Geschichte. Bd. II. 1772. 8. d) Mit der Gräfin Emanuele Marie Josephe Sedelnizi, aus einem alten polnischen Geschlechte. e), Er ernannte ihn zum wirkl. geh. Rath, dann zum bevollmächtigten Gesandten 5. an dem für Baiern so wichtigen Friedens-Congrels in Teschen (1779) und® an das Hoflager des Königs von Preufsen; wenige Jahre nachher zum Kaın- merpräsidenten und Finanzminister. EZ 6 . or ünser allergnädigster König ertheilte ihm zulezt das oberste seiner Hofämter, und bewies ihm auf alle Weise Vertrauen und ehren- des Wohlwollen. Gleich, nachdem er den Kriegsdienst verlalsen hatte, machte ihm die Verwaltung seiner ansehnlichen, theils an den reitzenden _ Ufern des Ammer- und Seefelder-Sees, theils im Ober- und Unter- lande Baierns gelegenen Stammherrschaften, die Beschäftigung mit dem Feldbau zu einer willkommenen Pflicht; er ergab sich ihr nun mit Liebe, und füllte so, durch seinen frühern Dienst in der vater- ländischen Armee, und durch die spätere ernstliche Betreibung der Landwirthschaft, den schönen Beruf aus, der eigentlich dem Adel eines Landes und Reiches obliegt. Damals, unter der preifswerthen Regierung des Kurfürsten Maximilian Joseph III., regte sich überall im _ Baierischen Vaterlande der Geist einer rühmlichen und heitern Thä- tigkeit. So wie schon die Stiftung der Akademie der Wifs. im J. 1759. eine Folge hiervon war, So wirkte diese mit Freude aufgenom- mene und gedeihende Anstalt wieder rückwärts auf die Beförderung und Verbreitung jenes Geistes. Denn wenn jemals eine Akademie der Wils.-bey ihrem Entstehen den wohlthätigen Einflufs auf das Ganze des Staates äulserte, den weise, Licht- und Ruhmliebende Stif- „ter durch solche Anstalten zu erzwecken suchen, so that diels of- fenbar unsere Akademie in jenen denkwürdigen Tagen. Wie etwa in den Zeiten beym Wiederaufleben der Wilsenschaften um die Mitte des ı5ten Jahrhunderts durch die mehrsten Länder Europa’s eine lebendige und wetteifernde geistige Thätigkeit entstand und sich schnell ver- breitete, so ergriff jetzt in diesem Staate eine begeisternde Freude an Erkenntnifs der Naturgesetze und der Geschichte der Vorfahren alle Gemüther. Prälaten der Kirche, Klostergeistliche, Adel und Ge- schäftsmänner wetteiferten miteinander, an diesem Verein Theil zu nehmen, ihm und dadurch dem Vaterlande Ehre zu machen." Es war nicht das Weiterbringen der Wilsenschaften an sich, wonach diese neue Akademie in ihrer Bescheidenheit und im richtigen Ge- i fühl © 7 fühl ihrer Kräfte zunächst strebte; es war mehr die Verbreitung von Einsichten in die Gesetze der Natur, Zerstörung des Aberglaubens, Belebung der Landeskultur und des Studiums der vaterländischen Geschichte, was sie bezweckte und in vieler Hinsicht wohlthätig bewirkte. Gleich einer der ersten Präsidenten dieser Akademie war aus der Törring’schen Familie gewesen f); jetzt sechs Jahre nach ihrer Stiftung, nahm die Akademie auch diesen regsamen, Beyspielgeben- den Landwirth, den Grafen Anton, unter ihre Ehrenmitglieder auf; (1765.) er hielt sich dadurch für wirklich geehrt, und als die Aka- demie 1768 einen Preis auf die beste Schrift über Verbelserung des Hopfenbaues aussetzte, war er es, der sich unter die Mitbewerber stellte, und defisen Schrift den Vorzug erhielt 8). Das Wohlgefallen, die innige Freude an geselligem Wirken und gegenseitigem Aufmuntern, erprobt an dem Bryspiel der Akad. der Wils. erzeugte ähnliche Verbindungen zu bestimmten nützlichen Zwecken im Vaterlande. So die landwirthschaftliche Gesellschaft anfangs zu Alten-Oetting, später zu Burghausen bh). Graf Törring Seefeld war eins ihrer thätigsten Mitglieder. Es ist vorhin schon einer Rede erwähnt worden, die er 1771 zu Alten-Oetting hielt; eini- f) Der Kurfürstl. geh. Rath und Kammerpräsident Graf Emanuel von Törring. S. “ Westenrieders Gesch. d. Akad. Th. I. p. 84 und ı09. g) Anton Reichsgrafen von Törring zu Seefeld, der kurfürstl, Akad. d. Wifs. Mit- glieds, „gründlich und nützlich erörterte ökonomische Preisfrage, so von ob- besägter Akademie f. d. J. 1768. vorgelegt wurde, nämlich, ob der Baierische Hopfen dem Böhmischen an Güte gleich sey? etc. München, 1769. 4.— Wei- tere Abhandlung von Verbefserung des Hopfenbaues. München, 1773. 4. ı k) Da diese Gesellschaft während der Zeit ihrer Dauer eines rühmlichen Namens genols, so wird es den Freunden der vaterländischen Literargeschichte nicht unwillkommen seyn, in der Beilage A. eine etwas ausführlichere Nachricht über dieselbe zu finden, 8 TLPF EHRE einige Jahre darauf that er, dafselbe, zu Burghausen, und sprach da über die Erziehung der Jugend i). Seine Schrift, „über die Verbef- serung der Wiesen“ !) zeugt von seiner lebhaften Theilnahme an die- sen vereinten Bemühungen zur Emporbringung delsen, was das Wich- tigste in jedem Lande, und vorzüglich in unserm Baierischen Vater- lande ist, der Landwirthschaft. Von dem richtigen Gesichtspunkte ausgehend, dals alles theoretische Behandeln dieses Faches wenig. fruchtet, wenn es nicht mit wirklicher Anwendung und Ausführung verbunden ist, wenn es nicht bis zum täglichen Leben des Landbe- bauers heruntersteigt, stiftete Graf Törring 1789 eine eigene,. ganz praktische Feldbauso cietät auf seiner Herrschaft Seefeld, die vom Kurfürsten Karl Theodor öffentliche Bestätigung erhielt, die aus Adel, Pfarrern, Beamten und Bauern bestand, und nach einem wohl entworfenen gedruckten Plane und durch’ öffentliche zweckmälsige Feyerlichkeiten zur Ermunterung des verbefserten Feldbaues vieles beitrug !). Und wenn Graf Anton das Eingehen jener Gesellschaft zu Burghausen und das Erkalten der Theilnahme an der zu Seefeld mit Bedauern erlebte, so war es ihm durch seine Nestorjahre auch wieder vergönnt, noch das Aufblühen des ganz in seinem Sinne ge- stifteten grolsen Jlandwirthschaftlichen V ereins in Baiern zu sehen, dieser wohlangelegten, umfalsenden, nicht genug zu preisenden Anstalt, die sich ohne Geräusch gebildet und durch den Zusammen- tritt der Einsichtsvollsten und Besten schon in den ersten Jahren ihres Bestehens zu einer weitverbreiteten Wohlthätigkeit erhoben hat. ö In 1) Burghausen, 1777. 4- k) In dem kurbaier. Intelligenzblatt und in den philos, Abhandlungen d. Akad, d. Wiß. Bd. IX. p, 3oı. 1) S. Ulrich Birzele’s Kalender auf das Jahr ı791. Neuburg a. d. Donau. — We- stenrieders Gesch. d. Akad. Th. IL. pag. 481. — Der baierische Landbot von d, J. 1791. — Eine Nachricht über dieselbe, besonders aus dem angeführten Kalender von Birzele gezogen, s, in der Beilage B. 9 In den Siebenzigern des vorigen Jahrhunderts versuchte sich der Graf in einigen dramatischen Uebersetzungen und Arbeiten m), die aber nur als Orts - und Zeiterscheinungen anzusehen sind und keinen bleibenden Werth haben.. Zeugen sie indefs auch wirklich nur von den ersten Anfängen der Geschmaksbildung für teutsche Literatur in seinen damaligen Umgebungen, so wurde doch über- haupt durch diese Versuche, unternommen von einem Manne seines Standes und seiner Verhältnilse, hier der Wetteifer angeregt, dem bald darauf unsere Bühne vaterländische Stücke von einem bleiben- den VW\erthe verdankte, die sich bis auf unsere Tage mit Beifall erhalten haben, und ein Eigenthum der Nation geworden sind. " Jenes bethätigte herzliche Theilnehmen an Verbindungen zu wissenschaftlichen oder „gemeinnützigen Zwecken ®) und diese Be- rührungen mit der Literatur waren es unstreitig, welche die Akade- mie vermochten, ihn 1780 zum Vicepräsidenten und späterhin (1793) zum Präsidenten der Akademie in Vorschlag zu bringen, welches auch von dem Regenten bestätigt wurde. WVaren nun gleich die Wissenschaften dem Gesichtskreise entwachsen, in welchem er ei- nige Bekanntschaft mit ihnen gemacht hatte, und konnte er zu ihrer Förderung durch seine Leitung der Akademie nicht beitragen so bleibt ihm doch der Ruhm, dals er über die Beobachtung der Grundgesetze der Gesellschaft wachte, und aus zu grofser Anhänglich- keit an das Alte keine Verbesserung hinderte, bis seine steigenden Jahre es ihm*selbst wünschenswerth machten, dafs bey Erneuerung und Erweiterung der Akademie ihm die Leitung derselben abgenom- men würde. ' Graf m) Der Zerstreute. Lustspiel a. d. Französ. 1773. — Der Schuster und sein Freund. Lustspiel 1776. — Die Belagerung der Stadt Aubigny, ein heroi- sches Sehauspiel. 1778, x . n) Hieher gehören noch: „Betrachtungen über die alten Deutschen,” eine Rede, die er vor 3ı Jahren zur Feyer des heutigen Tages in der Akademie hielt. München, 1781. 4. Pr} Io Graf Törring- Scefeld hat Zeiten erlebt, die mit denen sei- ner jugendlichen und männlichen Jahre einen geraden Gegensatz bilden, wo die mehrsten Formen, die er als ehrwürdig gekannt hatte, zerbrochen und von neuen, ganz abweichenden ersetzt wur- den — und doch ward er kein mürrischer Greis. Frohsinn, Ge- selligkeit, verschwiegene Treue gegen Freunde, Anerkennung frem- des Verdienstes, ausgebreitete, beharrliche Wohlthätigkeit gegen Arme und Leidende, — wovon sein vieljähriger Vorsitz in der hie- sigen, im Stillen Gutes wirkenden mildthätigen Gesellschaft allein schon Beweis ist — einfache Lebensart mitten unter den Zerstreuungen des Hofes, und Härte gegen sich selbst begleiteten ihn bis in sein g7tes Jahr, und vielleicht würde er auch jetzt dem Alter noch nicht unterlegen haben, wenn er .die letztere an einem rauhen Wintertage gegen die besorgten Aufiorderungen der Seini- gen nicht zu weit getrieben hätte. Geschätzt und geehrt von sei- nem Könige, gekannt und geachtet von dem ganzen Volke der Baiern, that er, begleitet von dem Ruhm eines vorzüglich redlichen Mannes und eines treuen, einsichtsvollen Patrioten — bescheidene Beywörter, die aber, wie ein Heiligthum, so viel Ehrwürdiges in sich schliefsen und vor dem Richterstuhl des Menschenwerthes viel Glänzendere aufwiegen — that er als ein zufriedener, eine glück- liche Reise vollendender Wanderer den Schritt in das Land jenseits der Gräber, seinem geehrten, schon ih Enkeln fortblühenden Ge- shlechte und uns allen das Bild seiner ungeschminkten Tugenden zurücklassend. — Ar 0 Durch eigentlich gelehrte Studien und Forschungen, so wie durch eine fortgesetzte und sogar bis zu seinem frühen Tode im- mer. wachsende Theilnahme war noch enger mit unserer Akademie verbunden Johann Nepomuk Gottfried von Krenner, den wır um so schmerzlicher betrauern, da er uns in der Mitte einer - noch I noch kräftigen, vielseitigen Wirksamkeit entrissen worden ist. Es giebt in der Geschichte der Staaten, der Kirche und der Wissen- schaften Epochen, wo sich zwey Zeitalter trennen und scheiden, wo in Folge grofser Begebenheiten eine Welt vor unsern Augen un- _ ter- und eine neue hervorgeht, wo ganze Gebäude von Meinungen, ‘Gesetzen, von Herkommen zusammen sinken oder stürzen, wo die Kenntnifs und Handhabung dieser Gesetze und Förmlichkeiten, die bis dahin den, der sie besals oder übte, mit Ansehn und Würde umgab, auf einmal zu einem Alterthum wird, das keinen Werth, als den geschichtlichen hat. Dann stehen die Männer, die für jene Verhältnifse und Formen sich gebildet hatten, und den vorigen Ge- schlechtern dadurch wichtig waren, als einzelne, sehr merkwür- dige, und, wenn .sie dabei eine höhere Bildung zeigen, und mit Ruhe und Würde in. die neue Welt hereinschreiten, zugleich als schr ehrenwerthe Repräsentanten einer untergegangenen Zeit da, die mit ihren Fehlern und Vorzügen auf immer dahin ist, und nun allein der Geschichte angehört. — Ein solcher war der geh. Rath v. Krenner für die Kenntnis der Verfassung und Staatsrechtlichen Verhältnifse des teutschen Reiches von seiner Entstehung in dem Mittelalter bis ‚auf die jetzigen Zeiten. Gleich seinem berühmten Lehrer Pütter trug er die ganze verwickelte Gesetzgebung, die Gebräuche und Herkömmlichkeiten Teutschlandes, wie es durch “ den Reichsverband zusammen gehalten wurde, mit treuer Liebe zu defsen alterthümlicher Gestalt in seinem Gedächtnifse, war den ältern Zeitgenofsen achtbar durch gemeinschaftliche Studien und Erinnerungen, der jüngern Welt ehrwürdig durch seine gründliche Gelehrsamkeit in vaterländischen Angelegenheiten und Geschichten, beyden durch hohe Redlichkeit und Treue in seinen vielfachen Berufsgeschäften. Es ist ein rühmlicher und ehrenvoller Weg, auf welchem er zu diesem Standort, der letzten Priode seines Lebens gelangte. — Stammend yon einem, in ansehnlichen Aemtern stehenden Vater ar * und 12 — und gebohren in München (1759, ıı Jul.) erhielt er durch sorgfältig gewählte Lehrer Privatunterricht, der so zweckmäfsig war, dals sich früh die Liebe zu gründlicher Gelehrsamkeit bei ihm bildete. Er besuchte die Universität zu Ingolstadt, wo unter andern auch Weishaupt sein Lehrer war, und ging schon im zoten Jahre nach Göttingen, um sich in den Fächern des Staatsrechtes, der Diplomatik und der Staatenkunde noch mehr auszubilden und selbst darin als Lehrer auftreten zu können. Pütter, Gatterer und Schlö- zer waren die Meister, an die er sich vorzüglich hielt, und für die er immerfort die gröfste Achtung beybehielt und äufserte. Der Ruhm und das Ansehen, das sie als akademische Lehrer genolsen, trugevorzüglich dazu bey, dafs auch er sich dem. akademischen Lehrstuhl bestimmte und mit allem Ernst seines Wesens seinen Studien diese Richtung gab. Er wollte aber mit der theoretischen Kenntnils der verwick- elten Verfalsung Teutschlandes und seiner höchsten Gerichtshöfe auch die eigene Uebung verbinden, ehe er als Lehrer des vaterlän- dischen Staatsrechtes aufträte. Er verweilte deshalb ein Jahr in Wetzlar, (1780) um sich dort mit den Vorstehern und dem Gang der Geschäfte am Reichskammergerichte bekannt zu machen. Der Ruf seines Fleifses und seiner erworbenen Geschicklichkeit ver- breitete sich schon vor seiner Zurückkunft in dem Vaterlande, und so kam es, dafs ihm, dem sich auszeichnenden jungen Gelehrten, die Akademie der Wissenschaften zu München das Diplom als aufser, ordentliches Mitglied der historischen Clalse bereits nach Wetzlar zusandte (2. Januar 1781.) Sogleich nach seiner Zurückkunft ins Vaterland wurde er zum öffentlichen Lehrer der teutschen Reichsgeschickte, des baier- schen Staatsrechtes und der Europäischen Staatenkunde auf der vaterländischen Universität zu Ingolstadt ernannt. Durch Achenwall und Schlözer war die Statistik als eine neue, sehr belehrende, Ge- 13 Geschichte und Geographie mannigfaltig belebende Wilsenschaft in den Kreis der Universitätsvorträge eingeführt worden. J. G. von Krenner war der erste, der auf der vaterländischen Universität dar- über Vorlesungen hielt; zu dem Anziehenden des Gegenstandes selbst kam der Reiz der Neuheit, und so hatte er allein schon durch diese Vorträge sich den Weg zu einem schnellen und ermunternden Bey- fall gebahnt. Eben so erwarb er sich, angeleitet durch seine be- rühmten Lehrer zu einer vorurtheilsfreyen und kritischen Behand- lung der Geschichte und des Staatsrechtes, in diesen Lehr- fächern ein ungemeines Verdienst. Sein Hörsaal war gefüllt; durch ihn belebte sich” das ernsthafte Studium der vaterländischen Ge- schichte, des baierischen Staats- und Fürstenrechts, und noch erin- nern sich jetzt viele angesehene Baiersche Staatsbeamte mit Dank- barkeit seines durch Gründlichkeit sich auszeichnenden, an neuen Ansichten reichen Vortrags. Er pflegte sich mit Sorgfalt vorzube- reiten, beherrschte seinen Gegenstand und sprach dann mit grolser. Lebendigkeit und Klarheit; seine Schüler hingen an seinem Munde- Mehrere darunter, wie von Hellersberg, Fe/smaier und andere, ha- ben sich in diesen Fächern als Lehrer und Schriftsteller einen rühm- lichen Namen und ihm öffentlich Ehre gemacht. Auch war er be- müht, durch Zutritt, den er seinen Zuhörern zu sich verstattete, und durch geselligen Umgang zu ihrer Bildung beyzutragen. Der Lehrer der Rechtskunde und namentlich des Staatsrech- tes auf einer teutschen Universität hat dadurch einen schönen Be- ruf, dafs sein Amt ihn nicht den praktischen Geschäften entirem- det, und dafs wir also in ihm oft das sehen, was uns in der Grie- chen- und Römerwelt mit so grofser Achtung und Bewunderung erfüllt, einen durch gründliche, vielseitige Studien, durch den be- ständigen Vortrag seiner Wissenschaft gebildeten Geist, aber zu« gleich täglich bereit, dem Staate, dem Gemeinwesen, den Tribuna- len, dem Regenten unmittelbare und in das tägliche Leben und Wirken eingreifende Dienste zu leisten. Welch glänzende Reihe von 14 von den erleuchtetsten verdienstvollsten, öffentlichen Beamten kann die teutsche Staaten- und Literar- Geschichte aufweisen, die auf dem akademischen Lehrstuhl ihren Blick für das Praktische schärften und berichtigten, dann handelnd eintraten und die Wohlthäter und der Ruhm ihrer Länder wurden! — Geh. Rath von Krenner zeigte durch seine Lehrvorträge und durch einige Staatsschriften so viel genaue Kenrtnifs von den vaterländischen Staats- und Fürstenrechts- verhältnifsen, dafs er 1792 zum Fiskal bey dem Reichs - Vicariats- Hofgericht ernannt, mit seinem Bruder in den Adelstand erhoben, und das Jahr darauf als wirklicher Oberlandesregierungsrath, doch mit Beibehaltung seiner Profefsur, angestelit wurde. Wenn man ihn nach München in das Raths-Collegium einberief, so gab er jüngeren Docenten den Auftrag, mit Unterstützung seiner Hefte die Collegia zu vollenden, und trug so wieder dazu bey, dafs diese Freude an dem Berufe des Lehrers fanden und mit Ehren darin auftraten. — Wie mufste diese Verbindung des Lehramtes und 'der praktischen Wirksamkeit Krenners Einfluls auf die Bildung der va- terländischen Jugend zu Rechtskundigen Männern vermehren, da sie in ihm den forschenden Lehrer und den ausübenden Beamten zu- gleich sahen und ehrten, und vor seinem Lehrstuhl, wie die römi- sche Jugend vor dem Richterstuhl des Prätors, sich in Auffassung der Grundsätze des Rechts und in der Anwendung derselben zu- gleich bildeten! Inzwischen hatte ein vieljähriger Krieg Friedensverhandlungen herbeygeführt, die wegen der verwickelten Lage der Dinge und der vielen. zu bewirkenden Ausgleichungen unter die schwierigsten ge- hörten, welche die Geschichte der Friedensschlüfse aufzuweisen hat. Jeder teutsche Regent schickte dazu Männer, die sich eines beson- deren Vertrauens werth- gemacht hatten; die Wahl hierzu war schon ein ehrenvolles Zeugnifs. Indem Krenner im Februar 1798 als Baierischer Legationsrath mit zu dem Friedens-Congrels nach Ra- stadt 15 stadt abgeordnet wurde, legte seine Regierung ein abermaliges sol- ches Zeugnils öffentlich über ihn ab. In solchen Erweisen des Zutrauens und der Achtung fuhr 1799, nach des Kurfürsten Carl Theodor’s Tode, der neue Regent, unser allergnädigster König, fort. J. Gottfr. von Krenner, nun ganz dem praktischen Leben zugetheilt, ‘wurde nach München versetzt, leistete in jenen kriegerischen und tumultuarischen Jahren, ansehn- liche Staatsämter bekleidend, die wichtigsten Dienste und falste im Auftrage seines Monarchen mehrere staatsrechtliche Schriften ab 0). Auch arbeitete er um,diese Zeit seine Anleitung zur näheren Kennt- nils der Baierischen Landtage des Mittelalters aus, ein äulserst wich- tiges Geschichtsbuch, das mit dem gro/sen Werke über die Baieri- schen Landtags- Verhandlungen p) ein innigst verbundenes Ganzes ausmacht. Jetzt war nach dem Wiener Frieden (1805) eine Umänderung aller zeitherigen staatsrechtlichen Verhältnifse in Teutschland her- beygeführt. Geh. Rath v. Krenner zeigte nun, dafs ihm aufser dem Wissen und der Uebung, die sich auf jene alte Verfassung bezog, noch andere vielseitige Brauchbarkeit eigen sey. Die Archive, die Rechte und Verhältnisse der adelichen Familien in dem vergröfser- ten, zum Königreiche erwachsenen Staate, die Revision der höch- sten Tribunale, die Gesetzgebung waren die wichtigen Gegenstände» an deren Bearbeitung ihm eine namhafte Theilnahme übertragen wurde; alle hiemit beschäftigten Rafhsversammlungen .und Ausschülse erfreuten sich seiner fleilsigen, treuen, gründlichen Mitwirkung, die _ dann auch durch immer neue Auszeichnungen und Belohnungen bis in das letzte Jahr seines Lebens von seinem, ihm wohlwollenden Könige anerkannt, vergolten und geehrt wurden. Als o) Ein Verzeichnis seiner sämmtlichen Schriften siehe in der Beilage C. P) Die Herausgabe desselben besorgie Herr Geh. Rath Franz von Krenner, der Bruder des Verstorbenen. 16 Als die Akademie der Wiss. durch die neue Constitution einen erweiterten Wirkungskreis erhielt, regte sich in dem wissen- schaftlichen Manne der Wunsch, von ihr nicht blofs als Ehrenmit- glied das Zeugnils anerkannter Achtung und Liebe zur Literatur zu besitzen, sondern ihrer historischen CGlasse als ein besuchender Mitarbeiter zuzugehören. Mit Freuden sah die Akademie diesen Wunsch erfüllt und seitdem nahm er an den Arbeiten der histori- schen Classe durch Prüfung, durch Berathung und durch eigene mitgetheilte gründliche Forschung seinen thätigen und freudigen Antheil. Hiezu kam noch die’ engere Verbindung, in welche ihn im letzten Jahre seines Lebens die Direktion der grolsen königl. Cen- tral-Bibliothek mit der Akademie setzte, wo er durch seine Würde zur Aufrechthaltung des Geschäftsganges und durch Zutrauen ein- Nlölsende Güte zur Ermunterung seiner Untergebenen in ihrem müh- samen Geschälte nützlich mitgewirkt und sich unvergelslich ge- macht hat. Seine letzte gelehrte Arbeit, die er noch im Niederschreiben vollendete, deren gänzlichen Abdruck er aber nicht mehr erlebte, handelt „über die Siegel vieler Münchner Bürgergeschlechter bereits im XIIL und XIV. Jahrhundert.” Ihr Titel ist viel bescheidener und enger, als eine so vielseitige Forschung über die alte Stadt- und Landesgeschichte verdient. Es ist ein ganz und höchst müh- sam aus den Quellen geschöpfver Beitrag zur Geschichte dieser Hauptstadt des Königreiches, die zwar nicht unter die ältesten Teutschlandes gehort, deren Urkunden jedoch weit genug hinauf steigen, um aus ihnen vieles Merkwürtlige zur Darstellung des Mit- telalters überhaupt ausheben zu können. Nachdem die Forschung über Verfassung und Schicksale einzelner Städte in ihrer Wichtig- keit für Geschichte der Gesittung und des Zeitgeistes von allen, die hier ein Urtheil zu fällen haben, anerkannt worden, erscheint auch 17 , auch eine solche Arbeit in ihrer vollen Verdienstlichkeit. Nicht blofs die Siegel der alten angesehenen Familien von München wer- den hier abgehandelt, sondern zugleich die Entstehung des Stadt- Regiments, der Familien-Namen,. der ältesten Gewerbe, der Stadt- mauern und alten Hauptgebäude von München, und mehrere noch ent- fernter liegende Punkte der Geschichte und Verfassung von Baiern. «Ülles ist, wie selbst die Form verräth, aus mühsamer, in abgerissenen, von Amtsgeschäften freyen Stunden unternommener Forschung ent- standen; daher wird den Freunden vaterländischer Geschichte, die nicht blofs leichte Unterhaltung suchen, sondern zu einer anstrengen- den Auffassung dieser Gegenstände Kraft und Lust haben, diese seine letzte Arbeit ein willkommenes Geschenk seyn, und sie werden sich für die Beharrlichkeit, sie mit Aufmerksamkeit durchzulesen ‚ reich- lich belohnt finden. Für dergleichen Forschungen aus Urkunden zur Aufhellung der ältern Baierschen Geschichte ist Geh. Rath von Krenner zu früh gestorben. Ihm standen noch viele Erinnerungen zu Gebot von Ge- bäuden, Einrichtungen, Gebräuchen, Benennungen, die nun theils nicht mehr sind, theils bald gänzlich vergessen seyn werden. Dadurch wurden ihm seine fleifsigen und scharfsinnigen Forschungen erleich. tert. Ihnen hätte für das Beste der Geschichte noch der ganze Herbst seines Lebens bis in ein spätes Alter gewidmet seyn sollen; denn nur wenige sind deren unter unsern Zeitgenossen, die, alle Hilfsmittel, die er besals, in sich vereinigend, ihn hierin ersetzen können, und — wie bald wird keiner mehr da seyn! Und doch hat ein Zeitalter, wie das unsrige, das zwischen einer alten und einer neuen Zeit mitten inne steht, in dieser Hinsicht offenbar eine heilige Verpflichtung gegen die Nachwelt auf sich. Das, was wir nech kannten und sahen, was der Strom der Zeit vor unsern Augen, und indem wir verwundernd an Ufer standen, mit sich fortrifs, soll — so ruft die hohe Muse der Geschichte uns zu — nicht ganz aus der Erinnerung verschwinden, soll im beleh- renden Bilde noch leben und im Andenken unserer Enkel. Wenn der 3 PT ein 18 einzelae Patriot von Geist und Herz schon diese Verpflichtung, die Geschlechter durch treue Ueberlieferung an einander zu knüpfen, auf sich hat, so unstreitig noch mehr ein Verein, wie der unsrige, in des- sen Mitte sich wieder ein engerer Kreis zur Pflege der Geschichte und namentlich der vaterländischen Geschichte, anheischig gemacht hat. Hier im Schoofse der Altad. der Wiss. soll sich die Kunde der vater- ländischen Dinge und Angelegenheiten erhalten, deren Andenken sonst. bald verwischt seyn wird; hier die gerechte Schätzung dessen, was war, wenn essich auch überlebt und überdauert hatte und dem Stur- me der Zeit nicht mehr zu widerstehen vermochte; hier die Achtung für die Trümmern, über die der gemeine Haufe der Nachkommen sonst gedankenlos hinschreiten wird. — Und so erfüllte Geh. Rath v. Krenner die Pflichten, die in dem Begriff unsers Vereins liegen, und die der Wille unsers erhabenen Beschützers in der Erneuerungs- urkunde der Akad. uns ausdrücklich zu solchen macht, auf eine mu- sterhafte Weise. Auf denn, ihr Jünglinge der Nation, tretet um uns und zu uns, und helft uns diesen schönen Beruf erfüllen; setzt bey dem. kommenden Geschlechte fort, was wir begonnen, und ehrt mit uns durch Nacheifer das Andenken derer, die, wie die beyden ruhmwür- digen Männer, welche wir heute betrauern, die beyden Dinge förder- ten, die jedem wackern und tüchtigen Volke theuer seyn müssen, ohne die es nicht gedeihtund kein Volk ist— den Feldbau und die Geschichte des Vaterlandes! “ BE ey- N Deyrage A. Nachricht von der literarisch- öhonomischen Gesellschaft, erst zu Altenötting, dann zu Burghausen; yon 1766 bis ı800 *). u As die Akad, der Wissensch, zu München 1765 angefangen hatte, ihre Aufmerksam- keit der Verbesserung der teutschen Sprache in Baiern,, dem Unterricht in den Volksschulen u. dgl. zuzuwenden, nahmen zu Oettingen und in der Gegend einige wackere Männer, welche in einem dortigen Gasthause gesellschaftlich zusammen zu kommen pflegten, hieraus Anlals, auch ihrer Seits einen Schritt vorwärts zu thun, Es waren diefs mehrere dort garnisonirende Officiere, der Weltpriester Xaver von Hoppenbichl aus Alten-Octting und einige Beamte. Anfänglich begnügte man sich blofs auf Verbesserung der Muttersprache in der geselligen Unterhaltung zu schen man erkannte das Fehlerhafte der damaligen Gewohnheit, in Gesprächen ohne Noth lateinische, französische und italiänische Worte einzumischen, und setzte Geldstrafen darauf, wenn jemand ein fremdes Wort in ein teutsches Gespräch mengte. Wie nö- thig es war, in Baiern damals auf Verbesserung der Sprache zu achten, um nicht zu schr gegen deren Fortbildung in andern Gegenden Teutschlands zurück zu bleiben, erhellet gerade aus der Beschaffenheit der Reden und Druckschriften dieser Gesellschaft, die doch diesen Gegenstand mit so vielem Eifer ins Auge gefafst hatte. Und gleiehwobl sahı sich Hoppenbichl über die Stiftung dieses Vereins von Finsterlingen als ein Neue- rungssüchtiger verschrieen und mancherley Verfolgungen ausgesetzt, Aber diefs be- wirkte nur, dafs sich der Eifer vermehrte, und die Gesellschaft sich auch Beschäftigung mit physikalischen und moralischen Wahrheiten zum Zweck setzte, Am 28. März 1766, dem Geburtstag des Kurfürsten, hielt Hoppenbichl in diesem Zirkel@ie erste Rede, „über die Glückseligkeit eines Landes durch den Flor der Wissenschaften,” — Nun erhielt das Ganze mehr Festigkeit; man bewarb sich um entferntere Mitgliederund forderte unter andern auch den. damals berühmten Hof- kammerrath Kohlenbrenner in München zur Theilnahme auf. Bey einem Besuch des Kurfürsten in Alten. Oetting stellte Hoppenbichl demselben seine Freunde vor; der Kurfürst bezeugte der Gesellschaft seinen Beyfall und munterte sie auf, nur so fortzufahren. Nun traten mehrere Herrn vom Hofe dem Zirkel bey; man konnte jetzt eine ordentliche Versammlung bilden, die sich einen Präsidenten, Vicepräsiden- ten *) Geschöpft theils aus Hrn. Göhls von Pothorstein Rede von dem Ursprunge, der Fortsetzung und dermaligen Lage der churpf. baier. sittlich - Jandwirth- schaftlichen Akademie zu Burghausen 1792. 8. — theils aus mündlichen Mit- theilungen des lIrn. Dir. Schrank. — vergl. Geogr. statistisch -topographisches Lexicon v. Baiern. I, B, 8. 66. — Annalen der baier. Litteratur. 3761. ı. B. Seite 24. : „ 20 ten un] Direetor wählte, am Geburts - oder Namensfeste des Landesfürsten öffentliche ! Reden über moralische und andere Gegenstände hielt und drucken ließ, und eine Naturaliensammlung anlegte, welche mehrmals von dem Kurfürsten bey seiner Anwe- seuheit in Alten - Oetting besucht und mit Beyfall gesehen wurde. Kohlenbrenner, der oft in seinem Wochenblatte der Gesellschaft rühmli- che Erwähnung tbat, machte sie jetzt aufmerksam darauf, dafs ihr ein bestimmter Zweck mangle, und rieth, "die Landwirthschaft, deren theoretischen und praktischen Theil er ohnediels durch seine Schriften zu befördern suchte, zu ihrem Gegenstand zu wäh len; er versprach, wenn sein Vorschlag durchgehen sollte, bey dem Kurfür_ sten eine öffentliche Anerkennung der Gesellschaft und ein Jahrgeld zu bewirken. Der Vorschlag ward angenommen und Kohlenbrenner hielt Wort. Der Kurfürst bewilligte 1769 jährlich 500 fl., und ein Siegel, ‚die baierischen Wecken mit einem Herzschilde; „in demselben ein Pflug;" — bestätigte die Statuten dieses Vereins unter dem Namen einer „Kurbaierischen Landes - Oekonomie - Gesellschaft,” und liefs von der geheimen Kanzlei aus, den rühmlichen Zweck derselben den vier Rentämtern anzeigen und em- pfehlen. Als in der Folge einige Offciere von Oetting verlegt wurden und die täglich zusammen kommenden Personen dieses Zirkels sich minderten, hingegen mehrere Regie- rungsräthe, Professoren, Beamte und andere Personen zu Burghausen demselben als auswärtige Mitglieder beygetreten waren, falste man ı772 den Entschlußs, die Gesell- schaft in das größsere und geselligere Burghausen zu verlegen, und Beneficiat Hoppenbichl, der Stifter und thätigste unter den Theilnehmern, erhielt vom Erzbi- schof von Salzburg die Erlaubnils, sein Beneficium zu Burghausen zu genielsen. Leo- pold. Freyherr von Hartmann war nun Vice-Präsident und Hoppenbichl Direetor. Hartmann hielt am 28. März 1772 die erste öffentliche Rede zu Burghausen „über die Verbesserung der Erde”; — sie wurde in Schweden bekannt und erwarb ihm vom Könige von Schweden den Wasa-Orden. Von nun an hielt er jährlich‘ zwey öffentli- che Versammlungen, "verwendete die Einkünfte der Gesellschaft auf den Druck der- selben und auf die Vermehrung der Sammlungen, zog sich aber , besonders nach Hoppen- bichl's Tod, den Vorwurf von den Mitgliedern zu, dafs er alles einseitig betreibe, und dafs aufser den paar öffentlichen Versammlungen kein Leben in der Gesellschaft sey. Indefs vermehrte sich die naturhistorische Sammlung, besonders die der Conchylien, und auch in der Bibliothek der Gesellschaft befand sich manches interessante Buch, ohne dafs sie jedoch jemals sehr beträchtlich wurde. Nach Hoppenbichl’s Tod 1779, wählte die Gesellschaft, welche durch ‚den neuen Kurfürsten Karl Theodor bestätigt worden war, zum Director den kurz vorher als Professor an das dortige Gymnasium gekommenen Franz v. Paula Schrank, wegen des Rulımes, den derselbe schon damals als Naturforscher genofs; denn seine vorzüg- lich- ne 21 lichsten Kenntnisse im, Fache der Oekonomie hat er sich erst später erworben, Er ‚suchte so viel es seine Schulgeschäfte erlaubten, das Naturalien-Cabinet besser zu ordnen, wurde aber darin unterbrochen, da mehrere Mitglieder die zeitherige un. wissenschaftliche Aufstellung aus Gewohnheit vorzogen; auch war aus Mangel an Zu- sammenkünften an eine bessere Einrichtung der ganzen Gesellschaft nicht zu denken. So blieb es die drey Jahre hindurch, die Prof. Schrank als Professor zu Burghausen verlebte; in den folgenden drey Jahren, während welcher derselbe, da die Schulen den Klöstern zugetheilt worden waren, als reducirter Professor lebte, brachte er den Sommer auf Reisen zu, und beschäftigte sich in den Wintern mit Ausarbeitung ver- schiedener Schriften, ohne die Gesellschaft zu einer gröfseren Thätigkeit bringen zu können, — Nachdem Prof. Schrank im J. 1784 als Universitäts - Professor nach Ingol- stadt versetzt worden war, erwählte man den geistlichen Rath Sutor zum Director des sittlichen, und den Klosterrichter von Raitenhaslach Ignaz Weinmann, zum Director des landwirthschaftlichen Faches, Als 1791 Freyherr von Hartmann starb, wurde der Regierungs-Kanzler Freyherr von Schacki Vice-Präsident, und der Regierungsrath v. Göhl Director; man war, zu Folge der 1792 von dem letztern gehaltenen Rede, be- müht, die Gesellschaft, die sich nun die churpfalzbaierische sittlich- land- wirthschaftliche Akademie zu Burghausen nannte, neu zu beleben und nützlich zu machen, Es war aber dem Kurfürsten Karl Theodor vorgestellt worden, dals die jährliehe Summe von 500 fl. besser angelegt seyn würde, wenn man sie zu Stipendien für studirende Kammeralisten auf der Universität verwendete, welchen Vorschlag er auch genehmigte. Indels war die Gesellschaft darum doch noch nicht aufgehoben, sondern setzte sich, obschon schwach, ohne öffentliche Unterstützung fort, bis 1802 das Regierungs -Collegium in Burghausen aufgehoben, die Räthe an an- dere Orte versetzt, und dadurch diesem literarischen Institut, das eine Zeit hindurch in seinen nächsten Kreisen nützlich gewirkt hatte, gerade die ansehnlichsten Glieder entzogen wurden. Die vorhandene Naturaliensammlung ist dem Gymnasium in Burg- hausen zugetheilt worden, Die mehresten gedruckten Reden und Abhandlungen der Gesellschaft sind vom Frhrn. v, Hartmann; andere Mitglieder von denen Reden und Abhandlungen, theils politisch-moralischen, theils ökonomischen Inhalts, gedruckt wurden, sind: Jos. v. Hoppenbichl;— Joh. Mart. Strixner. — Franz Steer. — Casi- mir v. Hoppenbichl, — Ludw. Rousseau. — Frhr. Huber v. Maur. — Graf v. Haslang. — Gr. v. Spreti. — Benno Hertl. — Frhr. v. Lerchenfeld. — Andr. v. Schacki. — Gr. Ant, v. Törring-Seefeld. — Ant. Oberbauer, — — Leop. Wöckl. — Marquis y. Bethusy. — Gr. v. Olivier, — Otto Leo. — Jos. v, Specekner. — Lor. Hübner. — Ign, Hübner. — G. G. Strelin, — Gr. v. Auersperg. — Sutor, — Stubbeck. — Rölsner. — Fr. Xav. Mayr. — Weitzenbeck. — Frhr. v. Böcklin. — Gr. v.Morawitzki. — y. Göhl. — Eine 22 Eine vollständige Sammlung dieser kleinen Schriften findet sich auf der kön, Bibliothek zu München. “ — u BeylageiB Kurze Nachricht von der Ackerbausocietät in Seefeld. = jenem. Neuburger Kalender für 1791 sind die Gesetze dieser Ackerbau- und Jagd- Gesellschaft, oder wie sie eigentlich heifsen, „Gesetze und Regeln für die Freunde im Acker undäufderJagd,” abgedruckt. Der Kurfürst bestätigte sie, und liels den Grafen versichern, dafs, so wie die Errichtung dieser Gesellschaft den Dank des Vaterlandes verdiene, die sich auch seines besondern Beyfalls zu erfreuen haben solle. Der Stifter giebt als Zwecke der Gesellschaft an: Aufmunterung zum Verbessern der Landeskul- tur, zur Anwendung‘ besondern Fleifses im Hauswesen, zur verständigen Erziehung der Kinder, zur Führung guter und friedlicher Haushaltung und Eintracht mit ihren Nachbarn.‘ Diejenigen Bauersmänner, die aufnahmswürdig erkannt werden sollten, mulsten über diese Eigenschaften ein gerichtliches und pfarrherrliches schriftliches Zeugnifs beybringen, worauf dann in der nächsten Zusammenkunft durch die sämmtli- chen Mitglieder über die Aufnahme selbst entschieden und dem Aufgenommener ein Ordenszeichen, das einen Pflug vorstellt mit der Inschrift: „Heil dem Ackersmann wie dem Hausvater!” zum täglichen Tragen an einem Bande überreicht wurde. Die Aufnahme geschah in der Hauptversammlung, die den ı3, Juny, am St. Antonius- Tag, Namenstag des Stifters, in der Kapelle zu Griensink gehalten und von einem feyerlichen Hochamte begleitet wurde, Der'Graf hatte diese Capelle einst auf Bitten der dortigen Landleutc mitten im Walde an einer Stelle erbaut, wo ein von ihnen besonders verehrtes Marienbild seit alten Zeiten an einem Baume im Freyen befestigt gewesen war. An dem feyerlichen Ordenstage stand auf der Seite neben dem Altar ein Tisch, auf welchem eine kleine Garbe und ein Jagdhorn als Embleme der Gesellschaft lagen. Der Bauer nun, der jenes Ehrenzeichen erlangt hatte und also Mitglied der Gesellschaft war, konnte ohne besondere Einwilligung der Herrschaft mit keiner gerichtlichen Strafe und durchaus mit keiner beschimpfenden, belegt wer- den, hatte vermöge desselben ohne Anmelden freyen Zutritt bey dem Gericht und bey. der Herrschaft, und war auf immer von den Frohnen beym Treibjagen frey. Eine vor- 23 vorzügliche Pflicht der Mitglieder war, zu verhüten, dafs durch die Jagd dem Acker- manne kein Schaden zugefügt werde; deswegen wurde von dem Grafen eine schon bestehende Jagdgesellschaft mit dieser, Feldbau - Societät in Verbindung gesetzt, und in die Constitution der Grundsatz ausdrücklich aufgenommen: „‚das Auge des Jägers soll sich an jedem Felde weiden und im Vorübergehen Gottes Seegen erbitten; jeder rufe laut: Heil unserm Bruder!” — Es wurden des Jahres hindurch mehrere Zusam- menkünfte zur Berathung über ökonomische Gegenstände gehalten, im späten Herbste aber eine Final - Verfammlung, wo alle im Laufe des Jahres gemachten Proben und Versuche in den verschiedenen Zweigen der Feldwirthschaft erwogen und die Getreide- Gattungen vorgelegt werden sollten. ‚Wenn auch andere angränzende Herrschaften eine dergleichen Societät in ihren Ortschaften zu errichten und zum Besten ihrer Un- terthanen und des geliebten Vaterlandes die Landeskultur zu erweitern und zu verbessern bedacht seyn sollten, so wird man mit Vergnügen dazu beytragen und ihnen alles diefs. Orts Einkommende mit Freude communiciren, in der Hoffnung, dafs sie es gegensei- tig eben so halten werden.” — Es wurden den Mitgliedern Fragpunkte ökonomischen Inhalts vorgelegt, zu deren Beantwortung sie und besonders die Pfarrer unter ihnen aufgefordert waren. Sie gehen sehr in das Einzelne und waren dadurch recht geeig- net, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Gegenstände zu lenken. Aus ihnen sollten all- mählig wichtigere Preisfragen gebildet werden, — Es ist so viel Wohlausgedachtes und Zweckmäfßsiges in dieser Einrichtung, dafs die Nachricht von dieser Gesellschaft, die übrigens nicht eingegangen ist, sondern bey erneutem Interesse äuch wieder in leb- kaftere Wirksamkeit treten kann, allein schon im Stande wäre, das Andenken ihres menschenfreundlichen Stifters in verdienten Ehren zu erhalten, Beesrl. ao eG. j; 3. Nepomuk Gottfried von Krenners im Druck herausgegebene Schriften: Gremien, Vorschläge und Wünsche zur Verbesserung des Frauenzimmer - Unter- richts. 8. München, 1779. S. Götting. gelehrte Anzeigen, 1780 — 178. Baier. Beiträge 1780, An- nalen der baier. Literatur. Ä : Ueber das rechtliche Studium der teutschen Staatsgeschichte, 4. Eichstätt, 1782, S. Finauers hist. lat. Magaz. St. 2. S. 187, Nürnberg. gel Z. ı7B2. S.495 Annalen der baier. Literatur B. III. S. 128. Kurze, aber wesentliche Uebersicht des dreylsigjährigen deutschen Kriegs. 8, Ingolst, 1783. Nachricht und Beleuchtung der Gründe, aus welchen sich die Erzstift-Salzburgische Lande in dem jüngsten Zwischenreichs-Falle von dem kurpfälzischen Reichs-Vika- riats- 4 riats- Sprengel haben ausziehen wollen. Mit XLVII. Beilagen. Auf Se, Kurfürstl, Durchl. zu Pfalz-Baiern höchsten Befehl in den Druck gegeben. Fol, 1793. Ueber den kurpfälzischen Reichs - Vikariats - Sprengel. 4., Ingolstadt, 1798. S. Münchn. Intelligenzblatt 1793. S. 250. Jen. Allg. Lit. Zeit. Ueber Land- Hofmarchs- und Dorfgerichte in Baiern. Versuch einer Auflösung der von der kurf. Akademie der Wissensch, in München für die Jahre 1794 und 1796 aufgeworfenen historischen Preisfrage , nebst einem kleinen Urkundenbuche. ıtes Stück, 4. München, 1795 *). ‚ S. Allgem. jur. Bibl. Band ı. S. 160— 163. Neueste landschafil.. Biblioth, 1800. St. ı. 5. 32 — 36. Ueber gemischte und folgende Weibs-Ritterlehen, nach den Gewohnheiten und Ge sen der kürfürstl. Lehenhöfe in Baiern dargestellt. Mit mehreren noch unge- druckten Urkunden, und einem Anfange über den Ursprung der baierischen Beu- tellehen begleitet. 8. Rastatt, 1798. S. Bemerkungen über J. N. G. von Krenners Abhandlung über gemischte und folgende Weibs-Ritterlehen, so weit es die Familie von Glosen tangirt. Mit mehrern Beylagen. 8, Frankfurt 1799. Anleitung zu dem näheren Kenntnisse der baierischen Landtage des Mittelalters. Von . dem Entsteben der einzelnen baierischen Landschafts - Korporationen seit dem Jahre 1302, bis auf derselben allgemeine Vereinigung im Jahre 1505. Nebst einer Anzeige der von dem Jahre ı505 bis 1516 abgehaltenen baierischen Universal- Landtage. 8” Münchent 1804 **). : £ Ueber die Siegel vieler Münchner-Bürger- Geschlechter, bereits in dem Anfange des XIV. Jahrhundertes. 4. München, ıBıı. R (Diese Abhandlung findet sich in dem Vten Band der neben den Denkschriften herausgegebenen historischen Sammlungen der Akad. d. Wiss.) Mehrere Aufsätze im Münchner Intelligenzblatte und anderen periodischen Schriften. *) Das zweyte Stück soll in der Handschrift fertig liegen. ®#) Dieses äufserst wichtige Geschichtswerk bildet mit der Ausgabe der baierischen Landtags- Handlungen seines Hrn. Bruders ein innig verbundenes Ganzes. DENKSCHRIFTEN DER KÖNIGLICHEN ARADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU MÜNCHEN. FÜR DIE JAHRE ı8ı1ı UnD ı$1ı2. MATHEMATIK UND NATURWISSENSCHAFTEN. er en Mr Fe ss0:2:.08r890rL OADBEOHOGETCEOGSCO>EOOIGOGTLEOEGEROSGODHSB0sEeeBsaee l. Ueber die Pristleyische grüne Materie, von Franz v. PAULA SCHRANK; vorgelesen in der math. physik. Classe der königl. Akademie der Wiss. am 28. Juli ıgıo. Wenn der schwesterliche Verband, in welchem die Wissenschaf- ten unter einander stehen, ein mächtiges Hilfsmittel zu ihrer Vervoll- kommnung ist, so läfst sich doch auch nicht läugnen, dafs eben dieser Verband nur gar zu oft ihren Fortgang hindere, indem er Irrthümer veranlafst, welche, durch das Ansehen grolser Männer unterstützt, für die einzelnen Wissenschaften desto nachtheiligere Folgen haben, je geschickter dergleichen Irrthümer zuweilen sind, zu Grundlagen sinnreicher Lehrgebäude zu dienen, die, mit dem ‘ ganzen Feuer einer üppigen Phantasie vorgetragen, eine Revolution in diesen Wissenschaften bewirken, welche, wenn sie gleich nicht gerade für dieselben tödtlich ist, doch immer ihren weitern Fort- gang dadurch hemmt, dafs theils mehrere gute Köpfe eine Zeit lang irre geführet, theils andere genöthiget werden, ihre Mulse auf neue Untersuchungen längstbekannter Sachen zu verwenden, und sie den Forschungen unbekannter Dinge zu entziehen. En Die 4 Die grüne Materie, welche der berühmte Pristley nicht eben zuerst entdeckt, aber zuerst in die Physik eingeführt hat, ist von dieser Art. Das Vermögen, Lebensluft abzuscheiden, welches ihr in einem so ausnehmenden Grade zukömmt, machte alle Welt auf sie aufmerksam. Allein man beschäftigte sich lange mit ihr, ohne sich darum zu bekümmern, was sie etwa seyn dürfte; ob sie den Gelehrten auch sonst schon bekannt sey, und welchen Namen ihr diese mochten gegeben haben. Dadurch entstanden dunkle, und eben darum schwankende Begriffe, die man in der Folge wohl allerdings aufzuklären versuchte, wobey man aber, da man nicht mit allen zu diesem Unternehmen nöthigen Vorkenntnissen versehen ‚war, die Sache nur noch mehr verwirrte, und statt der bisherigen undeutlichen Begriffe, die dem Physiker nicht schädlich waren, baare Irrthümer in die Naturgeschichte einführte. Pristley hielt seine grüne Materie anfänglich :) für eine unorganische Substanz, oder, nach seinem Ausdrucke, für eine Sub- stanz, welche weder zum Thier - noch Pflanzenreiche gehöre. In der Folge 2) nimmt er auf das Ansehen eines Freundes an, sie dürfte wohl irgend eine Conferve seyn; und Forster gab sie für Conferva (Lepraria) botryoides an. Aber Senebier, welcher an- fänglich ebenfalls Forster’s Meinung zugethan war, erkannte sie später 3) für eine Conferve, welche Linne nicht beschrieben habe, die aber bey HaNer 4) unter dem Namen Conferva cespitosa filis rectis undique divergentibus vorkomme, welche also doch Linn&'s Conferva fontinalis 5) wäre. Ingenhousz endlich hält sie für eine ı) Experiments and observations relating to various branches of Natural Philosophy. London 1779, 8. p. 335 — 360. 2) Experiments etc. Tom. II, p. ı0. 3) Memoires physico - chemiques sur influence de la lumiere solaire, Tome n. p- 6. — Uebers. II. Band, S. 4 4) Hist. stirp. Helvet, n, 2114. 5) Spee. plant. p. »633. n, 2. - - [9] eine Anhäufung einer ungeheuren Anzahl grüner Insekten (Aufguls- thierchen), denen er drey Jahre seine ganze Aufmerksamkeit ge- schenket hat 6); und, wenn man es sonderbar finden sollte, so beruft er sich auf den Abt Fontana, welcher andere Insekten (Infusorien) gefunden habe, die es ebenfalls thun 7). ‘ Wirklich giebt es aufser der Pristley’schen grünen Mate- rie noch mehrere grüne Substanzen, welche ganz ungezweifelt zum Thierreiche gehören. Sie sind 1. Vibrio vegetalis 8); aber dieses Thierchen ‚erscheint nie- mals in solcher Menge, dafs das Wasser davon grün würde; doch kann seine große Achnlichkeit mit einer CGonferve leicht verführen, die, obgleich äulserst langsame, Bewegung, welche man an ihm wahrnimmt, auch wahren Conferven zuzuschreiben. } 2. Verschiedene Oscillatorien, wie Vauchar diese Thierchen nennt 9). Sie gehören allerdings unter die Thiere, und keineswegs zu.den Pflanzen, wie ich das bey einer andern Gelegenheit darthun werde. Vaucher selbst ist geneigt, ihnen unter den T'hieren den Platz anzuweisen, und hätte bey unsern Helminthologen ohne Mühe eine Gattung finden können, zu welcher sie gehören. Das vorher- schende Thierchen, welches aber nur einzeln vorkömmt, ist nämlich ilir Gattungsgenosse. Sie kommen aufserordentlich häufig vor, hal- ten sich am Boden, und bedecken ihn ganz, der daher von den grü- nen Arten dieser Gattung ganz grün wird. "4 6) Vermischte Schrift. II. B. S. 129 — 236, e 7) Das, S. ı72, 8) Faun. Boic. n. 2853. 9) Mistoire des Conferves d’ cau douce, Geneve, 1803, 4°. v 3. Cercaria viridis +0), auch von Ingenhousz gekannt ıı), Die Oberfläche stehender Ausgufswässer wird oft im Sommer ganz grün davon. Ich habe dieses Aufgulsthierchen nach den verschie- denen Gestalten, die es annimmt, in den ältern Schriften dieser Akademie vor vielen Jahren !2) beschrieben, und zweifle nicht, dafs es eben dasselbe sey, wovon der Abt Fontana bey Ingenhousz spricht. Aber daran zweifle ich, dafs ihm diese Thierchen Lebens- luft gegeben haben. Ich gebe gerne zu, dafs er aus dem Wasser, in welchem sie waren, Sauerstoffgas erhalten habe; nur das be- zweifle ich, dafs dieses aus den grünen Schwanzthierchen entwickelt worden sey. Konnte Fontana unter dem üppigen Himmel Italiens sicher seyn, dafs das Wasser, in welchem er sie hielt, nicht schon sich bereits entwickelnde Pristley’ische Materie beherberge? Er wäre nicht der Einzige, der sich in diesem Stücke in seinen Fol- gerungen übereilet hätte. Hat doch auch Graf Rumford mittels einer grofsen Menge eben so sinnreicher als mühsamer Versuche darzuthun gesucht, auch aus roher Seide lasse sich unter Einwir- kung des Sonnenlichts Oxygen entwickeln. Gleichwohl kam dieses nicht aus der rohen Seide, sondern aus der bereits gebildeten, aber noch höchst fein im Wasser vertheilten Pristley’ischen Materie, wie ich das an einem andern Orte :3) aus seinen eigenen Versuchen erwiesen habe. 4. Enchelis Pulvisculus 4). Dieses Walzenthierchen kömmt im Wasser, in welchem die gemeine Wasserlinse wächst, im hohen Sommer in ungeheurer Menge vor, färbt zwar das Wasser nicht grün, ı0) Faun. Boic. n. 2902. 11) Verm. Schrift. I. B. S. 170, 3 12) Neue Abhandl. der Akad, zu Münch. II. B. S. 472. 13) Briefe an Nau, S. ı3ı, 14) Faun, Boic. n, 2834. m / grün, aber wohl die weifsen Tassen, in welchen man ein solches Wasser eine Zeit lang stehen läfst. 5. Vibrio Lunula »5), zwar sehr gemein in ruhigen: Wassern, aber nie in künstlichen Aufgüssen, nie in solcher Menge, dals da- von die Gefälse oder das Wasser grün gefärbt würden, 6. Volvox globator 16), in seiner Jugend grün; sehr gemein in dem stehenden Wasser der Waldgräben, aber nie in solcher Menge vorhanden, dafs er dadurch dem Wasser einen grünen Schein oder den Gefälsen einen grünen Ueberzug gäbe. Eben das gilt von seinen Gattungsgenossen 7. Volvox Punctum ı7), 8. YVolvox Granulum :3), 9. Volvox Morum 19). ı0. Gonium pectorale 3°) ist zwar, einzeln gesehen, meistens farbelos; aber der schwache grünliche Schein, den es hat, wird sehr merklich, wenn es häufig vorkömmt, und es färbt dann den Boden und die Wände der Gläser merklich grün. Allein sehr sel- ten trifft man es in so grolser Menge an, und niemals in künstlichen Aufgüssen. Endlich il, ı5) Daselbs# n. 2847. 16) Das. n. 2831, 17) Das. n, 2815. ı8) Das. n, 2816. 19) Das. n. 2818. 2») Das, n. 2893. 11. Linza pruniformis 2‘), Sprengel's Coccochloris stagni- na ?2), die Thierchen nämlich, welche lieblich grün sind, und dem Ganzen diese Farbe geben: denn die gallertige hohle Kugel, welche sie bauen, ist schmuzig schlägegelb. Selbst das Wasser, wenn sich die Thierchen von ihrer Kugel in grofser Menge losgegeben haben, nimmt davon einen grünlichen Schein an; aber diese Losgebung | erfolgt selten, und nie erfolgt sie in beträchtlicher Menge in der sich selbst überlassenen Natur; auch ist diese Sülswasser - Ceralle selten: ich weils wenigstens niemanden mit Zuverläfsigkeit anzuge- ben, der sie, aulser mir und dem unermüdlichen Gurt Sprengel, geschen hätte, und auch von uns hat es jeder nur in einzelnen Gegenden angetroffen ; doch ist es wahrscheinlich (damit ich das im Vorbeygehen sage), dafs Weber’s Tremella pruniformis, so wie die Synonymen, die er anführt 23), hieher gehören. Alle diese Thierchen sind aber von der Pristley’ischen grünen Materie sehr verschieden, so ähnlich ihr einige seyn mögen. Einige kamen den Physikern, welche sich mit Bereitung des Oxy- gens beschäftigen, wohl niemal zu Gesicht; andere mögen hier und _ da durch ihre Bewegungen wohl einen oder den andern Beobachter verführt haben, besonders wenn sie der einen oder der andern Art dieser grünen Materie ähnlich sahen, und dabey Bewegung äusser- ten. Dazu ist es aber nicht einmal nothwendig, dafs ihnen eben eine grüne Farbe zukomme. Die kleinsten farbelosen Aufgulsthier- chen veranlassen durch ihr Anstofsen an ‘die Theilchen der grünen Materie sehr leicht eine mechanische Bewegung derselben, und man mus wohl auf seiner Hut seyn, um nicht irre geführt zu werden. Das kann sogar Naturforschern begegnen, welche sich viele Jahre am 21) Briefe an Nau, S. 91: 23) Mantißs. I. ad flor. Hal. n. 65, 23) Spicil, for, Götting. p. 279. n. 297: 2 9 am Vergröfserungsglase übten, aber nicht gerade mit den Sitten, Gewohnheiten, und wechselweisen Beziehungen der mikreskopischen Welt und ihrer Bewohner vertraut sind. Das, was eigentlich die grüne Materie der Physiker ist, kömmt nur zweyerley Wesen zu, von denen das Eine eine unstrei- tige Conferve, das Andere eine Leprarie ist. Ingenhousz und Pristley, welche nicht ohne einige Erbitterung über die Natur ih- rer grünen Materie stritten, hatten nicht einerley Wesen vor sich, obschon jedem dieser beyden berühmten Männer die Materie des Andern nicht ganz unbekannt war. Conferva bullosa der Schriftsteller, welche Ingenhousz unrichtig Conferva rivularis nennt, und Senebier eben so un- richtig durch das Hallerische Citat zur Conferva fontinalis bringt, ist eigentlich keine bestimmte Art, sondern ein Haufen won Arten, die alle zu einerley Gattung gehören, welche Vaucher Conjugata nennt, welche aber schicklicher Jugalis genannt werden dürfte. "Vielfältig sind mehrere Arten, besonders in den künstlichen Auf- güssen untereinander. Da nun alle die Eigenschaft haben, sich in ihrem reifern Alter durch seitwärts gehende kurze Anastomosen zu verbinden, so entsteht dadurch ein schr dichtes Geflecht, welches die aufsteigenden Luftbläschen nur mit Mühe, und oft gar nicht zu durchdringen vermögen. Dazu kömmt noch, dals bey diefen Con- ferven vielfältig sich eine Ulve in grofser Menge einfindet, welche die noch etwa vorhandenen Zwischenräumchen ausfüllt, und das Ganze allmählig in eine undurchdringliche Watte verwandelt, die von den aufwärts dringenden Luftbläschen blasig, und über den Wasserspiegel hervorgehoben wird, wo sie dann in dem unnatür- lichen Elemente, der atmosphärischen Luft, allmählig ihre schöne grüne Farbe verliert, und, wenigstens stellenweise, in ein schmu- zigcs Gelb verbleicht. Eine Menge Aufgufsthierchen finden sich in diesem Geflechte ein, unter welchen das berühmt gewordene Rä- 2 \ der- 10 derthierchen nicht das seltenste ist; sogar Naiden kamen mir vor, nicht etwa in Confervenhaufen, welche ich aus Gräben und Was- serbecken geholt hätte, sondern in Aufgüssen, die mit reinem a wasser bereitet waren. Ich werde Gelegenheit haben, über diese Materie, die ich ‘für diejenige halte, welche Pristley und Senebier vorzüglich vor Augen hatten, noch umständlicher zu reden; zur gegenwärtigen Absicht reicht schon- die gegebene Erklärung hin. Ich werde sie in der Folge immer die füdige grüne Materie, oder Conferva bul- losa nennen, zum Unterschiede von derjenigen, welche Ingen- housz vorzüglich bearbeitet hat, und welche Lepra (Lepraria) in- fusionum ist, die ich in Usteri’s Annalen der Botanik 24) be- schrieben habe. Drey Dinge kommen nun vorzüglich zu erörtern: I. ob die beyderley grünen Materien, welche ich angeführet habe, wirklich verschiedene Arten seyen; II. ob die Gründe, welche man für ihre thierische Natur anführt, das auch beweisen, was man will, und ob sich darthun lasse, dafs sie Pflanzen seyen. III. Soll mich die Frage beschäftigen, ob diese Materien nach Art anderer organischen Substanzen aus präformirten Keimen, oder aus der Zersetzung an- derer organischer Körper gebildet werden. Zufrieden, wenn ich diese Fragen gelöset habe, und, um den Gegenstand dieser Ab- "handlung nicht zu überladen, yerspare ich mir dasjenige, was ich etwa über verschiedene hier vorkommende Organismen zu sagen hätte, auf eine andere Abhandlung. Ehe ich aber an die Lösung obiger Fragen selbst komme, mufs ich noch ein Wort über das vorzügliche- Vermögen sagen, welches 24) IX. Stück. $. 4. 11 welches diese beyden Substanzen besitzen, reine Luft abzusondern. Ich finde es nicht ausserordentlich. Dafs die eine und die andere, im Wasser dem Sonnenlichte ausgesetzt, Oxygen ausathmet, das haben sie mit allen grünen Pflanzentheilen gemein. Dafs diese Aus- athmung bey ihnen in gröfserm Maalse , als bey einem andern Pilanzenkörper von gleichem Gewichte, vor sich geht, kömmt blofs von der ausserordentlichen Kleinheit ihrer Körper, verbunden mit ihrer zahllosen Menge, her. Man weils ja, dafs alle Abdampfungen, also auch die der Luft, unter übrigens gleichen Umständen, im zusammengesetzten Verhältnisse der Oberflächen, und umgekehrt der Dicken der abdampfenden Substanzen seyen, und in eben dem Verhältnisse geht auch ganz gewils die Einsaugung des kohlensauren Gases aus dem Wasser bey ihnen vor. Aber nun zur Sache! I. Dafs Pristley und Senebier eine andere Materie bey ihren Untersuchungen gebraucht haben, als Ingenhousz, indem jene sie fädig beschreiben, dieser sie körnerig angiebt, das darf wohl keinem Zweifel unterliegen. Beyderley Materien kommen in der That in den Aufgüssen vor. Aber geht nicht etwa die eine dieser Materien in die andere über? Verhalten sie sich nicht etwa gegen einander, wie die Pulverarien nach Sprengel 25) zu den Parmelien? Ist nicht etwa meine Lepraria infusionum nur der erste Anflug der Conferva bullosa, wie es wirklieb Linne’s Byssus ve- lutina theils von Conferya velutina 26), theils von Conferya crispa- bilis 27) ist? Das sind eigentlich die Fragen, welche ich jetzt b&» antworten soll. Im Frühlinge des Jahrs ı79ı liefs ich einige Weidenzweige in einem Glase mit Quellwasser wachsen. Das Wasser ward nach einiger 25) Anleit. z. Kennt. der Gew. IH. 305, 26) Spreng. flor. Hal. n. 1430. 27) Mohr in.Schröd. Journ. ı801. II. B, S. 473. 12 einiger Zeit grünlich; es setzten sich an den Boden des Glases, an seine Wände, an die Wurzeln, welche die Zweige getrieben hat- ten, grüne Flecken an, welche nach und nach an Umfang zunah- men, aus einer körnerigen Materie bestanden, und endlich in Häute übergiengen, welche ihren körnerigen Ursprung nicht verläugneten, dabey Luft abgaben, durch deren Hilfe sie auch wechselweise, wenn sie einmal von der Stelle, an welcher sie safsen, losgegangen wa- ren, in die Höhe kamen, und wieder niederfielen, Ich erkannte sie für einen Linnäischen Byssus aus der staubähnlichen Arten- familie, die ich von der haarförmigen ganz trennen zu müssen glaubte, und mit dem Gattungsnamen Lepra bezeichnete, den man heut zu Tage besser durch Lepraria ausdrückt. Sie gab mir Gele- genheit zu einer kurzen Abhandlung, welche Dr. Usteri in seine Annalen der Botanik 28) einrückte. Ich bezeichnete sie dort durch: L. viridis glomerata, in pelliculam continuam punctatam concrescens. Es ist kein Zweifel, dafs diese Leprarie diejenige grüne Materie sey, mit welcher Ingenhousz seine Beobachtungen grölstentheils angestellet hat. Man darf nur seine Abhandlung le- sen, um sich davon zu überzeugen. Er beschreibt seine grüne Ma- terie völlig so, wie ich meine Leprarie, und nennt sie immer kör- nig. Auch Pristley scheint in ältern Zeiten diese Art von grüner Materie bearbeitet zu haben, weil sie Forster für Byssus bo- tryoides L. halten konnte; aber dieser Byssus kömmt sonst niemals in tropfbarem Wasser vor, sondern lediglich an feuchter Erde, und wohl auch an den Mauern nahe an der Erde; und auch diese bey- den werden jetzt als so viele Arten unterschieden. Wäre 28) IX, St: S, 4. f. n > 13 Wäre nun Lepraria infusionum nur eine junge Conferva bullosa, so mülsten die körnerigen Ansammlungen, aus welchen sie besteht, nach und nach fädig erscheinen, wie sie älter werden. Allein das geschah nicht, wie mich mikroskopische Beobachtungen unmittelbar lehrten. Weil aber damals meine Bemerkungen über die Aufgufs - Leprarie nur ungesuchte Ausbeute eines Versuches war, den ich in ganz andern Absichten angestellt hatte, so wieder- holte ich im J. ı809 diesen Versuch neuerdings, und änderte ihn manchfältig ab, wie es mir dienlich schien, um die verschiedenen Fragen zu beantworten, welche ich an mich selber that, Zuerst wiederholte ich den Versuch von ı791 genau. Ich setzte den 2}. März in’ ein offenes Blumenglas, welches mit zuge- leitetem Quellwasser gefüllt war, einige Weidenzweige. Den 26. zeigte mir mein Suchglas einige kleine Ansammlungen von höchst feinen Schimmelfäden, über deren weitere Geschichte später geredet werden soll; mitunter erschienen auch cin Paar Arten von Aufguls- thierchen, die sehr klein und undeutlich waren. Erst am ı6. April war das Wasser grünlich geworden, und auch das war blofser Wiederschein: denn nur am Boden hatte sich körnige grüne Mate- rie angelegt, welche die folgenden Tage an Menge langsam zu- nahm, so dafs bis an den 22. April der ganze Boden davon sehr dünn überzogen war, welswegen auch ihre Farbe schr bleich er- schien; doch war sie rundum in dem kreisförmigen Winkel, wel- chen die Wände des kegelförmigen Glases mit dem convexen Boden machten, sehr satt apfelgrün. Den 27. hatten auch die Wände an- gefangen, sich mit sehr kleinen lieblich grünen Makeln zu überzie- hen, die anfänglich ohne Suchglas kaum zu sehen waren, die Form eines aus freyer Hand übel gezeichneten Kreises hatten, und in ıh- rem Umfange satter grün zu seyn schienen, als gegen die Mitte hin. Sie bestanden, mit einem stark vergröfsernden Suchglase an- gesehen, aus lauter kleinen grünen Körnerchen. Auch die verwe- seten Schimmelreste und andere Unreinigkeiten, welche zum Theil von 4 4 von der aufgelöseten Oberhaut der Zweige entstanden waren, be- schlugen mit dieser grünen Materie. Weil sie sich aber viel zu langsam gestaltete, so rechnete ich diesen Umstand den Weidenzweigen zur Last, die durch ihren starken Wurzeltrieb den Nahrungsstoff zu mächtig aus dem Wasser an sich zu ziehen schienen, nahm daher den ı1. May diese Zweige heraus, und gofs frisches Wasser aus derselben Quelle zu: Aber auch im freyen Wasser konnte ich weder die nächst folgenden Tage, noch lange darnach etwas fädiges wahrnehmen. Auch die grüne Materie, welche sich nach und nach am Boden und an den Wänden des Glases ziemlich häufte, gab sich mir in den herausgenommenen Tropfen nicht zu erkennen. Den ı. Junius brachte ich ein sehr gu- tes zusammengesetztes Mikroskop so an, dafs ich die grünen Flecken an den \Vänden des Glases beobachten konnte, ohne sie auch nur zu berühren. Ich mochte so viele dieser Flecken durchsuchen, als ich wollte; überall war nur körnerige Materie da. Die Beobachtungen hatten also über zwey Monathe gedauert, ohne dafs die körnerige grüne Materie in eine fädige übergegangen wäre.. Aber noch viel früher, schon den ı3. März, setzte ich in einem farbelosen, vollkommen hellen Glase reines Wasser aus der- selben Quelle, welches ich jedoch mit aufgelund:nem Papiere ver- schlossen hatte, an das Fenster. Bis den ı7. April war schlechter- dings nichts wahrzunehmen, was auf grüne Materie, auf Schimme';» oder auf Aufgufsthierchen Bezug hätte haben können. An diesem- Tage aber entdeckte ieh endlich am Boden des Glases ein Paar ganz kleine Flecken von grüner Farbe, die aber nur mit Hilfe einer Glaslinse zu sehen waren. Ein vortreifliches Suchglas, das ich nun anwandte, entdeckte mir, dafs sie aus lauter Körnern zusammen ge- setzt seyen. Bis auf den ıo. May hatten diese kleinen Flecken an Gröfse nicht nur nicht zugenommen, sondern sie waren sogar aus- gebleicht, und hatten, ihre ganze Farbe verlohren; nur die Körner blie- — 15 blieben zurück. So blieb die Sache bis zum 18. May, ohne dals ich irgend etwas Organisches zu entdecken vermochte, so viele Tropfen ich auch‘ in den Brennpunkt meines Mikroskopes brachte. Ich nahm also den Verband weg, und stellte das Glas ofien an das Fenster, worauf ich den 28. May, nachdem ich, wegen starker Ausdünstung, ein paarmal frisches Wasser aus derselben Quelle zu- gegossen hatte, die allerkleinste Monade 29) in ziemlicher Menge fand, und zween Tage hernach auch einen grünlichen Schein am Boden des Glases wahrnahm, welches, wie mich mein vortrefiliches -Suchglas lehrte, von zerstreuten, ziemlich zahlreichen grünen Kör- nern herrührte‘, was auch das zusammengesetzte Mikroskop bestä- tigte, Zwar gab diese letzte Reihe von Beobachtungen eigentlich gar kein Resultat zu meinem Zwecke; sie bestätigte nur eine Wahr- nehmung, die schon Pristley gemacht hat, und Ingenhousz wenigstens nicht widerspricht 30), dafs die Erzeugung: der grünen Materie m ganz reinem Wasser viel langsamer vor sich‘ gehe, als in solchem, worin organische Substanzen verwesen. Aber das fand ich bey allen meinen Versuchen, die ich jemals gemacht habe, nicht bestätiget, dafs das Wasser, ehe es grünlich wird, vorher einen röthlichen Schein annehme. Auch Treviranus hatte: diese Erscheinung nur einmal, und nur in einem besondern Falle 31); So viel gieng aber doch aus dieser Reihe von Beobachtungen gleich- falls hervor, dafs die körnerige Materie sich auch in einer beträcht- lichen Zeit nicht in die fädige verwandle. Versuche mit Regenwasser und mit destillirtem Wasser an- zustellen unterliefs ich. Dafs sich in diesen Wassern die grüne Ma- 29) Faun, boic. n. 2804. \ ° 30) Ingenhousz verm, Schrift, II. S. ı61. 31) Biol, U. 342. ı6 Materie nur kümmerlich erzeuge, haben Pristley 2) und Ingen- housz 33) durch Versuche dargethan; Ingenhousz hat sogar ein Wasser, welches er durch zwo oder drey Stunden kochen liefs, über anderthalb Jahre an der Sonne aufbewahrt, ohne dafs die grüne Materie hervor gekommen wäre. Sie erzeugte sich nur, nachdem ein Stück Fisch oder Fleisch hinzugethan worden war 34). "Ohne eine Menge änderer Versuche anzuführen, die weiter nıchts als Wiederholungen der bereits erzählten Erscheinungen ga- ben, merke ich noch an, dafs sich die körnerige grüne Materie niemals im Wasser selbst, schwimmend erhielt, wenn das nicht los- gegangene Häute derselben waren; allemal kam sie nur wie ein Niederschlag an den untergetauchten festen Körpern, oder an den mit Wasser treibenden Unreinigkeiten vor. Allerdings hatte alles Wasser, welches ich aus einem solchen Gefälse in ein reines farbe- loses Glas herüber gols, eine grünliche Farbe; aber das zusammen- gesetzte Mikroskop wies mir deutlich, dafs nicht das Wasser mit dieser Farbe tingirt sey, sondern dafs sie blofs von den darin schwimmenden oder vielmehr mechanisch aufgehenkten und schwe- benden festen Atomen, welche sich deutlich als Staubiheilchen, oder kleine Reste zerstörter organischer Körper auswiesen, reflectirt werde. Die Zwischenräume dieser Atomen, welche sich im heraus- genommenen Tropfen wegen der starken Anziehungskraft des Glases bald zu Boden setzten, blieben vollkommen wasserhell und farbelos. Eine andere Erscheinung, welche ebenfalls in allen angestell- ten Versuchen vorkam, war, dafs die in die Aufgüsse versenkten Talk- 32) Treviran. Biol. II. 299: 33)» Verm. Schrift. II. B. 173. 34) Der Fisch könımt aus dem Wasser, und das Fleisch wird vor dem Gebrauthe gewaschen. 17 Talkblättchen zuerst, und meistens sehr bald, mit einer körnerigen Materie beschlugen, welche meistens weilslich, zuweilen mehr oder weniger halbdurchscheinig war; und dafs es eben diese Körner wa- ren, welche sich in der Folge grün färbten. Auch an den Wänden der Gläser waren allemal die ersten Niederschläge, welche sich vor Färbung des Wassers anlegten, weilslich und körnerig. Ueber die Natur dieser Körner glaube ich, durch Meerwas- ser, welches ich in einer farbelosen Flasche aus dem grofsen Canal zu Venedig geschöpft, und mit nach Landshut gebracht hatte, Aufschlüsse erhalten zu haben. Diese Flasche stand den ganzen Winter und Frühling wohlverstopft am Fenster. Frühzeitig entstan- den an der Innenseite, welche der Sonne zugekehrt war, grofse weilsliche Flecken, welche sich unter dem Suchglase und dem Mi- kroskope als körnerig bewiesen. Sie wuchsen nach und nach in eine Haut zusammen, die sich zum Theile auciı wohl ablösete, und zu Boden sank. Aber diese Flecken erreichten noch vor Ende des Winters ihre vollkommene Grölse, und nahmen von derselben Zeit an nicht mehr zu, änderten auch den ganzen Sommer hindurch weder Farbe noch Gestalt. Aus allem dem scheint sehr deutlich hervor zu gehen, dafs nicht alles, was man an der grünen Materie sieht, sie selbst sey. Den Körper macht todte Waterie aus, die theils erdiger Natur ist, theils aus den im Wasser höchst fein vertheilten schleimigen Be- standtheilen der verweseten Pflanzen und thierischen Substanzen besteht. Diese erdigen Theile müssen nothwendig nach der Be- schaffenheit der Gegenden, in welchen. die Versuche angestellt wer- den, verschieden, bald kalkartig, bald thonig, aber allemal höchst fein seyn, weil sie entweder im Wasser wirklich aufgelöst, oder doch, obgleich nur mechanisch, so fein vertheilt sind, dals die Durchsichtigkeit desselben nicht gemindert wird. 3 Dieses 18 Dieses erhellt noch deutlicher aus Beobachtungen, die ich mit der fädigen grünen Materie angestellt habe. Jedermann weis, dafs diese Substanz, wie sie in stillen Bächen, Teichen und Was- serbecken vorkömmt, bey aller Schlüpfrigkeit, welche ihr oft eigen ist, gleichwohl rauh anzufühlen, und dafs diese Rauhheit oft be- trächtlich sey. Deutlicher ward mir aber alles diefs in einer Schale, in welcher ich Salvinia natans den Winter hindurch in Quellwas- ser vegetiren liefs. Die fädige grüne Materie erzeugte sich hier in grolser Menge, klebte fest an den Boden und an die Wände des Glases, gab sich aber vielfältig los, und erschien dann in der Form einer Ulve oder Tremelle, welche auf den ersten Anblick Stücken des Nostocs glich; diese Stücke nahmen eine schmuzig blafsgrüne Farbe an, welche aber stark mit einer andern sattgrünen (der ei- gentlichen fädigen Substanz) durchzogen waren. Besah man diese Massen mit einem Suchglase, so fand man ihre Ränder und Ecken mit einer unreinweilsen erdigen Substanz beschlagen, welche an den Wänden der Schaie noch sichtbarer ward, indem sie dort vielfältig über den Wasserspiegel herauf efllorescirte (wie die anschiessenden Salze über ihr Auflösungsmittel), und endlich beym Abtrocknen in ein schmuziges Braun übergieng, was vom anhängenden Schleime herrührte. Farbe, Gefühl, und das Aufbrausen mit allen Säuren bewies, dafs diese erdige Substanz Kalkerde sey, welche in der ganzen Gegend um Landshut die vorwaltende Erdart ist. Durchaus aber gaben mir alle diejenigen Aufgüsse, in wel- chen die fädige grüne Materie vorkam, diese Substanz allemal nach wenigen Tagen, und in grofser Menge. Zwar kamen mir Fälle vor, in. welchen nebst der körnerigen grünen Materie auch einzelne Fä- den der fädigen entstanden; aber diese Fäden wuchsen nicht nur nicht weiter, sondern verbleichten, und starben sichtbar ab, wäh- rend sich die körnerige Substanz stark vermehrte, und schön grün war. Alles re 19 Ds Alles ist also dafür, und nichts ist dawider, dafs die beyder- ley grünen Materien zwo ganz verschiedene Substanzen seyen, und ‘nicht etwa die körnerige als ein blolser Anflug der fädigen betrach- tet werden könne. Wem bekannt ist, wie schnell, und in welcher Menge sich die letztere an Orten erzeuge, welche der Sonne aus- gesetzt sind, wird aus den langen Zeiten, binnen welchen in den erzählten Versuchen keine erschienen ist, ohne Bedenken schlies- sen, dafs bey diesen Versuchen entweder die Fruchtkeime fehlten, oder die Umstände sonst für ihre Erzeugung nicht günstig waren, die es gleichwohl für die Erzeugung der körnerigen waren, welche aber niemals fädig wird, auch, wein man ihre Eäute zerreilst, nicht fädig erscheint. Wenn daher Ingenhousz seine grüne Materie aus dem Körnerigen in’ das Fädige übergehen sah, so schlichen sich da Beobachtungsfehler ein, welchen nachzuspüren die Mühe nicht lohnen würde 35). Wahrscheinlich ist es wohl, dafs in dem immer nachgefüllien Wasser sich endlich auch hinzugekommene Frucht- keime der fädigen Materie entwickeln; wahrscheinlich ist es sogar, dafs sich in allem Wasser die Fruchtkeime der einen und der an- dern ‚befinden, die sich dann wohl auch beyde entwickeln, sobald nur die Umstände günstig sind; aber dann ist es ein Nebeneinander- “ seyn 85) Von Ingenhousz’s Abhandlung über die grüne Materie kann man wohl mit vollem Rechte das Urtheil fällen, welches O. F. Müller über Linne!s Ab- handlung von der unsichtbaren (infusorischen) Welt ausgesprochen hat: Lin- naeus dissertationem de mundo invisibili scripsit, in quo peregrinus fuit. Ingen- housz hat in der Naturlehre entschiedene Verdienste, und war sinnreich in Anstellung physikalischer Versuche; aber in der Naturgeschichte feblten ihm selbst die ersten Elemente. Aus dieser Ursache wirft er in seiner langen Ab- handlung über die grüne Materie alles untereinander; Thiere aller Art, Pflan- zen aller Art kommen in dieses wunderliche Gemisch, das er grüne Materie, wie Linne das Seinige, Chaos infusorium nannte, was auch beydes ist. Gleich- wohl baut man in unsern Tagen auf dieses Chaos von verworrenen Begriffen aus mangelhaften Beobachtungen ein System der ganzen a Welt und ihrer Entstehung und Fortbildung. 2 20 seyn der beyden Materien, keine Entwickelfing der einen aus der ' andern: - Ueberhaupt ist die fädige grüne Materie, ich wiederhole es, nichts weniger als eine einfache Substanz, sondern ein Gemengsel von vielen, und ihre verschiedenen ergänzenden Theile sind nicht allemal von einerley Art. Aber es ist hier noch kein schicklicher Ort, die Gemengtheile derselben anzugeben. Das allein darf ich hier sagen, dafs Conferva bullosa L. (welches eben die fädige grüne Materie ist) aus dem System gänzlich ausgestrichen werden müsse, indem sie nichts weniger als Art, sondern ein Aggregat verschiede- ner Dinge ist, bey welchem selbst der fädige Theil nicht immer und in allen Aufgüssen derselbige ist. II. Welchem Naturreiche gehört nun die grüne Materie der Physiker an? Ehe ich weiter gehe, merke ich im Allgemeinen an, der Mensch habe nach einer guten Logik keinen Grund, mehr als zwey ihm untergeordnete organische Naturreiche anzunehmen, Pflan- zen nämlich, das ist, organisirte Materie, und Thiere, das ist, be- seelte Organismen. Nur die Verbindung eines geistigen Wesens, das da wahrnimmt, wtd will, unterscheidet das Thier von der Pflanze. Nicht im Unterschiede des Körperbaues, nicht in chemi- schen Eigenschaften, mit Einem Worte, in nichts, was materiel ist, kann dieser Unterschied gegründet seyn, was man immer dagegen gesagt hat, widerspricht die Natur, ist Phantasiespiel, oder dieselbe logische Sünde, welche die Schule einen Circulus vitiosus, oder eine Petitio principii nannte. Es giebt kein Mittelding zwischen Beseeltseyn und Nichtbeseeltseyn, keine Phytozoen oder Zoophyten, sondern blofs Thiere und Pflanzen, und kann keine geben. Nun zur Sache! Man hat die grüne Materie zum Thier gemacht; man hat ge- sagt, sie sey in ihrem Entstehen Thiere, werde im Verlaufe des Lebens 21 Lebens Pflanze, und im ausgewachsenen Zustande wieder Thiere. Ich weis wohl, dafs ich hier mit vieler Sprachunrichtigkeit rede; aber was kann ich dafür, wenn ich gezwungen bin, eine Ideen- unrichtigkeit auszudrücken, die noch grölser ist? Ingenhousz sah die körnerige grüne Materie bey ihrem Entstehen oder in ihrer Jugend unbeweglich. Er sah aber zugleich andere Körperchen , diesen Körnern. ganz ähnlich, in einer mehr oder weniger lebhaften Bewegung, und folgerte daraus, beyderley Körperchen seyen von einerley Natur, nur seyen jene im Schleime der grünen Materie verstrickt (welcher Schleim aber zu dieser Zeit noch nicht vorhanden ist), und darum unbeweglich 36). ‘ Hier möchte wohl der berühmte Mann ein wenig zu hastig gefolgert ha- ben. Ein Kurzsichtiger sieht im Saume eines Waldes einige Men- schen oder Thiere hin und wieder gehen, ohne sie deutlich von den Bäumen zu unterscheiden, und folgert daraus, er sehe eine gelagerte Armee, oder eine ungeheure Heerde. Vor dem Mikros- kope sind wir alle kurzsichtig, besonders wenn von so kleinen Gegenständen, als die Ingenhousz’ischen Körner sind, die Rede ist. In der alten fädigen grünen Materie will er bewegliche Fa- sern gesehen haben. Man höre seine Worte er „Auf Wasserflächen, wo die grüne Materie schon vorhanden ist, trifft man oft schwimmende Massen dieses Grüns an, die von darin eingeschlossenen Luftbläschen aufgeblähet sind. In solchen schleimigen Massen ist es, wo man die beweglichen Fasern am deutlichsten sieht. Manchesmal bemerkt man an ihnen sogar eine wurm- 36) Vermischte Schrift. I. B, S. 146. 37) Daselbst S. 153, 22 wurmförmige Bewegung, die sich von einem Ende der Faser bis zum andern fortpflanzet, und einer peristaltischen Bewegung ähn« lich ist.” Das ist alles ganz richtig. Ich hatte eben ein Gefäfs voll dieser fädigen grünen Materie, wie sie Ingenhousz empfiehlt, und sah alles, wie er; die Bewegungen waren täuschend, ich läugne es nicht; allein ich machte diese angeblich thierischen Bewegungen auf eine Art, und noch dazu sehr glücklich nach, welche die ganze Beobachtung ins Lächerliche versetzt. Ich kämmte mir auf der Stelle die Haare aus, that den dadurch erhaltenen Haarfılz auf einen flachen Teller in etwas Wasser, und sah nun an weiland meinen Haaren dieselben Bewegungen im Grolsen und mit freyen Augen, welche man in der grünen Materie nur durch das Mikroskop sieht. In der grünen Materie sah ich sogar noch mehr, als Ingenhousz; ihre Fäden schienen manchmal sogar eine fortschreitende Bewegung zu haben, rückten wirklich vor, und machten dabey_ allerley Schwenkungen. Um hier die Mechanik einzusehen, mufs man wissen, dafs Ingenhousz (und in diesem Falle auch ich) die Fäden auf einem . Planglase in einem Wassertropfen beobachtete. Nimmt man aber statt dessen ein Uhrglas, und giefst so viel Wasser zu, dafs der grölste Theil der Fäden mit demselben bedeckt ist, so hat man beyde Erscheinungen beysammen: alles, was ganz mit Wasser be- deckt ist, bleibt ruhig und unbewegt; aber diejenigen Fäden, wel- che über den Wasserspiegel hervorragen, sind in Bewegung. Alle diese Bewegungen werden also von keinem innern Princip, sondern blofs von äufsern Ursachen, dem abrinnenden oder vertrocknenden Wasser, der aufgehobenen Anziehung u. s. w. hervor gebracht, sind also so wenig thierisch, als die Bewegungen des Taubhabers, oder der Darmsaiten, Ganz 23 Ganz etwas anderes ist das, was Ingenhousz von den weilsen Fäden sagt. Aber man muls zweyerley weilse Fäden unter- scheiden: die einen erscheinen unter dem Mikroskope als deutliche, an beyden Enden abgestutzte Röhren, sind nichts weiter, als aus- geleerte Stücke der Conferven, und haben gar keine Bewegung, als welche ihnen mechanische Einwirkungen ertheilen; die andern sind höchstfeine strichförmige Körper, die allerdings in alter grüner Materie von beyden Arten sehr häufig vorkommen; unter meinem Mikroskope zeigen sie sich meistens in einer Länge von 3, bey einer Dicke wie’der feinste Strich an mathematischen Instrumenten, der noch mit freyen Augen gesehen werden kann; und diese sind Müller’s VYibrio Baceillus 38): oder sie kommen auch bey einer scheinbaren Länge von etwa 2° und darüber vor, sind dann aller- dings etwas dicker, aber kaum um das Doppelte der vorigen Dicke; diese sind mein Vibrio Filaria 39); beyderley allerdings wahre Thiere; aber wer wird sagen, die grüne Materie habe sich in sie verwandelt? Wann sie erscheinen, dann sind die Busenthierchen und einige Trichoden schon eher erschienen, und das Räderthier- chen ist wenigstens ihr beständiger Begleiter, oft auch ihr Vorläu- fer. - Wer kann die Art zu schliefsen billigen: Hoc post hoc, ergo ex hoc? Wenn dieses Argument gilt, so verwandelt sich auch die Eiche in Gallwespen und Knoppernwespen, und ein Stück Fleisch in Fliegen, Aber Dr. Johann Andreas Scherer 4), und Girod- Chantrans 4) sahen doch grüne Fäden, also wohl ungezweifelte Gonferven, Bewegungen machen, welche schlechterdings ein inneres Prin- 38) Animal. infus. p. 45. Tab, 6. fig. 3, 39) Faun. boic. n. 2852, und Briefe an Nau $. 369. Tab. ı. fig. 8. 40) Jacquin Collect, I. 171 — 185. 42) Recherches chymiques et microscopiques sur les Conferves etc. Paris, 1802, Ato. 24 Princip verriethen, und von keiner mechanischen Einwirkung her- rühren konnten. Conferven? Dafür werden sie allerdings von die- sen Schriftstellern gehalten, aber waren es nicht, sondern Oscilla- torien, wahre Thiere, obgleich vielleicht noch einfacher, als die Conferven. Wie schlecht mufs ein Rechtshandel bestellt seyn, für welchen man Zeugen anführt, die die Gegenstände nicht kennen, worüber sie aussagen! Bedeutender ist die Beobachtung, welche Gottfr. Reinh. Tre'viranus gemacht hat. Es hatten sich ihm an den Wänden eines Glases Klümpchen der grünen Materie gebildet; nie aber salsen sie an der dem Sonnenlichte entgegengesetzten Seite. Er gab verschiedentlich dem Glase eine andere Stellung, um zu sehen, ob dieser Umstand nicht zufällig wäre; aber immer fand er, dafs sich nach einiger Zeit die grüne Materie von der beleuchteten Seite nach der dunklern begeben habe 4°). Er folgert aus dieser Er- scheinung, dafs Klümpchen, welche sich von der unbequemen Stelle - wegbegeben, doch wohl Thiere seyn mülsten, und es scheint in der That, man könne gegen diesen Beweis nichts einwenden. Nur Eine Bedenklichkeit bleibt über, ob diese Fortbewegung willkühr- lich gewesen sey, und ob dieselben kleinen Massen, welche sich von der Einen Stelle wegbegaben, die neue Colonie stifteten. Treviranus sagt nicht, von welcher Art seine grüne Ma- terie gewesen sey. Mir schien es nicht, dafs es die fädige könne gewesen seyn: denn diejenige, welche ich seit dem Ende des Oc- tobers ı808 bis in den Junius ı809 in einer Schale von Porzellan aufbewahrte, stand die ganze Zeit hindurch in derselben Stellung am Fenster, und war durchaus an Boden und Wänden allenthalben und ohne Unterschied gleich häufig, gleich lebhaft. Ich hatte also ) Ver- 4a) Biol, II. B, S. 340. ? r . 23 Verdacht, dafs er die körnerige Art vor sich gehabt habe, gofs daher aus dem Blumenglase, in welchem ich Weidenzweige hatte wachsen lassen, einen Theil des grünen Wassers in einen niedern SJayancenen eylindrischen Becher mit flachem Boden herüber, und bezeichnete zugleich eimen grünen Flecken, noch mit Wasser be- deckt, aın Glase mit einer Einfassung von Dintenstrichen an der Aussenseite. Ich mochte aber das Glas in eine Stellung bringen, in welche ich wollte, der Flecken wich nicht von der Stelle. Im Becher wollten sich an den Wänden keine Klümpchen bilden; aber der flache Boden bedeckte sich mit einem Grün, das immer satter ward, weil es immer dichter ward. Hier war es nun, wo sich mir das Geheimnifs entdeckte. Ich bemerkte nach einiger Zeit an diesem Boden verschiedene fast kreisförmige Stellen von allerley Grölsen, welche ganz weils (die Farbe des Bechers), und ohne alle grüne Materie waren. Ich vermuthete bald, hier müfsten Luftblasen gesessen haben, und zersprungen seyn. Noch fand ich eine sehr kleine; durch gelindes’ Schütteln brachte ich sie zum Platzen, und ihre Stelle war mit einer verhältnilsmäfsigen weißen Hreisfläche bezeichnet. So ward also der fürchterlichste Beweis für die Thierheit der grünen Materie durch eine Luftblase vernichtet! Ueberall habe ich die Bemerkung gemacht, dafs die eine und die andere grüne Materie vorzüglich gerne den Boden der Ge- false, in welchen sie wächst, überkleide. Sie thut das in Gefälsen, "deren Boden sick" in einer sehr offnen Krummlinie in die Wände verliert, wie in niedrigen Schalen und Tassen, so gleichförmig dals man nirgends einen Unterschied an ihrer Menge wahrnimmt. Wenn aber die Wände mit dem Boden einen rechten Winkel ma- chen, wie in’cylindrischen Bechern, oder mittels einer sehr stark gebogenen lirummlinie in den Boden übergehen, wie in eylindri- schen oder kegelförmigen Gläsern mit eingedrücktem Boden, dann sauumelt sie sich vorzüglich in den Winkeln, welche dadurch ent- 2 stehen, * 26 stehen, folgt also den Gesetzen der Anziehung, hat also keine Willkühr, und ist kein Thier. Kaum verdient das eine Widerlegung, was Ingenhousz im fünften Abschnitte seiner Abhandlung über die grüne Materie 43) sagt. Er sah die blasige Wasserseide sich mechanisch bewegen, sah in allen Altern derselben einige Aufgufsthierchen in demselben Wasser herumtreiben, sah in anderm Gewässer andere Aufzuß- thierchen von grüner Farbe, sah endlich die beyden grünen Mate- rien, von welchen wir bisher geredet haben, reine Luft geben, und meint nun erwiesen zu haben, dals alle diese verschiedenen Wesen einerley Substanz seyen, dafs diese Substanz zum Thierreiche ge- höre, und in allen diesen Formen, wenn sie nur grün sind, das grüne Schwanzthierchen der stinkenden Aufgüsse nicht ausgenom- men, reine Luft gebe. Ich enthalte mich eine Parallele dieser an- gehäuften irrigen Vernunftschlüsse hieher zu setzen; sie fallen schon für sich so sehr auf, dafs man es kaum glauben wird, sie seyen wirklich aus der Feder dieses berühmten Mannes geflossen. Es thut mir leid, dafs ich hier eine so starke Blöfse des grolsen Mannes aufdecken mufste. Aber Verschwiegenheit ist Hoch- verrath an der Wissenschaft; ein so grofses Ansehen verführt Un- bedachtsame; phantasievolle Köpfe milsbrauchen es, um die ge- sammte Naturgeschichte in eine Mähre zu verwandeln, die selbst Kinder nicht glauben möchten. 5 Auch die Chemie beweiset nichts für die Thierheit dieser Substanz, selbst wenn man annehmen wollte, was man in einer guten Logik nicht kann, dafs ihr Ausspruch über die Thierheit ir- gend eines Körpers competent sey: denn ist man wohl im Stande, bey '43) a. a. O. S. 169. f. ®s 27 bey der chemischen Zerlegung dieser Suhstanz die Tausende von Millionen Aufgufsthierchen aller Art, welche sich in demselben Wasser mit ihr und an ihr befinden, zu entfernen? Oder urtheilt man consequent, wenn man dafür hält, dafs die Myriaden dieser Wesen, wahrer Thiere, keinen Einflufs auf die chemischen Educte haben sollen? III. Die grüne Materie der Aufgüsse gehört also nicht zum Thierreiche; alle Beweise, die man dafür vorgebracht hat, sind vernichtet. Unterdessen ist es darum noch nicht erwiesen, dafs sie zum Pflanzenreiche gehöre. Es gab eine Zeit, zu welcher sie Pristley für unorganisirt hielt, und wir haben bereits geschen, dafs er in Hinsicht der körnerigen Art sowohl, als selbst der fädi- gen, nicht ganz Unrecht hatte. Inzwischen ist die fädige Art ein deutliches Aggregat unge- zweifelter Conferven, vermengt mit. einer deutlich und regelmälsig organisirten gallertigen Substanz. Kein Botanist kann sie verkennen, so bald er sie sieht. Es ist wahr, wir sind über die Fortpflanzung der Conferven nicht ganz im Reinen; man hielt sonst die Körner, von welchen sie vollgepfropfet sind, und die sie im reifern Alter in grolser Menge von sich geben, für Brutkeime; aber Vaucher sah die meisten von ihnen eine Art Saamen bilden; vielleicht pflan- zen sie sich auf die eine und die andere Art fort, wie diefs unter den Thieren die Blattläuse thun. Ueber die unter ihnen wohnende gallertige Substanz werde ich bey einer andern Gelegenheit meine Meinung sagen. In beyden ist wenigstens wirklicher Organismus bestimmt ausgesprochen. Weniger deutlich ist der Beweis für die Pflanzennatur der körnerigen grünen Materie, bey welcher sogar der Name unrichtig ist, den ich ihr bisher gegeben habe: denn der körnerige Theil gehört wirklich zur unorganisirten Materie, ist erdiger, oder bey a ge- 38 gewissen Aufgüssen mehliger oder schleimiger Natur. Die grüne Materie selbst ist nur wie der feinste Staub, der auch durch das zusammengesetzte Mikroskop nur mittels seiner Menge und Farbe bemerkbar wird, auf diese Körner hingeklebt. Sie mufs daher von den Leprarien getrennt, und in die Gattung der Pulverarien ver- setzt. werden. Man kann und muls also diese Substanz ‘wenigstens mit eben so vielem Rechte zum #Ilanzenreiche rechnen, als die übrigen Pulverarien; sie hat sogar vor ihnen einen Beweis mehr für sich, indem sie im Sonnenstrale so gut als die fädige Art reine Luft abgiebt, wie die Physiker, und namentlich Pristiey, erwie- sen haben, also Lebensfunctionen ausübt, also lebt, also organisirt ist. Freylich wird man durch directe Beobachtungen ihre Fort- pflanzung nie erfahren: dazu ist sie viel zu klein; aber wahrschein- lich ist es, dafs sie durch Theilung vor sich gehe, eine Weise’sich fortzupflanzen, die wir im Thierreiche bey viel grölsern Wesen, sogar bis zu den Naiden herauf, mit Zuverläfsigkeit kennen. In- jedem Falle’kann die Ungewilsheit, in welcher wir in Hinsicht auf ihre Fortpflanzungsart sind, kein Beweis für die Generatio aequi- voca seyn. Dals sie auf irgend einem organischen Wege vor sich gehe, dals jedes der neuen Individuen einer gleichartigen Mutter sein Daseyn verdanke, dafür bürgt uns die Analogie durch die ganze Natur, so weit wir diese mit unsern bewaffneten Augen noch er- reichen können, welches Zeugnifs am allerwenigsten so viel werth ist, dals unsere Gegner schlechterdings nicht gehört werden dürfen, wenn sie nicht die allerüberzeugendsten Beweise für ihre Behaup- tungen vorbringen, ‘eine Sache, welche sie niemals gethan haben, niemals werden thun können, ' Wie die eine und die andere dieser Materien in die Auf- güsse gerathe, das kann keine Schwierigkeit haben; ihre Frucht- keime sind schon im Wasser da. Es thut nichts zur Sache, dafs man in destillirtem, dals man sogar in gesottenem Wasser die grü- ne Materie entstehen sah. Ich habe bereits eine organische Sub- stanz, 29 stanz, Scherer’s Oscillatorien, angeführet, welche bey einem Hitzegrade von 50 Reaum. sich nicht nur erhält, sondern wächst, grünet, und in ihrem Wohlstande ist. Freylich zerstört trockne Wärme die Organismen, wenn sie hohe Grade erreicht; aber das thut sie nur, indem sie ihnen die Feuchtigkeiten raubt, ohne wel- che kein Leben ist; wie weit feuchte Litze steigen könne, um je- dem Organismus tödtlich zu seyn, ist uns völlig unbekannt. “ Beyde Arten der grünen Materie kommen unter schicklichen Umständen in allen reinen Aufgüssen, welche vom Menschen oder von der Natur gemacht werden, vor, von welcher Art auch der organische Körper gewesen seyn mag, welchen man im Wasser verwesen lief. Wäre auch die Meinung, wodurch die Generatio aequivoca in Schutz genommen wird, nicht schon für sich des Jahr- hunderts, in welchem man sie wieder aufzuwecken sucht, und ei- nes denkenden Kopfes unwürdig, so stöfst sie doch im vorliegenden Falle «gegen alle Grundsätze der Chemie an. Diese Erzeugungen müfsten nämlich nothwendig auf dem Wege der Crystallisation vor sich gehen; aber da ändern die verschiedenen Basen, wenn ihre Verschiedenheit auch nur gering ist, die Formen gar sehr; und in unserm Falle läfst man einerley Form aus den Basen entstehen, welche alle denkbaren thierischen und vegetabilischen Substanzen liefern, Ganz etwas anders ist es, wenn man annimmt, dafs die Brutkeime dieser Materien schon im Wasser da feyen; und diefs mufs man wohl den Erfahrungen zufolge: denn bey den vielerley Aufgüssen wird. alles verändert; nur Wasser ist allemal da; also sind es nicht die aufgegossenen Substanzen, die sogar nicht unbe- dingt nöthig sind, worin wir den Ursprung dieser Materien suchen müssen; auch können es wieder nicht die beyden Gasarten seyn, aus welchen das Wasser besteht, sondern es müssen nothwendig dem Wasser fremdartige Substanzen, also wohl Brutkeime oder Saas» 30 5 ne : N Saamen beygemengt seyn, woraus die grünen Materien gebildet werden, obschon verwesende Substanzen Nahrungsstoff absondern können, wodurch ihr Wachsthum mächtig befördert wird, wie durch Düngen das bessere Gedeihen unserer Feldfrüchte herbeygeführet wird. Damit hört aber auch das Wunder der Unzerstörlichkeit auf, welche Ingenhousz der grünen Materie beylegt. Nicht seine getrocknete, zerriebene Materie erzeugte sich wieder, sondern sie verwesete, und gab dadurch einer andern, die sich ganz frisch im Wasser entwickelte, Nahrung. Wahre Wunder zeigt uns die Naturgeschichte bey jedem Schritte, den wir thun; nur müssen wir ihre Sprache verstehen, und aufmerksam seyn. Bey einem so überschwenglichen Reich- thume bedarf sie also erborgter Wunder nicht. Hat die gegenwär- tige Abhandlung einiges Verdienst, so besteht es darin, dals sie einige dieser angeblichen Wunder auf die Seite geräumt, und über einen Gegenstand Licht verbreitet hat, der von eigentlichen Natur- forschern bisher viel zu einseitig behandelt worden ist. U. 4 31 rn u nn as u, —y—ı gs > > a— nn n — 11. Kritische Uebersicht der einzelnen Arten aus der Gattung von Eidechsen, welche ich Wandkletterer nenne, Linn aber und andere, Geckonen, von ]- G Sc#unEıder, zu Frankfurt an der Oder. D:. Geschichte dieser Thiere, als Gattung betrachtet, habe ich gröfstentheils bereits in meiner zweyten Probe von der Physiologie der Amphibien ı792 mit kritischer Genauigkeit erzählt. Ich werde daher diesen Theil der Abhandlung hier als bekannt voraussetzen und übergehen, so wie auch überhaupt die ausführliche Beschrei- bung der einzelnen Arten hier nur kurz berührt wird, so viele de- ren und so weit sie damals bekannt und bestimmt waren; weil Bechstein’s Uebersetzung von Lacepede das Vorzügliche da- von ausgezogen hat. ‘Nur wo neuere, eigene oder fremde, Unter- suchungen und Beobachtungen neue oder bessere Merkmale an die Hand geben, oder neue Arten hinzugefügt haben, werde ich sie hier nachholen, damit man den ganzen jetzigen Zustand dieses Theils der Naturwissenschaft in dieser Gattung übersehen kann. Aber g2 Aber die Kennzeichen der Gattung mufs ich hier vorausschicken und wiederholen, weil ohne deren HKenntnifs manche meiner Ur-, theile unverständlich und ungegründet erscheinen würden. Auch hat die Bechstein’ische Uebersetzung davon nichts gemeldet, weil in der französischen Urschrift die einzelnen Arten zerstreut beschrieben werden, obgleich eine Abtheilung (die fünfte) die Ei- dechsen besonders abhandelt, deren Zehen unten mit grofsen dach- ziegelförmig übereinander liegenden Schuppen bedeckt sind. Aber dieses einzige zu unbestimmte Merkmal hat nicht verhindern kön- nen, dafs Lacepede selbst, so wie vor und nach ihm andere, Thiere aus dieser Gattung bald zu den Salamandern, bald zu einer andern Gattung gezogen haben. Also die vorzüglichsten, in die Augen fallenden, (denn von den anatomischen, eben so bestimm- ten, kann hier die Rede nicht seyn,) entweder allen oder den meisten Arten, zusammen, oder in a L ; iedener Anzahl, eigen- thümlichen, Merkmale der Gattung scheinen mir folgende zu [eyn. . „Der-Kopf grofs, breit, platt; die dugen grofs, vorragend, „rund; die Spalte der Pupille vertical.” (Brongniart setzt noch den Mangel der Augenlieder hinzu;) „Die Kinnladen haben eine „Reihe kleiner, spitziger, nach innen gekehrter Zähne;‘ die Zunge „ist breit, dick, vorn zugerundet und leicht eingekerbt. Die Be- „deckung des Körpers besteht aus kleinen, runden, schildartigen „Schuppen, oder aus kleinen kegelförmigen Schuppen, die wie. „Chagrin aussehen; bey andern erscheint die ganze Oberfläche des „Hüörpers und der Gliedmaafsen mit rauhen oder spitzigen Warzen. „oder Schilderchen, nach einer gewissen Ordnung gestellt, besetzt; „bald stehen diese zerstreut bald einzeln. Den After bezeichnet eine » Querspaltee Auf der untern Fläche der Hüften haben Viele Drü- „senöfjnungen, d.i. durchbohrte Schuppen, in einfacher Reihe auf „jeder Seite; wenigen fehlen sie; nur eine hat eine einjache Reihe „in der Mitte zwischen den Hüften. Die Gliedmaafsen kurz und „dick; die Zehen, einander ziemlich an Länge gleich, sind mit ei- „nem 33 „nem häutigen, aufgeschnittenen Ansatze eingefafst; bey-allen ist „das zweyte Glied unten mit häutigen, rauhen, zugerundeten Blät- „tern, in die Quere gestellt, und einander deckend, vermehrt. Diese „Blätter sind entweder ungetheilt, wie bey vielen Arten, die Jreye „und entblö/ste Krallen haben; bey andern sind sie in der Mitte „getheilt und durch eine Furche in die Länge in zwey Reihen von „Blättern abgesondert, zwischen welchen durch die Spalte und „Furche die zurückgezogene, in einer häutigen Scheide verborgene, „und oben über dem zweyten Fingergliede emporstehende Kralle „nach dem Gefallen des Thiers, wie bey Löwen und Katzen, hervor „tritt.” Die Blätter selbst sind mit einem klebrigen Safte gefüllt, dessen Nutzen zu seyn scheint, die Fufssohlen an glatte Körper zu befestigen, an welchen und über welche diese Thiere in die Höhe klettern oder weglaufen; daher sie sich auch an den Decken der Zimmer in umgekelirter Lage erhalten und bewegen können, wel- ches man in vorigen Zeiten der Schärfe und Stärke ihrer Krallen zuschrieb. Die Quelle dieses Safts, so wie seine chemischen Eigen- schaften hat man noch nicht erforscht; obgleich diese Untersuchung von grolsem Nutzen seyn mülste. Denn in Ansehung des Ursprungs und der Einleitung des Saftes zu dem benannten Gebrauche würden wir vielleicht auch zugleich Licht über den ähnlichen klebrigen Saft erhalten, welcher die Ballen an den Zehen der Laubfrösche füllt, und damit die Fülse an glatte Körper, so wie an die Blätter und Zweige der Bäume, befestiget. Die Eigenschaften des Safts werden wohl bey den verschiedenen Arten verschieden seyn, weil nur von einigen erzählt wird, dafs sie durch das Berühren mit den Fufsblät- tern im Laufen Speisen vergiften, und dem Menschen einen Aus- schlag verursachen. Sie leben gewöhnlich in Gesellschaft mit den Menschen ; klettern an den Wänden umher, um Insecten zu fangen, und werden oft sehr zahm und vertraut. Im Freyen kriechen sie auf Bäumen, Mauern und Gebäuden herum, um ihre Nahrung zu suchen. Bey bevorstehendem Regen oder bey andern Veränderun” gen der Witterung geben einige einen besondern Laut von sich; 5 bey h 3+ bey andern hat man noch keine Stimme bemerkt. Die Lebensweise der Plattschwänze kennen wir noch fast gar nicht, Um die Geschichte und Bestimmung dieser Gattung haben nach meinem zweyten Versuche sich vorzüglich Shaw, Brongni- art, Latreille und Daudin, am meisten der letzte, verdient gemacht. Brongniart traf fast in allen Arten mit mir zusammen. Daudin hat die von Lacepede vermischten und. verworrenen Arten meistentheils glücklich entwickelt und unterschieden, auch einige neue Arten hinzugefügt, Einige sah er für neu und unbe- kannt’ an, weil er meine Abhandlung nicht kannte. Andere hat er aus dieser Gattung in andere versetzt. Manche hat er nur in ein- fachen oder verstümmelten Exemplaren unterfucht, und also nicht genau genug bestimmen können. Die Merkmale der Gattung giebt er also an: „Der Körper ziemlich dick (trapu), etwas niederge- „drückt, mit sehr kleinen rundlichen, ‘mehr oder weniger gewölbten, „Schuppen bedeckt; bey den Geckotten sind sie spilzig. Der Kopf „ziemlich dick, vorzüglich an der Verbindung der beyden Kinnla- „den, welche mit kleinen Platten eingefafst sind. Die Schnauze „etwas dünn; die Oberfläche des Kopfs mit kleinen Schuppen, de- „nen auf dem Rücken ziemlich ähnlich, bedeckt; die Zunge dick, - „etwas platt, am Ende leicht ausgeschnitten und klebrig, aber nicht „nach aussen dehnbar; die Ohröffnung wenig deutlich von aussen; „die Kehle kann sich zu einem falschen Kropfe aufblähen. Der „Schwanz bey den. eigentlichen Geckonen und bey den Geckotten „walzenformig, bey den Plattschwänzen platt in Gestalt eines Ru- „ders. Die Füfse etwas dick, mit fünf breiten und vorzüglich am „Ende platten Zehen; unten mit kleinen Querschuppen, die uber- „einander wie Dachziegeln liegen, versehen, oberwärts über dem „Ende mit einer krummen KRralle. Nur eine Art hat vorn vier „Zehen.” Die eigentlichen Geckonen haben nach ihm einen glat- ten Körper, walzenförmigen Schwanz, und fünf Zehen entweder getrennt, oder kaum zur Hälfte durch eine Haut verbunden. Die Geckot- 35 Geckotten haben auf dem Leibe spitzige Schuppen, einen walzen- förmigen Schwanz, fünf Zehen, wie die vorigen. Die dritte Ab- theilung mit plattem Schwanze hat diesen mit einer Haut eingefalst, einen glatten Körper, fünf Zehen wie die vorigen oder zur Hälfte verbunden; nur eine Art hat vorn vier, hinten fünf, zur Hälfte ver- bunden. Ueberhaupt hat er ı6 Arten beschrieben, aber einige nach fremden Angaben, ohne sie selbst gesehen zu haben; daher kam es, dafs er einige zweymal beschrieb, und die Arten in der frem- den unvolliommenen Beschreibung nicht wieder erkannte. Gleich- wohl hat er drey bis vier Arten, welche ich hier noch auflführe, in die neue von ihm zuerst richtig bestimmte Gattung: Anolis, welche ich Plattfüfse nenne, versetzt, und also die Anzahl der bisher be- kannten oder angenommenen Arten vermindert. Ueber diese neue Gattung mufs ich mich noch vorher erklä- ren. Sie hat mit der hier beschriebenen nur in Ansehung des Baues der Zehen, unten am letzten Gliede mit Querblättern versehen, Aehnlichkeit; in allen- übrigen Theilen des viel schlankern, ge- schmeidigern Körperbaues, so wie in dem weit gefälligern Anschn, weicht sie ganz ab. Die am längsten bekannte Art daraus ist Lac. princeipalis Lin. Nur von einer Art, Lac. bullaris, welche ich die Rothkehle nenne, ist- bekannt, dafs sie in Gesellschaft mit dem Menschen lebt, und in seiner Wohnung sich wie die meisten Ge- ekoarten nährt. Uebrigens sind die Kennzeichen dieser neuen Gat- tung nicht so bestimmt, und sondern die darin begriffenen Arten nicht so genau von den übrigen Eidechsen ab, als es die Gecko- arten sind. Man sieht diels schon daraus, weil die bekannten Ar- ten dieser Gattung bald zu dieser, bald zu jener Gattung, und zu- letzt von Brongniart und Latreille zu den Iguänen, gerechnet worden sind. Ganz neuerlich hat noch der treffliche Peron eine neue Gattung unter dem Namen Geckoides in Vorschlag gebracht, in » 5. wel- 96 77 welche er den Blatischwanz Nro. ı7 versetzen wollte, der sowohl in Bildung als in Lebensweise sich von den eigentlichen Geckoarten unterscheidet. Er lebt nämlich an niedrigen und kothigen Oertern. Die Lebensweise der Plattschwänze kennen wir noch zu wenig; nur von der Art Nro. ıı bringt Daudin ein Zeugnils bey, dafs sie sich auch im Wasser aufhalte, wie die Salamander, denen die Platt- „schwänze dieser Art etwas gleichen. Von den übrigen läfst sich dasselbe vermuthen, obgleich die blättrigen Fufssohlen zugleich auf . den Aufenthalt im Trocknen und auf das Klettern hinzudeuten scheinen. Auffallend ist es, dafs wir üher die in Italien und dem süd- lichen Frankreich lebenden -Arten noch keine zuverläfsige und be- stimmte Nachricht haben, sondern uns noch mit wahrscheinlichen Vermuthungen aus unbestimmten Nachrichten begnügen müssen. Ueber den griechischen Askalabotes oder Galeotes glaube ich so ziemlich ins Reine gekommen zu seyn; ich nehme die erste Art dafür an. Ueber die Lebensweise dieser Art haben uns die Grier chen viele und bestimmte Nachrichten überliefert, welche ich in der zweyten Probe gesammelt und berichtiget habe. Ebendaselbst habe ich einige von den anatomischen Merkmalen ausgehoben und ange- zeigt, auf deren Kenntnils die Unterscheidung und Bestimmung der äussern Merkmale im Körperbau der verschiedenen Arten allein be- ruhet. Diese will ich hier nicht wiederholen; aber bemerken mufs ich, dafs Daudin auf diese anatomischen Kennzeichen gar keine Rücksicht, so wenig bey dieser Gattung als überall, genommen hat, vermuthlich weil er keine Kenntnifs davon hatte, wie sich denn diese Unwissenheit bey ihm gar oft in den Beschreibungen offenbaret und der Bestimmtheit geschadet hat. Zuletzt mufs ich noch bemerken, dafs der treffliche Dume- ril in seiner analytischen Zoologie (S. 82.) Daudin’s neue Gat- tung Anolis auch angenommen, aber die Kennzeichen falsch angege- . ben —o- 37 ben hat, in dem er den Geckoarten platte Zehen mit dachziegel- artig liegenden Lamellen unter der ganzen Zehe, den Anolisarten aber nur unter dem Ende der Zeche, beylegt. I. Abtheilung. Geckonen mit runden Schwänzen. ı. Der gemeine Gecko, mit runden, in Linien gestellten , Schildern auf dem Rücken, nackten Krallen, Daumen ohne Kral- len, ungetheilten Querblättern der Fufssohlen, und in der Mitte zusammenlaufenden Reihen der Drüsenöffnungen auf den Hüften. (Lacerta Gecko Lin.; Stellio Gecko, Specimen Physiologiae am- phibiorum, II. p. ı2 seqq.; Bechstein’s ZLgcepede II. S. 153; Daudin Hist. nat. des Reptiles, IV. p. 122 —ı25 pl. 49, Gecko ä gouttelettes blanches. ) | Zu der angeführten Beschreibung will ich hier noch einige Zusätze liefern. Gronov’s Beschreibung (Museum Nro. 533 p. 78) . ist schr gut und folgende: Der breite conyexe Rücken ist oben mit kleinen Warzen besetzt, welche durch die Stellung Linien vom lopfe bis auf die Mitte des Schwanzes vorstellen. Die Farbe ist ein wenig röthlich, von rundlichen weifsen Flecken auf dem Kopfe, Rücken und Schwanze bunt. Ich habe an den Exemplaren, welche ich untersuchte, ıo Reihen von dergleichen kleinen runden Schil- dern gezählt, welche sich von den kleinen Schuppen sehr deutlich unterscheiden. Houttuyn nennt sie Perlen. Dergleichen stehen auch auf den Schenkeln. Keine andere der mir bekannten Arten hat dergleichen Schilderchen. Diese sowohl: als die weilsen runden Flecken auf dem rothbraunen Grunde (dergleichen ich aber noch nicht gefunden habe, weil der Weingeist, wenn er zu scharf und nicht gehörig gemischt ist, die Farben auszieht) gaben den alten Dichtern "die Veranlassung zu der Fabel, dals, als die erzürnte Cerces 38 Ceres den Rest ihres Labetrunks über das verwandelte Geschöpf ausgegossen hatte, aus den Tropfen die Flecken auf der Haut des Gecko entstanden. Hieraus erkennt man zugleich die Gestalt der hellen Flecken auf der Haut des Thiers, welche die lateinischen Schriftsteller lieber mit Sternen vergleichen mochten, und daher das Thier Stellio nannten. Unterdessen läfst sich aus mehrern Stel- len des Pliniws schliefsen, dafs der griechische Gecko in Italien sich nicht fand, sonlern eine andere Art; wahrscheinlich dieselbe, welche auch in dem südlichen Frankreich einheimisch ist, und Ta- rente heilst. 3 Neuerlich hat Daudin ein Exemplar des pariser Kabinets genau beschrieben, so dafs es unbezweifelt ist, ‚er habe diese Art vor sich gehabt. Die Farbe ist daran unten weilsgelblich ohne Flecken; oben gleicht sie der von Kaffe mit Milch, mit ı2 Längs reihen kleiner rundlicher weilser Flecken, wie Tropfen, über den Rücken und die Seiten. Jeder Fleck hat in der Mitte eine Schup- pe, grölser als die andern, sechseckig oder fast rund, etwas ge- wölbt, und mit mehrern kleinen Schuppen umgeben. Diese gewölb- ten Schuppen sind etwas spitzig, und stehen auf dem Halse und Anfange des Schwanzes nicht so häufig. Hinter den Augen und der Trommelhaut steht eine Reihe von vier ähnlichen Schuppen neben einander; andere ähnliche stehen zerstreut auf den Gliedern. Hin- ter jedem Winkel des in die Quere stehenden Afters befindet sich eine Reihe von drey runden nebeneinander stehenden Schuppen. Jede Kinnlade umgiebt eine Reihe von viereckigen glatten Platten. Die ganze Haut auf Kopf, Kehle, Hals, Bauch, Gliedern und an dem Anfange des Schwanzes ist mit kleinern sechseckigen Schuppen besetzt, welche auf dem Kopfe rundlicher, auf dem übrigen Theile des Schwanzes sogar viereckig sind. Dieser ist am Anfange ziem- lich dick, walzenförmig, halb so lang als der übrige Körper, und hat am Anfange sechs breite Ringe; hierauf wird er dünn, und endiget mit einer kleinen Spitze. Vor dem After steht eine Reihe z von 39 von fünfzehn Schuppen, in Gestalt von Dachbalken gebogen, deren Mitte mit einem länglichen, rothbraunen, etwas vorstehenden, Loche durchbohrt ist. Die Fülse haben jeder fünf längliche Zehen, an deren rundlichem Ende oberwärts eine deutliche und an ihrem Ende umgebogene Kralle steht. Die Länge dieses Exemplars betrug 8 Z. 6 L., des Kopfes ı Z. 9 L., des Leibes 3 Z. 9 L., des Schwanzes 3 Z.; die Breite des Halses gL., des Leibes ı Z. 6 L., des Schwan- zes am. Anfange 6 L., am Ende 3 L. Als Abarten nennt D. ein Thier mit bellblauen Flecken, ein anderes mit gelblichen; ein drit- tes mit gelblichen Flecken und brauner Kehle soll sich in der blochischen Sammlung zu Berlin befinden und aus Indien stammen. D. hält das von ihm beschriebene Thier für neu und noch unbeschrieben. Die Abbildung von oben ist eine der besten; aber in der Beschreibung sind die an den Daumen fehlenden Krallen übersehen worden; es mülste denn seyn, dals gerade das einzige von ihm beschriebene Exemplar vollständiger war, als die vielen andern, welche ich untersucht habe. 2. Der gabelstreifige Gecko (Stellio bifurcifer; Speceimen II. p- ?2. Nro. 12; Bechstein’s Lacepede I. S. 303, Taf. ı8. F. 3; Daudin IV. p. 136. pl. 50.) hat auf dem Leibe oben kleine Schil- derchen zerstreut, einen kurzen Schwanz, vorn geringelt; von den Augen bis zum Schwanze geht mitten über den Rücken eine weifse, vorn und hinten gabelförmig gespaltene Linie; auf den Hüften unten steht eine lange Reihe von: Drüsenöffnungen; die Krallen blafs, die Daumen ohne Krallen, die Querblätter der Fufssohlen ungetheilt. Bechstein hat Nau’s Abbildung wiederholt; eine schlech- tere hat neuerlich der Engländer Shaw (The Naturalist’s Miscellany nro. 89.) gegeben, welcher das Thier Lacerta unistriata nennt. Aus 4o se Aus Daudin mufs ich nachholen, dafs Al. Brongniart eine Beschreibung und Abbildung von dem Thiere unter dem Namen Gecko ä bandes gegeben hat (Bulletin de la Societe philomathique annee z nro. 36. fig. 3. a. b.), welche ich noch nicht gesehen hatte. D. selbst giebt nach der Vergleichung von mehrern Exemplaren im pariser Kabinet folgende Beschreibung: Die Länge beträgt 7 & Z.; der Schwanz allein hat 3 Z. 4 L.; der Kopf ist etwas platt ge- drückt, gegen die Schläfe zu breit, die Schnauze niedergedrückt und zugerundet; die Augen ziemlich grols, rund, wenig gewölbt, mit elliptischer Pupille in senkrechter Richtung. Um den Rand der Kinnladen steht eine Reihe von kleinen viereckigen Schuppen, wel» che an der untern von mehrern rundlichen eingefalst werden. Die ganze Oberfläche des Thiers, die Seiten und der Kopf unten sind mit sehr kleinen rundlichen Schuppen bedeckt, die etwas gewölbt, an Grölse verschieden, unregelmäfsig untereinander stehend, schr den kleinen runden Höckern (tubercules) gleichen, welche die Ober- fläche der Schale der Sceeigel bedecken. Die Schuppen unten am Halse, Leibe, Schwanze und an den Gliedern sind klein, rauten- förmig, glatt und in schiefen Linien gestellt. Der Schwanz ist et- was kürzer als das übrige Thier, ziemlich dünn, walzenförmig, aus 32 oder 34 Ringen bestehend, welche 2 Linien breit sind, und viele kleine Schuppen in mehrern Querreihen stehend haben. Hinter je- dem Winkel der in der Quere stehenden Afteröffnung stehen zwey oder drey runde Körner. Die Glieder länglich, dünn zugehend, mit fünf getrennten Zehen, welche am letzten Gliede breit und rund werden; die Krallen über dem letzten Gliede sind deutlich, etwas gekrümmt, und ragen kaum über das letzte Glied hinaus. Die Farbe ist oben braunröthlich, unten weißslich; über den ganzen Rücken geht eine regelmälsige weilse, zwey Linien breite, Binde in die Länge. Diese theilt sich im Nacken in eine Gabel, wo- von jeder Zweig sich bis hinter das eine Auge erstreckt; hinten endiget sich die Binde auf dem Anfange des Schwanzes in zwey kleine zugerundete, etwas auseinander stehende Theile, um den Schwanz Fee Au Schwanz selbst gehen fünf zirkelförmige, weit auseinander stehende weilse Bänder. Sonach hat D. auch bey dieser Art die fehlende Daumen- kralle nicht bemerkt. Ich halte es für einen Mangel von Aufmerk- samkeit. Was er von den bey einigen Exemplaren fehlenden Drü- senöffnungen nach Lacepede’s späterer Bemerkung hinzufügt,. ist ein offenbarer Irrthum, dergleichen sich in L. frühern Beschreibun- gen dieser Gattung sehr häufig, finden. 3. Der surinam’sche Gecko. (Daudin, IV. p. ı26.) Blaß aschfarbig mit einer blafsgelben, braun eingefafsten,, Binde von den Jugen an bis an die Hüften, braunen Ringeln des Schwanzes, bedeckten Krallen und ohne Drüsenöffnungen. Diese Art hat D. nach einem von Vaillant aus Surinam mitgebrachten Exemplar beschrieben. Kopf und Leib sind 23 Z. lang; die nämliche Länge hat der Schwanz. Die Hauptfarbe ist blafs aschgrau, oben mit kleinen bräunlichen Flecken, welche ver- wischten Tröpfchen gleichen. Hinter jedem Auge steht eine schma- le,' blafse gelbliche Binde, an den Seiten mit einem bräunlichen, etwas verwischten Striche eingefalst. Diese Binde verlängert sich und geht über die Aerme und Seiten, und verliert sich unmerklich jenseits der Hüften. Der Untertheil ist weifslich aschfarbig. Der walzenförmige Schwanz ist am Anfange ziemlich dick und etwas breit, hat oberwärts einige braune Binden, mit einer dergleichen sehr breiten gegen die Mitte. Die Schuppen auf der Häut sind aus- serordentlich klein und alle gleich, nur auf und unter dem Schwanze etwas grölser; daher sieht der Schwanz wie chagrinirt aus. Um “ die Kinnladen herum steht eine Reihe kleiner Platten; aber auf dem ganzen Leibe sieht man keinen Höcker, keine Ringe am Schwanze, auch keine Drüscnöflnungen an den Hüften unten. Die Gestalt des Thieres ist ziemlich länglich und schmal ( den zwey Reihen, jede ebenfalls 36 von der Mitte nach beyden Enden zu auswärts gebogene Falten in die Quere hat. Diese kleine Falten, von Farbe silberweils, sperren sich auseinander, und das Thier kann damit, wie der Schwede meint, die Gegenstände um- stofsen und sich daran festhalten. Es ist also hier durchaus nicht die Rede von einem klebrigen Safte, den die Drüsen an den Zehen zwischen die häutigen Falten ergölsen, und vermöge dessen das ‚Thier sich festhielte und gleichsam an die Gegenstände anklebte. Noch will ich erinnern, dafs die in der Erklärung bemerkten Schuppen der Unterfläche ‘in der Zeichnung durchaus rund, wie Kreise, und ganz verschieden von den Schuppen der Öberfläche erscheinen. Ueberhaupt hat die Beschreibung die Gestalt des Kopfs und der Schuppen ziemlich im Dunkeln gelassen. Von letztern spricht sie nur in folgender Stelle: Damit das Thier sich an den glatten Körpern festhalten kann, hat der Schöpfer dessen Zehen . mit ganz feinen Schuppen und Häuten versehen, welche wiederum ihre Lappen und kleinen Bullen haben, summt schuppigen Krallen mit weilsen Spiizen, womit das Thier die feinsten Poren und kleinsten Unebenheiten festhalten und darauf klettern kann. 10. Der Gecko mit kegelförmigen Schuppen (Stellio platyu- rus, Specimen Physiol. II. p. 305 Bechsteins’s Lacepede, I. S. 306). Der Schwanz oben convex, unten platt mit 56 langen Querschildern in der Mitte, am scharfen Rande mıt längern vor- stehenden Schuppen, der Leib mit kegelförmigen kleinen Schuppen, unten mit gröfsern besetzt; an den Seiten des Kopfs geht ein brau- ner Streif durch die dugen zu den Vorderfü/sen. ‘ Das einzige von mir untersuchte Exemplar, welches nachher in die blochische Sammlung kam, liefere ich von unten gezeich- net in natürlicher Größe (ı. Taf. Fiz. g.). 11. : 63 ı1. Der gefranzte Gecko (Stellio fimbriatus, Specim. II. p. 32 nro. 10; Bechstein’s Lacepede, I. S. 168. Taf. 14. f. 4; Daudin, IV. p. ı60 pl. 52). Den obern Theil des hopfs, Leibes und der Glieder scheidet ein häutiger gefranzter Rand; der platte Schwanz ist spatelförmig; die Krallen bedeckt. Daudin hat nach Lacep&de dieselben fünf Exemplare, welche Bruguiere (so nennt D. den Entdecker richtiger) nebst seinen Bemerkungen im pariser Kabinete niedergelegt hatte, von neuem untersucht, und folgende Umstände bemerkt, welche Lace- pede übergangen hat. Die gefranzte Haut, welche an den Seiten herumgeht, hat am Rande der Ausschnitte sehr kleine spitzige Schuppen. Zweytens, versicherte der Engländer Williams Smith dem Holländer Van Ernest, dafs dieses Thier sich einige Monate lang in dem sülsen Wasser auf Madagascar aufhalte; worzu auch seine Fülse sowohl als sein Schwanz eingerichtet sind. Später fand ich in dem Magazin für die neuesten Ent- deckungen in der gesammten INaturgeschichte, von der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin, 3. Jahrg. 4tem Quartal, S. 266 u. folgd. eine Beschreibung und Abbildung einer ganz nahe ver- wandten Art durch den H. Doctor Creveld zu Bonn, welche mich veranlafst, diesen Nachtrag zu liefern, um die Merkmale fest- zusetzen, welche beyde so ähnliche Arten voneinander trennen. Der verdiente Besitzer der neuen Art hat dieses nicht in der Art gethan, dafs man sie hinlänglich unterscheiden könnte; ob ich gleich zugebe, dafs die häutige und nach Art der gefiederten Blät- ter eingeschnittene Einfassung des ungleich längern, und nur gegen das Ende wenig schmäler werdenden Schwanzes mit zu den Kenn- zeichen gerechnet werden könne, wodurch diese Art wiederum der verwandten, und von Seba und Feuill&e allein beschriebenen L. caudiverbera L. sehr nahe kommt. Ausserdem aber unterscheidet sie sich von der vorher durch Lacep&de bekannt gemachten Art durch 64 2 durch die ungetrennten Blätter der Fufssohlen, die frey stehenden Krallen, von welchen die an den Daumen kurz und abgerundet sind; die 2ı in horizontaler Richtung stehenden Afterdrüsen, wel- che der andern Art fehlen. Der ganze Oberleib ist fein chagrinirt; Kehle, Brust, Bauch, Membranen, und die Fülse oben und unten sind mit bald gröfsern, bald kleinern Schuppen bedeckt. Unter dem Schwanze sind sie am grölsten und etwas länglich breit. Sie befinden sich auf Taf. VII. f. 2, 3, 4, 5 alle besonders abgebildet. Die Einschnitte der häutigen Schwanzeinfassung verlieren sich am Ende allmählig ganz; vorn aber sind sie oben convex, unterwärts concayv. Ueber den Leib gehen oben in dıe Quere okerfarbige zickzackförmige Linien; in die Länge aber stehen vorn zwey, von der Mitte an vier Reihen kleiner Warzen, welche auch über den Schwanz weg gehen, aber darauf enger neben einander stehen, und dabey erhabener und spitziger sind. Die häutigen Ansätze des Leibes sind nicht allein häufiger (so hat z. B. die Ohröffnung einen häutigen lappigen An- hang), sondern sie haben auch einen glatten Rand. Sie sind mit kleinen runden Schuppen besetzt. Die Farbe des Thiers ist ein schmutziges Weils; nur auf dem Vorderkopfe stehen einige fahle braune Flecke. Die ganze Länge beträgt 6 Z. 8 L., nach dem al- ten französischen Maalse. Sonach würde ich die erste, vorher bekannte Art immer noch die gefranzte nennen, aber so unterscheiden: Der Schwanz spatelförmig mit einer ganzen Haut eingefafst; der übrige Leib und Kopf mit einer gefranzten Haut gesäumt. Die Blätter der Fufs- sohle getheilt, die Krallen bedeckt; die Afterdrüsen fehlen. Die neue würde ich unter dem Zunamen der lappigen unter- scheiden: Der lange etwas schmäler zulaufende Schwanz mit einer gejiederten Haut; der übrige Leib, Kopf und Füfse mit einer gan- zen 65 zen Haut eingefafst; die Blätter der Fufssohlen ungetheilt, die Krallen entblöfst; zı Afterdrüsen. ı2. Der vierzehige Gecko (Stellio tetradactylus, Specim. II. p- 35; Bechstein’s Lacepede I. S. 292; Gecko Sarroube Daudin, IV. p. ı76). Gleicht dem vorigen vollkommen, unter- scheidet sich aber durch den Mangel der gefranzten Haut, die vier Zehen der Forderfüfse, die zwey Reihen gelber Schuppen oben auf dem breiten Halse, die kleinen runden Schuppen des Buuchs und die eingekerbten Kinnladen. Man kann ihn also als eine Mittelart zwischen den Salaman- dern, zu welchen ihn Lacepede mit Bruguiere gerechnet hat, und den Geckonen ansehen. Nach den angegebenen Kennzeichen aber gehört er offenbar in diese Gattung; auch hat Daudin ihn hicher gerechnet, ohne jedoch an den Exemplaren im pariser Habinete etwas neues bemerkt zu haben. 13. Der Gecko mit dem Kamme (Stellio cristatus, Specimen I. p. 48; Lacerta caudi verbera Lin.; Bechstein’s Lacepede 1. S. 447—9 mit der Sebaischen Abbildung Taf. 23 f. 2). Hat auf dem Rücken und Schwanze einen Kamm, einen platten spatel- förmigen, am Rande ausgeschnitienen, Schwanz, einen Kropf, und verborgene Krallen. Ich habe dieses von Seba und Feuill&e allein beschrie- bene Thier zuerst zu dieser Gattung zurück geführt, welches auch Lacepede falsch classificirt hatte. Nach mir hat Al. Brongni- art dasselbe gethan, und diesem Beyspiele ist Daudin gefolgt. 9 IT. 66 UL Abtheilung. Zweydeutige oder unbestimmte Arten. ı4. Die Spuckeidechse (Lac. sputator Sparmanni, Spe- eimen U. p. 295 Bechstein’s Lacepede IL S. 147 Taf. ı3 f. 1. 2). : Sparmann erwähnt zwar der Querblätter der Fufssohlen nicht, wohl aber der rundlichen Ballen am Ende der fünf Zehen; aber dennoch zeigt der ganze Bau, so wie die Lebensart des Thiers, dafs es in diese Gattung gehört, .worzu ich es schon vormals ge- rechnet habe. Nach mir hat Brongniart dasselbe gethan. Ganz neuerlich aber hat Daudin (IV. S. 99) es in die von ihm be- stimmte neue Gattung Anolis gebracht, welche im Bau der Zehen den Geckonen gar sehr ähnlich ist, sonst’aber in manchen Stücken ganz von ihrem Baue abweicht. Ich habe diese Thiere Breitzehen genannt, und gebe am Ende dieser Gattung meine Gründe an, warum ich dem Franzosen jetzt noch nicht beystimmen kann. 15. Der Lanzettenschwanz (Lac. Geitje Sparmanni, Spe- cimen D. p. 34; Bechstein’s Lacepede Il. S. 309 Taf. 23 22}. Die Abbildung, welche Bechstein wiederholt hat, drückt auch vorn fünf Zehen ohne Nägel aus, wo nach der Beschreibung nur vier stehen sollten. Auch die grofsen Augen deuten auf eine Geckoart. Gmelin hat nur die gothenburgischen Abhand- lungen angeführt, worin die vollständige Beschreibung und Abbil- dung steht. Diese habe ich nicht vergleichen können, so wenig als Daudin, welcher (IV. S. 385 folgd.) die von mir überschene Stelle aus Sparmänn’s Reise (S. 606, 607) ausgezogen hat. Hier steht nun mit klaren Worten, dafs am Rande der untern Kinnlade zwölf bis 67 bis vierzehn Warzen stehen, und an jedem Fufs fünf Zehen; dafs der Leib ohne Schuppen sey. Gmelin hingegen schreibt dem Thiere Vorderfülse mit vier Zehen und Warzen am ganzen Leibe zu, ohne des Mangels von Schuppen zu erwähnen, woraus Dau- din auf eine Salamandcrart schlielsen wollte. 16. Die türkische Eidechse (L. Turcica L., Specimen I. p. 34; Bechstein’s Lacepede Il. S. 87 Taf. 6 f. >). Nicht allein Gronov (Musei II. p. 78) hat die von Bech- stein wiederholte Abbildung des Edwards auf eine Geckoart ge- deutet, sondern auch Brongniart, und nach ihm Latreille. Und allerdings deutet der ganze Bau auf ein Thier dieser Gattung hin; nur müssen erst die besondern Merkmale der Art durch ge- nauere Untersuchung erforscht werden. Weder Linne noch La- cepede scheinen sie selbst gesehen zu haben; und Edwards hat blofs solche Merkmale angegeben, welche das Thier von den ihm damals bekannten Eidechsen unterscheiden. Daudin ist über die Classification desselben noch ungewils; doch ist er geneigt, dasselbe mit Lepechin’s Lac. uralensis in der von ihm angenommenen Gattung Agame zu vereinigen (III. S. 424.). ı7. Der Blattschwanz (Stellio phyllurus, Specimen II. p. 31; Bechstein’s Lacepede Il. S. 307 Taf. 23 f. ı). Diese Art kennen wir noch nicht genau; und White’s Ab- bildung, von Bechstein wiederholt, ist unvollständig. Nicht bes- ser ist diejenige, welche Shaw (The Naturalist’s Miscellany nro. 65) gegeben hat, ohne der von White zu erwähnen. In der allgem. Thiergeschichte (8. 247) führt er einige Bemerkungen an, welche der in White’s Reise von ihm gelieferten Beschreibung eine an- dere Bestimmung geben. Das ganze Thier ist oben rauh von klei- 9° 3 nen 68 nen Warzen, die an den Seiten des Schwanzes sich in scharfe Spitzen verlängern. Der Kopf grols, etwas platt, hinten breiter, vorn schmäler; der Hals fast so dick als der Leib; und dieser et- was länger als der Schwanz. Die Glieder mälsig lang, und mehr schwach als stark; alle fünf schlanke Zehen an den vier Fülsen mit krummen Krallen versehen. Die Farbe oben dunkel braungrau, un- ten blasser; auch ist die Unterfläche glatt. Daudin hat nach der Beschreibung von White das Thier unter den Stachelschwänzen aufgestellt, und le Stellion & queue plate genannt (IV. S. 2}.). Lacepede hat die nämliche Art aus Neuholland schr kurz beschrieben. Der Körper soll mit kleinen Höckern (tubercules) bedeckt seyn; wodurch er das Ansehen von chagrin bekomme. Die tellerförmige Verlängerung‘ am Anfange des Schwanzes soll ohnge- fähr die Gröfse des Kopfs, und das ganze Thier sehr grofse Achn- lichkeit mit der von Shaw beschriebenen Eidechse haben (An- nales du Museum d’histoire nat. T. IV. p. ı91.). Der treffliche Peron sagt (Reise I. B. 338 S.), dafs die von Shaw abgebildete Art durch ihre Bildung und Lebensweise ganz von den eigentlichen Geckonen verschieden sey- Er bringt sie daher in eine eigene Gattung, Geckoides, die zunächst in der natürlichen Classification auf die Geckonen folgt. Sie hat dünne, verlängerte, auf den Seiten sehr zusammen gedrückte Zehen, und die Blättchen nicht daran, wie die Gecltonen. Daher klettern diese Thiere auch nicht, sondern halten sich an den niedrigsten und kothigsten Oertern auf. Ihre Nahrung daselbst besteht in einigen Larven von Wasserinsecten, und einigen dieser Insecten selbst. Sie haben übrigens, wie die Geckonen, eine traurige und zurück- schreckende Physionomie. Ihre Augen sind grofs und hervorragend; ihr Augäpfel (Pupille?) nadelförmig und senkrecht; ihr ganzer Kör- per 69 per ist äusserst platt, und ihr Schwanz geformt, wie eine Lanzen- spitze, und so gelenkig, dals er bey der Berührung sich sogleich ablöset. 18. Der brasilische Gecko (Specimen JH. p. 34; Bechstein’s Lacepede I. S. 110. 310). Soll nach Marcgrar’s und Piso’s Beschreibung hinten “nur vier Zehen haben; aber in der Abbildung in der berliner Sammlung des Prinzen Moritz von brasilischen Thieren er- scheinen fünf Zehen an allen vier Fülsen. Der ganze Bau zeigt eine Geckoart an; ob sie aber nicht vielleicht schon- mit unter den vorigen begriffen sey, mul[s eine nähere Untersuchung des Thiers selbst zeigen. Noch will ich eine Nachricht von einer unbestimmten Art von der Insel La Reunion aus der Reise von Bory de St. Vin- cent anführen, wie sie der weimar’sche Auszug im 26ten Bande der Bibliothek der neuesten Reisebeschreibungen S. 155 liefert. Sie ist sehr platt, elwas dem Gecko ähnlich, hat einen blei- chen oder graulichen und etwas durchsichtigen Körper; ihre Zehen endigen sich in kleine Rissen, womit sie sich an alles anhalten kann, sogar an Glasfenster, an denen sie ziemlich hurtig hinauf klettert. Sie lebt von Insecten, deren Schatten sie oft an der Decke der Zimmer verfolgt. Sie legt ihre Eyer in die Spalten des Tafelwerks. Ihre Stimme gleicht, obgleich schwächer, dem Geschrey des grünen Laubfrosches; ihr Schwanz bricht bey dem geringsten Drucke ab. % Was den von mir ehemals als Art aufgeführten gefleckten Gecko (Specimen II. p. 31, Bechstein’s Lacepede Il. S. ı63) betrifft, so bin ich jetzt geneigter, nachdem ich eine in Ostindien ver- 70 verfertigte, und von Andr. Cleyer an Chr. Mentzel geschickte, Abbildung des von Bontius beschriebenen Salamanders gesehen und verglichen habe, ihn für meine erste Art zu halten; wenigstens berechtigen mich dazu die vielen auf dem Leibe und Schwanze zwischen den Schuppen stehenden runden, vielfarbigen Schilder- chen. Daudin hingegen (IV. S. ı1g) deutet dieses Thier auf Houttuyn’s Art mit dem Stachelschwanze. II. 7. ” mn nn nn nn nn nn ll. Abbildungen und Beschreibungen einiger Fische aus Japan und einiger Mollusken aus Brasilien,” welche bey Gelegenheit der ersten Russ. Kaiserl. Erdumseglung lebendig beobachtet wurden von Dr ‚PrL'EsTuws, Naturalisten der Expedition. I. Ostracion nasutus mihi (2. Taf. ı —3. Fig.) Ostracion hexagonus Thunbergii. De Japanische rothnasige Beinfisch (Jamom€ HKamome) ist vielleicht einer der kleinsten seines Geschlechts. Ich habe ihn nie grölser, sehr oft aber kleiner im Hafen von Nangasaki gefunden, als ihn die gegebene Abbildung hier vorstellt. Er hat eine _vier- eckige Schale, in welcher der Körper bis auf den Schwanz einge- hüllt ist, und welche wie ein Würfel auf einer ebenen Fläche fest- steht. Durch diese ungewöhnliche Gestalt und durch seine spitzige gelbrothe Nase oder Schnauze bekommt dieser Fisch ein so aben- theuerliches und komisches Ansehen, welches er durch seinen star- ren Blick noch vermehrt, so dals unsere Seeleute lachten, als sie ihn zum erstenmale lebendig erblickten. Er ist häufig im Hafen von IN. 21= 7” Nangasaki; wird aber dort nicht gegessen. Sein Kopf ist sehr abschüssig, sowohl von Seite der Stirn als vom Bauche her, und endigt sich mit einer rothen zugespitzten Schnauze (weshalb ihn unsere Seeleute den Naseweis nannten) und mit einer sehr engen Mundöffnung, aus welcher die kleinen, oft orangefarbigen dichten Zähne keilförmig hervorstehen. Das Gebils, welches ein Nagethier verräth, hat einige Aelinlichlteit mit dem der Stachelbäuche (Te- traodon) und der Papageylische (Scarus), die sich von Schalthieren nähren, Seeigel und Seesterne zernagen, und die ich auch hier sehr häufig beobachtet habe. Die Augen sind grols und stier, und liegen in festen knöchernen Augerihöhlen mit oberwärts etwas vor- stehenden Rändern, am Abhange des Scheitels und der obern Ecken- Der obere Augenhöhlenrand, welcher durch sein Hervorragen das Auge beschützt, erhebt sich in einen Knopf oder in eine stumpfe Spitze. Die beyden Ecken des Rückens sind der Länge nach einge- kerbt und erheben sich gegen die Mitte in einen längs gestreiften hornförmigen Hacken; dieselben Hervorragungen befinden sich auch unten an den Seitenecken des Bauchs. Der Bauch selbst ist etwas gewölbter als die übrigen drey Flächen der Hornschale, auch heller von Farbe und mit weilsen Wärzchen besetzt. Seine Mitte zeigt Spuren einer kielförmigen Erhabenheit. Seine Fläche ist die brei- teste. Der After liegt am Ende desselben, dicht vor der Afterflofse, fast an der Schwanzwurzel. Die hornartige Schale oder der Panzer des Fisches ist mit getheilten Rhomben geziert, welche sich nach dem Kopfe zu verkleinern und verlieren. Das übrige ersieht man aus der Abbildung. Die Afterflofse steht der Rückenflofse gerade gegenüber. Auch schliefst sich in dieser Gegend die knochige vier- kantige Hülle oder der Panzer, in welchem Kopf und Rumpf ver- steckt liegen, mit einem halbmondförmigen Ausschnitte zu beyden Seiten, welcher dem nackten Schwanze mit seiner Flofse hinläng- lichen Spielraum erlaubt. Zu beyden Seiten des rautenförmig gegit- terten Panzers bildet sich eine erhabene Linea lateralis durch eine Reihe erhabener Hacken oder rückwärts gekrümmter Stacheln. Die nn nn nn m 73. Die Nasenlöcher sind klein, länglich, und stehen dicht vor den Augen. Der Kiemendeckel ist llein, beweglich, und besteht aus einem lederartigen Blättchen. Die Kiemenöflnung ist schief, lang, und schmal, und bildet gleichsam einen flachen Bogen unterhalb der stumpfen Stachellinie. Die Brustflofsen entspringen mit einer körnigen oder zart beschuppten Wurzel, dicht hinter den Kiemen- öffnungen, und beobachten mit ihren ı2 aufsteigenden Strahlen eine schiefe Richtung. Die Rückenflolse, erhebt sich mit einer etwas schmälern Wurzel und mit ıo Finnen hinten am Ende des Pückens. Die Afterflolfse hat ı0 Strahlen; die Schwanzflofse, welche unter allen die stärkste ist, 9, die am Ende getheilt sind. Alle Flofsen sind abgerundet. Man findet diesen Fisch auf dem Meeresgrunde, auch oft am Strande; die Fischer werfen ıhn aus ihren Netzen heraus äls-ein ungeniefsbares und giftiges Thier. Ein ähnliches Thier beschreibt Hr. Ritter Thunberg (in der Konigl. Vetenskaps academiens nya Handlingar Tom. XI. for är 1790 pag. ro6 — 109, Tab. 3) aus Japan als Ostracion hexagonus Japonicus unter fol- gender Bestimmung der Flofsenstrahlen: pin. pectoral. rad. ı2, dor- salis prope caudam rad. 8., p. caudalis truncatae rad. ı2, apertura branchialis linearis transversalis ante pinnas pectorales. Die Hülle sey, eigentlich viereckig, werde aber sechseckig durch eine bein- harte scharfe Kante an beyden Seiten: Ostracion tetragonus, linea eleyata laterali, spinis dorsalibus ventralibusque binis; 3 Zoll lang, ı 4 Zoll dick; der lederartige Panzer sternförmig? reticulirt; hinter jedem Auge auf der scharfen Kante eine beinharte Erhöhung; in der Mitte der scharfen Kante ein Dorm der Länge nach gestreift. An der Seitenlinie 4 kurze Stacheln, die ersten stumpf, Die Brust gewölbt? — Ungeachtet dieser kleinen Abweichungen, scheint doch der thunbergische Fisch mit dem meinigen dieselbe Art zu seyn, zumal, da jene leicht bey einem lang in Spiritus aufbewahrten Exemplare entstanden seyn konnten. Einen ähnlichen habe ich in China erhalten, den ich bey einer andern Gelegenheit beschreibe und abbildee Den so eben erwähnten hier abgebildeten Japoni- ‚- 10 SsLi.ca 74 schen Kofferfisch beschreibe ich- folgendermalsen: Ostracion na- sufus. Corpus cubicum ex triangulis compositis vel rhombis dissectis reti- culatum; anguli quatuor tuberculis maioribus minoribusque ex- asperatii. Cutis dura osseo - coriacea, linea laterali utrinque aculeata, loricae ad instar caput et truncum amplectens. Caput ad frontem et gulam declire. Os in apice capitis exiguum coceineum, acuminatum, labiis eroceis dentibusque cuneiformibus prominens, polyodon. Oculi magni subrotundi, utrinque in summis lateribus frontis sub basi taberculorum frontalium ad angulos superiores siti. Orbitae maximae, superiora versus prominulae, tubercula frontalia seu superciliaria formantes. IYures mox ante orbitas oblongae. Dorsum latum, planum, clathrathum, ad angulos tuberculatos acu- leo parum inflexo, subcornuto, longitudinaliter sulcato utrimque armatum. Abdomen latissimum conrexum in medio prominens, subcarinatum, colore lucidius, tuberculis albicantibus granulatum. Jdnus in # extremo abdomine, mox ante pinnam ani situs. Anguli abdominales tuberculati, tuberculo utringue maiori, aculeo subcornuto dorsali opposito distincti. Linea lateralis aculeis utrinque septem vel octo recuryatis notata. Caput et truncus usque ad regionem pinnae ani corio 0ssco, trian- gulis compositis vel rhombis discissis reticulato, ad caudae ra- dicem arcuatim utrinque exeiso obteguntur et lorica quasi in- vestiuntur, caudae vero basis cute nuda, ex albo flavoque va- riegata circumdata est. Bran- 79 Branchiarum aperturae in laterıbus mediis ante pinnarum pectora- lium exortum hiatu oblique angusto utrinque instructae. Pinnae pectorales oblique sursum extensae lata radice utrimque post aperturas branchiarum ortae, radiis duodecim ascendunt; pinna dorsi in extremo dorso sita, radüis decem; pinna ani dorsali opposita, mox post anum sita, radiis 10 instructa; pinna caudae oblonga subrotunda, inter priores aequalis, radüs novem dichotomis dirigitur. U. Ericius cataphractus mihi, der spanische Reuter- fisch, Matskasaoibo Japon., Matskasaiu abbrev. Monocen- tris carinata Blochii, Gasterosteus Japonicus Houttuyni; sciaena cataphracta Thunbergii, 3. Taf. 1ı—4. Fig. Dieser Fisch ist, wie man sieht, schon von mehrern be- schrieben, aber vor mir noch von keinem einzigen lebendig geschen, genau untersucht und richtig abgebildet worden. Ich setze voraus, dals meine Leser Schneiders Ausgabe des blochischen Systems der Ichthyologie, die Harlemer und Stockholmer Acta bey der Hand haben, und die darin abgedruckten Beschreibungen dieses sonderbaren Fisches kennen, und füge also zu dieser neuen Abbildung keine neue Beschreibung hinzu, sondern zeige nur das an, was noch niemand vor mir untersucht hatte Da ich durch fremde Schuld und Nachläfsigkeit die ganze Reise um die Welt ohne das blochische System zurückgelegt habe, so konnte mir im Hafen von Mangasaki das blochische Genus monocentris noch nicht bekannt seyn. „Dort aber erhielt ich diesen seltenen und sonderbaren Fisch lebendig. Ich untersuchte ihn sehr genau und erkannte in ihm ein neues Geschlecht. 10 ? Die- 76 x Dieser Fisch ist platt und breit, wie ein Klippfisch (Chae- todon). Sein Körper ist gepanzert und mit rautenförmigen Schil- dern oder knochenharten stachligen Schuppen belegt. Ueberhaupt ist der ganze Fisch so rauh wie eine Bürste oder Distel. Seine Schuppen (z. 3. Fig.) sind grofs, auf der Oberfläche strahlenförmig gerippt, und in der Mitte mit einem Stachel versehen. Sie liegen gewölbt auf einander, wie die Blätter an einem Tannenzapfen (Strobilus pini), und die Japoneser, welche Anspielungen und Vergleiche mehr lieben, als irgend eine andere Nation, nennen da- her diesen Fisch Matskasaoibo (Matskasa heilst ein Tannenzapfen und Oibo der Fisch). Der gepanzerte Kopf ist hie und da durch- brochen und ‚gleichsam mit durchscheinenden Fenstern versehen wie eine Laterne. Anstatt der Bauchflofsen hat unser Fisch 2 starke bewegliche Stacheln, welche, sobald sie sich aufrichten, fest und unbeweglich in der Quere stehen, und anstatt der vordern Rücken- flofse 3 längere und 3 kürzere Stacheln, die ebenfalls, sobald sie sich aus ihrer tiefen Rückenfurche in die Höhe richten, die Stel- lung eines Andreas- Kreutzes annehmen, oder wie spanische Reuter an einer Festung sich durchkreutzen. Am Fufse derselben in der tiefen Bückenfurche sind sie ‚mittelst einer festen Sehne, welche darin verborgen liegt, und an welcher sie kreutzweise eingelenkt sind, befestigt, und können sich beym Nachlassen der Sehne, wie das dreyschenkelige Fufsgestelle von einem Melstische, zusammen legen und in der Furche verbergen. Beym plötzlichen Anspannen der Schne aber, welches von der Willkühr des Thieres abhängt, richten sie sich sogleich in kreutzweiser Richtung wieder auf, und sind durch keine Gewalt wieder zurück zu legen. Jedes Gelenk dieser Stacheln beschreibt einen rechten Winkel und ist mit einem Einschnitte versehen, in welchen, wenn sich der Stachel aufgerich- tet hat, eine scharfe Kante in der Rückenfurche unterhalb der Sehne einschlägt, und wie ein Hemmkegel wirkt, so, dals sich der Stachel nicht wieder zurückbiegen läfst, sondern steif und unbe- weglich fest steht, bis er durch die schlappe Sehne aus der schar- fen 77 fen Kante zurückgezogen oder wieder heraus gehoben wird (S. 4. Fig.). Bloch’s Abbildung und Beschreibung zeigt weder die Stel- lung und Querrichtung der Bauchstacheln, noch die kreutzende Richtung der Rückenstacheln, wodurch sich gerade dieser Fisch von allen andern unterscheidet. Bey Bloch sind sie alle zurück- gelegt. Wäre es ihm eingefallen, beym Abzeichnen das Exemplar aus dem Spiritus heraus zu nehmen und die Rückenstacheln aufzu- richten, so hätte er die kreutzweise Richtung derselben, die sogar jedem Layen auffällt, bemerken müssen, und dann würde er viel- leicht auch noch die Kraft der Einklemmung des Einschnitts in die scharfe Kante, d.h. die Kraft der Hemmung durch den Widerstand gespürt haben, welchen er auch noch beym todten Thiere, dessen Rückenstacheln er niederzulegen versucht, hätte erfahren müssen: denn alles dies ist nur Werk eines Mechanismus, der auch nach dem Tode noch vorhanden ist. Wie wenig Bloch aus den alten todten Exemplare von den Eigenheiten dieses sonderbaren 'Thieres sagen konnte, sieht man aus seiner Beschreibung. Hier ist sie: Corpus compressum latum squamosum. Caput magnum declive, alepidotum. Oculi magni, iridibus argenteis. Maxilla superior longior, Os edentulum, oper- cula laevia, apertura branchialis ampla. Abdominis latera carinata una cum abdomine carinato in acumen terminata; dorsum arcuatum, squamae magnae rotundatae in medio rufescentes margine albo? (purpüreo) interne limbo nigro (das ist beym lebendigen Thiere die Purpurhaut, welche am Rande der Schuppen sichtbar wird und die Schuppen unter einander verbindet) cinctae latiusculae, rotun- datae, radiatim striatae, carina media squamarum in acumen obtu- sum terminata. Linea lateralis sursum arcuata loricata, derso vicina, Basis pinnarum pectoralium squamis minutis tecta. Habitat in Japo- niae maribus # ulnae longus. Der Geschlechtscharakter ist nichts mehr als die Uebersetzung des Namens, den Bloch für dieses Ge- schlecht gewählt hat: Monocentris h. e. uniaculeatus, anstatt einer Bauch- 78 Bauchflofse ein Stachel; Aculei duo longi loco pinnarum ventralium, abdomen carinatum. Bloch und die übrigen Beschreiber dieses Fisches kannten also nichts von dem merkwürdigen Mechanismus der Gelenke, in welchen die 6 Stacheln auf dem Rücken laufen nichts von der Hemmung, durch welche sowohl diese als auch die beyden Querstacheln am Bauche in einer festen und unbeweglichen Lage erhalten werden, so, dafs dieser kleine Fisch nicht füglich ohne Verletzung des Rachens von einem Hayfısch verschlungen werden kann; sonst hätte Bloch seinen Geschlechtscharakter nicht -von der blofsen Existenz der Bauchstacheln, Thunberg den seini- gen von der tiefen Rückenfurche, und Houttuyn den seinigen nicht von der vermeintlichen hautlosen Rückenflolse abgeleitet. Die Natur hat hier selbst einen. auffallenden und ausgezeichneten Ge- schlechtscharakter hinein gelegt, welchen ich aufgefunden und auf- gestellt habe. Da sich mein Geschlechtscharäkter auf Autopsie des lebendigen Thieres, auf die Stellung der Rückenstacheln, die der Fisch, sobald er gereitzt wird oder sich in Gefahr glaubt, auf- richtet, und durch ihre kreutzweise, unbeweglich feste Stellung, wie durch aufgeschlagene spanische Reuter, sich in Vertheidigungs- zustand versetzt, auch auf die Untersuchung der Gelenke dieser Stacheln, ihrer Sehne und Einlenkung gründet; so habe ich ihn nicht unterdrücken wollen, weil ich ihn einstweilen noch für gründ- licher und richtiger als den Blochischen halte. Kenner und na- mentlich mein verehrungswürdiger Freund Schneider in Frank- furt an der Oder, als Herausgeber des blochischen Systems der Ichthyologie gewils einer der competentesten Richter, mögen, so- bald mein erster Heft der japanischen Fauna erschienen ist, darüber urtheilen und entscheiden. IT. 79 1. Prionostoma :), das Sägemaul oder Neptuns Spar- büchse, it. die gespaltene Seescheide aus Brasi« lien, ein neues Geschlecht scheidenartiger Mollusken. "Als ich am Strande der kleinen Insel Montomeri an der Festung Santa Cruz in Brasilien, welche das Fahrwasser zur Gouvernements-Stadt der Insel Santa Catharina bestreicht, die ausgeworfenen Schaalthiere, Zoophyten und Tangarten aufsuchte, welche durch die Fluth angespült oder von der Ebbe zurückgelas- sen werden, sah ich eine Art von kleiner Haselnuls, wie es mir, in der Entfernung von einigen Schritten vorkam, im Sande liegen, aus welcher 7 bis 8 kleine Wasserstrahlen in einer Reihe, wie aus einer künstlichen Fontaine hervorquollen. (Tab. II. Fig. 6.) Als ich diese vermeintliche Nuls aufhob, bemerkte ich, dafs sie auf einem Stücke. abgeriebener Hornkoraile angewachsen war (Fig. 5.) und sich mit langsamen Bewegungen zusammenzog. — Es war also ein lebendiges 'Thier und zwar eine ungewöhnliche lederartige Seescheide mit einer länglichen, aus einer Reihe von scheinbaren Spritzporen zusammengesetzten Mündung, welche, wie ich mich bald durch die nähere Untersuchung überzeugte, ein neues Mollusken- Geschlecht bildete. ; Die Schaale des Thieres war dicht und zähe wie Leder, von braunrother Farbe, und bestand aus Longitudinal - und Circular- Muskelfibern, welche sich ohne Unterlafs zusammenzogen, zumal nach der Mündung zu, wo sie dicht und durchkreuzt übereinander lagen, und gleichsam für jede scheinbare Pore einen Schlielsmuskel bildeten. Die aus einer Reihe von Poren zusammengesetzte lange Mündung erhob sich mit einem Wulste oder erhabenem gezähnten Rande, 7 ’ . .. ’ . .. .. . “ 19 Von zgiwr, die Säge , undercuz, die Mündung; auch Rhagastoma könnte sie heifsen, 80 A Rande, der wegen seiner Erhebungen (Fig. 7. 8. a.) carunculös könnte genannt werden. Die Carunkeln oder scheinbaren Poren öffneten und schlos- sen sich durch die Zusammenziehungen des wulstigen Randes nach Willkühr des Thieres. Nachdem ich es eine Weile so an der Luft (ohne es ferner mit Seewasser zu benetzen) beobachtet hatte, ver- lohren sieh allmählig die Bewegungen und das Hervorquellen des Wassers aus den scheinbaren Poren. Sobald ich es aber wieder unter Seewasser legte, fiengen die Bewegungen wieder von neuem an, und es dauerte nicht lange, so zeigte sich auch die wieder- kehrende Lebhaftigkeit des Thieres durch die erwähnte Reihe klei- ner Spriogbrunnen oder Spritzen. Durch vieles Experimentiren und Beobachten aber, wobey es der Luft-und den Sonnenstrahlen aus- gesetzt blieb, die ihm die nöthige Feuchtigkeit nach und nach ent- zogen, wurde das Thierchen endlich matt und starb. Der Tod äus- serte sich nunmehr durch Erschlaffung der Schliefsmuskeln, welche die wulstige Mundlippe vorher zur Bildung scheinbarer Spritzporen zusammengezogen hatten; die Lippen nämlich öffneten sich nunmehr ganz, und zeigten gleichsam einen gezähnelten Rand der Mündung. Die scheinbaren Poren oder Spritzlöcher waren verschwunden und hatten sich in eine einzige längliche Mündung mit gezähnelten oder carunculösen Lippen vereinigt. Ich war nunmehr neugierig, die innere Structur des Thieres zu sehen, und schnitt deshalb die Schaale senkrecht von einander, so, dafs ich die Richtung der Mündung beobachtete und einen Längendurchschnitt erhielt (Fig. 8.), der mir oben die halbe Lippe ‘ der länglichen gezähnten Mündung, in der Mitte die Zellen, welche den ganzen Leib ausfüllten, und unten den Ansatz der bauchigen Grundfläche auf der Gorgonia zeigte. Der innere Bau der Einge- weide war ganz von dem der sogenannten Seescheiden (Aseidiae Linn.) verschieden und näherte sich dem der Fodien des Bose, von \ 81 von denen er doch aber auch wieder in mehrern Stücken abwich. Er bestand nämlich aus senkrecht herabsteigenden ‚Röhren oder Zellen in 3 Abtheilungen, welche mit thierischer Gallerte ünd mit einzelnen kleinen Körnchen von der Grölse der Mohnsaamen ange- füllt waren. Ob diese Körnchen Eyer oder Saamen des Thieres waren, kann ich nicht bestimmen; denn ich habe weder Beobach- . tungen über die Fortpilanzungsweise, noch über die Ernährung die- ser Thiere anstellen können, weil ich trotz aller angewandten Mühe und vielfältiger Nachsuchungen doch kein zweytes 'Ihier dieser Art lebendig aufgefunden habe. Die Ansichten des Quer - und Längen-Durchschnittes, die ich in der Folge nach einem getrockneten Thierchen dieser Art, welches der zweyte Steuermann unseres Schiffes am brasilischen Seestrande aufgelesen hatte, zeichnete, gaben zu erkennen, dals die mit Gallerte angefüllten Zellen oder Röhren eigentlich sechs- eckig waren, und scheinen den Gedanken von Eyerchen zu bestä- tigen; denn ich fand hier mehrere gröfsere Körnchen in den Zellen und entdeckte auch in diesem getrockneten Exemplare die kleinsten gelben Kügelchen mit Hülfe derselben Lupe, durch welche ich die beyden vergrölserten Durchschnitte zeichnete. (Tab. I. Fig. 8, 9.) E Die äussere Hülle dieser Seescheide war bey dem letzt- erwähnten eingetrockneten Exemplare ganz hornartig und dunkeler von Farbe geworden, als sie bey dem lebendigen war. Man konnte sie jetzt ohngefähr mit den Flügeldecken des Maykäfers vergleichen. Das Daseyn und die Lage der Muskelüibern zeigten sich auch nun- woıchr deutlicher an demselben, als an dem lebendigen , wo sie sich mehr durch ihre Wirkung geäussert hatten. Uebrigens war die Oberfläche dieser erhärteten Haut glatt und braunrcth, unten bauchig und abgerundet, und hatte sich auch auf einen fremden Körper, nämlich auf den Stamm einer Antipathes, festgesetzt. ii \on 82 Von den längst bekannten Seescheiden (Ascidiis Linn.) un- terscheidet sich dieses sonderbare Seethier schon durch seine ein- zelne längliche Mündung mit vorstehenden gezähnten Lippen, wel- che dieselbe vermittelst ihrer Muskcelfibern bis auf eine Reihe scheinbarer Spritzlöcher verschliefsen können, noch mehr aber durch seinen innern Zellenbau. Ein zuverläfsiger französischer Schriftstelier, Herr Bosc, der auf seiner Ueberfahrt nach Nord- America sehr viele Entdeekungen in der Naturgeschichte machte, hat uns noch mit einem zweyten Genus scheidenartiger- Mollusken, die er Fodiae nannte, bekannt gemacht, welches zwischen den längst bekannten Ascidien, die zwey Mündungen, nebst mehrern sackförmigen Eingeweiden und Gefäfsen von verschiedener Bildung haben, und zwischen meinem neuen Thiere mitten inne steht. Auch von diesen Fodien des Herrn Bosc unterscheidet sich unsere neue brasilische Meerscheide dadurch, dafs sie kein solches Dia- » phragma und keinen solchen Magen hat. Bosc fand dieses, mit dem unserigen sonst sehr nah verwandte, Thier an der nordameri- canischen Küste in der Bay von Charlestown. Es hatte eben- falls nur eine längliche Mündung; aber sie war nicht hervorragend, ‘sondern eingedrückt und durch ein Septum in der Länge und durch ein anderes der Quere nach abgetheilt; auch das Innere war von dem unserigen verschieden. Die äussere Gestalt desselben war mehr cylindrisch und die Oberhaut gerunzelt von braunrother Farbe mit hochrothen Flecken besprengt, welches alles nicht der Fall bey der unserigen ist. Daher sehe ich mich genöthigt, diese neue See- scheide auch von der Fodia des Herrn Bose zu trennen, und be- trachte sie als ein eigenes Geschlecht, dessen lange gespaltene Mündung mit muskulösen Lippen begzränzt, den Hauptcharakter bildet, nach welchem ich sie Prionostoma brasiliensis, das Sägemaul oder Neptuns Spar- büchse, it. die gespaltene Meerscheide aus Brasilien nenne, und unter folgender Charakteristik aufstelle: Pri- 83 Prionostoma — novum genus Molluscorum vaginantium: Corpus fixum teretiusculum ventricosum, intus gelatinoso - cellulo- sum vagina coriacea superius fissa inclusum, Species Prionostoma brasiliensis. P. subrufa glabra, vagina coriaceo- musculosa, subgloboso-elliptica, superius fissura crenata hians, inferius bası allıxa. Dieses Thier ist, wie die durch die beygefügten Abbildungen der Längen - (Fig. 8.) und Quer -Durchschnitte (Fig. 9.) vorgestellte innere Einrichtung zeigt, ein sehr einfaches Geschöpf, fast noch einfacher als die linne&ischen Ascidien, aber deshalb doch nicht leichter, sondern vielmehr, was die Erklärung der thierischen Oekonomie betrifft, schwerer und dunkler als jene. Es bietet nicht so viele Observationspuncte an, wie jene, auf deren innern Orga- nen und verschiedentlich gebildeten Eingeweiden der Blick des Forschers ausruht, und in der deutlichen Structur, die ihre Be- stimmung verräth, Aufschlufs und Befriedigung findet, sondern es ist durchaus mit regelmälsigen sechseckigen Zellen ausgefüllt, die eine gelbliche Gallerte, in welcher ich, bey dem einzigen Exem- plare, das ich frisch untersucht habe, weiter nichts klares bemer- ken konnte, enthielten. Es ist also durch seine Einfachheit, das heilst aus demsel- ben Grunde dunkler und schwieriger, aus welchem überhaupt die einfachern Geschöpfe, als Mollusken und Zoophyten, einen grolsen Theil der Naturforscher abschrecken und deshalb noch weniger ge- kannt und erforscht sind, als die Säugethiere und übrigen Vier- fülser. Letztere bieten dem Forscher mehr Materialien zu einer belohnenden und beiriedigenden Untersuchung an als erstere. ERS. Es 84 — 2 Es ıst aber nicht zu bezweifeln, dafs alle diese Schwierig- keiten und Hindernisse, die sich bis auf Ellis und Gaertner und Pallas und Cuvier der genaueren Kenntnifs der Mollusken und Pflanzenthiere entgegen setzten und auch noch heut zu Tage in einigen Familien dieser einfachen Geschöpfe das Studium dersel- ben erschweren, nicht sollten überwunden werden; es bedarf nur öfterer und zahlreicherer Untersuchungen und Beobachtungen der- selben in ihrem Medium und im lebendigen Zustande. Aus demselben Grunde bin ich überzeugt, dafs man auch ron der neuen brasilischen Seescheide in Zukunft mehr wissen wird, als ich jetzt darüber sagen kann. Ob ich gleich jetzt nur die ersten Linien zur Charakteristik dieses sonderbaren Geschöpfes entwerfen, - keinesweges aber einen befriedigenden Geschlechts- Charakter, welcher nur aus der genauen Kenntnils des ganzen Thieres, aller seiner Arten, seiner Lebensart und Fortpflanzungs- weise hervorgehen kann, aufstellen konnte; so wird doch sicher derjenige, der, nach mir, dieses Thier lebendig, und vielleicht in mehrern Individuen und bey mehrerer Mulse, als der kurze Auf- enthalt der 'Erdumsegler gewöhnlich erlaubt, wieder finden wird, unsere Kenntnils über dasselbe bereichern und die Lücken, welche ich lassen mufste, ergänzen. Da ich nur auf die Anzeige der Exi- stenz und auf die Angabe der Gestalt desselben Anspruch mache; so hoffe ich, man werde dieser leichten Skizze Nachsicht schenken. Was übrigens die thierische Oekonomie dieses Geschöpfes betrifft, ‚so vermuthe ich aus dem, was ich gesehen habe, dafs sie olingefähr dieselbe seyn mag, wie bey den Alcyonien oder Schwäm- men, mit Ausnahme ‘der mit Armen oder tentaculis umgebenen zahlreichen Saugwarzen, welche man an den erstern bemerkt. Doch wer bürgt uns dafür, dafs nicht auch hier das in dem obern Range der sich in die Mündung öffnenden Zellen befindliche thierische Mark das Vermögen besitzen sollte, sich, wie andere Polypenkör- per, x nn nn 85 per, in Gestalt der Saugwarzen zu erheben 2). Eine ähnliche Ein- richtung hatte auch, der brasilische See - Champignon 3), welchen ich hier genauer untersucht habe, als Ellis, der ihn von Barba- dos erhielt und unter dem Namen Pennatula reniformis sehr gut 4) abgebildet hat; doch ist bey diesem Pflanzenthiere zu bemerken, dafs es an seiner Grundfläche nicht angewächsen ist an fremde Körper, sondern mit seiner Scheibe auf dem Wasserspiegel schwinımt, indessen der Schwanz sich wie ein Regenwurm krümmt, um nach einer Gegend, nach welcher der Instinet diesen Körper hinlockt, hin zu rudern, dahingegen die Prionostoma immer ange- wachsen ist. IV. Die brasilische Tiger-Guttel mit ihrer Brut aus dem brasilischen 4rchipel von $S. Catharina. Aplysia tigrina vel maculata brasiliensis (Tab. IV. Fig. 6—9)., Die Eyer dieser Schnecke vergrölsert Fig. 9. Diese gefleckte Seeschnecke, welche, so viel mir bekannt ist, noch von keinem Naturforscher an den Ufern von St. Catha- rina und St. Michael beobachtet und beschrieben ist, zeichnet sich durch ihr schönes Colorit von allen ihren Geschlechtsrerwand- ten aus. Die Aplysien, oder wie sie die Alten nannten, Sechasen, Meerlungen, Gift-Gutteln, sind mifsfarbige (luridae) und ekelhaft riechende Meerschnecken, welche sich gewöhnlich durch nichts schö- 3) Sur Tidee d'un anımäl-plante ete, dans les Memoires de la Societe imperiale des Naturalistes de Moscou, Tom. Il. p. 150-158. 3) Eine Abbildung davon befindet sich in meinem Jahrbuche der Naturgeschichte, welches noch nicht gedruckt ist; eine-andere mit der Zergliederung desselben in meinem Reise-Journale von der Erdumseglung, und eine dritte hier Tab. IV. Fig. 5. 4) Philosophical Transactions for the Year ı763, Vol. LIII. pag« 429. Tab. XIX. Fig. 6—9, the Kidney shap’d purple sea pen from South - Carolina, 86 ae schönes empfehlen. Um so mehr verdient die gegenwärtige Species als ein Lobredner ihres Geschlechts bekannt zu werden, die unter allen Aplysien (die einzige Malch-Güttel aus Japan etwa ausge- nommen, die ihr den Rang streitig macht und die ich bey einer andern Gelegenheit beschreibe) mit den schönsten Farben prangt. Dem äussern Baue und der Gestalt nach ist sie auch schlanker als andere Aplysien - Arten (Cuvier's Kameel etwa ausgenommen), aueh glatter und reinlicher. Ihre äussern Schleimdrüsen scheinen in geringerer Anzahl vorhanden und nicht so ergiebig; sie ist nicht giftig und selbst nicht so ekelhaft von Geruch als die Gift - Guttel (Aplysia depilans), übrigens aber eine wahre Aplysie nach Linne. Sie hat nämlich einen kriechenden schneckenartigen Körper, wel- cher mit einem offenen Mantel bekleidet ist, dessen beyde zurück- geschlagenen Lappen oft umgekrümmt, sehr beweglich und bey der Zusammenziehung am Rande eingekerbt erscheinen; sie bedecken den Rücken, das häutige Rückenschild und die darunter liegenden Kiemen, :welche sich bey zurückgeschlagenem Mantel und Rücken- schilde auf den ersten Anblick durch ihre concentrischen Strahlen verrathen. Der Bauch (a aa), welcher sehr contractil ist, und aus lauter gewölbten Muskelfibern, die sich beym Fortkriechen auf eine sehr mannichfaltige Art zusammenziehen, besteht, zieht sich nach Willkühr zusammen, rollt sich auf oder dehnt sich aus, je nachdem es das Bedürfnifs oder die Bewegung des Thieres erfor- dert. Die untern oder innern Seiten oder Flächen des aufgeschla- genen Mantels besitzen dieselben Kräfte und Eigenschaften vermöge einer ähnlichen Structur und Bildung, die man schon aus der Ab- bildung (Tab. UI. Fig. 6, 7, ec) erkennt. Ja man behauptete sogar in Brasilien, dafs diese Meerschnecke vermittelst dieser aufge- schlagenen Häute des Mantels, welche wie zwey grolse Flöfsen wirken sollen, schwimmen könne. Das langsame Fortkriechen des Thieres im nassen Ufersande liefs mich kaum so etwas vermuthen. Auf der rechten Seite des Oberkörpers, neben den untersten Ten- takeln, am Halse, befindet sich eine Oeffnung für die Begattungs- or- RER ESENTE 9 organe (Fig. 6, h). Die 4 Tentakeln, welche am vordern Ende des Rückens stehen und den Kopf bilden, sind von verschiedenem Baue; die vordern (f) sind blofse Verlängerungen der Haut, die sich röhrenartig aufrollt; die hintern (ee) wirkliche massive Fühl- organe, die ihre Gestalt indessen auch mannichfaltig verändern, wie die Fühlhörner der nakten Landschnecken. Gewöhnlich sieht es aus, als wenn die Schnecke 4 Ohren am Kopfe hätte. Das Maul „liegt in einer Querspalte (gg) kurz unter der Theilung der Bauch- und Rückenfläche am Kopfe. Am hintern Theile des Rückens un- ter ‚dem Mantel liegt der After. Wenn das Tbier sehr gereitzt wird, so läfst es eine braunröthe übelriechende Flüfsigkeit von sich. Wenn man das Rückenschildechen, das nur an einer Seite mit der Rückenhaut verwachsen ist, aufhebt, so sieht man die Lungen oder Kiemen (Fig. 7, d) als einen Kreils von concentrisch gestrahlten Blättchen darunter liegen. Wenn man das häutige Rückenschildchen ablöset, so findet man, dafs die Haut desselben eine Scheide bildet, in welcher eine muschelförmige , sehr dünne, aber harte und durchsichtige Schaale (Fig. 8) verborgen liegt, die man ohne Mühe herausnehmen kann. , Kurz man sicht: aus allen Merkmalen und allen einzelnen Theilen, dafs unsere Schnecke eine wahre Aplysia (eine Schnecke mit verborgener Muschelschaale ist), und dals der linn&ische Charakter „Corpus limacinum repens, obvelatum membranis reflexis, clypeo dorsali membranaceo (testa ipsa Fig. 8 membrana inclusa), pulmones obtegente; foramen late- rale dextrum pro genitalibus; anus supra extremitatem dorsi; ten- tacula quatuor anterius sita,” vollkommen bey “ihr Statt findet. Der Körper dieses Thieres nähert sich mehr der ovalen Gestalt; diese verändert sich jedoch mit jedem Augenblick und ist ein wah- res Corpus polymorphum. Wenn sich der Bauch zusammen zieht, wie Fig. 7 zeigt, so ist der Kopf, Seiten und Rücken abgerundet; dehnt er sich aus, wie Fig. 6 zeigt, wo die Schnecke in kriechen- der Stellung von der Seite abgebildet ist; so bildet der Bauch überall einen wulstigen Rand aaaa. Uusere Schnecke ist übrigens von 88 von allen bekannten Aplysien, die uns neuerlich noch Cuvier abgebildet hat, als Dolabella, punctata, alba vel Camelus Cuvieri, ‚A. viridis Boscii, fasciata Poiretii, depilans Bohadschii et Columnae, hinlänglich verschieden. Den Charakter kann man aus der Abbildung erkennen. : Ich bin auch so glücklich gewesen, den Eyerstock dieser Schnecke (Fig. 6 iii, Fig. 9) zu finden, in welchem ich eines die- ser Thiere gleichsam eingewickelt fand. Ich habe in der Folge in Japan mehrere Beobachtungen über die Eyerstöcke der Aplysien angestellt, die ich bey der Japanischen beybringen werde. Die um die Schnecken - Eyer verdienten Lister, Baper, BEE und Ellis haben diese noch nicht gekannt. RN 78 Ren N Rs % . v \® 3 „ 4 ” ? y I ’ x . ‘ & | : “ 3 3 b x er ; : ö L ” ; R a IV. SAMUEL THmomAs SOEMMERRING über einen Ornithocephalus, oder über das unbekannte Thier der Vorwelt, dessen fossiles Gerippe C. Collini im z'® Bande der Actorum Acade- miae Theodoro-Palatinae nebst einer Abbildung in natür- licher Gröfse im Jahre 1784 beschrieb, und welches Ge- rippe sich gegenwärtig in der Naturalien-Sammlung der königlichen Akademie der Wissenschaften zu München befindet. Vorgelesen in der mathematisch - physikalischen Classe am 27. Dec. ı8ıo. Gar Ich glaubte keine überflüfsige oder unangenehme Arbeit zu unter- nehmen, wenn ich die in der Naturalien- Sammlung unsrer könig- lichen Akademie der Wissenschaften aufbewahrten Reste eines noch unbekannten Thieres der Vorwelt einer genauen Betrachtung wür- digte, welche, seitdem sie bekannt wurden, die Aufmerksamkeit der angeschensten Naturiorscher auf sich zogen, ungeachtet bis 12 jeizt @ 99 jetzt noch unentschieden blieb, ob diese Reste einem Fische, einem Amphibium, einem Vogel oder einem Säugthiere angehörten. Col- lini ı) nämlich erklärte dieses Incognitum im Jahre 1784 für einen Fisch, Cuvier 2) im Jahre ı800 für ein Amphibium (reptile volant), Blumenbach 3) im Jahre ı803 und ı807 für einen Schwimm- vogel, welches mir im Jahre ı8ı0 offenbar ein Säugthier scheint. ? $. 2. Zuvorderst bediene ich mich zur Grundlage meiner Betrach- tungen obgedachter Abhandlung des um die Geschichte fossiler Ueber- bleibsel von Thieren und Pflanzen überhaupt, so wie um die sorg- fältige Beschreibung und Abbildung des gegenwärtigen fossilen Ge- rippes insbesondere, verdienten C. Gollini, in der Absicht, seine Deutungen dieser räthselhaften Reste zu berichtigen und zu erwei- tern ($. 3 bis 20): Sodann schildere ich dieses Gerippe kürzlich in seinen einzelnen Thheilen, nachdem ich vorgängig das Original in der Natur sowohl mit den Gerippen in meiner Sammlung, als mit den Beschreibungen und Abbildungen ähnlicher Thiergerippe bey Coiter, Seba, Muralt, Meyer, Buffon, Pallas, Schreber, Audebert, Blumenbach, Cuvier, Geoffroy- Saint-Hilaire, Fischer und Meckel verglichen hatte ($. zı bis 31); darauf wage ich einige Muthmafsungen über die wahre natürliche Gestalt dieses auf der Steinplatte, in einem zerrütteten Zustande, erscheinenden Gerippes, wie solche im unverletzten Zu- stande des Lebens etwa beschaffen gewesen seyn möchte ($. 32 bis 34), endlich suche ich die enträthselte Gestalt dieses aus der jetzi- gen ı) Im fünften Bande der Actorum Academiae Theodoro - Palatinae. 3) Extrait d’un ouvrage sur les Especes de Quadrupedes dont on ä trouve les osse- mens dans l'interieur de la terre, an 9, 4to. pag. 6. 3) Handbuch der Naturgeschichte, 7te Auflage, Göttingen 1803. $. 703. Achte Aull, 1807. S. 731. ) 91 gen Welt Er verschwunden scheinenden Thieres in einem idealisir- ten Aufrisse seines Gerippes dem Auge darzustellen (Tab. V.). Ich mufs daher meine Leser ersuchen, Herrn Collini’s Ab- handlung und Abbildung zur Hand zu nehmen, und mit meinen Bemerkungen und Abbildungen auf Tab. V. und VI. zu ver- gleichen. $. 3 Im Eingange seiner Abhandlung bemerkt Herr Collini: das Studium der fossilen Zoologie, welches Manchem eine unnütze und kleinliche Beschäftigung scheinen könnte, sey für den philosophi- schen Naturforscher ein interessanter Gegenstand, indem es ihm meistens unbekannte Thiere darstelle. „Schwerlich — schrieb auch ich, vor zwanzig Jahren, bey einer ähnlichen Gelegenheit 4), kann etwas dem menschlichen Verstande mehrere Ehre machen, als Ge- stalten von Thieren zu errathen und wieder darzustellen, die ent- weder ganz verlohren gegangen sind, oder wenigstens nicht von solcher ungeheuren Grölse mehr angetroflen werden.” So beurtheilen Naturkundiger vom ersten Range, nicht nur aus den eigentlichen sogenannten, geognostischen Gegenständen im Allgemeinen, sondern auch noch aus den fossilen Resten von Pilan- zen und Thieren, als den sprechendsten Urkunden der Vorwelt insbesondere, die älteste, lange vor allen schriftlichen, die Sagen der Vorzeit überliefernden Nachrichten, Statt gehabte Beschafien- heit der Oberfläche unsers Erdballes, rücksichtlich der auf ihm be- findlich gewesenen, organisirten Körper. Indessen ist dieser Zweig der 4) Ueber die in Leibnitii Protogoea abgebildeten Thierknochen in C. Grofse's > Magazin für die Naturgeschichte des Menschen, äten Bandes ı. Stuck, Leipzig , 1790. Tab, ı w 2, 92 ‘ der Erdkunde doch erst seit dem letzten Jahrhunderte mit beson- derer Liebhaberey und eigenem Fleifse cultivirt word.n. Viele in der Note 5) genannte Männer lieferten dazu treff- liche Beyträge; selbst ein Leibnitz widmete diesem Studium durch seine Protogaea ein eigenes Werk, worin er fossile Knochen abbil- den liefs, und alle wissenschaftliche Vereine und Akademien beach- teten es nunmehr als einen vorzüglichen Gegenstand ihrer For- schungen. Zum Beweise brauche ich wohl kaum anzuführen die verdienstvollen Männer unserer vaterländischen Academia, Caesarea Naturae Curiosorum — einen Hollmann, Beckmann und Blu- menbach yon der königlichen Societät der \WVissenschaften zu Göttingen, — Gmelin, Pallas, Herrmann, Chappe, Bil. lings, von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St, Petersburg, — Fischer von der kaiserl. Societät der Wissenschaf- > ten 5) Adams, Andreae, Acosta, Artigny, Baldassari, Bartsch, Bausch, Bayer, Benzenberg, Beyschlag, Boturini, Bourguet, Brander, Breyne, Brückmann, Brückner, Bryant, Burtin, Büttner, Cas- sanionis, Cohausen, Correa de Serra, Cortesi, Demarest, Ebel, Ehrhardt, Esper, Fichtel, Forster, Frauendorffer, Fortis, Garriga, Gazola, Gehler, Geßner, Geyer, Goldfuß, de la Groye, Hacquet, Hammer, Heimer, Hermann, Hernandez, Hoff, Hout- tuyn, Hoyer, Humboldt, Hüpsch, Jefferson, Klein, Knoll, Kuorr, Latoenaye, Lamanon, Lang, de Luc, Ludolf, Lachmund, Lamarck, Langenmantel, Lawater, Launoy, Lenz, Leonhard, Lefser, Liebknecht, Luidius, Malte-Brun, Major, Marsigli, May, Merck, Merckel, Michaelis, Molineux, Moro, Mylius, Neer- gaard, Neufville, Pantoppidan, Passeri, Parkinson, Peale, Picot de Lapeyrouse, Quianet, Raspe, Reissel, Ritter, Rosinus, Rosenmüller, Sage, Sauer, Saussure, Scaramuzzi, Scheuchzer, Schmiedel, Schneider, Schlotheim, Schröter, Schultz, Schütte, Scilla, Silberschlag, Solander, Soldani, Spada, Spallanzani, Spleiß, Stobaeus, Tentzel, Torquemada, Torrubia, Trebra, Veltheim, Voigt, Volkmann, Walch, Walcott, Waldin, Wedel, Weppen, Wilke, Wildungen, Wolfart, Woodward, Ziega, Zorn. 93 ten zu Moskau, — Sloane, Collinson, Strahlenberg, Ba- ker, Chapman, Grew, Hunter, Jacobs, Plott, Camper, und mehrere andere von der königlichen Societät zu London, — Graydon von der königl. Irrländischen Akademie zu Dublin, — Bonn von dem Königlichen Institute zu Amsterdam, — Guettard, Geoffroy, Buffon, Daubenton, Faujas de St. Fond, und mehrere andere von der ehemaligen königlichen Akademie der Wissenschaften zu Paris, — Astruc und Riviere von der könig- lichen Akademie der Wissenschaften zu Montpellier, verschiedene Mitarbeiter der Akademie zu Siena, — Schröter von der Aka- demie der Wissenschaften zu Erfurt, — um auch Collinis von der ehedem uns verschwistert gewesenen Academia Theodoro -Pala- tina zu Mannheim, und Kennedy’s von unserer eigenen Akademie der Wissenschaften zu München in Ehren zu gedenken. Wie sehr darf man sich aber freuen, dafs ein Cuvier sich der Lösung dieser immer noch sehr schwierigen Aufgabe mit einer besonderen Vorliebe unterzieht, und dafs ıhm Materialien zur freyesten Benutzung zu Gebote stehen, welche, weder an Menge noch am innern Werthe, jemals ihres Gleichen hatten. Es würde mir daher ein besonderes Vergnügen gewähren, wenn es mir gelänge, durch meine gegenwärtige Bemühung das Ge- rippe wenigstens eines noch unbekannten Thieres aus der Vorwelt so zu erläutern, und für den Verstand gleichsam palingenetisch aus seiner Asche so hervorzuziehen, dals es als ein brauchbares Bruch- stück zur Ergänzung dieses Faches der Zoologie benutzt werden könnte. — Denn nie kann ich es vergessen, dals diese Studien chedem auch zu meinen Lieblings- Nebenbeschäftigungen gehörten. Die Betrachtung unsers gegenwärtigen fossilen Gerippes dürfte aber um so interessanter ausfallen, weil sie einen eben so neuen, als merkwürdigen Uebergang von der Classe der Säugthiere zu 94 zu der Classe der Vögel aufdeckt, welchen kaum die Einbildungs- kraft zu ahnden sich getraut hätte. Unser fossiles Gerippe nämlich scheint in der Stufenfolge der Thiere zwischen den fliegenden Säugethieren und den eigentlichen Vögeln eine beträchtliche Lücke dadurch auszufüllen, dafs ausser den Fülsen die Total-Form seines Schädels schon auf den ersten Anblick der Form des Schädels der Vögel weit mehr ähnelt, als selbst die Schädel der in unsern Tagen allererst, bey unsern Gegenfülslern, aufgefundenen Schnabelthiere. 4 Seite: 63 schreibt Herr Collini: C'est un petit animal de la longueur de dix pouces et quatre lignes, avec une fort grande bouche armee de dents, avec un long cou, avec une queue, avec des pattes et des pieds de der- 'riere garnis de griffes et qui a la place de bras ou pattes de devant, a des corps fort longs qui se plient, @tant composes de sept morteaux articules. Ich füge dieser summarischen, überaus charakteristischen, Schilderung noch hinzu: a) die deutlich wahrnehmbaren, sogenannten Ansätze an den langen Röhren-Knochen (Epiphyses). Z. B. am unteren Ende der Oberarmbeine (2), am untern Ende des Schienbeins (0), an den -Gliedern der Zehen R und Fig. 2; b) die zwischen den vierzehn Knochen des Schwanzes be- findlichen Lücken, welche im Leben mit Knorpel- und Bändermasse ausgefüllt waren ; c) die auffallende Abrundung der Oberflächen und Enden sämmtlicher Knochen; a) 2 EEE 95 d) des Fehlen, der wegen knorpeliger Wesenheit vernich- teten Fulswurzel-Knochen und Kniescheiben, beweisen aufs unwi- dersprechlichste, dals dieses Thier der Vorwelt noch jung und zu seiner völligen Grölse noch nicht herangewachsen gewesen seyn musSe. . $. 5 Seite 64: Cet animal transporte et jette au milieu des terres,- y | a pris en perissant, une situation gende et forcee. Dieses Thier nahm sterbend nicht nur eine gezwungene Stel- lung an, sondern es ward sogar gewaltsam zerquetscht. Diese gewaltsamen Zerquetschungen verrathen aufs deut- lichste, nicht nur der knöcherne Brustkasten und das knöcherne Becken, sondern selbst ein und anderer einzelner Röhrenknochen. Da nämlich der Brustkasten mit weichen Eingeweiden ausge- füllt war, so wurden daher auch, bey einer gewaltsamen Zerquet- schung desselben, vorzüglich die Ribben und die Brustbeine ganz aus ihrer natürlichen Lage gerissen. Deshalb vermochten die Rib- ben nicht mehr ihre Stellung zu behalten, sondern sie wurden, wie wir bey N sehen, von einer Seite bis jenseits der Schenkel hinun- ter geschoben, von der andern Seite, wie wir bey 2 und 3 sehen, über den Oberarm hinaufgerückt. Ein gleiches Verschieben erlit- ten, durch die nämliche Ursache, die Brustbeine G, X und Y, so dafs dadurch das obere Brustbein G sehr weit rechts, das mittlere Brustbein X sehr weit links, das untere Brustbein Y vollends gar in einer umgekehrten Lage, bis in die Gegend des Beckens hinab gerieth. Die nämliche Verrenkung und Verschiebung erfuhren aus gleicher Ursache, die Beckenlinochen L, M und N, welche im Le- ben 96 ben ein Ganzes ausmachten, nun aber durch jene gewaltsame Zer- quetschung so verschoben erscheinen, dafs das Hüftbein sich nach Innen, gegen die Wirbelsäule, das Schaambein hingegen nach Aus- sen verrückt befindet. =- Erlitten nun, wie man offenhar sieht, die vorn und hinten fest eingelenkten Ribben eine so auffallende Verrückung, so ist es ganz begreiflich, dafs die über den Ribben so leicht verschiebbaren Schulterblätter ebenfalls, mit den verrückten Rippen zugleich ‚aus ihrer Lage weichen mufsten. Man erkennt diese verschobenen . Schulterblätter im Originale ganz deutlich links bey I zwischen dem linken Schlüsselbeine ı und dem linken Oberarmbeine 2. Ich wundre mich um so mehr, dafs diese Schulterblätter so- wohl der genaue Beschreiber Collini, als sein eben so sorgfältiger Zeichner Verhelst gänzlich übersahen, da sie doch recht gut er- halten, selbst sehr ansehnlich, folglich ganz vollkommen deutlich erscheinen. & Durch eben gedachte Zerquetschung litten gleichfalls die Hirnschale B, der Unterkiefer E, F, welcher vorn so verdreht ward, dafs man selbst einen Theil seiner rechten Hälfte wahrnimmt, wel- ches nicht seyn könnte, wenn er genau im Profil läge. Was Herr Collini S. 6 für eine natürliche Verschmälerung des Unterkiefers ansieht, ist offenbar nichts anders, als eine durch gewaltsame Quetschung oder Eindrückung bewirkte unnatürliche Verschmälerung. Ferner litten: die Schlüsselbeine ı, ı. die Oberarmbeine 2, 2. die Vorderarmbeine 3, 3. die Fingerglieder 4, 5, 6. g die Schenkelbeine _ı2. und die Schienbeine 0. = - Alle ER Fra 97 Alle diese Knochen sieht man theils hin und wieder mehr oder minder eingedrückt, 2, 2; theils der ganzen Länge nach platt geprelst, 3, 3; theils zertrümmert, T, U. $. 6. Seite 64: La tete avec son bec A,B. est une des parties remar- quables de cet animal. Herr Collini nennt hier geradezu die Kiefer Schmabel, welches freylich von der Vogelartig verlängerten und zugespitzten Gestalt derselben füglich gelten könnte, obgleich kein mir bekann- ter Vogel in seinem Schnabel solche, denen der meisten Säugthiere vollkommen gleiche, Zähne eingepafst enthält. $. 7. Seite 64: La mächoire inferieure, dans toute sa longueur, paroit etre d'une hauteur &gale; mais elle est un peu plus epaisse A sa partie anterieure. Herr Collini scheint nicht wahrgenommen zu haben, dafs vorn (wie ich im |. 5 bemerkte) über der linken Hälfte des Unter- kiefers sich ein beträchtliches Stück seiner rechten Hälfte zeigt, und dafs nur aus dieser Ursache, der Unterkiefer vorwärts gleich- sam halb doppelt, also auch nothwendig dicker erscheint. Auch mufs wohl Herrn Collini entgangen seyn, dafs der Unterkiefer in seiner Mitte, wie ich vorhin (im sten (.) bemerkte, eine Zusammenquetschung seiner Substanz erlitt, welche eine auf- fallende Verschmälerung an dieser Stelle bewirkte. Mittelst eines Vergröfserungsglases erkennt man diese Zerquetschung und die da- durch entstandenen Kuochen - Trümmer aufs überzeugendste. 13 $. 8. 98 $. 8. Seite 65: Chacune de ces mächoires est armede d’une rangee de petites dents pointues, toutes d’egäle grandeur, et un peu courbees en arricre. Die Zähne im Oberkiefer scheinen mir doch um ein merk- liches gröfser oder stärker, als die Zähne im Unterkiefer. Auch kann ich noch beyfügen, dafs am Unterkiefer, selbst in seiner an- dern gder rechten Hälfte, sich Spuren von Zähnen bemerken lassen. $. 9. Seite 65: Le cou-- paroit partage en six morceaux articules: mais ils tiennent encore si etroitement ensemble qu'on ne peut guere avoir la liaison par laquelle l’un sarti- culoit ayec l’autre. Mir scheint, wiewohl nicht ganz überzeugend deutlich, das- jenige, was Herr Collini für den ersten oder obersten Halswirbel ansieht, aus zwey besondern Wirbeln, nämlich einem schmalen Atlas und einem etwa doppelt so breiten Epistropheus zu bestehen. Demnach hätte dieser Hals, gerade wie der Hals der meisten Säug- thiere, sieben Halswirbel. Da ferner bekanntlich die Halswirbelbeine dachpfannenartig über einander liegen, so kann es wohl nicht anders seyn, als dals sie dicht aneinander zu passen scheinen müssen, und dafs die Bän-ı “der, welche sie zusammenhalten, doch nicht sichtbar seyn würden, _ falls sie auch vorhanden wären. $. 10. Seite 66: de sorte que l’anus H. Dasjenige, was Herr Collini.l'anus nennt, müfste. doch wohl eigentlich bey M, nicht bey H befindlich gewesen seyn. $. 11. - - y) $. ıı. Seite 66: La queue H. K. est longue de dix lignes, Ich finde den Schwanz nur g Linien lang, gerade wie in Hin. Verkelst’s Zeichnung. Vielleicht dachte sich ihn Herr Col- lini gerade gestreckt, und setzte wegen der Beugung desselben eine Linie zu. Herr Verhelst zeichnete übrigens den Schwanz viel zu dick, und die Glieder desselben vereinigt oder zusammen- gefügt, welche doch von einander gesondert, oder vereinzelt, wegen Vernichtung ihrer zwischen gelegenen Binde-Knorpel, erscheinen. $. ı2. Seite 66: L’extremit€ du croupion est distinctement marqude par deux os qu’on peut appeller !’Os Sacrum et le Coc- , .ey&. Tel est cet os large, L, qu’on pcut comparer par sa forme a l’Os Sacrum; tel l’autre en forme de bec, M, qui est au bout de l’Os Sacrum et qui peut meriter le nom de Coccyx. Hier hat sich wohl Herr Collini am meisten versehen; denn weder L kann für ein Os sacrum, noch viel weniger M für ein Coccyx gelten. Nicht zu gedenken, dafs derjenige Theil, den Herr Collini richtig queue nannte, unter dem griechischen Kunstworte Coccyx als gleichbedeutend begriffen wird, so dafs queue und coc- cyx ganz eigentliche Synonyma sind; so ist M oflenbar derjenige Theil des Hüftbeins (ossis cexae), den man os isch, und L der- jenige Theil desselben, welchen man ‚os pubis nennt. Der dritte Theil des Hüftbeins, das os ilei nämlich, welches sehr deutlich mit seiner länglichen schaufelförmigen Gestalt hervortritt, und an wel- chem sich auch vollkommen deutlich der Pfannenrand des Hüft- gelenkes (acetabuli) auszeichnet, scheint Herrn Collini’s Aufmerk- samkeit enigangen zu seyn. 100 Surzer Seite 67: Cet animal a des Jambes de derriere meme assez lon- gues. Il en subsiste une entiere etc. Auch hier kann ich Herrn Collini gar nicht beystimmen ; denn nicht blofs von einer, sondern von beyden hintern Glied- massen, das ist sowohl der rechten als der linken hintern Glied- masse, sind die Knochen deutlichst vorhanden; nur ist die rechte hintere Gliedmasse im Kniegelenke von einander gerissen, die linke hintere Gliedmasse dagegen in ihrer natürlichen Zusammenfügung geblieben. Denn, eben so offenbar, als N das linke Schenkelbein ist, ist auch T das rechte Schenkelbein, da beyde vollkommen gleiche Gestalt und Länge haben, wie auch Herr Collini selbst weiter unten $. 68 im dritten Absatze angiebt. Eben so offenbar, als O das linke Schienbein ist, ist auch U das rechte Schienbein, da beyde vollkommen gleiche Gestalt und Länge haben, wie auch Herr Collini selbst S. 68 angiebt. Eben so offenbar, als P der linke Fufs ist, ist auch R der rechte Fuls, da beyde vollkommen gleiche Gestalt und Länge ha- ben, nur dafs die vier Mittelfulsknochen (ossa metatarsi) des linken Fulses dicht zusammengeschoben, die vier Mittelfulsknochen des rechten Fulses dagegen auseinander gespreizt und mit ihrer Sohlen- fläche erscheinen. $. 14. Seite 67: Le pied, Q. est joint.ä ce dernier morceau par des articulations dont on ne voit pas le mechanisme, car on nm’appercoit point dans cet endroit aucune trace, qui puisse faire pr&sumer l’existence d’un tarse ou d’un metatarse. Rich- Sa 291 Richtig ist's, dafs man keine Fufswurzellinochen (tarse) wahrnimmt, weil solche wahrscheinlich ihrer annoch knorpeligen Beschaffenheit halber zerstört wurden; aber irrig ist's, dals man keine Mittelfulsknochen (metatarse) wahrnehme. _ Denn, dals der längste Theil von P vier dicht zusammengeschobene Mittelfufsbeine, der wahre ‚„‚metatarse” des linken Hinterfufses sind, läfst sich klar und deutlich mit blofsem Auge, ireylich noch überzeugender durch’s Vergröfserungsgläs, erkennen. Vollends unwidersprechlich deutlich sind die vier Mittelfufsknochen, oder der metatarse, des rechten Hinterfußses, R, welchen die Fig. 2 sogar ansehnlich rergrößsert darstellt. $. 15. Seite 67: On pourra s’en faire une idee plus claire, en examı- nant deux autres pieds detaches qu’on voit encore sur cette pierre. Celui qui est marque de la lettre, R, est plus efüle, plus long, et a bien conserye l’union des phalanges de ses doigts. L’autre, qui se trouye sous la lettre S, est plus defectueux, u. s. w. Das meiste und hauptsächlichste dieses Absatzes ist sehr un- richtig. R ist schlechterdings nichts anders, als der aus vier Mit- telfufsknochen und eilf Zehengliedern bestehende rechte Hinterfufs eines und desselben Thieres, nur, wie gesagt, so gewendet, dals er seine Sohlenfläche darbicetet. 1 . S ist kein fremder, mangelhafter Fuls, sondern ein Theil der rechten -vordern Gliedmasse, oder des rechten Vorderfulses, oder, wenn man will, des rechten Flügels, welcher aus vier Zehen oder vier Fingern, nämlich, einer sehr langen Zehe und drey sehr viel kürzern Zehen besteht. e Ich bin meiner Sache vollkommen sicher und habe richt den allermindesten Zweifel, dals diese Herrn Collini so viel Schwie- rig- 102 rigkeit machenden Theile von mir deutlich erkannt und richtig be- . urtheilt werden. [ Folglich sind R und S nichts weniger als Trümmer ‘von an- dern Individuen der nämlichen Gattung (des debris d’autres anı- maux de la me&me &spece.), sondern integrirende Theile eines und desselben Gerippes. Die Behauptung in dem Schlusse dieses Absatzes, dafs näm- lich R und S von ihren natürlichen Plätzen entfernt worden seyen, kann wohl von R, aber nicht von S, welches mir an seinem natür- lichen Platze geblieben zu seyn scheint, gelten. -$. 16. Seite 68: On a fait representer ä la Fig. 2 le pied de la lettre R. comme le mieux conserye, d’une proportion plus grande. Diese Behauptung darf wohl beschränkt werden; denn der linke Hinterfufs ist eben so gut erhalten, als dieser rechte; nur sind, ‘wie vorhin im ı3. $. bemerkt worden, seine vier Mittelfuls- Knochen dicht zusammen und die Zehen übereinander gerathen, nicht, wie die Theile dieses rechten Hinterfulses, auseinander ge- spreizt. Quelques unes des articulations de ces doigts sont composdes d’apophyses en forme d’anneaux. Herrn Collini, als Nichtanatomen, ist wohl zu verzeihen, dafs er wahre HKnöchenansätze, Epiphyses, der Zehenglieder für ringförmig ansah. Ich wenigstens finde nichts ringförmiges, sondern vollkommen die Form, welche gleich grolse Epiphyses der Zehen- glieder bey andern Thieren, von der Sohlenseite angesehen, „zu haben pflegen. $. 17. x en, WER Be SEN vi „= Sr Sy “ 103 $. ı7. Seite 68: L’autre jambe de derriere, qui etoit la droite, s’est derang&e et presqu’entierement perdue. Diese Behauptung kann bey dem Ebengesagten nicht beste- hen; denn diese rechte hintere Gliedmasse ist wohl aus ihrer Lage gewichen (derangee), aber nicht fast gänzlich verloren gegangen. Was man von dem Schlusse dieses Absatzes: T et U sont les seuls vestiges de cette jambe, qu’on trouve sur cette pierre — # zu halten hat, ergiebt sich nun von selbst; nämlich, dafs Herr Collini dieses nicht geschrieben haben würde, wenn ihm nicht entgangen wäre, dals R wirklich nichts anderes ist, als der zu die- ser rechten hintern Gliedmasse gehörende Fuls. $. 18. Seite 69: Il ne me reste enfin qu’a parler de deux os detaches, L’un marque de la lettre X se trouve pres de l’endroit oü le cou se rejoint au corps: Par la forme de cet os on peut presumer que c’£toit une espece de clavicule propre ä fermer etc. Da offenbar die Knochen I, I sich sowohl durch ihre Lage am obersten Theile des Brustkastens, als noch besonders durch ihre S Form und am meisten durch die Verbindung sowohl ihres Brust- endes mit der Brust, als ihres Gliedmassenendes mit dem Oberarme zu wahren Schlüsselbeinen charakterisiren, so dürfte wohl X nichts anderes, ‘als das schon oben im 5. j. bemerkte, verschobene, mitt- lere oder zweyte Brustbein gewesen seyn. Wenigstens kenne ich kein Schlüsselbein von einer solchen pyramidalischen Gestalt. L’autre os, qui se trouve pres de la jambe de derriere et de l’os sacrum, et qui est marque de la lettre Y, est en forme de poire. Die- 104 ; Dieses Knochenstück ist wohl in der Zeichnung, aber nicht im Originale in der Natur birnförmig, sondern vielmehr trichter- förmig. Es kommt, wie sich in der Natur vorzeigen läfst, in seiner Gestalt mit dem dritten Brustbeine eines Vespertilio murinus so ziemlich überein. Folglich ist dieser unrichtig gezeichnete Knochen Y wohl nichts anderes, als das mit den Ribben durch gewaltsame Zerquetschung aus seiner Lage gebrachte untere oder dritte Brust- bein. $. 19. Seite 70: Avec ses deux pattes, ou ses deux bras pliants il a pu “ lateralement atteindre jusqu’ä la distance de pres de deux pieds. Meinen Ausmessungen zufolge, fehlen an dieser von Herrn Coliini angegebenen Länge der Flügel „fast zu zwey Fufs”, selbst wenn sämmtliche Knochen derselben in eine gerade Linie gebracht werden, wenigstens noch vier Zoll. $. 20. Nach dieser Schilderung des Gerippes im Einzelnen und Gan- zen beschäftigt sich Herr Collini mit Lösung der Aufzabe, zu welcher Classe wohl dieses Thier gehört haben könnte? Erstens bemerkt er sehr richtig: dafs der mit Zähnen be- setzte Schnabel, der lange Hals, der Schwanz, die mit Klauen ver- sehenen Hinterfülse, nebst den langen Flügelknochen, dieses Thier aus der Classe der Vögel ausschlössen. Er hätte noch füglich die Zahl und Gestalt der Halswirbel, (denn die Länge seines Halses reicht ja nicht an die verhältnilsmälsige Länge des Halses des Stor- ches, des Siraufses, des Schwanes), den Bau der Brust, und die Breite der Schulterblätter, als Kennzeichen, dals dieses Thier kein Vogel war, hinzusetzen können. Zwey- 1205 Zweytens wirft Herr Collini die Frage auf: Ob dieses Thier etwa ein uns unbekanntes Amphibium gewesen seyn möchte? doch ohne dals er weiter etwas dafür oder dagegen sagte. Wirk- lich wüfste ich auch nichts, was sich mit irgend einer Wahrschein- lichkeit für die Idee, dieses Gerippe einem Amphibium zuzuschrei- ben, vorbringen liefse; ausser etwa seinen langen, mit fast einför- migen Zähnen besetzten Kiefern, welche einigermalsen den Kroko- dillenkiefern und Zähnen gleichen. Herr G. Cuvier schreibt zwar von unserm Gerippe 6): La onzieme (sorte d’animal fossil) sera le reptile tres- singulier, incruste dans les schistes des environs d’Aichstädt, et dont M. Collini a deerit un Squelette - _presque complet, conserve dans le Cabinet de Mann- heim. Il etoit petit, et paroit avoir joui de la faculte de voler, comme aujourd’hui le petit lezard nomme dragon. Allein, ich habe auch nicht den allermindesten Zweifel, dafs Herr Cuvier, bey seinen, die meinigen übertreffenden an- schaulichen Kenntnissen in der Zoologie, sobald er das Gerippe in der Natur gesehen hätte, es für das einer Fledermaus und nicht eines Reptile erklärt haben würde, weil ihn nur Collini's unvoll- kommene (wie ich sattsam gezeigt zu haben glaube) Beschreibung irre zu leiten vermochte. Da ich aber ausser den drey Drachen in unserer akademi- schen Sammlung, Herrn Tiedemann’s 7) trefflliche Monographie des 6) Extrait d’un Ouvrage sur les Especes de Quadrupedes dont on a trouve les osse- mens dans l'interieur de la terre, an 9, 4to. pag. 6. 7) Anatomie und Beschreibung des Drachens. Nürnberg, ı810, 4to, mit drey Kupfer- tafeln, f 14 106 des Drachen vor mir habe, so fällt es mir leicht, folgende Ver- gleichung anzustellen und auf’s bestimmteste und deutlichste die . grolsen Verschiedenheiten zwischen diesem Drachen und unserm Thiere anzugeben, und dadurch die Aehnlichkeits-Idee, auf welche jemand etwa verfallen könnte, zu entiernen: die vordern Gliedmassen des Drachen sind vollkommen, wie bey Eidechsen gebildet, ringsum frey, und haben mit den Flugstangenknochen gar keine Verbindung; die vordern Glied- massen unsers Thieres dagegen sind nicht ringsum frey, son- dern selbst, wie bey Fledermäusen, zu Flugstangen verlängert, oder umgestaltet. Haften die Flugstangenknochen des Drachen ribbenartig an der Wirbelsäule; die Flugstangenknochen unsers Thiers sind, wie bey Fledermäusen, mittelst der Schlüsselbeine und Schul- terblätter am Thorax eingelenkt. Sind die Flugstangen des Drachen kürzer, als der Rumpf, und wenig länger, als die Hinterfülse. Die Flugstangen un- sers Thieres dagegen sind, wie bey Fledermäusen, weit län- ger, als der Rumpf und die Hinterfüfse. Sind die Flugstangenknochen des Drachen ungegliedert; un- sers Thieres dagegen, wie bey Fledermäusen, fingerartig ge- gliedert. Sind die Schlüsselbeine des Drachen, wie bey Eidechsen, kurz; unsers Thieres, wie bey Fledermäusen, lang, dick, und j fast von der Gröfse der Schenkelbeine. Sind die Schulterblätter des Drachen, wie bey Eidechsen, länglich und schmal; bey unserm Thiere, wie bey Fleder- mäusen, breit und von anseknlichem Umfange. a DS} 10. 12. 107 Sind die Oberarmbeine des -Drachen, wie bey Eidechsen, kurz und dünne; unsers Thieres, wie bey Fledermäusen, lang und dick. Sind beyde Vorderarmknochen des Drachen, wie bey den Eidechsen, deutlich vorhanden; bey unserm Thiere fehlt, wie bey Fledermäusen, einer ®) derselben. Haben die Zehen des Drachen, wie bey Eidechsen, mehr als drey Glieder; bey unserm Thiere, wie bey Fledermäusen, nur drey Glieder. Gleichen die Nagelglieder mit ihren Krallen beym Drachen den länglichten Krallen der Eidechsen; bey unserm Thiere dagegen gleichen die Krallen aufs vollkommenste in der Ge- stalt und Länge denen der Fledermäuse. Ist der Rumpf des Drachen schlank, wie bey Eidechsen; bey unserm Thiere, wie bey Fledermäusen, kurz, gewissermalsen gestaucht. Ist der Schwanz des Drachen, wie bey Eidechsen, dick und lang, gleichsam eine unabgesetzte Verlängerung des Rumpfes; bey unserm Thiere ist der Schwanz dünn und kurz, gleich- sam nur ein Anhängsel des Beckens, gerade wie bey einigen Fledermäusen. . Sind die Wadenbeine des Drachen, wie bey Eidechsen, deut- lich vorhanden, welche bey unserm Thiere, wie bey Fleder- mäusen, fehlen, Drit- 8) Ich mufs mich so unbestimmt ausdrücken, weil Daubenton (S. 6. 27) bey Fledermäusen das Radius nennt, was mir Ulna scheint. n'2 14 108 RT Drittens, sagt Herr Collini: Betrachte man die langen Flü- gel, den Schwanz und die Hinterfüfse, so sollte man fast glauben, einige Aehnlichkeit mit einer Roussette oder Fledermaus zu finden. Allein der Schnabel und die Zähne machten, dafs man gänzlich diese Aehnlichkeit verwerfen mülste. „Le bec et les dents font totalement rejetter cette resemblance” heilst es ganz kurz und ganz kategorisch. — Dafs diese beyden Eigenschaften Herrn Collini nicht hätten irre machen dürfen, wird sich von selbst ergeben, wenn ich in der Folge im 22. und 23. {. auf diese Knochen wieder zurückkomme. Viertens endlich schliefst Herr Collini: Das Vernünftigste also, was man im gegenwärtigen Falle denken könne, wäre: das Original dieses Thieres unter den Seethieren aufzusuchen. Schna- bel und Zähne schienen diese Idee zu bestätigen. Die allgemeine Organisation und Bildung eines Thieres nämlich, so wie die Gec- staltung seiner Theile mülste sich auf das Element, in welchem es zu leben, auf die Substanz, von welcher es sich zu nähren, und auf die Art, wie es sich gegen seine Feinde zu schützen habe, be- ziehen. Diese letzte Muthmafsung unsers Verfassers, welche dieses Gerippe dem ungeheuern Heere der Seethiere beygesellt, ohne dafs er sich näher erklärte, zu welcher Ordnung, oder zu welchem Ge- schlechte, oder zu welcher Gattung desselben er es bringen würde, braucht wohl keine Widerlegung, sobald es höchst wahrscheinlich , wenn nicht ganz gewils wird, dafs dieses Thier ein Säugthier ge- wesen seyn müsse. So viel über Herrn Gollini’s Beschreibung, _ Abbildung und Deutung dieses ihm räthselhaft gebliebenen, und von ihm unter die Seethiere verwiesenen Gerippes. Es wäre ungerecht und unbillig, seinen Scharfsinn, seine Kenntnisse, Genauigkeit und . Wahrheits- liebe 109 liebe verkennen, oder das Verdienstliche seiner Arbeit im mindesten schmälern zu wollen. Herr Collini leistete, was zu seiner Zeit zu leisten war. Wenn ich in meinen Ansichten und Deutungen dieses Ge- rippes aus der Vorwelt entscheidender und zuversichtlicher ver- fahre, so kann ich dieses nur den, seit dem Jahre 1784, wo Herr Collini schrieb, erfolgten Bereicherungen der Naturgeschichte, vorzüglich den Entdeckungen neuer, sehr analoger Thiere ver- danken. . Wären meinem Vorgänger die Hülfsmittel zur Hand gewesen, deren ich mich glücklicherweise bedienen konnte, so hätte er wahr- scheinlich die gleiche Lösung des Räthsels gegeben. Gar: Nach sorgfältiger Prüfung dieses fossilen Gerippes und ge- nauer Vergleichung desselben mit den ihm noch am ähnlichsten scheinenden Gerippen nehme ich keinen Anstand, dasselbe für das Gerippe eines Säugthieres, und zwar für das eines bis jetzt freylich unbekannten Geschlechts von Fledermaus zu erklären, aus folgen- den Gründen: ı. Lese ich gleichsam die Knochen dieses sehr entstellten, zum Theil zerquetschten Gerippes einzeln nach einander auf, und ordne ich sie zu einem Ganzen in die ihnen natürlich scheinende Lage, so finde ich wenigstens ausser einem längst dem Rückgrathe zwischen den Schulterblättern befindlichen, länglichen, mir noch problematischen Stücke 9), (Tab. V. A.) keinen einzigen überzähligen, kei- 9) Der Cephalotes Peronii, Geoffroy-Saint-Hilaire Annales du Museum VIII. annee, Planche 7, hat doch wohl nicht an dieser Stelle, wo sein Mantel längst dem Rückgrathe haftet, eiwa einen solchen eigenen, bis jetzt übersehenen Knochen 2 ı1o keinen einzigen diesem Gerippe fremden Knochentrümmer, sondern sämmtliche Knochen einem einzigen Individuo angehörend. 2. Scheinen sämmtliche Knochen von gleichem Korne oder gleicher Substanz, gleicher Textur und Farbe. 3. Vergleiche ich sodann dieses Gerippe mit dem Gerippe des Vespertilio murinus in meiner Sammlung und ferner mit den bey Buffon :°) und Pallas abgebildeten Gerippen von Fleder- mäusen, so kommt mir die Aehnlichkeit derselben untereinander unverkennbar entgegen. $..122. Allein widerspricht nicht schon der langgestreckte Kopf mit seinen schnabelförmigen Kiefern der Analogie eines Säugethieres, und hatte nicht also Collini recht, sich {. 20 ganz bestimmt ge- gen die Annahme einer Aehnlichkeit mit einer Fledermaus, das ist, einem Säugethiere, zu erklären? — Heineswegs! denn seit Colli- ni's Zeiten haben wir nicht nur das Echidna Hystrix ı2), ein wah- res Säugethier, mit einem gleichfalls vogelartig langgestreckten liopfe, sondern sogar zwey Arten von Säugthieren mit förmlich schnabelartigen Kiefern, nämlich den Ornithorhynchus fuscus, und Ornithorhynchus rufus kennen gelernt. Gewils war der Kopf unsers fossilen Thieres im Leben mit Haut und Muskeln bekleidet, und nicht so Vogelschnabelartig frey und »0) Hist. naturelle avec le Deseription du Cabinet du Roi, Tome 8, Planche XXU und XXIII; Tome IX, Planche XV. ıı) Naturgeschichte merkwürdiger Thiere, 3te Sammlung, Berlin ı77ı, Tab, II. u. IV. ı2) J. F. Meckel Beiträge zur vergleichenden Anatomie, ı. Band‘, 2. Heft, Leipzig. 1809, pag. 04, Tab. IX. Fig. ı. ıı1 und entblöfst, wie in gegenwärtigem, nur noch davon übrig geblie- benen Gerippe. Wahrscheinlich hatte dieser Kopf grofse Augen, wie die an- sehnliche Augenhöhle (orbita)‘verräth. (Tab. V. B.) Ueberhaupt ist die Gestalt der Köpfe der Fledermäuse gar mannigfaltig verschieden. Man betrachte nur die Abbildungen der- selben bey Buffon 3), Pallas :4), Schreber :5), besonders die trefflliche Zusammenstellung der Fledermäus-Köpfe und Schedel von Geoffroy St. Hilaire :6), und man wird nicht blofs in den Ohren, sondern vorzüglich noch in der Länge und Form der Schnauzen eine so auffallende Verschiedenheit wahrnehmen, dafs, hätte man blofs allein die Köpfe dieser Thiere vor sich, man wohl schwerlich vermuthen oder errathen würde, dafs sie samt und sonders zu der nämlichen Ordnung, welche die Chiroptera begreift, gehörten. Zum Beyspiele: Wie viel länger ist nicht bey Buffon, Tome VII, die Schnauze der langohrigen (Planche XVII) ei der hufeisennasigen (Pl. XX) Fledermaus? Wie ı3) Histoire naturelle avec la description du Cabinet de Boi, Tome VII, Pl. ı6 bis a1. — Planche XIV, XVII, XVIII, XIX und XX; Tome ı3, Pl. XXXII, Supplement Tome 7, Planche LXXII, LXXIV, LXXV. ı4) Naturgeschiehte merkwürdiger Thiere, 3te Sammlung, Tab. ı, 2, 3,4 15) Die Säugthiere in Abbildungen nach der Natur, ı. Theil. Erlangen 1775, Tab, 44— 62. ı6) Annales du Museum. d. Hist. naturelle IV. ann. Paris, Memoire sur le genre et les especes de Vespertilions, l’un des genres de la famille de Chauve- Souris, Pl. 46,.47, 48. 112 Wie viel länger ist nicht bey Pallas die Schnauze des auf der zweyten Tafel abgebildeten Vespertilio cephalotes, als des V. soricinus auf der vierten Tafel? Wie viel länger ist nicht bey Geoffroy -St.-Hilaire die Schnauze des Vespertilio nigrita (Planche 47) als des Vespertilio lasiurus (Planche 47)? Wie viel länger ist nicht bey ebendemselben die Schnauze des Pteropus amplexicaudatus (Planche 4) als des Pteropus griseus (Planche 6)? '7) * Ja, noch mehr! Gab nicht hauptsächlich die auf den ersten Blick in die Augen fallende Verschiedenheit der Schnauzen Veran- lassung,, das Heer oder die Familie der Fledermäuse in verschiedene Geschlechter zu theilen, und diese Geschlechter sogar darnach zu benennen ? Heifst nicht von den Fledermausgeschlechtern das erste Ge- schlecht Pteropus, im Deutschen bey Pallas: Hundsmaul, oder Hundsschnauziges ‚ und dürfte man nicht das zweyte Noctileo, im Deutschen Löwenschnauziges , das dritte Molossus, Bullenbeisser, oder Doggenschnauziges, das vierte Rhinolphus, Blattnasiges, oder dessen Schnauze oberhalb einem Blatte ähnelt, das fünfte Phyllostoma, Blattmauliges, oder dessen Schnauze unterhalb einem Blatte ähnelt, nennen? Man 27) In eben den Annales du Museum, VIII. annee, description des Roussettes et des Cephalotes, deux nouyeaux genres de la Famille de Cliauve-Souris par M, Geoffroy-Saint-Hilaire. 113 Man kann sich also wohl schwerlich mehr wundern, ein Ge- schlecht von Chiropteren in unserm Gerippe zu entdecken, welches eine so lang gestreckte schnabelförmige Schnauze besals. Und noch mehr! In einer höchst merkwürdigen Note von Leschenault bey Geoffroy-Saint-Hilaire '®) finde ich zur Beschreibung des Pteropus minimus angemerkt: dafs diese, so viel ich weils, noch nicht abgebildete Fledermaus, bey einer Länge ih- res Körpers (man merke wohl!) von nur drey und einem halben Zoll, eine Zunge von zwey Zollen besitzt. Wie lang müssen daher nicht die Kiefer dieses Thieres seyn, welche der zwey Zoll langen Zunge gleichsam zum Futterale dienten, wenn die Zunge # der gan- zen Körperlänge ausmachte? Rechnen wir an unserm Thiere vom Kopf bis zur Schwanzspitze 6 Zoll und seine Zunge zu 3 ! Zoll, so verhält sich die Länge der Zunge zur Länge des Körpers, wie 7:ı2, beym Pterppus minimus, wie 4:7. Oder: setzt man unser Thier gleich 3% und den Pteropus minimus gleich 3%, so ist die Dif- ferenz gleich z35v. Dafs ich hiebey sehr freygebig rechne, mufs Jedem einleuch- ten, welcher bedenkt, dals ich bey der Bestimmung der Kopflänge unseres Thieres die Hirnschaale hinzurechne, beym Pteropus mini- mus hingegen die Länge des Kopfes blofs nach der Länge der Zunge annehme, mit gänzlicher Weglassung der Länge der Hirnschaale. Also beträgt in beyden Thieren, sowohl dem Pteropus mini- mus, als in unserm Thiere die Länge der Kiefer mehr als die Hälfte der Länge des Körpers. Zum Theil bestätigen diels auch selbst Hr. Geoffroy-St.-Hilaire’s eigene Worte 9): La tete de cette j rOUuS- % ı8) Annales de Museum, VIII. aunte, pag. 97. 19) Daselbst pag, 98, 15 114 roussette m’a paru d’une longueur demesurde, ce que j’attribue en partie & la maniere dont on aura pr&pare les depouilles dont nous sommes redevables & Mr. Leschenault 2°). $. 28. Die Menge der Zähne, nämlich auf jeder Seite eilfe oben und neunzehn unten, in den Kiefern dieses fossilen Gerippes braucht uns um so weniger irre zu machen, als Pallas ?:) schon vor vierzig Jahren darthat, dafs die Anzahl und Bildung der Zähne bey den Geschlechtern der Fledermäuse wenigstens auf sechsfache Art verschieden sey, und nach einer genauen Ausführung dieses Satzes mit den merkwürdigen Worten schlols: ‚Wer weils, wie viel nicht noch Verschiedenheiten der Zähne bey unbekannten Arten der Fledermäuse verborgen sind.” ? Wie wahr dieser grofse Naturkundiger voraussagte, beweisen die von den neuesten Weltumseglern Peron und Lesueur ent- deckten und von Geoffroy-Saint-Hilaire treffllich beschriebe- nen und zum Theil abgebildeten Arten Fledermäuse. Stellen wir uns demnach vor, dafs die Kiefer irgend eines Geschlechtes der Fledermäuse sich zu der beträchtlichen Länge vergrölsern, welche wir in diesem fossilen Gerippe erblicken, so werden wir gewils auch zugleich auf Vermehrung der Zahl seiner Zähne schliefsen. Uebrigens gleichen die Zähne unsers Thieres sowohl in ihrer spitzigen, ein wenig gebogenen, oder hackenförmigen streifigen Ge- 20) In einer netten Handzeichnung, welche ich Hrn. Cuvier’s Besonderer Güte verdanke, erscheint der Kopf dieses Pteropus miniınus bey weitem kleiner; da- her ich fast in der von Hrn. Leschenault angeführten Stelle einen Schreib- oder Druckfehler vermuthen mufs. 21) Am angeführten Orte S. 7. 115 Gestalt ganz den Zähnen der Fledermäuse, z. B. des Vespertilio murinus, als darin, dafs gegen den bey den meisten andern Säuge- thieren Statt habenden Bau sich im untern Kiefer mehrere Zähne, als im obern befinden. Herr Collini hatte also wohl Unrecht, ausser dem Schnabel, nur noch der Zähne wegen, die Idee einer Aehnlichkeit dieses Thieres mit einer Fledermaus schnurstracks zu verwerfen. $. 24- Der Hals dieses fossilen Gerippes ist durch die Zahl seiner sieben Wirbelbeine (Tab. V. C. D. E. F. G. H. I.) ganz säugethier- ähnlich, da bekanntlich ausser dem einzigen Faulthiere alle übrigen Säugethiere sieben Halswirbel haben, der Hals sey so lang, als bey. der Giraffe und dem Kameele, oder so kurz, als bey dem Elephanten. Auch die auf dem Steine ziemlich deutliche Gestalt der ein- zelnen Halswirbel kommt mit der bey Säugethieren gewöhnlichen Gestalt überein. Da nun aber auch die Länge des Halses, so wie die Länge des Kopfes (|. 22), bey den bereits bekannten Fledermaus - Ge- schlechtern und Arten auffallend verschieden erscheint, z. B. sehr viel gröfser bey Pteropus vulgaris 22) und Pteropus griseus 23), als bey Vespertilio murinus 24), und selbst dem neuerlichst erst be- kannt gewordenen Cephalotes Peronii 25), so kommt es mir wenig- stens nicht mehr sehr besonders vor, eine Fledermaus zu finden, welche zu einem langen Kopfe auch einen verhältnilsmäfsig langen Hals zeigt. $. 25: 22) Buffon, Tome X, Planche XIIN. 2 33) Geoffroy-St.-Hilaire, Ann, du Mus, Cahier 85, PL 6. 34) Buffon, Tome VII, Pl. XXI. 25) Geoffroy-St.-Hilaire, am angef. Orte Pl. 7. 2 15” 116 $. 25. Brustkasten und Becken dieses fossilen Gerippes sind, ausser dem ihnen angehörigen Stücke der Wirbelsäule, zu schr zerquetscht und zertrümmert, als dafs sich die ehemalige wahre Form derselben mit völliger Gewilsheit bestimmen lielse. Indessen erscheint die Form sämmtlicher Wirbelbeine des Rückens (Tab. V. K. K.) noch immer deutiich genug, um die un- verkennbare Aehnlichkeit der Wirbelsäule mit der bey andern Säugethieren, insbesondere den Fledermäusen gewöhnlichen, und die gänzliche Abweichung von dem Baue der Brust und des Beckens der Vögel wahrzunehmen. s $. 26. Der Schwanz (Tab. V. L.) dieses fossilen Gerippes hat völlig die Gestalt, wie bey kurzgeschwänzten Fledermäusen, z. B. Ptero- pus amplexi-caudatus 26), nichts mit der bey Vögeln gewöhnlichen Gestalt gemein. Er besteht aus einzelnen getrennt liegenden kleinen Wirbeln, hinter welchen sich schmale, gleichsam brückenartig an- gebrachte Knochenstückchen (Tab. V. M.) befinden. $. 27. Die hinteren Gliedmassen dieses fossilen Gerippes unter- scheiden sich von dem bey Fledermäusen im Allgemeinen Statt habenden Baue hauptsächlich nur durch den Mangel einer fünften Zehe. Die Schenkelbeine nämlich (Tab. V. N. O.) haben die analoge Gestalt, Länge, Dicke und Verbindung oben mit den Hüftbeinen, unten mit den Schienbeinen, wie bey Vespertilio murinus, Pteropus vulgaris und griseus, u. s. f£ Auch zeigt sich die Einlenkung der Schen- 26) Geoffroy-Saint-Hilaire, Ann. du Mus. Cahier 85, Planche 4, ı 17 Schenkelbeine völlig, so wie bey Fledermäusen am hintern Theile der Hüftbeine. Die Schienbeine (Tab. V. P. Q.) haben die Gestalt, Länge, Dicke und Verbindung mit den Schenkelbeinen, welche wir bey den eben genannten Fledermausarten antreffen. Die KHniescheiben sind, wegen ihrer schon im ten $. bemerk- ten, annoch knorpelig gewesenen Beschaffenheit vom Kalke zerstört worden. Die Wadenbeine scheinen, wie bey einigen Fledermausarten, z. B. Vespertilio cephalotes ?7), zu fehlen. Von den Fufswurzeln ist wegen ihrer annoch knorpelig ge- wesenen Beschaffenheit ebenfalls nichts erkennbares übrig geblieben. Dafür sind aber die Zehen-Knochen beyder Hinterfü/se desto deutlicher vorhanden. Hier zeigen sich nun ein Paar auffallende Unterschiede zwi- schen dieser fossilen Fledermaus und den bisher bekannten Fleder- mäusen. Erstens nämlich scheinen nur vier Zehen vorhanden zu seyn, da doch bey sämmtlichen, bis jetzt bekannten, Fledermaus- Geschlechtern und Arten fünf Zehen vorhanden zu seyn pflegen. — Was die kleine dunkle Spur eines Knochens an der rechten Fuls- sohle zwischen den Mittelfulsknochen (Tab. V. R.), welche Col- lini in der zweyten Figur vergrölsert abbildet, andeutet, wage ich nicht zu entscheiden. Zweytens: sind die Mittelfufsknochen. (Tab. V.S. T. U. V. W. X. Y. Z.) sehr viel länger als die drey übrigen Zehenglieder zusammen genommen, da doch bey allen bis jetzt be- 37) Pallas, am angeführten Orte, p, 24. 118 bekannten Fledermäusen die Mittelfufsknochen meist kürzer, als die hintern und selbst die mittlern Zehenglieder zu seyn pflegen.- Was also dem Fufse dieses Thieres der Vorwelt an Breite abgieng, ersetzte ihm die gröfsere Länge. Uebrigens gleichen die vier Nagelglieder (Tab. V. a. b. c.d. e. f. g. h.) mit ihrer krallenartigen Beschaffenheit ganz den Nagel- gliedern der Fledermäuse. Dafs wir vier Zehen (meist drey vordere und eine hintere) häufig unter den Vögeln, z. B. den Adlern, Falken, Eulen, antref- fen, ist bekannt 28). Folglich war dieses Thier der Vorwelt, sowohl wegen seines äussersten untern Endes, oder der schmalen, aber langen Fülse, als des äussersten obern Endes, oder des schmalen und langen Kopfes wegen den Vögeln auf eine Art ähnlich, von der wir sonst kein Beyspiel, bis jetzt wenigstens, kennen. (. 28. Ich komme nun zur Betrachtung der vordern Gliedmassen, Flug- oder Flügelknochen, welche uns wohl am meisten nöthigen, dasjenige Thier der Vorwelt, welchem dieses fossile Gerippe ange- hörte, für eine Fledermausart zu erklären. Die ansehnlichen Schulterblätter (Tab. V. i. k.) nämlich, die gar mächtigen Schlüsselbeine (l. m.), welche, wie bey Fledermäusen, fast an die Grölse der Schenkelbeine reichen; die langen und star- ken Oberarm- (n. 0.) und Unterarmbeine (p. q.) °), der den Rumpf 28) Jac. Theod. Klein. Stemmata avium, quadraginta tabulis ornata, Lipsiae, 1759. 29) Ich möchte Daubenton (Tom. VIII. pag. 147) und seinen Nachfolgern doch nicht beystimmen, wenn sie den bey Vespertilio murinus einfachen, beym Ptero- pus 119 Rumpf an Länge fast zweymal übertreffende lange, viergliedrige Finger (r. s. t. u.), und die mit Krallen versehenen, drey kurzen. Finger (v. w. x.), welche vielleicht, wie bey den Pteropus- Arten, theils zur Spannung des vordersten Stückes der Flughaut, theils, wie man am besten bey Buffon ®e) sieht, zum vorwärts Krie- chen dienten (denn von Handwurzelknochen ist wegen ihrer knorpeligen Beschaffenheit fast nichts zu entdecken), lassen mir über die Richtigkeit meiner Erlilärung um so weniger einen Zweifel übrig, als gerade in diesen Eigenheiten die Kennzeichen der Fleder- mäuse bestehen. Gleichwie sich aber an den Hinterfülsen ein paar auffallende Unterschiede zwischen diesem fossilen Gerippe, und allen zur Zeit noch bekannten Fledermausgerippen zeigen, eben so zeigen sich auch an den Vorderfülsen oder Flügeln zwey auffallende Unter- scheidungszeichen. Erstens nämlich scheinen, gerade wie bey den Hinterfülsen nur vier Zehen, so hier nur vier Finger (Tab. V.r. s. t. u.) vorhanden zu seyn, welches der rechte Flügel vollkommen deutlich beweist. Denn, was den linken Flügel betrifft, so ist der Stein gerade an dieser Stelle (y.) zu früh abgebrochen. Dafs wir eine Fledermaus mit vier Zehen finden, da doch alle andere, bis jetzt pus vulgaris halb doppelten, oder mit einem dünnen Fortsatze versehenen Kuo- chen des Vorderarms (ebend. Tom. X. p. 75) für einen Radius statt einer Ulna ansehen, und dem gemäfls auch so benennen. Nicht zu gedenken , dafs diefs aller sonstigen Analogie wiederspräche, so scheint mir auch dieser Hauptkno- chem oberhalb nicht nur ein förmliches, vollkommenes Ellenbogen -Gelenk zu bilden, sondern sogar ein Olecranon zu besitzen. Auch ist es bey einigen an- dern Säugethieren gar nicht ungewöhnlich, dafs die Ulna zur stärksten oder vorzüglichsten Verbindung mit der Handwurzel dient, vorzüglich dem Elo- phanten, Da ferner der Vorderarm der Fledermäuse keiner pronation und supina- tion bedarf, folglich auch der Radius wegfallen kann, so scheint mir auch jeuer dünne Fortsatz ein Simulacrum radii, nicht ein Simulacrum ulnae. 30) Buffon Tom. X, Tab. ı7. 120 jetzt bekannten Fledermäuse fünf besitzen, darf uns nicht befrem- den, da wir unter dem grolsen Haufen der Affen, welche fünf Finger besitzen, ebenfalls einen (nämlich den S. Paniscus) finden, welcher äusserlich nur vier Finger hat, wie ich selbst in der Natur beobachtete. Zweytens, hat nur eine Zehe, oder nur ein einziger Finger die doppelte Länge des Rumpfes, da bey den bis jetzt be- kannten Fledermäusen nicht ein, sondern sämmtliche vier Finger, ausser dem über die Flughaut vorspringenden Daumen, gleichsam zu Flug - oder Seegelstangen verlängert zu seyn pflegen. Die einzelnen vier Knochen (Tab. V. r. s. t. u.) dieses ein- zigen langen Fingers sind aber dafür so viel dicker und länger, als bey irgend einer bekannten, gleich grols, ja sogar grölser schei- nenden Fledermausart alle vier dünnern und kürzern Finger zusam- men genommen. Man dürfte daher wohl füglich behaupten, dieser einzige lange Finger, unsers Thieres aus der Vorwelt, besafs die Stärke oder Kraft sämmtlicher vier langen Finger bey irgend einer bis jetzt be- kannten Fledermausart zusammen genommen, oder dieser einzige starke Finger vermochte als Segelstange zur Ausspannung der Flug- haut den Dienst von vier zusammen genommenen schwächern Segel- stangen zu verrichten. Auf gleiche Weise beurtheilt mein ehrwürdiger Freund Blu- menbach einen aus dem nämlichen Solenhofer Kalkschieferbruche ($. 30), welcher auch unser Gerippe lieferte, gekommenen Östeoli- then, ‚wann er in der Note zum 44. |. seiner vergleichenden Ana- tomie, Göttingen, 1805, pag. 75 schreibt: „Ich habe im ehemaligen Hagen’schen Cabinet zu Nürn- „berg einen merkwürdigen Osteolithen in Solenhofer Kalkschiefer „gesehen, der aus drey sehr schlanken, nach der Länge aneinander „aärtikulirten Röhren bestand, und für einen versteinten Vogelilügel [ „ 5° z \ 121 „gehalten ward, aber nach der Einfachheit und Länge der mittlern „Röhre zu urtheilen, wohl ohne Zweifel einer grolsen Südmdischen „Fledermaus zugehört.” Desgleichen in seinen Beyträgen zur Na- turgeschichte in der zweyten Ausgabe, Göttingen ı806, S. 119. „In „den Pappenheimer Kalkschiefern hat man unter so vielen andern „tropischen Geschöpfen, namentlich einer Art molukkischen Kiefer- „fußs, und die noch zusammen artikulirenden Armknochen einer „dem fliegenden Hunde ähnelnden Fledermausgattung gefunden.” Vier Jahre früher, ı801, hatte er schon in seinem Specimine Ar- chaeologiae Telluris (im Volum. XV, der Commentariorum societatis regiae scientiarum Gotlingensis p. 1/74) geschrieben: haee ossa bra- chii tum figura tum proportione ad vespertilionem caninum indicum,. quem vulgo canem volantem vocant, pertinuisse videbantur. $. 29 Gelegenheitlich kann ich nicht umhin, hier die allgemeine Bemerkung anzubringen: dafs die Natur in Gestaltung der Glied- massen bey Säugthieren, abgeschen von den drey gehuften Ord- nungen, welche die bisulca oder biungula, die Solidungula und Mult- ungula begreifen, eine auffallendere Mannigfaltigkeit in den vordern, als in den hintern Gliedmassen anbrachte; zum Beyspiel: In der ersten Ordnung der Säugthiere, welche noch immer die höchst unschicklich, wenigstens anatomisch unrichtig sogenann- ten quadrumana animalia begreift, welche Länge der Arme zeichnet nicht die beyden Arten des Gil,bons, den Galeopithecus variegatus 3:) und welche Schlankheit die Arme der Loris- Arten aus? In der zweyten Ordnung (Terae), zu welcher Geschicklich- keit und mannigfachen Benutzung, ausser zum Gehen, Laufen, Rlet- 31) Cuvier Lecons d'Anatomie comparee, Tom. 5. Tab, ı., auch in Herrn Mechels Uebersetzung. ı6 22 Klettern und Graben sind nicht die Vordertazzen der Löwen, Tiger, Bären, Ottern, der Dachse, der Waschbären ausgebildet? Und welchen ganz eigenen Rnochenbau zeigen nicht insbesondere die Vorderfüßse der Maulwürfe 32)? In der vierten Ordnung (Didelphes), dienen die vordern Gliedmassen den Beutelthieren nicht blofs zum Laufen und Springen, so wie sie den fliegenden Phalangern offenbar zur Spannung der Flughaut mehr, als die hintern Gliedmassen dienen. Welch son- derbares Ansehen erhalten aber die Ränguruhs, aus dieser, so wie die Gerboa’s aus der folgenden Ordnung, durch die Rleinheit ihrer vordern Gliedmassen, auf deren Kosten gleichsam die hintern Glied- massen vergrölsert erscheinen, In der fünften Ordnung (Glires), welche Geschicklichkeit besitzen die fast Affen-Händen gleichen vordern Gliedmassen der Eichhörnchen? — Welche ungeheuren Finger hat der Aye Aye? Welchen sonderbaren Mnochenbau hat der Sorex talpinus 33) in sei- nen ganzen vordern Gliedmassen? und bewirken nicht die fliegenden Eichhörnchen ihre erweiterten Sprünge mittelst ihrer Flughaut mehr durch Hülfe der vordern, als der hintern Gliedmassen? Geschieht das Graben der meisten T'hiere dieser Ordnung nicht vorzüglich mit den Vorderfülsen? — Welchen Kunsttrieb üben vollends nicht die Biber mittelst ihrer Vorderpfoten ? In der sechsten Ordnung, Bradypoda, welche durch eine an- gehäufte Masse fast plump scheinende Länge haben nicht die Vor- derfülse der Faulthiere? In 32) Vom gemeinen Maulwurf, Daubenton, Tom. VII, Planche XV. sehr vortreff- lich und vergrölsert dargestellt. 83) J. F. Meckel am angef. Orte, Tab. VIII. Fig. a1, 22, 123 In der siebenten Ordnung, Edentata, welche sonderbare Ein-« richtung zeigen die Vorderfüßse der Ameisenbären ? In der zehnten Ordnung, Chiroptera, zu welcher auch unser fossiles Gerippe gehört, welch mannigfacher Bau der zum Fliegen eingerichteten Vorderfülse! In der eilften und zwelften Ordnung, Amphibia und Cetacea, welche ruderartige Beschaffenheit zeigen die zu Flolsen umgewan- delten Vorderfülse ? i - Welche ganz eigene Einrichtung, besonders im Baue der Knochen hat man nicht an den Vorderfüfsen der Schnabelthiere und des Echidna hystrix neuerlichst erst entdeckt ? Der Bau der Hinterfülse aller dieser Säugthiere dagegen scheint gewissermalsen weniger als der Bau der Vorderfüfse von einem allgemeinen Typus abzuweichen, welcher Typus sich daher auch selbst durch die Classe der Vögel hin erhält, ja zum ‚Theil sogar noch im Rochen (Raja) erkennbar 34) bleibt, wenn die vor- dern Gliedmassen oder die Flügel der Vögel nur noch in den Kno- chen die Analogie mit den Vorderfülsen der Säugthiere verrathen, und bey allen Ordnungen der Vögel der Gebrauch der Vorderfülse zum Stehen, Gehen und Laufen gänzlich wegfällt, $. 30. Nach dieser umständlichen Betrachtung der einzelnen Stücke dieses fossilen Gerippes, welches ein glücklicher Zufall, ungeachtet der Zerquetschung, dennoch bis auf drey Zehen oder Finger des linken Vorderfulses (Tab. V. y.) uns auf einer Platte schiefrigen dich- ten 34) S. Cuvier Lecons d’Anat. comparee, Vol. 5. Pl, IV, , ı6 ® 124 ern ;’. ten Halksteines, aus dem Schiefersteinbruche bey Sollenhofen im obern Donaukreise, vollständig überlieferte, bemühte ich mich einen anschaulichen Begriff von dem Ganzen zu erhalten. Zu dem Ende entwarf ich eine Zeichnung, in welcher alle einzelnen Knochenreste nach genauer Ausmessung ihrer Länge und Dicke nicht nur eingetragen, sondern auch, so viel möglich, in ihre, ihnen ehemals natürlich gewesene Lage wieder zurück ge- bracht wurden, um nun mit einem Blicke das Ganze überschauen zu können. (Tab. VII.) Die gewissen, auf dem Steine vollkommen deutlich erkenn- baren Knochen sind in ganzen, die weniger deutlich erkennbaren Knochen in punctirten Umrissen dargestellt. In dieser bildlichen Darstellung unterscheidet sich demnach sehr leicht das wahre Be- stimmte von dem muthmafslichen Unbestimmten. Irre ich mieh nicht, so beweist dieser anschauliche Entwurf nunmehr den Hauptsatz meiner Abhandlung auf Einmal in einem Ueberblicke des Ganzen, welehen die vorausgeschickten Schilderun- gen der einzelnen Bruchstücke, nur nach und nach, stückweise beweisen konnten; nämlich: „Das fossile Gerippe, welches gegenwärtiger Halltschiefer „uns aus der Vorwelt überliefert, gehörte einem Fleder- „mausähnlichen Thiere.” Im Systeme würde also dieses Thier der Ordnung der flie- genden Säugethiere oder den Chiropteris oder Alipedibus beygesellt werden müssen. Unter den, schon im 22. {. genannten sieben Geschlechtern der Fledermäuse aber scheint dieses Thier ı) wegen seiner langen gespitzten Schnauze, 2) wegen seiner grolsen Augenhöhle, 3) we- gen 125 gen der Zahl seiner Zähne, 4) wegen der mit Krallen versehenen vier kurzen Finger, oder Zehen des Vorderluises dem Pteropus- Geschlechte noch am nächsien zu kommen, und in «diesem Ge- schlechte wieder dern Pieropus minimus Geoliroy-Saiut-Hi- laire 35) am nächsten. Diese Bestimmung gewinnt aber um se mehr Wahrscheinlich- keit, als, ausser einer allgemeinen, kurzen Nachricht, die Merck 36) von einem von ihm in Deutschland gefundenen, fossilen, aus- serordentlich grolsen, asiatischen Vespertilio im Jahre ı787 schon gab, und ausserdem vorhin im 27. {. von Blumenbach angeführ- ten Zeugnissen, auch mein berühmter Freund Ebel in seinem un- schätzbaren Werke über den Bau der Erde 37) ganz ausdrücklich schreibt: „Zu HKehlheim findet man unter andern in den Pappen- „heimer Brüchen ausser den Fischen auch molukkische „Kiefenfülse und eine dem fliegenden Hunde (das ist dem »Pteropus vulgaris) ähnliche Fledermaus - Gattung.” Was von den versteenden Vleermuyzen, deren im Catalogo Musaei Ch..... (Chaisiani), Amsterdam, ı766. $. ı95 gedacht wird, zu halten sey, ist mir nicht bekannt. $. 31. Die vorzüglichsten Kennzeichen, welche unser Thier unter allen mir bis jetzt bekannten Fledermäusen vor der Hand wegen Abganges der weichen Theile charakterisiren, wären: 35) Annales du Museum d’Hist. nat. VII. annde, Paris, Pag..97- 36) Im ı3ten Stücke des Baldingerischen medicinischen Journals. Göttingen, 1787, 8. 74. 37) Ueber den Bau der Erde. Zweyter Band, Zürich, ı808, $. 80. pag. 133, 134, 126 ı. der den Rumpf an Länge übertreffende Kopf, mit schna- belförmig zugespitzten Kiefern ; 2. der dem Rumpf an Länge fast gleiche Hals; 3. die vierzehigen Vorder & und Hinterfüfse; 4. die von den vier Zehen der Vorderfülse zur Ausbreitung der Flushaut verlängerte, einzelne Zehe des Vorderfulses, oder der einzelne Finger, welcher die vereinigte Länge des Halses und des Rumpfes hält. Solcher auffallender Unterschiede halber könnte man dieses, gleichsam aus seinem Grabe wieder hervorgekommene Thier ein eigenes Geschlecht ausmachen lassen und vielleicht nicht unschick- lich Ornithocephalus antigquus benennen. ORNITHOCEPHALUS. Caput ob maxillarum longitudinem trunco longius, Collum longitudine trunci, : x Digiti extremitatum inferiorum et superiorum quatuor, Digitorum manus unus capitis et colli junctam longitudinem superans: $. 32. Dürfte ich mir einige Muthmafsungen über die Natur unsers OÖrnithhocephalus antiquus zu äussern erlauben, so wären es etwa folgende: S ı. Der Schädel unsers Ornithocephalus scheint eine auffal- lende Aehnlichkeit mit den Schädeln der kleinen Schnepfen - Arten gehabt zu haben. 2. Scheint unser Ornithocephalus, nach der Gröfse der Au- gerhöhlen des Schädels zu urtheilen, grofse Augen gehabt zu haben. 3- . 127 3. Die Beschaffenheit der Zähne unsers Ornithocephalus, welche sammt und sonders klein, spitzig und hackenförmig aus- sehen, scheinen nebst der weiten Aufsperrung seines Rachens zu beweisen, dafs er nicht von Pflanzen leben konnte, aber wohl, selbst Zull grolse, Insecten im Fluge zu haschen vermochte, 4. Die vorzügliche Dicke und Länge der Flugstangen unsers Ornithocephalus läfst ferner vermuthen, dafs seine Flughaut stark und von ansehnlichem Umfange gewesen seyn mulste. 5. Scheinen seine Hinterfülse sich durch ihre Länge bey ihm, mehr als bey andern Fledermäusen, den Vögeln genähert zu haben. 6. Verrathen die mannigfachen, an dem Gerippe unsers Or- nithocephalus sich zeigenden, im Vorhergehenden geschilderten Trennungen und mitunter grolsen Voneinanderreissungen zusammen gehörender Gelenkknochen, so wie die Beschädigungen und Zer- drückungen einzelner Beine, dafs es eine gewaltige Katastrophe gewesen seyn mufste, welche ihn um’s Leben ‚brachte. Denn ohne allen Zweifel ward dieses Gerippe noch im frischen, unverweseten Zustande des Thieres, durch eine seinen ganzen Körper auf ein- nal treffende heftige und starke Zusammendrückung zerquetscht und beerdigt. Eben diese totale Beerdigung aber schützte die Leiche desselben zwar nicht vor. Fäulnils, aber doch vor aller fer- nern Auseinanderreissung seiner Gelenke, und Verschiebung oder Verzerrung der linochen, welche diese Gelenke bildeten. 7. Weil alle unserm Ornithocephalus zunächst verwandt scheinenden Thiere, namentlich die Pteropi 38), sich nur in heilsen Erdstrichen vorfinden, so konnte auch wohl unser Ornithocephalus im 38) Geoffroy-Saint- Hilaire in den Annales du Museum, Cahier 85, 86, pag- 94. ı28 im Leben nur in einem heilsen Erdstriche existiren. Die mit dieser Vermuthung aufs genaueste übereinstimmenden Zeugnisse eines Merck, Blumenbach und Ebel habe ich vorhin 39) schon an« geführt, und kann jetzt noch das eines Cuvier beyfügen. Nun dringen sich aber zwey entgegengesetzte Fragen auf. Nämlich: Erste Frage: Lebte unser Ornithocephalus in der Gegend, oder flüchtete er sich wenigstens bey seinem Tode an die Stelle, wo man ihn in seinem Grabe fand? Zweyte Frage: Oder, ward unser Ornithocephalus erst ‚nach seinem Tode dahin gewälzt oder geschwemmt? Im ersten Falle, wenn unser Ornithocephalus nämlich in der Gegend seines Grabes lebte, mufste nicht damals das jetzige Baiern ein ganz anderes, viel heifseres Klima haben, als es dermalen hat? Im entgegengesetzten zweyten Falle, nämlich, wenn man an- nimmt, dafs unser Ornithocephalus erst mit seinem Sarge in diese Gegend gerieth, so entsteht die neue Frage: Wo kam die Fluth her, welche unser Gerippe in die jetzige Donaugegend mit sich führte? Da es wohl nicht wahrscheinlich ist, dafs eine aus dem jetzigen Süden so gar fern herströmende Fluth unser Gerippe hätte herbeyschwemmen können, ohne es durchaus zu zerstören, gänz« lich zu zertrümmern und zu zermalmen, und da es sich eben so wenig denken läft, dafs der Kalk sich um den abgelebten Ornitho- cephalus plötzlich so erhärtet haben sollte, dafs sein Gerippe in diesem steinernen Sarge fest eingeschlossen, nunmehr unbeschädigt fortgewälzt werden konnte, so ist's wohl am wahrscheinlichsten, dals 39) 6$. 27 u. 29. 129 dafs unser Ornitkocephalus in der Vorwelt diejenige Gegend des Erdballs wirklich bewohnte, in welcher ihn und seines gleichen die Nachwelt begraben fand, indem sich der Kalk allmählig auf seinen Leichnam Schichten bildend absetzte oder niederschlug. Wenigstens liefse sich auf diese Art die schieferartige Beschaffenheit des Sarka- phages, in welchem die Natur unsern Ornithocephalus aufhob, noch am füglichsten erklären, $. 33. Die Vermuthung, dafs unser Ornithocephalus in der Gegend seines Grabes gelebt haben möchte, und der daraus für die Urge- schichte des Erdbodens überhaupt, so wie für die Urgeschichte Bayerns insbesondere sich ergebende höchst wichtige Umstand — dafs nämlich damals die gegenwärtige Donaugegend ein heilses, süd- indisches Hlima gehabt haben müsse, gewinnt schr vieles an Wahr- scheinlichkeit, wenn man bedenkt, dafs die Unglücksgefährten unseres Thieres, welche an der nämlichen Stelle und in den nänli- chen Sohlenhofer Halkschiefern begraben liegen, aus coro- mandel’schen Fischen, molukkischen Krebsen 4°) und süd- indischen Würmern bestehen. Es sey mir vergönnt, nur des neuesten, mir zufällig entge- gengekommenen, sehr deutlichen Beweises zu erwähnen. Durch unseres Collegen, Hrn. Dekanus Reddenbacher's, Gefälligkeit erhielten wir kürzlich, aus der grolsen, in ihrer Art einzigen, gräflich Pappenheim’schen Sammlung von Versteinerun- gen, ausser, mit fast unversehrten Schalen sich zeigenden moluk- ki- 40) G. w. Knorr Sammlung von Merkwürdigkeiten der Natur und Alterthümer des” Erdbodens, welche petrifieirte Körper enthält. Nürnberg. 1755, pag. 15. Tab. XIV. Nro, 2. 17 130 kischen Krebsen, auch die unvergleichlich schön, zwischen zwey Steinplatten, in ihrer natürlichen Lage. erhaltenen Reste eines Fi- sches, welchen Knorr 4‘), zwar unvollständig, aber doch erkennbar genug, abbildet, und für ein deutliches Ueberbleibsel eines Platt- eises, Pleuronectes, hält. Allein, dafs diese, der Knorr’schen Abbildung an Gröfse und Gestalt aufs genaueste gleichenden Ueberbleibsel schlechterdings keinem Pleuronectes angehört haben konnten, beweisen die Abgänge der wesentlichsten Eigenschaften dieses Fisch - Geschlechtes. ı) Das Unterscheidungszeichen des Pleuronectes-Geschlechts, sagt Bloch, ist der anomalische (besser wohl, der ihm .eigene)) Stand der beyden Augen, auf einer Seite des Körpers. Allein von diesem Unterscheidungszeichen findet sich nicht die mindeste Spur ‚weder auf Knorr'’s Tafel, noch in unseren Originalien; im Gegen- theile scheint auf jeder Seite des Körpers ein Auge befindlich gewe- sen zu seyn, indem die eine Steinplatte hierin vollkommen der an- dern entspricht. 2) Zeigt sich bey jedem Pleuronectes nur eine Seite schup- pig, die andere platt; bey unserem Fisch hingegen sind beyde Sei- ten gleichförmig stark und grofs geschuppt. 3) Erscheint bey den Pleuronectes- Arten der Mund schief geöffnet; bey unserem Fische dagegen erscheint der Mund, wie hey andern Fischgeschlechtern, symmetrisch geöffnet. 4) Umgeben bey allen Pleuronectes- Arten die Flofsen den grölsten Theil des Körpers, gleichsam wie ein fransiger, fast rings bo} um 4x) Am angef. Orte Tab. XXI. Fig. ı. 131 um ihn laufender Saum. Unser Fisch dagegen hat, ausser seiner hochliegenden rechten und linken Brustllolse und der Schwanzilofse, eine von vorn her steil aufsteigende, gegen den Schwanz hin ab- steigende Rücken- und Afterflolse. Ich gestehe, dafs ich mir kaum vorzustellen vermag, dafs ein übrigens ächter Pleuronectes, bey einer unserm Fische gleichen Gestaltung seiner Flolsen, schwimmen könnte. Vergleiche ich nun die Reste unseres Fisches, welcher, wie ich sattsam gezeigt zu haben glaube, dem Pleuronectes - Geschleehte nicht beygesellt werden darf, mit den trefflichen Abbildungen und Beschreibungen der Fische bey Bloch 4°), Russel 43), und andern, so finde ich unsern Fisch in der Gestalt seines Körpers und der Beschaffenheit seiner Flofsen, dem Geschlechte Stromateus am . nächsten kommen, wenn nicht ihm selbst angehören. In so ferne nun ‘alle bis jetzt bekannten Species des Stro- 'mateus-Geschlechtes sich nur in den heilsen Gewässern der Rüste Coromandel finden, möchte unser ihnen so sehr gleichender, vielleicht verloren, gegangener Stromateus fossilis ebenfalls wohl nur im Meerwasser eines heilsen Klimas haben existiren können. Da es aber, wie gesagt, kaum denkbar ist, dafs unser Stro- mateus, nebst den vorhin angegebenen, mitunter sehr zarten süd- indischen Geschöpfen aus den ostindischen Meeren her, über In- dien, Persien, Rlein-Asien, Türkey, Ungarn, Steyer- mark, Oesterreich, Salzburg und Bayern fortgeschwemmt worden, um erst nach einem zurückgelegten Wege von mehreren Tau- 42) Ausländische Fische, Tab. ı60 u. 420. 43) Descriptions and Figures of wo hundred Fishes colleeted at Vizagapatnam of the Coast of Coromandel, Volume the First, 1805 fol, zZ ra 17 z 132 ; Tausend Meilen, in der jetzigen Donaugegend unrersehrt abgesetzt, und in einem sie umhüllenden Kalklager begraben zu werden; da es ferner wohl keinem Zweifel unterworfen ist, dafs die jetzige Do- naugegend zu irgend einer Zeit Meeresgrund gewesen seyn müsse, so‘ bleibt es wohl am wahrscheinlichsten, dafs sie als Seebewohner hier, an Ort und Stelle, lebten und webten, und von einer schlam- migen, auf sie sich niederschlagenden Kalkauflösung bedeckt und begraben wurden. Wer mag es aber für jetzt schon wagen, die Zeitperiode zu bestimmen, wann dieses geschah? oder die Art auszumitteln, wie -sich das Klima änderte? oder die Stelle anzugeben, wohin das Meerwasser abflofs, eder wahrscheinlich zu machen, warum diese Geschöpfe aussterben sollten? Dieser Dinge Ursache ergründen (harum rerum cognoscere causas) dürfte noch lange ein Wahl- spruch unserer Akademieen bleiben. $. 34 Vielleicht werden einst andere Naturforscher durch das Auf- finden mehrerer Exemplare unsers Ornithocephalus in den Stand gesetzt, dasjenige zu ergänzen, was gegenwärtigem Gerippe an Voll- ständigkeit. oder meiner Schilderung an Richtigkeit noch abgeht. Vielleicht werden durch künftige Entdeckungen dieses oder wenigstens eines ihm sehr verwandten Thieres in der noch leben- den Natur meine Deutungen und Muthmalsungen zur Gewilsheit er- hoben, da man in neuern Zeiten nicht nur Originale zu Ammons- hörnern, Echiniten und Encriniten, sondern auch so manche unserm Ornithocephalus sich nähernde Thiere aus den Inseln der Südsee mitbrachte. Glückte mir doch einst, die Errathung der noch unbekann- ten Schneidezähne des Rhinoceros im fossilen Zustande, zu einer Zeit, 135 Zeit, als mein grofser Lehrer Camper über ihre Existenz noch ungewils war 4), so sehr, dafs ich sie bald darauf im frischen Zu- tande eines ganz vollsfändigen Schädels bestätigt erhielt. Uebrigens bedaure ich um so weniger Zeit und Mühe, die ich der Auflösung eines solchen Räthsels widmete, da sie, hof- fentlich noch alsdann Angaben und Aufschlüsse für Naturforscher enthalten kann, wenn das Schicksal, statt vollständigere Exemplare unsers Ornithocephalus aus dem Schoofse der Erde ans Licht zu fördern, auch dieses köstliche, vielleicht bis jetzt in seiner Art ein- zige Stück aus der Reihe vorhandener Dinge, wieder verschwinden lieise. Denn frägt man nicht jetzt schon vergebens nach manchen höchst interessanten Naturalien, welche noch am Ende des vorigen Jahrhunderts in unserm Vaterlande, in Oesterreich, Brabant, Hol- land, Schweiz, Italien, Preussen, Pohlen, Spanien und Portugall vorhanden waren, ohne eben an so schreckliche Unglücksfälle, als in unsern Tagen Jena, Halle, Lübeck, Regensburg — oder Mainz, Leiden, Thorn, und letztlich noch Eisenach und Almeida. betrafen, zu denken? a Ich schliefse daher mit der Bitte an alle Besitzer ähnlicher Schätze, doch nicht zu säumen, Nachrichten, Beschreibungen oder Abbildungen davon der Welt mitzutheilen, damit für die Erdkunde und insbesondere für die Geschichte der Vorwelt wichtige und lehr- reiche Stücke nicht wieder verloren gehen, ohne eine Spur ihres jetzigen Daseyns zurück zu lassen. München, im December ıßıo. 44) J. H, Merck. Troisieme Lettre sur les os fossiles. Darmstadt, 1786, pag. ı0. 134 Nachtrag Vorgelesen in der mathematisch - physikalischen Classe am 8. April ı8ıı. $. 35. Nachdem ich vorstehende Abhandlung über den Ornithoce- phalus antiquus bereits geendiget und der k. Akademie der Wissen- schaften in einer dazu eigens bestimmten Sitzung nebst den dazu gehörigen Beweisstücken vorgelegt hatte, erhielt ich erst Herrn F. Cuvier's Memoire sur le squelette fossile d'un rerrıLe vorant des environs d’Arcnstepr, que quelques naturalistes ont pris pour un oiseau, et dont nous formons un genre de sau- RIENS, sous le nom de Prero -pacryue 4). Da nun bey der Ausarbeitung meiner Abhandlung ein vor- züglicher Zweck war, alle durch Herrn Collinvs theils unvollstän- dige, theils unrichtige Schilderungen veranlafste Irrungen für die Zukunft zu verhüten; und insbesondere Herrn Cuvier von seiner vorläufigen Deutung unseres Gerippes auf ein Amphibium abzulen- ken, so darf ich, nach sorgfältigem Studio seines Memoire’s, nicht säumen, dasselbe unverstümmelt mitzutheilen und es mit meinen Bemerkungen zu begleiten. $. 36. Feu M. Collini, directeur du Mit diesem allgemeinen Urthei- cabinet de l’electeur Palatin a le, über Herrn Collini, stimme Manheim, qui avoit de lesprit ich |$. 2, 3 und 2o vollkommen et de la sagacite, mais peu de überein. con- 45) Annales du Museum d’Histoire naturelle a Paris, Tome ı3, annee VII. Cahier LXXVII. pag. 424.» connoissances positives d’histoire naturelle et d’anatomie comparee; a cependant rendu des services essentiels ä ces deux sciences, en publiant les objets les plus interes- sans du depöt confie a sa garde; attention que tant d’autres con- servateurs de riches collections devroient bien imiter; car le seul merite r&eel d’un cabinet, le seul but raisonnable des gouvernemens qui en font recueiller, est de four- nir des accroissemens aux sciences, en offrant des’sujets de meditation ä ceux qui les cultivent. - Dans un Memoire — (Acta. Acad. Theodoro Palatinae Tom. V.) Collini decrivit — le sque- lette entier qui fait l’objet de no- tre Memoire. I ayoit &te trouve, dit l’auteur, dans une de ces pierres marreuses, feuilletces, grises, et quelquefois - jannätres, d’Aichstedt, abondent en dendrites et en pe- trifications animales. qui On sait qu’ Aichstedt est dans la vallee del’ Altmühl, un peu au-dessous de Solenhofen, village du comte de Pappen- heim, So auch im 33. {. mit dieser Aufforderung an die Besitzer ähn- licher merkwürdiger Osteolithen, dieselben durch Bekanntmachung allgemein nützlich werden zu las- sen. 136 heim, celebre depuis longtemps parmi les amateurs de petrifica- tions, par ses schistes abondans en poissons, en crabes et en ecre- visses, en grande partie inconnus, et offrant quelquefois jusqu’ä des anımaux du Crabe des Molugues (monoculus polyphermus, Lin. li- mulus Fabr.). Il est done proba- ble que notre squelette apparte- noit ä la m&me formation, et que animal qui l’a fourni vivoit & la meme &poque, et dans la meme region que ceux qui l’accompag- nent.. Sa figure extraordinaire m’ayant beaucoup frapp&, j’aurois bien desir& pouvoir observer ce morceau par moi-meme; mais il paroit qu'il s’est perdu lorsque le cabmet de Manheim & eie transport€E a Munich; du moins M. le baron de Moll, mineralo- giste celebre, a qui je m’etois adresse, et qui en a fait la re- cherche avec toute l’obligeance qui le caracterise, n’a-t-il pu le retrouver. S. Il faut donc nous copxtenter de la figure et de la description de Collini, qui heureusement sont mieux faites et plus detaillees qu'il n’ar- Auch darin stimme ich im 32. $. mit Herrn Cuvier überein; dafs unser Gerippe einem Thiere an- gehörte, welches zu gleicher Zeit mit südindischen Fischen, und molukkischen Krebsen jetzigen Donaugegend gelebt ha- in der ben müsse. Dafls dieses köstliche Stück nicht verloren gegangen ist, zeigt schon die Aufschrift meiner Ab- handlung. 37- n'arrıve d’ordinaire, suflire pour determiner la classe de l’animal, et pour en caracte- riser le genre. et peuvent $. 137 Wären Collini’s Schilderun- gen wirklich hinreichend, so kann ich mir nicht denken, wie sol-' che Blumenbach auf einen Schwimmvogel und Cuvier auf ein reptile volant hätten deu- ten können, indem ich mich aufs innigste für überzeugt halte, dafs beyde Naturforscher, wenn sie das Stück in der Natur gesehen hätten, und nicht durch Colli- nı's Schilderungen misleitet wor- den wären, in demselben noch leichter, als ich, ein Säugthier erkannt haben würden. 38- Hier folgt nun ein Abdruck der Collini'schen Beschreibung und Abbildung, wobey ich nur bemerke, dafs Herrn Collini’s Ab- bildung das Gerippe dieses Thieres, gerade so wie es auf der Stein- platte erscheint, Hr. Guviers Gopie aber umgekehrt so darstellt, dals die linke Seite sich als die rechte, die rechte Seite dagegen als die linke zeigt. $. 39. Avant de dire nous-memes no- tre sentiment, nous devons faire quelques remarques sur la descrip- tion de Collini, et y relerer quelques erreurs qui pourroient iniluer sur la determination. Nous 18 138 Nous eroyons d’abord que la seconde jambe de derriere n'est Ich bemerke das gleiche $$. 13, ni aussi derangee ni aussi mutilee ı4, ı5, ı6 und ı7. quil-le dit; on peut au contraire, en suivre, selon nous, toutes les parties. T est le femur, U est le tibia, et R le pied, dont la jonetion avec le tibia ne se di- stingue pas bien, parce quelle est cache par l’epine du dos. _ Ce pied R etant plus developpe Auch hierüber bemerke ich das que lautre, nous fait apperceroir gleiche in den angegebenen fünf une seconde erreur, qui est d’a- Paragraphen, besonders dem ı3. voir pris pour un seul os le me- tatarse P, qui est au contraire compos€ de plusieurs, mais jetes les uns sur les autres. $. 40. Le pied R ne venant point d'un autre anımal, et n’etant point de- tache de sa place naturelle, il n’y a pas de raison pour croire que le pied S le soit. Il nous semble a voir en S trois doigts d’un pied de devant, attaches au bout d’un long metacarpe, et accompagnes d’un quatriöme doigt 4, 5, 6; 7, beaucoup plus long que les autres. . Le carpe se trouve alors en 8, Die Handwurzeln (Carpe) be- oü l’on distingue en effet plusieurs finden sich meines Erachtens nicht 0s- in , A a De nn nn osselets. Les deux os 2, 3 forment lavant-bras, ı est l’humerus; les os X et G sont les clavicules, et les os g et 9, dont Collini ne parle pas, les omoplates. 18° 139 in 8, sondern offenbar in dem Winkel zwischen 3 und 4. Die Bruchstückchen, welche einiger- maalsen in der Abbildung, kei- neswegs aber im Originale, den ossibus carpi gleichen, sind of- fenbar nichts anderes als Trüm- mer der epiphysis ossis humeri. Von den eigentlichen ossibus car- pi, welche, wegen der im iten $, geschilderten Jugend des Thieres,, nur noch knorpelig seyn konn- ten, ist, wie ich im >yten $. be- merkte, nichts übrig geblieben. Läfst es sich wohl vermuthen, dafs die drey so ziemlich regel- mälsig liegenden Finger 3 sich von dem Gelenke bey 8 weg, und so unverrückt an das Gelenk 35 hin begeben haben sollten? Glei- ehen denn nicht diese drey kur- zen Finger dem bey allen Fleder- mausgattungen vorkommenden kurzen Finger oder dem Daumen? Es ist freylich sehr zu bedauern, dafs von- dem linken Flügel, wie ich im zgten |. bemerkte, gerade diese wichtige Stelle weggebro- chen ist. Indessen beweist doch selbst das Fehlen der drey Fin- ger am linken 8 die Richtigkeit mei- 140 meiner Ansicht; denn befände sich bey 8 der Carpus, so müls- ten sich doch hier links Finger- glieder zeigen, falls sie auch rechts, von 8 nach 5, gerathen seyn sollten. „tens.) Nicht 2, 2, sondern 3, 3 bilden den: Vorderarm, dessen Knochen, besonders links fast um die Hälfte zu dünn oder zu schwach von Collini abgebildet sind, so dafs, wahrscheinlich durch diese unwahre Dünne, die irrige Idee, als seyen sie -Nittel- handknochen (metacarpe), ver- anlalst wurde. gtens.) Nicht ı, ı sind die Kno- chen des Oberarms, sondern 2, 2. tens.) Noch weniger scheinen mir X und G, sondern ı, ı die wahren Schlüsselbeine; wie ich $$. 18 und 28 angebe. tens.) Am allerwenigsten sind 9,9 die Schulterblätter, welche, “ wie ich im zteu |. ausdrücklich bemerkte, von Gollini ganz und gar übersehen wurden, ungeach- tet sie doch vollkommen deutlich und von ansehnlichem Umfange da liegen, Was 141 Was in der Abbildung bey 9, 9 erscheint, zeigt sich auf dem Stei- ne als eine blofse leichte Vertie- fung oder Furche, ohne irgend einen Knochen - Trümmer. G und X scheinen mir, nach den im zten |. ausgeführten Grün- den, die verschobenen Brustbeine, $. 41. Nous ne releverons pas la le- gere inadvertence davoir appele coccyx los M, qui n’est quun ischion; mais nous ferons remar- -quer que l’os detache Y n'est autre, qu’un pubis, d’une forme particuliere, qui ach@ve de deter- miner la classe, comme nous l’al- lons dire tout-ä l’heure. $. Une derniere remarque que nous ferons, c’est que Collini n’a pas bien compte les phalanges du pied R, et que sa figure en montre clairement deux au pre- mier doigt, trois au second, et quatre aux deux suivans, sans compter les os du metatarse; les memes nombres exactement s’ob- servent ä ceux du pied de de- vant, Dieses stimmt mit meinen, im ı2. {. gemachten, Bemerkungen vollkommen überein. Dieser Knochen scheint mir, aus den $$. 5 u. ı8 angegebenen Ursachen, das dritte oder unterste Brustbein. [A +2» Die dritte und vierte Zehe hat im Originale, gerade so wie die zweyte Zehe, nur drey, nicht vier Glieder. Collini, der, wie ich im ı6ten $. bemerkte, die epi- physes des ersten oder Fulswur- zelgliedes der dritten und vierten Zehe für ringförmige Knochen ansah, mufste freylich durch sei- ne unrichtige Abbildung eine un- richtige Zählung der Glieder ver- anlassen. $. 43. 142 $. 48: Enfin, quand nous aurons en- core porte l’attention du lecteur sur le petit os cylindrique mar- que Z, qui va du cräne a l’arti- culation des mächoires, nous se- rons munis de tout ce qui nous est necessaire pour classer oste- ologiquement notre animal. $. D’abord ce n’est pas un oiseau, quoiquil ait ete rapporte aux oiseaux palmipedes par un grand naturaliste 40). Un oiseau auroit des cötes plus larges, et munies chacune d’une apophyse recurrente; son metatarse ne formeroit qu’un seul os, et ne seroit pas compose d’autant d’os quil ya des doigts. Son .aile n’auroit que trois di- visions apres l’avant-bras, etnon pas cing comme celle-ci. Son bassin auroit une toute autre etendue, et sa queue os- seuse Hier nur vorläufig, weil ich im 48. $. davon umständlich handle, die Versicherung, dafs ich, selbst mit Hülfe des befsten Vergrölse- rungsglases, keinen solchen klei- nen cylindrischen, in den Abbil- dungen trompetenförmig ausse- henden Knochen, in der Natur auf dem Steine, zu entdecken vermas. 4. Was Hr. Cuvier gegen die Vermuthung, dafs unser Gerippe einem Vogel angehört habe, an- führt,, harmonirt mit meinen \$. 6, 20, 23, 24, 25 und 26 auf- gestellten Sätzen, aufs vollkom- menste. Dafs ich nach dem Vorderarme nicht fünf, Knochen, nämlich 4, 4 einen Mittelhandknochen ( metacarpe) und 5, 6, 7 drey Fingerglieder zu- sondern nur vier 46) Blumenb. Manuel d’hist. nat. ed. de 1807 pag. 73ı. seuse une toute autre forme; elle seroit elargie, et non pas grele et conique. Il n’y auroit pas de dents au bec; les dents des harles tiennent qu’a lenveloppe cornee, et non ä la charpente osseuse. ne Les vertebres du cou seroient plus nombreuses. Aucun oiseau n’en a moins de neuf; les palmi- pedes, en particulier, en ont depuis douze jusqu’ä vingt-trois, et l’on n’en voit ici que six, ou tout au plus sept. Au contraire, les vertebres du dos le seroient beaucoup moins. Il semble quiil y en ait quinze ou seize, et les oiseaux en ont de sept a dix, ou tout au plus onze. Feu Herrmann, qui m’avoit rendu attentif ä cet animal, le supposoit un mammifere, et s’e- tot meme amuse A le dessiner entier, revetu de son poil. „Je voulois depuis long-temps „publier un Memoire sur cette piece 143 zugeben kann, folgt aus demje- nigen, was ich schon im 39. $ bemerkte. Ich zähle ebenfalls sieben Hals- wirbel, nach dem 9. und 24. $. Auch mir scheinen fünfzehn bis sechszehn Rückenwirbel ge- zählt werden zu können. h 45: Mich erfreut, diese unerwartete Autorität um so mehr, als sie mir gänzlich aus der Betrachtung die- ses Stückes in der Natur selbst geschöpft zu seyn scheint. Eine solche höchst wichtige Nachricht bestärkt mich auch um so mehr in meiner im 20. |. geäusserten Ueber- 144 „piece (m’eerivoit-il) et montrer „que lanimal doit avoir forme „une espece plus intermediaire „encore que les Ohauve- Souris „entre les mammiferes et les „ oiseaux.” Ueberzeugung, dafs, sobald Hr. Cuvier dieses Gerippe in der Natur selbst sähe, er mit Her- mann und mir gleicher Meynung seyn würde. Demnach war Hermann mir in der Idee, dieses Gerippe in seiner natürlichen Lage wieder zuvor gekommen, so wie auch in den Gedanken meines zten und z2gsten (., dafs sich dieses Thier, noch mehr als die bis jetzt bekannten Fleder- mäuse, den Vögeln genähert ha- ben mulste. darzustellen, $. 46. Malgre l’autorit de cet habile homme, je pense quil y a en- core de-fortes raisons pour ne point admettre son idee. Il n’y d’abord aucune analogie entire la structure des ailes de Vanimal fossile, et celles des chaure-souris qui ont tous les doigts allonges, excepte le pouce, tandis qu'il n’a point de pouce, et que son dernier doigt seul est allonge; . Blumenbach wenigstens fand diese Analogie so grols, dals er ähnlich zusammengereihte Kno- chen, in drey verschiedenen Schriften , ausdrücklichst, mit den Worten, die ich genau im 28. |. anführe, einer ostindischen Fle- dermaus zuschrieb. Auch glaube ich, diesen voraus- gesehenen Einwurf schon völüig m — les dents du fossile, toutes pointues et uni- 145 im 28. $. beseitigt zu haben, wo ich nämlich ausführlich bemerkte: dieser einzige Finger könne durch seine Dicke oder Mächtigkeit bey unserem Thiere ganz füglich die Stelle von vier dünnern Fingern vertreten. Wenigstens finde ich die einzelnen Arm- und die Fin- ger- oder die Flughaut- Knochen eines mehr als noch ‘einmal so grolsen Pteropus vulgaris (dessen ausgespannte Flügel über vier Fuls Länge haben) absolut dün- ner oder schwächer, als die Flug- hautknochen unscres Thieres. Der Vorderarmknochen unseres Thieres ist über ein Drittel kür- zer als der Vorderarm des Ves- pertilio murinus, und doch ge- wils mehr als doppelt so dick. Dals bey unserm Thiere nur ein Finger, bey allen übrigen bis jetzt bekannten Fledermäusen da- gegen, vier Finger zu Flughaut- stangen verlängert sind, habe ich als ein Hauptkennzeichen dessel- ben im zı>ten (\, angesetzt. Auch diesen von den Zähnen hergenommenen , vorausgesehe- nen, 2 146 ——— uniformes, .ne pourroient. &ire compardes qu’ä celles des dau- „ phins, dont il differe infiniment _ Pour tout le reste; le nombre inegal des phalanges dans des doigts nen, wichtigen Einwurf suchte ich dadurch im 23. $. zu entfer- nen, dafs ich sowohl das viel- gültige Urtheil von Pallas über die grolse Mannigfaltigkeit der Zähne bey den Fledermaus - Ge- schlechtern beybrachte, als dafs ich der dieses Urtheil bestätigen- ' den neuesten Entdeckungen eines Peron, Lesueur und Geof- froy - St. - Hilaire gedachte. Ferner suchte ich diesem Ein- wurfe auch dadurch zu begeg- nen, dafs ich bemerkte, dafs sich in unserm Thiere, wie bey Fle- dermäusen, und wie Hr. Cuvier selbst durch die vortrefflichsten Abbildungen der Zähne-47) von Roussetten. zeigte, gegen die Analogie der meisten Säugthiere mehrere Zähne im untern als im obern Kiefer finden. Selbst bey allen zwanzig Arten von Kroko- dillen zeigen sich dagegen meh- rere Zähne im oberen als im un- teren Biefer 4°). Dafs hier lediglich Collinv's unrichtige Zeichnung Irrung ver- an- 47) Aunales du Museum d’hist. nat, Cahier LXVII, Pl. 3. 48) Ebendaselbst, Tome ı0, Cahier LV et LVI, Pl. ı. Fig. ı0 bis ı7, p. 67, Pl..4, Fig. ı; Tome ı2, pag. 4, Pl. ı, Fig. 3, 4. Ze doigts d’ailleurs parfaits et ter- mınds par des ongles, n’a pas . non plus d’exemple dans les qua- drupedes, qui ont toujours deux phalanges au pouce, trois aux autres doigts, et oü de plus, le pouce manque toujours le pre- mier; enfin la structure de la tete, et parti- eulierement du bec, ne peut se comparer aA n’en de ce que l’on eonnoit dans les mammiferes, 29° [A 147 anlafste, glaube ich überflüfsig im 41. $. dargethan zu haben; denn unseres Thieres dritte und vierte Zehe besteht, gerade wie bey Fledermäusen und andern Säugthieren, aus nicht mehr als drey Gliedern. Auch diesen Einwurf, welchen ich mir selbst schon ganz aus- drücklich im 22. $. machte, glaube ich ebendaselbst durch dasjenige mehr als überflülsig beseitigt zu haben, was ich mir hier zu wie- derholen nicht erlaube, ausser der einzigen Bemerkung : dafs durch Hr. Leschenault ein Pteropus minimus bekannt wurde, bey welchem sich die Länge des Kopfs zur Länge des Körpers, wie etwa 28 zu 48, verhalten dürfte, welche bey unserm Ge- rippe nur wie 28 zu 49 er- scheint. Der Schnabel unseres Thieres scheint sich doch mit dem Schna- bel des Ornithorynchus einiger- malsen vergleichen zu lassen; nur liegt die grölste Fläche des Schna- bels beym Schnabelthiere hori- ZOon- zontal, bey unserm Thiere senk- recht; so liegt der dünne, aber breite Schnabel bey der Löfiel- Ente horizontal, bey HKhinchops hingegen vertical. $. Ar- Au contraire, tous ces carac- teres trouvent des exemples ana- logues dans la classe des reptiles, et plusieurs circonstances de ce squelette, qui auroient pu paroi- tre insignifiantes par elles-memes, deviennent des caracteres evidens et necessaires du moment oü l’on admet qu'il s’agit d’un reptile, ou plutöt d’un quadrupede ovipare; car le nom de reptile convient aussi peu & notre animal qu'au dragon volant. Beaucoup de quadrupedes ovi- pares, comme le gavial, divers monitors, etc. ont des dents uni- formes et toutes pointues. Diese auffallende Achnlichkeit der Zähne unseres Thieres mit den Krokodillenzähnen habe ich nicht übersehen, sondern im 20. $. treulich angegeben, so wie auch im 32. {. die auffallende Aehn- lichkeit im Aeussern seines Sche- dels mit dem Schedel einer klei- nen Schnepfenart. 49 $. 48: C'est dans les reptiles seule- ment, et non dans des mammi- feres, que l’on observe cette structure de tete, cette immense orbite, et que ce: grande vide peut avoir et produit en avant de Forbite, en enlevant une par- tie de l’os maxillaire. Dans les mammiferes , il seroit encore reste toute la charpente osseuse de l’interieur du nez. z $. . L’osselet marque Z, qui joint le cräne & lVarticulation de la mächoire inferieure, est encore un caractere distinctif des rep- tiles. I repond ä ce qu'’on nomme Vos carr& dans les oiseaux; mais j il n’a cette forme cylindrique que dans les reptiles. Es wäre die Frage, ob nicht Hr. Leschenault’s minimus eine ähnliche Gestalt des Kopfes zeigt? Pteropus Wahrscheinlich ist diese char- pente osseuse deswegen nicht übrig geblieben, weil sie bey un- serm, zufolge des /'ten $. noch jungen, Thiere gröfstentheils nur knorpelig seyn mochten. 49. Ich darf nochmals, wie im 43. $., versichern, dafs ich ein sol- ches, dem os carr& der Vögel gleichendes, cylindrisches Hnö- chelgen, selbst mit Hülfe des beisten Vergrölserungsglases, an unseres Thieres Schedel nicht zu entdecken vermag; denn die drey bis Knochentrümmerchen,, welche dieses osselet vorstellen sollen, und welche Collini als ein abgesondertes trompetenför- miges Knöchelgen abbildet, be- finden sich weder in einer die- sem Knochen sonst gewöhnlichen Lage, noch haben sie eine dem- selben angemessen scheinende Ge- stalt vier 150 stalt und Gröfse. Ueberhaupt ist diese ganze Stelle viel zu schad- haft, als dafs sich an derselben ein so glatt und nett von Collini gezeichnetes Knöchelgen erkennen lielse. Betrachten wir diesen dem os carr& der Vögel analogen Kno- chen, sowohl in der Natur, an den Schedeln von Reptilien, z. B, Krokodillen, Eidechsen, Drachen, Salamandern, Schlangen, Schild- kröten, Fröschen, als in den unrergleichlichen Cuvier’schen Ab- bildungen 49) von mehr als zwanzig verschiedenen Krokodillensche- deln, oder in der Abbildung eines Salamander - Molch - Eidechsen- und Chamaeleon-Schedels von Meyer), eines Klapperschlangen- Schedels von Tyson 51), eines ungeheuern Schlangenschedels von Seba 2), eines Vipern- und Klapperschlangenschedels von M ead>3), eines Schlangenschedels von Meyer 54), Scarpa 55) und Rus- sel 56), eines Froschschedels von Meyer 57), eines Frosch- und Krötenschedels von Roesel 58), eines Schildkrötenschedels von Meyer 49) Annales du Museum d’hist. nat., a Paris, Tome ı0, Cab, LV et LVI, Pl. ı u, 4; Tome ı2, Cah. LXVII, Pl. ı. 50) Angenehmer Zeitvertreib mit Betrachtung allerhand Thiere u, s. f. Nürnberg, 1748. ı. Theil,-Tab. LIV, LV, LVI u. LVII. i 51) The Anatomy of a Pygmey, rattle snoke etc. second edition, London 1751, Tab. 2, Fig. 6. 52) Thesaurus rer. nat, Amst. Tome 2, 1735, Tab. CVII u. CVIH. 53) Opera media, Goetting. 1749, Tomo secundo, Tab. ı, Fig. ı, ganz besonders Fig. 6. Tab, 2, Fig. ı, f; Mead nennt diese Knochen fulcra, quae maxillam inferiorem sincipiti et ossi temporum jungunt. 64) Am angef. Orte Tab. LXXXVII, XC und XCI, zweyter Theil Tab. XVII. 55) Anatomicae disquisitiones de auditu et olfactu, Tieini, 1789. Tab. V. Fig, 9. 56) Indian Serpents, London 1796, Tab. XLV. 57) Am angef. Orte Tab. LIT, LI, 58) Historia Ranarum, Norimbergae 1758, Tab, VII und XIX, SIISEtarg gg 151 Meyer,59), so sehen wir ihn nicht, wie in.der Collini'schen Zeichnung, nur wenig schräg von vorn nach hinten hinaufstreben, sondern entweder fast senkrecht liegen oder wohl gar umgekehrt von hinten nach vorn schräg hinaufstreben. Auch scheint diese senkrechte oder von hinten nach vorn hinaufstrebende schräge Lage für diesen Knochen erforderlich, wenn er als Stützungspfeiler einem so langgestreckten Unterkiefer mit Stätigkeit dienen sollte. o Vergleiche ich den in Frage stehenden Theil, am abgebilde- ten Schedel unseres Thieres, rücksichtlich des Verhältnisses seiner Gröfse oder Stärke zu dem Unterkiefer, mit dem bey Reptilien vor- kommenden os carre, so finde ich in Krokodillen, Eidechsen und Schlangen bey viel kürzeren oder sonst weit schwächeren ‚Unter- kiefer, dieses os carr& ohne Vergleich dicker oder stärker. Um sich davon zu überzeugen, betrachte man nur die in den Noten an- geführten Abbildungen bey Tyson, Mead, Scarpa, Roesel und Cuvier. Vergleiche ich ferner, den in Frage stehenden Theil, am Schedel unseres Thieres, in der Natur auf dem Steine, mit dem analogen Theile an den Schedeln der Fledermäuse und anderer Säugethiere in meiner Sammlung, so scheint er mir den zerbröckel- ten untern Rand des Paukenfell- Ringes nebst dem Anfange des binter diesem Ringe sich gegen den Scheitel hinaufziehenden Kam- mes des Schläfebeins auszumachen. r Ferner finde ich, wie auch Tyson’s, Mead's, Scarpa's, Roesel’s und Cuvier's Abbildungen beweisen, dafs in den Sche- n deln 59) Am angef. Orte, zweyter Th., LXIII. 152 deln der genannten Reptilien der Hirnkasten grofsentheils mehr vor- wärts liegt als das Kiefergelenk, oder mit andern Worten: dafs sich das Kiefergelenk weniger unter dem Hirnkasten als hinter demsel- ben befindet. ‚ Bey Säugthieren hingegen, besonders bey allen mir bekann- ten Fledermaus-Schedeln, befindet sich, gerade wie auch bey un- serm Thiere, der beträchtlichste Theil des Hirnkastens hinter dem Kiefergelenke. Ueberdiefs kenne ich kein Reptil, dessen Kopf mit dem Halse einen bey- mehreren Säugthieren, und besonders den Fleder- mäusen, gewöhnlichen, sehr beträchtlichen Winkel, wıe bey un- serm Ornithocephalus bildete. Kopf und Hals liegen bey den Ei- dechsen, besonders der fliegenden Eidechse oder dem Drachen, in einer meist geraden Linie. $. 50. Le nombre de six vertebres Dafs man wohl sieben Halswir- au cou se rencontre encore dans bel an unserm Gerippe zählen plusieurs reptileg', notamment dürfte, sagt jaHr. Cuvier selbst dans plusieurs monitors. in der zum 43. | wörtlich ange- führten Stelle, welches mit mei- nem 9. |. übereinkommt. BR Les monitors, et beaucoup Nicht alle Ribben erscheinen d’autres lezards, ont aussi ces fadeniörmig; die meisten hat Hr. cötes greles et filiformes qui ca- Verhelst zu dünn abgebildet. racterisent notre fossile. Les Mehrere derselben haben eine mam- Dicke, mammiferes les ont tous plus fortes. 153 Dicke, welche einer gleich gro- fsen Fledermaus vollkommen an- gemessen seyn würde. Einige scheinen nur so dünne, weil sie sich auf der sogenannten Schneide zeigen. Auch machten verschie- dene meiner Herrn Collegen die wohlgegründete Bemerkung, dafs überhaupt die Ribben sich weit weniger verworren im Originale als in Collini’s Abbildung zei- gen. 6.52. Ce n’est que dans les reptiles que Fon voit avec des os du me- tacarpe et du metatarse distincts, des nombres croissans de pha- langes aux doigts; celui de 2,3, 4, 4, au pied de derriere, est justement celui du crocodile. Was hergegen zu sagen ist, habe ich schon im 4ı. und 42. |. ausgeführt. Die Fülse sind, wie ich im 27.,{. umständlich zeigte, durchaus einer Fledermaus gleich und ähnlich, und wahrlich nichts weniger als Krokodillenartig. dafs nur vier Zehen sind, scheint kein Gegengrund, weil ja des Dra- gon’s und anderer Eidechsen Hin- terfülse aus fünf Zehen bestehen, Denn, vorhanden folglich in so fern von unsers Thieres Fülsen abweichen, 2.0 $. 53. 154 . $. 53- Enfin ce pubis detache, &largi en avant, Y, est encore precise- ment un caractere de reptile, et sa configuration est encore ici, ä peu de chose pres, la meme que dans le crocodile. $. J’avois juge cet animal reptile au premier coup - d’oeil, d’apres la forme de l’osselet qui porte Yarticulation des mächoires, et je m’en etois explique ainsı avec Hermann; c'est avec un plaisir extreme que j’ai vu ensuite, dans un examen plus approfondi, cette classification se par tous les details de l’osteologie, et les lois generales de coexi- stence, qui font la base de l’ana- tomie, recevoir dans cet habitant confirmer d’un monde si different du nötre, leur pleine et entiere application, eomme dans les animaux de nos jours. $. Cependant ce reptile, ce qua- drupede oyipare, a aussi ses ca- rac- Mir scheint Y, wie ich im ı$. $. bemerkte, das unterste Brust- bein. Wenigstens ist so viel ge- wils, dafs Collini’s Abbildung ganz diese Knochen vorstellt, folglich, dafs sich nach derselben nicht richtig urtheilen lälfst. unrichtig h, 5+ Ich kann diesem Urtheile um so weniger beystimmen, als mir Hrn. Cuvier's eigene, genau an- geführte Berichtigungen der Col- lini’schen Schilderungen, nur noch neue Gründe zur Befesti- gung meiner Meinung darbieten. 55- Dürfte ich die sieben Worte ce reptile — ovipare — le rac- cour racteres generiques particuliers; mais la nature, fidele Asa marche ordinaire, les a produits seule- ment en allongeant ou en rac- coureissant quelques parties; le raccoureissement de la queue, Vallongement du museau, du cou et de quatre membres, et surtout Vexcessif prolongement du qua- trieme doigt de la main, forment ces caracteres n’ont rien de plus extraordinaire, generiques, et que lallongement du bec du ga- vial, celui des cötes du dragon, et celui de quatre des doigts de la chauve-souris. $. Il n’est guere possible de dou- ter que ce long doigt n’ait servi ä supporter une membrane qui formoit a l’animal, d’apres la lon- gueur de l’extremite anterieure, une aile bien plus puissante que celle du dragon, et au moins egale en force A celle de la chauye-souris. Notre animal vo- loit donc autant que la valeur de ses muscles le lui permettoit; il 20 ADD courcissement de la queue — weglassen, so wäre ich mit die- sem Absatze ganz vollkommen einverstanden, Denn, es ist doch sehr zu be- denken, dafs der Schwanz unse- res Thieres nicht blols verkürzt, sondern, was bedeutender seyn möchte, zugleich äusserst dünn Ich halte daher noch immer, wie im 20. \., und zart erscheint. für einen Hauptcharakter der Ei- dechsen ‚‚den als eine unabge- setzte Fortsetzung. des Rumpfes selbst bey der Eidechsenart, die man Stellio brevicaudatus nennt. erscheinenden Schwanz” 56. Es gewährt mir wahre Freude, durch diese sinntreiche und schö- ne Stelle dasjenige aufs herr- lichste bestätigt zu erhalten, was ich nach langer Ueberlegung in den \j. 32 und 33, nicht olıne die grölste Umsicht und Behut- samkeit, zu äussern wagte, » 156 il se servoit ensuite de trois doigts courts et armes d’ongles crochus pour se suspendre aux arbres; ce n’est que dans le vol et dans la suspension que ce cou et cette tete, plus long que ses pieds, pouroient ne le pas gener; ses dents ne lui permettoient point d’entamer les vegetaux, et sa taille ne lui permettoit guere de poursuiyre que des insectes; en- fin la grandeur de ses orbites doit faire juger de la grandeur de ses yeux, et celle-ci doit faire croire que c’ctoit un animal nocturne. $. Aucun naturaliste ne doutera qu’un tel etre n’ait appartenu ä Vordre des sauriens, et par con- sequent n’ait &et@ couvert d’ecail- Ainsi, a ses couleurs pres, x les. nous le connoissons aussi .bien, que si nous l’ayions observ& vi- vant. 5 7. Herrn Cuvier’s edles Gemüth läfst mich hoffen, dals er es selbst am meisten schätzen werde, dafs ich hier nicht als versteckter Zweifler, sondern als offener Gegner dieser Meinung auftrete. Ich habe zu gegründetes Ver- trauen in seine Wahrheitsliebe, und eine zu: hohe Achtung für seine Menschenkenntnils, als dafs ich erwartete, dals er gegenseitig in meiner Abhandlung etwas an- deres als Wahrheitsliebe, und in meinem Nachtrage etwas anderes, als $. ll reste a savoir sı quelqu’un ä jamais vu rien d’approchant dans la nature vivante. Je ne crois pas du moins que les na- turalistes aient rien decrit de semblable. $. Hermann me rapella une peinture chinoise, gravce dans 7 le 157 als von aller eitlen Rechthaberey entfernte Freymüthigkeit ent- decken werde. Es ist wohl eben so wenig ein sonderliches Verdienst, ein vor sich habendes Original richtig zu schildern, als ein sonderliches Versehen, nach einer unrichtigen Abbildung nicht richtig vom Ori- ginale zu urtheilen. 58. Sollte ich mich irren, wenn ich Herrn Leschenault's pte- ropus minimus für ein solches Thier, approchant dans la nature vivante, halte? Ich wünschte darüber Herrn Cuvier's eigene Belehrung 60°). 59. Ich kenne dieses rohe, in Holz geschnittene, kaum die Ehre die- 60) Dieser vorhin zum 22. $. angeführten, mir zu Theil gewordenen Belehrung zu- folge, nähert sich zwar der Pteropus minimus unserm Thiere’ mehr als andere Pteropi, allein doch bey weitem nicht in dem Grade, als man es uach Herrn Leschenault's Angaben vermutheten sollte, an le Journal intitul& Naturforscher, Vlle cahier, pl. C, fig. 4. Cette figure grossiere, d’un livre d’histoire naturelle chi- tiree nois, que l’on conserve dans la bibliotheque de Trew ä Altorf, representE une chauve - souris, avec un bec d’epervier, et une longue queue de, faisan. C'est une image fabuleuse; et quand elle seroit vraie, elle n’auroit point de rapport avec notre ani- mal. dieser Citation verdienende Fi- gürchen, — > 0 u I) m TEE NT A Mlabnere Saudps: N. Oıd h Dolls£ Sein HS Malvert: fast Christ: Koech del zu ee 159 EI SEC IV SIE SL TITEL ZELLELZELELTEELLZLELSLTLCLILLEF V. TAN .D708, ermetnewe ,Vogelmattung, Von MıcuAer Opper, Ad). Vorgelesen in der mathematisch - physikalischen Classe am 4. Juli ıBı1. So sehr die Drosselgattung schon durch ein lebhaftes Aeusseres, eine freye Stellung, eine Schnelligkeit der Bewegung, die man nur an den Motacillen des Linne wieder findet, und durch die beson- dere Art des hüpfenden Ganges ausgezeichnet ist; so findet sich doch vorzüglich in dem Verhältnifs mehrer Theile gegeneinander ein so auflallender Unterschied, dafs sie wohl jeder darnach auf den ersten Anblick in zwey Unterabtheilungen bringt. Es ist näm- lich bey den eigentlichen Drosseln der Schwanz durchaus viel län- ger als die Flügel, und die Füfse im Verhältnils kürzer ; dagegen bey den sogenannten Ameisenvögeln (fourmiliers Buff.) diese sehr lang, wie an den Rallusarten, und der Schwanz bey weitem kürzer als die Flügel. Selbst Buffon, der bekanntlich kein Freund des Systemes war, kat diesen Unterschied sehr lebhaft gefühlt, und die Arten dieser Gattung, wenn auch nicht durch Charaktere, wenig- stens ı6o stens durch verschiedene Namen getrennt. Sey es auch, dafs eine oder die andere Art mit Unrecht verwechselt wurde, so wird ihm doch jeder gern diesen Fehler nachsehen, der die Schwierigkeiten der scharfen Bestimmung fremder Arten kennt, die selbst bey der Hülfe grofser Kabinete nicht gehoben werden könne, besonders wenn die Reisenden nicht sorgfältig genug sind, bey ihrer Rück- kunft, oder an Ort und Stelle beym Ausstopfen vorzüglich auf die Haltung des Thieres die gehörige Aufmerksamkeit zu verwenden. Leider findet sich dieser Fehler, auch in den gröfsten Sammlungen, häufig genug, um dem Studium der Naturgeschichte bedeutenden Nachtheil zu bringen. Endlich, wie ist es nach den nicht immer hinlänglich getreuen. Beschreibungen der Reisenden möglich, die Thiere gehörig zu ordnen, wenn man sie nicht selbst untersuchen, oder mindestens sehen kann; ja wenn man nicht einmal ein Bild zu Geboth hat, welches den Charakter mit hinreichender Genauig- keit darstellte, ein Fehler, der sich in unsern neuesten naturhisto- rischen Werken häufig vorfindet, und auf dessen Hebung man be- sonders in der Ornithologie um so mehr sehen mufs, da die Haupt- unterschiede der Vögel noch jetzt in den oft so kleinen Abweichun- gen der Fülse und des Schnabels liegen. — Auf diese Art wird es begreiflich, wie, selbst von Linne&, der Corvus brachyurus von den Drosseln getrennt werden konnte, den doch jeder, gleich auf den ersten Anblick, zu den Ameisenvögeln rechnen würde, und den zu gleicher Zeit Buffon wirklich. den Drosseln beygesellte. Aber Fehler dieser Art können hauptsächlich nur Männer, die sich in der Nähe grolser Kabinete befinden gehörig berichtigen. Linne und nach ihm Latham bringen die Gattung Turdus in die Abtheilung Ernarginatirostres mit der Diagnose: mandibula superior pone apicem emarginata, und rechnen hieher noch- mit vollem Rechte die Gattungen Ampelis, Tanagra und Museicapa. In- dessen ist bey-beylen die Gattung Tanagra durch so wesentlich verschiedene Arten entstelli, dals es durchaus nothwendig wird, alie 161 alle kritisch zu untersuchen, wozu aber bier nicht die geeignete Stelle ist. Bechstein hat in seinen Schriften die Kennzeichen seiner beyden Vorgänger angenommen; allein auch noch die Gat- tungen Motacilla, Sylvia, Accentor und Alauda damit, wie ich glaube, sehr richtig vereiniget, obgleich die Gattung Alauda sowohl durch einige sehr auflallende Charaktere, als auch durch dem äussern Habitus und die ganze Stellung bedeutend abweicht. Herr Dumeril, in der Zool. analyt. reiht die Drosseln in die erste Familie Crenirostres ou Glyphoramphes mit der Diagnose: pallereaux ä une ou deux echancrures au plus sur la pointe du bee und rechnet hieher die Gattungen Pie - gricche, Merle, Gobe- mouche, Cotinga und Tanagra. Es ist allerdings sehr richtig, wie schon Bechstein in seinem Handbuche bemerkte, dafs die Wür- ger (Pie - grieche) dem Schnabel nach sehr mit den Drosseln ver- wandt sind. Nichts desto weniger unterscheiden sie sich doch durch so wesentliche Kennzeichen von ihnen, dals man sie deswegen schwer- lich in eine Familie reihen dürfte. Herr Dr. Wolf endlich bringt die Drosseln in seinem Taschenbuche der deutschen Vogelkunde in die Unterordnung: drosselartige Vögel, und rechnet dahin die Gat- tungen Turdus; Cinclus und Sturnus. Die angegebene Diag- nose: "meist mit etwas messerförmigem Schnabel; grölserem Kör- per; Insekten und Beerenfressend”, ist zwar allerdings richtig; in- dessen wird er es doch kaum in der Natur rechtfertigen können, die Drosseln und Staare in eine Abtheilung zu bringen, die doch nicht nur in ihrer Lebensart, sondern selbst dem Schnabel nach sehr wesentlich verschieden sind. Was aber in Sonderheit die Gattung Turdus betrifft, so hat Linnd vorzüglich und nachher Latham ihre Kennzeichen so meis- terlich festgesezt, dals man sie noch in unsern Zeiten faft wörtlich beybehält. Deswegen wollte ich selbe auch nicht hieher setzen, um alle Wiederholungen zu vermeiden. Indessen haben diese bey- 21 .den 162 Bee den so ausgezeichneten Naturforscher die zahlreichen Arten nicht in Unterabtheilungen gebracht, und nur Buffon machte uns, wie ich vorhin bemerkte, durch den Unterschied der Worte vorzüglich aufmerksam. Herr Dume£ril hat aber in seiner Zool. analyt. drey Sectionen angezeigt, von denen die erste die Arten mit sehr hohen Fülsen, und sehr kurzem Schwanze - die fourmiliers ou formieivori, die zweyte die mit geflelitem Gefieder- die grives ou baccivori, und endlich die dritte - die mit einem falt einfärbigen Gefieder - die mer- les proprement dits, merulae - in sich begreift. Die Unterschiede dieser beyden Sectionen fallen wohl Jedem gleich beym ersten An- blik als unzulänglich genug auf; die der beyden ersten aber sind vollkommen richtig. Das in jeder Hinsicht so merkwürdige Continent von Neuhol- land, welches den Naturforschern durch die Existenz des Orni- thorynchus paradoxus und der Echidna hystrix schon manches harte Problem zu lösen gab, hat auch die Drosselgattung nicht nur mit einer Menge sehr schöner Arten, sondern auch mit einem Vo- gel bereichert, der aus einem Sumpf-und Landvogel zusammenge- setzt scheint, nach meiner Einsicht aber keiner andern, als dieser Gattung näher verwandt ist; ja der sogar, wenn man die mehr als ı36 bekannten Arten mit den neuesten Naturforschern in zwey Gattungen trennen wollte, in ihrer Mitte, gleich nach den Ameisen- vögeln zu stehen käme. Aus diesem Grunde habe ich mich auch weitläufiger über selbe verbreitet, als ich es gemäls den Gränzen eines solchen Aufsazes sollte. — Bekanntlich hat Latham uns schon mit zwey Arten Turdus grallarius und cyanurus (ind. ornith. pag. 219), bekannt gemacht, von denen er sagt: dubiae inter corvos et turdos, sed ob pedes longissimos et femora denudata inter Grallas acdue numerandae. Unmittelbar an diese nun, wenn sie anders zu den Ameisenvögeln gehören, schliefst sich dieser Vogel an, welchen Cuvier, der über die ganze Olasse eine vollkommen neue Arbeit ‚unter- RER GT 163 unternahm, mit allem Recht als eine ganz eigene neue Gattung be- trachtet. Zur grölsern Deutlichkeit wird es aber nothwendig seyn, die Hauptkennzeichen der Drosseln hieher zu setzen, damit die Un- terschiede beyder Gattungen deutlicher in die Augen fallen. Gattung, Turnus, Drossel. Schnabel, fast gerade, dick, abgerundet, etwas messerför- mig, am Grunde zusammengedrückt, die obere Kinnlade an der Spitze ‚niedergebogen, und daselbst an jeder Seite ausgeschnitten. Nasenlöcher, eyrund, blofs, oben mit einer kleinen dünnen Haut halb bedeckt. i Rachen, mit steifen Härchen besetzt; oben am Schnabelwin- kel schräg herabstehende, lange, steife Borsten. Zunge, faserig, an der Spitze ausgeschnitten. Flügel, von mittelmäfsiger Länge. Schwanzlänge, verschieden. Fülse, die mittlere Zehe an der Wurzel mit der äufsern ver- bunden. Nahrung: Insecten, Würmer und Beeren. Die Vögel dieser Gattung sind von mittlerer Grösse, gewölbter Brust. Sie haben fast alle einen angenehmen Gesang, beynahe wie die Ammer, alle ein Gelocke, wodurch sie sich auf dem Zuge als Verwandte herbeyrufen, einen hüpfenden Gang. Die Inländischen sind Zugvögel. Dem Schnabel nach sind sie mit den Würgern am meisten verwandt. Unterabtheilungen. a) der Schwanz merklich länger als die Flügel, die Fülse kurz z.B. Turdus viscivorus, iliacus etc. ZEN b) 164 b) Der Schwanz bey weitem kürzer als die Flügel, die Fülse schr lang, z.B. Gorv. brachyurus L., Turdus tinniens. etc. Gattung, Tawvrus, Streckfuls. Schnabel, fast gerade, länglich, abgerundet, etwas messer- förmig, am Grunde zusammengedrückt, die obere Kinnlade an der Spitze niedergebogen, und daselbst beyderseits mit einem kaum merklichen Ausschnitt. GE Nasenlöcher, sehr länglich rund, oben mit einer äufserst dünnen kleinen Haut in etwas bedeckt. Rachen, schien mit steifen Härchen besetzt; oben am Schna- belwinkel schräg herabstehende, lange, steife Borsten. Zunge — Flügel, ziemlich lang. Schwanz, viel länger als die zusammengelegten Flügel. Füfse, sehr lang; die mittlere Zehe an der Wurzel mit der äufsern verbunden, bis an das Kniegelenk befiedert. Nahrung, Insecten, Würmer und Beeren. Die einzige bisher bekannte Art dieser Gattung ist ziemlich grols, von sehr gewölbter Brust, schmächtigem und länglichem Kör- per, kleinem Kopf und dünnem Hals. Tanypus australis, mihi, Kennzeichen der Art. Der Schnabel zulaufend; die Hauptfarbe schwarz - und weils- bunt; die Backen weils, durch die Augen ein schmaler schwarzer Streifen, auf jedem Flügel ein weilses Schild. Ge- 165 Gestalt und Farbe des männlichen und weiblichen Geschlechts. Der Schnabel ist gerade, lang, abgerundet, am Ursprunge zim- lich dick, gegen die Spitze zu aber ein wenig düner zulaufend als bey den eigentlichen Drosseln; schwärzlich hornfarbig, tze ganz schwarz; die steifen herabstehenden Borsten am Schnabel- winkel lang, zahlreich und schwarz; die Nasenlöcher sehr länglıch, elliptisch, oben mit einer schwachen Spur einer äufserst dünnen Haut, die sie kaum merklich bedeckt. Die Zunge war beym Ausstopfen verlohren gegangen. Die Fülse sehr licht gelb -bräunlich, die Nägel kurz und wenig gekrümmt,.der Nagel der Hinterzehe aber etwas länger, und mehr gebogen; die Fulswurzeln sehr hoch und wie die Zehen geschildert, die mittlere Zehe bedeutend länger, als die üb- rigen. An Grölse kömmt diese Art ziemlich unserer Misteldrossel gleich. an der Spi- Die Stirn, der Scheitel, der Hinterkopf, das Genik, der Na- cken, und die Schultern bis in den Mittelrücken hinein von oben; die Kehle, Gurgel und Brust von unten schön sammtschwarz; über den Augen von den Backen bis in die Seiten herab rein weils, um die Augen aber und am Schnabelwinkel schwarz und von da aus mit einer gleichfärbigen Binde, die sich bis an das Genik erstreckt, sehr ausgezeichnet. Das Schwarz des Mittelrückens gegen den Steils hin immer bleicher; der Bürzel selbst sodann, wie der ganze Unter- leib rein weils, die kleinen und hintern Deckfedern der Flügel bilden ein schr langes weilses Schild auf jeder Seite; doch sind einige der hintern Deckfedern blos an der Spitze, alle übrigen Deck-und Schwungfedern aber ganz schwarz; die zehn Schwanz- federn sind zugerundet, lang, und vom Ursprung bis in ihre Mitte rein weils, von da aus aber schön schwarz. Die Form des Schwan- zes überhaupt ist zugerundet. Das 166 Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen blos durch das minder lebhafte Schwarz, und das weniger reine Weils. Aufenthalt: Australien, wo dieser Vogel nach Herrn Peron's Versicherung insbesondere den Saum der Wälder in der Nähe von Gewässern zu seinem Lieblingsplaz wählt. Nahrung besteht hauptsächlich in Insekten, Würmern und ver- schiedenen Beeren, wenigstens nach den Resten zu schlielsen, die Peron bey der Zergliederung im Magen fand. Die übrige Lebens- Geschichte ist noch nicht bekannt. Erklärung der Kupfertafel. Fig. ı. Der Vogel. — 2. Der Schnabel a) von der Seite b) im Durchschnitt. — 3. Ein Fuß. — ZZ 167 000999:3999929699999998000999 >009989 9095900996 82a 37-2 000° VI LIE TRErMART, M.D. et Prof. Hamburgensis - deGerebro etnervis commentariolus. *) I et mihi, quamris aetate jam affecto viribusque infirmi, quaedam judicio illustris Vestrae Societatis submittenda in medium proferre. Praecipue celebratam ex aliquo tempore virorum clariss. Gall et Spurzheimii doctrinam de cerebro et nervis confideran- dam mihi fumfi. Solertiam quidem illorum in adminiftranda cerebri anatome, de qua ipfi mihi heic Hamburgi tefiem elle contigit, haud inficior: led de argumentatione phyfiologica nonnulla mihi monenda videntur. Sic materiam illam coloris cinerei, quali gelatinae folum fimilem defcribunt. :) Attamen praeltantes Anatomici, Ruy[chius, Albi- # *) Scripferam haee ante biennium, cum forte cerebri nervorumque [yftematis con- MR füitutio Parifis in difceptatione verfaretur. In publicum ea proferre hactenus | dubitavi. Attamen, voluntatem et fiudium meum erga illufrem hanc Academiam 3 qualicunque opera declarare, officii mei ducens, fpero fore, ut vel loquacitatem u fenilem ignofcere velint venerandi Sodales. 2 ») Mem. pofier. p. 84. Quin ipfi cum approbatione afferunt defcriptionem van der Haar „que la partie, qu'on appelle corticale du cerveau, [oit une fubliance presque inorganique. ** 168 Albinus, 2) ficuti et nuper Sömmerringius nolter, 3) clare oftenderunt, ex interiore, cerebro adjacente, fuperficie membranae vafculofae undique confertim oriri vafcula arteriofa minima, quae haud ramorum inftar, fenfim diviforum, procedunt, fed ad angulos rectos, veluti crines ex pelle, praecipites in cinereum illud corpus demerguntur et per illud in medullam usque pergunt. 4) De ramis nempe majoribus, conlpicuis, rarioribus, qui per medullam perme-, ant, hie non agitur, fed de minutiffimis fere perlucidis, quales ex incumbentibus illis cinerei corporis valıs oriri probabile ei. Num enim naturae eonlentaneum judicari potelft, vafculorum illorum co- piam, absque ufu aliquo ulteriori quam repletione hujus parenchy- matis, in venas [uas reverti? Nonne potius omnino coneludendum efi, per vafa ifia capillaria praeparationem, l[ecretionem, aut gene- rationem fieri continuatae_materiae medullaris, ficuti in quavis alia corporis noftri parte quae cuivis propria natura eft, carnis, glan- dulae, ceterorum, oritur et generatur ex nutrientibus arteriolis. Quomodocunque vero fe habeat connexio materiae cinereae cum albicante medulla, conceditur tamen, priorem elle organum praepa- rans, ipfigue laudati viri illam pro fonte et origine polterioris ag- nofcunt; appellatione tantum minus clara aut commoda -utuntur, dum faepius matricem vocant. Quod ad functionem autem medullae attinet, haud accufari' de- bent noftri temporis Phyliologi, quafi canales in illa fiatuentes pro tran-» 2) Annot. acad. I. c. ı2. tab. 2. Equidem anno ı753, cum Leydae fiudiofus medici- nae cllem, ipfe fummum hune virum fubtilia haec praeparata ofiendentem vidi ac de illis dilerentem audivi. 3) In ipfis his commentariis Vol. ı1. adjectaque tab. ı. 4) Maxime igitur abhorret a vero, quod allerere dieitur (in illoram Mem. pofter. p- 270) Demangeon „Aute nofiros Gall et Spurzheim anatomicos cineream illam cerebri partem- pro pulpa tautum quadam habuilfe,, aut acervo globulorum vel glandularum, neque verum ejus ulum perlpexile. 169 tranfitu quorundam nervorum fpirituum. Docuerunt enim nos eleo- trica phaenomena, hujusmodi fabricatione non opus elle ad effectus viresre quam celerrime propagandos. Hinc naturam ejus tantum pro conductrice habemus flüidi cujusdam penetrantis, quod pro organo infervit animae nofirae facultatibus exercendis et perceptioni rerum externarum. Hujus licet ipfam reconditam indolem rimari haud pol- fimus, fuadet tamen velocitas. efiectus fie dieti Galvanismi, illam cum hujusmodi fluido comparare. Sic et haud amplius de materia nerrorum in fcholis nofiris do- cetur, pröfluere illam a cerebro, ut ab unico fonte, nerrosque inde, ficut arteriae a corde, in corpus omne duci et profieiscı. Monrousnempe, Soemmerringius et Reilius jam aperte often- derunt, illam potius ex propriis ambientibus arteriolis (materia ci- nerea) ubigue oriri et augeri, atque fic explicari polle generatio- nem f[yftematis nervini in acephalis, ete. Quando igitur dicimus, nervum aliquem ex hac illave parte encephali provenire, aut pro- gredi, non nifi connexionem aliquam harum partium defignare volu- mus. - Ad ipfi illi, qui nos carpunt, fafciculos neryeos in medulla oblongata confpicuos originem elle dicunt nerrorum, qui cerebra- les vocantur. - , Sed de hac illorum paradoxa doctrina, quae nonnullis arrifilfe videtur, amplius aliquid diceendum puto — Invertere nempe ordi- nem, qualis hucusque nobis apparuit, conantur; omnem enim yim medullarem, quae cranio continetur, expanfionem tantum, five evo- lutionem effe volunt nefcio cujus germinis, in medulla oblongata vel corporibus diciis pyramidalibus conditi, dein fenfim, ab inferio- ribus ad [uperiora procedendo auctam. Tractus quidem fibrarum medullarıum ulterius quam folitum erat, prolecuti funt yiri hi clariffimi: fed, quid in his amplius often- 22 ditur \ 170 ditur quam fitus et connexio? ex quibus directio, utrum huc illucre tendant, convergant divergantre haud declaratur. Z a Ex viribus igitur tantum, aut effectibus, a nervis pendentibus; de praecipuo harum vel illarum partium dignitatis gradu et facul- eultate judicandum efi. Quid vero in his apparet? Medulla oblon- gata ubi .aliqua in parte laeditur aut comprimitur, nonne malum, quod hanc interruptionem conlequitur, verlus inferiora tantum per- tinet, haud vero ad caput afcendit? E contrario cerebri comprellio, aliquot guttae (anguinis illic effufi, nonne vel totius medullae [pina- lis, nervorumye inde orientium, vel, per decuflationem fibrarum, alterius [altem lateris paralyfın efheiunt? Comparatio igitur trunci et coronae arboris, aut efflorefcentiae cujusdam, cum medullae habitu, pro allegoria tantum poätica habenda elt, minime vero pro analogia, quae in phaenomenis fundamentum habeat. Incrementum quidem ajunt fenfim afferri afcendenti trunco me- dullae per- disperfas organi cinerei particulas. Verum hae, proximae cuivis medullae nervinae alendae deftinatae, quomodo ad generan- dam totius encephali medu!lam fufüieere poflent? Quae autem ratio eft, cur hie praetereamus illum, qui ante oculos pofitus eft, miriß- cum apparatum innumerabilium valculorum, quae, ex amplae mem- branae vasculofae geminatis plicis, m ipfas anfractuum”incifiones fe immergentibus, 5) creberrime orientia, fine dubio medullae gignen&ae nutriendaeque inferviunt? quorum igitur comprehenfio, cum cerebri univerfi fuperliciei incumbät, haud incommode cortex vocatus elt. Hanc rero uberrimam copiam pro adventitia tantum habere, et pri- mariam originem a partibus inferiorihus repetere, quomodo naturae congruens videri poteft? Directio tamen fibrarum in medulla hisce anatomieis fyfiema aliquod nervorum verfus medias partes tendens ‚ofiendere vila eft, quod fine ratione recurrens vocant, aliudque huic con- s) V. Soemmerringium in horum commentar. Vol. I. > r ı71 ’ contrarium adeffe exiftimant. Cum vero ex utroque latere ambientis membranae vasculofae interjacens anfractuum medulla oriatur, patet, quomodo in medio illorum , five tenuibus filamentis continuatae [int fibrae, five faltem finibus fuis oppofitae, facile illic feparentur, mol» lisque pulpa tunc utrimque digito vel infirumento quodam ita com- primi polft, ut planam fere membranam mentiatur. Confideremus jam tenuia in foetu prineipia. Ponamus licet, una et fimul gigni totum [yftema nervmum: quaeri tamen potelt, quaenam pars primo perficiatur aut praeyaleat? Scimus autem, primis jam conceptionis menfibus, cum tota vertebralis columna modo incipit ap- parere, caput jam magnitudine elle confpicua, ac pracfertim partem ejus conrexam fuperiorem, dum bafis pro ratione exigua elt. ‚Attamen iidem auctores eo usque profequuntnr fententiam fuam de efllorefcentia e trunco furfum tendente, ut ipfos in cerebri fuperficie anfractus pro termino habeant [yftematis nervini, -et complemento organi facultatum animae. Refutantur vero ipforum allertione, qua einereum illud corpus, feu cortex illic fitus, pro matrice faltem aut praeparante apparatu declaratur. Illud igitur quod inde exoritur prae- cipuum organon in media potius medulla et verfus bafin cranii quaeri deberet, id quod et obleryationes laefionum encephali probant, quas in fuperficie corticali minoris momenti elle confiat. Mirandum denique, quod contraria ratione analogiam intercedere putant inter cinerea ift- haec praeparantia vel nutrientia organa et expanfiones nerveas in [en- fuum organis, veluti in nervea oculorum, et ceteris, quae tamen neque habitu, neque ulu conveniunt, cum in his neryi jam ad finem perducti medullam interiorem explicent. Increfcere quidem illic aut augeri ajunt; (ed reputandum fimul foret rete filamentorum, expanfam illam meduilam recipiens et [uftentans. Inter has vero nerrorum expanfiones illud quam maxime toto ‚corpore diflufum reie Malpighii, incongruenter membrana mucola 22 ? dieta, 1723 dicta, haud rite a plerisque phyfiologis aeflimata mihi videtur. Ex omni quippe analogia proprium tactus organum in illa fitum elle, cenfendum puto. Nonne enim fimilis retis mucofi fabrica pro functione nerrorum peculiari apparet in oculo et in aure interiore? Cur igitur “non hujusmodi apparatum et in odoratu, 6) in gufiu tactuque ad eum ufum conftitutum elle dieamus? — Terminari nervos ıftos in cutaneis fie dietis papillis, ajunt anatomici: verum ifti colliculi nonne undi- quaque eodem rete obducti funt? 7) Videtur autem, quod obferyandum puto, nervis, peculiarı cuidam functioni deftinatis, adjunctum effe, ut medulla illorum, antequam evolvatur, divifa, tenuibus inter fe communicantibus tubulis (neurile- “matibus) contineatur, iisque adeo elafüicis, ut fecto nervo medulla inde exprimatur. Divifio haec in nervo ophthalmico, dum oculum ingreditur, celare demonftrata eft a cl. Reil, 8) et protrufio medullae e vaginulis disfectis a Ledermullero. 9) Ante divifionem medulla trunei hujus nervi, obfervante Monroo,!°) minus quam ceteri hu- mani corporis nervi fibrarum formam oftendunt. Ita quoque nervörum quıntı 6) Facile apparet, non ipfam fie dictam pituitariam membranam, quae mucum fecer- nit, hic intelligi, fed expanfionem nervorum, quam, inter hane et periofteum fitam, eleganter deferibit folertifimus Scarpa, qui ipfe adeo (Anal. annot. 1, 2, p, 55.) variis argumentis probat analogiam eum oculi retina et auditus organo, 7) Anatomicus egregius Wrisberg, quocum opinionem illam meam communicave- ram, opponebat mihi , fe neryorum cutaneorum extremes ramulos difiincte usque in papillas ifias perfequi pofe. Verum et ceterorum [enfuum nervi pariter per tenuia difiincta fila organa fua intraut, et denique tamen pulpa illorum in rete aliquod explicatur. t 8) De fiructura nervorum, tab. 3. fig. ı5. 9) Microfcop, Ergoetz. tab. LI. p. ı00. 10) Three treatises: p. gı. Attamen, corrupto oculo, fibrae deprayatae ultra decus- fationem confpieiuntur; fecuti primus oftendit cel. Soeemmerring, hujusque exem- plum in equi cerebro observatum exhibet el. Ebel: Oblerv, neyrolog. tab, I. fig. 1. et 2. p, 20. “ae: RT Er Dun; er / «73 quinti paris originem deferibit fubtilis anatomieus Bichat ır) „d'un tubercule, ou bulbe de [ubliance me&dullaire, auquel les filets tiennent peu.” — Nonne igitur nervorum natura in medulla continuata [eu producta, et per confirictionem illarum vaginarum peculiari modo affecta, conliftere videtur ? Mollis autem illius evolutae et denudatae medullae pagina externa ‘peropportune in cute contegitur epidermide, fingulari illa excretione, müucolae naturae, !?) quae in granula et fila, proxime fibi accumbentia, indureleit, 3) illudque habet proprium, quod non injuriis modo aöris, fed et rodentibus variis, et vel adultioni a fervente aqua, quin iplius fulminis flammae refifiat, dum haec, ut olim :4) pluribus exemplis oftendi, inter veflimenta et epidermidem, a capite ad calcem prae- terfluit. i Trans- 11) Anat. defeript, V. p. ı62. 2) Confirmari hoc video, chemica quoque analylı a viris clarifimis , Fourcroy et Vauquelin, in Mem. de I'Infit. de France. an. ı808. p. 236. et Annal, du Mus, d’Hif, Nat, T. XII. p. 61. — Sed, quod, praeter epidermidem, ungues et cornua, quae ejusdem naturae funt, pilos quoque et pennas huc pertinere ajunt, probare mihi baud videntur, Haec enim corpora adventitia, quantumvis muci contineänt, merae tamen excrelioni adnumerari non poflunt, cum fint organica, et pili quidem proprie in adipe gignantur, pennae vero, ut et [quamae fingulari radice in cute affızae fint, 13) Proprie nempe epidermis haud, ut pleramque dieitur, in lamellas extenditur, fed in fila, lateribus cohaerentia producitur, quae ad angulos fere rectos cuti inhltunt, Geuti confpicuum eft, non in majoribus folum animalibus, Manato et Balaena, fed et in calce plantae pedis humani. — Obfervandum quoque, quod et aliarum partium involucra fimili ratione confiructa videamus, e. g. dentium vitream cru- fiam, cartilaginem artieulos membrorum veltientem, crufiam Echini marini Caneri- que. — Clavi vero pedum alius naturae funt, a comprelfione partis cujusdam organica orti. 14) Vom Blüze $. 64. p. 154. fgq. et Neuere Bemerk. $. 59— 67. "73 a— Transeo ad confiderationem nodorum, quae ganglia nerving dicuntur. Horum illa praecipua, quae cerebri medullae quafi nexam eontinuationem interrumpere videntur, quae praeterca Winslowus peculiaria cerebella vocavit, haud (emper accurate deliniuntur, et @ fimplici connexione nervorum aut turgefcentia quadam diflinguuntur, Jonfionus jam anno ı763 regiae Societati Anglicae commentationes quasdam protulit, »5) in quibus variis argumentis probabile reddit, nodorum illorum functionem vel ufum elle, ut-neryos, im quibus in- haerent, ditioni cerebri fubtrahant, utque inde per fe, absque ani- mae nutu, motus musculorum aut fibrarum exeitentur. Mihi quidem hocce illorum munus infigniter apparere vilum efi in ganglio oph- thalmico lenticulari dicto, cum inter omnes ad oculum tendentes nervos lolus ille nervus a nodo prodeat, qui in ramos ciliares dis- tributus, infciis et invitis nobis contractionem pupillae efficit. :6) Sagacillimus Bichat, qui in opere [wo anatomico dilucide expofuit differentiam vitae animalis, quae ex vi cerebri pendet, et organicae, quam ganglia regunt, monet, etiam per anatomicam inveftigationem indagari polle differentiam habitus verorum gangliorum a conftructione aliarum partium, quae perperam illis adnumerantur. Sie naturam il- lorum nodorum neque in dilatatione neryi [pheno-palatini, nec in illa nervi olfactorii, nec in diductione neryorum quinti paris agno- fcit. De ultima hac fingulatim Wrisbergius ait — „in ea, quam- vis aliquid reperiatur gangliorum formae fimile, primarium tamen illud attributum defiderari, ut nervrulorum ingredientium decurfus, directio, conjunctio et miscela abscondatur.” 37) p At- 15) Philof, Trans, Vol. LIV. p. 177. LVII. p. ıa1, et LX. p. 30, 16) Cum pfittacus, uti notum eli, motum pupillae habeat voluntarium, operae pretium foret, fubtili anatome oculos ejus examinare, anne ganglium iftud in illis dehiciat? ı7, Obf, anat, de quinto pare nervor. in Commentationum fylloge,. Vol. I. p- 110, 6. 10. cell” 6. 9. — Similis et Halleri fententia fuit, telie Meckelio: De quinto pare nervor. p. 21. not. 175 Attamen ifliusmodi organa, quamyis automatice mota et agentia, fenfu omnino carere non pollunt. Provifum inde eft illis vario modo; Primo per ramos, amborum generum nervos inter fe connectentes, qui id habent peculiare, quod communiter fenfum ad cerebrum haud transferant, fi vero aliquid extra ordinem accidat, veluti gravior laelio, aut inflammatic, mens inde moneatur. Vim hanc, intellectu obfeuram, cel. Reilius, dum de omni gangliorum apparatu egregie dillerit, ingeniofe comparat cum fie dictis femi-conductoribus vis electricae, aut cum non -conductoribus, qui aucto calore conductores evadunt. ’®) Deinde et nervi, a cerebro recta progredientes, una cum illis, qui ex nodis prodeunt, in eadem organa ingrediuntur. De hujusmodi dis- tinetis et manifefiis ramis unicum exemplum affert Reilius 9) de ftomacho. Sed memorandae quoque videntur illae minus apertae con- ftructiones, ubi junctim diverfae iftius originis nervi procedunt. Huc nempe, ni fallor, referenda eft nervorum fpinalium compofitio, cum pars illorum, a pofteriori latere medullae orta, ganglio inftructa fit, dum altera, quae ab anteriore proyvenit, nodum ifium praeterit, ambo autem deinde, unico falciculo involuti, copulantur, 20) et fic per omne corpus distribuuntur. — E contrario membra, quae [entiunt et vo- luntati obediunt, vacua non funt a nervis automaticis, utpote quibus omnino nutritio, [ecretio et fanguinis in arterüis propullio perhicitur. Ex 18) Archiv für die Phyfiologie. Vol, VII. p. 189. 19) 1, c. Vol. VII. p. ı3ı. 20) Prochaska: de fiructura nerv. p. 121. tab, 1 et 3, — Soemmerring Anat, V. $. 128, Miror, habitum hunc nervorum [pinalium , qui tamen in phyfiologia haud levis momenti elle videtur, neglexiffe viros clar. Gall et Sp. in recenti opere: Anatomie et Phyfiologie tab, ı et 2. quibus medulla fpinalis esprimitur. Aft illä vel omnem hanc de nodis nervorum doctrinam praetereunt, illosque confundunt, non [olum cum copulatione ramorum, qui plexus. vocantur, fed et cum eminentia quavis in [yfiemate nervino , aut cumulo materiae cinereae, quin cum ipfa expan- fione nervorum in fenfuum organis! 176 x Ex nervis a gangliis procedentibus frequentes, uti notum eft, oriuntur /ympathiae, quae ex illorum inter fe et cum aliis nervis communicatione pendere videntur. Contrariae vero affectionis, inter nervos voluntati obedientes, fingulare exemplum de motu oculorum. proferendum duco. Recte nimirum cel. Monro annotat ?') vel in ipfis modo natis infantibus, ut et in aliis animalibus, obtutum ambo- rum oculorum femper fimul ad idem latus, five dextrum, feu lini- firam converti, id ergo non ex confuetudine demum, fed ex naturae infünctu fier. Verum neque illi, nec Soemmerringio, neque, quod fciam, cuivis ceterorum anatomicorum in mentem yenit, con- siderare paradoxam in eo nervorum moyentium actionem: Apparet nempe, haud analogos musculos nervofos, fed oppolitos in hac con- verfione agere, cum unius oculi adductor cum abductore alterius con[pirari debeat, licet haud inter fe connexi fint et homonymorum alteri potius originem propinquam et ab oppolitis remotam habeant, Potior igitur hic efi voluntatis impullio quam fitus vicinitas. Dabam Hamburgi, d. 28. Maii, ı8ın. - 21) Three Treatifes, p. ı21. S. Th, Soemmerring ad ndtaın 16. pag. 174. Tpgeniohftenum hocce problema en mihi arrifit, ut ad illud ilufirandum lu- bentiffime accederem, inprimis cum ab ipfo Auctore, multis mihi numeris Ve- nerando, in litteris, ad Perillufirem Academiae nofirae Praefidem datis, invitarer, at adderem fi quae haberem. Hujus ergo Viri Summi, mihique amieilimi, faafı atque etiam adhortatione pauca (elegi ad egregiam hanc diflertationem condeco- randam, Opta- tieren ege.e ak TREE 2 177 Optarem equident, ut ad lud problema penitus folvendum, pfittacorum oculi recentes ad manus effent. Suepenumero enim mirandam, et ut yvideri pofft, a voluntatis imperio pendentem iridis mobilitatem obferyaveram in pfitta- cis, quorum infignis numerus Caffellis, dum ibi degebam, alebatur; fed horum oculis in praefenti defütutus, neryos oculorum meleagridis gallopavonis, utpote fatis magnorum et facile comparandorum fedulo examinayi, natas hac, occafione meditationes breyiter traditurus. ; In meleagride gallopavone feilicet, neryüs cerebri fecundus, vel opticus, vix e thalamo, male quidem a nonnullis nofira aetate cum corpore quadrigemine anteriore hominis compärato, emergens, focium fafeiculatim, ut hisce diebus detexi, decuffans, et prelfe ei accumbens orbitam intrat, duarumque eirciter linearum longitudinem emenfus, bulbum oculi penetrat, atque in membranam medullarem, relinam vulgo dictam, transmutatur. Magnitudo hujus nervi öptici magnitudini retinae, five quod eodem redit, magnitudivi bulbi oculi fui, fecus ac in mammalibus quadrupedibus, refpondere videtur. Summam enim phyfiolo- gorum attentionem mereri arbitror , quod nuper, nervos opticos brutorum cum neryis opticis hominum comparando, animadyerti: in mammalibus quadrupedibus nimirum, neryum opticum ratione ad bulbum, et fpecialiter ad retinam habita, longe minorem effe ac in homine; exempli gratia: oculus equi, oculorum, quan- tum quidem novi, omnium animalium terrefirium longe maximus, quippe magni- tudine ut coram video , ipfum elephanti et rhinocerotis oculum multo, et huma- num oculum multo adhuc magis fuperans, nery6 tamen optico jungitur, qui hus manum nervum opticum vix aequat magnitudine. Quinimo bulbi oculorum Iyncis, quorum fulsor in proverbium abiüt, quosque pariter coram babeo, volumine quamquam humanis bulbis parum fint inferiores, neryis tamen oplicis junguntur multo minoribus, . An ideirco oculus humanüs maximo revera netvo optico gaudens, eam oh eaufam etiam Omnium animalium oculis viridior, divino-quodammodo igne ditif- 23 ; (imus 178 fimus habendus? An ad hanc oculi humani insignem vivacitatem ayium oculus fimili fere neryi optici magnitudine dotatus aliquatenus accedit? Retina meleagridis parimodo ac in homine et in mammalibns preffe quidena choroidea circumducta fed adeo leviter ei adhaeret, ut fectione bulbi recentis tam transverfa quam verticali confefüm in plicas infgnes corrugetur, ob. amil- fam nempe hac ipfa fectione firictam expanfonem. Foramen centrale retinae, limbo luteo cinctum, in meleagridum gallopayonum, neque in aliarum avium oculis unguam inyeni. An marfupium vel pecten nigrum forfan ejus vices [up- plet? Manifefüfime fimul in hisce oculis meleagridum apparet, retinam nullo modo ut recentifimi quidam magni nominis auctores perhibent, ultra coronam ciliarem prolongari, fed cis eam parimodo terminari, ac in homine et mamma- kbus obfervare folemus. Nervus cerebri tertius, e eruribus cerebri oriens, in bafı encephali trium linearum [patium emenfus, orbitam ad.latus externum neryi optiei, cui prelle adjacet, intrat, primumque ramum analogo fere modo ac in homine, ad mufen- lum rectum fuperiorem mittit, tum juxta tendinem pofteriorem mufeuli recti in- ferioris et recti externi ramulum lecundum ablegat, qui fiatim in ganglion ophthalmicum eiliare intumefeit, Ganglion ifiud ciliare, ovatum, femipellucidum, duriufculum, e rubro flavefcens, fitum inyenitur, ad latus externum nervi oplici tectumque finibus pofierioribus mufeuli recti inferioris et recti externi. Formato hoc gangliolo, idem ramus neryi tertii fecundus, iterum contractus et albidus filum a ramo ophthalmico nervi quinti paris aceipit, et vix duarum lineolarum fpatium emenfus, totus quantus, five nullo filo ablegato, nervum opti- cum inter et tendinem mufculi nictitantis, fcleroticam bulbi tunicam oblique pe- netrat.. Jam tunicam [cleroticam inter et choroideam illico in quatuor ramos dirimitur, quorum unus iterum finditur, adeo ut quinque trunculi nervei paulu- 3 lum | En SEIT ER TERE: 179 7 lum divergendo ad coronam ciliarem usque procedant. Hoc loco ifli trunculi nervei tela cellulofa fiipata obvelati, in ramos diyiduntur, quorum duo in. figniores ad infiar ferti iridem ambientes ubiyis ramos, ramulos et furculos plexuum nervolorum more, inter fe invieem junctos, in eandem iridem: Pporrigunt, Magnopere autem haec fiructura differt ab humana. 1. Primo enim ganglion ophthalmicum ciliare in homine non ad folum neryum terlium pertinet, vel ut vulgo dicitur a folo nervo tertio confiruitur, [ed e conjunctis ramulis neryi tertii et nervi quinti paris conflatur. In meleagride nofira autem hie ramus neryi tertii formato jamjam ganglio filum nervi quinti paris demum accipit. Parimodo neryorum humanorum radix anterior, non falutato ganglio radicis pofterioris, ad truncum a radice pofieriore [uperato ganglio, eflormatum, accedit. II. Secundo: In homine e ganglio ciliari nervuli iridis, ciliares dieti, oriuntur et numero et magnitudine variantes; in meleagride noftra autem unus tantum trunculus nervorum ciliarium communis adefi, qui antequam (cleroticam pe- netrat non dirimitur, fed integer manet, Il. Tertio: In homine nervulorum eiliarium non mode ut diximus, plures trun- culi adfunt, fed etiam variis admodum locis choroideam penetrant, adeo ut ubiyis circa choroideam pofiti reperiantur, in meleagride autem nervuli ci- - liares inferiorem tantum choroideae regionem tenent, nullibi nifi in hac re- gione inferiore, feleroticam tunicam inter et choroideam reperiendi. Quare etiam in homine nervi ciliares non folum ab inferioribus, fed undiquaque ad iridem perveniunt. Callide ergo et fapienter Ill. Auctor diserimen aliquod neryos ciliares ayium inter et hominis fufpicatur, 23 . IV. IV. Quarto: Jidem quinque trunculi nervorum ciliarium meleagridis feleroticam ‘ inter et choroideam, non adeo fubtiles ‚-textura neryis priva, fpecifica, varie- | gata a me dicta, manifefto infigniuntur. Striae feilicet vel particulae albidio- ‘ res, transverfae, firüs vel particulis fufeioribus transverfis,, irregularibus palim quodammodo alternant, quae firiata vel variegata neryorum fahrica in fibris medullaribus maffae cerebvalis omn!no non apparet. Quamobrem mani- fefio etiam hoc argumento patet, Il, nofirum Auctorem jure in Gallium et et Spurzheimium animadyertere, improbando eos modo, vocabulo nervi abuti. Hi quippe viri clariffimi, nefeio quo. infeliei noritatis fiudio fedueti, vocabulum prifcum, proprium, accuratiffime definitum , optimum,, meritoque ulitatifimum Abrae medullofae vel medullaris, omnino non admittendum, fed plane rejieiendum, ejusque loco vocabulum nervi vel fibrae nervofae ubi- vis fubfütuendum palam pronuntiant, Attamen, meo quidem judicio, jam hoc charactere folo, ut alios, paragrapho LXXXIUH et LXXXIIIT. neurologiae a me expofilos characteres taceam, nervi genuini vel {verijfiructura adeo abhorret a quavis fibrae medullofae fiructura , ut nullibi, et nullo unguam modo nervus cum fibra medullofa confundi, [ed femper et vbivis accuratifime ab illa difingui queat, Summo hine jure, ab omni tempore, et quidem definitione cum lozieis adaequata appellanda, nervum a quavis fibra medullofa cerebri, cerebelli, et medullae fpinalis disjunximus. Nullus unguam anatomicorum lufus, naulla philofophorum argutia, nullum phyfologorum arbitrium,, fed. natura ipfa, et quidem durae membranae ope, adeo accurate quemvis nervum a quayis malfae cerebralis fibra medullola difterminavit, ut qui accuratius, fubtilius, difiinetius, apertius, manifefiius, clarius, certius, conftantius, facılius, verbo melius difterminari polfit, prorfus non intelligam. Facile etiarn intelligitur, non’modo firucturae diverfitatem, fed quoque ab hac firuetura pendentem functionis diverfitatern intercedere, quominus neryos cum fibris medullofis cerebralibus confundere liceat. Nervorum enim fila, inferioris quafi ordinis srgana, fibris medullofis cerebralibus, fuperioris quali ordinis organis, fub- feryiunt vel famulantur. Naturae ergo virtus et ordo, per omnium animantium genera, perpetuam et aoternam eam legem fiabilivit, qua neryum vel filum nerveum a fibra medullofa cerebrali difiinguimus. ve m nn ı8ı V. Quinto: Ganglion iftud eiliare meleagridis noflrae argumentum etiam exquifitum et grave pracbet, ad demonfirandum: ganglia nervorum longe alium ufum in oeconomia animali praefiare, quam ad generandos, alendos, augendos vel corroborandos nervos. Certum efi, neryos et ganglia fimul adeffe, vel ut vocabulo nofiris diebus vulgatiffiimo utar, coexifiere, 'atrıe con/pirare in nesötiis yitae animalis rite peragendis. “Aerue cerium eilt, neryos et ganglia folummodo ab arteriis, et nulla alia via, fimul generari, ali, augeri vel corroborari. Hinc quum quotidiana experientia, et experimentis quoque de indufiria inftitutis (atis fuperque conflet, neque neryi laefionem a ganglio fuo fed ab arteriis [uis, neque vice verla ganglii laefionem a nervis [uis [ed ab, arteriis fuis folummodo reparari; luce clarius fimul patet, neque nervos ut generentur, alantur et roborentur gangliis indigere, neque ganglia ut gene- rentur, aälantur et roborentur nevvis indigere. Quocirca contendere, a gangliis- nervos generari, ali, augeri et corroborari, non modo ab’ omni verifimilitudinis fpecie alienum, fed aeque abfonum videtur ac contendere, a neryis ganglia generari et ali. Quis enim unquam vidit nervos e ganglis pullulantes vel progerminatos? Quis e contrario non vidit. nervos validos et robuftos in foetibus hominum et hrutorum vere acephalis, quos omnibus ea de caufa in cerebro a Gallio confüitutis gangliis carere conftat? Quodfi epim ganglia nervorum fontes efent, deficientibus his fontibus,, neryi etiam deficere deberent. Analogiam autem quandam gangliorum cum gemmis arborum fingere, ineptamque metaphoram pro explicatione ‚venditare, phyfiologum dedecet. Quod me quidem attinet, pronuntiare non erube[co, me talem nervorum e gangliis generationem mente nullo omnino modo concipere poffe. Ut vero in exemplo nofiro fulfifiam, eur ramus nervi tertii adeo brevis ut brevior elle nequeat, cerebro fuo adeo vicinus, ut vicinior effe nequeat, arteriis ophthal- micis pre[fe accumbens, incremento novo, ganglii ‘ope ipfi fubminifirando egeat? Cur e contrario filum ad eundem trunculum, efformato jam ganglio demum, accedens, a trunco paris quinti ad minimum bis longiore ortum, atque a cerebro multo remotius (mili ganglio five fimili novo incremento non egeat ? Verum 182% ” —— . — Verum .enim vero cerehri partes, toto coelo et forma, et colore, et mollitie,’ pellueiditate, ftructura, pofitura, atque connexione diverfilimas, communi ganglii nomine, univerfali quafi et oblcuro afylo comprehendere, feriam omnino Cl. Auctoris reprehenfionem merebatur. Quid enim aliud fignificat ganglion quam nodum nervorum? Quid ergo quaelo, conarium (glandula pinealis)) cum hypo- phyfi, quid colliculi neryorum opticorum cum maeandriis partieulis cerebelli et corporum olivarium commune gerunt? Quibusnam rebus commilfura ‚medullofa fire nodus cerebelli cum gangliis nervorum (pinalium convenit? Nihilofecius ab iisdem viris cl. iffae partes promifcue ganglia vocantur, ach hujus vocabuli ob- fcuri magica quadam vi omne earum firuetaram et ufum obtegens velum tollatur. Ut autem in uno tantum exemplo zer ardguzor difputemus, quid verbi gratia in cerebri fiructura explicanda profecimus, conarium pro ganglio declarando? An ullo modo inde intelligitur, cur conarium elephanti, equi, bovis, cervi, Capreoli, vel ftiupidilßmae ovis, magnitudine abfoluta conarium hominis infigniter fuperat, licet cerebrum ipfum horum animalium magnitudine humano cerebro multo fit inferius? Cur idem conarium in canino vel felino, profecto non exili cerebro, adeo fit exile ut exifiere ab antecefloribus nofiris negaretur ? Cur conarium in euniculis, leporibus,, caftoribus longifimum tubae formam gerat? Cur conarium in embryonibus equinis atramenti nigritiem habeat? Cur idem conarium in ho- mine tantum , minime vero in brutis, conflanti naturae lege, aceryulum conti- neat? Cur conarium folutum quafi vel fegregatum ab omnibus reliquis partibus‘ cerebri eminent, et bafi tantum leviter cerebro cohaereat? Cur in foeminis saepe majus conarium quam in viris reperiatur? \Cur quandoque cayum adfit? Cur denique conarium, diverfo a veris et genuinis gangliis modo nullos nervos procreet? Quare fi ne rationem quidem intelligimus cur nervorum fpinalium radıx polterior ganglio egeat, certe multo minus allegatarum quaeltionum ratio intelligitur, conarium aliasque eerebri partieulas ganglia vocitando. Ingenue ergo fatendum, nos conarii, celebratilimae particulae cerebri, functionem vel ufum ignorare, atque nodos nervorum, ganglia dietos, neque manu neque mente enodafle. Sed haec de gangliis nervorum hactenus. Tertius 183 Tertius ramus paris tertii, trunei quafı continuatio, polteriorem finem mufculi recti inferioris legens, ramulos in 'eundem ablegat. Quartus ramus mufculo recto interno profpieit. Quintus denique ramus neryi terlü longilfimus et validiffimus in mufculo obliquo inferiore conlumilur. Quartus cerebri nervus, e fuperiori parte cerebri oriens, inter medullam fpinalem et thalamum, longo satis itinere, procedens, per talem arctam ramo ophthalmico nervi quinti paris nectitur, orbitam, mufculum rectum externum inter et inferiorem intrat, et procedendo ad infiar coni adeo craflefcens, ut craffitudine neryum fextum superet, ad mufculum obliquum,, in ayibus apprime robufium, trochleari apparatu carentem, pervenit. Nervus cerebri quintus, e latere medullae fpinalis oriens, arctaque tela eum tertio, quarto et fexto nervo cohaerens, ramum ophthalmicum in orbitam ablegat, qui dato ramulo ad trunculum ciliarem paris tertii [uperiorem, locum orbitae legens, filum admodum fubtili mufculo majori nictitanti impertitur et reliqua fui parte in nafum yel rolirum abit.. Nervus cerebri sextus. e medulla fpinali oriens, procedendo per cana- lem craniı oflfeum, ad latus externum neryi tertii accedens, fiatim ramulum [ub- tilem mufculo nietitanti minori femitendinofo conico mittit et reliqua parte in mufculo recto externa confumitur. Mufeuli oeulorum meleagridis gallopavonis, tam recti quam obligui, cum humanis comparati, inveniuntur planiufeuli, lati magis quam eraffi, tali modo triangulares, ut trianguli apex polieriora, bafıs priora refpieiat. Ratione volu- minis bulborum habita, fex hi mufeuli multo breviores quam in homine repe- riuntur, vix enim ad eirculum bulli maximum usque pertingunt. Levatoris palpebrae loco, mufeulis duobus membranae nictitantis five palpebrae tertiae, altero eonieo, altero ob vaginam qua tendinem mufeuli conici continet, vagi- nalem 184 - nalem appellando meleagvis gaudet. - Mufeulus obliquus fuperior cralfior et fim- plicior quam in homine, trochleari apparatu, ut diximus ‚caret. Nervi horum fex mufeulorum, ad yifus organon in meleagride pertinentium, feilicet quatuor rectorum et duo obliquorum, in univerfum etiam dogma a me _ primum propofitum illufirant, feilicet; mufculos organorum fenfuum proprios, inter omnes alios mufeulos voluntati parentium, longe maximis nervis gaudere. Memorabile autem videtur, mufculum nictitantem utrumque tam conicum quam vaginalem fubtilibus tantum neryulis profpici. Pari modo nuperrime inveni mufculum fufpenforium oculi in equo, quam- vis volumine omnes fex bulbi mufculos in unum junctos multo fuperat, fubti- liffimis tamen neryulis profpiei. Quocirca non absque probabilitatis fpecie con- * jicere mihi videor, mufceulum fufpenforium oculi in equo, prouti mufculum ni- ” ctitantem utrumque in meleagride, longe etiam minori confiantia ac minus vivi- da perpetuitate quam rectorum mufculorum aliquem agere. Interim fufficiant haecce, donec. pfittacorum oculos obtinendo, ad reliqua perficienda detur occafio. a. J. XX. Juni MDCCCXT. —r—— ae 185 — SS Ss... 9 o9S So 5 > 2. o— vn. CURTIT SPFRENGEL Profefforis Halenfis Dir Ehert 38-6 de Germanis, rei herbariae patribus Tin I Dio potilfimum confilia in hoc commentariolo fequor: principio qui- dem docendum efti, a Germania fola rei herbariae, temporum barbarie penitus abforbtae, refütutionem prolectam efle; dein vero invefiigandae funt plantae a patribus illis inventae, ut, et quaenam fit gloriae amplitudo et quaenam loca recte a Linnaco ejusque fectatoribus eitentur, pateat. Etenim id faepiflime in evolvendis rei herbariae compendis et [yfiematibus deliderayi, tantum abefle, ut bonae, quinetiam optimae [aepe icones eorum patrum ab illis diligenter ci- tentur, ut Brunfelfü plerumque et .Conr. Gefneri figurae negligantur, Fuchfü etiam et Tragi perperam interdum et ad alienas omnino plantas referantur. Itaque operae pretium facturum me elle arbitror, dum lucubrationes meas cum illufiri Academia communico: gratifica- turum me etiam fiudio tironum elle fpero, qui emendare tutius fynonyma mea opera et meliores nonnullas icones in patribus illis invenire poterunt, quam quas vulgo citare lolent. 24 Com- 186 e Comprehendit autem hic commentariolus primam feculi decimi fexti dimidiam partem: quo tempore inclaruerunt praeter Hieronymum Braunfchweig, immortalia nomina Othonis Brunfelfii, Cordi utriusque, Euricii et Valeri, Leonardı Fuchlü, Hieronymi Tragi et Conradi Gefneri. De iis, qui hos exceperunt, Guil. Turnero, Remb. Dodo- naeo, Petr. Andr. Matthiolo, Matth. Lobelio, Car. Clufio, Joach. Camerario, Jac. Tabernaemontano, Jac. Dalechampio, Profp. Alpino, Fab. Columna, Cafp. denique et Jo. Bauhino, tum in hiftoria rei herbariae uberius disferui, tum nimis longum duco, hic diligentius praecipere. Itaque ut vera rei herbariae forma, quam eo aeyo prae [e ferebat, in confpectum prodeat, monendum eft, initio feculi decimi fexti omnem rei herbariae penum hauftam fere fuilfe ex ‚Herbarüs feu Hortis lanitatis; libris et obfcuritate auctorum, qui plerumque monachi fuerunt, et ineptiarum incredibilium copia et iconum ligno incifarum ruditate taediofis. Plerasque herbarum figuras e codicibus Diofcoridis mutuo acceperunt, nonnullas plantarum nunquam vilarum pro lubitu fibi finxerunt, paucisfimas vero noyas et meliores addide- runt. (hift. rei herb. I. 289— 297.) Cum vero, et principum Italiae liberalitate et commercio civi- tatum florentilimo veterum fontium examen acriori ftudio agitari inci- peret, Diofcoridis etiam et Plinüi codices liberius et ftudiofius tractati funt et retractati, ut, quaenam plantae deferibantur, luculenter pa- , teret. In quibus fiudiis Hermolaus Barbarus , Marcellus Virgilius, Nicol. Leonicenus, Pandolph. Gollenutius et Jo. Manardus laudabili- ter defudarunt, licet a naturae ipfius fiudio alieni ellent. (hift. rei herb. I. 305— 310.) Itaque in errores multos inciderunt, cum unicum et ditifimum fcientiae omnis fontem Diofcoridem haberent et Plinium; Grammaticis potius accenlendi quam naturae [crutatöribus. , Ger- aan 2 re in 187 Germaniae autem laus eft ea ac gloria vihdicanda, quod prima neceffitatem iplius naturae examinis perfpexerit, ac alacrı ftudio in- genia nobiliffima a libris evocaverit in campos, filvas, prata, nemora et montes, ut pateret, quam variae [int patriarum plantarum formae, quam egregium inde doctrinae augmentum ex[pectandum fit, fi, citra continuum veterum fcriptorum fiudium, ipfa plantarum natura inda- getur. Neque tamen et haec difciplinae noftrae initia [ubito ducta, neque fundamenta protinus ac miraculo quali quodam jacta funt: fenfim potius ac minutatim dellexerunt Germani illi ab ineptüs her- bariorum, ut proximus fuerit Braunfchweigius, paullo remotior Brun- felfius, alienus Fuchfius, maxime alienus 'Tragus, novae vero doctrinae auctor ac coryphaeus Conr. Gefnerus. Namque Hieronymus Braunfchweigius, chirurgus Argentinenfis (hift. rei herb. I. 295.), cujus liber de arte deftillandi primum editus fuit anno ı500., icones plerasque ex herbariis veteribus repetüt, plures tamen novas plantas adjecit, quarum icones paullo meliores prioribus, indignas tamen, quae per fe citentur, adlegabo ad ea loca, ubi a Fuchfio aut Brunfellio aut ipfo etiam 'Trago meliores exhibentur, ut folum modo eluceat, quaenam plantae ab Hieronymo primo indicatae fuerint. Utor autem editione, quae titulum habet: „Das nüwe diftilier buoch der rechten kunft zu dilülieren, von meilter „Iheronymo Brunfchweick. Strasb. 1319. fol.” Plantarum nomina faepius falfa funt et ablona, delcriptiones adeo mancae et breves, ut pro nullis plerumque habendae int. Infigmia funt Brunfelfi, Moguntini, primum ludimagiftri Argentinen- “ fis, dein autem medici Bernenlis (% 1534.) merita: primus enim meliores, ad naturam delineatas icones exhibuit, quae omnino eitari pollunt; nimia tamen defcriptionum parcitas et inopia; nominum etiam mira confulio, cum ad veterum appellationes refugere necellarium, novas autem formare nefas duceret. Utor editione herbarii Brunfelfiani Argentor. 13532 et 1536. fol. tomis tribus. ' hi 2 2% Tem- x 188 £ Tempore ipfi aequalis fuit Gordus-uterque, Buricius et Valerius; ille hortulum quidem coluit, fed in veterum tamen commentariis magis fibi placuit quam in naturae ftudio. (% Bremae 1333.) A filio Valerio optima quaeque exfpectanda erant, cum per Germaniam et Italiam laudabili induftria plantas conquireret, cum cognitis compararet, led praematura morte ( 1344.) ereptus, fragmenta fola hiftoriae plan- ‚ tarum et commentarii in Diofcoridem reliquit, quae Gonr. Gelner 1561. Argentinae iconibus egregiüs ditata edidit. Has, tamquam Gelnerianas genuinas, dein excitabimus. Multo meliores pararit prioribus icones Leon. Fuchfius, prof. Tubingenfis (% 15365), multo majorem plantarum eopiam conquilivit, meliores addidit delcriptiones, ordine et herbariorum repudiato. In- figni opere utor de hiftoria fürpium Balıl. 1542. fol., cujus icones pictores Henr. Füllmaurer et Alb. Meyer, fculptor autem Rod. Speckle confecerunt. } Eum excepit Hieron. Tragus, facer praeco Hornbacenfis et me- dicus Saraepontanus, qui omnes Riheno adjacentes regiones ab Helvetia inde ad Geldriam usque [edulo pervefügaverat. (% 1554.) Quamvis icones haud femper fidifimae fint, deferiptiones tamen meliores prioribusque uberiores, loca natalia ubivis optime indicata novarum- que plantarum copia egregia addita. Utor editione germanica (Kreu- terbuch. Strasb. 1356. fol. ) Tandem immortalis Conr. Gelaeri, medici Tigurini (%* 13565) gloria celebranda efi: tum quod multo elegantiores paraverit et fidiores icones, tum quod primus partes florum et fructuum eflentiales indaga- verit, tum denique quia cognationem plantarum et familias perfpexerit. Ad haec etiam itineribus pluribus per Helvetiam et amicorum, Rau- wolüi, Pennaei Anglı, Bauhinorum, Hentmanni Dresdenfis, Aretü etiam et Vollati et Zwingeri lagatitate et induftria ita ufus fuit, ut polteritati eorum inventa lancte (ervaret. Iconum ab ipfo paratarum MD 189 MD reliquias a Trewio acceptas titulo: C. Gefneri operum botani- corum tom, ı. 2. Norimb. 1754. ı771. fol.‘cl. Schmiedelius edidit, tabula unica coloribus diftineta, XXI ligno et XX aeri incilis. GCi- taba, infuper Valerii Cordi opera, quibus Gelnerus icones addidit, et commentariolum de herbis lunariis, Tigur. 1555. 4. His praemiffis adgredior ipfum plantarum -indicem ab. his patri- bus inventarum' et delineatarum. BakunreEtsıı noyac. Veronica chamaedrys tom. ı. pag. 123. _profirata tom. 3. p- 36. (Chamaepitys altera,) Anagallis 3, ı69. (Sion) . Scabiofa columbaria 2, 24. Afperula odorata 2, ı1. 82. Plantago cralla ı, 23. Echium vulgare ı, ı1ı. (Buglofla fylvefiris ) Viola tricolor 2, 69. (Herba trinitatis) Chenopodium Bonus Henricus ı, 62. 260. Imperatoria. Oftruthium 3, 63. Scilla bifolia ı, ı84. (Hyacinthus martius) Allium urfinum 3, 137. Polygonum Biftorta ı, 61. Pyrola rotundifolia.3, 88. Saxifraga granulata ı, 185. Dianthus Carthufianorum 2, 58. Cucubalus Behen 3, 129. (Smilax) Sedum Telephium ı, 214. Potentilla Anferina 3, 43. Anemone Pulfatilla ı, 2ı7. Hepatica ı, ı90. . Helleborus viridis ı, 30. (niger) Ajuga we u 190 \ ‘ Ajuga reptans ı, 95. (Confolida media) Lamium laevigatum ı, 152. (Urtica iners femina) Leonurus Cardiaca ı, 160. Mentha rubra Smith. 2, 76. Linaria vulgaris 2, 39. Scrofularia nodofa ı, 213. Draba verna 2, 34- Lepidium ruderale 3, 30. Sifymbrium Sophia 3, 170. Cardamine pratenlis ı, 218. Raphanus Raphaniftrum- 3, 139. Melilotus officinalis Willd. 3, 49. Trifolium repens 2, 55. 3, 48. Medicago lupulina 3, 48: Hypericum perforatum 3, 8t. Cnicus oleraceus 2, 67. Artemilia vulgaris 2, 81. Chryfanthemum Leucanthemum ı, 256. a; Orchis militaris ı, ı03. (Satyrium I.) malcula 1, 10. ( — mas) ö conopfea ı, 106.( — femina) 3 Ophrys myodes ı, 105.( — IV.) j Neottia fpiralis ı, 1055.( — V.) Epipactis oyata ı, ı82. (Perfoliata malcula) Equifetum limofum 3, 144. Marchantia polymorpha ı, ıgı. D Bruyretsıawar veteribus jam notae. Salrıa Verbenaca 2, 26. (Eupatorium) Plin. XXV. 9. Iris Pfeudacorus 2, 47. Herbar. Braunfchw. 64. a. Triticum Spelta 3, 205. 0Avg« Theophr. Diplacus fullonum 2, 66. Diofcor. III. ı3. Braunfchw. 73. a. 191 Plantago major ı, ı, roAvveugoy Scribon. Larg. Braunlchw. 45. a. media ı. 24. Diofe. HU. 153. Alchemilla vulgaris 2, 33. 379. Braunfchw. ı07. b. Syımphytum officinale ı, 75. Diofe. IV. ı20. cuuDurov. Primula veris et elatior ı, 96. 97. Hermol. Barbar. caftigat. Plin. Herba paralyfıs. Myofotis Scorpioides ı, 176. (Cynoglofla minor.) Diofe. II. 214. BUATWTIK. . . Cynogiollum officinale-ı, 175. Diofe. IV. 129. xuvgyAurroy. Braun- fchw. 65. a. ” Anchula ofhicinalis ı, ı12. &yxourz Hipp. Braunfchw. gı. a. Borago ofhcinalis ı, 113. Diofe. IV. 128. BovyAwrrov Braunfchw. 37. a. Convolvulus fepium 3,90. Diofe. IV. 140. euiAa& Asız. Braunlchw. 116. b. / Anagallis arvenlis ı,, 238. 239. Diofe. II. 209. dvayaArı. Hyoscyamus niger ı, 224. Braunfehw. 37. b. Solanum nigrum 2, 29. Diofe. IV. 7ı. arouxvos aymaioe. Campanula rapunculus 2, 84. ? Nicandr. Egwor. Verbafeum Thapfus 3, 57. Diofe. IV. 104. PAouos IyAsız. Erythraea Centaurium Perf. 3, ız35. Diofe. IIL. 9. xsyraugıoy wırgov. Viola odorata et palufiris ı, ı37. Diofe. IV. ı22. t0v. Hedera Helix 2, ı0. ıı. Diofe. II. 20. xıccae. Vinea minor ı, 178. Diofc. IV. 7. xAyuzrıs. Braunfchw. 72. b. Sanicula europaea ı, 80. Braunfchw. ı07. a. Ligufticum Levifticum 3, 116. Diofe. IM. 38. Aryvrrırov, Coriandrum fativum ı, 203. Diofe. II. 71. xögıov. Apium graveolens 3, 107. reAıyov EAsıoy. Theophr. Petrofelinum 3, ı2ı. c&Aıyov. Theophr. Pimpinella Anifum 3, ı05. Diofe. III. 65. zvırov, Anethum Foeniculum 2, 20. Diofe. II. 81. wioa$eov. Linum ulitatifimum ı, 170. Prifcae jam Aegypto notum. Narcilfus pfeudonarciflus ı, ı29. Diofe. IV. ı61. vagxıacoz. Leuccium vernum ı, ı29. 'Theophr. hift. VI. 7. Aesuxeiev. Lilium / 192 Lilium Martagon 3, 43. Diole. III. 137. HLEgoKKANıs. chalcedonicum 3, 43. Plin. XXI. 5. Lilium rubens. Convallaria multiflora 3, 92. Herbar. Braunfchw. 48. b. Diptam. bifolia 2, 68. Plin. XXV. 9. Cyclaminos tertia. XXVI. 8. ceratia. maialis ı, 2ıı. Jo. Manard. ep. 9, 4. Urularia amplexifolia 3, 96. 97. Diofe. IV, 44. Baiz file. Colehicum äutumnale 3, 115. Diofe. IV. 84 KOAYInOV. Rumex Acetofa 3, 83. Braunfchw. 19. b. „Patientia 3, 156. Diofe. II. 140. AdraSov KYTEuTov, acutus 3, 84. Diofe. II. ı4o. o@uAaraso. Polygonum Perlicaria 2, 14. (Pulicaria) Diofe. III. 139. xg#ra10yovov. Ruta graveolens '3, 74. Diofe. IH. 52. zuyyavo. Oxalis Acetolella 3, 50. Caroli M. capitular. Agroltemma Githago ı, 241. Nicol. Myreps. 4, 2. KOKRÄIL TOO GITOVs ' Braunlchw. ı00. b. Afarum europaeum ı, 71. Diofe. I. 9. &7ag09. Braunfchw. 68. a. | Agrimonia Eupatoria 3, 68. Diofe. IV. 41. euraragıov. Portulaca oleracea 3, 61. 'Theophr. hift. VI. 3. AVagR KUN. g Potentilla recta 2, 33. (Pentaphyllum majus.) Sim. Jan. hift. rei herb. 1. 287. reptans 2, 34. Caroli M. capitul. Tormentilla erecta ı, 85. Diofcor. IV. 42. revr&durADV, Geum urbanum 2, 42. Plin. XXVI. 7. Braunfchw. 46. b. Papaver Rhoeas 3, 52. Diofe. IV. 65. pirwv aygie. Chelidonium majus ı, 236. Theophr. VI. 14. XeAıoviov. Nymphäea alba et lutea ı, 36. 37: Diolc. IL. "158. 139. vundaiz, Braunfchw. 105. a. Delphinium Confolida ı, 83. Diofe. II. 84. 2eA®Wov, Braunfchw 100. a. 5 Anemone nemorofa 2, 80. Theophr. hift. VI. 7. VII. 8. &vsuwvy Asıpwuiz. Ranunculus Ficaria ı, 2135. Diole. I, 212. xeAıovımv To Wıngöv, Braunfchw. 60. a. Beto- 193 Betonica officinalis ı, 88. Diofe. IV. ı. x&rrgov, Braunfchw. 41. b Lamium album ı, 153. (Urtica iners mas.) Diofe. IH. 113. Asunze, Marrubium vulzare ı, 159. Diofe. IH. 119. gxrıov. Braunfchw. 17. b. Melilfa ofieinalis 3, 61. Diofe: IM. 118. weAırröQundon. . . Glechoma hederacea ı, ı67. Braunfchw. 63. a Mentha Pulegium ı. 227. Diofe. IH. 36. yAyxov Thymus Serpyllum 2, 22. Diofe. III. 46. EgruAAos, Origanum vulgare 3, 1359. Braunfchw. ıı2. a, Ocimon Bafilieum ı, 206. Diofe. IH. ı7ı1. &xınov. Verbena oflicinalis ı, 119. Diofe. IV. 60. negısrege@y. Braunfchw. 70. b. Euphrafia oficinalis ı, ı69. Braunfchw. 90. b. Melampyrum arvenfe 2, 54. 3, 47. Theophr. VII. 6. hehe. Thlafpi Burfa 3, 30. Braunfchw. 112. b. Lepidium latifolium 3, ı20. Diofe. I. 185. xapdxuov. . Cheiranthus Cheiri ı, 136. Braunfchw. 63. a. incanus et annuus 2, 57. Braunfchw. 43. b. Geranium Robertianum 2, 37. Herbar. Malva rotundifolia 2, 70. Herbar. fylvefiris 2, 7ı. Diofe. II. 144. parzxı. Alcea 2, 72. Diofe. IH. 164. «Arte. Althaea officinalis 3, ı32. Virgil. ecl. 2, 30. ı0, 7ı. hibifcus. Fumaria bulbofa ı, 47. 48. Braunfchw. 68. b. officinalis ı, 99. Diofe. IV. ı10. xaryss, Glycyrrhiza glabra 3, ı29. Diofe. II. 7. YAuaupildz, Leontodon Taraxacum 3, 70. Herbar. Cichorium Intybus 3, 94. Diofe. II. 160. r£gıs @yaiz. Endivia 3, 38. Diofe. II. 160. regıs xy rsury. Braunfchw. 20. a. Carduus marianus 3, 4ı. Diofe. IV. 59. eiAußov. - Carlina acaulis 3, 35. Diofc. III. ı0. xreuxıRewv Asurce. Arctium Lappa 2, 61. 3, 54. Diofe. IV. 107. zgxeiov. “s Onopordon Acanthium.3, 104. Diofc. IH. 18. &xdv$ıov. Carthamus tinetorius 3, ı52. Theophr. VI. 3. 4. xvixos. Braunfchw. ı22. a. 25 Arte- 794 Artemifia Abfynthium 3, ı42. Diofc. II. 26. dyüvtov. Tanacetum vulgare ı, 250. 2, 87. Carol. M. capitul. Herbar. Inula Helenium 3, 99. Diofc. L 27. EA&vıov. Senecio vulgaris ı, 120. (Verbena femina.) Theophr. VII, 8. dgryegw. Jacobaea 2; 56. Diofe. IV. 97. Agıyeoow. Anthemis Cotula ı, 2535. Hipp. ma29$8viov T5 wırgsduAAo. Pyrethrum Parthenium 3, 62. rx9$eyioy Graecorum. Bellis perennis 2, 25. Plin. XXVI. 3. Braunfchw. 83. a. Achillea Millefolium 3, 173. Herbar. Centaurea Cyanus 3, ı67. Herbar. Braunfchw. 43. b. Calcitrapa 3, 57. Hildegard. hift. rei herb. 226. Arum maculatum ı, 56. Hildegard. hift. rei herb. 226. Braunfchw. 24. b. Dracunculus 3, ı31. Diofe. II. 196. dgaxöyrıov. Xanthium firumarium 3, 55. (Lappa minor.) Diofe. IV. 138. ExvSov. urn lolpa.n, B2, Diofe. IV, 94. EraAud- urens ı, 154. Parietaria officinalis 2, 19. 3, 72. Diofc. IV. 86. &A&tn.. ‚ Polypodium vyulgare 3, ı10. Diofe. IV. 188. roAurodıov, Scolopendrium ofhieinale 2, 40. Diofe. IH. ı2ı. BuAA ir. Alplenium Ruta muraria ı, 219. Braunfchw. 85. a. Fucusıı Novae. Blitum virgatum 174. e Veronica officinalis 166. Beccabunga 725. (Sium.) agreliis 22. (Alfine media.) Teucrium. 822. Salvia oflieinalis, cum varietate aurita 248. 249. pratenfis 269. Valeriana Phu 856. Triticum monococcon 284. Dipfacus [ylvefiris 225. Scabiofa fuccifa 715.- s arvenfis 716. Galium Galium fylyaticum 28r. Verbafeum Blattaria 182. Lyfimachia vulgaris 492. Convolvulus arvenfis 720. (Smilax laeris.) Impatiens Balfamina 190. Campanula Trachelium 432. Ribes Uva crifpa 187. Celofia margaritacea 100. (Amaranthus purpureus. ) Chenopodium rubrum 653. Beta Cicla 213. (Rapum rubrum.) Selinum Ceryaria Lam. 232. (Daucus 11.) Athamanta Libanotis. 233. (Daucus Ill.) Imperatoria fylvefiris Lam. 123. Sifon Amomum 655. (Petrofalinum peregrinum. ) Cherophyllum fylvefire 523. (Myrrhis.) Bupleurum perfoliatum 632. Aftrantia major. 670. (Sanicula femina. ) Aethula Meum 231. (Daucus creticus. ) Pimpinella nigra 753. (Siler [ylvelire.) magna 608. Tamarix germanica 313. Lilium bulbiferum 363. Ornithogalum luteum 169. ( Bulbus f[ylvefiris. ) Scilla amoena 837. Allium carinatum 738. (fylvefire II.) Conyallaria verticillata 586. Hyacinthus comofus 835. racemofus 836. Alifma Plantago 42. Calla palufiris 844. (Hy dröpiper rubrum. ) Epilobium pubelfcens. 491. * Gardiofpermum Halicacabum 688. Paris quadrifolia 87. (Aconitum Pardalianches. } 25° Daphne 196 Daphne Mezereum 227. Stellaria Holoftea 236. (Gramen.) Arenaria [erpyllifolia 23. Saponaria officinalis 780. (Struthium. ) Dianthus fuperbus 352. (Betonica fylveftris.) Sedum rupeftre 33. acre 36. Spiraca Aruncus ı8ı. (Barba caprı. ) Geum intermedium Ehrh. 385. (Caryophyllata fylveltris.) Potentilla alba 623. Anemone Ranunculoides ı62. (Ranunculus IV.) Raanunculus Auricomus 156. acrıs 157. fceleratus 1359. bulbofus 160. Helleborus foetidus 275. Teucrium flavum ? 829. GT Satureia hortenfis 304. | Mentha rotundifolia 28g. | _ Yiridis 290. ö gentilis 291. Stachys recta 769. (Sideritis I.) Prunella ‘vulgaris 621. Melittis Meliffophyllum 498. Gerardus emac. 690. utramque Smithü fpeciem exhibet. Digitalis purpurea 893. lutea 894. Thlafpi arvenfe 306. Silymbrium Löfeli 592. (Verbenaca mas.) ‘ [ylvefire 263. (Eruca [ylveliris.) Eryfimum Alliaria 104. Braffica campefiris 177. Rapa 2ı2. Y Sinapis U ET 297 Sinapis alba 338. arvenlis 257. Erodium cicutarium 204. Geranium disfectum 207. , pratenfe 208. fanguineum 209. Spartium [coparium 758. Genifta tinctoria 808. germanica 809. Lathyrus annuus 572. (Ervum fativum, ) Vicia fepium ı10. (Aphace.) Ononis [pinola 160. Trifolium montanum $ı$. campelire 819. Hypericum hirfutum 74. Laetuca Scariola 301. Sonchus arvenfis 319. E Hieracium Pilofella 605. Apargia autumnalis 320. Carlina vulgaris ı21. (Atractylis mitior.) Eupatorium cannabinum 263. Gnaphalium arenarium 94. (Amaranthus luteus.) dioicum 222. 606. Inula dyfenterica 436. (Calamintha HI. h DA Senecio [arracenicus 728. Pyrethrum inodorum 144. (Buphthakoin: ) Anthemis tinctoria 26. (Chamaemelum chryfanthemum. ) Echinops en 883- (Chamaeleon niger. ) Orchis maculata ? 555. 713. pyramidalis Eue fambueina 557: Morio 359. bifolia 710. (Satyrium trifolium. ) R Zea Mays 825. Urtica 198 m. Urtica balearica 106. Poterium fanguilorba 788. 789- Cucurbita verrucofa 701. lagenaria 369. Cucumis Colocynthis 372. Momordica Balfamina 189. Salix rubra 334. Helix 336. Mercurialis perennis 444. (Cynocrambe.) Valantia Aparine %o. Botrychium Lunaria 482. = Ophiogloffum vulgatum 577. Equifetum arvenle 323. Afpidium Filix mas 595. Pteris aquilina 596. Parmelia pulmonacea 632. Fucusıanas, veteribus jam notae, omillis BrusreuLsıanıs. Ligufirum vulgare 480. Virgil. Rosmarinus ofhicinalis 478. Diofe. II. 89. Arßavarı. * Salvia Sclarea 268. (Orminum) Carol. M. capitul. Valeriana officinalis 8537. Herbar. Iris germanica 317. Diofe. I. ı. io, Crocus S[ativus 441. Diofe. I. 25. x00x06. Cyperus longus 453. Diofe. I. 4. xvUrengos, es WA miliaceum 4ı1.) Avena fativa 185. Boüpos Diefe. II. 116. Triticum Zea Hoft. 283. Diofc. I. ıır. Lex. hybernum. 648. } rue% XenıDaagethreVas Ka relanvos. Theophr. aeftivum 649. caufl. IV. ı2. Hordeum 199 Hordonu; TalgaB 2 xg:$4 Theophr. hift. VIII. 4. diftichon 439. Galium verum 139. Diofe. IV. 96. «AA. Rubia tinctorum 280. Diofe. II. 160. £guSgodzvos. Cufeuta europaea 348. Theophr.-hift. VI. 8. beoßayın. Plantago coronopus’ 449. Diofe. IV. ır. pAcerıov. Pfyllium 888. Diofe. IV. 70. LyAAıoV. Potamogeton natans 651. Diofe. IV. 101. orzuoyeıra. Lithofpermum offieinale 489. Diofe. II. 158. Arsorweguov. Anchufa italrca 343. Diofe. IV. 23. &yxour«. Lyfimachia Nummularia 401. Sard. ad Matth. Sylv. Of. hifi. rei herb. I. 288. : ‘ Datura Metel. 690. Avicenn. Cf. hift. rei herb. I. 249. Capficum annuum, baccatum et groflum 732—734. (Siliquaftrum. ) Plin. XX. ı7. Lonicera Periclymenum 646 Diofe. IV. 14. regıxAyusvov. Phyfalis Alkekengi 687. Diofe. IV. 72. @Amxxx3og. Braunfchw. 71. b. Verbafeum Lychnitis 847. Diofe. IV. 104. reiry OAopis. nigrum 848. Theophr. IX. 13. PAopss nErzwe, Solanum Melongena 333. Theophr. VII. 7. arauxyos. Dulcamara 689. Hildegard. Cf. hifi. rei herb. I. 227. Braunfchw. 88 b. Cyclamen europaeum 451. Hippocr. xurAxwıvog, Gentiana lutea 200. Diofc. IH. 3. ysyrızıy. Nerium Oleander 341. Diofe. IV. 82. vygıov. Vitis vinifera 84. Antiquiffima. Chenopodium album ı19. Diofe. IV. 192. EREER Botrys ı79. Diofe. III. ı30. Borgus. Crella cretica 885. (Chamaepitys prima.) D. III. 153. &v3uAAk. Eryngium campeftre 296.. Herbar. Arum majus 66. Carol. M. capitul. Daucus Carota 682. Apic. II. 2ı. Cf£. Retzius om Romarnes Mat- växter 146, | Daucus » 200 EIER eG / Daucus Vifnaga 786. (Sefeli maffilienfe.) Diofe. II. 60. Heracleum Sphondylium 53. Diofe. III. go. a®avduAıar. Angelica Archangelica ı24. de Manlüs Cf. hift. rei herb. I. 299. Braunfchw. 35. a. Smyrnium olus atrum 327. Diofe. II. 78. imroreAwov. Carum Carri 396. Diolc. IH. 66. xx20s, Conium maculatum 406. Diofe. IV. 79. Keiyeiov. Selinum Oreofelinum 5334. Diofe. II. 76. Peucedanum officinale 5399. Diofe. IH. g2. Sium angultifolium 270. (Apium palufire.) Diofe. I. 134. Sifarum 751. Diofe. II. 80. eAx®oßorxov, Sifer Colum., Paftinaca lativa 7332. Diofe. II. 139. aiezgov. Scandix Gerefolium 216. (Gingidium.) Diofe. II. 168. exxvuE. Pimpinella Saxifraga 609. Diofe. IV. 59. rg%yıov Eregov. Anethum graveolens 30. Diofe. II. 67. ZunSov, Sambucus nigra 64. Diofe. IV. 174. Zuri. Ebulus 65. Diofe. IV. 175. xauzızra. Braunfchw. 65. a. Lilium candidum 364. Diofe. II. 168. xgivov Brei. Allium Schoenoprafum 635. Theophr. VI. 4. axögodoy axırrau arenarium 737. Diofe. II. 182. öbtorxogodor. Scilla maritima 782. Diofe. IL. 202, CRIAAY. Berberis vulgaris 543. (Oxyacantha.) Plin. XXVL ı3. Erica vulgaris 235. Braunfchw. 68. a. Polygonum Convolvulus 258. Tiniaria Marcell. Burdigal. Hydropiper 843. Diofe. II. ıgı. ügowereg. Caffia Senna 447. Arab. Stellaria media zı. Braunfchw. 69. a. Dianthus Caryophyllus 353. Manfred. de.Monte Imper. Cf. hif. rei herb. I. 298. - Sedum album 35. Hipp. eriwergov, Euphorbia heliofcopia 811. Diofe. IV. 165. Cyparifhas 8ı2. ib. Peplus 603: ‘Diofe. IV. 168. - . Euphorbia 201 Euphorbia Lathyris 455. Diofe. IV. 165. Sempervivum tectorum 32. Divfe. IV. 89. dellwov To UEYEe Prunus [pinofa 404. Herbar. Sorbus domeltica 376. Theophr. IH. ı2. on. Pyrus Cydonia 374. Theophr. U. 3. Rubus fruticofus 152. Diole. IV. 37. Barog. Spiraea Filipendula 562. (Oenanthe.) Platear. Cf. hift. rei herb. I. 377. Glaucium luteum 520. Diofc. I. 201. xeABovıoy werya. Paeonia oflieinalis 202. Diofc. III. 157. yAvzuriön. Braunfchw. 102. b. - Nigella fativa 503. i damafcena 504. } Diofe. II. 93, ueAdysıov. arvenlis 305. Aquilegia vulgaris 102, Hildegard. (Acoleia.) Braunfchw. ı9. b, Delphinium Staphis agria 784. Diofe. IV. 136. Aconitum Lycoctonum 88. Diofe. IV. 78- KERACvıToy Erego. Clematis Vitalba 97. (Vitis nigra.) Diofe. IV. 148. dubvosidtk. Ranunculus polyanthemos 879. (Chryfanthemum.) Plin. XXVH. ı, Teucrium Scordium 776. Diofe. IH. ı23. Chamaedrys 869. Diofe. IH. ıı2. Botrys 870. Diofe. II. 176. xauaımirus Eregte Ajuga chamaepitys 886. Diofe. II. 175. Ballota nigra 134. Diofe. II. 117. Mentha fativa 288. Diofe. ID. 4ı1. Wioruov. aquatica 722. (Silymbrium.) Hildegard. ( Bachminza. ) [ylvefiris 292. Diofe. I. 133. cızuußgov. Lavandula Stoechas 778 Diofc. II. 3ı. Spica 890. 891. Theophr. VI. 6. i&vov, Thymus Calamintha Scop. 434. Diofe. II. 43. Acinos 896. Diofc. IH. 50. Stachys germanica 766. Diofe. II. ı20, Hyllopus officinalis 841. Diofe. III. 30. Origanum Majorana 667. Diofe. IH. 47. eauLuxor. Linaria fpuria 167. (Veronica femina.) Diofc. IV, 40. !Auriy. 26 Acan- ei ee ee ee 202 Acanthus mollis 32. Diofe. IH. ı19. Lepidium fativum 392. Diofe. I. 205. Vatis tinctoria 331. 332. Diofe. I. 215. Silymbrium Nafturtium 723. Diofe. II. 135. Braunfchw. 39. b. Brafäica Eruca 262. (Eruca fativa.) Theophr. I. g. Eufwu,. Smithius | huc trahit Silymbrium tenuifolium, quod longe alienum Koribus eitrinis, quos Fuchfius in Eruca {ua pallidos habet. Napus ı76. Carol. M. capitul. (Cholfamo. ) Raphanus lativus 659. Theophr. VII. 4. fabavis. | Geranium molle 205. Diofc. II. 132. Golfypium herbaceum 381. (ZuAoy.) Arab. Althaea rofea 507. Caroli M. capitul. (Malva.) Lathyrus tuberofus ı3ı. (Apios.) Theophr. VIII. 8. ägaro.. fativus 371. (Ervum.) 'Theophr. VII. 3. Phafeolus vulgaris 708. (Smilax hortenfis.) Theophr. VII. 3. 3oXı- x. Diofe. U. 176. suiAzE. Colutea orientalis 446. Theophr. I. 18. Vicia Faba 389. Theophr. VIII. 3. »Uros. fativa 172. Virgil. Cicer Lens 859. Paxos Graecor. arietinum 267. E£geßıy$og_Graec. Lupinus albus 309. Virgil. Trifolium arvenfe 494. (Lagopus.) Diofe. IV. ı7. Trigonella foenum graecum 798. Hippocr. Boureazs, Meliotus italica 328. Diofe. III. 48. Lotus corniculatus 527. (Melilotus germanica.) Diofe. IV. ı11. Hypericum montanum 76. Diofc. II. 173. Zvigoraıpov. Lactuca fatira 299. 300. Theoph. I. 16. Syıarivy. Sonchus oleraceus, afper et laevis 674. 675. Diofc. I. 159. eoyaos Tragopogon pratenfis 821. Braunfchw. 42. b. Santolina Chamaecyparilfus 874. Diofc. III. 29. &ßoorovov IAAv. Artemilia Abrotanum 6. Diofe. II. 29. pontica 7. Diofc. II. ı27. Tufli- Tuffilago Petafites 644. Diofe. IV. 108. Farfara ı40. Diofc. II. 126. Byxfev. Matricaria Chamomilla 25. (Chamaemelon Leucanthemum.) Hipp. Evavdenov. Anthemis Pyrethrum 64ı. Diofe. III. 86. Tagetes patula 47. Diofe. I. 213. coSöwe. After Amellus 134. Virgil. Achillea Ptarmica 639. Diofe. I. 19%. Centaurea benedicta ı22. (Atractylis hirfutior.) Theophr. I. 16. &x,gvx, Ariftolochia Clematitis go. Diofe. IH. 6. Braunfchw. go. b. Typha anguftifolia 923. , Diofe. II. 133. Pinus Larix 496. Theophr. ziru;, Fagus Caftanea 377. Theophr. Ars BxAzyo, Juglans regia 379, Theophr. xagiz reorıny. Bryonia alba 94. (Vitis alba.) Diofe. IV. 185. &ureAos nEAzıe, Ricinus communis 340. Diofe. IV. 163. xgorwv. Cucumis fativus 697. Diofec. II. 162. KxoAoxivSy, Dudaim 699. Arab. Gucurbita Pepo 698. 368. 370. Theophr. rıxi. Citrullus 700. Theophr. rsrwv, Momordica Elaterium 705. Diofec. IV. 134. EAzrugıov, Salix vitellina 335. Virgil. (perticalis.) & Vifeum album 329. 'Theophr. caull. I. 23. i&ix. Smilax afpera 713. Theophr. hift. I. 16. . Rhodiola rofea 665. Diofe. 45. fodiz fily. Mercurialis annua 475. 476. Awoförrr. Diofe. IV. ı91. Spinacia oleracea 669. Arab. - Sorghum vulgare Willd. 771. Theophr. VIU. 4. russ«. Veratrum album 272. Diofe. IV. 150. EANEBogos Asuxos, Atriplex hortenfis 118. Colum. Afplenium Trichomanes 796. Theophr. VI. ı3. Braunfchw. 105. b. Adiantum Capillus 82. Theophr, VH. 13. 26 ? Tracı Taacı novae. Lycopus europaeus f. 4. a. Valeriana dioica 23. b. Iris fibirica 286. a. Cyperus flavelcens 259. a, Aira caefpitofa 261. b. Briza media 56. b. (Aegilops.) Bromus [ecalinus 255. b. Arundo Phragmites 258. a. Plantago lanceolata 86- b. Anchufa angufüfolia 89. b. Atropa Belladonna 114. b. ' E Impatiens Noli tangere ıı2. a, (Efula [ylveftris,) Phyteuma fpicatum 277. a. Herniaria glabra 200. a. Ribes Groflularia 368. a. Rhamnus catharticus 369. b. Frangula 370. b. Caucalis daucoides 3.8. b. Aegopodium Podagraria 1359. b. Viburnum Opulus 378. b. Sambucus racemofa . 377. b. Drofera rotundifolia 200 a. | Allıum vineale 283. b. Triglochin palufire 259. a. ( Calamagroßis.) Rumex”Acetofella 119. b. Stellera Pallerina 203. a. Polygonum Fagopyrum 247. b. (Heidenkorn. Ocimum. ) Ruta montana 26. a. (Armala.) Scleranthus annuus 148. a. (Knawel.) SteHaria graminea ı24. a. ( Augentrofigras. ) Lychnis flos Cuculi 152 a. (Gauchblumen. ) Euphorbia exigua ıı2, b. 205 Mefpilus Oxyacantha 371. a. (Hagendorn. Cynosbatos. ) germanica 382. b. Sorbus aucuparia 380 b. Helianthemum vulgare 83. a. Anemone pratenlis 136. a. Adonis aelüvalis | 48- bh. vernalis ı53. a. (Helleborus.) Ranunculus Lingua 258. b. Helleborus foetidus 132. b. Stachys [ylvatica 2. b, Nepeta Cataria 8. a. Pedicularis [ylvatica 96. a. Sifymbrium Barbarea 38. a. Hefperis matronalis ? 2135. b. Hibifeus Trionum 347. b. (Venediger Pappelen, ) Polygala vulgaris 216. b. Genilta fagittalis 230. a. Aftragalus glycyphyllos 228. b, Melilotus coerulea 223. a. Hypericum humifufum 27. a. autumnalıs pulcrum 28. a. v . Hypochoeris maculata ı05. b. cum tuberibus infectorum, quae Heu- cherus mirabiliter defcribit. Cf. hift. rei herb. UI. 296. Gnaphalium germanicum ı235. a. Inula germanica 185. a. Erigeron acre 632. a. Anthemis nobilis 56. a. Centaurea montana 84. b. . Orchis odoratiffima ? 297. b. Epipactis Nidus avis 298. a. Carex vulpina 258. b. Api- 206 Afpidium [pinulolum 207. a. Grammitis Ceterach Sw. 206. a. Blechnum boreale 208. b. Ofmunda regalis 206. a. _ Afplenium feptentrionale 204. a. Lycopodium clavatum 210. b. complanatum zıı. a, TaaGıanar, veteribus notae, omilfis Bruyressıanıs et FucHsıanıs, Eriophorum angufüfolium 261. a. Plin. XIX. ı. Phalaris canarienfis 256. b. Nicol. Myrepfie. dvewoxogr. Cornus fanguinea 379. a. SyAurgaveız. Theophr. hift. II. 6. Petr. de Crefcent. Cf. hift. rei herb. I. 282. Dex Aquifolium 402. a. Plin. XVI. 6. Myofotis Lappnla 74. a. (Elatine.) Plin. XXV. ®. Hyoscyamus albus 50. b. Diofc. IV. 69. Ä Atropa Mandragora 336. a. Theophr. VI. 2. Diofc. Herbar. Solanum infanum 337. a.. Diofe. IV. 74. erouxvos wavınac. Lonicera Caprifolium 311. b. Diofe. II. 195. xurAduvos rege. Ribes rubrum 375. b.' Jo. Tollat. Cf. hift. rei herb. I. 297. Sifon Ammi 330. a. Diofe; Il. 64. '- 'Staphylea pinnata 413. b. Plin. XVII. ı6. Staphylodendron. Narcillus poäticus 287. a® Diofe. IV.’ 161. Vaceinium Myrtllus 367. b. Hildegard. Cf. hift. rei herb. I. 228. Dietamnus albus ıı1. a. (Fraxinella.) Petr. de Crefcent. Cf. hift. rei herb. I. 282. Agroftiemma Coronaria 48. a. Diofe. II. ı4. Avxvıs. Refeda Luteola 136. b. (Ofyris.) Virgil. ecl. IV. 44. (Lutum eroceum.) Pyrus Aria 380. a. Theophr. II. 6. - Pyrus torminalis 381. a. Theophr. IN. 12. permı%os dvsydan Rubus idaeus 367. a. Diofe. IV. 59. Baros Balz, Capparis fpinofa 364. b. Diofe. II. 204. r Aco- 207 Aconitum Napellus 95. a. Nicandr. «xovırov. Caltha palufiris 54. a. Plin. XXVI. 6. (Chamaeleuce.) Origanum Dictamnus ı1. a. Diofe. II. 37. Thlafpi campefire 32. b. Diofe. II. 186. Cochlearia Armoracia 280. b. Diofe. I. 139. ax d’yoie, Alyffum fativum Smith 250. b. Diofe. IV.- 117. kuaygor, Cytifus Laburnum 236. b. (Baumbonen) Plin. AVl. 18. Cynara Scolymnus 327. b. Colum, Chrylocoma Linofyris 135. a. Diofe. IV. 55. Balfamita vulgaris 62. a. Carol. M. capitular. ( Coftum.) Achillea nobilis ı80. b. Diofe. IV. 36. Ageratum ı95. a. Diofe. IV. 59. Centaurea Rhapontica 5ı. b. Galen. facult. fimpl. VII. 106. piov, Cf. Jo. Manard. ep. 9, 9. e Calendula arvenfis 55. a. Virgil. ( Caltha.) Braunfchw. 96. a, Ariftolochia rotunda 292. b. BDiofe. II. 6. Ruufcus Hypogloflum 347. a. Diofe. IV. 132. Polypodium Dryopteris 204. a. Diofe. IV. 189. Cosr. GEsvwErI novae. Jafminum fruticans tab. lign. XXI. 184. (Ruta capraria.) Veronica bellidioides —- IV. 32. (Pfeudo-Chamaedrys montana.) fpicata tab. aen. XII. 106. hederaefolia — — 100. triphyllos — XVI. ı40. peregrina lign. IV. 33. (Betonica Pauli.) Salvıa calycina Sibth. lign. XI. 103. ceratophjlla — — 104. Lappago racemofa — IH. 2. Phleum Böhmeri | TR 1q Michelü Lagurus ovatus — U. 2ı. Tri- 208 Triticum junceum lign. II. ı7. Valeriana angufüifolia tab. aen. IX, 74 Globularia cordifolia lign. VI. 5ı. Scabiofa integrifoia — — 52. proifera — — 5# Crucianella maritima aen. XVI. 136. Afperula tinctoria lign. XVII 157: Plantago maritima — IL 26. Lagopus — — 27. IV. 28. (Catananche Rauwolf. ) Bellardid — — 28. A: ‘ Potamogeton denfus lign. I. 9. ; perfoliatus aen. XVII. 145. pectnatus — . — 146. pufillus —_— 1m comprellus — — 148 Lithofpermum arvenfe lign. X, 86. Primula integrifolia. de Lunar. 24. tab. aen. VIII. 67. farinola lign. XXII. 190. I: minima aen. VIII. 69: marginata — IX. 77. ? Androface villolfa — — 76. Lobelia Dortmanna lign. XUl. 117. Campanula Rapunculoides aen. IX. 60. (Lactuca BReER) faxatilis lign. IX. 75. Bene — 76. (Avicularia Sylvii.) -Samolus Valerandi — XIN. 116. Viola biflora aen. VHl. 70. Convolrulus lineatus lign. IX. 73. Soldanella. ad Cord. fol. 203. b. Lonicera alpigena. ad Cord. f. 213. b. (Chamaecerafus. ) Swertia perennis lign. IX. 79. et tab. picta, Gentiana afclepıadea lign. IX. go. ‚ciliata — — Sı Gen- 209 Gentiana Amarella lign. XXU. 193. k. pannonica aen, XI. 99. Pneumonanthe ad Cord. ı62. b. Apocynum venetum aen. XI. 113. Sium Falcaria lign. XVII. 161. “ Armeria [corzoneraefolia Willd. lign. VIE. 65. Statice reticulata aen. XVII. 158. Linum firietum ? lign. XVIU. 158. Tulipa Gefneriana ad Cord. 213. b. Phalangium ramofum — 150. b. Ornithogalum arabicum lign. XI. 95. ‚male. Allium ‘defcendens _ 096. Moly — — 98. roleum>aen. I. ı3. Juncus pilofus et albidus lign. II. 14. Tofieldia palufiris Hudf. lign. XVII. 145. 3. Epilobium angultifimum ad Cord. 2135. b. Vaceinium Oxycoccos ad Cord. ı4o. b. Daphne Tartonraira lign. XVII. 154. villofa lign. XXI. 182. Michauxia firigofa Perf. lign. IV. 36. Adoxa Mofchatellina ad Cord. ı27. b. Rhododendron ferrugineum lign. XXL ı8ı. Saxilraga aizoides ; 3 | tab. piect. autumnalis caclpitofa Linn, lign. XVII. 147. Silene nutans lign. XVIU. 155. Gypfophila repens aen. XI. 93. muralis — — 95. faftigiata — XII. 107. Cucubalus catholicus lign. XVIH. 156. “ Arenaria verna aen. XI. 98. Sedum Aizoon ad Cord. 92. b, a 27 Cera- a 210 Ceraltium alpinum aen. XI. 96. vulgatum — — 97- Trianthema pentandrum lign. XVID. 150. Euphorbia amygdaloides aen. XI. 112. _Sylvatica —_— — 11% verrucola — XIV. 122. Serrata —_— — 12% fegetalis — XV. ı31. Mefpilus Chamaemefpilus ad Cord. 215. a. Geum montanum aen. I. 21. reptans lign. XVI. 137. Dryas octopetala aen. III. 22. Comarum palufire ad Cord. 96. a. Capparis ovata lign. XVI. 14 Glaucium hybridum Sm. lign. XVI. 142. Cikus thymifolius lign. XVI. 143. albidus aen. II. 22. linearis Cav. — 25. halimifolius — 26. guttatus — 27. Thalictrum foetidum lign. XVII. 148. flavum aen. IX. 79. tuberofum ad Cord. 98. a. Anemone baldenlis et apiifolia lign. XVI. 138. palmata liga. XV. 139. Ranunculus falcatus — 136. _ arvenfis ad Cord. ı20. a. Teucrium Achaemenis lign. XII. 107. Stachys arvenlis lign. X. ı01. " palufiris aen. X. 82. hirta _— — 8% Nepeta tuberola lign. XII. 102. Origanum [yriacum — 103. Phlomis Herba venti aen. X. 83. Bartfia alpina aen. IV. 34. Euphrafia lutea — XI. 92. Linaria arvenfis — XV. 135. Pedicularis foliofa lign. IX. 77. incarnata — 78. Scrofularia canina et Jucida aen. XVI. 244. Bunias Erucago lıgn. XHL. 113. Draba aizoides — — 112, Myagrum rugofum — 115. XIV. 125. perfoliatum XIV. 124. Bifcutella coronopifolia lign. XII. 114. Lepidium perfoliatum —.— 110. Thlafpi montanum aen. XIV. 118. Alyffum maritimum — — 120. Lunaria rediviva de Lunar. 27. Dentaria bulbifera ad Cord. ı51. b. (Coralloides. ) Sifymbrium vimineum aen. XII. ııı. Cheiranthus finuatus et litoreus liga. XIIL ırı. Malva crifpa ad Cord. ıı13. a. Genifta lufitanica lign. XIV. ı22. c. anglica — — 122. Fumaria capnoides et fpicata aen, IX. 8ı. Ulex nanus aen. I. 2. Vicia tea — 4. Lathyrus fetifolius aen. I. ı1. angulatus — — 12. Hippocrepis multifiliqua lign. XIV. 126. Aen. I. 3. ‚ Hedyfarum coronarium aen. 1. 7. Altragalus Cicer lign. XIV. ı25. humifulus Willd. lign. XV. ı27. denfifolius Wild. — — 128. Erianthus Willd. — XII. 119. aen. 1. ı. 27,3 zıı Trigo- 312 Trigonella polycerata aen. II. ı0, Lotus peregrinus lign. XV. 130. hirfutus aen. I. 6. Dorycnium herbaceum lign. XV. 131. aen. I. 8. Trifolum ftellatum lign. XV. 134. y tomentofum — 135 Medicago laciniata aen. I. 9. Murex lign. XXI. 185. tornata — — 1%. Hieracium villofum aen. IV. 52. Sonchus dichotomus W. lign. 'VIL 356. Chondrilla juncea aen. IV. 47. Scorzonera orientalis lign. VII. 58. Lactuca auguina — — 57 Thrincia hirta — — 359. Apargia hilpida — —. 61. Crepis foetida _ —_— — bo. albida —_ — 62. Onopordon rotundifolium W. aen. VII. 57. illyricum Be FG, Cnieus tuberofus lign. V. 40. Cacalia alpina lign. VII. 70. albifrons — — 71. Santolina fquarrofa Willd. lign. VI. 49. Artemifia auftriaca ad Cord. ıo7. b. mutellina lign. VI. "AI. glacialis aen. IH. 28. . vallefiaca — — 35: Gnaphalium Iuteo-album lign. VIII. 68. Xeranthemum orienile — — 72 Tufflago j 213 Tuffllago discolor aen. IV. 42. Erigeron tuberofum lign. VII. 67. alpinum aen. IV. 45. Conyza rupefris ? — — 44 Inula britannca — VN. 55. Senecio carniolicus lign. V. 38. Doria lign. VIIL 63.- Arnica Bellidiafirum — 64. glacialis aen. IV. 53. Pyrethrum maritimum lign. V. 39. - corymbofum ad Cord. 140. a. Achillea tomentofa aen. IV. 37. nana ri Zoegea Leptaurea aen. VI. 63. Centaurea Scabiofa lign. V. ı. fplendens — — 42. muricata — — 43. Jacea et paniculata lign. V. 43. Epipactis pallens Sw. ad Cord. ı30. b. rubra aen. XliL 105. Neottia repens — — 103. Coix Lacrima lign. I. 135. Sparganium ramofum lign. XXIL 193. b. Sagittaria lagittaefolia aen. VII. 72. ad Cord. 87. a. Ceratophyllum demerfum lign. II. ı0. fubmerlum aen. XVI. 138. Myriophyllum verticillatum — — ıöı. Arum crinitum Ait. lign. X. 89. Hippopha@ rhamnoides ad Cord. 186. a. Holcus bulbofus Schrad. aen. XVII. 132. Atri- 214 : a: . Atriplex rofea aen. VII. 58. Pteris cretica lign. I. ı2. Alpidium Lonchitis lign. XXI. 196. p. Hallerı Willd. aen. XVIH. 1535. fasie — — — 157: Fucus fibrofus lign. I. 2 nodofus — — 23. canaliculatus — 5. vefieulofus — 6. GEsSNERIANARr, veteribus notae, omilfis Bauyreunsıanuıs, FucHsıasıs et Tragıanmıs. Gratiola offieinalis ad Cord. 86. b. Sard. ad Matth. Sylv. C£. hik rei herb. 288. Gladiolus communis ad Cord. 97. a. Theophr. VI. 7. Eidrov. Virgil. (Hyacinthus. ) Valeriana celtica ad Cord. 200b. Saliunca Virgil. Diole. 1.7. vagdosxeArıxy, Hordeum murinum lign. II. ı8. Plin. XXYIIL. ı0. (Holcus.) Globularia Alypum hgn. VI. 50. Diofe.'IV. 180. Actuar. math. med. v. 8. Hypecoum procumbens lign. XUL 109. Diofe. IV. 68. Trapa natans ad Cord. 161. b. (Tribulus lacufiris.) Theophr. hift: IV. ı1. Diofe. IV. 13. (relßoAss.) Plumbago europaea lign. X. 83. Plin. XXY. 13. XXVI. 7. Diofe. . IV. 131. zgıroAıo, Hyoscyamus reticulatus lign. X. 85. Diofe. IV. 6g. Convolvulus Imperati lign. IV. 79. male. Diofe. II. 148. Scammonea ad Cord. 210. a. Diofe. IV. ı7ı. Afperugo procumbens aen. XVI. ı42. Plin. XXVI. ıo. Menyanthes trifoliata ad Cord. 96. b. Theophr. IV. ı1. uyyausoe, Sulmo- 215 Pulmonaria officinalis ad Cord. ı3ı. a. Plin. XXV. 8. Rhamnus infectorius lign. XIX. ı67. (fpina burgundica.) Diofe. L 119. Plin. XVII. 8. (Calabrice:) Daucus mauritanicus aen. XV. 128. Diofe. III. 59. areduXivos Zyalz. Bubon macedonicum lign. XVII. 162. Nicol. Myrephe. paredwyiriov aregun Crithmum maritimum ad Cord. 2oı. a. Diofe. II. 157. Thapfia Afclepium ad Cord. 202.b. Ox'yix Theophr. et Diofe. Arıneria vulgaris Willd. lign. IH. 23. Plin. XXVI. 8. Parnallia palufiris lign. XVIL. 1435. j. ad Cord. 132. b. Diofe. IV. 32. Erythronium Dens canis aen. I. 16. Diofc. II. 144. Scilla hyacinthoides lign. XI. 93. Theophr. VI 13. Allium nigrum lign. XI. 97: Theophr. hift. IX. 15. k&Au. Leontice Chryfogonum aen. IX. 75. Diofe. IV. 56. Saxifraga Hirculus tab. piet. Diofe. I. 7. reaym. Saponaria Vaccaria ad Cord. ı04. b. (Thamecnemum.) Plin. XXVI. 5. (Condurdum. ) Refeda Phyteuma aen. VIII. 66. Diofe. IV. 130. Euphorbia Characias lign. XVIL 132. Diofe. IV. 165. Paralias aen. XV. 132. 0 [o dendroides aen. XVl. 139. — — 130, Chamaefyce lign. XVIL. 153. — — 170. Prunus Mahaleb ad Cord, 2053. a. Plin. XVI. ı8. (Vaccinium. ) Ciftus falvifolius aen. II, 23. Diofe. I. 126. Papaver Argemone lign. XVI. ı4ı. Diofe. IL. 208. Thalictrum minus ad Cord. 97. b. Diofe. IV. 98. Ranunculus Thora de Lunar. 39. Plin. XXVII. ı0. (Limeum.) Teucrium montanum ad Cord. ı25. a. Diofc. II. 124. roAıov Dgswov. Scorodonia lign. XII. ı00. Plin. XXV. 6. Scordium alterum. Thymbra fpicata — — 106. Hipp. Arab. Mentha 216 Mentha cervina aen. X. 89. Diofe. II. 108. roXsryyuar. Coronopus Ruellii aen. XIV. 119. Diofe. II. 158. Cochlearia Draba — — 126. Diofe. I. 187. Denitaria enneaphylla ad Cord. ı31. b: Plin. XXVII. 9. Spartium junceum lign. XIV. ı20. Genifa Virzil. et Colum. Lathyrus Aphaca aen. I. 3. Theophr. hif. VIH. 5. i Ornithopus comprellus lign. XV. ı32. Diofe. IV. 134. zaruvaymy. Aftragalus Glaux lign. XV. ız9. Diofe. IV. ı4ı. Lotus rectus = 0 133. — — 11% Scolymus maculatus aen. VII. 62. Theophr. hif. VI. 4. Plin. XXIL 8. Eryngium. Inula vifcofa Ait. lign. VII. 66. Theophr. hift. VI. 2. xcyutz, Centaurea Gentaurium ad Cord. zoı..b. Virgil. georg. IV. 270. Behen lign. V. 44. Avicenn. Zoftera marina lign. I. 7. Hipp: Padoy Serzrrıo. Croton tinctorius lign. IV. 30. Diofe. IV. ıgı. HAıorgörıoy wıngow Cucurbita Melopepo. lign. XXII. ı96. o. Arab, - Atriplex Halimus aen. VI. 60. Diofc. I. 120. else] Se le 0- VL 2ı7 VII, - Omphalodes eine wiederhergeftellte Gattung, von Franzv. PAuLA ScHurANK, vorgelesen am 30. Jäner ı8ı0. N.türtiche Gattungen suchte Linne auf, und hatte Recht, wenn unter diesem Worte Gattungen verstanden werden, deren unterge- stellten Arten es jeder, welcher einmal eine dieser Arten kennt, leicht ansieht, dafs sie unter diese Gattung gehören, aber Unrecht, wenn dieses Wort in jedem andern Sinne genommen wird. Gat- tungen sind blofs logische Wesen, welche ausser unsern Köpfen und ausser unsern Büchern nirgends vorhanden sind, abgezogene Begriffe, welche sich gar nicht anders als durch Worte darstellen lassen, und diese Worte müssen strenge wahr seyn, dürfen nichts weiter sagen, als was zum wahren Begriff der Sache gehört, dürfen keiner Ausnahme unterworfen seyn, von keinen Ausflüchten unter- stützt werden, und lassen defswegen auch keine Willkührlichkeit zu, wenn sich diese blofs auf Annähcrungen, sonstige Aehnlichkei- 28 ten, 218 ten, oder dergleichen Dinge gründet. Mit Einem Worte: S'- sind logische Definitionen, welche alles das enthalten müssen, was zum Begriff gehört, und nichts darüber. Diese logische Regel hat Tournefort viel genauer befolst. als Linne, dessen Gattungen sehr oft nichts weniger als meisterhaft sind. Man vergleiche nur mit ihr die Gattungen Sida, Hedysarum, Astragalus, Cassia, und, unter vielen andern, Cynoglossum. Er sagt von dieser Gattung *), ihr Wesen bestehe in vier einsaami- gen Arillen, welche.an dem Griffel befestiget sind. Sollen den Charakter hier die Arillen oder ihre Befestigung ausmachen? Was man immer sagen mag, so eignet sich dieses Kennzeichen der Gat- tung Cynoglossum nicht allein; und thäte es auch diefes, so sollte weiter nichts angegeben werden, als was wir zu wissen brauchen, um die ‚Classe, die Abtheilung,, und die Familie aufzufinden. Da lesen wir aber im kurzgefafsten Charaktere, welchen man auch den wesentlichen zu nennen gewohnt ist, von einer trichterförmigen Blume und flachen Saamen (unter Saamen hat man hier die Arillen zu verstehen), welche nur an ihrer Innenseite an den Griffel be- festiget sind. **) j " Arille haben alle Asperifolien, und alle diese Arillen sind mit- tels ihrer innern Seite (mittels welcher denn sonst?) an dem Griffel, welcher mitten zwischen ihnen aus dem Blütheboden kömmt, aber an sie am Grunde Gefässe abgiebt, befestiget. Freylich wenn man die Arıllen der sämmtlichen Arten des bisherigen Cynoglossum zur Zeit ihrer Reife betrachtet, findet man gerade am Fruchtbaue einen bemerklichen Unterschied von dem der übrigen.Gattungen dieser Familie; aber dieser Unterschied läfst sich nicht, deutlich und kurz *) Gen. plant, n. ı83, *#) Syst. Nat. II. 146. 219 mit Worten ausdrücken; man mufste daher einige andere Kennzei- chen zu Hülfe nehmen, die flachgedrückte Form der Saamen oder vielmehr Arillen, die Form der Blume, u.s. w. Dadurch entstand aber ein künstlicher Charakter, welcher übrigens denselben logi- schen Regeln unterworfen ist. Alle Arten demnach, welche sich mit den Hauptzügen dieses neuen Ckarakters nicht vertragen, müs- sen von der Gattung ausgeschlossen, und, weil sie doch ihrerseits ebenfalls wieder sehr schöne Charaktere an die Hand geben, unter eine eigene Gattung untergestellet werden. Diels hat Tournefort beobachtet, welcher, durch eben diese Betrachtungen geleitet, aus der heutigen Gattung Cynoglossum zwo Gattungen gemacht hat, welche Linn& nicht hätte vereinigen sollen. Hier mag zuerst der verbesserte weitläufige und wesentliche Charakter des Cynoglossum stehen, welchem dann der weitläufige und wesentliche Charakter der wiederhergestellten Tournefortischen Gattung Omphalodes folgen soll. CYNOGLOSSUM Cal. liber, quinquepartitus: laciniis oblongis acutis. Cor. ex receptaculo floris, monopetala, infundibuliformis, longitu- dine calycis. Tubus eylindraceus. Limbus quinquefidus obtusus. Faux clausa colliculis quinque prominentibus con- niventibus, subtus cavis, Stam. quinque, ex tubo corollae, fauce tecta. Antherae subro- tundae nudae. Pist. Ovaria quatuor. Stylus subulatus, longitudine staminum, persistens. Stigma emarginatum. Periec. Arilli seminum quatuor, depressi, subrotundi, receptaculo oblique alflıxi. Sem. totidem, subovata, glabra. 28? Die Die hieher gehörenden Arten sind alle diejenigen, welche Willdenow von ı bis einschliefslich ı4 aufgeführet hat. - Ich würde sie aber in zwo Familien theilen, in Cynoglossa im engern Sinne, und in Rinderae; nämlich: I. Cynoglossa. Arillis asperis. ı. officinale, 6. cheirifolium, 2. pictum, 7. apenninum, 3. lanceolatum, 8. hispidum, 4. virginicum, 9. hirsutum, 5. limense, 10. eohinatum, ı1. muricatum. Wozu noch kömmt C. sylvaticum, welches eine eigene Art ist, indem es seine Form standhaft behält. I. Rinderae. Arillis laeriusculis. ı2. angustifolium , 13. laevigatum, "14. glastifolium. Wozu noch weiter gehört C. umbellatum, das Graf Wald- stein und D. Kitaibel bekannt gemacht haben. Der wesentliche Charakter dieser Gattung würde dann seyn: Cal. 3 partitus. Cor. infundibuliformis, fauce fornici- bus clausa. Semina arillata: arillis depressis, receptaculo oblique aflıxis. OMPHALODES Cal. liber, quinquepartitus: laciniis oblongis acutis. Cor. ex reeeptaculo floris, monopetala, rotata: T'ubo brevissimo. Limbus quinquefidus obtusus. Faux clausa colliculis quin- que prominentibus, subtus caris. Stam. nd ee 221 S$tam. quinque, ex tubo corollae, fauce tecta. Antherae subro- tundae. Pist. Ovaria quatuor. Stylus filiformis, longitudine staminum, persistens. Stigma obtusum. Peric. Arilli seminum quatuor calathiformes, margine dentato in- flexo, receptaculo basi affısi. ‚Sem. totidem, subovata, glabra. Obs. Receptaculum, Calyx, et Stylus post deflorescentiam in ma- jus volumen excrescunt. Charact. essentialis Cal. 5 partitus. Cor. rotata, fauce fornicibus clausa. Semina arıllata: arıllıs calathiformibus. “ Ich kenne, theils in der Natur, theils aus Büchern, nur sechs Arten, welche hieher gehören: 1. O. cristata, foliis lineari - lanceolatis, supra, calyceque albido hispidis. © Cynoglossum cristatum. Willd..spec. I. 764. n. 13. 2. O. lusitanica, foliis cordatis amplexicaulibus glabris, margine laevibus. © Cynoglossum lusitanicum. Willd. spec. I. 765. n. ı6. 3. O. linifolia, folüs lineari - lanceolatis glabris, margine remote denticulatis: denticulis pilo terminatis. © Cynoglossum linifolium. Willd. spec. I. 765. n. ı7. 4. ©. repens, stolonifera, caule erecto; foliis petiolatis: infimis ova- to-cordatis, superioribus ovatis acutis. 4 Cynoglossum Omphalodes. Scop. carn. edit. II. n. ı90. Tab. 3. = Willd. spec. I. 766. n. 22. " BE). 222 ». O. scorpioides-, Caule prostrato: foliis lanceolatis scabris; pedun- 5 pP ;p culis axillarıbus unifloris. © Cynoglossum scorpioides.. Hänke in Jacg. collect. II. 3. = Willd. spec. I. 766. n. zı. 6. O. myosotoides, foliis tuberculatis pilosis : radicalibus spathulato- lanceolatis, caulinis linearibus sessilibus. 4 Cynoglossum myosotoides. Willd. spec. I. 767. n. 24. ‘Ich setze bey der letztern Art ausser dem napfähnlichen Arillenbau, welcher angegeben wird, auch eine radförmige Blume voraus. Vielleicht gehören ausser den angeführten Arten noch hicher: Cynoglossum lanatum Lamarck. « japonicum Thunberg. lateriflorum Lamarck. cappadocium Willdenow. Sähe man blofs auf die Blume, so würde ich auch Anchusa sempervirens L. hieher ziehen; aber die Saamen widersprechen. Tournefort fand zwischen dem Arillenbau unserer wieder- hergestellten Gattung und einem Nabel Aehnlichkeit, welswegen er ihr den Namen Omphalodes (OpPaAwdys, nabelähnlich ) gab. * IX. - 223 — >. nu.— —.— 9 o9S 2 8 2. a. IX. Memoire sur plusieurs nouvelles varietes de formes determinables de topaze; par J. A. MonTteıro. BR n: les accroissemens multiplies, qu’a recus la methode mine- ralogique depuis la publication du Traite de Mineralogie de M. Haüy, doivent sans doute tenir une place particuliere ceux, qui appartiennent au tableau des varietes de formes determinables rela- tives aux differentes especes minerales. Ces variet&s sont double- ment interessantes au mineralogiste philosophe. D’une part, elles ofirent a. son esprit severe l’objet d’une &tude profonde et rigou- reuse; et d’une autre part, elles lui fournissent, le plus souvent, dans les divers systemes bien tranches de cristallisation qu’elles etablissent pour la majeure partie des especes, sinon l’unique fonde- ment, au moins le plus solide pour eirconscrire et pour classer ces memes especes: avantage d’autant plus®precieux, que toutes les autres variet&s le laissent presque toujours dans une entiere incer- titude sur ce point, ou l’egarent meme par des analogies s@duisantes ou 22 Berl ou par des differences trompeuses, jusqu’a ce que l’examen attentif des premieres l’ait remis sur la voie. La pluralitt des mineralogistes ayant.eu une part plus ou moins grande aux progres que la science a faits dans ses differentes branches depuis la sus-dite epoque, il est fort digne de remarque quil n’y en a eu quun tr&s- petit nombre, qui aient reellement concouru, avec le c&lebre inventeur de la theorie mathematique de la Cristallographie, ä accroitre le domaine des varietes de formes determinables. Ce nest pas que beaucoup d’autres n’aient decouvert, et de» erit dans divers ouvrages de Mineralogie, plusieurs formes cristal- lines, lesquelles ne pouvant nullement &tre rapportdes aux formes decrites dans le Traite de Mineralogie de M. Haüy, doivent £tre regardees comme nouvelles, sans parler meme d’autres, dont l’ana- logie avec certaines varicies de ce mindralogiste peut bien n’etre qu’apparente. Mais la methode suivie dans les ouvrages en question pour decrire les ceristaux, etant en general trop vague, soit pour assigner des limites fixes ä celles de leurs formes qui different es- sentiellement, soit pour dtablir avec sürete, au moins pour la plu- part, la correspondance des formes vraiment identiques; de pareilles descriptions deviennent presque nulles pour le cristallographe meme le plus exerce !); et par consdquent les nouvelles varietes de formes determinables qu'elles peuvent ayoir pour objet, sont malheureuse- ment perdues pour la Cristallographie, dont autrement elles auraient enrichi le tableau. C'est ») Elles sont m&me bien souvent propres ä induire en erreur, soit en eonfondans des formes qui appartiennent a differentes especes, soit en separant d’autres formes qui devaient au coftraire &tre rapportees a une espece unique, La to- paze meme nous offre dans differens auteurs, comme Emmerling, Bertele et autres, des exemples bien remarquables de cet inconyenient. 225 C'est pourquoi, celui qui se propose l'honorable täche de cooperer avec Villustre cristallographe francais pour reculer les bornes de cette belle branche de la Mineralogie, se voit dans la necessite de partir du point oü elle a &t€ portee jusqu’a ce jour par le meme savant, et par le petit nombre d’autres mineralogistes, qui ont adopte sa methode mathematique de decrire les cristaux, ou une autre @galement rigoureuse: ou qui du moins ont mis tout le soin ä mesurer et ä indiquer les prineipales incidences de leurs faces, suivant la methode du c£elebre de Rome de l’Isle, - C'est aussi du meme point qu’ont dü partir les recherches que j’ai faites sur les nouvelles varietes de topaze, que je vais de- erire ?), et dont j’ai trouve la plupart dans la collection tr&s-choisie de 2) Dans mes descriptions j’emploie, pour designer les faces deja connues, les memes lettres que M, Haüy employa, soit dans le Traite, soit dans ses deux m&moires sur la topaze, inseres dans les Annales du Museum d’Histoire natu- relle, t. I, p. 346 et suiv., et t. XI, p. 58 et suiv., soit enfin dans som Tableau comparatif etc, Je fais cependant les substitutions indiquees dans ce dernier ouvrage, ä la page ı8, notes ı), 2) et 3), et de plus celles dd MetKär et ä u: (comparez la figure 4 de la planche XXIII du tome-I des Annales du Mu- seum d’Histoire naturelle avec la figure 2 de la planche VIH du tome XI du meme ouvrage). Les signes representatifs des diverses lois de decroissement devant etre rapportes a l’octaedre rectangnlaire qui est actuellement la forme primitive ‚de l’espece, j'ai dü determiner, relativement ä cette forme, et les lois que M. Haüy n’ayait pas encore mises en rapport avec elle, et aussi quelques unes que j'ai trouve inexactes. Pour ce qui regarde les incidences, je doune celles que jai determinees recemment, en me rapportant quant aux autres aux ouvyrages de M. Haüy ci-dessus mentionnes, oü on les trouvera. Enfin, a l’e- gard: de la nomenclature de-mes varietes, je l’äi calquee sur celle adoptee par M. Haüy ä l'article de la topaze de son dernier ouvrage (Tableau comparatif etc. ). Au reste, je suis bien loin de regarder comme absolument rigoureux, en general, les principes de la nomenclature des formes cristallines proposee par ee savant illustre. Bien au eontraire, j'entrevois qu'il ne serait guere possible d’en decouvrir, qui fussent & la fois philosophiques et aussi feconds que le sujet Vexige. Peut-etre vaudrait-il mieux numeroter les varictes, sans les nommer-. 22 226 ‘ de M. Chierici, de !’Acad&mie royale des sciences de Munich et de la Societe d’Histoire naturelle de Wetteravie, lequel non seule- ment eut la generosite, que l’on rencontre rarement, de me per- mettre d’exammer la belle et nombreuse suite de cristaux de cette espece qui font partie de la meme collection; mais poussa meme sa complaisance jusqu'a m’en confier une partie, pour les &tudier & » loisir chez- moi. $ > Description \ des nourelles varıietes de formes determinables de topaze. ’ ı. Topaze decioctonale 'E CE C! B’)B BP (fig. 3.). Jai t ı o xP obsery@ entre les pans £ et ! une facette lindaire indeterminable, mais tres-sensible et nette. 2. Topaze novemoctonale 'E CE [6% B°) '!BÖOPA (fig. 4.). £ I ocPz Sur Yindividu qui m’offrit cette variete, on voit des indices & peine sensibles de facettes obligues, qui paroissent correspondre äxetäs. 3. Topaze undecioctonale. 'E(?EC! BF) 'B(A!B’B)PA TE £ I o s Pz (fig. 5.) Incidence de P sur z, 135° 59°. Cette forme paroit cor- respondre ä la variet€ IYe de la topaze de Saxe de M. Delame- therie (Theorie de la terre, t. II, p. 24ı.). 4. Topaze sexdecioctonale. 'E CE 65 B3) '"B (A?B> B°) :BÖP £ l 0 s xzcP (fig. 6.). Incidence de s sur o, ı68° 37°; de P sur c, ı61° 22°; de c sur larete x, 152° 39. 5: 227 5. Topaze quatuordecidecimale. = (EC* B°) C'B (A’B: B°) AN: Ss BP (fig. 7.). Je dois l’avantage d’avoir observr& cette forme, ainsi =? que d’autres modifications interessantes des topazes du Bresil, dont il s’agira dans la suite, A l’amitiE dont veut bien m’honorer S. E. M. de Souza (D. J. M.), un de mes compatriotes les plus distin- guds, et par ses talens, et par ses qualit@s morales, lequel eut la complaisance de me permettre d’examiner une nombreuse collection de cristaux de cette localite -lä. i 6. Topaze undeciduodecimale 'E CE GC! B°) (EC! B?) 'B 2 e 1 u o (4° B?’ B>) P A (fig. 8.). Incidence de u sur !, 168° 50°; de u s Rz sur le pan de retour, ı15° 26. Dans l’un de deux exemplaires, que je vis de cette variete, il y a des facettes sensibles, mais in- determinables, qui paroissent eire x. 7. Topaze bisduodecimale. 'E (CE C: B°) CE c: B}) 'B t 1 % 3 (A? B?B°) ör (ig. 9.). Ss c 8. Topaze tredeciduodecimale. "E CE G! B°) (EC! B?) 'B t l u o (4° B?’ B’) CPA (fig. 10.). Dans les cristaux, oü j’ai observe s cePz ; cette forme, on distingue des facettes indeterminables, qui semblent correspondre a x. Üette variet@ me fut indiqude par M. Chierici. s 9. Topaze quindeciduodecimale "E (CE G' B°) (EC! B?) t I u "B (A? 15% B°) ®BPA (fig. ı1.). Dans l’un de trois individus, qui 0 s xPz & 29° me 2239 me pr£senterent cette varietö, on voit des indices de facettes' obli- ques places comme c. ı0. Topaze septemquatuordecimale. 'E CE C B°) (EC! B’) t l Bu C'BPA (fig. ı2.) Imcidence de r sur Il, 136° 33°; de r sur u, roPz ı47° 43/;5.de r sur P, 134° ı". ı1. Topaze quindeciquatuordeeimale. "E CE C'B°) (E CB?) [i L u C'B (A’B2B°) °BPA (fie. 13.) ro s xPz 12. Topaze undecisexdeceimale 'E CE C! B°) CE G! B*) £t 8 ı (EC: B?) 'B (A? B? BB) PA (fig. 14.) Incidence de g sur t, u 0 s Piz 169° 27°; de g sur 1, ı7ı° 49’; de g sur u, ı60° 39‘. 13. Topaze tredeeisexdscimale. 'E (EC! B?) (?E C! B?) t g ; I GEC'B}) ıB (A?B?B’) ÖPA (fig. ı15.). Ce fut sur un cristal u o s cePz appartenant ä cette variet@, que M. Chierici decourrit et me fit- voir le nouveau pan g, que j’ai trouv& depuis sur les exemplaires de mes varietes ı2, ı4, 15, ı7 et ı8, et sur beaucoup d’autres . eristaux, dont les formes se trouyaient plus ou moins indetermi- mables. ı4. Topaze quindecisexdecimale. A (E [6% B°) CE ap‘) & (EC: B?) 'B (A? BB?) :BPA (fig. 16.). u o s 3 Pz 15: t 229 13. Topaze quindecioctodecimale. 'B (E ©! B°) CE nr B°) ı 5 CECBI)ÖCEOB) 'B(AB:B’) pP A (ig. 17.). Le prisme u 7 mr o s Br laisse appercevoir encore un pan indöterminable entre u et l. Les individus, qui m’oflrirent cette variete, et mes varietes ı7 et 18, venaient du gouvernement de Ecath£rinbourg en Syb£rie. Ils sont d’une beaut& rare, le premier et le dernier ayant plus de deux pouces d’epaisseur, et le second un pouce, et la forme de ” tous les trois @tant assez nette. Ils appartiennent ä la magnifique | collection de M. Henry Heüland, mineralogiste tres - instruit, nereu du-feu Forster, bien:connu des naturalistes de toute l’Eu- rope. Je saisis cette occasion de lJui rendre un hommage public de ma reconnoissance pour la bonte quil a eue de me permettre d’etudier & loisir chez-lui les cristaux, dont il s’agit 3). ı6. Topaze henicosidecoctonule 'E CE C B°) CE C: B?) EN, p I (CEC!B?)G'B(A!BB?) :B°EÖPA (fe. ı18.). Incidence u re) $ x mePz de p sur £, ı74° 25°; de p sur 1, 166° 51°; dem sur P, 157° 58°; de m sur !, ı4ı° 3°. Lecristal, qui me presenta cette forme, ter- mine presque en pointe, la facette z &tant tres-petite. J’ai observ& > la nouvelle face oblique m en quatre autres cristaux, sur lesquels jai pu verifier les incidences relatives ä cette meme face, et obte- nues par le calcul. ı7. Topaze henicosicosiale. 5 (E C! B°) CE & B?) x ’ € I + ER on ri E oO (EC:B°) EC!B?) CECBI) 'B(ATBBI) CEOB') PA ga u k 0 s h cPz 2 (fig. 3) M. IHeüland m'assura que, m&me en Syberie, on ne peut se procurer de pareils cristaux qu’a des prix exorbitans. 230 (fg. ı9.). Incidence de g sur £, 136° 54; de q sur I, 175° 38’; de q sur u, 173° 11°; de h sur P, 149° 39°; de h sur t, 136° 127. Le beau cristal, qui m’offrit cette forme, presentait des indices du pan r et de la face primitive M, outre quelgqnes autres facettes absolument indeterminables. Il &tait presque limpide. ı8. Topaze hexdecaduicosiale. 'E (GE [er B°) CE G! B°) t g l (CE C: B?) EC: B*) © EC? Bi) 'B (A? B’B?) CP (fig. 20.) 4). q u 2; k 0 s PR ‚Discussion th&orique sur les descriptions prec&dentes. Les signes representatifs employes dans les descriptions, que je viens de faire, sont en general exprimes par une methode, qui m’est propre; et quelques uns repre&sentent des lois de decroissement differentes de celles determindes tecemment par M. Haüy pour les memes faces, et publi&es dans son Tableau comparatif etc. Ayant donc le desavantage de ne pas me trouver ici d’accord avec un savant si justement celebre, et dont personne n’admire plus que 4) Le cristal, oü j'ai observe cette forme, et celui, qui me presenta ma variet& ) T % quindecioctodecimale, ayant tous deux le pan g de plus de deux lignes de largeur et en meme temps assez net, les pans contigus £ et Z etant aussi assez larges et. unis, me mirent a meme de m’assurer de la parfaite exactitude des mesures mecaniques des incidences entre ces pans, que j’avais prises sur les exemplaires de mes varietes ı2, ı3, ı4 et ı5, dans lesquels le pan g avait a peine la largeur sufüsante pour permeltre de prendre les dites mesures avec peine. De meme le nouveau pan g &tant large de plus d’une ligne et demie, sur lindividu, "qui m’offrit la variete, que nous venons de deerire, ne me laissa pas le moindre doute «sur la d&termination que j'en donne, et me’servit a confirmer les mesures goniometriques relatives au pan analogue, que j'ai observ& sur l’exemplaire de ma variete precedente, lequel pan n'est pas ä beaucoup pres aussi large, Dr a de De 231 que moi le pröfond savoir, ni ne respecte d’avantage l’importante autorite, je ne peux me dispenser de descendre dans une discus- sion theorique sur les deux points ci-dessus mentionnes, Les signes representatifs, soit des lois de decroissement sur les bords, soit des lois de decroissement ordinaire sur les angles, n’ont EprouveE aucun changement, si ce n’est que jai indiqueE un seul decroissement au lieu de deux, dans le cas oü il y a une seule rangde de soustraite. La regle prescrite par linventeur de la theorie de n’indiquer qu’un seul des decrois- semens qui concourent ä la formation d’une face quelconque, en regardant les autres comme subsidiaires, exigeait ce changement, pour retablir, sous ce rapport, l'uniformit€ entre ces signes et tous les autres; et cela d’autant plus que, les decroissemens dans le cas en question se trouvant identiques, il devient superflu d’en expri- mer plus d’un. Au reste la theorie de l’octaedre et de ses princi- pales expressions 5) ayant fix& la maniere la plus simple et la plus naturelle de concevoir les decroissemens dont il s’agit, leurs signes representatifs devaient se trouyer, et se trouvent eflectirement, les plus simples et les plus naturels. Quant aux 'signes repredsentatifs des decroissemens interme- diaires, ils ont dü subir des changemens plus considerables. Pour les motiver, sans toutefois descendre dans‘ des details qui m’entrai- " neraient beaucoup trop loin 6), il me suflira ‘de dire, que j’ai trouye « BER . B » que, de toutes les manieres de concevoir les decroissemens en question et d’en reprösenter les lois, aucune n’est en general, ni aussi naturelle, ni aussi avantageuse que celle que j’ai adoptce. Au 5) Voyez la partie geometrique du Traite de "reralogie de M. Haüy, 6) Ces details feront partie d’un me&moire que je compte publier dans peu: sur la ‘ maniere la plus naturelle et la plus avantageuse de concevoir et d’exprimer les lois de decroisserment, relatives & l’octaedre considerd comme forme primitive: 232 Au surplus,. je pr&viens mes lecteurs: d’une part, que le tetraedre eomplementaire du parallelipipede theorique est toujours concu ap- plique a la face de‘ l’octacdre adjacente ä celle des deux aretes, qui forment l'angle plan, auquel se rapporte le decroissement, a celle, “dis-je, dont l’exposant est le plus petit: d’une autre part, que les exposans des memes aretes indiquent les dimensions, qui appartien- nent ‘A la veritable moldcule soustractive dans le sens de l’une et de l’autre ar&te, ces dimensions €tant prises depuis l’angle de depart jusqu’a la‘diagonale de la meme molecule. Enfin j’ai juge & propos de ne pas doubler la lettre E avec son exposant, attendu que la symetrie de la cristallisation indique par elle seule ‚la repetition du decroissement analogue & celui qui demeure exprime; et que, dans le cas oü l’on voudrait indiquer tous les deux, l’exactitude ainsi que la clarte exigeraient. que le signe füt double, ce qui est evidemment inutile. Passons maintenant & considerer la difference, qui se trouve entre quelques unes de mes lois et celles relatives aux memes faces et consigndes dans le Tableau comparatif. Les lois, dont il s’agit, se rapportent aux pans u et, et aux faces obliques s et x. Pour les.pans u et !, on trouve dans l'ouyrage que nous ve- „nons de citer 7), les lois suivantes: (E} ®E C:B') et (23 °EC:B: )- De quelque maniere que j’aie-pu, selon les prineipes g@neraux de la theorie, concevoir et exprimer les decroissemens, d’oü deyaient ne- cessairement deriver les pans-en question, je n’ai pu parvenir & trouver ces lois, Au contraire, j’ai toujours obtenu des lois diffe- rentes, qui etaient toutes de veritables Equivalens des miennes, et e se 7) P. ı7 et 18. 233 se trouvaient par consdquent, de m@me que celles-ci, en opposition avec les preeddentes. Get accord parfait de tous mes r&@suliats, ob- tenus dans diverses hypotheses et par des moyens diflerens, garantit leur exactitude autant qu'il met en doute celles des lois ci-dessus mentionndes 8). w Quant ä la lor (A! B* B*), assignee dans le m&me ouvrage 9) A la face s, elle peut Etre &galement representde par cet autre signe (A' B’ B'), lequel ne diflere point du prec@dent, si ce n’est qu'il se 'rapporte A la face s, qui correspond, sur les figures, ä la gauche de l’observateur, au lieu d’ indiquer celle qui repond ä sa droite. Or cette derniere expression equivaut absolument & celle, dont je me suis seryi pour. designer. la me&me face, savoir (A?B° B3), Lune et l’autre donnent des faces paralleles, et il est &vi- demment possible de convertir la premiere en la seconde et vice versa, Pour ce qui regarde enfin la loi (3A B°B° ) :0), elle ne peut x en aucune maniere avoir lieu; puisqu’en l’admettant, il est impossible, que les bords de jonction de la face x, d’un cöte avec P, et de l’autre avec 0, soient paralleles entre eux, comme toutefois le fait voir €videmment l’inspection de tous les cristaux, oü les memes bords . existent, et comme l’indiquent aussi les figures correspondantes des differens ouyrages de Mr. Haüy ''). La 8) On trouvera dans un memoire qie je redige en ce moment-ci, le develop- pement convenable de ces resullats, ainsi que de quelques autres que je ne fais ° qu’indiquer, 9) P. ı8, 10) Le m&me ouyrage cite. p. ıB. 11) Ce parallelisme est particulierement visible dans les cristaux du Brösil, sur les- quels la face x prend en general une plus grande &tendue, a cause de la forme pyramidale ‚complete 'qu’afleetent leurs sommets, Il peut möme ätre demontr& 30 geoms- 234 La consideration de ce parallölisme, ainsi que de celui des aretes de. jonction'de la m&me face x, et avec le pan /, et avce la face horizontale z, me-donna, d’une maniere directe et facile, la loı ®B, que j’ai verifice depuis en calculant les incidences de la meme face sur les facesontigues, ‘et les trouvant parfailement con- formes ä& l’oblervation: 12). _ i j ; Ce que je viens de dire suffirait pour d&montrer la justesse de mes lois. Cependant je juge & propos d’ajeuter encore ici les a8 ; resul- geometriquement, a l’aide d'un accident tres-remarquable que presente un eristal de Saxe que je possede, et dont Ja forme est celle de ma variete quindlcisex- decimale. Cet aceident consiste en ce que les pans t/, /! et u‘ (fig. 23.) se sont avancees dans l’cpaisseur du cristal, de manitre que, les facettes obliques s’, 0/y =’ ayant disparu, les pans t’ et ’ aboutissent & la face horizontale z, et forment avec elle et avec les faces s et P’ un angle solide. D’oüu il resulte, que la fa- ceite oblique o se trouvant isol&e sur la partie anterieure du meme cristal, et ayant des dimensions convenables, offre la forme remarquable d'un rhombe, dont un des cötes est contigu ä la facette x, un second A 5, un troisicme au ’ pan £, et le quatricme enfin au pan t‘. La figure zı represente ce dernier as- sortiment de faces. Cet assortiment nous fait voir que la forme en rhombe de 6 tient necessairement au parallelisme des aretes a et 5 avec l’arete primitive eorrespondante B. Car, le pan t’ &tant parallöle au plan vertical qui passe par cette derniere ar&te, la section c deyra lui etre parallele, et par consöquence 5 et a,le seront &galement: Woü il suit, que ces derniers bords seront aussi parallöles entre eux. L'egalite des cötes du parallelogramme n'est qu’acciden- telle dans ce cas, NB. Je. me suis servi de la figure 23 au lieu de la figure 16; parce «que le eristal, dont il est question, n'a pas les pans g sur la moiti& anterieure; ce qui eontribue a produire l'aecident, que sa forme pre&sente. y 13) Le cristal,- qui m'oflrit ma variet® guatuordecidicimale, presentant une face ztres- nette et large de plus d'une ligne, les faces adjacentes Pet! &taut aussi assez etendues et unies, ım'a mis A portee de mesurer avec la plus grande preeision les’ incilences, dont il s’agit; ce qui n’est guere possible sur la plupart des eristauxg soit parce que la-facette x est d’ordinaire fort &iroite, soit parce que le pan l est le plus souvent tres-stric. Er I 233 rösultats de diverses tentatives que jaai faites pour ma propre con- viction, vü que ces rösultats se trourent £ire les plus propres pos- sible pour la rendre complete. r La Geometrie des cristaux d&montre ce qui suit: . Les pans u et I, provenans de mes lois, ( *E C! B?) ei CE C:B° FE doivent necessairement etre paralleles ä ceux, qui r£- sulteraieut des lois G? et G?, consigndes dans le Trait@ de Minera- logie de M. Haüy (t. I, p. 507 et 508), et qui se rapportent & lancienne forme primitive de la topaze '°). Au 13) Pour le prouver, il sufira de d&montrer, que les intersections d’un plan hori- zontal avec les pans u et’ Z provenans des premiöres lois sont respectivement paralleles aux intersections du ıneıne plan horizontal avee les pans analogues, qui deriveraient des derniöres lois. Seit le rhombe A BA’E’ (fig. 22.) une ooupe horizontale du prisme droit rhomboidal, aneienne forme primitive de la topaze, Representons par le rectangle MLON, eirconserit au m&me rhombe , la base eommune des deux pyramiles de locta&dre rectaugulaire, qui est actueilement la primitive de la meıne substance, et concevons les pyramides en place. Soient le rhombe et le rectangle divises, le premier en seize autres rhombes £gaux entre eux, et le second en autant de rectangles aussi egaux entre eux. Tirons les droites fe et ce, et la diagonale LN, laquelle representera l’intersection du rectangle MLON avec la coupe verticale de l’acta&dre primitif, la coupe, dis- je, analogue a acafe (fig. 2.). Laligne LC (fig. 22.) se trouvera divisee en quatre parties egales; qui correspondront a un pareil nombre d’aretes moleculaires prises sur larete B correspondante du m&me octa&dre. Menons du m&me point f les droites fp et /q, dont la premiere aboutisse au milieu de Ld et la seconde aux deux tiers de la m&me ligne, comptes de L vers d. Tirons enfin du meme point E, et au milieu, et aux deux tiers de Lb, les droites Ed etEe. Les exposans de © et B font voir, dus Sp £ Jq Banı respectivement paralleles aux intersections des pans (’E (6% B?) et CE Br B; °) avec le plan horizontal MLON tonve- 1 nablement prolonge. De möme 5 exposans de G iudiquent, que les intersections des pans analogues G2 et G3 avec le m&me plan horizontal MLON coineident s u l avec les lignes E/et E. Or il est evident, par la construction, que fp et fg / sont respeclivement paralläles aEdetäEe. 20° 236 Au contraire, les’ faces qui r&sultent des lois (E? !E 0: B! ) et (E° 3E C> B: ) du Tableau comparatif, ne peurent aucunement Etre paralleles ä celles provenautes des lois G? et G® du Traite 14). 2°. La face produite par ı ma lei :B est necessairement paral- lele ä celle que donnerait la loi (& B' Bs), qui se troure dans le Trait€ (t. I, p. 509.) > D’oü il resulte, que les incidences de la 14) Les exposans de CetB compares a ceux de G d&montrent, d'une maniöre ana- logue ä celle que nous avons employee dans la note precelente, que les inter- sections des premieres faces avec le plan horizontal sont respeclivement paralleles @ celles des secondes avec le m&me plan. Conceyez ä pr&sent deux plans verti- caux, tellement situ&s que les interseelions, dont nous venons de parler , leur Soient respectivement perpendieulaires: c'est a dire que celles relatives aux deux faces analoZues, designees par u, soient perpendiculaires & l’un;"et celles relatives. aux autres deux faces indiquses par 1 soient perpendieulaires l’autre. Je dis, que les intersections du preinier plan vertical avee les deux premieres faces ne seront pas paralleles ; ainsi que ne le seront pas non plus les intersections du second plan vertical avec les deux autres faces. Celä est une consequence de ce que toutes les lois de deeroissement relatives A l’octa&dre, et d’ou peuvent deriver les pans u et I, se trouvent DELETE de celles en par la premiere partie des signes represeutatifs (E3 2E C? B') et (E3 SEC 2° 8°); et de ce quiilne . peut-y ayoi qu’une seule loi propre ä donner la position verticale aux faces en question, pour chaque maniere possible de convevoir les decroissemens d’oü elles r&sultent. “ 7° “ 67 ” . Fi j 2 25) Le parallelisme, dont il s agit, sera demontre, si en concevant la face (E B! B5>), x wansportee parallelement ä elle möme jusqu’ä ce qu’elle rencontre ına face 2B, x Von prouve, qu'alors elle coinceide avec cette derniere sur un möme plan. Sup- "posez actuellement que AEA’E/ (ig, 22.) represente la base superieure du Prisme droit rhomboidal, ancienne forme primitive de la topaze. Tirez par les points B, get C, les lignes mb, gh et il, toutes les trois parallöles a ac, qui elle möme est parallele a la direction des borıls des lames de superposition, dans le cas de la premiere face, . 1 est &wident, gae gh marquera l'intersection du plan du bord de la premitre lame, de superposition avee le plan AEA'E. Imaginez une ligne &levee, au point C!, sur ce dernier plan, laquelle lui soit : perpen- 237 la premiere sur les faces adjacentes derront &tre iderttiques avec celles de la seconde sur les faces analogues, et par consequent conformes aux mesures goniometriques. Le calcul m’a conduit directe- perpendiculaire et en m’me temps ä la droite eh, et qui soit de plus egale a la hauteur de la mol&cule soustractive. Concevez & Vextremit& superieure de eeite ligne une autre ligne horizontale ei parallile A gi. La face secondaire D 2 (E B! BS) se trouvera sur le plan compris par cette ligne ideale et par la a E droite Be, qui est aussi parallöle ä ac.» Maintenant reculez ce systeme de plans, parall&lement & Iui-möme, vers le centre C, jusqu'a ce que le plan du bord de la premi’re lame de superposition passe par la droite il et par l’axe du prisme. La ligne de depart Er se trouvera exalement transportee en mb. Dune autre ' part l'octaÜdre rectangulaire, qui est actuellement la forme primitive de la topaze, elant r&duit ä avoir pour chacune de ses deux pyramides la möme hauteur que la mol&cule soustraetive, dont nous avons parl& plus haut,.aura pour base com, mune des m'mes pyramides le reetangle gdro, dont chaque cöte est separe du centre par une diagonale correspondante de molteule prismatique -rhomboidale. Supposer done que l’octaödre, qui fait les fonetions du noyau par rapport ä la face secondaire 2B, ait une telle position que la base commune "de ses deux ’ ! T “c pyramides s’applique exactement au rectangle gbmo, par l'angle gbn et par les arltes gb et 5n convenablement prolongees. Les arötes obliques, qui, sur le deux octa@dres, correspondent & lY'angle commun 5, coineideront entre elles. Concevez enfin la base du noyau en question diviste en reclangles egaur et semblables ä ceux, dont se compose le rectangle MLON. Les arötes obliques appartenantes au mme noyau seront &galement composees d’arötes moleculaires €gales A celles, dont nous avons dit que sont formees les arötes obliques de Voctaödre, qui aurait le möme rectangle MLON pour base commune de ses deux pyramides. Maintenant il sera facile de trouver : ı2 Que Iaface (& Bi B® ) et ma face ?B passent toutes les deux par x Er la mime ligne mb. 2% Que les mömes faces 'passent encore toutes les deux par une seconde ligne qui se croise avec la pr&cedente. Cette ligne est l’arete oblique commune aux deux octacdres ci-dessus mentionnes, Partie, dis-je, correspondante au point db. Donc, les faces, dont il s'agit, coineideront sur le m&me plan. Cette eoineidence donne comme une consequence necessaire le Parallelisme des m’mes faces, pour les cas, oü elles n'auraient pas Ja situation, que nous leur avons donnee par la construction. as directemeng A ce me&me rdsultat. En effet,‘'en cherchant les inci- dences de x sur z et sur I, ä laidle de donndes prises immediate- ment dans la consid@ration de ma loi ’B, je les ai trouvdes les me&- mes que .celles qui existent dans le Traite, et que M. Haüy a dü deduire de la consideration de sa loi (E B! B°). D’une autre part, en’ calculant l’ineidence de x sur P, au moyen de donndes fournies par cette derniere loi, je suis tomb& dans la m&me incidence que _ javais obtenue en partant de la cou:siddration immediate de la pre- miere. £ Au contraire, la face x donnee par la loı (,A B’ B°) du Ta- bleau comparatif, ne peut pas etre parallele ä celle produite par la loi (EB! B’) du Traite 16): ce qui demontre en gen@ral, que les incidences de la-premiere sur les faces contigues doivent etre n&- Cessairement differentes de celles de la derniere sur des faces. ana- logues. et par cons@quence contraires A‘l’observation. Le calceul me donna encore ici directement ee m&me r£sultat, en me conduisanst, dans I’hypothese de la premiere loi, aux incidences suivantes: de x sur), 153° 555 de x'sur 1, 116°8°; de’x sur Pj 154° 43% On voit done d’apres la discussion theorique, que nous ve- nons de terminer, que ceux de mes rdsultats, qui ne se trouvent pas d’accord avec les resultats analogues consignes r&ecemment par M. Haüy dans son Tableau comparatif, se trourent au contraire parfaitement conformes ä ceux, que le m&me savant illufire publia dans son Trait& de Mineralogie; de sorte que je peux dire (ce qui est bien flatteur pour moi) que c’est M. Haüy lui-meme, qui en garantit l’exactitude, et qui etablit consequemment la justesse des conclusions que j’en ai deduites. Anno- 26) Celaä est un simple -corollaire de la proposition demontr&e dans la note pröce- dente. 2 A a rn 1 er ee ı 51 bi r 239 Annotations. Les nouvelles formes cristallines,de la topaze decrites dans ce memoire ont &t& obserydes avec un seul sommet. Les cristaux, ‚qui me les oflrirent, sont tous originaires de Saxe, & la reservre seulement des exemplaires de mes varietes ı et 5 qui sont du Bre- sil, et de ceux de mes varietds ı5, ı7 et 18 que nous avons dit venir de Siberie. Les memes formes cristallines interessent le cristallographe sous plusieurs rapports. Elles portent actucllement le nombre des varietes de formes determinables de l’espece, de dix qui. se trouvent, indiquees dans le Tableau comparatif, & vingt-huit. Elles lui offrent eing faces et par cons&quence cing lois de decroissement absolument nouvelles, et quatre autres döterminees de nouveau; une nouvelle maniere d’exprimer particulierement les lois intermediaires relatives ‚a l’octaedre, et enfin plasieurs incidences, qui ne se trouvaient pas encore caleul&es, et qui sont indispensables a reconnoitre certaines faces secondaires, lorsque les incidences deja calcul&es manquent, ou ne peuvent pas etre veriliees sur les cristaux avec assez de Precision. Les memes variötes de formes determinables ne -laissent pas d’etre aussi assez interessantes au mincralogiste, en ce qu’elles lui fournissent quelgaes observations particulierement propres, soit ä ‚ eonfirmer, soit a completer celles, qui ont successivement amene les ameliorations et les accroissemens, qu’a recus l’espece, dont nous nous OCcupons. j On sait que les cristaux de Topaze s’offrent en general sous trois aspects tres - difförens, selon qu’ils proviennent ou du Bresil, ou de Saxe, ou de Siberie. Leurs prismes, dans le premier cas, ‚sont surmontes de pyramides; dans le second, ils sont termines par des bases plus ou moins etendues; dans le troisieme enfin, ils abou- tissent 340 u tissent A des sommets, qui ou sont diedres ou du moins paroissent Vetre, a cause de -l’etendue bien plus considerable de deux de leurs faces ; lesquelles s’unissent par une arete horizontale et terminale., Cette difference remarquable d’aspect, laquelle a meme pu induire quelques min£ralogistes ä regarder les topazes des localites —ei-dessus comme des especes differentes, ayant &t& dejä, en partie, prise en defaut par des Pen posterieures , s’evanouit entie- rement au moyen de celles que je vais faire remarquer, Dans_trois eristaux, que j’ai vus, tous trois de Saxe, dont’ »« Yun ävait la forme de la variete quindecioctonale du Tableau com- paratif, une autre celle de ma väriete quindeciguatuordecimale, et le troisieme celle de ma varicte henicosidecoctonale, le sommet se termine sensiblement en pointe, ä l’instar des sommets de la plupart des topazes du Bresil, la face horizontale z &tant ä peine visible. Dans le cristal qui m’a offert ma variete sexdecioctonale la pyramide du sommet se trouve cömplete '7), Ni de Rome de l’Isle, ni-aucun äutre mineralogiste, que je sache, n’ont fait jusqu’ä present mention d’une pareille observa- tion, laquelle peut &tre considere comme le compl&ment de celle, que M. Haüy consigna dans son Trait&, concernant des topazes - du 17) J’ai eu recemment occasion de vwoir aussi des 6ristaux. de Siherie terminds en pyramides completes. _ Quoique ceite observation eut ete deja citee par M. Haüy (Traite de Mineralogie, t. II, p. 515.), jai &ıe bien aise d’en multiplier les exemples, attendu que le plus souvent les formes des eristaux de Siberie ne s’evartent de leur aspect ordinaire, que pour se rapprocher de celles des eristaux de Saxe; raison pour laquelle quelques auteurs les donnerent pour ana- logues seulement ä ces dernieres, sans se douter alors de l’analogie, qu'elles ont egaleınent avec celles des cristaux du Bresil, comme nous venons d’indiquer, et reciproquement, comme on le verra plus loin CE et NEE ne de; Su mt x Kal 70 = 241 du Bresil terminds naturellement par une face horizontale ı®) et pre- sentant les m&mes formes que les topazes de Saxe. Ma variete bisduodecimale en m’offrant, sur deux individus originaires de Saxe, un sommet analogue au sommet cuneiforme des eristaux de Siberie, multiplie les exemples de l’observation inverse de celle relative ä des cristaux de cette derniere localit@, qui se terminent par une face horizontale, qui remplace leur arete termi- nale ordinaire 19). J’ai observ& le meme sommet cundiforme en une quarantaine de beaux cristaux du Bresil appartenans a S. E. M. de Souza. Leur forme- etant en general celle de la variete sexoctonale du Ta- bleau comparatif, elle se trouyait la plus propre possible pour completer la preuve de l’analogie, dont nous nous occupons. M. Delametherie est le seul mineralogiste, du moins ä ma connois- sance, qui ait fait mention 20) d’une pareille modification de forme dans les topazes du Bresil. Je terminerai ce me&moire par les observations suivantes, qui tendent a confirmer un changement inattendu opere tout recemment dans la methode, savoir lincorporation de laancienne pycnite & Vespece de la topaze. ’ y P De 18) M. Delametherie nous a aussi donne un exemple de cette modification dans sa variete VII. (Theorie de la terre, t. II, p. 238, ). z 39) J'ai vu encore un pareil sommet sur deux autres individus aussi de Saxe, L'un paroissait avoir la forme de ma variete bisduodecimale augmentee des facettes obliques x et sans les pans u, L’autre presentait une forme beaucoup plus in- teressante, parce que elle est la forme ordinaire des cristaux de Siberie, savoir elle de la variete sexoctonale du Tableau comparatif. 1 y restait encore des indices de facettes obliques correspondantes ä x et ä s, lesquelles sent tris- communes sur les cristaux de Saxe. 20) Theorie de la terre, t. II, p. 240 et 241, Volumes I et IL. zı 242 Le cristal de pycnite, qui seryit de base au beau memoire, oü M. Haüy consigna la dite reunion ?!), se trouva compos& seule- ment de faces appartenantes aux topazes. Le pan r, le seul que ce savant n’y ayait pas encore observe, l’ayait et& par de Rome de l’Isle sur une topaze du Bresil 22), et posterieurement par M. Weiss sur un crystal de Siberie. Or, outre que mes varietes 5°), ı5 et ı8 multiplient les exemples de cette obseryation encore si rare par rapport aux cristaux soit du Bresil soit de Siberie, mes varietes 10, ıı et ı6 l’etendent aussi aux cristaux de Saxe, sur lesquels aucun mineralogiste, ä ce que je crois, ne !’a faite jusqu’a ce jour. Enfin mes varietes ı5, ı7 et ı8 presentent aussi dans les eristaux de Siberie la face k de la pycenite, dont M. Haüy nous cite un exemple dans les topazes du Bresil seulement 24). Quant & la face primitive M, obseryce par ce savant sur le m&me crystal, qui. lui offrit la face k, sans parler des indices, qu’en presente ma variete ı7, je l’ai vue tres-nette sur le plus beau cristal, que l’on puisse voir de topaze de Siberie, appartenant” & a M. Heüland. Ce cristal, dont je regrette de ne pouvoir donner ici la description math@matique, vü quil pr&sente une quantite‘ de faces nourelles assez determinables, a plus d’un pouce d’epaisseur, et il est de la plus parfaite transparence, ainsi que de la plus ‚belle couleur d’ai- gue- marine. 21) Ann. du Mus. d’Hist. nat., t. XI, p. 58 et suiv, 22) Cristallographie, t. II, p. 238. ’ 33) Outre le cristal qui me prösenta eette variet&, je vis le pan en question encore sur deux autres aussi du Bresil, dont les formes &taient indeterminables. 24) Ann. du Mus. d’Hist. nat., t. I, p. 351 et 352, — 0 ua 9 .% n D TE KT 243 0009 O0O00O99999909999 &>92990999209909000 Ssa0n00n0ne.e X. Bemerkungen über die Eigenthümlichkeit der Ameisensäure; A. F. GeEuLeEn. (Der physikalisch-mathematischen Klasse der königl. Akad. d. W. vorgelegt den 30. December 1809.) Erste Abtheilung. 1, D:. Chemie bietet mehrere Beyspiele dar, wie sie, nicht mehr - sehr weit von einem Ziele, wegen Nichtbeachtung des bereits zu- rückgelegten Weges weit zurückschritt, so, dafs es vieler Arbeit bedurfte, sie wieder auf den vorigen Punkt zu bringen, von wel- chem ausgehend diese Arbeit weit fruchtbarer angewandt worden wäre, jenem Ziele näher zu kommen. Ein ähnliches Beyspiel, sollte es auch Manchem von keinem schr grolsen Belange scheinen, giebt uns die Ameisensäure. Nachdem Mehrere schon die Beobachtung mitgetheilt hatten, dafs blaue Blumen in einem aufgerührten Ameisenhaufen roth wür- den, richtete John Wray (Philos. Transact, ı670. Vol. V. Ne 68. p- 2063 — 2066) aufs Neue die Aufmerksamkeit darauf, indem er ähnliche Beobachtungen von Dr. Hulse und Samuel Fischer EN mit- 244 mittheilte. Letzterer schlofs aus der ähnlichen Wirkung verschiede- ner Säuren, dafs auch die von den Ameisen ausgesprizte Flüssig- keit, welche jenen Erfolg bewirkte, eine Säure seyn müsse. Er fand, dafs durch Destillation der Ameisen, entweder für sich oder mit Wasser, auch wirklich eine Säure erhalten werde, dem Essig- oder dem Grünspangeiste ähnlich, welche mit Eisen eine zusammen- ziehende Tinctur und Eisensafran gebe und mit Bley einen guten ' Bleyzucker. Letzterer zeichne sich vor dem mit Essig bereiteten dadurch aus, dafs er durch die Destillation denselben sauren Spiri- tus zurück gebe, wogegen man von dem gewöhnlichen Bleyzucker nur brenzliches Oel und ein nicht saures Wasser erhalte. Seitdem hat dieser Gegenstand von Zeit zu Zeit mehrere Chemiker beschäftigt; doch begnügten sie sich meistens, die Gegen- wart einer Säure darzuthun, ohne weiter ihre Natur zu untersu- chen, wie z. B. Homberg (Mem. de l’Academie A. ı7ı2, p. 299), C. Neumann (Med. Chymie ı753, Bd. 3 S. 383—67), der ı728 auch bemerkte, dafs die Ameisen in der Destillation mit Wasser ein ätherisches Oel geben, (was jedoch früher schon von Sper- ling — Dissert. de chymica formic. analysi. Viteb. 1689 — gesche- hen war) und die in physiologischer Hinsicht interessante Beobach- tung mittheilt, dafs die sogenannten Ameiseneyer, welche bereits vollkommene Ameisen enthielten, als er sie auf gleiche Art, wie die Ameisen, behandelte, nicht das Mindeste von Säure gaben (S. 55 a. a. O.). Der erste, welcher die Säure selbst einer genauern Prüfung und Vergleichung, in ihrem Verhalten zu verschiedenen Körpern, unterwarf, ist der genaue Marggraf (Chem. Schriften 1768, ı. Thl. S. 320 — 330). Er fand zugleich in den Ameisen auch noch ein fettes Oel. Die Säure untersuchte er in ihrem Ver- halten mit Kali und Natron, dem Halk, und mit verschiedenen Me- tallen und Mectalloxyden, und erhielt aus dem Erfolge seiner Ver- suche das Ergebnifs: dafs sie zwar der Essigsäure nahe komme, doch nicht in allen Stücken ihr gleich sey. _Am ausführlichsten und 245 und gründlichsten aber haben J. Afzelius Arvidson und Peter Oehrn diese Säure untersucht, (Dissertat. chemica de acido for- micarum, Lipsiae 1777. 4, übersetzt in Baldinger’s neuem Ma- gazin für Aerzte, 2ten Bds. ztem St. S. 102 — 129). Sie prüften vorzüglich ihr Verhalten zu den verschiedenen Alkalien, Erden und Metallen, und die Eigenschaften der daraus entstehenden Verbin- dungen. Aus der Verschiedenheit der letztern von denen der Es- sigsäure thun sie auf eine überzeugende Art die Eigenthümlichkeit der Ameisensäure dar: indem, unter andern, letztere mit dem Kalk spathförmige, schön durchsichtige, Krystalle bildet von würflichter, meist schrägwürfliehter, Gestalt, die an der Luft beständig, bey mittler Temperatur in acht Theilen Wasser auflöslich, im Alkohol unauflöslich, sind; wogegen die Essigsäure damit nadelförmige, an der Luft verwitternde, im WVasser leicht auflösliche, Krystalle giebt, die auch im Weingeist auflöslich sind. Die Bittererde erzeugt mit der Ameisensäure ein im Wasser schwer, im Alkohol gar nicht auf- lösliches Salz, das in kleinen haarförmigen durchsichtigen Krystallen anschielst, welche, von einem Mittelpunkte ausgehend, halbkugelige Zusammenhäufungen bilden; wogegen die Essigsäure mit ihr eine an der Luft zerflielsliche, in Alkohol leicht auflösliche, Masse hin- terläfst. Das Kupferoxcyd schielst mit der Ameisensäure in schön blauen, würfligen, durchsichtigen Krystallen an, welche an der Luft _ zu einem weilsen Pulver zerfallen, und in der Hitze keine Säure - ausgeben; wovon die Beschaffenheit der Krystalle des essigsauren Kupfers in Gestalt, Farbe, Verhalten im Feuer u. s. w. gänzlich ab- _ weicht. Mit dem Zinkoxyd tritt die Ameisensäure zu einer Ver- bindung zusammen, von der schon Marggraf bemerkt, „dafs sie in gar artigen festen Krystallen, ganz anderer Art, als das essig- saure Zink, anschiefse” und von welcher Arvidson und Oehrn anführen, dafs sie mehrentheils zusammengewachsene Krystalle ge- be; die aber bisweilen genau würflig, klar wie Glas, und so schwer auflöslich wären, dafs-sie in mittler Temperatur 20 Theile Wasser erforderten; die Essigsäure hingegen bildet mit dem Zink sechs- sei- 246 seitige oder rautenähnliche Blätter von talkartigem Ansehen. Mit dem rothen Quecksilberoxyde verbindet die Ameisensäure sich fast gar nicht, wie ebenfalls -schon Marggraf bemerkte, sondern sie stellt es gröfsten Theils zu laufendem Quecksilber wieder her, da die Essigsäure solches reichlich auflöset. Endlich drücken die bey- den schwedischen Chemiker ihren Beweisen für die Eigenthümlich- keit der Ameisensäure dadurch das Siegel auf, dafs diese, zu einem gleichen specifischen Gew. mit der Essigsäure gebracht, in ihrer Sättigungscapacität für die Basen von letzterer gar sehr abweiche, und dafs sie die Essigsäure aus ihren Verbindungen austreibe. Auch wurde seitdem diese Eigenthümlichkeit von den. Chemikern aner- kannt. Zwar erregte Hermbstädt, welcher die Darstellungsart der Säure verbesserte, und mehrere Punkte in der chemischen ‚Un- tersuchung der Ameisen selbst näher bestimmte, Zweifel über die- selbe. (Dessen physikalisch- chemische Versuche und Beobachtungen, 1789. Bd. 2. S. 3—36.) Wenn man aber auf den Sinn des von ihm -Gesagten sieht und es in die heutige Sprache der Chemie über- setzt, so that er nur dar, dafs die Ameisensäure und Essigsäure einerley säurefähige Grundlage haben. Nur Gren, der sich bis- weilen Einseitigkeit und Mangel an Umsicht zu Schulden kommen liels, wollte sie nicht als eine besondere Säure anerkennen, ohne doch irgend einleuchtende Gründe anzuführen (S. Handbuch der Chemie z2te Aufl. 1794. Bd. 2. °S. 386.). Richter’s vergleichende stöchyometrische Versuche indessen (Ueber die neuern Gegenstände der Chemie, ı796, St. 6. $S. 135 — ı34.) befestigten die Ueber- zeugung davon aufs Neue, und so stand seitdem die Sache, als 1803 Fourcroy auftrat und durch von ihm und Vauquelin an- gestellte Versuche darthun wollte, dafs die Ameisensäure ein Ge- misch von Essigsäure und Acpfelsäure sey, welche letztere auch bereits Hermbstädt (a. a. O.) nebst WVeinsteinsäure, als in dem ausgeprelsten Safte der Ameisen vorhanden, angiebt (Annales du Museum d’hist. nat. T. I. p. 333 — 345; n. allg. Journ. d. Chem. Bd. 2. $. 42—52.). Sie digerirten dazu die zerquetschten Ameisen ei- ı ..nige 2 rn ar nige Tage mit Weingeist, destillirten letzteren von der erhaltenen Tinetur wieder ab und sättigten die von der Destillation rückstän- dige, von einem während. derselben ausgeschiedenen braunen Satz befreyete, Flüssigkeit mit Kalk. Ein Antheil dieser neutralisirten dicklichen Flüssigkeit wurde mit der Hälfte concentrirter Schwefel- säure, die mit > 3 Theilen Wasser verdünnt worden, der Destilla- tion ausgesetzt. Die überdestillirte Säure „gab, mit Kali gesättigt, „wahres essigsaures Kali, welches die Feuchtigkeit der Luft anzog, „auf den Zusatz von concentrirter Schwefelsäure einen stechenden, „dem Radikalessig ähnlichen, Dunst _verbreitete, und in der Auflö- „sung des salpetersauren Queeksilbers einen blättrigen Niederschlag, „wie gewöhnliches essigsaures Kali, bewirkte.” Man kann seine Verwunderung nicht bergen, wie die genannten beyden Chemiker sich an einer so oberflächlichen Prüfung begnügen könnten, um Fol- gerungen aus ganzen Versuchs-Reihen, wie dieMarggraf’s und Arvidson’s und Oehrn’s, umZustofsen, und es wird dieses nicht anders erklärlich, als durch die Annahme, dafs sie die Schriften dieser von ihnen angeführten Chemiker gar nicht nachgelesen ha- ben. Letzteres ergiebt sich auch daraus, dafs sie diese Chemiker die Einerleyheit (identite) der beyden Säuren behaupten lassen, da sie doch, besonders die letztgenannten, sich im Gegentheile auf das Bestimmteste wider -dieselbe erklären; auch daraus, dafs sie der Meinung sind, die früheren Chemiker seyen durch die Aepfel- säure getäuscht worden, welche die Eigenschaften der vermeinten Essigsäure abgeändert habe, da sie in den angeführten Schriften dieser Chemiker finden mufsten, dafs sie sich zu ihren Versuchen immer der destillirten Säure bedient. Auch machte sehr bald Süersen, dessen Arbeiten sich durch Gründlichkeit und Genauig- keit auszeichnen, auf letzterwähnten Umstand aufmerksam und zeigte durch abermalige vergleichende stöchyometrische Versuche die Verschiedenheit beyder Säuren (N. allg. Journ. d. Chemie, 1804. Bd. 4. S. 3—ı6.). Er bemerkte zugleich an dem ameisensauren Kalı, bestimmter als von Arvidson und Oehrn geschehen war, die 248 die auszeichnende Eigenschaft, in gelinder Wärme flüssig zu wer- den, ohne Feuchtigkeit fahren zu lassen und zu dampfen, so dafs, wenn man, in der Meinung, durch fortgesetzte Hitze das Salz trocken zu erhalten, die Hitze verstärkte, ein Antheil des Salzes zersetzt, bey der Entfernung vom Feuer aber und fortwährendem Umrüh- ren bis zum Erkalten solches in ein trocknes weilses Salzpulver verwandelt wurde, das an der Luft zerfloßs; das essigsaure Hali ‚hingegen läfst sich in der Wärme zur völligen Festigkeit bringen. Umgekehrt giebt Richter (a. a. O.) das Verhalten des ameisen- ‘ sauren Ammoniums an, indem es sich leicht zu einem weilsen Salze eintrocknen lasse, das essigsaure gegeptheils, obne trocken zu wer- den, verflüchtigt werde, wenn seine Auflösung bis auf einen gewissen Punkt abgedampft worden. Unter den deutschen Chemikern, wenigstens solchen, welche sich gründliches Studium der vorhandenen 'Thatsachen zur Pflicht machen, ist nach allem Angeführten auch gar kein Zweifel an der Eigenthümlichkeit der Ameisensäure mehr vorhanden. (Man sehe z. B. Bucholz’s neue Ausgabe von Gren’s Grundrifs der Chemie ı809. Bd. I. S. 469.) Nicht so bey den auswärtigen. Thomson, der sich sonst durch viele Erfahrung und richtige Beurtheilung experimentaler Arbeiten, so wie durch Kenntnifs nicht blofs der englischen Literatur auszeichnet, lälst sich (zte Auflage seines Systems der Chemie, in Wolff’s Uebersetzung Bd..4. S. 408.) gänzlich von Fourcroy und Vauquelin’s Autorität leiten. In der gten Auflage aber (Riffault’s franz. Uebers. T. 3. P. 236—241.), nachdem er Süersen’s Abhandlung kennen gelernt hatte, der er die verdiente Gerechtigkeit widerfahren läfst, kommt er davon zu- rück. Jedoch schliefst er den Artikel über die Ameisensäure fol- gender Malsen: „obgleich die Versuche der deutschen Chemiker „hinreichend sind, eine Verschiedenheit zwischen der Ameisen- und „Essigsäure darzuthun, so ist dc "ı ihre Aehnlichkeit aus andern „Rücksichten so grols, dafs die._r Streitpunkt noch durch ausge- „dehntere re 219 „tehntere Untersuchungen aufgeklärt zu werden verdient. Vorzüg- „lich müfste man eine Prüfung der Salze vornehmen, welche die „Ameisensäure mit den verschiedenen Basen bildet, um sich zu ver- „sichern, ob diese Säure nicht selbst eine Verbindung der Essig- „säure mit irgend einer unbekannten Substanz ist.” Es ist zu be- dauern, dafs dieser Chemiker nicht auch von Arvidson’s und Ocehrn's, so wie von Richter”’s Arbeiten nähere Kenntnils ‚ge- habt hat, welche die Verbindungen der Ameisensäure mit den ver- schiedenen Basen sehr ausführlich behandeln; er würde bey den erstern auch ‘gefunden haben, dafs sie durch trockne Destillation keine Säure aus dem ameisensauren Bley erhielten, in Hinsicht dessen Th. auf die oben angeführte entgegengesetzte Angabe Fischer’s aufmerksam macht. Auch der verehrte Berthollet hat, dieses Mahl die eigene Prüfung unterlassend, ganz auf Four- ceroy’s und Vauquelin’s Aussage gebaut, und nimmt die Identität _ der beyden Säuren als von ihnen dargethan an. ($. feine Einleitung zu Riffault’s Uebersetzung des Thomson’schen Werks T. 1]. P. 47.) Unter diesen Umständen, da so geachtete Chemiker in Hin- sicht dieses Gegenstandes ‘theils noch unentschieden, theils auf er- weislich falschem Wege, sind, habe ich geglaubt, dals die Klasse es werth halten dürfte, nochmals einige Augenblicke bey demselben zu verweilen und sich einige Versuche vorlegen zu lassen, welche die Chemiker in den Stand- setzten, darüber endliche Entscheidung fassen zu können. Um so mehr glaubte ich diels, da Fourcroy, _ nachdem ich auf einige gegen seine Behauptung fprechende Punkte - aufmerksam gemacht (Annales de Chimie T. 60. p. 78.), neuerdings ‘ sich von der Richtigkeit derselben überzeugt zu haben vorgiebt, - nur -dals die vorher vermeinte Aepfelsäure jetzt Phosphorsäure seyn soll (Anmales du Muscum etc. T. 9. P. 411. u. Journal für | die Chemie, Phys. etc. Bd. 5. $. 716.), auch, weil die Klasse “w { | | | 4 sich dadurch gegen die immer gemeiner werdende, und besonders von den Franzosen oft ein wenig zu weit getriebene, Vernachlälsi- 32 gung gung älterer Thatsachen, von welchen, wenigstens ihrem Vorhanden- seyn, man doch Kennini/s hat, erklärt. 2. Zu der Darstellung der, in den zu erzählenden Versuchen angewandten, Ameisensäure hatte ich den folgenden Weg eingeschla- gen, der sich auf die Leichtigkeit gründet, mit welcher das ameisen- saure Kupfer sich rein darstellen lälst, und sich dadurch zur Ge- winnung ganz reiner Ameisensäure darbietet. Der ausgeprefste Saft einer ansehnlichen Menge zerquetschter Ameisen wurde mit einer Auflösung von kohlensaurem Kali, deren Mächtigkeit bekannt war, neutralisirt und dann noch etwas damit übersättigt, die trübe Flüs- sigkeit hierauf mit einer Auflösung des durch Sieden mit Salpeter- säure zur höchsten Oxydation gebrachten schwefelsauren Eisens versetzt, (S. van Stipriaan-Luiscius in „Antwoord op de Vraag over en volkomen voldoend, en tot hier niet bekend middel” etc. S. 30 fg. und den Auszug derselben im Journal für die Chemie und Physik Bd. ı. S. 63} — 636,) so lange noch Anzeigen einer Wirksamkeit desselben bemerkbar waren und bis die trübemachen- den Theile sich aus einer schwach gelblich gefärbten klaren Flüs- sigkeit zu scheiden und abzusetzen änfıngen, aus welcher sie durch ein Filter abgesondert und mit destillirtem Wasser ausgewaschen wurden. Sämmtliche Flüssigkeit wurde, um einen kleinen Antheil mit Bedacht überflüssig zugesetzter Eisenauflösung zu zerlegen und dadurch zugleich einige noch zurückgebliebene extractive Theile niederzuschlagen, uaehdern sie etwas abgedampft worden, mit koh- lensaurem Kali gesättigt, die abfiltrirte Lauge bey gelinder Hitze bis zur dünnen Syrupsdicke verdunstet und sodann mit einer Menge Schwefelsäure, hinreichend, die zur Neutralisirung des Ameisensaf- tes aufgegangene Auflösung des kohlensauren Kali nicht nur zu sät- tigen, sondern -selbst zu säuern, der Destillation bis zur anschei- nenden Trockne unterworfen. Der Rückstand in der Retorte war “ bräunlich; die übergegangene Flüssigkeit sehr sauer, nicht schwe- felig. Sie wurde nach und nach mit kleinen Antheilen frisch ge- fälle- \ 251 fälleten: kohlensauren Kupferoxydes versetzt, bis sich dieses auch bey fortgesetztem Digeriren nicht mehr auflösen wollte, und die blaue Auflösung sodann durch gelindes Abdunsten und Abkühlen zur Krystallisation befördert. Es schossen schöne grolse durchsichtige Krystalle an, von blauer Farbe, deren durch gleiche Behandlung der übrigen Lauge noch mehrere gewonnen wurden, die aber spä- terhin eine grünliche Schattirung annahmen, bis zuletzt eine schön grüne Mutterlauge übrig blieb, die sich nur schwer zu unregelmäfsi- gen Krystallen bringen liefs. Sämmtliche ersterwähnte Krystalle wur- den durch nochmalige Auflösung und Kirystallisirung gereinigt, so dafs sie durchaus eine blaue Farbe besalsen. Diese Krystalle’ dien- ten mir nun zu einer vergleichenden Untersuchung mit dem krystal- lisirten essigsauren Kupfer, so wie zur Darstellung der Säure, die “zur Vergleichung eben so auch aus dem essigsauren Kupfer geschie- den wurde. Das Nachfolgende wird daher die Untersuchung beyder gleichlaufend vor das Auge stellen. 3- Ameisensäure. Essigsäure. . Es wurden ı3 Unzen des ge- pülverten Salzes angewandt, wel- che in einer Retorte mit 8 Unzen ‘3ıo Gran rectificirter Schwefel- - säure von 1,864. spec. Gewichts — % ‚der erforderlichen Menge von _ schwefelsaurer Masse, h oo; b Umänderung der in dem genann- ten Salze befindlichen Verhältniß- | _ Menge von Kupferoxyd erforder- lich war, + den gten Theil der- selben zur Vergrölserung des _ ehemischen Moments, der Destilla- tion die zur Auf gleiche Weise wurden, in derselben Sandkapelle, zugleich ı3 Unzen essigsaures Kupfer mit 9 Unzen 332 Gr. Schwefelsäure von demselben spec. Gewichte der Destillation unterworfen. Beym Aufgielsen der Säure auf das ge- pülverte Salz entbanden sich au- genblicklich weifse Dämpfe, wel- che auch die Vorlage anfüllten und den bekannten eigenthümli- chen Essiggeruch verbreiteten. Die Erhitzung war so stark, dafs man 32* T52 tion ausgesetzt wurden. Sobald die Schwefelsäure auf das Salz kam, entstand einiges Aufschäu- men in ziemlich grolsen, nicht zähen, Blasen. Es kaum einige Dämpfe, die sich erschienen nicht viel über die Oberfläche er- hoben; die Erhitzung war mit der bey dem essigsauren Kupfer gar nicht zu vergleichen. Es zeigte sich kein saurer Geruch, hinge- gen ein anderer, der dem bey Auflösung kohlenstoffhaltigen Ei- sens in’ Salzsäure ganz ‘ähnlich war. Späterhin aber, als die Re- torte, welche neben dor das essig- saure Kupfer enthaltenden in dem- selben Sandbade lag, heils wurde, zeigte sich am Tubulus der Vor- lage der eigenthümliche Geruch eines gestörten Ameisenhaufens , Die Tropfen fielen bedeutend langsa- nur in verstärktem Grade. mer,’ als bey dem essigsauren Kupfer. Das erhaltene Destillat betrug 6 Unzen 470 Gr. Es war ein wenig schwefelig und wurde ‘deshalb mit 30 Gran Mennige ge- schüttelt, deren Farbe gröfsten Theils bald in die weilse umge- ändert wurde. Silber in einigen mit Wasser ver- dünnten Tropfen des Destillats Da essigsaures keine man die Retorte unten mit der blofsen Hand nicht.anfassen konn- te. Die Säure gieng bey nachher angewandter Hitze in schneller fallenden Tropfen und mit den bekannten öligen Streifen über. Der zuerst übergehende Antheil krystallisirte (bey der dem Frost- punkte nahen Temperatur,) in der Vorlage. aber diese krystallinische Beschaf- fenheit, und das ganze Destillat Späterhin verging besals die Eigenschaft, zu kry- stallisiren, nicht; ohne Zweifel, weil zuletzt Wasser übergegangen das vorher von der über- schüssigen Schwefelsäure, und als Krystallwasser des schwefelsauren Kupfers, zurück gehalten wurde. Die übergegangene Säure betrug 8 Unzen 200 Gr. und war weit stärker schwefelig, als die Amei- daher sie auch viel mehr Mennige erforderte, von welcher in kleinen Antheilen so war, sensäure; lange unter anhaltendem Schüt- 4 teln zugesetzt wurde, bis essig- saures Silber von der abgehelle- ten Flüssigkeit nicht mehr verän- dert wurde, worauf man solche 7 rectificirte. In diesem Zustande waren 7Unzen 314 Gr. Säure wie-" der erhalten worden, welche durch die keine Veränderung bewirkte, so wurde es rectilicirt, worauf es noch 6 Unzen 4ı0 Gr. wog. Die verdünnten Auflösungen des essig- sauren Baryts ‚und essigsauren Silbers zeigten, mit dieser Säure versetzt, auch nach 24 Stunden nicht die mindeste Veränderung. In diesem Zustande besals sie folgende Eigenschaften. a. Sie riecht sehr sauer und stechend; und wenn die Hrn. Fourcroy und Vaugquelin den Geruch mit dem des Radi- kalessigs vergleichen, so kann es nur in dieser Hinsicht geschehen. Denn sonst zeichnet sich diese Säure durch das Eigenthümliche im Geruch aus, das man bey dem Quetschen der Ameisen em- pfindet, und das von dem Essig- geruch gar sehr verschieden ist. « En b. Ihrs«Geschmack ist, im ver- dünnten Zustande, mehr rein sauer, ohne einen besondern Ne- bengeschmack zu zeigen. - c. Sie bleibt auch im concen- _ trirtesten Zustande (bey der Aus- ‚Scheidung aus dem zur Trockne abge- 253 die nebengenannten‘ Reagentien ebenfalls keine Veränderung er- litt, und bey den gleichen Prü- fungen, welchen die Ameisen- säure unterworfen wurde, sich verkielt, wie lolgt. a. Der Geruch dieser Säure ist der bekannte ausgezeichnete Essiggeruch; das Flüchtigsaure, Stechende, fand bey ihr noch in höherm Grade Statt, als bey ‚der Ameisensäure, wie denn das auch ihrer grölsern Ausdehnsamkeit entspricht. b. Im Geschmack der verdünnten Säure findet man das Auszeich- nende des Essigs ; auch ist sie, bey gleich grofser Verdünnung, viel saurer als die Ameisensäure. c. Die auf gleiche Weise aus- geschiedene Essigsäure hingegen krystallisirt schon in einer Tem- peratur, h 254 abgedampften ameisensauren Na- tron durch ı3 Mahl seines Ge- wichts concentrirter Schwefelsäu- re), in einer tief unter den Ge- frierpunkt gehenden Temperatur flüssige. Schon Lowitz beob- achtete (von Crell’s chemische Annalen 1793. I. S. 221.), dafs die durch saures schwefelsaures Kali aus dem Natron ausgetriebene Ameisen- säure auch in der gröfsten Kälte, selbst in einer künstlich verstärk- ten (von Crell’s Annalen 1802. 1. S. 24.), nicht krystallisire, und ameisensauren sich also wesentlich von der Es- sigsäure unterscheide. d. Die oben gedachte, aus dem ameisensauren Kupfer dargestellte, Säure hatte, in der Temperatur von + ı6° R., ein spec. Gewicht von 1116,8, was nahe mit Süer- fen’s Angabe. stimmt (N. allg. Journ. der Chemie Bd. 4. S. ı1.), der es bis ı113 angiebt. Mit gleich viel Wasser gemischt, wo- bey keine Erwärmung merklich war, war das spec. Gewicht ı060; nach Zusatz von noch 2 Theilen (also überhaupt 3) Wasser be- trug es 1029,60. Es war also keine merkliche Verdichtung eingetre- ten; peratur, die noch über dem Ge- frierpunlit des Wassers steht, wie dieses Lowitz entdeckt und aus- führlich hat (von Crell’s Annalen ı790. I. S. 206 fg. ), nachdem früher schon der Graf Lauragais, und nach ihm Courtenvyaux, die Säure aus entwickelt dem krystallisirten essigsauren Kupfer anschielsen gesehen, die jedoch den Grund davon aufser der Säure selbst suchten. d: Die auf gleiche Weise dar- gestellte Essigsäure hatte, in glei- cher Temperatur, ein specifisches Gewicht von 1070,95; nach Ver- setzung mit gleich viel Wasser betrug es ı055,3 und nach Zu- satz noch zweyer Theile Wasser 1030,3. DieErwärmung bey der er- sten Mischung war nicht sehr merk- lich. Da nach der Rechnung die specifischen Gewichte der Gemi- sche hätten = ı035,4 und 1017,7 seyn sollen, so ist eine -bedeu- tende Verdichtung eingetreten. — Ich habe, wie der Klasse bekannt E ist, u ns ee Ye ee 7 ” A E u ten; denn nach der Rechnung hätten es 1058,4 und 1029,2 seyn müssen, so dafs nur der geringe Unterschied von 0,0016 und von 0,0004 Statt findet. Ich mögte daher zweifeln,‘ dafs bey dieser Säure eine ähnliche Anomalie in dem Verhältnisse der Acidität zu (dem spec, Gewichte eintrete, wie ich sie bey der Essigsäure beob- achtet, worüber ich mich dieses Mahl, aus Mangel einer zureichen- den Menge der unter c. erwähnten Säure, nicht unterrichten konnte. mit dem spec. Gew. nicht, wie sondern im umgekehrten Verhältnisse stehe. 7.7 253 ist, vor mehreren Jahren die Beobachtung gemacht, und seit- dem durch bestimmte, mit Hrn. Lichtenberg angestellte, Ver« suche (N. allg. Journ. d. Chem. Bd. 5. S. 694.) die Richtigkeit derselben dargethan, dals die Essigsäure, auf der höchsten Stufe der Concentration, also bey der gröfsten Acidität, ein bedeutend geringeres spec. Ge- wicht annehme, als sie auf nie- drigeren Stufen besitzt, und dafs demnach ihre Acidität, innerhalb gewisser Grenzen, sonst gewöhnlich, im geraden, Berthollet, dem ich von dieser Beobachtung Nachricht gab, leitete die Thatsache daraus ab, dafs die Essigsäure von Natur eine grofse Tendenz zur Gasform habe, und, um möglichgröfste Verdichtung zu erleiden, eines bestimmten Antheils Wasser bedürfe (N. allg. Journ. d. Chem. Bd. 6. S. 502.) Ohne dieser frühern Vorgänge zu gedenken, hat Herr Mollerat (in den Annales de Chimie T. 68, p. 88) meine Beobachtung, wie Berthollet’s Erklärung derselben, bestätigt. In der zweyten Abtheilung dieser Abhandlung werde ich der Klasse meine spätern, nach mehreren Gesichtspunkten hierüber angestellten, "Versuche vorlegen. e. 200 Gran krystallwasserlee- res kohlensaures Natron bedurf- ten zu ihrer Neutralisirung 1332 Gran der mit 3 Theilen Wasser verdünnten Ameisensäure d. und hinter- e. Eben so viel trocknes koh- lensaures Natron erforderten von der mit 3 Theilen Wasser ver- dünnten Essigsäure d. nur 1072 Gran, und gaben 290 Gran tro- ckenen 256 hinterliefsen durch Abt ammpfen bis Während des Neutralisirens zeigte das ent- weichende kohlensaure Gas Nichts von einembesondern Geruch ; auch zur Trockne 328 Gran. spürte man keinen während des Erst bey dem Trockenwerden dunstete ein stechender Geruch nach aus. Der Ge- schmack des Salzes in diesem Zustande mend, ziemlich rein salzig, nur etwas schärfer als der des Koch- Abdunstens der Lauge. etwas Ameisensäure war schwach erwär- salzes und dabey nicht so inten- siv salzig; hintennach schien er etwas schrumpfend bitter zu seyn. Nimmt man die Natronmasse im kohlensauren Natron zu 0,55 an, so würde das trockne ameisen- saure Natron aus 48.3 Natron und 51,7 Säure bestehen, in so fern man letztere in diesem‘ Zustande als wasserfrey anschen darf, f. Um das Verhalten der Säure mit dem Alkohol in Hinsicht auf Aether- Erzeugung zu versuchen, wurden 2} Unzen der in «a. er- haltenen Säure mit eben so viel absolutem Alkohol gemischt und hingestellt. Es erfolgte bey der Mischung keine merkliche Tem- peratur- ——. ckenen Rückstand, der rverhält- nifsmälsig beträchtlich mehr Raum einnahm,, Natron. als das ameisensaure Bey der Neutralisirung entwich das kohlensaure Gas mit dem Geruch der Essigsäure, und eben dieser Geruch war auch während der ganzen Abdunstung, am stärksten aber beym Trocken- werden, vorhanden. Ihn besitzt bekanntlich selbst däs trockene Der Ge schmack des letztern in diesem trockenen ‚Zustande ist Anfangs heils, darauf salzig - bitter, mit dem Geschmack nach Essig ver- gesellschaftet. Unter gleichen Vor- Salz in emigem Malse, aussetzungen, wie beym ameisen- sauren Natron, würde das essig- saure aus 37,93 Natron und 62,07 Säure zusammengesetzt seyn, . f. Die Erscheinungen bey der Mischung und Destillation der Es- sigsäure mit absolutem Alkohol " sind, mit Ausnahme des Geruchs nach Pfirsichkernen, an dessen Statt ein fchwacher Geruch nach Essigäther vorhanden ist, fast gänz- Jean lich dieselben, wie bey der Amei- - sen- ® ee peratur-Erhöhung. Nach & Stun- den zeigte sich an dem Gemisch ein Geruch nach Pfirsichkernen, der nach 24 Stunden noch stär- ker war; hintennach, bey starkem Aufziehen, empfand man den ste- chenden Geruch der Säure. Nach 60 Stunden wurde.die Flüssigkeit aus einer mit dem pneumatischen Dam 257 (Vgl. Gehlen’s N. allg. Journ. der Chemie Bd. 5. S. 690.) Was die Erhaltung von Aether aus der destillirten Flüs- sigkeit betrifft, so besteht darüber noch ein Streit zwischen den deutschen und französischen Che- sensäure. mikern, den ich in der zweyten Abtheilung dieser Abhandlung zu Apparat verbundenen Retorte, entscheiden suchen werde. ‘ unter raschem Sieden, bis zur Trockne abgezogen. Es entband sich dabey kein Gas, sondern nur ein Antheil der, durch die Dämpfe ausgetriebenen, Luft der Gefässe wurde erhalten. In der Retorte blieb kein Rückstand; es zeigten sich blofs zuletzt einige kleine weilse Kreise auf dem Boden derselben, von mattem, gleichsam erdigen, Ansehen. Das Uebergegangene wurde in die Reiorte zurückgegeben, und unter raschem Sieden die gröfsere Hälfte abgezogen. Diesem zweyten Destillate setzte ich einige Drach- men Wasser und dann in sehr kleinen Antheilen verdünnte Aetzlauge zu, da ich dann nach einem gewissen Zeitpunkte sich wirklich F Aether absondern sah, der etwas über zwey Unzen wog. Dieser - wurde bey kaum fühlbarer Wärme nochmals rectificirt, so dafs nur # übergingen, und in diesem Zustande zeigte er folgende Eigenschaf- ten in Vergleichung mit Essigäther: f, &. Er besitzt einen angench- men, feinen, dabey sehr starken, Geruch nach Pfirsichkernen, was auch W.H.S. Bucholz anführt, der diesen Aether zuerst darstellte (ron Crell’s Neueste Entdeckungen in der Chemie 1782. Bd.6. 8.35.) ‚Man bemerkt diesen Geruch auch an gutem Spiritus formicarum der Apotheken, und er veranlalste einst den sel. Rose und mich, zu 33 f #. Der Essigäther besitzt be- kanntlich einen ganz eigenthümli- chen Geruch, der etwas von dem der Essigsäure hat. versuchen, 258 NRHFSEITE versuchen, ob hier nicht Blausäure sey, die wir aber nicht fanden, was jedoch noch nicht entscheiden dürfte, da der’ Alkohol unter “gewissen Umständen zersetzend auf die Blausäure zu wirken scheint (man vergl. meine Erfahrungen hierüber im Journal f. die Chemie und Physik Bd. 2. S. 730—731.), und dieser giftige Stoff auch’ in einem Zustande vorhanden seyn kann, in welchem er kein Berliner- blau mehr giebt. Unser College Ritter bemerkte gegen mich, dafs hier vielleicht auch ein Zusammenhang mit der Giftigkeit der Verletzung durch Ameisen ete. ete. Statt finden mögte. Ich werde diesem Gegenstande, besonders auch mit Rücksicht auf das ätherische -Oel der Ameisen, noch weiter nachforschen. J; 8. Der Geschmack des Amei- f.ß. Der Geschmack des Essig- senäthers ist auch angenehm nach äthers ist, wie bekannt, ebenfalls Pfirsichkernen, hintennach aber ganz eigenthümlich, wie der Ge- äulserst stark nach Ameisen. — ruch. Ich glaube nicht, dafs der ange- führte Geruch und Gesehmack etwa von irgend einem Stoffe her- rühren, welcher der Säure als solcher nicht wesentlich ıst. Es scheint mir, dafs ein solcher Stoff, z. B. ätherisches Oel, irgend ein thierischer Stoff ete. ete., bey der Reihe von Prozessen, welche die Säure durchgehen mufste, ehe sie zur Erzeugung des Aethers ange- wandt wurde, kaum noch damit verbunden geblieben seyn könne. Für diese Meinung spricht auch die geruchlose Entwickelung des kohlensauren Gases bey der Neutralisirung in e; wogegen z.B. bey der Ncutralisirung von Benzoösäure , Bernsteinsäure, die von öligen Theilen noch nicht ganz frey sind, und enthielten sie solche auch nur noch in so kleiner Menge, dafs man sie selbst an grofsen Mas- sen davon durch den Geruch nicht mehr bemerken kann, das ent- weichende kohlensaure Gas gleich einen besondern Geruch hat. Sf; y- Das specifische Gewicht f; y. Das spec. Gewicht des auf verhält sich zu dem des Wassers gleiche Weise rectificirten Essig in äthers in einer Temperatur von ı4°.R. = 0,9157: 1,0000. J; }. Er brennt mit blauer, an der Spitze und den Rändern weils- gelber Flamme, f; : Vom Wasser bedarf er in einer Temperatur von ı4° R. 9 Theile zur Auflösung. 259 äthers fand sich in derselben Temp. = 0,8819. J; ?. Die Farbe der Flamme ist ganz gleich; aber sie war bey glei- cher Oberfläche kleiner. J, e- Der Essigäther erforderte dessen, in gleicher Temperatur, eben so viel, oder nur ganz we- nig darüber. Nach dem, was aus dem Vorhergehenden für die gänzliche Verschiedenheit der beyden Säuren folgt, will ich jetzt solche noch in der sehr abweichenden Beschaffenheit ihrer Verbindungen mit Basen nachweisen, nämlich der mit dem Kupferoxyd und mit dem Baryt. dmeisensaures Kupfer. a. Das ameisensaure Kupfer ist von schön grünlich-blauer Farbe, die weit mehr ins Grüne fällt und weniger dunkel ist als die des schwefelsauren Kupfers; es ist vollkommen durchsichtig. Zer- sieben stellt es ein weilses, ins Bläuliche fallendes, Pulver dar. b. Die Form der Krystalle ist von der des essigsauren Kupfers h gänz- Essigsaures Kupfer. a. Das essigsaure ist nur in sehr dünnen Splittern und bey starker Beleuchtung durchsichtig und von grünlichblauer Farbe; in dickern Stücken ist es undurchsichtig und dunkelgrün. Es istleichter zerreib- lich; das Pulver hat die Farbe des Grünspans. b. Ueber die vergleichende Un- tersuchung der Krystalle des essig- sauern 33 ° 260 gänzlich verschieden. Hr. Prof. Bernhardi in Erfurt, dem ich nette, einzeln gewachsene, Exem- plare davon übersandte, ist so gefällig gewesen, sie zu bestim- men und mir das Folgende dar- über mitzutheilen: „Die Krystalle des ameisen- sauren Kupfers fiellten gröfsten Theils ungleich sechsseitige Pris- men vor, die mit zwey, auf zwey gegenüberstehende ‚Seitenflächen aufgesetzten, Flächen zugeschärft waren, Fig. 2. Tab. XI. herten sich zum Theil mehr der Sie nä- Säulenform; bey einer beträcht- lichen Anzahl waren alle Flächen ziemlich gleich ausgedehnt, so dals man sie weder zu der einen noch zu der andern jener beyden Die kry- stalle zeigten also zehn Flächen, Formen zählen konnte. woron die gegenüber liegenden völlig gleiche Lage hatten, - und daher aus einerley Verhältnils der Abnahme entsprungen seyn mufs- ten. Zwey derselben (P) waren rechtwinkelig; vier (b,b und die zwey ihnen gegenüber liegenden ) helen auf diese unter einem Win- kel von ungefähr ı28}° ein, und die vier übrigen (k,k und die - “ ihnen sauren HKupfers hat Hr. Prof. Bernhardi Folgendes ‚theilt: \ mitge- „Die mehrsten Krystalle des essissauren Kupfers bildeten schief- winklige vierseitige Prismen, mit auf . die spitzigen Seitenkanten schräg aufgesetzten Rautenflächen, welche jedoch auf die Flächen M auf beyden Seiten unter gleichen Winkeln einzufallen sclienen Fig. ı. Tab. XI. Die Flächen M, M stolsen an,den Kanten o, wie schon Delisle bemerkte, unter ungefähr 70° zusammen. Den Ein- fall der Fläche P auf die Kante o fand ich etwas über 116°. Bey mehreren Krystallen, Fig. 2. zeig- ten sich noch die Flächen x, wo- durch die schärfsten Ecken abge- stumpft wurden, und welche sich mit den Kanten o unter ungefähr ı345° vereinigten. Ein einziger, Fig. 3, bot auch die Flächen o dar, die durch ein gleiches Ver- hältnifs der Abnahme auf den Kanten o entstanden waren.” „Nach diesen Flächen liefs sich die Krystallisation des essigsauren Kupfers auf keine der gewöhnli- chen rhomboädrischen, octaedri- schen ihnen entgegengesetzten) unter ei- nem Winkel von etwa 99°. Die- se Figur liels zunächst auf ein einfaches Rhomboidaloctaäder, als Grundform, schliefsen, welches durch die Flächen bb, kk gebil- det würde, und wo die Flächen P durch einfaches Verhältnils der Abnahme an den Endecken ent- Da indessen jene Ge- stalt auch leicht dadurch entstan- ‚sprängen. den seyn konnte, dals auf die und jene Ecken oder Kanten ei- nes Quadratoctaäders, und selbst eines Rhombenoctaöders ZWey ver- schiedene Verhältnisse der Ab- nahme zwar gleichmäfsig, aber unvollständig, gewirkt hatten, und da sich ohne das Hinzukommen von andern’ Flächen nicht einmal mit Wahrscheinlichkeit über das Eine oder Andere entscheiden liels, so hielt ich einen Versuch, sie auf erstere Form zurück zu ur * ‚führen, für zwecklos.. Um aber auszumitteln, in welchem Ver- hältnisse ungefähr die Flächen b und k zu einander ständen, stellte ich mir ein rechtwinkliges viersei- tiges Prisma mit quadratischer *Grundfläche, Fig. ı, als Grund- form vor. Wenn bey dieser Vor- aussetzung die Flächen b aus ei- x ner 261 schen und tetraedrischen Grund- ® formen zurückführen; indessen gaben doch die Flächen & ein ‚Mittel an die Hand, sie einswei- len als ein vierseitiges Prisma mit schief aufgesetzten rhombischen Grundflächen zu betrachten. Die Dimensionen lassen sich dann so bestimmen: da die Flächen M,M unter Winkeln von etwa 703° zu- sammenfallen, so kann man an- nehmen, dafs auf der Rautenflä- che, welche die Flächen M senk- recht durchschneidet, die kleine Diagonale zur gröfsern sich wie ı : Y2 verhalte. Wenn man dann die Flächen x als durch ein glei- ches Verhältnifs der Abnahme auf den Ecken A entstanden betrach- tet, so kann man die Höhe der Kante o = 4 setzen und anneh- men, dafs eine Linie, die senk- recht von der Ecke Y auf die o gegenüberstehende Kante, gefällt wird, von dieser nach der Ecke A zu ein Stück abschneidet, das sich zu der senkrechten Linie wie ı:2 verhält; unter welcher Voraus- setzung folgt, dafs der Einfall von « auf o genauer ı34° 32° betragen werde. Die Rinfachheit aller dieser Verhältnisse macht diese Voraus- setzungen sehr wahrscheinlich.” = „Ver- 262 ner gleichen „Abnahme auf den 1 Kanten B (also aus B) entspran- 1 gen, so konnte man das Verhält- nifs der Höhe des Prisma zu der” Kante B wie Yıg : Yı2 setzen, wo der Einfall von b auf P ı2$° 29° betragen würde. Die Flä- “ chen k würden dann aus dem Verhältnifs der Abnahme B ihren Ursprung genommen habe. und der Einfall von k auf P 98° 56 messen. Die Flächen b und k - vereinigten sich bey dieser Vor- aussetzung unter 132° 35°.” „Andere Arten, als die Fig. 2. vorgestellte, habe ich von dersel- ben Krystallisation dieser Sub: stanz nicht bemerkt, wohl aber Abarten und Spielarten, indem nämlich zuweilen die Flächen b, häufiger aber die Flächen k, die grölsern waren, so dafs die-letz- tern zuweilen jene hie und da ganz verdrängten.” „Die Krystalle waren gröfsten Theils einzeln und lose, oder doch nicht auf eine besonders regelmälsige Weise mit einander verwachsen. Nur ein Paar mach- ten hiervon eine Ausnahme, in- dem sie eine vollkommene Hemi- tropie „Verhältnisse der Ab- nahme: 1 1 HA ı0t, & o Arten der Krystallisation: ı) PM, Fig. ı. Vierseitige schief- winklige Prismen, mit schräg auf die spitzigen Seitenkanten aufge- setzten Endflächen. 2) PMz, Fig. 2. Dieselbe Form, an den beyden spitzigsten Enden abgestumpft. 3) PMaxo, Fig. 3. Die letztere Gestalt, auch auf den spitzigen * Seitenkanten abgestumpft, „Mafse der vorzüglichsten Winkel. Einfall von P auf M 105° 2° und 78° 2° M ,„ M 20° 32° ,„ 109° 28° M. „a. 1952°-.162 A = 20-0 ale » 134° 37° Ebene Winkel der Flächen P 64° 38° und 113° 22“ — M6ztäß' und ı11° 12€” „Die Krystalle waren nicht ein- zeln, sondern unregelmälsig zu- sammen- tropie darstellten, die Fig. 3. ab- gebildet ist. Jede vollkommene wahre Hemitropie muls als eine Zusammensetzung von zwey Kry- stallen betrachtet werden, deren Verbindung aber so bewirkt ist, dals man dieselbe Figur erhalten würde, wenn man einfache Kry- stalle in zwey gleiche Theile trennte, und das eine Stück auf der ‘Ebene des Durchschnitts um das andere genau zur Hälfte um- drehte. Dieser Durchschnitt geht im gegenwärtigen Falle durch die Kante m, n Fig. 2., so dafs bey erfolgter Hemitropie, Fig. 3., die gleichnamigen Flächen b und k unter einander zu liegen kommen. Bey einem der Krystalle war diese Hemitropie unrein, indem sich zwischen den Flächen b, b noch ein kleines Stück der Flächek zeigte.” „Ich habe die gewöhnliche Form dieser Krystalle oben als sechsseitige zugeschärfte Prismen beschrieben. Da indessen die, Zu- schärfungsflächen aus demselben Verhältnisse der Abnahme, wie vier der Seitenflächen entsprin- gen, so würde man sie nach der repräsentativen Methode am besten als an den Endflächen mit ungleich (d.h. 263 sammengehäuft, an- durch- und übereinander gewachsen; oft rag- ten nur die spitzigen Ecken mit drey Flächen hervor, und da die Flächen P mit den Flächen M fast unter denselben Winkeln (nämlich 78° 2°) einfielen, wie die Flächen M unter sich (näm- lich 70° 32°), so nahmen sich dann die Krystalle beynahe wie die Enden von spitzigen Rhom- boödern, oder, nach der Wer- ner'schen Schule, wie einfache dreyseitige Pyramiden aus,” „Ich mufs übrigens erinnern, dafs die Krystalle, an welchen diese Untersuchungen angestellt sind, bey weitem nicht so voll- kommen ebene Flächen befafsen, wie man sich muls; dazu wünschen indessen sind mir diese nach wiederholten Ausmessungen an mehrern Rry- stallen sehr wahrscheinlich ge- Aber dals sie nicht ganz genau sind, Verhältnisse worden. auch gesetzt, so ergiebt sich doch, dafs nicht die: geringste Aehnlichkeit zwi- schen dieser Krystallisation und der des ameisensauren Kupfers Statt findet, und dals beyde höchst wahrscheinlich aus ganz ver- 264 (d. h. unter verschiedenen Win- keln) aufgesetzten Flächen zuge- schärfte Tafeln darstellen.” . c. An freyer warmer Luft be- schlagen die Krystalle mit einem bläulich - weifsen Pulver, und verwandeln sich zuletzt ganz darin. d. Das spec. Gewicht der Kry- stalle verhielt sich in einer Tem- peratur von ı6° R. zu dem des Wassers = 1,815 : 1,000. e. In der angeführten Tempe- ratur nahmen 2603 Theile Was- ser 309 Theile Salz auf; in ei- nem zweyten Versuch 2335 Theile Wasser 277 Theile Salz. In bey- den Versuchen verhalten sich die Zahlen = 8,42 : 1,00. In der Siedhitze scheint es in jedem Verhältnisse im Wasser auflöslich zu seyn, da die Krystalle in der Hitze schon in ihrem Krystall- wasser zergehen. f. Weingeist (von 86 pCt. Al- koholgehalt) nahm vom ameisen- sauren Kupfer in einer Tempe- ratur von ı4° R. nur z4; auf, und färbte sich davon schwach bläulich. g. Die verschiedenen Grundformen ent- springen.” ? c. Die Krystalle des essigsauren Kupfers bedecken sich unter den- selben Umständen mit einem grün- spanfarbigen Ueberzuge , verwit- tern aber nicht so leicht ganz. d. Die Krystalle des essigsau- ren HKupfers zeigten in gleicher Temperatur ein spec. Gewicht von 1,914. e. Von dem essigsauren Kupfer hatten in einemVersuche 3807Thei- le Wasser 2yo Theile; in einem an- dern 4154 Theile desselben 306 auf- gelöst. Diese Zahlen verhaltensich =13,3:1,ound= 13,5: 1,0, so dals ‚also das essigsaure Kupfer in dieser Temperatur um mehr als i schwerer auflöslichist. In derSiedhitze aber fordert es nach Wenzel (Lehre von der Verwandtschaft S. 444) 5 Theile Wasser zur Auflösung. j. Weingeist nimmt nach Wen- zel(a.a.0. 5.437.) im Sieden un- gefähr ; auf, in dem Verhältnifs wie 240 : ı8, und die Auflösung krystallisirte beym Erkalten. > g. Das g- Die trockne Destillation des ameisensauren und essigsauren Kupfers bietet auch sehr grolse Abweichungen beyder unter ein- ander dar. tze wird das ameisensaure Kupfer in seinem Hrystallwasser flüssig, welches nach und nach überde- stillirt, wobey sich ein Theil der Luft der Gefässe entwickelt. Das Salz ıst dann wieder trocken, von lebhafterer blauer Farbe, und es tritt ein Stillstand in der Gas- entwickelung ein, bis die Hitze Bey anfangender Hi- den zur Zersetzung nöthigen Grad _ erreicht hat. Dann beginnt sie, unter Begleitung einiger grauer Nebel und Uecbergehung von noch etwas Flüssigkeit, auf ein- mahl wieder mit grofser Hef- ‚tigkeit und sehr reichlich, und ist dann in kurzer Zeit beendigt, — Der Rückstand in der Retorte ist zusammenhängend, schwam- mig, von der Farbe des Rosetten- kupfers, schwach metallisch glän- zend, nimmt aber durch Drücken zit einem Chalcedon den lebhafte- sten und reinsten Kupferglanz an. In verdünnter Salpetersäure löfte er sich auf, ohne eine Spur von Kohligem zurück zu lassen. Es war 265 g. Das essigsaure Kupfer ver- knistert Anfangs, und es werden selbst Stücke ın den Hals der Retorte übergeworfen. Die Flüs- sigkeit fängt früher überzugehen Das Salz verliert in dem Mafse, wie dieses an und reichlicher. erfolgt, seine grüne Farbe von Aufsen nach Innen und wird braun, ohne in irgend einer Periode flüs- sig zu werden. Dabey fängt auch Gasentwickelung an, die von An- fang bis zuEnde mit zunehmender Stärke fortgeht, ohne dals sich ein Stillstand zeigte, wie bey dem ameisensauren Kupfer; sie ist auch bey weitem weniger reichlich und nicht so plötzlich, wie bey letzterm, sondern geht bis ans Ende ge- mälsigt' fort. Bey der gröfsten Stärke derselben gehen auch dich- te Nebel über, die sich in dem Retortenhalse zu einem schnee- weılsen höchst loekern wolligen Anfluge verdichten und ihn oft ganz ausfüllen. — Der Rückstand in der Retorte hat eine schwärzlich rothbraune Farbe, meistens noch die Gestalt der angewandten Kry- stallstücke, lälst sich durch Drü- eken zu Pulver bringen und nicht zusammendrücken und dehnen, wie 265 war also vollkommen reines, regu- linisches, Metall: eine Zersetzungs- art, wie man sie, meines Wissens, bey Salzen dieser Art, noch nicht kennt. Das rückständige Kupfer wog 28,3-von ı00 des angewand- ten Salzes. — Die übergegangene Flüssigkeit war blols wässerig- sauer, ohne eine Spur von brenz- lichem Oele. Sie hatte einen et- was stechenden’ Geruch, mit dem eigenthümlichen der Ameisensäure verbunden. Von 450 Gran des Salzes betrug sie ı47 Gran und erforderte ı63 Gran einer Auflö- sung des kohlensäuerlichen Na- trons zur Neutralisirung. Ich konnte nach der Sättigung dieser Flüssigkeit keine Eigenschaften an ihr wabrnehmen, welche die Ver- muthung begünstigt hätten, dafs bey der Destillation des ameisen- sauren Kupfers eine ähnliche brenn- bare Flüssigkeit gebildet werde, wie bey der Zersetzung des essig- sauren, und der anderen essig- sauren Salze. — Das erhaltene Gas betrug aus jener Menge Salz 340 Rhl. Duod. Cub. Zoll, wovon sich 223,40 als Kohlenwasserstoff- gas und 116,60 als kohlensaures Gas zeigten. Beyde waren also fast m dem Verhältnifs wie 2: ı, und wie der Rückstand vom ameisen- sauren Kupfer. Er nimmt beym Reiben mit dem Chalcedon kei- nen so starken und reinen Ku- pferglanz an, wie letzterer, und bey der Auflösung in Salpeter- säure bleibt eine beträchtliche Menge Kohle zurück. — Die über- gegangene Flüssigkeit wog von 450 Gran des essigsauren Kupfers 228 Gran; sie hatte einen in noch höherem Mafse stechenden Geruch als der Lowitzische Eisessig; nur war der Essiggeruch nicht rein. Von etwas übergesprungenem Sal- ze war sie grün gefärbt, und be= durfte zu ihrer Neutralisirung 1278 Gran derselben Natronlauge, wie bey der Flüssigkeit aus dem ameisensauren Kupfer angewandt wurde.” — Das weilse Sublimat, das sich im Halse ‘der Retorte angesetzt hatte, erhielt an der Luft eine grüne Farbe; von de- stillirtem Wasser wurde es nur zum Theil aufgenommen, der un- aufgelöste Antheil nahm eine gelbe Farbe an, und eben diese Verän- derung erlitt es auch durch Ein- wirkung von Aetzlauge. Schon de Lassone bemerkte dieses Sublimat (Me&moires de YAcad. 1773: P. 60 suir.). Proust hat nach- und begleiteten sich in diesem Verhältnifs auch in allen aufge- fangenen einzelnen Antheilen. — 315 Thle Salz gaben mir durch Zersetzung der Auflösung mit ätzendem Rali 112,7 geglühetes braunes. Kupferoxyd, = 35,7 für 100 des Salzes. jenen 28,5 Kupfer 7,0 Sauerstoff (nach Gay -Lussac’s Bestim- mung), so erhält man 35,5 für ı00 krystallisirtes Salz, und es bleiben 64,5 für Säure und Kry- stallwasser. - Rechnet man zu 267 / nachher dessen auch wicder ge- dacht, und ist der Meinung ge- wesen, es Sey wasserleeres essig- saures Kupfer (Gehlen’s N. allg. Journ. der Chemie Bd. 6. S. 581). scheinungen zeigen aber, dals es Die angeführten Er- zu dem grünen essigsauren Hu- pfer in demselben Verhältnisse stehe,- wie das weilse salzsaure Kupfer zu dem grünen steht. Ich versuchte daher auch diese Ver- bindung durch anhaltendes Sie- den einer Auflösung des grünen essigsauren Kupfers mit feinem metallischen Kupfer in einer Retorte zu bilden: allein auf diesem Wege wollte es nicht gelingen, sondern die Auflösung blieb unver- ändert; derselbe Erfolg fand Statt, als salpetersaures Kupfer auf gleiche Weise behandelt wurde, und es scheint also nur das grüne salzsaure Kupfer durch solches Verfahren auf eine niedrigere Oxy- dationsstufe gebracht werden zu können. — Das Gas betrug von der oben angeführten Menge Salzes ır0,7 Rheinl. Duod. Cubi Zoll, und davon waren 6ı Cz. kohlensaures und 49,7 Kohlenoxydgas, das mit blauer Flamme brannte. Die Menge des Gases verhält sich also zu der aus dem ameisensauren Kupfer kaum wie ı : 3, und das aus dem letztern war auch Hohlenwasserstoffgas, welches mit der diesem eigenen“Farbe der Flamme brannte. Zu einer genaueren Analyse fehlte es mir an den Hülismitteln, auch blieben‘ die Pro- ducte sich in verschiedenen Versuchen, in Hinsicht auf die Mengen an Säure und Gas, und das Verhältnils der beyden Gasarten unter sich, nicht gleich. Die Verhältnilsmenge des Metalles in dem Rück- ‘ stande der Destillation läfst sich in diesem, Versuche nicht genau und rein bestimmen. Durch die Zersetzung auf dem nassen Wege, 34 durch 5 268 durch ätzendes Kali, erhielt ich ein Mahl sı7 Gr. schwarzes Oxyd . aus 290 Gran essigsaurem Kupfer, in einem zweyten Versuch aus. 320 Gran des Salzes 428 Gr. Oxyd, welches 40,3 und 40,0 für ı00 essigsaures Kupfer giebt. — Aus der Vergleichung der Erscheinun- gen bey der Zersetzung dieser beyden Salze gehet hervor, dafs die Ameisensäure in ihrer Verbindung weit mehr. verdichtet ist, und daher eine vollständigere Zersetzung derselben unter reichlicherer Gasbildung ertolgt. 5 Ameisensaurer Baryt. a. Die Krystalle des ameisen- sauren Baryts sind ausnehmend klar und durchsichtig, stark glän- zend, vonDiamantglanz. Sie sind an der Luft. ganz beständig, und sowohl durch Abkühlen, wie durch gelindes Verdunsten, der Lauge sehr leicht zu erhalten. Essigsaurer Baryt. a. Die Erystalle des essigsau- ren Baryts stehen denen des amei- sensauren in den angeführten Ei- genschaften nach. An der Luft überziehen sie sich bald mit ei- ner undurchsichtigen Rinde, und ' verwittern zuletzt durch und durch, ohne ihre Form zu verlieren. Be- kanntlich hielt man früher den essigsauren Baryt für unkrystallisirbar , bis Bucholz zeigte, dafs er durch gelindes Verdunsten der Lauge in der gewöhnlichen Tem- peratur zum Krystallisiren zu bringen sey. (Trommsdorff’s Journal der Pharmacie ete. Bd. ı, St. 2, S$. 77 fg.) Die Länge der Zeit aber, welche er dazu bedurfte, verbunden mit der geringen Dicke der Krystalle, und der angezeigten Art, sich. zu gruppiren, so wie die Angabe, dafs sich die Krystalle an der Luft halten, zei- gen mir, dafs diese Krystalle von denjenigen verschieden sind, welche ich durch den gleich zu erzählenden Handgriff sehr leicht erhalte. Man verdunstet nämlich die Auflösung des essigsauren Baryts, welche man dureh Auflösung von kohlensaurem Baryt in verdünnter reiner Essigsäure bereitet hat, gelinde bis zur völligen staubigen | | | 269 staubigen Trockenheit, löst dann den Rückstand in der eben hin- reichenden Menge destillirten Wassers in der Temperatur der Milch- wärme wieder auf, filtrirt die Auflösung und stelltssie in einer flachen Schale zum gelinden Verdunsten hin. In nicht langer Zeit setzen sich schon Krystalle an, die selbst in kleinerer Menge von Lauge oft sehr ansehnlich werden. Ohne dieses Verfahren wollte es mir nie gelingen, andere als dünne nadelförmige Krystalle zu’ erhalten, wenn gleich ich überflüssig kkohlensauren Baryt zusetzte, und damit- erhitzte. Wahrscheinlich rührt diese Erscheinung von dem so nicht völlig zu bewirkenden Neutralitätszustande und einem noch übrig bleibenden Grade von- Begeistung der Säure, her. Ob vielleicht durch Zusatz von etwas kaustischem Baryt ein ähnlicher Erfolg zu R; E: s N . ten aufgesetzte - schärft bewirken sey, habe ieh noch nicht versucht. b. Die Gestalt dieser Krystalle des ameisensauren Baryts ist vom Hrn. Prof. Bernhardi auf fol- pande Weise bestimmt worden : „Die Form des ameisensauren ‘f Baryts ist sehr einfach. Sie ist ein gerades yierseitiges schiefwink- % _ biges Prisma, das an beyden En- © den durch auf die stumpfen Kan- Flächen ist. ‘ Die Seitenflächen sind mehrentheils in die Länge gezogen, Fig. 2; zuge- selten stoßen sie mit den Zuschärfungsflächen in eine gemeinschaftliche Ecke _ Zuweilen be- merlit man aufserdem noch schmale Flächen, welche die schärfsten ® Sei- zusammen, Fig. ı. b. Die Krystalle des essigsau- ren Baryts, welche Hrn. Prof. Bernhardi zur nachfolgenden Beschreibung gedient haben, sind - von der Güte des Hrn. Dr. Bu cholz’s mitgetheilt worden. „Die wenigen deutlichen Kry- stalle dieser Substanz, welche ich zur Hand hatte, waren stark in die Länge gezogene achtseitige, auf den Seitenflächen etwas der Länge nach gestreifte Prismen, die mit vier, unter verschiedenen Winkeln auf die spitzern Seiten. kanten aufgesetzten, Flächen zu- gespitzt waren, Fig. 2. Von den Winkeln, unter welchen die Sei- tenllächen zusammenstielsen, fand ich 270 z Seitenkanten abstumipfen, Fig. 3. Die Flächen MM stolfsen an der Kante F ungefähr unter 753°, die Flächen P an den Kanten B un- ter beynahe 82° zusammen.” „Als Grundform dieser Substanz kann man daher ein Rectangulär- octaöder, Fig. ı, ansehen, in welchem die längere Diagonale einer auf den Flächen M,M senk- recht aufstehenden und durch O laufenden Fläche zur kürzern wie v3 :v3, und die gerade Linie, die von O zur gegenüberstehen- den ähnlichen Ecke gezogen wer- den kann, zu der Länge der Kante F wie Y3:2 sich verhält.” Verhältnisse der Abnahme pP ’ M 9 +p, r 118 f Arten der Krystallisation ı, PM, Fig. ı, 2. 3, BMf,'Fig: 3: Malse der vorzüglichsten Winkel. Einfall vonP auf PbeyO 98° ı>° —- — „—»—B 81° 48 — — M—M— 0 ı04° 28 arm 789° 127° 46° ” Iw —_— .—f ich vier einander gleich, und diese betrugen ungefähr ı31°. Von den übrigen mafsen zwey der gegenüberstehenden etwa 134°, und die zwey andern 103°. Auf diese letztern waren die Zuspi- tzungsflächen unter 122°, auf die vorhererwähnten unter 116° , auf- . gesetzt. Die Zuspitzungsflächen selbst fieien unter gleichen Win- keln von ungefähr ı39° auf ein- ander ein. Aus diesen Ausmes- sungen liefs sich [chliefsen, dals man die vier Zuspitzungsflächen an jedem Ende als die primitiven betrachten, und also zur Grund- form ein Rectanguläroctaäder, Fig. ı, annehmen müsse, in welchem das Verhältnifs der längern Dia- gonale einer auf den Flächen M, M senkrecht ruhenden und 0 schneidenden Fläche zur kürzern = 2: ı, und jenes der geraden Linie, die von O zur gegenüber- stehenden ähnlichen Ecke gezo- gen werden kann, zu der Länge der Kante F= Vz: v5 zu se- tzen ist.” Verhältnisse der Abnahme ı 2, u Pr, M, ‚a Tabz RrH ss» Ai . ı 26 S 13 a n @ ß Arten Er 271 Arten der Krystallisation ı) PMxß, Fig. z, die gewöhnlichste Form. 2) Pn«ß. Fig. 3, nur ein Mahl bemerkt. Mafse der vorzüglichsten Winkel Einfall von P auf P 1150 22° J „—M 139° 6° » — Kanteb ı22° ı9/ M—M 1260 52° » — Kante f 1160 34° n— 305 1460 18 u — u 1030 20° wu 1510 12° ß —B 134° 16° KanteC — C 137° 10° Ebener Winkel p 93° 50° ” „ m 70° 32’ „Vergleicht man diese Krystallisation mit der des ameisen- sauren Baryts, so hat sie weiter keine Achnlichkeit mit ihr, als dafs sich die Grundformen beyder auf ein Rectanguläroctaäder zurück- führen lassen; denn die drey Dimensionen, nach welchen man ge- wöhnlich die Grundform bestimmt, sind in beyden wesentlich ver- schieden, in dem ameisensauren Baryt nämlich = yY3:V3:2; in dem essigsauren = Y8:: Y2 : V5, so dafs die Form des einen auf keine Weise aus der Form des andern abgeleitet werden kann, beyde also, in blofs krystallographischer Hinsicht, als ganz ver- schieden betrachtet werden müssen.” ce. Der ameisensaure Baryt braucht c. Der essigsaure bedarf dessen in einer Temperatur von + ı2° R. nach Bucholz (Beyträge zur Er- auf i weiterung 272 auf ı00 Theile nahe 400 Wasser zur Auflösung. > d. »00 Theile in Wasser aufge- löst und mit Schwefelsäure gefäl- let, gaben 192 Gr. schwefelsauren Baryt. wurden für die gleiche Menge ı01,7 Grangewonnen. Diesesgiebtnach dem Bucholz’schen Verhältnifs von 67,51 Baryt in 100,0 schwefels. Baryts, 68,86 und 68,63 Baryt in 100 ameisensaurenBaryts, so dafs 31,14 und 31,35 für Säure und In einem andern Versuche weiterung etc. der Chemie gtes Heft S. ı05) in einer Temperatur von 10 — 12° nur 125 Theile. d. Von ı00 Theilen essigsaurem Baryt erhielt Bucholz nur 84 "Theile schwefelsauren Baryt (ebd, S. 103), welche 56,70 Baryt an- zeigen. Die Krystalle verloren “durch Erhitzung 0,07 Krystallwas- ser, so dafs 36,93 für die Säure in ı00 Theilen des krystallisirten Salzes übrig bleiben. Krystallwasser bleiben. Von letz- terem scheint keine merkliche Menge vorhanden zu seyn, indem 50 Gran des zerriebenen Salzes, lange Zeit in der Wärme gehalten, nichts am Gewicht verloren hatten. > DI On X. Dee E E N. #7 Se > e 2 : Dez AMEISENSAVRER BARYT. EssıGSAVRER BARYT. 273 RIETSTIDHOOIEHIOEISOH. > EI90H99YH90 0999999595 6060000r05 eSer SamueL TuomAs SoOEMMERRING'S Versuche und Betrachtungen über die . Verschiedenheit der Verdünstung des Weingeistes durch Häute von Thieren und von Federharz. Vorgelesen in der phys. math. Classe am 30. December 1809. Ir meinen Zusätzen zu Osiander’s Abhandlung über das vortheilhafteste Aufbewahren thierischer Körper im Weingeiste, Göttingen, ı793 — theilte ich meine damaligen Erfahrungen, treulich, ohne Hinterhalt, dem Publikum mit, und hatte das Vergnügen, zu erfahren, dafs sich Jedermann über ihre genaue Richtigkeit freute. Indessen zeigten sich mir, seit jener Zeit, bey areometrischer Prüfung des Weingeistes, welcher mehrere Jahre lang -über soge- nannten Präparaten gestanden hatte, Erscheinungen, welche so besonders schienen, dals sie mich bewegten, eigene Reihen von Versuchen anzustellen, um richt nur diese Erscheinungen selbst nä- her kennen zu lernen, sondern auch die Ursachen derselben so viel möglich zu ergründen. 35 * Ich Ich habe die Ehre, der Königl. Akademie der Wissenschaften hier die Resultate von fünf Reihen von Versuchen vorzulegen, wel- che nicht nur eine Zeit von sechszehn Monaten erfoderten, sondern sich auch durch Neuheit und Wichtigkeit sowohl der Physik als Chymie im Allgemeinen empfehlen möchten. Zu meinem dermaligen Zweckte ist es völlig hinreichend, den Weingeist blols als aus Alkohol und Wasser bestehend anzu- nehmen, weil ich in gegenwärtigem Aufsatze von keinem andern, als aus gläsernen Retorten und dem Sandbade bey mälsigem Feuer destillirten WVeingeiste handle. , Zur Bestimmung des Mischungs - Verhältnifses des Alkohols zum Wasser nach Graden bediente ich mich blofs meines nach ei- genen Grundsätzen graduirten Areometers. Auf meinem Areometer nämlich zeigt Zero oder o reines, desüllirtes Wasser; ı00 dagegen möglichst wasserfreyen, das ist, entweder durch Weinsteinsalz oder durch salzsauren Kalk bereiteten und nochmals destillirten Alkohol an. Dem gemäls ist ferner ein Viertel Alkohol mit drey Vierteln Wasser, dem Gewichte nach, gemischt, durch 253; halb Alkohol mit halb Wasser durch 50; drey Viertel Alkohol mit einem Viertel Wasser gemiseht, durch 73 bezeichnet. Die dazwischen gehören ien Gıade sind alsdenn, auf dem calibrirten Rohre, mit dem Zirkel gleichmälsig ausgetheilt. Nach einem von Renard zu Stralsburg vortrefflich verfertigten Areometer S gleicht 75 meines Areometers 27 bey Baume, 25: bey Cartier; A Be reale sn Hand Baume, 165 Cartier; Deere nen, ae Baume, ı4ı Cartier. Sämmt- ER FE OmN /9 Sämmtliche Versuche wurden angestellt in einem sehr hellen und geräumigen Zimmer, welches so genau nach Norden lag, dafs solches im ganzen Jahre kein Sonnenstrahl erreichte. Um die Feuch- tigkeit aus selbigem abzuhalten, blieb ein Fensterflügel beständig, bey Tag und Nacht, Sommer und Winter hindurch ausgehoben. Erste Reihe von Versuchen. Vom 24. April bis zum 25. Julius 1808. In acht, 6 Zoll hohe und 3 Zoll weite, eirie untereinander ziemlich gleiche Mündung. von etwa 2 Zoll habende, sogenannte Zuckergläser, von einer der besten böhmischen Hütten, that ich, den 24. April 1808, sechs Unzen sogrädigen, also aus halb Wasser und halb Alkohol bestehenden, Weingeist, bedeckte die.Mündung eines jeden dieser acht Gläser mit einem verschiedenen Stoffe, nämlich: Den 25. Jul., also nach 3 Monaten, war der Weingeist das Glas an Qualität: an (Quantität: N? 49 Grad, also um ı| f N° ı. mit einer aus 43 Lagen von Grad an Alkohol Ein wenig ver- Federharz bereiteten Haut. . E | mindert. geringer. | z N° 2. mit einerähnlichen nur dün- 44. also um6 Grad on) Etwas mehr ver- neren Haut von Federharz . . Alkohol geringer. | mindertals No.ı. Ne 3. Harnblase von Schwein, de- ren innerste Haut abgeschält, 53. alsoum3 Gradan Noch mehr ver- und deren äufsere Oberfläche) ‚Alkohol besser. |mindertals N°.2. nach aulsen gewendetwar .. No 4. Schwimmblase vom Wels (Silurus glanis) mit der innern Haut nach aufsen gewendet. . Ne 5. Harnblase eines Ochsen, in- nerste Haut abgeschält, äufsere Oberfläche nach aufsen. . . . 55.alsoum53Gradan Noch mehr als Alkohol besser. |N®e, 2. 55. alsoum 3Gradan Alkohol besser. Wie Ne. 4. 35° No 6. 276 Ne 6. Ungeschälte Rinderblase, mit nach aulsen gewendeter 56.alsoum 6 Grad nA Mehr als No. 5. Obrsrhe ui Alkohol BEahen: vermindert. Ne 7. Amnios, oder das feine Häutchen einer Kalbs- Nach-| 48.also um 2 Grad aan Fast um die Hälf- geburt, mit der innern Ober-) Alkoholgeringer. |te vermindert. fläche nach aufsen gewendet. No 8. i inds-| : DB Imre SR El '40.alsoumıoGradan Ueber die Hälfte blase, mit der äulsern Ober- x Alkohol serinzser. | vermindert. fläche nach aulsen gewendet. 5 r Während dem öfteren Beschauen der Gläser bemerkte ich, dafs die mit Federharz verschlossenen Gläser, No ı. und 2., wie es schien, an der kältesten Seite, inwendig über dem Weingeiste be- schlugen, oder dafs sich verdünstende Wassertheilchen zu Tröpfchen ansammelten, gerade wie in vollkommen geschlossenen Gläsern. Dafs eine zwar so dichte, aber doch auch zugleich so feine Haut, als die innerste einer Rindsblase, und die noch feinere Nach- geburts-Haut (4mnios) den Weingeist sich sowohl der Quantität als der Quantität nach verringern lassen, wird wohl Niemandem uner- wartet scheinen. Allein unerwartet möchte es wohl Manchem scheinen, dafs in dieser Reihe von Versuchen die Bedeckung mit Federharz dem Wein- geiste, bey so weniger Veränderung seiner (Juantität, so merkliche Veränderung seiner Qualität gestattet, so wie die Bedeclkung von Rindsblase dagegen dem Weingeiste verhältnilsmälsig weniger Ver- änderung seiner Qualität, als seiner Quantität zuläfst. N Diese neue, mir auffallende Erscheinung des Verfliegens des Alkohols und des Zurückbleibens des WVassers bey Anwendung ei- ner Membran von Federharz bewegte mich, gleich auf der Stelle eine zweyte Reihe von Versuchen zu unternehmen. Zweyte #17 Zweyte Reihe von Versuchen. Vom 25. Julius bis zum 22. August 1808. In fünf möglichst gleiche Gläser that ich am 235. Julius 1808. eine gleiche Portion 5ogrädigen Weingeist und bedeckte Den 22. August ı808, also nach 4 das Glas Wochen, war der Weingeist: Ns ı. und 2. mit einer Haut aus 48grädig, also um 3 Wenig an Quali- Hederhanz: u... 2, miese Grad geringer. _|tät verringert. Ne 3. mit einem Stücke Rinds- Fre A RT Sıgrädig, also um ı Merklich verrin- 3 fläche auswendig war.... u BEIDE Ne 4. mit einem möglichst glei- dersel SR BtBehR. ‚non „derenlbeu S1!grädig, also um ı3 Noch merklicher Grad besser. als No 3. Rindsblase; nur war die in- nere Oberfläche nach aulsen gewendet. ... 2.2.2... No 5. mit einermattgeschliffenen (doucirten) Glasplatte, welche auf den ebenfalls matt geschlif- fenen Rand des Glases genau Unverändert. Unverändert. anschlols, und durch darüber gespannte Rindsblase festge- halten ward ..... an Dieser zweyten Reihe von Versuchen zufolge reicht ein Zeit- raum von 4 Wochen schon hin, zu bestätigen: dafs 1° von einem Weingeiste, welcher zur Hälfte aus Alkohol, zur Hälfte aus Wasser besteht, eine Bedeckung von Seen wohl Alkohol, aber nicht Wasser durchläfst. 2° Dals 278 2° Dals dagegen eine Rindsblase von solchem Weingeiste verhältnifsmäfsig mehr Wasser als Alkohol durchläfst. 3° Dafs es, wie auch die Folge lehrte, gleichgültig ist, ob man die innere oder die äufsere Oberfläche einer Rindsblase bey der Bedeckung nach aufsen wendet. 4° Dafs Weingeist in einem Glase, auf die Art aufbewahrt wie in Ne 5, sich seiner Qualität und Quantität nach nicht verän- dert, beweist die Zeit von einem Monate nicht hinlänglich, da- her ich hier noch aus sonstiger Erfahrung zusetzen muls, dals ich auch nach 5 Jahren keine Veränderung wahrgenommen habe. Um alles noch zuverläfsiger und genauer bestimmen zu können, war sowohl eine Abänderung, als eine grölsere Mannigfaltigkeit in diesen Versuchen erforderlich. Diese suchte ich zu bewirken durch folgende Dritte Reihe von Versuchen. Vom 22. August bis zum 30. October 1808. Den 22. August ı808 füllte ich von eilf (73 Zoll hohen und ı0 Linien weiten) Gläsern zur Hälfte, einige mit schwächerem, an- dere mit stärkerem Weingeiste, sche andere mit blofsem Wasser, und bedeckte sie, wie folgende Tabelle angiebt, mit verschiedenen Stoffen. » %s bedeckte nämlich : No ı. Glasplatte, gerade wie in Ne 5. der zweyten Reihe, was dünner alsin Ne 4.. No 3. Federharz, sehr dünnes. 2 ET a SLR er er Rindsblase , Oberfläche nach aufsen . 4 No 2 -wopear) ©g uoA A810BuraAaA N° 6. Rindsblase, innere Ober-62grädig, also unrer- Wie Ne fläche nach aufsen . No 7. Zweymal aus einer gläser- nen Retorte destillirtes\Vasser. Haut von Federharz, eben so BreltalsıNa AH Sr ae No 8. Zweymal destillirtes Was- ser. Rindsblase mit der äufsern| Oberfläche nach aulsen gewen- No 9. Gleiches Wasser. Rinds- blase, innere Oberfläche nach aulsen gewendet Or ar ver TE derharz - Bedeckung Ne ı1. Weingeist, Rindsblase eine matt geschliffene' No 2. Haut von Federharz, et- 58grädig, also um 4 Den 30. October 2 Monaten, war 62grädig, also unver- | ändert. Grad geringer. Grad geringer. Grad geringer. ändert. ändert. h Ne 10. Weingeist, g4grädig. Fe-|gogrädig, also um 4 Grad geringer. g4grädig.|86grädig, also um 8 Grad geringer. | 279 ı808, also nach der Weingeist: An Quantitätun- verändert. Um viel verrin- gert. 6ogrädig, also um z | Merklich verrin- gert. Federharz, dicker als/6ıgrädig, also um ı Um wenig ver- ringert. äufsere|62grädig, also unyer- Um mehr als No, 12. verringert. 5- Um nichts ver- ringert. In diesen bey- den Gläsern um gleich viel ver- ringert. Merklich verrin- gert. Weitmerklicher verringert alsN®. 10. Merk- 280 -Merkwürdig war in diesen Versuchen: ı° dafs, ungeachtet die Haut aus Federharz No 2. 3. 4. genau über die Mündung des Glases gespannt, und durch Bindfaden dicht anliegend gemacht worden war, man dennoch den Geruch des Alkohols durch selbige spürte. 2. Beschlug N° ı. gerade wie Ne 7., desgleichen Ne ı0., so auch Ne® 2. 3. 4, doch weniger. Ne 5. 6. 8. 9. ıı. dagegen be- schlugen nie. 3. Zeigte sich nun überzeugend deutlich in No 7., dals Fe- derharz Wasser nicht durchdünsten läfst. 4. Federharz liefs von 64grädigem Weingeist mehr Alkohol als Wasser durch, wie No 2. 3. 4. beweisen. 5. Rinderblase läfst 62grädigen Weingeist durchdünsten, ge- rade so, wie er ist. 6. Näherte sich aber der Weingeist dem reinen Alkohol, z. B. war er g4grädig, so verflog doch mehr Alkohol durch Rinder- blase, als durch Federharz, wie Ne ıı. mit No ı0. verglichen beweist. Da mir aber dreyfsigjährige Erfahrung bestätiget hatte, dafs zur Aufbewahrung gewöhnlicher anatomischer Präparate, z. B. von Embryonen, Sinnorganen u. s. f. 38grädiger Weingeist die besten Dienste leistete, so entschlofs ich mich, solchen Weingeist insbeson- dere durch eine eigene Reihe von Versuchen zu prüfen. Vierte 281 Vierte Reihe von Versuchen. Vom 30. October ı808 bis zum ıo. May ı809. Den 30. October 1808 füllte ich] Den ı0. May 1809, also nach 6 Mona- eine gleiche Qualität 3ßgrädigen ten, öffnete ich die Gläser, und fand Weingeist in fünfgleiche Zucker- ‚den W eingeist: gläser, und bedeckte Rücksichtlich der Qualität: der Quantität: wo ı. mit einer doppelten Haut| 37. also um ı Grad! Wenig Abgang. aus Federharz ........ geringer. _ No2. mit Rindsblase. .. ... RE RR ar besser. gang. Ne 3. mitmit Hausenblasenauflö-| 4a... .... 4 » » . EinSechstel Ab- sung bestrichener Rindsblase. besser. gang. No 4. mit einer Glasplatte, wie in der zweyten Reihe No 5. . No 5. mit der nämlichen Feder- r harz-Haut, welche in der drit- | _ ten Reihe von Versuchen in Ne 7.in 2 Monaten kein Was- ser durchgelassen hatte... . Unverändert. Unverändert. De Ve Pe‘ r 37. also um ı Grad Wenig Abgang. 5 erin Ber. Er Aufser dafs diese vierte Reihe von Versuchen die Resultate der drey vorigen bestätigte, zeigte sie noch insbesondere, dafs mit ' Hausenblasenauflösung bestrichene Rindsblase weit weniger Alkohol durchläfst, als blofse Rindsblase. } = Zur Vervollständigung dieser Versuche schien es also erforder- lich, sowohl zu untersuchen, wie sich ganz offen der Luft ausgesetzter, oder nur mit’ Papier oder Holz bedechter Weingeist verhält; als noch ') genauer die Quantität des Verlustes zu bestimmen. — Daher ich auch . '\ mur die in dieser letztern Reihe von Versuchen angewendeten Be- deckungen in der Natur selbst vorzeige. 36 Fünfte 282 — EN & Fünfte Reihe von Wersuwchen Vom ’'ı6. May bis zum 9. August 1809. Den ı6. May ı809 in zehn ziemlich gleiche Gläser acht Un- zen Aogrädigen Weingeist gethan, welche davon ungefähr zur Hälite gefüllt wurden. S “ Pr ; 7 Den 9. August, also nach 3 Monaten, war der Weingeist: 7 Rücksichtlich der Qualität: der Quantität: No ı. war offen. — Den 6. Junius, oder nach 3 Wochen, war der - Weingeist 2g9grädig, also um lol W. fol % h 3° an ıı Grad an Qualität und um) ler 121 olglich 45 Uuz. R : ak 3 | verllogen, ı2 Unzen an (uantität verrin- SI... 20er e N® 2. mit gemeinem Schreibpa- pier bedeckt. Den 6. Junius, also nach 3 Wochen, war der 38. Unz. Weingeist zggrädig,, also um| Kaum 6grädig. folglich 43 Unz. ıı Grad an Qualität und etwas verflogen. mehr als ı$ Unzen an Quanti- täb-yertingert alone lee » SR i ; Eee 65 Unz. N° 3. Amnios, mit Hausenblasen-) 43grädig, also um 3 i kotn.! 3 folglich ı$ Unz. auflösung bestrichen ... . . - Grad besser. 4 verlosen . No 4. Rindsblase, mit Hausen-|44.......».. 4 folelich er Bi i blase bestrichen ....... Grad besser. olglıch 15 Unze Ei verflogen. SE 5 . s Ne 3. Schweinblase, mitHausen- 44. .... ee folelich 6 u blase bestrichen ”...... | Grad besser. TON verflogen. Ne 5. | \ >83 h | 7? Unz, N> 6 TannenholzeinerLinie dick.| 4o. also unverändert. folglich } . K verflogen. Ne 7. Amnios mit Federharz be- 36. also um 4 Grad LE ” uns i Strichen. . . .... 0... | ‚geringer. Br verllogen. Rt, EA A,Unz Ne 8. Federharz -Haut. ... . geringer. folglich 3 2 verflogen. 4 38 & 78 Unz. No 9. Federharz - Haut. ... ». Eh folglich 2. 3 ’ geringer. > A 2 verflogen. N° ı0. Glasplatte, wie in der Unvezändert Yogrä- 3 zten, zten und 4ten Reihe von, Unverändert. dig. Mersuchen s-.u.:7..4.. ‘ Nimmt man nun diese fünf Reihen von Versuchen zusammen, _ so ergeben sich aus solchen folgende Resultate: # . Aus einem ruhig stehenden, eine Mündung von 2 Zoll haben- den, RB Glase, in einem offenen Zimmer, verlliegt von 4ogrädigem (d. i. in 100 Theilen 46 Theile Alkohol und 60 Theile Wasser hal- tendem) Weingeiste in Zeit von drey Monaten aller Alkohol und überhaupt mehr als die Hälfte der ganzen Quantität. 2. In einem mit gewöhnlichem Schreibpapier bedeckten Glase . .” 3. Eine Bedeckung von Tannenholz dürchfliegt 4ogrädiger Wein- h geist gerade so, wie er ist, ohne verhältnilsmälsig mehr von seinem oh ‚ als von seinem Alkohol zu verlieren oder zurückzulassen. | ei 36 ? Wendet J ; x 284 Wendet man diese Erfahrung auf die Aufbewahrung des Brannteweines oder selbst des \Veines in Fässern von Tannenholz an, so läfst sich. leicht schliefsen, wie mir auch die Erfahrung zeigte, dafs der Abgang an Wein ‚und Branntewein desto grölser seyn werde, je länger man ihn ın solchen Fässern aufbewahrt, Man sieht zugleich, was man eigentlich von dem sogenannten Auf- oder Nachfüllen des Weines zu halten hat, und dafs bey näherer Prüfung es mit der Veredlung des Wei.ses durch’s Alter „ohl seine Gränzen haben möchte, 4. Thierische Häute, z. B. Blasen von Schweinen, Rindern, 4ınnios, Schwimmblasen von Fischen, sie mögen vollständig oder geschält seyn, sie mögen einfach oder mit Hausenblasen - Auflösung bestrichen seyn, lassen den Weingeist nicht gerade so, wie er ist, durch, sondern einen Bestandtheil desselben mehr als den andern; verhältnilsmäfsig nämlich, unter gleichen Umständen, leichter sein Wasser als seinen Alkehol. — Mir scheint diese ganz zuverlälsige, durch alle fünf Reihen von Versuchen auf die augenscheinlichste Weise erprobte Erfahrung neu und beachtenswerth.,. — Wenigstens ist mir bis jetzt nicht bekannt geworden, dafs Jemand dieses so ausgesprochen hätte, ungeachtet ich selbst mehrere Thatsachen an- führen werde, die damit harmoniren. Auch mir wäre diese Erfah- rung wahrscheinlich entgangen, wenn mich nicht die gleichzeitige Vergleichung der Rindsblase mit Federharz- Membranen darauf ge leitet hätte. Je dickere oder dichtere thierische Häute oder Blasen man anwendet ‚ desto auffallender ist beym Verrauchen oder Verfliegen des Weingeistes der Unterschied. Wenn daher in der vierten Reihe von Versuchen in No 2, durch ein Stück gewöhnlicher Rindsblase ein Drittel vom Weingeiste verflog und um 2 Grad an Qualität stärker war, so verflog durch ein een Stück der nämlichen Rindsblase, weil es mit Hausenblasen - Auflösung bestrichen, tolglich \ dadurch e E - nu ; 285 dichter und dicker gemacht worden war, nur ein Sechstel, und war sogar um 4 Grad stärker. Die Alten handelten daher wohl nicht so unbedachtsam oder unerfahren, als es vielleicht manchem- Neuern scheinen möchte, wenn sie, nach der in einigen Inseln Griechenlandes, so wie in Por- tugall und Spanien noch heut zu Tage üblichen Weise, zur Aufbe- - wahrung des Weines thierische Häute oder Schläuche brauchten, welche wohl den schlechtern, wässerigen, aber nicht den edlern, . geistigen Theil desselben durchlassen. — Von einem schlechten Weine, das ist einem solchen, der so wenig Alkohol hielte, dals er eine _ thierische Blase oder Haut nicht einmal vor dem Verfaulen schützen - Könnte, ist hier ohnehin keine Rede. Wie also feuchte thierische Häute am besten durch den Al- Kohol in mälsig starkem Weingeiste vor dem. Verfaulen geschützt werden, so schützt gewissermalsen gegenseitig eine thierische Haut den in mälsig starkem Weingeiste enthaltenen Alkohol gegen das “ Verrauchen. Dafs aber thierische Häute endlich auch den Alkohol - durchlassen, zeigt N° ı1. in der -gten Reihe von Versuchen. Hält nämlich der Weingeist viel Wasser, so ‘durchstreicht dieses die Poren eher ‚als sein Alkohol; ist hingegen der Weingeist reich an "Alkohol, so wandert auch dieser durch. j . Die auffallendste Erscheinung in diesen Versuchen bleibt aber SM dals Federharz dem verdünstenden Alkohol den Durch- ng in etwas gestattete, dem verdünstenden Wasser hingegen voll- (ommen versperrte, sowohl wenn ces sich als blofses Wasser in "diesen Versuchen befand, als wenn es der Weingeist als einen Be- standtheil enthielt. ur j j 2 B. 2 2 i Ich Ich lege hier die angewendeten, gar nicht dicken Häute aus Federharz in der Natur selbst vor. Hauptsächlich um dieses Phae- nomen ohne alle Täuschung wahrzunchmen, liefs ich mich die Mühe nicht verdrielsen, diese Versuche viermal zu wiederholen. I Aus den Lehrsätzen He Physik war mir nicht nur bekannt, dals-trocckene thierische Blasen Wasser, aber nicht atmosphärische Luft durchlassen, sondern ich hatte nur zu oft, che ich die beste Art, Präparaten-Gläser zu verschliefsen, herausgebracht hatte, mit meinem Schaden erfahren, dafs selbst Linien dicke Glasplatten, welche den Gläsern als Deckel dienten, von der durch die Blase zwar eindringen wollenden, aber nicht eindringen könnenden Luft zersprengt, ja sogar zertrümmert wurden, Auch waren mir gegen- seitig Betorten genug im Sandbade zersprungen, weil die Fugen zwischen ihnen und den Vorlagen nur zu genau den Weingeistdün- sten allen Durchgang versagten. ! Ueberdiefs hatte ich wohl schon mehreremale deutlich genug wahrgenommen, dafs der Rest des Weingeistes, welcher durch Rindsblasen oder Schweinsblasen gröfstentheils verflogen war, sich darum eben nicht schwächer, oder an Alkohol ärmer zeigte, als er anfänglich gewesen war. Dafs aber eine Bedeckung von Federharz wohl Alkohol, aber nicht Wasser durchlasse, war mir so wenig bekannt, als ich bis jetzt. gefunden habe, dafs es schon Jemand angemerkt hätte. Wie sehr die Alltohol- Dünste eine Federharz - Membran durch- dringen, verrieth mir in der dritten Reihe von Versuchen schon der - gen, er Geruch, welchen ich aufs deutlichste wahrnahm. An dieses Phaenomen scheinen sich ein paar andere Erfahrungen anreihen zu lassen, ae ich hier nur im V orbeygehen g gedenken will | Die 287 Die eine Erfahrung nämlich ist: Der möglich reinste durch die Wärme des Eises rectificirte Vitriol-Aether, welcher bey gleicher Temperatur nach unsers Collegen Gehlen Versuchen in dem Rich- ter'schen Arcometer bis 735 einsinkt, wenn Richters eigener Aether bis 733 einsinkt, verräth bey einer Bedeclkung mit einer Federharz ‘Haut, nicht nur gleich auf der Stelle durch den Geruch, sondern schon nach einigen Stunden durch eine bedeutende Quantitäts- Abnahme sein Verdünsten durch diese Haut, während ihn eine Be- deckung von Rindsblase auffallend länger zurückhält. Die andere Erfahrung ist: Gemeine atmosphärische Luft läfst sich ohne Abnahme lange Zeit in einem etwa eine halbe Linie dicken Säckchen von Federharz einschlielsen, dagegen brennbare Luft (Was- serstofigas) sich in demselben Säckchen nicht 24 Stunden lang aufbe- wahren lälst. — Ich habe darüber eine Menge Versuche angestellt, und lege hier den dabey gebrauchten Apparat vor. — Brennwasser (wie mein Sohn den Weingeist nannte) und Brennluft (wie ich in dieser Hinsicht das Wasserstofigas nennen könnte) kämen also darin überein, - dafs ihr Brennwesen wohl durch Federharz, aber nicht durch Rinds. blase dringt. - Ist etwa der Grund dieser Erscheinung kleinerntheils die grölsere Dichtigkeit, welche bey gleicher Dicke thierische Häute vor vegetabili- schen Häuten auszeichnet — und gröfserentheils eine chemische Verwandtschaft ? Sollten daher diese Erscheinungen durch folgende Betrachtung einiges Licht gewinnen, oder wenigstens durch sie in Zusammenhang mit allgemein bekannten Eriahrungen gebracht werden können ? So wenig nämlich der vegetabilische Stoff des Federharzes vom „Wasser angegriifen wird, oder von ihm durchdrungen, zersetzt und ‚aufgelöst zu werden vermag, eben so wenig könne er in der Gestalt einer Haut von dem Wasser in Dunstgestalt durchdrungen werden. Hin- 288 5 - Hingegen der mit dem Auflösungs-Mittel des Federharzes, dem Aether nämlich , verwandte Alkohol durchdringe analogisch gar leicht in Dunstgestalt das Federharz. Und so wenig der thierische Stoff vom Alkohol angegriffen wird, oder von ihm durchdrungen, zersetzt und aufgelöst zu werden vermag, eben so wenig könne er in der Gestalt einer Haut vom Al- kohol in Dunstgestalt durchdrungen werden. Das Auflösungs - Mittel der thierischen Häute ‘hingegen, das Wasser nämlich, von welchem _sie durchdrungen, zersetzt, gleich- sam zerschmolzen und aufgelöst werden, könne dem gemäls auch in Dunstgestalt die Rindsblasen u. s. f. durchdringen. Fe Auf diese Art liefsen sich also diese Erscheinungen nach den Gesetzen der sogenannnten Wahlverwandtschaft dennoch erklären. Nachtrag zu diesen Versuchen. München den ı3. December ı8ıı. Den ı6. December ı809 nahm ich zwey, dem Ansehen nach, - durchaus gleiche Gläser von sieben Zoll Höhe und einem Zoll Weite und gofs in jedes derselben eine Unze des besten Schwefeläthers (Naphtha Vitrieli). & Die Mündung des einen Glases Die Mündung desanderen Glases verschlofs ich, genau, mit einer, verschlofs ich, genau, mit einer, aus Federharz gebildeten, etwa vorgängig gehörig eingeweichten, eine Viertel-Linie dicken, Haut. doppelten, Rinds - Harnblase. Beyde Gläser stellte ich an einen ruhigen, weder von Son- nenstrahlen, noch von Ofenwärme erreichbaren Ort, in einem ge schlossenen, gegen Norden gelegenen, hellen Zimmer. Nach e Nach ein paar Tagen beschlug dieses Glas innwendig mit Was- sertröpfchen und gegen die Mitte des Jänners ıgıı hin, war diese Vitriol - Naphtha gänzlich verflo- gen. 289 Den ıoten Julius ıBır. also nach achtzehn Monathen, oder ein und einem halben Jahre, war eine, kaum durchs Gewicht bestimm- bare, Quantität dieser Vitriol- Naphtha verflogen, welche sich wahrscheinlich in die Rindsblase gezogen und eine sehr auffallende Veränderung derselben bewirkt hatte, Diese Rindsblase nämlich erschien von innen her nach aulsen zu, gradweis merklicher kreidenweils, undurchsichtig und atlasartig schillernd, oder gewissermalsen gegerbt, kurz mehr leder- als bla- senartig. Nach der Einweichung in Wasser schien sie nicht mehr so klebrig oder leimartig, sondern ihre Gallerte schien sich verloren oder doch verändert zu haben. Diese Veränderung war auf der inneren, der Naphtha zugewendet gewesenen Oberfläche am auffal- lendsten, auf der äufsern, von der Luft berührten Oberfläche weni- ger auffallend. Diese neuere Erfahrung bestimmt also dasjenige, was ich im ersten Absatze Seite 287 sage, noch näher, nämlich dafs zum Auf- bewahren der Naphtha eine dicke einfache, oder eine dünnere dop- pelte Rindsblase, gehörig eingeweicht, vollkommen hinreicht. Selbst ziemlich genau eingeschliffene oder eingeriebene Glas- ‚stöpsel schienen mir einige Verdünstung der Naphtha zu ge- statten. Ich rathe daher zur Aufbewahrung eines so feinen und kostbaren chemischen Erzeugnisses, selbst über einen bestmöglichst eingeriebenen Glasstöpsel, zur Vorsicht, noch eine starke Rinds- blase zu spannen. 37 Um 296 Um nun auszumitteln, wie sich in dem Weingeiste, welcher durch Rindsblase verfliegt, der Alkohol zu dem Wasser verhält, machte ich folgende drey vergleichende Versuche. Versuch A. Den 24. Julius ı8ı0 that ich in ein vier Zoll Höhe und zwey Zoll Mündung habendes sogenanntes Zuckerglas — 6 Unzen 3ogrä- digen, das ist zur Hälfte aus Alkohol und zur Hälfte aus Wasser bestehenden WVeingeist, und verschlols das Glas mit Rindsblase, Den’ 2ı. September ı8ı0, als eine Unze verflogen war, 'öfl- nete ich das Glas und fand den Weingeist 55grädig, folglich um 5 Grad erhöht. Eine Unze zugegossenes destillirtes Wasser brachte _ ihn wieder auf 50 Grad herunter. Also hatte er, nach der Formel berechnet, die ich gleich angeben werde, ungefähr 135 Alkohol und #55 Wasser verloren. Ich verschlofs das Glas mit frischer, der vorigen möglichst gleichen, Rindsblase, und stellte es zur ferneren Beobachtung ru- hig hin, ’ Den 27. Julius ı8ıı1, also nach eilf Monathen, als von diesen 6 Unzen zogrädigen Weingeistes die Hälfte (drey Unzen) verflogen waren, öffnete ich wieder das Glas, und fand den Weingeist 74grä- ‚dig, also um 24 Grad erhöht. Das Zugielsen von drey Unzen Wasser brachte ihn auf 36 Grad herunter. Betrachtet man nun die verflogene Hälfte des Weingeistes als 432, so waren von diesen hundert Hunderttheilen 35 Alkohol und 705 Wasser verflogen. Denn ı4 + 36 = 50 Und ı4 + 96 = ıoo. ı4MaafsAlkohol AR! ı00M.Alkohol r t zusammen 50 Maafls\Vasser 50oM.Wasser ı00M.Wasser, Das # Ode | geben mi 291 Das ist mit andern Worten, sie geben einen aus gleichen Theilen Alkohol und Wasser bestehenden Weingeist, oder einen solchen, welchen ich auf meinem Weingeist- Areometer als 5ogrädig be- zeichne, und zu diesem Versuche gewählt hatte. VersuchB. Am nämlichen Tage, den 24. Julius ı810, that ich in einen vier Zoll hohen und einen Zoll weiten Glascylinder zwey Unzen 67grädigen Weingeist, und verschlofs das Glas mit einem Stücke der nämlichen Rindsblase, die ich zu dem Versuche A. anwendete. Den 23. October ı8ıı, also nach fünfzehn Monathen, war die Hälfte (eine Unze) verflogen. Die rückständige Unze wär 86grädig, also um ıg Grad höher. Denn 67 + ı9 = 86. Eine Unze zugegossenes Wasser brachte ihn auf Aı Grad herunter, Folglich hatte dieser 67grädig gewesene Weingeist, in fünfzehn Monaten, 26 Theile Wasser und 4ı Theile Alkohol verlo- ren; denn ;%5 Alkohol + %s Wasser = ;%5 Weingeist. Versuch @ Am nämlichen Tage, den 24. Julius ıBı10, that ich in ein gleiches Glas, wie zum Versuche A, von vier Zoll Höhe und z Zoll Mündung, sechs Unzen gemeines Brunnenwasser, verschlols das Glas mit einem Stücke derselben Rindsblase, und stellte es mit A an den gleichen Ort. Den 2ı. September war eine Unze verflogen. Den 4% November waren zwey Unzen verflogen. Den 8. Februar ı8ıı waren drey Unzen oder die Hälfte verflogen. a7 * Den 292 Den ıo. Julins, also in vierzehn Tagen weniger als einem Jahre, war alles Wasser gänzlich durch die Rinusblase verflogen. Es scheint mir denn doch wahrlich merkwürdig genug, dafs, wenn ungefähr in Jahresfrist sechs Unzen Wasser gänzlich durch Rindsblase verfliegen, von 5ogrädigem Weingeiste dagegen, unter gleichen Umständen, in dem gleichen Zeitraume, kaum die Hälfte verfliegt, folglich dafs eine Rindsblase mit dem Alkohol zugleich das Wasser zurückhäl. Denn in den sechs Unzen 5ogrädigen Weingeistes waren zu Anfangs drey Unzen Wasser, und zuletzt in seiner zurückgebliebenen 74grädigen Hälfte, mehr als ein Drittel, oder eine Unze Wasser, vorhanden. N\ Ja! es scheint noch merkwürdiger, dals (ganz gegen die ge- meine Meynung), nach dem Versuche B, von einem feinern, ge- wöhnlich für flüchtiger gehaltenen, 67grädigen Weingeiste, in länger als Jahresfrist, nicht einmal die Hälfte verfliegt. Kürzlich will ich endlich für Liebhaber von Naturalien- Sammlungen anmerken, ı) dafs nach meinen Versuchen Weingeist durch rothgegerbtes Kalbsleder gar leicht verdunstet. 2) Dafs unter zwey, gleiche Weite, aber ungleiche Höhe habenden Gläsern, yon einer gleichen Quantität Weingeist aus dem niedrigern Glase mehr, als aus dem höhern verfliegt. ; XI. 29 Xu. Ueber Eıie*rb.L a ue.n Schatten. Von Franzv PAurLA ScHurank vorgelesen in der mathem. physik. Classe am 26. April ı8ro. E, ist sonderbar, dafs wir Menschen so viele Naturerscheinungen übersehen können, die weder so alltäglich sind, dafs man sie als gemein vernachläfsigen könnte, noch so selten, dals nicht jeder, nur etwas aufmerksame , Beobachter sie vielmal zu sehen Gelegen- heit hätte, sogar sie zu sehen in die Nothwendigkeit gesetzt würde, noch so unbedeutend, dafs sie nicht auffallen sollten. Die blauen Schatten sind von dieser Art, welche man bis auf den berühmten Otto Guerike :) entweder übersehen, oder wenigstens keiner ; Auf- 1) Pristley Gesch. d. Opt, S. 327, 294 Aufmerksamkeit gewürdiget zu haben schien. Vergeblich machte aber der berühmte Entdecker des Luftdruckes auf diese Schat- ten aufmerksam ; physikalische Entdeckungen mufsten nach dem Geschmacke derselben Zeit im Posaunentone angekündiget, und mit Geräusche "ausgeführt werden, wenn sie Eingang finden sollten. Nur die Maler scheinen seit jeher der Erscheinung einige Aufmerk- samkeit geschenket zu haben, indem sie gewohnt sind, in blonden Gesichtern die Schatten blau anzugeben, Erst Büffon, oder vielmehr Sauvages, von welchem Büffon, nach Monge’s Versicherung ?) die Beobachtung hatte, was der eitle Mann sorgfältig verschwieg, mufste diese Schatten neuerdings entdecken °). Seit dieser Zeit hat man mehr Rücksicht darauf genommen: der Abbt Mazeas ist aus allen der erste, wel- cher eine Erklärung zu geben versuchte 4); sie kommen, meynt er, von einer Verminderung des Lichts her. Melville 5) meynt, die blauen Schatten kommen yon den feinen Dünsten her, welche in der Luft schweben, und eine grölsere Menge der blauen Licht- stralen , als die von jeder andern Art, zurückwerfen. Bouguer ®) nimmt keine Dünste an, und läfst die blauen- Stralen von der Luft selbst zurückgeworfen werden. Nach Bouguer machte Joh. Pet. f Eber- 3) Annales de Chim, Tom, III, 3) Möm. de l’Acad. des Sciene. de Paris, 1743. 4. p. 187. — Uebers. im (alten ) Hamburg. Magaz. I, B. S, 438. 4) Mem. de l’Acad. de Berlin. 1752. p. 260, — Uebers. im IX, Bande des (alten) Hamburg. Magaz, S. 361. ff. 5) Edimburg. Essays Vol. U. p. 75- nach Pristley. 6) Optic. edit. latin. p, 194, nn Zn ee 295 Eberhard seine Meynung über die blaue Farbe des Himmels be- kannt 7), glaubt, sie entstehe durch die Mischung des weilsen Lich- ges mit dem Schatten, oder, was hier auf Eins hinauskömmt, der Farbenlosigkeit der Atmosphäre, die in gröisern Entfernungen eine wahre Dunkelheit erzeugen mufs, und beweist seine Meynung sogar mit Aufzählung einiger Beobachtungen über die blauen Schatten, die, wie er meynt, eine deutliche Mischung eines wahren Schattens mit einer schwachen Lichtmasse sind, Beguelin hielt sich drey Jahre später einige Zeit lang in dem Dorfe Bucholz auf, und bemeıkte eines Tages auf freyem Felde, dafs die Schatten, welche auf die weilsen Blätter seiner Schreibtafel fielen, blau waren. Diefs. gab ihm Veranlassung, die Sache genauer zu untersuchen, und er glaubte die Ursache dieser Erscheinung in der Farbe der reinen Luft suchen zu müssen, die uns blau scheine, und eben darum die Stralen dieser Farbe am meisten zurück sende. Er kömmt also mit Bouguer in der Er- klärung der blauen Schatten, und überhaupt der blauen Farbe des Himmels,, überein, oder der Unterschied ist wenigstens sehr un- - beträchtlich 8), So standen die Sachen, als Pristley seine Geschichte der Optik schrieb, welcher den Meynungen Bouguer’'s und Begue- lin’s seinen ganzen Beyfall schenkt. Damit waren aber die Acten noch nicht geschlossen. Im J, ı780 machte Freyherr von Glei- j chen 7) Nov, Act. Acad. Natur. Curios, Vol. II. App. p. 26. ff. 8) Mem. de l’Acad. de Berlin. 1767. p- 27. ff, Uebersetzt im LI. Stücke des neuca Hamburg. Magaz. S. 356, fl. 296 chen seine Beobachtungen über diesen Gegenstand bekannt 9), und erklärt sich für Eberhard’s Meynung, ohne jedoch die andern, welche ihm vielleicht nicht einmal bekannt waren, zu widerlegen. Drey Jahre später, gab ein junger französischer Naturforscher, Opoix, über eben diesen Gegenstand, und einige anverwandte. Gegenstände seine Betrachtungen im Journal dePhysique heraus, und trägt eine Mey- _ nung vor !0), welche er in einem viel spätern Werke '') unverändert, nur abgekürzt, wiederholt. Er nimmt eine Beugung der blauen Stralen an dem schattenden Körper an, wodurch sie dann in den Schatten gerathen, während die übrigen Stralen theils gerade vorbeyfahren, theils viel zu unmerklich gebeugt werden, als dafs dadurch eine Färbung des Schattens erfolgen könnte. Ich finde nicht, dafs er dabey auf einen Einwurf Rücksicht genommen hätte, wodurch ein Jahr vorher ein ungenannter Franzose die Erklärung dieser Erschei- nung durch Brechung oder Beugung bestritten hatte ı2); er hatte wahrgenommen, dals zur Erzeugung blauer Schatten allemal zwey Lichter, oder statt des zweyten Lichtes etwas, was dessen Stelle vertritt, erfodert werden; wenn Beugung oder Brechung die blauen Schatten macht, sagt dieser Ungenannte, wozu das Bedürfnils zweyer Lichter ? Monge brachte im J. 1789 diese bisher schon so oft behan- delte Erscheinung abermal zur Sprache :3). Er meynt, der beschat- tete 9) Act. Erford, ad ann. 1778 et 1779. p. 302. 10) Voigt Magaz. für d. Neu. a. d.. Phys. II, Bd, St. 4. S, 95 — ı00. 11) Theorie des couleurs. Paris. 1802, 8. 12) Observations sur les ombres colorees. Paris. 1782. 8, 13) Ann. de Chim. par MM. de Morveau, Lavoisier, Monge etc. Tom, III. — ® Uebers. in Gren’s Journal der Phys. II, Bd. S. 142. Da ! ; L. F Fr Ei ; »' / IE OREN 297 tete Theil des Papiers, auf welchen man von der aufgehenden Sonne einen Schatten werfen läfst, den man mit einem Kerzenlichte be- leuchtet, sey nicht ganz des Lichtes beraubt, sondern werde durch die von der Atmosphäre abprellenden Stralen erleuchtet, welche wenigstens dem gröfsten Theile nach blau sind. Noch eher aber, als wir diese Abhandlung in unserer Sprache lesen konnten, und sogar eher, als sie in Frankreich erschienen war, stellte Willkins über die blauen Schatten Versuche an, welche er in Gren’s Jour- nal der Physik '4), ohne sie zu erklären, bekannt machte. Einige Jahre später machte der Graf Rumford zu München neue Versuche darüber, wovon er die Resultate in die philosophi- schen Transactionen vom J. 1794. einrücken liefs, woraus man sie ins Deutsche übersetzt hat :5). Rumford meynt, bey der ganzen Sache laufe nur eine optische Täuschung unter; wir sehen eigent- lich keine blauen Schatten, sondern wähnen nur, sie zu schen, hintergangen durch den Contrast, welchen der dunkle Schatten mit einem zweyten macht, der von dem gelben Lichte einer Flamme "gelb gefärbt wird. Alle diese angeführten Meynungen lassen sich nun auf vier zurückbringen : I. Die blauen Schatten sind nur eingebildet, indem wir den schwärzlichen Schatten im Gegensätze mit dem gelben für blau 14) V. Bd. S. aı. ff. 15) Greu’s meues Journ. der Phys. II. Bd. S. 68 fl. 38 298 ZI blau halten. Diefs ist Rumford’s Meynung, und Gren’s, der ihm Beyfall giebt :6). II. Die blauen Schatten entstehen aus dem Gemische eines ärm- lichen weilsen, das ist, unzersetzten Lichtes, mit der dunkeln Farbe des Schattens oder Lichtmangels. Zu dieser Meynung bekennen sich Eberhard und von Gleichen; auch mag der Abbt Mazeas hieher gezogen werden. III. Die blauen Schatten entstehen durch die zurückprellenden | Stralen der Atmosphäre, weiche entweder wirklich blau ge- färbt ist, oder die Eigenschaft hat, die blauen Stralen mehr, als die von den übrigen Farben zurück zu werfen, wie Bou- guer, Beguelin, Monge und Melville dafür halten. IV. Die blauen Schatten entstehen durch Beugung der Stralen, welche an der Kante des schattenden Körpers vorbeygehen. Da die blauen aus allen die brechbarsten sind, so werden sie stärker als die übrigen vom schattenden Körper angezogen, und in den Schatten selbst hineingeworfen. Das ist Opoix's Meynung, welche am wenigsten ihr. Glück gemacht zu haben scheint. Es hat kemer der drey erstern Meynungen an Beyfall, sogar an Bewunderern gefehlt. Aber Beyfall und Bewunderung entschei- den für die Wahrheit nicht, sondern Gründe. Wir wollen sie da- her sämmtlich noch einmal vornehmen, aber auch den einzeln da stehenden O poix nicht ausschliefsen; wir wollen sie aber vorzüglich mit der Natur zusammen halten; denn da sie sämmtlich nicht. wahr seyn ı6) Grunds. d, Naturlehre, 6. 344. 299 seyn können, so entsteht die doppelte Frage, ob eine von ihnen, und wenn das wäre, welche, die wahre sey. Ehe ich aber dar- über entscheide, mufs ich vorher anführen, was ich selbst gesehen habe. I. Versuch. Ich zündete zur Nachtzeit eine Wachskerze und ein Talglicht an, erleuchtete damit ein weilses vertikales Papier, vor welchem ich zwischen beyden Lichtern ein Lineal so aufrichtete, dals dessen Fläche auf das Papier lothrecht war; oder, was Eins ist, dessen Schneide gegen das Papier hin gerichtet war. Ich er- hielt auf diese Weise zween Schatten: der vom Wachslichte gewor- fene schien ungefärbt, ward aber gelblich, wenn ich das Licht un- ter dem gleichen Winkel weiter entfernte. Der vom Talglichte war blaulich. II. Versuch. Ich verwechselte die Lichter, und die Schat- ten wechselten ihre Stellen, behielten aber alle ihre vorigen Ver- hältnisse. III. Versuch. Ich hielt ein grünliches, äufserst schwach convexes Glas vor das Wachslicht, und der blaue Schatten ward sehr verwässert blaugrau; der graue Schatten ward sehr verwässert blafsgelb, und fast weils. IV. Versuch. Ich hielt dieses Glas vor das Talglicht; der graue Schatten ward bläulichgrau, und „der blaue erhielt eine gelb- liche Tinte. P. Versuch. Ungefä rbte, schwach conrexe Augengläser än- derten an den ursprünglichen Erscheinungen nichts, 38 * yl. 390 VI. Versuch. Ein gelbes Planglas, ‘vor das Wachslicht ge- halten, machte den. blauen Schatten gelb, den grauen blaulich; vor das Talglicht gehalten, machte es den grauen Schatten gelb, den blauen deutlicher blau. VII. Versuch. ‚Ein sattblaues Planglas, vor das Wächslicht gehalten, machte den grauen Schatten fast ganz verschwinden; den blauen machte es dunkel veilenblau. -Vor das Talglicht gehalten, machte es den blauen Schatten höchst blals und gelblich, den grauen. blau. FIII. Versuch. Eine Wachskerze wurde nahe an das aufge- spannte Papier gestellt; ein Talglicht stand auf der andern Seite viermal weiter entfernet. Der undurchsichtige Körper (ein ehema- liger Buchdeckel) warf auf die Seite des Wachslichtes einen blau- grauen Schatten, einen bläfsern röthlichgrauen auf die Seite des 'Talglichtes. Beyde Schatten, durch das Prisma geschen, behielten ihre Farbe; nur ward sie blässer, und am Rande, wie in den Göthe- schen Versuchen, erschienen die geeigneten Farben sehr schmal, oben herab blau, unten herum roth, bey einem, wie beym andern. I. Beobachtung. WUeberhaupt war in allen Versuchen der Schat- ten, welchen das stärkere Licht (hier das Talglicht) warf, und das schwächere (hier das Wachslicht) erleuchtete, blau und stärker; der Schatten, welchen das schwächere Licht warf, und das stär- kere erleuchtete, bläfser und gelblich, oder (beym Sonnenlichte ) röthlich. IT. Beobachtung. Schon in den Jahren ı780— ı783 sah ich an heitern Wintertagen die Schatten der Schornsteine auf ganz frisch beschneyten Dächern zur Mittagszeit vom schönsten Himmel- blau. Diese Erscheinung hatte ich in der Folge sehr oft. IX. 301 IX. Versuch. Den g. Jäner ı809, als der botanische Garten zu Landshut durchaus mit frischem Schnee bedeckt, und der Tag sehr heiter war, legte ich zur Mittagszeit in den blauen Schatten einer Stange ein geglättetes gelbes Papier. Der Schatten auf dem Papiere war grün, und der ihn rechts und links begleitende Halb- schatten war sittichgrün. Bey diesem Versuche waren Hr. Dr. Ruhland und der botanische Gärtner zugegen, und sahen die Er- scheinung, wie ich. X. Versuch. Ich wollte wissen, ob der von der Sonne ge- worfene Schatten auch bey ihrem höchsten Stande blau seyn würde. Aber seit der letzten Hälfte des Maymonathes bis zum 23. Jul. war kein Tag um die Mittagszeit zu diesem Versuche geschickt. Ich hatte schon vorher einige Bogen Schreibpapier so aneinander nähen lassen, dals daraus ein langer Streifen entstand, den ich nun an diesem Tage, welcher vollkommen heiter war, zur Mittagszeit am Glashause, als dem sonnigsten Orte des Gartens, von zwo Personen ausgespannt halten liefs, während ich mit einem Brette einen Schatten darauf warf. Es war kein merklicher Halbschatten zu sehen, und der Hauptschatten selbst war hellgrau, wenn er mit freyem Auge angesehen wurde, erhielt aber eine bläuliche Tinte, wenn man ihn durch die nicht ganz geschlossene Faust ansah. Bey diesem Versuche waren Hr. Hofrath Tiedemann und Hr. Dr. Ruhland gegenwär- tig, und wiederholten ihn mit demselben Erfolge. III. Beobachtung. Wenn der volle Mond in ein Zimmer scheint, welches von einem Kerzenlichte erleuchtet wird, so werden die von letzterm geworfenen Schatten an den Stellen, die der Mond beleuchtet, blau. Nun ist nach Lambert :7) die Stärke eines Ker- zen- 17) Photomet. 6, 1075 — 1088, 302 zenlichts zur Stärke des vollen Mondlichtes , wie 500000 : 250000 = 2:1 XI. Versuch. Ich stellte in den blauen Schatten des Mondes ein gelbes Papier; das Papier blieb zwar gelb, erhielt aber einen Blick in Grün. IV. Beobachtung. Schon im J. 1776 wiederholte ich die schon von ältern Naturforschern gemachte Beobachtung, dafs des Morgens, sobald die Sonne über dem Horizonte sichtbar ist, und des Abends, wenn sie von uns scheidet, die von ihr auf eine weilse Wand ge- worfenen Schatten blau ausfallen; dieses Blau ist allemal desto ge- sättigter, je weniger der schattende dunkle Körper von der weilsen Wand entfernet ist. V. Beobachtung. Als ich den 22. März ı809 des Morgens um die Zeit der aufgehenden Sonne erwachte, sah ich an der weilsen Wand den Hauptschatten meines Bettes dunkel, aber der breite Halbschatten_war hellblau. VI. Beobachtung. Einige wenige Tage darnach hatte ich in der Folge öfter dieselbe Erscheinung, so lange der Sonnenstand von dem am 22. März nicht zu sehr abwich. Ich blieb nun geflissentlich so lange im Bette, bis die Erscheinung vollendet war. Der blaue Halbschatten nahm immer an Breite in dem Maafse ab, wie die Sonne höher stieg, und verlohr sich endlich völlig, dals nichts als der schwarzgraue Hauptschatten übrig blieb. VII. Beobachtung. Den 4. August hatte ich bey meinem Erwachen dieselbe Erscheinung. Ich streckte nun meinen rechten Arm, welcher der Wand am nächsten war, empor, und er ward an der weilsen Wand in einem sehr angenehmen Himmelblau ab- gebildet; führte ich aber meine linke Hand nach der rechten, so wurde — 303 wurde der Schatten, welchen die erstere auf den der letztern warf, grau. VII. Beobachtung. Als ich einst im Frühling zu Ingolstadt bey später tiere, welche nur noch aus wenigen gebro- chenen Stralen der Sonne bestand, nach Hause gieng, fand ich in den Gassen, welche ihre Richtung nach Westen hatten, auf der Nordseite die Schatten aller Häuser dunkel blaugrau; aber der volle Mond war bereits mehrere Grade am Himmel heraufgestiegen. Aus diesen Versuchen und Beobachtungen gehen folgende Folgerungen sehr deutlich hervor: I. Die blauen Schatten sind nicht eingebildet ; denn ein wirk- lich gelbes Pigment und ein eingebildetes Blau können kein Grün erzeugen, und doch wurden blaue Schatten auf gelbem Papiere grün 18). Des Grafen von Rumford Hypothese fällt also weg. Eben das geht, nur minder deutlich, aus meinem dritten und vierten Versuche hervor. Durch das grünliche Glas. giengen nun nicht mehr so viel blaue Stralen auf das Object, als ohne dasselbe, indem ein Theil derselben vom blauen Pigmente des Glases zurück- geworfen ward; das geschah wohl auch bey den gelben Stralen; aber da diese überhaupt stärker sind, so drangen verhältnilsmäfsig ihrer mehrere gleichwohl durch-, und liehen, zum Theile in Gesellschaft der rothen, dem Bilde die gelbliche Tinte. Deutlicher beweist diels der ı8) IX, und XI. Versuch, 30% der zehnte Versuch. Bey dem hohen Stande der Sonne und ihrem äulserst starken Schimmer konnte das Brett keinen Hauptschatten werfen; das, was ich in der Erzählung Hauptschatten nannte, konnte wirklich nur Halbschatten, und nur schwach seyn, weil von dem star- ken Lichte zu viele Stralen sich beugten; das überreizte Auge konnte keine Farbe wahrnehmen, bis durch die vorgehaltene Faust der Reiz aufgehoben ward, und dann, also gerade bey: Beseitigung aller Ver- gleichung, ward das Blau im Schatten sichtbar; aber es war schwach, weil zu viele Stralen auch von den andern Farben theils umgebogen wurden, theils aus dem starken Tageslicht von allen Seiten herbey- kamen. II. Auch durch Zurückwerfung der blauen Stralen von den Dünsten der Atmosphäre oder von der Luft selbst läfst sich die Erscheinung nicht erklären. Bey den Versuchen mit den Herzen- lichtern war die Luftschicht viel zu unbeträchtlich, als dafs dadurch die blaue Farbe hätte merklich werden sollen. Es ist wahr, bey diesen nächtlichen Versuchen mit Kerzenlichtern fiel das Blau sehr viel undeutlicher aus, als bey Tage vom Sonnenlichte; aber ich war doch beym Versuche vom 9. Jäner ı809 am vollen Mittage nicht weiter vom Schatten entfernet, als ich das gelbe Papier hin- legte, und doch hatte er das schönste Himmelblau. Auch die schlecht bewachsenen Gipfel der Kalkgebirge erscheinen in Ent- fernungen von vielen Meilen weils, und oft wie mit Schnee be- deckt, was nicht seyn könnte, wenn der Atmosphäre die Eigen- schaft zukäme, die blauen Stralen vorzüglich zu reflectiren; eine so grolse Luftschicht müßste uns völlig undurchsichtig erscheinen. Bou- 5 ‚guer’s und seiner Anhänger Meynung fällt also ebenfalls weg. III. Ich wüfste nicht, dafs jemand darauf gefallen wäre, die blauen Schatten von der grölsern Brechbarkeit der blauen ‚Licht- stralen abzuleiten. Die weilsen Gipfel sehr entfernter Kalkberge, und alle Schneegebirge mülsten uns von dem Ungrunde dieser M eyr E 305 Meynung überzeugen, welche ich nur darum anführe, weil sie auch der oben angeführte Franzose bestreitet. IV. Jeder Maler weils es, dafs Schwarz und Weifs nur Grau geben, und Grau nicht blau sey, auch im entferntesten Grade nicht. Wir nennen zwar allerdings einige Gegenstände grau, welche wirk- lich ein mattes Blau haben; aber das ist eine Unrichtigkeit der Sprache des Umgangs, welche der Physiker bey seinen Untersuchun- gen vermeiden muls. Nie wird er durch die Mischung reinweilser und reinschwarzer Pigmente diese mattblauen Tinten erhalten. Wahr ist es, wir haben wenig schwarze Pigmente, welche nicht mit Weils " eine bläuliche Tinte gäben; aber das kömmt blofs daher, weil wir _ wenig reinschwarze Pigmente haben; viele von ihnen, mit Weils vertrieben, geben ein unreines Braun, emige wirklich ein mehr oder weniger gesättigtes Blaugrau, haben aber diese letztere Eigenschaft nur darum, weil sie wirklich ein blaues Pigment im Gemische ha- "ben. Allein in unserm Falle ist nicht von den Pigmenten der Maler die Rede, sondern von jenem absoluten Schwarz, welches gänzliche ‚ Lichtlosigkeit ist; diefs mag man mit Weils mischen, wie man will, es wird nie blau werden: denn a X o=o, also Dunkelheit, Licht- T mangel, nicht Farbe. . # + we =: ag 1 ) Gesetzt aber auch, dafs Weifs und Schwarz Blau gäben, so "ist ja der unzertheilte Lichtstral richt weißs, sondern farbelos. _ Freylich erscheint er, von einer weilsen Wand aufgefangen, weils, aber nicht, weil er es ist, sondern weil sie es ist. Wäre er weils, ‘so mülste er, auf Roth geworfen, diese Farbe verwässern und blei. ‘ehen; aber das ‚thut er nicht, er macht sie nur brennender. Man mag sich also wenden, wie man will, so wird man durch die Ver- “mengung des unzertheilten Lichtstrals mit Lichtlosigkeit, das ist, dürch ein ärmliches Licht wohl ein mehr oder weniger dämmerndes “Grau, aber nie ein Blau hervorbringen. Wir können also den Er- ‚klärungen der blaueu Schatten, welche der Abbt Maz,cas, Frey- | 39 herr 306 [u herr von Gleichen, Eberhard und Beguelin vorgetragen haben, unsern arageh nicht geben. V. Opoix hat also Recht. Die blauen Schatten entstehen durch Beugung des Lichts. Es ist Thatsache, die den Physikern vollkommen bekannt ist, dafs das Licht von den Körpern, an wel- chen es vorbeyfährt, angezogen werde, aber diese Anziehung gerin- gere Wirkung bey den rothen und gelben Stralen habe, als bey. den folgenden, und dafs jeder Stral um so stärker angezogen werde, je weiter er in der Farbenleiter von den rothen entfernet ist. Die blauen (himmelblau und Indigo) werden ungemein stark angezogen, beugen sich also einwärts, und färben den Schatten blau. Zwar sollten das die veylenfarbenen, welche aus allen Am stärksten angezogen werden, noch mehr thun, aber, sagt Opoix, wenn der Schatten nicht sehr breit ist, fallen sie über seine Gränze hinaus in das volle Licht, mit welchem sie sich wieder vermischen; und ich setze hinzu: wenn er sehr breit ist, fallen sie in den Haupt- ü schatten hinein, wo sie vielfältig zu dunkel werden, als dafs man sie von ihm unterscheiden könnte, oder sie erscheinen in andern Fällen nur als eine dunklere Fortsetzung des Blauen. Ich werde bald Gelegenheit haben, mich über diese Sache noch näher zu er- klären. Mit der so eben vorgetragenen Theorie der blauen Schatten kommen die Erscheinungen, welch ich in der fünften, sechsten und siebenten Beobachtung so eben erzählte, vollkommen überein. Hier war blofs der Halbschatten des Bettes gefärbt, war auch anfänglich sehr breit, nahm aber an dieser Breite um so mehr ab, als die Sonne höher stieg. Man weils aber, dals der Halbschatten Be ‘Folge der Lichtbeugung ist; wo das gebeugte Licht nicht mehr hin- reicht, ist Hauptschatten, welcher nie blau erscheinen wird. Mein ‘Arm, welcher sich an der weifsen Wand blau abmalte, warf zween | Halb- | 307 Halbschatten, die sich begegneten, und gewissermalsen deckten; hätte ich einen beträchtlich dickern Körper vorgehalten, so würde ich zwischen den beyden Halbschatten einen dunkelgrauen Haupt- schatten erhalten haben, Wenn aber der blaue Schatten von der Beugung des Lichtes kömmt, wozu braucht man zwey Lichter? Diefs ist der Einwurf, welchen der Ungenannte gegen diese Theorie macht, und welchen man, meines Wissens, nicht gelöset hat. Ich antworte, um die blauen Stralen sichtbar zu machen. So seltsam es auch scheinen mag, wenn ich einen Lichtsral vonnöthen habe, um damit einen andern zu sehen, so richtig ist gleichwohl die Idee; nicht um den blauen Lichtstral zu beleuchten, bedarf ich eines andern Strals | von unzersetztem Lichte, sondern um mein Auge für die Wahrneh- _ mung des blauen Strals empfänglich zu machen. Wären diese Schatten roth oder gelb, so würden ihre zurückgeworfenen Stralen Kraft genug haben, um das Auge lebhaft zu reizen, und von mir wahrgenommen zu werden. Da es aber Thatsache ist, dafs das Mo- % ment der blanen Stralen sehr unbeträchtlich ist, entweder, weil sie | > nicht genug Masse, oder nicht Geschwindigkeit genug, oder an bey- den Mangel haben, so bedarf ich eines Zusatzes von unzertheiltem | k Lichte, um dadurch die Augennerven hinlänglich zu reizen, und sie \ gegen die schwächern Reizungen der blauen Stralen empfänglich zu machen, weil bekannt ist, dafs gereizte Körper gegen weitere Reize derselben Art empfänglicher sind, als wenn sie ihnen im ru- _ higen Zustande geworden wären. :9) Frey- 19) Wirklich kann für die drey blauen Farben eine weitere Beleuchtung mit unzer- setztem Lichte nicht überflüssig seyn; sie afliciren das Auge sehr schwach, und ich kenne keinen Fall, in welehem sie blendend gemacht werden könnten, selbst wenn melallischer Glanz dazu kömmt, Auch Grün ist noch sehr in diesem Falle, 39 2 aus- 308. — Freylich dürfen diese vorbereitenden oder vielmehr begleiten- den Reize nicht zu weit gehen, wenn sie nicht übertäuben sollten, Daher wird man niemal mit zwey Lichtern einen blauen Schatten. erhalten, wenn diese Lichter gleich stark sind. Die blendende Weifse des Schnees verglichen mit der vollen Mittagssonne eines Winter- tages, die reine Weilse einer Wand oder eines Papiers verglichen mit dem bescheidenen Schimmer der aufgehenden oder scheidenden Sonne, das volle Mondlicht verglichen mit einem gewöhnlichen Talg- lichte, das sind so ungefähr die Verhältnisse, welche die schönsten Erscheinungen geben. ‘Jetzt erst wird es völlig begreiflich, warum veylenfarbene. Schatten so selten sind, oder vielleicht nie vorkommen. Dafs die veylenfarbenen Stralen bar schmalen Schatten wieder in die Licht- gränze hinausfallen, habe ich bereits aus Opoix angemerkt; fallen sie aber bey breitern Schatten in den Hauptschatten hinein, so fehlt ihnen begleitendes Licht, welches die Augen a sie empfänglich. machete.. Sollte meine Idee von der Nothwendigkeit eines begleitenden Lichtes, um die blauen Schatten sichtbar zu machen, noch einer Erläuterung bedürfen, so giebt sie uns die Malerey an die Hand. Wir haben hier in der grünen, blauen, violetten, selbst in der ro-. } then Farbe einige so tiefe Tinten, dafs man sie gar leicht für schwarz ansehen würde. Was thut der Maler, um den Ungläubigen zu über- % zeugen, dals er z.B. ein blaues Pigment vor sich habe? Er mischt ihm etwas Weils bey, und nun spricht sich das’ Blau deutlich aus. vom ih une Pine a ausgenommen es wäre sehr stark mit Gelb versetzt. Aber Gelb, Orange und Roth, vorzüglich Schwefelgelb, Goldfarbe und Scharlach werden im Sonnen- strale leicht blendend, und einem reizbaren Auge unerträglich. . Kagese mmchemn, a ER wie un NT ds Bi - ® 309 vr "lauen Pigmente auch Stralen vom. unzersetzten. Lichte von den Theilchen des weilsen Pigmentes in das Auge gelangen? Ich könnte hier schliefsen, wenn nicht die angeführten Ver- suche und Beobachtungen noch einige Erläuterungen foderten, bey welchen ich noch einen Augenblick verweilen muls. . | Es geht aus allen Versuchen und Beobachtungen hervor, dals es allemal der Schatten, der vom stärkern Lichte geworfen, und vom schwächern erleuchtet wird, sey, welcher blau erscheint. Nicht _ eben, .als wenn dem schwächern Schatten nicht auch blaue Stralen - beygemengt wären; sie werden aber von der Stärke des beleuchten- - den Lichtes, wie leise Stimmen von dem Geräusche der Trommeln und Trompetten, überschrien. Wachslicht gehalten, den blauen Schatten gelb, den grauen blaulicht. Das ist sonderbar, aber doch ganz der Theorie gemäfs. Der blaue - Schatten, welcher auf der Seite des Wachslichtes lag, wurde nun vorzüglich von gelben Stralen erleuchtet, dadurch wurden die schon "a eher schwachen blauen Stralen unterdrückt, und der Schatten mufste k P\ gelb erscheinen; er würde grün geworden seyn, wenn das Blau stär- ker gewesen wäre. Diese Ursache wirkte noch stärker auf den Im sechsten Versuche machte das gelbe Planglas, vor das grauen Schatten, wenn das gelbe Glas vor das Talglicht gehalten wurde, indem dieser schon für sich viel schwächer war. N Aber warum wurde im ersten Falle der graue, vom Talg- lichte beleuchtete, Schatten blaulicht, im zweyten der vom Wachs- lichte beleuchtete blaue ‚deutlicher blau? Triumphirt durch diese Erscheinung nicht die Rumfordische Meynung? Scheinbar wohl; | aber die Sache selbst hat ihren Grund ganz gewils darinn, dafs durch das Vorhalten des Glases die Lichtstärke gemindert, dadurch aber 310 : R aber zugleich die Blendung und Ueberreizung des Auges aufgehoben wurde, welche durch das zu viele Licht im erstern Falle die weni- gen blauen Stralen in dem grauen Schatten, im zweyten in dem blauen unterdrückte. Diefs wird im siebenten Versuche noch deutlicher. Indem das sattblaue Glas vor das schon für sich schwächere Licht gehal- ten wurde, hob es seine Wirkung fast ganz auf, die Beleuchtung war also äufserst schwach, und» aus dieser Ursache auch der ent- sprechende Schatten. Wurde dieses Glas vor das stärkere Talg- licht gehalten, so mufste eben der gerade vor ihm liegende, vom Wachslichte geworfene Schatten durch die Menge der durch das Glas darauf fallenden blauen Stralen blau gefärbt werden; da aber nun durch diese Vorrichtung das Talglicht geschwächt ward, so war nun das Wachslicht das stärkere, und unterdrückte die blauen Stralen des gerade vor ihm liegenden Schattens gar sehr. Die gelbe Tinte, welche sich hier einmengte, konnte nicht gerade vom Schatten kommen, welcher dadurch nothwendig hätte grün oder grünlicht ausfallen müssen, sondern kam vom Talglichte ins Auge, das allemal einen ziemlich gelblichten Schein verbreitet. Wie ward aber der Schatten dunkel veylenblau, wenn das sattblaue Glas vor das Wachslicht gehalten wurde? Wohl darum, weil dieses Glas fast keine andern Stralen als die blauen, aber doch auch in einiger Menge die rothen, als die stärksten, durch- liefs; die blauen machten das bereits vorhandene Blau des Schat- tens noch dunkler, und die rothen theilten ihm durch ihre Beymi- schung die Violeitfarbe mit. Wenn aber die blauen Schatten durch Beugung entstehen, 4 so können sie nicht sehr breit seyn, und gleichwohl kommen sie zuweilen in anschnlichen Breiten vor. Ich selbst erzählte in der ° achten Beobachtung einen ähnlichen Fall: die Schatten ganzer Häuser i zıı Häuser waren blaugrau. Die Folgerung ist richtig, und die dage- gen streitenden Erscheinungen sind optische Täuschungen. Wenn sich der blaugefärbte durch den violettgefärbten Schatten in wirk- liches Dunkel verliert, so geschicht es durch so unmerkliche Ab- stufungen, dafs man keine Gränze wahrnimmt, wären auch vorher die Farben noch so bestimmt ausgesprochen gewesen; das hat noch weit mehr Platz, wenn die Farben auch am beleuchtetsten Theile matt aufgetragen sind. Da kömmt es nun darauf an, was für einen Eindruck man zuerst von der Sache erhalten habe. Sah man anfänglich den wiıklich farbelosen Theil des Schattens, so hat man Mühe, die schwache Farbe des nur zweydeutig erleuchte- ten Theiles zu sehen; sah man zuerst den farbigen Theil, so glaubt man die Farbe überall wahrzunehmen, weil man sie unmerklich ver- Nielsen sa, Ich hatte für diese Erklärung einen sehr. treffenden Beweis auf meiner Reise durch Tyrol im September ı808 erhalten. - Es war etwa Mittagszeit, als wir, Hr. Hofr. Tiedemann und ich, in der Nähe von Salurn auf der Strafse zwischen hohen Garten- mauern hingiengen; die Sonne warf den Schatten der südlichen Mauer auf die nördliche hinüber; wir selbst waren ganz im Schat- ten, und sahen weder die Sonne, noch irgend einen directen Stral von ihr. Hr. Hofr. Tiedemann sah gerade vor sich hin, und nahm bey der höhern Richtung seines Auges das Blaue des Schat- tens wahr; ich war auf die Pflanzen und Insecten aufmerksam, die da vorkommen dürften, hatte daher meine Augen gegen den Boden gerichtet, und sah nichts als ganz gewöhnlichen Schatten, hatte selbst dann noch einige Mühe, ihn an seinen obern Theilen blau- lich zu sehen, als ich bereits darauf zu merken erinnert war. Gleichwohl waren unsere Augen in dieser Hinsicht gleich gut; aber ich verfolgte den grauen Schatten aufwärts, und nahm aus Mangel einer Gränze den Uebergang von Reingrau in Blaulichgrau nicht wahr; er verfolgte ihn abwärts, und sah gleichfalls keine Gränze, also auch kein deutliches Aufhören des Blaulichgrauen. Fonte- 312 Fontenelle sagt irgendwo, dafs unser Loos einmal so sey, uns vielfältig nur durch eine Menge irriger Hypothesen der Wahr- heit zu nähern; oft erst, nachdem sie alle erschöpft sind, steht die Wahrheit rein vor uns da. Wir müssen es dann den Männern, die vor uns waren, Dank wissen, dafs sie alles das gesagt haben, was man Unrichtiges von der Sache sagen konnte; indem der spätere Forscher alles das prüft, stößst er, wie durch einen Zufall, auf die Wahrheit. Diefs, glaube ich, war mein Fall. @ 313 Ze ___e_ze___ _ _ z_ _ LEZELEZEELCLELELIIER XI. Physisch - mathematische Abhandlung über die “Bewegung des Wassers in offenen Canälen , von CARL Curıstıan LANGsSDOoRF in Heidelberg. Von den Vorarbeiten Anderer. Gt: Schon im Jahre 1775 beschäftigte sich Chezy, Director des Insti- tuts für den Unterricht im Brücken- und Strafsenbau zu Paris, mit diesem Gegenstande, und die Formel, die er damals hypothe- tisch festsetzte, ist eigentlich diejenige, die wir bey hierher gehö- tigen Berechnungen noch jetzt in Teutschland -als Näherungsformel gebrauchen, und die wir gewöhnlich als die abgekürzte Dubuat- sche oder als eine aus letzterer abgeleitete erwähnen. Es sey nämlich auf eine Länge A der Wasserquerschnitt un- veränderlich — mnrs (Tab. XIII Fig. ı), der Flächeninhalt dieses Querprofils — w, der ganze benctzte Umfang mn + nr + rs __%; 40 der 314 - r der Abhang der Oberfläche auf die Länge A—£, die Geschwindig- keit des Wassers für diese Länge (die mittlere Geschwindigkeit verstanden) — U, so behauptete schon damals Chezy, der Quotient KU? Ei a sey für alle fliessende Wasser in allen Betten immer gleich Aal grols. Wäre also für irgend ein Bett Di UF 4 Me N, A so müfste für jedes andere Bett eben der Ausdruck zur Linken der- selben Zahl N gleich seyn. Nur N ist hierbey eine unveränderliche Zahl. Man hätte daher allgemein ‘ Bl (5) so, dafs es nur darauf ankäme, mittelst mehrerer Beobachtungen den Werth von N ein- für allemal zu bestimmen. Ich habe in mehreren meiner Schriften die Ungerechtigkeit gegen ihren Erfinder begangen, diese Formel, weil sie sich leicht aus der Dubuatschen ableiten läfst, dem Ritter Dubuat zuzu- schreiben. Erst durch die Recherches physico - mathematiques sur la theorie des eaux courantes par R. Prony !) bin ich belehrt 7 worden, dafs die Ehre dieser Erfindung dem verstorbenen Chezy f. gebühre, der zugleich mit Perronet arbeitete. Erst 1779 erschien die erste Ausgabe und .1786 die zweyte von den jetzt überall be- kannten Principes d’Hydraulique von Dubuat, worin dieser Schrift- steller die Sache in weit grölserem Umfange, und man kann sagen, mit einer Genauigkeit behandelte, die der Gegenstand: gar nicht” & zulälst. ° Bi E 1) Eine Uebersetzung dieses Werks mit vielen von mir beygefügten Bemerkungen ist, indem ich dieses schreibe, unter der Presse. Er \ 315 zuläfst. Seine Beobachtungen und Schlüsse leiteten ihn auf die . Formel 1 3 rw net [toi] ze X w a en nee I —o1] AR, 1 A 16 % 1 1ogn. (2416) wo sich alle Maafse auf Pariser Zolle beziehen, und g’ — 362 ist. Im Grunde führt aber diese Formel der Wahrheit nicht näher als die weit einfachere chezysche, die aus der vorstehenden wieder hervorgeht, wenn man ihre feineren Bestandtheile, die zur Correc- tion dienen, wegläfst. Späterhin kam Girard, durch eine Idee von Coulomb veranlafst, auf die Formel j ad j2 wo wieder N eine aus Beobachtungen abzuleitende unveränderliche Zahl ist, und g’ die obige Bedeutung hat, nämlich dasselbe ist, was bey teutschen Mathematikern durch g ausgedrückt wird. Endlich legte auch Prony seine Meisterhand an die Vervoll- - kommnung dieser girardschen Formel. Er sah ein, dafs es un- gewils sey, ob es die Natur der Sache gestatte, U durch eine reine quadratische Gleichung, wie es Chezy annahm, bestimmen zu wol- len; dafs man aber auch noch dann dem Gange der Natur zu be- -schränkte Gränzen vorschreiben könne, wenn man einen und den- selben Coäfficient für die erste und für die zweyte Potenz von U beybehalten wollte, wie Girard that. Er setzte daher (freylich nach vielen, hier eigentlich ganz überflüssigen, RSpLuEhUngen erst am Ende des gten Bogens) . So 5 re 2U+BU, L Ao * wo 316 wo & und £ unveränderliche Zahlen bezeichnen, die aus Beobach- tungen abzuleiten sind. $2, Schreibt man zur Abkürzung J statt = -und R statt — so geben Girard’s Beobachtungen nach seiner Formel U=— 0,5 + (0,25 -+ 8052,54. R J) Meter. Die pronysche Formel giebt nach den dabey zum Grunde gelegten Beobachtungen in Metern U—— 0,07 + / (0,005 + 3233. R J). Bezeichnen wir die Breite des Wasserquerschnitts in einem parallelepipedischen Canale mit b, und seine Höhe oder Tiefe mit b.h I so istR — Dan Es ist aber ı Meter — 3,18725 rhl. Fuls, also ha einerley mit UN bi b+2h y 3,18725 b+2h’ wenn b und h sich auf rhl. Fulse beziehen. Man erhält also ' 3233 Bik statt 3233 le 5 | 3,18725 b+2h 3 oh ‘g Hiernach bleibt nun immer noch in Metern ‚U=— 0, 0,004( >= J. R 7+vV@ BE ) =— 0,07 + yY (0,0049 + 1014. J. R) Meter, wenn b und h in rhl. Fulsen ausgedrückt werden. 317 Soll sich also U auf rhl. Fufse beziehen, so mufs man zur Rechten noch mit 3,18725 \ultiplieiren; dieses giebt U — 3,187. — 0,07 + Y (0,0049 + 1014. J.R) rhl. F.; also, wenn die in einer Sec. abfliefsende Wassermenge mit M be- zeichnet wird, in rhl. Cub. Fulsen DOME—3,187.:b h: (- 0,07 -+ Y (050049 + 1014. J. R)). Die chezysche Grundformel C w U FEN UN ER ' v (> > VEI.R) giebt vVN= Nimmt man aus den dubuatschen Beobachtungen zusam- mengehörige Werthe von U, ‘J und R, so findet man, U und R in rhl. Fulsen ausgedrückt, sehr mannigfaltige Werthe für YN,zB. — 80, — 90, — 100, — 120 etc. Setzt man die allzuweit von einander abstehenden bey Seite, und nimmt aus den übrigen das arithmetische Mittel, so kann man Y N — gı annehmen. So giebt also die chez ysche Grundformel Var, @ER und II. M—o9ı. b.h. Y J.R Cub. Fuße. Beyde Gleichungen (I und 16) setzen aber voraus, ı) dafs längs dem ganzen Canale die Werthe von b und h unge- ändert- bleiben; dafs also der Abhang der Wasserfläche zu- gleich der Abhang der Bodenfläche sey: 2) dafs die Geschwindigkeit des Wassers nicht unter 3 Zollen, aber auch nicht über 5 Fulse betrage. Wenn nämlich’ gleich die Uebereinstimmung der Rechnungsresultate mit den du- buatschen Beobachtungen bey den dabey Statt gefundenen kleinsten 318 kleinsten und grölsten Geschwindigkeiten nicht nur nicht ge- ringer als bey den zwischenliegenden ist, sondern häufig die bey zwischenliegenden noch übertrifft, so ist man doch nicht berechtigt, in den Anwendungen der Formeln weit unter oder über die Gränzen hinaus zu gehen, innerhalb welchen die Beobachtungen angestellt sind; bh » : 2 - 3) dafs, wenn man EITah statt R schreiben will, ein parallele- pipedischer Canal vorausgesetzt werden muls. = Da es indessen hier auf Annäherung ankommt, so ist es nicht nöthig, dafs dieser Foderung in aller Schärfe Genüge geschehe. Wären auch b und h nicht in aller Schärfe unveränderlich, sondern, im Canale mit lothrechten Wänden, die kleinste Breite—=B, die gröfste—b; die kleinste Wassertiefe — H, die grölste =h; so würden die obigen Formeln immer noch ihre Brauchbarkeit be- > und a kleine Brüche, z. B. nicht halten, wenn nur >0,I, wären, und nun für Breite, so wie für die Tiefe, ein gehö- riger mittlerer Werth substituirt würde, wofern nur die Aenderung von Breite und Tiefe jedesmal allmählig erfolgt, so dafs sie nur einen kleinen Theil der Länge ausmacht, welche dieser allmähligen Aenderung unterworfen ist. 2 ur N x 4 B - Ständen überdas auch die Seitenwände nicht lothrecht, son- dern so, dafs das Quer - oder Breitenprofil ein Trapez wie mnrs bildete (Fig. 1.);, wo mo—ts die Gröfse der Böschung ist, so könnte man auch dann noch den Canal als einen parallelepipedi- schen betrachten, indem man die mittlere Breite des Profils vao=b , setzt. Unter 319 Unter diesen Voraussetzungen hat man also nach Chezy’s Grundformel bb L*.- MW g1. ee ir un ie es 2 MX M3.A Dr Te ee er er 8281. &. b° 8281. & b? Ib —_ MA NE A 8281... lan, 8281. Ch Anm. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dafs mit zunehmendem Werthe von — der Werth von M endlich kleiner werden müsse, als ihn die A Formel no. I angiebt, und dafs diese Gleichung eine Aenderung ihrer ge ® . . . 1 Form leiden müsse, wenn sie.z.B. bis zu_— = — brauchbar werden A 20 soll. Man könnte z. B. ( — 2) + 91 statt gu schreiben, und nun den Werth von n gleichfalls aus Beobachtungen ableiten. Vermuthlich würde n nicht viel von 5 verschieden seyn, Z W435 ARE so lange — < — wäre. Die bis jetzt angestellten Beobachtungen be- RN 20 rechtigen aber nicht, einen Werth von n festzusetzen. Wir sind daher auch nicht berechtigt, die vorstehenden Gleichungen auf Fälle anzuwenden, wo & > 0,005 wäre. Dieser Satz mu[s mit der obigen A Bedingung no. 2 verbunden werden, $. 3. Durch die Bedingung (vor. $. no. 1) wird die Anwendbar- ‚keit der Formeln I und II ungemein beschränkt. Sie begränzt zu- gleich die Bemühungen und das Verdienst bisheriger Schriftsteller in Bezug auf diesen Gegenstand. Fürs erste versagt sie alle An- wendbarkeit auf horizontale Canäle. Weil sie nämlich eine dem Boden 320 Boden parallele Oberfläche des Wassers voraussetzt, so wird für einen horizontalen Boden auch die Oberfläche des Wassers horizon- tal. Allerdings kann dieses durch Herablassung einer am Ende an- gebrachten Fallschütze bewirkt werden, indem man allen Ab- und Zuflufs hemmt. Dann hat aber alle Bewegung. des Wassers ein Ende; und doch weils man -hinlänglich, dals auch in einem hori- zontalen Canale (d. h. mit horizontalem Boden) das Wasser ab- fliefst, indem sich die Oberfläche selbst einen Abhang bildet. Die allgemeinen Gleichungen I und ll geben M—o, sobald J=o wird, also sobald ein horizontaler Boden angenommen wird, weiches ge- gen die Natur der Sache streitet. Wird der horizontale Boden nach und nach gegen den Ab-, flufs hin abgeneigt, so wird zwar die Annäherung der Wasserfläche gegen den Boden vermindert, aber nicht aufgehoben, so lange man dem Wasser freyen Ablauf über den gleichförmig fallenden Boden gestattet. Die obigen Gleichungen gelten also nur in Fällen, wo a ein kleiner Bruch, etwa nicht > 0,05 ist, und dann der gehörige Mittelwerth zwischen h und H als durchgängige Wassertiefe längs dem ganzen Canale angenommen wird. Dabey bleibt nun die Be- stimmung von H der Gegenstand eines Problems, um das sich Chezy, Girard, Dubuat und Prony gar nicht bekümmert haben. Sie setzt die Verwandlung der obigen Gleichungen in an- dere voraus, welche sowohl h als H enthalten. Auch kein teutscher Schriftsteller hat bis jetzt dieses Problem zum Gegenstande seiner Untersuchungen gemacht, ein Problem, das nur auf wirklich brauch- bare Bestimmungen in Bezug auf die Bewegung des Wassers in regulären Canälen abzielt, die bisher noch ganz fehlten. Es ist sehr begreiflich, dals zuerst die. Theorie der Bewegung des Was- sers in regulären Canälen näher berichtigt werden muls, bevor man zu MER 321 zu Anwendungen auf natürliche Flufsbette fortschreiten will; und wenn man die folgenden Betrachtungen mit Aufmerksamkeit durch- gegangen haben wird, so wird man um so mehr über neuere Hydrotechniker erstaunen müssen, welche es wagen mogten, jene Formeln so geradehin auf natürliche Flufsbette anzuwenden, und dann aus den sich ergebenden Abweichungen die sonderbarsten Folgen zu ziehen, die, anstatt zu beweisen, wie unbrauchbar hier ı theoretische Untersuchungen seyen, im Gegentheil darauf aufmerk- sam machen, wie unentbehrlich dem Praktiker tiefere theoretische Kenntnisse bleiben, um sich nicht lächerlich zu machen. Die Be- richtigung der obigen Formeln (I. und II. {. 2.) hat ihre grofsen Schwierigkeiten, insofern es nämlich darauf abgesehen ist, ihnen ‚eine allgemeinere Form zu geben, unter der sie, für jedes Gefäll des Bodens, wofern nur die Geschwindigkeit nicht über 5 Fulse hinausgeht, anwendbar werden, so dals das Gefäll (des Bodens) auch — o und selbst verneint seyn, d. h. dafs der Boden auch ! steigen darf. Die abgeänderten Formeln müssen daher nicht blos | den Abhang der Oberfläche oder den Abhang der gesammten Was- sermasse, sondern auch den des Bodens als Bestimmungsstück ent- | halten, und es mufs dabey zugleich darauf Rücksicht genommen | werden, ob das Wasser freyen Lauf hat, so dafs es am Ende | frey herabstürzen kann, oder ob es irgendwo durch einen Damm oder Fallschütze u. d. g. aufgeschwellt, aufgestaut, aufgestämmt ist. ' Ich habe mir diese Untersuchung hier vorgesetzt, und halte mich zunächst an die Formel (I* $. 2), die ich unter der Voraus- h—H iR setzung (|. 3), dals P I etwa nicht > rue als Näherungsfor- o ' mel gelten lasse. Bey der grofsen Schwierigkeit, dieser so sehr beschränkten Gleichung die vorhin erwähnte allgemeinere Form zu geben, werde ich zweyerley Wege versuchen. Es kommt dabey darauf an, nur Aı solche 32% solche Voraussetzungen zum Grunde zu legen,.die der Natur des Gegenstandes angemessen sind, und nun alles übrige der Analysis zu überlassen, die der neuen Gleichung eine Form geben muß, welche sich von selbst in die ursprüngliche ($. 2. I*) verwandelt, sobald man darin H—h setzt, welches die Voraussetzung ist, wel- che Chezy bey seiner Grundformel zum Grunde gelegt hat. So entgeht man der Gefahr, Inconsequenzien zu-begehen, denen man in Untersuchungen dieser Art so sehr ausgesetzt ist, Erste Methode £&xb:.h> A. (b+Fah) ($. 2. 1.*), zur Verallgemeinerung der Formel M — gı. V % G. .4. Aufg. Es sey die Wassertiefe im ‚Canale (Fig. 2) nicht mehr unveränderlich, sondern am Anfange desselben - Y Dr h; am Ende ey —=H; N die unveränderliche (mittlere) Breite des Breitenprofils —b ; die in jeder Sec. abfliessende Wassermenge — M, das absolute Gefäll von 3 bis y oder Bd—ay=z, die Länge ya, die hier allemal mit der Länge der hori- zontalen «ß einerley gelten kann, —A, das absolute Gefäll des Bodens By — es, % jedes von Y aus auf yx genommene Stück wie ya=x, die zugehörige Ordinate 4 —y, &’y wie die x ß horizontal. Man soll zwischen H, h, b, e, A, x und y eine allgemeine Glei- ehung unter der Voraussetzung finden, dafs für Fälle, wo H nicht 2 . 5 « b* h® $E | merklich von h verschieden ist, genau genug M=9ı. Y $ Albtzh) - Aufl. IN werde. 373 Auf. 1. Die vorstehende Gleichung läfst sich auch so schreiben; «bh %(b+2h)’ wo bh die Fläche des angenommenen ersten Querprofils, und das a.bh Ab+o.h profil durchfliessenden Wassers ausdrückt. Bey bestimmten Werthen von &, b und A bleibt der Ausdruck für die‘ Geschwindigkeit im angenommenen ersten Querschnitte, dessen Fläche — bh ist, a.bh A.(b+r2h Querschnitten — h bleiben. Sind aber diese veränderlich, so än- dert sich jener Ausdruck für die Geschwindigkeit im ersten Quer- schnitte ab. Ist nämlich die Wassertiefe in der Entfernung x vom ersten Querschnitte überhaupt — y, und y veränderlich, so hängt jene Geschwindigkeit im ersten Querschnitte von dem Gesetze ab, nach welchem y durch x bestimmt wird. Ich suche daher den M—9ıbh. Y Product gı. Y die Geschwindigkeit des durch jenes Quer- = 9I. Vv ‚ wofern die Wassertiefen in allen folgenden mittleren Werth von V auf die ganze Länge A. Findet h b+2h Sn RS N So an Weil aber hier gar wohl die Wurzel aus dem mittleren a für den mittleren Werth von Y KR ıy ge- b+.zh b+2.h nommen werden kann, so will ich ersteren, d. h, den mittleren Werth von Werthe von — > setzen; dann wird h b+2h M— gr. b.h. ee ee 41? 2. 324 \ 2. Es hat aber auch diese erleichterte Bestimmung von 3 noch ihre grofse Schwierigkeit, die sich indessen ohne merklich nachtheiligen Erfolg durch die Voraussetzung heben lälst, dafs jener mittlere Werth & genau genug gefunden wird, wenn man die Be- rechnung so anstellt, als wäre die Oberfläche des Wassers eine schiefe Ebene. Für diese Voraussetzung wird A—x h—H = 706-9 (4) also : bh’ pay .— b+-2H+?2 (k—-H), und nun iR a En r .d Re ee N * (© x 3 Esyamb+au+ SM ,=;, also ‚z2-(b+2M) 7 abe Hy N 3 und dı—_ de Ir We ig so wird obiges Integral - A Se ——e nn. — b logn. 0 -H (z ogn. z) + C, welches für x = o, also hier für z— b + 2 h verschwinden muls. Daher 2 3 | '\ Figkeit. 325 = ‘ı = nm 6m. (togn. (b--21)—Iogn.(b-+21))] oder I — b ogn 2 — n 2 2—t ae N der h) — logo. (b+2H)), Hiermit verbindet man die Gleichung hi M= gı. bh. Y2. 3, 91 Fr: $. 5 Zur Prüfung dient die Untersuchung des Resultats, welches die Formel für H — h giebt. Für diesen Fall wird h als veränderlich behandelt, logn. (b-+ 2h) — logn. (b+ 2H) — dlogn. (b+zh) wue2z.edch = b+ah .,2.(6 — HM). BIREEN BEN fg also Sag b 2(h—H) na CH) ba 4b+h—ib k b+ah ; E h —p-+F2h wie es nach der chezyschen Grundformel seyn soll. Nur zeigt sich noch in der Bestimmung von & einige Schwie- Ein 326 Ein Theil des ganzen Gefälles, welcher nämlich allen Wassertheilchen im Canale zukommt, ist e ($. 4.); der übrige Theil h — H kömmt nur den Wassertheilchen in der Oberfläche zu; den tiefer liegenden gehört nur ein Theil von h —H. Man denke sich durch # (Fig. 2) eine Parallele mit der Oberfläche gezogen, so kömmt der Masse H. b. A das ganze Gefäll s+ H— hau; die wirklich fliefsende Masse ist für jeden Augen- blekg ea A; ich setze daher für die gesammte Masse 2 wen AN Hm b. A also. nunmehr allgemein bH. —H . In. —In.(b- ©.) a e b. (In. (b+2h)—In =. Auch diese Formel bleibt noch der chezyschen Grundfor- mel getreu. Setzt man nämlich H — h, wodurch zugleich e=£ wird, so giebt sie IE M — —— 9 DE Va $. 6. So langeh>H ist, bleibt 2H h giebt die obige — Gleichung für x den Werth von z>e 4 h—.H, d.h. den mittleren Abhang der ganzen Wassermasse grölßser als den der Oberfläche; in demselben Verhältnisse, we 2H>h-+ H ist, wie sich gehört. 4 Daher gilt die Formel © des vor. $. nicht nur für Hh. Sie gilt also auch für das aufgeschwellte Wasser Fig 3, wo zu > Y2 ist. $ 7- Für horizontale Canäle, d. h. für Canäle mit horizontalem Boden wird e — ni also B. bh. nn (h a: (R—H— $b. (logn. (b+2h) —logn. (b+2H))). $. 8. Beym Gebrauche, welchen man von der allgemeinen Formel (© $- 5) macht, hat man schon angelegte Canäle von solchen, die ‚erst noch angelegt werden sollen, sorgfältig zu unterscheiden. Werden nämlich die gegebenen Bestimmungsstücke von einem wirk- lich angelegten Canale hergenommen, so hat man nie zu fürchten, _ Data neben einander zu stellen, die nicht neben einander bestehen können. Dieser Fall könnte aber eintreten, wenn man für einen erst noch anzulegenden Canal ‚sämmtliche Bestimmungsstücke bis auf eins, welches gesucht wird, vorschreiben wollte. Ich unter- - scheide daher gegebene, d. b. von einem schon vorhandenen Canale hergenommene Bestimmungsstücke von vorgeschriebenen, die man für einen erst noch anzulegenden nach Belieben festsetzt. Im letz- teren Falle hat man wiederum Canäle mit freyem Laufe von Ca- nälen mit verhindertem Laufe zu unterscheiden ($. 3). Bey jedem erst noch anzulegenden Canale giebt es ein Paar Bestimmungsstücke, die nicht beyde zugleich nach Belieben vorge- schrieben werden können, sondern so von einander abhängen, dals sie nicht einzeln, sondern beyde zugleich aus den übrigen Stücken bestimmt werden müssen. Dahin gehören bey freyem Laufe die 'Gröfsen h und H, die H und M, die h und M, die H und s, die hund e, die H und b, die h und b, die H und A, und die h und A. Oder: beym Jreyen Laufe können nie h und H zugleich vor- geschrieben 328 geschrieben seyn; folglich mufs allemal entweder h oder H Bere werden; aber ausser h oder H immer noch eine en Bey verhindertem Laufe, wie Fig. 3, verhält sich die Sache anders. Lassen wir anfänglich die Fallschütze ganz nieder, so wird H=:-h; die Oberfläche wird horizontal; es ‘erfolgt gar keine Bewegung und es wird M—o. Wie wir nun die Fallschütze all- mählig erheben, fängt die Bewegung an und der Abiluls durch den ersten Querschnitt b. h wird allmählig grölser, je höher wir die Fallschütze aufziehen. Hier findet neben jedem Werthe von h jeder beliebige von H statt, nur dafs H H@® oder der vorgeschriebene von M< M®) ist. Denn für H finden alle mögliche Werthe Statt, die zwischen H% und e+h-—.H fallen, und so auch für M alle mögliche Werthe, die zwischen M” und o (Null) fallen. 7 $. 8.0) Die vorstehenden Bemerkungen ($. 6) bestimmen den Ge- brauch der allgemeinen Formel (®. $. 7). Hierzu gehört nun noch folgende Erinnerung. Blos in Bezug auf das arithmetische Verhalten der Gröfsen gegen einander könnte bey verhindertem Laufe der Gleichung (©) nicht nur durch H > H®, sondern auch durch H Mm) seyn, und der vorgeschriebene von H nicht < HC), Wenn. man _ also nach der letzteren. Gleichung A berechnet hat, so muls man ' aus den Werthen von A, b, h und einem Werthe von H, welcher j ‚etwas kleiner als der vorgeschriebene ist, den Werth von M nach der ersten Gleichung berechnen. Findet man diesen gröfser als den _ vorgeschriebenen, so können die vorgeschriebenen Werthe von M und H Statt finden, und der gefundene Werth von A kann beybe- _ halten werden. In Rücksicht auf die Genauigkeit von A s. den vor. $. Es würde überflülsig seyn, hier alle einzelne Aufgaben be- sonders vorzutragen. Die folgenden sind zur Erläuterung der hier - anzustellenden Berechnungen hinlänglich. p. Az * G: 18, 33° RT: a} N. 20T, Aufg. Für einen anzulegenden horizontalen Canal werden h,.b und A für die Voraussetzung eines freyen Laufs vorgeschrie- ben; man soll H und M finden. - Aufl. Aus |. 6 weils man, dafs hier der Werth von M ein Maxim, werden mufs; letzteres muls aber nothwendig eintreten, so- H s : er [b—-H—1:b. (In. (b +2 h)—In. (b+2M)] ein Max. wird. bald nur Diesen Ausdruck will ich mit A bezeichnen. fe VETERAN re Man suche also denjenigen Werth von H, welcher das Max. von A giebt oder A”); dann hat man b. A@) Mm) = 91. bh. Y - A Ex. Es soll ein 1000 rhl. Fufs langer Canal zu ı0 Fuls breit angelegt werden; der Boden soll horizontal liegen, und das \WVas- ser am Anfange desselben 3 Fufs hoch stehen; man soll die in jeder Sec. abfliessende Wassermenge bestimmen, freyen Lauf vorausgesetzt. ra 1 ne Hier darf die Wassertiefe am Ende des Canals nicht auch noch vorgeschrieben seyn; wenn man sie aber auch nicht zu wis- sen verlangte, so mufs man sie dennoch suchen, um M zu änden. F 1 Es ist aber A —= 1000; h=3; b= ıo. Man findet also j I. Für H = 1,2 Fuls. RB; H _.12 2 logn. (b+ 25h) = 5,0751738 — In. 10 j h+H 42 7°. loga. (b-+2H)— 48202815 — In. ro h-H— 138. Diff. — 0,25489233 CE b+2h= 16,0. ERS 4 ö b-2H— 122 — 1,2744615. ui Also A = (1,8 — 1,2744) = 0,1501. a = ; 2.2 I. Also und 333 Für H. =: 1,3. 3 A! In.(b+2h)= 5,0751738 — In. 10 J+H 343 lo. (b+2H) — 4,8362819 — In. 10 h—H — 1,7. Diff. — 0,2388919 b+2h — 16,0. MB b+2H-= 12,8. — 1,1944595, 15 5 A =, (1,7 — 1,1944) = 0,1528. Pa Bir 3 — 1,4: IK. 1.007 In. (b+ 2 bh) = 5,0751738 — In. 10 urEH, a4 ar: In. (b+ 2H) — 48520302 — In. 10 h—H = 1,8. Diff. — 0,2231436 b-+z2h — 16,0. >, b+2H= ı238. _ — 1,1157180. = z. (1,6 — 1,1157) = 0,1541. Kür. H==T,5, RE In. (b-+ 2h) = 5,0751738 — In. 10 SEHE Tr In. (b+2H) — 4,8675344 — In. 10 h—H=— 15. Diff. — 0,2076394 b+2h== 16,0. Br 8 22H 13,0. — 1,0381970. A= —. (1,5 — 1,03819) — 0,1539. Man sieht hieraus (no. II und IV vergl. mit no. III), dafs man mit er Genauigkeit (no. III) AM) — 0,1541 setzen kann; also Mm — gr. 10.3. V > H = 1,4 Fuls 3.0,1541 — 107 Cub. Fufs. rhl. 1000 Des 3 rer Des Wassers Geschwindigkeit ist demnach 10 Anfange des Canals — 197 — 3,57 F., am Anfange des Canals = 3,57 Es i Bm ind. .. . „nt. 7,64 F.. 10.1,4 Sie überschreitet also nach und nach die Gränze, innerhalb wel- cher der Gebrauch der Formel fallen sollte. Die vorgeschriebene Gränze erfodert, dafs die Geschwindig- keit wenigstens auf keinem merklichen Theil der ganzen Länge über 5 Fufs betrage. Hiernach dürfte also —, nicht > 5, also H 10. E 10 3 . P . nicht < — oder nicht < 2,14 werden, um die Formel mit Sicher- 10. heit zu gebrauchen. Für Geschwindigkeiten, die über 5 Fufs hinaus- gehen, wird der Widerstand allmählig gröfser, als ihn die Formel voraussetzt. Es wird daher der Werth von H, welcher A” giebt, grölser als 1,4 Fuls seyn; er mufs zwischen 1,4 und 2,14 fallen. Da aber der Widerstand nur allmählig mit grölseren Geschwindig- keiten grölser wird, als ihn die Formel voraussetzt, und auf mehr als + der ganzen Canal-Länge die Geschwindigkeit weniger als 5 Fuls beträgt, so könnte H doch nicht über höchstens 1,6 Fuls hinaus fallen, und man wäre immer berechtigt, M wenigstens — 100 anzunehmen. (s. Anm. zum folg. $.) ip Sy nr v- $. 12. e Aufg. Für einen anzulegenden horizontalen Canal werden h, H, b und A vorgeschrieben, ohne freyen Lauf zu bedingen; man soll entscheiden, ob der Forderung für H Genüge geschehen “kann, und für diesen Fall zugleich M finden. ITS Aufl. Man suche aus der Gleichung für MS. 10) den Werth von M; dann berechne man M auch noch für einen Werth von H, 2 der .? 998 Ä 2 3192 der kleiner als der vorgeschriebene ist. Findet man letzteren gröfser als den zuerst berechneten, so findet der angenommene Werth von H, folglich auch der berechnete von M Statt. Ex. Es sey A = 1000, b = 10, h=3; dabey soll das Wasser am Ende des Canals noch 2 Fufs hoch stehen. Man fragt, ob dieses Statt finde, und wie viel Wasser in diesem Falle in jeder Secunde abfliessen werde? Die allgemeine Formel für M ($. 10) giebt zuerst 2 A PIE @ — 5. (In. 16 — In. 14) ) = 0,4. (I — 5. 0,1335314 ) = 0,1329372 und nun M' =. 91.908 Y SALE 1000 == 00,5 Gub: BR, Anm. Jeizt wäre eizentlich erst noch zu prüfen, ob die Gleichung, für H< 2, gröfsere Werthe von M gebe. Die im vor. $. schon geführ- ten Berechnungen machen aber hier diese "Prüfung überflüssig. Ausserdem hat man jedesmal noch auf die gröfste Geschwindigkeit Rücksicht zu nehmen, welche das Wasser im Canale, jedesmal da, wo man den kleinsten Querschnitt hat, erlangt, Der kleinste Quer- = schnitt ist hier b.’H = 20, also .die Geschwindigkeit in demselben — 995 = 141975 Fuls, fällt daher noch innerhalb der vorgeschriebe- 20 nen Gränze. Hierdurch wird dann auch die Richtigkeit des Resultats am Ende des vor. (, bestätigt. $. 13. Aufg. Für einen anzulegenden horizontalen Canal werden, ohne Bedingung des Jreyen Laufs, h, b, A und M vorgeschrieben; man 336 man soll entscheiden, ob diese Bestimmungsstücke alle neben einan- der bestehen können, und für diesen Fall H finden. 4Jufl. Aus unserer allgemeinen Gleichung folgt Mm. A H f PR ee [h—H— ib. (In. (b+=h) — In. b-+2H))]. Der ganze Ausdruck zur Rechten heise A, so suche man denjenigen Werth von H, welcher ; MX 8281. b° h# ar giebt. Dann untersuche man, ob für einen etwas kleineren Werth von H der von A gröfser werde. In diesem Falle hat die Aufgabe Statt, und der gefundene Werth von H ist der gesuchte. Anm. Zu dieser letzteren Prüfung ist selten noch eine besondere Rechnung nöthig, indem sich die Beurtkeilung schon aus den Werthen von A ergiebt, die man für die verschiedenen \Yerthe von H erhalten hat. Ex. Es sey h=3, b=2, A= 1000 vorgeschrieben; der horizontale Canal soll in jeder Sec. 20 rhl. Cub. F. Wasser abfüh- ° ren. Findet dieser Werth von M Statt, und wie grofs ist dann H? 2 Ich berechne nun zuerst den Werth von hr ; und ; M? A find —— 7, 5 8281. b’ h? 7 - Es soll also rt G- H— 5. (In. 16 — In. (10+2 m)) = 0,0053%7 werden. Ich finde nun Z ee s - 837 2 : I. Für H = 2,2 ” B.° de: (0,8 — 5: (In. 16,0 — In. 14,4)) ’ E Pe 52 ’ P} , . =: (0,8 — 5. 0,1053605 ) = 0,11558. a Für H = 27 A = 22 $ 0,3 — 5. In. 16,0 — In, ı 57 ( 3 — 5: ( KA 54)) = = (0,3 — 0,191106) Bo ii — 0,0515. | UI. Für H = 2,95 ‚A = nn 0,018 ----. s % 4 . ä 2 W. Für H = 2,97 A = 227, 0,0I121 = 0,00557. = } 597 j Ri \ a 8 eV;: Für H = 2,98 L 17298 598° . 0,00748 = 0,00372. ee FEN Man darf es sich nicht hebemdin lassen, dafs die beyden so wenig Er Ya „versehiedenen Werthe von H (IV und V) so sehr verschiedene Werthe SE von A geben. Denn hier koınmt es auf die verschiedenen Abhänge der Oberfläche an, also auf h— H; diese Differenz ist ne. IV —3 — 2,97 = 0,03; hingegen no. V = 3 — 2,98 = 0,02; also no. IV um die en 43 Hälfte e Hälfte gröfser als no. V. Und so ist auch 0,00557 um die Hälfte gröfser als 0,00372, welches in diesem Falle der Natur der Sache angemessen, weil sich die Werthe von M?, die man aus no. IV und no. V. erhält, sehr genau wie die verschiedenen Abhänge der Oberfläche verhalten müssen, und das Verhältuifs der WVerthe von A mit dem der VWVerthe von M einerley ist. Es liegt also hierin eine neue Bestätigung der Brauchbarkeit unserer allgemeinen Formel, $. 14. r Aufg. Für einen anzulegenden horizontalen Canal sind h, H,‘ und M vorgeschrieben, ohne freyen Lauf zu bedingen; man soll entscheiden, ob der Forderung Genüge geschehen könne, und für diesen Fall b finden. > Aufl. Unsere allgemeine Gleichung giebt Nat, |. er =» [1-12 (io. @+21) — In 642m) ] Die Gröfse zur Rechten heilse A, so suche man denjenigen Werth von b, welcher Fer X. (H+h).M? 8281. bh. giebt. Dann untersuche man, ob für einen kleineren Werth von H der VWVerth von ar h A gröfser werde ; in diesem Falle findet die Aufgabe mit dem gefundenen WVerthe von b statt. Ex. Esseyh= 2 Fufs {rhl.), H= 1,5; A= 1000 und M=10 . €. F. vorgeschrieben; können diese Vorschriften Statt finden, und wie breit mufs dann der Canal angelegt werden ? A. (H+h). M® . 8281.h’.H Se A.(H+h). M’ _ 1000.3,5.100 8281. bh’. HH... 8281.4.1;5 Ich berechne zuerst den Werth von = 7;94. Es j e . 339 Es mufs also b so genommen werden, dafs man A = 7,04 finde. Man findet aber 1. Für en =2 =$ ee" — (la. 6 — In. 5)) offenbar zu Klein. o I. Für b= 2,5 A = 15,625. (0,5 — 1,25. (In. 6,5 — In. 5,5))) Ä noch zu klein, z I, Für b= 27 A = 19,68. (0,5 — 1,35. (In. 6,7 — In. 5,7)) = 19.68. 0,28178 — 5,54. IV. Für b = 35 A = 43,975. (0,5 — 1,75. (In. 7,5 — In. 6,5)) = 42,875. (0,5 — 0,250426) = 10,707: V. Fürb = 3,r° A = 29,79. (0,5 — 1,55. (In. 7,1 — In. 6,1)) = 29,79. 0,2646 = 7,882. vı. fürrb=3 Bug? A=an (5 — 1,5. (In. 7 — In. 6)) “= 27. 02687 = 75255. Ohne weiter’ rechnen zu dürfen, ersieht man hieraus, dafs b zwischen 3 und 2,9 fallen, doch aber näher an 3 als an 2,9 liegen müsse. Man hat daher hinlänglich genau b= 2,97 und A = 7,04. y 43 ® Man 340 e- g “ e2 Man hat nur noch zu prüfen, ob die vorgeschriebenen Werthe von H, h und M neben einander Statt finden. Für H = 1,4 F. wird . A = 26,2 (0,6 — 1,48. (In. 6,97 — In. 5,77) * = 8,395 ° H ER und HA: A — Br 9,395 — 3:45: Vorher war © H 1,5 HIER As as 7,04 = 3,01. Demnach finden die vorgeschriebenen Werthe Statt, und man kann = 2,97 oder schiechthin b = 3 Fuls nehmen. Die grölste Geschwindigkeit des Wassers im Canale ist Io 2.155 also noch innerhalb der unserer Formel vorgeschriebenen Gränze. = 34 Fufs, $. 15. Aufg. Für einen anzulegenden horizontalen Canal'sind A, H, b und M vorgeschrieben, wie bisher ohne Bedingung des freyen - Laufs; man soll entscheiden, ob die vorgeschriebenen Werthe neben einander Statt finden, und wie grofs dann b seyn müsse. _ Aufl. Unsere allgemeine Gleichung giebt A. M? h? . Sr HIER: ["—#— 1b. (In. &+21) — In. (b+2M) )], Wird nun die Gröfse zur Rechten mit A bezeichnet, so suche man denjenigen Werth von h, welcher : \. M? DE et 8281.. H giebt. Dann N ’ 341 "Dann untersuche man, ob ein kleinerer Werth von H den “ . * ” * von H. A grölser giebt. Findet sich dieses, so finden die vorge- schriebenen Werthe Statt, und der gefundene Werth von h ist der gesuchte. Ex. Es soll ein Mühlgraben mit horizontalem Boden zu 1000 Fufs lang und ı0 Fuls breit angelegt werden; das Wasser soll am Ende 2,5 Fuls hoch vor der Schützenöflnung stehen und dabey in jeder Sec. 20 Cub. Fyuls Wasser abfliessen. Kann dieser F orderung Genüge geschehen, und wie grols muls h werden ? Ich finde zuerst A. mM’ __ 7 1000. 400 8285..b* 3.77 8282.1009: 2,5 = 0,91932. Es soll also h sc genommen werden, dafs A — 0,0193 werde, wenigstens beynahe. Ich finde nun I Für h —= 2,6 Fuß. 6,76 . Bi au a Er (01 nr (In. 15,2 — In. 15)) 676 ey: [s. = 0,0337 zu grols I. Für h= 2,55 6,502 er 05 — 5. 15,1— In ı 5,07 (o 5 5 (In, 5, 5) ) 1719508 5010 IM. Für h = 2,54 645 SEHEN le — In. ı A er (0,04 — 5. (In. 15,08 5)) . 0,0267 zu grols. Man 342 Mar sieht, dafs der Werth von h, welcher genau A=-0,01932 giebt, nur unmerklich von 2,54 verschieden seyn kann. Er ist schr genau — 2,545. Auch ist leicht zu übersehen, dals bey einem so geringen Abhange des Wasserspiegels von nur 0,045 Fuls oder 0,54 Zoll auf 1000 Fuls der Werth von H, A gewils zunehmen müsse, sobald man H kleiner nimmt. Auch fällt die gröfste Geschwindigkeit des Wassers im Ca- nale innerhalb der Gränze, welche auf unserer Formel vorgeschrie- ben ist. Es ist also b — 2,545 der gesuchte Werth von b. Berechnungen “ zur ersten Methode für Canäle mit gleichförmig abhängigem Boden. $. 16. Bey Betrachtung abhängiger Canäle, worunter ich hier alle- mal Ganäle mit abhängigem Boden verstehe, hat man es mit sechs Bestimmungsstücken zu tbun;, A, h, H, e, bundM (9. 4). Die allgemeine Gleichung zwischen diesen 6 Gröfsen findet man oben ($. 5: ©). Auch hier hat man freyen Lauf (Fig. 2) und verhinderten (Fig. 4) von einander zu unterscheiden. Bey horizontalen Canälen mulste allemal Hh seyn, und die allgemeine Gleichung behält in jedem Falle ihre Gültigkeit ($. 6). Nur mufs s+h— H bejaht bleiben, oder e+h>H seyn. $. 17. Aufg. Es werden h, b, A und e vorgeschrieben; man soll die zusammengehörigen Werthe von H und M für ‚freyen Lauf finden. Aufl. 3143 4ufl. Die allgemeine Gleichung ($. 5. ©:) giebt r.M: H.(e+h—H) b. (lg. (b+2h)—In. Eon | Io ee 3 8281. b’. h? H+h 2. (h—H) ® Der ganze Ausdruck zur Rechten heifse A, so suche man denjenigen Werth von H, welcher A") (das Mar. von A) giebt; alsdann hat man € bh: A) M®) — gr. Et erh gu.YV N oder (m) MW) — gı. bhy = 5 und der zugehörige Werth von H ist zugleich ein Minimum. Ex. Wenn man einen 1000 Fufs langen Mühlgraben zu 10 Fuls-breit anlegt, in welchem. das Wasser am Anfange 4 Fuls hoch steht, und dessen Boden auf die ganze Länge 2 Fufs Fall hat; wie hoch wird das Wasser vor der Schützenöffnung stehen, und wieviel wird in jeder Sec. abfliessen ? ; Bier ist A= 10005; b= 10; h=4; e=2. Ich finde nun I. Für H = 3,5 Fufs A 3,5- 5 „980 10. (In. 18 — In. 17) 7:5 2. 0,5 = 1,166. (IT — 0,57158) = 0,5. a a— 3624 (, _ 1% (la. 18 — In. 172)) Hi. mie 98 sers im Canale und Ba das Resultat weniger sicher, sen Fall M angeben. und berechne aus h, H, b, A und e den VVerth von A, so erhält man hiernächst sit OEEe MU. Für H = 34 € _ 10. (In. 18 — In. =, 754 1,2 = 0,488. *- Man sieht, dafs sehr genau # R Am) 40, seyn muls; also H® — 3,6. Hieraus wird nun a 10. 0,5 Mm — 91. 10. 4. V a — 91: V 8 = 257, Gub. Buls: Da die Wassertiefe am Ende des Canals 3,6 F. beträgt, also hier am kleinsten ist, so ist die gröfste Geschwindigkeit des Was- 257 ea a Fufs. ET 7,14 Fuls Am Anfange des Canals ist sie 257 Se ee ARE: man 42 Fuls, $. 18. Mi 'Aufg. Für einen anzulegenden abhängigen Canal werden h, H, b, A und e& vorgeschrieben, ohne freyen Lauf zu bedingen; man soll entscheiden, ob die Forderung Statt finde, und für die- ° Aufl: Man verstehe unter A dieselbe Gröfse wie im vor. (. AM? rt > En a | I A M? ET ke also j 91. bh.yYbA Mu VA - oder auch .bA M— gI. bh. Y Tat Man berechne nunmehr auch aus h, H’, b, A und s, wo ich unter H’ einen Werth verstehe, der etwas kleiner als der gegebene H ist, den Werth von A. Ist dieser grölser als der vorige, so fin- den die vorgeschriebenen Bestimmungen Statt, und der gefundene Werth von M ist der gesuchte. Im entgegengesetzten Falle können die vorgeschriebenen Bestimmungsstücke nicht neben einander be- stehen. S. die Anm. zum folg. $. $. 19. Aufg. Man will durch einen abhängigen Canal von der Länge A und Breite b in jeder Sec. die Wassermenge M ableiten; die Wassertiefe am Anfange des Canals sol = h, am Ende = H seyn. Man soll e bestimmen. Aufl. Die Bedingung des freyen Laufes fällt, wie vorhin, weg. Zur Abkürzung setze man den Werth von er: =, so giebt unsere allgemeine Gleichung (H-+h). N H. ( % u LEN; 2.(h—H) e+h—H— also in rain SAH DENE ir. Vor a0 ® „(In @+ 2) —In (b+=M)N 2. In nee —ynr. Man berechne nunmehr aus A, b, e, h und H’ (in der Be- deutung des vor. {.) den Werth von M nach (®. {. 5). Findet man diesen grölser als den vorgeschriebenen, so finden die vorge- schriebenen Bedingungen Statt, und der gefundene VWVerth von & ist der gesuchte. Anm, In allen Fällen, wo H>h Bedingung ist, mufs nothwendig zu H/ ein gröfserer Werth von M gehören, als zu H. In solchen Fällen erhält man also im vor. $. den Werth von M und im jetzigen den von : alle- mal richtig, ohne dafs eine besondere Prüfung hinten nach anzustellen wäre, Ex. Wenn in einem 1000 Fufs langen Canale zu Io F. breit in jeder Sec. 60 C. F. VWVasser abfliessen sollen, so dals die Was- sertiefe am Anfange desselben 2 F., am Ende (vor der Schützen- öffnung) 3 Fufs beträgt; wie grols ist das absolute Gefälle «, das man dem Boden geben muls ? Hier ist. X = 10005; b= 10; h=2; H=.3; M -- 60. Ich finde nun zuerst 107,00. 2E00 SR AT Da: "8281: 1000.4 , 8agı [6 ferner . In. (b+2h) = 2,639057 In. (b-+ 2H) — 2,772588 Di#. — — 0,133531; also : 3 +2) 810897, __ 3. (1 — Io. 2) 2 = a 33 — 1,54 Fuße. \ . $- 20. ir 4 847 $. 20. Aufg. Für einen anzulegenden Canal werden h, b, A, s und M vorgeschrieben; man soll entscheiden, ob der Forderung Genüge geschehen könne, und für diesen Fall H finden. Aufl. A habe die Bedeutung wie |. 17, so suche man den- jenigen V\erth von H, welcher A. M? ————A 8281. h? b® giebt. Dann berechne man aus h, b, A, e und H’ (s. $. 18) den Werth von A. Findet man diesen grölser als den vorstehenden, so finden die Bestimmungsstücke Statt, und der gefundene \Verth ron H ist der gesuchte. Ist der gefundene Werth von H>h oder auch nur wenig kleiner als h, so bedarf es dieser Prüfung nicht, Ex. Es soll ein 1000 Fuls langer Canal zu Io Fufs breit an- gelegt werden; am Anfange desselben soll das Wasser 2 Fuls hoch stehen; der Boden soll ı Fuls Gefäll erhalten, und in jeder Sec. sollen 30 €. F. Wasser abiliessen; geht dieses an, und wie grofs müfste dann H werden? Hier ist aM 10007°b — Ton = a Hte Je WM 3905 2+h ist — 3; also muls H<3 seyn. Ich finde nun zuerst dm BE 1000. 0900 — 0,0271; 8281. b’ h? 8281. 4000 . und nun ferner 44 ® I. 3./sHür)Hr 32,5: A 2,5:05. (1 __ 10. (In. 14 — In. 3), 4,5 at — 0,086. U. Für H = 2,6 ah 2,6. 4 (1 __. 20. (In. 14 — In. a) 4,6 — 12 = 0,2261. 0,3147 = 0,0711. III. Für H = 3,8. - . (In. — In. 15,6 a — 28:02 (1 __ Io. (In. 14 — In. 15, ). 5 48 Ki — 1,6 == 0,0375. IV. Für H — 2,85 A = 0,0319. V. Por, H0— 2,9 A = 0,0194. VI. Für H = 2,86 A.==.0,0268. Nun sollte aber A — 0,0271 seyn; also müfste eigentlich der Werth von H zwischen 2,85 und 2,86, aber doch näher an 2,85 fallen, z. B. — 2,858 genommen werden, wenn so feine Bestim- mungen hier Statt fänden. Man kann daher H — 2,86 beybehalten. $. ar. Aufg. Für einen anzulegenden Canal sind h,‘, e und M vorgeschrieben; man soll b finden. Es wird dabey freyer Lauf bedungen. Aufl. 319 Aufl. Aus unserer allgemeinen Gleichung (©. $. 6) folgt A. (H+h). M? AR ( b. (In. (b-+2h) — In. (b+2H)) het. rn Re 8281.h.H.e+h— HN) ‚2.(h —H) ) Weil aber hier nicht zugleich H vorgeschrieben seyn kann, so setzen wir dafür A.M: beH.(e+h—M) b. Se LEER) In 238 Bel: g281.h? H+H 2. (h—H) wo b und H zugleich bestimmt werden, Der ganze Ansdruck zur Rechten heifse A. Man suche nun zu einem angenommenen Werthe von b für nach einander folgende Werthe von H die zugehörigen Werthe von A, dann ebenso für einen 2ten Werth von b und nach einander folgende Werthe von H die zugehörigen Werthe von A; ebenso für einen zten Werth von b u. s. f., bis man jedesmal auf das zu dem angenommenen Werthe von b gehörige A(m) (Max. von A) kommt. So kommt man also nach und nach auf verschiedene Werthe von A(m), Derjenige Werth von Am), welcher — wird, be- 8281. h stimmt das Ende aller Rechnung, und die zugehörigen Werthe von b und H sind die hierher gehörigen. Ex. Es sy A=1000; e=1; h=3;M=20 »Ich finde zuerst A. M® __1000.400 Ar == 67. 8281. h? 7 g281. 9 9807 Hier, wo freyer Lauf bedungen ist, mufs H< h genommen werden; also H<3. Die Berechnung giebt nun 1. 350 T.ARuarib’= 2lund:H == 38 Pape 8.1,8.2,2 (1 ML (In. 8 am In. =) 4,8 2,4 — 6,6.0,7028 — 4,6384. I £fürb =2;H = zr A— E19 (1 __ 2. (In. 8 — In. 2) 5,1 18 f) —= 6,2588. 0,7168 — 4,4863. IN. Ffürb —2,H = 16. ; 7 8.1,6.2,4 (1 _. 2: (n.8— In. 2 4,6 2 2,8 — 6,6783. 0,6923 —= 4,6233. Man sieht hieraus, dafs, für b—2, A), welches — 5,367 seyn soll, zu klein ausfällt; dals man also b noch etwas grölser nehmen müsse. IV: Bürabi = au. He = r,8 . :+h-H=3%2 h b’H.(e+h— H) = 36,672 Zieh 4,8 In. (b+2h) = In. 81 = 4,394449 — In. 10 In. (b+ 2H) = In. 5,7 = 4,043051 — In. 10 Diff. —= 0,351398 } 2.(h—H) = 24; also . N 48 2,4 — 7,64. 0,6925 — 5,2908. 1 0 2 2 | sıth—H =2 p°’H. AP RAR R 351 b’H.(e+h— H) = 37,044 Hrh=s .(b+2h) = In. 81 — 4,394449 — In. 10 In. (b+2H) = In. 6,1 = 4,110874 — In. ı0 Diff. = 0,28357 2h— D)=3; also na rer, 5 2 = 7,409. 0,70224 — 5,2029. VL Fürb = 21; H = 16 et+h —H= 24 b’h.(e+h— H) = 9,261. 1,6. 2,4 —= 35,56 56246 In. (b+ 2 h) = 4,394449 — In. 1o z } (br 20) 3.970292 77 In. 10 Diff. = 0,424157 2(h—H) =28 ISO E a 2,8 =7,7304. 0,6819 = 5,271. Man übersieht hieraus, dafs für b— 2,1 der Werth von A) schr genau zu H= 1,8 gehört; und man kann ohne Bedenken b=:2,15'und H.=41,8 setzen. Die Geschwindigkeit des Wassers im Canale ist da, wo sie — 2 _ — 5,17 und weicht also im Ganzen 2,15.1,8 nicht merklich von der festgesetzten Gränze ab. am grölsten ist, — w eine, 352 $. 22. Aufg. Für einen anzulegenden Canal sind, ohne Bedingung des freyen Laufs, H, h, A, e und M vorgeschrieben; man soll entscheiden, ob der Forderung Genüge geschehen kann, und für diesen Fall b finden. Aufl. Die Gröfse zur Linken in der ersten Gleichung des vor. {. heifse N, die zur Rechten A, so suche man denjenigen Werth von b, welcher A=N macht. Dann berechne man aus h, A, e, b und H’ (s. {. 18) den Werth von M nach der allgemeinen Gleichung. Findet man solchen grölser als den vorgeschriebenen, so findet die Aufgabe Statt, und der gefundene Werth von b ist der hierher gehörige. Ist H > h oder nur nicht viel kleiner, so bedarf es dieser Prüfung nicht. Ex. Es sy A\=12000, e=ı, h=ı10, H= 10,6 und M — 4000 C. Fuls; man soll b finden. Ich finde zuerst | A. (H-+-h). M® __ 12000. 20,6. 16000000 8281. 100. 10,6.04 8281. 424 = 4126202. So grofs soll also A werden. Setzt man b— 250, so wird A = 15625000. 0,0760 — 1187300, und man erhält nun mit überflülsiger Genauigkeit N a oder in einer ganzen Zahl b = 243 Fuß. A eh ne Di ee he Ä B “ . “ ee a ur au. = ee Dam be; Die gröfste Geschwindigkeit im Canale ist uur N ia ‚also <2 Fuß. 10. 242,5 2 Bey Anlegung schiffbarer Canäle hat man hauptsächlich zweyen Vorderungen Genüge zu thun: ı.) dals die Tiefe den gröfs- ten zur Schiffahrt auf einem solchen Canale bestimmten Schiffen gemäls sey, also,nirgends unter ein bestimmtes Maafs fallen dürfe, und 2.) dafs die Geschwindigkeit in eine bestimmte Gränze einge- schränkt sey. Bey Bestimmung der letzteren kommt es darauf an, ob die beladenen Schiffe gröfstentheils aufwärts oder gröfstentheils . "abwärts fahren. Im ersteren muls man für eine kleinere Geschwin- digkeit sorgen als im letzteren, Aus der Beschaffenheit der zur Fahrt bestimmten gröfsten Schiffe giebt sich sowohl die -erfoderliche geringste Tiefe als die geringste Breite, welche man dem Canale vorschreiben kann, also der Werth von b. h und von b. H; und aus der gestatteten gröfsten Geschwindigkeit ce giebt sich dann auch M==c.b.h oder = c.b.H, nachdem h oder H kleiner ist. Soll ein Canal in einen Flufs eingeleitet werden, so dafs der Boden bey der Vereinigung mit dem Flusse in der Tiefe H’ unter der Oberlläche des Flusses liege, so hat man schon H, A, b und M als Data, und man hat uoch h und e zu bestimmen. Am be- Quemsten ist es nun h—H zu nehmen, welches e = 2 DER ADENN" ER giebt. Die Höhe der Erdoberfläche ‘an der Stelle, wo der Canal seinen Anfang nehmen soll, über der Oberfläche des Flusses, in den er gelührt werden soll, sey — H”, so ist die Tiefe des Canals am Anian,e, bis zu welcher er ausgegraben werden muls, = H”—e. 45 Diese 35+ Diese könnte aber zu bedeutend seyn, um an ihre Ausführung zu denken. Unsere Formel dient, dieses näher zu beurtheilen. ‚Wäre z. B. V W (Fig. 5) eine Linie auf der Erdoberfläche, wo sich ein fliessendes Wasser befände, das durch einen schiffbaren Canal mit dem Fiusse (oder auch dem Meere) bey K verbunden werden sollte, so könnte die Höhe ‘über der horizontalen B A zu beträchilich seyn... Wäre z. B. BA = 16500 Fuls, DB —= g0, so BA 1600 , 200° wäre das relative Gefäll von Dnach k = Ich will annehmen, es dürfe b nicht unter 18, undh=H nicht unter 4 Fufs genommen werden, so hätte man "die entstehende Ge- 2 18.4 2 Kae Diese ist für die Schiffahrt viel zu grofs, auch wenn man nach den ER EN ee: — 10,7 Fuß. schwindigkeit 7 oben vorgetragenen Bemerkungen in Bezug auf die Gränzen der Anwendbarkeit der Formel nur g F. annehmen wollte. Fände man aber die Geschwindigkeit der Schiffahrt nicht unangemessen, so hätte man doch noch auf einen zweyten Umstand Rücksicht zu nehmen. ‚Es_könnte nämlich die zur Ableitung bestimmte Wassermenge M zu klein zu seyn. Lieferte z. B. das tliessende Wasser bey D 300 Cub. Fufs in jeder Sec., so fände die Anlage von D nach K nicht Statt. Jetzt mülste e so genommen werden, dals in jeder Sec. nur 3oo C. F. Wasser abfliessen. Man hat nämlich re A.(b+2h) M* _ 16000. 26. 90000 HEBESL IB hr 02 92817 5832.164 — 12,06 Fuls. 355 Es müfste also der Canalboden in AC herab so tief gelegt werden, dals BC= 12,06 F. würde; diese gäbe DO — 80 — 12,06 — beynahe 68 Fuls. Einen Canal aber, der, wenigstens bis auf eine gewisse Strecke hin, 68 Fuls tief ausgehoben werden mülste, wird wohl Niemand im Ernste in Vorschlag bringen, Man wird in diesem Falle den Canal von D nach RK hin an- legen, und darin mehrere Schleussen bey BE, F, G und H anbringen. Am Anfang einer jeden Abtheilung, bey m, soll die Wassertiefe — h; am Ende, bey n, =H seyn. Ausserdem sind M, b und — gegeben. Hieraus hat man nun die Länge einer jeden Abtheilung und ihre Anzahl zu berechnen. Ich bezeichne nun die Länge einer jeden Abtheilung mit A’ und das absolute Gefäll des Bodens mit e* (auf ER & 4 . die Länge A’). Setzt man = a, 50 hat man e — a.X’; dieses statt e, und A’ statt A in die allgemeine Gleichung ((. 17) gesetzt, giebt den Werth von A’. Zur Abkürzung sey M:® DAR, 8281. b’ h* 7: ? b. (In. (b+2H) — In. (b-+ 2 h)) I — ————u 1220227000 5 2.(H—h) — 3 so wird H. (@AA’+h—H) ‘ zer er rar N,.Al= Ich A _ HAa _, _ HA .(H—h) 7 H+h' H+h .’ also 5 HA. (HT —h) nn HAa-N. (Asch): h 2 45° Im ..356 Im vorstehenden Falle ist h = 4 Fuß, a= - — Rn. A - 16000 0,0055; b= ı8g; M— 300. Die Gröfse H können wir den Um- ständen gemäfs festsetzen. Damit nun der Abtheilungen nicht zu viele werden, weil der Schleussenbau kostbar ist, so wollen wir H = ıo Fuls annehmen. Hiernach finden wir nun. N. (H-+h) — _900 14 _ _ 0001630 ( ) 8281. 5832. 16 2 ars - Er 18. (In. 38 — In. 26) 2. 6 3. (3,637586 — 3,258096) =! — 0,43076; also et 10. 0,43076.6 10. 0,43076. 0,005 — 0,00163 u PRPRENI folglich die Anzahl erfoderlicher Schleussen 160200 Es ist aber 12. 1292 nur — 15504. Man kann also einer - $ jeden der 12 Abtheilungen eine Länge von 1292 F. geben, und den . Ueberrest von 496 F. zur ızten Abtheilung bestimmen, die an ih- rem Ende die 13te Schleusse hat. Für jede der ersten 12 Abtheilungen ist das Gefäll des Bo-. n 1292 * dens e' — — 6,46 Fufs, welches für diese ı2 Abtheilungen | zusammengenommen e — ı2. 6,46 — 77,52 Fuls beträgt, und für ß 5 die ı3te noch 29° _ 2,48 F., also für alle zusammen 77,52 + 2,48 200 i — 80 F., wie erfodert wird. x Das 357 Das absolute Gefäll des Wasserspiegels in jeder der ersten ı2 Abtheilungen wäre hiernach, bey beständigem Abflusse von 300 C. F. in jeder Sec. @+h— H= 646 +4 — Io = 0,46 F. = 5,52 Zoll. Die Rückfahrt der Schiffe, um sie aus der Tiefe K auf die . Höhe bey D zu. bringen, wird durch Einlassung derselben aus dem Flusse RK in die Abtheilung no. I und dann durch nach einander folgende Erhebungen aus jeder Abtheilung in die nächstfolgende mittelst des. Wassers selbst bewirkt. ®Ich habe hier nur im Allgemeinen auf solche Anwendungen i hindeuten wollen, ohne, wie es sich von selbst versteht, mich ins- besondere in die Mittel zur Anlegung schiffbarer Canäle einzulassen. s Berechnungen zur ersien Methode für Canäle mit gleichförmig steigendem Boden. ö $. 24. Es sey #’y (Fig. 6) horizontal und xy dy das Längenprofil eines Canals mit steigendem Boden, &ß der 43 gleichlaufend; ay=Hundyö=h, so ıst » das Gefäll der Wasser- fläche auf die ganze =yd— (ex tay)=h—e—H, Länge ?y oder A wofern die Höhe & «’ mit e bezeichnet wird. Wenn man aber bemerkt, dafs das Gefäll des Bodens in diesem-Falle verneint ist, also der Werth von e verneint ausge- druckt werden mufs, so bleibt das Gefäll der Wasserfläche auch im jetzigen lalle =h+:—H Dieses ® Ei —— 358. Dieses Gefäll kommt der ganzen Masse zwischen x ß und 423 zu, die =H.b.A ist. Die wirklich abfliessende Masse ıst aber auch H-+h hier (wie |. 5) = at b.‘; daher wie oben _ 2H.(+h—H) a DEN Es hat also die Formel $. 5. © eine noch gröfsere Allge- meinheit als $. 6 erwähnt worden; sie gilt für bejahte VVerthe von e, für e=o und für verneinte Werthe von e; nur mit der schon oft wiederholten Erinnerung, dafs die Geschwindigkeit des Wassers nicht viel über 5 Fufls betragen soll, weil sonst die Re- sultate der Formel für die Ausübung desto unsicherer werden, je mehr die Geschwindigkeit über 5 F. hinausgeht. Die bisherigen allgemeinen Auflösungen finden also auch hier ihre Anwendung; ich will daher für den jetzigen Fall nur einige Berechnungen in Bey- spielen beyfügen. $. 25. ı. Ex. Es werden für den frepen Lauf folgende Werthe vorgeschrieben: A = 1000 rhl. FF, b=10,h=4,e=—2; man soll H und M finden. Man verfährt ganz so, wie oben {. ız. Dah+es—H, also hier 4,—2— H bejaht seyn muls, so muls H <2 werden. Die Berechnung giebt nun I. Für H = ı Fufs H(cs b—H _ 7 a DR In. (b+2h) = in. 18 = 2,890371 In. (b+2H) = In. 12-= 2,484406 Diff. = 0,405465; B also 359 also , o A= 0.1. Ci _ er = 0,0684. U. Für H= 0,9 H.(e+h—H) & Tann " 0,20204. In. (br =2h) = In. 18,0 = 5,192957 — In. 10 In. (b+2H) = In. 11.8 = 4:770684 — In. 10 Diff, = 0,922273; ’ also A= 02 y — 422273 ' 0,20204 (i = = 0,06443. MI. Für H= 1... H.(e+h—H _ ren a In. (bF=2h) = In 18,0. = 5,192957 — In. ı0 ; In.'(b+2H) = In. 114 = 47 36198 — In. ıo 1 Diff. = 0,456759; also 6 A = 0,1846. 450759 en ( 5,6 = 0,0340. Aus diesen 3 Werthen von A läfst sich schon erkennen, dafs schr genau A) — 0,0648 : _ angenommen, also HV% = ı F. gesetzt werden könne. Daher nunmehr Magie Vs 20: ©9648 = 91. 4 V 0,0648 = 92,6 C. F. Am 360 Am Anfange des Canals ist also die Geschwindigkeit 2,6 SE = ee 5 am Ende a 9,26. > ERICH ide) Da hiernach die Geschwindigkeit des Wassers schon vor der Mitte des Canals die Gränze von 5 Fufs überschreitet, und diese Ueberschreitung nach und nach immer gröfser wird, so ist das Piesultat zuverläfsig etwas zu grols, und wird nicht wohl über 8 Fuls angenommen werden können, und eben darum auch M nicht über $o C. F. Genauere Correctionen für solche Fälle setzen erst noch hinlängliche Beobachtungen bey Gesch winigh hen voraus, welche «mehr als 5 Fufs betragen. Es sind aber auch die in der Ausübung vorkommenden Fälle EA : SE : bey weiten am meisten so beschaffen, dafs n viel kleiner, und da- her auch n beträchtlich gröfser als in vorstehendem Ex. ausfällt. 1 e $. 26. 2. Ex. Es werden, ohne Bedingung des freyen Laufs, fol- gende Werthe vorgeschrieben: A — 1000; e = — 1; — de) h 4, und H —= 2; man soll entscheiden, ob diese Bestimmungs- stücke alle zugleich Statt finden, und für diesen Fall M berechnen, (s. oben {. 18.) Man erhält hier H. (e+h— By... Bee In. b+2h) = In. 18 — 5,192957 — In. ı0 In. (b+2H) = In. 14 — 4,941642 — In. 10 — Diff. = 0,251315; also =» Ze ns +4 ‘ { - | also A=ı(ı- a — 0,1239. Setzt man nunmehr H = 1,5, so wird cha eu ER : Pag Tee In. (b+2h) = 5,192957 — In. 10 ln. (b+2H) —= 4,867534 — In. io Diff. = 0,325423 ; also gr = 0,1428. A — 0,4991. (1 — >) ' Hiernach könnte man zwar veranlafst werden, die Aufgabe für unstatthaft zu halten, weil jetzt A kleiner als vorhin gefunden worden is, Man muls aber diese Prüfung mit einem Werthe von H anstellen, der nur wenig kleiner als der vorgeschriebene ist. Man setze nun H = 1,9; so wird H.(+h—H irn een 5 means 0,3543 In. (b+2h) — 5,192957 — In. 10 In. (b+2H) — 4927253 — In. 10. Diff = - 0,265704; ‚also aaszet A = 0,3543. (1 — ) = 9,1254; dafs also für diese kleine ST von H der Werth von A schon gröfser wird, als für den vorgeschriebenen YVerth von H. Es bleibt demnach A = 0,1219 46 und 352 [2 und 'nunmehr M = 9ı. 40. V- Er = 364. Y 0,1219 — 127 Cub. r. # Jetzt ist des Wassers gröfste Geschwindigkeit im Canale E — 227 — 6,35 Fuß. | 20 : j Am Anfange ist sie = IRAfeL 3,17; also fängt sie erst über der 3 40 Mitte hinaus an die oben bestimmte Gränze zu überschreiten ‚ und die gröfste Ueberschreitung ist nicht schr bedeutend; daher man etwa,120 C. F. beybehalten kann. Berechnungen 7 zur ersten Methode für Canäle, bey welchen Tiefe und Breite zugleich veränderlich sind. Seen, Ich nehme nun an, es sollen die beyden Seitenwände eines Canals der Länge nach divergirende Ebenen seyn; am Anfange des Canals sey die Breite mn — b, am Ende desselben op=B; in der Entfernung x, vom Anfange gerechnet, gr=v (Fig. 7), so ist r=b+r 5 (B—b). - Diesen Werth statt b oben $. 4. 6) pe giebt An @+7:9 ee EN ne wurzR ran Em, | x 363 hu Dr, am. , A A .dx A a Fa, o — # = Zur Abkürzung setze ich B—-b+2.h—- D)=-N b+2H+ 2 ne, A ‚so wird f (@— (b+2M). Aa k 3 = 1 Dan N SIR Hz IIEES: und der Integral- Ausdruck — dx Vi N N. dz el (2—(b+2H))*. x: " Nz ——_ AbH B—-b.H+h—H.b _ z—(b+2M Eu SIEH Eer2i ,, = ne. a (h—H). (z— (b+2H))*. A STE AT T Tr 'dez N 2 au ar a LÜBBE r. (2—(b+2H)ln.z) B—b).h—H). r + EIMZDN er (b 2) Ya: 46 ® Es 364 ». Es ıst aber er ®— 2(b+2B).z+ (b + 2H). In. z. Z Da nun das ganze Integral für x —o, also für z=b+2H verschwinden muls, so wird dasselbe vollständig — an (in. EURE 21) + (B.— b). u N x (.—-b+2W—-(b+:2M. (In. z — In. (b+2#)).) ee, GM) ( 3(2°—(b+2H)?)— 2 (b+2H). (—(b+2H))) + (b+2MH)*. m 2 —In.(b+2H)) Es ist aber „=b+t2B+. x; also N z— (b+2H= zw und, fürx=A, = x N, also z—-bt2H + N=B-+t2h- und 2 —b+:WM)—N. Daher für die Länge A obiges Integral — (In. B+2h) — In. (b-+-2M)) —_b).H-+(b—H).b „nut *.[N—&+21). (In. (+26) —In. (b+2M)) ] NER -+(b-+2H)?. (In. (B+2h) — In. (b+2M) Die Fi nl u Pr B-b). —B). „ 2(N®+2N (bt2H)) — 2N. (b+2H)- ) EWR TV SA A erh ee 365 Die Summe der drey logarithmischen Glieder ist bH ((B—b) H+(h—H).b).(b+2H) N TORFRRERETT N: „@-b. Dh 6b+2M (In. B+ 2b) — In. b+2M); die Summe der übrigen Glieder ist b—H) ba er H, hb—H a! = #9 rn + Er EN 5 demnack M—HM.b B—b h_H Eee) 2 = — [art un Hm + (B—b).H+(h—H)b).(b+2H <) BR ER ” PriN } . (In.(B+=h) — +IEN N? + (B—b). h—H). (b + 2B) In.(b+=2H)) N: und nunmehr FM bi H=N 3). Wird B—b, so verschwinden die Glieder, welche B— b als Factor enthalten, und ®s wird > _(b—-M.b bH (h—HM.b.(b+2 >) e272.Q00H G (h— H) 4 (h — bj? x (In. (b+2h) — In. (b + 2H)) (2bH--b.(b+2M).(h—H) 4. (h — HB): ze x (In. (b+2h) — In. (b+2 M)) N ıb+ b: Fa: völlig so wie oben |. 4 am Ende, wo nämlich b. & mit dem jetzigen & einerley ist. ‚=:b— (In. (b+2h) — In. (b+2M)), völlig 366 Wird UPrecERn H—h, so wird N—B-—-b, und e Eee a): (in @+2b) — In. (b+2h)) oder ent N (in. B+ 2b) — In.(b + 2h)). Diese Formel mufs für jeden Werth von B gelten, also auch für B= b. Für diesen Fall wird In. a nie (b+.2h) . B-—b — bFa» also ER HM? B=b _(b+rz2h. H-—.2H IR Beh brshT N Bra . oder, weil hier H — h ist, TA —b+2h? also r & bh rel Yl Era wie sich gehört, weil dieses die Formel für den Fall war ‚ wo BB) und B=-b vorausgesetzt wurde. ” $. 28. Man hat also jetzt die Be Formel ME al um, b+r (H+(—H). — Na EN Sr hE N ARE bH _ As H+(h—BH).b). (b+2H) RR BIS ETSETIEER TE NIEREN: \ > + BD. b-MW.b+aHt N’ x (In. a Ta (b+2H)) -wN=-B-—b+2(kh—B) ist. Der N - : 897 Der Gebrauch dieser Formel erhellet aus dem Vorhergehen- den. Ich belasse es daher hier bey der folgenden Anwendung. $. 29. 1. Ex. Es sey A= 12000; b=10; B=20; h=4, und e—2; man soll M für den freyen Lauf finden, Auch hier ist H schon durch die übrigen Stücke bestimmt und kann daher nicht auch noch vorgeschrieben werden; man muls H zugleich mit M suchen. Es kommt hier wieder nur darauf an, denjenigen Werth von H zu suchen, welcher MC") oder nur das Maximum für den Werth der Grölse zur Rechten in der Gleichung des vor. |. giebt, weil hiermit zugleich das Max. von M zusammen- hängt. Ich finde nun = v | | I. Für H — h, wo die Gleichung ©. $. 27 gilt. h - erh — Hi 37 3%; 7 in..(B, 2 by =: 373322045 - 2 HP, 1,1392 In. (b + 2 h) = 2,8903717 m. Ei i Berbitiso Diff. — 0,4418328 ; also = 4 — 3,2. 0,44183 — 258614 DS 2 ee 5,17228 ' i Wäre auch B — b, so hätte man nur & 3 — 4,4444. = IL Für H — 3,8 h— H=o02;. e+h—H= 22; NZ Ta HE 202 Die Ab. 20 er nr nn. .. # x 3 0,19231 j te 0,961 er N == 104 TIEF 9 54 368 älso N-26b+raB a Or 2 17,6 = — 1,3157 2N 20,4 bH 38 —_ 0 6 (B—b). H + (h—H)b = 38 + 02. 10 — 40 M-2— 168,10; N? — 1724,864 (B—b) (k—M) (b + 2H)' — ıo. 0,2. 309,76 — 619,52 In. (B+2h) —= 5,6347896 — In. 10 In. (b+2H) —= 5,1704840 — In. 10 Diff. — 0,4643056 ; (e+h—H). 3 —=3,2. [19231 + 0,96154. (3,8— 0,2.1,2157) __40. 17,6 619,52 * (965384 — 056” zungen)" 0,4643 ] o = 2,2. (0,19231 + 3,41977 — 1,06984) = 2,2. 2,54224 — 5,593. 1. Für H— 3,6 h— Hz 0,4; e+h—-H=34 IN, — 10 SE. 02.704, 1058: ee = = = 0,37037 B—b _ 100 N}: 208 N-:2(bb+:H), 108 — 2 172 m UNS. Bure an — 0,92592 = — 1,0025 B—b. H+(h—H.b = io. 3,6 + 0,4. 10 — 46 NE Mrba; UN! = 125037) (B—b). (k—H). (b +2H)? = 10. 6,4. 295,84 — 11833 $ In. 24 Da CD a I % « 369 In. (B-+2h) — 5,6347896 — In. 10 In. (b+2H) — 5.1474944 — In. 10 Diff. — 0,48729 Mn also («+h—H). &2 — 2,4 [ 37037 -+.0,92592. (3,6 — 0,4. 1,0925) a9 1732 1, 1618953 116,64 . j 0,4873 ] = 2,4. (0,37037 4 2,92868 — 0,78903) — 6,024. Da der Werth von (e + h—H). & bey so kleiner Aenderung von H noch so merklich zunimmt, so mache man weitere Versuche mit beträchtlich kleineren VWVerthen von H. Ich finde nun IV. Für H = 2 h— H=3; e+h—H=4 N bo (h—H).b 20 + (3,3333 — N a a B-b 10 a, Malone =. = 0,71428 "N—2.(b+2H) ee 2N 3% ? biB\\ ,’20 Na — 1,42857 (B—b. H+(h—H),.b = 20 + 20 = 40 2221065. NW == 2749: (B—b). (k—H). (b+2H) —= 10.2. 196 —= 3920 In. (B+2h) = 5,6347896 — In. 10 In. (b+2H) — 4,9416424 — In. 10% Diff, — 0,6931472 ; also 47 (+ 879 ; (+h—H). > —ıM. [ 1,42857 4 0,71478: (2 —ı) „ do. 14 , 3920 + (142857 50% E Er) 0,69314 | = 4. (1,42857 4 0,71478) = 8,5734. Diese bedeutende Zunahme leitet darauf, den Werth von H noch merklich kleiner zu nehmen. i Y.. Eür H = 1,2 h— H=28; e+h—H =-48. 'N=10+ 56 = 15,6. BE. 26 N—-2(b+2H) _ 156 — 248 _ Tr a ae A — 1? = 0,76922 RT B—-b.,H+h-Hb=nr+2=% N? = 243,36; N? = 3796,45 (B—b). (k—H). (b+2H)’= ıo. 2,8. 153,76 = 4305 In. (B+2h) = 5,6347896 — In. 10 In. (b+2H) = 4,8202815 — In. ıo — 0,29487 Diff. = 0,8145081 5 also (e+h—H). 2= 48. [ 1,7948 +.0,64102. (2— 28. 0,29487) 0.12, A205,28 ’ ee + 0,7692 et N), 0814508 ] 243,36 37904 ’ = 4,8. (1,7948 + 0,23997 — 0,10985) = 4,8. 1,9249 = 9,239. v1. gr ee ihre also VI. Für H=1 humane th Hg N=znmm+6=16 a) BE ee 1 NE 5 N a ade B:=.h.l2 16 N 16 = 0,625 (B—-b. H+(h—-H.b=10 +30=%0 N? = 256; N’ = 4096 371 (B—b). (h—H)(b+2H)’ = ı0. 3. 144 = 4320 In. (B+.2h) = 3,3322045 In. (b+2H) = 2,7725887 Diff. — 0,5596158; @+ıhı—H.3='5s. (15375 + 0,625. i +3. (= 0,35)) Va RE # 6, = 256 e\ 4096 } = 5. (1,8375 + 0,15625 — 0,89844) = 5. 1,9937 = 9968- VIE Für H = 08 hH=52; e u h—H= 5,2; N=1 +64 = 164 (h—H). b 332210 N 765. — 1,95128 374 3 “ N—2.(b+2H),_ 16,4—23,2 2 N m Base — iO ROrBT B°H2e 100,8, a 64 = 0,48780 @-b.H+&h-H.b= 1008 + 3.2. 107 =% N? 368,965, Na = 4421: @i bh)... (br 2 W170. 3,2..77,6° 4366 In. (B+2h) = 5,6347896 — In. ıo In. (b+2H) = 4,7535902 — In. 10 Diff. — 0,8811994 5 also (eFh—-H). 35,2. [95128 + 0,60975. (0,8 — 3,2. 0,20731) (04878 Ir et 4y 2 08812] + 268,96 ° 4421 =: 5,2. (1,95128 ++ 0,08329 — 0,23209) — 5,2. 1,80248 — 9,373- Weitere Berechnung wäre überflüssig, Aus V, VI und VI ersieht man, dafs sowohl H — ı,2 als H — 0,8 einen kleineren Werth von (e +h—.H). 2 giebt, als H = ı, und dafs jene bey- den WVerthe (V und VII) nahe beysammen liegen; dafs 9,968 (no. VI) dem Maximum- sehr nahe liegen müsse. Man kann daher ohne Bedenken H als eine von» ı Fuls nicht merklich verschiedene Grölse annehmen und (e + h— H). & — ıo setzen. Hiernach wird (h. |. 28) s 10 12000 — 105 rhl. Cub. F. M = 91. 10.4.V ° Die gröfste Geschwindigkeit des Wassers im Canale ist hier die am Ende des Canals; also — as 20.1 gegen das Ende des Canals hin an, etwas über 5 Fulse anzuwach- sen n — 5.25; sie fängt also erst‘ 373 sen und ihr Wachsthum über 5 F. bleibt selbst bis ans Ende unbe- deutend; man kann also M — 105 beybehalten, $. 30. 2. Ex. Es seyen für einen anzulegenden Canal A, b, e, B, h und H vorgeschrieben, ohne freyen Lauf zu bedingen; man soll M finden., Es sey nämlich A = 12000, b=ı0, B=20, e=2, = 4> H= 3» [2 . also x Man erhält hier y hi HW=er; Re N=ı-+2= 1a. “4-H.b 10 Bi; bil) 719 Eidg Neo, ‚83333 N-2.(b+2 an He, Big) N SHHLEVETE 0,83333 en a TE @=b).H + k =B).b ='3o Fiio = 40 N’ = 144; N* = 1728 A ®&b). (k—H).(b-+ 2H): = 10. 256 —2560 In. (B+2h) = 5,6347896 — In. ıo In. (b+2H) = 5, 0751738 7 In. 10 Diff. — 0,5596158 .;3 (5-6. H)ND — 3. [63333 -+ 0,83333. (3 — 0,83333) _.40. 16 2560 ı) a (2,5 "a4 Tr Das). 0,55961 = 3. (0,83333 + 1,80555 — 0,25907) — 7,1394. Zur 374 GREEN REN Zur Prüfung, ob die Voraussetzung IH — 3 neben den übri- gen Bestimmungsstücken Statt finde, berechne man den Werth von (e rh—H)..2 nunmehr für einen kleineren VWVerth von H. Ich benutze hierzu die im vor. |. schon angestellte Berechnung (no. IV), welche, firH—2,(e +h— H). 3 — 8,5734 gab, woraus also nach obigen Lehren die Statthaftigkeit der Voraussetzung H—3 . folgt. Hieraus erhält man nun weiter I o M.'==rgr..g0.,4 Y 27,139 12000 — 86,13 rhl.-C. F. Berechnungen zur ersten Methode für Canäle, bey welchen steigender Boden mit Jallendem abwechselt. $. 31. Aufg. Es seyen (Fig. 8) «3 und a’ ß‘ horizontal; vorge- schrieben sind b—= B, ß?=h, zw =e (welches hier einen ver- neinten Werth hat), Br =A, va’ —=X’', B'’u — e’; man soll “wW=H,eu=y und M finden. Das Wasser soll bey a’ u’ freyen Ablauf haben. dufl. Eigentlich hat man es hier mit 2 Canälen zu thun: 1.) dem ?y; 2.) dem yy“. Durch jeden mufs dieselbe Wassermenge M abfliessen; man hat daher denjenigen Werth von y zu suchen, für welchen der Werth M: O8 ib8 mag ihn für den einen oder für den andern Canal nehmen. Man muls also y so bestimmen, dafs von den die Gleichung (. 5 giebt, einerley bleibt, man Te ee 375 h? h’y. (e+h-y), Bir .(In. (b+2h)—In. year yth " 2.(h—y) ET b. (In.(b+2y) — In. (b+2H)) c 2 (y—H) ) werde. Dabey mufs aber, weil das Wasser im Canale yy freyen Ablauf hat, H so genommen werden, dafs der Ausdruck zur Rech- ten in dieser Gleichung ein Maximum wird. Man sieht, dals y< h+teundH = Me Hr hN) 3 , _ bin. (b + 2h)— In. Ban). A 2. (h—H%) . # 8281. b’. h“. H’. AUnE TE NE gag 380 o { $- 38. 3 Aufg. Unter denselben Umständen, wie $. 36, die Höhen sowohl des Ueberfallwehres x r (Fig. ı1) als die des frey über- schiessenden Wassers r m zu finden. . Vorerinner. Beym Abflusse des Wassers über das Wehr kann man die Be- wegung desselben so betrachten, als flösse es nur bis zu einer gewissen Strecke, z. B. bis in z längst dem Boden yz, würde dann aber durch das entgegengesetzte Hindernifs des Damms bestimmt, nach zr aufwärtsgseine Bewegung so fortzusetzen, als wäre yzr der Canalboden. .Wenn gleich ia dem prismatischen Raume z@r das VYasser nach und nach auch seine Stelle verläfst, so ist doch die in jeder Sec. aus diesem Raume über das Wehr abfliessende Wassermenge ein so kleiner Theil von M, dafs er in keine Betrach- tung kommt, ‚Nur bleibt hier noch die schwierige Frage: welche von den un- zählich denkbaren Linien xr, qr, yr, zr etc. soll man bey dieser Betrachtung zum Grunde legen, um der VWVahrheit nahe genug zu kommen ? m ; Natürlich wird das Wasser demjenigen Wege Kalgen, ‚ auf wel- chem ihm die wenigsten Hindernisse entgegen stehen, also auf welchem der Werth von M ein Maximum wird, oder auf welchem, für einen bestimmten Werth von M, die Höhe rm ein Minimum wird. Es ist leicht einzusehen, dafs die Anwendung bisheriger Berechnungen jenes Max. oder dieses Min. allemal für “den kleinsten Werth von x‘, also für a° = „8 geben mülste. In der That wäre aber eine solche Anwendung unrichtig., Es kommt nämlich hier ein @peuer Umstand in Betrachtung, weleher die Bestimmung noch schwieriger macht. Es ist nämlich keineswegs einerley, ob z. Bı qr blos als Gränzlinie im Wasser angesehen, oder ob nach dieser Richtung wirklich ein fester Boden angebracht wird. | Der Widerstand, welehen der Damm den Wassertheilchen ent- _ gegensetzt,- könnte sb beschaffen seyn, dafs,sie sich beyläufig nach yr ablenkten. Däs würde nun freilich auch ein nach yr ange- brachter fester Boden bewirken.. Aber dieser verzögert nun überdas ! die Bewegung der über ihn hintliessenden VWVassertheilchen mehr yet BA EN v2 ” « -— R 391 ° als der flüssige Boden yr, und es kommt also eigentlich darauf an, die Linie qr anzug: ben, in welcher ein fester Boden dem Wasser giuz dieselben Hindernisse entgegen seizen würde, welche die Wassermasse 8 y r entgegensetzt. Es würde aber eine ganz ver- gebliche Bemühung seyn, alle diese Schwierigkeiten auf dem Wege dr Theorie beseitigen zu wollen. Zum Glücke sind für die Aus- übung ganz scharfe Bestimmungen nicht nöthig, und es muls hier genügen, die Bestimmungen auf einem solchen Wege zu suchen, der auf keine Inconsequentien führen kann. Aufl. 1. Ich setze « In —= £ m n hypothetisch als beyläufige Bestimmung. 2. Man suche nun nach $. 36, nachdem man M schon für den ursprünglichen Canal bestimmt hat, auch die Höhe m — H. 3. Jetzt hat man es nur noch mit Anwendung der allgemei- nen Formel ($. 34) zu thun. Setzt man nämlich (Fig. 40) zq=XY die Canalbreite —b, gt = h’ (diese giebt sich, wenn man nach der Bestimmung ven H die gerade mn zieht und dann in q ein ie) 5 q Perpendikel aufrichtet), r m — H’, und zieht m x horizontal, so läfst sich et ® + M — H’, wofür ich « schreiben will, gleich- falls messen. 4. Man hat nunmehr Mm 0 Mm (- b. (In. (b+ 2b’) — In. EN, 8281.2.b’h? W+h 0 2(k—H) wo man H’ so nehmen muls, dafs dieser Eleichass Genüge ge- schieht. 5. Es läfßst sich auch alles ohhe Zeichnung durch blofse Rechnnng finden. Es ist nämlich o p und on, also np gegeben, und «m durch Rechnung bestimmt; daher = 382 13 FaEE EEE pr — — @g ae h Fi ment, (mo am) 7 u 17 —. (np — am), $. 39. Ex. Ueber x soll ein Wehr erbaut werden, wodurch aber das Wasser nur bis in n zurückgestaut werden soll. Wirkliche Abmessungen haben folgende Bestimmungsstücke gegeben mn oder 0 — 4000 rhl. Fuls mo, oB = DES Ch = os a Man soll die erfoderliche Höhe des Wehres zr finden. 1. Ich suche zuerst M aus Betrachtung des noch nicht auf- geschwellten Wassers. Hierzu dient die Gleichung ©. |. 5; für diese ist b=a15; A=400; h=no=15, Hay 2; ee 0p also- s e+h—H=5s,; In. (b+2h) —= 2,564949 hrehı= = In. (b+2H) —= 2,639057 b+2H =14 Diff. — — 0,074108 ; demnach M— g1. 15. Y BR ; e 2% a) . 4000. 3,5. \ 2 ä I = 91. 1,5. V E 0,25892 — 61,56 C. F. 2. Jetzt folgt die Bestimmung von «m — H’ nach $. 34. Für die nunmehr anzuwendende Gleichung ist . "Me 383 M = 61,56 A’ — 4000 b = 10 bh.’ 10. 211.5 aD: Es soll also 61,56. 4000 4 (7; ;—M) KL 10. (In. 13—1In.(1o+ > BE N‘ re I 8281. 1000. 1,5? 1,5+H 2. (1,5—H) werden. Die Gröfse zur Linken ist = 0,8146. 3. Ich suche nunmehr denjenigen Werth von H’, welcher dieser Gleichung Genüge thut. Ich will geflissentlich mit einigen Versuchen den Anfang machen, die man nicht nöthig hätte, weil zum voraus zu schen ist, ‘dafs der Werth von H’ etwas grols aus- fallen mufs. Dieses wird mir zur Wiederholung einer schon oben gemachten Erinnerung Gelegenheit geben. Man findet nämlich I. Für W = 3 H. 7,5 —H) = 13,5. In. 13 — 2,5649493 2. (1,5—H) = — 3. In. (10+2H‘) = 2,7725887 Diff. — — 0,2076394; also obige Gröfse zur Rechten, die ich E nerinen will, RREEN ( Ber, 4,5 3 = 3. 0,3078 — 0,9234. di -Rür H’ — 50,5 Br a5 — HN) = 3,5.5 = 12,5: In’1y = 2,5649493 2». (1,5 —H) = — 2 In. 15 = .2,7080502 Dif. — — 0,1431009; also also ’ __ 12,5 __ 1431009 \ __ ER ee (1 „—) = 9889. IM. Für 7 — 2; : | Br (7,5) 2.55 =. In 13.= 2,5649493 2. (1,55 —H)=— ı In. 14 = 2,6390573 ‚Diff. = — 0,0741080 ; also Bea s, 0,741080\ __ E ag (i en — 0,8137. o Da nun E — 0,814 werden soll, so hätte man hiernach sehr genau H’ — 2 Fußs. ' Aber dieser Werth ist mit dem von xy einerley, gäbe also, . was man, schon vor sich hatte, nämlich die natürliche VVassertiefe. So führt also diese Berechnung auf einen Werth von H‘, dessen Richtigkeit man schon aus den angenommenen Voraussetzungen er- kennt, den man aber ebendarum nicht erst zu suchen brauchte. Nothwendig mufs zwischen ’—-2undd" = +W=75_ noch ein Werth von H liegen, der E< als no. I und >o giebt. Durch fortgesetzte Rechnung erhält man nun av. BürAd 6 HH. s5s—H)=615=9 In. 13 — 2,5649493 2». (,5—H) = —9 In. 22 = 3,0910424 Diff. — — 0,52609315 also . 55260931 wer: (i =) STERN 385 Y. Für / — 5 ' H‘. (75 —H) = 12,5, In. 13 — 2,5649493 2. (1,5 —H) N; In: 20 = 2,)957322 Diff, = — 04307829 5 also a = 0,73---- VI. Für H —= 4,7 H. (7,5 —H‘) = 13,16 In. 13 —= 4,8675344 — In. 10 2. (15 —47)=—064 10.194 5,2678581 — In. 10 Bi (1-27) Diff. = — 0,4003237 ; also 8 =. ) = 0,79---- vl. Für I — 4,6 H. (,5 —H‘) = 13,34 In. 13 — 4,8675344 — In. ıo 2. (1,5—H) = — 6,2 1n.19,2— 5,2574953 — In. 10 m Diff. = — 0,3899609 ; also _ 13,34 __ 3899609 = 0,8II---- Man hat daher sehr genau «m — H’ —= 4,6 Fuls rhl. Nunmehr kommen wir zur Anwendung der in der Auflösung (no. 4) angegebenen Gleichung. Für diese behalten b und M die vorigen Werthe; aber X ist jet =aq = _— — 6663 ; H’ ist jetzt die Höhe rm (Fig. 11); h‘ die Höhe t9=am + ; oem) 49 (Aufl. 386 (Aufl. no. 5) = 46 + DS yog; KZiU— -(ap—em) — 4,6 — Tee r ie 0,483. Bis kErölse en Dicken in ‘dortiger Gleichung ist _61,56. Br - = 0,038. 8281. 0,483. Iooo. 4,08° Es soll also w ( 10. (In. 18,16 — In. Aeskalı. a AN H H’+ 408° u 2. (4,08 — H) ie: werden. Ich finde nun ‚ wenn ich diese Grölse E nenne, 2.’ Pür:H@ = ah H’ - In. 18,16 —= 7,5043915 — In. 100 W440 9,1968 In. 12,00 — 7,0900768 — In. 100 a eher Diff. — 0,4143147 ; also nr 4143147, _ | E — 0,1968. (1 _ ae e — 0,0644. I. Für H — 0,5 H Se In. 18,16 —: 7,5043915 — In. 100 1: A a Ne 9 In. 11,00 — 7,0030654 — In. 100 2. (408 —H) = 7,16 Diff. — 0,5013261 - also E Pi 5013261 1, E — 0,1091. (1 Br ) — 0,0327. TI. Für H’ — 0,6 1 N In. 18,16 — 7,5043915 — In. 160 H-+y20g In. 11,2 = 7,0210839 — In. 100 2. (4,08 —H) — 6,96 Diff. — 0,4833076; also 387 also B 330 E — 0,1282. (1 — 9 — 0,0391. Der Werth von E sollte — 0,038 werden; man hat also -hinlänglich genau = mi Hr 10,6 chL ER, und des Wehres Höhe zr — 4,6 — 0,6 = 4 Fuß. 4nm. Dieses Resultat hängt mit der ungewissen Voraussetzung zusammen, dd ı ! e } das I — 5 ?ngenommen werden könne, welches im vorstehenden «0 Beyspiele schon q — 666 Fulse gab. Es könnte aber der wahre Werth von «q merklich von diesen verschieden seyn, und es ist: bey- nahe keinem Zweifel unterworfen, dals hier zq beträchtlich und wohl einige hundert Fulse weniger betragen kann, und dals überhäupt er <; genommen werden dürfte. Aber es läfst sich aus der Natur [7 der Sache leicht übersehen, dafs diese Unbestimmtheit wenig Einflufs auf die zuletzt gefundene VVehreshöhe haben kann. Denn man weils aus obigen Lehren, dafs aus dem früher oder später anfangenden schie- fen Boden unter sonst gleichen Umständen keine sehr grofse Aenderung im Werthe von M erfolgen kann; man weils überdas, dafs eine kleine Aenderung im Werthe von H’ schon einen merklichen Einflufs auf M haben kann; es wird also auch bey einer bedeutenden Verschiedenheit oder Aenderung von zq doch nie eine bedeutende, mit nachtheiligen Folgen verbundene Aenderung von rm oder H‘ zu fürchten seyn; eine kleine Aenderung in der Wehreshöhe würde schon einen merklichen Einflufs auf die Abflufsmenge M haben. Ich habe übrigens « q ı a « . H (= 5 I) lieber etwas grols annehmen wollen, weil ein grölserer Werth dem Abflusse mehr nachtheilig ist, und dieses zur Folge hat, dafs auch ein etwas grölserer Werth von rm, folglich ein kleinerer für die Wehreshöhe «r gefunden werden mufs, welches, auch bey einem nur geringen Unterschiede, gröfsere Sicherheit für die Ausübung giebt, dafs die Aufstauung nicht über die vorgeschriebene Stelle n Ag ° 3 ' binaus- 388 hinausgehe. Ich füge zu mehrerer Ueberzeugung noch die folgende Berechnung bey. 6. 40. Es sey alles, wie im vor. Ex; nur 79 nicht — 2 sondern 20 — er also A= 333 F., x = 0,04025 F.; so bleibt > wie vorher; aber h‘ ändert sich in 4,6 + = — 4342 statt 4,08; und aus der Zahl 0,038 (vor. $. no. VII am Ende) wird jetzt die 0,032. Jetzt soll also_ - w 10. (In. 18,16 — In. (10+2H°)) H + 4342' G 24 ee Wi werden. Die Berechnung giebt nun I. Für IH’ — 06 H’ H’ + 4,342 2. (4,342 —H’) = 7,484 ° ‚4833076 7484 = Q,1214|.- Diff. log. = 0,4833076 wie oben; also B = 01214. (1 — ) = 9043. 1 I. Für #7 — 0,4 H‘ H’ + 4,342 2. (4,342 — H‘) — 788 = 0,0844 In. 18,16 — 7,5043915 — In. ıoo In. 10,8 = 6,9847163 — In. 100 Diff. — 0,5196752; also 5:196752 BT 10, 08a Hr. 0844 G 7,88 ) — 0,9287. A re BER 339 II. Für H = 0,45 H’ H’+ 4,342 2. (9342 —H) = 7,784 — — 0,0 094 In. 18,16 = 7,5043915 — In. 100 In. 10,9 6,9939329 vr In. 100 Diff. —= 0,5104586; also E = 0,094. (1 u red = 0,0323; demnach sehr genau rm — H’ —= 0,45 rhl. Fufs, - und ar — 46 — 0,45 = 4,15 F. i , ; ; Nach der letzteren Voraussetzung von 2q = 0 wird also die VVehreshöhe nur um 0,15 F. grölser als nach der vorher- gehenden xq = r ao. Ich behalte aber zur Sicherheit die vorher- gehende bey. Anm. Diese Berechnungen haben auch in Fällen, wo unter einer alten „ Mühle eine neue angelegt werden soll, ihren Gebrauch. Man sieht, wie sehr unrichtig man verfährt, wenn man die Höhe des neuen Wehres so bestimmt, dafs es bis za der von o aus über « hinstrei- chenden horizontalen Ebene reicht, wodurch hier «r eine Höhe von 6 rhl. Fufsen erreichen würde. > Anwendung der ersten Methode auf die pronysche Grundformel. $. 4ı. Statt der von Chezy hergenommenen Grundformel u er. ' giebt 399 giebt Prony (Recherches Phys. Mathem.) die at M= bh. (- 0,07 + V (0,0049 + 3233. a *) welche aber gleichfalls voraussetzt, dafs der Wasserquerschnitt längs dem ganzen Canale als unveränderlich angesehen werden könne. Der: bisherigen Vortrag zuiolge hat ıwan nun allgemeiner bey un- veränderlicher Breite 3233. (+ Hb A "arh (In. (b+2h) — In. (b+2H)) ] ie (h—H) rs] wo sich aber alle Abmessungen auf Meter beziehen. - r M = bh, 1007 +YV ( 090049 + 2 Sa {bi Hier ist es bequemer, zuerst die pronysche Formel in Be- zug auf rhl. Fulse auszudrücken, und dann die allgemeinere Formel daraus abzuleiten. -Es ist nämlich ı Meter — 6 rhl. Fuls; also bh n 3 bh Hreh einerley mit 2 Se Er a z%° ' wenn im letzteren Ausdrucke b und h sich auf rhi. Fufse beziehen. Man erhält also . 3233 bh bh : 18725 Disk 'statt 3233. IE und tn ( R ji: bh statt bh. 3,18725 > Folglich *) Statt 0,0049 setzt Prony 0,005, „Weil aber die erste Zahl unter dem 9 das iR giebt. 39 Folglich bh Bw Ban2 bh — @,18725)* [ a a N 318725 Era) ] oder A & bh M — 0,0982. bh. - 0,07 + v (0,0049 + Iom. < gan I wo aber M immer noch Cub. Meter bezeichnet. Nun ist.ı Cub. Meter — 32,378 rhl. Cub. Fufs; also in Be- zug auf rhl. Fufse und Cub. Fufse M — 3,187. bh. [-o»or+V (0,0049 4 1014. e+h—H bh )] A, Ne Ba und hieraus nun die allgemeinere Formel h—H Hb M=3,187. bh. 0,07 t Y| 0,0049-4 1014. Bun I HER b. (In.(b+2h)—In.(b+2H | le (In.(b+2h)—In.(b+2 »)) 2.(h—H). Der Gebrauch dieser Formel ist aus den vielen obigen Be- _ rechnungen hinlänglich bekannt. ‘4. Ex. Es sey A=#1000; b= 105 Je =1y h=2; M = 305 man soll, wie im Ex. $. 20 H’ finden. Die allgemeine Gleichung des vor. $. giebt Ä M : A de b.h 5 207%) 00049 ). 1014. b b. (In. (b+2b)—In. (b 29) H = 1, (et. (i ui nn Die 39° Die Gröfse zur Rechten heilse E. Die zur Linken ist hier 2 (at). Es mufs also H so genommen werden, dafs — 0,0264 werde. Ich finde nun r ° L FürH = 28 BR Y- In. (b+2b) = 4,9416424 — In. 10 H+h 12 In. (b+ 2H) = 5,9408560 — In. ro a Di, = — 0,1082136; 2.(h—H) =— 1,6 also ö E=1. on. ( _ a 12 1,0 / = 0,0377 UI. Für H = 2,9 H 2,9 In. (b+2h) = 4,9416424 — In. 10 H+h 4,9 In. (b F2B) = 5,0625950 — In. io re U=on De 2.(h—H)=— 1,8 . 0,1209520 5 also BH= 29, OSR { eo 2) 49 1,8 = 0,01942. III. Für H = 2,85 1 | ER In. b-+2h) = 49416424 — In. 70 H +h 485 In. (BF 2H) > 5,0562458 — In. 10, 5 bye —-Hme Diff. = — 0,11 034; hen 460 2b -M)=-17 h 345 also z : BE 285, 015. (i pen 485 1,7 = 0,02872. [e] — 0,02642. 10140 593 IV. Für H — 2,86 H41:25'286 In. (b+2h) = 7,2442275 — In. 100 H+h 48 ln. (b+2H) = 7,3601039 — In. 100 h+te—H= 0,14 DIE — er RR „= — 5876 2.(k—h)— — 1,72 Me also r 2 _ 286 a E587 5) 3 au rk ( 1,72 — 0,0268. = \ Es sollte aber E — 0,0264 werden; also hat man sehr genau H — 2,86, eigentlich etwas weniges größser, etwa — 2,562; aber dergleichen feine Correctionen fallen hier weg. Die Uebereinstimmung mit dem Resultate ($. 20) übertrifft alle Erwartung; auch dort wurde H — 2,56 gefunden. 743.0 r Aufg. Durch wirkliche Messungen bey einem schon ange- legten horizontulen Cunale sind h, b,A und H gegeben; man soll Ai Jinden. a Hier dient die allgemeine Gleichung ($. 41), wo man nur € — 0 setzen darf. Ex. Es, sey A= 10005; b=3; b= 10; H= 1,4; so wird — M=95,61.["o07+ V(0,0049+1,014. a 1-10. u N =) 44 = 95,61. (— 0,07 + V 1,566981) = 112,8 C. Fuls. Dieselben Bestimmungsstücke,gaben oben (Ex. $. ı1), woH - erst moch gesucht und — 1,4 Fuls gefunden wurde, M = 107 C. F. Uebrigens gilt die dortige Erinnerung auch bier. 50 $. 44- $. 44 Aufg. Yon einem schon angelegten. Canale sind A, H,h, b und M gegeben; man soll & finden. Aufl. Die allgemeine Gleichung ($. 41) giebt N UNE AS ERRRERLZRT an anzki) a : b. (In. (b+2h)—In. (b+2M))) N Findet man durch diese Berechnung den Werth von e ver- neint, so hat der Caual einen steigenden Boden. $. 45- Aufg. Für den freyen Lauf.werden A, b, e und M vor- geschrieben; man soll h und H bestimmen. Aufl. Der Werth von M zur Rechten in der allgemeinen Gleichung (|. 4r) heilse E; so suche man für mehrere Werthe von h denjenigen Werth von H, für welchen E ein Maximum wird, bis man einen Werth von E findet, welcher ohne schädlichen Fehler für M, welches gegeben ist, genommen werden kann. Anm. Ich kann mich hier nicht auf die Untersuchung der Erscheinungen ein- lassen, welche bey der Vereinigung mehrerer Canäle eintreten wer- den. Solche Untersuchungen werden mit neuen Schwierigkeiten ver- wickelt, deren Erörterung, wenn ich sie: genügend zu listen ver- möchte, für meinen gegenwärtigen Zweck zu weitläuftiig wäre. Um indessen diesen Gegenstand nicht ganz unborührt zu lassen, füge ich noch die folgende Aufgabe ‘hey, wobey ich aber eine solche Einmün- dung des Nebencanals in en Hauptcanal vorausseize, bey welchem keine bedeutende Stöhrung in der Bewegung erfolgt, also blos die zuneh- mende Quantität der Abflufsmenge und der Erfolg dieser Zunahme in Betrachtüng kommt. 2 $. 46. — nn 395 I (. 46. Aufg. Es sey ay?y (Fig. 12) ein Canal mit freyem Laufe, so dafs alle Abmessungen dabey ohne Hinderni/s genommen wer- den können, und daher auch M als bekannt angesehen werden kann. Wird nun in der Gegend gtrw« dem Canale ein neuer Zu- flufs seitwärts beygeführt, so mufs die vorige Wassertiefe qs noth- wendig zunehmen; es wird aus ihr z. B. die gt, und der Wasser- spiegel sy erhebt sich bis intv; dann mufs sich aber der Wasser- spiegel auch noch zur Rechien von gt bis zu einer gewissen Grünze z. B. bis in n erheben. Wenn nun die Länge sy —= X’, und der neue Zuflufs für jede Sec. — M’, ingleichem b und e gegeben sind; wie läfst sich die Lage des neuen Wasserspiegels ntu bestimmen? Aufl. ı. Man berechne die Wassertiefen «v und qt, wie bisher,. aus den hierzu gehörigen Bestimmungsstücken, so dafs jetzt M + M’ statt M A’ statt A X qx oder Wh statt € gesetzt wird. 2. Wenn die Wassertiefen xy und } nicht wirklich gemes- sen und hiernach angegeben sind, so berechne man sie aus A, b, e und M. 3. Nunmehr hat man auch a ze 2 Pens (v3 —an). 4. Jetzt bringe man die Frage auf die Aufgabe {. 35; mau nehme nämlich irgend eine Wassertiefe, wie kf etwas gröfser als 50 ? gt 396 “gt aan, und suche nach |. 35 die Entfernung tk, wo die Was- sertiefe — kf wird. Bey dieser letztern Anwendung ist A’ — tk, welches man nach |. 35 findet. 5. Verlängert man die tk, bis sie die 4? schneidet, so er- hält man die tn, also OR veränderte Lage des ganzen Wasserspie- gels vtn. 6. Die Stelle nıkann weit hinaus und selbst zur Rechten von 9 fallen; in diesem Falle würde also die Anschwellung auch noch am Anfange des Canals bemerkbar seyn. : $. 47- Ex. Der Canal 34 ist 6000 Fuls lang; das Gefäll des Bodens ßy = 3 Fuls; seine Breite — ıo Fufs; die i in jeder Sec. abflies- sende Wassermenge — go Cub. Fufs. Jetzt soll in der Gegend gs, 1000 Fuls weit vom Ende xy noch Wasser von der Seite beyge- führt werden; dieser Zuflufs soll 40 C. F. für jede Sec. betragen; man soll die Lage des neuen WVasserspiegels vin bestimmen. ‘ Hier ist sY—A’= 1000;, b 105 el; —= = =; = - E und statt M hat man hier M+ M’ = go +40 = ı20. Dieses giebt ($. 42) 10,14.H GG +6@+b-D. 10. (In.(b+2h)—In. (b+2H)) G- RT are) )- 007). M+W .M + Me 2 31,87 a Ich finde nun, wenn ich die Gröfse zur Linken E nenne, Br 397 I. Für kA und H==:35 3+h—H=1,5; In. b + 2H) = 2,8903717 10,14. H In. (b+2H) — 2,7725887 H I — 4,345; 0 ss Diff. — 0,0689929 2.(h—H) = 2. \ N ra = 0,689929 5 also ) E— [oo + 6,517. (1 — 773) —_ N. 4 — 6,55 --- Man sieht, dafs h merklich < 4 seyn mufs. Doch muls 4+h--H allemal eine bejahte Zahl bleiben. IM. Fürh=2,5 und H=2 +h—H=1ı In. (b + 2h) — 2,7080502 a INRR In, (b+2H) = 2,63905732 * Dif£ — 0,0689929 .h—-H)=1ı Sr = 0,689929 5 also u — (x (0,0049 + 4,5066. (i _ an _ oe7) 2;5 = 2,785. Wenn nun gleich ein anderer Werth von H den von E grölser geben könnte, so dafs er der'Zahl 3,765 näher käme, so wird er doch immer noch zu klein bleiben, und es läfst sich über- sehen, dafs h jetzt etwas zu klein ist, Ich finde nun ferner 398 IM. Fürrh=2,7undH=2 . +h—-H= 1,2 In. (b + 2 h) — 5,6369526 — In. 10 10,14. H In. (b+2H) = — In. RT — 4,3149 N FE) AS IE ARE RRER Hr Diff. — 0,0953102 2.(h—H) — 1,4 aa: — 0,953102 5 also 0.953102. \ u — (x (60049 + 1,2. 43149. (1 — en) — 0,07 ) 2,7 7 — 3,2872. Weil dieser Werth von E schon ziemlich nahe an den er- foderlichen 3,765 gränzt, so wollen wir, bevor wir mit einem neuen Werth von h Proberechnungen anstellen, denjenigen Werth von H suchen, welcher für dasselbe h den Werth von E(”) giebt. IV. Für'h —2,7und‘H—- 1,8 ++h—-H=1,4 In. (b + 2 h) = 5,0369526 — In. ıo .H In. (b + 2H) = 6549 — In. SS ER (b + 2H) — 4,9126549 — In. 10 5 \ Dift. — 0,1242977 2. (hk—H) = 1,8 : se x — 1,242977 5 also gr ( (oo0d9 + 144056. (1 — 12972)) 07), Sr 5 = 3,3947. V. Für h=2,97 und H= 1,6 3+h—H-16 _ In(b+2h)= 5,0369526 — In. 16 10,14. H Ia.(b + 2H) —4.8828019 — In. 10 Hin 7 3773 — U Be Diff. = 0,1541507 2. (h—H) = 2,2 Slas = 1,541507 5 also Be rer * “ . NW item 399 also j 1,54150 = v (0,0049 + 1,6. 3,773. (1 — ni 3 7) — ser) 2,7 = 3,6342. VI. Für bh =:2,7 nd H= 1,5 3t+h—H=1,7 In. (b + 2 h) = 5,0369526 — In. 10 . 2 — 4,8675 — In. Er rg la.(b+ 2H)=43 75344 - n. Io % Diff. — 0,1694182 2.(h—H) = 2,4 A = 1,694182 ;5 also = (v (0049 + 1,7. 36214. (1 — ) _ 0er) . 27 3: ) = 3,448. Aus no. IV, V und VI ersieht man, dafs für h — 2,7 die - Zahl 3,6342 ohne merklichen Fehler für EC” genommen werden _ kann. Da nun EM — 3,765 werden soll, so folgt, dafs der Werth von h noch um sehr wenig vergröfsert werden muß, und dals H TE — — nicht merklich von 1,6 abweicht. Ich finde nun Vo. Für h— 2,76 und H = 1,6 3th— H= 1,66 In. (b + 2 h) = 7,3395379 — In. 100 10,14. H In. (b + 2H) = 7,1853870 — In. 100 ae N Bra raten he H+h A Diff, = 0,1541509 2.(h—H) = 2,32 3% o Fr Ze 1509 5 Ei ‚541509 5 E= (v (o,0045 + 1,66. 3,7211. (1 — a. )- ver) 2,76 4 2 Te 3,785: Man 400 ki —— Man hat daher sehr genau kg 2,76 ra Her ='n6 BR Jetzt nehme man zur Rechten von qt eine Wassertiefe, für das aufgeschwellte Wasser an, die etwas grölser als qt, z. B. — 2,9 Fuls sey, die ich hier (Fig. ı2z) durch kf andeute, und berechne - die Entfernung tk — A’ aus . 42, wo man A’ statt A schreibt, Für diese Anwendung der Gleichung |. 42 hat man überdas == gt ==72,76 statt H bh’ — kf— 2,9 statt h nu Ei Bil 0,0005. A’ statt ® A’ statt A zu substituiren. Diese Substitution giebt RED + 0,0 .. — 0,00 nr BR, En > _ 90005. A’+h’—Hr BR € een) X . RT 2. (-1D) | alss ae N — PB een 5A 7) her 2 En Le Tape 5 TE Tg SE 6) 5 [} pH st Ba eg 2. (h—H) Die wirkliche Berechnung giebt nun bh’ ==" 10, 2,9:== 29 5,187. bh’ = 93,423 M 80 ET TE eh 0.8656 3,187. bh’ 92,423 add. 0,07 = 0,9356 40: 5 wer, 2 y= 0,9356° = 0,8753 A a 875 subtr. 0,0049 = 0,5704 Bi. bw Bo EG ee In. b+2h‘) = In. 15,80 = 7,365180 — In. 106 In. (b+2H) = In. 15,52 = 7,347299 — In. 100 Diff. = 0,017881. > Io = 0,17881 2. (h" — MY — 0,28 b. (In. b + 25h) — In. (b +2) 0,17881 — = 1 — 2. 5 0,28 E ARTE » —W) Bi « = 0,3614 also | a Eee En anet Hagel erge: Pe 0,0005 0,000487. l .4944- 0,3614 f = — 257 FE. Hier fällt also die kf nicht zur Rechten, sondern 287 Fufs In dieser Entfernung weit von tq zur Linken von t, z. B. in my. von t fälle man also die lothrechte my, und nehme sie — 2,9 Fuls, und ziehe die gerade mtn, bis sie den Wasserspiegel 34 schneidet; ‘ so giebt sich die Stelle n, bis zu welcher sich die Aufschwellung verbreitet, S1 2 Auch 402 Auch ohne Construction giebt sich die Stelle n nunmehr leicht durch blofse Rechnung. | | Es ist nämlich ts tin —. mu — ts mt mm=my—uy=my—(s4t+7Q.e) ts=tqg —qgs= 1 (ent To, woraus sich also tn berechnen läfst. Im jetzigen Falle ist my = 2,9; ys = 1000; A = 6ooo und e — 3. Die Wasserhöhe «y ist durch wirkliche Messung ge- geben oder gleichfalls berechnet. Wäre z.B. ay— 1,2 F., so hätte man Iooo — 2 N mu = 29 — (12 + m 3) = 1,4435 is =2,76— (n2.+ _ 3) = 4,66; also t 1,06 En 2 an Fufs. 0,3835 8% 793 und rn= 179 F. Anm. Indem das Seitenwasser in der Breite aq (Fig. 12) beyfliefst, ist die im Querschnitte durch tq fliessende Wassermenge nur noch —= 80 C. F. für jede Secunde. In jedem folgenden Querschnitte zur Linken von tq fliefst desto mehr Wasser durch, je näher derselbe an „ar liegt. Erst vom Querschnitte „r an flielst längs «= die gesammte Wassermenge 80 -+- 40 durch jeden folgenden Querschnitt. Es dient also zur Sicherheit des Resultats, dafs ich schon für den Querschnitt tq die Durchflufsmenzge — M + M‘ genommen habe. Es wird näm-- lich um so weniger die Aufschwellung über die gefundene Stelle n hinaus- | . 4 Be bestehen kann (und überhaupt mit keiner Formel, welche eine FI EEER 403 hinausgehen. Dürfte man auf genaue Resultate rechnen, so würde man das gefundene Resultat noch dadurch genauer erhalten, dafs man die Gränze der AufSchwellung noch auf die Hälfte von „q zur Lin- ken von n nähme; z. B. 4 Fuls zur Linken von n, wem „g=5 Fuls wäre, Zweyte Methode £b’h’ VG (b+2h) (6.2.19). zur Verallgemeinerung der Formel M — 91. Für horizontale Canäle, $. 48. Ich habe schon vormals (Handb. der mechan, Wissensch. Belangen 1802) für horizontale ae die Differentialformel DER SE b’y dy 91° 7726 > aydx mitgetheilt, um hiermit der chezyschen Grundformel eine Form zu geben, unter der sie auch auf Canäle mit horizontalem Boden anwendbar ist. Es ist nämlich oben schon bemerkt worden, dals die von anderen Hydraulikern angegebenen Formeln, und so auch die chezysche, nur auf geneigte Canäle oder auf Canäle mit ge- neigtem Boden anwendbar sind, und zwar nur für solche Neigungen des Bodens, bey welchen die Neigung der Wasserfläche eine dem Boden parallele Lage annimmt, wenigstens eine solche, die in der Ausübung dafür gelten kann. Bey solchen ist . eine unveränder- liche Gröfse, die nämlich in allen Querschnitten immer denselben Werth hat. Bey horizontalen Canälen fällt aber gleich ins Auge, dafs diese Unveränderlichkeit mit der chezyschen Formel gar nicht 5r ? paral- “ 404 parallele Lage der Wasseriläche mit dem Boden voraussetzt, wie ich erst weiter unten noch bemerken werde), weil bey solchen die Wasserfläche horizontal seyn müfste, wenn sie dem Boden pa- rallel wäre; folglich . — o würde; also gar kein Abflufs in Ca- nälen mit horizontalem Boden erfolgen könnte. Da nur bey einem geneigten Wasserspiegel Abflufs erfolgen kann, und ein solcher Ab- fluls auch in Canälen mit horizontalem Boden erfolgt, so muls auch in solchen Canälen die Wasserfläche eine Neigung und : in jedem Querschnitte einen bestimmten Werth haben, damit der überschrie- bene Werth von M nicht — o werde. Soll überdas der einfache Ausdruck DAB rl eu 0 immer denselben Werth für M geben, man mag zur Bestimmung von b und h, welchen Querschnitt man will, wählen, so muls noth- wendig - eine veränderliche Gröfse seyn, weil bey einem geneig- b°’ h°’ b-E'2h einem gleich breiten Canal, wie wir ihn hier voraussetzen, noth- wendig veränderlich seyn mufs, und das Product aus einer unver- änderlichen Grölse in eine veränderliche nicht die unveränderliche 4 M geben könnte. Für jeden Querschnitt hat also Fr einen eigenen ten, dem Boden sich nähernden Spiegel der Quotient bey Werth, der allgemein, der Gröfse nach, durch ns ausgedruckt x werden muls; aber zugleich in Rücksicht auf die einander entgegen- gesetzten Aenderungen von x und y (wo man sich unter x jede vom Anfange des Canals aus genommene Abscisse, und unter y die zu dieser Abscisse gehörige Y\asserhöhe im Canale zu denken hat) durch > 403 durch — = Und dieser (Juotient muls so beschaffen seyn, dafs x allemal u Er ri iie b-hayı'dı werde, oder M: ER b’ y? dy ( 91* b+2y dx Diese Differentalgleichung nähert sich also in so fern der Wahrheit, als der Satz, dafs die Gleichung (bh) immer der Wahr- heit nahe genug komme, wo man auch y im Canale nehmen mag, angenommen werden kann. Dieser Satz kann aber darum gelten, ‚weil die Gleichung (5) bey geneigten oder abhängigen Canälen, in welchen die Tiefe unveränderlich ist, allemal seine Anwendbarkeit (wenn auch nicht genau, doch zu genügenden Bestimmungen) be- hält, was auch 2 für einen Werth haben mag. Eben hieraus folgt nun eine zweyte Methode, das Verhalten der hierher gehörigen mannigfaltigen Bestimmungsstücke gegen einander so zu bestimmen, dals sich die Resultate wenigstens auf eine für die Ausübung genü- gende Weise der Wahrheit nähern. E. Wäre die chezysche Formel (h) bey gleich tiefen Canälen in völliger Schärfe richtig, wie auch der Quotient beschaffen seyn möchte, so gäbe die Gleichung ($) die Gestalt der Wasser- Näche gleichfalls in völliger Schärfe. Da aber h nur als Nähe- rungsformel gelten kann, so ist auch die $ nur nähernd. Eben- darum müssen aber die hieraus sich ergebenden Resultate auch mit den aus der vorigen Methode abgeleiteten nahe zusammenfallen. Und dieses Nahezusammenfallen mufs für die Brauchbarkeit beyder Methoden sprechen. h $. 49. 406 $. 49. j Es kommt nun zunächst auf die Integrirung der allgemeinen Gleichung (%) an, die sehr einfach ist. Man sszeb+ 2y=z, also y = in und dy — 2 dz;' so wird M.: Eu b’ 2° — 5b! 2°+3b’z — b® SE er Me N ERRER ee a Für x— owirdy—h, alkoz=b-2h; daher M®: b* /(bt2yJ’—-(b+t2h)’ 3b $ r Fremen ren - 22. (&tay)’-b42W*) 3b: (&+29—(b+ah))—b’.(In.(b+2y)—In.(b+25))); und, für x—X\, also für y—H M:__ b* /(btaHj'—(b+zh)' 36 ; \ ( Genen, ((b+2B)°—(b+2h)?)) +3br.(b+2H) —b+ah))—b*. (m. (b+2H)—In.(b+25)) ), oder N 16.RA M2. (b+2h)’—(b+2H)’ 3b ee b ah)? — 7 i Dear : —. (&+ab)’—(b+2M)}) -+6.b?. (h—H) — b®. (In. (b-+2h) — In. (b+2H)) ; woraus die Auflösungen aller hierher gehörigen Aufgaben abgeleitet werden müssen, $. 50, Bey einem wirklich angelegten Canale könnte nur die einzige Frage von Nutzen seyn: : Aufg. Man hat irgendwo im Canale die Wassertiefe — H° gefunden; in der Entfernung A aufwärts findet man sie — h; die Breite 407 _ Breite ist durchaus = b; man soll M finden. Die allgemeine For- mel ($. 49) Br my, > [em-Gtm_ 3b . (b-+=h)? —(b+2H)*) + 6. b?. (h—H) — b’. (In. (b+2h) — In, (b+2H)) L VESTRSN Zur Prüfung des vorstehenden Caleuls dient folgendes : &2 'heih> | Abraeh sondern Umstände beschränkt, nicht auf die Voraussetzung des freyen Laufs über den horizontalen Boden; es können auch unter- halb der Stelle, wo man H nimmt, Hindernisse’ der Bewegung ein- treten, die dem freyen Laufe entgegen sind. Wenn also die in der letzten Gleichung in | |] eingeschlossede Grölse mit & bezeichnet wird, so mülste allgemein b3 Mi==lorL. er 91 ‘2 - Die Grundförmel M — 91. ae ist auf keine be- >> | 16 . seyn, , Vergleicht man dieses mit der Gleichung MN IE REN "OA b+a2h’ so müfste in solchen Fällen, wo h nicht merklich von H verschie= den wäre, welches in Fällen wie “Fig. 13 gar wohl Statt finden 3 könnte, 5 > b+z2h 16 den, oder, h — H statt £ Genen) , UN: -_. Er '% ' 2 ver 8 4 wie 408 wie man auch findet. Differentiirt man nämlich den Werth von 2, so findet man (2 (b+2h®? —6.b.(b+=2h) + tn) dh. Wenn also h — H — dh wäre, so mülste (2.6421 —6b.@+ 21) +6. + 2” ).G—M h® = 16. 7: @—-B werden, oder R 5 EL - 2.(b+2h®? —6.b.b+zh) +6.b — Dash Dee oder auch (b+2h)’ — 3b. (b+2h)’+3b°%. (b+2h) — b’— g.h’. Es ist aber die Grölse zur Linken b+6bh+-rnb.h?+gHh — 3b— nr2b’h— ız2 bh? ig he +3b’+6b:h N; RE also hiermit die Richtigkeit des Calculs bestätigt. ne Ben a $. 52. Aus den ober vorgetragenen Lehren weils man sehon hin- - länglieh, dafs die Anwendung der allgemeinen Formel auf erst noch anzulegende Canäle von der auf schon angelegte verschieden. ist. In dieser Voraussetzung theile ich nun hier die folgenden Berech- nungen mit, ohne solche Bemerkungen, die ich schon bey der ersten Methode beygebracht habe, hier noch einmal zu wiederholen, Ba ae u. ae | > $. 53. ” . - . e P 1" Aufg. Es ist die Länge des ganzen Canals — X, seine Breite — b, 'und seine Wassertiefe am Anfange — h vorgeschrie- ben; 2: also 409 ben; man soll die Wassertiefe H am Ende des Canals nebst der in jeder Sec. abfliefsenden Wassermenge M finden; freyen Lauf des Wassers vorausgesetzt *). Aufl. Der ganze Ausdruck zur Rechten in der Gleichung (am Ende $. 49) heilse 2, so mufs man denjenigen Werth von H suchen, welcher das Maximum von & oder, nach meiner Bezeich- nung , 2° giebt. Alsdann hat man i X. M? | 16. X 3 Br: 8281. :,b® 1. b b. 2). 2 V M— . 4 A Ex. Es sey A = ıo00 Fuß; h = 3; b = 10; so wird iS I rÖaR EM 7 el hreis2,h ==16 b+2H=1238 (b+ 2h)’— 256 (b + 2H)’= 163,84 (b-+ 2h)’= 4096 (b + 2H)>= 2097,15 (b+2h)’ —(b+2H)°’ — 1998, 8 In.(b+2h) —5,0751738—In. 10 (b+2h)® —(b+2H)? = 92,16 In.(b+2H)=4,8520302—In. 10 h—H= 1,6 Diff. —=0,2231436 Beh? - — 600 ; x 1000 } = 223,1436; also *) x könnte auch nur ein Theil von der Länge des ganzen Canals seyn, so dafs h und H überhaupt zwey WVassertiefen im Canale bezeichneten, die auf die Länge A von einander entfernt wären, wobey aber allemal h die obere und H die untere, d. h. vom Anfange weiter entfernte Wassertiefe be- zeichnet. \ 92 N also — 20,8 und M— 91.10 7 U. Für H = 1,3 br2h = 16 (b + 2 h)’=256 (b + 2 h)>=4096 (b+=h)® — (b+2H)’ =2095,7 (b+2b)? —(b+2H)’?= 97,2 h — H=1,7 also a = 21,7 und 91.10 217 Aera N N 0008 II. Für H = 1,2 b+>2H = 1234 (b + 2H)°= 153,76 (b + 2H)’= 1906,6 (b + 2h)?’ —(b + 2)’ —2189,4 -(b+zh)’—(b + 2H)’= 102,2 h— HB= 138 also 20 3 —= 666,3 —1382,4 + 960 — 223,14 . Beste 103,7 Cub. F. * 1000 / b+2H =122,6 (b-r22) — 158,76 (b+2 H)’= 2000,3 In. (b+2h)= 5,0751738 —In.ıo In. (b+2H)= 4,8362819 — In.ıp Diff. = 0,2388919 > 1000. = 238,89195 698,6 — 1458 + 1020 — 238,89 — 105,96. ; ln.(b+2h)= 5,0751738 —In.ıo In.(b+ 2H)—4,8202815 — In.ıo Diff. —0,2548923 >< 1000 = 254, 89235 3 — 729,8 — 1533 + 1080 — 254,89 — 21,9 und ° und EU Er DR M= = V o05 = 106,47 Cub. F. Das nahe Beysammenliegen der beyden Werthe von M (II und III) giebt zu erkennen, dafs wir ohne merklichen Fehler H= 1,2 Fufs und M = 107 Cub. F “ beybehalten können. So hat man nämlich H) und M). Die Uebereinstimmung mit dem Restiltate der Itea Methode ist in der That überraschend. Dieselben Data gaben nämlich oben ((. ır) gleichfalls MC") — 107 C. F. Der zugehörige Werth von HÜ) war oben um 0,2 Fuls gröfser als hier. Es ist leicht einzusehen, dafs bey gedachter Zusammenstimmung der Werthe von M@®) nicht auch zugleich die von H( so nahe SEAN HER können, weil oben die Hypothese der schiefen Ebene für die Form der Wasserfläche zum Grunde gelegt wurde. it $. 54. Nunmehr läfst sich auch das ganze Längenprofil für die flie- fsende Wassermasse im Canale leicht verzeichnen. Man ziehe näm- lich nach einem willkiührlichen Maafsstabe eine gerade Linie — A, errichte nach einem etwa Iomal so grolsen Maafsstabe am Anfange derselben ein Perpendikel — h, und am Ende ein Perpend. — H. Nunmehr berechne man für Höhen H’, H”, H‘“ etc., die zwi- _ schen H und h fallen, z. B. im vor. Ex. für 7 — 1,3; H*— 1,4; H’" — 1,5 etg, die zugehörigen Werthe von 2°, 2”, 3 etc. Dann erhält man für is zugehörigen Entfernungen jener Höhen vom An- fange des Canals, wenn solche mit A/, A, A’ etc. bezeichnet werden, 91”. b’. 2° a N 91°. bs. 3% AT Tue Me etc. 52 2 - In 112 STINE In diesen Entfernungen darf man also jetzt nur jene Perpen- dikel H‘, H“, H“ etc. errichten, und die. oberen Endpunkte dersel- ben durch Linien so unter einander verbinden, dafs das Auge keine Ecken bemerkt. $. 55. Aufg. Es sind H, h, A und b vorgeschrieben, ohne Jreyen‘ Lauf zu bedingen; man soll M Jinden. Aufl. Man berechne den Werth von 3, d. h. von der gan- zen Grölse zur Rechten in der allgemeinen Gleichung ($. 49. am Ende), so erhält man hiernächst 91.b 4 Um.aber beurtheilen zu können, ob H.nicht kleiner angenom- men worden, als die Natur der Sache gestattet, nämlich nicht < H®, berechne man 3 auch noch für einen \Verth von H, welcher klei- ner als der vorgeschriebene ist. Findet man diesen Werth von & grölser als den vorigen, so ist der vorgeschriebene Werth von H ge- stattet. b2 M— N Ex. Es sey X —= Iooo; b=: 10; h—=3; dabey soll das Was- ser am Ende des Canals noch 2 Fuls hoch stehen; es wird M gesucht, wofern die Voraussetzung H — 2 Statt findet. Hier wird » b’+ 23h 16 b+=2H 74 (b-F72/h)?= 7256 (b+2 H)’—=196 (b+ 2 h)’— 4096 (b +2 H)’=2744 (b+ 2b)’ —(b+2H)’—=ı1352 In. 16 — In. 14—0,1335314 (b+2h)’ —(b+2H)’—= 60 x 1000 heneg — 13353145 also also | — 450,66 — 900 4.600 — 133,53 17007 und 91.10 171,3 1 I ER Be le ER 1 M\== 4 2 94; Dafs der angenommene Werth von H Statt hat, weils man "schon aus dem vorigen |. Die Vergleichung mit dem Resultate der ersten Methode ($. 12) zeigt wieder eine nahe Zusammenstimmung; dort fand man aus denselben Bestimmungsstücken den Werth von M um 35 grölser als hier, , Berechnungen zur zweyten Methode für Canäle mit abhängigem Boden. Erster Weg. $. 56. Die Differentialgleichung ($. 48) läfst sich noch aligemeiner, : nämlich auch für Canäle mit abhängigem Boden, abfassen, wenn man d (r + A—r e) Er 377 s A statt A dx setzt, Dieses giebt ® f b’ y’.(edx—Ady) gg RA.(b+2y).dx? woraus sich aber auf directem Wege nichts brauchbares ableiten läfst. * 414 SFFET HG ! . $. 57. Ich habe hier zwey verschiedene Wege betreten, um die vor- stehende verwickelte Differentialformel ohne genaue Integrirung doch zur Darstellung brauchbarer Resultate zu benützen. Sie giebt nämlich Ewa 91? A ee, Br 2y Das zweyte Integral in der Parenthese ist oben schon gefun- den worden. Es ist also nur noch Ti -“ __ zu suchen. y Gedachtes zweytes Integral bezieht sich auf die Wassermenge, welche abflielsen würde, wenn e — o wäre oder der Boden eine hori- zontale Lage hätte; das erste auf die Wassermenge, welche wegen des Abhanges des Bodens noch weiter abilielsen muls. In Bezug auf diesen blos wegen des Gefälles abiliefsenden F Theils fiel ich nun auf den Gedanken, statt der veränderlichen Tiefe y a ; bEE die unveränderliche mittlere LESBEN, zu gebrauchen. Dieses giebt A Es fs dx ..(h+H) b+2y 8.(b+h+H' also, für x — X, das Integral e.(h+ HD. 8.(b+h+H)? folglich ($. 49) “ 22(h+H)s (bteh)s—(b+2H)5 36 ER ERBE m 3 a (@+ah:- -&+2M)%) ©) 91° 16 R +6.b2.(k — WM) — b>. (In (b+2h) —In. (b+2H)) $. 58: > 415 $. 58. Wird bey gehindertem Laufe H —h, so verschwinden alle nach dem ersten folgenden Glieder der Gleichung (©), und es wird schlechthin Br nei aan), uch. 90° 0 16-"b+2h — °"b4+ah’ Es y &. b’ h’ RE ER ee ee | a ENT, welches die chezysche, für diesen Fall eintretende, Grundformel ist. Ueberhaupt geben die Glieder, welche nach dem ersten in der Paren- _ these folgen, zu erkennen, \ wieviel das erste abgeändert werden mufs, wenn H nicht =h ist, und die Gleichung kann nicht nur bis zu 1 = h sondern auch für H> h angewendet werden, weil der auf den horizontalen Boden sich beziehende Theil derselben fürH > h verneint wird, oder für einen horizontalen Boden die Voraussetzung H > heine entgegengesetzte Bewegung gäbe, welche den Abfluls vom Canale , der durch das erste Glied ausgedruckt wird, vermindert. - Jemehr daher der Werth von H’den von h überschreitet, desto mehr wird von dem ersten Gliede in der Parenthese abgezogen. $. 59. Aufg. Es werden h, b, A und e vorgeschrieben; man soll _ nach der Formel (© ($. 57) Hund M für den freyen Lauf finden. Aufl. Wenn der ganze Ausdruck in der Parenthese zur Rech- ten—=A gesetzt wird, so mufs man denjenigen Werth von H suchen, welcher A”) giebt; alsdann wird (m) (m) —= 93 a b" A Ä M N 416 Ex. Es sy A=1o00, b=ı0, h=4, s=2; man soll M und H finden. Hier wird nun I. Für H — 3,6 h+H=76 (b+ 2 H)? = 295,8 (h + M'= 439 (b +2 HB)’ = 5588 Besarhe 078 (b + 2h)’—(b+2H)’—= 744 (b + 2h)’—= 324 (b + 2h)’= 5832 6.b’(h-H)— 240 b42H-- 17,2 also Ar (b + 2h)’—(b+2H)’— 28,2 In. (b +2h) — 5,1929568 —In. 10 In. (b-++2H) — 5,1474944 —In. 10 Diff. —= 0,0454624 j X 1000 . — 45,4624; T 248 — 423 + 240 — 45,46 6 = 587,77— 468, 46 = 119,31. I..Bür-H ), —5r354 s ut ae A (b+.27B° = 282,24 (h+ H)’ —405,22 (b+.2H): =4741 b+:h =ı8 (b + 2h)° —(b+2H)* —=1091 (b+2h)?’—:324 (b-+2h)? —(b+2H)?: =41,76 (b+2h)’= 5,832 In. (b+ 2h) — 5,1929568— In.ıo 6.b?. (h —H) = 360 In. (b+2H) = 5,1239639— In.ıo b+2H = 16,8 Diff. — 0,0689929 >< 1000 —= 68,993 ; also y_ 4405,22 + 363,66 — 626,40 + 360 — 68,99 1753 > — 816, 81 — 695,39 — 1:21,42. EN OAO 417 UI. FürrH — ie (b + 2 H)? = 268,96 (h + H’= 373,25 (b+2H)’ = 44ıı b+ah= 18 (b + 2h)’—(b+2H)’ = 1421 (b.+ 2h)°= 324 (b + 2h)’—(b+2H)’ — 55,04 (b + 2h)’— 5832 In. (b+=h) = 5,1929568 —In. 10 6.b? (h-H)— 480 In. (b-+2H) — 5,0998664 — In. 10 b+2H=16,4 Diff. = 00950904 >< 1000 — 9330905 also je —= 4. 4.373,25 17,2 = 1041,26— 918,69 = 122,57. 7 473,66 — 825,60 -- 480 — 93,09 Der sehr geringe Unterschied der beyden letzteren Werthe von A giebt zu erkennen, dafs man mit hinlänglicher Genauigkeit den Nro. III. für Ah FE könne. Dieses giebt nun 1 Re NG 122,57 = 251,86. Man kann also M — 2527Gub. E. und W— 3,2 beybehalten. Die Vergleichung mit dem Resultate der ersten Methode ($. 17) zeigt wieder eine schr gute Zusammenstimmung. Dort gaben diesel- ) ben Data MC — 257 Cub. F. und H — 3,6F., wo M nur = grölser ist als nach der jetzigen Berechnung. Dafs o die Werthe ven H um einen grölseren aliquoten Theil verschieden seyn können als die von M, begreift man aus dem obigen Vortrage. 53 $. 60. 418 $. 60. Aufg. Für einen anzulegenden Canal werden h,H, A, b und e vorgeschrieben; man soll entscheiden, ob die Forderung für H Statt finde, und für diesen Fall M angeben. Aufl. Man. berechne den zugehörigen Werth von A nach ($. 57 ©) und dann noch einen Werth von A für einen Werth von H, welcher etwas kleiner ist als der vorgeschriebene. Giebt die letztere Berechnung einen grölseren Werth von A als die erstere, so findet der vorgeschriebene Werth Statt, und der zuerst gefundene Werth von A giebt nunmehr Anm. Nimmt man H > h, so weils man schon aus den oben vorgetragenen Lehren, dafs H Statt finden mufs. Ex. Es soll ein ıo Fuls breiter Canal zu 1000 Fufs lang an- gelegt werden; das Wasser soll am Anfange desselben 2 Fuls, am Ende 3 Fuls tief stehen, und das absolute Gefäll des Bodens — 1,5 F. seyn. Wieviel Wasser wird in jeder Secunde abilielsen ? Hier hat man h—= 2, H = 3; also keinen freyen Abfluls; ferner e= 1,5; b= ıo und A = 1000; daher (|. 57 ©) a (b+2H)’ — 256 (DH) 2 70% (b + 2H)’ — 4096 bt 2 —ı4 (b + 2h)’ — (b+2H)’ —— 1352 (b-+ 2h)?— 196 (b +2h)? —(b+2H)’ = — 60 (b+2h)’—= 2744 In. (b+ 2h) —2,6390573 6.b?. (kh — H) =—600 In. (b+2H) = 2,7725887 b+2H = 16 ° DIE——-0,1335314 . F >< 1000 = — 133,5314 5 also 419 also | 1% = — 450,7 + 900 — 600 + 133,53 = 1058,53 — 1050,7 — 7,83, und nun 98 M=7- V 783 = 63,7. F. Dieselben Data hatte man oben ($- 18). Die dortige Methode giebt für jetziges Beyspiel r Ziayb _ 10. (In. 14, — In. 16)\ } Haleı € —— ———)= 0; also " M = 91.20. Y — —= 57,5 C. F. 1000 Dieser Werth kommt dem vorigen noch ziemlich nahe. Weitere Anwendungen ergeben sich leicht aus der Menge oben vorgetragener Berechnungen. Benechnun.en zur zweyten Methode für Canäle mit abhängigem Boden. Zweyter ‘Weg. $. 61. Wenn die längs der horizontalen & x (Fig. 2) durch £3 und «y in ı Sec. abfliefsende Wassermenge — N’ gesetzt wird, und die längs y x durch d$ ’yund xy abilielsende — N, so wird wenigstens beynahe h 3 IN — . N ( h+ s) seyn. 53° Der A420 Der Werth von N’ ergiebt sich aus $. 50, indem man h+e statt h schreibt; nämlich (b+2h+2:)’—(b+2H)’ 3b 3 2 .hX ob N re Vz: (b+ah+22)-(te1m>) +6 b?.(h+s— HM) —b*. (In. (b+2h+ 2°)—In.(b+2H) ) ] folglich, wenn die durch y 3 und « y abfliefsende Wassermenge mit M bezeichnet wird, “ ee h Y yb Zen ((b+2h+ 22): 4 \hte) 3 —(b+2 H)°) + 6b?. (h+.—H)—b?. (In. (b+2h+2e) ee oder auch KM? i' ıb8 @ I 3b A ER 1 Wo b--2h+2:)? Eye 3 * « — (b+21)? ) + 6b?.(h + «-H)—b°.(In.(b+2h-2:) h ER * in der Gleichung b ist hypothe- Der Factor tisch, wie es auch die chezy’sche Grundformel ist. Ich bin aber durch eine doppelte Veranlassung zu diesem Factor geliommen: 1.) Be- trachtungen über die Bewegungen des \Vassers längs y« und längs ß « führen leicht darauf, dafs a N> 2 In tz seyn müsse. Wäre z. B. h=ı,e+ 3, so wäre gewils . N‘, doch aber auch < ®, N’ h-+ .) I I N> - N, aber auch < - N’. 4 2 Man wird sich daher nie sehr von der Wahrheit entfernen, TE MO h ) . N’ zum Grunde legt. 2) Man wenn man einen mittleren Ausdruck N — \ 421 2) Man denke sich ein mit seinem oberen Rande bis an ? rei- chendes Behältnifs ganz mit Wasser angefüllt, und nun in einer loth- rechten Wand einen rectangelförmigen Einschnitt von 3 bis in y herab, aus welchem das Wasser frey abschielsen kann; dann die- sen Einschnitt bis in 8 verlängert, so dafs das Wasser auch aus ‚ diesem frey abschielsen kann; die Abflulsmenge aus jenem sey—N, aus diesem — N’, so giebt die sehr bekannte Theorie N: N —h’:(h+o%, also Bun 2 N’, Se) Hier tritt aber der bedeutende Umstand ein, dafs das Was- ser im ersten Falle nicht horizontal nach Y« abflielst; im zweyten Falle aber dem horizontalen Boden 8 & folgen muls. Diese Betrach- tung leitete mich gleichfalls darauf, dafs man sich der Wahrheit sehr nähern müssc, wenn man Y ( =)" e (=) h 3 I *, NY, (=. N wenn man unter N’ die längs &«, und unter N die längs y x ab- Nliefsende Wassermenge versteht. 5 * setzte, und dieses giebt Uebrigens erhellet beym ersten Anblick der Formel D, dafs sie für e — o den unveränderten richtigen Ausdruck für Canäle mit horizontalem Boden giebt; für e+h—H; aıob+ 2ah+ 2: — b-+-2H giebt sie ebenso richtig M = o. $. 62. Aufg. Es werden‘A — 1000 rhl.Fufs, b= 10, h=H=4, und e — 2 vorgeschrieben; man soll M finden. Aufl. 422 Aufl. Man weis, dafs H zugleich mit h vorgeschrieben seyn kann, wenn H— h angenommen wird; dieses setzt nämlich voraus, dafs hier nicht vom freyen Laufe die Rede sey. Hier läfst sich also die Formel @ geradezu anwenden. Sie giebt M: Se = 34: (1605,3 — 2400 4 1200 — 20907) o = 343g gran daher. M '=,91.% 6, 94722 = 723958 0. FE. Anm. Für diesen Fall, wo nämlich H = h seyn soll, hätte man die For- mel @ gar nicht nöthig,, weil für sie die chezy’sche Grundformel gilt; dieses giebt aber e bh M =: 9ı. bh. Yızı BER er r == 91. 40. Y 0,002. z = aA 2 60 ER, k z 5 I - ; ein Werth, der vom vorigen noch nicht um == verschieden ist. $. 63. Aufg. Es werden A— 1000, b— 10, h=4, H= 34 und € = 2 vorgeschrieben; man soll M finden. Aufl. Man findet b+2:h+2:= 2 bt 2. Hy — agaaı bt+2ht2e) — 434 (b +2 Hy) — 4741 (b+2h-+2:)’ = 10648 (b+2: +25)’ —(b+2H)’ = 5907 6b? (h+ e—H) — 1560 (b+ 2=2+ah)? —(b+2H)? = 201,76 b’ fe ): ei In. (b+2.+2h) — 5,3936275 —In.ıo 16 \s+WV 7% In. (b+2 H) — 5,1239639—In.ıo bias 070,8 Diff. — 0,2696636 x 1000 — 269,6636; also 5 z F en also p2 N = 34. (1969 — 3026,4 + 1560 — 269, 66) 91 = 7920; folglich M=91YV 7,92 = 256 C. F. Dieselben Bestimmungsstücke A—= 1000, b= 10, h=4, e—= 2 und H = 3,4 gaben ($, 17) M.=257'C, F. Eine so genaue Uebereinstimmung übersteigt alle Erwartung. Anm, Ohne Zweifel wird man solche Uebereinstimmungen von Formeln, die ganz verschiedene Gestalten haben und auf ganz verschiedenen Grün- den beruhen, mit Bewunderung wahrnehmen. Da es mir aber weniger um diese Bewunderung als um strenge Untersuchung der Wahrheit und Vervollkomnung hierher gehöriger Kenntnisse zu thun ist, so mufs ich selbst auf die Abweichungen aufmerksam machen, die sich dennoch bey genauerer Vergleichung hier bemerken lassen. Eine solche Abwei- chung zeigt sich vorzüglich in zusammen gehörigen Werthen von H und M, die sich bey ireyem Laufe zus den übrigen Bestimmungsstücken ergeben. $. 64. Ex. Es werden folgende Werthe für den freyen Lauf vor- geschrieben: A — 10005; b= 10; h=4;2=2; man sollM und H finden. Man erhält b+2h+2:. = 22 (b + 2H)? = 256 (b+2h+-.2:)’—= 484 (b + 2H)’ = 4096 (b+2h+22)’=10648 (b+ 2.+2h)’—(b+2H)' = 6552 6.b’(h+e-H)—=ıg00 (b+ 2.+2zh)’-(b+2H)?= 228 bi PB % In. (b+2:+2h)= 3,0910424 16 \+n/ 7 34 Mm. (b+.2H) =2,7725887 b+2H = 16 Diff. — 0,3184537 x 1000 = 318,4537 5 also 424 also M’. A = 34. (2184 — 3420 + 1800 — 318,4537) — 34. 245,55 — 8348,7- I.Ffrr H —36 6b?.(h+=2—H)—= 2040 In. (b+2:+2h)=5,3936275 —In.ıo b+2H =. 15,2 In.(b+ 2H) =5,0238805 —In.ıo (B7 210) = 7231302. Diff. =0,3697470 (b + 2: + 2h)’— (+ 2H)’ —= 7136,2 x 1000 (b-+2e + 2h)’—(b+=2H):—= 252,9 — 369,747 5 also M’A ae (ee Bros Boa a — 34. 255,46 — 8685. 3. >RuraH .=1254 6b? (h+=:—H) = 2160 In.(b +2:+2h) = 5,3936275— In. ro b+>2H =148 In. (b+2H) —=4,9972122—In.1o (b-+ 2H)’— 219,04 Diff. —0,3964153 (b+ 2H)’=3241,8 a (b+22.42h)’—(b-+2H)’ = 7406,2 — 396,4153 ; (b+ 2e+ 2h)’—)b + 2 H)’— 264,96 also are er — 34. (24687 — 3974,44 2160 — 396,4) == 34.194358: 98762. IV:Eür HH 02,9 6b? (h+e—H)—=2220 In.(b+22.+2h)—5,3936275—In.1o b+ 2H)= 14,6 In(b+2H) ==4,9836066 — In. 10 (b + 2H)’= 213,16 Diff. —0,4102209 — (b+2H)’—= 3112,1 ><_ 1000 (b+2e+2h)’ —(b + 2H)’— 7536 410,025 (b+ 22+2h)®? —(b+2H)’—= 271 also also M?A _—— -_ - — 4065 + — 7 34 (2512 4065 + 2220 — 410) = 34. 257 = 8738. Das nahe Beysammenliegen der Werthe III und IV giebt zu erken- nen, dafs man H — 2,4 als H beybehalten kann; also M,—/07.V18,762—.269,3 Gub.,E: Dieselben Bestimmungsstücke gaben ($. 17) M —= 257 C. F. für den freyen Lauf, welches noch ‚nicht um #5 vom jetzigen Werth verschieden ist, also immer noch eine gute Zusammenstimmung giebt. Aber in den Werthen von H ($. 17 und hier) zeigt sich ein bedeu- tender Unterschied. Dort fand man H — 3,4 Fuls, hier nur H — Ar. Der Umstand, dafs bey so verschiedenen Werthen von H, die von H — 3,4 (s. den vor. {.) bis zu H — 2,4 F. abnehmen, die zugehörigen Werthe von M sich nur von 269,3 bis zu 256 C. F. (im vor. {.) abändern, ist den Berechnungen auf diesem zweyten Wege nicht günstig. Ungleich regelmäfsiger sind die Resultate auf dem ersten Wege ($. 59), wenn vom freyen Laufe die Rede ist. Beschlufs. $. 65. Ich habe mich bey der ersten Methode am längsten aufge- halten, nicht weil ich sie für die zuverlälsigste erklären müfste, son- dern weil es natürlich war, die hier zu machenden Anwendungen 54 gleich 426 gleich bey derjenigen Methode zu zeigen, welche zuerst vorgetra- gen wurde, und so auch die allgemeinen Bemerkungen, welche für jede Methode gelten, gleich bey der ersten anzubringen. Es bleibt aber zum Beschlufs dieser Abhandlung noch eine Frage übrig, die sich von jedem Leser erwarten lälst: welche von den hier mitgetheilten Formeln wird sich der Wahrheit am meisten nähern und daher zum Gebrauch am meisten empfohlen zu werden verdienen? Zur kurzen Uebersicht will ich die verschiedenen For- meln hier zusammenstellen. 1. Für horizontale Canäle. bH MgLhhN nen. (7) —H Hb ‚07 +YV [0,0049 101. Marz. ig ( ö re A H+h b. b. (In. (b+ (b+2h) —In. (b+2H) ) ) x (1- 2. (h— 5) nm ($. 42. nur dort e — o gesetzt.) .b b ‘b+2h)>—(b+.2H)> 3b 3)M— = N on - 7 (O+ 21) — (b+219)?) +6b?. (h—H)—b*. (In.(b+2h)—In. 6+:3)] ($- 50.) II. Für Canäle mit abhängigem Boden. dr bH.(e+h—H) b.In. b.In.(b+21 zh)—In.(b+: (b+2H) 1.)M—g9ı.bh.Y Feder we a Bi 2.)M 427 FY — 0,07 +Y (0,0049 + 1014. SER >Ek x 2.)M— 3,187. bh. A H+h et _b. (In. ge =) ($. 42.) 2s(h+H)’ (b+ah)’—(b+2H)' 3b Ä ET SEE =. ((b+2h) —(b+2 3°) +6.b. (h—H)— b*. (In. (b+2h) —In. (b+2H))) ($. 50.) 3b N +2h+ ? (® 2 2€) _91.b ,‚b ra gı.b/ bh \% ‚b ey em | 2 3 — (b+2H)? J+ 6.b?.(h + - H)—b*.(In.(b+2h+2e) —In.(b+2H))) 3 , ($- 61.) IU. Für Canäle mit steigendem Boden. Dieselben Formeln wie Nr. I. Nur wird der Werth von g verneint ausgedrückt. IV. Für Canäle, bey welchen Breite und Tiefe zugleich verän- derlich sind. Mb} (Kram. m h-H).bh | ony Er APR = Rio: (@-»). Te b). (b+2H) + B-b). (h—H). (b+2M) N® x (In. B+ 25h) — In.(b+2H)) | ($. 28.) 54° \. 66. 428 -—o $. 66. Die Formel (vor. $. I Nr. ı) beruht auf der chezy’schen Grundformel : £ bh ee Wobh\ ug die nur für solche WVerthe von gilt ‚ welche eine unveränderliche Wassertiefe längs dem ganzen Canale zur Folge haben, die also der Wasserfläche eine dem Canalboden parallele Lage gestatten. Die Ableitung der allgemeineren Formel aus der so sehr beschränkten chezy’schen beruht auf folgender Betrachtung: Der Widerstand, den die vorangehenden Wassertheilchen den nachfolgenden entgegensetzen und welchen alle wn den benetzten Wandflächen leiden, bestimmt die Gröfse der ABBnlEmeUR> oder den Werth von M. Die Summe. aller dieser Widerstände längs dem ganzen Ca- nale, wodurch die Bewegung der ganzen Masse bestimmt wird, hängt von der Gestalt der Oberfläche des Wassers zwischen dem ersten und letzten Querschnitte ab, und eben diese Gestalt wird durch die Art, wie Boden und Seitenwände der Bewegung hinderlich fallen, bestimmt. Insofern nun angenommen werden kann, dals der Wi- derstand in jedem Wasserquerschnitte durch die Fläche dieses Quer- schnittes mit dem benetzten Umfang desselben dividirt bestimmt . wird, und dals von Strecke zu Strecke, auf bedeutende Längen, die Oberfläche nicht merklich von einer schiefen Ebene abweicht, so kann die Summe der Widerstände nicht merklich verschieden aus- fallen, es mag die Wasserfläche im Ganzen eine etwas gekrümmte Fläche oder eine schiefe Ebene bilden, weil die Summe aller jener Quo- 7 429 Quotienten für die etwas gekrümmte Fläche von der für die Vor- aussetzung der ununterbrochenen schiefen Ebene kaum merklich für die Ausübung verschieden seyn kann. Kann also die chezy’sche For- mel, welche auf die Voraussetzung H — h beschränkt ist, als Nähe- rungsgleichung gebraucht werden, so kann auch die allgemeinere (vor. $. II Nro. ı) als eine solche, in Bezug auf die Bestimmung von M, gelten, wenn sie gleich das wahre Verhältnils der rerschie- denen Entfernungen mit minderer Genauigkeit angiebt. Am häufig- sten kommt es aber darauf an, den Werth von M auf eine genü- gende Weise zu bestimmen, oder zusammengehörige Werthe von A, e, b, h und M oder auch von A, e, b, Hund Mzu haben, und es kommt selten darauf an, mit gleicher Genauigkeit auch die Ge- stalt der Wasserfläche oder das Verhältnils der verschiedenen Tie- fen zu kennen, das doch auch durch die Hypothese der schiefen Ebene nie sehr unrichtig gefunden werden kann. Dabey muls ich noch bemerken, ‚dafs die Hypothese der schie- fen Ebene eigentlich Hypothese des gleichförmigen Abhangs der Wasserfläche sowohl gegen den Boden als gegen die durch das Ende des Bodens gezogene Horizontallinie ist, wobey also auf die wahre Horizontallinie Rücksicht genommen werden muls. Bey einer sehr bedeutenden Länge kann nämlich ß x (Fig. 14) als eine durch x gezogene wahre Horizontallinie nicht mchr als ge- rade Linie angenommen werden, sondern als Stück eines grölsten Kreisbogens auf unserer Erdoberfläche ; der gleichförmig fallende Boden y « mufs sich der 8 « gleichförmig nähern, und die Ober- fläche 3 4 muls sich von der gleichfalls wahren horizontalen } & gleichförmig entfernen; also ist 3 y eigentlich keine schiefe Ebene, sondern gleichfalls ein Kreisbogen. Aber alle von der schiefen Ebene her- 430 hergenommenen Sätze in Bezug auf Lage der Oberfläche gegen den Boden und gegen die horizontale gelten ebenso wie die schiefe Ebenen. Aufserdem wird zur Beurtheilung des von den Umständen ab- hängenden Grades der Genauigkeit des Resultates folgende Bemer- kung nicht überflüfsig seyn. Es sey 3u der yx gleichlaufend, so liegt 4, ein Punet in der Wasserfläche, entweder zwischen «und », oder zwischen & und £; letzteres nur, wo Aufschwellung Statt findet. Im ersteren Falle kommt die bey der allgemeinen Gleichung zum Grunde liegende Voraus- setzung der WVahrheit desto näher, je näher y an x fällt, oder je kleiner ist, weil die Wassertiefe nirgends kleiner als x 4 und nirgends gröfser als y 3 seyn kann. Wie daher auch die Gestalt ‚des Wasserspiegels zwischen 4 und 3 beschaffen seyn mag, so kann bey einem kleinen Werthe von nicht viel von der verschieden seyn, welche Statt fände, wenn y 3 eine von y bis 5 gleiehförmig steigende Linie wäre. Dieses muls noch Statt finden, wenn auch = h - ein Bruch von bedeutender Gröfse, z. B. ?, wäre. Aber wenn ein nur etwas kleiner Bruch, z. B. nicht > ı, wäre, so kann auch offenbar die Gestalt der Wasserfläche zwischen y und 3 nicht viel von der gleichförmig steigenden 43 abweichen, weil nur langsame und allmälige Aende- rungen der Richtungen der Oberfläche zwischen diesen beyden Puncten eintreten können. In solchen Fällen also, wo das Verhält- nils zwischen h und H, welches die allgemeine Formel giebt, so be- schaf- die Summe der, Widerstände > re dgı H Era. r etwa nicht über 4 beträgt, kann auch das schaflen ist, dafs ap wahre Verhältnifs zwischen h und H nicht merklich von dem, wel- ches die Formel giebt, abweichen. Im letzteren Falle, wo nämlich y zwischen se und « fällt, kommt die bey der allgemeinen Formel zum Grunde liegende Voraussetzung wieder der Wahrheit desto näher, je näher yan x oder an e fällt; e+h—H also je kleiner ee, oder je kleiner re ist. Und wenn einer der drey Brüche h—H H—h e+h—H hier Bar 7, nicht über ı beträgt, so kann man immer versichert seyn, dafs das angenommene oder das durch die Förmel bestimmte Verhältnils zwi- schen h und H dem wirklichen Erfolg genau genug entspreche. Ist derjenige von diesen Brüchen, welcher dem Bruche 4 am nächsten kommt, grölser als +, so wird das Verhältnifs zwischen h und H allerdings minder sicher; aber ein schr bedeutender Fehler kann doch nie eintreten. Der Werth von M bleibt immer hinlänglich ge- nau, insofern die chezy’sche Grundformel für h—H als hinlänglich genau gelten kann. Die Gleichung ($. 65, I, ı) ist aus der (II. 1) unmittelbar ab- geleitet, indem nur e — o gesetzt wurde; sie ist also eben so con- sequent als die schon erwähnte. r 432 IRRE Der wichtige Umstand, dafs die allgemeine Gleichung (II, ı) 'beyde Neigungen, die des Bodens — = und die der Wasserfläche et H — h besonders erhält, beseitigt die Beschränktheit, welche allen vorher bekannt gewesenen Formeln über die Bewegung des Wassers in offenen Canälen anklebte, und setzt uns in den Stand, auch die Canäle mit horizontalem Boden dem Calcul zu unter- werfen. 1 Die Beschränkung auf gleichformige Bewegung, welche nur für H — h möglich ist, und die bey freyem Laufe nie eintritt, stand bisher nicht nur der Anwendbarkeit jener Formeln, welche Chezy, Dubuat und Prony gegeben haben, in den allerhäufigsten Fällen der Ausübung im Wege, sondern sie leitet auch noch auf die Vermutkung, dals die für diesen Fall beschränkte chezy’sche Grundformel : m... Bir —o6 bhy Kuech (wo ich ® statt des bisher gebrauchten numerischen Coäfüicienten gesetzt habe) auf Fälle, wo wirklich durchaus gleiche Wassertiefe Statt findet, genauer passen würde, als Vergleichungen ihrer Re- sultate mit Beobachtungen, bey welchen man so gerade hin H —=h und durchaus gleichen Abhang des Canalbodens angenommen hat, ergeben. Eben darum mögten auch wohl neue Beobachtuugen bey Canälen von ganz verschiedenen Gefällen des Bodens erfoderlich _ seyn, um die Resultate der Beobachtung mit denen der Formel (II, ı) vergleichen und den numerischen Coäfficient gı.näher prü- fen zu können. Vielleicht würde er einiger Abänderung bedürfen. $. 67. a u A 433 $. 67. Die Formel ($. 65, II. 2) ist ganz so aus der gleichfalls auf die Voraussetzung unveränderlicher Wassertiefe beschränkten pro- ny’schen Grundformel abgeleitet, wie die II. ı aus der chezy’schen. Ihre Resultate fallen mit denen von II. ı schr nahe zusammen. Es läfst sich nicht läugnen, dafs die Resultate der prony’schen Grund- formel mit denen jener Beobachtungen, aus welchen sie abgeleitet ist, etwas näher zusammenfallen, als die Resultate der chezyschen Grundformel; aber in der Anwendung auf Fälle, wo nicht gerade jene fast nie Statt findende Voraussetzung H — h gilt, verschwin- det der Erfolg des Näherzusammenfallens so, dafs die Abweichung wenig Aufmerksamkeit verdient. Und wenn nun überdas die Vor- aussetzung der unveränderlichen Tiefe bey den zum Grunde geleg- ten Beobachtungen nicht einmal wirklich Statt hatte, und neue Beobachtungen etwas veränderte Resultate ergeben, welche auf eine Abänderung des Coäfficienten ® in der chezy’schen Grundformel führen, so müflsten in solchem Falle auch alle jene prony’sche Be- rechnungen umgeändert werden, die in seiner Formel die Zahlen gegeben haben, welche in meine allgemeine Gleichung II. 2 über- gegangen sind. Und da sich nicht behaupten läfst, dafs in den von Prony gebrauchten Beobachtungen die zum Grunde liegende Voraussetzung unveränderlicher Tiefen längs dem ganzen Ganale wirklich Statt gefunden habe, so bleibt es auch unentschieden, ob die prony’sche Grundformel dieser Voraussetzung genauer entspre- che, als die chezy’sche. Aus diesen Gründen und wegen des unbe- deutenden Unterschiedes zwischen den Resultaten der verschiede- nen Formeln bin ich nicht der Meinung, dafs bey wirklichen An- wendungen die Formel II. 2 der II. ı vorzuziehen sey. ‘ Dasselbe gilt also auch von I.2, die aus II. 2 folgt, indem man nur € — o setzt. 55 $. 68. $. 68. Die Formel $65, I. 3 ist strenge aus der chezy’schen abgelei- tet, so dals sie immer denselben Werth für M giebt, man mag, in welcher Entfernung man will, vom Anfange des Ganals die VWVas- sertiefen h und H nehmen. Offenbar erhält sie hierdurch einen wesentlichen Vorzug vor der I. ı, welche nur auf die WVassertie- fen am Anfange und am Ende.des Canals Rücksicht nimmt, und in welcher also A allemal die Länge des ganzen Canals bezeichnet. Es fällt auch in die Augen, dafs einer in aller Schärfe richtigen Formel jene Eigenschaft zukommen müfste, wofern die chezy’sche Formel selbst der Natur völlig angemessen wäre. In dieser Voraus- setzung gäbe dann die Formel I. 3 zugleich die wahre Gestalt der Wasserfläche, und sie gäbe zusammengehörige Wassertiefen für jede Entfernung in aller Schärfe. Wo. daher Aufgaben für horizontale Canäle vorkommen, ist die Formel I. 3 die vorzüglichste. Aber es folgt aus der Natur der Sache, dafs in Bezug auf die Bestimmung von M die Hypothese, welche die Oberiläche als eine schiefe Ebene gelten lälst, keine bedeutende Verschiedenheit in Vergleichung mit der wahren Gestalt der Wasserfläche zur Folge haben kann, und dafs überhaupt die Verschiedenheit des Resultates nur im Werthe von H, wenn die übrigen Stücke bestimmt sind, oder im Werthe von h bey apgenommener Bestimmung der übrigen Stücke, oder im Werthe von’A, wenn die übrigen Stücke festgesetzt sind, be- wirkbar werden kann, worüber ich mich schen ($. 66) näher er- klärt habe. $. 69. ‘Die allgemeinere Formel $. 65, II. 3., welche für jedes Gefäll des Bodens gilt, ist auf eine sehr consequente Weise aus der I. 3 abgeleitet worden. Sie ist nicht, wie die I. ı, auf die Hypo- j | 455 Hypothese der schiefen Ebene gegründet *), sondern steht in nähe- rem Bezuge auf die wahre Gestalt der Wasserfläche. Wo es da- her auf genauere Bestimmung zusammengehöriger Werthe von h, H und A (unter A den Abstand irgend einer Wassertiefe h von ir- gend einer andern H verstanden) ankommt, würde ich die Formel Il. 3 der II. ı vorziehen. $. 70. Die Formel $. 65 II. 4, die sich für e = o d.i. für hori- zontale Canäle in die I. 3 verwandelt, beruht auf einer Hypothese, deren Anwendung zwar ohne grofsen Fehler gestattet zu seyn scheint, aber doch nicht offenbar genug ist, um sie mit der hier erfoderlichen Sicherheit gelten zu lassen. Nahes Zusammenfallen der aus diesen verschiedenen Methoden sich ergebenden Resultate bestätigt ihre genaue Abhängigkeit von dem bey der chezy’schen Grundformel zum Grunde liegenden Gesetze, und zugleich die An- näherung der chezy’schen Formel selbst zum Gange der Natur. Zu 4 und IV finde ich weitere Erinnerungen unnötkig. Uebrigens werde ich kaum bemerken dürfen, dafs überall von der mittleren Geschwindigkeit der Wassertheilchen in einem Quer- schnitte die Rede ist. Zuweilen kann es darauf ankommen , die von *) Ich bediene mich des Ausdrucks: Hypothese der schiefen Ebene überall nur zur Abkürzung. Ich verstehe darunter nur die Voraussetzung, dafs der Wasserspiegel nicht merklich von eirer Ebene abweiche und dafs seine etwaige Höhlung .bey Seite gesetzt werden könne. Von den me- chanischen Gesetzen, nach welchen Bewegung auf einer schiefen Ebene erfolgt, und einer davon hergenommenen Hypothese ist hier nirgends die Rede. 5 36 . von unserer Willkühr abhängenden Bestimmungsstücke bey einem Canale so zu nehmen, dafs sowohl die Tiefe als die Geschwindig- keit längs dem ganzen Canale zwischen bestimmte Gränzen fallen. Bezeichnet man die Geschwindigkeit am Anfange des Canals mit c, M so darf man nur c Statt BE setzen. a) f, Tab. XI. Bee nu 222. — . Aa 437 02002020699950000900080900009-09009009990099 999955 Fir: twdemne,s Massiliae, Manheimii, Ratisbonae, Monachii, St. Andex, Tegernsee, Peifsenberg et montis St. Gotthardi supra libel- lam maris mediterranei ope barometricarum et ther- mometricarunı obseruationum determinatae ab Auoysıo GrLasıo KırnER, olim Canonico Regulari Rothenbuchensi. . Obseruationes barometricae et thermometricae singulis diebus trina@ vice per octo annos institutae; et altitudo Manheimii supra Massi- liam iuxta hasce obseruationes determinata. TV arb usl.ar I Status barom. et therm. interni menstruus, et altitudo Manheimii correspondens. Massilia. Manheimium. Altitudo Manheimii supra Massiliam, R Alt. | Gr. Alt. Gr. | Menses || barom. | therm. || barom, | therm. Toises Metres |Ped. bauar. media | medius | media | medius an an I Jan. |l27.11,67)+ 7,30||27. 8,61|-+ 3,30 37,664 | rjer73,43 | Bm | ann | _ Febr. 27: ı1,70| 7,4427. 8,001 4,65 .38,2845 5 | 74,62 AIR: 255,66 Mar. ||a7.10 Bl 8,7027. 8,25] 5,28 EN | _62,99 Im 215, Ay _ April. 28. 0,50| a1,5gfa7: 9,73) 9,82 34,8902 | alu 68,00 IE 233,00 Mai. _ |28. 0,981 15,09|]27.10,22] 13,96 35 ZITIE | ZT T 236,06 Tun. 28. 0,98| 17,25] 27.10,02| 16, ‚28 38.3160 | | o | 7468 [BE 255 e7_ Il. 28. 1,56| 19,23] 2710,50) "18,00 _39,893ı | 7 | m I 266,4 Aug. |j»8. 1,36) 19,28|27.10,50| 17,14 _ 3752264 Kal: 12172, 566 | 248, 60 Sept. | |a8. 1,35] 17,87|27.10,21] 15,08 40,5602 | 79,05 | 370,86 _Oet. II28. 0,79| 14,21]]27.20,13| 10,25] | 3,7138 | € __ 65,71 ? Int ab Boy. v. |l28. 0,37] 10,1 10||27. 9,82] 6,33 31,379 | 61,86 Jay 211,94 Dee. + ]ja7-.11,14]| 7541]]27- 8,521 3,88 32 ara Sn oo | F5, 85 ram 28. ol 12,96|27. 9,59] 10,35 36,0229 a 70,21 | |__240,56 T a 438 Tabula I. Status barom. et therm. interni annuus et altitudo Manheimii correspondens. Massilia. Manheimium. Altitudo Manheimii supra Massiliam, | E Fi Alt. Gr. | Alt. | Gr. ars a ER Anni |} barom. | therm. |,barom, | therm. Toises. Metres Ped.bauar. y media medius | media | medius | j 1783]. 0,6214 13,90|27- li u 38,8619 |. 774 | 259,52 b 1784 |]27-.11,94| ı2 ‚sale. 9,08| 9,16 36,1173 _ 361173 | 70 39 | 341,19 N 1785 |j2d. 0,28| 22,91]]27. 9,90] 985 30,0749 | | 58,62 | 200,84 1 1786 |j28. 0,13| ı2 ‚82]127- 9. 9571 83 2239 ‚3663 BT 63,08 | 264 1788 |28. 0,40) 13,30]]27.10,08, 10,94 29,4088 | 57,32 | 196,39 _1789 |28. 0,33| 12,37|]27. 9,32| 10,52 | 38,077 | 7422 N: 254,28 1792 |j28..0,73| 22,98]]27- 9,59] = 3957608 | 77,491 265,50 1792 28. 1,07| _12,79|]27. 9,65] 10,65 43, ‚2536 | I: 84, 3 ] 288,85 ne lee er a729:5917 au medium.|[28, 0,44) 12,96 | 10,33 35,9901 a BRNAR 7014 | 240,34 Tabula I. > Status barom. et iherm. interni vniuersalis, et altitudo Manheimii correspondens, Massilia, Manheimium. Altitudo Manheimii supra Massilam. Alt. Gr. ‚Alt. | Gr. | | | Octo annil! barom. | therm. || barom. | therm. Toises Metres Ped. bauar. media | medius || media | medius vnjuersim|j28.0,437, 12,96]27-95593] 10,33 35,9942 | 70,15 | 240,37 Anno- 439 Annotatio. Manheimium ideirco cum Massilia siue Marseille comparandum esse censui, quia vrbs haec Galliae haud procul a, littore maris mediterranei distat; et aula, in qua barometrum et thermometrum suspensa erant, vti clarissimus obseruator S. Jaqües de Silua belle Tomo II. Ephemeridum Manheimensium refert, libella maris mediterranei nonnisi 24 hexapedis altior est. Quae si alti« tudini Manheimü supra Massiliam addantur, inuenitur Altitudo Manheimii supra libellam maris mediterranei Vniuersim Toises Mötres Ped. bauar. Pro Tab, I, | 60,0229 116,99 | . 400,83 SS m m Tab. I. | 9,9942 Tab. II. | 59,9901 | 116,92 | 400,61 116,93 | 400,64 i Obser= 440 Obseruationes barometricae et thermometricae singulis diebus trina vice ab anno 1781 vsque ad annum 1790 exclusiue institutae; et altitudines locorum infra scriptorum iuxta hasce obseruationes Status b determinatae. T; abe. u hs/ar»el. arom. et therm. interni menstruus, Manheimium. Ratisbona. Monachium. St. Anderx. s Alt. Gr. | Alt. Gr. Alt. Gr. Alt. Gr, Menses. | barom. | therm.|| barom. | therm. || barom. |therm. || barom. | therm. media /medius|| media |medius | media |medius|| media | medius Jan. een . 952 3 ‚38, 26.11,56|— 0, 30,126. 5,36 SB 7,69, 25. 9,331 = 037 Febr, |l27. 8,755) 4,81126.10,62 ale 1 69, 26. 4,79 "9,2825. 8,65 +« DER 13 Mart. |j27. 8,24) 5,86126.10,14| 24,43 126. 4,12| 10,69125. 8,01 29 April. (27. 9,28| 9,7326.11,50° 8 7) 26. 5,00| 11,86125. 9,24 9,24 5,90 Maj. 27. 9,88 13,59|27. 0,48) 13 13,36, 26. 5,84| 12,84|25.10,29| 10,54 Jun 27.10,10| 16,66 27. 0,53) 16,17.26. 6,12 _ 15,16125. 1 10,81 1267 Jul. 27.10,39| 18,17 27. 0,98 17,19 26. 6,84| 15,94125.11,42 18,97 Aug. |27.10,32| 16,80 127. 0,85 16,73 26. 6,17 15,25 25.11 >| Se Sept 27.210,16 15,09 27:.0,73| 14, 96 26. 6,31 3, ,64||25.10,90, kn. _Oct. 27.10,25| 10,21|27, © 54 9,12 26. 5,79 Ta 08) 25.10,29 71 Nov. |27: 9,52) 6,68126.11,55. "4,30126. 5,17 10,76.25. 9,28 2,46 "Dec. 27. 9,14 __3,96126. 126.11,12 _%,69 126. 4,65 9,21 25. 8,61 055 Ex his mr — I medium.||27. 9,63 10,40'26.11,88| 8,9226. 5,51 11,06\ 25. Be 6 55| 7 Ai Tabula I. Status barom, et therm. interni annuus. Manheimium,. Ratisbona, Monachium. St. Andex. Alt, Gr. Alt. Gr. Alt. | Gr. Alt. Gr. Anni barom. | therm. || barom. | therm. ||barom, | therm. |, barom. | therm. media | medius || media | medius || media | medius || media | medius 1782 |127. 9,36 0 986)26.1 11,90 8,57|126. 5,01 10,44 25. 9,91 5,96 783 27. 956) 10,96 27. 0,07 9,80 26. 5,35 13,40]25. 9,90 Er 1784 |27. 9,08 9,16206.11,64 8,2626. 5,50) 12,57]125. 9,30) 5,76 __1785 27. 9,901 9,85|126. 11,99) 7373), 26. 5,77 11,89 25. 9577 5,38 786 ar 9,83 26.11 211,54) __Ba7, 26. 5,31 11,90,25. 9,08 N 17,84 a7 a7. 9,87 10,83 27. o 34 Zahn) 937,26: 6,04 6 94 12,95 25.100,11 76,53 1788 |27.19,08 10,94 26.11 EZ 9917| ‚26. 26. 5,71 13,18|25.10,12 6,96 1789 |27. 9,32 " 10,52 136.11 1 a7] KErHR; ‚4 26. 5,23] 11,60 25. 9,531 6,40 Ex his medium I: 1781 | 27: 994 + 11,05 11,05127. © 27. %43|-# 10, 10,26" 26. 5,704 982] 29.10,73 + 7,76 27. 9,63 el 11,88 8,92]126. 5,51 11,95125. 9,83 6,55 Tabula Ill Status barom. et therm. interni vniuersalis. Manheimium, Ratisbona, Monachium. St. Andex., Alt. Gr. barom. || therm. media || medius Nouem ||, Alt. Gr. Alt. | Gr. Alt. Gr. Rn: barom. || therm. |} barom. || therm. || barom. || therm. media || medius || media medius || media || medius 6,55 ne pa 3 56 | Alti- 42 Altitudines Locorum infra scriptorum Tabulae I. correspondentes. Ratisbona supra Monachium supraRa- St. Andex supra Mona- Manheimium. tisbonam. chium. Ped. £ F Ped. 3 > Ped, Menses. | Toises | Mötres| Basar. Toises | Metres badar. Toises | Metres Hana Jan, |] 122,3619) 238,49] 817,131] _78,9256] 153,83, 527,06]] 104,5237| 203,72] 698,02 Febr. 125,8360| 245,26| 840,33|| 75,0480| 146,27, 501,17|| 105,6584 205,93 705, 58 "Mart. || 126,8331| 24 247520 346,99| 78,4278 152,86. 523,74| 107,2284| 208, _ 208,99 716,07 April. 124,8089| 24 243,26 26| 833,4 833,47 85,4879| 166,62, 570,89|| 103 ‚6965| 202,11 692,48 48 Mai. 122,1398 "238,06| 815,65| 88,2675| 172,04 589,45 101,9534 198,71 680,84 Jun. 126,0151| 245,61] 841,53 86,2048 "168,02 575,67 67|| 99,6273| 194,18] 665,31 Tul. 124,5001 "242,66 831,41 82,7634 161,31] 552,09 ‚09 101,4142) 197,66] 677,24 Aug. 124,8075 243,25 833,46 89, 9212 175,26| 600,49, 95,8282| ı86,77| 639,94 Sept. 123,3264 240,37 "823,57 97 85, ‚7324 "167,10 572,52|| 100,4138 195,71 670,56 Oct, 123,8069 241,30| 82 826,78| 88,4594| 172,41] 590,73|| 99,9941| 194,89 667,76 Nov. 124,8852| 243,41 "833,98 82,7825 161,35| 552,82|| 104,2611| 203,21 696,25 25 Dec. 123,8555| 241,40| 827,10 82,8938| 161,56) 553,56|| 105,2390| 205,11 "702,78 ——— mm Ex his media || 124,4314| 242,52| 830,95|| 83,7429 163,22] 559,23|| 102,4865| 199,75| 684,40] SEEN! 2 BER SET E EST FESTEN EST EAN IT So a ED a De HE STE BEE BET Inuenitur igitur Altitudo media. Ratisbonae supra mare, Monachii supra mare. St. Andex supra Me- nachium. - R Ped, B ; B S ER = aFoises | Mötres DE Toises | Metres en | Toises | Mötres ze, | 184,4543] 359,51]1231,78] 268,1972] 522,73|1791,01]] 370,6837] 722,4812475,41]] Altı- N en ET nenn Eee 443 Altitudines Locorum infra scriptorum Tabulae II. correspondentes. Ratisbona supra Man- Monachium supra Ra. St, Andex supra Mo- heimium. tisbonam. nachium. Anni | Toises | mätres| os en | Toises | Metres Mn | Toises |Mötres lage 122,0737| 237,93) Bıb,aıj 88,2064 171,92 589,08] 92,6791] ıt 180,63 6d,gı 120,6501 235,15 "805,70 90,2321 175, 87 602,57 »97 94, 4587 184,10 630,79 121,6416 237,08 812,32] 88,7825 173,04 592,89 100,0017, 19491 667,81 120,1941 234 „»26| 802 ‚65| .80,7310| ı57,35| 539,12|| 108, 8133, 212,08, 726,65 126,7809, 247,10, 846,641 80,6897| 157,27) 538,841| 106,5608 207,69, 711,61 127,8433) 249,17| 853,73 81,8243] ı59,45| 546,32 110,3970, 215,17 737,23 131,8847 "237,56 "813,951 83,024, 161,82) 554,43 106,0841| 206,76, 708,43 198,31, 679,45 200,50 6806,99 131,2569| 255,82| 876,53] 80,5853 ı57,06| 538,15] 101,7452 128,5856 250,62) 858,09 7954219 154,80 "530,38 102,8733 124,5457| 242,74] 831,71] 83,7218' 163,17| 559,08 102,6236| 200,02| 685,32 Est igitur iuxta hasce determinationes Altitudo media. Ratisbonae supra mare. Monachii supra mare, St. Andex supra mare, _ - f Ped. . . Ped. "Ped. | Toises | Metres Baar. | Toises | Mötres banır. Toises | Mötres| a "184,5358] 359,66] 1232,32|] 268,2576] 522,83]1791,40]] 370,8812 | 722,85 2476,72 Altitudines Locorum infra scriptorum Tabulae III. correspondentes. Ratisbona supra Man- Monachium supra Ra- St. Andex supra Me- heimium. tisbonam. nachium. Nouem & ; Ped. . h Ped. E Ir: Ped = s IM M& R Er Toise etres | yauar. Toises etres ae Toises [Metres re vniuer- sim a 685,42 | | | 124,5351] el | 83,7152] 163,16] 550,08] 102,6384 Ex quibus resultant Altitudines Locorum infra scriptorum supra libellam maris mediterranei. Ratisbona. Monachium. St. Ander. Toises | Mötres| yauar. Toises | res] ned, | Toises | Metres ann, 184,529] 359,65] 1232,28]] 268,2445] 522,81] 1791, 31] 370,8829] 722,86]2476,7 EEE SI ANDI EZ IE HEFTE EEE EN, Obser- 44 Obseruationes barometricae et thermometricae singulis diebus trina vice partim per octo, partim per nouem annos instilutae; et alti- tudines löocorum infra scriptorum iuxta hasce obseruationes determinatae, . Tabula Status barom. et therm. interni menstrugs. Tegernsee Peifsenberg Peifsenberg Mons S. Gotthardi pro 9 annis, pro 9 annisg pro 8 annis. - pro 8 annis. en Alt. Gr. | Alt. Gr. Alt. Gr. Alt, Gr. Menses, || barom. | therm.|| barom. | therm. || barom. |therm. || barom.'| therm. media |medius N media |medius || media |medius|| media | medius a ———— — Jan. 1: 8,55 + 0,96||24-10, 83 — _ — 09 24.10,80|— a . 8,16 2,79 Febr. |j25. 7:78 1,18 24. 24. 9,70|— 917, 24. ‚966 — Aa 7:43 2399 Mart. 5. 7,24 hi 2,37 24. 9,60 +o 9,99 124- 914 E70 6 ,64 = — 1,69 April. |j25. 8,49 5,74||24.10,92 4,48, 24.10,89 4,08 21. 9,114 1,04 Maj. 25. 9,25j| 9,85|25. 0,28 8,7925. 0,08) 8,65) 21.120,62] 4,57 Jun. 25. 9,79| 12346125. 0,51 21,42 25. 0,59) 11,25,21.10,92 6,80, Jul. 25.10,72 1418,25. 1.101 12.65 25. 0,08) 12,65.22. 0,00 _ 334) Aug. 25.10,40 13,48 125. 0,93| 12,02 25. 0,84] 11,80|22. 0,02 7:93 Sept. 1125. 9,86! ı2,35.25. 0,68! 10,45 25. 0,69 10,38 21. as ‚os 6,56, Oct. 25. 9,71| . 7,86 25. 0, 2 5,31124.1 | Baer 21.10, 10,260 2,71 Nov. 25. 8,25 3,98124.10,74, ı __1,67124.10,79 1,5421. 8,881 — — 0,79 Dec. 25. 7,85 ___0,52|24.10,25, — 0 — 0,33 24.10,07 0, 68 a1. 7,87|— 3,50) _2,50 Erh | zn | medium, a5. 8,99 7507.24.11,46)-+-5,5g [24.11 PER 5,44. 21. Be 2,26 Ta . Trarbea De ET. Status barom. et therm. interni annuus. Tegernsee Peifsenberg Peifsenberg MonsS. Goithardi pro 9 annis, pro 9 anniss pro 8 annis, pro 8 annis, Alt. Gr. Alt. | Gr. | Alt. Gr. Alt. Gr. Anni barom. | therm, || barom. | therm. barom. | therm. || barom. | therm. |! media edine | media | medius | media medius | media | medius SENEREN Pr URERCHR ER ASRENE a | ‚a5. 25. 9,594 7,76 7,7025. 0,14 An 6,79| ırBa . 25. 8,83 7320| 124: 1127| 5, 38 24. 11,27 +5 5,38 21. ı 9,02 + 2,16 2 = 783 25. 924 7 ‚96 24. 2443| 6,10 24. a »43| _ O10 21.10,00| , 2,92 and 25. 8, 58 6,51 24. 11 an N 87 24 11,05 4,8713 21, 21. 9,31 "00 3765 |28. 8,77) 6, 13 ‚24.11, ER 4,87. 7% 11,86| 4,8721. 977 ji 2307 786 a5. 8,66) 6 ‚64 24 11,12 ln 24. 21,12 5,02] 21. 9,57 2,01 a =. 25.9 7,51124.11 a 6,20 24 a Kr 6,20121.10,27) 236]; 78 25. 25.0 7,2224. 11,73, 5,523 24 2,73 5,5212 959 72 1789 CE 8,63 ‚63 _ 6,74 24.11 | 5,55 24. ıı 4 5,55ll21. Der 97 Erhisıllıe | Fu ER ArLsTRGE) EL medium |la5. 8,99 a 6,59||24. 11,37 5,44h21. 9,63 2,26 Tabula I. Status barom. et therm. interni vniuersalis. Tegernsee Peifsenberg Peifsenberg Mons S. Gotthardi i pro 9 annis, pro 9 annis, pro 8 annıs. pro 8 annis. Busem! It - Alk, | Gr. Alt. | Gr. || Alt. Gr. | Alt. | Gr. vel octo ||barom. | therm. || barom. | therm. || barom. | therm. }| barom. | therm. Anni || media | medius || media | medius || media | medius || media | medius u | a | —— zz vniuersim |,25.8,989 7,071124.11,458 5,59124.11,372 5,44112.19,626] 2,26 m———— 000 56 * Alu- &» 446 Neth Altitudines Locorum infra seriptorum Tabulae I. correspondentes. Tegernsee supra Peilsenberg supra Mons $. Gotthardi St. Andex. Tegernsee. supra Peilsenberg, Menses. Mensen. | 7 Toises | Mötres er Toises | Metres Be | Toises | Metres et "Jan. | ot 1262 _19,74]_67,62] 128,4841] 250,32 "_857,68j| 550,4023 1072,75] 3675,50] "Febr. ou „3120 a 1! Aran 133,0849 260,56 892,74 545, 8398, 1063,86 3645, 10 Mart. aoyı ‚1156 2972| 6 67,55, 198,7 7437 250,95 859,75 554,3211 1080, 37 3701,74 April. 10,0103) 19, 9,51 66, 85 12954568 292, 32 864,51 548, 1637 1068 »39 3660, 62) Mai. || 14,1363 27,95 94,40) 1241080. 241,89 828,79 551,7589 1075,40 3687,63. Jun. 13,9976 _ 27,28 _ 948 129,1263| 251 ‚07 "862,30|| 5( 560,6328| 1092,09 37 3,5, | Mart. | Tun | 5 69, Jul. | se 18,81 = 134,4533| 262,05 897,88] 552,7693 1077537 ‚091, 38 Aug. 10,9227 20,12) 68 68 ‚93, 132. ‚odgı 257,39 881,89) 548, 8444 1069,72 36 "3665,17 Se 142406 2776| 9 95, 10 127,9578 248,22 850,49, 548,4569| 1068,96 3062,58, 7,7758) 15, 3,16 B5ı 93 131,5202 256, 24 878,29] 548, 7611 1069,55 3664,61 13,5758 er 00,66 12752779 248, 07 07: 849,96 5443510 1060,95 3635,15 9,9728 10,24] 65,93 | 126,9387| 247,41 847,69| 544,8134|1061,87|3638,26 Ex re Exhisıl 0 jur Fa CHF RZ TEE WE FT media 11,2639| 21,95 75,221] 129,4301 252,26] 864,33|| 549,9264]| 1071,83|3672,39 ’ Inuenitur igitur Altitudo media. Tegernsee supra mare. Peifsenberg supra mare. Montis S, Gotthardi N supra ma mare. 5 1 Ped Ped | Ped. | Toises | Metres x i 5 5 > € ee Toises | Metres Baar Toises | Metres Hauar! 381,9476] 744,43]2550,63]l 811,8777) 990,69 |3434,96]11001,3041|2068,52]7087,38| 1784 10,4279| 20,32] 69,64 129,2373| 2 251,89| 863 ‚4, 54954364 1070,87 3669,12 1785 13,3254|ı 25,97 88,99 127,4101 248,33 33 0,8 _546,7257 1065,59 3651,02 1786 6,6408] 10,99 _ 37,67 129,4225| 252,25 864,28 28] 5406,6884 1065,52 3650,77 | 9,7723 _ 19,05 65,26 129,07B1| 251, 751,58 861,98 548, 37021068 1068,79 3662,00 _ 1788 11,9216|1 23,24] 79,61) 128,9687| 251,36 861,25] 556 SICH, 4,43 3715, 58 1789 ze 12 „0478 a3 3348 80,45|| 128, _138,9491 ER = 861,12) 548,1 Zr ‚32,3660,39 39 Ein 11,3022| 22,03] 75, Be 129,4949| 252,39 Ba 550,085 11072,1413673, 8] 447 Altitudiaes Locorum infra scriptorum Tabulae II. correspondentes. Tegernsee supra St, Peifsenberg supra Mons $. Gotghardi supra Andex. Tegernsee, Peißsenberg. Anni | Toises ses | Mötres Er Toises | Metres Bi "Toises |Mötres er 14, 4427 8, 3,15 96,45 129,9127 "253,26 867,55. "558, a Aa SET 46 "78a 8,8618 1727 59,18) 133, ‚6758 260,54 892, 68, 546,941 ie 3682,46 78 ji E 15,97 2798 _ 29,78 102,04]] 128,8005| 251,04 860,13) Est igitur iuxta hasce determinationes Altitudo media. Tegernsee Peifsenberg Montis S. Gotthardi supra mare. supra mare, supra mare. | Toises | Meires|yauar. | Toises | Mötres| au. | EN | Toises | Mötres Ban Toises | Mötres Be, | 382,1834] 744,88] 2552,20|| 8]2552,20]] 511,6783] 997,2713416,906] 997,27|3416,96]]1061,7668 |2069,41|7090,44 * Altı- RA 448 Altitudines Locorum infra scriptorum Tabulae III. correspondentes. Tegernsee supra Peifsenberg supra Mons S. Gotthardi supra St, Andex. Tegernsee. Peifsenberg. ” None, | | Ped Ped Ip e > s f ; \ E f ed. sh! Toises rer Base | Toises Mötres! pauar. Toises MöreS | pauar. vniuer- l | | sim 11,2806| 21,99| 75,33 || 129,4801| 252,36) 864,66|| 550,1265| 1072,22]3673,73 Ex quibus resultant Altitudines Locorum infra scriptorum supra libellam maris mediterranei. Tegernsee. Peilsenberg. Mons S. Gotthardi. Toises | Mötres | eva. | Toises | meines! naar. | Toises | Mötres| no | 382,1655| 744,85]2552,06|| 511,6436| 997,21 13416,72]]1061,7701|2069,43] 7090,45] er aaa RT SRET N, 532.7 08,5 Ele .. II. 197,5 En a u SL STE ION N IE, 55. 14,5 REN N Sue Te Dun dB 56. 18,0 ED) iR D:HROB- MARS Meridies 2. 32°. 13%, 183 correctio . .. — 13, 234 AR. © observata 2.h 31. 59, 949 computata . 2. 30. 48, 595. Lepaute accelerat: — 1%, 11% 354. me ımo Maii vesperi Maii 2do mane altitudines ex aequo. Goa. an te DE N EEE EL SBORERNE 48. "15, 0% Eur2das 250 95 BEE SER 49. 18. * a, I 50. 19. * 0 Role et. 7480 5.72, * TR. 9,27, 00/0 8 At K2MNAH: * EI NR a RT Ta 20 SE he ee, 54... 30. FE a N or ae DE eeR 10. 15,0 a ae: 56. 36. CONTRA 57.239: , 08. 08, 5 re Ber c ae oe 58. 42. F Nota ad sex priores observationes ob nubes adposita easdem in ambiguo esse significat. Hine concluditur media nox .... 14.1 33°. 25” 125 correcio . . + 29, 663 AR. 'obhservatays...... 00T Sr WORTA, 493: .054,0 788 computata . » =... I 32. 42, 640 Lepaute accelerat . . —oı‘. 12”, 148. Sed e re fuerit, monere, cum altitudines heri vesperi ab alio, altitudines hodie mane a me fuerint observatae, mediam noctem forsan parum certe fuisse definitam; cum oculi duorum obseryatorum perfacile inter se discrepent. Observationes enim hesternae a celeberrimo Bonne, Geographo architecturae militaris, quam ab Ingenio nominant, et militum praefecto habitae sunt. $. 7. Altitudines solis 3tio Mai ex aequo. ‚Lepaute. an 53. u 5 220. 6 26. 03,0 ARE RER UL IN FERaR EL Li ana. ae, O5 5 v EEE wre N nie une 58: BOSSE TEE HEN SEHEN. 22 555 ET N ar 5Z- SON ER KENT TRR DAAD ISO. Da a oe he te Ihene (TOLL ABE ES a Er Se fe 209 ee EEE Fett DEREN EEE TG! 30, OH ERGO on nee anne 4 1 -33= OO ren einen chin 232) 30: meridies 2. 39% 5 correctio — 12, 758 AR. obseryata 2.b 39. 42, 953 comp. 2. 38. 26, gır Lepaute accelerat —o1‘, ı6”, 142 Accelerationes enim vero fuerunt Aprilis 2gv° — 60’, 948: zome = 67; 655. Maii IM0 meridie= 71, 354. media nocte = 72, 148. as =76, ı42. - Quorum si meridiem ımo Maii observatum, qui motum horologii inde a 30mo Aprilis ad ımum Mai accelerasse, a’ımo Maii vero ad ztium Maii _ retardasse perperam poneret, in rationem haud induxeris, conclusione _ interpolata motus fere aequabilis horologii colligetur, velut ; Dif- Differentiae Aprilis agro — 6oK%, 948 zu adae & 2gno — 64 , 406 » 458 om, 209 . % gomo — 67, 655 i { RE o,aı 4% Mai ıme — 70, 693 EN ar 0,209 4 ade’ 75,922 x 0 , 209 j gtio — 76, 142 na 5 a Ex anikus horologium accelerare, accelerationem vero ipsam retar- | dare, intelligitur. Methodus aceelerationem inde a meridie vero ad. % tempus observationum accyratissime definiendi per formulam n A y’- n—ı ; Er +n (— ) A? Ye sl notantibus x verum meridiei tempus, Ax kaiönem diurnam, nempe Ax= 24h, nA x variationem rä x inde ä meridie usque ad obseryationem, y accelerationem meridiei, A'y primas, A?” y secundas accelerationum differentias,) constat. { 3 a a PositonAx=aertn— ET $. 8. 4 - Azimutha obseryata theodolito 8 pollicum : Scaephtlaria superior Index Verneri AB ABS FTSE N a ‘ +2 Re Er 35 wi I a en: BV:r: ps are zart, Be Primae observationis medium BauHas Pi Secundapı iin die la ae Sr et a tertiae 2 a a er aser Bau MG " ' quartae FIRE H a2 ar. Baus { Omnium medium: Sahara agAr: O8, FAR 7 $. 9. f \ hr ef = N M $. 9, Angulus limbum solis orientalem inter ac Scaephtlariam obser- vatus a cel. -Bonne: L Lepaute 20h 1m. 01. 2 2. 243°. 30% TAT ARe HE Le... 2a °. LE 5 REKTOR RN E (N TOR, SaDiHaN neh tl Ela, Beta SAsa Koh 5 30. Tl EEE ee 7: RR 1>7 EN WE WERG-1* EARSIRSE ERR TR =) 24. 59533 .:. 200. 50. BO She aaa DAN ‚720, BI BA 2 NARBE 20: 44 25,5... ..249 20 VE Oh nn Beh AO 47: 12,5. EI be 50, AB ORN. un ı 2? oa 0, Angulus a me observatus: Scaephtlaria: Verneri indices _ I. 131°. 56% 48% 1 PR E N r IV ante Snroe, oe medium: 131°. 56. 49”. 58 Solis Ein 458 Solis limbus occidentalis: i Lepaute. ‚gb? a5%. 03% 1... 20.2 197° 0% DIR Mer N NE EN RAT. Scaephllaria ı31° 56. 48” 8b. 51T, 3745... 98 9% x Ban aa $. 10. Observationes 1808 habitae Maii 2de. Altitudines solis ex aequo: Lepaute. N BE al TAU nEn a En GE TE on. SE ET BO ORT ELSE DAAD ae N a Dar Eee el. a HE EEE BOSTTADIE BLUE F Ne PEARTBENAHO, Hinc meridies EEE ELLE correctio . . .— 12,”769 AR. © obseryata N eomputata 2. 37. 33, 692 _ Retardatio horologu + 2', 25, 461 Exinde horologii index duobus minutis integris fuit pro- motus. Maii 3tio, ROBUBAL SE m ae az a5 BER, ea Va BON ne 725. 10, BIER OT Ne BERN DE 707,10 5y. 03. . > J : 23.. NOS, 459 Aa Ol AR un Ah 02,5 BORN un rn ARE.) 6 02. 10,5 De a ER A N NN ’ Meridies incorrectus 2b 4ı. 04”, 130 | correctio hit ee ee 1,567 AR. © obserrata . . : . 26 40. 51, 563 computata . 2 2 0..2% 41. 23, 203 retardat Lepaute » .» » . -E .1 31% 730 gt. 4t° vesperi 5to mane GREAT I BB ART BELIEBEN Bein Merk EN oe DSB N Ndea da E Tara ORAIER: ATTEBUER e ia a an al OLD: Ba) Ol ae ah oroi 34. 02%. 4 e ee BE DEFOAE ET ALSO aa. 25700 03 OO. Te rn a 0 ol AT ORT 1 a ee Ad | BE ehe DR are 55 Media nox incorrecta 14.h 46°. 05”, 0 correctio. . + 27, 178 AR. © observata 14.h 46°. 32”, 178 eomputata I4. 47. 08 , 829 Retardatio Lepaute + 36”, 651 sg” Mai 5t0- 460 22. FusTüe Fol. 52. 59. 55-102: 56. 04. 57. 06. 58. 08. 59. 10 23. (OBER 23 Meg ol. 14 03... 78 04 21 06. 25 07.28 08. 30. To. 11. 38. har: 13. IAA- I4 47. Meridies ex aequo correctio AR. © observata . computata Retardatio Mai 5to- 6 45,49%, 44 17,5 42. 14,5 Al... 13. 20. Cr. 39. 089,6 38. 07. 87.008: 36.. "002. 33. 59. 32.110,50) d 30. 1,52, 29. 49. 28: 46, 6 26. 42. er 25. 3856 24, 36. 23. 33; Dar Also, 2.b 48. 38’, 389 — 12, 219 Le) .2. 49: 04, 3463 + 38%, 1763 SUB OB a re Wash, 39%. 080, 7 BEN TAB. BITTER ER Rt 03, 07. 49. SB Te er 3. 3 OL. 08. 52, RER IRRE RE Ber EREDeE A 09. 54. SER er RR RAENEE 10. 56. A RR 11. 58. IN DR Zr: 13.! fol. De. Bee aa 0, 5 14. 04. LE OR A. 15.1807: RE a ar 16. 09. eh E VE EN EEMLLN IE ET Meridies incorrectus ur hal Vanlune Börzeetio. ale —ı1, 845 AR. observata .. 2. 52%. 13, 655 computata , „ 2. .52. 55, 646. Retardatio . - . .» + 41, 991 23. oy.. 1a sur 6.6 ag". 17", 8 a ee N a 472: 10. TEC 46. 14. a Aral A520 12% OR TEE: 44»), 10. GHMI2OMEE LE u. 43. 08 Tat ai.) or „HE, 48)’ 06. BEN a 3... 4I. 03,5 a a Me. 40. 02. 1 Re 3 39. o- Meri- Meridies 72 vr ea - a 7156) Correetio Ne a Da a EIERN RAR AR obseryata ER 2 2. 567. 02, 385 eomputata . . 2... 2 56. 475 493 Bieter a Se een 2a 45”, 108 Motus igitur retardatus horologii Lepaule fait: „Mai 2 ;.. + 28% 461 Differentiae RE RE DR: Ale ud Dr RE PEDAL BONF 0 0 176 3» 273 ; 3.» Bı5 510, DAT NATL IF HGE ZW 12.0 045,5 108 rt A Sed cum in motus aequabilitate tantum tempora recte defi- niantur, horologio modo accelerante modo retardante angulos ho- rarios ex ipsis temporibus observatis, inter quae azimutha interces- sere, cautius ad calculos revocaveris. $. 13. Azimutha observata: Maii 5to 1808. Apex turris Scaephtlariensis ad Verneri indices 1.70 ag ae IN RN A RAITA, HE... I3br 16 Van. MIST AHTS - medium 76° . 31%. 10% solis Solis' Limbus orientalis: ı) Lepaute 9.4 30%. 37" Indices: 3; 147°. 45. 58” II. 46. 0. IL 46. ©. IE 46. ©. medium 147°. 45 59% 2) Limbus © oceidentalis : 9.h 37: 26”. Indices : 1. 149°. SER ANARE, 1.25%. ; 56. IH. 68. IV, 56. medium 149°. BE ET 2). 54 Indices: is mnan , NA42r. 1,2077. I. HE DAN 007 2 70: Ne eh: te, medium 150 A ZH 4) 9. 50%. ag. iur. safannalr. uU. 2 24. II. -40. IV. 40. medium 151°. 53%. 31% 463 $. 14. Maii 61° Limbus solis occidentalis + Indices Scaephilaria superior 1. 76. . 29. a8”. AL; 64. u. | 2 Be a ar Lyra ne 5 E62: medium 76°. yo. 02, ı) Lepaute. 9,6 ar, Be 46 ra oa i RR I "a2 20 IV, MEIS 2oR N08% medium 146°. ı3. 10% 2) gb 34. 03”. 1 148°. 23°. 44 ae 1 EN Fa IE 2 Wr ep nben RE 56. medium 148°. 23% 351% 4) 9: Bor: oe 1 Pa 3 Aa 3 Aa 114 BG; N 1 RR re 1, 1. ER N (0707 REVERSE Re medium 151°. ı7%. 525 A). Nor, 1. 152%. 34% 24”. 1 HE A arg te BIT LEE TAB: IV. u ° medium 152°. 34. 30” 465 GL Observationes azimuthorum in rationem inductae sit t. angulus horarius. d declinatio solis Aa u — Ho ® Latitudo geographica DI == 0081 68.1 # Azimuthum solis d Semidiameter solis A angulus observatus erit EN IN Sn in 8 3 0!) G . as sin 3 4 1 Te ALTE DE ENTT i Cotg. k = sell @—P') Cotg. x t Azimuthum apicis turris Scaephtlariensis super horizonte speculae astronomicae D=x— (A sr d) ad quas quidem formulas observationum rationes retuleris. $. 16. Azimuthorum Observatio Ima Martii 3tio 1807 Emery, 4.5 41% 052445 acceleratio — I. 05. 04, 43 Depauten 3, W536. 048307 acceleratio — 01. 13, 639 Tempus sidereum 3. 35. 34, 431 BER. © media” .."..''22L "Ar. 12, 809 59, Tem- 466 ee Tempus medium | proxime accedens 4.h 54°. 21,622 correciO . . . —48, 221 Tempus medium 4. 53 33, 401 Aequatio temporis ...— ı2. 20, 941 Tempus verum Ar AT 912,468 Angulus horarius 70°. 18°. 06,9 — t 2 1 1358,09. 03”, 45 3 | DO 5. an 0. 90.7. 50.513897 35 A aaa 56: Er Blu bie L = ar. 33. 35% 67 IL. u KHCgN aba hheor ;,,67 Sin. I = 9, 6652309... Cos. = 9, 9476923 Cotg. 3 t = 0, 1523404 - == .,,0, 15294049 Compl. sin. II —= o, 0285995 Compl.C Cos. a 4543407 Gete: X...”. , Eko) gA0ıTos Cotz. Kk = 0, 5543734 A ==,54°%. 56.’ 290,2 k= 15 Hat: Bar a Ang. observatus 33°. 50°, 16. ee 52,7 Semid. solis — 16. 09, I A-3009 ren. D = 36°. 57%. 45° 8 467 $. 17. | Observatio secunda eodem. Emery 4.4 42! a4". Hıepaute' 3.) A728 39. Tempus sidereum 3. 36. 26, 065 medium 4. 54. 24, 893 verum .. 4 42. 03, 96 t = 70°. 30° 59,4 en 1 la SE N ı = 6 59 3755 I= 27. 33. 35, 27 1 —77692750.802,27 AUTHOR 5 a. =N.15 38)656,3 NE 70. 41. 51,1 A = 33 4. 06,9 Die 4202,57. 104,2 $. 18. Observatio tertia eodem. Emery 4. 43. 35% 5 Lepaute 3. 38. 31, 338 Tempus sidereum 3. 37. 17, 702 medium 4. 55. 16, 3892 verum 4. 42. 55, 4623 t = 70°. 43°. ..51% 93 Me 6. 50...:36,. 71 { 27. - 33. 34, 85 I = .69:,..26,..0'07,. 85 BL DE AR 20,7 785512 00:8 39,9 le ZI 7Eh 51. 49, I A — 33. _54__06,9 D =',36.% 57% 42,2 59° $. 19. 468 TIEREN, $. 19- Observatio IVta eodem. Emery 4 2a, 270 Lepaute 3. 99:4...22u, 197.15 Tempus sidereum 3. 38:4 095 3343 medium 4: 56. 07, 880 verum 4. 43. 46. g6o1 70°. 56%. 44,4 8.,=.1..6.',5 59., ‚353 88 Fa he JR t=769, 26: Ol, 44 K: = .tıDh 456. 03, 4 X, '58. 15. 42, 9 PR 7% O1. WALES Als 334 04. 06, 9 DZ WaBn ee age (. 20. Obseryatio Vta eodem. Emery 4b As 108,5 Lepaute 3. 40. 15, 6058 Tempus sidereum 3. 39. 01, 869 medium 4. 57.222095 7371 verum 4. 44. 39, 460 UNE 200% 51,9 zu: 59. 35,04 1.27. 19,33..7.34, 9 HI =f69.'1 26, 1,401 590: se Ve Se 2 rl Nele 1247 Te ee WE A —=3% 14: 06,9 D —u36°. 57%. 4755 2 ar Obseryatio Vita eodem. Emery'. 48 46. ı1%,0 Lepaute 3. 41. 07, 2379 Tempus sidereum aaa. 253 311599 medium 4. 57: 51, 861 verum 4: 45. 30.51.0070} v = ZI ang AN, a ö — 6 fen er A I1I= 27. 33. 33,6 u =ı 69 26. 00,6 em 15% 53.70.16, 3 A —= 55. 28. ER: & == EN APR ESON LA Au 14394, 2.244 06% 9 D = 36°. 157. a9, 5 6. 22. Observatio VIIma eodem. Emerya Mala NO Lepaute .3. A 50), Z7702 Tempus sidereum + 49: 45,733 medium 4 58. 43, 852 verum 4 46. 22, 9457 Rn 2 N A | RE RU ET y 1-2. 33. 33, 2 BR —E06092 #206: 100 2 BZ 15. 156..753,.4 RR Fr 7 58, I NE REES re a NIE I Dr D= 36%. 57. 44%, 6 Obser- 479 wen Observatio VIIIva eodem. Emery 4. 47. 55”. Lepaute 3. 42. 51, 5044 Tempus sidereum 3 a medium 4: 59. 35, 8488 verum 4: 47. 14, 9501 t = 71°. 48. 44%, 25 Di. 16,5. 50%, ,325,.58 IV = 12704 439: 13208.78 H.,= 69-2 BORN AS KO: GAY BL, ST NEISSE AT HLD BU—ZE ZA. MEN I52 { A WoA Rune 061,19 D= 36. 5. 45% 4 j Observatio IXna eodem. Emery 4. 48. 465 . Lepaute 3. 43. 43, 1341 Tempus sidereum 3. 42. 29, 502 medium 5. 0. 275 337 = "rerum 4 48. 06, 446 t 72%. 01. 36,69 6. 59. 31,74 32, 87 Il Il I u 69. 25. 59, 37 f 14 16.7 KOM UOTE, MR A 55 47° 39, 7 4 MOHN EL, B Az 34. 54. 06, 9 4 D = 36°. 57. 39" 9 . j $. 23. 71 $. 22. Obserratio Xma imo Maii Thedolito 8. pollicum. Lepaute 20.h ‘12°. oı”. AR. © observata vera 30. April 2.h 28”. 08’, 082. t = Azimuthum observatum . . 20. I2. 01. Differentia temporum ı7.h 43%, 52”, 918. = 17, 731366 Hinc ex formula $i- 7. erit n = 0, 73881 n— I =—o, 26119 n—ı a7 ir 99.130598 Ay = 3,038 > Ary er.0,2 209 Terminus primus —= +2”, 2445 seeundus =—0, 0216 „Summa — +2”, 2229. Acceleratio 30. Apr. = 67, 655 Acceleratio tempore obseryationis igitur prodit — oI’. 09”, 8779 exinde Observyationis tempus sidereum z20.h ıo‘. 51, 1221 medinm .... 17. 38 04, 351 BEXOIn, 24.10.0170 7 A807 02, 75886 OA AA ALT = 1A KARL, 952 1. /=4169.2440=+707,.8 1 =58 32 37,8 A =]721 481 4°00,,717 Bar 30.90. 21505 Du — TO. 24 157,56 2 E er 480422. #1138,5:.3 D = 36, 97% mm, Obser- 472. Obseryatio XIma eodem. Lepaute ... 20.h 14. 48” . Tempus sidereum ...20. 13. 33, 1203 zmedtum? G.,..2...37.01.40.42 50608803 VEFUM ur 10,50 417: AS AGEITASIE | 1 ==1y940: „ O2 a a ro 2 MITA 47290007 Ber 376:140. 0050755 I = 58. 32. 36, 755 Ai==ug2. 9486. 109,02 Be ==R3 0. 5: AT MOR. a op ee ee, a Sn Se DR N Observatio XlIma eodem. Lepaute zoh ı5%. 43” ® Tempus sidereum 20. 14. 33, 1184 medium 17. NA4E.DAS z17424: verum 17. 44. 445 oo15 t = 93%. 48. 59% 97 Or IE TAN 47.> AR ITHST 1, 4 16, 11:48,,)%095 14024. TI =” 58.7 327 736:,’74022 ko ==, gar ar 242,808 Ale 7Zan 32H aid ,62 8.) NORM 184 256,0 A. =e.-139, ‚42 38, 3 Dies 36°, 57. 41”, 4 s 24- 473 $. 24. Observatio XIIltia eodem. Lepaute 20.h 16’. 39”. Tempus sidereum 20. 151 202.12 medium 17. 42. AI, 5882 verum .. I7. 45. 39, 8527 te 17 09%.1,38...20%,.209 ° — 14. 47. 14, 912 I. —= 2776. 409% 09,044. Ina =#69, 32. 36, 044 ee Br 13010. 0ßFR ab To A — hs (one EL: A = 139. 32. 38, 3 D = 36%. 57‘ 45,79 Observatio XIVta eodem. Lepaute 20.h ı7°. 34”. Tempus sidereum 20. 16. 24, 1153 medium 170247. 30504304 verum 172 3.40:1:34313 7001 ti = 093% 2317. 104,498 37 = 148 147. 1560107 IE 10.08.7402 086.097 II 58% 32. 35,691 = ler 0. 42,03 MI) wa 129. . 17,50 Br 1022,42 50362 AN ==. 139.0 722.7 38513 D = 36 57. 38,68 60 Obser- 474 ö Obserratio XVva eodem. Lepaute 20 22’. 12”. Tempus sidereum 20. 21. 02, 1057 medium 17.001 .480r 135, 00787 verum 17. 51. 11, 9643 tt. —: 1092... 12%. 04 5 Die 47. 19, 18 > 16... .40. 00,0 12758: ,32..,.%33.3.09 N, 72 04. 09, 2 ER Be ==229, 30. 489 4 Kr Tl. 34.2 "90, 76 a = 138. .12,32,738'3 1) — Bar N 374007 6.725; _ Observatio XVIta eodem. Lepaute 20. 23. 08”. "Tempus sidereum 20. 2I. 58, 1038 medium 17. 49. .09, 5128 & verum 17. 52. 07, 8148 1 2 07.0098. 202.0.0778 8. TA DA TON ABA, I.='16 :Ao., 06,553 I 58 32. 33, 553 Nez 2. 03; 45 BR zr2g: 24. 495 60 KAE=FOT: 24. 53,05 Ar 138. 22. 38,3 f D =1'36. 757%. 45,25 Obser- Obserratio XYIIma eodem. Trpaute, ... 20:6. 24%) 03% Tempus sidereum ... 20. 22. 53, 1019 medium. - .ur7, 50. 04, 3609 verum 7: 59.0,.02,,., 60680 a — 9L”. Aa 19%, 277 Be 14. 47. 20, 598 IE = Nm E03, 405, Pa, 20N In, = ge 32814334 Dan Nr alte r50s 004,208 RA =H 1208) IS 57 N 88 BR = SERTOX- LAS 580177 = 138.722. 38,90 D= 36. 57. 39% 57 Observatio XVlIIva eodem. . Lepaute 20.5 24. 59%, 3333 Tempus sidereum 20. 23. 49, 4332 medium 172 251,11 005 5372 verum 17. 53. 58, 8499 =, .92°4. 30%, 11262508 BEN AN 070 3798 1/4. 1055 40: ‚055 84 IE Sy 58:77 82.2,,397,, 84, a ei WwI 0: 5052,00 Be ,29#. 712, |5875 65 ; 8, =41091.11,.04. 750,34 Ani 198... 022) 387,030, DI — 36720 57'549, 90: 60 * 475 476 $. 26. Observatio XIXna eodem. Lepaute 20. 56. 50”. Tempus sidereum 20. 235. 40,1 "medium 1 Ar 50,9 verum 1755 1492 €. = 198%. ‚02°. 41,4 = De ae RENT 1% 979, 40: WOHL 1:58 32. HD ee. 20. 701 14,5 A = 71. 4. 41,7 &.:—= 4002 AA; 56,3 A =137% 42. 38,3 D)==736%. 572 424,0 . Observatio XXma eodem. Lepaute 20. 38. 54” Tempus sidereum 20. 307. MAAHNE medium 18. of. 52,9 verum 18. 07: 51,3 x ti = 119820024. 104, 6 8. = TIMER AT 52.10 Ar 160.540: 00,5 1 ee 27,5 B = 27. 45 47, © \ Ari 70:7 AB: 52,4 u = 98 34. 39: 4 AN 195.3 32 26,3 D =. 3634 5744’ 467, 9 Obser- 477 Observatio XXIma, Tempus observationis ‚verum 18. 13%. 227,6 an as. Ara 56, 2 e = 97% 34 46,7 Dr ei az a0, 6 Observatio XXIIda, Tempus verum ı$.b 15. 13%, 11 ! = u. 47. 37% 68 ENGE TAN A005, 4 Die =5,365,57234.494, 9 Obseryatio XXIILia, Tempus verum 18.b 16%. 08”, 46 ° = 14°. 47° 38%, 4 a O7 OANHAO ‚2 DZ 3340. I Observatio XXIVta, Tempus verum ı18.k 17°. 03”, 81 3° = 14°. 47° 39%, ı E +==.06:,,543. A550 Dis an. 57 dur 9 Observatio XXYta. Tempus verum 6.5 12‘. 03”, 68 OD N an oe a 8 2, ==21022.102,.40, 0 De ae ser Aa, 1 Obser- 478 | Be Obseryatio XXVI- Y Tempus verum 6. 12‘. 59”, 03 a2 = a4. 56% 49%, 47 a — ı02. 26. 46, 2 D 30, STAAT 17 Observatio XXVlIlma, Tempus verum — HUT N A TE de) ar ror. ah. 4718.8 Do 1,96, 82 4 Observatio XXVllIva GR AT NOT 3X — 102m a An =) 708. W281 32), 2 — 36. 57. 48>4 Ds „HH $. 27- ER Aa Observationes 1808. Maii 5t0 habitae Observatio XXIXna, A — 6. 47. 55%, 22 ER. ZEN +00. a1 19, «& = 109. 42. 40, 2 D- = 96.) ,57- W432, XXXma, T— 65 54% 2221 2 69. 21.023, 2808 re N N: 1,38. S MAZ UT os oH I ll 5 Us 4 Os os .H Es oH [95] a Dt oH 479 zb 007.4 507.18 100... 077.7 DB, 2 04. 15,0 57. 46,3 XXXIIda Maii 6to,. EG ENagtı 40%, 256 . 37. 58, 76 106 u, ==) 13600 57.042,55 XXXIIIa, 6.b 40%. 45”, 32 107.,38/06074517 35. 44,7 36. - 57°. 47,8 Ill I u [e] ao XNXIVta, 6. 56%. 41”, 685 16°. 38%. 18”, 29 20 37, 36. 57. 41,3 - 7 - . 73 03. 39, 289 23’, 04 112. . 46° 16, 3 36. 57. 40, 4 I 1 wi, EN ° u R 480 Ad summam igitur omnium obseryationum ratione subducta azimutha 1807. Marti gtio Maii mo prodierunt: Ir: I. 36-57 45,8 44, 2 42,2 39,4 475 5 43, 5 44, 6 45; 4 Bas 41,1 46, 6 41,4 458 38, 7 49: 7 .45, 2 39, 6 47, © 42, 0 46, 9 40, 6 40, 9 40, I 41, 3 42, I 41, 7 435 3 £ Ä it: "” 1808. Maii 5to- XXVIR. 2 0048%4 XUX.:. h 45,5 AXX . h 42T XXXL . SHIT A6N.Z Maii 60. XXXIL . Ball > ad Be ’ XXAXIIE. SANS R f XXXIV.. URN Z 4 XXXV.. E 40, Hine denique, omnium medium Azimuthum 36°. 57°. 43”, 2 Scaephtlariam altam inter ac meridianum speculae astronomicae Regiae. > $. 29. Cum vero tot azimuthorum diversa supellectili ad angulos me- _ tiendos diversisque diebus habitae observationes extremis tantulum 10’, 5 a se distantes mirifice inter se congruant, videamus sub qui- bus conditionibus in unum ac felicem exitum speetantibus et nun- _ quam fallentibus azimuthum loci terrestris quam accuratissime - defi- -nmiveris: Büre 2 Imo Nihil ad rem interest, angulum a sole et a loco terrestri in- terceptum considerare, eum azimäthum computandum integro, si quem in observando commiseris, errore mutetur, necesse sit; ratione quidem habita omnium in metiendis angulis adhi- bendarum cautionum, Provisionis ac diligentiae. = _ IMo Latitudo loci geographica, quam accuratissime definita, inva- Bi riabilis igitur, ponitur; z - io Itaque -differentietur formula azimuthi solis. Ye sin t ER ee ee re ER DEN j Cos ß tg 2 — sin ß Cos t erit E R Cos ß sin °x ß # a d?—sin ßBsin2adt g Cos ?2 sin t } a t 61 $. 30. 48% EHEN 1) Terminus primus + dt Cot t sin 2 x evanescet, si Cot t — 0, t igitur — 99°, sive si angulus korarius — 6h. Ex quibus infertur: Si azimutha sub horam 6tam mane, sive sub vesperam ad eandem horam observareris, errorem minorem in obseryando angulo- horario commissum tänto minoris esse momenti ad azi- muthum ad caleulos relatum, quanto propius‘angulus horarius ad horam sextam accedat, adeoque cotangente t post horam sex- tam signa mutante, si paullulum ante et post horam sextam ob- servationes- habueris, minores errores d t per oppositionem tolli, zurzıgiey igitur azimutha definiendi horam sextam esse concluditur. Cos ß sin °« Cos23 sin t tur, si, positis t, « et ß invariabilibus, cos ?3 fit maximum, sive 3— 0. (uanto propius igitur sol ad aequatorem accedat, tanto minoris momenti ad azimuthi rationem, ‘si a vera declinatione 2) Terminus secundus d 3 ad minimum deprimi- solis aliquantulum aberraveris, intelligitur. Quae cum constent, perspicuum est aliquantulum erroris in definienda declinatione solis nunquam aliquid esse, quod rationes azimuthi subductas turbet. Habita enim eorum, quae tertio sequuntur, ratione, ob- servatisque azimuthis ad horam sextam, posito ipso declinatio- nis errore — Io minutis secundis, azimuthum in rationem in- ductum 5 minutis secundis a vero aberrat intervallo. 3) Tertius vero {erminus in nihilum occidet, si sin *# = 0 sive \ ME . — 180°; ad summum autem veniet, si & — 90°. Quae si cum iis, quae ante de termino primo dicta sunt, com- paraveris, sequitur, angulo horario, quo « aequetur 90 gradibus, ad calculos revocato, azimutha obseryanda eo accuratiora fore, quo serius ultra id temporis anguli horarii computati extendantur. Ad formulam quidem Cos t — tg 3 Cotg $ tempora inveni gtio Martii 1807. — 5. 35%. ımo Mai 1808 =. 5. 07. ü so — — —..4. 250» 6 — — ==r4. 58. „ty Quae x I Quae quidem cum pateat ita cecidisse, ut azimutha mo Maii multo post 5.b 7°., hora enim sexta, pluria adeo modo proxime ante, modo post eandem horam sint observata; ut obseryationes, si ralionem et tempora, quae prosperrimos eventus polliceantur, spe- ctes, ita comparatae sint, ut nihjl optatius cadere potuerit; ut de- nique azimutha anni 1808. cum jis, quae tertio Martii 1807. adeo ante momentum horae 5.b 35% ubi x — 90° aequatur , definita ‚sunt, ita mirabiliter conspirent ‚ ut ne quidem ultra 0’, 8 temporis inter se distent, errori, qui vel ad ter mille sexcentesimam horae partem nedum plus assurgat, in azimutha, quod definivimus, nec- quicquam loci fuisse, haud temere concluditur. Pr 738 De azimutho hactenus theodolitis, quae ab angulis semel ob- servandis appellant, simplicibus, quamyis accuratissime definito at- (que,in calculos basis et retis triangulorum ad tabulas topographicas Bojoariae facientium invecto, tantum abfuit, ut omnem, quam in definiendo posui, curam considere mihi persuaderem, ut potius, cum primum mihi, tabularii rei topographicae et rationıs civilis, quam ex vocabulo Status reipublicae npominant, rectori, ex AUGUSTISSIMI LIBERALISSIMIque REGIS auctoritate a virö principe summam rerum administrante et nomine et re Exceırentissino Üonıte DE “ Moxteras potestas fuerit data novi theodoliti affabre, constructi, "quod angulos, quos metiris, repeteret, comparandı, statim in azi- muthum, tamquam totius rei tabulariae topographicae firmamentum ac robur, de integro altius'repetendum secundas curas ac cogita- _ tiones conferre statuerem. En! vero novas inde observationum theo- ‚dolito angulos repetente 8. pollicum diametri a. ıgı1. habitarum 61 h ao wo, RB 484 tr 'y \ 32. Altitudines solis ex aequo Maii 1omo 1811. obseryatae. Horologium Lepaute. ü ZART U A ENT LAR HERISSE PAgE U ERIT AR: 56. 45. EITRER LI NURH N 57. 46. IE AHA RIN. BR N FR: gg Eee 23. OA er De en aelas ’ 01. 49. 2 RR WANNE AR RN o2. 50. are re ES HRZ IE Te ES 5 EEE DA. WEHR ai es lee DE SR Ds a. Bi. lei 2. An. van, 06. 53,5. 2 09-14 420, Meridies incorrectus 3. 08. 06’, 7307 correcio .. . ...-— I2,0I . ARO® observata 3.4 OTTO? computata 3. 05. 34, 7 accelerat Lepaute — —. 02’. 20”, 0207 Altitudines solis ex aequo observatae Maii 120 1811. Lepaute. 23 ob. ao za ga, OFBE AT. warte Muh met Dar Kar OR ET ENT. NZ, DD Baia, ee Eye: at RR.) ET RL Ph Eee 485 DIE a a 1g% a6 e OR 2 ne ELBE 5 > 1 A REDE + PRWR- 5 Ba RT 216 23} I, ARgsusı cr 1S.,% 22: S Meridies incorrectus 3.5. 15% -55%, 6817 " , eorrectio A"... il, 39 AR © observata 3. 15%. 44%, 2917 computata 3. 13. 22,783 -————m 0000 Un acceleratio — or. a0, 3007 Mai ı13tio, Lepaute. \ \ ZA A a I RDARERROR at age 5 ] 15 Tem... 2 27,5, 8, BORUS Te, eat ae, 2885 27 ® ' ae een So Aa 1 PB 1 A RR 9 Pier 1-5 1 ES BRETT = rs): N ee 100723 He DO a Ne re ER Ta. re Er SO Ba NAD SESE wuoree, Ton, 2omd 24 23,5 3.2.0. 015 185 Meridies incorrectus 3.6. 19%. .50%% 98 correctio. ... 2. — ı1, 18 ARO® observata 3. 19%. 39,80 computata Be ERT TS „ acceleratio — 02‘. 22”, oo $. 33. En $. 33. - E Mai 14%. Lepaute. Bro ze p 7b 411.8138%. 06. 58.- : 40. = 3y. > 07. 59. ES 08. 59,5 38. 36. 70:90: 37.795. 11. 0,5 “ 36. 34,5 12... 10,65 B5.338: TaM'o2. I. 39: 14. No2, st: Ba gar 15.0808 ; 38.2 431. 16. 03,5 - 2 515, 13055 Meridies incorrectus 3. 23°. 47”, 4318 correctus . — 11, 30 AR © observata . 3.h 23°. 36%, 1318 computata . 3. DENT acceleratio — oz‘. 22, 4318 Maii ı7mo, Lepaute. : 23.2 18%. - 47". a ee 19° 47,5 BR = = et 20... 48: Bor ar 21. 48,5 49. 31,5 E 22: AIR: ASENA2O- 33.1250 47: 29. £ 24. 50,5 #40. ,:29: a SWERRA SENT ES NS Meridies incorrectus 3.b - 35%. 39, 6937 correctus » . ll, 51 AR © observata 3. 95% 28”, 1837 computata 2 3. 33. 02 , 550 accelerat Lepaute — o2'. 25”, 6337 A , Mai Maii ıgvo, 487 Lepaute. 33.5 az 51% 7 ET... 29-5 28. 51,5 .....50. 27. 29. 52. 49. = 26. 30. 52, 5 48: 25,5 31.0. 53. 47: 25. Bar Seh 46. 24 33. 54,5 45. 24 34 55,5 44. 23. 35: 56. a 36. 57. 42. 21,5 ” 37. 58 . u 4EI. 20. Meridies incorrectus 3. 39’. 39’, 159 , correctus — 09, 94 AR © observata 3.h 39%. 29, 219 computata 3. 37: _ 0,541, accelerat Lepaute — o2'. 28”, 678 $. 34. Maii ıgna, 3. 28%. 50%, 25 7 58”. 25,5 29.-. 5I. 57. 25. ok SL, 8 56. 24. A524 55. 23,5 32.- 52,5 54 22,5 33. 53. - 53. 22. SAME, 52. 21,5- 35. 54. 51.'.20,5 36. 54,5 50. 20. EI Baer 35243 50. 48- 18,5 Meridies incorrectus correctus AR ® obseryata computata accelerat Lepaute 3.h 43. 37% 57 .—_— 09 , 750 „3.87 43°. ı27”, 829 3. 49 58, 892 28”, 937 — 02’. Maii 190, iso Maü ıyno, et 20mo, Vesperi. Mane. a 25,5... 23631. 56% F 57. 25. E87 RED, 56. 24. Rn. Be i ; RE ER Be N 4 22,5 et ae 53.2202: RT er PC Be , 52... Alyı5 . Vom. De. 37. 58.00: 5L.- 20,5... Ge um) 35 59. - 50. 20. 7 DR-verE 1308 7 50 Media nox incorrecta 15. 45°. Io”, 027 correetar 2.2. 18 „ 130 AR obseryata ı5.h 45°. 28%, 157 computata 15. 42. 58 , 320 accelerat Lepaute — 02°. 29”, 837 ö N $. 35: Azımutha observyata. Series Ima, e 1811..17me Maii mane. Chronometrum Emerynurm. Werneri indices ..6.h 9097.24, } 642 42. 7053. 22 Bo 1 Be L - 3 NE ARE 2 iS I EITE 4 reg, ana 5 See Wa i IV... 205; RER En ET 8... 225.708 Or MR 27 MO | 10. ...29. 15, 5 angulus decemplex = 1362°. 58°. 48”. Ind. I medium tem- - 40. - U ; porum 6,b 19%. 54%,1 . 48. - 11 40 - W Medium 1362°. 58°.-44". . Correctio indieum ......2:— 45 13622:453., 3945 Angulus simplus. 136°. 17°. 51/95 Horo- \ x 489 i Horolozium Lepaute comparatum cum chronometro Emeryno. Lepaute. # . ar. gaaraei 55 a i ante observationes e ee a, P.- i Zee: 33: WO 070 30% 0,285 27 post observationes a RE 28,07 Hine Emery accelerat unius minuti intervallo Be Lepaute, . . —e 69, 0987. _ Lepaute vero accelerat unius horae intervallo prae tempore sidereo . . . . . =—0", 0444 $. 36. Series Ilda, ıg1ıı. Maii 17mo mane. - Azimutha -observata. Emery. 6.4.42, 00% % uno an En na he SEINE, NEE ELBE FEIERN N OE e 6:7... 59.2.1805 ee 20250:.72.28,.0 « See OA TAN G hr -..01. 52. angulus decemplex = 1302°. 47°. 28”. Ind.I medium tem- £ 38- - I porum 6.h 53%. 30/4, 52 : VS iElE 3 38. - IV. Medium 1302°. 47’. 34% 7 ZENigE Correetio en ee NEE —4,-5 1302”. 47’. 30°, 25 Angulus simplus — 130°. 16°. 45”, 025 Lepaute. Emery. 2 2 . '1o.h ‘ “ hart “ nte observationes a ES 6.8 37°. 27,75 j KONE LAN 130: 6. 270275 st observationes eb TE ee leur Aa et 08. 27. ardatio chronometri Emeryni 1. — = erg tardius quam Lepaute accelerat Lepaute prae ur aiderea,.... : . LA —— 0,0444. 2 $ 37: 490 Ta: TORE HTA, medium tem- Br ce Ba Mt AT SEN ne are o porum 6.h, or. ante observationes Is Bi post ‚obseryationes & $. 37- Series Ilva. ıgır. Maii 17m°, vesperi. Indices Yerneri. 48", 0 TH 58, 5 er 52, 0 INS ar o: 59,0 Iyar. Sure a correctio . . 5,0 39,59 28, 5 05, 0 29,'0 28, o angulus decemplex — 662°. 49’. 03”, 75 correcus -. - » » — 5,0 45,6 ee: 662.° 48°. 58”, 75.\ angulus simplus — 66.° 16°.-53 , 875 Lepaute. ‚Emery. 8.h 55%. 0 — 5.b 20%. 30 56. 70,, 152.130 19.0 = 5:44 29,5 20.0 . —=5. 45. 29,5 Chronometrum Emerynum retardat 1 —-+0,0323 Lepaute accelerat prae tempore sidereo .. ıh ——0'/,06232 $. 38. EI: 4gı $. 38- ® Series IVta. ıgı1. Maii ıgvo. mane. . 5 209: 432,10 EIGEN aR, Na I BA IO _ medium tem- * porum — 6.h 05’. 26,15 Emery. NET ale Kir Ban. 325g 45. 3. 6. om. 38, 75 Arne OR. 58. Bela sh 185 25 6... .:.,00.. 22,5 7X 2.108. 0%, 9% 9. Io. Lepaute. 21.b 22’. 0 _ ante obseryationes | i 28.23.20 21: 54. 0 B _ post observationes | " N AL. 5 Indices Y: erneri. 1 EZ o'% EN?,. 5 1 RER LATE SEELEN correctio. . 3,75 angulus decemplex 1400°. 06’. 03”, 75 correetus . . . .—3,75 1400°. 06%. 0”, © angulus simplus — 140°.‘ o’.. 36”, o. Emery. 5.h 48%. 08”, 5: 5- 49. 08, 5 20; 075, 75: Gr ar Q7,7E Emery retardatioe - . . . 1°=+ 0% 0234 Lepaute accelerat prae tempore sidereo . „ ıt —— 0, 06232 62 ? : $. 39. f s 492 . ME 8.39. | i Series Va, ® ıgıı Maii 18Yo: mane. Emery. Indices Verneri. 1. 6. 38%. 23%, 5 TR or 2. ee nen 40 AZ RE. Ben ug „0 DIE? "50. 4... A 40,5 N: 5... +. 47. 17,0 ; correctio..5" DS, 48. 59,5 7-1» (45. 050..7259 5,0 8- ».. - 52.0127 5,0 9. 54 NO 10... 56.__10, o ang. decemples—1325°. 23.. 40”. Ind.I. medium tem, 45- ie porun 6,h IT 45. - 1. 40: . Neil 1325°. 23°. 42, 5 COTrechuste. ne oe EN angulus simplus — 132°. 32‘. 21, 75 Lepaute. Emery. Fr a1.h 544. 0%. — 6.h 20%. 074,75. ante observationes | 21. 552. 0. == 16. 21.075175: a 22: 33. 0. == .6157. 06475: ost Bhebuhues | ? 22. 32. 0. —=6. 58. 06, 75- Emery retardat .. . 17° —+ 0,027 Lepaute accelerat .... ık ——0',06232 $. 40. ; . $. 40. Series Vlt. ıgı1. Maii 18Y0. vesperi. Lepaute accelerat ..... - 493 Emery g 22 0 oe 127 Indices Verneri. Br 2. 3. 51 1. o". 3. : 5. 45 nv de °. 4: 7.1 53 u 5.» 9.1.3651. 75 IV 9128 ;e TRRE correctio . - 4,25 ER ASAR TO Er, OR ee 9. 37. 155-5 t 10. ...'39. 07, o ang. decemplex—=685°. 16. 50”. ind. I. ; TEN -4,>TE, temp. me- 4 50. an mW 18. 29%, 225 Pe u. 50. =. DIVE 685°. 16% 50%, © correctus . 47,25 685°. 16°. 45%, 75 angulus simplus = 68°. 31%. 40”, 6 h Lepaute. Emery. h ' ne IN . [7 ante observationes- | DE RE Be" 01 20.0 ,— 5.4 05700247, 75 Ä SH Ie he —G: B _ post observationes ae a vr nr10 0, =i6, 4 83, .9 g Emery retardat .... — -+ 0. 0357 — 0/1. 01024 $. 41. 494 we $. 41. Series Vllma: ıgıı. Maii 1900. mane. Emery. 1. 5 5 Indices Ferneri. 2.6 0. 28. ) Pe te. 3. 50, 5: I 2.2.0708 A ee ZN RS 5 IE 7% 20H a 16. EVER ir 5. 56. correctio. . 5% 7 6... 55% 75 ER ea 6 9 » 9. 43, 25 10. 10. 41, 5 ang. decemplex —1409°. 19. 5’.ind. IL temp. me- Gh 7 7) Term 1. dium. 4 59 ’ 5 5 & I. BUT Bye 1409°. 19°. 6%, 25 eorrectus . . » » 5, 0 1409°. 19°. 1% 25 angulus simplus — 140°. 55°. 55', 125 Lepaute. Emery. h ot — 5h BD ante observationes | 22.1 124,0, 522,90 ne MAT DSH 0, Fr I BLET A DIEBE OL II NZ- post observationes | ; SENESENIOM ==70-AHEB:n Zr Emery retardat..... 2: 1 oM aaa Lepaute accelerat .. . ıt = — 0“, 01024 $. 42- D E = E 495 $. 42. r Series Vlllva. ıgıı. Maii ıglo- mane. Emery. 1 LEE RV. VAR H HR Indices 2... Aa sa, 78 1. o* Gr, Ba de. . o Are. 150: 28, ws ER 4 Bm BEST HO, 5 5 A Ban: (Bl, ro eorrectio . - 1,25 7...» 56. 45, 0 8: 159 50: 9: UP 20,0 25 10.... 01. 54, 0 ang. decemplex = 1324°. 0’. 50. ind. 1. ee ennarn 5. -.H ' an Be 53% F12@ 330 R no ae Di. Ba. = 0) 1324°. of. 53%, 75 PCÖTEELHID mn LE, B5 * T3242 0. 152950 angulus simplus — 132°. 24°..:05, 25 Lepaute Emery j Er ‚observationes a1.h 38t. 0 — 6h 161. ze e : BU EE. San EM, 17612 } Post obserrationes | BE PT 14 9 aa 2 RE EV A A FORL FAR Emery retardat....ı? = + 0%, 0468 Lepaute accelerat.... ık — — 0”, 01024 3.0 496 v S. 43- Series IXna, ıgı1. Mai 1900 vesperi. Emery 1.% 6.5.07/.7,20%, 0 Indices Ferneri. Dee m i N er 32. » IQ. 0, © 1 ee: 4 ‚IL 18, 5 IT... (6) BER SL OT, EG Re lo: 6.7.7. vn. 1002,70 FEETE REN, TEE 5 as 7% E correctio ... 6”, 25 8 10; 543°: 5 9. RR dia "10. ...19. 52, 5 ang.decemplex—671°. 16‘. 50”. ind. 1. Temp. e-REua maai TORE T 5 - Mm Se 6.h 13% 32, 225 = Br. ee 1 7E 67,28 107. a0 EOITELHON rat nen OL rn GE17216 404, 235 angulus simplus — 67°. 07’. 40”, 625 Lepaute. Emery. get. or ih a Een £ h ante observationes | 9 9, 33,0 =5. 58 16, 85 6.50, 6 2100,25 h 9. t s post observationes 1: a Emery retardat .... 1 = + 0” 0208 Lepaute accelerat ... ıb = — 0”. 075 $. 44 . N nd h AL ze! if au, A. W 2 A ; Be ...n ' | ae A er 497 $ 44- a N a ‘ Series Xma, | ıgı1. Maii 19020 vesperi. Finery. R Indices 1b Gi Ben ne 5 ; Ri 0". SER IRE Dar. u. I2 Be 5 En, EN N RE Bin 38. 40, 25 correctio 2 6. ...39. 38, 5 : Tot NA 7 5 8 ...41. 49,5 OR LSA EN OE | 10.... 44 4, 0 ang. decemplex = 716°. 11°. 40”. ind. I. _ temp. me- 6.h 7 1% 30. - IE, Bon: ee la 2.002 DE Eon NE 716°. 124%. 35% 2,0 corzeela.,..\ Au). 74,025 71694, 17,30%, 75 angulus simplus = 71°. 37°. 9%, 075 Br Lepaute Emery Bi h “0 — 6h . 2 ante obseryationes ! N ya ““ MENSTeG .— 6.822, 0,16. 20 ost observationes | EN) Fe . r 79. 27.307 — 02,202 15, 5 e \ Emery zelardat u. Lie on‘ } Lepaute accelerat .. ıb = — 0“, 075 prae temp. sidereo. _ | 63 $. 45 498 $. 45- Azımutha observata ad Series Ima. ı8ıı. Mail ı7mo. mane. tempore chronom. Emery . . . 6b. 19. 54, ı tempus observationis . ... 6". 19°. 54%, ı tempus comparationis 5...58...27,.74 difterentia = 21’ 26°, 7 Acceleratio 21“. 26,7 = 217%, 445 + 0. 0087 — 0‘, 186 Hinc Lepaute. Emery. 2ıh. 34°. 0%, 000. — dh. 58°. 27, 4 + 21. 36, 54 = + 2ı 26, 7 2152557. ab, NS 6 19. ae Acceleratio Lepaute prae tempore sidereo — tempus sidereum zı". Asc. © media — 3. Medium propius accedens tempus acceleratio tempus medium ı8" Elementa solis ad illustr. de Lambre. Longitudo. Perigeum. ı8ıı — 9°. 109. 12°. 16%, 1 ....9°.09°. 40°. 24°, 0...125. 195.278. 283. 494. 155. 716. 498. Maur6 ‚= 4.019. 103744, 8 22,9 899. 567. 370. bo. 196. 31. 13. 209 an Se ee 12 9. 09- 40.46, 9 24, 762.648. 884. 690. 186.729.918. RE NEN 39; 4 1.24.01. 08, 3 29.234 19.18 - Be SE 2,3 21% 20. 10, 6 49.787. 650.887. ©. . 15 240.01°. 084,5 414. 20. 2, 76 27 Aegq. Centr. ı. 20. 30, 8 814 Var.sec. - - - - 0,2 a N N Onbr Eohpt. 1800—230. 27.57”, o Aeg.temp. —3'.57, x AI -"- 2,200, ı Varlät.secul, - =. -.- 5, 92 Warten + 0%,13 Br ee E 6 Nat. =-- -—09 j "20 ” - es A 2 Aequat. minor. 0, 00 BEN 3 Sala 1 ED 1 ee ns N En ee BIDIR-r ar Data A506 Br 239%.27°.41°, 48 * » ; 7 BE 7-1 = 2-8.7,02 j BEN SI-I- 650 fin e = 9. 6000 283 Nu yon ao fin®= 9. 9153 236 Nat a sind 9. 5153519 Aberr. (0) - m 0,9 = 19°. 07’ at, 7 © 1°. 239. 22°, 18,1 i tem- 18%. — 3. calculos revocata, ah”, 868 01°, 646 04, 308 57% 338 01, 101 55”, 828 2’. 53”. 33. 19". . 16°. M. A BU60.D SEIEN ar 2 [RE b 2“ ‘ de a ih n 2 499 _ tempus medium 18". 16°. 55°, 828 ° = 19%. 07°. 24%, 7, aequatio temporis + 83.57, 26 = 00... 62, 85, 3 tempus verum ı8". 20°. 53°, 088 3 "= 3. a 17,65 complem. 5. 39. 06, gıa ee Angul. horar. —=t=84°. 46°. 43, 68 BEE = 140. 30%. 04%, 035 zt==tie 23. 21, 84 (H) = 56. 22. 3,, ı5 cottt= 0. 03963ıı ur an odgedr sin I = 9. 3986330 cof. I = 9. 9859393 C sinlI= 0. 0795205 C. cof. I = o. 2566859 co A = 9. 5177846 cot x == 0. 2822563 A 17202 40% 86%, 77 w= 27. 34 06, 8 » = 09. 20.09, 5 En) azimuthum= 36°. 57°. 48”, 4 $. 46. Series IIda- Emey — 66 53%. 30%, 52 Lepaute, 222 29. 03,.7172 _ tempus sidereum — 22. 26. 38, 302” medium ° =: 18. "50. 281,7 284 verum = 18. 54. "25,7 544 ü 2 En, 38. I. 4850744 dee I OT. NG ki) = Ya iger Nor; 5 CE) = 456. 22. la), 5 NEN 6 EL k = 24. 13. 48, 8 4 Ba 03. ER) D=ı30 16. 45, 0 = azimuthum — 36.° 57%. 51%, ı 63 ? Series 300° Dr —— Series IMtia. ıgı1. Maüi 17m°. vesperi. Emery = 6. o2‘. Splrepanite:, —— 4219: 374 tempus sidereum —= 9. 34. medium — 5. 56. werum'. ,—.'" 6."7'\0! zit 458.054 Ve NED: 11) 7 0142226. (U) = 56. 19. EIN EEE Ne re DT We ER DiR==466:70180: azimuhum — 36°. 57. Series TVta- ıg11. Maii ıgvo- mane. 45", 6 16, 69 50, 34 EN 2 28 46, 27 47", 02 SSR 43, 95 IO, 95 555 „X 52, 9 4 “ I BE WR 18 54”, L Emery = 6.hos5‘ 26”, 15 Lepaute = 21. 39. 18, 03 tempus sidereum — 21. 36. 50, 11 medium — ı7. 56. 52, 80 verum =: 18. 0. 49, 16 a EV Di m 110.20: 2 9 (1)? =. 703-19020,%'05 (H) = 56. 15. 47, 05 A,nz=r278.' 48.1022, 23 RO = 29. 44 024: 3 ZARU = 40370.02: 096, 0 D =14. o. 36, 0 azimutbum — 36° 57. 49,4 z i an 501 $. 47- Series Vta. ıgı1. Maii 18Y0- mane. Emery. = =. 6.h!47°.)) 35,95 y Eepaule:,. —r 22.W37.0°30,'738& tempus sidercum = 22. 19. 02, 38 : medium = 18. 38. 58 _1ı6 verum = 18%. 42,5% 47 DIE 30.38 DTESZAS 22 F=NT9., 2270.10 6 U (I), N=4756..045.,,,355, 52 N .=299707,4.0:850,.78 u = 25 24 24 3 & _ = .95.,134, 23, 4 N azımuthum == 36°. 57°, 58%, Eu Series Vlta. B ıgrı Maii 18V°- vesperi. Emery — 6 18% 29, 225 Lepaute = 9. 53. 5, 441 tempus sider. — 9. 50. 36, 377 medium,, ——ı 6, 1u8.738, - 862 verum = at 2, 4t = 46.°. 34. 15%, 9 er = mM. 27. 4, 4 (1) = 56 aa Ban rE HR) = TAR 79:95, 3 A = 7415: 0 12,725 [9 = 31. 4. 49 & = 105 29. 17, 4 D 2. ao, 6 azimuthum — 36°. 57°. 36.8 Series 502 — Series VlIma. ıgıı. Mail ıgn0. mane. ’ Emerys. = : 6b 4.59%, 5 Lepaute = 21. 38. 56, 03 tempus sidereum — 21. 36. 27, 19 medium — 17- 52.'34, 04 verum- =, 17. :,56..798,2045 en I RE ee ee ee (ID) zer Krßl).40,' 075 0%: == 56. W09..5075.75 A = 7. 41.59 9 eo ae “ —=ı09. 58. m, 2 D: = 14027 55.759, 9 azimuthum = 36°. 57%. 41, 9 ıgır. Mair 19n0. mane. Emery = 6. 53. 12%, 30 Fepaute, =: ; 22), 27.30. 10,%.:99 tempus sidereum — 22. 24. 42, 14. medium —= ı$8. 40. 4I, 10 verum\. = 18.,:.44.35, 59 2. 39°. 25% 33,57 ı 0m ig. 34 35 9 (I. =r 14.5. ),364127; 355 (U) = 56. 8 5% 55 Ar). = 76 8. 41, 6 ko = 25. 17. 39 0 Di 905..0.2065.20,506 Dati=3132275 2458705558 \ azimuthum — 36°. 57°. 44%, 5 Series ® Series IXna. ıgır. Maii 1900. vesperi. Emery‘ —' Gh 13. 32”, 225 Lepauter 05 9.48%. 15... 813 tempus sidereum — 09. 45. 46, 420 medınmı &—_.95.0:50.753,, 718 verum = 6:9,3231749,,2.0098 2 Bet er 45,280 2435 d —=ir19.,° 40: 495.08 (PB) 8 14.451327024, 720 Et rn a A = TE 4 54 4 KR -= 30. 19. 39, 0 a = 104. 05. 33, 4 DAS H6R 277,7730, 210 azimuthum — 36.° EA) Series Xma ıg11. Maii 19n0. vesperi. Emery... —="..6. 30. 01%, 45 Fepawter4==,710,.7.138. 1457.73 tempus sidereum — Io. Il. 16, 30 medium. 2 ==": 6.4%.25:..19,. .53 verum Zn O0 73 N Dr r89...299- 3730 8 BT 1 7 Te A IL) 35h 5744, 6 BE IE OR ERBE Se [1% EEE NAINI u& =_.168.] 934.48, 170 D U TEDETTEN 0,4, TR azimuthum — 36° 57%. 30%, 5 $. 49. 504 _— $.-49. e Cum igitur azimutha decem serierum sint: Seriei IJmae. 36%. 57. 48% 4 LEARN Fa Tiisaes 7, nn 54, ya N 2 2240,04 " Mae a Er ‘ Iyaltae: Dan 3 30, Vllmae. ’. .. 0.0.47, 9 D VAllvae 7.7 na ns ? IxXuae. PT EHER Kmae-ı 7 ne 30 indidem efficitur azimuthorum ao. 1811 obseryatorum Medium 36°. Sa Azimuthum vero ex obseryationibus annis 1307. 1809. habitis Theo- dolito simplici fuit definitum ; — 36°. 57° 43%, 2 Itaque ergo, omnium obseryationum medium, azimuthum Scaepht- lariam altam inter ac Meridianum speculae Regiae prodit 36°. 57°. 45% 45 Quod quidem, si obseryationum diversa tempestate diversisque ma- chinis, Theodolitis cum simplicibus tum repetentibus, habitarum vim atque naturam spectes, easdemque observationes in medis tan- tum 4,5 intervalli inter se differre consideres, azimuthum, quod saepe et diligenter pertractavimus, 'infra ter millesimam sexcentesi- mam horae partem fuisse definitum intelligitur. $. 50. Sed eum olim jam tum, eum Tabularium rei topographicae inftitueretur , azimuthum Monachii turris ecclefae divae Virgi- nis septentrionalis a Celeberrimo Afironomo Henry, Geographo architecturae militaris, quam ab Ingenio nominant, et militum Prae- { ! Ä 505 Praefecto fuit definitum, e re fuerit et obseryationes, et quae igde mihi azimutha de novo ad calculos revocata prodierunt, cum no- firis ad meridianum ejusdem Ecclefiae referendis comparare. En observationes a Celeberrimo aftronomo Henry habitass, quarum archetypus in Tabulario rei topographicae extat. $. 51. Altitudines Solis ex aequo. 28Y°- Aprilis 1802. Mane. Vesperi. a’ Series I. 19.5 20°. 24%, 8 4. 53°. 57%, 2 20. 56, 4 53. 25, 7 21. 29,4 52. 53, 4 DI. DAN On, 52. 20, 6 Br 22. 24,8 51.48, © ap) 51..25, 8 23.1 AO, © 50. 42, 5 24. 12, 5 50. 9, 6 24. 45, 8 49. 36, 8 25.217,06 49. AG 25. 49, 8 48. 32, 4 Series II. zo. sau Gran ABI DEFSTA, © TORE! 20...39, 0 Sara, N 19. 5,4 h 54. 45 8 19. 31, 9 55. I, 7 18. 59, 3: RE | 18. 25, .6 ee ae ee 56. 579, 8 17. 20, 8 57. 30, © 26. 47, 5 3 3 0 26. 15, 0 tempus horologii 58. 36, 4 35. 33, 2 meridie vero o.b 6. 54%, 3 oh 6°. 54%, 6 64 Obser- > PL wer. E 506 Observationes azimuthorum. 28v0. Aprilis 1812. Tempora horologii. Series A. B. C. D..- 6.6 24°. 43°, 5 6.h 36°. 42”, 8 6.b 55°. 36,0 6.h 59°. 25” 4 25. 5, 6 37. 41, 0 56. 35, 57. .2. 22, 5 26. 47, 7 38424 23 47: 58, 2 0. 12, © Barome- Beh, 27. 42, 4 39. 2I, © 48. 56, 5 E. T, 7 4 28. 25, 6 40. 4 3 49. 38, 6 1. 46, o ee ı1°,8.29 36 7 40. 52, 5 50. 25, 4 2. 53 8 301.20,.8 41.27,.7 ST, 3 OR 31.729, 9 42. 14, © 51. 53, 7 3. 59° 3 31. 59, 4 43: .©, 0 52. 30, 4 4. 31, 6 32. 5l, 3 43. 51, 8 53. Fu 0 . 48 53. 5%, 8 5.40, 4 54. 50, 0o 6, EIER medium omni- um temporum 6.h 28°. 56,8 6.h 40°. 21,9 6.h 52°. 137%, 5 z.h 3.29 angulus multi- plex decimalis 1389°,. 5260 1368°, 0325 1613°, 9260 158°, 9145 lus simpl: Send 138, 9526 136, 8032 134, 4938 132, 3262 angulus sim- plus sexa- gesimalis 125.9 3°. 26,4 123. 7°.22°,5 121.° 2°. 40,0 119.° 5°. 36,9 Obser- Obseryationes azimuthorum. 2 28Y°. Aprilis 1802. j Tempora horologiü. Series. E. E: G. HB. 17.5 19.58’, 4 17.h 29°. 48”, 4 17.h 40°. 42,4 17. Sr. 1,4 21. 8,7 30. 27, 3 41. 1,3 ‚5I. 5% 7 x 22, N, 38. 165-0 AT NOS 5 4 052. 38,7 ' 0.2 459» 5 3.4, 0 42253 53.175 nn 23. 49, 3 32. 29, 2 43. 5-7 54 9%3 um +11,02 24 29, 5 °33.2,6 43.5, 4 54.59, 0 K. 25.22, 8 34. 14, 0 44- 22, 0 55. 37, 4 25.59, 5 34. 49, 5 45. 13, 6 56. 37, 0 26. 40, 0 35. 40, 4 45. 56, 7 57. 18, 2 27. 13, 2 36. 24, 5 46. 39, 3 57. 56, o 47. 17, 4 58: 30, 6 47. 52, 3. 59. 20, 8 m om era anhand 58,8 17h 33%. 22,7 ı7b ag. 9,0 17b55°. 16,4 e ulus multi- ; & ; decimalis 265°, 6570 286°, 3025 370°, 6280 406°, 2915 AR 5657 28, 6302 31, 2190 33, 8576 nalis 23°.54.32°,9 25°.46.2”,0 28°.51.49,6 36°.28”. 18", 8 508 3 .. - tempus horologü meridie vero $. 52. Altitudines 'solis ex aequo. 2gno. Aprilis 1812. Mane. Vesperi. Series I. 29. 14. 4”, 0 U re oe! 14. 36, 3 3. 38, © 15. Id, 2 3. 5, 0 ı5> 39:53 2. 3% '2 10.2072,..0 Re: 16. 46, © 1.0 28, 0 17.%:18, 3 0. 55 6 17. 50, © 0. 23, 4 18. 23, 0 4 59. 50%, 8 18. 58 59. 17, 8 19. 28, 2 58 44 Series 11. i 19.b 30°. 18, © 5.h 47°. 54%, 4 30. 5I, 5 47: 20, 9 31. 23, 7 46.. 49, 0 BE. 50, 48 46. 15, 5 32. 28, 8 45; 4» 53 332 1,29 45-124 33. 33 5 44. 39% © 34 65 4: 4 6 34. 39% 5 43: 32, 6 35. 1.4 43. 09, 0 35 4 5 2. 27, 5 OR784 50, 3 oh ‚gr. 50% 4 Obser- Observationes azimuthorun. 2900. Aprilis 1802. 509 Tempora horologii. Series I RK. L. M. 6.b 30. 47”,5 6.6 40’. 3,0 6.h 48‘. 42,0 6.5 561. 45”, 0 31.4, 5 40.46,0 4926,0 57. 23,-7 ae cr gu, 5 32 21,4 41.25,8 50. 2, 0 58. 2, 2 Thermome- ee A ep 23 58. 49, 4 tum + 17°, 3 33- 46 2 42. 36, 3 5I. 21, 4 59. 38, 4 34. 35, 5 43. 22, 2 52. 0. 8 7. 0.20, 6 35.4126 AA 2, 52. 32, 4 14, S 35254530 44. 50, 0 53. 15, 0 1. 46,2 36.33, 6 45. 25,5 2.22, o 37- 20, 7 46.: 35 6 2. 53: 5 i 3.36, 3 A203, °2 umtemporum 6.5 344.757 Ohggugt,3 6hzı.o,3 7.401.352 augulus multi- plex deeimalis 138 I ch 1364°, angulus simplus ; decimalis 138 5, I 136, >= angulus sim- plus sexa 1860 1079°, 1000 4186 134, 9872 1595°, 8755 132, ER “ esimslis Pie, 27. 44”,2 222.° 46°.36%, 3 121.°23°.55%%5 119.°41°. 26,4 Obser- 7 510 - Observationes azimuthorum. 2920. Aprilis 1802. Tempora horologii. Series. ° N. 0. p- ı7.höı. 31%,0 18h 1%. 58%4 18.8 14%. 4755 52. 24, 5 2.452,02 15. 49, 4 Bao, BIBABEEAM 16. 40, © Re) 4. 35, 6 17. 230805 Barometrum— 26°. 4,8 BA HR 5.306 18-..23..20 Thermometrum + 12°, 2 55. 38 5 6. 13, 0 19. 6, 0 56. 23, 0 6. 56, 7 20. .5,.0 57:,.8,8° 7. 57% 5 20. 51,8 SEES. E 8. 55 9 21., 38,3 58. 40, 5 9. 51, 3 22.1.10439 29.1068 2427,80 di i z en. 17h 55%. 10°, 1 ı8.h 5‘. 51,6 18.6 19%, 31,9 sngulus muliplexdesimalis., 331% 9055 357°, 1905 469°, 0165 angulus simplus decimalis 33, I9o5 25, 7621 39, 0847 lus si z = mon u Ampla ° ‘ u „0 ‘ “u o ‘ U x sexagesimalis 209.52 17,4 32. 11. 9%, 4 35. 10. 34,5 —_ 5a $. 53- Altitudines solis ex acquo. Mane. - -, Vesperi. Series I. 19h 4.5. gb gar 24, 5 50. 22, 0 Bi 5 Seas. 31. IQ, 0 51. 27, -6 30. 46, 4 520.108 30.i23,.17 52. 35, 0 29. 30, 3 Ban yr.02) 20.0 Huisst BINAL. 8 gm Has E54. 130 4 28.2:0,,6 Series II. 20.h >24. 25, 8 4.h 19%. 45, 6 N NLEH 2, ALS, NS ISIN B 18. 40, 2 4. 5> Z. 18. 6, 5 4 3% 7 17. 36 7 5.30, 4 16. 59, 8 232 1495200 16. 28, o 6. 17 3 "15.53 9 6. 50, 0 ES. 9,70 7. 24 1 14. 4% 2 - 7- 57. Q 14. 1, 0 [e} = u ° a un DD SE ww 0:R110%. 52% 9 Alti- 512 Altitudines solis ex aequo. Mane. 20.8 ar. ggla,a muraunuspon 26, 28; I, 33» 4 37» 10, 41; 15, 47> PU PBOoo nn ow Oo zmo. Maii 1812. Vesperi. Series 1. 5.h o. yü, 5 4: 59. 59- 58. 57- 57- 56. 56. 55- 55- 54 tempus horologii meridie vero o.\ 1’. 0’, 8 19.b 13°. 23: 1$- 20", 34 16, 48; . 2I, . 53 25, 58; ANER 2, 35 2 “awWouo ps ouno wm Series II. tempus horologii meridie vero o.b 17. 0“, 8 35» 2% 29, 56, 23, 52, 20, 48; 15, 43; BO OR Rn Oo vv DD OOo co + un. © O0 © 2 PER 513 = Observationes azimuthorum | ’zmo. Maii 1802. h - Tempora horologii. | R Series Q. R. 7 6.h 33. 34,4 6.47. 16%, 2 Rn 34. 375 8 48. 4 6 Er. 35. 31, 3 48.. 46, 8 N i . 36. 18, 2 45. 31, 3 -, Barometrum = 26. 6,4 37: 7% 2, 50. 4% 2 _ Thermometrum — + 13°, g 37: 55» 4 50. 42, 8 38. 4% 7 5I. 18-3 39. 23, © 52. 34 4%. 9 3 52. 52, o 40. 48, 0 53. 32, 8 41...30,..Q EA Aa 10% 2 552.17 u Y medium omnium temporum 6.h 38°. g9%,4 nn 6. szı. 7,3 angulus multiplex decimalis 1608°, 1850 1578°, 5085 B. angulus simplus sexagesimalis ı120.° 36. 49%, 7 118.° 23°. 17%, 3 65 $. 54- 314 $. 54 Altitudines solis ex aequo. gvo- Mai 1802. Mane. Vesperi. Series I. 18.6 a5’. 33%, 5 5.h a1. 5, 8 r 46...6 8 20.433,50 240.7598,5,6 20. 110,.6 47. 13 © 19. 27, 8 47: 45, 2 18. 55 5 48. 17, 8 18. 2L, 7 48. 49, 0 17. 59 5 49. 21, 5 17. 18, 0 49: 5L, 2 10.045038 50, 26, 6 16.7.7210 50. 59, 8 15. 39, 6 tempus horologii meridie vero o.R ze ge, 6 Series 1. '1g.h 7 13”, o 4.h 59". 25, 6 7: 4» 5 58. 51, 8 a 58. 20, 0O 250,00 ‚57. 46, 6 9. 23, 2% 57: I» 5 9. 55 © 56. 4, 7 10. 28,450 50. 9, 2 I7....1,0 A Ban 11, 33, © 5 48 12. 55 54 33, 5 12.375 5 54: ©, 0 tempus horologii meridie vero o.h 1. 4,6 Bi; N r . 515 r .. Observationes azimuthorum gvo. Maii 1802. N ; Tempora horologü. 2 Series S. T. y 6.4 26°. 29%, 0 6. ag. 28%, 7 " N 27: 3» 4 39. 27, 4 , 28. 16, 6 Bon B- 28. 5%, 5 40. 49, 0 - Barometrum —26". 5,4 29. 40, 0 41. 24, 2° Thermometrum — + 15°, 7 3%. 2, 7.4: 53 u 3. 9, 2 42: 43 4 u ar. 152,938 43. 19, 0 32. 31, 3 43. 55, 5 $- 33. 132.3 44 5b, 3 33. 51, ı 45. 46, 5 n IE Q 46. 25, 2 “ medium omnium temporum 6.b 30°. 43“, ı 6.b 42. 26, 7 2 angulus multiplex decimalis 1626°, 4765 1600, 5525 % angulus simplus sexagesimalis 121.° 59%, 8” 5 120.° 2°. 29%, 65? Alti- 516 Altitudines solis ex aequo, gano. Maii 1802. / Mane Vesperi. Series 1. ao. 9. 10°, 5 a. 77.7339, 5 9. 43, 8 o. 50, 8 Tom 007, 0:98 35 10.150,20 3. 59. 4, O0 IT. 22,00 59. IL, 8 ı1. 56, 2 Sep 12.529208 59. ee 13. 2, 4 57: 3% 3 13. 35, 9 56. 5, 2 192,0, 90 56. 25, 2 142 v2, a5 SS 68 tempus horologü merjdie vero o." 5‘. 5”, 3 Series I. 20.h 20°. 16”, o 3.h 50’. 17% o 20. 48, 6 49. 45 0 DE. EB 49. 10, 5 21. 5» 4 48. 3%, © a2. NoB,r 48. 5 0 23. 235 47: 31. 3 23. 35 2 46. 59, 8 24 8 9 46. 25 5 24. 42, 6 45405016 25. 16, 6 7 25. 49 8 44. 43, 6 . tempus horologü meridie vero o.h 5'. 5, 4 $. 55. 817 $. 55- Quas quidem observationes a celeberrimo Henry habitas de Br integro ad Calculos revocare facile tanti fuerit. ’ Sint igitur h = distantiae verae solis a vertice; : pr" — complemento latitudinis loci geographicae ; t — angulo horario; ö — declinationi solis; % — complemento ejusdem declinationis; z — azimutho solis; r — refractioni solis; p = parallaxi altitudinis solis; bh’ — distantiae apparenti solis a vertic, — h—r-+p Did = distantiae apparenti objecti terrestris a vertice; d’ = distantiae solis observatae ab objecto terrestri ; & — angulo, quem objectum terrestre et sol in vertice obtendunt; _ "m = reductioni stationis ad centrum; n = semidiametro solis; _ Et ad azimutha, Circulo repetente Tobiae Mayeri, quem a Borda nominant, obseryata, ad calculos revocanda sequentes fecerint for- mulae: R. tgx=cetgß cost ö yzIo x : coS 518 cos cos h = sinß - cosx - _ sintcosd SnAz ae et 5 sinh R=d-+h1d TREE 3 dach) "r N esın JR Sin aER sın 28 SEEN RENT sin d sin h’ fuit veroß= 48°. 08’. 20”, 8 d= 90°. .r4‘. 20%, m— — 25” vesperi; m—— 21“, 9 mane; azimuthum— z—m-+ n—z vesperi =—(2a—m+n) + z mane. $. 56. En typus calculi seriei A. 6h aan 95°. 22’. ABU Tempus verum t : = 14°. 05°. 01%, 8 eotg ß = 9,9523232 .. . sin ßB=9,8720206 . . . sin t= 9,9980826 cos t = 8,9720213n .. cos y=9,2076000 . . . 08% — 9,9867452 ig x = 8,9243445 0 C cos x= 0,0015273 . . Csin h = 0,0031786 ‘cos h= 9,0811479 "sin z = 9,9880062 ”—'.75. 54 58% 2 y =\ 80°. 43°..06, 2 h= 83° 04. 35”, —[T _ es ob. 32, 4 N 08, 8 h’= 82°. 58 10% 7 d'=' 09. T4.! 20,'0 U 2 T2B 094 20, Summa — 208.- 15. 58, ı dimidium = 149. 07, 59, 0 —d= 90. 14. 20 A, = 58753; 39 149. 07. 59, 0 —h"=—82. 58 ıL, 7 WW =. 06. 9 4% 3 sin R = 0,9325825 2 = 76°. 33°. 46% $ sın R’ = 9.9612785 m 25, 0 Csind = 0,0000038 ZEEFTEIEENEE EN sn 2+m= 76°. 36°. 11. 8 sin?;& = 19,8971430 5in4x = 0,9485715 - sa = 62°. 39'. 48", 4 & = 125". 19’. 36%, 8 +n —....1l5t 53% 8 1262.035730206 — (m) ='176:. 30. 11, 8 _Denique azimuthum = 48° 5y' 18,8 519 2 = — 2. 48. 08". $. 57- $. 37- Itaque azimutbum seriei A — 48°. 59°. 18,8 ° Ex iisdem calulis mihi prodierunt: B=48. 59. 24, 2 G.=48:359..32 112 D=48 59. 41, 4 E=48 59. 4, 7 E49. "04 23,116:* G=48 59. 67, ı H= 48. 59. 56, 5 I=48 59 28, 4 R=48 59. 31 3 L=48 59 4, 9 M= 48. 59. 4, 8 N=348 55. 45, 2* r 0448.15, 02004, Par P=48. 59. 43, 7 n Q=48 59. 51, 8 R=48 59 4, 7 I ASS. Von "T [e) = 48. 59. 19, Hince omnium medium = 48°. 59°. 37", 6 Exclusis seriebus F, N, O, quibus observationibus scripturae men- dum inesse facile tibi persuaseris. Ullum vero mendum, idemque apertum, in archetypo litura corrigere religioni habui. $. 58. 521 $. 58. ° Sed cum Triangulum: Specula Regis astronomica, Pontes Scaphoni, et turris divae virginis: Satis accurate sit cognitum, ex datis angulis ad Speculam Regiam es 78t.17,,54 Pontes Scaphonios = gan de AARE Te) Turrem divae Virginis = 83- 47. 29, 16 ex data distantia ejusdem turris a specula ästronomica —= 2555, 89 metris, ex azimutho supra invento, cognitaque positione geographica speculae Regis astronomicae, cum ex siderum inerrantium occultatio- nibus, tum ex solis eclipsibus, tum variis ac multiplicibus observationi- bus primum a me definita, ninirum Longitudine = 29°. 16’. 23°, 4 La- titudine = 48°. 07°. 33°, Q. Facile coneluditur Latitudo Turris divae Virginis Monachii, in media fere urbe sitae, = 48°. 08. 20” 8 +Longitudo vero — 29°. 14°. 42”, 401 Azimuthum autem speculam astronomicam in- ter ac meridianum ejusdem Turris = 125°. 14°. 48”, 18. _ $. 59. Ex quibus denique, angulo Aufkirchen etScaephtlarıam altam inter — 160°. 02’. 32°, 6 aliunde cognito, azimuthum a celeber- rimo militum Praefecto Henry obseryatum, siad Speculam Re- giam et Pontes Scaphonios referas, colligitur— 36°. 57’. 38, 71 quod a nostro tantum 06, 74 intervyalli ut differret contigit. $. 60. . Itaque ergo omnium et obseryationum et calculorum momenta diligentissime perpendens in azimutho a me supra definito, quod Ba- sis et Retis triangulorum per Bojoariam impensa Regis porrecto- rum edendarumque Tabularum Regni topographicarum firmamentum ac fundamentum posui, omnino standum putaverim. en ——— 66 Typo- No EIER IR I 1a a 9 BE a e BD IE DEE IE Ge PTTALRTELELKIIE Typothetae menda a benevolo lectore tollantur: lin. 7 nutorum — — 13 14, 00 —_ —ı8 0 — —_ — 3 3%3. _ — ı7 addatur post pol — 13 a6‘. 9“ —_ — ult. 28° — 18 9,8461704 — — 23 16‘, 3dg2 — ah 32, 87 —_ — 2 Thedolito _ — 7 20, 29 — =, BR1600 IT — 22 39° N —ult. sing sim2 dt cos ßsin ? « I cos2dsint — 10 2. 21°, 5007 — 10 5 — oh 48° 30“ — =-o7 4m’. 29° = — 8 46.24" — — 23 aıl. 38° — — 35 22h. 51° — 9 21,454 Der —.ult. 23° _ 0 = — ı4 Ian, —, — 3 ejusdem Ecclesiae referen — 10 ı19%, 2 —_ — 18 158° un 370° — — 20 3% _ — 3. ı8ıa _ —8.19,.2% _ — 5 %.°,’0 _ NR —— — 19 25° — —_ 2 ıdı2 —_— Bes lie RL RE Ts 12l AR“ IIELII IE & 8 EA ei 1 FR FREE T-I FERIEN TEIL ESSEN lRlet. legas yelim: minutdrum 16.9, 5 Theodolito 02, 209: ı6° 39°, 689 » sin g sin ? z dt cos 8 sin ?z cos 2 d sint 2. 21°, 5087 38. 334,5) EISEN 47". 29°, 5: 46”. ah‘, 5 2ıh. 50° 22h. 38° 21 „449 0,0087 25° er, 18”,0 speculae relata: 17°, 2 " 1587° 374° 30° 1802 88 DENKSCHRIFTEN DER 3 Re - AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ES - zu MÜNCHEN. 3 ı8ı1ı UND ı8ı12. CLASSE DER GESCHICHTE. Pre = Te At en Bu gig" 2255:2069°:5E7FO9OOILIEEODOIHOVOYOEO-299899099C8E9O990 93587550000: :55 Die Vereinigung des Baierischen Staats aus den einzelnen Bestandtheilen der ältesten Stämme, . Gauen und Gebiete, historisch entwickelt von Kırı Hrıvyrıen Laxe. D. Baierische Königreich in seinem jetzigen Umkreis war der Würkungskreis von dreyerley Volksstämmen, oder wenigstens Völ- ker-Bünden, der Alemannen und Thüringer (oder Ostfranken) zum mindern, der Bojoarier zum grölsten Theil. Die Absicht ist, aus allem bisher Gesagten oder Gefundenen das Kostbarste, Neueste, und mit Urtheil ausgesuchte Aechteste unter einen Gesichtspunkt zu sammeln, und den Uebergang aus der ältesten Staatsverfassung (bis Ende des VI. Jahrhunderts) zu der geregelten Gauverwaltung (bis Ende des Xten Jahrhunderts) aus dieser zu der Begründung erbli- cher Regenten-Familien und den Anfang des Wittelsbacher Herzog- thums (1180) bis zur neuesten Zeit in einem treuen Bilde darzu- stellen. . 7 Ale- Alemannien. F, J. C. Pästers Geschichte von Schwaben I. und IH, Buch, Heilbron ı803. 1805. 8. — len Alterthum, scheint es, hiefsen Germanen diejenigen Völker teutschen Stamms, die sich an der Gallischen Grenze bereits nie- dergelassen hatten, nicht selten auch den Gelten gleichbedeutend gesetzt, Suev aber der freye‘Bewohner des innern Lands, Sarmat oder Scythe der Bewohner des Ostens. Früh ward dem Römer des schwäbischen Landes Herkynischer Wald und der Abnoba Alpweide bekannt. Der Cimbern und Teutonen vom tiefsten Norden ausgewanderte Schaar stört die friedlichen Bewohner aus ihren Hüt- ten auf. Die verdrängten Helvetier brechen nach Gallien auf. Cäsar ficht mit Arioyist, einem wagenden Anführer Sueyischen Namens, der unter ihm Markmanen, die ersten Anbauer am rechten Rhein- ufer, Haruden, Harzbewohner, oder Schwarzwälder (später auch Heermunderer, Vortrab des Volksheers genannt) Triboken, Vangio- nen, Nemeten (Elsalser und Speyrer) Sedusier (am Kocher und Nekar) in sich begrif *). In alter Sitte ward unter sie das J,and nach *) Nach Mannerts Geographie der Griechen und Römer III. S. 57 gab es nie Sueven als Völkerstamm. Die nördlichen Abentheurer aus vielen (100 Gauen) nannten sich selbst Sueven (Wanderer). Cäsar hielt sie für ein Volk. Später, wo man sie in ihren Sitzen zu treffen glaubte, erschienen immer ganz andere individuelle Stammnamen, z, E. Semnonen. So verschwand am Ende der Name ganz. Nur dem heutigen Volke der Schwaben blieb er, das ihn im vierten Jahr- hundert annahm, wo es. als Hermundurer aus dem nördlichen Haupttheil sei- ner Sitze durch die merovingischen Frauken vertrieben wurde, Der eigentliche Stammname war Hermion. Ill. 1906, Die Alemanen zum Stamm der Istävonen ge- hörig, seyen aus einem Verein vieler Völkerschaften entstanden, wie diefs ihr Name gäbe, und der wohlunterrichtete Agathias bezeuge ; wahrscheinlich aus Tenkterern, aus Ussipiern, aus einzelnen Haufen von Chatten, aus Vangionen, Nemetern, Triboken etc. a. a. O. 270. 5 nach Stämmen, Horden oder Senden vertheilt. Eine Vereinigung mehrerer®Stämme zur Vertheidigung und Bebauung eines Landes unter einem Aeltesten oder Grafen ward ein Gau, die Verbindung oder Eidgenossenschaft mehrerer Gauen unter einem Altvater, An- führer öder Herzog ein Volksverein. Während Marbod sich von den andern trennend mit solch einem Verein Suevisch genann- ter Völker, dem Markomanischen, den Römern in Osten ent- gegen stellte, welche sich unter Drusus Anführung die Volks- stämme der rhätischen Alpen unterworfen, zur Grenze Vindeliziens, und unter Tiberius bis zur entdeckten Quelle der Donau vorge- rückt waren, blieben andere Sueven, in der südwestlichen Strecke zwischen dem Rhein, und der Donau in geschiedener Selbsständig- keit für sich, zum Theil hinter den römischen Schanzen bis an des Nekars rechtes Gestad die Agros decumatos benutzend. Arglos sa- hen sie neben sich entstehen die Pflanzungen Augusta Vindelicorum, Brigantia, Targaetium, beyde am Bregenzer - See, Campodunum, Leimacum an der Mündung des Lechs, Medianae an der Zusam, Aquileja beym Ausflufs der Iller, ad Lunam an der Donau, Samo- lucenae bey Tuttlingen, Brigobannis, an der Breg und Brieg. Rö- mische Stralsen innerhalb diesem Land führten {) von Bregenz nach Chur, über Clunia, Mündung des Ills im Rhein, Magia, am Luzensteig bey Mayenfeld, Chur (Curia). Von Chur gieng die allerälteste Communikationsstrafse nach Italien über Via mala, Lapidaria (am Hinterrhein) Cimmus aureus, Splügen, Tarversede, Clavenna (Chiavenna) Riva, Como. Ein Fulsgängersteig von Chur bis Chiavenna führte über Tinnetio (Tinzen am Albulabach, Murus , Septimerberg. 2) von Bregenz in die Schweiz über Arber felix (Arbon) ad fines (Pänn) 3) von Bregenz nach Kempten und von da nach Salzburg oder Tirol über Vemania, eine Meile südöstlich von Isny, Standort einer Römischen Besatzung, Campodunum, Sitz einer Prae- fectura Cohortis der III. Legion, von da bis Schongau und Bei- 6 — Beifsenberg, links ab an Würmsee nach Salzburg, rechts nach Tirol (s. bojoarische Strassen) . 4) von Bregenz nach Augsburg bis Kempten, wie oben, sodann nach Rostrum Nemaviae, in der Gegend von Türkheim und der Wertach. 5) Strafse von Augsburg nach Tirol, 6) nach Salzburg, 7) nach Regensburg und Passau. 8) Strasse von Augsburg nach Ulm oder an die Donau nach Ehingen, gieng- beyläufig über Ziemetshausen, Weilsenhorn, s. Bojoarische Strassen. Vöringen. 1 9) Von Ulm in die Schweiz, ad Lunam, Ehingen, Bragodu- rum, Stift Beurn? Samolucenae bey Tuttlingen, Arae flaviae, Reutlingen, Brigobannae bey Neidlingen an der Donau, Jy- liomagus, an der Wertach, Tenedo, Zurzach. 10. Von Ulm nach Regensburg s. Bojoar. Strassen (Mannerts älteste Geschichte Bojoariens). Seit Hadrian (im Jahr Christi 137) hatte die gte Römische Legion ihre Station vom Oberrhein bis an Nekar und Kocher, wel- che die wandernden Völkerschaaren von dieser Seite weg und mehr gegen Italien und Panonnien hindrükte. Noch sorgfältiger befe- stigte Septimius Severus (a. 195) die Grenzen am Rhein, vielleicht gar mit einer Mauer, und Wiedererhebung der Strafsen. Eine Heerstrafse wird von Argentoratum bis am Nekar gezogen, und Aquae (Baden) wird schon izt bekannt. Die.gte Legion wird von der 23ten abgelöst. (a. 230) Aber unter Alexander Severus Persi- schem Krieg durchbrechen die Barbaren diesen schwachen Cordon und öffnen sich den Weg nach Gallien. (a. 235) Aurelian schlägt sie zwar (a. 270) zieht aber zu Befestigung seines Throns alle Rhei- nischen Truppen an sich. Vier- ee Em; Trier 7 Vierzig gallische Städte fallen auf die Entblöfsung der Grenze in die Hände der Barbaren, bis sie Probus (a. 277) wieder hin zum Nekar treibt, und den Hadrianischen Wall erneuert. Es ver- schwinden die alten Namen der Markomannen, der Chatten, der Hermunduren, selbst der Germanen; aus den Hermunduren (zum Theil vielleicht auch aus Katten, Haruden und Sedusen) gehen, mit erst seit 213. bekanntem Namen die Alemannen hervor. Im Jahr 287 haben sie bereits die ganze nördliche Alpenreihe besetzt, und die Römer aus den Donaufestungen bis an die Bregenzer - Stralse nach Augsburg, und auf der andern Seite tief nach Gallien hinein ge- drängt. Kaum dafs sie noch Constantius, dem Konstanz den Na- men verdankt, und Constantin von Gallien, wenigstens von Helrve- tien abzuhalten vermögen. (J. 296 — 313) Julian schlägt sie, (J. 357) nachdem sie bereits bis Lyon vorgedrungen, bey Argentora- tum und treibt sie über den Rhein zurück, Sein dritter Zug reichte bis zum Capellatium, an die Salzquellen von Schwäbisch- Halle. Längst des Römer Walles in Franken, bis in die Nähe des Mayns, wohnten damals die Burgunder, ihnen östlich und südwärts bis an die Donau, also im östlichen Theil von Franken, die Schwa- ben ; alles übrige westlicher war Eigenthum der Alemannen, (Man- nert III. 294.) So behaupteten sich die Römer noch mit Mühe, bis endlich unter Theodosius Söhnen, wegen der nähern Italienischen Gefahr, die Truppen ganz aus Gallien weggezogen werden mulsten. (J. 403) Da strömte es in ungebrochener Linie hinein nach Gal- lien; Gothen , Alanen, Vandalen (407) Sueven, Alemannen, zuerst den Durchziehenden zu widerstehen vermeint, von ihnen geschlagen, “und dann zum Theil selbst mitziehend, endlich (J. 4:3) die ganze Nation der Burgundionen, länger schon von der Weichsel herge- kommen (ungefähr seit 278. s. Mannert) und sich bisher an dem Mittelrhein verweilend. Alan, Vandal und Suere geht nach Spanien (408) der Vandal weiter nach Afrika; die Gothen (Westgothen) erhalten das südliche Gallien und Spanien, die Burgundionen dis Gebürgslande, denen sie ihren eigenen Namen gaben; den Aleman- nen, 8 .——— on nen, zurückzugehen gezwungen, blieben die mit der Burgunder Abgang erweiterten Sitze am Mittelrhein und an beyden Ufern des Oberrheins und dessen Gebürg. So schien es wieder ruhig zu seyn, bis zu Attilas Ucbergang über die Donau (J. 451.) Nach seiner Niederlage (452) erscheinen die seltner genannten Sueven an der Seite der Alemannen, mit denen sie nun vereint waren, ” südöstlich im Gebürg mit neuer Ausdehnung. An den beyden Rheinufern bis ungefähr zur Lahn grenzten die Alemannen an die Franken. Aus Alemannen wurden Alsasser am linken Rheinufer. Der gröfste Theil von Helvetiien war Alemamniseh; den Alemannen allenthalben rechts vom Rhein in gerader Linie süd- lich am Jura hinauf, safsen die Burgundionen, vom Lech bis zum Rhein- Thal um die Quelle der Donau die eigentlichen Sueven; östlich am Lech und Inn nahmen die alten Ueberbleibsel des Mar- - komanen Vereins, Ueberreste von Herulern, Seyren, Rugiern, Tur- zilingern, zusammen in ein Volk vereint, den alten Namen Bojoa- rier wieder an. Die Angrenzung am Mittel-Rhein, seit Besetzung der Burgundi- schen verlassenen Districte, brachte die Alemannen in unfreundliche Berüh- *) Acht Könige theilten zu Julians Zeiten die Aufsicht über das ganze Volk der Alemannen. Einer bey Mainz, an beyden Ufern des Mains gegen Süden, Einer nördlich bis zur Lahn, zwey Brüder östlich am Main, drey im Mittellande, Ei- ner im Breisgau. Zu ihnen gesellten sich die aus dem innersten Teutschland ge- drängten Sueven; beyde vereinigten sieh endlich zu einerley Volk, doch so, dafs man in der Teutschen Schweiz und in Elsafs nebst einem Theil von Baden noch immer die Sitze der Alemannen, und im westlichen Schwaben die Sitze der Sueven erkennt. Mannerts R. Gesch. S. 25. dessen Geogr. I1I. 460. Da der Alpgau, Alpegavia, Alpigauge auf dem Schwarzwald in einer Urkunde bey Neugart, Cod. Alem. von 797. Yagus Alemanorum übersezt ist, so möchte man schließen, dals Almänner soviel als Alpmänner oder Almenmänner (von Alm) ‘ sagen wolle. ) Berührung mit den Westfranken. Die Alemannen, nachdem sie seit der ihnen ungewohnten Einführung des Landeigenihums ihre damit nicht verträgliche Kriegsverfassung aufzehoben, und unter die Ge- walt einzelner grolser Anführer gekommen, gleich wie sie auch ein noch unkultivirtes ruinirtes Bergland besalsen, vermochten sich ge- gen die kultivirten, kriegsverständigern, durch ihr Königthum kräf- tigern Franken nicht zu halten. Die Schlacht bey Zülpich (496.) g. Ein Theil derselben zieht die Unter- werfung an die Ostgothen vor. Ostfranken (oder eigentlich das Rheinische Franken war der von den Erobern (338?) besezte Rhein- und Mayndistriet. Im Jahr 548 traten auch die Ostgothen ihre Rechte über den Anfangs an sie ergebenen District (die Churer Diöces in Schwa- ben) ab, und Alemannien erscheint nun bleibend als ein Austrasisches Herzogthum. entschied ihre Unterjochun Die Alemannen erhalten aus den Händen der fränkischen Könige ein eigenes Gesetz, durch Columban und S. Gall in Helve- tien, durch Fridolin am Oberrhein, durch Trudpert im Breisgau die Cultur des Christenthums (ums Jahr 613). Als sich nun im Verfolz die Schwäbischen Herzoge der neuen Macht der Majordemus minder biegsam als die Herren in Helvetien und Elsafs fügen wollten, brauchte . Karl Martell Gewalt und gab seinem Sohn Karlmann Austräsien, Schwaben und Thüringen unter dem Titel eines Herzogthums Ale- mannien (742) welcher das Schwäbische nationale Herzogthum ‘ganz aufhebt und dafür Nuncios Camerae bestellt (748). Doch blieb die pipinische Familie dem Schwäbischen Land mit auszeichnender ‚Vorliebe verbunden. Karl der Grofse selbst heirathete zweymal Schwäbische Prinzelsinen, davon eine Hildegard (773) Kempten gestiftet haben soll. Ludwig der I. dessen Gemahlin gleichfalls eine Schwä- bin war, hielt sich vielfältig zu Augsburg und Bregenz auf. Lud- wig II. gebietet über Baiern, Alemannien, Sachsen und Thüringen ‚als teutscher König (843). Sein Sohn, Karl der Dicke, Anfangs Kö- ‚nig über Lothringen und Alemannıen (376), woselbst er besonders 2 in 10 in Bodmen am Bodensee weilte, wird Kaiser (880) und vereinigt wieder die ganze fränkische Monarchie 882. König Arnulf hatte seine Palatia zu Ulm und Wiblingen (887). Unter Ludwig dem Kind schrecken die ungarischen Einfälle (901). Die Kammerboten Erchin- gen und Berthold giengen damit um, sich als alemannische selbst- ständige Herzoge aufzuwerfen. Die Bischöfe, ihre Feinde, beson- ders der zu Constanz, brachten sie aber in den Stand der Anklage vor der Versammlung zu Altheim, woselbst sie als Hochverräther verurtheilt zu Oettingen aber enthauptet wurden (916). Es traten nunmehr wieder wirkliche vom teutschen Reich abhängige Herzoge ‚von Alemannien an die Stelle und zwar in folgender Reihe: ı) Burkart I. Gaugraf der Bar, Sohn des Gaugrafen Adalbert vom Turgau, von den Grofsen unter K. Conrads I. Leitung gewählt. Sitz der Herzoglichen Macht zu Bodmen$ weigert sich Anfangs sein Herzogthum als Lehen RK. Conrads zu erkennen, will selbst vom Kaiser Heinrich I. nicht einmal abhängig seyn. Mufs sich je- doch auf dem Reichstag zu Worms unterwerfen, behielt aber die volle Gewalt über die Stifter und die Verwaltung der her- zoglichen Güter ohne Einmischung des Haiserlichen Fiskus. Bischof Ulrich von Augsburg sein Verwandter (923). Er starb auf einem Zug nach Italien (926). 2. Hermann I. Sohn Gebhards Grafen von Franken und Wetterau im Grabfeld, eines Oheims K. Conrads I. heirathet die Wittwe Regilinde des vorigen H. Burkards, aus Nellenburgischem Stamm. Burkards Sohn behält das Turgau, und ein Stück von Aleman- nien wird dem K.-Rudolf von Burgund zugetheilt. Die Züge nach Italien hatten die Einfälle der Ungarn, als italienischer Hilfs- völker, zu Augsburg, S. Gallen, Constanz und Reichenau her- beigezogen. Herzog Hermann hielt fest an K. Otto I. bekommt zum Lohn seine Lehen als Eigenthum und nach Eberhards Grafe "von Franken Tod einen Theil seiner Verlassenschaft (wahrschein- lich 1] lich Kochergau?) Er verheirathet seine einzige Tochter Ida an “ den Prinzen des HK. Otto Ludolf und starb bald darauf 948 (oder vielmehr 949), begraben zu Reichenau. 3) Ludolf, aus dem sächsischen Kaiser Haus, kann sich mit sei- nem Oheim, dem Ilerzog von Baiern, nicht stellen, wirft sich daher selbst gegen seinen Vater, Kaiser Otto, da er ihm nicht Recht geben will, auf, und ruft die Ungarn zu Hilfe (953) un- terwirft sich unter Bischof Ulrichs von Augsburg Vermittlung zu Illerdiessen und legt das Herzogthum nieder 954 (957). 4) Burkart II, Sohn des H. Burkarts I. des Bischof Ulrichs Verwand- ter. Sitz zu Hohentwiel. Grofse Schlacht auf dem Lechfeld (955). Herzog Burkart, Bischof Ulrich sterben beide in dem- selben Jahr (973). Die verwittibte kinderlose Herzogin Hedwig, Tochter H. Heinrichs von Baiern, und Bruders Tochter Kaiser Otto I. eine klassisch gelehrte Frau, behielt die Verwaltung ihrer Familien Güter und der Klostervogteyen; Herzog aber wurde 5) Otto I. Sohn des verzichteten Herzog Ludolf, aus dem kaiserlich H sächsischen Haus. Besafs auch den Comitatum Rhaetiae bey Feldkirch, nahm sein Herzogthum zu Lehen, erhielt auch das von Baiern dazu (978) bleibt in Italien 982. 6. Konrad I. Graf von Franken, Bruder des auch in Italien geblie- benen Herzogs Udo von Franken, ein Bruderssohn des H. Her- manns I. welcher bisher das rheinische Franzien verwaltete, und bereits grofse Güter in Schwaben hatte; tritt das Herzog- thum Baiern, das ihm auch verliehen war, wieder an Heinrich ab; der verstorbene Bischof Ulrich von Augsburg wird heilig gesprochen 993. ehr 7. Her- 12 Tr 7) Hermann II. seit 992 Konrads Neffe und Sohn des gebliebe- nen Herzogs (Grafens von Grabfeld) Udo von Franken; wider- setzt sich Anfangs der Wahl K. Heinrichs II.. (1003) schreibt sich auch Herzog von Elsafs. Strafsburg und Zürch die zwei vornehmsten Städte des Herzogthums. 8) Hermann III. des vorigen unmündiger Sohn seit 1004. Ordnung und Wohlstand scheitert. Mit dem Tod der Wittib Hedwig (s. num. 4.) fallen dem verwandten Kaiser Heinrich II. ihre Erb- güter heim, die er grölsentheils an Klöster, meistens Reichenau, vergibt, diese aber sodann seinem neugestifteten Bisthum Bamberg als T'afelgüter zutheilt. Hohentwiel bleibt Herzoglich. Der Herzog starb 1012 und hinterliels 5 Schwestern, die wegen ihrer Mutter Gerberg, einer Schwester der Mutter Heinrichs II. mit dem Kaiser- haus sehr nahe verwandt waren, und zwar: a) Giesela, vermählt an Ernst Markgrafen von Oestreich, erhielt des Herzogs Thüringi- sche Stammgüter in Schmalkalden und Eisfeld; die Güter im Mu- lachgau, Herzogenaurach im Rangau, delsgleichen um Melrichstadt im Würzburgischen. b) Mathilde, vermählt an Herzog Konrad von Kärnthen; erhält die Elsalsischen Güter ihres Vaters. c)Bri- gitta vermählt an Adalbert, später auch Herzog von Kärnthen ; ihr zugefallener Gütertheil lag bei Ulm. d) Gerberga ver- mählt an Markgrafen Heinrich von Schweinfurt. e) Hedwig, ver- mählt an Grafen Eberhard von Nellenburg. 9) Ernst I. obiger Schwestersohn, Herzog Hermanns III. und kaiserli- cher Vetter, wird Herzog; starb 1015 auf der Jagd, begraben zu VVürzburg bei seinem Vater. Die Wittib Giesela heirathet den Prinzen Konrad von Franken, der nachher Kaiser wird und den Namen der Weiblinger führte. Das Herzogthum Alema- ‘nien blieb als Erbtheil, anfänglich unter Vormundschaft der Mutter und des väterlichen Oheims, Poppo von Trier, 10) 10) 1I) 13 Ernst dem II. des vorigen Herzogs und der Gisela Sohn; ist mit seinem Stiefyater, K. Konrad II. sehr gespannt über die Bur- gundischen Erbansprüche, die sich jeder zueignet. Der Kaiser sucht ihn durch Ueberlassung des Süfts Kempten zu beruhi- gen (1016). Das Land ist nun öffentlich in zwey Partheien zer- fallen, eine Kaiserliche und eine Herzogliche. Werner Bischof von Stralsburg und sein Bruder Rapoto, aus einem mit den Zäh- ringen gemeinschaftlichen Elsafsischen Herzogsstamm, begründen das neue Haus Habsburg (1023). Welf, Erbauer von Ravensburg, Besitzer von Altdorf, dessen Abkunft man von dem Geschlecht | der Judith, K. Ludwig I. Gemahlin und weiter hinauf bis aus den Zeiten des Attila, herleiten will, zeigt sich als einen Haupt- feind des Kaiserhauses oder des Weiblinger Honrads. Aufstand des H. Ernsts, (1027) abermals wegen Burgund. Reichstag zu Ulm. Ernst wird als Gefangener nach Giebichenstein gebracht, Welf des Lands verwiesen. Erster trat aufserdem seine Be- sitzungen um Würzburg dem Kaiser ab, wird frey, aber bald wieder verurtheilt, und bleibt kämpfend auf dem Schwarzwald 1030. Hermann IV. Bruder des vorigen: unter Vormundschaft des Bischofs von Konstanz; vermählt an eine Markgräfin von Susa, für welche er die Belehnung erhielt. Die Kaiser machen jetzt Alemannien zu ihren ordentlichen Waftenplatz für ihre Burgun- dischen und Italienischen Züge. Der Herzog stirbt auf einem solchen Italienischen Zug 1038. ı2) Heinrich, der Römische König Heinrich III. seit 1039, dem sein Vater das Königreich Burgund und die Herzogthümer Ale- mannien und Baiern gab, die er auch als Kaiser beyzubehalten suchte; jedech fand er gerathener es wieder abzugeben, aber an einen in Schwaben minder begüterten Herrn, nemlich 13) 14 13) Otto II. (seit 1045) einen Sohn des Pfalzgrafen Ehrenfried am Rhein, und der Mathilde, K. Otto II. Tochter. Der Welf, der aus Kloster Altdorf Weingarten bildet, wird durch die Ver- leihung des Herzogthums Kärnten zugleich aus Schwaben ent- fernt und zufrieden gestellt. Die noch übrig gebliebenen oder seit kurzem wieder erworbenen Herzoglichen Domänen bleiben meistens in den Händen des Kaisers zurück. Otto starb 1048, der Kaiser benennt Otto III., Markgrafen von Schweinfurt, einen Sohn M. Hein- richs und der Gerberga, Tochter H. Hermanns II. (s. num. $.) behielt seine Fränkische Markgrafschaft darneben, und befafste sich um so weniger mit seinem neuen Herzogthum Alemannien, als sich der Kaiser meist selbstherrschend persönlich darin auf- hielt. Pabst Leo erscheint in Schwaben und ordnet die geist- B. "lichen Sachen persönlich an. Schon bey Ottos Lebenszeit ward vom Kaiser die Nachfolge dem Grafen Berthold I. von Zährin- gen, Besitzer von Teck, Villingen u. a. m. versprochen, aber es folgte gleichwohl im Jahr 1057 Rudolf, Graf von Rheinfelden, (eines mit Habs- burg und Zähringen gemeinschaftlichen Ursprungs) ein Bruders- sohn des H. Theodorich von Lothringen und der Habsburger Ida, ein Schwiegersohn der in Vormundschaft regierenden Kaiserin, dem die Gemahlin als Heirathgut auch noch das Kö- nigreich Burgund oder Arelat zubrachte. Residenz Zürch. Ber- thold zu seiner Entschädigung wird Herzog von Kärnten, Mark- graf von Verona, Landgraf von Breisgau. Bertholds älterer Sohn Berthold II. stiftete die Linie von Zähringen, der zweite-Mark- graf Hermann, der 1074 im Kloster Hirsau starb, die von Baden, mit den Herrschaften Hachberg, Ortenau, im Kraichgau und Ufgau. Dieser Markgräfliche Titel in einem Land, das keine Mark war, leiten einige von Bertholds I. geführter Würde 4 eines 15 eines Markgrafen von Verona, andere davon her, dafs man Herren, die mehr als Eine Grafschaft beselsen, und Söhne der Herzoge nicht selten Markgrafen betitelt, wie denn schon Burkart I. früher sich auch zuweilen einen Markgrafen von Rhätien be- nannt haben soll. Zum erstenmal erscheinen jetzt auch Gra- * fen von Zollern (1061), die Pfalzgrafen von Tübingen, wie man glaubt aus dem Hause Ruck im Hohen Rhätien, die Gra- fen von Achalm und die mit ihnen genau verwandten Grafen von Würtemberg, bald auch von der Burg zu Grünigen, bald von der zu Beutelsbach benannt. Der Erzbischof Hanno von Kölln war ein Schwäbischer Graf von Pfullingen. Rudolf wird als Ge- genkönig gewählt 1077, bleibt aber 1080 im Treffen an der Elster in Sachsen gegen Heinrich IV. nachdem Alemannien durch diese Auftritte gewaltig gelitten. Die Landgrafschaft Breis- „gau wird von Heinrich IV. dem Bischof in Strafsburg ver- liehen. 16. Friedrich I. von Stauffen, Sohn des Grafen von Büren oder Beuern (WVeschenbeuern) dessen Mutter auch viele Güter im Elsals hatte, baute das Schlofs Stauffen,.unfern Göggingen oder bey Lorch an der Rems, schon 1079 versprach ihm König Heinrich zum Herzog von Alemannien zu machen, indem er ihn zugleich mit seiner- Tochter vermählte. Indessen stellten nach Rudolfs Tod seine Anhänger dessen Sohn Berthold als Her. zog auf, so wie den Hermann von Luzeburg als Gegenkönig. Kämpfe beider Partheyen zu Ulm. Der junge Berthold nach- dem er sich in einem Theil des Herzogthums behauptet hatte, starb 1090, worauf die Schwäbische Kaiserliche Gegenparthey sofort den M. Berthold U. von Zähringen wählte, einen Schwa- ger des verstorbenen jungen Berthold, dessen Bruder Gebhard zugleich vielrermögender Bischof von Konstanz war. Endlich erfolgte 1096 ein Friede zu Mainz dahin: Berthold von Zährin- ringen behält den Herzoglichen Titel über seine nun vom Mur- 16 a Murgau, und Kraichgau westwärts bis an die Burgundische Grenze gehenden Lande, die Erbschaft des verstorbenen jun- gen Berthold mit der Landgrafschaft Riheinfelden, die Reichs- vogtey über das Turgau und die Stadt Zürch. Der Welf, der sich 1089 auch in die Erbschaft der Grafen von Buchhorn ein- gedrungen, behält seine Schwäbischen Besitzungen, die vom Bodensee bis bald da bald dort, zum HKochergau giengen und später oft selbst Herzogthum hiefsen, unabhängig. Der übrige District von Alemannien und Elsafs bleibt aber dem Friedrich von Stauffen unter dem Titel eines Herzogthums Schwa- ben (nicht mehr Alemannien). So ward also der westlichste Theil von Alemannien den Zähringen, der östlichste den Welfen, der mittlere den Hohenstauffen zu Theil. Diese Hohenstaufische Regierung ist bezeichnet durch die Stiftung von Neresheim von einem Grafen von Dillingen (1095) Ochsenhaufsen (1100). Pfalz- graf Hugo von Tübingen gründet Blaubeuern und Anhausen an der Brenz, ein Graf von Zollern Alpirspach. Der kinderlose Graf von Achalm stiftet Zwiefalten, das übrige seiner Güter er- hält der Schwestersohn Graf Werner von Grüningen. Der hei- lige Wilhelm Abt zu Hirsau aus dieser Zeit ist als ein ziemlicher Gelehrter bekannt. Die Grafen von Kalw treten in die Ge- schichte ein. Die Französischen Kreuzfahrer ziehen durch Ale- mannien (1096). Bischof Otto von Stralsburg, des Herzogs Friedrich Bruder, der Welf und mehrere folgten ihm. Fried- richs Mutter vermachte ihre Elsafsischen Erbgüter dem Hoph- stift Strafsburg. Herzog Friedrich stiltet Lorch (1102) und starb ı105 mit Hinterlassung zweyer Söhne, Friedrich und Konrad, die ihr mütterlicher Oheim, K. Heinrich V. an seinen Hof sich ausliefern liefs, nicht ungeneigt, des Herzogthums sich selber zu bemächtigen. Doch sich zu geschwächt fühlend, be- kels er be / 17. Friedrichen II. (denEinäugigten), das Herzogthum Schwaben, dem Bruder Konrad aber die Fränkischen Grafschaften, nament- lich das Kochergau. Unter Herzog Berthold III. von Zährin- ringen bildet sich in Freyburg eine der ältesten Städteverfassun- gen, nach dem Muster von Kölln (1120). Heinrich V. starb 1025 nachdem er die zwey Hohenstauffischen Brüder Konrad und Friedrich, seine Schwesterkinder, zu Erben seiner Güter er- klärt. In Abwesenheit des kreuzfahrenden Konrads nahm Fried- rich hievon Besitz in beyder Namen. Der Sohn dieses Her- zog Friedrichs IH. nahm in der Folge den Namen von Weibling 44 an. Dieses Namens gab es drey Burgen, eine am Nekkar bey Heidelberg, eine andere an der Rems bey Kanstatt, die aber 1086 schon Speyerisch war, und eine dritte am Kocher auf dem Hertsfeld, auf welche letztere also zu rathen wäre, wenn nicht anzunehmen ist, dals es die zweyte bey Kannstatt war, die zu dieser Zeit durch ihre Wiedererwerbung den Namen ge- geben. Der neue Kaiser Lothar nimmt die’zwey Hohenstaufischen Prinzen wegen der Reichsdomänen, und als solcher auch wegen Nürnberg in Anspruch (1026). Der zurückgekommene Konrad aber entsetzt sein Nürnberg, bemächtigt sich seiner übrigen Fränkischen Besitzungen und läfst sich sogar in Mailand als Ita- lienischer König krönen. Dem Herzog Konrad von Zähringen Bertholds III. Sohn wird 1127 die Grafschaft Burgund (Franche Comte) und die Herzogliche Gewalt in Arelat und ganz Bur- gund verliehen. Das Welfische Haus, dem König gegen Hohen- stauffen beygethan, macht Anschläge. auf das Erbe der Grafen von Kalw. Allenthalben in Schwaben kreuzt sich jetzt das Welfische, das Hohenstaufische Interesse. Der heilige Bernhard predigt ihnen Ruhe und das Kreuz (1134). Dem in Italien (1137) gestorbenen Raiser Lothar folgt wider der Wellen Hoffen durch Wahl ı138 der Hohenstaufische Konrad. Er nimmt nun rä- chend der Welfen Schwäbische Güter und Lehen in Beschlag. Ihre äufserste Burg WVeinsperg muls sich ihm ergeben (1140). 3 Stif- Er EEE RE N u >. Bl ETRESFEN DRS Eee & > ng De = x rg 18 Stiftung von Salmansweil 1138, 141? Auch König Konrad mit seinem Neffen Friedrich von Weiblingen nimmt das Kreuz und gramvoll über des Sohns Abschied, aber unter des Herzogs Bernhard segnendem Gebet, stirbt der Herzog Friedrich II. 1047 dem sein Sohn Friedrich 18. Friedrich III. als Herzog folgt. Aus Jerusalem über Sizilien heimkehrend dachte Herzog Welf Friedrichs Veste Flochberg überraschen zu können, aber von Harburg hereilend wird er von Heinrich, Konrads Sohn, zurückgejagt. Es kam zu einer ernstlichen Schlacht bey Neresheim (1150) zwischen König Kon- rad und Welf, welche endlich der junge Herzog Friedrich III. versöhnte, den nach Konrads frühem Tod die Fürsten ı152 zu ihrem König (Friedrich I.) erwählten. Des König Konrads zweyter Sohn (Heinrich war gestorben) behielt als Infant von Rotenburg (Infans de Rotenburg) das Erbtheil der Fränkischen Güter. Friedrich hat mit seiner ersten Gemahlin Adelheid von Vohburg Eger, mit seiner zweyten Beatrix das alte Burgund, die diesseitigen Herrschaften hatte Zähringen erworben. Seinen Bru- der Konrad machte er zum Pfalzgrafen am Rhein (1156). Die Grenze der Bilsthümer ordnet er, die Schirmvogteyen der Stifter nimmt er an sich; dem Rotenburger Infanten aber 19. Friedrich IV. überläfst er nun Schwaben und Franken, oder totam Alemanniam (1157). Als Beystand des Pfalzgrafen von Tübingen läfst sich dieser in neue Kämpfe mit den Welfen ziehn, und liefert die übrigens glückliche Schlacht bey Tübin- gen 1164. Mit vielen andern Grolsen starb auch Herzog Fried- rich 1167 unbeerbt in Italien und wurde ins Grab nach Ebrach gebracht; Der Kaiser sucht sich nun in seinem Schwaben im- mer besser zu runden, er tauscht rom Herzog Heinrich die Schwäbischen Güter seiner Zähringer Mutter gegen andere fer- nere 19 nere ein, er handelt mit dem alten kinderlosen Weif, er be- mächtigt sich der Welfischen Schirmvogtey über das Hochstift Augsburg, der Kastenvrogtey über die Stadt, der Besitzungen der ausgestorbenen Grafen von Schwabeck, der Grafschaft Pful- lendorf gegen Umtausch mit dem Wellischen Turgau an Habs- burg, der Lenzburgischen Lehen (1171) und 1190 mit Heinrichs Sturz aller sciner Welfischen Lande; und nun erst theilte er auf dem glänzenden Reichstag zu Mainz 1184 seinem volljährig gewordenen zweyten Sohn 20. Friedrich V. das Herzogthum Schwaben, dem dritten Sohn Monrad das Herzosthum Franken, mit den grolsen Erbgütern des (1166) verstorbenen Herzogs Friedrichs von Rotenburg, (Eger, Würzburg, Rotenburg) zu. Der älteste Sohn Heinrich war zur Krone, der vierte Otto zum mütterlichen Reich Burgund und Arelat, der jüngste Philipp zur Infel bestimmt. Es blühten damals an alten Häusern vorzüglich die Zähringer in den Aesten zu Zäh- ringen, Teck (Berthold IV. starb 1186) und Baden, die Habs- burger, mit ihnen desselben Stamms, die Pfalzgrafen von Tü- bingen in ihren Besitzungen von Rhätien bis ins Oberschwaben hin. Die Gegend um Ludwigsburg war auch noch ihre, das Kloster Bebenhausen ihre Stiftung, die Grafen von Asperg ihr Nebenzweig; ferner die Grafen von Hyburg und Dillingen, die Nellenburger mit dem Fränkischen Herzogstamm verwandt, die Sigmaringe, Heiligenberg, Hohenberg, die Grafen von Vehrin- gen Helfenstein, Zweige des ersten Schwäbischen Herzoghau- ses, die Zollern, die Grafen von Urach und Fürstenberg, von Oettingen, Vaihingen, I.aufen, Leonstein, die Grafen von Eber- stein mit den Tübinger Pfalzgrafen verwandt, die Grafen von Kalw, von Kirchberg, und vor allem jetzt auch schon Würtem- berg und Grüningen, die neben den Hohenstauffen ihre Güter bis an Nelikar und die Enz erweiterten. Angesehen am Ho- henstaufischen Hof waren die Waldburge, ursprünglich Nellen- = burger 20 burger Mannen, als Truchsesse, ihre Vettern die Winterstetten und Bollande als Schenken und die Marschälle von Kallen- thin. Eines neuern Kreuz-Zugs (1189) täuschendes Irrlicht führt die Schwäbische Heere abermals ins Morgenland. Der Calycadnus giebt dem König Friedrich in seinen Fluten statt Erfrischung den schnellen Fiebertod (1190) und unter mühseligem Rückzug stirbt auch Herzog Friedrich V. ııgı vor Akkaron. Heinrich VI. Friedrichs ältester Sohn folgt als Kaiser; zu glei- cher Zeit fallen ihm auch mit dem Tod des alten VVelfs die Güter zwischen dem Lech und der \VVertach heim. Diese mit dem Herzogthum Schwaben und Elsals verleiht er aber nun 1191 seinem Bruder 21. Konrad II. bisherigem Herzog in Franken, das er auch dazu behält. Herzog Berthold V. von Zähringen macht Breisach zu einer Festung, Bern zu einer Stadt. In unternommener Fehde gegen ihn, im Lager zu Durlach stirbt Herzog Konrad 1197. Sie fuhren seine Leiche nach Lorch. 22. Philipp, des vorigen und König Heinrichs VJ. Bruder, dem er früher schon statt der geistlichen Bestimmung die vom Welf angefallenen Italienischen Fürstenthümer , jetzt auch die Grie- chische Prinzelsin Irene und mit ihr selbst Aussichten auf den Griechischen Thron gegeben. Prächtige Hochzeitfeyer auf dem Gunzenlech. Residenz zu Swainhausen. Heinrich VI. starb 1197. Philipp jetzt Reichsverweser, dann selbst König 1198, der Welfische Otto IV. Gegenkönig. Sitz dieser Gegenparthey Kölln. Durch Geld und Versplitterung seiner Güter hält sich Philipp noch in der Höhe *), wird aber 1208 auf der Altenburg . bey ®) Sic factum est ut nihil sibi remaneret, praeter inane nomen dominii terrae, eb. eivitates seu villae in quibus fora habentur et pauca castella terrac. Ursperg. 21 .e bey Bamberg vom Pfalzgrafen Otto von Wittelsbath meuchel- mörderisch getödtet. Die Königin Irene stirbt vor Schrecken auf dem Schlofs Stauffen. Der Gegenkönig Otto IV. verlobt sich mit des Ermordeten jüngsten Tochter Beatrix, und will nun als einziger Thronbesitzer das Herzogthum Schwaben an das Reich einziehen. Heinrichs VI. Sohn, Friedrich, zog aber endlich aus Sizilien heran, erobert Schwaben, wird Kaiser (Friedrich II. 1212) und verleiht unter vorbehaltener obervormundschaftlichen Verwaltung das Herzogthum Schwaben seinem Sohn . 23. Heinrich 1216, als Römischer König seit 1218 Heinrich VII. Herzog Berthold V. von Zähringen als letzter der Zähringer Hauptlinie stirbt 1218 und wird beerbt von den Söhnen seiner Schwester Anna, Gemahlin Graf Ulrichs von Kyburg in den Burgundischen Gütern, der Agnes, Gemahlin Graf Egino von Urach und Fürstenberg, in den Gütern in Schwaben und auf dem Schwarzwald, und vom väterlichen Oheim Adalbert genannt von Teck, der von nun an den Titel Herzog von Teck annahm, seine Erbansprüche aber dem Kaiser zedirte, der sie wieder den Urachen überlies. Die Landgrafschaft Breisgau erhielt Ba- den als Reichslehen, nebst Durlach, Ettlingen, Lauffen, Sinz- heim, Eppingen; einen Theil des Uechtlandes und Pays de Vaud zog der Bischof von Lausanne ein, das übrige, Zürch, Bern, So- lothurn, Freyburg und Rheinfelden, zieht König Friedrich zum Reich. Die Regentschaft von Burgund giebt er seinem Sohn Herzog Heinrich von Schwaben. Der sich auflehnende Hein- rich wird als Gefangener auf eine Italienische Burg gebracht, wo er 1234 stirbt. Das Herzogthum läfst der Kaiser, meist zu Hagenau und Augsburg residirend, unvergeben und sucht die ab- gekommenen Stücke wieder heibeyzubringen. Das Land verfällt aber immer tiefer in Verwirrung und Aufstand unter dem Ge- genkönig Heinrich Raspo (1246) und dann Wilhelm von Hol- land. Die Städte blieben meist dem Kaiser ergeben, mit den Ge- 22 “r Gegnern aber hielts besonders Strasburgs Bischof. Da starb Friedrich 1I. 1250, 24: Konrad, Friedrichs II. Sohn, als König Konrad IV. versetzte alles Erbtheil, das er los werden konnte, um nur eine Macht für Italien aufzubringen. Das Hohenstauffische Gut in Schwaben und Italien verschwindet. König Wilhelm von Holland erklärt Schwaben dem Reich heimgefallen. Konrad stirbt 1254. Jetzt gilt nur noch Willküöhr und Faustrecht. Ein neuer Gegenkönig, Alphons von Sizilien, Sohn der Elise, König Philipps 'Fochter, steht auf und forscht nach vermeintlichem Hohenstaufäschem Erbe; Richard von Kornwallis aber erhält das Uebergewicht ‘ and behandelt Schwaben als heimgefallenes Reichsgut. Conra- din, HKonrads IV. Sohn, am Bayerischen Hof erzogen, erscheint zur Zeit als blofser Prätendent. WVürtemberg, das 1254 die halbe Grafschaft Urach gekauft, läfst sich von den Herrschen- den nun auch die andere Hälfte als Reichslehen geben. End- lich als Richard Teutsehland unmuthsvoll selbst ha konn- te sich 25. Conradin in seinem zersplitterten Herzogthum Schwaben als der wahre Erbe zeigen. Der Bischof von Konstanz übernahm seine Vormundschaft. HRavensburg war seine stille Residenz. 1267 geht er, von den Gibellinen eingeladen nach Italien, nach» dem er auf den Todesfall seine Erbgüter den Herzogen von Bayern vermacht; nicht zufrieden damit, liefsen sie sich sol- che (Schongau, Möringen, die Heubisch, die Schutzvogthey über Augsburg, Burg Schwäbeck, die Strafsenvogtey, die Vogtey über Fülsen, Berghof etc.) auch noch verpfänden. 1268 wurde der gefangene Conradin in Neapel enthauptet. Die einzelnen Stände als Fürsten oder Fürstenmälsige eigneten sich nun die Herzogli- chen Rechte als eigene Hoheit selber zu, die Herzoglichen freyen Städte wurden Städte des Reichs, die Herzoglichen Ritter Mannen der mächtigen Fürsten oder in behaupteter Unmittelbar- keit des Reichs. Das Herzogthum hatte sein Ende. h Fran- Frankonien Eccard Commentarü de Rebus Franciae orientalis, Wenk Hessische Landesgeschichte. vr. Schultes Geschichte der Grafen von Hennenberg. Gensler Geschichte. des Fränkischen Gaues Grabfeld. Schleufsing, 1802. 4. 2 Theile. Hentze Versuch über die ältere Geschichte des Fränkischen Kreises, Bayreuth 1788, Gonne de Ducatu Franciae orientalis. Erlangae, 1756, — D. Urbewohner Frankoniens waren Keltischen Stamms (Man- nerts Geographie der Griechen und Römer). Keltische Helveter salsen in frühester Zeit vom Mayn bis an Rhein, und werden von den Suevischen Markomannen bis in die heutige Schweitz zurückgetrieben. Auf diese Nachriehten beschränkt sich die wescnt- liche Geschichte vor der christlichen Zeitrechnung. Der Römer Macht drang nicht weiter, als mit vorübergehender schwacher Haltung von ‚Begensburg längs der Donau ins Eichstädtische, an die Altmühl nach Gunzenhausen, auf der alten Landstrafse nach Dünkelsbühl, durchs Ellwangische, bis an Schwäbischhall und Oehringen zum Nekar, der sie wieder mit ihren Linien von Rhein her bis zum Odenwald verband. Unterdessen nun nach Marbods Sturz Hermunduren ihre Sitze, im Verein mit dem Alemannischen Bund, bis zur Fränkischen Saale einnahmen, durch die Franken, ums Jahr 240 zuerst genannt, der alte Cherusker Bund, wohl nur als Trutz- und Schutzhünd- nils gegen die Longobarden erneuert wird, über Schlesien her- ziehend die Burgunder sich vorerst am Nekar setzen (217), bis sie ellmählig weiter zum westlichen Rhein hinrücken, Slavische Völker ihres "34 ihrer Spur folgend sich der teutschen Grenze nähern, die Franken, welche seit 237 sich Batayiens bemächtigt, bereits im Gefühl ihrer vereinten Macht den Rhein überschritten (414), und das geschicht- liche Zeitalter fabelhafter Könige beginnen, Attila 451 geschlagen wird, und die Schlacht bey Soifson (486) die Römische Herrschaft im westlichen Europa endet, — hatte sich im Herzen von Teutsch- land ein Thüringisches Königreich gebildet. Erst seit dem fünften Jahrhundert (470) genännt, und keineswegs Gothischen Stamms, scheint es sich aus den Teuriochämen am Erzgebirg gesammelt, und gedrängt von den Slaren, mit mehreren Stämmen der Semmonen verstärkt zu haben (Manert). Dafs sie in die ganze Gegend Ost- frankens und in die Oberpfalz reichten, wo früher am Flufs Cham Ptolomäus die Kampen, und um den Fichtelberg die Narilzen setzt, die aber Jahrhunderte lang eine blofse Steppe für die wan- dernden Züge blieb, ist Jormandes der Zeuge. Sie setzten sich mit Erfolg, für die Nachbarn aber mit gleicher Räuberey, dem Er- löschen des deutschen Namens durch das WVeiterschreiten der Sla- ven entgegen, stürzten aber vor der gröfsern Kraft der schon ver- ständiger regierten Franken, derem Interesse das Aufrechtstehn bey- der Teile entgegen war. Hlodwig macht sie 491 zinsbar, und ‘531 wird vorgezogen, die Unterordnung einer minde: mächtigen Selbst- ständigkeit in gerade Unterthänigkeit zu verwandeln, und mit Hilfe der Sachsen gegen Gestattung eines kurzen Beutegenulses das Reich,. mit angenommener Gsenze des Thüringerwalds, also zu vertheilen, . dafs der nördliche Theil als Ostfalen ins Loos der Sachsen fal- len, der südliche Theil aber als eine eroberte Thüringische Provinz den Franken zufallen solle, welcher Distriet die Gauen Waldsafsin, Taubergau, Wingartweiba, Jachstgau, Mulachgau, untere Neckar- gau, Kochergau, Nordgau, Rangau, Ifiigau, Hassagau, Grabfeld, Tul- "lifeld, Weringau, Gotzfeld, Saalgau, Badanachgau begriff, und mit aufgehobener inländischer Königs- und Herzogsgewalt, unter die ge- regelte Verwaltung eigener Fränkischen Grafen gegeben ward. Seit 596 waren die Avaren in Thüringen eingebrochen, und nachdem vol- 25 vollends unter Ararischen Schutz Samos Wendisches Reich bedeu- tend und durch die vielen Angriffe auf die Thüringischen und Frän- kischen Grenzen beschwerlich geworden, glaubte man Vereinigung und Handhabung gröfserer Kraft in Wiederherstellung eigener Thü- ringer Herzoge zu finden, deren Rudolf im Jahr 630 in der Gegend der Unstrut, beynahe mit Königlicher Gewalt, der erste, dessen Sohn Hedan I. aber ums Jahr 651 eswar, der denSitzin Würzburg erwählte. Von 651 an gebot ein Herzog unbekannten Namens und seit 687 Gozbert, bekehrt mit christlichem Namen auch Theobald genannt, dessen Nachfolger Hedan II. schon seit 704 erscheint. Al- lein wie alle mächtige Herzoge des teutschen Landes, so hatten auch diese Thüringer Herren das Unglück, der Familie der Pipinischen Reichsyerweser widrig und verdächtig zu seyn. Hedan mit seinem Sohn Thuring folgt gleichwohl gehorsam dem grolsen Aufgebot des Majordomus Karl gegen das Bestreben seines letzten Nebenbuhlers Reinfried und weil sein Tod bestimmt um die Zeit von 719 ange- setzt wird, so starb er wohl nicht vertrieben, wie die Legende sagt, sondern schon 717 in der Schlacht zu Yinchy, wo fast alle Männer von den Fränkischen grofsen Geschlechtern auf dem Platze blieben (ubi fere omnes nobilitas Francica periit, Fredegar). Abwesenheit oder Tod gaben nun der gelokten Klage widerspenstiger Untertha- nen über die Unerträglichkeit einer Herzoglichen Verwaltung Raum, der man mit dem Schimmer behender Gerechtigkeit das vorbereitete Ende gab. Doch liefs man einer Tochter Hedens ihr kindliches Erbtheil auf dem Würzburger Berg, den sie 743 dem Bischof Bur- kart überlieferte. Dafs ein Herzog von Baiern, als ein Schwager Hedens sich damals und aus diesem Grund des Nordgaues und meh- rerer Hedenischen Güter bemächtigt habe , glaubt Gensler in sei- nem obwohl gelehrten Buch, benannt die Welfen, aber uns nicht überzeugend, bewiesen zu haben, gleichwie dessen Satz, dafs nun- mehr dıe Pipinische Familie die Fränkischen Lande als ein ihrer Fa- milie zuständiges Herzogthum betrachtet hätte, gern zu glauben und zu mancher Erklärung zu gebrauchen wäre, wenn nur nicht 4 das 26 das Verschweigen eines so wesentlichen Umstandes in den vielen Briefen der Päbste an die Fränkischen und Thüringischen Grofsen das stärkere Recht dem Zweifler liefs. Glaubwürdiger schon von diesem Zeitpunkt unterdrückter Herzogswürde, als von der Handlung befestigter Gewalt im Jahr 786 *) nannte man den neuen, Austrasiens Reich zugetheilten District Nova Austria Francica, Neustria, Francia orientalis, Ostfranken, Ostland, im Gegensatz des Rheinischen west- lichen Franziens, den Alemannen im Jahr 496 abgenommen; und als man in Folge weiterer Ländertheilungen unter Francia orienta- lis, Franken, Herzogthum Franken, im Gegensatz der Lothringischen Lande das Rheinische und Thüringische oestliche Franken zusam- menbegriff, oder wohl überhaupt unter Ostfranken Deutschland insgemein verstand; so gewöhnte man sich dafs letztere unter dem Namen des kleinen Frankens, Franconia, (1027 zum erstenmal erwähnt, s. Wibelii diplomatar. Hohenl. III. 55) noch besonders kenntlich zu machen. Während diesen Ereignissen war als Pflanzer des Christenthums der heilige Kilian zuerst 686 und nach kurzer Reise gen Rom zum zweytenmal 687 mit günstigem Gehör des Hofes in Würzburg aufgetreten. Als zweyter Apostel der schon einmahl bekehrten Franken, oder vielmehr. um unter bisher schwa- chen Christen und beschuldigten Ketzern das System Römischer Hierarchie zu begründen, erscheint 719 der Reformator Bonifaz, gründet aber das eigentliche Christenthum zuerst im Hessen Land und in Ostfalen. Als die ältesten Klöster in Frankonien erheben sich Heidenheim, Kitzingen und Ohrdruff, und um auch in der geistlichen Eintheilung die Trennung der Fränkischen Lande von dem Thüringischen Reich zu vollenden, wurde für immer ‘der eigene bischöfliche Sprengel von Eichstädt und Würzburg geordnet (741). Jetzt gedenkt auch schon eine Urkunde von 777 des ersten Fränki- schen Weinbaus bey Hamelberg (Eccard. I. 644). Karl M. der allent- *, Nach unterdrückter Empörung des Grafen Hartrad; nach andern geschah die Ein- y verleibung erst 738, nachdem die Sachsen, welche seit 716 sich Thüringen auf- gedrungen, durch die Franken zurückgetrieben waren, 27 allenthalben in Franken gewaltsam verpflanzte Stämme der Sachsen vertheilt (782) die sich noch durch die Namen ihrer Orte verrathen, (Waldsachsen, Sachsen u. s. w.) gieng im Jahr g05 mit glücklichem Zug gegen die Sorben und Böhmen gerade durchs Baireuther Land, wo die Eger der Sammelplatz war. Auch hiervon war in den Ostfrän- kischen Gauen eine zahlreiche Ansiedlung Sorbischer Kolonisten die Folge, welche verstanden aus Wäldern Aecker zu machen (noyalia ex viridi Sylva faciebant; dipl. de 996) durch ihre Herbansfreyheit im Wohlstand, als geduldete Heiden aber heimliche nicht gefahrlose Anhänger der Fränkischen Feinde blieben. Noch wurde der Rednitz- gau und das Volkfeld mit den Oberpfälzischen Steppen als fremdes Land, Slavia, betrachtet. Indem aber die nächsten Gaugrafen zu- gleich die Bestallung und erforderliche Kriegsmacht als Markgra- fen erhielten, und mit dieser immer weiter vorwärts rückten, die Geistlichen aber durch errichtete Kirchen, namentlich zu Erlang, Forchheim, Hallstadt, Bamberg, Oberhaid, Baunach, Schlüfselfeld,Hochstädt, Bruck, Haslach, Geiselwind, Lonnerstadt, Wachenrod, Mühlhausen, die Anstalten der sittlichen Bezähmung erweiterten, so geschah es, dafs allmählig beyde Districte mit einem eigenen ostfränkischen Markgräflichen Be- zirk , unter verähnlichter Fränkischer Verw altungsform, mit ihren eige- nen Grafen den übrigen Ostfränlischen Gauen beygefügt werden konnten, denen insgesammt ein Grofser des Reichs, als Königlicher Hof-Commissär (Missus) in oberster Volimacht für die Angelegenhei- ten des Kriegs und des Friedens vorstand. Als ein solcher Missus er- seheint aus den Zeiten Karls M. ein Graf Hunroch; im Jahr 849 ein Graf Thakulf, wahrscheinlich aus dem Gau Wealdsalsin oder Saal- gau, im Jahr 871 ein Graf Rudold, auch Ratulf, der damals mit dem Bischof Arno von Würzburg gegen die Böhmen zog und 873 Dux derSarbischen Mark (Limitis Sorabici) wurde. Neben der Sor- bischen Mark, die mehr eine militärische Würde blieb, und erst lang- samer zu einer Dotation mit Gütern gelangte, weil das Vorrücken und Erobern jenseits derselben nicht gelang, war aber noch eine 4° eige- 28 r eigene Markgrafschaft des neuen Ostfrankens vorhanden, die aus den Eroberungen und christlichen Anpflanzungen in dem ur- sprünglich nicht unter Ostfranken begriflen gewesenen Volkfeld und Rednitzgau nebst der Oberpfalz bestand. Seit 873 mit Ratulf, oder sofern dieser kein Babenberger gewesen seyn sollte, gleich nach ihm ‚ vereinigten sich Sorbische Mark und Ostfränkische Markgrafschaft in einer und derselben Familie, der mächtigen Grafen von Baben- berg. Ein Sohn aus dieser Familie Poppo, Markgraf der Sorbischen Mark, auch Herzog von Thüringen genannt, und Gaugraf des Grab- felds, wurde in seinen Abkömmlingen der Stammyater der nachheri- gen Grafen von \Veimar, von Orlamunde von Henneberg und der Markgrafen von Meilsen; sein Bruder Heinrich aber, der 386 starb, Gaugraf im Tullifeld, zugleich Inhaber der östlichen Markgrafschaft und Missus Regius, behauptete jetzt in Franken ein Ansehen, wel- ches dem Rang und Namen eines Herzogs gleich kam. Es folgt ihm sein Sohn Adalbert als Markgraf und Missus Regius in Frankonien; da er sich aber aus Hals gegen die Herzoglich Salische Familie von Rhein-Franzien, die gebietend am Hof des Königs Arnulfs, wel- cher aus gleicher Ungunst und Argwohn gegen ihn der weitern Ver- grölserung seines Hauses entgegen arbeitete, sich zum offenen un- glücklichen Krieg mit ihnen und dem Bischof von Würzburg, ihren Bruder, verleiten liefs, in welchem sein jüngster Bruder Heinrich (902) blieb, der zweyte vom Feind gefangene Bruder Adelard (902) enthauptet wurde, er selbst aber 905 ergriffen, in Theres verurtheilt und hingerichtet wurde; so fiel der ganze einem Frankonischen Her- zogthum entgegen gereifte Länderbestand wieder auseinander. Adal- berts Nachkommenschaft selbst fand ihr neues Loos in Oestreich, wo sie im Jahre ı246 erlosch. Die Verwaltung des Nordgaues und des Rednitzgaues gelangte an den Bairischen Markgrafen Luitpold *); die *) Wenn daher in Urkunden der Baiern und orientalischen Franken in Gemeinschaft gedacht wird, so ist es blofs von dem District dieses Nordgaues und Rednitzgaues und nur von der Periode von 905 — 938 zu verstehen. Dafs sie 1002 mit den Baiera gemeinschaftlich zur Kaiserwahl gezogen, war das Zusammenhalten Einer Parthey. 29 die übrigen Güter der sämmtlichen Brüder zog der kaiserl. Fiskus ein, und vertheilte sie, namentlich Prossolzheim und Frickenhausen, aus Adelards Verlassenschaft an den Bischof von Würzburg, das übrige in Volkfeld, Hfigau, Grabfeld, Badanachgau an andere Günstlinge ; ein beträchtlicher Theil der Adelbertischen Güter selbst gelangte aber in der Folge wieder an einen Grafen von Ammertal, welcher nach einigen ein Sohn des (902) enthaupteten Adelards, nach an- dern aus dem Alt - Thüringer Herzogsgeschlecht, auf alle Fälle aber ein mit den Trümmern der Babenberger Güter ausgestatteter Schwie- gersohn des König Konrads I. war. Da nun die vorherrschende Fa- milie in Frankonien gestürzt war, so tritt jetzt eine Reihe von Her- zogen in Franken aus der Salischen Familie ein, welcher Name aber mehr das Herzogthum des Rheinischen Franziens bezeichnete, von dem jetzt Frankonien eine Zeitlang als Dependenz betrachtet wurde, und zwar: i o ı) Konrad, nach Eccards Darstellung ein Enkel des Grafen Wer- ner von Franken, nach Wenck, des Grafen Gebhard vom Nie- derlohngau uud ein Sohn des Grafen Conrad von Hessen, der 905 ın der Fehde des Herzog Adalbert sein Leben verlohr. Die Brüder Conrads waren Eberhard Graf des Niederlohngau, der ebenfalls 902 gegen Adalbert blieb, Gebhard Graf in der Wetterau und im Ober-Rhingau, gestorben gro und die Trieb- feder alles Unfriedens Rudolf Bischof von Würzburg gestorben 908. Der Vater Konrad war eine Zeitlang Herzog von Thürin- gen und erhielt das Rheinische Franzien als ein neues Herzog- thum. Auch das Fränkische Herzogthum des Sohns bezog sich eigentlich auf das Rheinische Franzien, wozu aber seit Adal- ‚berts Sturz (905) auch die oberste Verwaltung von Frankenien gezogen war. Unter seiner Verwaltung erstreckten sich die Ueberfälle der Ungarn bis nach Franken, besonders seit M. Luitpolds Niederlage (907) so dafs nach Friefsens Bericht (910) sogar Würzburg zerstört worden seyn soll. Als er im Jahre 912 30 912 Römischer König ward, überliefs er dieses, das heifst eigentlich das Rheinische Herzogthum Franzien 2) seinem Bruder Eberhard. König Konrad I. starb gıg. Er hatte seine einzige Tochter an einen Grafen Berthold von Ammer- thal vermählt, der auch viele Güter difseits der Rednitz, bei Stadt Höchstädt, vermuthlich Reste des Babenbergischen Erbes hatte. Die Kaiserlich Tochter brachte ihm Schweinfurt und Gel- tersheim zu, daher er, als im Jahr 938 die Ostfränkische Mark, oder die Verwaltung der Gauen Nordgau und Rednitzgau dem Baierischen Herzog Eberhard, Arnulfs Sohn, wieder abgenom- men wurde, von dem erworbenen neuen Sitz den Titel eines Markgrafen zu Schweinfurt annahm. Als Herzog Eberhard im Jahr 939 starb, übertrug Kaiser Otto das Herzogthum seinem Tochtermann 3) Herzog Konrad 1. aus dem Wormser Haus, das einige (Wenck) nicht für gleichbedeutend mit dem Salischen halten, welchem letztern die neuen Regenten des Sächsischen Hauses an sich sehr abgeneigt waren. Er erlangte in der Folge zum Rhei- nischen Franzien auch das Herzogthum Lothringen. Oestlicher Markgraf war bis 954 Adalbert von Ammerthal, Bertholds Sohn, dem sein Sohn Berthold II. als östlicher Markgraf folgte, wäh- rend Leopold die östliehe Markgrafschaft in Baiern erhielt. Konrad II. starb 955 und bhinterliels 4) Herzog Otto, zugleich Herzog von Kärnthen. Als Markgraf von Ostfranken folgt dem Berthold I. (980) Markgraf Heinrich von Schweinfurt, der den Kaiser Heinrich II. (1003) in Kreulsen bela- gerte, von wo er sich fliehend bis Böhmen retten mulste. Otto starb 1004. Von seinen Söhnen folgte ihm der ältere Heinrich im herzogthum Härnthen, in Franken aber 5) Kon- ; 31 5) Konrad II. und seiner Zeit diesem der Sohn 6) Konrad IV. Als 1036 der Salische Stamm der Gaugrafen des Grabfeldes mit Otto IV. verstarb, so gelangte die Gaugerichts- barkeit an Bamberg, der Salzgau an Würzburg, das westliche Grabfeld an Fulda, das nördliche an Henneberg *), der Banz- gau an den Markgrafen Otto von Schweinfurt, seinen Schwe- stersohn (Markgraf Heinrich war seit 1017 todt) Hildburghau- sen an den Markgrafen von Schweinfurt und den Pfalzgrafen von Stahleck oder Grafen von Hochstädt gemeinschaftlich, Ko- burg und Rodach an den Pfalzgrafen allein. ‚Herzog Konrad starb ı039 als der letzte des Wormser Hauses und der letzte dieser Rheinisch Franzischen nicht Frankonischen Her- zoge. Kaiser Heinrich III. aus derselben Familie älterer Linie nahm das Erbe an sich, liefs aber das Herzogthum eingehen, und durch Kammerboten verwalten **). Die verwittibte Kaise= rin Gisela (gestorben 1039 ) hatte zu Herzogenaurach ihren Wittwensitz. Im Jahr ı048 gelangte der Markgraf Otto von Schweinfurt als Enkel des Herzog Hermann II, zum Herzogthum Schwaben, ohne sich jedoch, wie es scheint, jemals darin auf- zuhalten. Er hatte sich aufserdem vermählt mit der Wittwe des Herzogs Hermanns IV., welche die Markgrafschaft Susa besals. Er . starb 1057 als der letzte Margräflich Schweinfurischer Linie. Die Nachkommen seiner Oheime im Rednitzgau konnten auf die blofs weibliche Schweinfurter Erwerbungen keinen Anspruch machen; von seinen Töchtern widmet Bertha, oder Alberade, einen Theil — ®) Eine eigene Meynung Genslers ist, dafs 945 den Gaugrafen von Tullifeld da- mals noch nicht die Henneberge, sondern erst diese Gaugrafen als Grabfelder gefolgt. ®*) Nondum adhue illo tempore Suevia in Ducatum erat redacta, sed fisco regio peculiariter parebat, sicut hodie et Francia. Monachus $. Galli apud Gol- dast I. 40, 32 Theil ihrer Güter den gestifteten,Klöstern zu Banz und Heidings- feld und verkauft Zeuln, Altenkunstatt und Burg Kunstatt an Bam- berg, Judith vermählte sich an einen Grafen von Pottenstein, Gi- sela an einen Grafen von Querfurt, Beatrix aber an einen Grafen von Vohburg, nach andern von Ammerthal, der mit ihr Schwein- furt zu seinen Antheil bekommen und damit eine abermalige Herzogs Linie, genannt Schweinfurter Linie, stiftete, durch deren Enkeltochter Sophie endlich das Haus Andechs späterhin zu seinen grolsen Besitzungen in Franken gelangte, wie bey der Ge- schichte des Meranischen und Vohburger Geschlechts ausführlicher erläutert werden soll. Ums Jahr 1096 ernannte Kaiser Hein- rich IV. seinen Tochtermann 7) Friedrich von Hohenstaufen zum Herzog von Schwaben und Franken, und geichwie dieses Neuschwäbische Herzogthum von dem alten Alemannischen ganz verschieden war; so hatte auch dieses Fränkische keinen Bezug auf die Rheinisch Franzi- schen Lande, die der: Kaiserliche Fiskus innen behielt, sondern nur neben der äulsern Würde auf einzelne Besitzungen im Würzburgischen, am Nekar und Kocher, und im Bezirk des nachherigen Fränkischen Kreises, deren Umfang unter der spe- ziellen Geschichte der Hohenstaufischen Erwerbungen ausführ- licher sich darstellen wird. Als Friedrich 1103 starb, wurde dem einen Bruder, Friedrich, das Herzogthum Schwaben, dem andern 8) Konrad (V.) das Herzogthum Franken zu Theil; seine eigen- thümlichen Besitzungen im Hochergau vermehrte er durch die Verlassenschaft des mütterlichen Oheims, Kaiser Heinrichs V. (1125), worunter auch vieles sich befunden haben mag, was früher der Würzburger Kirche gewidmet, aber nach dem Lauf damaliger Zeiten wieder in weltliche Hände gekommen, und vom 33 vom Kaiser Heinrich dem beungnadigten Bischof gefliefsentlich wieder entzogen war. Die gerichtliche Gewalt über ihre Besitzun- gen wurde ı120 der Kirche wieder zugestanden. \WVenigstens ist von Seiten der Fränkischen Fürsten die sogenannte Verlei- hung der Herzogengewalt an Würzburg, zu der Zeit, wo ein Fränkischer weltlicher Herzog von Franken bestand, beschrän- j kend nur auf dieses gedeutet worden. Als Erbe Heinrichs V. behauptete er gegen den neuen Kaiser Lothar auch die Stadt Nürnberg und ihre Gegend; und wird 1138 selber Kaiser, ohne vor der Hand für das Herzogthum Franken einen andern VWVür- deträger aufzustellen; er starb 1152 nachdem ein nicht hofnungs- loser älterer Sohn Heinrich vorausgegangen, mit Hinterlassung eines noch unmündigen Kindes, Infant (Infans) oder Prinz Friedrieh von Rotenburg genannt. Bey reilern Jahren übergab Kaiser Friedrich, Konrads Bruder, dem Neffen ERARBEITETE z 9) Friedrich (I.) von Rotenburg im Jahr 1157, nicht nur das Herzogthum Schwaben, sondern auch die mit Herzoglicher Würde gezierten Güter in Franken , welches die Geschicht- schreiber als totam Alemanniam bezeichneten. Im Jahr 1167 sterbend beschlols er den Rotenburger Hohenstauffischen Zweig und der Kaiser theilte nun seinem dritten Sohn u rr— > 10) Konrad (VI.) die Fränkische Herzogliche Würde, mit den er- ledigten grolsen Rotenburgischen Fränkischen Gütern (Eger, Würzhurg, Rotenburg, den Distrikten in der Oberpfalz und dem nachherigen Fürstenthum Baireuth) zu; daher eine Würzburgi- sche Urkunde von 1168, nach welcher ein Herzogthum Fran- ken an Würzburg verliehen worden wäre, sofern sie mehr als die Gerichtlichen Gerechtsame auf den Bischöflichen Gütern bezeich- nen sollte, von jeher schon Zweifel erregt. Im Jahr 1191 erhielt er von seinem Bruder Heinrich VI. auch noch das Her- zogthum Schwaben dazu. Als solcher starb er 1197 in einer 5 Fehde =, “ TE 3+ Fehde gegen Zähringen. Von nun an findet man gar keinen be- sondern Herzog von Franken mehr; die Rotenburger Güter in Franken wurden aber ein Erbe der Schwäbischen Hohenstauffen, welche sie zu Behauptung ihres Deutschen und Italienischen Throns mit vieler Verschleuderung verwendeten. Das Schick- sal der nach Konradins unglücklichem Ende übrig gebliebenen Stücke weilst die Unionsgeschichte der Hohenstaulschen Be- sitzungen nach. BEP T EM. (Lori) Chronologischer Auszug der Geschichte von Baiern. I. Theil. Alte "Geschichte, vom Ursprung der Nation bis 1179. Münche: 1782, 8. (ein ater Theil ist nicht erschienen). Vincenz von Pallhaufsen Abhandlung über die Frage: wann und wie lange wurde Baiern in öffentlichen Schriften Noricum genannt ete. Mit einer Charte in den Abh. der Akad. der Wiss. 1807. S. 437. desselben Garibald ete. oder die Urgeschichte der Baiern. München ıBıı. 8. Mannerts älteste Geschichte Bojoariens. Nürnberg 1807. 8. Felsmaier’s Geschichte von Baiern. ‚Landshut ı8oo, 8. D.. älteste Bojoarische Geschichte ist eine Fabel, über welche ‘ein Kampf von dreyerley Meynungen besteht. Die erste, wozu die Aeltern Aventin, Brunner, Adlzreiter, aus den neuern Lori, und aus den allerneuesten, mit möglichsten Gründen für die Rettung bisheri- gen gewöhnlichsten Glaubens, von Pallhaufsen gehört, nehmen das, was Livius aus Hörensagen (accepimus Libr. V. c. 33) von den .y * 35 den Wanderungen eines Gallischen Volkes der Bojer erzählt, buch- stäblich als gewifs und zugleich Bojer mit Baier unzweifelhaft als gleichbedeutend an. Nach dieser wanderte im Jahr 591 vor Christi Geburt ein Heer der Bojer unter dem Belloves nach Italien an den Po, wo sie Lodi, Pavia, Placentia, Parma, Bonnonia erbauen, im Jahr ı86 vor Christi Geburt Rom erobern, sodann zu den Tauris- kern an das südliche Ufer der Donau (zufolge anderer (Kalles, Lori) nach Mösien) zogen und sich vom Rabfeld an bis zum Inn ausbrei- teten. Gleichzeitig mit dem Belloves sey ein anderes Heer unter Sigores durch den Hercyner Wald nach Böhmen gekommen und dort 311 Jahre lang geblieben. Von da aus aber sey 280. Jahr vor Christi Geburt der erste Schwarm nach Asien, 58. Jahr vor Christi Geburt der zweyte Schwarm 32000 Mann stark über die Norische ‘Grenze und mit Cäsars Bewilligung nach Gallien zurückgegangen, 40 Jahr später aber der ganze übrige Hauptstamm von den Marko- mannen vertrieben, aus Böhmen ins Noricum (nach Cluver zu den Narifzen, nach Welser in Vindelicien) gezogen. Unter dem Namen Noriker seyen sie alsdann den Römern unterthan verblieben, hät- . ten sich in das entvölkerte Vindelicien und Rhätien ausgebreitet, seyen nach hurzem Uebergang unter die Herulische Herrschaft von 493 an den Ostgothen unterworfen gewesen, hätten sich aber 552 als ein selbstständig gewordenes Volk der Bojoarier einen eigenen Agilolfingischen König gewählt. Die zweyte, ganz entgegenstehende Meynung, Mannerts, früher aber auch schon Leibnitz, Spener’s, Coccei, Herts, ist: die Bojer seyen kein eingewandertes Gallisches Volk, sondern Urbe- wohner Keltischen Stamms gewesen, die vom Rhein an längs der Donau bis ins südöstliche Ungarn, und im südlichen Oestreich “weit in die Alpen gereicht. Keltische Haufen, Tectosager, Volcer, die sich in Böhmen festgesetzt, seyen weiter bis Asien gezogen, an- dere hätten sich am Mayn, zu Deyona, Segodunum, Lokoritum “(lauter keltische Namen) in der Gegend von Schweinfurt, niederge- ; 5% las- 36 lassen. Vom Mayn längs dem Rhein gegen Süden hätten sich die Keltischen Helveter verbreitet. Längs den Ebenen der Donau salsen die Bojer, die Taurisker (Tauern in Steyermark) die Skordisker in Slavonien bey Belgrad. Nach einiger Zeit verschwindet aber dieser keltisch-boische Völkerstamm gänzlich aus der Geschichte, denn ein Theil derselben mufs wider Willen die wandernden Schaaren der Teutonen und Cimbern einlassen, ernähren, sich aus Noth mit ihnen anschliefsen und mitziehen, wo sie ihren Untergang fanden. Die Keltischen Helvetier werden von teutschen Stämmen in die Schweiz zurückgedrängt, die Bojer in den östlichen Grenzen von Ungarn durch die Geten und Daker aus ihren Sitzen vertrieben, die nun Wüste wurden (Deserta Bojorum). Ein Theil derselben zieht sich zu den. Tauriskern, dann zu den Helvetern und endlich mit Cäsars Erlaub- nifs nach Gallien, ein anderer Theil nach Böhmen zurück, wo aber nachher Marabod mit seinem Suerisch Markomannischen Volk einrückt, unter welches sie sich verlohren haben mögen. Durch die Revolu- . tion des Hunnenreichs in Bewegung gesetzt, erscheinen jetzt statt Markomannen und Quaden an den Ufern der Donau Rugier, Turci- linger, Scyren; gedrängt von Longobarden und Herulern setzen sie über, verlassen sogar das nördliche Ufer und verbreiten sieh in dem damals von Alemannen und Thüringern höchlich verwüsteten Oester- reich. ' Die Regierung des neuen Rugischen Königs sucht das Land zu schonen und zu kultiviren; aber Odoacer, selbst ein Rugischer oder vielmehr Turcilingischer Fürst, vertilgt als König von Italien den ncuen Rugischen Thron und Regentenstamm, und damit füllte sich das Land nun auch mit gebietenden Herulern, aus den Bergstädten Oberhungarns herstammend, von den Longobarden geschlagen und gesprengt und sich nun im Norikum Sitze suchend. Auf diesem Boden, behauptet von den Ueberresten der Rugier, Turcilinger, Scy- ren, vermischt mit Herulern, findet Jornander zu allererst die Bo- joarier; von Bojen ist keine Spur bey Tacitus, nicht in der Ge- schichte der teutschen Völkerwanderung, nicht beym Lebensbeschrei- ber des heil. Severin, der keine andern östlichen Nachbarn der Ale- man- ae Dank Dee Feen hi) w A id } a Hi 37 mannen als die Rugier kennt, welche Jornandes Bojoarier nennt und von ihnen dafselbe erzählt, was vorher schon im Allgemei- nen von den Rugiern und Scyren gemeldet worden. Von einer Boi- schen Sprache sey eben so wenig die mindeste Andeutung vorhan- den *). Wohl mögen sich unter ihnen auch noch Quaden und Ale- mannen erhalten haben. Ihr Urland war die Ostsee (Semnonen) von woher sie als jüngere Verwandte der Markomannen kamen. Ihre fünf edeln Familien waren vermuthlich Häupter der einzelnen Stämme. Jornandes nennt als Stammhäupter der Scyren einen Ethico und Welf. Aus Oestreich verbreiteten sich die Bojoarier über Baiern und das nördliche Tyrol, woran sie die seit 496 gede- müthigten Alemannen nicht hindern Konnten. Sie lebten ein Jahr- hundert lang völlig frey, unter eigenen Königen, nicht den Ost- gothen unterworfen, denn der ostgothische Dux der beyden Rihätien hatte blofs die südliche Alpengegend, und nicht einmal das Engadin (die Breonen) unter sich; ja sie breiteten sich mit Zu- rückdrängung der Franken sogar bis nach Botzen aus. Nach einer dritten, Fefsmaiers Meynung aber, ist die ganze vorkarolingische Periode eine unhistorische Zeit, über welche man lieber hinwegeilen solle. — Es werden jedoch mit dem Glauben an unerwiesene und unfruchtbare Legenden oder Systeme nicht auch die edeln Hörner weggeworfen werden dürfen, die sich in den geretteten ächten Quellen aufbehalten haben, durch eine reine Kritik gesichtet und durch treue historische Kunst in ein Ganzes, hergestellt werden können. Als dreyfache Provinz war das Land, von dem sich jetzo han- delt, schon den Römern bekannt: a) als . *) Aus einer alten Pafsauer Chronik führt jedoch von Pallhausen folgende Stelle an: Bogovarici relicto proprio idiomate (vielleicht celtico?) teutenicum a Teutonieis accomodaverunt idioma. Hingegen Paul Warnefrid L. I. cap. ult, nennt Baiern und Sachsen homines ejusdem Linguae und sagt c. 29. die Baiern hätten mit den Longebarden ohne Dollmetscher gesprochen, 38 a) als Norikum, i - Grenzen: westlich der Inn, mit welchem Ptolomäus die Sal- zach verwechselt, östlich der Mons Oetius, oder Kahlenberg in Nie- deröstreich, südlich das Caryanka Gebürg, Kraingebürge hinter Lai- bach, oder der Karst und Birnbaumer Wald zwischen Istrien und der Sau und von Emona an die Sau selber. Aufser Oestreich, Krain, Härnthen, Steyermark war von den jetzt Bairischen Landen unter Noricum alles dasjenige begriffen, was unter Salzburgischem und Palsauischem Sprengel und unter dem Bifsthum Regens- burg dielseits der Donau stand (das linke Donau-Ufer war die Ostfränkische Mar*grafschaft). Also das ganze Fürstenthum Salz- burg, Bertholdsgaden, das Pusterthal, Zillerthal, Rattenberg, Kitz- bühl, Kufstein, der Chiemgau, Kling, Altenmark, Burghausen, Oet- ting, Mühldorf, Braunau, Schärding, mit allen am rechten Inn - Ufer gelegenen östlichen Gebieten, Pafsau, Deggendorf, Vilshofen, Oster- hofen, Landau, Dingolfing, Straubing, Regensburg, Abensberg, Neu- stadt, Vohburg, Gaisenfeld, Mainburg, Rotenburg, Kirchberg eic. Im Jahr 15 vor Christi Geburt wird dieses Noricum eine Römische Provinz. Der Sitz des Präses ist Lorch, wo im Jahr 8 vor Christi Geburt eine Römische Kolonie errichtet und die Donau mit Festun- gen besetzt wird. Ums Jahr ı19 nach Christi Geburt wird eine Römische Kolonie zu Juvavia gegründet, 178 zu Orilabis (Weis). Livinius Valerianus, Präses in Norikum und in Rbhätien wird (253) zum Kaiser ausgerufen. Die Alemannen verheeren von 261 bis 270 ganz Rhätien und Norikum. 292 wird Norikum dem König Gale- rius zugetheilt, und in ein Ripense und Mediterraneum abgesondert, welches sich jedoch nur auf die militärische Verfassung bezog. No- ricum ripense in militärischer Hinsicht stand unter dem Dux von Pannonia I, das Mediterraneum hatte gar kein Militär - Gouverne- ment. Im.Jahr 314 erhielt Norikum mit Rhätien wieder Einen Herrn an Konstantin dem Grolsen,, der seit 330 seinen Sitz zu Konstanti- nopel nahm. Rhaetien wird unter die Diöces Italien, Noricum zu illy- - er Done ne m EC ERREDE n Fa Pen De len oe 39 Illyrien geschlagen. 336 belkommt Konstans Italien und Illyrien, Residenz seit 340 Mayland. Nach ihm sind zu bemerken die Re- genten Julian (361) Valentinian I. (364). Gratian (375) der lilyrien (379) in das östliche und westliche theilt, welches letztere Pan- nonien, Norikum, Dalmatien begrief. Gemeinschaftliche Haupt- stadt Sirmium. Im Jahr 395 wird Theodos Reich getheilt, statt Mayland Ravenna die Residenz. (451) Zug des Attila, aber jenseits der Donau. (454) kommt der heilige Severin in Norikum an, des- sen Lebensbeschreibung noch jetzt eine der wichtigsten historischen Quellen Norischer Geschichte ist. (474) verwüstet Odoacer Juva- vien, wird 476 König von Italien. Die Alemannen und Thüringer streifen bis Palsau und treiben die Römer über Lorch zurück. Auf der andern Seite bemächtigen sich Heruler des Lands und sfürzen den Rugischen neu errichteten Thron. Odoacer räumt das Land (488) gänzlich von den Hömern in welchem das Volk der Bojearier er- scheint: db) Rhätien und c) Vindelicien grenzten beyde westlich an der Donau Quelle, und den Lauf des Rheins von seiner Entstehung an bis zum Austritt aus dem Bo- densee; nördlich an die Donau, östlich an den Inn, südlich an die höchsten Rücken der mitten durch Tyrol laufenden Berge, an Gotthardsberg, Pfin. Der Lech theilte Rhätien in Primam und Secundam, oder Vindelicien. Rhaetia prima, oder Rhätien im eigentlichen Sinn war der nachherige Bezirk der Bisehöflichen Spren- . gel von Chur und Brixen. Aus dem übrigen Distriet, den Rönern, soweit sie ihn kannten, Vindelizien genannt, bildeten sich in der Folge Alemannen (Konstanzer Sprengel) und Schwaben (Augsburger Sprengel) von welchen unter der Aufschrift Alemannien im Anfang schon gehandelt worden. Gegenstand der jetzigen historischen Er- wägung ist also nur noch das Vindelizien ‚nachherigen Neuburger und Freysinger Sprengels. Der Sitz des Rhätischen Präses war Chur, \ 40 BIETER ER Chur, des Vindelizischen Augsburg, und eines General-Einnehmers im Bergschlofs Terioli (Tyrol). Im Jahr 14 vor Christi Geburt also ein Jahr später als Norikum, wird auch Rhätien und Vindelizien eine Römische Provinz, Augusta Vindelicorum eine Colonie. Im Jahr 119 nach Christi Geburt erhält Vindelizien den Namen Rhaetia secunda und gemeinschaftlich mit Rhaetia prima einen Dux oder Militär-Gou- verneur. Hadrian läfst an den Vindelizischen Grenzen ein Vallum erbauen. Der Markomannische Krieg (Jahr 168) bedroht die bishe- rige Donaugrenze, noch mehr der Einfall der Alemannen, die 271 Augsburg jedoch vergeblich belagern. Kaiser Probus ergänzt und er- weitert die frühern Hadrianischen Befestigungen (276). In der Thei- lung von 292 fällt Rhätien dem Kaiser Chlorus zu und 312 Konstan- tin dem Grolsen, der es zur Diöces Italien schlägt. Es steht in der Folge mit Norikum unter denselben Italienischen Regenten. Nach dem s; Untergang des Römischen Reichs in Italien überliefs Odoacer das Land mit Abführung der angesessenen Vertheidiger ganz seinem Schicksal, wodurch es einer Steppe ähnlich, und Rhätien und Vin- delizien (Augsburger und Konstanzer Sprengels) den Alemannen, das übrige Vindelizien den Bojoariern zu Theil wurde. Als Denkmäler ihres ehemaligen Besitzes und Verkehrs ha- ben die Römer die Spuren ihrer vielfachen Stralsen hinterlassen und zwar f ı. Salzburger Stralsen. a) Hauptverbindungsstrafse von Salzburg nach Kempten von Juvavum nach Artobriga, südlich von Traunstein bey Siegsdorf, oder nach y. Stichaner bey Deissendorf, nach Bedajum, an der Südwest- spitze des Chiemsee bey Bernau (oder nach v. Stichaner an der nördlichen Seite) zu Seon bey Bidenhart, nach Enum, Pons Oeni . (Fabianae im V. Jahrhundert) dafs ist Happing am Inn, südlich unter Rosenheim und der Mündung der Mangfall, wo eine Römische Gaval- leriebesatzung lag, oder nach y. Stichaner zu Ponten bey Rosenheim, i nach 4: nach Isuniska bey Helfendorf, Bratananium an der rechten Isarseite ‘ bey Gerezried, Urusa, (Südwestseite des 'Würmsee) Abudiacum, Abuzacum, (Beifsenberg) Esco, (Oberndorf an der Geltnach, oder Schongau?), Kempten. b) Stralse von Salzburg nach Augsburg; gieng früher von Salzburg über Kempten; wurde aber unter Severus oder Caracalla von Happing aus mit Anlegung eines Brückenkopfes beym Iserüber- gang zu Grünewald nach Ambre (Gaising) ünd sodann im gewöhnli- chen geraden Weg nach Augsburg fortgeführt. c) Stralse von Salaburg nach Wien. Juvavum. Tarnantum. (Neumarkt) Laciacum, (Völklmarkt, nach v. Pallhausen Frankenmarkt) Tergolapis bey Buchheim (nach v. Pallhau- sen Fergolapis Vöckelbruck) Ovilabis, Wels oder Lambach, ein wich- tiger Ort, bis Lorch höher gestiegen. Elegium (v. Pallhausen Oehling) oder Klein Erlach. Pons Isen, (Ensbruck nach v. Pallhausen Ips) Lau- riacum, Lorch, Station der dritten Legion, und einer Donauflotte, Sitz ei- ncs Bischofs, von den Ungarn zerstört. d) Stralse von Salzburg nach Passau. Von Juvavum nach Oyilabis und dann über Joviacum, Stannacum zum Inn, nach Passau. e) Strafse von Salaburg nach Kärnthen über Cucullum, Ku- cheln, Vocasis, Hüttau, Ani, Altenmarkt, in Alpe, auf die Tauern, in Imurio, Muhrbrücke bey St. Michel. & Nach Tirol gieng man von Salzburg auf der Kempter Stralse bis Happing, und dann riach Kufstein, Rattenberg u. s. w. 2. Regensburger Stralsen; a) von Regensburg nach Passau. Reginum, Regensburg, Sitz eines Präfeeten der III. Legion und einer 6 Reuter 4 Ze Reuter Ala II. Valeria, nach Augustana Castra, Azelburg bey Strau- bing, auch Serviodurum genannt, Garnison der Rhätischen Cayallerie, nach Quintana Castra, vom‘Flufs Quintana,' Osterhofen , Garni-. son einer Ala Equitum der Rhätischen Cavallerie, nach Pontes Rensibus, Mannert zufolge Plättling über der Iser, welches aber von Osterhofen “wieder rückwärts gieng; also wohl eher Pleinting, wel- ches mit der angegebenen Entfernung der XVII. Milliarien gehau zutrifft; nach Castra Batava, Passau, auf der Höhe des gegenüber liegen- “ den linken Inn Ufers; Garnison ‘der neunten Batavischen Cohorte, die unter dem Dux Rhaetiae stand, nach Böjödurum, Innstadt, Stand- quartier eines Cohorten Tribuns, der zum Militär-Gouvernement des Ripensischen Norikums ‚gehörte... En y N b) Stralse von Re Re nach ‚Augsburg (s. v. Pallhausen Preisschrift über das Norikum S$. 567). s s Reginum. Abusina, Abensberg, Celeusum, "Seligenstadt bey Neustadt. Germanicum, Vohbürg, Wetoniana, Winten an der Ilm, Buriciana, Reicherzhofen an der Ilm. "Teiniacum, Jetzendorf, Mediana, Dannern, Losodica, Zeidelbach, Septemiacum, Sittenbach, Opia, Ombach. Augusta. & Mannert dem man in Angabe dieser Römerstrafse sonst hauptsächlich folgt, hat diese Strafse theils ganz übersehen, theils mit der Ulmer: verwechselt. c) Strafse von Regensburg nach Ulm. Von Reginum bis Germanicum, wieoben. Burkheim. Clarenna, Rhain. Lamiacum Lechsgemünd. Medianae, Zusammündung bey Donauwörth, nach Höchstadt, Lauing, zurMündung der Mindel, Aqui- leja, bey Ulm. 3. Tiroler Strafsen. - —- 43 a) von Trident nach Augsburg, erst vom Haiser Severus re- gelmäfsig angelegt, da man vorher der alten Strafse von Chur über Bregenz folgen mufste. Tridentum, nachher ein Longobardisches Grenz-Gouyernement gegen Bojoarien, Pons Drusi, Cardaun bey Botzen, Sublavio, Scben (nach v. Pallhausen I.ayen), Vipetenum, Wipp- thal, Gegend von Sterzing, Matrejum, Matrey. Veldidena, Wilten. Scarbia, Scharnitz, Parthanum, Partenkirchen, Garnison der ersten Rhätischen Cohorte, Herculea genannt, Coveliace, Kofelberg bey Ettal (von Pallhausen) Abuzacum, Beifsenberg, ad Novas, nach v. Pallhau- sen bey Landsberg, am Uebergang des Lechs, Augusta. b) Strafse von Tirol nach Baiern. Früher stand nur die von Chur nach Bregenz und Kempten offen. Von Wilten nach Partenkirchen, wie oben.. Murnau, Weilheim, ad Pontes Tessenios, nach von Pallhausen - Oberdiesen am Lech, frägt sich aber, ob nicht eher Diesen, oder Ge- . gend am Ammersee. Ambre, Geilsing, und damit auf der ordentli- chen Stralse von Salzburg nach Augsburg. c) Stralse von. Tirol nach Passau. Wilten. Insbruck. Masciacum, Schwatz, vielleicht auch Matzen bey Rattenberg, Albiacum, WVörgel, über die Salzburger Stralse bey Happing hinüber, nach Turun, bey Neu-Oetting, Passau. Als bey dem Vordringen der Alemannen die Römer von der obern Donau ganz zurückwichen, behaupteten sie nur noch die Com- munication auf der Stralse von Augsburg nach Bregenz , und setzten sich durch die Stralse von Augsburg nach Regensburg in Verbindung mit der untern Donau. Sie legten aber an der Mündung der Abenst noch ein besonders Vallatum an, wohin man später die Präfectura der III. Legion aus Regensburg versetzte, und ein Summonto- rium, Hohenwart, bey Haberghausen, unweit Schrobenhausen 65 Aulser- 4 Aufserdem zog sich aber noch ein Vallum von Pföring an der linken Donau Seite über Kösching, Hepperg, Nafsenfels nach Pfaldorf, Tit- ting, Raitenbuch, Wilzburg, Pleinfeld, durch Gunzenhaufsen, nach Klein Lellenfeld, Dambach, Königshofen, Ehingen, den Hesselberg hinauf, nach Wittelshofen, Michelbach, Ammelbruch, Dünkelsbühl, Deufstetten, Rechenberg, Sontheim, Schwäbischhall, Heilbronn, von wo es gegen Amorbach und Aschaffenburg mit einem andern Vallatum am Rhein in Verbindung kommt. Von Nafsenfels aus gieng noch ein Seitenwall (oder Strafse?) auf Lechsgemünd zu, und einen ähnlichen Seitenwall von Auflirch im Oettingischen nach Pfalheim im Ellwangi- “ schen glaubte auch ehemals der Oettingische Geschichtsammler Mi- chel gefunden zu haben; weil aber das Gemäuer allenthalben zwölf Schuh breit, das Vallum meist nur sechse war, so mag dieses wohl eher eine eigentliche Communications-Stralse gewesen seyn, um von dem Vallum bey Pfalheim nach Lechsgemünd und von da wieder nach Pföring, Regensburg, am schnellsten und sichersten kommen zu köunen, Nähere Nachricht von diesem Vallum und selbst eine Charte gibt: Hanselmann Beweis, wie weit der Römer Macht vorgedrungen, U. Theil Kap. ı. 2. Döderlein von der Pfahlhecke oder Teufelsmauer. Eccard Commentariü de rebus Franciae orientalis Lib. I. Aventin vermuthet, sie sey vom Aurelius Probus, Eccard aber, schon zwischen dem Jahr 117—138 vom Hadrian als Vallum, vom Probus aber als förmliche Mauer hergestellt worden. Hanselmann gibt ihr noch eine frübere Entstehung, als unter Hadrian, und zwar bald nach Abzug der Markomannen. Mannert unterscheidet: a) die Römerschanze, oder Teufelsmauer, von Pföring bis Dünkelsbühl ; deren Römischer Ursprung sey noch sehr zweifelhaft; viel- - 3 43 vielleicht wäre sie nur eine Landwehre aus der Karolinger Zeit ge- gen die streifenden Thüringer und Sachsen. b) Den Römer Wall in Franken, von Hohenlohe bis in die Graf- schaft Erbach; angefangen im Jahr 257 unter dem Posthumus, Dux transrhenani limitis et Praeses Galliae, in sieben Jahren vollendet, und vom Kaiser Probus wieder hergestellt. c) Den Pohlgraben, der Mainz gegenüber anfängt, unfern Wiss baden und längs dem Gebürg, die Höhe genannt, nach Friedberg, . Grüningen fortläuft. Dieser sey schon im ersten Jahrhundert errichtet wor- den, sein Busen habe die neu angebauten decumatischen Felder um- schlossen, und hier sey das Vallum Hadriani und die von Trajan neu _ errichtete Festung zu suchen. Rettenbacher zu Pappenheim in seiren den litterarischen Blättern eingerückten vorläufigen Anzeigen hält die Teufelsmauer für das Vallum Hadriani, die aber nicht erst in Pföring anfange; Vallum und Via seyen verschieden; es könnten oft beyde nebeneinander laufen. Innerhalb diesem Vallum Hadriani gebe es noch ein älteres und mehrere Viae publicac et militares. Die seit 1800 versprochene Charte und nähere Ausführung ist aber seitdem nicht erfolgt. Sonst ist noch anzuführen : Sammlung Römischer Denkmäler in Baiern. München 1808. 4. 1. und 2. Heft (vom v. Stichaner). Das nach gebrochener Römischer Macht selbstständige Bojoa- rien hatte Regenten, Anfangs Könige, genannt, aus einem eigenen Geschlecht der Agilolfinger *). Nächst diesen nennen die ältesten Gesetze als die höchsten Geschlechter, die Huosier; ihre Güter lagen an der Amper, Glon, am Kochel und Staffelsee, im Huosi, oder Hausen Gau, vermuthlich das nachherige Geschlecht der An- dechse *) Ein Agilo, von dem v. Pallhausen diefs Geschlecht herleiten möchte, kommt vor bey Ammian Marcellin L.XX.XXI, 46 dechse, das Geschlecht der Fagena, welches noch im Jahr 750 blühte, ihr Sitz war zu Yazen an der Mangfalt. Als letzter aus einem Geschlecht Vagin kommt im Jahr 1255 vor ein Heinricus de Vagin mit Besitzungen um Partenkirchen (Meichelbeck hist. Frising. Tom. II. instr. num. 28). Der Lage nach könnten dieses wohl die nachherigen Grafen von Falkenstein gewesen seyn — das Geschlecht der Drozza, vom Crollius nach Trosberg in Chiemgau, von Einzinger nach Trols- berg in Tirol, versetzt. Ein Pot von Drofs zu Krems in Oesterreich kommt vor Mon. Boı. XI. 261. Man könnte vielleicht auf die Lamba- che, als eines der ältesten und mächtigsten Geschlechter Bojoariens rathen — das Geschlecht Hahilinga, Hailing, Haindling bey Geisel- höring, also vielleicht das ausgestorbene Geschlecht der Grafen von Kirchberg? Haindling, das alte in Urkunden vorkommende Hloster Berg, Haindlingsberg, soll ehedessen in Urkunden wirklich Hahilinga geheifsen haben, (Nagel Orig. Dom. Boic. p. 65). Endlich das Ge- schlecht Aniona, wie man glaubt, von Eining bey Weltenburg, der Lage nach also Abensberge? In einer noch immer nicht durchaus zu verbürgenden Zeitfolge gehen nun folgende Namen Agilolfischer Regenten vorüber: ı) GaribaldI. von 554— 595, der letzte König der Baiern (wiewohl ihn auch Regino und Gregorius Turonensis nur Dux nennen) aber der erste, den wir kennen. 2) Tassilo I. sein Sohn, Enkel oder Neffe, von 595 — 609, steht be- reits in einer bundesmälsigen Abhängigkeit von den Franken; treibt die von Süden über Kärnthen, Krain und Steyermark ein- brechenden Slaven zurück. Nachbarschaft der Avaren im Osten. 3) Garibald II. Tassilos Sohn, von 609—640. Fortwährende Kämpfe mit den Slaven im Pusterthal, Friaul etc. (610). Reich des Samo (623). Ausbreitung der Slavischen Herrschaft von Cilley, u a Ar Cilley, dem Hauptsitz ihres Regiments, über die Drau und die Mur,. das ist Gründung .der Provinz Rärnthen. Eustasius und Agilus, erste christliche Missionarien (617) und geglaubte Stifter von Weltenburg. Leges Bajuvarıorum, aus den Alemannischen zwischen den Jahren 630— 638 redigirt von cinem Chädoin- dus, der Referendarius des Königs Dagobert war und in ‚Frede- gar beym Jahr 635. und 636 vorkommt, einem Agilulf, Bischof von Valence (Fredegar cap. 79 und $0). Der in der Gesetzkom- | ° missiöh als ihr Präsident zuerst genannte Claudius war Subroga- tus Major Domus Theuderici, genere Romanus, homo prudens, 1: - jueundus in fabulis, strenuus in eunctis, patientiae deditus, pleni- - tudine consilii abundans, literarum studiis eruditus, fide plenus, N amieitiam cum cunctis sectans (Fredegar ad a. 606.); wenn Magno so viel als Macco, Maccone heilsen darf, so kommt bey Gregorius Turonensis auch ein solcher Comes Macco vor, — (von Pallhau- sen Garibald), 4) Theodol. Garibalds II. Sohn von 640— 680. Ankunft des heil. Emerans a. 649, dessen und RupertsLegende, PaulDiaconus, und Arnons Indiculus, die einzigen historischen Quellen werden. Re- gensburg tritt wieder aus seinem Dunkel hervor als CGivitas. Die Ens bildet die Grenze gegen die Ayaren. Die im Innern zu sehr beschäftigten Major Domus lassen den entfernten Herzogen ziem- lich freye Hände. Er 5) Theodo I. ein Vetter Theodos I. von 680— 702, Eine ganz quellenlose historische Zeit,nachdem der Longobardische Geschicht- schreiber schliefst. Ankunft des heil. Ruperts zu Regensburg a. 696. 6) Mitregentschaft und Theilung der Söhne des Theodo a. 702 (über- haupt noch sehr dunkel und zweifelhaft, da Bischof Arno von Salzburg nichts davon meldet) und zwar wie man will Theodo EEE TE NEUERE 48 Theodo I. der Vater, behält Ostbaiern bis an die Slavischen und Avarischen Grenzen, Residenz Regensburg, gestorben 717. Theodebert, sein Sohn, erhält die Gegend in Montanis, Residenz Botzen. F Grimoald, im Sundergau,, Residenz Freysing. Theobald, in einem übrigen Theil von Ostbaiern, Residenz Passau, soll auch angeblich ein Stück vom Nordgau erobert haben, gestorben 712. Ihm folgt sein Bruder Theodebert und über» läfst die Montana dem Grimoald. Dem alten Theodo I. folgte 717 Theodebert. Gar:bald fällt 725 durch einen Meuchelmör- der. Ankunft des heil. Corbinian zu Freysing und Regensburg. Gründung des ersten Benediktiner Klosters zu Freysing. Ru- pert, der das Christenthum im Salzburgischen eingeführt, das - heilst reformirt und den Römischen Supremat organisirt, denn Christen waren sie dort schon seit Emeran, starb nach richtig- ster Berechnung im Jahr 718. 7) Hugibert, Theodeberts Sohn, von 725—737 einziger Regent. Nun erklären sich die Hoheitsansprüche der Fränkischen Major Domus deutlicher. Karl Martell rückt zweymal, im Jahr 725 und 72$; mit einer Armee ins Land, und nimmt seiner nach Freysing geflüchteten Stiefschwester Plectrud die mitgenommenen Schätze ab. 8) Odilo, Utilo, Hugiberts Sohn, nach Mannert aus einer Neben- linie, von 737—748: Verlegung des Bifsthum Lorch nach Passau 737. Bonifaz regulirt die drey Sprengel der Bischöfe zu Salzburg, Freysing, Regensburg. Errichtung eines Bilsthums in Eichstädt 746. Sufiung von Benediktbeuern 740 durch drey Brüder Landfried, Eliland und Waldram, von Nieder- und Ober-Altaich durch Odilo (741) von Tegernsee und Illmünster von 9) > 49 von Adalbert und Ottokar 746. Aufserdem 748 Mondsee u. s. w. von Odilo. Odilo heirathet eine Tochter des verstorbenen H. Karl Martell wider Willen ihrer Brüder, und läfst sich gegen sie mit den Herzogen von Alemannien in Aquitanien in ein Bündnils ein. Die Brüder, nach Bezwingung des Herzogs von Alemannien rücken mit einem gewaltigen Aufgebot über den Lech ins Bayern, schlagen den Herzog, nehmen ihn mit nach Frankreich und machen endlich im Jahr 746 mit ihm einen Frieden, der nicht mehr die blofse Anerkennung einer Bundes- oder Schutzhoheit, sondern einer viel beschränktern Abhängig- keit zur Folge hatte, und zwar unter Karlmannen als Regen- ten von Austrasien, mach dessen Abdankung aber (747) unter Pipin. * Tassilo, Odilos Sohn, damals noch ein Kind von 748 — 788. Gripho, Pipins Stiefbruder, der sich gegen ihn auflehnte, wird als Sohn einer Bairischen Prinzessin am Bairischen Hof aufge- nommen. Pipin überzieht zur Rache das Land und hohlt den Gripho, den Grafen Suitger, Stifter von Eiehstädt und den Herzog Landfried von Alemannien. Vom Tassilo fordert er die Lehensempfängnifs (per beneficium ei ducatum eom- missit) und nimmt sich während Tassils; Minderjährigkeit sogar der innern Verwaltungan, Im Jahr 757 übergab er dem funfzehnjäh- rigen Prinzen die eigene Regierung, bestand aber auf der wirk- lichen Ablegung des Lehen-Eides. Im Jahr 763 entzieht sich Tassilo dem Heerzug gegen den Herzog von Aquitanien, aus stiller Theilnahme an ähnlichem Geschick, und flieht nach Hause. Der Oheim Pipin scheints nieht zu schen, der Pabst vermittelts und Pipin stirbt ohne geübte Rache im Jahr 768. Der Abt Sturm von Fulda stiftet Freundschaft zwischen Pipins beyden Prinzen und Tassilo, der sich (771), ohne dafs es auffällt, und wahrscheinlich selbst unter Vermittlung der dureh Baiern nach Italien gereisten Mutter des Pipin, mit einer Longobardischen ® 7 Prin- 50 — Prinzefsin vermählte. Unter den innern Angelegenheiten ist die Staats- und Kirchenvrersammlung zu Aschheim im Jahr 763 (nach Winter 754) zu Dingolfing, ums Jahr 769 und zu Neu- ching im Jahr.772 zu bemerken, auf welcher Tassilo noch mit zaemlichen Ansehen handelnd erscheint (s. Anton Winter die drey grofsen Synoden der Agiloläschen Periode 1806 in den hist. Abh. der Akad. ıg07 und dessen Vorarbeiten). Auch wird (772) die Eroberung Kärnthens vollendet, wo 786 der heil. Virgil als Apostel des Christenthums starb. Zu Chiemsee wurde 782 von einem Griechischen Mönch Dobda eine Schule eröffnet. Im Jahr 774 läfst Tassilo seinen Schwiegervater De- siderius als ruhiger Zuschauer entihronen, und erklärt seinen _unmündigen Sohn Theodo als Mitregenten. Diese Handlung nimmt Karl der Grolse, dessen Einwilligung hiezu nicht einge- holt war, als eine offene Erklärung gegen das eingeführte Lehn- verhältnifs auf, und um dieses zu wahren-und dem Regenten sein Mifsfailen fühlen zu lassen, bietet er nun im Jahr 778 die bisher verschonten Baiern zum erstenmal zum Heereszug auf. Einer im Jahr 781 von Karl und dem Pabst selbst erhaltenen Ge- sandschaft zufolge, die ihm seine Treubrüchigkeit vorstellt, stellt sich Tassilo auf dem Reichstag zu Worms und erneuert seinen Pflichteid. @hne aber den Folgen seiner Unterwerfung, gemäls zu handeln, liefs er sogar gegen den Statthalter von Trident, der Eingriffe bey Botzen machte, Gewalt brauchen. Alle diese Handlungen eines eigensinnigen, schwachen und un- klugen Geistes verminderten die Anhänger des Herzogs immer mehr. Im Jahr 787 läfst er durch seinen Gesandten, den Bi- schof Arno von Salzburg und den Abt Heinrich den Pabst um Vermittlung und Aussöhnung beym Karl bitten. Der Pabst pre- digte unbedingten Gehorsam, oder arbeitete vielmehr nun auch selbst am Untergang dieses Longobardischen Schwiegersohns, Tassilo läfst die Vorladung auf den Wormser Reichstag unbe- folgt, und nun rückt Karl vom Lechfeld, ein Ostfränläsch Thü- rin- nn 5ı ringisches Heer über Pföring, Pipin über Trident und Botzen her. Von Bairischer Seite waren nicht die mindesten Anstalten dagegen getroffen. Tassilo erscheint um Gnade flehend in Karls Lager, resignirt sein Herzogthum, erhält es aber auf erneuer- ten Eid und gegebene Geilselbürgschaft zurück, vermuthlich nur, um es ihm feyerlicher, und in anderer Form auf dem Reichstag in Ingelheim auf immer nehmen zu können. Denn hier, wo er 788 neben andern Fränkischen Ständen und Vasal- len erschien, mulsten ihn seine eigenen Unterthanen eines neuern Eidbruchs anklagen, weil er sich selbst in staatsverrä- therische Unterhandlungen mit den Avaren eingelassen, seinen - Untergebenen Treulosigkeit gegen die Franken zugemuthet und sich öffentlich lieber den Tod, als das Fortbestehen . solcher Verhältnilse gewünscht habe. Es wird hierüber und über die hervorgesuchte Anklage des (763) verlassenen Heeres (Herislit) die gesetzliche Todesstrafe erkannt, und von Karl unbedeutend dahin gemildert, dafs sich Tassilo das Hlosterleben wählen dürfe. Man bringt ihn sofort nach Gemedium bey Rouen, der älteste Sohn Theodo mufste ebenfalls Mönch zu S. Maximin, der zweyte Theodbert anderswo werden. Auch der regieren- den Herzogin wurde der Schleyer aufgedrungen, eine Prinzelsin ins Kloster nach Cala, eine nach Laudun gebracht. Die nun folgende Reihe Karolingischer Regenten muls um so sorgfältiger unterschieden werden, um was von diesen in Ostfranken, im Nordgau, in Oestreich geschah, nicht so zu betrach- ten, als wäre es aus dem Besitz der einzelnen Proyinz Baiern her- vorgegangen. a) Karl der Grofse, als nunmehriger unmittelbarer Gebieter _ in Baiern, nachdem er Tassilos Verbündete, die Avaren zurückge- schlagen, kommt noch im Jahr 788 selbst in die Hauptstadt Re- gensburg, ordnet die bisherige Landesverwaltung der Gaugrafen un- 7% ter 52% ter einen Statthalter Namens Gerold, einen Kaiserlichen Verwand- ten, und mehrere neu verordnete Markgrafen, meist aus vertrau- ten und ‚begünstigten Fränkischen Geschlechtern. Es werden inlän- dische Synoden 792 und 803 zu Regensburg, eine aufserhalb Baiern zu Frankfurt a. 794 gehalten, auf welcher Tassilo das Schauspiel seiner öffentlichen Entsagung persönlich wiederholen mufs. Dem Statthalter.Gerold, der 799 gegen die Hunnen blieb, und welchen eine gegen die Helden dankbare Kirche zum Heiligen erhob, folgte in der Oestreichischen Markgrafschaft ein Gotram, in der innern Provinz Baiern aber als Statthalter Audulf, Gaugraf des Tauber- gaues. Nach der Kaiserlichen Theilungsurkunde von 806 sollte dereinst EB der Prinz Pipin mit Italien und dem Theil von Alemannien diefseits der Donau auch die Provinz Baiern erhalten. ‚Da Pipin a. gro vor dem Vater verstarb ‚so wurde sein Antheil Pipins Prinzen Bernhard zugesichert, nach Haiser Karls Tod a. 914 aber die Sache dahin abgeändert, dals b) Lothar, König Ludwigs des Frommen ältester Sohn, sofort als König in Baiern erklärt wurde, dem man, als Lothar a. 817 zum Mitregenten seines Vaters stieg, den unmündigen Bruder Lo- thars, c) Ludwig folgen liefs, dem man zur eigentlichen Provinz Baiern, auch Kärnthen, Böhmen, Avarien fügte. Von 817 bis 825 wurde die Regierung dieser Länder von Kaiser Ludwig selbst in Vormundsweise geführt und der a. 819 ver- storbene Statthalter Audolf mit dem Missus und Judex publicus Ki- salhard ersetzt. Der junge König trat im Jahr 825 seine Bairische Regierung zu Regensburg an. Er errichtet 928 vier neue Markgraf- schaften, in Kärnthen, in Friaul und Istrien, in Krain und Libur- nien, in Nieder-Pannonien. Als allgewaltiger Günstling erscheint seit Kisalhards Abgang Herzog Ernst, der seine Tochter mit dem Prinzen Harlmann verbindet, grolse Güter zu Lauffen am Neltkar ge- er Er FAR 53 geschenkt erhielt, die Heere mit Ruhm gegen die Slavischen Feinde führt, im Jahr 861 gestürzt und aller Ehren beraubt wird, 965 aber stirbt,‘ ein berühmter Gegenstand späterer Heldengeschichten, die jedoch die Handlung ins XI. Jahrhundert vorrückten. Die Königliche Gemahlin Emma stiftet im Jahr 831 Niedermünster zu Regensburg. Im Jahr 837 eignet sich Ludwig auch die Provinzen Ostfranken, Alemannien, Thüringen, Sachsen zu, mufs aber 838 wieder davon abstehen und wird 8.43 durch die Verduner Theilung König von Teutschland. Im Jahr 861 empört sich sein Prinz Karlmann gegen ihn und bemächtigt sich der Lande zwischen der Donau und dem Inn, die er unter erfolgter vorläufiger Aussöhnung behält, nach (363) dargebrachter unbedingter Unterwerfung aber wieder zu- rückgibt. König Ludwig starb 876 und folgt ihm, kraft der zu Ho- henaltheim im Riels beschlossenen Theilung d) Karlmann, als König in Baiern, wozu Pannonien, Kärnthen, Mähren, Böhmen, aber nicht Franken und Thüringen, beygefügt wurden. Er stiftete das Kloster Oettingen, bemächtigte sich auch des Königreichs Italien, starb aber 880. Das Königreich Baiern wurde e) dem kränkelnden Ludwig (als nachherigem Kaiser III.) Karl- manns Bruder zu Theil, der aufserdem schon Sachsen, Franken und Thüringen besafs, und Karlmanns natürlichen Sohn Arnulf (wiewohl einige sagen dem ächten) zu Mosburg bey Klagenfurt residirend, Kärnthen überließs, bereits 882 aber starb; worauf 5) der dritte Bruder Kaiser Karl der Dicke, als allgemeiner Regent in Deutschland und seit 885 auch in Frankreich folgt. Er wird aber entsetzt und g) Arnulf, bisheriger Herzog in Kärnthen, Karlmanns Schn 887 zum König von ganz Deutschland gewählt. Er stirbt 899. Die deutsche Krone verbleibt h) 54 a0 h) dem Prinzen Ludwig (dem Kind) Arnulfs Sohn ; während dessen Kindheit sich die Bairischen Angelegenheiten meist in den Händen des Markgrafen Luipolds und des Bischofs Adalbero von Augsburg befanden. Die vorher mit Unvorsicht herbeygerufenen Ungarn fallen nun :go1 selbst als Feinde ins Land. Es wird die Stadt Ens erbaut, Brixen dem Bischof von Seben gegeben. Mark- graf Luipold fällt in grofser Niederlage der Bairischen Nation 907, die Ungarn rücken bis an den Lech und gıı stirbt Ludwig als der letzte Karolinger. Damit endet sich das alte Karolingische König- reich der Baiern und es herrschen nunmehr’als über eine einzelne wieder abgesonderte Provinz als Herzoge: 1) Arnulf, Markgrafen Luipolds Sohn, seit dessen Tod 907 Mark- graf und oberster königlicher Feldherr; handelt nach König Ludwigs Tod grı ohne die Wahl König Konrads zu beachten, als selbstständiger Befehlshaber von Baiern, fügt den Ungarn 912 eine entscheidende Niederlage zu, setzt 913 als neue Mark- grafen den Rudiger an die Ens, Ratolden von Semt nach Kärnthen, seinen eigenen Bruder Berthold an die Etsch. Allein 914 rückt der König Konrad in Baiern ein, läfst sich zu Regens- burg huldigen und setzt seinen Bruder Eberhard zum Statthal- ter. Ein Concilium zu Hohenaltheim ım Riefs 916 nimmt gegen die Gegner des Königs, die Grafen Erchanger, Berthold und Burkart von Schwaben und den Herzog Arnulf Parthey und er- klärt sie in den Bann, dem 917 gegen Arnulfen , der Regensburg nur auf kurze Zeit wieder gewonnen, und sich an die Ungarische Grenze geflüchtet, die Reichsacht folgt. Er kommt 919 zurück, will aber auch den neu gewählten König Heinrich I. nicht an- erkennen, und bemächtigt sich, zu Befriedigung seiner Anhän- ger .der geistlichen Güter (daher der Beynahme des Bösen) Er unterwirft sich jedoch dem König der ihn 920 zu Regensburg belagert, auf Bedingungen, woraus man das sogenannte Jus Re- gium der folgenden Bairischen Regenten hergeleitet. Im Jahr 932 3 [677 932 hatten Kirchenversammlungen zu Regensburg und Dingol- fing statt. Der Feldzug Arnulfs nach Italien, um dem König Hugo die Italienische Krone zu entziehen (934) mifslingt, und 936 wird Otto I. von Arnulf förmlich mitgewählt. Er stirbt 937. Sein Sohn Eberhard glaubte ihm aus eigener Befugnils folgen zu dürfen, wird aber von König Otto vertrieben, der zweyte Sohn Arnulf, Stammyater der nachherigen Grafen von Scheyern, zum Pfalzgrafen, hingegen zum Herzog 2) Berthold I. Bruder des vorigen Herzogs Arnulf, Markgraf an der Etsch, und Graf im Vintschgau, ernannt, der eine Nichte des Kaisers zur Gemahlin nehmen mulste. Er schlägt 943 auf der Welser Heide und noch einmal 944 die Ungarn aufs erg starb 948. 1 - 3) Heinrich I. König Ottos Bruder, und mehrmals begnadigter \ Gegner, beygenahmst der Zänker, vermählt mit Judith, einer Prinzelsin des ersten Herzog Arnulfs, wohnt dem Feldzug des Kaisers nach Italien (951) bey, erhält als Lohn die Markgraf- schaften Verona und Aquileja Baiern einverleibt (952), und ist nun meistens bey Hof und von der Hofparthey. In solcher Ab- wesenheit bemächtigt sich Pfalzgraf Arnulf, aus altem Schmerz über das seiner Familie entgangene Herzogthum, der Hauptstadt Regensburg (953), die er dem verschwornen Kaiserlichen Prinzen Ludolf einhändigt,. treibt Heinrichs Familie über die Grenze, läfst sich vom Lande huldigen und von seinen Anhängern die Ungarn zur Hilfe herbeyrufen. Er verliert bey wiederholter Belagerung von Regensburg durch das Kaiserliche und Herzog- ‚liche Heer sein Leben (954). Regensburg und ganz Baiern er- gibt sich dem siegenden Kaiser auf Gnad und Ungnade (55): Herzog Heinrich wird wieder eingesetzt, der Erzbischof von Salzburg, Arnulfs Partheygänger, der die Ungarn herbeygerufen, zur Strafe geblendet , der von Aguileja entmannt, Die vorge- drun- 56 drungenen “Ungarn finden auf dem Lechfeld bey Augsburg ihre gänzliche letzte Niederlage. Herzog Heinrich stirbt noch m nemlichen Jahr 955- 4) Heinrich II. des vorigen Sohn, wohnt dem Italienischen Feldzug von 967 — 969 bey, unter Begleitung seines Ministers und Günst- lings, Bischofs Abraham von Freysing, der 972 zu Innichen noch einen grofsen Distrikt ander Brenta, in der Bairischen Markgrafschaft Verona dazu erhält. WVolfgang, ein Schwabe und Mönch aus Einsiedel, nach vielem Schulmanns Fleifs Prediger des Evangels in Ungarn, wird 973 Bischof in’Regensburg, und Heinrich Graf von Geilsenhaufsen folgt dem berühmten (993 canonisirten) Bischof Ulrich von Augsburg. Der Herzog widınet sich ganz dem Hof des jungen Kaisers Otto II. (974) und Bischof Abraham gewinnt neue Güter in Krain uud Pusterthal. Von den Grafen von Ebersberg werden die Klöster Kuebach und Ebers- berg, von Bertholds I. Wittib Bergen gestiftet. Bischof‘ Abra- ham flüstert dem Herzog Heinrich Verschwörung gegen Kaiser Otto und verwegene Gedanken auf die Kaiserkrone ein. Hein- rich, verrathen und gefangen genommen (975) rettet sich mit der Flucht und empfängt zu Regensburg von seinem Abraham wirklich die Krönung (976) die aber mit der schnellen Entwei- chung des vermeinten Königs und seiner Anhänger nach Böh- men endet. Abraham verbirgt sich auf seinen Krainischen Gü- tern. N 5) Otto I. König Otto I. Enkel, Herzog Ludolfs Sohn, seit 973 Her- zog in Schwaben, erhält 976 auch das Herzogthum Baiern, Kärn- then wird dem Hezilo, Bertholds I. Sohn verliehen, und ein An- fangs nicht glücklicher Feldzug gegen den vertriebenen Herzog Heinrich II. nach Böhmen begonnen, der sich aber 978 mit der Ergebung des Herzog Heinrichs und dessen Abführung nach Utrecht enlet, Dem ungetreuen Herzog Hezilo wird Kärnthen genom- I 57 genommen und dem Prinzen Burkart von Lothringen gegeben. Her- zog Otto mit seinem Bundesheer der Schwaben und Baiern wird im Feldzug geyzen die Sarazenen in Calabrien (982) geschlagen. Der Bischof von Augsburg, der Markgraf Berchtold, der Burggraf von Regensburg bleiben auf der Wahlstatt, der Kaifer entgeht mit der Flucht, Herzog Otto starb bald darauf zu Lucca. 6) Hezilo, Bertholds I. Sohn, vertriebener Herzog von Kärn- then, wird durch die Laune des Schicksals und die Politik des Hofs in sein altväterliches Herzogthum als Regent zurückgerufen. Als aber im selben Jahr Kaiser Otto II. starb, ergreift der alte Herzog Heinrich II. die Anschläge auf die Königskrone wieder, verlälst seine Verbannung (984), bemächtigt sich unter dem Vor- wand als natürlicher Vormund und Reichsregent des vierjährigen Kaiser Otto III., läfst sich mit bereits abgelegter Verstellung selbst zum König ausrufen,trifft zuVV eilsenstadt (im Baireuthischen) seinen geschäftigen Rathgeber Bischof Abraham mit Anhang wieder, fin- det aber doch räthlicher, den kleinen Otto Ill. wieder auszuliefern und sich zu unterwerfen (985), wogegen er sein altes Herzogthum Baiern zurückerhält, das ihm Hezilo gegen Kärnthen abtreten muls. 7. Heinrich II. 985 zum zweytenmal. Das gute Vernehmen mit dem kaiserlichen Hof bleibt nun bestehen. Leopold von Babenberg wird Markgraf in Oestreich, Rärnthen nach dem Tod des Herzogs Hezilo (989) bleibtnebst Verona mit Baiera wieder unmittelbar ver- einig. Herzog Heinrich besucht den Reichstag zu Magdeburg und stirbt alda 995. “8. Heinrich IM. des vorigen Sohn, von Heiligen und Bischöfen auf- erzogen, wird sofort als Herzog von Baiern anerkannt; Kärnthen und die Markgrafschaft Verona erhält der Fränkische Prinz Otıo. Im Jahr 997 begleitet Heinrich den Kaiser Otto III. von Pavia nach 8 Rom. 58 \ Rom. Der Bischof zu Passau erhält vom Kaiser den Königsbann über die Stadt (999). Der Herzog wohnt (1000) einem abermali- gen Zug nach Italien gegen die Sarazenen bey. Durch die Schwe- ster Gisela wirder 1001 ein Schwager des Königs Stephan von Un- garn. Kaiser Otto III. stırbt in Italien, und Herzog Heinrich als kronsüchtiger Sohn eines kronsüchtigen Vaters bemächtigt sich zu Polling der aus Italien gebrachten Reichs -Insignien und des kai- serlichenLeichnams, und läfst sich unter dem Namen Heinrichs I. zum König wählen (1002). Prinz Bruno, des Königs Bruder, Prinz Ernst von Oestreich, Markgraf Heinrich von Schweinfurt, aufgebracht, dafs er das Herzogthum Baiern für sich Lehalten wol- le, erklären sich öffentlich als feine Gegner, plündern bey Hers- bruck das königliche Gepäck und bringen es nach Ammerthal (1003). Der König aber zerstört rächend Ammerthal, schleift Creulsen; Kronach wird von den Fliehenden selbst angezündet, Schweinfurt seiner Mauern beraubt. Im Jahr 1004 aber gibt end- lich der König das Herzogthum Baiern, den andern Bewerbern angeblich wegen des eigenen Wahirechts der Baiern versagt, ab an 9) Heinrich IV. Grafen von Ardenne und Luxenburg, Bruder der allgewaltigen Kaiserin Kunegund. Weil er aber in der Folge der Stiftung des Bifsthums Bamberg entgegen war, und sich seines Bru- ders, des neugewählten, nicht bestätigten Erzbischofs von Trier annahm, so wurde er gleicher Ungnade theilhaftig und 1008 förm- lich entsetzt. Der Kaiser hielt sich in den Jahren 1009, Io1o, ı011 vielfältig selbst in Baiern auf, und verfügte unmittelbar über die Regierung des herzogslosen Landes. Im Jahr 1017 wurde der Herzog wieder eingesetzt. Es entsteht 1020 durch die Gräfin Kunegund von Diefsen das Chorstift Diefsen, durch den Bischof von Freysing 1020 das Kloster Weihensteffan und St. Veit, durch | Graf Mangold v. Kyburg 1026 das Hlcster heil. Kreuz bey Donau- wörth. Dem 1024 verstorbenen Kaiser Heinrich II. folgt auch 1026 der unbeerbte Herzog Heinrich IV. im Tode nach. j a eine i % 4 j 10) R u pe SE 59 10) Heinrich V. Kaiser Konrads I. zehnjähriger Sohn, seit 1015 11) 12) schon als nachfolgender Römischer König erwählt, wird von dem kaiserlichen Hof, bereits gewohnt über die Herzogthümer zu seinem Besten zu verfügen, Baiern als Regent vorgesetzt, erst unter Bischof Brunos von Augsburg Vormundschaft, dann seit 1028 unter Bischof Engilberts von Freysing, ‘der den jun- gen Regenten in Andechs erzog. Herzog Adalbero in Kärnthen unterliegt im Jahr 1035 Haiserlicher Ungnade, damit auch da- hin 1036 ein Prinz des Kaiserlichen Hauses, Herzog Konrad von Worms, befördert werden könne. Graf Eberhard von Ebersberg stiftet 1030 das Kloster Geilsenfeld; der junge Her- zog Heinrich empfängt 1038 auch das Herzegthum Schwaben, tritt nach Konrads Tod 1039 die teutsche Regierung unter dem Namen Heinrichs III. an, gibt aber Baiern, weil es ohne grolfse Mifsgunst nicht beyzubehalten war, ab an: Heinrich VI. Sohn des Grafen Friedrichs von Luxenburg, Neffen Herzog Heinrichs IV. im Jahr 1040, einem im Grund minder mächtigen Herrn, der den wegen der Böhmischen und Ungarischen Kriege meist in Baiern sich aufhaltenden Kaiser ” walten lassen mulste. Stiftung des Klosters Atl. Graf Welf wurde 1047 Herzog in Kärnthen und Markgraf von Verona. Unvermuthet und unbeerbt, nicht ohneHoffnung auf den Thron, stirbt der Herzog ı047 auf dem Reichszug gegen den Herzog von Lothringen. Da der Kaiser sich fortwährend in Baiern aufhielt, [o wurde die Ernennung eines neuen Regenten nicht dringend befunden, Bischof Poppo zu Brixen 1048 zum Pabst (Damasus II.) befördert, endlich aber 1049 das Herzogthum Baiern dem Konrad I. Sohn des Grafen Ludolf von Zütphen verliehen, dessen Verdienst hauptsächlich darin bestand, dafs er von sei- ner Mutter her ein Urenkel Kaiser Otto’s II. und ein Schwie- 3. ger- 60 gersohn des vielrermögenden Herzogs Otto von Schwaben und Markgrafens von Schweinfurt war. Bischof Gebhard von Re- gensburg, des Kaisers Oheim, Günstling und gewaltsamer Mini- ster, veranlalst 1050 einen unnöthigen und unrühmlichen Krieg mit Ungarn, den endlich Pabst Leo IX. 1052 vermittelt, und heimkehrend Regensburg besucht. Der Herzog Konrad, beschul- digt schlechter Günstlings-Regierung, und weil er dem Ungari- schen Feldzug sich entzogen, und gegen den grofsen Mann, Bi- schof Gebhard, öffentlicher Fehde sich unterstanden, wird auf ' dem Reichstag zu Merseburg 1053 entsetzt und wegen frucht- los gewagter Widersetzung noch dazu geächtet. - Er floh nach Ungarn und starb ums Jahr 1056, nach vergeblich erregten Un- ruhen in Kärnthen. 13) Heinrich VII. Herzog Heinrichs des VI. (jetzt Kaiser Hein- richs III.) dreyjähriger Sohn, wird.den Baiern durch HKaiserliche Macht als Regent, Bischof Gebhard von Eichstädt als Vormünder und Landesverweser gegeben, der die Güter, der Grafen von Scheyern, die sich an die Spitze der milsvergnügten Inländer gestellt, verwüsten liefs (1054). Im nemlichen Jahr wird das Kaiserliche Kind Heinrich VII. zum Römischen König, Bischof Gebhard zum Pabst (Victor II.) gewählt. Bischof Gebhard von Regensburg, der sich mit dem abgesetzten Herzog Konrad I. verbunden, wird gefangen gesetzt. Herzog Welf III. von Kärn- then, sein Mitverschworner stirbt 1055, und beschliefst den ur- sprünglichen männlichen Welfischen Stamm, der in weiblicher Folge, durch seinen Erben Welf IV. Sohn seiner Schwester,, einer Markgräfin von Este fortgesetzt wird. Nach Heinrichs VI. Gelangung auf den kaiserlichen Thron 1056 (als Heinrich IV.) sollte Baierns Herzogthum dem dreyjährigen Bruder ; ı4) Konrad Il. überlassen werden, der aber im nemlichen Jahr noch starb, worauf die Kaiserliche Mutter Agnes, eine geborne Prin- ln I im en 2 en ae Den Pr Zul nr Fa Nr < a ee Wen un. Ber TER 15). egihen ne 61 „Prinzessin von Aquitanien und Poitou, so wie als Mutter, Vor- münderin für Heinrich IV. die Regierung des ganzen Haiserli- chen Hofs, so insbesondere Baiern für sich selbst behält, und bald in Regensburg, bald in Neuburg und Freysingen resi- dirt. Das Herzogthum Kärnthen wird einem andern Kaiserli- chen Vetter Konrad verliehen. Durch Erlöschung der Mark- grafen von Schweinfurt (1057) gelangt das Gebiet von Cham an das Baierische Geschlecht der Vohburge. Agnes, gebeugt durch das unglückliche Schicksal des Königs Andreas und seiner Fa- milie, dessen Prinzen Salomon sie ihrer Tochter vermählt, de- ren Rechte und Hofungen durch das reichlich vergossene Blur nicht zu retten waren, entsagt dem Besitz des Herzogthums Baiern (1061) um es aus weiblicher Gnade, als vorausgereich- ten Lohn gehoffter Dienste dem Otto II. Grafen von Nordheim und Boineburg zu geben, der seiner Wohlthäterinn durch seine Theilnahme an der Verschwö- rung von 1062 dankte, wodurch ihr der Sohn Heinrich IV. und damit die vormundschaftliche Regierung des Reichs geraubt wurde. Heinrich IV. setzt mit einer Baierischen Armee den Prinzen Salomon auf den Ungarischen Thron und weilt auf der siegreichen Rückkehr zu Regensburg (1063). Es beginnen mit Theilnahme des Bischofs von Regensburg, der Scheyern und der Andechse, auch aus Baiern die Kreuzzüge ins heilige Land (1064). Zu Regensburg kommen Schottische Mönche für das Jakobskloster an. Altmann, der Kaiserin Agnes Caplan, wird Bischof von Passau (1065). Heinrich glaubt über mehrere Klö- ster durch Vergebung an Layen verfügen zu können. Er feyert 1067 das Osterfest zu Regensburg, wo das Milsvergnügen so vieler Stände bereits kein Geheimnils mehr war. Herzog Otto ist sein Comissär auf dem Conzil zu Mantua. "Sein Kanzler Sieghard, ein Graf von Plaien, wird Patriarch zu Aquileja. Als sein Hofpfalzgraf erscheint ein Baierischer Graf von Rot. Her- 2085 62 zog Otto, als ein Sachse dem Kaiser nunmehr ganz verdächtig, wird mittelst Anklage, einen Meuchelmörder des Kaisers gedun- gen zu haben, nach erschwerter Rechtfertigung zur Flucht be- wogen, sodann als Majestätsverbrecher erklärt, geächtet und entsetzt 1070. 16) Welf I. Tochtermann des entsetzten Herzogs, Sohn des Mark- grafen Azo von Este, Herzog von Kärnthen, Erbe der grofsen Alt-Welfischen Güter in Baiern und Schwaben, gelangt durch Hoflünste, Bestechung und Verrathung seines Schwiegervaters, dem er die Tochter zurückschickt, zum Herzogthum, und der «König begeht einen doppelten Staatsfehler, durch die Entsetzung des Einen sich einen gewandten schlimmen Feind in Sachsen, durch diesen WVelf aber, statt das Herzogthum beym regieren- den Hause zu behalten, oder es nur einem unschädlichen Min- dermächtigen eine Zeitlang zuzugestehen, sich nur einen seinem bekannten Gemüth nach unzuverlässigen, übermächtigen und der allgemeinen Ruhe lästigen Freund gemacht zu haben. Der König begibt sich (1072) selbstnach Regensburg, um dem neuen aufgedrungenen Herzog die Stände des Landes zu gewinnen. Die Mifsgriffe des Königs, um einen Vetter, den Grafen von Eppenstein versorgen zu können, verleiten ihn, dem Herzog Berthold von Zähringen Kärnthen zu nehmen, und sich gelflis- sentlich einen neuen Feind in Schwaben zu schaffen. Von ei- nem vergeblichen Feldzug nach Ungern kehrt der König nach Regensburg zurück (1074). Der Herzog Welf erklärt sich durch die an Sachsen verwilligte Hülfstruppen (1075) öffentlich gegen den König, und bey der 1076 mit dem Pabst ausgebro- brocbenen Fehde sind neben dem Erzbischof von Salzburg und Bischof von Passau, Herzog Welf, der dem König den Weg nach Italien versperrt, Herzog Berthold von Zähringen, die Markgrafen von Oestreich, die Grafen von Fornbach und Steyer die nicht unbedeutende Stützen der päbstlichen Parthey. Welf hilft 63 hilft 1077 den Gegenkönig Rudolf wählen, ir sucht ihn zu schützen, wird aber gezwungen, Baiern, von dessen Verwaltung er entsetzt wird, zu verlassen. Der König feyert 1078 in sei- ner errungenen Uebergewalt das Pfingstfest zu Regensburg, zieht sich nach gelieferter zweifelhafter Schlacht gegen die Sachsen wieder dahin zurück, verwüstet das dem Welf gehor- chende Lechfeld, überfällt die Grafen von Fornbach, und be- setzt die Stühle von Salzburg und Passau mit seinen Anhängern. Drey päbstliche Legaten in Regensburg (1079) gebieten vergeb- lich Stillstand, Vielmehr schreitet 1080 eine Kirchenversamm- lung zu Brixen, Königlichen Anhangs vor, und entsetzt den Gregor, und das Schicksal scheint sich ferner für Heinrich zu erklären, indem der Gegenkönig Rudolf auf dem Schlachtfeld bleibt. Allein Welf, der Augsburg verwüstet, stellt 10g1 in Grafen Hermann von Luxenburg einen neuen Gegenkaiser auf. In der Schlacht zu Hochstädt bleibt der Pfalzgraf Kuno von Rot. Der Tod des gewesenen Herzogs Otto II. befreyt Heinri- chen 1083 von einem bedeutenden Gegner. Regensburg empfängt ihn 1084 als gekrönten Kaiser, und er eilt, den Welfen ganz vom Lech zurückzudrängen. Aber nach gewandter Gunst des Glücks bemächtigt sich 1085 WVelf Regensburgs und Freysings, und nöthigt den Kaiser, Baiern gänzlich zu verlassen. Zwar stirbt 1088 der Gegenkönig Hermann, aber dem Welfischen Haus geht 1089 eine neue Blüthe auf durch Vermählung des Herzoglichen Prinzen Welf mit der berühmten Mathilde. Die Vereinigung der Welfischen Güter in Deutschland, mit den Esti- schen und nun auch den Mathildinischen in Italien, schienen jetzt alle fernere Ausdehnung kaiserlicher Macht über die Alpen aus- zuschliefsen. Heinrich, um sich dieser Begründung des Welli- schen Hauses in Italien zu widersetzen, beginnt 1090 einen neuen Krieg in Italien. Der junge Welf und Mathilde stellen ihm 1093 im eigenen Sohn Konrad einen Italienischen Gegen- könig zur Seite. Allein mit der Scheidung des jungen Welf von 64 von der Mathilde (1095) ändert sich der Schauplatz. Der alte Welf tritt auf Heinrichs Seite und erhält das Herzogthum Baiern zurückk Die Horden der Kreuzfahrer nehmen ihren Durchzug . durch Baiern (1096), der ı2000 im Fanatismus erschlagenen Bairischen Juden das Leben. gekostet haben soll. Im Jahr 1097 folgt Gottfried von Bouillon ebenfalls durch Baiern nach. Der Herzog Welf selbst, nachdem er 1099 noch einem Hoftag in Regensburg beygewohnt, wird von dem Taumel ergriffen, auf BR EDER = b \ A E Bi | Fi 4 | | Bü 3 der Stralse von Kärnthen durch die Bulgarey mit einem grolsen Baierischen und verbündeten Aquitanischen Heer einen solchen Kreuzzug zu wagen (1101), nach dessen höchst unglücklichem Ausgang er als verkleideter Pilger auf die Insel Cypern ent- rinnt und dort verstirbt. \WVährend seiner Laufbahn sind in Baiern immer noch mehrere neue Klöster entstanden, 1070 St. Niclas, gestiftet vom Bischof Altmann in Passau, 1071 Rot vom Pfalzgrafen Kuno, 1074 Raitenbuch vom Herzog Welf selbst, und Hohenwart von einem Grafen Ortulf, 1083 Häbach durch den Bischof Norbert zu Chur, einen Grafen von Andechs, 1094 Fornbach, 1098 Kastell durch einen Grafen von Kastell. 37) Welf II. des vorigen Sohn, der Mathilde geschiedener Gemahl, seit ırorl. Heinrich IV. reizt bey seinem Aufenthalt in Regens- burg durch seinen meist aus Sachsen und Franken gebildeten Hof die eifersüchtigen Baiern. Die zufällige Ermordung des Grafen Sieghard von Burghausen (1104) ist das Signal zum Auf- stand, an dessen Spitze die beleidigten Verwandten M. Diepold von Vohburg und Graf Beringer von Sulzbach sich stellen. Dem Kaiser soll nun sein Sohn Heinrich V. entgegengesetzt werden. Herzog Welf versammelt ein Baierisches Heer zu seiner Unter- stützung. Am Ufer des Regen begegnen sich beyder Armeen (1105). Die Böhmischen Hilfsvölker des Kaisers verheeren die Markgrafschaft Cham. Bischof Gebhard von Regensburg wird er- 65 ermordet. Der Gegenkönig Heinrich V. bemächtigt sich Re- gensburgs, und der 1105 entsetzte Heinrich stirbt 1106. Als Gesandter des neuen Kaisers trotzt H. Welf 1107 vor dem Pabst zu Chalons; im folgenden Jahr 1108 wohnt er einem un- nützen Feldzug des Königs gegen die Ungarn bey. Zu dem ı11o auf dem Regensburger Reichstag ‚beschlossenen Römerzug & “stellen sich alle Baierischen Grolsen ein. Otto IV. Graf von | Scheyern erscheint jetzt als der erste Pfalzgraf dieses Hauses. Enger bleibt der Herzog Welf dem Kaiser vereinigt, in allen Kämpfen des Investiturstreits gegen den Pabst, und gegen die inländischen Grolsen. Er starb 1120 zu Kaufingen, unterhalb Landsberg. Noch immer erheben sich neue Stifte und Klöster, h als Dietramszell 1102 vom Abt zu Tegernsee gestiftet, Usenhofen N - ' 1107 vom Grafen Otto zu Scheyern und Bertold zu Burgeck er- | baut, 1108 Berchtoldsgaden von einer Gräfin von Sulzbach gewid- met, Prüfening 1109 vomBischof Otto zu Bamberg und Mallerstorf von einem Kirchberger Grafen, Bernried 1120 und Griees 1111 vom Grafen Otto zu Phalley, Reiehenbach 111g vom M. Diepold von Vohburg errichtet. 18) Heinrich VIN. zugenamst der Schwarze, seit 1120, des vorigen Bruder, durch seine Gemahlin die Erbtochter des erloschenen Bil- lungisch Sächsischen Hauses, der Erwerber grofser Allodien in Sachsen, hilft auf dem Wormser Reichstag ıı2ı den endlichen Frieden zwischen Kaiser und Pabst herstellen. Man sucht nun al- lenthalben in den Stiftern die regulirten Chorherren einzuführen. Das Rloster Beurberg wird 1120 durch einen Otto von Eurasburg, Ensdorf durch Pfalzgraf Otto IV. zu Scheyern, durch die Wittels- bacher nicht minder 1124 Inderstorff gestiftet, das Kloster Usen- hofen 1129 nach Scheyern versetzt, und mit der neuen Residenz zu Wittelsbach des Hauses neuer Name begründet. Kaiser Hein- rich V. der letzte des Fränkischen Regentenstammes, stirbt 1125 in Beyseyn Herzog Heinrichs und des Grafen Beringer von Sulz- 9 bach. 66 bach. Das auf die Hohenstauffen eifersüchtige Welfische Haus hilft den Lothar auf den teutschen Thron erheben, der auf dem Reichs- tag in Regensburg seine Absicht zu erkennen gibt, alle kaiserli- chen Kammergüter aus den Händen der Hohenstaufen und ihrer . Anhänger wieder zurück zu nehmen. Der Herzog Heinrich VIIL stirbt 1126 zu Ravensburg in einen Mönch umgestaltet. 19) Heinrich IX. des vorigen Herzogs Sohn, von seinem prachtvol- len Hochzeitfest am Gunzenlech beygenamst der Prächtige, Superbns, Magnificus, regiert seit 1126 mit Kraft und Ernst; Ge- mahl der Kaiserlichen Prinzefs und Erbtochter von Sachsen, Gertraud, Tochter Kaiser Lothars Il., und daher ein treuer An- Anhänger der Raiserlichen Sache und natürlicher Feind der Ho- henstaufen. Dem letzten Herzog Heinrich von Kärnthen aus dem Hause Eppenstein folgt 1127 die Linie der Grafen von Sponheim Ortenburg. Die Eppensteinischen Allodialgüter im Murzthal (heuti- gem Obersteyr) fielen an M. Leopold von Oestreich. Der neue Herzog von Baiern behauptet sein Ansehn durch Bekriegung der übermüthigen Grafen von Bogen (1128). Ein grofser Hoftag’wird vom Kaiser Lothar in Beyseyn seines Schwiegersohns zu Regens- burg gehalten (1130) Der König ernennt denselben 1132 zu seinen Reichsverweser, und trägt die vom Pabsi erhaltene Belehnung mit den Mathildinischen Gütern ‚ bestehend in einem Theil des Her- zogthums Mantua, Parma, Reggio, Modena, und Grafagnana, 1133 auf ihn über. Das Hohenstauffiische Haus ist gezwungen, sich mit höchster Demüthigung zu unterwerfen. Erbauung der berühmten Brücke zu Regensburg 1135. Der Herzog, der den Titel Marchio Tusciae seit 1136 führt, erhält von seinem Kaiserli- chen Schwiegervater neuerdings Guastalla und Garda zu Lehen, Der Kaiser aus Italien heimreisend stirbt im Dorf Breitwang ober- halb Hohenschwangau. Der Herzog Heinrich ergreift sogleich Be- sitz vom Herzogthum Sachsen, sieht aber seine Hoffnungen auf die Krone durch die Wähler, denen er zu übermächtig war, getäuscht. 67 Er wird 1138 geächtet und entsetzt, weil er den neuen KönigKon- rad aus dem ihm feindlichen Haus Hohenstauffen nicht anerkennen und die Italienischen Güter und Sachsen nicht herausgeben will. Stiftung vom Kloster Aspach durch B. Otto von Bamberg 1127 von $. Mang in Regensburg durch einen Grafen von Raining und Rotenburg 1127, von Biburg und Ror durch die dortigen Gra- fen 1128 und 1133, von St. Veit durch einen Grafen von Leonberg 1130, Kaisersheim durch einen Grafen von Lechsgemund 1130, Schamhaupten durch eine Edelfrau 1137, Waldersbach durch ei- nen Gıafen von Riedenburg 1130, Beiharding 1132, Waldsassen durch einen Markgrafen von Vohburg 1133, von Weyern durch einen Grafen von Falkenstein 1130. Die ersten Prämonstratenser werden 1127 im Stift Osterhofen eingeführt. Der berühmte Ge- schichtschreiber Otto Frisingensis wird zum Bischof in Regens- burg erwählt, 1138. 20) LeopoldI. von Babenberg, Sohn Markgrafen Leopold des Hei- ligen von Oestreich, Stiefbruder des Hohenstauffischen König Kon- rads II. durch die gemeinschaftliche Mutter Agnes, wird als Baie- rischer Herzog vom König 1139 mit starker Hand eingesetzt. Der vorige Herzog Heinrich IX., nachdem er den neuen Sächsischen Herzog Albrecht den Baiern aus Sachsen und Brandenburg ver- drängt, rückt nun auch gegen Baiern vor, stirbt aber, bevor er es erreicht 1139 an Gift. Sein Bruder Welf tritt an seine Statt als Prätendent von Baiern auf (1140), wird aber bey Neresheim und Weinsberg geschlagen. Stiftung der Klöster Scheftlarn, Schlech- dorf (1140), Neustift (1141). Die Hauptstadt Regensburg empört sich und büfst durch grofse Verheerung. Der neue Herzog Leo- pold in beständigem Kampf mit dem Sinn des Volks und den Häuptern der Gegenparthey stirbt, wenig geliebt, doch nicht ge- fürchtet ı14ı im Rloster zu Niederaltaich durchreisend. 3 £ n ou 21) “Ü 68 21) Heinrich X. (Jasomirgott) des vorigen Bruder, erhält das eine Zeit lang leergestandene Herzogthum A. 1142. Die Sache ward überdem dahin eingeleitet, dafs er die junge Wittwe Herzog Heinriehs IX. heirathete, deren Sohn, dem nachherigen Heinrich dem Löwen, man gegen Verzicht auf das Herzogthum Baiern das Herzogthum Sachsen wieder gibt. Doch blieb eine grofse Zahl mächtiger Stände, welche die Regierung dieses Oestreichischen Herzogs nicht anerkennen wollten, als der Oheim Welf, die Gra- fen von Dachau, WVittelsbach, Steyer u.s. w. — Ein Ungarischer Zug bereitete dem Herzog einc grofse Niederlage an der Leitha 1143. Auf dem Reichstag zu Regensburg 1147, wo eine Menge Baierischer Bischöfe und Grofsen dem Ruf der Kreuzprediger folgt, tritt der junge Heinrich der Löwe mit erneuerten Ansprü- chen an sein väterliches Herzogthum Baiern auf. Ruhmlos kehrt der König Konrad mit dem Herzog Heinrich 1149 von der verun- glückten Kreuzfahrt zurück, während Welf vorher im Stillen Krieg beretet, und der junge Heinrich jetzt ernstlicher fordert. Der neue König Friedrich zeigt sich den Baiern 1152 auf dem Reichs- tag zu Regensburg. Dieser, den ihm mütterlich verwandten Wel- fen bereits weniger abhold, und zum grölsern Zweck seines Italie- nischen Zugs innere Ruhe und kräftige Anhänger suchend, spricht das Herzogthum Baiern dem Heinrich Jasomirgott, der sich nicht zur Rede stellen wollte, 1154 ab, und Heinrich dem Löwen zu, der aber damit noch keinen offenen Besitz vorfand. Während dieses Zeitraums erhielten abermals folgende Klöster ihre Entste- hung: ı143°Windberg, und Raitenhaslach, Pöring, Neustift bey Brixen, 1144 S. Zeno, 1147 Steingaden vom Herzog Welf vor seinem Kreuzzug, 1155 Altmühlmünster durch einen Grafen von x Ruedenburg. 22) Heinrich XI. beygenamst der Löwe, Herzog Heinrichs IX. Sohn, gelangte erst 1156 zum Besitz, nachdem der Widerstand des Her- zogs Heinrichs X, Jasomirgott durch einen Machtspruch des Raisers dahin ne 5 ß Fran ainer u An en > ee EEE u 2 ah u EEE ER er 2 69 dahin beseitigt war, dafs das Land ob der Ens von Baiern getrennt, und mit der übrigen Oestreichischen Markgrafschaft dem Hause Babenberg als ein Herzogthum zustehen solle. Der neue Regent läfst 1157 die Isarbrücke bey Vöring abtragen, sie weiter oberhalb, nebst einer Salzniederlage und Münze errichten, und legt damit den Grund zur Stadt München. Die Reichstäge zuRe- gensburg und Augsburg gehen 1158 dem Italienischen Heerzug voraus, in welchem vor dem belagerten Mailand der lezte Graf von Neuburg und Fornbach bleibt. Dem Welf werden vom günstigen Kaiser die Mathildinischen Güter in italien zurückgestellt. Der Herzog führt dem Kaiser 1159 eine grolse Verstärkung zu, und kehrt 1161 nach Baiern zurück, wo Unruhen der Grofsen aus- braehen. A. 1162 schliefst er sich wieder dem Haiser an, und hält sich abwesend bald im Herzogthum Sachsen, bald in Baiern auf, wo die Spaltung zwisehen zweyerley Päbsten unaufhörli- chen Zank und Widerstand erregt. 1164 zieht der Herzog die er- ledigte Grafschaft Burghausen ein. Der Kaiser läfst sich vom al- ten Welf 1169 die Italienischen Güter verkaufen, und schleicht auch der Erbschaft der Schwäbischen nach, wodurch er des ver- wandten Herzog Heinrichs Unmuth und Argwohn reizt. Mit die- sen in der Brust kommt er 1171 aus Sachsen nach Regensburg, bestellt eine Landesverwesung allda, und tritt eine vom Kaiser nicht minder beargwohnte Wallfahrt nach Jerusalem an, von der er 1172 durch Baiern glücklich nach Braunschweig zurückkommt. Ohne sich zum neuern Italienischen Feldzug 1176 erflehen zu las- sen, neigt er s'ch vielmehr auf die Seite des gegnerischen Pabstes. Aber nun ward auch das Ende.des Päbstlichen Zwiespalts 1177 der Anfang Kaiserlicher Rache gegen Heinrich. Man warb um die Klagen der Sächsischen Stände über die Handlungen der Ei- genmacht, des Drucks und verletzter Kirchengesetze, und ver- urtheilte den Herzog, der sich zu rechtfertigen verschmähte, "1179 als Majestätsverbrecher. In Folge dieses Erkenntnisses wur- de auch auf Ständischer Versammlung in Baiern 1180 dem Hein- rich 7o TUR IE rich das Herzogthum Baiern abgesprochen , und dem standhaften Anhänger des Kaisers. Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, jedoch in der Beschränkung ertheilt, dafs die Pfalzgrafschaft auf den Bru- der übergieng, die Grafen von Steyer mit erhöhtem Heerschild sich als Herzoge vom bisherigen Verband abzogen, gleich wie auch die mächtigen Herzoge von Meran sich in ihren Besitzungen, jenseits der Gebürge, wie es scheint, mit ähnlicher Vertretung des Kaisers, als selbstständig behandelt wissen wollten. a Wa ar ee Aus der Vertheilung der Hirtenvölker in Stämme oder Horden ist, bey ihrem Uebertritt zum festern Ackerbau, die Verfassung der Gauen hervorgegangen, wo sämmtliche umzäumte Besitzungen eines Bebauers einen Hof, mehrere Höfe eine Mark, mehrere Marken unter einem * Schultheilsen eine Zent ‚ mehrere Zenten eine Gau gebildet, in wel- chem ein anfangs nicht erblicher Graf den Vorsitz bey den mit Ge- nossen besetzten Gerichten geführt, die öffentliche Polizey verwaltet, die Heerbannsmäner gemustert, und sie dem Herzog als militärischen Commandanten mehrerer Gauen (ursprünglich ı2) *) und obersten Machthaber des Königs zugeführt. Mansus hiels die bewohnte Besizung des Einzelnen, die wenigstens 12 Jauchert halten und für die Arbeit eines Gespann Ochsens hinreichen sollte; Mansus ingenuilis, der von einem Freyen, servilis, der von einem Hörigen, dominicatus, der vom Gutsherrn bebaut wurde, vestitus, den der Gutsherr einem Bauern zu *) Als Pipin seinen Bruder Griffo wieder aus Baiern nach Hause brachte, gab er ihm more Ducum XII. Comitatus. Chron. Lauresh, ad a. 748. Nach Ver- treibung H. Balderichs v. Friaul ist seine Potestas inter quatuor Comi- tatus aufgelöst worden. A. 880 in der Schlacht gegen die Normannen blieb der H. Bruno mit ı2 Grafen. Baiern zu Pipins Zeiten soll jedoch nur 9 Grafen gehabt haben. Eccard Com. I, 399. u" #i 1 2 5 7 un en i zu Lehen leiht, absus, den er einzieht; Curtis, Curia eine gutsherrli- "che Besitzung, die aus mehrerern bewohnten Mansis und den allgemei- nen Wirtlschaftsgebäuden bestand, Regia, wenn sie dem König als Domäne gehörte, von einem Verwalter, Villicus, besorgt. Mallum war die Versammlung im Gau, besonders um Gericht zu halten, Placitum vor dem Herzog. Die zum wechselnden Aufenthalt des Regenten in Bereitschaft gehaltenen Orte und Gebäude hiefsen Pa- latia, Pfalzen. Zuweilen setzten die Könige in Einen Gau mehrere Grafen mit abgetheiltem Sprengel, zuweilen gaben sie einem Grafen mehr als Einen Gau, besonders denen, welche die Landesgrenze neben- bey zu vertheidigen hatten, und sich daher auch abwechselnd Graf, oder auch Markgraf benannten. Unter der Verwaltung der Fränki- schen Major domus und Karls des Groisen Regierung selbst war es Grundsatz, die Herzoge, deren Uebermacht man scheute, eingehen zu lassen, und dafür wandelbarer Hofkommissarien (Missos regios) aus den Bischöfen und den vertrautern Grafen zu ernennen, die, wenn sie zugleich die kaiserliche Domänenverwaltung hatten, Procura- tores Fisci, Nuncii Camerae, “und in Betracht ihres öffentlichen Ranges selbst Duces hiefsen. Da, wo die Bischöfe von der gewöhnlichen Gerichtsbarkeit der Grafen befreyt wurden, traten Vögte, jedoch nicht unabhängig vom Herzog oder dem königlichen Machthaber, an die Stelle. Mit dem Verfall des königlichen Ansehens selbst, nach Karl dem Grofsen, mufste natürlich auch jenes der königlichen Mis- sen oder Machthaber sinken; ; und man kam also, der kräftigen Handhabung innerer und äufserer Sicherheit willen, wieder auf die Anstalt bestehender Herzoge zurück , mit denen aber nun Hof In- triken und Nepotismus der kaiserlichen Familie wunderbarlich spielte. Der von jedem regierenden Haus verfolgte Plan, die Kronen von Deutschland und Italien zu vereinigen und erblich zu machen, bestimmte sie, die wichtigsten Güter und Freyheiten an ihre An- hänger und Borger dahin zu geben, so dafs die Schwäbischen und Fränkischen Herzogthümer der letztern Hohenstaufen (Baiern und Sachsen war schon seit ı1go zersplittert) nur mehr die Dotation kai- 72 kaiserlicher Prinzen und Grofs-Dignitarien vorstelten. Gleicheir Schritts wurden die Comitate der Gauen erbliche Grafschaf- ten-der mächtigern Gaugräflichen, oder anderer, vom Zufall oder vom Hof begünstigter Familien, anfangs noch unter einiger Aner- kennung Herzoglicher Ehrenrechte und militärischer Commandobe- fugnisse, nach dem letzten Fall der Hohenstaufen aber (1268) mit Unmittelbarkeit von der Herzoglichen Zwischenmacht und mit vol- ler Befugnils, über ihre erworbenen Rechte und Besitzungen, so weit sie nicht selbst schon lehenbar waren, durch Verträge unter sich und im Weg der Veräufserung an weltliche und geistliche Stän- de zu verfügen, welche letztere sich dieses, und in einzelnen Fällen, namentlich bey Gelegenheit der Kreuzzüge durch besondere Ver- günstigung schon früher ziemlich zu Nutze gemacht, gleich wie auch einige derselben den bereits folgeleeren Dignitarien- Titel eines Herzogs ihren Hochstiftern erworben haben. I. Alemannische Gauen. Es wird sich nicht leicht treffen, dafs ein Gau sich in zweyer- ley Bifsthümer erstreckt hätte, weil es in der Natur der Sache lag, sich bey der später erfolgten hierarchischen Eintheilung der schon früher bestandenen politischen anzufügen *). Kennen wir also die sich länger erhaltene geistliche Eintheilung, so dürfen wir auch, wie bisher von Kremer, Schultes und andern mit Erfolg geschehen , auf die frühere politische mit ziemlicher WVahrscheinlichkeit zurück- schliefsen , sofern nicht das Gegentheil, oder spätere Abweichungen der Regel, historisch bekannt sind. Dieses trifft nun auch bey den Bifsthümern Chur, Konstanz und Augsburg zu, deren Sprengel ge- rade den Umfang des alten Herzogthums Alemannien, und zwar Chur *) Pabst Gregor IT, sendete 716 seine Gesandten an H. Theodo II, mit der Voll- macht, „ut juxta gubernationem uniuscujusque Ducis Episcopia disponatis, -:. Es 35 Age go DE ne, e Pr” er Ban Ps 7a TEEN NE en 73 “Chur des Rhaetischen an Allemannen wieder restituirten Theils, Kon- stanz des eigentlichen Alemanniens, Augsburg aber bis an Lech des eigentlichen Schwabens bezeichnen. Weil aber die Geschichte die Grenzen des Herzogthums Baiern bestimmt bis an den Lech setzt, und die Kapitel Füfsen. Leeder, Schwabmünchen, Archidia- 'konat Augsburg, und Westendorf sich mit einziger Ausnahme von Spötting bey Landsberg, dem Ort Schongau selbst, und Lechhausen bey Augsburg, von Füfsen an bestimmt an die Lechgrenze halten; so ist anzunehmen, dafs das ursprüngliche Bifsthum Augsburg die von Fülsen aus jenseits dem Lech liegende Kapitel Schongau, Lands- berg, Weilheim, Oberalting, Schwabhausen, Baierisch Menching, Friedberg, Schrobenhausen, Hohenwart, Rain, Neuburg, und auch Burkheim noch nicht in ’sich begriffen habe, sondern dafs diese den Sprengel des alten Baierischen Bilsthums Neuburg .bildeten, so fern ein solches wirklich existirt haben sollte, und dafs sie erst mit Ein- verleibung dieses Bilsthums, oder durch sonst eine spätere politische, Zutheilung, zu dem Schwäbischen Bifsthum Augsburg gelangt. Der Umfang der Bifsthümer Chur, Konstanz und Augsburg samt seiner Kapitel, deren gewöhnlich ein Paar oder mehrere einen Gau for- mirten, war zu ersehen im Allgemeinen aus den gedruckten Bischöf- lichen Staats- und Diöcesankalendern und bey Chur aus P. Ambro- si Eichorn Episcopatus Curiensis Typis San Blasianis 1797. 4, bey Konstanz aus Neugart Episc. Constantiensis und aus dem Chronicon Constantiense in Pistorii Scriptores T. IH. 782, bey Augsburg aber aus Probst Charte des Bifsthums Augsburg 1792. Aulser dem Chronicon Gottwicense, das man zwar als eine ältere bedeutende Vorarbeit, keineswegs aber als erschöpfte und gelöste Aufgabe betrachten darf, sondern wobey man allenthalben auf die Resultate der neuern Specialgeschichten zurückgehen muls, ist bey Schwaben besonders zu Grund gelegt worden: Neugart Codex diplomaticus Alemanniae Tom. I. 1791. Einzelne Quellen finden sich bey Aufzählung der besondern Gauen benannt. Io a) 74 a) Alemannische Gauen, Churer Sprengels. ı) Walgau. Von dem sogenannten Trastthal bildet der obere Theil das Walgau, der untere das Nebelgau. DBegrief nach Bessel Chron. Gottw. die Herrschaften Sonnenberg, Bludenz und das Montafuner-Thal, oder wie man hier noch bestimmter angeben zu dürfen glaubt, das. Churische Kapitel Trisen obern Di- strikts, wohin also von Tyrol ‘auch noch Galthürn, Malthau, Ischgels kommt. Gaugrafen die nachherigen Grafen von Wer- denberg. ° ‘ 2) Comitatus Rhaetiae übereinstimmend mit dem Churischen Kapitel Trisen äulsern Distrikts, im jetzigen Bezirk von Feldkirchen, _Montfort heraus bis Raggald, Marvel, Buchboden und Damils, wozu noch aufser dem jezt Königlich Baierischen Gebiet die Fürstlich Lichtensteinische Souveränität Vaduz gehört; .alles längs des Rheins. Von Bessel unrichtig Nebelgau genannt, der nach einer Menge von Urkunden bey Neugart vielmehr um Leutkirchen zu suchen ist. Nach einer Urkunde von 909 bey Neugart hat Feldkirch zu Retia Curiensis gehört, und ist unter dem Grafen Burkart gestanden. Eine weitere Urkunde von 971 zählt zum Comitatum Rhetiae: Schnifs, Schlins, Na- zıdern, Drisen. Rangweil kommt im Leben des H. Fridolins als eine Villa publica und Residenz eines Landgrafen vor. Gaugraf 979 Herzog Otto von Schwaben. b) Konstanzer Sprengels. 3) Rhingau, nicht wie Bessel glaubt, in Graubünden bey Splügen, Riheinwald, welches wenigstens ein anderer Rhingau seyn mülste, - son- % - x F} 4 4) 73 sondern nach Neugart und kraft einer Urkunde von 890 ober- halb Bregenz, im sogenannten Rheinthal, wo der Curtis Lustenau ausdrücklich erwähnt wird, diedem Grafen Ulrich vom Linzzau und Argengau gehörte. Grenzte von Schwarzenek bis Maningen und von da bis zum Bodensee an den Thurgau. Nach einer Ur- kunde von 957 und 9g0 bey Neugart, begreift er aber auch Dornbirn, und erstreckte sich also weiter als das Rheinthal selbst, wie man bis jetzt angenommen, über Haselstauden, Lingenau, Huttau, Sifersgfell, Schönenbach, Hirscheggen an die Iller. Aus dem jetzigen Königlich Baierischen Gebiet gehörte nur dazu Hohen- Ems, Lustenau, eine Curtis Regalis, wo sich auch Karl der Grofse aufgehalten, Geilsau, Fussac, Höchst, Huderdorf u. s. w. A. 797 scheint jedoch Höchst unter den Argengau gehört, oder doch unter dem Grafen Rodbert vom Argengau und Linzgau gestanden zu haben (s. Neugart), vielleicht nur in derselben Art, wie die Curtis Lichtenau a. 890, dem Grafen Ulrich gehörte. ggoist Höchst ausdrücklich als Rhingauisch genannt.— A.8g53 Comes Cunradus, 879 Hiltiboldus, 903 Reginbold, 957 Adalbert noch 980. Argengau, Pagus Argunensis, nach Urkunden von 794, 797; 834 bey Neugart von der Argen am rechten Ufer des Bodensees und auf der Südseite bis ans Rheinthal. ' (Eigentlich das Capitel Lindau und Stiffenhofen.) Der Distrikt von Langenargen, Was- serburg, Tettnang, Lindau, Wangen, hiefs besonders - Mitin- bach. Dafs auch Bregenz selbst als ein Theil des Argengau betrachtet werden müsse, ergibt sich aus einer Urkunde bey Neu- gart von 802. Liubilunaha (Leublach) quod situm est inter Bre- ganciae castrum et inter fluvium qui vocatur Ascaha (Eschach), actum in Preganzia. Desgleichen über Lingenau von 805. Die Gaugrafen dieses Gaues, nachherige Grafen von Bregenz, stammten‘von den Grafen des Curischen Rhätiens ab. A. 769 Gaugraf Rudhard und Warin, Karmmerboten. A.784, 794, 798 Rotbertus, zugleich Gaugraf im Linzgau, 802, 805, 2 10’ 808, 5) 808, 809, 815 Odalricus, 807 Ruadbertus, 822 Ruethar, 839 ECunra- dus, im Argengau und Algeu, 846 Welfo, 855 Udalrieus, Pabo. 856 Cunradus, 860 Udalricus, im Argengau, Linzgau und Nibelgau, 885 Udalricus junior in Ungnade, weil ers mit dem Prinzen Bern- hart gehalten und wieder rstituirt 890- Algeu, Algovia, Albigoi. Diesen nimmt Bessel vermuthlich aus dem verfälschten neuern Begriff des Provinzialnamens Algeu für einen Hauptgau an, der mit den Untergauen Argenau,, Kel- tenstein, Illergau, Augstgau, Burgau alles Land zwischen dem Lech, von seinem Ursprung an, auf der einen, und dem Boden- see und der Donau auf der andern Seite, mit den Distrikten von Kemten, Isny, Wangen, Leutkirchen, Memmingen, Mindel- heim, Fülsen, Kaufbeuern, Wurzach, Bibrach, Burgau, Tett- nang, Immenstatt, Weingarten, Ravensburg in sich begriffen hätte. Allein aus dem ungeheuern Umfang dieses angeblichen Gaues, der vielmehr ein Herzogthum vorgestellt haben würde, und. dem Verhältnils der Gauverwaltung nicht anpassend ge- wesen wäre, aus der unzulässigen Vermischung der Diöcesan- sprengel von Konstanz und Augsburg in diesem angeblichen Gau, aus den Urkunden, welche die mehresten der angeführ- ten Orte wieder als andere Gauen, und zwar nicht als Unter- gauen, sondern als Hauptgauen, wie Burgau, darstellen, muls das Daseyn eines solchen Algeus geleugnet, oder nur als eine spätere hier keinen Bezug habende Provinzialbezeichnung zugelassen werden, die aber doch auch in diesem Fall sich nur auf den obern Distrikt des Bilsthums Konstanz er- ‚strecken sollte. Der eigentliche Ursitz dieses Gaues ist bey Kemten auf der linken Illerseite, binnen dem Bifsthum Konstanz anzunehmen, dehnte sich wohl bis gen Ravensburg aus, wahr- scheinlich über das ganze Kapitel Ysni, umfalste aber aus dem jetzt Baierischen Gebiet blos die in der Charte benannte Orte: Elkkarts, Martinzell, Mencholz, Waltenhofen, Rechtis, Wengen, \ Bu- 77 Buchenberg, Kreuzthal, Kirnach, Wiggensbach, Frauenzell, HKimratshofen, Metmanshofen, Altosried, Hofs, Legau, Lauterach, Steinbach, Altmanshofen, Aichstetten. c) Schwäbische Gauen, Augsburger Sprengels. 6) Augstgau begrief das Ealane) Reutti. Bessel und Apell dehnen ihr viel zu weit bis ins Lechfeld aus, und halten ibn aus Namens- ähnlichkeit am Ende auch für einerley mit dem bey Donau- wörth gelegenen Ogesgau. Auf diese Art würde auch dieser Gau eine unförmliche Gestalt und Ausdehnung erhalten. Apell führt eine Urkunde an, nach welcher ein gewisser Heriland perlicentiam Tassilonis fünfSöldengüter übergibt (Annot. Arnonis). Allein wie soll Tassilo zur Regierung in einem Schwäbischen Gau gekommen seyn? Diese Lizenz des Tassilo, wenn sie ihre Richtigkeit hat, bezog sich auf alle Fälle nicht auf den Augstgau, sondern auf den unter Baierischer Hoheit stehenden Erzbischof von Salzburg, welchem die Schenltung des Herilandischen Gutes anzunehmen erlaubt wurde. Weil .es ferner in einer \Wessobronner Chronik heifst: Tassilo con- gregationem Wessibrunnensem cum praedüs suisin Augusten- si regione sitis, Deo constituit; so wird Augustensis regio, wolches auch Augsburger Sprengel heilsen kann, für Augstgau genommen, und Wessobrunn, ebenfalls wieder unter Tassilonischer Hoheit, dahin versetzt. Allein die Stelle sagt nicht einmal, dafs \Wessobrunn in Augustensi regione gelegen sey, sondern nur, dals es Praedia darinnen liegen gehabt. Die Gaugrafen, welche Lori für den Augstgau anführt, gehö- ren mehr ins Lechfeld; es scheint jedoch, dals Augstgau, Lech- feld, und Ammergau, im Herzogthum Baiern, längst schon in der Welfischen Familie vereinigt war. )u- 8 7) DD) Illergau. Hauptort Kemten. Zog sich vom Ursprung der Nler längs diesem Flusse, der die Grenze von dem eigentli- chen Alemannien, so wie von dem Bifsthum Konstanz, machte, noch über Memmingen hinaus; begrief in seinem obern Gebiet das Kapitel Kempten (a. 1451 noch Kapitel VVertach), und weil noch die Orte Heimerdingen, Amadingen u. s. w. als Illergauisch benannt werden, im untern Gebiet auch das Kapitel Ottobeuern ; ; eh- mals Memmingen. Da das Gcbiet an beyden Seiten der. Min- del, in dessen Mitte Mindelheim liegt, zur Zeit als ein eigener Gau oder Untergau in den Urkunden nicht bekannt ist; so bleibt nichts übrig, als auch dieses, oder den Umfang der Ka- pitel Mindelheim und Baisweil (chedem Schlingen) auch zum lllergau zu rechnen, jedoch mit der Einschränkung, dafs die OrteMohrenhaufsen, Harberg, Winzer, Nattenhaulsen, Mindel- zell, Krumbach, Edenhaufsen, Deifsenhaufsen, Billenhaulsen, Ursperg, dem angrenzenden Burgau belassen werden, weil sonst durch sie die Grenze des Burgau gar zu unnatürlich er- schien, und weil bekanntlich die spätere Markgrafschaft ihre Ansprüche bis dahin, und namentlich über Ursperg ausgedehnt hat. Auch in diesem Gau mögen die Welfen ansehnlich be- gütert gewesen seyn. Es scheint jedoch nicht, dafs hier, we- gen der vielen Anwesenheit des Herzoglich Schwäbischen und des Kaiserlich Hohenstaufischen Hofs, aus der Gaugrafschaft ein geschlossener erblicher Distrikt sich hat bilden können, son- dern was nach dem vermuthlich sehr frühzeitigen Abgang der unbekannten Gaugrafen und nach den eraichteten vielen Stif- tern und Klöstern übrig geblieben, wurde als Herzogliches und Kaiserliches, am Ende überhaupt als Hohenstauffsches Tafel- gut behandelt. , Keltenstein, von der Keltnach bey Kaufbeuern benannt (Neugart); nach Bessel zwischen Fülsen und Kaufbeuern an der HKeltnach und Wertach, eine Begrenzung, welche ganz e deut- & 9) 79 deutlich die Kapitel Oberdorf und Füfsen bezeichnet. Da Con- radin a. 1263 mit andern Welfischen Gütern auch Fülsen an Baiern versetzte, so ist anzunehmen, dafs der Keltensteingau ebenfalls ursprünglich Welfisch war. Vielleicht gehörte er als Untergau zum Illergau; wenigstens scheint das Kapitel Oberdorf neuer gebildet und früher zu einer Art Archidiakonatsdistrikt von HKemten gehört zu haben. Das Lechfeld, welches man bisher zum Augstgau heraufzic- hen wollen, wo doch der ganze Heltensteingau darzwischen liegt, ist wohl richüger als ein eigener Gau anzunehmen, den von Schongau aus der Lech und jenseits die \Vertach bis zur Stadt Augsburg mit ihren Umgebungen begrenzt. Er begreift auf die- se Art die Kapitel Kaufbeuern, Leeder (ein neueres Kapitel, in ältern Zeiten vermuthlich auch.zu Kaufbeuern gehörig), Schwab- münchen (ehemals Erring) und das Archidiakonat Augsburg. So hat ihn das VWVelfische Haus, mit Ausschlufs der schon früker ab- gerissenen Dependenzen, bis 1192 als die uralte Gaugrafen - Fa- milie besessen, von welcher Lori folgende Individuen nennt: ‚ Welf4. Schwiegervater König Ludwig des Frommen. Welf i. 876. Eticho *k 900. Rudolf]. 940. Welf II. (?) 973. Rudolf II. »k vor 1014. WVolfhart k vor 1030. Welf III. Residenz Altdorf. Herzog in Kärnthen. 1047 starb 1055. Seine Schwester war ver- heirathet an einen Este. Welf IV. seit 1055 eigentlich ein Este; als Herzog von Baiern WelfI. Welf 1. Heinrich VIIL Welf VI. Welf VIL * 1167. 10) Burgau für diesen, da sich im Umkreis andere Gauen urkundlich nicht darbieten, mittelt sich der Umfang der Kapitel Agawang, sonst Horgau, Jettingen, sonst Thannhaufsen, Ichenhaulsen, sonst Falheim, Oberroth, sonst Unter-Eichen, Kirchheim und der ein- 0 geschlossene Bezirk des Kapitels Mindellieim aus. Ziemlich dieser 80 1I) 12) dieser Linie folgten auch bis in die neuesten Zeiten die Oester- reichischen Hoheitsansprüche der Markgrafschaft Burgau, Gau- grafen des Burgau waren die Grafen von Roggenburg, und aus demselben Stamm wohl auch die Grafen von Schwabeck und Balzbaufsen. Den Markgrafen-Titel scheinen sich die Gra- fen von Burgau zu Bezeichnung ihres höhern Ranges beygelegt zu haben, weil sie mehr als Einem Comitat vorstanden. Denn sonst ein anderes wirkliches Marchionat ist in dieser Gegend nicht denkbar. : Ochesgau, von dem auf derStrafse von Rain nach Donauwörth liegenden DorfOchesheim benannt, begreift nach Bessel die Ge- gend zwischen Donauwörth und Kloster Holzen, wo namentlich Mardingen vorkommt. In derselben Nähe kommt auch ein Di- . strikt vor, genannt die Failau, mit den Orten Logena (Laugnd bey Werdingen), Vaillau und Biberbach. Nach dieser Begren- zung hat der Gau nothwendig die Kapitel Westendorf und Wer- tingen begriffen, und wie es scheint der obere Theil die Failau, der untere Ochesgau insonderheit geheilsen. Bessel hält ıhn für einen Untergau des Burgau. Moringen in Pago Ogesgowe im Jahr 1077 dem Herzog Welf genommen und ans Bilsthum Augs- burg gegeben (Origg. Guelf. III. praef.), mufs wohl am schick- lichsten Mortingen gelesen werden, und ist dann das Marding im Ochesgau, und nicht im Augstgau, mit welchem dieser Gau öfters verwechselt wird. Ein Comes Otgozi in pago Falaha (Failau) kommt in einer Urkunde von 890 vor. Comes Arnoldus in Pago Owesgaue in einer Urkunde von 1077 ist vielleicht Huosi- gaue zu lesen. Das Riefs, Riesgau, Retia (nicht Rhaetia) Riezin. Zinkernagel’s historische Untersuchung der Grenzen des Riesgaues. Mit einer Charte: WVallerstein 1802. 4. Das Riefsgau, schon in einer Pipinischen Urkunde von 762 ge- _ 3 nannt, „> De a namen tn > un Sum Zn Bien ge ; 81 nannt, ganz ın den Grenzen des alten Bilsthums Augsburg ver- bleibend, begrief die Kapitel Donauwörth und Harburg (a. 1411 Fronhofen, 1451 Holzkirch, auch anderwärts Nördlingen genannt), Höchstädt, Neresheim, welches man insbesondere das Hartfeld, Härzfeld, heifst, Wallerstein (1451 Maihingen) und Dünkelsbühl. Dals Donauwörth selbst noch zum Riefs gehörte, beweist eine Urkunde von 1030, wodurch Kaiser Konrad II. dem Grafen Man- gold von Dillingen Markrecht für Weridi in pago Riete verleiht. Herrieden oder Hasaried, als im Bilsthum Eichstädt gelegen, kann unmöglich zum Riels gehört haben, und esist vielmehr Hafaried, He- fenried, zulesen. Zinkernagel willauf den Grund einer an sieh schon zu späten Urkunde von 1365 und 1381 auch Ellwang zum Riefs rech- nen, und die Grafen von Oettingen als Vögte von Ellwang darstellen. Allein eine Urkunde, worinn die Grafen ihre Vogtei zu Ellwang auf dem Land außerhalb der Stadt und auf der Stadt verkaufen, kann nur von den zerstreuten gerichtlich gutsherrlichen Rechten verstanden werden, welche Oettingen, wie bis zu den neuesten Zeiten noch Dünkelsbühl, mitten im Ellwangischen Ge- biet besessen. Ein gaugräfliches Recht der Grafen von Oettingen über Ellwang oder ein Schirmrecht über das Stift selbst ist von allen geschichtlichen Beweisen entblölst. Als a. 836 die Gebeine des heil. Venantius aus Baiern geliefert wurden, geschah die Be- gleitung durchaus recht bestimmt nach den Grenzen der Gauen und Bisthümer. Die Baiern begleiteten sie bis Solnhofen, in re- gione Sualafeld. Von da holten sie die Alemannen ab, brach- ten sie ad locum Holzlürcha, situm in Alemannia (also ge- hörte das Riels zu Alemannien und nicht zum Nordgau), und über- gaben sie zu Herrieden den Ostfranken, welche wieder damit bis Walthürn im Rheinischen Franzien zogen. (Schannat hist. fuldens. num. 117.) Dafs das Riels von jeher zu Schwaben und nicht als vermeintlicher Untergau zum Nordgau gehörte, beweist auch ferner eine Urkunde Kaiser Heinrich Ill. von 1053, worinn er dem Hochstift Eichstädt den Wildbann von Weching an der TEN Wer- 82 Werniz bis zum Einfluls des Mühlbach, am Mühlbach hinauf EN ' Belzheim, nach Busen (wird heilsen müssen Haufsen), nach Seg- loch, hinüber nach Frankenhofen, alles im Riefsgau gelegen, ver- leiht (Schultes kl. hist. Schr. II. 346), wo es aber alsdann weiter heilst: hinc ad villam Ursingen (Irsingen) hine ad fontem S. Wu- nibaldı (heut zu Tag Karlsbrunn, vielleicht ursprünglich Bald- brunn, die Gegend selbst heifst der Karlsbach) hine iterum ad flu- men \Vernizza in vadum Rindgazza (heutzu Tag Rindgasse, ehemali- ge Furth von Wassertrühdingen nach Irsingen, wo man noch in neuern Zeiten zwey grolse Landgrenzsteine fand) hinc ad fontem ubi duae Provinciae dividuntur Suevia quidem et Franco- nia (am Vilsbronn oder am Rökinger Bach) und sodann nach Röckingen, Lentersheim, Schwaningen, Hohentrühdingen, über den Orselbach (Urselbach, heut zu Tag Arrabach) nach Obermö- gersheim, auf der Stralse nach Gnozheim, Kirschenloch (heut zu Tag Kirschenlohe, das Thal zwischen der Heidenheimer und Spiel- berger Markung, wo auch die Kirschenmühle) an die Rorach (auch Rorbach, fliefst von Heidenheim nach Hechingen, Ursheim, Pol- singen, Laub, und fällt bey Wechingen in die Werniz) und wie- der an die VVerniz, welcher Distrikt in Franconien vom Vilsbronn an, Sualafeldisch war. Ganz übereinstimmend mit dem oben an- gegebenen Umfang des Rielsgaues nach benannten Kapiteln ist auch Ye die Grenze des Oettingischen Landgerichts in dem Privilegium von 1419, welches wahrscheinlich aus viel ältern nur übergetragen ist. Wenn es in einer sonst merkwürdigen teutschen Urkunde von 1258 bey Zinkernagel heilst: zu Feuchtwarg auf fränkischer Erde, so willdas wohl nicht sagen, dafs Feuchtwang damals inFran- ken gelegen habe; sondern dafs es ein Salland, eine Terra Salica, das ist, eine Beichsdomäne, gewesen. Sollte das Rhiusiaya (Pıssızs&) des Ptolemäus , nach seinen gewöhnlich schr verscho- benen Gradangaben, im 31. Grad der Länge und 47. der Breite ‘2 liegend, welches Mannert sich nicht zu bestimmen getraut, nicht das Riefs im 28. Grad der Länge und 49. der Breite seyn? Als Gau- 83 Gaugrafen kommen vor 1007 Comes Sigehardus. 1053 Comes \ Fridericus. Es sind ganz unstreitig die noch jetzt existirenden \ Fürsten von Oettingen. Sie haben jedoch nicht den ganzen Gau als erbliches Land erworben. Harburg, Aufkirchen, Dün- kelsbühl, Feuchtwang, Nördlingen waren laiserliche Domänen, davon sie nur die beyden erstern durch Pfandschaft überkom- men; Dünkelsbühl, Nördlingen wurden Reichsstädte, Feucht- wang ein Reichsstift, das sich mit den Fränkischen Prälaten conföderirte. Die Gegend um Donauwörth und Höchstädt ge- hörte als eine separate dynastische Familienbesitzung den Gra- j fen von Dillingen, von welchen -die Stadt Donauwörth selbst j erst später wieder zum Hohenstaufischen Domänen -Fiskus ge- langte. ı13) Brenzgau, begreifend die Kapitel.Lauing (1451 Staufen), Dil- lingen und Giengen, cehedem Heidenheim. Wird von Bessel ohne Grund als ein Untergau des Rielses aufgeführt, und hatte seine eigenen mächtigen Gaugrafen an den Grafen von Kyburg und Lechsgemünd zu Dillingen, die aulser ihrer Gaugrafschaft auch noch ohne Gaugräfliche Function, aber in dynastischer Ei- genschaft, die Grafschaft Höchstädt im Riefsgau (Kapitel Höch- städt) und die Grafschaft Lechsgemünd im Sualafeld (Kapitel Burkheim) dazu besafsen. Die natürliche Lage und der Um- stand, dafs diese Grafen Stifter von Neresheim sind, würde sehr viele Vermuthung darreichen, auch das Kapitel Neresheim, welches ohnedem nicht Riefs, sondern Herzfeld heifst, dem Brenzgau, oder wenigstens den Besitzungen der Grafen von HKyburg anzureihen, wenn nicht der jetzt sich noch erhaltene Oettingische Besitz und der Zug der Oettingischen Landgerichts- grenzen dieser Vermuthung zur Zeit mit bestimmteren Gründen entgegenstände. R BEER ET BERNER ET 14) Auf der Alb; Albigau. » ; In.“ Die 8 Die Kapitel Elchingen, ehedem Göttingen und Geifslingen, könn- ten der Lage nach entweder zum Filsgau, oder zum Blau- thal mit dem Kapitel Blaubeuern gerechnet worden seyn. Be- stimmte Urkunden haben sich bey der Untersuchung nicht dar- geboten. — Da aber die Gegend heut noch den alten Urna- men auf der Alb führt, und der Name Albigau nicht un- gewohnt ist; so hat man bis auf sicherere Data diesen Namen für hinlänglich gegründet gehalten *). Gaugrafen können die Grafen von Schelklingen oder die Grafen von Albeck gewesen seyn. A. 904 Comes Arnulfus. Unter Königlich Baierischer Hoheit sind nur die Ser Elehingen und Füiedheim geblie- ben **). 1. *) Nach einer Urkunde bey Neugart vou 904 (num. 648) wird zum 'Gau Mun- nigisingeshundert von Munsingen auf der rauhen Alp, und unterschieden vom Gau Mundeshingeshundert an der Donau, gerechnet Egilinga (Eglingen) Taflo (Thalfingen) und Echenhusa (Neugart glaubt Anhaufsen). Es scheint hier- nach, dafs Munsigeshundert im Constanzer Bilsthum, unter Schelklingischen Gau- grafen der Hauptgau, der Comitat auf der Alb, (vielleicht die Albara statt AL boinsbara) unter dem Grafen von Alpech im Augsburger Sprengel, der zuge- wandte Nebengau gewesen. *) Der Schwäbische Virngrund begrief die Kapitel Lorch und Ellwang, ehe mals Aalen, und liegt nunmehr ganz aulser der jetzigen Baierischen Reichs-Li- nie, Die Gaugrafen waren vielleicht die alten Limpurge. Der Fränkische Virngrund lag in der Gegend um Hall, im Mulach und Kochergau; dipl. Henriei II. de 1024: Virgunda Sylva, ad Ellvacense Coenobium pertinens, cujus pars franconiae legibus subjacet, et in pagis Mu- legewe et Kochengeuwe in Comitatibus Henrici Comitis et alterius Henrici Co- mitis. Man mufs beyde Distrikte wohl unterscheiden, um nicht das Ganze zu verrücken oder zu verwirren. Nur der Schwäbische Virngrund war ein eige- ner Gau. Der Fränkische Virngrund, jenseits Jaxtzell und Gaildorf, war Depen- denz anderer Gauen. Ge u I. Ostfränkische Gauen. a. Würzburger Sprengels. s. Würdtwein Subsidia dipl. V. 345. Archidiaconatus Herbipolenses. P. Ussermann Episcopatus Wirceburgensis. Typis s. Blasia- nis 1794. 4. 15) Rangau. Fürstlich Bambergische Deduktion, die gegen Ansbach Bai- reuth behauptete Landeshoheit über Fürth betr. 1774. Fol. Eine diplomatische Hauptqueile über die Ostfränkischen Gauen Rangau, Volkfeld, Rednizgau, und Nordgau. Vom geh.Rath Lorber aus den Subsidien des Archivar Heyber- ger. Journalvon und für Franken VI. $S. 548. Auszug aus der Bamb. Deduktion mit Erweiterungen aus einem alten Kloster Heilsbronner Urbar des Officii de Rangau. Spiels Archiv. Nebenarbeiten. II. 67. Namensberichtigungen der Bamb. Ded. enthaltend. Der Rangau, ‘den man früher mit Rednitzgau. als gleichbedeu- tend hat nehmen wollen, ist nun in seine eigene Selbstständigkeit, und ohne Ueberschreitung des Bifsthums Würzburg hergestellt worden. — Als Grenzen nahm man bis izt an, westlich die Rezat von ihrem Ursprung an oberhalb Dachstetten bis nach Ans- bach; weil aber der ganze Gau das Archidiaconat Ansbach mit den Kapiteln Windsheim und Langenzeun begreift, und in dem Würdtweininischen Archidiaconats-Register auch noch Leuters- 5 „ haufsen, Kolmberg, Ober Sulzbach, Geslau, Buch am Wald, | Auerbruch, Windelsbach, Binzwang, Dachsteiten, Rothenburg, Schweinsdorf, Gatfenhofen, Bettwar, Scheckendorf, Habels- @ E heim, 86 — _— heim, Mörlbach, u. s. w. genannt sind, und ohne urkundlichen Gegenbeweis eine Zerstücklung desselben Kapitels nicht wahr- scheinlich ist; so hat man die westlichen Grenzen vom rechten RezatUfer über die AltmühlsGegend, die Brunst genannt, bis nach Rothenburg zur Tauber vorgerückt, welchen Distrikt man aufserdem zum Mulachgau hätte mitrechnen müssen. Von Ansbach aus südlich ist die Grenze ganz dieselbe mit der Diö- cesangrenze von Eichstädt, nemlich die noch im Würzburgischen Sprengel, aber an der Grenze des Eichstädtischen liegenden Pfarr- distrikte vonLichtenau, Immeldorf, Dettelsau, Heilsbronn, Busch- schwobach, auf der Nürnberger Strafse fort nach Stein zur Redniz. Die zum Eichstädtischen Kapitel Eschenbach gehörigen Orte Ror, Abenberg, Schwabach, Windsbach, Büchenbach, Marienburg, können also nicht wohl zum Rangau gehört haben ; was die Bam- berger Deduktion für diese Behauptung namentlieh von Abens-- berg anführt, ist zu diesem Behuf sehr unbestimmt und selbst historisch unrichtig, und eine Stelle von Schwabach ın den an sich nicht unverdächtigen Traditionibus Fuldensibus, wenn daselbst nicht von Schwepich in Franken die Rede seyn sollte, unterscheidet mit berichtigter Interpunktion Schwa- bach gerade ausdrücklich vom Rangau. (Historisch statisti- sche Beschreibung des Rezatkreises, von Lang, Büttner, Schulz. Seite 5.) - Oestlich zieht sich nun die Grenze von Stein, dieses ausgeschlossen , an der Rezat hinab an die Aurach, nach Frauenaurach, Büchenbach, bis Mehren- dorf an den Sebach, dieses selbst ausgeschlossen, von da an dem Sebach nördlich fort, WVeilsendorf einschliefsend, bis zu seinem Ursprung, nach Danzenheid, Hochholz, Detten- dorf, Neustadt an der Aisch, sodann an der Ehe fort nach Langenfeld, Uhlstatt, Sugenheim, Ezelheim, Nordheim, Kottenheim, Kraut Ostheim, Deitenheim, und wieder hinauf nach Herbolzheim, Seenheim, Ergerskeim, Ermezhofen, Mörlbach. E Ein nA N Een = re re ET Eu tn kn er N mar 87 Ein namentlich vorkommender Untergau des grolsen Rangau ist der Distrikt zwischen der Aisch und der Ehe, die bey Neustadt sich in die Aisch ergielst, genannt Ehgau oder Hegau, mit den Orten Ulstatt, Krautostheim, Deitenheim, Külsheim, Sugenheim, Ezelheim. Seegifeldon, wenn es Scheinfeld heilsen sollte, wäre für den Ehgau schon zu entlegen, vielleicht war in den Ur- kunden Langenfeldon zu lesen. Folgende Stelle in einer Urkun- de von 816. „Etin alio pago qui dicitur Regawugcazul Ul- gestat, Ostheim, Dyttenheim, Hezolheim, deutet Eccard H. 124. sehr glaublich: Et in alio pago, qui dieitur Hegawu (Ehgau), Ha- bul, c. e. Honbühl, Ulgestate (c. e. Ulstatt), Ostheim (i. e. Kraut- ostheim), Dyttenheim (Deittenheim), Hezolheim (Ezelheim). Die- ser Ehgau war grofsentheils eine dynastische Nebenbesitzung des Gaugrafen Megingoz im Iffigau. Als Gaugrafen im Rangau selbst erscheinen: Adelmund, Reginswint. (Trad. Fuld.) Adil- brecht, Eggilbrecht, welche auch im Badengau Grafen oder doch angesessen waren. Adalhard 996. 1008. Ernfrid 1019. Al- buin 1021. Rapoto 1160. der sich einen Grafen von Abenberg (bei Schwabach) und belehnten Vogt des Bamberger Schlos- ses (Advocatus Burgi Babenberg, ecclesiaeque Babenbergen- sis beneficio Comes in Rangau) nennt, und von denen die nachherigen Burggrafen von Nürnberg entweder in gerader männlicher, oder doch in weiblicher Abstammung ausgegangen sind. Bei Hoffmann in Annal. Eccl. Bab. ad. a. 1158 heifst aber dieser Rapoto Razengaviensis, und der Distrikt seines Comitats begrief Herzogenaurach, Langenzenn, Höchstadt, Dachsbach, Uhlfeld, Wachenrode, welche vier letztern nicht im Rangau, son- dern im Schlüsselfelder Comitat des Ifigau lagen. Es geht also daraus hervor, dafs dieser Rapoto kein eigentlicher Graf des Rangau mehr gewesen, sondern nur Bambergischer Schirmvogt über einen Complex von Bambergischen Stiltsgütern im Rangau und Iffigau, den man damahls uneigentlich die Radnitzgauer Grafschaft genannt. Im Jahr 1000 soll Otto III. dem Hoch- stift 88 ern stift Würzburg den Comitatum Rangau in proyincia, quae dicitur orientalis sive Australis Francia geschenkt ha- ben. Da aber doch zur nemlichen Zeit und, auch noch später Gaugrafen von Rangau vorkommen, so waren darunter vermuth- lich nur die Grafschaftsrechte über des Stifts eigene Gü- - ter um Ansbach und Bergel zu verstehen, die allerdings damals von bedeutendem Umfang waren, und dem Stift zum Theil wohl ‘durch seine eignen Vögte, die Dornberge, wieder allmählig entzogen worden sind. Der Name des Rangau hat sich noch bis 1387 erhalten, wo Hohenlohe das Schlofs Endsee und seine Besitzungen im Rangau zu Ober- und Niedernesselbach , Die- tersheim, Dottenheim, Urfersheim, Külsheim, Westheim, Otten- hofen und M. Bergel, defsgleichen die Güter zu Saunsheim, Uffigheim, Hernsheim, Weigenheim, (im Iffigau) an Hatheubike verkaufte. 16) Mulachgau begreift nach der Angabe von Schultes (Versuch einer geograph.’Be- schreibung des östlichen Grabfelds in dessen neuen dipl. Beiträgen #792. I. 285.) das halbe Gebiet der .ehmaligen Reichsstadt Ro- thenburg, jenseits der Tauber, das Gebiet von Hohenlohe Schil- lingsfürst, das Fürstenthum Hohenlohe Kirchberg, und das ehe- malige Ansbaehische Oberamt Krailsheim. Ein Ort Mulach oder Maulach liegt noch zwischen Kirchberg und Krailsheim. Es ist zu vermuthen, dafs das Archidiaconat Krailsheim, nach- . dem es aus drey Kapiteln zu Krailsheim, Hall und Mecnen be- standen, binnen welchen die zweierlei Gauen, der-Mulachgau und der Jaxtgau erscheinen, in seinen zwei Kapiteln Krailsheim und Hall den Mulachgau, in dem Kapitel Ingeilingen aber den Jast- gau gebildet, welcher nach Schultes auch Hohenlohe Langen- burg, Bartenstein und Amt Jaxtberg begrief, und dann wieder an den Kochergau grenzie. Der Mulachgau umfalste auch ei- nen Theil des Fränkischen Virngrund-YValds. Von den Orten des “ 89 des Mulachgaues sind nur die auf der Charte angezeigte Grim- schwind, Wildenholz, Erzberg, Wettringen, Schillingsfürst, In- singen, Diebach, Lohr, Lenzendorf unter Königlich Baierischer Hoheit geblieben; der übrige ganze Gau ist jetzt Königlich Würtembergisch, für dessen Geschichte also auch die nähere Begrenzung desselben gehört. Als Gaugraf kommt 1024 vor ein Comes Henricus; ein Hohenlohe ? Der Taubergau begrief nach Schultes das ehemals Mainzische Amt Miltenberg, und Bischofsheim, das Amt Box- berg, die Würzburgischen Aemter Lauda, Hartheim, Röttingen, das Deutschmeisterthum Mergentheim, einen Theil der Hohen- lohe-Neuensteinischen Linie und desjenigen Theils von der Grafschaft Werthheim, der nicht zum Gau Waldsassin gehört. Bessel rechnet minder richtig auch dazu Schillingsfürst, und Gebsattel zum Mulachgau gehörig. Vermuthlich theilte sich das Archidiaconat Ochsenfurt, so wie in zwey Kapitel, Ochsen- furt und Mergentheim, auch in die ihnen entsprechende zwey Gauen, Badenachgau und Taubergau. Der Taubergau ist jetzt ganz aufser-der Königlich Baierischen Reichs-Grenze. Den Gol- lachgau, zum Iifigau gehörig, erklärt Herr v. Schultes für ei- nen Untergau des Taubergau. Die weitern Forschungen erge- ben aber, dafs die Grafen von Gollachgau nur Güter im Tau- bergau besessen, der Comitat selblt aber zum Ifigau gehörte. Sonst aber sind die Gaugrafen in der Baierischen Geschichte merkwürdig durch den Grafen Audulf.a. 806, der Kaiser Karls des Grofsen Seneschall und Küchenmeister war, die Armee gegen dieBrittanier anführte und dann Statthalter in Baiern wurde. 1819. Seine V\ittwe Keyla blieb mit ihrem Sohn dem jungen Audulf in Baiern. Audulfs Vorfahrer hiefs Hundulf. Der Gaugraf des Gol- lachgau hatte ebenfalls Besitzungen im Taubergau, namentlich Baldowesheim (Ballersheim), Sundronhof (Sonderhofen), Reigels- berg (Hegelsperg), Aub, Buch. 12 17. 90 ı7) Badenachgau, üss Würzburgische Landkapitel Ochsenfurt umfassend, mit Heidingsfeld, Ochsenfurt, M. Breit. Durch den Main geschieden vom Landkapitel Kitzingen und dem analogen Gau Gotzfeld. Erstreckte sich über Grünsfeld, Königshofen, Gelchsheim an den Taubergau: Gaugrafen: Adilbrecht,, Egil- brecht (auch im Rangau), Egino 887. Dem Königlich Baierischen Gebiet ist von diesem Gau nur noch übrig geblieben: Enheim, Gnotstatt, Martinsheim. ıg) Iff ig au, gleichen Umfangs mit dem alten Archidiaconat Iphofen, welches «) das Capitulum Iphofen, das ist, das Amt Iphofen, die Graf- schaft Kasteil, Herrschaft \Viesentheid. Einersheim; b) das Capitulum Schlüsselfeld, mit Stadt Höchstädt, Bie- bert, Scheinfeld, Guttenstetten, Schornweilsach, Wachen- rode, Craiz, Sambach, Schlüsselfeld, Diesbeck, Stiebach, Schnotzenbach, Aspach, Taschendorf, Gremsdorf, Ezelkir- chen, Bautenbach, Dachsbach, Grofsenbirkach, Nieder-und Ober-Leinbach — (Wachenrode, anfänglıch zum Rednitzgau gehörig, und sich 1007 zum Bilsthum Würzburg vorbehalten, kam also erst nach dieser Zeit zum Kapitel —) c) das Capitulum Uffenheim, oder die Plaga Uffenheim, östlich an das Fangau, westlich an Taubergau und Baden- achgau grenzend, begrief. nn Das Kapitel Iphofen machte ein eigenes Comitat, dem der im Eh- gau angesessene Megingoz als Gaugraf vorstand, und de Stirpe Bojorum gewesen seyn soll. (s. Chr. Schwarzach. bey Ludewig.) Er stiftete .a. 816 das Kloster Megingodeshaulsen, nachher nach Schwarzach versetzt, dem er seine meisteu Güter hinter- liefs; und der Comitat selbst, indem sich jedoch eine besondere dynastische Linie der Grafen von Kastell bildete, scheint sehr früh- yı frühzeitig an Würzburg gelangt zu seyn. Der Comitat von Schlüs- selfeld, worinn die Grafen von Schlüsselfeld oder Hochstadt an- gesessen war, gelangte mit deren Abgang an Bamberg; der Di- strikt von Diesbeck, Dachsbach, erscheint, vielleicht durch spä- 0 tere Beleihung- oder Austausch, in Truhendingischeu Händen. Das Kapitulum oder die Plaga Uflenheim aber war nach der poli- R tischen Eintheilung der Gollachgau, von der in die Tauber flielfsenden Gollach benannt, woher auch noch der Name Golho- fen, Gollach Ostheim. DBessel rechnet auch noch namentlich zum Gollachgau Archshofen, Frauenthal, Freudenbach, Lorhof, Wald- mannshofen, nun an Würzburg abgetreten. Ehuhinegeshofen ist wohl das heutige Equarhofen. Angernheim ist aber nicht wohl für Ergersheim zu nehmen, weil dieses bestimmt im Rangau lie- gend aufgeführt wird; vielleicht Igersheim im Taubergau, unter den andern dortigen Besitzungen der Grafen vom Gollachgau. Grafen desGollachgau waren 779 Kunibert; sodann ein Eberhard; ferner 962, 973 ein Gerungus, der auch Güter im Taubergau be- sals, 1015 und 1023 abermals ein Gunbertus. Ein Ramwold un- ter König Konrad II, ein Egino und ein Sohn des Egino a. 888, sodann ein Ernestus a. 912 kommen überhaupt im grolsen Ifigau vor, ohne dals man vor der Hand bestimmen will, ob sie im Co- mitat von Höchstädt oder vom Gollachgau zu Hause waren. Die Grafen des Gollachgau nahmen nach der Hand von ihrem Schlofs Hohenloh im Gollachgau den Namen Hohenlohe, defsgleichen auch von einem andern Schlofs den Namen Brauneck an; sie stammten von den Gaugrafen des Mulachgau her, die auch aufser- dem mehrfache Besizungen im Taubergau, Jaxtgau, und im Ko- chergau hatten. 19) Banzgau, ein Untergau des östlichen Grabfelds (s. v. Schultes) zwischen der Itz und dem Mayn gelegen, mit den Orten Lahm, Melz, Bussendorf, Brunn, Rattelsdorf, Cleufsen, Höret, Füllbach, Graits, Zeuln, Zeutliz, Schney, Rosach, Banz, Döringstatt ; wozu auch 2 r £ 12 2 92% ee v. Schultes den Distrikt hinter Koburg bis Sonnenberg und den Thü- ringer Wald mit Neustadt, Neuhaus, Sonnenberg rechnet. Dafs jenseits dem Main gelegene, vielmehr zum Rednizgau gehörige Staf- felstein, möchte nicht wohl zum Banzgau gezogen werden. Der Stiftungsbrief des Kloster Banz (Ludewig Script. Rer. Germ. T. I. P- 47.) nennt als Fundationsgüter Banz, Effeltern, Mupperg, Zettliz, Graits, denen Hofimann in seinen Annalen auch noch Zeuln, Hennersdorf, Gostendorf, Aschem, Kunstatt, beifügt (r. Pfeffel Abhandl. der Akad. der WW.), wovon jedoch die letzten aulser dem Banzgau gelegen seyn werden. Die Gaugrafen des Banzgaues waren die Gaugrafen des Grabfelds und der Wetterau. Sie nahmen vielleicht wegen ihren Niederlassungen im Banzgau den , Grafentitel vom Banzgau an. Die Schwester eines solchen Gau- . grafen (vermuthlich des in einer Urkunde von 1017 vorkommen- den Gebhards), Namens Gerberg (1016), heirathete den M. Heinrich von Schweinfurt; von welcher Familie endlich das Klo-' ster Banz seine Stiftung erhielt. 20) Der noch in der Grenze des Baierischen Staats aber aufser dem Banzgau liegende Distrikt von Selslach und Dambach hat zum östlichen Grabfeld, und dessen Untergau Halsgau, Kapitel Ebern, gehört. 3 21) Volkfeld, von der bey Rüdenhaufsen entspringenden Volkach benannt, von Hallstadt an, am rechten Maynufer über Stettfeld, Zeil, Hafsfurt, Theres hinab, bis zum Einflufs der Schwarzach ; sodann jen- seits Wiesentheid, Prichsenstadt vorbey und längs der Ebrach zurück hinauf; umschlofs das ehemalige Würzburgische Archi- diaconat Gerolzhofen; und mulste bey der Errichtung desBils- thums Bamberg seine östlichste Spitze, bestehend aus Bamberg, oder vielmehr damals erst der blofsen Burg Babenberg, mit dem e Distrikt der jetzigen Orte, Buch, Dobring, Seehof, die in dorti- ger Slavischer Wüste wohl gar noch nicht existirten, der neuen Bi- schöf- Rn A A u ö 5 # = pe nr zZ ee on Ze A 93 schöflichen Kirche ablassen. Die Gaugrafen dieses Gaues waren aus der mächtigen Familie der Grafen von Babenberg; es kommt vor Heinrich, 886, ein Sohn des Grafen Poppo von Tullifeld und Grabfeld, Vater des nachherigen unglücklichen M. Adalbert. A. 891 ein Graf Ebbo (vermuthlich Eberhard), a. 904 ein Poppo, ein Hesso, grı zugleich Graf im Saalgau; ein Comes Bertholdus a. 975. t 980; ein Tietmarus, auch Tiemon, zu Ammerthal in Urkunden von 1007 bis 1023. Durch die unglückliche Fehde der Gaugräflichen Familie mit der Konradingisch - Salischen Familie verlor jene ihre Gaugräfliche Würde im Volkfeld. Was nachher aus den geretteten Resten die Ammerthalische Familie noch besafs, hatte mehr die Eigenschaft erblichen Dynastenbesitzes an sich. Die Volkfeldischen Güter gelangten meistens durch Vergebung an das Stift Würzburg, und ein Theil derselben a. 1007 durch Ab- tretung an die neu errichtete Bambergische Kirche. Im Jahr gıg überliels der Bischof Drachulf von Freysingen, der zugleich Abt in Schwarzach war, an dieses Kloster seine Besitzungen zu Ger- lachshaulsen, im Volkfeld bey Schwarzach, Weifeld, (?) Tiefen- stockheim, im Iffigau, Grofsen-Langheim (im Badanachgau), Feuer- bach (zum Ifiigau), Kastimallesdorf (?), Selinsdorf (?), die Wein- berge bey Nordheim (im Volkfeld am Mayn), und erhielt dagegen Güter zu Hezelheim und Hüttenheim (vermuthlich Herrnsheim und Hüttenheim im Iffigau) ; dazu legte der König selbst dem Kloster noch zu Güter in Tullstadt (Düllstadt im Volkfeld), Stadeln (?) und Wiesentheid (Eccard ll. 821.) b) Bamberger Sprengel. s. Ussermann Episcopatus Bambergensis 1801. 22) Rednizgau. s. v. Shultes historische Beschreibung des Rednizgau in seinen kleinen hist. Schriften II. Th. num. V. Der 94 Der ganze von diesem Gau umfalste grofse Distrikt war ur- sprünglich kein teutsches ostfränkisches Land, sondern hiefs noch bis ins achte Jahrhundert nebst der angrenzenden Ober-Pfalz Sla- via, Slavenland. Die von den Karolingern planmälsig betriebe- ne Bekehrung zum Christenthum, ward auch politische Unterwer- fung und allmählige Einverleibung zu Ostfranlen; so wie der Bi- schof mit seiner christlichen Pflanzung, so rückte der Grenzgraf mit seinem Limes vor; und es entstund mit den neuen bischöfli- chen Sprengeln des Würzburger Stuhls zu Bamberg, Kronach, und Holfeld auch der neueste allerjüngste Gau, Rednizgau ge- nannt, a.8$89 zum erstenmal, zu dem’auch das vorher Eichstäd-- tische Kapitel Eggolsheim geschlagen wurde, und der dann ganz genau die noch heut. zu Tag bestehende Bamberger Diöces begrief, mit Ausschluls von Bamberg#selbst, welches zum Volk- feld gehörte, und des schon oben beschriebenen Untergaues Banz- gau. Seine Grenzen sind also nördlich von Asch bis Kronach die heutigen Grenzen des Baierischen Reichs und des Bamberger ‚Sprengels; östlich von Asch herab bis Sulzbach die Grenze des Regensburger Bifsthums, welche den Wunsidler Kreis des Bai- E reuther Fürstenthums, oder die ehemals genannten Sechsämter, den Fichtelberg, sodann Reuslas, Kirmsees, Kirchenlaibach, Kötliz, Forbach, Emtmansberg, Heinersreut, Tüurndorf, Tumbach, Mei- lendorf, Frankenohe, Ober- und Unterhag, vom Rednizgau aus- schliefst, und sodann an der Sulzbachischen Grenze herab bis Hartmanshof läuft; südlich der Lauf der Pegniz von Hartmans- hof bis Nürnberg, welches zur Hälfte dadurch geschieden wird; westlich, an Doos, Fürth, beyde eingeschlossen, an der Red- niz fort nach Frauenaurach, an der Grenze des Rangau bis Weilsen- dorf und des Iffigau, Lonnerstadt, Mühlhaufsen, und Wachenrode einschlielsend, bis zur. Ebrach, sodann Bamberg zum Volkfeld ausschliefsend bey Hallstadt am Mayn, an der Grenze des Banz- gau hinauf bis Kronach. — Der grolse Rednizgau umschlofs einen _ kleinen, von Schultes zuerst aus einer Urkunde ven 966 entdeckten Un- menge 95 Untergau, Kulmgau genannt, der zwischen dem rothen und weilsen Mayn lag, und Kulmbach, Burbach, Bechtelsreut u. s. w. begrief, worin ein Wigger und Wilhelm, Grafen von Beichlingen, angesessen waren, welcher Distrikt im Jahr 1149 aber wieder zum Rednizgau und den Grafen von Plassenberg gehörte. Die Geschichte des Gaues entwickelt sich am deutlichsten nach seinen vier Archidiakonaten, die, obgleich mit vieler Verstümm- lung der Namen in \Würdtwein noyis subsidüs dipl. T. VII. 195. in den Acten des Frankfurter Synodes von 1007 enthalten sind. a) Das Archidiakonat Bamberg und Kronech war der Hauptsitz der Gaugraien aus der Babenbergischen Familie, die zugleich die östliche Markgrafschaft (in der Obern Pfalz) verwalteten; nach Enthauptung des Grafen Adelhard a. 902, der vorzüglich im Volkfeld zu Hause schien, und des M. - Adalberts a. 905 fielen die Güter als konfiszirt und erledigt der Haiserlichen Kammer heim, die einen Theil davon an begünstigte Grolse und ans Hochstift Würzburg vertheilte, und unter Heinrich II. aueh das Hochstift Bamberg mit do- tirte. Einen ansehnlichen Theil erhielt die Familie der Gra- fen von Ammerthal, und am Ende von diesem durch weibliche Abstammung das Haus derGrafen vonAndechs und Herzoge von Meran. Die bis go5 vorkommenden Gaugrafen, z. E. 886 Hein- rich, Adalberts Vater, sind Babenberger, nach 905 aber Am- merthaler oder Schweinfurter; zuletzt Andechser. Z. E. Hesso, d.i. Heinrich a. 981, Markgraf Heinrich a. 1002 (ist M. Heinrich v. Schweinfurt), Adalbert a. 1007, 1017, 1024, Kraft 1056 bis 1070, Adalbert 1130, Berthold 1143 (beyde letz- tere wahrscheinlich Andechse). Das weitere wird bey der be- sondern Geschichte der Herzoge von Meran und der Markgra- fen von Vohburg und Schweinfurt vorkommen. Die Familie . der der alten ausgestorhenen Grafeu von Giech, ein Zweig der Grafen von Truhendingen im Swalafeld, war auch bereits im Rednizgau angesessen; aber wie es scheint meist nur in Eigenschaft Bambergischer Lehenmänner. Zu gröfserer Bedeutung erhoben sie sich erst im dreyzehnten Jahrhun- dert als Meranische Allodialmiterben. d) Das Archidiakonat Holfeld oder Ebermanstatt gehörte zwar auch mit zum Gaugrällichen Amtsdistrikt der Grafen von Babenberg; es waren aber als Eigenthümer in dynasti- scher Eigenschaft dar!nnen vorzüglich die Grafen von Höch- stadt zu Ebermanstadt, Gösweinstein, Weischenfeld u. s. w. ansässig. In Forchheim war ein bedeutendes Stift, Botten- stein eine Bambergische Grafschaft; so dafs nach 905 von einer weitern Gaugräflichen Verfassung daselbst keine Rede mehr war. Späterhin hat Bamberg, wie es scheint, seine _ Besitzungen von Hochstadt, Ebermanstadt, Herzogenaurach, worüber ı158 ein Graf von Abenberg die Kastenvogtei zu Lehen trug, mit dem Namen der Rednizgauer Graf- schaft bezeichnet. Forchheim war ein Palatium Regium und zugleich eine Faktoreystadt des Slavischen Handels. Das Forchheim aber, wo a. 872 König Ludwig seine Lande an seine Söhne auf seinen Todesfall vertheilt, und a. 874 mit ihnen eine Zusammenkunft hielt, liegt bey Speyer. Das Archidiakonat Eggolsheim begrief ungefähr dasjeni- ge, was in dem gezeichneten Umfang des Rednizgaues abge- schnitten werden würde, wenn man folgende Linie zöge: Grub, Thurn, Hausen (alle benannte Orte jedesmal zum Eggolsheimer Arclidiakonat mit eingeschlossen), Kersbach, Reut, Eggolsheim, Kirchehrenbach, Wampach, Kirchen- birkach, Pegniz, Troschenreut. Dieses gehörte ursprünglich nicht zum Bilsthum Würzburg, oder nachher Bamberg, son- -dern 97 dern zum Bifsthum Eichstädt, und also vermuthlich auch zum . Ostfränkischen Nordgau derselben Eichstädter Diöces, so- fern er nicht einen eigenen Gau, Eggolsgau oder sonst 4 genannt, gebildet haben möchte; ist aber a. 1014 zum Bifs- thum Bamberg geschlagen, und von dieser Zeit an auch zum Rednizgau gerechnet worden; daher findet man denn auch in diesem Distrikt keine Besitzungen der Babenbergischen Gaugrafen, oder nachher der Merane; sondern fast lauter Kaiserliche, nachher Hohenstaufische Domänen, deren Ver- waltung oder Kammer-Prokuratur mit der Bürggrafschaft Nürnberg, wie es scheint, verbunden war. ® b) Eichstädter Sprengel. Dessen Archidiakonate sind verzeichnet in Falkenstein Antiq. Nordg. ; auch existirt eine Diöcesankarte. \ 23) Sualafeld. . Nach Schultes auf beyden Seiten der Altmühl, von Morgen aber nicht weiter, als bis zum Weissenburger Forst, wo der Gau Rud- marsberg angefangen. Gegen Abend durch die Eger (müfste eher heilsen Werniz, die Eger liegt ganz im Rielsgau) und durch die Brenz? (da gieng es über den Rielsgau hinaus) vom Ricelsgau ge- trennt. Nach Zinkernagel an der Grenze von Eichstädt, diefs und jenseits der Altmühl bis links an die Rezat, rechts an Ha- nenkam, und sich oberhalb Leutershaulsen endigend.. Um aber eine Angabe des Annalista Fuldensis zu retten, der die Theilung der drey Ludowigischen Söhne zu Saulifeld, inPago Reciensi "geschehen läfst, dem zu Folge man das Sualafeld’als Untergau des Ruelsgaues betrachten mülste, unterscheidet er einen Tractum Sualafeld, zwischen der Rorach, dem Kaybach, der Werniz und dem Hanenkam, der zum Riels gehöre, und nie Gau heilse, und den Gau Sualafeld, der immer ad Almonam heilse, da- 13 B 98 _——— gegen der Tractus super Fluvio Sualava bezeichnet sey. Die deutliche Grenze des Eichstädter Bifsthums beweist hinläng- lich, dafs Sualafeld nicht zum Rielsgau im Augsburger Sprengel gehören konnte. Die oben beym Riefsgau angeführte Urkunde von 1053 setzt die Orte des Riefsganes und dss Sualafelds be- stimmt in duas Provincias, und eben so ist die eigene Gau- gräfliche Verfassung und Familie des Sualafelds, ja sogar die ei- gene Lex Sualaveldica (Vita S. Walburgis) historisch erwie- sen, so dals eine einzelne irrige oder inkorrekte Angabe eines alten Chronisten gegen solche Gründe nichts vermag. Den Namen leiten einige von der heiligen Sola, die sich eine Zelle bey Solnhofen erbaut, andere wahrscheinlicher von der Schwale, einem Flüfschen oberhalb Wemdingen, das bey Bühl in die Wer- niz fällt, her. Die Grenzen des Gaues sind südlich nothwendig das Kapitel Burkheim, denn sonst würde der Gau in zweyerley Bifsthümer und Provinzen fallen; östlich hat er das Pappen- heimer Gebiet eingeschlossen, weil eine Urkunde von 914 die Orte Altheim, Pappenheim, Binzwang, Dettenheim ausdrücklich als Sualafeldisch bezeichnet, so wie von Solnhofen dieses ohnedem aus der Rirchengeschichte bekannt ist; eine Urkunde bey Neugart aber von 802 Pappenheim, Dietfurt und Schambach bestimmt zum Suwalafeld und ad Sacrificium (i. e. legem) Francorum rechnet. Von\Veifsenburg an, welches als Marcha communis Nordogarensium (dipl. de 888 v. Falkenstein Cod. dipl. Antig. Nord.) bestimmt nicht zum Sualafeld gehörte, bildete nach der übereinstimmenden . Angabe der andern die Rezat.die Grenze bis Lichtenau; und hier war dienördliche Grenze jene desRangau und des Bilsthums Würzburg; die westliche jene desRiefsgaues und des Bilsthums Augsburg. Hiernach mufls der Gau begriffen haben die alten Ru- ral-Kapitel Monheim, Gunzenhaufsen und Wassertrühdingen ganz, das Kapitel Eschenbach mit Ausnalime der Orte Wallisau, Aben- berg, Rittersbach, Rednizkembach, Schwand, Roth, Schwabach, Liehrsietten, Veitsaurach, Windsbach , Petersgemünd, Georgs- Sur ee- o >3 E ET TCHeE 99 i gemtind, Büchenbach und Marienburg, und vom Kapitel Weilsen- F burg die Orte Pleinfeld, Dettenheim, Pappenheim, Neudorf, 4 Schambach, Treuchtling, Bubenheim, Suffersheim, Graben, Em- ne - mezheim, Kazenhochstadt, Weimersheim, Stopfenheim, Veits { Erlbach, Wettelsheim. WVahrscheinlich hat in frühern Zeiten ein eigenes Kapitel Pleinfeld aus unvermischt Sualafeldischen Or- ten bestanden, das erst später mit dem Weilsenburger vereinigt worden; und eben so haben die aufser dem Sualafeld liegenden .) Orte des Eschenbachs Kapitels vorher wohl einem eigenen Ka- | pitel zu Abenberg angehört, indem die Archidiakonate meistens auf den alten Stiftern gehaftet. Als Gaugrafen kommen na- _ mentlich vor: Helmovinus oder Helmus a. 793 (s. Meichelbeck und Falkenstein), Erloinus a. 802 (s. Neugart), Ernest a. 889, 914, Ernst 952 Stifter von Kl. Auhausen, Werner a. 1007, Chu- no a. 1053. Aufser allem Zweifel ist dieses die nemliche Familie, welche nachher den Namen von Truhendingen angenommen. Der Distrikt von Monheim war eine dynastische Besitzung der Grafen von Graisbach. 24) Nordgau. v. Falkenstein delineatio Nordgoviae veteris; im Cod. dipl. Antig. Nordg. Pfeffel von den Grenzen desBaierischen Nordgaues in den Abh. der Baierischen Akademie der VVW. ıterBand; mit einem Chärtchen. v. Schultes über die Grenzen des Baierischen Nordgaues, - in dessen historischen Schriften, I. Abtheil. mit einer Charte. v. Pallhaufsen Preisschrift über das Noricum. Historische Abh. der Akad. der VVW. 1807. Bamberger Deduction von 1774. Dar? Man- ke ı00 er en Mannert’s Geographie III. 615. desselben älteste Geschichte Bojoariens. Man hielt es lange für eine kostbare Dekoration der Baierischen Geschichte, den Nordgau so auszumahlen, dafs er bis an die äulsersten Grenzen Thüringens reichend, ganz Ost- franken als eine Baierische Provinz darstellte; und so wie die Aeltern, z.B. Bessel, v. Falkenstein, von dem verlängerten Schat- ten eines solchen Nordgaues nur dunkle und schwankende Um- risse gaben, so setzten sie dem ungeheuern Nordgau mit glei- cher Unbestimmtheit einen ähnlichen Südgau entgegen, wornach das ganze Herzogthum oder Königreich Baiern sich in zwey einzige | Gauen, und am Ende die vollkommene Beichs-Regicrung in zwey einzige Gauverwaltungen aufgelöst hätte, welches der Natur der Sache und der Möglichkeit widerspricht. Pfeffel, indem er Nordgau mit der Nordgauischen oder Ostfränlischen Markgraf- schaft, nachher auch Herzogthum Franken genannt, irrig als gleichbedeutend nahm, und wo er von Grenzen Franziens die Pıede fand, nicht unterschied, ob dies das Ostiränkische oder das Rheinische Franzien bezeichne, rückte den Nordgau nun vollends gar bis zum Spessart vor, und erhob mit seinem Einfluls diese Meynung eine Zeitlang zur symbolischen Lehre der Baierischen Akademisten. Sie fand jedoch gleich Anfangs den sarkastischen Widerspruch Mederers, der in einer Abhand- lung bewies, dafs Frauken nicht in Baiern gelegen sey. ‚Noch ziemlich grofs genug, doch schon viel beschränkter gibt Schultes die Grenzen desselben also an: Nördlich und östlich der grofse Böhmer Wald, genannt Nordwald, von Eger an bis zum Ursprung des Regen. Von Regensburg an wende sich die Grenze südlich nach Ingolstadt, wo die Donau . den Nordgau und Sundgau scheide; gegen Süden habe er zur Grenze den Rielsgau, Mulachgau und Kangau, gehe von Gun- del- — 104 | delfingen an der Brenz hinauf nach Dünkelsbühl und Feucht- wang, und bey Herrieden über die Altmühl hinüber; alles rechts dieser Linie, also die Kapitel Monheim, Wassertrühdin- gen, Herrieden, gehörten zum Nordgau. Von Herrieden wende sich die Grenze rechts um, auf Lichtenau zu, nach Veitsaurach und Schwabach (Kapitel Eschenbach), setze bey Diepersdorf unweit Schwabach über die Redniz, ued laufe dann am rechten Ufer derselben bis Erlang, wo die Redniz den Rednizgau und mit ihm Ostfranken und Nordgau scheide. Von hier aus ziehe sich die Grenze nördlich nach Hilpoltstein, Creufsen, zum Fichtelberg, an der Eger fort bis wieder an die Stadt Eger, und theile alles, was linker Hand dieser Linie liege, dem Rednizgau zu. Als Untergauen begreife der Gau den Ilzgau, Schwinachgau, Grunz- witi, Kinzinggau, Kelsgau, Brenzgau, das Sualafeld. Bey dieser Schultesischen Meynung ist zu erinnern: a) dafs Eger und die Baireuthische Fichtelberggegend nicht zum.Nerdgau, sondern zu Slavyia gehörten; d) dafs als östliche Grenze nicht der Regen bis Regensburg herab, sondern die Laber bis Sinzing anzunehmnn sey. Was zwischen Regen und Laber liegt, ist mehr für Land der Ostfränkisehen Markgrafschaft zu halten. Ueber das Bilsthum Eichstädt hinaus in das Bisthum Regensburg hin- ein erstreckte sich der Nordgau in der Regel nicht; blos beym Kelsgau muls aus bestimmten Günden eine Ausnah- me zugelassen werden; c) dals er über die sich selbst gesetzte Regen-Grenze sogar die Gauen Schwinachgau, Grunzwiti, Kinzinggau dem Nord- gau zueignen will; so wie d) das als eigener Gau bestandene Sualafeld, und sogar e) den in Alemannien im Bifthum Au gsburg gelegenen Brenz gau. Das Gundelfingen und Herclanta in einer Ur- kunde ” kunde von 895 (v. Falkenst. Cod. dipl.), womit der Be- weis geführt werden will, ist nicht das Gundelfingen an der Brenz und Hleinerdlingen im Riels, sondern Gundel- fingen und Harlant an der Altmühl bey Riedenburg im Kelsgau, d. i. in Comitatu Cheldionis. Dagegen wird f) der Rednizgau zu weit bis Hilpoltstein vorgerückt, von wo aus alles bis zur Pegniz noch Nordgauisch war ; indem der Rednizgau vom Bilsthum Bamberg nichts als das 1014 zugetheilte Kapitel Eggolsheim begrief, und vor 1014 selbst dieses noch zum Nordgau gehört haben möchte. Die Bamberger Deduktion kommt der Sache noch näher, indem sie Sualafeld und Rieflsgau aufser Anspruch läfst, und den Brenzgau, Schwinachgau, Rinzinggau gar nicht in Erwähnung zieht. Dagegen setzt sie die Grenze nördlich auch noch an Böhmerwald, welches daher rührt, dafs sie östliche Markgrafschaft des Nordgaues oder Ost- frankens, und den Nordgau selbst, nicht genug unter- schied. Mannert in seinen geäulserten Zweifeln hat die Hauptmomente der jetzigen Resultate über den wahren Umfang des Nordgaues am glücklichsten geahnet. Je- doch hat unter den Neuesten von Pallhaufsen das alte Sy- stem mit den möglichsten Gründen zu retten gesucht, und zwar: ı) hätten die Römer den Strich von Pföring bis Neckarsulm er- obert, und mit einem Pfahlrain umgeben. In diesem und in den Agris decumatibus hätten auch Bojer gewohnt, Daraus würde noch kein näherer Schluls auf die Gren- zen des Nordgaues, und dafs er zu Baiern gehöre, her- vorgehen. Die Römer sind im Nordgau, so wie überhaupt in einem Theil von Ostiranken, vorgedrungen. Nicht ihr tem- ‘ a ee 103 temporärer Besitz, sondern die Formation der Gauen durch die eingewanderten Völker und die Entstehung der Bün- de hat die Bildung der Provinzen begründet. Ob der Pfahlrain ein römisches oder ein teutsches Werk sey, be- ° ruht noch auf verschiedenen hier nicht eingreifenden Hy- pothesen. Die Agri decumates aber erstreckten sich wohl schwerlich hicher. ObBojer im Nordgau gewohnt, wissen wir nicht gewils. Aus allem aber, geläugnet oder zugege- ben, folgt für die Hauptfrage nichts. 2) Ein alter Wessobrunner Codex enthalte folgende Stellevon einem ' ums Jahr 420 gestörbenen Hieronymus: Germania, Retia, Ager norieus ab oriente flumine Fistula et Sylva Hercynia, ab occidente flumine Reno, ab septentrione Oceano, a meri- die jugis Achemü, sic est vocabula montis, et flumine Dano- bio terminatur. Retia heifse hier Riels in Schwaben, Ager noricus Nordgau, und Juga Achemü seyen die Berge bey Il- - lereichheim in Schwaben. ; - Retia ist Rhaetia, und zwar hier in Verbindung mit Ager No- ricusund den Jugis Achemii Rhaetia Prima. Eshat a.420 weder einen Rielsgau, Pagus Reziensis, Retia, noch einen Nordgau gegeben. Ager Noricus, (Ar-noricus) wird in dem Vocabular des nemlichen Codex für Baierland er- klärt. Juga Achemiü sind nicht die unbedeutenden Berge bey Illereicheim, die ohnedem nicht gegen Süden, sondern gegen Westen liegen, sondern die Achem Berge mit dem noch heut zu Tag wohlbekannten und die Grenze zwischen Baiern und Tyrol bildenden Achenthal. Wie übrigens Hieronymus Deutschland südlich zu gleicher Zeit durch Achemberge und die Donau begrenzen lassen kann, ist nicht wohl einzusehen. Wahrscheinlich hat er oder sein Epitomator zweyerley Grenzen, die von Deutschland über- haupt, 104 haupt, und die von Ager noricus, Baierland, vermengt. Baierische Grenze ist auf einer Seite Donau, südlich aber, gegen Rhaetien, der Achemberg. 3) Im Leben des heil. Emerans von Meginward (bey Basnage) heifse es: Emeramus in Bojoarios lines, qui ad Aquilonem Hircano nemori limitem Germaniae protendunt, deyenit. Also seyen die Grenzen Baierns bis an Böhmerwald gegan- gen, weil dieser Hircanum nemus heilse. | Letzteres wird bezweifelt. Der schon dem Ptolomäus beltannte Herkynische Wald bedeutet die £chwäbischen Alpen. Der von Pfeffel aus Schannat Trad. fuld. num. 94 als Böhmerwald‘ angezogene Sylya Bohoma;; heilst dort nicht so, sondern Sylva Buconia; und der Flufs ist nicht die Zenn im Ansba- chischen, sondern die Sinn an der Fuldischen Grenze. 4) Das Bilsthum Eichstädt sey mit Einwilligung des Herzogs Odilo von Baiern gestiftet worden, und im Nordgau, in finibus Bajuvariorum, d.i. in Baiern gelegen gewesen. Die Errichtung der Bifsthümer Salzburg, Passau, Frey- sing, Regensburg, sämtlich in Baiern gelegen, geschah al- lerdings Otilone duce consentiente a. 740. (s. Vita S. Bo- nifacii ap. Basnage T. III), hingegen bey der Stiftung. Eichstädts ist nur von dem annuente Karlmanno die Rede (s. Annal. Fuld. ad a. 746.), und der Odilonische Consens beruht nur auf einer vermengten unrichtigen Er- zählung Welser. Eichstädt war nach dem Leben des . heil. Bonifaz.cap. 10 in intimis ÖOrientalium Franconiae partibus et Bojoariorum terminis. Ist nun Eichstädt - in parte, d.i. in regione (s. Ducange v. pars) und zwar in intima parte von Östfranken gelegen, so kann es nicht in- 105 innerhalb den Grenzen von Baiern, sondern an denselhen gelegen haben. 5) im Breviarium des Abts Urolf von. Niederaltaieh, eines Zeit- genossen des Herzogs Tassilo (Mon. Boic. XL P- 14.) finde sich die Schenkung mehrerer Besitzungen in folgenden Or- ten: Schwarzach, Auerbach, Bogen, Gozboldesberg, Wisunta, Welchenberg, alle am linken Donauufer ‚ unter ausdrückli- cher Erwähnung des Commeatus Tassilonis. Folglich müsse Tassilo über der Donau auch noch zu befehlen ge- habt haben. Diese Orte liegen nicht mehr in den ron uns angenomme- nen Grenzen des Nordgaues. In wiefern noch ein beson- derer Gau Pogana angenommen werden könne, wird sich weiter unten zeigen. Uebrigens bezog sich der Commea- tus Tassilonis, d.i. die Licentia sich die benannten Gü- ter erwerben zu können, mehr auf das Kloster Niederalt- aich selbst, als auf die Objekte. Wirkliche und morali- sche Personen, die unter einer höhern Vormundschaft stan- den, konnten ohne Erlaubnifs nicht einmal etwas erwer- ben, und dieser: Consens mulste nicht von dem Richter der Sache, sondern der Person ‚ dem Adrvocato, beyge- bracht werden. 6) Das Congestum Arnonis besage: Otilonis filius Tassilo dux, etradidit in pago Tonawgawe villam nuncupatum Poh, et ter- ritorium in eodem Pago, in loco qui dicitur Chruchenberg, qui adjacet secus amne Danubio. Folglich hätte sich Donau- gau und Baiern auch über die Donau, secus amne Danubio, erstreckt. Das wird sich bey Untersuchung des Donaugau näher zei- ; gen. Territorium in damaliger Urkundensprache heifst ein bebautes Land (du Cange) keine Ortschaften; und es 14 ıst ) “ ö , a N Tan m u 5 an l - Me ist also doch sehr glaublich, dafs, wie Mannert meynt, nur von den Weinbergen über der Donau die Rede sey. 7) In der Charta divisionis von 806 vermache Karl M. seinem Sohn Pipin: Bojoariam, sicut Tassilo tenuit, exceptis duabus villis, In- goldestatt et Lutrahof (der Loshof zwischen Neuburg und Ingolstadt (s. Ecard), quas quondam Tassiloni inbeneficia- vimus, et pertinet ad pagum gui dicitur Nort- gowe; dem Sohne Karl aber; Partem Bojoariae, quae dieitur Nortgowe, Der Nordgau sey also Pars Bojoariae gewesen; und schen dem Tassilo habe Ingolstadt gehört. Kaiser Karl unterscheidet hier sehr bestimmt: a) Bojoariam, sicut Tassilo eam tenuit, nemlich das eigentliche Baiern bis an die Donau, und Ingolstadt und Lutrahof im Nordgau, die Tassilo insonderheit zu Lehen ‚getragen ; b) Bojoariam, wie es als Provinz unter Karls Verwaltung be- stand, nemlich Baiern, und Nordgau, zwischen den Jahren 788 bis 806. Den Kaiser Karl, der in derselben Art über den Nordgau, wie über Baiern selbst zu befehlen hatte, konnte nichts verhindern, nach der ihm be- liebigen neuen Departemental-Eintheilung Nordgau zu Baiern, aber nicht zum Herzogthum, sondern zur Kai- serlichen Provinz Baiern zu schlagen, wie er denn auch aus derselben Regentenmacht dem alten Baiern ein Stück von Pannonien zugeschlagen. (Bernardus Noricus: Garolus M. post Tassilonis Ducis cessionem partem Pannoniae ad- . didit Bavariae regioni (s. N. Abh. d. Akad. d. WW.I. 9.) A. 789 Karolus ad Radesponam venit ibique marcas et fines ba- 207 bajoariorum disposuit. Chron. Reichersberg. Wäre Tassi- lo schon als Herzog von Baiern Regent des Nordgaues gewe- sen, wozu hätte ihn Karl erst mit Ingolstadt und Lutrahof belehnen sollen? Uebrigens wollte die Theilung von 806, indem sie dem Pipin Baiern ohne Ingolstadt, dem Karl aber den ganzen Nordgau anwies, den reinen alten Unter- schied zwischeu Baiern und Nordgau gerade wieder herstellen. Wenn es aber in der spätern Theilung von 817 abermals heilst: Ludwig sollhaben Baiern und die zwey Kammergü- ter auf dem Nordgau, so geht auch daraus hervor, dafs der Nordgau an sich nicht zu Baiern gehörte. 8) Heinrich II. habe die Babenberger Markgrafschaft an Baiern ge- schenkt. Herzog Arnold sey von den Baiern und Östfran- ken feyerlich empfangen worden. Nur die Verwaltung des Rednizgaues und Nordgaues von 905—938 ist dem Markgrafen Luitpolds in Amtsweise über- tragen gewesen (s. oben in der Geschichte Frankoniens). Von der Angabe, dafs Herzog Theobald sich Meister vom Nordgau gemacht, ihn aber 725 schon wieder abtreten müs- sen, findet sich keine hinlängliche Spur in der thüringischen Geschichte. Es würde auch aus dieser kurzen militärischen Occupation eines Theils vom Nordgau nichts folgen. Denn dafs sich die Thüringer und Baiern wechselseitig ins Land gefallen, ist bekannt. Hierzu will man nun 9) auch die von Pfeffel so dringend vorgehaltene Stelle aus Adel- bolds Leben König Heinrichs I. fügen: „Inde Rex in Sylvam Speukeshart veniens, quae Bavariam a Francia diyidit. Dieser Schriftsteller nannte überhaupt alles Baiern, wasHein- rich I]. als damaliger Regent von Baiern zufällig zusammen beherrschte, oder kennt wenigstens die genauen Grenzen der A be- 108 besondern Provinzen nicht deutlich genug. Das Francıia, wel- ches am Spessert lag, hätte ohnedem nicht das Ostfränkische Franzien seyn können, sondern er meynt damit offenbar das Rheinische Franzien. Folglich läfst sich auf den Ostfränkischen Nordgau nicht einmal eine Anwendung machen. Dieselbe Legende sagt aber beym Jahr 1073 ganzrichtig vom Thüringer Wald: Ve- nientes ergo ad Sylvam, quae T'buringiam dirimitaFrancia, und hätte, wenn sie den Nordgau in solcher Ausdehnung für Baiern gebalten, nothwendig sagen müssen: a Bavaria. Endlich 10) bezieht man sich auf eine Stelle mehrerer Chronisten, welche besagen, der gefangene König Berengarius sey naeh Baiern auf die Burg Bamberg gebracht worden, und daselbst gestorben. Sie ist aber nur sehr verstümmelt aus dem Anna- lista Saxo ad a. 964 entnommen, welcher ganz richtig erzählt: Berengarius in Bavyariam mittitur et postmodum in Castel- lo Babenberg vitam finivit. Dafs übrigens Bamberg nicht in Baiern, sondern in Ostfranken gelegen war, erkennt Dittmar Merseburgensis in folgender Stelle: Rex quandam Üivitatem nomine Babenberg in Orientali Francia sitam, prae cae- teris excoluit; und Heinrich II. selbst in einer Urkunde (bey Neugart I. 21.) quia Castrum Babinberg in Austrifranciae parte sitam, jam molimur in sedem episcopatus sublimare. Der Nordgau selbst, ehe er als ein Fränkischer Gau erschien, war eine Provinz des Thüringischen Reichs, welches bis an dieDonau grenzte. Dies beruht auf folgenden klassischen Zeugnissen: a) Ptolomaeus L.I. c. 14. der Noricum, d.ı. Baiern aus- drücklich durch die Donau begränzt. b) Anonymus Ravennas „per Thuringorum patriam transeunt plurima flumina, inter caetera quae dieuntur Bac (die Nab) et Reganum, quae in Danubium merguntur. c 109 c) Jornandes de bello Gothico L. 55. „regio illa Suevorum habet a Septentrione Thurin gos, ab oriente Bojoarios. he d) Procopius (Version). „Super Thuringos Suevi et Alemanni. e) Paulus Diaconus. „Noricorum Provincia, quam Bojoariorum populus inhabitat, habet ab aquilone Danubium. s. Eccard Comment. Rer. Francor. Erst nachdem das Thüringische Reich unterdrückt und der Thü- ringische Magnat Suitger nach Frankreich abgeführt war (748), ergeben sich Spuren des nun den Franken unmittelbar unterworfenen Nordgaues in dem Bezirk des Bifsthums Eich- städt. BaireuthundOber-Pfalz gehörte aber nicht dazu, sondern war damals noch ursprünglich Thüringisches , jetzt von Slaven besetztes Land, Slavia. Aribo im Leben des heil. Emerams L. I. c. 3. erzählt, wie ein den slavischen Parathanern (Baireu- thern) entflohener Sklav, um nach Regensburg durchzukommen, fünfzehn Tagelang durch lauter VWüsten wandern mufste. Auch als Besitzer von Baiern erkannte Karl der Grolse die Oberpfalz als ‘Slavenland, daser durch die angelegten Faktoreyen zu Halstadt, Forchheim, Bremberg, Regensburg und Lorch sperrte. Selbst in Regensburg gab es keine Brücke zum andern Ufer. (Man- nerts älteste Geschichte Bojoariens 8. 266.) Dieses ursprünglich Thüringische, seit 748 Fränkische Nordgau begrief mit Ausnahme des eigenen Sualafeldgaues das ganze Bils- thum Eichstädt, und vom Bilsthum Regensburg auch noch den Kelsgau, der vielleicht früher auch noch zum Bilsthum Eichstädt gehörte. Vor 1014 war wohlauch das an Bamberg abgetretene Ra- pitel Eggolsheim, also die Linie von Forchheim an bis Pegniz und Troschenreut Nordgauisch. Nordgau hiefs der Distrikt, entweder weil er der nördliche Theil des Bilsthums Eich- städt 110 8 städt war, oder nicht sowohl vom Nord, als dem alten Wurzel- wort Or, Nor, welchesHoch, Norgau also das Hochland “ von Ostfranken bedeutet haben kann; und da man auch im Sla- vischen findet, dafs sie demselben Ort einen slavischen und übersetzten teutschen Namen zugleich gegeben, z. B. Forstlam, Kulmberg u. s. w., welchos nichts anders ist als Forstforst und Bergberg; so könnte vielleicht auch der Name der Nordgaui- schen Hauptmunizipalstadt Nürnberg oder Norberga nur in alter und neuer Sprache Berg zugleich ausdrücken. Der Gau selbst hatte wieder folgende Untergauen unter sich: «) den Rudmarsberg, der östliche Theil des Nordgaues, zuerst von Schultes aus einer Urkunde von 1080 an Tag ge- bracht (hist. Schr. II. 333.) Gaugraf: Heinrich de Wizen- burg. b) Der Sulzgau, schon von Bessel gekannt, und in der Ge- gend von Neumarkt, Sulzbürg, Freystatt gesucht. Gaugraf Henricus de Sinzingen. König Heinrich IV. übergibt a. 1080 dem Stift Eichstädt den Wildbann im Rudmarsberggau und Sulzgau : vonEichsädt anfangend im Weg nach Sigewesesholz (Seu- bersholz?) nach Salach (Burgsalach) und Bttenstatt, dem Flufs in diesem Dorf nach. vorwärts zur Schmalenwiese nach Liebstatt, im Thal fort bis zur Dolaha (Talach) her- ab bis zu ihrem Einflufs in die Schwarzach, vorwärts bis nach Mazingen (Ober-Mössingen) im Weg fort nach Gries- bach (Greisbach), Widinewanch (Weidenbaeh ?), Eriches- bach (Erresbach?) in die Furth bey der Wolfprechtsmüh- le (müfste der Lage nach bey Mühlhaufsen zu suchen seyn) an die Solenze (Sulz) am Flufs fort bis Bieberbach, der Stralse EEG on.6s PP Pan Lan in - ware _— 1ıl Strafse nach gen Osterendorf (Otmaring ?), Tegening, Werede (Wir) an die Altmühl und dieser nach wieder bis Eichstädt. Beyde Gauen zusammen, von welchen dieser Forst ein Theil war, sind wohl zwischen der östlichen Grenze des Nordgaues bis an die Redniz, nördlich von der Schwarz- ach, östlich an beyden Ufern der Sulz von der kleinen Laber begrenzt zu suchen, und möchte wohl der Rud- marsberg die Kapitel Ingolstadt und’Berching, der Sulzgau aber das Kapitel Hilpoltstein begriffen haben. Gaugraf ‚des Sulzgau:: a.900 Luipolt (der den ganzen Nordgauhatte) s. Ried Geschichte der Gr. v. Hohenburg. c) Der Kelsgau, Chelesgau, Comitatus Cheldionis, von der bey Ottling entspringenden Kels benannt. Es kommen darinn vor: Pfaldorf, Gundelfingen, Harlanten, in einer Urkunde von 895 bey Falkenstein God. dipl. Ant. Nordg. Pföringen, in einer Urhunde von ı007. Mendorf bey Schamhaupten, Hösching, Lippeltshof. Bessel gibt ihm ‚die Altmühl und Donau zur südlichen und östlichen Gren- ‚ze; führt aber, so wie Zirngiebl, Orte an, die ganz aufser diesem Distrikt gelegen wären, und entweder nur zu ei- mer gewissen Zeit, oder gar nie zum Helsgau gehört haben können; z.B. ein Sandelshaulsen und Gundelshaulsen im Landgericht Moosburg, ein Theting, im Landgericht Vohburg, Meckenleh und Adelschlag im Eichstädtischen, Vo- 'burg selbst; ferner unbestimmte Orte Bozinwang, Mande- chingen (wenn’s nicht Menning seyn soll), Egwil, Zullin- gen, Mammingen. Eine eingesehene Urkunde zu St. Eme- ran von 844 setzt zwär wirklich ein Sandolveshusun, Gun- tereshusun und Mandechingon in den Pagum Chelesgau; man ist jedoch noch immer geneigt, darnnter die Orte Sandersdorf, Sinzenhausen und Marching zwischen Scham- haupten ni haupten und Pföring zu verstehen; sollte es aber Sandels- haufsen, Gundelzhaufsen (bey Mainburg) und Mandellirchen seyn. und die von Zirngiebl genannten Orte sich wirklich noch aus ächten Urkunden als wahrhaft Kelsgauisch dar- stellen, so bleibt nichts übrig, als dem alten Kelsgau auch noch den nachher beschriebenen Abenstgau beyzulegen, so dafs der später zum Nordgau gehörige Subpagus Kels- gau ein besonderer Comitat eines grölsern Kelsgau, und eine Riedenbürgische Dynastie gewesen seyn mülste. Hier wird als südliche Grenze des Kelsgau die Donau von Sin- zing bis Möhring oberhalb Vohburg genommen, als östli- che aber unterhalb Luppurg die Laber bis zu ihrem Ein- Aluls in die Donau bey Sinzing. Er begreift also gerade die beyden Bischöflich-Regensburgischen Rural-Kapitel La- ber und Pföringen, aber nichts vom Kapitel Kelheim, folg- lich fällt Kelheim selbst, mit Pockham und Kapfelberg, die jezt, aber vielleicht nicht in ältern Zeiten, auf der linken Donauseite liegen, aufser der Grenze des Unter- gaues HKelsheim und der Ostfränkischen Provinz Nordgau, wie es denn auch bekannt ist, dafs die Burg Kelheim schon eine uralte Baierische Dependenz, und nachherige Wittelsbachische Besitzung war, die Stadt aber erst von den Wittelsbachischen Herzogen angelegt worden. Be- stimmte Data machen es nothwendig, gegen die allgemeine Regel mit dem Nordgau, so weit es den Untergau Kels- heim betrifft, aus dem Sprengel des Eichstädter Bilsthums auch in das Regensburger herauszurücken. Denn in obi- ger Urkunde von 895 heilst es ausdrücklich: in pago Nordgew, in Comitatu Cheldionis, und in einer andern von 1007 (Bamberger Dedukt. 1774.): Pferingum, in pago Chelsgowe et in Comitatu Nortgowe (hier ist der Comitat gröfser als der Pagus) Berengeri Comitis situm. Wer weils, ob nicht die beyden Kapitel Laber und Pfö- ringen 113 ringen in frühern Zsiten doch zum Bilsthum Eichstädt ge- hörten, welches vielleicht, da es vom aufgelösten ihm so wohl gelegenen Bifsthum Neuburg nichts erhalten, und so- gar das grolse Kapitel Eggolsheim an Bamberg hat abge- ben müssen, vom Kaiser und Pabst also nicht sonderlich begünstigt war, auch diese beyden Kapitel dem Hochstift Regensburg wider Willen hat überlassen müssen. Dieser Kelsgau bildete nach der Hand den Bezirk der Burggraf- schaft Regensburg oder Grafschaft Riedenburg. d) Der Westermann soll auf der linken Donauseite un- fern der‘ Nab gelegen, und Raitenbuch bey Velburg, Schorshofen bey Parsberg begriffen haben (s. Bessel, Zirn- gibl), hatte auch eigene Grafen. Dieser Lage nach begrief der Untergau die Lande der nachherigen Grafen von Velburg, welche, so wie dieLuppurge, von diesen Untergaugrafen abge- stammt seyn mögen. In höchster Uebereinstimmung mit dem also angegebenen Um- fang des Nordgaues steht denn nun auch die Grenze des alten Landgerichts Hirschberg. Diese fängt ältester Beschreibung zu- folge an ob der Frünirg an der Donau, als die Laber zu Sin- zing in dieselbe flielst; geht der Donau aufwärts nach, immer einen Spiels lang vom Ufer entfernt, bis Neuburg ans Ried und Kloster Berg, letzteres im Landgericht Graispach belassend;, von dannen zum Öttenberger Forst und dem Dorf Obereichstädt, zum Weifsenburger Wald, an demselben fort, so dafs er imLand- gericht Graispach verbleibt, bis Nensling, Neuhaus, ins Dorf Walting, wo derBach die beyden Landgerichte Graispach und Hirschberg scheidet; fort nach Alt-Heideck, Mauk, auf der Nürnberger Stralse bis Roth an die Redniz und der Redniz nach bis vorSchwabach, wo dieSchwarzach in die Redniz flielst; der Schwarzach nach bis Eichenbruck und Rasch, (den zwi- 15 schen 214 schen der Schwarzach und Pegniz gelegenen Distrikt, wel- ‚cher ursprünglich auch zum Nordgau gehörte, versah das besondere Landgericht des Bürggrafthums Nürnberg,) von Rasch im Raschbach nach Stöckelsberg, durchs Dorf hin- durch bis durch Trautmanshofen gegen den Thierstein an die fernere Laber, und an derselben hinab bis zu ihren Einflulfs bey Sinzing. — (Der noch ober der Laber lie- gende Distrikt von Engelthal, Stöckelsberg, Altdorf, Gna- denberg, Happurg, Reicheneck, Kastell, und der Distrikt jenseits der Laber von Velburg scheint vom Landgericht Wirschberg defswegen nicht mit eingeschlossen, weil sich dahin nach späterer Ausdehnung einerseits das Landgericht Sulzbach erstreckte, andrerseits die besondere Grafschaft Velburg, oder Luppurg, als alter Untergau Westermann an- schlofs.) \ Die Gaugräfliche Würde in diesem Nordgau behauptete die im Rudmarsberg und Sulzgau angesessene, aber aus Baiern bey Kranzberg und an der Glon abstammende F amilie der Gra- fen von Hirschberg, die auch 1030 sich von besondern Schlössern zu Weifsenburg, Sinziug, später auch von Kreglin- gen, Dollenstein, Altendorf nannten, in XI. Jahrhundert ihre Agnaten die Grafen von Sulzbach beerbten und 1304 erloschen. (s. unten Hirschberg.) Als Grafen im Kelsgau kommen vor: 868, 879 ein Eugildeo, 908 Arnold, Arnolfus, 1002 Magenes, 1007 Berenger, 1040 Otto. Im Westermann auch ein Engildeo. Jene sind offenbar die Vorfahrer der Grafen von Riedenburg und Burggrafen von Regensburg, und weil derselbe Name eines Gaugrafen Engildeo auch im Westermann vorkommt, und die Riedenburge auch Besitzer von Kalmünz waren, so dürften wohl beyde Gaugrafen- geschlechter für Eines genommen werden. in 115 Die in den Urkunden anderweit genannten Grafen von Nordgau sind nicht die Gaugrafen dieses Nordgaues, sondern die Markgrafen vom Nordgau, welche aber innerhalb den Grenzen des eigentlichen Nordgaues den Distrikt des nach- her gebildeten Landgerichts Nürnberg und Sulzbach als beson- dern Comitat in dynastischer Eigenschaft dabey besessen, wo- her es auch gekommen, dafs nachher das Landgericht Hirsch- berg dieselbe aufser der Linie seines Nordgauischen Landge- richts gelassen. Dahin gehören: Heinrich, Adalberts Vater, aus der Babenbergischen Familie, * 886 dem seine Söhne Adel- hard, Adelbert und Heinrich folgten. Nach deren unglückli- chem Ende a. 902 und 905 erhielt die Markgrafschaft Nordgau der Graf Luitpold von Oestreich, der im Treffen gegen die Un- garn bei Prefsburg a. 907 blicb. Die nachher genannten Gra- fen oder Markgrafen von Nordgzau sind Grafen von Ammerthal, die sich auch Markgrafen von Schweinfurt nannten; und zwar 954 Adalbert, 961 Bertold v. Ammerthal sein Sohn, 98I— 1021 Heinrich sein Sohn, in dessen Grafschaft 981 ein Scierstätt in Suburbano Reginae Civitatis lag *). Nach seinem Tod ging der Markgräfliche Titel in das Haus Vohburg über. Aus Irrthum werden zuweilen unter diesen Markgrafen auch aufgeführt die Brüder Wilhelm und Engelschalk, En- gildeo, Udaschalk, welche nicht Markgrafen der Ostfrän- kischen Mark, sondern von Ocstreich waren. Doch scheinen unter dem nemlichen Namen auch Riedenburge vor- zukommen. 52 So *) A. 1021 verleiht König Heinrich der Kirche zu Bamberg folgende Güter, ba- varicis legibus servientia, als den Wald zwischen der Schwabach und Pegniz mit Crinitlaha , Margeresbrunum, Altrihesdorf, Heribrechtesdorf - im Pago Norgowe et in Comitatu Heinrici Comitis sita, Unter Bavari- eis legibus versteht man hier die Baierische Art, die Landgüter an freye Men- schen, Barschalken, zu verstiften. j 116 So glaubt man also aus den bisherigen dunkeln und immer verwechselten Nachrichten eine bestimmte Anga- be des Nordgaues entwickelt zu haben, die in gröfster Uebereinstimmung mit den Bischöflichen Sprengeln, mit dem aus der Nordgauischen Gaugrafschaft gebildeten Landgericht Hirschberg, und mit dem Daseyn der Gräflich Hirschbergi- schen und Ammerthalischen Familie steht. Es war leicht zu irren, wenn man nicht die Hirschbergische Gaugrafschaft Nordgau, und die Babenbergische, nachher Ammerthalische und Schweinfurtische Markgrafschaft Nordgau unterschied, oder sich unter beyden Namen einerley Gebiet dachte. Die Geschichte erlaubt nicht mehr, den Nordgau in solche ferne Grenzen auszudehnen, wo sie das Daseyn ganz anderer Gauen unter andern Herzogen und Bischöfen bewiesen hat. Ein Gau- graf von solchem Umfang, als man dem Nordgau ehedem hat geben wollen, würde mächtiger als der Herzog selbst gewesen seyn, und die einfache Verwaltungsform der Gauen alsdann nicht zugereicht haben; auch würde es ein ewiges Räthsel blei- ben, wie sich der ungeheure Gäu auf einmal in so ganz ver- schiedene erbliche Regierungen aufgelöst haben sollte, welches jetzt in den Geschichten der einzelnen Gaugrafschaften ganz klar vor Augen liegt. Und sollte sich nun irgendwo der Name Nordgau sonst noch in einem Sinn angeführt finden, der mit dem jetzt gegebenen durchaus nicht zu vereinigen wäre, wovon man aber zur Zeit keine Kenntnifshat, so ist bey vorausgesetzter ächter Quelle nichts anders übrig, als’zuzulassen, dafs Nord- gau zuweilen auch einen grölsern Distrikt, aber alsdann nur in chorographischer Bedeutung, und ohne alle Beziehung auf die politische Eintheilung und Abhängigkeit, bezeichnet haben kön- ne, so wie esim Elsafs auch einen Nordgau und einen Südgau gab, in dem als Nordgau bezeichneten Landesbezirk aber die wirk- lich von Grafen regierten Gauen an sich ganz verschieden sind und unter verschiedenen Namen erscheinen. c) Te 117 ce) Regensburger Sprengel. 25) Episcopatus Ratisbonensis Deiparae devotus ejusdemque beneli- ciis ac favoribus dicatus. 1710. Eine Charte in Scherers Atlas Marianus, $. 73. Der Regensburgische Diöcesan-Ka- lender, P2 Slavia, Regio Slavorum. So hie[s anfänglich nach zertrümmerten Thüringischen Reich der ganze Distrikt vom Mayn bey Schwarzach an bis an die Saale, woraus erst später und allmählich durch Gründung des Christen- thums, und Erneuerung der Fränkischen Macht über die vorge- rückten Slaven der Gau Volkfeld, Rednizgau und Banzgau gebil- det worden. (s. Henze Versuch über die ältere Geschichte des Fränkischen Kreises.) Am längsten Slavisch und ganz ohne Gau- verfassung blieb der Distrikt des Kapitels Eger, wohin der Baireu- ther Wunsidler Kreis, Redwiz, Waldsachsen, Mitterteich, Wal- tershofen, Tirschenreut, Neuhaus, Bernau gehörte. , Im eilften Jahrhundert scheint es der ostfränkischen Markgrafschaft gelun- gen zu seyn, sich darinn festzusetzen, wefshalb auch dieser Di- strikt nachher eine Vohburgische Erwerbung wurde, die durch Heirath in die Hohenstaufischen Besitzungen überging. Ostfränkische Markgrafschaft, Markgrafschaft des Nordgau. Als solche wird hier bezeichnet das Gebiet östlich von Bernau herab an der Böhmischen Grenze bis Eschellkam und Somerau fort- laufend, sich dann links über Bodenmais nach Gotszell und an der östlichen Bogen herab nach Deggendorf ziehend; von Deg- gendorf herauf an der Donau laufend bis über Regensburg an die Laber; westlich aber an der gegebenen Grenze des Nordgaus bis Hohenstatt, des Rednizgaues bis Warmensteinach, und so- dann 118 re N = dann nördlich durch das Slavenland begrenzt. Dieser Distrikt *) bildete sich aus den Trümmern des Thüriugischen Reichs durch das allmählige und fortgesetzte Vorrücken der militärischen Mark- grafen und der christlichen Missionäre gegen die zu bändigende Thüringische Stämme, und sich dazu gesellten Slavische Anbauer. Er begrief vom Bilsthum Regensburg die Dekanate Deggendorf, Pondorf, Cham, Nabburg, Donaustauf, Schwandorf, Hirschau, Sulzbach, Leuchtenberg und Stadt Kemnat, als Untergauen aber: a) Die Bogenäu, benamnt von den zwey Flüssen Bogen, da- von die östliche, diePogana orientalis, bey Kloster Gotteszell entspringt, und bey Deggendorf in die Donau fällt, die west- liche, Pogana occidentalis, bey Elsbettenzell entspringend, nächst Bogen sich in die Donau ergielst. Die Landschaft um diese Flüsse hiefs die Pogena, Bogenau, noch heut zu Tag bey Windberg im Bogen, kommt bereits vor in einer Karolingischen Urkunde von 882 und erscheint nach der Hand als ein eigener Comitat. (s. Scholliner Stemmato- graphia Comitum de Bogen in den N. Abh. der Ak. der WW. IV.288.) Diesem Comitat-glaubt man mit ziemlicher Gewils- heit das Kapitel Deggendorf, bestehend aus den PfarrortenArn- bruck, Böbrach, Deggendorf, Engelmays, Geisstall, Gotts- zell, Gräfling, Hundesdorf, Maria Pösching, Metten, Neu- _ haufsen, Neukirchen, Oberwinkling, Perastorf, Perg, Pfel- ling, Bodenmais, Ruemansfelden, Schwarzach, Tegernbach, Unteryichtag, Waltendorf, Wetzel, Windberg, und das Ka- pitel Pondorf, bestehend aus den Pfarreyen Arrach, Aschach. Bo- *) Dals er zuFranken und nicht zu Baiern gerechnet wurde, s. unter andern Adelboldi de rebus gestis Henrici (Ludewig Scriptor. Rer. Epis. Bainb.): Rex igitur intrante Augusto in Franciam exercitun super Hezelonem duxit. — In primo igitur impetu Mertula (Ammerthal) dirimitur — post haee et Crusi- nam (Kreulsen) obsidet, 119 Bogenberg, Conzell, Kreuzkirchen, Frauenbründl, Falken- stein, Haslbach, Kirchenroth, Loizendorf, Oberaltaich, Park- stetten, Pfaflenmünster, Pondorf, Rattenberg, Ratiszell, Reibersdorf, Sossau, Stallwang, Steinach, Wezelsberg, Wiesenfelden zueignen zu dürfen; jedoch mit Ausschlufs von Straubing selbst, welches als eine alte Domstift Augs- burgische Besitzung chedem wohl gar nicht zu dem Kapitel Pondorf gehörte. ee b) Das Horevun soll zwischen Naab und Regen gelegen haben, woselbst ein Holzheim und ein Graf Udo im Jahr 1007 vorkommt (s. hist. Abh. der Ak. der WW. 1807.). DerLage nach bie- tet sich für diesen Distrikt das Kapitel Donaustauf auf dem linken Donau-Ufer mit Aholfing, Altenthann, Brenn- berg, Frauenzell, Illkofen, Obertraubling, Röttenbach, Sielsenbach, Tegernheim, Winzenbach, Wiesent und Wörth, also mit Ausnahme von Geisling, Pfetters, Sarching, und das Kapitel Schwandorf mit Burglengenfeld, Calmünz, Die- teldorf, Duggendorf, Hainsacker, Hohenfels, Kirchberg, Kirn, Lamberts- Neukirchen, Leonberg, Neukirchen, Petten- dorf, Pettensreut, Rambspan, Regenstauff, Rieden, Salten- dorf, Schmidmühlen, Steinsberg, Vilshofen, Wackersdort, Wiflsdorf, Zeitlarn dar. Das Chambrich, genannt als Pagus in einer Urkunde von 849 in der Ge- gend von Weilsregen, mit einem Bach Chudratispach (Katz- bach) unter einem Grafen Sizo. Man nimmt hiefür das eigentliche Markgrafenland mit dem Kapitel Cham also Alt und Neuschwand, Arnschwang, Camerau, Dalking, Eisen- stein, Eschelkam, Fischbach, Furth, Gleifsenberg, Grafen- ried, Herzogau, Kirchen-Rorbach, kötzing, Lam, Martins- neu- neulürchen, Mosbach, Neukirchen Balbini, Neukirchen b. h. Blut, Nittenau, Pempfling, Penting, Playbach, Pösing, Pruck, Pänkam, Regenbeilstein, Reichenbach, Rimbach, Roding, Runding, Sattelbeilstein, Schönthal, Schorndorf, Stamsried, Waffenbrunn, Wald, Waldersbach, Waldmün- chen, Zant, Zehl; — das Kapitel Nabburg mit Altendorf, Alt uud Neustadt, Böhmischbruck, Dieterskirchen, Eslarn, Heinrichskirchen, Kemnat bey Fuhrn , Mosbach, Murach, Neuburg vorm Wald, Neukirchen bey St. Christoff, Ober- vichtach, Pullenrieth, Retz, Schönsee, Schwarzach und Af- falter, Schwarzenfeld, Schwarzhofen, Seebarn, Stadle, Tanstein, Tenesberg, Teunz, Tieffenbach, Trausniz im Thal, Unterauerbach, Weidenthal, Weidhaufsen, Waldau, Waldthürn, Weihern, Winklarn, Wirz; das Kapitel Hirschau mit: Amberg, Ammerthal, Aschack, Bruck, Ehen- feld, Ensdorf, Gebenbach, Hanbach, Hohenkemnat, Kem- nat bey Neunaigen, Lindach, Poppenberg, Paulsdorf, Pit- tersperg, Rottendorf, Schlicht, Schmidgaden, Schnaiten- bach, Schönbrunn, Theuern, Vilseck, Wutschdorf und endlich das Kapitel Allersburg mit Aldertshaufsen, Haulsen, Hohenburg, Pillenhofen, Utzenhofen. Von der Familie der Markgrafen, den Babenbergen, an deren Stelle seit 954 bis 1057 die Grafen von Ammerthal erscheinen, war oben beym Nordgau schon die Rede. Ihnen folgten als Markgrafen die Grafen von Vohburg, und erhielten den Um- fang der Kapitel Cham, Nabburg und Hirschau als die eigentliche Dotation der Markgrafschaft. In dem kleinen Kapitel Ailersburg separirte sich eine wahrscheinlich Voburgische Seitenlinie, die Markgrafen von Hohenburg genannt. Die Bogenau wurde eine erbliche Grafschaft der Grafen von Bogen, das Horevun der Burg- grafen von Regensburg, die man einerley Stams mit den Grafen von Riedenburg hält. Noch blieb übrig ; der Distrikt des Kapitels Sulz- FE EEE ZEN 121 Sulzbach mit Erbendorf, Flofs, Friedenfels, Kaltenbrunn, Kol- berg, Misbrunn, Neukirchen bey Weiden, Parkstein,, Pleystein, Plösberg, Prennersberg, Püchersreuth, Rottenstall, Steinfels, Vohenstraus, Weiden, welchen wir, jedoch untermischt mit den nachher an die Hohenstaufen gelangten Reichsdomänen Flofs, Parkstein, Weiden, Vohenstraus, als besondern Comitat der Gra- fen von Sulzbach, aus dem Gaugräflichen Geschlecht der Grafen von Hirschberg erblicken. Endlich aus dem Umfang der Kapitel Leuchtenberg mit Köbliz, Luhe, Michldorf, Pfreunt, Purk, Rocken- stein, Schirmitz, Wernberg, und des Kapitels Stadt Kemnat, zu Castell, Culmain, Ebnat, Falkenberg, Grafenwörth, Kirchenlai- bach, Rirchentumbach, Mokersdorf, Pressat, Pullenreuth, Schlam- mersdorf, Speinshard, Stadt Eschenbach, Kemnat, Fichtelberg, Waldeck, WVindischeschenbach, Wisau, ging das Gebiet der Grafen von Leuchtenberg hervor. Sie schalteten als dynastische Eigenthümer, und zur Erblichkeit in diesen Untergau - Bezirken gelangte Grafen, jedoch in Beziehung auf auswärtige Verhältnisse und die Landesdefension noch in einiger Abhängigkeit, von denen die herzogliche Gewalt repräsentirenden Markgrafen, nach Ab- gang der Ammerthaler Familie aber, wo den Vohburgen nur die Markgräflichen Rechte in ihrem eigenen Bezirk von Cham, Nab- burg und Hirschau verblieben, mit vollkommener Reiehsständischer "Unabhängigkeit, so weit sie sich nicht dem Einflufs und der Ue- bermacht der Hohenstaufen zu fügen hatten, der dann seiner Zeit für diese Gegend auf das Haus Wittelsbach überging. II. Bojoarische Gauen. P. Beda Appells historische Untersuchung der Grenzen, Gauen und Ortschaften des Herzogthums Baiern unter den Herzogen des Agilolfischen Stammes. (Abh. der Akad. der WW. VI. Band.) P. Roman Zierngiebls Abh. von der Lage der Mark- und Graf- 16 schaf- schaften des karolingischen Baierns. (Neue hist. Abh. der Ak. der WW. I. Band.) Eine gemeinschaftliche Quelle aller bey- den ist Hund Metropolis Salisburgensis. a) Passauer Sprengel. 27) Ilzgau, nach Bessel der Distrikt von der rechten inkiee) Seite der Ilz, die sich bey Passau in die Donau gielst, bis zum Nordwald und Regenbruck am Regen. Eine Urkunde König Philipps von 1207 beschreibt ihn also: Comitatum quendam, qui durat a ponte qui Regenbrugge (von einigen mit grofsem Milsverständnils auf Re- gensburg gedeutet,) usque ad flurium, qui Ilse nuncupatur, et a fluvrio Danubii usque ad terminum Boemiae. A. Ioro gibt König Heinrich dem Frauenkloster zu Passau einen Theil des Nordwalds in Comitatu Adalberonis vom Ursprung der llz bis zum Ende des Walds, wo er Böhmen von Baiern scheidet, und dann ab- wärts der Ilz und der kleinen Rot bis zur Donau hin. (Hansiz Germ. Sacra I. 241.) Dieser Gau ward zur occidentalis plaga ge- rechnet, im Gegensatz von Böhmen, welches orientalis Plaga hiefs, vermöge einer Urkunde König Heinrichs I. von 1009: inde al magnum lapidem, qui ex orientali plaga prope stratam jacet, quae Bayariam tendit et sic per stratam usque ad nigrum Regin, et sursum per eundera flurium ad locum ubi interlluit aqua Fladinz et inde ad fontem ejusdem aquae et ita usque ad Nauffina. (Ludewig Script. rer. Epis. Bamb. I. 332.) Ferner in einer Ur- kunde von 1oIL: item in orientali plaga — usque in fluvium Danubii et inde rursum in latitudine usque in occidentalem plagam. — Die oben beschriebene Lage des Gaues stellt ihn ganz vollkommen dem Inbegriff der beyden Passauischen Kapitel Schönberg und Waldkirchen gleieh, nach welcher seine Grenzen sind: östlich der Böhmerwald, südlich die Donau von Ober- zell bis Windorf, Deggendorf gegenüber; westlich eine von Win- 28) { — 123 Windorf, Otterkirchen und Tiefenbach, vorbeygehende, diese Orte mit einschlielsende Linie an die Ilz, an dieser fort und jen- seits Langenbruck westnördlich an Regen ablenkend, und an der Grenze von Bodemäis, welches aulserhalb verbleibt, sich in einer Spitze wieder an den Böhmerwald anschliefsend. — Die Gau- grafen dieses Gaues waren Fornbache, aus deren Erbschaft die Herzoge von Meran denselben unter der Bestätigung König Phi- lipps in der oben angeführten Urkunde von 1207 an das Hochstift als eine Grafschaft abtraten. Dynastische Besitzer im Gau nächst Passau waren die Grafen von Hals. Schweinachgau, eigentlich Schwanengau, von Schwanenkir- chen bey Winzer benannt; schlieft sich, wenn man ihm das Ka- pitel Aichach vorm Wald zum Umfang gibt, durch die Linie von Deggendorf (dieses jedoch nicht mit eingeschlossen) an der Donau bis Vilshofen gegenüber, dem vorigen Gau an. Dieser fällt nun gerade in dieselben Grenzen, welche Appell dem Gau beschreibt, ohne seine Angaben mit der Analogie der Kapitel-Grenzen ver- stärkt zu haben. Bessel und auch Zierngiebl rücken etwas zu weit in den Ilzgau an den Böhmerwald vor, welches daher kommt, dafs der zum Schweinachgau gehörigegrofse Nordwald mit dem Böhmerwald verwechselt wird. . Dieser Nordwald, worinn Nieder- altaich lag (Ecclesia Niederaltaich, sita in Eremo, quae vocatur Nordwald, in dipl. a. 1009. Ludewig l.c. p. 332.), erstreckte sich von Niederaltaich bis über die Ilz, und ist der nachher sogenannte Langwald, Aicha also nicht vor dem Böhmerwald, sondern dem Nordwald. In Henricischen Urkunden von 1005 — 1009 sind, als im Sckweinachgau belegen genannt, Niederaltaich, Flinsbach, und was zwischen WVinzer und Hofkirchen liegt, Hengersberg. Metten aber, das andere auch auflühren, liegt bestimmt in der Bo- genau, Rinchnach und Zwisel im Ilzgau. Der Gau Grunzwidi, der sich bis Krems ersteckt haben soll, in Oestreieh, Viertel Wie- nerwald unter der Ens, kann unmöglich ein Untergau des 20. * Schwein- ı24 . A: Schweinachgau gewesen seyn, und gehört gar nicht hieher unter die Baierischen Gauen. Bis zu den Zeiten Ludwig des Teutschen war der Schweinachgau Untergau des sich jenseits der Donau über Osterhofen und Vilshofen verbreitenden Kinzinggau. Seit König Arnulfs Zeiten aber erscheint er als ein eigener ganz unab- hängigerGau, unter Gaugrafen aus dem Fornbachischen Geschlecht: Hunbold 833, Gumbert 880, Luipold, Sieghard 905, Iringus 1005, Thiemo 1009, Ditmar 1040. i 29) Vilsgau, Vilsthal. Der Distrikt zwischen der Vils, Iser und Donau, wo die Haupt- orte Vilshofen und Osterhofen sind, führte ehedem den beson- dern Nameu Kinzinggau, von Kinzing bey Pleinting, und hatte den Schweinachgau mit eingeschlossen. Durch die Ab- sonderung des letztern löste sich der Kinzinggau gänzlich auf, und bildete nun mit Vilshofen, Osterhofen, Landau, dem Gebiet an beyden Ufern des Kolbachs und der Rot bis herunter bey Pfarrkirchen und Prombach einen eigenen neuen Gau, Vils- gau, noch heut zu Tag in einem Theil desselben als Vilsthal bekannt. — Er umfalste auf diese Art das Kapitel Galgweis, oder das ehemalige eigentliche Kinzinggau, welches am rechten Flufsgebiet der Vils von Reinding, Mistelbach, Heidenburg, Ei- chendorf sich an die Iser zog *), das Kapitel Landau, und das von Passau aus unmittelbar behandelte Kapitel am Kolbach und der obern Rot mit den Pfarreyen Baumgarten, Dietersburg, Egstetten, Gärtlberg, Haiming oder Neuhofen, St. Johanniskir- chen, Kirchberg, Kirchdorf, Neuhofen, Neham, Pfarrkirchen, Pirnbach, Postmünster, Schönau, Stubenberg, Thurnstein, Trift- lern, eu *) Däs Chronicon Lunaelacense ‘enthält Urkunden, welche folgende Orte in Rinzing- gau setzen: Harioldeswis, Mistilespah, den Chalpaha (Kolbach), Rota, Marca de Gaginpah usque in Castoropah, Meginhardishusin, Rossopah, Sulzipah ad Filusa. ..w ar 25 lern, Utlau, Waldburgskirchen, Waldhofen, Witlibreit. Den Quiringau, den Hleinmayern für einen Theil des Kinzinggau, der Verfasser ‘des Mausolei Emeranei für einen Theil des Fils- 'thals, Zierngiebl aber für blofse unrichtige Leseart, und ganz gleichbedeutend mit Kinzinggau hält, mufs man gleichwohl, weil dessen Orte aufserhalb dem Passauischen Sprengel in der Gegend der ehemaligen Grafscheft Frontenhaulfsen vorkom- men, deren Grafen v. Lori als Gaugrafen aulführt, für einen besondern Baierischen Gau Regensburger Bifsthums an- nehmen, welches izt noch ein Kapitel Frontenhaufsen hat. Inner- halb diesem Vilsgau war Osterhofen ein berühmtes Palatium Regium unter König Ludwig dem Teutschen, auch früher schon eine Residenz Herzog Udilos von Baiern, der daselbst ein Klo- ster gestiftet,, welches nachher König Heinrieh I. dem Hoch- sift Bamberg geschenkt. Für die Gaugrafen hält man die Gra- fen von Ortenburg, indem sie noch lange Zeit später den gröfsten Theil dieser Gegend besessen, wiewohl nach andern Griesbach mit sieben Landgerichten eine Fornbachische Be- sitzung gewesen seyn soll, welches bey der Geschichte der Fornbachischen Grafen noeh näher beleuchtet werden wird. Es hommen vor ein Graf Amalrich g066— 831, ein Graf Hu- nolfus a. 890, in dessen Grafschaft Schönau bey Eggenfelden lag; ein Graf Bruno a, 1064, Ekebert 1077. Doch waren auch noch im Gau dymnastisch angesessen bey Osterhofen, die Grafen von Hals, und zu Landau die Grafen «von ‚Landau, deren Gebiet sich vielleicht auf das ganze Kapi- tel Landau mit Adelsdorf, Arnsdorf am Kolbach, Aufhaulsen und Vilsthal, Ettling, ‚Graefendorf am Kolbach, Hannersdorf im Vilsthal, Igendorf, Kamern, Malgersdorf, S. Marie am Kol- bach, Mettenhaufsen, Münchdorf am Kolbach, Niederhaufsen, Oberpöring, Reichersdorf, Rorbach am Kolbach, Simbach, Wildthurn und Zenolfing erstreckt. 30) 126 - 30) Rotgau, Rotthal. Bessel, Appell und Zierngiebl deuten denselben einstimmig also an: am untern Theil der Rot von Triftlern an gegen Riedenburg zu (Triftlern selbst als Passauischen Kapitels hat man dielsorts dem Vilsgau zugetheilt belassen), von Riedenburg aus nach Schär- ding. Den Appelschen Zusatz an beyden Ufern des Inns mufs man bezweifeln. Dieser Gau, nach seiner in der Hauptsache "schon angedeuteten Lage am Inn, stellt sich noch bestimmter dar, wenn man ihn für das Passauische Rural-Kapitel Aigen am Inn hält, mit Ausschlufs jedoch der Fornbachischen Residenzen Forn- bach und Neuburg, welche auf die Dependenz von der gegenüber- liegenden Fornbachischen Gaugrafschaft am Antels-Fluls deuten. Das Chronicon Lunaelacense nennt als Orte im Rotachgau, vermuthlich Rotgau: Perg, Holthurn, Wolfaha (Wolfach bey Reinding?), Ecclesia $. Martini, Rota, Pochingas (Poking), Rota ad Intinstegen (Rotersheim?), Intinstegon (Inzing?), Scheffouwa (Schwain ?); eine Urkunde von 927 (s. Juvavia), Sunninberh (Schön- berg?), Pigersto, Rihkozereot, Heubergers Ichnogr. Eringa Ering am Inn; eine, übrigens nicht unverdächtige Passauische Ur- kunde vom Herzog Tassilo Sulzipah und ein Castrum Pazawa? s. Neue Abh. der Akad. der VVW. I. 242. Bessel nennt ein Kirch- bach, Kurtanbach, Holzhorn, Malching, Berg, ad Rota, ubi Boni- naha (Bina) in ipsaRota egreditur; ein Sauerstedt, das man nicht mehr findet, und von einigen für das aufgehobene Kloster Wolfach gehalten werden will. Gaugrafen waren die Grafen von Ortenburg, die später ihre ganze Grafschaft im Rotthal, mit Ausnahme Ortenburgs, an Baiern verkauften. Ein Graf Gerold kommt vor a. 1007 (Eringa in pago Rotgauwe, et in Comitatu Heroldi s. Abh. der Akad. der WW. IV. 116.), ver- muthlich derselbe, den Zierngiebl Kerold nennt, und dem ein’ Engilbert folgte. ıorz Comes Chadoloch. 37) Antessengau, ist zuerst entdeckt von Lipowsky in den Abh. der- BEP ERRIDE Weed — hen mn nn 127 der Akad. der WW. S. 255 aus einer Urkunde der Monumento- rum. Boicorum T. IV. S. 426 vom Jahr 1205, welche besagt: ‚in pago quem transit fluvius Antessen, in Comitatu Gomitis Perchtol- di de Andehse, welches Lipowsky für das Gericht Ried im Inn- viertel hält, dem man ganz beistimmend jedoch auch noch das Ge- richt Schärding mit den Fornbachischen Residenzen Fornbach und Neuburg jenseits Inns beyfügt; denn auch Schärding war Fornba- chische Besitzung, auch Schärding gehörte 1205 dem Grafen Bertold v. Andechs als Fornbachischem Erben, und es bliebe nicht wohl ein anderer schicklicker Gau übrig, dem man Schärding aufserdem zutheilen könnte, es mü/ste denn der Schweinachgau seyn. Denn das Rotthal war Ortenburgisch und das Traungau Lambachisch; und aufserdem würde alsdann auch der Antessen- gau mit dem Gericht Ried allein zu gering dastehen, der eben so wenig für einen Untergau des Mattichgau anzunehmen ist, weil die Urkunden nichts von Fornbachischen Grafen im Mattichgau erwähnen. Da man von dem jenseits des Inns liegenden Theil des Bifsthums Passau weder eine Diöcesankarte , die gar nicht existi- rensoll, noch Dekanatsverzeichnisse hat, so mul man ssichllediglich an die ältere Amtsgränze von Ried und Schärding halten. Gaugra- fen waren die Grafen von Neuburg, am Inn, eine Linie, und zwar die letzt übrig gebliebene, der Grafen von Fornbach, von welchen bey der Geschichte der erblichen Grafschaften ausführlicher ge- handelt werden soll. 32) Mattichgau begrief nach Lipowsky und Appell die Gerichte Friedburg, Braunau, Mattighofen, Uttendorf, Mauerkirchen, Schärding, Ried; indem er sich nach diesen von Mattsee und von der Mattich aus bis an die Pram erstreckt haben soll. Das Chronicon Lunaelacen- se aber dehnt seine Grenzen nicht bis an die Pram, sondern nur bis Stralswalchen und den Distrikt von Mondsee aus, wornach die Gerichte Schärding und Ried wegfielen, die ron uns auch zu ei- nem 128 nem eigenen Gau, den Antessegau, gerechnet worden sind. Der Bergrücken bey Frankenmarkt und Vöklabruck scheidet ihn vom Trungau und südöstlich schlielst sich der kleine Attergau an ilın an. Das Chronicon Lunaelacense benennt folgende Orte: Manin- seo (Mondsee), Auistetti? Triupach (Treupach), Gurtina (Gurten), Heiminga (Inging?), Mochundorf(Mosdorf?), Helphawa (Helpfau), Maticha (Mattighofen). Bessel unter Beziehung auf den Indicu- lum Armnonis führt an: Inging bey Mattighofen, Gürten, Lupihe- "hinesbach (etwa Laufenbach, aber im Traungau ?) Pollinga (Polling), Stein, Höhnhard,. Altheim (wo Bessel irrig das Concilium Althei- mense hin versetzen wollte), Osternach (im Antessengau). Der Indiculus enthält aber keineswegs diese Orte, sondern nur Inging. Ein Tassilonisches Diplom von 788 nennt auch ein Ankinoha, und eine Urkunde von 934 (Juvavia) Tetilinesdorf. Ein Untergau des Mattichgau war der Attergau, werinn der Irschsee, Mondsee ° und Attersee lag. Da das berühmte Kloster Mondsee bald als Zubehörde des Mattichgau, bald des Attergau aufgeführt wird, und derselbe Graf Gebhard a. 1007 als Gaugraf im Mattichgau und ‚ eben so im Attergau erscheint, so geht daraus hervor, dafs der Attergau als Untergau zum Mattichgau als dem gröfsern gehört haben müsse. Das Chronicon Lunaelacense nennt als Attergaui- sche Orte: Steindorf (Stein?), Einwalhesdorf (Seewalchen?), Mulipah, Pogindorf(Polnsdorf?), Adalhohesdorf, Chemata (Kam- mer?), Pirichinwang (Berwang?), Flumen agra (die Eger), die vom Atterseenach Vöcklabruck flielst; Pohbett, Puhiberbar (Buch- berg?). Die Mondseeischen Stiftungsgüter, die aber nicht alle im Attergau und Mattichgau lagen, waren: Ninzilingen, Allers- bach, Chalpaha, Oberachalpaha, Untraha (Untracht), Wizinpah, Liubensperg, Iskila (Ischel), Preitenfelden, Gynginpah, Alblingon, Chunisperg, Cinkin, Michilnpah (rechts der Mattich), Rindertal, Nezzeltal, Mons Stoegshe, Spenztale, Burchstal, Buchebach, Rinte, Cella, Mattighofen, Pohhe, Steinbach, Heimga, Mochen- ‚dorf. — Mattighofen war eine Curtis regia; Kaiser Heinrieh IV. rich- 129 richtete zu Isengrimesheim an der Marchluppe über einen gewis- sen, wegen Statsverrath angeklagten Bodo, und schenkte dessen Güter an Salzburg. Eben so soll Randeshofen eine Curtis Regia des Carlmann gewesen seyn, woraus nachher Braunau entstanden, Als Gaugrafen, aus dem, Geschlecht der Grafen von Wels und Lambach, kommen vor: Machelmus, unter Tassilo, Richarius, unter Karl M. Engelbert a. 808, Drotricus 823, Isengrimm 904, Arnold und Wilhelm zu Wels und Lambach 971, Gebhard 1007, Arnold 1032, Piligrim 1038, Arnold von VVels 1089. 33) Trungau ist, so weit er sich in den jetzigen Baierischen Staat erstreckt, der Distrikt, welcher noch innerhalb der Grenze an die Gerichte Schärding und Ried, oder den Antessengau und den Attergau an- stölst, mit den Hauptorten Frankenmarkt, Vöcklmarkt, Vöckla- bruck, Frankenburg, Schwanenstadt, Haag, Zill, Bayerbach, Weizenkirchen. Er dehnte sich von beyden Seiten des Traun- Sees oder Gmündner Sees und des daraus fliefsenden Traunflusses bis in die Gegend von Ens, und ihren Einfluls in die Donau, bis Wels, Kremsu.s.w. aus. Als Untergau, Appell glaubt als ganz gleichbedeutend, kommt yor der Uffgau, mit den benannten Orten Bimuinaha, Pachmanna (Pachmanning), denen das Chroni- con Lunaelacense beyfügt: Chavinga, Ostarperhtesdorf, ad Bur- cam prope Suaneseo, ad Kundeschiringam, Groninbah. Es scheint doch, als hätte der Uffgau nur den Specialdistrikt der obern Traun bis zum Landgericht Weizenlürchen begriffen, um so mehr, da im untern Distrikt eine eigene dynastische Familie des Grafen von Sehaumburg sich zeigt. — Die Hauptorte des Gaues waren Ens und Steyer, die Residenz der Grafen, die zugleich Markgrafen gegen die südöstlichen Slaven waren, und sich daher Markgrafen von Steyermark nannten. Die Mark haftete aber auf der Gau- grafscha:t des Traungaues, welche die Dotation des Markgrafen bildete. Später und bis 1127 biels der Umfang dieses Gaues 17 Ober- 130 Obersteyer, Kärnthen aber, welches damals nach Abgang der Ep- pensteinischen Herzoge dazu kam, bezeichnete man als Unter- steyer. Die Gaugrafen des Trungaues, Markgrafen von Steyer- mark, zuletzt mit angenommenem Herzoglichen Titel, waren aus dem wegen seiner Macht, Reichthum, und agnatischen Verbin- dung mit den Fornbachen höchst bedeutendem Haus der Grafen von Wels und Lambach , und erscheinen in folgender Reihe: unter dem Tassilo Hleodro 791 in der Gegend von Krems und- Münster 'angesessen. Gotram 799 Markgraf. Werner Missus regius . 805. Gerold Marligraf 834. Arbo 876— 888. Unter ihm, den man schon für einen Lambach hält, soll der Gau Grunzwidi dem Trun- .gau einverleibt worden seyn. Isanricus, ein Sohn des Arbo, der sich im Jahr 899 zu den Mähren flüchtete, im Jahr 901 wieder. ausgesöhnt wurde, gemeiniglich Isengrim genannt, soll in dem al- ten Roman Reinecke de Vos, der verkappte Wolf Isengrim, der Fuchs Reinecke aber der GrafReinhard von Lothringen, nachheriger Abt zu Stablo seyn, den Zwentebold von Mähren unter Isengrims Einblasungen um sein Land bringen wollte. Reinharts Schlofs Durfos ist das romantische Malaparte, der Löwe ist Zwentebold. s. Eccard Commentarii II. 798. — Meginhard ein Fornbach a, 930. Ottocar I, 974. Ottocar I. Graf im Trungau, Markgraf in Steyermark, Ottocar III. 1038 erscheint bestimmt als ein Lam- bach. Ottocar IV. 1088. Leopold zu Steyer } 1129. Ottocar V. 1139. Ottocar VI. und letzte } 1192. Nicht zu verwechseln mit dieser Kärnther Markgrafschaft ist also die chemalige andere Markgrafschaft von Ostbaiern, Oestreich, Ostirriche genannt, welcher Name zuerst in einer Urkunde von 996 (bey Hundmetropol. Salısb. I. 139: in regione vulgari nomine Ostirichi) vorkommt. Gebhardi unterscheidet der Zeitfolge nach zweyerley_Oestreichische Markgrafschaften:: a) die Fränkische oder Pannonische in Nieder-Ungarn, gegen die Ungarn. Daselbst waren-Markgrafen: Gerold } 799 131 Guntram + 802, Werner, Alberich, Gottfried 8:7, Theode- rich, Gerold II. 826, Rapot 829, Ernst 844—61, Werner U. Prinz Karlmann, Wilhelm, Engelschalk, Gebrüder , oder Neffe und Oheim, deren Familie (ums Jahr 893) vertilgt wur- de, und welcher der vom Kaiser und den Mähren unterstütz- te Arbo von Lambach auch in dieser Markgrafschäft, diesem aber ein Engelschalk II. ein Ruprecht folgte. Da sich aber die Mark gegen die Ungern nicht halten konnte, so wurde sie ums Jahr goo ganz aufgegeben und bis an die Ens zu- rückgezogen, daher also b) eine ganz andere zweyte östliche Mark von Baiern, wo Markgraf Leopold blieb 907, Arnulf, Leopolds Sohn, Eberhard, Herzog von Franken gıı, die Rutgere von Pech- larn. A. 944 rückt die Markt wieder etwas vor, a. 983 bis an Kahlenberg, und heifst nun Österrichi. Leopold von Baben- berg, Markgraf von Oestreich. Heinrich II. 991, Ernst, Herzog von Schwaben, } 1015. Ernst. Leupold sein Sohn 1075. Leupoldus largus 1089. Leopold sein Sohn 1096. Im Jahr 1156 wurde dieses Ocstreich ein unabhängiges, von Baiern getrenntes Herzogthum, in welchem sich nach dem Babenbergischen Stamm a. 1248 ein Markgraf von Baden, als Gemahl der Oestreichischen Prinzessin Gertrud, und die- sem entgegen seit 1251 König Ottokar von Böhmen, als Ge- mahl der Prinzessin Margaretha zu behaupten suchte, bis er 1276 der Familie des Kaisers Rudolfs von Habsburg weichen mulste. b) Salzburger Sprengel. Franz Thadd. v. Kleimayrn Nachrichten von Juvavia. v. Aretin Literärisches Handbuch S. 239 von den geistlichen Charten des Erzbifsthums Salzburg. Salzburger Diöcesan-Kalender. De : 34) 132 34) Salzburggau, Pagus Juvaviensium; (Pagus Luboacensis bey Appell, den’er um Laybach sucht, möchte wohl auch verschrie- ben statt Juvaviensis seyn,) liegt nach dem Indiculo Arnonis ober- halb dem Flufs Igonta, qui et Salzaha vocatur. Kleimayrn gibt seine Grenzen an: ober Kuchl von der Bergenge, oder dem Pals Lueg an, zu beyden Seiten der Salzach herab, bis zum Ein- flufs in Inn. Statt des Ausdrucks, bis zum Einflufs in Inn, wodurch Chiemgau und Trunwalchau in ihren Grenzen theils verrückt, theils versperrt würden, setzt man hier lieber: ‚zu bey- den Seiten der Saale, links derselben an den Grenzen des Amtes Traunstein, dann am Tachensee bis unterhalb Dengling fort, an die Salzach, Ostermüthing gegenüber. In diesem Umfang sind aufser dem eximirten Distrikt von Berchtoldsgaden, das seiner Lage nach mit hieher zu rechnen gewesen, folgende Rural - Kapi- tel begriffen: Hallein, Kestendorf, Lauffen, Seekirchen, Teilsen- dorf und St. Zeno bey Reichenhall. Ostermutinga, Ostermiething eine Villa regia, wo sich König Ludwig der Teutsehe viel aufge- halten, wird in einer Urkunde von 1041 dem Hochstift Freysing ge- schenkt. Die Gaugrafen waren aus dem Geschlecht der Grafen von Plain, desselben Stamms mit den Grafen von Burghaufsen und im Chiemgau. Zierngibl stellt folgende Beihe derselben her: 798 Imino. 843 Norbert. 996 Jungo. 909 Sieghart (kommt in ei- ner Urkunde über Salzburghofen bey v. Kleimayrn schon a. 908 vor) 920. Engelbert, der in den genealogischen Hypothesen Buats seine Rolle spielt, 940 Reginbert; denen Hartwich aus einer Ur- kunde von 963 bey v. Kleimayrn beyzufügen. 'T'hiemo 1007. Arıbo Hartwiei ülius a. 1104 heilst Graf von Salzburggau und Co- mes Palatinus, dessen Bruder Graf Bode von Bodenstein a. 1104 gewesen seyn soll. Noch kommt vor 963 ein Graf Wilhelm mit seinem Sohn Liutold, woraus zu ersehen, dafs damals auch. schon die Söhne den Grafen Namen geführt. Die ausgedehnte Exemtion der Kirchen zu Salzburg und Berchtoldsgaden be- schränkte sie allmählig auf den engern Distrikt ihrer erblich 8 en ee a = WERE OZEZEE WEL WEDD GENE ZU NE ENTE PR 35) GEHE FC 133 gemachten Grafschaftslande, wovon sie den Namen Plain an- nahmen. Pongau, führt noch heut zu Tag diesen Namen, in der Gegend von Werfen bis an die Ens bey Radstadt. Eine Urkunde bey r. Kleimayrn von 930 nennt duo flumina Arla und Tannindorf. Pan- talar (s. Appell) wird Pon-Thal heifsen. Das Rural-Kapitel Alten- markt, zu dem aber ehehin auch Grosarl und Gastein gerechnet worden, stellt wohl den eigentlichen Umfang dieses Pongau dar. Gaugrafen kann man nieht benennen, die bey der Nähe des Hoch- stifts Salzburg nieht zur Erblichkeit gelangen konnten. Späterhin erscheint noch der Name Provineia Gastein, in welcher die Herzo- ge von Baiern noch verschiedene Nutzungsrechte unmittelbar zu beziehen hatten, Lungau, das Archidialtonal-Commissariat Lungau, Gericht Mau- terndorf. Der Gaugraf Bertholdus vom Jahr 1003, den Bessel anführt, ist nicht hier, sondern in der Gegend von Eggenfelden “im Lingau zu suchen. Die Gaugrafen von Lungau sollen aus dem Geschlecht der Grafen von Leonsberg im Isengau gewesen seyn. 37) Pinzgau, Bisontium; nach Appell von der Urquelle der Salzach an ihren beyden Ufern (adde: und rechts hinauf bis Böck- stein und Rothhaus-Berg an der Illyrischen Grenze) bis zum Städt- chen Daxenbach (adde: ‚und links hinab nach Lofer zum Steinbach- pals bey der Unken) nach der Diöcesan-Eintheilung bestehend aus den Kapiteln Piesendorf, Salfeld und Daxenbach, welches letztere ohnedem früher mit Salfeld vereinigt war. Ein Pagus Salfeld kommt in einer Urkunde von 888 bey v. Hleimayrn mit einem Ort Ramseiden vor, und steht also noch dahin, ob Salfeldgau mit Pinzgau gleichbedeutend, oder ob ersterer ein Untergau des letz- tern, oder ganz anderswo gelegen war. Achnliche Urkunden bey 134 bey Kleimayrn nennen ein Ort Letum (II. 129.) vielleicht Lend? Chataprunin a. 931 vielleicht Kaprun. Ruit a. 976. *) Gaugrafen waren hier ebenfalls die Grafen von Plain, die sich in dem obern ‚Distrikt in die Grafen von Mittersil, in dem untern in die Grafen ‚von Peilstein abtheilten. Aus Daxenbach und Goldeck bildete sich eine besondere Herrschaft. Der Diotmarus nobilis vir et Co- mes in Salvelden ums Jahr 930 war zweifelsohne ein Plain. 38) Pusterthal, Pustrissa, aus dem Slavischen: ödes Thal s. v. Hormayr Beyträge zur Geschichte Tirols. Wien 1804. 8. I. S. go. ist. ein grolser Landesbezirk ‚ welcher von der Harbacher oder Mühlbacher Rlause, unfern Brixen zwischen den teutsch Tirolischen und Salzburgischen Gebürgen auf einer, und den Italienisch Istri- schen auf der andern Seite, bis zur Lienzer Klause eine Strecke von 10 Meilen lang fortläuft, und sich dann noch weit über Saxen- burg bis an die Grafschaft Frisach in Steyermark hinzieht. Resch gibt die genaue Grenze des Pusterthals mit dem Norithal also an: vom Berg Meransen an in gerader nördlicher (südlicher ?) Linie bis zum Berg Egeden in den Graben, wo sich zwischen Egeden und dem Torrent eine Tiefe in die Cur gräbt; von da nach dem Fluls Rünz, über denselben von Süden gegen Norden zum Rodneg, Hachelstein, über Rödel, Teuschöln bis zum Welschhöln, wo er die Gäder berührt, nach Postpack, rechts ab nach Püntlkofl nächst Pe- / *) In einer Urkunde von 979 bestätigt Kaiser Otto dem Erzstift: Foresten a ter- mino qui in Pisoncia incipit, hoc est de rivulo Erilibach (Arlbach) usque ad acutum montem, qui diutisce Wassinperch dieitur, prope Iscalam (Ischel) in illo loco, ubi terminus forestis Rapotonis Comitis se ab isto distinguit. — Slierbach in Comitatu Rapotonis in pago vero Ouliupestale, kommt vor in einer Urkunde vom König Heinrich II. a. 1005, (HKleimayrn) weils man nicht zu deu- ten, und wäre man geneigt, weil die Grafschaft des Rapoto bey Ischel angren- zen muls, im Trungau .zu suchen. r ep VORDER BEE © u TE ETEEETTEITE TR PETER 133 Petrazes, zum Pfaunes, über ihn hinüber nach Puchenstein (Vul- piglaz inter Carfaram et Andraz, nach dem Berg Lanaga (Coll’ di Latdi, Hochberg), wo sich die Grafschaft Eneberg endet, von da, ohne die Höhen zu besteigen, zum Achen-Gebürg. Dieses grolse Pusterthal müssen wir nothwendig in ein Kärnthisches und ein Baierisches abtheilen, davon das erstere die Grafschaft Lurn, mit den Herrschaften Lienz und Innichen, und der Grafschaft Windischmatrey, das Baierische aber die eigentliche Grafschaft Pusterthal, und zwar nicht mehr im Salzburger, sondern im Brixner Sprengel begreift. A) Kärnthisches Pusterthal liegt zwar gänzlich aufser dem jetzigen Baierischen Gebiet in Illyrien; mufs aber doch seines genauen Zusammenhangs we- gen mit der Baierischen Geschichte hier aufgenommen werden. Grafschaft Lurn, von Lurn, Liburnia, Lurnfeld bey Saxenburg, Standort der ersten Legion der Militum Noricorum Liburniorum, an der Stelle des zerstörten Noreia. Im Jahr 590 von den Slaven erobert und verwüstet; im Jahr 772 dem Her- zogthum Baiern, nachher Kärnthen zugetheilt. Grenzen gegen Südost: die Grafschaft Villach, gegen Osten die Grafschaft Fri- sach im Steyermark, gegen Süden Istrien und Aquileia, gegen Norden der Lungau, Pinzgau und Pongau, gegen Westen die Herrschaft Innichen. Es kommen darinn urkundlich vor die Orte: Anras, Ried, Aslıng, Neuenburg, Lienz, Gödnach, Zett- lach, Amblach, Leysach, Tristach, Görsach, Feistriz, Katsch, Botzarniz, Tauern, Tefereggen, Babojach, Rügenthal, Draaburg, Stall, Lesach, St. Peter im Holz, Vellach, Lisniz, Malentein. = Die Gaugrafen des Kärnthischen Pusterthals waren die Gra- fen von Lurn, von welchen die nachherigen Grafen von Görz und Herzoge von Kärnthen abstammen. Hartwic Gaugraf in Lurn 136 Lurn und in Villach wird 965 abgesetzt. Otwin, Gaugraf im Lurn, im Baierischen Pusterthal und im Pagus Goriza stiftet 978 das Georgen-Frauenkloster am Lengensee, und starb 1008 als Einsidler. Sein Sohn war Gerloch, dem ums Jahr 1018 En- gelbert sowohl im Kärnthischen als im Baierischen Pusterthal folgte, und der im Jahr 1027 auch die Welfische Grafschaft Botzen im Norithal dazu erhielt, die aber 1028 nebst dem Städtchen Claufsen an das Bifsthum Brixen verschenkt wurde. Er starb im Jahr 1045. Mit ihm lebte 1030 Bischof Hartwich von Brixen, auch ein geborner Graf von Lurn. Heinrich, Mein- hard, Engilbert, des vorigen Engilberts Söhne, hatten anfangs das Kärnthische Pusterthal allein; im Jahr 1060 erhielt Engil- bcrt das Baierische Pusterthal dazu, das aber ı0o9ı dem Bischof von Brixen geschenkt wurde. Meinharden blieb die Grafschaft "Lungau. Von nun an wird der Name der Grafen von Görz üblicher. Unterabtheilungen dieser Grafschaft Lurn waren: a) die Herrschaft Lienz, im Umfang des Kapitels Lienz, welches eine Unterabtheilung vom Archidiakonat Gemünd war; ein ursprünglich Görzisches Stammgut, das erst _ nach Abgang derselben zur Grafschaft Tirol geschlagen worden. 5) Die Herrschaft Innichen (Agunt) mit Vierschach, Arn- _ bach, Sillian, Heimfels, Tessenberg, Abfaltersbach, Toblach, Aufkirch, Niederdorf, Villgraten u. s. w. schied sich von Lurn durch den unter Abfaltersbach liegenden Anrasser- Berg; wurde vomHerzog Tassilo, als er von seiner glück- lichen Brautwerbung am Longobardischen Hof zurückkehr- te, dem Hochstift Freysing geschenkt, im Jahr 770 (nach andern 772), seit welcher Zeit das Hochstift eigene, dem Gaugrafen nicht mehr unterworfene-Vögte dahin setzte. Später wurde demselben Hochstift (819) vom König Lud- wig Intichen und 891 von Arnulf Curtis Liburna ge- schenkt. £ c) 137 c) Die Grafschaft Windischmatrey, eine eigene Dynastie der Grafen von Lechsgemünd, seit 1160 auch von Matrey genannt, mit den Orten Virgen, Babajach, Zettlach, Lien- zer Klause (Nieunburg), Pregatteh, Signitz, Windischmatrey, Falkenstein, Leysach, Teflereggen, Weiflsenstein, Aschau, Rabenstein, welches auch dem Umfang des Prodekanats Windischmatrey gleichkommen möchte. A. 1207 vom Hoch- stift Salzburg erworben. u 0 DB 0 B) Baierisches Pusterthal, Comitatus Pusterthal. Grenzte nördlich an Zillerthal und Pinzgau, östlich an die Graf- 4 schaft Windischmatrey und Herrschaft Innichen; südlich an S. Vito, Caprile, Canazei; östlich schlols sie folgende Grenzorte in ihren Umfang ein: Armentaroll, Stern, Campill, S. Nicolaus, : Lüsen, Vill, Nauders, Mühlbacher Rlause, Meransen, Weiden- B- 3 thal, hinauf zum Moselberg. Gaugrafen waren 861 Katto, 990 a Otwin, zugleich Gaugraf von Lurn, und in der nemlichen Reihe Y auch Engelbert, der a. 1028 diesen Comitat sammt Klausen un- ter Seben an Brixen überlassen muls. Im Jahr 1045 erscheimt aber gleichwohl wieder ein Graf dieses Pusterthals, das ver- muthlich von Brixen wieder abgetreten oder verliehen wurde, mit Namen Siegfried. Im Jahr 1048 schenkte König Heinrich III. dem Hochstift Brixen das Forst- und Jagd-Regat in einem grofson Theil der Grafschaft. 1060 und 1070 kommt Gaugraf Engelbert von Lurn wieder als Graf dieses Pusterthals vor. ıoyı gab Heinrioeh IV. dem Bischof von Brixen die ganze Graf- schaft Pusterthal, welche solche den Herzogen von.Meran, spä- ter den Grafen von Tirol wieder zu Lehen reichten. 39) Unter Innthal, Inter Valles, Binnenthal. s. v. Hormayr. heifst Inter Valles, weil es vom Ziller- und Kebenthl begrenzt ist, gewöhnlicher aber Unteres Innthal. Bessel, indem er den 18 Na- 138 Namen inter Valles durch Thalgau angedeutet glaubte, suchte denselben im Salzburggau an der Mondseer Grenze bey dem Ort Talgeu, welches aber nur ein Dorf, nicht ein besonderer Gau ist. Man hält es auch für einen hieraus abzuleitenden Irrthum, wenn von Hormayr, der übrigens in diesen Gegenden grofses Licht aufgesteckt, das Innthal für einen Untergau vom Salzburggau angibt, mit dem es nicht einmal angrenzt. v. Rlei- mayrn bestimmt die Grenzen dieses Gaues alse: dies und jen- seis Inns (jenseits Inns, d. i. auf dem linken Ufer, mu[s man bezweifeln, indem man ohne bestimmten Beweis nicht anneh- men kann, dafs er den. Sprengel von Salzburg überschritten) von Rattenberg oder Rothfelden bis an Isen und Chiemgau. Besch und nach ihm Appell sagen: der Bezirk zwischen Achen und Zillerthal von Rotholz, Rattenberg und so weiter im un- tern Innthal fort. Bestimmter sagt v. Hormayr: vom Einfluß der Ziller in Inn, den Pinzgau in Rücken, bis gegen Rosenheim, wo er an Chiemgau stölst. — Man nimmt an, der Gau habe in sich begriffen die Salzburgischen Kapitel Zell, Ebs und Rat- tenberg, dan Archidiakonat Chiemsee mit den Orten: Prutting, Riedering, Rohrdorf, Alt- und Neubeuern, Vogtareut, Nufsdorf, Steffanskirchen, S@chtenau, Rosenheim, folglich mit Ausschluls der Orte Frauenchiemsee, Grabstatt und Seele, welche eine eigene Grafschaft im Chiemgau gebildet, und den obern Di- strikt vom Bifsthum Chiemsee zu Kitzbühl, welches Bifsthum zur Zeit der Gauverfassung noch gar nicht bestanden. Zu Be- gründung dieser Meynung, die mit der Hormayrschen ohnedem sehr zusammentrifft, führt man an: das Chronicon Monasterii S. Petri Salisburgi (bey v. Kleimayrn) nennt als Ortschaften . inter Valles: Rotfeld, Brixlech, ad Quantulas Ecclesias (Kniedel) ad Prixina (Brixenthal), Pirschnawang, Caofstein (Kufstein), Epi- sas (Ebs) ad Orleano montem (Erl), Michdorf (Nufsdorf), Hros- sulcha (Rofsholzen), Burones (Neubeuern), Rordorf, Latrin- bach (Lauterbach), Huimmos (Hochmafs), Hroderinga (Rodring), Sinsa RE 139 Sinsa (Simbs). Ferner sind urkundlich genannt, zum Beweis, dafs auch der Distrikt von Kitzbühl hieher gehört, Wörgl, Walchen- see, Kössen, Waidring, Witschenau, Völtersdorf, Jochberg, Leuchtenthal, Rattenberg. Das Zillerthal (Kapitel Zell) aber wird als ein Untergau des Unter-Innthals angenommen aus doppeltem Grund: einmal weil es mit dem Innthal dieselben Gaugrafen hatte, und dann, weil nach der ältester Diöcesan-Eintheilung Zillerthal mit Ebs und Rattenberg auch nur ein einziges Kapitel ausmachten. Gaugrafen im Unter-Innthal waren im Jahr 844 Rapoto, ein Huosier, 889 im Zillerthal: Jetzo und Engelbert, vorher ein Isengrimm , 890 | Rapoto, zugleieh auch Graf im Salzburggau, nachher ins Norithal ; versetzt, 908 Sieghart, 926 Engelbert, 927 Reginbert und Engel- = bert, 959 Hartwich I., 980 Hartwich II. Pfalzgraf. Ums Jahr 976 besitzt Arbo, Schn eines damals schon verstorbenen Grafen Cha- } dalhoh, Güter zuReit, Birchenwang und Brislechim Innthal, 1000 Rapoto von Andechs, zugleich Graf im Norithal. 1010 0tto, 1051 Rapoto, Graf von Thauer und Hohenwart. 1080 Rapoto von An- dechs, Pfalzgraf. 40) Chiemgau (Hunnigau bey Hund ist wohl nur eine unrichtige Lesart). a) Der bis 1215 Salzburgische, seitdem aber zum Bilsthum Chiemsee gehörige Diöcesanbezirk, aufser dem von Kitzbühl, den wir zum Unter-Innthal gerechnet. Dieser wird begrenzt: westlich durch das Unter-Innthal, und liegen innerhalb demselben zunächst an der Grenze: Prem, Bernau, Umbrazhaufsen, Haun- dorf, Aschau, Hohenaschau, Sachrang; westlich ebenfalls durch das Unter-Innthal mit den eingeschlossenen Grenzorten Reiterwinkel, Achberg, dem Weitsee, östlich an Marquartstein, 15 2 Egern- 140 Egernbach, Buchberg hinauf zum Chiemsee, der die nördliche Grenze macht. b) Das Archidiakonat Baumburg. 5. Archidiakonatus Baumburgensis Tabula Geographica „in den Monum. Boicis T. I. Grenzt östlich an den Salzburggau mit den Orten Flinken, Spir- ka, Siegsdorf, Traunstein, Prinnig, Thöring, Tittmaning, geht an der Salzach fort bis Burghaufsen, dieses auch mit eingeschlos- sen, und dann von Osten gen Westen über Marienberg, Wald, Garching, Engelsberg, Pirckwang, Schazwinkel, Mittergars, Jet- tenbach an Inn, diesen westlich aufwärts bis Berg, herab nach Hemhofen am Chiemsee, wozu man noch Otting am Tachensce - fügt, weil dieses in den Urkunden ausdrücklich zum Chiemgau ge- rechnet wird. Den Trunwalgau können wir nicht als einen beson- dern Untergau des Chiemgau anerkennen, weil die Urkunden we- der Orte noch Gaugrafen desselben benennen, und nur eine einzi- ge Urkunde eines Pagi Trunwalchau erwähnt (s. Bessel), welches nicht der Gau, sondern das Dorf Trunwalchen ist. v. Hormayr zählt zum Chiemgau auch die Orte Auerdorf, Langkampfen, Brei- tenbach, HKiferfeld, Münster, Wising, Brandenberg, Achen, Achenthal, Bucham, St. Georgenberg, Vomp im Tirol. Da sie aber vom Chiemgau durch den Innthal-Distrikt von Altbeuern, Neubeuern , - Nufsdorf, Erl, Ebs abgeschnitten sind, und nicht wie der übrige ganze Chiemgau zum Salzburger Spren- gel gehören, so hat man solche aufser der Grenze belassen. Als Gaugrafen werden angeführt vom Jahr 780 ein Gundahar, Gunther, ein Grimbert, ganz zweifelhaft. 306 ein Adalbert, soll an der Traun angesessen gewesen seyn. 830 Hartwich. 844 Ri- charius. 860 Adalbert. 959 Reginbert. Hartwich. Ottocar. Wil- helm. Ottocar. Sighard, bis 980. Kadaloh. Ratho. Aribo. Arnold von Be ep ep 151 von Grabmanstatt. 1020 Otto. Rapoto v. Hohenwart. Ortolf. Ul- rich. 1021 Papo. Da er in Vogtareut residirte, so gehört er ins Innthal. 1027 Chadalohus. 1048 Ottocar. 1060 Sieghart zu Burg- hausen. 1096 Marquart v. Marquartstein. Es sind hier offenbar mehrere verschiedene, auch wohl gar nicht in diesen Gau gehöri- ge Familien unter einander gemengt. Aus diesem Gau stammen: a) die Grafen von Burghausen, führten besonders viel den Nameu Sieghard, Wilhelm, Friedrich, Hartwich ; b) die Grafen von Wasserburg, zu Kling; hatten die Fa- milien-Namen Cadaloch, Engelbert; c) zum Theil als nächste Nachbarn die Grafen von Neuburg und Falkenstein führten die Familien-Namen Otto, Bertold, und sind vermuthlich diejenigen, die oben als An- dechse und Hohenwart angegeben sind, da die Andechse in diesen Gau nicht begütert waren; d) die Grafen von Frontenhaufsen ais Besitzer der Herr- schaft Marquartstein, denen die Ortenburge in der- selben folgten. Endlich £) gab es sogar eine eigene Grafschaft Grabmanstatt am Chiemsee, wozu Grabmanstatt, Seebruck gehörten. Solche Gra- fen von Grabmanstatt, wie man glaubt aus Fornbachi- schem oder Steyerschem Geschlecht (wenn es nicht vielmehr Neuburge von Falkenstein sind, die man mit den Neuburgen von Fornbach vermischt) waren a. 959 Otto- car, Sieghard, Wilhelm, 980 Arnold. Im Jahr 1048 lebte Ottocar mit seiner Gemahlin Pilihild kinderlos. Welche von ihnen aber nun die eigentlichen Gaugrafen gewesen, und welche nur in dynastischer Eigenschaft darinn ihre Güter be- sessen, wird sich erst aus fortgesetzter Beobachtung der Ur- kunden bestimmen lassen. Wahrscheinlich die Plainischen Grafen von Burghaufsen, mit welchen die Wasserburge einerley Stammes sind. 41) 142 - PLA, 41) Isengau, von der Isen, die Oettingen gegenüber in den Inn fällt, begrief das Archidiakonat Gars mit dem gr Kapitel Mühldorf. r s. Archidiaconatus Garsensis Tabula Geographica in Mon. Boic. T.I. das Archidiaconats-Register bey v. Kleimayrn führt auch noch Than, Egberg, Zeilern, \Vurmannsquik, Mitters- kirchen, Neumarkt auf, dasnach andern Registern izt Regens- burgisch ist. & Die Grenzen dieses Gaues sind: südlich der Chiemgau, östlich von Burghaufsen im Chiemgau bis Braunau im Mattichgau der Inn, dann folgende im Isengau verbleibende Orte: Rizing, Ringdorf, Lanhofen, Taubenbach, Reut; nördlich in der Richtung nach Westen: Egberg, Mertinskirchen, Gern, und dann an der Rot fort bis Neumarkt, dann Tegernbach, Weinbach, Schönberg, Aschperzheim, Ranatsberg, und dann östlich: Tozkirchen, Wal- kersaich, Hofgiebing, Schönbrunn, Hohenthan, Danbach, Gars. Appell und andere, indem sie glaubten, dafs der Ort Isen selbst doch auch zum Isengau gehören mülste, haben denselben viel zu weit links in das Gericht Dorffen und Burg-Rain ausgedehnt, und damit die andern Sprengel von Salzburg und Regensburg (ja selbst auch noch Freysing) in Einem Gau vermischt. Von den Orten, welche Appell in Isengau setzt, finden sich wirklich: Ornau, Ampfing, Au, Gars, Mermosen, Erharding, Holzhaufsen (Hoccin- husin), Haselbach, Lohkirchen, Lauterbach, Mettenheim, Mühl- dorf, Piernbach, Berg, Pochbach, Puch bey Oetting, Burk, " Stamheim, Tißlingen, Teilsing, Furt, Wald, Schönberg, Zeid- lern; allein in ganz andere Gauen gehören: Ering am Inn (Rotthal), Kiemberg bey Tacharting (Chiemgau, wiewohl auch ein Kiemberg im Mattichgau kege); Dorffen, Episas (Ebs im Innthal), Hoizze bey Raitenhaslach, also in Mattichgau, Holza bey Tacherding, also im Chiemgau, Hochmos (Innthal), Isen, Pietenbach, Buch bey Burgrain, Pohkirchen (Bodenkirchen), Rosdorf (Innthall). Unbekannt sind: Chreidorf, Diupstadt, Hoz- zın, u ER TE FE I FABETTET En EEE 143 > zin, Hroderingas (vielleicht Rüdering im Innthal), Liubin (Lauffen ?) Poizchusdorf, Widenbach, WVila. v. Kleinmayrn führt ebenfalls mehrere sehr unbekannte Namen als zum Isengau gehörig an: Messelingen (Mösling) aber Utanhusa? a. 891 Tagraperhtesheim et Paldrichersheim in Comi- tatu Orendilis a. 925 (vielleicht Tarprechting?), Timinperh juxta Utinhusa, in ejusdem Comitatu a. 930, Paldrichesheim a. 925, Breitindorf, Tiufstadon, in Comitatu Orendili a. 931, Wilkircha, juxta fluviolum Ina a. 935, Gunzinghofen et Messelingon a. 935, Harthusa, Paldramesstetti supra ripam Isana a. 976, Eihhi in Co- mitatu Hartwiei, juxta fluyium Isana a. 976, Tagaperhtesheim in Comitatu Hartwici a. 963, Holzheim in Comitatu Orendilonis a. 926. Arno in seinem Indiculus nennt folgende Kirchen des Isengau: Flohinnus (Flofsing), Hidlar (Zidlarn?), Turtin (Furt?), Diup- stedum, ad Riyulum RoteIV. Pochbach (Buchbach?), Lohkirchen, Wila, Holhha, Perh, Pohkirch, ad $. Stephanum (Stephansktr- chen), Isana, Liubin, Archanowa, Pochardorf, Richerishusier, ad Rotam ubi Boninnaha (Binna, ingreditur (Dietfurt?). Untergau war der Zeidlargau, oder der südliche Theil des Isengau, am rechten Ufer der Isen bis zu ihrem Einfluls in den Inn, und dann bis zum Zusammenfluls des Inn und der Salzach. Oetting war ein Fiscus dominicus und eine Curtis regia, wo König Karlmann begraben seyn, defsgleichen Udo, Her- zog Theodors II. Sohn, hier residirt haben, und Udo vom heil, Ru- pert getauft worden seyn soll. Von den Gaugrafen, welches die nachherigen Grafen von Frontenhaufsen und Meglingen waren, gibt Zierngiebl folgende Liste: 792 bis 820 Job, 928 Heimo, 836. 843 Kunbold, 880 Erenbert. Da sie alle in der Gegend bey Isen handelnd auftreten und ausdrücklich nicht Gaugrafen im Isengau heifsen, so muls man sie eher für Grafen von Mosburg oder im Erdinggau halten. Bestimmter sind von Bessel angeführt ein Eber- 144 Eberhard und Ulrich, und von HKleimayrn: 899 Kupold, 925 Orendil, 950 Chadalhohus, 963 Hartwicus de Seon, Cha- dalhohus zu Winhering 1018. Vom Zeidlar Gau nennt Bessel Ozo 1051, Ulrich 1079 (ein Dornberg). Die Güter der ausgestorbe- nen Grafen von Meglingen gelangten an die Grafen von Orten- burg; im nordöstlichen Theil des Isengau hatte sich eine eigene dynastische Besitzung der Grafen von Julbach, gebildet, so wie der Grafen von Leonsberg und Dornberg. €) Brixner Sprengel. 42) Das hieher gehörige Baierische Pusterthal ist bereits oben Num. 38 vorgekommen. v. Hormayr geographisch historisch diplomatische Abhandlung über die im Mittelalter in Tirol bestandenen Herzogthümer, Gauen und Grafschaften; in dessen Beyträgen zur Ge- schichte Tirols. ı. Band. Wien 1804. Ober-Innthal, Poap-Innthal (wahrscheinlich vom alten Stammwort Boben, d.i. oben. — v. Hormayr ahnt, ob es nicht Pfaffenthal heilsen könne, weil auch der Pfaffenwin- kel (Ammergau) daran gestolsen, Opingau (vermuthlich dassel- be als Oben-Gau, und schwerlich von Roppen, oberhalb In- spruck), Pagus Vallensium, Procip Innthal, wahrscheinlich mils- geschrieben, statt Poap-Innthal, Bertholdsthal, Vallis Enensium. Grenzen westlich: der Arlberg und Landgericht Landeck, nörd- lich das Gebiet von Altbaiern, Oberseefeld, Achensee, östlich Rattenberg, Dux, beyde im untern Innthal, südlich Grafschaft Matray, dieStuben Ferner, Oezthaler Ferner, Kauner-Thal. Ap- pell wirft Innthal und Norithal sehr in einander, deren genauere Scheidung das Verdienst von Hormayrs ist. Als Gaugraf kommt vor von 799—829 ein Comes Reginhard. Die folgenden Gau- grafen, worüber jedoch die Urkunden noch fehlen, schienen Wel- 145 Welfen gewesen zu seyn, die später Grafen von Eppan und Ulten heilsen. Von diesen kam der Gau an König Friedrich II. und die Hohenstaufen, zuletzt an Conradin, der ihn 1263 an Baiern überliels. Hierinn, und nicht wohl im Unter-Innthal (da dieses zum Salzburger Sprengel gehörte), bestand jedoch eine eigene Dy- nastie der Andechse, östlich vom Melach-Flufs abgemarkt, welche die Orte Kemmaten, Axams, Vellenberg, Natters, Wilten, Pra- del, Ambras, Inspruck, Hötting, Arzel, Thaur, Absan, Hall, Baumkirchen, Batsch, Tarzling, Lans, Sistrans, Ellenbogen, Al- rams, Ampals, Schönberg, Volders, Wattens, Colsafs, Hautzen- heim, Werberg, Schwatz, Herrschaft Rottenburg, Strafs, Schlit- tern begrief; und wo die Residenzen Thaur und Ambras aus der al- ten Heroen Zeit der Andechse zu suchen sind. Genannt sind a. 900 Rapoto I., 949 Rapoto II, 9gg0— 1020 Rapoto III. und Otto sein Bruder, welch letzterer nach Rapotos Tod auch Graf im No- rithal wird. } 1025 Rapoto IV. (Poppo im Norithal), 1055 Or- tolf, Rapoto, Pfalzgrafen, 1100. Otto. von Wolfratshaulsen, 1157 Otto I., Otto IH., Heinrich II., Bertold I, von Dielsen, Ber- e told IL, ’ 43) Norithal, Orithal, Vallis Eniana, das nachherige Eifsak- Viertel, begrief dreyerley Gomitatus : a) Den Comitatum Mareit, oder das nordöstliche Norithal ; dessen innerhalb der Grafschaft verbleibende Grenzorte von Süden nach Norden herab waren: Müders, Gasteig, Volde- rai, zum Ursprung des Gschnizerbachs, Pferseh, Grolsen- sals, Strasberg, Sprechenstein, Trens, Mauls, Mittelwald, Schalders, Reinswald, Nordheim, Sarenthal. Die westli- chen Grenzen waren die Stubayer und Oezthaler Ferner, und die Gebürge von Passeyer; südlich die Grafschaft Bot- 19 zen, 2) zen, östlich Claufsen, Brixen und die Eissak. Urkundlich benannt sind: Mareit, Ober- und Untertelfes, Tulfers, Ster- zingen, Flains, Tschöfs, Trins, Thuins, Stilfes, Reifenstein, das Jauffengebürg, Ratschings, Sarenthal, Sareniheim, Pens, Durnholz, Nordheim, Oberberg, Mittelwald, Luditschen- brücke, Riol, Eissak, Talfes. Grafen: a. 927 Quartin, 1080 Adalbert, 1100 Conrad, Graf von Mareit mit einer einzigen Tochter Adelheid, 1140 Arnold, Graf von Eppan zu Greif- fenstein, Schirmvogt von Brixen, Innichen, Neustift, Ge- mahl der Mareiter Adelheid, Stifter von Neuzell und Gries, t 1167. Den Comitatum Botzen, auf der Mannertschen Charte begreifend die Orte: Villanders, Saunders, Barbian, Coll- mann, Constantin, Vels, Tiers, Wangen, Mittelberg, \Volf- grub, Sıfıan, Botzen, Cardaun, Campen, Morizing, Gries, Neuhaus, Rofenstein, Terlan, Ulpian, Motten, Gargazan, Affıngen, Campidel, von welchen allen izt nur noch mehr Villanders, Saunders, Barbian, Collman in Höniglich Baieri- scher Landesgrenze verblieben sind. Dieser Distrikt gehör- ' te schon unter Herzog Theodor II. zu Baiern, als eine Genz- grafschaft gegen das Lombardische Herzogthum Trident, spä-- ter wurde er ein Erbtheil der Welfen. Ethiko der Stolze, der sich über die von seinem Sohn Heinrich dem König Arnulf geleistete Lehenpflicht so grämte, soll schon Güter im Gebürg gehabt haben, vermuthlich also diese Graf- schaft Botzen. Heinrich, Ethikos Sohn, Arnulfs Vasall. Rudolf, Heinrichs Sohn, Graf in Botzen, + 1020. Welß, Rudolfs Sohn, ein unruhiger Fehdemann, verbündet mit Herzog Ernst von Schwaben und Grafen Werner von Hyburg, lehnt sich 1026 gegen König Konrad auf, verliert darüber seine Grafschaft Botzen, die der Kaiser dem Bilsthum Brixen a. 1028 schenkt. (die anderweite Schenkungsurkunde dersel- ben 147 ben Grafschaft vom nemlichen Jahr 1028 an Trient ist offen- bar falsch). Die Bischöfe von Brixen reichten die Grafschaft Botzen den Grafen von Eppan zu Lehen; 1040 Graf Altmar. 1070 Ulrich, Altmars Bruder. 1098 Friedrich, Ulrichs Sohn. A. 1190 war die Grafschaft bereiis im Besitz der Bischöfe von Trident, welche sie den Grafen yon Eppan abgenöthigt. c) Den Comitat der Andechse, oder das östliche Nori- thal; dessen Grenz-Linie ging über die eigenen Comitats- Orte Tiers, Vels, Constantin, sodann an der Eissak bis Klausen, Lassons, Velthurns, Schötschs, Tils, Brixen, Neu- stift, Schabs, Vals, Pfunders, Kemmaten, über den Brenner, nach Lueg, Obernberg, Gschniz , Trins, Steinach, Matrey, Miezens, Altenstadt. Als Andechsische Gaugrafen werden genannt: 901 Rapoto I. 962— 72 Rapoto II. 985, 990 Ra- poto III. } 1006 des vorigen Sohn. 1006 Otto, Rapotos III. Bruder, schon tod 1029. Von 1029 Poppo, + 1060. Von 1060 Arnold I. Poppos Neffe. 1080 Otto. Der meiste Theil dieses Comitats gelangte in der Folge an das Bifsthum Brixen. d) Churer Sprengel. 44) Vintschgau, Venusta Vallis. Grenzen südöstlich: die Grafschaft Botzen, dann rechter Hand des Etschstroms der Fal- zauner, links der Gargazaner Bach; südlich die Felsen von Val de Non, westlich die hohen Gebürge von Bormio und Engadin; nördlich die Ferner Klüfte. Der Vintschgau gehörte ursprünglich mit Graubünden und Engadin zu Rhaetien, das ungefähr seit 548 seine eigene von den Franken gesetzte Praesides hatte, und zwar namentlich genannt: Victor I. + 600. Vigil, Paschal, Jactat, Victor II. VigillI. Victor II. Tgr® Vi- 148 EN, e) 2) Vigils Sohn, den letzten dieser Reihe, a. 800 Hunfrid, vorher schon Grafen in Istrien, Stifter von Schennis a. 809, administrirte hierauf auch Vintschgau und Engadin, und } 825. Von seinem ersten Sohn Adalbert, der Dux et Comes Rhaetiae war, und 846 starb, stammen in weiblicher Linie die Grafen von Lenzburg ab; der zweyte Sohn Burkart, Graf von Istrien, und seit 846 auch von Rhaetien, auch Dux und Marchio genannt, von einigen mit (dem a. gu verordneten Herzog Burkart von Schwaben , der ein Graf von Turgau war, verwechselt, hatte zu Nachfolgern *): .a. 912 Ulrich, Grafen von Chur Rhätien, a. gı2 Adalbert, zuerst abgesetzt, und mit Berthold von Scheyern, Arnulfs des Bösen Bruder, a. 930 ersetzt, seit 937 aber, da Berthold Herzog in Bayern wurde, wieder restituirt. Kommt noch vor a. 940, nun aber'bleibt eine Lücke bis 1055, wo der Tod eines Grafen Otto von Vintschgau, Engadin und Chur-Rhätien gemeldet ist, dem drey Söhne folgten, Egino, im öbern Bund, Adalbert im Got- teshausbund und Gerung im Vintschgau. Als letzterer 1035 kin- derlos starb, folgte ihm der Bruder Adalbert, dessen beyden Söh- ne Adalbert und Bertold a. 1140 als Grafen von Tirol erschei- nen. Im Ultenthal waren die Grafen von Eppan, Augsburger Sprengel, am rechten Ufer des Lechs, oder vielmehr das alte Bilsthum Neuburg (existirte diplomatisch gewils schon 738, aber damals unter Karl Martells Superiorität, und hörte nicht auf vor 809. s. Mappa geographica olim Dioecesis Neuburgensis; Neue hist. Abh. d. Ak. d. WW.1.386, und Winters kritische Unter- suchung über das vor 1000 Jahren aufgehobenem Biflsthum ‚zu » Ein Rudolf Dux Raetianorum kommt vor bey Neugart a. 890 tödtet 8gı den Prinzen Bernhard, Karls des Dicken empörten Sohn. 903 Burkart Marchio Ca- riensis Rhactiae und 906 auch in der Bertoldsbara, ———— 1.49 zu Neuburg an der Donau, in dessen Vorarbeiten, 1. Band. 45) Schongau, bestehend aus dem Kapitel Schongau; ein kleiner der Welfischen Familie gehöriger Gau, der mit vom Augstgau oder Ammergau aus scheint verwaltet worden zu seyn, und an die Ho- henstaufen kam. 46) Haufsengau, Huosigau, von der alten Veste, dem jetzigen Dorf Haufsen bey Weilheim, nach Bessel zwischen der Loysach und Amper, dem Würmsee und Staffelsee, nach Appel zwischen der Loysach und Iser, weil auch Benedictbeuern dahin gehört. Zwischen beyden Meynungen ist das vereinigende Mittel, wenn man die Kapitel Oberalting (chedem auch Perchting) und Weil- heim als den Umfang des Gaus annimmt, den man ohnedem nicht wohl in das Bilsthum Freysing ausdehnen kann. Altheim bey Appel ist ohne Zweifel Ober-Alting und Karashusium Dirren- haufsen. Ugesgau, wo Polling, Weilheim u. s. w. liegen sellen, mufs offenbar Huosi, Uosigau, gelesen werden. In diesem Gau war die Familie der Gaugrafen von Andechs und Diefsen zu Hau- se und zwar a. 955 Gaminolf. ı100 Adalbero zu Herteshaufsen, Razo zu Dielsen. 1027 Bertold I. von Richerishusen zu Andechs. Arnold zu Andechs, Razo zu Diefsen. 1048 Udasehalk, Sieghard zu Beurn (Benedictbeuern, aber vielleicht auch Altbeuern im Un- ter-Innthal, wo auch die Andechse waren). 1050 Razo, Friedrich zu Dielsen. Rapoto zu Hohenwart. 1065 Sigemar (Polling in pago Hösen, s. Oefele 1. 833.) 1ogo Arnold zu Andechs. ı12o Adalbe- ‘ro zu Beuern oder llaulsen. Siegmar I. J. Arnold III. zu Dielsen. Friedrich der Roche zu Diefsen. Bertold III. zu Andechs, Gemahl der Hedwig, Erbtochter Graf Konrads Ill. von Dachau, Herzog von Dalmatien, seit 1173 Markgraf von Istrien (s. Lori). Das ganze rechte Ufer des Würmsees mit der Grafschaft Wolfrats- haufsen gehörte ebenfalls den Grafen von Andechs, die eine be- son- ı 509 sondere Linie daselbst bildeten. Sie besafsen solche aber nicht als Zubehörde des Haufsengau und als Gaugrafen desselben, son- dern als eine besondere Dynastie. Buat hat diesen Haufsen- gau und den Scheyerischen Huosi oder Eisengau wunderbarlich in einander gemengt, und damit auch die ganz verschiedenen Ge- schlechter der Andechse und Scheyern. Es ist wahrscheinlich, dafs in diesem Gau Huosi das Altbaierische Geschlecht der Huo- sier zu suchen sey, zu welchen auch die Stifter von Benedictbeuern, Landfried, Eliland und Waldram gehört haben dürften, da ihre hauptsächlichsten Güter im Haufsen Gau angetroffen werden. 47) Baierisches Lechfeld oder Lechrain. Durch diesen Na- men glaubt man den Theil des Lechfelds bezeichnen zu dürfen, der auf der rechten Seite des Lechs gelegen ist, und sich von Apfeldorf und Wessobronn hinab bis nach St. Leonhard bey Schrobenhaufsen erstreckte, damit also die Kapitel Friedberg, Menching (sonst Winkel), Schwabhaulsen (sonst Erring) und Landsperg begreift. Sollte, wie einige überhaupt das Lechfeld Augstgau genannt wissen wollen, auch dieses Baierische Lechfeld eine Abtheilung des Augstgau seyn, so mülste wenigstens dieser Augstgau als der untere von dem obern Augstgau (Nro. 6.) unterschieden werden. Dafs das Gebiet des Lechs in zwey Di- strikte getheilt gewesen, beweist auch eine Urkunde König Lud- wigs von 1336, wo er die Güter des Kl. Raitenbuch jenseits Lechs und diefseits Lechs zu schirmen befiehlt. s. Lori Ge- schichte des Lechrain II. Band S. 53 (I. Band ist nicht erschienen) ; Herzog Ernst, nennt 1436 Möringen seine Grafschaft an dem Lechrain. Gaugrafeu im Baierischen Lechfeld eben sowohl als im Schwäbischen (Nro. 9.) waren die Welfe, jedoch mit dem Unterschied, dafs das Schwäbische Lechfeld dem erst 1192 ge- storbenen alten Welf, das Baierische aber dem abgesetzten Her- zog Welf von Baiern gehörte, und als konfiscirt von den Hohen- staufen besessen wurde. Auch safsen darinn in dynastischer Ei- gen- 48) En — 131 genschaft die Grafen von Landsberg, deren Comitat sich vermuth- lich auf das Kapitel Landsberg ausdchnte, Oberer Donaugau. In der Angabe der Donaugau-Grenzen sind die bisherigen Schriftsteller sehr dunkel und unbestimmt. Bessel und Kleimayrn lassen ihn von Regensburg bis Passau, also in zweyerley Bilsthü- mer gehen. Lori, diese Schwierigkeit ahnend, nimmt die Gren- ze nur an an von Regensburg bis zum Einflufs der Iser in die Do- nau bey Deggendorf und zum Anfang des Passauer Sprengels, welches der Sache sehr nahe gekommen seyn möchte, sofern nur von einem untern Donaugau die Rede seyn sollte. Zierngiebl ist bereits auf der Spur zwey Donaugauen anzunehmen, welches bey grolsen Flufsgebieten gar nichts ungewöhnliches ist (z. E. Oberer Lahn, untererLahn, Oberer Neckar, unterer Neckargau u. s. w.). Er läfst also den ersten Donaugau gehen von Regensburg bis Strau- bing, den zweyten aber von Straubing bis Deggendorf, und da er auf dieser rechten Donau-Seite sehr klein ausfällt, so gibt er ihm auch noch auf der linken Seite den Distrikt von Bogen. Dem steht aber entgegeu, dafs die Ausdehnung des Donaugaues, so wie von Baiern überhaupt, auf die andere Donauseite nicht zu er- weisen ist, und dafs der Distrikt von Bogen als ein Untergau, Po- gana genannt, zur Nordgauischen Markgrafschaft gehörte, folg- lich mit dieser Abtheilung in zwey Donaugauen, also angewandt, nicht viel gewonnen ist. Eine ganz andere Entwicklung ergibt sich aber, wenn man a) denobern Donaugau in die Gegend von Donauwörth bis gegen Vohburg hin laufen läfst, so lange die Grenze des Augsburger Bifsthums währt, wo alsdann der zwischen liegen- de Abenstgau des Rgensburger Sprengels beginnt; Hingegen b) untern Donaugau den Donau-Distrikt im Regensbur- ger Sprengel von Regensburg bis Deggendorf nennt. Nach 352 Nach dieser Voraussetzung begreift der obere Donaugau die Ka- pitel Burkheim, Rain, Neuburg, Aichach und Hohenwart, oder den Rest des Augsburger Sprengels im Herzogthum Baiern mit drey Comitaten: ı) Den Comitatus Neuburg, erweislich aus einer Urkunde König Heinrichs II. von 1007, wo es heilst: Zell, situm in Comitatu'Neunburg,. (Ussermann Episc. Bamb. Cod. prob.) dem man den Umfang des Kapitels Neuburg allenfalls wird anweisen dürfen. Ein grolser Theil davon war Kaiser- liches Domänen- oder Pfalzgrafengut, und wurde zu Neu- burgischen Hlosterstiftungen verwendet; das übrige kam mit andern Dependenzen der Pfalzgrafschaft an die Grafen von Scheyern. 2) Den Comitatus Lechsgemünd, in einer Urkunde vor 1057 (Falkenstein Cod. dipl. Ant. Nordg.) genannt Pagus Mitarshofen (Rannerzhofen?), eine dynastische Besitzung der Grafen von Lechsgemünd, Gaugrafen im Brenzgau; be- stehend aus dem Kapitel Burkkheim, begreifend ‚das Lechsge- münder, izt Burgkheimer Kapitel. 3) Den Comitat der Grafen vonScheyern, als der eigentli- chen Gaugrafen dieses Gaues, auf ihren erblich gewordenen Ansitzen zu Scheyer, dann Wittelsbach. Die Pfalzgräfliche Administration war, wie es scheint, in Neuburg angeordnet. Dieser Comitat begrief die Kapitel Aichach (sonst Kuebach), Hohenwart (a. 1451 Hohenried) und Rain. Das Daseyn ei- nes eigenen Gaues in dieser Gegend liegt durch das Tiesultat, die entstandene erbliche Grafschaft Scheyern, am Tag; die Unter-Comitate Lechsgemünd und Neuburg sind urkundlich genannt; die Begrenzung desselben nach den bischöflichen Grenzen ist eine Folge historischer Erfahrung; es könnte also = nicht 153 nicht mehr die Sache, sondern nur der Name oberer Do- naugau bezweifelt werden. Weil aber auch dieser vor- kommt, ohne die Scheyersche Grafschaft auszuschliefsen, vielmehr auch schon von Lori die Scheyern als Grafen des Donaugau mit aufgeführt werden, so kann diese Be- nennung in so lange als richtig bezeichnend und glaub- würdig zugelassen werden, als sich nicht durch später entdeckte Urkunden das Gegentheil erweisen wird, f) Regensburger Sprengel. 49) Viehbachgau. Grenzen nördlich: von Mamming oberhalb Landau an die Donau, nach Dingolfing, Viehbach, jenseits Viehbach, Wörtb über der Donau einschliefsend am Donau-Ufer der Strafse auf Landshut nach bis an Landshut hin, wo die Regensburger Strafse herkommt; westlich: an Stattwang, Helmsdorf, Vils» Biburg, Wurmsheim, alle diese Orte eingeschlossen hinauf; südlich die schon beschriebene Grenze vom Isengau, östlich die vom Vilsthal. .In so fern gibt also Bessel die Lage richtig an, wenn er sagt: „an der Iser, zwischen Landshut und Din- golfing, begreifend die Pfleggerichte Teispach und Goldern u. s. w. Allein es ist nicht anzunehmen, dafs dieser an sich schon grofse Gau im Regensburger Sprengel ein Untergau des ohnedem schon übergrolsen Sundergaues im Freysinger Sprengel gewesen seyn sollte. Er enthält nach der Diöcesan -Eintheilung die beyden Kapitel Frontenhaufsen und Dingolfing, und folgende Comitate oder Untergauen: i a) Quiringau; Bessel war der Sache schon sehr auf der Spur, indem er Quiringau mit Viehbachgau für einen hielt; er verlor sie aber wieder, indem er zu gleicher Zeit Viehbachgau mit Vilsgau verwechselt, so wie die, welche im Quiringau den Kinzinggau zu finden glaubten. Die 20 von von Bessel angeführte Grenze der Marl Schönau aus ei- ner Arnulfischen Urkunde von 890: de Muribach (Mara- bach bey Trinbach), nach Marachleo (Marklkofen), nach Reispach, ad caput Theanbach (Ursprung des Thembachs) .an die Rot, ex Rota ad Horgingpach, dann ad Golda- rum (Goldern?) nach Smalagasceit bis Grassa Maresaho -(Marschalling?) und endlich ad Evicem läfst, obgleich noch grolse Schwierigkeiten in Entzifferung sämmtlicher Namen, und dem zu schliefsenden Zirkel, doch keinen Zweifel übrig, von welcher Gegend überhaupt die Rede seyn kön- ne. Eine ‚Bambergische Urkunde von ıo1ı (die Kanzley Heinrichs I. scheint überhaupt mit den Gaubestimmungen ‚etwas flüchtig gewesen zu seyn) nennt diese und mehrere andere Orte als im Isinincgowa in Comitatu Geroldi gele- gen, die sonst ganz bestimmt zum Quiringau gezählt sind; wie z. B. Dingolfing selbst, Goldern; es kann auch nicht wohl später der Viehbachgau dem Isengau als einem Pa- gus major einverleibt worden seyn, weil dies ganz die bey- den Diöcesan-Grenzen von Regensburg und Salzburg ver- mischt haben würde. Sehr wohl möglich hat die Kanzley statt Quiringigowa in der Eile Isinincgowa gelesen und geschrieben. Der Isengau hat sich sonst bekanntlich nie- “mals bis nach Dingolfing erstreckt. Man gibt demnach diesem Quiringau die Grenze des Kapitels Frontenhaufsen, von Frontenhaufsen an der Vils hinab bis an die Grenze des Vilsgaues, und westlich an Nied, Trienbach, Seemanns- haufsen, Gangkofen, Wolfeck, Märsing an die Grenze des Isengau. Es ist dieses die eigentliche Grafschaft Fronten- haufsen. — Zierngiebl führt eine Grafschaft Lingau unter einem Grafen Berthold bey Eggenfelden an. Es ist dies aber wohl vielmehr der Lungau im Salzburgischen, wo a. 1003 ein Graf Berthold regierte. Eine Bambergi- sche Urkunde von 1o1I nennt einen Pagus Spehtreino (im Bam- 155 Bamberger Archiv zuerst entdeckt), vermuthlich von Ober- spechtrain bei Teispach, mit den Orten Luzilun (Lüzelkir- chen), Satalarun (Satlern), Haselbach (Haselbach), Chirichun Leiberskirchen?), Geigingun, Pah, Phistarheim, Punaha, Tuntanispah, Zigiruiti, Chiristeti, in Comitatu Udalrici, augenscheinlich also entweder gleichbedeutend mit dem Qui- ringau, oder ein späterer Name oder noch eine weitere Un- terabtheilung desselben ; b) der Comitatus Teisbach bey Dingolfing. Dingolfing selbst war eine Villa regia; ec) die Feldauer Mark, bey Vils-Biburg (s. Nagel Origi- nes Boicae) oder die nachherige Grafschaft Vils-Biburg. Gaugrafen waren die berühmten Grafen von Frontenhaufsen, die sich in diesem Gau die Grafschaft Frontenhaufsen (Kapitel Fron- tenhaufsen) und die Grafschaft Teisbach (Kapitel Dingolfing) aus- schlüfslich der Stadt und den Besitzungen der Grafen von Vilsbiburg, erworben und welche auch Gaugrafen im Isengau waren, wo sie die Grafschaft Megling hesalsen. In einem grofsen Theil folgte ihnen theils die verwandte Familie Ortenburg, theils aus besondern Er- werbtiteln das Hochstift Regensburg. In der Arnulfischen Urkun- de von 390 kommt vor Hunolfus Comes. 50) Die Halberthau (Abenstgau) bezeichnet Bessel als Hallerthau an der Abenst, wo fer Name Hallerthau (Halberthau) noch be- kannt seyn soll, und auf der Finkischen Charte von Freyfsing beym Ursprung der Abenst anfangend bezeichnet wird. Da nun um die Abenst die grolsen Besitzungen der Grafen von Abens- berg, von Altrain, von Rotenburg, alle verwandt unter sich, zu- sammentreffen, so bietet sich dieser Name der Halberthau, dem man allenfalls auch den desHabenstgau, Abenstgaues, substituiren kann, gelegen dar, um einen Distrikt zu bezeichnen, der sich al- lerdings als ein eigener Gau der Vorzeit anltündet. Aventin 230.” L 156 L. IV. p. 431 nennt ihn Pagum ScHirorum; und der von Falken- stein, Geschichte des Herzogthums Baiern III. 40. gebrauchte Aus- druck Raningau könnte auch für diesen Distrikt gebraucht. wer- den. ‘Man gibt ihm zum Umfang das KapitelKelheim, jenseits der Donau, ferner die Kapitel Geifsenfeld, Mainburg, Rotenburg und Altheim. Seine Grenze ist nördlich von Irsching bis an Regens- burg hin, die Donau, westlich der obere Donaugau, östlich von Regensburg herauf an folgenden im Gau selbst verbleibenden Orten: Bending, Abbach, Weichenlohe, Lukepoint, Lankwaid, Labersberg, Hegelsdorf, Haselbach, Wolfersdorf, au der kleinen Laber fort bis Pfeffenhaufsen, und dann an der Landshuter Stralse fort nach Neuhaufsen, WVeihmichel, Arth, Altheim. Die Gaugra- fen in diesem Gau waren die Grafen von Abensberg, nach ihren verschiedenen Linien, desselben Stammes mit den Scheyerischen Gaugrafen im Oberdonaugau, und neben ihnen safsen in dynasti- seher Eigenschaft a) die Grafen von Vohburg im Kapitel Geifsenfeld, welches die Orte Ainau, Engelbrechtsmünster, Ernsgaden, Eschl- bach, Gebrontshaußen, Geifsenfeld, Geilsenhaulsen, Gerolts- haulsen, Gosseltshaufsen, Irsching, Königsfeld, Lauterbach, Münchsmünster, Niederbinhard, Niedergeroldshaulsen, Ober- empfenbach, Rotenek, Vohburg, Walkersbach, Wolnzach - begreift. b) Die Grafen von Rotenburg, im Kapitel Rotenburg und Altheim. Sollte dieser Halberthau oder Abenstgau nicht zugegeben werden wollen; so bliebe nichts übrig, als ihn noch dem fol- gendenden untern Donaugau beyzufügen, wo aber die Ver- mischung mit den dortigen vielen andern fremdartigen Grafen- geschlechtern keine gröfsere Einfachheit herstellt, oder wie oben schon beym Kelsgau bemerkt worden, diesen ganzen Gau noch zum Subpagus Kelsgau zu schlagen, welches aber die Schwie- 51) nn 1 57 Schwierigkeit erzeugt, den Nordgau noch diesseits der Donau bis an die Laber zu erstrecken, es sey denn, dafs man zwey Kels- gaue annimmt, einen Subpagus Kelsgau im Nordgau, jenseits der Donau bey Riedenburg, und einen andern selbstständigen Pa- gus Helsgau diesseits der Donau, hier Abenstgau genannt, welches dann wieder die alten gezeichneten Grenzen herstellt. Unterer Donaugau hat nach dieser Entwicklung folgende Grenzen: nördlich von Regensburg und Stadt am Hof an der Donau fort bis zum Einfluls der Iser, an der Iser südhieh hin- auf gegen Landshut bis Altheim, westlich die Grenze von Hal- lerthau. Es kommen darinn vor folgende besondere Comitate: a) Haidau, unmittelbar um Regensburg, und im Kapitel Re- gensburg. Die Grafen dieses Comitats, die auch Praefecti der Stadt Regensburg selbst hiefsen, nennt Zierngiebl:- Babo, Praefectus Urbis, ums Jahr 842 —852. Die frühern Namen Audulf, Hatto, Ratpot sind zur Zeit noch sehr idea- lische Schöpfungen. Vom Jahr 871 kommt vor .ein Alprath (Albrecht), Babo 983 (Ekkolvinga in page Tunagewe in co- ‚mitatu Babonis) Rupert a. 998, ein Abkömmling .des Babo. Heinrich a. 1027 und Babo 1040, beyde Enkel von Rupert. Heinrich a. 1057, 1060 Sohn des vorigen Heinrichs. 2) Mallerstorff, nachher Kirchberg; dessen Grafen sich auch von einzelnen Schlössern zu Schierling, Eiting, Hof- fedorf, Winkelsaas nannten, im Umfang der Kapitel Geilsel- höring und Schierling; begreift den gröfsern südlichern Theil des untern Donaugaues zwischen der Donau und Haidau und östlich der Linie von Mosheim, Langenerling, Geifsel- höring, Leibelfing, Dunzenberg, Ottering,. Zu diesem Ge- schlecht rechnet man die Grafen Walto, und Engelbert 852, weil jener an der Laber, dieser bey Senkofen ansäs- sig gewesen seyn soll; ferner den Comes Salocho, zu Schierling, Lindhart, Rocking bey Eckmühl und um die La- 158 € nn Laber, ferner einen Rupert bey Geilselhöring, Siffkofen, Salach, einen Kunibert a. 890 um Wolfersdorf und Schier- ling. Die Grafschaft an der Aitrach, der östliche Distrikt des Donaugaues von Pfeter, Straubing, Plattling, Pilsting, nebst Straubing die Kapitel Atting und Pilsting begreifend. Die Geschichte dieser Grafschaft, die hier eigentlich zum er- stenmal angedeutet ist, bedarf noch eines grofsen Lichtes. Kunibert I. a. 814. Kunibert II. a. 859 hatten Güter an der Aitrach, bis zu ihrem Einflüfs in die Donau. Ein Enngildeo (Engelschall), der zugleich Oestreichischer oder Pannonischer Marchio war, und dessen Grafschaft bis an die Aitrach ging, vomJahr 879 bis 895 vorkommend, wur- de entsetzt, und wegen Entführung einer Tochter König Arnulfs durch seinen Neffen Wilhelm,.geblendet. Neben ihm erscheint 886 um Mundelfing zwischen der Iser und Aitrach ein Rumolt und nach ihm Babo in der Gegend um Straubing bis zum Jahr 904, und in der Gegend von Alburg, Aiterhofen Eberhard a. 916, ein Markgraf Luipold 983 und ı021 ein Adalbero. Es möchte also doch wohl die Oestreichische Markgrafenfamilie bis hier aufsen ein be- sonderes Patrimonium, dessen Hauptsitz Plattling war, be- sessen haben, das durch einen uns zur Zeit noch unbe- kannten Titel an die Herzoge von Baiern, oder durch sie an die Wittelsbachische Familie zurückgefallen, aus wel- chen Spuren ehehin Gemeiner das Herzogthum Oestreich selbst bis nach Straubing herauf hat rücken wollen (s. Westenrieders Beyträge IH. S. 23). Welches von den drey Grafengeschlechtern die Gaugrafen\Vürde über den gan- zen Gau behauptet, ist im Augenblick nicht wohl zu be- stimmen ; für die Haidau spricht der Sitz bey der Resi- denz Regensburg, welches aber für sich allein schon ein se- a 159 separirtes Amt bildete, für die Kirchberge der Umfang ihrer Besitzungen, g) Freysinger Sprengel. s. Episcopatus Frisingensis Chorographica descriptie, von Finck. 52) Erdinggau, Hartingau; nach Bessel zwischen den Flüssen Semt und Dorfen (Dorsen) eigentlich zwischen der Isen und dem noch etwas über der Semt parallell laufenden Flüfschen Dorsen. Grenzen, östlich von der Landshuter Stralse bis Lappach der Viehbachgau und Isengau, südwestlich zur Iser hinab folgende im Gau liegende Orte: Lappach, Hörlkofen, Wifling, Aufhaufsen, Alten-Erding, Nozing, Schwaig, Eiding, und dann bis Landshut hin die Iser, mit Ausnahme von Volk- anansdorf; begrief hiernach die Kapitel Landshut, Dorffen, Er- ding. Pliening, Neuching, Vöring u. s. w. fällt also aufserhalb ‚dem Gau, da Zierngiebls Angaben hiervon ohnedem nur auf Ar- gumentationen aus der Rangfolge der Gaugrafen beruhen. Der zwischen der Iser und Strogen liegende Theil, oder das eigent- liche Kapitel Erding führte noch den besondern Namen We- stergau, den Bessel mit dem Nordgauischen Untergau We- stermann bey Velburg verwechselt. Es kommt darinn unterm Jahr gıı ein Graf Suitger vor. Gaugrafen waren die a. 1045 ausgestorbene Grafen von Semt und Ebersberg, Agnaten der Grafen vonMosburg. Aus zum Theil sehr zweifelbaften Schlüs- sen glaubt Zierngiebl als älteste Gaugrafen zu finden: a. 806 Kotram, 816 Ellambert, 870 Meginhard; dann als Grafen von Ebersberg Sighart } 906. Ratold seinen Sohn, Herzog von Kärn- then + 919. Eberhard, Ratolds Sohn, Stifter der Kirche zu Ebersberg, a. 929. } 994. Adalbero, Eberhards Bruder, + 994. Ebersberg selbst kann nicht wohl zum Erdinggau gezogen wer- den. Landshut als Stadt ist jünger als die Gauverfassung. Viel- 160 53) Vielleicht war dort eine Herzogliche Curtis oder Domäne (Ludo- vicus Dux Bavariae castrum et opidum in Landshut construere coe- pit a. 1204 s. Steindelii Chronicon.) Eisengau, Huosigau, Usengau, Ugesgau, an der Ammer und Glone, wo noch izt das ehemalige Kloster Usenhofen , jetzt Eisenhofen, vorher Glaneck, Eisenholzried u. s. w. , so dafs der Husen oder Usengau unserer Mundart nach Eisengau muls ausge- sprochen werden, wodurch er sich auch von dem Haufsengau bey Weilheim von selbst unterscheidet. Grenzen, nördlich, der Abenstgau und obere Donaugau, östlich, der Erdinggau, süd- lich die eingeschlossenen Grenzorte Dietersham, Grasselfing, Ol- ching, Fürstenfeld, Biburg, Sunderburg, Wildenroth, westlich das Baierische Lechfeld. Er begreift die Freysingischen Kapitel Ambs, Dachau, Egenhofen, Freysing, Gundelkofen, Sittenbach, und a) denComitat Mosburg, im Kapitel Ambs und Gündelkofen ; die Grafen von Mosburg gehörten zur Gaugräflichen Familie des Erdinggau; b) den Comitat Kranzberg und den Distrikt der Kirche von Freysing, meist zwischen der Stralse von Schleifsheim bis Wabach und dann den beyden Flüssen Amper und Iser gele- gen. Die Grafen von Kranzberg gehörten zum Gräflich Hirsch- bergischen Geschlecht; c) Den Comitat von Da chau und Scheyern in den Kapiteln Dachau, Egenhofen, und Sittenbach. Diese Grafen waren “ zugleich Gaugrafen des ganzen Gaues und Schirmyögte von Freysing. Der älteste Gaugraf, der g802—8ı5 in der Ge- gend um Sulzemos vorkommt, ist Engelhard. Diesem fügt Lori bey: Arnulf, Pfalzgrafen von Scheyern, 938 Arnulf II. seinen Sohn, + 954. Babo, Arnulfs H. Sohn, } 985. Otto I. Otto II. des vorigen Sohn f 1077, Otto III. Ernst, Bernhard, Gebrüder zu Scheyern. Arnold zu Dachau, Otto IV. Pfalz- 161 Pfalzgraf. Die Gegend an der Maisach bey Sulzemos und Aufkirchen, oder ungefähr das Kapitel Egenhofen, hiefs das Uperach, worina noch heut zu Tag ein Ort Uecberacker ist. 54) Sondergaun. Nachdem der grofse Nordgau verschwunden ist, so wird sich “wohl auch die Luftgestalt des grolsen Sondersgaus, unter wel- chem Namen Pfeffel alles Baiern auf der rechten Donauseite hat darstellen wollen, vor dem näher betrachtenden Aug verlieren. Der Chiemgau, der Rotgau, der Vilsgau, der Isengau, der Qui- ringau, der Eisengau,; der Haufsengau, der Ammergau, sollen blofse Untergauen des Sondergau gewesen seyn. Die Beweise hierüber fehlen, vielmehr zeigen ausdrückliche Urkunden, wel- che jener Gauen mit ihren Grafenfamilien als selbstständig er- wähnen, die Natur der Sache, die Uebereinstimmung aller die- ser Gauen mit den verschiedenen bischöflichen Sprengeln gera- de vom Gegentheil, und‘ wenn ja noch eine ächte Aussage aufgebracht werden könnte, welche Orte Eines dieser Gauen zu- gleich als Sondergauisch bezeichnete, so könnte Sondergau als- dann nicht mehr in dem Begriff eines politisch organisirten Gaues, sondern eines geographischen Landesstrichs angenommen werden. Die meisten bisherigen scheinbaren Angaben aus Bes- sel u. s. w. werden sich verlieren, wenn man die nur abgeris- senen Beweisstellen in ihrem Zusammenhang aufsucht, die Aecht- heit der Urkunden und die Richtigkeit der Namendeutung näher erwägt. Z. B. Benedicetbeuern soll nach Bessel im Sondergau liegen, welches wir oben zum Haufsengau, Augsburger Sprengels gerechnet. Sucht man die Beweisstelle bey Hund und Meichelbeck auf, so heilsts in einer Urkunde Heinrichs1V. von 1065 Biubin in Pago Sondergo- we. Dieses Biubin soll nun Beuern, und weiter Benediktbeuern heifsen. Nun besagt aber ein Schenkungsbrief von Benedict- beuern vom Jahr 955 (Meichelbeck Chronicon Benedictoburanum 21 P- ı62 p- 29.) ausdrüchlich: ad Ecclesiam $. Benedicti, quae est sita in Pago Housi, in Comitatu Gaminolfi, in loco nunc Bura; ferner eineUrkunde Heinrichs II., von 1048 (Meichelbeck p. 40) Monasterium Buron, situm in Comitatu. Oudaschalchi Gomitis, in pago vero Huoson. Derselbe Heinrich IV. in einer Urkunde von 1078 (p. 78) wiederholt den Satz, dafs Buron in Pago Sonder- gaue liege, mit keinem Wort mehr, und alle folgenden Urkunden schweigen davon. Die Urkunde selbst ist also unächt gewesen, oder es hat sich in der Kanzley eine falsche Bezeichnung des Gaues eingeschlichen. Ferner soll nach Zierngiebl zum Sondergau ge- hören Affalterbach im Gericht Pfaffenhofen (nach unserer Ausfüh- rung im Oberdonaugau). Zum Beweis wird angeführt eine Urkunde bey Meichelbeckhist.Fris. T.I. 54. und diese nennt den Sondergau mit keinem Wort, überhaupt gar keinen Gau. Ferner sollen im Son- dergau liegen Arnschwant, Aiterbach, im Pfleggericht Mosburg, Beweis Meichelbeck hist. Fris. Tom. II. (soll ParsII. Tom. I. heilsen) num. 49. 71, woselbst man aber nur die Orte, keineswegs aber die Angabe findet, dafs sie im Sondergau liegen sollen. Altomün- ster soll im Sondergau liegen, den Beweis findet man wieder nicht beymallegirtenHund, wohl aber, dalsesin confinio Bavariae et Alemanniae sey, welches zutrifft, wenn man erwägt, dafs . die alten Cleriker Alemannien mit Augsburger Diöces oftmals gleich- bedeutend genommen, Altomünster aber, im Eisengau, Freysin- ger Sprengels (in Bavaria) an den obern Donaugau, Augsburger Sprengels, in Alemannia, grenzt. — In ähnlicher Art erledigen sich alle übrigen entgegenstehenden Allegate. Es bleiben aber für den Sondergau nur noch die Kapitel Hochenbrunn, Mosach, Mün- chen, Obervöhring, Wasserburg, Wolfratshaulsen, Aibling und Miesbach über; man ist jedoch geneigt, selbst aus diesen zweyerley Gauen auszuscheiden, einen Sondergau, und einen durch Na- mensähnlichkeit verwechselten Sunl- oder Südgau. Für den Sondergau hält man den Landesstrich der Kapitel Mosach , Ho- chenbrunn, München, Oberyöhring und Wasserburg. Das Wort i Son- 163 Sonder scheint bezeichnet zu haben, dafs der Gau keine eigene Gaugrafen hatte, sondern dalser als ein Sondergau der Herzo- ge betrachtet wurde. Spuren dieses Namens sind noch in der Sun- derburg, an der Grenze des Gaus bey Wildenroth, in Sonder- haulsen, Landgerichts Schwaben u.s. w. Grenzen sind: nörd- lich von Erching an bis unterhalb dem Würmsee der Eisengau, östlich der Isengau, und Chiemgau, südlich die Linie folgender eingeschlossener Orte: Leutstetsen, Puelach, Grünewald, Laufl- zorn, Faisthar, Grefling, Arget, Dürrenhar, Glon, Beurn, Schönau, Holzen, Feldkirch. Es lag darinn a) ein separater an die Grafschaft Wolfratshaufsen stofsender Andechser Comitat, der bis an die Mauern der Stadt Mün- chen ging, und von Pühlach bis Garching dem linken Isar- Ufer als Grenze folgte. Beweise dieses Comitats hat v. Kren- ner (über die Siegel der Münchner Bürger S. 92) aus einer ganz neuen Urkunde von 1150 und einer andern von 1189 gege- ben. Die S.9ı aus den M. B. Ferner allegirte Urkunde von . 1153 betrifft aber den Ort Haufsen im Weilheimer Gericht, im Haufsengau und die Villa Egresingen, wo Graf Bertold Gericht gehalten, ist wohl nicht Ernsing im Gericht Schro- benhaufsen, sondern Eberfingen im Gericht Weilheim, wo auch die meisten Zeugen, von Uilelndorf (Iffeldorf), Weil- heim, Seefeld, Andechs, Haufsen, unwidersprechlich zu su- chen sind; b) Comitat Wasserburg, Kapitel Wasserburg bis jenseits Haag, Ramsau, und Berg, der an die Grafschaft Kling im Chiemgau, der nemlichen Familie Plain gehörig, anstiels; ec) der Gomitat Ebersberg, mit dem Kapitel Mosach, und dem westlichen Theil des Kapitels Wasserburg, den anstofsen- den Grafen von Semt im Ardinggau gehörig. ei Alles 164 Alles übrige war Sondergut der Herzoge, in welchem sich erst nacher (1319 durch Ludwigs Privil.) noch ein Gomitat Ismaning der Freyfsinger Kirche über Obervöhring, Untervöhring, Engel- schalling, Tagolfing, Ismaning, bildete. Dieses Sondergut erhiel- ten dann auch hauptsächlich die Herzoge aus dem Hause Wittels- bach zu ihrer neuen Dotation. — Wenn daher aufser der Her- zoglich Welfischen und Wittelsbachischen Familie von andern Grafen und Dynasten im Sondergau die Rede ist, so sind solche entweder Wasserburge, oder Ebersberge. Zierngiebls Weise aus dem zuerst genannten Grafen in einer Urkunde immer auf den functionirenden Gaugrafen zu schliefsen, ist, wie aus einer Menge ‚Beyspiele bey Neugart erhellt, noch gar zu ungewils, denn wie oft gehen denn wirklichen Gaugrafen einige ältere, oder vorneh- mere, z. B. der Missus, oder derjenige, der die Kirche zu vertre- ten hat, u. s. w. vor. Es scheinen aber unter denen als Grafen des Sondergaus angeführten Personen folgende: b) Ebersberge oder Mosburge: A. 788 Alprat, functionirt in der Gegend von Nerting, also ein Graf von Mosburg im Eisengau. 802 Nidhard auf dem Plazitum zu Ergolding, im Abenstgau, vielleicht ein Graf von Rotenburg, 816 Mezzi ein Nachfolger des Alprats, functio- nirt um Sinzhaulsen, Hergertshaufsen, Pettenbach ‚ Adels- haufsen, 828 Anzo, am rechten Iser Ufer zwischen Mos- burg und Landshut, also im Erdinggau. 821 Erchanfrid, wohl derselbe mit dem Ellambert im Erdinggau. 876 Sieg- hard von Sempt. ı02ı Graf Walter zu Finsing, ein Ebers- berg? — b) Wasserburge. i 1021 Graf Poppo zu Rot, 1040 Pfalzgraf Kuno (oder ein Megling): 1070 Graf Engelbert. ı102 Graf Dietrich. c) un 165 c) Frontenhaufsen, in Isengau gehörig. 796 Kunihart. 806 Orendil I. 824. Orendil II. Vielleicht gehören auch hieher 808: Kiselhard, Orendil. Kiselhards Vorfahrer, Fri- doard, Kiselhards Nachfolger. Jezo. (kommen in der Gegend von Aicha und Schrobenhaufsen vor). d) Kranzberge, im Eisengau.“ 808 Chadaloch. 810 Ri- cherus. 843 Ratold. 860 Kepolf. 2) Noch ganz dunkle Familien. 802 Richeri, vielleicht. 907 Heribert, erscheint auf dem Placitum zu Vöhring. 829 Chumbert, Arnold, Meginward (vielleicht Ebersberge?) — 871 Godaschalk. 904 Abra- ham um Neuching. 950 Piligrin. 959 Radolf. 55) Südgau, Sundgau. Als solchen nimmt man an den von den Kapiteln Wolfratshau- sen, Aibling und Miesbach begriffenen Distrikt, die zum Ober- Innthal gehörige Stadt Rosenheim ausgenommen. Grenzen: nördlich vom Inn bis zum Würmsee der Sondergau; westlich von Straslach bis zur Jachenau und Iser der Hausengau, öst- lich der Inn bis Rattenberg; südlich Steinberg, zwischen Achen- thal und Achensee hindurch an die Rifs und die Iser. Es scheint, dafs dieser Südgau oder Sundgau (vom altdeutschen Wort Sund, d.i. ein sich südlich ziehendes Bergthal) *) mit dem benachbarten ähnlich klingenden Sondergau vermischt wor- den, da er jedoch sonst ganz eigene Grafen und selbstständige Grafschaften hatte, und zwar: a) Den Comitat Falley, ungefähr durch die Linie von Prut- ting, *) 1344 verkauft Rud. v. Waldeck seine Leut und Gut in der Sundermark im . Rosenheimer Gericht, und zwar das Gut Ober-Sunder und Nieder-Sunder, 166 ) s) ting, Pfaffenhofen, Maxlrain, Högling, Hohenkirchen, Fal- ley, Thannhaufsen, von dem südlichern Theil des Gaues abge- schnitten, Den Comitat Wolfratshausen, Kapitel Wolfratshaulsen, der westnördliche Theil des Gaus, zwischen Würmsee und Grafschaft Falley, herauf bis zum inbegriffenen Tölz; eine dynastische Besitzung der Andechsischen Grafen des an- stofsenden Haulsengaus. Den Comitat Falkenstein, im Kapitel Aibling, was nicht davon zu Failey gehörig war, und dem Kapitel Miesbach, oder den grölsern südlichen Theil des Gaus, in welchem die Grafen von Neuburg und Falkenstein, auch Weyern ge- nannt, die eigentlichen Gaugrafen des ganzen Gaues, an- gesessen waren. Aus der Vermengung der vielenGrafen, die man alle zum Son- dergau hat rechnen wollen, mögen wohl zum Südgau besonders folgende gehören: a) Falleye. b) ı102 Bernard von Grube. Otto von Grube stiftet Bern- ried. Conrad von Grube nahm seinen Sitz zu Falley. Andechse, sind schon aus dem, angrenzenden Haufsengau bekannt. 816 —849 Odeschalk in der Gegend von Wolfratshaufsen - und Scheftlarnı. 826 Heriland eben daselbst. Im Jahr 1003 wurde ein Forst in der Grafschaft Friedrichs, bey Häching, zwischen der Iser und Loisach, bis Hechenberg, nach Hippenberg, Kümsdorf, Karpfsee, Weierbach, bis _ Wolfratshaufsen, dem Grafen Adalbero im Haufsengau ver- lieben. c) a ... Ti 167 7 c) Falkenstein. 804 Pipin (vielleicht Piligrin) functionirt bey Aibling und an der Mangfalt. Droant, bey Tegernsee, :Auerdorf. Deut- munt sein Sohn. Piligrin bey Warngau. 1048 Udeschalk bey Tegernsee. 1070 Beringer zu Aibling. 1075 Sigemar bey Tegernsee, Siegbot v. Weyern ı102. 56) Ammergau. Nach Bessel an der Ammer, von der Tirolischen Grenze bis an Staffelsee (Staffelsee bleibt aufserhalb der Grenze im Haufsengau.) Begreift das Archidiakonat Raitenbuch. Schon- gau gehörte nicht zu demselben, sondern war ein eigener Gau, wohl aber das sogenannte Bittageu, Peutengau. Grenzen: nördlich der Lechrain und das aulserhalb verbleibende Klo- ster Wessobrunn; westlich Schongau, östlich Haufsengau; süd- lich Germischgau, Schlosberg, Ober-Seefeld, Scharniz, Mitte- wald, und sodann die Iser fort bis zum Einflufs der Jachenau: Der Gau gehörte der Welfischen Familie. _ Graf Eticho stifte- te das Kloster Ammergau. Herzog Welf überliefs a. 1167 dem Kloster Hemten mehrere Güter in Villa Ammergau, also nicht sowohl im Gau, als im Ort Ammergau. A. 1295 verkauf- te das Stift Kemten Besitzungen im sämmtlichen Ammergau an das Kloster Raitenbuch. Die Gauherrlichkeit selbst war früher schon durch Konradin von Hohenstaufen an Baiern ge- kommen. Walgau war kein besonderer Untergau, wie Appell will, der die Freysingische Herrschaft Werdenfels begriffen hätte, sondern nur einDorf, und noch dazu ödes Dorf, pagus de- sertus, welches dem Hloster Scaranzia (Scharniz) geschenkt wurde. Mit einer sämmtlich beschriebene Gauen darstellenden illuminirten Charte; die einfassende himmelblaue Linie bezeichnet die Grenzen desReichs, von den übrigen Umgebungen aber, Carmoisin das Bilsthum Chur, Zinnober Augsburg, Indigoblau das alte Bifsthum Neuburg, Violet 168 Violet Eichstädt, Braun VVürzburg, Roth Bamberg, Schwefelgelb Regens- burg, Orangegelb Passau, Stahlgrün Salzburg, Fleischfarb Freysing, Grau Brixen. — Eine zweyte Charte mit ausgeführter Darstellung der aus die- sen Gauen entstandenen und im Jahr ı180 vorhandenen Terrilorial- Gebiete folgt im nächsten Band. — 2 ——u— un unrnnn nn nn nun a me nu ua u uu a n muwmnn München, gedruckt bey Franz Seraph Storno.