HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY //, 7 a V" - X X INHALT. Erste Abtheilung. Abhandlungen. von Mitgliedern der Akademie. O * O Seite Hyrtl: Das arterielle Gefäss-System der Rochen. (Mit V Tafeln.) . 1 Kreil: Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum und aus dreimonat¬ lichen Beobachtungen in Ulibary und Gondokorö . 37 Brücke: Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polarisirten Lichtes. (Mit II Tafeln.) . 09 Fritsch: Untersuchungen über das Gesetz des Einflusses der Lufttemperatur auf die Zeiten bestimmter Entwickelungsphasen der Pflanzen mit Berücksichtigung der Insolation und Feuchtigkeit . 85 Ettingshausen: Die Blattskelete der Apetalen, eine Vorarbeit zur Interpretation der fossilen Pflanzenreste. (Mit LI Tafeln im Naturselbstdruck.) . 181 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht - Mitgliede r n. Kornitzer: Anatomisch - physiologische Bemerkungen zur Theorie des Herzschlages . 1 Schmidt-. Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. (Mit III Tafeln.) ^ . 20 Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Mit 58 Tafel». ARTERIELLE GEF ASS-SYSTEM DER ROCIIEN. VON PROF. JOSEPH HY RTL, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. D\Lil 5 Saj’et’it. VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 24. JUNI 1857. TXber das arterielle Gefässsystem der Rochen existiren nur zwei Vorarbeiten, und diese sind durch den Zeitraum eines halben Jahrhunderts von einander getrennt. Monro’s, in deutscher Übersetzung unter dem Titel : Vergleichung des Baues und der Physiologie der Fische mit dem Baue des Menschen und der übrigen Thiere, 17S7 erschienenes Werk enthält nur Weniges über unseren Gegenstand, und beschränkt sich blos auf die Erklä¬ rung einer Tafel, auf welcher die grösseren Gefässstämme eines Rochen in ziemlich roher und unvollkommener Weise dargestellt sind. J. Müller’s Abhandlung über das Gefasssystem der Myxinoiden, 1841, widmet in dem durch Fülle und Neuheit der Thatsachen ausgezeichneten Abschnitte über das Gefasssystem der Nebenkiemen, den Kopfgefässen der Plagiostomen und Störe in so weit eine ausführliche Darstellung, als diese Gefässe in einer näheren Beziehung zur Nebenkieme, zum Gehirn und zum Auge stehen. Eine vollständige Schilderung des arteriellen Gefässsystems der Rochen wird in der vor¬ liegenden Abhandlung von mir versucht, zu welcher die zahlreichen Gefässpräparate des hie¬ sigen von mir gegründeten Museums für vergleichende Anatomie den Stoff lieferten. I)ie Gefässverhältnisse sind bei den elektrischen und den nicht elektrischen Rochen in mehrfacher Beziehung so weit verschieden , und erleiden noch durch den Umstand , ob eine funetionirende oder eine obsolete Spritzlochkieme vorhanden ist, solche Modificationen im Kopfbezirke, dass ich sie bei einem elektrischen Rochen mit obsoleter Spritzlochkieme, und bei einem nicht elektrischen mit evolvirter Spritzlochkieme ausführlich beschreiben, und vor¬ kommende Verschiedenheiten bei anderen Gattungen als die zum Muster dienenden, beson¬ ders angeben will. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. I 9 Joseph Hyrtl. I. TORPEDO NARKE. §• i. ARTERIELLE VERLÄNGERUNG DER KIEMENVENEN. Bei den Torpedines treten für die arteriellen Verlängerungen der Kiemenvenen compli- cirtere Verhältnisse auf, als bei den iibi'igen Rajidae , indem die Arterien der elektrischen Organe nicht aus dem Aortens)rsteme , sondern aus den Kiemenvenen hervorgehen. — Bei Torpedo Narke ist die Vertheilung der arteriellen Fortsetzungen der Kiemenvenen folgende: A. Ventrale Verlängerungen der Kiemenvenen. a. Erste Kiemenspalte. Aus der ventralen Commissur der ersten Kiemenspalte geht eine Arterie ab, welche, ihren Verästelungen nach, als Arteria submaxillaris bezeichnet werden kann. Sie versorgt blos Musculatur und Haut eines zwischen dem Kiemengerüste und dem Unterkiefer gelegenen Bezirkes der unteren Stammfläche, und zwar in folgender Weise: Ihr erster Ast ist ein den Bronchialarterien der Säuger analoges Ernährungsgefäss für die vordere Wand des ersten Kiemensackes. Er dringt von unten her in die Bindegewebe¬ schicht zwischen den Knorpelstützen der Zungenbeinkieme und dem zugehörigen quergefa¬ serten Muskelbeleg ein, und lässt sich bis über die Hälfte der Kiemenspaltlänge hinauf verfolgen. Ein zweiter Ast gehört dem von der Gelenkverbindung des Ober- und Unterkiefers in den Boden der Mundhöhle übergehenden Constrictor cavi oris an. Ein dritter Ast, der stärkste von allen, schiebt sich zwischen dem eben genannten Mus¬ kel und das vordere Ende des Zungenbeins ein , um die dicke Schleimhaut des Mundhöhlen¬ bodens bis zum Unterkiefer hin mit ansehnlichen Zweigen auszustatten. Der vierte Ast geht am Aussenrande eines kräftigen, von der Mitte des Schultergürtels über das Kiemengerüste und das äussere Endstück des Unterkiefers zur Basis des Schädel¬ flossenknorpels gerichteten Muskels nach abwärts zur Haut der Kehle. Seine stärkeren Zweige gehören dem erwähnten Muskel und seinem zwischen dem ersten Kiemenbogen und dem Zungenbeine gelegenen Nachbar an, — die schwächeren der Haut. — Die Fortsetzung dieses vierten Astes anastomosirt mit der am ventralen Ende der zweiten Kiemenspalte abge¬ henden Arterie. b. Zweite Kiemenspalte. Die an der ventralen Commissur der zweiten Kiemenspalte auftauchende Arterie wird theils als Ernährungsgefäss für die untere Partie der Constrictoren des zweiten und dritten Kiemensackes , theils als Ramus muscidaris für die Betractoren des ersten und zweiten Kie¬ menbogens verwendet, zwischen welchen einige Zweige zur Haut durchdringen. Einer der Muskelzweige anastomosirt mit der nächstfolgenden Arterie. Das arterielle Gefüsssystem der /lochen. c. Dritte Kiemenspalte. Die hier zu besprechende Arterie ist die Arteria coronaria cordis. Die Kranzschlagadern beider Seiten, mit einander verglichen, bieten einige Verlaufsverschiedenheiten dar. Die rechte Kranzschlagader wendet sich von ihrer Abgangsstelle an der ventralen Kiemenspalt- commissur nach aufwärts zum vorderen Theile des Seitenrandes der Cartilago subpharyngea impar , welche das Dach der Herznische bildet. Hier gibt sie zwTei kleine Ästchen ab, deren einer zwischen den unteren Segmenten der vorderen Kiemenbogen zur Schleimhaut des Rachenhöhlenbodens geht, und den betreffenden knorpeligen Kiemenbogen seine Ernährungs¬ zweigehen zusendet, während der andere den mit der Cartilago subpharyngea vorne arti- culirenden Knorpelstäben folgt, um gleichfalls den Rachenhöhlenboden und die an diese Knorpelstäbe tretenden Muskeln zu ernähren. Hierauf spaltet sich die rechte Kranzarterie in zwei Zweige. Der schwächere zieht am Seitenrande der Cartilago subpharyngea nach hinten, um sich in den anstossenden unteren Segmenten der knorpeligen Kiemenbogen und in der dorsalen Wand des Herzbeutels als Arteria pericardiaca superior zu verästeln. Der stärkere ist die eigentliche Kranzschlagader des Herzens. Sie schmiegt sich an den rechten Rand des Bulbus an, sendet ein unbedeutendes Zweigehen an ihm nach vorn, krümmt sich dann an die dorsale Fläche des Bulbus hinauf, an welcher sie bis zur Kammer verläuft, und bevor sie in die musculöse Wand derselben übergeht, einen starken Ast zur Vorkammer abgibt, welcher den rechten Flügel der Vorkammer betkeilt, und sodann sich in die Furche zwischen dem linken Flügel derselben und den linken Herzrand einlagert, um beide mit Ästchen zu versehen. Durch die Abgabe dieses Vorkammerastes wird die rechte Kranzarterie so geschwächt, dass sie auf der Grenze zwischen Bulbus und Kammer nur als schwaches Zweigehen erscheint, welches am rechten Herzrande sich verliert, nachdem es mit der gleich zu beschreibenden linken Kranzarterie in jener Furche, durch welche die ventrale Fläche des Herzfleisches von dem Bulbus abgesetzt erscheint, bogenförmig anastomosirt. Die linke Kranzarterie erscheint etwas stärker als die rechte. Sie erzeugt dieselben Äste für den Rachen, wie die rechte, hält sich aber durchweg genau an den linken Rand des Bulbus, gibt keinen Zweig zur Vorkammer, wohl aber einen queren, über die untere Fläche des Bulbus zur rechten Kranzarterie verlaufenden feinen Verbindungsast, welchen ich Arcus intercoronarius anterior nennen will, und betritt sodann die oben erwähnte Furche zwischen Kammer und Bulbus, in welcher sie mit der rechten Kranzarterie im starken Bogen (Arcus intercoronarius posterior) anastomosirt. Aus diesem Bogen strahlt ein Büschel von Ästen über die untere Fläche der Herzkammer aus ; — die obere Fläche der Kammer und die Vorkammer werden von der rechten Coronaria versorgt. Die bei den Rochen so auffallende Anastomose der ventralen Verlängerung der Venen der zweiten Kiemenspalte mit der Arteria subclavia fehlt bei Torpedo Narlce und Galvani. Bei zwei Rhinobatis - Arten (II. electricus und Horkelii) ist es die dritte Kiemenspalte, deren Vene eine ventrale Verlängerung erzeugt, aus welcher die Arteria coronaria entspringt, und welche zuletzt mit der Arteria subclavia , obwohl nicht so mächtig wie bei den nicht elektrischen Rochen, anastomosirt. d. Vierte Kiemenspalte. Die an der unteren Commissur der vierten Kiemenspalte zum Vorschein kommende Arterie ist nur für die Constrictoren des dritten und vierten Kiemensackes, und für die vom Schultergürtel kommenden Retractores des Kiemengerüstes bestimmt. Sie steht weder mit der 4 Josep h Hy rtl. vorhergeganggnen , noch mit der nächstfolgenden unteren Kiemenspaltarterie durch Anasto- mosen in Verbindung. e. Fünfte Kiemenspalte. Die hier befindliche ventrale Arterie ist, übereinstimmend mit der blos einreihigen Kieme des fünften Kiemensackes, sehr unbedeutend, und gleichfalls nur ein Ernährungsast für die musculösen Wände des Kiemensackes. B. Intermediäre Verlängerungen der Kiemenvenen. Ich bezeichne mit diesem Namen jene arteriellen Verlängerungen der Kiemenvenen, welche an verschiedenen Zwischenpunkten zwischen der oberen und unteren Commissur je zweier Kiemenbogen nach aussen abgesendet werden. Sie sind zweierlei Art. Die eine der¬ selben ist für das elektrische Organ bestimmt, die andere für gewisse Weichth eile des Kopfes. Die erstere nimmt ihre Entstehung näher an der unteren Commissur des Kiemensackes, die letztere näher an der oberen. a. Laterale Kiemen venen- Verlängerungen, als Arterien der elektrischen Organe. Jedes elektrische Organ erhält drei Arterien aus dieser Quelle. Die vordere Arterie des elektrischen Organs entsteht auf folgende V' eise. Wo am ersten Kiemenbogen die obere Hälfte desselben an die untere stösst, also im Mittelpunkte der convexen Krümmung dieses Bogens, tritt aus der Vene der hinteren Blattreihe des ersten Kiemensackes und aus jener der vorderen Blattreihe des zweiten Kiemensackes eine arterielle Verlängerung derselben, gerade nach aussen gerichtet, hervor. Beide verbinden sich unter einem spitzigen Winkel und erzeugen dadurch die vordere Arterie des elektrischen Organs. Sie ist die stärkste unter den dreien. Am Innenrande des elektrischen Organs theilt sie sich, nachdem sie ein ernährendes Ästchen zu den Muskeln des ersten und zweiten Kiemensackes abgegeben, in zwei Zweige, welche sich zu dem ersten und zweiten Nerven des elektrischen Organs gesellen und mit ihnen sich verästeln. Die stärkeren Aste dieser beiden Zweige liegen der dorsalen Fläche des elektrischen Organs näher als der ventralen, und ramificiren sich so sparsam, dass das elektrische Organ keinen Anspruch auf den Namen eines auch nur massig blutreichen Gebildes machen kann. Die mittlere Arterie des elektrischen Organs entsteht in der Mitte des zweiten Kiemen- boffens aus einer Fortsetzung der Venen der hinteren Kiemenblattreihe des zweiten, und der vorderen Kiemenblattreihe des dritten Kiemensackes. Auch sie sendet ein Ernährungszweig¬ ehen zum zweiten Kiemenbogen, und folgt in ihrem weiteren Verlaufe durch das elektrische ( )rnan dein dritten Nerven desselben O Die hintere Arterie des elektrischen Organs ist die schwächste. Sie entsteht wie die vordere und mittlere. Sie hält sich an den vierten (letzten) Nerven des elektrischen Organs, und verhält sich im Übrigen wie ihre Voi’gänger. Die feineren Verästlungen dieser vier Arterien sind sehr spärlich, treten zwischen den Prismen des elektrischen Organs rechtwinklig durch, und senden zu den häutigen Hüllen der¬ selben auf- und absteigende sehr feine Ästchen, aus welchen wieder kleinere Zweigehen abgehen, welche in transversaler Richtung die Oberfläche der Prismen umspinnen, indem sie mit ähnlichen Zweigehen benachbarter Arterienästchen anastomosiren. In das Innere der Pris¬ men sah ich an dem injieirten Exemplare, welches zu dieser Arbeit diente, keine Gefässe ein- dringen. Wenn es deren gibt, so können sie nur von capillaren Dimensionen sein. Jede dieser drei Arterien ist von einer Vene begleitet, welche sich in das System der Bronchialvenen entleert. Die grösseren Verästelungen derselben halten sich jedoch mehr an ' Das arterielle Gefässsystem der Rochen. 5 die ventrale Seite des elektrischen Organs, wo sie ein unmittelbar unter der Haut gelegenes Netzwerk von sechsseitigen Maschen bilden , welche den Basen der einzelnen Prismen des elektrischen Organs entsprechen. ß Intermediäre Kiemenvenen- Verlängerungen zu Weichtheilen des Kopfes'). Es findet sich deren nur eine am vordersten Kiemensacke. Sie tritt ungefähr in der Mitte der Länge der Zungenbeinkieme nach vorn ab, legt sich an die Seitenwand des Schlundes, und gelangt an dieser nach kurzem Wege zum hinteren Rande des Kiefersuspensoriums. Sie ist versältnissmässig schwach und zeigt folgende Verästlung. Am hinteren Rande des Kiefer¬ suspensoriums theilt sie sich in zwei Zweige. Der eine davon, der Lage nach der äussere und untere, krümmt sich im Bogen zum Unterkiefer herab, und verliert sich in dem mäch¬ tigen Muskel, welcher die beiden Kiefer gegen einander bewegt (Masseter). Der zweite Zweig, der Laoe nach der innere und obere, krümmt sich unter dem erstenNerven des elektrischen Organs, welcher über die dorsale Fläche des Kiefersuspensoriums quer nach aussen zieht, über die äussere Ecke des Suspensoriums nach vorn und innen, gibt dem Adductor suspensorn (Musculus temporalis) ein kleines Ästchen, und verliert sich theils in den kleinen Muskeln, welche vom vorderen Rande des Suspensoriums zum vorderen Spritzlochknorpel ziehen, theils in der häutigen Auskleidung der hinteren Wand des Spritzloches. C. Dorsale Verlängerungen der Kiemenvenen. Sie sind in ihren wesentlichen Verhältnissen auf Tab. I dargestellt. Nebst den an der dorsalen Commissur der Kiemensäcke hervortretenden Aortenwurzeln entstehen an der oberen Commissur des ersten Kiemensackes noch zwei arterielle Verlänge¬ rungen, von denen die eine die Bedeutung einer Arteria temporalis anspricht, während die andere sich als Carotis communis ramificirt. Die Carotis geht aus dem oberen Ende derVene der vorderen Wand des ersten Kiemen¬ sackes hervor, bevor diese mit der gleichen Vene der hinteren Kiemensackwand sich verbindet. Die Arteria temporalis dagegen entspringt aus einem ziemlich starken Venenstämmchen, wel¬ ches sich nur aus einigen obersten Kiemenblättchen des ersten Kiemensackes in der Gegend seiner oberen Commissur hervorbildet, und sich in die Verbindungsstelle der vorderen und hinteren Vene des ersten Kiemensackes inserirt, so dass das ableitende Gefäss des ersten Kie¬ mensackes eigentlich aus drei Venen zusammengesetzt wird. 1. Arteria temporalis 2). Sie liegt anfangs dicht über der Carotis. Ihr Ursprung wird vom zweiten Nerv des elektrischen Organs bedeckt, unter welchem das Gefäss sich auf die Dorsalfläche des Kiefer¬ suspensoriums begibt. Es liegt daselbst anderthalb Linien von der breiten Insertion dieses Suspensoriums an der seitlichen Schädelkapselwand entfernt, und wird von einem sehr mäch¬ tigen Muskel bedeckt, welcher von der Seitenwand der knorpeligen Schädelkapsel zur dor¬ salen Fläche des Suspensoriums, und mit einem sich von seiner Gesammtmasse isolirenden hinteren dicken Bündel zum Zungenbein-Iviemenbogen geht. Obwohl dieser Muskel nur das Kiefersuspensorium gegen die Schädelwand adduciren und das Zungenbein nach vorn ziehen kann, mit dem Unterkiefer aber in keine besondere Beziehung tritt, muss er doch, seiner Ursprungsart wegen, für ein Analogon des Temporalis und Stylohyoideus genommen werden. >) Tab. I, lit. a. 2) Ibid. lit. b. 6 Joseph Hyrtl. Die von ihm bedeckte Arteria temporalis versorgt ihn mit Zweigen, ohne sich jedoch gänzlich in ihm zu verlieren. Sie verlängert sich vielmehr mit einer allerdings sehr schwachen Fort¬ setzung über seinen vorderen Rand hinaus, und erreicht die hintere Peripherie des Spritzloches, indem sie über den ersten Nerv des elektrischen Organs in gerade nach vorn gehender Rich¬ tung wegläuft. Ihre endliche Auflösung findet sie in der hinteren Wand des Spritzcanals, deren Knorpelstütze und Muskeln. Die von dem mittleren Stücke der Zungenbeinkieme abge¬ gangene, unter ß beselmebene arterielle Verlängerung, welche sich in demselben Endbezirke auflöst, steht mit ihr in keiner anastomotiscken Verbindung. 2. Carotis communis1). Die dicht unter dem Ursprünge der Arteria temporalis entsprungene Carotis communis hat einen höchst complicirten und schwer zu verfolgenden Verlauf. Sie geht unmittelbar nach ihrer Entstehung an die ventrale Seite des Kiefersuspensoriums, und verläuft in einer Richtung nach vorn, welche der Einlenkung dieses Suspensoriums an der Schädelseitenwand entspricht. Ihre Richtung geht also mit jener der Arteria temporalis parallel. Beide sind nur durch die Dicke des Suspensoriums von einander getrennt. Die Carotis , so weit sie vom Suspensorium maskirt wird, ist in der Zeichnung durch punktirte Linien angezeigt. Von unten her wird sie von der Schleimhaut des Rachens bedeckt, und sendet in geringer Entfernung zwei sehr kleine Ästchen nach einwärts, welche sich zwischen der Schleimhaut des Gaumens und dem Schä- delbasalknoi’pel ramificiren. — Am vorderen Rande der Insertionsstelle des Kiefersuspenso¬ riums theilt sich die Carotis communis in zwei Zweige, einen äusseren und inneren. Der innere Zweig ist der schwächere. Da er Gehirn und Auge versorgt, mag er Carotis interna genannt werden2). Er geht unter der dem Vomer der Knochenfische entsprechenden Verlängerung des Schädelbasalknorpels im Bogen nach innen, gegen die Medianlinie des Gaumens, und verbindet sich mit demselben Aste der anderseitigen Carotis zu einem kurzen, unpaaren, medianen Stämmchen3), welches in schief aufsteigender Richtung die Basis der knor¬ peligen Schädelkapsel nach vorn und oben durchbohrt4 *), in die Schädelhöhle eintritt, und sich daselbst wieder in zwei Zweige theilt, deren jeder schief nach aussen und vorn zur Seiten¬ wand der Schädelkapsel hinzieht, und sich nun erst im Bogen nach hinten umschlägt, um theils als vordere Gehirnarterie3) sich zu verästeln, theils, und zwar mit der wahren Fortsetzung seines Stammes mit den aus der Arteria spinalis impar hervorgegangenen Arteriis profundis cerebm 6 7) zu anastomosiren. Aus dem Umbeugungsbogen entspringt eine nicht unbedeutende Arterie, welche gleich in die Seitenwand des Schädelknorpels eindringt, diese schief nach vorn, oben, und aussen durchbohrt, und nachdem sie wieder frei geworden, sich an die untere äussere Seite des das Auge tragenden Knorpelstiels anlegt, um längs ihm zum Bulbus zu gelangen, welchen sie auswärts von der Verbindungsstelle dieses Stieles mit dem Bulbus betritt'). Dass es sich hier um eine Arteria oplitkalmica handelt, unterliegt keinem Zweifel. Sie ist im Verhältniss zur Kleinheit des Bulbus sehr ansehnlich, — ihr Austrittscanal durch J) Tab. I, Lit. c. 2) Tab. I, lit. d. 3) Tab. I, lit. e. 'i Genau so schildert .1. Müller die von ihm als hintere Carotiden bezeichneten Gefasse beim Dornhai (Gefässsystem der Myxinoiden, pag. 64). ä) Tab. I, lit. f. e) Ibid lit. v. v. 7) Tab. I, lit. g. Das arterielle Gefässsystem der Rochen. 7 den Schädelknorpel gehört nur ihr allein an, indem dev Nervus opticus einen höher gelegenen Canal passirt. Verästelungen extra bulbuni besitzt sie nur wenige, indem sie ausser den sein- kleinen Augenmuskeln kein in der Nachbarschaft des Augapfels gelegenes Weichgebilde zu versorgen hat. Durch die Verbindung der inneren Zweige der rechten und linken Carotis wird ein an der unteren Fläche des vorderen Theiles des Schädelbasalknorpels quer gelegener Gefäss- bogen mit vorderer Convexität erzeugt, welcher die vordere Hälfte eines Gefässringes dar¬ stellt, dessen hintere Hälfte durch die zum Aortenanfang zusammenfliessenden Kiemenvenen¬ stämme gegeben ist. Er ist die Wiederholung des von mir zuerst bei den Knochenfischen als Cir¬ culus cephalicus beschriebenen Gefässkreises, und unterscheidet sich von diesem nur dadurch, dass er gänzlich extra cavum cranii liegt, während bei den Teleostii sein vorderes Segment in die Schädelhöhle einbezogen wird. Zu erwähnen ist noch, dass gerade an der Verbindungsstelle der beiden inneren Zweige der Carotis zur vorderen Peripherie des Circulus cephalicus ein unpaares medianes Gefäss- stämmchen auch nach hinten abgegeben wird, welches sich gabelförmig theilt, und im submu- cösen Bindegewebe des Gaumens seine spärlichen Verästelungen versendet. Der äussere Zweig der Carotis communis verästelt sich als Carotis externa *) auf folgende Weise : Er geht zwischen dem Spritzlochcanal und der seitlichen Schädelwand nach vorn, wird vom Ramus primus trigemini bedeckt, und erzeugt ein aufsteigendes Ästchen1 2), dessen Verzwei¬ gungen sich im Constrictor dieses Canals, in seiner schleimhäutigen Auskleidung, und in der an der vorderen Canalwand aufsitzenden, kaum mehr kennbaren sogenannten Nebenkieme verlieren. Im weiteren Verlaufe der seitlichen Schädelwand folgend, geht die Carotis externa unter den Urspruugsstellen der Augenmuskeln durch, schickt ein kleines Zweigehen zur Schleimhaut der Mundhöhle herab, und gelangt zuletzt an die hintere Peripherie der knorpeligen Nasen¬ glocke, wo sie einen starken Muskelzweig3) nach rück- und auswärts entsendet, welcher zwi¬ schen dem Heber des Oberkiefers und dem Vorwärtszieher des gesammten Kiefergerüstes bis zur Verbindungsstelle des letzteren mit dem Kiefersuspensorium verläuft, und den genannten Muskeln so wie dem Masseter seine Zweige zusendet. Ich will ihn als Arteria maxillaris com¬ munis bezeichnen. Eine Linie nach dem Abgänge dieses Muskelastes schickt die Carotis externa eine Arteria ethmoidalis 4) zur hinteren Peripherie der Nasenkapsel herab. Sie verliert sich in den weichen Auflagen des knorpeligen Nasenbechers, und dringt mit einem die hintere Knorpelwand durch¬ bohrenden sehr ansehnlichen Ast bis in die gefaltete Schleimhaut des Geruchsorgans vor. Die rechte Arteria ethmoidalis ist merklich stärker als die linke, indem sie einen Ast mehr abzu¬ geben hat als diese. Dieser Ast geht an der hinteren Pei'ipherie der rechten Nasenkapsel hori¬ zontal nach einwärts, dringt in den Zwischenraum beider Kapseln von hinten her ein, durch¬ läuft ihn vollends, und ramificirt sich in der vorderen Peripherie derselben. Scheint eine Ver¬ laufsanomalie zu sein. 1 ) Tab. I, lit. h. '-) Liegt in der Zeichnung zwischen g und h. 3) Tab. I, lit. i. 4) Tab. I, lit. k. 8 Joseph Hyrtl. An der Seitenwand der Nasenkapsel und über jenen Muskeln, welche von dieser und von der Basis des Schädelflossenknoi’pels zum Kiefergerüste gehen, verläuft nun die Carotis externa nach vorn, und zerfällt unter der Apophysis orhitalis anterior in ihre beiden Endzweige. Der obere begibt sich vor dieser Apophyse zur Stirn als Arteria frontalis1) und vertheilt seine Zweige in der Haut und in dem unter ihr gelegenen Gallertröhrensysteme einerseits bis zum vorderen Leibesrande hin, andererseits auswärts vom Processus orhitalis anterior in das die Rückenseite des elektrischen Organs überziehende Integument. Der untere Endzweig2) ist stärker, hält sich an den Schädelflossenknorpel, dessen Krümmung er folgt, schickt seine Zweige in die vor den Nasenöffnungen gelegene Hautpartie, in deren Gallertröhren, so wie in die untere Hautbedeck ung des elektrischen Organs , dessen äusseren Rand er bogenförmig umgreift, um mit einer von der Arteria subclavia entsprungenen und am eoncaven Rande der Brustflosse ihm nach vorn entgegenkommenden Arterie zu anastomosiren. Die Aponeurose, welche vom vorderen Kopfende zum vorderen Körperrande verläuft und die Grenzfläche zwischen dorsalem und ventralem Gebiete bildet, wird hin und wieder von Zweigen dieser Arterie durchbohrt, welche mit jenen der Arteria frontalis anastomosiren. §. ii. KIEMENVENEN UND AORTENWURZELN. Es finden sich für fünf Kiemensäcke nur vier Kiemenvenen. Die erste Kiemenvene3) führt das Blut aus der vorderen und hinteren Wand des ersten Kiemensackes ab. Sie entsteht sonach durch die gabelförmige Vereinigung zweier Wurzelvenen an der oberen Commissur der ersten Kiemenspalte, zu welchen Hauptwurzeln noch, wie früher bemerkt, eine zwischen ihnen gelegene dritte kleinere gelangt, aus welcher die Arteria temporalis hervorging. Die hintere der beiden Hauptwurzeln hängt mit der vorderen des zweiten Kiemensackes durch einen schief nach rück- und auswärts gehenden Verbindungszweig zusammen. Während sich die erste Kiemenvene über das obere Endstück des ersten Kiemenbogens nach innen und hinten krümmt, erzeugt sie einen Bamus musculo-cutaneus 4) für die obere Partie der Con- strictoren des ersten Kiemensackes und für die Haut des Nackens. Hierauf verbindet sie sich mit der zweiten Kiemenvene5) zur vorderen Aortenwurzel6). Die zweite Kiemenvene wird eben so wie die erste durch zwei Wurzelvenen des zweiten Kiemensackes gebildet, von wel¬ chen die hintere mit der vorderen des dritten Kiemensackes durch einen Verbindungsast zusammenhängt. Sie erzeugt ebenfalls einen Barnus musculo-cutaneus, ähnlich jenem der ersten. Die aus der Vereinigung der ersten und zweiten Kiemenvene entstandene vordere Aortenwurzel hat bis zum Zusammenflüsse mit jener der anderen Seite zum Aortenanfange, welch# dem oberen Schlüsse des Schultergürtels entspricht, einen langen Weg zurückzulegen. Sie nimmt ihn an der unteren Fläche jener breiten, dreieckigen, mit der Spitze nach aussen gerichteten horizontalen Knorpelplatte, welche an den Seitenrand des vorderen, keine Rippen >) Tab. I, lit. i 2) Ibid. lit. m. 3) Ibid. lit. n. 4) Ibid. lit. o. 5) Ibid. lit. p. e) Ibid. lit. q. Das arterielle Gefässsystem der Rochen. 9 tragenden Stückes der Wirbelsäule angefügt ist, und erzeugt während dieses Verlaufes drei nach aufwärts strebende Zweige, welche in Entfernungen von drei Linien auf einander folgen, und von vorn nach hinten an Stärke abnehmen. Sie können Arteriae musculo-spinales genannt werden. Der erste1) von ihnen durchbohrt den vorderen Theil der dreieckigen Nackenplatte senkrecht nach aufwärts, und sendet während seines Verlaufes in der Platte einen Ast nach innen (Ramus spinalis), welcher die Wirbelsäulenwand durchbohrt, und in der Rückgrathöhle in ein unter der Medulla spinalis gelegenes Längengefäss (Arteria spinalis media )2) einmündet. An die obere Fläche der Rückenplatte gelangt, endigt der erste Zweig mit drei Asten , deren einer nach vorn über dem Hinterhauptgelenke, der zweite nach aussen, der dritte nach hinten in dem Rückenfleische sich verbreitet. Diese Beschreibung gilt nur für die linkseitige Arteria musculo- spinalis anterior. Die rechte unterscheidet sich von ihr darin, dass der Ramus spinalis weiter hinten die W and des Wirbelcanals durchbohrt, und sofort zur Arteria spinalis media gelangt. Die zweite und dritte Arteria musculo- spinalis verhalten sich wie die erste. M onro kannte nur die erste dieser drei Arterien. Er bildete ihren Ursprung beim Rochen (skait) auf Tab. I lit. a seines grossen Fischwerkes richtig ab, und bemerkt von ihr, dass sie „hauptsächlich nach dem Anfänge des Rückenmarkes, dem grossen und klei¬ ne n Gehirn gehe.“ Die dritte Kiemenvene und die vierte richten sich nach dem Vorbilde ihrer beiden Vorgänger. Die vierte nimmt die aus der vorderen Wand des fünften Kiemensackes hervor¬ kommende Vene auf (die hintere Wand dieses Sackes ist kiemenlos). Die dritte Kiemenvene verbindet sich nicht mit der vierten, sondern bildet für sich die mittlere Aortenwurzel, so wie die vierte die hintere. Man hat die erste in den Wirbelcanal eindringende Arterie (Ramus spinalis der ersten Arteria musculo -spinalis) für eine Carotis posterior genommen. Alle Handbücher über verglei¬ chende Anatomie und die wenigen Specialschriften über diesen Gegenstand fassen diese Arterie so auf. Die hieher bezügliche Stelle in Müller’s Gefässsystem pag. 63 lautet: „Die Carotis posterior schliesst (bei den Rochen) keinen Circulus ceplialicus , sondern dringt jederseits allein ein. und zwar nicht durch die Schädelhöhle selbst, wie bei den Haien, sondern durch die Basis des vorderen breiten Theiles des Rückgrats, in geringer Entfernung vom Hinterhauptgelenk, so dass sie einer Wirbelarterie gleicht.“ Sie ist jedoch, da sie nicht unmittelbar zum Gehirn geht, nur eine besonders kräftige Entwickelung einer sich durch die ganze Länge der Wirbel¬ säule häufig wiederholenden Gefässform, welche durch die ganze Wirbelthierwelt den Namen Rami spinales führt. Eher ginge noch der Vergleich mit einer Arteria vertebralis an, wenn man die Arteria spinalis impar als eine nach hinten ausgezogene Verlängerung der Arteria basilaris ansehen wollte. Und dieses könnte man immerhin thun, da die Arteria spinalis impar sich in die Schädelhöhle verlängert und daselbst gabelförmig in zwei Arteriae profundae cerebri3 ) zerfällt, welche an der unteren Gehirnfläche mit dem nach rückwärts gehenden Aste der Carotis interna anastomosiren, nachdem sie früher schon die Arteria auditiva abgaben, und den grösseren Gehirn¬ nerven ( Trigeminus , Vagus , Nerven der elektrischen Organe) nicht unerhebliche Ästchen zusen¬ deten, welche sich an den genannten Nervenstännnen extra cranium weithin verfolgen Hessen. !) Ibid. lit. r. 2) Ibid. Lit. s. 3) Ibid. lit. v. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XV. Bd 10 Joseph Ilyrtl. Bemerkenswerth ist es, dass jenes Stück der Arteria spinalis impar , welches zwischen der Theilungsstelle in die beiden Arteriae profundae und der Insertion der ersten Rami spinales der vorderen Aortenwurzeln liegt, die Form einer spindelförmigen Erweiterung1) annimmt, welche den Durchmesser des hinter dieser Erweiterung gelegenen Stückes der unpaaren Bückenmarkarterie um mehr als das Doppelte übertrifft. % §. ui. ARTERIA SUBCLAVIA. Die Arteria subclavia entspringt unmittelbar hinter der Arteria coeliaco-mesenterica. Sie geht über dem vorderen Nierenende nach vorn und aussen zur unteren Fläche der seitlichen Bückenmuskeln. Sie gibt während dieses kurzen Verlaufes kleine Zweigehen zur Niere und zu den genannten Muskeln. Dann tritt ein nach vorn abgehender Ast aus ihr hervor, welcher einen Ramus carcliacus superior zur Dorsal- und Seitengegend des Mageneinganges , und eine nach rückwärts zum Moden umbiegende Arteria spermatica anterior erzeugt. Dem Ursprünge dieses Astes entgegengesetzt tritt aus dem hinteren Bande des Stammes der Subclavia ein sehr ansehnlicher Muskelast hervor , welcher den Aussenrand der geraden Seitenmuskeln der Wirbelsäule nach oben umgreift, um in den oberen Muskeln des Stammes sich zu verbreiten. Dicht vor dem Ursprünge dieses Ramus muscularis wird der Stamm der Arteria subclavia, jedoch nur an seinem hinteren Bande, durch Auflagerung jener röthlich gelben Masse verdickt, welche man lange für musculös hielt (als Herz von Duvernoy bezeichnet). Die Fortsetzung der Subclavia gelangt an jene Stelle am äusseren Ende der Clavicula, an welcher der nach aufwärts gerichtete, zur Verbindung mit der Scapula bestimmte starke, drei¬ kantig pyramidale Fortsatz abgeht. Dieser Fortsatz ist an seiner Basis durch einen Canal durchbohrt, welcher anfangs schief nach rück- und auswärts gerichtet ist, dann aber sich in zwei Canäle spaltet, deren einer zur Dorsalseite, der andere zur Ventralseite des Carpus führt. Bevor die Arteria subclavia in diesen Canal eingeht, schickt sie drei Seitenäste ah. Der äussere umgreift die Basis des Scapular-Fortsatzes der Clavicula von hinten, und verästelt sich als Ramus muscularis in jenen Bücken- und Bauchmuskeln, welche von der Dorsalseite des Stammes her zu diesem Fortsatze gelangen, nicht aber in jenen Muskeln, welche von diesem Fortsatze an die Dorsalfläche der Brustflosse treten. Der mittlere ist schwächer als der äussere, aber durch seinen Verlauf ausgezeichnet. Er geht gerade nach vorn zur hinteren Wand des letzten Kiemensackes, auf welcher bekannt¬ lich keine Kiemenblättchen Vorkommen, und verliert sich daselbst in dem dicken Muskelbeleg, so wie in der Schleimhaut. Während seines kurzen Verlaufes nach vorn geht er durch eine sehr geräumige dreieckige Öffnung, deren unteren Band die Clavicula , deren äusseren Band der Processus scapularis derselben, und deren oberen Band ein von der Spitze des Processus scapularis zur Clavicula schief herabsteigender Balken bildet, welcher auch die Verbindung des Schultergürtels mit dem letzten Elemente des Kiemenbogengerüstes vermittelt. Der innere ist der stärkste, und hat eine viel wichtigere Bedeutung als seine beiden Vorgänger. Er hält sich in seinem nach innen gerichteten Verlaufe an die Clavicula, und Ibid. lit. w. 11 Das arterielle Gefdsssystem der Rochen. zwar .an deren vorderen Rand. Drei auf einander folgende Aste desselben kreuzen die untere Fläche der Clavicula nach hinten , um in die an den hinteren Rand der letzteren befestigten Bauchmuskeln überzugehen ( Arier iae epigastricae minores). In der Medianlinie des Schulter¬ gürtels stossen die beiderseitigen Zweige bogenförmig zusammen, und erzeugen eine unpaare, aber unsymmetrisch gelegene, gleichfalls in die Bauchmuskeln übergehende Arterie, welche, grösser als die übrigen Arteriae epigastricae , als Epigastrica anterior major s. impar bezeich¬ net werden kann. Sie erstreckt ihren Verlauf bis in die Nähe des Beckengürtels , wo ihre Aste mit den Zweigen der Arteriae epigastricae posteriores anastomosiren. Noch verdient ein kleiner unpaarer Zweig erwähnt zu werden , welcher aus der Anastomose der rechten und linken Subclavia hervorgeht. Man könnte ihn, da er an den Magenmund geht, Arteria cardiaca inferior nennen , zum Unterschiede des früher erwähnten Ramus cardiacus superior. Aus dieser Cardiaca entsteht eine Arterie zur Vorkammer des Herzens. Diese gesellt sich nämlich zu dem den Schlund umgreifenden rechten Ductus Cuvieri , und gelangt an ihm zur Vorkammer. Auch am linken Ductus Cuvieri findet sich eine zur Vorkammer ziehende Arterie, welche aber nicht aus der Cardiaca inferior , sondern aus einem Muskelaste der Subclavia (während sie an der Clavicula hinzieht) entspringt. Nach Abgabe dieser drei Äste, deren Ursprünge sich sehr nahe stehen, betritt der Stamm der Subclavia, in Begleitung der für die Flossenmusculatur bestimmten zahlreichen und dicken Nervenstämme, den erwähnten Canal, und spaltet sich in und mit ihm in den Ramus dorsalis und volaris der Brustflosse. Der Ramus dorsalis ist ungleich schwächer als der volaris. Er verläuft an dem vorderen Abschnitte des inneren Flossenrandes, welcher mit seiner concaven Krümmung den Aussen- rand des elektrischen Organs umfasst, und zwar längs einer Linie, welche den Gelenksverbin¬ dungen der Flossenstrahlen mit den Carpus- Knorpeln entspricht. Er gibt nur höchst unbe¬ deutende Zweige in die Ursprünge der dorsalen Flossenmusculatur ab, und endigt schon nach einem kaum 1 Zoll langen Verlaufe. Alles übrige dorsale Fleisch der Brustflosse, und die Gesammtmasse der ungleich stärkeren ventralen Musculatur, versieht der Ramus volaris, wel¬ cher gleich nach seinem Austritte aus dem abwärts führenden Schenkel des erwähnten Canals in einen vorderen und hinteren Zweig zerfällt. Der vordere folgt dem concaven Flossenrande bis zu seiner Verbindung mit dem Schädelflossenknorpel hin, umkreist somit den ganzen convexen Aussenrand des elektrischen Organs, und anastomosirt zuletzt mit dem ihm entgegenkommenden Endaste der Carotis externa. Merkwürdig ist es, dass er, obwohl er in so naher örtlicher Beziehung zum elektrischen Organe steht, dennoch nicht das feinste Zweio-chen in dasselbe o-elancren lässt, welches somit seinen Gesammtbedarf an Blut aus den Kiemenvenen bezieht. Der hintere Zweig gehört dem kleineren, hinter dem Carpus-Gelenke gelegenen Theile der Brustflosse an, in welchem er sich mit drei divergirenden Ästen verbreitet. Die weiteren Ramificationen der volaren Flossenarterien laufen nicht regelmässig mit den gegliederten Strahlen der Flosse parallel, sondern kreuzen dieselben entweder in grösse¬ ren Strecken schief, oder überschreiten nur einen Strahl, um von dem Interstitium interosseum, welches sie zuerst inne hatten, in das nächstliegende zu gelangen. Die Verästlungen des hinteren volaren Zweiges halten sich genauer an die Phalangenreihen als jene des vorderen. Alle volaren Flossenarterien schicken Rami perforantes zur dorsalen Flossenmusculatur hin¬ auf: — daher ihre grössere Stärke. 12 Joseph Hyrtl. §. xv. AORTA ABDOMINALIS. Sie wird über der Cardin durch den Zusammenfluss von sechs Aortenwurzeln (drei auf jeder Seite) gebildet. Ausser der Arteria subclavia , welche im vorhergehenden Paragraphe beschrieben wurde, erzeugt sie Äste zum Yerdauungsapparate, für die übrigen Baucheinge¬ weide und für die Wände der Unterleibshöhle. Erstere sind unpaar, letztere paarig. a. Unpaare Äste der Aorta. Bei Torpedo narke finden sich drei für den Darmcanal und seine Adnexa bestimmte Arte¬ rien. Die erste ist die Arteria coeliaco-mesenterica. Sie spaltet sich bald in zwei sehr kurze Zweige, welche ich ihrer Beziehungen zur unteren und oberen Magen- und Darmgegend wegen als untere und obere unterscheide. Der untere Zweig läuft am rechten Magenrande zur Übergangsstelle der Pars pylorica ventriculi in den Dünndarmanfang, und zerfällt daselbst in drei Äste, von welchen einer für die untere Magenfläche und die Leber bestimmt ist (Arteria gastro-hepatica) , während die beiden anderen dem Klappendarme angehören. Die Arteria gastro-hepatica ist nur zwei Linien lang. Ihr Ramus gastricus biegt sich zur unteren Magenwand herab, wo er nahe am rechten Bande bis zum hinteren blinden Magenende verläuft, und während dieses Laufes fünf Äste entsendet, welche in transversaler, stark geschlängelter Dichtung gegen den linken Band des Magens hinziehen, und zwei andere schwächere, welche in die röhrenförmige, nach vorn gerichtete Pars pylorica ventriculi über¬ setzen. Der Ramus hepaticus entsendet zuerst zwei untere Magenäste, welche vor den früher erwähnten fünf Zweigen des Ramus gastricus und in gleicher Dichtung mit ihnen verlaufen. Hierauf zerfällt er in einen Ramus dexter und sinister. Beide fassen den Stamm der Pfortader und des Ductus choledochus zwischen sich. Der rechte versorgt, bevor er im Parenchym des rechten Leberlappens untergeht , die diesem Lappen allein angehörige Gallenblase mit drei Zweigehen. Der linke hält sich an den unteren Band des die beiden Leberlappen verbinden¬ den sehr schmalen Mittelstückes und einen Theil desselben Bandes des linken Lappens, wo er in der Länge von anderthalb Zoll ganz oberflächlich liegend gefunden wird. Von den beiden zum Klappendarm ziehenden Asten des unteren Zweiges der Arteria coeliaco-mesenterica sendet einer die ganz stattliche Arteria pylorica dextra und sinistra ab, welche an den entsprechenden Bändern der Pars pylorica ventriculi verlaufen , und jenen bei¬ den Ästen der unteren Magenarterie begegnen, welche gleichfalls hieher gelangen. Die Pylo¬ rica sinistra ist besonders mächtig, verläuft bis zum blinden Magenende, und entsendet ihr Geäste auf die dorsale und ventrale Magenfläche. Der andere Ast dieses Zweiges ramificirt sich, nachdem er einen Ast zur Milz entsendete, in der Wand des Klappendarms baumförmig. Der obere Zweig der Arteria coeliaco-mesenterica theilt sich in zwei Äste. Der linke stärkere könnte Ramus gastro-lienalis genannt werden. Er schickt einen grösseren Zweig in die Bückenwand des Magens, lagert sich sodann in die Furche zwischen Milz und rechten Magenrand ein, versorgt die Milz mit vielen kleinen und kurzen Zweigehen, unter welchen nur einer, der das vordere Ende der Milz bogenförmig umgreift, durch erheblichere Stärke auffällt, sendet einen zweiten dorsalen Magenast ab, und endigt als Arteria ventriculi dorsalis tertia, welche sich in stark geschlängeltem Verlaufe beiläufig an die Mittellinie der Bücken- 13 Das arterielle G efässsystem der Ilochen. wand des Magens hält. Der rechte Ast ist als Hamas entericus blos für den Klappendarm bestimmt, an dessen Mesenterialrande er bis zum Ende dieses Darmstiickes geradlinig ausläuf't. und, entsprechend dem Insertionsrande der wendeltreppenähnlichen Klappe, seine parallelen Seitenäste in die Darmwand eintreten lässt. Die beiden anderen zum Darmcanal gelangenden Arterien sind mit ihren nur zwei Linien von einander entfernten Ursprüngen bis in die Nähe der Cloake gerückt. Sie sind beide sehr unansehn¬ lich — die vordere noch etwas schwächer als die hintere. Die vordere versorgt nur das birnför- miffe Divertikel am Ende des Darmrohres, während die hintere dieses und die Cloake ernährt. Zu diesen drei Arterien des Verdauungsorgans kommt noch eine sehr kleine vierte, welche aus dem Endstücke der Bauch-Aorta, unmittelbar vor dem Abgänge der beiden Arteriae cru¬ rales entspringt, und nebst der Cloake auch die hinteren Endtheile beider Nieren und die auf ihnen liegenden sehr dickwandigen Vasa deferentia versorgt. b. Paarige Äste der Aorta. Von der Ursprungsstelle der Arteriae subclaviae bis zu jener der Arteriae crurales erzeugt der Aortenstamm acht paarige Seitenäste, welche für die Nieren, für die Muskeln der Wirbel¬ säule und jene des Bauches, so wie für das Rückenmark bestimmt sind. Sie folgen in unglei¬ chen Zwischenräumen aufeinander, differiren an Stärke, und sind nicht symmetrisch gestellt. Sie entsprechen den paarigen Intercostal- und Lumbar-Arterien der Säugethiere. Die grös¬ seren derselben zeigen folgenden Verlauf. Rechtwinkelig nach aussen gehend, schieben sie sich unter die Nieren ein, und theilen sich in zwei Zweige. Der eine versorgt die Niere, der andere durchbohrt das breite Wirbelsäulenende der betreffenden Rippe, und spaltet sich in zwei Aste. Der stärkere verläuft am vorderen Rande der betreffenden Rippe nach auswärts, um in den Rücken- und Bauchmuskeln zu enden. Der schwächere Äst schickt ein Zweigehen in den Rückgratcanal, welches mit den gleichnamigen Zweigen, die vor und hinter ihm denselben W eg genommen, anastomosirt, und eine lange Arteria spinalis lateralis bildet, welche der Arte- ria spinalis impar an Grösse nachsteht, und jedem Rückenmarknerv ein begleitendes Ästchen zuschickt. Hierauf geht der schwächere Ast den oberen Bogenschenkeln der Wirbel entlang in die dorsale Wirbelsäulen-Musculatur über. Die letzten paarigen Äste der Bauch-Aorta sind die Arteriae crurales. Jede derselben erzeugt während ihres anfangs quer nach aussen gerichteten Verlaufes zwei parallele, gerade nach hinten ziehende Muskeläste, welche sich in der unteren und seitlichen Musculatur des Schwanzes verästeln. Der dritte Ast der Arteria cruralis spaltet sich in zwei Zweige. Der untere senkt sich in die Muskeln ein, welche am hinteren Rande des Beckenknorpels angrei¬ fen. Der hintere durchbohrt diese Musculatur, und gelangt zur Rückenseite jenes Gelenkes, durch wTelches der Knorpelstab des nur den Männchen zukommenden Haftorgans mit dem hinteren Ende des Tarsusknorpels articulirt. Dort spaltet er sich in zwei Zweige. Der eine legt sich auf die Doi'salfläche der Beckenflosse hinauf ( Arteria dorsalis posterior der Becken¬ flosse), und verbreitet sich mit strahlenförmig divergirenden Zweigen zwischen den Phalangen¬ knorpeln und ihrer dorsalen Musculatur. Er versorgt jedoch nicht die ganze dorsale Flossen¬ fläche, sondern nur die beiden hinteren Drittel derselben. Der andere Ast des hinteren Zwei¬ ges folgt dem Knorpelstabe des Haftorgans, an dessen dorsaler Seite er aufliegt, und endigt in zwei Zweige, deren einer die Zuzieher des Haftorgans versieht, während der andere die an der Basis des Haftorgans gelegene längsovale Drüse mit mehreren Ästchen beschickt, und sich hierauf in die tiefe Furche hineinlegt, in welcher der dicke Ausführungsgang jener Drüse 14 Jo sep k Hy rtl. bis zum hinteren Ende des Haftorgans verläuft. In dieser Furche theilt sich die Arterie anfangs in zwei parallele Zweige, welche während ihres nachfolgenden Verlaufes sich mehrmals ver¬ binden und wieder trennen, und dadurch eine Folge von länglichen, polygonalen Maschen bilden, welche an die bekannte einfache Form eines Wundernetzes erinnern. Weder an dem Stamme noch an einem der Aste dieser Arterie der männlichen Begattungszange finde ich irgend eine mit einem Herzen vergleichbare Vorrichtung, und kann mit Gewissheit behaupten, dass das von J. Davy1) bei Raja an den accessorischen männlichen Genitalien angegebene pulsirende Organ bei Torpedo nicht vorkommt, wenigstens nicht am arteriellen Gefäss- systeme. Hierauf nähert sich die Arteria cruralis dem vorderen Ende des Beckenknorpels, unter fortwährender Abgabe kleiner Seitenäste , welche theils die am Beckenknorpel befindlichen Insertionen der Stammmuskeln versorgen, theils die zwischen dem Beckenknorpel und dem Tarsusknorpel befindliche Musculatur nach hinten und unten durchbohren, um zur ventralen Fläche der Bauchflosse zu gelangen, deren Muskel- und Hautbedeckung sie zum Tlieil zu ernähren haben. Ich sage zum Theil, weil die an der dorsalen Fläche vorfindlichen Arterien mittelst durchbohrender Zweige auch an der Ernährung der Weichgebilde auf der ventralen Flossenfläche participiren. Am äusseren Ende des Beckenknorpels angelangt, theilt sich die Arteria cruralis in zwei Endzweige. Her vordere geht als Arteria epigastrica posterior zur musculösen Bauchwand, und lässt seine Äste mit jenen der Arteriae epigastricae anteriores aus der Subclavia anastomo- siren. Der hintere umgreift den mit dem Tarsusknorpel articulirenden ersten Strahl der Bauchflosse und verbreitet sich im vorderen Drittel der dorsalen Flossenfläche (Arteria dorsa- lis anterior der Bauchflossej, wo er im Bogen mit der Arteria dorsalis posterior dieser Flosse anastomosirt. Bevor er an die Rückenfläche der Flosse tritt, schickt er einen Ast um den vor¬ deren Rand derselben zur unteren Fläche herab, und einen zweiten zur Bauchwand, welcher, da er auf der äusseren Fläche der Bauchmusculatur sich verzweigt, Arteria epigastrica poste¬ rior superficialis genannt werden kann. Die Flossenvenen folgen nicht genau dem Verlaufe der Arterien, und bieten von Ort zu Ort sinusartige Erweiterungen dar. In der Mitte zwischen den symmetrisch gestellten Ursprüngen der Arteria cruralis tritt eine unpaare Arterie aus der unteren Fläche des Aortenstammes hervor, welche zur unteren Oaudal-Museulatur gehört. Das Endstück der Aorta liegt, vom Ursprünge der Arteria caudalis impar angefangen, im unteren Wirbelcanal über der Vena caudalis. Man findet aus ihm eine Folge vqu 36 paa¬ rigen Arterien abgehen, welche in um so kleineren Intervallen entspringen , je mehr sie sich dem hinteren Wirbelsäulenende nähern. Ihre Verästlung stimmt mit jener der paarigen Bauch-Aortenäste vollkommen überein. Von den zu den Rückenmuskeln aufsteigenden Zwei¬ gen derselben gehen Äste für die Rückenflossen ab. Die vordere erhält auf beiden Seiten zwei, die hintere nur eine Arterie. Jene der vorderen bilden zu beiden Seiten der Flosse einen von dem lateralen Flossenmuskel bedeckten Bogen , aus welchem die kleinei'en Äste für die Flosse ausstrahlen, welche, so wie bei den Brust- und Bauchflossen, nicht nach der Richtung *) liesearches, Vol. II, pag. 4SI- Ich habe dieses Werk nicht zur Einsicht, und beziehe mich blos auf die von Stann ins in dg* '2. Auflage seines Handbuches der Zootomie, pag. 2iD2, enthaltene Note. Das arterielle Gefasssystem der /lochen. 15 der Strahlen verlaufen, sondern dieselbe in verschiedenen schiefen Richtungen kreuzen. Selbst jene Seitenäste der Caudal-Aorta , welche in dem der Schwanzflosse angehörigen Endstücke der Wirbelsäule entspringen, richten sich nach dem Verlaufe der paarigen Seitenäste. Unter den absteigenden Zweigen derselben ist besondei’S jener entwickelt, welcher dem unteren Rande des unteren Flossenlappens entsprechend verläuft. Der obere Flossenlappen erhält zwei aufsteigende Aste, welche beiläufig in der Mitte seiner Breite liegen. Das äussei’ste Ende der Aorta verlängert sich fadenfein über das Ende der Wirbelsäule hinaus , und setzt sich bis in die Nähe des hinteren Flossenrandes fort, wo jener Einbug sich findet, welcher den oberen Schwanzlappen vom unteren trennt. II. RAJA CLAVATA. §• v. VENTRALE VERLÄNGERUNGEN DER KIEMENVENEN. Die ventralen Verlängerungen der Venen des ersten, dritten und vierten Kiemen¬ sackes sind sehr unbedeutend. Vom fünften Kiemensacke, bei welchem nur die vordere Wand Kiemenblättchen trägt, geht keine ventrale Verlängerung seiner Vene ab. Am schwächsten ist jene des ersten Küemensackes. Sie läuft dicht am Zungenbeinhorn nach innen, wird von den Muskeln desselben und des Unterkiefers verdeckt, und verzweigt sich nur im Perichon- drium. Ein klein wenig stärker ist die ventrale Verlängerung der Kiemenvenen des vierten Kiemensackes. Sie geht so wie jene des dritten , welche schon ansehnlich genannt werden kann, zu den tiefen Muskeln der Kehle, namentlich zu jenem, welcher vom Schultergürtel zum vorderen Theile der Cartilago subpharyngea impar zieht. Die ventrale Verlängerung der Venen des zweiten Kiemensackes ist ein durch Grösse und Verlauf sehr ausgezeichnetes Gelass1 2). Sie wird von dem mächtigen Retractor ossis hyoi- dei und dem Retractor maxillae bedeckt, und gibt zuerst einen Ast ab“), welcher den ersten dieser Muskeln von aussen nach innen und unten umgreift, und zwischen ihm und dem Mylo¬ hyoideus , beiden Aste mittheilend, nach vorn zieht, um sich in jenem Theile der Schleimhaut des Mundhöhlenbodens, welcher zwischen Unterkiefer und Zuntrenbein liegt , so wie in der Glandula thyreoidea zu verzweigen. Er kann als Ramus thyreoideus s. submentalis bezeichnet werden. Mit der abnehmenden Grösse der Schilddrüse bei Raja rubus und Raja miraletus wird er an Umfang reducirt. Der Ilauptstamin des Gefässes lenkt nun nach hinten um , und sendet dem vom Schultergürtel schief nach vorn und aussen und dann um die äussere Wand der Nasenkapsel herum zum vorderen Kopfende ziehenden Muskel (Kopfnicker) 3) einen star¬ ken Ast4) zu, dessen Verlängerung in die vordere, am Zungenbeine haftende Wand des ersten ') Tab. II, lit. a. 2) Ibid. lit. b. 3) Ibid. lit. D. 4I Ibid. iit. c. 16 Joseph Ilyrtl. Kiemensackes gelangt, als Arteria bronchialis inferior prima'). Derselbe Muskelast erzeugt auch, bevor er das Fleisch des erwähnten Muskels betritt, die Arteria bronchialis inferior secunda und tertia2) , welche dem ersten und zweiten Kiemenbogen entsprechen, und deren jede längs einer sehnigen Ilaphe, durch welche die an der unteren Wand jedes Kiemensackes befindlichen Constrictoren von einander abgegrenzt werden, nach aussen bis zur Öffnung der betreffenden Kiemensäcke hinzieht. Hierauf erzeugt der zwischen dem Zurückzieher des Kiemengerüstes und dem Zurück¬ zieher des Zungenbeines nach hinten verlaufende Hauptstamm die Arteria bronchialis inferior quarta und quinta 3), welche wie die früheren nach auswärts zu den Öffnungen der Kiemen¬ säcke verlaufen, und die Constrictoren der Kiemensäcke, so wie alle an den Kiemenbogen und ihren Knorpelstrahlen aufliegenden Weichtheile versehen. Zwischen der Arteria bronchialis inferior quarta und quinta entspringt auf beiden Seiten eine Arteria coronaria cordis 4), welche zwischen dem Retractor branchiarum und Retractor ossis hyoidei quer nach innen geht, den genannten Muskeln kleine Zweige mittheilt, und an den Truncus communis arteriarum branchialium dort Übertritt, wo derselbe eben den Herzbeutel verliess, d. i. dicht über dem musculösen Bulbus. An dieser Stelle sendet die rechte und linke Coronaria (wmlche, weil noch zwei hintere Coronar- Arterien nachfolgen , als Coronariae ante¬ riores bezeichnet werden mögen) einen Ast in die dorsale Wand des Herzbeutels und zu den am Seitenrande der Cartilcigo subpharyngea impar inserirten Partien des Retractor branchiarum. Die linke Coronaria erscheint erheblich stärker als die rechte. Beide laufen an den Seiten des Bulbus musculosus zum Herzventrikel , wobei sich die kleinere rechte mehr an die dorsale Gegend des Bulbus hält. Besonders auffallend ist diese Lagenverschiedenheit bei Trygon pasti- naca und Myliobatis aquila. Erst in der Furche zwischen Ventrikel und Bulbus anastomosiren beide durch ein mächtiges Kranzgefäss ( Arcus inter cor onarius posterior f). Es findet sich wie bei Torpedo auch ein Arcus intercoronarius anterior 6) zwischen beiden Kranzschlagadern, allein dieser ist bedeutend schwächer als Her posterior, und namentlich viel unansehnlicher, als er in der Figur dargestellt erscheint. Die linke verästelt sich an der ventralen Fläche des Ventri¬ kels, — die rechte, ihrer Schwäche wegen, nur in einem kleinen Bezirke der dorsalen Kam¬ merwand. Zu der Vorkammer sendet nur die rechte Coronaria einen Zweig. Derselbe trennt sich schon an der dorsalen Fläche des Bulbus von dem hier verlaufenden Hauptstamme der rechten Coronaria , zieht schief über diese Fläche zur Einmündungsstelle der Vorkammer in die Kammer herab, und theilt sich daselbst in zwei Zweige. Die Fortsetzung der zweiten Kiemensackvene kommt nun selbst bis zum Schultergürtel, umgreift den daselbst befindlichen Ursprung des Retractor branchiarum nach innen und hinten, und sendet die Arteria coronaria cordis posterior1) ab, welche in die untere Wand des Ductus Cuvieri eingewachsen erscheint, gleichfalls auf beiden Seiten vorkommt, und sich in den Wän¬ den des Sinus venosus impar , so wie in der Vorkammer ramificirt. Nur die rechte Coronaria *) Ibid. lit. d. s) Ibid. lit. e und f. 3) Ibid. lit. g und b. *) Ibid. lit. i. 5) Ibid. lit. k. G) Ibid. lit. 1. ') Ibid. lit. m. Das arterielle GefUsssystem der Rochen. 1 7 posterior versorgt zugleich jenen Theil der dorsalen Kammerwand, welcher von der rechten Coronaria anterior unbetheilt geblieben. Der letzte Zweig des vorliegenden Gefässes gehört dem Diaphragma ') an, worauf das¬ selbe in den Stamm der A rteria subclavia* 2) einmündet, bevor dieser den Gelasscanal der •Cla- vicula passirt. Da das Gefäss an allen Punkten seines Verlaufes gleich weit ist, gegen die Arteria subclavia zu also nicht an Dicke abnimmt, so kann man es als eine Anastomose zwi¬ schen den Kiemenvenen und dem Aortensysteme aulfassen, in welche von beiden Seiten her Blut geschafft wird, und die Sache lässt sich dann so ausdrücken, dass bei Raja eine grosse Anastomose zwischen der Arteria subclavia und der ventralen Fortsetzung der Venen des zweiten Kiemensackes existirt, aus welcher die Muskeln an der Kehle, die untere Wand der Kiemensäcke und das Herz ihre arterielle Blutzufuhr ableiten. Bei Myliobatis sendet die Arteria subclavia einen starken Ast der ventralen Verlängerung der Venen des zweiten Kiemensackes entgegen. Aus diesem Aste entspringt die Arteria coronaria posterior. Bei Try- gon pastinaca und Trygon TJarnak , bei Raja oxyrhyncha , Raja miraletus und Raja rubus ist die eben beschriebene Anastomose in ihrer Längenmitte minder stark, als am vorderen und hin¬ teren Einmündungsende, so dass es keinem Zweifel unterliegt, dass die Blutströmung in der¬ selben nicht eine von den Kiemenvenen in die Subclavia , sondern von beiden Enden des Gefässes gegen seine Mitte gerichtete ist. Die mittlere Partie des Gefässes erscheint schwächer als beide Enden, weil die Ableitung durch Seitenäste, welche vor und hinter der Gefässmitte abgehen, in Anschlag zu bringen ist. In Monro’s Werk über den Bau der Fische ist diese Schlagader auf Tab. I, Fig. 4 und 5 so dargestellt, dass sie als Ast der Arteria subclavia erscheint, mit allen Kiemenvenen während ihres nach vorn gerichteten Verlaufes Verbindungen eingeht, die ernährenden Schlagadern der Kiemen, die Kranzschlagadern des Herzens erzeugt (von welchen er nur die vordere kannte und diese unrichtig abbildete lit. 55, Fig. 4), und sich zuletzt „in den Muskeln und ande¬ ren T h e i 1 e n der oberen Kinnlade verliert“. §• vi. DORSALE VERLÄNGERUNGEN DER KIEMENVENEN. Ausser den die Aortenwurzeln bildenden Kiemenvenen, welche sich bei den Rajis genau so wie bei den Zitterrochen verhalten, treten noch andere arterielle Verlänger ungen der Kie- menvenen am oberen dorsalen Ende der Kiemensäcke auf, welche hier ausführlicher zur Sprache kommen. Sie sind nur am ersten Kiemensacke von Bedeutung. An den übrigen stellen sie nur unbedeutende Gefässe dar, welche als Arteriae bronchiales superiores zu den accessorischen Gebilden der Kiemensäcke (besonders Musculatur) in der Nähe ihrer oberen Commissur ent¬ sendet werden. Die dorsalen Verlängerungen der Venen des ersten Kiemensackes sind die Carotis com¬ munis , und ein als Arteria temporo-maxillaris zu beschreibender Muskelast. J) Ibid. lit. n. 2) Ibid. lit. o. 3 Denkschriften der mathem.-naturw. 01. XV. Bd. 18 Joseph Hyrtl. a. Carotis communis 1). Die Entstehungsweise derselben ist so beschaffen . dass sie vorzugsweise Blut aus der Zungenbeinkieme abführt. Sie ist nämlich nicht blos eine wirkliche dorsale Verlängerung der Vene derselben, sondern hängt auch gleich an ihrem Austritte aus dem oberen Ende der Zun¬ genbeinkieme mit jener Vene durch einen sehr kurzen und zugleich schwachen Verbindungs¬ gang zusammen, welche der hinteren Wand des ersten Kiemensackes (oder der vorderen Kie- menblattreihe des ersten Kiemenbogens) angehört. Monro kannte dieses Gefäss2), liess es aber unrichtig aus dem Stamme der Vene des ersten und zweiten Kiemensackes entstehen. Über seine weitere Verästlung bemerkte er blos, .,dass es Blut in die Nase und andere äussere Theile des Kopfes führt, und die Stelle einer Schlagader vertritt“. Das Nähere über den Verlauf dieser Arterie gibt Folgendes: Sie geht unter der Verbindungsstelle des Kiefersuspensoriums mit dem Schädel nach innen und vorn zur seitlichen unteren Gegend der knorpeligen Schädelkapsel, wird nur von der Gaumenschleimhaut bedeckt, und theilt sich 4 Linien von der knorpeligen Gehörkapsel und beiläufig unter der Wurzel de? knorpeligen Augapfelstieles in zwei Zweige. Der eine bleibt in seinem ferneren Verlaufe extra cavum- cranii , und kann desshalb als Carotis externa beschrieben werden; — der andere betritt die Schädelhöhle, und ramificirt sich als Carotis interna. Die Carotis externa 3) erzeugt nur die zwei folgenden Aste: 1. Einen unter rechtem Winkel von der Ursprungsstelle der Carotis externa abgehenden, quer nach auswärts zur vorderen Wand des Spritzcanals gerichteten Ast4), welcher dem Sehliessmuskel der Spritzlochklappe und dem von der Cartilago basalis cranii und dem Kiefer¬ suspensorium zum Oberkiefer gehenden Retractor maxillae superioris, so wie der vor der Mundhöhlenöffnung des Spritzcanals befindlichen Partie der Gaumenschleimhaut kleine Äst¬ chen ertheilt, und mit seinen äussersten Verzweigungen in die vordere Wand des Spritzcanals eingeht, wo er sich, ohne in die Spritzlochkieme auch nur das feinste Zweigehen abzusenden, in dem Muskelapparat und dem Perichondrium der knorpeligen Klappe, so wie in dem Schleimhautüberzuge des Spritzcanals verliert. Er verhält sich zur Spritzlochkieme wie eine Arteria bronchialis der übrigen Kiemen. 2. Ein zweiter Zweig, dicht auf den vorigen folgend, schlägt die Richtung nach oben ein. lagert sich zwischen den divergirenden Asten des 'Trigeminus ein, und erreicht wirklich das nur von der allgemeinen Decke gebildete Augendach. Er sendet Aste zu den geraden Augenmuskeln und dem hinteren schiefen, zu den einzelnen Trigeminus-Zweigen, zum Rück¬ wärtszieher des Oberkiefers, und zuletzt noch ein Ästchen in den Knorpel der seitlichen Schä- dehvand, welcher auf dem Schädeldache subcutan wird und sich als äusserst unvollkommene Andeutung einer Arteria occipitalis in die Scheitel- und Hinterhauptgegend verliert. Er ist auf Tab. III nicht zu sehen. Sehr ansehnlich finde ich ihn bei Myliobatis Narinari. wo sein in den Schädelknorpel eindringender Zweig sich mit der Arteria auditiva verbindet, und als Arteria menincjea verästelt. J) Tab. IIT, lit. f und Tab. V, lit. a. a) Vergleichung des Baues und der Physiologie der Fische mit dem Baue des Menschen und der übrigen Filiere. A. d. Engl. Leipzig 1787, pag. 106. Abbildung auf Tab. I, lit. B. 3) Tab. II [, lit. g und Tab. V. lit. b. 4) Tab. III, lit. h und Tab. V, lit. c. Das arterielle Gefcisssystem der Hocken. 19 Hierauf verlässt die Carotis externa , unter dem vorderen schiefen Augenmuskel weg¬ ziehend und ihm einen Zweig spendend, das Bereich des Sehorgans, und zerfällt an der hin¬ teren Peripherie der knorpeligen Nasenkapsel in ihre beiden Endäste. Der äussere ist zugleich der stärkere, und entspricht so ziemlich der Arteria maxillaris externa höherer Wirbel- thiere ’). Er geht hinter der Nasenkapsel quer nach aussen, sendet ihrer hinteren 'Wand, gleich¬ wie der Mundhöhlenschleimhaut mehrere Zweige zu, und krümmt sich am Innenrande des Masseter (zwischen dessen beiden Schichten er einen starken Ast einschiebt) zum Mundwinkel zurück, von wo aus seine Endzweige in dem Mundhöhlenboden, vorzugsweise aber in der hin¬ teren und unteren Fleischmasse der Kaumuskeln endigen. Ein hinter der Bezahnung des Unterkiefers quer nach innen ziehender Ast erinnert an die Kranzschlagadern des Mundes und mag Arteria coronaria oris posterior* 2) genannt werden. — Der innere schwächere End¬ ast der Carotis externa läuft zwischen dem Schnauzenknorpel und der Nasenglocke nach vorn, sendet au die innere Peripherie der letzteren, so wie an ihre Deckklappe kleine Zweige und einen grösseren zu ihrer vorderen Peripherie, welcher die Glocke so weit umkreist, dass er mit dem äussersten jener Aste anastomosiren kann, welche von der Arteria maxillaris externa zur hinteren Wand der Nasenkapsel abgeschickt wurden. Was von der Carotis externa nun noch übrig ist, folgt als Arteria rostralis 3) dem Schnauzen knorpel bis zur Spitze, und versorgt nur mit ärmlicher Ausstattung die Weichtheile derselben. Die Carotis interna 4 * 6) hat einen durch eine sonst nirgends vorkommende Eigenthümlich- keit ausgezeichneten Verlauf. Sie geht in querer Richtung nach einwärts zur Mittellinie der Schädelbasis, anastomosirt aber nicht mit jener der anderen Seite zu einem kurzen gemeinschaftlichen Stämmchen wie beim Zitterrochen, sondern kreuzt sich mit der entgegengesetzten derart, dass die rechte unter der linken weggeht, worauf beide sich unmittelbar in den Schädelbasalknorpel einboh¬ ren, um in ihm in der Kreuzungsrichtung weiter zu ziehen. Es trägt sich nun , ob die Kreu¬ zung mit oder ohne Iiöhlencommunieation beider Gefässe stattßndet. Obwohl die unzweifel- O bare Verbindung beider bei Torpedo ersteres vermuthen lässt, so liefert doch erst eine einseitig vorgenommene Injection den sicheren Beweis, dass beide Carotides an der Kreuzungsstelle durch eine feine Spaltöffnung unter einander communiciren. Ich sage fein, da bei der Injection der einen Carotis bis zum grössten Strotzen , die andere nur wenig angefüllt gefunden wird. Während nun die rechte Carotis interna schief nach links und oben, und die linke schief nach rechts und oben durch den Schädelknorpel verlaufen , gibt jede einen Ast ab s), welcher den Schä¬ delknorpel so nach aussen durchbohrt, dass er in die Augenhöhle gelangt, und am Boden derselben, bedeckt von denZurückziehern des Oberkiefers, quer nach auswärts zur vorderen Wand des Spritz¬ canals zieht8), und den unteren Rand des Klappenknorpels in seiner Mitte umgreifend, zur Mitte der Spritzlochkieme tritt, wo er anfangs in zwei Zweige sich theilt, welche, der inneren und P Tab. III, lit. i. ä) Ibid. lit. k. 3) Ibid. lit. 1. 4) Tab. III, lit. m und Tab. V. lit. d. °) So ist es an dem vorliegenden Präparate der Fall. An zwei anderen, derselben Gattung angehörend, entspringt dieser Ast der Carotis interna , nachdem letztere schon in die Schädelhöhle eingetreten. Er durchbohrt desshalb die seitliche Schädelwand vollkommen , um in die Augenhöhle zu gelangen. 6) Tab. III, lit. n und Tab. V, lit. k. 20 Josep h Hy r 1 1. äusseren Hälfte der Kieme angehörend, sieh wiederholt in kleinere Zweige spalten, so dass end¬ lich zu jedem der lo Kiemenbüschel ein Ast gelangt. Während dieser zur Spritzlochkieme gehende Ast der Carotis interna am Boden der Augenhöhle1) nach aussen zieht, steht er mit einem Gefässe in Verbindung, welches nur in den Bulbus ocult ^ nicht auch zu den übrigen Umgebungen desselben verfolgt werden kann und welches ich anfangs nicht für eine Arterie halten zu sollen glaubte, als welche sie von J. Müller2) bei dem Dornhai ( Centrophorus granu- losus) aufgefasst wurde, da die Schlagader des Augapfels (wie gleich gezeigt werden soll) aus dem weiteren Verlaufe der Carotis interna innerhalb der Schädelhöhle entsteht. Ich glaubte dieses Gefäss vielmehr für eine Vene erklären zu müssen, welche venöses Augapfelblut in den Strom der zuführenden Arterie der Spritzlochkieme liefert , nicht aber, wie es die herr¬ schende Ansicht ausspricht, das aus der Nebenkieme abströmende Blut zum Auge führt. Ich will der Erörterung dieses Gegenstandes einen besonderen Abschnitt widmen3 4), und hier blos die Bamificationen der Carotis interna so schildern, wie ich sie nach meinen Injectionsresul- taten gefunden habe. Ist die Carotis interna in die Schädelhöhle gekommen *) , so läuft sie anfangs eine Strecke weit in querer Richtung nach aussen, gibt der Auskleidungsmembran derselben spärliche und feine Ästchen, und erhebt sich zur Gehirnbasis, um sich an derselben nach hinten umzuschlagen und mit der langen Arteria profunda cerebri. welche bei Torpedo ein Theilungsast der Arteria spinalis impar ist, bei liaja dagegen aus einem die Arteria spinalis impar vertretenden Plexus arteriosm 5) entspringt, zu anastomosiren. Der Circulus cephalicus erhält dadurch die Form eines langgezogenen Ovals, und kann nicht ganz in der Schädelhöhle liegen, da sein vorderer Bogen, welcher durch die Kreuzung und Anastomose der beiden inneren Carotiden gebildet wird, im Schädelbasalknorpel eingeschlossen wird. Die Stelle, wo die nach hinten umbiegende Carotis interna sich an das Gehirn anschmiegt6), entspricht dem hinteren Rande der Riechhügel, an welchem der Nervus opticus nach aussen tritt. Hier ist es, wo die Carotis interna die Arteria ophthalmica7) . welche sich an die Aussen- seite des Nervus opticus anlegt, ihn eine kurze Strecke begleitet, dann aber durch einen beson¬ deren Canal der seitlichen Schädelwand in die Augenhöhle und längs eines von der inneren Augenhöhlenwand nahe am Sehnerveneintritte zum Augapfel sich erstreckenden fibrösen Halt¬ bandes8) sofort zum Bulbus gelangt, ohne die bereits von der Carotis externa versorgten Weich¬ gebilde um den Bulbus herum zu betheilen. Sie ist vorzugsweise für die Chorioidea bestimmt. Der Stamm der Carotis interna zieht zwischen dem Ursprünge des Nervus trigeminus und den an der Gehirnbasis gelegenen kleinen Ganglien über den Nervus oculomotorius nach hinten, und fliesst mit der Arteria profunda cerebri zu einem unterhalb der Ursprünge der übrigen Cerebralnerven gelegenen Stamme zusammen9), welcher mit dem der anderen Seite nach hinten q Tab. V. lit. i. -) Gefässsystem der Myxinoiden. pag. 64. ®) Siehe §. VIII. dieses Aufsatzes. 4) Tab. III. lit. o und Tab. V. lit. g. 5) Tab. IV. lit. b. 6) Tab. IV. lit. e. 7) Tab. IV. lit. f. und Tab. V. lit. p. l ab. \. lit. q ; dieses Haltband liegt vor dem knorpeligen Augenstiel. Ein zweites längeres und schmäleres ist hinter diesem Stiele gelegen, dient dem Gefässe i zum Führer, und ist mit q bezeichnet. °) Tab. IV. lit. d. 2 1 Das arterielle Gejasssystem der Hocken. eonvergirt, und eine doppelte Reihe von sehr zahlreichen Seitenästen erzeugt, welche dem Gefässstamme ein doppelt gefiedertes Ansehen geben. Jeder dieser Seitenäste zerfällt alsobal'd in kleinere Zweige, welche sich, bevor sie in die betreffenden Gchirntheile eingehen, durch wiederholte Theilungen in Büschel oder Quasten auflösen1), deren Gefassrcichthum sie zu unipolaren Wundernetzen stempelt. Je näher der Medulla oblongata zu, desto ärmer werden diese Gefassquasten, und rücken auch weiter aus einander. Am grossen* Gehirn und an den Thalamis sind sie am reichsten. Die zu den Gross¬ hirn-Hemisphären ziehenden strahligen Wundernetze müssen der tiefen Kluft wegen, welche die voluminösen Hemisphären von dem Bereiche der schmächtigeren Thalami trennt, frei durch den Schädelraum ausstrahlen, und sich in obere und untere Büschel trennen, um die obere und untere Fläche der Hemisphären zu erreichen. Von den Endstrahlen dieser Quasten begleiten mehrere den Nervus olfactorius , während nur einer dem Opticus folgt, um sich bald in seine Axe zu legen und als Arteria centralis retinae zum Augapfel zu kommen. Der sogenannte Saccus vasculosus zwischen den Hemisphären und den Thalamis erhält nur sehr wenige von diesen Strahlen. Die Thalami selbst werden wieder reichlicher bedacht, aber die zu ihnen tre¬ tenden Gefässe verlieren ihren geradlinigen und strahligen Verlauf, und verfolgen schlangen¬ förmig gewundene Richtungen, in welchen sie bis auf die dorsale Fläche der Thalami aufsteigen, und einzelne derselben in die vordere Partie des kleinen Gehirns und in die sogenannten Lobi nervi trigemini, seitwärts vom kleinen Gehirn, übersetzen. Die Lobi inferiores , der Trichter und der Gehirnanhang, besitzen nur wenig Gefässe, dagegen der Boden der mittleren Kammer und die Gegend zwischen den Ursprüngen des Trigeminus und Vagus wieder verschwenderischer ausgestattet erscheinen. Alle Gehirnnerven erhalten von diesen Quasten mehr oder weniger begleitende Gefässe, und einzelne der letzteren durchsetzen selbst den zwischen Gehirn und Schädelwand befind¬ lichen Raum, um in der Dura mater sich zu verzweigen. Ein ansehnlicher Zweig geht mit dem Gehörnerven zu den Gehörsäcken, und gibt jedem der drei Canal es semicirculares ein beglei¬ tendes Ästchen. b. Arteria temporo-maxillaris. Die zweite dorsale Verlängerung der Venen des ersten Kiemensackes ist die Arteria tem¬ poro-maxillaris'2). Sie entspringt bei Raja batis , II. miraletus und bei Myliobatis aquila aus der Vene der hinteren Wand des ersten Kiemensackes, bei Raja clavata dagegen aus dem Stamme, welcher durch die Vereinieung' der Vene der vorderen und hinteren Blattreihe des ersten Kie- mensackes gebildet wird, und zwar sehr nahe an der Vereinigungsstelle. Sie erzeugt zuerst eine unbedeutende Arteria bronchialis superior für den ersten Kiemensack. Hierauf biegt sie sich unter den von der seitlichen Schädelwand zum Kiefersuspensorium tretenden Muskel (Musculus temporalisj, und spaltet sich in zwei Zweige. Der innere liegt zwischen Kiefersus- pensorium und Schädelwand, und gehört dem genannten Muskel allein an. Der äussere ver¬ sorgt zwar auch diesen Muskel, löst sich aber zuletzt in der hinteren Partie des mächtigen Masseter auf. nachdem er an die vordere Wand des ersten Kiemensackes, an die Gaumen¬ schleimhaut und an die hintere Wand des Spritzcanals nicht unansehnliche nutritive Aste vertheilte. ») Ibid. lit. h. 2) Tab. III. lit. p. Monro hat den Ursprung dieser Arterie, wie er bei Raja batis sich findet, abgebildet1). Er lässt sie allgemein ..zu denMuskeln und anderen ä u sserenTheilen desKopfes" gehen. §. VII. INTERMEDIÄRE VERLÄNGERUNGEN DER KIEMENVENEN. Hielier gehören die schon bei Torpedo angeführten einfachen und starken Verbindungs- gefässe zwischen der Vene der hinteren Blattreihe eines Kiemensackes mit der Vene der vor¬ deren Blattreihe des nächst hinteren. Monro hat sie richtig dargestellt2). Ausser diesen Anastomosen linden sich noch arterielle V erläno-erumjen der Kiemenvenen, welche ich, weil sie zwischen der oberen und unteren Commissur eines Kiemensackes abgehen, mit dem Namen intermediär bezeichne. Feinere Gefässe dieser Art treten allenthalben und in verschiedener Menge als Ramuli nutrientes zu den Kiemenbogen. Eine grosse, sehr weit sich verzweigende Verlängerung dieser Art kommt nur an der Vene der vorderen Wand des ersten Kiemensackes vor3), und ich will es vor der Hand nicht als unbedingt entschieden ansehen, ob diese Verlängerung als zur ersten Kiemenvene gehend oder von ihr kommend anzusehen ist. Sie nach der üblichen Auffassung als von der Kiemenvene abgegeben denkend, geht sie schief nach aussen und vorn zum äusseren Ende des Kiefersuspensoriums, und über¬ trifft an Stärke selbst die Carotis. Über das Gelenkende des Kiefersuspensoriums weglaufend, löst sie sich in drei Zweige auf. Der erste begibt sich zwischen der Spritzlochklappe und ihrem Schleimhautüberzuge zur Nebenkieme, läuft unter ihr weg bis zur inneren Wand des Spritzcanals, und sendet in jedes der 13 Büschel der Nebenkieme einen Ast ab, welcher sich im Capillargefässsystem des¬ selben auflöst. Durch die Abgabe dieser 13 kammartig gestellten Äste nimmt ihr anfangs ansehnliches Volumen schnell so sehr ab, dass sie jenseits des 13. Büschels sich nicht mehr verästelt, und sie somit ausschliesslich der Nebenkieme angehört, als deren zuführendes Gefäss sie seit Müller’s trefflichen Untersuchungen über das Gefässsystem der Nebenkiemen allgemein gilt. Der zweite Ast gehört dem Kaumuskelapparate an. Er zieht über das Kiefergelenk nach aussen und vorn zur mittleren Partie des Masseters, in welcher er sich, so wie in der darüber liegenden Haut verzweigt. Der dritte Ast ist der schwächste von den dreien, umgreift die Gelenkkapsel nach aussen und vorn, und verliert sich in der vorderen und oberen Partie des Masseters. §. VIII. ÜBER DIE BLUTBEWEGUNG IN DER SPRITZLOCIIKIEME. Als ich zuerst die Gefässbeziehungen zwischen Spritzlochkieme, Auge und Gehirn an einem Exemplare von Raja batis Bonap. im vollkommen injicirten Zustande vor mir sah, !) Lib. cit. Tab. I, lit. F. 2) Lib. cit. Tab. I, lit. G. O. S. W. 3) Tab.»V, lit. o. Ebenso entsteht dieses Gefäss nach Müller beim Dornbai (Centrophorus granulosus . Das arterielle G efässsy stem der Hocken. 23 glaubte ich nicht der Gründe zu ermangeln, welche eine respiratorische Leistung der Spritz- lochkieme wenigstens wahrscheinlich machen könnten. 1 >ie auf Tab. V gegebene Darstellung der Kopfarterien von Raja batis zeigt zwei Gefasse, ]> und i, welche in näherer Beziehung zum Auge stehen. Ersteres war bisher nicht bekannt; letzteres ist nach den in der Anatomie der Myxinoiden von J. Müller ausgesprochenen An¬ sichten1) die Arteria ophtkalmica , welche aus der Vene der Spritzlochkieme stammt. Was kommt nun dem Gefasse p für eine Bedeutung zu? Ihr Ursprung aus der Carotis cerebralis, ihr eine Strecke weit an den Nervus opticus gebundener Verlauf, und ihre Ramifieation in der Choroidea und Iris des Auges (während eine aus den vorderen Gefässquasten der Carotis cere- bralis entsprungene Arteria centralis nervi optici die Netzhaut versieht) nimmt auch für sie die Geltung als Arteria ophtkalmica in Anspruch. Es gäbe somit entweder zwei Arteriae ophtkal- micae, oder eine davon muss eine '\ ene sein. Ich hatte bei Raja batis neben diesen beiden Gelassen kein drittes gesehen, welches für eine Vene gehalten werden könnte, und glaubte mich desshalb zu dem Schlüsse bei'echtigt, dass die bisher als Arteria ophtkalmica angenom¬ mene Arterie i die Vena ophtkalmica ist. Ihr äusseres Ansehen, ihre verhältnissmässig dicken Wandungen unterscheiden sie zwar nicht von einer Arterie. Allein die Pigmentirung ihrer Oberfläche hat sie mit anderen Venen bei den genannten Exemplaren gemein. Ich stelle mir nun vor, dass bei dem Mangel einer Vena ophtkalmica neben den beiden Gefässen p und i, das letztere venöses Blut aus dem Auge in das Gefäss k führt, welches, weil es zugleich mit dem durch die seitliche Schädelwand nach aussen gelangten Aste k der Carotis interna im Zusammenhänge steht, gemischtes Blut der Spritzlochkieme zuleitet. Diese Kieme ist wie alle andern gebaut, und kann desshalb wahrscheinlich auch wie sie functioniren. Sie besteht aus einer Reihe von sehr gefässreichen Bäumchen, auf deren Stämm- chen eine Anzahl Blättchen aufsitzt, in welchen ein sehr fein gearbeitetes Capillar-Gefäss- netz eingetragen ist. Die Blättchen bilden entweder eine Folge transversaler Falten, oder gehen paarig und schief gerichtet von den Seitenrändern der Stämmchen aus. Letzteres ist besonders an den beiden Enden der Spritzlochkieme, wo die Bäumchen kürzer werden, der Fall. Das gemischte Blut, welches der Spritzlochkieme zugeführt wird, wird durch Oxydirung seines venösen Antheiles arteriell, und kehrt als solches durch das Gefäss l aus der Neben¬ kieme zurück, wird theils durch die Gefässe m und n zur Ernährung des Kaumuskels ver¬ wendet. theils aber durch den Stamm o in die Vena arteriosa der Zungenbeinkieme und sofort in die Wurzel der Aorta gebracht. Wenn dagegen nach der herrschenden Ansicht die Blut¬ bewegung durch die Spritzlochkieme die entgegengesetzte ist, so war es mir nicht klar, warum arterielles, durch l der Kieme zugeführtes Blut ein capillares Gefässsystem passiren soll. Ich glaubte ferner einen Werth darauf legen zu sollen, dass das Gefäss <7, wenn k und seine Ver¬ längerung h ein abführendes Gefäss der Spritzlochkieme ist, ein doppelt so starkes Kaliber haben müsste, gleich der Summe von d und h. Allein g ist selbst vor dem Abgänge von p nicht nur nicht stärker, sondern selbst auffällig schwächer als d , was nur dann zu verstehen ist, wenn f eine Theilungsstelle von d, nicht aber ein Confluenz von d und k ist. Ich erkenne es an, dass diese meine Vorstellung über die Blutbewegung und die respi¬ ratorische Function der Spritzlochkieme, ausser dem oben angeführten Mangel einer Vena 1 Uber «las Gefässsystem, pag. 63 — 65. 24 Joseph Hyrtl. hulbi und dem eben berührten Grössenverhältniss der Carotis cerebralis, keine andere Stütze hatte. Das erst untersuchte Exemplar des Glattrochen -war ein wahrer Riese, 129 Pfund schwer. leb verfolgte die Vena jugularis , welche so nahe am Auge vorbeistreift, bis in ihre fein¬ sten Ramificationen, so weit es durch Messer und Scheere möglich ist, aber ich sah keine Vene aus dem Bulbus auftauchen, welche in das Stromgebiet der Jugularis einmündete, während alle Umgebungen des Augapfels ihre venösen Contiugente dahin ablieferten. Beim Zitterrochen dagegen habe ich, durch Injection des Venensystems am Kopfe vom Atrium cordis aus, Bul¬ busvenen in die an der inneren Wand der Augengrube verlaufende Jugularvene eintreten ge¬ sehen. — und bei Torpedo fehlt ja eben die respiratorische Spritzlochkieme. Ebenso fand ich die Venen des Bulbus bei einem kolossalen Trygon pastinaca Linn., wo sie so ansehnlich sind, dass ihr Vorkommen bei einem gleich grossen Exemplare von Glattrochen mir nicht entgangen sein konnte. Noch ein anderer physiologischer Gedanke, welchen Müller1) zur Widerlegung der von Rathke vorgetragenen Ansicht über die Blutbewegung in den Nebenkiemen der Knochen¬ fische anwendete, drängte sich auf, um zu Gunsten der umgekehrten Blutbewegung durch die Spritzlochkieme ausgebeutet zu werden. Das Blut im Gefäss k steht gegen h zu unter einem Drucke, welcher gleich ist der Druckgrösse des Herzens, weniger dem Widerstande der Ca- pillargefässe der regulären Kiemen, während es gegen die Spritzlochkieme zu unter einem geringeren Druck steht, nämlich dem Herzdruck, weniger dem Widerstande des Capillarge- fässsystems der regulären und der Spritzlochkieme. Die Blutbewegung in dem Gefässe Je wird somit gegen das Punctum minoris resistentiae , d. i. gegen die Spritzlochkieme gerichtet, und das Gefäss k ein zuführendes und kein abführendes sein. Allerdings wird bei dieser Anschau¬ ungsweise die sich aus J. Müllers ausgezeichneten Forschungen ergebende Analogie zwi¬ schen der Nebenkieme der Knochenfische2) und der Spritzlochkieme der Rochen aufgehoben. Die Nebenkieme der Knochenfische erhält arterielles Blut zugeführt, und schickt ihr Venen¬ blut in das System der Jugularis. Sie ist somit kein respiratorisches Organ, sondern ein am- phicentrisches Wundernetz (Müller), dessen abführendes Gefäss als Pfortader des Auges zur Glandula chorioidealis und der von ihr abhängigen Chorioidea geführt wird, um von da durch die Vena ophthalmica magna in die Jugularis zu gelangen. Allein die Rochen haben keine Cho- rioidealdrüse, und es wäre sonach wenigstens denkbar, dass mit dem Wegfall dieses Organs sich die Blutbewegung durch die Spritzlochkieme ändert, und die räthselhafte Function eines Wundernetzes in eine Athmuno'sleistunff umaewaudelt wird. Es wird in dieser Beziehung- von grossem Nutzen sein, unter den Haien, bei welchen statt der Spritzlochkieme ein massiges bipolares Wundernetz vorkommt, eine Revision der Gefässe des Auges vorzunehmen. Was ich bis jetzt bei den Rochen über diesen Gegenstand vorbrachte, hat sich nicht über die Grenzen einer Vermutlmng erhoben, welche von selbst zu nichte wird, wenn -wiederholte Untersuchun¬ gen das mir entgangene Vorhandensein einer in die Jugularvene führenden Vena ophthalmica constatiren werden. Bei wiederholten Injectionen verschiedener Rochengattungen, welche zur Vervollständi¬ gung dieser Abhandlung nöthig wurden, haben sich Umstände ergeben, welche den früher J) Lib. cit. pag. 44. 2) Lib. cit. pag. 48. Gefässsystem der Pseudobrancliien. Das arterielle Gefässsystem der Rochen. 25 ausgesprochenen Bedenken gegen die herrschende Ansicht über die Blutbewegung durch die Spritzlochkieme das Gleichgewicht halten. Zwei von ihnen erscheinen mir besonders belang¬ reich. Bei allen Kochen mit Spritzlochkiemen ist das Gelass o (Tab. V) stärker als l. Würde nun l ein abführendes Gelass der Spritzlochkieme sein , und überdiess noch einen Theil seines Blutes in die Gelasse m und n ableiten, so müsste o nothwendig kleiner als l sein. Ferner ist die relative Lagerung der Vene und Arterie eines Kiemenblattes einer regulären Kieme genau dieselbe, wie in der Spritzlochkieme. Jedes Kiemenblättchen einer regulären Kieme hat einen freien und einen befestigten Band. Am befestigten Rande steigt die zuführende Arterie hinauf; — am freien Rande die abführende Vene herab. Ebenso haben die Stämmchen der Bäumchen der Spritzlochkieme einen freien und einen angewachsenen Rand. An letzterem verlaufen die Zweige des aus der Zungenbeinkieme des ersten Kiemensackes zur Spritzlochkieme kommen¬ den Gefässes o; und an ersterem liegen jene Gefässe, welche das Stämmchen k zusammen¬ setzen; o wäre also zuführend, k abführend. Um Täuschungen vorzubauen, bemerke ich, dass, wenn die Spritzlockkieme durch o oder k injicirt wird, die Injectionsmasse sehr leicht in k oder o übergeht, und dass dann, wenn durch o injicirt wurde, auch am freien Rande ein ge¬ fülltes Gefäss gesehen wird, und umgekehrt. Der Vergleich alles dessen, was für und gegen die respiratorische Function der Spritz¬ lochkieme gesagt werden kann, sckliesst die Möglichkeit einer solchen Function nicht aus. Den Ausschlag kann nur eine genaue und vollständige Untersuchung der Verästelungen der Jugularvenen geben, welche nebst den bei den Selachiern vorkommenden arteriellen Gefäss- Dispositionen den Stoff einer demnächst in Angriff zu nehmenden Arbeit liefern soll. §. ix. ARTERIA SUBCLAVIA. Di ^Arteria subclavia entspringt wie bei Torpedo aus dem Aortenanfang, bevor dieser noch die letzten Kiemenvenen aufnahm1). Ihr Ursprung ist auf Monro’s erster Tafel unsymmetrisch dargestellt, indem die rechte weiter hinten als die linke entsteht. Ich habe diese Asymmetrie weder bei Raja noch bei Trygon, Myliobatis , Pteroplatea und Torpedo angetroffen. Bei allen untersuchten Arten dieser Gattungen fällt der Ursprung der Subclavia vor die Einmündung der letzten Kiemenvene in den Aortenstamm. Was die Stärke der Schlüsselbeinarterie betrifft, so bilden, wie es durch die Entwicklung der Brustflossen bedungen ist, Rhinobatis und Mylio¬ batis die Extreme. Nun geht die Arteria subclavia bei Raja batis und clavata an der unteren Fläche des breiten Bandes, durch welches der Schultergürtel an die Wirbelsäule befestigt wird, nach auswärts, und sendet, nach einem etwa halbzölligen Verlauf, einen nach vorn, und einen nach hinten gehenden Ast ab, von welchen der letztere die doppelte Stärke des ersteren besitzt. Der nach vorn gehende Ast ist ein Ramus spinalis '"). Er tritt durch dasselbe Loch in den Wirbelcanal ein, durch wrelches der erste Spinalnerv herauskommt, und senkt sich in das die Arteria spi¬ nalis media der Torpedo vertretende Geflecht ein (Plexus spinalis ), dessen Stämme sich nach P Tab. III. lit. q. •-) Tab. III. lit. r. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 4 26 Jos cp h Hy r 1 1. vorn zu den beiden Arteriis profundis cerebri verbinden J). Der nach hinten gehende Ast gehört dem vordersten Theile des Eileiters an2). — Drei Linien weiter nach aussen folgt ein dritter, gleichfalls nach hinten abgehender Ast3), welcher jenen dreieckigen seitlichen Fortsatz der Wirbelsäule, an welchen der Schultergürtel befestigt ist, nach aufwärts durch¬ bohrt, und sich in zwei Zweige theilt, deren einer zu den Rückenmuskeln geht, während der andere die Seitenwand des ßückgratcanals durchbohrt, um in den Plexus arteriosus spinalis an der untern Fläche des Rückenmarkes einzumünden. Nun krümmt sich der Stamm der Arteria subclavia an der inneren Fläche der Scapula zur Clavicula herab, sendet ein Ästchen in die an der Scapula befestigten Bauchmuskeln, ein zweites zur dorsalen Musculatur der Brustflosse, welches das fibi’öse Septum zwischen Schulter¬ blatt und oberen Schlundknorpel durchbohrt, und nimmt dann jene Arterie4) auf, welche als eine ventrale Fortsetzung der Venen des zweiten Kiemensackes im Vorhergegangenen beschrieben wurde. Hierauf zieht die Subclavia durch ein grosses, an der Vereinigungsstelle der Clavicula mit der Scapula befindliches Doch. Es gehen nämlich von dieser Stelle drei dicke Fortsätze aus, welche durch zwei tiefe Incisuren von einander getrennt werden. Durch die Anlagerung der Carpusknorpel werden diese Incisuren in zwei weite Löcher verwandelt, — ein vor¬ deres und hinteres. Fibröse Septa verschliessen beide. Das Septum des vorderen Loches wird durch die Subclavia durchbohrt, welche somit an die ventrale Fläche der Flosse gelangt, und gleich in einen vorderen und hinteren Endast zerfällt. Der vordere5) hält sich an die vordere Carpusreihe, und verläuft an den Gelenken, welche zwischen dieser und den ersten Phalan- genknorpeln verkommen, so weit nach vorn, dass sein letztes Ende mit den äusseren Schnauzen¬ ästen der Carotis externa anastomosiren kann. Er sendet während dieses Verlaufes einen Zweig zur dorsalen Musculatur der vorderen Flossenhälfte hinauf, und erzeugt von Stelle zu Stelle transversal abgehende Äste (auf der rechten Seite 4, auf der linken 5) für die untere Flossenmusculatui'. Diese Äste theilen sich bald wieder, lassen ihre Zweige parallel mit den zahlreichen Bündeln des Flossenbeugers nach auswärts laufen, und senden wohl auch Hamas perforantes von sehr feinem Kaliber zur dorsalen Flossenfläche empox\ Der hintere6) Endast der Arteria subclavia schliesst sich an die hintere Carpusreihe an, deren concaver Rand den Bauchmuskeln zur Befestigung dient. Er zieht anfangs über die untere Fläche jenes fibrösen Septum weg, welches das hintere der beiden früher erwähnten Löcher verschliesst, lässt einen kleinen Zweig durch dieses Septum zur Bauchmusculatur gelangen7), schickt einen zweiten zur dorsalen Musculatur der hinteren Brustflossenhälfte hinauf, und verzweigt sich auf dieselbe Art an der ventralen Flossenfläche, wie es der vor¬ dere Endzweig der Arteria subclavia gethan hat. Die an die Rückenfläche der Brustflosse abgegebenen Zweige des vorderen und hinteren Fndastes der Subclavia sind so schwach, dass die Versorgung der dorsalen Flossenmusculatur >) Tab. IV. Ht. dd. -’) T.ib. III. lit. s. •X) Ibid. lit. t. ■) Ibid. lit. u. 5) Ibid. lit. v. (i) Ibid. lit. x. '•) Ibid. lit. y. Das arterielle Gefässsystem der Rochen. 27 grösstentlieils durch die Rami perforantes der unteren Flossenarterien eingelcitet werden muss. Besonders stark erscheinen diese bei Rteroplatea und Myliobatis. Am schwächsten entwickelt sehe ich sie bei Rliinobatis Horkelii. §. x. AOKT A. Bei allen untersuchten Arten von Raja (R. batis, clavata , miraletus , asterias ) , so wie bei den Gattungen Trygon und Myliobatis wird die Aorta, auf dieselbe Weise wie bei Torpedo, durch den Zusammenfluss von drei paarigen Aortenwurzeln gebildet, einer vorderen, mittleren und hinteren. Die vordere Aortenwurzel entsteht durch die Vereinigung der Venen des ersten und zweiten Kiemenbogens, die mittlere gehört dem dritten, die hintere dem vierten Kiemen¬ bogen an. Die Vene des ei’sten Kiemenbogens hängt mit der Vene der Zungenbeinkieme, aus welcher die Carotis entsprang, durch einen kurzen Verbindungsgang zusammen, welcher dün¬ ner ist als beide. Die vordere Aortenwurzel erzeugt, 4 Linien von ihrer Bildungstelle durch die erste und zweite Kiemenbogenvene, einen nach vorn und innen gerichteten Ast, welcher die untere Wand der Wirbelsäule, einen halben Zoll hinter dem Hinterhauptgelenk, nach aufwärts durch¬ bohrt 1 ) und im Wirbelcanal in den arteriellen Plexus spinalis impar einmündet, wie es die später anzuführenden paarigen Rami spinales der Aorta zu thun pflegen. Dieser Plexus '), welcher an die untere Fläche des Rückenmarks anliegt, lässt drei grössere, longitudinale Stämme bemerken, deren vielfältige Verkettung durch quere und schiefe Anastomosen eben den Plexus bildet. Die beiden seitlichen longitudinalen Stämme verschmelzen nach vorn zu allmählich mit dem mittleren, indem die Queranastomosen immer kürzer werden und endlich ganz eingehen. Der mittlere zerfällt dann in die beiden Arteriae profundae cerebri. Auch nach hinten zu vereinfacht sich der Plexus spinalis impar , aber nicht durch Verschmelzung jener drei Hauptstämme, sondern durch Wegbleiben der Anastomosen derselben, so dass am hinte¬ ren Theile des Rückenmarks drei parallele Arterien übrig bleiben, welche die Arteria spinalis impar und die beiden laterales , wie sie bei Torpedo Vorkommen, darstellen. Endlich laufen auch diese drei Arterien in eine einzige zusammen, welche das Rückenmark bis zum Schwanz¬ ende begleitet. Die mittlere und hintere Aortenwurzel erzeugen keine Nebenäste. — Bemerkenswerth ist es. dass die drei Aortenwurzeln keine cylindrischen Gefässröhren sind, sondern sich gegen die Aorta zu so verengen, dass sie langgestreckten Kegeln gleichen, deren Spitzen in dem Aorten¬ anfang stecken. An guten Injectionen sieht man sehr deutlich, dass die beiden vorderen Aortenwurzeln ein kurzes Stämmchen bilden, in dessen untere Wand die mittleren Wurzeln einmünden. Der dadurch ansehnlich verstärkte Aortenstamm nimmt dann erst in einiger Entfernung die hin¬ teren Aorten wurzeln an seinen Seitenflächen auf. — Der Plexus spinalis ist bei Trygon pasti- naca reicher, bei Raja asterias und miraletus ärmer als beim Stachelrochen. 1) Tab. III. lit. b. -) Tab. IV. lit. b. 28 Joseph Hyrtl. a. Unpaare Aste der Aorta. Die Arteria coeliaca1) entspringt 3 Linien hinter der Einmündung der letzten Kiemenvenen in den Aortenanfang, aus dem rechten Rande des Aortenrohrs. Sie steigt rechts von der Cardia herab, und zerfällt in zwei gleich starke Zweige. Der eine betritt den kleinen Magenbogen, der andere gelangt hinter der Pars pylorica des Magens zum Klappendarm. Es mag der erste Ramus gastricus , der zweite Ramus intestinalis genannt werden. Der Ramus gastricus schickt zuerst die Arteria hepatica ab, welche neben dem Ductus choledochus zur dreilappigen Leber zurückkehrt, und sich in zwei Aste theilt, deren rechter den rechten Lappen sarnrnt Gallen¬ blase, deren linker den mittleren und linken Leberlappen versorgt. Zur Grösse der Leber ist die Arteria hepatica unbedeutend zu nennen. Sonst versorgt der Ramus gastricus die kleine Magencurvatur und die ihr zunächst liegende Partie der unteren Magenfläche, schickt aber auch auf die dorsale Magenfläche einen mächtigen Zweig hinauf, welcher längs des Ligamenti qastro-lienalis verläuft, die Milz und die ganze obere Fläche des Magens versieht. Die zur Milz gelangenden Zweige, drei an Zahl, sind sehr fein. Der Ramus intestinalis gibt kleine Zweigehen zum Pancreas , eine gastro-epiploica zum convexen Magenrand, und senkt sich in den Anfang des Klappendarms ein, so dass seine Verästelungen in dem complicirten Klappen¬ apparat äusserlich nicht gesehen werden. Der zweite unpaare Ast der Aorta ist die Mesenterica anterior 2), ebenso stark wie die Coe¬ liaca, und' 5 Linien hinter ihr aus der Aortenmitte entspringend. Sie schlägt, am Pancreas vor¬ beiziehend, den Weg zum linken Rande des Klappendarms ein, gibt dem Pancreas höchst un¬ bedeutende Ästchen und einen sehr starken Zweig zur Milz, und verästelt sich so im Klappen¬ darm, dass ihre Ramificationen dem an die Darmwand befestigten Rande der Spiralklappe folgen, und, ihrer oberflächlichen Lage wegen, ohne Präparation gesehen werden. In das Rectum sendet sie keine Zweige. Der dritte unpaare Aortenast ist die Mesenterica posterior3). Sie entspringt einen guten Zoll hinter der anterior , und versorgt nebst dem drüsigen, bimförmigen und hohlen Appendix am Anfänge des klappenlosen Rectum , noch die beiden Ovarien. Sie schickt nämlich 3 Linien nach ihrem Ursprünge die Arteria oarica sinistra , und hierauf die dextra ab, welche zwischen den Platten des Mesoarium sich in kleinere Zweige theilen, unter denen einer als die Fort¬ setzung des Hauptstammes eine ansehnliche Stärke behauptet. Ohne bogenförmige Anasto- mosen zu bilden, betreten sie den Eierstock an seinem inneren Rande, und lösen sich zu Netzen auf, welcheder gefässreichenl Rille der Eier angehören. Der zum erwähnten bimförmigen Anhang des Rectum 4) gelangende Ast der Mesenterica posterior umgreift dessen beide Flächen mit zahlreichen Zweigen, ohne in das zugehörige Stück des Rectum auch nur kleinste Ästchen zu entsenden. Ich vermuthe, dass der fragliche hirnförmige Anhang des Rectum nicht als ein Organ des Verdauungsapparates, sondern als ein Theil des Geschlechtswerkzeuges zu betrach¬ ten ist. Man findet ihn immer gleich gross, das Thier mag volle oder leere Eingeweide haben. Niemals enthält er Nahrungsreste, wenn selbe auch im Rectum Vorkommen. Dagegen sehe ich ihn gross, saftreich, mit verdickten Wänden, bei Thieren mit entwickelten Eiern im Oviduct, ') Tab. III. lit. aa. -) Tab. III. lit. bb. :i) Ibid. lit. ec. 4) Ibid. lit. M. Das arterielle Gefässsystem der Rochen. 29 also kurz vor dem Gebären. Indem die Eier durch das Rectum (Cloake) passiren, scheint die Secretion dieses drüsenreichen Sackes auf die Förderung des Gebui'tsactes abzuzwecken, wel¬ cher, bei der sonderbaren, flachen, viereckigen Gestalt der Eier, und ihrer Grösse, einer Nach¬ hilfe von dieser Seite her bedürfen mag-. Für das Rectum entspringt keine besondere Arterie aus dem Aortenstamm. Wohl aber geben fast alle Aortenäste, welche in dem Bereiche des Beckenringes entstehen, kleine Zweige in die Mastdarmwand. — Die angeführten Verlaufsweisen der unpaaren Aortenäste gelten für alle untersuchten Arten von Raja. Trygon , Myliobatis und Rhinobatis. ß. Paarige Aortenäste. Sie sind nicht genau symmetrisch gestellt, und gehören den Oviducten, den Nieren, der Wirbelsäule (ihren musculösen Auflagen und ihrem Inhalte), so wie dem Becken und den Bauchflossen an. Zu den Oviducten sehe ich links drei, rechts nur zwei Arterien gelangen, welche wie alle übrigen paarigen Aortenäste rechtwinkelig entspringen, und, ohne zu anderen Weichtheilen Zweige gelangen zu lassen, sich nur in der vorderen Hälfte des Eileiters verzweigen. Die der Eileiterdrüse ungehörige Arterie übertrifft die übrigen an Stärke. Bei den Männchen entspringen, wie ich es bei Raja asterias finde, die Hodenarterien gleichfalls nur aus der Arteria mesenterica posterior , welche jedoch sich nicht blos an dem drü¬ senreichen Appendix des Darmcanals verzweigt, sondern auch zwei ansehnliche Äste zum Rectum abschickt. Die Arterien des Nebenhoden entspringen für die vordere Abtheilung des¬ selben aus vier Arteriis spinalibus , gleich nach deren Abgang vom Äortenstamm, und für die hintere Abtheilung, so wie für das sehr dickwandige und vielfach gewundene Vas deferens ent¬ springen sechs unbedeutende Ästchen aus der Anastomose der vorderen und hinteren Nieren¬ arterien. Die Nierenarterien gehören dem hinteren Abschnitte der Aorta an, da die Nieren sich nicht in die vordere Hälfte der Bauchhöhle erstrecken. Die vordere Nierenarterie ent¬ springt vier Linien hinter der Mesenterica posterior, — die hintere ist kein selbstständiger Aor¬ tenast, sondern entspringt, vereinigt mit der Beckenarterie, mittelst eines sehr kurzen Truncus communis aus der Aorta, dicht vor ihrem Eintritte in den unteren Schwanzwirbelcanal. Beide Nierenarterien halten sich an den inneren Band der Nieren, wo sie auf einander zulaufen, und mit ihren Ästen sich begegnen. Kleine Zweige von ihnen, in geringer Anzahl (ich sehe deren nur zwei), begeben sich zum hinteren Ende des Eileitei’s. Wirbelsäulenäste (Rami spinales) finden sich 12 Paare von verschiedener Stärke und nicht ganz symmetrischer Stellung, indem einer starken rechten, eine schwache linke entspricht, oder umgekehrt, oder die eine weiter vorn als die andere abgeht. Sie umgreifen die Wirbelsäule, um sich in den Bauch- und Bückenmuskeln zu verzweigen, und senden durch die Knorpel¬ wand des Bückgratcanals (nicht durch die Austrittslöcher der Bückenmarksnerven) Zweige zur Medulla, welche theils (wie die vorderen) in die an der unteren Fläche des Bückenmarkes gelegenen Plexus spinales , theils (wie die hinteren) in die Arteria spinalis impar einmünden. Es kommt vor , dass die in die Arteria spinalis impar sich öffnenden Äste der Rami spinales , namentlich die stärkeren, sich, bevor sie einmünden, gabelig theilen , und dadurch Inseln entstehen, welche die höchste Vereinfachung des Plexus spinalis impar vorstellen. Nach Abgabe dieser paarigen Äste tritt die Aorta in den Canal der unteren Wirbeldornen, wo sie nur paarige Ramuli spinales abgibt. Bevor sie jedoch in den Canal eingeht, erzeugt sie 30 Joseph Hyrtl. die paarigen Beckenarterien, welche die Arteriae hypogastricae, crurales , und renales posteriores repräsentiren. $■ xi. BECKENARTERIEN. Die Beckenarterie entspringt, wie gesagt, mit der hinteren Nierenarterie aus einem sein- kurzen gemeinschaftlichen Stamme. Derselbe ist nur eine halbe Linie lang. Nur bei Rhinobatis erscheint er etwas langer. Die Nierenarterie ist schwächer und geht gerade nach vorn; die Beckenarterie, bogenförmig gekrümmt, mit hinterer Convexität, zieht nach aussen. Die linke Beckenarterie sendet einen Ast an die obere Wand des Rectum , an welcher er bis zum ersten unteren Schwanzwirbeldorn fortlauft, um in das Fleisch der unteren Schwanzmuskeln einzu¬ gehen. An der rechten Beckenarterie fehlt dieser Ast. Hierauf theilt sich der kurze Stamm der Beckenarterie in einen vorderen stärkeren und hinteren schwächeren Ast. Ersterer gehört dem Becken und der daran befestigten Bauchflosse an. — letzterer jenem Anhängsel der Bauchflosse, welches für eine Begattungszange gilt. — Der vordere Ast zieht bedeckt vom Zurückzieher des Beckens nach vorn und aussen, gibt diesem Muskel einen starken Zweig, so wie einen zweiten, noch mächtigeren, welcher ihn nach hinten und aussen durchbohrt, und dadurch unter jenen grossen, breiten und fleischi¬ gen Muskel gelangt, welcher vom hinteren Bande des Beckenknorpels tlieils zur unteren Fläche der Bauchflosse, tlieils zur Basis der Geschlechtszange geht, um als Niederzieher beider zu wirken. Ein Zweig dieses Astes lauft, dem letzten Os tarsi entlang, bis zur Basis jener Zange herab, wo er mit Zweigen des hinteren Astes der Beckenarterie anastomosirt, während die eigentliche Fortsetzung jenes Astes sich auf die untere Fläche der Phalangenknorpel der Bauchflosse begibt, um nahe an der Einlenkung derselben an den Tarsusknorpeln in einen vorderen stärkeren und hinteren schwächeren Endzweig zu zerfallen. Jener folgt der Längen- richtung des zweiten Flossenstrahles, dieser kreuzt in gerade nach hinten ziehender Richtung die Grundstücke der übrigen bis zu jener Drüse hin, welche zwischen der Geschlechtszange und der unteren Fläche des hinteren Abschnittes der Bauchflosse liegt. Auf diesem Wege sen¬ det er eine Folge kammartig gestellter Zweige ab, welche der Dichtung der Flossenstrahlen folgen, und verliert sich zuletzt in der musculösen Iifille der oben erwähnten Drüse. • — Nach Abgabe dieser beiden Aste geht die Beckenarterie vor jenem Fortsatze des Becken¬ knorpels , an welchem sich das von der Wirbelsäule entspringende Befestigungsband desselben inserirt, zum Gelenk des ersten Flossenstrahls (welcher nicht mit dem Tarsus, sondern mit dem Becken selbst articulirt), und sendet hier eine an der inneren Fläche der unteren Bauch¬ wand nach vorn verlaufende Arterie ab, welche sich als Arteria epigastrica posteriori n der Bauch wand bis zum Schultergürtel hin verzweigt, und bei Trygon Uarnak mit der aus der Arteria subclavia entsprungenen Arteria epigastrica anterior anastomosirt. Bei Raja und Mylio- batis sah ich diese Anastomose nicht. Hierauf zerfällt der vordere Ast der Beckenarterien in zwei Endäste. Der vordere derselben geht in die seitliche und obere Bauchwand ein, um Muskeln und Haut derselben zu ernähren, und auch, einen Zweig in die obere Gegend des ersten Bauchflossenstrahls gelangen zu lassen. Der hintere umgreift das Gelenk des ersten Flossen¬ strahles nach oben und hinten, um längs der Tarsusknorpeln gegen das hintere Ende der Bauchflosse zu ziehen, welches er jedoch nicht erreicht, sondern mit seinen rechtwinkelig nach aussen abtretenden Seitenzweigen, welche sich an die Flossenradien halten, das Fleisch' Das arterielle Gefdsssystem der Rochen. 31 des Hebemuskels der Baucliflosse versieht. Während dieser Endast das Gelenk des ersten Flossenstrahles umgreift, entsendet er einen längs des dorsal gerichteten Fortsatzes des äusse¬ ren Beckenknorpelendes aufsteigenden Ramus musculo-cutaneus für den Rücken. Der hintere Ast der Beckenarterie geht, nachdem er den Retractor des Beckens schief nach hinten und unten durchbohrte, in eine Falte des Integuments über, welche von der Ba¬ sis der Cauda schief zum inneren Rande der Bauchflosse und zur Basis der Zang-e gerichtet ist. Die Falte ist so dünn, dass die injicirte Arterie durch sie durchscheint. Sie wird nach ihrer Ankunft an der Zangenbasis vom unteren Zuzieher derselben (welcher zugleich ein Beuger derselben ist) bedeckt, und gibt daselbst eine Gruppe ventraler und dorsaler Äste ab , von wel¬ chen die letzteren in die obere Musculatur der Zange übergehen, während die ersteren in den Zuziehern und Beugern der Zange (als Ganzes) sich verbreiten. Einer von diesen kommt längs des ersten Schaftknorpels der Zange, und zwar an dessen Aussenrand verlaufend, bis zur Drüse herab, und verästelt sich nur in ihrer musculösen Hülle. — Die Fortsetzung des hin- O teren Astes lagert sich nun in die Rinne an der inneren Seite des Zangenschaftes ein, sendet ein durchbohrendes Ästchen zur Drüse an der äusseren Seite des Schaftes, welches zur Grösse der Drüse in sehr auffallendem Missverhältniss stellt, und gelangt unter fortdauernder Abgabe kleiner Zweige in die verschiedenen Deckel der Zangenrinne bis zu ihrem untersten Ende herab. Eine Verbindung mit irgend einem Apparate, welcher als ein pulsirendes Organ ge¬ deutet werden könnte, habe ich nicht bemerkt. Da ich, während diese Abhandlung gedruckt wurde, J ohn Davy’s Anatomical and Phy- siological Researches erhielt, so kann ich mit dem Citate jener Stelle J) schliessen, welche das fragliche pulsirende Organ betrifft: „At tlie inferior ■ extremity of the scic 2), just below its outlet, was a distinct cavity , formed of muscular ioalls, ancl intersected by delicate tendinous fibres. In one instance, lohen under examination , the fish was still irritable , its muscles acting , when stimula- ted, and then this pari pulsated regularly and vigorously. 1t contained blond-, and 1 believe tobean auxiliary heart, designed for circulating the blood in the appended organ. A similar struciure exists in the same. Situation in the thornback and torpedo “ 3). Noch ein Wort über die Injection der Rochen. Die bekannte Eigentkiimlichkeit des arteriellen Gefässsystems aller Fische (mit Ausnahme jener wenigen, welche wirkliche Aortenbogen besitzen), welche darin besteht, dass dieses System nur durch die Capillargefässe der Kiemen mit dem Herzen zusammenhängt, erlaubt keine anatomische Injection desselben vom Herzen aus. Die Capillargefässe der Kiemen sind so fein , dass selbst die leichtflüssigsten Injectionsmassen nicht durch dieselben in die Aorten¬ wurzeln übergehen. Man muss die Füllung des arteriellen Gefässsystems von einem der grösseren Aortenäste im Unterleibe so vornehmen, dass die Injection von diesem Aste gegen den Stamm gerichtet wird. Man wählet hiezu am besten die leicht zu findende Arteria coeliaco-mesenterica , oder die mesenterica anterior , und erhält, wenn man die Injectionsmasse centripetal in sie eintreibt, das ganze arterielle Gefässsystem und den arteriellen Antheil der Kiemen (Kiemen venen, sammt ihren arteriellen Verlängerungen) gefüllt. — Da alle Fische nur einen geringen Grad von Erwärmung vertragen, so können nur sehr leichtflüssige Injectionsmittel angewendet *) Vol. II. pag. 451. Ls ist eben von der Hülle der Drüse in der Geschlechtszange die Hede. Die kurze Schilderung bezieht sich auf a common ray (wahrscheinlich Glattroche). 32 Joseph Hy rtl. werden. Diese erhält man durch Verdünnung der gewöhnlichen Harzmassen (1 Theil Wachs, 2 Theile Mastix, V/2 Theil Balsamus canadensis) mittelst Terpenthingeist auf jenen Consistenz- grad, welcher selbst bei gewöhnlicher Temperatur zähflüssig ist, wie Honig. Wird diesen Massen kurz vor ihrer Anwendung etwas Massicot beigemengt, so erhärten sie schon in den ersten Tagen nach der Einspritzung der Art , dass sie aus den bei der Präparation verletzten Gefässen nicht mehr auslaufen. Man kann dieses Erhärten noch dadurch beschleunigen, dass man den injicirten Fisch auf ein Paar Stunden in Alkohol von 35 Grad gibt, welcher den Terpenthingeist der Masse auszieht. Sehr praktisch ist eine Injectionsmethode ohne Erwärmung. Ich meine nicht die üblichen Mischungen von Terpenthin, Leinöl und Chromgelb oder Mennig, welche anfangs flüssig, später zu einer pflasterähnlichen Consistenz eingehen , und der unvermeidlichen Verstopfung der Spritzen wegen, in Verruf gekommen sind. Ich wende vielmehr eine besonders auf Reisen an die Seeküsten sehr bequeme Methode an, welche darin besteht, dass fein geriebene Maler¬ farben aus Bleipigmenten, welche überall zu haben sind, mit Schwefelätller so verdünnt werden, dass sie, ohne besonderen Druck anzuwenden, in alle Gefässe eindringen. Der Äther verdampft in einigen Minuten, und die zurückbleibende zähe Malerfarbe, welche überdies siceative Eigenschaft besitzt, erleichtert das Aufsuchen und Verfolgen selbst der kleinsten Gefässe. Freilich werden die Gefässe, wenn das Präparat getrocknet wird, platt: allein für Weingeist¬ exemplare kenne ich nichts Passenderes. Das arterielle Gefasssystem der Rochen. 33 ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. TABULA I. Intermediäre und dorsale Verlängerungen der Kiemenvenen von Torpedo Narke. (Ansicht des Kopfes von oben.) A. Wirbelsäule mit den flügelförmigen Anhängen der Nackenplatten. B. Kiemengerüste mit geöffneten Kiemensäcken, rechts uneröffnet. C. Kiefersuspensorium. D. Kiefer. E. Vorderes Ende des Schädels mit dem Schädelflossenknorpel. F. Augapfel. G. Spritzloch. II. Schädelhöhle, wie die Wirbelsäule offen, um ihre Basis zu sehen. Am vorderen Ende derselben sind noch die Überreste der Riechkapseln sichtbar. a. Intermediäre Verlängerung der Vene der Zungenbeinkieme, sich am hinteren Rande des Kiefersuspensoriums in einen äusseren und inneren Ast theilend, — letzterer bis in die Schleimhautauskleidung des Spritzloches gelangend. b. Arteria temporalis. c. Carotis communis, von der Stelle an, wo sie sich unter das Kiefersuspensorium begibt, durch punktirte Linien dargestellt. d. Carotis interna, so weit sie unter dem Schädel-Basalknorpel liegt, gleichfalls punktirt. e. Unpaarige Arterie, zu welcher beide Carotides internae verschmelzen. f. Der nach hinten sich umschlagende erste Spaltungsast der Carotis interna. g. Arteria ophthalmica, als zweiter Spaltungsast der Carotis interna. So weit sie im Schädelknorpel steckt, ist sie gleich¬ falls nur punktirt gezeichnet. h. Carotis externa. i. Muskelast der Carotis externa, welchen ich als Arteria maxillaris communis bezeichnet habe. k. Ast, welcher unter dem Schnauzenknorpel nach vorn verlauft. l. Arteria frontalis als oberer Endzweig der Carotis externa. m. Hinterer, dem Schädelflossenknorpel folgender, und das elektrische Organ umgreifender Endzweig der Carotis externa. n. Erste Kiemenvene. o. Arterieller Bamus musculo-cutaneus derselben. p. Zweite Kiemenvene. q. Die aus n und^) entstandene erste oder vordere Aortenwurzel. r. Arteria musculo- spinalis anterior. (Die media und posterior sind in der Figur ohne Bezeichnung ersichtlich.) t. Dritte Kiemenvene. u. Vierte Kiemenvene. Von den Anastomosen zwischen den Venen je zweier Kiemensäcke ist nur die erste (vorderste) mit «' bezeichnet. v. Die beiden, aus der Arteria spinalis impar entstandenen Arteriae profundae cerebri , welche mit den nach hinten umgebogenen Theilungsästen der beiden inneren Carotiden anastomosiren. w. Spindelförmige Erweiterung der Arteria spinalis impar. TABULA II. Ventrale Verlängerungen der Kiemenvenen von Raja clavata. A. Oberkiefer. B. Unterkiefer. C. Kaumuskel. D. Kopfnicker, an seinem Insertionsende abgeschnitten und nach aussen gelegt. Denkschriften der niathein.-naturw. CI. XV. Bd. 5 34 Joseph Hyrtl. E. Betractor ossis hyoidei, quer durchgeschnitten und nur sein vorderes Ende belassen. F. Kiemenöffnungen. G. Abgeschnittener Hauptstamm der Arteria bronchialis communis. U. Zurückzieher des Kiemengerüstes. a. Ventrale Verlängerung der Vene des zweiten Kiemensackes. b. Ramus thyreoideus derselben. c. Der den Kopfnicker umgreifende Ast. d. Arteria bronchialis inferior prima. e. Arteria bronchialis inferior secunda. f. Arteria bronchialis inferior tertia. g. Arteria bronchialis inferior quarta. h. Arteria bronchialis inferior quinta. i. Arteria coronaria cordis anterior. k. Arcus coronarius posterior. l. Arcus coronarius anterior. m. Arteria coronaria posterior. n. Ramus diaphragmaticus. o. Anastomose der ventralen Verlängerung der zweiten Kiemensack vene mit dem Stamme der Arteria subclavia. TABULA III. Bauchansicht des arteriellen Gefässsystems von Baja clavata. Das Herz, die Musculatur der Kehle, der Schulter¬ gürtel sind weggenommen, und die Brustflossen durch zwei parallele Schnitte abgetragen. A. Kiefergerüst. />. Masseter. C. Nasenglocke. D. Nasenlappen. E. Verbindung der Wirbelsäule mit dem Schädel. F. Kiemensäcke, durch partielle Abtragung ihrer unteren Wand eröffnet. G. Abgeschnittene Brustflossen. H. Durcbschnittsfläche des Schultergürtels. /, I. Eierstöcke. K. K. Eileiterdrüsen. L. Rectum. M. Bimförmiger Anhang desselben. N. Vorderes Ende der linken Niere. O. Kiefersuspensorium. a. Vordere oder erste Aortenwurzel, durch die Vereinigung der Venen des ersten und zweiten Kiemensackes gebildet. b. Der zum Rückenmark gehende Ast derselben, gewöhnlich als Carotis posterior angeführt, e. Ein zur Rachenschleimhaut gelangendes Ästchen desselben. d. Mittlere Aortenwurzel. e. Hintere Aortenwurzel. f. Carotis communis, durch zwei Wurzeln gebildet, welche aus der Vene der vorderen und hinteren Blattreihe des ersten Kiemensackes stammen. g. Carotis externa. h. Arteria bronchialis zur vorderen Wand des Spritzloches. i. Äusserer Endast der Carotis externa als Arteria maxillaris externa. k. Arteria coronaria oris posterior. l. Arteria rostralis. m. Carotis interna, sich mit jener der anderen Seite in der Medianlinie der Schädelbasis kreuzend. Ihr Verlauf im Scliü- delbasalknorpel nach der Kreuzung ist durch eine punktirte Linie angezeigt. n. Der die Knorpelwand des Schädels nach aussen durchbohrende, zur Mitte der Nebenkieme verlaufende Ast der Caro¬ tis interna. o. Fortsetzung der Carotis interna innerhalb der Schädelhöhle. Ihr fernerer Verlauf nach vorn, und ihre an der Gehirn¬ basis nach hinten erfolgende Umbeugung wird vom Kiefergerüst verdeckt. p. Arteria temporo-maxillaris. q. Arteria subclavia. 35 Das arterielle Gefässsystem der Bocken. r. llamus spinalis derselben. s. Arterie für den Eileiter, abgeschnitten. t. Zweiter Ramus spinalis der Arteria subclavia. u. Einmündung jener Arterie in die Subclavia, welche eine ventrale Fortsetzung der Venen des zweiten Kiemen¬ sackes war. r. Vorderer Endast der Subclavia. x. Hinterer Endast derselben. y. Bauchmuskelzweig des hinteren Endastes der Subclavia, aa. Arteria cocliaca. bb. Arteria mesenterica anterior, cc. Arteria mesenterica posterior, dd. Vordere Nierenarterien und Rami spinales. TABULA IV. Untere Ansicht des Gehirns mit einem Theile des Rückenmarks von einem riesigen Exemplare von Raja batis, die Verbreitung der Gehirnarterien und ihre Wundernetze darstellend. A. Grosses Gehirn. B. Tractus olfactorii. C. Sehnerv. D. Nervus oculomotorius. E. Nervus trigeminus. F. Vagus. G. Medulla spinalis. H. Sehnervenhügel. I. Zwischen den Sehnervenhügeln liegender Saccus vasculosus. K. Infundibulum. L. Hypophysis. M . M. Lobi inferiores. a. Zwei parallel e Arien ae spinales inferiores , welche nach vom in den Plexus spinalis b übergehen, als dessen Fortsetzun¬ gen die beiden Arteriae profundae cerebri d, d, erscheinen. c, Cj c} c. sind die von den Ramis dorsalibus der Aorta und der vorderen Aortenwurzel zum Plexus 82nnalis führenden Arterien. e. Carotis interna , an der Umbeugungsstelle nach hinten. f. Arteria ophthalmica. g. Das den Nervus olfactorius begleitende Geflecht. h. Die aus der Anastomose zwischen Carotis interna und Profunda cerebri entspringenden Wundernetze zu den Gebilden des Mittelhirns. i. Dieselben, aber spärlicheren, zum Hinterhirn und zur Medulla oblongata. TABULA V. Besondere Darstellung der mit der Spritzlochkieme in Beziehung stehenden Gefässe von Raja batis in natürlicher Grösse, von oben gesehen. A. Schädelbasis. . B. Masseter. C. Zurückzieher des Oberkiefers. D. Vordere Blattreihe des ersten Kiemensackes. E. Augapfel. F. Flacher und breiter Knorpelstiel, auf welchem der Augapfel articulirt. G. Spritzloch. Der Schleimhautüberzug der vorderen Wand desselben ist von der das Loch beherrschenden knorpeligen Klappe (welche nach vorn etwas umgelegt erscheint) so abpräparirt, dass man an der nun frei gewordenen Fläche derselben die zur Spritzlochkieme gehenden und von ihr kommenden Gefässe sieht. H. Spritzlochkieme, von deren 13 Bäumchen man jedoch nur die Stämme sieht. Die auf diesen Stämmen aufsitzenden Blättchen der Spritzlochkieme können nur an der freien Fläche der Schleimhaut, welche hier die abgekehrte ist, gesehen werden. I. Knorpeliger Deckel des Spritzloches. K. Gelenkende des Kiefersuspensoriums. 5* 36 J. Hyrtl. Das arterielle Gefasssystem der Bocken. a. Carotis communis. b. Carotis externa, angeschnitten. c. Der zur Spritzlochkieme als Arteria nutriens ( bronchialisj gelangende Ast der Carotis externa. d. Carotis interna. Von d bis e Verlauf derselben extra cranium. Von e bis f Verlauf derselben im Schiidelbasalknorpel. f. ist zugleich die Theilungsstelle der Carotis interna in die eigentliche Gehirnschlagader g, welche sich nach hinten umbiegt, um mit der Profunda cerebri zu anastomosiren, und in den Ast h, welcher, nachdem er die knöcherne Schä¬ delkapsel seitwärts durchsetzte, ein aus dem Auge stammendes venöses Gefäss (nach meiner Ansicht) aufnimmt. Dieses Gefäss ist mit i. bezeichnet, und verläuft längs eines hinter dem knorpeligen Augenstiele (FJ angebrachten Befestigungsbandes des Bulbus q' . k. Verlauf des Astes h nach Aufnahme von i zur Mitte der Spritzlochkieme als zuführendes Gefäss indolis arterioso- venosae. l. Abführendes Gefäss der Spritzlochkieme, welches wie jede Kiemenvene arterieller Natur ist, desshalb die Aste n» und n in den Masseter absenden kann, und als o. zur ersten Kieme gelangt, wo es sich mit der Vene derselben, welche gleichfalls arteriell ist und zur vorderen Aorten- wurzel wird, verbindet. p. Arteria ophthalmica, welche nicht längs des Nervus opticus, sondern längs des vorderen Befestigungsbandes des Augapfels q zu ihrem Bestimmungsorte läuft. livrtl. Gelätssvsteni der lioclien. Tat'. I . B?' Anc.Älfinger a.inat iel 1856. Denk sch ritten iterk Akad d AMssensch nialliem nnlurv.l'I.X V lid 1B5R ltk.ir.ge ä.i 1 k X .Hof.ic . Sr aatsärsÄersr Hy Pli (it'faissrctpm der Rochen. D-'Ant ElEmfer a.in.^t.del.1856. J.itU-n.5efl.i. d k.k.Hof.it. Benkschrifteii der k.Akad.d^issensch.malliein.natnrw.n.XV. ftd. 1858. -J' Denkschriften der kAkad d Wissensch inatheni.natur«- C! XV Bd IB.iH Ilvrll. (tehilsxysfrm der Roolirn Taf IV -ri-"Ant Eifinger ad nat.de] Denkschriften der k.Aiad d.Wisaensch.mathen, naturw. CI.XV. B4.185R üth.v.jed j.d.k k.Hof.tc Ilvrtl Uel’ä.fssvstem der Rochen. To IV DT.Aet. Elfmtjei dinat.del 1856. XtäuLfreä r.d. XI Hof -it. Staats äiucteiel Denkschriften der k-AkaddAVissensch. mafhem.natur\v: CLXYBd.18.58. 37 RESULTATE AUS FÜNFMONATLICHEN BEOBACHTUNGEN IN CHAETUM, LÄNGE VON FERRO 50° 5', NÖRDL. BREITE 15° 35', SEEHÖHE 138 TOISEN, UND AUS DREIZEHNMONATLICHEN BEOBACHTUNGEN IN ULIBARY, LÄNGE VON FERRO 49° 20' (?), NÖRDL. BREITE 4° 49' UND GONDOKOEÖ, LÄNGE VON FERRO 49° 20' (?), NÖRDL. BREITE 4° 44', SEEHÖHE 251 TOISEN. VON KARL KREIL, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 9. JULI 1857. J eder Beitrag zur genaueren Kenntniss der physischen Beschaffenheit des Innern von Afrika ist mit so grösserem Danke anzunehmen, je grössere Schwierigkeiten sich seiner Erwerbung entgegenstellen. Dies gilt insbesondere von dem obern Nilthale, einem Gebiete, das in den frühesten Zeiten unter die Culturländer eingereiht war, und wenn nicht alle Zeichen trügen wieder auf dem Wege ist unter ihnen einen Platz einzunehmen. Die vorliegenden meteorologischen Beobachtungen sind ein solcher Beitrag, der uns über die Klimatologie und die Vorgänge in der Atmosphäre bis gegen den Äquator hin Aufschlüsse gewährt, die um so wichtiger sind, als ein bisher wenig oder gar nicht in Betracht gezogener Einfluss, der der Wüste, hier mit einer Macht hervortritt, die zu höchst auffallenden Erschei¬ nungen Veranlassung gibt, aber immer mehr die Überzeugung hervorruft, dass unsere Witte¬ rung an den Polen und an dem Äquator gemacht werde. Ich verdanke ihre Mittheilung dem Herrn Ministerialrathe Koller, an den sie vom Herrn Provicar Kn ob lecher eingeschickt worden sind. Eine nähere Angabe über die dabei verwendeten Instrumente lag nicht bei, und auf meine darüber gestellte Anfrage ist noch keine Antwort eingelaufen. Karl Kreil. 38 I. CHARTUM. Die Beobachtungen von Chartum , welche bisher eingesendet wurden , reichen vom 14. Juni 1852 bis 14. November desselben Jahres. Sie sind, mit wenigen Ausnahmen1), täg¬ lich ein- bis dreimal, aber nicht zu denselben Stunden angestellt. Das Barometer, ohne Zweifel eines von denen, die im Jahre 1851 von Wien mitgenommen wurden , ist wahrscheinlich ein nach Pariser Zollen getheiltes Heberbarometer. Zwar steht über den im Tagebuche eingetragenen Barometerständen die Überschrift: „Barometer in Wiener Zoll“, allein dies ist gewiss ein Schreibfehler, denn es ergibt sich der mittlere Barometerstand aus allen Beobachtungen, 32 7 "70 würde daher, wenn es Wiener Mass wäre, 318- 8 Pariser Linien betragen, während er in dem 10. Breitegrade südlicher und am Ufer des weissen Nil gelegenen Gondokorö: 319- 8 beträgt, daher sich ein offenbarer Widerspruch ergeben würde, wenn man die Theilung des Instrumentes nicht nach Pariser Mass annimmt , welche auch schon aus der Ursache als die wahre angesehen werden muss, weil Herr Kappe Iler, der Verfertiger der von der Akademie an Herrn Provicar Knoblecher verabfolgten meteorologischen Instrumente, ihm kein nach Wiener Mass getheiltes Barometer mitgegeben hat. Der Barometerstand 327-7 schliesst sich aber gut an die Stände der übrigen Stationen im Nilthale an, deren Mittheilung ich Herrn von Frida u verdanke, und welche geben: für Alexandrien „ Cairo . . . .. Elephantine „ Chartum „ Gondokorö . 337"72nach Fridau, Breite = 31° 10-4 . 337-00 „ . 334-29 „ .327-7 „ .319-8 „ n v Dovyak, „ T) V = 30 0 = 24 5-3 = 15 35 = 4 44 Es bleibt demnach wohl kein Zweifel übrig, dass trotz der erwähnten Überschrift in dem Beobachtungs- Register von Chartum das dort verwendete Barometer nach Pariser Mass getheilt sei. Ich habe angenommen, dass dieses Instrument ein Heberbarometer sei und zwar dasselbe, mit welchem vom 7. Jänner 1853 bis 20. Jänner 1854 die Beobachtungen in Ulibari und J) An 12 Tagen fehlen die Beobachtungen ganz, nämlich am 27. 29. und 30. Juni, 4. 12. 18. Juli, 1. 26. August, 15. September, 20. October, 1. und 13. November, daher in der angeführten Periode 142 Beobachtungstage enthalten sind. Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chart um etc. 39 Gondokorö ausgeführt worden sind. Beide Beobachtungsreihen rühren von dem leider ver¬ storbenen Missionär Dovyak her, der wahrscheinlich nach Abschluss der Beobachtungsreihe in Chartum im November 1852 mit dem Barometer nach Ulibari umsiedelte und dort die Beobachtungen am 7. Jänner des folgenden Jahres begann. Aus diesem Grunde wurde auch an die Ablesungen in Chartum keine andere Correction als jene wegen der Wärme angebracht; wäre dort mit einem Gefassbarometer von Kappeller beobachtet worden, wie sie an unseren Beobachtungsstationen eingeführt sind , so müsste der Barometerstand auch noch wegen der Änderung des Niveaus corrigirt werden. Da, wie gesagt, die Beobachtungen zu verschiedenen Tagesstunden ausgeführt wurden, so konnte man zur Auffindung des täglichen Ganges nur die Mittel aller zu gleicher Stunde gemachten Ablesungen verwenden, welche Mittel aber aus einer sehr verschiedenen Anzahl von Beobachtungen entstanden sind, und daher für diesen Zweck wenig verlässlich wären, hätte man es nicht mit einer Zone zu tliun, wo, wie bekannt, die Störungen fast verschwinden, und die Änderungen im Luftdruck im Laufe des Tages mit der Regelmässigkeit einer Uhr vor sich gehen. Wirklich zeigt sich unter allen während des erwähnten Zeitraumes angestellten Ablesungen, deren Anzahl 288 ist, das Maximum des Luftdruckes am 15. Juni um 21h = 3 2 9 5 1 das Minimum „ „ „ 28. Juni „ 23 = 326-53, also nur eine Differenz von 2-98 Linien, während in demselben Zeiträume in Prag das Maximum am 19. October = 33o"'67 das Minimum „ 5. October = 321-81, also ein Unterschied von 13-86 Linien gefunden wurde. Um noch einen andern Anhaltspunkt zur Beurtheilung zu haben über den Einfluss der Störungen in verschiedenen Breiten, wurden die Unterschiede des um 2h in Chartum beobach¬ teten Luftdruckes zwischen je zwei nächsten Beobachtungstagen genommen. Das Mittel aller dieser Unterschiede ist 0’"38. Aus den Prager Beobachtungen wurden die an denselben Tagen um 2h Prager Zeit gemachten Aufzeichnungen ausgewählt, und dieselben Differenzen gebildet, deren Mittel = 2 ”01 ist, welcher das erste Mittel um mehr als das Fünffache übertrifft. Es braucht übrigens nicht erst bemerkt zu werden, dass beide Mittel bedeutend vergrössert erscheinen, indem die zu ihrer Berechnung benützten Tage nicht unmittelbar auf einander folgten, sondern in Chartum erst nach zwei, drei oder mehreren Tagen wieder eine Ablesung um 2h geschah. Benützt man alle täglich um 2h in Prag gemachten Ablesungen während der 6 Monate Juni — November 1852 zur Berechnung dieses Mittels, so wird es 1 2 9 , woraus ersichtlich ist, dass auch für Chartum die tägliche durch die Störungen hervorgebrachte Schwankung noch bedeutend unter dem obigen Werthe (0'-"38) Zurückbleiben müsse. Es können demnach die hier gegebenen Mittel mit demselben Zutrauen angenommen werden, welches man den Mitteln einer viel ausgedehnteren in unseren Gegenden durchge¬ führten Beobachtungsreihe zu schenken pflegt. Diese Mittel sind in der folgenden Tafel ent¬ halten, und es wurden bei ihrer Berechnung nur zwei Beobachtungen ausgelassen, bei welchen entweder kleine Störungen oder Ablesefehler untergelaufen sind, nämlich die am 15. Juni um 21h und die am 16. September um 6h. 40 Karl Kreil. Tafel I. Stundenmittel des Luftdruckes bei 0° Reauni. Stunde Luftdruck bei 0° Anzahl der Beobach¬ tungen Stunde Luftdruck bei 0° Anzahl der Beobach¬ tungen 19h 327™61 19 lh 327 ”68 21 20 327-59 28 2 327-77 42 21 327-49 27 3 327-87 25 22 327-32 15 4 328-04 26 23 327-40 26 5 328-07 20 Mittag 327-58 25 6 327-87 14 Die Zahlen dieser Tafel, die den täglichen Gang des Luftdruckes darstellen, zeigen eine Reo-elmässio-keit welche nichts zu wünschen übrig lässt, auch ist die Grösse der Änderung jenen Breiten o-anz entsprechend. In Prag findet man für dieselben Monate des Jahres 1852 den durchschnittlichen Unterschied zwischen dem Maximum des Morgens und dem Minimum in den Nachmittagsstunden = 0™48 , in Chartum aber ist die Änderung = 0™75, sie verhält sich also zu jener in Prag nahezu wie 3:2. Allein es stellt sich hierbei die höchst auffallende Thatsache heraus, dass die Wendestun¬ den, welche doch nach den bisherigen Wahrnehmungen so ziemlich in allen Breiten überein¬ stimmen . hier nicht nur verschoben sondern geradezu verkehrt sind, indem das Minimum Vormittags um 10“, also zur Zeit unseres Maximums, das Maximum aber Nachmittags zwischen 4“ und 5“, also zur Zeit unseres Minimums eintritt. Wenngleich die Beobachtungen kaum ein halbes Jahr umfassen, so zeigt sich dieses Resultat doch so entschieden, dass das Bestehen desselben wohl kaum einem Zweifel unter¬ worfen sein kann, um so mehr, da weder in ihrer Anzahl noch in dem Grade der Verlässlich¬ keit, mit welcher sie ausgeführt worden zu sein scheinen (wie man aus dem in den Jahrbüchern der k. k. Central- Anstalt abzudruckenden Tagebuche ersehen wird), der geringste Anlass zu einem solchen Zweifel gefunden werden kann. Bei der Regelmässigkeit, mit welcher dort die nicht geringen täglichen Änderungen vor sich gehen , würde eine viel kleinere Anzahl von Ablesungen genügt haben , den Gang zu offenbaren. Wirklich zeigt er sich auch nicht blos aus der Gesammtheit der Beobachtungen, sondern aus denen eines jeden einzelnen Monats, wie gering auch ihre Anzahl sein möge. Vergleicht man z. B. die Beobachtungen um 21“ mit denen um 4“, so findet man: Tafel II. Tägliche Schwankung des Luftdruckes. Monat Luftdruck um 21h Anzahl der Beobach¬ tungen Luftdruck um 4h Anzahl der Beobach¬ tungen 4h - 21 h Juni . 327™57 10 327^77 5 -)-0"'20 Juli . 328-06 4 328-14 4 +0 ‘ 08 August . . . 327-79 4 328-13 5 +0-34 September 327-46 4 328-10 7 -t-0‘64 October . . 327 28 4 328-06 4 + 0 78 November 326-S0 2 3*28 • 05 1 -fl"25 41 Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. Der Luftdruck um 4h ist also in jedem Monate grösser als jener um 21h, aber der Unter¬ schied ist nicht gleich, sondern scheint einen jährlichen Gang zu befolgen, zu dessen genauerer Feststellung freilich eine grössere Anzahl von Beobachtungen nöthig wäre. Immerhin kann die aus den Zahlen der letzten Spalte hervorgehende Frage, ob dieser Unterschied wirklich so einfach mit dem Sonnenstände Zusammenhänge, und in den Tagen wo sie durch das Zenith geht, verschwinde, mit ihrer Entfernung vom Zenithe aber wachse, als Gegenstand fernerer Forschungen aufgestellt werden. Ehe man aber zur Erklärung dieses sonderbaren Ausnahmsfalles eine Meinung ausspricht, wird es gut sein auch die übrigen atmosphärischen Änderungen einer Betrachtung zu unter¬ ziehen, da bekanntlich die verschiedenartigen Vorgänge zu enge an einander geknüpft sind, als dass man den einen derselben erschöpfend erklären könne, ohne auch die übrigen ins Auge zu fassen. Der j ähr liehe Gang des Luftdruckes in Chartum war während der sechs Beobach¬ tungsmonate gleichfalls sehr regelmässig, und erreichte im August und September sein Maximum, wie aus folgender Zusammenstellung ersichtlich wird. Monatmittel im Juni ., J uli .. August „ September „ October .. „ November = 3 2 7 6 1 , Zahl der Beobachtungen 46 327-72 327-76 327-77 327-69 327-47 66 56 52 53 19 Aus allen Beobachtungen ergab sich das Gesammtmittel des Luftdruckes 327™70, woraus mit Annahme der Höhe des Luftdruckes am mittelländischen Meere bei Alexan¬ drien zu 337"7 die oben gegebene Seehöhe von Chartum zu 138 Toisen abgeleitet wurde, welche Bestimmung jedoch wegen Mangel der Nachtbeobachtungen nicht ganz genau sein kann. Die L ufttempe ratur, obgleich ebenfalls viel geringeren Schwankungen unterworfen als in unseren Breiten, zeigt doch nicht eine solche Regelmässigkeit ihres Ganges wie der Luft¬ druck, wie man sich aus den Zahlen der folgenden Tafel leicht überzeugen kann, welche che Mittel aller zur selben Stunde angestellten Thermometer-Ablesungen enthält. Tafel III. Stundenmittel der Temperatur. Stunde Lufttem¬ peratur nach Reaum. Anzahl der Beobach¬ tungen Stunde Lufttem¬ peratur nach Reaum. Anzahl der Beobach¬ tungen 19h 22?79 19 lh 26?45 31 20 23-48 25 2 26-93 41 21 24-50 28 3 26-62 25 22 24’ 75 15 4 27-75 25 23 25-62 23 5 27-87 19 Mittag 27-26 25 6 26-54 14 Denkschriften der niathem.-naturw. CI. XV. Bd. <5 42 Karl Kreil. Zwar sieht man aus diesen Zahlen, dass das Maximum zwischen 4h und 5'1 eintrete, was nahezu mit den Wendestunden in anderen Breiten zusammentrifft. Allein es zeifjt sich noch ein zweites Maximum zur Zeit des Mittages, das wohl, ehe man es als Thatsache annimmt, etwas genauer erörtert werden muss. Da die Beobachtungen nicht zn festen Stunden ausgeführt worden sind, auch im Wechsel dieser Stunden kein ersichtliches Gesetz eingehalten wurde, so muss zuerst der jährliche Gang der Temperatm- geprüft werden, um zu sehen ob nicht irgend ein in der Temperatur abwei¬ chender Monat, welcher vielleicht in der einen oder der anderen Beobachtungsstunde öfter erscheint als in den übrigen, das Mittel dieser Stunden erhöht oder erniedrigt habe. Die Monatmittel sind folgende: für Juni . . . = 27?09, Anzahl = 45 .. Juli . . . = 25-95 = 55 „ August . = 25-61 .. =57 September = 25-62 = 51 .. Oetober . = 26-80 = 53 ., November — 22-94 = 1 9 ( lesammtmittel = 25-96 = 280 Am 16. Juni um 4 1 /.>h erreichte das Thermometer d e höchste Temperatur mit 30?4 R. Vom 14. bis 29. Juni stieg die Temperatur um 4h Nachmittags täglich (mit Ausnahme des 21.) über 29°, zweimal (am 17. und 18.) auf 29?9. Die tiefste Temperatur wurde am 1 1. November um 8k Morgens mit 16 9 9 bemerkt. O Es war daher der Juni der heisseste, der November der mildeste Monat. Die zwischen¬ liegenden Monate haben eine gleichförmigere Temperatur, sind daher schon aus diesem Grunde zur Berechnung des mittleren Ganges mehr geeignet. Ein zweiter Grund ist die gleich- mässigere Vertheilung der Beobachtungsstunden in diesen Monaten. Im Juni hingegen begannen die Aufzeichnungen damit, dass man durch die ersten 10 Tage zu festen Stunden (um 21h , 0h und 4y2h) beobachtete, was bei der höheren Temperatur dieses Monates den erwähnten drei Stunden ein entschiedenes Übergewicht über die anderen verlieh, das sich auch in den Zahlen der obigen Tafel ausspricht. Andererseits gewähren diese zehn Tage, welche glücklicherweise in eine Periode von anhaltend heiterer Witterung mit fast unveränderlichem Luftdrucke und Windrichtung (aus Süden) fielen, an und für sich einen genäherten Werth des täglichen Ganges, welcher vielleicht schon geeignet ist über die unverhältnissmässig hohe Temperatur des Mittages ein Urtheil zu fällen. Man findet aus diesen zehn Tagen vom 14. bis 23. Juni das Mittel um 21h = 25956 „ „ .. 0 = 27-94 „ ., 41/, ■= 29-50 also die Zunahme von 0h bis 4V2h viel stärker als sie von der obigen Tafel angegeben wird, ein Beweis, dass diese Tafel einer Verbesserung bedarf. Der November war im Vergleiche mit den vorhergehenden Monaten, namentlich mit Oetober. sehr kühl, und auch in ihm sind die Beobachtungsstunden ungleich massig vertheilt, indem z. B. die Stunde 3h fünf Novembertage, die Stunden 19'1. 22h . 23h, Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. 43 0'\ lh, 4h, 5h nur einen, 6h gar keinen enthält, wodurch die Temperatur um 3h offenbar herab¬ gedrückt werden muss. Aus diesen Gründen schien es mir am zweckmässigsten bei der Berechnung des täglichen Ganges der Temperatur der Luft die Monate Juni und November gar nicht zu berücksichtigen, sondern nur aus den vier zwischenliegenden Monaten zu bestimmen. Auf diese Weise wurde die folgende Tafel gefunden: Tafel IV. Verbesserte Stundenmittel der Temperatur. Stunde Lufttem¬ peratur nach Reaum. Anzahl der Beobach¬ tungen Stunde Lufttem¬ peratur nach R£aum. Anzahl der Beobach¬ tungen 19>> 23°01 IS lh 26?68 20 20 23-79 19 o 27-09 34 21 24-16 16 3 27 * 22 20 22 24 ■ 90 14 4 27-35 19 23 25 • 67 19 5 27-49 13 Mittag 27-09 14 6 26-86 10 Diese Zahlen laufen viel regelmässiger als die der vorigen Tafel, jedoch konnte die Abweichung des Mittages noch nicht beseitigt werden. Ob diese in einer Personalgleichung, in der Aufstellung des Instrumentes, in der geringen Anzahl und kurzen Dauer der Beobach¬ tungen oder in atmosphärischen Einflüssen ihren Grund habe, ist aus den gegebenen Daten nicht zu entscheiden. Eben so wenig kann aus den vorliegenden Beobachtungen irgend ein Anhaltspunkt über die Abnahme der Temperatur während der Nachtstunden aufgefunden werden, da nur zwei Ablesungen Vorkommen, welche über das Bereich der bereits betrachteten Stunden hinaus¬ fallen, die eine am 8. Juli um 6h Morgens, welche die Temperatur 23°0 gab, die andere am 2. Juli um 9h Abends, wo 23°4 angemerkt wurde. Es wurden auch einige Ablesungen der Temperatur in der Sonne gemacht, aber es ist nicht angegeben ob das nach Rdaunnir getheilte Sonnenthermometer eine geschwärzte Kugel gehabt habe oder nicht. Die angemerkten Temperaturen sind in der folgenden Tafel enthalten, und es ist ihnen der Wind und die Witterung beigesetzt, wie sie im Tagebuche verzeichnet sind. u Karl Kreil. Tafel V. Sonnentemperaturen. Tag und Stunde Temp. in der Sonne Temp. im Schatten Wind Witterung Tag und Stunde Temp. in der Sonne Temp. im Schatten Wind Witterung 16. Juni Ob 369 28 ’8 SW. Schön. 20. Aug. 2h 399 27‘ ’8 S. Schön. IS. n 0 35 28 0 SW. stürm. n 23. n 1 35-4 27 2 s. 19. ft 0 38-5 27 4 S. n 28. » i 37-5 28 2 s. v, 21. ft 0 37-0 26 8 SW. „ 30. 1 37 26 7 s. „ *25. „ 2 37 27 6 S. stark 4. Sept. 0 35 25 4 — 28. „ 2 39 28 2 S. Nachmittag Don- - 4. n 2 39 26 7 — ft ner und Regen. 20. n 2 40 26 7 s. ft 7. Juli 2 36 25 8 S. Wolken. 23. 2 45 27 0 — ft 15. ri 0 36 28 0 S. Trübe. 28. n 1 43 28 3 s. » 9 17. ft 2 37 27 8 S. Schön. 3. Oet. i 42 26 6 w. „ *22. ft >3 37 26 2 S. ft 10. 0 45 28 2 o. r 23. n 0 35 27 0 S. n 10. „ 2 46 29 0 0. ■ » 24. „ 1 38-5 27 0 S. ft 17. ft 2 45 27 7 NO. „ 4. Aug. 1 37-6 26 6 S. rj 24. n 2 49 28 0 s. ft 6. „ 2 37 27 1 S. „ 2. Nov. 2 45 26 2 N. ft 8. *» 2 36-4 26 6 SO. » 20. ft i 40 21 8 N. » Bei diesen Zahlen fällt die grosse Zunahme der Sonnenwärme auf, die von der letzten Hälfte des Septembers an Statt findet, und wenn ja nicht etwa eine Änderung im Instrumente oder in dessen Aufstellung vorgenommen wurde, so muss man sie als eine Folge des um diese Zeit eingetretenen Endes der Begenperiode , sonach der grösseren Aufheiterung des Himmels ansehen. Wahrscheinlich trug auch die geänderte Windrichtung hiezu das ihrige bei. Es wird sich wohl der Mühe lohnen zu untersuchen, ob die in Chartum in den Monaten Juni und October so bedeutend gesteigerte Lufttemperatur irgend eine merkliche Erhöhung der Wärmegrade in unseren Breiten hervorgebracht habe. Zu diesem Zwecke wurden von den zwei Beobachtungsstationen Mailand und Prag die der Beobachtungsreihe von Chartum ent¬ sprechenden Monatmittel herausgehoben, mit mehrjährigen Mitteln verglichen und mit ihrer Abweichung von diesen in der folgenden Tafel zusammengestellt. Zur Vergleichung mit den einjährigen Mitteln dienten in Mailand 16jährige, in Prag 9jährige Mittel. Tafel VI. Monatmittel der Temperatur in Mailand und Prag. Monat Mailand Prag Mittel von Unter¬ schied Mittel von Unter¬ schied 1852 IG Jahren 1852 9 Jahren Juni . 16?41 16?92 — 0951 14?81 14?63 + 0918 Juli . 18-63 18-19 +0-44 17-43 15*52 + 1-91 August . 17-21 17-10 + 0-11 15 * S5 14-61 + 1-24 September .... 13-74 14-04 —0-30 12-47 11-34 4 1-13 Oetober . 9-52 9-96 —0-44 7-27 7-98 —0-71 November .... 6-97 5-01 + 1-96 5-40 3-25 + 2-15 1) Am 28. September gegen Abend kurzer Regen. Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. 45 Aus Jen Zahlen dieser Tafel, welche die Überschrift „Unterschied1' haben, geht her¬ vor. dass gerade die beiden Monate Juni und Oetober, welche sich in Chartum durch ihre Wärme auszeichneten, in Europa die kältesten, dass hingegen die beiden darauffolgenden. Juli und November, in unseren Breiten die wärmsten waren. Es hatte demnach die Wärme¬ welle, wenn man sich dieses Ausdruckes bedienen darf, nahezu einen Monat nöthig, um die zwischen beiden Zonen liegenden 30 Breitegrade zu durchwandern J). Zur Veranschaulichung der Verhältnisse der Luftströmungen dient folgende Tafel, welche die Anzahl der aufgezeichneten Windrichtungen in zehntägigen Perioden enthält. O Ö Tafel VII. Windrichtung. 1852 s. sw. w. NW. N. NO. O. SO. Bemerkungen Juni 14 — 23 9 11 — — 1 — — — Am 18. SW. stürmisch. „ 24 — Juli 3 24 — — — — — — — Am 24. stürm. S. mit Sand, am 25. stark S., am 2. Sturm. Juli 4 — 13 15 — — — — — — 1 Am 6. stark S., am 9. stürm. SO. „ 14 — 23 10 1 — — 1 — — 1 Am 15. Morg. stark SO., Abd. stark SW. mit Platzregen. T 24 — August 2 13 Am 28. stark S. Aug. 3 — 12 14 — — — — — — 1 Am 10. stark S. _ 13 — 22 12 — 1 — — — 1 1 Am 15. stark. SO., am 17. und 21. stark. S., am 22. stark W. „ 23 — Sept. 1 15 — — — — — — 1 Am 29. stark SO. mit- Sand, am 31. stark S. Sept. 2 — 11 4 2 1 — — i — 4 Am 2. und 1 1. stark SO., am 5. stark SO. mit Sand. . 12 — 21 9 — 1 — — — — — Am 13. und 17. stürm. S. „ 22 — Oct. 1 7 — — — 1 i — 1 Oct. 2 — 11 4 — 4 — — i 6 — „ 12 — 21 3 — — — 2 5 3 — „ 22 — 31 2 — 1 — 6 4 3 — Nov. 1 — 10 — — — 14 - — — Man ersieht aus dieser Tafel , dass die Winde vorzugsweise die Richtung des Thaies ein- halten und der Sonne Zuströmen, welche in den Sommermonaten sich nördlich von Chartum befindet, daher zu dieser Zeit die Südwinde vorherrschen, die im September und Oetober nach manchem Wechsel den Nordwinden das Feld räumen und es diesen im November ausschlies- send überlassen. Die stärkeren Süd- und Südostwinde führen öfters Sand mit sich, ein Beweis, dass sie über die Wüste streichen. Unter den 144 Beobachtungstagen waren 111 heitere, welche im Tagebuche in der Spalte „Wi tterung“ mit „schön“ bezeichnet sind, wenngleich die vorhergehende Spalte gleich¬ zeitig einige Wolken, meistens Cirrus und Cumulus, oft sogar kurzen Regen enthält. Gemischte Tage waren 20, trübe 13. Anhaltend schön waren die ersten eilf Tage des Juni und mit geringen Ausnahmen auch Oetober und November. Regen fiel im Juni an 2 Tagen (den 24. und 28.), im Juli an 5 Tagen (am 3., ö., 9., 15., 30.), im August an 4 Tagen (am 2., 7., 10., 17.), im September an 6 Tagen (am 1., 2., 15., 17., 28., 29.), im Oetober an 4 Tagen (am 1., 8., 26., 27.), zusammen 21 Regentage. J) In der den Sitzungsberichten (December- Heft 1856) beigegeben Übersicht der Witterung vom September 1856 hat Herr Burkhardt graphisch gezeigt, dass die Wärmeextreme ungefähr 8 Tage brauchen, um die ßreitendifterenz (11 Grade) von Lissabon bis Jaslo in Galizien zu durchschreiten. 46 Karl Kreil. Gewitter sind bemerkt am 24. und 28. Juni, am 2. und 5. Juli (Wetterleuchten), am 17. September (Gewitter drohend), am 29. October (Wetterleuchten). Bekanntlich tritt die eigentliche Regenzeit in Chartum im Juli ein, obschon auch im Mai und Juni bisweilen Regen Vorkommen, und ist von Gewitterstürmen begleitet, welche fast aus- schliessend die Richtung von Ost und Siidost haben, also eine Art von Monsun, welche die von dem rothen und indischen Meere aufgesaugten Dünste über den abyssinischen Gebirgen und dem Niltliale ablagern. Nach der Regenzeit beginnen die kühlen Nordwinde, welche den ganzen Winter über dauern. Der Wasser stand des blauen Nils wurde regelmässig aufgezeichnet und die Höhe des¬ selben in Fuss und Zollen ist in der folgenden Tafel dargestellt. Tafel VIII. Wasser höhe des blauen Stromes. Tag Wasser¬ höhe Tag Wasser¬ höhe Tag Wasser¬ höhe Tag w W asser¬ höhe Ta er n Wass er¬ höhe Tag Wasser¬ höhe Juni 14 1' 9" Juli 13 in 7" Aug. 8 IG' 2" Sept. 1 16' 11" Sept. 25 16' 0" Oct. 19 10 6" 15 2 0 „ 14 n 9 „ 9 17 0 n 2 16 10 77 26 15 10 r 21 10 2 IG 2 3 * 15 ii 10 „ 10 17 4 n 3 16 10 „ 27 15 10 77 22 9 n 17 2 4 * 16 12 2 77 11 17 5 „ 4 16 11 „ 2S 15 8 77 23 9 9 IS 2 4 „ 17 12 G n 12 17 6 n 5 17 0 77 29 15 11 77 24 9 5 „ 19 2 5 * 19 12 6 « 13 17 6 71 6 16 10 77 30 15 9 „ 25 9 3 20 2 6 „ 20 12 3 n 14 17 5 77 7 16 6 Oet. 1 15 6 7? 26 9 0 r, 21 3 0 , 21 12 4 „ 15 17 6 8 16 4 77 o 15 4 „ 27 8 9 - 22 3 2 w 22 12 4 77 16 17 8 „ 9 16 4 „ 3 15 4 „ 28 8 7 ,, 23 4 0 „ 23 12 4 17 17 7 77 10 16 3 4 15 0 „ 29 8 6 r, 24 5 0 „ 24 12 4 „ IS 17 9 ,, 11 16 0 77 5 14 10 „ 30 8 5 25 5 6 „ 25 12 6 ?? 19 17 7 „ 12 16 0 ,, 6 14 6 7? 31 8 3 26 5 8 „ 2G 13 0 „ 20 i ; IO 13 15 10 „ < 14 3 No vt>. 2 8 0 ?i 28 6 0 .. 27 13 5 n 21 17 8 77 14 16 2 8 13 10 „ 3 7 1 1 Juli 1 6 11 „ 28 13 10 r> 22 17 3 77 16 16 6 ,, 9 13 5 „ 4 7 9 n 2 7 2 „ 29 13 10 n 23 17 0 77 16 16 8 „ 10 13 2 „ 5 7 7 „ 3 7 3 „ 30 14 0 n 24 16 10 77 17 16 8 77 11 12 10 „ 6 7 5 5 7 10 „ 31 14 2 „ 25 16 6 77 18 16 9 77 12 12 6 „ 8 7 2 n G S 0 Aug. 2 14 4 *i 27 16 2 77 19 17 0 „ 13 12 2 „ 9 7 0 - 7 8 8 „ 3 14 5 n 28 16 6 77 20 17 0 „ 14 1 1 ii „ 10 6 1 1 •i 8 9 8 „ 4 14 4 „ 29 17 2 77 21 16 10 77 15 11 s 77 11 6 10 n 9 10 4 r 5 14 G »» 30 17 0 77 22 16 9 7? 16 11 3 „ 12 6 9 77 10 10 9 n 0 14 10 31 1 7 0 77 23 16 S 77 17 11 1 77 14 6 7 ” 11 1 l 3 „ 7 15 6 » 24 16 5 » 18 10 9 Das Wachsen des Nils beginnt nach den Zahlen dieser Tafel schon in der ersten Hallte des Juni, obschon die eigentliche Regenzeit in Chartum erst im Juli eintritt, ein Beweis, dass diese Regen in dem Quellengebiete des Flusses, namentlich in den abyssinischen Gebirgen, schon viel früher stattfinden müssen, wie es auch ihrer geographischen Lage entspricht. Tlieilt man die ganze Periode in fünftägige Abschnitte ein, so findet man die raschesten Zunahmen der Wasserhöhe vom 23. bis 28. Juni mit 24", vom 3. bis 8. Juli mit 29", vom 8. bis 13. Juli mit 23" und vom 7. bis 12. August mit 24"; die raschesten Abnahmen sind vom 6. bis 11. October mit 20" und vom 11. bis 16. October mit 19", also die Zunahme rascher als die Abnahme, was sich auch aus der Zeit des Wachsens und Fallens ergibt, denn nimmt 47 Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chart um etc. man den 20. August als den Tag der grössten, und den 1. Juli und 10. November als Tage gleicher Wasserhöhe an, so dauerte das Wachsen 51 , das Fallen aber 82 Tage, also im Ver¬ hältnisse 10: 10. Nachdem wir durch die vorhergehenden Zusammenstellungen zu einer gründlicheren Einsicht der Witterungsverhältnisse von Chartum gelangt sind, müssen wir wieder zu jener anomalen Erscheinung zürückkehren, die sich uns in dem täglichen Gange des Luftdruckes dargeboten hat, und Zusehen, wie man sie mit diesen Verhältnissen in einen erklärenden Zusammenhang bringen könne. Es handelt sich hier, bei dem gänzlichen Mangel aller Nachtbeobachtungen, nur um die Veränderungen während des Tages, welche sich aus der bekannten Hypothese, dass sie die Wirkung des durch die Sonnenwärme entstehenden aufsteigenden Luftstromes seien, ganz gut erklären lassen. Diese Hypothese macht aber Ausnahmsfälle keineswegs unmöglich , denn wenngleich die Erwärmung des Bodens durch directe Einwirkung der Sonne eine allgemeine Ursache ist, der sich kein Beobachtungsort entziehen kann, so hängt doch die Grösse dieser Einwirkung von mehreren Umständen, namentlich von der Beschaffenheit des Bodens ab, und diese Abhängigkeit wird sich auch in dem Einflüsse auf das Barometer zu erkennen geben. Der Wechsel der Temperatur am Boden und in den unteren Luftschichten ist in grossen Sand¬ wüsten am stärksten, geringer auf bewachsenen und bebauten Flächen , vorzüglich wenn sie von grossen Strömen oder anderen Wasserflächen durchschnitten sind, und noch geringer auf dem Meere. Demgemäss wird auch der aufsteigende Luftstrom am Tage über Wüsten eine viel grössere Kraft gewinnen und die Luftmassen bis zu einer grösseren Höhe zurückdrängen als über bebauten und bewässerten Flächen. Ist nun eine solche an mehreren Seiten von Sandwüsten begrenzt, so wird über ihr der aufsteigende Luftstrom eine geringere Höhe errei¬ chen als über ihrer Umgebung:, von welcher sich daher in den höheren Schichten die Luft- massen über die kühlere Fläche ergiessen oder auf sie herabdrücken und dadurch die Vermin¬ derung des Luftdruckes nicht nur aufheben, sondern in eine Vergrösserung umwandeln können. Wir wollen nun sehen, ob bei Chartum seiner geographischen Lage und den klimatischen Verhältnissen nach diese Bedingungen erfüllt werden. Chartum, an der Einmündung des blauen in den weissen Fluss gelegen , welche zusam¬ men den eigentlichen Nil bilden, besitzt durch die Nähe dieser beiden Ströme eine cultur- fahige Umgebung, die als weit ausgedehnte Ebene theils zur Bebauung, theils als Savanne benützt wird, welche Savannen sich im Südwesten weit über Ivordofan erstrecken, das in Folge der bis zum 17. Grade nördlicher Breite reichenden tropischen Regen zum Theil mit reichlicher Vegetation bedeckt ist. Da sich aber in dieser Gegend keine dauernden Flüsse und Bäche befinden, so ist sie nur zur Zeit der Regen bewohnt, in der trockenen Jahreszeit aber verlassen. Auf der Nordostseite von Chartum entwickelt sich an den Ufern des Atbara die Pracht der tropischen Vegetation in vollem Glanze. Gegen Süden nimmt mit dem immer reichlicher werdenden Regen die Vegetation noch zu. Nördlich von Chartum, eine Tagereise davon entfernt, durchbricht der Nil eine Porphyrkette, Dschebel Gärry, die sich von Osten nach Westen querüber das Stromgebiet erstreckt, und breitet sich hierauf in den Ebenen des Landes Sehen di zu einem See aus, der zur Zeit des höchsten Wasserstandes 2 bis 3 deutsche Meilen an Breite hat und mit reicher Vegetation umgrenzt ist. So sehen wir also in der näheren Umgebung von Chartum auf allen Seiten culturfähiges Land, das durch Regen oder Flüsse bewässert ist, also sich nicht bis zu jenem Grade erhitzen 48 Karl Kreil. kann, wie der Boden der Wüste, welche liier nicht mein- so nahe an den Fluss herantritt, wie in anderen Theilen von Nubien und Ägypten. Fassen wir nun die Umgebung des Ortes in grösserer Entfernung ins Auge. Gegen Nor¬ den vom 24. Breitegrade an bis zur Vereinigung des weissen und blauen Flusses, also durch mehr als acht Breitegrade, breitet sich zu beiden Seiten des Nils Nubien aus, das wenigstens bis in das Bereich der tropischen Hegen als vollständige Wüste geschildert wird, von der sich nur die nächsten Ufer und die Inseln der Flüsse Nil und Atbara wrie fruchtbare Oasen absondern. Die Wüste tritt besonders auf der Westseite ganz nahe an den Strom, und nur wo sich die Ufer verflachen und vom Hochwasser überschwemmt werden, bildet sich durch Nil¬ schlamm ein culturfahiges Land, das aus Mangel an Händen auch brach liegt oder höchstens zur Savanne wird. An dem westlichen Ufer des Nils erheben sich südlich von der lybischen Wüste wilde, ganz pflanzenlose Gebirgszüge, die sich in der grossen Wüste verlieren, und gegen Süden in den unübersehbaren, bei Dongo la beginnenden Sandebenen verflachen. Von diesen Wüsten-Ebenen, welche mit der Sahara in ununterbrochenerVerbindung sind, erstreckt sich der eine Arm südwestlich bis an die Savannen von Dar für und Ivordofan, während der andere nach Osten hin ausgreifende, unter dem Namen der Bahiu da- Wüste die grosse Krümmung ausfüllt, welche der Nil in dieser Eichtung zwischen Sch en di und Dongola macht. Eine grosse Wiisten-Zone breitet sich daher im Halbkreise von Nordost bis Südwest um Chartum aus, die mit ihrer näheren Grenze wohl nur einzelne Tagereisen entfernt, deren wei¬ tere Grenze aber durch die lybisclie, die grosse W estw iis t e und die Sahara in unabseh¬ bare Ferne gerückt ist, und an w'elche sich gegen Ost und Südost noch das Land zwischen dem Atbara und dem blauen Flusse anschliesst, das, wenn auch den tropischen Regen unterworfen, daher keine eigentliche Wüste, doch als eine unbebaute Savanna geschildert wird, welche in der trockenen Jahreszeit sich nur durch die verdorrten Grasstoppeln von der Wüste unterscheidet und daher ebenfalls die erhitzten Luftmassen über das mildere Nilthal ergiesst, welcher Vorgang auch durch die an den Westküsten des arabischen Meeres entstehen¬ den Seewinde unterstützt werden muss. Betrachten wir die klimatischen Verhältnisse, wie sie aus den angeführten Beobachtungen hervorgehen, so folgt auch daraus, dass man Chartum und dessen Umgebung nicht zu den Wüstenstrichen rechnen könne. Die tropischen Regen reichen noch über seinen Breitegrad hinaus und wir finden unter 142 Beobachtungstagen 21 Regen, darunter auch Platzregen1). Der blaue Fluss steigt zur Zeit der Wasserhöhe auf drei Klafter und verbreitet wahrscheinlich weit über die flachen Ufer hin seine fruchtbringende Fluth. Die von West undOst kommenden Winde des Juni undOctober erhöhten die Temperatur bedeutend, zum Beweise, dass sie aus den heissen Wüstengegenden stammen, wovon einige auch den Sand als Anzeichen mit sich führten. Nur die von den südlichen Gebirgen wehenden Winde brachten eine mildere Temperatur. Aus den angestellten Betrachtungen ergibt sich, dass Chartum und seine Umgebung wie eine grosse Oase zwischen weit ausgedehnten Wüsteneien liegt, die nur gegen Süden durch die beiden Arme des Nil mit bebauten Gegenden zusammenhängt, daher auch sich eines mil¬ deren Klima’ s erfreuen muss, das sich vorzüglich in der Verengung der Grenzen ausspricht, J) In Wien ist die Anzahl der Tage mit Niederschlägen im ganzen Jahre 144, in Triest ist sie 108 ? in Ragusa 7*2. Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartuni etc. 49 innerhalb welcher die Temperatur sich ändert. Denn so wie das Meer im Vergleich mit dem Continente ein milderes, d. h. geringeren Temperaturschwankungen unterworfenes Klima her¬ vorbringt, eben so, und wahrscheinlich noch in erhöhtem Grade, die Wüste im Vergleich zu einem von ihr eingeschlossenen bebauten und bewässerten Landstriche, und somit scheinen bei Chartum die Bedingungen erfüllt zu sein, unter denen sich die Anomalie im täglichen Gange des Luftdruckes aus der allgemein angenommenen Hypothese erklären lässt. II. ULIBARY UND GONDOKORÖ. Die Beobachtungen in Ulibary und Gondokorö am weissen Nil sind so wie jene in Char¬ tum von Dovyak ausgeführt. Die nördliche Breite von Ulibary im Lande der Barri wird im Tagebuche zu 4° 49' 1-5 angegeben, und wurde wahrscheinlich durch die eigene Bestimmung des Beobachters oder durch Herrn Provicar Knoble eher gefunden. Die Länge ist nicht angegeben. Sie dürfte, von Ferro aus gerechnet, zwischen 49 und 50 Grade betragen. Aus der barometrischen Differenz zwischen Gondokorö und Chartum ergibt sich die Seehöhe - 250*7 Toisen. Die Beobachtungen beginnen mit 7. Jänner 1853 und enden mit 20. Jänner 1854. In Ulibary verweilte jedoch der Beobachter nur vom 7. bis 25. Jänner Mittags; an demselben Tage um 3 Uhr wurde schon in Gondokorö, eine Stunde südlich von Ulibary, beobachtet, und dort die Beobachtungen bis zu Ende fortgesetzt. Sie wurden gewöhnlich drei- bis viermal des Tages ausgeführt, wobei in den Stunden von 6 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends gewechselt wurde, und zwar in den späteren Monaten, vom Mai an, in derWeise, dass jede Stunde gleich oft an die Reihe kam, indem z. B. am 1. um 19h, 22h, lh, 4h, „ 2. um 20 , 23 , 2 , 5 , „ 3. um 21 , 0,3, u. s. f. beobachtet wurde. Nachtbeobaehtungen wurden nicht angestellt, nur in den ersten drei Monaten ist manchmal um 5 Uhr Morgens und 8 Uhr Abends beobachtet worden. Auch die Beobachtungsstunde 6 Uhr Abends fehlt vom April an. Die Beobachtungen erstrecken sich über Luftdruck, Temperatur im Schatten (in den ersten Monaten auch in der Sonne), Windrichtung, Bewölkung und Niederschlag, welcher jedoch im Tagebuche nur bemerkt, aber nicht gemessen wurde. Sie sind nicht täglich ausgeführt wor¬ den, sondern im Jänner 1853 an 22 Tagen im August 1853 an 31 Tagen v Februar v n 25 „ „ September y) v 23 - „ März r V) 25 „ „ October V TI 30 r „ April j) 16 „ „ November V V 23 „ „ Mai — T) 31 „ l „ December V T) 20 . „ Juni V 7) 25 „ „ Jänner 1854 r 10 „ „ Juli n r 20 - Denkschriften der mathem.-naturw Gl. XV. Bd. 50 Karl Kreil. Es ist daher die Anzahl der Beobachtungstage = 301, während welcher 966 Aufzeich¬ nungen des Luftdruckes, 1013 Aufzeichnungen der Temperatur und 388 Messungen der Höhe des weissen Nils vorgenommen wurden. Das Instrument, welches zur Messung des Luftdruckes diente, ist ein in Pariser Zolle und Linien getheiltes Heberbarometer von Kappeller, von welchem dieobere unduntere Lesung so wie die Summe derselben und die Temperatur des beigefügten Thermometers im Tagebuche einge¬ tragen ist, wodurch man eine sehr werthvolle Einsicht in die Genauigkeit der Ablesungen erhält. Zur Berechnung des täglichen Ganges des Luftdruckes sind nur die Stunden von 7 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends zu benützen, da nur diese das ganze Jahr eingehalten wurden. Für den Monat Jänner wurde aus den Jahren 1853 und 1854 das Mittel genommen, da der Luftdruck in beiden Jahren nicht sehr verschieden ist und die Beobachtungen im ersten Jahre vorzugsweise die zweite, im zweiten Jahre die erste Hälfte des Monats umfassen, daher bei der raschen jährlichen Änderung beide zusammen ein der Wahrheit näher kommendes Mittel geben müssen, als jedes einzelne. Die folgende Tafel enthält unter der Überschrift n die Anzahl der Ablesungen, aus welchen das beigesetzte Mittel gefunden wurde. Tafel I. 8 tun den mittel des Luftdruckes bei 0° ßeaurn. 1853 19h so'1 2lh 22h 23h 0h ih 2h 3h 4b 5h 11 Luftdr. 11 Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. n Luftdr. Jänner 8 320-25 6 320-54 9 320-63 13 320-36 6 319-97 12 319-97 7 319-55 7 318-51 12 318-35 8 318-39 6 318-12 Februar 2 318-72 1 319-87 8 319-77 10 319-02 1 31930 6 318-59 — — 7 318-08 6 317-96 5 317-19 - — März 7 318-93 6 319-56 2 319-45 13 319-36 — — 7 318-58 1 318-38 8 317-87 3 317-89 4 318-24 - - April 4 319-86 4 319-32 3 319-78 8 319-78 4 319-51 3 319-52 4 319-40 4 318-45 3 318-34 4 318-56 4 318-49 Mai 10 320-57 9 20-47 11 320-93 8 32117 10 320-62 11 320-39 9 319-63 8 319-36 11 319-53 11 319-09 9 319-13 Juni 9 320-35 7 320-66 8 321-51 8 321-00 8 320-76 8 320-77 7 320-44 6 320-50 8 320-44 8 320-19 7 320-08 Juli 7 320-74 7 321-09 6 321-01 6 320-81 6 320-91 6 320-68 6 320-98 7 320-19 6 320-39 7 319-50 7 319-98 August 10 320-48 10 320-61 11 320-52 9 320-60 9 320-71 11 320-55 10 320-09 10 319-90 11 319-95 10 319-81 10 319-40 September 8 320-64 8 320-53 7 329-36 7 320-51 6 320-60 7 320-33 8 320-33 7 319-93 7 319-60 6 319-52 8 319-42 October 10 320-57 10 320-70 10 320-48 9 320-36 10 320-61 10 320-44 10 320-23 10 319-36 10 31900 9 31S-74 8 318-45 November 8 320-18 7 320-68 8 320-64 8 320-38 7 320-52 8 319-75 7 319-25 6 318-89 8 318-66 8 318-74 7 318-86 December 6 320-44 7 320-72 7 320-47 6 320-64 7 320-35 7 320-42 6 319-73 7 318-60 7 318-42 6 318-79 6 31815 Winter 16 320-17 14 320-44 24 320-17 29 319-90 14 320-08 25 319-53 13 319-34 21 318-26 25 318-22 19 318-00 12 318-12 Frühling 21 319-89 19 319-94 16 320-46 29 319-97 14 320-30 21 319 66 14 319-47 20 318-58 17 319-03 19 318-80 13 318-S6 Sommer 26 320-51 24 320-76 25 320-95 23 320-80 23 320-78 25 320-65 23 320-43 23 320-15 25 320-22 25 319-87 24 319-77 Herbst 26 320-47 25 320-64 25 320-50 24 320-41 23 320-58 25 320-19 25 319-99 23 319-41 25 319-06 23 318-95 23 318-91 Jahr 89 320-29 82 320-49 90 320-53 105 320-23 74 320-50 96 320 02 75 319-91 87 319-14 92 319-14 86 318-97 72 31907 Es braucht wohl nicht erst bemerkt zu werden, dass die Mittel für die Jahreszeiten und für das Jahr nicht aus den Zahlen dieser Tafel, sondern aus den Summen der einzelnen Monate mit Rücksicht auf die Anzahl der Beobachtungen gefunden worden sind. Wenn man von den in der vorstehenden Tafel enthaltenen Zahlen zuerst die Jahresmittel in Betracht zieht, so fällt auf, dass ihr Gang im Verlaufe des Tages zwei Unregelmässigkeiten zeigt, einen Rückgang um 22h zur Zeit des Maximum, wodurch zu dieser Stunde der'Lult- 51 Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. druck um 0"3 kleiner erscheint als um 21h und 23h, und einen Stillstand von 2h bis 3h, also vor der Zeit das Minimum, das erst um 4h eintritt. Die erste Unregelmässigkeit ist die bedeu¬ tendere , und wohl nur entweder aus der ungleichen Anzahl von Ablesungen , namentlich im März, oder aus einer rein örtlichen Ursache, vielleicht einem Wechsel des Beobachters zu erklären. Die zweite tritt vorzugsweise in den Frühlingsmonaten, weniger im Sommer ein, daher auch die Mittel dieser beiden Jahreszeiten von ihr ganz besonders beeinträchtigt werden. Sieht man von diesem Umstande ab, so zeigen sich die Wendestunden zu denselben Tageszeiten, wie in unseren Breiten, nämlich das Maximum zwischen 21h und 23h, das Mini¬ mum um 4h, aber die Änderung ist um vieles grösser als bei uns, denn sie beträgt über 1"5, während sie bei uns im Jahresdurchschnitte nicht über Ü'"4 kommt. Bei uns verschieben sich die Wendestunden nach den Jahreszeiten, das Maximum rückt während des Frühlings um 3 Stunden gegen den Morgen zurück, das Minimum rückt in derselben Jahreszeit um 4 Stunden gegen den Abend vor; im Herbste zeigen sie die entgegengesetzte Bewegung, so dass sie im Winter nur 3 bis 4 Stunden, im Sommer aber 10 bis 11 Stunden von einander entfernt sind. In Gondokorö verschiebt sich das Maximum des Morgens nur um 1 , vielleicht um 2 Stunden, es zeigt sich nämlich aus den Zahlen der vorstehenden Tafel im Winter und Herbste um 20h, im Frühlinge und Sommer um 21h. Das Minimum trat im Winter und Friih- linge um 4h, im Sommer und Herbste später ein; ob es die Stunde 5h noch überschritten habe, kann aus Mangel an Beobachtungen nicht erkannt werden. In den Monaten Jänner und Februar 1853, von welchen allein einige Beobachtungen vorliegen, war dies nicht der Fall, sondern der Luftdruck um 6h zeigte sich schon bedeutend grösser als jener um 5h. Nach den angeführten Beobachtungen kann es wohl kaum bezweifelt werden, dass die Verschiebung der Wendestunden des Luftdruckes nach den Jahreszeiten in der Nähe des Äquators viel geringer ist, als in unseren Breiten; ob sie überhaupt vorhanden sei, kann aller¬ dings noch in Frage gestellt werden, deren entschiedene Beantwortung eben wegen des jeden¬ falls sehr geringen Betrages dieser Verschiebung eine ausgedehntere Beobachtungsreihe erfordern würde. Es tritt demnach in der Umgebung von Gondokorö die auffallende Erscheinung einer Verkehrung der Wendestunden, welche von den Beobachtungen in Chartum so entschieden gezeigt worden ist, nicht mehr hervor; es ist aber auch die Ursache, aus welcher sie dort abgeleitet wurde, nicht vorhanden, wie sich aus einer genauen Betrachtung der dortigen Gegenden nach den dürftigen Nachrichten, die uns von Reisenden und Missionären geliefert worden sind, bald ergeben wird. Die Umgebung von Gondokorö ist nach diesen Angaben, welche v. Kl öden in seinem Werke: „Das Stromsystem des oberen Nil“ gesammelt und sorgfältig benützt hat, kein Wüstengebiet, sondern von Flüssen durchschnitten und mit reichlicher Vegetation gesegnet. Das Land ist daher auch stark bevölkert und Kn oblech er schätzt die Anzahl der Barri. in deren Gebiete Gondokorö gelegen ist, auf 2 Millionen. Die Barri gehen häufig zu den B 1 i d o s , die gegen Südosten am Äquator wohnen und welche sie nach 25 Tagemärschen errei¬ chen, um auf dem dortigen Markte ihr Elfenbein zu verkaufen. Das Land dahin ist von Canälen durchschnitten, die in den weissen Fluss gehen und die sie meistens schwimmend übersetzen müssen. Das Barri- Land reicht bis zum 5. Grade n. Br., und dann beginnt jenes der Zhirs oder 5 chir s, das zahlreiche Inselgruppen enthält, die von vielen schiffbaren Canälen durchschnitten Kar / Kreil. sind und zu Weiden und Ackerland benützt werden. Es wird einem ausgedehnten Garten verglichen. Beim 6. Breitegrade beginnt das Land der Bors, in welchem sich die beiden Flussarme, welche früher die Inseln bildeten, wieder vereinigen. Beide Länder sollen die schönsten am ganzen Flussgebiete und auch von den physisch wohlgebildetsten Stämmen bewohnt sein. Sie sind mit dichten Wäldern der grössten Bäume bedeckt, welche wahrscheinlich nicht blos die unmittelbaren Flussufer und Inseln zieren, sondern sich nach beiden Seiten hin erstrecken, denn nach Brun -Rollet soll man vom Lande der Barri oder Wangara (südlich von den Barri’s) gegen Westen in drei oder vier Tagereisen einen dem weissen Strome parallel laufen¬ den Fluss erreichen, der aus der südlich vom Äquator liegenden Gebirgsreihe Kombirat zu kommen scheint und sich bei 7 Grad nördlicher Breite mit dem weissen Strome vereinigt. Er ist in der trockenen Jahreszeit nicht schiffbar, hat aber sumpfige Ufer und seine Anwohner besitzen grossen Reichthum an Elfenbein. Nach der Vereinigung beider Flüsse werden auch die Ufer des weissen Stromes von ausgedehnten Sümpfen bedeckt, die sich in nördlicher Rich¬ tung durch mehrere Breitengrade bis an die Grenzen von Darfur und Ivordofan erstrecken, so dass nach Knoblecher’s Meinung der Fluss bei hohem Wasserstande das Bild eines ufer¬ losen Meeres darstellen müsse. Zwischen dem 9. und 10. Breitegrade nimmt der Strom noch einen anderen von Westen kommenden Nebenfluss, den Bahr el Ada oder Gazellenfluss, auf, der bei seiner Ver¬ einigung einen nicht unbedeutenden See (No - See) bildet. Auch in diesen sollen einige Tage¬ reisen vor seiner Mündung ein von Südwesten kommender Fluss, Bahr el Eis , und weiterhin mehrere andere in derselben Richtung zufliessende sich ergiessen , an deren Quellengebiete, ungefähr 8 Längengrade westlich von Gondokorö, man demnach ein wasserreiches, nach Nordwesten sich erstreckendes Gebirgsland annehmen muss. Noch reichlicher ist die nordöstliche und östliche Umgegend von Gondokorö mit Gewäs¬ sern versehen, denn dort dehnt sich vom 5. bis 15. Grade nördlicher Breite und vom 52. bis 00. Grade östl. Länge von Ferro das Gebirgsland II a b e s c h oder Abyssinien aus mit seinen bebauten Hochebenen und Thälern, hochgelegenen und ausgedehnten Gebirgsseen, zahllosen Bächen und vielgewundenen Flüssen , von denen sich die meisten und grössten dem Nilthale zuwenden. Das Land wird als eben so grossartig wie fruchtbar geschildert. Wenige Tage¬ reisen von dem rothen Meere trifft man auf die Ausläufer jener Gebirge, und hat man die ersten steilen Abhänge überstiegen, so erblickt das Auge, so weit es reicht, nur das herrlichste Grün der Wiesen, fruchtbare Felder, schlängelnde Bäche und zahlreiche Dörfer. Über diesem ersten Plateau muss man sich terassenförmig ein zweites und drittes denken, alle durch tiefe Einschnitte zerspalten, durch welche in der Regenzeit die Bergströme hinabbrausen. Die höchsten Gipfel erheben sich 1 4.000 Fuss über der See und sind zu jeder Jahreszeit mit Schnee bedeckt, wenigstens auf der von der Sonne abgewendeten Seite. Der Abfall gegen Osten ist ungemein steil, gegen Westen hingegen senkt sich das Land viel sanfter der Tiefe zu, und alle Hochebenen sind nach dieser Richtung geneigt; so die fast 4 Längen- und Breitegrade um¬ fassende Amhara, deren Mittelpunkt bei 12 Graden nördlicher Breite in einer Seehöhe von 5732 Fuss (nach Riippell) der Tzana-See bildet, der sich von Süden nach Norden in einer Länge von 1 Breitegrade, von Ost nach West einen halben Grad erstreckt, und ringsum von einem Kreise von Hochgebirgen umgeben ist, dessen Durchmesser ungefähr das Dreifache von dem des Sees betragen mag. Von ihnen ergiessen sich mehr als 30 Bäche und Flüsse in den 53 Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. See, welcher seinen Abfluss in dem Abai findet, der zuerst nach Siidost, dann nach Süden und Westen gewendet einer der ergiebigsten Nebenflüsse des blauen Nils (vielleicht dieser selbst) ist. Mit ihm vereinigt sieh zwischen dem 10. und 1 1. Grade nördlicher Breite und dem 53. der Länge ein anderer grosser Fluss , Godjeb, dessen Quellengebiet die Gebirge und Seen zwischen dem 7. und 9. Grade der nördlichen Breite und zwischen dem 54. bis 57. der Länge bilden; jedoch dehnt sich dasselbe wahrscheinlich bis an den Äquator aus, da er auf seinem zuerst gegen Siidost,, dann gegen Siid und West, endlich gegen Nord gerichteten Laufe noch bedeutende Zuflüsse aus Süden erhält. Es ist übrigens noch nicht festgestellt, ob dieser Fluss vom 6. Breitegrade an seine nördliche Richtung beibehält und vereinigt mit den übrigen von den abyssinisclien Gebirgen kommenden Wässern dem blauen Nile zuströmt, oder ob er ganz oder ein starker Arm von ihm vom 7. Breitegrade an eine nordwestliche Richtung annimmt und sich unter dem Namen So bat in den weissen Fluss ergiesst. Jedenfalls erhält dieser zwischen dem 9. und 10. Breitengrade von Südosten her mehrere Zuflüsse, die seinem Laufe der Richtung nach entgegengesetzt sind , daher die Wässer stauen und zur Bildung der ausgedehnten Sümpfe in jener Gegend beitragen. Die südliche Umgebung von Gondokorö ist zwar weniger bekannt als die östliche, allein die vielen von dieser Richtung kommenden Ströme lassen schliessen, dass auch diese Gegend nicht wasserarm sei; es nehmen nämlich die gegen Süden sich erstreckenden Gebirgszüge, die theils an der Ostküste von Afrika fortlaufen, tlieils sich tiefer in das Land erstrecken, alle Dünste auf, welche die vom indischen Oceane her wehenden Winde, die während der süd¬ lichen Declination der Sonne eine Richtung gegen West und Nordwest haben müssen , in reichlichem Masse besitzen, und die dadurch entstehenden Niederschläge speisen alle Quellen der gegen Norden gewendeten Flüsse. Aus dem Gesagten kann man entnehmen, dass die Umgebungen von Gondokorö bis auf eine Entfernung von mehreren Graden kein ausgedehntes Wüstenland, sondern grösstentheils stetig bewohntes und bebautes, wenigstens culturfähiges Gebiet in sich schliessen, das zwar vielleicht in der heissen Jahreszeit, wo die genannten Ströme zu nicht sehr bedeutenden Bächen herabsinken, den Charakter der Steppe annimmt, aber nirgends jenen mächtigen Gegensatz darbietet, der im nördlichen Niltliale durch die unmittelbare Nachbarschaft weitreichender Wüstenstrecken hervortritt, daher auch die Folgen dieses Gegensatzes in den Schwankungen des Luftdruckes nicht in der Weise ersichtlich werden können, wie man es in Chartum gesehen hat. In Beziehung auf die tägliche Schwankung des Barometers wurde in Chartum ein regel¬ mässiger Gang bemerkt (S. Taf. II), der im Juli das Minimum und in den darauffolgenden Monaten eine allmähliche Zunahme der Schwankung ergab. In Gondokorö findet man in dieser Hinsicht aus Taf. 1 für die Stunden 21h und 4b: im Jänner . 21h — 4h|g + 1*97 ,, Februar . =4-2*58 .. März . . . . =4-1-21 „ April . . . =4-1-22 .. Mai . . . =4-1-84 .. Juni . . . =4-1-32 im August . „ September „ October . „ November ., December J ahr 21h — 4h = 4- CT71 . . . = + 0-84 . . . =4-1-75 . . = + 1 -90 . . . = + 1 -78 . . . =4-1-47 54 Karl Kreil. Wenn auch hier die Zahlen weniger regelmässiggehen, so unterliegt es doch keinem Zwei¬ fel, dass die Schwankungen im Sommer viel kleiner sind als im Winter, indem man im Mittel aus den 6 Sommermonaten . . . 1”24 aus den 6 Wintermonaten . . . 1 • 70 findet, ein Ergebniss, das dem entsprechenden unserer Breiten entgegengesetzt ist, was ohne Zweifel seine Erklärung in dem, wie man bald sehen wird, gleichfalls entgegengesetzten jähr¬ lichen Gange der Temperatur findet. Diese Schwankung ist aber hier viel grösser als in Chartum, denn nimmt man das Mittel der sechs Monate Juni bis November, so findet man in Gondokorö im Jahre 1853 Schwankung = 1”34 ., Ckartufh „ „ 1852 . . . „ =0-75 » Prag „ „ 1852 . = 0-48 „ Prag „ „ 1853 . . , . „ =0-37 Geht man nun über auf den jährlichen Gang des Luftdruckes in Gondokorö, so stellt sich derselbe aus folgenden Gesammtmitteln dar, welche aus den zwischen 19h und 5h angestellten Beobachtungen gefunden wurden und bei denen n wieder ,die Anzahl der Ablesungen bedeutet : '58 Jänner n = 59, Mittel = 319^23 1853 August n = 111, Mittel = 320"23 _ Februar n = 58, „ =318-66 „ September n = 79, ,, = 320-17 „ März n = 57, „ =318-85 „ October n = 106, = 319-93 „ April n = 45, „ =319-23 „ November n = 82, „ = 319-70 „ Mai n = 107, „ =320-08 „ December n = 72, = 319-72 ., Juni n = 84, ,. = 320-62 1854 Jänner n = 35, = 319-36 _ Juli n = 71, „ = 320-56 Aus diesen Zahlen zeigt sich eine sehr bedeutende jährliche Änderung des Luftdruckes, der im Februar oder März sein Minimum, im Juni oder Juli sein Maximum erreicht. Zur genaueren Auffindung dieser Wendungszeiten wurde die Jahresgleichung entwickelt, für welche man, wie es bereits früher geschehen ist, das Mittel des Jänner aus den vereinigten Beobachtungen der Jahre 1853 und 1854 suchte. Diese Gleichung ist: y = 319*75 + 9-88762 Sin. (z.30° + 246° 29') + 9-54848 Sin. (2a.-.30u -f 154° 27') 4- 8-86451 Sin. (3cc.30° + 86° 5') wo die iiberstrichenen Zahlen Logarithmen sind. Nach dieser Gleichung fällt das Minimum auf den 6. März, das Maximum auf den 28. Juni, und es beträgt der Unterschied beider sehr nahe 2 Linien. Das zweite , in unseren Breiten grösste Maximum im Jänner ist aus diesen Beobachtungen nicht erkenntlich, ein Beweis, dass dasselbe nur in den grossen Änderungen der Temperatur seinen Grund hat. Auch in Gondo¬ korö fällt das Maximum in die kühlere Jahreszeit. ln Wien ergibt sich aus der Vergleichung des grössten Maximum (im Jänner) mit dem kleinsten Minimum im April nach 78jährigen Beobachtungen eine jährliche Schwankung -des Eesultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. Luftdruckes von 1™4, also immer noch kleiner als jene am Äquator, obschon sic olfenbar von einer dort nicht eintretenden Ursache herrührt. Wenn man aber jene Extreme, welche wahr¬ scheinlich einer analogen Ursache zugeschrieben werden können, nämlich unser Minimum im April mit dem Maximum im September vergleicht, so ist die Schwankung in Wien 1"07, also nahezu die Hälfte von jener am Äquator, obschon die Temperaturschwankung, welche ohne Zweifel hiebei eine Hauptrolle spielt, bei uns ohne Vergleich grösser sein muss als dort. Da diese Temperaturschwankung die Änderungen in der Kraft des aufsteigenden Luftstromes bedingt, von denen nach der gangbaren Theorie die Barometerschwankung unmittelbar abhängt, muss man, um die Vergrösserung dieser Erscheinung in Breiten mit geringer Tem¬ peraturschwankung zu erklären, das Augenmerk noch auf einen anderen Umstand richten, der hiezu wesentlich beitragen kann, nämlich auf die in unseren Ländern bei weitem grössere Dunstmenge der Atmosphäre, welche den am Boden erwärmten und von da aufsteigenden Luftmassen sogleich einen Theil ihrer Wärme entzieht, um aus dem Zustande des Niederschla¬ ges (als Wolken) in den des unsichtbaren Dunstes überzugehen, dadurch die Erhebungskraft des aufsteigenden Luftstromes bricht und die Barometerschwankung vermindert. Aus den 966 Ablesungen des Barometers ergab sich der mittlere Luftdruck = 3 1 9 ”838, woraus die auf S. 49 angegebene Seehöhe von 250-7 Toisen gefunden wurde. Die Beobachtungen über die Temperatur der Luft im Schatten nach ßeaum ur’scher Scala sind in der folgenden Tafel enthalten, und es bezeichnet n wieder die Anzahl der Ablesungen. Tafel II. Lufttemperatur nach Reaumur. 1853 19h 20h 21h 22h 23h 0* lh Oh 3h 4h 5» n Temp. n Temp. n Temp. n Temp. n Temp. n Temp. n Temp. n Temp. » | Temp. n \ Temp. n Temp. Jänner 9 20°G 6 22?2 8 23°1 13 24°2 0 25?4 13 26°4 6 26?S 9 27°0 12 28?0 10 28?3 6 2894 Februar 3 20-9 1 23-6 8 23-4 14 24-8 i 26-0 7 26-4 — — 10 28-1 10 28-3 8 29-1 — — März 8 21-8 7 22-0 3 23-7 14 24-6 — — 9 27-0 2 27-2 13 27-9 9 28-0 4 26-7 1 26-0 April 5 20-1 5 20-4 4 20-3 17 24-0 5 22-0 5 23-3 4 23 -8 6 25- 1 12 26-4 4 24-1 4 23-2 Mai 10 19-7 9 20-3 11 20-3 8 20-5 10 22-0 ii 21-9 9 22 * 2 8 23-0 11 22-8 11 23-1 9 22-9 Juni 9 19-0 7 19-7 8 19-7 8 20-6 8 21*2 8 21-1 7 21-4 6 22 * 5 8 21-5 8 22-0 7 21-9 Juli 7 18-9 7 19-0 6 19-8 6 20 1 6 20-5 6 21-1 6 21-0 7 21-1 6 22-1 7 21-8 7 21-6 August 10 18-3 10 1S-7 11 19-3 9 19-4 9 20-0 11 20-4 10 20-8 10 21-1 11 21-3 10 21 *2 10 21-6 Sept. 8 18-9 8 19-5 7 20-0 7 20-1 6 21-5 7 21-6 8 21-8 7 22-3 7 22-3 C 22 * 1 8 22 * 1 Octob. 10 19 • 6 10 19-9 10 20-4 9 21-0 10 21-7 10 22 1 10 22-8 10 23-1 10 23 4 9 23-7 8 23-8 Xovemb. 8 19-3 7 19-9 8 20-5 8 21-4 7 21-7 8 22-5 7 23-5 6 23-2 8 23-8 8 24-2 7 23-3 Deremb. 6 19-9 7 20-2 7 21-4 6 22-0 7 23-1 7 24-1 6 24-3 7 24-8 7 25-6 6 25*2 6 25-1 Winter 18 20-43 14 21-29 23 22-68 33 24-02 14 24-31 27 25-83 12 25 ■ 52 26 26-87 29 27-53 24 27-80 12 26-78 Frühling 23 20-49 21 20-86 18 20-92 39 23-53 15 22*02 25 24-04 15 23 • 29 27 25-S1 32 25 • 62 19 24-05 14 23-26 Sommer 26 18-71 24 19-07 25 19-57 23 20-00 23 20 * 55 25 20-82 23 21-05 23 21-49 25 21-57 25 21-63 24 21-69 Herhst 26 19-30 25 19-79 25 20-30 24 20-87 23 21-63 25 22 10 25 22 • 69 23 22-42 25 23-24 23 23-44 23 23-06 Jahr . . . 93 19-65 84 20-10 91 20-82 119 22-46 75 21-88 102 23 ■ 44 7 5 22-76 99 24-40 111 24-67 91 24*22 73 23 • 26 Auch hier wurden zur Berechnung des Monatmittels für Jänner die beiden Jahre 1853 und 1854 benützt. 56 Karl Kreil. Der tätliche Gang der Temperatur aus den Jahresmitteln ist ganz regelmässig, denn die Schwankungen um die Mittagsstunden zwischen 22h und 2h sind nur scheinbar und finden ihre hinreichende Erklärung in der ungleichen Beobachtungszahl, da in den warmen Monaten Jänner, Februar, März um 0h oft, um 23h und lh aber selten beobachtet wurde, daher die Jahresmittel der beiden letztgenannten Stunden bei der Art ihrer Berechnung zu klein aus- fallen mussten. Hätte man das Jahresmittel einfach aus den Monatmitteln gerechnet, so würde diese Unregelmässigkeit nicht ersichtlich geworden sein. Die Temperatur nimmt vom Morgen bis Nachmittags um 3h zu, welche Wendestunde auch in unseren Breiten den Sommermonaten entspricht; es scheint demnach eine Abhängigkeit derselben von der geographischen Breite nicht vorhanden zu sein. Die Änderung von 19h bis 3h beträgt in Gondokoro . 5?02, und zwischen denselben Stunden in den 6 Sommermonaten in Prag . 5 -07, „ „ „ „ „ in Wien . 5-25. In Chartum gibt die Tafel III (S. 41) für die Stunden 19h und 5h nahezu dieselbe Grösse, nämlich 5° 08. Es ist demnach zwischen unserem Sommer und dem Tropenklima in dieser Beziehung wenig Unterschied, wenn man von den Nachtstunden absieht; mir die Verschiebung der Wendestunden ihrer Zeit nach scheint bei uns viel grösser zu sein, denn sie nähern sich in unserem Winter dem Mittage um mehrere Stunden, wovon wenigstens die vorliegenden Beob¬ achtungen von Gondokoro keine Spur verratken. Ohne Zweifel ist diese Verschiebung in unmittelbarem Zusammenhänge mit der Änderung in der Länge des Tagbogens der Sonne. Der jährliche Gang der Temperatur wird aus folgender Zusammenstellung der Gesammt- mittel aller Beobachtungen ersichtlich : Jänner . 25°49 n = 98 i Äugust .... 20?21 n— 111 Februar . . . 26*27 n— 62 September . . . 21*07 n — 79 März ..... 25*56 n == 70 October . . . .21*91 n = 106 April . 23*52 n— 71 November . . .22*10 n= 82 Mai . 21*72 n = 107 December . . . 23*25 n= 72 Juni . 20*92 n= 84 Jahr . 22*722 »=1013 Juli . 20*64 n = 71 Man sieht aus dem Gange der Temperatur, dass Gondokoro, obschon zwischen dem 4. und 5. Grade nördlicher Breite gelegen, in klimatischer Beziehnng der südlichen Hemi¬ sphäre angehört, denn es findet die grösste Wärme im Februar, die geringste im August Statt. Es kann demnach die Änderung der Temperatur nicht zunächst von dem Sonnenstände abhän- gen, sondern sie muss von anderen Einflüssen bedingt sein, welche allerdings eine erschöpfen¬ dere Untersuchung höchst wiinschens werth machen würden, wenn die Mittel dazu vorhanden wären. Um die wenigen Anhaltspunkte, welche die Beobachtungen dieser Station und manche Wahrnehmungen in benachbarten Ländern gewähren, benützen zu können, wollen wir nach Be¬ trachtung der anderen atmosphärischen Vorgänge wieder auf diesen Gegenstand zurückkommen. Die aus diesen Zahlen hervorgehende Jahresgleichung für die Temperatur ist: y = 22°722 + 0*43034 Sin. (cc.30° + 64° 12') + 9*87557 Sin. (2x. 30° +- 10° 14') + 9*55227 Sin. (3x. 30° + 359° 28')-- Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. nach welcher das Maximum der Temperatur auf den 17. Februar, das Minimum .. „ „ „ 1. August fällt. Die sechs Monate vom Juni bis November geben die mittlere Temperatur zu den Tages¬ stunden 21 ■ 14 in Chartum aber war sie in denselben Monaten des Jahres 1852 25-96. Wenn es gleich möglich ist, dass auch in der Nähe des Äquators einzelne Jahre ein abweichendes Mittel der Temperatur geben, so ist doch ein so grosser Unterschied kaum aus dieser Ursache herzuleiten, sondern es ist nicht zu zweifeln, dass die Temperatur in Chartum durch die Nähe der Wüste bedeutend erhöht und der thermische Äquator aus diesem Grunde so sein- nach Norden verrückt wird. Die höchsten Temperaturen wurden in den Monaten Jänner, Februar, März und April angemerkt. Sie erreichte im Schatten zwölfmal die Höhe von 30° R. und darüber, nämlich am 22. Jänner um 3h . . . . + 3094 am 14. März um 2h ... . + 3095 .. 27. „ I . . . . +30-4 20. .. 5 ... . 4-30-4 9. Februar 4 . . . . -1-30-3 .. 23. .. 2 + 30-7 22. 4 . . . . +30-0 2. April „ 3 . . . 4- 30 ■ 5 .. 27. 4 . . . . + 30 • 0 « 13. ,, .. 3 . . . . f 30 • 5 .. 13. März 2 . . +30-4 » 15. » „ 3 . . . . 4-30-2 Die tiefste wurde •htungen vor 18h und am 31. nach 8h Jänner 1853 um fehlen gänzlich. 18h mit + 15 9 4 aufgezeichnet. Nac-htbeob Die Grösse der täglichen Änderung ist von den Jahreszeiten abhängig, und man findet sie aus Tafel II : Jänner . . . . 798 für Juli .... 30g Februar . . . 8-2 „ August . . . 3-3 März . . . . 6-2 „ September . . 3-4 April . . . . C • 3 „ October . . . 4-2 Mai .... . 3-4 „ November .4-9 Juni .... .3-5 „ Deceinber . 5-7 Sie befolgt, wie dies ajuch in unseren Breiten der Fall ist, den Gang der mittleren Tem¬ peratur und ist in den wärmsten Monaten am grössten. Einem entsprechenden Gesetze ist die jährliche Änderung unterworfen, welche in den heissesten Tagesstunden am grössten ist. Nimmt man nämlich aus Tafel II die Differenzen zwischen den in derselben Spalte vorkom¬ menden grössten und kleinsten Zahlen, so werden sie um 19h . . . . 296 um l1“ . . . . o •O .. 20 . . . . . 4-9 2 .7-0 - 21 ... . . 4-6 „ 3 . . . . . 7-0 22 . 5-2 „ 4 . . . . . 7-9 - 23 . . . . 6-0 ,. 5 ... . .6-8 „ 0 . . . . . 6-6 Denkschriften der mathem.-natuVw. CI. XV. Bd. 8 58 Karl Kreil. In der folgenden Tafel sind die Temperaturen zusammengestellt, welche in den ersten drei Monaten in der Sonne beobachtet wurden. In den anderen unterblieben sie. Bis zum 22. Jänner wurde hiezu ein R, 6 au mur- Thermometer verwendet, von da an ein hundertthei- liges, dessen Kugel geschwärzt war. Die folgenden Zahlen sind durchaus Rdaum ur’sche Grade. Tafel III. So n neu temperatu ren. Tag Stu Temperatur Wind Wetter Tag Stunde Temperatur Wind Witterung ide in der Sonne im Schatten in der Sonne im Schatten Jänn. 18 2» 33°0 25°6 still sehr schön Jänn. 27 3h 30' 30°0 28°0 still schön 19 3 — 35-0 27 *2 Ost schwach 71 71 28 22 — 29-6 24-9 71 77 „ 20 0 30' 36-0 27 • 2 still n 11 30 0 — 31-2 25-9 Ost schwach 71 » 21 22 — 34-0 27 • 5 Ost schwach „ „ 30 3 — 31-8 28 - 1 77 51 „ 21 0 — 35-0 28-4 n 71 31 5 — 28-8 28-8 still 71 r 21 2 — 36-0 29-0 71 71 Febr. 4 22 — 31 -2 24-1 71 „ 21 4 — 34-5 29-7 71 » 4 0 — 32-0 27 9 Ost schwach i? 22 22 — 33-0 27 * 2 Ost stärker „ „ 5 3 — 32’ 9 29-6 71 71 n 22 0 — 35-0 29-1 71 71 „ 5 5 — 29*2 29-6 71 17 n 22 3 — 40-0 30-4 71 71 6 21 — 29-6 23-8 still 11 n 23 0 — 33-2 29-0 Ost stark 71 71 7 2 — 33-6 28-8 71 „ 23 3 — 32-0 29-6 71 71 71 7 4 33-5 30-4 Ost schwach 71 n 24 4 — 29-6 27-6 still schön 11 8 22 — 28-0 26*2 W. schwach 71 ri 25 19 30 24-8 18-2 71 „ 15 8 2 — 32-0 29-6 still 71 „ 25 3 — 29-6 25-7 West „ 9 22 — 31-2 25-6 77 n 11 25 2 — 33-2 24*9 Ost schwach „ 11 9 2 — •33-6 29-5 MO. ,, 25 21 30 30-4 26-6 Ost „ 9 4 — 32-4 30-3 Ost schwach „ 26 4 — 31-6 29-0 n n 16 23 30 28-8 26-0 Süd n 26 21 — 32-8 22-9 still n 18 3 32-2 28-3 Ost 75 „ 26 2 — 34 • 4 28-9 Ost stossweise „ 19 3 — 32-2 28-4 Ost schwach „ 26 21 30 27-6 24-0 SSW. schwach 71 7* 24 3 30 31-7 29-0 W. schwach 71 n 27 21 — 27 • 2 24-1 Süd 71 März 13 2 _ 37-0 30-4 Ost stark überzieh. !) » 27 4 — 31 ■ 7 29-6 West schwach 71 18 i — 32-8 28-3 Ost schwach heiter und Nimmt man die Unterschiede zwischen den gleichzeitigen Temperaturen in der Sonne im Schatten, so findet man das Mittel derselben aus allen Ablesungen = 4961, in Wien wird dasselbe aus den Vergleichungen um 2h während der Sommermonate gefunden = 3?43, wozu jedoch hier ein gewöhnliches Thermometer mit ungeschwärzter Kugel verwendet worden ist. Der Unterschied zwischen Gondokorö und Wien ist nicht so gross, als man vielleicht erwartet haben wird, um so mehr, da ein Theil desselben wahrscheinlich auf Rechnung der 1 ' dieser Beobachtung am 13. Marz ist die Anmerkung: Der Ostwind ward heute erstickend heiss und dauerte die ganze Nacht. 59 Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Cliartum etc. ungleichen hiebei verwendeten Thermometer kömmt. Auch sieht man. dass die Sonnenwärme dort viel- geringer ist, als sie von den meisten Reisenden in Central- Afrika angegeben wird, wovon wahrscheinlich die Lage von Gondokorö die Ursache ist; in den Wüstengegenden mag sie freilich einen viel höheren Grad erreichen, wie dies auch schon in dem heisseren Char.tum der Fall ist, wenn ja das dort verwendete Thermometer ein Rdaumu r’sches war. Wenn übri¬ gens ein das afrikanische Klima durch längeren Aufenthalt bereits gewöhnter Beobachter eine Sonnen wärme von 37 und Schattenwärme von 30-4 Graden für erstickend heiss erklärt, wie ist dann eine Wärme von mehr als 50 Graden zu ertragen, von welcher manche Reisenden erzählen. Unter der Aufschrift „Wolken“ und „Witterung“ sind in dem Tagebuche zwei Spal¬ ten eingeführt, deren erste die Form der Wolken und öfters ihren Ort, den sie am Himmel einnehmen, die zweite den in Worten ausgedrückten Grad der Heiterkeit angibt. Um letztere in Zahlen zu geben und dadurch zu einem Bilde des Verlaufes der Bewölkung zu gelan¬ gen, welche in engster Verbindung steht mit der regelmässig wiederkehrenden Regenzeit, wurden die Ausdrücke des Tagebuches „schön“ oder „heiter“ mit Null bezeichnet, wenn in der Nebenspalte keine Wolken eingetragen waren, im entgegengesetzten Falle aber mit 3. Die Ausdrücke „bedeckt". „Nimbus“ oder „Regen" bezeichnete man mit 10. Für seltener vorkommende andere Worte wählte man entsprechende Zwischenzahlen. Auf diese Weise ent¬ stand die folgende Tafel, welcher ihres Zusammenhanges wegen auch die fünftägigen Mittel der aufgezeichneten Windrichtung angereiht sind. Tafel IV. Fünftägige Mittel der Bewölkung und Windrichtung. Tag Bewölkung Wind Tag Bewölkung Wind Tag Bewölkung Wind 7 — 11. Jänn. 1 *5 O. und S. 11—15. Mai 5 ■ 1 S. 24—28. Sept. 3-0 veränderlich 12—16. „ 0’7 W. und N. 16—20. „ 61 still 29— 2. Oct. 4-0 » 17 — 21. „ 0-0 0. 21—25. „ 4-2 S. 3- 7. „ 2 ■ 2 S. und N. 22 — 26. , 0-0 0. 26-30. „ 3-9 veränderlich 8—12. „ 3-7 veränderlich 27—31. „ 0-0 W. und 0. 31 — 4. Juni 5-8 S. 13-17. „ 2 * 2 0. und N. 3 — 7. Febr. 1-9 0. und S. 5— 9. „ 7-2 n 18-22. „ 1-5 NO. und S. 8-12. „ 0-0 veränderlich 10-14. „ 4-4 n 23-27. „ 0-0 veränderlich 13—17. „ 4-3 W. und S. 15-19. „ 3-7 >j 28— 1. Nov. 2-0 NO. 18-22. „ 2 ' 5 S. und 0. 20-24. „ 6-8 V 2- 6. „ 2 • 8 veränderlich 23-27. „ 3-5 veränderlich 26—30. „ 6-ä n 7-11. „ 4-0 N. und NO. 28 — 4. März. 8-6 S. und N. 12—16. Juli 3-3 n 12—16. „ 1-6 n 6-10. „ 5 • 2 S. und 0. 17-21. „ 3-4 N. und S. 17—21. „ 1-1 veränderlich 11—15. „ 2-3 veränderlich 22—26. „ 5*5 N. 22-26. „ 1 • 1 NO. und 0. 16—20. „ 4-6 0. und S. 27—31. „ 5*4 N. und NW. 28— 2. Dec. 0-3 S. und 0. 21—25. „ 6-5 S. und 0. 1 — 5. Aug. 4-4 S. und NO. 3- 7. „ 1-7 S. und N. 27-31. „ 7-0 SW. und S. 6-10. „ 6-1 N. 8-12. „ 1 • 2 N. 1 — 5. April 6-2 veränderlich 11-15. „ 4-6 NO. 13-17. „ 3-7 n 6-10. „ 6-1 r> 16—20. , 5-1 veränderlich 18-22. „ 0*3 S. und N. 11 — 15. „ 5-9 u 21—25. „ 3-6 n 23-27. „ 0-4 N. und NO. 16 — 20. „ 7-0 0. und S. 26-30. „ 4-2 S. und NO. 28— 1. Jänn. 0-8 NO. 21—25. , 5-6 s. 31 — 4. Sept. 5 • 7 S. und N. 2- 6. „ 0-5 *J 26-30. „ 5-0 s. 5— 9. „ 4-4 N. 7 — 11. „ 0-4 N. 1 — 5. Mai 4-6 S. und W. 10 — 14. „ 2-1 S. und N. 12-16. „ 0*7 S. und O 6-10. „ 3-7 S. und 0. 19-23. „ 1-1 0. 17-20. „ 2*1 0. und N. 60 Karl Kreil. Man sieht aus dieser Tafel, dass in Gondokorö, wenigstens im Jahre 1853, die heitere Witterung nur in unseren Herbst- und Wintermonaten andauernd war. dass aber schon in der zweiten Hälfte des Februar die Atmosphäre sich zu trüben begann und dass diese Trübung, dem Grade nach wechselnd, bis September andauerte und erst dann die Wolken sich wieder zerstreuten. Theilt man diese Tafel nach Monaten ab, so erhält man folgende Ziffern, welche der Vergleichung wegen auch die Monatmittel der Bewölkung in Wien in demselben Jahre 1853 beigesetzt sind. Monat Bewölkung in Gondokorö Bewölkung in Wien Tag und Nacht Tag Im Jänner . = 0-7 8 • 6 9-1 „ Februar . - -2-4 7-9 8-3 „ März . = r> - 7 6-4 6* I „ April . = 0*0 3-5 3-8 »Mai . = I • 6 5*6 5 ’ 7 „ Juni . = > * 7 3-1 3-3 V Juli . = 4-4 3-9 3-9 „ August . = 1-7 3-7 3-9 „ September . = :>*3 3-8 3-9 „ October . = ->-3 5 * 4 5 * 7 „ November . = 2’1 8-8 8-9 „ December . . =1-2 7- 1 7- 1 „ Jahr . = 3-6 5 • f> ;> • 8 Die Zahlen für Wien sind doppelt angesetzt, weil die Tagbeobachtungen, welche zu den Stunden 18u, 22h, 2h und 6h ausgeführt sind, in den meisten Monaten eine stärkere Bewölkung anzeigen als die Tagesmittel, bei denen auch die Beobachtungen um IO1' und 14h beigezogen sind. Da in Gondokorö die Nachtbeobachtungen fehlen, so können auch von Wien nur die Tagbeobachtungen zur Vergleichung dienen. Man sieht, dass in beiden Stationen der jährliche Gang der Bewölkung nahezu entgegen¬ gesetzt ist, was wohl hauptsächlich von dem gleichfalls entgegengesetzten Gange der Tempe¬ ratur abhängt; dies erstreckt sich sogar bis auf die Unregelmässigkeit des Mai. der in Afrika vergleichsweise zu heiter, bei uns viel zu trübe war. Um über die Vertheilung des Regens im Verlaufe des Jahres mehr Aufschlüsse zu erlangen, als aus der vorhergehenden Tafel gewonnen werden können, wurden aus dem Tagebuche die Tage angemerkt, an denen Regen gefallen war, und in der folgenden Tafel zusammengestellt. Auch wurde die Anzahl jener Tage bemerkt, an denen starker Regen fiel , so wie die Anzahl der Beobachtungstage überhaupt, da man voraussetzen musste, dass an Tagen, während welche keine Aufzeichnung vorgenommen wurde, auch die Bemerkung des Regens unterblieb. Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. Gl Tafel V. Tage mit Regen. M o n a t Anzahl der Tage mit Regen Starke Regen Anzahl der Beobachtungs¬ tage 1S53 Jänner . •> 21 Februar . . . . 7 3 26 März . 7 1 27 April . 12 2 29 „ M ai . 12 — dl Juni . 7 — 25 n Juli . 3 — 20 ■) r August . 11 1 dl n September .... 5 — 23 October . . 5 — 30 fl November . 7 — 2d fl December . 2 — ‘20 1S54 Jänner . — — 10 Summa . . . 80 310 Aus dieser Tafel ersieht man, dass in Gondokorö -wahrscheinlich wenige Monate ganz ohne Regen vergehen, dass aber die eigentliche Regenzeit im Februar beginnt, und bis zum Juni dauert; im August scheint sie sich wieder zu erneuern und die drei folgenden Monate anzuhalten: denn sie liefern noch manchen Regen, wenn gleich selten mehr einen so heftigen wie die Frühlingsmonate. December und Jänner scheinen die trockensten Monate zu sein. Die grösste Intensität des Regens fiel nach diesen Beobachtungen auf die Monate Februar, März und April. Die beiden letzten Monate sind auch nach Seite 59 jene in denen die Bewölkung ihr Maximum erreichte; in ihnen liegt daher auch wahrscheinlich der Wendepunkt des Regens, dessen jährlicher Gang aber nicht sehr regelmässig zu sein scheint, wie die plötzlichen Zunahmen im August und November beweisen. Für die Windrichtung findet man aus dem Tagebuche folgende Zahlen: Tafel VI. W i n d r i c li t u n g. Monat S SW W NW N NO 0 SO •Jänner . . 2 1 5 2 1 1 21 Februar . . 20 3 10 0 1 1 11 2 März . . . 23 10 6 0 1 4 15 2 April . . . 2ö 1 6 5 2 4 14 1 Mai . . . . 32 2 G «» 3 5 G 1 Juni. . . . 30 1 1 3 0 1 0 3 Juli .... 9 0 2 4 11 1 1 2 August . . 13 2 2 * 14 13 5 0 September . 10 0 4 2 12 ' 13 0 October . . 17 1 3 i 19 17 2 0 November . 8 1 3 0 19 19 G 1 December . 10 0 0 0 23 19 _ 0 0 Jahr 199 22 48 106 92 94 13 *) Die Beobachtungen wurden in den ersten eilf Tagen des Monats durch eine Krankheit des Beobachters unterbrochen, die Tage waren meistens regnerisch und trübe. 02 K a r l K veil. Die Zahlen dieser Tafel geben an, wie oft in jedem Monate ein Wind aus der iiber- schriebenen Himmelsgegend wehte. Man sieht, dass zu Anfang des Jahres die Ost- und vorzüglich Südwinde vorherrschen, im Sommer und Herbste aber die Nordwinde. Die ersteren sind die häufigsten im Verlaufe des ganzen Jahres, wie dies auch in Chartum nach lafel VII (S. 45) der Fall ist. Hiei wie dort spielen die West- und Nordwestwinde eine untergeordnete Rolle. Die Südwinde bringen die Regenzeit, die Nordwinde vertreiben sie. Gewitter waren in Gondokoi’ö : Im Jänner in der Nacht vom 12 — 13. einige schwache Blitze. „ Februar in der Nacht vom 12 — 13. bei Südwind Donner und Blitze. „ April am 24. um 5h und am 20. ein Gewitter im Osten gegen Südwest ziehend. Maiden 1. „ 3h im Osten zieht ein Gewitter gegen Südwest. ?7 6. im Osten zieht ein Gewitter gegen Südwest, Abends kam Sturm. Gewitter und Regen. 7? 10. im Süden und Südosten Gewitter. *7 77 12. 77 5h 77 Osten zieht ein Gewitter gegen Süden. 7? TI 77 13. 77 0h 77 Westen ein Gewitter. Gegen Abend füllte stürmischer Nordost die Atmosphäre mit dickem Staube an, dann folgte, kurzer Regen. 77 77 18. 77 2311 im Südosten ein Gewitter. 77 V 7) 22. 7? 3h r> Süden ein Gewitter. 24 2h 77 77 77 r> 77 v n n 77 n 77 27. 77 Oh u 77 Nordosten ein „ 77 71 ?7 28. 77 0h 77 Osten zieht ein Gewitter gegen Südwest. r 77 77 31. 77 3h 77 Südwesten ,, „ 7) Juni 77 4. 77 lh 77 77 77 77 77 77 20. 77 4h V Osten „ „ Juli 77 22. » 5h 77 Süden „ ., r> Aug. 77 11. 77 4h 77 Süden „ „ 77 7. 21. 77 5h r> Südosten „ „ ,, 7? 24. 77 77 Süden und Südosten Gewitter; Abends kam kurzer Regen. 7) 77 31. 77 3b r> Südosten Gewitter. 77 Sept. 77 9. 77 5h 77 Süden und Westen Gewitter. 77 77 77 24. 77 5h 77 Südosten Gewitter. 77 77 77 26. 77 4h 77 n n 7? 7) 77 27. 2h 77 Westen und Nordosten Gewitter. 77 Oct. 77 31. 77 2h 77 Südosten Gewitter. 77 Nov. 77 6. 55 4h 55 n v Im December und Jänner 1854 sind keine Gewitter mehr angemerkt. Man hat demnach die Anzahl derselben nach den Monaten : Im Jänner ... 1, im März „ Februar ... 1, .. April Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chart um etc. f>3 im Mai . .. Juni . .. Juli . A ugust 11, im September . 2, | „ October 1. „ November. 4, j „ December . 4, 1, 1, sie waren also bei weitem häufiger während der kühlen Regen, welche ohne Zweifel grössten- theils ihnen zu verdanken sind, als während der warmen und trockenen Jahreszeit. Ihr fast plötzliches Aufhören im Juni und Juli, und ihr Wiedereintritt im August und September ist auffallend, stimmt aber mit ähnlichen Schwankungen des Regens überein und deutet daher ebenfalls auf eine doppelte Regenperiode hin. Die Richtung, in welcher sie entstehen, ist vorherrschend Süd und Ost: unter 28 Gewit¬ tern wurden nur drei im Westen beobachtet, von denen eines seine Entstehung in der Wüste durch den dichten Staub kundgab, den es mit sich führte. Um die Änderungen des Wasserstandes im weissen Flusse zu messen, wurde der Stand am 12. Jänner 1853 als Nullpunkt angenommen. Die Wasserhöhen sind aus den nach englischem Masse angesetzten Zahlen der folgenden Tafel ersichtlich, in welcher die Zeichen ( — ) einen Stand unter dem Nullpunkte bedeuten. Tafel VII. Wasserstand des weissen Flusses. (Nach englischen Fussen, Zollen und Linien.) Tag Wasser¬ höhe Tag Wasser¬ höhe Tag Wasser höhe Tag W asser¬ höhe Tag Wasser¬ höhe Tag Wasser¬ höhe Jänner März 4. — 0 1 0 o"' 29. 19h -1-0 G” 0"' 9. 4h + 0' 5 o'” 20. 4h + 2 0' o'" 1853 1. 20h — 0' 1’ o" 6. 2h — 0 1 6 29. 4 +0 4 0 10. 21 0 4 0 21. 20 2 3 0 12. 0’ 0 o" 1. 2 -0 1 0 8. 22 4- 1 G 0 30. 20 0 3 0 10. 3 0 9 0 21. 5 2 1 0 13. 6h — 0 0 2 6. 19 -f-0 0 8. 0 + 2 0 0 30. 5 0 3 0 11. 21 i 0 0 22. 21 2 1 0 15. 19 —0 1 0 8. 3 + 2 6 0 1 1. 4 3 3 0 22. 3 2 2 0 7. 3 4-0 1 0 Mai 16. 20 — o * 9 9. 18 + 0 10 0 9. 22 + 0 o 0 12. 20 1 4 ü 23. 19 2 2 0 17. 18 — 0 2 0 10. 2 + 0 4 0 13. 22 -0 1 0 1. 21 0 3 0 12. 5 0 10 0 23. 4 2 ii 0 18. 0 -0 2 0 12. 20 — 0 1 6 20. 4 +0 4 0 1. 3 0 3 0 13. 21 0 10 0 24. 20 3 6 0 00 IC -f- 0 5 0 13. 20 + 0 1 0 21. 5 + 0 0 0 2. 19 0 4 0 13. 3 1 0 0 24. 5 3 3 0 19. 3 -f 0 7 0 15. 22 —0 , 0 22. 2 l +1 10 0 2. 4 0 4 0 14. 19 0 8 0 25. 21 2 4 0 23. 5 + 0 6 5 16. 20 -0 1 G 22. 3 + 1 1 0 3. 5 0 4 0 14. 4 0 8 0 25. 3 2 10 0 17. 21 —0 I 6 23. 19 + 0 8 0 4. 21 0 4 0 15. 20 1 1 0 26. 1 9 2 3 0 Febr. 18. 19 0 0 0 23. 4 + 0 8 0 4. 3 •0 6 0 15. 5 1 1 0 26. 4 2 3 0 19. 20 0 0 0 24. 5 +0 3 0 5. 19 0 4 0 16. 21 1 2 0 27. 20 1 9 0 13. 21 0 0 0 20. 19 — 0 0 6 25. 21 8 0 5. 4 0 2 0 16. 3 1 2 0 27. 5 i 8 0 13. 2 0 0 0 •2i 29 0 0 0 25. 3 +0 9 0 6. 20 0 4 0 17. 19 4 3 0 28 21 1 11 0 14. 18 0 0 0 28. 20 —0 I 0 26. 19 +0 11 0 (5. 5 1 2 0 17. 4 3 5 0 28. 3 2 4 0 14. 21 0 0 0 31. 22 +0 3 ü 26. 4 + r 3 0 7. 21 1 2 0 18. 20 2 4 0 29. 19 1 8 0 14. 0 0 0 0 27. 20 +o 9 0 7. 3 1 1 0 18. 5 2 3 0 29. 4 2 0 0 14. 3 0 0 0 27. 5 + 0 9 0 8. 7 0 7 0 19. 21 2 4 0 30. 20 4 3 0 15. 18 + 0 0 6 April 28. 21 +0 4 0 8. 4 0 6 0 19. 3 2 1 0 30. 5 2 11 0 16. 23 + 0 0 6 2. 18 +0 1 0 28. 3 +° 6 0 9. 20 0 5 0 20. 19 2 2 0 31. 21 i 10 0 64 Karl Kreil. Tag Wasser¬ höhe Tag Wasser höhe Tag Wasser höhe Tag Wasser¬ höhe Tag Wasser höhe - Tag Wasser höhe 31. 3h 2’ 0* o”' >7. 3h 2 ' 7 o” 2. 19h 3’ 6" o'" 2G. 1 9 ,l 4' 3’ 0" Octob. 17. 20h 3' 7 ö'" 28. 19 2 9 0 2 4 | 3 6 0 26. 4 4 1 0 1. 21 11 3' 9’ o"’ 18. 21 3 G 0 Juni 3.20 3 8 0 27. 20 4 0 0 2. 19 4 G 0 20. 19 3 4 0 1. 19 2 11 0 Juli 3. 5 3 G 0 27. 5 4 0 0 3. 20 4 3 0 21. 20 3 3' 0 1. 4 2 3 0 12. 19 2 6 0 4. 21 3 7 0 28. 2 1 3 10 0 4. 21 4 5 0 22. 21 3 3 0 •2. 20 1 11 0 12. 4 2 6 0 4. 3 3 5 0 28. 3 4 G 0 5. 19 4 4 0 24. 19 3 3 0 2. 5 1 10 0 13. 20 2 9 0 5. 19 3 3 0 29. 19 4 10 0 6. 20 4 4 0 26. 20 3 2 0 3. 21 1 9 0 13. 5 4 0 0 5. 4 3 1 0 29. 4 4 8 0 7. 21 4 3 0 28. 21 3 2 0 3. 3 1 8 0 14. 21 3 9 0 6. 20 4 0 0 30. 20 4 4 0 8. 19 4 2 0 30. 19 3 2 0 4. 19 1 10 0 14. 3 3 0 0 6. 5 4 3 0 30. 5 4 G 0 9. 20 4 9 0 4. 4 2 6 0 15. 19 2 0 0 7. 21 4 o 0 31. 21 4 3 0 9. 5 G 3 0 Dec. 5. 20 2 10 0 15. 4 2 9 0 7. 3 4 2 0 31. 3 4 G 0 10. 21 5 10 0 1. 20 3 1 0 5. 5 2 6 0 16. 20 2 9 0 8. 19 4 0 0 11. 19 5 0 0 3. 21 3 i 0 G. 21 1 10 0 16. 5 2 9 0 8. 4 4 1 0 12. 20 4 9 0 4. 19 3 1 0 ü. 3 1 9 0 17. 21 2 10 0 9. 20 4 0 0 Sept. 13. 21 4 7 0 6. 20 3 2 0 7. 19 2 1 0 17 3 3 4 0 9. 5 4 3 0 14. 19 4 5 0 8. 21 3 2 0 7. 4 1 11 0 18. 19 3 9 0 10. 21 4 9 0 1. 19 5 10 0 15. 20 4 G 0 9. 19 3 1 0 8. 20 2 6 0 IS. 4 3 8 0 10. 2 5 0 0 1. 4 5 7 0 16.21 1 3 0 10. 20 3 i 0 8. 5 2 9 0 19. 20 3 8 0 11. 19 5 0 0 2. 20 4 9 0 17. 19 4 0 0 13. 21 3 0 0 9. 21 2 4 0 19. 5 3 6 0 11. 4 5 10 0 2. 5 4 6 0 18. 20 3 10 0 14. 19 3 0 0 9. 3 3 0 0 20. 2 1 3 4 0 1 2. 20 5 3 0 3. 21 4 1 0 19. 21 3 9 0 15. 20 3 0 0 10. 19 2 4 0 20. 3 3 3 0 12. 5 5 0 0 3. 3 G 0 0 20. 19 3 7 0 17. 21 3 0 0 10. 4 3 5 0 21. 19 3 3 0 13. 21 5 G 0 4. 19 ii « o 21. 20 3 G 0 18. 19 3 0 0 11. 3 2 0 0 21. 4 3 2 0 13. 3 5 4 0 4. 4 6 4 0 22. 21 3 G 0 20. 20 3 0 0 12. 21 2 2 0 22. 20 3 2 0 14. 19 5 2 0 5. 20 6 2 0 23. 19 3 5 0 22. 21 3 0 0 12. 3 2 5 0 22. 5 3 3 0 14. 4 5 G 0 5. 5 5 10 0 24. 20 3 4 0 24. 19 3 0 0 13. 19 3 7 0 23. 21 3 3 0 15. 20 5 8 0 6. 21 5 4 0 25. 2 1 3 3 0 26. 20 3 0 0 13. 4 4 0 0 23. 3 3 3 0 1 5. 5 5 4 0 G. 3 5 0 0 26. 19 3 l 0 28. 2 1 3 0 0 14. 20 2 o 0 24. 19 5 9 0 16.21 G 0 0 7. 19 4 9 0 27. 20 3 1 0 29. 19 3 0 0 14. 5 2 0 0 24. 4 5 10 0 16. 3 G 3 0 7. 4 4 7 0 28. 2 1 3 0 0 30. 20 3 0 0 15. 21 2 3 0 25. 20 4 0 0 17. 19 G 0 0 9. 20 5 0 0 29. 19 3 0 0 31. 21 3 0 0 15. 3 2 3 0 25. 5 3 7 0 17. 4 5 G 0 9. 5 4 3 0 31. 20 2 1 1 0 IG. 19 2 1 0 26. 21 3 11 0 18. 20 4 9 0 1 0. 2 1 G 4 0 Jänner 16. 4 1 11 0 26. 3 3 S 0 18. 5 4 S 0 11. 3 G 1 0 1854. 17. 20 l 10 0 27. 19 5 3 0 19. 21 4 4 0 12. 19 5 3 0 2. 2 1 3 0 0 17. 5 1 10 0 27. 4 4 3 0 19. 3 4 8 0 13. 5 5 0 0 3. 19 3 1 0 1. 19 3 0 0 18. 21 2 10 0 28. 20 3 6 0 20. 19 5 3 0 19. 21 4 5 0 4. 20 3 2 0 3. 20 3 0 0 18. 3 2 2 0 28. 5 3 5 0 20. 4 5 10 0 20. 19 4 3 0 5. 2 1 3 6 0 5. 21 3 0 0 20. 19 1 10 0 29. 21 3 2 0 21. 20 5 0 0 21. 20 4 1 0 6. 19 3 5 0 7. 19 3 0 0 20. 4 1 10 0 29. 3 3 i 0 21. 5 4 6 0 22. 21 4 3 0 7. 20 3 8 0 10. 20 2 11 0 22. 20 3 9 0 30. 19 3 3 0 22. 2 1 5 5 0 23. 19 4 0 0 8. 21 4 8 0 12.21 o 11 0 23. 2 1 2 2 0 30. 4 G 3 0 22. 3 6 l 0 24. 20 4 G 0 9. 19 4 3 0 14. 19 2 1 1 0 23. 3 2 5 0 31.20 4 0 0 23. 19 5 4 0 25. 21 4 1 0 10. 20 4 9 0 1 6. 20 2 11 0 24. 19 3 10 0 31. 5 3 G 0 23. 4 G 2 0 26. 19 3 10 0 11. 21 5 3 0 18.21 2 11 0 24. 4 2 10 0 21. 20 5 5 0 27. 20 3 G 0 12. 19 4 G 0 20. 19 o 10 0 26. 20 2 6 0 August 24. 3 4 10 0 28. 2 1 3 5 0 1 4. 20 3 9 0 26. 5 2 8 0 1.21 3 3 0 25. 21 4 3 0 29. 19 3 10 0 15. 21 3 8 0 27. 21 2 6 0 1. 3 3 4 0 25. 3 4 4 0 30. 20 3 5 0 16. 19 3 8 0 Diese Tafel zeigt, dass die Zunahme der Wassermenge des weissen Flusses nicht gleich¬ zeitig mit dem Eintritte der Regenzeit, sondern erst mehrere Wochen später merklich wird, denn es findet sich noch am 13. April, also zur Zeit, wo den Beobachtungen nach die Menge der Regentage und die Intensität des Regens (nach Tafel Y) bereits zu ihrem Maximum gelangt sind, ein Wasserstand unter dem Nullpunkte angemerkt. Erst von da an bleibt er positiv, Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in < hart um etc. C5 hält sich aber, mit Ausnahme von wenigen Tagen, bis zum halben Mai unter der Höhe von 1 Fuss. Auf der Höhe von 1 bis 2 Fuss über Null findet man ihn mit wenigen Ausnah- men den ganzen Mai und Juni hindurch; im Juli erhebt er sich auf 3 bis 5 Fuss, gegen Ende auch einmal auf fi Fuss. Auch im August erreicht er keine grössere Höhe als 6' 3", und schwankt zwischen dieser und 3' 1". Am 4. September gelangt er zu seinem Maximum mit (>' (!", während das Minimum in diesem Monate 3' 5" ist. Im October sind die Grenzen des Wasserstau des 6' 3" und 2' 11", im November 5' 3" und 3' 0", im December 3' 2" und 3' 0", und selbst imJännerl854 hat er den Nullpunkt noch nicht erreicht, sondern zeigt am 20. noch den Wasserstand 2' 10", woraus man wohl schliessen darf, dass das Jahr 1853 in jenen Gegenden mit Niederschlägen mehr gesegnet war, als das vorhergehende, oder dass die Regenzeit später eintrat. Das Aufhören der Regenzeit wird in der Tafel durch die viel grössere Regelmässig¬ keit der Abnahme von der Hälfte Novembers an angezeigt. Zwischen dem 1. und 15. Novemb. findet das letzte unregelmässige Anschwellen des Flusses Statt, welchem auch die Zunahme der Regentage in diesem Monate (nach Taf. V) entspricht. Noch sind in dem Tagebuche des Beobachters folgende, fast durchgeliends schwache Erdbeben angemerkt : Am 8. Juni „ 5. Juli .. 6. August 14. October um 7h Morgens, „ 9h Abends, .. 0h 30' Mittags, 9h 50' Abends, Am 18. October um 9h 32' Morgens, O 7 .. 17. November „ 8h 50' Morgens, 22. .. 7h Morgens. Will man nun die im Vorigen enthaltenen Angaben dazu benützen, um das Klima der Äquatorial-Gegenden im Innern von Afrika zu erörtern, so muss man zuerst überlegen, wel¬ ches die mächtigsten Ursachen der Änderungen seien, die in jenen Breiten Vorgehen, und die von denen in unseren Gegenden in so vieler Beziehung abweichen. Bei uns hat der Stand der Sonne einen so überwiegenden Einfluss, dass alle übrigen dagegen zurücktreten und die unmittelbare Wirkung dieses Himmelskörpers nur in vergleich ungsw eise unbedeutendem Grade abzuändern vermögen. Je mehr ftian sich aber dem Äquator nähert, desto geringer wird die Verschiedenheit des Tagbogens der Sonne, desto gleichartiger daher auch ihre unmittelbare Wirksamkeit das ganze Jahr hindurch und desto ersichtlicher treten andere mächtige Einflüsse hervor. Die Quellen derselben sind in dem grossen Gegensätze des Meeres und der Wüste zu suchen, und nur durch diesen bringt die Sonne in jenen Gegenden ihre klimatische Wirkung hervor; Vermittler dieser Wirkung sind die Winde, und durch sie strebt jeder der beiden Factoren das Gebiet seiner Herrschaft zu vergrössern. Die Grenzen des Meeres sind fest und genau bekannt; die der Wüste sind weder das eine noch das andere, aber allen Anzeichen nach ist ihre bei weitem grösste Ausdehnung auf der nördlichen Erdhälfte gelegen, daher ihre Wirksamkeit auch am grössten bei nördlicher Declination der Sonne. Sie besteht zunächst darin, durch die ungemeine Erhitzung des Bodens von den senkrechten Sonnenstrahlen einen aufsteigenden Luftstrom zu erzeugen von einer Heftigkeit und Ausdehnung, wie wir in unseren Breiten nichts Ähnliches aufzuweisen haben. Er muss sich von dem Nilthale bis an die Ufer des atlantischen Oceans Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 0 66 Karl Kreil. erstrecken, denn dies ist, mit wahrscheinlich sehr geringen Unterbrechungen, die Ausdehnung der Wüste. Der ungeheure Raum, dessen unterste Luftschichte durch Erhitzung verdünnt worden ist, muss durch Zufluss von allen Seiten wieder ausgefüllt werden, und es erheben sich die Winde von den nächsten Meeren her, aus derselben Ursache, wie in verkleinertem Mass- stabe und in täglicher Aufeinanderfolge am Meeresufer vom Mittage an der Seewind weht. Für das obere Nilthal muss die Richtung, von welcher diese Winde wehen, Süd und Ost sein, denn die erste ist die Richtung des Thaies, in der zweiten liegt die nächste ausgedehnte Wasserfläche, der indische Ocean. Wir sehen daher aus Tafel VI, dass zur Zeit, wenn die Sonne ihren südlichsten Stand hat, der Wind eine ost-westliche Richtung behauptet, die aber allmählich in eine süd-nördliche übergeht, so wie die Sonne sich nach Norden wendet, und mit ihr auch der heisse Erdgürtel mehr nach Norden rückt. Diese Südwinde erreichen ihre höchste Gewalt zur Zeit unserer Sommersonnenwende, und es hat sich während dieser Monate der nördliche Theil von Afrika so erwärmt, dass nun auch das Mittelmeer seine Rolle zu spielen anfängt, und die Winde von dorther der Wüste zueilen. Man sieht daher im Juli die Südwinde plötzlich abnehmen, dafür die Nord- und später auch die Nordostwinde so kräftig auftreten, dass sie für alle übrigen Monate des Jahres vorherrschend werden. Dieser Süd- und Ost-Monsun, welcher reichlich mit Wasserdünsten erfüllt ist, streicht zunächst über die das Quellengebiet des Nils östlich und südlich umgebenden Gebirge, die bis zu einer bedeutenden Höhe reichen; um diese zu übersteigen, wozu er von den nach¬ folgenden Luftmassen genöthigt wird, muss er sich in eine viel kältere Luftschichte erheben und dort eine grosse Menge von Dünsten als Niederschlag absetzen, daher gleichzeitig mit seinem Eintritte auch die Regenzeit in jenen Gebirgen beginnt. Aus einem ähnlichen Vorgänge in unseren Breiten, wo die Südwestwinde, wenn sie gleich auf den Alpen einen grossen Theil ihrer Dünste abgesetzt haben, doch noch als feuchte und Regen bringende Winde auftreten, kann man schliessen, dass auch jener Südost-Monsun durch seinen Übergang über die Berge nicht alle Feuchtigkeit verliert, sondern mit einem Theile derselben versehen in die Niederungen des Nilthaies sich herabsenkt und zum Theil als Südwind, weil dies die Richtung des Thaies ist, seinen Lauf fortsetzt. Dort trifft er aber in der ersten Zeit noch eine sehr warme und trockene Luftschichte , welche gleich nach seinem Eintritte wenig Änderung erleidet; erst nach und nach, wenn grössere Massen von Dünsten her¬ beigeführt werden, fängt auch hier nach lange andauernder Heiterkeit zuerst vorübergehende, dann immer häufigere Trübung des Himmels an; die Gewitter, sämmtlich im Strich der Winde und an den Gebirgen entstehend, mehren sich und die Regenzeit beginnt, wie dies die Zusammenstellungen der Tafeln IV und V deutlich zeigen. Mit diesen Ergebnissen stimmen auch die Angaben der Reisenden überein. Nach densel¬ ben sind in Schoa und Juarya, im südlichen Theile Abyssiniens zwischen 8. bis 10. Grade nördlicher Breite und 55. bis 57. Grade östlicher Länge, zwei Regenzeiten, die eine (vielleicht die stärkere, denn sie wird Tschernat, d. i. „Gnade“ genannt) tritt regelmässig zwischen Jänner und Februar ein, die andere mit Anfang Juni, und dann regnet es im Juli und August täglich. Im Takazze-Thale (12. bis 14. Grade nördlicher Breite, 54. bis 56. Grade östlicher Länge) scheint dasselbe, aber etwas später der Fall zu sein; dort beginnt die Regenzeit gegen den April, aber zu Ende Juni fallen die Regen nur noch gelegentlich und wenig reichlich. Im August hingegen regnet es oft den ganzen Tag, und diese Regenzeit endet stets mit dem Sep¬ tember. ln den höheren Gegenden ist der Reffen mit Unterbrechunffen fast das ganze Jahr Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum etc. 67 andauernd, da Gewitter häufig sind und auch sehr oft Hagel fällt. Auch in Gondokorö scheint nach Tafel V die Anzahl der Regentage im Juni und Juli ab-, im August wieder zuzunehmen, also noch die Spur einer doppelten Regenzeit vorhanden zu sein, wenn ja einjährige Beobach¬ tungen in dieser Beziehung- Vertrauen verdienen. Diese Regen, welche die Atmosphäre trüben, daher die Wirkung der Sonne mindern und durch Verdunstung viele Wärme binden, müssen die Temperatur herab drücken, wie dies auch bei uns nach mehreren auf einander folgenden Regentagen stets des Fall ist, daher in jenen Breiten die kühlere Jahreszeit gleichzeitig mit dem Regen, das ist während unseres Sommers eintritt, und dem Klima das Gepräge der südlichen Halbkugel aufdrückt. Tritt die Sonne nach Überschreitung des Äquators in die südliche Hemisphäre, so muss der Seewind des indischen Oceans, welcher ihr stets folgt, eine andere Richtung nehmen; er weht gegen Südwest, und die gegen Osten vom Nilthale liegenden Bergreihen hindern ihn jetzt, dieses Thal zu erreichen. Es gewinnen daher die Nordwinde die Oberhand, die, wenn gleich über dem Mittelmeere entstehend , doch wegen der langen und heissen Länder¬ striche die sie zu durcheilen haben, für das obere Nilthal als Land- und Wüstenwinde zu betrachten sind , welche der Berge wegen ihre west-östliche Richtung mit der nord-süd¬ lichen vertauschen, und die, warm und trocken, die von der Regenzeit übrig gebliebenen Wolken bald aufsaugen und jene Klarheit des Himmels hervorbringen, die in den letzten Monaten des Jahres von Tafel LV angezeigt wird. Die, wenn gleich nicht im Zenithe, doch immer hoch stehende Sonne, durch keine Wolken mehr verdüstert, erhöht im Vereine mit den warmen Landwinden die Temperatur von Monat zu Monat und führt sie an ihr Maximum zu einer Zeit, wo unsere Gegenden noch im Schnee und Eise starren. Die Regen scheinen sich nur allmählich zu verbreiten und beginnen zuerst an den süd¬ licher gelegenen Gebirgsketten von Abyssinien; dort ist der Anfang der Regenzeit im Jänner, im nördlichen Theile aber im April. In den Tiefländern muss sie überhaupt später eintreten, und wirklich finden wir sie in Gondokorö zu Ende Februar oder Anfangs März, in Chartum aber erst im Juli, weil dort die hingeführten Dünste kaum mehr hinreichen einige Regentage hervorzubriugen, welche wenige Breitegrade weiter gegen Norden, wo die Wüstenluft jedes Dunstbläschen aufsaugt, ehe es sich mit anderen zu einem Tropfen vereinigen kann , ganz auf hören. Über den Eintritt der Regenzeit in dem Quellengebiete des Nils gibt uns auch das Anschwellen der Flüsse eine sichere, wenngleich verspätete Kunde, indem hiebei nicht nur der Zeitfrist, die das Wasser braucht, um von der Quelle zum Beobachtungsorte zu gelangen, sondern auch desümstandes Rechnung getragen werden muss, dass die ersten Regen von dem ausgetrockneten Boden noch völlig eingesaugt werden, ohne zur Erhöhung des Wasserstandes der Flüsse beizutragen. Das Anschwellen wird daher desto später eintreten, je weiter der Beobachtungsort von dem Quellengebiete entfernt ist, daher es in Chartum erst im Juni merk¬ lich wird, während man in Gondokorö aus der Tafel VII schon im Mai ein sehr erkenntliches Steigen entnehmen kann. Dieses ist jedoch hier viel unregelmässiger als dort, wo durch den Zusammenfluss mehrerer Wässer aus verschiedenen Quellengebieten die Unregelmässigkeiten sich zum Theile aufheben. Bildet man jedoch aus Tafel VII die fünftägigen Mittel (Tafel VIII), so gewinnt man auch für Gondokorö einen besseren Überblick, daher diese Tafel, die aber erst mit April beginnt, weil in den früheren Monaten die Änderung des Wasserstandes nur unmerklich ist, hieher gesetzt wurde. 9* ß8 Karl Kreil. Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen etc. Tafel VIII. ' Wasserstand des weissen Flusses in Gondokorö nach fünftägigen Mitteln. Tage Wasser¬ stand Tage Wasser¬ stand Tage Wasser¬ stand Tage Wasser¬ stand Tage Wasser¬ stand 1 — ö.Apr. 0 'lr0 31. Mai bis 4. Juni o '0!6 30. Jul. b. 3. Aug. 3 9r3 28.Sept.b.2. Oct. 3 9V5 27. Nov. b. 1. Dec. 3' 1!6 6 — 10. „ 1 2-5 5 — 9. jj 2 4-2 4— 8. jj 3 9-6 3- 7. „ 4 3-8 2— 0. JJ 3 1-3 11 — 15. „ 0 1-0 10—14. jj 2 5-7 9—13. jj 5 0-8 8—12. „ 5 1 • 6 7—11. 3 1-3 IG -20. „ 0 4-0 15—19. jj 2 2'4 14—18. n 5 5-6 13-17. „ 4 4-2 12—16. JJ 3 0-0 21 -25. „ 0 9-6 20—24. jj 2 3'4 19—23. jj 5 3-3 18—22. „ 3 7*6 17—27. JJ 3 0-0 26 -30. „ 0 7-0 25—29. jj '■ 2 2-7 24—28. jj 4 4-2 23-27. „ 3 2-8 22 — 26. JJ 3 0-0 1 — 5. Mai 0 3-8 30— 4. Juli. — 29.Aug. b. 2. Sept. 4 9-3 28. Oct. b. 1. Nov. 2 11-7 27—31. JJ 3 0-0 G —10. „ 0 8-1 5— 9. JJ — 3— 7. jj 5 66 2— 6. „ 3 2-8 1854. 11 1 i)t 1 1-9 10—14. jj 3 10-0 8—12. jj 5 4-3 7-11. „ 4 G-2 1— 5. Jän. 3 0-0 IG -20. „ 2 3-8 15—191 n 3 1-8 13 — 17. jj 5 0-0 12—16. „ 3 10-7 6 — 10. jj 2 11-5 21 —25. „ 2 7-7 20—24. jj 3 9-0 18—22. jj 4 3-0 17-21. „ 3 8-0 11 — 15. jj 2 11-0 2G -30. jj 2 2*7 25—29. jj 3 10-3 23—27. jj 3 11-2 22—26. „ 3 2-6 16—20. jj 2 10-6 Diese Tafel lehrt, dass der höchste Wasserstand in den ersten Tagen des Septembers ein¬ trat. Es zeigen sich übrigens auch in ihr noch manche Unregelmässigkeiten, die zum Tlieil in den doppelten Regenzeiten der Gebirge Abyssiniens ihren Grund haben können. Auch geht das Wachsen des Wassers schneller und unregelmässiger vor sich als das Abnehmen, wie in Chartum, was auf gewaltige und unterbrochene Niederschläge im Quellengebiete schliessen lässt. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN BAU DER MUSKELFASERN MIT HÜLFE DES POLARISIRTEN LICHTES, ANGESTELLT VON ERNST BRÜCKE, WIRKLICHEM MITGLIEDS DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 23. JULI 1857. Seit B o e c k die Resultate seiner mit polarisirtem Lichte angestellten mikroskopischen Untersuchungen veröffentlicht hat ist es bekannt, dass die Muskelfasern doppelbrechende Eigenschaften besitzen. Im Anfänge dieses Jahres (1857) machte ich die Beobachtung, dass von den zwei Substanzen , deren abwechselnde Lagerung ihnen das quergestreifte Ansehen gibt, nur die eine, und zwar die stärker lichtbreehende, doppelbrechend ist, die andere nicht. Es ist dies vorläufig angezeigt worden in der Abhandlung über Muskelstructur , welche mein junger Freund und Schüler A. Rollet in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie veröffentlicht hat1). Ich will hier nun ausführlich beschreiben, wie ich zur Ivenntniss der That- sache gelangt bin und wie sich jeder leicht von der Richtigkeit derselben überzeugen kann, dann die Untersuchungen mittheilen, für welche mir jene Beobachtung als Ausgangspunkt diente. Mein Polarisations-Mikroskop ist ein grosses zusammengesetztes Plössl’sches Mikroskop, das in seinem Objecttisehe , in derselben Hülse, in der man bei Beobachtungen mit gewöhn¬ lichem Lichte das Diaphragma zur Regulirung der Beleuchtung anzubringen pflegt, ein Nicol’sehes Prisma trägt. Das zweite Nicol’sehe Prisma ward aufs Ocular gesetzt. Ich weiss zwar, dass mau es jetzt vorzieht, das zweite Prisma im Rohr des Mikroskops über den Objectiv- linsen anzubringen ; für meine Zwecke aber eignete sich diese Einrichtung nicht, denn man gewinnt zwar dabei an Grösse des Sehfeldes, aber damit die Nicols, wenn sie gekreuzt sind, vollkommen schwarzes Sehfeld gehen, sieht man sich genöthigt stark abzublenden und verliert dabei an Licht, ein Übelstand, dem gegenüber eine blosse Unbequemlichkeit, wie es die Verkleinerung des Sehfeldes ist, nicht in Betracht kommen kann. Mit dem aplanatischen ]) Bd. XXIV, S. *291 (April 1857). 70 Ernst Brücke. Oculare, das Plössl seinen grossen Mikroskopen beigibt, verbindet man das Nicol’sche Prisma am besten indem man die obere glasleere Hülse des Oculars abscliraubt, und statt ihrer einen Ring von Holz oder Pappe aufsetzt, der mit dem Prisma zusammen die Höhe eben jener Hülse hat. Dann befindet sich das dem Nicol möglichst genäherte Auge gerade in der passenden Entfernung von der obersten Linse. Meine Nicols sind von Böttcher in Berlin und von vor- zii»dicher Güte. Das letztere ist Bedingung, wenn man die später zu beschreibenden Erschei¬ nungen in ihrer ganzen Schönheit sehen will; man kann aber ein Nicol entbehren, wenn man einen guten Herapathit besitzt, den man dann statt des unteren Prismas verwendet. Alle Angaben in dem Folgenden beziehen sich nur auf zwei Stellungen der Nicols , weil ich nur mit zwei Stellungen gearbeitet habe: auf die Stellung in der ihre Polarisationsebenen einander parallel, und auf die Stellung, in der sie unter 90° gekreuzt sind. Bekanntlich geben Platten doppelbrechender Medien sowohl zwischen gekreuzten als zwischen gleichgerichteten Polarisationsvorrichtungen lebhafte Farben. Zwischen ersteren erscheinen mit wachsender Dicke die Farben in der Reihenfolge, in der sie das Newton’sche Farbenglas im reflectirten Lichte zeigt, zwischen letzteren in der Reihenfolge, in der sie das Farbenglas im durchfallenden Lichte zeigt. Ich habe diese Farbenfolge im 74. Bande von Poggendo r ff’s Annalen (S. 5S2 ff.) einer erneuerten Untersuchung unterworfen1). Schon von Bo eck sind doppelbrechende Platten bei mikroskopischen Untersuchungen im polarisirten Lichte benutzt worden, um das Sehfeld farbig zu machen, später hat man sie als eine unnütze Complication verworfen. Ich habe indessen, und zwar mit Erfolg, gesucht aus ihrer Anwendung Nutzen zu ziehen. Die erste Farbe, welche zwischen gleichgerichteten Prismen sichtbar wird, ist bekanntlich Braun, das dadurch entsteht, dass der Gangunterschied in den Wellen des ordentlichen und ausserordentlichen Strahles zuerst für die brechbareren Farben durch Ver¬ minderung ihrer Intensität fühlbar wird, während die schwächer brechbaren wegen ihrer grösseren Wellenlänge noch weniger merklich afficirt sind. Die Färbung ist aber anfangs schwach und da thierische Theile als trübe Medien wirkend unter dem Mikroskope oft schon im gemeinen Lichte eine bräunliche Farbe annehmen2), so ist man bei sehr dünnen Schichten derselben und gleichgerichteten Prismen leicht in Zweifel ob Doppelbrechung vorhanden sei oder nicht. Bei gekreuzten Prismen machen sich die doppelbrechenden Theile allerdings leicht bemerkbar, da die Strahlen, auf deren Gang sie eingewirkt haben , sogleich in dem dunkeln Sehfelde auftauchen, aber man hat hier den Nachtheil, dass alle nicht doppelbrechenden Theile vollständig unsichtbar sind und dass Lichtmangel und Mangel doppelter Brechung denselben Effect haben. Werden desshalb Streifen, welche im gemeinen Lichte relativ dunkel erscheinen, bei gekreuzten Prismen nicht hell, so ist man immer noch in Zweifel, ob sie dunkel bleiben, weil sie aus einer isotropen Substanz bestehen, oder weil sie überhaupt zu wenig Licht durch¬ lassen. Meine Bemühungen waren desshalb darauf gerichtet mir ein helles Sehfeld zu ver¬ schaffen, in dem sich doch sehr dünne Schichten eines doppelbrechenden Körpers noch deutlich als solche erkennen Hessen. Ich erreichte dies leicht, indem ich die zu untersuchenden Objecte auf eine Glimmerplatte von bestimmter Dicke legte. Ich wählte unter einer Reihe von Platten, die ich mir durch Spaltung verschafft hatte, eine solche aus, die bei gekreuzten Prismen das ') In dieser Abhandlung bitte ich an Seite 5S6 Zeile 14 von oben Blaugrün statt Blaugrau zu lesen. -) Vergleiche E. Brücke über die Farben, welche trübe Medine im auffallenden und durchfallenden Lichte zeigen. Sitzungsberichte Bd. IX, S. 530, und Poggend orff’s Annalen der Physik und Chemie Bd. 88, S. 363. 71 Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polar isirten Lichtes. Purpur gab, welches auf der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Newton’schen Ring- svsteme reflectirten Lichtes liegt, und benutzte sie als Objectträger, indem ich sie zwischen den gekreuzten Prismen so orientirte, das« sie das Maximum der Helligkeit gab. Ein dünner doppelbrechender Körper, der auf ihr so orientirt ist, dass seine optische Wirkung der einer Vermehrung ihrer Dicke gleichkommt, ändert die Farbe durch violet in blau; kommt seine Wirkung der einer Verminderung ihrer Dicke gleich , so ändert er die Farbe durch roth in gelb. Ich wählte gerade die Platte von dieser bestimmten Dicke, weil man es hier mit schönen und lebhaften Farben zu thun hat und schon sehr geringe Dickenunterschiede sehr auffallende Veränderungen derselben zur Folge haben. Die Muskeln, welche ich zuerst untersuchte, waren Insectenmuskeln ; ich wählte sie wegen der Breite ihrer Querstreifen und da damals zur Winterzeit keine lebenden Insecten zu haben waren, so benutzte ich ein Exemplar von Hydrophilus piceus, das ich in Weingeist aufbewahrt hatte. Die Muskeln eines Oberschenkels wurden herausgenommen und ins Wasser geworfen, worauf sich die Primitivbündel leicht isoliren Hessen; diese wurden dann in ver¬ schiedenen Richtungen auf der Glimmerplatte vertheilt und, mit Glycerin und einem Deck¬ gläschen bedeckt, unter das Mikroskop gebracht. Auf diese Weise beobachtete ich gleich beim ersten Versuche, dass nur die eine, nur die stärker brechende der beiden alternirenden Sub¬ stanzen anisotrop sei, indem nur sie die Farbe änderte, während die schwächer brechende Zwischensubstanz die Farbe des Grundes hatte. Ich sah aber auch , dass trotz des Glycerins die Muskeln noch zu wenig durchsichtig seien, um die Erscheinungen in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. Ich musste suchen in den Muskeln alle Unterschiede der Brechungsindices für den ordinären Strahl so viel als möglich auszutilgen, um die Wirkungen der doppelten Brechung- möglichst rein vor mir zu haben. Zu dem Ende brachte ich die Muskeln eines anderen Oberschen¬ kels in absoluten Alkohol und nachdem sie darin entwässert waren, goss ich ihn ab und ersetzte ihn durch Terpentinöl, indem ich die Muskeln so lange darin liess, bis sie davon durchdrungen und durchsichtig waren. Nun zerschnitt ich meine Glimmerplatte in rechteckige Stücke, jedes etwa vier Millimeter kürzer und schmäler als meine Deckgläser. Diese Glimmerplatten kochte ich, um sie von aller Luft zu befreien, in Terpentinöl aus, tauchte sie, nachdem sie erkaltet waren, einzeln in Demarfirniss, wie ihn die Maler zum Überziehen der Bilder gebrauchen, und legte sie dann auf Objectträger, um die in der vorerwähnten Weise behandelten Muskelfasern auf ihnen auszubreiten. Nachdem dies geschehen war, machte ich aus zerschnittenen Deck¬ gläsern um das Glimmenblatt einen Rahmen, füllte die so entstandene Zelle ganz mit Damar- firniss und schloss sie dann mit einem Deckglase. Auf diese Weise erhielt ich vollkommen befriedigende Präparate, welche wegen ihrer grossen Durchsichtigkeit auch dann noch die Verschiedenheit in den optischen Eigenschaften beider Substanzen deutlich erkennen Hessen, wenn das Glimmerblatt so orientirt war, dass es gar keine Farbe gab. Die doppelbrechenden Stücke waren dann bei gekreuzten Prismen hellgrau, bei gleichgerichteten deutlich braun, während sie diese Farbe nunmehr im gemeinen Lichte durchaus nicht zeigten. Man kann sich also von der Richtigkeit meiner Angabe auch ohne Glimmerplatten sicher und vollständig überzeugen, wenn man die Muskeln in der beschriebenen Weise vorbereitet. Nach diesen Präparaten wurden die Abbildungen Fig. 1 und 2 gemacht, indem die Glimmerplatte bei gekreuzten Prismen so orientirt war, dass sie das Maximum von Licht gab. Ich habe später noch ähnliche Präparate von Schlangen, Eidechsen und vom Menschen gemacht, die zu denselben Resultaten führten, aber ich Hess sie nicht mehr farbig darstellen, da mir die 72 Ernst Brücke. vorliegenden Abbildungen zu genügen schienen. Man sieht namentlich an Fig. 1 B auf den ersten Blick, dass die ganze Erscheinung die Summe der optischen Wirkungen der einzelnen sarcous elements ’) ist und dass somit die Analyse des Ganzen mit der Analyse der optischen Eigenschaften jedes Einzelnen von ihnen zusammenfällt. In Fig. 2 hat man sich die Richtung der Fasern mit der von Fig. 1 gekreuzt zu denken. Als Fig. 1 A gezeichnet wurde, lag unter dem Original gegen dasselbe im rechten Winkel gekreuzt und ausserhalb der Ebene des deutlichen Sehens ein anderer Muskelcylinder, dessen optischer Effect in der Figur mit dargestellt worden ist, weil gerade durch diesen die doppelbrechenden Eigenschaften auch der kleineren den schmalen Querstreifen angehörenden sarcous elements besonders deutlich wurden. Die erste Frage ist nun , ob die sarcous elements optisch ein- oder zweiaxig sind. Die gewöhnlichen Wege, welche man bei Krystallen zur Entscheidung dergleichen Frage einschlägt, waren hier verschlossen ; man musste sich desshalb mit anderen weniger directen begnügen. Ich ertränkte also einen Frosch in Weingeist und liess ihn darin einige Tage liegen, dann schnitt ich die Muskeln des Oberschenkels herunter und erhärtete sie vollständig in absolutem Alkohol. Hierauf fertigte ich daraus, senkrecht auf die Faserrichtung, scheibenförmige Schnitte, welche ich mit Terpentinöl durchtränkte und dann, durch einen Glasrahmen vor Druck geschützt, mit Damarfirniss zwischen Glasplatten einschloss. Legte ich diese bei gekreuzten Prismen unter das Mikroskop, so erschienen die meisten der Muskelfaser- (d. h. nicht Muskel¬ fibrillen- sondern Muskelcylinder-) Querschnitte hell, andere wurden es, wenn das Object um die Axe des Instruments gedreht wurde. Nur wenige blieben in allen Azimuthen dunkel. Die nähere Untersuchung lehrte, dass dies solche waren, bei denen der Schnitt genau senkrecht auf der Axe des Muskelcylinders und mithin genau senkrecht auf den Längsdurchmesser jedes einzelnen sarcous element gelegt war , und die somit vom Lichte in der Richtung eben dieses Längsdurchmessers durchwandelt wurden. Alle übrigen Muskelfaser - Abschnitte waren schiefe Prismen und hatten zwei Azimuthe, in denen sie dunkel waren, zwei andere 45° davon entfernte, in denen sie das Maximum der Helligkeit hatten und einen um so grösseren Gangunterschied des ordinären und extraordinären Strahls auswiesen, je mehr ihre Lage von der senkrechten ab wich. In den ersten Azimuthen lagen die Längendurchmesser der sarcous elements parallel der Polarisationsebene eines der beiden Nicol’schen Prismen , in den letzteren Azimuthen lagen sie in senkrechten Ebenen , die mit den Polarisationsebenen Winkel von 45° bildeten. Diese Erschein unsren erklären sich vollständig: aus der Annahme, dass das sarcous demente, inaxig und die Axe im Längsdurchmesser gelegen sei. Sie erschienen dunkel, wie natürlich, wenn das Licht bei gekreuzten Prismen parallel der Axe fortgepflanzt wurde : sie erschienen ferner dunkel, wenn der Hauptschnitt mit der Polarisationsebene eines der beiden gekreuzten Prismen zusammenfiel, und im Maximum der Helligkeit , wenn der Haupt- sclmitt 45° Azimuth davon entfernt war; sie zeigten endlich einen um so grösseren Gangunter¬ schied, je grösser der Winkel war, den der einfallende Strahl mit der optischen Axe machte. Da ferner weder in der Gestalt der Muskelcylinder oder der ihrer Elemente, so weit sie bekannt sind, noch in sonst irgend einer uns bekannten anatomischen oder physiologischen Thatsache ein Grund liegt, die sarcous elements für zweiaxig zu halten, so ist wohl bis auf 1 1 Ich behalte diesen einmal als Terminus technicus eingeführten Namen vorläufig bei, weil er für uns weniger zweideutig ist als der hie und da gebrauchte „Fleischtheilchen“. 73 Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polar isirten Lichtes. weiteres die Annahme gerechtfertigt, dass sie einaxig seien und die Axe im Längsdurchmesser, also parallel mit der Längsaxe des Muskelcylinders liege. Die zweite Frage war die, ob die sarcous elements positiv oder negativ seien. Diese Frage zu beantworten, bediente ich mich folgenden Apparates (Fig. 12), der ausserdem noch für andere Zwecke bestimmt ist. Die geschwärzte, auf dem Objecttische des Mikroskops befestigte Messingplatte aa trägt zwei Schlitten , welche über einander bewegt werden, der untere cc durch die Mikrometer¬ schraube b , der obere ee aus freier Hand mittelst der Handhabe d an dem Parallelogramme gg. Beide Schlitten tragen Quarzkeile, der obere der Länge nach verschiebbar in einer für ihn angebrachten Rinne hh, der untere fest und nur durch die Mikrometerschraube mit dem Schlitten beweglich. Sie liegen nur mit ihrem Rande auf und der Schlitten ist unter ihnen durchbrochen, so dass das Licht frei hindurchgeht. Sie haben beide einen gleichen Winkel von 1° 6' 54", sind so geschnitten, dass von den zwei geneigten Flächen je eine der krystallographischen Hauptaxe parallel ist, so gelagert, dass das Licht, welches vom Spiegel des Mikroskops reflec- tirt wird, senkrecht zu eben jener Hauptaxe hindurchgeht, und so orientirt, dass sich ihre Hauptaxen kreuzen und jede von ihnen mit der Polarisationsebene des darunter befindlichen Nicol’schen Prisma’s einen Winkel von 45° bildet. Da die beiden Keile Gangunterschiede im entgegengesetzten Sinne bedingten, indem der Strahl, welcher im ersten der ordinäre war. im zweiten zum extraordinären wurde, so erhielt ich, wenn ich das über dem Ocular befind¬ liche Nico l’sehe Prisma mit dem unter den Quarzkeilen befindlichen kreuzte, da einen schwarzen Streifen, wo gleiche Dicken der letzteren über einander lagen, und zu beiden Sei¬ ten Farben in der Folge des Newton’schen Ringsystems für reflectirtes Licht. Ich konnte es ferner durch Verschieben der Keile jedesmal so einrichten, dass der schwarze Streif, der dem Gangunterschiede =0 entsprach, oder die irgend einem bestimmten Gangunterschiede entsprechende Farbe die Mitte meines Sehfeldes einnahm. Ich benutzte nun den oberen der beiden Bergkrystallkeile als Objectträgur und vertheilte auf demselben in der vorerwähnten Weise präparirte Muskelfasern von Hydrophilus piceus in der Weise, dass einige parallel mit der Hauptaxe lagen, andere senkrecht gegen sie gerichtet waren. Wenn ich nun die Mikrometerschraube so bewerte, dass nach und nach ein immer dickerer Theil des unteren Keiles in das Sehfeld kam, so bemerkte ich, dass jede Farbe zuerst angenommen wurde von den Muskelfasern, die senkrecht gegen die Axe des oberen Keiles orientirt waren, dann vom Grunde, dann von den Muskelfasern, welche parallel mit der Axe des oberen Keiles lagen. Wurde die Schraube in entgegengesetzter Richtung gedreht, so wurde jede Farbe zuerst angenommen von den Muskelfasern, welche der Axe des oberen Keiles parallel lagen, dann vom Grunde, dann von den Muskelfasern, die senkrecht gegen die Axe des oberen Keiles orientirt waren. Jede Muskelfaser wirkte also wie eine Verdickung des Keiles, mit dessen Axe sie parallel lag oder, was dasselbe ist, wie eine Verdünnung des Keiles, gegen dessen Axe sie unter 90° orientirt war. Die Muskelsubstanz ist also positiv wie der Bergkrystall. Die Berechtigung zu diesem Schlüsse liegt am Tage. Da sich im ersten Keile das Licht senkrecht zur Hauptaxe fortpflanzt , so gehen die Schwingungen des extraordinären Strahles parallel mit der Hauptaxe vor sich , die des ordinären Strahles in Ebenen parallel mit der Hauptaxe, aber in diesen unter einem Azimuth von 90° gegen dieselbe. Der ordinäre Strahl eilt dem extraordinären voraus und es entsteht ein Phasenunterschied, der von der Dicke des Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 10 74 Ernst Brücke. Keiles und den Wellenlängen des ordinären und extraordinären Strahles abhängig ist. Mit diesem treten die beiden Strahlen aus dem ersten Keile aus , und indem sie in den zweiten Keil eindringen, kann der ordinäre Strahl, da derselbe mit dem ersten unter 90° gekreuzt ist, nur Schwingungen parallel der Axe erzeugen , der extraordinäre nur solche, die senkrecht gegen den Hauptschnitt gerichtet sind. Die Impulse also, welche vom ordinären Strahle des ersten Keiles herrühren, bilden im zweiten den extraordinären, und umgekehrt. Da nun im zweiten Keile der ordinäre Strahl um eben so viel rascher fortgepflanzt wird, wie im ersten, so ist es klar, dass der Gangunterschied abnehmen muss bis gleiche Dicken beider Keile durchwandert sind, dass er dann 0 ist, und wenn der Weg im zweiten Keile länger wird als im ersten, mit entgegengesetztem Zeichen wächst. Liegt also auf dem oberen Keile ein doppelbrechender Körper, dessen optische Axe mit derHauptaxe des Krystalles parallel ist, so wird in ihm der ordinäre Strahl eben dieses oberen Keiles als ordinärer, und der extraordiäre als extraordinärer fortgepflanzt; er wirkt also auf den Phasenunterschied wie eine Verdickung, wenn in ihm, wie in dem Keile selbst, der ordi¬ näre Strahl schneller fortgepflanzt wird als der extraordinäre; findet aber das Gegentheil Statt, so muss er aus demselben Grunde wie eine Verdünnung des Keiles wirken, mit dessen Hauptaxe seine optische Axe parallel ist. Es mag befremden, dass ich mich zu diesen Versuchen zweier Krystallkeile bediente und nicht lieber eines von der Mikrometerschraube bewegten Keiles und einer planparalle¬ len Platte aus Bergkrystall, weil ich dann die letztere, als Objectträger benutzt, in ihrer Kinne hätte verschieben können, ohne die Farbe zu verändern, und weil dann die Streifen recht¬ winklig gegen die Schraubenbewegung gestanden hätten, was für manche andere Versuche wünschenswerth sein konnte. Die Anwendung zweier Keile hatte einen rein ökonomischen Grund. Ich hatte mich im Laufe des Winters mit dem Studium der Farben beschäftigt, welche man erhält, wenn man die des Newton’schen Ringsystems wiederum in je zwei Complemente spaltet, auf dieselbe Weise, wie eben jene Farben durch Spaltung aus dem Weiss entstanden sind. Es ist bekannt, dass die Maler genöthigt sind, das Übergewicht einzelner Farben, von welchen ihr Gegenstand grosse Massen erheischt, z. B. das Grün in Landschaften, das Blau des Himmels etc., durch ihre Complemente zu compensiren. Es ist ihnen aber gestattet, wenn ihr Gegenstand für Anwendung ebenjener Complemente keine Gelegenheit bietet, diese wieder in neue Comple- mentärfarben zu zerspalten. Es hat desshalb ein praktisches Interesse, nicht nur die Ergän- zuugsfarben zu kennen, in welche sich das Weiss zerlegen lässt, sondern auch diejenigen, in welche man einen beliebigen anderen Farbenton auflösen kann. Ich construirte mir desshalb ein eigenthümliches zusammengesetztes Polarisationsmikroskop von sehr schwacher Vergrös- serung. Dasselbe hatte ein drehbares Nico l’sches Prisma unter dem Objecttische, ein zweites festes über dem Objectiv. Oben, wo sich das Oculardiaphragma befindet, in dessen Ebene das umgekehrte Luftbild liegt, war das Rohr des Instrumentes durchschnitten und trug hier einen zweiten Objecttisch. Als Ocular diente Haidinger’s dichroskopische Loupe. Zur Hervorbrin¬ gung der Farben kittete ich Glimmerplatten mittelst Damai’firniss zwischen Glasplatten ein. Wurde eine solche Glimmerplatte auf den unteren Objecttisch gelegt, so gab sie ein farbiges Bild in der Ebene des oberen Objecttisches, und die Farbe dieses Bildes konnte nun mittelst einer zweiten, auf den oberen Objecttisch gelegten Glimmerplatte und der dichroskopischen Loupe wiederum zei’legt werden. Da ich aber hierbei nicht die Übergänge, sondern -nur Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polar isirten Lichtes. 7 5 einzelne Farben sprungweise erhielt, so gedachte ich mir einen anderen Apparat zu construiren. Ich wollte die beiden Glimmerplatten durch zwei unter einander gleiche Vorrichtungen aus Bergkrystall ersetzen. Jede derselben sollte bestehen aus einer planparallelen Platte (Fig. 13 a), deren Ilauptaxe senkrecht gegen die Ebene des Papiers zu denken ist, und den Keilen b und c, deren Axen parallel mit der Ebene des Papiers und den sich einander abgewendeten Keilflächen liegen und die gleiche, aber nach entgegengesetzten Richtungen gekehrte Winkel haben. Durch die Bewegung des Keiles c mittelst einer Mikrometersehraube wollte ich nach einander alle Gangunterschiede erzeugen, auf denen die Farben des Ne wrton’schen Ringsystems beruhen. Ich hoffte hierdurch zugleich die Nomenelatur der Farben verbessern zu können, indem es dann möglich geworden wäre, eine sehr grosse Menge von Farben genau zu bezeich¬ nen mittelst zweier Zahlen, welche die Differenzen angegeben hätten zwischen der Dicke jeder planparallelen Platte und der summirten Dicke der darunter liegenden Iveilstiicke, und mittelst zweier Zeichen, welche anzeigten, ob die Farben durch Analyse mit gekreuzten Polarisationsvor¬ richtungen oder durch Analyse mit gleichgerichteten Polarisationsvorrichtungen erhalten seien. Indessen brachte der sonst sehr geschickte Mechaniker zwar die Keile , aber trotz zwei¬ maligen Versuches nicht die planparallelen Platten zu Stande. Es waren an ihnen noch immer Dickenunterschiede vorhanden, welche die Farben ungleichmässig machten. Ich sah mich desskalb genöthigt, diese Untersuchungen vorläufig liegen zu lassen , und verwendete die bei¬ den grösseren Keile zu dem oben beschriebenen Apparate. Blicken wir nun zurück auf das, was über die Erscheinungen gesagt ist, welche die Mus¬ kelfasern im Polarisationsapparate darbieten, so haben wir gesehen, dass sich dieselben dar¬ aus erklären, dass jedes einzelne sarcous element ein doppelbrechender, positiv einaxiger Kör¬ per ist, die Zwischensubstanz aber isotroj). Wir müssen uns nun aber noch mit den anderweitigen Eigenschaften jener sarcous ele- ments etwas näher beschäftigen. Wenn man die Figuren 1 und 2 ansieht, so bemerkt man schon, dass sie in A und B verschieden sind. In B sind sie gleich lang, während in A längere mit kürzeren abwechseln. Es ist schon mehrfach beobachtet worden1), dass die Muskeln der Insecten breitere und schmälei'e Querstreifen zeigen, und da wir nunmehr wissen, dass die Querstreifen der Aus¬ druck der abwechselnden Lagerung der sarcous elements und der Zwischensubstanz sind, so müssen auch jene breiteren und schmäleren Querstreifen, wenn sie anders wahre Querstreifen und nicht, wie dies auch vermuthet wurde, Runzelungen oder Zickzackbiegungen sind, von verschieden langen oder durch verschieden dicke Schichten von Zwischensubstanz von ein¬ ander getrennten sarcous elements herrühren. In der That sieht man Fig. 3 bis 7 Schemata, welche ich durch Dr. Eifinger mit Hülfe des Ocular-Mikrometers nach verschiedenen Mus¬ kelfasern habe zeichnen lassen. Sie waren in Damarfirniss eingeschlossen, um besser für pola- risirtes Lieht verwendet werden zu können; für die Untersuchung im gemeinen Lichte wäre dies nicht nöthig gewesen. Sie stammten alle von ein paar Exemplaren von Ilydrojphilus gneeus , die in Weingeist ertränkt waren. Diese verschiedenen Schemata gehörten nicht ver¬ schiedenen Arten von Muskeln an, sondern repräsentirten nur verschiedene Zustände, in denen der Muskel- Cy linder abgestorben war, und bisweilen bot ein und derselbe Muskel-Cylinder in seinem Verlaufe zwei verschiedene Schemata dar. Es ergibt sich hieraus die Folgerung, *) ^ ergl. J. Mül ler ’s Physiologie (1840) II, 41 und Henle’s Allgemeine Anatomie, Seite 612. Ernst Brücke. 7 6 dass diese sarcous elements nicht schon im lebenden Muskel als feste Stücke von unveränder¬ licher Masse existiren, sondern Gruppen von Molecülen sind, die während des Absterbens o-leichsam in verschiedenartig formirten Colonnen aufmarschiren. Dergleichen Verschieden¬ heiten kommen auch bei den Wirbelthieren und dem Menschen vor. Fig. 9 und 10 sind nach Muskeln des Menschen, Fig. 11 nach einem solchen von Tropidonotus natrix gezeichnet. Die kleinsten doppelbrechenden Elemente , welche ich erkennen konnte , waren noch immer so dick wie die Fibrillen , welche man durch Maceration aus dem Muskel gewann , und nahezu eben so lang als dick. Bisweilen waren an ganzen Muskelbündeln diese kleinen und nur diese kleinen sarcous elements zu bemerken, ohne dass sie sich zu grösseren zusammengruppirt hät¬ ten. Ich halte indessen auch diese kleinen sarcous elements noch nicht für einfach und werde auf diesen Punkt noch im Verlaufe der Abhandlung zurückkommen. In Rücksicht auf die in Rede stehenden Schemata muss ich noch warnen, nicht etwa die¬ jenigen mit kurzen sarcous elements ohne weiteres für solche von contrahirten Muskeln zu hal¬ ten; denn ein verkürzter Muskel hat zwar immer relativ schmale Querstreifen; aber dieser Satz lässt sich nicht so umkehren, dass jeder Muskel mit schmalen Querstreifen auch ein ver¬ kürzter sein müsste. Ich habe bisweilen im Verlaufe eines und desselben Muskel-Cylinders die Querstreifen plötzlich um die Hälfte schmäler werden sehen, ohne dass sich desshalb der Durchmesser des Cylinders geändert hätte. Um den lebenden Muskel in der Contraetion zu beobachten , setzte ich auf den Object¬ tisch meines Mikroskops ein Brettchen, das mittelst eines Randes auf denselben wie der Deckel auf eine Schachtel passte. In der Mitte war es durchbohrt und nach vorn zu aufgeschnitten, damit es federte. An beiden Seiten, rechts und links, trug es eine Belegung von Stanniol , die mit je einem Drathhäkchen communicirte , mittelst dessen sie mit der Inductionsspirale eines Neef’schen Magnet-Elektromotors verbunden wurde. Ausserdem bekleidete ich eine Seite gewöhnlicher Objectträger in der Weise mit Stanniol, dass in der Mitte ein etwa ljt bis 2 Milli¬ meter breiter Streifen freiblieb. An den Enden war die Belegung umgeschlagen , so dass sie noch eine Strecke weit auf der Kehrseite verlief. Auf den mittleren freien Tlieil wurde, mit einem Deckglase bedeckt, das Muskelstück gelegt, so dass es beiderseits die Belegung berührte. Brachte man dann den Objectträger unter das Mikroskop, so war durch seine Bele¬ gung, die auf der Belegung des Tisches auflag, und durch den Muskel der secundäre Kreis des Magnet-Elektrometers geschlossen, und man brauchte dann nur durch Schliessen des pri¬ mären Kreises den Magnet-Elektromotor in Arbeit und den Muskel in Contraetion zu ver¬ setzen. Ich habe übrigens aucli vielfältig ohne alle elektromotorische Vorrichtung gearbeitet, indem ausgeschnittene Insectenmuskeln sehr schöne freiwillige Contractionen zeigen. Man zwicke einem munteren Dytiscus marginalis oder Hydrophilus piceus ein Bein mit der Schere oder mit einer scharfen Zange ab , öffne den Oberschenkel und nehme mittelst einer schnei¬ denden Staarnadel (Beer’ sehen Lanze) möglichst schonend einen Theil der Muskeln heraus, lege sie auf einen Objectträger, ohne sie zu zerzupfen, und bringe sie unbefeuchtet, aber mit einem Deckglase bedeckt, unter das Mikroskop, so wird man die Contractionen bald beginnen sehen. Diese Contractionen betreffen selten oder nie gleichzeitig die ganze Länge eines Muskel- bündels. Sie entstehen local als eine knotige Anschwellung, in dem zugleich die Querstreifen stark zusammenrücken, und dieser Zustand pflanzt sich der Länge nach in dem Cylinder fort, indem an einer Seite immer neue Querstreifen zusammenrücken, an der anderen solche, -die Untersuchungen Uber den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polarisirten Lichtes. 77 einander schon genähert waren, sieh wieder von einander entfernen. Es hat dieser Vorgang die Ähnlichkeit mit der Wellenbewegung, dass alle Querstreifen nach einander eine und dieselbe Bewegung in einer und derselben Richtung machen und dann in entgegengesetzter wieder zurückffehen. Dieser Vore-anff lässt sich mit der grössten Deutlichkeit und Sicherheit und bei den stärksten Vergrösserungen beobachten und die Zweifel, welche Ed. Weber1) gegen ähnliche Angaben älterer Beobachter äussert, finden hier durchaus keine Anwendung. Ich selbst habe diesen Vorgang keinesweges jetzt zum ersten Male gesehen, sondern vor vielen Jahren auf dem anatomischen Museum in Berlin, wo ihn Remak an einer Käferlarve zeigte. Remak hat auch ähnliche Bewegungen an Säugethiermuskeln beobachtet (Mülle r’s Archiv für Anatomie und Physiologie 1843, S. 182). Ob ein Muskel sich in allen seinen Theilen gleich¬ zeitig zusammenzieht oder nicht, das hängt theils von der Natur des Muskels, theils davon ab, wie die Erregung auftritt; in W eber’s Versuchen, wo der elektrische Strom alle Theile gleich¬ zeitig erregte, war das erstere der Fall, bei diesen und vielen anderen Beobachtungen das letztere. Diese Contractionen , welche so durch die Lagenveränderung der Querstreifen gleichsam das Schema fortschreitender Verdichtungs wellen darstellen, sind auch kein Act des Absterbens, wie dies bei den fortschreitenden Contractionen von Bowman2) der Fall war: denn ich habe sie vielmal in einem und demselben Muskelcylinder ablaufen sehen, bis sie am Ende schwächer und langsamer wurden und dann ganz aufhörten. Am längsten dauerte die Bewegung, wenn ich den ganzen Inhalt des Oberschenkels herausnahm und ihn ohne allen Zusatz zwischen den Platten eines kleinen dosenförmigen Quetschers mit leisem Drucke ein¬ schloss. So habe ich diese Contractionen einmal drei und dreiviertel Stunden an ein und derselben Muskelpartie beobachtet. Es ist aber hierzu nöthig, dass die Käfer entweder frisch gefangen oder in der Gefangenschaft doch gut gehalten und gefüttert sind. Die Bewe¬ gung kann nicht nur auf der Längsaxe des Cylinders, sondern auch auf dem Querschnitte zeitlich ungleich vertheilt sein. Man sieht dies nicht nur an absterbenden Muskeln, die, wie dies von denen ausgerissener Fliegenbeine bekannt ist, förmlich hin und her oscilliren, sondern man sieht auch manchmal in ganz lebenskräftigen Muskelcy lindern, dass nach einander alle Disks(so nennt Bo wman bekanntlich dieSumme aller einem Querschnitte angehörigen sarcous elements ) in windschiefe Ebenen gebogen werden. Indessen liegt dies wohl weniger in einer zeitlichen Ungleichheit der Erregung, als in dem verschiedenen Widerstande, welchen je nach ihrer Verbindung mit den Nachbartheilen die verschiedenen Seiten des Cylinders finden. Bei der Weichheit des lebenden Muskels muss sich hier jeder Unterschied geltend machen. Der Aggregatzustand des lebenden Muskels ist ein Geheimniss eigenthümlicher Art. Man hat mir nachgesagt, ich halte den ganzen Inhalt des lebenden Muskels für flüssig. Ich habe das nie behauptet, sondern nur, dass die Todtenstarre daher rühre, dass im Muskel Fibrin gerinne, und zwar solches, welches ihm eigenthümlich angehört, nicht dem Blute. Diejenigen, welche der Meinung sind , dass in dem lebenden Muskel alles fest sei, was im todtenstarren Muskel fest ist, haben schwerlich die physic-alischen Eigenschaften beider sorgfältig studirt und sich über¬ haupt nicht die Frage aufgeworfen, wie es denn eine Masse mit den physicalischen Eigen¬ schaften des todtenstarren Muskels anfangen soll sich zusammenzuziehen. Wenn man den leben¬ den Muskel unter dem Mikroskope beobachtet, so sieht man deutlich, dass die Leichtigkeit, R. Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie. Artikel Muskelbewegung, S. 67. 2) Vergl. E. Weber am angeführten Orte. 78 Ernst Brücke. mit der sich seine Tlieile verschieben , keinesweges auf einer leichten Verschiebbarkeit der einzelnen Muskelcylinder gegen einander beruht, man sieht deutlich, dass die Theile eines und desselben Cylinders innerhalb gewisser Grenzen auch durch die schwächsten Impulse gegen einander verschoben werden. Selbst wenn die Cylinder aus einer ganz weichen, zittern¬ den Gallerte bestünden, die aber doch in kleineren Massen dem Einflüsse der eigenen Schwere gegenüber noch ihre Gestalt bewahrte, so würden sie mehr Widerstand darbieten; denn ein erschlaffter kleiner Muskel bewahrt dem Einflüsse der eigenen Schwere gegenüber seine Gestalt sehr unvollkommen, wie man dies an jedem leeren Froschherzen während der Diastole sehen kann. Selbst während der Zusammenziehung verliert er, wie Eduard Weber gezeigt hat, seine Weichheit nur dann, wenn eben jene Zusammenziehung ein Hinderniss erfährt und er anfängrt seine eigene Substanz zusammenzudrücken. Man kann sich hiervon wiederum sehr leicht an leeren ausgeschnittenen aber noch pulsirenden Herzen überzeugen, sowohl durch das Getast als auch durch das Gesicht, indem man beobachtet, dass das sich contrahirende Herz nicht sofort einer bestimmten Gleichgewichtsfigur zustrebt, sondern eine weiche, beweg¬ liche, in ihren einzelnen Theilen der Schwere folgende Masse darstellt, bis es sich so weit contrahirt hat, dass es anfängt, seine eigene Substanz zusammenzudrücken. Es ist viel und sorgfältig über die elastischen Eigenschaften des ganzen Muskels experimentirt worden; aber da in ihm das Sarkolemma und das Bindegewebe in ihrer morphologischen Anordnung wesentlich mitwirkende Factoren sind, so kann man die erhaltenen Resultate nicht auf den Muskelinhalt, die eigentliche Substanz des Muskelcylinders, übertragen. Will man diesen auch während des Lebens als einen elastischen Körper betrachten, so muss man ihm dann, bei weiten, senkrecht gegen die Axe und parallel mit ihr verschiedenen Elasticitätsgrenzen, einen so kleinen Elasticitätsmodulus zuschreiben, wie er mir an keinem leblosen Körper bekannt ist. Man muss ferner annehmen, dass dieser Elasticitätsmodulus ein verschiedener sei, je nachdem die Dehnung parallel mit der Axe oder senkrecht gegen dieselbe erfolgt, endlich dass von der Dehnung nicht alle Theile gleiclimässig afficirt werden, sondern dass der Modulus sich von Stelle zu Stelle periodisch ändert; ja wir werden später sehen, dass wir wahr¬ scheinlich hiermit noch nicht ausreichen , sondern genöthigt sind uns noch complicirteren Vorstellungen hinzugeben, welche es kaum noch erlauben, die Ausdrücke fest und flüssig auf den Muskelinhalt als Ganzes anzuwenden. Während sich der Muskel zusammenzieht, müssen wir uns in den sich contrahirenden Theilen Kräfte wirksam denken, die, von uns unbekannten aber in der ganzen Masse vertheilten Attractionscentren ausgehend, eben jene Masse in der Längsaxe zu verkürzen und dadurch die auf derselben senkrechten Durchmesser so viel zu vergrössern suchen, dass das Volum dasselbe bleibt. Jede von aussen einwirkende Kraft setzt sich mit diesen Kräften nach den bekannten Gesetzen der Mechanik zusammen und daraus erklärt sich die weiche Beschaffenheit des Muskels während seiner Contraction, die so lange dauert, bis ein äusserer Widerstand oder die durch Drücken auf die eigene Substanz gesetzte Spannung die Beweglichkeit der Theile gegen einander beschränkt. Betrachten wir nun die einzelnen Erscheinungen, die sich während der Contraction, und zwar während der oben beschriebenen freiwilligen Contraction, mittelst des Mikroskops wahr¬ nehmen lassen. 79 Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polarisirten Lichtes. Ich muss liier zuvörderst bemerken, dass das Schema, unter dem die lebenden Muskeln von Hydrophiles piceus und Dystiscus marginalis in der Iiegel erscheinen, das Fig. G bezeich- nete ist, nur ist die Zwischensubstanz noch schmäler, als sie hier angegeben , so dass es mir nur ausnahmsweise gelungen, mich an noch contractionsfähigen Muskeln zu überzeugen, dass sie isotrop ist. Man kann hier die betreffenden im ersten Theile dieser Abhandlung beschrie¬ benen Erscheinungen niemals so schön und deutlich zur Anschauung bringen, als bei abge¬ storbenen Muskeln, theils weil die Zwischensubstanz so schmal ist, theils weil man hier auf das Hilfsmittel verzichten muss, die Muskeln durch Glycerin oder durch Damarfirniss durch¬ sichtig zu machen. Sehr häufig ist so wenig Zwischensubstanz vorhanden, dass die sarcous elements einander zu berühren scheinen, die Querstreifen im erschlafften Zustande durch Reihen von Punkten wie in Fig. 8, die nach dem lebenden Muskel entworfen wurde, ersetzt sind und nur während der Contraction sich zusammenhängende Querstreifen bilden. Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich, dass es dieser Zustand ist, der den normalen Lebensbedingun¬ gen entspricht, denn ich habe ihn gerade an recht frischen und lebenskräftigen Muskeln am häufigsten gefunden. Endlich können die Querstreifen im Zustande der Ruhe ganz fehlen und nur während der Contraction auftreten. Auch bei abgestorbenen Muskeln ist bisweilen die Zwischensubstanz äusserst schmal und bisweilen sind die Querstreifen bei ihnen so fein und dicht, dass sie nur mit starken Yergrösserungen und bei günstiger Beleuchtung wahrge¬ nommen werden; in noch anderen Fällen habe ich sie gänzlich vermisst. An solchen Muskeln macht dann auch das polarisirte Licht nie zweierlei Substanzen kenntlich, eben so wenig wie an den schlichten Muskeln (contractilen Faserzellen). Die complicirteren Schemata, wie ich sie Fig. 3, 4 und 5 von im Weingeist erhärteten Muskeln von Hydrophilus piceus abgebildet, habe ich an noch contractionsfähigen niemals deutlich gesehen. Bisweilen nahm ich zwar im Zustande der Ruhe Zwischenstreifen wahr, als ob die langen sarcous elements Unterbrechungen hätten; aber diese Zwischenstreifen ver¬ schwanden während der Contraction. Dagegen habe ich alle Schemata, wie sie Fig. 3 bis 7 abgebildet sind, schon deutlich an eben abgestorbenen Muskeln wahrgenommen, zu denen noch keinerlei Flüssigkeit, weder Wasser noch Weingeist, ja nicht einmal Speichel oder Blutserum hinzugebracht war. Man muss sie also für besondere Formen der Todtenstarre halten. Kehren wir wieder zu unserm Schema Firn 6 oder 8 zurück und betrachten dasselbe O während der Contraction. Die Querstreifen werden während derselben einander genähert, jedes einzelne sarcous element muss also kürzer werden. Demgemäss muss man vermuthen, dass es auch in dem Grade dicker werde, dass sein Volum dasselbe bleibt; denn wäre dies nicht der Fall, so würde daraus hervorgehen, dass die sarcous elements während der Contrac¬ tion sich an Zahl vermehren, so dass auf ein und denselben Querschnitt eine um so grössere Anzahl kommt, je stärker die Zusammenziehung an der betreffenden Stelle ist; oder die sarcous elements eines Querschnitts müssten während der Contraction mit einander so ver¬ schmelzen, dass sie eine Masse, einen Disk (Bowmann) mit einander bilden, und man gar nicht von einzelnen sarcous elements im contrahirten Muskel sprechen könnte. Durch die Untersuchung des lebenden Muskels habe ich hierüber nicht ins Klare kommen können. Schon im erschlafften lebenden Muskel sind die sarcous elements , obgleich häufig mit voller Sicher¬ heit erkennbar, doch viel weniger scharf gezeichnet, als beim todtenstarren und in der vorer¬ wähnten Weise behandelten. Während der Contraction verschwinden die sie von einander so Ernst Brüche. abgrenzenden Längsstreifen völlig; man bat also, kein Mittel zu beurtheilen, ob sie dicker geworden sind oder nicht. Ich habe desshalb eine Menge todtenstarrer Muskeln untersucht, die theils frisch, theils mit Damarfirniss behandelt waren. Ich fand bei verschiedenen Muskeln sarcous elements von sehr verschiedener Dicke: so fand ich sie in den fettreichen Flügelmuskeln der Käfer stets dicker und gedrungener als in den fett- und tracheenarmen Muskeln der Beine; an ein und demselben Muskel aber liess sich, wo ich überhaupt noch die seitlichen Begrenzungen der sarcous elements unterscheiden konnte, kein constanter vom Contraetionszustande abhängiger Dickenunterschied wahrnehmen. In vielen Fällen waren jene seitlichen Begrenzungen höchst undeutlich oder vollständig verschwunden. Ich machte aber bei dieser Gelegenheit die Beob¬ achtung, dass die complicirteren Schemata, wie Fig. 3, 4, 5 und 10, sich am häufigsten an solchen Muskeln fanden, deren Verkürzung zur Zeit des Absterbens ein Hinderniss entgegen¬ gesetzt war. Ich fand ferner, dass im letzteren Falle auch die breitesten Scheiben von isotroper Zwischensubstanz vorkamen. Dagegen waren diese Scheiben stets sehr schmal, wenn auch im polarisirten Lichte deutlich erkennbar, an Muskeln, die im Kreise eines arbeitenden Magnetelektromotors ohne ein Hinderniss für ihre Verkürzung zu finden abgestorben waren. Übrigens waren sie häufig ebenso schmal an Muskeln, die ich in völliger Ruhe hatte absterben lassen, und fehlten mitunter ganz. Man hat mehrfach angegeben, dass man bei der Contraction sich die Oberfläche des Muskelbündels runzeln sehe und dies ist richtig ; aber ich zweifle , dass die sarcous elements einen andern als vermittelnden Antheil an diesen Runzeln haben; denn wenn man Muskeln von llydrophilus piceus untersucht, gleichviel in welchem Zustande sie abgestorben sind, so sieht man den Contour der sarcous elements auch am Rande stets völlig glatt und gerade, an demselben aber zieht sich nicht selten deutlich ein zweiter Umriss in Form von Festons hin. Es gehört der gerunzelten Scheide an, die an der isotropen Zwischensubstanz fest anhaftet, aber von jedem einzelnen sarcous element bogenförmig absteht. Mit diesen wahren Runzeln dürfen nicht die scheinbaren verwechselt werden, die durch die Abwechslung der Disks mit der schwächer brechenden isotropen Zwischensubstanz, die schon zu so vielen Täuschungen Veranlassung gab, erzeugt werden. Die mit elliptischen Körpern gefüllten Canäle, die in den Muskeln der Käfer und anderer Gliederthiere Vorkommen1), scheinen sich bei der Contraction ganz passiv zu verhalten. Mit der grössten Zuversicht und Entschiedenheit kann ich aussagen, dass bei der nor¬ malen Muskel - Contraction keinerlei Zickzackbiegung vorkommt. Ich rede hier zunächst nicht von der Angabe von Prevost und Dumas, nach welcher sich die ganzen Primitiv¬ bündel in verhältnissmässig grobe Zacken lagern sollten; sie wird später besprochen werden. Ich rede hier von der Ansicht, nach welcher zwar die Primitivbündel im Ganzen keine Zacken bilden, sondern sich nur verkürzen und verdicken sollen, nach der aber eben diese Verkürzung und Verdickung dadurch zu Stande kommt, dass die sämmtlicken Fibrillen sich ins Zickzack biegen, wodurch zugleich die Querstreifen entstehen sollen. Es gibt ein leichtes Mittel, sich von der völligen Unhaltbarkeit dieser Ansicht zu überzeugen. Man orientire eine Glimmer- platte, wie sie zur Herstellung der Originale für Fig. 1 und 2 gedient hat, so dass das Sehfeld das Maximum der Helligkeit hat; dann wird ein darauf liegendes Muskelbündel die Farbe des ') ^ crgl. Leydig Histologie des Menschen und der Thiere. Frankfurt am Main 1857. Seite 134. 81 Untersuchungen Uber den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polar isirten Lichtes. Grundes verschieden verändern, je nach der Richtung, die seiner Axe in der Horizontalebene ireffeben ist. Es existiren zwei senkrecht auf einander stehende Richtungen , in denen es die Farbe der Glimmerplatte gar nicht qualitativ verändert, sondern nur als lichtabsorbirendes Medium dunkler macht. Es sind dies die Richtungen, in denen seine Längsaxe, die zugleich seine optische Axe ist, in der Polarisationscbene eines der Nico l’schen Prismen liegt oder mit derselben einen rechten Winkel macht. Dagegen zeigt es das Maximum der Farben ver- änderung in zwei anderen, gleichfalls senkrecht auf einander stehenden Richtungen, die von den vorigen um 45° entfernt sind, und zwar ist es in der einen blau, in der anderen gelb. Denkt man sich somit ein Muskelbündel auf der Glimmerplatte nach einander durch alle Azi- muthe hindurchgedreht, so geht es aus der Grundfarbe Purpur in Blau, dann wieder in Purpur, dann in Gelb, dann endlich wieder in Purpur über. Wenn man also ein Muskelbündel so orientirt, dass seine Axe mit der Polarisationsebene eines der Prismen parallel liegt oder rechtwinklig gegen sie gestellt ist, so müsste man die horizontalen Knickungen der Fibrillen in demselben als gelbe und blaue, den Querstreifen entsprechende Abwechslungen wahrnehmen, und dies ist auch in der That der Fall, wo solche Knickungen vorhanden sind, nur entsprechen dieselben höchst selten den einzelnen Quer¬ streifen; sie umfassen vielmehr meistens eine durch keine Regel näher bestimmte Anzahl der¬ selben. An wohlerhaltenen normalen Muskel-Cylindern sieht man nichts von diesen Abwechs¬ lungen, und doch müssten sie, wenn die erwähnte Theorie richtig wäre, auf den Seitentheilen jedes einzelnen contrahirten Muskel- Cylinders zu sehen sein, da nach ihr die Ebenen der Knickungen radial vom Cylindermantel gegen die Axe gerichtet sind, was auch in der That der Fall sein müsste, weil sich sonst weder die bei der Gontraction stattfindende allseitige Verdickung erklären liesse, noch die um den Muskel-Cylinder ringsum gleichbeschaffenen Querstreifen; ja, die Farben müssten am Rande immer noch zu sehen sein, wenn auch der Muskel-Cylinder, wie dies bei der Behandlung mit Weingeist oft geschieht, platt und band¬ förmig würde. Es ist aber, wie gesagt, von den farbigen Abwechslungen durchaus nichts zu sehen, und man kann sich auch bei stärkeren Vergrösserungen , bei denen man die sarcous elements deutlich sieht, leicht überzeugen, dass sie sämmtlich der Axe parallel gerichtet sind. Ich habe diese Untersuchungen nicht nur an todten, sondern auch an lebenden Muskeln angestellt. Beobachtet man einen in der erwähnten Weise orientirten Muskel-Cylinder während der Gontraction, so sieht man zwar häufig farbige Abwechslungen auf demselben, aber diese ent¬ sprechen nicht den einzelnen Querstreifen, sondern umfassen eine unbestimmte Anzahl der¬ selben; sie sind ferner um so seltener, je regelmässiger und gleichförmiger die Muskel-Con- traction abläuft, und erweisen sich somit als die Folge von zufälligen Lagenveränderungen, welche mit dem Wesen der Contraction nichts zu schaffen haben. Wir kommen nun zu der Frage, ob sich die optischen Constanten der Muskelsubstanz vor oder während der Zusammenziehung merklich ändern. Man lege den musculösen Inhalt eines Oberschenkels von Hydrophilus piceus oder Dytiscus marginalis oder einen anderen fett- und tracheenarmen Muskel dieser Thiere ohne Zusatz von Flüssigkeit, mit einem Deckglase bedeckt, unter das Polarisations-Mikroskop, dann hat man eines der schönsten und interes¬ santesten Schauspiele , welche dieses Instrument darzubieten im Stande ist. Das Sehfeld ist mit Farben bedeckt, welche in der Richtung der Muskelfasern in stetem Wechsel darüber hinziehen, indem jede sich eben contrahirende Stelle eine von ihrer früheren verschiedene Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XV. Bd. 11 82 Ernst Brücke. Farbe annimmt und mit der Erschlaffung wieder verliert. Es würde aber sehr voreilig sein, wenn man hieraus auf eine Veränderung der optischen (konstanten scldiessen wollte, da offen¬ bar noch andere Umstände vorhanden sind, die gleichfalls eine Farbenveränderung liervor- rufen. Wenn ein Muskel sich zusammenzieht, wird er dicker; das Licht hat desshalb durch ihn hindurch einen längeren Weg zurückzulegen, und somit muss sich die Farbe ändern. Von diesem Hinderniss bei der Untersuchung kann man sich befreien. Man schliesst die Muskel¬ masse zwischen den beiden Platten eines Quetschers mit so geringem Drucke ein, dass sie sich zwar abplattet, aber doch in Rücksicht auf ihre Lebenseigenschaften keinerlei Nachtheil erleidet. Sobald nun die localen Contractionen an den einzelnen Muskelbündeln entstehen, kann sich die Gesammtmasse nicht mehr verdicken, sondern die benachbarten Fleischtheile müssen aus- weichen, was bei der Nachgiebigkeit des lebenden erschlafften Muskels auch ohne Schwierig¬ keit geschieht. Es bleibt aber noch ein zweiterUmstand, der berücksichtigt werden muss. Bei den besprochenen Contractionen bilden sich locale Anschwellungen, die nicht selten ziemlich steil gegen den nicht zusammengezogenen Theil des Muskels abfallen. Indem diese Knoten über einen Muskel-Cylinder ablaufen, müssen sie natürlich in den benachbarten einen entsprechenden Eindruck hervorbringen. Sowohl in dem Cylinder selbst, als in den zunächst umgebenden , wird also ein Theil der sarcous elements aus ihrer Lage gebracht. Sie können hierbei sowohl ihre Richtung gegen den Horizont, als gegen den Meridian ändern. Die Ver¬ änderung der Lage gegen den Horizont verändert die Farbe in so fern, als jedes sarcous ele- ment einen um so grösseren Gangunterschied hervorbringt, je kleiner der Winkel ist, den seine Axe mit der Horizontalebene macht. Die Veränderung des Azimuths wirkt dadurch, dass es, wie wir oben gesehen haben, für jedes sarcous dement zwei, 90° von einander entfernte Azi- muthe gibt, in denen es unwirksam ist, zwei andere, 45° davon entfernte, in denen es das Maxi¬ mum von Farbe gibt. Die Farben Veränderungen wegen Wechsel des Azimuths haben ihr Maximum, wenn die sich contrahirenden Muskel-Cylinder in der Richtung der Polarisations¬ ebene eines der beiden Nico l’schen Prismen oder senkrecht darauf liegen , weil überall, wo die Axen der sarcous elements eine solche Richtung haben, gar keine Wirkung ist, aber schon geringe Abweichungen vom Parallelismus Farben erzeugen. Die Farbenveränderungen wegen Wechsel des Azimuths haben ihr Minimum, wenn die sich contrahirenden Cylinder unter 45° gegen die Polarisationsebenen der Nicorschen Prismen orientirt sind, weil geringe Abweichungen von dieser Lage die Intensität der Farbe nur wenig beeinträchtigen. Dreht man nun bei gekreuzten Prismen die sich contrahirenden Muskel-Cylinder durch alle Azimuthe, so sieht man in der That, dass sich nicht nur die Farben ändern, sondern dass auch der mit der Contraction verbundene W echsel auffälliger wird, jedesmal wenn sich die Richtung, in der die Contractionen ablaufen, dem Parallelismus mit einer der Polarisationsebenen nähert. Im Azimuth von 45° gegen dieselben habe ich Contractionen, deren Knoten nicht zu steil gegen den erschlafften Theil abfiel, ohne merkliche Farben Veränderung verlaufen sehen. Die Verminderung des Gangunterschiedes, welche man bei anderen Contractionen wahrnahm, liess sich hinreichend daraus erklären, dass eine grössere Partie von sarcous elements gleichzeitig ihre horizontale Lage verlassen hatte. Diese Beobachtungen Hessen also auf keine Veränderung der optischen Constanten wäh¬ rend der Contraction scldiessen. Ich stellte ausserdem noch andere an am musculus mylohyoi¬ deus') des Frosches. Nachdem ich die Kehlhaut weggenommen hatte, schnitt ich den ganzen Dies ist der durch l'ownson und Ouvier allgemein in Gebrauch gekommene Name, Duges nennt ihn richtiger sousmaxillatre. 83 Untersuchungen Uber den Bau der Muskelfasern mit Ifidfe des polarisirten Lichtes. Unterkiefer mit der Zunge heraus und entfernte dann die letztere sammt dem daran hängenden Theile des musculus hyoglossus und geniohyoideus , so dass nur der Unterkiefer mit dem musc. mylohyoideus und transversus menti ( Sous-mentonier Duges) übrig blieb — ein Präparat, das schon Ed. Weber zur Beobachtung der Muskel-Contraction benützt hat. Ich befestigte das¬ selbe mittelst Stecknadeln so auf einer durchbohrten Korkplatte, dass die Fasern des Muskels sämmtlich straff gespannt waren, und verband es mit der secundären Spirale eines Magnet- Elektromotors. An das Polarisations-Mikroskop , auf dessen Tisch das Ganze gelegt wurde, war die schwächste Objectiv-Linse und das schwächste Ocular angeschraubt, und die Polari¬ sations-Ebene der Ni co l’schen Prismen gleich gerichtet, letzteres, weil dann der Muskel, wenn seine Faserung unter 45° Azimuth gegen die Polarisationsebene orientirt war, mit dem Braun und Blau der ersten Ordnung gefärbt erschien — Farben, an denen kleine Wechsel des Gangunterschiedes leichter sichtbar werden, als an dem complementären blassen Grau und Gelb, welches die gekreuzten Prismen zeigten. Wurde nun der Muskel zur Zusammenziehung gereizt, so traten allerdings immer Farbenveränderungen ein, aber sie beruhten lediglich auf Veränderungen der Dicke. Wenn man die Fasern auch noch so gleichmässig anzuspannen sucht, so vermeidet man dadurch die Locomotion bei der Reizung doch niemals vollständig; wenn der Muskel sich nicht in allen seinen Theilen gleichmässig verkürzen kann , so verkürzt sich die stärkere, oder bei der jeweiligen Art der Verbindung stärker gereizte Partie, über¬ windet die Contractionskraft der schwächeren oder schwächer gereizten, und dehnt sie aus. Aus den Bewegungen, welche im Sehfelde stattfinden, kann man leicht beurtheilen, welche Theile verkürzt und somit verdickt, welche ausgedehnt und somit verdünnt werden. Bei den ersteren zeigte sich Vermehrung des Gangunterschiedes, indem das Braun in Blau und das Blau in Blassgrün überging; bei den letzteren zeigte sich Verminderung des Gangunterschiedes, indem das Blau in Braun und das Braun in helleres Braun überging. Theile, die weder ver¬ dickt noch verdünnt wurden, änderten auch ihre Farbe nicht, obgleich man an einem leichten Zucken und Zittern deutlich bemerkte, dass sie von den Inductions-Strömen afficirt wurden. Aus diesem Allen muss ich schliessen, dass die optischen Constanten der sarcous elements bei der Contraction nicht merklich verändert werden. Während dieser Versuche machte ich die zufällige Beobachtung, dass die von Prevost und Dumas beschriebenen Zickzackbiegungen der Muskel-Cylinder in der That, und zwar namentlich häufig bei schon etwas ermüdeten Muskeln, während der Reizung erscheinen, nach dem Aufhören derselben verschwinden. Sie traten also nicht, wie in Ed. Weber’ s Versuchen erst nach dem Aufhören der Reizung ein. Sie fallen im polarisirten Lichte gleichgerichteter Nicol’s leichtauf durch die hellen Streifen , welche sie dadurch erzeugen, dass durch sie einzelne Abschnitte der Muskel-Cylinder in eine optisch unwirksame Lage kommen oder sich derselben annähern, indem sich der Winkel, den der Hauptschnitt mit der Polarisations-Ebene macht, von 45° entfernt. Nichts desto weniger hat Weber, was das Wesen der Sache anlangt, vollkommen Recht, denn jene Zacken entstehen nur durch ungleichmässige Zusammenziehung; die Bündel müssen sich schlängeln , weil ihre Nachbarn stärker verkürzt sind als sie , oder weil ihnen durch eine, vermöge der Zusammenziehung entstandene Spannung im Bindegewebe, Gefässen und Nerven eine gezackte Gestalt aufgedrängt wird. Der Zusammenziehung als solcher sind die Zacken und Schlängelungen völlig fremd; und ich habe diese Beobachtung nur angeführt, weil man Prevost und Dumas beschuldigt hat, dass sie nicht richtig unter¬ schieden, was während der Reizung und nach der Reizung stattfinde. Einen solchen Irrthum S4 Ernst Brücke. Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern etc. mögen sie nicht begangen haben, denn die oben beschriebenen Zacken erschienen, wie gesagt, bei Schliessung des Magnet-Elektrometers und glätteten sich beim Offnen desselben vermöge der dem Muskel künstlich gegebenen Spannung sofort wieder aus. Dagegen lässt sich an nicht gespannten Muskeln der Vorgang auch gerade so beobächten, wie ihn Ed. Weber beschreibt, d. h. man sieht die Cylinder gerade während der Reizung, und sieht, dass sie sich in Zacken legen, wenn die Reizung aufhört und der Muskel erschlafft. Nachdem ich von den alternirenden Schlägen des Magnet -Elektromotors nur negative Resultate erhalten hatte, untersuchte ich noch den Einfluss constanter Ströme. Ich leitete durch den Mylohyoideus des Frosches nach einander den Strom von 2, 4 und 6 Busen’schen Ele¬ menten, ohne irgend eine Beobachtung zu machen, welche auf Veränderung der optischen Constanten hätte schliessen lassen. Dagegen habe ich bemerkt, dass die Muskeln beim Auf¬ quellen in Natron, in Kali, in Essigsäure oder in sehr verdünnter (1 auf 1000) Chlorwasser¬ stoffsäure ihre doppelbrechenden Eigenschaften verlieren, was nicht der Fall ist, wenn sie in reinem Wasser absterben. Auch durch Kochen der frischen Muskeln werden, wmnngleich weniger rasch und vollständig, ihre doppelbrechenden Eigenschaften zerstört. Dies Alles macht es wahrscheinlich , dass die Anisotropie der Muskeln von kleinen festen Körpern her- rührt, stärker lichtbrechend als die isotrope Grundsubstanz, in welche sie eingebettet sind, und von unveränderlicher Grösse und Gestalt, die zwar ihre gegenseitige Anordnung ändern, aber stets mit ihrer optischen Axe der Faserung parallel gerichtet bleiben oder doch stets eine solche Lage haben, dass ihre optische Gesammtwirkung in jedem einzelnen sarcous element der eines einaxigen positiven Körpers gleichkommt, dessen Axe parallel der Faserung gerichtet ist. Die sarcous elements führen hiernach ihren Namen sehr mit Unrecht, indem sie ganze Gruppen kleiner doppelbrechender Körper repräsentiren , für die ich den Namen der Disdiaklasten vorschlagen möchte. Nach dieser Hypothese wird auch das sehr verschiedene Ansehen der Muskeln begreiflich, wenn man nur immer vor Augen hat, dass durch Anhäufung der Disdiaklasten die betreffende Stelle sowohl stärker lichtbrechend, als auch anisotrop wird, und sich desshalb sowohl im gemeinen als im polarisirten Lichte auszeichnet. Die Schemata Fig. 4 bis 11 würden eben so viel Anordnungen von Disdiaklastengruppen ent¬ sprechen; der Mangel der Querstreifen würde dem Zustande entsprechen, bei dem die Disdia¬ klasten auf der Längsaxe gleiclunässig vertheilt sind, auf dem Querschnitte aber ungleich- mässig, entsprechend den Fibrillen, in welche der Muskel bei der Maceration zerfällt. Die schlichten oder glatten Muskelfasern würden solche sein, in denen die Disdiaklasten über¬ haupt gleichmässig und nicht gruppirt in der isotropen Grundsubstanz vertheilt, oder in denen wenigstens die Disdiaklastengruppen so klein sind, dass sie sich mit unseren jetzigen optischen Hüllsmitteln nicht einzeln unterscheiden lassen. Es ist schwer sich vorzustellen, dass bei der Einwirkung der erwähnten Säuren und Alkalien die Axen der Disdiaklasten so verschiedenartig gerichtet werden sollten, dass dadurch alle Doppelbrechung verloren ginge. Da man ausserdem sieht, dass auch im gemeinen Lichte nach Einwirkung jener Agentien die sarcous elements sich durch ihren Brechungsindex viel weniger als früher von der Zwischensubstanz unterscheiden, so sehen wir uns zu der Annahme genöthigt, dass die Disdiaklasten selbst beim Aufquellen in Säuren und Alkalien eine Molecu- larveränderung erfahren, in Folge welcher sie ihre doppelbrechenden Eigenschaften einbüssen. HriirUt". rntersm.'lwuu>Yu über den Rau der MuskrUaseni iml Iliif IV des ^iilansirli'ii lai'lilcs Tal' I I d.k.kHofxL S ? * .dr iL.icete:. Denkschriften der k Akad.d .Wixscnseli matliem. nalunv l'l W'Bil lli.ill Brücke. Untersuchungen über den Hau die Vegetation eines Jahres gegen die des andern im Vorsprunge oder Rückstände begriffen war, wurden aus dem Leben der Pflanze mehrere Stadien gewählt und wie folgt bezeichnet: 1 . Blattknospenentwickelung, 2. Blätterentwickelung, 3. Blüthenknospenentwickelung, 4. Blüthenentwickelung, 5. Fruchtentwickelung, 6. Fruchtreife, 7. Farbenänderung, 8. Laubfall. In jedem dieser Stadien wurden drei, in jenem der Bliithe fünf Phasen unterschieden, nach den Erscheinungen, welche den Anfang, die Mitte und das Ende derselben bezeichnen. Die Erscheinungen im Pflanzenleben, welche zu dieser Bestimmung dienten, sind in meiner Abhandlung „Über die periodischen Erscheinungen im Pflanzenreiche“1) genau erörtert. Die Art, wie ich bei der Ausführung dieser Beobachtungen zu Werke ging, ist folgende2) : Denkt man sich mit dem Halbmesser von der Länge einer geographischen Meile einen Beobachtungskreis um Prag gezogen, so kennt man das Gebiet, auf welchem in jeder Richtung Wanderungen vorgenommen und dabei die Zeiten der oben angeführten Entwickelungsphasen aller Pflanzenarten aufgezeichnet wurden, zu deren Determinirung eine einfache Betrachtung hinreichte. Zu jeder Aufzeichnung dieser Art wurde bemerkt, ob der Standort der Pflanze, auf welchen sie sich bezog, gegen N., 0., S. oder W. abgedacht sei, ob er auf einer Hochebene, auf einem Felsen, oder in der Nähe eines Wasserspiegels gelegen, und ob er dem Einflüsse der Insolation ausgesetzt war oder nicht. Zugleich wurden noch jene Pflanzen besonders markirt, auf welche der Mensch durch Cultur einen Einfluss genommen hat, mochten sie der einheimischen Flora angehören oder nicht. Überdies enthielt das Journal Bemerkungen über das zweite und dritte Blühen oder Fruchtstreifen , über den Reichthum und die Armuth «ler Blüthen oder Früchte, ungewöhnliche Entwickelung der Pflanzen in verticaler oder hori¬ zontaler Dimension, Erfrieren, Vertrocknen in Folge von Dürre, u. s. w. Resultate der ersten Reihe der Beobachtungen zu Prag. Nach diesem Plane wurden die Beobachtungen, wie bereits erwähnt, bis in den Frühling des Jahres 1846 fortgesetzt und alljährlich veröffentlicht3). Die Nothwendigkeit einer geänderten Einrichtung des Planes, welche insbesondere auch durch meine dreijährige Abwe¬ senheit von Prag in den Sommermonaten herbeigeführt worden ist, bestimmte mich auch. Mittel- oder Normalwerthe4) daraus abzuleiten, obgleich ich überzeugt war, dass ein so kurzer Zeitraum nicht zureiche, die Vegetationsverhältnisse mit gewünschter Genauigkeit zu bestimmen, *) Man sehe Abhandlungen der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, V. Folge, 4. Band. 2) Man sehe: Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag von K. Kreil, I. — VII. Jahrgang (Vegetationsbeobachtungen von K. Fritsch), dann „Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche, S. 20 ff. 3) Ein Formular dieser Publicationen findet man auch Seite 37 der periodischen Erscheinungen im Pflanzenreiche von K. Fritsch. 4) Man sehe: Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. VII. Jahrgang, S. XXXV ff. Denkschriften der mathem.-naturw. 01. XV. Bd. 13 98 Karl. Fritsch. zumal der den Beobachtungen zu Grunde liegende Plan auf eine so grosse Zahl von Pflanzen¬ arten und Entwickelungsphasen derselben, so wie von Verhältnissen, welche auf die Epochen derselben Einfluss nehmen können, Rücksicht nahm, dass es einem einzelnen Beobachter nicht möglich war. in jedem einzelnen Jahre alle Pflanzen in allenEntwiekelungsphasen und unter allen Umständen, welche darauf Einfluss nehmen, zu beobachten, und man daher auch nicht annehmen konnte, dass sich die begünstigenden Verhältnisse, z. B. südliche Abdachung u. s. w., mit den ungünstigen, z. B. nördliche Abdachung, so ausgeglichen haben, dass die mittleren Daten auch wirklich als für mittlere Verhältnisse, z. B. nicht zu sonniger und beschatteter Standort u. s. w., giltig hätten angenommen werden können. Es entstanden daher nothwendig Lücken in den Beobachtungen, welche, so lange vieljährige Aufzeichnungen nicht Vorlagen, jede Untersuchung über die Vegetationsverhältnisse zwar beeinträchtigen konnten, aber desto mehr an störenden Einfluss auf die Ergebnisse verloren haben würden, je länger der Zeitraum gewesen wäre, den die Beobachtungen umfasst hätten. Der Beobachtungsplan ist auch in der Voraussetzung, dass die Beobachtungen mehrere Decennien hindurch ohne Unterbrechung werden fortgesetzt werden können, entworfen worden. Bei einer solchen Ausdehnung würde man ohne Zweifel für viele Pflanzenarten und Phasen ihrer Entwickelung Mittelwerthe erhalten haben, welche sich blos als Functionen der klimatischen Factoren dargestellt hätten. Nur eine wissenschaftliche Unternehmung von so grosser Wichtigkeit, wie die Reise zur Erforschung der geographischen, erdmagnetischen und meteorologischen Verhältnisse des österreichischen Kaiserstaates, bei welcher ich Herrn Director Kreil zu begleiten berufen war, konnte mich von der ununterbrochenen Fortsetzung der Vegetationsbeobachtungen abhalten. In der Folge hat sich indess diese Unterbrechung als für meinen Zweck förderlich erwiesen, da sie mich zu einer solchen Abänderung meines Planes bestimmte, welche die Erreichung des Zieles der Beobachtungen viel eher erwarten liess. Eine noch so genaue, von anderen, als den nicht klimatischen Factoren unabhängige Bestimmung der normalen Zeiten der Entwicke¬ lungsphasen wäre immer nur illusorisch gewesen, so lange die letzteren selbst auf so unbe¬ stimmbaren Abschätzungen beruht haben würden, wie bei meiner ersten Beobachtungsreihe. Es ist dieses auch eines der vorzüglichsten Bedenken, welche von competenter Seite gegen meine damalige Methode der Beobachtung erhoben worden sind1), obgleich sie im Ganzen als empfehlenswerther bezeichnet wird2) als jene von Quetelet, von welcher sie sich unabhängig und selbstständig entwickelte. Die Resultate der ersten Beobachtungsreihe in Prag sind chronologisch nach fünftägigen Zeiträumen, 16. — 20. März, 21. — 25. März . . . bis 26. — 31. October geordnet. In jedemsind die Pflanzen angeführt, welche während derselben irgend eine Entwickelungsphase erreichen. Die fünftägigen Epochen gelten nur für die mittlere Phase eines jeden Stadiums, also für die Mitte der Blattknospenentwickelung, Mitte der Blätterentwickelung u. s. w., weil in jedem Stadium die drei Phasen in ein Mittel zusammengezogen wurden, um den Einfluss der Lücken soviel als möglich zu verringern. Es wurden nur jene Pflanzen und diese nur in jenem Stadium berücksichtiget, für welche eine vollständige fünfjährige Beobachtungsreihe vorlag, eine J) Man sehe: Gelehrte Anzeigen der k. baierischen Akademie der Wissenschaften. XXIX. Jahrgang, S. 55 und 56. 2) Eben dort S . 44 . Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 99 Bedingung, die nur bei 220 Pflanzenarten erfüllt war, während dieZald der überhaupt beob¬ achteten Arten mehr als dreimal grösser sich herausstellte. Die Elimination des Einflusses, welchen der Standort der Pflanze auf die Zeit ihrer Ent¬ wickelungsphasen ausiibte, wurde dadurch bewerkstelliget, dass die einzelnen Arten wo möglich auf Standorten mit südlicher, westlicher, nördlicher und östlicher Abdachung, bei sonniger und beschatteter Lage des Bodens u. s. w. beobachtet wurden und die Zeit der Entwickelungsphase nach ihrem mittleren Verhältnisse bestimmt worden ist. Eine vollständige Elimination dieses Factors fand natürlich nur bei jenen Pflanzen Statt, welche aut Standorten vorkamen, die einen Gegensatz bildeten, z. B. S. und N., 0. und W., oder auf allen vieren u. s. w. Ebenso verfuhr ich in Bezug auf den Insolationsgrad, indem Aufzeichnungen über Indivi¬ duen mit beschatteten und jenen an besonnten Standorten combinirt worden sind, um das normale Datum zu gewinnen. Um jedoch sowohl für den Insolationsgrad (sonniger, indifferenter oder beschatteter Standort) als auch für die Abdachung in Beziehung auf ihre Exposition gegen die Weltgegend Gleichungen des Einflusses auf die Epochen der Entwickelungsphasen zu erhalten, stellte ich die einzelnen Aufzeichnungen (die einzelnen Beobachtungen selbst) so zusammen, dass ich für jede Pflanzenart die Tage bestimmen konnte, an welchen sie an beschatteten, indiffe¬ renten u. s. w. Standorten sich belaubte, blühte u. s. f. Alle diese Ergebnisse sind mehr oder weniger noch mit einem ziemlich beträchtlichen wahrscheinlichen Fehler behaftet, welcher sich ohne ein mühevolles Eingehen in das Detail der Beobachtungen nicht ermitteln lässt und eben desshalb zu einer scharfen Bestimmung der Gesetze, nach welchen das Klima in allen seinen Elementen auf die Entwickelung der Pflanzen einwirkt und wie dieser Einfluss nach dem Standorte der Pflanze modificirt wird, nur insolange wir genaue Resultate nicht besitzen werden, von einigem Nutzen sind. Zweite Reihe der Beobachtungen zu Prag. Mit dem Jahre 1847 beginnt die zweite Reihe meiner Prager Vegetationsbeobachtungen. Sie unterscheidet sich von der ersten wesentlich dadurch, dass die Zahl der Vegetationsstadien verringert wui’de, indem die Entwickelung der Blatt- und Blüthenknospen, der Früchte, dann die Entfärbung des Laubes nicht weiter berücksichtigt worden ist und ich mich blos auf die Stadien der Blattentwickelung, Bliithe, Fruchtreife und des Laubfalles beschränkte. Die drei Phasen eines jeden Stadiums wurden indess beibehalten, dagegen nicht mehr die einzelnen Beobachtungen wie früher in chronologischer Ordnung fünftägiger Zeiträume mit Berücksich¬ tigung der Reihenfolge der Stadien und Phasen , wenn auch schon in alphabetischer Ordnung der Pflanzenarten publicirt, sondern in Tabellen, deren Argument die Entwickelungsstadien mit ihren drei Phasen und deren Eingang die Pflanzennamen in alphabetischer Ordnung bildeten. Die Daten wurden nach ihren sich aus allen an verschiedenen Standorten für dieselbe Pflanzenart und Phase ihrer Entwickelung ergebenden Mittelwerthen in diese Tabellen einge¬ tragen, wodurch die Übersicht wesentlich erleichtert worden ist. Auch wurden die lignosen Pflanzen von den krautartigen getrennt, da erstere nur in zwei, letztere in vier Stadien beobachtet worden sind *). *) Man sehe: Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. VIII. Jahrgang, S. XXXII. 100 Karl Fritsch. Da meine Abwesenheit von Prag aus dem bereits oben angeführten Grunde auch noch in den Jahren 1847 und 1848 fortdauerte und ich demnach an der persönlichen Ausführung der Beobachtungen verhindert war, so vertraute ich sie meiner Schwester Wilhelmine Fritsch an, welche sich denselben mit grosser Sorgfalt widmete. Es wurde daher auch noch in dieser Beziehung eine Vereinfachung des Beobachtungs¬ planes wünschenswerth , welche ich dadurch zu erreichen suchte, dass ich den Bezirk für die Excursionen in engere Grenzen zog und auf die Gärten der nächsten Umgebungen von Prag- beschränkte. In den Jahren 1849 und 1850 '), in welchen ich mich wieder selbst an den Beobachtungen betheiligen konnte , erweiterte ich hingegen den Bezirk bis zu den früheren Grenzen, ohne jedoch eine sonstige Änderung des Planes vom Jahre 1846 vorzunehmen. Resultate beider Reihen der Beobachtungen oder Kalender der Flora von Prag. Theils die nahe Aussicht meiner Versetzung nach Wien, wohin ich als Adjunct der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus berufen zu werden die Hoffnung hatte, zum Theil aber auch die Ansicht, dass 10jährige Vegetationsbeobachtungen zur Ableitung der Normalepochen hinreichend und passend sein dürften, bestimmten mich, mit dem Jahre 1849 die Beobachtungen abzuschliessen und daraus die Mittelwerthe zu berechnen , welche in meinem „Kalender der Flora des Horizontes von Prag“ 2) publicirt worden sind. Dieser Kalender, beginnt mit den Angaben über den Plan und die Dauer der Beobach¬ tungen, dann folgt eine nähere Erörterung der Gründe, welche mich bestimmten, nicht für alle beobachteten Stadien und Phasen des PÜanzenlebens, sondern blos für die Blattentwickelung. Bliitke, Fruchtreife und den Laubfall Mittelwerthe abzuleiten. Letztere sind in ähnlichen Tabellen, wie die Beobachtungen der einzelnen Jahrgänge von 1847 angefangen in den „Magnetischen und meteorologischen Beobachtungen zu Prag“ zusammengestellt, von welchen die erste für 104 Arten Bäume und Sträucher den mittleren Tag der Blattentwickelung, Blüthe, Fruchtreife und des Laubfalles für drei Phasen: Anfang, Mitte und Ende; die zweite hingegen für 445 Arten Kräuter den mittleren Tag der Blüthe und Fruchtreife, ebenfalls für jede dieser drei Phasen, begreift. Ein zweites Paar von Tabellen enthält für jede Pflanze und Phase der Entwickelung den wahrscheinlichen Fehler des Mittelwertlies in Tagen, ein di'ittes die Zahl der Jahre, welche jedem einzelnen Mittelwerthe zu Grunde liegen, um allenfalls auch spätere Beobachtungsreihen anschliessen und zu einer genaueren Bestimmung der Mittelwerthe und somit Verringerung ihrer wahrscheinlichen Fehler benützen zu können. Die Ergebnisse der Beobachtungen über die Bäume und Sträucher wurden dazu benützt, den mittleren wahrscheinlichen Fehler für jedes Stadium und für jede Phase desselben im Allgemeinen, also ohne Rücksicht auf die Pflanzenspeeies zu bestimmen3), wofür ich folgende Werthe erhielt: ’) Die Beobachtungen der Jahre 1817 und 1848 enthält der Anhang des 8. und 9., jene der Jahre 1849 und 1850 der 10. und 1 1. Band der magnetischen und meteorologischen Beobachtungen zu Prag. -) Anhang zum Jännerhefte der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 1852. 8) Man sehe p. 9 des Kalenders. Der wahrscheinliche Fehler ist in der Weise bestimmt worden, dass ich die Abweichungen des Datums der einzelnen Jahre von dem mittleren Datum aller Jahre bestimmte und die Summe derselben ohne Rücksicht auf die Zeichen + oder — durch n- 1 dividirte (wo n die Zahl der Jahre bedeutet) und den Quotienten mit 0'85 multiplieirte. 101 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. Hei der Blattentwickelung 3'6 Tage im Mittel von 79 Arten ?? V Blüthe 3-5 „ r> n „ 80 * V 77 Fruchtreife 5-5 „ 77 7? fl 52 fl „ dem Laubfalle 6-0 „ T) 77 » ^ 77 Die Bestimmung der Zeiten des Bltiliens und Belaubens ist demnach fast noch einmal so sicher, als jene der Fruchtreife und des Laubfalles. Für die einzelnen Phasen der Stadien erhielt ich folgende mittlere Fehler: Anfang = 3 9 Anfang = 7'0 Blattentwickelung >. Mitte = 3-4 Fruchtreife < Mitte = 5-0 Ende = 3-5 k Ende = 4-4 j Anfang = 3-5 1 . Anfang =8*4 Blüthe < j Mitte = 3-2 Laubfall Mitte = 5-7 ( Ende = 3-7 1 ( Ende = 3-8 Die Phasen der Blattentwickelung und Blüthe lassen sich fast gleich sicher bestimmen, höchstens kann man zugeben, dass die Mitte dieser Stadien sichere]' aufzufassen sei, als ihr Anfang und Ende. Dagegen verringert sieh in den Stadien der Fruchtreife und des Laubfalles der Fehler vom Anfänge bis zum Ende des Stadiums bedeutend. Eine ähnliche Zusammen¬ stellung gab als wahrscheinlichen Fehler: für Blüthe Fruchtreife Einjährige Pflanzen Zweijährige „ Perennirende „ Cultivirte „ Wilde 5-7 4-4 4- 9 5- 4 5-8 (r2 Tage F..9 Du „ 7-6 „ 6-8 •„ 6-9 „ Die Fehler sind, wie man sieht, nicht so beträchtlich verschieden, dass man sich bestimmt finden könnte, einer oder der andern Classe der Pflanzen bei den Beobachtungen den Vor¬ zug zu geben. Obige Resultate dürften die Zweckmässigkeit meiner in Prag angewendeten Beobach¬ tungsmethode darthun und zwar um so mehr, als die Fehler, welche aus dem anomalen Gange der Witterung in den einzelnen Jahren herrühren, mit den Beobachtungsfehlern concurriren und diese sehr wahrscheinlich vergrössern. Mittlere, von der Individualität der Pflanzen und ihren speciellen Standorten unabhängige Daten, wie sie meine Beobachtungsmethode durch mögliche Vervielfältigung der gleichnami¬ gen , sich nämlich auf dieselbe Phase einer Art beziehenden Daten bezweckte , sind daher sehr anzuempfehlen. Meine später im botanischen Garten zu Wien an denselben Individuen alljährlich ange- stellten Beobachtungen haben, wie ich später zeigen werde, keine so befriedigende Resultate gegeben. Man sollte überhaupt keinen Versuch machen, wie es bisher leider fast ohne Ausnahme geschehen ist, klimatische Constanten aus Vegetationsbeobachtungen zu berechnen, ohne sich über den wahrscheinlichen oder doch wenigstens mittleren Fehler, was genügen dürfte, früher Rechenschaft gegeben zu haben. 102 Karl Fritsch. Der Kalender der Flora von Prag enthält ferner auch eine pflanzenphysiognomische Charak¬ teristik einzelner Perioden des Jahres in chronologischer Ordnung1), welche am Schlüsse tabel¬ larisch zusammengefasst ist. Die Tabelle führt in chronologischer Ordnung aller Tage des Jahres während der Vegetationsperiode die Pflanzen auf, welche an irgend einem Tage während der¬ selben in die Belaubung, Blüthe, Fruchtreife oder den Laubfall treten: Die Tage gelten nur für die Mitte dieser Stadien, welche dem Mittel aller drei Phasen entspricht. Die Resultate sind demnach auf ähnliche Weise dargestellt wie jene der ersten Reihe der Prager Beobachtungen2). Instructions pour l’observation des phenomenes periodiques des plantes. Unter diesem Titel hat Herr A. Quetelet, Director der k. Sternwarte zu Brüssel, zu Anfang des Jahres 1842 eine Anleitung zur Ausführung von Beobachtungen über die periodi¬ schen Erscheinungen überhaupt und die Vegetationsbeobachtungen insbesondere entworfen und an jene Gelehrten und Freunde der Beobachtungen, bei welchen er auf eine Theilnahme an dem Unternehmen rechnen konnte, versendet3). Quetelet’s Beobachtungen selbst hatten schon früher, nämlich mit dem Jahre 1839 begonnen, betreffen aber in den beiden ersten Jahren blos die Blüthe der beobachteten Pflanzen4). Die periodischen Erscheinungen im Pflanzenreiche können nach dieser Instruction aus einem doppelten Gesichtspunkte Gegenstand der Beobachtungen und Studien sein, je nachdem sie sich entweder binnen einer jährlichen oder einer täglichen Periode ergeben. Erstere zeige sich bei der allmählichen Rückkehr der Blätter, Blüthen und Früchte, letztere bei jenen Pflan¬ zenarten, deren Blumenkronen sich täglich zu bestimmten, jedoch von der geographischen Lage der Orte abhängigen Stunden öffnen und schliessen. ' Da durch die Instruction vorzugsweise die Vergleichbarkeit der an verschiedenen Orten angestellten Beobachtungen bezweckt wird, so werden folgende Vorsichtsm assregeln vor¬ geschrieben. In Betreff der Erscheinungen, welche die jährliche Periode umfasst, ist zu sorgen, dass alle ein- und zweijährigen Pflanzen von der Beobachtung ausgeschlossen bleiben , weil die Zeit ihrer Blüthe und Fruchtreife zu sehr von der Saatzeit abhängig ist. Nur zu Gunsten der Herbst-Cerealien, wie des Winterroggens und Weizens, soll eine Ausnahme gemacht werden, weil sie immer zur nämlichen Zeit gesäet werden und ihre Cultur am meisten verbreitet ist. Es sollen desshalb nur ausdauernde, insbesondere aber Holzpflanzen beobachtet werden, da sich an letzteren die Beobachtungen über die Blätterung besser anstellen lassen. Die zu beobachtenden Pflanzen sollen wenigstens seit einem Jahre gesetzt sein, weil sonst die Epochen der Blätterung und Blüthe zu sehr von der Wurzelbildung abhängen. Es sollen jene Pflanzen ausgeschlossen bleiben, welche ihre Knospen vor dem Winter entfalten und das ganze Jahr5) blühen, wie Leontodon taraxacum , Alsine media, Senecio vulgaris. *) S. 15 ff. und Tafel V, S. 102. Eine ähnliche Eintheilung des Jahres in Epochen hat Professor Sachse in Dresden rücksichtlich der Flora seines Gebietes befolgt. Man sehe Beobachtungen über die Witterungs- und Vegetationsverhältnisse des Dresdner Elbe- tliales während der Jahre 1847 — 1851 (Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 1853. Dresden). “) Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. VII. Jahrgang, S. XXXV. 3) Man sehe Akademie royale des Sciences et belles-letttes de Bruxelles (tom. IX, uro. I des Bulletins). 4) Man sehe Calendrier pour la floraison. p. 19. R6sume des observations sur la Meteorologie de par Quetelet. Extrait du tom XIV. des m£inoires de Tacademie royale de Bruxelles. °) Offenbar sind liier nur solche Pflanzen gemeint, welche öfters im Jahre, längere Zeit hindurch blühen. 103 Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. weil diese Pflanzen keine bestimmte Epoche einhalten und ihre Blüthen im Frühjahre sich nicht regelmässig entwickeln. Nach der Instruction von Quetelet sind ferner jene cultivirten Pflanzen auszuschliessen, welche in Folge der Cultur Varietäten geben, wie die Tulpe Gesner’s, der Rosenstock, der Birn-, Kirsch- und der Lindenbaum mit grossen Blättern, weil die Erfahrung lehrt, dass die Varietät der Pflanze einen grossen Einfluss auf die Bliithezeit ausübt. Es sind ferner nahe verwandte und schwer zu unterscheidende Arten auszuschliessen und jene, bei deren Bliithe sich der Moment der Entfaltung nicht mit Sicherheit bestimmen lässt, wie Calycanthus , Illecebrum , Aquilegia u. s. w. In dem hierauf folgenden Verzeichnisse von circa 170 Pflanzenarten, welche zu den Beobachtungen anempfohlen werden, sind alle europäischen Pflanzenfamilien vertreten, jene ausgenommen, welche keine zur Cultur geignete Pflanzen liefern1). In jeder Familie wurden vorzüglich nur die gemeinsten und am meisten verbreiteten Gattungen, von diesen jene Arten gewählt, welche die grössten und am meisten entwickelten Blüthen haben. Endlich wurde die Wahl der Pflanzen so vorgenommen, dass die Gattungen, welche das ganze Jahr hindurch blühen, auch in allen Monaten durch ihr ungehörige Arten vertreten sind. Insbesondere wurden der Aufmerksamkeit der Beobachter empfohlen : Abies larix , Salix capraea, Ainus glutinosa , Daphne mezereum , Lilac vulgaris , Cyclamen hederaefolium, Calluna erica, Nardosmia fragrans , Aster grandiflorus , Helianthus tuberosus, Cornus mas. Ribes rubrum , Buxus sempervirens, Aespulus Hippocastanum , Viola odorata , Ranunculus ficaria , Helleborus niger , Galanthus nivalis, Lilium candidum , Colchicum autumnale , Secale cereale, Triticum hybernum. Philadelphus coronarius , In Betreff der an den Pflanzen zu beobachtenden Erscheinungen, deren Zeitpunkt auf¬ zuzeichnen ist, beschränkt sich die Instruction, auf Lin n 6’s Ideen eingehend, auf die Blätter ung, Blüthe, Fruchtreife und Entblätterung. Die Blätterung wird eingetragen , wenn die ersten Blätter, die Blüthe, wenn die ersten Blüthen völlig entfaltet sind; die Fruchtreife, wenn die Fruchthülle aufspringt, oder, falls diese fehlt, die Früchte völlig reif sind; die Entblätterung, wenn der grössere Theil der Blätter abgefallen ist. Wegen grosser Wichtigkeit für die Agri- cultur sind auch noch die Epochen anzumerken, zu welchen der Roggen und Weizen ihre Ähren zeigen. Von den Erscheinungen, welche in einer täglichen Periode vor sich gehen, wird jene hervorgehoben, welche die Pflanzen darbieten, deren Blumenkronen sich zu bestimmten Stunden des Tages schliessen und öffnen. Es werden bei 30 Arten aufgezählt und keine andere Anfor¬ derung gestellt, als dass die Pflanzen gesund und der freien Luft ausgesetzt seien. Zur Zeit der 1 : Die Beobachtungen werden in Brüssel im botanischen Garten angestellt. 104 Karl Fritsch. Äquinoctien und des Sommersolstitiums ist die Stunde des Öffnens und Schliessens der Blumen anzumerken J). Instruction des Herrn Spring. Während Herr Quetelet bei seinem Entwürfe zu den Beobachtungen über periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche vorzugsweise die Gewinnung und Erweiterung pflanzen¬ geographischer Kenntnisse bezweckte2), hatHeir Spring bei seinem Entwürfe, welcher einen Anhang zu ersterem bildete, seine Instruction so eingerichtet, das sie auch für die Physiologie der Pflanzen von hohem Interresse sein kann. Herr Spring theilt die Beobachtungen in zwei Classen, von welchen I) jene über die Gleichzeitigkeit der Flora eines Landes, mithin eine grosse Zahl von Pflanzen begreift, II) jene, welche auf eine kleine Zahl eigens gewählter Pflanzen beschränkt bleiben soll, bei welchen aber auf alle Phasen der Entwickelung das Augenmerk zu richten ist. In die I. Classe gehören alle Erscheinungen, welche für den Wechsel zwischen dem Winterschlafe und der thätigen Vegetation charakteristisch sind, um sonach die Dauer beider Perioden 'bestimmen zu können. Daran knüpfen sich viele und wichtige Fragen, wie z. B. ob jene atmosphärische Temperatur, welche den Winterschlaf im Herbste her vor ruft, die nämliche sei, welche ihm im Friihlinge ein Ziel gesetzt hat, u. s. w. Bei den einjährigen Pflanzen ist desshalb die Zeit anzumerken, zu welcher die ersten Blätter über der Erde erschienen sind, sowie jener Zeitpunkt, zu welchem die Pflanze anfing zu welken, welche Epoche durch die Samenzerstreuung bezeichnet ist. Bei den Feldfrüchten aus demselben Grunde die Zeit der Saat im Frühjahre oder Herbste und der Ernte. Bei Bäumen 1) die Epoche, zu welcher der Saft im Frühjahre aufzusteigen beginnt, angezeigt durch das Aufschwellen der Knospen, die Ausscheidung eigenthümlicher Säfte u. s. w. , hiezu die secundären Pei'ioden: a) der Belaubung und b) Blüthe; 2) die Epoche der Laubentfärbung im Herbste, indem diese die Wirkung des Aufhörens der Saftaneignung in den Pflanzenzellen und somit das Beginnen des Winterschlafes bezeichnet. Hiezu noch c) die secundäre Periode des Laubfalles. Die Aufzeichnung der secundären Perioden geschieht in der Absicht, den Haupt-Epochen des Winterschlafes und der activen Vegetation zur Controlle zu dienen und diese allenfalls ersetzen zu können, besonders bei Pflanzen, bei welchen dieselben schwer zu beobachten sind. Die Erscheinung der II. Classe , welche nur an einer kleinen Zahl eigens gewählter Pflanzen beobachtet werden sollen, sind: 1) Anfang und Ende der Blätterung , Blüthe u. s. w., um die Dauer der betreffenden Perioden bestimmen zu können. J) Die Erscheinungen, welche das in einer täglichen Periode vor sich gehende Öffnen und Schliessen der Blumen darbietet, habe ich mehre Jahre hindurch (1844 — 1849) und bei mehr als 140 Pflanzenarten zum Gegenstände umfassender und wie ich glaube erschöpfender Beobachtungen und Studien gemacht. Man sehe: „Resultate mehrjähriger Beobachtungen über jene Pflanzen, deren ßlumenkronen sich täglich periodisch öffnen und schliessen“ von K. Fritsch. Mit 17 Tafeln und einer graphischen Darstellung, ln den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, V. Folge 7. Band. Prag 1851. Im Auszüge auch in den Sitzungsberichten der mathem.-naturw. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Jännerheft 1850. “) Das Unternehmen erfreute sich in der That bis auf den gegenwärtigen Zeitpunkt einer weitverbreiteten Theilnahme, wie aus den jährlichen Berichten zu entnehmen ist. Man sehe: Observation des phenomenes periodiques in den Memoires der Academie royale de Belgique. Ein Resumc derselben ist in Quetelet’s Abhandlung: Sur le climat de la Belgique, Chapitre IV, Bruxelles 1846, enthalten. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 105 2) Die Zeit des Entladens und Abfallens der Blüthe bei jeder Pflanzenart an einem bestimmten Individuum. 3) Die Erscheinungen, welche die Befruchtung begleiten, nämlich die Änderung des Colorites der Blume, das Verschwinden ihrer Krone, Abfallen und Vertrocknen der Staub- gefässe und die Entwickelung der Eier. 4) Die Grösse der Knospen der Bäume gegen Ende October, durch Angabe ihrer Längen- uml Breitendimension , weil die Schnelligkeit, mit der die Blätterung im folgenden Frühjahr erfolgt, nicht so sehr abhängig ist von der Temperatur des Frühlings, als von dem Grade der Entwickelung, den die Knospen vor dem Winterschlaf erlangt haben. 5) Die Epoche der Estivation im Friihlinge, bezeichnet durch das Schwellen der Knospen. C) Die Blüthen- und Laubfülle. Erstere, wenn die Pflanze allgemein in Blüthe stand, letztere, wenn alle Blätter den normalen Grad der Zusammensetzung, Form und Färbung erlangt haben. 7) Die Zeit der zweiten Blätterung oder des Schusses, weil sie den Anfang des Sommers und der grösseren Hitze anzeigt und die Zeit, zu welcher die Nebenblätter abfallen, wenn sie nicht ohnehin mit der Epoche des Laubfalles zusammentrifft. 8) Die Zeit der zweiten Blüthe im Herbste u. s. w. Die Motive der Instruction zu den Beobachtungen der II. Classe sind nicht hinreichend erörtert, um mehr als ein blosses Schema der Daten geben zu können. Das Schema von Spring ist seit 1851 den Beobachtungen, welche die schlesische Gesell¬ schaft für vaterländische Cultur in Breslau unter der einsichtsvollen Leitung von Prof. G öp p er t und Di\ Cohn veranstaltete und welche von dem besten Erfolge begleitet waren, grössten- theils zu Grunde gelegt, so wie den von dem grossherzoglich mecldenburg’schen statistischen Bureau in Schwerin ausgegangenen Beobachtungen. Im Jahre 1851 stellte ich meine Beobach¬ tungen im botanischen Garten zu Prag ebenfalls nach demselben an. Seit dem Jahre 1855 ist es auch bei den Beobachtungen zur Anwendung gekommen, welche Herr Ministerialrath Joseph Bitter von Russegger zu Schemnitz in mehreren Orten Ungarns veranstaltet hat. Sollen die Vegetationsbeobachtungen im Freien oder in einem Garten angestellt werden? Diese Frage lässt sich im Allgemeinen weder bejahend noch verneinend beantworten, da es zunächst auf den Zweck ankommt, welcher durch die Beobachtungen erreicht werden soll. Ich habe meine Beobachtungen eine beträchtliche Reihe von Jahren hindurch, 1834 — 1850, in Prags Umgebungen im Freien angestellt; Herr Quetelet im Garten der Sternwarte zu Brüssel, weil die im Freien gesammelten Beobachtungen nach seiner Meinung einer zu grossen Unsicherheit unterworfen sind, indem der Beobachter genöthigt ist, täglich die verschiedensten Gegenden zu durchstreifen und nie sicher ist, die Beobachtung derselben Pflanzenart immer an demselben Individuum zu wiederholen. Quetelet hat desshalb anempfohlen die Beobach¬ tungen an Pflanzen anzustellen, die in einem der freien Luft ausgesetzten Garten gepflanzt und weder gegen die Einflüsse der Witterung geschützt, noch vor einer gegen Süden gekehrten Mauer der Luft ausgesetzt sind. Die Waldbäume sollen im offenen Felde beobachtet werden und nicht in Gehölzen, weil diese immer einen sehr ungleichen Schutz gegen die Einflüsse der Witterung gewähren *). ’) Man sehe: Instruetions u. s. w. vom 13. Jänner 1842. S. 3, Spalte 2. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 14 106 Karl Fritsch, Es ist sonderbar, dass gerade das Motiv, welches Herrn Quetelet bestimmte seine Beobachtungen in einem Garten anzustellen, den Entschluss in mir zur Reife brachte, meine Beobachtungen anfangs und eine Reihe von Jahren hindurch im Freien auszuführen. Ich wollte nämlich vermeiden, die Aufzeichnungen immer einem und demselben Individuum einer Pflanzenart zu entnehmen, um die Ergebnisse der Beobachtungen unabhängig zu machen von den vielen störenden Einflüssen, welche den Entwickelungsgang einer und derselben Pflanze, so weit er als eine Function klimatischer Verhältnisse darzustellen ist, beschleunigen oder verzögern können J) , weil dieser störende Einfluss als vollkommen eliminirt betrachtet werden kann, wenn man die Zeit der Entwickelungsphase einer Pflanzenart aus den Beobachtungen bestimmt , welche von vielen , an möglichst verschiedenen Standorten und unter möglichst verschiedenen Verhältnissen beobachteten Individuen derselben Art erhalten worden sind. Wenn man aber wieder den Mühe- und Zeitaufwand in Anschlag bringt, den ein solches Beobachtungssystem in Anspruch nimmt, und insbesondere erwägt, dass dennoch häufige Lücken unvermeidlich sind, deren Beseitigung nicht immer von dem Willen des Beobachters abhängt, wobei ich nur erinnern will, welche unübersteigliche Hindernisse die Verrichtungen der Landwirthschaft , z. B. das Abmähen der Wiesen, die Ernte der Cerealien u. s. w. dem eifrigsten Beobachter in den Weg legen, so wird man nicht anstehen können, jener Methode den Vorzug zu geben , welche die Pflanzen in dem beschränkten Baume eines Gartens zu beobachten empfiehlt, zumal hiedurch noch der Vortheil erzielt wird, dass man sich über alle Beobach¬ tungsfehler genaue Rechenschaft zu geben in der Lage ist und von Jahr zu Jahr unter sich vergleichbare Daten erhält, nach welchen sich der Einfluss des jedesmaligen Charakters der Witterung genau ermitteln lässt. Denkt man sich im Umkreise eines Ortes mehrere Beobachter zerstreut, von denen jeder in einem beschränkten Umkreise seine Beobachtungen nach derselben Methode anstellt, so lässt sich durch vereinte Kräfte recht gut das Ziel erreichen, welches durch die Beobachtungen im Freien angestrebt wird. Das Ergebniss wird um so reichhaltiger sein , weil dadurch die Vergleichungspunkte vervielfältigt werden und man für alle Eactoren, welche auf die Wirkung der meteorologischen Potenzen störend einfliessen, das Mass ihres Einflusses erhält2). Durch solche Betrachtungen gelangte ich zur Zeit, als ich mit der Abfassung des Kalen¬ ders der Flora des Horizontes von Prag beschäftigt war, auf die Idee eine neue Instruction für die Vegetationsbeobachtungen zu entwerfen und es entstand die Anleitung zur Ausführung von Beobachtungen über die an eine jährliche Periode gebundenen Erscheinungen im Pflanzenreiche3). Dieselbe ist grösstentheils nach den Ideen von Quetelet und Spring entworfen und als ein Resumö und Commentar (indem meine Erfahrungen eingeflochten sind) ihrer Instructionen anzusehen, also dem wesentlichen Inhalte nach aus den früheren Abschnitten dieser Unter¬ suchungen bekannt. ln dieser Anleitung wurde das Schema von Spring angenommen, als das umfassendste unter den in den bisher erschienenen Intructionen enthaltenen , da es die meisten in meiner ') Man sehe: Karl Pritsch: „Über periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche“ S. 19 ff. -) Seit 1855 ist die Umgebung Wiens zum Bchufe von derlei Beobachtungen in solche Bezirke eingetheilt worden. :i) Man sehe: Maiheft lSüO der Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 107 Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. ersten Instruction1) zur Beobachtung empfohlenen Erscheinungen und alle von Quetelet aufgestellten Entwicklungsphasen begreift. Von meinen 8 Stadien des Pflanzenlebens mit 20 Thasen sind darin 6 mit 12 Phasen enthalten. Es fehlen blos die secundären Stadien der Blüthenknospen und der Fruchtbildung und in jedem Stadium die mittlere Phase, mit Ausnahme jener der Bliithe, welche beibehalten worden ist; dagegen sind von meinen 5 Phasen blos 1 . 3 und 5 , also die wichtigeren angenommen. Überdies berücksichtiget das Schema von Spring noch die Epoche der zweiten Blätterung (Schuss), des Falles der Nebenblätter, der Bildung der ersten Knospen und nimmt auch noch auf ihre Grösse zu Ende October Rücksicht. Die Pflanzenarten, welche beobachtet werden sollten, habe ich nach den pflanzengeogra¬ phischen Daten von Sc ho uw2) zusammengestellt, soweit sie auf den Umfang des österreichi¬ schen Kaiserstaates, für welchen die Instruction berechnet war, als die k. k. Central -Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien ins Leben treten sollte, Anwendung finden3). Europa nimmt blos an dreien von den 25 phytogeographischen Reichen Antheil, in welche Schou w die Flora der ganzen Erde eintheilt. Das Kaiserthum Österreich participirt an jedem dieser drei Reiche. Es sind 1. Das Reich der Moose und Saxifragen, 2. „ „ „ Umbellaten und Cruciaten, 3. „ „ „ Labiaten und Caryophyleen. Aus der näheren Charakteristik dieser drei Reiche ergaben sich sodann jene Pflanzen- Familien und Gattungen, deren Beobachtung für die Pflanzengeographie von Interesse ist4). Ich erwähne dieses Umstandes, welcher mit den beabsichtigten Beobachtungen über periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche nur in einer entfernteren Beziehung steht, dess- halb, weil die hiedurch gewonnenen Resultate die Basis für weitere Forschungen bilden können, wobei vorzugsweise das pflanzengeographische Interesse in das Gewicht fallen wird, während ich gegenwärtig die Beziehungen der Pflanzen zu den klimatischen Factoren, also abgesehen von ihrem Standorte, zum Gegenstände dieser Untersuchungen wählte und den Einfluss der nicht klimatischen Factoren nur in soweit berücksichtigte, als dies nötliig ist, um mit der Zeit zur Erkenntniss der Gesetze zu gelangen, nach welchen sie auf die Vegetation einwirken und insbesondere die Wirkungsweise der klimatischen Factoren modificiren, welche bis dahin, wie sich von selbst versteht, nur annähernd ermittelt werden kann. Ist die Wirkungsweise der anderen Factoren einmal bekannt, so wird die Untersuchung, wodurch die Rolle zu bestimmen ist, welche bei dem Vegetationsprocesse den geographischen Factoren zukommt, sehr erleichtert, wenn sie sich in beiden Fällen auf dieselben Pflanzen¬ arten bezieht, wenn also schon zur Bestimmung des Einflusses der klimatischen Factoren, welche vorauszugehen hat und eben desshalb den ersten Theil meiner Untersuchungen bildet. ') Man sehe: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche. -) Man sehe: Länder- und Völkerkunde von Berg haus. Band 3, S. 139 — 115. J) Man sehe S. 9 der Anleitung. 4) So wie man durch die Zusammenstellung und Vergleichung der Floren einzelner Orte eines Gebietes bezwecken kann, die Gesetze zu erforschen, nach welchen die Vertheilung einzelner Pflanzenfamilien, Gattungen und Arten von der geographischen Lage, See¬ höhe und überhaupt von Raumverhältnissen abhängig ist, so kann man andererseits ähnliche Betrachtungen über die Vertheilung der Pflanzen in der Zeit anstellen, wenn man die Kalender der Floren verschiedener Orte vergleicht und z. B. jene Orte durch Linien verbindet, in welchen die Pflanzen um dieselbe Zeit blühen (Isanthesische Linien), Früchte tragen u. s. w. Da jedoch dieser Theil der Untersuchungen jenem Zeitpunkte Vorbehalten bleiben muss, bis wir für möglichst viele Orte Österreichs solche Florenkalender besitzen werden, wozu der Grund durch die Instruction gelegt worden ist, welche unter die Beobachter vertheilt wurde, so scheint es mir nicht nötbig, in eine nähere Charakteristik der Florengebiete schon jetzt einzugehen. 14 * Karl Fritsch. 108 jene Pflanzenarten gewählt werden, welche bei der später folgenden Untersuchung über den Einfluss der geographischen Facto ren von Wichtigkeit wären. Ich habe daher über alle diese Pflanzen, so weit sie im k. k. Wiener botanischen Garten Vorkommen, Beobachtungen gesam¬ melt, sowie ein Jahr früher (1851) auch schon in Prag, und zu meiner Untersuchung verwendet. Es wird aus diesen Rücksichten begreiflich, wie das Verzeichniss der Pflanzenarten, welche beobachtet werden sollten, auf 700 an wachsen konnte, denn nur bei der Aufstellung einer so grossen Anzahl konnte man sicher sein; dass von den Theilnehmern Pflanzen ausge¬ wählt werden würden , welche an so hinreichend vielen Punkten eines so ausgedehnten Ländergebietes, wie der österreichische Kaiserstaat, Vorkommen, als es die Lösung der Frage erfordert, welche der chronologische Theil der Pflanzengeographie, der bisher noch weit weniger als der topologische cultivirt worden ist, aufstellt und beantwortet wissen will. Hiezu ist in der Instruction selbst schon der Weg in soferne angebahnt, als aus dem grossen Verzeichnisse der Pflanzenarten ein kleineres entworfen wurde, welches nur bei 200 Arten, aber in ökonomischer oder technischer Hinsicht oder in Beziehung auf Horticultur wichtige Pflanzen umfasst, von denen desshalb vorauszusetzen ist, dass sie an den meisten Stationen unseres Kaiserstaates Vorkommen. Nachdem ich die Vcgetations - Beobachtungen in der Umgebung von Prag mit dem Jahre 1850 geschlossen hatte, begann ich mit dem Jahre 1851 die Beobachtungen im dortigen k. k. Universitätsgarten anzustellen, wmbei soviel als thunlich alle in dem grösseren Verzeich¬ nisse der Instruction aufgezählten und noch viele andere, wde insbesondere die von Quetelet- anempfohlenen und die von mir früher im Freien beobachteten, im Ganzen über 1000 Pflanzenarten berücksichtigt worden sind. Die Beobachtungen wurden so lange fortgesetzt, als es meine im Zuge gewesene Ernennung zum Adjuncten der k. k. Central - Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus erlaubte, nämlich bis gegen Ende August 1851. Instruction für Vegetations ■ Beobachtungen, entworfen von den Herren Professoren Dr. H. R. Göppert und Dr. F. Cohn. Im Anfänge des Jahres 1851 erging von Professor Göppert im Namen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau ein Ausruf1) zur Anstellung von Vegetations- Beobachtungen, in welchem 90 Pflanzenarten zusammengestellt wurden, welche grössten theils dem Verzeichnisse des Herrn Quetelet entnommen worden sind, „um so weit es die Ver¬ hältnisse verschiedener Länder gestatten, eine gewisse, zu Vergleichungen allein nur geeig¬ nete Gleichförmigkeit zu erreichen“. Es wurde zugleich für wünschenswerth , ja notli wendig erachtet, „bei Bäumen und Sträuchern immer dieselben Exemplare zum Gegenstände der Beobachtung zu machen, wie auch auf ihre Lage Rücksicht zu nehmen“. Das Beobachtungsschema stimmt im Wesentlichen mit jenem des Herrn Spring über¬ ein“) mit Ausschluss folgender Momente , welche nicht berücksichtigt worden sind, nämlich die zweite Blätterung, das Abfallen der Nebenblätter, die Bildung der ersten Knospen zu Anfang des Sommers und Grösse derselben zu Ende October. ') Man sehe: Jahresbericht (1er schlesischen Gesellschaft, dann auch : Anhang zum 111. Baude der Jahrbücher der k. k. Central- Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus von K. Kreil, S. 37. 2) Man sehe: Instruction des Herrn Spring in dieser Abhandlung. 109 Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. Aus dem Verzeichnisse der zu beobachtenden Pflanzen wurden folgende als vorzugs¬ weise wichtig hervorgehoben : Aesculus Ilippocastanum , Ainus glutinosa, Aster grandiflorus , Buxus sempervirens , Colchicum autumnale, Cornus mascula, Daphne Mezereum , Galanthus nivalis , Helleborus niger, Hordeum vulgare , Lilium candidum , Ranuncidus Ficaria, Bibes rubrum , Salix capraea , Syringa vulgaris , Triticum vulgare , ß hibernum. Auf die Beobachtung aller dieser Pflanzen wurde auch in der Instruction des Herrn Quetelet das grösste Gewicht gelegt, nebstbei aber noch auf einige andere, wie Abies larix, Cyclamen hederaceum, Calluna erica, Nardosmia fragrans , Helianthus tuberosus , Philadelphus coronarius , Secale eereale hibernum und Viola odorata. In Folge dieser Instruction hat sich über Preussisch- Schlesien ein Beobachtungs-Netz ausgebreitet, welches von seinem nördlichsten bis zum südlichsten Ende reicht und Höhen¬ punkte von etwa 200 bis 3000 Fuss über der Ostsee umfasst1). Im folgenden Jahre 1852 ist die Zahl der zu beobachtenden Pflanzen auf 49 beschränkt worden, mit Beibehaltung jener Arten, auf deren Beobachtung in der ersten Instruction ein grosses Gewicht gelegt worden ist. In dem Beobachtungsschema selbst wurde keine andere Änderung vorgenommen, als dass die erste Spalte: „Erwachen der Vegetation. Die Knospen beginnen zu schwellen“, in zwei getrennt wurde: 1. „Die Knospen schwellen“. 2. „Die Knospen brechen auf“. Den zu beobachtenden Entwickelungsphasen wurde eine kurze Charakteristik beige¬ geben. Das Schwellen der Knospen ist durch den Moment bezeichnet, wo zwischen den dunklen gefärbten Knospenschuppen in Folge der Streckung der Axe lichtere Zonen sichtbar werden, dasBrechen der Knospen, wenn zwischen den aus einander weichenden Knospen¬ schuppen die grünen Spitzen der Laubblätter zuerst sichtbar werden. Die ersten Blätter sind entfaltet, wenn sie ihre Oberfläche frei und ausgebreitet dem Himmel zukehren. Die allgemeine Belaubung tritt ein, wenn über die Hälfte der Blätter vollständig ausgewachsen sind. Die Blüthen-Knosp en beginnen sich dann zu entwickeln, wenn dieselben zwischen ihren Deckblättern oder Knospenschuppen zuerst hindurchgebrochen sind. Die Entfaltung der ersten Bliithen wird angenommen, wenn die Staubbeutel stäuben, das allgemeine Blühen, wenn über die Hälfte der Bliithen entfaltet sind. Die Reife der Frucht wird erkannt an dem Aufspringen derselben oder an der Samenreife. Im Laufe der Jahre 1852 und 1853 hat sich die Zahl der Stationen, an welchen sich Theilnehmer an dem Beobachtungssysteme fanden, mehr als verdoppelt, indem sicli das 9 Es unterscheidet sich demnach von dem Systeme, dessen Centralpunkt Quetelet in Brüssel ist, durch intensive Ausbreitung, während ersteres sich einer grossen extensiven Ausbreitung erfreut, indem es zwar nicht so viele Stationen begreift, welche aber über den grössten Theil von Europa zerstreut sind. 110 Karl Fritsch. Gebiet der Beobachtungen über einen grossen Theil von Mitteldeutschland ausdehnte, wie aus der Instruction vom Jahre 1851 zu entnehmen ist, wo 55 Stationen angeführt sind. Als Hauptaufgabe des Unternehmens wird nun die Feststellung mittlerer, normaler Entwickelungszeiten der wichtigsten Pflanzen für die verschiedenen Stationen aufge¬ stellt und die Fortsetzung der Beobachtungen durch eine grössere Reihe von Jahren als Bedingung hiezu anerkannt. Die Zahl der. zu beobachtenden Pflanzenarten blieb auf 50 beschränkt, bei den Arten fand hingegen einiger Wechsel Statt, in der Absicht, alle Hauptepochen des Jahres durch blühende Pflanzen zu charakterisiren. Seit dem Jahre 1851 werden die Ergebnisse der Beobachtungen auch alljährlich von Dr. F. Cohn mit einem prüfenden Berichte veröffentlicht1), der erste enthält, nachdem einige allgemeine Betrachtungen über den Einfluss der meteorologischen Factoren auf die Entwicke¬ lung der Pflanzen und die von verschiedenen Gelehrten ausgegangenen Bemühungen, den¬ selben zu erforschen, vorausgeschickt sind, auch noch Betrachtungen über die Schwierigkeiten, welche sich dem Untexmehmen entgegenstellen. Hierauf folgt ein specielles Eingehen in die Fehlerquellen, welche bei der Bestimmung des Zeitpunktes der einzelnen Entwickelungs¬ phasen zu berücksichtigen sind. Diese Fehlerquellen werden in zwei Classen eingetheilt. Einerseits ist nämlich der Ein¬ tritt bestimmter Entwickelungszustände der Pflanzen, wie z. B. das Belauben, Blühen u. s. w., nicht an einen bestimmten Tag gebunden, indem es in demselben Jahre und an demselben Pflanzen-Individuum in einer Reihe von Tagen vor sich gehe, von welchen jeder einzelne als Zeitpunkt der Entwickelungsphase gelten kann; andererseits zeigen an einem und dem¬ selben Beobachtungsorte Individuen derselben Pflanzenart eine grosse Verschiedenheit, indem z. B. eines schon belaubt ist, während sich an den andern erst die Knospen entwickeln. Es wird desshalb unter allen im Schema der Instruction enthaltenen Phasen auf das Brechen der Knospen und das Hervordringen der grünen Laub spitzen aus den Deckschuppen, noch mehr aber auf die Erscheinung der ersten Blüthen das grösste Gewicht gelegt, weil in der Bestimmung des Zeitpunktes derselben viel kleinere Fehler unterlaufen und überhaupt möglich sind, als bei allen übrigen Phasen der Entwickelung; für jede derselben sind die Ursachen der Unsicherheit bei der Zeitbestimmung besonders erörtert. In die zweite Classe gehören beinahe alle Factoren, welche auf die Entwickelung der Pflanzen Einfluss nehmen, welcher oft so bedeutend ist, dass schon geringere Differenzen, wie sie im Umkreise eines Ortes Vorkommen können, beträchtliche Unterschiede in den Zeiten der Entwickelungsphasen bewirken. Man darf sich desshalb bei der Beobachtung nicht auf ein einzelnes Individuum be¬ schränken, sondern muss die mittleren Entwickelungsstadien für den ganzen Ort anzugeben suchen, in soferne man verschiedene, in verschiedener Himmelsrichtung stehende, also verschiedenen klimatischen Einflüssen ausgesetzte Individuen vergleicht2). *) Man sehe: „Bericht über die Entwickelung der Vegetation in Schlesien während des Jahres 1851“ in dem Jahresberichte der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. -) Dieses Verfahren habe ich bereits bei meinen Prager Beobachtungen in den Jahren 1839 bis 1850 befolgt. Man sehe: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche, S. 19, wo dieselbe Combination der Beobachtungen vorgeschlagen ist. 111 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. Um jedoch die Entwickelung einer Pflanze in vers chied enen Jahren desselben Ortes vergleichen zu können, ist es ausserdem noth wendig, dass man von jeder Art ein möglichst frei gelegenes Individuum sich besonders merke, an dem sich das Verspäten oder Voraneilen der Vegetation mit Bestimmtheit nachweisen lässt1). Im Jahresberichte für 1852 wird nach einer in allgemeinen Umrissen gegebenen Über¬ sicht der Literatur des Gegenstandes, der mich hier beschäftiget, welche aus dem bisher Erör¬ terten und Zunächstfolgenden ohnehin ersichtlich ist, auf den Zweck des Unternehmens, dessen Centralpunkt Breslau ist, näher eingegangen und derselbe in 2 Punkten angegeben, indem die Absicht ausgesprochen wird: 1. Von der Entwickelung der Vegetation in verschiedenen Orten und Jahren ein scharfes und getreues Bild zu entwerfen, wobei die Beob¬ achter der einzelnen Stationen sich dadurch betheiligen, dass sie 2. alljährlich und nach mehreren Jahren den normalen (weil nur der letztere genaue Vergleichungen über das Klima einzelner Orte in Bezug auf Beschleunigung oder Verzögerung der Vegetation zulässt) Pflanzenkalender ihrer Gegend feststellen2). Es lässt sich ganz unabhängig von der astronomischen Eintheilung eine Zeitrechnung consequent durchführen, welche ausschliesslich auf die periodischen Phänomene der Pflanzen¬ welt gegründet ist. Ein Jahr (nach Morren ein biotisches Jahr) würde dann den Zeitraum bezeichnen, der von einem bestimmten (beliebigen) Entwickelungsstadium einer beliebigen Pflanze bis zur nächsten Wiederkehr desselben verfliesst und in zwei Jahreszeiten, die der ruhenden und der thätigen Vegetation (Winter und Sommer) zerfallen. Für die erstere liefert das Leben der Pflanzen keine Unterabtheilung; das zweite dagegen ist in unzählige Stufen gegliedert, von welchen die auffallendsten zu weiteren Zeiteinthei- lungen benützt werden können. So erhält man nach dem Überwiegen gewisser Vegetations- Erscheinungen eine Anzahl von Epochen, gewissermassen von Monaten , welche wieder in kleinere Zeiträume, gleichsam Wochen getheilt werden können, die von dem Beginne einer gewissen Phase bei einer charakteristischen Pflanze bis zur demnächst darauf folgenden bei einer zweiten reichen3). Die Möglichkeit einer solchen Zeiteintheilung ausschliesslich nach Momenten aus der Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, beruht auf der Erfahrung4), dass die Succession der einzelnen Vegetations- Erscheinungen bei einer und derselben, so wie die gegenseitige Reihenfolge derselben bei verschiedenen Pflanzen überall und zu allen Zeiten eine und die¬ selbe ist, wenn auch die Zeiträume zwischen den einzelnen Zuständen in verschiedenen Orten und Jahren verschieden gross sind. *) Auf diese Weise stellte ich meine Beobachtungen im Jahre 1851 zu Prag und seit 1852 auch zu Wien an. Man sehe: Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt u. s. w. II. Band ff. - Lin ne hat diese Aufgabe bereits mit folgenden Worten bezeichnet: Calendaria florae quotannis conficienda sunt in quavis pro- vincia secundum frontescentiam, efflorescentiarn , frutescentiam, defoliationem , observato simul climate, ut inde constet diversitas regionum inter se (Phil, botan. Ed. I, p. 276). 3) Einen ähnlichen Versuch machte ich mit den Prager Beobachtungen, dann Herr Sachse in Dresden mit seinen dort Angestellten Beobachtungen. Man sehe K. Fritsch: Kalender der Flora des Horizontes von Prag. Anhang zum Jännerhefte der Sitzungs¬ berichte der math.-naturw. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1852, dann die Beobachtungen über die Witterungs- und Vegetations - Verhältnisse des Dresdner Elbthales während der Jahre 1847 — 1852 von K. Sachse in den Jahresberichten der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden 1853. 4) Ausgenommen in Jahren von sehr abnormer Beschaffenheit. 112 Karl Fritsch. Auf diese Weise wird es auch möglich, die Gesehicdite der Vegetation eines bestimmten Jahres und Ortes mit verhältnissmässig wenigen Beobachtungen aufzuzeichnen , indem es dann leicht ist, auf die Entwickelungsstadien aller übrigen Pflanzen, die nicht unmittelbar beobachtet wurden, aus den bekannten Epochen, in die sie erfahrungsmässig treffen, mit mehr oder minder grosser Sicherheit zu schliessen. Die Entwickelung der ersten Blüthen ist bei den meisten Pflanzen dasjenige Moment, welchem für die Bestimmung solcher Zeitabschnitte der grösste Werth zukommt. Es kommt daher darauf an, eine Reihe von Pflanzen auszuwählen, deren erste Blüthen sich auf die ganze Vegetationsperiode von ihrem Erwachen bis zum Winterschlafe so vertheilen, dass sie dieselbe in kurze, möglichst kleine Zeiträume abtheilen. Für solche Beobachtungen eignen sich vor allen Bäume und Sträucher mit grossen Blüthen , die in Gärten häufig angepflanzt werden. Die Bltithenzeit dieser Gewächse ist jedoch mit geringen Ausnahmen in die Zeit von März bis Ende Juni zusammengedrängt und selbst von perennirenden Kräutern, die zur Aushilfe benützt werden können, lassen sich nur wenige sehr passende für die zweite Hälfte des Jahres ausfindig machen. Aus diesem Grunde muss man sich an andere Vegetationsphasen halten, wie die Belaubung und die Herbstfärbung, die Fruchtreife und den Laubfall. Im Jahre 1856 erschien der dritte Bericht, umfassend die Jahre 1853, 1854 und 1855, welcher wie früher nicht nur über den Fortgang und Stand des von Dr. Cohn von Breslau aus geleiteten Beobachtungssystems Rechenschaft gibt, sondern auch eine summarische Zusammenstellung des anderwärts Geleisteten enthält und somit als ein Literaturbericht über den Gegenstand betrachtet werden kann. Die 56 Stationen, welche ihre Beobach¬ tungen nach Breslau an Dr. Cohn einsenden, vertheilen sich auf Süd- und Mitteldeutsch¬ land mit 8, Preussen mit 46 (darunter namentlich auf Schlesien mit 29), auf Russland mit 2 Stationen. Über die in anderen Ländern in der Errichtung oder Ausbreitung begriffenen Beobach¬ tungssysteme ist Folgendes zu entnehmen: 1. Das grosshei’zogliche statistische Bureau zu Mecklenburg hat in seinem Gebiete eine bedeutende Anzahl von Theilnehmern für die Beobachtung der Vegetations- Ent¬ wickelung gewonnen und die Ergebnisse derselben dem Archive für Landeskunde (die Entwickelung der Pflanzen in Mecklenburg im Jahre 1854 und 1855) in reichhaltigen Tabellen mitgetheilt. 2. Herr Professor Hoffmann in Giessen1) hat fortgefahren, die durch vergleichende Beobachtungsreilien erforschten Vegetationszeiten von Hessen nach einem eigenthümlichen Plane in sehr praktischen Übersichten darzulegen (Grossherzoglich hessische Landwirth- schaftliche Zeitschrift von 1854, 1855, 1856). 3. In England wurde bereits 1845 von der British Association for the advancement of science eine Commission, bestehend aus den Herren Owen, Lankester, Dickie und Lay- eock ernannt, um eine Registration der periodischen Phänomene auf den grossbritannischen Inseln zu veranlassen. Die Instruction dazu wurde indess erst 1855, und zwar nach der Methode von Quetelet, also zehn Jahre später, ausgearbeitet und in der Versammlung zu Glasgow vorgelegt. *) So eben erschien dessen höchst wichtiges und umfassendes Werk : „Witterung und Wachsthum oder Grundzüge der PHanzen- klimatologie“ Leipzig 1857. 8. 583 Seiten stark. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 113 Dr. Otto Sendtner’s Bemerkungen über die Methode, die periodischen Erscheinungen an den Pflanzen zu beobachten1). Mit diesen Bemerkungen, welche hier nur so weit erörtert werden sollen, als sie nicht schon in den früheren Abschnitten gewürdigt worden sind2), bezweckt Otto Sendtner gewissen Mängeln in der Beobachtungsweise zu begegnen, welche zur Folge haben, dass die bisher gewonnenen Daten unter sich nicht vollkommen gleichnamig, genau und vollständig waren. Mit den Beobachtungen über die Periodicität der Erscheinungen im Pflanzenreiche beab¬ sichtiget man nämlich die Wirkung der äusseren Einflüsse auf die Entwickelungsstufen der Pflanzen zu bestimmen, was desshalb sehr schwierig ist, weil die Einflüsse aus vielen Factoren bestehen, welche unter sich auf das Mannigfaltigste combinirt, sich gegenseitig ergänzen und sogar vertreten können. Es ist ferner schwer, die unmittelbare Wirkungsweise mancher Fac¬ toren (z. B. die von Licht und Wärme, der Insolation) auf die Pflanzen zu messen, weil wir keine Instrumente haben, die von diesen Einflüssen gerade so afficirt werden, wie die Pflanzen. Endlich ist die Individualität der Pflanze nicht immer von gleicher Disposition, gleicher Em¬ pfänglichkeit gegen die Reize von aussen, und eben so wenig der Entwickelungsgang ihrer Metamorphosen ein gleichmässiger, namentlich ihrer vegetativen Sphäre, deren Gliederung minder rhythmisch bestimmt ist, als die der reproductiven. Die Erscheinungen im Pflanzenreiche sind daher abhängig: A. Von der Beschaffenheit der äusseren Einflüsse (objectiven Momenten)3), B. Von den speeifischen Verhalten der Pflanzen gegen diese (subjectiven Momenten). Über die Beschaffenheit und Wirkungsweise der äusseren Factoren im Allgemeinen wurde das Notlüge in den früheren Abschnitten bereits erörtert; die Methoden, welche Sendtner vorschlägt, diese Einflüsse in Rechnung zu bringen, werden später dargestellt werden. Die Beobachtungen über das specifische Verhalten der Pflanzen gegen die äusseren Ein¬ flüsse werden in zwei Classen getlieilt. 1. Fortlaufende Beobachtungen der Pflanzen unter gleichen Causalmomenten. 2. Vorübergehende Beobachtungen der Pflanzenphasen auf weiteren Ausflügen und Reisen. Da die zweite Classe der Beobachtungen sich auf die Resultate der ersteren gründet, welche vorerst noch zu gewinnen sind, so kommt vorläufig nur die erste in Betracht4). ’) München. Gelehrte Anzeigen 1851, Nro. 44 — 52. Im Auszuge in der Zeitschrift Flora, S. 253 ff. Man sehe auch den Anhang zum 4. Bande der meteorologischen Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, wo sich dieser Aufsatz abgedruckt befindet. 2) Man sehe: die Vegetations-Verhältnisse Süd-Baierns von Otto Sendtner. :i) Man recapitulire folgende Abschnitte dieser Abhandlung, die wie folgt überschrieben sind: „Factoren, welche auf die Wechsel¬ wirkung zwischen Luft und Pflanze Einfluss nehmen. Einfluss der Temperatur. Modification des Einflusses der Temperatur. Ein¬ fluss des Lichtes.“ 4) Meine seit 1S52 datirenden Beobachtungen von Wien sind bereits so weit gediehen , dass seit 1855 auch die zweite Classe von Beobachtungen in Angriff genommen werden konnte, während die ersteren noch fortdauern. Man erhält auf diese Weise ein bequemes Mittel, auf Excursionen angestellte Beobachtungen auf Normal werthe zu reduciren, wenn diese von einer nahe gelegenen Station, wie z. B. der botanische Garten im Vergleiche zur Umgebung Wiens, bereits ermittelt sind. Die Differenzen derselben mit den fortlaufenden Beobachtungen sind nämlich nahezu die Verbesserungen der auf Excursionen angestellten Beobachtungen, und können so auf Normahverthe zurückgeführt werden, wenn sie auch nur einige wenige .Jahre hindurch angestellt worden sind. Es ist jedenfalls wünschenswert!:, dass solche Beobachtungen nicht ganz vereinzelt sind, sondern einigemale wiederholt werden, weil nur die grössere oder geringere Übereinstimmung der Differenzen in verschiedenen Jahren das Mass für die Probehältiglceit der Methode enthält. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 15 114 Karl Fritsch. Der Plan hierzu erfordert, dass man sich verständige a) über die Wahl der zu beobachtenden Erscheinungen, b) über die Feststellung und Bezeichnung ihrer Epochen, c) über die Wahl der Pflanzen, welche zur Beobachtung hervorzuheben sind. In Betreff der Wahl der zu beobachtenden Erscheinungen kommen folgende Grundsätze in Anwendung: 1. Die Periodicität1) der Erscheinungen ist nach dem Verhalten in unserem Klima zu bestimmen. 2. Der Zeitpunkt einer jeden Phase muss, was am wichtigsten ist, sich genau er¬ mitteln lassen. 3. Hiezu dürfen nur solche Momente benützt werden, die durch augenfällige Kenn¬ zeichen sich mit Präcision ermitteln lassen, 4. bei den meisten Pflanzen vorhanden sind, durch deren Summe 5. wo möglich alle natürlichen Entwickelungsstufen der Pflanzen vertreten sind, und 6. zugleich die möglichste Übereinstimmung mit der von andern Forschern zu gleichem Zwecke angewendeten Beobachtungsform erzielt wird. Die Periodicität der pflanzlichen Erscheinungen theilt sich in unserem Klima in die Zeit des winterlichen Stillstandes und in die Zeit der Thätigkeit. Letztere umfasst die Geschichte der Pflanzen - Metamorphose und Paramorphose 2). Dem Zwecke der Erhaltung und Fortpflanzung entsprechend zerfällt erstere in zwei Stadien, in die vegetative und reproductive Sphäre, denen sich als drittes Stadium die Paramorphose der letzteren anschliesst. Das vegetative Stadium bildet in successiver Ordnung die verschiedenen Organe, deren Zweck die Ernährung und somit Erhaltung des Individuums ist. Sobald die Organe diese Ausbildung erlangt haben, sind sie vollendet und keine Umwandlung und Umbildung (Para¬ morphose) findet Statt, ausser die der Tod mit sieh bringt. Zugleich ist dieser Sphäre der vegetativen Sphäre kein bestimmter Abschluss gegeben, sondern äussere Ursachen können ihn verzögern oder beschleunigen. Diese Sphäre zerfällt in 4 Formationen (Regionen): die Coty- ledonen, Niederblätter (Knospenschuppen), Laubblätter, Hochblätter3). Die reproductive Sphäre hat die Fortpflanzung zum Zwecke. Ihr Bildungsprocess durchläuft zwei Stadien. Erst erlangen durch Metamorphose die Organe ihr Dasein (Bliithe), deren Zweck die Befruchtung ist, dann tritt durch die Paramorphose eine Umwandlung der bereits gebildeten Organe ein, deren Resultat die Frucht ist. Die reife Frucht setzt dem Ent¬ wickelungsgange der reproductiven Organe ein absolutes Ende , dessgleichen hat sich früher oder später die vegetative Entwickelung der Jahresperiode erschöpft, was sich in einem parti¬ ellen oder allgemeinen Tode der Pflanzen zu erkennen gibt. ') Da der Gang der Pflanzenentwickelung vorzüglich durch klimatische Verhältnisse bedingt ist, welche einerseits in Folge der Axen- drehung der Erde, andererseits in Folge ihrer Bewegung um die Sonne, in einer täglichen und jährlichen Periode wirksam sind, so werden die Erscheinungen im Pflanzenleben periodische genannt, wenn gleich die nicht klimatischen Factoren grösstentheils ein constantes Verhalten beobachten ; weil dieses durch die periodische Wirksamkeit der klimatischen Factoren so modificirt wird, dass es sich ebenfalls in ein periodisches umstaltet. ä) Hierunter werden nur diejenigen Form- und Gestaltveränderungen begriffen . welche die Fruchtblätter und die mit ihrer Entwicke¬ lung organisch sympathisirenden Theile, z. B. den Kelch und die Axe betreffen. 3) Al. Braun: „Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur.“ Freiburg 1840. S. 76. 115 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. Die allgemeine Leidensgeschichte zergliedert sich also A. In die vegetative Sphäre: 1. Cotyledonen oder 2. Niederblättcr, 3. Laublätter, 4. Hochblätter. B. Reproductive Sphäre, a. Stadium der Metamorphose : 1. Kelch, 2. Blumenkrone, 3. Staubgefässe, 4. Fruchtblätter; b. Stadium der Paramorphose: Reife der Frucht. Hieran schliesst sich : 1. Entfärbung, 2. Tod, Abfall des Laubes, Verdorren des Krautes. Die Cotyledonen werden mit ihrem Erscheinen über der Erde sichtbar. Ihr vergäng¬ liches Dasein scheint keiner bestimmten Dauer zu unterliegen. Die Niederblätter befinden sich an Knospen, die ihren Sitz axillär oder endständig an pereunirenden Stengeln theilen, über oder unter der Erde haben. Ihr Entstehen ist durch den Beginn der Gemma oder des Turio bezeichnet. Es ist wichtig das erste Sichtbarwerden der Ni ed erblätter an oberirdischen Knospen zu beobachten. Nach der ersten Bildung tritt ein Stillstand in ihren Entwickelungen ein, der fast ein ganzes Jahr dauert. Erst mit den ein¬ tretenden hellen Zonen an den Knospenschuppen, die sich durch Verschiebung der Theile der letzteren in Folge des Schwellens der Knospen kund geben, bieten sie wieder Verände¬ rungen dar. Fernere solche Andeutungen sind das Zurückschlagen und Abfallen. Bei den Laubblättern sind das Sichtbarwerden derselben, dann das Freiwerden ihrer oberen Seite die ersten Zeichen der Entwickelung, welchen die vollständige Ausbreitung und Consistenz folgt. Ferner gehört noch hierher das Eintreten der zweiten Blätterung. Bei den Hochblättern kann man ebenfalls ihr erstes Erscheinen und ihre vollständige Aus¬ bildung unterscheiden. An der Bliithe unterliegen folgende Phasen präciser Bestimmung: 1. Das Erscheinen der Blüthenknospe (des Alabastrums). 2. Das Vortreten der Krone über den Kelch, wo beide vorhanden sind. 3. Das Öffnen des Perigons (Blume, Geschlechtsdecke) und Sichtbarwerden der Sexual- theile. 4. Das Stäuben der Antheren. Diese Erscheinung ist die wesentlichste und bezeichnet den Culmimationspunkt. Hierauf beginnt der Process der Paramorphose, welcher im Fruchtblatte und den mit ihm sympathisirenden Blüthentheilen vor sich geht und dessen Product die Frucht ist. Die stetige Aufeinanderfolge der hieher gehörigen Erscheinungen erlaubt nur folgende Merkmale als genaue Anhaltspunkte zu benützen. 1. Abfallen oder Marcescenz der Blüthendecke und der Antheren. 2. Bei der erlangten Reife der Frucht die Färbung, das Saftig- oder Holzigwerden der¬ selben, Aufspringen der Kapselfrüchte, die erlangte Keimfähigkeit der Samen. Übrige Erscheinungen im jährlichen Lebenslaufe der Pflanzen sind: 1. Färbung der Blätter, 2. partieller oder allgemeiner Tod, der sich durch Abfallen des Laubes, durch Ein¬ schrumpfen, Vertrocknen desselben und des jährigen Stengeltriebes bei pereunirenden Pflanzen , der ganzen Pflanze an jährigen zu erkennen gibt. Das Erscheinen aller dieser Phasen ist in den allerwenigsten Fällen ein einziger schnell vorübergehender Moment, sondern es hat eine Dauer, die sich ins Unbestimmte erweitern kann. Die Bestimmungen des Zeitpunktes, wann eine Phase als eingetreten an zu sehen ist, erfordert daher eine nähere Erörterung. 15 * 116 Karl Fritsc h. Die Formation, deren Bildung einer Phase entspricht, ist nur selten durch ein einziges Glied vertreten, sondern in der Regel schon an einer und derselben Axe durch mehrere Glieder. Die Dauer einer jeden Formation vervielfältigt sich daher im Verhältniss zur Zahl dieser Glieder und um so mehr, als die Axe Auszweigungen gleicher Formation erfährt. In dem Bezirke, wo die Beobachtungen angestellt werden, sind ferner die zu beobachtenden Pflanzen¬ arten durch mehrere Individuen vertreten, an denen das Eintreten einer Phase eben so wenig gleichzeitig ist. Auch beruht jede Phase auf einer Reihe räumlicher Veränderungen, die ein einziges Glied betreffen, von einem sichtbaren Anfänge, einem embryoartigen Hervortreten aus der Homogenität ihrer Geburtsstätte desselben ausgehend und mit seiner vollständigen Ausbildung ihrer Theile im Raume ein Ende nehmend. Der räumliche Anfang und die Vollendung bilden die erste und letzte Stufe der Entwickelung. Wo eine Formation durch zahlreiche Glieder an einem Spross und den mit ihm zu einem abgeschlossenen Complex verbundenen Zweigen (einer Jahresentwickelung) vertreten ist, werden deren Stufen in um so grösserer Entwickelung begriffen sein, in je grösseren Zeit¬ intervallen ein Glied nach dem andern Anfang und Vollendung gewinnt. Diese Intervallen nach der Anzahl der Glieder geordnet, die eine For¬ mation hat, werden Grade der Entwickelung genannt. Anfang und Ende einer Bildung, der Zeit nach genommen, entsprechen also ihrem ersten und letzten Grade. Hat jede Phase am gleichen Gliede ihre verschiedenen Stufen, so hat ebenso jede Stufe am gleichen Individuum, sobald sie daran mehrgliedrig ist, ihre verschiedenen Grade. Es ist nothwendig, dass diese beiden Verhältnisse von den Beobachtern strenge unterschieden werden. Der erste Grad einer Phase ist in der Regel der bestimmteste, ihr letzter hängt von der Anzahl der Glieder ab. Vor allem ist daher der erste Grad einer Phase aufzuzeichnen und an der Phase selbst der Zeitpunkt ihrer ersten und letzten Stufe. Der erste Grad wird nach seinem mittleren Verhalten an verschiedenen Individuen bestimmt. Wo eine Phase nur ein Glied hat, fällt die Gradeintheilung weg, so wie in dem Falle, wenn alle ihre Glieder sich gleichzeitig entwickeln. So viel successive Glieder an einer Axe sich folgen, so viel Grade sind vorhanden; der relativ erste Grad eines Tochterzweiges ent¬ spricht dem gleichzeitigen Grade seines vorausgegangenen Mutterzweiges, von dem er ab¬ stammt u. s. w., u. s. w. Die Epochen der einzelnen Grade gleicher Stufen werden nach ihrem mittleren Verhalten an sämmtlichen Individuen einer Art bestimmt. Das Beobachtungsschema gestaltet sich demnach , wie folgt. I. Axendehnung = A. II. Phasen der vegetativen Sphäre — V. 1. Cotyledonen, Sichtbarwerden über der Erde = c. 2. Fiederblätter = n. a. Anfang der Bildung ersten Grades — 1. na. t3. Vollendung des Complexes = nz. y. Vortreten der Turionen = tz. 3. Laubblätter = l. a. Sichtbarwerden ersten Grades — 1. la. ß. Vollständige Entfaltung 117 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Iflanzen. a\ ersten Grades = 1. Iz. ß\ letzten Grades = ? Iz. 4. Hochblätter = h. a. Erstes Sichtbarwerden ersten Grades = 1. ha. ß. Vollständige Entfaltung ersten Grades = 7. hz. III. Phasen der reproductiven Sphäre = B. 1. Eine ßliithe = Fl. (Flos). a. Sichtbarwerden a\ der Blüthe überhaupt = Fla. ß\ des Kelches = caa. y ! der Blumenkrone = coa. ß. Stäuben der Staubgefässe = st. (Stamina). y. Abfallen des Perigons etc. = Flm. 2. Mehrblüthige Inflorescenzen = J. a. Sichtbarwerden ersten Grades = 7. J. ß. Stäuben der Antheren a\ ersten Grades = 7. Jst. ß\ letzten Grades = ? Jst. y. Abfallen der letzten Blüthen == J. Flm. (Mareescenz). IV. Fruchtreife = Fr. 1. ersten Grades = 7. Fr. 2. letzten Grades ? Fr. V. Entfärbung = 7). ( Decoloratio ) 1. ersten Grades == 7. D. 2. letzten Grades = ? D. VI. Tod = M. (Mors) 1. ersten Grades — 7. M. 2. letzten Grades = ? 717. Die Wahl der Pflanzenarten, an denen die Beobachtungen angestellt werden sollen, ist nach folgenden Grundsätzen vorgenommen worden. 1. Die Pflanzen müssen eine möglichst weite Verbreitung haben und dürfen 2. in diesem Verbreitungsbezirke nicht selten sein. 3. Es müssen Pflanzen sein, bei denen die Phasen möglichst bestimmt ausgedrückt sind. 4. Sollen alle verschiedene Lebensweisen der Pflanzen repräsentirt werden. 5. Daher auch die exacte Einhaltung gewisser Phasen , nicht blos der reproductiven, sondern auch der vegetativen Sphäre gleichmässige Berücksichtigung finden muss, ob nun dieselben an einer und derselben Pflanzenart zur Entwickelung kommen oder abgesondert von verschiedenen repräsentirt werden. 6. Endlich müssen auch die gleichen Pflanzenphasen nach den verschiedenen Jahres¬ zeiten möglich gleich vertheilt sein. Es ist daher zweckmässig, die Pflanzen nach der Eintheilung a. in monocarpische a. jährige, ß. mehrjährige, 118 Karl Fritsch. b. polycarpische krautartige (perennirende Pflanzen), e. polycarpiscbe Sträuche oder baumartige (Holzgewächse) vertreten zu haben. Es sind ebenso Pflanzen, die auf Feldern und in Gärten cultivirt werden, nicht auszuschliessen, wobei aber auch die Zeit ihrer Aussaat zu notiren ist, und eben so wenig einige exotische Pflanzen. Auch die verschiedenen Standörter sind zu berücksichtigen, besonders je nach ihrem Feuch¬ tigkeitszustande in der Art, dass Pflanzen, denen eine solche Verschiedenheit des Standortes zuträglich ist, unter diesen verschiedenen Verhältnissen beobachtet werden, um den Einfluss der in denselben vorherrschenden Faetoren würdigen zu lernen. Es ist schliesslich von beson¬ derer Wichtigkeit, solche Pflanzen zu nehmen, die sich möglichst hoch im Gebirge erheben. Das Verzeichniss umfasst 230 Arten, bei welchen alle diese Bedingungen mehr oder weniger erfüllt sind. Beobachtungen nach diesem Systeme sind mir bisher nicht bekannt geworden , ich war aber der Ansicht, dass die Mittheilung des wesentlichen Inhaltes desselben hier desshalb am Platze war, weil es einen erheblichen Einfluss auf den Plan genommen hat, welchen ich für die Beobachtungen in Wien, als Sitz der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erd¬ magnetismus, entworfen habe1) und in einer Fundamental- Arbeit für diese und spätere Unter¬ nehmungen gewiss nicht fehlen durfte. Entwurf eines Systemes zur Ausführung von Vegetations-Beobachtungen im k. k. botanischen Garten in Wien. Auf Grund der über meinen ersten3) und zweiten Entwurf3) zu Vegetations- Beobach¬ tungen gesammelten Erfahrungen und mit Benützung der vorstehenden Bemerkungen von Dr. Sen dt n er habe ich folgendes Schema den Beobachtungen, welche ich im Wiener k. k. botanischen Garten mit Anfang des Jahres 1852 begonnen hatte, zu Grunde gelegt. Übersicht der beobachteten Erscheinungen: A. a. Aussaat bei ein- und zweijährigen Pflanzen = S. B. h. Erscheinen der Pflanze an der Erdoberfläche (Aufgehen, Hervorbrechen u. s. w.) bei ein- und zweijährigen Gewächsen und c. bei jenen Perennien, deren Jahrestriebe auf ähnliche Weise, wie bei den aus Samen keimenden Pflanzen, zum Vorschein kommen — E , nach Sendtner = c. d. Aufbrechen der Knospen und erstes Sichtbarwerden der Laubblattoberfläche = Lo (nach S. = + 2 I. a .) e. Laubfülle = L , (nach S. = — 2 I. Iz.) f. Ende der Belaubung der Bäume und Sträuc-her = Ln (nach S. =■ — 2 ? Iz.) C. fj. Entfaltung der ersten Blütlie überhaupt = B„ (nach S. = +2 7. Jst.) . k. an allen Jahrestrieben = B i (nach S == — 2. 1. Jst.) /. Verschwinden der ersten ßlüthen überhaupt — B- « (nach S = -j- 2. I. Flm.) k. an allen Jahrestrieben = B- 1 (nach S — — 2. I. Flm.) ]) Man sehe: Anhang zum 5. Bande der meteorologischen Jahrbücher der k k. Central-Anstalt. Jahrgang 1851. Wien 1855. -) Man sehe: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche in den Acten der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag. ;') Man sehe: Maiheft 1850 der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. - 119 über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. D. I. Reife der ersten Früchte (Samen) überhaupt = F„ (nach 8 = -\- 2. L Fr.), m. an allen Jahrestrieben F1 (nach S = — 2. I. Fr.). E. n. Beginnen des Laubfalles an allen Jahrestrieben = Lfi (nach 3. — — 2. T. M.). o. Ende der Entlaubung an allen Jahrestrieben bei Bäumen und Sträuchern = Lfn (nach S = — 2. ? M.). Die Coefficienten + 2,-2 findet man nicht in dem Schema des Dr. Sendtner, so wie ich es hier mitgetheilt habe. Ihre Bedeutung wird sich am besten an einigen Beispielen erläutern lassen. Sie wurden von Sendtner1) desshalb eingeführt, weil die Zeiten, zu welchen verschiedene Individuen derselben Pflanzenart dieselben Stufen der Entwickelung- O 7 selbst auf einem und demselben Standorte erreichen, nicht dieselben sind und daher nach ihrem mittleren Verhalten bei allen Individuen in die von Dr. Sendtner aufgestellte Tabelle eingetragen werden. Ein Baum oder Strauch für sich stellt so viele Pflanzenindividuen vor, als sich an ihm Knospen befinden, welche zur Entwickelung gelangen. Man kann ihn vergleichen mit einer Gruppe krautartiger Pflanzen, von denen jede aus einem besonderen Samenkorn sich entwickelt hat. Die einzelnen Individuen werden selten gleichzeitig sich belauben und in die Blüthe treten. Ist dies erst bei einem, oder wenigen Individuen der Fall, so setzt Dr. S endtner dem Entwickelungsstadium oder der Phase und dem Grade derselben , um welchen es sich handelt, + 2 vor, ist die Hälfte der Individuen in diese Phase getreten, so wird dies durch den Coefficienten 0 bezeichnet und wenn bei allen Individuen die betreffende Erscheinung stattfindet, wird der Coefficient — 2 dem Zeichen der Phase und ihres Grades vorgesetzt. Vom Jahre 1851 angefangen unterscheiden sich meine Vegetations -Beobachtungen, welche ich in diesem Jahre noch in Prag, in dem folgenden Jahre aber bereits in Wien ange¬ stellt habe, dadurch wesentlich von den früheren, dass sie nun nicht mehr im Freien, sondern in botanischen Gärten angestellt worden sind. Es konnten desshalb alle dieselbe Pflanzenart betreffenden Erscheinungen immer an demselben Individuum, oder wenigstens an derselben Pflanzengruppe aufgezeiehnet werden. Die Beobachtungen der verschiedenen Jahre sind daher unter sich streng vergleichbar, da sie sich immer auf denselben Standort und dieselbe Indivi¬ dualität der Pflanze beziehen, der Einfluss zweier wichtigen Factoren somit als constant angesehen werden kann und sich demnach die jährliche Entwickelungsgeschichte der Pflanzen vorzugsweise als eine Function des Ganges der klimatischen Factoren darstellt. Um aber auch noch den constanten Einfluss der Lage des Standortes und der Individualität kennen zu lernen, wurden bei einer beträchtlichen Anzahl von Pflanzenarten, insbesondere bei den Lignosen, mehrere durch den Standort und die Individualität, so weit wie möglich, ver¬ schiedene Individuen ausgewählt, und an allen derselben die Daten der gleichnamigen Erscheinungen aufgezeichnet. Der Umstand, dass ich meine Beobachtungen nur in einem botanischen Garten anstellte, erlaubte eine grosse Anzahl von Pflanzenarten zu den Beobachtungen auszuwählen, ohne besorgen zu müssen, dass das Beobachtungs-Register zu Ende des Jahres viele Lücken ent¬ halten werde , welchen auch noch dadurch begegnet wurde, dass ich in einer gewissen im voraus entworfenen Ordnung, welche durch die Reihenfolge der zu beobachtenden Pflanzen bestimmt war, den botanischen Garten in einer Periode von wenigen Tagen ganz durchging und dabei jedesmal jede Pflanze der Beobachtung unterzog, *) Man sehe dessen „Bemerkungen über die Methode u. s. w.“ 120 Karl Fritsch. Das Register der Pflanzen, welche im Jahre 1851 beobachtet worden sind, umfasst: 1. Alle in meiner Anleitung zur Ausführung von Beobachtungen über die an eine jährliche Periode gebundenen Erscheinungen im Pflanzenreiche enthaltenen1). 2. Jene Pflanzen, welche Qu et eiet ausgewählt hat — Instructions pour l’observation cle phenomenes pe'riodiques , und 8. mit Einschluss mehrerer anderer Arten, im Ganzen 1000 Pflanzen. Dasselbe Register wurde den Beobachtungen zu Grunde gelegt, wrelche mit 1852 im botanischen Garten zu Wien beginnen. Zugleich wurden auch noch 4. alle in meinem Kalender der Flora des Horizontes von Prag2) , dann endlich 5. die von Dr. Sendtner in seinem Schema3) zusammengestellten Arten berücksichtigt. Durch diese verschiedenen Contingente verstärkt, wuchs das Verzeichniss auf 1600 Arten an, wovon sich aber nur 550 im botanischen Garten zu Wien vorfanden, wrelche Zahl durch nachträgliche Anpflanzung und durch Aufnahme mehrer anderer Arten in den Kreis der Beob¬ achtung in der Folge ansehnlich vermehrt wurde, so dass sie schon im Jahre 1854 bei 850 Arten erreichte, welche auch in der Folge beibehalten worden sind. Vom Jahre 1853 angefangen sind aber nur die Daten folgender Stadien und Phasen der Entwickelung der Pflanzen aufgezeichnet worden: I. An den Lignosen. 1. Anfang der Belaubung (+ 2. I. la.) = L 2. Anfang der Blüthe (+ 2. I. Jst .) = B0 3. Anfang der Fruchtreife ( 2. I. Fr.) = F, 4. Ende der Entlaubung ( — 2 ? M) - Lfn II. An mehrjährigen Pflanzen. 1. Anfang der Blüthe (fl- 2. 1.Jst.) — B„ 2. Anfang der Fruchtreife (+ 2. I. Fr.) — F> III. An einjährigen Pflanzen. 1. Zeit der Aussaat = S 2, Zeit des Aufgehens §| c 3. Anfang der Blüthe (4- 2. I. Jst.) = Bo 4. Anfang der Fruchtreife (-f- 2.1. Fr.) = R Die Beschränkung meiner Beobachtungen auf diese wenigen Phasen der Entwickelung gründet sich auf die Ergebnisse der Beobachtungen vom Jahre 18524) , so weit sie an mehreren verschiedenen Individuen derselben Pflanzenart angestellt worden sind. Es wurden nämlich die Unterschiede der Zeiten, zu welchen die einzelnen Individuen die gleichnamigen Phasen der Entwickelung erreichten, als Beobachtungsfehler angenommen und für jede beob¬ achtete Pflanzenart und ihre Phasen daraus der mittlere Fehler berechnet. ') Man sehe: Maiheft der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Clas6e der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, S. 508. -) Man sehe: Anhang zum Jännerhefte 1852 der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. •") Man sehe: „Bemerkungen über die Methode u. s. w.“ l) Man sehe das Detail der Beobachtungen im Anhänge zum 4. Bande der Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt. So erhielt ich für Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 121 I. Die Lignosen. Zahl der Arten Anfang der Belaubung- = Lo G. 2. Tage. 77. Belaubung ersten Grades = Zi 4. 3. Y 71. Ende der Belaubung- - Ln 18. 9. Y) 76. Anfang der Blüthe = Bo 5. 1. yt 58. Ende der Blüthe = Bn 5. 4. V) 63. Anfang der Fruchtreife = Fa 10. 4. y 28. Ende der Fruchtreife = Fn = 13. 4. y 29. Anfang des Laubfalles = Lf = 16. 1. y 67. Laubfall ersten Grades = Lf \ 25. 8. Y 45. Laubfall vorletzten Grades — Lf — 1 = 13. 6. V 33. Ende des Laubfalles = Lf 11. 9 U « Y 33. II. Andere Pflanzen. Anfang der Blüthe = TL = 6. 9. Y 40. Ende der Blüthe = Bn = 16. 4. Y 33. Anfang der Fruchtreife = F = 8. 5. Y 30. Ende der Fruchtreife = Fn = 10. 6. Y 21. Die mittleren Fehler der Zeitbestimmung oder die Unterschiede der Epochen, zu welchen verschiedene Individuen einer Pflanzen-Species eine gleichnamige Phase der Entwickelung erreichen , sind also nicht nur nach dem Stadium (Belaubung, Blüthe u. s. w.), sondern selbst in demselben Stadium nach der Phase (Anfang, Ende u. s. w.) sehr verschieden. Diese Ver¬ schiedenheiten haben nicht allein in eigentlichen Beobachtungsfehlern , bedingt durch den Mangel bestimmter Kennzeichen der Erscheinungen, welche die betreffende Phase charakte- risiren, sondern auch, und vielleicht vorzugsweise darin den Grund, dass neben den klima¬ tischen Factoren viele secundäre Ursachen, wie Lage und Beschaffenheit des Standortes und der dadurch bedingte Grad der Insolation und Feuchtigkeit, die Individualität der Pflanze: Alter, Varietät u. s. w. wirksam sind. Darüber ist auch eine specielle Untersuchung1) ange¬ stellt worden, welche die Jahre 1852 bis 1854 begreift, in welchen 136 Arten, meistens lignose Pflanzen, in Mehrzahl der Individuen beobachtet worden sind. Indessen gewährt das Resultat in so ferne eine hinreichende Befriedigung, als gerade in jenen Stadien. und Phasen der Entwickelung, welche allgemein und seit jeher einen Gegen¬ stand der Beobachtung bilden, der mittlere Fehler einer Zeitbestimmung am kleinsten ist. Im Allgemeinen unterlaufen bei der ersten Phase viel geringere Fehler, als bei der letzten eines Stadiums, wobei nur der Laubfall eine Ausnahme macht. Dass die Bestimmung der Laubfülle (Belaubung ersten Grades) etwas sicherer ist, als jene der ersten Belaubung (Anfang) , hat darin den Erklärungsgrund , weil letztere Phase in eine viel frühere Jahreszeit fällt als ei’stere und desshalb häufigeren Unterbrechungen durch die Wiederkehr tiefer Tempe- raturen, welche einen Stillstand der Vegetation bewirken, ausgesetzt ist. t) Man sehe: Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt 1354. Anhang S. 45. Beobachtungen über den Einfluss des Standortes und dev Individualität der Pflanze auf die Zeiten ihrer Entwickelung. Denkschriften der mathera.-naturw. CI. XV. Bd. 1 f ' 122 Karl Fritsch. Die Ursache aus welcher ich mich bei meinen Beobachtungen in der Folge (von 1853 angefangen) auf die angeführten Phasen der Entwickelung beschränkte und die letzteren allein nur meinen gegenwärtigen Untersuchungen unterziehe, dürfte hiermit genügend erörtert sein. Auch Prof. Hoffmann in Giessen, den seine höchst umsichtigen und genauen Beobachtungen über den Zusammenhang des Klimas mit dem Wachsthum der Pflanzen voll¬ kommen berechtigt hätten, die Unzufriedenheit mit den bisher gebräuchlich gewesenen Phasenbestimmungen des Pflanzenlebens auszusprechen, findet sich dennoch zu der Äusserung bestimmt1), dass zu Untersuchungen in Betreff der Existenz einer Pflanze in einer bestimmten Gegend, so weit dieselbe nämlich von rein klimatischen Verhältnissen abhängig ist, nicht so sehr Beobachtungen über das Wachsthum in allen Dimensionen, mögen auch gleich so genaue Messungen, wie die des Herrn Prof. Hoffmann selbst, angestellt werden, als über die Aus¬ bildung bestimmter wesentlicher Organe, z. B. Samen, wünschenswerth sind: „Wir werden daher genöthigt sein, sagt Hoffmann, zu dieser Untersuchung nicht sowohl Messungen, als vielmehr Ent wickelungs -Beobachtungen über die einzelnen wichtigeren Vegetationsstufen der Pflanzen anzustellen, wir werden sie von ihrer Keimung bis zu ihrer Laubentwickelung, endlich bis zur Bliithe und Fruchtreife Schritt für Schritt in allen wesentlichen Änderungen verfolgen müssen, um dann endlich die Frage zu stellen , welche klimatischen Bedürfnisse hat eine bestimmte Pflanze für eine bestimmte Stufe ihres Lebens ; welche ist also der nothwendige unentbehrliche und constante Witterungs- Coefficient für ihr Keimen, ihre Samenreife, zuletzt für ihr ganzes Leben, ihre Existenz“. Bei der letzten Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien wurden in einer separaten Sitzung zur Berathung einer gemeinschaftlichen Methode phänologischer Beob¬ achtungen am 19. September2) ebenfalls bestimmte Phasen der Entwickelung, wie: „Erstes Sichtbarwerden der Blattoberfläche, Erste Bliithe ganz entfaltet, Erste Frucht reif“ u. s. w. für die beabsichtigte Vergleichbarkeit der in verschiedenen Ländern anzustellenden Beob¬ achtungen angenommen, wie dies im Grunde seit jeher in der Übung war. In der Instruction für Vegetations-Beobachtungen, welche zu Anfang des Jahres 1853 den Theilnehmern an dem meteorologischen Beobachtungssysteme von mir im Namen der k. k. Gentral-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus zugesendet worden ist3), wurde in Betreff der Erscheinungen, welche an den Pflanzen zu beobachten sind, dasselbe Schema auf¬ gestellt. Das Verzeichniss der zu beobachtenden Pflanzen begreift 44 Bäume und Sträucher. 17 perennirend'e, 22 ein- und zweijährige Pflanzen. Bei der Auswahl wurden ähnliche Grund¬ sätze, wie sie von Dr. Sendtner aufgestellt werden, befolgt4). Die Einladung zu den Beobachtungen hat Anklang gefunden, indem schon im ersten Jahre die Zahl der Theilnelnner im Ivaiserthume über 30 stieg und sich bis zum Jahre 1856 beinahe verdoppelte. Im Spätherbste desselben Jahres wurde eine neue Instruction zur Anstellung von Beobachtungen im Pflanzenreiche (phytophänologisehe Beobachtungen) ent¬ worfen5), in welcher dieselben Phasen wie in der ersten beibehalten, ausserdem aber noch die Vollbliithe und zweite Bliithe anempfohlen worden sind. In erster Reihe wurde die Beobach- >) Man sehe dessen: Grundzüge der Pflanzenklimatologie, S. 4G1. -) Man sehe: das Tageblatt S. 133. *) Man sehe: Anhang zum II. Bande der meteorologischen Jahrbücher, S. 38 ff. l) Man sehe die Zeitschrift Flora 1851, S. 283. 5) Man sehe: Anhang zum V. Bande der Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt, S. 51 ff. (Jahrgang 1853 . 123 I ber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. t«ug- von 49 namentlich aufgezählten Pflanzen als besonders wünschenswert!! aufgestellt, es sind solche, welche bisher die meiste Berücksichtigung bei den Beobachtungen in verschie¬ denen Ländern fanden. Mit den ferner aufgestellten beträgt ihre Anzahl 90. Für Länder im adriatischen Golf wurden noch überdies 52 charakteristische Arten gewählt. Eifrigen Theil- nehmern blieb es überdies freigestellt, die ganze Flora ihrer Gegend zu berücksichtigen. Vom Jahre 1850 angefangen sind die Beobachtungen, jedoch nur jene über die wichtigsten Pflanzen, in besonderen monatlichen Übersichten mit jenen über die Witterung als Beilage der Sitzungs¬ berichte der mathem.-naturw. CI. der kais. Akademie der Wissenschaften publicirt worden. Die Theilnahme und das Interesse an den Beobachtungen nahmen so sehr zu, dass im Mai 1857 die Zahl der Stationen bereits auf 76, jene der Theilnehmer an den Beobachtungen auf 110 angewachsen war, obgleich unter den ersteren viele Orte nur einmal gezählt sind, von welchen strahlenförmig in allen Richtungen Excursionen vorgenommen werden. Meteorologische Beobachtungen. In Betreff des meteorologischen Theiles der Beobachtungen ist lange keine so weitwen¬ dige Erörterung nothwendig, wie in Beziehung auf den botanischen, der so eben abgehandelt worden ist. Einerseits sind die Methoden, die meteorologischen Beobachtungen anzustellen , viel ein¬ facher und bestimmter, da letztere den Ablesungen von Instrumenten entnommen sind, welche im Laufe der Zeit eine grosse Vervollkommnung erfahren haben; anderseits sind die Meteoro¬ logen darüber einig, auf welche Erscheinungen bei den Beobachtungen das grösste Gewicht zu legen ist, und in welchen Perioden (Beobachtungszeiten) ihre Aufzeichnung vorzunehmen ist. Auch hat sich die Methode der meteorologischen Beobachtungen ganz unabhängig von jener der Yegetations- Beobachtungen entwickelt, wodurch sie vor den Schwankungen der letzteren bewahrt worden ist, wenn gleich andererseits nicht geläugnet werden kann, dass zwischen beiden nicht der gewünschte Einklang besteht. So besitzen wir, um nur einige der auffallendsten Beispiele anzuführen, noch kein Instrument, auf welches die Wärme der Sonnen¬ strahlen , ein höchst wichtiger Factor in der Lebensgeschichte der Pflanzen , gerade so ein¬ wirken würde, wie auf die Pflanzen, dessen Angaben daher das Mass dieses Einflusses darzu¬ stellen im Stande wären1). Wir besitzen kein Mittel, den Lichtreiz, welcher in der reproduc- tiven Sphäre der Pflanzenwelt eine so grosse Rolle spielt, in Rechnung zu bringen2) u. s. w. Ausschliessend für den Zweck der Yegetations - Beobachtungen sind meines Wissens keine Instructionen zu meteorologischen Beobachtungen, wenigstens gewiss nicht solche, welche allen klimatischen Factoren Rechnung tragen würden, entwarfen worden und es ist dies auch begreiflich, weil eine solche Instruction eine genaue Ivenntniss aller klimatischen Factoren und ihrer Wirkungsweise auf die Pflanzen vorausgesetzt hätte, welche uns derzeit noch abgeht. Ich habe wohl bei dem Entwürfe meiner ersten Instruction zu Vegetations- Beobachtungen3) einen solchen Versuch gemacht, indem ich von einer allgemeinen Betrach¬ tung der Ursachen ausging, durch welche das Pflanzenleben bedingt ist, halte aber den Man sehe: Bemerkungen u. s. w. von Otto Sendtner. Zeitschrift Flora 1851, S. 253. 2) Man sehe das Capitel dieser Abhandlung: „Einfluss des Lichtes.“ 3) Man sehe: periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche. 16 * 124 Karl Fritsch . Versuch in so ferne für keinen ganz gelungenen, als er keine dem Zwecke entsprechende Modification des meteorologischen Beobachtungssystemes in Prag, in dessen Umgebung ich meine Vegetations- Beobachtungen anstellte, geschweige an anderen Orten herbeiführte. Quetelet’s Instruction sur les ohservations des phenomenes perioäiques bringt drei Classen von Beobachtungen periodischer Erscheinungen, jene des Pflanzen- und Thierreiches mit jenen der Atmosphäre, wenn ich mich des Ausdruckes bedienen darf, nur in räumliche, nicht orga¬ nische Verbindung; um in allgemeinen Umrissen den frappanten Zusammenhang aller Erschei¬ nungen darzustellen. Göppert und Sendtner berufen sich in ihren Instructionen, die freilich vorzugsweise vom botanischen Standpunkte entworfen sind, auf die allgemeinen Instructionen, welche für die Anstellung meteorologischer Beobachtungen von Fachmännern ausgingen. Alphons De Ca n dolle spricht die begründete Ansicht1) aus, dass man die meteoro¬ logischen Beobachtungen anders ordnen müsste, wenn sie für pflanzen- klimatische Unter¬ suchungen nützlich werden sollen. „ On a l’usage d’observer des thermometres places a 4 pieds environ au-dessus du sol 2). Cette hauteur donne-t-elle bien la temperature qui influe sur les vegetaux ? Voila une premiere question a examiner“ . „Les arbres sont , en majeure partie, dans une couche d’air super teure a cette oh Von observe: les herbes sont situees plus bas ; les arbustes sont les seuls vegetaux dont les feuittes et les fleurs soient dans la couche oü l’ on observe , et ilsforment une fraction bienpetiie de toutes les especes du regne vegetal“ . Von der besonderen Combination und Zusammenstellung der Thermometer-Beobachtun¬ gen, welche De Candolle vorschlägt3), wird in einem späteren Abschnitte die Rede sein. Biot geht noch weiter und spricht den meteorologischen Beobachtungen, wie sie bisher angestellt zu werden pflegen, die Brauchbarkeit für ähnliche, wie vorliegende Untersuchungen geradezu ab4). Damit stimmt im Grunde auch überein, was De Candolle von dem Wesen der Pflanzen im Allgemeinen sagt5). „ Enfait , une plante riest point un Instrument analogue au, thermometre , qui soit de nature a mar eher parattelement avec celui-ci ; c’est plutot une sorte de machine faisant un travail, et un travail tres varie, sous Vimpulsion des agents exterieurs , savoir, le chaleur et la lumiere , et d’ un agent Interieur , la vie, dont il est difficile de se passer pour rendre compte de phenomenes“ . Prof. Hoffmann in Giessen hat in neuester Zeit den Versuch gemacht, die meteoro¬ logischen Beobachtungen und die daraus zu ziehenden Resultate den klimatischen Bedürfnissen der Pflanzen mehr anzupassen6) und reiht die im Jahre 1854 von ihm angestellten Beobach- x) Geographie botanique raisonnde, p. 4. '-) De Candolle meint wohl botanische Gärten, denn an den meteorologischen Stationen unserer Städte, und es sind wohl in solchen die meisten, hängen die Thermometer in beträchtlich grösserer Höhe, wenigstens in der Regel. Auch nimmt die Höhe über den Boden, wenigstens bis zu jener Höhe, welche die Pflanzen mit ihren Gipfeln erreichen, weit mehr auf die Extreme, als das Mittel, in welchem sich erstere gewöhnlich ausgleichen, Einfluss. 3) Geographie botanique, p. 43. 4) Comptes rendus de l’Academie des Sciences, XLI, 31. Dec. 1855, p. 1177. Bericht von Dr. Cohn über die Entwickelung der Vege¬ tation in den Jahren 1S53, 1854 und 1855 in den Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau (1855). 5) Gdographie botanique, p. 2. e) Man sehe dessen: Grundzüge der Pflanzenklimatologie, S. 16 ff. 125 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. tungen, welche mit März beginnen und mit November enden, bei manchen Elementen aber nicht vollständig sind, auf folgende Weise an den einzelnen Tagen des Jahres. 1. Luftemperatur R. Maximum, Minimum: Differenz. Tagesmittel = % (XVIII -|- II + X)1). 2. Bodentemperatur bei 1 Pariser Fuss Tiefe um 9 U. V. und 4 U. N. Differenz beider. Mittel = Vä (XXI -f- IV). 3. Quellentemperatur, beiläufig von fünf zu fünf Tagen. 4. Sonnenschein nach Viertelstunden. 5. Niederschlag. Höhe in Par. Zoll (tägliche Summe). 6. Luftfeuchtigkeit, relative (tägliche Mittel). 7. Luftdruck (tägliche Mittel). 8. Mondsphasen. 9. Bemerkungen (Reif, Nebel, Schnee, Gewitter, Moorrauch, Hagel, Frost). Im folgenden Jahre 1855 erscheint dieses Schema vereinfacht2), es liegen mir aber Idos die monatlichen Resultate vor, welche enthalten: 1. Lufttemperatur im Schatten. Minimum, Maximum; Mittel der täglichen Maxima und Minima, einzeln und vereint. 2. Bodentemperatur bei 12 Par. Zoll Tiefe um 9 U. V. Maximum, Minimum; Mittel. 3. Niederschlag. 4. Schneedecke um Mittag (Anzahl der Tage). 5. Höhe der Schneedecke (grösste, sammt Datum). 6. Sonnenscheindauer (in Viertelstunden und reducirt auf Tage). 7. Dauer des Niederschlages (in Viertelstunden und reducirt auf Tage). In einer besonderen Übersicht der täglichen Mittel (S. 16) ist auch noch die relative Feuchtigkeit und die Bilanz der Verdunstung und Niederschläge ersichtlich. o o o Allgemeine Betrachtungen über den Einfluss klimatischer Factoren auf die Entwickelung der Pflanzen. Den Einfluss der Witterung im Allgemeinen auf die Entwickelung der Pflanzen habe ich bereits im Jahre 1842 zum Gegenstände einer Untersuchung gewählt3), welche den Titel führt: r Elemente zu einer Untersuchung über den Einfluss der Witterung auf die Vegetation“. Auf eine allgemeine Betrachtung der Ursachen, durch welche das Pflanzenleben bedingt ist, und insbesondere der atmosphärischen, folgen die Gründe, aus welchen ich mich damals darauf beschränkte , nur den Einfluss der Wärme und Regenmenge der Betrachtung zu unter¬ ziehen, indem ich blos den Gang einer solchen Untersuchung andeuten wollte. Ich ging von dem Grundgedanken aus, dass, solange die Pflanze in der Entwickelung begriffen ist, ein atmosphärischer Process, welcher den Eintritt irgend eines Momentes im Pflauzenleben verzögert oder beschleunigt hat, den Eintritt aller darauf folgenden Momente verzögert oder beschleunigt. *) Man sehe dessen: Klimatologiscke Beiträge in der landwirthschaftliehen Zeitschrift von Hessen. 2) Man sehe dessen: Klimatologiscke Beiträge. 3) Man sehe Sitzungsbericht der naturwissenschaftlichen Section vom 23. Jun 1842 in den Abhandlungen der königl. böhm. Gesell* Schaft der Wissenschaften. V. Folge, II. Band, S. öl fl', und auch: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche, S. 61. 126 Karl Fritsch. Der Einfluss der Wärme und Regenmenge lasse sieli demnach durch die Summen der Wärmegrade und Regenmengen darstellen, welche von einem Zeitpunkte angefangen, zu welchen der Entwickelungsgang einer Pflanze begonnen hat, bis zu einem anderen, mit welchem der zu untersuchende Moment des Pflanzenlebens zusammentrifft , beobachtet worden sind. Als einen solchen Anfangspunkt des Pflanzenlebens habe ich den Zeitpunkt des Winter- solstitiums oder um die gewohnte Übersicht der meteorologischen Elemente zu erhalten , den 1. Jänner angenommen und dafür die Gründe angegeben. Den weiteren Gang der Untersuchung machte ich davon abhängig, ob die Epochen der einzelnen Momente im Pflanzenleben, welche als eine Wirkung klimatischer Einflüsse darzu¬ stellen sind, aus einer mehrjährigen Beobachtungsreihe ermittelt worden sind, und daher als normale angesehen werden können oder ob dies nicht der Fall sei. O Im ersteren Falle würden die normalen Summen der Temperaturgrade und Regenmenge das gesuchte Mass des Einflusses darstellen. Im zweiten Falle, wenn nämlich nur von einzelnen wenigen Jahren Beobachtungen vorliegen, erübriget nur, die Unterschiede der Wärme- und Regenmengen als das Mass der Unterschiede in den Entwickelungszeiten verschie¬ dener Jahre anzusehen. Auf diese Weise wurden die Vegetations-Erscheinungen der Jahre 1840 und 1841 verglichen. Bei Summirung der Temperaturgrade habe ich nur Thermometerstände über dem Gefrir- punkte berücksichtigt, indem ich jene mit negativen Zeichen ohne Compensation ausschied. Zur Darstellung der Unterschiede in dem Entwickelungsgange der Pflanzen wurden die Epochen der Blüthe bei jenen Pflanzenarten verglichen, welche auf demselben Standorte und in derselben Phase der Blüthe in beiden Jahren beobachtet wmrden sind. Diese Bedingung war bei 107 Arten erfüllt. Es sind ferner die mittleren Unterschiede in fünftägige Perioden zusammengestellt worden, in welche der Vegetations-Cyklus vom 1. April bis 10. August eingetheilt worden ist. Es stellte sich hiebei im Allo-emeinen ein Wachsen der Unterschiede in der Blüthezeit von O Periode zu Periode heraus, so lange die Unterschiede der Temperatursummen im Wachsen begriffen waren, jedoch nur, wenn auch die Unterschiede der Regensummen damit Schritt hielten; als sich letzterer verzögerte und retrograd wurde, blieb die Vegetation ungeachtet der auffallenden Temperatursteigerung zurück; der Rückschritt wurde in der Folge nicht mehr eompensirt, obgleich die Regenmenge das Versäumte wieder reichlich nachholte u. s. w. Ausser diesen allgemeinen Resultaten ergaben sich folgende specielle: 1. die Wärme- und Regenmenge des Spätherbstes äussert keinen erheblichen Einfluss auf die schnellere oder langsamere Entwickelung der Vegetation des folgenden Jahres, eben so wenig 2. die Wärmemenge der Monate Jänner und Februar oder des eigentlichen Winters, und dagegen 3. ist es vorzüglich die Wärmesumme des März oder Vorfrühlings, welche den Entwicke¬ lungsgang bedingt1); *) Zu ähnlichen Resultaten ist Göppert in Breslau schon mehrere Jahre früher gelangt. Man sehe dessen Beobachtungen über die Blüthezeit der Gewächse im königl. botanischen Garten zu Breslau u. s. w., in den Verhandlungen der königl. Leopoldinischen Akademie der Naturforscher Bd. XV, Abtli. 2, S. 388 ff., und findet den Grund darin, dass die im Frühling blühenden Pflanzen beim Eintritt des Winters schon völlig ausgebildete und entwickelte Bliithenknospen besitzen. Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 127 4. die Zahl der blühenden Pflanzen ist auf Ebenen grösser als bei irgend einer Abdachung des Bodens, 5. bei südöstlicher Abdachung am grössten , bei nordwestlicher am kleinsten , und nimmt diesem Verhältnisse entsprechend ab und zu, wenn man die Peripherie eines horizon¬ talen Kegelschnittes beschreibt; 6. auf besonnten Standorten ist die Zahl der blühenden Pflanzen etwa 3mal grösser als auf indifferenten oder beschatteten 4) ; 7. die Epoche, zu welcher die meisten Pflanzen blühen, ist der 18. Juni1 2). Im Jahre 1846 erschienen zwei grosse Abhandlungen, welche eine allgemeine Unter¬ suchung des Einflusses der klimatischen Factoren auf die Entwickelung der Pflanzen zum Gegenstände hatten, die eine von Quetelet3 4), die andere von Dove4). Quetelet geht bei seinen Untersuchungen von der Annahme aus, dass sich die meteorologischen Erscheinungen alljährlich in derselben Ordnung wiederholen und denselben Gang einhalten , so dass jeder gleiche Zeitabschnitt der verschiedenen Jahre seine bestimmte Temperatur, Feuchtigkeit u. s. w. hätte, d. h. dass der Gang der Witterung ein normaler wäre und beantwortet die Frage: Was würde nun die Folge sein? Da dieselben Ursachen stets dieselben Wirkungen hervorbringen so würden in jedem gleichnamigen Zeitpunkte verschiedener Jahre, also strenge periodisch dieselben Phasen der Entwickelung bei denselben Pflanzenarten wiederkehren. Keines der meteorologischen Elemente befolgt aber in den einzelnen Jahren denselben Gang, sondern schwankt fortwährend mehr oder weniger um den normalen Stand , was ähnliche Schwan¬ kungen der Vegetations- Verhältnisse, einen bald grösseren, bald kleineren Wechsel in der Beschleunigung und Verzögerung des Eintrittes der Entwickelungs-Phasen zur nothwendigen o o o o o o Folge hat. Unter den meteorologischen Elementen äussern nicht alle einen gleichen Einfluss; jenes, welches hiebei am meisten wirksam ist, sei die Temperatur der Luft, deren Einfluss so über¬ wiegend sei, dass Rdaumur, der erste, welcher versucht hat die Erscheinungen der Blüthen- zeit auf eine mathematische Schätzung zurückzuführen, sie als die Haupt- ja einzige Ursache betrachtete, worauf man Rücksicht zu nehmen hat. Dass auch noch in neuester Zeit diese Ansicht geltend ist, beweist nicht nur der weitere Gang der Untersuchungen von Quetelet in der citirten Abhandlung, welchen ich im folgenden Abschnitte ausführlicher betrachten werde, sondern auch die umfassenden und den Gegen- stand mit Berücksichtigung aller bis dahin vorgelegenen Daten möglichst erschöpfende gleich¬ zeitige Arbeit von Dove, welche ich bereits oben citirt habe. Im 3. Abschnitte dieser Abhandlung5) beschäftiget sich Dove jedoch vorzugsweise vom pflanzengeographischen Standpunkte aus mit der Beantwortung der Frage, welchen Antheil die einzelnen klimatischen Factoren an dem Gesammt- Resultate des Vegetations- Processes 1 1 Dieses Resultat bestätiget die grosse Rolle, welche die Insolation in Beziehung auf die Bliithe der Pflanzen spielt. Man sehe den Abschnitt über den Einfluss des Lichtes. -i Göppert fand nach seinen in Breslau in den Jahren 1829 und 1830 angestellten Beobachtungen den 20. Juni, es ergibt sich also eine überraschende Übereinstimmung zweier auf verschiedenen Wegen gefundenen Resultate. Man sehe a. a. 0. S. 388. :1i Man sehe: Sur le climat de la Belgique. Chapitre IV. Phenom&nes pdriodiques des plantes. tom. II des Annales de l’Observatoire. Bruxelles 1846. 4 ' Über den Zusammenhang der Wärmeveränderungen der Atmosphäre mit der Entwickelung der Pflanzen. Eine in der Akademie der Wissenschaften gelesene Abhandlung. Berlin 1846. si Man sehe a. a. O S. 103. 128 Karl Fritsch. nehmen , nachdem die Pflanzenphysiologen die Wärme zwar als eine der hauptsächlichsten Ursachen anerkennen, welche den Standpunkt und die Verbreitung der Pflanzen bedingen, aber auch die Feuchtigkeit der Luft, die directe Einwirkung des Sonnenlichtes, abgesehen von seinen wärmenden Eigenschaften, endlich sogar den atmosphärischen Druck noch ausser¬ dem als Momente geltend machten, welche auf den Vegetations-Pi’ocess den erheblichsten Einfluss äussern. Die mittlere Vertheilung der physischen Qualitäten auf der Oberfläche der Erde gibt hierüber keinen Aufschluss, denn spricht sich auch in der Verbreitung perennirender Gewächse der Gegensatz des continentalen und Seeklima’s auf das Entschiedenste aus, so umfassen diese Namen die Zusammenwirkung aller jener Ursachen, auf deren Sonderung es ankommt. Die periodischen Veränderungen sind ebenfalls wenig geeignet zur Beantwortung dieser Frage, weil in der Regel die einzelnen atmosphärischen Verhältnisse zu derselben Zeit ihre respectiven Maxima und Minima erreichen. Es bleiben daher vorzugsweise nur die nicht perio¬ dischen Veränderungen übrig, welche sich in den Differenzen der Temperatur und Feuch¬ tigkeit einzelner Jahre äussern, viel auffallender jedoch in den ersteren, als letzteren, daher sich vorzugsweise jene zu den Untersuchungen eignen, um welche es sich hier handelt1). Sendtner2) eifert zwar gegen die Einseitigkeit, die Pflanzen blos nach ihrem Verhalten zur Temperatur betrachten zu wollen, aber vorzugsweise nur aus dem Grunde, weil dadurch dem mächtigen Einflüsse des Lichtes auf die Entwickelung der Pflanzen zu wenig Rechnung getragen wird, welcher Vorwurf die Arbeiten von Qu et eiet und Dove, wTie ich in dem nächstfolgenden Abschnitte zu zeigen hoffe, kaum treffen dürfte. Prof. Ho ff mann in Giessen3), dessen umfassende und möglichst detaillirte Unter¬ suchungen über den Zusammenhang der Witterung in allen Elementen mit dem Wachsthume der Pflanzen in seinen kleinsten Abstufungen mit Recht hätten emvarten lassen , dass die Frage, welche Rolle die einzelnen klimatischen Factoren spielen, mit Bestimmheit entschieden (ich meine auf ein mathematisches Mass zurückgeführt) und hiedurch seine höchst verdienst¬ vollen Bemühungen gekrönt sein werden, lässt die Hoffnung sinken, durch eine einfache Formel die klimatische Seite des Wachsthumsproeesses darstellen zu können, gibt aber dennoch unzweifelhaft zu, dass einzelne von den Witterungs -Factoren einen höheren Rang der Bedeutsamkeit für das Pflanzenleben einnehmen als andere und daher vorläufig als annä¬ hernde oder relativ genügende total- kli m a tisch e Factoren aufgefasst und demgemäss benützt werden können. Obenan stehe der Sonnenschein, als Wärme und Licht, und der Regen, also die Feuchtigkeit. Nähere Betrachtungen des Einflusses der Temperatur auf die Entwickelung der Pflanzen. Durch theoretische Betrachtungen sind wir zur Überzeugung gelangt, dass es bei jeder Untersuchung über den Einfluss des Klima auf die Vegetation vor Allem darauf ankommt, die *) Auf ähnliche Weise habe ich meine erste Bearbeitung des Gegenstandes unternommen. Man sehe: Elemente zu einer Unter¬ suchung über den Einfluss der Witterung auf die Vegetation. Abhandlungen der königl. bölnn. Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre 1842. Man sehe: Bemerkungen über die Methode u. s. w. Zeitschrift Flora, S. 255. ■*) Man sehe dessen: Grundzüge der Pflanzenklimatologie, S. 303. Über den Einfluss dev Lufttemperatur auf die Pflanzen. 129 Gesetze kennen zu lernen, nach welchen die Temperatur der Luft1) auf die Pflanzen ein wirkt; und dann die Modifieationen näher zu betrachten, welche dieser Einfluss durch andere klima¬ tische Factoren, unter welchen das Sonnenlicht und die Feuchtigkeit der Luft in erster Reihe stellen, erfährt. Die Literaturgeschichte dieses Gegenstandes zeigt, dass fast alle Forscher diese Ansicht theilten und sich daher vor Allem mit der Entwickelung von Ausdrücken beschäftigt haben, nach welchen sich der Einfluss der Temperatur auf die Pflanzen im Allge¬ meinen darstellen lässt. Röaumur war, wie bereits erwähnt, der erste, welcher für den Einfluss der Temperatur eine Formel aufgestellt hat. Cotte hat, auf die Ansicht dieses Gelehrten eingehend, die Hypo¬ these ausgesprochen, dass eine Pflanze blühe, wenn sie eine bestimmte Summe der Tempe¬ raturgrade erhalten hat, ohne weiter die Dauer des Zeitraumes, binnen welchen dies geschah, und die Vertheilung der Temperatur während dieser Zeit zu berücksichtigen. Diese Hypothese ist auch von Boussingault für zulässig erkannt und weiter ent¬ wickelt worden, in seinem Traite d'economie rurale, tom. II, p. 658 2). indem er Folgendes vor¬ schrieb: „Zuerst sucht man die Zeit, welche zwischen der Geburt und der Fruchtreife einer Pflanze verlauft, und bestimmt dann die Temperatur des Zeitraumes, welchen diese beiden äussersten Epochen des Pflanzenlebens umfassen. Indem sodann die Ergebnisse, welche für dieselbe Pflanzenart in Europa und Amerika erhalten worden sind, verglichen wurden, ergab sich das Resultat, dass die Zahl der Tage des Jahres, welche die Epochen des Aufgehens und Fruchtreifens der Pflanze trennen, in dem Masse grösser ist, als die mittlere Temperatur, unter deren Einwirkung die Pflanze wächst, kleiner ist. Die Dauer der Vegetation, so verschieden auch das Klima sein mag, ist dennoch dieselbe, wenn die mittlere Temperatur während der Vegetationsperiode dieselbe ist, sie wird aber kürzer oder länger sein, je nach¬ dem die mittlere Temperatur des Vegetations-Cyklus grösser oder kleiner ist, d. h. die Vegeta¬ tionsperiode wird im verkehrten Verhältnisse zur mittleren Temperatur stehen. De Can dolle hat bei seinen Untersuchungen sich dieser Formel bedient3). Auch Prof. W. Lach mann in Braunschweig hat sich in neuerer Zeit und mit ihm Dr. Cohn in Breslau zu ihren Gunsten ausgesprochen4). Quetelet tadelt an der Methode von Cotte, dass sie vorschreibt, bei Summirung der Temperaturgrade von einem künstlichen (fixen) Zeitpunkte, wie z. B. dem ersten Tage eines Monates auszugehen und hält dafür, dass es nur ein natürlicher, ein solcher, zu welchem das Erwachen der Pflanze aus dem Winterschlafe beginnt (also in jedem Jahre ein anderer), sein könne, welcher zum Ausgangspunkte zu dienen hat. Aber selbst bei dieser Annahme hat man noch die Zeit zu berücksichtigen, zu welcher der Einfluss des vorigen Jahres aufgehört hat, in •welchem sich die Blätter und Blumen der Pflanzen zum Theile schon entwickelt hatten, ferner den Temperaturgrad des Winters, durch welchen die Entwickelung unterbrochen worden ist, J) Die Bodentemperatur ist wohl auch ein wichtiges Element, jedoch in Beziehung auf die Lufttemperatur nur ein secundares, weil die Entwickelung der Pflanzen mehr von der Wärme, welche ihre Zweige direct durch Leitung und Strahlung in der Lutt empfangen, abhängig ist , als von jenem Theile derselben, welcher ihnen durch die unterirdische "W urzel zugeleitet wird. Die Bäume blühen und schlagen z. B. aus, wenn auch die Erde noch gefroren ist. “) Man sehe: Quetelet sur le climat de la Belgique. Chapitre IV. p. 7. ,i) Man sehe: Geographie botanique raisonnee. 4) Man sehe dessen Bericht S. 7 in den Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau 1855. In den letzteren erschien auch Lachmann’s Abhandlung selbst unter dem Titel: „Die Entwickelung der Vegetation durch Wärme nach 30 jährigen Beobachtungen u. s. w.“ Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 17 130 Karl Fritsch. indem er die Organisation der Pflanze hat angreifen können, endlich auch noch das Maximum der Temperatur, welche erreicht werden muss, bevor eine Pflanze eine Blumenkrone ent¬ wickelt und die Staubgefässe aus ihr hervortreten. Von diesen Ansichten ausgehend, hat Quetelet auf folgende drei Hauptpunkte sein Augenmerk gerichtet: 1. auf die Epoche, von welcher angefangen die Temperaturen zu berücksichtigen sind. 2. auf die Methode, wie sie zu berechnen sind, und 3. auf die Verhältnisse vor dem Erwachen der Pflanze aus dem Winterschlafe. Der Anfang der Periode, für welche diese Bechnung zu gelten hat, identisch mit dem Zeitpunkte des Erwachens der Pflanze aus dem Winterschlafe und dem Beginnen der Circu- lation ihrer Säfte, sei im Allgemeinen einige Tage nach dem Aufhören der letzten Fröste anzu¬ nehmen und scheine nicht bei allen Pflanzen derselbe zu sein1). Auch erleide die kürzlich begonnene Entwickelung häufig Unterbrechungen durch neuerdings eintretende Fröste, welche bereits entwickelte Organe zerstören oder doch wenigstens in ihrer ferneren Entwickelung aufhalten können. In Betreff der Methode, die Temperaturen , welche auf die Pflanze eingewirkt haben, in Rechnung zu bringen, spricht Quetelet die Ansicht aus, dass die Kraft, mit welcher diese Ein¬ wirkung erfolge, die Natur der belebenden Kräfte habe. Es scheine ihm desshalb nothwendig, ihren Einfluss nicht nach einfachen Summen, sondern nach Summen der Quadrate der mitt¬ leren Temperaturen der einzelnen Tage des Zeitraumes, welcher von beiden Epochen, einer¬ seits des Erwachens der Pflanze aus dem Winterschlafe, andererseits der Belaubung, Blüthe u. s. w., begrenzt wird, abzuschätzen2). Diese Quadratsummen werden von ihm Constanten genannt, welche für eine und dieselbe Pflanzenart und Phase ihrer Entwickelung (z. B. Blüthe) unter allen Verhältnissen gleich bleiben sollen, aber für jede Pflanzenart und Phase besonders berechnet werden müssen, da jede ihre eigene Constanten hat. W as den dritten Hauptpunkt anbelangt, welcher sich auf den Zustand der Pflanze vor dem Erwachen bezieht, so ist auf die Änderungen Acht zu geben, welche die Pflanze durch den Einfluss des Winters erlitten haben kann und ihr Zustand zu jenem Zeitpunkte zu beachten, in welchen der Winterschlaf begonnen hat. In Folge dieser verschiedenen Einflüsse habe die Pflanze im Momente des Erwachens einen mehr oder minder höheren Grad der Ent¬ wickelung erreicht, welchen man als die Wirkung einer Reihe von mehr oder weniger hohen Temperaturen ansehen könne. Die Summe der Quadrate dieser Temperaturen bilde in jedem einzelnen Jahre und bei jeder einzelnen Pflanze eine besondere Zahl , die man unum¬ gänglich berechnen muss. Bezeichnet man nun die Letztere mit S'\ die täglichen Temperaturen, welche dem Erwachen der Pflanze unmittelbar folgen, mit t0 t t n ... . so erhält man folgende Gleichung zwischen den Temperaturen und den Constanten einer Pflanze und Phase ihre Entwickelung (z. B. Blüthe) J) Quetelet nimmt jedoch einstweilen in einem und demselben Jahre für alle von ihm beobachteten Pflanzen bei der Berechnung der Temperatur-Constanten dieselbe Epoche an. -) Q u etel et bedient sich dabei der Centesimal-Scale, weil der Nullpunkt derselben jener Temperatur entspricht , bei welcher das Wasser gefriert, und daher bei allen Erscheinungen der Vegetation eine grosse Rolle spielt, dies findet bei der Reaumurschen Scale zwar ebenfalls Statt, doch stimmen die Grade der Sied punkte nicht überein, es sei daher wünschensw'erth . die Rechnungen wegen der Vergleichbarkeit mit anderen Stationen in beiden Scalen auszuführen. 131 Eber den Einfluss der Lufttemperatur auf die l’flanzen. C — S- -)- t-0 -(- t"/ -(- ,, + • • • oder c = s- + t t* wo durch 1' t 3 die Summe der Quadrate der Temperaturen bezeichnet wird, welche seit dem Erwachen der Pflanze bis zu ihrer Bliithezeit stattfanden. Eine im Laufe des Tages veränderliche Temperatur befördert unter sonst gleichen Umständen die Entwickelung der Vegetation mehr als eine gleichförmige1). Es sei T die mittlere der n. täglichen Temperaturen t0 t/ tn . , seien + Ao + A, + A„ — A,„ — A„„ . die Abweichungen der einzelnen täglichen Temperaturen von dem Tagesmittel T’, so erhält man t\ = (T + Ao Y = T2 4- 2 Ao T 4- Ao" tj = (T + A, )2 = T1 + 2 A, T + A,2 C = (T - A'")2 = T2- 2 A,„ T 4- A2,,, Hieraus folgt: St2 = n T2 -f 2 T (+ Ao + A, A A„ — A,„ — A„„ Da aber die Summe der Abweichungen mit Rücksicht auf T + I A2- also + Ao + A, + A„ — A,„ — A„„ — 0 ist, SO erhält man 1 1 = n T2 + 1' A'2 wo T zwar denselben Werth behält, mögen die Temperaturschwankungen gross oder klein sein, wenn sie sich nur ausgleichen und das Tagesmittel nicht ändern; TA2 hingegen mit der Grösse der Schwankungen zu- und abnimmt, somit auch 1 12. Die Änderungen der Temperatur, seien es tägliche oder jährliche werden also die Entwickelung der Vegetation begünstigen, wenn die mittlere Temperatur auch dieselbe bleibt. Quetelet führt noch eine Reihe von Thatsachen an, um dieses theoretische Resultat zu bestätigen, fügt jedoch bei, dass die Änderungen nicht gewisse Grenzen überschreiten dürfen, wenn der günstige Erfolg derselben nicht ausbleiben soll, weil es sonst geschehen könnte, dass eine Änderung in der Organisation der Pflanze vor sich geht. So hemmen die plötzlichen Depressionen der Temperatur, welche im Frühlinge wiederkehren, auf eine verletzende Weise den Safttrieb und bewirken einen grösseren oder kleineren Verlust der belebenden Kräfte. Anderseits kann eine zu starke Hitze das Blumengewebe vertrocknen und die Blüthenknospen noch vor ihrer Entfaltung: welk machen oder gar in einem Zustande von Schwäche und Mattigkeit lassen, so dass alle Lebensfunctionen gehemmt sind, anstatt dass sie befördert werden. Eine andere Bedingung der Anwendbarkeit obiger Formeln ist auch die, dass die Tempe¬ ratur ein gewisses Maximum erreichen muss, wenn eine Pflanze blühen soll, denn sonst welken die Knospen hin, ohne aufzubrechen, wenn sie gleich die unter gewöhnlichen Verhältnissen erforderliche Summe der Temperaturen empfangen haben. Ich habe die Temperatur-Formel von Quetelet auf die Prager Beobachtungen2) anzu¬ wenden versucht und die grösste Schwierigkeit in der Bestimmung des Zeitpunktes gefunden. J) Nach Colin beruht dies darauf, dass bei grösseren Temperaturschwankungen die für eine gewisse Pflanzen-Entwickelung erfor¬ derliche wirksame Wärme öfters erreicht und überschritten werde, als bei geringeren, wenn auch in beiden Fällen die Mitteltem¬ peratur dieselbe bleibe. Man sehe dessen Bericht (S. 6) in den Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau 1855. Nach den von mir in neuester Zeit gesammelten Erfahrungen kann ich grosse Temperaturschwankungen für die Entwickelung der Pflanzen nicht als günstig ansehen, sondern vielmehr eine gleichmässige hinreichend hohe Temperatur. 2) Man sehe: Kalender der Flora des Horizontes von Prag. Anhang zum Jännerhefte 1852 der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, S. .37. 13-2 Karl Fritsch. von welchen man bei der Summirung der Quadrate der mittleren Temperaturen auszugehen habe, es wäre denn unter der Voraussetzung, dass die Dauer der thätigen Vegetation auf jene Periode des Jahres beschränkt bleibt, in welcher sich die Temperatur bleibend über dem Gefrierpunkte erhält, t^as nur dann der Fall ist, wenn einerseits der normale jährliche Gang der Temperatur von Tag zuTag bekannt, und andererseits die mittleren Epochen der Vegetations- Phasen der einzelnen Pflanzen so genau bestimmt sind , dass man sie ebenfalls als normale ansehen kann. Eine Prüfung des Resultates wäre dann natürlich nur durch Vergleichung mit ähnlichen genauen Ergebnissen anderer Stationen zulässig. In den einzelnen Jahren, wo entweder positive Temperaturen seit Anfang des Winters vorherrschen oder auch nur mit negativen wechseln, ist man bei der Bestimmung dieses Zeitpunktes in grosser Verlegenheit, und doch ist es der stichhältigste Beweis für die Brauch¬ barkeit einer Formel, wenn sie für eine und dieselbe Pflanze und Phase ihrer Entwickelung in jedem einzelnen Jahre dieselbe Temperatur-Constante geben würde. Iliezu kommt auch, dass sich Keime der Vegetation bereits im Laufe des vorhergehenden Jahres gebildet hatten und die in demselben bis zum Verfallen der Pflanze in den Winterschlaf noch stattfindenden Temperaturen nicht ohne Einfluss bleiben können auf den Zeitpunkt, zu welchem sich die Pflanze im folgenden Frühjahre entwickelt. Es ist daher nothwendig , ein empirisches Verfahren anzuwenden und bei der Summirung der Temperaturen vorläufig von einer Reihe von Zeitpunkten auszugehen und zu sehen, für welchen derselben die Summen der Tempera¬ turen in den einzelnen Jahren am wenigsten von einander abweichen. Ich habe dieses Verfahren an einem Beispiele geprüft, an meinen 14jährigen Aufzeich¬ nungen der Bliithezeit von Corylus Avellana , unserem Haselnussstrauche. Die Reihe der Zeit¬ punkte, von welchen ich ausging, umfasst den Zeitraum vom 21. November bis 21. Jänner, den ich von fünf zu fünf Tagen abtheilte. In allen 14 Beobachtungsjahren wurde die Quadrat¬ summe der Temperaturen für jeden Ausgangspunkt: 21. November, 26. November, 1. December u. s. w. besonders bestimmt, daraus das Normalmittel (ldjähriger Durchschnitt) abgeleitet und mit diesem die entsprechenden Summen der einzelnen Jahre verglichen. So erhielt ich folgenden mittleren Fehler der Quadratsummen. 26. November 30-7 26. December 27-7 1. December 29-0 1. Jänner 28-7 6. „ 27-7 11. „ 26-7 16. ,, 26'7 21. „ 26-1 6. „ 32-0 11. ,, 33-3 16. „ 40‘7 Die Quadratsummen zeigten demnach die grösste Übereinstimmung, wenn ich, vom 21. December ausging, und stimmten desto weniger unter sich, je weiter ich mich davon entfernte, sei es in einem oder dem andern Sinne. Es ist also, wenigstens bei Corylus Avellana , das Wintersolstitium derZeitpunkt, von welchem man auszugehen hat. Zu demselben Resultate gelangte ich schon vor mehreren Jahren blos durch theoretische Betrachtungen '). *) Man sehe: Elemente zu einer Untersuchung über den Einfluss der Witterung auf die Vegetation, in den Sitzungsberichten der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre 1S42. Abhandlungen. V. Folge, II. Band, dann auch periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche S. G6 in denselben Abhandlungen, IV. Band. Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Eßanzen. 133 Ähnliche Untersuchungen über andere Pflanzen angestellt, würden lehren, ob und wie weit der gefundene Zeitpunkt sich gleich bleibt. Bedenkt man, dass sich die Kätzchen von Corylus Avellana bereits im Sommer des vorausgehenden Jahres zu bilden beginnen und im Herbste so ziemlich entwickelt sind, so scheint die Annahme nicht gewagt zu sein, dass der Zustand, den sie vor Eintritt des Winterschlafes erreicht haben, keinen Einfluss nimmt auf die Epoche, zu welcher sich im folgenden Frühjahre die Bliithen entwickeln. Indem ich in den einzelnen Jahren die Wärmesumme des vorhergehenden Jahres bis 20. December mit jener vom 21. December bis zum Zeitpunkte der Bliithe verglich, zeigte sich auch wirklich keine Abhängigkeit der zusammengehörigen Grössen. Es hätte nämlich im entgegengesetzten Falle auf eine grosse Wärmesumme im vorigen Jahre eine kleine im folgenden bis zur Zeit der Bliithe folgen müssen und umgekehrt; da aber bekanntlich fast bei allen Arten die Blatt- und bei nicht wenigen Arten auch die Bliithenknospen vor Eintritt des Winters vollständig entwickelt sind und in diesem Zustande den Winterschlaf überdauern, so findet die Regel, dass die Epoche der Bliithe von dem Zustande vor Eintritt des Winters unabhängig ist, ohne Zweifel auf alle Pflanzen Anwendung. Nur sehr abnorme Witterungs- Verhältnisse, insbeson¬ dere z. B. eine Verkümmerung der Knospen in Folge anhaltender Dürre oder andere den Organismus der Pflanze bedrohende Ursachen werden erhebliche Ausnahmen von dieser Regel zur Folge haben. Ich habe desshalb meinem Kalender der Flora des Horizontes von Prag eine Tafel bei¬ gefügt, welche die fortlaufenden Summen der Quadrate der mittleren täglichen positiven Tempe¬ raturen des Zeitraumes von 1835 — 1819, den die Normalmittel umfassen, enthält, wobei der 21. December als Ausgangspunkt angenommen worden ist. Mit Hilfe derselben erhält man für jede im Kalender enthaltene Pflanze und ihre Phase die Temperatur-Constante unmittelbar. Da die Summe der Quadrate der täglichen mittleren Temperaturen über Null vom 21. Dec. bis 1. Jänner nur 4 beträgt, also gegen die Summen, welche die Constanten gewöhnlich erreichen, um so mehr vernachlässiget werden kann, als sie in einer längeren Beobach¬ tungsreihe verschwinden würde, so kann man eben so gut vom 1. Jänner bei der Berechnung der Temperatursummen ausgehen. Die Formel von Quetelet hat ihre Widersacher, sie hat aber auch ihre Vertheidiger gefunden. Unter die ersteren gehört Dr. Cohn in Breslau, der keine der bisher aufge¬ stellten Temperatur -Formeln (allenfalls jene von Cotte und Boussingault aufgestellten ausgenommen) für entsprechend hält1). Quetelet hat sich gegen die von Cohn erhobenen Einwürfe in einer der k. Akademie der Wissenschaften von Belgien vorgelegten Abhandlung verwahrt2). Schleiden spricht sich zu Gunsten der Formel von Quetelet aus, indem er der Ansicht ist, dass die Methode der Quadrate sich genauer an die Natur anschliesst, als die der blossen Summen, indem die Wärme, welche eine Pflanze gebraucht, um so vortheilhafter auf ihre Entwickelung einwirkt, in je kleineren Zeiträumen sie der Pflanze geboten wird, denn nur unter dieser Voraussetzung könne die Methode der Quadrate ein mit der Natur überein¬ stimmendes Resultat geben. ]) Bericht über die Entwickelung der Vegetation im Jahre 1852, S. 6 und in demselben Berichte für 1853, 1854 und 1855, S. 3 in den Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau. -) Man sehe: De influence des temperatures sur le developpement de la Vegetation. Academie royale de Belgique, tom. XXII. 1855. 13-4 Karl Fritsch. Aber die Übereinstimmung der Zahlen darf nicht zu hoch angeschlagen werden, denn je kleiner eine Zahl an sich ist, desto geringer die mögliche Grösse der Differenz 1). Dove hat in den beiden ersten Abschnitten seiner Abhandlung über den Zusammenhang der Wärmeänderungen der Atmosphäre mit der Entwickelung der Pflanzen erwiesen, dass die nicht periodischen Temper atur-V erhältnisse der Pflanze, wfle im vorigen Abschnitte dieser Beiträge erörtert worden ist, am geeignetsten sind, den Zusammenhang der Wärmeveränderung in der Atmosphäre mit der Entwickelung der Pflanzen darzustellen2). Zeige sich nun, dass das Eintreten der Pflanze in ein bestimmtes Stadium ihrer Entwickelung bei einer temporären Temperaturerniedrigung sich verspätet, hingegen früher erfolge, wenn diese schneller als gewöhnlich einen bestimmten Grad erreicht, so liege darin ein directer Beweis, dass die Vegetationsprocesse eine Function der Temperatur sind. Dove hat nun die den Zeitraum von 17 79 bis 1830 umfassenden Beobachtungen von Karlsruhe, welche Eisenlohr in seinen Untersuchungen über das Klima und die Witterungs- Verhältnisse von Karlsruhe mittheilte, einer solchen Prüfung unterzogen. Die Erscheinungen im Pflanzenreiche, für welche in jedem einzelnen Jahre der Tag ange¬ geben ist, an welchem sie eintreten, sind das Aufblühen der Schneeglöckchen, das Blühen der Aprikosen, das Belauben der Eiche, das Reifen der Kirschen, das Blühen des Weinstocks, das Reifen des Korns, das erste Reifen der Trauben und das Entlauben der Eiche. Aus dem ganzen Zeiträume von 1779 bis 1830 -wurde das mittlere Datum bestimmt und damit die Daten der einzelnen Jahre verglichen. Dieselbe Rechnung wurde auch für die Luftwärme und R egenmenge durch geführt. Als Resultat stellte sich ein inniger Zusammenhang zwischen den anomalen Erscheinungen der Vegetation mit den anomalen, gleichzeitig und unmittelbar vorhergehenden Temperatur- Verhältnissen heraus und zwar in der Weise, dass eine Erniedrigung unter das normale Tempe¬ raturmittel eine Verspätung der Vegetation hervorruft, ein Überschuss über dasselbe hingegen ein früheres Eintreten. Was den Einfluss des Niederschlages betrifft, so ist dieser im Winter ein die Temperatur erhebender, im Sommer ein sie herabdrückender. Es zeigt sich aber eine verhältnissmässig viel geringere Übereinstimmung zwischen den Peuch tigkeits -Verhältnissen und der Vegetation, als zwischen derselben und der Temperatur. In neuester Zeit hat auch B abinet3) sich mit der Aufstellung einer Formel beschäftiget, um den Einfluss der Temperatur auf die Entwickelung der Pflanzen in Rechnung bringen zu können, indem er darauf hinwies, wie unsicher man heut zu Tage noch darüber sei, in welchem Verhältnisse die Vegetation zur Temperatur stehe. Nach Rdaumur, Adanson, von Humboldt, de Candolle, B o ussingault, de Gasparin und Quetelet scheine man das Gesetz aussprechen zu können: Eine Pflanze braucht, wenn man von einer gewissen Temperatur zu rechnen anfängt, eine stets gleiche Quantität von Wärme, um sich bis zum gleichen Grade zu entwickeln. Es seien aber hier noch zwei Dinge unbemerkt, einmal die Temperatur, wovon man anfangen, und zweitens die Weise, auf welche man die Wärme¬ quantität in Rechnung bringen muss, die z. B. eine Pflanze von der ersten Keimung zur Bliithe und zur Fruchtreife bringt. ') Man sehe S. 520 der Grundzüge der Pflanzen-Ivlimatologie von H. Hoff mann. 2) A. a. O. S. 104. 3) Man sehe: Compt. rend. t. XXXII, p. 521 (1S5I). Fortschritte der Physik im Jahre 1849. Berlin 1853. 135 Uber (fe/t Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. Sei a die Anfangstemperatur, t die wirkliche1), z die Zeit in Tagen, so ist nach de Gasparin z (t — a) = (konstante, also z (t — a) = . z‘ (t — a) demnach a = - — -- Nach Quetelet sei die Geschwindigkeit der Entwickelung, der Zeit und dem Qradrate des Temperatur-Uberschusses proportional, also tYz — t1 W 3 (t — «)2 = z' (t' — «)2, daraus a = Vz — Y z' Hab in et meint hingegen, dass die Wirkung des Temperatur-Überschusses oder besser die Wirkung der dem Temperatur - Überschüsse proportionalen Wärmequantität mit einer constanten Kraft zu vergleichen, also sich selbst proportional sei und dem Quadrate des Zeit¬ verlaufes, während welchen sie wirkt, also z 2 ( t — ff) — z'- ( t ' — ff) , daraus a Wegen dieser grossen Verschiedenheit der Formeln schlägt B abin et Versuche vor und zwar mit Pflanzen, die nicht dem Sonnenlichte ausgesetzt zu werden brauchen, z. B. mit Convallaria majalis. Cohn hält die bisher aufgestellten Formeln aus zwei Gründen nicht für geeignet, den Einfluss der Temperatur auf die Entwickelung der Pflanzen darzustellen2). Einerseits gelten sie für eine bestimmte Thermometer-Scala, z. B. jene von Q uetelet für die C elsi u s’sche, oder lassen sich wenigstens nicht auf eine andere anwenden, andererseits sei die Annahme, dass der Gefrierpunkt des Wassers jener Temperaturgrad sei, von welchen man bei der Berechnung der Wärmequantität auszugehen habe, eine willkürliche Voraussetzung, indem jede Pflanze als ein Thermometer betrachtet werden könne, welches seinen eigenen Nullpunkt habe. Es sei höchst wahrscheinlich, dass die meisten Pflanzen erst durch eine weit höhere Temperatur zum Beginne der Vegetation angeregt werden; für die Entwickelung vieler Gewächse mögen erst Temperaturen über 5 C. zu zählen sein3). In neuerer Zeit spricht sich Dr. F. Cohn über diesen Gegenstand im Folgenden aus „Die Ansicht llea u m ur’s, Adanson’s, Bou ssin gau lt’s u.A., dass die Summe der mittleren Tagestemperaturen den einfachsten und entsprechendsten Ausdruck für die wirk¬ same Wärme darstellt, hat wie in den pflanzengeographischen Vergleichungen de C an dolle’ s so auch in den Untersuchungen des Herrn Prof. W. Lach mann in Braunschweig, welche diesem Berichte vorausgehen, eine neue höchst wichtige Unterstützung erhalten, während sich die Q u e t e 1 e t’schen und Babinef sehen Theorien bei dieser Prüfung als kaum haltbar erwiesen hätten. Cohn erwähnt ferner, dass nach den Versuchen von Edward und Collin die Getreidearten erst keimen, wenn die Temperatur auf 4 - — 7° C. steigt. Da jedoch das Hervorspriessen der Gräser unter diejenigen Phänomene gehöre, welche am frühesten, beim Beginnen des Frühlings von Statten gehen, so sei es höchst wahrscheinlich , dass mindestens 1 1 Soll wohl heissen die mittlere des Zeitraumes von der ersten Keimung bis zur Bliithe. 2) Man sehe S. 7 der Bericht über die Entwickelung der Vegetation im Jahre 1852 von Dr. F. Cohn in Breslau. 3) Sachse in Dresden hat die Erfahrung gemacht, dass bei einem Herabsinken der mittleren täglichen Temperatur unter -{- 5° K. ein sichtbares Fortschreiten der Vegetation nicht zu bemerken sei, wenigstens nicht an solchen Pflanzen , die wesentlich den Charakter der Dresdner Flora bestimmen. Man sehe S. 9 der Beobachtungen über die Witterungs- und Vegetations -Verhältnisse des Dresdner Elbethaies u. s. w. Dresden 1853. 13(3 Karl Fritsch. eine solche, wenn nicht eine höhere Warme erforderlich sei, damit an den Knospen der meisten Bäume irgend welche Entwickelung eintrete; für das Blühen, Fruchttragen sei offenbar eine noch weit höhere Temperatur völlig wirkungslos1). Auch Alph. De Candolle ist der Ansicht, dass jede Pflanze ihre eigene Anfangs-Tempe¬ ratur habe „ chaque espece du regne vegetal est comme un thermometre qui a son zero particulier und zählt die Summe der Mitteltemperaturen aller Tage von dem Tage an, wo jener Grad eintrat, bis zu dem Tage, wo diese Mitteltemperatur aufhörte2). De Candolle schlägt daher eine besondere Combination der Thermometer-Beobachtungen für pflanzenklimatische Unter¬ suchungen vor und macht den Vorschlag sie in Tabellen zu bringen, in welchen für jeden Monat die Summen der Temperaturen, ober 0° + 1° fl- 2° — ersichtlich sind3), also für jede Pflanzenart die Summe der wirksamen ( clialeur utile) Temperatur sofort zu entnehmen wräre. Ich habe die Frage, ob jede Pflanze als ein Thermometer mit einem eigenthümlichen Null¬ punkt zu betrachten sei, aus Hoffmann’s in Giessen angestellten, höchst sorgfältigen Wachs¬ thumsbeobachtungen, wenigstens für die von ihm beobachteten Pflanzen, zu entscheiden gehofft, indem an jedem Tage ersichtlich ist, ob die Pflanze in ihrer Entwickelung Stillstand (Wachsthum = 0) oder nicht. Ich durfte dann nur die mittleren Temperaturen der Tage, an welchen Ersteres der Fall war, in ein Mittel vereinen, um das gewünschte Resultat zu erhalten. Aber gleich bei den ersten Zusammenstellungen fiel mir die grosse Verschiedenheit der ein¬ zelnen mittleren Temperaturen auf, bei welchen ein Stillstand in der Entwickelung stattfand. Dies hätte mich noch nicht abgehalten, wenn ich an den Tagen mit Stillständen im Wachs- thume nicht selten beträchtlich höhere Temperaturen gefunden hätte, als an solchen, an welchen ein beträchtlicher Fortschritt des Wachsthums stattfand. Ich musste daher den Gedanken an eine Bestimmung der Anfangs - Temperatur aufgeben, zumal IIo ff mann selbst meinen gegründeten Zweifel an die Existenz einer solchen unterstützt, indem er sagt4): „Ob wirklich diese eigenthümlichen Nullpunkte der Pflanzen existiren, wird mir je länger desto zweifelhafter. Wir haben gesehen, dass sehr verschiedene Pflanzen bei den niedersten Wärmegraden, wenig über Null, schon wachsen und selbst keimen; dass dies freilich bei höherer Temperatur ungleich rascher vor sich geht. Also eine blosse Frage der Zeit, nicht des Wesens. Und Ähnliches scheint in Betreff des Hauptbeweises für die eigenthümlichen Nullpunkte, nämlich das so ungleiche Erwachen im Frühling zu gelten.“ Da über die Formeln von de Gasparin und Babinet ein endgültiges Urtheil indess so lange nicht geschöpft werden kann, so lange der Versuch, die Anfangstemperatur zu bestimmen, ohne Erfolg bleibt, so habe ich dieselbe aus meinen eigenen Beobachtungen zu ermitteln gesucht und hiezu blos Bäume und Sträucher gewählt, weil bei diesen der Zeitpunkt des Erwachens aus dem Winterschlafe an den hellen Zonen erkannt wird, welche sich an den Blatt-Knospen in Folge der Axenstreckung bilden. Die Temperatur des Tages, an welchen dies zuerst geschieht, bezeichnet den Grad , über welchen sie sich erheben muss, wenn die Pflanze im Fortschreiten der Entwickelung begriffen sein soll. Ich habe nicht nur selbst mehrere Jahre hindurch, nämlich 1841 bis 1845, dann 1851 zu Prag und 1854 und 1855 zu Wien von sehr J) 8. 3. Bericht über die Entwickelung der Vegetation in den Jahren 1853, 1854, 1855, in den Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau. “) Man sehe: Grundzüge der Pflanzen-Klimatologie von Professor Hoff mann. S. 525 :)) Geographie botanique raisonnee par M. Alph. de Candolle, p. 43. -1) Man sehe dessen Pflanzenklimatologie, S. 525. 137 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. vielen Bäumen und Sträuchcrn den Tag angemerkt, an welchem die Blattknospen die ersten Spuren einer Entwickelung zeigten, sondern in neuester Zeit ist auch in Folge der Instruction vonGöppert und Cohn diese Phase der Entwickelung für mehrere Bäume und Sträucher von den Beobachtern aufgezeichnet worden. Die Resultate meiner eigenen Beobachtungen ersieht man aus TAFEL I. Mittlere Temperatur, bei welcher die Blattknospen zu schwellen beginnen. Name Tempe¬ ratur Mittl. Fehler Name Tempe¬ ratur Mittl. Fehler Name Tempe¬ ratur Mittl. Fehler Acer campest re . 3-4 2'9 Ligustrum vulgare . . . 4-1 i-i Ribes rubrum . 3*5 1-3 Acer Pseudoplatanus . . 6-3 2*2 Lonicera Xylosteum . . 5-2 1-0 Robinia Pseudacacia . . 3-6 3- 1 Aesculus flava . 4-S 0-2 P/tiladelp/ius coronarius 2-8 1-9 Rosa canina . 3-7 1-9 Aesculus Hippocastanurn 4 • 5 2-6 Pinus Laryx ..... 2-6 1-4 Rosa centifolia .... 4-0 1-9 Berberis vulgaris. . . . 3-4 0-8 Prunus domestica . . . 4-2 2-8 Sambucus nigra .... 2-1 1-9 Betula alba . 4-9 0-8 Prunus Cerasus ... . • 3-8 1-7 Sambucus racemosa . . 2-4 o-o Carpinus Betulas . . . 5-8 1 -8 Prunus Padus .... 3-5 0-6 Syringa vulgaris . . . 4-1 1-4 Cornus mascula .... 3-7 0-8 Prunus spinosa .... 6'6 33 Sy ring a persica .... 3-0 0-5 Coryllus Avellana . . . 3-3 1-2 Pyrus communis .... 2-6 !-5 Tilia grandifolia . . . 3-0 1-7 Evonymus europaeus . . 3'8 0* 5 Pyrus Malus . 2*2 2*6 Tilia parvifolia .... 3-0 1-3 Evonymus latifolius . . 4*5 1-8 Quercus llobur .... 6-6 60 Ulmus campestris ... 4-2 0-6 Fraxinus excelsior . . . 5-0 2-7 Ribes Grossularia . . . 3 * 6 1-0 Vitis vinifera . 8-5 1-1 Man sieht, dass die auf diese Weise bestimmten Anfangstemperaturen selbst im Mittel einiger Jahre noch grösstentheils mit einem bedeutenden mittleren Fehler behaftet sind; ich habe es daher in der Folge vorgezogen, diese Anfangstemperatur der mittleren Temperatur des Zeitraumes, welcher zwischen dem ersten Schwellen der Knospen und dem ersten Iiervor- brechen der Blattspitzen verstreicht, als gleich anzunehmen. Nähere Betrachtung des Einflusses der Insolation. Dass die Insolation oder das directe Einfallen der Sonnenstrahlen einen mächtigen Einfluss auf die Wirkung äussert, welche die Temperatur der Luft an den Pflanzen hervor¬ bringt, ist eine allgemein anerkannte und daher unbestrittene Thatsache. Dennoch liegt in der Beantwortung der Frage eine grosse Schwierigkeit, wie dieser Einfluss in Rechnung zu bringen sei, — selbst wenn man absehen wollte, dass die Sonnenstrahlen aut alle Instrumente, die uns dazu dienen können, ihre Wärme-Intensität zu bestimmen, sehr wahrscheinlich nach einem ganz anderen Masse, als auf die Pflanzen einwirken; denn es scheint beinahe eine vergebliche Mühe zu sein, zwischen den Angaben verschiedener, selbst auf dieselbe Weise eingerichteter Thermometer eine Übereinstimmung zu erzielen, da die unvermeidlichen, wenn auch noch so geringen Unterschiede ihrer Einrichtung und Aufstellung sehr divergirende Angaben bewirken können. Auch kann man mit Recht zweifeln, ob die Temperatur der Luft an irgend einem Punkte, wo sie von den Sonnenstrahlen getroffen wird, überhaupt beträchtlich verschieden sei von der Temperatur eines benachbarten Punktes der Luft, welcher den Sonnen- Denkschriften der math.-uaturw. CI. XV. P.d. 18 Karl Fritsch. 138 strahlen entzogen und daher beschattet ist1), da man annehmen kann, dass die höhere Tempe¬ ratur eines den Sonnenstrahlen ausgesetzten Thermometers nur in dem Materiale des Instru¬ mentes selbst erzeugt wird, und daher verschwinden würde, wenn der von ihm eingenommene Raum unendlich verkleinert werden könnte. Meine Ansicht ist durch directe Versuche, welcher Herr Director Lamont in den Jahren 1850 und 1851 an der Sternwarte bei München angestellt hat, bestätiget worden 2). Zwischen zwei Pfählen von 8 Fuss Höhe wurde ein dünner Kupfer- oder Eisendrath aus¬ gespannt , woran die Thermometer mit Bindfaden angebunden waren und zwar ganz kurz, damit sie nicht durch Sturmwind weit herumgeschleudert und zerbrochen werden konnten. Die Thermometer hatten keine Scala nach der gewöhnlichen Weise, sondern die Theilung befand sich auf dem Glasrohre. Durch diese Einrichtung sollte vermieden werden, dass sich die Sonnenwärme, sei es neben der Kugel, sei es in der Nähe, anhäufe. Aus diesem Grunde wurde gesorgt, dass kein Baum, kein Gesträuch, kein Gebäude, kein Geländer u. s. w. sich in der unmittelbaren Nähe befanden, indem besonders die Nähe von Gebäuden gefährlich ist, wenn sie von der Sonne beschienen werden , da die Wärme auf das Thermometer reflectirt wird. Aus demselben Grunde ist auch die Nähe von Steinen, Sandflächen u. dgl. vermieden worden. In Folge der Beobachtung dieser Vorsichten richtete sich der Stand des Thermometers blos nach der Temperatur der umgebenden Luft und es zeigte sich zwischen der Temperatur in der Sonne und im Schatten nur ein sehr geringer Unterschied, wie aus folgender kleinen Tafel ersichtlich, welche die mittlere Differenz beider Thermometer für mehrere Stunden des Tages im Durchschnitte aus zweijährigen Beobachtungen darstellt. 7h Morgens — Oll lh Abends 4- 0-37 8 „ - 0-03 2 + 0-37 9 „ -j- Ol 5 o o .. -h 0-31 10 + 0-23 J + 0-21 1 1 + 030 5 -j- 0-03 Mittag 4- 0-35 6 •t" 0-06 Man kann selbst diese Differenzen, so gering sie erscheinen, dem Einflüsse der Localität und der Erwärmung des Instrumentes zuschreiben. Wären die Beobachtungen auch über die Nacht ausgedehnt worden, so hätte man wahrscheinlich negative Differenzen erhalten, welche die Grösse der positiven am Tage erreicht hätten, wie es der Gang der Unterschiede unzweifelhaft andeutet. Diese negativen Differenzen lehren, dass das Sonnenthermometer einer grösseren Wärmestrahlung ausgesetzt "war als das Schattenthermometer, also seine Exposition eine viel freiere war als die des letzteren, was nur einer Verschiedenheit der Localität zugeschrieben werden kann, die eben so gut den höheren Stand des Sonnenthermometers am Tage bewirkt haben konnte. Auch ist wohl nicht anzunehmen, dass alle auf das Thermo¬ meter fallende Strahlen durch das Glas des Thermometers hindurch gehen und von der Queck¬ silberfläche reflectirt werden, einige derselben werden ohne Zweifel von einem oder dem *) Das Nähere in meiner Meteorologie fiir den Horizont von Prag, S. 9. (Abhandlungen der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. V. Folge, VII. Band.) -) Man sehe; Jahresbericht der königl. Sternwarte bei München für 1852, von Dr. J. Lamont. München 1852. S. 70. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 139 andern Bestandteile des Thermometers verschluckt werden und eine Erhöhung der Tempe¬ ratur desselben über jene der umgebenden Luft bewirken, welche noch beträchtlicher sein würde, wenn sie nicht durch fortwährende Ausstrahlung und Leitung compensirt worden wäre. Es entsteht nun die Frage, ob die Insolation auf die Pflanzen, oder doch wenigstens jene zarten Gebilde derselben, welche in der Entwickelung begriffen sind, in Bezug auf Tempe¬ raturerhöhung anders einwirke, als auf ein sehr kleines empfindliches Thermometer in seiner Aufstellung nach Lamont’s Angabe. Leider fehlt es an Beobachtungen , welche zur Entschei¬ dung dieser Frage dienen könnten, ihre Beantwortung bleibt desshalb blos den theoretischen Betrachtungen der Pflanzenphysiologen überlassen. Ich finde in folgender Ansicht von de Ca n dolle eine Bestätigung der meinen, dass die Insolation der Pflanzen, ich sage: Insolation der Pflanzen und nicht des Bodens1), in dem sie wurzeln, von keinem beträchtlichen Einfluss auf ihre Temperaturerhöhung sei, indem die durch directe Einwirkung der Sonne erzeugte höhere Temperatur vielleicht wieder durch die stärkere Verdunstung der Blätter im Sonnenschein ausgeglichen wird und dun-h die ungehemmte Aus¬ strahlung bei Nacht, endlich durch die gegenseitige Beschattung, welche die meisten Blätter eines und desselben Baumes auf einander ausüben, was auch durch die ziemlich gleichzeitige Entwickelung der Bliithen und Früchte bei beschatteten oder unmittelbar der Sonne ausge¬ setzten Bäumen oder Zweigen bestätiget werde2). Diesen allgemeinen Betrachtungen füge ich noch Folgendes über die meistens vergeblichen Versuche bei, welche gemacht worden sind, die Wirkung der Insolation in Rechnung zu ziehen. Um den wirklichen Stand der Vegetation nach der mittleren Wärme des Tages beur- theilen zu können, sagt Gasparin3), müsse man der Temperatur der Luft jene beifügen, welche die Sonne den undurchsichtigen Körpern mittheilt. Um dazu zu gelangen, nimmt man an, dass die Temperatur der Körper von der Oberfläche bis zu einer gewissen Tiefe durch die nächtliche Wärmestrahlung auf die Temperatur der Luft zurückgeführt sei; man erhält also die annähernde mittlere Temperatur, indem man die halbe Summe des Minimums der Temperatur und des Maximums der Temperatur und zwar letzteres in der Sonne nimmt, d. h. die Tagesmittel der Temperatur, gerechnet aus den täglichen Extremen und vermehrt um die halbe Differenz der beiden Maxima im Schatten und in der Sonne. Quetelet schlägt vor. die auf diese Weise verbesserten Tagesmittel der Temperatur zur Berechnung der Constanten. durch welche sich der Einfluss der Temperatur auf die Entwickelung der Pflanzen darstellen lässt, zu benützen, und die Quadratsumme der Temperatur darnach zu berechnen. Die Bedenken, welche nach den vorausgeschickten Betrachtungen gegen die Bestimmung der Sonnentemperatur überhaupt erhoben werden können, beheben sich indess nur theilweise. wenn man anstatt des absoluten Standes des den Sonnenstrahlen ausgesetzten Thermometers blos den Unterschied zwischen diesem und dem im Schatten aufgestellten Thermometer der Berechnung zu Grunde legt. *) So wird an südlichen Abhängen eine weit höhere Temperatur erzeugt als an nördlichen , welche sich dann der Pflanze durch die Luft oder durch Strahlung des Bodens mittheilt. Dasselbe gilt selbst in der Ebene von besonnten und beschatteten Standorten. -) Man sehe S. 5: Bericht u. s. w. von Dr. Cohn in den Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau. 1855. 3) Man sehe: Quetelet sur le climat de la Belgique. Chapitre IV, p. 17. IS * 140 Karl Fritsch. Wenn man die Unterschiede der Temperaturen von Tag zu Tag vergleicht, welche aus den Ablesungen zu zwei fixen Beobachtungsstunden erhalten worden sind, und diese Unter¬ schiede (tägliche Schwankungen) mit dem Grade der Bewölkung zusammenstellt, so wird man sogleich den innigen Zusammenhang zwischen beiden erkennen und zu dem Schlüsse gelangen, dass die Differenz der beiden täglichen Ablesungen des Thermometers im verkehrten Verhältnisse zu dem Stande der Bewölkung steht, indem die Temperaturunterschiede an heiteren Tagen sich grösser, an trüben hingegen kleiner heraussteilen. Diese Temperatur¬ unterschiede sind aber nichts anders, als die combinirte Wirkung der Insolation und Ausstrah¬ lung. Am Tage concurriren beide in ihrer Wirksamkeit, bei der Nacht hingegen ist blos die letztere wirksam. Wenn nur die Insolation für sich allein wirksam wäre, so könnte man die tägliche Temperaturschwankung als das Mass derselben ansehen, da aber die Wärmestrahlung gleich¬ zeitig und im entgegengesetzten Sinne wirkt, so wird sie am Tage beschränkend, bei der Nacht hingegen erweiternd auf die tägliche Temperaturschwankung Einfluss nehmen. In einer Tageshälfte sinkt aber die Temperatur in Folge des Überwiegens der Wärme¬ strahlung im Vergleiche zur Insolation, in der andern steigt sie, weil letztere die erstere über¬ wiegt. Nothwendigerweise muss es daher zwei Zeitpunkte im Tage geben, zu welchen sich beide das Gleichgewicht halten, es werden jene sein, zu welchen die Temperatur den mittleren Werth des Tages erreicht. Bei der Berechnung der Summe des Einflusses der Insolation auf die Vegetation kann man nicht von dem Zeitpunkte des täglichen Minimums der Temperatur ausgehen, sonst würde man die Strahlung und Insolation in ihrer Wirksamkeit als identisch und den Einfluss der letzteren nahezu doppelt so gross1) angenommen haben, während sie conträr wirken und sich daher gegenseitig beschränken. Es bleibt daher nichts übrig, als von dem Zeitpunkte der mittleren Temperatur auszugehen, und den Unterschied derselben mit dem täglichen Maximum der Temperatur als das Mass der Insolation anzusehen. In der Voraussetzung, dass man die Wirksamkeit der Temperatur bei der Entwickelung der Pflanzen durch die Summe oder Quadratsumme der mittleren täglichen Temperaturen während der Vegetationsperiode, z. B. vom Zeitpunkte der Saat bis zu jenem der Bliithe, dar¬ stellen kann, wird diese Summe um jene vermehrt werden müssen, welche die Unterschiede der täglichen Mittel und Maxima der Temperatur geben. Man wird auf diese Weise von der Un Verlässlichkeit der Instrumente und ihrer Aufstel¬ lung ganz unabhängig und erhält ein absolutes, gleichsam mittleres, den Gesammteinfluss der Insolation darstellendes Mass derselben. Da jedoch, wie ich später zeigen werde, die bisher zur Berechnung der Temperatur-Constanten aufgestellten Formeln, Daten der Bliithe, Frucht¬ reife u. s. w. geben, welche innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler oscilliren, also von den Daten der Beobachtung selbst wenig abweichen, habe ich es vorläufig nicht für notli wendig erachtet, die Insolation auf die angegebene Weise in Rechnung zu bringen. Der Einfluss der übrigen klimatischen Faetoren lässt sich keiner Rechnung unterziehen, so lange die Gesetze des Einflusses der Lufttemperatur und Sonnenstrahlung, welche die grösste J) Genau genommen ist dies nur um die Zeit der Äquinoctien der Fall, wenn wir nämlich von dem täglichen Gange der Bewölkung absehen; da jedoch gegen den Sommer hin, wo die Insolation immer mehr zu überwiegen beginnt, in Folge des aufsteigenden Luftstromes die Bewölkung am Tage im Verhcältnisse zu- und bei der Nacht abnimmt, so dürfte auch in den Sommermonaten die Wärmestrahlung der Insolation nahezu das Gleichgewicht halten. 141 Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. Holle spielen, nicht sicher gestellt sind. Von den übrigen Factoren ist es, wie wirgesehen haben, vor Allem die Feuchtigkeit, welche nach dem Grade ihrer Wirksamkeit einer näheren Betrachtung zu unterziehen wäre , wenn die erwähnte Bedingung erfüllt sein wird. Da man sich aber die Wirksamkeit der Feuchtigkeit ausser einer Verbindung mit der Temperatur eben so wenig denken kann, als die letztere ohne der ersteren, so durfte der Versuch, den Temperaturangaben die Stände des nassen Thermometers am Psychrometer zu substituiren, einen lohnenden Erfolg versprechen1). Aus den in neuester Zeit erschienenen „Grundzügen der Pflanzenklimatologie von Prof. H. Hoffmann entnehme ich nachträglich2), dass Hess in Stettin bereits die Feuchtigkeit berücksichtiget hat, indem er vorschlug, das Product der Zeit und Wärme durch die relative Feuchtigkeit zu dividiren. Das Resultat dieser Arbeit ist -mir nicht bekannt. Einige Erfordernisse des Gebrauches der Formeln. Vor dem Gebrauche der aufgestellten Formeln sind, wie uns die früheren Betrachtungen lehrten, zwei wesentliche Voraussetzungen zu erfüllen, nämlich die Bestimmung des Zeit¬ punktes, zu welchem die meteorologische Constitution der Luft auf bestimmte Entwickelungs¬ phasen einen Einfluss zu nehmen beginnt, und des Temperaturgrades , bei welchem es der Fall ist. Der Zeitpunkt des beginnenden Einflusses lässt sich nur bei den einjährigen Pflanzen mit einiger Sicherheit ermitteln, es ist das Datum der Saat oder vielmehr des Keimens. Da dieses in der Regel, wenigstens bei den Culturpflanzen, in die warme Jahreszeit fällt, so kann man voraussetzen , dass die Entwickelung der Pflanzen bis zu bestimmten Phasen , z. B. zur ersten Blüthe, Fruchtreife u. s. w. keine erhebliche Unterbrechung mehr erleide und die schwie¬ rige Bestimmung ihrer Temperatur - Nullpunkte , welche bisher, wie wir gesehen haben, erfolglos geblieben ist, umgehen. Bei den Lignosen (Bäumen und Sträuchern) verhält es sieh umgekehrt. Für diese besitzen wir bereits ziemlich genaue und vervielfältigte Beobachtungen, um den Nullpunkt der Tempe¬ ratur oder jenen Grad, bei welchem der Einfluss beginnt und auf hört, zu bestimmen, wir wissen aber wieder nicht, ob das Datum dieser Temperatur zugleich auch jener Zeitpunkt ist, von welchem die Summirung der Temperatur zu beginnen hat. An den Lignosen lässt sieh der beginnende Einfluss der Temperatur im Frühjahre recht gut beobachten. Es sind die hellen Zonen an den Blattknospen3), welche als Zeichen des ersten Erwachens aus dem Winterschlafe anzusehen sind. Es entsteht aber hierbei die Frage, ob die Knospen, bevor sich diese hellen Zonen bilden, also schon vor Eintritt des Winters, in jedem Jahre im gleichen Grade entwickelt sind, eine Frage, welche auf dem gegenwärtigen Standpunkte unserer Kenntnisse kaum noch mit Sicherheit beantwortet werden kann, wenn *) Man sehe auch: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche,. JS. 31. 2) Man sehe S. 526 der Pflanzenklimatologie. 3) Man sehe Fritsch: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche, S. 7. — Sendtner: Bemerkungen über die Methode u. s. w. in den Jahrbüchern der meteorologischen k. k. Central - Anstalt. Band IV. Anhang S. 37. — Instruction für Vegetations¬ beobachtungen von Professor Göppert und Dr. Cohn in Breslau. 1857 ff. Anhang zum III. Bande der Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt. 142 Karl Fritsch. gleich Spring1) der Ansicht ist, dass diese Organe in verschiedenen Jahren vor Eintritt des Winters bald mehr bald weniger entwickelt sind und desshalb empfiehlt, zu Ende October über die Grösse der Knospen Beobachtungen anzustellen, weil die Schnelligkeit, mit der die Blätte- rung im folgenden Frühjahre erfolgt, nicht so sehr abhängig sei von der Temperatur des Frühlings als von dem Grade der Entwickelung, den die Knospen vor Eintritt des Winter¬ schlafes erlangt haben. Hingegen haben mich wieder meine Untersuchungen zu entgegengesetzten Ansichten geführt2), wie ich bereits gezeigt habe. Da die Beobachtungen über die Entwickelung der Pflanzen, nämlich der Perennien sich in der Regel nur auf die Blüthe und Fruchtreife beschränken, so wird es nach dem eben Dargestellten am gerathensten sein , die Untersuchung mit den Annuellen zu beginnen. Untersuchungen über annuelle Pflanzen. In der folgenden Tafel II habe ich meine Beobachtungen über die Zeit der Blüthe und Fruchtreife mehrerer allgemein bekannter oder in landwirtschaftlicher Hinsicht wichtiger Pflanzen zusammengestellt. TAFEL II. Zeit der Saat, des Keimens, der Blüthe und Samenreife einjähriger Pflanzen. s C B0 Fo S c B„ Fo s C Bo Fo Avena sativa. Convolvulus tricolor. Helianthus annuus. 1851 30—1 — 12—7 — 1851 30—1 — 16 — 7 6—8 1851 30—1 1 — 5 3—8 — 1853 23—1 — 6-7 21—7 1852 — 16—6 26—7 27 -8 1852 — 10—5 29—7 7 — 9 1851 2—1 9-4 5 — 7 15—7 1853 25—6 1—7 6—9 — 1853 2—5 12—5 18—8 20—9 1855 3—1 16—1 — 22—7 1851 — 17—6 6 — 8 — 1854 — 7 — 5 22—8 21—9 1856 — 12—5 — 3—8 1855 9—6 — 17—8 12—9 1855 — 4 — 5 5—8 11—9 1856 _ 13 — 5 1 — 8 5—9 Cannabis sativa. Coriandruni sativum. Jlordeum vul o;are. 1851 30—1 — 12—7 — 1851 30—4 — 6—7 8—8 1852 — 11—5 16—6 11-9 1852 — 15 — 5 16—6 16—7 1851 30—4 4 — 5 12—7 3 — 8 1851 — 5 — 5 19—6 — 1854 17—1 23—4 14 — 6 26—7 1853 23—1 1 — 5 17—6 21—7 1855 — 1 — 5 10—6 9—8 Datura Stamoniuni. 1854 2—1 8—1 11—6 11 — 7 1855 3 — 4 16 — 4 1 2 — 6 1 6 — 7 Carthamus tinctorius. 1852 — 14—5 16 — 6 25—7 1856 3 — 5 12—5 22—6 — 1851 30—1 — 3—8 — 1853 1854 1 I to o 11—5 26—6 17 — 6? 20—8 Linum usitatissimum. 1852 — 12—5 12-7 18—8 1855 20—4 _ 10—6 27—7 1851 30—4 1—5 27 — 6 — 1853 2-5 11—5 25—7 4—9 1856 3—5 17 — 5 16 — 6 11 — 8 1852 — 10 — 5 16—6 9—7 1851 — 7—5 25—7 28- 8 1853 25—1 6—5 24 — 6 23 7 1855 — 4—5 21 — 7 25—8 Ervum Lens. 1854 — 7 — 5 25 — 6 21—7 Chrysanthemum coronarium. 1851 1852 30—4 15 — 5 29 — 6 23—6 30 — 7 29—7 1855 1856 20—4 3—5 1 — 5 12—5 15—6 20 — 6 25 — 7 27—7 1851 30—1 1 7—5 15 — 7 _ 1853 9—5 _ 5 — 7 10 — 8 Malva 1853 25 — 6 4—7 6—9 — 1851 19—1 2—5 19—6 18—7 Mauritiana. 1851 — 11—6 31—7 — 1855 — 3 — 5 12—6 23—7 1852 — 11—6 22—7 11—8 1855 9—6 1 15—6 14—8 29—9 1856 3 — 5 12—5 22—6 26—7 1854 — 17—6 31—7 30—8 *) Man sehe: Instructions pour l’observation des phenomenes periodiques du regne v6getal. Acadeinie royale de Bruxelles. Extrail du tora. IX. nr. I. des Bulletins. Dann Fritsch: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche, S. 51. 2) Man sehe Fritsch: Kalender der Flora des Horizontes von Prag, S. 43. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 143 s c Bo Fo s c B„ Fo S C B„ Fo Mira bi is Jalappa. Silybum maiianum. Tagetes patula. 1851 30—4 — 3—8 — 1851 30—4 — 23—7 — 1851 30—4 — 15—7 — 1852 — 20 — 6 13— S 17—9 1852 — 15 — 5 13—7 6—8 1852 — 24—5 13—7 7—10 1853 6 — 5 1—6 2—8 4—9 1854 — 10—5 10—7 4—8 1853 25—6 4—7 25—8 — 1854 — 17 — 5 26—7 28—8 1855 — 11—5 5—7 25 — 7 1854 — 11—6 25—7 — 1855 — 16—5 18—7 *25 — 8 1856 3—5 14—5 17—7 14—8 1855 2—6 13—6 25 — 7 8—9 Pisum sativum. Solanum nigrum. Tagetes erecta. 1851 30—4 _ *29—6 8—8 1851 30—4 _ 20—7 — 1851 30—4 — 3—8 — 185*2 _ *20 — 5 *2 — 7 25 — 7 1852 _ 14—5 27—7 — 1852 — *21 — 5 7 — 8 29 — 9 3—8 1854 20—4 30—6 2—9 1 853 25—6 4—7 5 — 10 — 1854 19—4 10—5 *25—6 *26 — 7 1855 25—8 IS54 — 10 — 6 21—9 — _ 4—3 30—6 12—8 1856 3 — 5 13—5 8—7 29—8 1856 — 12—5 5 — 7 9—8 Ze a Mays. Ilicinus communis. Solanum tuberosum. 1851 30—4 — 3—8 — 1852 — 17 — 5 5 — 7 1—9 1851 30—4 — 6 — 7 — 1852 — 15 — 5 6 — 7 22—7 1853 25—4 14—5 18 — 7 — 1852 — 23—5 23—6 — 1853 25—4 9—5 14—7 30—8 1854 — 21—5 11—7 — 1853 25—4 *22 — 5 2—7 — 1854 — 7—6 8—8 — IS55 — *20 — 5 24—7 20—9 1S54 — 21—5 29—6 — 1855 — 11—5 30—7 — 1856 — 12—5 24—7 — 1856 — 17 — 5 16—6 — 1856 3—5 — 24—7 — In der ersten Spalte sind die Jahrgänge der Beobachtungen enthalten. Im J. 1851 wurden dieselben im k. k. botan. Garten zu Prag, in den Jahren 1852 — 1856 im k. k. botanischen Garten zu Wien angestellt. Die zweite Spalte, bezeichnet mit S, macht den Tag der Aussaat, welcher jedoch sehr oft nicht zu eruiren war oder wenigstens nicht mit Sicherheit bestimmt werden konnte , die dritte C den Tag des Iveimens oder vielmehr des Sichtbarwerdens der keimenden Pflanzen an der Erdoberfläche ersichtlich; mit P> o ist das Datum der ersten Blüthe, mit Fo jenes der ersten reifen Frucht bezeichnet. Von den durch eine Pause getrennten Zahlen, durch welche die Beobachtungsdaten ausgedrückt sind, bedeutet die erste den Pag, die zweite den Monat. Der Einfluss der Temperatur auf die Entwickelung der Pflanzen wurde von verschiedenen Forschern durch folgende Formeln darzustellen gesucht: Cotte Boussingault Q uetelet de Gasparin B a b i n e t C=1T . (1)) C=ST' . (2)) C—S2 + 2T1 ... (3) C=Z{T' — A).{ 4) C=Z2(T' — M).(5) Nach Cotte bleibt also die Summe der Temperatur constant, welche eine Pflanzenart zur Blüthe, Fruchtreife etc. etc. bedarf. Damit übereinstimmend nimmt Boussingault an, dass das Product aus der Zeit in die Temperatur sich gleich bleibe, erstere in Tagen ausge¬ drückt, letztere als Mittel genommen. Qu et eiet nimmt als Constante zwei Summanten an der erstere besteht aus der Summe der Quadrate der täglichen positiven Temperaturmittel bis zu jenem Tage, an welchem die dauernde Einwirkung der Temperatur begonnen hat, der zweite aus derselben Summe für die Periode der letzteren selbst. Die Formel von de Gasparin unterscheidet sich von der Cotte’schen und B oussingault’schen nur dadurch, dass T um die anfängliche Temperatur = A vermindert wird. Nach B abinet hingegen wäre das Quadrat der Dauer der Entwickelung in Tagen mit der mittleren Temperatur (nach Abschlag der Anfangstemperatur) des Zeitr; luines zu multipliciren, um die Constante zu erhalten. 144 Karl Fritsch Wenden wir diese Formeln vorerst auf dieAnnuellen an, so ergeben sich folgende Vortheile : 1. ist die Dauer der Entwickelung = Z, keinem Zweifel unterworfen, wie bei den perenni- renden Pflanzen, d. h. es ist 2. der Zeitpunkt, von welchem die Berechnung der Temperatur zu beginnen hat, unzweifel¬ haft bekannt; 3. die Schwierigkeit der Bestimmung von S* 2 in der Formel von Quetelet fällt hinweg, da bei den Annuellen S2 = 0 angenommen werden kann, indem sie zu einer Zeit gesäet werden, in welcher die Bedingungen zur fortdauernden Entwickelung vorhanden sind. Um die Brauchbarkeit der oben aufgestellten Formeln an den in der Tafel II verzeich- neten Beobachtungen prüfen zu können, wurden die Tagesmittel der Temperatur und ihre Quadrate und hieraus fortlaufende Summen gerechnet (I T) und (I T2) für Prag vom Jahre 1851 *), für Wien von den Jahren 1852 — 18562) zusammengestellt. TAFEL III. Temperatur-Constanten mehrerer Annuellen nach den Formeln von Cotte und Boussingault. B„— S B„— C Fo -S Fo — C Bo — S Bo — C Fo -S Fo — C B„ - S Bo -C | Fo — S Fo — C Avena sativa. Convolvnlus tricolor. Helianthus annuus. 1851 83999 — — — 1851 896°2 — 1213°5 — 1851 1166?4 116090 _ — 1853 939-3 — 1228°7 — 1852 — 668° 1 — 1170?1 1852 — 1349-4 — 194G?8 1854 1064-9 100594 1211-8 115293 1853 1250 • 7 1108-7 — — 1853 — 1451-2 202 191 1925-8 1855 — — 1306-8 1217-3 1854 — 785-2 — — 1854 — 1528-1 — 1908-7 1856 — — — 1221-1 1855 1043-2 — 1427-2 — 1855 — 1327-5 — 1903-3 1856 _ 1174-1 _ 1729-7 M. 948-0 — 1249-1 1196-9 M. 1063-3 854-0 1320-3 — M. 1356-5 1331-7 — 1882-9 Cannabis sativa. Coriand •um sativum. Hordoum vulgare. 1851 829-9 — — — 1S51 662 • 5 — 1244-9 — 1852 _ 582-4 _ 1980-9 1852 _ 571-1 1075- 1 1851 839-9 809-7 1 166-4 1136-2 1854 _ 567-1 _ _ 1854 632-5 576*8 1285-2 1229-5 1853 655* 6 599-0 1182-0 1125-4 1854 744-2 695 • 2 1158-1 1109-1 1855 — 496-9 — 141.) - 8 M. 697 • 5 574 0 1265-0 1152-3 1855 714-8 625 • 3 1220-6 1131-1 M. — 538 • 8 — 1688-4 Datura Stramonium. 1856 705*6 626 ■ 1 — — C arthamus tinctorius. 1852 — 582 * 4 — 1244-3 M. 740-0 667 * 1 1206-1 1125-5 1851 1163-4 — — 1853 767-9 617-3 1630-3 1479-7 Linum usitatissimum. 1852 — 1031-4 — 1647 * 6 1854 657 • 5 — — — 1851 628 • 2 621-8 1853 1176-8 1081-5 1825-9 1730-6 1855 549 • 7 — 1256-0 — 1852 632-8 1001 -7 1854 — 1083-7 — 1602-0 1856 606 • 6 462-7 1427-6 1283-7 1853 738-0 643- 1 1198-2 1103-3 1855 — 1082-2 — 1626-4 M. 645 * 4 554-2 1438-0 1335-9 1854 — 639-9 — 1027 • 5 M. 1171-6 1069-7 — 1651-7 Ervum Lens. 1855 640 4 587-6 1228-7 1175-9 1856 680-3 600-8 1181-2 1101-7 C’hry santhemum coronarium. 1851 656’ 6 — 1102-0 — 1851 883-7 829 • 6 _ 1852 — 681-8 — 1287-8 M. 671-7 631-0 1202-7 1 082 • 0 1853 1250-7 1108-7 _ 1853 784-2 — 1365- 1 — Malva Mauritiana. 1854 _ 871-3 1854 704-6 607-0 1129-3 1031-7 1852 681-9 _ 1007-1 1855 1004-7 897-1 1616-7 1509-1 1855 — 515-4 — 1123-3 1854 686-3 1116-5 1856 705-6 626-1 1168-7 1089-2 M. 1046-3 926-7 — — M. 711-8 605-1 1191-3 1133-0 M. — 684-1 — 1061-8 *) Beobachtungen der k. k. Sternwarte. 2) Im Jahre 1852 Beobachtungen der k. k. Sternwarte, in den folgenden von der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erd¬ magnetismus. f Uber den Einfluss der Lu fttemperatur auf die Pflanzen 14.') Bo — S Bo — C Fo-S F„ - C Bo - S Bo - C Fo - S F„- C Bo - S Bo — C F„ - S F„ — C Mirabilis Jalappa. Silybum marianuni. Tagetes patula. 1S51 1166-4 — — — 1851 1000 -2 — — — 1851 883-7 — — — 1852 — 100S-3 — 1255-2 1852 — 1014-7 — 1430-2 1852 — 886-5 — 2097-4 1853 1278-4 1059-5 1786*3 1 567 * 1 1854 — 838-9 — 1235-5 1853 1071-5 929-5 — — 1S54 — 984-7 — 1465-0 1855 — 759-4 — 107S-3 1854 — 673-8 — — 1855 — 919*2 — 1507-2 1856 1045-4 939-5 1486 ' 3 1380-4 1855 816-9 634-4 — 1322-3 M. 1222-4 992 • 9 — 1473-7 M. 1022-8 886-3 — 1281 • 1 M. 924-0 781-1 1709-9 Pisum sativum. Solanum nigrum. Tagetes erecta. 1851 650 * 6 — 1244-9 — 1851 946 • 2 1S51 1166-4 _ 1S52 — 761-7 — 1166-8 1852 _ 757*9 _ _ 1852 _ 1364- 1 _ 2063-7 1853 784-2 606-7 1265-8 1088-3 1 S54 779-0 528-4 1791-7 1541 • 1 1853 1603-5 14610 _ _ 1854 794-0 605 ■ 7 1 2 7 5 ■ 8 1087-5 1855 836-4 _ 1605 * 7 1854 _ 1491-0 _ _ 1855 — 748-4 — 1426-4 1S50 925-2 833-5 1727-7 1636-0 1856 — 805 * 9 — 1309-5 M. 1385-0 1438-7 — — M. 883*4 764-0 1759-7 1594-2 M. 709-6 705*7 1252-1 1215-7 Zea Mays. Ricinus communis. Solanum tuberosum. 1851 1166-4 _ _ , _ 1852 — 852-9 — 1799-3 1S51 7 62 • 5 — — — 1 852 — 892-0 — 1 184-5 1853 1137-7 950-9 — — 1852 — 570-3 — — 1853 1073-3 948-1 1805-8 1 680 • 6 1S54 — 700 -S — — 1853 871-9 604 ■ 7 — — 1854 — 938-4 — — 1855 — 976-4 — 1S20-0 1854 — 522-8 — — 1855 — 1152-4 — — 1856 — 1065-6 — — 1856 — 462-7 — • — 1856 1135- 1 — — — M. - 909-3 — 1809-7 M. 800-5 541-0 — M. 1126-0 932 • 7 — 1432-5 TAFEL IV. Temperatur-Constanten mehrerer Annuellen nach der Formel von duetelet. B. -S Bo -C Fo - S F„- C B„ -S Bo - c| Fo-S Fo - C B„ - S | Bo - cj Fo-S Fo — C Avena sativa. Chrysanthemum eoronarium. Datura Stramonium. 1851 10191 — — — 1851 10835 10410 — — 1852 — 7078 — 18165 1853 12579 — 17694 — 1853 19068 16696 — — 1853 9876 8225 24207 22556 1854 13486 12958 15661 15133 1854 — 12617 — — 1854 8096? — — — 1855 — — 17816 16975 1855 15580 13647 24149 22216 1855 6915 — — — 1856 — — — 19294 M. 15161 13342 1856 9333 7722 2312S 20517 M. 12085 — 17057 17134 M. 8555 7675 23667 20403 Cannabis sativa. Convolvulus tricolor. Ervum Lens. 1851 10191 — — - 1851 10991 — 157 63 19469 1851 7728 14006 1852 — 7078 — 303 1 4 ? 1852 — 11349 — 8733 19087 19068 1852 _ — 1854 — 7443 — — 1853 16696 — — 20906 1855 13055 1853 10907 — — — 6611 — 20953 1854 — 21948 — 1854 7976 15476 14575 8877 1855 16075 — - — 16365 M. _ 7011 _ 25633? 1855 — 7105 — M. 15378 13700 18855 — 1856 11021 10253 17859 17091 Carthamus tinctorius. M. 9633 8517 17062 16780 1851 15025 — - — Coriandrum sativum. 1852 — 14079 24790 1851 9170 16255 Helianthus annuus. 1853 17398 16250 27971 26823 15025 14984 1854 16528 1852 6953 _ 15268 1851 — — — — 24018 19850 1855 15793 1854 7587 69S4 18526 17923 1852 — — 29672 _ 24990 1853 22296 22148 30135 28987 M. | 16212 15662 — 24990 M. 8378 6968 17390 16595 1854 — 22996 — 28105 Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 146 Karl Fritsch B„-S ß„ — C F0 — S F„ - C B„ - S Bo - C F„ - S F0 — C Bo-S Bo - C F„- S F„ — C' Helianthus annuus. Pisum sativum. Solanum tuberosum. 1855 — 1978G — 28302 1851 7728 _ 16255 — 1851 9170 — — — 1856 — 18439 — 27258 1852 — 9156 — 17145 1852 — 7157 — — 1853 1O907 8309 19470 16872 1853 1 1763 S732 _ _ M. 19160 19700 — *28465 1854 10246 8367 18467 16588 1S54 — 7401 — — Hordeum vul gare. 1855 — 10422 — 21190 1856 — 7722 — — 12885 _ 20617 1851 10191 9957 15025 14791 M. 10467 7753 — — 1853 8243 7807 16963 16527 M. 9627 9828 18060 18483 1854 8500 8082 14937 14519 laueres erecta. 1855 8S09 7968 16579 15738 liicinus communis. 1856 11021 10253 — — 1851 15025 _ _ _ _ 1 1349 — *27474 1852 _ 20739 _ 31181 M. 9353 8813 15876 15394 1853 16325 14210 — — 1853 22821 20449 — — 1854 — 10053 — — Linum usitatissimum. 1855 — 15027 — 27630 1854 22837 1851 7325 7284 — — 1856 — 16623 — — M. 18923 21341 _ 1852 — 7716 — 13417 1853 9458 8444 17326 16312 M. — 13452 — 27552 1854 8668 — 14814 iagetes patula. 1855 8562 8258 17441 17137 Silybum marianuni. 1851 10835 1856 10700 9932 18015 17247 1851 12518 — — — 1852 - • 12196 — 31258 M. 9011 8384 17594 15785 1852 — 14051 — 21628 1853 L6343 13971 — — 1854 — 11804 — 1S949 1854 — 11116 — — Malva Maui'itiana. 1855 — 11015 — 16160 1855 12909 9532 23573 20196 1852 11298 _ 16886 1856 15856 14737 23277 22158 M. 13362 11704 _ 25727 1854 — 11401 — 17957 M. 141S7 12902 — 19724 M. — 11350 — 17422 Ze a Mays. Mirabilis Jalappa. Solanum mg rum. 1S51 15025 1851 15025 — — — 1851 11617 — — — 1852 — 11877 — 17288 1852 — 15455 — 23800 1852 — 9838 — — 1853 15277 13950 27325 25998 1853 19470 15582 27460 23572 1854 11413 8138 27434 24159 1854 _ 15086 _ _ 1854 — 15082 — 22211 1855 11914 — 24111 1855 17263 _ _ _ 1855 — 13962 — 23179 1856 14196 13279 27335 26418 1856 17291 — — M. 17247 15020 — 23179 M. 12409 10792 27384 24S99 M. 16214 13638 — 21643 Um die Anwendung derselben in einem Beispiele zu zeigen, wähle ich aus Tafel II Arena sativa im Jahre 1851 S= 30—4 B = 12 — 7 IT am 30 — 4 = 421 '3 = S ET am 12 - — 7 = 126 \-2 =B daher B — S = 839-0 ET 2 am 30 — 4 — 3318 = S ET2 am 12 7 = 13500 = B daher B — S = 10191 Man sehe Taf. LI I und IV. Die Formeln von B abin et und de Gasparin setzen die Bestimmung der Werthe von A voraus, welche vorerst noch vorzunehmen ist. Directe Beobachtungen darüber sind von mir nicht angestellt worden. Ich glaubte indirect zum Ziele gelangen zu können , indem ich nicht nur für Wien, sondern für mehrere andere Orte des österreichischen Kaiserstaates, welche Uber den Einfluss der Lu fttemperatur auf die Iflanzen. 147 Vegetations-Beobachtungen an die k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus einzusenden pflegen, die mittlere Temperatur für den Zeitraum berechnete, welcher zwischen dem Zeitpunkte der Saat und des Hervorbrechens der keimenden Pflanze an der Erdoberfläche verstrich. Doch führte diese Arbeit ebenfalls nicht zu dem gewünschten Ziele, da sich für dieselbe Pflanzenart sehr verschiedene Temperaturen in verschiedenen Jahren und Orten herausstellten, was auch begreiflich ist, da die Zeit der Saat von der Willkür des Menschen und seinen nur selten gegründeten Ansichten von der künftigen Witterung abhängig ist. Am ehesten noch hätte sieh das vorgekommene Minimum der mittleren Temperatur des Zeit¬ raumes S — C verwenden lassen, wenn es die gewünschte Sicherheit geboten hätte1). Ich konnte mich desshalb blos darauf beschränken, nach den Formeln von Boussingault und Quetelet Temperatur- Constanten zu berechnen, welche in den beiden Tafeln III und IV auf gleiche W eise zusammengestellt sind. Bei der Berechnung wurde sowohl für die'Bliithe als Fruchtreife von dem Zeitpunkte der Saat, als jenem des Iveimens über der Erdoberfläche ausgegangen, weil der erstere nicht immer mit Sicherheit zu ermitteln war. Obgleich also aus dem oben angeführten Grunde die Prüfung des relativen Werthes der bisher aufgestellten Formeln rücksichtlich der Annuellen unterbleiben musste, so glaubte ich die blos nach den Formeln von Boussingault und Quetelet berechneten Constanten hier dennoch zur Vergleichung mit den von andern Forschern auf dieselbe Weise berechneten umsomehr mittheilen zu sollen, als sich diese Constanten grösstentheils auf Pflanzen beziehen, welche in landwirtschaftlicher Hinsicht von Interesse sind. Insbesondere gilt dies von den Constanten, welche nach Bons singault gerechnet worden sind, weil seine Formel häufig zur Anwendung gekommen ist, und auch in neuester Zeit, wie aus dem früher Dargestellten zu entnehmen ist, über später aufgestellte Formeln den Sieg davonzutragen im Begriffe steht. Von den Beobachtungen über perennirende Pflanzen können nur jene von mir im Wiener k. k. botanischen Garten angestellten zur Prüfung der Formel verwendet werden, welche sich auf Bäume und Sträucher beziehen, da nur über diese die Beobachtungen über so viele, namentlich die ersten Phasen der Entwickelung der Zeitfolge nach ausgedehnt worden sind, als zur Bestimmung des Werthes = A in den Formeln von de Gasparin und Babinet erforderlich ist, indem an den krautartigen Perennien von mir blos die Zeit der ersten Bliithe und Fruchtreife bestimmt worden ist. Untersuchungen über lignose Pflanzen. Zur Bestimmung der Anfangstemperatur haben die Aufzeichnungen wesentlich beige¬ tragen, welche ich im Sinne der Instruction der Herren Prof. Göppert und Dr. Cohn in Breslau unternahm, um Anknüpfungspunkte zwischen den in Österreich meiner Leitung anver¬ trauten Beobachtuno-ssysteme und dem von Breslau aus geleiteten zu erhalten. Die in dieser Instruction vorgezeichneten Daten des ersten Schwellens der Knospen, dann des Hervorbrechens der Laubblattspitzen aus denselben schienen zur Bestimmung der Nullpunkte der einzelnen Arten vorzüglich geeignet. *) Dass Professor Hoffman res sorgfältige Wachsthumsbeobachtungen mir hier nicht aushalfen, habe icli schon früher erwähnt, Man sehe den Abschnitt: „Nähere Betrachtung des Einflusses der Temperatur“ u. s. w. in dieser Abhandlung. 19° Karl Fritsch. 148 Ich habe bereits den Grund angeführt1), aus welchem ich von meiner früheren Idee abging, dass die mittlere Temperatur des Tages, an welchem die Knospen die ersten Zeichen des beginnenden Schwellens tragen, zur Bestimmung der Anfangstemperatur geeignet sein dürfte. Abgesehen davon, dass das erste sichtbare Schwellen bei sehr verschiedenen Tempe¬ raturen eintritt, ist es auch noch kein sicheres Zeichen der beginnenden Entwickelung der Knospe; als das erste Product derselben sind vielmehr die zwischen den Knospenschuppen erscheinenden Blattspitzen anzusehen. Beide Momente des Pflanzenlebens sind im Frühjahre durch einen bald längeren, bald kürzeren Zeitraum getrennt, in welchem sich die Temperatur bald über die Anfangstemperatur erhebt, bald wieder unter dieselbe herabsinkt, so dass das Mittel des Zeitraumes der Anfangstemperatur nahezu gleich sein dürfte. Dass diese Voraussetzung richtig sei, ist durch die bessei’e Übereinstimmung der von demselben Beobachter in verschiedenen Jahren gefundenen Werthe ziemlich wahrscheinlich, wie aus Tafel IV zu entnehmen ist. Sie enthält für jene Lignosen, welche in der Instruction von Göppert und Cohn Vorkommen: 1. Das Datum des ersten Schwellens der Knospen = L 2. Das Datum des Hervorbrechens der Blattspitzen = 1 3. Den Ort der Beobachtung = 0 4. Die Mitteltemperatur des Zeitraumes zwischen den Daten der unter 1 und 2 ersichtlichen Phasen. Da die Aufzeichnungen des Datums dieser beiden Phasen in Wien erst mit 1854 beginnen, so hielt ich es für zweckmässig, auch von andern Orten nach der Breslauer Instruction in Österreich angestellte Beobachtungen, welche Zutrauen verdienen, wie die Beobachtungen meiner seligen Schwester Wilhelmine Fritsch in Prag und des Herrn k. k. Bergrathes Schwarz in Schemnitz, zu benützen, welche unter sich aber leider beträchtliche Personal¬ gleichungen zeigen. TAFEL V. Bestimmung des Werthes = A in den Formeln von de Gasparin und Babinet für Holzpflanzen. Io = erstes Schwellen, 1 = erstes Auf’orechen der Knospen. O = Beobachtungsort. L 1 1 O A u i ! o A Aesculus Ilippocastanum. Betula a Iba. 1855 11 — 3 11—4 Prag + 4?2 1854 14—3 4—4 Wien -r4?S IS5G 7—4 3—4 Schemniz + 6-6 1855 6—3 5—4 » -4-3 1850 14—3 5 — 4 41 F = ±098 M = 4-4-7 1854 27—3 1 1—4 Prag r 6 • 8? Berberis. vulu-aris. 1 855 5 — 4 IS— 4 JJ + 7-1? 1856 8—4 13—4 Schemniz ,7-1 1854 5 — 3 15—3 Wien 4-5-0 F = 4-1*6 M = 5*7 1855 •27- 12 28—3 f-3 • 5 1854 27— 3 6—4 Prag -1-6-2 Catalp a syringaefolia. 1855 21—3 13—1 t-4-7 1854 30—3 24—4 Wien ,7*7 1856 7—4 16—4 Schemniz 1-7-5 1856 15—4 28—4 Schemniz i-7-l F = ±1*5 M = t-5-4 F = ±0*6 M = +7-4 1. I O Acer Pseudoplatanus. 1854 13—3 16—4 Wien 1855 23—3 27—4 n 1854 15—3 6—4 Prag 1856 4—4 24—4 Schemniz F = ±0?6 M = i-5v.S i-5'9 4-4-7 i 0-3 Aesculus Ilippocastanum. 1 854 13—3 3 — 4 Wien 1855 6 — 3 8—4 „ 1856 27—2 CO fl 1854 11—3 1—4 Prag 4-4-G + 4-7 4-3-7 4-2 1 ) Man sehe in dieser Abhandlung den Abschnitt: ..Nähere Betrachtung des Einflusses der Temperatur“ u. s. \v. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen 149 lo 1 0 A lo 1 O A Io 1 O A Cornus mascula. Prunus avium. Sambucus nigra. 1851 •26— 3 3—4 Wien + 691 1855 19—3 7—4 Wien -f-599 1S54 15—3 2—4 Prag + 4?0 1855 •27— 1 -2 19—3 4-2-8 1856 16—2 6—4 n 4 3-2 1855 24—3 2—4 + 3-9 1 854 •27— 3 16—4 1 Prag + 7-1 1856 7—4 18—4 Schemniz 4 6-8 F = ±0-1 M = + 4-0 1855 15— 4 27—4 4-5-9 F = ±2-1 M = + 5 • 3 1856 10— 4 20—4 Scliemniz -[-6*5 Sambucus racemosa. F = ±1-4 M = -j- 5 • 7 Prunus Padus. 1 S54 11—3 24—3 Wien -1-3-8 1854 | 8—2 | 13—3 | Wien 1 +3-5 Corylus Avellana. 1855 6—3 24—3 n r3-9 Sorbus aucuparia. 1854 Wien 1855 24—3 11—4 Prag r4-5 1854 1 — 4 12—4 Prag + 7-1 9—3 4—4 ' +5-2 F = ±0-4 M = 1 r4-l 1855 2—4 13—4 -j-5 * 3 1855 6—3 5—4 » 4-4-3 1856 13—4 17—4 + 7-8 1854 1855 •27—3 •24—3 11—4 13—4 Prag 4-6-8 t-4-7 Prunus spinosa. F = ± 1*4 M = + 6-7 1856 3—4 12—4 Schemniz 4-5*7 1854 11—3 14—4 Wien + 5-8 F = + 0-9 M = 4-5-3 1855 7—1 7—4 „ + 3-7 Syringa vulgaris. 1854 6— 4? 15—4? Prag ? 1854 7— 2 12—3 Wien +4-8 1855 17—4 2—5 + 5.2 1855 10—12 25—3 Cvtisus Laburnum. 1856 7—4 25—4 Schemniz i-6*6 n + 3-4 1854 11— 3 15—3 Prag -j- 5 * 0 1855 19—3 28—3 Wien + 7-4 F = + 1 -2 M = -{- 5 * 3 1856 21— 3 11—4 » + 4-8 1851 15—3 9—4 Prag -j-5-2 F = ±0-7 M = T 4 * 5 1855 •24—3 18—4 4-5-7 ryrus communis. 1856 8—4 16—4 Schemniz 1-7-9 1854 26—3 S— 4 Wien t-6-8 Tilia grandifolia. F = 4- 1 ‘ 5 M = 1855 6—3 7—4 „ + 4-6 1854 2—4 9—4 Prag 4-7-5 1854 5— 2 5—4 Wien 4-4-2 1855 5—4 18—4 4-7-1 1855 U—12 5 — 4 n -{-3*0 Daphne Mezereum. F = ±1-3 M = + 6-5 1855 1856 11— 4 6— 3 27—4 18—4 Prag Schemniz + 6-4 + 6-7 1854 1-4 4-8 Prag 4-6-9 F = + 1-8 M = +5-2 Pyrus Malus. Fraxinus excelsior. 1854 2—4 19—4 Prag + 7-5 Tilia parvifolia. 1855 15—4 18—4 + 10-0 1854 1—4 4—5 Wien 1856 7—4 13—4 Schemniz + 6-6 1854 4— 2 12—4 Wien 4-4-9 1855 •27—4 2—5 Prag 4-6-2 F = 4-1*9 M = + 8-0 1855 10—12 24—3 4-3-4 1856 22-1 27—4 Schemniz -f-5 * 0 1854 1— 4 15—4 Prag 4-6-7 M — 1855 27— 4 2—5 n ■+■ 6 * '1 F = ± 1'3 6*3 Iiibes Grossularia. 1856 7— 4 26—4 Schemniz 4-6-8 1854 11—3 25—3 Prag + 3-4 P = ± 1-4 M== -{-5*0 Juglans regia. IS55 24—3 2—4 + 3-9 Ulmus campestris. 1854 3—4 11—1 Wien 8-5 F = ±0*5 M = -[-3*7 1855 23—3 16—4 4-6-0 1854 28—3 12—4 Wien -(-7*3 1844 1—4 19—4 Prag 4-7-4 Etobinia Pseudoacacia. 1855 1—4 14—4 » 4-6-6 1855 7—1 14—4 t 5 * 8 1855 15—4 2—5 Prag 4-6-0 1855 27—3 12—4 Wien + 4-9 1856 11—4 20—4 Schemniz 4-6-4 F = + 1*4 M = 7-6*9 1855 Prag + 5-9 15—3 27—4 M = 4-6-6 F + 0-7 1S56 9—4 26—4 Schemniz + 7-1 Philadelphus coronarius. F = ±1-1 M — -r-6-o Vitis vinifera. 1S54 5 — 2 11—3 Wien 4-3-4 Rosa eentifolia. 1854 6—4 12—4 Wien 4-9-1 1855 5—3 5 — 3 -)-3-9 1855 17—3 99 _ j. 1854 15—3 11—4 Prag 5 * 4 1S55 17—12 2—4 \\ ien -f-3*7 1854 27—3 1 o rO Prag 4-6-8 1855 24—3 11—4 4 * 5 1854 27—3 1 1—4 Prag + 6-8 1855 18—4 5 — 5 4-6- 1 1855 5 — 4 28—4 + 6-0 F = + 0-9 M = 4-4-3 F = ± 1-8 | mJ -f- 5*5 F = ±1-3 M = + 7*1 150 Karl Fritsch. Die Mitteltemperatur des Zeitraumes zwischen beiden Phasen bestimmte i<-h nach der Formel ST-SnT„ Z—s wo S0 Y’0 die Summe der positiven (über 0°) mittleren täglichen Temperatur vom 1. Jänner bis zum Tage (inclusive) des ersten Sehwellens, AYDlie Summe bis zum Tage, an welchem die Laubspitzen sichtbar wurden1), Z die Zahl der Tage zwischen beiden Erscheinungen, 2 die Zahl der Tage derselben Periode mit mittleren Temperaturen unter 0° bedeutet: z. B. Acer Pseudoplatanus , 1854, Wien. /o=: 13 — 3 l = 1(3 — 4, für diese Tage erhält man ST= 1 1 4 9 3 l—l„ = 164-2 278-5 Z — 34 a == 6. 7—4 -= + 5 9 8 = A (M. s. Tafel V.) M bedeutet das Mittel der verschiedenen Bestimmungen, F den mittleren Fehler desselben, welcher gleich ist ( + M ) + ( + Aä) -f- ( + A-, j n — 1 . . . wo A, = ili A = M — m., . wenn m die einzelnen Bestimmungen = A bedeutet, und n die Anzahl derselben für dieselbe Pflanzenart. Es wurden sodann nur die Daten jener Arten zur Prüfung der Formel verwendet, deren Fa < + 1° (Fehler der Anfangstemperatur) war. Ich habe bereits früher erwähnt , dass mir die Substitution der Angaben des nassen Thermometers (Psychrometer), anstatt des trockenen, in eine der Formeln einen lohnenden Erfolg verspreche. Da der relative Werth der Formeln nach dem bisher Dargestellten kaum bestimmbar ist, so nahm ich diese Substitution in der einfachsten derselben, in jener von Boussingault vor. Die Psychrometerstände von Prag 1851 stehen mir nicht zur Verfügung, auch glaube ich sie bei einer genauen Vergleichung, da die Beobachtungen über die Entwicke¬ lung der Pflanzen von 1852 an in Wien angestellt worden sind, nicht berücksichtigen zu dürfen. Vom Jahre 1852. wo die Beobachtungen in Wien beginnen, fehlen die Psychrometer¬ stände, weil die Beobachtungen der meteorologischen k. k. Central- Anstalt erst mit September beginnen und früher an der k. k. Sternwarte wohl der Dunstdruck durch unmittelbare Able¬ sung an einem Psychrometer von Lamont bestimmt, aber nicht die Temperatur des nassen Thermometers abgelesen worden ist, welche demnach für die einzelnen Beobachtungsstunden erst durch eine mühsame Berechnung ermittelt werden musste, die ich unterlassen habe, weil ich vierjährige Beobachtungen (1853 — 1856) zur Prüfung der Formeln für genügend halte. In der Tafel VI sind die Daten der Belaubung, Bltithe und Fruchtreife für jene zehn Arten Lignosen enthalten, für welche der Werth = A in den Formeln von de Gas parin und B ab inet aus den mir verfügbaren Beobachtungen genau bestimmt war. Es sind: Acer Pseudoplatanus , Aesculus FFppocastanum , Catalpa syringaefolia , Corylus Avcllana , Philadelphus coronarius , Prunus Padus , Ribes Grossularia , Sambucus nigra , Syringa vulgaris , Ulmus campestris. J) Dieser Vorgang gründet sich auf die aus Rücksicht für Raumersparung nicht aufgenommenen Tafeln , welche die Berechnung der Temperatursummen für jeden einzelnen Fall ersparen sollten, sonst hätte der Zähler in obiger Formel ganz einfach durch - T dargestellt werden können. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Iflanzen. 151 TAFEL VI. Zeiten der Belaubung, Blüthe und Fruchtreife jener Lignosen, welche zur Prüfung der Formeln dienten. Lo Bo F» Lo Bo F0 Lo B„ F0 Lo B„ Fo Lo B„ F„ Acer Pseinloplatanus. Aesculus Hippoca- stanum. Catalpa syringae- folia. Corylus Avellana. Pliiladelphus narius. coro- 1855 2 — 5 7 — 5 31—8 25—4 12—5 13—9 10 — 5 10—7 — 19—4 19—1 — 8—4 5 — G — l s:>4 •24—4 3 — 5 8—9 8—4 30—4 9—9 3 — 5 5—7 — 4—4 6—3 — 23—3 — — IS5.-1 1—5 11—5 — 13—4 13—5 19—9 1 l — 5 6—7 28—10 7 — 1 6—3 — 1 — 4 2—6 — 1856 •25—4 •25—4 — 10—4 26—4 10—9 25—4 21—6 15—10 8 — 1 11—2 — 9—3 27—5 — Prunus Padus Ifibes Grossularia. Sambucus nigra. Syringa vulgaris. Ulmu s campestris. 1853 13—4 10—5 7 — 7 4—4 23—4 — 17 — 12 29—5 12—8 6—1 13—5 19—8 1—5 10—4 23—5 18. VI 7—4 25—4 23—6 10—3 10—4 — 8— 2 17 — 5 9—8 31—3 5 — 5 5—9 10—4 6—4 — IS55 7—4 29—4 o 1 CO CO 1 o 14—4 1—4 22—5 1856 •24—3 22—4 16—6 12—2 10—4 — 14— 2 15—5 — 18—3 25—4 16—8 16—4 27—3 9—5 Es ist noth wendig zu bemerken, dass die Beobachtungen in allen vier Jahren an denselben Individuen angestellt worden sind und daher der Einfluss der Individualität sowohl als des Standortes als constant angenommen werden kann. Es dürften sich demnach in den Differenzen der Constanten verschiedener Jahre blos die klimatischen Unterschiede und die Beobachtungs¬ fehler ausprägen. Letztere sind vorzugsweise dadurch entstanden , dass die beobachteten Pflanzen nicht täglich , sondern etwa von 5 zu 5 Tagen besucht worden sind. Zeigte es sich, dass die Pflanze seit dem letzten Besuche die zu bestimmende Phase (z. B. erste Bliithe) über¬ schritten hatte, diese also in der Zwischenzeit eintrat, so wurde das Datum um das halbe Zeit¬ intervall. etwa 2 bis 3 Tage, verkleinert. Es dürfte dies so ziemlich die mittlere Fehlergrenze der Zeitbestimmung sein, innerhalb welcher auch jene fällt, welche aus der Unsicherheit ent¬ springt, die bei der Bestimmung des Eintrittes einer Phase stattfindet , wenn man auch täg¬ lich die Pflanze besucht. Bereits vor mehreren Jahren1) gelangte ich durch theoretische Betrachtungen zur Überzeugung, dass man bei der Bestimmung der Temperatursumme, welche eine Constante für perennirende Pflanzen bildet, vom Anfänge des Jahres auszugehen habe. Eine spätere Prüfung2) bestätigte meine erste Annahme. Neuerliche Versuche auf ähnliche Weise, wie die letzteren angestellt, haben mich von ihrer Richtigkeit überzeugt. Angenommen auch, dass diese Annahme noch einer näheren Prüfung bedürfen würde, so ist bei der Bestimmung des relativen Werthes der Formeln die Annahme eines und desselben fixen Zeitpunktes, von welchem man in allen derselben ausgeht, wohl kaum zu umgehen, wenigstens nicht bei einer und derselben Pflanze. Gleichgiltig scheint es mir zu diesem Zwecke, ob er ein natürlicher, dem Entwickelungsstande der Pflanze selbst entnommener, oder ein künstlicher sei, wie der von mir angenommene. Zur Bestimmung des ersteren reichen, wie ich glaube, unsere bisher gesammelten Erfah¬ rungen noch nicht aus. Es ist nur der letztere für alle Fälle ausreichend. Bei der Aufstellung der Formeln scheint man fast nur annuelle Pflanzen im Auge gehabt zu haben, welche in *) Man sehe: „Elemente zu einer Untersuchung“ u. s. \v. in den Abhandlungen der königl. böhui. Gesellschaft der Wissenschaften, V. Folge, II. Band. -) Man sehe: Kalender der Flora von Prag, S. 4*2. Sitzungsberichte der mathem.-naturw. dasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Jännerheft 1852. Beilage. 152 Karl Fritsch. Bezug auf Landwirtkschaft jedenfalls die wichtigsten sind. Wenigstens war dies gewiss bei der Formel von Boussingault der Fall1). Bei den Annuellen unterliegt die Epoche, von welcher die Zählung zu beginnen hat, natürlich keinem Zweifel. Quetelet, der fast nur perennirende Pflanzen im Auge gehabt hat, war auch genüthigt, auf diese Bestimmung einzu¬ gehen2). Im Grunde stimmt diese mit der meinen auch überein, wenn er vorschreibt, dass man einige Tage nach dem Aufhören der Fröste mit der Summirung zu beginnen und zugleich noch auf den Zustand vor dem Erwachen aus dem Winterschlafe Rücksicht nehmen, © ' ' und diesen ebenfalls in Rechnung zu bringen habe. Wenn ich nun gleich für die Gonstanten der Belaubung und Bliithe vom Anfänge des Jahres ausgegangen bin, so glaube ich dennoch für die Fruchtreife eine Ausnahme machen zu sollen , denn der Zeitpunkt der letzteren ist gewiss von jenem der Bliithe abhängig und es findet zwischen beiden Erscheinungen ein inniger Zusammenhang Statt, da sie als Ursache und Wirkung zu einander stehen. Wenn nicht bei einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Pflanzen, namentlich den Lignosen, die Blütke und Belaubung gleichzeitig stattfände oder nur wenig in der Zeit verschieden wäre, indem nach Verschiedenheit der Art bald die eine bald die andere vorausgeht od.er folgt, so wäre es ebenfalls zweckmässiger, von einer dieser Phasen auszugehen, obgleich nicht zu läugnen ist, dass sie sich in keinen so natürlichen Zusammen¬ hang bringen lassen, wie die Bliithe und Fruchtreife. Die nach den verschiedenen Formeln gerechneten Constanten sind enthalten in der TAFEL VII. Constanten einiger Lignosen nach verschiedenen Formeln. Uie Periode beginnt für die Belaubung und Biüthe mit Anfang des Jahres, für die Fruchtreife mit dem Tag der Bliithe. L0 Bo Fo Lo Bo Fo Lo Bo Fo Lo Bo Fo Lo Bo Fo a) Formel von Boiissing'ault. Acer Pseudoplatanus Aesculus Ilippoca- stanum. Catalpa syringae- folia. Coryl us Avellana. Philadelphia narius. coro- 1 S53 277-2 328-4 1717-4 221-9 388-7 1834-3 358-9 1229*9 — 180*5 33 * 5 — 153-1 695-0 1854 345-4 405-8 1794-5 223-5 374-3 1833-9 405-8 1239-4 — 188-7 80-9 — 123-9 — — 1855 356 • 7 454-3 — 241-4 474-2 1809-9 454-3 1228-7 1534-2 203 • 5 65 * S — 166-3 715*7 964-2 185G 406-7 406 * 7 — 262-8 419-2 1952-1 406-7 1189-4 1582-3 245-9 80-1 — 153-9 760-0 — M. 34G-5 398-8 1756*0 237-4 414-1 1857 * 6 406-4 1221-9 1558-2 204-6 65 • 3 — 149-3 723-8 Prunus Padus. Pultes Grossularia. Sand meus nigra. Syringa vul garis. Ulmus campestris. 1853 171*5 358-9 806-0 121-8 207 • 6 _ 0-0 594-7 1145-2 137-9 399*9 1437-0 264-2 161-0 351-0 1854 215-1 347-8 713- 1 90-7 243-9 — 54-4 586-7 1206-2 161-5 433-1 1731-4 243-9 204 • 9 1855 203-5 340 • 8 763-9 63 * 7 251-7 — 6-3 604-4 1018-7 161-1 495-3 1948-1 251-7 166*3 386-6 185G 183-0 371*7 730-7 86-6 262-8 — 102-3 616-2 - 166-1 406 * 7 1611-2 326-1 188-5 353 ■ 0 M. 193-3 354-8 753-4 85 • 7 241-5 ~ 1 37 * 6 600-4 1123-4 156-6 433-7 1681 -9 271-4 180- 1 363-5 *) Man seüe: (Quetelet sur le climat de la Belgiqne. Chapitre IV, p. 7. -i Quetelet: sur le climat de la Belgique. Chapitre IV. p. 8. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 153 L„ B„ F0 L0 Bo F0 L0 B0 F„ L„ B„ F„ L0 Bo F0 1») Formel von A an Tagen 16 , 31 , 124 Z2(T— A)= 510 , 3692 , 155186 20* 1 56 Karl Fritsch, e ) Nach meiner Formel werden die Constanten sowie nach der Formel von Boussingault mit dem Unterschiede gerechnet, das eine Tafel mit fortlaufenden Summen der Temperaturen des nassen, dort des trockenen Thermometers verwendet wird. L0 Bo Fa 149°8 279°5 175CU3 — 279-5 1470-8 für dieselben Werthe aus Tafel VI, wie in den früheren Formeln. Die sämmtlichen Constanten zu Grunde liegenden Tagesmittel der Temperatur des trockenen und nassen Thermometers, aus den Beobachtungsstunden XVIII. II, X gerechnet ersieht man aus den beiden nun folgenden Tafeln VIII und IX. TAFEL VIII. aj Mittlere Temperatur des trockenen Thermometers in Wien. 1§53. Jänner Februar März April 11 ai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. 1 +0?7 +2°8 ' +2?0 +3?9 + 11°4 + 1391 + 1991 + 15?7 + 1694 + 1292 +5?3 — 1?5 2 +0-0 + 1-7 + 0-6 3-8 13-0 14-4 11-1 19-5 17-1 11-8 +6-5 — 0-1 3 —1-2 — 1-0 r0'8 5-3 13-4 14-7 11-6 17-7 14-1 7-3 +5-1 r 3-0 ■1 — 1*5 —1-2 — 1-0 6-0 10-3 14-7 12-4 16-8 12-7 6-4 + 4-3 - 0-9 5 —2-0 —0-2 —0-3 7-9 8-0 15-5 13-5 16-4 11-7 4-4 +3-9 - 3-6 6 —3-4 +0-4 —0-2 8-2 7-9 14-9 15-6 15-1 11-7 5'4 +3-2 — 2-8 7 —3-6 + 1-2 4-3-1 9-6 11-6 13-5 19-0 13-G 13-3 7-0 +2-9 — 2-8 8 -2 5 +2-4 t-4'0 5 • G 10-7 16-3 19-8 12-6 12-7 8-8 +3-9 — 1-8 9 —o-o +3-3 +4-9 4*5 8-0 15* 5 22 • 2 10-5 12-5 10-6 +4-9 — 1-1 io -f l£> O +4-5 + 3-1 3-4 11-8 12-9 22*0 14-3 12-2 11-3 [-3 * 5 — 1-3 11 +2-2 +3-2 + 1-6 2-5 13-G 13-1 14-7 13-6 13-2 12-1 +2-6 - 2-8 12 + 5-2 _j_2 *2 +2-3 3-8 16-2 12-8 16-0 14'1 11-8 9-6 + 1-4 — 4-3 13 + 4-5 +0-3 +3-1 4-2 11-2 13-3 16-8 14-4 10-8 10-8 — 0*7 — 3-8 14 + 4-7 —1-4 t-6-2 1 • 2 8-8 14-5 17-8 15-1 11-6 8-7 + 1-3 — 3-4 lü +3-2 —1-9 +5-7 0'3 8*5 14-9 14-0 16-1 11-6 11-4 1-1*5 — 2-7 lü +4-2 _ 2 • 1 -j-5 * 9 0-5 7-9 12-5 15-1 14-3 9-3 9-8 +3-0 - 0 * G 1 7 4-1-4 — 1-7 -f-1 • 3 0-8 10-1 13-6 1G-8 12-1 9-9 11-1 -{-5*0 o-o IS -f-3 * 5 -1-9 —0*5 2-9 10-8 14-4 18-5 11-8 9-9 10-1 -j— 5 * 6 t- 0-2 19 +2-9 — 1- 4 — 1-8 3-3 10-5 14-6 14-6 13-2 11-0 7 *8 -j-4*5 — 1-5 20 + 0-9 —2-3 — 3-5 4- 1 9-2 15*9 12-2 15-3 12-0 9-1 r3* 7 o-o 21 +0-1 —0-7 -2-8 6-7 10-7 12-6 13-2 18-1 12-3 10-3 -t-3-4 0-8 22 +0-0 _ 2 * 2 — 1*5 7*7 12-4 13-1 14-3 19-5 13-0 9-0 -t-2'8 - 1-2 23 +0-6 —2-« —1-7 8-G 12-9 12-6 1G-2 20-1 13-9 8 * 5 -rO-5 — ö"8 •24 +0-5 — 1-8 —2-1 6-8 12-6 13-2 16”2 20-0 14-2 9-0 v0-7 — 6*5 25 +0-8 —1-8 —1-7 7 *5 13-8 14-9 17-7 17-4 12-3 9-4 1-1 -4 - 10-4 26 + 1-0 —2-6 — 1-4 74 13-4 14-0 17-2 17-2 9-6 7-5 -r-0-9 - 9-4 27 —0-6 -r 0 * 2 — 0 * 5 3'8 14-1 13-3 18-1 16-2 8-3 6-6 — 1*6 — 9-9 28 +0-8 + 1-1 — 0*5 4-7 14-1 19-0 19-9 16-8 8*5 7*0 —2-3 — 7-8 *29 +0-2 — — 1-8 8-2 14-7 20-5 18-S 16-7 12-8 5 * 7 — 2 -7 — 61 30 + 1-3 — —0-7 6'8 13-3 21 -0 17*1 13 ' 5 14'0 6-3 —1-8 - 7-6 31 -t-2-4 — 4-1-8 _ 14-6 — 14-9 15- 1 — 6 * 3 — - 7'5 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen 157 TAFEL VIII. bj Mittlere Temperatur des trockenen Thermometers in Wien. 1854. Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. Oetober Noyemb. Decemb. ,j — S9ö + G?4 4~3?4 -j-694 4- 996 4-l494 4-1297 oo •0 4- -f 1499 1099 + 397 4-494 o —2 -5 -t-3-7 4-1-5 6-9 10-3 14-7 13-0 19-7 12-6 9-2 -j-4-6 4-4-0 3 — 6-9 + 1'6 4-0-2 9-3 12-6 12-4 13-8 15-9 11-9 10-3 +5-3 4-3-4 4 —4-9 + 1-6 4-3-4 4-9 14-2 11-6 16-5 15*5 10-7 10-0 +5-0 4-5-9 5 —0-3 +3-0 4-4-7 7-2 13-1 10-8 14-1 14-1 11-5 11-2 +4-4 4-3-3 6 + 2-4 -f-5 * 9 4-2-3 9-0 6-6 10-7 14-9 15-3 12-8 12-2 +4-2 4-0-6 7 -t-2‘5 7 • S —1-4 10-2 10-0 7-5 16*5 15-5 13-6 13-0 -J-3-3 + 1-1 s — 0 ■ 5 t2-4 —0-6 8-4 8-9 8-6 15-7 13-7 9-4 6-9 -t-3-2 4-1-4 9 -t-0-3 4-1-3 4-2-1 10-5 13-4 9-0 14-5 14-9 7-9 5-7 + 3-8 4-0-3 10 + 1-4 — 1 *5 4-7-7 9-9 11-9 9-4 14-8 15-5 7-3 7-5 + 1-9 4-2-4 11 i-2-1 —3-7 4-9-7 7*6 13-5 12-0 16-8 14-8 9-6 7-0 +2-0 4-2-0 12 +0-1 —5-0 -p 8*5 7-9 15-2 13-1 13-4 14-0 9-8 7-2 —0-2 4-0-2 13 —2-0 --6 • 3 4-5-4 2-0 15-2 13-4 12-7 13-9 11-2 6*5 —2-4 4-1-7 14 — *2*6 -6-9 4-2-7 3-2 14-9 13-6 12-7 16-4 12-3 7-6 —3-2 4-3-8 15 — 0*5 — 5*0 4-2-0 6-4 15-3 13-3 14-9 17-5 12-8 8-7 —2-7 — i — 6 * ö 16 —0*2 —0-9 4-1-6 7*5 14-4 14-8 16-2 16-9 17*1 8-4 — 1-4 4-7-4 17 —1-7 4-1-0 -0-1 7*7 14-3 16-8 16-8 14-5 17-8 8-3 +4-8 4-2-6 18; —2-6 4-f6 —1-4 2-0 14-1 17-6 15-6 10-3 15-4 9-4 4-6-2 4-o-s 19 —2-3 4-0-1 —0-1 7-4 12-1 19-0 15-7 11-5 15-2 9-7 4-2-4 4-0-9 20 — 1 *5 —0-6 —0-6 10-5 9-8 20-1 18-2 12-2 15 * 8 9-1 —0-4 4-0-3 21 — 1-8 —1-2 —0-7 13-3 9-3 15-6 IS • 4 13-4 15*9 6-8 — 1-0 4-0-6 22 — l'l —1-3 0-0 12-3 11-7 12-1 18-4 14-0 10-7 7-6 — 0 * 5 4-3-1 23 —0-6 —0-8 4-3 3 10-3 13-5 12-9 18-9 13-0 8-4 9-1 4-0-3 4-5-1 24 —0-2 4-0-9 +2-9 3-5 14-1 14-3 18-9 12-5 8-9 6-7 4-3-1 4-1-3 •25 — 1-3 4-2-4 4-3-0 2-4 10-6 14-4 19-0 11-7 10-5 8-4 4-3-5 + 4-0 26 +0-4 4-0-2 4-5-3 4-2 11-1 15-6 19-0 11-9 7-8 9-1 4-2-6 4-6-5 27 -1-1-9 4-1-1 l-3-S 6-0 12-9 16-0 17 9 11-8 7-9 6-5 4-2-1 + 4-2 28 in © 4- 4-2-3 4-4-0 6-0 14-8 18-2 15-7 13-0 7-4 6-1 -f-0*5 4-1-7 29 0 " 5 - 4-6-0 5-3 12-4 15-4 14-8 13-0 6;9 4-1 4-1-2 -0-6 30 -{-4*5 - — 5*4 4-8 10-9 14-5 14-2 14-5 8-0 4-0 4-4-0 4-1-3 31 -f-5*4 | r7-6 13-5 — 15*9 12-8 1 — 3 6 1 4-3-3 TAFEL VIII. c) Mittlere Temperatur des trockenen Thermometers in Wien. 1855. Jänner | Februar M ärz April Mai Juni j Juli August Septemb. Oetober Novemb. Decemb. 1 4-595 j — 498 -1?2 4-397 4-896 4-18?0 4-1498 4-1697 4- 1595 4-1295 4-9?6 4- 192 2 2 * 2 — 5 * 5 4-2-7 3-6 7*9 18-4 16-7 19-4 14- 1 10-5 9-0 — 1-9 3 1-7 -9-8 +2-7 4-9 9-6 18-4 16-5 20-9 13-2 10-S 5-3 — 7-1 4 3-6 —6-6 4-4-5 | 4-5 11-7 15 * 7 16-7 20-1 15*7 11-6 3-5 — 10-4 5 5-0 —2-2 4-3-9 | 7*3 11-3 16-7 14-9 13-6 15*5 10-7 4-5 — 6-4 6 3-9 r 0- 3 -j-2* 1 8-9 9-4 17-5 15-0 14-2 12-8 12-9 5-9 — 2-5 7 3-3 1 -2-0 4-2-6 i 8-0 9-8 16-7 14-3 13-9 10-5 12-7 5-8 — 1-8 8 4-1 -fl 4-2-8 7-5 11-3 17 • 5 14-8 16-2 9-3 11-9 7 * 7 - 0-2 9 2-9 4-9 4-0-8 4-1 8-0 18-5 16-7 14-8 1 1-4 11-7 7-1 - 3-5 10 2-0 — 3-4 —0-9 6-6 7-2 16-9 19-0 12-9 11-4 7-9 61 - 5-8 158 Karl Fritsch, Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. 11 + T T _ 2 ’6 + l' >- 0 + 4 T +n ’4 + 17 ’7 + 16 ’o + 13 ’7 + 10 ’4 + 8 ’6 +6?7 — 9 ?3 12 + l 1 — 0 5 — 2 0 5 8 ii 1 18 3 16 3 13 2 10 2 11 1 + 3-9 — 8 •2 13 — 0 9 _ 2 5 + 0 l 9 8 8 8 18 6 15 8 15 8 12 4 11 7 +2-2 — 3 6 14 — 3 3 + 2 8 + 1 7 10 3 10 9 18 7 17 2 13 3 12 9 10 7 +4-5 — 3 0 15 — 6 0 — 0 9 + 0 4 11 2 10 2 17 4 18 9 12 6 8 6 12 1 +6-1 — 1 •4 16 — 9 1 —4 3 + 1 6 11 4 9 8 17 7 18 0 12 6 9 2 10 8 + 6-0 + 3 •2 17 — 8 5 —4 6 + 4 9 11 6 10 9 10 9 15 3 13 3 11 4 10 3 +5-6 + 2 6 18 — 6 4 —5 3 + 4 0 9 2 8 2 13 1 13 6 11 9 12 5 8 7 + 5-3 - 4 1 19 — 7 9 —8 2 + 5 9 7 3 5 6 10 8 16 7 13 1 13 2 10 1 +3-1 —12 1 20 — 2 1 —8 6 + 5 4 11 5 7 8 11 6 13 9 14 9 13 5 10 7 zD O 1 —13 0 21 — 3 5 —5 2 + 4 1 7 5 u 3 10 9 13 2 16 4 13 7 10 4 —1-6 —11 4 22 — 2 G _ 2 7 + 9 1 2 5 14 0 12 7 13 5 18 1 12 6 10 4 + 0-6 —10 9 23 — i 8 — i 4 + 10 5 2 3 13 5 12 8 15 9 18 1 12 7 10 1 +1-6 — 8 6 24 — i 3 — 0 5 + 8 4 2 8 13 o 11 2 16 5 19 1 13 9 9 1 +2-3 — 3 1 25 — 2 9 —1 4 + 9 5 3 5 13 3 10 4 18 6 19 8 8 7 9 1 + 1-1 — 3 2 26 — 3 0 1-2 8 + 6 0 2 8 11 5 12 7 13 9 20 1 6 8 8 4 —20 — 1 8 27 — 4 2 +5 2 + 7 9 4 1 13 6 13 2 13 4 16 0 7 2 11 5 —2-3 — 1 3 28 — 6 5 +0 4 + 5 4 5 6 14 1 12 4 15 7 15 3 10 2 10 7 + 1-2 — 1 5 29 12 0 — + 1 8 5 8 13 6 14 0 15 3 16 7 10 0 11 3 —1-6 — 2 2 30 — 8 3 — + 9 9 7 3 15 6 15 4 15 8 16 6 10 0 8 7 + 1-3 — 2 8 31 — 7 1 — + 1 5 — 18 0 — 16 0 16 4 — 9 1 — — 3 1 TAFEL VIII. d) Mittlere Temperatur des trockenen Thermometers in Wien. 1$56. Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. 1 — 3?7 0' 7 +3' o + 2' 4 + 11‘ ’3 + 15' ’o + 14' >2 + 18 ’8 + 16 ’6 + 15 ’3 + 1 ?9 — 1?8 2 —4-6 + 0 2 +5 0 4 9 7 8 16 2 12 8 17 2 15 7 16 •7 +5 1 —4-3 3 —6-2 — 3 7 +4 3 5 8 5 3 19 i 12 6 17 6 9 3 12 5 +2 6 —6-3 4 —5-1 — G 3 +3 0 7 8 5 4 19 i 14 3 17 2 7 0 9 7 + 4 3 —5-5 5 —2-8 — 5 6 +3 1 8 5 5 7 21 0 13 8 12 6 8 8 11 2 + 0 8 —7-6 G —0-2 + 2 8 +0 1 8 5 4 8 15 7 10 2 12 5 11 3 8 7 +0 6 —3-3 7 +0'1 + 0 G —3 8 8 6 7 9 10 4 14 0 13 9 13 1 11 2 +0 5 — 2-9 8 +3-6 + 7 4 _ 2 0 7 9 10 3 11 7 15 6 15 6 12 6 12 i +2 7 — 1-4 9 +3-8 + 10 0 +2 4 8 0 1 1 G 13 6 13 6 16 6 13 7 11 7 + 3 0 — 1-1 10 + 0-9 + 7 3 +3 7 8 9 10 9 15 4 10 0 18 4 13 4 12 5 +4 7 — 1-4 11 +2-5 + 5 3 5 10 4 11 5 16 8 11 7 20 2 13 1 12 7 +6 9 —0-5 12 — 1-0 + 6 5 +3 5 11 0 11 4 17 6 12 9 19 5 10 8 10 6 +3 8 — 1-2 13 —4-8 + 7 6 +0 2 12 3 12 2 17 8 14 4 18 9 9 1 10 9 +2 9 + 0-9 14 — 5*0 + 8 1 +0 9 13 1 14 2 19 4 13 4 20 3 9 5 10 6 5 +2-4 15 —3-7 + 5 3 — 0 8 11 8 14 5 20 2 13 9 17 9 11 3 10 5 +2 2 +3-9 16 + 1-2 + 5 3 — 0 6 4 7 13 4 19 5 14 7 17 9 11 1 9 8 +2 i + 1-3 17 + 1-7 — 1 0 —1 4 6 5 10 1 20 4 16 6 19 G 10 8 9 6 — 1 3 — 1-4 18 lO o 1 — 1 4 +0 4 7 8 11 2 19 5 13 3 20 2 12 7 9 2 —1 1 1 1 + o 19 00 — 0 6 +0 4 8 2 13 3 16 8 15 9 17 3 13 4 7 4 —1 1 —o-i 20 + 1-7 — 0 9 +1 7 7 6 12 3 17 0 13 6 17 0 8 3 7 0 — 2 5 +2-1 21 +0-7 + 0 5 + 3 3 6 7 13 0 13 3 13 2 16 3 7 9 6 4 —2 9 +2-6 22 + 1-2 — 0 5 + 3 8 8 8 13 5 12 0 12 7 14 1 8 3 6 3 _ 2 3 -1-3-8 23 +4-5 — 0 3 + 4 2 10 1 13 7 13 G 14 1 13 4 9 0 G 9 +3 7 4-1-9 24 + 5-1 + 2 0 + 3 5 11 7 13 3 11 4 16 9 13 5 9 2 7 1 + 6 5 —0-2 25 + 2-9 + 2 3 +3 9 13 1 12 0 11 5 18 1 12 8 13 0 4 9 + 1 6 +2-7 26 + 5-2 + 3 2 + 1 6 12 5 10 9 13 0 15 5 14 8 11 0 2 8 _2 9 i-4-0 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen, 159 Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. 27 r399 r4?4 — 096 r 13?9 -f-1399 -r io9o -t-1295 + 1590 + n9i -j-2?9 — 792 + 192 28 -f-4-5 i-3‘2 +2 '2 15-0 16-2 15 • 6 14-7 15-4 16-0 2-0 — 6-3 + 0-5 29 -f- 1 * 7 + 4-0 —0-9 13-5 17 • 6 1G-6 16-0 16-2 14-2 1-5 —4-0 — 1-0 30 -t-0'3 — — 0- 1 9-8 20*2 14-4 17-3 14-0 13-9 0-5 _ 2 • 2 —0-4 31 -0-3 — -t-0'9 — 19-1 — 17-8 12-3 l'l — 1-1 TAFEL IX. aj Mittlere Temperatur des nassen Thermometers in Wien. 1853. Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. 1 -t-095 F29ö -t-l98 4-293 4~ 8°5 4-1093 4-1690 4-ll97 4-1299 4-io97 -H94 - 190 o —0-4 Ffi —0-5 4-3"0 9 " 8 10-5 9*5 15-3 14-1 10-2 F5-1 - 0-7 3 — 1-8 —0-5 —0-3 4-3-6 10-2 11-6 9-3 14-3 10-2 5-3 +3-9 1-0 4 — 1-8 -1-7 — 1-3 4-3* 6 10"5 12-3 9-7 14*7 9-0 4-0 + 3-2 - 1-7 5 -2-3 —0-7 _ 2 * 2 1-5 • 9 5 * 7 12*8 10-2 12-6 10-4 3-1 + 3-5 - 3-7 6 —3-7 9 + 3 56 + 1?8 6 + 1 6 +4 5 + 0 4 -{-5 • 5 4 9 7 7 11 9 12 8 9 8 . 10 2 + 2 4 —0-2 7 + 1 7 +5 2 _ 2 4 + 7-6 6 6 5 6 13 3 12 8 9 9 11 1 9 + 0-5 8 — 0 9 + 1 3 —i 8 4-4-6 8 4 6 1 12 8 11 9 5 8 4 5 +1 3 +0-7 9 —0 2 +0 9 + 4 1 + 6-1 8 8 G 1 10 5 12 1 0 1 3 8 +2 1 —o-i 10 +0 9 — 1 9 + 6 0 + 5-7 9 3 7 7 11 5 12 6 4 9 5 2 +0 2 + 1 ' 8 11 -t-1 4 —4 2 + 6 3 +3-9 9 6 9 4 12 6 13 0 6 0 4 3 +0 5 +0-7 12 — 0 4 — 5 5 + 5 4 + 3-8 11 3 10 3 11 5 11 8 7 1 4 7 -1 2 —0-5 13 —1 5 —6 9 + 3 5 — 1-0 12 0 10 6 10 2 .12 7 8 8 4 8 -3 4 4-0-3 14 — 3 1 — 7 5 + 1 2 — 0 " 4 12 5 9 9 10 8 14 4 9 7 7 1 —4 8 + 1-9 15 — 0 5 — 5 9 + 0 2 -J- 2 • 5 12 4 10 9 11 3 14 8 11 2 8 6 —3 5 + 5-2 16 — 0 6 —i 5 — 0 3 +3-6 1 1 7 12 6 12 0 13 7 13 8 6 7 — 1 7 + 4-5 17 —1 9 +0 2 — 0 8 +4-1 11 9 14 G 12 3 11 4 13 6 7 0 +3 7 + 1-3 18 _ 2 7 +0 i _ 2 0 +2-1 11 8 14 6 13 2 9 0 12 0 7 9 +5 4 —0-4 19 _ o 4 — 0 2 —1 0 4-3'5 9 9 15 9 13 8 9 2 10 8 7 6 +1 3 — 0-3 20 —i 7 —1 4 —1 8 + 5-7 6 6 17 0 15 8 10 0 11 8 7 4 —1 5 —0-1 21 _ 2 i — 1 7 — 1 4 + 7-5 6 1 13 3 16 0 11 6 11 8 5 7 —1 9 —0-4 22 —i 5 _ 2 0 — 0 9 + 8-0 8 0 10 9 14 7 12 1 9 4 6 0 —1 1 rl'S 23 —i i —1 5 +1 4 + 4-8 10 6 10 4 15 3 11 0 5 9 7 3 — 0 2 -1-3-5 24 — 0 8 +0 6 +1 0 + 1-9 11 2 11 5 15 7 9 7 6 1 6 6 +2 5 o-o 25 —1 9 4-1 1 +0 8 + 0-3 8 6 13 0 15 1 10 1 8 5 7 0 +2 1 4-2-5 26 — 0 5 — 0 4 + 2 G -j-1 *5 7 7 12 8 14 1 9 9 5 1 G 4 6 4-4-4 27 + 1 2 — 0 2 + 2 2 +3-2 9 3 13 4 14 5 8 7 5 4 5 6 +1 4 4-3-0 28 — 0 9 + 1 i +2 5 + 3'3 10 8 14 9 11 5 9 8 4 7 4 5 — 0 3 0-0 29 — 0 4 — 9 +2-9 10 9 13 1 10 6 11 7 4 6 3 0 — 0 3 -2-1 30 +2 8 — + 4 4 + 2-8 8 9 11 8 10 4 11 1 5 7 2 6 +2 2 -0-7 31 +4 1 — -45 7 — 11 5 “r— 14 8 10 2 2 1 4-1-5 TAFEL IX. c) Mittlere Temperatur des nassen Thermometers in Wien. 1855. Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. Oetober Novemb. Deeemb. 1 4-3?3 — 498 — 2°3 4-3?3 4-5?9 4-139S + 1191 4-1295 + 12?G 4-1097 + 792 090 2 + 0-3 - 5-8 4-1-6 1-8 5-1 14-5 12-1 14-4 10-9 8-5 4-6-5 — 2-3 3 0-0 — 10-1 4-2-2 3-3 7-1 15-2 12-9 15-5 12-3 8-5 4-3-9 — 7*7 4 4-3-3 — G-6 4-3-6 3-4 8-4 13-7 13-5 15-7 14-5 9-3 4-2-6 — 10-9 5 4-3-1 — 2-6 4-2-6 5-1 8-9 13-5 13-1 12-0 13-8 9-1 4-3-9 - 10-1 6 4-2-1 0-0 4-1-8 G * 3 7-0 13-9 12-6 10-8 10-9 10-7 4-5-1 — 3-2 7 4-2-4 + 1-3 4-1-8 5-2 6-3 12-7 13-3 10-6 8-2 10-8 4-4-8 — 2-9 8 4-2-7 — 1 -6 4-1-8 5-4 7-8 13-9 11-4 12-6 7-3 8-8 4-7-2 — 1-4 9 4-1-G — 5*2 0-0 2*2 5-3 15-0 13-4 12-1 9-7 9-3 4-6-4 — 4-0 10 4-1-2 — 4-0 -1-3 4-4 4-2 14-6 15* 3 11-3 8-9 7-0 4-5-2 — G • 3 11 —0-3 — 3-1 —2-5 2-6 7 * 5 14-4 12-3 12-0 8-3 6*0 4-5-5 — 9-5 12 0-0 — 1-0* —2-6 3 • 6 8-1 14-9 11-7 12-7 9 2 8-2 4-3-0 - 8-4 13 —2*0 — 3-0 — 0-5 7-0 6-4 14-9 13-0 13-5 10-2 8-7 4-1-4 - 3-8 14 — 4* 5 4- 2-2 —0-1 7-2 7-6 15-2 13-2 11-1 9-9 8-8 4-4-2 — 3-9 15 —6-7 — 1-8 — 1-2 8-9 7-4 13-7 15-1 10-1 G • 3 10-3 4-5-7 — 2-1 16 —9-6 - 5-0 —0-1 9-1 7*9 13-0 14-6 10-0 6-7 7 • 7 4-5-3 + 2-0 17 —5-3 - 5-0 4-3-8 3-7 8-2 8-7 12-0 11-0 8-9 8-4 4-5-1 4- 0-6 18 — 6*7 — 5*8 4-2-5 6-3 7-5 9-7 9-8 10-2 10-5 8-0 4-4-7 - 4-6 19 —8-3 - 5-8 4-2-9 4-2 4-9 9-8 12-6 10-8 11-0 8-9 + 2-2 — 12*5 20 — 2-4 - 8-7 4-3-4 7 *5 G • 0 8-8 11-5 12-6 12-1 9-2 — 1-5 — 13-2 Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen, 161 Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. Oetober Novemb. Decemb. 21 — 3?S — 5?6 +2?6 + 4?6 + 9?1 + 9°5 + 9?8 + 14?0 to •0 Iw + 8?6 — 1?9 — 1 197 *22 2-8 —3-2 +6-7 0-2 10-2 10-2 11-0 14-8 10-7 S'O +0-3 11-1 23 2-3 — 1-9 + 6-2 0-4 10-3 10-3 12-2 15'5 10-7 8-8 4-1-1 5-6 24 1-8 — 1-4 + 5-9 0-6 10-4 9-1 13' 6 16-6 11-2 8-4 + 2-1 3-3 25 2-4 — 4-9 + 6-3 1 * 5 10-8 7-0 15-3 16-8 0-9 7-0 + 0-8 3-4 26 3-6 + 1-8 +4-9 1-8 12-6 10-0 11-0 17-3 4-3 7*0 _ 2 . o 1-9 27 4-8 + 3-8 + 6-2 2-5 11-0 10-3 10-5 14-2 4-9 9-0 —3-2 1-3 2S 6*9 — 1-1 + 4-2 2-7 11-6 9-5 12-2 13-2 7-5 8-8 o-o 1-7 20 11-8 — + 0-7 3-2 11-3 11-2 11-4 14-3 8-2 9-3 —2-5 2-3 30 9-4 — —0-3 4-7 12-7 11-4 11-6 13-8 10-9 9-3 — 0-1 3-0 31 7 * 5 — +0-2 — 14-5 — 12-3 14-1 3-3 TAFEL IX. d) Mittlere Temperatur des nassen Thermometers in Wien. f §50. Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. Oetober Novemb. Decemb. 1 -S1 8 -lc 2 +t _ 1 _ oc 1 + 8C 4 4-ioc 3 4-u‘ 1 + 13c 3 4-u' 9 + 12' 2 + 1' _ 0 1 LO •O 2 —4 8 — 1* 0 4-2 9 4- l 5 6 2 n 9 9 3 13- 0 12 4 12 8 4-3 7 — 5 * 1 3 —6 3 —4 8 4-1 9 4- 2 6 3 0 14 7 8 7 13 0 7 8 8 5 4-1 9 — 7-0 4 —5 2 —6 9 4-0 6 4- 3 9 3 2 14 8 11 2 13 6 5 8' 7 6 + 2 9 — 6*0 5 —3 0 —6 0 4-0 9 4- 5 2 3 5 16 3 12 7 10 6 7 3 9 0 — 1 1 —8-0 6 —0 3 + 1 1 —l 9 + 6 3 3 0 12 9 9 i 10 1 9 3 9 1 — 0 4 —3-7 7 —0 1 0 0 —5 4 4- 5 4 5 1 8 0 11 3 10 2 11 3 9 3 — 0 5 —3-1 8 + 3 2 + 6 0 —3 7 4- 4 8 8 2 8 3 12 2 11 7 10 2 10 0 +1 5 — i-7 9 + 2 9 + 6 9 4-0 4 4- 4 7 9 6 10 6 10 0 13 7 11 6 10 2 4-1 G — 1-4 10 + 0 7 + 4 3 + 1 5 + 5 3 10 0 12 0 8 9 14 7 10 6 10 G 4-2 9 — 11 1 1 + 1 8 + 4 2 4-1 3 + 7 1 8 6 12 9 8 8 15 2 10 2 10 0 4-5 4 — 0-8 12 — 1 9 +4 8 4-1 3 4- 7 8 8 6 14 0 10 7 15 5 7 i 8 9 4-2 4 — 1-6 13 —5 6 + » 0 —1 3 4- 8 7 8 7 14 2 12 1 15 6 6 8 9 3 4-1 3 + 0-3 14 — 5 8 + 6 5 —1 5 4- 9 0 10 3 14 i 11 2 15 9 7 9 9 1 4-1 0 4-1-7 15 —4 5 +4 5 —1 8 4- 7 9 10 7 15 2 10 7 15 3 7 6 8 9 4-0 5 + 2-3 16 +o i + 4 3 — 1 2 4- 2 S 10 3 15 7 11 2 14 0 8 G 8 2 4-0 4 o-o 17 +0 7 —1 7 _ 2 6 4- 3 7 7 5 15 8 13 7 14 8 8 4 9 0 _ 2 4 — 2 ' 5 18 — 0 7 _ 2 5 —i 4 4- 4 7 8 4 14 6 11 4 14 0 10 0 7 4 _ 2 6 —2-8 19 — 0 2 —i 3 — i 6 4- 4 2 9 5 12 3 13 5 13 7 10 9 5 5 _ 2 1 — 1-2 20 +1 i —i 6 — 0 8 4- 3 G 8 2 12 6 13 4 13 3 G G 5 i —3 8 -r0‘ 7 21 +0 5 — 0 2 4-1 1 4- 4 2 9 0 10 6 10 1 13 2 6 1 4 5 —3 4 + 1-1 22 •4-1 0 —1 3 4-2 7 4- 5 8 9 9 10 1 9 8 11 7 6 1 4 3 —3 5 4-1-1 23 + 3 6 — 1 5 4-2 9 4- 6 9 9 7 11 1 11 3 10 8 6 7 5 0 4-2 6 4-0-4 24 + 4 3 0 0 + 1 4 4- 8 0 11 2 8 4 13 6 9 5 7 9 5 7 4-5 4 —0-7 25 +2 3 +1 1 4-1 4 4- 9 0 9 0 9 7 14 i 9 8 10 9 2 4 4-0 2 + 1-5 26 1 + 1 7 — 0 6 4- 9 3 8 9 11 5 13 4 10 6 8 9 1 2 —3 4 + 2-5 27 -f-1 8 -1-2 8 —3 0 4-10 0 9 9 12 3 11 3 11 8 9 7 i 5 — 7 6 + 0-1 28 + 2 0 4-1 2 — 0 4 + 11 0 11 9 12 6 12 7 12 6 12 4 0 8 — 6 7 —o-i 29 0 0 +1 9 _ 2 9 4-10 0 13 1 11 8 13 3 12 8 10 6 ö G —4 4 — 1*5 30 — 0 6 — _ 2 6 4- 8 0 14 4 11 5 13 4 9 1 11 0 0 2 _ 2 7 —i-i 31 — — —i 3 13 8 — 13 7 8 6 1 0 —2-0 Prüfung der Formeln. Die unmittelbare Vergleichung einer, derselben Pflanze und Phase angehörigen, für die einzelnen Jahre gerechneten und aus der Tafel VII ersichtlichen Constanten lässt kein Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 21 162 Karl Fritsch. bestimmtes Urtheil über den relativen Werth derselben zu, man müsste denn annehmen, dass sich dieser nach der numerischen Grösse der Abweichungen, bezogen auf das Normalmittel = M, beurtheilen lasse, eine Voraussetzung, die kaum richtig sein dürfte. Wir wollen annehmen, dass der mittlere Fehler einer jeden meiner Zeitbestimmungen der Phasen 3 Tage betrage, was, wie ich gezeigt habe, ziemlich wahrscheinlich ist, so würde aus diesem Grunde allein schon, wenn wir eine mittlere Temperatur dieser 3 Tage — -(-10° am trockenen, + 7° am nassen Thermometer und eine Anfangstemperatur = A — + 5° voraus¬ setzen , die Abweichung vom Normalmittel betragen : nach Boussingault = 30° „ de Gasparin = 15 „ Quetelet = 300 „Babinet =45 „ meiner Formel = 21. Man sieht auf den ersten Blick, dass die Grösse der Abweichung vom Normalmittel in den einzelnen Jahren kein Mass des relativen Werthes der Formeln, d. h. der Übereinstimmung der Constanten der einzelnen Jahre mit M, sein kann. Wir müssen uns demnach um einen andern Prüfstein umselien; die Wahl kann nicht zweifelhaft sein, da wir nur zwei Ausdrücke für eine und dieselbe Constante haben, die Zeit¬ dauer und die Temperatursumme, und letztere hiezu nicht geeignet ist. Da jedoch der Anfang des Zeitraumes sowohl in den einzelnen Jahren, als im Normalmittel constant bleibt, so kann nur die Grösse der Differenz der Beobachtungszeiten der einzelnen Jahre mit dem Normal¬ mittel derselben, welche man in der Tafel X zusammengestellt findet, das Mass des relativen Werthes der Formeln abgeben. TAFEL X. Fehler der Constanten in Tagen nach verschiedenen Formeln. L„ B. F. L„ B. F„ L. Bq F. Lq Bo F. Lo B. F. a) Fehler der Formel von Cotte uml Boussinsfault. Acer Pseudoplatanus. Aesculus Ilippoca- stanum. Catalpa syringae- folia. Corylus Avellana. Philadelphia narius . coro- 1853 + 7 + 6 + 3 + 3 + 3 +2 + 4 0 — + 4 + 39! — —i + 2 — 1854 ±0 — 1 _ 2 H“ i + 4 + 4 + 0. — — + 2 — 7 — + 6 — — 1855 — 1 —6 — 0 — 6 — 1 — 5 0 + 2 0 0 — — 5 0 — 1856 —6 — 1 . — —3 0 — 8 u -|-3 _ 2 — 5 _ 2 — — 5 — 3 — F' ~t~ 5 ± 5 4- 5 + 2 ±4 4- 5 i 3 + 1 + 4 ±4 ? — + 6 ±2 — Prunus Padus. Ribes Grossularia. Sambucus nigra. Syringa va garis. Ulmus campestris. 1853 +8 ±o —3 —21! + 3 — + 39! ±0 _ 2 —3 +4 — + 1 +9 +i 1854 _ 2 + 1 + 2 — i + 0 — — 3 +1 —6 — l ±0 — —3 - 1855 — 1 + 2 — 1 + 13 — 1 — + 41! ±0 + 6 _ 2 —6 — + 3 + 3 —3 1856 + 8 _ 2 + 1 ± 0 —3 — — 18 —1 — —8 +2 — —5 —4 + 1 F' + 6 ±2 ±2 ? + 3 — ? ±0 ±7 + 5 + 4 — ± 5 ±6 ±2 Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 163 L° B, F. L. B» F. L. Bo Fo Lo B. F„ L. B. F. 1») Fehler der Formel von (le Cinsparin. Acer Pseudoplatanus. Aesculus Hippoca- stanum. Catalpa syringae- folia. Coryl us Avellana. Philadelphia narius. coro- 1853 + 7 + 4 - 4 + 5 +i — 1 + 1 ±0 — + 5 + 75! — + 13 ±0 — 1S54 _ 2 + 1 + 8 ±0 + 3 + & + 2 + 1 — + 2 ± 0 — + 7 — — 1855 — 10 —6 — —5 — 5 + 5 —6 — 1 + 162 ! — 11 + 16 — - 5 ±0 — 1856 — 5 — 1 — _ 2 —i — 10 0 ±0 — 4 — 3 _ 2 — —21 ±0 — F’ ± 8 + 4 ± 12 + 4 ±3 ± 7 ±3 ± 1 ? ± 7 ? — ± 12 ±0 — Prunus Padus Ilibes Grossularia. Sambueus nigra. Syringa vulgaris. Ulmus campestris. 1S53 + 10 _ 2 —5 — 19 + 8 — +89 ! —5 — 1 + 2 + 3 + 11 + 1 + 12 ±0 IS54 — 3 ±0 t-3 + 1 — 1 — ± 0 + 5 — 7 + 2 + 1 — 3 +9 + 1 — 1S55 — 3 + 6 + 0 + 16 —1 — +84 ! + 2 + 7 — 5 — 5 —25 ±0 — 8 ±0 1S56 + 11 0 + 1 — 3 _ 2 — — 6 0 — —33 + 2 + 3 —3 ± 0 ±0 F' ± 9 + 3 ±3 ±13 ±4 — ? ±4 ±4 ±14 ±4 ±14 ±4 ± 7 ±0 e) Fehler der Formel von Quetelet. Acer Pseudoplatanus. Aesculus Hippoca- stanum. Catalpa syringae- , folia. Coryl us Avellana. Philadelphus narius. coro- 1853 + 6 + 4 ±0 + 5 ±0 + 2 ±2 — 1 — + 5 +59 ! — ±0 ±0 — 1S54 —i + 0 + 1 + 0 +4 + 9 ±0 + 2 — + 1 — 6 — + 7 — — 1855 ±0 —6 — — 1 —6 + 1 —5 + 1 + 18 — 1 ± 12 — — 6 +1 — 1856 —4 ±0 — _ 2 ±0 — 12 ±0 ±0 — 5 —3 — 2 — —6 _ 2 — F' ±4 + 3 ± 1 ±3 ±3 ± 8 ±2 ±1 ±23 ±3 ? — ±6 ±i — Prunus Padus Ilibes Grossularia. Sambueus nigra. Syringa vulgaris. Ulmus campestris. 1853 + 10 — 1 —4 —20 + 6 — + 19 — 1 —4 +3 +2 + 11 + 1 +ii ±0 1854 — 3 + 1 + 3 ± o —2 — — 7 ±0 —4 —1 ±0 — 1 + 4 — 4 — 1855 — 1 + 2 + 0 + 16 _ 2 — + 12 ±0 + 6 —4 —5 —26 + 1 + 3 — 1 1856 + 11 — 1 — 1 _ 2 _ 2 — —20 ±0 — —9 + 2 — 7 —4 + 6 — 1 F’ ± 8 ±2 + 3 ±13 ±4 — ± 19 ±0 ± 5 ±6 ±3 ±15 ±3 ± 8 ± 1 d) Fehler der Formel von Babinet. Acer Pseudoplatanus. Aesculus Hippoca- stanum. Catalpa syringae- folia. Corylus Avellana. Philadelphus narius. coro- 1S53 + 5 + 5 ±0 +4 + 4 + 2 ±0 — + 5 + 75! — ± o + 2 — 1S54 — 1 ±0 ±0 ±0 + 3 + 1 + 1 — 1 — + 1 ± o — + 7 — — 1855 + 1 —5 — —3 —6 +2 —6 — 1 + 147 ! —1 + 16 — — 4 ± o — 1856 — 5 ±0 — _ 2 ±0 —8 ±0 + 2 _i_ 2 — 1 _ 2 — — 10 _ 2 — F' + 4 ±3 ±0 ±3 ±4 ±5 ±3 ± 1 — ±3 ? — ± 5 ± 2 — Prunus Padus. Ilibes Grossularia. Sambueus nigra. Syringa vulgaris. Ulmus campestris. 1853 + 10 — 1 — 3 — 19 + 7 — + 131 ! —3 ±0 + 2 + 3 + 16 + 2 + 12 ±0 1854 — 3 ±0 + 2 + 2 + 1 — + 31 + 4 —7 + 1 + 3 — 3 + 6 ± o — 1S55 — 1 + 3 — 1 + 11 ±0 — + 34! ±0 + 9 — 3 — 6 —26 + 1 — 5 _ 2 1856 + 11 — 1 +2 _ 2 — 1 — — 5 — 1 — —30 + 1 + 5 — 3 ± o +i F' + 8 ±2 ±3 ± ii ±3 — ? ±3 ±7 ±12 ±4 + 12 ±4 ± 6 ±i e) Fehler der Formel von Fritsch. Acer Pseudoplatanus. Aesculus Hippoca- stanum. Catalpa syringae- folia. Corylus Avellana. Philadelphus narius. coro- 1853 +2 +2 + 2 — l —i + 2 ±0 —3 — + 1 + 24 — —3 ±0 — 1854 + 7 +2 —3 + 3 + 7 + 5 + 3 ±0 — + 2 _ 2 — + 8 — — 1855 — 5 —6 — _ 2 — 7 _ 2 —9 _ 2 ±0 — 1 ± o — — 5 ±0 — 1856 —3 + 2 — —0 +2 _ 2 + 2 + 6 — 1 _ 2 _ 2 — + 3 + 1 — F' >6 ±4 + 5 ±1 ±6 ± 4 ±5 ±4 ±0 ±2 ± 9 ±6 ±0 21' 164 Karl Fritsch. Lo Bo F. Lo B. F„ L. Bo Fo Lo B. F. L. Bo F. Prunus Padus. Ribes Grossularia. Sambucus nigra. Syringa vulgaris. Ulmus campestris. 1853 ± 0 — 5 — 5 —23 + 2 — + 33 ! _ 2 —3 + 0 — 1 ±13 _ 2 —1 + 0 1854 — i + 7 ± 0 +4 — — 4 +* — 5 + 0 +2 — 5 + 10 —2 — 1855 _ 2 — 1 + 6 + 15 _ o — + 42 ! _ 2 +4 —3 —8 —25 + 1 + 2 —3 1856 + 13 + 1 + 2 + 0 +i — —20 +2 — +4 + 7 — 3 + 8 + 3 F' ± 5 ±5 + 5 + 13 + 3 — ? ±3 ±6 ±2 ±5 + 16 + 5 ±4 + 3 Um den Vorgang anschaulich zu machen, diene das frühere Beispiel. Aus der Tafel VII ergibt sich für Aesculus Hippocastanum a) nach der Formel von B ous sin gaul t: Lo Bo Fo M = 237-4 414-1 1857-6 Suchen wir nun zu diesen Werthen die entsprechenden Tage in der Tafel mit fortlau¬ fenden Temperatursummen, so erhalten wir 1853 28 — IV 15 — V 15 — IX1), die Beobachtung gibt aber Tafel VI, 1853 25 — IV 12 — V 13 — IX, es ist demnach R — B = F +3 -f3 4-2 (m. s. Tafel X, a ). b) nach der Formel von de Gas parin: Bo Bo Fo Tafel VII (b) M = 42-2 124-4 1244-3 Da zur Berechnung der Gonstanten nach dieser Formel eine eigene Tafel nicht ent¬ worfen worden ist, so wurde die Tafel VIII (a) auf folgende Weise verwendet Lo B Fo Nach Tafel VI, 1853 ist 25 — IV 12 — V 13 - IX „ „ VII (a) „ ist 31-9 119-1 1251-5 Es handelt sich nun darum, empirisch zu bestimmen, um wie viele Tage man vorwärts ( 4- ) oder zurück ( — ) zu gehen hat, um zu erhalten Lo = 42-2, Bo = 124-4, Fo = 1244-3 = M (Tafel VII, b). Hiezu dient nun die Tafel VIII. 1853 L0= 31-9 = 31-9 + 7-4 — 4-7 = 34-6 a) Am 15 26 IV ist IV wäre IV „ 27 — n u i 28 _ IV „ 29 — IV r „ 30 — IV r „ i- V „ daher man für L0 erhält (30 = 34-6, weil 3-8 > 4-7 = 34-6, weil 4-7 — 4-7 = 0 = 34-6 -f 8-2 — 4-7 = 38-1 - 38-1 + 6-8 — 4-7 = 40-2 , = 40-2 4- H'4 — 4-7 = 46-9 IV) — (25 - IV) r= 4- 5 r= 7? — B = F (m. s. Tafel X, b). ') Der Wertli von Fc 1857-0 gilt nur für den Zeitraum F — B , da aber in der Tafel der fortlaufenden Summen durchgehends der 1. Jänner als Ausgangstag angenommn ist, muss er um 388’7 B0 im Jahre 1853 vermehrt werden, man erhält dann F, 2246‘3, welchem Werthc das Datum 15 — JX in der Tafel mit fortlaufenden Summen entspricht. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 165 ß) Am 12 — V 1853 ist £„=119-1 an welchem Tag ist B0 = 124-4? am 13— V war Ba =119-1 -f 11-2 — 4-7 =125-6 folglich ist F= (13 — V) — (12 — V) = -)- 1 (m. s. Tafel X, b). y) Am 13 — IX 1853 ist F0 = 1251-5 an welchem Tage ist F0 = 1244-3? Am 12 — IX wäre F0 =1251-5 — (11-8 — 4-7) = 1244-4 folglich F= (12 — IX) — (13 — IX) = — 1 (m. s. Tafel X, b). c) nach der Formel von Quetelet wird der Fehler auf dieselbe Weise, wie nach jener von B o u s s in g ault, jedoch mit Hilfe der Tafel mit fortlaufenden Summen der Quadrate der täglichen Temperaturmittel gerechnet: L0 B0 F0 Aus Tafel VII (c) M = 1312 3071 28182 Freducirt auf den Anfang des Jahres 3043 31225 diese Werthe findet man : in der Tafel der Quadratsummen am 30 — IV 12 — V 15 — IX Beobachtung aus Tafel VI. 1853 25 — IV 12 — I 13 — IX £ — £ = £=. +5 ±0 +2 (m. s. TafelX.c.) b) nach der Formel von Babinet geschieht die Ausmittlung des Werthes = F wieder auf ähnliche Weise, wie nach der Formel von de Gasparin: L0 Ba F0 Nach der Tafel VII (d) 1853 510 3692 155186 „ „ „ VI am 25— IV 12— V 13— IX. An welchen Tagen wären nun die Werthe aus Tafel VII (d) = M 825 4666 162480 zu finden. Die Werthe der Tafel VII ( d ) sind aber entstanden aus der Multiplication der gleich¬ namigen Werthe der Tafel VII ( b ) mit jenen der Tafel, welche die Zahl der Tage mit Tempe¬ raturen > A ersichtlich machte und müssen daher zum Behüte der Reduction in Zeit aut die Werthe = M in ihre Factoren aufgelöst werden. a) für La 1853 ist 31-9 X 16 — 510 am 25— IV. An welchem Tage würde das Product = 825 sein? Hiezu dient wieder die Tafel VIII (a). 1853 Tafel VII ( b ) Tafel VII (d) Man hat am 25 — IV 31-9 X 16 = 510 26 — IV 34-6‘)Xl7 = 588 29 — IV 38-1 XIS = 686 30 — IV 40-2 X 19 = 764 (ist 825 am nächsten) 1 — V 46-9 X 20 = 938 folglich B — B — F— (30 — IV) — (25 — IV) — + 5 (m. s. Tafel X, d). l) Man sehe dieselbe Rechnung nach der Formel von de Gasparin. 166 Karl Fritsch. ß) für Ba 1853 ist 119-1 X 31 = 3692. An welchem Tage ist das Product = 4666 ? 1853 Man hat am 12 — - V 119-1 X 31 = 3692 13 — V 125-6 X 32 = 4019 14 _ V 129-7 X 33 = 4280 15 — V 133-5 X 34 = 4539 16 — V 136-7 X 35 = 4784 (ist 4666 am nächsten) folglich R — 23 = 2'’= (16 — V) — (12 — F) = + 4 (m. s. Tafel X, d). f) für F0 1853 ist 1251-5 X 124 = 155186 An welchem Tage ist das Product — 162480 ? Man hat am 13 — IX , 1251-5 X 124 = 155186 14 — IX , 1258-4 X 125 = 157300 15 — IX , 1265-3 X 126 = 159428 16 — IX , 1269-9 X 127 = 161277 17 — IX, 1275-1 X 128 = 163213 folglich R — B — F= (17 — IV) — (13 — V) = + 4 (m. s. Taf. X, d). e) Nach meiner Formel. X II Fa Mit den Wei’then == M aus der Tafel VII (e) 144-8 263-0 1485-1 F0 reducirt auf den Anfang des Jahres 1853 279-5 1764-6 findet man aus der Tafel mit fortlaufenden Summen der Temperatur des nassen Thermometers X B0 24 — IV 11— V die Beobachtung 1853 gibt 25 — IV 12 — V also R — B = F — — 1 — 1 15 — IX 13 — IX -)- 2 (m. s. Tafel X, e). 2 p Die Mittelwerthe von Uin der Tafel X = F' sind die Quotienten aus der Division - . Schon ein Blick auf die Tafel X lehrt, dass die Differenzen zwischen Beobachtung und Rechnung bei keiner Formel so auffallend von jener einer andern verschieden sind, dass man sich sofort für eine oder die andere zu erklären bestimmt finden könnte. Um in dieser Bezie¬ hung sicher urtheilen zu können, habe ich die Fehler in der Tafel XI nach verschiedenen Gesichtspunkten zusammengestellt : 1. Suchte ich ihre Anzahl nach den Abstufungen =0, ±1, .... bis ± 9, dann +10 bis 20, + 20 bis 30 . , 2. ihre fortlaufende Zahl in der ganzen Reihe dieser Abstufungen, 3. ihre fortlaufende Summe in dieser Reihe. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 167 TAFEL XI. Vergleichende Übersicht der Summen der Fehler nach verschiedenen Formeln. Einfache Anz ahl Fortlaufende Anzahl Fortlaufende Summ ederFehler F Cotte, Boussiu- «uit de (inspariii (iuetelet Babinet Fritsch Cotte , Boussin- gault de (Jnsparin (luctclct Babinet Fritsch Cotte , Boussin¬ gault de (iasparin (luctclct Babinet Fritsch + 0 16 19 19 18 13 16 19 19 18 13 0 0 0 0 0 + 1 19 17 21 20 13 35 36 40 38 26 19 17 21 20 13 ±2 14 10 13 15 27 49 46 53 53 53 47 37 47 50 67 ±3 15 10 4 ii 13 64 56 57 64 66 92 67 59 83 106 + 4 7 3 10 4 6 71 59 67 68 72 120 79 99 99 130 ± 0 7 13 6 9 7 78 72 73 77 79 155 144 129 144 165 ± 6 8 4 9 4 3 86 76 82 81 82 203 168 165 168 183 + 7 2 3 3 3 5 88 79 85 84 87 217 189 186 189 218 ±8 4 3 0 1 3 92 82 85 85 90 249 213 186 197 242 ±9 1 1 2 1 1 93 83 87 86 91 258 222 204 206 251 10— 20 3 11 ii 8 4 96 94 98 94 97 303 361 367 311 302 20— 30 o 2 2 2 4 98 96 100 96 99 348 407 413 367 394 30— 40 2 i — 1 1 100 97 rt 97 100 387 440 r> 398 427 40— 50 1 — — — 1 101 rt n 1? 101 428 n n » 469 50— 60 — — i — — — rt 101 rt — n 472 n 60— 70 — — — — — — rt — rt — n n J! rt n 70— 80 — i — 1 — — 98 — 98 — rt 515 473 n 80— 90 — 2 — 1 — — 100 — - 99 — rt 688 n 557 n 90—100 — — — — — — n — t) — „ 7» n n „ 100—110 — — — — — — n — rt — rt n T) n rt 110—120 — — — — — — rt — — rt n n r> rt 120—130 — — — — — — rt — n — n n n n n 130—140 — — — 1 — — V — 100 — rt V rt 688 n 140—150 — — — 1 — — n — 101 — rt n n 835 n 150—160 — - — — — — rt — - — n n n rt „ 160—170 — 1 — — — — 101 — — — n 856 n rt rt Zu 1. Man sieht, dass kleine, innerhalb der Grenzen für die Sicherheit der Beobachtung- liegende Fehler bei allen Formeln die zahlreichsten sind; einzelne extravagante oder sehr grosse Fehler entstehen nur durch die Anwendung der Formeln von de Gasparin und Babinet, kaum mehr durch jene von Quetelet. Zu 2. Da die Gesammtzahl der Fehler nahezu 100 (genau 101) ist, so lassen sich in dieser Abtheilung die Procent-Verhältnisse von Stufe zu Stufe übersehen. Bei allen Formeln fällt reichlich die Hälfte der Fehler innerhalb der Grenzen der Beobacbtungsfehler = ± 3. Die meisten kleinen Fehler 19°/0 mit 0, 40% bis + 1, 5S°/0 bis + 2 gibt die Formel von Que¬ telet, doch kommt ihr auch jene von Babinet und die meine in dieser Beziehung nahe; bis zu den Stufen ±3, ± 4, + 5 erreicht meine mit 66%, 72%, 79% entschieden das Über¬ gewicht. Zu 3. Am entscheidensten ist wohl die durch alle Stufen fortlaufende Summe des Betrages der Fehler. Sie erreicht nach de G a s p a r i n „ Babinet „ Quetelet Sie erreicht nach Fritsch „ „ „ Boussingault 469 428 V n 856 835 472 T 168 Karl Fritsch. Die Rangordnung der Formeln wäre demnach nach 1. I. Bous singault, Fritsch, II. Quetelet, III. Babinet, de Gasparin; nach 2. I. Quetelet, II Fritsch, Babinet, III. Bo ussingault, de Gasparin; nach 3. I. B o ussingault, II. Fritsch, Quetelet, III. Babinet, de Gasparin. Hiernach wäre nur noch zwischen den Formeln von Boussingault, Frits.ch und Quetelet zu entscheiden. Die Wahl kann nicht schwer werden. Bei den beiden ersteren ist die Rechnung viel einfacher als bei der letzten; meine Formel setzt aber die Beobachtungen des Psychrometers voraus, welche weit seltener als jene des gewöhnlichen Thermometers angestellt werden. Die Entscheidung für die Formel von Boussingault stimmt, wie ich schon früher angeführt habe1) mit den Ansichten von de Candolle, Cohn, Lachmann, Hess und FI off mann iiberein, oder sie haben sich doch wenigstens dieser Formel zu ihren Unter¬ suchungen bedient. Selbst Quetelet, der für eine beträchtliche Zahl von Pflanzenarten Temperatur-Constanten gerechnet hat3), bedient sich derselben neben der von ihm aufgestellten. Doch gibt sowohl meine als die von Quetelet aufgestellte Formel ebenfalls genaue, ja genauere Resultate als die einfache Summe der Temperaturen. Obgleich alle diese Gründe ausreichen dürften, die Formeln von Babinet und de Gasparin als minder brauchbar zu erklären, wenn man auch davon absehen wollte, dass die Bestimmung der Anfangstemperatur = A sehr schwierig ist, so lassen sich auch noch andere gewichtige Gründe anführen; wenn man die bereits erwähnten extravaganten Fälle näher betrachtet. (M. s. Tafel X.) Nach der Formel von de Gasparin ist Hbei Catalpa syringaefolia F0 1855 = -f 162 Tage, obgleich die Temperatur-Constante (Tafel VII) nur -f 15 9 6 vom Nox’malmittel abweicht. Mit dem Werthe von A = -)- 7?4 würde die Temperatur-Constante F0 1855 = 69 IG, welche für den 28. Oc-tober gilt, dem Normalwerth = 707*8 sich bereits genähert haben (Tafel VIII) am 29. um 4-3?9, am 30. um +4?2, am 31. October -(- 6 ° 9, am 1. November + 9°1, am 2. um -)-10?7 und dennoch erreichte sie den Rest von 4V9 erst am 8. April des folgenden Jahres, weil in der Zwischenzeit das Tagesmittel der Temperatur fast nie + 7°4 = A erstieg. Nach der Foi’mel von Boussingault hingegen ist F — -f- 2, nach meiner = + 0, nach Que¬ telet schon + 18 und steigt bei Babinet auf J- 147 aus ähnlichen Gründen, wie bei der Formel von de Gasparin. Nach diesem Beispiele stelle ich die am meisten extravaganten Fehler nach Tafel X zusammen. Name der Pflanze Jahr Phase Boussin¬ gault Gasparin Quetelet Babinet Fritsch Datum der Beobach¬ tung Calalpa syringaefolia . . . 1855 Fo + 2 + 162 + 18 + 147 ± o 28. October. Corylus Avellana .... 1853 Bo + 39 + 75 + 59 + 75 + 24 19. Jänner. Sambucus nigra . 1853 L. +39 + 89 + 19 + 131 + 33 17. December. n . . 1855 Lo + 41 + 84 + 12 + 84 + 42 27. Syringa vulgaris . 1856 Lo — 8 — 33 — 9 — 30 + i 18. März. Mittel . + 26 ± 89 + 23 + 93 4-21 *) Man sehe den Abschnitt: „Nähere Betrachtung des Einflusses der Temperatur“. 2) Man sehe: Sur le climat de la Belgique. Chapitre IV, p. 126. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 169 Grosse Unterschiede der Beobachtung gegen die Rechnung kommen, wie man sieht, nur in den Wintermonaten vor, wo der Stillstand in der Entwickelung der Vegetation nur selten eine Unterbrechung erleidet. Auf die ungewöhnlichen und sehr vorübergehenden Erschei¬ nungen in dieser Jahreszeit wird wohl keine Formel sich mit befriedigendem Erfolge an wenden lassen. Daher beginnt auch Quetelet seine Berechnung einige Tage nach dem Aufhören der Fröste, und ich würde mich ebenfalls lieber für diese Epoche als für den Anfang des Jahres entschieden haben, wenn nicht beinahe in jedem Jahre im ersten Frühjahre häufige Unterbrechungen in der ersten frostfreien Periode eintreten würden, welche die Wahl des Datums sehr erschweren. Da mau aber, falls man sich von der Genauigkeit einer Formel, wie jener von Boussing au 1 1, Quetelet oder der meinen überzeugt hat, die Temperatur-Constanten, wie dies Quetelet gethan hat, aus mehrjährigen Beobachtungen rechnen kann, in welchen sich die Temperatursprünge beträchtlich vermindern oder ganz verlieren , so erscheint der Vorschlag von Quetelet vollkommen begründet. Aber in diesem Falle stimmt der meine, die Berechnung der Temperatursummen mit Anfang des Jahres zu beginnen, im Grunde überein, weil die Temperaturen erst summirt werden, wenn sie den Gefrier¬ punkt übersteigen, was bei den normalen oder mehrjährigen Tagesmitteln der Tempe¬ raturen in unseren Ivlimaten nicht zu Anfang des Jahres, sondern etwa um die Mitte Februar der Fall ist. So weit war meine Arbeit gediehen, als mir mit dem „32. Jahresberichte der schle¬ sischen Gesellschaft für vaterländische Cultur“ in Breslau (1855) (ausgegeben 1857) bekannt wurde, dass sich Professor Dr. Lachmann in Braunschweig ebenfalls mit einer umfassenden Prüfung der Formeln , welche bisher für den Einfluss der Temperatur auf die Entwickelung der Pflanzen aufgestellt worden sind, beschäftigte und die Resultate dieser Arbeit in dem eben citirten Jahresberichte niederlegte, unter dem Titel „Die Entwickelung der Vegetation durch Wärme nach 30jährigen Beobachtungen an 24 Pflanzen, verbunden mit gleichzeitigen dreissigjährigen meteorologischen Beobachtungen in Braun¬ schweig“. Lachmann hat sich ebenfalls , wenn gleich grösstentheils aus andern Gründen , welcher Umstand indess um so mehr für die Richtigkeit des Resultates der Unter¬ suchung sprechen dürfte, für die einfachen Summen der Temperatur entschieden, welche er für die Blüthezeit einer jeden der 24 beobachteten Pflanzenarten und für jedes einzelne Beobachtungsjahr in einer Tafel zusammenstellt, und dann in ein Normal¬ mittel vereint. Bei diesem Vorgänge hat Lachmann nicht einen fixen Zeitpunkt gewählt, von welchem die Summirung der Temperaturgrade zu beginnen hätte, sondern einen mit jedem Jahre veränderlichen, welcher mit dem Tage angenommen worden ist, an welchem die Vegetations- thätigkeit im Allgemeinen dauernd und wahrnehmbar geworden ist, in Folge ruhiger Zunahme der Temperatur und nach dem Aufhören der letzten, mehrere ganze Tage umfassenden Kälteperiode. Den normalen Zeitpunkt, von welchem bei Summirung der mittleren Tagestemperaturen auszugehen ist, findet Lachmann für Braunschweig am 21. Februar im Durchschnitte 30jäh- riger Beobachtungen. Aus 40jährigen Beobachtungen ergibt sich für Prag als der Tag, an welchem sich die mittlere Temperatur bleibend über den Gefrierpunkt erhebt, ebenfalls der Denkschriften der mathem.-uaturw. Cl. XV. Bd. 170 Karl Fritsch. 21. Februar1). Nur an einem einzigen Tage seit 1. Jänner steigt die normale Tagestemperatur über 0°, nämlich am 10. Februar mit 092. In einer noch längeren Beobachtungsreihe würde sich ohne Zweifel auch an diesem Tage ein negatives Tagesmittel ergeben haben. Geht man also von normalen Daten aus, so bleibt die Constante irgend einer Entwickelungsphase dieselbe, man mag die Temperatur vom Anfänge des Jahres oder dem Tage, an welchem sie sich über den Gefrierpunkt erhebt, zu summiren beginnen. Wenn man übrigens noch bedenkt, dass die mittleren Tagestemperaturen fast in jedem Jahre solchen Schwankungen unterliegen, dass man in grosser Verlegenheit ist, den Tag zu wählen, von welchem aus man die Summirung der Temperaturen beginnen soll, wenn man ferner noch erwägt, dass die Rückkehr von nega¬ tiven Temperaturen sehr oft nicht blos einen Stillstand in der Entwickelung der Pflanzen, sondern vielmehr einen Rückgang durch theilweise Zerstörung des bereits Entwickelten zur Folge haben kann und sich somit auch das unzweideutige Erwachen der Pflanze aus dem Winterschlafe , wenn man davon ausgehen wollte, als kein sicherer Anfangspunkt erweist, so sieht man um so mehr die Nothwendigkeit ein, von einem fixen Zeitpunkte auszugehen, sal hiedurch die Berechnung einer mehrjährigen Beobachtungsreihe ungemein einfach wird. Erhält man noch überdies übereinstimmende Gonstanten der einzelnen Jahre , wie bei der Annahme des fixen Zeitpunktes mit Anfang des Jahres, so wird man nicht weiter anstelien, die Summirung der Temperaturen von einem mit jedem einzelnen Jahre veränderlichen Zeit¬ punkte aufzugeben. Kalender der Flora von Wien2). Nach dem am Schlüsse des vorigen Abschnittes Dargestellten ist es bei einer längeren Beobachtungsreihe genügend, die mehrjährigen Tagesmittel der Temperaturen über dem Gefrierpunkt zu rechnen und daraus die fortlaufenden Summen abzuleiten. Man ersieht die¬ selben für den Zeitraum (1852 bis 1856) von fünf Jahren, den die Beobachtungen im bota¬ nischen Garten zu Wien bisher umfassen, aus der Tafel XII. Ist der mittlere Tag der Belau¬ bung , Blüthe u. s. w. der einzelnen Pflanzenarten aus einer gleichzeitigen Beobachtungsreihe bestimmt, so findet man aus der Tafel XII sogleich die demselben entsprechende Temperatur- Constante. TAFEL XII. Fortlaufende Summe der fünfjährigen (1852 1856) Tagesmittel der Temperaturen über 0°. j Jänner Februar März April M ai Juni Juli August Septemb. October Xovemb. Deceinb. I I °5 1 - 88°3 175?6 38l95 75 1 98 1 2 1 1 9 7 1706?9 •2176?1 25289ö 278797 •288499 2 2-3 42 ■ 9 90*5 180-6 390-8 767-1 1225-1 1725-7 2190-6 2540-5 2793-7 2886-7 3 1 2-9 43-5 92- 1 186-3 400-2 782-8 1239-0 1743-5 2203-0 2550-7 2798-5 2888 • 2 I .V 6 44 ’ 4 94-3 192-4 409 ■ 8 798-0 1254-3 1760*9 2215-1 2560- 1 2803 • 1 2890 • 2 *) Man sehe: Fritsch, Meteorologie für den Horizont von Prag, S. 162. -) Durch diese Aufschrift soll mehr das künftige Ziel der Beobachtungen als der Gegenstand bestimmt sein, weil ich vorläufig nur im botanischen Garten angestellte Beobachtungen zum Entwürfe des Kalenders verwenden kann, indem die im Freien angestellten erst mit 1855 beginnen die wiinschens Wierthe Ausdehnung zu erhalten. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 171 Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. Ootober Novemb. Decemb. 5 499 40?0 96?6 20094 41S?8 813?6 126899 1765°8 2227 94 2569?6 2807 9 1 289294 G 6-2 49-7 97 'S 209-3 425-9 828 • 3 1283-1 1781-0 2239-9 2579-4 2811-3 2894-6 7 7'4 52-8 99-4 21S-3 435-1 841-1 1298-7 1795-3 2252 ■ 6 2589-7 2815-4 2896-4 8 8-9 5G * 1 111*2») 226-1 444-9 S55-3 13151 1810-3 2264-1 2599-0 2820-1 2897-3 9 10-3 59-8 113-7 232-0 455-0 870-1 1332-0 1825-4 2275-9 2608-2 2826-1 2898-7 10 11-8 G2 * 9 116-9 238-1 4G5 *5 884-2 1348-6 1840-4 2287-5 2617-4 2830-5 2900-5 ii 13-5 65*4 120-2 243 • 7 478-2 899-5 1364-1 1855-8 2299-6 2626-8 2835-0 2901-5 12 14-9 67-9 123-1 250-5 491-2 915-0 1379-6 1870-9 2310 • S 2635-8 2837-7 2902-0 13 15-8 70-5 125-1 257-6 503-1 930-8 1396 8 1886-2 2322*1 2645-0 2839' -1 2902-7 14 17-0 73-0 127-4 264-5 515-6 946-7 1413-2 1902-0 2333-9 2653-6 2841-7 2904-1 15 18-6 74*5 129-0 271-7 527 • 5 962-0 1429-4 1917-7 2345-2 2663-4 2844-7 2906-5 IG 20-6 76-2 130-8 276-5 538-8 977-5 1446-3 1933-0 2357 * 1 2672-2 2848 ■ 5 2909-8 17 22-7 77-1 132-3 281-8 550-4 992-9 1463-6 1947-9 2369-3 2681-0 2853-5 2911-8 18 24 2 78'3 133-4 286-4 562-1 1009-3 1480-0 1961-6 2381-6 2689-1 2858-6 2913-1 19 25'4 78-4 134-7 292-1 573-2 1023-9 1495-9 1975* 7 2394-7 2697-1 2861-9 2913-6 20 26-5 78-6 136-3 301 • 1 583-9 1039-7 1510-9 1990-5 2407-5 2705-2 2863-7 2914-1 21 27-1 78-7 138-1 308-3 595-6 1053-2 1526-2 2006-2 2420-1 2713-0 2865-9 2915-5 JO 27-8 78-7 140-9 315-2 609-0 1066-5 1541-1 2022-4 2431-3 2720-6 2868-0 2917-7 23 29-0 78*7 145-0 322 * 2 622-9 1080-7 1557-2 2038-2 2441-8 2728-7 2870-7 2919-3 24 30-6 79-3 149-1 327-8 636-8 1094-1 1574-0 2054-0 2452 • 9 2736-4 2874-6 2919-6 23 31-3 80-2 152-4 334-1 650-1 1107-3 1591-9 2069-1 2463-6 2744-6 2876-9 2920-9 20 32-7 81-4 155-0 340-7 662-9 1121-3 1608-3 2085-0 2472-8 2751-8 2878-2 2923-0 27 34 ’0 83-6 157-6 347-8 677-3 1136-6 1623 '8 2100-1 2481-9 2758-7 2878-8 2924-1 28 35 2 85-0 160-4 355-5 692 • 7 1163-0 1640-3 2115-7 2492-8 2765-0 2879-7 2924-5 29 35-7 86-1 163-2 363-5 707-3 j 1179-3 1656-6 2131-9 2504-6 2771-0 2880-7 2924-8 30 36-9 • - 166-2 371-3 722-3 1196-1 1672-8 2147-0 2516-1 2776-1 2882-8 2925-1 31 38-5 — 170-4 — 737-2 — 1689-1 2161-7 — 2781-8 2925-8 Die fünfjährigen Mittel der Vegetations-Beobachtungen sind in der Tafel XIII enthalten, welche in chronologischer Folge der Daten die Pflanzen enthält, für welche fünfjährige Auf¬ zeichnungen ohne Lücken (d. h. dieselbe Phase muss bei einer Pflanzenart in jedem der fünf Jahre beobachtet worden sein) vorliegen. Die erste Spalte enthält die chronologische Reihen¬ folge der Tage, an welchen sich irgend ein fünfjähriges Mittel ergab, die nebenstehende Zahl in Klammern bedeutet den mittleren Fehler des normalen Datums. Es wurden nämlich die Daten der einzelnen Jahre mit letzteren verglichen und die fünf Differenzen ohne Rücksicht auf dieZeichen -fl oder - — summirt und durch vier dividirt; der Quotient war nun die gesuchte Zahl. Die dritte Spalte enthält den Namen der Pflanze, die vierte die Phase, L-. bedeutet erstes Sichtbarwerden der Laubblattoberfläche, B . die ersten Blüthen, F die ersten reifen Früchte, Lfn den vollendeten Laubfall; sämmtliche Phasen sind in der Weise bestimmt, wie sie in dieser Abhandlung an dem betreffenden Orte bereits dargestellt worden ist. Die letzte Spalte macht die Lage des Standortes, ob er nämlich vorherrschend besonnt ( + ) oder beschattet ( — ) in beiden Beziehungen indifferirt ( ± ), gegen Norden = N, oder Westen = W abgedacht war (andere Neigungen des Bodens kommen im botanischen Garten nicht vor) ersichtlich. Die Zeichen -|- oder — ohne Buchstaben bedeuten einen horizontalen Standort. *) Diese und alle folgenden Zahlen um 10 zu verkleinern. 172 Karl Fritsch. TAFEL XIII. Fünfjährige Mittel der im k. k. botanischen Garten zu Wien angestellten Vegetationsbeobachtungen. Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Jänner April 17 (28) Sambuctts nigra . L„ — N 5( 3) Amygdalus divaricata . L. + 5 ( 3) n n . Bo + Februar 6 ( 1) Rosa canina . . . L. ± 14 (18) Corylus Avellana . Bo — N 7 ( 8) Ainus cordifolia . B. + •21 (2(i) Eranthis hiemalis . Bo + N 7 ( 1) Amygdalus communis . Lo + 7 ( 6) Cytisus biflorus . L„ — N März 7 ( 3) „ elongatus . Lo — N 2 (19) Caragana fruteseens . L, + N 8 ( 6) Amygdalus nana . L. + 2 ( 9) Crocus susianus . B„ + 8 ( 9) Anemone pratensis . B. + N 2 (13) Galanthus nivalis . Bo + 8 ( 8) Berberis vulgaris . Lo + 3 ( 9) Crocus praecox . B. + 8 ( 3) Clematis Vitalba . Lo + W 4 (13) Ainus glutinosa . B. ± 8 ( 5) Corylus Avellana . L. — N 4 (27; Eides aureum . L. ± 8 ( 9) Populus alba . B. + N 7 (15) Hepatica triloba . Bo + N 8 ( 4) Tussilago Petasites . Bo ± N 8 (14) Eides Grossularia . L. — N 9 ( 3) Betula alba . L. + N 8 (10) Tussilago Far/ara . B. + N 9 ( 4) Colutea arborescens . Lo + N 14 (32) Primula Auricula . B„ ± N 9 ( 4) Pulmonaria ofßcinalis . Bo + X 14 (14) Spiraea ulmifolia . L, — N 9 ( 4) Spiraea hypericifolia . L. -X 15 (15) Daphne Mezereum . Lo + N 10 ( 5) Aesculus Paria . Lo + x 17 (17) Syringa persica . Lo ± 10 ( 4) Ainus glutinosa . Lo + 20 (12) Econymus europaeus . Lo — N 10 ( 5) Crataegus Oxyacantha . Lo + 21 ( 4) Sambucus racernosa . L„ — N 10 ( 5) Cytisus Laburnum . Lo ± x 25 (10) Philadelphus coronarius . Lo — 10 ( 5) Lonicera Xylosteum . Lo — X 25 (14) Spiraea ulmifolia . Lo + 11 ( 7) Anemone nemorosa . . . B. 27 ( 7) Cornus mascula . Bo + 11 ( 2) Carpinus Betulus . Lo + x 27 ( 0) Populus canescens . B. ± 11 ( 6) Populus balsamifera . Lo ± 28 ( 8) Spiraea chama ed r yfol ia . L. 4- 12 ( 8) Astragene alpina . L. +w 29 ( 5) Crocus vernus . B, + 12 ( 7) Populus balsamifera . B. ± 29 (11) Pinus Larynx . Lo — N 12 ( 6) Prunus avium . L. - N 29 (10) Taxus baccata . B„ + 12 ( 9) Rosa gallica . Lo - N 29 ( 6) Yiburnum Opulus . Lo — 13 (11) Glechoma kederacea . B. + X 30 ( 5) Syringa vulgaris . L. + 13 ( 5) Uippophac rhamnoides . L. + 31 (10) Ficaria ranunculoides . Bo + 13 ( 4) Hyacinthus orientalis . Bo + 31 ( 7) Kerria japonica . Lo — 13 ( 6) Negundo fraxinifolium . B. + 31 ( 6) Eubus Tdaeus . L. + N 13 ( 9) Populus dilatata . Bo + X 31 ( 4) Sambucus racernosa . Lo - N 13 ( 8) Prunus acida . L. ±x 31 ( 0) Spiraea opulifolia . L, — N 14 ( 2) Amygdalus communis . B, + 31 ( 4) Viola odorata . Bo + N 14 ( 8) Euphorbia Cyparissias . Bo + X 14 (12) Ilex Aquif olium . L. — April 14 ( 6) Muscari racemosum . * Bo + 14 ( 4) Ribes Grossularia . B. — N 1 (12) Potentilla alba . B. + N 15 ( 4) Corylus Colurna . L. + X 2 ( 7) Anemone Pulsatilla . Bo + N 15 ( 6) Evonymus latifolius . L. + x 2 ( 8) Eides nigrum . Lo ± 15 ( 6) Negundo fraxinifolium . Lo + 3 ( 0) Cornus alba . Lo — N 15 ( 3) Py7'us communis . Lo + 3(10) „ sanguinea . L„ — 16 ( 7) Acer tataricum . L„ ± N 3 ( 6) Eosa alpina . Lo — 10 ( 7) Ado?iis vernalis . B„ — N 3 ( 3) Ulmus effusa . . B„ ± 16 ( 5) Muscari botryoides . Bo + 4 ( 5) Ulmus campestris . Bo ± 16 ( 5) Ostrya viägaris . L. + 4 ( 7) Prunus Padus . L. — N 10 ( 7) Eibes alpinum . B. — N über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 173 Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort April April IG( 8) Populus alba . Lo ± N 25 ( 7) Robinia viscosa . L. + N IG ( 8) „ nigra . Bo ± 25 ( 8) Salisbui'ia adiantifolia . L. ± 1G( 7) Ulmus eampestris . L. + 23 ( 9) Tilia parvifolia . L. ± N 17 ( 7) Aesculus flava . .L. + 26 ( 6) Acer Striatum . L. + N 17 ( 8) n Mippocaslanum . Lo + N 26 ( 7) Amygdalus nana . B. + 17 ( G) Primus dornest ica . Lo — N 26 ( 9) Pinus picea . L. ± 17 ( 5) „ serotina . L. + N 2G ( 9) Platanus occidentalis . Lo ± N 17 ( 6) Clmus effusa . Lo ± 26 (13) Tilia grandifolia . L. ± 1S( 8) Amygdalus americana . L. — 26 ( 7) Vitis vinifera . L, + W 18 ( 5) Buxus sempervirens . Lo ± 27 ( 6) Barbarea vulgaris . Bo + N 18 ( 3) Cydoniajaponica . B. ± 27 ( 5) Berberis Aquifolium . Lo — N 18 ( S) Populus dilatata . Lo 4- N 27 ( 7) Prunus spinosa . Bo + 18 ( 5) Prunus Padus . Bo — N 27 ( 9) Taxus baccata . Lo + 19 ( 8) Acer platanoides . Bo + N 28 ( 5) Acer campestre . L. + 19 ( 5) Prunus Mahaleb . Lo ± N 28 ( 7) „ sacharinum . Lo + N 19 ( G) Pyms Sot'bus . L. + 28 ( 9) Plantago saxatilis . B. + N 19 ( 7) Populus graeca . Lo + N 28 ( 2) Spartiumjunceum . Lo ± N 19 ( 7) „ nigra . L„ ± 29 ( 6) Carpinus orientalis . L„ + N 19 ( 7) Vinca minor . B. ± N 29 ( 6) Fraxinus Ornus . L„ ± N 20 ( 9) Aurinia saxatil is . Bo ± N 29 (10) Fumaria officinalis . B, + N 20 ( G) Elaeagnus kortensis . Lo + 29 ( 7) Scilla amoena . B. + 20 ( 7) Bibes aureum . Bo ± 30 ( 6) Acer Pseudoplatanus . L. + 20 ( 5) Pinus Cedrus . L. + N 30 ( 6) Caltha palustris . B„ — 20 (10) Platanus orientalis . L. + N 30 ( 8) Pyrus communis . Bo + 20 ( 7) Pyrus Aria . L. + 30 ( 8) Vinca herbacea . B. + N 20 (10) Populus canescens . Lo ± Mai 20 ( 7) Bibes aureum . Bo 4- 1 ( 9) Celtis occidentalis . L. + N 20 ( 7) Taraxacum officinale . B„ + N 1 ( 8) Sambucus racemosa . Bo — N 20 ( 8) Tulipa suaveolens . B. + 1 ( 9) Celtis australis . L„ ± 21 ( 7) Amygdalus americana . B„ — 2 ( 8) Cytisus elongatus . B. — N 21 ( 7) Potentilla verna . Bo ± N 2 ( 9) Euphorbia palustris . Bo + N 21 (12) Robinia hispida . L, + N 2(10) Frag aria vesca . Bo + N 22 ( 8) Aristolochia Sipho . Lo +AV 2 ( 9) Lonicera Xylosteum . B„ — N 22 ( 8) Evonymus latifolius . L. ± N 2 ( 7) Narcissus poeticus . Bo + 22 ( 8) Fagus silvatica . Lo ± N 2 ( 6) Potentilla chrysantha . B. + N 22 ( G) Fritülaria Meleagris . Bo + 2 ( 8) Prunus Mahaleb . B, + N 22 ( 9) Juglans regia . Lo + 2 ( 9) „ Padus . Bo — N 22 ( 4) Narcissus italicus . B. + 2 ( 4) Tulipa silvestris . B. 4- 22. ( 6) Orobus vernus . B„ — N 3 ( 7) Acer campestre . B„ + 22 ( 5) Scilla italica . Bo + 3 ( 5) Carpinus orientalis . B. + N 23 ( 6) Carpinus Bctulus . B, + N 3 ( 7) Frag aria coli in a . Bo + N 23 ( 8) Cissus hederacea . Lo +W 3 ( 5) Fraxinus excelsior . L„ + N 23 ( 9) Rhamnus catharticus . L. 3 ( 5) Narcissus grandißorus . B. + 24 ( 5) Berberis Aquifolium . Bo — N 4( 8) Acer Striatum . B„ ± N 24 ( 6) Cotoneaster vulgaris . Bo ± 4- (12) Celtis australis . B„ ± _ 24 ( 8) Iris pumila . Bo 4( 3) Cercis Süiquastncm . Lo ± N 24 ( 5) Koelreuteria paniculata . L. + N 4 ( i) Doronicum Pardaliancher .... Bo + N 24 ( 9) Prunus avium . B. — N 4 (10) Viburnum lantanoides . Bo ± 24 ( 9) Bhamnus catharticus . Lo — N 5 ( 9) Astragalus illyricus . Bo ± N 24 ( 9) B/ms typhina . L. + NW 5 (12) Celtis occidentalis . Bo ± N 25 ( 8) Epimedium alpinum . Bo — 5 ( 7) Cytisus biflorus . B. — N 25 ( 8) Prunus spinosa . L. + 5 (12) Morus alba . L„ + 25 ( 6) Quercus Cerris . L„ + N 5 ( 7) Potentilla argentea . B. + N 25 ( 6) r, pedunculata . Lo ± 6 ( 9) Atragene alpina . B„ +W 25 ( 8) Prunus acida . F. + N G ( 9) Caragana arborcscens . Bo — 25 ( 5) | Robinia Pseudoacacia . Lo ± 6 ( 4) Cerastium arvense . B„ — N 174 Karl Fritsch. Monat u. Tag Name der Pflanze" Phase Stand¬ ort Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Mai 6 ( 7) Olobularia vulgaris . B„ ± N Mai 18 ( 8) Cornus alba . Bo — N 6 ( 6) Spiraea chamae Iryfolia . + 18 ( 7) Crataegus Oxyacantha . B. ± 7 ( 5) Anemone sylvestris . B. — N 18 (10) Fraxinus Ornus . Bo ± N 7 ( 8) Catalpa syringaefolia . L„ — N 18 ( 4) Lychnis Yiscaria . Bo + N 7 ( 6) Convallaria Polygonatum .... B„ + 18 ( 9) Morus alba . B. + 7 ( 8) Daphne alpina . B„ + 18 ( 5) Pinus sileestris . B. — 7 ( 5) Hybiscus syriacus . L„ — iS IS ( 3) Potentilla Tormentilla . Bo + N 7 ( 4) Isatis tinctoria . . ■ . B„ ± N 18 ( 7) Salvia pratensis . B„ + N 7 ( 6) Lonicera tatarica . B„ — 19 ( 9) Asparagus officinalis . B„ + 7 ( 5) Pinus Cembra . L„ + NW 19 ( 4) Leuca/nthemum vulgare . B„ + N 7 ( 8) „ nigra . B„ + N 19 ( 8) Malricaria Chamomilla . Bo + N 8 ( 6) Acer Pseudoplatanus . Bo + 19 ( 6) Papaver Rhoeas . Bo + N 8 ( S) Aesculus Hippocastanum . Bo + N 19 ( 5) Rhamnus Frangula . Bo + 8 ( 8) Alchemilla montana . Bo + N 19 ( 5) Pinus Laricio . Lo ± N 8 ( 8) Amorpha fruticosa . L. — N 20 ( 4) Aristolochia Sipho . B„ +w 8 ( 7) Convallai'ia majalis . Bo + 20 ( 7) Armeria vulgaris . Bo + 8 ( 5) Oorylus Avellana . B„ — N 20 ( 6) Geum urbanum . B. + N 8 ( 5) Getan rivale . B„ + N 20 ( 4) Memerocallis grmninea . B. + 8 ( 6) Paulownia imperialis . Lo ± N 20 ( 3) Ranunculus nemorosus . B. — 9( 5) Asphodelus luteus . Bo ± N 20 ( 7) Rosa alpina . B„ — 9 ( 8) Garagana frutescens . B„ + N 20 ( 5) Salvia silvestris . Bo ± 9 ( 8) Gleditschia triacanthos . L„ + N 21 ( 5) Aguilegia glandulosa . B. — 9 ( 7) Iris bißora . B. + 21 ( 7) Geranium sanguineum . B„ + N 9 ( 6) Paeonia tenuifolia . B. — 21 ( 7) Pinus Laricio . B. ± N 9 ( 8) Pinus nigra . Lo + N 21 (10) Potentilla hirta . B„ + N 9 ( 7) Plantago lanceolata . B„ ± N 22 ( 9) Dracocephalum austriacum .... Bo — N 9 ( 7) Spiraea hypericifolia . B, — N 22 ( 7) Evonymus europaeus . B„ — N 9 ( 8) Syringa vulgaris . B. + 22 ( 6) Iris sibirica . B„ -1" 9 (16) Yeronica officinalis . B. + N 22 ( 8) Oxalis stricta . B„ — 10 ( 8) Aesculus Paria . B„ ± N 22 (10) Robinia hispida . B„ + N 10 ( 9) Kerria japonica . Bo — 22 ( 6) Rubus Idaeus . Bo T N 10 ( 5) Ptelea trifoliata . Lo + 22 ( 6) Sambucus nigra . B„ — N 12 ( 6) A esculus flava . B. ± 22 ( 5) Thalictrum aquilegifolium .... B, ± 12 ( 6) Crataegus monogyna . B„ + N 22 ( 6) Thymus Serpyllum . B„ + N 12 ( 6) Rheum rhaponlicnm . B„ + N 23 ( 5) Achillea tomentosa . Bo + * 12 ( 3) Tulipa oculus solis . B„ + 23 ( 5) Allium fistulosum . B„ r 13 ( 8) Aristolochia Clematitis . Bo ± N 23 ( 6) Helianthemum vulgare . Bo + 13 ( 8) Berberis vulqaris . B. + 23 ( 4) Pinus Strobus . Lo + 13 ( 8) Evonymus latifolius . B„ ± N 23 ( 5) Valeriana Phu . B. + N 13 ( 4) Ranunculus acris . B„ — 24 ( 7) Prunus serotina . B„ + N 14 ( 6) Aster alpinus . B. + N 24 ( 6) Spiraea opulifolia . B. - N 14 ( 8) Juglans regia . B0 + 25 ( 6) D ianthu s plumarius . B„ + N 14 ( 4) Quercus Cerris . Bo ± N 25 ( 5) Festuca ovina . B. 15 ( 7) Acer tataricum . B, ± N 25 ( 5) Yincetoxicum fuscatum . Bo ± N 15 ( 6) Cytisus Laburnum . B„ ± N 25 ( 4) Pinus Pumilio . Lo ± 15 ( 5) Iris germanica . B„ + 25 ( 4) Pinus rotundata . L„ ± 15 ( 8) Potentilla fruticosa . B„ ± N 25 ( 8) Polygonum Bistort a . B. + N 15 ( 7) Pyrus Sorbus . Bo + 25 ( 7) Secale cereale hybernum . Bo + 15(5) liheum undulatum . B„ + N 25 ( 5) Solidago leucanthemifolia . Bo + N 16 ( 4) Spiraea ulmifolia . Bo + 25 ( 5) Symphytum officinale . B. + N 16 ( 7) Pinus sylvestris . Lo — 26 ( 4) Centaurea dealbata . Bo + N 17 ( 4) Cercis Siliquastrum . B„ ± N 26 ( 5) Dictamnus Fraxinella . Bo ± 17 ( 6) Paeonia Moutan . Bo + 26 ( 7) Nymphaea alba . Bo + 17 ( 5) „ ofßcinalis . B. ± 26 ( 2) Papaver orientale . B. + 17 (11) Potentilla anserina . B„ + N 26 ( 7) Pinus Pumilio . B„ ± 17 ( 7) Yeronica austriaca . K„ + N 26 ( 6) Pinus uncinata . 1 L. ± Uber den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 171 Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Mai Juni •26 (13) Plantago Cgnops . Bo + N 9 ( 3) Anthemis tinctoria . Bo — N •26 ( 6) Poa pratensis . Bo + 9 ( 5) Digitalis lutea . Bo + N •26 ( 7) Rumex Acetoselia . B„ — N 9 ( 1) Ptelea trifoliata . Bo + •26 ( 8) Scorzonera hispaniea . B. + N 10 ( 7) Coronilla varia . B„ - N •27 ( 7) Asperula tinctoria . Bo + N 10 ( 6) Levisticum officinale . Bo 4- N •27 ( 5) Festuca ovina . B„ + lü ( 8) Lonicera Peryclimenum . B, +W •27 ( 6) Iris Psmdacorus . Bo + 10 ( 2) Pyrethrum Parthenium . B„ ± N •27 ( 5) Paeonia albifiora . B„ — 10 ( 8) Sedum sexangulare . B„ + •27 ( 4) Rosa Eglanieria . B. — N 10 ( 8) St achys germanica . B, ± N •27 ( 3) Scrofularia nodosa . B. + N 11 ( 9) Rhus typhina . B„ r NW •28 ( 6) Poterium Sangnisorba . ■ . B„ + N 12 ( 9) Ggpsophilla fastigiata . Bo 4- N •28 ( 9) Verbascum nigrum . Bo ± N 12 ( 8) Salvia pratensis . Fo r N •29 ( 4) Atropa Belladonna . B„ ± N 13 ( 5) Calystegia sepium . Bo +w •29 ( 9) Colutea arborescens . B„ 4- N 13 ( 6) Isatis tinctoria . Fo ± N 30 ( 5) Festuca glauca . Bo + 14 ( 4) Conium maculatum . Bo + N 30 ( 3) Glaucium luteum . B„ + 14 ( 3) Hypericum perforatum . B, + N 30 ( -2) Hier actum umbell at um . B, + 14 (-8) Poa compressa . B„ + 30 ( 4) Phiomis tuberosa . B„ + 15 ( 5) Galega officinalis . B„ + N 31 ( 8) Malra rotundfolia . B„ + N- 15 ( 6) Rheum rhaponticum . F„ + N Juni 16 ( 4) Papaver Rhoeas . Fo + N l ( 7) Clematis integrifolia . Bo — N IC ( 7) Potentilla pensylvanica . Bo + N I ( 7) Cornus sanguinea . Bo — 17 ( 9) Euphorbia palustris . F„ + N 1 ( 3) Delphinium triste . B„ — 17 ( 5) Festuca ovina . F„ + 1 ( 4) Galium Mollugo . B. ± N 17 ( 6) Prunella grandifiora . B„ + N 1 ( 9) Nuphar luteum . B„ + 18 ( 5) Morus alba . F. + 1 ( 8) Robinia viscosa . B„ ± N 18 ( 9) Oenothera biennis . B„ + N 1 ( 4) Sideritis scordioides . Bo ± N 18 ( 1) Triticum repens . B„ + 1 ( 3) Thymus vulgaris . Bo + N 19 ( 6) Ranunculus acris . F„ — •2( 3) Antherieum Liliago . B„ + 19 (12) Salvia silvestris . Fo + •2 ( 5) Festuca ritbra . Bo + 19 ( 4) Stachys alpina . B, ± N •2( 3) B„ + 20 ( 4) Acanthus spinosus . B, + •2 ( 5) Potentilla reptans . Bo + N 20 ( 6) Festuca glauca . F, + ■2( 6) Rosa canina . B„ ± 20 ( 7) Geum rivale . Fo + N •2( 3) Yeronica laiifolia . B, + N 20 ( 4) Lythrum Salicaria . Bo + N 3 ( 4) Clematis angustifolia . Bo — N 20 ( 4) Sedum reflexum . B„ + 3 ( 8) Euphorbia Cyparissiaa . Po + N 20 (10) Spiraea ulmifolia . F„ + 3 ( 2) Ruta graveolens . Bo + N 21 ( 3) Agrimonia Eupatorium . Bo j- N 3 ( 5) Salvia officinalis . B„ + N 21 (12) Caragana frutescens . Fo 4- N 3( 4) Spiraea filipendula . Bo ± N 21 ( 3) Catananche coerulea . Bo + 3 ( 5) Trifolium alpestre . Bo ± N 21 (13) Gaillardia aristata . Bo + 4 ( 4) Gleditschia triacanthos . B» + N 21 ( 9) Matricaria Chamomilla . F. ± N 5 ( 6) Dianthus Cartkusianorum .... B„ + N 21 ( 6) Rheum undulatum . F„ + N 6 ( 4) Chelidonium majus . F. + N 21 ( 4) Sambuctis racemosa . F„ — N 6 ( 5) Delphinium intermedium . Bo ! 21 ( 9) Spinacia oleracea . F„ + N 6 ( 6) Gratiola officinalis . B„ ± N 22 ( 6) Oentaurea calocephala . Bo - N 6( 5) Marrubium vulgare . Bo + N •22 ( 6) Cichorium Intybus . Bo ± N 6( 7) Poa nemoralis . B, + 22 ( 6) C'oreopsis lanceolata . Bo + 7 ( 3) Muscari comosum . Bo + 22 ( 9) Cytisus nigricans . B„ + 7 ( 3) Valeriana officinalis . B„ + N 22 ( 4) Daphne alpina . F. + 7 ( 7) Vitis vinifera . B„ +w 22 (12) Daucus Carola . B, + N 8 ( 4) Elaeagnus hortensis . B„ 22 ( 6) Festuca glauca . F„ + 8( 7) Lathyrus latifolius . B„ +W 22 ( 5) Helianthemum vulgare . F„ + 8 ( 4) Leonurus Cardiaca . B„ i N 22 ( 6) Inula salicina . B„ + 8( bj Medicago sativa . B„ + N 22 ( 5) Origanum vulgare . Bo 4- N 8( 6) Pentastemon digitalis . Bo + N 22 (11) Potentilla atrosanguinea . Bo + N 8( 7) Triticum pinnatu m .... . . B» + 22 ( 5) Prunus acida . F, 1 ± N 176 Karl Fritsch. Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Juni Juli 22 ( ft) Sambucus Ebulus . Bo + N 5 (42) Monarda fistulosa . B. ± N 22 ( 3) Spiraea Ulmaria . Bo ± N 6 ( 8) Paeonia tenuifolia . Fo — 22 ( 5) Teucrium Chamaedrys . Bo + N 6 ( 6) Inula squarrosa . . Bo + N 23 ( 3) Allium Schoenoprasum . B„ + 7 ( 4) Anthericum ramosum . Bo + 23 ( 7) Koelreuteria paniculata . B. + N 7 ( 6) Epilobium hirsutum . B. — 23 ( 5) Ptarmica vulgaris . B, + X 7 ( 8) Geum urbanum . Fo -r N 23 ( 9) JRubia tinctorum . Bo + N 7 ( 5) Padinaca sativa . Bo "+■ ^ 23 ( 3) Sedum album . Bo + 8 ( S) Melissa officinalis . Bo + N 23 (11) Symphytum officinale ...... F. + N 8 ( 6) Sideritis scordioides . F. ± N 23 ( 6) Tilia parvifolia . B. 1 ±N 9 ( 3) Dipsacus fullonum . B„ + N 24 ( 8) Achillea Millefolium . B„ + N 9 ( 4) Echinops sphaerocephalus .... Bo ± N 24 ( 9) Asparagus officinalis . Fo + 9 (13) Spiraea opulifolia . Fo — . N 24 ( 7) Festuca rubra . Fo + 11 (20) Cyclamen europaeum . Bo + N 24 (10) Onopordon virens . Bo + N 11 (10) Globularia vulgaris . Fo 1 ± N 24 ( 5) j Rubus fruticosus . Bo + N 12 ( 4) Inula Helenium . B. + 24 ( 8) Solidago Virgaurea . B„ ± N 12 (39)1 Sanguisorba officinalis . B„ t- N 24 ( 7) Teucrium montanum . B. + N 12 ( 9) Scrofularia nodosa . F„ N 25 ( 6) Aconitum Napellus . Bo + 12 ( 5) Silphium integrfolium . B. + 25 ( 4) Lilium candidum . Bo + 12 (21) Zygophyllum Fabago . B„ + 25 ( 4) Poa nemoralis . F„ + 13 ( 8) Dianthus Carthusianorum .... F„ - N 25 (12) Solidago leucanthemifolia . F. ± N 13 ( 4) Dipsacus silvestris . Bo + N 25 ( 7) Veronica officinalis . Fo + N 13 ( 5) Poa compressa . Fo H" 26 ( 8) Cissus hederacea . Bo +w 14 ( 5) Mentha crispa . Bo + N 26 ( 3) Lonicera Xylosteum . Fo — N 14 ( 8) Peucedanum Cervaria . Bo + NW 26 ( 6) Nepeta Cataria . B„ + N 15 ( 6) Coreopsis lanceolata . F. + 26 ( 6) Prunus Padus . Fo — N 15 (12) Plantago Cynops . F„ + N 26 ( 9) Scorzonera hispanica . Fo + N 15 ( 6) Veronica austriaca . F„ r N 27 ( 7) B. + 16 ( 5) Althaea officinalis ...... Bo + x 27 ( 9) Cotoneaster vulgaris . Fo ± 16 ( 2) Lappa major . B„ + X 27 ( 9) Ononis spinosa . B„ ± N 17 ( 5) Saponaria officinalis . B, +- x 27 ( 6) Bubus Idaeus . F, + N 17 ( 2) Agrimonia odorata . Bo + X 28 ( 6) Asclepias syriaca . Bo ± 17 ( 9) Delphinum intermedium . F. — 28 ( 7) Dianthus plumarius . F. + N 17 ( 5) Prunella grandiflora . Fo + X 28 ( 7) Lactuca virosa . Bo ± N 17 (12) Viburnum Opulus . Fo — 28 (11) Prunus Mahaleb . Fo ± N 18 (11) Artemisia vulgaris . B„ — N 28 ( 9) Poterium Sanguisorba . Fo + N 18 ( 4) Asphodelus luteus . Fo ± x 28 ( 6) Triticum pinnatum . F„ ~r 18 ( 3) Levisticum officinale . Fo + X 29 (13) Anthemis nobilis . B, ± N 18 ( 5) Aconitum Cammarum . Bo ± x 29 (10) Barbarea vulgaris . Fo + x 18 ( 4) Lactuca virosa . F„ ± N 29 (12) Glycirrhiza glabra . B„ + N 19 ( 6) Marrubium vulgare . Fo ~t~ ^ 29 (11) Ilyssopus officinalis . B, + N 19 ( 5) Tanacetum vulgare . Bo + x 29 ( 4) Lavandula vera . Bo + N 20 (10) Archangelica officinalis . Fo + X 29 ( 4) Bibes aureum . Fo 20 ( 5) Glaucium luteum . Fo + 20 (12) Phytolacca decandra . B. + X Juli 21 ( 8) Centaurea calocephala . F. — N 1 ( 6) Betonica officinalis . ß. ± N 21 ( 9) Dictamnus Fraxinella . Fo ± 1 ( 5) Calamintha Nepeta . B, + N 21 ( 5) Leonurus Cardiaca . F. ± x 1 ( -) Inula germanica . Bo + 22 ( 7) Anthericum Liliago . Fo -1- 1 ( 6) Silphium perfoliatum . Bo 22 ( 4) Asperula tinctoria . F. t X ' ( -) „ ternatuym . Bo + 22 (12) Lappa tomentosa . Bo h x 2 ( 7) Catalpa syringaefolia . B, — N 23 ( 8) Calystegia sepium . Fo r"' 2 ( 5) Eupatorium cannabinum . Bo + N 23 ( 9) Cichorium Intybus . Fo + x 2 (10) Leucanthemum vulgare . F. + N 24 ( 8) Alissma Plantago . Bo + 3 ( 3) Allium fistulosum . Fo + 24 ( 8) Cytisus Laburnum . Fo ± x 4 ( 4) Aslragalus glycyphyllos . F„ + N 24 ( 8) Verbascum nigrum . F„ ± x 4 ( 7) Geranium sanguineum . | Fo + N 25 ( 6) Mentha rotundifolia . B, + X Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 177 Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Juli August 25 ( 5) Nepcta Cataria . F. ± N 23 ( 8) Lappa major . F. + N 2ö ( 8) Sium sisarum . B, 4~ ^ 23 ( 2) Tanacetum vulgare . F„ ± N 20 ( 4) Cynara Cardunculus . B. + N 24 (14) Inula squarrosa . F. + N 20 ( 0) Stachijs alpina . F„ i ^ 24 ( 6) Silphium perfol iatum . Fo + 27 (13) Rudbeckia speciosa . B» + 25 ( 4) Anemone silvestris . B„ — N 29 ( 2) Silphium laciniatum . B„ 4“ 25 ( 8) Cissus hcderacea . Fo + \V 30(11) Helianthus multiflorus . B. ± 26 ( 9) Inula hirta . Fo 4- 31 ( S) Galega officinalis . F„ + N 27 (10) Funkia subcordata . B. + 31 ( 3) Lavandula spica . B„ + N 27 ( 8) Inula germanica . F„ + 28 (14) Koelreuteria paniculata . Fo + N August 30 (17) Anemone j aponica . B. + 1 ( 5) Cassia marylandica . B, + 30 ( 3) Antliericum ramosum . Fo 1 ( 5) Cynara Scolymus . B. + N 30 ( 3) Linosyris vulgaris . Bo ± N 1 ( 3) Funkia lanceaefolia . Bo + 1 (12) Stachijs germanica . F« i N Septemb. 2 ( 6) Digitalis lutea . F. + N 1 (16) Syringa vulgaris . Fo + 2 ( 9) Echinacea putpur ea . Bo 4- 2(11) Vitis vinifera . Fo + w 3 ( 3) Scabiosa Succisa . B„ ± N 3 ( 9) Colchicum autumnale . Bo ± 3( 7) Viburnum lantanoides . F. + ' 4 ( 7) Amygdalus communis . F„ + 4 ( 0) Berberis vulgaris . Fo ± 5 ( 3) Scabiosa Succisa . Fo ± N 4(10) Lythrum Salicaria . F. + N 7 (19) Daphne alpina . B2o + 4 ( 5) Oenothera biennis . Fo + N 7 ( 8) Pentastcmon Digitalis . Fo + * 4(11) Veronica latifolia . . F„ + N 11 ( 7) Cynara Cardunculus . F„ + N 5 ( 5) Hyssopus officinalis . F. + N 22 (10) Elaeagnus hortensis . Fo + 5 ( 3) Sedum reflexum . F. + 13 ( 7) Acer campestre . Fo + 5 ( 8) „ Telephium . . Bo 4- 14 ( 2) Artemisia vulgaris . F. — N 0 ( 0) Convallaria Polygonatum .... F„ + 15 ( 6) Aesculus Ilippocastanum . Fo + N 6 ( 5) Inula Helenium . Fo + 19 ( 6) Sternbergia lutea . Bo + 6 (10) Medicago sativa . F. ± N 22 (10) Glediischia triacanihos . Fo + N 0 ( 4) Paeonia albiflora . Fo — 22 ( 5) Lavandula spica . F. + N 7 ( 2) Pastinaca sativa . F. + N 23 ( 7) Crocus speciosus . . . B. + 8 ( 5) Eupatorium cannabinum . F„ ± N 27 (14) Aesculus flava . f sfa ± 9 ( 4) Artemisia Absinthium . B. r NW 9( 3) Eupatorium purpureum . Bo - N October 10 ( 0) Dipsacus fvllonum . Fo + N 2 ( 6) Crocus Palasii . Bo + 10 ( 2) Sambucus Ebuhis . F. -1- N 5 ( 2) Linosyris vulgaris . F„ ± N 11 (13) Betonica officinalis . Fo ± N 10 ( 9) Crocus odorus . B. + 11 ( 8) Convallaria majalis . F„ + 10 (16) Ribes aureum . Lt, ± 11 (10) Epilobium hirsutum . F. — 13 ( 6) Amygdalus americana . Lfc — 11 ( 4) Hibiscus syriacus . Bo — N 13 (10) Evonymus latifolius . Lfu ± N 11 (24) Solidago Virgaurea . Fo ± N 15 (10) Cotoneasler vulgaris . JL»fu ± 12 (10) Dipsacus silvestris . F„ + N 16 ( 8) Acer platanoides . Le, ± N 12 (11) Ononis spinosa . Fo + N 16 (15) Ehamnus Frangula . Le. + 15 (10) Acer tataricum . . . F, ± N 17 ( 8) Glediischia triacanthos . Le, + N 15 ( 5) Cyiisus nigricans . F. ± 18 ( 4) Cissus hederacea . Lfn +w 10 ( 3) Ü08a canina . Fo + 19(5) Pyrus Aria .. . U 4~ 19 (10) Ptarmica vulgaris . Fo + N 20 ( 6) Koelreuteria paniculata . Lin + N 19 (10) Vincetoxicumfuscatum . Fo + N 20 ( 6) Lonicera tatarica . Lin — 20 ( 4) Aconitum Cammarum . F„ ± N 21 ( 4) Acer sacharinum . LfU + N 21 (14) Vincetoxicum nigrum . F. + N 21 ( 3) Amygdalus nana . . . Lfn + 22 (20) Ptelea trifoliata . F. + 21 ( 8) Morus alba . Lh + 22 ( 0) Ruta graveolens . F. + N 23 ( 9) Corylus Avellana . Lßi — N 22 ( 5) Silphium ternatum . Fo + 23 ( 4) Amygdalus nana . Lü, + 23 ( 2) Echinops sphaerocephalus .... Fo ± N 24 ( 6) Helleborus niger . Bo + N 23 (13) Evonymus latifolius . Fo + N 25 ( 9) Acer campestre . L& + 23 (12) Helianthus giganteus . Bo + N 25 ( 8) Caragana arborescens . Ls, 23 Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Hd. 178 Karl Fritsch. f Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort Monat u. Tag Name der Pflanze Phase Stand¬ ort October Novemb. 25 ( 3) Cornus alba . Lib — N 6( 6) Syringa vulgaris . Lfa + 25 ( 5) Fraxinus excelsior aurea . Lin ± N 7 (10) Pauloionia imperialis . Lfa ± N 25 ( 5) Juglans regia . Lin + 7 ( 6) Pyrus Sorbus . Lfa + 26 ( 5) Negundo fraxinifolium . Lfa ± 7 (12) Populus alba . Ls, ± N 26 ( 7) Pyrus communis . La, + 8( 3) Fraxinus excelsior . Lfa + N 28 ( 3) Acer Striatum . L& + N 9 ( 6) Tilia parvifolia . Lfa + N 28 ( 1) Betula alba . Lfa + N 10 ( 4) Fraxinus Ornus . L& ± ^ 28 ( 8) Prunus Padus . L& — N 11 ( 4) Gerds Siliquastrurn . Lfa + N 28 ( 4) Syringa persica . Lin + 11 ( 4) Gorylus Colurna . L&> + N 29 ( 4) Aristolochia Sipho . Lfn +W 11 ( 6) Prunus spinosa . Lfa + 29 ( 4) Quercus Cerris . Lf„ ± N 12 (11) Rosa canina . Lfa + 29 ( 6) Ulmus ejfusa . Lfn ± 13 ( 6) Populus nigra . Lfa ± 30 ( 2) Aesculus Ilippocastanum . Lfn + N 13 ( 6) Prunus avium . Lfa — N 30 ( 3) „ Pavia . Lfn ± N 13 ( 2) Robinia Pseudoacacia . Lfa ± 30 ( 4) Philadelphus coronarius . Lfn — 13 ( 5) Salisburia adiantifolia . Lt ± 31 ( 5) Populus balsamifera . Ls, ± 14 ( 3) Robinia viscosa . Lfa ± N 31 ( 6) Bosa Eglanteria . Lü, — N 15 ( 7) Acer Pseudoplatanus . Lfa + 31 ( 8) Tilia grandifolia . Lfn ± 15 ( 6) Amygdalus communis . Lfa + 15 ( 4) Cornus sanguinea . Lfa — Novemb. 15 ( 8) Spiraea ulmifolia . Lt, + 1 (10) Acer tataricum . Lih + N 16 ( 4) Prunus domestica . Lfa — N 1 ( 5) Prunus Padus . Lfa — W 16 ( 7) Populus canescens . Lfa + 3 ( 1) Ficus Carica . Lfa +W 16 ( 8) Populus dilatata . Lfa + N 3 ( 5) Prunus serotina . L* + N 16 ( 4) Sambucus nigra . L& — N 4 ( 5) Uhus C'oiinus . Ls, - N 17 ( 8) Robinia hispida . Lfa — N 5 ( 3) Catalpa syringaefolia . Lfa — N 19 ( 9) Lonicera Xylosteum . Lt, — N 5 ( 4) Populus graeca . Lfa + N 22 ( 6) Bosa canina . . ■ ....... Lo, + 6 ( 7) Carpinus Betulus . Lfa ± N 22 (10) Ulmus campeslris . Lfa ± 6(12) Platanus occidentalis . Lfa ± N Man sieht, dass obgleich die Beobachtungen alljährlich an denselben Individuen einer Art angestellt worden sind, der mittlere Fehler des Mittels auch in den günstigsten Fällen noch einige Tage umfasst und desshalb die Fortsetzung der Beobachtungen wünschenswerth erscheint. Um so mehr gilt dies natürlich von den vielen übrigen Pflanzenarten und Phasen, von welchen bisher noch nicht einmal fünfjährige Beobachtungen vorliegen und daher auch noch nicht im vorstehenden Register enthalten sind. Für den Zweck , den ich mir bei dieser Arbeit vor¬ gesetzt habe und welcher vorzugsweise in einer umfassenden Prüfung der Formeln besteht, welche zur Berechnung der Temperatur -Constanten der Pflanzen-Phasen bisher aufgestellt worden sind, schien mir dies genügend zu sein. Im Falle man die vorstehende Methode, die Temperatur-Constanten zu berechnen, wrelche im Grunde mit einigen Modificationen dieselbe ist, wie sie vor Quetelet und von ihm selbst neben seiner eigenen angewendet worden ist, anerkennen und davon Gebrauch machen sollte, um Constanten für dieselben Pflanzenarten und Phasen der Entwickelung aus den an andern Orten angestellten Beobachtungen zu berechnen und mit den von mir berechneten zu ver¬ gleichen, bin ich verpflichtet auszusprechen, dass ich den von mir berechneten Constanten durchaus keine Allgemeingiltigkeit zuspreche, sie gelten nur für die von mir beobachteten Pflanzen-Individuen, welche alljährlich dieselben waren, und für den Standort, wo sie beob¬ achtet worden sind. Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen. 179 Nicht nur diese, sondern alle übrigen denkbaren Factoren kommen bei vergleichenden Beobachtungen dieser Art in Frage, ich glaube aber, dass die Temperatur-Constanten verschie¬ dener Beobachtungsreihen zur Lösung von derlei Fragen die besten Anhaltspunkte geben. So wird z. B. an sonnigen Standorten die Temperatur-Constante der Blüthe einer Pflanze ohne Zweifel beträchtlich kleiner sein als an beschatteten, und setzen wir alle übrigen Factoren gleich , so wird uns die Differenz der Constanten in diesem Falle das Mass der Insolation für diese Pflanzenart geben, welches wir auf eine andere Weise kaum erhalten würden. Der einzelne Beobachter wird, indem er nur die Temperatur-Constanten und nicht die Zeiten der Phasen vergleicht, viel unabhängiger von den unregelmässigen Schwankungen der Temperatur in den einzelnen Jahren und einen Beitrag zu den normalen Constanten liefern, welche in der Folge aus den Beobachtungen sämmtlicher Stationen sich ergeben werden. Das im Kaiserthume Österreich eingeführte Beobachtungssystem wird die Berechnung solcher Constanten für einen grossen Theil seiner Flora ermöglichen. Wie wichtig dieselben für die Klimatologie sein werden, ist einleuchtend. Es stellt sich nämlich immer mehr und mehr die Überzeugung fest, dass Local- Verhält¬ nisse bei dei' Vertheilung der klimatischen Elemente eine grosse Rolle spielen. Man kann daher nicht hoffen, aus den Beobachtungen einiger weniger Stationen eines Landes die Gesetze ihrer Vertheilung kennen zu lernen , wenn man sich nicht mit blossen Abstractionen, ohne allen praktischen Werth, begnügen will. Die Vermehrung der meteorologischen Stationen in einem Lande findet bald eine Grenze, und wenn dies auch nicht der Fall wäre, so gelten die gewonnenen Resultate eben nur genau für den Ort, wo die Instrumente aufgestellt sind. Man kann sich wohl unabhängig machen von den störenden Einflüssen der Localität, indem man die Instrumente in hinreichender Höhe über dem Boden anbringt, sie zeigen uns aber dann klimatische Verhältnisse an, welche wesentlich von jenen verschieden sind, in welchen wir selbst und mit uns die ganze Pflanzen - und Thierwelt leben. Die Pflanzen finden sich überall vor und liefern uns daher die besten Aufschlüsse über die Modificationen des Klimas der Stationen durch verschiedene Local-Verhältnisse. Auch sind sie mit ihrem zarten Organismus als feine Instrumente anzusehen, welche uns über die klimatischen Verhältnisse vielfältige Aufschlüsse zu geben im Stande sind, wenn wir einmal ihre Sprache durch sorgfältige Beobachtungen verstehen gelernt haben. Das Klima zweier Orte z. B. wird sogleich charakterisirt sein , wenn sich aus Beobachtungen ergibt, dass an einem derselben eine Pflanzenart genau 20 Tage später blüht als an dem anderen ; man wird nun wissen, dass dieselbe Summe der Temperatur an dem letzteren erst in einem um 20 Tage längeren Zeitraum erreicht wird. Will man sich aber unabhängig machen von Local- Verhältnissen und immer nur gross¬ artige Gesetze der Vertheilung des Klimas eines Landes zu ermitteln bezwecken, so genügt es, die Pflanzen an allen Stationen unter denselben Verhältnissen zu beobachten, welche leicht zu ermitteln sind — indem man nur solche Standorte zu wählen braucht, wo sie in grösster Frequenz Vorkommen. Ich darf mich wohl einstweilen mit diesen Andeutungen hier begnügen, da meine gegen¬ wärtige Abhandlung nur als eine Vorarbeit für derlei Untersuchungen anzusehen ist. Durch die vereinten Bemühungen eifriger Theilnehmer an dem Systeme phänologischer Beob¬ achtungen in Österreich, dessen Leitung mir anvertraut ist, wird hoffentlich schon in 23 * 180 K. Fritsch. Über d. Finfl. d. Lufttemperatur a. d. Pflanzen. wenigen Jahren hinreichendes Materiale zn einer umfassenden Arbeit dieser Art vorhan- O den sein. Das Verdienst eines jeden Theilnehmers an derselben gebührend zu würdigen, wird für mich eine eben so angenehme als mir heilige Aufgabe sein. Durch die jährlichen Publicationen sämmtlicher Beobachtungen aller österreichischen Stationen kann auch die ferner noch wünschenswerthe Theilnahme derselben an den Beobachtungen als gesichert angesehen werden. — in Folffe der edlen Liberalität, mit welcher die kaiserliche Akademie der Wissen- schäften meinen Bestrebungen Ihren, alle meine Kräfte anspornenden Schutz angedeihen lässt, für den ich mich nicht dankbar genug bezeugen kann. Die Bestimmung dieser Arbeit, möglichst vollständig Anknüpfungspunkte zu ferneren verwandten Forschungen zu liefern, ist zugleich der Grund, dass sie einen grösseren Umfang erlangte, als es der nächste Zweck derselben, die Feststellung des Gesetzes für den Einfluss der Lufttemperatur auf die Pflanzen, eigentlich verlangt hat. 181 DIE BLATTSKELETE DER APETALEN, EINE VORARBEIT ZUR INTERPRETATION DER FOSSILEN PFLANZENRESTE. VON DK CONSTANTIN ritter von ETTINGSHAUSEN, CORRESPONDIRENDEM MITGLIKDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 54 Srtj'el 11 HM' o)L.afoi t Aefß uek.) VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 14. MAI 1857. V orliegende Abhandlung umfasst die Bearbeitung der Nervations- Verhältnisse von 16 Ord¬ nungen der Abtheilung der Apetalen und zwar der Piperaceen, Myriceen, Betulaceen, Cupuliferen, Ulmaceen, Celtideen, Moreen, Artocarpeen, Plataneen, Salicineen, Urticaceen, Nyctagineen, Polygoneen, Monimiaceen, Laurineen und Proteaceen. Sämmtliche angegebene Ordnungen sind in der Flora der Vorwelt vertreten. Es wurden hier vorzüglich solche Blatt¬ formen betrachtet, welche den fossilen am meisten analog sind. Der wesentliche I heil der Aufgabe, welchen sich diese Arbeit stellt, besteht darin , die bisher noch nicht genau bekannten Nervations-Verhältnisse dieser den vorweltlichen Pflanzen analogen Arten zu unter¬ suchen, zu ordnen und zu cliarakterisiren. Da hiebei nebst den bereits bekannten und mit verschiedenen Namen bezeichneten Pflanzen -Fossilien der Tertiärformation auch zahlreiche neue, noch nicht beschriebene Arten aus vielen Lagerstätten der genannten Formation bezüg¬ lich ihrer Verwandtschaft mit der Flora der Jetztwelt verglichen und einer kritischen Prüfung unterzoo-en werden mussten, so ma“' die Abhandlung- immerhin als eine Voi’arbeit zur möglichst genauen Erklärung und Bestimmung der blattartigen Pflanzen -Fossilien überhaupt gelten. Ausser diesen Analogien werden noch von jeder der oben aufgezählten Ordnungen mor¬ phologisch interessante Blattbildungen in Beziehung auf die Nervation näher untersucht und beschrieben. Eine weitläufige Erörterung zur Darlegung der Vortheile, welche die Kenntniss der Nervation der Pflanzen überhaupt mit sich bringt, und zur Rechtfertigung meiner Arbeit 182 Constantin v. Ettingshausen. insbesondere, dürfte wohl überflüssig sein, nachdem meine vorangehenden, in den Schriften der kais. Akademie enthaltenen Arbeiten über die Nervation von gewichtigen Seiten Billigung gefunden haben. Doch erlaube ich mir noch auf einen in paläon toi ogischer Beziehung gewiss nicht unwichtigen Vortheil, den die Darstellung des Blattskelets mittelst Naturselbst¬ druck bietet, hinzuweisen. Es ist eine auffallende und seit langem bekannte Thatsache, dass oft bei wohlerhaltenen fossilen Blättern die feinen Verzweigungen des Geäders weit schärfer ausgeprägt erscheinen und sich daher deutlicher erkennen lassen, als dies an den frischen oder getrockneten Blät- tex’n der analogen recenten Arten der Fall ist. besonders wenn solche wegen derberer Textur undurchsichtig sind. Der Grund hievon liegt einerseits in dem Umstande, dass die fossilen Pflanzenreste eine Compression erlitten haben, daher die Gefässbündel des Blattes stärker hervortreten; anderer¬ seits darin, dass durch die Maceration das Blattparenchym ganz oder theil weise zerstört wurde, während die Gefässbündel durch die Verkohlung sich erhalten haben. Auf diese Weise kommen nun unter den Fossilresten Netzbildungen zum Vorschein, die man an den Blättern der analogen recenten Arten nicht oder nur undeutlich gewahrt, wodurch man mitunter leicht zu Fehlschlüssen verleitet werden kann. Durch die Untersuchung der Nervation mit Hilfe der physiotypischen Darstellungen gelang es diese Schwierigkeit grössten- theils zu beseitigen und überhaupt in der Bestimmung der Fossilreste einen Schritt weiter zu machen. Ich will nur einen Fall als Beispiel anführen: Es finden sich an mehreren Lagerstätten von fossilen Pflanzen, insbesondere der älteren Tertiärformation, schmale, am Rande gezähnte Blätter, deren stark verkohlte Substanz auf eine ziemlich derbe lederartige Textur schliessen lässt. Sie zeigen eine sehr eigentümliche Nerva¬ tion, von der aber in den früheren Beschreibungen gar keine Erwähnung gemacht wurde. Diese Blätter kommen in den Schichten der Tertiärformation so häufig vor, dass sie als Leit¬ pflanzen angesehen werden können und es daher auch wichtig erscheint, die Pflanzengattung, Avelcher sie angehörten, genau zu bestimmen. Sie wurden von den meisten Paläontologen für Aft/ncß-Blätter gehalten und als ihnen verwandte Formen einige nordamerikanische Strauch¬ arten dieses Geschlechtes angegeben. Ich habe schon in meiner tertiären Flora von Wien , ferner in einer Abhandlung über die fossilen Proteaceen, endlich in meinen Specialfloren von Häring und Monte Promina auseinandergesetzt , dass diese vorweltlichen Pflanzenreste durchaus nicht den erwähnten nordamerikanischen Arten entsprechen , sondern ihre nächst verwandten Typen in der Flora Neuhollands zu suchen seien und zwTar dem Geschlechte BanTcsia angehören. Meine Behaup¬ tung fand von mehreren Seiten Einwendungen, unter denen ich als die erheblichste anerkannte, dass die bezeiekneten fossilen Blätter ein sehr entwickeltes Blattnetz, im Allgemeinen ähnlich jenem der Myrica- Arten, zeigen, während die Blätter der Banksien, bei ihrer starren lederarti¬ gen Textur völlig undurchsichtig, kein solches Netz wahrnehmen lassen. Die physiotypischen Abdrücke der Banksien -Blätter aber zeigen Netze, welche mit jenen der Fossilien auf das Genaueste übereinstimmen. Auf gleiche Weise bestätigte sich das von mir schon früher durch die Untersuchung der Nervation erkannte Vorkommen von vorweltlichen Arten aus den Geschlechtern Protea , Knigthia, Dryandra, Ilakeci , ferner von Cecropia, Monimia, Pisonia u. a. 183 Die Blattskelete de r Apetalen. Die in morphologischer Beziehung bemerkenswerthen Thatsachen, welche die Untersuchung der Blattskelete der Apetalen lieferte, sind so zahlreich, dass ich hier nur einzelne Beispiele hervorheben kann, vielmehr auf den speciellen Theil verweisen muss, wo jeder der abgehandelten Familien eine allgemeine Übersicht der Nervations- Verhältnisse vorangeschickt wurde. Die Blätter der Apetalen sind der Nervationsform nach grösstentheils Schling- oder Netzläufer. Beschränkter ist das Vorkommen der einfach-randläufigen Nervation , welche wohl für die Ordnungen der Betulaceen, Cupuliferen und Ulmaceen charakteristisch, in allen übrigen Ordnungen der Apetalen aber sehr selten ist. Die combinirt-randläufige Nervationsform erscheint nur bei den Proteaceen (hier läufig), den Cupuliferen, Myriceen und Moreen (hier selten) vertreten. Die bogenläufige Nervations¬ form kommt bei allen Familien der Apetalen, mit Ausnahme der Betulaceen, Myriceen, Ulma¬ ceen, Celtideen und Plataneen, jedoch meist vereinzelt vor. Nur bei den Polygoneen, Nycta- gineen und Monimiaceen erscheint sie häufiger. Am seltensten ist bei den Apetalen die strahlläufige Nervationsform vertreten , und zwar fast nur bei Piperaceen, Artocarpeen, Urti- caceen, Plataneen und Celtideen. Von den in morphologischer Beziehung interessanten Nervationstypen sind folgende hervorzuheben: Unter den Randläufern der Typus von Banksia illicifolia, charakterisirt durch die genäherten, unter rechtem Winkel entspringenden Secundär- und die unter auffallend spitzen Winkeln (höchstens von 25°) abgehenden Tertiärnerven; die Distanz zweier unmittelbar auf einander folgenden Secundärnerven beträgt hier höchstens den 12. Theil der Länge des Primärnervs. Der Typus von Ilakea eeratophylla. Er zeigt entfernte, unter sehr spitzen Winkeln (3- — 10°) entspringende gabelspaltige Secundärnerven; Tertiärnerven nicht entwickelt; die mittlere Distanz der Secundärnerven beträgt ungefähr den 5. Theil der Blattlänge. Der Typus von Banksia aemula , charakterisirt durch eigenthümlich saumläufige Secundär- schlingen. Der Typus von Isopogon diversifolia , doppelt- oder dreifach-randläufig, indem alle Tertiär- oft auch noch die Quaternärnerven in den Rand laufen. Der Typus von Grevillea longifolia zeigt die Combination der rand- und der netzläufigen ; der Typus von Bliopala affinis die Combination der rand- und der schlingenläufigen Nerva¬ tionsform. Mit schlingenläufiger Nervation: Der Typus von Ficus crispidata, charakterisirt durch die einfachen stumpfen Schlingen, deren Bogen, dem Rande genähert, in einen saumläufigen Nerven zusammenfliessen ; alle Secundärnerven, mit Ausnahme der beiden grundständigen, entspringen unter Winkeln von 80—90°. Der Typus von Hedycarya , bezeichnet durch die zusammengesetzten stai’k hervor¬ tretenden rundlichen Schlingen; die Secundärnerven entspringen unter Winkeln von GO — 75°. Der Typus von Ficus populiforniis \ die untersten Secundärnerven entspringen unter auffallend spitzeren Winkeln als die übrigen; die sehr feinen, zahlreichen Tertiärnerven gehen von beiden Seiten der secundären unter spitzen Winkeln ab. 184 Constantin v. Ettingshausen. Der Typus von Pisonia nitida , bezeichnet durch die entfernt gestellten Secundärnerven und die nicht geschlossenen Netzmaschen, deren abgebrochen endigende Nervenästchen scharf hervortreten. Mit netzläufiger Nervation: Der Typus Protea und Leucodendron , charakterisirt durch die wiederholt gabelspaltigen Secundär- und die unter stumpfen Winkeln entspringenden längsläufigen Tertiärnerven. Der Typus von Persoonia laurina , bezeichnet durch die schmalen linealen Maschen des quaternären Netzes. Mit bogenläufiffer Nervation: Der Typus von Artanthe Bredemayeri , charakterisirt durch die regelmässigen quadra¬ tischen Maschen des quaternären Netzes. Mit spitzläufiger Nervation: Der Typus von Gonospermum triplinerve , bezeichnet durch die fast randständigen spitz¬ läufigen Basalnerven und die feinen linealen Maschen des quaternären Netzes. Der Typus von Idakea undulata , mit gabelspaltigen spitzläufigen Basalnerven und rund¬ lichen scharf hervortretenden Netzmaschen. Mit strahlläufiger Nervation : Der Typus von Hakea salisburifolia, mit 7—9 dichotomisch verzweigten Basalnerven, spitz¬ winklig entspringenden Tertiärnerven und ovalen hervortretenden Netzmasehen. I. N E R Y AT IO N S - VE R HÄLTNISSE DE R P I P E R AC E E N. Die vorherrschenden N erva tion sfo rme n sind die netz-strahläufige und spitzläufige, seltener erscheint hier die bogenläufige Nervationsform , wie z. B. bei Artanthe Bredemayeri (Taf. 2, Fig. 1), Artante Galeotti (Taf. 3, Fig. 1 — 2), noch seltener die schlingläufige, wie bei Enckea prunifolia (Taf. 3, Fig. 3). Zu den dieser Familie eigenthümlich zukommenden Ner- vaitonstypen gehören der Typus von einer mexicanisehen Piper- Art (Taf. 1), von Artanthe Bredemayeri 1. c. und von Macropiper excelsum (Taf. 5, Fig. 1), von Enckea prunifolia 1. c. Ausserdem finden sich die Nervationstypen von Gedtha palustris z. B. bei Pothomorphe umbell ata. (Taf. 4, Fig. 1); von Asarum europaeum , wie bei Artanthe marginata (Taf. 3, Fig. 4), A. plantag inea (Taf. 3. Fig. 5) u. a. ; von Moehringia trinervia wie bei Enckea glaucescens (Taf. 4, Fig. 2 — 3); von Cornus sanguinea , wie bei Artanthe Galiotti 1. c. ; von Lonicera Xylosteum, bei Enckea prunifolia (Taf. 3, Fig. 3). Der Primärnerv tritt bei den meisten Blattformen im Verhältniss zu den seitlichen Basalnerven oder den Secundärnerven nur wenig oder auch gar nicht (bei Artanthe marginata 1. c.) hervor. Bei den netz-straldäufigen Typen kann das Maximum der Basalnerven auf 15 — 17 angegeben werden ( Piper mex., Taf. 1, Pothomorphe umbellata , Taf. 4, Fig. 1); das Minimum der Basalnerven ist fünf, bei Artanthe plantaginea (Taf. 3, Fig. 5). Die Divergenzwinkel der Basalnerven unter einander sind meist sehr spitz; die äussersten Basalnerven bilden mit dem Mittelnerven meist stumpfe Winkel, die z. B. bei Piper und Pothomorphe 140 — 155° erreichen : bei diesen Arten versorgen die bogig nach abwärts gekrümmten, mit der Concavität nach der Blattspitze zugekehrten Basalnerven die Lappen der herzförmig ausgeschnittenen Blattbasis. Die Blattskelete der Apetalen. 185 Die Secundär nerve n sind bogig gekrümmt fast bei allen Piperaeeen; bei einigen Netz- strahlläufern, z. II. Piper mexicanum , gehen sie allmählich in die Tertiärnerven über oder sind nur als Aussennerven entwickelt, wie z. ß. an Artanthe marginata und plantaginea. Bei den Bogenläufern sind die Secundärnerven meist gegen die Basis zu auffallend genähert, woselbst sie unter stumpferen Winkeln entspringen ; einfach wie an Artanthe Galeotti , bei welcher Art die innersten gleich der Nervenbildung bei Cornus sanguinea der Blattspitze zustreben; seltener erscheinen sie etwas schlängelig hin- und hergezogen und an der Spitze spaltig, wie bei Artanthe Bredemayeri , Taf. 2. Die Abgangswinkel derselben betragen bei Artanthe Galeotti nur 26 — 40°. Die mittlere Distanz der vom Mediannerven entspringenden Secundärnerven ist mindestens VJ0 — yi3 (bei Piper mexican .), höchstens ‘/2 — 1/i (bei Artanthe plantaginea). Bei Artanthe Galeotti sind die Ursprungsstellen der obersten Secundärnerven von der Spitze, auffallend entfernt. Die Tertiärnerven sind fast bei allen Piperaeeen ansehnlich entwickelt, entfernt gestellt, meist verbindend und oft querläufig; die absolute Distanz derselben beträgt bei Artanthe Bredemayeri 5 — 6 Milk, bei Pothomoi'phe erreicht sie 8 Millim., bei Enckea glaucescens nur 2 — 3 Millim. Einfach und fast geradlinig verlaufen die Tertiärnerven bei Artanthe Galeotti: stark hin- und hergebogen und meist verästelt erscheinen sie bei Artanthe Bredemayeri , daher bei dieser Art die Maschen des Tertiärnetzes nicht länglich, wie dieses in den meisten Fällen vorkommt, sondern im Umrisse rundlich sind. Ein reichlich entwickeltes quaternäres und ein sein- zartes quinternäres Netz zeigen Piper mexicanum , Enckea glaucescens , Taf. 4, Fig. 2 — 3, u. a. Besonders eigenthümlich ist das Blattnetz von Artanthe Bredemayeri. Die quaternären Nerven sind bei dieser Art verhält- nissmässig stark und treten scharf hervor; sie entspringen unter dem Winkel von 90°. Ihre im Umrisse rundlichen Netzmaschen erreichen hier einen Durchmesser von U/2 — 2V2 Mill. Die unter rechtem Winkel entspringenden quinternären Nerven sind sehr fein und durch¬ ziehen die eigenthiimlichen warzigen Erhabenheiten der Blattfläche. Wenig entwickelt ist das quaternäre Netz bei Artanthe plantaginea , Enckea prunifolia u. a. ; sehr spärlich bei Artanthe Galeotti. Piper sp. mexicana. Tafel I Cultivirt im k. k. llofg arten zu Schönbrunn. Nervation netzstrahl läufig, Basalnerven 11 — 45, der mittlere bedeutend stärker als die seitlichen , jeder- seits 8- -9 Secundärnerven absendend, von denen die stärkeren die Mächtigkeit der seitlichen Basalneiven erreichen. Seitliche Basalnerven unter Winkeln von 30 — 45" divergirend, bogig; bei allen ist die concave Seite des Bogens der Blattspitze zugekehrt; die äussersten mit dem Primärnerv Winkel von 140 — 150°, die innersten mit demselben 55 — 65° einschliessend. Secundärnerven bogenläufig, die oberen unter Winkel von 60- — 70°, die unteren schwächeren unter stumpfem abgehend. Mittlere Distanz der von den inneren seitlichen Basalnerven entspringenden Secundärnerven >/12 — */15. Tertiärnerven unter rechtem Winkel entspringend, theils verbindend, theils netzläufig, ein lockeres, rundmaschiges Netz bildend, in ein reiches quaternäres Netz allmählich aufgelöst. Dieser Nervationstypus schliesst sich an die Typen der Nymphaea alba und von Nuphar luteum an. Von ersterem Typus unterscheidet er sich durch den bedeutend stärkeren mittleren Basalnerv und die grössere Zahl der von demselben abgehenden Secundärnerven; von letzterem 24 Denkschriften der mathem naturw CI. XV. Bd. 186 Constantin v. Etting shausen. durch die bogigen nicht dich otom- ästigen Secundärnerven , von beiden Typen aber durch den Verlauf der die Lappen der Blattbasis versorgenden äussersten Grundnerven, deren concave Seite stets der Blattspitze und nicht der Basis zugekehrt ist. #* o th amorphe nmbetlata. Miq. Tafel IV, Fig. 1. Westindien. Nervation netz-strahlläufig, Typus von Asarum europaeum. Basalnerven 13 — 17, der mittlere nur unbedeu¬ tend stärker als die seitlichen , jederseits nur 1 — 2 Secundärnerven absendend. Seitliche Basalnerven unter Winkeln von 20 — 25° divergirend, wenig bogig oder fast geradlinig verlaufend, an der Spitze gabelspaltig- ästig, die äussersten mit dem Primärnerv Winkel von 145 — 155° einschliessend. Secundärnerven sehr spärlich unter Winkeln von 30 — 10° entspringend, bogig. Tertiärnerven aus dem mittleren Basalnerven unter rechtem Winkel, aus den seitlichen unter Winkeln von 65 — 80° entspringend, einfach oder gabelspaltig, verbindend, fast querläufig, ansehnlich hervortretend. Quaternäre Nerven unter rechtem Winkel entspringend, ein ziemlich hervortretendes, aus quadratischen Maschen gebildetes Netz erzeugend. Artanthe marginata. Miq. Tafel III, Fig. 4.’ Westindien. Nervation netz-strahlläufig, Typus von Asarum europaeum. Basalnerven 7 — 97 der mittlere nicht oder nur unbedeutend stärker als die seitlichen, jederseits 5 — 9 Secundärnerven absendend. Seitliche Basalnerven unter Winkeln von 40 — 50° divergirend, ziemlich stark bogig gekrümmt, einfach, an ihrer convexen Seite hervor - tretende bogige Aussennerven entsendend, die innersten bis an die Spitze verlaufend, die äussersten die Lappen der Blattbasis versorgend. Letztere bilden mit dem Primärnerv Winkel von 140 — 160". Tertiäres und quater¬ näres Netz wenig hervortretend. Artanthe plantaginea. M i q. Tafel III, Fig. 5. Mexico. Nervation netz-strahlläufig7 Typus von Asarum europaeum. Basalnerven 7 — 9, der mittlere nur unbedeutend stärker als die seitlichen entwickelt, jederseits 2 — 3 grössere und 3 — 4 kleinere Secundärnerven absendend. Seitliche Basalnerven unter Winkeln von 40 — 50° divergirend, bogig, einfach, mit hervortretenden Aussen¬ nerven versehen, die innersten convergiren nicht zur Blattspitze, die äussersten bilden mit dem Primärnerv Winkel von 110 — 130°. Tertiäres und quaternäres Netz wenig entwickelt. Artanthe €*ateotti. M i q. Tafel III, Fig. 1—2. Cultivirt im k. k. Hofgarten zu Schönbrunn. Nervation bogenläufig, Typus von Cornus sanguinea. Primärnerv an der Basis ziemlich stark hervor tretend, gegen die Spitze zu allmählich verschmälert. Secundärnerven ansehnlich hervortretend, so stark wie der Mediannerv oberhalb der Blattmitte, die gegen die Basis zu entspringenden auffallend genähert und unter stumpferen Winkeln abgehend ; die obersten und mittleren beträchtlich verlängert, gegen die Blattspitze. zu 187 Die Blattskelete der Apetalen. convergirend. Ursprungswinkel der letztem 25 — 35". Mittlere Distanz der Secundärnerven '/,- >/„. Tertiär¬ nerven einfach, hervortretend, querläufig, in absoluten Distanzen von 31/, — 5 Milliin. Quaternäre Nerven unvoll¬ kommen ausgebildet. Inhalt eines mittleren Secundärsegments 20 — 25 Tertiärnerven, darunter 5 — 7 axenständige. Artanthe Bredemayeri. M i q. Tafel II. Cultivirt im k. k. Hofgarten zu Schönbrunn. Nervation bogenläufig, Typus eigcnthümlich. Primärnerv an der Basis stark hervortretend , gegen die Spitze zu beträchtlich verschmälert. Secundärnerven auffallend hin- und hergebogen, fast geschlängelt, her¬ vortretend, die untersten etwas genähert und an der Basis unter viel stumpferen Winkeln abgehend als die übrigen. Die obersten verlängerten convergiren gegen die Blattspitze zu. Ursprungswinkel der mittleren und oberen Secundärnerven 25 — 35". Mittlere Distanz */6 — /« — Vs- Tertiärnerven meist einfach, seltener gabelspaltig, alle verbindend und querläufig. Quaternäre Nerven spärlich entwickelt, unter rechtem Winkel abgehend, ein lockeres, aus querovalen oder im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Durch die querläufigen Tertiärnerven von dem verwandten Typus des Prunus Padus- durch die gegen die Basis zu genäherten, unter bedeutend stumpferen Winkeln abgehenden Secundärnerven von dem ähnlichen Typus Physalis Alkekengi ; durch auffallende Verschie¬ denheit der Schlingenbildung der oberen und der unteren Secundärnerven von beiden angege¬ benen Nervationstypen verschieden. II. N E R V A T ION S - V E R 1 1 A LT N I S S E DER MYRICEEN. Nervati onsformen: In dieser Familie kommen nur vor die netzläufige, die schling- und die eombinirt-randläufige Nervationsform. Nervationstypen. Dieser Familie eigenthümlich sind: der Typus von Myrica Gale (Taf. 5, Fig. 7), combinirt randschlingläufig, mit genäherten unter nahe rechtem Winkel abge¬ henden Secundärnerven und unter rechtem Winkel entspringenden oft verbindenden Tertiär¬ nerven ; der Typus von Myrica cerif er a (Taf 5, Fig. 2 — 3), combinirt-randschlingläufig, mit unter wenig spitzem oder fast rechtem Winkel abgehenden Secundär- und unter spitzen Win¬ keln abgehenden netzläufigen Tertiärnerven; der Typus von Myrica quercifolia (Taf. 6, Fig. 10 — -14), rand-netzläufig mit verhältnissmässig entfernt gestellten meist unter spitzen Winkeln entspringenden Secundärnerven; der Typus von Comytonia asplenifolia (Taf. 6, Fig. 22 — 24), randläufig, mit genäherten unter nahezu rechtem Winkel entspringenden Secun¬ därnerven; dann der schlingläufige Typus von Myrica ruhrci (Taf. 5, Fig. 5). Den Typus von Salix zeigen mehrere Myrica- Arten, z. B. M. segregata (Taf. 4, Fig. 7 — 8), M. Faja (Taf. 5, Fig. 8 — 9), M. aethiopica (Taf. 6, Fig. 1 — 2), M. aethiopica var. capensis (Taf. 6, Fig. 3- — 4), u. a. Der Typus von Erigeron canadensis kommt bei Myrica selten vor z. B. bei einer asiatischen Art (Taf. 5, Fig. 6). Häufiger tritt unter den schlingläufigen Typen der von Prunus Padus auf, z. B. bei Myrica integrifolia (Taf. 6, Fig. 15), M. sapida (Taf. 6, Fig. 16 u. a). Primärnerv. Derselbe ist meist geradlinig, selten etwas hin- und hergebogen, wie bei Myrica laciniata (Taf. 6, Fig. 5 — 9), oder geschlängelt, wie bei .1/. quercifolia (1. c. Fig. -10 181' Die Blattskelete der Apetalen. bis 14). Er tritt stets merklich stärker hervor als die Secundärnerven und kann, obgleich in seinem Laufe allmählich verschmälert, immer bis zur Blattspitze verfolgt werden. Bei Myrica sapida ist er mehrmals stärker als die secundären und bei M. cerifera, caroliniana und segregata setzt er sieh häufig als ein kurzes Endspitzchen über die Blattfläche hinaus fort. Secundärnerven. Diese treten meist verhältnissmässig schwach hervor; Ausnahmen sind M. sapida (Taf. 6, Fig. 16), M. integrifolia (Taf. 6, Fig. 15) und M. tinctoria (Taf. 4, Fig. 5 — 6), bei welchen die Secundärnerven stärker entwickelt erscheinen. Auffallend hin- und hergebogen, geschlängelt und meist an der Spitze verästelt sind sie bei Myrica segregata , M. Faja, M. aethiopica u. m. a.; in der Mehrzahl der Fälle kommen bogige oder nur schwach hin- und hergebogene, sehr selten ziemlich gerade verlaufende Secundärnerven (bei Comp- tonia asplenifolia ) vor. Die Abgangswinkel derselben sind meist wenig spitz, oft nahe an 90u. Winkel von 65° und weniger kommen seltener vor, z. B. bei Myrica integrifolia , M. aethiopica u. a. ; am meisten spitze Winkel (bis 45°) bietet M. quercifolia. Bei der Mehrzahl der Arten herrscht Gleichmässigkeit in der Grösse der Abgangswinkel, so dass hier in der Regel selbst die untersten Secundärnerven nicht, wie dies bei länglichen oder verkehrt eiförmigen Blättern häufig ist, unter auffallend spitzeren Winkeln entspringen, als die mittleren und oberen. Beispiele liefern die Blätter von Myrica Faja (Taf. 5, Fig. 8 — 9), M. caroliniana (Taf. 5, Fig. 10 — 14), M. tinctoria (Taf. 4, Fig. 5 — 6), M. cerifera (Taf. 5, Fig. 2 — 3), M. pennsylvanica (Taf. VI, Fig. 17, 18). Comptonia asplenifolia u. m. a. Ausnahmen von dieser Regel bilden die Blätter von M. rubra (Taf. 5, Fig. 5), M. sapida (Taf. 6, Fig. 16), M. integrifolia (Taf. 6, Fig. 15), wo die untersten Secundärnerven unter mehr oder weniger auffallend spitzeren Winkeln entspringen als die übrigen; ferner Myrica serrata , bei welcher die untersten Secundärnerven sogar unter stumpferen Winkeln als die oberen abgehen. Unter verschiedenen mehr und weniger spitzen Winkeln entspringen die Secundärnerven bei M. segregata (Taf. 4, Fig. 7 — 8), und bei M. aethiopica (Taf. 6, Fig. 1 — 2). Die mittlere Distanz der Secundärnerven beträgt in den meisten Fällen yi0 — 1/s. Die grösste mittlere Distanz derselben (*/4 — V3) kommt bei M. quercifolia , die geringste (y20 — yi5) bei Comptonia asplenifolia vor. Schlingenbil düngen kommen bei den Myriceen häufig vor; dieselben sind besonders deutlich ausgeprägt bei Myrica sapida , M. integrifolia und M. tinctoria ; bei M. cerifera , M. caroliniana (Taf. 5, Fig. 10- 14), M. Gale (Taf. 5, Fig. 7), M. pennsylvanica (Taf. 6, Fig. 17 — 18), M. serrata (Taf. 6, Fig. 19 — 21), M. laciniata (1. c. Fig. 5 — 9) und bei M. quercifolia (1. c. Fig. 10 14) wechseln die Schlingenbildungen mit randläufigen Nerven ab. Die Schlingen sind meist dem Rande genähert, seltener stehen sie von demselben verhältnissmässig beträchtlich ab, wie bei Myrica tinctoria , M. integrifolia u. e. a. Die schlingenbildenden Äste divergiren unter stumpfen Winkeln bei M. sapida , M. Gale u. a. ; mehrentheils unter nahezu rechtem Winkel (z. B. bei M. integrifolia , M. rubra , Taf. 5, Fig. 5, M. pennsylvanica, u. m. a.) oder unter spitzen Winkeln (wie bei M. caroliniana , M. serrata, M. cerifera u. a.). Bei M. sapida und M. tinctoria laufen die Bogen der Schlingen dem Rande fast parallel; sonst ist dies nicht der Fall. Tertiär ner ven. Dieselben treten in der bei weitem grösseren Mehrzahl der Fälle verhältnissmässig schwach hervor. Stärker ausgeprägte erscheinen bei M. sapida , M. integri¬ folia und hin und wieder noch bei M. serrata und M. pennsylvanica. Sie sind in der Regel bald nach ihrem Ursprünge verästelt, netzläufig; selten kommen verbindende Tertiärnerven, wie z. B. bei M. sapida, M. Gale vor. Die Ursprungswinkel der Tertiärnerven schwanken meist 190 Gonstantin v. Ettingshausen. bei einer und derselben Blattform zwischen 45° und 90°; bei Al. sapida jedoch entspringen die Tertiärnerven vorherrschend unter stumpfen Winkeln, bei M. Gale vorherrschend unter rechtem Winkel, bei AL cerifera , AI. caroliniana meist unter spitzen Winkeln. Netznerven höherer Grade. Die Myriceen zeichnen sich im Allgemeinen durch die Feinheit und reiche Entwickelung der quaternären und quinternären Nerven aus. Die Form der feinsten Netzmaschen ist meist mehr oder weniger deutlich queroval, wie z. B. dies besonders bei AI. Faja , bei AI serrata , auch bei AI. pennsylvanica auffällt. Rundliche und scharf hervortretende feinste Netzmaschen zeigen M. sapida und AI. integrifolia ; ein weniger vollkommen ausgebildetes Netz M. Gale und eine asiatische kleinblättrige Myrica- Art (Taf. 5, Fig. 6). Iftyrica cerifera. L. Taf. V, Fig. 2—3. Nordamerika. Nervation rand-schlingläufig, Typus eigenthümlich , Primärnerv an der Basis stark hervortretend, gegen die Spitze zu verfeinert, oft in ein Endspitzchen auslaufend. Secundärnerven fein, die randläufigen ziemlich gerade oder wenig bogig, in den Spitzen der Zähne des Randes endigend, die schlingläufigen von der Stärke der vorigen, oft mit denselben abwechselnd, meist aber vom unteren Theile des Primärnervs entspringend. Abgangswinkel der Secundärnerven ziemlich gleichförmig, 75 — 80°; mittlere Distanz /8 — '/,. Randläufige Nerven und deren Aste in den Zähnen endigend, häufig schlingläufige untergeordnet. Schlingenäste unter spitzen Winkeln divergirend. Tertiärnerven fein, unter spitzen Winkeln entspringend, in ein sehr zartes, aus querovalen Maschen zusammengesetztes Netz aufgelöst. myrica serrula. Lam. Taf. VI, Fig. 19—21. C ap. Nervation rand-schlingläufig, Typus von Myrica cerifera. Primärnerv an der Basis stark hervortretend, allmählich gegen die Spitze zu verfeinert. Secundärnerven scharf hervortretend, häufig an der Spitze gabel¬ spaltig; Abgangswinkel derselben 65 — 90°; die obersten unter spitzeren Winkeln als die übrigen, die untersten unter 90° entspringend. Mittlere Distanz derselben */18 — i/la. Randläufige Nerven und deren Äste in den Zähnen und auch in den Einschnitten zwischen denselben endigend; die Schlingenbildungen seltener, schwach hervortretend, Schlingenäste unter spitzen Winkeln divergirend. Tertiärnerven fein, unter spitzen Winkeln entspringend, in ein zartes oder scharf hervortretendes, aus querovalen Maschen zusammengesetztes Netz aufgelöst. myrica Gale. L. Taf. V, Fig. 7. Region des Mittelmeeres. Nervation rand-schlingläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv in seinem ganzen Verlaufe bis zur Spitze hervortretend. Secundärnerven scharf ausgeprägt, häufig gabelspaltig, gleichmässig unter Winkeln von 75 — 85° entspringend ; mittlere Distanz derselben Vl5 - 'As- Randläufige Nerven und deren Äste in den Zähnen endigend, mit schlingenbildenden abwechselnd. Tertiärnerven fein, unter rechtem Winkel entspringend, meist verbindend. Quaternäre Nerven wenig entwickelt. myrica quercifolia. L. Taf. VI, Fig. 10—14. Cap. Nervation rand-netzläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv an der Basis hervortretend, im weiteren Verlaufe allmählich verfeinert, auffallend hin- und hergebogen oder gegen die Spitze zu geschlängelt. Secun¬ därnerven scharf hervortretend, einfach und gabelspaltig, unter Winkeln von 45 — 65°, selten unter stumpferen entspringend, in der mittleren Distanz y4 — 1/3. Randläufige Nerven und deren Äste in den Spitzen der Zähne 192 Constantin v. Ettingshausen. oder Lappen endigend. Tertiärnerven unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln abgehend, netz¬ läufig. Quaternäre Nerven ein sehr feines, kaum dem unbewaffneten Auge wahrnehmbares, aus vorherrschend querovalen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Im Allgemeinen übereinstimmend mit eben beschriebener Nervation ist die von 71/. laciniata (Taf. 6, Fig. 5 — 9), welche von ersterer nur durch die etwas stumpferen Abgangswinkel der Secundärnerven und durch das Vorkommen von verkürzten, in die Einschnitte oder Buchten zwischen den Blattlappen laufenden Nerven getrennt werden kann. IfMyrica rubra . Sieb, et Zucc. Taf. V, Fig. 5. Japan. Nervation schlingläufig, Ncrvationstypus eigentlnimlich. Primärnerv stark hervortretend. Secundärnerven scharf ausgeprägt, die obersten wenig bogig oder fast geradlinig verlaufend, die unteren stärker bogig. Ursprungswinkel der mittleren und oberen 70 — 80°, die der unteren beträchtlich spitzer. Mittlere Distanz der Secundärnerven */8 — y7. Schlingenbogen dem Rande genähert, Schlingenäste unter rechtem Winkel diver- girend, Schlingensegmente ungefähr so lang als breit, die oberen stumpf, die unteren spitz den Rand nach auf¬ wärts gezogen. Tertiärnerven sehr fein, nicht hervortretend, unter rechtem Winkel entspringend, netzläufig. Quaternäres Netz vom tertiären nicht deutlich geschieden, aus zarten aber scharf hervortretenden, im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetzt. JfJyrica sapitla. Wall. Taf. VI, Fig. 1(5. Nepal. Nervation schlingläufig, Nervationstypus von Prunus Padus. Primärnerv verhältnissmässig mächtig her¬ vortretend, gegen die Spitze zu nicht beträchtlich verschmälert. Secundärnerven wenig bogig, manchmal etwas gekrümmt oder schwach hin- und hergebogen; Ursprungswinkel der mittleren und oberen 75 — 90°, der untersten in der Regel etwas spitzer. Mittlere Distanz der Secundärnerven */,a — Schlingenbogen stark hervortretend, dem Rande genähert und fast parallellaufend; schlingenbildende Äste unter stumpfen Winkeln divergirend, Segmente stumpf abgerundet, länglich, 2 — 3mal länger als breit. Tertiärnerven her¬ vortretend, unter rechtem oder stumpfem Winkel abgehend, oft verbindend, ein lockeres Netz bildend, welches das deutlich unterschiedene quaternäre, aus rundlichen hervortretenden Maschen bestehend, einschliesst. iflyrica inteyrifolia. Roxb. Taf. VI, Fig. 15. S i 1 h e t. Nervation schlingläufig, Nervationstypus von Prunus Padus. Primärnerv sehr stark, in seinem Verlaufe bis zur Spitze nur unbedeutend verschmälert. Secundärnerven stark bogig, Ursprungswinkel der mittleren und oberen 65 — 75°, die der untersten beträchtlich spitzer. Mittlere Distanz derselben ’/5- — y4. Schlingenbogen hervortretend, schlingenbildende Äste unter stumpfem oder seltener unter rechtem Winkel divergirend. Die Blattskelete der Apetalen. 193 Schlingensegmente meist so lang als breit, seltener die unteren merklich länger; die mittleren und oberen stets abgerundet-stumpf. Tertiärnerven hervortretend, vorherrschend unter nahezu rechtem Winkel abgehend, netzläufig. Das lockere Tertiärnetz vom scharf hervortretenden rundinaschigen quaternären deutlich geschieden. JTtyrica xegregata. L. Taf. IV, Fig. T— 8. Nordamerika. Nervation netzläufig, Nervationstypus von Salix. Primärnerv an der Basis scharf hervortretend, gegen die Spitze zu allmählich verfeinert, an derselben in ein sehr kleines Endspitzchon fortgesetzt. Secundärnerven fein, unter verschiedenen, meist wenig spitzen Winkeln, die untersten nicht unter merklich spitzeren abgehend, verästelt, hin- und hergebogen oder geschlängelt. Mittlere Distanz derselben /, — Tertiärnerven scharf hervor¬ tretend, zu beiden Seiten der Secundärnerven unter nahe rechtem oder wenig spitzem Winkel entspringend, oft verbindend. Blattnetz sehr fein; die Nerven des fünften Grades noch deutlich erkennbar. Hier ist noch zu erwähnen Q. aquatica Tratt. (Taf. 11, Fig. 7, 8), deren Blätter in der Stärke und Yertheilung der Secundär- und Tertiärnerven mit obiger Art übereinstimmen. Sie weicht jedoch von derselben durch den netzläufigen Typus der unter Winkeln von 40 — 50" entspringenden Secundärnerven , ihre mittlere Distanz yon V5 — % und die beiderseits unter auffallend spitzeren Winkeln abgehenden Tertiärnerven ab. Quevcus coccifera L. Taf. VIII, Fig. II — 13. Regio mediterran ea. Nervation netz-randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv nur an der Basis hervortretend, gegen die Spitze zu verfeinert, unter derselben oft fast verschwindend, in seinem Verlaufe häufig geschlängelt. Secundär¬ nerven oft geschlängelt, einfach und gabelspaltig, randläufige mit netzläufigen abwechselnd, unter Winkeln von 65 — 90° entspringend. Mittlere Distanz derselben i/5 — */4. Tertiärnerven von der Aussenseite der seeun- dären unter rechtem, von der Innenseite derselben unter etwas stumpfen Winkeln abgehend. Blattnetz ver- hältnissmässig stark hervortretend, nur die Nerven des vierten Grades noch deutlich entwickelt, quaternäre Netzmaschen rundlich. Eine beinahe völlig übereinstimmende Nervation bietet Q. Mesto Bois. (Taf. 8, Fig. 14) von Spanien. Der einzige wie es scheint constante Unterschied liegt in der relativen Entfernung der Secundärnerven, welche mit % — */„ bezeichnet werden kann. Den gleichen Nervation stypus bieten Q. pseudococcifera (Taf. 8, Fig. 15, 16) aus der Region des Mittelmeeres, ferner die mauritanische Q. Ballota Desf. Bei ersterer Art wiegen die randläufigen Nerven vor. Die mittlere Distanz der Secundärnerven beträgt hier %L — lL. Die Q. Ballota zeigt mehr schling- und netzläufige Secundärnerven als randläufige; sie entspringen unter verschiedenen mehr oder weniger spitzen Winkeln , deren mittlere Distanz ‘/e — 1/5 beträgt. Das quaternäre Netz der letzteren Art ist besonders fein, nicht her¬ vortretend. Quer cus Phellos L. Taf. IX, Fig. 6. Nordamerika. Nervation schlingläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv bis zur Spitze hervortretend, geradlinig. Secundärnerven fein, unter Winkeln von 55 — 70° entspringend. Schlingensegmente so breit als lang oder auch breiter, abgerundet-stumpf, schlingenbildende Äste unter rechtem Winkel divergirend. Schlingenbogen dem Rande bis auf genähert, demselben fast parallel. Mittlere Distanz yi4- — y,,. Tertiärnerven sehr fein, kaum hervortretend, durchaus netzläufig, unter rechtem oder wenig stumpfem Winkel entspringend. Blattnetz entwickelt, sehr zart; die Nerven des 5. Grades mit unbewaffnetem Auge kaum deutlich wahrzunehmen. Als im Nervationstypus übereinstimmend sind hier noch zu erwähnen Q. laurifolia Tratt. (Taf. 9, Fig. 9, 10), Q. virens (Taf. 9, Fig. 1, 2), nordamerikanische Arten; Q. mexicana Humb. et Bonpl. (Taf. 10, Fig. 8) aus Mexiko, endlich Q. Ghiesbreghtii Mart, et Galeot. (Taf. 9. Fig. 7) aus Xalapa. 206 Constantin v. Ettingshausen. Erstgenannte Art zeigt entferntere, in der mittleren Distanz '/. — stehende, unter spitzeren Winkeln entspringende Secundärnerven. Q. virens hat mehr bogige, in der mittleren Distanz 1/8 — 1/7 stehende Secundärnerven, deren Schlingen wegen der Feinheit der Nerven nicht oder nur wenig hervortreten. Die Sehlingensegmente sind stets länger als breit. Die Tertiärnerven entspringen von der Aussenseite der secundären unter spitzen Winkeln ; mit den netzläufigen wechseln auch hin und wieder verbindende ab. Q. mexicana besitzt genäherte, in der mittleren Distanz !/15 — stehende, unter Winkeln von 75 — 90° entspringende Secundärnerven. Die Schlingen treten wenig hervor, die Segmente derselben sind beträchtlich länger als breit. Die Tertiärnerven sehr fein, die feineren Netz¬ nerven kaum entwickelt. Q. Ghiesbregthii zeigt ziemlich stark hervortretende, unter Winkeln von 60 — 75° entsprin¬ gende Secundärnerven, welche in der mittleren Distanz 1/n — 1/10 stehen, und kleine aber scharf hervortretende Schlingenbogen bilden. Die Segmente sind auffallend länger als breit. Die ebenfalls deutlich hervortretenden Tertiärnerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln. Das Blattnetz ist reichlich entwickelt. Quer ciis oloides Schlechtd. Tal'el IX, Fig. 8. X1 o r d a ru e r i k a. Nervation schlingläufig , Typus eigentliümlich. Primärnerv fast bis zur Spitze stark hervortretend, gerade oder unter der Spitze etwas geschlängelt. Secundärnerven hervortretend, die untersten unter Winkeln von 45°, die übrigen unter 50 — 60° entspringend. Schlingenscgmente noch einmal so lang als breit, abgerun¬ det-stumpf. Schlingenbildende Äste unter spitzen Winkeln dfvergirend. Schlingenbogen vom Rande bis auf 1" entfernt, ziemlich scharf hervortretend. Mittlere Distanz der Secundärnerven >/6 — '/5. Tertiärnerven her¬ vortretend, zu beiden Seiten der secundären unter spitzen \\ inkeln abgehend, verbindend. Blattnetz reichlich entwickelt. Die Nerven des 5. Grades zu deutlich abgegrenzten, im Umrisse rundlichen Maschen verbunden. Quercus undulata Benth. Taf. IX, Fig. 4, 5. Guatemal a. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv in seinem ganzen Verlauf stark hervortretend. Secun¬ därnerven stark, etwas bogig, nur die untersten und obersten einfach, die übrigen in der Regel gabelspaltig. Ursprungswinkel derselben 50 — 60°. Mittlere Distanz ’/10 — '/a. Tertiärnerven beiderseits von den secundären unter nahe rechtem Winkel abgehend, fein, genähert, verbindend. Blattnetz sehr vollkommen entwickelt. Die Nerven des 4. und 5. Grades quadratische Maschen bildend. Den gleichen Nervationstypus theilt Q. salicifolia Nbe (Taf. 9, Fig. 3) aus Mexiko, deren Blätter sich von denen obiger Art nur durch die auffallend ungleich entwickelten, unter ver¬ schiedenen spitzen Winkeln abgehenden Secundär- und die stärker hervortretenden, entfern¬ teren und mehr netzläufigen Secundärnerven unterscheiden. Die grosse Ähnlichkeit dieser Blattformen mit denen gewisser Laurineen-Arten ist nicht zu verkennen. Die Blattskelete der Apetalen. 20 7 On er cum fcncstrnta Roxb. Taf. IX. Fig. 14. Ostindien. Nervation bogenläufig, Typus von Lonicera alpigena. Primärnerv geradlinig bis über die Blattmitte hinaus stark hervortretend, unter der Spitze beträchtlich verfeinert. Secundärnerven ziemlich stark bogig, unter Winkeln von 55 — 65° entspringend, in der mittleren Distanz Tertiärnerven fein, genähert, verbindend, fast querläufig, von der Aussenseitc der secundären unter spitzen, von der Innenseite unter stumpfen Winkeln abgehend Blattnetz sehr vollkommen entwickelt. Die Nerven des 4. und 5. Grades zier¬ liche quadratische Maschen bildend. Dem Nervationstypus nach übereinstimmend zeigen sieh die Blätter der mexikanischen Q. petiolaris Benth. (Taf. 10, Fig. 10). Dieselben unterscheiden sich aber von denen obiger Art durch folgende Merkmale. Die stärker hervortretenden Secundärnerven sind verhältniss- mässig entfernter gestellt, die Distanz beträgt 1/s — Vu: die unteren entspringen unter stumpfe¬ ren Winkeln von 65 — 75°. Die Tertiärnerven sind beträchtlich stärker und entfernter gestellt; die mächtig hervortretenden Quaternärnerven bilden ein aus meist quadratischen Maschen bestehendes Netz, welches ein kaum hervortretendes quinternäres Netz umschliesst. V. N E R VA T IONS - V E II H Ä L T N I S S E D E R U L M A C E EN. Nervationsform und Typus. Alle Blätter dieser Familie zeigen die einfach-rand¬ läufige Nervation und zumeist den Typus von Garpinus Betulus. Primärnerv. Derselbe ist vorherrschend geradlinig, selten etwas in seinem oberen Ver¬ laufe hin- und hergebogen. Er tritt meist bedeutend stärker hervor als die Secundärnerven und bei mehreren Arten endet er nur unbeträchtlich verschmälert in der Blattspitze, wie z. B. bei Ulmus japonica (Taf. 12, Fig. 14 — 16). Secundärnerven. Sie sind geradlinig oder wenig bogig gekrümmt, einfach aber auch häufig gabelspaltig mit meist unter sehr spitzen Winkeln divergirenden , stets randläufigen Gabelästen, und treten meist scharf hervor. Bei der Mehrzal der Arten entsenden die unter¬ sten Secundärnerven in der Regel an der ausgebuchteten Basisseite einige hervortretende Aussennerven. Oft an der Spitze gabelspaltige Secundärnerven zeigen die Arten des Geschlechtes Planera, wo die Aste unter weniger spitzem oder auch unter rechtem Winkel divergiren und der stärkere als Fortsetzung des Seeundärnervs in der Spitze des Blattzahns endiget, während der schwächere, nach ab- und auswärts gerichtete der zwischen zwei Blatt¬ zähnen liegenden Bucht zuläuft. Ziemlich vorherrschend geradlinig sind Secundärnerven bei Ulmus americana (Taf. 12, Fig. 6 — 8), mehr bogig bei Ulmus montana (Taf. 12, Fig. 17). Die Abgangswinkel der Secundärnerven liegen in der Regel zwischen 50° und 75°. Bei den meisten Arten sind die Winkel der untersten Secundärnerven besonders an der Seite der herabgezogenen Basis auffallend stumpfer als die übrigen. Am beträchtlichsten ist diese Differenz bei Planer a aquatica , an welcher Art die oberen Secundärnerven ungefähr 40°, die l grundständigen bis 90° mit dem primären einschliessen. Die mittlere Distanz der Secundär- 208 Constantin v. Ettingshaus en. nerven ist meist gering und erreicht im Minimum 7»— 7u- Nur die Arten von Planera zeigen eine verhältnissmässig grössere Distanz, welche bei Planera aquatica bis V4 beträgt. Tertiärnerven. Diese sind oft verbindend, fein und treten in der Mehrzahl der Fälle wenig oder gar nicht hervor; nur bei den Planera- Arten sind die Tertiärnerven schärfer ausgeprägt, geschlängelt, theils netzläufig, theils verbindend. Sehr feine, nicht hervortretende Tertiärnerven zeigen mehrere Ulmus- Arten, z. ß. U. americana. Die Ursprungswinkel der Tertiärnerven sind wenig spitz oder betragen nahezu 90° bei Planera • meist auffallend spitz sind sie bei Ulmus. Von dieser Kegel machen Ulmus alata, wo die Tertiärnerven durchaus unter rechtem Winkel, und U '. japonica, bei welcher Art sie unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln entspringen, Ausnahme. Planera Richardi zeigt ein lockeres, aus im Umrisse rund¬ lichen Maschen zusammengesetztes, Ulmus alata ein zartes, enges aus länglichen Maschen gebildetes Tertiärnetz. Netznerven höherer Grade. Diese sind bei Planera vollkommen, bei Ulmus meist unvollkommen oder nicht entwickelt. Bei ersterem Geschlechte treten die unter rechtem Winkel entspringenden quaternären Nerven noch ziemlich scharf hervor und umschliessen ein sehr feines rundmaschiges quinternäres Netz. Auch die in der Nervation mit Planera ähnliche Ulmus alata zeigt ein sehr zartes von dem rundmaschigen Quaternärnetz eingeschlossenes quinternäres Netz. Den meisten Ulmus- Arten, insbesondere den grossblättrigen mangelt selbst ein deutlich ausgeprägtes quaternäres Netz. So findet sich an Ulmus americana nur ein sehr feines unvollkommen ausgebildetes Tertiärnetz. Auch die kleinblättrige Ulmus japonica zeigt ein lockeres unregelmässiges Tertiärnetz, das nur wenige kaum unter einander anastomo- sirende Quaternärnerven entsendet. Planera Richardi Michx. Tafel 12, Fig. 1—3. Caucas u s. Nervation einfach randläufig, Typus von Carpinus Betulus. Primärnerv von der Basis bis über die Blatt- mitte hinaus stärker hervortretend als die secundären, geradlinig. Secundärnerven schwach bogig gekrümmt, an der Spitze gabelspaltig, der stärkere Ast in dem Zahne, der untere schwächere meist in dem Einschnitte zwischen je zwei Zähnen endigend. Ursprungswinkel der grundständigen Secundärnerven 80 — 90°, der unteren 75 — 80°, der übrigen 60 — 70. Mittlere Distanz '/7- — '/„. Tertiärnerven etwas geschlängelt, netzläufige mit verbindenden abwechselnd, unter Winkeln von 90° abgehend, ein aus hervortretenden, im Umrisse rund¬ lichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Die der Nervation nach sehr ähnlichen Blätter von Planera aquatica Spr. aus Nord¬ amerika (Taf. 12, Fig. 4) zeigen ein weniger scharf hervortretendes Tertiärnetz und im Allgemeinen etwas spitzere Secundärwinkel. Wilmas americana Michx. Taf. 12, Fig. ß— 8. Nordamerik a. Nervation einfach randläufig, Typus von Carpinus Betulus. Primärnerv fast in seinem ganzen Verlaufe stärker hervortretend als die secundären, geradlinig. Secundärnerven wenig bogig gekrümmt, häufiger fast geradlinig, einfach, selten an der Spitze gabelspaltig, die mittleren stärkeren und die untersten hin und wieder 200 Die Blattskelete der Apetalen. mit einigen Aussennerven versehen. Ursprangswinkcl der grundständigen Secundürnerven an der vorgezo¬ genen breiten Seite 70 — 80°, an der schmalen 35 — 45°, die der mittleren 50 — 60, die der oberen 40 — 50°. Mittlere Verhältnisszahl der Entfernung der Secundürnerven /7 — »/6. Tertiärnerven sehr spärlich, nicht hervortretend, unter verschie¬ denen spitzen und stumpfen Winkeln entspringend, netzläufig. Quaternäre Nerven sehr fein, von den tertiären undeutlich geschieden, ein lockeres aus verschieden geformten länglichen und ovalen oft nicht geschlossenen Maschen zusammengesetztes Netz erzeugend. Quinternäre Nerven verhältnissmässig hervortretend, ästig, Äste unter spitzen Winkeln divergirend, frei endigend. Den gleichen merkwürdigen Nervationstypus zeigen noch mehrere andere Pisonia- Arten. Als Beispiel mögen folgende Arten dienen. Pisonia aculeata L. (Taf. 26, Fig. 4 — 5), aus Ostindien. Die Secundärnerven entspringen hier unter etwas spitzeren Winkeln. Die Schlingenbogen treten deutlicher hervor. Die Tertiär¬ nerven sind an der untern Blattfläche sehr spärlich, an der oberen (Fig. 4) gar nicht bemerkbar. Pisonia fragrans Dsf. (Taf. 25, Fig. 1), mit geradlinigen unter Winkeln von 35 — -00° entspringenden Secundär- und scharf hervortretenden Tertiärnerven. Erstere stehen in der Distanz 1/i — %. Pisonia Brunoniana En dl. (Taf. 27, Fig. 5), von der Norfolk-Iusel, mit genäherten, in der Distanz '/G — Q7 gestellten Secundärnerven und auffallend unregelmässig gebildeten Schlin¬ genbogen, deren Nervenäste unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln divergiren. Neea sp. 5543 Schott. Taf. XXVIII, Fig. 12. Rio Janeiro. Nervation schlingläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv von der Basis an bis über die Blattmitte hin¬ aus mächtig hervortretend, gegen die Spitze zu schnell bis zur Dünne der Secundärnerven verfeinert, gerad¬ linig oder unter der Blattspitze ein wenig bin- und hergebogen. Secundärnerven scharf hervortretend, unter Winkeln von 65 — 70° entspringend. Schlingensegmente kurz, abgerundet -stumpf; Schlingenbogen vom Rande um nahezu 1 entfernt, dem Rande parallel, mit mehreren ansehnlichen Aussenschlingen umgeben. 29* 228 Gonstantin v. Ettingshausen. Sclilingenäste unter rechtem Winkel divergirend. Mittlere Distanz der Secundärncrven */t — y3. Tertiärnerven unter verschiedenen, meist stumpfen WTinkeln abgehend, vorherrschend netzläufig. Blattnetz vollkommen ausgebildet, das quaternäre vom tertiären nicht scharf geschieden. XIII. ZUR NERVATION DER POLYGONEEN. Sowohl Arten von Coccoloba als von Triplaris scheinen, nach Blattfossilien zu schliessen, der Flora der Vorwelt angehört zu haben. Es wurden hier einige Formen dieser Geschlechter, welche Blattresten der Tertiärforfnation entsprechen dürften, abgebildet und beschrieben. Coccoloba diversifolia Jacq. Taf. XXI, Fig. 5. Tropisches Amerika. Nervation schlingläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv nur an der Basis etwas hervortretend, gegen die Spitze zu bis zur Feinheit der Secundärncrven verschmälert, geradlinig. Secundärncrven fast gerade oder wenig bogig, unter Winkeln von 65 — 75° entspringend. Schlingensegmente kurz, kaum länger als breit. Schlingenbogen vom Rande bis auf 1"' und mehr entfernt, demselben parallel, von vielen länglichen Aussen- schlingen begrenzt. Schlingenbildende Aste unter rechtem oder stumpfem Winkel divergirend. Mittlere Distanz yg — »/,. Tertiärnerven fein, netzläufig, unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln abgehend, allmählich in die quaternären übergehend und mit diesen ein hervortretendes, aus querovalen Maschen zusammengesetztes Blattnetz bildend, welches ein sehr feines, dem freien Auge kaum unterscheidbares, unvollkommen ausgebildetes Quinternär-Netz umschliesst. Coccoloba fagifolia. Taf. XXV, Fig. 3. Cultivirt im k. U. Hofgarten zu Schönbrunn. Nervation schlingläufig, Typus von Artocarpus rigida. Primarnerv gerade, bis über die Blattmitte hin¬ aus stark hervortretend, von da gegen die Spitze zu allmählich verschmälert. Secundärnerven bogig gekrümmt, ansehnlich, unter Wbnkeln von 70 — 80° entspringend. Schlingensegmente kaum noch einmal so lang als breit, etwas gekrümmt. Schlingenbogen dem Rande nicht parallel, von demselben bis 1 entfernt, mit vielen ansehnlichen Aussenschlingen umgeben. Schlingenbildende Äste vorherrschend unter rechtem Winkel diver¬ girend. Mittlere Distanz der Secundärnerven '/8 — '/7. Tertiärnerven von der Aussenseite der secundären unter spitzem, von der Innenseite unter rechtem Winkel abgehend, verbindend. Blattnetz hervortretend, sehr vollkommen entwickelt. Die Maschen der Nerven des 4. und 5. Grades im Umrisse rundlich. Mit obiger Art stimmen dem Nervationstypus nach überein Coccoloba exoriata L. (Taf. 25. Fig. 2), verschieden durch die unregelmässig gebildeten, weniger deutlich liervortretenden Schlingenbogen und die unter spitzen Winkeln divergirenden Schlingenäste, ferner Coccoloba ferruginea (Taf. 26, Fig. 2), bezeichnet durch die hervortretenden genäherten, von der Innenseite der secundären unter stumpfen, von der Aussenseite unter spitzen Winkeln abgehenden Tertiärnerven und die vom Tertiärnetz scharf geschiedenen quaternären. Beide Arten unterscheiden sich ausserdem von C. fagifolia durch die genäherten, in der Distanz '/m — yi2 gestellten Secundärnerven und die Form der Schlingensegmente, deren Länge das 4 — -Gfaehe der Breite beträgt. 229 Die Blattskelete der Apetalen. Von der Nervation der Artocarpus rigida und mehrerer Moreen weichen die liieher gehörigen Coccoloba- Arten nur durch die meist unter stumpferen Winkeln abgehenden Secundärnerven und das vollkommener ausgebildete Blattnetz ab, dessen reichlich entwickelte Quinternär-Maschen noch scharf hervortreten. Wir müssen hier noch zweier Arten Erwähnung tliun, welche zwar das vollkommen entwickelte Blattnetz, wie selbes den meisten Arten des Geschlechtes Coccoloba eigentümlich ist, darbieten, jedoch sich durch Verschiedenheiten in der Anordnung der Nerven des zweiten und dritten Grades wesentlich abgrenzen. Coccoloba punctata L. (Taf. 27, Eig. 3) zeigt zwar noch die schlingläufige Nervation, jedoch treten die Schlingen nicht scharf hervor, sind vom Rande beträchtlich entfernt und mit mehreren Reihen von feinen Aussenschlingen begrenzt. Die Tertiärnerven sind hier netzläufig und entspringen unregelmässig unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln. Coccoloba longifolia Link. (Taf. 2, Fig. 2) hat eine bogenläufige Nervation mit stark hervortretenden in der Distanz yi0 — 1/3 gestellten Secundärnerven, welche unter Winkeln von 60 — 65° entspringen. Die Tertiärnerven entspringen von beiden Seiten der secundären unter spitzen Winkeln, sind verbindend und in der Mitte des Blattes fast querläufig. Triplaris americana L. Taf. XXVI, Fig. 1. Südamerika. Nervation schlingläufig, Typus von Artocarpus rigida. Primärnerv gerade, stark hervortretend, gegen die Spitze zu allmählich verschmälert. Secundärnerven etwas bogig gekrümmt, ansehnlich, unter Winkeln von 55- — 65° entspringend. Schlingensegmente 3 — 4mal so lang als breit, ein wenig gekrümmt, Schlingenbogen dem Rande nicht parallel, von demselben bis auf 2"' entfernt, mit vielen ansehnlichen Aussenschlingen um¬ geben. Schlingenbildende Äste unter spitzen Winkeln divergirend. Mittlere Distanz der Secundärnerven Vi7 — ’/is- Tertiärnerven hervortretend, von der Aussenseite der secundären unter wenig spitzem, von der Innenseite unter rechtem Winkel abgehend, verbindend. Blattnetz vollkommen ausgebildet, mit im Umrisse rundlichen Netzmaschen. XIV. ZUR NERVATION DER MONIMIACEEN. Diese Familie scheint in der Flora der Tertiärperiode in mehreren Formen vertreten gewesen zu sein. Nach Blattfossilien der Loealitäten von Sotzka, Häring, Sagor, Tüffer u. a. zu schliessen, war es vorzugsweise die Flora der Eocenzeit, wrelche Typen dieser Familie enthielt, und zwar jenen analoge, die gegenwärtig nur Australien beherbergt. Einzelne den Monimiaeeen einzureihende Blattfossilien, welche in Schichten der Miocen-Formation aufge¬ funden wurden, entsprechen tropisch amerikanischen Typen. Die Mehrzahl der Arten dieser Familie gehören theils zu den Schling-, theils zu den Netzläufern. Bogenläufige Formen, wie z. B. die Blätter einer amerikanischen Gitrosma- Art (Taf. 28, Fig. 11), erscheinen hier selten. 230 Constantin v. Etting shausen. Hediearya dentata Forst. Taf. XXVIII, Fig. 1, 2. Neu - Seel an d. Nervation schlingläufig, Typus eigentümlich. Primärnerv geradlinig, fast bis zur Blattspitze scharf hervortretend. Secundärnerven bis zu den Schlingen fast geradlinig, unter Winkeln von 70 — 75° entspringend. Schlingensegmente kurz, kaum länger als breit, abgerundet -stumpf, Schlingenbogen vom Rande bis auf 1'" entfernt, demselben parallel, hervortretend, mit vielen hervortretenden Aussenschlingen umgeben. Schlingen¬ bildende Aste unter rechtem Winkel divergirend. Mittlere Distanz i/6 — y5. Tertiärnerven scharf hervortre¬ tend, unter verschiedenen Winkeln entspringend, netzläufig, schlingenbildend. Quaternäres Netz vom tertiären nicht deutlich geschieden. Quinternäre Nerven verhältnissmässig hervortretend, ein aus vorherrschend ellip¬ tischen oder länglichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Wir erwähnen noch folgender denselben Nervationstypus zeigenden Monimiaceen. Hedycarya angustifolia R. Cunn. vom Port Jackson. Die Secundärnerven sind etwas bogig, die unteren entspringen unter auffallend spitzeren Winkeln als die unter 65 — 70° abgehenden oberen. Die mittlere Distanz derselben beträgt 1/b — 1/i. Die Tertiärnerven entspringen von beiden Seiten der seeundären unter spitzen Winkeln. Zwei noch unbeschriebene neuholländische Arten, von Herrn Baron v. Idiigel gesammelt, fallen durch die stark hervortretenden Secundär- und Tertiärschlingen auf. Bei der einen Art (Taf. 27, Fig. 4) gehen ziemlich starke Nervenäste aus den Bandschlingen in die Zähne des Randes ab; die Schlingenbogen der Secundärnerven sind hier so weit vom Rande entfernt, dass sie nahezu in der Mitte der Blatthälfte liegen. Die schlingenbildenden Aste divergiren unter stumpfen Winkeln. Die Blätter der zweiten Art (Taf. 28, Fig. 4), stimmen in den Ursprungswinkeln der Secundärnerven, in ihrer mittleren Distanz, in der Form der Schlingensegmente und der Netze mit denen von Hedycarya dentata überein, unterscheiden sich aber von diesen durch die vorherrschend unter 90° entspringenden Tertiärnerven, die stärker hervortretenden, vom Rande entfernteren Schlingenbogen der Secundärnerven, endlich durch das deutlich vom Tertiärnetz geschiedene quaternäre. Eine Citrosma- Art (Taf. 27, Fig. 1) aus Brasilien, von Pohl gesammelt und noch unbestimmt, theilt ebenfalls den Nervationstypus der vorgenannten Hedycarya- Arten. Die unterscheidenden Merkmale derselben sind folgende. Die stark hervortretenden Secun- O därnerven sind schon vor dem Eintritte in die Schlingen auffallend bogig gekrümmt. Die Schlingensegmente sind gekrümmt, meist beträchtlich länger als breit; die Schlin¬ genbogen dem Rande nicht parallel; die Aussenschlingen in geringerer Zahl vorhanden, dafür grösser und mehr hervortretend. Die Tertiärnerven entspringen von der Aussenseite der seeundären vorherrschend unter spitzen Winkeln. Athevospevma sp. nov. Taf. XXVIII, Fig. 8. Xeukolland. Nervation schlingläufig, Typus von Myosotis sylvatica. Primärnerv ziemlich scharf hervortretend, gerade oder ein wenig hin- und hergebogen. Secundärnerven nur unbedeutend schwächer als der primäre, etwas geschlängelt, die unteren unter Winkeln von 30 — 35°, die oberen unter 40 — 45° entspringend. Schlingen¬ segmente rhomhoidisch, die unteren und mittleren länger als breit. Schlingenbogen dem Rande parallel und 231 Die Blattskelete der Apetalen. auffallend genähert , fast in einen saumläufigen Nerven zusammenfiiessend. Schlingenäste unter sein- stumpfen Winkeln divergirend. Mittlere Distanz der Secundärncrven %- — ’/5. Tertiärnerven von der Aussenseifo der Secundärnerven unter stumpfen, von der Innenseite meist unter spitzen Winkeln abgehend, einige längsläufig. Blattnetz wenig entwickelt, aus vorherrschend länglichen Maschen gebildet. tioryphora Sassafras E n d I Taf. XXVIII, Fig. 5-7 Neuholland. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv von der Basis an bis gegen die Mitte zu stark hervor¬ tretend, gegen die Spitze zu schnell verschmälert, aber noch unter derselben stärker als die secundären; stets ziemlich geradlinig. Secundärnerven ästig, die oberen unter Winkeln von 55 — 60°, die unteren unter 70 — 75° entspringend. Mittlere Distanz >/9 — '/8. Tertiärnerven unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln abgebend, vorherrschend netzläufig, verhältnissmässig scharf hervortretend, ein lockeres, aus unregelmässigen vieleckigen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Quaternäre Nerven von den tertiären wenig deutlich geschieden. Quinternäre Nerven sehr fein, ein ziemlich reichlich entwickeltes, aus vorherr¬ schend länglichen Maschen gebildetes Netz erzeugend. Den gleichen Nervationstypus theilt eine noch unbestimmte Doryphora- Art (Taf. 28, Fig. 9 — 10) aus Neuholland., welche aber durch stärker hervortretende, unter spitzeren Winkeln entspringende Secundär- und Tertiärnerven abweicht. Citrosmti sp. 4435 Schott. Taf. XXVIII, Fig. 1 1 Brasilien. Nervation bogenläufig, Typus eigenthümlicb. Primärnerv gerade, bis zur Blattmitte stark hervortretend, gegen die Spitze zu allmählich verfeinert. Secundärnerven ziemlich ansehnlich, gegen den Rand zu etwas geschlängelt, die unteren schwach bogig, unter W inkeln von 55 — 65°, die oberen stärker gekrümmt, unter Winkeln von 65 — 85° entspringend. Mittlere Distanz derselben % — ‘/8. Tertiärnerven hervortretend, ziemlich entfernt gestellt, von der Aussenseite der secundären unter spitzen, von der Innenseite derselben unter stum¬ pfen Winkeln abgehend, verbindend, fast querläufig, die randständigen in die Spitzen der Zähnchen auslau¬ fend. Blattnetz unvollkommen ausgebildet. XV. ÜBER DIE NERVATION DER LAURINEEN. Nervations-Oharakter. In dieser Ordnung herrschen die sehlingläufige und die spitzläufige Nervationsform vor. Die erstere weiset hier mehrere Bildungen auf, welche an der Grenze der Formenreihe liegend auch als Übergänge zu der bogenläufigen Nervation betrachtet werden können. Beispielsweise erwähne ich die Nervation von Laurus coerulea (Taf. 31, Fig. 2), von Tetranthera laurifolia (1. c. Fig. 5), Nectandra apetala (1. c. Fig. 8), und mollis (Taf. 32, Fig. 8), Persea gratissima (1. c. Fig. 2). Die oft verhältnissmässig ziemlich genäherten Secundärnerven treten dann auch stärker hervor und entspringen unter spitzeren Winkeln als es bei den Schling¬ läufern vorzukommen pflegt. Ich habe diese Bildungen doch zu den letzteren bezogen, da die Randschi innen bei allen immerhin scharf hervortreten, während bei den eigentlichen O 7 O 232 Constantin v. Ettingshausen. Bogenläufern ein allmähliches Verfeinern der den Blattrand eine Strecke nach aufwärts ziehenden Secundärnerven zu beobachten ist. Aus diesem Grunde wurden die Blätter von Nectandra pulverulenta (Taf. 33, Fig. 1), ferner von einer brasilianischen Ocotea- Art (Taf. 32, Fig. 6) zu den Bogenläufern gebracht. Die spitzläufige Nervation erscheint liier in grösster Mannigfaltigkeit und in den vollkommensten Typen. Die Formen mit meist kurz über der Basis entspringenden spitzläu¬ figen Secundärnerven, welche jedoch die Hälfte der Blattlänge kaum überschreiten und die Spitze daher nie erreichen, schon von Leopold von Buch als unvollkommen spitzläufig bezeichnet, sind in der Familie der Laurineen eigentlich einheimisch. Die bogenläufige Nervation erscheint hier selten entwickelt. Als Beispiele wurden die schon oben erwähnten, Nectandra pulverulenta und Ocotea sp. aufgenommen. Etwas häufiger kommt die netzläufige Nervation vor. Nervationstyp en. Die wichtigsten hier vorkommenden Typen d'er schlingläufigen Nervation sind: Der Typus von Nectandra angustifolia , eharakterisirt durch die breiten halb¬ mondförmig gekrümmten Sehlingen-Segmente, die sehr spärlich vertheilten nicht in ein Netz vereinigten Tertiärnerven und das sehr feine dem unbewaffneten Auge kaum wahrnehmbare rundmaschige Blattnetz; ferner der Typus von Artocarpus rigida , wohin Laurus coerulea , L. Barhusano (Taf. 31, Fig. 3), Tetrantherci laurfolia (1. c. Fig. 5.), Nectandra apetalci ;, N. mollis, Persea gratissima, DapKnidium hifarium (Taf. 33, Fig-. 6) u. a. gehören; der Typus von Senecin nemorensis, zu welchem Oreodaphne indecora (Taf. 33, Fig. 2), 0. calfornica (T. c. Fig. 5) u. a. zählen; endlich der Typus von Cynoglossum ofßcinale , vorkonnnend bei Ocotea guianensis ( Taf. 32, Fig. 7). Als die bemerkenswerthesten Typen der netzläufigen Nervation in dieser Familie führen wTir an: den Typus von Laurus nebilis (Taf. 33, Fig. 7), eharakterisirt durch die verbältniss- mässig entfernt stehenden unter wenig spitzen Winkeln entspringenden Secundärnerven und das scharf hervortretende Blattnetz, in welchem die quaternären und quinternären Nerven nicht mehr deutlich geschieden sind. Hieher zählen noch Oreodaphne pulchella (Taf. 32, Fig. 3 — 5) und eine Agathophyllum- Art (Taf. 32, Fig. 9); den Typus von Salix, welchen Persea foedita (Taf. 33, Fig. 8 — 9), Benzoin ofßcinale (Taf. 29, Fig. 6 — 7) u. a. zeigen; ferner der Typus von Helianthemum vul¬ gare , wohin die Nervation von Tetranthera glaucescens (Taf. 29, Fig-. 4 — 5) gehört. Die bogenläufige Nervationsform erscheint hier nur in zwei Typen, dem Typus von Loni- cera Hylosteum und von Ocotea (Taf. 32, Fig. 6); letzterer bezeichnet durch die verhältniss- mässig genäherten, in der Distanz 1/10 gestellten, unter spitzeren Winkeln als 45° abgehenden Secundärnerven, die sehr spärlichen Tertiärnerven und das feine rundmaschige Quaternärnetz. Zur vollkommen spitzläufigen Nervationsform fällt der Typus von Cinnamomum , welchen auch einige Arten von Cargodaphne , Camphoromoea und Actinodaphne zeigen. Die unvollkommen spitzläufige Nervation ist hier vertreten in dem Typus von Sassafras officinalis (Taf. 29, Fig. 1 — 3), eharakterisirt durch die vorherrschend ästigen scharf ausge¬ prägten axenständigen Tertiärnerven, die schlingläufigen oberen, und die häufig in den Seiten¬ lappen endigenden spitzläufigen Secundärnerven ; ferner in dem Typus von Parietaria erecta, welchen hier mehrere Camphora- Arten, z. B. C. ojficinarum (Taf. 30, Fig. 5 — 7), die meisten Litsaea- Arten, z. B. L. foliosa (Taf. 29, Fig. 8), L. umbrosa (Taf. 30, Fig. 2) und Goeppertia hirsuta (Taf. 31, Fig. 1) zeigen. 233 Die Blattskelete der Apetalen. Primärnerven. Bei den Blättern mit einem einzigen Primärnerv ist derselbe meist geradlinig, tritt an der Basis mächtig hervor und verfeinert sich gegen die Spitze zu allmählich, so dass er daselbst in der Regel die Dünne der Secundärnerven erreicht. Hin- und hergebogen oder geschlängelt ist der Primärnerv bei einigen Litsaea- Arten, wie z. B. bei L. foliosa (Taf. 29, Fig. 8), bei Sassafras officinalis (1. c. Fig. 1 — 3), Benzoin officinale (l.c. Fig. 6 — 7), bei welcher Art er unter der Spitze haarfein ist, bei Camphora officinarum (Taf. 30, Fig. 5—7, hier meist auffallend stark geschlängelt) u. e. a. In seinem ganzen Verlaufe bis zur Spitze tritt der Primärnerv sehr mächtig hervor bei Nectandra mollis , bei Ocotea guianensis , wo er selbst unter der Spitze die Stärke der Secundärnerven mehrmals tibertrifft. Bei den vollkommenen Spitzläufern ist die Anzahl der Primärnerven meist 3 ; der mittlere ist stets ziemlich geradlinig und tritt etwas stärker hervor, ist aber gegen die Spitze zu fast bis zur Feinheit der Tertiär¬ nerven allmählich verschmälert, selten wie bei Cinnamomum sp. (Taf. 29, Fig. 10) an derselben noch mächtiger als die seitlichen Basalnerven. Diese letzteren sind bogig gekrümmt, conver- giren gleiclimässig gegen Basis und Blattspitze und umschliessen ein länglich-elliptisches, seltener ein eiförmiges Blattsegment. An der Aussenseite der Basalnerven entspringen meist mehrere hervortretende meist bogig gekrümmte, schlingenbildende Aussennerven. Secundärnerven. Sie treten hier in den meisten Fällen scharf hervor, bei einigen Arten sind sie mächtig entwickelt, wie z. B. bei Nectandra mollis (Taf. 32, Fig. 8), bei Persea gra- tissima (Taf. 32, Fig. 2), bei Laurus coerulea (Taf. 31, Fig. 2), L. Barbusano (Taf. 31, Fig. 3), Litsaea foliosa (Taf. 29, Fig. 8) u. m. a. In ihrem Verlaufe erscheinen die Secundärnerven hier durehgehends bogig gekrümmt oder mehr oder weniger hin- und hergebogen, niemals aber geradlinig-randläufig. Da die Sehlingenbildungen bei weitem vorwiegen, so sind sie meist an der Spitze gabelspaltig. Einfache Secundärnerven kommen selten vor; als Beispiele führe ich Nectandra p ulvemdenta (Taf. 33, Fig. 1), ferner eine Ocotea- Art (Taf. 32, Fig. 6) und eine Litsaea-Art (Taf. 30, Fig. 1) an. Wiederholt verästelte Secundärnerven zeigen Laurus Barbusano , Lj. nobilis (Taf. 33, Fig. 7), Persea foedita (1. e. Fig. 8 — 9), Camphora officinarum u. e. a. Die Ursprungswinkel der Secundärnerven liegen hier zwischen 30° und 75°. Recht- winkelig abgehende Secundärnerven kommen bei den Laurineen nicht vor; die recht¬ winkelig entspringenden axenständigen Nerven der Cinnamomum- Arten müssen ihrer Ausbil¬ dung und Distanz nach als Tertiärnerven betrachtet werden. Bei den unvollkommenen Spitz¬ läufern entspringen die beiden unteren spitzläufigen Secundärnerven unter Winkeln von 30- — -40° die übrigen aber unter auffallend stumpferen. Die mittlere Distanz der Secundärnerven beläuft sich in den meisten Fällen auf 1/5 — y,0. Entfernter stehende Nerven, wie z. B. bei Litsaea umbrosa (Taf. 30, Fig. 2) und Tetranthera glaucescens mit der Distanz V4 — ‘/3, Göppertia hirsuta mit der Distanz l/3 — x/2; ebenso näher stehende wie Persea foedita, Ocotea guianensis (Taf. 32, Fig. 7) mit der Distanz yi3 — 1/u gehören zu den in dieser Familie seltenen Bildungen. Die Schlingensegmente sind bei den Laurineen meist mehr oder weniger bogig gekrümmt und mehrmals länger als breit, das Randende derselben jedoch in der Regel abgerundet stumpf, daher die Sclilingenbildung deutlich hervortritt. O O Kurze und breite Schlingensegmente kommen hier viel seltener vor. Solche finden sich O O z. B. bei Sassafras officinalis (Taf. 29, Fig. 1 — 3), Nectandra angustfolia (Taf. 31. Fig. fi — 7) u. e. a. Denkschriften der mathem.-naturw. CL XV. Bd. 30 234 Constantin v. Ettingshausen. Tertiärnerven. Sie sind meist ziemlich, scharf ausgeprägt und entspringen an der unteren Seite der Secundärnerven meist unter spitzen, an der oberen Seite derselben meist unter stumpfen Winkeln. Die axenständigen Tertiärnerven bilden mit dem Primärnerv in der Pegel Winkel von 80 — 90°. Bei der Mehrzahl der Laurineen kommen verbindende Tertiär¬ nerven vor. Als in diesen Beziehungen abweichend sind folgende Arten bemerkenswerth: Benzoin officinale (Taf. 29, Fig. 6—7), Tetranthera glauceseens (1. c. Fig. 4— 5), Nectandra angustifolia (Taf. 31, Fig. 6 — 7), und eine brasilianische Ocotea- Art (Taf. 32. Fig. 6) besitzen spärliche und sehr feine, kaum deutlich wahrnehmbare Tertiärnerven. Persea gratissima (Taf. 32) zeichnet sich aus durch die von beiden Seiten der Secundärnerven unter wenig spitzen Winkeln entspringenden Tertiärnerven, eine Bildung, welche wir als charakteristisch für die meisten FVcws-Arten hervorgehoben haben. Die axenständigen Tertiärnerven entspringen bei Persea foetida , Tetranthera glauceseens und Oreodaphne pulchella (Taf. 32, Fig. 3—5) häufig unter spitzeren A\ inkeln als SO . Netzläufige , nicht verbindende Tertiärnerven besitzen Agathophyllum (Taf. 32, Fig. 9), Oreodaphne californica (Taf. 33, Fig. 5), 0. pulchella u. e. a. Bei Persea foetida, P. gratissima , Sassafras officinalis , Goeppertia hirsuta (Taf. 31, Fig. 1), Laurus nobilis (Taf. 33, Fig. 7), Oreodaphne indecora u. e. a. wechseln verbindende Tertiärnerven mit netzläufigen ab. Voll¬ kommen querläufig sind die Tertiärnerven bei den meisten Spitzläufern mit Ausnahme von Sassafras officinalis , Camphora officinarum u. e. a., bei einer brasilianischen Nectandra-krt (Taf. 31, Fig. 4), bei Nectandra pulverulenta (Taf. 33, Fig. 2) u. m. a. N etznerven höherer Grade. Die Blattnetze der Laurineen sind im Allgemeinen sehr vollkommen entwickelt und in den meisten Fällen das quinternäre vom quaternären und dieses vom tertiären Netze scharf geschieden. Der Ursprung der Netznerven höherer Grade ist hier in der Pegel rechtwinkelig; die Maschen der Netze sind im Umrisse rundlich. FoU-ende Ementhümlichkeiten müssen noch erwähnt werden: Bei Benzoin officinale (Taf. 29, Fig. 6 — 7) bilden die vom quaternären Netz nicht scharf geschiedenen quinternären Nerven ein so feines Netz, dass dieses dem unbewaffneten Auge kaum mehr wahrnehmbar ist. Die Netzmaschen jedoch sind hier verhältnissmässig sehr locker. Gross sind auch die Maschen des quinternären Netzes bei Sassafras officinalis und bei Persea foetida, welche letztere Art sehr starke hervortretende Netznerven besitzt. Die engsten Netzmaschen zeigen Nectandra angustifolia (Taf. 31, Fig. C — 7), Tetranthera laurifolia (1. c. Fig. 5) und eine asia¬ tische Litsaea-kxt (Taf. 30, Fig. 1). Fast durchaus quadratisch sind die Netzmaschen bei Aga¬ thophyllum (Taf. 32, Fig. 9). Die Mehrzahl der vollkommenen Spitzläufer zeigt längsläufige quaternäre Nerven. Bei Oreodaphne pulchella (Taf. 32, Fig. 3 — 5) sind die quaternären Nerven von den tertiären nicht deutlich geschieden und bilden mit diesen ein hervortretendes aus verhältnissmässig grossen rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz, welches ein durch seine Feinheit sehr scharf abgeschiedenes quinternäres umschliesst. CUnnamomum Xeylanicunt H. Taf. XXX.. Fig. 4. Ostindien. Nervation vollkommen spitzläufig', Typus cigenthümlich. Basalnerven 3, der mittlere etwas stärker hervortretend, die seitlichen von diesem unter dem Winkel von 30° divergirend. Secundärnerven von den tertiären wenig deutlich geschieden; die aussenstiindigen bogig, schlingenbildend, die vom Media'nnerv Die Blattskelete der Apetalen. 235 abgehenden meist etwas hin- und hergebogen , gabelspaltig, mit den seitlichen Basalnerven anastomosirend. 1 rsprungswinkel derselben 70 — 80". Tertiärnerven unter rechtem oder wenig spitzem Winkel abgehend, zahlreich, scharf hervortretend, meist nctzläufig. Quaternäre Nerven nahezu alle unter rechtem Winkel ent¬ springend, ein aus im I rnrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes, noch ziemlich deutlich hervortretendes Netz bildend. Die Maschen dieses Netzes schliessen 3 5 feine, quinternäre ein. Cinnanioinum Malnbafliriim G. Don. Taf. XXX , Fig. 3. Tro p. Asien. Nervation vollkommen spitzläufig, Typus von Cinnamomum zeijlanicum. Basalnerven 3, der mittlere auffallend stärker hervortretend, die seitlichen mit demselben Winkel von 30- -35" einseliliessend. Secundär- nerven von den tertiären kaum deutlich geschieden, die aussenständigen meist nicht bogig; die vom Median¬ nerven abgehenden fast gerade oder nur ein wenig hin- und hergebogen, einfach oder gabelspaltig, mit den seitlichen Basalnerven anastomosirend. Ursprungswinkel derselben 75 — 90°. Tertiärnerven unter rechtem Winkel abgehend, ein lockeres aus quadratischen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Quaternäre Nerven sehr fein, ein aus rundlichen Maschen bestehendes Netz erzeugend. Quinternäre Nerven nicht oder unvollkommen ausgebildet. Der Nervation nach mit den beiden vorigen Arten sehr nahe verwandt sind Cinnamomum glabrum (Taf. 30, Fig. 9 — 10) und zwei andere ostindische Arten, deren Blätter auf Taf. 29, Fig. 10 und Taf. 30, Fig. 8 dargestellt vorliegen. Cnmphora officinarum Nees. Taf. XXX, Fig. 5—7. Ostindien. Nervation unvollkommen spitzläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv von der Basis bis zur Mitte ziemlich stark hervortretend, gegen die Spitze zu allmählich bis zur Dünne der Secundärnerven verfeinert, geschlängelt oder etwas hin- und hergebogen. Die spitzläufigen Secundärnerven eine kurze Strecke oberhalb der Blattbasis abgehend; unter Winkeln von 30 — 40°, die übrigen Secundärnerven unter 40 — 65" entsprin¬ gend, alle mehr oder weniger auffallend geschlängelt und verästelt. Mittlere Distanz derselben */5 — */4. Tertiärnerven ziemlich scharf hervortretend, aus dem primären unter nahe rechtem , aus den secundären unter spitzem Winkel abgehend, einfach und ästig, verbindende mit netzläufigen abwechselnd, häufig geschlängelt. Quaternäre Nerven ein deutlich ausgeprägtes, aus rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend, welches ein sehr feines rundmaschiges quinternäres umschliesst. Pevsea foetida. Taf. XXXII, Fig. 1; Taf. XXXIII, Fig. S, 9. Cultivirt im k. k. Iiofgartei) zu Sckönbrunn. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv fast bis zur Spitze scharf hervortretend, gerade. Secundärnerven meist hin- und hergebogen oder geschlängelt, gabelspaltig oder verästelt, die Aste fast bis an den Rand laufend, daselbst umgekrümmt und kleine Schlingen bildend; Ursprungswinkel 65 — 75", die untersten Secundärnerven entspringen unter spitzeren Winkeln. Mittlere Distanz >/ls — */ia. Tertiärnerven vorherrschend von beiden Seiten der secundären unter spitzen Winkeln abgehend, netzläufig und verbindend. Quaternäre Nerven von den tertiären nicht scharf geschieden. Quinternäre Nerven verhältnissmässig stark hervortretend, reichlich entwickelt, ein aus im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. 30* Constantin v. Ettingshausen. 236 Nectandra angustifolia Nees. Taf. XXXI, Fig. 6, 7. Brasilien. Nervation schlingläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv bis über die Blattmitte hinaus stark hervor¬ tretend, gegen die Spitze zu nur wenig verschmälert. Secundärnerven bogig, scharf hervortretend, unter Winkeln von 65 — 75° entspringend; Schlingensegmente aus breiter Basis halbmondförmig gekrümmt, nur unbedeutend länger als breit. Schlingenbildende Äste unter rechtem Winkel divergirend; Schlingenbogen vom Rande bis auf 1"' entfernt, demselben nicht parallel. Mittlere Distanz >/, — V6. Tertiärnerven auffallend spärlich, von der Aussenseite der secundären unter spitzen, von der Innenseite unter stumpfen Winkeln abgehend, theils verbindend, theils netzläufig. Quaternäre Nerven von den tertiären undeutlich geschieden; quinternäre Nerven sehr fein, reichlich entwickelt, ein zierliches, aus im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes Blattnetz bildend. Nectandra mollis Ne es. Taf. XXXII, Fig. 8. Brasilien. Nervation schlingläufig, Typus von Artocarpus rigida. Primärnerv ziemlich gerade, von der Basis bis zur Spitze mächtig hervorfretend. Secundärnerven stark, etwas bogig, unter Winkeln von 5U — 60° entsprin¬ gend; Schlingensegmente ziemlich schmal, 4 — 5mal länger als breit, wenig gekrümmt, am Ursprünge nur unbedeutend breiter als am Ende; schlingenbildende Äste unter 90° oder wenig stumpfen Winkeln diver¬ girend. Schlingenbogen dem Rande bis auf l/z" genähert, demselben nicht parallel. Mittlere Distanz y10 — */9. Tertiärnerven zahlreich, stark hervortretend, von der Aussenseite der secundären unter spitzen, von der Innenseite unter stumpfen Winkeln abgehend, verbindend, fast querläufig. Quaternäre Nerven vom Tertiär¬ netz ziemlich scharf geschieden, vorherrschend unter 90° entspringend. Quinternäre Nerven weniger reichlich entwickelt; ein verhältnissmässig lockeres, aus rundlichen Maschen gebildetes Netz erzeugend. Als dem Nervationstypus nach mit obiger Art ähnlich, sind noch folgende jener Lauri¬ neen, die in der vorweltlichen Flora Analogieen haben, zu erwähnen. Nectanclra apetala (Taf. 31, Fig. 8), mit unter Winkeln von 60 — 75u entspringenden Secundärnerven, weniger hervortretenden vom Rande bis auf l1/,'" entfernten Tertiärnerven und sehr feinen, reichlich entwickelten Quinternärnerven. Eine noch unbestimmte von Schott in Brasilien gesammelte Nectandra- Art (Taf. 31, Fig. 4), mit unter auffallend spitzeren Winkeln von 45 — 55° entspringenden Secundärnerven und vollkommen querläufigen Tertiärnerven. Tetranthera laurifolia Jacq. (Taf. 31, Fig. 5) von St. Mauritius und Madagaskar, Daphnidium hif avium N ees von Nepal, Arten, welche sich in der Nervation ganz an Nectandra apetala anschliessen und sich von derselben nur durch etwas spitzeren Abgangswinkel der Secundärnerven und ein noch feineres engmaschiges Quinternärnetz unterscheiden. Laurus coerulea L. (Taf. 31, Fig. 2) von Peru und Chile, deren Nervation mit der von Nectandra apetala und Tetranthera laurifolia bis auf das reichlich entwickelte verhältnissmässig scharf hervortretende Quinternärnetz völlig übereinstimmt. Laurus Barhusano L. (Appolonias Nees, Taf. 31, Fig. 3). In der Nervation mehr mit Nectandra mollis übereinstimmend, aber durch vorherrschend gabelspaltige Secundärnerven und die verhältnissmässig sehr starken Quinternärnerven, welche ein auffallend hervortreten¬ des, aus rundlichen Maschen bestehendes Netz bilden, verschieden. Die Blattskelete der Apetalen. 237 Persea gratissima Gärtn. (Taf. 32, Fig. 2). Nervation verwandt mit beiden letztgenannten Arten , jedoch verschieden durch die etwas entfernter gestellten (Dist. % — 1/s) Secundärnerven und die in der Mitte des Blattes von der Innenseite sowohl als von der Aussenseite der Secun¬ därnerven stets unter spitzen Winkeln entspringenden tertiären. I¥ectandra pulverulenta Ne es Taf. XXXIII, Fig. 1. Peru. Nervation bogenläufig, Typus von Lonicera Xijlosteuvi. Primärnerv von der Basis bis zur Mitte stark hervortretend, gegen die Spitze zu bis zur Dünne der secundären verfeinert, ziemlich gerade. Secundär¬ nerven verhältnissmässig ansehnlich, stark gekrümmt, unter Winkeln von 45 — 55°, die untersten öfter unter etwas spitzeren Winkeln entspringend. Mittlere Distanz */5 — */4. Tertiärnerven von der Aussenseite der secundären unter spitzen, von der Innenseite unter stumpfen Winkeln abgehend, fein, meist cjuerläufig. Blattnetz sehr fein, unvollkommen entwickelt. Die bei den Laurineen selten erscheinende eigentlich bogenläufige Nervationsform bieten auch die Blätter einer interessanten, aber noch nicht genau untersuchten von Pohl in Bra¬ silien gesammelten Ocotea- Art (Taf. 32, Fig. 6) mit weniger scharf hervortretenden, in der Distanz '/„ — 1/9 gestellten Secundär-, spärlich entwickelten beiderseits unter 90"° abgehenden Tertiärnerven und sehr feinem aus rundlichen Maschen zusammengesetzten Quaternär-Netz. Oreodaphne indecora Ne es. Taf. XXXIII, Fig. 2. Brasilien. Nervation schlingläufig , Typus von Senecio nemorensis. Primärnerv von der Basis bis zur Mitte stark hervortretend , gegen die Spitze zu allmählich verfeinert bis zur Dünne der secundären , gerade verlaufend. Secundärnerven fein, etwas bogig gekrümmt, die grundständigen unter Winkeln von 30 — 40°, die übrigen unter 50 — 60° entspringend; Schlingensegmente gekrümmt, die unteren noch einmal so lang als breit und länger, die übrigen nicht auffallend länger als breit. Schlingenbogen wenig hervortretend, vom Rande bis auf l>/3'" entfernt, dem Rande nicht parallel. Schlingenbildende Aste unter 90° oder wenig spitzen Winkeln diver- girend. Mittlere Distanz ys — >/7. Tertiärnerven sehr fein, vorherrschend netzläufig, beiderseits unter 90° oder wenig spitzen Winkeln abgehend. Quinternärnerven von den quaternären nicht scharf geschieden, ein ver¬ hältnissmässig sehr lockeres, aus im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Dem Nervationstypus nach stimmt überein Oreodaphne californiea Nees, nur durch weniger bogige Secundärnerven, die dem Bande fast parallelen Schlingenbogen und die schärfer her¬ vortretenden durchaus netzläufigen Tertinärnerven verschieden. Ocotea gfuianensis Au bl. ‘ Taf. XXXII, Fig. 7. Tropisches Amerika. Nervation schlingläufig, Typus von Cynoglossum officinale. Primärnerv von der Basis bis zur Spitze mächtig hervortretend, geradlinig. Secundärnerven wenig hervortretend, unter Winkeln von 40 — 50° entspringend. Schlingensegmente ungleich, stumpf, meist noch einmal so lang als breit. Schlingenbildende Aste unter stumpfen Winkeln divergirend; Schlingenbogen vom Rande bis auf 1"' entfernt, demselben nahe¬ zu parallel laufend. Mittlere Distanz y12 — . Tertiärnerven sehr spärlich; Blattnetz gleichförmig, aus engen, rundlichen, kaum deutlich hervortretenden Maschen gebildet. •238 Constantin v. Ettingshausen. r Benzoin officinale Ne es. Taf. XXIX. Fig. 6. 7. Nordamerika und Nepal. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv nur an der Basis scharf hervortretend, gegen die Spitze zu bald die Feinheit der secundären erreichend, unter derselben oft fast aufgelöst, in seinem Verlaufe geschlängelt. Secundärnerven haarfein, geschlängelt, etwas bogig, bis nahe an den Rand laufend, unter Win¬ keln von 50 — 60° entspringend. Mittlere Distanz y5 — */4. Tertiärnerven sehr fein, entfernt gestellt, beider¬ seits nahezu unter rechtem Winkel abgehend, meist verbindend. Quaternäre Nerven von den tertiären wenig deutlich geschieden; quinternäre ein sehr feines, dem freien Auge kaum wahrnehmbares, aus rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. ( Vetranthera glaucescens Spr. Taf. XXIX. Fig. 4 . 5. M exik o. Nervation netzläufig, Typus von Helianlhemum vulgare. Primärnerv bis über die Blattmitte hinaus schart hervortretend, gegen die Spitze zu verfeinert, unter derselben oft fast aufgelöst. Secundärnerven etwas bogig, unter Winkeln von 35 — 50° entspringend, in der mittleren Distanz i/4 — ’/3. Tertiärnerven von der Aussen- seite der secundären unter spitzen, von der Innenseite unter stumpfen Winkeln abgehend, querläufig. Blatt¬ netz aus zarten ziemlich hervortretenden rundlichen Maschen bestehend. Laurus nobilis L. Taf. XXXIII, Fig. 7. Südl. Europa. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv bis über die Mitte hinaus stark hervortretend , gegen die Spitze zu bis zur Dünne der secundären verschmälert, in seinem oberen Verlauf etwas geschlängelt. Secundärnerven ästig, geschlängelt, eine Strecke vor dem Blattrande im Netze aufgelöst, unter Winkeln von 55 — 70°, die untersten unter spitzeren entspringend. Mittlere Distanz '/7 — ’/5. Tertiärnerven hervortretend, beiderseits unter nahe rechtem Winkel abgehend, vorherrschend netzläufig. Blattnetz scharf ausgeprägt. Maschen der quinternären Nerven ziemlich gross, im Umrisse rundlich, verhältnissmässig stark hervortretend, von denen des quaternären Netzes kaum deutlich geschieden. Mit Laurus nobilis stimmen dem Nervationstypus nach folgende Laurineen überein : Oreodaphne pulchella (Taf. 32, Fig. 3 — 5). Mit verhältnissmässig entfernteren, in der Distanz 1/i gestellten, unter ziemlich spitzen Winkeln von 30 — 50° entspringenden Secundär¬ nerven und scharf hervortretenden, von dem sehr feinen engmaschigen Quinternärnetz deutlich geschiedenen Quaternärnerven, deren Netzmaschen im Umrisse viereckig sind. Line brasilianische Oreodaphne- Art (Taf. 33, Fig. 3 — 4), noch grössere Ähnlichkeit in der Nervation mit Laurus nobilis bietend, unterscheidet sich von derselben nur durch die bei weitem feineren Quinternärnerven. Endlich ist noch eine Agathophyllum-A rt (Taf. 32, Fig. 9) zu erwähnen, deren Blätter sich mehr denen der Oreodaphne pulchella anschliessen , aber durch stumpfere Abgangswinkel der Secundärnerven (65 — 75°) und das stärker hervortretende, aus quadratischen Maschen zusam¬ mengesetzte Quinternärnetz ausgezeichnet ist. Die Blattskelete der Apetalen. 239 Mjitsacn foliosa Ne es. Taf. XXIX, Fig. S. • Silhet. Nervation unvollkommen spitzläufig, Typus von Parietaria erecta. Primärnerv fast bis zur Spitze stark hervortretend. Secundärnerven ansehnlich, ilie grundständigen wenig bogig gekrümmt, mit zahlreichen her¬ vortretenden Aussennerven versehen, unter Winkeln von 30° entspringend; die folgenden mehr bogig, unter Winkeln von 45 — 50, die obersten unter 50 — 60° abgehend. Tertiärnerven von der Innenseite der secundären unter nahezu 90°. von der Aussenseite unter spitzen Winkeln entspringend, genähert, oft einfach, durchaus querläufig. Quaternäre Nerven sehr fein, meist unter rechtem Winkel abgehend, sowohl von den tertiären als von den quinternären scharf geschieden. Letztere reichlich entwickelt, dem freien Auge kaum wahrnehmbar, ein zierliches, aus rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Wir wollen hier noch folgende Laurineen hervorheben, welche obigen Nervationstypus theilen. Zwei asiatische von Bar. Hügel gesammelte Litsaea- Arten, durch ihr äusserst feines Quinternärnetz bemerkenswerth ; die eine Art (Taf. 30, Fig. 1) mit entfernter gestellten, die andere (Taf. 29, Fig. 9) mit mehr genäherten Secundärnerven. Litsaea umbrosa Ne es von Silhet (Taf. 30, Fig. 2), mit den vorigen der Nervation nach ähnlich, jedoch abweichend durch die entfernter gestellten mehr ästigen Tertiärnerven und die verhältnissmässig viel stärker hervortretenden quinternären, welche ein auffallend lockeres, aus rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bilden. Sassafras officinale Nees (Taf. 29, Fig. 1 — 3), in Nordamerika und Nepalien einheimisch. Hie unteren spitzläufigen Secundärnerven sind auffallend bogig gekrümmt, und senden entfernt stehende sehlingenbildende Aussennerven ab. Die oberen unter wenig spitzen Winkeln entsprin¬ genden Secundärnerven sind schlingläufig; ihre mit ansehnlichen Aussenschlingen begrenzten Schlingenbogen stehen vom Rande 1V2- — 3'" weit entfernt. Die Tertiärnerven treten stark hervor, sind entfernt gestellt, vorherrschend verästelt; netzläufige mit verbindenden untermischt. Goeppertia liirsuta Nees (Taf. 31, Fig. 1) von Brasilien. In der Nervation mehr der Lit¬ saea foliosa sich anschliessend, jedoch die Secundärnerven auffallend entfernter gestellt, die oberen schlingenbildend und die Tertiärnerven seltener einfach, meist stark verästelt, fast netz läufig. XVI. N E R VA T IONS -V E R II ÄLTNISSE DER P R 0 T E A C E E N. Nervationscharakter. Diese an mannigfaltigen Bildungen so reiche Ordnung bietet alle bisher unterschiedenen Nervationsformen. Am häufigsten erscheinen aber der randläufige Nervationscharakter und zwar insbesondere die combinirten Nervationsformen, ferner die netzläufige Nervation vertreten. Am seltensten kommt der strahlläufige Charakter vor, und in ganz eigenthiimlichen Formen, wie z. B. bei Protea cordata (Taf. 34, Fig. 6), Hakea salisburifolia (Taf. 40, Fig. 6), u. a. Nervationstypen. Um einen Überblick der zahlreichen Typen, welche die Proteaceen aufweisen, zu gewähren, möge hier eine gedrängte Zusammenstellung derselben folgen. Zur 240 Constantin v. Ettingshausen. bequemeren Orientirung wurden jenen Typen, welche dieser Ordnung vorzugsweise eigen¬ tümlich sind, die wichtigsten Merkmale der Unterscheidung beigefügt. I. Typen der einfach-randläufigen Xervation. T. v. Banksia ülicifolia (Taf. 44, Fig. 5), charakterisirt durch die sehr genäherten (Dist. y30 — yn) unter nahezu rechtem Winkel entspringenden Secundär- und die netzläufigen Tertiärnerven. Hierher gehört noch Banksia coccinea (Taf. 46, Fig. 3 — 4) u. e. a. T. v. Synaphaea dilatata (Taf. 35, Fig. 5 — 7), bezeichnet durch die entfernt stehenden (Dist. V2 — %) spitzwinkeligen (15 - — 30°) Secundärnerven und das gleichförmig scharf hervortretende Blattnetz, welches nur aus den rundlichen Maschen der quaternären Nerven bestellt. Ilieher auch Synaphaea polymorpha (Taf. 35, Fig. 4). T. v. Aclenanthos cuneatum (Taf. 36, Fig. 21 — -25), bezeichnet durch die Dichotomie der randläufigen Secundärnerven, welche an Stärke dem primären nahezu gleichen. T. v. Crataegus Oxyacantha. Diesen Typus zeigen Manglesia trilobata (Taf. 36, Fig. 1 — 5), M. cuneata (Taf. 36, Fig. 6), ferner Anadenia heteropliylla (Taf. 36, Fig. 7 — 8), A. ülicifolia (Taf. 36, Fig. 9 — 10) und verwandte Arten. T. v. Quercus pedunculata. Ilieher gehören die Nervationsbildungen von einigen Grevillea- Arten, z. B. G. Aquifolium (Taf. 36, Fig. 11), G. ülicifolia (Taf. 36, Fig. 20). II. Typen der combinirt-randläufigen Nervationsformen. A. lloppelt-randlilufig. T. v. Isopogon diversifolia (Taf. 35, Fig. 9), charakterisirt durch die unter sehr spitzen Winkeln dichotomisch verzweigten Tertiärnerven und das aus lanzett-linealen Maschen zusam¬ mengesetzte Blattnetz. T. v. Grevillea acanthifolia (Taf. 37, Fig. 17), bezeichnet durch das Vorkommen von saumläufigen T ertiärnerven. T. v. Stenocarpus Cunninghami (Taf. 41, Fig. 3), bezeichnet durch die feinen netzläufigen Tertiärnerven und das vollkommen entwickelte quaternäre und quinternäre Netz. II. Nmation sckling-randliiulig. T. v. Banksia aemula (Taf. 44, Fig. 6 — 8), charakterisirt durch die genäherten (wenigstens in der Distanz y,5 stehenden) randläufigen, das Vorkommen von saumläufigen schlingenbilden- den Secundärnerven und das feine rundmaschige Blattnetz. Beispiele: Banksia serrata (Taf. 45, Fig. 1 — 5), B. Boliani (Taf. 45, Fig. 6), B. attenuata (Taf. 46, Fig. 1 — 2) u. e. a. T. v. Lomatia longifolia (Taf. 42, Fig. 10 — -12), mit genäherten (in wenigstens yia Distanz gestellten) Secundärnerven. Die randläufigen Nerven sind durchaus tertiäre und entspringen aus den Schlingen. Ilieher zählen auch Lomatia linearis (Taf. 42, Fig. 6 — 9), Telopea specio- sissima (Taf. 42, Fig. 2 — 3) und Grevillea repanda (Taf. 37, Fig. 20 — 23). T. v. llakea florida (Taf. 38, Fig. 16 und Taf. 39, Fig. 5 — 6), charakterisirt durch relativ entfernte (in der Distanz '/G — 1/b stehende) Secundärnerven, saumläufige Schlingen und das lockere hervor treten de aus länglichen Tertiärmaschen zusammengesetzte Blattnetz. Die Blattskelete de r Apetalen. 241 T. v. Banksia prostrata (Taf. 49, Fig. 1), mit gruppenweise gegen die Spitzen der Blatt¬ lappen convergirenden Secundärnerven und saumläufigen Schlingennerven. T. v, Banksia Solandri (Taf. 48, Fig. 5), bezeichnet durch gruppenweise gegen die Spitzen der Lappen convergirende Secundärnerven, von welchen die äusseren Schlingen bilden, die jedoch vom Rande beträchtlich entfernt stehen. Ilicher noch einige Banksien, z. B. B. grandis (Taf. 47, Fig. 1). T. v. Dryandra longifolia (Taf. 50, Fig. 3 — 5, und Taf. 51, Fig. 7), bezeichnet durch die verhältnissmässig sehr genäherten Secundärnerven, von welchen immer nur je Einer in den Blattlappen eintritt und dessen Spitze erreicht. In den dazwischen ausserhalb der Lappen liegenden Blatttheilen verlaufen die schlingenbildenden Secundärnerven. 1 lieber gehört z. B. noch Dryandra armata (Taf. 48, Fig. 1 — 3, und Taf. 49, Fig. 4 — 6). T. v. Sonchus arvensis. Denselben zeigen Grevillea Calleyi (Taf. 38, Fig. 15) und Lambert ia echinata (Taf. 35, Fig. 12). T. v. Bhopala inaequalis (Taf. 41, Fig. 5), charakterisirt durch die mit hervortretenden Aussenschlingen begrenzten Tertiärschlingen und das vollkommen entwickelte Blattnetz, in welchem Nerven der 5. und 6. Ordnung ausgebildet sind. Hieher zählen noch mehrere Ilhopala- Arten als: Ti. affinis (Taf. 41, Fig. 6), Ti. chrysogenia (Taf. 42, Fig. 5), u. e. a. T. v. Myrica cerifera. Denselben zeigt Brabejum stellatifolium (Taf. 36, Fig. 19). C. Ncrvation netz-randliinfig. T. v. Banksia oblongifolia (Taf. 43, Fig. 4 — 6), charakterisirt durch die sehr genäherten (Distanz mindestens 1/15) Secundärnerven, von welchen die Mehrzahl randläufig ist. Ursprungs¬ winkel derselben meist nahe 90°. Hieher zählen noch mehrere Banksien, als z. B. B. Hügelii (Taf. 44, Fig. 11 — 14, B. collina (Taf. 45, Fig. 7 — 13), u. a. T. v. Banksia marginata (Taf. 46, Fig. 7 — 8), bezeichnet durch die sehr genäherten (List, mindestens 1/11) Secundärnerven, von welchen aber die Mehrzahl netzläufig ist. Hieher zählen noch viele Arten von Banksia und einige von Dryandra , z. B. Banksia littoralis (Taf. 44, Fig. 1 — 2), B. australis (Taf. 44, Fig. 3 — 4), B. spinulosa (Taf. 45, Fig. 14 — 16). B. Cunninghami (Taf. 46, Fig. 9 — 10), Dryandra quercifolia (Taf. 44, Fig. 15 — 16), Dr. ßoribunda (Taf. 44, Fig. 17 — -18.) T. v. Dryandra nervosa (Taf. 50, Fig. 2). Die Secundärnerven sind sehr genähert (Distanz mindestens % 0), netz- und randläufig; je 3 — 4 convergiren zu den Spitzen der Blattlappen. Hieher vorzugsweise Dryandra- Arten, als: D. pterifolia (Taf. 50, Fig. 1), D. formosa (Taf. 47, Fig. 3 — 7, Taf. 48, Fig. 6 — 8), dann auch Banksien, wie z. B. B. speciosa (Taf. 49. Fig. 2). T. v. Dryandra Brownii (Taf. 51, Fig. 1 — 3). Von den sehr genäherten netz-randläufigen Secundärnerven durchziehen nur je 1 — 2 den Blattlappen, und nur je Ein Nerv erreicht die Spitze desselben. Hieher noch D. nivea (Taf. 51, Fig. 4 — -5), D. planifolia (Taf. 51, Fig. 8 — 11) und D. tenuifolia (Taf. 47, Fig. 8 — 9). T. v. Grevillea longifolia (Taf. 37, Fig. 24 — 25). Netzläufige Secundärnerven wechseln mit randläufigen ab. Diese letzteren gehen aber zu den Einschnitten zwischen den Rand¬ zähnen. Denkschriften d. mathem.-naturw. Cl. XV. Bd. 31 242 Constantin v. Ettingshausen. T. v. Hakea ceratophylla (Taf. 40, Fig. 3 — 5), cliarakterisirt durch die sehr feinen unter sehr spitzen Winkeln dichotomischen Secundärnerven. T. v. Lomatia illicifoUa (Taf. 43, Fig. 1), bezeichnet durch die ästigen Secundärnerven und das stark hervortretende tertiäre Blattnetz. T. v. Sambucus nigra. Diesen Typus zeigen hier Guevinia, Avellana (Taf. 36, Fig. 12), Ehopala lange petiolata (Taf. 40, Fig. 10 — 11), u. e. a. III. Typen der schlingläufigen Nervationsform. T. v. Grevillea laurifolia (Taf. 38, Fig. 7), cliarakterisirt durch die dem Rande parallelen Schlingen, die stumpferen Ursprungswinkel der untersten Secundärnerven (durch dieses Merkmal von den verwandten Typen der Moreen verschieden) und insbesondere durch die spärlichen netzläufigen Tertiärnerven. T. v. Persoonia ferruginea (Taf. 36, Fig. 14), mit zahlreichen hervortretenden Aussen- schlingen und längsläufigen Tertiärnerven. Iiieher gehört auch Persoonia myrtilloides (Taf. 36, Fig. 16) und einige andere Arten dieses Geschlechtes. T. v. Persoonia laurina (Taf. 36, Fig. 17, und Taf. 37, Fig. 10), cliarakterisirt durch die sehr feinen, kaum deutlich erkennbaren Secundärnerven und das eigenthiimliche, aus sehr schmalen linealen längsläufigen Maschen zusammengesetzte Blattnetz. T. v. Myosotis sylvatica. Diesen Typus zeigen Persoonia lucicla (Taf. 37, Fig. 1 — 2), Persoonia mollis (Taf. 37, Fig. 6 — 9), u. e. a. IV. Typen der netzläufigen Nervationsform. T. v. Protea glabra (Taf. 34, Fig. 7 — 8), bezeichnet durch die unter sehr spitzen Winkeln (15 — 40u) entspringenden untersten Secundärnerven und die längsläufigen stark hervortre¬ tenden Tertiärnerven. Hieher gehören auch die Blätter von Protea grandis (Taf. 35, Fig. 1), ferner Leucodendron argenteum (Taf. 34, Fig. 9), L. uliginosum (Taf. 34, Fig. 10), L. plumosum (1. c. Fig. 1 1), u. a. Arten dieses Geschlechtes, dann Arten von Leucospermum wie z. B. L. conocarpum (Taf. 35, Fig. 2 — 3). T. v. Lambertia ßoribunda (Taf. 39, Fig. 7 — 9), cliarakterisirt durch den geraden bis zur Spitze stark hervortretenden Primärnerv und die genäherten (Distanz wenigstens l/ä5) fast rechtwinkelig entspringenden, gleich am Ursprünge gabelspaltig verzweigten Secundärnerven und das nur von Tertiärnerven oder den Asten der secundären gebildete lockere Blattnetz. Diesen Typus zeigen auch einige andere Arten dieses Geschlechtes, z. B. L. formosa (Taf. 40, Fig. 1 — 2). T. v. Embothrium myrtifolium (Taf. 38, Fig. 13 — 14), bezeichnet durch den geschlängelten Primärnerv , die fast rechtwinkelig entspringenden in ein lockeres Tertiärnetz aufgelösten, aber entfernt gestellten (Distanz % — y4) Secundärnerven. Das unterste Paar der Secundär¬ nerven entspringt unter auffallend spitzen Winkeln. T. v. Banksia integrifolia (Taf. 46, Fig. 5 — 6). Die Secundärnerven sind sehr genähert (Distanz wenigstens '/10) , entspringen nahezu rechtwinkelig, und laufen unverzweigt bis nahe zum Blattrande. Das Blattnetz wird durchaus von Tertiärnerven gebildet. Von dem Die Blattskelete der Apetalen. 243 verwandten Typus der Lambertia floribunda unterschieden durch die fast durchaus einfachen Secundiirnerven und das zarte engmaschige, nicht hervortretende Blattnetz. T. v. Salix fragilis. Denselben theilen Embothrium coccineum (Taf. 38, Fig. 12), Haken illicifolia (1. c. Fig. 4 — 6), Andripetalum reticulatum (Taf. 41, Fig. 3 — 4, und Taf. 40, Fig. 14); Andripetalum rubescens (Taf. 41, Fig. 7 — 8), Xylomelum pyr forme (Taf. 40, Fig. 12 — 13), Lambertia uniflora (Taf. 38, Fig. 9 — 11), Grevillea mucronulata (Taf. 37, Fig. 15 — 16). T. v. Pt/rola rotundifolia. Diesen Typus linden wir an den Blättern von mehreren Protea- Arten, als P. grandiflora (Taf. 34, Fig. 2 — 4), P. dryandroides (1. c. Fig. 1), P. cynaroides (1. c. Fig. 5) u. e. a. T. v. Erigeron canadense. Ilielier die Blattform von Stenocarpus salignus (Taf. 38, Fig. 17 — 19). V. Typen der spitzläufigen Nervationsform. A. Vollkommen»1 Spitzläufer. T. v. Grevillea sericea (Taf. 37, Fig. 14), charakterisirt durch die randständigen spitz- läufigen Nerven und den Mangel des Blattnetzes. Hierher gehören noch andere Arten dieses Geschlechtes, z. B. G. punicea (Taf. 37, Fig. 18). T. v. Hakea dactylioides (Taf. 38, Fig. 1 — 3), mit vorigem Typus verwandt, aber durch das hervortretende Tertiärnetz verschieden. T. v. Adenanthos obovatum (Taf. 36, Fig. 13, und Taf. 37, Fig. 19), bezeichnet durch die gabelspaltigen Aussennerven und Basalnerven. It. Vnvollkommeue Spitzliiul’er. T. v. Conospermum triplinervium (Taf. 35, Fig. 13 — 14), charakterisirt durch das eigen- thümliche aus sehr schmalen linealen Maschen zusammengesetzte Blattnetz. Hieher gehören auch Conospermum longifolium (Taf. 35, Fig. 15 — 16), Bellendenia montana (Taf. 35, Fig. 10—11). T. v. Hakea undulata (Taf. 39, Fig. 4), verwandt mit dem Typus von Adenanthos obovatum durch die verästelten spitzläufigen Nerven, aber von demselben durch den Mangel von eigent¬ lichen grundständigen Nerven verschieden. Bezeichnend ist ferner das grossmaschige hervor¬ tretende Tertiärnetz. T. v. Agrostemma Gitliago. Hieher gehört Grevillea oloides (Taf. 38, Fig. 8). VI. Typen der strahlläufigen Nervationsform. A. Itandstralilläufer. T. v. Hakea salisburifolia (Taf. 46, Fig. 6), mit 3 — 5 dichotomisch verzweigten Basal¬ nerven, durch spitzwinkelig abgehende verbindende Tertiärnerven unter einander anastomo- sirend. Quaternäre Nerven nicht ausgebildet. Hieher gehören noch einige Arten von Hakea , z. B. H. Baxteri (Taf. 40, Fig. 7 — 9). ß. Netzstralilliiufer. T. v. Protea cordata (Taf. 34, Fig. 6), verwandt mit dem T. von Ranunculus Thora , bezeichnet durch die unter sehr spitzen Winkeln wiederholt dichotomisch verästelten, gleich¬ förmig der Peripherie zustrahlenden Basalnerven. 31 • Constantin v. Etti ng shausen. 244 f. tnvollkommcne Strahliiufer. T. von Hakea amplexicaulis (Taf. 39, Fig. 1 — 2). Durch die in die Lappen des Blatt¬ grundes unter stumpfen Winkeln abgehenden Basalnerven mit dem Typus von Rumex scutatus verwandt, aber von diesem durch das Vorkommen von randläufigen Secundärnerven wohl verschieden. Die Blattnerven der Proteaceen im Allgemeinen. Primärnerv. Derselbe tritt in seinem ganzen Verlaufe bis zur Spitze mächtig hervor und ist geradlinig bei Conospermum longifolium (Taf. 35, Fig. 15 — 16), den meisten Grevillea- Arten, insbesondere G. illicifolia (Taf. 36, Fig. 20), G. aqufolium , G. longifolia , G. laurifolia , G. sericea (Taf. 37, Fig. 14) und G. punicea (1. c. Fig. 18), bei welchen letzteren Arten der Primärnerv in ein starkes Endspitzchen ausläuft; bei Brabejum stellatifolium , bei mehreren Hakea- Arten, z. B. H. florida ; bei Manglesia , Anadenia , Lambertia , wo er abgebrochen endigt oder in ein Endspitzchen ausläuft; insbesondere aber bei Banksia und Dryandra. Seltener erscheint der Primärnerv zwar geradlinig, aber gegen die Spitze zu beträchtlich verfeinert, wie z. B. bei Protea glabra (Taf. 34, Fig. 7 — 8), bei einigen Leucodendron-Arten, als: L.argen- teum, uliginosum , plumosum-, bei mehreren Persoonia- Arten , als P. myrtilloides lucida, mollis (Taf. 37, Fig. 7 — 9), bei Embothrium coccineum (Taf. 38, Fig. 12), bei Andripetalum rubescens (Taf. 41, Fig. 7 — 8); Lomatia longifolia (Taf. 42, Fig. 10 — 12) u. a. Hin- und hergebogen oder geschlängelt ist der Primärnerv bei einigen Arten von Protea, als : P. grandßora, P.grandis (Taf. 35, Fig. 1), bei Persoonia ferruginea (Taf. 36, Fig. 14), bei Hakea undidaia (Taf. 39, Fig. 4) und illicifolia (Taf. 38, Fig. 4 — 6), Embothrium myrtifolium (Taf. 38, Fig. 13- — 14), bei Telopea speciosissima (Taf. 42, Fig. 2 — 3) u. e. a. Die hier vorkommenden strahlläufigen Typen zeigen 3 — 7 Primärnerven, welche zumeist gleichförmig stark hervortreten. Nur bei den unvollkommenen Strahlläufern ist der mittlere mehrmals stärker als die seitlichen Basalnerven. Secundärnerven. Dieselben sind bei der Mehrzahl der Arten stark entwickelt und treten scharf hervor. Besonders mächtigerscheinen sie bei Leucospermum conocarpum, (Taf. 35, Fig. 2 — 3), den meisten Synaphaea- Arten, bei Isopogon divers folia , Conospermum longifolium (Taf. 35, Fig. 15 — 16), Grevillea illicifolia (Taf. 36, Fig. 20), G. aqufolium (1. c. Fig. 11), G. acanthfolia (Taf. 37, Fig. 17), Grevillea laurifolia und G. Calleyi , bei Stenocarpus Cunninghami, bei einigen Phopala- Arten , als P. inaequalis , affinis, chrysogenia , lange petiolata ; bei Banksia coccinea u. a. Auffallend feine Secundärnerven kommen bei folgenden Proteaceen vor: bei einigen Leucodendron-Arten , wie L. idiginosum (Taf. 34, Fig. 10), L. plumosum (1. c. Fig. 11) u. a., bei Conospermum triplinervium (Taf. 35, Fig. 13 — 14), bei Bellendenia montana (1. c. Fig. 10), bei mehreren Persoonia- Arten, z. B. P. myrtilloides (Taf. 36, Fig. 16), P. mollis (Taf. 37, Fig. 6 — 9), P. laurina (Taf. 36, Fig. 18), welche letztere Art haarfeine, nicht hervor- tretende Secundärnerven zeigt; bei einigen Grevilleen, als G. sericea (Taf. 37, Fig. 14). G. punicea (1. c. Fig. 18), G. longifolia (1. c. Fig. 24 — 25), bei Stenocarpus salignus (Taf. 38, Fig. 17 — 19), Embothrium coccineum (1. c*. Fig. 12), Hakea cerathophylla (Taf. 40. Fig. 3 — 5), endlich bei vielen Arten von Banksia und Dryandra. 245 Die Blattskelete der Apetalen. In dem Verlaufe der Seeundärnerven, ihren Ursprungswinkeln, Distanzen und Schlingen- bildungen bieten die Proteaceen die grösste Mannigfaltigkeit. Geschlängelt und mehr oder weniger verästelt sind die Seeundärnerven bei der Mehrzahl der Protea- Arten, bei einigen Persoonia- Arten , Grevillea repanda (Taf. 37, Fig. 20 — 23), Hakea illicifolia , H. undulata, Embothrium coccineum (Taf. 38, Fig. 13 — 14); bei den Lambertien, insbesondere L. floribunda (Taf. 39, Fig. 7 — 9) und L. fommosa (Taf. 40, Fig. 1 — 2), wo sie schon von ihrem Ursprünge an gabelspaltig verästelt erscheinen; bei Xylomelum pyriforme (Taf. 40, Fig. 12 — 13), Andri- petalum reticulatum (l.e. Fig. 14), A. rubescens (Taf. 41, Fig. 7 — 8); bei Bhopala- Arten, z. B. B. tomentosa (Taf. 41, Fig. 1), Telopea sqyeciosissima, Knightia , bei Dryandra, quere folia (Taf. 44, Fig. 15 — 16), D. floribunda (1. c. Fig. 17 — 18), Banksia australis (1. c. Fig. 3 — 4), B. littoralis (Taf. 44, Fig. 1 — 2), B. marginata (Taf. 46, Fig. 7 — 8) u. e. a. Durch einfache, geradlinige oder bogige Seeundärnerven zeichnen sich aus die Blatt- formen von Manglesia, Anadenia , von einigen Grevilleen, z. B. G. illicifolia , G. aqufolium, G. acanthifolia , G. oloides (Taf. 38, Fig. 8), G. Galleyi , viele Banksia- Arten, z.B. B. oblong folia (Taf. 43, Fig. 4 — 6), B. illicifolia (Taf. 44, Fig. 5), B. aemula (1. c. Fig. 6 — 8), B. serrata (Taf. 45. Fig. 1 — 5), B. Rohani (1. c. Fig. 6), B. grandis (Taf.- 47, Fig. 1), B. speciosa (Taf. 49, Fig. 2), mehrere Dryandra- Arten, wie z.B. Dryandra armata (Taf. 48, Fig. 1 — 3), D. pter folia (Taf. 50, Fig. 1), D. nervosa (1. c. Fig. 2), P>. Brownii (Taf. 51, Fig. 1 — 3), D. nivea (1. e. Fig. 4 — 5) u. a. Die Ursprungswinkel der Seeundärnerven liegen hier zwischen 3° und 100°. Die spitzesten Winkel kommen vor bei den meisten Protea- Arten, wo die untersten Seeundärnerven unter 15° entspringen, bei Leucodendron, bei Conospermum longfolium, Synaphaea dilatata, wo diese "Winkel stets spitzer als 15° sind; bei Adenanthos cuneatum (alle sec. WTinkel 20 — 30°); bei den meisten Persoonia- Arten, wie P. lucida (Taf. 37, Fig. 1 — 2; Winkel 10 — 15°) P. laurina (Taf. 36, Fig. 17; W. 15 — 30°) u. a. ; bei einigen Grevillea-krtea, wie z. B. Gr. oloides (Taf. 38, Fig. 8; W- 15 — 20°); bei Stenocarpus salignus (1. c. Fig. 17 — 19; W. 20 — 35°); bei einigen Hakea- Arten, z. B. II. dactylioid.es (SV. 10 — 15°), II. ceratophylla (Taf. 40, Fig. 3 — 5; W. 3- — 10°). Die stumpfsten Ursprungswinkel zeigen die Banksia- und Dryandra- Arten mit sehr wenigen Ausnahmen (vergl. Taf. 43 — 51), wo sie meist 80 — 90°, und bei Banksia Hügelii sogar 100" erreichen, ferner die Lambertien, wie z. B. L. uniflora (Taf. 38, Fig. 9- 11 ; W. 70— 80); L. floribunda (Taf. 39, Fig. 7—9; W. 75—90°), bei Andripe- talum rubescens (Taf. 41, Fig. 7 — 8; W. 65 — 75°), bei Knightia excelsa (Taf 42, Fig. 4; W. 60—70°). Die mittleren Distanzen der Seeundärnerven betragen liier im Maximum V2, im Minimum gehen dieselben bis auf V50, und selbst darunter. Am meisten entfernt stehende Secundärner- ven zeigen folgende Arten: Synaphaea polymorpha (Taf. 35, Fig. 4), Anadenia heterophylla (Taf 36, Fig. 7 — 9), A. illicifolia (1. c. Fig. 9 — 10), Manglesia trilobata (1. c. Fig. 1 — 5), Persoonia laurina (Taf. 36, Fig. 17, und Taf. 37, Fig. 10), bieten durchaus die relative Distanz 1/3 — V2. Ferner Protea dryandroides (Taf. 34, Fig. 1), P. cynaroides (1. c. Fig. 5), Leucodendron argenteum (1. c. Fig. 9), L. uliginosuui (1. c. Fig. 10), L. plumosum (1. c. Fig. 11), Leucospermum conocarpum (Taf. 35, Fig. 2 — 3), Synaphaea dilatata , Manglesia cuneata (Taf. 36, Fig. 6), Persoonia ferruginea (Taf. 36, Fig. 14), P. myrtilloides (1. c. Fig. 16), P. lucida , Grevillea sericea (Taf. 37. Fig. 14). G. mucronulata (1. c. Fig. 15 — 16), G. oloides , Embothrium myrtifolium (Taf. 38, Fig. 13 — 14), Stenocarpus salignus , Hakea amplexicaulis 246 Constantin v. Ettingshausen. (Taf. 39, Fig. 1 — 2), u. a. Sehr genähert erscheinen die Tertiärnerven bei einigen Grevillea- Arten, z. ß. G. longifolia , bei der Mehrzahl der Lambertien, insbesondere aber bei Banksia und Dryandra , wo die mittlere Distanz in der Regel unter V25 liegt. Wie schon oben bemerkt, weisen die Proteaceen mannigfaltige secundäre Schlingen- bildungen auf. Besonders scharf treten dieselben hervor bei Grevillea laurifolia (Taf. 38, Fig. 7) und Conospermum longifolium (Taf. 35 , Fig. 15 — 16), bei welchen Arten die stark ausgeprägten Schlingenbogen mit dem Rande parallel verlaufen; bei den meisten Rliopala- Arten, bei Lomatia longifolia u. m. a. Die Form der Schlingensegmente ist in der Regel im Umrisse rhomboidisch , am äusseren Ende abgerundet, stumpf oder abgestutzt, nur unbedeu¬ tend länger als breit. (Vergl. Conospermum longifolium, Persoonia ferruginea , Taf. 36, Fig. 14.) Seltener sind die Schlingensegmente breiter als lang, wie z. B. bei Grevillea oloides , Persoonia lucida , noch seltener aus verhältnissmässig schmaler Basis gegen den Rand zu halbmond¬ förmig gekrümmt , wie dies nur bei den Geschlechtern Dryandra und Banksia (vergl. D. longifolia, Taf. 50, Fig. 3 — 5, Banksia Solandri , Taf. 48, Fig. 5, B. grandis, Taf. 47, Fig. 1), dann bei einigen Iihopala- Arten, wie z. B. bei P. inaequalis vorkommt. Die Schlingen¬ bogen laufen häufig dem Rande parallel und sind dann meist demselben mehr oder weniger auffallend genähert, wie z. B. bei Conospermum longifolium, Persoonia mollis (Taf. 37, Fig. 6 — 9) , insbesondere aber bei Banksia , wo diese Schlingen-Anastomosen in einigen Fällen einen saumläufigen Nerv darstellen. (Vergl. Banksia aemula, Taf. 44, Fig. 6 — 8, B. serrata, Taf. 45, Fig. 1 — 5 ,'B. Bohani, 1. c. Fig. 6.) Tertiärnerven. Die meisten Banksien und Dryandren , dann einige Arten von Conospermum , die meisten Persoonien, Manglesien, Anadenien, ferner Embothrium coccineum , Grevillea oloides, Stenocarpus salignus, BLakea ceratophylla, Id. Baxteri zeigen feine, schwach hervortretende, die übrige Mehrzahl der Proteaceen hingegen stark entwickelte Tertiärnerven. Bei Protea glabra (Taf. 34, Fig. 7 — 8), Protea grandis (Taf. 35, Fig. 1), Leucodendron argenteum , L. plumosum u. a. Arten dieses Geschlechtes, Leucospermum conocarpum (Taf. 35, Fig. 2 — 3), Conospermum longifolium (1. c. Fig. 15 — 16), bei den meisten Persoonien, z. B. P. ferruginea (Taf. 36, Fig. 14), P. mollis (Taf. 37, Fig. 6 — 9) entspringen die Tertiärnerven von der oberen Seite der Seeundärnerven unter spitzen, von der unteren Seite unter stumpfen Winkeln und sind dann zumeist längsläufig. Sie entspringen von beiden Seiten der Seeun¬ därnerven unter spitzen Winkeln bei einigen Arten von Protea, als: P. grandiflora (Taf. 34, Fig. 3 — -5), P. cynaroides (1. c. Fig. 5), bei Synaphaea, bei Manglesia und Anadenia (vergl. Manglesia trilobata , Taf. 36, Fig. 1 — 5, 71/. cuneata , 1. c. Fig. 6, Anadenia heterophylla , 1. c. Fig. 7 — -8, A. illicifolia , 1. c. Fig. 9 — 10), bei den meisten Grevillea- Arten, wie z. B. G. aquifolium, illicifolia , acanthifolia , Calleyi, laurifolia, bei Stenocarpus Gunninghami (Taf. 39, Fig- 3), bei einigen Bhopala- Arten, endlich bei der Mehrzahl der Banksien und Dryandren. Die bei den übrigen Dikotyledonen gewöhnliche Ursprungsweise der Tertiärnerven — von der oberen Seite der Seeundärnerven unter stumpfen, von der unteren Seite derselben unter spitzen Winkeln — kommt bei den Proteaceen verhältnissmässig selten vor. Netzläufig sind die Tertiärnerven bei den meisten Banksia- und Dryandra- Arten, bei Knightia , bei Telopea speciosissima (Taf. 42, Fig. 2 — 3), Stenocarjms Gunninghami, Lambertia ßoribunda, L. formosa u. a., bei Embothrium, den meisten Grevillea- Arten, bei Manglesia, Anadenia , Synaphaea dilatata , S. polymorpha u. m. a. Verbindende Tertiärnerven zeigen die Protea-, Leucodendron- und die meisten Leucospermum- Arten, Conospermum longifolium, die Mehrzahl der Persoonien, 247 Die Blattskelete der Apetalen. Hakea florida, Xylomelum pyriforme , u. m. a. Bei Banksia coccinea, Lomatia illicifolia , L. longifolia , L. linearis , bei Andripctalum , llahea illicifolia , Grevillea repanda, Brabejum stellatifolium (Taf. 36, Fig. 19) u. a. wechseln verbindende und netzläufige Tertiärnerven, jedoch letztere zumeist vorwiegend, ab. Was die Ausbildung der Tertiärnerven betrifft, so sind dieselben bei den meisten Proteaceen reichlich entwickelt. Zu den wenigen Ausnahmen, bei welchen die Tertiärnerven spärlich oder unvollkommen entwickelt sind, gehören Bellendenia montana (Taf. 35, Fig. 10 — 11), einige Grevillea- Arten, als: G. acanthfolia, longifolia , sericea, laurfolia, oloides, Lambertia ßoribunda, mehrere Hakea- Arten, Lomatia linearis (Taf. 42, Fig. 6 — 9), einige Banksien und Dryandren. Die axenständigen Tertiärnerven entspringen bei den Proteaceen (mit wenigen Aus¬ nahmen) nicht unter auffallend stumpferen, sondern unter denselben Winkeln als die Secun- darnerven, also ebenfalls abweichend von der gewöhnlichen Ursprungsweise dieser Nerven bei den übrigen Pikotyledonen. Netznerven höherer Grade. Mit Ausnahme jener Arten, welche keine Flächen¬ bildung der Blätter zeigen, und der bereits oben erwähnten, bei denen selbst die Tertiärner¬ ven spärlich oder unvollkommen ausgebildet erscheinen, ist das Blattnetz bei den Proteaceen mehr oder weniger reichlich entwickelt. Wir heben folgende bemerkenswerthe Eigenthüm- lichkeiten in Bezug auf Form und Grösse der Netzmaschen, Stärke und Ausbildung der dieselben erzeugenden Nerven und die Differenzirung derselben bei den verschiedenen Blattformen der Proteaceen hervor. Eine ganz besondere seltene Blattnetzbildung zeigen die Arten von Conosppermum (z. B. C. triplinervium , Taf. 13 — 14, C. longifolium 1. c. Fig. 15- — -16), dann Persoonia laurina (Taf. 36, Fig. 17, und Taf. 38, Fig. 10). Die ziemlich starken Netznerven bilden hier Maschen von schmallinealer Form und sehr engen, kaum deutlich erkennbaren Lumen, welche mit ihren spitz vorgezogenen Enden gleich Prosenchymzellen enge in einander geschoben erscheinen. Mehrere Arten von Protea , z. B. P. grandiflora , P. cynaroides u. a., zeigen unvollständig geschlossene Netzmaschen, und nähern sich hiedurch der merkwürdigen Nervationsbildung der Pisonien. Eigenthümlich abweichend von der Nervation fast aller Proteaceen und der meisten Dikotvledonen ist die von Isopogon diversifolia durch die einfachen oder gabelspaltigen unter sehr spitzen Winkeln entspringenden Netznerven. Die Synaphaea- Arten charakterisiren sich durch die verhältnissmässig grossen, hervor¬ tretenden Maschen des quaternären Netzes. Länglich oder lanzettlich sind die Netzmaschen bei Leucodendron argenteum , Leucospermum conocarpum, den Anadenien bei Adenanthos obovatum, Persoonia lucida , Grevillea mucronulata , Hakea dactylioides u. n. a. Die Mehrzahl der Banksien und Dryandren zeichnen sich durch querovale Netzmaschen aus. tjeiicorlentlron tirgenteum ß. Brown. Taf. XXXIV, Fig. 9. Cap. Nervation netzläufig, Typus von Protea g labra , Primärnerv gerade, nur an der Basis stärker als die secundären, gegen die Spitze zu fast bis zur Feinheit der Tertiärnerven verschmälert. Secundärnerven stark geschlängelt und verästelt, unter Winkeln von 15 — 30° entspringend, in der mittleren Distanz '/5 — */4 stehend. 24 S Constantin v. Ettingshausen. Tertiärnerven von der obern Seite der secundären unter spitzen, von der untern Seite derselben unter stumpfen Winkeln abgehend, meist längsläutig. Quaternäre Nerven unvollkommen entwickelt und vom Tertiärnetz nicht deutlich geschieden ; Maschen derselben länglich. tjeucodendron uliginosum R. Brown. Taf. XXXIV, Fig. 10. Cap. Nervation netzläulig, Typus von Protea glabra. Primärnerv geradlinig, nur an der Basis unbedeutend stärker als die secundären , in seinem Verlaufe bis zur Haardünne verfeinert. Secundärnerven etwas geschlän¬ gelt, kaum deutlich ausgeprägt, unter Winkeln von 15 — 30° entspringend, in der mittleren Distanz /4. Tertiärnerven von der oberen Seite der secundären unter spitzen, von der unteren Seite unter stumpfen Winkeln abgehend, längsläuiig. Quaternäre Nerven nicht oder unvollkommen entwickelt. Mjeitcodendron plutnosum R. Brown. Taf. XXXIV, Fig. 11. Cap. Nervation netzläulig, Typus von Protea glabra. Primärnerv geradlinig, nur an der Basis unbedeutend stärker als die secundären, gegen die Spitze zu bis zur Dünne der Tertiärnerven verfeinert. Secundärnerven geschlängelt, unter Winkeln von 15 — 30° entspringend, in der mittleren Distanz '/4 — '/3. Tertiärnerven von der oberen Seite der secundären unter spitzen, von der unteren Seite unter stumpfen Winkeln abgehend. Qua¬ ternäre Nerven unvollkommen entwickelt und vom Tertiärnetz nicht scharf geschieden. Proted grandiflora Thunb. Taf. XXXIV, Fig. 2—4. Cap. Nervation netzläufig, Typus von Pgrola rotundifolia. Primärnerv etwas hin- und hergebogen oder geschlängelt, an der Basis vielmals stärker hervortretend als die secundären, gegen die Spitze zu bedeutend verfeinert, unter derselben die Dünne der Secundärnerven erreichend. Secundärnerven stark geschlängelt, verästelt, die untersten unter Winkeln von 15 — 30°, die übrigen unter 40 — -45° entspringend, nur an ihren Ursprungsstellen scharf hervortretend, alsbald in das Tertiärnetz aufgelöst. Mittlere Verhältnisszahl der Entfer¬ nung % — - */3- Tertiärnerven zumeist von der oberen und der unteren Seite der secundären unter spitzen Winkeln abgehend; verbindende mit netzläufigen untermischt. Quaternäre Nerven unter verschiedenen Win¬ keln entspringend, ein aus lockeren länglichen oder ovalen Maschen gebildetes Netz erzeugend. Quinternäre Nerven vom quaternären Netz nicht scharf geschieden, aber reichlich entwickelt, verästelt, ein verhältnissmässig lockeres aus unregelmässig eckigen Maschen zusammengesetztes Netz bildend; Maschen oft unvollkommen geschlossen. Proted dryondroifles II. Hüg. Taf. XXXIV, Fig. 1. Südafrika. Nervation netzläufig, Typus von Pgrola rotundifolia. Primärnerv etwas geschlängelt, an der Basis viel¬ mals stärker hervortretend als die secundären, gegen die Spitze bedeutend verschmälert, unter derselben feiner als die Tertiärnerven oder aufgelöst. Secundärnerven stark geschlängelt, verästelt, die untersten ziem¬ lich scharf hervortretend, unter Winkeln von 15 — 30°, die übrigen unter Winkeln von 40 — 50° entspringend. Die Blattskelete der Apetcden. 249 Mittlere Distanz der Secundärnerven '/5 — '/4. Tertiärnerven spärlich, von der oberen und unteren Seite der secundären unter spitzen Winkeln abgehend, verbindend und netzläufig; quaternäre Nerven unvollkommen ausgebildet und vom Tertiärnetz nicht deutlich geschieden. Protea cynaroides L. Taf. XXXIV, Fig. 5. Südafrik a. Nervation netzläufig, Typus von Pyrola rotundifolia. Primärnerv etwas geschlängelt, an der Basis sein- stark hervortretend, in seinem weiteren Verlaufe beträchtlich verfeinert, unter der Spitze fast aufgelöst. Secundärnerven geschlängelt, ziemlich scharf hervortretend, die untersten unter Winkeln von 15 — 30°, die übrigen unter 40 — 45° entspringend, in der mittleren Distanz '/5 — */v Tertiärnerven von der oberen und unteren Seite der Secundärnerven unter spitzen Winkeln abgehend, verbindend und netzläufig, ziemlich scharf hervortretend. Quaternäre Nerven unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln entspringend, ein lockeres, aus ovalen oder rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend, welches ein reichlich ent¬ wickeltes quinternäres umschliesst. Protea ylubra Thunb. Taf. XXXIV, Fig. 7, S. Südafrika. Nervation netzläufig, Typus eigenthümlieh. Primärnerv etwas hin- und hergebogen, an der Basis viel¬ mals stärker hervortretend als die Secundärnerven, in seinem weiteren Verlaufe beträchlich verschmälert, unter der Spitze bis zur Dünne der Tertiärnerven verfeinert. Secundärnerven unter Winkeln von 15 — 25° entspringend, etwas geschlängelt oder hin- und hergebogen, ziemlich gleichmässig scharf hervortretend, in der mittleren Distanz % — '/7. Tertiärnerven von der oberen Seite der secundären unter spitzen, von der unteren Seite unter stumpfen Winkeln entspringend, verbindend, längsläufig. Quaternäres Netz verhältniss- mässig spärlich entwickelt, aus länglichen Maschen zusammengesetzt. Quinternäre Nerven unvollkommen ausgebildet, vom quaternären Netz nicht deutlich geschieden. Sein- ähnlich der beschriebenen Nervation ist die von Pfotea speciosa , von welcher in Fig. 8 auf Taf. 35 ein Blatt einer breitblättrigen Varietät dargestellt ist. Die Abgangswinkel der mehr geschlängelten Secundärnerven sind etwas stumpfer und das Blattnetz weniger voll¬ kommen ausgebildet als bei Protea glabra. Protea yi'andis Hort. Ilüg. Taf. XXXV, Fig. 1 . S üdafrika. Nervation netzläufig, Typus von Protea glabra. Primärnerv geschlängelt , an der Basis vielmals stärker hervortretend als die secundären, gegen die Spitze zu bis zur Feinheit der letzteren verschmälert. Secundär¬ nerven unter \\ inkeln von 30 — 45°, die obersten meist unter etwas stumpferen entspringend, stark hin- und hergebogen, hervortretend, in der mittleren Distanz '/6 — '/5. Tertiärnerven von der oberen Seite der secun¬ dären unter spitzen, von der unteren Seite derselben unter stumpfen Winkeln abgehend, ziemlich scharf her¬ vortretend, längsläufig. Quaternäre Nerven von den tertiären deutlich geschieden, geschlängelt, unter ver¬ schiedenen spitzen und stumpfen Winkeln entspringend, ein lockeres aus ovalen oder länglichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend, ein ziemlich reich entwickeltes quinternäres umschliessend. 32 Denkschriften der mathera.-naturw. CI. XV Bd 250 Constantin v. Ettingshausen. Protea cor data Thun l>. Taf. XXXIV, Fig. 6. f Südafrika. Nervation netz-strahlläufig, Typus eigenthümlich. ßasalnerven 7 — 9, der mittlere nicht oder nur unbe¬ deutend stärker als die seitlichen. Letztere wiederholt dichotomisch verzweigt, gleichmässig gegen die Peri¬ pherie zustrahlend. Divergenz-Winkel der Basalnerven 25 — 30°. Secundärnerven unter ziemlich spitzen Winkeln entspringend, verästelt, allmählich in das Tertiärnetz aufgelöst. Quaternäre Nerven unter verschie¬ denen spitzen und stumpfen Winkeln abgehend, ein lockeres, aus unregelmässigen eckigen Maschen zusam¬ mengesetztes Netz bildend. Quinternäres Netz vom quaternären kaum scharf geschieden, reichlich entwickelt, vorherrschend aus länglichen oder ovalen Maschen zusammengesetzt. Mjeucospermani conocaritum R. Brown. Taf. XXXV, Fig. 2, 3. Cap. Nervation netzläufig, Typus von Protea glabra. Primärnerv gerade oder ein wenig geschlängelt, an der Basis sehr stark hervortretend, in seinem weiteren Verlaufe bis zur Dünne der secundären verschmälert. Secundärnerven ziemlich stark entwickelt, geschlängelt, ästig, unter Winkeln von 15 — 30" entspringend; mittlere Distanz derselben V5 — ,/4. Tertiärnerven von der oberen Seite der secundären unter sehr spitzen, von der unteren unter stumpfen Winkeln abgehend, hervortretend, stark verästelt, die verbindenden längs¬ läufig. Quaternäre Nerven im Ursprünge mit den tertiären übereinstimmend, ein aus länglichen oder ovalen Maschen zusammengesetztes Netz bildend, welches vom tertiären Netz nicht scharf geschieden erscheint. Quinternäres Netz unvollkommen ausgebildet. Adenanthos ohovata Labill. Taf. XXXVI, Fig. 13 und Taf. XXXVII, Fig. 19. Lewins - Land. Nervation vollkommen spitzläufig, Typus eigenthümlich. Basalnerven 3 — 5, der mittlere gerade, fast schwächer als die seitlichen, bis zur Blattspitze verlaufend und unter derselben wenig verschmälert. Seitliche Basalnerven hervortretend, gabelspaltig verästelt, unter Winkeln von 30 — 45° divergirend, einige hervortretende gabelspaltige Aussennerven absendend. Secundärnerven vom mittleren Basalnerv unter wenig spitzen Winkeln entspringend. Tertiärnerven spärlich entwickelt, unter spitzen Winkeln abgehend, ein lockeres, aus länglichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Nerven des 4. Grades spärlich entwickelt, ein aus länglichen Bläschen bestehendes Netz bildend. Atlenanthos enneala Labill. Taf. XXXVI, Fig. 21—25. N e u h o 1 1 an d. Nervation einfach randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv nur an der Basis stärker hervortretend als die secundären, sogleich nach Abgang des ersten Nervenpaares bis zur Dünne der Secundärnerven ver¬ schmälert, geradlinig bis zur Spitze des Blattes verlaufend. Landläufige Secundärnerven fein, wiederholt gabelspaltig, kurz über der Basis unter Winkeln von 20 — 30° entspringend. Tertiärnerven unter spitzen \\ inkeln abgehend, ein hervortretendes, aus lanzettlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Quater¬ näres Netz unvollkommen ausgebildct. Die Blattskelete der Apetalen. 251 Synaphaea polymor/tha R. Brown. Taf. XXXV, Fig. 4. Lewins- Land. Nervation einfach randläufig, Typus von Synaphaea dilcitata . Primärnerv nur an der Basis stärker hervortretend als die secundären, sogleich nach Abgang des ersten Nervenpaares bis zur Dünne derselben verschmälert, geradlinig bis zur Spitze des Blattes verlaufend. Randläufige Secundärnerven einfach oder gabelspaltig, meist kurz oberhalb der Basis unter Winkeln von 15 — 30°, die übrigen unter verschiedenen spitzen Winkeln entspringend; mittlere Distanz der Secundärnerven vorherrschend /6. Tertiärnerven hervortretend , nahezu die Stärke der secundären erreichend , unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln entspringend, ein lockeres aus polygonen Maschen zusammen¬ gesetztes Netz bildend. Quaternäre Nerven von den tertiären ziemlich scharf geschieden, unter rechtem Winkel entspringend, ein lockeres hervortretendes, aus elliptischen Maschen bestehendes Netz bildend. Quinternäre Nerven weniger reichlich entwickelt. Maschen des ziemlich lockern Netzes länglich. Hakea daetylioides Ca van. Taf. XXXVIII, Fig. 1—3. Port Jackson. Nervation vollkommen spitzläufig, Typus eigenthümlich. Basalnerven 3, der mittlere nur eine sehr kurze Strecke oberhalb der Basis stärker hervortretend als die seitlichen und secundären, gerade, gegen die Spitze zu wenig verschmälert. Die seitlichen Basalnerven unter sehr spitzen Winkeln divergirend, randständig. Secundärnerven schwach bogig gekrümmt, spitzläufig; meist nur ein kurz über der Basis unter Winkeln von 10 — 15° entspringendes Paar derselben vorhanden. Tertiärnerven von beiden Seiten der secundären und von den Basalnerven unter spitzen Winkeln entspringend, fast von der Stärke der Secundärnerven, scharf hervor¬ tretend. Aus der Anastomose zweier benachbarter Tertiärnerven entspringt ein längsläufiger verbindender Nerv. Quaternäre Nerven von den tertiären undeutlich geschieden, spärlich. Maschen des lockeren wenig entwickelten Netzes länglich. Hakea salisburiaefolia H. Ilüg. Taf. XL, Fig. 6. Neuholland. Nervation randstrahlläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerven 3 — -5, unter Winkeln von 15 — 25° divergirend, dichotomisch verzweigt, der mittlere nicht stärker hervortretend als die seitlichen. Secundär¬ nerven vom mittleren Basalnerv unter Winkeln von beiläufig 30° entspringend. Tertiärnerven unter spitzen A inkeln abgehend, verbindend, ein lockeres aus länglich-elliptischen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Übereinstimmend in den meisten angegebenen Verhältnissen ist die Nervation von Hakea O O Baxter i (Taf. 40, Fig. 7 — 9), welche sich von der beschriebenen nur durch die spärlicheren, weniger hervortretenden Tertiärnerven und die derbere Blatttextur unterscheidet. Die Ursprungswinkel der spärlichen Secundärnerven erreichen 40", die Divergenzwinkel der Basalnerven 35°; quaternäre Nerven von den tertiären nicht scharf geschieden, Maschen des lockeren Netzes im Umrisse elliptisch oder länglich. Quinternäre Nerven unvollkommen oder nicht entwickelt. 33* Cnnstantin v. Ettingshausen. 2(50 üahea atnpleocicaulis Ii. Brown. Taf. XXXIX, I-'ig. 1 , 2. Neuholland. Nervation unvollkommen strahlläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv mehrmals stärker als die secundären, gerade, mit einer Stachelspitze endigend; die Secundärnerven fein, aber scharf hervortretend, meist gabclspaltig , die grundständigen unter stumpfen Winkeln mit dem primären divergirend, die Lappen der Blattbasis versorgend, die übrigen randläufig, unter Winkeln von 50 — 65° entspringend. Mittlere Distanz '/. — l/v Tertiärnerven von beiden Seiten der secundären unter wenig spitzem oder rechtem Winkel abgehend, netzläufig. Quaternäre Nerven fast von der Stärke der tertiären. Maschen des lockeren hervortretenden Netzes ungleichförmig . im Umrisse meist rundlich. Quinternäre Nerven fehlend. Mjamhevtia ecliinata R. Brown. Taf. XXXV, Fig. 12. Port Jackson. Nervation combinirt randläufig, Typus von Sonchus. Priniärnerv etwas stärker hervortretend als die secundären, meist zurückgekrümmt, an der Spitze mit einem Stachelchen endigend. Secundärnerven unter verschiedenen Winkeln entspringend; die oberen randläufig, die unteren schlingenbildend, die erstcren ziemlich gerade, stark hervortretend, in den Spitzen der Blattlappen endigend. Tertiärnerven vorherrschend unter nahezu rechtem Winkel abgehend, netzläufig. Quaternäre Nerven ein lockeres, hervortretendes, aus im Umrisse rund¬ lichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Quinternäre Nerven nicht oder unvollkommen entwickelt. Ijumhertia floribuntla II. B. S. Taf. XXXIX, Fig. 7- 9. Neukolland. Nervation netzläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv vielmals stärker hervortretend als die secun- dären, gerade, von der Basis gegen die Spitze zu nur wenig verschmälert, an der letzteren als ein kleines Spitz¬ elten endigend. Secundärnerven unter Winkeln von 75 — 90° entspringend, gabelspaltig ästig, mittlere Distanz derselben i/M — '/30. Tertiärnerven sehr spärlich, vom primären und den secundären unter nahe rechtem Winkel abgehend. Quaternäre Nerven nicht oder unvollkommen entwickelt. Sehr ähnlich der Nervation dieser Art ist die von Lambertia formosa (Taf. 40, Fig. 1 — 2), deren Secundärnerven jedoch noch mehr verästelt sind, weniger scharf hervortreten und unter etwas spitzeren Winkeln von 60 — 75° entspringen. Mjamhertiei tmiflora R. Brown. Taf. XXXVIII, Fig. 9 — 11. Neukolland. Nervation netzläufig, Typus von Salix reticulata. Primärnerv bis zur Mitte des Blattes stärker hervor¬ tretend als die secundären, geradlinig, an der Spitze in ein Stachelchen sich fortsetzend. Secundärnerven gabclspaltig, netzläufig, unter Winkeln von 70 — 80° entspringend, in der mittleren Distanz /3. Tertiär¬ nerven netzläufig, von beiden Seiten der secundären unter rechtem Winkel entspringend. Quaternäre Nerven spärlich entwickelt, vom Tertiärnetz nicht deutlich geschieden, oder unvollkommen ausgcbildet. D>( TUattskelete der Apetalev. 261 .Xylomeiitm pyri forme K night et Salish. Tat. XL, Fig. lä— 13; Taf. XLII, Fig. I. N euho 11 and. Ncrvation nctzläufig, Typus von Salix fragiLis. Primärnerv mehrmals stärker hervortretend als die sccundären, gerade, gegen die Spitze zu bedeutend verschmälert. Secundärnerven hin- und hergebogen oder geschlängelt, verästelt, unter Winkeln von 50 — 60° entspringend. Mittlere Distanz derselben */15 — '/13. Tertiärnerven scharf hervortretend, verästelt, von der untern Seite der sccundären unter spitzen, von der oberen unter stumpfen Winkeln abgehend, verbindende mit netzläufigen abwechselnd. Quaternäre Nerven von den tertiären wenig deutlich geschieden, ein lockeres, aus ovalen oder elliptischen Maschen bestehendes Netz bildend. Quiriternärc Nerven sehr fein ; Maschen des verhältnissmässig lockeren Netzes ungleichförmig. iShopuln ittaequalis Pohl. Taf. XLI, Fig. 5. Brasilien. Ncrvation combinirt- (schling-) randläufig, Typus eigenthümüch. Primärnerv gerade, gegen die Spitze zu allmählich verschmälert. Secundärnerven an ihrem Ursprünge mächtig liervoi tretend, einfach, randläufig; Tertiärnerven stark, schlingenbildend, gabelspaltig, unter Winkeln von 40 — 50° entspringend. Mittlere Distanz derselben ’/6 — '/5. Schlingensegmentc aus breiter Basis eiförmig, die obersten stumpf abgerundet, kaum oder nur unbedeutend länger als breit, die untersten doppelt so lang als breit, bogig gekrümmt, gegen den Rand zu bedeutend verschmälert. Quaternäre Nerven unter nahezu rechtem Winkel entspringend, vorherrschend netzläufig. Nahe verwandt mit der eben beschriebenen Nervation ist die von Ehopala affinis Pohl. (Taf. 41 , Fig. 6) aus Brasilien. Sic unterscheidet sich von ersterer nur durch die folgenden wenigen Merkmale. Die Tertiärnerven entspringen unter etwas spitzeren Winkeln (30 — 45°) , und sind ver¬ hältnissmässig mehr genähert (Distanz '/f — '/J. Die quaternären Nerven entspringen unter auffallend spitzen Winkeln und sind vorherrschend verbindend, fast querläufig. Die ebenfalls ähnliche Nervation von Ehopala chrysogenia Mart. (Taf. 42, Fig. 5) zeigt entfernter gestellte, unter stumpferen Winkeln (70 — 75°) abgehende Tertiärnerven und feinere, wenig hervortretende querläufige Quaternärnerven. Rhopala longe petiolata Pohl. Taf. XL , Fig. 10 . 11. Brasilien. Nervation combinirt- (netz-) randläufig, Typus von Sambucus nigra. Primärnerv gerade, gegen die Spitze zu allmählich verschmälert. Secundärnerven an ihrem Ursprünge mächtig hervortretend, einfach, randläufig. Tertiärnerven fein, ästig, netzläufig, die untersten unter Winkeln von 30 — 35°, die übrigen unter 40 — 45° entspringend. Quaternäre Nerven sehr fein, wenig hervortretend, unter spitzen M inkeln entspringend, netzläufig. Ähnlich der beschriebenen ist die Nervation einer neuen brasilianischen Ehopala- Art (Taf. 41, Fig. 2), welche jedoch auffallend stumpfere Abgangswinkel der Tertiärnerven und schärfer hervortretende quaternäre Nerven zeigt. 262 Constantin v. Ettingshausen. Khopala tomentosa Polil. Taf. XLI, Fig. 1. Brasilien. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv nur eine Strecke oberhalb der Basis stärker hervortretend als die seeundären, gerade, gegen die Spitze zu schnell und beträchtlich verfeinert; Secundär- nerven stark hervortretend, gabelspaltig verästelt, netzläufig, unter Winkeln von 40 — 45° entspringend; mittlere Distanz derselben '/6 — ’/5. Tertiärnerven von der Aussenseite der seeundären vorherrschend unter spitzen, von der Innenseite unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln entspringend. Quaternäre Nerven fast von der Stärke der tertiären, ein lockeres, ziemlich unregelmässiges Netz von vieleckigen, im Umrisse meist ovalen oder elliptischen Maschen bildend. Andripetalum reticulatum Pohl. Taf. XL, Fig. 14; Taf. XLI, Fig. 3, 4. Brasili en. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv bis über die Blattmitte hinaus stärker hervortretend als die seeundären , gegen die Spitze zu verschmälert, gerade oder am Ende etwas geschlängelt. Secundär- nerven scharf ausgeprägt, meist geschlängelt, netzläufig. Ursprungswinkel der untersten 40 — 45°, der übrigen 50 — 60°. Mittlere Distanz */7 — '/6. Tertiärnerven nur unbedeutend schwächer als die seeundären, zu beiden Seiten derselben unter rechtem oder wenig spitzem Winkel abgehend, verästelt, netzläufig. Qua¬ ternäre Nerven fast die Stärke der tertiären erreichend, unter 90° entspringend, ein lockeres, aus rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Quinternäre Nerven kaum reichlich entwickelt, Maschen des lockeren Netzes oval oder elliptisch. Andripetalum rubescens Schott. Taf. XLI, Fig. 7 , 8. B rasilien. Nervation netzläufig, Typus von Salix fragilis. Primärnerv vielmals stärker als die seeundären, gegen die Spitzezu allmählich verschmälert, in seinem ganzen Verlaufe gerade. Secundärnerven geschlängelt, verästelt, die untersten unter Winkeln von 30 — 40°, die übrigen unter 65 — 75° entspringend. Mittlere Distanz derselben y25 — '/o0. Tertiärnerven fein aber scharf hervortretend, von der unteren Seite der Secundärnerven unter spitzen, von der oberen unter stumpfen Winkeln abgehend, verzweigt, netzläufig. Nerven des 4. und 5. Grades vom verhältnissmässig feinen Tertiärnetz kaum deutlich zu trennen. Maschen des zierlichen, scharf hervortretenden, ziemlich lockeren Netzes rundlich. iillif/hfia eaccelsa R. Brown. Taf. XLII, Fig. 4. Neu Seeland. Nervation combinirt- (netz-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv vielmals stärker hervortretend als die seeundären, gegen die Spitze zu bedeutend verschmälert, gerade oder oft etwas hin- und hergebogen. Secundärnerven unter Winkeln von 60 — 70° entspringend, ästig; Äste derselben randläufig, mit netzläu¬ figen abwechselnd. Mittlere Distanz der Secundärnerven '/„ — %. Tertiärnerven schwach hervortretend, vom quaternären Netz undeutlich geschieden, meist von beiden Seiten der seeundären unter spitzen Winkeln abgehend. Netzmaschen rundlich, scharf hervortretend. Übereinstimmend im Typus der Nervation sind die Blätter einer neuen Knigktia- Art von Neuseeland (Taf. 43, Fig. 2 — 3), welche sich nur durch etwas stumpfere Abgangswinkel'der 263 Die Blattskelete der Apetalen. Secundärnerven, die verhiiltnissmässig geringere Distanz derselben und die etwas schärfer hervortretenden Tertia rnerven von denen der Knightia excelsa unterscheiden. Embothrium coccineum Forst. Taf. XXXVIII, Fig 12. Chili. Nervation netzläufig, Typus von Salix. Primärnerv gerade, nur bis zur Blattmitte stärker hervortretend als die secundären, gegen die Spitze zu bis zur Haardünne verfeinert oder unter derselben gänzlich verschwindend; Secundärnerven geschlängelt, oft ästig, die untersten unter Winkeln von 40 — 45°, die übrigen unter 45 — 50° entspringend. Mittlere Distanz derselben y6 — J/ä. Tertiärnerven spärlich, wenig hervortretend , von der unteren Seite der secundären unter spitzen, von der oberen unter stumpfen W inkeln abgehend, verästelt, netzläuiig. Quaternäre Nerven von den tertiären nicht deutlich geschieden, Maschen des lockeren Netzes ungleichförmig, meist rundlich. Embothrium myrtifolium Po epp. Taf. XXXVIII, Fig. 13, 14. Chili.' Nervation netzläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv nur an der Basis stärker hervortretend als die secundären, stark geschlängelt, gegen die Spitze zu aber nicht bedeutend verfeinert, an derselben als feines Spitzchen endigend. Secundärnerven geschlängelt, die untersten unter Winkeln von 40 — 45°, die übrigen unter 65 — 75° entspringend, meist von der Ursprungsstelle an ästig, netzläufig. Tertiärnerven unter verschiedenen spitzen und stumpfen Winkeln abgehend, ein lockeres, hervortretendes, aus im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Quaternäre Nerven spärlich, von den tertiären undeutlich geschieden. T'elopea speciosissinta R. Brown. Taf. XL II , Fig 2 , 3. Insel Diemen. Nervation combinirt- (schling-) randläufig, Typus von Lomatia longifolia. Primärnerv in seinem ganzen Verlaufe stärker hervortretend als die secundären, gerade oder nur an der Spitze etwas geschlängelt. Secundärnerven scharf hervortretend, gabelspaltig, ästig, schlingenbildend, unter Winkeln von 45 — 55°, die untersten unter 20 — 30° entspringend. Mittlere Distanz ’/, 3 — l/a- Tertiärnerven hervortretend, von beiden Seiten der secundären unter nahezu rechtem Winkel abgehend, verbindende mit netzläufigen abwechselnd. Die Zähne des Randes werden theils von den Gabelästen der Secundärnerven, theils von aus den Schlingen entspringenden Tertiärnerven versorgt. Quaternäre Nerven ein lockeres aus rundlichen Maschen bestehendes Netz bildend. Mjomntia longifolia R. Brown. Taf. XLII, Fig. 10—12. N e u h o 1 1 a n d. Nervation combinirt- (schling-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv nur bis über die Mitte des Blattes stärker hervortretend als die secundären, gerade, gegen die Spitze zu beträchtlich verfeinert, becun- därnerven hervortretend, gabelspaltig, schlingenbildend, unter \\ inkeln von 30 — 40°, die unteren unter etwas stumpferen Winkeln (bis 55°) entspringend. Mittlere Distanz */13 — Tertiärnerven wenig hervortretend, 264 Constantin v. Ettingshausen. von beiden Seiten der Secundärnerven unter spitzen W inkeln abgehend, vorherrschend netzläufig, seltener ver¬ bindend. Die Zähne des Randes werden theils von den Secundärnerven, tlieils von den Schlingenästen derselben versorgt. Quaternäre Nerven fast von der Stärke der tertiären. Maschen des lockeren hervortretenden Netzes rundlich. Quinternäre Nerven nicht scharf ausgeprägt, ein enges, aus länglichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Ijomatin linearis R. Brown. Taf. XLII, Fig 6 — 9. Ne u hol 1 and. Nervation cornbinirt- (schling-) randläufig. Typus von Lomatia longifolia. Primärnerv fast in seinem ganzen Verlaufe stärker hervortretend als die secundären; meist gerade, gegen die Spitze zu nicht bedeutend verfeinert. Secundärnerven schwach hervortretend, gabelspaltig, schlingenbildend, unter Winkeln von 45 — 60° entspringend. Mittlere Distanz derselben •/,„ — yi5. Tertiärnerven spärlich, nicht hervortretend, von beiden Seiten der secundären unter nahezu rechtem Winkel abgehend. Die Zähne des Blattrandes werden meist von Schlingenästen der Secundärnerven versorgt. Quaternäre Nerven spärlich und von den tertiären meist nicht deutlich geschieden. Maschen des sehr lockeren, unvollkommen ausgebildeten Netzes ungleichförmig. Ijomatia illicifolia R. Brown. Taf. XLIII, Fig. 1. X eu Uol 1 an d. Nervation cornbinirt- (netz-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv mächtiger hervortretend als die secundären, gerade, gegen die Spitze zu allmählich verschmälert. Secundärnerven scharf hervortretend, verästelt, unter Winkeln von 45 — 60° entspringend. Mittlere Distanz derselben >/,, — Tertiärnerven fast von der Stärke der secundären, von der untern Seite derselben unter spitzen, von der obern unter ver¬ schiedenen spitzen und stumpfen Winkeln abgehend, verbindende mit netzläufigen abwechselnd. Die Zähne des Blattrandes werden von Gabelästen der Secundärnerven versorgt. Quaternäre Nerven fast von der Stärke der tertiären. Maschen des hervortretenden lockeren Netzes vorherrschend oval oder elliptisch. Quinternäre Ner¬ ven spärlich entwickelt. Netz derselben unvollkommen ausgebildet. Stenoearpus Cunningliami R. Brown. Taf. XXXIX, Fig. 3. Neuholland. Nervation cornbinirt- (doppelt-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv bis zum oberen Drittel des Blattes vielmals stärker als die secundären, etwas hin- und hergebogen, gegen die Spitze zu beträchtlich verschmälert, unter derselben die Dünne der secundären erreichend. Secundärnerven stark hervortretend, randläufig, ziemlich gerade, die obersten unter Winkeln von 50 — 60", die übrigen unter 65—75° entspringend. Mittlere Distanz der Secundärnerven '/„ — */-. Tertiärnerven gerade, randläufig, hervortretend, unter Winkeln von 40 — 50° entspringend. Quaternäre Nerven von beiden Seiten der secundären und tertiären unter wenig spitzen Winkeln abgehend, bogig, netzläufig. Nerven des 4. und 5. Grades reichlich entwickelt. Netzmaschen hervortretend, im Umrisse rundlich. Stenoearpus salignus II. Brown. Taf. XXXVIir, Fig. 17 — 19. Port Jack s o n. Nervation netzläufig, Typus von Erigeron canadense . Primärnerv nur an der Basis auffallend stärker hervortretend als die secundären, gerade, in seinem Verlaufe bedeutend verfeinert, unter der Spitze oft aut- Die Blattskelete der Acetalen. 265 trelöst. Seeundiirnerven fein, verästelt, unter Winkeln von 20 — 35° entspringend. Mittlere Distanz derselben i/s — i/4. Tertiärnerven sehr fein, aber meist ziemlich scharf hervortretend, von beiden Seiten der Secundär- nerven unter spitzen Winkeln abgehend, meist netzläufig, selten verbindend. Quaternäre Nerven fast von der Stärke der tertiären. Maschen des lockeren Netzes im Umrisse oval oder länglich. Quinternäre Nerven ein enges, aus sehr kleinen elliptischen oder länglichen Maschen zusammengesetztes Netz bildend. Banksia iUicifolia 11. Brown. Tat'. XLIV, Fig. 5. Neu ho 11 an d. Nervation einfach randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv geradlinig, in seinem ganzen Verlaufe vielmals stärker hervortretend als die secundären, über die Blattfläehe hinaus als Endspitzchen sich fortsetzend. Secundärnerven fein, aber scharf hervortretend, unter Winkeln von 75 — 85° entspringend, die unteren genähert, fast geradlinig, die oberen entfernter, bogig gekrümmt, einfach, selten gabelspaltig, in den Zähnen des Randes endigend. Mittlere Distanz Tertiärnerven von der unteren Seite der secundären unter spitzen, von der oberen unter stumpfen Winkeln abgehend, alle netzläufig. Maschen des hervortretenden Netzes enge, vorherrschend queroval. Banksia coccinea R. Brown. Taf. XLVI, Fig. 3, 4. N e u h o 1 1 a n ii. Nervation einfach randläufig, Typus von Banksia iUicifolia. Primärnerv geradlinig, in seinem ganzen Verlaufe vielmals stärker hervortretend als die secundären, über die Blattfläche hinaus als Endspitzchen sich fortsetzend. Secundärnerven schwach bogig gekrümmt, in den Spitzen der Zähne des Randes endigend, stark, scharf hervortretend, unter Winkeln von 80 — 90° entspringend; die unteren entfernter gestellt als die oberen. Mittlere Distanz der Secundärnerven '/30 — i3S. Tertiärnerven hervortretend, von der unteren Seite der secun¬ dären unter spitzen, von der oberen unter weniger spitzen Winkeln abgehend, verbindende mit netzläufigen abwechselnd. Banksia aemula R. Brown. Taf. XLIV, Fig. 6—8. Neuholland. Nervation combinirt- (schling-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv geradlinig, in seinem gan¬ zen Verlaufe vielmals stärker hervortretend als die secundären, über die Blattfläche hinaus als Endspitzchen fortgesetzt. Secundärnerven fein, fast geradlinig, randläufige mit sehlingenbildenden abwechselnd, unter Win¬ keln von 60 — 75° entspringend, in der mittlern Distanz Schlingcnbogen dem Rande genähert und in einem, selbst in die Sägezähne eingehenden saumläufigen Nerv zusammenfliessend. Tertiärnerven sehr fein, nicht hervortretend, von der unteren Seite der secundären unter spitzen Winkeln, von der oberen unter ver¬ schiedenen spitzen und stumpfen abgehend, alle nctzläufig. Maschen des zierlichen feinen Blattnetzes enge, rundlich. Banksia serrata R. Brown. Taf. XLV, Fig. 1 — 5. Neuholland. Nervation combinirt- (schling-) randläufig, Typus von Banksia aemula. Primärnerv vielmals stärker her¬ vortretend als die secundären, über die Blattfläche hinaus als Endspitzchen fortgesetzt. Secundärnerven fein, fast geradlinig, randläufige mit schlingenbildenden abwechselnd, unter Winkeln von 75 — 85° entspringend, in 34 Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Rd 266 Constantin v. Ettingshausen. der mittleren Distanz '/ÜS - Sclilingenbogen vom Rande bis auf entfernt , in einen den Randzähnen parallel laufenden Nerv zusammenfliesend. Tertiärnerven sehr fein, netzläufig, nicht hervortretend, von beiden Seiten der secundären unter spitzen Winkeln abgehend. Blattnetz wie bei voriger Art. Mit der Nervation der beiden letzteren Banksia- Arten im Allgemeinen übereinstimmend ist die von Banksia Rohani (Taf. 45, Fig. 6) und von B. attenuata R. Brown. (Taf. 46, Fig. 1 — 2), bei welchen Arten der saumläufige Nerv dem Rande etwas mehr genähert erscheint. Banksia Solainlri R. Brown. Taf. XL VIII, Fig. 5. Neuholland. Nervation combinirt- (schling-) randläufig, Typus eigentbümlicb. Primärnerv in seinem ganzen Ver¬ laufe vielmals stärker als die secundären, über die Blattfläche hinaus als Endspitzchen fortgesetzt. Secundär- nerven scharf hervortretend, fast geradlinig, oder wenig bogig gekrümmt, randläufige mit schlingenbildenden abwechselnd, Ursprungswinkel der Secundärnerven 80— 90°; mittlere Distanz derselben unter ’/ss- Schlin¬ genbogen mit hervortretenden Aussenschlingen begrenzt. Tertiärnerven scharf ausgeprägt, von beiden Seiten der secundären unter spitzen Winkeln entspringend, vorherrschend netzläufig, seltener verbindend. Nerven des 4. und 5. Grades der Stärke nach nur wenig von den tertiären verschieden; Maschen des scharf hervor¬ tretenden zierlichen Netzes vorherrschend queroval. Sehr ähnlich mit der beschriebenen Nervation ist die einiger verwandter Arten von Banksia , wie z. B. B. grandis (Taf. 47, Fig. 1, Taf. 49, Fig. 3) und einer neuen Art (Taf. 47, Fig. 2, Taf. 48, Fig. 4). Banksia pvastratu R. Brown. Taf. XLIX, Fig. 1. Ne uh o 1 1 an d. Nervation combinirt- (schling-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv in seinem ganzen Ver¬ laufe vielmals stärker hervortretend als die Secundärnerven, am Ende abgebrochen oder über die Blattfläche hinaus als Endspitzchen fortgesetzt. Secundärnerven fein, in jedem Lappen 5 — 7, geradlinig oder schwach bogig gekrümmt, der mittlere randläufig, in der Spitze der Lappen endigend, die seitlichen netzläufig mit schlingenbildenden abwechselnd; Ursprungswinkel derselben 75—80°; mittlere Distanz kleiner als '/so. Sclilingenbogen so stark hervortretend als die Secundärnerven, von dem Rande bis auf ,/2"' entfernt, in einen dem Rande parallel laufenden Nerv zusammenfliessend. Tertiärnerven sehr fein, netzläufig, wenig her¬ vortretend, von beiden Seiten der secundären unter wenig spitzem oder rechtem Winkel abgehend. Blattnetz aus stark hervortretenden, engen rundlichen Maschen gebildet. Banksia speciosa 11. Brown. Taf. XLIX, Fig 2. N e u ho 11 a n d. Nervation combinirt- (netz-) randläufig , Typus von Dryandra nervosa. Primärnerv vielmals stärker hervortretend als die secundären , an der Spitze abgebrochen endigend , oder kurz vorgezogen. Secundär¬ nerven fein, in jedem Lappen 7—9, der mittlere geradlinig, unter dem Winkel von 90» entspringend, einfach, in der Spitze des Lappens endigend, die seitlichen gleichmässig gegen die Spitze der Seitenlappen conver- girend, netzläufig, die oberen unter Winkeln von 90—100°, die unteren unter 75— 85° abgehend. Mittlere Distanz kleiner als Tertiärnerven sehr fein, von beiden Seiten der secundären unter rechtem oder wenig spitzem Winkel abgehend, netzläufig. Die Blattskelete der Agetalen. 26 Banksia obiangifoiia Cav. Tat'. XLIII, Fig. 4—6. N eu h o 11 an d. Nervation combinirt- (netz-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv vielmals stärker hervortre¬ tend als die secundären, geradlinig, an der Spitze über die Blattfläche hinaustretend. Secundärnervcn fein, geradlinig oder schwach bogig gekrümmt, unter Winkeln von 75 — 85° entspringend, randläufige mit netz¬ läufigen abwechselnd. Mittlere Distanz der Secundärnervcn ’/i s — 'As- Tertiärnerven sehr fein, wenig her¬ vortretend, von beiden Seiten der secundären unter spitzen Winkeln abgehend, netzläufig. Quaternäre Ner¬ ven von den tertiären nicht deutlich geschieden. Maschen des hervortretenden Netzes enge, rundlich. Der Nervation nach mit obiger Art übereinstimmen Banksia collina R. Br. (Taf. 45, Fig. 7- — 13), Banksia Hügelii R. Br. (Taf. 44, Fig. 11 — 14), B.oblongata (Taf. 44, Fig. 9 — 10), u. a. Banksia marginata Cav. Taf. XLVI, Fig. 7, 8. Neuliolland. Nervation combinirt- (netz-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv mehrmals stärker als die secundären, geradlinig, an der Spitze abgebrochen endigend oder über die Blattfläche hinaustretend. Secun- därnerven sehr fein, schwach bogig gekrümmt, unter Winkeln von 60 — 70° entspringend, netzläufige mit randläufigen abwechselnd, erstere bei weitem überwiegend. Mittlere Distanz der Secundärnerven '/35 — ’/ao- Ter¬ tiärnerven kaum schwächer als die secundären , von beiden Seiten der letztem unter rechtem oder wenig spitzem Winkel abgehend, netzläufig. Den Nervationstypus der genannten Art zeigen ferner Banksia littnralis (Taf. 44, Fig. 1 — 2), B. australis (Taf. 44, Fig. 3 — 4), B. spinulosa (Taf. 45, Fig. 14 — 16), B. Cunninghami (Taf. 46, Fig. 9 — 10) u. m. a. Banksia integrifolia Cav. Taf. XLVI, Fig. 5, 6. Neu holl an d. Nervation netzläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv gerade, vielmals stärker hervortretend als die secundären , an der Spitze abgebrochen endigend oder über die Blattfläche hinaustretend. Secundärnerven fein, schwach, bogig gekrümmt, gegen den Rand zu gabelspaltig ästig, sämmtlich netzläufig. Ursprungswin¬ kel derselben 75 — 90°. Mittlere Distanz kleiner als 'As- Tertiärnerven sehr fein , wenig hervortretend, netz¬ läufig, von beiden Seiten der Secundärnerven unter rechtem oder wenig spitzem Winkel abgehend. Blattnetz verhältnissmässig ziemlich locker, aus vorherrschend querovalen Maschen zusammengesetzt. Brgantlra iongifolia R. Brown. Taf. L, Fig. 4, 5; Taf. LI, Fig. 7. Neuholland. Nervation combinirt- (schling-) randläufig, Typus eigenthümlich. Primärnerv vielmals stärker hervor¬ tretend als die secundären, gegen die Spitze zu allmählich verfeinert. Secundärnerven sehr fein, wenig her¬ vortretend, etwas bogig gekrümmt, theils randläufig, theils schlingenbildend; jeder Seitenlappen des Blattes wird nur von Einem randläufigen Nerven bis zu seiner Spitze durchzogen; in den dazwischen ausserhalb der Lappen liegenden Blatttheilen verlaufen die schlingenbildenden. Ursprungswinkel der Secundärnerven 50 — 65°. 268 Constantm v. Ettingshausen. Mittlere Distanz derselben unter '/ä0. Tertiärnerven sebr fein, nicht hervortretend, von beiden Seiten der randläufigen Secundärnerven unter spitzen , von den schlingläufigen unter nahe rechtem Winkel abgehend. Blattnetz aus engen rundlichen Maschen zusammengesetzt. Den Nervationstypus der angegebenen Art theilt noch Dryandra armata R. Br. (Taf. 48, Fig. 1 — 3 und Taf. 49, Fig. 4 — 6). Dryantlra nervosa R. Brown. Taf. L, Fig. 2. Neuholland. Nervation combinirt- (netz-) randläufig, Typus eigenthiimlich. Primärnerv vielmals stärker hervortre¬ tend als die secundären, gegen die Spitze zu allmählich verschmälert. Secundärnerven fein, wenig hervortre¬ tend; jeden Seitenlappen durchziehen 3 — 5, von welchen der mittlere bis zur Spitze des Lappens läuft und unter Winkeln von 75 — 90° entspringt, die übrigen aber sich im Netze desselben verlieren. Mittlere Distanz der Secundärnerven kleiner als i/in. Tertiärnerven sehr fein, kaum hervortretend, netzläufig. Hieher gehören noch D. pterifolia (Taf. 50, Fig. 1), D. formosa (Taf. 47, Fig. 3 — 7 und Taf. 48, Fig. 6 — 8). Dryandra Broivnii M e i s n. Taf. LI, Fig. 1—3. Neuhotland. Nervation combinirt- (netz-) randläufig, Typus eigentümlich. Primärnerv vielmals stärker als die secundären, gegen die Spitze zu allmählich verfeinert. Secundärnerven fein, kaum deutlich hervortretend. Jeden Seitenlappen durchziehen meist nur 2 Nerven, von denen der obere randläufig, der untere netzläufig ist. Ursprungswinkel der Secundärnerven 70 — 75°, mittlere Distanz derselben unter '/3„. Tertiärnerven nicht ent¬ wickelt. Den Nervationstypus dieser Art zeigen ferner Dryandra nivea (Taf. 51 , Fig. 4 — 5), D. planifolia (1. c. Fig. 8 — 11) und D. tenuifolia (Taf. 47, Fig. 8- — 9). Dryandra qaercifolia Meisn. Taf. XLIV, Fig. 15, 16. N e uh o Hand. Nervation combinirt- (netz-) randläufig, Typus von Banskiamarginata. Primärnerv mehrmals stärker als die secundären, geradlinig, gegen die Spitze zu verfeinert. Secundärnerven fein, etwas hin- und hergebogen, oft gabelspaltig, unter Winkeln von 60 — 70° entspringend, in der mittleren Distanz — Celtis- Art. Aus Neuholland. 3 — 5. Celtis occidentalis Linn. Aus Nordamerika. - „ 6— 8. yy australis Linn. Madagaskar. n 9. yy orientalis. L. Ostindien. „ 10. yy Tournefortii L a m. Caucasus. n 11. yy caucasica Will d. Vom Caucasus. T. 12. Eine asiatische Celtis- Art. Fig. 1 — 13—14. Celtis appendiculata Ec kl. Vom Cap der guten yy 3. Hoffnung. n 4. n 15. Celtis- Art. Aus Ostindien. 16. Morus pendulina En dl. Insel Norfolk. Fig. 1. TAFEL XIV. 2. Fig. 1. Morus pendulina En dl. Insel Norfolk. „ 3. - o. Broussonetia papyrifera Vent. Japan. „ 4. ry 3. Ficus populiformis. Cultivirt im k. k. Hofgarten zu Schönbrunn. yy 5. yy 4. yy superstitiosa Link. Ostindien. „ ö — 6. nitida Thunb. Ostindien. y> 7. „ ciliolosa Link. Cultivirt im k. k. Hofgarten Fig. 1 . zu Sckönbrunn. 2. TAFEL XV. „ 3. Fig. 1— 2. Ficus benghalensis L. Cultivirt im k. k. Hofgarten zu Schö'nbrunn. Fig. 1 . yy 3. yy capensis Thunb. Südafrika. yy 4— 6. n pumila L. China, Japan. yy 7. Ostindische FYc?ts-Art. Fig. I. yy 8. Ficus americana Aubl. Cultivirt im k. k. Hofgarten 2 _ zu Scliönbrunn. „ 4. yy 9—10. cestrifolia Schott. Brasilien. •> o. TAFEL XVI. „ Ü. Fig. 1 Ficus venosa Ait. Ostindien. yy 2, yy hispida. Cultivirt im k. k. Hofgarten zu Fig. 1. Schönbrunn. Ficus cerasifolia. Cultivirt im genannten Hofgarten. „ pulchella Schott. Brasilien. 4. „ Benjamina L. Ostindien. TAFEL XVIII. Ficus adhatodaefolia Schott. Brasilien. „ denticulata. Cultivirt im genannten Hofgarten. Ficus- Art. Aus Ostindien. Ficus uhhifolia Lam. Cultivirt im genannten Hof¬ garten „ Sycomorus L. Ägypten. TAFEL XIX. Ficus montana. Cultivirt im genannten Hofgarten. 4. „ ulmifölia Lam. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. 6. „ parasitica. Cultivirt im genannten Hofgarten. Urtica pulchella Link. Ostindien. TAFEL XX. 2. Artocarpus rigida. Trop. Amerika. „ integrifolia Linn. Trop. Asien. Ficus nereifolia. Cultivirt im genannten Hofgarten. TAFEL XXI. Platanus orientalis L. Caucasus. Ivlein-Asien. Ficus america/na Aubl. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. Eine amerikanische Artocarpus. Brosimum microcarpum. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. Coccoloha diversifolia J a c q. Tropisches Amerika. TAFEL XXII. Oecropia- Art aus Brasilien. Populus molinifera Ait. Nordamerika. „ balsamifera Linn. Aus Nordamerika. TAFEL XXIII. Oecropia palmata Will d. Brasilien. TAFEL XXIV. Urtica pulchella Link. Ostindien. 3. Parietaria erubescens. Urtica baccifera L. Neu-Granada. „ scabra. Cultivirt im genannten Hofgarten. „ nivea L. China. TAFEL XXV. Pisonia fragans Dsf. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. Die Blattskelete der Apetalen. 271 Coccoloba exoriata L. Westindien. n fagifolia. Cultivirt im genannten Hofgarten. TAFEL XXVI. Triplaris americana L. Südamerika. Coccoloba ferruginea. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. Pisonia nitida Willd. Madagaskar. 5. „ acu/eata. Ostindien. TAFEL XXVII. Citrosma-Art. Aus Brasilien. Coccoloba longifolia Link. Westindien. „ punctata L. Westindien. Hedycarya- Art Aus Xeuliolland. Pisonia Brunoniana En di. Insel Norfolk. TAFEL XXVIII. i. Hedycarya dentata Forst. Neuseeland. „ anguslifolia Rieh. Cunn. Vom Port Jackson. Hedycarya- Art. Von Neuholland. 7. Doryphora Sassafras Endl. Neuholland. At/ierospenna- Art. Von Neuholland 10. Doryphora- Art. Von Van Diemens-Land. Citrosma- Art. Aus Brasilien. Veen Art.. Von Rio Janeiro. TAFEL XXIX. • 3. Sassafras officinalis Ne es. Nordamerika. 5. Tetranthera glaucescens Spr. Von Mexiko. 7. Benzoin officinale Xees. Aus Nordamerika. Litsaea foliosa N e e s. Silhet. Eine asiatische Litsaea- Art. Ostindische Cinnamomum- Art. TAFEL XXX. Asiatische Litsaea- Art. Litsaea umbrosa Nees. Silhet. Cinnamomum Malabathrum G. D o n. Ostindien. „ zeylonicum. Ostindien. 7. Camphora officinarum. Ostindien. Cinnamomum glabrura. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. 10. Ostindische Cinnamomum- Art TAFEL XXXI. Goeppertia hirsuta Nees. Aus Brasilien. " Laurus coerulea L. Chili. „ Barbusano Linn. Canarische Inseln. Nectandra- Art. Aus Brasilien. Tetranthera laurifotia J acq. Madagaskar. 7. Xectandra angust ifolia Nees. Aus Brasilien. apetala Xees. Tropisches Amerika. Fig. 1 •> n “■ . 3 Fig. 0. Brasilianische Ocotea- Art. „ 7. Ocotea guianensis A u h 1. Tropisches Amerika. „ 8. Xectandra mollis Nees. Brasilien. ,, 9. Agathophyllum- Art. TAFEL XXXIII. Nectandra pulvcrulenta Nees. Peru. Oreodaphne indecora Nees. Brasilien. — 4. Brasilianische Oreodaphne- Art. „ 5. Oreodaphne calfornica N e e s. Californien. „ G. Daphnidium bifarinm Nees. Nepal. „ 7. Laurus nobilis L. Südl. Europa. „ 8 — 9. Persea foedita. Cultivirt im genannten Hofgarten. TAFEL XXXIV. Fig. 1. Protea dryandroides. Cuitixirt im genannten Hof¬ garten. „ grandifolia Thunb. Cap der guten Hoffnung. „ cynaroides L. Südafrika. „ cordata T h u n b. Südafrika. „ glabra T h u n b. Südafrika. Leucodendron argenteum R. Br. Neuholland. „ uliginosum R. Br. Neuholland. n plumosum R. Br. Neuholland. TAFEL XXXV. Fig. 1 . Protea grandis. Cultivirt im genannten Hofgarten. Leucospermum co7iocarpum R. B r. Von Neuholland. Synapliaea polymorpha R. Brown. Lewins-Land. „ dilataia R. Brown. Lewins-Land. Südafrikanische Protea- Art. Isopogon diversifolius. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. Bellendenia montana R. B r. Diemens-Laud. Lambertia echinata R. Br o w n. Vom Port Jackson. Conospermum triplinervium R. Brown. Neuholland. „ longifolium Smith. Vom Port Jackson. TAFEL XXXVI. Fig. 1 — 5. Manglesia trilobata. Cultivirt im genannten Hofgarten. w G. „ cuneata Endl., R. Br. Neuholland. „ 7 — 8. Anadenia heterophylla. Neuholland. „ 9 — 10. „ illicifolia R. Br o wn. Von Neuholland. „ 11. Grevillea A quifolium L i n d 1. Neuholland. „ 1*2. Guevinia Avellana Mol. Chili. „ 13. Adenanthos obovata L ab i 1 1. Lewins-Land. „ 14. Per soonia ferruginea S m i t h. X om Port Jackson. „ 15. Neuholländische Per soonia- Art. „ IG. Persoonia myrtilloid es S i eb. Neuholland. n 17. „ laurina S m. Neuholland. „ 18. Neuholländische Persoonia- Art. „ 19. Brabejum stellatfolium Linn. Port Natal. „ 20. Grevillea illicifolia R. Br. Neuholland. „ 21 — 25. Adenanthos cuneata Labil 1. Neuholland. 2— 4. 5. G. 7— 8. 9. 10. 11. 2~ 3. 4. 5 — 7. 8. 9. 10- 12. 13- 15- 11. 14. 16. TAFEL XXXII. Persea foedita. Cultivirt im genannten Hofgarten. „ gratissima Gärtn. "Westindiern 5. Oreodaphne pu/chel/o . Brasilien. TAFEL XXXVII. Fig. 1 — 2. Persoonia lucida R. Brown. Vom Port Jackson. „ 3 — 5. „ daphnoides Pr eiss. Neuholiand. G— 9. mollis R. Brown. Port Jackson. 272 Constantin v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Fig. 10. Persoonia laurina Sm. Neuholland. „ 11 — 12. Neuholländische Persoonia- krt. „ 13. Persoonia- Art von Neuholland. „ 14. Grevillea sericea R. Br. Vom Port Jackson. n 15 — 16. „ mucronvlata R. Br own. Port Jackson. „ 17. „ acanthifolia A. C unn. Neuholland. „ 18. „ punicea R. Brown. Neuholland. „ 19. A denanthos obovata L ab i 1 1. Lewins- Land. n 20 — 23. Grevillea repanda Zahlbr. Neuholland. „ 24 — 25. „ longifolia R. B r. Neuholland. „ 26. Persoonia myrtilloides S ieb. Neuholland. TAFEL XXXVIII. Fig. 1 — 3. Hakea dactylioides Cav. Vom Port Jackson. „ 4 — 6. „ illicifolia R. Brown. Neuholland. „ 7. Grevillea laurifolia Si eb. Neuholland. „8. „ oloides Si eb. Port Jackson. „ 9 — 11. Lamberlia unißora R. Brown. Lewins-Land. „ 12. Embothrium coccineum Forst. Chile. „ 13 — 14. „ myrtifolium P o epp. Chile. „ 15. Grevillea Calleiji R. Br. Neuholland. „ 16. Hakea florida R. Br. Von Neuholland. „ 17 — 19. Stenocarpus salignus R. Brown. Vom Port Jackson. TAFEL XXXIX. Fig. 1 — 2. Hakea amplexicaulis R. Br. Von Neuholland. „ 3. Stenocarpus Cunninghami R. Br. Neuholland. „ 4. Hakea undulata R. Br. Von Neuholland. „ 5 — 6. „ florida R. Br o wn. Neuholland. „ 7 — 9. Lambert ia floribunda. Cultivirt im genannten Hof¬ garten. TAFEL XL. Fig. 1 — 2. Larnbertia formosa S m. Lewins-Land. „ 3 — 5. Hakea ceratophylla R. Br. Neuholland. „6. „ salisburifolia. Cultivirt im genannten Hof garten. „ 7 — 9. „ Baxteri R. Br. Neuholland. „ 1 0 — 1 1 . Bhopala longe petiolata Pohl. Brasilien. „ 12 — 13. Xylomelum pyriforme K night et Salisb. Neu- holland. „ 14. A nd ripetalum reticulatu m Po hl. Von Brasilien. TAFEL XLIII. Fig. 1. Lomatia illicifolia R. B r. Neuholland. 1 ^ 2— 3. Neuseeländische Knightia- Art. ” 4— 6. Banksia oblongifolia Neuholland. TAFEL XLIV. Fig. 1— 2. Banksia littoralis R. Br. Neuholland. » 3— 4. n australis R. Br. Neuholland. n 5. n illicifolia R. Br. Neuholland. n 6— 8. n aemula R. Brown. Port Jackson. Ti 9—10. n oblongata. Neuholland. r 11 — 14. n Hügelii R. Br. Neuholland. TI 15—16. Dryandra quere folia R. Br. Neuholland. Ti 17—18. n floribunda R. Br. Neuholland. TAFEL XLV. Fig. 1 — 5. Banksia serrata R. Brown. Neuholland. n 6. n Rohani. Neuholland. „ 7—13. Ti collina R. Brown. Vom Port Jackson. T) 14—16. Ti spinulosa R. Brown. Vom Port Jackson. TAFEL XLVI. Fig. 1— 2. Banksia attenuata R. Brown. Neuholland. „ 3-4. n coccinea R. B r. Neuholland. Ti 5 — 6. n integrifolia Cav. Vom Port Jackson. V 7— 8. « marginata Cav. Neuholland. n 9—10. n Cunninghami Sieb. Neuholland. TAFEL XLVII. Fig. 1. Banksia grandis Will d. Von Neuholland. n 2. Neue australische Banksia- Art. „ 3— 7. Dryandra formosa R. Brown. Vom Port Jackso V 8— 9. » tenuifolia R. Brown. Neuholland. TAFEL XL VIII. Fig. 1— 3. Dryandra armala R. Brown. Neuholland. 4. Neuholländische Banksia- Art. 5. Banksia Solandri R. Br. Von Neuholland. 6 — 8. Dry andra formosa R. Brown. Vom Port Jackson TAFEL XLIX. TAFEL XLI. Fig. 1. Bhopala tomentosa Pohl. Von Brasilien. „ 2. Neue brasilianische Bhopala-kxi. „ 3 — 4. Andripetalum reticulatum Pohl. Brasilien. „ 5. Bhopala inaequalis Pohl. Von Brasilien. „6. „ af Jinis Pohl. Brasilien. „ 7 — 8. Andripetalum rubescens S cho tt. Brasilien. TAFEL XLII. Fig. 1. Xylomelum pyriforme Iv night et Salisb. Von Neuholland. „ 2 — 3. Telopea speciosissima R. Br. Insel Diemen. „ 4. Knightia excelsa R. Brown. Von Neuseeland. „ 5. Bhopala chrysogenia M art. Brasilien. „ 6 — 9. Lomatia linearis II. Brown. Neuholland. „ 10 — 12. „ longifolia R. Br o wn. Neuholland. Fig. 1. Banksia prostrat a R. Brown. Aus Neuholland. „2. „ speciosa R. Br own. Aus Neuholland. „3. „ grandis "Wi 1 1 d. Neuholland. n 4 — 6. Dryandra armata R. Brown. Vom Port Jackson. TAFEL L. Fig. 1. Dryandra pterifolia R. B r o wn. Aus NeuhoIIand. „2. „ nervosa R. Brown. Von Van Diemens-Land „ 3 — 5. „ longifolia R. Br o wn. Lewins-Land. TAFEL LI. Fig. I — 3. Dryandra Brownii M ei s n. Neuholland. „ 4 — 5. „ nivea R. Brown. Neuholland. „6. „ formosa R. B rown. Vom Port Jackson. „7. „ longifolia R. Brown. Lewins-Land. „ 8 — 11. „ planifolia Meis n. Tropisches Neuholland.* , (skelete der Apertalen. v. Ettingshausen. Die E Piper sp. mexicana. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. II. \ Vi\»' J£5£ae ^ ki« Kill •ÄSV*Mtf Artanthe Bredemayeri Miq. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. Aa turseltstdruck aus der k. k. Hof -und Staatsdruckerei. Taf. III ( v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. 4 rtanthe marginata M i 4 Artanthe plantag inea Mi g. lu.2. Artanthe Galeotti Miq. g. 3. Enckea prmiifolia II. B. S - _ \ ■' \J \ _ \ Denkschriften der mathem. -natura . CI. XV. Bd. 1858. *\ aturseibstdruck aris der k. k. Hof • und Staatsdruckerei. ( v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. IV i Fig. 1. Pothoniorphe umbellata M i q Fig. 2u. 3. Enckea glaucescens K u n t li. Fig. 4. Enckea media FI. B. S. Fig. 5 u. 6. Myn'cä tinctoria Ruiz. Fig. 7 u. 8. Myrica segregata L. Denkschriften der mathem.-naturw. Ci. XV. ßd. 1858. Xatursetbstdruck aus der k. 1c. Hof- und Staatsdruckerei. !. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. Y. l 3 3 6 . Macropiper excelsum M i q. u. 3. Myrica cerifera L. Fig. 8 u. 9. Myrica Faja L Myrica sp. asiat. Myrica Gale L. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. ^•aturselOstdruck aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. 1 jv, Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. VI. 16. Myrica sapida Wall 1 -4. Myrica aethiopica L Fig. 5 — 9. Myrica laciniata Will d. Fig. 10 — 14. Myrica quercifolia L. Fig. 15. Myrica integrifolia ß o x b. Fig. 17 u. 1 8. Myrica pennsylvanica L a m. Fig. 19 — 21. Myrica serrata Lam. Fig. 22 — 24. Comptonia asplenifolia Banks. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. -ij trselistdru ck aus dt r /-. k. Hof- und Staatsdruckerei. t- 3. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. VII. Fi". lu.2. Betula-äruticosa Pall. Fi". 3 u. 4. Betula pumila L. Fig. 5 — 1 1 . Betula glandulosa M c h x. Fi". 12. Betula llajpathra XV all. Fi". 13 u. 14. Betula sp. asiat. Fi". 15. Betula lenta L. O Fi". 16. Ostrya vulgaris \\ i 1 1 d. Fi". 17 u. 18. Ainus jorullensis H. et Kth. Denkschriften der mathera.-naturw. f'l. XV. Bd. 1858. yaturaeilj$tflruck au* der fr. Ir. Tlof- und Staatsdrvcfcerei. y C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. VIII. g. 1 u. 2. Fagus ferruginea Ait Quercus Ballota Desf Fig Fig 3 — 5. Fagus australis Po epp. 6. Fagus alpin a Po epp. Fig. 7 u.8. Fagus Dombeyi Mirb. Fig. Fi. Fig. 17—19. 11 — 13. Quercus cocciferra L. 14. Quercus Mesto Bois. Fig. 15 u. 16. Quercus pseudococcifera Desf. Castanea pumila S p r. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. elbstdruck aus der k. k-Hof- und Staatsdrvekerei. ' ). v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. IX, Fig. 1 u.2. Quercus virens Tr. Fig. 3. Quercus salicifolia Nee. Fig. 4u. 5. Quercus undulata Benth. Fig. 6. Quercus Phellos L. Fig. 7. Quercus Ghiesbregktii Mart, et Gal. Fig. 8. Quercus oloides Schlecht d Fig. 9 u. 10. Quercus laurifolia Tr. Fig. 11. Quercus alnifolia Poch. Fig. 12 u. 13. Quercus faginea Lam. Fig. 14. Quercus fenestr ata Roxb. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. ^aturteUstdruck aus i7er k. k. Hof- und Staatsdruckerei. |-*j i-ri >n C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. X ig. 1 — 3. Quercus barbinervis Bentli. ig. 4. Quercus Alamo Bentli. ig. 5. Quercus xalapensis H. et Bon p] Fig. 10. Quercus petto Iuris B e n t h. Fig. 6u. 7. Quercus infectoria W illd. Fig. 8. Quercus mexicana H. et Bonpl. Fig. 9. Quercus glabrescens Bentli. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Rd. 1858. Naturee/tstdruck aus der k. k. Hof- uvd Staatsdruckerei. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XI. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Quercus Prinos L. Quercus sp. Am. bor. Quercus alpestris Bois. Fig. 9 u. 10. Fig'. 4. Quercus nigra L. Fig. 5 u. 6. Quercus illicifolia Willd. Fig. 7 u. 8. Quercus aquatica Tr. Quercus alba L. Denkschriften der inathein.-naturw. CI. XV. Bd. 1808. ^aturaelbatdruck aus der k. L. Ho/- und Staatodrurkerei. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XII. Fi". 9 u. 10. Ulmus alata Miclix 1 — 3. Planera Richardi Michx Fig. 4. Planera aquatica Spr. Fig. 5. Quercus tinctoria Will d. Fig. G — 8. Ulmus americana Miclix. Fig. 11 — 13. Ulmus parvifolia Jacq. Fig. 14 — 16. Ulmus jajponica II. B. S. Fig. 17. Ulmus montana H. B. V. Denkschriften der inathem.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. ' Na turselbatdruck aua der k. k. JInf- und Stoatadr uckerei. . v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XIII. Fig. 1. Celtis sp. brasil. Fig. 2. Celtis sp. Nov. Holl. I ig. 3 — 5. Celtis occidentalis L. Fig. 6 — 8. Celtis australis L. Fig. 9. Celtis orientalis L. Fig. 10. Celtis Tournefortii Lam. Fig. 11. Celtis caucasica Willd. Fig. 12. Celtis sp. asiat. Fig. 13 u. 14. Celtis appendiculata Ec kl. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. tf urtclLatdruck aus der k. k. Hof - und Staatsdruckerei. i C. v. Ettingshausen. I ie Blattskelete der Ar Taf. XIV Fig. 1 . Morus pendulina E n d 1. Fig. 2. Broussonetici papyrifera Vent. Fig. 8. Ficus populiformis II. B. S. Fig. 4. Ficus super stitiosa Link. Fig. 5 u. 6. Ficus nitida T li u n b. Fig. 7. Ficus ciliolosa Link. Denkschriften der mathem.-naturw. 0. XV. Bd. 1858. i, ^ oturael&stdruck aus Her !. . k. Hof- und Staatsdruckerei. fl C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XV. Fig. 1 u.2. Ficus benghalensis L. Fig. 3. Ficus capensis Thitnbg. J1 ig- 4 — 6. Ficus pumila L. Fig. 7. Ficus sp. Os f ind. Fig. 8. Ficus americana Au bl. Fig. 9 u. 10. Ficus cestrifolia Schott, Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. 9“raelbttdruck „na der k. k. Hof ■ un,d Staatadruekerei. 6c il v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XVL "" . l. o Ficus venosa Ait. Ficus hispida H. B. S. Fig. 3 — 5. Ficus lutescens N o i s. Fig. 8. Ficus angustifolia H. B. S. Fi g. 6. Ficus hirsuta Schott. Fig. 9 u. 10. Ftcus cuspidata H. B. S. Fig. -7. Ficus sp. Ostind. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. ck aus der k. k. lloj- und Staatsdruckerei ir&elfjstdrw C. v. Ettingshausen. Die BlaUskelete der Apeialen Taf. XVIJ. Fi Ficus cerasifolia H. B. S. Fig. 3 u. 4. Fig. 2. Ficus pulchella Schott. Ficus Henjaminea L. Denkschriften der niathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. S'. / >p- Fi g. 1. Cecropia sp. cult. Fig. 2. Populm molinlfera Ait Fi°'. 3. Populus balsnmifera L. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Rd. 1858. Naturselbstdruck aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XXIII Cecropia palmata W i 1 1 d. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. Naturselbstdruck aus der k. k. Hof • und Staatsdruckerei. C. V. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XXIV. Hg. 1. Urtica pulchella Link. Fig. 2u.3. Parietaria sp. cult. Fig. 4. Urtica baccifera L. Fig. 5. Urtica scabra Hort. Fig. 6. Urtica nivea L. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. oturtelbttdruck aut der k. k. Hof- und Staattdrur.kerei. C. v. Ettingshausou. Die Blattekelet*; der Apetalen Tat'. XXV 2 1 Fig. 1. Pisonia fragrans Dsf. Fig. 2. Coccoloba exonatu L. Fig. 3. Coccoloba fagifolia II. B. S. Denkschriften der niathem.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. S-iiurselbßtdrurk aus der k. k ■ Hof • und Stuatadruckcrei C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XXVI. 0 /■/ \ täm jt Wh V ] ; ' ( V r Y } ■ Jr IT-Cj '■ 3L'.' Fig. 1. Trijplaris amencana L. Fig. 2. Coccoloba ferruginea II B. S. Fig. 3. Pin o?l in nitida "W i 1 1 J Fig. 4u.5. Pisonia aculeata L. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Cd. 1858. Xnturselbstdrurk aus der k. k. Hof- und Btaatsdruckerei. C. v. Ettingshausen laf. XXV LI Mtskelete Fi°\ 1. Citrosma sp. brasu. Fig. 2. C ocrtoloba longifolia Link. Fi°\ 5. Pisonta Fis?. 3 • Coccolöba punctata L. Fig. 4. Hedycarya sj). Nov. Holl. Brunnniana E n (1 1. Denkschriften der inathem.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. Saturselbstdruck aus der k. k. lloj- und Staatadruckerci. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen Tat. XXVIII. Fig. lu.2. Hedycarya dentata Forst. Fig. 3. Hedycarya angust/folia R. Cunn. Fig. 4. Hedycarya sp. Nov. Holl. Fig. 5 — 7. Doryphora Sassafras En dl. Fig. 8. Äther o sperma sj>. Nov. Holl. Fig. 9 u. 10. Doryphora sp. Nov. Iloll. Fig. 11. Citrosma sp. brasil. Fig. 12. Neea sp. brasil. Denkschriften der mathem.-natnrw. CI. XV. Bd. 18.38. Naturselbstdruck aus der k. k- Hof- und Staatsdruckerei. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XX TX. Fig. 1—3. Fig. 4u.5. Fig. 6u. 7. Sassafras officinalis N e e s. Tetranthera glaucescens Spr. Bencoin officinale X e c s. Fig. 8. Litsaea foliosa Ne es. Fig. 9. Litsaea sp. asiat. Fig. 10. Ginnamomum sp. nult. Denkschriften der mathein.-naturw . CI. XV. Bd. 1858. A 'iturselbatdruck aus der k. k. HoJ • und Staatsdruckerei. I&SM« C. v. Ettingshausen. Dis Blattskelet.e der Apetalen. Taf. XXX. Fig. 1. Litsaea sp. asiat. Fig. 2. Litsaea umbrosa Nees. Fig. 3. Litsaea sp. ostind. Fig. 4. Cinnamomum Malabatrum (<. Don. Fig. 5 — 7. Camphora officinarum Nees. Fig. 8. Cinnamomum glabrum II. B. b. Fig. 9 u. 10. Cinnamomum sp. ostind. Fig. 11. Cinnamomum zeylanicum Hort Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. ßd. I8.r>8. Natur selbstdruck aus der k. k. Ilof- und Staatsdruckerei . C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Taf. XXXI Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Goeppertia hirsuta Ne es Laurus coerulea L. Laurus Barbusano L. Für. 8. Fig. 4. Nectandra sp. brasil. Fig. 5. Tetranthera laurifolia Ja Fig. 6 u. 7. Nectandra angustifolia Nectandra apetala Nees. Ctj. Nc e s. Denkschriften der mathcm.-natnru. CI. XV. Bd. 18, j, 8. Saturselbstdruck aus der k. k. Hof - und Staatsdruckerei . C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete dei Taf. XXX II Fig. Fig. Fig. 1 . Persea foedita Hort. 2. Persea gratissima Gärtn. 3 — 5. Oreodaphne pulchella Nees. Fig. 6. Ocotea sp. brasil. Fig. 7. Ocotea guianensis Fig. 8. Nectandra mollis Fig. 9. Agathopkyllum sp. Aubl. Nees. Denkschriften der mathem.-naUiru. CI. X\. ßri. 1858. Saturselhstdruck aus der k. k. llof - und Staaltdruekerei. Taf. XXXIII. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen. Fig. Aectaudru pulverulenta Nces. Fig. 2. Oreodaphne indecora Ne cs. Fig. 3 u. 4. Oreodaphne sp. brasil. Fig. 5 Fig Oreodaphne califormca Nces. 6. Daphnidium bifariuvn Nees. Fig. 7. Laurus nobilis L. Fig. 8 u. 9. Persea foedita Ilort. Denkschriften der mathem.-naturu . CI. XV. lid. 1858. Xatursclbttdruck aus der k. k. UoJ * und Staatsdruckerei. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelote der Apetalen. Taf. XXXI\ Fig. 1. Protea dryandroides Hort. Hüg. Fjir-. 9 — 4. Protea grandiflora Tliunbg. Fig. 5. Protea cynaroides L. Fig. 6. Protea cordata Tliunbg. Fig. 7 u. 8. Protea glabra T h u n b g. Fig. 9. Leucodendron argenteuvi 1 1 Brown. Fi"'. 10. Leucodendron uliginosuni R. Brown. Fig. 11. Leucodendron plumosum R. Brown. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. Haturaelkitäruck dr ucker ei . C. v. Ettingshausen. Die Blatt! Taf. XXX VT. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 1 — 5. Manglesia trilobata Hort. 6. Manglesia cuneata En dl. 7 ii.8. Anadenia heterophylla R. Brown. 9 u. 10. Anadenia illicifolia R. Brown. 1 1. Grevillea Aguifolium Li n d 1. 12. Guevinia Avellana Mol. 13. Adenanthos obovata La bi 11. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 21 — 25. Adenanthos cuneata Lab 14. Persoonia ferruginea Smith. 15. Persoonia sp. Nov. Holl. 1 6. Persoonia myrtilloides Sieb. 1 7. Persoonia laurina Sin i t h. 18. Persoonia sp. Nov. Holl. 19. Brabejum stellatifolium L. 20. Grevillea illicifolia R. Brown. Denkschriften der matheni.-naturw. CI. XV. ßd. 1858. Sulnnelhshlrurk >m3 8t druck au 9 der k. k. I/of- und Staatsdruckerei. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetaien. Tat'. XLII1 Fig. 1. Lomatia ülicifolia R. Brown. Fig. 2u.3. Knightia s-p. Nov. Zeeland. Fig. 4 — 6. Banks ia oblongifolia Cav. Denkschriften der mathem.-naturw. Ci. XV. Bd. 1858. Naturselbatdrurle aus der Je. Je. Hof- und StaatsdrucJeerei C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen Taf. XLIV. Fig. 1 u. 2. Banfcsia littoralis R. Brown. Fig. 3 u. 4. Banfcsia australis R. Brown. Fig. 5. Banfcsia illicifolia R. Brown. Fig. 6 — 8. Banfcsia aemula R. Brown. Fig. 9 u. 1 (J. Banfcsia oblongata Cav. Fig. 11 — 14. Banfcsia HiigeliiB. Brown. Fig. 15 u. 16. Dryandra quercifolia Meissn. Fig. 17 u. 18. Dryandra floribunda R. Brown Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. yhituraelfistflruf'k aus der k. Hof- und Staatadruckerei ■ C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen, Taf. XLV. Fig. ] — 5. Banksia serrata 1 i - Brow n. I' ig. 7 — 13. Banksia co/lina h. Brown. Fig. 6. Banksia Bohani Cult. Fig. 14 — 16. Banksia spinulosa bniitli. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. Haturaelhstdruck aus der k. k . Hof - und Staatsdruckerei. C. v. Ettingshausen. 1 - Tai'. XL VI. Fig. 1 u.2. Fig. 3 u.4. BanJcsia attenuata R. Brown. Fig. 5 u. 6. BanJcsia integrifolia Cav. Banks ia coccinea R. Brown. Fig. 7 u. 8. BanJcsia -marginata Cav. Fig. 9 u. 10. Banhsia CunningJiami Sieb. Denkschriften der mathem.-natarw. CI. XV. Bd. 1858. Uurstlbstdruck aus der k. k. Hof- und StautedrucUrci. C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen Taf. XLVII Fig. 1 . Banks in grandis W i 1 1 d. Fig. 3—7 . Dryandra formosa R. Brown. Fig. 2. Banksia sp. Nov. Holl. Fig. 8 u.9. Dryandra tenuifolia R. Brown Denkschriften der inathem.-naturw. CI. XV. Bd. 1858. Saturselbstdruck aus der k. k. HoJ- und Staatsdruckerei . C. v. Ettingshausen. Die Blattskelete der Apetalen l'af. XLVII1 i Fig. 1 Fig. 4 — 3. Dryandra armata R. Brown. . Ha nie siet sp. Nov. Holl. Fireschehen, weil die ebenfalls angewachsene Spitze auch nicht hinauf kann. Es werden aber Basis und Spitze durch das kraftvolle Bestreben, sich einander zu nähern, es wenigstens soweit bringen , die Brustwand an beiden Endpunkten einzuziehen, d. h. einander zu nähern, indem sie die Brustwand so weit es angeht mit sich ziehen. Die Einziehung aber wird an der sonst freien Spitze viel beträchtlicher sein müssen, als an der anderweitig noch fixirten Basis. Die Arterien aber, welche ohnehin schon, theils in Folge des Verlustes ihrer Elasticität durch die vorausgegangene Krankheit, theils in Folge der Trägheit, mit welcher durch das nun behin¬ derte Herz das Blut in sie eingetrieben wird , nur schwach pulsiren werden , sind durch die Verwachsung mit Nachbartheilen in ihrer Ausdehnung gehindert, und es wird uns nicht wundern können, wenn sämmtliche durch sie bedingte Veränderungen auf einen Versuch der Drehung nach rechts (daher die Dichtung der Einziehung sämmtlicher Zwischenrippenräume) hinauslaufen werden, während für die Hebung der Herzspitze nicht einmal genug Kraft auf¬ gebracht werden kann, um der durch die Contraction des Ventrikels bewirkten Einziehung das Gleichgewicht zu halten. §. 6. Schlussbemerkungen. Es ist ein löblicher Gebrauch, zum Frommen jener Leser, welche kurz wissen wollen, was ein langer Tractatus sagt, aber auch gut um die wesentlichen Punkte gehörig hervorheben zu können, zum Schlüsse ein kurzes Besum4 seiner Arbeit zu geben. Das meinige lautet folnendermassen : O 1. Ich setze bisher unbeachtet gebliebene anatomische Verhältnisse des Herzens auseinan¬ der, welche zwar wenig auffallend, doch sehr wichtig für die Mechanik der Herzbewegungen sind; 2. versuche ich aus den anatomischen Verhältnissen, mit Hilfe bekannter physiologischer und mechanischer Lehrsätze die Veränderungen zu ersehliessen , welche am arbeitenden Herzen eintreten müssen; 3. finde ich, dass die wesentlichsten Veränderungen, die mit jeder Systole eintreten, bestehen müssen : 11» .Anatomisch-physiologische Bemerkungen zur Theorie des Herzschlägen. d) in einer Abwärtsbewegung der Ventrikelbasis, als combinirter Erfolg, theils derContrae- tion des Ventrikels, theils der Verlängerung der A rterien stamm e : b) in einer Drehung der Ventrikel um die etwa vertical stehende Axe des Arterien¬ bündels ; 4. zeige ich, dass diese Bewegungen, wie sie nach gegebenen Prämissen eintreten müssen, auch diejenigen seien, welche laut Zeugniss vieler Vivisectionen auch wirklich am Säuge¬ thierherzen eintreten ; 5. zeige ich, wie nach diesen Anschauungen der Herzstoss abgeleitet werden müsse, und wie die Erscheinungen des Herzstosses sämmtlich aus ihnen ableitbar seien. Der Knotenpunkt der Frage fallt auf die von mir aufgestellte Axe der Rotationsbewe¬ gungen; und die Mangelhaftigkeit aller bisher aufgestellter Theorien und Beschreibungen der Herzbewegungen liegt in der Nichtauffassung dieses Verhältnisses und in einem in der Natur nicht existirenden Auseinanderhalten der Hebel- und Rotationsbewegungen, welche nur der freilich etwas complicirte Ausdruck Einer Hauptbewegung sind. Ich sehe freilich ein, dass zur exacten Begründung meiner Ansicht noch die Feststellung der Drehungsaxe durch das physiologische Experiment fehle. Ich erschliesse sie blos mit Hilfe der Anatomie. Aber man wird mich wohl entschuldigen, nicht einen daraufhinzielenden Versuch gewagt zu haben: denn ein verlässliches Resultat lässt sich wohl nur von einem sehr geschickten, und mit feinen Hilfsmitteln ausgerüsteten Experimentator erwarten. Das blosse Ansehen der Bewegung lässt da keine endgiltige Entscheidung fällen. Ich bin auch gefasst eine Reihe von Entgegnungen und Bedenken zu hören, aber hätte ich nur alle die , welche ich mir selbst schon aufwarf, auseinandersetzen und beantworten wollen, so hätte ich einen voluminösen Band schreiben müssen. Ich versuchte die Sache möglichst klar auseinander zu setzen, und hoffe wenigstens von Jenen nicht missverstanden zu werden, welche eine gute Ansicht vom Herzen, wie es ist, und nicht blos, wie es in den Büchern beschrieben steht, haben. Zeichnungen habe ich nicht gegeben, weil ich kaum glauben kann, dass sich die in Betracht kommenden Punkte durch Flächen¬ ansichten klar darstellen lassen. 20 DIE RHABDOCOELEN STRUDELWÜRMER AUS D E N U M G E BING E N Y O N K U A K A U. VON OSKAR SCHMIDT. 31Ut .1 töaf el'iv VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHF.M. -NATURWISSENSCHAFT!.. ('LASSE AM 9. JULI 1857 LITERATU R. 1. O. Fr. Müller, Zoologia Danica. 1788 — 1808. 2. Dujes, Reelierches siir 1’organisation et les moeurs des Planariees. Annales des Sciences naturelles. T. 15. 1828. T. 21. 1830. 3. Ehrenberg, Symbolae physicae. Decas I. Phytozoa turbellaria. 1831. 4. — Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1835. (Gyrator hermaphroditus Ehrnbg. Vortex truncatus Ehrnbg.) 5. Focke, Über Planaria Ehrenbergii. Annalen des Wiener Museums. I. 1836. (Planaria Ehrenbergii Ecke, ex part. = Mesostonium Ehrenbergii Schmidt.) 6. Orstcd, Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Beschreibung der Plattwürmer. 1844. (Bestimmbar: Monocelis unipunctata Orsd. Monocelis lineata Orsd. Monocelis fusca Orsd. Pro¬ stoma lineare Orsd. = Gyrator hermaphroditus Ehrnbg. Vortex truncatus Ehrnbg. Derostomum uni- punctatum Orsd. Mesostonium Ehrenbergii Orsd. = Planaria Ehrenbergii Fck. exp arte ‘). Macrostomum hystrix Orsd. Microstomum lineare Orsd. Convoluta paradoxa Orsd. Vielleicht bestimmbar: Monocelis rutilans Ehrnbg. Prostomum croceum Orsd. Prostomum suboviforme Orsd. Vortex littoralis Orsd. Mesostonium rostratum Duj. Typhloplana variabilis Orsd. Microstomum leucops Orsd. Un¬ bestimmbar: Vortex capitatus Orsd. Vortex coecus Orsd. Derostomum gibbum Orsd. Derostomum coecura Orsd. Strongylostomum radiatuin Orsd. Strongylostomum assiinile Orsd. Typhloplana marina. Orsd. Macrostomum appendiculatum Orsd.) 7. Frey und Leuckart, Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere. 1847. (Monocelis lineata Orsd. Vortex quadrioculatus Fr. Lckt. Vortex vittatus Fr. Lckt.) 8. 0. Schmidt, die rhabdocoelen Strudelwürmer des süssen Wassers. 1848. 1 ) Focke hat mehrere selbstständige Arten als Varietäten von M. Elirenbergii betrachtet, wie in meiner Arbeit (Nr. 8) nachgewiesen wurde. Oskar Schmidt. Die rhabdococlen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 21 (Prostomum lineare Örsd. Yortex truncatus Ehrnb. Vortex pietus Schmidt. Ilypostomum viridc Schmidt. Derostomum unipunctatum Orsd. Opistomum pallidum Schmidt. Mesostomum lingua Schmidt. Mesostomum rostratum Schmidt = Mesostonum rostratum Dujcs? Mesostomum tetragonum Schmidt = Planaria tetragona O. Fr. Müll. Mesostomum Ehrenbergii Schmidt = Planaria Ehrcn- bergii Fck. e. p. Mesostomum personatum Schmidt. Typhloplana viridata Schmidt. Typhloplana sulphurea Schmidt. Macrostomum hystrix Orsd. Schizostomum productum Schmidt. Microstomum lineare Orsd. Stcnostonnim leucops Schmidt. Stenostomum unicolor Schmidt.) 0. 0. Schmidt, Neue Beiträge zur Naturgeschichte der Würmer, gesammelt auf einer Reise nach den Färör. 1848. (Dinophilus vorticoides Schmidt. Pseudostomuin faeroense Schmidt = Vortex (piadrioculatus Fr. Lckl.V Proporus cyclops Schmidt. Convoluta paradoxa Orsd. Monocelis fusca Orsd.) 1 0. M. Schultz e, Über die Microstomcen. Archiv für Naturgeschichte. 1849. (Microstomum lineare Orsd. Stenostomum lcucops Schmidt.) 11. Van Beneden, Notice sur un nouveau Nemertien de la cöte d’Ostende. Extrait du tome XVIII. No. 1. des bulletins de l’Academie royale de Belgique. 1851. (Chloridella V. Ben. = Dinophilus vorticoides Schmidt.) 12. M. Schultze, Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. 1851. (Monocelis agilis Schlze. Monocelis unipunctata Örsd. Monocelis lineata Orsd. Opistomum pallidum = Opistomum pallidum Schmidt? Yortex viridis Schlze. = Ilypostomum viride Schmidt. Vortex bal- tieus Schlze. Vortex pellucidus Schlze. Derostomum Schmidtianum Schlze. = Derostomum unipunc¬ tatum Örsd. Mesostomum obtusum Schlze. Mesostomum marmoratum Schlze. Macrostomum hystrix Orsd. Macrostomum auritum Schlze.) 13. 0. Schmidt, Neue Rhabdocoelen aus dem nordischen und dem adriatischen Meere. Sitzungsberichte der mathem.-naturwiss. Classe der k. Akademie der Wissenschaften zu V ien. IX. 1852. (Convoluta paradoxa Örsd. Convoluta Diesingii Schmidt. Convoluta Schultzii Schmidt. Prostomum Botterii Schmidt. Prostomum Steenstrupii Schmidt. Yortex Benedeni Schmidt, Tortex reticulatus Schmidt. Mesostomum ovoideum Schmidt. Mesostomum lenticulatum Schmidt. Proporus rubropunc- tatus Schmidt. Vorticeros pulchellum Schmidt. Plagiostomum borcale Schmidt. = "\ ortex vittatus Fr. Lckt? Trigonostomum setigerum Schmidt. Orthostomum siphonophorum Schmidt. Sehizoprora venenosa Schmidt. Mesostomum lapponicum Schmidt. Stenostonum torneense Schmidt.) 14. Leuckart, Mesostomum Ehrenbergii. Örsd. (Schmdt.) anatomisch dargestellt. Archiv f.Naturgesch. 1852. 15. M. Schultze, Bericht über einige im Herbst 1853 an der Küste des Mittelmeeres angestellte zootomische Untersuchungen. Verhandlungen der V ürzburger pbys.-mcd. Gesellschaft. IT . 1853. (Convoluta Schultzii Schmdt. Sidonia elegans Schlze.) 16. Levdig, Über einige Strudelwürmer. Müll. Arch. 1854. (Stenostomum coluber Ldg. Derostomum catenula Ldg. Monocelis bipunctata Ldg.) 17. O. S chmidt, Zur Kenntniss der Turbellaria rhabdocoela und einiger anderer Würmer des Mittelmeeres. Sitzungsber. der mathem. naturw. Classe der k. Academie der TV issenschaften in Wien. 1857, II. lieft. (Dinophilus gyrociliatus Schmdt. Vortex Girardi Schmdt. Tortex penicillatus Schmdt. T oitex lcti- culatus Schmdt. [in Nr. 13]. Mesostomum solea Schmdt. Mesostomum? chlorostictum Schmdt. Prosto¬ mum immundum .Schmdt. Spiroclytus [Trigonostomum in Nr. 13]. Nisus Schmdt. Monocelis anguilla Schmdt = Mon. bipunctata Ladg. ?) 09 Oskar Schmidt. ERSTER ABSCHNITT. Verzeichniss und specielle Beschreibung der bei Krakau beobachtelen Rhabdocoelen. I. DER08T0MEEN. Vorteoc Eubenberg i) (4). 1. Vortex truncatus Ehrbg.(4). 2. Vortex viridis Sehltz. (12). Hypostomum viride Schdt.(9). 3. Vortex scoparius Nov. spec. Taf. I. Fig. 1 — 4. In Habitus, Färbung und Lebensweise gleicht diese neue Art dem weit verbreiteten Vor¬ tex viridis , in dessen Gesellschaft sie auch gefunden wurde. Ich kann also in diesen Beziehungen auf meine und Max S eh ul tze’s Darstellungen jener Species verweisen. Bei beiden wird die grüne Färbung durch Chlorophyllkörperchen hervorgerufen1 2), die bei der neuen Art sehr häufig netz- und maschenförmig an einander gereiht sind. Die Mundöffnung liegt an der Unterseite, ungefähr unter oder etwas vor den Augen, welche halbmondförmig gekrümmt sind. Eine kurze Strecke hinter ihnen befindet sich der Schlundkopf, der durch einen sehr dehnbaren , aberschwer zu beobachtenden Schlund mit dem Magen in Verbindung steht. In die Höhlung des Schlundkopfes münden zahlreiche ein¬ zellige Speicheldrüsen (Fig. 4), deren jede deutlich Kern- und Kernkörperchen zeigt, und die sich auf den ersten Blick als ganz verschieden von den mit einer zellenförmigen Anschwel¬ lung endenden Muskelfasern erweisen, die bei gewissen Mesostomeen zur Bewegung des Schlundes dienen. Vergl. unten Mesostomum Grad . Einzelne Strecken des Wassergefässsystems habe ich oft gesehen, namentlich im Hintertheile ein sehr dichtes Netz. Doch ist hier, so wie bei jeder andern echten Vortic-ine die allgemeine Anordnung verborgen geblieben. Dagegen sind die Geschlechtsorgane im Zusammenhänge aller einzelnen Theile erkannt (Fig. 1). Der männliche Apparat liegt an der Bauchseite, der weibliche am Bücken. Ob die gemeinsame Genitalöffnung der Bücken- oder Bauchseite angehört , habe ich nicht ermitteln können. Die Hoden (t) sind paarig vorhanden; die Wandungen der beiden Schläuche gehen in die vasa deferentia ( d ) über, welche in die Samenblase (v) münden. Letztere, welche nicht selten unregelmässige Streifen und Falten zeigt, besitzt als eigentlichen Samenbehälter eine gekrümmte Ausbreitung (/). In ihrem unteren Theile liegen zwei sehr eigenthiimliche Organe ( a ) aus hornartig biegsamen Stücken zusammengesetzt, wie sie andere Vorticineen 1) Die hinter dem Autornamen in Klammern beigefügte Zahl bezeichnet dasjenige oben in der literarischen Übersicht aufgeführte Werk, worin die betreffende Gattung oder Art aufgestelit und begründet ist. 2) M. Schulze hat gemeint, dass Planaria helluo ohne Zweifel mit Hypostomum viride Sch dt. identisch sei. Jetzt, wo wir mehrere chlorophyllgrüne Vorticineen von gleichem Habitus kennen, lässt sich über jene Mü 11 ersehe Khabdococle gar nichts bestimmen. Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 2 3 gleichfalls besitzen. Am besten lassen sieh diese Organe (Taf. 1, a, 2, 3) mit einem kurz¬ gestielten Stallbesen vergleichen. Der Stiel besteht, wie seine Streifung andeutet, aus Längs¬ fasern : er spaltet sieh in eine Anzahl gegliederter Aste, welche zusammengelegt eine (festall wie einen kurzen knolligen Tannenzapfen bilden. An jeder Gliedstelle eines Astes geht eine platte lanzettförmige Pinnula ab, die oft wiederum gegliedert ist. Die Strecke von den besen- formigen Organen an bis zur Geschleehtsöffnung (j>) ist ein gerader, mit sehr musculösen Wandungen versehener Gang, der bei der Begattung sich umstülpt, so dass die besenförmigen Organe nach aussen treten und ihre Wedel entfalten können. Unter den weiblichen Generationsorganen nehmen, wie gewöhnlich, die in unserer Abbil¬ dung, gleich den Hoden, nicht ausgeführten Dotterstöcke (m) den grössten Ilaum ein. Von ihrer Vereinigungsstelle geht ein Ausführungsgang aus, in welchen ziemlich hoch oben und in fast gleicher Höhe Keimstock, receptaculum seminis und Eihalter einmünden. Der Kcim- , stock ist unpaarig (g) ; er enthält nur sechs bis acht in einer Reihe liegende Keime. Die weibliche Samentasche (s) hat einen kaum bemerkbaren Stiel. Als Eihalter habe ich in der Regel zwei gestielte Blasen beobachtet, in welchen häufig auch der Keim zu erkennen war. Sie dehnen sich erst mit dem Wachsthum des Eies aus, und es ist mir sogar nicht unwahrscheinlich, dass die Wandung des Bläschens zur Eihaut wird und das ganze Gebilde sich ablöst, um als fertiges Ei in die Leibeshöhle zu fallen. Ist dem so, so würden wohl die zahlreichen, zwischen den besprochenen Organen auf dem gemeinschaftlichen Gange auf¬ sitzenden papillenförmigen Vorragungen als Ersatzbläschen anzusehen sein. Wie die Abbildung zeigt, ist vom porus genitalis bis zu jenem Organencomplex ein weiter Weg, ein Gang mit sehr dicken, contractilen Wandungen , der bei der Anschwellung b in zwei, sieh sehr verschieden verhaltende Strecken zerfällt. Die erstere längere Abtheilung, von p bis b, ist lediglich dazu bestimmt, durch sehr starke Contraction und thcilweise Umstül¬ pung den Bulbus b bis fast an die Genitalöffnung heranzubringen. Erst hier bei b beginnt der eigentliche Ausführungsgang, oder richtiger gesagt Einführungsgang; denn ich irre wohl nicht, wenn ich behaupte, dass durch diesen Gang nie ein Product der weiblichen Geschlechts¬ organe ausgeführt wird, sondern dass er nur zur Einbringung des Sperma in die Samentasche dient. Unsere Species verhält sich auch darin wie Vortex viridis , dass die Eier nicht einzeln gelegt, sondern in der Leibeshöhle angehäuft werden; und ich bin der Überzeugung, dass diese Eier nur mit dem Tode und dem Zerfallen des Thieres frei werden. Die nachfolgende O Beschreibung von Vortex pictus wird uns ein ganz anderes Verhalten kennen lehren, was zur Bestärkung unserer Behauptung dient. Die Eier sind rund und ziemlich platt, wie die von Vortex viridis1). Der porus genitalis ist zunächst von einem mächtigen Sphincter umgeben, von welchem ausserdem nach allen Richtungen Muskeln ausstrahlen, die sich verzweigen und ab und zu mit einander verschmelzen, und deren Entstehung aus sich verlängernden Zellen zahlreiche Zellkerne und Kernkörperchen verrathen. Mehrere dieser Muskeln zeichnen sieh durch Grösse und regelmässiges Vorkommen aus, so ein Paar (W), welches mit seinen Ausläufern nach oben und vorn sich erstreckt und den weiblichen Ausführungsgang umfasst, und ein i) In den vielen Hunderten von Exemplaren von Vortex viridis, die ich ander Elbe und Weichsel untersucht, habe ich nie die „länglich¬ ovale Eiform“ gefunden, welche nach M. Sehultze (Beiträge S. 48) dieser Art zukommen soll. Es ist dies möglicher Weise eine Eigentümlichkeit der bei Greifswald lebenden Varietät. 0 s k ar Sch rn i d t. 24 zweites Paar (m"), welches nach dem Hinterende verläuft und namentlich bei der Umstülpung der männlichen Organe betheiligt sein dürfte. Die ausgewachsenen Exemplare von Vortex scoparius übertreffen den Vortex viridis ziem¬ lich bedeutend. Ich habe ihn nur in einem kleinen Teiche in einem Garten neben dem Kloster von Zwierziniez gefunden, hier aber in grossen Mengen. 4. Vortex pictus Sc hmidt (8). Taf. I. Fig. 5 — 9. Dieser kleine Strudelwurm ist in meiner ersten Arbeit so weit beschrieben, dass er als gute, wieder erkennbare Species aufgestellt werden konnte. Ich bin jetzt im Stande, jene Darstellung sehr zu vervollständigen. Das Äussere angehend, ist hervorzuheben, dass viele, nicht alle Exemplare das Schwanz¬ ende als Stütz- und ITaftorgan benützen, gleich Maerostomum hystrix und anderen. Mitunter scheinen dabei blos die sehr dichten stabförmigen Körperchen thätig zu sein; in anderen Fäl¬ len ist die ganze Schichte der Hautbedeckung der Schwanzspitze daran betheiligt, indem sich aus ihr, wie mir scheint, unter Verlust der Flimmern, ein Haufe von Haftpapillen ent¬ wickelt (Taf. I, Fig. 5). Das Verbal tniss und die Lage der in der vorderen Körperhälfte liegenden Theile ist aus Fig. 6 ersichtlich. Besonders hervorheben will ich nur, dass ich auch bei dieser Art die enge kurze, an ihrem Beginn von den Speicheldrüsenzellen verdeckte Schlundröhre ge¬ funden und an deren Insertionsstelle amMagen einen deutlichenCar dialsphincter, letzteren wieder umgeben von einem Kranze eigenthümlicher Zellen (n) mit feinkörnigem Inhalte. Über den Bau der früher nur sehr mangelhaft erkannten Geschlechts Werkzeuge bin ich nunmehr nicht blos zu einem befriedigenden Resultate gekommen, sondern es ist mir an dieser kleinen und von vorn herein nicht viel versprechenden Art sogar gelungen , einige sehr merkwürdige und wichtige Beobachtungen zu machen. Unsere bisherige Kenntniss beschränkt sich auf die paarigen Hoden und den Dotterstock, den Keimstock und ein Begattungs- org-an, welches grosse Ähnlichkeit hat mit dem von Vortex viridis. In der ersten von mir gelieferten und, wie ich gern bekenne, sehr mittelmässigen Abbildung, ist ferner ein ellipti¬ sches Ei und neben dem Keimstock noch eine Tasche mit Ausführungsgang gezeichnet. Der Zusammenhang und zum Theil auch die Bedeutung dieser Theile war mir verborgen geblie¬ ben. Ich bin jetzt, wie gesagt, zu einer vollständigen Einsicht gekommen und darf wohl behaupten, damit eins der schwierigeren mikroskopischen Objecte besiegt zu haben (Taf. I, 7). Fs ist, wie zu erwarten war, ein gemeinschaftlicher porus genitalis vorhanden (p). Hinter ihm befindet sich ein unregelmässiger Raum, der mit nicht weniger als fünf verschiedenen Höh¬ lungen und Gängen communicirt. Da aber die Mündungen jener Gänge sich sphincterärtig verengen und abschliessen können, und ausserdem die V andungen des Vorraumes viele ein¬ zelne contractile Elemente besitzen, so kann der mannigfaltigste Verschluss stattfinden und jedes der verschiedenartigen Geschlechtsproducte ohne Collision an den Ort seiner Bestim¬ mung geleitet werden. Der männliche Apparat gleicht fast vollkommen dem von Vortex viridis. Es sind also zwei Hoden da, jeder mit einem Ausführungsgange ( d ). Der Samen häuft sich in dem Organ v an, welches mithin vesicula seminalis ist. Oft ist in ihr ein blosser Ballen von Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 25 Zoospermien enthalten, nicht selten aber auch unter diesem Ballen eine körnige Masse, über die wir bei der Beschreibung der Mesostomeen und im zweiten Abschnitte noch weiter zu sprechen haben und auf die hier nur vorläufig aufmerksam zu machen ist. Mit dem unteren, engeren Theile der Samenblase verbindet sich das zur Ausstülpung bestimmte Begattungs¬ organ, welches nur wenig, aber doch bestimmt von dem des Vor tex viridis abweicht. Im ausgebildeten Zustande besteht jede Hälfte desselben (Fig. 8) aus dem Stiele und drei Fort¬ sätzen. Der innerste derselben ist kurz und hakenförmig, der zweite einfach, ungegliedert, grashalmförmig, der dritte ist gegliedert, mit lanzettförmigen, allmählich kürzer werdenden Lamellen besetzt. Die Fig. 9 zeigt das unvollkommen entwickelte Horngerüst, an welchem der Hakenfortsatz fehlt und der zweite als isolirte Bildung auftritt. So habe ich es immer gefunden, obwohl man vermuthen sollte, dass der Fortsatz als Auswuchs der Stieles entstände. Dass jede der eben beschriebenen Hälften einem besenförmigen Organe des Vortex scoparius entspricht, bedarf kaum der Erwähnung. Auch die Deutung der vier, zum weiblichen Apparat gehörigen Ilauptabthei hingen macht keine Schwierigkeit. Das r ecep taculum seminis {s) erscheint unterhalb der Blase fein punktirt, was von äusserst feinen Spitzrhen und Häkchen herrührt. Von der musculösen Natur seines Ausganges und derjenigen d.er anderen Organe ist schon oben die Rede gewe¬ sen. Die Abbildung zeigt ferner in vi den Dotterstock, in g den Keimstock, in v den Eihalter. Bei unserer Species, bei Vortex truncatus und der folgenden neuen wird nie mehr als ein Ei auf einmal gebildet und im Körper behalten, sondern sie werden einzeln, wie sie fertig geworden sind, durch den porus genitalis entleert. Es ist m ir geglückt, die einzel neu Acte der Eibildung zu beobachten. Der erste besteht darin, dass ein Keim durch die peristaltischen Bewegungen des Ausführganges des Keimstockes in den, wenn er leer ist, sehr zusammengeschrumpften Eihalter geschafft wird. Nicht nur bei diesem Vortex , auch bei Mesostomum Khrenbergü habe ich den isolirten Keim wiederholt im Eihalter angetroffen. Der zweite Act ist die Befruchtung, worüber mir zwei Beobachtungen vorliegen: einmal habe ich gesehen, wie durch die Contraetionen des Ausführungsganges des receptaculum seminis eine Partie Samen in den Eihalter geführt wurde, so dass, wie mir scheint, an eine active Wanderung der Zoospermien nicht zu denken ist. Dabei ist mir der Keim im Eihalter verborgen geblieben, so dass ich allerdings die Möglich¬ keit offen lassen will, dass die Zoospermien vor dem Keim hineingelangen. Die Wahrschein¬ lichkeit ist sehr dagegen. Ein anderes Mal habe ich in bester Klarheit den von Zoospermien umspielten Keim im Eihalter abgefasst, während von Dotter noch nichts zu bemerken war. Endlich habe ich den Hinzutritt des Dotters beobachtet, ein Vorgang, der mich wegen seiner Schnelligkeit und Klarheit mit dem höchsten Erstaunen erfüllte. Ich fand die tiir das Ei bestimmte Dottermasse unmittelbar oberhalb des Ausführungsganges des Dotterstockes an- arehäuft , da wo die beiden Seitenhälften zusammenstossen. Der Dottervorrath des Stockes war sichtlich in Anspruch genommen. Im Eihalter lag der Keim bereit, und ich hatte mich kaum von seiner Anwesenheit vergewissert, als Hie Arbeit begann, und die ganze Dottermasse etwa binnen 15 bis 20 Secunden zum Keim geleitet war, ihn allseitig umschliessend. Das nunmehr fertige und entwickelungsfähige Ei hatte den Eihalter prall ausgedehnt und war nur von einer schmaleren lichteren Zone umgeben, der später zur Schale erhärtenden Substanz, welche auch zum grössten Theile ein Product des Dotterstockes zu sein scheint. Die Vbbilduno- zeKt naturgetreu den Beginn des Dotteriibertriltes zum Keim. O o o Denkschriften der inatlu-m.-naturw. f l. XV. Bd. Abhandl. v. Niclitmitgl. .1 26 Oskar Schmidt. 5. Vortex coronarius nov. spec. Taf. I, Fig. 10, 11. Über diesen nur selten vorgekommenen und dfesshalb leider nicht mit der wünschens- werthen Vollständigkeit beobachteten Vortex kann ich mich dahin kurz fassen, dass er bei etwas grösseren Dimensionen im Allgemeinen den Habitus von Vortex pictus wiederholt. Von den Geschlechtsorganen ist nur das sehr charakteristische Begattungsglied erkannt, in Fig. 10 von der Seite, in Fig. 11 von vorn abgebildet. Der hornige Theil besteht aus einem fein gestreiften Flalbreifen , auf dem wie die Strahlen eines Diadems die lanzettförmigen Platten aufgesetzt sind. Aus der Vorderansicht geht hervor, dass der Reifen mit zwei Handhaben versehen ist. Was der in Fig. 10 sichtbare, einer lang gezogenen und ausgeschweiften Blase ähnliche Theil zu bedeuten, ob ein vesicula scminalis oder Ausführungsgang, kann ich nicht sagen. Derostomum Öbbted (6). 6. Derostomum galizianum nov. spec. Taf. III, Fig. 1. Der bis zwei Linien lange Körper ist vorn mehr oder weniger abgerundet, erreicht seine grösste Breite hinter der Mitte und endigt zugespitzt; der Querdurchschnitt im mittlern Körper- tlieile gibt das Bild eines Bogens, indem der Rücken gewölbt, die Bauchfläche dagegen fast platt ist. Letztere ist von graulicher Farbe, sonst ist das Thier grün gefärbt durch Chloro¬ phyllkörnchen, mit allen jenen Nuancen und Stärken, die bei dieser Art von Färbung schon beobachtet sind. Die Augenflecke, in der Regel von einem schwarzgrünlichen Pigmente gebildet, liegen o-anz seitlich, unmittelbar hinter der durchsichtigen Hautbedeckung. Sie zeichnen sich durch ihre Grösse aus. Fast noch zwischen ihnen befindet sich die Mundöffnung ; hinter ihr der bedeutende Schlundkopf, der bekanntlich fast ganz mit dem von Vortex übereinstimmt. In der Lage und Beschaffenheit der Geschlechtsorgane weicht die Gattung sehr von Vortex ab und bildet ganz offenbar eine Vermittlung zu Mesostomum. Auch bei der neuen Art ist die Lage der Geschlechtsöffnung und der in sie einmündenden Organe nicht weit hinter dem Schlundkopf; eine bemerkenswerthe Verschiedenheit von der einzigen mit Sicher¬ heit bekannten Species, Der. Schmidt ianum Seklze., besteht jedoch darin, wie ausTaf. III, Fig. 1 ersichtlich, dass Keimstock, receptaculum seminis und vesicula seminalis mit Aus¬ führungsgang nicht zwischen Schlundkopf und porus genitalis, sondern hinter demselben liegen. Die Dotterstöcke zeigen, wie bei Derost. Schmidtianum , eine sehr verschiedenartige Aus¬ bildung; am vollständigsten entwickelt sind sie netzförmig, und zwar glaube ich mich über¬ zeugt zu haben, dass sie nicht am Rücken , sondern am Bauche liegen, dem sie das graublasse Aussehen geben. • Die sparsam sich bildenden Eier sind elliptisch und rothschalig. In der Lebensweise gleicht unser Thier den chlorophyllgrünen Vortices; es liebt also, zwischen den Stengeln der Wasserpflanzen umherzuschwimmen. Ich habe es am zahlreich¬ sten mit Vor tex viridis und scoparius zusammen angetroffen, aber auch an anderen Locali- täten, so dass es also wohl zäher als jene beiden ist. Du rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. II. OPIS T 0 M E E N. (Pliixtomtim Schmidt fSj. 7. Opistomum pallidum jNT. Schultze (12) neque Opistomum pallidum S cli m i d t (8). Die Gattung Opistomum ist 1848 von mir mit einer, 0. pallidum genannten Art begrün¬ det. Ich habe von dieser ausdrücklich angegeben „Körper zungenförmig“, womit, ich erinnere mich noch heute sehr deutlich des eigentümlich organisirten Thieres, gesagt sein sollte, dass die Gestalt nicht schlank, sondern flach und verhältnissmässig breit sei. Es ist ferner in mei¬ ner Beschreibung, dass die beiden an der Basis der, wie Schultze berichtigt hat, nicht aus¬ wendig, sondern inwendig bestachelten Fortsetzung des vas deferens liegenden isolirten Stacheln „durchaus einem Pflugschar gleichen“. M. Schnitze hat nun in seinen Beiträgen höchst vortrefflich gleichfalls ein Opistomum beschrieben, was er für identisch mit meinem Op. pallidum hält, das ich aber, nachdem ich es in zahlreichen Exemplaren habe untersuchen können , für speeifisch von dem meinigen ver¬ schieden erkläre. Ich würde dies schon früher gethan haben, wenn nicht die Schultze’sche Abbildung mich irre geführt hätte. Wenn ich mir nämlich gegen die sonst so meisterhaften Zeichnungen meines Freundes einen Vorwurf zu erheben erlauben darf, so ist es der, dass sie mit wenigen Ausnahmen zu kurz gehalten sind. Dies gilt denn namentlich von dem von Schultze zergliederten Opistomum , das von sehr schlanker Taille ist und an der betreffenden Stelle zwar auch ein paar Stacheln besitzt, aber nicht pflugscharförmig. Ob ich mich, wie Schultze meint, geirrt habe, indem ich angab, die Öffnung des Pha- rvnx sei dem Vorderende zugewendet, muss eine erneute Untersuchung zeigen. Dasselbe ist bei der grossen Mangelhaftigkeit meiner damaligen Beschreibung höchst wünschenswerth und ich habe daher auch, um vollkommen sicher zu gehen, vor der Iiand für die. Sch u ltze’sche Art keinen neuen Namen creirt. Schultzes Darstellung lässt kaum etwas vermissen. Ich hätte etwa hinzuzufügen, dass die gemeinsame Mündung zweier grosser Wassergefässstämme in gleicher Breite mit der Ge¬ schlechtsöffnung liegt. Mein Freund fand das Thier nur im Winter und bis zum April ; bei Krakau habe ich es im Mai geschlechtsreif angetroffen, in dem schon erwähnten Gartenteiche in Zwierziniez. III. M ESO S T 0 M E E N. ifiesostomuin Dujes(2J. 8. Mesostomum Craci1) nov, spec. Taf. II, Fig. 1—5. Die grössten der bis jetzt bekanntgewordenen Mesostomeen sind Mesostomum Ehrenbergii und tetraijonum , denen sich diese neue Art anreiht. Sie steht überhaupt dem Mesostomum tetra- gonum in mehreren Beziehungen nahe, in Färbung, Stellung der Augen und vor Allem darin, i) In Erwägung, dass das Taufen der neuentdeckten Thiere eine der leidigsten Bescliäftigungen des Zoologen ist, gestatten die Manen des fabelhaften Königspaares Krakus und Wanda, deren Mogilen oder Grabhügel die galizischen Turbellariensümpfe beherrschen, dass ich mir mit ihren Kamen aus der Verlegenheit helle. .1* 28 Oskar Schmidt. dass sie ebenfalls vierkantig ist. Es muss, um der Meinung vorzubeugen, wir hätten es hier mit Mes. tetragonum selbst zu thun , daran erinnert werden, dass das Kennzeichen dieser Art in den vier breiten und ganz dünnen flossenartigen Lamellen besteht, die beim Schwimmen rechtwinkelig zu einander gestellt sind. Bei Mesostomum Graci dagegen erscheinen die mittel¬ grossen Exemplare, wenn sie gestreckt schwimmen , drehrund : sie erscheinen nur kantig, wenn sie sich zusammenziehen. Die grösseren Individuen sind schon beim ruhigen Schwimmen kantig, nehmen aber vorzugsweise auch erst dann die Gestalt- an, deren Querdurchschnitt auf Taf. II, Fig. 2 gegeben, wenn sie sich zusammenziehen. Es fehlen also der neuen Art bei aller Vierkantigkeit jene charakteristischen Lamellen. Das Vorderende ist rüsselartig zugespitzt, das Hinterende in der Regel zugespitzt, nicht selten aber abgerundet. Die ziemlich weit vom Vorderende entfernten Augen stehen dicht bei einander. Die Farbe ist ein fein zertheiltes Braun, bald dunkler, bald lichter. Die Mund¬ öffnung ist in der Mitte des Bauches; dabei die Wassergefässöffnung, hinter ihr der porus ge¬ nitalis (II. 1, p). Die stabförmigen Körperchen variiren sehr in Gestalt und Grösse, indem sie bald gerade, bald krumm und gedreht sind. Sie ma-ssen bei einem grossen Exemplare 00015 P. Z., bei einem mittelgrossen 0-00075 bis 0-0015 P. Z. Das genaue Studium dieses Thieres, das ich mir im April und Mai in beliebigen Mengen verschaffen konnte, hat sehr erwünschte Aufschlüsse über den Bau des Verdauungs¬ apparates gegeben. Der Schlundkopf der Mesostomeen erscheint bekanntlich in der Regel als ein rosettenförmiges Organ mit centraler Öffnung. Die Musculatur desselben besteht, wie bei den Vorticinen, aus Ringfasern und Längsfasern. Letztere aber sind von ganz anderer Be¬ schaffenheit, wde in der genannten Familie, nämlich unregelmässig verzweigte und mit einan¬ der communicirende Scheiden mit einer körnigen zähen Flüssigkeit. Über das eigentliche Verhältniss dieses Schlundkopfes zum Magen war bisher etwas Positives nicht angegeben. Nun aber betrachte man Taf. III, Fig. 3, um einen sehr complicirten Bau kennen zu lernen. Es befindet sich zwischen Sehlundkopf und Magen ein Schlund, und zu den zwrni Sphinctern des Schlundkopfes kommt noch ein dritter sehr agiler Sphincter des Mageneinganges. Von dieser Cardia strahlen zugleich nach allen Richtungen stärkere und feinere Muskelfasern als Erweiterer aus, welche mit den langen isolirten Fasern correspondiren, die am inneren Sphincter des Schlundkopfes entspringen, mit dem kolbig angeschwollenen Ende aber weit in das Paren¬ chym hineinragen. Hiermit wird also Aufschluss gegeben über ein Verhalten, wmlches in meiner erster Arbeit (die rhabdocoelen Strudelwürmer S. 45 f. Taf. III, Fig. Sb) berührt, aber nicht erklärt werden konnte. Ich glaubte damals diesen Strahlen die Bedeutung von Muskel¬ fasern absprechen zu müssen, habe mich jedoch jetzt direct davon überzeugt, dass sie, wie Schultz e vermuthete, eine besondere, in die jetzigen Normen der Histologie nicht recht pas¬ sende Form von Muskelelementen sind. Die Thätigkeit des ganzen Apparates besteht nun darin , dass der Schlundkopf, der fast zur Hälfte aus der Mundöffnung hervortreten kann, sich der Beute bemächtigt, in der Regel eines Lophyropoden, und dass dann dem gefangenen, ganz oder zum Theil vom Schlundkopf umfassten Thiere durch die abwechselnden Contrac- tionen des Schlundes und der oben beschriebenen Sphinctern und Radialmuskeln die Säfte ausgesogen werden. Das auf diese Weise ausgesogene Skelet des Ivrebschens wird vollstän¬ dig vom Schlundkopf wdeder ausgeworfen. Die Beobachter werden sich erinnern, dass man gerade bei den grossen Mesostomeen selten einen harten, mit der Nahrung verschlungenen. Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 20 Theilim Magen antrifft, vielmehr ist derselbe mit den eigentümlichen Fetttröpfchen angefiillt. die einigen Lophyropoden und anderen Crustaceen ihre bläuliche oder rothe Färbung vor leihen, bei anderen farblos sind. Die Geschlechtsorgane habe ich, bis auf die mir verborgen gebliebenen Ausfiih- rungsgänge der Dotterstöeke, fast vollständig erkannt, ’l'af. IT, Fig. 4. Der paarige oder auch hufeisenförmig verschmolzene Hoden (t) liegt am weitesten nach hinten. Die beiden vasa deferentia ( d ) münden in das zugespitzte Ende eines fast flaschenförmigen Organs, der Sa¬ menblase (v), derenForm insofern von einer Flasche abweicht, als sie eben keine abgestutzte Basis hat; auch ist der Bauch nie ganz symmetrisch. Ihre Wandung besteht aus zwei Schich¬ ten; die äussere ist musculös, die innere eine Art von Pflasterepithclium. Einen Theil der Höhlung findet man häufig mit einer körnigen Substanz erfüllt, die in besonderen einzelligen Drüsen ( a ) gebildet und durch eben so viele, sieb nach und nach vereinigende Gänge an den Ort der Ansammlung geleitet wird. Wenn zu gleicher Zeit Samen in der Blase enthalten, so ver¬ mischen sich beide Stoffe nie mit einander, und man gewinnt die durch das ähnliche Verhalten bei anderen Speeies verificirte Überzeugung, dass für jeden ein gesondertes Fach existirt. Beim Quetschen wird immer zuerst die körnige Substanz, dann die Samenmasse entleert, die erstere trifft man jedoch nie in einem anderen Theile des Geschlechtsapparates an, etwa in der Begattungstasche. Der Flaschenhals, der Ausführungsgang, reicht bis in den, bei unserer Speeies nicht ausgezeichneten Vorraum, dessen Zugang der porus genitalis, und in den die übrigen noch zu beschreibenden Organe einmünden. • Der Keimstock, oder richtiger gesagt das aus vier Abschnitten bestehende Organ, des¬ sen blindsackförmiges Ende der Keimstock, verhält sich in seiner oberen Hallte, der Bildungs¬ stätte der Keime und dem fein quergestrichelten Theile, wie bei den übrigen typischen Meso- stomeen. Die untere Hälfte, welche sehr nach den Arten variirt, ist darin für unsere Speeies charakteristisch, dass sie unterhalb des quergestrichelten Theiles keine Anschwellung bildet, sondern bis zum Vorraum in fast gleicher Querdimension fortgeht. Gleichwohl zei tällt auch diese untere Hälfte in einen Samenhälter, r ec eptaculum seminis , und den Auslührungs¬ gang, die nur nicht so scharf, als bei anderen Speeies von einander äusserlich geschieden sind. Gegenüber dem Keimsack mit seinen Fortsetzungen liegt eine gestielte Blase (s) , die ebenfalls zur Beherbergung von Samen dient, mit dickem und dickwandigem Ausfühl ungs- o-aime. Man wird wohl der Wahrheit am nächsten kommen, wenn mansieals bursa copulatnor O O bezeichnet, worüber im zweiten Abschnitt noch ausführlicher zu reden. Für die Bildung und den zeitweiligen Aufenthalt der Eier sind zwei lange I 1 uchthaltei (o) bestimmt. Ich habe den einen oder beide nicht selten ganz leer angetroffen und dann immei in dem hinteren blindsackigen Theile eine Reihe von Kammern oder lächern bemeikt, die zwar ohne Zweifel mit einander communiciren, in denen aber doch die Stätten angezeigt sind, welche die einzelnen Eier einzunehmen haben. Die anderen von mir beobachteten Mesosto- meen haben diese Fächer nicht. Die Eier sind concav-convex. Querdurchschnitt .Hg. 5. 9. Mesostomum cyathus nov. spec. Taf. II. Fig. 6, 7. Körper drehrund, vorn allmählich zugespitzt, hinten abgerundet oder auch zugespitzt, aber plötzlicher. Die Farbe ist in der Regel ein schmutziges Braun, doch erscheinen die Ihieie 30 Oskar Schmidt. oft sehr schön gelbroth in Folge reichlichen Genusses rother Cyclops-Arten. Zwei Augen¬ flecke unweit des Vorderendes ziemlich nahe bei einander. Der Schlundkopf liegt vor der Körpermitte. Unmittelbar hinter ihm die Öffnung des Wassergefässsystems, die in einen ziemlich tiefen, zierlich becherförmigen Behälter führt, von dessen Basis die beiden Querstämme entspringen (Taf. II. Fig 6). Es ist mir kein Beispiel eines so ausgedehnten Einganges des Wassergefässsystems bekannt1), daher ich von diesem Becher den Specialnamen genommen. Seine Wandungen bestehen deutlich aus Muskelfasern, und er ist sehr eonfraetil; auch flimmert er auf der ganzen Innenfläche. In Folge dieser Ein¬ richtungen, und indem sich die Öft’nung nach aussen ganz schliessen kann, muss das Thier im Stande sein, das Wasser bis in die feinsten Gefässverzweigungen zu pressen. Denn mit der Vorstellung, das Ganze sei ein Excretionsorgan, kann ich mich durchaus nicht befreunden. Auch bei mehreren anderen Mesostomeen erreicht der Anfangstheil des Wassergefässsystems eine ähnliche Ausdehnung, so dass er als eine Blase, eine Ai’t von Reservoir erscheint. Wiederum ein wenig hinter der Wassergefässöffnung ist die Geschlechtsöffnung. Die Geschlechtsorgane sind Taf. II, Fig. 7 dargestellt. Sie zeigen, dem Plane nach mit Mesostomum Craci , personatum u. a. übereinstimmend, doch ganz speeifische Abweichungen, und ihre Kenntniss ist zur Bestimmung der Species nothwendig; ich meine nicht nur im All¬ gemeinen, sondern zur Bestimmung von Individuen, da der Wasserbecher sich mitunter der Beobachtung entzieht, und man dann auf den einen oder andern charakteristischen Theil des Geschlechtsapparates angewiesen ist'2). Der H o d e n besteht aus mehreren unregelmässigen, im Umkreis des Schlundkopfes gelager¬ ten Massen. Seine beiden Ausführungsgänge münden in das obere kolbige Ende der, fast ohne Ausnahme sich auf die rechte Seite des Schlundkopfes erstreckenden Samenblase {v). Wir fin¬ den in derselben, worauf wir durch die Beschreibung von Mes. Craci schon vorbereitet sind, eine besondere Abtheilung für die körnige Masse, welche nach unten, d. h. gegen den gemeinschaft¬ lichen, für Körnermasse und Zoospermien dienenden Ausführungsgang, mit einer von Muskel¬ fasern umo-ebenen Öffnung- versehen ist. Die Drüse für die Körnermasse habe ich nicht beobachtet. Vom Keimsack (g) ist nichts Auffallendes zu melden. Das receptaculum seminis (s') bildet eine bedeutende Anschwellung, welche oft in der Mitte wie durch ein paar rings umlaufende Röhren etwas eingeschnürt ist. Dieselben sind übrigens wohl nichts anderes als Falten der Wandung. Der nach dem Vorraum führende Gang ist dickwandig und etwas mehr als halb so breit als der Keimsack selbst. Die bursa copulatrix (s) ist nierenförmig und scharf abge¬ setzt gegen ihren dünnen Ausführungsgang. Die beiden Fruchthalter (o) haben nichts Aus¬ gezeichnetes; sie dehnen sich, dass sie je fünf bis acht Eier fassen. Die h artschaligen Eier sind scheibenförmig, im Durchschnitt plan-plan oder sogar concav-concav. Sie sind oft trotz der Dicke und rothen Färbung der Schale durchsichtig, und da habe ich, wie Schnitze bei Vortex balticus , gesehen, dass sich der Embryo oft noch im Mutterleibe bis zu der für das Auskriechen nöthigen Reife entwickelt. Die Bedeutung dieser hartschaligen Eier als Dauer¬ eier wird also damit sehr alterirt, so wenigstens, dass sie nicht immer für das Eintrocknen *) Zu vergleichen wäre Mesostomum Ehrenbergii (s. unten und Taf. III, Fig. 3), wo aber durch das Zusammenfällen der Mundöffnung mit der Wassergefässöffnung die Sache ganz anders wird. 2) Der äussere Habitus mancher Turbellarien, besonders Mesostomeen ist sehr trügerisch, so dass man oft. wenn man nur ein Exem¬ plar zur Beobachtung hat, die Species nicht bestimmen kann. Man muss zu diesem Zwecke die ganze Anatomie gleichsam von vorn durchmachen. 31 Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. oder Einfrieren bestimmt sind. Eine früher von mir ausgesprochene Vermuthung, dass die sonderbare Form der Eier der grossen Mesostomeen von besonderen Entwiokclungserschei- nungen begleitet sein möchte, hat sich auch nicht bestätigt. Diese Art ist eine der gemeinsten Krakauer Turbellarien , gefunden in verschiedenen Locali täten diesseits und jenseits der Weichsel. (Auch bei Gratz.) 10. Mesostomum personatum Schmi dt (8)1). Taf. III, Fig. 2. Von dieser, von mir im Jahre 1847 entdeckten Art habe ich in meiner öfter citirten Monographie eine Beschreibung und Abbildungen gegeben. Sie scheint keinem anderen Beobachter vorgekommen zu sein, obsehon sie durch ihre ansehnliche Grösse und namentlich .durch ihre intensiv sammtsehwarze Farbe bei grosser Agilität sich- sehr bemerklich macht. Ich habe sie bei Krakau sehr oft gefunden, was mir um so erfreulicher, als ich dadurch im Stande gewesen bin, eine wesentliche Lücke in der Ivenntniss derselben auszufüllen. Über die Beschaffenheit der Geschlechtsorgane habe ich damals gar nichts beibringen können. Nun habe ich sie ziemlich vollständig erkannt; sie sichern dem Mesostomum personatum eine Stelle unter den typischen Arten. Am bemerkenswerthesten sind die männlichen Organe. Ob ein oder zwei Samen¬ leiter vorhanden, kann ich nicht bestimmt sagen; höchst wahrscheinlich sind ihrer zwei. Bei Mesostomum Craci habe ich oben angegeben, dass in der Samenblase gesonderte Fächer vor¬ handen zu sein scheinen, das eine für die Zoospermien, das andere für die körnige Masse, deren Zweck nicht näher bekannt. Dieselben Verhältnisse wiederholten sich, aber bestimmter, bei der vorigen Art, und haben wir sie in eben so eclatanter Weise bei Mes. personatum. Es befindet sich neben der Blase eine längliche Drüse (in der Zeichnung nur in ihrem, der Ein¬ mündung zunächst liegenden Theile angedeutet), welche ohne eigentlichen Ausführungsgang seitlich in die Samenblase einmündet (bei «); und nun sieht man vollkommen klar, wie diese körnige Masse von einer in der Samenblase steckenden zweiten Blase, oder wenn man will einer Abtheilung der Samenblase mit langem Ausführungsgange aufgenommen wird. Es ist mir unklar geblieben, wie sich dieser Ausführungsgang hinsichtlich des Samens verhält. Fast scheint es, als hätte dieser seinen Weg neben dem centralen Gange im Halse der Samenblase zu suchen. Beim Quetschen des Präparates kommt man zu keinem rechten Resultate. Der Platz, den ich in den obigen Darstellungen den Vor raum genannt, ist bei Mes. per¬ sonatum in auffallender Weise modificirt. So mündet der Hals der Samenblase in eine weite, sackförmige Ausbuchtung (n) des Vorraumes ein, in welche er ein gutes Stück hineinragt; und diese Ausbuchtung; tritt nicht einmal einfach als unmittelbarer Theil des Vorraumes auf, son- dern eben auf der Grenze zwischen ihm und dem unteren Theile des Ausführungsganges der Keimdrüse. Mit letzterer (g) steht ein stark aufgetriebenes receptaculum seminis (s) in Verbindung. In den dickwandigen Ausführungsgang münden in der Mitte zwei Büschel feine Gänge ein, die ich nicht unterbringen kann. Das letzte Oi’gan, von dem zu berichten, ist die Begattungstasche (s), welche leer am häufigsten eine halbmondförmige Gestalt hat, die Hörner nach unten gebogen; seltener sieht sie so aus, wie ich sie abgebildet. (Mes. personatum ist gleichfalls bei Gratz und bei W eissenfeis a. d. Saale sehr häufig, mitunter in sammtgrüner Varietät.) 1 32 Oskar Schmidt. 11. Mesostomum Ehrenbergii Schmidt (8)1). Taf. III, Fig. 3, 4. Der kärglichen Beschreibung dieses ungemein anziehenden Thieres in meiner Mo¬ nographie lag die Anschauung nur zweier Exemplare zu Grunde. Jetzt habe ich davon mindestens zwei Schock unter dem Mikroskop gehabt, und trotz dem und trotz der ausführ¬ lichen Darstellung, welche Leuckart diesem Wurme gewidmet, trotz der beinahe beispiel¬ losen Durchsichtigkeit desselben kann ich noch nicht sagen, dass ich seinen Bau vollkommen durchschaut hätte. In zwei Punkten kann ich Leuckart vervollständigen und berichtio-en; der erste betrifft das Yerhältniss des Wassergefässsystems zum Yerdauungsapparate, der zweite den Geschlechts¬ apparat. Leuckart hat zuerst richtig beobachtet, dass bei Mes. Ehrenbergii Mundöffnung und Wassergefässöffnung mit einander combinirt sind. Er sagt: „Die Mündungsstelle der (Quer-) Gefässe ist in der Mundhöhle zwischen äusserer Öffnung und dem unteren Ende des Pharynx, wie es auch Focke schon bemerkt zu haben glaubte.“ Indessen geben weder diese Worte den wahren Sachverhalt an, noch wird derselbe aus Leuckart’s Abbildung klar. Man wird, wie ich hoffe, durch meine Zeichnung (Taf. III, Fig. 3) sofort orientirt sein. Nicht die Was- sergefässe münden in die Mundhöhle, sondern umgekehrt, es wird die Mundhöhle repräsen- tirt durch den Wassergefässbecher , in welchen unten der Schlundkopf einmündet. Dass die blasige, contractile Auftreibung, welche die Querstämme aufnimmt, nicht die Mundhöhle ist, sondern jener Theil des Wassergefässsystems , den wir vielleicht nicht unpassend den Becher genannt haben, geht aus der Vergleichung mit anderen Arten, z. B. Mesostomum cyathus (Taf. II, Fig. 6) und Mesostomum Wandae (Taf. II, Fig. 9) unwiderleglich hervor. Der Schlundkopf kann also durch den Wasserbecher zum Theil nach aussen treten. Im Übrigen weist unsere Abbildung die Übereinstimmung mit Mesostomum Craci nach, dass nämlich zwischen Schlund¬ kopf und Magen ein kurzer Schlund liegt. Auch von den Geschlechtsorganen hat Leuckart eine detaillirte Beschreibung und Zeichnung gegeben, die wir in -den meisten, aber nicht in allen Punkten gut heissen kön¬ nen. Ich habe es daher nicht für überflüssig gehalten, die Generationswerkzeuge nochmals berichtigt abzubilden, mit Hinweglassung der Hoden, Dotterstöcke und eines Theiles der Eihalter (Taf. III, Fig. 4). M ir haben damit zugleich das Material zur Vergleichung der typi¬ schen Formen unter einander durch ein sehr charakteristisches Beispiel vermehrt. Der Y orraum ist eine längliche Höhle, in welche, wie schon bekannt, die verschiedenen Tlieile des männlichen und des weiblichen Apparates einmünden. Die Samenleiter (a) bilden zur Zeit reichlicher Samenproduction vor ihrer Vereinig'ung und Einmündung in die Samenblase ein paar Erweiterungen, welche nicht selten an Grösse die Samenblase selbst fast erreichen. Die Samenblase besteht aus drei Abtheilungen, die obere grössere ist der eigent¬ liche Samenhalter. Dann folgt, wieder nach aufwärts gekrümmt und an die erste Abtheilung seitlich angelegt, die Abtheilung, welche nach aussen den Samengang, nach innen den Behälter ') Di© Art wird als Mesostomum Ehrenbergii zuerst von Örsted aufgeführt , dabei aber noch Pla/naria tetragona als Synonym. Den speziellen Nachweis, dass letztere eine Art für sich sei, habe ich gegeben; daher wohl auch streng genommen ich als Autor zu nennen bin. Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 35 für die Körnermasse enthält. Die Mündung des letzteren (e) führt nach der dritten Abthei¬ lung zu einem Gange, der zugleich die Fortsetzung jenes Samenganges ist und höchst dicke Wandungen besitzt. Der Gang macht eine vollkommene Windung und erscheint daher unter dem Mikroskop unter sehr verschiedenem Aussehen. Die zweite und die dritte Abtheilung sind durch eine Einschnürung von einander abgesetzt. Wir brauchen kaum darauf hinzuweisen, was die Vergleichung der Zeichnungen unmittelbar lehrt, dass bei den schon beschriebenen Arten, so wie bei Mesostomum Wandae , diese Abtheilungen im Verlauf der Samenblase auch vorhanden, aber weniger streng geschieden sind. Die B egattungs tasehe ( s ) ist sehr dick¬ wandig und von sehr variabler Form ihrer Höhlung. Leuckart nennt dieses Organ An¬ hangsdrüse, weil es ihm nie gelungen, Samen darin zu finden. Ich habe auch nur ein einziges Mal unzweideutigen Samen darin angetroffen, mit schwacher Bewegung und wie aufgequollen. In einem anderen Falle war sie vollkommen zusammengezogen und leer, während auch im receptaculum seminis Nichts war. Wir müssen wegen der bursa copulatrix auf den zweiten Abschnitt verweisen. Als specifisches, bisher unbeachtetes Kennzeichen des Ke i ms tock es mit seinen Fortsetzungen ist hervorzuheben, dass das obere Ende des gestrichelten Theiles ( k ) weiter ist als die in das receptaculum seminis (s') übergehende Abtheilung. Obgleich Mesostomum Ehrenbergii ein sehr zartes und zerbrechliches Aussehen hat, ist es doch verhältnissmässig robust. Für gewöhnlich durchzieht es ruhig oder mit vereinzelten Wellenbewegungen der Körperränder das Wasser oder gleitet an den Stengeln der Pflanzen umher. Wird es aber gestört, besonders durch die unsanfte Begegnung mit einem hastig anrennenden Käfer, so schüttelt es sich fast zitternd und schlängelnd so schnell und gewandt wie die Egel. Höchst interessant ist die Art, wie es sich der grösseren Daphnien und Cypriden bemächtigt, um sie auszusaugen. Es schliesst sie ein, indem es wie die Clepsinen eine Höhle bildet durch Anlegen des Hinderendes an das Vorderende und Umbiegen der Seitenränder. Zuerst tobt die gefangene Crustacee gewaltig, bald aber gelingt es dem Mesostomum , ihr mit dein Pharynx beizukommen. Hat es sich, wenn die Befreiungsversuche der Daphnie nach¬ gelassen, wieder gestreckt, so gesellt sich wohl ein zweites Mesostomum hinzu und der Sieger gibt friedlich einen Beutetheil ab. Gefunden nur in einem Teiche mit Lehmgrund bei einer Ziegelei zwischen dem Kos- ciusko-Berge und der Weichsel, dort aber zu Tausenden. 12. Mesostomum Wandae nov. spee. Tat’. II, Fig. 8, 9 ; Taf. III, Fig. 5. Der schlanke Körper ist nach vorn und hinten allmählich und schar! zugespitzt, das Pa¬ renchym von äusserster Zartheit, wie bei Mesostomum rostratum. Die beiden schwarz-violetten Augenflecke stehen nahe bei einander und pflegen auch durch ein matteres, sich vorn und hinten über sie hinauserstreckendes Pigment verbunden zu sein. Vom Schwanz an bis zur Breite der Augen umsäumt den sonst röthlichen Körper ein Doppelcontour, der dann in einen einfachen übergeht. Ein gutes Kennzeichen sind ferner die feinen Querstreifen, welche der Hautbedeckung angehören und am meisten in der vorderen Körperhälfte sichtbar sind. I )ie Mundöffnung ist fast in der Mitte der Bauchseite , doch noch in der vorderen Körperhälfte o-elegferi. © Ö . Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. Abhandl. v. Nichtmitgl e 34 Oskar Schmidt. Die Wassergefässöffnung ist ganz entschieden hinter dem Schlundkopf und führt in eine blasenförmige Erweiterung, von der die Querstämme entspringen (Taf. II, 9). Über die Geschlechtsorgane bin ich erst nach vieler Mühe ins Reine gekommen (Taf. III, 5). Die Lageder Geschlechtsöffnung (p) ist die gewöhnliche, hinter der Wasser¬ gefässöffnung. Bei keiner Rhabdocoele erreicht die.Geschlechtseloake eine solche Ausdehnung, wie bei dieser Art. Sie gleicht einer länglichen Blase mit dicken Wandungen, übertrifft die einzelnen neben ihr liegenden Theile an Grösse und ist häufig orange gefärbt, wie die Samenblase. Ihr verjüngtes Ende geht in einen Gang über, der auf der einen Seite den Aus¬ führungsgang des Keimstockes (g) , auf der anderen den der bursa co pulatrix ( s ) und der Samenblase (v) aufnimmt. Die letztgenannte Strecke mit den Ausführungsgängen und dem ganzen unteren Theile der Begattungstasche erscheinen bei schwächerer Vergrösserung sehr fein und regelmässig punktirt. Die Punkte erweisen sich als flache Stacheln. Übrigens hängt die Ausdehnung dieser Bewaffnung sehr von dem Mehr oder Minder der Geschlechts¬ reife ab. In der Samenblase sind bei den geschlechtsreifen Individuen sehr scharf die beiden Massen zu unterscheiden, die Zoospermien (c) und die Körner ( b ). Erstere werden durch die vasa deferentia ( d ) zugeführt, letztere durch den Ausführungsgang ( a ) einer Drüse, an deren Vorhandensein, obgleich sie mir verborgen geblieben, um so weniger zu zweifeln sein möchte, als ich sie bei Mesostomum personatum und Grad nachgewiesen. Ein Exemplar trug fünf hellrothschalige, kreisrunde concav-convexe Eier in sich. Das Thier fand sich in einigen Sümpfen zwischen derJBlonia und Zwierziniez, im April selten, häufig Ende Mai. Es ist eine der elegantesten und beweglichsten Mesostomeen. Bemerkt zu werden verdient noch, dass beim raschen Schwimmen hinter dem spitzverlängerten Rüsselende eine Anschwellung sich zu bilden pflegt und eine halsartige Einschnürung in der Augengegend. 13. Mesostomum fallax nov. spec. Schizostomum Schmidt(8). Taf. III, Fig. 6, 7. Es lietrt mir ob, hiermit die von mir creirte Gattung Schizostomum definitiv zu Grabe zu tragen, nachdem schon Leuckart im Jahresbericht in Wiegmann’s Archiv mittgetheilf, er habe es mündlich von M. Schul tze, mein Schizostouium sei ein wahres Mesostomum. Der Gattungscharakter, eine vor den Augen gelegene Spalte als Mund, existirt nämlich nicht, son¬ dern erweist sich als eine, durch das sehr auffallend regelmässige Auseinanderweichen faseri¬ ger Gewebstheile verursachte Täuschung. Das Organ, was ich für einen Saugnapf erklären zu müssen glaubte, ist nichts anderes als der, wie bei den übrigen Mesostomeen gebaute Schlundkopf, welcher in beiden, mit dem Pseudospalt versehenen Species , der neuen und Mesostomum [Schizostomam) productum , vor der Körpermitte liegt. Ausser in den angegebenen Merkmalen stimmen die beiden Arten auch in der Gestalt überein, da sie vorn und hinten gleichmässig verschmälert sind; doch ist die Mes. fallax die schlankere und schmälere. Die grössten der beobachteten Exemplare waren kaum halb so lang als mittelgrosse von Mesostomum 'productum. Die Augen liegen dichter bei einander und sind verhältnissmässig weiter vom Vorderende entfernt, die scheinbare Spalte in der Regel nicht so lang. Bei der Seitenlage erscheint an den Augen ein ansehnlicher, sonst von dem Pigment verdeck¬ ter Nervenknoten, ein innig verwachsenesDoppelganglion. Selteneristes auch von oben sichtbar. Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 35 Die Geschlechtsorgane (Taf. III, 7) liegen hinter dem Pharynx. Am Keimstock (g) sind die öfter besprochenen vier Abtheilungen nachzuweisen, doch ist das receptaculum seminis (V) von geringer Ausdehnung und der Ausführungsgang ganz schmal. Der obere rl heil der Begattungstasche ( s ) erscheint in der Regel als eine längliche, regelmässig aus¬ geschweifte Blase, die mit einer feinen Öffnung in eine mit Ringmuskelfasern versehene Erweiterung einmündet. Letztere kann man auch als ein blosses diverticulum der Geschlechts- cloake ansehen, wie die Ausbuchtung, in welche bei Mesostomum personatum die Samenblase einmündet. Die Höhlung der Samenblase (v) zerfällt regelmässig in drei Abtheilungen. Die oberste, weiteste ist durch eine Einschnürung von einer kleineren, blasenförmigen Erwei¬ terung getrennt, welche unmittelbar in den Ausführungsgang übergeht. Ich habe die Kör¬ nermasse und die Zoospermien darin beobachtet. Die Zoospermien scheinen nur sehr spar¬ sam gebildet zu werden. Die meisten Individuen trugen lebendig zu gebärende Embryone, in seltenen Fällen runde, hartschalige Eier. Ein mehr oder weniger intensives Braun oder Schwarzbraun nimmt fast die ganze Breite des Körpers ein. Das Thier wurde Ende Mai und Anfang Juni sehr häufig. 14. Mesostomum trunculum nov spee. Tafel III, Fig. 8. Mesostomum trunculum gehört zu den wenigen bisher beobachteten beäugten Mesosto- meen, deren Pharynx in der hinteren Körperhälfte liegt. Das Vorderende ist fast so abgestutzt, wie bei gewissen Vortieinen; die grösste Breite fällt in die Gegend des Pharynx, von wo der Körper bis zum Ilinterende sich allmählich verschmälert. Die beiden Augen stehen weit von einander ab, und zwischen ihnen verliefen bei den wenigen zur Beobachtung gekommenen Exemplaren zwei Streifen Stäbchen, die vorn in einander fliessend sich ausbreiteten, während sie hinter den Augen durch eine Brücke von Körnchen vereinigt waren und dann, noch weiter auseinandergehend, sich unter den Dotterstöeken verloren. Unmittelbar, hinter diesen Körn¬ chen liegt das langgestreckte Doppelganglion. Die Geschlechtsöffnung ( p ) sammt Samenblase (v), Keimstock (g) und Begat¬ tungstasche (s) liegen im Hinterende. Der Keimstock schien von einfacherer Bildung als bei den meisten echten Mesostomum- Arten ; ich habe aber nicht genug Exemplare untersucht, um diese Annäherung an die Vortieinen als Artkennzeichen aufführen zu können. Färbung blassgelb. Sehr selten auf der Blonia. 15. Mesostomum Hirudo nov. spee. Typhloplaiia E hr en b erg (3). Taf. III, Fig. 9, io, n. Ein augenloses, farbloses Mesostomum , dessen Pharynx genau in der Körpermitte liegt: die W as s er gefäss Öffnung befindet sich ein wenig hinter der Mundöffnung. Das Vorder¬ ende kann sich wie zu einem schmalen abgestutzten Rüssel verlängern; das Hinterende ist allmählich zugespitzt. Sehr auffallend und charakteristisch ist der dreifache Contour, der fast in der ganzen Länge auf beiden Seiten auftritt. Es ist wohl der Ausdruck einer Faltenbil¬ dung der Hautbedeckung, doch vermag ich die Erscheinung nicht genügend zu erklären. Oskar S c h m i cl t. 36 Die Geschlechtsorgane liegen hinter dem Pharynx, abgesehen wie immer, von den langgestreckten Dotterstöcken , wahrscheinlich auch den Hoden. Die Einzelheiten habe ich nur unvollkommen erkannt. Eine retortenförmige Blase (III, 11) ist zumTheil mit reihenweise geordneten kleinen Häkchen besetzt. Ein anderes Organ (III, 10) kann mit nichts passender als mit einem der Sägeinstrumente oder Zahnwulste des officinellen Blutegels verglichen werden. Es besteht aus einer kappenförmigen Basis, worauf eine Reihe hakenförmiger Zähnchen sitzt. Das ganze Organ mass bei einem Exemplare nicht mehr als 0-002 P. Z. Eier elliptisch. Zur Bestätigung von früher Gesagtem ist noch zu erwähnen, dass auch bei dieser Spe- cies hinter dem Pharynx der kurze Schlund und der Magensphincter sehr deutlich erkannt sind. 16. Mesostomum lapponicum Schmidt (13)? Thyphoplana E h r e n b e r g (3) . Diese zweite bei Krakau nicht selten vorkommende augenlose Mesostomee zeigt so unerheb¬ liche Abweichungen von der bei Muonioniska in Lappland von mir entdeckten Art, dass ich anstehe, sie für neu auszugeben. Sie ist also chlorophyllgrün. Mund-, Wassergefäss- und Geschlechtsöffnung liegen hinter einander. Während jedoch bei der Lappländerin die Mund¬ öffnung genau in der Körpermitte liegt, befindet sie sich bei der Galizierin etwas vor der Mitte. Endlich habe ich dort elliptische, hier runde, nicht selten aber auch elliptische Eier gefunden. Man sieht, dass, wenn der Unterschied zwischen den Frauen jener Länder kein grösserer wäre, sie sein- leicht mit einander verwechselt werden könnten. Von den Geschlechtsorganen sah ich nur die Dotterstöcke und einen einfachen hin¬ ter dem Pharynx gelegenen Keimstock. IV. SCHIZOSTOME E N. Über die wenigstens vorläufige Beibehaltung dieser Abtheilung als eigener Familie, trotz Einziehung der zu ihrer Basis dienenden Gattung Scliizostomum, ist der zweite Abschnitt zu vergleichen. IHacrostomum Öbsted(6). 17. Macrostomum hystrix Örsted (6)- V. M I C R O S T O M E E N. Itticrostomum Örsted (6). 18. Microstomum lineare Örsted (6). Stenostomum Schmidt (8j. 19. Stenostomum leucops Schmidt (8). VI. 1> R O S T O M E E N. Prostomum Örsted (6). 20. Prostomum furiosum nov. spec. Taf. III, Fig. 12, 13. Eine einzige bisher mit Sicherheit bekannte Species dieser sehr abweichenden Gattung aus dem süssen Wasser, Prostomum lineare ( Gyrator hermaphroditus Elirbg.), ist von mir zwar Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 37 ziemlich ausführlich beschrieben worden, leider aber sind gerade die Organe, die Geschlechts¬ werkzeuge und der Stachel, auf deren genaueVergleichungesim vorliegenden Falle ankäme, von mir nicht vollständig erkannt. Nun kann ich zwar nachweisen, dass bei Krakau eine andere Art vorkommt, die Aufstellung wird aber vor der Hand der nöthigen Präcision ermangeln. Von Prostomum lineare unterscheidet sich Prostomum furiosuni in folgenden Punkten. Es wird über zweimal so lang, ist schlanker, der Körper fast keulenförmig, indem der ganze vordere Tlieil schmal und zugespitzt ist. Die Wassergefässe liegen nicht klar zu Tage, son¬ dern sind mehr oder weniger von dem Darm verdeckt. Um die letzten Schlängelungen im Hinterleibe häuft sich in der Regel eine Masse von unregelmässigen , stark lichtbrechenden Körnern an (Fig. 13), die nur selten ganz fehlt. Die Generationsorgane kenne ich auch von der neuen Art nur sehr schlecht, doch besitzt sie nicht das bei Prost, lineare so sehr in die Augen fallende Organ, welches Ehrenberg als ein zweites Ovarium darstellt, worin aber ich (in meiner Monographie Taf. I, 1, x) Zoo¬ spermien nachgewiesen, und das nach Schnitze receptaculum seminis ist. In meiner letzten Abhandlung über die bei Neapel beobachteten Rhabdocoelen hatte ich gesagt, dass die Entscheidung, ob das Organ, welches ich zuerst als Saugnapf gedeutet, der wahre Pharynx sei, wohl nur durch Fütterungsversuche gegeben werden könnte. Diese sind bei Prostomum furiosum nicht nothwendig gewesen, um dem fraglichen Organe definitiv seine Function als Pharynx zuzuerkennen. Das Verhalten ist, mit unbedeutenden Modifieationen, dasselbe wie bei den Mesostomeen, denen das Thier, wenn die Lage und Beschaffenheit des Schlundkopfes für sich massgebend sein könnten, beigezählt, werden müsste. Noch leich¬ ter und fast bei jedem Exemplar überzeugt man sich, dass der Theil, den ich mit anderen Beobachtern fälschlich für den Schlundkopf hielt, dem Nemertinenrüssel verwandt, innen mit Papillen besetzt und umstiilpbar ist. Den Stachel von Prostomum lineare musste ich für ein Verthei digungsorgan halten, um so mehr, als in den nach aussen tretenden Theil eine Blase einmündet, die ich für einen Giftbehälter ansah. M. Schultze hat mir nun mitgetheilt, er habe gefunden, dass in diese Blase der Ausführungsgang des Hoden einmünde; die Blase sei daher Samenblase, der Stachel ein Begattungsorgan, wofür ihn schon Ehrenberg und Örsted gehalten. Die neue Art lehrt mir nun, dass bei ihr wenigstens die Sache nicht so einfach ist (Taf. III, Fig. 12). Die beiden Haupttheile des Stachels, die Scheide mit ihrem Stiel und die eigentliche spicula , habe ich mit ihren kleinen Unregelmässigkeiten möglichst getreu abgebildet. Es ist hervor¬ zuheben, dass der Scheidenstiel in der oberen Hälfte gewöhnlich wellig gebogen ist und dass der obere Theil der spicula von der geraden Richtung nach aussen abweicht. Die Blase, welche ich Giftblase genannt habe (a), ist sehr dickwandig. Bei unserer neuen Species mündet der lange Ausführungsgang einer zweiten, nicht so dickwandigen Blase .(b) nicht in a ein, sondern in den Stachel selbst, in dem Winkel zwischen einem seitlichen Vorsprung und der abgerundeten Kuppe. Dies ist fast bei jedem Exemplare, die ich in grosser Menge zui Disposition gehabt, mit grösster Deutlichkeit zu sehen. Ich habe ferner gesehen, dass ein \on vorn kommender Gang sich in b öffnet, und die Vermuthung liegt nahe, besonders nach Schultze’s Beobachtung, dass b Samenblase ist. Im oberen I heile des Stachels sind zwei Röhren neben einander wahrzunehmen, die aber weiter unten sich zu einer zu verbinden scheinen. Sprechen nun aber diese Verhältnisse für die Function des Stachels als eines Be¬ gattungsorganes , so ist auf der anderen Seite damit der Gebrauch fast unvereinbar, den das 38 Oskar Schmidt. Thier davon macht, wie man an jedem Exemplare sich überzeugt. Es sticht nämlich, so wie es in eine kritische Lage kommt, mit dem Stachel ganz wüthend um sich, nicht anders, als eine gefangene Wespe, und man ist dann um so weniger versucht, an ein ßegattungsorgan zu denken, als die in so mannigfaltiger Form vorkommenden harten Zeugungstheile der Rhabdocoelen ausser dem Begattungsacte auch nicht im Geringsten gerührt werden. Alles in Allem erwogen, ist vielleicht die Vorstellung nicht abzuweisen, dass der Stachel Vertheidigungsorgan und Begattungsorgan zugleich ist. Nachträgliche Anmerkung. Nach Abschluss dieser Untersuchungen ist eine Abbil¬ dung- von Prostomum lineare von Max Scliultze in dem Atlas von Victor Carus erschie¬ nen, welche nur dazu dienen kann, die Selbstständigkeit meiner neuen Art zu beweisen. Aller¬ dings könnte Jemand, der nicht beide Species selbst beobachtet und verglichen hat, auf den Gedanken kommen, ich hätte bei Prostomum furiosum die Giftdrüse und ihren Ausführungs¬ gang in die Giftblase übersehen, dagegen den Verbindungsgang zwischen Samenblase und Stilet, der bei Scliultze kaum angedeutet ist, zufällig klarer hervorgehoben. Dem ist jedoch nicht so; was ich gezeichnet, ist der getreue Ausdruck des Bildes, welches jedes beliebige Exemplar des Prostomum furiosum ohne alle Schwierigkeit liefert, wovon sich auch mein College Gz er male überzeugen konnte. Jeder Beobachter von Prostomum lineare wird dagegen sagen müssen, dass bei dieser Art die Dinge, trotz aller Übereinstimmung, doch schliesslich anders aussehen. Eine kleine Berichtigung von Schultze’s Angaben über Prostomum ist, dass der vor¬ dere Abschnitt des Rüssels nicht auswendig, sondern inwendig mit Papillen besetzt ist. gerade so, wie man es bei sehr vielen Nemertinen findet. Ich habe mich hiervon sowohl bei Prosto¬ mum furiosum als bei mehreren Meer-Prostomeen überzeugt, welche das Organ freiwillig oder in Folge von Druck umstülpten. ZWEITEE ABSCHNITT. Vergleichendes n n d Systematisches. I. Über das Verhältniss der Derostomeen und Mesostomeen zu einander. Durch die im ersten Abschnitt mitgetheilten Beobachtungen ist, wie mir scheint, die Kenntniss der beiden Hauptgruppen der rhabdocoelen Strudelwürmer, der Derostomeen und Mesostomeen, um ein wesentliches gefördert und das Gesammtbild derselben zu einer gewis¬ sen Abrundung gebracht worden. Zwar für die Vorticinen, wie ich die Derostomeen lieber nenne, sind Schultze’s Beiträge sehr wichtig, ganz abgesehen von seinen, die ganze Ord¬ nung angehenden so werthvollen histiologischen Daten; und den Bau eines typischen Mesosto- mum im Detail kannten wir aus Leuckart’s Beschreibung von Mesostomum Ehrenberg ii. Allein das Alles war doch nicht geeignet, die für die vergleichende Anatomie und die Systematik besonders wichtigen Punkte hervortreten zu lassen; und eben hierin glaube ich um einen guten Schritt vorwärts gekommen zu sein. Die rhabdocoelen Strudelwürmer nur den Umgebungen von Krakau. 30 Wir werden uns also zunächst über die äusseren und inneren Grenzen dieser beiden Familien verbreiten. Sie sind vor zehn Jahren so von mir charakterisirt worden: „ Derostomea : Mund ton nenförmig, Öffnung etwas vom Vorderende entfernt; Augen vor dem Munde. Mesostomea: Mund ring- oder kugelförmig, in der Mitte der Bauchfläche, vertical auf dem Darm.“ Und Schultze, der das von mir falsch mit Mund bezeichnete Oro-an weniger falsch, aber immer noch nicht richtig Schlund nennt, sagt: „ Derostomea : Mundöffnung etwas hinter dem vorderen Körperende, Schlund tonnenförmig. Mesostomea: Mundöffnung in der Mitte oder nahe der Mitte des Körpers. Schlund ringförmig, einem Saugnapf ähnlich.“ Es ist also bisher auf die Lage und besonders die Form des Schlundkopfes — denn so, pharynx , muss das Organ heissen, — das ganze Gewicht zur Unterscheidung der Familien gelegt. Die Form hervorzukehren ist ganz entschieden falsch. Es passirt häufig, wenn man grosse Vortex- Arten behandelt, die man durchschneiden und mit Nadeln präpariren kann, dass man ihren Schlundkopf von oben, in der Gestalt eines kreisrunden Saugnapfes erblickt, womit man nicht das wahre, jedenfalls nur ein einseitiges Bild desselben erhält. Unter diesem einseitigen Bilde erscheint nun der Schlundkopf der Mesostomeen in der Regel und so ist daher dieser Schein¬ charakter zum Hauptcharakter erhoben worden. Aus meinen Beschreibungen und den Abbildungen Taf. I, Fig. 4, 6 ; Taf. II, Fig. 3 und Taf. III, Fig. 3 geht aber hervor, dass in beiden Familien ein tonnenförmiger Schlundkopf unmittelbar oder kurz hinter der Mundöffnung liegt. Es scheint, als ob er bei allen Arten beider Abtheilungen eine Strecke aus dem Munde hervorgeschoben werden könnte. Der Schlund¬ kopf geht ferner nicht unmittelbar mit seinem hinteren Ende in den Darm über, sondern zwi¬ schen beiden liegt ein kurzer, aber als bestimmte eigene Abtheilung vorhandener Schlund. Eine Verschiedenheit der beiden Familien in Anbetracht der Anordnung des Verdauungs¬ apparates besteht also keineswegs in der Form des Schlundkopfes und der Art, wie dieser mit dem Darm oder Magen zusammenhängt, sondern nur hinsichtlich der Insertionsstelle des Schlundes in den Darm. Bei den Vorticinen ist die Schlundmündung im Vorderende des Magens1), bei den Mesostomeen mehr oder weniger weit hinter dem Vorderende. Dazu kommt aber noch die histiologische Beschaffenheit des Schlundkopfes. Der Schlundkopf der Mesostomeen erhält sein eigenthümliches, in der Zeichnung kaum darstellbares Aussehen durch zahlreiche , zwischen beiden Sphincteren verlaufende Scheiden mit einem körnigen zähen Inhalte, von denen Leuckart meint, sie seien blos elastisch, nicht activ contractil. Jeden¬ falls hören die Bewearuimen des Schlundes auf, wenn diese mit einander communicirenden und durch zahlreiche Fäden verbundenen Scheiden gesprengt sind. Ich finde sie bei keiner Vorticine. Ptrostomum aber hat sie. Auf das Wassergefässsystem kann zur Begründung der Familiencharaktere kein sehr grosses Gewicht gelegt werden. Bei keinem Vortex kennt man die Mündung, es liegt aber die Vermuthung nahe, dass eine ähnliche Combination der Wassergefässöfinung mit der Mundöffnung stattfinde, wie bei Mesostomum Elirenbergu. Bei Vortex viridis und 1 ortex scopa- rius sieht man oft zwei helle gefässartige Streifen bis in die Kopfgegend verlaufen und um die Mundöffnung verschwinden. ) Wenn nicht Vortex Benedeni S c h m i d t (Dalmatien) eine Ausnahme macht. 40 Oskar • Schmidt. Durchgreifende Abweichungen im Geschlechtssystem, die für sich so wichtig wären, um die Familien zu trennen, existiren eben so wenig. Sie verschwinden fast, wenn man die De- rostomeen etwa mit Mesostomum trunculum vergleicht, und fallen selbst dann gering aus, wenn man einen Vortex , z. B. V. pictus (Taf. I, 7), mit einer jener Arten von Mesotomum zusam¬ menstellt, die ich vorzugsweise typisch genannt, z. B. Mesostomum Oraci (Taf. II, 4). Man kann demnach sagen, die echten Vorti einen besässen ein aussttilpbares horniges Begattungsorgan, die echten Mesostomeen nicht, während aber doch wiederum andere Yorticinen und Mesosto- meen, z. B. Derostomum und Mesostomum marmoratum Scliultze, das umgekehrte Verhältniss zeigen. Nur ein Theil ist bisher bei keiner wahren Vorticine beobachtet, das Samenbehält- niss, receptaculum seminis, in unmittelbarer Verbindung mit dem Keimstock, indem beiden Vor- ticinen bursa copidatrix und receptaculum seminis immer in einem und demselben Organe ver¬ eint zu sein scheinen. Selbst die körnige Masse als accessorischer Samenbestandtheil , deren Zubereitung in besonderen Drüsen und gesondertes Vorkommen in der Samenblase ich bei mehreren Mesostomeen ausführlich beschrieben, findet sich auch bei den Vorticinen (Taf. I, Fig. 7, b). Wie man sieht, zerfahren die diagnostischen Kennzeichen unter der Hand, und was hin¬ sichtlich der beiden bisher besprochenen Familien gilt, lässt sich leider auf die ganze Ordnung ausdehnen, dass die bisherigen systematischen Versuche doch nur recht elendes Stück- und Flickwerk sind. Indessen, da die Turbellariologen nun einmal eine, wenn auch nur vage Vor¬ stellung von den zwei Familien, den Vorticinen und Mesostomeen, haben, sehen wir zu, wie es innerhalb derselben beschaffen ist. II. Die Derostomeen oder Vorticinen. Vortex und Derostomum bilden bis jetzt die Familie. Dass der Schlundkopf von Derosto¬ mum sich vollkommen so verhält wieder von Vortex , hat Schnitze nachgewiesen. Es ist demnach nicht wohl thunlich, die Gattungscharaktere auf dieses Organ zu basiren. Dagegen aber weichen die Geschlechtsorgane bedeutend ab, vor allen Dingen der Lage nach. Sie und die Geschlechtsmündung befinden sich bei allen Vortices im Hinterende, fern vom Schlund¬ kopf, bei Derostomum , wo sie sich überdies einfacher verhalten, im Vorderende gleich hinter dem Schlundkopf; und damit ist Derostomum zwischen Vortex und Mesostomum gestellt. Wir müssen aber zu den Vorticinen noch eine dritte Gattung bringen, nämlich Spirocly- tus Schmidt, deren zwei Species ich in den die mittelmeerischen Rhabdocoelen behandelnden Arbeiten beschrieben. Sie schliesst sich, ausgezeichnet durch ein spiraliges Begattungsorgan, zunächst an Vortex an. III. Die Mesostomeen. Erst nach den vielen Aufschlüssen , welche uns die Untersuchung der Krakauer Arten geliefert , ist eine allgemeine Schilderung der Familie möglich ; wir werden jedoch zu ver¬ meiden suchen, das zu wiederholen, was schon früher gut und richtig gesagt ist. Von der Stellung des Schlundkopfes und Schlundes zum Magen ist oben die Rede gewesen. Die meisten Mesostomeen, namentlich die grösseren, bedienen sich des Schlund¬ kopfes zum Festhalten und engen Umschliessen von kleinen Crustaceen, welche sie durch die Pumpbewegungen des Schlundes und Darmsphincters aussaugen. Die kleineren Arten pflegen 41 Die rliabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. ganze Tliiere zu verschlingen, namentlich Rotatorien, und man findet bei ihnen jene freien, nicht selten verästelten Muskelfasern weniger entwickelt, die bei den Saugern an die innere Öffnung des Pharynx sich strahlenförmig ansetzen. Bei allen Mesostomeen ist in der Nähe des Schlundkopfes eine in das Wassersystem führende Öffnung. Ich und andere nach mir haben bisher gemeint, sie läge constant an der Rückenseite, und man sollte glauben, das Hesse sich leicht durch directe Beobachtung fest¬ stellen. Dem ist jedoch nicht so. Das Object muss, wenn man überhaupt etwas deutlich sehen will, gepresst werden, und da liegen denn eine ganze Anzahl von Öffnungen so nahe neben und über einander, dass die Orientirung äusserst schwer wird. Abgesehen von Mesosto- mum Ehrenbergii habe ich mich auch in anderen Fällen, z. B. bei Mes. Craci , cyathus und Wandae bestimmt überzeugt, dass die Wassergefassöffnung der Bauchseite angehört, und das dürfte die Hegel sein. Sie führt in einen mehr oder minder weiten kugeligen oder becher¬ förmigen Raum, dessen Wandungen contractil sind. Aus dem Becher, bald näher der Mün¬ dung, bald an der Basis entspringt nach rechts und links je ein Querstamm, der dann in die Seitengefässe übergeht. Bei allen grösseren Arten erkennt man, dass die Hauptgefässe Wandungen von unregelmässiger, aber messbarer Dicke haben. M. Schultze hat sie von Mes. tetragonum auf 0-001'" angegeben. Wie wir gezeigt, dient bei Mesostomum Ehrenbergii die Wassergefassöffnung auch als Mundöffnung. Ich halte es nach gewissen Umständen, z. B. wegen Bildung eines wasserklaren Hofes um den Schlundkopf herum, für wahrscheinlich, dass man bei genauerer Untersuchung auch bei einigen anderen der schon bekannten Arten dieselbe Eigentkümlichkeit nackweisen wird. Die grösste Mannigfaltigkeit innerhalb einer ganz bestimmten Norm zeigen die Gene¬ rationsorgane. Die Dotterstöcke, gewöhnlich auch die Hoden, erstrecken sich auf beiden Seiten des Schlundkopfes vorüber ins Vorderende. Die anderen zahlreichen, um die Geschlechts¬ öffnung herum gelagerten Tkeile befinden sich hinter dem Schlundkopfe, und zwar gehen sie mit ihm, je nachdem er über die Mitte nach vorn rückt (M. fallax) oder auch nach hinten (Mes. trunculum). Die einzige Ausnahme hiervon macht Mesostomum ovoideum Schmidt aus dem Mittelmeere, wo der grösste Theil der Geschlechtsorgane und wohl auch die Öffnung vor dem Pharynx liegt. Bei keiner der bekannten kermapkroditischen Rliabdocoelen münden die männlichen und die weiblichen Organe getrennt nach aussen, sondern in eine vielfach modificirte Höh¬ lung, für die wir ein für alle Mal die Benennung Vorraum oder antrum einführen möchten. Er ist mitunter eine unregelmässige, cloakenartige Ausbuchtung, in anderen Fällen, und gerade bei denjenigen Arten, welche den Stamm der Gattung Mesostomum bilden, nimmt er eine für die Species charakteristische Form an, ist eine blasenförmige Erweiterung, die ihre höchste Entfaltung bei Mesostomum Wandae erreicht, und von der sich in auffallendster Weise bei Mesostomum personatum eine Nebenhöhle zur Aufnahme der männlichen Organe ab¬ gezweigt hat. Die beiden Ausführungsgänge der Hoden bringen die Zoospermien in ein Organ, über dessen Bezeichnung als männliche Samenblase kein Zweifel sein kann. Unsere Untersuchungen haben aber bei sechs Arten das Vorhandensein von accessorischen Drüsen oder wenigstens von deren Secret festgestellt, einer körnigen Masse, welche in der Samenblase oft allein an¬ getroffen wird, oft zugleich mit der eigentlichen Samenmasse, immer aber räumlich von ihr geschieden, und von deren Verwendung wir kaum eine Vcrmutliung. haben. Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XV. Bd. Abhandl. v. Nichtmitgl. f 42 Oskar Schmidt. Alle Arten von Mesostomum haben nur einen Keimstock, der bei allen denen, deren Organisation sich überhaupt vollständiger hat erkennen lassen, in vier an Ansehen und Function verschiedene Abtheilungen zerfällt : das Keimlager, den oberen und den unteren Abschnitt des Ausführungsganges und das zwischen diesen zweiten und vierten Theil eingeschobene receptaculum seminis. Die beiden oberen Abschnitte zeigen keine sehr augenfälligen Verschie¬ denheiten nach der Species, die beiden unteren variiren mehr. Am häufigsten ist der Fall, dass das Samenbehältniss eine grosse Erweiterung bildet. Um die Bezeichnung dieser Ausbuchtung als receptaculum seminis zu rechtfertigen, haben wir auf eine selbstständige, mit einem eigenen Ausführungsgange versehene Blase, in unsei’en Abbildungen überall mit 3 beziffert, Rücksicht zu nehmen, über deren Bedeutung man sich noch nicht hat einigen können, die aber schwerlich etwas anderes sein kann, als die bursa copulatrix. Es mag aus der Insecten- Anatomie erinnert werden, dass man unter bursa copula¬ trix das Organ versteht, das bei der Begattung den Samen aufnimmt, und von wo er über¬ wandert in das receptaculum seminis , den Behälter, in welchem er bis zur definitiven Vei'wen- dung bleibt. Es gibt aber bekanntlich nicht wenige Insecten, wo eine und dieselbe Blase als Begattungstasche und Samenhälter fungirt. Wir finden nun bei den Rhabdocoelen ganz über¬ raschend gleiche Verhältnisse. Vortex entspricht den Insecten mit einer, für beide Functionen bestimmten Blase, die typischen Arten von Mesostomum aber besitzen bursa copulatrix und receptaculum seminis. Es erklärt sich hieraus, warum man bei den letzteren die bursa copula¬ trix fast immer leer oder nur mit einem körnigen Residuum erfüllt findet, höchst selten ganz ausgedehnt, eben weil, wie wir nicht zu irren glauben, diese Blase den Samen nur sehr kurze Zeit nach der jedesmaligen Begattung beherbergt. Jeder Beobachter weiss dagegen, dass die Höhlung, welche wir receptaculum seminis nennen, fast immer samenhaltig ist. Die wahre Bedeutung der bursa copulatrix kann sich bei einzelnen Species auch der hartnäckigsten Beobachtung entziehen; so ist es Leuckart bei Mesostomum Ehrenbergii gegangen. Er fand in dem Organe immer nur eine körnige Masse und gab ihm daher den Namen „Anhangsdrüse“. Hundert Beobachtungen mit negativen Resultaten entscheiden aber in solchen Fällen nichts gegen eine einzige positive. Es kommt nur darauf an, ein Thier recht bald nach der Begat¬ tung zu überraschen, dann findet man, wie mir dies bei Mesostomum Craci, Wandae, persona- tum und Ehrenbergii geglückt, Samen in der bursa copulatrix. Die einzelnen Samenfäden er¬ scheinen in ihr mitunter wie aufgequollen und untermischt mit Körnern ; und wenn ich eine Vermuthung über die noch räthselhafte Körnermasse aus der vesicula seminalis aussprechen darf, so ist es die, dass sie in der bursa copulatrix einen gewissen, freilich noch nicht näher zu bezeichnenden Einfluss auf den Samen ausübt, wodurch dieser zu längerem Verweilen in dem receptaculum seminis geeignet wird. Bei den Insectenweibchen ist das Organ, welches man Anhangsdrüse genannt hat, in enger Verbindung mit dem receptacidum seminis , und es ist auch noch unklar, welche Wirkung ihrem Secret zuzuschreiben sei. Ist aber unser Vergleich und unsere Vermuthung richtig, so fänden wir das der Anhangsdrüse der Insectenweibchen entsprechende Organ der hermaphroditischen Rhabdocoelen auf der Seite des männlichen Apparates und sein Secret, die Körnermasse, gleich bei der Begattung mit in die Begattungs¬ tasche ergossen. Vergleicht man die in gegenwärtiger Abhandlung beschriebenen Mesostomeen mit den schon früher, namentlich durch mich und Schnitze näher bekannt gewordenen Arten, so drängt sich die Frage auf, ob denn wirklich diese zahlreichen, schon dem äusseren Habitus OO/ • Die rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 1 3 nach höchst variirenden Arten nur eine einzige Gattung, Mesostomum , bilden dürften. Ein gewissenhafter Ornitholog oder Entomolog, der in Species und Subspecics seliwelgt, muss über dies bunte Contingent einer Gattung versteinern, und aueii ich erkläre ausdrücklich, dass ich nur desshalb nocli nicht zur Spaltung in mehrere Gattungen vorgeschritten bin, weil ich erst ein grösseres Material an Arten für wünschenswerth halte. Ich habe nur aus äusseren Rücksichten der einstweiligen Zweckmässigkeit diesen bodenlosen Sack Mesostomum beibehal¬ ten. Schnitze hat die Gattung Typliloplana eingezogen; mit Recht, so lange der ganze Unter¬ schied von den anderen Mesostomeen nur in dem Mangel der Augenflecke beruhen sollte. Er meint, Verdauungs- und Geschlechtsapparat seien wesentlich gleich. Aber wesentlich ist ein sehr dehnbarer Begriff, und Niemand wird in Abrede stellen wollen, dass nicht auch Vortex in jenen Systemen wesentlich dem Mesostomum gleiche. Ich gebe zu, dass vielleicht gerade die Gattung Typliloplana als solche nicht wieder rehabilitirt werden wird, wenn ein¬ mal eine durchgreifende systematische Bearbeitung möglich ist. Dass künftig jedoch solche Arten, wie Schultze’s Mesostomum obtusum , nicht in dieselbe Gattung gebracht werden kön¬ nen, wie etwra Mesostomum cyatlius , personatum , Craci , wahrscheinlich auch tetragonum und einige andere, scheint mir gewiss. Wir werden gezwungen sein, die Gattungsdiagnosen etwas ausführlicher zu stellen und ausser Lage und Beschaffenheit des Schlundkopfes auch das Was- sergefasssystem und die Generationsorgane mit hineinzuziehen. Kein Systematiker ist seiner Sache so gewiss , dass nicht der Nachfolger umstiesse und besserte ; in unserer Gruppe der Turbellarien ist man aber zur Zeit noch gar zu sehr auf provisorische Anordnung angewiesen, und desshalb unsere Zurückhaltung. IV. Die übrigen Gruppen der Rhabdocoelen. Was die übrigen familienartigen Gruppen der Rhabdocoelen betrifft, so haben wir nur wenige Bemerkungen hinzuzufügen. Ob die Op istomea mit Opistomum und Monocelis bestehen bleiben werden, lässt sich jetzt nicht entscheiden. Opistomum ist mit Vortex sehr nahe verwandt und dürfte wohl ein¬ mal zu den ATorticinen zu ziehen sein. Dagegen bestehen unverkennbare Bezüge zwischen Monocelis und Pseudostomum. Als Schizostomea hatte ich einige Gattungen zusammengestellt, deren Mundöffnung eine Längsspalte in der Nähe des Vorderendes ohne dahinter liegenden musculösen Schlundkopf. Die Familie kann vor der Hand bestehen bleiben, trotz des Falles der Gattung Schizostomum (vergl. oben Mesostomum fallax). Immer noch nämlich ist in dem angegebenen Sinne Macrosto- mum eine Schizostomee, und zu ihr ist noch Orihostomum Schmidt (Mittelmeer) zu bringen. In der Abhandlung über die adriatischen Rhabdocoelen hatte ich gemeint, dass auch Schizoprora eine Schizostomee sei. In gewisser Bedeutung allerdings, die Mundöffnung von Schizoprora venenosa ist ein Spalt unmittelbar am Kopfende. Diese Lage stimmt aber noch mehr überein mit derjenigen der Gattung Proporus Schmidt, wovon ich, ausser den von mir beschriebenen Proporus cyclops und rubropunctatus , mehrere noch nicht fest bestimmte Arten aus dem Nordmeere und Mittelmeere kenne. Beide Gattungen besitzen das bläschenförmige Gehörorgan und stimmen auch in einer eigenthümlichen, erst noch näher zu untersuchenden Beschaffenheit des Parenchyms, besonders der Hautbedeckung überein, welche z. B. keinen f* 44 Oskar Schmidt. doppelten Contour wahrnehmen lässt. Daher mögen diese Gattungen als Proporinea ver¬ einigt sein. Durchaus eigenthümlich ist Prostomum , ein Name der jetzt nicht nur bedeutungslos, son¬ dern falsch geworden ist, und der später jedenfalls Avieder mit dem von Ehrenberg ein¬ geführten Gyratrix oder Gyrator vertauscht werden muss. Die Gattung ist meiner Ansicht nach von jeder anderen Rhabdocoele weiter entfernt, als sonst zwei beliebige Gattungen von einander, ich möchte selbst Dinophilus und Microstomum mit Stenostomum den übrigen gegen¬ über ausnehmen. Uber die Stellung dieser letzteren hat Schnitze seine Ansichten entwickelt und sie als Proctucha zusammengebracht. Es will mir dies immer noch nicht recht scheinen; in der naturhistorischen Systematik ist nun aber einmal das Übel, dass so oft der eine nicht einzu¬ sehen vermag, was dem Anderen höchst einfach und ausgemacht dünkt. Es fehlt der mathe¬ matische Zwang. Uber den Platz, den Convoluta einzunehmen, ist noch nichts zu sagen, und eben so obdachlos irren meine Vorticeros und Plagiostomum. Beide sind vielleicht Vorticinen; dies behauptet Leuckart wenigstens von Plagiostomum. Wir haben endlich in dieser zusammenfassenden Übersicht an Sidonia elegans Schltze. zu erinnern, die man eine hermaphroditische Nemertine ohne After und Rüssel nennen könnte, was freilich nicht Adel mehr sagt, als ein Gliederthier ohne Glieder. Das Wort, welches dieses Gewirr von Formen in seine natürlichen Unterabtheilungen bannte, ist noch nicht gefunden; und es lässt sich noch nicht absehen, wie weit oder enge die Grenzen zu ziehen sein werden. Wie diese aber auch immer gesteckt werden mögen, ganz nahe an die äusserste Grenze der Rhabdocoelen wird von aussen heran die Naidengattung Aeolosovia E li r b g. treten, die ich nach jahrelangem vergeblichen Suchen endlich in Krakau aus eigener Anschauung kennen gelernt habe. Und somit wird sieh der Wurf Ehr enb erg’s im Ganzen rechtfertigen, der Naiden und Turbellarien zusammenbrachte. V. Zur Verständigung über das Ei der Rhabdocoelen. Seit durch mich nachgewiesen, dass die Bestandtheile des Rhabdocoeleneies in räumlich von einander geschiedenen Drüsen bereitet werden , sind darnach allgemein die Ausdrücke „Keimstock“ und „Dotterstock“ adoptirt und man meint damit, dass der dem Keimbläschen mit dem Keimfleck entsprechende Eitheil in jenem, der Dotter in diesem gebildet würde. Ganz genau ist jedoch diese Auffassung nicht. Verfolgt man in dem Keimstock einer grösse¬ ren Mesostomee (sehr schlecht eignet sich hierzu Mesostomum Ehrenbergii , recht gut das sonst so undurchsichtige Mes. personatum) die Bildung seiner Producte, so sieht man erstens, dass die sogenannten Keime von dem blindsackigen Ende des Keimstockes an bis zum quer- gestrichelten Theile ganz allmählich an Grösse zunehmen. Diese Zunahme besteht einmal in dem wirklichen Wachsen der Elemente des Keimes, dann aber auch darin, dass diese Ele¬ mente nicht gleichzeitig, sondern nach einander auftreten. Im äussersten Ende des Sackes entsteht das Keimfleckkörperchen, das im Verlaufe der weiteren Ausbildung häufig noch eine lichtere Centralstelle erhält. Fast gleichzeitig mit dem Keimfleck bildet sich um ihn herum die lichte Zone, das Keimbläschen. Jedem Beobachter wird es erinnerlich sein, dass Die rliabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 45 sich der hinterste Theil des Keimstockes immer durch seine grössere Blässe von dem vor¬ deren unterscheidet. Port nämlich allein liefen und bilden sich die Eitheile, welche, streu" genommen, den Namen der Keime verdienen und in jeder Beziehung den Keimbläschen der Wirbelthiere und der meisten wirbellosen Thiere gleichen. Um diese Keimbläschen nun häuft sich im unteren Theile des Keimstockes eine äusserst feinkörnige Masse an , so feinkör¬ nig, dass sie meist ganz homogen erscheint, während man in einigen Fällen, z. B. bei Mesosto- mum Ehrenbergii und Vortex scoparius, sieht, dass die hier nicht so sehr dichte Körnchenmenge von einer durchsichtigen Zwischenmasse zusammengehalten wird. Was ist nun diese feinkör¬ nige Masse? Offenbar ein Dotter, nicht der Dotter schlechthin, denn ein zweiter, weit mehr in die Augen fallender Dotter wird ja von den Dotterstöcken gebildet. Ganz analog ist das von Leydig (Lehrbuch der Histologie, 1S57, S. 550) beschriebene Verhalten bei Daphnia pulex. Er sagt: „Die Eikeime, d. h, das Keimbläschen sammt hyaliner Umhüllungsmasse, wuchern von der Basis des schlauchförmigen Eierstockes herauf. Hat dann dieses Gebilde eine gewisse Grösse erreicht, so differenziren sich in der, das Keimbläschen umschliessenden hyalinen Sub¬ stanz die feinen Dotterkörperchen. Hingegen die grossen, grüngefärbten Öltropfen entstehen entfernt und unabhängig von den Eikeimen im oberen Theile des Eierstockes “ Man könnte nun zunächst daran denken, die beiden Dotterarten des Turbellarieneies, denn es gilt dies auch für die Dendrocoelen, entsprächen dem „Nahrungsdotter“ und dem „Bil¬ dungsdotter“ (Reichert). Das ist aber nicht der Fall. Die aus den Dotterstöcken herrührende Masse macht die Furchung mit durch, und ihre äusserste Schichte wird zuerst zur Bildung embryonaler Theile verwendet. Aber hinsichtlich der Befruchtung verhalten sich die beiden Dotterarten, wie mir scheint, ganz verschieden, wie aus meinen im ersten Abschnitte mitgetheilten Beobachtungen an Vor¬ tex pictus hervorgeht. Wir können mit Fug und Recht den feinkörnigen, schon im Keimstock dem Keimbläschen beigegebenen Dotter den Befr uchtungsdotter nennen , indem er mit den Zoospermien in Berührung kommt, ehe der grobkörnige Dotterstockdotter hinzutritt. Er ist also, wenn ich den Vergleich wagen darf, das Ferment, das den übrigen Dotter zur Fur¬ chung anregt. Wir werden auch künftighin, ohne nach dieser Erörterung ein Missverständniss zu befürch¬ ten, die vom Keimstock gelieferten Eitheile den Keim nennen. J) Eben so A über t in seiner Arbeit über Aspidogaste r conchicola. Müll. Arch. 1855. Denkschriften der mathem.-naturw. fl. XV. Bd. Abhandl v NichtmitgL 0. Schmidt. Dip rhabdocoelen Strudelwürmer aus den Umgebungen von Krakau. 46 ERKLÄRUNG DER TAFELN. TAFEL I. Fig. 1. Generationsorgane von Vortex scoparius n. sp. — p. Geschlechtsöffnung; t. Hoden; d. Samenleiter; r. Samenblase; /. Aus" buchtung in der Samenblase, welche der eigentliche Samenbehälter ist; a. die besenförmigen hornigen Begattungsorgane; m. tu', tu". Muskeln, welche sich um den Porus genitalis ansetzen; vi. Dotterstock; g. Iveimstock; s. weibliche Samentascbe ; o. Eihalter; b. Bulbus des von der Geschlechtsöffnung bis zum Dotterstock führenden Ganges. Fig. 2 und 3. Das besenförmige Organ von Vortex scoparius n. sp. Fig. 4. Augen, Schlundkopf und Speicheldrüse von Vortex pictus S c h m i d t. Fig. 5. Schwänzende von Vortex pictus S ch midt. Fig. 6. Yordertheil von Vortex pictus S ch m i d t Hoden ; vi. Dotterstock $ n. Kranz von Zellen, um die Cardia des Magens herumgelegen. Fig. 7. Generationsorgane von Vortex pictus Schmidt; b. körnige Masse unter der Samenmasse in der Samenblase angehäuft. Die übrigen Bezeichnungen wie in Fig. 1. Fig. 8. und 9. Das hornige Begattungsorgan unterhalb der Samenblase von Vortex pictus Schmidt, entsprechend dem besenförmigen Organe des Vortex scoparius. Fig. 10 und 11. Begattungsorgan von Vortex coronarius n. sp. TAFEL II. Fig. 1. J Lesostomum Craci n. sp. ; p- Porus genitalis. Fig. 2. Querdurchschnitt desselben. Fig. 3. Schlundkopf, Schlund und Mageneingang von Mesostomum Craci. Aus dem Schlundkopf ragt das Vordertheil eines Lyneeus hervor; c. Körperwandung; v. Magenwrandung. Fig. 4. Generationsorgane von Mesostomum Craci n. sp. ; p. Geschlechtsöffnung; t. Hoden; d. Samenleiter; a. Körnerdrüse; v. Samen blase; s. bursa copulatrix ; g. Keimstock, s' . receptaculum seminis o. Eihalter. NB. Dieselben Bezeichnungen gelten für Taf. II, Fig. 7 und Taf. III, Fig. 2, 4, 5, 7, S. Fig. 5. Durchschnitt eines Eies von Mesostomum Craci n. sp. Fig. 6. Der Wasserbecher und die beiden Querstämme des Wassersystems von Mesostomum cyathus n. sp. Fig. 7. Generationsorgane von Mesostomum cyathus n. sp. ; e. Mündung des Körnerfaches in den gemeinschaftlichen Ausführungsgang der Samenblase. Übrigens wie Fig. 4. Fig. 8. Mesostomum Wandae n. sp. Fig. 9. Zur Veranschaulichung der Lage des Wasserbechers zum Schlundkopf. TAFEL III. Fig. 1. Yordertheil von Derostomum galizianum n. sp. Fig. 2. Generationsorgane von ibkesostomum personatum Schmidt; u. Ausbuchtung der Geschlechtscloake zur Aufnahme des Halses der Samenblase. Sonst wie Taf. II, 4. Fig. 3. Der in den Grund des Wasserbechers einmündende Schlundkopf von Mesostomum Ehrenbergii; r. Darmwandung. Fig. 4. Generationsorgane von Mesostomum Ehrenbergii Schmidt; i. Ausführungsgänge der Dotterstöcke; k. Erweiterung des Aus- fuhrungsganges unterhall) des Keimsaokes. Sonst wie Taf. II, Fig. 4 und 7. Fig. 5. Generationsorgane von Mesosto mum Wandae n. sp. ; b. Körnermasse; c. Samenmas6e in der Samenblase. Fig. 6. Mesostomum fallax n. sp. Fig. 7. Generationsorgane von Mesostomum fallax n. sp. Fig. 8. Mesostomum trunculum n. sp. Fig. 9. Mesostomum llirudo n. sp. Fig. 10 und 11. Theile des Generationsapparates von Mesostomum llirudo n. sp. Fig. 12. Der Stachel mit den in ihn einmündenden Blasen (a und b) von Prostomum furiostim n. sp. ; m. Muskeln zur Bewegung des Scheidenstieles; m'. Ringmuskel zum Hervorstos6en des Stachels. Fig. 13. Einer der beiden grossen Wassergefässstämme, umgeben von unregelmässigen körnigen Goncretionen, im Hintertheile von Prostomum furiosum n. sp. Ta I’ I o. ScMiiuiclt. Krakauer I’ urhellarirn . ksrliriflrn der k.Akail il Wissen. si'l». m.illii'iii.iialurw I I X\ 1’ni ■&->»- O.St'li in iil I. Krakauer Turbellarien Tal'. II Denkschriften ,1er t.Vkad .1 W.s.seusrh mathen, na Kiew. Cl XVHd.lBJO 0 Schmidt Krnkaiipr Turliellnrien . Tal III " ",ri ’ ' |M|1^ 1 11 r’ ' '^^TMfTrrmi w r , / N , i . iTT7»» » >n T 'f'iiiiiiunmiuv»’ LilLtt.geä.i 1/k.Tt.Hof.u. Sta^itsir ucker ei Denkschriften ier k Akad .d W'issenscli . mathein naturwTLXV Bd.ISnfi Oscar Schir-iit lei. / . Date Due — lyjaii^ *lUi> A * 195j