T II 3 <) HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY ^7»/ ^K C Hf\N g-e: F/oS. Z.0 , I10(p iA DENKSCHRIFTEN KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. SIEBENZEHNTER BAND. V MIT XLVI TAFELN. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTE«. ^~ DENKSCHRIFTEN 7<3-#ö 'K^ ^tt. DEK KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. SIEBENZEHNTER BAND. I WIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 1859. lt,->° + Ef/aVot INHALT, Erste Abtheilung". Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Seite ßeus.s: Zur Kenntniss fossiler Krabben. (Mit XXIV Tafeln.) 1 Petnval: Über die Schwingungen gespannter Saiten 91 Kner: Zur Familie der Characinen. III. Folge der ichthyologischen Beiträge. (Mit birges von Aachen Garton zum XVII. Bande der Denkschriften. 137 183 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern. Luschka: Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica. (Mit III Tafeln.) .... 1 Reichet rd t : Über die Oefässbiindel-Vertheilung im Stamme und Stipes der Farne. Ein Beitrag zur anatomischen und systematischen Kenntniss dieser Familie. (Mit III Tafeln.) 21 /I,-I°f- xT/a^fe INHALT. Erste Abtheilung1. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Seite Reuss: Zur Kenntniss fossiler Krabben. (Mit XXIV Tafeln.) 1 Petzval: Über die Schwingungen gespannter Saiten 91 Kiier: Zur Familie der Characinen. III. Folge der ichthyologischen Beiträge. (Mit IX Tafeln.) 137 Debey und Ettingshausen: Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen und Maestricht. (Mit VII Täfeln.) 183 Zweite Abtheilung\ A b h andlungen von Nicht- Mitgliede r n. & Luschka: Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica. (Mit III Tafeln.) .... 1 Reichardt: Über die Gelassbiindel-Vertheilung im Stamme und Stipes der Farne. Ein Beitrag zur anatomischen und systematischen Kenntniss dieser Familie. (Mit III Tafeln.) 21 INHALT. Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Seite Reim: Zur Kenntniss fossiler Krabben. (Mit XXIV Tafeln.) 1 Petzval: Über die Schwingungen gespannter Saiten 91 Kner: Zur Familie der Characiuen. III. Folge der ichthyologischen Beiträge. (Mit IX Tafeln.) 137 Debey und Ettingshausen : Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen und Maestricht. (Mit VII Tafeln.) 183 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern. Luschka: Der Herzbeutel und die Fascia Endothoracica. (Mit III Tafeln.) 1 Reichardt: Über die Gefassbündel-Vertheilung im Stamme und Stipes der Farne. Ein Beitrag zur anatomischen und systematischen Kenntniss dieser Familie. (Mit III Tafeln.) . . . .' 21 Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Mit 40 Tafeln. ZUR KENNTNISS FOSSILER KRABBEN. WIRKLICHEM M1T0LIEDE DER KAISERL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. PROF. DR AUGUST REUSS, [ITOLIEDE DER KAISERL. AKADEMIE DER WIS (pUL/'iA 23 iVtßoait apßi/c bei* Saf'e^u-A VORGELEGT IN HKK SITZUNG HEU MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSK AM 12. NOVEMBER 1X57. _L)ie fossilen kurzschwänzigen Krebse sind bisher nur von wenigen Seiten zum Gegen- stande genauerer Forschung gemacht worden und ihre Kenntniss ist d esshalb im Vergleiche mit den lebenden Formen sehr weit zurückgeblieben. Aus diesem Grunde ist auch die Zahl der bisher beschriebenen Arten im Verhältniss zu jener der lebenden, so wie der Fossilreste aus anderen Thierclassen, verschwindend klein zu nennen. Überdies gründet sich unsere Kennt- niss der meisten derselben nur auf einzelne mehr weniger unvollständige Bruchstücke, ist daher in jeder Beziehung sehr lückenhaft. Bei den meisten ist es bisher unmöglich gewesen, sie mit Bestimmtheit einer der zahlreichen Gattungen, in welche die lebenden Kurzschwänzer neuerlichst mitunter unnöthiger Weise zersplittert worden sind, zuzuweisen, da die Kauwerk- zeuge, Fühler, Augen und dergleichen feinere Organisationsverhältnisse, die eben zum Ein- theilungsprincipe gedient haben, in den seltensten Fällen fossil erhalten uns vorliegen. Und doch ist es sehr wünschenswerth , wenigstens die nähere Verwandtschaft mit einzelnen der lebenden Typen genauer kennen zu lernen, um auch den fossilen Formen eine bestimmtere Stellung im Systeme anweisen und die successive Entwickelung der verschiedenen Formen- kreise schärfer auffassen zu können. Es dürfte daher jeder auf Thatsachen gegründete Ver- such in dieser Richtung als ein nicht unwillkommener Beitrag zu unserer sich immer mehr erweiternden Kenntniss der fossilen Thierwelt angesehen werden. Als einen solchen Versuch bitte ich vorliegende Arbeit zu betrachten, da sie theils die Beschreibung einiger neuer bis- her unbeschriebener Formen, theils wenigstens die Erweiterung unserer Kenntniss mancher schon lange namhaft gemachten Arten, über welche aber seit Desmarest keine neueren Untersuchungen vorgenommen worden zu sein scheinen, zum Gegenstande hat. Denkschriften der inathem -naturw. Cl. XVII. Bd. 1 o A ugust Reuss. * Dieselbe wurde zuerst angeregt durch zwei neue Cancroiden aus der erst vor kurzem aufgefundenen Mecklenburger Kreide, deren Mittheilung icli der stets bereitwilligen Güte des Herrn Baueon dueteurs Koch in Dömitz verdanke, so wie durch eine neue Art der merkwür- digen Gattung Banina, die mir Herr Prof. Häszlinszky in Eperies während der Wiener Naturforscherversammlung zur näheren Untersuchung gefällig überliess. Nicht weniger wün- schenswerth schien mir die wiederholte Prüfung der sparsamen Brachyurenreste des böhmischen Pläners, welche ich 1845 in meiner Monographie der böhmischen Kreideversteinerungen beschrieben, aber auf irrthümliche Weise mit anderen Arten identificirt hatte. Dazu gesellte sich bald ein noch reicheres Material, das mir von mehreren Seiten zu- strömte, so dass ich meinen Untersuchungen bald einen weiteren Umfang zu geben und die meisten der schon früher beschriebenen Braekyurenarten einer wiederholten Prüfung zu unter- ziehen vermochte. Mein verehrter Freund Herr Dr. Hörn es stellte mir mit der bereitwillig- sten Güte dieSchätze des seiner Leitung unterstehenden k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes in Wien zur Disposition, unter welchen sich besonders schöne Exemplare der Krabben der lombar- dischen Xummulitengesteine, des ägyptischen Nummulitenkalkes, des oolithischen Eisensteines von Sonthofen, des Londonthones der Insel Sheppy, der Tuffkreide von Faxö, und endlieh eine Anzahl trefflich erhaltener Exemplare der in Beziehung auf ihre Lagerstätte noch so räthsel- haften ostindischen Krabben befanden. Nicht minder unterstützte die k. k. geologische Keichsanstalt mit gewohnter Liberalität meine Studien durch Mittheilung zahlreicher Krabbenreste der Umgebungen von Yicenza und Verona, von Sonthofen, aus dem Schliefgraben bei Gmunden, aus dem Jurakalke von Stramberg und Neutitschein in Mähren und aus dem Leithakalke von Brück an der Leitha. Meinem langjährigen Freunde Herrn Prof. Dr. Geinitz in Dresden verdanke ich die Mit- theilung der schönen Dromiojpsis- Arten aus demFaxökalke, so wie Herrn Dr. Krantz in Bonn eine reiche Sendung von Krabbenresten von Sonthofen, von der Insel Sheppy und aus Ostindien. Von letzteren zwei Fundstätten lieferte mir auch das Prager Universitäts-Cabinet einige sehr lehrreiche Exemplare. Endlich mnss ich noch mit besonderem Danke anerkennen, dass durch die freundliche Vermittlung des Herrn Prof. Dr. Beyrieh das kön. Mineralien- Cabinet zu Berlin mir auf die liberalste Weise die Originalexemplare der von Schlotheim beschriebenen und benannten Krabben zur Untersuchung anvertraute, was mir um so erwünschter war, da die Schlot heim'schen Namen in allen seither erschienenen paläon- tologischen Schriften angeführt, aber, da offenbar keine wiederholte Untersuchung und Ver- gleichung der Originalien stattgefunden hatte, auf die verschiedenste und mitunter willkür- lichste Weise gedeutet wurden. Durch die vorgenommene Untersuchung derselben wurde ich in die Lage versetzt, ihnen endlich entweder die ihnen gebührende Geltung zu verschaffen oder, wo dies nicht anging, sie doch auf ihren wahren Werth zurückzuführen. Die schönen und naturgetreuen Abbildungen , die ich meiner Abhandlung beifüge, ver- danke ich durchgängig der Gefälligkeit des Herrn Dr. Julius Sachs hierselbst. Zur Kenntniss fossiler Krabben. I. Die Kurzschwänzer der Kreideformation. Ich gebe hier eine Zusammenstellung sämmtlicher bisher aus den Kreidegebilden beschriebenen Arten, deren Zahl sich auf 15 beschränkt, und füge zugleich 6 neue, mir erst vor kurzem bekannt gewordene Arten hinzu. Von allen sind nur vereinzelte Theile beob- achtet worden, so dass ihre Bestimmung nur eine sehr unsichere sein kann. A. BRACHYÜRA. 1. Cancer scvobiculatns n. sp. (Taf. 1, Fig. 1, 2.) Von dieser Species liegt nur ein sehr fragmentäres Kopfbrustschild und ein Theil des Hinterleibes vor. Bei ihrer schlechten Erhaltung ist es unmöglich zu bestimmen, welcher Unterabtheilung der Gattung Cancer dieselbe angehöre. Die Form des Schildes, der wenig breiter als lang ist, die ziemliche Breite des Interorbitalrandes, so wie die bedeutende Länge des Anterolateralrandes würden den Fossilrest mehr der Gattung Carpilius Leach oder Atergatis de Haan, als der eigentlichen Gattung Cancer in engerem Sinne annähern. Da aber alle zur Entscheidung nöthigen Theile fehlen, muss man sich selbst jeder Vermuthung enthalten. Die Schale scheint nur sehr dünn gewesen zu sein, und ist desshalb an sehr vielen Stellen des Fossiles verloren gegangen. Die geringe Convexität ist ohne Zweifel Folge des stattgehabten Druckes. Der Umriss des Brustschildes ist sehr breit-oval, fast rund, indem die Breite 1-9", die Länge 1*5" beträgt. Der zwischen den Orbitalausschnitten befindliche Stirntheil misst fast 06". Der Band scheint ganz ungezähnt gewesen zu sein. Die Oberfläche bietet keine besonderen Hervorragungen dar. Am deutlichsten sind zwei Furchen, welche den hinteren Theil der Medianregion — die Herzgegend Desmarest's — seitlich begrenzen und von denen dann sehr schwache Furchen herabsteigen,, die die Mitte der Hinterregion von ihren Seitentheilen abgrenzen. Ebenso erkennt man die sehr schwache Furche, welche, sich schräg nach vorne und aussen gegen den wenig ausgesprochenen Winkel des Seitenrandes erstreckend, die Branchialgegenden von den Posterolateralgegenden scheidet. Nur theihveise unterscheidet man die Furchen zwischen der Genitalgegend und den Bran- chialgegenden. Die anderen Regionen sind äusserlich nicht abgegrenzt. Die ganze Schalenoberfläche ist mit feinen seichten Gruben bedeckt, die im mittleren Theile des Schildes am grössten sind. Die Zwischenräume derselben tragen dagegen äusserst feine Körnchen. Auf einem zweiten vorliegenden Handstücke befinden sich neben anderen nicht bestimm- baren Trümmern Theile des Hinterleibes, der seiner Breite wegen offenbar von einem weiblichen Individuum abstammt. Man erkennt ein Stück des triangulären Endgliedes, das ganze vor- letzte Segment, das bei einer Breite von 065" eine Länge von 025" besitzt, während die ebenfalls erhaltenen folgenden drei Segmente bei gleicher Breite nur 015", Ol" und 0*075" lang sind. Die Grübchen ihrer Oberfläche sind viel kleiner und stehen sehr zerstreut: die Körner scheinen ganz zu fehlen. Beide Exemplare wurden von dem Herrn Bauconducteur Koch im Pläner von Bastorf in Mecklenburg gefunden und mir gefälligst mitgetheilt. i* 4 August Reuss. 2. filyphilhyreus formosu« nov. g. et sp. (Taf. 2, Fig. 1—3.) Dass das einzige bisher gefundene fragmentäre Exemplar dieses zierlichen Brachyuren zur Abtheilung der Cancrideen und zwar zur Gruppe der Xanthideen gehöre, unterliegt trotz des Mangels der wichtigsten Panzertheile keinem Zweifel. Abgesehen von den übrigen Merkmalen deutet schon die verhältnissmässig grosse Breite der Stirne darauf hin. Von Dana werden neuerdings die Xanthideen in zwei, wie er selbst gesteht, nicht scharf von einander abgegrenzte Abtheilungen geschieden: die eigentlichen Xanthinen und die Chloro- dinen, je nachdem die Finger zugespitzt oder löffeiförmig ausgehöhlt sind. Zu welcher dieser zwei Gruppen unsere Krabbe zu zählen sei, muss unentschieden bleiben, da von den Füssen keine Spur erhalten ist. Noch weniger kann man unterscheiden , welcher der zahlreichen Gattungen und Untergattungen — zum Theile von sehr untergeordneter Bedeutung --, in welche die Xanthideen jetzt aufgelöst worden sind, dieselbe angehöre. Denn die Verhältnisse der Mundtheile, der Antennen und der Augenhöhlen , auf welche diese Abtheilungen haupt- sächlich basirt sind, können an dem fossilen Exemplare nicht wahrgenommen werden. Da man dasselbe aber nicht mit den typischen Cancer-Arten zusammenwerfen darf, und in Betreff des Brustschildes auffallende Abweichungen von den anderen lebenden Gattungen vorhanden sind, so bleibt wohl nichts übrig, als es vorläufig zu einem besonderen Genus zu erheben dessen Stellung sich später bestimmter ergeben wird, wenn vollständigere Exem- plare in unsere Hände gelangen. Da bisher eine einzige Species, der ich den Namen Glyplüthyreus formosus beilege, vorliegt so kann ich füglich die Charaktere der Species mit jenen der Gattung in demselben Bilde vereinigen. Der o-efundene Rückenschild besitzt eine Breite von 0-9" bei 0-55" Länge. Seine grösste Breite befindet sich wenig vor der Mitte der Länge. Er ist queroval-vierseitig, und von rechts nach links nur sehr wenig convex. Ebenso ist der hintere Theil kaum gewölbt. Der vordere dacht sich aber gegen die Stirne ziemlich stark ab. Der Vorderrand stellt einen weiten flachen Bogen dar. Der zwischen den Augenhöhlen gelegene Stirntheil misst 0-275" und beträgt daher das Drittheil der Gesammtbreite des Schildes. Er zeigt beinahe keine Lappen; nur in der Mitte verlängert er sich in eine kurze herabgebogene Spitze , die der seichten Furche entspricht , welche den vorderen Theil der Stirngegend in zwei sehr flache quere Höcker theilt (1/nach Dana) 1). ii Zum leichteren Verständniss füge ich hier nach D an a.'sExploring Expedition I das Schema der einzelnen Regionen des Brachyurenschildes bei. 1. Anterior portion. a. medial region. a. frontal region. 1 f. frontal margin. 2 f. a promi- nence posterior tothe front. ,i. Medial region. 1 m. praemediai 'region. 2 m. extra- medial region, 3 m. miramedial region. I m. postmedial region. b. Anterol aleral regions (1 I. 'J I, '.' / //. Posterior portion. a. Posterolateral regionsflr, 2r, 3rJ. b. posterior region (p). lp. cardiac reg. of Desmarest. 2p. simple or double ii<- stinal reg. of Desmarest. III. Orbital region (o). Zur Kenntniss fossiler Krabben. 5 Die Seitenränder in ihrem vorderen Theile schräg nach aussen, im hinteren sehr steil nach abwärts steigend. Der erstere zeigt nur 4 deutliche Zähne, von denen der vorderste, am äussersten Augenhöhlenwinkel gelegene spitz ist und stark hervortritt. Der zweite ist sehr undeutlich, der dritte und vierte sind breit, dick, gerundet, höckerartig. Die Orbitalausschnitte weit und tief. Der Hinterrand des Brustschildes fast gerade, ziemlich lang. Die einzelnen Regionen treten an der Oberfläche knotig hervor. Die mittlere Eegion (Des mar est's Genital- und Herzgegend und ein Theil der Magengegend) ist durch Furchen in mehrere Abtheilungen geschieden. 4 in und 3 m (Dana's) sind durch Verschwinden der zwischenliegenden Querfurche in eine starke deltoidische Erhabenheit verschmolzen, welche vorne in eine in der Mittellinie liegende schmale, etwas niedrigere Erhöhung ausläuft. — 2 m stellt jederseits einen breiten unregelmässig-vierseitigen Höcker dar, von dessen vorderem Theile nach innen hin durch eine Verticalfurche ein schmales Stück theil weise abgegrenzt erscheint, welches vorne mit 1 m zusammenfliesst. Durch eine breite tiefe Furche ist von der Medialregion auf beiden Seiten die Antero- lateralregion (Branchialregion) geschieden. Sie zerfällt durch breite und tiefe Einsenkungen in mehrere starke Höcker, einen hinteren schief-triangulären, der, vorne und aussen breit, hinten und innen in eine schmale Zunge ausläuft. Er ist durch Verschmelzung von 5 l und 6 l entstanden. Ein anderer runder starker Höcker liegt vor diesem und repräsentirt die vereinigten 1 l, 2 l und 3 l Dana's. Ein kleinerer Höcker endlich (4 l) befindet sich nach aussen oberhalb des letzten Seitenrandzahnes. Die Orbitalregion stellt einen schmalen flach erhabenen bogenförmigen Saum um die Augenhöhlenausschnitte dar und wird von der dahinter liegenden Extramedialregion durch eine sehr seichte Einsenkung getrennt. Die kleine Hinterregion {reg. hepatique ■posterieure Des mar.) schmilzt mit den hinteren Seitenregionen, an denen sich eine undeutliche Trennung in 3 Höcker (1 r, 2 r und 3 r) wahr- nehmen lässt, zu einer queren flachen Erhabenheit zusammen. Sie wird durch eine breite, aber sehr seichte Querfurche von der Mittelregion abgegrenzt. Diese Furche ist aber in der Mitte sehr undeutlich ausgesprochen, so dass der Mitteltheil der Hinterregion (1 p) mit der Post- medialregion (4 m) fast verschmilzt. Die Oberfläche aller beschriebenen Erhöhungen ist mit gedrängten sehr kleinen Körnern bedeckt, die desto deutlicher und grösser hervortreten, je mehr die Erhöhung der Region selbst ausgesprochen ist. In der Regel sind sie rund, nur in den Extramedialgegenden, der mittleren Hintergegend und in den hinteren Branchialgegenden sind sie in schräger oder querer Richtung etwas in die Länge gezogen; in der letztgenannten Region fliessen sie sogar theilweise zusammen. (Dieser Umstand ist in der Zeichnung übersehen worden.) . Die zwischen den einzelnen Erhöhungen befindlichen Vertiefungen dagegen bieten diese Körnerverzierung nicht dar, sondern sind, besonders die tieferen, ganz glatt und eben. Nur die sehr seichten Depressionen haben noch einzelne viel kleinere Körner aufzuweisen. Wohl aber bedecken sie einen schmalen Saum rings um den ganzen Rückenschild. Auf der Unterseite des vorliegenden Fossilrestes beobachtet man nur Bruchstücke der hintern vier, durch deutliche Quernäthe geschiedenen Segmente des Sternums, welche ebenfalls mit sehr feinen runden Körnchen besetzt sind. Vom Hinterleibe und den übrigen Theilen ist nichts erhalten. (5 August Beuss. Im vorderen Theile der Unterseite sieht man noch zum Theile die Verbindung des unteren mittleren Theiles der Stirne mit der Medianverlängerung des unteren Bogens des zweiten Brustrino-es, so wie Bruchstücke des vordersten Theiles der äusseren Kieferfüsse. Das bisher einzige Exemplar wurde ebenfalls vom Herrn Baueonducteur Koch in Dömitz in dem Pläner von Bastorf in Mecklenburg aufgefunden. 3. i*olycneinidium ') pustulosum nov. g. et sp. (Taf. 3, Fig. 1.) Dromüites pustulosus Reuss, Kreideversteinerungen Böhmens I, p. 15, Taf. 7, Fig. 29 (ic. mala). Von dieser Species liegt nur ein Cephalothorax vor, der aber ziemlich wohlerhalten ist. Nur die linke Hälfte ist etwas niedergedrückt und von der Stirne, welche mehr verlängert war als sie in der Abbildung erscheint, ist der vorderste Theil quer abgebrochen. Her Brustschild hat eine undeutlich- vierseitige Gestalt mit stark convexen Seitenrändern und kömmt im Umrisse im Allgemeinen mit jener mancher Eriphien, z. B. der Er. gonagra überein. Er ist, wie bei den Xanthiden überhaupt, nur wenig gewölbt, sowohl der Länge als der Quere nach. Die Länge beträgt 0-42", die Breite 0-65". Die Stirn scheint wenig vorgezogen gewesen zu sein und in der Mitte durch eine schmale ziemlich tiefe Längsfurche getheilt. Die Augenhöhlen massig gross. Ihre äusseren Winkel stehen 0-3" von einander ab. Ob sie auch innen vollkommen geschlossen waren, wie bei Rüvpelia, Ervphia u. s. w., oder ob sie sich dort in einer Spalte öffneten, wie bei den meisten übrigen Brachyuren , kann an dem vorliegenden Exemplare nicht mit Sicherheit erkannt werden. Doch ist das Letztere wahrscheinlicher. Die Seitenränder sind, in gerader Linie gemessen, 0*4:2" lang, aber stark nach aussen gebogen. Die Krümmung tritt besonders im vorderen, 0*3" langen Theile derselben hervor. Der hintere, mehr geradlinig nach hinten und innen verlaufende Theil ist beinahe um das Drittheil kürzer (02"). Der vordere Theil zeigt 5 Zähne, die alle nicht stark hervortreten, am wenigsten die zwei hinteren, welche an der Basis breiter, kürzer und mehr gerundet sind. Beide Theile des Seitenrandes stossen in einem sehr stumpfen und abgerundeten, wenig vorgezogenen Winkel zusammen. Lei- Hinterrand ist verhältnissmässig lang (0-3") und zeigt jederseits eine seichte Ein- biegung. Die Oberfläche des Brustschildes zerfällt deutlich in drei hinter einander liegende und durch Querfurchen geschiedene Abtheilungen, die wieder viele sehr stark hervortretende, meist rundliche grössere und kleinere Höcker darbieten. Die hinterste dieser Regionen ist am ein- fachsten gebildet. Sie zeigt in der Mitte (Desmarest's hinterer Leberregion) einen breiten, aber ziemlich lachen, im Umrisse fast rhomboidalen Höcker , hinter welchem die Schale niedergedrückt ist. Durch eine breite Furche wird er jederseits von einem an der hinteren Seitenecke des Schildes liegenden, unregelmässiger begrenzten Höcker getrennt. Von der Mittelregion wird die hintere Schildgegend durch eine Querfurche geschieden, die, wo sie den Mittelhöcker zunächst nach vorne begrenzt, schmal und seichter ist, nach aussen sich aber bedeutend ausbreitet und vertieft. 1 1 \ oß xoÄug und xvqfitdtov collieulus. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 7 Der mittlere Theil der mittleren Abtheilung desRuckenschild.es ist kurz und sattelförmig vertieft und steigt vorwärts zu einem flachen Höcker nur allmählich an. Von ihm verlaufen jederseits zwei parallele schmale und ziemlich tiefe Furchen schräg nach aussen und vorne, deren vordere bald endigt, während die hintere, wenn auch seichter werdend , sich weiter nach aussen fortsetzt. — - Die Branchialgegenden haben eine bedeutende Ausdehnung und werden besonders nach aussen hin sehr breit. Neben dem vorher beschriebenen vertieften Mitteltheile — der Herzgegend — erhebt sich zuvörderst ein etwas schräger, von vorne nach hinten zusammengedrückter Höcker zu ziemlich bedeutender Höhe. In seine hintere Abdachung schneidet die hintere der vorerwähnten zwei kurzen Furchen ein. Nach aussen dem Schild- rande zunächst liegt ein zweiter, ebenfalls hoher, im Umfange rundlicher, etwas zugespitzter Höcker, vom vorigen durch eine ziemlich tiefe Einsenkung geschieden. Ein ähnlicher etwas kleinerer Höcker befindet sich vor dem zweiten, nach innen neben dem dritten Zahne des Seitenrandes. Diese Höcker entsprechen den Feldern 5 l, 4 / und 1 / der Dana'schen Antero- lateralregionen. Die Grenze zwischen den Branchialgegenden und der Vorderregion des Brustschildes wird durch eine sehr deutliche schmale aber tiefe Furche bezeichnet, die von der vorderen Seitenecke der Herzgegend schräge und etwas winklig gebogen nach aussen und vorne geo-en das vordere Ende des Seitenrandes verläuft, in geringer Entfernung davon aber sich plötzlich unter fast rechtem Winkel gerade nach aussen umbiegt und den Hand unmittelbar vor dem dritten Seitenzahne erreicht. Die Furche fällt schon dadurch in die Augen, dass ihr Grund ganz eben und glatt, der ganze übrige Cephalothorax aber gekörnt erscheint. Die Genitalregion ist klein und besteht aus einem rundlichen Höcker, vor welchem eine seichte Furche entsteht , die bis an den Stirnrand verläuft. Nach aussen grenzt daran jederseits ein kleiner in die Länge gezogener Höcker , welcher auswärts wieder eine Längsfurche neben sich hat. Desto ausgedehnter sind dagegen die Magengegenden von trapezoidaler Gestalt. Jede trägt zwei scharf ausgesprochene runde Höcker, deren grösserer sich unmittelbar neben dem vorderen schmalen Theile der Genitalregion erhebt, der zweite kleinere aber nach aussen davon zunächst dem äusseren hinteren Winkel der M äffen o-eo-end lieo-t. Die vorderen Lebergegenden sind sehr klein und werden durch den umgebogenen Theil der vorderen Querfurche rückwärts begrenzt, während sie durch eine andere seichtere Furche von den Orbitalgegenden geschieden werden. Sie zeigen zwei Höcker, einen hinteren grösseren und einen vorderen sehr kleinen, die den beiden Seitenrandzähnen , welche in den Bereich dieser Region fallen, entsprechen. Die Orbitalgegend ist nur sehr kurz und flach und wird durch eine kurze Länosfurche von der breiten Stirngegend gesondert. Der Brustschild schlägt sich in dem kielartig scharfen Seitenrande unter fast rechtem Winkel nach unten um. Von den an der Unterseite des Körpers liegenden Theilen ist an dem Fossilreste nichts erhalten. Die ganze Oberfläche des Brustschildes, mit Ausnahme der schon erwähnten vorderen Querfurche ist mit runden Körnern von sehr verschiedener Grösse bedeckt. Die kleinsten stehen auf der Höhe der zahlreichen Höcker und sind dort zugleich am dichtesten zusammen- gedrängt. Die grösseren erscheinen hin und wieder eingemengt, am häufigsten im hinteren Theile des Brustschildes. g August Reuss. Das beschriebene Exemplar wurde von mir im thonigen Planer von Hochpetsch bei Bilin gefunden. Der von demselben Fundorte stammende, in meiner Monographie der böhmischen Kreideversteinerungen Taf. 7 , Fig. 26 abgebildete ßrustschild eines Brachyuren — wohl ebenfalls aus der Gruppe der Xanthiden — ist an den Rändern, besonders den Seitenrändern, zu unvollständig erhalten, als dass ich ihn näher beschreiben könnte. Offenbar aber gehört er einer von Polycnemidium pustulosum, mit dem ich ihn 1. e. irrthümlich identificirte , ganz ver- schiedenen Art an. 4. Etyus Martini M a n t. Medals of Geol. p. 532, f. 2. Von Mantel! (the Fossils ofihe South-Downs 1822, p. 97, t. 29, f. 11, 12) werden aus dem blue chaücmarl von Sussex Bruchstücke eines Brachyuren angeführt, welche von Leach zu seinem Genus Etyaea gezogen werden. Der Cephalothorax hat die quere Form von Xantho. Näheres ist darüber nicht bekannt geworden. 5. M*odopilumnus Fittoni M'Coy. .1/;«. and Mag. of Nat. Ilist. 2d ser. IV, j>. 165, c. icone. Aus dem Grünsande von Lyme Regis. Die Gattung wird dem lebenden Genus Püwnvnus und Galerie de Haan und insbesondere der G. Natalensis Krauss verglichen. 6. JRotlopilutnnns peruvianus d" O rb. sp. Aus Schichten der Cordilleren, die ebenfalls der Kreideformation angehören dürften. "Wurde von Orbigny (Voyage dans HAmer. merid. Paleontologie, p. 107, t. 6, f. 17) unter dem Namen Portunus peruvianus d'Orb. beschrieben und von MCoy später zu seinem Genus Podoipilumnus gezogen. 7. iteussia Bucht Rss. sp. Tal'. 2, Fig. i.) l'odophthalmus Buchi Rss. Die Kreidcverstcinerungen Böhmens, 1845, I, p. 15, Taf. 5, Fig. 50. Der Brustschild quer-oval, 1-1" breit und Oö" lang, massig gewölbt und durch einzelne starker entwickelte Regionen uneben. Die grösste Breite liegt wenig hinter der Mitte und wird durch die in Form einer ziemlich starken Spitze vorragenden Seitenwinkel bezeichnet. Der Vorderrand bildet einen flachen Bogen und ist mit 5 schwachen Zähnen besetzt, wodurch er gekerbt erscheint. Die sehr schwach eingebogenen hinteren Seitenränder nur wenig kürzer als die vorderen. Der Hinterrand fast gerade und nur 0*34" lang. Die Stirn einen schmalen, wenig vorgezogenen, in der Mitte der Länge nach vertieften Lappen bildend. Die Augenhöhlen genähert, massig gross. Die beiden Querfurchen , welche die Oberfläche des Brustschildes in drei Abtheilungen scheiden, im grössten Theile ihrer Länge nur durch feine vertiefte Linien angedeutet. Die Genitalregion (3 m) nur klein, ein vorne in einen langen Schnabel auslaufendes Dreieck bildend, das von den seitlichen Magengegenden (2 m) nur durch seichte, vorne in der medianen Stirnfurche zusammenlaufende Furchen geschieden wird. Die beiden Magen- enden ziemlich gross, schief-eiförmig, mit vorwärts gerichtetem schmälerem Ende. Sie werden durch sehr deutliche Furchen von den "vorderen Lebergegenden, welche gar nicht Zur Kenntniss fossiler Krabben. 9 gewölbt, vielmehr etwas eingedrückt sind und allmählich gegen die vorderen Seitenränder abdachen, getrennt. Hinten werden sie durch die vordere Querfurche begrenzt, welche nur als schmale aber scharfe vertiefte Linie auftritt, in der Mitte einen schwachen rückwärts gerich- teten Bogen bildet, an den Seiten aber sich zuerst nach vorne biegt, dann fast gerade auswärts läuft und oberhalb des Seitenwinkels in der Gegend des letzten Randzahnes ausmündet. Hinter der Genitalgegend ragt die Mitte des Brustschildes — die Herzgegend — stark hervor in Gestalt eines sattelförmig beiderseits abfallenden Höckers. Sie bildet den erhabensten Theil des ganzen Schildes und hat neben sich auf jeder Seite eine tiefe Depression , welche sie von der Branchialgegend scheidet. Die Branchialgegenden werden in ihrem vorderen Theile von einem stumpfen, aber stark vorragenden Kiel durchzogen, welcher nur wenig hinter der Nackenfurche vom hinteren Ende der Magengegenden fast quer nach aussen zum Seitenwinkel des Brustschildes verläuft. Im hinteren Theile dagegen erstreckt sich eine schwache, nur nach aussen deutlicher werdende Furche schräg nach hinten und aussen und sondert sie gleichsam in zwei Theile. Die Hinterregion des Schildes endlich ist sehr kurz, in der Mitte viel weniger erhaben als die vor ihr liegende Herzgegend, an den Seiten aber durch eine seichte Depression begrenzt, die von der früher erwähnten tiefen Grube jederseits rückwärts verläuft. Die Oberfläche des glänzend schwarzen Schildes ist mit kleinen entfernten seichten Grübchen besäet, zwischen denen noch viel kleinere vertiefte Punkte stehen. Vergleicht man unsere Species mit der von M'Coy beschriebenen und abgebildeten Reussia granosa (M'Coy in Ann. and Mag. of Xat. Rist. 2d ser. XIV, 1S54, j). 120, t. 4, f. 4) aus dem oberen Grünsand von Cambridge, so überzeugt man sich, dass sie trotz der sogleich in die Augen fallenden zahlreichen Abweichungen doch in den Hauptzügen damit übereinstimmt und daher zu derselben Gattung gehört, was übrigens schon von M'Coy zuerst hervorgehoben wurde (1. c. pag. 121). Ebenso wird man mit dem Ausspruche desselben Gelehrten einverstanden sein , dass der Fossilrest zwar einem wahren Brachyuren angehöre, aber nicht dem Genus Podoplitlialmus , mit welchem ich ihn früher, wenn auch zögernd, ver- band (1. c. pag. 15), zugerechnet werden könne, da die von M'Coy bei Reussia granosa beobachtete Beschaffenheit der Augenhöhlen damit im Widerspruche steht. Welche Stelle aber die neu errichtete Gattung in der umfangreichen Ordnung der Cancroiden einnehmen müsse, kann bei der so mangelhaften Erhaltung des Fossilrestes nicht entschieden werden, obwohl es nicht in Abrede gestellt werden kann , dass sie in Beziehung auf den Umriss und die übrige Beschaffenheit des Brustschildes noch am meisten mit der Familie der Portuniden und im Bereiche derselben mit der Gruppe der Lupeaceen übereinkomme. Von Lupea selbst würde sie jedoch durch die geringere Anzahl von Zähnen (5) an den vordem Seitenrändern abweichen. Gewissheit wird freilich erst dann erreicht werden können , wenn es gelingen sollte, sich zu überzeugen, dass das letzte Fusspaar Schwimmfüsse seien, ein Umstand, mit welchem das Vorkommen in einer- reinen Meeresformation, in Begleitung von lauter Pesten unzweifelhafter Meeresthiere, wenigstens nicht im Widerspruche steht. 8. Reussia gtutnosa M'Coy. Ann. and Mag. of Nat. Uist. 2d ser. XIV, 1854, jj. 121, t. 4, f. 4. Aus dem oberen Grünsand von Cambridge, von der vorigen Species schon durch die rauhkörnige Oberfläche des Brustschildes verschieden. Denkschriften der mathem. -natura. Ol. XVII. Bd. - 10 August Reuss. 9. Reussia granulosa. Eine dritte Species, R. granulosa, in der Universitätssammlung von Cambridge, wird von M'Coy (I.e. p. 122) nur namentlich angeführt. Sie soll durch die gleichmässige sehr feine Körnung der Schalenoberfläche ausgezeichnet sein. 10. Platypodia Oweni Bell. Unter diesem Namen führt Bell in Dixon, the Geology and Fossils of ihe tert. and cret. formations of Sussex 1850 , p. 845, den Brustschild eines Brachyuren aus der weissen Kreide von Sussex an, und gibt 1. c. Taf. 38*, Fig. 9, eine ziemlich ungenügende Abbildung davon. Eine nähere Beschreibung wird nicht geboten. Eine Vergleichung der Abbildung lässt in Betreff der Conformation des Brustschildes, besonders der zwei Querfurehen desselben, auf eine grosse Analogie mit Reussia schliessen. 11. Stephanometopon granulatum Bosquet. Monogr. des Grust. foss. du terr. cret. du Ducke' de Luxembotcrg, 1854, p. 136, t. X, f. 12. Aus der Bryozoenschichte des Maestrichter Kreidekalkes und St. Petersberges und von Ciply. Diese, wie es scheint, nur nach sehr unvollständigen Exemplaren aufgestellte neue Gattung und Species wird von dem Gründer derselben zu den catametopen Brachyuren gebracht und mit den von einander sehr weit abstehenden Gattungen Ocypode, Uca und Myctiris verglichen. Nach der vorliegenden Zeichnung des Fossiles ist es unmöglich, eine Ähnlichkeit mit den genannten Gattungen zu entdecken. Trümmer, wahrscheinlich derselben Art, die ich aber für ungenügend zur Aufstellung einer Species und noch viel mehr einer Gattung halten musste, habe ich im Plänermergel von Luschitz in Böhmen gefunden. 12. Dromilites (?) Vbaghsii Binkhorst. Verhandlungen des naturhist. Vereines d. preuss. Itheinlande und Westph. 14. Jahrg. 1857, p. 109, Taf. 6, Fig. 3. In der obersten Bryozoenschichte von Falkenberg. Ist von Dromilites offenbar ganz ver- schieden und bildet den Typus einer besonderen Gattung, die wohl der Abtheilung der Viereckkrabben angehört. B. ANOMOURA. a. ÜROMIACEA. 13. Rroiuiopsis rugosa Schloth. sp. (Taf. 3, Fig. 2, 3 ; Taf. 5, Fig. O.j Brackyurt'tes rugosus Sc h lo theim, Nachträge zur Pctretactenkunde, p. 23, Taf. 1, Fig. 2, a, b. — Quenstedt, Petrefactenkunde p. 263, Taf. 20, Fig. 3 (icon. mala). — Dromilites rugosus Geinitz, 1 juadersandsteingebirge Deutschlands, ]>. 98. — Bronn, Lethaea 3. Aufl. II, 2, p. 358. Ymi dieser Species liegen, wie von den folgenden drei, fast nur Steinkerne vor, die aber wegen der compacten Beschaffenheit ihrer Masse die feinsten Sculpturdetails der Innenseite des Cephalothorax wiedergeben. Die Schale selbst ist in eine nur noch stellenweise ansitzende zerreibliche weisse kreideartige Masse umgewandelt. Der Kopfbrustschild, der einzige im Fossilzustande erhaltene Theil, im Umrisse rundlich, undeutlich fünfseitig, vmi einer Seite zur anderen gewölbt, noch mehr aber nach vorne gegen Zur Kenntniss fossiler Krabben. 11 die Stirne hin abschüssig; der hintere Theil dagegen fast flach. Länge und Breite des Schildes sind einander fast gleich (wie 1" : 0-95"). Die Stirne bildet zwischen den tief ausgeschnittenen und genäherten schrägen Augenhöhlen einen stark vorgezogenen, hinabgebogenen triangulären Lappen, der in der Mitte eine tiefe Längsfurche zeigt und an der Basis oft jederseits mit einem kleinen Zahne versehen ist. Auch nach aussen werden die Augenhöhlen von einem grossen spitzigen, einwärts gerichteten Zahne begrenzt. Der vordere Seitenrand ist viel länger als der beinahe geradlinige hintere. Er ist mit ungleichen höckerartigen Zähnen besetzt und biegt sich unter fast rechtem Winkel nach hinten um. Einige, mit Ausnahme des ersten, unmittelbar hinter der hinteren Querfurche stehenden, nur sehr kleine Zähne zieren auch den vorderen Theil des Posterolateralrandes. Der Verbindungsrand mit dem Hinterleibe ist kurz (0'35"), etwas gebogen. Die Oberfläche des Cephalothorax wird durch zwei starke Querfurchen, die auch auf seine Unterseite fortsetzen, in drei Abtheilungen gesondert. Die hintere Furche scheidet die Hinter- region von der Medianregion und den Anterolateralregionen. In ihrem Seitentheiie verläuft sie fast gerade von aussen nach innen, gegen die Mitte hin biegt sie sich rückwärts und stösst unter spitzigem Winkel mit jener der entgegengesetzten Seite zusammen. Sie umschliesst, sehr seicht werdend, dort zunächst den hinteren Theil eines pentagonalen Feldes mit rückwärts gerichteter Spitze und trennt dasselbe von der breit- aber niedrig-dreiseitigen hinteren Medianregion, so wie von den bogenförmigen, schwach gewölbten Posterolateralregionen (r). Das fünfseitifi-e Feld — die Iierzreg-ion — ist am Vorderrande und den vorderen Seitenecken niedergedrückt, während der hintere Theil zu einem flachen, fast rhomboidalen Höcker ansteigt, auf dem drei rundliche sehr kleine Höckerchen sich befinden, die Endpunkte eines mit der Spitze rückwärts gewendeten Dreieckes bezeichnend. Der hinterste steht gerade im hinteren Winkel des Pentagons. Die zwischen den beiden Querfurchen liegende mittlere Abtheilung des Brustschildes wird, nebst der schon vorerwähnten Herzgegend, durch die Postmedialregion (4 m) und die verhältnissmässig sehr kleinen vorderen Seitenregionen (/, Branchialgegenden) gebildet. Die erstere stellt eine schmale trapezoidale , hinten vertiefte Fläche dar, die im vorderen erhabenen Theile mit kleinen unregelmässigen Vertiefungen und Höckern bedeckt ist. Durch ihr Zusammenstossen mit der vorne deprimirten Herzregion entsteht in der Mitte des Cephalothorax eine merkbare sattelförmige Einbiegung. Die Seitenregionen zerfallen durch eine Längsfurche in zwei Hälften, deren innere wieder durch eine Querfurche in zwei reetanguläre Höcker getheilt wird (2 l und 5 V) , von denen der vordere an manchen Exemplaren besonders stark vorragt. An anderen dagegen sind beide flach und dann erscheinen die trennenden Furchen, besonders die Längsfurche, nur seicht (Taf. 5, Fig. 6). Die vordere tiefe Querfurche — Nackenfurche — durchzieht den Brustschild der ganzen Breite nach und scheidet dessen mittlere Abtheilung von der vorderen. Sie läuft dem Rande zunächst quer von aussen nach innen, biegt sich aber allmählich nach hinten, so dass dadurch ein sehr stumpfer rückwärts gerichteter Lappen in der Mitte der Vorderregion gebildet wird. Er umfasst die deltoidische, nach vorne in eine lange schmale Spitze auslaufende Genital- region (3 ro), die gewöhnlich durch keine besondere Wölbung hervortritt und seitlich durch sehr schwache Furchen begrenzt wird. Im hinteren Theile ist sie durch eine Längs- 1 2 A ngust Ben ss. furche in zwei Höcker gesondert, die an manchen — vielleicht durch Alter oder Geschlecht verschiedenen — Individuen stärker hervorragen (Taf. 5, Fig. 6). Dann pflegt auch der vordere schnabelförmige Fortsatz von dem hinteren breiteren Theile durch schmale Furchen geschieden zu sein. Die vordere Spitze der Genitalregion wird an manchen Exemplaren jederseits von einer schmalen ziemlich hohen höckerigen Leiste begleitet, die von ihr durch eine breite und tiefe Furche geschieden ist und vorne zu einem scharfen etwas höheren Höcker emporsteigt (Taf. 5, Fig. 6). An weniger gewölbten Exemplaren treten nur diese zwei Höcker schwach und o-erundet hervor, während von der von ihnen ausgehenden hinteren Leiste nichts wahr- zunehmenist (Taf. 3, Fig. 2). Vor den genannten Höckern erscheint die Stirnregion, besonders in der Mitte, etwas vertieft bis an den zum schwachen Wulst erhobenen Stirnrand. Auch neben dem hinteren Winkel der Genitalregion liegt jederseits ein mitunter ziemlich stark hervortretender Höcker, der den angrenzenden, sich gegen den Band hin gleichmässig abdachenden Theil der Leber- und Augenhöhlengegend nicht unbedeutend überragt (Taf. 5, Fig. 6). In anderen Fällen tritt er dagegen kaum hervor (Taf. 3, Fig. 2). Auch in der Beschaffenheit der Oberfläche gibt sich manche Verschiedenheit zu erkennen. Die Körner, mit welchen sie bedeckt ist, sind bald klein, rundlich, bald erheben sie sich zu etwas grösseren spitzigen, warzenartigen Höckern. Am meisten sind sie im mittleren und vorderen Theile des Brustschildes entwickelt, am wenigsten in dem vertieften Theile der Herzregion und in den Querfurchen, die beinahe glatt zu sein pflegen. Desto auffallender erscheinen einige isolirt und sehr symmetrisch darin stehende runde Körner und zwar zwei neben einander am hinteren Winkel der Genitalregion zu beiden Seiten der Mittellinie, und ferner die drei schon früher erwähnten im Dreieck stehenden Körner auf dem pentagonalen Felde der Herzregion, von denen das hintere sich aber bei grösseren gewölbteren Individuen zu einem wahren Höcker zu entwickeln pflegt. Die letzteren sind jedoch nur auf den Steinkernen sichtbar. Bei Indi- viduen, deren Schale erhalten ist, erscheint diese Region ganz mit ungleichen, zum Theile spitzigen Höckerchen bedeckt (Taf. 5, Fig. 6). An der hinteren Abdachung der Genitalregion bemerkt man jederseits ein schmales quer-ovales Feld, das, von der Umgegend sehr abweichend, mit kleinen sehr unregelmässinen Erhabenheiten dicht überdeckt ist. Auf dem Grunde der hinteren Querfurche dagegen und in den inneren Seitenfurchen der hinteren Bramhialgegenden beobachtet man kleine seichte Vertiefungen, die der Oberfläche ein zelliges Ansehen ertheilen1). Die eben beschriebene Species, welche häufig in dem oberen Kreidekalke der Insel Faxö vorkömmt, ist seit lange bekannt und schon von Sehlotheim charakterisirt und abgebildet worden. So weit man aus den wenig zuverlässigen Charakteren, welche der allein erhaltene Kopfbrustschild darbietet, schliessen darf, gehört sie offenbar zu den Dromiaceen und steht kleinzelligen Vertiefungen und runzeligen Erhi welche dir Herzgi gend vorne und zu beiden Seiten begrenzen, sind 1 1 i <_• 1 1 1 s en der eigen Liehen Thoraxhöhl' dien offenen, mit einander ver- wacl rustringe gebildet, schräg nach innen aufsteigen und sieh an den bezeichneten .stellen durch in an der Innenseite des Brustschildes t>i Grenze zwischen der Thoraxhöhle, die in dieser Gegi 'i dasHerz umschliesst, und den seitlich Branchialhöhlungen. Die vorder,- und hintere, aber blos häutige, Wand derselben bat eben so in der zelligen Beschaffenheit der leiden Querfurchen des Schildes deutliche, wenn auch schwächere Spuren ihrer Anheftung hinterlassen. Die zwei im hinteren Theile der Iregion zu beiden Seiten symmetrisch gelegenen rauhen Felder dienen ohne Zweifel zur Anheftung der bei den i entwickelten Kaumuskeln. Alle diese Merk- male Bind daher auch nur auf der Ol I af. 3, Fig. 2), keineswegs aber auf der Sehale des Cephalothorax selbst , I i_ 6 wahrzunehmen. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 13 der Gattung Dromia nahe. Die beinahe kreisförmige Gestalt und die Wölbung des Brust- schildes, die zu einem dreieckigen Lappen verlängerte, stark herabgebogene und in der Mitte gefurchte Stirne, die Grösse der hinteren Mittel- und Seitenregionen, die Kleinheit dagegen der Branchialgegenden , die pentagonale Form der Herzregion u. s. w. sprechen deutlich für diese Annäherung, ohne dass man es aber, bei dem Mangel aller übrigen für die systematische Stellung des Thieres entscheidenden Theile, wagen dürfte, die fossile Species ohne weiteres mit der Gattung Dromia zu vereinigen. Eben so wenig glaube ich nach genauerer Erwägung berechtigt zu sein, dieselbe, wie ich es früher that, der Gattung Dromilites M. Edw. beizuzählen, — ■ einer Gattung, die bisher nur höchst ungenügend charakterisirt ist und die ich nicht aus eigener Anschauung kenne- Es herrscht sogar in den sehr kurzen Angaben von Milne Edwards ein mehrfacher Wider- spruch. In seiner Histoire nat. des Crustacees 1837, II, p. 178 spricht er von einem fossilen tertiären Krebse der Insel Sheppy (Dromia Bucklandi), welcher zur Gattung Dromia gehören dürfte, einen gewölbten, fast kreisförmigen Kopfbrustschild, eine sehr grosse Magengegend, die von der sehr Ideinen Lebergegend durch eine schiefe Depression gesondert ist, ferner zwischen dieser und der Branchialgegend eine tiefe Furche und endlich eine dreieckige gefurchte und geneigte Stirne hat. In l'Institut (tome V, 1837, p. 255. Seance du 8 Juillet 1837) sagt er von der Gattung Dromilites, die hier zuerst erwähnt wird, dass sie sich den Dromien nähere in den Hauptumrissen des Kopfbrustschildes, in der Vertheilung der Begionen, im Vorhan- densein einer die Branchialregionen halbirenden Querfurche, in der Gestalt der Stirne u. s. w. : dass sie sich davon aber wieder durch andere Merkmale unterscheide und sich dadurch einigermassen den Homolen nähere. Er setzt hinzu, das.« Brachyurites rugosus Schlotheim entweder derselben Gattung angehöre oder ihr doch sehr nahe stehe. — In der Histoire nat. desAnim. sans vertebres (2de e'dit. 1838, V,p. 482) wird ebenfalls die Gattung Dromilites erwähnt. ihr aber ein mehr vierseitiger Brustschild, dessen Branchialgegenden durch eine Querfurche getheilt seien, zugeschrieben. Wiewohl manche dieser Kennzeichen auch an dem dänischen Petrefacte vorhanden sind, so scheinen andere doch wieder zu mangeln oder es bleibt ihr Vorhandensein doch ungewiss, so dass ich es nicht wage, dasselbe mit Dromilites unbedingt zu verbinden, um so weniger, als Milne Edwards, der doch beide Species kannte, diese Vereinigung nicht selbst vornahm, sondern blos von einer Möglichkeit derselben spricht. Ich habe es daher vorgezogen , den Brachyurites rugosus mit den folgenden drei sehr verwandten Arten in eine Gattung zusammen- zufassen, deren Verwandtschaft mit Dromia durch den Namen „Dromiopsis" angedeutet werden soll. Sollte in der Folge ihre Identität mit Dromilites nachgewiesen werden , so kann die wirkliche Verschmelzung leicht und ohne weiteren Nachtheil vorgenommen werden. 14. Dromiopsis tninuta n. spec. (Tat'. 4, Fig. 3.) Der Schild ist sehr breit-oval, wenig breiter als lang (wie 0-38": 0-3"), viel weniger gewölbt als Dr. rugosa. Am stärksten ist die Wölbung vorne, wo der Schild gegen den Stirnrand stark abschüssig ist; am schwächsten in der Hintergegend, deren Mitteltheil fast flach ist. Von den zwei Querfurchen ist nur die vordere — die Nackenfurche, — die im mittleren Theile etwas nach hinten gebogen ist und in der Medianlinie mit jener der entgegen- gesetzten Seite unter sehr stumpfem Winkel zusammenstösst, deutlich, wenn auch schmal. 14 August Reuss. Die hintere Querfurche tritt nur im äusseren Theile deutlieh hervor; im mittleren, welcher stark nach hinten gerichtet ist, wird sie nur durch eine vertiefte Linie angedeutet. Der Stirnrand ragt zwischen den genäherten, stark ausgeschnittenen queren Augenhöhlen in Gestalt eines stumpf-dreieckigen, schwach dreilappigen, stark herabgebogenen Lappens hervor. Der vordere Seitenrand, stark gebogen, wird durch die vordere Querfurche beinahe halbirt. Jede der beiden Abtheilungen trägt drei schwache kerbenartige Zähne. Der hintere Seitenrand viel kürzer und beinahe gerade. Auf der fast glatten Oberfläche des Cephalothorax treten die einzelnen Regionen nicht in Gestalt deutlich umgrenzter Höcker hervor, sondern werden meist nur durch sehr feine Furchen oder Linien angedeutet. In der Hinterregion des Schildes fällt zuerst die Herzgegend (1 p) in die Augen in Gestalt eines kleinen , von feinen vertieften Linien eingefassten Pentagons mit rückwärts gerichteter Spitze. Sie trägt drei in einem mit der Spitze nach hinten sehenden Dreiecke stehende kleine bläschenartige Erhabenheiten. Die Intestinalgegend (2 p) ist trapezoidal und sehr klein. Die hinteren Seitengegenden (r) sind gross, ein Dreieck mit convexen Seiten darstellend. Sie werden durch eine sehr seichte Furche , den äusseren Theil der hinteren Querfurche, die rückwärts von einer sehr feinen erhabenen Linie begleitet wird, von den Anterolateral- gegenden (/) geschieden. Die äusseren Enden dieser Querfurche bilden im Rande des Schildes einen kleinen Ausschnitt, der beiderseits von einer zahnartigen Hervorragung des Randes ein- gefasst wird. Die Branchialgegenden (l) sind verhältnissmässig klein und flach. Es lässt sich an ihnen keine Aveitere Eintheilung der Regionen wahrnehmen. Wohl aber zeigen sie einige entfernt stehende und kleine körnige Erhabenheiten. Vor der Herzgegend ist durch die vordere Querfurche von der Genitalgegend ein sehr schmales und flaches Feld von trapezoidalem Umriss abgegrenzt, auf welchem jederseits von hinten und innen nach aussen und vorne zu den hinteren Winkeln der Genitalregion eine gerade Leihe äusserst feiner Körner verläuft. Diesen parallel erstreckt sich, von den vorderen Ecken der Herzregion ausgehend, eine kurze erhabene Linie schräg nach vorne und aussen, an deren vorderem Ende ebenfalls ein feines Körnchen steht. Vor der vorderen Querfurche liegt in der Mitte die massig grosse, quer-ovale, vorne in eine lange schwertförmige Spitze auslaufende Genitalregion. Im hinteren, breiteren Theile ist sie durch eine kurze Längsfurche halbirt und beiderseits mit einem fein und regellos gekörnten queren Felde versehen, während die übrige Fläche beinahe glatt ist. Ein grösseres Korn oder auch ein Häufchen von Körnern steht an jedem Seitenwinkel der Genitalregion. Dieselbe ist nur durch eine sehr seichte furchenartige Depression von der grossen, sehr flach gewölbten Magengegend getrennt, welche vorne jederseits in einen kleinen glatten rund- lichen Höcker (1 m) , der unmittelbar vor der Verlängerung der Genitalregion liegt, ausläuft. Zwischen diesen Höckern und dem Stirnrande befindet sich die seicht vertiefte Stirngegend. Die vorderen Lebergegenden fliessen unmittelbar mit den Magengegenden zusammen und sind nicht in besondere Felder abgetheilt. Die Oberfläche beider ist mit sehr entfernt stehenden und kleinen körnigen Erhabenheiten bedeckt. Der Brustschild biegt sich an den Seitenrändern unter einem ziemlich spitzen Winkel nach unten um. Auf der dadurch entstandenen unteren Fläche verlaufen sehr deutlich die Zur Kenntniss fossiler Krabben. 1 5 Fortsetzungen der beiden Querfurchen , die vordere zuerst schräge vor- und einwärts , dann, sich unter stumpfem Winkel umbiegend, gerade nach innen; die hintere dagegen sehr schräge nach vorne und innen, so dass sie sich bald mit der vorderen vereinigt. Diese Krabbe findet sich mit der vorigen im Faxökalke. Ich erhielt sie von meinem ver- ehrten Freunde Herrn Prof. Geinitz in Dresden, welchem sie von Herrn Steenstrup mit- getheilt worden war. 15. Bromiopsis elegans. (Taf. 4, Fig. 1, 2.) Dromilites elegans Steenstr. et Forchh. mss. Zeigt einerseits mit Dr. minuta, anderseits mit Dr. rugosa eine so grosse Analogie, dass ich dieselbe lange nur für einen Jugendzustand der letzteren hielt. Das nähere Studium der Abweichungen beider bewog mich zuletzt von dieser Ansicht abzugehen und Dr. elegans vorläufig als eigene Species anzuerkennen, bis eine grössere Anzahl von Exemplaren es mög- lich machen wird, sicher zu entscheiden, ob man es hier nur mit einer Alters- oder Geschlechts- verschiedenheit zu thun habe oder nicht. Der Cephalothorax ist kleiner als bei Dr. rugosa , und grösser als bei Dr. minuta. Die Länge und Breite verhalten sich, wie 0.-66" : OS". Der Umriss ist sehr breit-elliptisch; die Wölbung geringer als bei Dr. rugosa. Am stärksten senkt sich der Schild gegen die Stirn herab ; der Hintertheil ist in der Mitte fast flach. Die sehr grossen, queren, an der Innenseite nicht geschlossenen Augenhöhlen stehen ziemlich nahe. Die Stirne bildet einen stumpf-dreieckigen, stark herabgebogenen Schnabel. Der scharf gekielte vordere Seitenrand länger als der hintere, stark gebogen, durch die Nackenfurche in zwei fast gleiche Abtheilungen zerschnitten, deren hintere fast gerade rück- wärts verläuft. Jede derselben trägt drei entfernte spitze Zähne, von denen die hinteren drei etwas grösser sind. Der hintere Seitenrand fast gerade nach hinten und innen gerichtet. Der 0-32" lange Hinterrand schwach gebogen, mit einer schmalen Leiste versehen. In Betreff der Begrenzung der einzelnen Regionen, welche schärfer hervortreten als bei Dr. minuta und laevior, aber weniger als bei Dr. rugosa, findet die grösste Übereinstimmung mit den vorher beschriebenen Arten Statt, so dass es genügen wird, nur die Abweichungen anzugeben. Das Fünfeck, welches die Herzgegend auch hier darstellt, ist etwas mehr in die Länge gezogen, der hintere Winkel spitzer, die Vorderseite keine vollkommen gerade, sondern eine schwach nach vorne gebogene erhabene Linie, vor welcher eine deutliche Furche verläuft. Die seitlichen Begrenzungen bilden breite , ziemlich tiefe Furchen , welche am Grunde nicht eben sind, sondern kleine zellige Vertiefungen zeigen und dadurch quer gerunzelt erscheinen. Die ganze Herzgegend ist weniger gewölbt, wodurch die drei im Dreieck stehenden Körner mehr höckerartig vortreten. Von den vorderen Winkeln des Pentagons entspringen kurze, tiefe, am Grunde ebenfalls zellige Furchen, die schräg nach vorne und aussen gehen, aber nur eine Länge von 0-08" erreichen, dann plötzlich abbrechen. Die zwischen der Herzgegend und dem mittleren Theile der Nackenfurche eingeengte quer-trapezoidale kleine Fläche (4 m) ist in der Mitte der Länge nach schwach vertieft. Die Seitentheile treten in Gestalt sehr niedriger, länglicher, schräger Höcker hervor. Jeder 16 August Reuss. derselben trägt eine den vorerwähnten Furchen parallel laufende einfache Eeihe von 5 — 6 rundlichen seichten Gruben, deren dritte die grösste ist. Die hintere Leberregion und die Posterolateralgegenden bieten nichts besonderes dar. Letztere werden von den Anterolateralgegenden (Branchialgegenden), welche 0-3" breit und 0-215" lang sind, also verhältnissmässig breiter als bei Dr. rugosa, durch die schmalen aber ziemlich tiefen Seitentheile der hinteren Querfurche, die in ihrem Mitteltheile ganz undeutlich wird, gesondert. Vor der Furche verläuft ein ziemlich breiter, aus länglichen narbigen Ver- tiefungen, die senkrecht auf der Richtung der Furche stehen, bestehender Saum. Die Längs- furche, welche die Branchialgegenden der Dr. rugosa nach innen hin zertheilt, ist bei Dr. elegans nicht vorhanden und wird hier durch eine schmale am Grunde ebenfalls zellige Vertiefung ersetzt, die nicht bis zur hinteren Querfurche reicht. Die Genitalgegend ist im hintern Theile wieder durch eine Längsfurche gespalten in zwei quere Höcker, die auf ihrer hinteren Abdachung ebenfalls ein queres feinkörnig-runzeliges Feld tragen. Der vordere Theil der (ienitalgegend fliesst mit den benachbarten Magen- gegenden zusammen: nur die vordere Spitze lässt sich als ein sehr kleines, in der Medianlinie ü-eles-enes Höckerchen erkennen. Auf jeder Seite desselben reicht ein länglicher Höcker mit vorderem querem Ende bis zum Anfange der etwas vertieften Stirnregion. Beide werden durch eine deutliche Medianfurche geschieden. Übrigens sind die Magengegenden mit den vorderen Lebergegenden zu einer zusammenhängenden massig gewölbten Fläche verschmolzen. Die Nackenfurche ist schmal, aber in ihrer ganzen Ausdehnung, besonders in dem mittleren, einen sanften Bogen bildenden Theile, deutlich. Ihr Grund ist glatt, nur im Mittel- theile etwas grubig, und beiläufig in der Mitte eines jeden ihrer Seitenflügel bemerkt man, unmittelbar hinter ihr, zwei kleine narbige Vertiefungen. Ebenso steht in der Furche am hinteren inneren Winkel der narbigen Felder der Genitalgegend jederseits ein etwas grösserer körniger Höcker. Die Oberfläche des Cephalothorax ist mit entfernten sehr kleinen Höckerchen bedeckt, von denen nur wenige eine etwas bedeutendere Grösse erreichen und dann auch eine constante Stellung zu behaupten scheinen. Die Species findet sich ebenfalls im Kreidekalksteine von Faxö und wurde mir von Herrn Prof. Dr. Geinitz mitgetheilt. 16. Mtromiopsis laevior. (Taf. 3, Fig. 4—6.) hromilites laevior Steenstr. et Forchli. mas. Unterscheidet sich von den vorigen Arten durch ihre Grösse, in welcher sie selbst Dr. rugosa übertrifft, von der sonst ungemein ähnlichen Dr. elegans aber noch durch die viel glättere Oberfläche des Kopfbrustschildes und das weit geringere Hervortreten der einzelnen Regionen desselben. Er misst bei dem grössten der vorliegenden Exemplare in der Länge 1 '25", in der Breite beinahe eben so viel (1'3"). Die grösste Breite liegt in 0-6" der Länge, von vorne gerechnet. Der Umriss nähert sich dem Kreisrunden; hinten ist der Schild zum Ansatz des Hinterleibes quer abgestutzt und mit einer nach vorwärts von einer schmalen Furche be- gleiteten niedrigen Leiste besetzt. Die Wölbung ist stark, am stärksten von vorne nach hinten. Die Querwölbung ist in der Mitte der Länge am geringsten, hinten am stärksten. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 17 Wie bei den vorigen Arten ist die Stirne in einen stumpfwinkeligen dreieckigen , in der Mitte der Länge nach gefurchten Lappen herabgebogen, dessen Basis zwischen den Augen- höhlen 0-33" misst. Die letzteren stehen daher einander nahe und sind tief ausgeschnitten, wobei ihr längerer Durchmesser quer liegt. Der Seitenrand wird durch die zwei über den Brustschild verlaufenden Querfurchen in drei Theile zerschnitten, deren Länge beinahe gleichmässig 0-4" misst. Der vordere Theil erstreckt sich von dem eine sehr kurze Spitze bildenden äusseren Augenhöhlenwinkel zuerst in einem kleinen, wenig concaven glatten Bogen gerade nach aussen, biegt sich dann unter einem stumpfen Winkel nach hinten und aussen um. Die Umbiegungsstelle springt in einen kurzen, aber spitzen, dornigen Höcker vor, hinter welchem noch drei andere Zähne folgen, deren hinterster, kleinster unmittelbar vor der Nackenfurche steht. Der mittlere Theil des Seitenrandes bildet gleich hinter der genannten Furche einen starken vor- und auswärts gerichteten Dorn , hinter welchem innerhalb der vorderen zwei Drittheile dieses Bandes noch 4 — 5 viel kleinere spitzige Zähne folgen. Das hinterste Drittheil des Seitenrandes ist glatt und gerundet und schräg nach hinten und innen gerichtet. Die hintere Querfurche läuft zuerst fast quer von aussen nach innen, wobei sie tief und durch kleinzellige Eindrücke uneben ist. Erst in der Nähe der Medianlinie biegt sie sich nach hinten. Beide stossen etwa 0*1" vom Hinterrande entfernt in einem stumpfen Winkel zusam- men. Dieser Theil der Furche ist zugleich sehr seicht und wenig uneben. Der dadurch abgegrenzte hintere Theil des Brustschildes ist in der mittleren Partie , die ein seitlich durch keine merkbaren Furchen begrenztes, mit der Basis rückwärts gerichtetes Dreieck bildet (2 p), schwach in die Quere gewölbt, während die Seitentheile — die Posterolateralregionen — selbst etwas vertieft erscheinen. Vor der hinteren Querfurche liegt in der Mitte ein ziemlich grosses fünfeckiges Feld (lp), dessen Spitze nach hinten sieht. Die zwei hinteren Bänder werden durch die erwähnten seichten winklig zusammenstossenden Theile der hinteren Querfurche selbst gebildet; die drei anderen Seiten treten als schmale, erhabene aus zusammenfliessenden unregelmässigen Körnchen bestehende Leistchen hervor. Auf der Fläche des Feldes selbst stehen auch hier wieder drei kleine rundliche Körner im Dreiecke, das hintere unmittelbar vor dem hinteren Winkel des Pentagons; die beiden vorderen in der Mitte desselben in einer Querlinie, welche mit der hinteren Querfurche, wenn diese gerade von einer Seite zur andern gezogen würde, zusam- menfiele. Von den vorderen Winkeln des Fünfeckes endlich erstreckt sich nach aussen und vorne auf etwa 015" Länge eine erhabene, ebenfalls aus Körnern zusammengesetzte, gerade, sehr schmale Linie. Dadurch wird in der Mitte des Brustschildes ein queres, trapezoidales Feld (4 m) abgegrenzt, das durch eine seichte Medianfurche halbirt erscheint. Die nach aussen liegenden Anterolateralregionen zeigen keine weitere Abtheilung in Felder. Die vordere Querfurche verläuft von dem vorderen Einschnitte des beiderseitigen Seiten- randes des Schildes etwas schräg nach innen und hinten , so dass sich die beiden Hälften in der Medianlinie unter sehr stumpfem Winkel begegnen. Der durch diese Furche abgeschnittene vordere Theil des Brustschildes ist der grösste. Er umfasst die Genitalregion, die grossen Magen- und vorderen Lebergegenden. Es sind dieselben aber nicht deutlich von einander geschieden, sondern bilden eine zusammenhängende massig gewölbte Fläche, die durch eine seichte, aber deutliche Mittelfurche von hinten bis nach vorne in zwei seitliche Hälften getrennt wird. Denkschriften der mathein. -naturw. Cl. XVII. Bd. 3 lg August Reu ss. Zunächst der Mittelfurche und dem hinteren Rande erscheint jederseits eine 0-22" breite und nur 0*1" lange Fläche durch unregelmässige zusammenfliessende Körner gerunzelt, wahnmd die Umgebung glatt ist, wie die Zwischenfurche, welche dieselben trennt. Ein anderer kleiner rundlicher gekörnter Fleck liegt hinter jeder Augenhöhle, von ihr eben so weit entfernt als von der Nackenfurche. Weiter vorwärts, die etwas eingedrückte Stirne hinten begrenzend , bemerkt man hart neben der Medianfurche beiderseits eine kurze quere leisten- artige Erhöhung, welche den bei den früher beschriebenen Arten an dieser Stelle vorhandenen Höckern entspricht. Von dem äussern Ende dieser Leisten verläuft hinter den Augenhöhlen eine etwas unregelmässige Reihe sehr entfernt stehender und kleiner Körnchen. Eine eben solche unterbrochene Körnerreihe verbindet den vorerwähnten Körnerfleck einer jeden Seite mit dem äusseren Ende der beschriebenen gerunzelten Felder. Ausserdem bemerkt man noch hin und wieder, besonders in der mittleren Querabtheilung des Schildes, sehr vereinzelte kleine Körner, während die übrige Oberfläche, wie schon durch den Namen der Species angedeutet wird, ganz glatt erscheint. Die vorderen Seitenränder des Kopfbrustschildes stellen im grössten Theile ihres Ver- laufes einen scharfen gezähnten Kiel dar. In ihnen biegt sich der Schild unter einem wenig spitzen, fast rechten Winkel nach unten um. Auf der dadurch entstandenen unteren Fläche setzen sich die zwei Querfurchen der Oberseite fort, die vordere etwas bogenförmig nach innen , die andere sehr schräg nach vorne und innen verlaufend und die erstere unter einem fast rechten Winkel aufnehmend, von wo sie sich dann vorwärts bis an das Vorderende des Mundrahmens fortsetzt. Die Pterygostomialplatte verlängert sich bis unter die Augenhöhlen und endigt dort in einem von oben nach unten zusammengedrückten scharfen Zahn. Von den übrigen Theilen des Skeletes ist leider an keinem der vorliegenden Exemplare etwas erhalten. Nicht selten in dem oberen Kreidekalke von Faxö ; die beschriebenen Exemplare ver- danke ich sammt dem S teens trup'schen Manuscriptnamen ebenfalls dem Herrn Prof. Dr. Geinitz in Dresden. Aus der Vergleichung der vorangeschickten ausführlichen Beschreibungen von Dromiopsis 7-ugosa, elegans, minuta und laevior lässt sich folgender, freilich nur sehr unvollständiger Gattungscharakter deduciren: Der Rückensckild fast kreisförmig oder undeutlich fünfseitig, wenig breiter als lang, im vorderen Theile stark gewölbt. Die Stirne in einen dreieckigen, in der Mitte längsgefurchten Lappen herabgebogen. Die queren, innen offenen Augenhöhlen genähert. Der vordere, mit 6 — 10 Zähnen besetzte Seitenrand des Schildes viel länger als der beinahe gerade und ungezähnte hintere. Die Oberfläche des Schildes durch zwei in der Mitte mehr weniger rückwärts gebogene Querfurchen in drei Abtheilungen gesondert, deren vorderste am grössten, die mittlere aber am kleinsten ist. Die Genitalregion deltoidisch, vorne in einen langen schwertförmigen Fortsatz ausgezogen; der hintere Theil derselben durch eine Längsfurche getheilt. Die Herzgegend pentagonal mit rückwärts gewendeter Spitze und am Steinkerne mit drei im Dreiecke gestellten kleinen pustulösen Höckern. Die Kiemengegenden klein, durch eine Querfurche mehr weniger getheilt. Die hintere Leber- gegend sehr klein, niedrig-dreieckig: die Magengegenden und vorderen Leberregionen gross, ohne besondere Gliederung mit Ausnahme eines Höckerpaares am Vorderende der Genital- region. Die Schalendnerflache mehr weniger reichlich mit spitzigen Höckerehen besetzt. Die Zur Kenntniss fossiler Krabben. 19 übrigen Körpertheile sind unbekannt. Es kommen mit den Rückenschildern der beschriebenen Dromiopsis-krten zwar einzelne, an der Oberfläche ebenfalls feinkörnig-höckerige Sckeren- theile vor; sie sind aber viel zu unvollständig, als dass man sie mit den entsprechenden Theilen von Dromia zu vergleichen vermöchte. b. HOMOLIDEA. 17. Notopocorystes Mantelli M'Coy. Ann- and Mag. of Nat. Hist. 2d ser. IV, 1849 , pag. 169, c. icon. — Mantell, the Foss. ofthe South- Downs p. 97. t. 29, f. 9, 10 (a species belonging to the f amiig of Gorgstidae) ; l. c. p. 97 , t. 29, f. 13, 15, 16 (a species of CorgstesJ ; Mantell, Medals of Creation 1844, corgstes Broderipi p. 532, f. 3; Corgstes Stokesi l. c. p. 532, f. 2. Aus dem Gault von Eingmer, Folkstone, Sussex, Maidstone. 18. IWotopocorystes MSechei M'Coy. L. c. p. 170. — Mantell, the Foss. ofthe South-Downs p. 96, t. 29, f. 7, S, 14 (a species of Cancer, alliedto the genus Arcania) ; Arcania BucMandi ~isi ant eil, Med. of Creat. 1S44, p. 534; Orithgia BecheiDes- longhamps, Mem. de la soc. Linn. de Normandie V. 40, t. 1, f. 7 — 9. Aus dem Gault von Folkstone und Ringnier, aus dem Grünsande der Vaches noires und von Lyme Regis. 19. Notopocorystes Carteri M'Coy. Ann. and Mag. of Nat. Hist. 2d ser. XIV, 1854, p. 118. Aus dem oberen Grünsand von Cambridge. 20. Notopocorystes? TWwlIeri v. Binkhorst. Verhandl. d. naturhist. Vereines der preuss. Rheinlande und Westphalens. Jahrg. 14, 1857, p. 107, Taf. 6, Fig. 1, 2. In den obersten Schichten der Maestrichter Tuffkreide unweit Valkenburg. 21. Eumorphocorystes sculptus v. Binkhorst. L. e. p. 108, Taf. 7, Fig. 1, 2. In der untersten Schichte der Maestrichter Kreide. c. PROSOPIDEA. 22. Prosopon tuberosum v. Meyer. Neue Gattungen fossiler Krebse 1840, p. 21, Taf. 4, Fig 31. Aus dem Neocomien von Boucherans im Departement du Jura. II. Die fossilen Arten der Gattung Ranina. 1. Eine fossile Species dieser merkwürdigen Gattung wurde schon von Aldrovandi (Mus. metall. p. 451) und von Spada (Corp. lapidefactor. agri Veronens. catalog. eclit. 2. 1744, t. 8, f. 1) vom Monte di Larzano bei Verona beschrieben und abgebildet. Sie wurde später von Desmarest im Nouv. Dict. d'hist. nat. ed. IL VIII, p. 512 zu Eemipes gebracht, von 20 A. ugust Renas. Ranzani aber (Mem. di Storia nat.Decade Ima- 1820. p. 73, t. 5) für eine Art des Geschlechtes Ranina erkannt. Eine Copie der Beschreibung und Abbildung Ranzani's nahm Desma- rest in seine Histoire not. des Crust.foss. 1822. p. 123, t. 11, f. 1 auf. Eine sehr rohe Copie enthalten auch König's Icones sectiles, t. I,f. 8 a, b. Leider konnte ich mir den Band der Bologneser Acten, in dem der Originalaufsatz Ranzani's enthalten ist, nicht verschaffen, bin daher auf die Desmarest'sche Copie beschränkt. Dass der Vorderrand des Brustschildes von Ranina Aldrovandi Ranz, nicht dornig gezähnt sei , ist mir sehr unwahrscheinlich ; es dürfte dieser Umstand nur durch die Unvollkommenheit des einzigen Exemplares bedingt sein. Es besitzen alle lebenden und mir bekannten fossilen Arten von Ranina einen gezähnten breiten Vorderrand, und gerade in der verschiedenen Bildung dieser Zähne, deren Zahl sich stets — abgesehen von einem in der Medianlinie gelegenen Dorne — jederseits auf 5 reduciren lässt, so wie in der Verschiedenheit der Sculptur der Schalenoberfläche scheint der Hauptunterschied der übrigens so ähnlichen Arten dieser Gattung zu liegen. Wenigstens von den fossilen Arten, bei denen in der Regel nur der Cephalothorax zu Gebote steht, wird dies unbedingt gelten. Die Ranzani'sche Species stammt aus dem Eocänkalke von Valdenega und Madugi d'Anzago. 2. Nebst der Copie der Ranzani'schen Abbildung des im Museum zu Bologna befind- lichen Fossilrestes gibt Desmarest (1. c. Taf. 10, Fig. 5, 6) noch eine Zeichnung eines anderen fragmentären Brustschildes einer fossilen Ranina, der sich durch die Dimensions- verhältnisse und durch die Sculptur wesentlich von der R. Aldrovandi zu unterscheiden scheint. Auf die letztgenannte Verschiedenheit deutet schon Desmarest hin, indem er (1. c. p. 125) sagt: „// ne serait pas impossible, que ces diffe'rences dussent faire distinguer deux especes voisines, Uune de lautre, dans le genre Ranina11. Ich hatte Gelegenheit, einen leider ebenfalls fragmentären Brustschild, der offenbar mit dem Des mar est'schen ganz übereinstimmt, aus dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete zu unter- suchen. Er stammt aus einem isabellgelben tertiären Kalksteine von Verona , von dem ich aber aus Mangel an näheren Anhaltspunkten nicht angeben kann , ob er der unteren oder mittleren Tertiäretage angehöre. Es ist jedoch das erstere mehr als wahrscheinlich, denn ein derselben Species angehöriges Bruchstück , welches mir von der k. k. geol. Reichsanstalt mitgetheilt wurde, stammt aus dem Nummulitenkalke des Geschliefgrabens bei Gmunden. Ich gebe eine Abbildung desselben auf Taf. 5, Fig. 12. Während bei R. Aldrovandi nach Ranzani die kleinen Höckerchen der Schalenober- Häche in kurzen bogenförmigen Linien stehen, deren Convexität nach hinten gerichtet ist und die sich vielfach schneiden gleich den 'Schuppen eines Fisches, bilden sie an den von I» es märest und mir untersuchten Exemplaren viel längere zusammenhängende Reihen, die am Vordertheile des Cephalothorax mit nur schwacher, in der Mitte rückwärts gerichteter Biegung ununterbrochen von einer Seite zur andern laufen. Im hinteren Theile des Brust- schildes pflegt die Biegung stärker zu sein: auch sind dort die Reihen nicht alle einfach, sondern viele spalten sieh bald in grösserer, bald in geringerer Entfernung vom Seitenrande gabelförmig. Je zwei Reihen stehen in der Regel 0-1 — 0-12" von einander ab. Die Höckerchen selbsl eciosa v. M. sp., in der Oberflächenbeschaffenheit mit der letztgenannten am meisten überein (Taf. 4, Fig. 4, 5). Der nur wenig in der Quere gewölbte Kopfbrustschild ist eiförmig, sich nach hinten allmählich verschmälernd, etwas länger als breit (LängerBreite = 2-75":2"25"). Bei Banina Aldrovandi ist nach Desmarest's um ein Viertheil verkleinerter Abbildung das Ver- bältniss = 2*7": 1-8". Die Seitenränder, deren vorderer Theil an dem einzigen vorliegenden Exemplare abgebrochen ist, sind mit einer schmalen, glatten, erhabenen Leiste eingefasst. Der Vorderrand ist leider nur sehr unvollkommen erhalten; doch bemerkt man daran, dass er ebenfalls stark gezähnt gewesen sei. Von einem mittleren Zahne, der an unserem Fossil- restc an der Basis theilweise losgebrochen ist, wird jederseits durch eine runde Ausbuchtung ein breiter Zahn gesondert, dessen Ende aber abgebrochen scheint. Nun folgen nach aussen, durch enge aber tiefe Ausschnitte getrennt, jederseits zwei ebenfalls fragmentäre Zähne, deren äusserer mit dem vorderen Ende einwärts gerichtet ist. Der übrige Theil des Vorder- Zur Kenntniss fossiler Krabben. 23 randes ist weggebrochen. Die Anordnung der Zähne scheint daher, so weit ein Schluss erlaubt ist, jener bei R. speciosa v. M. sehr zu ähneln. Der Hinterrand ist kurz (0*83"), fast gerade. Auch die Oberflächenbeschaffenheit stimmt mit jener von R. speciosa v. M. sehr überein. Im vorderen Theile ist die Schale mit gedrängten, aber regellos gestellten, flachen, schuppen- artig niedergedrückten , vorwärts gerichteten breiten Höckerchen bedeckt , deren vorderer Rand mit 2 — 5 knötchenartigen Kerben besetzt ist. Im hinteren Theile des Schildes dagegen sind diese Höckerchen viel schmäler und laufen vorne in eine einfache Spitze aus. Auch scheinen sie dort nicht so gedrängt zu stehen. Das sehr schön erhaltene Sternum hat dieselbe kartenkreuzförmige Gestalt wie das der lebenden Eaninen und der R. Aldrovandi. Es ist am vorderen Ende am breitesten und drei- lappig, an den Seiten eingebogen und verschmälert sich nach hinten, so dass es zwischen dem zweiten und dritten Fusspaare linear wird. In der hinteren Hälfte wird es von einer schmalen Längsfurche durchzogen. Im Ganzen ist es grösser als bei R. Aldrovandi. Ausserdem bemerkt man an dem in Rede stehenden Fossilreste auf der linken Seite noch einen Theil des schmalen letzten Kieferfusses. Jener der rechten Seite ist bis an die Basis wearg'ebrochen. Ebenso sind nur die Ansatzstellen der Scherenfüsse, so wie des zweiten und dritten Fusspaares wahrzunehmen. Von den übrigen Theilen ist eben so wenig als vom Iiinterleibe etwas erhalten. Fasst man die angeführten Merkmale zusammen, so ergibt sich eine sehr grosse Ähnlich- keit, ja in Beziehung auf die Sculpturverhältnisse der Schale eine vollkommene Überein- stimmung mit Ranina speciosa v. M. sp. Doch wage ich es nicht, unser Fossil damit zu iden- tificiren. Es kann dies nur durch die Entdeckung vollständigerer Exemplare, an denen besonders der Vorderrand des Brustschildes conservirt ist, entschieden werden. Bis dahin erlaube ich mir dasselbe mit dem Namen Ranina Haszlinszkyi zu bezeichnen. Welcher Tertiäretage die Schichten, denen die beschriebene Species entnommen ist, angehören, kann nur eine genauere Bestimmung der begleitenden Thierreste lehren. Die in Gesellschaft vorkommenden Pflanzenreste, welche Hr. Haszlinszky in einer mir gemachten brieflichen Mittheilung als: Daphnogene cinnamomifolia Ung., D. polymorpha Ett., Dryandra Brongniarti Ett., Dryandroides angustifolius Ung., Banksia Ungeri E tt., B. Haeiingiana Ett., Laurus agaihophyllum Ung., Sajwtacites minor Ett., Mimosites Sagoria?tus, Acacia Parsclilu- giana Ung., Styrax pristinum Ett., Fagus FeroniaeTJ ng., Quercus Drymeia Ung. und Q. Cyri Ung., Pyrus troglodytarum Ung., Eugenia Ap>ollinis Ung., Fodocarpus eocaenica Ung., Ficus Saturni, F. Haszlinszkyi u. s. w. bezeichnet, gehören zwar vorwiegend den eocänen, doch in nicht geringer Anzahl auch den miocänen Tertiärgebilden an, geben daher, wie bisher die Tertiärpflanzen überhaupt, kein entscheidendes Beweismittel an die Hand, um die fraglichen Gesteinschichten mit Bestimmtheit dieser oder jener Tertiärabtheilung zuzuweisen. Alle bisher bekannt gewordenen Ranina-Arten gehören der Tertiärformation an, wenn sich auch nicht bei allen die betreffende Eta°-e derselben mit Sicherheit anheben lässt. Ob die im Plänermergel von Luschitz von mir gefundene und in der Monographie der böhmischen Kreideversteinerungen I, Taf. 5, Fig. 51 abgebildete kleine Schere , die mit den Scheren von Ranina ohne Zweifel grosse Ähnlichkeit zeigt, wirklich dieser Gattung angehöre, lässt sich vor der Hand kaum entscheiden. 24 August Reuss. III. Über Brachyuren der Xummulitengebilde. Die bisher bekannt gewordenenArten aus den nummulitenführenden Gesteinen der verschie- densten Länder (der Lonibardie, Baiern s, Ägyptens, Ostindiens u. s.w.) gehören insgesamint den eio-entlichen Canceriden — den Gattungen Cancer, Atergatis, Lohocarcinus, Arges, Xanthopsis — - an. Den grösseren Theil derselben will ich auf den folgenden Blättern nach den zum Theile zahlreichen mir zugekommenen Exemplaren einer etwas genaueren Untersuchung unter- ziehen. 1. Cancer punetulatus Desm. (Taf. 15, Fig. 1-5 ; Tat 16, Fig. 1—4; Taf. 17, Fig. 1—4. Desmarest, Hist. nat.des Crust. foss. 1822. p. 92, t. 7, f. 3. (41) — Pictet, Traite" de Paläontologie. Atlas, t. 41, f. 5. (Verkleinerte Copie nach Des mar est.) Obwohl dieseKrabbe, die in den Nummulitenschichten Oberitaliens häufig vorzukommen scheint, seit langer Zeit bekannt ist und schon von Knorr undWalch (Monuments du Deluge I, t. 16, A,f. 23) und später von Desmarest abgebildet worden ist, so lassen doch selbst die Abbildung und Beschreibung des letzteren viel zu wünschen übrig, da sie nach unvoll- kommenen Exemplaren entworfen wurden. In neuester Zeit wurde die Species vonMilne Edwards (d'Archiac, Progres de la Geologie 111, p. 304 K) in mehrere zerspalten, in Cancer punetulatus Desm., C. SeguieriN. Edw. und C. pachychelus M. Edw., die aber nur namentlich angeführt werden, ohne dass eine Abbildung oder irgend eine Beschreibung beigefügt würde. Selbst die Fig. 4 der Taf. VII bei Desmarest (1. c.) wird von M. Edwards nicht auf den eigentlichen C. punetulatus, sondern auf C. Seguieri bezogen. Hier dürfte aber eine Entschei- dung wohl sehr grossen Schwierigkeiten begegnen, da die Fig. 3 der Taf. VII nur die Oberseite des Cephalothorax, Fig. 4 aber die Unterseite, den weiblichen Hinterleib und die Steinkerne der Scheren darstellt und selbst diese nicht mit wünschenswerther Schärfe und Genauigkeit. Es ist daher zwischen den dargestellten verschiedenartigen Theilen keine Ver- gleichung möglich, zu welcher aber auch M. Edwards nicht die Mittel bietet, da er 1. c. nur die Namen, aber gar keine Charakteristik der von ihm aufgestellten Arten gibt. Jedenfalls scheint aber Cancer punetulatus Desm. mehrere verschiedene Species zu umfassen. Ich selbst vermag unter der bedeutenden Anzahl der mir vorliegenden Exemplare zwei Species zu unterscheiden , wenn ich dieselben auch wegen des fragmentären Erhaltungszustandes nicht mit wünschenswerther Schärfe zu charakterisiren und von einander zu sondern vermag. Für die grössere derselben behalte ich den Desmares t'schen Namen Cancer punetulatus bei, während ich der zweiten kleineren wegen der kürzeren Scheren vorläufig den Namen G. bracliyclielus beilege. Welcher der M. Edwards'schen Namen der letztgenannten Species zukomme, kann ich nicht entscheiden. Die Dimensionen des Rückensekildes der besterhaltenen mir vorliegenden Exemplare des C. punetulatus sind folgende: Breite Länge I. Männchen . . . 3-4" . 2-55 IL Männchen . . . 3-6 . 2-6 III. Männchen . . . 3-18 . 2-31 IV. Weibchen . . 3-32 . 2-5 V. Weibchen . . 3-9 . 2-8 •Zur Kermtniss fossiler Krabben. 25 [in Mittel ergibt sich daher das Verhältniss der Länge zur Breite wie 1% : l3/4 (in der Desmarest'sehen Abbildung wie 1-15 : 1*55). Der Brustsehild ist breit- und queroval, nach hinten schwach verlängert und gerade abgestutzt, im vorderen Theile wenig, im hinteren aber stark gewölbt. Der Stirnrand, dessen Länge im Mittel den vierten Theil der gesammten Schildbreite ausmacht, ist fast gerade und mit vier ziemlich starken dornigen Zähnen besetzt, deren zwei mittlere einander mehr genähert und von den seitlichen durch seichte rundliche Ausschnitte getrennt sind. Die Augenhöhlenausschnitte nicht sehr weit von einander abstehend, von einem etwas erhabenen wulstigen Rande eingefasst, am äusseren und inneren "Winkel mit einem spitzigen Zahn besetzt. Die vorderen Seitenränder, vereinigt die Hälfte einer queren Ellipse bildend, sind etwas länger als die hinteren, bogenförmig, jederseits mit 12 — ld ziemlich langen, spitzigen, nahe stehenden dornigen Zähnen bewehrt, von denen die hintersten nur wenig grösser sind als die vorderen. Die hinteren Seitenränder verlaufen in beinahe gerader Linie schräge nach innen zum abgestutzten hinteren Ende und sind ungezähnt. Der Hinterrand, beiläufig ein Drittheil der gesammten Schildbreite messend, bei Männchen stets etwas kürzer als bei Weibchen, ist gerade und von einem schwach leistenartig erhabenen Bande eingefasst. Die grösste Breite des Schildes fällt beinahe gerade in die Mitte seiner Länge, in den vorragenden Winkel, der durch die Vereinigung der vorderen und hinteren Seiteni'änder entsteht. Die Oberfläche der Schale ist mit gedrängten seichten, meist rundlichen Grübchen bedeckt, deren flache Zwischen- räume wieder entfernt stehende äusserst feine, aber ziemlich runde Körnchen trauen. Die obere Fläche des Bückenschildes zeigt eine beinahe gleichmässige sehr flache Wölbung, kaum von einzelnen sehr seichten Depressionen unterbrochen, durch welche einzelne Körper- regionen angedeutet werden. Aus der Vergleichung von Individuen beider Geschlechter scheint hervorzugehen, dass bei weiblichen die Körperregionen etwas deutlicher ausgesprochen sind, als bei männlichen. Am deutlichsten sind zwei von vorne nach hinten in beinahe gerader Richtung verlaufende Furchen, welche die Herzreffion und den hinteren Theil der Genital- region seitlich begrenzen. Sie verlängern sich hinten zu beiden Seiten der mittleren Hinter- region und umfassen, viel seichter werdend und convergirend, auch den vorderen Theil der Genitalregion. Sehr undeutlich sind dagegen die Depressionen zwischen den Magen- und vorderen Lebergegenden, so wie zwischen der ersteren und dem inneren Theile der Branchial- regionen. Eine seichte rinnenartige Vertiefung verläuft endlich nach innen neben den vorderen Seitenrändern des Schildes , wodurch diese über die nächste Umgegend etwas erhaben erscheinen. Der Hinterleib war an fünf der vorliegenden Exemplare (2 Weibchen, 3 Männchen) deutlich zu beobachten. Bei einem weiblichen Individuum (Nr. 4) hat er eine ovale, am Hinterende in eine etwas stumpfe Spitze auslaufende Form und eine ziemlich bedeutende Grösse, nämlich eine Länge von LS", während die grösste Breite, die auf das vorletzte Segment fällt, 1-2" beträgt. Er ist in sieben Segmente getheilt, von denen das erste und zweite die kürzesten, das vorletzte und letzte die längsten sind. Ihre Masse sind: 1. Segment . . . 0-1" Länge bei . . 0-95" Breite, 2. „ ... 0-11 „ ,' . . 0-95 3 O-^ 1-1 Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVII. Bd. ± 2G August Ee uss. 4. Segment . . . 0"2" Länge bei . . 1-2" Breite. t 0-225 1*2 6 0-5 . „ . . 1-15 7. „ ... 0.5 „ ... 0-9 Das letzte Glied ist stumpf-triangulär; die anderen werden von nur sehr wenig gebogenen Seitenrändern begrenzt. Die Xätbe zwischen den einzelnen Segmenten sind fast gerade und quer; nur die letzte Nath macht in der Mitte eine schwache Vorwärtsbiegung. Alle Segmente sind in der Mitte der Länge nach flach erhaben und daneben beiderseits seicht rinnenartig vertieft. Auf dem letzten befindet sich an der Basis an jeder Seite des Mittelwulstes, so wie auch an dem vorderen Ende desselben, eine kleine flache Grube. Die ersten zwei derselben sind schon in der im Jahre 1773 von "W a 1 c h (Naturgeschichte der Versteinerungen I, Taf. 16, -1. Fig. 2) gegebenen Abbildung richtig angedeutet worden. Der Hinterleib der Männchen ist viel schmäler, zungenförmig , vorne durch das letzte spitz-trianguläre Segment zugespitzt, an den Seiten mit fast geraden, nur wenig nach hinten convergirenden Rändern. Es sind nur fünf Segmente vorhanden. Bei dem Exemplare Nr. 3 messen die einzelnen Segmente, und zwar: das erste 0-125" in der Länge, 0-7" in der Breite. „ U'O 0-o „ „ 0-4° r 0-3o - „ Während alle übrmen Segmente fast eben, nur in der Mitte sehr schwach convex sind, erhebt sich das zweite jederseits zu einem starken, verlängerten, etwas schrägen Höcker, erscheint also in der Mitte vertieft. Die Brustplatte (plastron sternalj ist gross, eiförmig, hinten bis an den Ursprung des Hinterleibes reichend und abgestutzt, vorne mit sehr stumpfer Spitze, in der Mitte der Länge nach stark vertieft zur Aufnahme des Hinterleibes. Es ist daher, besonders bei weih- liehen Individuen, nur der den beinahe geradlinigen Seitenrändern zunächst liegende Theil sichtbar. Die Breite beträgt beiläufig zwei Drittheile der Länge (bei dem männlichen Exem- plare Nr. 3 wie 1 2": 1-6", bei dem weiblichen Kr. 4 wie 1-2": 1'8"). Von den fünf Segmenten, deren Näthe. so weit sie sichtbar sind, fast quer verlaufen, ist das vorderste am grössten, dreieckig-, mit boffenförmifiren Seiten und mit drei, bis zum Rande ziehenden Furchen versehen, deren unpaare in der Mittellinie von vorne nach hinten, die beiden paarigen, schräg nach hinten und innen verlaufend, sieh in die zur Aufnahme des Endsegmentes des Hinterleibes bestimmte Vertiefung herabsenken. Die Oberfläche ist, wie jene des Hinterleibes, mit Grübchen versehen, die aber kleiner, unregelmässiger und viel entfernter sind als jene des Brustschildes. An dem einen Exemplare (Taf. 15, Fig. 2) sieht man auch deutlich einzelne der am vorderen und äusseren "Winkel der Sternalsegmeute liegenden, kleinen schief-dreiseitigen Episternal- platten. An dein einen männlichen Individuum (Taf. 15, Fig. 2) sind die Füsse der linken Seite zum grossen Theile erhalten, während von denen der rechten Seite der grösste Theil weg- gebrochen ist. An einem anderen Männchen ist der linke Scherenfuss ganz vorhanden, von den übrigen Extremitäten nimmt man aber nur die Ansatzstellen wahr (Taf. 16, Fig. 3). Ein das zweite 0-27 das dritte 0-185 das vierte 0-31 das fünfte 0-35 Zur Kenntnis* fossiler Krabben. 27 drittes mannliches Exemplar zeigt beide Scherenfiisse wohlerhalten nebst Bruchstücken der drei vorderen Gangfüsse der rechten Seite (Taf. 17, Fig. 1). Bei den vorliegenden weiblichen Exemplaren fehlen die Extremitäten ganz und man erkennt nur ihre Ansatzstellen. Die Scherenfiisse sind verhältnissmässig gross und mögen im Ganzen eine Länge von mehr als 5" besessen haben, so dass sie mehr als doppelt so lang waren als der Riicken- schild. Vergleicht man die Länge der einzelnen Theile, so ergibt sich bei dem Individuum Nr. 1: für das erste Glied des linken Scherenfusses eine Länge von . . 0-233" „ „ zweite Glied desselben 0-275 „ dritte (lange) Glied 1*4 ,, „ vierte (kurze) „ 1*0 .. die ganze Schere . 2-5 Hand 1-64 n v „ den beweglichen Finger 1*26 Der unbewegliche Finger besitzt beiläufig dieselbe Länge. Die Hand der Schere ist. langgezogen vierseitig, ziemlich schlank, 0*9" breit, hinten schräg abgeschnitten, zusammen- gedrückt und am oberen Bande mit 6 massig grossen dornigen Höckern verziert, welche man theilweise schon in der vorerwähnten Knorr'schen Abbildung angedeutet findet. Im Mittel verhält sich die Länge der Hand zur Breite wie 1*76 : 1*0. Beide Finger sind ziemlich schlank, spitzig, schwach gebogen und an den einander zugekehrten Bändern mit 5 — ü stumpfen grossen Höckern versehen. Dass weder diese, noch jene des Carpus in der Beschreibung und Abbildung Desmarest's (1. c. Taf. 7, Fig. 4) hervorgehoben werden, hat seinen Grund darin, dass Desmarest nach seinem eigenen Geständnisse nur Steinkerne der Scheren vor sich hatte Beide Scheren sind übrigens nicht gleich gross gewesen, wenn ich die Verschiedenheit an den von mir untersuchten Exemplaren auch nicht so bedeutend fand, als sie in Desma- rest's Abbildung hervortritt. Immer aber war, wie dort, die rechte Schere die grössere. Ihre Oberfläche ist mit entfernt stehenden Grübchen versehen, zwischen denen ebenfalls sehr feine Körnchen eingestreut sind. Ausserdem nimmt man aber da, wo die oberste Schalen- schichte verschwunden ist, noch eine besondere sehr zierliche Zeichnung wahr, nämlich in nicht ganz regelmässigen Längsreihen stehende sternförmige Gruppen kleiner verschieden gestalteter eckiger Flecken, die durch abweichende Farbe und grössere Transparenz von der Umgebung abstechen und von denen 5 — 7, einander genähert, einen unregelmässigen Stern bilden (Taf. 15, Fig. 5). An einigen Stellen beobachtet man in Folge von Auswitterung kleine Löcher an der Stelle dieser Flecken. Auf der Aussenfläche der Hand kann man im Ganzen sieben durch schmale Zwischenräume gesonderte Reihen solcher kleiner Sterngruppen zählen. Leider lassen sie sich nicht überall mit wü'nschenswerther Genauigkeit verfolgen (Taf. 15, Fig. 3). Von ihnen wird weiter unten noch mehrfach die Bede sein1). !) Es hangen diese Verhältnisse innig mit der Sehalenstruetur seihst zusammen. Dieselbe lässt sich in ganz ähnlicher Weise auch bei den jetzt noch lebenden Arten nachweisen. Obwohl sie am deutlichsten bei den dickschaligen Brachyurenformen (Cancer, Platycarcinus, C'alappa, Maia, Dromia, u. s. w.) hervortritt, scheint sie doch, wenn auch auf die mannigfachste Weise modificirt, durch alle Abtheilungen der Crustaceen hindurchzugehen. Die Resultate meiner Untersuchungen über diesen Gegenstand werde ich an einem anderen Orte ausführlicher auseinandersetzen. 4* 28 August lieuss. Die eigentlichen Gangfüsse sind lang und dünn, die längeren Glieder stark zusammen- gedrückt und dadurch vorne und hinten stumpf gekantet. An den vorliegenden Exemplaren vermag man nur die vier ersten Glieder zu erkennen. Das fünfte ist nur theilweise vorhanden, das Klauenglied fehlt überall. Auch sie zeigen auf der Schale die vorerwähnten sternförmigen Zeichnungen in zwei Längsreihen auf jeder Seite (Taf. 15, Fig. 4); aber die sternförmigen Gruppen sind viel unregelmässiger, in der Richtung des Querdurchmessers der Füsse mehr verlängert. Sehr deutlich und wohlerhalten fand ich an einem weiblichen Exemplare das dritte — äussere — Paar der Kieforfüsse, welche zwischen sich die mit Steinmasse ausgefüllte Mund- spalte hissen (Taf. 17, Fig. 2). Sie haben eine schwach nach hinten convergirende Lage. Man erkennt das kurze Basilarglied . das sich nach aussen in den die Kiemenhöhlenmündung deckenden Anhang fortsetzt, das zusammengedrückte lang-vierseitige zweite Glied (0"G" lang und 0'325" breit), dessen seichte Längsfurche dem Innenrande fast parallel läuft, so wie das kurz-vierseitige dritte Segment (0-3" lang und OI25" breit), welches mit dem zweiten in einer stumpfwinklig gebrochenen Nath zusammenstösst und trapezoidal ist mit sehr schräge abge- stutztem vorderem innerem Winkel. Nach aussen legt sich etwas schräg an das zweite und dritte Glied der schmale, zusammengedrückte, am vordem Ende schief zugespitzte Taster (06" lang und 0-2" breit). Alle diese Theile sind grob und vertieft punktirt. An dem abge- stutzten vorderen Winkel des dritten Segmentes des rechten äusseren Kieferfusses kann man endlich noch die nach hinten gekehrten drei letzten Glieder desselben erkennen, die bis zum Anfänge des zweiten Gliedes zurückreichen. Das erste derselben ist etwa Ol" lang, fast kugelig; die anderen zwei (das fünfte und sechste Glied des Kaufusses) sind noch kleiner und mehr länglich, das letzte sogar sehr klein. Nach aussen von der Basis der beschriebenen Kieferfüsse, zwischen dem Vorderrande des ersten Fusspaares und dem hinteren Rande des nach unten umgeschlagenen Rückenschildes — der r4gion pterygo-stomienne M. Edwards's — ist die mit Gesteinsmasse erfüllte Spalte wahrzunehmen, welche in die Kiemenhöhle führt. An dem schon erwähnten weiblichen Exemplare (Taf. 17, Fig. 2) beobachtet man endlich noch das plattgedrückte vierseitige Basilarglied der äusseren Fühler, so wie nach innen davon das rechtwinklig-dreieckige erste Glied der inneren Antennen. Die übrigen Theile beider Bind verloren gegangen. Schon Walch führt als Fundort des von ihm abgebildeten Exemplares Verona an; Desmarest nennt neben der Umgegend von Verona als angebliche Fundorte noch Vicenza, Bologna, Neapel u. s. w. Die von mir untersuchten Exemplare des k. k. Hof-Mineralien- Cabinetes stammen nach den beiliegenden Etiquetten theils aus einem weissen erdigen Kalk- stein von Negrar (zwei Stunden von Verona entfernt) theils von Salcedo im Vicentinischen, theils von Trient, theils aus einem lichtgrauen mero-elio-en Kalke Istriens ohne nähere Angabe der Fundstätte. Die Exemplare von letzterem Fundorte sind stark zusammengedrückt und wiii schlechter erhalten. Die Exemplare der k. k. geol. Reiehsanstalt wurden grösstentheils einem lieht gelblichgrauen dichten Kalksteine von Marostica (Valle S. Floriano zwischen Schio und Bassano), zum Theile aber auch von Priabona bei Schio, von Eurubio im N. von Marostica oder von Valrovina entnommen, wo sie von Pasini gesammelt wurden. Im k. k. Hof-Cabinete befindet sich endlich noch ein 3'3" breites und 2-5" lano-es sehr wohl erhaltenes Exemplar, das nach der Angabe des alten Stütz'schen Kataloges von Zur Kenntw'ss fossiler Krabben. 29 der Insel Malta stammen soll. Überall gehört aber die Species der Etage des Nummuliten- kalkes an. 2. Cancer brachychelus n. sp. (Taf. 13, Fig. 5; Taf 13, Fig. 1—3.) Von dieser Species liegen mir ruelir als 20 Exemplare aus den Sammlungen des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes und der k.k. geolog. Reichsanstalt vor, von verschiedenen Fundorten stammend , aber leider alle sehr unvollständig. Fast überall ist nur der Bückenschild vor- handen, bei einigen der Hinterleib; nur an zwei Individuen sind Bruchstücke der Scheren- füsse erhalten. Die Charakteristik der Species kann daher auch nur eine sehr unvoll- kommene sein, um so mehr, da dieselbe dem Cancer punctulatus , mit welchem sie verwechselt wurde, ungemein ähnlich ist. Ja es wäre wohl selbst möglich, dass alle aufgefundenen Unter- schiede nur Geschlechtsversehiedenheitcn wären, besonders da alle Individuen, die ich dem ('. brachychelus beizählen zu müssen glaube, weibliche sind. Ich konnte bisher kein männ- liches Exemplar desselben auffinden. Der Büekenschild von G. brachychelus erreicht im Allgemeinen nicht die bedeutende Grösse des G. punctulatus. Die kleinsten Exemplare sind 1-8" lang und 2-15"breit, die grössten 2-5" lang und 3-2" breit. Die meisten messen 2-1" in der Länge bei einer Breite von 2-6". Es ist daher die Breite im Verhältnisse zur Länge geringer, als bei C. punctulatus , da sich Länge und Breite verhalten wie 1 : 1%. Der Umriss des Schildes nähert sich mithin mehr dem Kreisförmigen, ist weniger in die Quere ausgedehnt. Ebenso scheint eine grössere Übereinstimmung in der Länge der vorderen und hinteren Seitenränder, welche beinahe gleich sind, zu herrschen, als bei C. punctulatus. Der Stirnrand ist, wie bei diesem, mit vier ziemlich langen Dornen besetzt, deren mittlere einander näher stehen als die mittleren den äusseren. Die vorderen Seitenränder sind ebenfalls mit 13 — 14 schlanken dornigen Zähnen versehen, welche im Durchschnitte etwas kleiner zu sein pflegen. als bei G. pwnctulatus. Sie stehen einander ziemlich nahe; nur die hintersten zwei, welche zugleich die grössten sind , stehen etwas weiter von einander ab. Die Beschaffenheit der hinteren Seitenränder, des kurzen Hinterrandes, so wie der Schalenoberfläche selbst zeigen nichts Abweichendes. Ebenso stimmen die äusseren Kieferfüsse im Allgemeinen mit jenen des C. punctulatus überein; nur scheinen die zweiten Glieder etwas schmäler, mit einer weit weniger deutlichen Längsfurche versehen zu sein. Das dritte Segment ist gross, fast quadratisch , mit schwach abgestutztem vorderem innerem Winkel. Die übrigen Glieder stellen , wie bei der vorigen Species, kleine Kugeln dar. Der Taster ist nicht erhalten (Taf. IS, Fig. 1). Der weibliche Hinterleib stimmt ebenfalls in Gestalt und Gliederung mit jenem des G. punctulatus überein, nur scheint das Grössenverhältniss der zwei letzten Glieder etwas verschieden zu sein. Während bei der Desmarest'schen Species das vorletzte Glied länger ist als das letzte, dieses daher ein stumpfes Dreieck darstellt, waltet bei C. brachychelus die Länge des letzten Gliedes vor und es besitzt dasselbe die Gestalt eines fast rechtwinkligen Dreieckes mit etwas abgerundetem Winkel (Taf. IS, Fig. 1). Die Verhältnisse des männlichen Abdomens sind mir unbekannt, da kein Männchen zur Untersuchung vorliegt. Dagegen ist an einem weiblichen Exemplare der ganze Hinterleib entfernt und dadurch die grosse breit-ovale Brustplatte in ihrer Gesammtausdehnung blossgelegt (Taf. 13, Fig. 5). 30 A ugust Reuss. Das erste Seo-nient ist, wie bei allen echten Brachyuren , sehr gross und sendet eine mittlere schmale Verlängerung nach hinten, durch welche die schmal-keilförmigen Seitentheile des zweiten kleinsten Segmentes von einander getrennt gehalten werden. Die seitlichen Hälften der übriffen drei Segmente stossen in der Mediannath unmittelbar zusammen. Jedes verlängert sich in einen nach hinten gerichteten spitz-dreieckigen Fortsatz, wodurch die Näthe zwischen den einzelnen Segmenten in ihrem äusseren Theile eine starke Biegung nach rückwärts anneinnen. Es sind dies die mit dem Sternum verwachsenen Episternalplatten. Im vorderen mittleren Theile bemerkt man deutlich die — durch Bruch erweiterten — weiblichen- Geschlechtsöffnungen. Das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal liefern aber die Scheren. "Während dieselben bei C. punctulatus lang und verhältnissmässig schmal sind (Länge der Hand zur Breite wie 1-82 : 1). ist die Hand des C. brachychelus weit kürzer und breiter, so dass sich die Länge zur Breite verhält wie 1-46 : 1. Ihr Oberrand ist übrigens ebenfalls mit Dornen besetzt, die aber weniger regelmässig und kürzer, mehr höckerartig sind. Ebenso sind die Finger kürzer und weniger schlank. An einem der vorliegenden Exemplare (Taf. 18 , Fig. 1) sind endlich noch die Basal- glieder der äusseren und inneren Fühler wahrzunehmen. Sie kommen mit jenen des 0. punc- tulatus ganz überein. Die zahlreichen von mir untersuchten, meist der k. k. geol. Reichsanstalt angehörigen Exemplare stammen alle aus dem Nummulitenkalke der Umgegend von Vicenza, wo sie in Gesellschaft der vorigen Species vorkommen. Von Pas ini wurden sie bei Schio , Marostica, Eurubio im N. von Marostica. bei Salcedo und in der Valle San Floriano, von Gaet. Pelle- grini bei Fumane gesammelt. 3. Atergalis Boscii Desmar. sp. (Taf. 11, Fig. 1—4; Taf. 12, Fig. 1. 2; Taf. 9, Fig. 4— G; Taf. 10, Fig. 1.) Walch, Naturgeschichte der Versteinerungen I, Taf. 16, A, Fig. 4, 5. — Cancer Boscii Dcsmarest. Hist. nat. des Crust. foss. p. 94, t. S, f. 3, 4. — Brachyurites antiquus Schlotheim, Nachtrüge zur Petre- factenkunde 1822, p. 26, 27, Taf. 1, Fig. 1, a—c. Die fossile Species unterscheidet sich von den echten Cancer-Arten durch die Breite der Stirne und die davon abhängige Entfernung der Augenhöhlenausschnitte, durch die starke Wölbung des Rückenschildes und die quere kielartige Falte im Hintertheile desselben und kömmt in letzter Beziehung sehr überein mit manchen lebenden Atergatis- Arten , wie z.B. .1. subdentatus de Haan (Fauna'japonica, crustacea p. 46, Taf. 3, Fig. 1), A. frontalis de H. (1. c. Tal'. 14, Fig. 3). und A. dilatatus de H. (1. e. Taf. II, Fig. 2), von denen sie aber. sehen von anderen Kennzeichen, schon durch die starke Wölbung des Rückenschildes abweicht. Dadurch nähert sie sieh bei flüchtiger Betrachtung manchen Galappa- und Hepatus- Arien. Die angeführte grosse Übereinstimmung im Baue des Cephalothorax und der Scheren bewogmich, die in Rede stehende Krabbe der Untergattung Atergatis beizuzählen, wiewohl viele andere Kennzeichen, die zur Bestätigung dieser Ansicht erforderlich wären, wegen mangelhafter Erhaltung der fossilen Reste ausser Acht gelassen werden mussten. Die Species ist zwar schon von Dcsmarest besehrieben und abgebildet worden, jedoch nur sehr unvollständig. Da es mir gelang, die ganze Unterseite des Körpers zu entblössen, so bin ich in der Lage, die frühere Schilderung in mancher Beziehung zu vervollständigen. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 31 Der Rückenschild ist sehr breit-oval (Länge: Breite = 2": 2-6" oder bei einem grösseren Exemplare wie 2-55" : 3-3") und stellt im vorderen Tbeile einen sehr regelmässigen Bogen dar. Die grösste Breite liegt beiläufig am hinteren Ende des zweiten Drittheiles der Schalen- länge und wird durch einen Zahn des Seitenrandes bezeichnet. Hinter demselben verschmälert sich der Schild plötzlich, um sich, allmählich immer schmäler werdend, mit dem Hinter- leibe zu verbinden. Die Wölbung ist sehr stark, besonders von vorne nach hinten, so dass ein verticaler Längsschnitt des Körpers beinahe einen Halbkreis darstellt. Geringer, aber doch noch bedeutend ist die "Wölbung in der Richtung des Breiten durehmessers. Die Stirne ist sehr breit, indem der Abstand der inneren Winkel der Augenhöhlen- ausschnitte 1-1" beträgt. Sie bildet einen stark vorgezogenen und herabgebogenen dreieckigen Lappen mit geraden Bändern, nur in der Mitte, wenn auch schwach, eingebogen. Die drei- lappige Begrenzung, deren D e smar es t Erwähnung thut, konnte ich nicht wahrnehmen, und doch war an den untersuchten Exemplaren der Band vollkommen unversehrt, indem er überall die schmale erhabene Leiste mit der dahinter liegenden Furche, welche ihn umsäumt, darbot. Die Augenhöhlenausschnitte tief, aber nicht besonders breit (0-21" von einem Winkel zum andern). Der vordere Seitenrand länger als der hintere, bogenförmig, im vorderen Theile nach aussen , im hinteren sich stark nach hinten biegend und dort in einem starken zusammen- gedrückten Zahn endigend. Die gerade Entfernung des äusseren Augenhöhlenwinkels vom hintersten Bandzahne misst 1*3", jene von diesem Zahne bis zum Anfange des Hinterrandes nur 1-1". Den Band zieren vor dem vorerwähnten Endzahne noch sieben kleine zahnartige Vorspränge, deren vorderste sehr unbedeutend sind. Er ist scharfkantig, indem sich der Bückenschild in ihm unter sehr spitzigem Winkel nach unten unibiegt. Der hintere Seitenrand ist nach innen und hinten gerichtet und concav, weil der Schild hinter dem letzten Bandzahne plötzlich unter fast rechtem Winkel herabgedrückt erscheint. Der Hinterrand ist fast gerade, 0-9" lang. Schon bei flüchtiger Betrachtung des Rüekenschildes fällt eine scharfe kielartige Falte auf, die von dem hintersten Bandzahne mit nur sehr geringer Biegung fast quer nach innen gegen den Hinterrand der Herzgegend hinzieht. Sie erreicht dieselbe aber nicht, sondern verflacht sich früher. Ihre Länge beträgt an dem Taf. 11 abgebildeten Exemplare 0-7". Die übrige Oberfläche des Brustschildes bildet eine zusammenhängende convexe Fläche, an der nur wenig von den einzelnen Körperregionen zu unterscheiden ist. Am deutlichsten tritt noch die Herzgegend von fast fünfseitiger Gestalt hervor. Sie ist beiläufig OG" lang und 0-5" breit und wird vorne und zu beiden Seiten von sehr schwachen Furchen begrenzt. Die erstere ist gerade und wendet sich im weiteren Verlaufe bogenförmig nach aussen und vorne. Die seitlichen sind dagegen nach aussen concav, indem sie gegen die vorher beschriebene Quer- kante ihren Verlauf nehmen. Noch undeutlicher ist die hintere Begrenzung der Herzgegend durch zwei kaum bemerkbare, zuerst etwas convergirende, dann gerade rückwärts verlaufende Furchen. Die übrigen Regionen sind äusserlich gar nicht angedeutet. Die ganze Oberfläche des Bückenschildes ist, so weit es die Beschaffenheit der nirgends vollkommen erhaltenen Schale erkennen lässt, mit gedrängten feinen Grübchen bedeckt. An dem untersuchten weiblichen Exemplare (Taf. 1 1 , Fig. 1) erscheint der Hinterleib 1-3" lang bei 0*7" grösster Breite, welche in die Gegend des vierten Segmentes fällt. Er ist 32 August Reüss. zungenförmig mit nur wenig gebogenen Seitenrändern. Die Dimensionen der einzelnen sieben Abschnitte sind folgende: Breite Länge 1. Segment 0-8" . . 0-08" 2. „ 0-6 . . 0-133 3 0-65 . . 0-17 4. ., 0-7 . . 0-15 5 0-63 . . 0-175 6. „ 0-6 . . 0-3 7 0-5 . . 0-4 Die Länge des letzten Segmentes kann jedoch nicht mit Genauigkeit bestimmt werden. da das abgerundete vordere Ende durch die Scheren verdeckt ist. Sämmtliche Segmente sind in der Mittellinie schwach gewölbt, daneben beiderseits schwach vertieft. An einem ebenfalls wohlerhaltenen grösseren Individuum konnte ich die Verhältnisse des männlichen Hinterleibes beobachten. Bei einer Gesammtlänge von 1-70" misst er 0-85" in der grössten Breite und zwar im dritten Segmente. Er hat eine schmal- und lang-trianguläre Gestalt mit wenig ausgeschweiften Seitenrändern und endigt in einer, durch den letzten längsten Abschnitt gebildeten Spitze. Das relative Verhältniss der einzelnen Abschnitte ergibt sich aus folgenden Messungen: Breite Länge 1. Segment 0-74". . .0-12" '&•* 2. „ 0-7-i . . . 0-14 3. „ 0-85 . . . 0-2 4 j vorne 0'591 o-n } hinten 0-71) ' ' ' " 5. .. 0-5 ... 0-21 6. .. 0-45 . . . 0-34 7. „ 0-4 ... 0-5 Die einzelnen Abschnitte der Brustplatte ragen über die Aussenränder des weiblichen Hinterleibes nur wenig vor, die vorderen jederseits beiläufig um 0-1". Bei dem Männchen misst, dagegen der auf jeder Seite sichtbare Theil der Sternalsegmente etwa 0-16". An dem- selben (Taf. 12, Fig. 1) beobachtet man ferner die ebenfalls kleinen, mit dem Sternum ver- schmolzenen Episternalplatten. Die verhältnissmässig grossen Scheren sind fast ganz unter den Brustschild zurück- gezogen und an Grösse ungleich, indem die rechte nicht wenig überwiegt. Die einzelnen < rlieder der Scherenfiisse sind kurz und dick; das dritte Glied bei 0-6" Breite nur 0-67" lang, das /.weite Glied beinahe eben so lang (0-65"). Die Schere des abgebildeten Weibchens misst bis zur Spitze des unbeweglichen Fingers 1-4" und besitzt eine Breite von 0-83". Die linke Schere des männlichen Individuums ist 1-GG" lang und nur 0-8" breit. Sie steht daher gegen die rechte nicht nur in der absoluten Grösse, sondern auch in der relativen Breite zurück. Die Pinger sind kurz (der bewegliche nur 0-58" lang), dick und gekrümmt. Sie scheinen im Leben schwarz gewesen zu sein; wenigstens tragen sie an dem weiblichen Individuum noch jetzt eine dunkle Färbung, während die übrigen Theile der Krabbe die gewöhnliche lichtgraugelbe Farbe des Kalksteines darbieten. Ihre Bänder, selbst die inneren sind glatt, ohne Höcker. Zur Kenntnis*; fossiler Krabben. 33 Die untere Fläche der Hand ist massig gewölbt, die obere selbst etwas eoncav. Der obere Rand bogenförmig, stark zusammengedrückt, beinahe gekielt, mit vier kleinen Höckern besetzt, welche dem unteren fast geraden Rande fehlen. Von den acht Gangfüssen sind an allen untersuchten Exemplaren nur Bruchstücke, an den meisten nur die Ansatzstellen sichtbar. Man erkennt gewöhnlich .nur die ersten drei Glieder oder hin und wieder nur einen Theil des vierten Gliedes. Die langen Glieder sind sehr zusammengedrückt, mit fast schneidigen Rändern. Auf der oberen Fläche der Scheren erkennt man, wie bei Cancer punctulatus, die eckigen dunkler gefärbten kleinen Flecken, ebenfalls zu Gruppen vereinigt, die aber keine so regel- mässig sternförmige Gestalt besitzen, sondern in der Richtung des Breitendurchmessers der Scheren regellos in die Länge gezogen und dicht an einander gedrängt sind, daher weniger deutlich abgesonderte Längsreihen erkennen lassen. Es scheinen dieselben hier in vier breite Reihen zusammengeflossen zu sein. Die Mundtheile sind durch die Scheren verdeckt. Die abgebildeten und untersuchten Exemplare gehören dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete an und stammen aus einem an Operculinen reichen Kalksteine von S. Florian bei Marostica im Vicentinischen. Desmarest gibt als Fundort den Hügel an, der die Citadelle von Verona trägt. Mit dem eben ausführlicher geschilderten Cancer (Atergatis) Boscii Des mar. stimmt vollkommen überein der von Schlotheim (Nachträge zur Petrefactenkunde 1822, pag. 26, Taf. 1, Fig. 1) kurz beschriebene und nicht ganz treu abgebildete Brachjurites antiquus. Ich konnte mich davon mit Bestimmtheit überzeugen, da es mir vergönnt war, das im k. Mineralien- Cabinete zu Berlin aufbewahrte S chlothei m'sche Originalexemplar sorgfältig zu ver- gleichen. Es ist nicht wohl zu begreifen, wie Quenstedt die Schlotheim'sche Species mit dem Cancer Paulino-Würtenbergensis v. Mey. identificiren konnte, da beide doch nicht die geringste Ähnlichkeit mit einander haben (Quenstedt, Handbuch der Petrefactenkunde pag. 261). Der vortrefflich mit seiner ganzen Schale erhaltene Fossilrest gehört einem männlichen Individuum an. Da ich ein solches auch von Atergatis Boscii untersuchen konnte, waren die Mittel zu einer sorgfältigen Vergleichung geboten. Taf. 9, Fig. 4 — 6 gibt ein naturgetreues Bild des Schlothei m 'sehen Originalexemplares. Der Rückenschild misst 2-05" in der Länge und 2-7" in der Breite. Der Umriss und die starke Wölbung desselben stimmt mit der früher gegebenen Beschreibung vollkommen überein. Die acht kurzen, aber spitzigen Zähne des (L38" in gerader Linie messenden) vorderen Seitenrandes treten stärker und deutlicher hervor. Besonders der vorderste derselben, am äusseren Augenhöhlenwinkel stehend , verlängert sich zu einem wahren Dorn. Die Stirne bildet ebenfalls einen breiten vorgezogenen Lappen, dessen Seitenränder jedoch sehr schwach ausgeschweift sind und dessen Spitze, zwei kleine Kerbzähne zeigt. Die Querleiste im hinteren Theile des Brustschildes ist schon früher beschrieben worden. Ein breiter, dem Rande des Schildes zunächst gelegener Saum, am breitesten an der Stirne und am Hintertheile, ist sehr glatt und eben. Ebenso tritt durch ihre Glätte die Herzgegend auffallend aus ihrer Umgebung hervor. Dieselbe hat eine rundlich- pentagonale Gestalt mit rückwärts gerichteter Spitze und coneaven Seitenrändern. Der übrige Theil des Rücken- schildes ist mehr weniger rauh und uneben. Am meisten treten diese Rauhigkeiten in Form Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVIT. Bd, 5 34 August Eeuss. seichter ästig-zelliger Vertiefungen in den breiten Furchen hervor, welche die Herzregion seitlich begrenzen und aus deren Vorderrande eine kurze, fast quer nach aussen gehende und dort allmählich verschwindende Furche von derselben Beschaffenheit entspringt. Ganz ähnliche Unebenheiten beobachtet man im hinteren Theile der Genitalregion, und besonders fallen in dieser Beziehung zwei kleine ovale, schräge und symmetrisch zu beiden Seiten der Medianlinie gelegene Felder durch ihre verhältnissmässig grösseren unregelmässigen Zellen auf. Einzelne noch grössere Vertiefungen sind hin und wieder in den Magen- und Branchial- gegenden zerstreut; im hinteren Theile der letzteren und besonders der Herzregion werden sie nur durch verzweigte schmale Erhabenheiten unterbrochen. Offenbar sind alle diese Unebenheiten nur durch Zerstörung der äussersten Schalenschichte zum Vorschein gekommen und sind als Ansatzstellen von Muskeln, z. B. der Kaumuskeln , von Membranen u. s. w. zu betrachten. Prüft man die Oberfläche des Rückensckildes — selbst der glatten Stellen — genauer mit bewaffnetem Auge, so bemerkt man überall kleine runde, gedrängte und zu kurzen, vielfach anastomosirenden Reihen kettenförmig verbundene Flecken, die sich durch grössere Transparenz und etwas dunklere Färbung auszeichnen und, wie man am Querbruche der Schale sich überzeugt, beinahe — aber doch nicht ganz — bis zur Unterseite der Schale reichen. Sie stehen, besonders in der Nähe des Schildrandes, sehr zusammengehäuft. Im Centrum beinahe aller bemerkt man einen kleinen dunkeln Punkt (Taf. 10, Fig. 1). Sie stehen zu der Schalenstructur ebenfalls in inniger Beziehung und spielen wohl eine ganz ähnliche Rolle wie die eckigen Fleckengruppen auf den Scheren und anderen Schalenth eilen *). Der — männliche — Hinterleib ist lang- und schmal-dreiseitig und besteht aus 7 Seg- menten, wovon das dritte, vierte und fünfte an dem vorliegenden Exemplare zu einem Stücke verschmolzen sind. Die Gesammtlänge beträgt 1-02"; die grösste Breite von 0-66" fällt auf den Anfang des dritten Segmentes. Die Abmessungen der einzelnen Segmente sind folgende: Länge Breite 1. Segment 0-09" . . . 0-66" 2. , 0-12 . . . 0-55 3- ) , ( 0-39 am hinteren Ende M v 0-475 . . _ l 0-o2 am vorderen ,, ) 6. „ 0-25 . . . 0-31 7. ., 0-31 . . . 0-31 an der Basis. Die Seitenränder convergiren vom Anfange des dritten Segmentes an rasch, um am Ende des Hinterleibes in einer Spitze zusammenzulaufen. Das letzte Segment stellt ein gleichschenkliges sehr spitzwinkliges Dreieck dar. Sämmtliche Abschnitte werden durch fast gerade Quernäthe verbunden. Die Oberfläche des Abdomens erscheint in der Mitte, besonders des Anfangstheiles , etwas deprimirt, an den Rändern etwas erhaben. Durch ver- grÖBsernde Gläser unterscheidet man auch hier die gedrängten kleinen runden Flecken von abweichender Färbung und Durchsichtigkeit. ) Die Structut des Rückenschildes, der Schale des Hinterleibes, Sternunis u. s. w. ist sehr verschieden von jener gewisser Sehalen- partieen an den .Scheren- und Gangfiissen. Dire Eigentümlichkeiten werde ich ebenfalls anderwärts näher besprechen. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 35 Die Scheren stimmen mit jenen von Atergatis Boscü überein; mir treten die sieben Zähne des scharfen Oberrandes der Hand etwas stärker hervor. Ebenso wird ein kleiner leistenartiger Höcker am hinteren Ende der convexen Unterseite derselben viel bemerkbarer. Auch das kurze Glied, dessen obere Fläche wenig gewölbt ist, trägt an seinem scharfwinkligen Vorderrande einen kleinen zahnartigen Höcker. Sehr schön sieht man endlich auf der Schalenoberfläche die Gruppen der grösseren eckigen Flecken. Durch eine von der eben erwähnten Höckerleiste ausgehende schmale, glatte, etwas schwielige Zone wird die untere Fläche der Hand in einen vorderen und hinteren Theil geschieden. Im vorderen bilden die Fleckengruppen drei Reihen, deren vorderste gerade und schmälste dem oberen Eande der Hand parallel läuft. Die andern zwei sind viel breiter, besonders die erste derselben, weniger scharf von einander geschieden und verlaufen, von dem vorher berührten Höcker ausgehend, zuerst bogenförmig und dann erst gerade. Sie sind ferner durch zahlreiche schmale glatte Zonen in viele Querreihen und diese wieder nicht selten in einzelne kleinere Gruppen gesondert. Im hinteren Theile der Unterfläche der Hand lassen sich keine deutlich von einander abgegrenzten Längsreihen, sondern vielmehr zahl- reiche, in nicht sehr regelmässigen Eeihen stehende Fleckengruppen unterscheiden. Auf dem Gelenkshöcker am hinteren Ende der Hand befindet sich ebenfalls eine kurze schmale Gruppe grösserer eckiger Flecken. Ebenso zeigt die obere Fläche des Carpus zahl- reiche, zu undeutlichen Querreihen verbundene solche Gruppen. Die Unterseite hat deren aber nur eine geringe Zahl in der der Gelenksverbindung mit dem langen Gliede zunächst gelegenen Aushöhlung aufzuweisen. Dagegen sind sie in grosser Anzahl auch auf der Unter- fläche des langen Gliedes vorhanden; sie lassen sich aber dort nur sehr undeutlich erkennen, weil die oberste Schalen schichte wohl erhalten ist. Wie bei allen anderen echten Krabben, bietet auch das in Rede stehende Exemplar auf der Unterseite der Glieder der Gangfüsse überall zwei Längsreihen von Fleckengruppen dar, welche aber aus dem vorher erwähnten Grunde nur undeutlich durchscheinen. Alle anderen Stellen der Scheren- und Gangfüsse, welche die eckigen Fleckengruppen nicht darbieten, zeigen nur in grosser Menge die runden kleinen durchscheinenden Flecken, welche am Brustschilde und Hinterleibe für sich allein, ohne Begleitung vorzukommen scheinen. Das eben beschriebene vorzüglich erhaltene Exemplar soll zwar nach Schlotheim's ausdrücklicher Versicherung (1. c. pag. 26) aus dem Bausteine der ägyptischen Pyramiden stammen. Die vollkommene Übereinstimmung aber mit dem vicentinischen Atergatis Boscü, so wie der Umstand, dass seither von dem Vorkommen dieser Species in Ägypten nichts weiter bekannt geworden ist, machen es sehr wahrscheinlich, dass in Betreff des Fundortes eine Täuschung unterlaufen und auch das Schi oth ei m'sche Exemplar in der Umgegend von Vicenza gefunden worden sei, um so mehr als mir Exemplare von daher aus dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete vorliegen, die selbst in der Farbe und in der Art der Verstei- nerung vollkommen damit übereinkommen. 4. Atergatis stenura n. sp. (Taf. 11, Fig. 5 — 7.) Von Atergatis Boscü verschieden scheint ein fossiles weibliches Exemplar zu sein, das ebenfalls aus dem Nummulitenkalke der Umgegend von Verona stammt und dessen Mittheilung 36 A ugust Beuss. ich wieder dem k. k. IIof-Mineralien-Cabinete verdanke. Leider ist es sehr unvollständig, da jede Spur von Scheren- und Gangfüssen daran fehlt. Nur die Ansatzstellen derselben sind sichtbar. Es ist überdies nur ein Steinkern, an welchem aber die Verhältnisse des Rücken- schildes und des Hinterleibes vortrefflich erkennbar sind. Der, wie bei A. Boscü, sehr stark gewölbte Rückenschild misst 1-56" in der Länge bei einer Breite von 2". Beide verhalten sich daher beiläufig wie 1 : L22, mithin dasselbe Verhältniss wie bei der Desmarest'schen Species (1 : 1-3). Die stark übergebogene Stirne bildet einen sehr stumpfen, in der Mitte durch eine Furche getheilten Lappen mit schwach ausgeschweiften Seitenrändern, dessen Breite 0-83", also 0-416 der Gesammtbreite des Bücken- schildes beträgt. Die beiden vorderen Seitenränder bilden vereinigt einen regelmässigen Kreisbogen; jeder ist mit 8 Zähnen besetzt und — in gerader Linie gemessen — 1-05" lang, während die Entfernung des Hinterrandes vom letzten Zahne des vorderen Seitenrandes, der ein stark vorspringendes Eck bildet, nur 0-78" beträgt. Der Querkiel, der sich von diesem Zahne gerade nach innen erstreckt, misst 0-54" in der Länge. An der Oberfläche des Steinkernes sind die divreh feine Rauhigkeiten bezeichneten Anheftuno-sstellen der Kaumuskeln, der inneren Seitenwände der Kiemenhöhlen u. s. w. sehr deutlich wahrzunehmen. Ihre Beschaffenheit ergibt sich aus der Abbildung viel deutlicher als aus einer Beschreibung. Der weibliche Hinterleib ist bedeutend schmäler als bei A. Boscü] er stellt eine schmale Zunge dar, deren Seitenränder in der ersten Hälfte fast parallel laufen und dann nur sehr allmählich zur wenig scharfen Spitze convergiren. Er ist OS" lang bei der grössten Breite von 0-34". Die Dimensionen der einzelnen Abschnitte sind folgende: Länge 1. Segment . . . 0-1" 2- „ 3- „ 4. „ 5 6. „ 7 Länge Breite 0-1" . . 0-34" 0-135 . . 0-32 0-1 . 0-34 0-1 . 0-34 0-12 . . 0-33 0-2 . 0-32 0-28 . . 0-26 Durch diese Verhältnisse unterscheidet sich A. stenura wesentlich von A. Boscii, und es dürfte dieser Unterschied wohl die Aufstellung einer besonderen Species rechtfertigen. Voll; ständigere Exemplare werden ohne Zweifel nocli andere Unterscheidungsmerkmale liefern. Vom Brustbeine und den äusseren Kieferfüssen lässt das beschriebene Individuum nur uiilied eilten de Bruchstücke wahrnehmen. 5. Atergatis platychela n. sp. (Taf. 10, Fig. 2, 3.) Der Gattung Atergatis glaube ich wegen des seitlichen Querkieles am hinteren Theile des Rückenschildes auch eine grosse Species zurechnen zu müssen, welche das k. k. Hof- Mineralien-Cabinet aus einem an Operculinen reichen, der Nummulitenformation angehörigen Kalksteine von Mardfetica im Vicentinischen besitzt und die im Allo-emeinen grosse Ähnlichkeit Zur Kenntiniss fossiler Krabben. 37 mit Cancer macroclieilus Desmar. (Hist. nat. des Grust. foss. p. 91, t. 7, f. 1, 2) besitzt. Die Oberseite ist sehr schlecht erhalten ; dagegen gelang es mir, die Unterseite zum grössten Theile aus dem bedeckenden festen Gesteine herauszuarbeiten. Der Cephalothorax ist sehr gross und im Umrisse sehr breit-oval, dem Kreisförmigen sich nähernd. Seine Länge beträgt 4-1", die grösste Breite beinahe 5"; dieselbe liegt ziemlich weit hinter der Längenmitte und schneidet den Längendurchrnesser in zwei ungleiche Theile, deren vorderer 2-4", der hintere nur 1-7" misst. Im hinteren Theile verschmälert sich der Rückenschild rasch bis zum Hinterrande ■ — der Ansatzstelle des Hinterleibes — , der nur 1-45" lang ist. Die Stirne bildet einen 2" breiten, etwas vorgezogenen Lappen, dessen Rand mit vier Zähnen besetzt ist, von denen die zwei inneren sich näher stehen und etwas mehr vorragen als die äusseren. Alle sind übrigens durch sehr seichte gerundete Ausschnitte von einander geschieden. Die Augenhöhlenausschnitte sind verhältnissmässig sehr klein, am äusseren Winkel durch einen grossen spitzigen Höcker begrenzt. Von diesem ausgehend steigen die vorderen Seitenränder des Rückenschildes in einem starken Bogen nach aussen und hinten und endigen in der grössten Breite des Schildes mit einem stark hervortretenden Zahne. Der gerade Abstand ihrer beiden Enden beträgt 2-3". Jeder der Ränder trägt 9 ziemlich grosse spitzige , durch breite seichte Ausschnitte gesonderte Zähne. Vom hinteren Ende des vorderen Seitenrandes erstreckt sich, wie bei A. Boscü und den meisten lebenden Atergatis- Arten, eine starke kielartige Leiste auf der Oberfläche des Rücken- schildes fast quer nach innen, beiläufig in der Richtung des hinteren Randes der Herzgegend. Die Länge derselben lässt sich bei dein schlechten Erhaltungszustande des Cephalothorax nicht genau bestimmen; doch kann man sie bis auf 1-3" Länge deutlich verfolo-en. Der hintere Seitenrand ist 1-75" lang, glatt und stumpf und verläuft, nur wenig ein- gebogen, schräg nach hinten und innen. Während im vorderen scharfen Seitenrande der Rückenschild sich unter sehr spitzigem Winkel nach unten umbiegt, geschieht dies im hinteren Seitenrande beinahe rechtwinkelig. Die Begrenzung der einzelnen Regionen des Rückenschildes lässt sich wegen beinahe völliger Zerstörung der Schale und mehrfacher Verdrückung nicht nachweisen; jedoch scheint sie überhaupt nur wenig ausgesprochen gewesen zu sein, so wie auch die Wölbung des Schildes nur gering gewesen sein dürfte. An den hier und da noch anhängenden Schalen- bruchstücken erkennt man, dass ihre Oberfläche mit seichten rundlichen Grübchen bedeckt war. Das vorliegende Exemplar ist ein weibliches. Der breit-zungenförmige, am Ende stumpf zugespitztellinterleib ist gross, 2-4" lang. Die grösste Breite von 1-4" fällt auf das fünfte Segment, von wo er sich allmählich, erst langsam, dann rascher zur Spitze verschmälert. Der Anfangstheil ist in seiner ganzen Ausdehnung fast gleich breit (1-25"); daher verlaufen seine Seitenränder auch beinahe parallel. Die Dimensionen der einzelnen sieben Segmente sind folgende: Das erste Segment ist. . .0*175" lang, 1-25" breit, „ zweite „ „ . . 0-22 „ 13 „ „ dritte „ „ . . 0*25 „ 1-3 ., „ vierte „ „ . . 0-3 ., 1-4 „ fünfte „ „ . . 0-33 „ 1-45 ., „ sechste „ „ . . 0-6 .. 1-35 ,, „ siebente _ . . 0-9 -1-2 38 August Reuss. Die Segmente bis zum fünften sind kurz und quer reetangulär, durch nur schwach nach vorne eingebogene Näthe verbunden. Das sechste Segment ist fast doppelt so lang als das vor- hergehende und verschmälert sich am hinteren Ende bis zu 1-075". Das letzte Segment ist das grösste, dreieckig; nur erscheint der hintere, mit dem vorletzten Abschnitte zusammen- stossende Rand in der Mitte sehr stumpfwinklig gebrochen. Auf seiner unteren Fläche bemerkt man nach hinten zwei sehr seichte rundliche Eindrücke. Über die "Wölbung der einzelnen Segmente gibt der Fossilrest keine genügende Auskunft, da die meisten in Folge erlittenen Druckes der Länge nach zerbrochen und verunstaltet sind. Das sehr undeutliche Brustbein überragt den Hinterleib nur wenig. Unter den Extremitäten sind die Scherenfüsse am besten erhalten, wenn sie auch von dem Einflüsse mechanischen Druckes nicht ganz verschont geblieben sind. Am rechten Scherenfüsse ist die Schere wohl erhalten und nur etwas zusammengedrückt. Sie ist ebenfalls zum grössten Theile unter den Brustschild zurückgezogen und zeichnet sich durch ihre ver- hältnissmässig sehr grosse Breite aus. Sie misst in der Länge vom hinteren Ende bis zu der Spitze des unbeweglichen Fingers 2-5"; die Hand allein bis zum Vorderrande zwischen den beiden Fingern 1-95". Die grösste Breite beträgt dagegen 1-62". Der sehr starke bogen- förmige Vorderrand ist ziemlich scharf, aber, so wrie der fast gerade Hinterrand, ohne Höcker und Zähne. Die untere Fläche zeigt eine massige und gleichförmige Wölbung. Die Schalen- oberfläche ist mit entfernten rundlichen Grübchen besetzt und lässt hin und wieder die stern- förmigen Gruppen der kleinen eckigen Flecken, die schon früher mehrfach beschrieben wurden, undeutlich durchscheinen. Der Daumen ist kurz und dick, wenig gebogen, LI" lang, am hinteren Ende zunächst der Insertion 0-7" dick; der unbewegliche Finger ebenfalls sehr dick, aber viel kürzer (0-7") und gerade. Ihre inneren Bänder ermangeln der Zähne und Höcker. An der Oberfläche nimmt man stellenweise noch Überreste einer früheren dunklen Färbung wahr. Der Carpus ist an dem Fossilreste nicht gut erhalten. Das lange Glied hat einen breit- vierseitigen Umriss und misst bei 1*1" Länge im vorderen Theile 1" in der Breite. Seine Unterseite ist sehr gewölbt. Die Seitenränder sind gerade und glatt. Die Hüfte besitzt eine Länge von 05", zeigt aber keine Abweichung von der gewöhnlichen Bildung. Von den Gangfüssen sind nur einzelne Theile, vom ersten linken die untersten vier Glieder, vom zweiten und dritten der linken und von den beiden ersten der rechten Seite nur die untersten drei Glieder erhalten. Sie sind zusammengedrückt, aber nicht scharfkantig, und lassen ebenfalls stellenweise die sternförmigen Fleckengruppen erkennen. Von den übrigen Körpertheilen ist an dem vorliegenden Exemplare nichts wahrzu- nehmen. 6. Kiohocurcinus PtiuIino-JViirtembevgettsis v. Mey. sp. (Taf. 5, Fig. 4; Taf. 6, Fig. 1, 2.) Cancer Paulino-Wih-temlergensis v. Mey. Valaeontographka I, p. 91, t. 11, f. 1 — 7. \ on dieser Species habe ich vier schöne, dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete angehörige Exemplare untersuchen können. An dreien derselben — sämmtlich Männchen — war auch die l nterseite der Untersuchung zugänglich. Das vierte ist zwar mit der unteren Fläche in das Gestein — einen etwas erdigen gelblichen Kalkstein — eingewachsen, dürfte aber wegen Zur Kenntniss fossiler Krabben. 39 seiner vollkommenen Übereinstimmung mit den anderen wohl ebenfalls männlichen Ge- schlechtes sein. Ihre Dimensionen sind folgende: Länge Breite Nr. I 2-5" . . 3-9" Nr. II 2-5 .. 4-0 Nr. III 2-8 . . 4-6 Nr. IV, im Gestein festsitzend . . . .1-7 . .3-0 Das Verhältniss der Breite zur Länge ist daher im Mittel wie 2-35" : 3-865", bei dem von Herrn v. Meyer abgebildeten Exemplare wie 2'2 : 3-5". Die von Herrn v. Meyer gegebene Beschreibung dieser Species ist so ausführlich und genau, dass ich nur wenig hinzuzufügen vermag. Nur über einige Theile, die an den mir vorliegenden Exemplaren besser erhalten zu sein scheinen, will ich einige kurze Bemerkungen hinzufügen. An dem mit der Bauchseite in das Gestein eingewachsenen Exemplare (Nr. IV), welches offenbar ein noch jugendliches ist, sieht man die nicht ein Sechstheil der Gesammtbreite (0-46") des Bückenschildes messende Stirne zu einem am Bande mit vier spitzigen Zähnen besetzten, an den Seiten parallelrandigen Lappen verlängert, der über den Nachbarrand etwas vorragt. Jeder der stark bogenförmigen vorderen Seitenränder ist durch sechs Ein- schnitte in sieben dicht an einander stehende Lajjpen mit senkrechten Bändern getheilt, die von vorne nach hinten an Grösse zunehmen. Der vorletzte ist der grösste und ragt nach aussen am stärksten vor. Die vorderen drei Lappen sind durch kürzere Einschnitte wieder in je zwei, die hinteren vier in je drei zugespitzte Zähne gespalten. Die kürzeren hinteren Seitenränder biegen sich unter einem stumpfen Winkel um und verlaufen nach innen und etwas nach hinten. Sie sind beinahe gerade oder selbst etwas ein- gebogen und mit einer Beihe von 5 — 6, nach hinten allmählich kleiner werdenden Höckern besetzt, die von den Zähnen des vorderen Seitenrandes sehr verschieden sind. Dieser ist ferner scharf, indem sich dort der Bückenschikl unter sehr spitzigem Winkel nach unten umbiegt, während dies bei dem hinteren Seitenrande unter beinahe rechtem Winkel geschieht, derselbe also nur durch die erwähnte Höckerreihe etwas schärfer hervortritt. Am Ende des hinteren Seitenrandes ragt jederseits ein starker fast cylindriscker Höcker hervor, in dessen unmittel- barer Nähe, ja an der Basis theilweise damit verschmolzen, sich noch zwei kleinere Höcker befinden. Die Oberseite des Cephalothorax ist schon von Herrn v. Meyer so genau geschildert worden, dass eine Wiederholung überflüssig wäre. Nur will ich hinzufügen, dass sich an Steinkernen (Taf. 6, Fig. 1) auch hier sehr gut die unebenen AnheftungssteUen der Kau- muskeln und der Seitenwandungen der Kiemenhöhlen erkennen lassen. Aus der Betrachtung dieser Begrenzungslinien ergibt sich zugleich der sehr beschränkte Umfang der Herzgegend und die ungemeine Ausdehnung der Kiemenregionen. Die Länge des männlichen Hinterleibes beträgt beiläufig mehr als die Hälfte der Länge des Bückenschildes (1-65" bei 2-8" Schildlänge; 1-275" bei 2-5" Schildlänge). Er ist zungen- förmig, sich nur wenig verschmälernd, mit beinahe parallelen Seitenrändern, am Ende sich rasch zum fast gleichseitigen Dreiecke zusammenziehend. Er ist in sechs Segmente getheilt. Das erste ist sehr kurz (0-2" bei 0-5" Breite) und breitet sich gegen das hintere Ende etwas 40 August Beuss. aus. Das zweite Segment ist nicht viel länger — 0-233" — , zugleich aber das breiteste von allen Segmenten — 0-6" — . Seine Ränder sind bogenförmig, indem die grösste Breite in der Mitte lie^t. Die folgenden Glieder nehmen an Breite allmählich etwas ab. Das dritte und vierte besitzen fast gleiche Länge (0-233" und 0-25" bei 0-55" und 0'5" Breite) und eine rectanguläre Gestalt. Das fünfte, längste Glied (von 0-4" Länge und 0-48" Breite) ist fast quadratisch; das letzte endlich stellt ein fast gleichseitiges Dreieck von 0-4" Seitenlange dar. Die Näthe der letzten drei Glieder sind fast gerade; jene der vorderen bilden in der Mitte einen schwach vorwärts gerichteten Bogen. Über sämmtliche Segmente verlaufen zwei seitliche breite seichte Längsfurchen, die auf den ersten drei am tiefsten sind, weil ihre Seitentheile und in geringerem Grade auch der mittlere Theil etwas aufgetrieben sind und in Gestalt niedriger rundlicher Höcker hervortreten. Das erste Glied der äusseren Kaufüsse ist klein, dreieckig; das zweite, an der Basis etwas nach aussen gebogen, stellt ein 0-43" langes und 0-25" breites, von vorne nach hinten verlaufendes Ariereck dar. Sein vorderer Rand ist etwas rückwärts eingebogen. Die auf der unteren Fläche verlaufende Furche ist dem inneren Rande nicht parallel , sondern divergirt nach aussen. Das dritte weit kürzere Glied ist schräg-vierseitig, beinahe eben so breit als lang, übrigens aber zu unvollständig erhalten, um die anderen Details genauer erkennen zu lassen. Der an dem vorderen äusseren Winkel des Basilarsegmentes eingelenkte lanzettförmige Taster ist gross, 0-533" lang bei 0-185" Breite. Das vorderste Segment des Sternunis ist sehr gross, breit-eiförmig, vorne zugespitzt, In der Mitte wird es von einer tiefen und breiten Längsfurche durchzogen, die sieh nach hinten zur Aufnahme des letzten Hinterleibsabschnittes ausbreitet. Nicht weit vor der Mitte der Länge gehen davon zwei ebenfalls tiefe, aber schmale, bis zum Rande reichende, beinahe quere Furchen aus, von deren Mitte wieder andere viel seichtere entspringen, die dem Aussen- rande des Segmentes beinahe parallel verlaufen. Die übrigen Brustbeinsegmente sind viel schmäler und kürzer, quer-rectangulär, in der Mitte stark vertieft zur Aufnahme des Abdomens, den sie seitlich nur wenig überragen. Einzelne der Episternalstücke sind nur undeutlich und in verschobener Lage wahrzunehmen. Die anderen Körpertheile, die man an den fossilen Exemplaren noch unterscheiden kann, sind zu fragmentär, als dass man sie näher beschreiben könnte. Wegen des immer nur unvollkommenen Erhaltungszustandes der Exemplare der in Rede stehenden fossilen Krabbe lässt Herr v. Meyer dieselben trotz mehrerer hervorgehobener Verschiedenheiten noch mit der Gattung Cancer vereinigt, deutet aber auf die besondere Verwandtschaft mit C. quadrilobatus Desm. (1. c. pag. 93, Taf. 8, Fig. 1, 2) von Dax hin. Zwischen beiden bestehen aber in der Wirklichkeit sehr bedeutende Verschiedenheiten, /.. B. in der Gestalt und Oberflächenbeschaffenheit des Cephalothorax, in dem Baue des Hinterleibes u. s. w. , welche nicht gestatten würden, dieselben in einer Gattung zu ver- einigen. Auch mit der Gattung Cancer, wie wir dieselbe bei De Haan und Dana enger begrenz! finden (= Vlatycarcirms M. Edw.) lässt sich unser Fossil wegen wesentlicher Abweichungen nicht verbinden. Keine Species der genannten Gattung zeigt einen verhältniss- mässig so breiten Rückenschild. Sein Rand ist nie so eigenthümlich lappig eingeschnitten; seine Oberfläche bietet die einzelnen Regionen nicht so deutlich ausgeprägt und in sei viele stark hervorragende Höcker getheilt. Dann endlich ist bei Cancer der männliche Hinterleib Zur Kenntnis* fossiler Krabben. 41 stets nur aus fünf, nie aus sechs Segmenten zusammengesetzt. Von allen Untergattungen, in welche die alte Fabricius'sche Gattung Cancer zerlegt worden ist, besitzen die Männehen der meisten (z. B. Atergatis de H., Aegle de H., Actaea de H., Xantho Leacb, Cancer Leach, Cymo Latr., Xanthodes Dana, Paraxanthus Lucas, Medaeus Dana u. a.) nur fünf, oder wie Daira de EL, Pilumnus Leacb, Gonoplax Leach, Curtonotus de H., Trapezia Latr., Menippe de H., Arges de EL, Eriphia Latr., Eudoea de EL, Thelphusa Latr. u. a. m. sieben Segmente am Hinterleibe. Bei der einzigen Gattung Carpilius Leach ist derselbe ebenfalls in sechs Segmente gegliedert. Unseren Fossilrest zu dieser Gattung zu ziehen, gestattet aber die Beschaffenheit des Rückenschildes nicht, da dieser bei Carpilius ganz glatt ist oder nur wenig hervortretende Regionen hat und mit einem stumpfen glatten oder am Hinterende einzähnigen vorderen Seitenrande eingefasst ist; abgesehen von den Verschiedenheiten, welche der Hinter- leib in den Verhältnissen der einzelnen Segmente darbietet. Ich bin daher der Ansicht, dass der Cancer Paulino-WUrtembergensis selbst bei unserer dermaligen noch so lückenhaften Kenntniss desselben zum Typus einer selbstständigen Gattung erhoben werden müsse, die ich wegen des eigenthümlich gelappten Seitenrandes mit dem Namen: „Lobocarcinus" belege. Auf den folgenden Seiten gebe ich noch die Beschreibung zweier anderer derselben angehöriger Arten und füge zuletzt eine kurze Charakteristik der Gattung bei. 7. EäObocarcinus Sismondai v. Mey. sp. (Taf. 9, Fig. 1, 2.) Platijcarcinus antiqmis E. Sismonda in Memorie della reale Accadem. dt Torino. Ser. 29" in der Länge. An dem Steinkerne sind jedoch nur die letzten zwei Länge Breite . . 0-15" . . 0-8" . . 0-17 . . 0-8 . . 0-185 . . 0-9 . . 0-19 . . 1-0 . . 0-19 . . 1-0 . . 0-35 . . 1-08 . . 0-45 . . 0-7 Zur Kenntniss fossiler Krabben. 49 Segmente durch gerade quere Näthe von einander deutlieh abgegrenzt. Das vorletzte Segment ist rectangulär mit sehr schwach eingebogenen Seitenrändern, 0-3" breit, 0-22" lang. Das letzte stellt ein beinahe gleichseitiges Dreieck dar, dessen Basis 0*3" misst und dessen Spitze etwas verlängert ist (Taf. 14, Fig. 1). Die im vorderen Theile beinahe parallelen Seitenränder des männlichen Hinterleibes werden von dem Brustbeine weit überragt. Dieses ist bei einem 2*45" breiten Exemplare 1-2" lang und 0-9" breit, breit-elliptisch, in der Mitte zur Aufnahme des Hinterleibes zu einer tiefen Längsrinne ausgehöhlt. Es besteht aus fünf Segmenten, deren vorderstes gross, gerundet- dreiseitig ist und von vier Furchen durchzogen wird. Zwei derselben verlaufen schräg nach vorne, die anderen, von demselben Punkte ausgehend, etwas schräg nach hinten. Der zweite schmal-keilförmige Sternalabschnitt ist durch eine beinahe quere Nath mit dem nächst- folgenden verbunden, während die Näthe zwischen dem dritten, vierten und fünften Segmente immer schräger von hinten nach vorne und innen verlaufen. Die letzten drei Abschnitte sind endlich noch durch eine mediane Längsnath in seitliche Hälften getheilt (Taf. 14, Fig. 1, 3). An einem nur 1-95" breiten und 0-55" langen weiblichen Individuum, das ich ebenfalls Herrn Dr. Krantz verdanke, sieht man auf dem dritten Segmente des freiliegenden Sternums deutlich die beiden Genitalöffnungen (Taf. 12, Fig. 3). An einem anderen weiblichen Exemplare ist der rechte Scherenfuss theilweise erhalten. Man sieht die Hand am oberen Rande mit Höckerzähnen besetzt, deren Zahl ich aber nicht bestimmen kann , da die ziemlich grossen Scheren nur theilweise erhalten sind. Die untere Fläche ist, besonders im vorderen Theile, stark gewölbt. Am hinteren Ende, zunächst der Verbindung mit dem folgenden Gliede, trägt sie einen starken, ziemlich spitzigen Höcker und vor ihm noch zwei niedrigere leistenartige Hervorragungen, die dem Rande der Hand beinahe parallel laufen. Ein anderer starker, aber mehr gerundeter stumpfer Höcker steht am vorderen Ende der Hand zunächst dem Ursprünge des unbeweglichen Fingers (Taf. 13, Fig. 6). An einem anderen Exemplare aus den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt (Taf. 14, Fig. 4) sind Theile beider Scherenfüsse , an einem dritten (Taf. 14, Fig. 1), von Herrn Dr. Krantz in Bonn mitgetheilten ist der rechte Scherenfuss in seiner ganzen Aus- dehnung vorhanden. Die rechte Schere übertrifft die linke nicht unbedeutend an Grösse. Auf der Hand sieht man sehr deutlich die vorerwähnten vier Höcker, von denen der vordere bald tiefer — dem Anfange des unbeweglichen Fingers fast gegenüber — , bald höher — zwischen dem Daumen und Finger — liegt. Beide sind schwach gebogen und nicht sehr lang. An einer im Ganzen 1-53" langen Schere misst der Daumen 0-53", die Hand 1-0". Der vordere — obere — Rand der letzteren ist fast gekielt und mit 6 — 7 zahnartigen Höckern besetzt. Ihm läuft auf der freien Fläche der Hand in geringer Entfernung eine schmale, schwach kantige Leiste parallel. Die untere Fläche der Hand lässt ebenfalls die mehrfach erwähnten, in Längsreihen gruppirten, eckigen Poren wahrnehmen, deren Reihen aber grösstentheils in einander ver- fliessen. Nur in der Mitte der Hand sind sie durch eine schmale glatte Längszone deutlich gesondert. Die Gruppen sind sämmtlich sehr unregelmässig und senkrecht auf den Längs- durchmesser der Schere stark in die Länge gezogen. Von den Gangfüssen sind meistens nur die Ansatzstellen, an einem einzigen Exemplare die unteren 3 — 4 Glieder sichtbar. Sie sind dünn und stark zusammengedrückt, ohne scharfe Kanten zu besitzen (Taf. 14, Fig. 1). Denkschriften der matkem.-uaturw. Ol. XVII. Bd. 7 50 August Eeuss. An einem kleinen weiblichen Exemplare hat man Gelegenheit, Theile der äusseren Kieferfüsse zu beobachten. Das Basilarglied ist sehr klein und schief-dreiseitig; das zweite Glied im unteren Theile etwas gebogen, übrigens langgezogen- vierseitig und vorne fast quer abgeschnitten. Die seichte Furche seiner unteren Fläche divergirt etwas nach hinten. Das dritte Segment ist ziemlich gross, trapezoidal, am vorderen Winkel sehr schräg abgestutzt. Der Taster breit-lanzettförmig. Die übrigen Theile fehlen (Taf. 13, Fig. 6). Ausser den oolithischen Eisenerzen von Sonthofen in Baiern, wo die beschriebene Krabbe häufig vorzukommen scheint, findet sie sich nach Ehrlich noch im Nummuliten- sandstein von Oberweis, nördlich von Gmunden. Durch die Güte des Herrn Bergrathes Fr. v. Hauer sind mir ferner aus den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt mehrere meist sehr zerdrückte Exemplare aus dem Geschliefgraben zugekommen, welche ich 'lerselben Species zurechnen muss. Die meisten sind kleiner als jene von Sonthofen; das kleinste misst nur 1-1" in der Länge und 1-4" in der Breite. Ein anderes ist 1-8" breit, 1-4" lang; ein drittes 2-3" breit, 1-85" lang. Das grösste Exemplar besitzt einen Breitendurchmesser von 2-3". An einem Individuum ist der vordere Seitenrand sehr gut erhalten und zeigt am hinteren Ende, im grössten Breitendurchmesser des Schildes, jederseits einen vorgezogenen dornartigen Zahn und vor demselben einen kleinen spitzigen Zahn, vor welchem endlich noch ein sehr kleiner, nur eine schwache scharfe Hervorragung bildender liegt. Der übrige Theil des scharfen Randes ist vollkommen glatt. Die Höcker des Rückenschildes stimmen in Form und Vertheilung ganz mit jenen der Sonthofener Krabbe überein und zeigen in Beziehung auf grössere oder geringere Wölbung dieselbe Abwechslung. Die Höcker auf der unteren Fläche der Scheren bieten ebenfalls die- selbe Beschaffenheit dar ; nur liegt der vordere stark und spitz hervorragende Höcker bald tiefer, dem unbeweglichen Finger gegenüber, bald höher, in der Nähe des Zwischenraumes zwischen Finger und Daumen. Die beschriebenen Exemplare stammen aus dem Geschliefgraben, einem in Süd-Ost von Gmunden vom Traunsee längs des nördlichen Fusses des Traunsteines ansteigenden Graben. Nach Herrn v. Hau er' s gütiger Mittheilung ragt im oberen Theile dieses Grabens, rings umgeben von der craie blanche angehörigen Mergeln mit Ananchytes ovata, Micraster cor anguinum, Scyplüa radiata, Inoceramus u.s.w., ein Felsen hervor, der aus Nummulitengesteinen besteht und zwar aus unreinem sandigem Kalksteine, wechselnd mit etwas mächtigeren Bänken weichen dunkeln schiefrigen Sandsteines. Beide sind glaukonitisch; der Sandstein führt Bohnerze. Neben den beschriebenen Krabben wurden darin zahlreiche grosse Nummuliten, Trümmer von Iianina Marestiana Kön., Nautilus lingulatus Beb., schöne Echinodermen, Zahnplatten von Myliobatcs u. a. gefunden. Die Localität gehört also wohl demselben Niveau an wie Oberweis, Mattsee, Sonthofen, Kressenberg u. a. Übrigens gedenkt dieser Fundstätte von Nummulitengebilden schon v. Lill (v. Leonh. Zeitsch. für Min. 1829, 1, pag. 149). Offenbar verschieden von der eben näher besprochenen Xanthojysis hispidiformis S chl o th. sp. ist der im Londonclay der Insel Sheppy häufig vorkommende Brachyurites hispidiformis var. minor Schi oth. Er, nicht die Sontho-f en er Krabbe, ist von Schlotheim in seinem Nachtrage zur Petrefactenkunde p. 26 beschrieben und daselbst Taf. I, Fig. 3, a, b, abgebildet worden. Es kann darüber kein Zweifel obwalten, da ich in der Lage war, das Original- Zur Kenntniss fossiler Krabben. 51 Exemplar S chlotheim's mit dessen Abbildung unmittelbar zu vergleichen. Ich gebe auf Taf. 12, Fig. 4 — 6 nochmals eine naturgetreue Abbildung desselben. Leider sind die an sich schon kurzen Beschreibungen der drei von M'Coy aufgestellten Xanthopsis-Kvten ') von keinen Abbildungen begleitet. Dessenungeachtet dürfte es kaum zu bezweifeln sein, dass die von Schlotheim beschriebene Species mit X. bispinosa M'Coy übereinstimme und daher in Zukunft diesen Namen führen müsse. Von der Sonthofener Krabbe unterscheidet sie sich schon durch die geringere Grösse und durch eine mehr dem Rundlichen sich nähernde Gestalt des Rückenschildes; denn wenn man von den Dornen des Seitenrandes absieht, verhält sich die Breite zur Länge wie 1*6" : 1*4". Misst man aber die Dornen mit, so stellt sich das Verhältniss wie 1*8": 1*4" heraus. Besonders auszeichnend sind jedoch die zwei bis 0-15" langen Dornen, deren einer jederseits am hinteren Ende des vorderen Seitenrandes, der zweite aber etwa Ol 1" vor demselben steht. Die übrigen Seitenrandzähne sind sehr klein. Durch diese Dornen allein scheint sich Xanthopsis bispinosa von X. nodosa M'Coy wesentlich zu unterscheiden. Überhaupt scheinen alle bekannten Arten von Xanthopsis sich sehr nahe zu stehen und manchem Wechsel unterworfen zu sein. In der Beschaffenheit und Abgrenzung der einzelnen Regionen des Rückenschildes und seiner Höcker dürfte Xantlwpsis bispinosa mit A. hispidiformis , so weit ich es nach den vorliegenden Exem- plaren zu beurtheilen vermag, ganz übereinkommen. Die bland der Scheren trägt auf der Unterseite vier Höcker; drei am hinteren Ende, einen besonders starken aber am vorderen, zwischen dem Ursprünge des Fingers und der Einlenkungsstelle des Daumens. Die zwei mehr vorwärts gelegenen der erstgenannten Höcker sind stärker und nicht so in die Länge gezogen (leistenartig) wie bei X. hispidiformis. Die Gangfüsse zeichnen sich durch die besondere Dünne, ihrer Glieder aus. Wenn nun auch die Verschiedenheit der Xanthopsis bispinosa (Brachyurites hispidiformis var. minor Schloth.^) von der A. hispidiformis (Brach, kisp. var. maior Schloth.^ vom Burgberge bei Sonthofen keinem Zweifel unterliegt, so ist es doch von der anderen Seite nicht in Abrede zu stellen , dass die wahre X. hispidiformis . neben den M'C o y'schen Arten ebenfalls im Londonthone der Insel Sheppy vorkomme. Wenigstens liegt mir aus dem k. Mineralien-Cabinete zu Berlin ein schön erhaltenes Exemplar vor, welches ich von der genannten Species auf keine Weise zu unterscheiden vermag. Ich gebe davon auf Taf. 13, Fig. 1 — 4 ebenfalls eine naturgetreue Abbildung. Die Länge des Brustschildes beträgt 2", die Breite aber 2-6"; beide stehen daher in demselben Verhältnisse wie an den Sonthofe n er Exemplaren. Die vorgezogene, 0"75"breite Stirne ist, wie dort, vierlappig. Der vordere Seitenrand trägt am hinteren Ende einen dornigen Zahn ; vor ihm liegt ein kürzerer, aber ebenfalls spitziger Zahn, und vor diesem endlich noch ein dritter, der jedoch nur eine schwache Hervorragung bildet. Viel stärker tritt aber ein Zahn hervor, welcher das vordere Ende des Seitenrandes, hart am äusseren Augenwinkel, bezeichnet, an dem vorliegenden Exemplare aber beiderseits abgebrochen ist. Die Con- figuration und Begrenzung der einzelnen Regionen des Rückenschildes stimmt ganz mit der ]) Wenn übrigens Morris (A Catalogue of British Fossils, 2d edit. 1854, p. 116) für Xanthopsis nodosa M'Coy dem König'schen Namen: X tuberculata (Cancer tubercula/us König, Ic. Sect. p. 3, f. 54) den Vorzug gibt, so kann ich dies nicht billigen, da die äusserst rohe und völlig missrathene Abbildung vielmehr einen Langschwänzer darstellt und keine Beschreibung, sondern nur fragweise der Name: Scyllanis? beigegeben ist. 52 August Reuss. bei der Krabbe von Sonthofen überein. Der vordere Genitalhöcker ist einfach, nicht getheüt. Der Hinterleib des vorliegenden weiblichen Exemplares weicht in Beziehung auf Zahl, Form und Grössenverhältnisse der Segmente von jenem der früher geschilderten deutschen Exem- plare nicht ab. Sehr gut erhalten ist die Antennargegend, die eine grosse Analogie zeigt mit jener des lebenden Carpilius convexus (M. Edwards, Hist. nat. des Crust. t. 16, f. 10). Das Basal- glied der inneren Fühler ist breit und etwas stumpf-dreieckig und, nach dem zwischen seinem oberen schrägen Rande und dem Stirnrande befindlichen leeren Raunie zu urtheilen, müssen die inneren Antennen ebenfalls eine sehr schräge Stellung besessen haben. Das schmale stabfö'rmige Basilarglied der äusseren Fühler liegt gerade in der inneren Augenhöhlenspalte. Von dem äusseren Kieferfuss der rechten Seite ist nur ein aus der normalen Lage gerücktes Bruchstück des zweiten Gliedes wahrzunehmen (Taf. 13, Fig. 2). Die Oberfläche ist mit sehr ungleichen, zum Theil recht grossen rundlichen seichten Gruben bedeckt, deren schmale Zwischenräume hin und wieder mit äusserst kleinen Körnchen besetzt erscheinen (Taf. 13, Fig. 4). Aus den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt theilte mir Herr Bergrath Fr. v. Hauer eine Krabbe aus dem braunen oolithischen Eisenerze des Kressenberges mit, die vollkommen mit Xanthopsis bispinosa des Londonthones übereinkömmt. Ich konnte an dem freilich nur theilweise erhaltenen Exemplare kein unterscheidendes Merkmal von einiger Bedeutung auffinden, wie auch aus der beigegebenen Abbildung zu ersehen ist (Taf. 14, Fig. 5). Es ist ein Steinkern, an der Unterseite mit dem Gebirgsgesteine verwachsen, am rechten vorderen Seitenrande und am Hinterrande theilweise zerbrochen. Nur am linken wohl erhaltenen Seitenrande, den ich von dem umgebenden Gesteine frei machte, sitzt noch ein Theil der Schale auf. Da erkennt man nun deutlich die beiläufig in der Mitte der Länge des Schildes, in welcher zugleich die grösste Breite liegt, stark vortretenden, etwa 0-2" von einander abstehenden zwei spitzigen Randdornen, gerade wie bei der englischen X. bisp>inosa. Vor ihnen zeigt der Rand nur einige schwache Undulationen bis zum äusseren Augenhöhlen- winkel, der wieder dornartig vorspringt. Der zu einem herabgebogenen Lappen vorgezogene Stirnrand ist schwach vierzähnig, viel weniger deutlich als bei X. hispidiformis. In der Beschaffenheit der einzelnen Regionen des Rückenschildes kann ich keinen Unterschied von den englischen Exemplaren auffinden; nur zeigt nicht nur der vordere, sondern auch der hintere breite Höcker der Genitalregion eine sehr schwache mittlere Depression , wodurch eine Theilung in zwei Höcker angedeutet wird. Vielleicht tritt derselbe aber nur an Stein- kernen etwas deutlicher hervor. In den die Herzgegend ringsum begrenzenden Furchen sieht man auch hier wieder die an Steinkernen stets bemerkbaren rauhen Anheftuno-sstellen der seitlichen Wandungen der Kiemenhöhle und vor ihnen die Befestigungspunkte der Kaumuskeln. Den unteren Theil des Körpers und die Bewegungsorgane kann man an dem vorliegenden Exemplare nicht beobachten. Übrigens stimmt dasselbe in seinen Grössenverhältnissen mit den Exemplaren aus dem Londonthone überein. Bei 1*4" Länge misst es 1-8" in der Breite; jedoch haben diese Messungen nur annähernden Werth. Neben der Xanthopsis bispinosa M'Coy kömmt am Kressenberge offenbar noch eine zweite Krabbenspecies vor, welche Graf v. Münster schon 1828 in seinem Verzeichnisse der im körnigen Thoneisensteine und im Grünsande des Kressenberges bei Traunstein in Baiern gefundenen Versteinerungen anführt und mit dem Cancer punctulatus D e s m. verwechselt Zur Kenntniss fossiler Krabben. 53 (K e ferste in, Deutschland geognostisch dargestellt, VI, 1, p. 97, 1828). Herr v. Meyer stellte dieselbe später (Leonh. und Br. Jahrb. 1842, p. 589) als dem Cancer Boscii De sm. nahe verwandt, aber doch davon gewiss specirisch verschieden, dar. Er belegte sie daher mit dem Namen Cancer Klipsteini. Mir war leider kein Exemplar dieser Species zugänglich. Nur eine derselben wahrscheinlich angehörige linke Schere aus der S chloth ei m'schen Samm- lung im k. Mineralien-Cabinete zu Berlin liegt mir vor, welche durch ihre Beschaffenheit wohl auf einen mit Atergatis Boscii verwandten Cancroiden hinweist (Taf. 5, Fig. 7). Sie ist nur von einer Seite sichtbar, übrigens in etwas thonigem Grünsandstein eingewachsen. Bis zur Spitze des Daumens gemessen erreicht sie die bedeutende Länge von 1*9". Die Hand allein ist 1-2" lang und an der breitesten Stelle — am vorderen Ende — 0-83" breit. Die Unterfläche ist stark gewölbt und trägt am hinteren unteren Winkel einen starken Höcker, von welchem ein stumpfer, wenig deutlicher Kiel nach vorne verläuft. Der obere ziemlich scharfe Band ist mit vier starken Zähnen besetzt. Der 0-8" lange Daumen ist etwas gekrümmt und in der vorderen Hälfte noch mit Überresten der ursprünglichen schwarzen Farbe versehen. Die vom Grafen Münster in seinem Verzeichnisse der Kressenberger Versteinerungen angeführte zweite Krabbe, der Cancer Desmaresti v. Mstr. (1. c. p. 97) dürfte wohl mit der früher beschriebenen Xanthopsis bispinosa M'Coy zusammenfallen, da überhaupt nur zwei Krabbenarten im Kressenberger Gesteine vorzukommen scheinen. Ich konnte mich jedoch davon nicht durch Autopsie überzeugen. IV. Über einige fossile Brachyuren des Londonthones der Insel Sheppy. 1. Glyphithyreus affinis n. sp. (Taf. 10, Fig. 4, 5.) Diese kleine schöne Krabbe, deren Mittheilung ich dem Herrn Dr. Krantz in Bonn verdanke , stimmt in so vielen Kennzeichen und so auffallend mit dem vorher beschriebenen Gl. formosus aus dem mecklenburgischen Pläner überein, dass man sie nicht nur derselben Gattung beizuzählen sich genöthigt sieht, sondern auch sie erst bei genauerer Vergleichung specifisch von einander zu unterscheiden vermag. Der glänzend-schwarze Kopfbrustschild ist viel breiter als lang (wie 0-74" : 0-55") und im Umriss queroval-vierseitig. Die grösste Breite liegt etwas hinter der Mitte der Schalen- lange , indem sie gerade mit einer durch den hinteren Band der Genitalregion gezogenen Querlinie zusammenfällt. Die Wölbung ist sehr gering, am deutlichsten noch in der Längs- richtung in Folge der etwas abschüssigen Stirne. Diese ist 02" breit, vorne beinahe quer abgestutzt und durch eine mediane Längsfurche in der Mitte etwas ausgeschnitten. Die Augenhöhlen sind verhältnissmässig gross. Der vordere Seitenrand misst in gerader Linie 0*3", ist massig gebogen und mit vier Zähnen besetzt. Der vorderste derselben steht am äusseren Augenhöhlenwinkel und ist spitz: die anderen, besonders die zwei hinteren grösseren, sind gerundet und stark höckerartig angeschwollen. Der hintere, nur wenig längere Seitenrand trägt dagegen keine Zähne. Übrigens ist der Band des Schildes von einer mehrfachen Beihe kleiner Körnchen eingefasst, von denen aber nur die äusserste regelmässig ist. 54 August Reit ss. Die einzelnen Regionen des Brustschildes treten in Form starker, durch tiefe und breite Furchen gesonderter Höcker hervor, welche sämmtlich auf der Höhe mit feinen Körnern dicht besetzt sind, während die zwischenliegenden Furchen vollkommen glatt und eben erscheinen. In der Mitte des Schildes fällt zuerst die Genitalgegend auf in Form eines pentagonalen Höckers, welcher sich vorne in eine lange schmale Zunge verlängert, die sich zwischen beide Magengegenden einschiebt, sie von einander trennend. Mit der Genitalgegend hängt rück- wärts die sehr kleine Herzregion zusammen, eine niedrige sattelförmige, beiderseits von tiefen Furchen eingefasste Erhöhung darstellend. Hinter ihr erhebt sich die Mittellinie des Schildes nochmals zu einem höheren queren Höcker, der mit den in gleicher Linie und Richtung liegenden Höckern der hinteren Seitengegenden zu einem zusammenhängenden stark markirten Querwall zusammenfliesst, hinter welchem der Rand des Schildes stark niedergedrückt ist. Die Kiemenregionen sind ziemlich gross und steigen zu einem hohen unregelmässig drei- lappigen Höcker empor, der von den hinteren Lateralregionen durch besonders tiefe und breite Furchen abgegrenzt wird. Die Magengegenden bilden zu beiden Seiten der vorerwähnten schwertförmigen Verlän- gerung des Genitalhöckers eine rundliche, in schräger Richtung nach vorne und aussen etwas in die Länge gezogene Erhöhung. Vor ihrem inneren Ende, nur unvollkommen davon getrennt, liegt noch jederseits ein sehr kleiner runder Höcker, der gegen die vertiefte, von dem erha- benen Stirnrande eingefasste Stirngegend rasch abfällt. Die vorderen Lebergegenden endlich sind ziemlich gross und stellen einen starken runden Höcker dar, der nach aussen neben sich die kleinen Höcker der vorderen zwei stumpfen Randzähne hat. Selbst die schmale Augenhöhlenregion steigt in ihrem äusseren Theile zu einer kleinen flachen Erhabenheit empor. Auf der Unterseite des Fossilrestes — der von einem männlichen Individuum abstammt — bemerkt man das nicht ganz wohlerhaltene Brustbein, in der Mitte mit schmaler tiefer Längsrinne zur Aufnahme des Abdomens. Es ist 0-35" lang und im breitesten Theile Oll" breit. In Beziehung auf die Gestalt seiner Segmente stimmt es mit dem Brustbeine anderer Cancroiden überein. Seine Oberfläche ist ganz mit kleinen runden Körnchen bedeckt. Von den Extremitäten ist nur der rechte Scherenfuss unvollständig erhalten. Die Schere ist verhältnissmässig lang; sie misst bis zur Spitze des unbeweglichen Fingers 0-52" bei 0-23" Breite. Die Ränder der Hand sind abgerundet winklig, ohne Höcker und Zähne. Ihre Unterseite ist ziemlich stark in die Quere gewölbt. Der etwas gekrümmte dünne unbewegliche Finger misst 023" in der Länge. Die beschriebene Species stammt aus dem Londonthone der Insel Sheppv. 2. M*seuderiphia Wä'Coyi n. g. et sp. (Taf. 18, Fig. 4— C.) Was den Cephalothorax betrifft, nähert sich der liier in Rede stehende Fossilrest sehr den lebenden Eriphien, sowohl in der Form des Umrisses als auch in der Begrenzung der einzelnen Regionen. Leider ist von den übrigen Körpertheilen zu wenig erhalten, um diese Analogie weiter verfolgen zu können. Von der anderen Seite steht derselbe wieder manchen Xanthideen sehr nahe. So viel seheint unzweifelhaft, dass er seine Stelluno- unter den Can- croiden in der Nachbarschaft der beiden vorgenannten Typen einnehmen müsse. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 55 ]>er Cephalothorax ist 1-43" lang, während die grösste Breite 1*9" beträgt. Diese liegt sehr weit vorwärts in gerader Linie mit dem Vorderende der Genitalregion, in etwa 0-55" der Gesammtlänge. Dadurch erhält der Schild die Gestalt eines hinten abgestutzten Trapezes. Der viereckige Umriss tritt, wenn auch nicht scharfwinklig, doch deutlich hervor. Die, wie es scheint, nicht sehr grossen Augenhöhlen ziemlich weit von einander abstehend. Die Entfernung ihrer äusseren Winkel beträgt beiläufig 0-82"; genau lässt sie sich nicht messen, da der Vorderrand des Cephalothorax nicht ganz wohlerhalten ist. Desshalb ist auch die Breite der Stirne nur annähernd zu Ol" anzugeben. Dieselbe ist übrigens ziemlich stark herabgebogen und in der Mitte der Länge nach durch eine starke Furche getheilt. Der Stirn- rand selbst ist abgebrochen. Der vordere Seitenrand (0*8" in gerader Linie lang) ist ziemlich stark gebogen und trägt am äusseren Augenwinkel einen spitzen Zahn, der aber an dem vorliegenden Exemplare abgebrochen ist. Andere zwei einander genäherte Zähne , deren vorderer etwas grösser ist, stehen am hinteren Ende des Randes. Der übrige Theil desselben ist sehr fein körnig-gezähnelt. Der hintere Seitenrand ist nur wenig länger (0-9"), zahnlos und geht in gerader Richtung nach hinten und innen. Mit dem Vorderrande stösst er in einem sehr stumpfen, wenig aus- gesprochenen Winkel zusammen. Der Hinterrand ist gerade, 0-85" lang und mit einer schmalen erhabenen Leiste eingefasst. Die Oberfläche des Schildes zeigt nur eine geringe Wölbung; der hintere Theil ist fast ganz flach, der vordere ziemlich stark geneigt. Die einzelnen Körperregionen, wenn sie sich auch nicht zu hohen Plöckern erheben, treten doch durch die Furchen, welche sie von einander trennen, deutlich hervor. In der Mitte des Schildes liegt die ziemlich grosse Genitalregion, ein sehr flach gewölbtes Trapezoid oder Pentagon darstellend, das sich vorne in eine sehr lange sehmale, schwert- förmige Verlängerung fortsetzt, welche sich zwischen beide Magengegenden einschiebt und fast bis zum Stirnrande reicht. Sie wird durch eine seichte sattelförmige quere Depression von der Herzgegend geschieden, die eine pentagonale Form besitzt. Die stumpfe Spitze des massig gewölbten Fünfeckes sieht nach hinten und die beiden hinteren Seiten sind durch ziemlich tiefe Eindrücke ausgeschnitten. Durch eine Querfurche wird endlich diese von der sehr schmalen Hinterregion getrennt, welche längs des Hinterrandes nur einen queren Wulst darstellt. Desto ausgedehnter sind die Branchialregionen , die von den Magengegenden , der Genitalregion und dem vorderen Theile der Herzgegend durch eine tiefe bogenförmige Furche abgegrenzt werden. Von dem hinteren Theile der Herzgegend sind sie jedoch nur unvoll- kommen geschieden. Von den vor ihnen gelegenen vorderen Leberregionen sondert sie eine vom Seitenwinkel des Rückenschildes schräg vorwärts verlaufende Furche. Sie selbst werden durch Depressionen in mehrere flache Höcker zerschnitten, unter denen besonders zwei, etwas schräge hinter einander zunächst der -Genital- und Herzgegend gelegene, hervortreten, nur durch eine seichte Furche von einander gesondert. Eine dritte quere Hervorragung nimmt den vorderen Theil der Kiemenregionen ein und erstreckt sich längs der vorderen Grenzfurche. Die Magengegenden sind klein und bestehen je aus einem flachen Höcker, der an der Innenseite sich vorwärts bis in die Stirne verlängert. Die vorderen Lebergegenden besitzen ebenfalls keine bedeutende Ausdehnung und sind durch eine schräge sehr seichte Furche in einen grösseren vorderen und einen kleineren hinteren Theil geschieden. 56 August Beuss. Die Oberfläche des Rückenschildes ist mit Ausnahme der fast glatten tieferen Furchen mit kleinen körnigen Hervorragungen bedeckt, die am freien Ende abgebrochen erscheinen und unzweifelhaft Ansatzstellen von Haaren waren. Dem Rande des Schildes zunächst treten sie am stärksten hervor und sind in der Stirngegend und dem vorderen Theile der Magen- gegenden etwas vorwärts geneigt; im hinteren Theile des Schildes dagegen erscheinen sie etwas in die Quere verlängert, am auffallendsten in der Vertiefung zwischen der Herzgegend und der Hinterregion des Schildes. Der Hinterleib des männlichen Individuums besteht aus 7 Segmenten und ist schmal zungenförmig. Die Seitenränder sind im Anfange ausgeschnitten, um den Ansatzgliedern des letzten Fusspaares Raum zu geben. Dann breitet sich das Abdomen im dritten Segmente plötzlich stärker aus , erreicht im vorderen Theile dieses Segmentes seine grösste Breite, um sich von da an wieder allmählich zu verengern und in einer fast rechtwinkligen Spitze zu endigen. Die Dimensionen der einzelnen Abschnitte sind folgende : Länge Breite ') Erstes Segment 0-09" . . 0-41" Zweites „ 0-13 . . 0-37 Drittes „ 0-13 . . 0-5 Viertes „ 0-13 . 0-43 Fünftes , 0-13 . . 0-38 Sechstes „ 0-2 . . 0-32 Siebentes . 049 . . 0-23 Die Schalenoberfläche ist mit sehr feinen Grübchen versehen; nur auf den ersten Segmenten sitzen in der Nähe der Ränder wenige jener Körner, die man in so grosser Anzahl auf dem Rückenschilde findet. Von den Extremitäten ist nur ein Theil des linken Scherenfusses erhalten, und zwar der Carpus und die Hand, aber ohne Finger. Die Hand misst OS" in der Länge, und am vorderen Ende 056" in der Breite. Sie ist gewölbt, mit stumpfen gerundeten Rändern, ohne Zähne. Ihre Oberfläche ist mit Körnern besäet, die besonders im vorderen Theile sehr fein sind. Am Carpus sind sie viel gröber und ähneln sehr jenen des Rückenschildes. Nebst den schon beschriebenen Theilen bot sich nur noch das zweite Glied des äusseren Kieferfusses der rechten Seite der Beobachtung dar. Es ist verlängert-rectangulär. Die darauf verlaufende seichte Furche divergirt etwas nach hinten. Vom dritten Segment ist nur ein kleines Bruchstück erkennbar. Das beschriebene Exemplar stammt aus dem Londonclay der Insel Sheppy und gehört dem hiesigen Universitäts-Mineralien-Cabinete an. 3. Wiclochilus JfMorrisi n. g. et sp. (Taf. 18, Fig. 7.) Von dieser Species habe ich nur den Cephalothorax vor mir. So weit es nach diesem zu urtheilen gestattet ist, scheint unser Fossil der Gattung Pseuderiphia wohl nahe zu stehen, ]) Hier ist tiberall die grösste Breite angegeben. Übrigens ist bei einzelnen Segmenten die Breite an verschiedenen Stellen sehr ver- schieden. So misst das erste Segment vorne 0-41", hinten 0-35"; das zweite Segment vorne 0-3", hinten 0-37"; das dritte Segment vorne 0'4", an der breitesten Stelle 0'5" u. s. w. Zur Kenntnis» fossiler Krabben. 57 ist aber durch die Gestalt des Rückenschildes , den glatten Rand desselben u. s. w. doch wesentlich davon verschieden. Zugleich scheint sie sich durch die Form des Rückenschildes schon den Viereckkrabben zu nähern. Der Mangel aller anderen Theile gestattet aber nicht, ihr einen bestimmteren Platz im Systeme anzuweisen. Der Cephalothorax ist 0-94" lang und nur 1-1" breit, daher nicht viel breiter als lang. Die grösste Breite liegt sehr weit vorne, indem sie beinahe mit dem hinteren Rande der Magengegenden und dalier mit dem Vorderrande der Genitalregion zusammenfällt. Die Seitenränder bilden keine Winkel, wesshalb sich keine Trennung in vordere und hintere Seitenränder nachweisen lässt. Sie verlaufen vielmehr in einem ununterbrochenen Boo-en O nach hinten und innen, um sich dem nur 0'4" langen Hinterrande anzuschliessen. Übrio-ens sind sie glatt, ohne alle Zähne. Die quer-ovalen Augenhöhlen öffnen sich an der Innenseite durch eine Spalte. Ihre äusseren Winkel stehen nur 0-7" von einander ab. Die Stirne ist in einen deutlichen Lappen vorgezogen, der nur sehr wenig geneigt und an der Basis 0*32" breit ist. Wegen der Beschä- digungen ihres Randes lässt sich die Gestalt der Stirne nicht genau angeben. In der Mitte erscheint sie jedoch durch ein starke Längsfurche halbirt. Der Cephalothorax ist nach allen Richtungen sehr wenig gewölbt, fast flach. Die einzelnen Regionen desselben treten jedoch deutlich hervor, indem sie, wenn auch nicht hohe, doch durch deutliche Furchen begrenzte Höcker darstellen. In der Form stimmen sie sehr mit jenen der Pseuderipliia M'Coyi überein. Beinahe in der Mitte des Schildes liegt auch hier wieder die massig ausgedehnte Genital- region. Sie stellt ebenfalls ein flach gewölbtes Pentagon dar, dessen vorwärts gerichtete Spitze sich schwertförmig verlängert und zwischen die Magengegenden hineinschiebt. Unmittelbar hinter derselben und nur durch eine sehr seichte und schmale Furche davon gesondert, befindet sich die Herzgegend, von vorne nach hinten tief sattelförmig eingebooen und seitlich von tiefen, nach aussen coneaven Furchen eingefasst. Nach rückwärts fällt sie rasch ab in die deprimirte flache Hintergegend. Zu beiden Seiten des schwertförmigen Fortsatzes der Genitalgegend treten als rundliche, flache, aber deutliche Höcker die Magengegenden hervor, vor welchen die in der Mitte tief längsgefurchte Stirngegend liegt. Die vorderen Lebergegenden sind ziemlich flach und erheben sich nur zu einem schwachen unregelmässigen queren Höcker , dessen äusserer Theil breiter und höher ist. Die grösste Ausdehnung besitzen unter allen Regionen die Kiemengegenden, welche von den Magen- und vorderen Lebergegenden durch eine deutliche bogenförmige Furche abgegrenzt werden. Längs der inneren Grenze zeigen sie drei hinter einander liegende und beinahe zusammenhängende Höcker, deren hinterster, wenn auch klein, sich doch besonders steil aus der Umgebung erhebt. Der mittlere scheint den erhabensten Theil des ganzen Rückenschildes zu bilden. Von dem vorderen erstreckt sich eine bogenförmige nach hinten coneave Erhaben- heit längs des vorderen Randes jeder Kiemenregion. Der übrige Theil derselben dacht nach aussen hin allmählich ab. Die Schalenoberfläche ist mit sehr kleinen und flachen Körnchen bedeckt, nur die tieferen Furchen ermangeln derselben und sind glatt. Die Unterseite des Körpers ist mit einer dicken Schichte festen graugelben Kalkmergels bedeckt, der nicht entfernt werden konnte. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVII. Bd. 8 58 August Beuss. Das beschriebene und abgebildete Exemplar stammt ebenfalls aus dem Londonthon der Insel Sheppv. Ich verdanke es der Mitteilung- des Herrn Dr. Krantz in Bonn. V. Über einige andere fossile Brachyuren. 1. Edupeti leticotlon Desm. sp. (Tai. 21, 22; Taf. 23, Fig. 1.) Portunua leucodon Desm ar est, Crust.foss. p. 86, f. 6, f. 1, 2, 3. Diese schöne Krabbe ist von Desm ar est nur sehr unvollständig beschrieben und noch unvollständiger abgebildet worden. Mir liegt ein prachtvolles, dem k. k. Hof-Mineralien- Cabinete angehöriges Exemplar dieser Species vor, an welchem viele, von Desmarest nicht erwähnte Charaktere wahrzunehmen sind. Ich benütze daher die Gelegenheit, die Beschrei- bung derselben zu vervollständigen und eine bessere Abbildung zu liefern. So sehr dieselbe in manchen Merkmalen , z. B. der verhältnissmässig geringereu Breite des Rückenschildes, der mehr vorgezogenen Stirne, der geringen Länge der einzelnen Glieder der Scherenfüsse mit der Gattung Portunus übereinkömmt, so sind doch von der anderen Seite wieder manche unterscheidende Charaktere vorhanden, die eine grössere Übereinstim- mung mit Lupea herausstellen. Hieher gehört besonders die für letzteres Genus bezeichnende grössere Anzahl (9) der Sägezähne des vorderen Seitenrandes des Bückenschildes, deren Zahl bei den Porümas- Arten auf 4 — 5 beschränkt ist; die bedeutendere Breite des selbst nach hinten sieh nur wenig verschmälernden Sternums und das Vorhandensein starker Dornen am Innenrande des langen Gliedes der Scherenfüsse. Ich glaube daher, unsere Krabbe, deren Ähnlichkeit mit der lebenden Lupea tranquebarica übrigens schon Milne Edwards (IL'st. nat. des Crustaces I. p. 457) hervorhebt, mit der Gattung Lupea vereinigen zu müssen. Der Rückenschild des vorliegenden Exernplares ist quer-elliptisch, in der Mitte der Länge am breitesten und nur in einen schwachen Winkel vorgezogen, 5-J-" breit, 3-9" lang. Länge und Breite verhalten sich also beiläufig wie -i : 5% oder wie 1 : 1*35. Die Stirne ist nur wenig über die Dornen am äusseren Orbitalwinkel vorgezogen und mit 6 regelmassigen starken Zahnen besetzt. Sie misst nur 1'4" in der Breite und beträgt daher nicht viel mehr als den vierten Theil der Gesammtbreite des Schildes. Die Augenhöhlenausschnitte sind breit, aber nicht tief. I >ie vorderen Seitenränder sind regelmässig gebogen und mit je 9 grossen scharfen vor- wärts gerichteten Sägezähnen versehen. Der erste, zunächst am äusseren Orbitalwinkel stehende, ist der grösste, die übrigen, nicht viel kleineren besitzen eine beinahe gleiche Grösse ; der letzte in der grössten Schildbreite liegende Zahn ist nur wenig nach vorne gebogen. An den vorderen vier Zähnen ist der untere Theil der Seitenränder sehr fein gezähnelt, während dieselben bei den übrigen glatt zu sein scheinen. Jedoch lässt sich dies nicht mit Bestimmtheit wahrnehmen. In gerader Richtung gemessen besitzen die vorderen Seitenränder eine Länge von beiläufig "2-3 — 2-4", sind also beinahe eben so lang als die ungezähnten, fast geraden, nur wenig eingebogenen hinteren Seitenränder. Der gerade, mit einer etwas ver- dickten breiten Leiste eingefasste Hinterrand ist 1*8" lang, beträgt also den dritten Theil der Breite des ganzen Rückenschildes. Die Oberseite desselben ist nur sehr wenig gewölbt ; längs des ganzen Stirn- und vor- deren Seitenrandes fällt eine schwache aber deutliche Depression in die Augen. Die einzelnen Zur Kenntniss fossiler Krabben. 59 Regionen sind nur sehr wenig angedeutet und sehr undeutlich von einander abgegrenzt. Man bemerkt nur eine sehr flache Erhebung im vorderen Mitteltheile , den Magengegenden ent- sprechend , eine andere im hinteren Mitteltheile , die Genital- und Herzgegend darstellend, und zwei seitliche, im Gebiete der Kiemenregionen. Alle sind nur durch breite sehr seichte Depressionen von einander geschieden. Die Schalenoberfläche des Cephalothorax erscheint dem freien Auge ganz glatt und glänzend. Unter der Loupe bemerkt man jedoch daraufgedrängte sehr feine Körnchen, die, wenn sie abgerieben sind, eben solche rundliche Grübchen hinterlassen. Das Stern um ist sehr gross und breit-oval, hinten gerade abgeschnitten, vorne flach bogenförmig und durch zwei kurze, vom Rande schräg nach innen und hinten verlaufende Furchen etwas dreilappig. Seine Breite nimmt nach hinten nur wenig und sehr allmählich ab. Es misst in der Länge 3", in der grössten Breite — vom äusseren Eck des dritten Episternalstückes der einen Seite bis zu jenem der anderen — 2-9". Der Abstand der Aussenecken der zweiten Episternalien beträgt 2-8", jener der ersten 2*5", jener der vierten 2*6". Die Seitentheile der fünf Sternalabschnitte sind in weiter Ausdehnung sichtbar. Der erste ist bei weitem am grössten, 1-5" breit und in der Mitte 1*3" lang. Nur sein hinterer Mitteltheil bildet eine tiefe dreieckige Depression zur Aufnahme des Hinterleibsendes. Der übrige Theil ist fast eben und nur schwach von vorne nach hinten convex. Er wird durch eine schräge Nath mit dem zweiten Sternalsegmente verbunden. Dieses ist, wie die weiter rückwärts gelegenen, fast rechtwinklig, innen schmäler als aussen, am Aussenrande schwach abgerundet. Der auf jeder Seite blossliegende Seitentheil misst in der Breite 09", die grösste Länge 0-6". Die Nath zwischen diesem und dem dritten Segmente ist nur sehr wenig gebogen und fast quer. Die folgenden zwei Näthe richten sich allmählich mehr schräge nach vorne und innen und krümmen sich auch etwas mehr. Der Mitteltheil der Sternalsegmente wird durch den darauf liegenden oder viel sich darin einsenkenden Hinterleib verdeckt. Die den- selben aufnehmende breite Rinne ist so tief, dass seine Aussenfläche mit der Unterseite des Sternums gerade in eine Ebene fällt. Der nicht bedeckte Theil des dritten Sternalsegmentes ist 0-9" breit, 0-6" lang, .. vierten .. ., 0-85 „ 0*85 „ „ fünften .. ,, 043 „ 0*5 „ Zugleich ist der Umriss des letzteren schief-trigonal , mit schräg nach vorne und innen gerichteter langgezogener Spitze und convexer Gegenseite. Die vier Episternalstückc sind besonders gross und deutlich wahrzunehmen. Sie umgeben die äussere Seite der entsprechenden Sternalsegmente — vom zweiten bis zum fünften — und senken sich zugleich mit ihrer inneren Spitze zwischen die zwei nachbarlichen Sternalsegmente — das erste und zweite, das zweite und dritte, das dritte und vierte, das vierte und fünfte — hinein. Sie haben im Allgemeinen eine gebogen-keilförmige Gestalt, mit vorderem breiterem, gerade abgestutztem Ende und hinterer, einwärts gekrümmter Spitze, äusserer convexer und innerer coneaver Seite. Bei dem letzten Intersternalstücke ist die Krümmung am grössten. Der Hinterleib des männlichen Individuums ist lang-dreiseitig, 2-4" lang, und an der breitesten Stelle, am vorderen Ende des dritten Segmentes, 1-7" breit. Die sehr kurzen zwei ersten Segmente sind an dem vorliegenden Exemplare nur wenig und undeutlich sichtbar ; das dritte, vierte und fünfte Segment sind zu einem grossen, 1" langen Stücke verwachsen. Die Begrenzung des breitesten, aber nur 026" langen dritten Abschnittes ist noch theilweise 8* 60 August Reuss. wahrzunehmen. Die Verschmelzung aber des vierten und fünften Segmentes ist vollständig. Das fünfte, das nach vorne rasch an Breite abnimmt, misst in der Breite am vorderen (resp. hinteren) Ende .... 0-85" „ hinteren (resp. vorderen) „ .... 057 _ .. Länge 0-67. Das letzte Segment stellt ein spitziges Dreieck dar, dessen Basis 0-51", die Höhe aber 0-65" beträgt. An dem beschriebenen Exemplare sind ferner Fragmente der äusseren Kieferfüsse vor- handen, aber mein- weniger aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben. Auf der rechten Seite ist ein Theil des Basalgliedes , das zweite und zum Theile auch das dritte Glied nebst dem Taster vorhanden; auf der linken Seite fehlt ausser dem zweiten Segmente und einem Bruch- stücke des Basilargliedes alles Übrige. Das zweite Segment ist im hinteren Theile unter sehr stumpfem Winkel knieförmig nach aussen gebogen, bei einer Länge von beiläufig 0675" wenigstens 0'48" breit, amAussenrande mit einer schwachen erhabenen Leiste, auf der unteren Fläche mit einer ziemlich tiefen, dem Innenrande parallel verlaufenden Furche versehen. Der Vorderrand scheint fast gerade zu sein. An dem dritten Segmente, das nicht vollkommen erhalten ist, lässt sieh nur die bedeutende Grösse erkennen. Der Taster ist breit-lanzettförmig. Die Seherenfüsse sind verhältnissmässig stark entwickelt. Die ersten zwei Glieder zeigen nichts Besonderes. Das lange Glied ist sehr kräftig, 2" lang und 1*2" dick. Die Oberseite ist ganz flach, die Unterseite sehr hoch gewölbt oder vielmehr durch einen hohen gerundeten Kiel in zw^ei Flächen getheilt. Der Aussenrand winklig und nur mit zwei Dornen besetzt, deren einer ganz am vorderen Ende, der zweite etwa 0-5" dahinter liegt. Der schärfere Innenrand dagegen trägt vier starke, spitze, schwach gekrümmte Dornen. Der Carpus, dessen obere Seite gewölbt, ist am Vorderende des Innenrandes ebenfalls mit einem starken Dorn, an dem sehr gebogenen Aussenrande mit zwei kleineren Spitzen besetzt. Die Scheren sind von bedeutender Grösse , die rechte grösser als die linke. Die erstere misst an dem vorliegenden Exemplare: in der Länge von der Mitte des Hinterendes bis zum Zwischenraum beider Finger . 2-5" vom Hinterende des oberen Bandes bis zur Fingerspitze 3*87 vom Hinterende des Unterrandes bis zur Einlenkung des Daumens 1-9 Länge des Daumens 1-8 Breite der Hand am vorderen Ende 1*9 dieselbe am Hinterende 1-35 Breite des Daumens an der Basis (VS7 Die linke Schere misst dagegen: vom Hinterende bis zum Vorderrande der Hand zwischen den beiden Fino-ern . . . 1-92" Gesammtlange des Oberrandes bis zur Spitze des unbeweglichen Fingers 3*53 Länge des Daumens 1-8 Breite der Hand am Vorderende 1*62 Beide Flächen der Hand sind gleichförmig massig gewölbt, so dass ihre grösste Dicke 1-15" beträgt. Am hinteren Ende befinden sich drei grosse gerundete Vorspränge zur Ein- lenkung mit dem Carpus, ebenso zwei ähnliche kleine an der Articulation mit dem Daumen. Zur Kcnntniss fossiler Krabben. 6 1 Der obere längere Rand ist abgerundet; der untere kürzere, ebenfalls gerundet- winklige trägt am Hinterende einen starken Stachel, der an dem beschriebenen Exemplare abgebrochen ist, am Vorderende zwei kleinere neben einander, den einen nach innen, den anderen nach aussen gelegen. Der Daumen und der Finger sind lang und dick, verschmälern sich allmählich zur hakenförmig gekrümmten Spitze. Besonders schlank ist jene des unbeweglichen Fingers der linken Schere. Beide zeigen beiläufig in der Mitte ihrer Aussenfläche eine schmale wenig gebogene Furche , in welche eine Reihe kleiner querer Grübchen eingesenkt ist. Unterhalb derselben, unmittelbar über dem inneren Rande beider Finger verläuft, diesem parallel, eine andere viel welliger deutliche Furche; in der ebenfalls eine Reihe solcher Grübchen einge- stochen ist. Der Innenrand des Daumens und des unbeweglichen Fingers ist mit 10 — 11 Höekerzähnen von ungleicher Grösse besetzt. Der hinterste derselben ist der grösste, bis 0-3" breit, während die der Spitze zunächst liegenden allmählich sehr klein werden. Alle sind am freien Ende stumpf und stehen einander sehr nahe. Die Schalenoberfläche der Scheren ist glatt, nur sind hie und da, besonders auf den Fingern, in unregelmässigen Längsreihen stehende kleine Grübchen zerstreut. Während an dem Fossilreste die Scheren eine fast gleich - massige gelbbraune Färbung darbieten, sind die Spitzen der Finger und die Höcker, welche ihre Innenränder zieren, weiss gefärbt, worauf auch der Desmar est'sche Speciesname gegründet ist. Die Gangfüsse scheinen sich, so weit sich aus den erhaltenen Resten schliessen lässt, weder durch besondere Länge, noch durch grosse Stärke auszuzeichnen. Bei den meisten sind nur die drei ersten Glieder und auf der rechten Seite theil weise auch das vierte Glied erhalten. Das Endglied fehlt überall. Ihre Schalenoberfläche ist durch feine und kurze, unregelmässig anastomosirende Läno'sfurchen feinrunzelio-. Das letzte Fussnaar ist verhältnissmässio- stark entwickelt. Die ersten drei Glieder sind sehr kurz, aber dick: am längsten, aber auch am dicksten ist das vierte Glied. Es besitzt bei 1*03" Länge eine Breite von 0-7". Das letzte Glied endlich ist zu einer breit-ovalen, beinahe einen Zoll langen Flosse ausgedehnt. — Der Fundort ist nicht mit Sicherheit bekannt; nach der beiliegenden Etiquette soll das beschriebene Exemplar von den Philippinen stammen. 2. Macrophthalmus MJittreitlii Dcsm. sp. (Taf. 20, Fig. 1 — .">; Taf. 23, Fig. 2.) Mi 1 ne Edwards, Hist. nat. des Crustaces II, p. 66. Gonoplax latreillii Desm arest, Hist. nat. des Cricst. foss. p. 99, t. 9, f. 1 — i. Mir liegen von dieser schönen Species zahlreiche Exemplare vor , die theils dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien, theils dem hiesigen Universitäts-Cabinete angehören. Einige derselben sind vorzüglich erhalten und bieten die willkommene Gelegenheit zur Unter- suchung von äusseren Skelettheilen , die weder in der Beschreibung noch in der Abbildung von Desm arest berührt worden sind. Ich halte daher eine Ergänzung in dieser Richtung nicht für überflüssig. Die mir zu Gebote stehenden Individuen sind von sehr verschiedener Grösse. Das grösste ist am Rückenschilde 1-55" lang, 2" breit; das kleinste misst 0-775" in der Länge bei 0-985" Breite. Im Mittel ist das Verhältniss der Länge zur Breite (diese am vorderen Ende gemessen) wie 1-2 : 1-62. 62 August Reuss. Der Umriss des Rückenschildes ist vierseitig, mehr weniger trapezoidal , vorne beinahe rechtwinklig, hinten sich nur wenig verschmälernd, mit mehr weniger deutlich schräge abgestutzten hinteren Winkeln. Übrigens ist der Schild beinahe flach, fast gar nicht gewölbt. Der Vorderrand ist nahezu gerade, nur sehr wenig convex, zu beiden Seiten der Stirne einen sehr flachen Bogen bildend. Die Stirne sehr schmal und in einen langen, an der Basis schmalen, beiderseits eingebogenen, am Ende stark verbreiterten, spateiförmigen Lappen verlängert, der, wie bei den lebenden Gonoplaciden, fast rechtwinklig herabgebogen war. In der Mitte wird er von einer tiefen Längsfurche durchzogen. Die Seitenränder des Schildes wenig schief nach innen und hinten, selten fast gerade rückwärts verlaufend und kaum gebogen. In der vorderen Hälfte bietet er drei sehr spitze, vor- und auswärts gerichtete, flach gedrückte Sägezähne dar, von denen der erste gerade am Ende des Vorderrandes, am äusseren Orbitalwinkel liegt. Meistens ist der erste, zuweilen jedoch auch der zweite der grösste; der dritte steht diesen immer an Grösse nach. Der Unter- schied der Grösse ist jedoch überhaupt nicht bedeutend. In seltenen Fällen ist noch ein vierter kleiner Zahn vorhanden oder es ist im Gegentheile schon der dritte sehr undeutlich. Der hintere Theil des sonst glatten unbewehrten Seitenrandes biegt sich rasch nach hinten und innen um, so dass der hintere Winkel dadurch gleichsam abgestutzt erscheint. Der Hinterrand ist ziemlich breit und gerade. Er beträgt die Hälfte der Länge des Vor- derrandes oder nur wenig mehr und wird , wie der angrenzende schräge Theil des Seiten- randes, von einer schmalen und niedrigen Leiste eingefasst. Die Oberseite des Rückenschildes ist durch seichte Furchen in deutlich begrenzte Regionen gesondert. Die Magengegenden, die Genital- und Herzregion und die hintere Mittelregion sind von einander am wenigsten scharf getrennt und bilden, flüchtig betrachtet, eine fast zusammenhängende, in der Mittellinie des Schildes gelegene und vom Stirnrande bis zum Hinterrande reichende Zone, die um so deutlicher hervortritt, da sie von den Seiten- theilen des Schildes — den vorderen Leber-, Branchial- und hinteren Seitenregionen — durch ziemlich tiefe Furchen abgegrenzt wird. Durch zwei Einschnürungen wird diese Zone in drei Abtheilungen gesondert, deren mittlere — die Herzgegend — ein unregelmässiges Sechseck darstellt, das von der lang-trapezoidalen, nur sehr flach gewölbten hinteren Mittel- region kaum getrennt ist. Die Trennung wird nur durch die erwähnte Einschnürung ange- deutet. Die Herzregion zeigt nur eine sehr schwache gleichförmige Wölbung; nur vor den Seiten winkeln erheben sich zwei längliche, nach vorne convergirende , etwas gewölbtere Stellen. Von der vorderen Abtheilung wird dagegen die Herzgegend durch eine quere Depression etwas deutlicher gesondert. Erstere stellt ein wenig in die Länge gezogenes Trapezoid dar, das vorne gegen die schmale, rinnenartig vertiefte Stirngegend allmählich abdacht. Sie besteht nach hinten aus der deltoidförmigen Genitalregion, deren hintere Spitze sehr stumpf, die vordere beinahe rechtwinklig ist. Während sie sich längs den Hinterrändern zu zwei schmalen, nach hinten convergirenden höheren Höckern erhellt, ist sie übrigens nur sehr flach gewölbt. — Nach vorne und aussen grenzen an die Genitalgegend die beiden gerimdet- dreiseitigen Magengegenden, kaum gewölbt, vorne gerade abgeschnitten, hinten sich zuspitzend, und das Vorderende der Genitalregion, von der sie nur unvollkommen gesondert ist, zwischen sich aufnehmend. — Von den Magengegenden werden die vorderen Lebergegenden durch breite und tiefe Furchen geschieden. Sie sind breit, aber kurz und zunächst dem Schildrande Zur Kenntniss fossiler Krabben. 63 rinnenartig vertieft: nur nach hinten und innen erheben sie sich zur flachen Wölbung. Nach hinten werden sie von einer Querfurche, die hinter dem ersten Zahne des Seitenrandes beginnt, begrenzt, und von den Kiemengegenden geschieden; aber nicht in ihrer ganzen Breite, denn nach innen hängen sie damit unmittelbar zusammen, indem die Scheidungs- furche sieh nicht bis in die früher erwähnte Längsfurche fortsetzt, sondern aufhört, bevor sie dieselbe erreicht. Die Kiemengegenden haben eine ziemlich bedeutende Grösse und einen viereckigen Umriss. Sie sind nur sehr wenig gegliedert und bilden eine beinahe zusammenhängende, sehr flache Erhabenheit, die nur durch eine sehr seichte Furche unterbrochen wird, welche von vorne und aussen bogenförmig nach innen und hinten gegen die vorderen Seitenwinkel der Herzgegend verläuft. Die hinteren Seitengegenden stellen eine Depression dar , mit Ausnahme des dem Rande zunächst liegenden Theiles, der sich zu einer schmalen niedrigen Wulst erhebt. Die Überfläche des Rückenschildes ist mit Ausnahme der etwas tieferen Furchen und der Depression hinter dem Stirnrande, welche beinahe glatt sind , mit sehr regelmässig runden Körnchen bedeckt, die auf der Mittelzone des Schildes am grössten und entferntesten sind, auf den Seitengegenden dagegen viel kleiner und gedrängter erscheinen. Der Rand des Cephalothorax wird überdies von einer meist einfachen, nur stellenweise doppelten regel- mässigen Reihe ungleicher nahestehender Körner eingefasst. Zwischen den Körnern sieht man endlieh auf der Schale hin und wieder sehr kleine seichte Grübchen. Trotz der bedeutenden Anzahl der vorliegenden Exemplare fand ich doch den Hinterleib an nur sehr wenigen etwas vollständiger erhalten. Bei den meisten waren nur einige Segmente vorhanden. Weibliche Individuen scheinen viel seltener zu sein, da neben zahlreichen männ- lichen mir nur ein weibliches zu Gebote stand. Bei beiden Geschlechtern besteht der Hinterleib aus sieben Segmenten, zeigt aber in Beziehung auf Grösse und Gestaltung grosse Verschiedenheit. Der männliche Hinterleib — bei einem 1" langen Individuum OS5" lang — besitzt im grössten Theile der Länge eine fast gleiche Breite; nur der dritte Abschnitt, der überdies der Quere nach deutlich gekielt ist, während dieser Kiel an den übrigen Segmenten nur wenig oder gar nicht hervortritt, springt beiderseits winklig vor. In ihm erreicht der Hinterleib seine grösste Breite — von 0*5" — . Doch schon im folgenden Segmente zieht sich das Abdomen wieder zur früheren Breite zusammen und verläuft nun, sich unmerklich verschmälernd, mit fast parallelen Rändern bis zum sechsten Abschnitte , von welchem an die Breite etwas rascher abnimmt , bis der letzte Abschnitt — ohne Spitze — in gerundetem Bogen endigt. Der ganze Hinterleib besitzt mithin eine schmal-zungenförmige Gestalt. Das zweite Segment ist durch seine ungemeine Kürze, seine quer-lineare Form ausgezeichnet. Sämmt- Iiche Segmente zeigen ausser dem vorerwähnten schwachen Querkiele noch eine geringe Wölbung von einer Seite zur anderen. Die Dimensionen der einzelnen Segmente bei einem Individuum, dessen Rückenschild 1" in der Länge misst, sind folgende: Länge Breite Erstes Segment 0-06" . . 04" Zweites 0-0-2 . . 0-4 Drittes 0-13 . . 0-5 Viertes „ 0-17 . . 0-4 64 August. Reuss. Lange Breite Fünftes Segment . '. 0-19 . . 0-385 Sechstes „ 0-19 . . 0-32 Siebentes „ 0-1 . . 0-25 ') Die Sehale des beschriebenen Abdomens ist an den Seiten sehr fein gekörnt, übrigens mit entfernten vertieften Punkten versehen (Tat*. 20, Fig. 1, 3). Sehr verschieden gebildet ist der Hinterleib des weiblichen Exemplares (Taf. 23, Fig. 2, 4), dessen Rückenschild 1-01" in der Länge misst. Er ist kürzer (0-78") und dabei viel breiter (0-95"), besitzt daher eine sehr breit-zungenförmige, in das Eundliche übergehende Gestalt. Die grösste Breite erreicht er im vierten Segmente. Das zweite Segment ist zwar sehr kurz, jedoch nicht linear, wie bei den Männchen. Das letzte zieht sich dagegen zu einer geringen Breite zusammen und bildet daher gleichsam am Ende des noch viel breiteren sechsten Abschnittes nur einen abgerundeten Anhang. Die ersten Segmente sind in der Quere gekielt, am stärksten das dritte ; an den übrigen Segmenten beobachtete ich keinen Kiel und sie scheinen nur eine sehr schwache Wölbung zu besitzen. Die einzelnen Segmente zeigen foleende Dimensionen : Länge Breite Erstes Segment 0-06" . . 0-5" Zweites 0-09 . . 0-55 Drittes 0-1 . . 0-8 Viertes 0-14 . . 0-95 Fünftes „ 0-175 . . 0-92 Sechstes „ , 0-23 . . 0-78 Siebentes „ 0-12 . . 0-3 Das Sternum ist sehr entwickelt, besonders in der Richtung der Breite, welche die Länge stets übertrifft. Bei einem männlichen Individuum, dessen Bückenschild 1" in der Länge misst, •^beträgt die Länge des Brustbeines 0-82", die Breite dagegen 1-08". Fast dasselbe Verhältniss von 0-80 : I/O fand ich bei dem vorerwähnten weiblichen Exemplare. Bei den Männchen bleibt ein grosser Theil des Sternums unbedeckt durch den schmalen Hinterleib. Selbst im hinteren Theile ist dies der Fall, da die Basis des Abdomens bei weitem nicht bis zu den Basalgliedcrn der hinteren Fusspaare reicht. Der frei bleibende Theil eines jeden der vier hinteren Segmente stellt jederseits ein langgezogenes queres Rechteck dar, das mit den benachbarten durch eine quere Nath verbunden ist. Das erste Segment ist am grössten und vorne zugerundet. Alle besitzen in der Mitte eine breite tiefe Längsrinne zur Aufnahme des Hinterleibes. Das letzte Sternalsegment zeigt jederseits an dem Randwinkel des Mittel- kieles des dritten Hinterleibsabschnittes eine Öffnung zum Durchgänge der beiden Ruthen (Taf. 20, Fig. 1). Die Episternalstücke sind im Vergleiche mit den Sternalstücken äusserst klein und stellen schmale langgezogene dreieckige Platten von verschiedener Form dar, die mit einem ihrer Winkel zwischen je zwei Sternalseginente eingreifen. 'j Am sechsten und siebenten Segmente ist die Breite des breiteren Endes gemessen. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 65 Die Schale sämmtlicher Sternalabschnitte ist besonders im hinteren inneren Theile stark gekörnt; in der Mitte beobachtet man unregelmässig gruppirte eckige, heller gefärbte Flecken, ganz ähnlich jenen, die an den Füssen anderer Krabben schon beschrieben wurden. Bei dem weiblichen Individuum ragen die Abschnitte des sehr breiten und verhältniss- mässig kurzen Sternums nur wenig über den Rand des Abdomens vor, obwohl auch hier die Anfangssegmente desselben nicht an die Basalglieder der hintersten Fusspaare reichen. Der erste Abschnitt bildet, wie bei dem Männchen, am Vorderende einen schmäleren gerundeten Lappen. Die Episternalien sind ebenfalls sehr klein und von wechselnder unregelmässig- dreieckiger Form. An mehreren Exemplaren konnte ich die äusseren Kieferfusse , deren Tnnenränder einander nicht berühren, beobachten, aber immer nur das zweite Glied derselben. Es ist dasselbe kurz aber breit, unregelmässig vierseitig, mit sehr schrägem hinterem und fast querem vorderem Rande. Auf der unteren Fläche sieht man neben dem erhöhten Innenrande eine seichte, aber ziemlich breite, etwas gebogene Furche schief nach hinten und aussen ver- laufen. Eine andere kürzere und gerade seichte Depression befindet sich nächst dem Vorder- theile des Aussenrandes. Der Kiefertaster ist schmal-lanzettförmig, von gleicher Länge mit dem eben beschriebenen zweiten Segmente des Kieferfusses. Das dritte Segmenl des letzteren ist viel kürzer, aber fast von gleicher Breite, wie das vorige, quer-vierseitig, mit etwas i_rebo- genem Vorderrande. Die übrigen Theile sind nicht erhalten. Von den Scherenfüssen ist nur an einem männlichen Exemplare die Schere und der Carpus der linken Seite vorhanden (Taf. 20, Fig. 5). Bei 1-1" Länge des Cephalothorax misst die Hand 0"5" in der Länge, 0"225" in der Breite. Ehre obere Fläche ist schwach gewölbt; die Ränder winklig, unbewehrt; die Finger sehr dünn und wenig gebogen. Der bewegliche ist 0'32" lang und am hinteren Theile des Innenrandes mit einem starken abgestutzten Höcker versehen, während derselbe am unbeweglichen Finger fast der ganzen Länge nach mit sehr feinen Zahnen (12) besetzt ist, neben denen eine Längsfurche verläuft. Der Carpus ist 0*3" lang und auf der Oberseite gewölbt. Die Gangfüsse sind nirgend in ihrer Gänze erhalten. Überall sieht man nur die ersten drei Glieder, an denen höchstens noch hin und wieder ein Fragment des vierten Gliedes sitzt. Sie sind lang und dünn, an den Seiten scharfwinklig gekielt. Ihre obere Fläche ist wenig gewölbt und trägt am langen Gliede zwei sehr stumpfe Kiele, deren jeder aber nicht weit über die Hälfte desselben hinausreicht. Der weiter nach aussen gelegene Kiel beginnt am vorderen Ende, der innere am hinteren Ende. Auf der unteren Seite derselben Glieder bemerkt man aber einen starken mittleren Längskiel, wodurch der Querschnitt dreiseitig wird. Die eine der zwei dadurch entstandenen Seitenflächen ist sehr schwach gewölbt, die äussere selbst etwas vertieft. Sämmtliche drei erwähnte Kiele sind mit unregelmässig gestellten scharfen Körnern bedeckt; die Flächen selbst glatt, mit Ausnahme der äusseren unteren Fläche, die ebenfalls mit einzelnen solchen Körnern bestreut ist. Übrigens ist die Schale auf der ganzen Oberfläche mit zahllosen äusserst feinen rundlichen Grübchen verseilen. Unter den Fundorten dieser Krabbe wird bald Ostindien im Allgemeinen, bald Goro- mandel u. s. w. angegeben. Quenstedt nennt den Hafen von Surabaya auf der Nordost-Seite von Java. Ebenso unbekannt ist die Formation, welcher der lichte gelblichgraue, ziemlich feste Kalkmergel, der den Fossilresten noch anhängt, angehört. Wahrscheinlich dürfte es Denkschriften der mnthem.-naturw. C] , Wir Bd, '•' 66 August Eeuss. wohl die Tertiärformation sein, ohne aber eine Vermuthung über die bezügliche Etage der- selben aussprechen zu können. 3. Eteucosia subrhomboidalis Desmar. (Taf. 19, Fig. 1—4.) Desmarest, Hist. nat. des Crust. foss. j>. 114, t. 9, f. 13. Das von Desmarest beschriebene und abgebildete Exemplar war sehr unvollkommen, nur an der Oberseite erhalten. Von der Unterseite war daran nichts sichtbar. Es wird daher nicht überflüssig sein, wenn ich zwei vollständigere Exemplare, die ich dem k. k. Hof-Mine- ralien-Cabinete und dem Herrn Dr. Krantz in Bonn verdanke, hier näher beschreibe und abbilde. Die fossile Species steht sehr nahe der an der Küste von Malabar lebenden L. craniolaris Fabr. (Desmarest, Consta, gen. sur la classe des Crust. 1825 , p. 167, t. 27, f. 2). Der Cephalothorax misst 0-75" in der Länge und beinahe eben so viel (0-7") in der Breite. Die grösste Breite fällt etwas vor die Mitte (in 032") der Länge des Schildes. Er ist stark gewölbt und im Umrisse rhomboidal, da die vorderen und hinteren Seitenränder in einem nur wenig stumpfen, beinahe rechten Winkel sich vereinigen, oder in Folge der Abstumpfung des vorderen und hinteren Eckes vielmehr schwach sechsseitig. Vorne verlängert sich der Kopfbrustschild nämlich, wie bei allen Leucosia- Arten , in einen hier nicht sehr langen, abgestutzten, etwas aufwärts gebogenen Schnabel , der von dem übrigen Schilde durch eine, besonders an den Seiten, starke Einbiegung gesondert ist. Das beiläufig OlG" breite Ende scheint schwach dreizähnig gewesen zu sein, lässt sich jedoch, weil beschädigt, nicht mehr ganz deutlich erkennen. Die Stirn ist daher sehr schmal und die kleinen runden Augenhöhlen stehen einander ganz nahe, sind nur durch eine dünne Scheidewand geschieden. Auch am hinteren Ende ist der Kopfbrustschild und zwar zur Aufnahme des Hinterleibes etwas stärker abgestutzt. Der gerade Hinterrand besitzt eine Länge von 0-25" und stellt eine ziemlich breite fein gekörnte Wulst dar, vor welcher die Schale zu einer schmalen Furche vertieft ist. Der gerade vordere Seitenrand misst vom Winkel der Stirne bis zu dem vorragenden Seitenwinkel 0*42", also fast gerade so viel als der Abstand des genannten Winkels vom Ende des Hinterrandes (0*45"). Er ist mit einer feinen kielartigen zart gekörnten Leiste besetzt, die sich hinter dem Seitenwinkel noch auf eine Strecke von 02" fortsetzt, dabei gerade über dem Ursprünge der Scherenfüsse einen nach oben gerichteten Bogen bildend, unter welchem sich ein tiefer Eindruck befindet. Man beobachtet dies deutlich an einer Seitenansicht des Cephalo- thorax (Taf. 19, Fig. 3j. Der hintere Seitenrand wird ebenfalls durch eine sehr schmale etwas gebogene, unregelmässig gekörnte Leiste bezeichnet, die unmittelbar über dem Ursprung der Gangfüsse vorwärts bis zu dem erwähnten Eindruck verläuft und, in demselben zu einer erhabenen gekörnten Linie zusammenschrumpfend, noch bis vor die Ursprungstelle der Scherenfüsse fortsetzt. Abgesehen von den schon erwähnten Depressionen zu beiden Seiten des Stirnschnabels, zeigt die Oberfläche des ganzen Rückensckildes nur eine gleichmässige, starke, beinahe halb- kugel tön n ige Wölbung, auf der sich keine Abgrenzung der einzelnen Regionen erkennen lässt. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 67 Der Hinterleib des männlichen Exemplares ist 0-55" lang, schmal zungenförmig, am breitesten (0*2") am Anfange, sieh dann gegen das spitze Ende hin allmählich verschmälernd und auf diese Weise ein sehr spitzes gleichschenkliges Dreieck darstellend. Alle Segmente sind an dem Fossile zu einer zusammenhängenden Platte verschmolzen ; nur in der hin- teren Hälfte sind zwei Abtheilungen (besonders die vordere) durch seitliche Einschnürungen angedeutet. Das erste dieser Segmente erscheint 0-15" lang, ,. mittlere „ „ ,, 0*1 ,, „ letzte „ ,, .. 0-3 ., Die Spitze dieses letzten, fast lanzettförmigen Abschnittes ist an dem vorliegenden Exemplare weggebrochen , aber der Form und Grösse nach an dem tiefen Eindrucke des Sternums nicht zu verkennen (Taf. 19, Fig. 2). Das Sternum ist in der Mitte durch das männliche Abdomen verdeckt, überragt dasselbe aber beiderseits weit. Es ist verhältnissmässig sehr gross, von breit-ovaler, fast kreisförmiger Gestalt. Die Länge beträgt beiläufig 0-57", die grösste Breite in der Mitte 0'5". Es zerfällt in fünf Segmente, denen letztes sehr klein, das vorderste aber sehr gross und sehr stumpf zugespitzt ist und über das Vorderende des Abdomens hervorragt. Die Form der einzelnen Segmente ergibt sich ohne weitere Beschreibung aus der Zeichnung. Die Näthe zwischen den vorderen Segmenten verlaufen gegen die Mitte hin fast quer, krümmen sieh aber im äusseren Theile nach hinten. Diese Krümmung tritt bei den hinteren Näthen viel früher und stärker ein, so dass die hinterste ganz schräg von vorne und innen nach hinten und aussen verläuft. Der Hinterleib des dem k. k. Hof-Mineralien-Cabinete angehörigen weiblichen Individuums ist breit-spatel- oder zungenförmig, 0-8" lang und in der Mitte 042" breit. Es sind daran nur 5 Segmente unterscheidbar, von denen das zweite sehr kurz, quer linienförmig ist und sich an beiden seitlichen Enden zu einem Höcker verdickt. Das 4., 5. und 6. Segment sind zu einer grossen stark gewölbten Platte verwachsen. Das letzte bildet wieder nur einen kurzen schmalen Anhang des vorletzten. Das Sternum wird durch die vereinigten Abdominalsegmente vollständig verdeckt. Die Dimensionen der einzelnen Hinterleibsabschnitte sind folgende: Lange Breite 1. Segment 0-1" . . 0-33" 2. „ 0-05 . . 0-32 3. „ 0-08 . . 0-3 4.-6. „ 0-5 . 0-425 7. „ . '. 0-1 . . 0-11 (Taf. 19, Fig. 4). Der Mundrahmen ist weit, dreieckig; im hinteren Theile wird er seitlich durch einen stark erhabenen Rand von der Regio -pterygostomia getrennt, während der vordere Theil des Seitenrandes mit dem Rande des Stirnschnabels zusammenfällt. Von den Mundtheilen selbst sieht man an dem Fossilreste nichts; nur auf der rechten Seite erblickt man einen Theil des aus seiner Lage gerückten und schräg in das Innere hineingedrückten äusseren Kieferfusses, jedoch ohne Taster, von dem nur die Ansatzstelle bemerkbar ist. Von den Extremitäten sind durcliQ-ehends nur die ersten achten ; alle übrigen fehlen. Ebenso ist von den Fühlern nichts wahrzunehmen. Von den Extremitäten sind durchgehends nur die ersten oder Ansatzglieder zu beob- 9 * g.g August Reuss. Die o-länzende gelbbraune Schale ist mit entfernten rundlichen, Nadelstichen ähnlichen ( Grübchen verziert, An einzelnen Stellen, wo durch Entfernung der höheren Schalenschichte eine tiefere zum Vorschein gekommen ist, sieht man diese mit gedrängten, sehr kleinen rund- lichen flachen Wärzchen bedeckt. Das Vaterland und die Gebirgsformation , welcher dieser Fossilrest angehört, sind unbekannt. Ersteres soll Indien sein; die letztere dürfte ohne Zweifel eine verhältnissmässig selir junge sein. Bei dem Exemplare aus dem k. k. IIof-Mineralien-Cabinete, das sich übrigens durch die Art seiner Versteinerung wesentlich unterscheidet, indem es in gelblich-weissen, an der Oberfläche matten Kalkspath umgewandelt ist, soll der beiliegenden Etiquette gemäss die Insel Karrak im persischen Meerbusen das Vaterland sein. 4. Philyva cranium Dcsm. sp. (Tal'. 10. Fig. 5—7.) Mi Ine Edwards, Hist. nat. des Crust. II, p. 133; Leucosia cranium, Desmarest, llist. nat. des Crust.foss.p. 113, t. 9, f. 10, 11, 12. Der 0-7 2" lange und eben so breite Cephalothorax. ist von beinahe kreisförmigem Umriss und stark gewölbt, besonders von vorne nach hinten, viel weniger der Breite nach. Der vordere Seitenrand übergeht bogenförmig unmittelbar in den hinteren, ohne einen deutlichen Winkel zu bilden. Das Vorderende verlängert sich nur in einen sehr kurzen undeutlichen Schnabel, der durch eine seichte Depression von dem übrigen Theile des Schildes gesondert ist. Der Stirnrand ist sehr schmal und wird von dem Epistom weit überragt. Die sehr kleinen Augenhöhlen sind daher vor- und aufwärts gerichtet, stehen einander sehr nahe und werden nur durch eine schmale Scheidewand von einander getrennt. Die obere Seite des Brustschildes wird von der unteren durch eine kielartig hervor- tretende Linie geschieden, die, vom Epistom beginnend, mit vier abwechselnd nach oben und unten gerichteten Wellenbiegungen bis zum Hinterende des Brustschildes verläuft und mit einer einfachen Reihe feiner ungleicher Kürner besetzt ist (Taf. 19, Fig. 7). Der Brustschild ist gleichförmig gewölbt und nicht in Regionen gesondert; nur im hinteren Theile sieht man zwei nicht sehr tiefe, aber deutliche Längsfurchen, die. 0-28" von einander entfernt, von den seitlichen Enden des Hinterrandes fast gerade nach vorwärts laufen in der Läno-e von 0-29", die mittlere Hintergegend und die Herzgegend seitlich begrenzend und vorne mit einem tieferen Grübchen endigend. Der Hinterrand ist kurz (0-28") und bildet einen breiten, etwas erhabenen Saum, der dicht mit grösseren Körnchen bedeckt ist. Der Hinterleib des vorliegenden weihlichen Individuums scheint, wie es auch bei den lebenden Philyra- und Zfta-Arten der Fall ist, sehr gross und breit-oval, fast kreisförmig gewesen zu sein. Las sehr kleine letzte Segment stellte nur einen kurzen und sehmalen /.linsenförmigen Fortsatz dar. der in der Mitte des breitgerundeten vorderen Randes des vorletzten Segmentes sass. Das Sternum hat dieselbe Form und Grösse, wie das dasselbe verdeckende Abdomen. Seine Länge beträgt 0-55", die in der Mitte gelegene grösste Breite 0-15". Es ist rings mit einem erhabenen, seitlieh durch die Epistemalien gebildeten Rande umsäumt, der nur vorne in der .Mitte einen kleinen Ausschnitt zur Aufnahme des letzten liinterleibsseo-mentes darbietet. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 69 Der vorderste Sternalabschnitt ist sehr gross, halbkreisförmig; die übrigen Segmente sind aus zwei schmal-keilförmigen Hälften zusammengesetzt, die, je weiter sie rückwärts liegen, desto mehr nach hinten gerichtet sind. Das dritte Segment trägt jederseits neben der Medianlinie auf einem schwachen Höcker die kleine, schräg1 einwärts gerichtete Genitalöffnung. Das ganze Sternum ist tief ausgehöhlt zur Aufnahme des Hinterleibes (Taf. 19, Fig. 6). Der Mundrahmen ist dreiseitig. Selbst von den äusseren Kieferfüssen ist an dem Fossil- reste nichts erhalten; jedoch kann man aus den hinterlassenen Eindrücken schliessen, dass die Taster derselben , wie es der Gattung Philyra zukömmt, nach aussen sehr verbreitert gewesen seien. Von den Füssen sind nur die Ansatzstellen wahrzunehmen. Die Fühler haben keine Spur hinterlassen. Die Schale des Rückenschildes ist, wie bei der vorher beschriebenen Species, glatt und glänzend gelbbraun mit zerstreuten Nadelstiehen ähnlichen Grübchen, zwischen denen das bewaffnete Auge noch viel feinere entdeckt. Im hinteren Theile des Schildes, dem Rande zunächst, stehen dazwischen feine Körnchen. Besonders deutlich und gedrängt sind dieselben aber auf dem unteren umgeschlagenen Theile des Schildes. Die beschriebene Art findet sich in Gesellschaft der Leucosia subrhomboidalis. Das dort Gesagte gilt daher auch von dir. VI. Über fossile Krabben des mährischen Jurakalkes. Während die Zahl der jurassischen Langschwänzer eine sehr grosse ist, sind bisher nur sehr wenige braehyure Dekapoden aus den Juraschichten bekannt geworden. Sie gehören überdies noch zum grössten Theile nicht den wahren Krabben an, sondern der Gattung .Prosopon v. Meyer und der von demselben als Untergattung betrachteten Sippe Pithonöton, welche von Bronn und Anderen zu den Anomuren gerechnet werden. Aus den Jura- schichten Österreichs war bisher keine einzige hieher gehörige Species angeführt oder beschrieben worden. Und doch fehlen sie ihnen keineswegs, scheinen vielmehr in manchen derselben in grosser Formenfülle und Individuenanzahl vorhanden zu sein. Besonders gilt dies von den Kalken von Stramberg und vom Ignatiusberge bei Neutitschein in Mähren, welche dem weissen Jura angehören. Eine ziemlich zahlreiche Reihe derselben erhielt ich in der letzten Zeit von Seite der k. k. geologischen Reichsanstalt zur Untersuchung mitgetheilt. Ich glaube, die Resultate derselben um so eher mittheilen zu müssen, als unsere Kenntniss der jurassischen Kurzschwänzer dadurch bedeutend befördert und erweitert wird. Dieselben gehören vier Gattungen an, der Gattung Prosopon v. Meyer. Pithonöton v. Meyer, die ich zum Range einer selbstständigen Gattung zu erheben mich genöthigt sehe. und zwei neuen Formentypen: Qoniodromites und Oxythyreus. Sie sind wohl alle zu (hm Anomuren zu verweisen. Echte Krabben scheinen sie wenigstens nicht zu sein , wenn sieh auch kein scharfer Beweis durchführen lässt, da überall nur der Rückenschild zur Unter- suchung vorliegt. Die Gattung Goniodromites nähert sich hinsichtlich der Beschaffenheit des Rüekenschildes, auf welche diese Schlüsse allein basirt werden können, sehr den Dromien und zwar dem Genus Dromiojys/s, wie schon eine flüchtige Vergleichung zeigt. Pithonöton entfernt sich schon weit mehr davon, obschon es auch noch einige Anhaltspunkte zur 70 August Beuss. Vergleichung bietet. Am entferntesten stehen die Gattungen Prosopon und Oxythyreus, von denen aber die erste sich doch wieder manchen Pithonoton-kxt&n nähert. Freilich können alle diese Vermuthungen über die systematische Stellung der in Rede stehenden fossilen Kurzschwänzer sehr leicht und bald eine Widerlegung finden, falls die Entdeckung anderer Körpertheile gelingen sollte. 1. Prosopon verrucosum n. sp. (Taf. 24. Fig. 1.) Ähnelt sehr dem Pf. tuberosum v. Mey. aus dem Neocomien von Boucherans im Depar- tement du Jura, ist aber doch davon verschieden. Der 0-66" lange und 0-55" breite Cephalo- thorax ist in seinen hinteren zwei Drittheilen fast gleich-breit und von ziemlich parallelen Rändern eingefasst; im vorderen Drittheile verschmälert er sich sehr rasch und läuft in eine etwas herabgebogene, in der Mitte längsgefurchte Spitze aus. Die wenig tiefen Augenhöhlen- ausschnitte stehen einander sehr nahe. Die Oberfläche des Rückenschildes wird durch zwei Queriurchen in drei deutliche, hinter einander lieo-ende Abschnitte o-etheilt. Die vordere Furche verläuft in ihrer mittleren Partie quer, während die Seitenhälften der hinteren schräg nach hinten und innen gerichtet sind und in der Mitte unter spitzem Winkel zusammenstossen. Der vordere Abschnitt des Cephalo- thorax zerfällt durch zwei nach hinten divergirende Längsfurchen in einen mittleren Rücken- theil und in zwei Seitentheile. Der erstere stellt ein beinahe gleichseitiges Dreieck mit schwach eingebogenen Seiten dar und wird durch drei im Dreieck stehende Höcker, von denen der vorderste am stärksten vorragt, ausgefüllt. Jede der Seitenregionen trägt ebenfalls drei, aber hinter einander liegende Höcker. Der hinterste derselben ist breit und gross , aber flach; die anderen zwei sind viel kleiner, treten jedoch schärfer hervor. Die vordersten, kleinsten liegen neben einander gerade an der Spitze der Vorderregion. Alle diese Höcker. sind durch tiefe aber schmale Furchen von einander gesondert. Die mittlere Abtheilung des Rückenschildes erstreckt sich in der Mitte weit nach hinten. Dort ist die Herzgegend als ein kleines deutlich pentagonales Feld mit langer dolchartiger hinterer Spitze abgegrenzt. Besonders die vorderen Seitentheile werden durch eine tiefe Furche begrenzt. Vor der Herzgegend liegt eine sehr seichte sattelförmige Depression, durch welche sie in die gleichmässig erhabene vordere Mittelregion übergeht. Auch die Seitentheile sind ziemlich gleichmässig gewölbt, ohne besonders hervortretende Höcker; nur von den vorderen Seitenecken des vorerwähnten pentagonalen Feldes erstreckt sieh, wie bei manchen Dromioj i.s/s-\vten, eine kurze sehr tiefe Furche schräg nach aussen und vorne. Die hintere Abtheilung des Cephalothorax hat nur eine sehr kleine Mittelregion auf- zuweisen, die als eine Fortsetzung der hinteren Verlängerung der mittleren Abtheilung, von der sie nur durch eine schwache kurze Querfurche geschieden wird, betrachtet werden kann. Sie bildet ein sehr kleines gleichschenkliges Dreieck, mit rückwärts gerichteter Basis. Den grössten Theil der hinteren Schildabtheilung nehmen die beiden Seitenregionen ein, die eine schwache gleichförmige Wölbung ohne auffallende Höcker darbieten. Die Wölbung des ganzen Cephalothorax in der Längsrichtung ist eine geringe; nur der vordere Theil biegt sich etwas stärker gegen die Stirne herab. Weit bedeutender ist die Con- vexität in der Richtung der Breite. Zur Kenntoiiss fossiler Krabben. 71 Der Hinterrand des Schildes ist lang, zu beiden Seiten etwas ausgesehweift und mit einem sehr schmalen erhabenen Saume eingefasst. Die Schale ist nicht erhalten. Doch zeigt auch der Steinkern auf der ganzen Oberfläche gedrängte kleine warzige Höcker. 2. Pilhonoton rostratutn v. M y r. (Taf. 24, Fig. 2.) Proposon (Pitlionoton) rostratum v. Myr., neue Gattungen fossiler Krebse, 184U, p. 24, Taf. 4, Fi<;'. 34. — Graf v. Münster, Beiträge zur Petrefactcnkunde, V, p. 74, Taf. 15, Fig. 4 — 6. Das mährische Fossil stimmt mit der von Meyer'schen Species , wenigstens wie sie in v. Münster's Beiträgen zur Petrefactenkunde beschrieben und abgebildet wurde, in den meisten Merkmalen so vollkommen überein, dass ich ihre Identität kaum bezweifeln kann. Das am erstgenannten Orte von H. v. Meyer abgebildete Exemplar scheint weniger voll- kommen, namentlich am hinteren Ende abgebrochen gewesen zu sein. Die mir vorliegen- den Individuen sind sämmtlich ihrer Schale beraubt, blosse Steinkerne, übriffens aber ziemlich wohl erhalten. Die Untersuchung bleibt ferner auch wieder auf den Cephalothorax beschränkt. Derselbe ist 0*5" lang und 0*39" breit, in seiner ganzen Ausdehnung beinahe gleich breit, in der Quere ziemlich stark gewölbt und biegt sich unter beinahe rechtem Win'kel nach unten um. Vorne verlängert er sich in eine herabgebogene, in der Mitte längsgefurchte schnabelartige Spitze, zu deren beiden Seiten die weiten Augenhöhlenausschnitte liegen. An den von IL v. Meyer beschriebenen Exemplaren war dieser Schnabel offenbar abgebrochen oder doch vom Gesteine verdeckt und das Vorderende des Rückensehildes erschien dadurch in der Mitte flach ausgeschnitten. — Der Hinterrand ist in der Mitte seicht umgebogen. Die Seitenränder des Schildes sind beinahe gerade und verlaufen in fast paralleler Richtung von vorne nach hinten. Nur an zwei Stellen, an denen sie von den beiden Quer- furchen des Rückenschildes getroffen werden , erscheinen sie schwach eingebogen. Die vordere Querfurche verläuft fast gei'ade , nur in der Mitte seh wach bogenförmig über den Rücken des Schildes; die hintere, viel weniger deutlich ausgesprochene springt nach hinten in einen spitzen Winkel vor, der den hinteren Theil der rhomboidalen wenig gewölbten Herzireo-end umfasst. Dieselbe ist seitlich nur von sehr seichten Furchen bearenzt und trägt drei, in einem mit der Spitze rückwärts gerichteten Dreiecke stehende Knötchen. Ein viertes schwächeres befindet sich weiter vorne in der Mittellinie des Schildes und ergänzt das Dreieck zu einem spitzigen Rhombus. Die Seitentheile der mittleren Schildabtheilung zeigen keine besonderen Hervorragungen und Vertiefungen. Die Mitte der hinteren Abtheilung des Rückenschildes ist schwach vertieft, übrigens vollkommen gleichmässig gewölbt. Die vordere Abtheilung endlich ist am längsten und lässt nur die von sehr undeutlichen Furchen umgebene Genitalgegend erkennen. Der hintere Theil derselben ist breit, cleltoidisch, durch eine mittlere seichte Vertiefung in zwei seitliche Hälften getheilt und trägt am vorderen Ende zwei einander genäherte körnerartige Erhabenheiten. Vorne läuft sie in einen langen schmalen Schnabel aus, der nicht bis zum Stirnrande reicht und dessen Spitze etwas deutlicher hervortritt als der übrige Theil. Hinter der Genitalregion bemerkt man in der ersten Querfurche des Schildes (Nackenfurche) zwei in der Mittellinie 72 A ugust Reuss. dicht an einander liegende Körner, gleich den schon früher erwähnten. Die gesammte Ober- flache des Steinkernes ist mit Ausnahme der Querfurchen mit gedrängten kleinen körnigen Erhabenheiten bedeckt. 3. Pithonoton angustum n. sp, (Taf. -21. Fig. 3.) Diese Species ist zwar dem P. rostratum v. Myr. sein- ähnlich, unterscheidet sich aber schon beim ersten Anblicke durch ihre viel geringere Breite. Der Cephalothorax ist 0-47" lang, aber nur 0*3" breit. Länge und Breite verhalten sich mithin wie 1"56 : 1. Der Umriss ist beinahe langgezogen- vierseitig, indem die Seitenränder fast parallel verlaufen. Daher ist der Schild im grössten Tlieile seiner Länge beinahe gleich breit, erst im hinteren Drittheile verengt er sich etwas. Der hintere Rand ist nur 0"18" lang. Die Stirne bildet, wie es scheint, einen dreieckigen, zugespitzten längsgefurchtcn Lappen; doch ist die Spitze an dem vor- liegenden Exemplare abgebrochen. L)ie Seitentheile des Vorderrandes sind durch die Augen- höhlen, die 0*16" weit von einander abstehen, ausgeschnitten. Auch hier wird die Oberfläche des Rückenschildes durch zwei Querfurchen, deren vordere ganz gerade und epier verläuft, in drei Abtheilungen gesondert. Die vorderste der- selben ist fast gleichmässig gewölbt; nur in der Mittellinie tritt ein sehr spitz- und schmal- dreieckiges Feld sehr schwach hervor. Auf der vorderen schmalen schnabelförmigen Ver- längerung sind zwei kleine rundliche Höcker hinter einander bemerkbar. Vor der stark verlängerten, aber nicht bis zum Stirnrande reichenden Spitze desselben stellt jederseits ebenfalls ein kleiner Höcker. Die mittlere Abtheilung ist seitlich sehr kurz ; in der Mitte verlängert sie sich zu einem beinahe dreieckigen, rückwärts gerichteten Lappen, der tief in die hintere Region des Rückenschildes eingreift. Er ist durch eine deutliche Querfurehe von der vor ihm liegenden (legend geschieden, ist ziemlich gewölbt und seitlich durch tiefe Furchen begrenzt. Der übrige Theil der Mittelregion des Schildes ist fast eben, nur die Mitte erhebt sich kaum merkbar. Die hintere Abtheilung des Cephalothorax wird durch die vorerwähnte dreieckige Ver- längerung des Mittelfeldes und durch eine davon ausgehende Medianfurche in zwei seitliche Hälften getheilt, an welchen sich keine weitere Gliederung wahrnehmen lässt. Von der Schale ist keine Spur erhalten; doch deutet der Steinkern daraufhin, dass ihre Oberfläche mit gedrängten sehr kleinen Höckern bedeckt gewesen sei. Am deutlichsten treten sie im vorderen Abschnitte des Schildes hervor. 4. Goniodromites bidentatus n. sp. (Taf. 24, Fig. 5, C.) Der Umriss des 0-54" langen und 056" breiten Rückenschildes ist sechsseitig- und die grösste Breite fällt auf das Ende des vorderen Abschnittes. Der Stirnrand ist 0-2" lang und in der Mitte durch die tiefe Stirnfurche eingebogen. Der vordere Seitenrand ist kurz, kaum 0*3" laug, schwach ausgeschweift und sehr fein sägezähnig. Nur der hinterste Theil verläuft fast gerade von vorne nach hinten und trägt zwei verhältnissmässig grosse spitzige Zähne, deren vorderer besonders stark vorspringt. Der längere hintere Seitenrand misst 0-3" und Zur Kenntntss fossiler Krabben. 81 f 12. Cycloxantlms Dufouri M. Edw. (d'Archiac, 1. c. p. 304, K.). Umgebung von Dax. f 13. „ DelbosiM. Edw. (d'Archiac, 1. c. p. 301, K.). Ebenda. f 14. „ lamellifrons M. Edw. (d'Archiac 1. c). Ebenda. 15. Arges Murchisoni M. Edw. (d'Archiac, Descr. des Anim. foss. du groupe numm. de ülnde p. 340, t. 36,/. 12). La chaine d'Hala. 16. Arges Edwardsi d'Arch. (1. c. p. 340, Taf. 36, Fig. 13). Ebenda. 17. Ranina Aldrovandi Ranz. (Mem. di Storia nett. Dec. I, 1S20, p. 73, t. 5). Valdenega und Madugi d'Anzago. f 18. Banina Tsch'cliatscheffi d' Ar eh. (Progr. de la Ge'ol. III, p. 303). Kleinasien. 19. „ Marestiana Kön. (p. 20, Taf. 5, Fig. 1, 2). Unigegend von Verona, Geschlief- graben bei Gmunden. 20. Ranina sp. (p. 21, Taf. 5, Fig. 3, 4). Umgebung von Vicenza. 21. „ EaszUnskyi m. (p. 22, Taf. 4, Fig. 4, 5). Eperies in Ungarn. Üb eoeän? b) Aus dem Londonthon. 22. Glyphithjreus affinis rn. (p. 53, Taf. 10, Fig. 4, 5). Insel Sheppy. 23. Pseuderiphia M'Coyi m. (p. 54, Taf. 18, Fig. 4—6). Ebenda. 24. Leiochilus Morrisi m. (p. 56, Taf. 18, Fig. 7). Ebenda. 25. Xanthopsis hispid/formis Schloth. sp. (p. 51). Ebenda. 26. „ bispinosa M'Coy (p. 50, Taf. 12, Fig. 4—6). Ebenda. 27. „ unispinosa M'Coy (Ann. and Mag. of Nat. Eist IV, p. 162). Ebenda. 28. „ nodosa M'Coy (1. c. p. 162). Ebenda. f 29. Dromia Bucklandi M. Edw. (Lara., Eist. nat. des An. sans vert. 11, p. 178). Ebenda. 30. Basinotopus Lamarchi Desm. sp. (M'Coy, Ann. and Mag. of Nat. Eist. 1849, p. 167, c. icone). Ebenda. e) Aus anderen eoeänen Schichten. 31. Cancer Burtim Galeotti (Mem. sur la Prov. da Brabant p. 47). ßrabant. 32. Portunus Eericarti Desm. (1. c. p. 87, Taf. 5, Fig. 5). Im Meeressandstein von Beau- champ, Senlis, Etrepilly u. s. w. f 33. Xantho Brongniarti Edw. Sand von Beauchamp. 34. Pseudocarcinus Chauvini Berville (Bull. geol. 1856, XIV, p. 108—112, t. 2). Im Grobkalk von Noyon, Depart. Oise. 35. Leucosia Prevostana Desm. (Eist. nat. des Omst.foss. p.U4, t. 9, f. 13). Montmartre. d) Oligociin. 36. Ranina speciosa v. Mstr. sp. (Gf. v. Münster, Beiträge zur Petrefaetenkunde III, p. 24, Taf. 2, Fig. 1—3). Bünde. 37. Ranina ? oblonga v. Mstr. sp. -(1. c. p. 24, Taf. 2, Fig. 4). Ebenda. f 38. Cancer? Meticuriensis Thurm. (Mittheil. d. nat. Ges. in Bern, 1853, p. 11). Mfeeouri e) Miocän. 39. Cancer quadrilobatus Desm. (Eist. nat. des Crust.foss. p. 93, t. 5, f. 1, 2). Faluns von Dax. 40. „ 9 pagurus L.? (Morris, Cat. of Brit. Foss. 2d edit. p. 102). Crag von Sutton. 41. Xantho EdioardsiE. Sism. (Poiss. et Crust. foss. duPiemont p.60, t. 3, f. 5). Astigiana. Denkschriften der mathem.-liaturw. Cl. XVII. Bd. 32 -1 ugust Reuss. 42. Lobocarcinus Sismondai v. Myr. sp. (E. Sismonda 1. c. p. 58, Taf. 3, Fig. 1, 2). Turin. Brück an der Leitha? (p. 41, Taf. 9, Fig. 1, 2). f 43. Ebalia Bryeri Leacli (Morris, Cat. of Brit. foss. 2d edit. p. 107). Crag von Sutton. 44. Macrophtkalmus? impressus Desm. (1. c. p. 102, Taf. 8, Fig. 13, 14). Monte Mario. f 45. Grapsus speciosus v. Myr. (Leonh. und Bronn's Jahrb. 1844, p. 331). Öningen. 46. Atelecyclus rugosus Desm. (1. c. p. 111, Taf. 9, Fig. 9). ßoutonnet bei Montpellier. 47. Ranina palmea E. Sism. (1. c. p. 64, Taf. 3, Fig. 3, 4). Colle di Torino. f 48. Pagurus? Desmarestianus Serres (Ge'ogn. des Terr. tert. p. 154). Süd-Frankreich. f) Aus unbestimmter Tertiäre tage oder quartär. 49. Ca?pilius? macrocheilus Desm. (1. c. p. 91, Taf. 7, Fig. 1, 2). China? 50. Xantho Desmaresti Roux (Ann. des sc. not. 1829, XVII, p. 85, t. 5, B,f. 1, 2). 51. Platycarcinus paguroides Desm. Sp. (1. c. p. 90, Taf. 5, Fig. 9). 52. Podophthalmus Defrancn Desm. (1. c. p. 88, Taf. 5, Fig. 6 — 8). 53. Lupea leucodon Desm. sp. (p. 58, Taf. 21, 22; Taf. 23, Fig. 1). Philippinen? 54. Macrophthalmus Latreillei Desm. (p.61, Taf. 20, Fig. 1 — 5; Taf. 23, Fig. 2). Ostindien? 55. „ emarginatus Desm. (1. c. p. 101, Taf. 9, Fig. 7, 8). Ostindien? 56. „ Desmaresti Lucas (Ann. de la Soc. entom. de France VIII, p. 567, t. 20). Landenge von Malacca. 57. Grapsus dubius De sin. (1. c. p. 97, Taf. 8, Fig. 7, 8). Indien. 58. Pseudograpsus trispinosus Desm. sp. (1. c. p. 108, Taf. 8, Fig. 10). 59. Gonoplax incerta Desm. (1. c. p. 104, Taf. S, Fig. 9). 60. Gelasimus nitidus Desm. (1. c. p. 106, Taf. 8, Fig. 7, 8). 61. Leucosia subrhomboidalis Desm. (p. 66, Taf. 19, Fig. 1 — 4). Ostindien. 62. Pkilyra cranium Desm. sp. (p. 68, Taf. 19, Fig. 5 — 7). Ostindien. f 63. Ixa tuberculata König (Icon. Sect. t. 24). Ostindien? ('»4. Dorippe Rissoana Desm. (1. c. p. 119, Taf. 10, Fig. 1—3). Aus der vorstehenden Liste geht hervor, dass sich die Zahl der bekannten fossilen kurz- schwänzigen Dekapoden auf 104 Arten beläuft, von denen freilich ein beträchtlicher Theil nur sehr mangelhaft beschrieben ist. Beinahe zwei Drittheile derselben — 65 Arten — gehören den eigentlichen Brachyuren, und nur 39 Arten den Anomuren an. Ferner wurden 16 Arten in den Schichten der Juraformation, 24 in den Kreidegebilden, der bei weitem grössere Theil aber — 64 Species — in den verschiedenen Etagen der Tertiärgruppe gefunden. Während die ersten langsckwänzigen Dekapoden im bunten Sandstein und Muschelkalk auftauchen, treten dagegen die Kurzsehwänzcr zum ersten Male in den Schichten der Jura- formation auf. Und selbst da scheinen sie im Lias noch ganz zu fehlen. Der braune Jura hat bisher die ältesten Repräsentanten derselben geliefert. Es stimmt dies mit ihrer höheren < >rganisation vollkommen tiberein. Die Übereinstimmung wird noch auffallender dadurch, dass gerade die unvollkommener organisirten Kurzschwänzer — die Anomuren — es sind, deren Reste in der Juraformation gefunden worden sind. Von den wahren Brachyuren hat dieselbe noch keine Spur dargeboten. Diese erscheinen zum ersten Male in der Kreideformation und zwar insgesammt in den höheren Schichten derselben. Aus dem Neocomien und Gault sind sie noch nicht bekannt Zur Kenntniss fossiler Krabben. 83 geworden. Im Grünsand zeigen sie sieh zuerst vereinzelt, etwas häufiger sodann in den höheren Etao-en, im Pläner und besonders in der weissen Kreide. Unter 24 bekannten Arten der Kreideformation zählt man 12 Brachyuren und 12 Anomuren, so dass letztere also auch hier noch beträchtlich vertreten sind und den eigentlichen Krabben das Gleichgewicht halten. Sie sind es wieder, die in den tiefsten Schichten der Formation auftauchen. Eine Species (Prosopon) stammt schon aus dem Neocomien, zwei Arten (Notopocorystes) gehören dem Gault, ebenfalls zwei (Notopocorystes und Mesostylus) dem oberen Grünsande, fünf Arten endlich (Bromiopsis, Notopocorystes, Eumorphocorystes und Mesostylus) den der weissen Kreide zugezählten Schichten an. Ihre Zahl ist offenbar eine grössere, da man unter den fast durchgehends nur nach den isolirten Scheren aufgestellten Mesostylus- Arten gewiss sehr heterogene Elemente zusammengefasst hat. Die wahren Brachyuren reichen in den Kreideschichten nicht so tief hinab. Die ältesten (4 Species von Reussia und Podopilumnus) hat der obere Grünsand geliefert; vier Arten (von Cancer, Glyphithyreus, Polycnemidium und Reussia) beherbergt der Pläner, vier Species (Stephanometopon, Platypodia, Etyus und Dromilites? TJbaglisii) aber die weisse Kreide. Einen viel grösseren Reichthurn entfalten die Kurzschwänzer in der weiten Reihe der Tertiärgebilde. Bei der jetzt noch lückenhaften Kenntniss dieser Fossilreste überhaupt ist es jedoch sehr schwierig, auch nur einigermassen Rechenschaft zu geben über ihre Vertheilung in den einzelnen Gliedern der Tertiärreihe. Doch ergibt sich auch jetzt schon, dass sie in den untertertiären Schichten sich einer reicheren Entwickelung erfreuen , als in den mittel- und obertertiären. Bei genauerer Vergleichung wird man zugleich inne, dass insbesondere ein- zelne Schichtengruppen und darin wieder einzelne Localitäten eine auffallend grosse Zahl und Mannigfaltigkeit dieser Thierreste liefern. So sehen wir in den Nummulitengebilden eine verhältnissmässig sehr bedeutende Menge derselben begraben. Von Gl tertiären Brachyuren, — von denen 50 den eigentlichen Brachyuren und nur 11 den Anomuren beigezählt werden müssen — stammen 21, also ein Drittheil, aus den Nummulitenschichten. Wiewohl die Krabben weit überwiegen, so begegnen wir hier doch noch 3 Arten von Anomuren, die in den höheren Tertiärschichten, wie es zu erwarten stand, noch weniger vertreten sind. Bemerkt muss überdies noch werden, dass sämmtliche 16 echte Krabben-Arten den Cancroiden im engeren Sinne angehören. Die Schwimmkrabben, so wie die Dreieck-, Viereck- und Rundkrabben haben hier bisher noch keine unzweifelhaften Vertreter aufzuweisen. Im Bereiche der Nummulitengebilde zeichnen sich Dax und insbesondere die Umgegend von Verona und Vicenza durch Arten- und Individuenzahl sehr aus. Die letztere Fundstätte hat 9 beschriebene Arten und darunter einzelne, wie Cancer punctulatus Desm., C. bracky- chelus m. und Atergatis Boscii Desm. sp. , in grosser Menge geliefert. Die Zahl der dort vor- kommenden Brachyuren scheint jedoch noch grösser zu sein, denn Milne Edwards führt in d'Archiac's Progres de la Geologie III, p. 304, K. die Namen mehrerer Arten an, die ich wegen des Mangels jeder Beschreibung mit den von mir untersuchten nicht zu vergleichen vermag. Die übrigen Arten fallen den Nummulitengebilden der bairischen Alpen, Ägyptens, Kleinasiens und Ostindiens zu , während es von einer Art — Ranina Haszlinszhyi m. — bisher überhaupt unentschieden bleiben muss, ob sie der in Rede stehenden Gesteinsgruppe angehöre. Unter den anderen Abtheilungen der eocänen Gesteinsgruppe fallt vorzugsweise der Londonthon der Insel Sheppy durch seinen Reichthum an Brachyuren auf. Wiewohl ihnen ii* 8 i August 11 cu ss. bisher noch keine specielle Aufmerksamkeit gewidmet wurde, indem M. Ed war ds seine Untersuchung darüber noch nicht veröffentlicht hat, kennt man doch schon 9 Arten — 7 ßraehyuren und 2 Anomuren — von diesem Fundorte. Die ersteren scheinen sämmtlich den Xanthideen anzugehören. Von den Anomuren ermangelt die Dromia bisher noch jeder näheren Beschreibung '). Die Eocänschichten anderer Gegenden haben zur Zahl der fossilen Kurzschwänzer nur einen sehr geringen Beitrag geliefert. Einen Cancroiden (Cancer Burtini) nennt Galeotti ans den unteren Tertiärschichten Brabants; die Leucosia Frevostana beschreibt schon Des- marest vom Montmartre, Portunus Ilericarti schon Desmarest und Xantho Brongniarti M. Edwards aus dem Sande von Beauchamp und endlich den Pseudocarcinus Chauvini Ber- ville aus dem Grobkalk vonNoyon. Aus denOligocänschichten von Bünde lehrt Graf v. Mün- ster zwei Arten von Banina (Heia speciosa und oblonga) kennen. In anderen Schichten, die man jetzt der Oligocänperiode zurechnet, scheint man bis jetzt noch sehr wenige Brachyuren- reste entdeckt zu haben. Wenigstens ist darüber nichts zur Öffentlichkeit gelangt. Zahlreicher vertreten finden wir unsere Thiergruppe wieder in der mittleren Tertiär- periode. Wir kennen daraus 10 Arten, und zwar 8 Brachyuren und 2 Anomuren. Von den ersteren gehört wieder die Mehrzahl (5 Arten) den Rundkrabben an. Zwei Arten müssen zu den Viereckkrabben gezählt werden. Die Anomuren beschränken sich auf eine sehr schöne Art der Gattung Banina , deren übrige Arten sämmtlich in tieferen Tertiärschichten liegen, und auf einen noch sehr unsicher bestimmten Paguriden. Dass die Zahl der mioeänen Kurzschwänzer aber eine viel grössere sein möge, erkennt man schon aus den zahlreichen Scheren, die man hie und da in den Miocänschichten zerstreut angetroffen hat. Endlich muss noch einer bedeutenden Anzahl von zum Theile vortrefflich erhaltenen Kurzschwänzer-Resten Erwähnung geschehen, deren Fundort aber noch ganz im Dunkel liegt, wiewohl sie in allen Sammlungen zerstreut sind. Als Fundorte werden bald Ostindien, bald die Halbinsel Malacca, bald China, bald die Philippinen angegeben. Eben so ungewiss muss es zur Zeit bleiben, welchem geologischen Niveau diese Fossilreste, die in Betreff des äusseren Erhaltungszustandes der Schale sehr mit jenen der Insel Sheppy übei'einkommen, ]) Umstände haben den Druck der vorstehenden Abhandlung, die schon im Sommer 1857 vollendet war und, wie aus der in den Sitzungsb. der k. Akademie Jahrg. 1857 , November, 27. Bd., l.Hi't., p. 1(11 ff. enthaltenen detaillirten Anzeige zu ersehen ist, schon in der Sitzung am 12. Not. 1 S ."> 7 in derselben Gestalt, in der sie jetzt abgedruckt ist. vorgelegt wurde, ungemein verzögert. Damals war der Band der. Schriften der Paleontographical Society von is.">7, welcher Bell's Abhandlung „a Monograph of the fossil malacostracous Crustaeea of Great-Britain , I. Crustaeea of the London Vlayu enthält , noch nicht erschienen und meinen Bestimmungen einiger Brachyuren von der Insel Sheppy, die namentlich schon in der vorerwähnten Anzeige vom Nov. 1S57 ange- führt werden, gebührt unzweifelhaft die Priorität. Ich würde aber dennoch den ganzen, die englischen Krabben betreffenden Theil meiner Arbeit unterdrückt oder doch den viel umfassenderen Untersuchungen Bell's gemäss umgeändert haben, wenn mir die schöne Arbeit des genannten Naturforschers früher bekannt geworden wäre. Leider gelangte sie aber erst in meine Hände, als der grösste Theil meiner Arbeil schon in ihrer ursprünglichen Gestalt abgedruckt und keine Änderung mehr möglich war. lües zu meiner Rechtfertigung. Ich will nur noch erwähnen, dass /'.<■ üderiphia M'Coyi Uss. identisch i>t mit Xamtholites Botoer- banki Bell, Ol us affinii Kss. mit Plagiolophus II etht n lli Bell, Li iochilus Morrisi Rss. mit Poriunites incerta Bell. Die Annale iiniL der letzteren an die Viereckkrabben in Beziehung auf die Form des Rückensohildes wurde von mir ebenfalls schon hei vorgehobi n, obwohl die Übereinstimmung mit den Portuniden auch durch das reichere Material, das Hrn. Bell zu Gebote stand. noch keineswegs sicher dargethan ist. \\ as ich als Xanthopsis hispinosa beschrieb und abbildete, würde ferner übereinstimmen mit Xantho^ ! wsa und nicht mit X. hispinosa M'Coy, wenn diese Varietät nicht vielmehr als eigene Art anzusehen ist. In dem gegebenen Verzeichnisse der fossilen Krabben aus dem Londonelay sind noch hinzuzufügen: Mithracia libiaioides Bell (l. c. p. '■> , i. 5, f. In- -12), Oedisor, ,,, Bell (l. c. p. 22, t. 3, f. 6, 7), Campylosioma matutiforme Bell (l. c. p. 23, i. :i,f. 8—10), Cyclocorystes pvlchellus Bell (l. c. p. 24, /. I. f. l. i' und Goniochele angulata Bell(7. c. p. 26, t. 4. f. 3—9). Der Name Basinotoput Lamarcki M'Coy ist in Dromilites LamarcTd Bell (l. c. p. 2U, t. 5, f. 1 — 9) und Dromia Bucklandi M. Edw. in Dromilites Bucklandi Bell l. •■. /•. •';/, (. <•'. / — 11 umzuändern. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 85 zuzurechnen sind. Wenn sie überhaupt tertiär sind , stammen sie offenbar aus der jüngsten Tertiärzeit. Von Anderen werden sie für noch jünger, für quartär ausgegeben. Ihr verhältniss- mässig jugendliches Alter geht auch aus der grossen Übereinstimmung mit noch lebenden Typen der Krabben hervor. Bisher sind 18 hieher gehörige Arten beschrieben worden, und zwar: 3 Cancroiden , 2 Schwimmkrabben, 7 Viereckkrabben, 3 Dreieckkrabben und 1 Notopode. Hier waltet mithin die Zahl der in den älteren Schichten viel seltener auf- tretenden Formen der Viereck- und Dreieckkrabben sehr vor , während die Cancroiden denselben an Arten- und, wie es scheint, auch an Individuenzahl sehr nachstehen. ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. TAFEL I. Cancer scrobiculatus n. sp. Aus dem Pläner in Mecklenburg. Von Herrn Baucondueteur Koch in Dömitz mitgethcilt. Vergrössert dargestellt. Fig. 1. Fragmentärer Cephalothorax, von oben gesehen. Fig. 2. Bruchstück des weiblichen Hinterleibes, — der fünf letzten Segmente. TAFEL LT. Fig. 1. < l/i/ji/i/'t/iyreus formosus n. gen. et sp. Aus dem Pläner in Mecklenburg. Von Herrn Baucondueteur Ko ch in Dömitz mitgetheilt. Obere Ansicht des Rückenschildes. Vergrössert. Fig. 2. Derselbe von unten gesehen. Zeigt Bruchstücke der Brustplatte und der äusseren Kieferfüsse. Vergrössert. Fig. 3. Obere Ansicht desselben Rückenschildes in natürlicher Grösse. Fig. 4. Beussia Bucht M'Coy. Aus dem Plänermergel von Hoehpetsch in Böhmen. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschildes. TAFEL m. Fig. 1. Polycnemidium pustulosurn n. gen. et sp. Aus dem Plänermergel von Hoehpetsch in Böhmen. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschildes. Fig. 2. Dromiopsis rugosa Schloth. sp. Aus dem Kreidekalke von Faxö. Vergrösserte obere Ansieht eines Steinkernes des Cephalo- thorax. Fig. 3. Vergrösserte vordere Ansicht desselben. Fig. 4. Steinkern des Cephalothorax von Dromiopsis laevior Steenstr. et F. sp. Vergrösserte obere Ansicht. Aus der Sammlung des Hrn. Prof. Dr. G e i n i t z in Dresden. Fig. 5. Derselbe von vorne gesehen. Fig. U. Die Anheftungsstelle eines Kaumuskels an demselben, stärker vergrössert. TAFEL IV. Fig. 1. Steinkern von Dromiopsis elegans Steenstr. et F. sp. aus dem Faxökalke. Aus der Sammlung des Hrn. Prof. Dr. Geinitz in Dresden. Vergrösserte obere Ansicht, des Rückenschildes. Fig. '2. Vergrösserte vordere Ansicht desselben. Fig. i. Steinkern von Dromiopsis minuta n. sp. Aus dem Faxökalke. Vergrösserte obere Ansieht des Cephalothorax. Fig. 4. Martina Baszlins'kyi n. sp. Aus den Tertiärschichten von Radacs bei Eperies in Ungarn. Obere Ansicht des Rückenschildes in natürlicher Grösse. Mitgetheilt von Hrn. Prof. Haszlinsky in Eperies. Fig. 5. Untere Ansicht desselben in natürlicher Grösse. Stellt den grössten Theil der cigenthümlich gestalteten Brustplatte dar. TAFEL V. Fig. 1. Ranina Marcstiana Kön. Aus dem Nummulitenkalke der Umgebung von Verona, im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Obere Ansicht des fragmentären Rückenschildes in natürlicher Grösse. Fig. 2. Vergrösserte Ansicht eines anhängenden Schalenstückchens zunächst dem Vorderrande desselben. 86 August JReuss. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 3. Obere Ansieht des fragmentären Rückenschildes einer wahrscheinlich neuen Species Ton Banina aus dem Nummulitenkalke von San Pietro bei Vicenza im k. k. Hof-Naturalien-Cabinete in Wien. In natürlicher Grösse. Seitenansicht desselben Rückenschildes. Lobocarcinus Paulino-Würtembergehsis v. Myr. sp. Aus dem Nummulitenkalke Ägyptens. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Obere Ansicht eines Cephalothorax in natürlicher Grösse. Dromiopsis rvgosa Schloth. sp. Aus dem Kreidekalke von Faxö. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Yergrösserte obere Ansicht eines noch mit Schale versehenen Cephalothorax. Atergalis? Klipsteini v. Myr. sp. Aus den Nummulitenschichten des Kressenberges in Baiern. Im k. Mineralien-Cabinete in Berlin. Steinkern einer Schere in natürlicher Grösse. TAFEL VI. Fig. 1. Lobocarcinus Paulino-Wurtembergensis y. Myr. sp. Aus dem Nummulitenkalke Ägyptens. Obere Ansicht des Cephalothorax in natürlicher Grösse. Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes in Wien. Fig. 2. Untere Ansicht desselben. Zeigt den männlichen Hinterleib, das Sternum und Fragmente der äusseren Kieferlusse. TAFEL VII. Lobocarcinus iutperator n. sp. Aus der Umgebung von Verona. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Obere Ansieht des Brust- schildes in natürlicher Grösse. TAFEL Vni. Lobocarcinus Imperator n. sp. Untere Ansicht des Cephalothorax desselben Exemplares in natürlicher Grösse. Zeigt den männlichen Hinterleib, den linken Scherenfuss, Bruchstücke der Gangfüsse und der äusseren Kieferfüsse. TAFEL IX. Fig. 1. Lobocarcinus Imperator n. sp. Ansicht der äusseren Fläche der fragmentären linken Schere an dem auf Taf. VII und VIII dargestellten Exemplare. In natürlicher Grösse. Besitzt noch theilweise die erhaltene Schale. Fig. 2. Lobocarcinus Sismondai v. Myr. sp. Obere Ansicht eines sehr fragmentären Cephalothorax aus dem Leithakalke von Brück an der Leitha. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Fig. 3. VergrSsserte Ansicht der äusseren Fläche der fragmentären rechten Schere desselben Exemplares. Fig. 4. Atergatis Boscii De sm. sp. (Brachyurites rugosus Schloth.). Schi oth eim'sches Original-Exemplar im k. Mineralien-Cabinete zu Berlin. Obere Ansicht des Cephalothorax in natürlicher Grösse. Fig. 5. Untere Ansicht desselben Exemplares in natürlicher Grösse. (Männlicher Hinterleib . beide Seherenfüsse , Bruchstücke der zwei vorderen Gangfüsse der linken Seite, Fragmente des Sternums und der Episternalien.) Fig. G. Ein Stückchen der Schale des Cephalothorax desselben Exemplares vergrössert. TAFEL X. Fig. 1. Atergatis Boscii D e s m. sp. Vordere Ansicht des auf Taf. IX, Fig. 4, 5 dargestellten Exemplares der Seh lo th eiin'sahen Sammlung in natürlicher Grösse. Fig. 2. Atergatis platychela n. sp. Aus dem Nummulitenkalksteine von Marostica im Vicentinisehen. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete. Untere Ansicht mit dem weiblichen Hinterleib, dem rechten Seherenfüsse und Bruchstücken des linken Scherenfusses, des ersten, zweiten und dritten Gangfusses der linken Seite und des ersten und zweiten der rechten Seite. In natür- licher Grösse. Fig. 3. Theilweise Contouren desselben Cephalothorax, von oben gesehen, in natürlicher Grösse. Fig. 4. Qlyphithyreus affiuis n.sp. Aus demLondonthone der Insel Sheppy. Sammlung des Prager Universitäts-Cabinetes. VergrSsserte obere Ansicht des Cephalothorax. Fig. .r). Untere Ansicht desselben Exemplares. (Sternum, rechter Scherenfuss und Bruchstücke des linken Scherenfusses.) TAFEL XI. Fig. 1. Atergatis Boscii Desm. sp. Aus dem Nummulitenkalke von St. Florian bei Marostica im Vicentinisehen. Untere Ansicht eines weiblichen Individuums in natürlicher Grösse. (Hinterleib, Seherenfüsse, Bruchstücke der (ianglüsse und des Sternums.) In der Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Fig. 2. Obere Ansicht des Rückenschildes desselben Individuums in natürlicher Grösse. Fig. 3. Vordere Ansicht desselben in natürlicher Grösse. Fig. 4. Hintere Ansicht desselben in natürlicher Grösse. Fig. 5. Atergatis steimra n. sp. Aus dem Nummulitenkalke von Verona. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Obere Ansicht des Steinkernes des Rückenschildes in natürlicher Grösse. Zeigt die Anheftungsstellen der Kaumuskeln und der inneren Seiten- wandungen der Kiemenhöhlen. Zur Kenntniss fossiler Krabben. 87 Fig. 6. Untere Ansicht desselben Exemplares in natürlicher Grösse. (Weiblicher Hinterleib, Ansatzstellen der Fiisse, Bruchstücke der äusseren Kieferfüsse, Basalglieder der Fühler.) Fig. 7. Vordere Ansicht desselben in natürlicher Grösse. TAFEL XII. Fig. 1. Atergatis Boscii Desm. sp. Männliches Individuum aus den Sammlungen des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes in Wien. Ansicht der Unterseite in natürlicher Grösse. (Hinterleib, Sternum, Episternalien, beide Scherenfüsse, Bruchstücke der Gangfüsse.) Fig. 2. Der Hinterleib desselben Individuums gerade ausgestreckt. Fig. 3. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Aus den oolitliischen Eisenerzen von Sonthofen. Im Prager Universitäts-Cabinete. Kleines weibliches Individuum. Ansicht der Unterseite in natürlicher Grösse. (Äussere Kieferfüsse, Sternum, Ausfüh- rungsmündungen der weiblichen Geschlechtsorgane.) Fig. 4. Xanthopsis bispinosa M'Coy. Aus dem Londonthone der Insel Sheppy. Im k. Mineralien-Cabinetein Berlin; Original-Exemplar der Scb lo theim'schen Sammlung. (Brachijurites hispidiformis Dar. minor. J Obere Ansicht des Cephalothorax in natür- licher Grösse. Fig. 5. Untere Ansicht desselben Exemplares in natürlicher Grösse. (Rechte Schere.) Fig. 6. Unterfläehe der rechten Schere in natürlicher Grösse. TAFEL Xm. Fig. 1. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Aus dem Londonthone der Insel Sheppy. Im k. Mineralien-Cabinete in Berlin. Weib- liches Individuum. Obere Ansicht des Rückcnschildes in natürlicher Grösse. Fig 2. Unterseite desselben Exemplares in natürlicher Grösse. (Weiblicher Hinterleib, Basilarglieder der Fühler, Bruchstücke des Sternums und der Episternalien.) Fig. 3. Vordere Ansicht desselben Exemplares in natürlicher Grösse. Fig. 4. Ein Stück der Schale des Rückenschildes vergrössert dargestellt. Fig. 5. Cancer brachychelus n. sp. Aus dem Nummulitenkalke der Umgebung von Vicenza. In den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Untere Ansicht eines weiblichen Individuums in natürlicher Grösse. (Sternum, Episternalien, Mündungen der weiblichen Gechlechtsorgane, Bruchstücke beider Scherenfüsse.) Fig. 6. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Von Sonthofen. In den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Untere Ansicht des Cephalothorax in natürlicher Grösse. (Weiblicher Hinterleib, Episternalien, Bruchstücke der äusseren Kieferfüsse, des rechten Scherenfusses.) TAFEL XIV. Fig. 1. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Von Sonthofen. Männliches Exemplar. Untere Ansicht des Cephalothorax in natürlicher Grösse. (Hinterleib, Sternum, Episternalien, rechter Scherenfuss , Bruchstücke der Gangfüsse.) In der k. k. Universitäts- Sammlung in Prag. Fig. 2. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Von Sonthofen. Obere Ansicht des Riickenschildes in natürlicher Grösse. Im k. k. Hof- Mineralien-Cabinete in Wien. Fig. 3. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Von Sonthofen. Männliches Exemplar Untere Ansicht des Cephalothorax in natür- licher Grösse. (Sternum, Bruchstücke des linken äusseren Kieferfusses.) Fig. 4. Xanthopsis hispidiformis Schloth. 8p. Von Sonthofen. Untere Ansicht in natürlicher Grösse. (Scherenfüsse.) In der Samm- lung der k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien. Fig. 5. Xanthopsis bispinosa M'Coy. Aus den oolithiBchen Eisenerzen des Kressenberges in Baiern. In der Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt. Obere Ansicht des Rückenschildes in natürlicher Grösse. Zum grössten Theil blosser Steinkern, mit den Anheftungsstellen der Wandungen der Kiemenhöhlen. Fig. 6. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Von Sonthofen. Ein Stückchen der Schalenoberfläche stark vergrössert. TAFEL XV. Fig. 1. Cancer punetulatus D esm. Aus dem Nummulitenkalke von Negrar bei Verona. In der Sammlung des k.k. Hof-Mineralien-Cabi- netes in Wien. Männliches Exemplar mit theilweise erhaltener Schale. Obere Ansicht des Brustschildes in natürl. Grösse. Fig. 2. Untere Ansicht desselben Exemplares in natürlicher Grösse. (Verdrückter männlicher Hinterleib, Fragmente des Sternums und der Episternalien, linke Schere, Bruchstück der rechten Schere, Bruchstücke der Gangfüsse der linken Seite.) Fig. 3. Ansicht der unteren Fläche der linken Schere desselben Individuums. Vergrössert. Fig. 4. Ein Stück der Schalenoberfläche eines der linken Gangfüsse mit ihren Fleckengruppen. Vergrössert. Fig. 5. Ein Söckchen der Schale der Unterseite der linken Schere mit den sternförmigen Fleckengruppen. Stark vergrössert. TAFEL XVI. Fig. 1. Cancer punetulatus Desm. Aus dem Nummulitenkalke von Negrar bei Verona. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Männliches Exemplar mit theilweise erhaltener Schale. Obere Ansicht des Cephalothorax in natürlicher Grösse. 88 August Beuss. Fig. 2. Vordere Ansicht desselben Individuums in natürlicher Grösse. Fig. 3. Untere Ansicht desselben Exemplares in natürlicher Grösse. (Mannlicher Hinterleib, Bruchstücke des Sternums , linker Scherenfuss, Ansatzstellen der Gangfüsse.) Fig. 4. Ein Stückchen der Schalen Oberfläche des Rückensehildes vergrössert. TAFEL XVII. Fig. 1. Cancer punetulatus Desm. Aus dem Nummulitenkalke der Umgegend von Verona. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete. Männ- liches Exemplar mit erhaltener Schale. Untere Ansicht in natürlicher Grösse. (Hinterleib, Sternum, beide Scherenfüsse, Bruchstücke der drei vorderen Gangfüsse der rechten Seite.) Fig. 2- Cancer punrlulatusD esm. Aus dem Nummulitenkalke des Vicentinischen. Im k.k. Hof-Mineralien-Cabinetc. Weibliches Exem- plar. Untere Ansicht in natürlicher Grösse. (Hinterleib, Bruchstücke des Sternums, äussere Kieferfüsse, Basalglieder der Antennen). Fig. 3. Obere Ansicht des Rückenschildes desselben Exemplares. In natürlicher Grösse. Fig. i. Ein Stückchen der Schalenoberfläche des Rückensehildes stärker vergrössert. TAFEL XVm. Fig. 1. Cancer brachychelus n. sp. Aus dem Nummulitenkalke von Marostiea bei Viccnza. Im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete. Untere Ansicht eines weiblichen Exemplares in natürlicher Grösse. (Hinterleib, Sternum und Episternalien, äussere Kieferfüsse, der grösste Theil beider Scherenfüsse, Basalglieder der Antennen, Fragmente des ersten linken Gangfusses.) Fig. 2. Ansicht der äusseren Fläche der rechten Hand desselben Individuums in natürlicher Grösse. Fig. 3. Cancer brachychelus n. sp. Aus dem Nummulitenkalke von Schio. In der Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt, Obere Ansicht des Rückenschildes in natürlicher Grösse. Fig. 4. Pseuderiphia M'Cvyin. sp. Aus dem Londonthon der Insel Sheppy. Männliches Individuum. Obere Ansicht des Rückensehildes in natürlicher Grösse. In der Sammlung des k. k. Universitäts-Mineralien-Cabinetes in Prag. Fig. 5. Ansicht des gerade gestreckten Hinterleibes desselben Individuums in natürlicher Grösse. Fig. 6. Bruchstück der linken Schere desselben in natürlicher Grösse. Fig. 7. Leiochäus Morrisin. gen. et sp. Aus dem Londonthone der Insel Sheppy. Vergrösserte obere Ansicht des Rückensehildes. In der k. k. Universitäts-Sammlung in Prag. TAFEL XIX. Fig. 1. Leucosia subrhomboidal/s Desm. Aus Ostindien. In der k. k. Universitäts-Sammlung in Prag. Männliches Exemplar. Ver- grösserte obere Ansicht des Rückensehildes. Fig. 2. Vergrösserte untere Ansicht desselben Exemplares. (Hinterleib, Sternum, Fragmente des rechten äusseren Kieferfusses, Ansatz- steilen der Füsse.) Fig. 3. Vergrösserte Seitenansicht desselben Exemplares. Fig. 4. Leucosia subrhomboidalis Desm. In der Sammlung des Hof-Mincralien-Cabinetes in Wien. Weibliches Individuum. Vergrösserte untere Ansicht desselben. (Hinterleib.) Fig. 5. Pltilyra cranium M. Edw. Aus Ostindien? Weibliches Individuum. In der k. k. Universitäts-Sammlung in Prag. Vergrösserte obere Ansicht des Rückensehildes. Fig. C. Vergrösserte untere Ansicht desselben Individuums. (Sternum, weibliche Geschlechtsöffnungen, Mundrahmen , Ansatzstellen der Fiisso.) Fig. 7. Vergrösserte Seitenansicht desselben Exemplares. TAFEL XX. Fig. 1. Maerophthalmus Lalrcillei Desm. Aus Ostindien? Männliches Individuum aus der k. k. Universitäts-Sammluug in Prag. Ver- grösserte untere Ansicht desselben. (Hinterleib, Sternum, Episternalien, äussere Kieferfüsse, Bruchstücke der Gangfüsse.) Fig. 2. Vergrösserte obere Ansicht desselben. (Rückenscbibl. Bruchstücke der Gangfüsse, linke Schere.) Fig. 3. Vergrösserte Ansicht des männlichen Hinterleibes derselben Speeres. Fig. 4. Vergrösserte Ansicht des weiblichen Hinterleibes von Maerophthalmus Lalrcillei. Fig. 5. Schwach vergrösserte Ansicht .1er linken Schere des in Fig. 1, 2 dargestellten Exemplares von Macrophthalmus Latreillei. TAFEL XXI. /.»/"" leueodon D e s m. sp. Von den Philippinen? Irak. k. Hof-Mineralien-Cabinete in Wien. Männliches Individuum. Obere Ansicht in natürlicher Grösse. TAFEL XXH. Lupea leueodon Desm. sp. Untere Ansicht desselben männlichen Exemplares in natürlicher tirösse. (Hinterleib, Sternum, Epister- nalien, Fragmente der äusseren Kieferfüsse, beide Scherenfüsse, Bruchstücke der Gangfüsse.) Zur Kenntnis* fossiler Krabben. S9 TAFEL XXIH. Fig. 1. Ansicht der Unterseite der linken Schere von Lupea leiieoäon Desra. sp. in natürlicher Grösse. Fig. 2. Ilacrophthalmus Latreillei Desm. sp. Aus Ostindien? Veibl. Exemplar im k. k. Hoi'-Mineralien-Cabinete in Wien. Ansicht der Unterseite in natürl. Grösse. (Hinterleib, Sternum, Episternalien, Bruchstücke der äusseren Kicfcrfiisse u. der Gangfüsse.) Fig. 3. Xanthopsis hispidiformis Schloth. sp. Von Sonthofen. In der Sammlung des böhmischen Museums in Prag. Obere Ansieht des Rückenschüdes in natürlicher Grösse. Fig. 4. Contouren der Seitenansicht desselben, die Wölbung von vorne nach hinten darstellend. Fig. 5. Contouren der vorderen Ansicht desselben, um die Wölbung von rechts nach links zu zeigen. Fig. 6. O.rythyreus gibbus n. sp. Steinkern aus dem Jurakalk von Stramberg. Obere vergrösserte Ansicht. Fig. 7. Pithonoton rostratum v. My r. Aus dem Jurakalke von Stramberg. Contouren der vergrösserten Seitenansicht. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. TAFEL XXTV. Prosopon verrueosum n. sp. Aus dem Jurakalk von Stramberg in Mühren. In den Sammlungen der k. k. geol. Reichsanstalt in Wien. Vergrösserte Ansicht des Rückenschüdes. (Steinkern.) Pithonoton rostratum v. My r. Aus dem Jurakalk des Ignaziberges bei Neutitschein in Mähren. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschildes. (Steinkern.) In der k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien. Pithonoton angustum n. sp. Ebendaher. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschildes. (Steinkern.) In derselben Sammlung. Goniodromites polyodon n. gen. et. sp. Ebendaher und in derselben Sammlung. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschildes. (Steinkern.) Goniodromites lidentalus n. gen. et. sp. Ebendaher und in derselben Sammlung. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschüdes mit erhaltener Schale. Ein Stückchen der Schale aus dem hinteren Theile des Rückenschildes starker vergrössert. Goniodromites complanatus n. gen. et sp. Ebendaher und in derselben Sammlung. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschildes. (Steinkern.) O.vythyreus gibbus n. gen. et sp. Ebendaher und in derselben Sammlung. Vergrösserte obere Ansicht des Rückenschüdes mit erhaltener Schale. Contouren der vergrösserten Seitenansicht desselben, die Wölbung des Schildes in der Richtung der Länge darstellend. NAMENREGISTER. Seite A. Arcania Bucklandi Mant 19 Arges Murclusoni M. Edw 81 AtelecyclUS rugosus Desm 82 Atergatis Archiaci M. Edw 80 „ Boscii Dosm. sp 30, 80, S3 ,. Klipsteini v. Myr. sp 80 „ platychela Reuss 36, So r sienura Reuss 35, 80 B. Basiiwtojjus Lamarcki Desm. sp 81, 84 Rrachyurites antiquus Schloth 30 „ hispidiformis Schloth. var. major ... .46 ,, n „ ., minor 50 „ nujosus Schloth 10 c. Calliana&sa antiqua Otto 80 Campylostoma matutiformo Bell. 84 Cancer Boscii Desm 30 „ brachychelus Reuss 24, 29, 80, 83 „ Bruckmanni v. Myr 46 „ Burtini Gal 81, 84 „ hispidiformis v. Myr 46 „ Klipsteini v, Myr 53 ,, Vesmaresti v. Mstr 53 ,, macrodaetylus M. Edw. . 80 ,, metiouriensis Tluirm : 81 „ pachychelus M. Edw 24. 80 „ pagurus L 81 Denkschriften der matliem.-naturw. Ol. XVTT. Bd. Cancer PaulitiO'Würt \s v. Myr 38 „ Prattii M. Edw 80 „ puuetulatus Desm 24, 80, 83 „ quadrilobatus Desm 82 „ Seguicrii M. Edw 24, 80 „ Sistnondat v. Myr 41 „ Sismondi M. Edw 80 „ scrobicu latus Reuss 3, TU „ Sonthofensis Schaf h 46 „ tuberculatua Ron 51 CarpiHus macrocheilus Desm . . 82 Corystea Broderipi Mant 19 „ Btoketi Mant 19 Cyclocorystes pulch.ellu.8 Bell 84 Cyeloxanthus Delbosi M. Edw 81 „ Dufouri 31. Edw 8J „ lamellifrons M. Edw 81 D. Dorippe Rissoana Desm S2 Dromia Bucklandi 31. Edw 81 Dronülitcs Bucklandi Bell 84 „ elegans Steenstr. et F 15 „ laevior Steenstr. et F 16 „ Lamarcki Bell 84 „ pustulosua Reuss • 6 „* rugoaua Geiu 10, 79 „ TJbaghsii v. Binkh 10, 79 Dromiopsis elegans Reuss 15, 79 „ laevior Reuss • - ... 16, 79 „ minuta Reuss • . 15, 79 „ rugosa Schloth. sp. • 10, 53 12 90 August Eeuss. Zur Kenntniss fossiler Krabben. Seite E. Bryeri Leacb 82 Etyus Martini Hinl 8, 79 Rumorphocory-irs Mitljjtii* v. llkli 19, 80 G. Gastrosacus Wetzleri v, Myr 79 luus nitidus Desm 82 Glyphithyreus affinis Reuss 53, 81 „ formosus Reuss 4, 79 Gonioehele angulata Bell S4 Goniodromites Reuss 77 „ bidentatus Reuss 72, 7s complanatus Reuss 71, 78 „ polyodon Reuss 73, 78 Gonoplax incerta Desm 82 Latreillii Desm Gl GrapsuG dubius Desm 82 speciosus v. Myr 82 H. ffela oblonga v. Mstr 22, 84 „ »pecioia v. Mstr 22, 84 Boraola Audouini Desloug.ch 78 I. Ixa tuberculata KÖn 82 L. Leioohilus Morrisi Reuss 56, 81 Leucosia cranium Desm 68 „ Prevostiana Desm 81, 81 subrboniboidalis Desm 66, S2 Lobocarcinus imperator Reuss * 42, 80 „ Paul ino -Wärt embergensis v. Myr. sp. . 38, 80 „ Sismondai v. Myr. sp 41, 82 Lupea leucodon Desm. sp 58, 82 M. Macrophthalmus Desmaresti Luc 82 „ emarginatus Desm 82 „ impressus Desm 82 „ Latreillei Desm. sp 61, 82 Mesostylus antbjuus Otto sp 80 „ Faujasi Desm. sp 80 Mithracia libinioides Bell 84 N. Notopocorystes Bechoi M'Coy 10 79 „ Carteri M'Coy 19, 79 „ Mantelli M'Coy ig 79 „ Mülleri v. Binkb 19 80 O. Oedisoma ambiguum Bell 84 Ogydromites M. E d w Ys Orithyia Beohei Deslongeh 19 Oxythyreus Reuss 77 „ gibbus Reuss 75 79 P. Pagurus Desmaresti.uuis Serr 82 „ platychelua M'Coy 79 Pbiiyra cranium Desm. sp 68 82 Pithonoton v. M y r -- n angustum Reuss 72 78 „ marginatum v. Myr 75 „ rostratum 7. Myr 71, 78 Plagfctophua WetheraUi Bell 84 Seite Platycarcinw antiquus Sism 41 „ Beaumontii M. Edw 80 „ paguroides Desm 82 Platypodia Oweni Bell 10 79 Podopilumnus Fittom M'Coy 8 79 „ peruvianus Orb. sp 8 79 Podophthalmus Bucht Reuss s „ Defrancii Desm 82 Polycnemidium pustulosura Reuss 6 79 Portunitea incerta Bell 84 Portuuus Ilericarti Desm 81, 84 „ leucodon Desm 58 „ peruvianus d'Orb 8 Prosopon v. Myr 7g „ aequilatum v. Myr 79 „ aequum v. Myr. 79 ,. depressum v. Myr 79 „ elongatum v. Myr 79 ,, excisum v. M y r 79 grande v. Myr 79 heb es v. Myr 78 ,, Heydeni v. Myr 79 „ laeve v. Myr 79 ,, obtusum v. Myr 79 „ ornatum v. Meyr 79 ., punetatum v. M y r 79 „ rostratum y. Myr 71, 78 simplox v. Myr 78 „ spinosum v. Myr 78 „ Stotzingense v. Myr 78 ,, sublaeve v. Myr 79 „ torosum v. Myr 79 ,, tuberosum v. Myr 19, 80 „ verrueosum Reuss 70, 78 Pseuderiphia M'Coyi Reuss 54, 81 Pseudocarcinus Cbauvini Berv 81, 84 Pseudograpsus trispinosus Desm 82 R. Ranina Aldrovandi Ranz 19, 81 „ Haszlinszkyi Reuss 22, 81, 83 „ Marestiana KÖn 20, 81 „ oblonga v. Mstr. sp 81 ,, palmea Sism 21, 82 „ sp- in«! 20, 81 „ spociosa v. Mstr. sp 81 „ Tschichatsckefi d'Arch 22, 81 Reussia Bucni Reuss sp 8, 79 „ granosa M'Coy 9, 79 ,, grauulosa M'Coy 10, 79 s. Stephanometopon granulatum Bosq 10, 79 X. Xantho Brogniarti Eilw 81, 84 „ Desmaresti Roux 82 „ Edwards! Sism 82 Xantholithes Bowerbanki Bell 84 Xantbopsis bispinosa M'Coy 57, 81, 84 „ hispidiformis Scbloth. sp 46, 51, 80, 81 „ Leachii var. bispinosa Bell 84 „ nodosa M'Coy 81 „ tuberculata Morr 51 ,, unispinosa M'Coy 81 Z. Zanthopsis bispinosa M'Coy 46 Rrul's. Kur Kenntnifs fossiler Krablen. Taf.l ' i%wj»/ > »• ,\> •S^ mm '"<&!&, vJBKTi>> ":':V h l££^$ Cancer scrobicuZutws n/.sj>. Iitk uti,edi d.ü.Hof. u. Staats dnickerei Denkschriften iltr k.Akail OTissejisch matliem.uatTirwr. Cl.^CVlLBil859. Reufs. Lvt Keimtnifs fossiler Kt:iI>Iu-u T«f.n. / .'/ OV1////11//1 i/iiii.'- /'uruinsiis II .s/>. '/. Uin /sin /Jt/c/tt J/'('fii/. IViikschriflen der k.Akwd.l.W'issenseli.iMatlifm.naMinvI'IXVIlW 1859. Kvul's Zur kenntnifs fossilir Krabben, l'ar.lll. L.x-a I - ' ■ >' iTiicksre / Polycncmidium pustuloswm ,,,. 2.3. dromiopsisriyosa StkUtk sp >< 6. VromwpdsUtüior Stechet, F.sp. Denkschriften let Ukaa.A.WissenScluriatfien. nalurw .('I .WH Bl.1859. IümiI's Zur Kwinlnil's fossiler Krul>l>cn M. IV. -».; •■ .„".' • ' . tili' /.?. Dromtopst.f r/cr/rui.v XfrrmVr.r/ /''■ 3. Dromiopms minuta n.Sp. '/..K fiftriiffti Ktfzlinskyi //,.ip. Denkschriften der k.Akad.d.W'is.st'iisfli .mathem. n :<(urw 1' I W'll l'xl 1859. Reufs. ZxjrKenntnifs fossiler Krabben. Taf.V. '•V.W*»»'- .>°v ^>>» •t, "*■''"' i i i . ^»».''■. '''..%'. »Vi'V>»>VVV\ /. 2. /////////,/ Marestictna Süe, Lith • Hof u St, ruckerei •/- r. //'//////t/7 ,iyy. // ./ Lobocarcinits Paeilino- // '///■// mie/v/eris/r v .\///r sp. />. ///■/,/// /////.,/. y ///r/os// Sr/i/o/// sp. / Atergatw //////s/r//,/ /, Myr. S/J Denkschriften der k.Akad,d-Wissensch matliem.naturw. VI XVII Bil I«.")!) R.eufs Xj ii i- Kejin.tn.ifs fossiler KraVben Tnf.VI. 2. .-,■ ■ -.i Staatsärad / Z. L o?m/c/i /rr// it. i- /'rr/t/uin- Wiirteniberffensis i/Me// >/>■ Denkschriften der k.Akad tlM'is.veusrh. inathem .natiirw.l'I XVEBd Li'>.')il h'eufs. /.in- Kennt nifs fossiler Kniblien. Tat'. \U. f tJi i. ;-l i (1 l:Y Kof .;( tu, ■ Lobocarcüius Cmperator n.sp. Denkschriften der \ Akad./>i>rrt rri't/ti.i- Imperator R/s. 2-3 LoSoc. Sfismondtu i>M,-//. 'i ff. Ateryalw Bosctl Hrsmur .rp . Denkschriften der kJikad.dWisseiisch.mathflm.naturw.Cl XVII Bd.<859. Reufs Zur (Ceimtnifs fossiler Krabben, Taf.X. ^a~-^^ltk i - ■ i i h ; i .:...:• , /. Jteryatij- Boscir Desm,. .rp ?J. Aterjatür platycMtt Rß: '/S Gli/phlthyrew affini.e ltä. Denkschriften der k Akad dJWissenscli mathem.naturw l'l XVII Bd.1859 Reufs, ?i irr Kennt nifs fossiler Krabben. Ti.f.XI. 3. ■^p [ t 'I k \. 1t : ■ : / f. .Itrrt/rt/t'.r Bo.fCU '' f)i:r///..r//. .> 7. 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Taf XVII LiÄL.u . . !1 Oa,ncer punctit latus Desmew. Denkschriften dpr k AkH dd Wissen srh in iitliem natu rwl'l XVII. Bd. KS.)!) ttfufs. 2ur Kennt nifs fossiler Krabben. Tai' .Will /. J. /'//mir ///;//■// ///■// /■///. r // sp 't - G /'■vetirferipfi/n M'f'oyin sp /. /.f//i///////s .Uurr/.si // .iy/. Denkschriften der k Akad .1 \i i sm-iiscIi mathem naturw Vi XVD.ßd.1859. Reufs Zur Keimtnifs fossiler Krabben. T»r. MX Litl . >el.i \l-J: :■'• I / - -^ teucoi'ia -i /i/i//./iii/i/ifn//ii/i's ßcxiii/ir. &_7. Philyra crwurim Jf /!// /. Denkschriften derk-Akd //. Denkschriften der kAkad <1 Wissen scTi.inath.em luUurw.CI XVII liil 1659, Keul's Zur K t-ii n I n i Cx fossiler Krabben Mm. 1 it.k u Ln ///'// leucodom, /Jrx/r/.sp. DenkschtiEten der h Akad.d;¥isseiisdL.Ttiathein ruturw.CI.XVOl.1859. Rrul's Ziur Kfliiilnil's fossiler Krabben TafXXH. .Lirl u ,ä>d i-öLlc f Kotu. '■''■• : uckera Lupen hi/ror/on Desimir. ,rp. Denkschriften der k.Akad .dWssfii». h malhem rudirw Cl XVII ß.i 1859 Bciifs. Yi\\r Kf ii nl 11 i l's l'n.s.silrr Krabben. .\.\l / f.upea leuroffon Drsmar. ■>/> ? A/r/r/f/,//////- * Oaytfiyrrirj jrfAAus n.jrp / W/Z/o ///////// rojefra/uni " -'/■/'• Dmkorliriflen «Irr k \k.ulil H'issni.scti ni.illirm naliirw l'IWIIliil lll.iü teufs. /. ii i- KfiiiilniCs fossiLer Krabben, Tuf.XXlV ■ / i . • . , f. Prosvpons verrucatum //.r// 2. Puhorwton rostratum v.Jfyr. ./'. /'i//,ni,,ifon anpusttum /•/../W, „/„/«.<■ /,.*/; 7. (fori complaruttiM n.s//, 8. Cbcyth ,/r,u, e/iM/i.,- //..Yds + ±(Sd£)dX = 0 , ^.+l(*£)«fe=0i Diese sind die Bedingungsgleichungen des Gleichgewichtes, die integrirt die Kettenlinie geben, d. h. die Form jener Curve, welche der Faden unter der Einwirkung dieser Kräfte im Gleich- gewichtszustande annehmen wird. Wird dieses Gleichgewicht irgendwie gestört, z. B. dadurch, dass man den Faden ganz oder theihveise gewaltsam aus seiner Ruhelage bringt und ihn dann wieder denselben Kräften überlässt, so entstehen Schwingungen von sehr kleinen Am- plituden und man kann annehmen, dass am Ende der Zeit t die Coordinaten des Punktes m, die in der Gleichgewichtslage x , y , z gewesen wären, übergegangen seien in x + £ , y + 37, z 4- C 1 unter f , 7) , C sehr kleine Verschiebungen verstanden, in Folge deren der Faden zwar hier und da eine tkeilweise Verlängerung oder Verkürzung erfahren kann, die wir aber so gering annehmen wollen, dass dadurch /x keine wesentliche Veränderung erleidet, während gleichwohl die Spannung S dadurch übergeht in S' = 8 + T, allwo T ein namhafter Zusatz zu 8 sein kann, den man der Verlängerung des Elementes fids proportional anzunehmen gewohnt ist, weil die Erfahrung vorliegt, dass so lange die Grenze der natürlichen Elasticität nicht überschritten wird, die Verlängerungen elastischer Körper den Spannungen proportional seien. Da solchergestalt c , 5J > C kleine längs den drei Coordinatenaxen durchlaufene Räume darstellen, so sind die folgenden drei Producte aus der Masse fids des bewegten Theilchens in die zweiten Differentialquotienten dieser Räume nach der Zeit t genommen, nämlich: (5) fxds— , fids^ , fids — die drei Componenten derjenigen Kraft, welche die wirkliche Bewegung des Theilchens fids zu erzeugen vermag, wenn dasselbe von dem übrigen Systeme getrennt vorausgesetzt wird. Diese Kräfte nun, in entgegengesetzter Richtung zu den anderen hinzugesetzt, müssen offen- bar das Gleichgewicht wieder herbeiführen, man hat mithin die folgenden drei Differential- gleichungen der Bewegung: ßds^=fxXds -f ±(B'$g%)dx fids^=fiYds + US'^-)dx ads-— = u.Zds 4- — f 8' — ) dx . ' dfi ' dx\ d{s + a) > Hier müssen f , rj , dx \ da > Von diesen beiden Gleichungen gibt die zweite integrirt: (19) Sdi = C. ' ds Hier ist C eine Integrationsconstante , die offenbar die Spannung im tiefsten Punkte der Curve bedeutet, in welchem dy = ds ist. Eliminiren wir nun mit Hilfe der letztgewonnenen Gleichung S aus der ersten der beiden (18), so entsteht zunächst: (20) — 2gfxds + d(Cdf) = 0. Im Falle die Curve eine sehr flachgespannte ist, so hat man immer nahezu c?s = dy und wenn der Bogen vom tiefsten Punkte gezählt wird , auch s = y. Diesen Fall hier vor- ausgesetzt, erhält man durch Integration der vorliegenden Gleichung: dx (21) CTy = 2gw. Eine Constante braucht man nicht hinzuzufügen, wenn man annimmt, dass die y vom tiefsten Punkte gezählt werden. Durch abermaliges Integriren ergibt sich : (22) if = — x. Dies ist offenbar die Gleichung einer Parabel, deren Parameter -- ist. Diese krumme gy Linie bezeichnet daher die Position des Gleichgewichtes. Und führen wir jetzt S= G, ferner den aus der Gleichung der Parabel hervorgehenden Werth von dx in die zwei ersten der Gleichungen (9) ein, die dritte desshalb ausser Acht lassend, weil z + _ r qu. , \ d \ dz I ^=^ + ^9(-0-^)Ty\y-d-y\ 96 J. Petz val. die die Gesetze der Schwingungen sehr flach und beinahe geradlinig gespannter Saiten in sich enthalten. Da nun die Theorie der Schwingungen gespannter Saiten bisher nur in dem rein hypothetischen Falle allenthalben gleicher Dicke und Spannung, mithin der gänzlichen Ab- wesenheit beschleunigender Kräfte erledigt worden , der in der Natur nirgends anzutreffen ist; so scheint die Integration der liier angeführten Differentialgleichungen mit variablen Coefficienten, als diese Schwingungstheorie vervollständigend, einige Aufmerksamkeit zu ver- dienen, die ihr nunmehr um desto leichter geschenkt werden mag, da die neuere Analysis zu diesem Zwecke zureichende Mittel besitzt. Wir wollen jetzt den bisher noch nie in Betracht gezogenen Fall ins Auge fassen, wo die Dicke des Fadens sich an einem bestimmten Punkte, dem Anfangspunkte der Coordina- ten z. B. wo x = 0 besteht, urplötzlich ändert, so dass alldort zwei verschiedene Fäden mit ihren Enden verbunden erscheinen, die Masse der Längeneinheit des auf der negativen Seite der Coordinaten bis zum Anfangspunkte sich erstreckenden Fadens, den man für den schwä- cheren gelten lassen kann, sei m\ die Masse hingegen der Längeneinheit des stärkeren Fadens, der sich auf der Seite der positiven x befindet und dort eine unbestimmte Längen- ausdehnung besitzt, sei M; so ist die in unseren Rechnungen mit p. bezeichnete Grösse wohl auch variabel, aber nicht in der stetigen "Weise, in der es die meisten in der Analysis ge- bräuchlichen Functionen sind, und es vermag ein solches bei x = 0 plötzlich vom Werthe m bis M überspringendes ji nur wiedergegeben zu werden durch Functionsformen , deren Ge- brauch ein seltenerer ist, z. B. bestimmte Integrale oder Exponentiellen der zweiten Classe wie 0° . Wir ziehen hier die Letzteren vor und betrachten sie, um damit rechnen zu können, als Grenzwerthe von Ausdrücken wie e3 , unter gleichzeitigem Abnehmen von d und £ ge- wonnen. Eine solche Function von x wollen wir im Folgenden mit x bezeichnen. Ist noch dazu log d = — y und log s = — ß, so lässt sich % auch aufschreiben, wie folgt: e —- e -ße (25) X und man hat sich unter ß und y ins Unendliche wachsende Grössen zu denken , wenn man d und e gegen die Nulle convergiren lässt. Statuirt man endlich der Bequemlichkeit wegen noch : e~yx = r ; so wird / -— e~ßT. Man überzeugt sich nun ohne sonderliche Mühe, dass die folgenden drei Systeme von Werthen von x , r und % schematisch zusammenbestehen, wenn 0 r = oo r=l r = 0 x = 0 X'=0 X = i- Hieraus folgt, dass wenn man sich /i allgemein für jedes x gegeben denkt, durch die folgende Formel : (26) H = m -\- x' (M — m) in den aufgezählten drei Fällen demselben die folgenden drei Werthe zukommen werden: H = m t* ,ii ,i = N. Über die Schwingungen gespannter Saiten. 97 Dies ist also im analytischen Ausdrucke der Faden, wie wir ihn gerade wünschen, und wenn wir uns ß und y nicht absolut unendlich, sondern nur als sehr bedeutende Zahlenwerthe den- ken, so können wir daraus anstatt eines unstetigen Überspringens die mannigfaltigsten steti- gen Übergänge der Fadenstärke m in die andere M in der Nähe des Coordinatenanfangs- punktes und in einem mehr oder minder ausgedehnten Intervalle durch die Function % be- werkstelligt denken, und dies ist es, was die Exponentialgrösse der zweiten Ordnung besonders zu empfehlen scheint, um Übergänge von einem schwingenden Mittel in das andere, die in der Nähe eines Trennungspunktes oder einer Trennungsfläche in einer vielleicht unmessbaren Entfernung von derselben stattfinden , analytisch wiederzugeben. Es ist aber zu diesem Zwecke nothwendig, dass man die Function % etwas näher kennen lerne , um von derselben mindestens für beträchtlich grosse ß und y ein geometrisches Bild vor Augen zu haben. Dies wollen wir unter der Voraussetzung thun, dass — und— mit einander vergleichbare kleine Grössen von der ersten Ordnung seien, jedoch von der Nulle verschieden. Man hat dann in der Folge noch immer das Eecht, sie dem wirklichenVerschwinden nach Belieben zu nähern. Die Gleichung: x = e~^ = e-^~rz gehört unter solchen Voraussetzungen zu einer stetigen krummen Linie , die auf der nega- tiven Seite der Coordinaten x mit der Axe derselben zusammenfällt, auf der positiven Seite aber in eine zur Axe parallele Gerade übergeht, geführt im Abstände gleich Eins. Die Ver- bindung dieser beiden Geraden findet Statt in der Nähe des Anfangspunktes durch ein aufsteigendes Curvenstück , dessen Gestalt zu kennen wiinschenswerth ist. Wir legen zu diesem Zwecke zu demselben in einem Punkte, dem irgend ein x angehört, eine Tangente. Sie wird die Abscissenaxe schneiden unter einem Winkel, dessen trigonometrische Tangente, wie man weiss, — ist. Man hat aber: ' dx (27) / = *£= ßrXT. Da wir ferner wissen, dass dieser Winkel von einem Werthe Null, den er auf der Seite der negativen x hat , wieder zu einem Werthe Null auf der Seite der positiven x zurück- kehrt, so steht zu vermuthen, dass derselbe irgendwo ein Maximum oder Minimum haben werde, d. h. wir schliessen auf einen Wendepunkt der Curve, für welchen: (23) t'=Hs=Pfzr[ßT-l] = 0 besteht. Dies gibt aber : und diesem entspricht wieder: ch& 1 .,, • logß z = — mithin x = - ß r r X =t Dieser Werth von x ist kraft unserer Voraussetzungen eine sehr kleine Grösse der ersten Ordnung zu nennen, während %' für denselben in eine sehr grosse Zahl übergeht. Unsere Exponentialcurve wendet sich also in einer geringen Entfernung vom Anfangspunkte der Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVII. Bd. *** 98 J. Petzval. Coordinaten mit einer S-förmigen Krümmung scharf nach aufwärts und man ist bereits im Stande, sie sieh in einem beiläufigen Zuge verzeichnet zu denken, wenn man erwägt, dass wieder schematisch die folgenden drei Werthe zusammenbestehen: n l°9_ß_ ZlQffß * = t» <«») t=r* , x=l , ,= «-*=! ' + X log ß r 1 T = 7 i X e X r e 1 XJ = ß~e dei _ 2logß r i x = ßr? ß, x - > x'= je » ß i — 3 * e ß XT=e* , xz=- , XJ=~p- In einem Zwischenräume also, der , mithin auch noch eine sehr kleine Grösse der r ersten Ordnung ist, steigt das % von seinem kleinsten Werthe Null bis zu seinem grössten, nämlich Eins in die Höhe, wenn man auf einen kleinen Bruch von der Ordnung des — , der dem x noch zur Einheit fehlt, nicht achtet, ein Unterschied, der dazu noch im ferneren Ver- lauf der Curve sehr bald ausgeglichen wird, weil am Endpunkte des hier betrachteten Cur- venstückes dennoch eine namhafte Ansteigung herrscht, z. B. eine von 45°, wenn ß = y ist. Nachdem wir auf diese Weise eine genügende vorläufige Kenntniss der Function % ge- wonnen haben, nehmen wir die Differentialgleichungen der schwingenden Bewegung eines so gestalteten Fadens vor, und zwar namentlich zuvörderst die zweite in y, welche die Gesetze der transversalen Schwingungen in sich enthält. Für das hier vorausgesetzte /j geht sie über in : (30) [m + f(M-m)]^ = S^. Um vor allem anderen diejenigen Genüge leistenden Werthe auszuschliessen, welche gar keinen Schwingungszustand darstellen können und doch die Differentialgleichung erfüllen, nehmen wir: (31) rt—y cos a t oder f)=^y sin a t unter y eine reine Function von x verstanden, die kein t mehr in sich enthält. Beide Annahmen führen zu einerlei Differentialgleichung in ?/, nämlich: (32) S^ + a*[m+x*(M— m)]y = 0. Dass es sich um die Integration einer solchen handle, wird wohl schon mancher, mit Schwin- gungsproblemen beschäftigte Analyst bemerkt haben, aber die variablen Coefficienten, die noch dazu Functionen enthalten der zweiten Classe, wie/ nämlich, haben ihnen die Hoffnung genommen, bis zum Integrale vordringen zu können, nachdem die vorhandenen Integrations- methoden nicht einmal für Differentialgleichungen mit algebraischen Coefficienten auslangen. Wenn wir auch vor der Hand keine Theorie besitzen der Differentialgleichungen mit Coeffici- enten, die sieh über die erste Functionsclasse erheben, z. B. mit Sinus, Cosinus oder Exponen- tialgrössen oder gar mit analytischen Gebilden, von der Natur des y: so beherrscht uns doch Über die Schwingungen gespannter Saiten. 99 nicht mehr die Furcht vor veränderlichen Coefficienten, und wir wissen mindestens, dass Differentialgleichungen mit Coefficienten der 3. Classe, wie die hier vorliegende, höchstens Integrale der vierten Classe zulassen, und namentlich, wenn man sich solch' ein der vierten Classe zugehöriges y denkt in der Form: (33) y = ef"n so enthält die Function

d Xi w^e wir gesehen haben, es kann also dieses Resultat nicht gleich Null werden, ausgenommen wenn (37) ma* + b2S=0 besteht. Ja auch eine Summe von ähnlichen Ausdrücken, wie der (33) von y, mit verschie- denen

/ = 0 sein. Hieraus folgt: (40) «4- b= ± kaV^l , wo k = \f JL ist. Da man nun a -\- b nach Belieben mit jedem seiner zwei Werthe versehen und jeden von ihnen mit den zwei Werthen von b zusammenstellen kann; so ergeben sich daraus vier Systeme zusammengehöriger Werthe für a und 6, nämlich : a = (k + h)aV—l , (k — h)aV—l , —(k-\-h)aV—l , — (k — h)aV—l b = —haV^I , haV^l , haV^l , — haV— 1. Es bestehen daher auch, einem und demselben a angehörig, vier Integralausdrücke von der Form (33), die man mit beliebigen Constanten C , D , E , F auch multipliciren und addiren kann und so ein viergliedriges Integral gewinnt, welches die Eigenschaft hat, Glied für Glied die Differentialgleichung zu erfüllen. Aber nicht nur für positive und negative x, sondern auch für solche, die nahe an Null sind, soll das y der Differentialgleichung Genüge leisten. Glied für Glied genommen thut es dies aber nicht, wie man sich leicht überzeugen kann, allein es ist dies auch nicht nothwendig, und es reicht vollkommen hin, wenn der gewonnene viergliederige Werth von y für gewisse bestimmte Werthe der Constanten C , D , E , F der Differentialgleichung Genüge zu leisten vermag, ja noch mehr, es reicht hin, wenn das Substitutionsresultat, das für positive und negative x genau gleich Null ist, für sehr kleine x sieh auf eine Grösse zurückzieht von der- selben Ordnuno- wie -— oder — , welche bei dem unendlichen Wachsen von ß und r gegen Null convergirt. Ein solches viergliedriges y wird nämlich darauf nicht Anspruch machen können, den Vorgang am Trennungspunkt: a; = 0 genau anzugeben, ausser für unendliche ß und y . Es wird daher von dem wahren y, das auch in der Nähe des Trennungspunktes die Erscheinungen in aller Strenge angibt, in etwas verschieden sein. Diese Verschiedenheit wird aber selbst in der Nähe des Trennungspunktes ihrem Zahlenwerthe nach sehr klein sein und an allen übrigen Orten ganz und gar verschwinden. Ein solches y reicht aber zu unseren Zwecken um so mehr vollkommen hin, als wir im Allgemeinen den eigentlichen Vorgang am Trennungspunkte oder an der Trennungsfläche zweier verschiedener schwingenden Systeme experimentell zu verfolgen gar nicht im Stande sind. Wir denken uns mithin zuvörderst den viergliedrigen Ausdruck (42) in die Differentialgleichung eingeführt und vor der Hand nur insoferne darauf Rücksicht genommen, dass es sich um sehr kleine und positive x handle, für welche / weder durch Null zu ersetzen ist, noch durch Eins. Das Substitutionsresultat geht aus dem (36) durch Multiplication mit den vier Constanten C , D , E , Fund gleichzeitige Specialisirung von « , b nach dem Schema (41) und Addition hervor und lautet, wie folgt: Über die Schwingungen gespannter Saiten. 101 Ce<^=I/^+h>"-h^l(—S(k + hf -f M—m)aY + aßrV~—l (k + Ji)SXt + 2k(k + h)a2SX] + + DeaV^fW'-h)*+h~]dx {{—S{k—hf + M—my-f + aßr\r—L{k—h)SxT—2h(k—k)r/Sx] + (43) 4. £e<«1^/[-(*+*)jr+*^[(_ g(k+ Kf + il/— m)«3^2— «i5r|/^l(/l; + A)S/r + 2Ji(k + h)r/Sx] + + FeaV^ß-{k-,^-'']dx[{—S{k~lif + M—m)r/f~aßrV — l{k—h)Sx Überdies verschaffen wir uns noch durch wirkliches Integriren den Werth von ftpdx, unter tp ganz allgemein den Ausdruck : (44)

x -\-b)x für sehr klein und zwar der ersten Ordnung angehörig ansehen. Ein Gleiches gilt von dem Zu- satzgliede : — aßffxTxdx. Wir haben nämlich gesehen, dass das Producta r, welches im Allgemeinen sowohl für positive als negative x verschwindet, für sehr nahe an Null liegende, nur sehr kleine Werthe anzunehmen fähig sei, von denen der grösste — ist. Hieraus folgt, dass das in Rede stehende Integral : sei, oder mit anderen Worten aßrfXTxdx<-j7fxdx aßrfxrxdx <^ 2e Dies ist aber eine kleine Grösse der ersten Ordnung, eben weil x eine solche ist. Für solche x also, um die es sich hier handelt, d.h. für die zwischen den obangeführten Grenzen ge- legenen, können wir eJv',x in eine convergirende Eeihe mittelst der bekannten Formel ent- wickelt denken und von ihr nur ein paar Glieder beibehalten, nämlich : (48) ef9dx = e(ax + l')j:-a!jrfxTXdx = = 1 + (a% + b)x — aßyfxrxdx + — [ (ax + b) x — aßyfx^xdxf -j- . . . 102 J.Petzval Substituten wir hier anstatt a und b die vier unter (41) angeführten Systeme von Werthen und setzen wir die Resultate dieser Substitutionen hinein in die Gleichung (43); so ergibt sich : (49) 0 = C{l + aV— l[(k+h)x— h]x — aßyV— 1 (fc 4- h)fXTxdx} X {[ — S{k±hf + M— m] a: f + a ßy V^l (k + Ä) SXt + 2 Ä (& 4- A) a2 5/ } + Z){l+al/Z^T[(Ä;— % + ä]sb — aßrV— l(k— h)fXzxdx] X { [ — 8 {h — hf + iV — m] o: f + aßy V-^l(k — A) SX r — 2 A (&— Ä) a8 0: (74) ij = -[kcosakx -+- hJsinakx] [Acosat + Bsinat]. A und B bedeuten zwar hier eben so gut, wie / und K willkürliche Constanten , denen aber in beiden Formeln einerlei Werth ertheilt werden muss. Indem man die Producte von Sinus und Cosinus, die in denselben vorkommen, in Sinus und Cosinus der Summe und Dif- ferenz der Bogen umsetzt, erhält man aus ihnen für negative x : K ( (A + BJ)cosa(hx — t) + (A — BJ)cosa(hx + t) + 7 " " iahk j+ (JA + B)ama(hx+ t) + (JA — B)sina{hx — t) für positive x: k l (kA + hBJ)cosa(kx — t) -f (kA — hBJ)cosa{kx 4- 1) -f- ) V " 4««2 j+ (hAJ + kB)sina(kx + t) 4- QiAJ—kB)sina{kx—t) )' Ein jedes dieser beiden tj besteht aus vier Theilen, deren jeder eine gewisse mit der Zeit sowohl, wie auch mit dem Orte veränderliche Verschiebung ausdrückt und die übereinander gelegt die resultirende tj selber geben. Um die Beschaffenheit eines jeden Bestandteiles, wie G cos a (Jix ± t) zu erforschen und hieraus ein geometrisches Bild des iq selbst zusammenzustellen, denke man sich t um At und x um dx wachsend, so jedoch, dass hx ± t unverändert bleibt. Dies wird der Fall sein, wenn (77) hJx±dt — 0 , mithin At= + hAx 108 J- Petzval besteht. Dies heisst mit anderen Worten, in der Zeit den Ort so zu verändern, dass die ele- mentare Verschieb ung dieselbe bleibt, oder mit derselben Bewegungsgrösse beziehlich Wel- lenhöhe mitgehen, dx ist dann der bei einer solchen Verfolgung in der Zeit At durchlaufene Raum und man sieht aus der Gestalt der Gleichung (77), dass dieselbe Verschiebung, die man sich nach Belieben als Wellenhöhe Maximum oder auch Null denken kann, mit der Ge- schwindigkeit + — längs der Axe der x fortgepflanzt werde. Es bedeutet also ein jeder Sinus oder Cosinus einer Differenz einen Wellenzug, der in der Richtimg gegen das positive Ende der Axe der x fortschreitet, dagegen jeder Sinus oder Cosinus einer Summe einen gegen das negative Ende eben derselben Axe sich fortbewegenden Wellenzug, und es beweisen die vor- liegenden zwei Formeln für ^, dass vier solche Wellenzüge in der schwächeren sowohl, wie auch in der stärkeren Hälfte des Fadens als einander entsprechend zusammen bestehen können. Man trägt stets Sorge, complicirtere Bewegungen, soweit dies angeht, auf einfachere zurückzuführen, weil dies zur möglichst klaren Auffassung des ganzen Herganges der Er- scheinungen dienlich ist. Es kann daher auch hier die Frage entstehen, ob sich nicht diese aus vier Wellenzügen beiderseits zusammengesetzte Bewegung in mehrere einfachere zerlegen lasse, die einander ebenfalls entsprechen und zusammen bestehen können. Man sieht sehr bald, dass dem wirklich so sei, denn man kann erstens einmal A = 0 und B von der Null verschieden , dann zweitens B = 0 und A von der Nulle verschieden annehmen und be- kömmt auf diese Weise einfachere Werthe von jy, die aber immer noch viergliedrig sind, mithin beiderseits vier verschiedene Wellenzüge andeuten. Man kann aber auch über die Werthe der vier Constanten A , B , K , J noch in einer anderen Weise verfügen, so näm- lich, dass auf einer Seite, z. B. der der positiven x, nicht vier, sondern nur zwei Wellenzüge vorkommen, die noch dazu in einerlei Richtung, z. B. gegen das positive Ende der Axe der x zu fortschreiten. Dies wird der Fall sein, wenn in der Formel (76) Sinus und Cosinus der Summe je die Nulle zum Factor erhalten, also wenn: (78) . kA — hBJ=0 und kAJ+kB=0 ist. Die beiden Formeln (75) und (76) gehen unter diesen Umständen über in K j \ B [(h + k) cos a (h x — t) + (h — k) cos a (h x -f t)] -f ;?9) ' " ia h k- { + ji [(& __ fy sin a(hx + t) + (k + h) sin a (h x — t)\ rj = —^—7 { 2 B h cos a ( k x — t) + 2 A h sin a(kx — t) } . Hier sind jedoch die bestimmten A und J doppelwerthig, weil sie so aus den beiden Gleichungen (78) hervorgehen. Man hat nämlich durch Auflösung derselben: (80) A = ± BV^Ä . J= ± jV'-^T allwo die oberen und unteren Zeichen einander entsprechen. Die Substitution dieser Werthe für A und /erst mit dem oberen, dann auch mit dem unteren Zeichen führt zu folgenden zwei Paaren von Werthen für ^, die als zwei Auflösungen, wenn auch als imaginäre , des Schwingungsproblemes zu betrachten sind : für x 0 37— — { — 2hsina(kx — £) + 2äV — lcosa(&a: — t)\ und kb ( (h — k) sin a(hx + 0 — (A + k) sin aijix — t) — ) für x 0 37 = — — { — 2hsina(kx — t) — 2hV — lcosa(kx — t)}. iah3 k Da nun aber vermöge der linearen Form der Gleichung in rt nicht blos diese Werthe als Genüge leistende zu betrachten sind, sondern dazu noch alle diejenigen, die man aus ihnen gewinnt durch Multiplication mit beliebigen Constanten und Addition, so wird man sie auch zu einander addiren und von einander abziehen können. Die so erhaltene Summe und Differenz, mit beliebigen Constanten multiplicirt, sind dann ebenfalls und zwar sehr ein- fache Genüge leistende Werthe, welche die Bedeutung elementarer Schwingungsweisen haben. Man hat also auch: (83) oder: (84) für x < 0 iq = 51 [(k — h) sin a (h x + t) 4- (h + k) sin a (hx — t)] für x ;> 0 7j = 2h$lsina(kx — t) für x < 0 i] = 33 [(A 4- k) cosa (hx — t) + (h — k) cos a (h x + t)\ für x > 0 ^ = 2 h$Q cos a (k x — t). Das Ergebniss dieser Rechnungen ist, dass es zwar sehr einfache Schwingungsweisen gibt, bestehend aus einem einzigen Wellenzuge auf der Seite der positiven x, der auch dem Ende dieser positiven Axe zuschreitet, und zwei in entgegengesetzten Eichtungen sich bewe- genden Wellenzügen auf der Halbaxe der negativen x. Sie können aber durch die in der Form (75), (76) gewonnene Integralformel nicht dargestellt werden, erscheinen jedoch als Resultat zweier imaginärer in dieser Gestalt gewonnener Auflösungen. Welches Paar von Formeln man nun auch immer erwählen mag, gleichgiltig, ob das mit den Sinusen oder das zweite mit den Cosinusen, immer hat man es mit drei Schwingungsweisen zu thun, deren Amplituden sich zu einander verhalten, wie die Grössen: k + h , 2h , k—h. Die Wellenzüge, zu denen sie gehören, könnte man den einfallenden, gebrochenen und refleetirten Wellenzug nennen, diese Bezeichnungen aus der Licht- und Schalllehre auch auf die Saitenschwingungen übertragend. Man kann aber auch durch Übereinanderlegen von unendlich vielen solchen Wellen- zügen eine einzige Welle erzeugen, z. B. eine solche, die im Momente f = 0 auf der Seite der negativen Coordinaten befindlich gegen den Anfangspunkt beim Wachsen der Zeit sich bewegt und alldort reflectirt und gebrochen wird. Da man auf diese Weise die allerklarste Einsicht in den Vorgang dieser Erscheinung gewinnt, so wollen wir auf diesem Wege die allgemeine Auflösung unseres Schwingungsproblemes vornehmen. Zu diesem Behufe mag bemerkt werden, dass in den vorliegenden zwei Paaren der Gleichungen für tj die Constanten 110 J. Petzval. A und B auch Functionen von a sein können und noch überdies von einer neuen Grösse p. Man kann namentlich annehmen: (85) 2t = — sinap.f(p) und 33 = — cosap.f(p), überdies kann man noch beide Paare von Werthen für rj multipliciren mit dem Factor da dp und erhält auf diese Weise Ausdrücke, die auch die Eigenschaft haben, Auflösungen zu sein des Schwingungsproblemes. Endlich kann man die Summe, oder was dasselbe ist, das Inte- gral des so erzeugten Differentialausdruckes nach a zwischen den Grenzen 0 und oo, nach p aber zwischen den Grenzen — oo und -fco nehmen. Auf diese Weise ergibt sich aus den vorliegenden vier Formeln für ^, zu zweien zusammengenommen, das folgende Paar von Gleichungen: fürx 0 y = — / / 2hcosa(kx — t — p)f(p) dadp 0 — oo oder vermöge der wohlbekannten Fourier'schen Formel: fürcc<0 rj = {h+k)fQix—t)—(k—h)f(—hx—t) ^ ' für x > 0 rj = 2 hf{kx—t) . Dies ist vorderhand ein Integral mit einer einzigen willkürlichen Function/', dem man den Gang der Erscheinungen entnehmen kann auf folgende Weise: Angenommen, man hätte im Momente ^ = 0 auf der Seite der positiven Coordinaten x noch gar keine Bewegung, so dass dort allenthalben ^ = 0 besteht. Da dies f(kx) = 0 verlangt, so entspringt aus einer solchen Voraussetzung allsogleich eine Eigenschaft der Function f{x). Sie verschwindet näm- lich für alle positiven Werthe der darin enthaltenen Veränderlichen. Nur für negative x, so wollen wir annehmen, sei die Functiony(a;) von der Nulle verschieden und zwar habe sie für x = — b einen grössten Werth g und nehme von da an bis zu x = — b — d und x = — b -f- d bis zu Null ab, so dass also die Function f die Eigenschaft hat, zu verschwinden für alle Werthe der darin enthaltenen Veränderlichen von — oo an bis zu — b — d, von da an bis zu dem Werthe — b dieser Veränderlichen zu einem Maximum g emporzusteigen, dann von x— — b bis x = — b -j- d wieder bis zu Null abzunehmen und endlich in dem ganzen Inter- valle von — b -\- d bis -\- oo abermals zu verschwinden. Es entspricht diesen Voraussetzungen im Zeitmomente f = 0 auf der Seite der negativen x ein Werth von rt, nämlich: (88) rj = (k+h)f(hx) - (k-h)f(-hx) dessen zweiter Bestandtheil der Nulle gleich ist, weil für alle negativen x die Variable unter dem Functionszeichen, die dort — hx ist, lauter positive Werthe erhält und weil vorausgo- setztermassen die Function f die Eigenschaft hat, für positive Werthe der Variablen zu ver- schwinden. Man hat also im Momente £ = 0 einfacher Weise: (89) r) = {k + h)f{hx). Über die Schwingungen gespannter Saiten. 111 Besitzt nun/(a;) ein Maximum g für x = — b, so wird offenbar axxchfihx) dasselbe Maximum g besitzen müssen und zwar für hx = — b oder für x = und ist der Bereich der von Null verschiedenen Werthe desf(x) in den Grenzen x = — b ± d eingeschlossen, so hat auch f(hx) solche nicht verschwindende Werthe nur zwischen den Grenzen hx = — b ± d, mithin x= — . Dies gibt, wie man sieht, auf der Seite der negativen x eine Welle von der Länge — und von der Höhe (h + k) g. Nun lassen wir die Zeit t allmählich wachsen, so wird anfänglich immer noch — kx — t für negative x eine positive Grösse darstellen, mithin der zweite Theil des Werthes von 37 verschwinden; der erste (h -f- k)f{hx — f) aber wird sein Maximum = (k -f- li)g besitzen für hx — 1 = — b, mithin für x = . Dieses Maximum hat sich daher, ohne etwas an seinem Werthe zu verlieren , in der Richtung gegen das positive Ende der Axe der x mit der Geschwindigkeit — in Bewegung gesetzt; Längesowohl, wie auch Höhe der Welle sind hiebei, wie gesagt, dieselben geblieben. Sie ist nur dem Anfangs- punkte der Coordinaten um ein Stück — näher gerückt. Auf der Seite der positiven x findet einstweilen noch keine Bewegung Statt. Die Welle erreicht nun den Anfangspunkt der Coordinaten, wenn t-=b ist, und in diesem Momente ist die Bewegung bereits auf die Seite der positiven x übergetreten und man hat namentlich für x = 0, d. h. im Anfangspunkte selbst, ri = 2 hg und zwar sowohl aus der einen, wie auch aus der anderen der beiden Gleichungen (87). Die Wellenhöhe hat daher von dem grösseren Betrage (k 4- h)g zu dem kleineren 2hg abgenommen, wenn das Saitenstück auf der Halbaxe der positiven x das stärkere ist, d. h. wenn k^>h besteht. Im entgeo-eno-e- setzten Falle aber findet eine Zunahme der Wellenhöhe Statt. Auch die Länge der Welle ist eine andere geworden, sie ist nämlich nicht mehr — , sondern 1 . Lässt man jetzt die Zeit t über b hinauswachsen, so geht der erste Bestandtheil des Werthes von 7j auf der Seite der negativen x, der bisher von der Null verschieden war, in Null über, weil die Variablen unter dem Functionszeichen f, nämlich hx — t für alle t^> b -\ — — und für negative x zwischen die Grenzen — 00 und — b — d fällt, zwischen welchen die Function f selbst nur Nullwerthe hat. Wir erhalten also für x << 0 und für £> b -| (90) rj = — (k —h)/(—hx— t). Dieses rj stellt bereits die reflectirte Welle dar, deren Höhe offenbar — (k — h) g. die 2h ist, d. h. wenn die Bewegung aus der schwächeren Abtheilung des Fadens in die stärkere übertritt, wo dann auch die gebrochene Welle niedriger ist" als die einfallende. Findet jedoch das Entgegen- gesetzte Statt, d. h. ist h >> k, so hat die einfallende und reflectirte Welle einerlei Lage, wäh- rend zugleich die einfallende von der gebrochenen an Höhe übertroffen wird. Das Maximum dieses tj findet Statt für — h x — t = — b , also für x = ——. Dieses Maximum bewegt sich . 1 mithin beim Wachsen der Zeit und zwar mit der Geschwindigkeit -, d.h. retrograd gegen das negative Ende der Abscissenaxe zu. Zugleich ist aber Bewegung über den Coordinaten- 112 J. Petzval. anfangspunkt auf die Seite der positiven Coordiuaten x hinübergetreten und man hat auf die- ser Seite vom Augenblicke an, wo t^> b- wird, ein von Null verschiedenes rj. Sein Maxi- mum findet Statt für kx — t = — b, also x = . Dieses Maximum verändert also seinen . 1 Ort mit der Zeit und schreitet namentlich mit der positiven Geschwindigkeit—, also in der Richtung gegen das positive Ende der Abscissenaxe fort, und der Werth von rj stellt die ge- 2 h ist, wo mithin die überwiegende Masse auf das mittlere Fadenstüek fällt, allein diese Reihen gelten offenbar auch für den ent- gegengesetzten Fall, wo k 0 — = — 2 h a St cos a (k x — t) dt für x 0 — =2ha3$sina(kx — t). dl v ' Nun erwähle man anstatt der Constanten 21 und 53 die folgenden Functionen von a und von einer neuen Grösse p: (98) $L = -^coaapF(p) , 33 = ~sinapF(p), multiplicire sodann die vier so erhaltenen Ausdrücke mit dem Differentialfactor dadp und addire sie zu zweien, die für die negativen x bestehenden zusammen und die für positive x giltigen ebenfalls in ein Aggregat zusammennehmend, hierauf integrire man noch nach a zwischen den Grenzen 0 und oo, nach p aber zwischen — oo und oo. Das sich auf solche Weise ergebende Paar von Formeln für rj ist: OO -\- OD fürx'<;0 — = — / [(k — h) cos a (hx -\- 1 — p) — (k-\-h)cosa{ — hx-\-t — p)]F(p)dadp (99) für x>0 ^j- = f j2hcosa( — kx-\- t—p) F(p)d adp 0 — oo oder nach der bekannten Formel Fourier's: 15* 116 J- Petzval. für x<0 ^- = (k — h)F(hx -\-t) — (k + h)F(—kx + t) (100) ' für x>0 ^ = —2h F(— hx + t) . dl Hieraus folgt dann durch Integration nach t: für x <0 rj =f[(k — h)F(hz + <) — (k+h)F(— hx + t)]dt+p(x) t101^ für x > 0 ry = — /2 A F(— & a: + t) dt + ^ (x) . dn Macht man nun in Bezug auf die anfängliche Geschwindigkeit, d. h. auf den Werth — im Momente t=Q die ähnlichen Voraussetzungen wie in Bezug auf die anfängliche Ausbiegung. d. h., dass von x = oo bis zu x = — b — d diese Geschwindigkeit gleich Null sei, von x — — b — d bis x = — b -\- d von Null verschieden und von x = — b -f- d bis x = -+ oo wieder gleich Null, so zeigt sich vermöge der Werthe, die — - im Momente t=0 nach unseren Formeln (100) annimmt, nämlich: (102) für x < 0 41 = {k—li) FQix) — (k + h) F(— h x) dt für x> 0 -J = — 2hF(—kx) dass für's erste F( — fco;) Null sein müsse für alle positiven Werthe von x, mithin hat über- haupt die Function -Fdie Eigenschaft Null zu sein für alle negativen Werthe der darin vor- handenen Variabein. Hiedurch zieht sich auch der erste für negative x geltende der vorlie- genden zwei Ausdrücke für — auf einen monomischen zurück, nämlich: (103) ^= — (k + h)F(—hx) und man sieht, dass die Function F noch überdem die Eigenschaft besitzen muss, zu ver- schwinden von — hx = — oo bis zu -—hx= — b — d, d. h. von a?=— — bis £ = oo; von der Null verschieden ist sie dann im Intervalle von x= - - bis x= ; für die anderen positiven b r? '' Werthe von x, nämlich von x — 0 bis x = , muss sie abermals der Null gleichen. Dies gilt von der Function F(x)', es gilt aber offenbar auch für jede, wie immer anders benannte Va- riable anstatt x unter dem Functionszeichen F. Kehren wir jetzt zu den Formeln (101), gewonnen für 77, zurück. Sie enthalten in sich zwei annoch unbestimmte reine Functionen von x ohne t, die hier die Rolle der Integrations- constanten spielen. Zu ihrer Bestimmung braucht man nur zu bemerken, dass im Momente t = 0 eine Ausbiegung an einem Theile der Saite angenommen worden sei, beschränkt auf die neoative Seite der Coordinaten und ausgedrückt durch die Formel (87). Da kraft der- selben nur für negative x y = (k+h)f(hx) besteht; so wird man y>(x) = (k -f- h)f{hx) und fi(x) = 0 annehmend die in der Formel (101) vorhandenen Integrationen nach t zwischen den Grenzen 0 und t durchgeführt, d. h. die Integrale für ^ = 0 verschwindend denken können. Allein es wird eben so gut gestattet sein, Übet- die Schwingungen gespannter Saiten. 1 1 7 (p (x) =

0 (104) rj^ — 2fiJF(—kx + t)dt. Nehmen wir jetzt an, dass fF(u)du = F(u) sei, so lassen sich die beiden Werthe von rj auf folgende Weise aufzeichnen: fürx<0 y] = (k— h)[F(hx + t) — F(hx)] (k+h)[F(— hx + t)- -F(—hx)] + (k-\-h)f(hx) ( l ' für x> 0 fj = — 2 h \ V i lex + t) — F {—kx)] und dies sind Integralausdrücke mit zwei willkürlichen Functionen bestimmter Grundgrössen. Dass man auf diese Weise die allgemeine Auflösung verfehlt, darf Niemanden befrem- den, denn wir haben sie zusammengesetzt aus lauter solchen besonderen Bewegungen, die auf der Seite der positiven x nur einen einzigen progressiven und auf der Seite der negativen x zwei Wellenzüge bieten, von denen der eine ein progressiver, der andere ein regressiver ist, und es steht wohl kaum zu erwarten, dass aus solchen speciellen elementaren Bewegungen durch Übereinanderlegen vermittelst Integration alle möglichen Schwingungsweisen zusam- mengesetzt werden können, deren das lineare S)rstem fähig ist und die den verschiedensten Arten anfänglicher Erregung entsprechen. Wer mit der Theorie der Schwingungen vollstän- dig vertraut ist, und weiss, dass in einer Saite von allerwärts gleicher Dicke eine ertheilte anfängliche Ausbiegung ohne Impuls sich bei dem Wachsen der Zeit t allsogleich in zwei solche theilt, deren jeder nur die halbe Höhe der ursprünglichen zukömmt, und die sich dann nach entgegengesetzten Richtungen fortpflanzen mit einerlei Geschwindigkeit, wird auch bei der aus heterogenen Theilen zusammengesetzten Saite eine ähnliche Erscheinung als Rech- nungsresultat erwarten. Auch hier soll also die auf der Seite der negativen Coordinaten x vorausgesetzte anfängliche Ausbiegung vor allem anderen zerlegt werden in zwei Wellen, von welchen die eine dem Anfangspunkte der Coordinaten zuschreitet, die andere aber dem negativen Ende der Abscissenaxe. Diese zweite fehlt hier gänzlich und ist nirgends in den Formeln, die wir kennen gelernt haben, enthalten, Beweis genug, dass in denselben die all- gemeinste Auflösung des Problemes in Form von willkürlichen Functionen bestimmter Grund- grössen nicht zu suchen sei, sondern nur eine speciellere, die ihrer Entstehungsweise nach in populärer Ausdrucksweise vielleicht so formulirt werden könnte: Die einfallende Welle kömmt unbestimmt woher, aber jedenfalls so erregt, dass sowohl anfänglich Ausbiegung, wie auch Impuls bei der Erzeugung in .einer solchen Weise coneurriren, dass dadurch die regressive 118 J. Petzval. Welle aufgehoben ist, und nur für die progressive gibt die erhaltene Formel die Gesetze der Fortpflanzung und Reflexion. Man kann sich aber dennoch die allgemeinste mit zwei willkürlichen Functionen be- stimmter Grundgrössen ausgerüstete Integralformel verschaffen, wenn man nicht von den elementarsten Formeln (83) und (84) ausgeht, die nur von drei Wellenzügen sprechen, sondern von den anderen (75) und (76), die annoch von acht solchen, vier Wellenzüge nämlich auf der Seite der positiven Coordinaten x und eben so vielen auf der entgegengesetzten Seite, Zeugniss geben. Der hiezu dienliche Schritt der Rechnung ist der folgende: Man gebe den willkürlichen Integrationsconstanten K und J die durch die folgenden zwei Gleichungen bestimmten Formen : (106) und wähle hiezu ein erstes Mal sodann aber auch umgekehrt K _f(p) KJ _F{p) A = cos ap , B = sin a p , A=sinap , B^cosap, multiplicire ferner die auf diese Weise aus den Formeln (75) und (76) hervorgehenden Werthe für rj mit dem Differentialfactor da dp und integrire sie sodann nach a sowohl, wie auch nach p zwischen den Grenzen — oo und +oo. Der Vergleich mit der bekannten Fourier'schen Formel leitet dann zu den folgenden Ausdrücken, die ebenfalls die Eigenschaft haben müssen, die Differentialgleichung in rj zu erfüllen. Sie sind für negative x: (107) rj = kf(hx + t) -\-kf(— hx + t) 4- kF(hx—t) — kF(—hx — t) und für x^> 0 (108) r]=kf(kx + t) + kf{—kx\ t) + hF(kx — t)—hF(—kx — t) und dies ist wirklich die allgemeinste Integralformel, die nicht nur die frühere, durch die (87) dargestellte specielle Auflösung, sondern auch die erwartete, von welcher eben die Rede war, als besondere Fälle in sich enthält. Namentlich erhält man die erstere von ihnen, indem man zwischen den Functionen/^) und F(x) diejenige Verwandtschaft annimmt, welche durch die Gleichung: (109) kf(x)=hF(—x) ausgedrückt ist und zwar für beliebige x. Dadurch verwandelt sich nämlich unsere Inte- gralformel in die folgende: für x < 0 7) = {h + k)F(hx — t) — (k — h)F(—hx — t) ^ ' fürx>0 y = 2hF(kx— t). Dieser Ausdruck ist offenbar von dem unter (87) vorhandenen nicht verschieden. Allein man kann sich auch eine Auflösung anderer Art aufstellen, wenn man f(x) und F(x) in die fol- gende verwandte Beziehung stellt, die auch für beliebige x zu gelten hat : (111) kf(x)=—hF(-x). Über die Schwingungen gespannter- Saiten. 119 Die allgemeine Integralformel geht hiedurch über in: fürz<0 7j= — (A + k)F(— hx — t) — (h — k)F(hx— t) ■ ' fur»>0 13 — — 2hF(— hx— t). Dies ist offenbar etwas von dem Früheren Verschiedenes und man kann nicht nur eines für sich und das andere ebenfalls für sich als Auflösung des Schwingungsproblemes ansehen für übereinstimmende sowohl, wie auch für verschiedene Functionsformen anstatt F(x) gesetzt, sondern man kann sie auch aggregiren, nachdem man in irgend einer dieser Formeln das Functionszeichen .Fin ein anderes, etwa — /verwandelt hat. Man hat mithin auch: füra<0 y = (h+k)\f(— hx— t)'+F(hx— t)] — {k— h)[f(hx— t) + F(— hx— t)] ( für x > 0 rj = 2 h [/(— lex — t) + F(kx—t)] und diese ist die Formel, die nicht nur die erwartete obenerwähnte Auflösung in sich enthält als speeiellen Fall, sondern auch noch unzählige andere, davon verschiedene; namentlich erhält man die erwartete, indem man die beiden Functionen/ und F in der folgenden Ver- wandtschaft zu einander stehend betrachtet: (114) F(x)=J{—x). Dadurch ergibt sich nämlich für x < 0 rj = (A + k) [F(htB + 1) + F(hx—t)]—(k—h) [F(—hx + t) + F (—hx — t)] [ ' für x> 0 rj = 2h [F(kx + t) + F(kx — t)]. DifFerentiirt man diese Formel nach t, so ergibt sich der Werth der Geschwindigkeit: für x <0 J =(A 4- k) \ F (hx + t)—F' (hx—t)]—(k—h)[F (—hx+ 1) — F (—hx—t)] (116) für x> 0 2 = 2 h \F (kx -\-t)— F (kx — f)] und in dem besonderen Zeitmomente t = 0 für x < 0 rj = 2 (Ä + fe) F (h x) — 2 (&— Ä) F(— Aa:) , j( = 0 (117) , für .r > 0 7}=±hF(kx) . 2 = (). Da hier zu beiden Seiten — = 0 ausgefallen ist, so gibt es keine Anfangsgeschwindig- keit als Erregungsmittel. Nimmt man zudem an, parallel mit den früher gemachten Vor- aussetzungen, dass eine anfängliche Ausbiegung nur auf die Seite der negativen x falle mit dem Maximum bei x = — b, so hat offenbar die Function F die Eigenschaft, für alle posi- tiven Werthe ihrer Variablen zu verschwinden. Der anfängliche Werth" von rj auf der Seite der negativen x reducirt sich hiemit auf das erste Glied und bietet ein Maximum 2 (A + k) g, unter g den grössten Werth verstanden, den die Function F anzunehmen fähig ist. Bei dem Wachsen der Zeit t erhält die Variable unter einem der Functionszeichen F, nämlich — hx + t auf der Seite der negativen x offenbar nur lauter positive Werthe, mithin die Function selbst nur lauter versehwindende. In gleicher Weise auf der entgegengesetzten Seite die Variable hx -\- t auch wieder nur positive Werthe, was abermals der Function F 120 J. Petzval. en den beständigen Werth Null ertheilt. Man hat also für beliebige positive t unter solch Voraussetzungen den nachstehenden einfachen Werth für yj : für sc < 0 7] = (Je + Ji) [F(h x + t) -f- F(h x — t)] — (Je — h)F( — hx— t) ^ ' fürx->0 y = 2hF(Jcx — t). Die drei Bestandtheile, aus welchen der erste dieser beiden Werthe von rt zusammen- gefügt ist, besitzen ihre Maxima bezüglich für: hx-\-t= — b , hx — t= — b , — hx mithin für : (119) x - i, — i x = t — b X = b — t Von diesen drei Werthen des x ist für kleinere t einstweilen noch der dritte gänzlich wegzulassen, weil er kein negatives x gibt, wie die Natur der Formel verlangt. Die beiden anderen beurkunden aber eine Zerlegung der ursprünglichen Ausbiegung in zwei Wellen, von welchen die erste mit der Geschwindigkeit , die zweite aber mit der Geschwindig- keit -1 längs der Saite vorrücken, und von denen offenbar eine jede nach gehörig erfolgter Trennung die Höhe (Je + h) g haben wird, was genau die Hälfte der ursprünglichen Wellen- höhe ist. Wird t^>b, so geht der zweite der obangeführten Abscissenwerthe (119) in einen positiven über. Diese Welle also, die progressive von den beiden eben erwähnten versehwindet und es taucht eine reflectirte und eine gebrochene an ihrer Stelle auf. Die erstere ist retrograd und hat, wie man sieht, die Geschwindigkeit — , die andere besitzt ihr Maximum an dem Orte lex — t — - — b mithin x = bewegt sich also mit der Geschwindigkeit — . Diesen zwei Wellen gehören die Höhen : — (Je — /*) g und 2 hg. Es ist klar, dass dies diejenigen Erscheinungen sind, welche jeder mit der Schwin- gungstheorie gespannter Saiten Vertraute erwartet bei der Abwesenheit eines anfänglichen Impulses. Diese etwas detaillirteren Analysen des erhaltenen Integrales schienen nothwendig, um zu zeigen, dass bei solchen Rechnungen einige Vorsicht nothwendig sei, damit man das allgemeine Integral nicht verfehle und vielleicht eine particuläre Auflösung dafür erhalte. Kehren wir jetzt zu der früher schon gemachten Voraussetzung einer beiderseits be- schränkten Saitenlänge zurück, indem wir zwei feste Punkte, den einen für x = — l, den anderen für x = X statuiren. Es ist hiezu nothwendig, anstatt der an die Stelle des Bruches *ah/ eingeführten Constanten J eben diese gebrochene trigonometrische Function wieder sin a h l zurückzusetzen. Der Werth von y, der sich dadurch aus der Formel (72) ergibt, nimmt dann bereits Rücksicht auf den festen Punkt x = — l, setzt positive x voraus und hat die folgende Gestalt : Über die Schwingungen gespannter Saiten. 121 K l , , 7 cosahl . 7 ) C\v()\ = l kcosakx + h sniakx) = K . / 7 \ ( 7 cosahl , cosak.v) y = -\ sin (akx)\h 1- k > 2aÄ*2 v ' \ sin ahl ' siuakx) ( 7 7 7 cos ahl 7 ) {kcosakx 4- h sinakx) = ( sin ahl ) k ( t (k -\- h) sin [a (kx + hl)] — ) ' 2ah&r sinar(t — hx)} i für negative x, und: oo (124) rj — S \%[,.cos ar (t 4- kx) + 5ö,co5 a,.(t — kx)-\-<ä,rsiriar(t-\-kx) + <£)rsinar(t— kx)} i für positive x mit den folgenden Werthen der Constanten : u,. = Ar k sin arhl — Br k cos ar h 1 £>,. = Ar k sin a.r h l 4- B,. k cos «,. h l c,. = Brk sin ar hl -\- Ar k cos «,. h l b. = B. k sin a, h l — Ar k cos a. h l (125) 31,.^ AT k sin ar hl — Br h cos arhl S3,.= Ar k sin «,. h l -f- Br h cos o.r h l (ä,. = Br k sin ar hl -f A,. h cos a,. h l S), .= Br k sin ar hl — Ar h cos a,. h l. Diese Formeln geben bereits über die Schwingungsweise eines solchen gespannten Fadens einige Aufschlüsse. Zuvörderst sieht man nämlich, dass in einem jeden Gliede der darin vorhandenen Summen Sinus und Cosinus vorkommen des Binomes o.r{t ± hx) oder a,.(t + kx). Jeder derselben gewinnt wieder denselben Werth, wenn a,.t gewachsen ist um 2tt, also wenn t zugenommen hat um --. Es ist daher in beiden Formen, d. h. in beiden Abthei- Ge- lungen des Fadens, der schwächeren sowohl, wie auch in der stärkeren, einerlei Schwingungs- dauer vorhanden. Nennt man sie also 0,. für diejenigen der elementaren Bewegungsweisen, der die rte Wurzel «,. der transcendenten Gleichung (121) angehört, so besteht: (126) e,.= 1-K ar Ferner bleibt ein jeder binomische Ausdruck, wie t ±hx unter dem Zeichen Sinus oder Cosinus unverändert, wenn man zu gleicher Zeit x in x 4- Ja" und t in t 4- J^ verwandelt, so jedoch, dass (127) dt ± hJx = 0 mithin: Jx= + — At h wird. Man kann dt als eine verflossene Zeit und Jx als die in derselben beschriebene Strecke ansehen, welche der Punkt x durchmessen hat, dem einerlei Werth von sin a(t ± hx) oder cosa(t±hx) angehört. Dann ist aber — die Geschwindigkeit dieses Punktes mit dem Zeichen -f- oder - - versehen, was der Richtung nach entgegengesetzte Bewegungen andeutet. Erwägt über die Schwingungen gespannter Saiten. 123 man zudem noch, dass der analytische Ausdruck jeder der elementaren Schwingungs- -weisen in der Formel (124) aus vier Gliedern zusammengefügt ist, so sieht man, dass man sich eine jede derselben zusammengesetzt denken kann aus vier Wellenzügen, von denen zwei, die nämlich mit dem sin a (t — hx) und cos a(t — hx) sich dem Anfangspunkte der Coordinaten nähern, während die beiden anderen mit sin a (t -\- hx) und cos a(t -f- hx) in der entgegengesetzten Richtung der Bewegung begriffen sind. Die Geschwindigkeit — hat für alle elementaren Schwingungsweisen auf der Seite der negativen Coordinaten x einerlei Werth, nämlich : (128) 1 = V-. In der anderen Formel (124), die für positive x giltig ist, verhält sich die Sache eben so, nur tritt anstatt der Geschwindigkeit — hier die andere— auf, die man, weil: y ' k ' M ist, als die kleinere der beiden ansehen kann, weil il/> m angenommen wurde. Es verlang- samen sich also die Bewegungen in der stärkeren Hälfte des Fadens in dem Masse, in wel- chem die Quadratwurzel der Masse, oder was dasselbe ist, die Dicke des Fadens zunimmt, wenn man sich den ganzen Faden aus einerlei Stoff gewoben denkt. Endlich sieht man, dass in der Formel (124) jede der trigonometrischen Functionen einerlei Werth wieder erhalten wird, wenn arhx zunimmt um 2tt, also x wächst um — . «,. /( Mithin bedeutet : w --=i = ?V «,• h die der rtcn elementaren Bewegungsweise angehörige Wellenlänge in dem schwächeren Faden- stücke und genau auf dieselbe Weise : (131) Q=,^L = ^V~- die augenscheinlich geringere Wellenlänge in der stärkeren Fadenhälfte. Die zu den sich fort- während deckenden und durch einander hindurchsteigenden Wellen zugehörigen Sehwin- gungsamplituden aber, nämlich : a, , b, , c,. , b„ , 21, , S3r , (5, , 3),. sind gegeben durch die Gleichungen (125). Da nun aber Wellenlänge sowohl, wie auch Schwingungsdauer abhängig sind von der Wurzel ar der transcendenten Gleichung, so wird man eine genauere Kenntniss des ganzen Vorganges und namentlich der Töne, die ein sol- ches, aus zwei heterogenen Bestandth eilen zusammengesetztes System von materiellen Punkten geben kann, nur dadurch gewinnen können, dass man zur Auflösung derselben schreitend, sich die Wurzeln ax , a2 , «3 von der kleinsten angefangen, sich wirklieh verschafft. Die kleinste at entspricht dann offenbar der grössten Schwingungsdauer — und gibt den tiefsten IG* 124 J. Petzval. Ton, den eine solche Saite zu schwingen fähig ist. Die weiteren a2 , a3 , ... . ar geben die rascheren Schwingungsweisen, beziehlich die höheren Töne. Wir wenden uns also zur Trans- cendenten (121) zurück und nehmen behufs der leichteren Übersicht über die unendlich vielen Wurzeln, die ihr entsprechen, in den verschiedenen Fällen, die der Mannigfaltigkeit der Werthe h , k , l , X angehören, zuvörderst den allereinfachsten unter ihnen vor, den nämlich, hl = kX. Die transcendente Grleichung in a geht unter dieser speciellen Voraussetzung über in : (132) (k 4- h) cotang ahl = 0 oder, da h -|- k nicht verschwinden kann, (133) cotang ahl = 0. Es wird ihr Genüge geleistet durch die folgenden Werthe des Bogens ahl: r. 3- ö- (2r— l)i7 (134) ahl=- ,_,.... <-— - L ... Ihnen entsprechen die folgenden Werthe von a und von #, welches gleich — ist und die Schwingungsdauer bedeutet: - 3tz 5- (2 r — \)tz a. = — , — ,--,... . . . 2hl 2AZ -llil 2 kl { °' ) A 7 , 4hl \hl ihl d = 4 hl ,■-, — ,. . . . . . Da diese Werthe von 6 im Verhältnisse der reciproken Werthe der natürlichen Zahlen: 1 , — ,--,... zu einander stehen, so sind sie unter einander commensurabel und eine solche 3 ' 5 ' Saite vermag wirklich consonirende Töne ebenso zu schwingen, wie eine andere von durchaus gleicher Dicke. Da jedoch Töne, die im Schwingungsverhältnisse 1 : 2 zu einander stehen, hier gänzlich fehlen, so verweigert eine solche Saite, so scheint es wenigstens auf den ersten Blick, gerade die consonanteste aller Consonanzen, nämlich die Octave, d. h. welchen Ton sie auch immer schwingen mag, so gibt sie auch alle mit demselben consonirenden Töne, die Terz, die Quint u. s. w., nur die Octave ist ausgeschlossen. An solchen besonderen Ergebnissen des Calculs bezweifelt man gewöhnlich die Richtig- keit und findet sich daher auch hier veranlasst, zu untersuchen, ob dieser Mangel der conso- nantesten aller Consonanzen wirklich in der Natur der Sache, oder lediglich in der Natur der Formeln begründet sei, die vielleicht die Eigenschaft haben, alle Schwingungsweisen des Systemes in den verschiedenen möglichen Fällen nicht darstellen zu können. Da uns dies bereits vorgekommen ist und da namentlich das gewisse unter (75), (76) gegebene vierglie- drige partieuläre Integral mit reellen Coefficienten die einfachste und elementarste Schwin- gungsweise darzustellen nicht geeignet war, so ist man auch hier um so mehr berechtigt an den Mangel der Octaven zu zweifeln, wenn hl=kX besteht, als man allsogleich, wenn auch nicht die reine Octave doch wenigstens einen ihr nahe kommenden Ton auftreten sieht, wenn diese zwei Producte // / und kX nämlich, wenn auch noch so wenig von einander verschieden Über die Schwingungen gespannter Saiten. 125 ausfallen, und wirklich überzeugt man sich nach reiflicher Überlegung von dem Vorhan- densein der Octaven. Sie sind aber nicht enthalten in dem allgemeineren Werthe von ?/, der unter (63) vorkömmt, und mit einem unbestimmten Integralzeichen ausgerüstet ist, sondern in dem früher gewonnenen Aggregate zweier Sinus, das ein particuläres Integral mit nur einer einzigen Constanten H der Gleichung in y darstellt, und unter (56) zu ersehen ist. Diese Formel gibt nämlich für x 0 (136) y = —2hMsinakx. Es ist klar, dass auch diese Formeln eine mögliche Schwingungsweise des Systemes dar- stellen ; auch kann man die Punkte x = - — l und x = X festmachen, ohne dadurch die Schwin- gungen, die durch diese Formeln dargestellt werden, aufzuheben, denn weil hl = kX voraus- gesetzt ist, so bekommt man nur eine einzige Bedingungsgleichung, nämlich: (137) sinahl=0 die erfüllt sein muss, wenn die genannten beiden Punkte durch die ganze Dauer der Bewe- gung in Ruhe bleiben sollen. Dieser Gleichung aber entsprechen die folgenden Reihen von Werthen für a und 0: - 27T 3- noa\ a ~ ~M ' ld ' lü ' (lob) 6= 2hl , hl »hi 3 Hier hätte man also die Octaven auch, nur sind sie nicht gegeben durch die allgemeineren Formeln, sondern die einfacheren (136), die hinwiederum nur für den Fall hl = kX und noch dazu für eine Reihe denselben gleichgeltender Fälle, also jedenfalls für specielle Fälle hl und kX eine wirkliche Schwingungsweise repräsentiren können. Es ist nämlich erforderlich, dass vermittelst derselben a den folgenden zwei Gleichungen: (139) sin ah 1=0 und sinaJcÄ — 0 Genüge geleistet werde; nun entsprechen aber der ersten von ihnen die Wurzeln (138), der zweiten die folgenden: (14°) « = £ ' £ > £ . ■ • •■ und es kommen offenbar dieselben Werthe von a nicht nur dann in beiden Reihen vor, wenn hl = kk ist, wo sich dann die beiden Reihen Glied für Glied entsprechen, sondern auch wenn kk = — , oder hl = ^, oder endlich allgemeiner noch -- = — ist, unter r und s beliebige ganze Zahlen verstanden, d. h. mit anderen Worten, wenn aus den Wurzeln (138) die r'* gleich der s'eu in der Reihe (140) ausfällt. Ist nun aber -- = — , so ist auch — = — , d. h. " x ' r s nr ns auch die nsu Wurzel aus der (138) ist der nrtw aus (140) gleich, unter «jede beliebige Zahl 126 J. Petzval verstanden, für welche die Produete nr und ns in ganze Zahlen übergehen. Wenn man daher die unendlich vielen, den beiden -Keinen gemeinschaftlichen Werthe von a der Reihe nach aufzählt, so ist die Anzahl derselben zugleich die Anzahl der verschiedenen Schwingungs- weisen, deren eine solche Saite fähig ist und die durch die Formeln (136) dargestellt werden können; die übrigen Schwingungsarten aber vermögen nicht gezogen zu werden aus dieseiäj einfachen Formeln, sondern sind aus den allgemeineren (12-4) abzuleiten. Sind hl und kk in- commensurabel, so treten die einfacheren (136) ganz aus der Wirksamkeit und man hat alle Schwingungsweisen aus den allgemeineren (124) abzuleiten. Es kann hier noch hinzugefügt werden, dass die ersteren dieser Formeln den Anfangspunkt der Coordinaten , für welchen x = 0 ist, zu einem Schwingungsknoten machen, die anderen hingegen sich mit x = Q und r/ = Q für jedes t in der Regel gar nicht vertragen, woraus folgt, dass der Anfangspunkt der Coordinaten, in welchem die zwei verschiedenen Saitenstücke an einander stossen, zwar ge- legentlich Schwingungsknoten sein könne, jedoch nur dann, wenn hl und kX commensurabel sind. Um über die Bedeutung dieser beiden Produete Aufschluss zu gewinnen, bemerke man, dass h=Y^- und /,=v- ' S ' s sei. Hiebei sind m und M die Massen der Längeneinheiten der Saite am schwächeren und stärkeren Ende. Nimmt man nun z.B. an, die Saite sei durchwegs eylindrisch, mit den Radien (> und 11 an dem schwächeren und stärkeren Ende und den Dichten d und .D, unter Dichte hier die Masse der Volumseinheit des Stoffes, aus welchem die Saite besteht, verstanden, so sind die Querschnitte -p- und ~B2 und desshalb wird 7n = ~p'o: il/=~i?2D mithin U=lP\^ , kX = XR\^. Hier sind offenbar lp und XB die Längenschnitte der beiden verschiedenen Stücke, aus welchen die Saite zusammengefugt ist, dividirt durch 2, und nimmt man nebstdem noch an, dass d=D ist, also dass die beiden Saitenstücke aus einerlei Stoff bestehen, so hat man: U'.kX = lp: XR. Die Längenschnitte sind es also, die mit einander commensurabel sein müssen, wenn der An- fangspunkt der Coordinaten die Rolle eines Schwingungsknotens übernehmen soll. Die übrigen Schwingungsknoten, die dann nebst dem Anfangspunkte noch vorhanden sind, findet man ohne Schwierigkeit, indem man für diese beiden Längenschnitte das grösste gemeinschaftliche Mass aufsucht und dann sowohl das stärkere, als auch das schwächere Ende jedes für sich in einander gleiche Theile, deren Längenschnitt gleich diesem gemeinschaftlichen Masse ist, ein- theilt. Alle so gewonnenen Theilungsp unkte sind dann ebenfalls Schwingungsknoten. Sie sind offenbar äquidistant auf der Seite der negativen x sowohl, wie auch auf jener der positiven. Die Entfernung zweier nächster in der schwächeren Abtheilung der Saite ist aber grösser als in der stärkeren, und es verhalten sich diese Entfernungen umgekehrt wie die Radien p und r. Mit diesen so gewonnenen Schwingungsknoten besteht aber die langsamste derjenigen Schwin- gungsweisen, bei welcher der Anfangspunkt unbeweglich bleibt, die rascheren und höher Über die Schwingungen gespannter Saiten. 127 tönenden Schwingungsweisen dieser Art bekömmt man, indem man zwischen je zwei dieser so ermittelten Schwingungsknoten entweder einen oder zwei oder drei , mit einem Worte eine beliebige Anzahl von neuen solchen in gleichen Abständen interpolirt. Jede der beiden Abtheilungen der schwingenden Saite tönt unter solchen Umständen eigentlich für sich, der- gestalt jedoch, dass nur solche Schwingungen als zusammen möglich betrachtet werden können, deren eine Abtheilung sowohl, wie auch die andere fähig ist. Es scheint indessen auch ohne allem Beweise klar, dass die Schwingungen, deren zwei oder mehrere Bestand- theilen eines materiellen Systemes je für sich fähig sind, auch im ganzen Systeme bestehen können. Diese sind es also, die die einfacheren Formeln (136) liefern, mit Ausnahme der Amplituden lehren sie uns daher nichts Neues. Suchen wir uns jetzt auch die Orte zu verschaffen derjenigen Schwingungsknoten, die den tieferen Tönen, welche der Saite, wenn sie nicht theilweise, sondern als Ganzes schwingt, angehören und für welche die unter (135) aufgezeichneten Werthe von a. gelten. Wir legen uns zu diesem Zwecke das Formelpaar für rj in der Gestalt (122) und (123) vor Augen, indem wir die dort vorhandene ru Wurzel, Namens «,., in ihren für hl=kX bestehenden Werth umsetzen: 2 hl (14!) , =s*sj[X«.ä^22 + *rf.a^S.]*[5^.(-f + l)] Diese Formel gilt für negative x\ für positive Werthe dieser Variablen besteht die folgende andere: (142) 1 = S[Arcos^±- 4- Brsin±-^L-][(k-h)sin±-—-{---l)- _(*+A)*i!^£+l)] oder weil man kX anstatt hl setzen kann, und zugleich: (2' V)tz ( x \ . , , . x Y1-{-T + 1) = (-1) '-1coS(2r— 1)- — (2,-iK(^+l) = (_irlco5(2r_1)r^ sin ■sin sin ist, in einfacherer Gestalt : (143) für x < 0 rj = 2 k b l\ A. cos r ßrsm I ( — 1)' ' cos — fur*>0 V = 2ks\[Arcost^ + B,Mn^=^]{^lr cos^^> Ein jeder Bestandteil dieser beiden Summen ist für sich eine Auflösung des Problemes. Der erste deutet den tiefsten Ton an, den die Saite zu schwingen fähig ist. Ihm entspricht r=l, und reducirt man die beiden Summen auf die für r = l gewonnenen Glieder, so hat man: 128 J. Petzval. für x > 0 >9 = — 2 k\ A, cos — + ß, sm — cos — . ' L 1 2hl ' i 2hl J 2 k Diese Formeln stellen den tiefsten Ton dar, dem die Schwingungsdauer: #=4/?7 angehört. Die Saite schwingt dabei völlig ohne Schwingungsknoten, da für negative x und zwar von .r = 0 bis x — l der Factor cos^— von der Nulle verschieden bleibt und ebenso für positive x der Factor cos — von x = 0 angefangen bis x = X nicht Null wird, und erst für x = — l und x=k selbst die beiden Cosinus verschwinden. Diesen tiefsten Ton schwingt also die Saite als ein Ganzes. Heben wir jetzt aus den beiden Summen (143) die ?*ten Glieder heraus, die ebenfalls eine Auflösung des Problemes enthalten, so dass man auch berechtigt ist: c. i / •, n . , ^ 7 r . (1r— l)ltt T1 . (2t — \)-t l (■>;■— l)7r.c für x < 0 » = (— 1) ' ' 2 & Ar cos — 4- Br sin - — cos - — ,-,.-, ' ' L r 2hl r 2hl J 21 (145) für a: > 0 37 = — IV 2 A; L4, cos - h 5,. sm — cos — ' ' L ' 2hl 2hl \ •->/. anzunehmen. Hier ergeben sich bereits eine gewisse Anzahl von Schwingungsknoten , auf der Seite der positiven sowohl, wie auch der negativen x. Man erhält sie durch Auflösung der beiden Gleichungen : ■- (2r — l)-.c (2r—\)-Kx (146) COS = 0 , COS- ' = 0 . V ' 21 2X Sie liefern bezüglich die folgenden zwei Systeme von Wertheii : l AI 01 , -2-^1 > -n=i > -i^n ,••••.»- v y / 3/ 5;. 2 r — 1 ' 2 r — 1 ' 2 r — 1 ' Die dadurch bezeichneten Schwingungsknoten sind, wie man sieht, beiderseits äquidistant O 7 und fallen auf der Seite der negativen x in den gemeinsamen Abstand — — , auf der Seite der positiven x hingegen in den Abstand - — . Hievon machen nur diejenigen eine Aus- nahme, die dem Anfangspunkte der Coordinaten am nächsten stehen. Diese befinden sich nämlich in der gegenseitigen Entfernung - — . Die Schwingungsdauer hat hier den Werth: ihl . . ?' l 0= , die sich zu der früheren, dem tiefsten Tone entsprechenden verhält wie 1 : 2r — 1. 2r — 1 l Es sind dies also lauter commensurable, harmonische Töne. Durch die Voraussetzung, von welcher wir ausgegangen sind, dass nämlich die Saite für x= — l sowohl, als auch für x = \ einen festen Punkt habe, ist durchaus nicht gesagt, dass sie sich nur von x = — l bis x = k ausdehne und ausserhalb dieser Grenzen nicht mehr vor- handen sei, sondern es werden lediglich die so bezeichneten zwei Punkte zu Schwingungs- kuoten gemacht, daher denn auch unsere beiden Formeln (143) von einer solchen beschränk- ten Ausdehnung der Saite nichts wissen, es gibt vielmehr die erste von ihnen von Null ver- schiedene rj auch über 2' = — l nach der negativen Seite hinaus und ebenso die zweite Über die Schwingungen gespannter Saiten. 129 bestimmte Werthe des yj über x = X hinaus. Diese Formeln bestehen also, wiewohl sie für hl = kX speciell abgeleitet wurden, auch dann noch ganz umgeändert, wenn man /in 21, 3Z, 41 , . . . sl verwandelt und ebenso, wenn man X in 2 X , 3A , 4X , . . . übergehen lässt, d. h. man kann die Länge eines jeden Bestandteiles der Saite mit jeder beliebigen ganzen Zahl vervielfachen und wird hiermit eine neue Saite erhalten, welche dieselben durch die Formel (143) gegebenen Töne zu schwingen fähig ist nebst anderen jedoch, deren Repräsentation nicht in diesen Formeln liegt. Es gelten also diese Formeln, so oft hl und kX, d. h. die Pro- ducte aus den Längenschnitten in die Quadratwurzeln der Dichten commensurabel sind, sie reichen aber nur im Falle hl = kX hin, um alle diejenigen Schwingungsweisen darzustellen, bei welchen der Trennungspunkt x = 0 der beiden verschiedenen Saitenstücke kein Schwin- gungsknoten ist, und namentlich geben sie den tiefsten Ton bei einem anderen Verhältnisse von hl zu kX als jenem der Gleichheit nicht. Dieser tiefste Ton also wäre in den verschie- denen Fällen noch aufsuchen, was wir zuvörderst für den Fall thun wollen, wo kl und kX wenig von einander verschieden, aber incommensurabel sind. Wir fangen damit an, die Beschaffenheit der Wurzeln a, die unter dieser Voraussetzung der Transcendenten Genüge leisten, zu erforschen. Zu diesem Zwecke lassen wir das a von einem Werthe Null an allmählich zunehmen. Die beiden Bogen ahl und ahX unter dem Zeichen Cotang behalten hiebei ebenso, wie hl und hX anfänglich einen nur sehr geringen Unterschied, und ihre Cotangenten tragen einerlei Zeichen, bis der grössere dieser Bogen einen Quadranten überschritten hat. Seine Cotangente wird dann negativ und wächst nach dieser negativen Seite von Null angefangen, dagegen die Cotangente des kleineren Bogens annoch positiv ist und im fortwährenden Abnehmen gegen Null zu begriffen. Hier gibt es also nothwendig einen Werth o., der das Polynom unserer transcendenten Gleichung: /,■ cotang akX -\- h cotang ahl = 0 verschwinden macht und es bietet sich also eine erste Wurzel, die in einer der beiden Gestal- ten: a1hl = — — ax oder axhX = -t- -\- rx erscheinen kann, unter • • • °V un<^ ri ? ~a > r3 7 • • • • r.- stets grösser und grösser werden müssen, je grösser der Stellenzeiger ist, den sie tragen, und Denkschriften der mathem -naturw. CI. \ VII Bd. 130 • >/• Petzval. dass man nur die ersten von ihnen in bestimmter Anzahl als sehr kleine Grössen zu behandeln • las Recht habe. Angenommen nun, aT und rr wären noch in diesem Falle sehr klein, so geben die vorliegenden Werthe von arhl und arkX in die transcendente Gleichung eingeführt, ent- weder : k tang ~r — h tatig or = 0 , oder k fang a, — h tätig zT = 0 . je nachdem r ungerade ist, oder gerade. Ersetzt man nun tang ar und tang -,. durch die ihnen gleichgeltenden Reihen, hingezeichnet in nur ein paar Anfangsgliedern, so ergibt sich entweder : Arä ho* oder Iit. 4- — = ha. A - a s oder in erster Annäherung, indem man die dritten Potenzen der sehr kleinen Bogen r,. und or einstweilen ausser Acht lässt: /' r = har oder h~r = kar. Hiemit gibt die Substitution für r,. in die beide Gleichungen (148) gemacht und Gleich- stellung der beiden aus ihnen hervorgehenden Werthe für a, entweder: (149 a, = - , oder « = \ > 2 h-1 -f k-A ' ' 2 hk{l + /.) ■ Die erste Formel gilt nämlich für ungerade, die zweite für gerade r. Man erhält mithin' die folerende Reihe von Wurzeln a: tt h + k h+k brz h+k (l0°) ai = ö -^TXIiT- ' «3 = — -^TT-IJT > «• = i l.i l i a, = 7r — • a, = "_'- — ■ . a, = .:<- hlil 4- i\ 1,1-1-,. 4 ;, Sie entsprechen zwei verschiedenen Reihen von Tönen, von welchen die ersten unter sich, die zweiten wieder unter sich consoniren. aber jeder Ton der ersten Reihe dissonirt mit allen Tönen der anderen, so dass man sagen kann, dass mit dem tiefsten oder Grundtone der Saite verglichen alle Octaven, die sammtlich zur zw-eiten Reihe gehörig sind, fälsch er- scheinen. Aber auch die Consonanz der Töne jeder Reihe unter sieh ist nur approximativ richtig, wovon man sich überzeugt, die dritten Potenzen von ar und -. dadurch in Rechnung ziehend, dass man a\ und z\ durch ihre aus der ersten Approximation gezogenen Werthe ersetzt und dann eine neue Bestimmung von «,. vornimmt. Das Ergebniss ist entweder: (152) a, = - p Ifil + k* i 3 (/*=* l + *- /.) (* + h Über die Schwingungen gespannter Saiten. 131 oder : _ ^r ft + A r»7^(A-t)JS ersteres für ungerade, letzteres aber für gerade Werthe von r. Man- ersehliesst aus diesen Formeln zwei Reihen von dissonirenden Tönen: der Octave nahe liegende kommen nur in der zweiten Reihe vor und die Dissonanzen sind merklicher zwischen den Tönen verschie- dener Reihen^ als zwischen denjenigen, welche zu einer und derselben Reihe gehörig sind. Der ersten von ihnen entsprechen ungerade r, der zweiten aber gerade dieser ganzen posi- tiven Zahl. Sie sind: - h + h t3 hk(k—h)& 3- k + k _3 3/,k(k — /,]■;■'• •2 Ifi l + k- k ' i" {)fi l -4- k- X) (k + hf <«■'< ' '3 ~~ 2~ Ifll -t- l-l (/i'/ - k-/.i(k-\-lifafi ' h + k 8 -3 (6-*) £3 _ j 64 *■(* - t) «J3 A*(Z + A) ' 3 (7 -|- A) (A + hf eu3 * ' /,/,,■/ + ^ 3 (Z + >.)(* + A)2 o>3 In allen diesen Formeln bedeutet oj die halbe Summe. .— hl 2 ' 2 ist. Jedes der zur ersten Reihe gehörigen a steht zu dem entsprechenden « der zweiten Reihe keineswegs in dem Verhältnisse 1 : 2, so wie dies sein müsste, wenn die schwingende Saite reine Octaven tönen könnte, sondern in einem merklich genug davon abweichenden, z. B. wenn man k = 2h hat und zuo-leich d = — , so ergibt sich — = — mithin ist der zweite Ton. ö 10 ° a, 29 den eine solche Saite zu schwingen vermag, von der Octave des ersten und tiefsten Grund- tones verschieden und zwar um mehr als — Ton und etwas weniger als — Ton. Die 4 ° 2 Octaven sind also sehr falsch, während Terz und Quint ziemlich rein klingen, nachdem der zweite Theil des Werthes eines jeden a jederzeit einen sehr massigen Werth hat, wie man sich sehr leicht und am allerbesten in einigen numerischen Beispielen überzeugen kann. Fragt man jetzt nach der Stellung der Schwingungsknoten, die einer Wurzel o. entspre- chen, so erhält man offenbar die auf die Seite der negativen x fallenden und zwar allgemein für o. = a,. , wenn man die negativen Wurzeln der Gleichung: (156) sin [arh (x + /)] = 0 von der numerisch kleinsten angefangen alle aufsucht. Diese ihrem Zahlenwerthe nach kleinste Wurzel sei — xl} so wird man die zweite, die dritte und die übrigen Wurzeln alle dadurch bekommen, dass man zu .r, lauter solche Zusätze macht, in Folge deren der Bogen unter dem Zeichen Sinus um eine halbe Peripherie zunimmt. Ein solcher Zusatz ist aber offenbar: — . Wenn man denselben beliebig oft, z. B. «Mal hinzufügt, so erhält man die Orte aller Schwingungsknoten : 2 TT (157) — je, = — x, , — x» = — xt — —-..... 17 132 J. Petz val. Diese Schwingungsknoten sind daher äquidistant und fallen vom ersten derselben ange- fangen in den gemeinsamen Abstand — . Es handelt sich daher nur um die Abscissenaxe des ersten von ihnen. Hat man diese gefunden , so trägt man von ihrem Endpunkte aus die ge- meinsame Entfernung — beliebig oft auf und es ist gestattet, dies selbst über die Entfernung x = — l hinaus zu thun. Man erhält nämlich immer, so oft man dies auch thun mag, Sei- tenlängen, die den Ton, dem die Schwingungsdauer — entspricht, geben können. Nur die anderen Tone, denen die übrigen Wurzeln a angehörig sind, bekömmt man dann in der Ueo-el nicht, mit Ausnahme derjenigen, die etwa zu diesem rten Tone in einem commensurablen Schwingungsverhältnisse stehen. Auch auf der Seite der positiven Coordinaten x ergeben sich äquidistante Schwingungs- lcnoten. Ihre Orte gehen ans der Auflösung der Gleichung: (158 | (k — h) sin [o.r (kx — h l)] — (k -f h I sin [a, | lex + h !)] = 0 hervor und es ist abermals klar, dass, wenn man den kleinsten Werth x = x1 besässe, der diese Gleichung erfüllt, man sich daraus unmittelbar die folgenden grösseren durch Hinzu- fügen einer halben Peripherie zu jedem der beiden unter dem Zeichen Sinus erscheinenden Bos'en , mehrere Male wiederholt, verschaffen kann. Dadurch nämlich bleiben diese beiden Sinus entweder ganz und gar dieselben, oder ändern beide auf Einmal ihre Zeichen. War mithin der erste Theil der Gleichung Null, so bleibt er auch Null. Man erzweckt dies durch wiederholtes Hinzufügen von — zu x und erhält so die folgenden Orte der Schwingungs- knoten : ' 1 59 i ■>-, . x, = x, + -'"- . x3 = .<-, -f- --, Sie sind abermals äquidistant und fallen in den gemeinsamen Abstand vom ersten der- selben angefangen. Bedenkt man nun , dass der ursprünglichen Anlage der Rechnung nach die Punkte x = /l und x = — l fest , mithin Schwingungsknoten sind , so wird man sich leicht alle übrigen mit Einschluss des ersten auf der positiven Seite und auch des ersten auf der negativen Seite dadurch verschaffen können, dass man vom Punkte x = X an nach rück- wärts eine Strecke gleich — so oft aufträgt, als man kann, ohne den Anfangspunkt der Coor- dinaten zu übersehreiten und eben so erhält man die Schwingungsknoten auf der andern Seite, indem man vom Punkte — l an eine Strecke gleich — nach vorwärts so oft aufträgt, als man kann, ohne über den Anfangspunkt der Coordinaten hinaus zu gelangen. Dem Falle, wo die zwei Producte hl und IcX sehr wenig von einander verschieden sind, steht ein anderer extremer Fall entgegen , wo das eine gegen das andere sehr klein voraus-- gesetzt werden kann. Sucht man, um auch in diesem extremen Falle Aufschluss zu gewinnen über die Töne, die eine solche Saite, aus zwei Bestandtheilen von verschiedenen Massen zu- sammengesetzt, schwingen kann, die Grenzen auf, zwischen welchen die transcendente Glei- cnung (121) unter solchen Umständen Wurzeln besitzen kann, so hat man zu diesem Zwecke folgende Betrachtungen anzustellen: Wenn dem u in der (121) von Null angefangen alle möglichen Werthc ertheilt werden, so erhalten anfänglich beide Glieder, die sich im ersten Theile dieser Gleichung befinden, einerlei Zeichen, können mithin aggregirt, nicht Null Über die Schwingungen gespannter Saiten. 133 geben. Erst wenn a so gross geworden ist, dass der grössere der beiden Bogen alil und akX einen Quadranten überschreitet, bekommen diese beiden Glieder entgegengesetzte Zei- chen und das gegenseitige Aufheben derselben wird möglich, kann aber wegen der voraus- gesetzten Ungleichheit dieser beider Bogen erst dann stattfinden, wenn der grössere von ihnen bereits einer halben Peripherie nahe gekommen ist, wo dann die Cotangente des klei- neren sehr gross und positiv, die des grösseren hingegen ebenfalls sehr gross und negativ ausfallt. Es vermag daher die erste der Wurzeln « , die auch hier mit a^ bezeichnet werden soll, in einer der zwei folgenden Foi'men zu erscheinen : a, = — = oder a, 1 7,7 7. J A hl kX ' TeX hl je nachdem entweder der Bogen hl, oder der andere kX der kleinere von beiden ist. Hier bezeichnen <7j und r, sehr kleine und positive Bogen, deren Werthe erst zu ermitteln sind. Bei der ferneren Zunahme von a wächst nun der grössere der zwei Bogen ahl und akX über 7t hinaus, während der kleinere noch von Null wenig verschieden ist. Die Cotangenten gewinnen daher wieder dieselben Zeichen, bis der grössere drei Quadranten überschritten hat und vieren nahe kömmt. Wenn daher die Ungleichheit der^ beiden Producte hl und kX sehr gross ist, so lässt sich die zweite Wurzel a2 ebenfalls in einer der beiden folgenden Ge- stalten wieder geben: o-o 2ff — r., , 'U = — = — — oder a2 = -f = — — — hl hX " *X hl und ganz allgemein unter Voraussetzung sehr ungleicher hl und kX erscheint die ru Wurzel «,. in einer der beiden Formen: ö> TIC Tr 1 "> «t ~r a. = — = - oder a. = — = hl ' kX kX hl je nachdem hl oder kX das kleinere dieser beiden Producte ist. Führen wir nun diese Werthe für aT in die transcendente Gleichung in a ein, so ergibt sich entweder: 160 a — 1 h • • ■ °der [ ' k(irx) ^ s»{i + X)* ~ [161) a = ^— + rZ rf (h- — Ifi ) X* h(i+x) ~ s/fi(i + xy Die erste Formel gilt, wenn das stärkere Stück der Saite das an Masse weit überwie- gende ist, die zweite aber, wenn das schwächere Stück die bei weitem grössere Ausdehnung hat. Da beide gleichmässig für gerade , wie auch für ungerade r gelten , so besteht hier der Unterschied in der Reinheit der Töne nicht mehr, wie in dem anderen extremen Falle, wo hl und kX einander nahezu gleich vorausgesetzt wurden. Die Octaven sind hier nicht mehr vorzugsweise falsch, es sind es im gleichen Masse die Terzen, Quinten u. s. w. auch. Zu den Schwingungsknoten gelangt man auch hier genau auf dieselbe Weise , indem mau nämlich von dem schwächeren Ende angefangen, Stücke gleich — so oft aufträgt, als man kann, ohne Cur 'l den Anfangspunkt der Coordinaten zu überspannen ; imgleichen von dem stärkeren Ende der 134 J. Petzval. Saite an, Stücke gleich — so oft absticht, als man kann, ohne den Anfangspunkt zu über- schreiten. Der Unterschied ist hier nur der, dass die Anzahl der so erhaltenen Schwingungs- knoten, die auf der positiven und negativen Seite vorhanden sind, und die in dem früheren Falle beiderseits beinahe eine gleiche war, hier eine sehr ungleiche wird, so zwar, dass das eine der beiden Fadenstücke sogar keinen Schwingungsknoten enthalten kann, während das andere deren eine beträchliche Menge zählt. Wir sind bisher von der Voraussetzung incommensurabler hl und kX ausgegangen, unter welcher die Auflösung der transcendenten Gleichung die meisten Schwierigkeiten bietet. Würden sich hingegen die Bogen lila und kXa wie zwei ganze Zahlen p und q zu einander verhalten, so dass man z. B. hätte lila = pu und kXa. = qu, so erleichtert dies die Auffin- dung der Wurzeln «, die die Transcendente (121), welche jetzt in die folgende: (162) li cotang pu 4- k cotang qu = 0 übergeht, sehr wesentlich. Es kann nämlich diese Transcendente jetzt dadurch, dass man tang u = : als neue Unbekannte einführt, in eine algebraische verwandelt und dann als solche weiter behandelt werden. In der That hat mau nach den bekannten Formeln für die trigo- nometrischen Functionen der vielfachen Bogen : cotang pu = cotang qu = 1 - :*-.... 1 - - ß) -Cs)*2 a3 + (?)a5_... (*,)■■ D^ + il)*5 Zähler und Nenner dieser Werthe sind, vermöge der zu Grunde gelegten Voraus- setzung, dass p und q ganze Zahlen seien, von selbst abbrechende Reihen; die vorliegende transcendente Gleichung aber geht mit denselben nach gehöriger Wegschaffung der Brüche über in : (163) 0 — z (hq 4- kp) — t3 [h («) + k (?) (?) -h Ä (f) (|) + Ä: (|)] + + z*[h(i) + fc (£)(?) + h(?) + &(§)(?) + Ä(i) (!) 4- fe(j) (f) + Ä(0 (ö 4- fc(i)(?) i- ä (?)(?)-M (?)}- Eine Wurzel dieser Gleichung ist immer (164) z = tang u das ist aber gerade die bereits früher besprochene, die keine Schwingungen gibt des aus heterogenen Theilen zusammengesetzten Systemes als solchen , sondern nur diejenigen Schwingungen, die die einzelnen Theile je für sich und gleichzeitig mit einem Schwingungs- knoten im Trennungspunkte anzunehmen vermögen. Man überzeugt sich hievon sehr leicht durch den unmittelbaren Anblick der Formel (122) und (123) für rn die dann beide rt = 0 geben, wenn x = <> angenommen wird, indem in der ersten der Factor sin ahl = sin pu, in der anderen aber der Factor ( — k-\-h) sin pu — (k-\-h) sinpu = — 2k sin pu erscheint, wenn .r = 0 gesetzt wird, ein Factor der für dieselben Werthe gleich Null wird, für welche auch t'ber die Schwingungen gespannter Saiten. 135 z = tangu verschwindet. Lassen wir nun diese eine Wurzel ausser Acht, so geht unsere letzt ge- wonnene Gleichung in z, so lange p undg als massige Zahlen gedacht werden, über in beinahe durchwegs sehr einfache Gestalten. So z. B. hat manj> = 1 , R RUDOLF KNER, CORRESP. MITGLIEDS DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (JR-it 9 Sofel'u-.) VORGELEGT IN DEH SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 14. MAI I8S8. ERSTE ABTHEILUNG. VORWORT. JL/ic nachfolgenden Beitrage umfassen zwar sämmtliche sogenannte Characinen heider Hemi- sphären, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte; eine auch nur flüchtige Durchsieht wird aber zeigen, dass hiezu abermals das reichste Material den Sammlungen angehört, die unser nie genug zu schätzender Landsmann J. Natterer in Brasilien zu Stande brachte. Es wird zwar dabei leider ersichtlich werden, dass die Überzahl der von ihm aufgefundenen Arten im Laufe der mehr als 30 Jahre, durch welche selbe unbenutzt lagen, den Reiz und das Ver- dienst der Neuheit einbiissten, indem sie mittlerweile theils durch J. Müller und Troschel in den Horts ichthyologicis , theils durch Valenciennes in der grossen Histoire des poissons nach den Ausbeuten später reisender Forscher veröffentlicht wurden und somit das jüngere Verdienst dem älteren sein Vorrecht raubte. Doch wird man nur um so mehr Grund finden, Natterer's Fleiss und Talent ehrend anzuerkennen, wenn man sieht, dass trotzdem seine Sammlungen des Neuen und Interessanten noch so vieles umfassen. Bevor ich zum Nach- weise des Gesagten bezüglich der Characinen übergehe, kann ich nicht umhin, mein Bedauern auszusprechen, dass mir bisher nicht möglich war, des Grafen Castelnau neueres Werk1) ]) Expedition dans les parties centrales de l'Amerique du Sud, de Bio deJaneiro a Linie, et de Linie an Parä, exeevtee soas la direclion du Comte Franc, de Castelnau; 7"" pa/rtie, Zoologie, Paris 1855. Denkschriften der mathom.-naturw, Cl. XVII Bd. IS 138 Rudolf Kner. benützen zu können , da es sich bemerk enswerther Weise in keiner der hiesigen grossen Bibliotheken bisher vorfindet. Aus Troschel's Archiv für Naturgeschichte (Jahrgang 23, 4. Heft 1857) entnehme ich, dass in selbem zwar im Ganzen nur 8 neue Arten von Characinen angeführt werden1), doch ist es leicht möglich, dass sich unter ihnen eine oder die andere Art vorfindet, die ich im Nachfolgenden ebenfalls als neu bezeichne. Ich glaube diese Bemer- kung vorausschicken zu müssen, theils um unbilligen Vorwürfen dadurch zu begegnen, falls die befürchtete Collision eintreten sollte, theils um ein Beispiel zu geben, wie nicht selten die grosse Kaiserstadt Ursache hat, kleine deutsche Universitäten um ihren raschen litera- rischen Verkehr zu beneiden2). Was den Umfang der Familie der Characinen betrifft, so halte ich im Folgenden vor- läufig den Charakter fest, welchen Müller und Troschel in dem erwähnten Werke auf- stellten ; nur die beiden Gattungen Erythrinus und Macrodon schliesse ich einstweilen aus, da mir ihr Mangel einer Fettflosse zu störend erscheint, um sie in der Familie zu belassen, von der ich nicht läugnen kann, dass sie selbst nach Ausscheidung dieser Gattungen mir durchaus nicht den Eindruck einer natürlichen Einheit macht. Es liegt weniger in der grossen Ver- schiedenheit der Totalgestalt, als insbesondere in der so abweichenden Bezahnung der Grund, wesshalb ich die dermalige Familie der Characinen nicht für eine natürliche, sondern blos künstliche halten kann. Völlig zahnlose Fische, wie Curimatus (Anodus) nehmen sich neben den gefürchteten Caraiben wie Serrasalmo, Pygocentrus wahrlich so wenig als nahe Verwandte aus, wie die letzteren neben den allerdings auch tüchtig bezahnten Gattungen Cynodon, Xipho- rhynchus, und Sätze wie folgender: ^Aliicarnivori sunt, alii phytopliagi . . . sunt etiam, quisolum limum deuorant" (s. Hör. ichthyol. p. 5) lassen kaum vermuthen, dass es sich um den Entwurf des schematischen Bildes einer natürlich abgegrenzten Familie handle. Während es bei einer solchen Gruppirung den Anschein hat, als wolle man der Bezahnung und der damit zusammenhängenden Lebens- und Ernährungsweise für die Systematik blos einen geringen Werth beilegen, fällt es dann um so mehr auf, wenn ein kleines Mehr oder Weniger von Zähnen, oder eine nur etwas abweichende Zahnform anderseits doch wieder für so wichtig erachtet wird, dass gerade hierauf die Charaktere der Gattungen oft einzig und allein sich basiren. — Joh. Müller hat sich unläugbar um die Systematik der Ichthyologie wesentlich verdient gemacht, indem er die alte Familie der Salmoniden in mehrere auflöste, doch dass hiermit der Bau noch lange nicht beendet ist, bedarf wohl keines Beweises. Viele Schwierigkeiten und Inconsequenzen wurden dadurch vielmehr erst aufgedeckt, aber keines- wegs gehoben und vermieden. Niemand fühlte dies auch mehr , als der vielei'fahrene Mit- arbeiter und Nachfolger Cuvier's, und Valeneiennes zog es daher vor, lieber die Familie der Salmoniden im Sinne Cuvier's fortbestehen zu lassen, als die ihm doch nicht gut abge- grenzt erscheinenden neuen Familien des Müller'schen Systemes zu adoptiren. Leider kann aber dieser Ausweg nicht als entsprechend den Anforderungen bezeichnet werden, welche die Wissenschaft an eine naturgemäss begründete Systematik zu stellen berechtigt ist. Ich glaube daher besser zu thun, vorläufig die Familie der Characinen mit Müller und Troschel beizu- behalten, wiederhole aber nochmals, dass ich ihren Fortbestand in jetzigem Umfange für die oma. 1j Nämlich 1 Leporinws, 3 Tetragonopierus, I Ghalceus, 1 Chalcinus, 1 Serraaalmo und 1 Xiphoston -) Nachdem diese Zeilen niedergeschrieben waren, gelang es mir. durch die gütige Vermittelung des Herrn v. Kloiber, Directors der Privatbibliothek Sr. Majestät des Kaisers, das genannte Werk zur Durchsicht zu bekommen. Die Ergebnisse meiner sorg- fältigen Verglcichung werde ich stets gehörigen Ortes einschalten. Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 139 Dauer nicht gesichert halte. — Wesshalb ich, troz dieser Überzeugung, nicht wage, schon derzeit eine durchgreifende systematische Abänderung vorzuschlagen, wird jeder begreiflich finden, der das Geschäft der Systematik kennt. Die specielle Bearbeitung einzelner Familien oder selbst grösserer systematischer Einheiten kann höchstens dahin führen, die Schwächen und Mängel des bisherigen Systemes aufzudecken, sie reicht aber nicht aus, um sie sogleich auch mit Glück zu heben. Aus diesem Grunde würde ich es für durchaus verfrüht halten, eine Änderung bezüglich der Familie der Characinen im Systeme vorzunehmen, da eine solche wenig Werth hätte, wenn nicht zugleich mindestens alle nahe verwandten übrigen Familien, Salmoniden, Scopelinen, Clupeoiden u. s. w. mit in den Bereich specieller Unter- suchung und Vergleichung gezogen würden. Nachdem ich aber meinerseits letztere bisher nicht vornahm, so erlaube ich mir auch einstweilen keine andere systematische Veränderung, als die bereits erwähnte Ausscheidung der Gattungen Erythrinus und Macrodon. In Hinsicht der Reihenfolge der Gattungen schliesse ich mich ebenfalls den Verfassern der „Horae ichthyologicaea zunächst an und beginne gleich ihnen mit den zahnlosen oder schwach bezahnten Schlamm- und Pflanzenfressern, durch die Insectivora zu den echten Raub- fischen allmählich übergehend. Abweichungen hie und da in der Stellung und Einreihung einzelner Gattungen suchte ich gehörigen Ortes nach meiner Ansicht zu begründen; eine durchaus natürliche Reihenfolge der Genera lässt sich nach dem, was früher über die ganze Familie gesagt wurde, ohnehin nicht erwarten. Gattung: CURIMATUS, C. V. Anodns, Spix, Müll. Tr. Char. Dentes maxillares nulli, oris margines scindentes absque labiis carnosis; corpus subcom- pressum, squamae mediocres vel parvae, pinna analis brevis infra adiposam sita; — dentes pharyngei nullt, tractus intestinalis tenuis, longus, circumvolutus. Indem ich, dem Vorgange Valenciennes' folgend, den obigen Gattungsnamen als den älteren beibehalte, wende ich mich zunächst den von Natter er gesammelten, noch unbe- schriebenen Arten zu, deren ich folgende drei anerkennen muss. 1. Art: Cut*. (Anodus) vittattt«, n. sp. (Taf. I, Fig. 1.) Corpus elongatum, dorsum fasciis et maculis nigris seriatim positis notatum, squamae mediocres, non ciliatae, abdomen ad latera obtuse carinatum. Die Totalgestalt mahnt an Anodus alburnus M 1 1. T r. Taf. 4, Fig. 3 ; die grösste Höhe bei Beginn der Rückenflosse beträgt nahezu */3 der Körperlänge (d. h. ohne Caudale), die Breite zwischen den Deckeln kommt der halben Höhe gleich, die kleinste Höhe am Schwanz- stiele ist etwas über 3mal in der grössten begriffen, die Kopflänge 3% — 32/3mal in der Kör- perlänge. Die Höhe des Kopfes am Hinterhaupte gleicht seiner Länge bis zum Vordeckel. — Das Profil bildet bis zur Dorsale einen rasch ansteigenden, an der Bauchseite einen flachen Bogen. Der Durchmesser des Auges ist 3yämal in der Kopflänge enthalten, sein Abstand vom Schnauzenende beträgt 1, vom anderen Auge 2 Diameter, die Stirn ist daher breit und 18* 140 Rudolf Kner. in der Mitte flach, die dünnen Augenlider lassen nur über der Pupille eine weite Vertical- spalte frei. Die Winkel des halb unterständigen Mundes reichen bis unter die hintere halb- mondförmige Narine, die von der vorderen runden nur durch eine Hautfalte getrennt ist; den Gaumen überkleiden dicke Schleimhautfalten, eine abgerundete Zunge ragt frei vor. Der vordere breite Suborbitalknochen reicht tief über den Oberkiefer herab, auf ihn folgt nach hinten ein langes und gleichfalls breites Stück: die hinteren Augenrandknochen sind dagegen schmaler und von Fetthaut überdeckt. An den untern schief nach vorne herablaufenden Rand des Deckels legt sich das breite Suboperculum , dessen hinterer Rand mit dem des Deckels nahezu einen Halbkreis bildet und mit einem Hautsaume besetzt ist. Auch der Zwischen- deckel ragt unterhalb des abgerundeten Vordeckels als dreieckiges Knochenstück vor: — alle Kopfcanäle sind weit und stark entwickelt. Die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt jeder- seits 4 ; Schlundzähne fehlen. 4 13 16 D. 2/9 . A. 2/8 , V. 1/9 . P. 1/13 ,0.1», Squ. 56=ei 3 7-9 Die Dorsale beginnt etwas näher der Fettflosse als dem Schnaitzenende, ihre vordem, fadig auslaufenden Strahlen erreichen fast Kopflänge und übertreffen etwas die Endstrahlen der tiefgabligen Caudale; sie tragen sämmtlich die bei Characinen so häufigen, eigentüm- lichen seitlichen Hautlappen. Die massig grosse Fettflosse steht der Anale gegenüber, die nur wenig höher als lang ist. Die zugespitzten Bauchflossen reichen bis nahe zur Analgrube und übertreffen an Länge die Brustflossen. Die Schuppen sitzen am Bauche am festesten und sind daselbst am grössten, gegen den Rücken nehmen sie constant an Grösse ab und werden gegen das Hinterhaupt am kleinsten; ihr freier Rand ist glatt, ungewimpert, sie sind ziemlich derb, zeigen keine Radien, aber am überdeckten und festsitzenden Theile äusserst feine concentrische Streifung und am freien Ende verworrene Runzeln. Die jederseits längs der Grenze zwischen Seiten und Bauch gelegene Schuppenreihe ist winklich gebogen, so dass der Bauch zwischen den Brust- and Bauchflossen flach und beiderseits stumpf gekielt erscheint; über den Ventralen sitzt eine massig lange Spornschuppe; die Scapula springt über den Brustflossen als ein fast rechtwinkeliges Dreieck vor. Die Schwimmblase nimmt die volle Länge der Bauchhöhle ein, ihr Luftgang liegt ganz am vordem Ende der hintern Abtheilung, die an Länge mehr als 6 mal die vordere, fast gleich breite wie lange übertrifft, und in einen langen bis hinter die Analgrube reichenden spitzen Zipfel endet; sie ist innen von einfachem Baue und zeigt nur in der Nähe des Luftganges durch quer vorspringende Leisten eine Andeutung zu zelliger Structur. Färbung. Über den graublauen Bücken ziehen gegen die Seiten herab schwarze Quer- binden und zwar die 1. über den Nacken, die 3. vor Beginn der Dorsale, und in der Mitte zwischen beiden die 2., hierauf folgen in ziemlich gleichen Abständen bis zur Schwanzflosse 7 — 8 kürzere, ähnliche Binden, die zum Theile aus der Verschmelzung grosser Augenflecke hervorzugehen scheinen, indem solche hie und da gesondert auftreten und namentlich auch die Fettflosse bedecken. Alle diese Binden werden über der Seitenlinie von einer hell metal- lisch glänzenden Längsbinde unterbrochen, welcher unterhalb des Seitencanales parallel eine zweite verläuft, wodurch der Raum zwischen beiden längs der Seitenlinie als breites, dunkleres Band erscheint. Die Caudale trägt einen dunklen Saum, alle übrigen Flossen zeigen weder Flecken noch Länder. Ichthyologische Beiträge zu/' Familie ein- Characinen. 141 Totallänge des grössten Exemplares über 9"; die "Weibehen erscheinen etwas höher als die Männchen, da ihr Bauchprofil sich tiefer herabsenkt, unterscheiden sich aber übrigens nicl) f. Fundorte: Rio Guapore" und Negro. Natter er bezeichnet diese Art als Salmo roncador, nach dem Trivialnamen Roncador. 2. Art: Cuv. mttiloides, n. sp. (Taf. I, Fig. 2.) Altitudo corporis paulo major capitis longitudine et ad iianc corporis uti 1 : 3, squamae laterales majores, quam ventrales, omnes ciliatae ; frons lata. Diese Art stellt in Totalform dem Anodus alburnus Mll. Tr. noch näher als die vorige, unterscheidet sich aber eben sowohl von dieser wie von allen übrigen beschriebenen Arten. Das Profil des Vorderrückens steigt bis zur Dorsale minder rasch an als bei An. alburnus und bildet mit dem der Bauchseite einen nahezu gleichen Bogen, nur senkt sich letzteres vom Unterkiefer gegen die Brust rascher. Bei Beginn der Bückenflosse erreicht der Körper die grösste Höhe, in welcher die kleinste am Schwänze etwas über 3mal enthalten ist. Die Kopf- höhe am Hinterhaupte kommt der Länge von der Schnauze bis etwas hinter den Vordeckel gleich, die Breite zwischen den Deckeln aber genau der halben Kopflänge. Der Durchmesser des Auges misst 1/i der Kopflänge, sein Abstand vom Schnauzenende beträgt 1 . vom andern Auge mehr als 2 Diameter. Die freie Augenlidspalte ist senkrecht oval wie bei der vorig-en Art; der Mund endständig, beide Kinnladen sind bei geschlossenem Munde gleich lang: der kleine und schmale, nach abwärts gebogene Oberkiefer reicht nur bis unter die Narine und wird vom vordem Suborbitalknochen nicht überdeckt. Das untere Stück des Suborbitalringes ist zwar das grösste, wird aber von dem unter ihm befindlichen freien Theile des Vordeckels an Breite fast noch übertreffen. Der hintere Rand des Deckels ist gewölbt, der untere läuft geradlinig aber schief zur abgerundeten, mit einem Hautsaume besetzten Spitze desselben empor. Unter- und Zwischendeckel sind gross, namentlich bildet letzterer ein tief herabrei- chendes Dreieck; Kiemenstrahlen jederseits 4, Raehenzähne an den Kiemenbögen fehlen, wie bei allen Cur imatus- Arten, bemerkenswerther Weise gänzlich. A 11 — 1-2 I). 2/8— 9, A. 2/8, V. 1/8, P. 1/13, C. ii . Squ. ^^ i s Die Rückenflosse beginnt in halber Kopflänge und ist nach hinten massig abgestutzr, ihre längsten Strahlen übertreffen die halbe Körperhöhe. Die Anale steht der Fettflosse gegen- über, ist um '/, niederer als die Dorsale und etwas eingebuchtet. Die ßauchflossen stehen hinter dem Anfange der Dorsale und reichen mit ihren Spitzen bis nahe zur Analgrube zurück, ebenso die etwas längeren Brustflossen nicht ganz bis zur Basis der Bauchflossen; die End- strahlen der tiefgabligen, gleichlappigen Caudale erreichen nicht Kopfeslänge. Die grössten Schuppen liegen zunächst dem Schultergürtel und unterhalb der Seitenlinie, nur wenig kleiner sind die 2 Reihen über ihr, dann aber nehmen sie rasch gegen den Rücken an Grösse ab, gegen den Bauch werden sie ebenfalls kleiner : rascher nimmt jedoch ihre Grösse hinter den ßauchflossen wieder gegen den Schwanzstiel ab. Alle Schuppen, und zwar die kleinsten im Verhältniss noch mehr, sind am ganzen freien Rande noch stärker gewimpert 142 Rudolf Kner. oder vielmehr gezähnelt, als dies bei Anodus ciliatus Mll. Tr. der Fall ist, am stärksten sind es jene der Bauehmitte. Vor den Ventralen ist der Bauch jederseits stumpf gekantet , hinter ihnen einfach gekielt. Färbung. Rücken dunkel, Seiten und Bauch mit Messing- oder Kupferglanz, nirgends Flecken oder Streifen, alle Flossen einfarbig. Totallänge von 51/, bis gegen 9 Zoll. Unter den kleineren Spiritus-Exemplaren erweist sich eines durch reife Eier als Weib- chen, es stimmt mit einem trockenen von fast 9" Länge, das Natterer gleichfalls als Weib- chen bezeichnete, in allen Punkten überein, nur erscheint es etwas höher und gedrungener als jenes und als die Männchen. Es findet demnach auch bei dieser Art derselbe Geschlechts- unterschied wie bei der vorigen Statt und mit dem Alter scheint bei Weibchen die Körper- höhe noch mehr zuzunehmen. Letztere nähern sich hiedurch in Totalgestalt dem Anodus ciliatus Müll. Tr. , dem diese Art auch durch die bezähnten Schuppen nahe steht, doch bleibt zwischen beiden Arten in der Körperhöhe stets ein bedeutender Unterschied und über- dies ist bei Anod. ciliatus der Bauch vor den Ventralen nicht seitlich gekantet , sondern , wie Müller und Troschel eigens bemerken, abgerundet. — Von Curimatus Gilbert/' Q. und Gaim. schliessen die gezähnelten Schuppen allein schon den hier beschriebenen rutiloides aus. Fundorte: Matogrosso, Barra do R. negro. — Natterer gibt keinen Trivialnamen an. 3. Art. Curitn. abramoides, n. sp. (Taf. II, Fig. 3.) Altitudo ad corporis longitudinem = 1:2, squamae supra et infra lineam lateralem aequaliter parvae, linea dorsi mediana ante pinnam dorsalem absque squamis (Abramidum ad instar) post illam carinata; radii anteriores pinnae dorsales in fila prolongati, corpus sine maculis aut faseiis. Unter allen Arten zeigt diese die grösste Körperhöhe und übertrifft hierin sowohl den Cur. cyprinoides wie ciliatus, die kleinste Höhe am Schwänze ist 3y2mal in der grössten ent- halten und kommt der Breite zwischen den Deckeln fast gleich. Die Kopflänge beträgt nahezu die halbe Körperhöhe, die Höhe am Hinterhaupte bleibt um 1/i hinter seiner Länge zurück. Das Profil steigt rasch bis zur Rückenflosse an, fällt aber längs der Basis derselben nicht minder rasch , wölbt sich hierauf wieder etwas und senkt unter der Fettflosse sich zum zwei- ten Male stärker. Der Bogen des Bauchprofiles erreicht seinen tiefsten Punkt bei Beginn der Bauchflossen und dieser liegt somit weiter zurück als der höchste des Rückenprofiles, da die Bauchflossen erst der Mitte der Dorsale gegenüber sich einlenken. — Der Durchmesser des xVuges beträgt bis V3 der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen beiden fast l1/,, der Abstand vom Schauzenende weniger als einen Diameter. Die Mundspalte reicht bis unter die vordere, der kleine, schmale Oberkiefer blos bis unter die hintere Narine. Die den Suborbitalring und den tief herabreichenden Vordeckel durchsetzenden Kopfcanäle sind weit; Zwischen- und Unterdeckel ragen nach abwärts weit vor und letzterer erscheint um so grösser, als der Deckel selbst sich nicht weit hinab erstreckt. 3 21—26 D. 2/9 , A. 2/8 , V. 1/7—8 , P. 1/12 ,C.JT, Squ. ss^öli 3 — 4 24—26 Die Dorsale beginnt in halber Körperlänge, vor ihr liegt quer ein kurzer Sperrstachel, der nach vorne sich gabiig in zwei Spitzen theilt; der 3. und 4. Strahl sind fadig verlängert. Ichthynlogische Beiträge zur Familie der Characinen. 143 Die im Vergleiche zur vorigen niedere Anale reicht weiter am Schwänze zurück als die ziem- lich grosse Fettflosse. Die zugespitzten Bauchflossen übertreffen an Länge die Brustflossen, rei- chen aber nicht bis zur Analgrube, die in einer Einbuchtung unmittelbar vor der Afterflosse liegt. Der obere Lappen der breiten Caudale ist etwas verlängert und übertrifft die Kopfläno-e. Die Schuppen fallen leicht ab, sind weich, ganzrandig und ohne Radien, nur mit ziem- lich groben Zuwachsstreifen versehen, an Brust und Bauch am kleinsten, hinter dem Schul- tergürtel am grössten. Die massig lange Spornschuppe über den Bauchflossen ist selbst wieder überschuppt,' der Scapularfortsatz über den Brustflossen höher als lang und am Hinterrande eingebuchtet. Die ganze Schneide des Rückens bis zur Dorsale ist unbeschuppt, wie bei unseren Abramiden ; hinter dieser Flosse wird der Kiel des Rückens bis zur Fettflosse durch winklig gebrochene Schuppen gebildet, in gleicher Weise ist auch der Bauch zwischen den Ventralen und der Analgrube gekiek. Färbung. Rücken dunkelbräunlich, Seiten und Bauch silberglänzend, die Mitte der Caudale und die Rückenflosse schwärzlich gesäumt, in halber Höhe der letzteren ist auch querüber eine dunklere Binde bemerkbar. Das kaiserliche Museum besitzt nur ein einziges Exemplar in Spiritus von 7" Länge und ohne Eingeweide, so dass aus der auffallenden Körperhöhe nur zu vermuthen ist, es dürfte ein Weibchen gewesen sein. Fundort: Barra do Rio negro. Nebst diesen besitzt das kais. Museum von bereits bekannten Arten nachfolgende : Curim. cyprinoides Val. Bei dieser Art, die wahrscheinlich Bloch's Salmo edentulus auf Taf. 380 entspricht, unterscheiden sich Weibchen und Männchen ebenfalls schon äusserlich von einander. Unsere wohlerhaltenen, durch reife Eier in den stark entwickelten Ovarien als solche erwiesenen Weibchen stimmen in allen Punkten mit Valenciennes' Beschreibung, die sich auch auf ein Weibchen bezieht, überein. Die Länge des Kopfes ist 4 '/.mal in der Totalläno-e enthal- ten, die Köperhöhe in letzterer omal und der Durchmesser des Auges 3V2rnal in der Kopf- länge. Bei Männchen hingegen ist der Kopf länger und misst % der Totallänge, das Auge grösser, im Durchmesser von 1/3 der Kopflänge; die vorderen Strahlen der Dorsale sind in noch längere Fäden ausgezogen, die bis zur Schwanzflosse reichen, und der obere Lappen dieser ist sensenförmig verlängert und zugespitzt; die Schuppen erseheinen aber am freien Rande weniger deutlich gewimpert als bei unseren Weibchen; ihre Zahl längs der Seiten- linie kann sich auf 64 — 65 erstrecken. Unsere Exemplare stammen von Barra do Rio negro und aus Surinam, das grösste der- selben, ein Weibchen, misst 8% Zoll. Curim. ciliatus Müll. Tr. Ein 5% Zoll langes Weibchen dieser Art stimmt völlig mit der Beschreibung und Abbildung in den Hör. ichthyol. S. 25, Taf. 4, Fig. 4, deren Verfasser wahrscheinlich auch ein Weibchen vor sich hatten ; denn ein grösseres vor mir befindliches Exemplar von mehr als 7" Länge, das sich als Männchen erweist, bietet folgende Unterschiede, die wohl 144 Rudolf Kner. mehr dem Gesclileehte als Alter zuzuschreiben sind. Die Höhe ist nur wenig über 2\.,mal in der Totallänge enthalten, die Kopflänge etwas über 4mal (beim kleineren Weibchen 4I/imal), indem bei dem alten Männchen die Spitzen der Caudale bereits abgenützt sind und sie da- durch kürzer und mehr abgerundet erscheint. Die Schuppen sind viel stärker gewimpert, ja eigentlich so hart und scharf gezähnt wie bei Ctenoiden: ihr freier Rand ist, namentlich an den vor und über den Bauchflossen gelegenen Reihen mehr geradlinig abgestutzt als kreis- förmiir abgerundet. Während ferner beim Weibchen der Bauch hinter den Ventralen einfach und schwach gekielt ist, sind beim Männchen die Medianschuppen nach hinten mit Spitzen und scharfen Dornen besetzt und verdicken sich gegen den Kiel zu allmählich so, dass die mittlere als ein wahrer Dorn vorragt und das Männchen hiedurch an Pygopristis mahnt. Ich zweifle um so weniger, dass dies blos Geschlechts- und Altersunterschied sei, als auch bei den kleineren Weibchen die Schuppen gegen den Kiel zu länger gewimpert sind, die Wimpern oder vielmehr Zähnchen aber weich bleiben und keine steifen Dornen bilden. In allen übrigen Punkten weichen die beiden Geschlechter nicht von einander ab. — Die langen und schmalen einfachen Hodenlappen reichen bis gegen die Brustflossenbasis und bleiben bis unmittelbar vor der Analirrube getrennt. Natter er's Fundorte für diese Art sind: Ypanema und Rio Guapore. Cur im. atburnus Müll. Tr. Kleine Exemplare bis etwas über 3" Länge erweisen sich vollkommen mit der Besehrei- bung und Abbildung auf Taf. 4, Fig. 3 in den Hör. ichihyol. übereinstimmend, sie besitzen auch alle die beschuppte Caudale, an welcher Valenciennes zweifelt. Schom- burgk's Exemplar mass allerdings auch nur 4 Zoll, das kais. Museum besitzt aber durch Natter er ausser 4 kleinen noch ein grosses über 8" langes Exemplar, das wohl nur dess- halb in einigen Punkten abweicht, Der Abstand der Fettflosse von der Dorsale beträgt näm- lich 6mal (bei den kleinen 4 mal) die Basis der Fettflosse, die Caudale ist völlig unbeschupp bleibt aber tief gabiig. Alle übrigen Massverhältnisse wie auch Zahl der Strahlen und Schup- pen (3G längs der Seitenlinie) weichen durchaus nicht ab. Dass übrigens auch im Alter die Schuppen auf der Schwanzflosse sich erhalten können, beweist ein anderes, trockenes Exemplar von 8%" Länge, wo sie bis an die Spitzen der Strahlen reichen und welches in allen Punkten mit den anderen übereinstimmt mit Ausnahme des Bauchprofiles, das in einem viel stärkeren Bogen bis unter die Spitzen der Brustflossen sich senkt, wodurch der Körper im Ganzen höher erscheint. Dies ist auch hier nicht sowohl Folge des Alters als vielmehr des Geschlechtes, denn Natterer bezeichnet dieses Exemplar eigens als Weibchen: ein an- deres vom gleichen Fundorte und von S" Länge stimmt nämlich in jeder Beziehung, wie auch im Verhältnisse der Höhe zur Länge = 1:4 völlig überein, besitzt aber nicht das tief ire- senkte Bauchprofil und wird dagegen von Natter er als Männchen angegeben; die Caudale desselben ist wieder unbeschuppt. Als Altersfolge erscheint bei dem grössten unserer Exem- plare nur die Abrundung der Caudallappen, die dadurch kürzer werden. An unseren sehr gut erhaltenen grösseren Individuen zeigt sich auch, dass jederseits der Bauch vor den Ventralen stumpf gekantet ist. und hinter ihnen 3 stumpfe Kiele, einen medianen und 2 seitliche bildet. Nirgends ist trotz des vortrefflichen Zustandes ein schwarzer Fleck am Schwänze oder eine bläuliche Längsbinde sichtbar, wodurch der Verdacht weg- IchihyologiscTie Beiträge zur Familie der Ckaracinen. 145 fällt, dass die Exemplare mit unb escliuppt er Caudale etwa dem Curim. Gilberti Q. et Gaim. entsprechen dürften, der jedenfalls dem alburnus sehr nahe stehen muss. Fundorte: Rio Guajaore, Matogrosso. Curim. latior Spix. Die Untersuchung und "Vergleichung wohlerhaltener Spiritus -Exemplare, unter denen 2 sich als Weibchen und 3 als Männchen ergaben, führten mich zur individuellen Überzeu- gung, das Cur. latior. Spix und laticeps Val. gleichartig seien. Alle unsere Exemplare zeigen D. 11, A. 3/11—12 .... Squ. 100—110, bei allen ist der ganze Bauch scharf gekielt, die Schuppen sind gleich klein, alle fein ge- wintert oder gezähnelt und die Schneide, die der Rücken vor der Dorsale bildet, ist wie bei üur. abramoides meist bis zu dieser schuppenlos, die Rückenflosse hoch und spitz, die Cau- dale tief gabiig, ihre Lappen zugespitzt, der Zwischendeckel setzt sich nach hinten und ab- wärts als auffallend grosses Dreieck fort, wie dies Val enci ennes von seinem laticeps namentlich anführt. Der ganze Unterschied zwischen latior und laticeps beruht, wie es scheint, nur auf dem abweichenden Verhältnisse der Körperhöhe zur Totallänge und dieses stellt sich bei unseren durch ihre reifen Eier kenntlichen Weib eben und zwar dem grössten wie 1 : 3, bei kleineren wie 1 : 31 3 heraus. Bei mit letzteren gleiehgrossen Männchen ver- hält sich aber die Höhe zur Körperlänge (mithin ohne Caudale) wie 1 : 3 — 3%, da bei die- sen sowohl das Profil des Rückens weniger steil ansteigt, als auch das des Bauches sich min- der tief senkt. Je älter ein Weibchen ist, desto stärker erheht sich das Rückenprofil und desto mein- senkt es sich am Bauche, woselbst es noch eine Strecke vor den Ventralen den tiefsten Punkt erreicht. Ausserdem ist zwischen beiden Geschlechtern durchaus kein äusserer Unterschied wahr- zunehmen, und da sich in ganz gleicher Weise Männchen und Weibchen auch anderer Arten dieser Gattung unterscheiden, so scheint es mehr als wahrscheinlich, dass als Cur. latior Spix und Val. Männchen und als laticeps Val. Weibchen derselben Art beschrieben wurden. Vergleicht man unsere bis 9" langen Weibchen mit V a lenci enn es' Cur. laticeps auf pl. 634, so kann man nicht zweifeln, dass die 11" langen Exemplare, die als Original dienten, ebenfalls Weibchen waren. Hält man dagegen Spix' Abbildung von Cur. latior auf Taf. 41 mit unseren kleineren Männchen zusammen, so ergibt sich, dass bei Spix ein Männ- chen abgebildet wurde. Fallen nun, wie ich überzeugt bin, wirklich diese beiden Arten in eine zusammen, so dürfte für selbe die Benennung latior als die ältere beizubehalten und laticeps zu streichen sein. Bezüglich der Wimperung der Schuppen ist noch zu bemerken, dass diese nicht immer gleich stark erscheint und vielleicht bei Nähe der Laichzeit sich ändern dürfte. Die oben erwähnten Weibchen wurden offenbar zur Laichzeit gefangen und ihre Cilien sind durchaus gross, fast Zähnchen zu nennen, bei einem Männchen aus dem Rio Guapore ist aber die Wimperung grösstentheils nur angedeutet, die Schuppen des Vorderrumpfes erscheinen meist völlig glattrandig und blos die des Schwanzes sind deutlich gewimpert. Dass die Cilien am Schuppenrande für sich allein überhaupt kein speeifisches Merkmal abgeben, zeigt sich auch bei noch anderen Characinen, wie die Folge ergeben wird. - Die hintere Abtheilung der Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. XVII. Bd. 14-6 Rudolf Kner. Schwimmblase ist besonders bei Männchen gross und ausgedehnt, der Darmknäuel reicht weniger weit als bei Cur. cyprinoides zurück. Nebst den Weingeist-Exemplaren aus dem Rio negro undGuapore" besitzt das kais. Museum auch noch ein trockenes aus Cujaba, das gleichfalls durch nicht stark ansteigenden Rücken mit Cur. latior stimmt und von unserem so verlässlichen Natterer in der That als Männchen bezeichnet ist. Cur int, elongatus Ag. Trockene Exemplare vom Forte do Principe lassen über die Gleichartigkeit mit Spix' Figur auf Taf. 40 keinen Zweifel und sehen in Totalgestalt meinem später zu beschreibenden Hemiodus long iceps sehr ähnlich. Die von Natter er als Männchen und Weibchen bezeich- neten Individuen unterscheiden sich äusserlich nicht; ihr Trivialname ist Piaba branco. Bringt man sämmtliche Cur imatus- Arten (von denen nur Cur. Gilberti dem kais. Mu- seum fehlt) nach der Körper h ö he in eine Reihe, so bildet Cur. abramoides das oberste und elongatus das tiefste Glied der Reihe. Die Zwischenglieder lassen sich dann theils nach der Grösse und Zahl der Schuppen, theils nach dem freien Rande derselben gruppiren, da sowohl unter den hohen als gestreckten Formen kleine Schuppen (C. abramoides, elongatus) vorkommen, wie auch grosse (z.B. C. ciliatus , albumus) und bei beiderlei Formen sich Arten mit ganzra ml igen Schuppen, z. B. abramoides, und solche mit gewimperten, wie ciliatus, vorfinden: Cur. elongatus bildet sodann bei der Combination seiner Merkmale: „Totalgestalt langgestreckt, Schuppen sehr klein und gewimpert" das Endglied der auf diese Weise construirten Reihe. Gattung: PROCHILODUS Ag. Pacu Spix. Den Charakter dieser Gattung gaben Müller und Troschel so exact, dass er völlig hinreicht, um sie scharf von allen übrigen zu unterscheiden. Auch der Anreihung im System unmittelbar an Anodus (Curimatus) kann ich nur beipflichten, sie erscheint mir jedenfalls ungleich natürlicher als die Stellung, welche ihr von Valenciennes eingeräumt wird. — Tu der so reichen Ausbeute Natter ers finden sich auffallender Weise nur 5 Arten dieser Gattung vor. Prodi, nigricans Ag. — i*acu nigricans Spix. tab. 39. Exemplare aus Ypanema stimmen in allen wesentlichen Punkten überein , nur liegen längs der Seitenlinie 36 — 38 Schuppen, und blos die Dorsale ist schwarz punktirt, die Schwanzflosse aber nicht. — Valenciennes führt blos bei Prodi, reticulatus einen liegen- den Stachel vor der Rückenflosse an, welcher nach vorne in 2 scharfe Spitzen sich gabiig theilt; ich muss aber beifügen , dass a,uch' Proch. nigricans und die übrigen 3 mir vorliegen- den Arten einen solchen besitzen, der somit der ganzen Gattung zukommen und in den Charakter derselben einzuschalten sein dürfte: aculeo bifida recumbente ante pinnam dorsalem. Natter er bezeichnete diese Art als Salmo corimbata. - - Fig. 4 a zeigt eine etwas ver- grösserte Schuppe dieser Art aus der Seitenlinie. Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 117 Prodi, insignis Val. Trotz der durchschnittlich ungenauen Abbildungen der Fische Guyana's lässt sich doch aus Schomburgk's pl. 30 erkennen, dass Natterer bereits im Jahre 1827 diese Art im Rio negro auffand. Die geringen Abweichungen sind wohl nur auf Rechnung der mangelhaften Abbildung und Beschreibung zu setzen, und ich glaube daher letztere nach unserem wohl- erhaltenen , 8" langen Weingeist-Exemplare ergänzen zu sollen. Der Rücken steigt bis zur Dorsale stark an und der Rumpf erreicht daselbst die grösste Höhe, die 1/i der Totall'änge be- trägt, die Kopflänge ist nahezu 4% mal in letzterer enthalten. Der Durchmesser des Auges übertrifft V4 der Kopflänge , es steht vom Schwanzende etwas über 1 , vom anderen Auge 2 Diameter entfernt. Das Bauchprofil bildet bis zu den Ventralen einen viel flacheren Bogen, als das des Rückens. Die Zähne beider Mundränder sind auffallend gross ; der Zwischen- kiefer überragt den unteren ein wenig. 3 10 D. 9 , A. 10 , V. 1/8 , P. 1/13 , C. i9 , Squ. Se 3 10 Die Länge der vorderen Dorsalstrahlen erreicht bei 5/6 der Körperhöhe, die Flosse ist nach hinten stark abgestutzt, der vor ihr liegende zweispitzige Stachel ragt aus der Haut vor, der Vorderrücken ist schwach gekielt, jedoch auch hier imbricatim beschuppt, der Bauch vor den Ventralflossen abgerundet, hinter ihnen gekielt. Zwischen Rücken- und Fettflosse verlauft eine breite mediane Längsfurche, in der die Schuppen wie eingebettet liegen. - - Die meisten Schuppen über der Seitenlinie sind am freien Rande gekerbt, oft fast gezähnelt, unterhalb derselben meist ganzrandig. Der Seitencanal verzweigt sich blos an seiner vorderen Hälfte mit kurzen Nebenästen , an der hinteren bildet er einfache Röhrchen. Die Schwanz- flosse trägt im Ganzen 9 schwarze Binden, 1 mittlere und 4 schiefe an jedem Lappen; die Anale 3, von denen aber die hintere bei weitem nicht bis zur Spitze des letzten Strahles reicht, wie dies bei Schomburgk's Figur der Fall ist, der übrigens auch 11 schwarze Binden an der Caudale angibt. An unserem Exemplare sind hingegen die Schuppenreihen über der Seitenlinie, besonders hinter der Dorsale, mit dunklen Längsbinden geziert, deren 6 — 7 deut- lich zu zählen sind, die aber Schomburgk nicht angibt. Prodi, reticulatus Val. Trockene Exemplare aus Irisanga von 13 — 16" Länge, die N a tter er schon im Jahre 1823 präparirte, stimmen Punkt für Punkt auf die Beschreibung, welche Valenciennes von die- ser Art gibt. Die Messungen, Schuppen- und Strahlenzahl, die tiefe Fontanelle , die Rauhig- keiten der Scheitelbeine, der Kiel längs des Suborbitalringes, die gefleckte Dorsale und ; endlich die eigenthümliche Structur der Schuppen, deren freies Ende sich ausnimmt als wäre es selbst wieder fein beschuppt, kurz alles lässt keinen Zweifel an der richtigen Bestim- mung dieser Art. Natterer benannte sie gleichfalls Salmo corimbata und bezeichnete die verschiedenen Exemplare theils als Männchen, theils als Weibchen, die jedoch äusserlich keine Geschlechts- unterschiede zeigen. 19* 148 11 u dolf K ne r. M*roclt. binotatus? Val. Exemplare bis 13" Länge von Barra do Rio negro schliessen sich durch gestreckte Form und fadig verlängerte Rücken- und Bauchflossen an Pr. taeniurus Val. an, doch bildet das Profil an der Bauchseite bis zu den Ventralen eine stärkere Curve als am Rücken, wodurch allein schon diese Art sich auch von Pr. nigricans unterscheidet, der übrigens auch anders gestaltete Deckelstücke und eine blos schwarz punktirte Dorsale besitzt, aber durch geringe 10 Schuppenanzahl, nämlich 48— 00 ihr allerdings nahe steht und dagegen von taeniurus abweicht, 10 bei welchem Valencienn es längs der Seitenlinie 76 angibt; von letzteren zeigt sie sich auch noch durch die Färbung der Caudale verschieden, indem diese im Ganzen 9 schwarze Binden trägt. Mit Sc h 0111 b u rgk's Figur auf pl. 29 von Proch. binotatus stimmen aber unsere Exem- plare in Gestalt, Grösse und Zahl der Schuppen, wie auch in Färbung der Schwanz- und Afterflosse völlig überein, nur fehlen die zwei schwarzen Seitenflecken gänzlich; da jedoch derlei Flecken bekanntlich häufig undeutlich werden oder selbst ganz verwaschen sind, so sehe ich im Mangel derselben allein keinen Grund zur Ausscheidung unserer Exemplare von Pr. binotatus, während sie durch die grossen Schuppen jedenfalls von taeniurus, die gestreckte ( restalt von insignis und die Färbung der Caudale von allen übrigen Arten sich ausschliessen. He ekel glaubte in ihnen den Pr. nigricans zu erkennen, Natterer unterschied sie jedoch ganz richtig von diesem, indem er sie Sahno jaraqui benannte, während er jenen, wie erwähnt wurde, als Salmo corimbata bezeichnete. Proch. vimboides n. sp. Heck, in Msep. (Taf. III, Fig. 4.) Os xiil>t'iitfjrtiin, nasus prominens, obtusus, squamae majore*, quam m caeteris speciebus, omnes aeouales. Schon Heckel bezeichnete 4 trockene Exemplare, deren Fundort von Natter er nicht angezeigt wurde , unter obiger Benennung als neue Art, und sie stimmen in der That mit keiner der beschriebenen Species genügend überein. — Die grösste Körperhöhe bei Beginn der Rückenflosse is = % der Totallänge, die Kopflänge erreicht kaum '/ä der letzteren. Das Rückenprofil steigt bis zur Dorsale in einem etwas schärferen Bogen an, als das der Bauch- seite sich senkt. Der Durchmesser der Augen beträgt beiläufig '/, der Kopflänge, die Stirn- breite zwischen ihnen etwas über 2 Diameter, sie liegen dem Sehnauzenende näher als der Kiemenspalte. Die stumpfe Nase ragt ziemlich stark vor, die Zähnchen in beiden Kinnladen zeichnen sich vergleichsweise zu anderen Arten durch Länge aus. Es finden sich nur 3 aus- gebildete Deckelstücke vor, indem das Suboperculum fast auf Null reducirt ist, dagegen schiebt sich der Zwischendeckel hoch hinauf zwischen Prae- und Operculiun ein. Längs des* Vordeckels und am Unterkiefer mündet der herablaufende Canalzweig jederseits mit 9 bis 10 Poren; die Stirnfontanelle reicht als gleichbreite Furche vom Hinterhaupte bis zwischen die Narinen; die Oberfläche aller Deckelstücke ist glatt, die Zahl der Kiemenstrahlen 4, der breite Seapularfortsatz nach hinten ausgebuchtet. 3 5 D. -1 9 . A. 2/8, V. 9, P. 14, C. 19, Squ. aa-sa Ichihyologische Beiträge zur Familie der < '/iaracii/en. 149 Die Dorsale steht gl eich weit vom Schnauzenende wie von der Fettflosse entfernt und ist nach hinten massig abgestutzt, ihre längsten vorderen Strahlen messen 3/6 — 2/3 der Kör- perhöhe, der vor ihr liegende Stachel lauft wie bei den übrigen Arten in zwei Gabelspitzcn aus. Die Bauchflossen sind unter der hinteren Hälfte der Dorsalbasis eingelenkt und mit den Brust- flossen nahezu gleich lang. Die niedersten Strahlen besitzt die Analflosse: die Endstrahlen der gabiigen Caudale erreichen Kopfeslänge. Die Schuppen sind über und unter der Seitenlinie von gleicher Grösse und, wie schon aus den angegebenen Zahlen erhellt, grösser als bei allen anderen Arten mit Ausnahme unserer Exemplare von Proch. nigricans aus Ypanema, von dem er sich aber schon allein durch die weichen, glatten Ränder seiner Schuppen und den Mangel eines verästelten Seiten- canales unterscheidet. Gegen den Bauch erheben sich die Schuppen in ihrer Mitte kielähnlich, so dass dieser vor den Bauchflossen fünfkantig erscheint, hinter ihnen bildet er einen ein- fachen medianen Kiel. Die glatten und weichen Ränder aller Schuppen glänzen noch im trockenen Zustande silberig; der ganze Rumpf und alle Flossen sind übrigens ungefleckt, nur die Strahlen der Dorsale ihrer Länge nach vor- und rückwärts schwarz punktirt. Totallänge 8 — S'/2 Zoll; ihr Trivialname ist nach Natterer Soguagra. Gattung: MICRODUS, n. g. Char. Dentes minutissimi , acuti, mobiles uniseriales solum in labio superiori, inframaxillares nulli, labia papulosa, oculi magni, corpus elongatum, squamae durae magnae , abdomen planum ad latera obtuse carinatum. Im Ganzen stimmt diese Gattung so nahe mit der folgenden (Ghilodus) überein, dass ich gerne auf ihre Aufstellung verzichten würde, wenn nicht der gänzliche Mangel von Zähnen im Unterkiefer mich doch davon abhielte. Wie nahe sich übrigens beide steben, wird aus der Beschreibung und Abbildung der einzigen Art, auf die ich die Gattung begründe, genugsam erhellen. 1. Art. Ifiicr. labyrinthicus, m. (Taf. III, Fig. 5.) Deutes in labio superiori nvmero 14, apice fusco, arcus brauch ialis 4tus ijuasi tumidus, intus excava- tus cum appendice branchiali; macula nigra lateralis supra primam pectoralem, squamae rnargine crenatae. Die Totalgestalt mahnt, wie bei Ghilodus Müll. Tr. an Cyprinoiden,- die grösste Höhe bei Beginn der Rückenflosse beträgt nahezu 1/s der Körperlänge oder etwas weniger, die Dicke des Rumpfes ist r/anal in dessen Höhe begriffen und die kleinste Höhe am Schwänze 3mal ; die Kopflänge beträgt % der Totallänge. Die Höhe des Kopfes am Hinterhaupte übertrifft nur wenig dessen Breite zwischen den Deckeln und kommt der Länge von der Schnauze bis zum Vordeckel gleich. Der Mund ist endständig, klein, der Unterkiefer kürzer, die Oberlippe dick und fleischig; der Oberkiefer legt sich über den unteren und reicht bei geschlossenem Munde nur bis unter die vordere Narine. Tief in die Oberlippe sind, die Gegend des Zwischenkiefers einnehmend, die 14 einfach spitzen, kaum sichtbaren Zähnchen eingesenkt, nach hinten ist ein schmales, queres Segel ausgespannt, eine freie Zunge fehlt. — Das Auge ist sehr gross, sein Durchmesser von mehr als y3 der Kopflänge, es steht 1 Diameter 150 i? u do If Kn e r. vom Rande der Oberlippe und iy2 vom anderen Auge entfernt; das es rings umgebende Augenlid lässt eine weite ovale Verticalspalte frei. Die doppelten, nur durch eine Hautfalte getrennten Narinen liegen in der Höhle des oberen Augenrandes im halben Abstände des Sehnauzenrandes vom Auge. Der Suborbitalring ist nach unten und vorne breit, hinten aber schmal, der ihn durchsetzende Canal weit. Der hintere Rand des Deckels bildet mit dem unteren fast einen rechten Winkel, unter welchem das Suboperculum mit einer Spitze nach rückwärts vorragt. Die 4 Kiemenstrahlen sind durch Haut an den Isthmus verwachsen, die Kiemenspalte daher nicht weit offen. Die Rechenzähne der vorderen Kiemenbügen stellen gekrümmte, in Spitzen endende, biegsame Borsten vor. Der letzte Kiemenbogen (s. Fig. 5 a) ist nach aussen stark gewölbt, wie geschwollen, und mit queren Schleimhautfalten besetzt, zwischen denen sich eine Reihe langer Kiemeublättchen ein- und abdrückt, die fest auf der concaven Hinterwand der Kiemenhöhle anliegen und sonst bei keinem mir bekannten Fische sich vorfinden. Die Figur 5 a1 zeigt den knöchernen Kiemenbogen der rechten Seite von aussen und b von innen in natürlicher Grösse; er besteht aus einer äusseren convexen und einer inneren schwach concaven dünnen Knochen wand, zwischen denen er seiner Länge nach innen hohl ist (b1). Diese eigenthümliche Umbildung des letzten Kiemenbogens mahnt um so mehr an die sogenannten Labyrinthe mancher Fische, als von der concaven Seite des Bo- gens nach einwärts noch überdies eine kleine sckneckenförmig eingerollte überzählige Kieme absteht, wie aus der Figur a ersichtlich ist; gleichwohl unterscheidet sie sich von allen der- artigen Vorrichtungen. Indem ich obige Artbenennung wählte, will ich damit auch nicht aussprechen, dass diese Bildung einen ähnlichen Zweck habe wie die Labyrinthe von Anabas u. dgl., sondern nur dadurch auf dieses jedenfalls charakteristische Merkmal die Aufmerk- samkeit lenken1). — Die oberen Schlundzähne bilden eine schmale Binde, ähnlich geformter Zähne mit braungefärbten Spitzen, wie sich deren bei den folgenden Gattungen Chilodus, Schizodon und Leporinus vorfinden. 3 4 — 4', D. 2/9, A. 2/7, V. 1/8, P. 1/13, C. Tö, Squ. ^9 3 34- Das Profil steigt von der gewölbten Schnauze fast geradlinig bis zur Dorsale an und bildet an der Bauchseite nur einen sehr flachen Bogen. Die Rückenflosse beginnt in der Mitte zwischen Mund und Fettflosse, ist vorne so hoch als der Körper, unter ihr und nach hinten fast bis auf V3 geradlinig abgestutzt. Die der Fettflosse gegenüber stehende Anale ist um die Hälfte niederer, ihr letzter Strahl nur x/g so lang als der längste; Bauch- und Brust- flossen sind fast gleich lang und beide zugespitzt, die Spitzen der gleichlappigen Caudale sind abgerundet und bleiben hinter der Kopflänge zurück. Die Strahlen der Dorsale tragen die bei Characinen so häufigen seitlichen Hautlappen , ähnliche aber schmälere befinden sich auch an den mittleren Strahlen der Schwanzflosse. — Der Bauch erscheint vor den Ventralen flach und beiderseits stumpf gekantet, da die daselbst am Rande liegenden Schuppen winklig gebrochen sind. Den Rücken decken etwas kleinere Schuppen als die Bauchseite, alle sind aber derb, sitzen fest und zeigen gegen den Rand feine Radien, die sich über ihn hinaus fortsetzen, so '. Jedenfalls könnte diese Gattung der jetzigen Familie der Labyrinthfische mit eben so gutem Grunde als manche andere einge- reiht werden, da, nebenbei gesagt, diese Familie durchaus nicht Anspruch auf den Rang einer natürlichen hat. Ichthyologische Beiträge zur Familie der Gharacinen. 151 dass der Rand der meisten Schuppen fein gekerbt oder gezähnelt erscheint. Die Schuppen der Seitenlinie und des Bauches sind durch eine Querfurche in zwei, ihrer Form und Struc- tur nach verschiedene Hälften getheilt, in die festsitzende, fein concentrisch gestreifte und die freie, deren Oberfläche uneben erscheint, bis am Rande diese Rauhigkeiten sich als Zähn- chen lostrennen und frei vorragen. Fig. 5 c stellt eine Schuppe längs der Seitenlinie und eine vom Bauche, letztere vergrössert dar. Färbung. Rücken grünlichbraun, Seiten und Bauch hell silberglänzend, jede Schuppe in der Mitte mit dunkelbraunem Flecke, die daher eben so viele Längsreihen am Rumpfe bilden; längs der Seitenlinie ein breites nicht metallisch glänzendes Band, das über den Brust- flossen meist mit einem schwärzlichen Augenflecke geziert ist und durch die Mitte der Caudale als dunklere Binde sich fortsetzt. Die Rückenflosse wird in halber Höhe von einem schief nach hinten und unten herablaufenden dunklen Bande durchsetzt, die übrigen Flossen sind hell einfarbig. Mit Ausnahme der wie gewöhnlich bei Characinen geformten Schwimmblase, deren hinterer Zipfel weiter zurück als die Analgrube reicht, ist an unsern Spiritus-Exemplaren weiter nichts von Eingeweiden erkennbar, selbst nicht das Geschlecht. Das in natürlicher Grösse abgebildete Individuum ist unser grösstes, alle übrigen sind unter 6" lang. Fundorte: Rio branco und Barra do Rio negro; — ohne Trivialnamen. Gattung: CHILODÜS Mli. Tr. Diese Gattung theilt mit der vorigen alle Merkmale und unterscheidet sieh nur. indem auch der Unterkiefer solche Zähne wie der obere Mundrand trägt. Würde man der Bezahnung nicht so hohe Bedeutung für die Charakteristik und Systematik beilegen, als dies bisher zu geschehen pflegt, so Hessen sich beide Gattungen füglich in eine vereinigen, für die dann der Name Microdus passender aus dem Grunde erscheinen dürfte, weil der Name Chilodus ohnehin an den noch älteren der Infusorien-Gattung Chilodon zu sehr erinnert. Wie sehr sich bis in's Detail Microdus und Chilodus ähneln, davon wird Jeder sich überzeugen, der die Besehreibung und Abbildung der vorstehenden Art mit jener des Chil. punctatus Mll. T r. auf Taf. 4, Fig. 2, der gleichfalls einzigen Art dieser Gattung, vergleicht. Letzterer scheint nur stets eine geringe Grösse zu erreichen, denn Schomburgk's Exemplare des Pariser und Berliner Museums messen nur zwischen 2 und 3 Zoll in der Länge und auch unser von Natterer stammendes Exemplar aus dem Rio Guaporö misst nicht einmal volle 2 Zoll, stimmt aber in allem mit jenen derart überein , dass eine weitere Beschreibung unnöthig erscheint. Nur niuss ich erwähnen, dass der letzte Kiemenbogen gleichfalls in ähnlicher Weise umgebildet ist wie bei Microdus, blos zufolge der Kleinheit weniger deutlich; weder die Ver- fasser der Horae Ichthyologicae noch Valenciennes bemerkten diese Bildung, die doch ganz geeignet ist, die enge Verwandtschaft mit Microdus vollends klar zu machen. Dem Vorgange Valenciennes, der den Chil. punctatus der Gattung Citharinus unter der Artbenennung Ciih. chilodus einreiht, kann ich hingegen durchaus nicht beipflichten, da beide Gattungen in Totalgestalt, Mund- und Flossenbildung, und selbst in Bezahnung zu sehr von einander abweichen. 152 Rudolf Kner. Gattung: CITHARINUS Cu v. Char. Corpus altum, compressum, os terminale fransversum, labiorum mdrgo scindcns. dentes ciliiformes uniserialis in osse inter- et inframaxillari, abdomen ante pinnas ventrales rotun- ilatum. retro illas carinatum, squamae mediocres, pinna adiposa magna, ad basin squamata, radii branchiostegi 4. Der Bezahnung nach reiht sieh diese Gattung mit der einzigen bisher sicheren Art: Cith. Geoffroyi Cuv. den vorhergehenden am natürlichsten an, im Totalhabitus mahnt sie aber theils an Abramiden, namentlich die spitzflossigen Arten, theils an Curimatus, insbesondere an Cur. abramoides, und ich möchte sie überhaupt die afrikanische Stellvertreterin der genannten Gattungen Europa's und Südamerika's nennen. — Dass die Zahl der Schuppen längs der Seitenlinie bedeutend schwankt, davon geben auch unsere Exemplare Beweise, indem sie zwischen 75 und 85 durchschnittlich beträgt. Da auch die Differenzen in den Zahlen nur solche sind, wie sie innerhalb einer Species überhaupt vorkommen und andere feste Artunter- schiede nicht angegeben werden, so theile ich die Ansicht von Valenciennes, dass Cith. latus Ehr. kaum specifisch verschieden sein dürfte und abweichende Verhältnisse der Körperhöhe zur Länge wohl nur im Alter oder Geschlechte ihren Grund haben werden, worüber jedoch bisher sichere Anhaltspunkte fehlen. Gattung: HEMIODUS M ü 1 1. T r. Char, Dentes lamnaeformes, rnargine rotundato ubique serrati, uniseriales solum in osse interma- xillari ; os terminale, partum, corpus elongatum, subcompressum, radii branchiostegi 4 rel 5, carina supra pinnas pectorales prominens. Diese Gattung, mit welcher hier die Reihe jener Characinen beginnt, die zufolge ihrer Bezahnung und Darmbildung nicht zu Raubfischen sich eignen, deren Zähne aber bereits mehrspitzig oder vielfach gekerbt sind, war bisher nur durch 2 Arten vertreten, in deren wirklichen Bestand Valenciennes sogar noch Zweifel setzt. Natterer's reiche Sammlung gestattet mir nicht nur die Hebung dieses Zweifels, sondern durch sie erhält diese Gattung namhaften Zuwachs in mehren schönen Arten, die ich zunächst folgen lasse. 1. Ait: Hern, longiceps, n. sp. (Taf. VI. Fig. ü.) Longitvdo capitis altitudinem corporis superans, dentes intermaxillares '20, tricuspidatz, squamae parvae, illae dorsi et abdominis fere aequales, macula nigra lateralis, oblongu retro pinnam dorsalem. Die Totalgestalt ist schlank, die grösste Körperhöhe, bei Beginn der Dorsale, ist 5mal in der Länge von der Schnauze bis zur Einbuchtung der Schwanzflosse enthalten, die Kopf- länge hingegen kaum etwas über 4mal. Die Höhe des Kopfes am Hinterhaupte beträgt mehr, die lireite zwischen den Deckeln weniger als halbe Kopflänge. Der endständige Mund ist klein, der Zwischenkiefer überragt den unteren bedeutend, der sich seitwärts unter den tief herabreichenden Oberkiefer einschiebt, dessen Winkel aber selbst wieder von dem breiten Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 1 5 3 vordem Suborbitalknochen überdeckt wird und nicht bis unter die Narincn zurückreicht. Die Oberlippe ist längs der Ausdehnung des Zwischenkiefers mit einer einfachen Reihe von 20 beweglichen Zähnchen besetzt, die an Grösse gegen die Mitte zunehmen und deren 3 Spitzen von bräunlicher Färbung (wie bei Loricarinen) sind; Fig. a zeigt einige derselben schwach vergrössert. Hinter der Zahnbinde spannt sich ein breites queres Hautsegel aus, die kurze freie Zunge endet in eine feine Spitze. — Der Durchmesser des Augapfels beträgt % der Kopflänge, es steht etwas näher dem Schnauzenrande als der Kiemenspalte, und iy3 Diameter vom andern Auge entfernt. Es wird völlig, so wie der Suborbitalring und zum Theile auch die Deckelstücke von Fetthaut überhüllt, die besonders am vordem Augenrande einen bis zu den Narinen reichenden dicken Meniscus-förmigen Polster bildet. Durch diese Fetthaut schimmern blos die hintern Stücke des daselbst am breitesten knöchernen Augenringes (3 an der Zahl) hindurch. Der schmale Vordeckel ist kaum sichtbar, da ihn namentlich gegen seinen Winkel die Fetthaut ebenfalls dicht überzieht; das Opereuluni erscheint durch eine Querfurche in eine obere und untere Hälfte getheilt. Der ganze Oberkopf ist glatthautig und keilt sich mit einer Spitze zwischen die Schuppen des Vorderrückens ein. Die Kiemenspalte reicht weiter hinauf, als der obere Augenrand und ist an der Kehle bis unter die Mitte des Auges offen. Die 5 Kiemenstrahlen sind breit und fest anliegend; die 4 Kiemenbögen reichen nicht weit in die Mundhöhle vor, die vordem sind mit dünnstehenden biegsamen Rechenzähnen besetzt, deren verdeckte Basis in eine massig lange einfache Spitze ausläuft. An den hintern Kiemenbögen werden diese Rechenzähne noch kürzer, sind mehr compress und weniger spitz; wahre untere Schlundzähne fehlen, die obern bilden eine schmale Binde von Sammtzähnen. 4 D. 2/9, A. 2/9, P. 1/17, V. 1/11, C. 2Ö 4 Das Profil steigt von der Schnauze bis zur Dorsale in einem flachen Bogen fast gleich- massig an und senkt sich bereits unter dieser Flosse, an der Bauchseite bildet es einen noch flacheren Bogen; die kleinste Höhe am Schwänze beträgt kaum J/3 der grössten. ■ — Die Dor- sale beginnt vor halber Körperlänge, ihr erster ungeteilter Strahl ist l'/^mal kürzer als der folgende, der mit dem nächsten getheilten an Länge der Körperhöhe daselbst nahezu gleich kommt; der letzte misst nicht 1/3 der längsten Strahlen. Die Fettflosse steht dem Ende der niederen Anale gegenüber, deren längste Strahlen nur 2/5 der Dorsalhöhe messen. Brust- und Bauchflossen sind gleich lang und zugespitzt, erstere reichen bis unter den Anfang der Dor- sale. Die Caudale. ist tiefgablig, gleichlappig, ihre breiten Endstrahlen bleiben aber hinter der Kopflänge zurück; die mittleren, vielfach getheilten Strahlen (4 im Ganzen) sind mit einem Hautlappen versehen, der über die halbe Länge der Strahlen hinausreicht. Längs der Seitenlinie liegen 77 — 79 Schuppen, über ihr 14. unter ihr (von der Basis per Bauchflossen aufwärts) 7; die grössten Schuppen finden sich beiderseits zunächst dem Schultergürtel vor, die der Bauchseite sind kaum etwas grösser als die des Rückens. Alle sind am festsitzenden Ende breiter und äusserst fein concentrisch gestreift, am freien zart gestrahlt und ihr Rand durch diese Radien gekerbt. Über den Bauchflossen ragt eine spitze Sporn- schuppo von halber Länge der Strahlen vor. Der erste Pectoralstrahl legt sich in der Ruhe in eine Längsfurche, die nach oben von einem Kiele begrenzt wird, der sich vom Scapularfort- satze fast bis zur Spitze der Flosse erstreckt. Die diesem Kiele aufsitzenden Schuppen bilden sich eigentümlich um, indem sie sich allmählich nach hinten spornähnlich verlängern. Denkschriften der niatheni.-nuturw. Cl. XVII. Bd. "^ 1 5 4 R u d o If Kn e r. (Fig. b zeigt 3 solche hinter einander liegende Kielschuppen und eine gewöhnliche in natür- licher Grösse.) — Die Analgrube liegt nur 2 Schuppen von der Afterflosse entfernt. Die Schwimmblase nimmt die ganze Länge der Bauchhöhle ein und endet in einen langen spitzen Zipfel, ihr Luftgang bildet vor seiner Einsenkung in die Speiseröhre eine Bulbus-ähn- liche Erweiterung. Färbung. Diese erscheint gleichmässig, nur am Rücken etwas dunkler, alle Schuppen, die übrigens wie bei allen Hemiodus- Arten leicht abfallen, glänzen hellsilberig; an der Stelle, wo sich bei Hern, notatus ein runder, schwarzer Fleck befindet, zieht sich hier längs der Seitenlinie ein schmaler dunkler Strich eine Strecke weit fort, der trotz der vieljährigen Auf- bewahrung in Weingeist noch sichtbar blieb. Die Caudale ist hell gesäumt, alle Flossen sind ungefleckt. Totallänge 8 — 9 Zoll. Fundort: Rio Icanno, ihr Trivialname daselbst nach Natterer 0 oii a po-tira. 2. Art : Hern, setnititenitilns, n. sp. (Taf. IV, Fig. 7.) Altitudo corporis longitudinem capitis superans, dentes '2S margine convexo crenatz, squamae majores, taenia lateralis nigra, retro pinnam dorsalem incipiens, ad cauda/em usque extensa. Die Totalgestalt ist minder gestreckt als bei der vorigen Art, die grösste Höhe beträgt genau % der Körperlänge, in welcher aber die Länge des Kopfes 42/3mal begriffen ist. Das Profil bildet bis zur Dorsale einen viel schärferen Bogen als an der Bauchseite, wo vielmehr dieser bis zu den Ventralen äusserst flach ist. Die Höhe des Kopfes am Hinterhaupte gleicht seiner Länge vom Schnauzenrande bis gegen den Vordeckel, die Breite zwischen den Deckeln übertrifft die halbe Kopflänge. Der Zwischenkiefer springt nur wenig über den unteren vor, der schmale Oberkiefer reicht bis unter die Karinen und wird kaum etwas vom vorderen Suborbitalknochen überdeckt. Den Rand der ganzen Oberlippe bis gegen die Mundwinkel nehmen 28 Zähnchen ein, mit breiten, stark gewölbten und fein gezähnelten Rändern von brauner Färbung (s. Fig. a); die Zunge ragt mit freier Spitze vor. — Der Durchmesser des Augapfels beträgt über l/4 der Kopflänge, die vor ihm befindliche Meniscus-förmige Fetthaut misst aber gleichfalls einen halben Augendurchmesser. Das Auge steht dem Mundrande nur wenig näher als der Kiemenspalte, die Stirnbreite zwischen beiden beträgt F/2 Diameter. Die Überkleidung des Auges und der Seiten des Kopfes von Fetthaut ist hier schwächer als bei der vorigen Art, doch geht sie auch ohne Unterbrechung über das Auge fort, lässt aber am breiten Suborbitalringe alle Stücke desselben und den ganzen Verlauf des ihn durchziehenden Canales deutlich erkennen. Der Deckel ist hier durch keine Querfurche abgetheilt, jederseits sind blos 4 Kiemenstrahlen zu zählen, die Rechenzähne halten in Zahl und Länge die Mitte /wischen der vorigen und der folgenden Art. Der nackte Oberkopf erscheint hier nicht glatfrj häutig, sondern durch darunter befindliche Körnchen und Rauhigkeiten uneben. D. 2/9, A. 2/8, V. 1/K), P. 1/16, C. 20, Squ. ^=>.s 5 Die Dorsale besinnt oleichweit vom Ende der Schnauze wie von der Fettflosse entfernt, ihre längsten Strahlen erreichen die Kopflänge, nach hinten ist sie bis auf % abgestutzt. Die Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 155 Anale besitzt im Vergleiche zu H. longiceps längere Strahlen, die jedoch um ]/3 hinter den längsten der Dorsale zurückbleiben; nach hinten ist sie fast geradlinig bis zur halben Höhe abgestutzt. Besonders langstrahlig sind die Bauchflossen, welche an Länge die Brustflossen übertreffen und die Höhe der Dorsale fast erreichen. Die tiefgablige und gleichlappige Schwanzflosse misst bis zu ihren Spitzen eine Kopflänge ; an jeden ihrer Lappen legen sich 4 Stützstrahlen an, und hier sind nicht blos die inneren Strahlen dieser Flosse mit Hautlappen besetzt, sondern auch sämmtliche der Dorsale, mit Ausnahme des ersten und der beiden letzten Strahlen. Die Schuppen sind an der Bauchseite grösser als am Rücken und unterscheiden sich nicht nur durch Grösse, sondern auch in Umriss und zum Theile in Structur; Fig. b zeigt eine Schuppe längs der Seitenlinie und eine vom Bauche, beide in natürlicher Grösse, und bei beiden sind nur die wenig regelmässigen Radien, nicht aber die äusserst fjgine concentrische Streifung angedeutet. Die Spornschuppe über den Bauchflossen ist massig lang, zwischen ihnen überdeckt aber eine gleichfalls verlängerte Schuppe an der Bauchseite die Basis ihrer inneren Strahlen. Vom Schultergürtel setzt sich über den Brustflossen ein ähnlicher Kiel wie bei der vorigen Art fort, der ebenso von spornartig verlängerten Schuppen überdeckt wird. Färbung. Rücken stahlblau, Seiten grünlich -gelb mit lebhaftem Silberglanze ; von einem grossen tief schwarzen Flecke an der Seitenlinie hinter der Dorsale setzt sich nach hinten die schwarze Binde fort bis zu Ende des Schwanzstieles, theilt sich dann gabiig und läuft an jedem Caudallappen als Längsbinde bis an den Saum desselben; alle übrigen Flossen sind hell einfarbig, die Seiten des Kopfes gelblich metallisch glänzend. Der Magensack ist gross und lang, die Gegend des Pförtners und ein Stück des Dünn- darmes mit zahlreichen ziemlich kurzen Blinddärmen behängt; der weite, rechts verlaufende Darm biegt erst kurz vor der Analgrube nach links und verläuft wieder nach vorne bis gegen den Magensack, um dann abermals nach rückwärts umzubiegen. Die Schwimmblase ist, mit Ausnahme der seitlichen starken Längsfascien, dünnwandig, reicht durch die ganze Länge der Rumpfhöhle und mit seinem sehr spitzen Zipfel bis hinter die Analgrube zurück; — die Leber ist auffallend klein, die Sexualverhältnisse sind nicht zu ermitteln. Totallänge von 5 bis über 8 Zoll. Fundorte: Rio Guapor£; Natterer gibt keinen Trivialnamen an. Betrachtet man Schomburgk's Ckalceus? nigrotaeniatus , Fig. 2 auf Plat. 13, so regt sich die Vermuthung, ob nicht vielleicht diese Art dargestellt sei; denn es heisst in dem frei- lich nicht viel verlässlicheren Texte als die Abbildungen dieses Werkes sind, auf S. 213 — 214 ausdrücklich, dass jeder Kiefer eine einfache Reibe von Zähnen trage. 3. Art: Hein, micfolepis, n. sp. (Taf. IV, Fig. 8.) Altitudo corporis longitadinem capitis superans, dentes 30 — 32 margine vix con>'iJ.rt> crenati, squamae minutae, macula rotunda nigra ad latera. Die grösste Höhe bei Beginn der Rückenflosse beträgt i/i der Länge bis zu Ende des beschuppten Schwanzstieles und übertrifft um ein Merkliches die Kopflänge, welche 42/3mal in jener des Körpers begriffen ist. Die Höhe des Kopfes am Hinterhaupte ist iy,mal, die Breite zwischen den Deckeln fast 2mal in seiner Länge enthalten. Die abgerundete Schnauze L56 Rudolf Kner. überragt den Unterkiefer nur wenig, der schmale Oberkiefer schiebt sich nicht unter den vordem Suborbitalknochen und reicht bis unter die Narinen. Die Zahnreihe des Zwischenkiefers erstreckt sich bis gegen die Mundwinkel; die Zähnchen nehmen gegen die Mitte an Grösse und Breite zu, sind am Rande fast geradlinig und fein gezähnelt, wie Fig. a zeigt. Die Zunge bildet keine frei vorstehende Spitze. Das grosse Auge und die Seiten des Kopfes sind wie bei den früheren Arten von Fetthaut überdeckt, die am vorderen Augenrande ebenfalls einen dicken Meniscus-förmigen Polster bildet, aber nicht ununterbrochen über das Auge fortläuft, sondern vor der Pupille eine verticale Spalte freilässt. Der Deckel ist durch keine Quer- furche abgetheilt, Sub- und Interoperculum sind grösser als bei Hern, longiceps. Die Rechen- zähne der Kiemenbögen stehen dicht gedrängt, die der vorderen bilden lange steife Spitzen die hinteren, viel kürzeren ähneln dicht stehenden Sammtzähnen; Kiemenstrahlen sind jeder seits nur 4 zu zählen. — Das Profil steigt bis zur Dorsale in einer stärkeren Curve als bei longiceps an, die jener der Bauchseite nahezu gleicht. Die kleinste Höhe am Schwänze ist 2S .mal in der grössten enthalten und daher im Vergleich zu longiceps hier um so bedeutender, als auch die Körperhöhe selbst schon grösser ist. 5 24—25 D. 2/9, A. 2/9, V. 1/10, P. 1/1 G, C. ni, Squ. uo-112 5 15—14 Die Dorsale beginnt gleichweit vom Schnauzenrande wie von der Fettflosse entfernt, ihre längsten Strahlen bleiben nur wenig hinter der Körperhöhe zurück, nach hinten ist sie fast geradlinig bis auf l/3 ihrer Höhe abgestutzt. Die Afterflosse besitzt viel längere Strahlen als bei Hein. longicep>s und notatus, indem der 2. und 3. kaum um l/t kürzer sind als die längsten der Dorsale: ihr Band ist stark eoncav eingebuchtet. Auch hier übertreffen die Ven- tralen an Länge die Brustflossen bedeutend und sie reichen daher bis nahe zur Analgrube, die hier unmittelbar vor der Afterflosse liegt. Die Caudale ist tief gabiig, gleichlappig, sie misst bis zu den Spitzen mehr als Kopflänge, die 4 inneren Strahlen eines jeden Lapp>ens sind wie bei den andern Arten mit Hautsäumen besetzt. Die durchaus länglichen Schuppen sind fein concentrisch gestreift und am freien Rande nur theilweise durch spärliche Radien gekerbt (Fig. b, vergrössert), die grössten der- selben liegen zunächst dem Schultergürtel und am Vorderbauche, die kleinsten längs der Seitenlinie. Die Spornschuppe über den Bauchflossen ist vergleichsweise kurz und misst kaum 1/3 der Flossenlänge, der Sehultergürtel setzt sich über den Brustflossen nur als kurzes last gleichseitiges Dreieck fort, ein eigentlicher Kiel, wie bei den früheren Arten, fehlt, blos eine Andeutung eines solchen findet sich vor, indem unterhalb einer Reihe von schwach gekielten Schuppen eine seichte Furche sich zeigt, in welche sich der erste Brustflossenstrahl hineinlegt; spornartig verlängert sind aber auch diese Schuppen nicht. Die Färbung seheint der von IL longiceps ähnlich gewesen su sein, doch ist der Silber- glanz der Schuppen ungleich geringer und ein grosser schwarzer Augenfleck nimmt beider- seits dieselbe Stelle ein wie bei H. notatus, ist aber grösser und weniger rundlich; Dorsale und Caudale erscheinen weder gefleckt noch gebändert. Totallänge 6 — 8 Zoll. -- Fundort: Rio Guapore" in Matogrosso und Barra do Rio negro. — Natterer führt keinen Trivialnamen an. Zwei kleine Exemplare von 4" Länge aus dem Rio negro weichen in mehren Punkten allerdings von den beschriebenen ab, doch halte ich sie nur für Junge derselben Art. Die i Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 157 Körperhöhe kommt der Kopfhöhe gleich und beträgt 1/i der Körperlänge ; das Auge ist grösser uud im Durchmesser von 1/3 der Kopflänge, es steht dem Schnauzenrande näher als der Kiemenspalte und weniger als 1 Diameter vom andern Auge entfernt, die Zahl der Zähne im Zwischenkiefer beträgt hier 32 — 34 ; die Schuppenzahl längs der Seitenlinie steigt bis auf 125, die Verhältnisse der Flossen und die Zahl ihrer Strahlen bleiben sich gleich, ebenso die Beschuppung: auch besitzen sie gleichfalls nur 4 Kiemenstrahlen. Die Färbung dieser Wein- geistexemplare weicht insoferne ab, als längs der Seitenlinie ein helles Silberband sichtbar blieb, dem hinter der Dorsale ein schwarzer Augenfleck aufsitzt; auch trägt der untere Caudal- lappen parallel seinem Saume ein schwarzes Band ; die übrigen Flossen sind hell. 4. Art: Hern, immacutatus, n. sp. (Taf. V, Fig. 9.) Corporis altitudo capitis longitudinem paulo super ans, fr ons arcuata, dentes 22 crenati, squamae parvae, absque macula nigra laterali. Diese Art steht dem folgenden Hern, notatus Val. sehr nahe, doch ist die Totalgestalt schlanker .und die Schuppen am Bauche sind namentlich fast gleich gross mit jenen der Sei- ten , was bei notatus nicht der Fall ist. Die grösste Höhe ist 42/3mal in der Länge bis zur Einbuchtung der Schwanzflosse enthalten. Das Profil bildet vom Schnauzenrande bis zum Hinterhaupte den stärksten Bogen, verläuft aber dann fast geradlinig bis zur Dorsale, in ganz gleicher Weise verhält es sich an der Bauchseite bis zu den Ventralen. Das Auge ist gross, sein Durchmesser 3y2mal in der Kopflänge begriffen, sein Abstand vom Bande des Zwi- schenkiefers, der den unteren etwas überragt, beträgt weniger als 1 Diameter. Die Zahl der Zähne belauft sich auf 22; der Suborbitalring ist besonders nach unten und hinten breit, Vor- und Zwischendeckel bilden nach rückwärts eine senkrecht absteigende Linie; man zählt rechts 5, links 4 Kiemenstrahlen. 5 10—11 D. 2/9, A. 2/10, V 1/11, P. 1/17, C. 19, Squ. 7Ö=?2 5 7— (S Die Rückenflosse beginnt gleich weit vom Schnauzenrande wie von der Fettflosse ent- fernt, ist etwas niederer als der Körper unter ihr, am Rande schwach eingebuchtet und nach hinten stark abgestutzt; der Rand der um die Hälfte niedrigeren Anale ist concav. Bauch- und Brustflossen sind zugespitzt, erstere länger als letztere; die Spitzen der tief gabiigen Caudale übertreffen die Kopflänge bedeutend. — Die Schuppen am Bauche sind mit denen längs der Seiten nahezu gleich gross, was bei Rem. notatus keineswegs der Fall ist; sie sind durchaus länglicher als bei den vorigen Arten und durch keine Querfurche abgetheilt. Die Spornschuppe über den Ventralen ist schmal zugespitzt und von mehr als halber Flossen- länge, die verlängerten Schuppen am Kiele über den Brustflossen und die seitlichen Haut- lappen an den Strahlen der Dorsale verhalten sich zunächst wie bei Hern, semitaeniatus. An den Seiten unserer gut erhaltenen Exemplare ist keine Spur eines schwarzen Augen- fleckes oder einer Binde sichtbar, dagegen zieht wie bei Hern, notatus durch jeden Caudal- läppen eine dunkle Längsbinde. Fundort: Barra do Rio negro. Totallänge 7 — 8 Zoll. 1öS Rudolf Kner. Hern, notatus Val., Weingeistexemplare, beiläufig von der Grösse des vorigen, die das kais. Museum durch Natter er aus dem Eio Guapore' erhielt, stimmen mit Valeneiennes' Beschreibung der genannten Art und seiner Abbildung auf PI. 638 derart überein, dass an ihrer Gleichartig- keit nicht im mindesten zu zweifeln ist. Aus diesem Grunde aber lässt sich auch mit Sicher- heit behaupten, dass diese Art sich wirklich unterscheidet von Hein, nnitnaculatus Mull. Tr., von welchem mir gleichfalls Exemplare zur Vergleichung vorliegen. Der wesentliche Unter- schied besteht in der That in den kleinen Schuppen unterhalb der Seitenlinie, die mit denen über ihr gleich gross sind. Bloch zeigt zwar in der Abbildung seines Salmo uni- maculatus auf Tab. 381 in Fig. 3 dies allerdings an, und Valeneiennes hält wohl desshalb ihn insbesondere für verschieden von seinem notatus; doch sind bei Bloch's Figur die Schuppen überhaupt zu gross und zu wenig zahlreich, und sie kann auf wissenschaftliche Genauigkeit nicht mehr Anspruch machen, als die meisten seiner Abbildungen. Bloch's Fio-ur stellt übrigens den schwarzen Seitenfleck rund dar, und V alenciennes .nennt ihn bei seinem notatus auch also, und bei unseren Exemplaren, die sich zufolge der grösseren Schuppen unterhalb der Seitenlinie als Hern, notatus erweisen, ist er gleichfalls rund, bei allen aber, die ich als unimaculatus anerkenne, erscheint er stets länglich oder bildet gerade- zu fast ein Rechteck. Überdies verläuft bei jenen Exemplaren, die dem Hern, notatus Val. entsprechen, das Rückenprofil mehr in einem flachen Bogen, bei solchen von unimaculatus aber mehr geradlinig und bildet hingegen an der Bauchseite eine stärkere Curve. Bei bei- den Arten zieht übrigens durch jeden Lappen der Caudale eine öfters allerdings undeutliche schwarze Längsbinde, die selbst an getrockneten Exemplaren noch sichtbar bleibt. — So viel steht, wie gesagt, fest, dass mit Recht Hern, notatus und unimaculatus als zweierlei Spe- cies zu unterscheiden sind, auf welche von beiden aber Gronov's und Bloch's Angaben passen, dürfte nur dann sicher zu ermitteln sein, wenn noch deren Original-Exemplare zur Vergleichung vorliegen. Denn aus Gronov's Beschreibung seines Charax Nr. 379 auf p. 123 geht nicht hervor, welche Art er vor sich hatte, die Worte: „dorso vix arcuato" wür- den mehr auf unimaculatus hindeuten, die Angabe der „parva rotunda atra maculau aber mehr zu notatus Val. und zu Bloch's Figur stimmen. Die Verfasser der Horae ichihyologicae hatten nur die einzige Bloch'sche Art vor sich, und sahen sich daher nicht veranlasst, es nur im geringsten zweifelhaft zu lassen, ob Gronov's Charax und Bloch's Salmo unimaculatus wirklich synonym oder vielmehr gleichartig sind. Die längsten unserer Exemplare messen 9 Zoll; sie stammen aus dem Cujaba und sind von Natter er als Vacu banana oder Peixe rei bezeichnet. Gattung: SCHIZODON Agas. Guar. Dentes inter- et inframaxillaresscindcntes,margine crenati vel peetinati,pauci, uniseriales, os parvum, corpus elongatum, abdomen rotundatum , squamae magnae, pinna analis brevis. Valeneiennes versucht meines Erachtens mit Unrecht, diese von Agassiz gut begründete Gattung eingehen zu lassen, indem er sie zu seiner Piabuca hinzuzieht. Sie hat Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 159 volle Berechtigung im System, und aus dem Nachfolgenden wird sich zugleich ergeben, dass sie eine nicht unbedeutende Anzahl von Arten umfasst, denn während bisher, mit Hinzuzäh- lung von Gronov's Anostomus im Ganzen nur 3 Arten beschrieben wurden, brachte Nat- ter er deren bereits 6 aus Brasilien zurück. Unter diesen erwähne ich zunächst: 1. Art. Schis, fasciattts Ag. (Pi'abuca schizodon Val.) Unsere Exemplare dieser durch ihre dunklen Qu er binden am Rumpfe leicht kennt- lichen Art stimmen völlig mit den vorliegenden Beschreibungen, wie auch mit den Abbildun- gen bei Spix, Tab. 36 (unter dem Namen Cur imata fasc latus) und selbst mit Schomburgk's Figur auf PI. 26 überein. Die Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch etwas gestrecktere Gestalt. Totallänge bis über 11 Zoll. Fundorte: Rio negro und Cujaba. — Natterer bezeichnete sie als Salmo chimbure. 2. Art. Schis, taeniatus. n. sp. (Taf. V, Fig. 10.) Dentes 8 intermaxillares , margine crenati , inf ramaxillar es 8 simpliciter scindentes , maxilla inferior prominens, lata fascia nigra lateralis ad caudae finem usijue extensa. In Totalgestalt schliesst sich diese Art der vorigen an ; die grö'sste Körperhöhe vor der Rückenflosse übertrifft die Kopflänge und ist 4% — ömal in der des Körpers enthalten. Der Bogen, den das Profil von der Schnauze bis zur Dorsale beschreibt , gleicht nahezu dem der Bauchseite bis zu den Bauchflossen, die kleinste Höhe am Schwänze beträgt fast 1/i der grössten. Die Höhe des Kopfes am Occiput kommt seiner Länge vom Schnauzenende bis zum Vordeckel gleich, die Breite zwischen den Deckeln übertrifft etwas die halbe Kopflänge. — Der Mund ist klein und nach aufwärts gerichtet, da der Unterkiefer vor dem Zwischenkiefer zu stehen kommt , und seine Zähne die des letzteren bei geschlossenem Munde überdecken. Die Zähne beider Kiefer sind breite Schneidezähne von bräunlicher Färbung, jene des Zwischenkiefers, sämmtlich mit 4 — 5 Einkerbungen am Rande versehen, die des Unter- kiefers aber glattrandig mit Ausnahme der letzten beiderseits, welche Andeutungen von Zähne- lung zeigen. Der Oberkiefer steigt fast senkrecht herab, so dass sein Winkel tiefer, als der Unterkiefer zu stehen kommt. Hinter den Oberzähnen ist wie gewöhnlich ein dünnes Haut- segel quer ausgespannt, eine freie Zunge fehlt. Die Narinen liegen tiefer als die Mitte der Mundspalte, die hintere fast gleich weit von dieser und vom Auge entfernt. Der Durchmesser des Auges beträgt 1/i der Kopflänge , die Breite der gewölbten Stirn zwischen den Augen mehr als 2 Diameter; es wird nicht .von Fetthaut überhüllt, auch fehlt ein vorderes Meniscus -förmiges Augenlid. Der Suborbitalring ist nirgends von ansehnlicher Breite, der ihn durchziehende Canal aber weit und bis zu den Narinen zu verfolgen. Prae- und Interoperculum bilden nach hinten eine fast senkrechte Linie. Die Kiemenstrahlen sind kurz und breit, durch Haut fest an den Isthmus verwachsen und beiderseits 4 vorhanden. Die kurzen und biegsamen Rechenzähne stehen dicht gedrängt, die Schlundknochen tragen schmale Binden von 5 — 6 Reihen an den Spitzen braungefärbter Zähne von Form wie bei 160 Rudolf Kner. Schiz. fasciatus, alle jedoch in verschiedener Weise gabiig getheilt, wie Fig. a ersichtlich macht. 3 5— 5| D. 2/10, A. 2/8, V. 1/9 — 8, P. 1/12 — 11, C.üi, Squ.is^Zs 3 4—5 Die Dorsale beginnt gleich weit von der Mundspalte wie von der Fettflosse entfernt, ihre längsten Strahlen bleiben nur wenig hinter der Körperhöhe zurück, ihr Rand fällt nach hinten bogenförmig ab. Die kleine Fettflosse steht dem Ende der Anale gegenüber , welche um die Hälfte niederer als die Dorsale bleibt und nach rückwärts fast geradlinig abgestutzt ist; nahe vor ihr liegt die Analgrube. Bauch- und Brustflossen sind gleich lang, letztere aber im Ganzen schwächer entwickelt als erstere. Die Endstrahlen der tief gabiigen, gleichlappi- gen Caudale erreichen Kopfeslänge; ihre inneren Strahlen tragen kaum bemerkbare seitliche Hautlappen, die jedoch an den Strahlen der Dorsale stark ausgebildet sind. Die Schuppen sind derb, sitzen alle sehr fest und nehmen an Grösse gegen den Bauch zu, ihr freier Band endet in einen weichen Hautsaum. Die Spornschuppe über den Brust- flossen ist ziemlich kurz; der Vorderbauch erscheint jederseits schwach gekielt, in der Mitte aber gewölbt, ein Kiel über den Brustflossen fehlt, die Scapula setzt sich daselbst nur in ein massig langes, spitzwinkliges Dreieck fort. Färbung. Bücken dunkelbräunlich, Seiten heller, am freien Ende jeder Schuppe aber ein dunklerer Fleck, die schwärzliche Seitenbinde bleibt vom Vordeckel bis zu Ende des Schwanzstieles ziemlich gleich breit, nimmt grösstentheils die Höhe von l1/» Schuppen ein, und erhebt sich erst in der Gegend der Afterflosse bis etwas über die Seitenlinie, die weiter vorne nur ihre Grenze nach oben bildet. Vom Vordeckel bis zur Mundspalte wird sie sehr undeutlich und setzt sich auch durch die Mitte der Caudale blos sehr verwaschen fort; alle übrigen Flossen sind hell und ungefleckt. Mit den hier beschriebenen Exemplaren aus dem Bio Guapore" stimmen 2 andere aus Barra do Bio negro in Mundbildung, Bezahnung, Zahl der Schuppen und Flossenstrahlen, wie überhaupt in allen wesentlichen Punkten derart überein, dass ich sie für gleichartig hal- ten muss, obwohl sie etwas schlanker sind und auch noch einige andere Abweichungen zei- gen. Die Höhe des Kopfes kommt namentlich nur seiner Länge von der Schnauze bis zum hinteren Augenrande und seiner Breite zwischen den Deckeln gleich. — Ob diese Abwei- chungen als Geschlechtsunterschiede zu deuten sind, erlaubt der Mangel der Eingeweide nicht zu unterscheiden. Ein trockenes , ebenfalls schlankes Exemplar aus Matogrosso wurde allerdings von Natterer eigens als Weibchen bezeichnet. Total länge unserer Exemplare 7 — 9 Zoll. 3. Art. Schiz. gracilis, n. sp. (Taf. VI, Fig. 11.) Corpus elongatum, capitis longitudo corporis altitudinem superans, os plane superum , dentes inter- et i nf ramaxillares 8, bicuspidati ; macula nigra lateralis sub pinna dorsali. Diese Art zeichnet sich durch die gestreckte Gestalt, den langen Kopf und die zwei- spitzigen Zähne auf das entschiedenste aus; durch den dicken, weit vorstehenden Unterkiefer mahnt sie am meisten an Gronov's Anostomus im Mus. iehtbyol. II, Tab. 7, Fig. 2, der sich jedoch durch die gedrungene Gestalt leicht von ihr unterscheidet. Ichthyologisclie Beiträge zur Familie der Characinen. 161 Die grösste Höhe vor der Kückenflosse kommt nur der Länge des Kopfes vor der Mitte des Unterkiefers bis zum Rande des Vordeckels gleich und misst blos 1/b der Körperlänge (ohne Caudale), die Breite zwischen den Deckeln beträgt nicht die halbe Kopflänge, während die Höhe am Hinterhaupte aber diese erreicht. Der Durchmesser des freien Auges verhält sich zur Kopflänge wie 1 : 4, es steht V/,2 Diameter von der Symphyse des Unterkiefers und etwas weniger vom anderen Auge ab. Die Winkel des kleinen ganz nach aufwärts gerich- teten Mundes liegen noch über der Mitte des Auges; Zwischen- und Unterkiefer sind mit 8 Zähnen besetzt , deren Krone sich gabiig in zwei Spitzen theilt und von denen die mittleren des Unterkiefers etwas grösser und tief weingelb gefärbt sind, während die merklich klei- neren des Zwischenkiefers kaum blassgelb erscheinen. (Fig. a zeigt ein Paar dieser Zähnchen vergrössert.) — Der Suborbitalring ist unter der Mitte des Auges am breitesten und biegt beinahe an die Kehlseite um, an welche aber Vor- und Zwischendeckel ganz hineinreichen; der höher als diese endende Deckel ist an seinem unteren Rande abgerundet, am hinteren und oberen eingebuchtet, die Zahl der Kiemenstrahlen 4 jederseits. 3 5 D. 11, A. 10, V. 9, P. 14, O.W, Squ. 43=44 3 4 Die Rückenflosse beginnt in halber Körperlänge, ist nur wenig niederer als der Rumpf unter ihr, abgerundet und nach hinten massig abgestutzt; die Fettflosse steht dem Ende der Anale gegenüber, deren längste Strahlen der halben Körperhöhe gleichkommen; Brust- und Bauchflossen besitzen nahezu gleich lange Strahlen, die Caudale ist tief gabiig, der obere, etwas längere Lappen fast von Kopfeslänge. Die Schuppen verhalten sich in Urnriss und Structur wie bei den vorigen Arten und sind alle von ziemlich gleicher Grösse; die Spornschuppe über den Bauchflossen ist klein, der Scapularfortsatz über den Brustflossen lang, die Caudale unbeschuppt. Färbung. Längs aller Schuppenreihen wechseln dunkelbraune Binden mit der ziem- lich gleichmässig hellbraunen Grundfarbe ab, unterhalb der Dorsale sitzt der Seitenlinie ein grosser, schwarzer Augenfleck auf, ein schwächerer und kleinerer ist über den Brustflossen sichtbar, am Schwänze fehlt aber jede Spur eines solchen; alle Flossen sind hell, ungefleckt. Der kurze Magensack reicht kaum bis zu den Spitzen der Brustflossen zurück, die Zahl der Blinddärme ist nicht genau zu ermitteln, beträgt aber jedenfalls weniger als 20 ; Schwimm- blase wie gewöhnlich. Das beschriebene, einzige Exemplar ist ein ohne Zweifel junges Männchen von nur 3V4" Länge und stammt aus dem Rio Guapore. 4. Art. Schix. trimaculatus , n. sp. (Tai. VI, Fig. 12.) Corporis altitvdo major quam capitis conice aewninati longitudo , dentes supra et infra 8, crenatz) os superum, maculae tres fusco-nigrae ad latera. In Totalgestalt und Mundbildung sieht diese Art dem Anostomus Gronov's, in welchem Müller und Troschel mit Recht einen Schizodon erkannten, am ähnlichsten, unterscheidet sich aber durch die Färbung zu auffallend. Gronov's Art kann ich zwar unter allen mir vorliegenden nicht auffinden, doch lässt seine sehr gute Abbildung nicht dem geringsten 21 Denkschriften der mathem.-naturw. CI, XVII. Bd. 1 6 2 Rudo If Kn e r. Zweifel Raum, dass sie wirklich einen Schizodon darstellt; Valenciennes vermuthet zwar in ihr einen Leporinus , doch sicher mit Unrecht, und seine Art Lepor. anastomus ist daher aus dem Systeme zu streichen. He ekel glaubte in meinem Schis, taeniatus den Anostomus Gronov's zu erkennen und beide haben in der That auch die dunkle seitliche Längsbinde mitsammen gemein, doch unterscheidet sich letzterer von jenem durch viel stärker vorstehen- den Unterkiefer, steiler ansteigendes Rückenprofil und weicht auch in der Farbenzeichnung etwas ab. Die Körperhöhe der liier zu beschreibenden Art beträgt bei Beginn der Rückenflosse nahezu % der Totallänge, die Kopflänge nur 1/i derselben, die grösste Dicke des Rumpfes kommt seiner halben Höhe gleich. Das Profil verläuft bis zum Hinterhaupte seicht concav, steigt aber dann im sanften Bogen bis zur Dorsale auf, an der Bauchseite erreicht es unter den Spitzen der Brustflossen seinen tiefsten Punkt und hebt sich dann langsam bis hinter die Anale, woselbst die kleinste Höhe des Schwanzstieles sich zur grössten noch verhält wie 1 : 2%. Die Kopfhöhe am Hinterhaupte kommt seiner Länge vom vorstehenden Rande des Unterkiefers bis zum Beginn des Deckels gleich und übertrifft bedeutend die Breite zwischen den Deckelstücken. — Die kleine Mundspalte ist ganz nach aufwärts gerichtet und liegt mit dem oberen Augenrande in einer Ebene. Ob-wohl die Zähne des Zwischenkiefers fast wag- recht stehen, so werden sie doch von den etwas grösseren und dunkelbraun gefärbten des Unterkiefers noch überragt. Die fleischigen Lippen , besonders die untere , erscheinen durch Papillen schön gekerbt; ein ähnlicher Schleimhautpolster erhebt sich hinter jeder Zahnreihe worauf sodann oben ein breites Gaumensegel folo-t; eine freie Zun°-e fehlt. — Der Durch- messer des Auges, welches genau in halber Kopflänge steht, ist etwas über 4 mal in letzterer begriffen, die Stirnbreite zwischen den Augen beträgt 2% Diameter. Die vordere Narine bil- det ein aufstehendes Röhrchen , die hintere eine längliche Öffnung. Der Suborbitalring ist nach unten sehr breit, der strahlig gestreifte Deckel beinahe halbmondförmig, Sub- und In- teropereulum reichen gleichweit an die Kehlseite hinab ; die kurzen und breiten Kiemen- strahlen, deren ich jederseits nur 3 vorfinde, sind durch Haut an den Isthmus verwachsen, die Kiemenspalte schliesst sehr fest. Die unteren Schlundknochen sind klein und mit einigen, theils in eine, theils zwei Spitzen endenden Zähnen besetzt. 4 6 D. 2/9, A. 2/8, V. 1/8, P. 1/12, C. I?, Squ. ü=4l 3 5 Die Dorsale beginnt in halber Körperlänge und ist nach hinten schief abgerundet, ihre längsten Strahlen messen nur wenig über halbe Körperhöhe; die sehr kleine Fettflosse steht dem Ende der Anale gegenüber, die um 1/3 niederer als die Rückenflosse und gleichfalls abgerundet ist. Die Bauchflossen sind etwas kürzer als die Brustflossen und stehen unter dem Anfange der Dorsale; auch diese parigen Flossen sind abgerundet, so wie ingleichen die Spitzen der gabiigen, gleichlappigen Caudale, deren Endstrahlen nicht eine Kopflänge erreichen. Die Schujipen .sind derb, festsitzend, am freien Rande mit einem Hautsaume versehen, und alle nahezu gleich gross, mit Ausnahme des Schwanzstieles, woselbst sie kleiner werden. Fig. 12 a zeigt eine Schuppe längs der Seitenlinie, vergrössert. Über den Bauchflossen be- findet sich eine massig lange Spornschuppe und zwischen ihnen eine ebenfalls spitz ausge- zogene ; der Scapularfortsatz über den Brustflossen endet mit stumpfer Spitze. Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 1 f> 3 Färbung. Gleichmässig hellbraun mit Reflexen von abwechselnd dunkleren und hel- leren Streifen längs der einzelnen Schuppenreihen, nur weniger deutlich als bei der vorigen Art. Den Kiemendeckel nimmt ein grosser, dunkelbrauner Fleck ein, ein zweiter, rundlicher sitzt an der Seitenlinie unterhalb der Rückenflosse und der dritte und kleinste am Ende des Schwanzstieles; die Lippen sind dunkelbraun, alle Flossen hell und ungefleckt. Von Eingeweiden haben sich nur Reste der Eiersäcke mit Eiern von Senfkorngrösse erhalten. — Ein trockenes Exemplar mit verwaschenem Opercularflecke und gar weit vor- ragendem Unterkiefer ist von Natter er gleichfalls als Weibchen bezeichnet. Totallänge 7 Zoll. Fundort: Matogrosso; wurde zugleich mit Jungen von Schis, fasciatus gefangen. 5. Art. Schix. isognathus, n. sp. (Taf. VIT, Fig. 13.) Os terminale, maxilla inferior non -prominens , dentes supra et infra 8, crenati, fascia lateralis nigra ut in Schis, taeniato. D. 11— 12, A. 10 . . . Squ. 5=1« 5 Diese Art sieht in Totalform, Flossenbildung und Färbung meinem Schis, taeniatus so ähnlich, dass ich sie gerne dafür halten möchte, wenn sie sich nicht durch die Bildung des Mundes doch zu auffallend unterscheiden würde. Das kaiserliche Museum besitzt überdies von dieser Art allerdings nur trockene Exemplare und man könnte daher um so mehr ver- muthen, dass der Mund vielleicht in Folge des Ausstopfens nur verzogen sei, doch gleichen beide Exemplare hierin einander völlig, und berücksichtigt man ausserdem die Genauigkeit und Gewandtheit, mit welcher Natter er seine trockenen Exemplare stets präparirte, so kann man der Vermuthung nicht weiter Raum geben, dass man es etwa nur mit schlecht conser- virten Individuen von Schis, taeniatus zu thun habe. Überdies ergeben sich bei näherer Betrach- tung ausser dem nicht vorstehenden Unterkiefer noch andere Unterschiede, die unmöglich auf Rechnung des trockenen Zustandes kommen können. — ■ Die Höhe verhält sich zur Total- länge und diese zur Kopflänge nahezu wie bei Schis, taeniatus, der Durchmesser des Auges beträgt aber mehr als % der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen den Augen dagegen weniger als 2 Diameter. Der Unterkiefer ist entschieden nicht länger als der Zwischenkiefer und bei geschlossenem Munde (ich weichte ihn, um sicher zu sein, zu diesem Behufe auf) sogar etwas kürzer, indem die Zähne des letzteren die des Unterkiefers überdecken. Die Zähne sind in beiden Kiefern gleich stark und die mittleren grössten je fünffach gekerbt. Der mittlere, untere Suborbitalknochen ist breiter und reicht tiefer herab als bei taeniatus. Die Lappen der Schwanzflosse sind kürzer, mehr abgerundet und endlich unterscheiden sich auch die Schuppen durch Structur. Während sie bei taeniatus an der Oberfläche dicht, aber regellos granulirt erscheinen, sind hier diese Rauhigkeiten in concentrischen Ringen geordnet; s. Fig. a. Natter er bezeichnet diese Exemplare als Weibchen und mit dem Namen Feixe rei\ sie stammen vom Rio Cujaba und messen 10x/2 und 11" in der Länge. 21 - 164 Rudolf Kner. 6. Art: Schis, nasutus* n. sp. (Taf. VII, Fig. 14.) Os subi/tferurn, nasus prominens, obtusus, dentes in utraque maxilla 8, crenati, caudae finis et medii pinnae caudaMa radii ad apices usque nigro fasciati. Überblickt man alle bisher betrachteten Arten dieser Gattung in Bezug auf die Stellung des Mundes, so ergibt sich eine schöne zusammenhängende Reihe, in der kein wesentliches Glied mehr fehlt. Bei Schiz. anostomus (Gronovii), trimaculatus und gracilis ist er zufolge des dicken weit vorspringenden Unterkiefers geradezu oberständig, bei fasciatus und taenia- tus schon in minderem Grade, bei isognatlms wird er endständig und bei der hier folgenden Art zuletzt halb unterständig. In Totalgestalt schliesst sich übrigens diese den langgestreckten Arten an. Die Kopflänge verhält sich nämlich zur Gesammtlänge wie 1 : 6, die Körperhöhe wie 1 : 5, die Breite zwischen den Deckeln übertrifft die halbe Kopflänge. Das Auge ist ziemlich klein , im Durchmesser von % der Kopflänge, es steht 2 Diameter von der Nasen- spitze und eben so weit oder etwas darüber vom anderen Auge ab. Die dicke, stumpfe Nase ragt auch bei offenem Munde über den Unterkiefer vor. Die Zähne des Zwischenkiefers sind gross und durch 5 starke Spitzen gekerbt, jene des Unterkiefers kürzer und zeigen nur 3 Spitzen deutlich (s. Fig. a, einen Zahn vom Zwischenkiefer). Der Suborbitalring ist durchaus ziemlich schmal, der Zwischendeckel ragt mit einem spitzen Winkel unter und hinter dem Vordeckel zurück. Das Profil der Bauchseite bildet einen schöneren und gleichmässigeren sanften Bogen als an der Bückenseite. •2 ö — 54- D. 11—12, A. 9 — 10. V. 1/9, P. 14, C. lö, Squ. W^Ü 2 4—44 Die Dorsale beginnt gleich weit vom Schnauzenende wie von der Fettflosse entfernt und in Betreff der Flossen verhält sich diese Art überhaupt so wie die vorhergehende, nur erscheint die Caudale tiefer gabiig und die Lappen sind, besonders der obere, mehr zugespitzt. Einen merklichen Unterschied bietet hingegen die Beschuppung dar; alle Schuppen sind nämlich längs ihrer Mitte gewölbt oder stumpf gekielt, wodurch Seiten und Bauch eben so I zahlreiche stumpfe Längskanten zeigen, als Sckuppenreihen vorhanden sind. Dieses Merkmal erstreckt sich hier nicht wie bei Prochilodus costatus, bei welchem Valenciennes solcher Kiele am Schwänze erwähnt, Mos auf diesen, sondern tritt an der ganzen Länge des Rumpfes deutlieh vor. Die Granulationen der Schuppen sind nicht so regulär in Ringen geordnet als bei isognatlms. Färbung. Der ganze Körper zeigt weder Flecken noch Binden, nur vom Ende des Schwanzstieles zieht sich durch die Mitte der Caudale bis zu den Strahlenspitzen ein breiter schwarzbrauner Fleck oder eine an den Rändern verwaschene Binde: alle Flossen sind ungefärbt. Die von Natterer als Männchen und Weibchen bezeichneten Individuen lassen äusser- lich keine Unterschiede wahrnehmen; er benannte diese Art Salino nasutus und gibt als Trivialnamen Porrudo an. Total länge über 1 Fuss ; Fundort: Irisanga. Ichthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 165 Gattung: KHYTIODUS1), n. gen. Char. Os terminale parvwn, dentes lamnaeformes, intermaxillarium facies anterior convexa, carinata, margine acuminato, dentes inframaxillares ßexuosi, margine bicaspidati; caput parvum depressum, corpus elongatum, subteres, pinna analis brevis. Diese Gattung steht der vorigen zunächst, doch rechtfertigt die abweichende Zahnform, die sehr gestreckte Gestalt und der breite depresse Kopf wohl die Trennung von ihr. 1. Art: ttlt fit. microlepis, n. sp. (Taf. II, Fig. 15.) Dentes intermaxillares 8, inframaxillares 6, hi hicuspidati, squamae parvae, colorfuscus. Der Rumpf ist beinahe walzenförmig, da er nur wenig höher als breit ist; die grösste Höhe bei Beginn der Rückenflosse kommt der Kopflänge gleich und ist 5'/3mal in der Kör- perlänge enthalten; die Höhe am Hinterhaupte bleibt etwas hinter halber Kopflänge zurück, die Breite aber zwischen den Deckeln übertrifft sie. Das Profil steigt bis zur Dorsale ziemlich rasch an, verläuft aber an der Bauchseite fast geradlinig. Auffallend ist die Höhe am Schwanzstiele, die fast noch die Hälfte der Körperhöhe ausmacht. Die endständige Mund- spalte ist klein, beide Kiefer sind gleich lang, der nach hinten ausgeschweifte Oberkiefer steigt tiefer als der untere herab. Das Aus:e lieo-t mit seinem unteren Rande tiefer als die Mund- Öffnung und dieser näher als der Kiemenspalte, es ist massig gross, sein Durchmesser mehr als 5mal in der Kopflänge begriffen, die Stirnbreite zwischen den Augen beträgt etwas über 3 Diameter. Ringsum wird selbes von einem senkrecht ovalen Augenlide umgeben, das sich in eine Fetthaut verdickt, die den ganzen Suborbitalring und öfters auch alle Deckelstücke derart überhüllt, dass letztere nur theilweise sichtbar bleiben. — Die beiden Narinen liegen entfernt von einander, die vordere rundliche dem Munde, die hintere dreieckige und grössere dem Auge genähert. Die 8 Zähne des Zwischenkiefers sind tief in die Oberlippe eingesenkt, an der vorderen Fläche gewölbt und durch einen Kiel, der am Rande als einfache Spitze vor- tritt, in zwei seitliche, ungleich grosse Flächen abgetheilt, von denen die äussere und grössere glatt und sanft gewölbt, die innere vertieft und gegen den Rand zu fein gefurcht ist. Die 6 etwas grösseren Zähne des Unterkiefers laufen in 2 einander genäherte, ungleich hohe Spitzen aus und diesen entsprechend erscheint ihre Vorderfläche doppelt gefaltet; Fig. a zeigt die Zähne der linken Seite des Zwischen- und Unterkiefers in natürlicher Grösse. — Ein dünnes queres Gaumensegel hinter der oberen Zahnreihe findet sich wie bei den verwandten Gat- tungen vor, eine freie Zunge fehlt. — Den ganzen freien Rand des Deckels und Unterdeckels besetzt ein ziemlich breiter Hautsaum, der vom oberen Winkel der Kiemenspalte bis zum Isthmus reicht und zum engen Verschluss der Athemspalte beiträgt; Kiemenstrahlen sind jederseits 4 vorhanden. •2 — 3 LI— 12 D. 2/9—10, A. 2/8, V. 1/8—9, P. 1/13—14, C. TT, Squ. 57=^ 2 9—8 l) Von pvTis Falte, Runzel. 166 Rudolf Kner. Die Dorsale steht dem Schnauzenrande bedeutend näher als der Fettflosse und ist so hoch als der Rurupf unter ihr, nach hinten fällt ihr Eand bogenförmig ab und der letzte bis zur Basis getheilte Strahl ist fast noch halb so lang wie der längste. Die kleine Fettflosse steht dem Ende der Anale gegenüber, deren vordere Strahlen um 1/.i kürzer als jene der Dor- sale sind und deren Rand schwach eingebuchtet ist. Die Bauchflossen sind stark entwickelt und ihre Strahlen nicht nur länger als die der Brustflossen, sondern auch der Analen. Die Spitzen der Caudale sind zwar an allen unseren Exemplaren beschädigt, doch scheinen die Lappen mehr abgerundet als zugespitzt gewesen zu sein, und jedenfalls war sie tief gabiig getheilt. Die seitlichen Hautlappen an den Dorsalstrahlen sind bei dieser Art besonders breit und derb, schwächere finden sich aber auch an denen der Afterflosse vor. Die Schuppen sind weich, fast häutig, sitzen aber fest, zeigen meist nur äusserst feine concentrische Streifung und sind überall nahezu gleich gross, mit Ausnahme der Bauchgegend vor den Ventralen, woselbst sie an Grösse zunehmen und namentlich gegen die Flossenbasis zu sich verlängern, sodann einen sehr ungleich ausgezogenen Strahlenfächer zeigen und sich als Deckschuppen über die Basis der Flossen lagern. Der Seitencanal mündet mit einfachen Röhrchen und tritt wenig vor (Fig. b zeigt verschiedene Schuppenfoi*men). — Über den Brustflossen fehlt ein vorspringender Kiel; die Analgrube liegt 4 Schuppen von der After- flosse entfernt. — Die Eingeweide fehlen leider sämmtlichen Exemplaren. Die Färbung erscheint gleichmässig braun, an der Bauchseite nur wenig heller, hie und da sind dunklere Wolkenflecke schwach bemerkbar; alle Flossen ungefleckt. Totallänge des grössten Exemplares 1 Fuss. Fundort: Barra do Rio negro. ohne Trivialnamen. 2. Art: Mthyt. argenleo-fitscus, n. sp. (TafX, Fig. IG.) Dentes tnter- et inframaxillares 8, ultimws utrinque mtnutus, caput valde depressum, squamae majores, latera obscure fusca, abdominis color argenteus. Obwohl in Totalgestalt der vorigen Art nahe stehend, unterscheidet sie sich doch durch mehr zugestutzten und noch kleineren Kopf, und einen dünneren Schwanzstiel ; die grösste Höhe bei Beginn der Rückenflosse ist über 6mal in der Totallänge enthalten und der Kopf- länge fast gleich, die Breite des Rumpfes unterhalb der Dorsale beträgt % der Kopflänge, die kleinste Höhe am Schwänze etwas weniger als halbe Kopflänge, mehr als diese macht aber die Höhe am Hinterhaupte aus. Das Auge steht dem Schnauzenrande etwas näher als der Kiemenspalte, sein Durchmesser beträgt % der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen den Augen 2*/2 Diameter, der Kopf ist daher schmaler und erscheint dadurch mehr zugespitzt als bei Rh. microlepis. Die Narinen, Augenlider, die den Kopf grossentheils überhüllende Fetthaut, der breite Hautsaum am Deckel und die Zahl der Kiemenstrahlen verhalten sich übrigens wie bei jenem. — Die kleine Mundspalte nimmt kaum die Breite der ohnehin schmalen Schnauze ein; beide Kiefer sind gleich lang, die 8 Zähne des Zwischenkiefers vorne stumpf gekielt, am Rande stark gewölbt und dieser in der Mitte entweder einfach zugespitzt, oder öfters, an Sch'iodon mahnend, undeutlich gekerbt. Die 8 Zähne des Unterkiefers sind bedeu- tend breiter als hoch, denen von microlepis im Ganzen ähnlich, nur dünner, zarter, die Spitzen minder scharf: .sie Julien sehr leicht ab, zeigen aber keine Spur von Kerbung. — Die Schlund- Ichihyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 167 zahne zeigen die Form wie bei Schizodon, sind nur etwas mehr gekrümmt, an den Spitzen ebenfalls braun gefärbt und in gleicher Weise in Reihen geordnet (Fig. a zeigt einen solchen Zahn schwach vergrössert). 3 7 D. 2/9, A. 3/8, V. 1/8, P. 1/15—16, C. w, Squ. Fs=56 2 Ü Die Rückenflosse beginnt mit dem zweiten Drittel derTotallänge und ist höher als der Kör- per unter ihr, sie trägt breite und dicke seitliche Hautlappen, nicht minder die Afterflosse, deren längste Strahlen fast um die Hälfte niederer als die der Dorsale sind. Die unter dem vierten Strahl der letztgenannten Flosse eingelenkten Ventralen bilden einen breitenFächer und übertreffen an Länge die gleichfalls abgerundeten aber schwächeren Brustflossen. Die tief gabiige Caudale besitzt gleichlange, nicht spitze Lappen und vielfach getheilte Strahlen. Die dünnen und weichen Schuppen sind sämmtlich länger als hoch und am festsitzenden Ende am breitesten, ihr freier Rand endet häutig. Längs der Basis der Dorsale sitzt jederseits eine Reihe spornähnlich verlängerter Schuppen, ähnliche bedecken die Basis der Caudale und setzen sich, ein Dreieck bildend, durch die Mitte derselben fort, wie bei microlepis; die Spornschuppe über den Bauchflossen ist lang und spitz, der dreieckige Scapularfortsatz ist hier viel grösser als bei der vorigen Art (s. in Fig. b die Schuppen dieser Art vergrössert). Färbung. Das Dunkelbraun des Rückens und der Seiten ist scharf vom Weiss des Bauches abgegrenzt und setzt sich nur inselförmig in einzelnen Flecken fort, längs der Seiten- linie erscheint es am dunkelsten und geht beinahe in eine schwarze Längsbinde über; alle Flossen sind hell, ungefleckt. Das einzige fast 12 Zoll lange Exemplar erweist sich durch strotzend volle Eiersäcke, welche die ganze Länge der Bauchhöhle hindurch reichen, als ein Weibchen: die übrigen Eingeweide fehlen. Fundort: Rio negro. Gattung: PARODON Val.1) Char. Os subinferum, dentes intermaxittares 8, mobilis margine lato crenati, os inframaxülare in medio edentulum, ad oris latera dentatum- corpus elongatum, squamae majusculae, pinna a7ialis brevis, abdomen rotundatum. 1. Art: M*ar. nastts, n. sp. (Taf. VIII, Fig. 17.) Corporis altitudo ad longitudinem totalem ut 1:5, dentes intermaxillares inulticrenati, pinnae pecto- rales magnae. Ich würde unseren Vertreter dieser ausgezeichneten, im Systeme aber schwer einzu- reihenden Gattung gerne für die Art Par. suborbitalis Val. halten, wenn nicht bei diesem die ]) Da dieser Gattungsname ebenfalls auf xapsiä, Wange, sich basirt, so wie der meiner Siluroiden-Gattung Pareiodon, so ist er als der ältere, wenn auch vielleicht nicht gut gebildete, beizubehalten und ich erlaube mir demnach für meinen Pareiodon den Gat- tungsnamen Centrophorus vorzuschlagen. 168 Rudo If Kn e r. Kopflänge gar nur 1/1 der Gesammtlänge betrüge; auch ist, wie aus PL 637 ersichtlich, das Bauehprofil gewölbter als das des Rückens, das Auge steht höher, die Zähne des Zwischen- kiefers verbreitern sich gegen den Rand weniger und zeigen nicht so zahlreiche Zähnelung; ferner sind die Brustflossen zu klein, die Anale zu hoch und die Dorsale dagegen zu niedrig, endlich springt bei unserem die Nase stärker vor und ist schief (nicht gerade) herab gegen die Mundspalte abgestutzt. Die grösste Höhe vor der Rückenflosse misst 1/i der Körperlänge und macht das Doppelte der kleinsten am Schwänze aus; die Höhe am Hinterhaupte ist gleich der Breite zwischen den Deckeln und der halben Körperhöhe. Das Auge steht der Nasenspitze näher als der Kiemenspalte, sein Durchmesser beträgt beiläufig 1/i der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen beiden l1/, Diameter. — Die 8 Zähne des Zwischenkiefers sind stark nach einwärts geneigt; die Schneide ihrer Kronen ist viel länger als Valenciennes bei P. suborbitalis angibt, indem jeder Zahn 10 — 12 Einkerbungen zeigt (Fig. a)\ die Seitenzähne am aufsteigenden Aste des Unterkiefers sind aber ebenfalls in der Zahl von 3 vorhanden; auch verhalten sich Mund, Suborbitalbogen, Kiemenspalte und Schultergürtel wie bei suborbitalis. Das Profil steigt aber von der Nase bis zur Dorsale in einem gleich massigen Bogen an, der den der Bauchseite an Krümmung bedeutend übertrifft. 2 4-1 D. 11, A. 9, V. 8, P. 15, C. 19, Squ. äe^ss 2 3|— 4 Die Dorsale beginnt etwas vor halber Körperlänge und bleibt hinter der Körperhöhe zurück, die Anale steht vor der Fettflosse und ist sensenförmig, nach hinten stark abgestutzt: die unter dem Ende der Dorsale eingelenkten Bauchflossen sind breit und länger strahlig als die Anale, indem sie bis zum After zurückreichen, am stärksten sind aber die Brustflossen ausgebildet, deren Spitzen bis unter die Dorsale reichen; die Schwanzflosse ist tief gabiig, ihre Endstrahlen sind gleich der Kopflänge. Die grössten Schuppen liegen an den Seiten, sie sind ziemlich derb, ganzrandig und zeigen nur wenige, nicht reguläre Radien ; der Seitencanal mündet mit einfachen schief abgehenden Röhrchen. Zwischen den Bauchflossen überdecken verlängerte Schuppen die Basis derselben schildähnlich, die Spornschuppe über ihnen ist klein, der spitz endende Sca- pularfortsatz aber lang. Der Bauch ist vor und hinter den Ventralen abgerundet; die Anal- grube liegt 2% Schuppen vor der Afterflosse. Färbung gleichmässig hell, nur hie und da dunklere Flecken, die vielleicht im frischen Zustande in eine Längsbinde über der Seitenlinie verschmelzen; alle Flossen hell, ungefleckt. Der dünnwandige Magensack reicht kaum weiter als die Spitzen der Brustflossen zurück, die Zahl der ungleich langen Blinddärme ist nicht genau anzugeben, jedenfalls aber gering und dürfte kaum über 7 — 8 sich belaufen; die Schwimmblase, die Valenciennes bei Par. suborbitale einfach schien, ist hier wie gewöhnlich in 2 Abtheilungen abgeschnürt, von denen die vordere allerdings klein, zart und leicht zu übersehen ist; die auffallend dicken und starken Rippen, deren Valenciennes bei seiner Art gedenkt, finden sich auch hier vor. Unsere beiden Exemplare wurden offenbar ausserhalb der Laichzeit gefangen, die Sexual- verhältnisse sind an ihnen nicht zu ermitteln. Sie sind etwas über 4" lang, stammen aus dem Cujabaflusse und wurden von Natterer schon im Jahre 1825 gesammelt. Ichihyologische Beiträge zur Familie der Characinen Ki'.i Gattung: PIABUCA Cuv. An die vorhergehenden Gattungen reiht sich meines Erachtens diese noch am natür- lichsten an, jedoch in der Abgrenzung, wie sie Müller und Trosehel charakterisiren : Dentes inter- et inframaxillares scindentes margine serrati, unis&riales, os parvum, corpus elongatuvi, abdomen carinatum, pinna analis longissima, squamae parvae. — Durch die drei letzt- genannten Merkmale unterscheidet sich diese Gattung meiner Ansicht nach so wesentlich von Schizodon, dass es mir widerstrebt, die Cu vi ersehe Art Piabuca argentina mit den Arten der Gattung Schizodon Agas. beisammen zu lassen, wie dies von Valenciennes geschieht. Die einzige, bisher bekannte Art scheint übrigens nicht häufig oder nur auf gewisse Strom- gebiete beschränkt zu sein; wenigstens fällt es auf, dass sich in Natterer's reicher Sammluny- kein einziges Exemplar derselben vorfindet; das im kaiserl. Museum in Weingeist aufbewahrte stammt aus späterer Zeit und hat Surinam zu Vaterlande. Gattung: DISTICHODÜS Mll. Tr. Char. Dentes scindentes inter- et ii/f ramaxillares . apice bifidi, biseriales; corpus elongatum, abdomen rotundatum, caput pa?-vum, depressum; pinna dorsalis longa et alta, adiposa et caudalis ad marginem usque squamatae. Nimmt man auf die Form der Zähne insbesondere Rücksicht, so ist diese Gattung im Systeme jedenfalls nahe an Schizodon zu stellen, indem sich diese namentlich zunächst wie bei Schiz. gracilis m. verhält. Fasst man die Beweglichkeit der Zähne ins Auge, so reibt sie sich ebenfalls den vorausgegangenen Gattungen an, unterscheidet sich aber von allen, indem die Zähne in beiden Kiefern in doppelter Reihe stehen und in grosser Anzahl vorhanden sind. Wenn sich auch gegen die Einreihung an dem Platze, wo sie hier erfolgt, manches gegrün- dete Bedenken erheben lässt, so erscheint mir wenigstens die Stellung der Gattung zwischen Hgdrocyon und Gfasteropelecus, die ihr Müller und Trosehel einräumen, noch bedenklicher und ebenso ist die Reihenfolge der Gattungen in der Histoire des poissons keineswegs eine natürliche zu nennen. Bezüglich der einzigen bisher bekannten Art erlaube ich mir nur einige Bemerkungen. Zunächst glaube ich mit Valenciennes, dass die Artbenennung Bist, nefasch beizubehalten sein dürfte, wenn auch Hasselquist's Bezeichnung als Salmo niloticus die ältere ist. — Die Beschuppung erscheint für diese Art durchaus charakteristisch, nicht sowohl weil sie sich auch über die Schwanz- und Fettflosse erstreckt, sondern zufolge der eigentümlichen Structur der Schuppen. Ctenoiden-ähnliche Schuppen finden sich zwar bei vielen Characinen vor, nirgends aber in gleicher Weise als hier, wie aus Fig. 17, b ersichtlich ist. Die langen, dicht stehenden Zähne des freien Randes sind durch eine Furche scharf von der angrenzenden eiselirten Schuppenfläche geschieden und die Zähnelung ist bei jüngeren Exemplaren sogar noch stärker als bei grösseren oder vielleicht nach dem Geschleehte verschieden; min- destens ist dies bei unseren trocknen, von Kuppel stammenden Exemplaren, die bis 23" lang sind, im Vergleich zu kleineren in Weingeist aufbewahrten der Fall, die sich als Männchen erweisen. Der Seitencanal setzt sich durch die Schwanzflosse bis an ihren Saum fort Denkschriften der mathcm.-naturw. Cl. XVII. Bd. 170 Rudolf Kuer. und mündet mit einfachen Röhrchen; — die Schneide des Vorderrückens ist beschuppt. — Die unter der Wirbelsäule fest angewachsene Schwimmblase reicht bis zu Ende der Bauch- höhle und mündet mit kurzem, weitem Luftgange hinter der Leber; die Blinddärme der linken Seite zeichnen sich durch Länge aus. Gattung: LEPOKINUS Spix. Gkar. Dentes inter- et inframaxiilares pauci, uniseriales, margine simplices, medii majores, antrorsum verst., os parvum, labia camosa, corpus elongatum, abdomen rotundatum, pinna analis brevis, squamae magnae; — dentes pharyngei uncinati. Diese Gattung reiht sich durch Totalgestalt , kleinen mit wenigen Zähnen bewaff- neten Mund, Form der Schlundzähne, Beschuppung und Flossenbildung allerdings nahe an Schizodon, so dass die Nachbarstellung, die ihr Müller und Troschel einräumen, dadurch gerechtfertigt erscheint, während hingegen kaum etwas dafür spricht, sie gleich Valen- ciennes zwischen Curimatus und Epicyrtus einzuschalten. Wenn ich sie gleichwohl hier erst auf D/'stichodus folgen lasse, so hat dies darin seinen Grund, weil ich mit den Gattungen begann, deren Mund theils völlig zahnlos, theils unvollständig bezahnt oder mindestens nur mit beweglichen, dünnen Zähnchen besetzt ist, und die daher auf Pflanzen- oder Schlamm- nahrung insbesondere angewiesen sind. Durch die bedeutend stärkeren, festsitzenden und mehr minder zugespitzten Zähne erscheinen hingegen die Arten der Gattung Leporinus schon befähigt, härtere Stoffe und gemischte Nahrung zu sich zu nehmen , und insoferne glaube ich sie als Ubei'gangsglied zu jenen Gattungen betrachten zu dürfen, die sich als Fleisch- fresser und wahre Raubfische charakterisiren. Das kais. Museum besitzt durch Natter er 5 Arten dieser Gattung, unter denen 2 unbe- schrieben scheinen; die 3 bereits bekannten sind folgende: 1. Art. Etepor, MPritlericii Ag. In mehreren wohlerhaltenen Weingeist-Exemplaren bis zu 10" Länge; Bloch's Abbildung dieser Art in Fig. 378 gehört zu den gelungenen seines grossen Werkes. — Auffallend breit und stark sind bei dieser Art die seitlichen Hauptlappen an den Strahlen der Rücken- und Afterflosse, die sehr lange gekielte Spornschuppe über den Bauchflossen und die Rechenzähne der vorderen Kiemenbögen, die zwar so weich und biegsam sind, dass sie sieh nach einwärts niederlegen, aber den Schlundzähnen ähneln, indem sie oft in 2 — 3 Spitzen auslaufen, jedoch in verschiedener Weise und auch ungleich lang sind. Fig. 18 a. Fundort: Rio branco. 2. Art. Etepor. nigrotaeniatus Müll. Tr. Von Barra do Rio negro und dem Rio branco stammende Exemplare von 8 — lu" Länge stimmen völlig auf die Beschreibung dieser Art und auch auf Schomburgk's pl. 13, Fig. 2 (daselbst Chcdceus ni.grotaen. genannt); die seitliche Halsbinde erseheint öfters theilweise ver- waschen, der obere Caudallappen meistens etwas verlängert. Natter er bezeichnete diese Art als Salmo biribirl. Ickthyologische Beiträge zur Familie der Characinen. 171 3. Art. Leimt', fasciatus Agas. Syn. Salmo fasciatus Bl. tab. 379. — Lepor. novemfasciatus Ag. Spix. tab. 37. Die Zahl der Querbinden variirt, so wie die der Schuppen längs der Seitenlinie, und zwar letztere zwischen 36 und 42, über ihr liegen 5, unter ihr 1 Schuppenreihen, der obere Caudallappen ist bei Männchen etwas verlängert; die Binddärme sind ungleich lang. - Natterer benannte diese Art Sahno timbure und fand sie in Irisanga. *&* 4. Vit. MJepot: striatus, n. sp. (Tai. VIII, Fig. IS.) Altitudo corporis longitudinem capitis obtuse acuminati superans , os minimurn, squamae magnae, taenia nigra lateralis ab oris angulo ad pinnae caudalis finem usipte producta, supra harte duae aliae juxt.u dors i longitudinem. Die grösste Höhe bei Beginn der Rückenflosse ist 41/, — 3/4mal in der Totallänge ent- halten, die kleinste am Schwänze 2y2mal in der grössten, die Kopflänge beiläufig öVanal. Die grösste Dicke kommt der halben Höhe ziemlich gleich , die Höhe des Kopfes am Hinter- haupte seiner Länge vom Schnauzenende bis gegen den Vordeckel. Das Auge steht genau in halber Kopflänge, sein Durchmesser beträgt nahezu '/4 der letzteren, die Stirnbreite zwischen den Augen 2 Diameter. Die Mundspalte ist sehr klein, der Oberkiefer reicht kaum bis unter die vordere Narine, die ziemlich weit vor der hinteren grösseren liegt. Die 4 Zähne jeder Kieferhälfte nehmen von rück- nach vorwärts- rasch an Grösse zu, und die beiden mittleren sind, besonders im Unterkiefer verlängert und schief nach einwärts zugespitzt, kurz, ausge- zeichnete ' LeporinusirZ'sth.ne. — Das Profil steigt bei Männchen bis zur Dorsale in einem rascheren Bogen auf als an der Bauchseite, bei Weibchen senkt es sich aber an letzterer bedeutend tiefer herab (das abgebildete Exemplar ist ein Weibchen mit reifen Eiern). 3 1 :") D. 10—11, A. 9, V. 9, P. 12, C. jT, Squ. ^iü ü 4 Die Rückenflosse beginnt vor halber Körperlänge, sie ist nach hinten massig abgestutzt, ihre vorderen Strahlen bleiben hinter der Kopflänge zurück. Die Fettflosse steht dem Ende der Anale gegenüber, die etwa um 1/3 niederer bleibt als die Dorsale. Die unter der letzteren eingelenkten Bauchflossen sind abgerundet und reichen lange nicht bis zur Analgrube, ob- wohl diese nicht unmittelbar vor ihrer Flosse liegt; noch kürzer sind die gleichfalls abgerun- deten Brustflossen. Die Endspitzen der tiefgabligen Caudale kommen bei Männchen an Länge der Körperhöhe gleich, und der obere Lappen ist bei diesen etwas verlängert. Die ziemlich derben und festsitzenden Schuppen zeigen, wie bei anderen Arten, wenige irreguläre Strahlen und nicht sehr feine concentrische Streifung, die Spornschuppe über den Bauchflossen ist lang, der abgerundete Rücken beschuppt, der Bauch vor und hinter den Ventralen mehr oder minder deutlich gekielt. Färbung. An allen Exemplaren lässt sich eine schwärzliche Hauptbinde vom Mund- winkel längs der Seitenlinie bis zur Schwanzflosse verfolgen, durch deren Mitte sie sich bis zum Saume fortsetzt, eine zweite ähnliche verläuft um zwei Schuppenreihen höher vom oberen Winkel der Kiemenspalte bis zur Fettflosse , eine dritte mehr verwaschene zieht jederseits 22* 172 Rudolf Kner. vom Hinterhaupte bis unter die Basis der Dorsale. Der Bauch ist silberweis, alle Flossen sind hell, einfarbig. Totallänge 37,-4 Zoll. Fundorte: Irisanga und Caicara in Matogrosso. Natterer bezeichnete sie als Salmo tiririca. 5. Art. Mjepor. pictus, n. sp.? (Taf. VIII, Fig. L9.) (_'i(jiitt ohtdsam, * Ichthyologische Beitrage zur Familie der Charaeinen. 177 nehmen gleichfalls 10 funfspitzige Zähne ein, aufweiche beiderseits nach rückwärts bei Männ- chen eine längere Reihe kleiner einfach spitzer Zähne folgt, die bei Weibchen ebenfalls nur aus wenigen Zähnchen bestellt. — Das vordere schmale Stück des Augenringes überdeckt den Oberkiefer nicht, nur das mittlere untere ist auffallend breit; der schmale und hohe Deckel ist nach hinten eingebuchtet, das Suboperculum ragt etwas weiter als der Vordeckel zurück. Die Stirn ist gewölbt; Kiemenstrahlen und Rechenzähne verhalten sich wie bei anderen Arten. D. 2/8— 9, A- 3/21—22, V. 1/7, P. 1/12, C. 19, Squ. 36 iii — 4 Die Rückenflosse beginnt genau in halber Körperlänge und erreicht bei Männchen fast die Körperhöhe (bei Weibchen bleibt sie niederer), sie ist nach hinten bis zur Hälfte abge- stutzt. Die Fettflosse steht dem Ende der Anale gegenüber, deren vordere Strahlen 21/2inal länger als die letzten sind. Die Analgrube liegt in der Mitte zwischen der After- und der Basis der Bauchflossen; letztere reichen bei Männchen mit ihren Spitzen fast bis zur Anale, bei Weibchen aber zufolge des sich tiefer senkenden Bauchprofiles nicht; die zugespitzten Brustflossen sind mit den A'entralen gleichlang: die Endstrahlen der gabiigen, gleichlappigen Caudale übertreffen die Kopflänge, beide Lappen sind bis über die Hälfte mit kleinen Schuppen bedeckt. Die ziemlich gleich grossen, leicht abfallenden Schuppen des Rumpfes zeigen wenige, regellose Radien und feine Streifung, die Spornschuppe über den Bauchflossen ist lang, der Scapularfortsatz breit, abgerundet. Der Verlauf der Seitenlinie unterscheidet diese Art wesentlich von T. melanurus, indem vor der Dorsale über ihr nur 5 Schuppenreihen liegen, auch verläuft sie noch am Schwanzstiele unter dessen halber Höhe, so dass man daselbst über ihr 3 und unter ihr blos l1/, Schuppen zählt. Färbung. Die Seiten des Kopfes und Rumpfes hell silberig mit metallisch grünlichen Reflexen, ein glänzendes Silberband verläuft über der Seitenlinie, hinter der Schulter ist dieSpur eines verwaschenen schwärzlichen Fleckens sichtbar, d essgleichen am Ende des Schwanzstieles ; der ganze schuppenfreie Theil des oberen Caudallappens ist schwarz, der des unteren graulich. Die hintere Abtheilung der Schwimmblase endet mit stumpfer Spitze, nicht wie gewöhn- lich bei Charaeinen , mit einem langen dünnen Zipfel. Totallänge 4 bis 41/, Zoll; Fundort: Rio Guapore\ 9. Art: Telrag. dichrourus, n. sp. (Taf. IX, Fig. 21.) Altitudo corporis ad longitudinem totalem ut 1 : 3l/3, illa capitis ut 1 : 5'/3 — 6, pinnae caudalis basis squamata, lobi nigrieantes, apice albi, squamae magnae. In den Umrissen des Körpers nähert sich diese Art dem T. G?-onovii, das Profil bildet jedoch bis zu den Bauchflossen einen schärferen Bogen als an der Rückenseite, die kleinste Höhe am Schwänze beträgt nicht ganz 1/3 der grössten und ist geringer als die Dicke des Rumpfes unterhalb der Rückenflosse. Die Höhe des Kopfes am Hinterhaupte kommt seiner Länge nahezu gleich, die Breite zwischen den Deckeln übertrifft dessen halbe Länge. Der Denkschriften der mathem.-naturw. CI. XVII. ßd. 23 178 II udolf Kner. Durchmesser des Auges macht beiläufig % der Kopflänge aus, es steht weniger als 1 Diameter vom Schnauzenende und genau 1 vom anderen Auge ab, die Stirn inzwischen ist stark ge- wölbt, das schmale kreisförmige Augenlid lässt fast den ganzen Bulbus frei. Der Mund ist klein, endständig, seine Mitte liegt mit dem oberen Augenrande fast in einer Horizontallinie; bei geschlossenem Munde sind beide Kiefer gleichlang. Der den unteren überlagernde Ober- kiefer wird vom vorderen Suborbitalstücke nicht überdeckt, sein Winkel reicht bis unter die hintere Narine. Der Unterkiefer trägt 8 je nach der Abnüzung drei- bis fünfspitzige Zähne, die bedeutend länger und stärker sind als die 12 zAveiter Eeihe im Zwischenkiefer; einfach spitze, jedoch mit freiem Auge kaum und nur bei ganz gut erhaltenen Individuen sichtbare Zähnchen halten die Seiten des Unter- und den Eand des Oberkiefers besetzt; die Zunge ist frei. — Das mittlere untere Suborbitalstück reicht mit seinem abgerundeten Winkel tief herab und der Vordeckel tiefer als der Deckel, welcher dreimal so hoch als breit, am hinteren Rande leicht eingebuchtet und mit einem Hautsaurue besetzt ist, seine untere Hälfte erscheint an der Ober- fläche wie ciselirt. Sub- und Interoperculum ragen nur wenig unter den beiden anderen Deckelstücken vor. — Kiemenstrahlen sind wie gewöhiüich 4 vorhanden; der vordere Kiemen- bogen trägt lange spitzborstige Reehenzähne und ragt wie bei Clupeoiden weit in die Mund- höhle vor, die hinteren Bogen sind dicht mit sehr kurzen spitzen Zähnchen besetzt, die Schlundzähne sammtartig. D. 2/8, A. 2/23—24, V. 1/7, P. 1/13, C. 19, Squ. Fi=38 3—4 Die Rückenflosse beginnt etwas vor der Mitte der Körperlänge den Bauchflossen gegen- über, ihre vorderen Strahlen messen 2/3 der Rumpfhöhe unter ihr, sie ist nach hinten bis auf 1 aligestutzt. Die Analgrube liegt unter dem Ende der Dorsalbasis, 3 Schuppen hinter ihr beo-innt die Afterflosse, deren Basislänge der Dorsalhöhe gleich kommt, und deren Strahlen vom fünften bis zum achten rasch an Länge abnehmen, sich aber dann bis zum letzten ziem- lich gleich bleiben; sie erscheint desshalb niederer als sie wirklich ist, weil ihre Basis kleine Schuppen überdecken. Die etwas zugespitzten Bauchflossen reichen bis zur Analgrube und werden von den spitzeren Brustflossen an Länge übertroffen. Die etwas abgerundeten Spitzen der gleichlappigen Caudale messen über eine Kopflänge, die Strahlen beider Lappen sind auf mehr als i/i ihrer Länge, somit noch weiter als bei T. lepidurus dicht und klein beschuppt. Der Bauch ist zwischen Brust- und Bauchflossen jederseits stumpf gekantet, hinter letzteren einfach gekielt. Die Schuppen sitzen ziemlieh fest, zeigen am freien Ende irreguläre Radien aber ohne Centrum und äusserst feine Streifung, über den Bauchflossen liegt eine massig lange Sporn- schuppe und eine ähnlich verlängerte hinter dem breiten abgerundeten Scapularfortsatze. Der Seitencanal mündet mit kurzen einfachen Röhrehen, die lange nicht bis zum Rande der Schuppen reichen. Färbung. Rücken nur wenig dunkler bräunlich als die Seiten und der Bauch, vom oberen Winkel der Kiemenspalte erstreckt sich bis zur Caudale ein breites geradliniges Silberband, das nach oben und unten dunkel eingefasst und dadurch besonders am Schwanz- sticle scharf begrenzt erseheint; durch die Mitte jedes Caudallappens zieht eine breite schwarze Binde, die Spitzen der Flosse bleiben aber weisslich ; Rücken-, After- und Fettflosse sind schwärzlich gesäumt, Brust- und Bauchflossen hell einfarbig. Ichtkyvlogische Beiträge zur Familie der Characinen. 179 Alle unsere grösseren Individuen (7 an der Zahl) sind auffallender Weise Weibchen, einige mit reifen Eiern; der Magensack ist kurz, der Darm dünn ohne Windungen, das hintere Ende der Schwimmblase noch stumpfer als bei T. l&pidurus, nicht bis zu Ende der Bauch- höhle reichend. Totallänge der grösseren Exemplare, die vom Rio Guapore" stammen, bis 4 Zoll; zahl- reiche kleinere bis zu V/2 Zoll Länge aus Caicara und dem Rio Paraguay sind von Natterer als Salmo lambari bezeichnet, den grösseren aber in allen Punkten gleich1). Gattung: BKYCONOPS, nov. gen. Char. Dentes intermaxillares cuspidati in trnlici serie, maxillares nullt, inf ramaxillares unise- riales , medii cuspidati, laterales et postici conici minuti; corpus elongatum, abdomen rotundatum, pinna analis longa; squamae mediae. Diese Gattung nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen Tetragonopterus und CJialceus Cuv. Val. ein und He ekel war auch geneigt, die hieher gehörigen Arten der Gattung Bry- con Müll. Tr. einzureihen. Der völlige Mangel einer zweiten Zahnreihe im Unterkiefer hindert jedoch diese Vereinigung ebenso als die Gegenwart einer dreifachen Zahnreihe im Zwischenkiefer eine solche mit der Gattung Tetragonopterus; will man daher der Bezahnung in diesem Falle willkürlich nicht eine geringere Bedeutung für die Systematik und Charak- teristik beilegen, als dies bisher und zwar namentlich in der Familie der Characinen zu geschehen pflegte, so erscheint consequenter Weise die Aufstellung dieser Gattung wohl gerechtfertigt, und dies vielleicht um so mehr, als sie schon jetzt durch 2 Arten vertreten wird. 1. Art. Bryc. albumoides, n. sp. (Taf. IX, Fig. 22.) Altitudo ad longitudinem totalem = 1 :5 — £>'/3, anibae maxillae aequales, pinna caudalis nigro lim- bata, analis radii non aculeati, corpus gracile. In Totalgestalt erinnert diese Art auffallend an unsere Cyprinoiden-Gattung Alburnus ; die Körperhöhe bei Beginn der Dorsale steht bei Weibchen im Verhältniss zur Totallänge wie 1 : 5, bei Männchen wie 1 : 5y3 und ist bei letzteren der Kopflänge nahezu gleich (bei Weibchen grösser), die kleinste Höhe am Schwänze beträgt l/3 der grössten. Das Profil des Rückens bildet mit dem der Bauchseite bei Männchen beinahe einen gleichen sehr flachen Bogen, ist aber bei Weibchen an letzterer etwas gewölbter. Die Höhe des Kopfes am Hinter- ') Von den 3 in Castelnau's Reisewerke als neu beschriebenen und abgebildeten Arten der Gattung Tetragonopterus stimmt keine auf die beiden hier als neu vorgeführten. Tetrag. saica Cast. auf PI. 33 in Fig. 1 dargestellt, sieht dem Tetrag. rußpes d'Orb. sehr ähnlich und zeigt auch an der Caudalbasis einen schwarzen Fleck, scheint aber durch bedeutend höhere Rückenflosse von ihm abzuweichen. — Die 2. Art: Tetrag. fusco-auratus Cast. PL 33, Fig. 2 steht dem Tetrag. Linnaei (und somit auch Gronoini) sehr nahe, soll sich aber durch dunkelbraune, goldene Färbung und einen schwarzen Fleck an der Caudalbasis unterscheiden, der sich öfters auf die Flosse selbst fortsetzt; die Strahlenzahl der Anale wird zu '/o? angegeben. — Die 3. Art: Tetrag. vittatus Cast. PI. 33, Fig. 3 unterscheidet sich von den vorhergehenden durch einen grossen, schwarzen Humeralfleck, ein helles seitliches Silberband, eine ebenso hohe Rücken- wie Analflosse und eine grössere Strahlenzahl in letzterer, nämlich 1/3.1. 23 * ISO Rudolf Kner. haupte kommt seiner Länge bis zum Vordeckel gleich, die Breite zwischen den Deckeln fast genau seiner halben Länge. Der Durchmesser des sehr grossen Auges beträgt mehr als l/s der Kopflänge und sein Abstand von der Schnauze sowohl wie vom anderen Auge weniger als 1 Diameter. — Die Mundspalte ist weit, beide Kiefern sind gleichlang; die Grenze zwischen Ober- und Zwischenkiefer wird durch eine tiefe Einbuchtung bezeichnet, unterhalb welcher ersterer mit stark convexem Rande vortritt, den Unterkiefer überdeckt und mit seinem schmalen zugespitzten Winkel fast bis unter die Mitte des Auges reicht. Die vorderste Zahn- reihe des Zwischenkiefers besteht aus 10 gleichgrossen, dreispitzigen Zähnen, die zweite aus 4 (jederseits 2) ebenso gestalteten, die innere dritte gleichfalls aus 10 aber grösseren, breiteren und fiinfspitzigen Zähnen. Im Unterkiefer stehen in einfacher Reihe 14 mehrfach gespitzte Zähne, von denen die mittleren ebenfalls fünfspitzig sind; nach rückwärts nehmen sie an Grösse ab und zuletzt folgen einige einfach spitze Zähnchen, die aber in der Verlängerung derselben Reihe stehen und an Zahl unverlässlich sind (s. hiezu Fig. «). Von 2 längeren konischen Zähnen, die hinter den mittleren des Unterkiefers wie bei Chalceus oder Brycon stehen würden, so wie von einer zweiten Zahnreihe überhaupt daselbst ist bei allen Exem- plaren keine Spur vorhanden. — Der Suborbitalring wird von einem weiten Canal durch- zogen, seine vorderen kleinen Stücke überdecken den Oberkiefer nur theilweise; der Hinter- rand des Deckels zeichnet sich durch eine tiefe Einbuchtung aus. Die Kiemenspalte ist bis an den Isthmus offen, die Zahl der Kiemenstrahlen jederseits 4 ; die Rechenzähne des vorderen Kiemenbogens sind ziemlich lang, spitz, biegsam, an der Basis compress, die der hinteren Bögen sehr kurz, stehen aber gedrängter. 2 9 D. 2/9, A. 2/30—31, V. 1/8, P. 1/12, C. n, Squ. ss^cö 3 4 Die längsten Strahlen der etwas vor halber Körperlänge beginnenden Rückenflosse bleiben hinter der Körperhöhe zurück; sie ist nach rückwärts geradlinig abgestutzt. Die vorderen und längsten Strahlen der durchaus niederen Anale bleiben kürzer als jene der Bauch- flossen, die etwas vor der Dorsale eingelenkt sind und über die Aftergrube zurückreichen. Die zugespitzten Lappen der tiefgabligen Caudale übertreffen (bei Männchen) die Kopf- länge. Die Schuppen sind zart, am freien Rande häutig gesäumt, an den Seiten des Bauches am grössten, zeigen ein fein netzförmiges Centrum und dichte Streifung, aber nur unregelmässige Radien. Die Seitenlinie senkt sieh alsbald gegen das Bauchprofil und erhebt sich nicht einmal am Ende des Schwanzstieles mehr zur halben Höhe desselben, so dass daselbst 5 Schuppen- reihen über und blos 3 — 2 unter ihr zu liegen kommen (in der Zeichnung verläuft sie fehlerhaft zu hoch.) — Der Rücken ist bis zur Dorsale gekielt und die hier liegende Schup- penreihe winklig gebrochen, der Bauch vor den Ventralen abgerundet, nur die vordersten 4 — 5 Schuppen sind schwach, bei Männchen etwas schärfer gekielt; die Spornschuppe über den Bauchflossen ist klein, der Scapularfortsatz endet mit breit abgerundeter Spitze. Färbung. Unsere Weingeistexemplare mahnen mit ihrem Silberglanze ganz an Al- /) v- V8 > p- V12 > c- Ü > 8cP- ü 4 i Die Bückenflosse entspringt etwas vor halber Körperlänge und bleibt hinter der Kör- perhöhe zurück, ihre Strahlen tragen breite, seitliche Hautlappen. Die Anale fängt unter dem Ende der vorigen an, reicht aber noch etwas weiter am Schwanzstiele zurück, als die Fett- flosse über ihr ; sie ist überhaupt stärker ausgebildet als bei Br. alburnoides und ihre vorderen 182 Iiudolf Kner. Ichthyologische Beiträge etc. längeren Strahlen fühlen sich äusserst rauh an, da von ihren Gliedern nach rechts und links kurze mit der Spitze nach aufwärts gerichtete Stacheln abstehen, die bedeutend stärker sind als bei den mit solchen versehenen Tetragonopterus-Arten, wie z. B. scabripinnis. Ob sie vielleicht auch hier blos einen Geschlechtsunterschied bilden , ist nicht zu ermitteln , da mir nur ein Exemplar dieser Art vorliegt, -welches allerdings als Männchen sich erweist. (Die zahlrei- chen Individuen von Br. albumoides zeigen in dieser Beziehung keinen Unterschied.) - — Die Bauchflossen reichen bis zur Anale und haben auch knotig angeschwollene Gliederstrahlen) aber keine Stacheln, während deren von den dicken Endstrahlen der Caudale sich weiter nach einwärts in die Flossenhaut fortsetzen. Die Brustflossen sind zugespitzt und länger als die Ventralen, reichen aber nicht bis zu diesen ; der untere Lappen der tiefgabligen Schwanz- flosse ist etwas verlängert. Der Seitencanal verläuft parallel dem Bauchrande im unteren Drittel der Höhe und erhebt sieh am Schwanzende gleichfalls nicht bis zur halben Höhe, indem daselbst 4 Schuppen über und nur 2 unter ihm zu liegen kommen. Der Bauch ist vor den Ventralen breit abge- rundet, hinter ihnen stumpf gekielt. Die Spornschuppe über den Bauchflossen ist ziemlich lang, der Scapularfortsatz breiter oder höher als bei albumoides und mehr spitz auslaufend. Färbung. Rücken- und Bauchseite gleich röthlich, über der Seitenlinie verläuft ein breites, hell silberglänzendes Band, Deckelstücke und Wangen von gleichem metallischen Glänze, Oberkopf hell, so auch alle Flossen, nur der obere Caudallappen dunkel gesäumt. Das 6 Zoll lange Exemplar befand sich offenbar ausser der Laichzeit, der Magen war mit Insectenresten erfüllt, die Zahl der Blinddärme ist gering (6?), die Schwimmblase wie bei der vorigen Art. Fundort: Rio branco ; Trivialname nach Natter er: Oii arana. Kiier. /iiir F.nnilic der Characinen. T« /->//. / Fiff.Z. Fig. /.furrmatus vittatus n.sp Fiff. '! Curimati&s nittlmr/ex r/.sp. Iit] Denkschriften dprk.Akad d Wissensrli mathem riaturw Cl.IVflBil 1839. Klier, /iiir F.i milie der Cluiniciiii'n. Taf.n. Fix/. 3. Fig. '/. Füf.3.Curüaatib? airamoides. Fig. 9.Froc/ii/or/us oimboiflt* Denkschriften der k.Äkad.d_Wissensch. mathem.natuTw n.XVEBil 18 J!) Kner. luv Familie der (hara einen. III. Fig ■>. Afierodus labyrüUJüeus n.sp. /''','i(/ //. Fy.''// 10. SOtizodm taerUatne. Fig. // Schtxfidon grarilis. I.ith u sjed.i clkk-Hof tt. Sta.atsdi .i Denkschriften der k .Akad.d.Wisseiisrh.matliem.natiirw Cl.XVIIBd.l859. Klier. Zur Familie der fharaciiiei Taf.VI. Fig. /■> Fig. fZ. Sr/irxoi/oii frimorrrfaOi.t . Fig. /,?. Sehixodon isoi//int/in.t. Fig. /4 Scfnxoilutt nu.sn/ei.r. cLi k..ffof-u.Sta.a,tjdi u ki rei Denksclriftenderk.Akaid Wissenscl .mathem iwiiunH'IA'VJIBd .18Jf>. Kurr. Zur Familie der l'haracuirii Tal'. VII. Fip.fS. KhytioduJt mierolepir. Fig. fß, Rttyliodu,? wgentcoficscus. /■',,// U>,/roi/o» naj-us. Denkschriften ier k Akad a.WIssensi'h, matTiem.naturw.ClJCVIlBd.10S9. Kiicr. /iiir Familie der Clianiriiieii. Tal.VIII. fi'ü/. /&. Fiff.XO. l, ,d j - - /,■ io /*„„,r,j„i nun/ r n sb -" Fia.%0. Tetraqonopttrus //■////////■ A/o. /') /.rpiiriniis .v/riiittis. /' ' ticpo Denkschriften derk Akatld Wissenseh mallu-nt naturw. t'LXVIIHd 1859. Klier Zur F'ainilir der Cha.ra.cin.cn Taf fX. -Fy. 2/. Fig. ?.?. Fig. 2/. Tetragonqpterus r/ir/irourirs. /''ig 2',!. firt/ttonops atburnus . Fig. 23. ßri/coriops Jueidus Denkschriften ilcr k.Akftd d Wisspn.scli.mallipin.iuUurwCI.XVnHd 1859. 183 DIE URWELTLICHEN ACROBRYEN KREIDEÖEBIKUES VON AACHEN UND MAESTEICHT. BEARBEITET VON DK MATTHIAS HUBERT DEBEY, PRAKTISCHEM ARZTE IN AACHEN, UND DE CONSTANTIN ritter von ETTINGSHAUSEN, CORRESPONDIRENDEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (31t/i.t VII l'itßtfijtap&uteU/ GafeiW) VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 12. NOVEMBER 185T Unter den Überresten von vorweltlichen Pflanzen, die aus verschiedenen Schichten der Erd- rinde zu Tage gefördert worden sind, müssen die Fragmente des Laubes von Farnkräutern wohl jenen Fossilresten beigezählt werden, zu deren Erklärung mannigfache und wichtige Anhaltspunkte vorliegen. Nicht blos die Art der Fructification, welche sich an den fossilen Laubresten oft vollkommen deutlich erkennen lässt, sondern auch die eigentümlichen Ver- hältnisse der Nervation der Farne geben Mittel an die Hand, die Fossilreste mit Pflanzen- formen der gegenwärtigen Schöpfung zu parallelisiren, wie kaum eine andere Familie von Gewächsen. Zudem sind die Farnkräuter für die Charakterisirung der Floren der seeundären Perioden von wesentlicher Bedeutung. Dessungeachtet kann die bisherige Bearbeitung der fossilen Farne im Allgemeinen auf jenen Grad der Vollendung keineswegs Anspruch machen, welcher ihr nach dem Stande unserer Kenntnisse über die recenten Farne zukommen sollte, ja sie muss als eine mangelhafte und theilweise dem natürlichen Systeme durchaus nicht entspre- chende bezeichnet werden. Die noch immer beibehaltenen Familien der Pecopterideen, 184 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. Sphenopterideen und Neunrpterideen begreifen grösstentheils solche Fossilien, die man nur benannt, aber bei weitem nicht bestimmt und erklärt hat. Viele dieser Formen sind Repräsentanten jetztweltlicher Familien oder Geschlechter und ihre genauere Untersuchung verspricht zu Resultaten zu führen, welche nicht nur die Kenntniss der Gewächsarten der vorweltlichen Floren fördern, sondern auch für die Geschichte der Entwickelung der Pflan- zenwelt von Wichtigkeit sind. Es erscheint daher wünschenswerth, den Farnresten der vor- weltlichen Floren, vorzüglich jener der secundären Perioden, besondere Aufmerksamkeit zuzu- wenden. Hiezu gab die Untersuchung der fossilen Flora von Aachen hinreichende Gelegenheit. Diese Flora enthält eine bedeutende Menge von Farn, welche in der vorliegenden Abhand- lung erklärt und beschrieben sind. Für jene Hauptgruppen, welche mit denen der Jetztwelt übereinkommen, wurde die Eintheilung von Bernhardi (in Presl's Tentamen Pteridogra- pliiac, Suppl.) zu Grunde gelegt. Die urweltlichen Acrobryen den Kreidegebirges von Aachen etc. 185 REGIO CORMOPHYTA. SECTIO ACROBRYA. \ ' CLASSISMUSCI. NMuscites Brongn. Gaules simplices v. ramosi, filiformes, foliis membranaceis sessilibus v. amplexicaulibus, imbri- eatis v. subpatentibus tecti. Brongni art. fast. neg. foss. p. 93. — Endlicher, gen. PI. p. 58. — l* 11 i-r<' r . gen. et spec. p. 41. Musettes cretaceus. Tai'. I, Fig. C. .1/. patentibus, lineari lanceolatis integerrimis apice lonye acicmt'natis, nervo medio tenui distincto. In strocto argilloso arenacei dicti aquisgranensis rarissimus. In einer Thonschicht am Weingartsberge wurde ein sehr zartes nur etwa 31/, Millim. langes Zweiglein gefunden, das uns indess genügend zu sein scheint, um darin den Rest eines Mooses zu erkennen. Wir haben versucht, es in natürlicher Grösse und fünf Mal vergrössert darzustellen und meinen, das sehr zarte dünne Laub, die scharfe Zuspitzung der Blätter, der sehr feine Mittelnerv, sowie die ganze Tracht seien wohl geeignet, unsere Ansicht zu unterstützen. Weit schwieriger und zweifelhafter aber ist die Bestimmung eines zweiten etwas grös- seren. Zweiges. Die lockere Stellung und scharfe Zuspitzung der Blätter hat er mit dem vorigen gemein. Viele Blätter sieht man jedoch auf dem Querschnitt, und sie scheinen in dieser Richtung betrachtet eine gewisse Dicke gehabt zu haben, die dem Mooslaube in der Beo-el nicht zukommt. Wir kennen übrigens keine andere fossile Pflanze unseres Gebietes, welcher der Zweie: zugewiesen werden könnte. Unsere Coniferen haben eine andere Tracht. Doch konnte es bis jetzt nicht gelingen, aus den vielen Möglichkeiten, die hier der Bestimmung offen stehen, die richtige zu finden. CLASSIS FILICES. HELICOGYRATAE. filcicheniaceae. Sori in inferiore frondis pagina occurrentes, subrotundi, seriati, superficiales v.foveae semi- globosae immersi, tri v. sexcapsulares dorso aut apici venarum v. receptaculo minuto elevato punctiformi insidentes. Capsidae sessiles annulo excentrico obliquo cinctae, longitudinaliter fissae. Sporae simplices, sphaerico-tetrdedricae. Frondes dichotomae, rarius simplices, pinnatae, glabrae, 24 Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVII. Ed. 186 M. II. Debey und G. v. Ettingshausen. pilosae v. pulvere colorato tectae. Gemmae axillis ßcrcaturae ramorum insidentes, subinde evo- lutae, saepissime abortientes. Fascicidus vasorum in stipite unicus, centralis, teres v. triangidaris angulis obtusis. Vasa sccdariformia. Herbae v. suffrutices, rhizomate repente, tenui. Corda, Beitr. zur Flora der Vorwelt, p. 88. — PresI, Tent. Pteridogr. I,p. 47, t. I,ßg. 1 — 4, 7, 12. a) Gleicheniaceae verae, — b) Mertensieae, — c) Calymellaceae, — d) Chorionopterides. — Unger, Gen. et spec. plant, foss. p. 204 — 210. Die Ordnung der Gleicheniaceae unter den Farnkräutern, ebenso ausgezeichnet durch ihr zierliches Laub und ihre dichotome Verästelung wie durch die schönen kugel- oder eiför- migen, sehr grossen, unbeschleierten, häufig kreuzständigen oder sternförmig angeordneten Fruchtkaspeln, ist in der Urwelt nach der gewöhnlichen Annahme durch zehn bis fünfzehn Arten vertreten. Von den eilf mit einiger "Wahrscheinlichkeit in diese Ordnung gehörenden Arten fallen fünf auf die Steinkohlenzeit (Asterocarpus Sternbergi G ö p p., A. multiradiatus Göpp., A. truncatus Ung., Ilaiolea pidclierrima Corda und Chorionopteris gleichenoides Corda), zwei auf den Keuper {Asterocarpus heteropliyllus Göpp. und A. lanceolatus Göpp.), vier auf den Lias (Laccopteris Braunii Göpp., L. germinans Göpp., L. elegans C. F. Braun, Andriania baruthina C. F. Braun). — Die Gattung Fartsclüa scheint, wie Brongniart wohl ganz recht bemerkt, sehr zweifelhaft und die drei Arten der Gattung Gleichenites haben nicht die fernste Ähnlichkeit mit den Arten der lebenden Gattung Gleiche?iia, noch mit denen einer anderen Gattung dieser Familie. Die Bifurcation des Laubes bei den fossilen Arten ist nach Brongniart (Tableau etc. p. 15) entweder zufällig, wie bei vielen lebenden Farnkräutern, oder wenn sie constant wäre, würde sie wie für die lebenden Farne kein wesentliches Merk- mal abgeben. Brongniart bezweifelt freilich fast von sämmtlichen vorhin angeführten Gat- tungen, dass sie zu den Gleicheniaceen gehören. Doch lässtsich wenigstens für Haidea Corda und Laccopteris Presl keine lebende Ordnung anführen, mit der sie grössere Ähnlichkeit besässen, und unter den fossilen Farnen stehen sie durch die sternförmigen Sori einander so nahe, dass sie eine besondere Abtheilung zu bilden berechtigt sind. Der sehr nahe stehende Asterocarpus ist freilich von Presl (Supplm. Pterid. p. 17) unter die Marattiaceae, subordo II KauJfussieae (Asterotliecae) gebracht worden. Aus den Thon- und Sandschichten des Aachener Sandes besitzen wir vier Farnkraut- arten, welche wir zu den Gleicheniaceen glaubten ziehen zu dürfen. Die erstere haben wir zu einer neuen Gattung erhoben, die andern zu Glcichenia gestellt. WUdymosorus. Sori duo, dorso medio venarum injimarum utriusque lateris inserti, orbiculares. Frondes bipinnatae, dichotomae. Venae simplices vel varius furcatae. Didyiiiosot'Hs comptoniifollus* Tat'. I, Fig. 1 — 5. D.fronde bipinnata, rhachide primaria crassa, stricto, subtereti vel (in ectyjptsj compresso-plena, costü pinnarum tenuissimis apicem rersics ßexuosis ; pinnis regulariter alternis, approximatis, inferioribus paten- tissimis, superioribus aubarrectis, longe lineari-lanceolatis, basi et apice partim decrescentibus ; pinnulis in- ferioribus horizontalibtts, superioribus falcato-arrectis, regulariter alternis , confertis, rarius subimbricatis, basi discretis vel rarius counatis, lata basi sessilibus integerrimis, inferioribus rotundatis minoribus , infimis Die urweltb'chen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 187 duabus pernio latiortbus rhachidem primariam seeundariamque marginentibus, mediis sensim majoribus ovato- acumüiatis, subtriangularibus, falcatis, margine superiore truncato, summi's sensim decrescentibus (terminali ignotaj; nervo media no ad ap icein usque valtdo, nervi* seeundariia simplieibus vel inferior ibua furcatis; soris duobus rotundis puuetiformibus, medio renne superioris bifurcationis insidentibus. In stra/is nonnull/'s arglllosis et arenosis arenacei dieli aquensis non frequens. Die Hauptaufgabe bei der vorliegenden ausgezeichneten fossilen Pflanze ist die Recht- fertigung der Familien- und Gattungsbestimmung. — Unter den bis jetzt bekannt gewordenen fossilen Farnkräutern sind es nur zwei Arten , welche bei einem Vergleiche Erwähnung ver- dienen, nämlich Asplenites ophiodermaticus Göpp. (Syst.fil.foss.]3. 280, t. 17, f. 1, 2) aus der Steinkohle und der sehr eigenthümlich gebildete und zweifelhafte Filicites Desnoyersii Sternb. (Flor. d. Vorw. II, p. 174, Pecopteris D. Brong., Ann. de Sc. nat. IV, p. 421, t. 19, f. 1; liist. veg.foss., p. 366, pl. 129, f. 1) aus dem oberen Jura von Mamers in Frankreich. Sehr wahr- scheinlich gehört weder die eine Art zu Pecopteris, noch die andere zu Asplenium und jeden- falls sind beide Pflanzen , ungeachtet einer gewissen Ähnlichkeit, nicht geeignet , im "Wesent- lichen mit unserer Pflanze in nähere Beziehung gebracht zu werden. Ein weit wichtigeres Feld der Vergleichung bieten die lebenden Farnkräuter und namentlich die kleine Familie der das Cap und Neuholland bewohnenden Gleicheniae verae, deren zierliche und eigenthümliche Laubbildung mit der vorliegenden fossilen Form in hohem Grade übereinkommt. Die wenigen lebenden Formen, welche ihr ausserdem noch nahestehen, sind ihr im Wesentlichen ebenso fern und noch ferner als die beiden vorgenannten fossilen Arten. Es haben nämlich die Fiederblättchen von Adiantum capillus, sowie die von Allo- surus imbricatus (Jamesonia imbricata Hook et Grev.) kleine, kurzgestielte, rundliche Fie- derblättchen, welche bei der Voraussetzung einer Zusammendrückung und Entstellung in fossilem Zustande eine Verwechslung möglich machen könnten. Die Betrachtung unserer so wohl erhaltenen fossilen Beste lässt aber einem derartigen Bedenken gar keinen Baum und die Vergleichung bleibt lediglich auf die Gleicheniae verae Presl beschränkt. Zur Vergleichung haben wir mehrere Arten, welche uns durch die Güte der Herren Prof. A. Brongniart und Webb in Paris zugänglich wurden, als: Gleichenia polypodioides Sw., G. argentea Kaulf. , Calymella alpina Presl, Gleich, micropliylla und G. dicarpa B. Br. benützt. Die Ähnlich- keit in der ganzen Tracht wie in den einzelnen Fiederblättchen der genannten Pflanzen mit. unserem Fossil ist schon bei oberflächlicher Betrachtung nicht zu verkennen. Die lebenden Gleiclieniaceae verae sind nun aber in der Verästelung einfach oder dicho- tom und in letzterem Falle sitzt im "Winkel der Verästelung eine in der Regel fehlgeschlagene Knospe. Da nun die fossile Art nicht zu den einfachen gehört, so ist zur Unterordnung unserer Pflanze unter die Gleiclieniaceae die Nachweisung der Dichotomie so wie der fehlge- schlagenen winkelständigen Knospe nicht zu umgehen. In der Lettenschicht im Garten des Mariahilfspitals, welche fast ausschliesslich der Fundort für die Laubreste der vorliegenden Art gewesen, haben sich nun auch vier mehr oder minder gut erhaltene Stengelabdrücke mit Dichotomie und winkelständiger Knospe gefunden. Unter diesen ist das Taf. I, Fig. 5 abgebildete Bruchstück das besterhaltene und zugleich wichtio-ste , weil sich daran die Dichotomie mit der Winkelknospe wiederholt. Laubtheile finden sich freilich an keinem der Stücke; aber wir haben schon in der Ein- leitung zu unserer Abhandlung über die Thallophyten der fossilen Flora von Aachen darauf aufmerksam gemacht, wie im Allgemeinen die fossilen Pflanzenreste in den Aachener Kreide- 21* 188 M. H. Debey und C. v. Ettingsliausen. schichten artenweise localisirt sind und die Gemeinsamkeit des Fundortes zur Zusammen- ordnung von sonst schwer zu deutenden Bruchstücken berechtigt. Daher wird es mit Rück- sicht auf die Seltenheit des Vorkommens der Dichotomie mit winkelständiger- Knospe über- haupt, namentlich aber in unseren Kreideschichten kaum noch gewagt erscheinen, wenn wir diese Stengelabdrücke mit dem in Rede stehenden Laube vereinigen und das Ganze für den Überrest einer Gleicheniacea halten. Eines der oben erwähnten Bruchstücke stammt aus einer anderen Schicht, wo kein Laub vorkommt und ist auch sonst ziemlich zweifelhaft. Jedenfalls müsste es einem dickeren Wedelstiel angehört haben , dessen mittlerer Theil vorliegt und wobei ein vorspringender Zapfen der Winkelknospe entspricht. Der zweite Gegenstand der Erörterung ist die Fruchtbildung, von deren Erhaltung und Stellung freilich nicht mehr nachzuweisen ist, als dass sie mit den Gleicheniaceen nicht im Widerspruch sind. ■ — Auf den Abdrücken der in Rede stehenden Art, wie auf jenen der fol- genden, finden sich stets nur zwei runde Fruchteindrücke und zwar auf den beiden untersten Seitennervchen der Fiederblättchen ; bei vorliegender Art sind sie klein, bei der folgenden sehr gross, so dass sie fast das ganze Fiederblättchen einnehmen; bei beiden sind sie kreis- rund. — Unter den lebenden Gleicheniaceen haben Gleichenia Smith und Calymella Presl den Sorus und zwar nur je Einen auf dem untersten Seitennervchen der oberen Seite des Mittelner- ven; bei Platyzoma Brown, Mertensia Willd. und Sticlicnis Presl, unter denen ersteres noch ganz die Laubtraeht der Gleichcniaceae verae hat, sitzen die mehr oder minder zahlrei- chen Sori dagegen zu beiden Seiten des Mittelnerven. Es liegt somit nicht ferne, dass auch eine Gattung vorhanden sein könne, wo die Sori nur zu zweien und zwar zu beiden Seiten des Mittelnerven auf den untersten Seitennerven sitzen. Die Gattung stände demnach in der Mitte zwischen den beiden lebenden Abtheilungen und wäre durch den Namen Didymosorus genau bezeichnet. An welcher Stelle der Seitennerven die Sori bei der fossilen Art sitzen, konnte nicht mit voller Sicherheit ermittelt werden. Sie scheinen bei den einfachen Nerven auf deren Mitte, bei den gabelästigen auf dem oberen Gabelast gleich jenseits der Gabeltheilung zu stehen. Ähnlich ist es bei Mertensia. Presl gibt an, bei Gleichenia seien die Nerven einfach und der Sorus sitze auf der Spitze des Nerven; aber schon in seiner Abbildung Tab. I, Fig. 2 1. c. finden sich bei G. argentea hie und da die Seitennerven gabelig und an einer in den Pariser Her- barien vorkommenden „Gleichenia dtcarpa" , wo sich 1 — 3 grosse Kapseln befinden, sieht man, wenn man die oberste entfernt, dass die nächstfolgenden etwas unter der Spitze am Mittelnerven aufsitzen oder dass wenigstens nicht alle sich auf der Spitze des Nerven befinden. Nach all dem wird die Unterordnung der fossilen Pflanze unter die Gleicheniaceen, so wie die Aufstellung der neuen Gattung gerechtfertigt sein. Was den Artencharakter betrifft, so haben wir der bereits gegebenen Diagnose noch einige Erläuterungen hinzuzufügen. Wir besitzen von der in Rede stehenden Art ziemlich viele o o o und schöne Bruchstücke, die fast ohne Ausnahme aus einer kaum 1' mächtigen, graubraunen Thonschicht herstammen, welche gegenwärtig gänzlich zerstört ist und nur eine geringe Flä- chenausdehnung gehabt zu haben seheint. Die Bruchstücke, die wir anderwärts gefunden, waren bis jetzt nur sehr dürftig. Sämmtliche grösseren Stücke zeigen eine verhältnissmässig starke llauptspindel , die an der unteren Seite nur schwach gewölbt gewesen zu sein scheint. Die Seitenspindeln sind dagegen sehr dünn, im Ganzen ziemlich gestreckt oder nur schwach Die urweltlieken Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen et'-. 189 nach oben gekrümmt. Die Fiederchen sind auffallend lang und sehmal ; bei 6 — 8 Centim. Länge haben sie kaum 3 Millim. Breite und das Ganze muss, ähnlich wie bei einigen zarten lebenden Gleiehenien, einen sehr zierliehcn und schlanken "Wedel gebildet haben. Ausser der häufig vorkommenden Biegung einzelner Fiedern ist die Mittelrippe jeder Fieder besonders nach oben, der abwechselnden Stellung der einzelnen Fiederblättchen entsprechend, schwach hin und her geschlängelt. Sehr regelmässig ist die Formverschiedenheit der einzelnen Fieder- blättchen je nach ihrer Stellung an der Spindel, worin die fossile Pflanze mit der lebenden G. dicarpaH. Br. ziemlich nahe übereinkommt. Das unterste Paar ist stets breiter als die zunächst höheren und füllt die beiden Winkel zwischen der Haupt- und Nebenspindcl durch beider- seitige Verwachsung mehr aus. Die zunächst höheren Paare sind etwas kleiner und fast halb- kreisförmig. Allmählich werden sie wieder grösser und die rundliche Form verwandelt sich in die eines Dreiecks mit gebogenen Seiten, ähnlich wie bei den Blättern von Comptonia, Dry- undra u. a. Es bildet sich eine stumpfe Spitze, die sich allmählich mehr nach oben biegt, so dass der untere und äussere Band des Fiederblättchens weit länger und gebogener als der obere oder innere wird. Je mehr diese sichelartige Form ausgesprochen ist, vergrössern sich dann die Fiederblättchen noch etwas, indem sie namentlich am Grunde sich verbreitern und auch etwas in der Länge zunehmen, bis sie endlich zur Spitze laufend wieder abnehmen, ohne die Form sehr zu verändern. Vollständige Spitzen haben wir bis jetzt noch nicht gefun- den. Mitunter sieht man Fiedern mit Blättehen , welche wie eingeschrumpft oder zusammen- gezogen erscheinen; sie mögen wohl noch nicht entfaltetem jungen Laub angehören. Die Blättchen stehen in der Begel sehr gedrängt, ja an einigen Exemplaren scheinen sie sieh stellenweise am Grunde etwas zu decken , iudess kann man doch bei jedem einzelnen den Umriss bis beinahe ganz auf den Grund verfolgen. Einzelne Blättchen haben eine fast sichel- förmige Biegung, wobei ihr oberer Band sieh etwas nach der Spindel hinaufzieht und der untere Band des nächst oberen sich etwas in die Ausbuchtung einsenkt. Ein Farnkraut von sehr ähnlicher Form der Fiederblättchen findet sich in den vielfach besprochenen Schich- ten von Wengen bei St. Cassian in Tirol (vgl. Wissmann, Beitr. zur Geogn. u. Petrefkd. d. südöstl. Tirols in Graf Münsters Beitr. zu Petrefk. Heft 4, 1841 , S. 22, T. 16, F. 10). Die Nervation ist an den kleinen Fiederblättehen unserer Art meist ganz unkenntlich und nur selten mit einiger Sicherheit zu erkennen. Wir haben in Figur a eine Abbildung ge- geben, welche der Wirklichkeit wenigstens sehr nahe kommt. Der Mittelnerv ist fast immer deutlich bis zur Spitze zu verfolgen. Deutliche Bifurcation an seinem oberen Ende haben wir nicht bemerkt, wogegen die Seitennerven häufig eine einmalige Gabeltheilung zeigen. Sori fanden sich bei der in Bede stehenden Art auf vielen Fiederblättchen. Sie stehen immer am Grunde zu beiden Seiten des Mittelnerven , sind aber viel kleiner als bei einer Form, die wir sog-leich als zweite neue Art beschreiben werden. Ein Unterschied zwischen fruchtbarem und unfruchtbarem Laub ist nicht bemerkbar. Mitunter ist einer der Sori kaum kennbar, also entweder abortirt oder mangelhaft erhalten. Die Pflanze gehört bis jetzt ausschliesslich dem Aachener Sande an und wurden an vier Stellen desselben Fragmente davon aufgefunden , jedoch nur an zweien in wohlerhaltenem Zustande. 190 M. II. Debey und C. v. Ettingshausen. Didytnosorus varians. Taf. I, Fig. 7 — 9. D. pinnis lineari-lanceolatis , angustissimis coriaceis, rigidis; pinnulis basi lata sessilibus, horizon- talibus , irregulariter alternis , inaequilongis , apicem versus pinnarum decrescentibus , integerrimis, ad basim usque discretis, semicircularibus vel semiovatis, minus approximatis ; son's maximis. In stratis nonnulis argillosis arenacei dicti aquisgranensis rara. Wenn schon bei den lebenden Gleichenien die Formen einander so nahe stehen, dass es schwei' ist, die Arten zu sondern; so lässt sich dies im fossilen Zustande noch weit eher erwarten. Dies gestattet aber andererseits auch die Annahme, dass, wenn die lebenden Arten, wie nahe auch sich berührend, dennoch verschieden sind, auch im fossilen Zustande constantere wenn auch geringe Formenunterschiede zur Aufstellung besonderer Arten berechtigen. Die in den vorgenannten Abbildungen dargestellten Beste tragen in höherem Grade noch als die bei der vorigen Art erwähnten den Charakter der lebenden Gleicheniae verae. Die halbrunde oder halbeiförmige Gestalt der Fiederblättchen ist sehr bezeichnend. Bei der vorigen Art kam dieselbe nur an den untersten Fiederpaaren vor und ging bald in eine mehr gespitzte Form über. Hier sehen wir dagegen solche völlig abgerundete Fiederblättchen auf einer lan- gen Erstreckung an der Spindel fortlaufen; denn die Taf. I, Fig. 6 u. 7 abgebildeten Stücke gehören offenbar der Mitte und dem oberen Theile einer Fieder an. Dies hat uns bestimmt, in den vorliegenden Besten die Überbleibsel einer besonderen Art zu erkennen. Dieselbe zeichnet sich auch durch sehr zarte und kleine Fiedern aus und scheint schärfer bis auf den Grund eingeschnittene und weniger dicht gedrängte Fiederblättchen gehabt zu haben. Während erstere der Gleichenia argentea, steht letztere der Gleichenia semivestita, Taf. I, Fig. e und ähnlichen Formen näher. An dem sehr schönen fruchttragenden Stücke, Taf. I, Fig. 7, welches wir zu dieser Art gezogen und welches überhaupt der erste fruchttragende Abdruck war, den wir von dieser Gattung gefunden , zeigt sich eine Unregelmässigkeit in Form und Grösse der Fiederblätt- chen ; auch scheinen dieselben nicht so tief eingeschnitten gewesen zu sein. Dagegen stimmt die runde Form und die senkrechte Stellung auf der Spindel mit der bei den anderen Stücken überein. Die Fruchthäufchen an demselben sind bedeutend grösser als bei der vorigen Art und mag dies wohl auch als Artenmerkmal gelten. Bei mehreren der zu dieser Art gehörenden Stücken ist die Blattsubstanz als ziemlich dicke, glänzende Kohlenschieht erhalten, was auf ein festeres, lederartiges Laub deutet. Die Fundorte sind von denen der vorigen Art verschieden. Wir fanden Bruchstücke in den bei Senkung des Weges vor dem Königsthor hinter dem St. Johannisthurm aufgeschlos- senen Thonschichten , in Thonschichten am Lusberg und im Aachener Walde. Mehrere Stücke besitzen wir auch aus einer Thonschichte beim Mariahilfspital. Didymosorus gleichenioides. Taf. I, Fig. 10 u. f. D. pinnis lange linearibus , angustissimis , strictis , tenerrimis; pinnulis in rhachi perpendicularibus, lata basi sessilibus , sabalternis , confertis, ad basim usque discretis, aequilongis latisque, ovato-acuminatis, minimis, marginibus revolutis. In arenaceo argilloso arenacei dicti aquensis rarissimus. Die verweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 191 Von dieser Form besitzen wir ein einziges aber sehr schön erhaltenes Stück aus einer festen, grauen, thonigen Sandsteinbank am Titersberg bei Laurenzberg aus der Eisenbahn- böschung. Die sehr gleichmässige Form der kleinen, zierlichen Fiederblättchen, so wie ihre eiförmig zugespitzte Gestalt unterscheiden sie deutlich von den beiden vorhergehenden Arten. Die bedeutende Vertiefung- des Abdruckes , besonders nach der Spitze jedes einzelnen Fiederblättchens hin , deutet auf eine Umrollung des Eandes , die auch mehreren lebenden Gleicheniaceen, besonders denen mit sehr kleinen Fiederblättchen, und unter anderen nament- lich der Calymclla alpina Presl eigenthümlich ist. Man könnte vielleicht annehmen, dass der in Bede stehende Abdruck einem jungen mit nicht aufgerollten Blättchen versehenen Fieder- chen angehöre, wobei dann die Zuspitzung im fossilen Zustande durch die Einrollung der Ränder hervorgerufen wäre, eigentlich aber halbrunde Fiederblättchen beständen. Doch erscheint die scharfe, centrale Zuspitzung sowohl wie die Gleichheit der Grösse zu regel- mässig, als dass man sie nicht von einer Besonderheit der Art herleiten sollte. Damit stimmen auch die ähnlichen Verhältnisse in der Jetztwelt. Gleich, polypodioides Sw. (vgl. Presl, Tent. t. I,f. 1) stimmt sehr genau mit unserer Art überein. — An dem vorliegenden Abdrucke ist die vertiefte Seite auf dem Grunde von bräunlich-schwarzer Farbe, der etwas erhöhte Ge- genabdruck aber weisslich, wie mit einer mehligen Kieselerde bedeckt. Am Gegenabdrucke ist die Zuspitzung viel schärfer als am Tiefdruck ausgeprägt, wogegen an diesem die scharf bis auf den Grund der Spindel gehende Trennung der einzelnen Fiederblättchen deutlich hervortritt. Gleichenia Smith. Venae pinnatae , simplices vel rarius dichotomae, apice öbtuso desinentes, internae. Sorits solitarius cipici verae infimae superioris insertus1), deprcsso-globossus, foveae coneavo-hemisphae- ricae immer sus, uni-, tri- vel qtiadricapsidaris. Capsidae decussatim insertae, sessiles , trigonae, cohaerentes, medio longitudinaliter disrum/pentes. Rhizoma /•<■]>'■//■■>■. Frondcs sparsae, dichotomae, ramis bipinnatis, pinnidis parvis, coriaeeis , subtus glabris aut pulvere albido obtectis. Gapsulae satis magnae flavescentes , omnes una deeidentes et foveam vacuam profundam margine elevato acuto instruetam intus radiato-quadricristulatam derelinquentes. Filices capenses et novo-hollan- dicae. Gleichenia protogaea. Taf. I, Fig. 11, 12 g u. h, G. frondo pinnata vel bipinnata, pinnts pinnatifidis laciniis rotundato-obtusis vel oblique ovato acu- minatis, falcatis apice excentrica, subarrectis; costa mediana valida, striata; nervis seeundariis pinnatis, simplieibus vel furcatis ; pinnis soriferis crenato-lobatis , soris in singidis lobis solitariis, inagnis , orbicula- ribus, capjsulis 5 — 6 stellatim dispositis. In Strato argilloso arenacei clicti aquensis rara. In einer Thonschicht , welche in der rechten Eisenbahnböschung am östlichen Eingange des Bonhaider Tunnels bei Aachen aufgeschlossen war, wurden mit einigen anderen Farn- *) Bei Gleichenia dicarfia scheinen uns die 2 — 3 Kapseln nicht blos an der Spitze, sondern im Längenverlaufe des Nerven anzu- sitzen ; auch finden wir daran keineswegs die vertiefte Laubstelle, sondern die Sori sitzen ganz flach auf. 192 M. II. Debet/ und C. v. Et tings hausen. kräutern , Coniferen und wenigen Mono- und Dikotyledonenresten auch eine geringe Zahl ziemlich schlecht erhaltener Abdrücke eines Farnkrautes aufgefunden, von denen die besser erhaltenen Stücke hier abgebildet sind. Fig. 12 zeigt einige Laubbruchstücke, die sehr an die vorhin beschriebenen Didymosorus - Arten erinnern, sich jedoch deutlich genug verschieden von ihm erwiesen, indem die letzten Laubgliederungen sich nur fiederspaltig- oder tief tieder- theilig, nicht aber wirklich gefiedert zeigten. Auch ist die Form der einzelnen Lappen stumpfer und breiter und bei einigen derselben durch Ausbuchtung des unteren oder äusseren Randes mehr oder minder abweichend. Leider sind die Abdrücke nicht klar genug, um eine ganz scharfe Bestimmung der Form fesstellen zu lassen. In derselben Schicht fanden wir nun auch einige , wenn auch sehr kleine, doch hinläng- lich deutliche, fruchttragende Laubstücke von sehr ähnlicher Form. Zwei derselben sind in Fig. 11 (in natürlicher Grösse) und in Fig. g (vergrössert) dargestellt. Die Gemeinsamkeit des Fundortes und die sehr ähnliche Laubbildung haben uns bestimmt, diese fruchttragenden ßeste mit den obigen fruchtlosen in eine Art zu vereinigen. Jedes Fiederblättchen trägt nur ein grosses Fruehthäufehen und weicht die in Rede stehende Pflanze dadurch wesentlich von den vorigen ab. Aus diesem Grunde haben wir sie einstweilen auch zu der lebenden Gattung Gleiclienia gestellt. Die Eindrücke der Fruchthäufchen zeigen, mit blossem Auge gesehen, einen sehr regel- mässigen, runden Umkreis, innerhalb dessen eine durch mehrere Eindrücke unregelmässig gewordene Vertiefung liegt. (Vergl. die oben gegebene Diagnose der Gattung Gleiclienia.) Fast an allen ist ein stärker vertiefter Punkt in der Mitte sichtbar; sodann liegen um den Eand hin noch vier bis fünf Eindrücke, die, mit blossem Auge betrachtet, dem Ganzen ungefähr ein sternförmiges Ansehen geben. Unter der Loupe verschwindet dieser Gesammtcindruck jedoch durch das stärkere Hervortreten der Gesteinsunebenheiten und es zeigen sich Configura- tionen, die ungefähr der in Fig. g gegebenen Abbildung gleich kommen. Vollkommen deut- lich lässt sich eine Hauptvertiefung erkennen, welche dem Sorus entspricht. Die besonderen Eindrücke lassen sich am besten als Erhabenheiten erklären, welche den einzelnen Kapseln entsprochen haben. Der mittlere Eindruck würde dann für eine Centralkapsel sprechen. Damit stimmt freilich nicht ganz die Anordnung der Kapseln bei den lebenden ■ Gleiche- niaccen, indess ist die Verschiedenheit doch nicht so bedeutend, als dass sie nicht mehr in den Gattungscharakter hineinpassen könnte. Die Nerventheilung in den Fiederblättchen haben wir nirgends hinreichend deutlich erkennen können, sie kommt der in Fig. h gegebenen Abbildung nahe. Das Vaterland der lebenden Gleicheniae verae und der nahe verwandten Gattungen Caly- mella und Platyzoma sind das Cap und Australien (Neuholland und Van-Diemansland), wäh- rend die Mertensien zum Theil Amerika, und die noch wenig gekannte Gattung Sticherus dem indischen Festland, Java u. s. w. angehören. Die meisten sind tropisch, sehr selten sind sie jenseits des Äquators. Gleiclienia Hcrmanni¥>. Er., welche Presl nicht anführt, ist die einzige Art, welche jenseits des Wendekreises des Krebses, in Persien und Japan, vorkommt, jedoch auch in Neuholland sich findet. Die urweltlichen Acrobry&n den Kreidegebirges von Aachen etc. 193 CATHETOGYRATAE. ASPLENIACEAE. Asplenium Linn. Presl, Tent. Pteridol. I, p. 104, t. III, f. 8, 11, 10 — 2.3. — Endlicher, Gen. plan/, p. 61, gen. 030. Venae pinnatae, crebrae, internae mit partim siibtus prominulae, simplices aut uni-bifurcatae venulisque parallelae , aut apice libero punctiformi acutove terminatae aut arcu transverso con- junctae. Sori lineares, elongati, dorso venae simplicis aut venulae superioris furcaturae pyrimariae dt/t omnibus venulis insidentes. Indusium lineare, elongatum, planum. Hhizoma subglobosum. Frondes fasciculatae, coriaceae aut herbaceae, simplices, lobatae, pinnatimque divisae. Filices hahitu admodum vario, in toto orbe, praeter extremwm septemtrionem ctbviae. Asplenium Bvongniarti. Tal'. II, Fig. 1 — 3. .1. fronde bipinnatisecta, rhachibus striotis, tenuissimis, laciniis inferne remote alterms, superne sub- fasciculatis, basi longe attenuatis, apicem versus lobato-dilatatis, lobis inaequalibus, lobato-dentatis, arrectis, nfiu'x dichotomis, elongatis, furcationum angulis acutissimis. In Strato argüloso arenacei dicti aquensis non ramm. Die lebenden Asplenien haben durch ihre schlanke Tracht, ihre langgestreckte, spitz- winkelige Nervation und die mehr oder minder tiefe Laubeinschneidung etwas so Eigen- tümliches , dass man sogar kleine Bruchstücke derselben nicht leicht mit anderen Farn- kräutern verwechseln wird. Denselben Eindruck hat die vorstehende fossile Pflanze auf uns gemacht. Obgleich wir die Früchte derselben nicht kennen, so nehmen wir doch keinen Anstand, sie geradezu unter Asplenium zu stellen, wo in der Nervation und Laubbildung mehrere, grösstentheils sehr be- kannte in- iiml ausländische Asplenien, Asplenium adtantum nigrum, A. germanicum W eis s (A. Breynii Retz.), A. septemtrionale 8 m. , A. furcatum Sw. und A. germanicum auf über- raschende "Weise mit der fossilen Art übereinkommen. Sehr ähnliches Laub besitzt indess auch Aneimia euneata Kunze, von dem kleine Bruchstücke leicht für ein Asplenium gehalten werden könnten. Die sehr zierlichen Reste dieses fossilen Farns, meist mit sehr wohl erhaltenen Nerven, wurden bis jetzt nicht selten in einigen Thonschichten im Garten des Mariahilfspitals aufge- funden. Ein anderer Fundort ist uns nicht bekannt. Asplenium Foersteri. Taf. II, Fig. 4—7 und Fig. 11. A. fronde pinnata fv. planes pinnata f), pinnis regulär iter alternis , confertis, subdecurrentibus, sub angulo 50» circüer arrectis, latefrondosis, linear i-lanceolatis, lobato-dentatis vel basi pinnatißdis vel pinnati- partitis , laciniis ovato-obtusis apice denticulatis , vel ovato-acuminatis, subaltemis, confertis, terminalibus longe linear i-lanceolatis, angustissimis, remote dentatis; nervis venisque striotis, arrectis, simplieibus vel saepius furcatis, creberrimis. In stratis nonnullis argillosis arenacei dicti aquensis passim seroatum. Die eben beschriebene Pflanze trägt ebenfalls ganz den Charakter der lebenden Asple- nien und unter den von uns verglichenen Arten kommt sie am meisten mit A. adiantum nigrum Denkschriften der m.it hem -naturw. CK XYII. Bd. *"■* 194 M. H. Debey und C. v. Ettingsliausen. und A. furcatum überein, zwischen welchen beiden sie in der Mitte steht. — Wir haben meh- rere nicht unbedeutend abweichende Bruchstücke als zu Einer Pflanzenart gehörig vereinigt, was unverkennbar seine Analogie in den lebenden Arten findet, wo die Bruchstücke der verschiedenen Fiederabschnitte des Laubes kaum weniger von einander abweichen. Unter den bereits bekannten fossilen Farnkräutern kommt Asplenites Virletii Göpp. (Splienopteris V. Brong., Eist. veg. foss. p. 209, PL 58, f. 1, 2) aus dem Steinkohlengebirge von St. Georges Chatellaison bei Doue" unserer Art, namentlich den in Fig. 7 und 11 abge- bildeten Bruchstücken ziemlich nahe. Letztere besitzt jedoch der zarteren Laubbildung und der kürzeren, feiner gezähnten Abschnitte wegen eine andere Tracht. Die vorliegende Art steht in Beziehung auf ihre ganze Tracht zu der zuerst beschrie- benen fast in dem Verhältniss Avie unter den lebenden A. adiantum nigrum zu A. germanicum. Als ein in der Laubbildung ähnliches Farnkraut der Jetztwelt ist auch Polystichum co- riaceum Schott. (Aspidium cor. Sw.) zu erwähnen. Fundorte sind bis jetzt einige Thonschichten am Mariahilfspital, eine Thonschichte des Aachener Waldes und eine sandige Thonschicht bei Aachen. Asplenium caenopteroides. Taf. II, Fig. S, 9. A. fronde pinnata, ptnnis late frondosis, pinnatipartdis vel superne lobato-dentatis, laciniis arrectis, ovato acwminatis, basi subattenuatis, integerrimis ; nervo mediano valde decrescente, flexuoso ; nervt's secun- darüs raris. remote-alternis, arrectis, tenerrimis, subßexuosis, simplicibus vel saepius furcatis, furcationibus non profundus. In strafis nonnullis argillosis arenacei dicti aquensis ramm. Mit der vorigen Art an den zwei erstgenannten Fundorten zusammen finden sich Farn- krautbruchstücke, die bei schlechter Erhaltung oft kaum von denen der eben genannten Art zu unterscheiden sind. Bei besser erhaltenen Stücken ist die Unterscheidung jedoch leicht. Die Laubeinschnitte zeichnen sich vorerst durch eine eiförmig lanzettliche Gestalt aus und sind nicht allein nach oben stumpf zugespitzt, sondern auch nach unten etwas eingezogen; dabei sind sie durchaus ganzrandig und auch an der Spitze ohne Zahnung. Das ganze Laub scheint von dünnerer Textur gewesen zu sein. Die Mittelnerven der Fiedern sind deutlich geschlängelt, die Seitennerven ebenfalls etwas hin- und hergebogen, sehr lang und dünn und im Ganzen manchen lebenden Formen sich annähernd , unter denen namentlich GaenopteriSj die früher auch mit Asplenium vereinigt war, hervorzuheben ist. Eine verwandte Form ist auch Asplenium Dregeanum Kze. (Kunze, die Farnkräuter, Taf. 67.) Ob unsere fossile Pflanze noch zu den Aspleniaceen gezählt werden könne, ist freilich nach so dürftigen Bruchstücken sehr zweifelhaft; doch mögen die angeführten lebenden Ana- logien ihr einstweilen diese Stellung erhalten. ADIANTACEAE. Adiantites Decaisneanum. Taf. II, Fig. 10. A. pinnulis ovato-oblongis, integerrimis; venis creberrimis , tenuissimis , simplicibus vel superne fur- catis, venulis parallelis, costa media vel nulla vel venis conformi. In Strato argilloso arenacei dicti aquensis rarissimwm. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 195 Von dieser Farnkraut-Art wurden bis jetzt nur zwei kleine Bruchstücke aufgefunden, von denen das eiue in natürlicher Grösse in Fig. 10, das andere etwa sechsmal vergrössert in Fig. b abgebildet vorliegt. Sie stammen aus einer der Thonschichten beim Mariahilfspital. Die Nervation hat durchaus den Charakter der lebenden Adiantum- Arten und einiger nahe verwandten Adianiaceae, wie z. B. Allosortcs cordatus (Presl, Taf. VI, Fig. 5). Zum Ver- gleiche mögen unter den lebenden Adianten das Laub von Adiantum hastatum (Allosoms hastatus), Adiantum platyphyllum Presl (Taf. VI, Fig. 11) und Allosoms cordatus dienen. Doch bieten auch Lindsaea -Arten eine ganz ähnliche Nervation. (Vergl. Lindsaea cuneifolia nach Presl 1. c. Taf. V, Fig. 2.) Unter den fossilen Farnen haben offenbar die Neuropterideae die meiste Ähnlichkeit. (Vergl. die Abbildungen von Neuropteris crenulata Brong., Veg.foss.pl. 64, f. 2 A. — Neu- ropteris Villicrsii Brong., Hist. ve'g. foss. PL 64, f. 1, 1 A; Cyclopteris auriculata Sternb., Flor. d. Vorw. II, T. 22, b, c, und andere.) Adiantites cttssebeeroid.es. Taf. II, Fig. 12—17. A. pmnulis ovato-oblongis , apice obtusis, brevipetiolatis , integris vel rarissime ajpicem versus paucis- sime erosis ; vena mediana satis valida, stricta, apicem versus tenuissima ßexuosa ; venis secundariis creber- rnn/'s, tenuissimis, strictis, inferne arrecto-patentibits , supeme arrectis, subreflexis, pluries furcatis, fur- oationibus profundissimis. In strato argilloso arenacei dicti aquensis pluries repertum. Die hier abgebildeten Farnfragmente und eine kleine Zahl anderer, weniger gut erhal- tener stammen sämmtlich aus Thonschichten im Garten des Mariahilfspitals und stellen mehr oder minder vollständige Bruchstücke vereinzelter, länglich-eiförmiger, kurzgestellter Fieder- blättchen eines Farnkrautes dar, das nach seiner Nervation sehr grosse Verwandtschaft mit den lebenden Adiantaceen besitzt. Wir verweisen hiefür theils auf die bei der vorigen Art angeführten Analogien, theils auf die von Presl (Taf. VI, Fig. 6 a, b, 7) gegebenen Abbildungen des Laubes von Cassebeera triphßla Ivaulf. und C. pteroides Presl (Gheilanthes pt. Sw.). — Der deutlieh hervortretende Mittelnerv der fossilen Pflanze hat uns bestimmt, dieselbe mehr mit Cassebeera zu vergleichen. Ein solcher kommt aber auch bei Adiantum hastatum vor, welches mit dem bei Presl 1. c. p. 153 angeführten Allosurus hastatus (Pteris hastata S w., Pteris viridis Forst.) identisch ist. Ferner müssen wir noch die interessante Aneimia hirta (Aneimidictyum Itiiium Presl, Suppl. Tent.pag. 92) hervorheben, welche eine sehr genau mit Adiantum hasta- tum übereinstimmende Nervation besitzt, so dass es uns unmöglich ist, ein Avesentliches Uhter- scheidungsmerkmal aufzufinden, um darnach auch nur einen Gattungsunterschied, geschweige eine so bedeutende Familienverschiedenheit zu vermuthen. Im Einzelnen zeichnet sich die fossile Pflanze vor allen angeführten durch die bestimmte Ausprägung des Mittelnervs aus, indem derselbe auch gegen die Spitze hin, wo er sehr undulirend und dünn wird, ziemlich selbstständig bleibt. Am meisten verschwindet er wohl in Fig. 14, wo auch die Seitennerven etwas lockerer stehen, was vielleicht auf eine be- sondere Art deutet. An einem anderen Fragmente konnte man eine schwache, unregel- i massige Ausrandung an der Spitze wahrnehmen. — Die systematische Stellung der in Bede stehenden Farnart muss wohl noch vorläufig zweifelhaft bleiben. 25* 196 M. H. Debet/ und C. v. Ettingshausen. ACROGYRATAE. SCHIZAEACEAE. Capsidae hypophyllae; sessiles, vertice annido completo contractu longitrorsum dekiscentes. Sporae sphaerico-tetraedricae glabrae cristatae v. ecliinatae. Indusium varium v. nidlum. Fronde» variae interdum völubiles nervatione circinnatae, fertilcs contractae botryomorphae v. sterilibus conformes^). Venae simpliciter ramosae v. dichotomae, reticulatw.farcatae, rarius anastomosantes. Kt/'pe.s glaber v. pcdeaceus, canalicidatus v. rotundus, fascicido vasorum centrali lunuliformi r. triangulari, angulis rotundatis. Truncus subterraneus cortice carnoso, cylindro lignoso tenui, rat lic 1 1 lis ji'l> i "Miosis . Corda, Beitr. zur Flora der Torwelt, S. 91. — Martius, pl. crypt. bras. p. 112. Endlicher, Qen.pl. p. 04. Suppl. p. 1351. Unter den Farnkräutern der Urwelt gibt es wenige, die ein so eigentümliches Interesse darbieten, wie die aus der Ordnung- der Schizaeaeeen. Wenn schon die lebenden Formen, sowohl durch ihre Laubbildung, wie namentlich durch die bei mehreren Gattungen vorkom- menden ährenförmigen Fruchtstände die Aufmerksamkeit in hohem Grade auf sich ziehen, so kommen für die fossilen noch andere Umstände hinzu, die das Interesse an denselben erhöhen. Ihre Reste gehören zu den interessantesten und seltensten, welche sich aus der urwelt- lichen Pflanzenschöpfung erhalten haben. Man kannte bis jetzt mit Sicherheit nur die einzige Gattung Senftenbergia Corda mit einer Art S. elegans Corda aus dem Steinkohlengebirge von Naehod in Böhmen, welche Art in der Schönheit der Erhaltung selbst der kleinsten mikro- skopischen Theile, der Kapseln und Sporen, wie Corda's Xachweisungen über die Gattung Senftenbergia (Beitr. zur Flora der Vorwelt, S. 91, 92, Taf. 57, Fig. 1 — G) darthun, alle die bisher aufgefundenen fossilen Farne weit übertrifft. Wir sind nun auch in der Lage, eine Art einer anderen Gattung dieser Ordnung für die fossile Flora von Aachen mit nahezu gleicher Vollständigkeit nachzuweisen. Eben diese vollständige Erhaltung macht es auch möglich, dass von den fossilen Schizaeaeeen- Formen behauptet werden kann, sie seien die einzigen Farnkräuter, von denen man bis jetzt mit voller Gewissheit nachzuweisen im Stande ist, dass sie einer noch lebenden Ordnung ange- hören und dass diese Ordnung durch mehre Formationen bis fast in die älteste prlanzen- führende Ablagerung hinab verfolgt werden kann. — Dazu kommt noch, worauf B ron- guiart in seinem Tabl. des genres p. 28, 29 aufmerksam macht, dass sie sehr verschiedenartige Laubformen umschliessen, welche den Paläontologen zu grosser Vorsicht bei Aufstellung neuer Gattungen nach der blossen Laubbildung ohne sichere Fruchttheile auffordern. Wie Mohria unter den lebenden Schizaeaeeen ihrem Laube nach füglich für eine Hymenophyllee oder Polvpodiacee könnte gehalten werden, so würde Senftenbergia durch ihr Laub sehr wohl als eine Pecopteris oder eine andere Gattung erscheinen können. Pecopteris arborescens, ITemi- telites cibotioides (Pecopteris hemitelioides) u. a. haben ganz ähnliche Stellung und Bildung der Fiederblättchen. ]; Wir fügen „sterilibus confonnes" hinzu, weil Lygodiurn, wenigstens eine Abtheilung [Eulygodium Presl) mit vielen Arten, gleich« artiges Laub besitzt. Auch an unserer fossilen Pflanze haben wir noch keinen ganz sicheren Unterschied zwischen fruchttragendem und fruchtlosen Laube nachweisen können und bei Senftenbergia scheint es sich eben so zu verhalten. Die urio eltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 197 Nachdem von Cor da a. a. O. das Vorkommen der Schizaeaceae in der Urwelt zuerst darge- than worden, stellte Pomel im Jahre 1S49 in seinen Materiaux.pour servir a la flore fossile des ierrains jurassiques de la France (veröffentlicht im amtlichen Bericht über die 25. Ver- sammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Aachen, 1S19, S. 336 — beson- derer Abdruck der geologisch -mineralogischen Section S. 128) eine neue Schizaeaceen- Gattung „Stachypteris" aus dem französischen Jura auf1). Während Senftenbergia Verwandt- schaften mit Mohria, Aneimia und Schizaea darbietet (s. Corda und Brongniart), scheint Stachyptcris zwischen Lygodium und Aneimia in der Mitte zu stehen. Nach Pomel sind die einzelnen Ährchen wie bei Lygodium gebildet, während die Stellung der Fruchtähren sich auf den Spitzen der Spindeln, ganz getrennt vom Laube befindet und etwa an Aneimia erinnert. Wir müssen indess über diese neue Gattung bemerken, dass wir im Museum des Jardin des ■plantes in Paris keine Exemplare gefunden und dass nach mündlicher Mittheilung des Herrn Prof. Brongniart die angeblichen Früchte höchst zweifelhaft sind. Abbildungen über diese neue Gattung fehlen ebenfalls. Wie dem auch sei, die Familie der Schizaeaceen ist für die Urwelt hinreichend durch die Gattung Senftenbergia erwiesen. In letzter Zeit sind dagegen unzweifel- hafte Vertreter, die geradezu einer lebenden Gattung (Lygodium) angehören, durch Oswald Heer aus den Tertiärschichten der Schweiz beschrieben worden, und wir haben eine unzwei- felhafte Schizaeacee in der Kreide aufgefunden, die der Gattung Lygodium Sw. auffallend nahe steht, ja durchaus nicht davon getrennt werden kann. Wir betrachten die Lygodiaeeen als eine Unterabtheilung der Schizaeaceae, da sie mit kiesen in der Bildung der Sporangien sehr übereinstimmen, und wenn sich die neue fossile Gattung Stachypteris Pomel bestätigen sollte, in dieser auch ein Mittelglied zwischen Lygo- dium und Aneimia durch den Fruchtstand gegeben wäre. S/ygodium S w a r t z. Venae pinnatae crebrae uni-pluries furcatae rarius simplices, venulisque in denies frueüferos exeurrentes, steriles liberae. Spicae in dentibus pinnarum exeretis terminales, teretiusculae auf compressae, nudae auf rarius foliaeeo-marginatae. Sporangia transverse ovalia, vertice annulo multiradiato instrueta. — Gaudex volubilis, ramis frondiferis brevibus vel brevissimis. Fasetculm vasorum vel ligneus in caudice in plurimis speciebus semiteres. — Frondes variae nempe out palmaiolobatae aut digitato- v. dichotomopartitae auf pinnatae bipinnataeve, pinnis pinnulisque cum petiolo saepe non articulatis et inde nunguam deeiduis, subinde tarnen cum apice petioli disci- formi-dilatato articulatis et inde quamquam sero deeiduis. Preslj Supplem. Ten/. Pteridogr. p. 99. Von den Arten dieses Geschlechtes bewohnen die meisten das tropische Asien und Amerika. Eine kaum bekannte Art findet sich im tropischen Afrika, in Congo, und ebenfalls l) Stachypteris Pomel. Frons pluries pinnata ; pinnulis ovatis, integris, basi angustis, nervis obsoletis ; fruetificatio spicaeformis suminis rhachibus inserta, squamis distichis, dlternis, imbricatis constans. St. spicans Pomel, fronde bi-tripinnata; pinnis patentibus elongatis, pinnulis discretis, frondis basdari parte pinnatim multi- lobatis,media parte tantum quinque-trilobatis, pinnulis superioribus simplietbus pinnulam majoris ordinis praecedentibus similem effor- mantibus; lob/s basi plus minus discretis, obovatis basi angusta subdecurrentihus, minutis, terminali aliis conformi; rhachi stneta, gracili subflexuosa, nervulis obsoletis; spicis fruetiferis lineari-oblongis, obtusis, frondis summe pinnarum pinnularwmque supe- riorum rhachim ierminaniibus. Zwei andere Arten St. litophylla Pom. und .SV. pulchra Po m. weichen etwas ab. 198 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. mir eine Art ist extratropisch. Es ist Lygodium palmatum Sw. , welche zugleich die einzige Art der Unterabtheilung Gisopteris Beruh, darstellt und bis zum 41° nördlicher Breite im östlichen Amerika hinaufsteigt. Zwei Arten endlich sind extra- und intratropisch zugleich, eine australamerikanische und eine asiatische Art. Lygodium cretaceum. Taf. II, Fig. 18— 21 ; Taf. III, Fig. 28. L. fronde fertili dichotome palmatipartita, laciniis late foliaceus, simplicibus v. dichotomis, integris, apice fructiferia ; nervis pinnatis, nervi's medüs ad apicem usque laciniarum distinctis et in rhachim spicarum flexuosam transcentibus, nervt's secundariis uni-plwries furcatis, elongatis, tenuibus ; spicis lacinias terminan- tibus solitariis, lineari-oblongis apice obtusis, compressis, fronde angustioribus ; indusiis oblique ovato-acu- minatis, squamosis; sporangiis ovalibus rkacki spicarum oblique insertis, indusio omnino velatis. — Fronde sterili pinnata, pinnulis alternis, approxiniatis oi'ato-oblongis, apice obtusis f petiolatis, integris; rhachi tenui, bicostata. In strafo quodam argilloso arenaceo aquisgranensi incluso satis freqaens. In einer Thonschicht des Aachener Sandes fanden wir seit einigen Jahren häufig kleine, schmale, ährenförrnig gegliederte Abdrücke in grösseren oder kleineren Bruchstücken von der Beschaffenheit der in Taf. II, Fig. h und i abgebildeten, konnten jedoch über deren Natur nicht ins Beine kommen, bis wir dieselben in dem Taf. II, Fig. 19 dargestellten Stück mit ihrem Laub in Verbindung fanden. Dadurch ergab sich nun aber sofort nicht allein, dass diese Früchte einem Farnkraut, sondern auch, dass sie im Besonderen den Schizaeaceen und zwar den Lygodien angehören. Seitdem fanden sich nun noch mehrere und vollständigere Bruch- stücke, welche sowohl über die Laubbildung wie über den Fruchtstand und selbst über die kleineren Fruchttheile genauere Aufschlüsse gewährten, die noch dadurch gesichert Avurden, dass diese Beste bis jetzt nur in einer einzigen Thonschicht gefunden worden1). Die eigen- thümliche Nervatur mit langästigen Bifurcationen gestattete zugleich die fruchttragenden und fruchtlosen Laubtheile mit einander zu vereinigen und über manche Verhältnisse der Klein- heit der Bruchstücke ungeachtet Aufschluss zu erhalten. Der Taf. II, Fig. 21 abgebildete Abdruck gab den wichtigen Aufschluss , dass das fruchttragende Laub bandförmig und wiederholt gabelästig getheilt sei. Die einfache Dichotomie fanden wir noch an mehreren Exemjdaren fruchttragender Lacinien in derselben Weise wie bei Fig. 19. In Fig. 21 scheint eine erste Dichotomie vorhanden zu sein, welche deutlich in zwei Hauptgabeläste zerfällt, die sich flach ausbreiten und nach oben in einige Gabeläste, vielleicht 2 — 3 jederseits theilen, welche dann wieder Dichotomien bilden oder einfach bleiben, aber an ihrer Spitze mit einer Fruchtähre endigen. An Fig. d sieht man deutlich, dass die Mittelnerven der einzelnen Lacinien nicht immer unmittelbar aus dem Hauptblattstiele, sondern auch aus den stärkeren Seitennerven entspringen.' Die Fruchtstände stehen also nicht immer endständig auf den Nerven erster Ordnung, wie die bandförmige Laubtheilung es andeuten könnte, sondern befinden sich auch auf der Spitze der Nerven zweiter Ordnung. Die Fig. 20 und Fig. e abgebildeten Laubstücke ohne Früchte zeigen die Ausbreitung des Laubes und die 1) In einer zweiten weit von ersterer entfernten Thonschicht wurden ebenfalls einige dürftige Reste gefunden, welche zu dieser Pflanze zu gehören scheinen. Die urio eltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 199 Nervenverth eilung vor der Spaltung in die ährentragenden Laeinien. Über die untersten Laubtheile in der Nähe des Hauptblattstieles fehlen leider die Belegstücke, da in Fig. d die Nervation zu undeutlich ist, um eine bestimmte Ansicht zu gestatten. Vergleichen wir hiemit die Entwicklung der Laubtheilung und Fruchtstellung , wie sie bei den lebenden Arten von Lygodium vorkommt, so scheint sich auf den ersten Anblick die fossile Pflanze von der lebenden dadurch zu unterscheiden, dass bei ihr die Fruchtähre stets vorwiegend endständig ist , also wenigstens auf der Spitze einer Lacinie und deren Mittel- nerven sich befindet, während bei einer grossen Zahl der lebenden Lygodium-Axten zwar auch eine endständige Ähre auf dem Mittelnerven des Fiederblättchens steht, aber ausserdem der ganze Blattrand, d. h. die Sj^itzen der meisten pinnaten Seitennerven mit Fruchtähren endigen. Nicht selten ist in solchen Fällen die Laubspitze sogar ganz frei von Fruchtähren; es kommen aber beide Formen in einer und derselben Art vor, so bei L. hastatum Mark, L. dichotomum Hook, et Grev. u. s. w. (Vergl. die Abbildungen der ersten Art bei Schmizlein, Iconogr. fam. nat. Begn. veget. t. 29, f. 6, die der letzten Art bei Hooker und Greville Taf. 55, Fig. I, 1, 2, 3.) Etwas anders verhält es sich bei Lygodium (Gisopteris) palmatum. Das unfruchtbare Laub ist bandförmig getheilt, die Dichotomie spricht sich aber darin aus, dass je zwei solcher bandförmig gelappter und langgestielter Blätter an einem Hauptblattstiel zusammenstehen und dass die Hauptnerven eines jeden einzelnen Blattes ganz am Grunde ebenfalls diehotomiren, gleich oberhalb aber durch den bei weitem grössten Theil des Blattes gefiedert verlaufen. Das fruchttragende Laub hat dagegen dem äusseren Anscheine nach eine ganz andere Glie- derung, stimmt aber wesentlich mit dem unfruchtbaren überein. Am ersten ist fast die ganze Laubfläche absorbirt, und es sind fast nur die runden Lippen der Nervation mit einer äusserst schmalen oft kaum sichtbaren Laubsäumung geblieben. Die unteren Theilungen des frucht- baren Laubes sind noch Dichotomien , dann folgt gefiederte und bandförmige Verästelung, die aber durch das sparrige Auseinandergehender Seitenspindeln wie der Hauptspindeln, sowie durch den Umstand, dass mitunter die Seitenspindeln in der Länge dem ihnen entsprechenden Stück der Hauptspindel nahe kommen, bevor beiderseits die neue Theilung beginnt, zuweilen eine der Dichotomie sich nähernde Gliederung erlangt, was namentlich bei den letzten Thei- lungen der Fall ist. Fast sämmtliche Laubendigungen tragen sodann kleine Ähren und es gewinnt das Ansehen, als sei ähnlich wie bei der fossilen Art jede Lacinie mit einer blos end- ständigen und nicht mit seitenständigen Ähren besetzt; während doch jede Lacinie mit Aus- nahme der mittelständigen nichts anderes als ein seitlicher Zipfel eines mehrfach fieder- spaltigen Blattes ist. Einen Schritt näher zum Anschluss an die fossile Form bringt eine Art, welche wir in dem reichhaltigen und mit grösster Bereitwilligkeit uns zur Benützung gestellten Herbar des Herrn Webb in Paris kennen gelernt. Es ist eine noch unbestimmte Art, welche in China und Cochinchina vorkommt. "Wir geben im Folgenden die Beschreibung einer fruchtbaren Fieder dieser Art. Das Laub ist doppelt gefiedert, die Fiedern sind kurz gestielt, tief fiederspaltig, mit alternirenden länglich - eiförmigen , ganzrandigen , an der Spitze stumpf abgerundeten Fiederläppchen, welche nach dem Grunde der Fieder nur wenig oder gar nicht abnehmen, nach der Spitze aber sich stark verkleinern und in ein dem unteren fast gleiches Gipfelfiederblättchen endigen. Jedes Fiederläppchen hat einen von dem Hauptnerven, der Fieder ausgehenden Mittelnerven, der bis zur Spitze ausläuft und 200 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. zahlreiche Seitennerven «abgibt ; an dem fruchtbaren Laub endigt der Mittelnerv der frucht- tragenden Lacinien in eine einzige auf der Spitze des Läppchens stehende Ähre. — Während bei den früher erwähnten Arten die verschiedenen Verästelungen der Seitennerven ohne Unterschied die Ähren trugen, wird dieselbe hier hauptsächlich als endständige Entfaltung des Mittelnervens gelten können. Überträgt man dieses Verhalten von einem gefiederten Laub auf ein bandförmig ge- theiltes, so hat man die fossile Pflanze. Ähnliches finden wir auch an jetzt lebenden Arten. Lygodium palmatum hat das vollständig bandförmig gelappte Laub an den unfruchtbaren Blättern, und bei anderen Arten lösen sich häufig am Grunde fächerförmige Laubzipfel voll- ständig von dem übrigen Laube ab und sind dann auf dem ganzen Rande des Fächers mit Fruchtähren besetzt. Eine etwas tiefere Einsehneidung des Laubes zu beiden Seiten der Nerven und Fruchtähren würde eine der fossilen Pflanze nahekommende Form bilden. Lygodium polymorphum Poepp. (L. commutatum Presl?), L. articulatum Eich. (Flore de la X<>/ir. Zdelande pl. 3, f. 15 A, B) und Hydroglossum? madagascariense Poir. zeigen von den uns vorliegenden Arten diese Abgrenzung fächerförmiger Laubstücke. Aus dem Vorangegangenen dürfte sich nun ergeben, das die lebenden Arten der Gattung Lygodium in der Laubbildung und Fruchtstellung einen so weiten Spielraum gestatten, dass eine Trennung der fossilen Pflanze mit Erhebung derselben zu einer neuen Gattung nicht zu rechtfertigen wäre. Höchstens würde die Aufstellung einer neuen Unterabtheilung, etwa unter der Bezeichnung Protolygodium, zulässig sein. Wir wollen uns hierüber einige Bemer- kungen gestatten. In der Thonschicht, in welcher die bisher besprochenen Reste von Lygodium cretaceum vorkommen, fänden wir auch einige dürftige Bruchstücke vereinzelter, länglicher, an der Spitze abgerundeter, ganzrandiger Fiederblättchen, welche durch die schlanke gestreckte, mehrmals gabeltheilige Nervation in hohem Grade an die vorhin besprochenen bandförmig getheilteri Laubstücke erinnern. Wir haben dieselben auf Taf. II, Fig. 18 und auf Taf. III, Fig. 28 abge-* bildei und es scheinen uns dieselben sowohl mit dem Taf. II abgebildeten Laube des Lygodium cretaceum wie mit dem Laube des Lygodium articulatum nahe übereinzukommen. Ein anderes, wiewohl kleines und schlecht erhaltenes Bruchstück aus derselben Schicht macht es fernerlast unzweifelhaft, dass diese Laubstücke abwechselnde Fiederstellung gehabt haben. Spuren von Früchten sind daran bis jetzt nicht gefunden wrorden. Angenommen, dass diese Bruchstücke einer Lygodiacea angehören, was uns nach dem Gesammteindruck wie nach ihrem Fundorte sehr annehmbar erscheint, so fragt es sich, ob sie eine eigene Art darstellen oder ob sie das unfruchtbare Laub von L. cretaceum sind. Bei der grossen Verschiedenheit zwischen frucht- barem und unfruchtbarem Laub in dieser Familie der Farne könnte das Letztere sehr wohl der Fall sein. Bei mehreren lebenden Arten kommt die frons pinnata mit der frons palmato- lobata gemeinschaftlich vor. Bei dem in den Gärten häufig eultivirten L. hastatum wie bei manchen anderen Arten sind die untersten Blätter dichotom und lappentheilig, die oberen aber einfach gefiedert. Mehr aber noch ist die Abtheilung Gisopteris Beruh, (durch L. palmatum vertreten) durch die fremdes steriles palmato-lobatae und die frondes fertiles dichotomo-bipinnatae bezeichnet; während umgekehrt bei Arihrolygodes die' frondes steriles pinnatonerviae , die frondes fertiles aber ßabellato- v. subflabellato-nerviae vorkommen. Diesem letzteren würde sich dann die fossile Pflanze anschliessen, wenn die Voraussetzung einer frons dissimilis richtig ist. Hat sie dagegen kein differentes Laub, so ist sie um so eher durch die auf den Lacinien des Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 201 handförmig getheilten Laubes endständig aufsitzenden Fruchtähren berechtigt, eine der Sectio Gisopteris sich annähernde Abtheilung zu bilden. Die letzt erwähnten Laubbruchstücke würden darin zu einer zweiten Art gehören oder müssten zu den unbestimmten Farnkraut- resten unserer Flora gezogen werden, wo sie etwa dem Pteridoleimma dubium am nächsten stehen würden. Schliesslich haben wir noch die Fruchtbildung genauer zu betrachten. Die fossile Pflanze trägt verhältnissmässig ziemlich lange und breite Ährenfrüchte, die nicht selten ungemein deutlich sich erhalten haben. An Breite übertreffen diese Ähren wohl die sämmtlichen lebenden Lyqodium-Arten. Die Ähren erreichen zuweilen eine Länge von 2 — 2'/4 Centim. Hierin kommt ihr eine Art aus Guiana sehr nahe, bei der die Ähren fast 2 Centim. Länge haben, aber viel schmäler sind. Sobald der Mittelnerv die Laubgrenze verlasst, beginnt er sich regelmässig hin und her zu schlängeln, indem sich die einzelnen Fruchtbehälter beiderseits in abwech- selnder Stellung an demselben ansetzen und wie Glieder darin einlenken. Man zählt zuweilen 15 — 20 Paare von Fruchthüllen. Dieselben sind ziemlich gross; ihre Form ist schräg läng- lich-eiförmig mit einer scharfen blattartigen Zuspitzung nach aussen und oben, wodurch das ganze Ährchen das Ansehen erlangt, als habe es einen stark gezahnten Rand. Diese Eigen- thümlichkeit fanden wir an keiner der uns bekannten lebenden Arten. Gegen das Ende zu biegen sich die Fruchtbehälter immer stärker nach innen, und es entsteht dadurch eine stumpf- abgerundete Spitze, die aus dicht gedrängten Fruchthüllen gebildet ist. Bei gut erhaltenen Stücken liegt in der Regel in jeder Fruchthülle ziemlich an den Mittelnerven angelehnt eine längliche eiförmige Erhabenheit oder eine ähnliche Vertiefung, welche unverkennbar dem eigentlichen Sporangium entspricht. Es liegt in schräger Richtung ungefähr in der Längen- axe der Fruchthülle und scheint nach oben um ein Weniges dicker zu sein als nach unten. Noch an keinem Stücke haben wir dasselbe über die Fruchthülle hinausragen sehen, wie dies bei den lebenden Lygodien häufig der Fall ist. Vergleiche Lygodium articulaium Rieh. (Flor.. de la Nouv. Z<:llices, margine parallelae, infimae ambae conniventes in sinus laciniarum excur- rejites, ramis furcationis prope sinus anastomosantibus. Sori in media rami interni furcationis primae, rarius et seeundae utriusque lateris, orbiculares r. rarius oblong/', adulti maximi, verisi- milv indusiati, indusio infero apice irregulariter rumpente. Sporae tetraedricae, apice in tres lobos trianguläres dcJiiscentes, obtusangulae, glaberrimae, l/sofere Millim. latae longacque. MSonaventurea cavdinalis» Tal. III, Fig. 2—19. B. fronde ■pinnato-'pinnatifida, late frondosa, pinnis hast dilatata sessilibus, contiguis, decurrentihus, alternis, finnatifidis , lacinüs oppositis v. alternis , basin et apicem versus decrecscentibus, patentibus v. arrecto-patentibus, ovato-oltusis ; rhachibus pinnarum validis , costis medianis ßexuosis, venis seeundarüs subflexiiosis tenerrimis, subinflexis, furcationum angulis 15—3'J". In slrato argilloso arenacei dicti aquensis salis fretiuens. 26* 20-i M. H. Debey und C. v. Ettingsliausen. Von dem so eben beschriebenen sehr schönen und zierlichen Farnkraut liegen uns unge- fähr zwölf gut erhaltene Bruchstücke vor, welche sämmtlich den Thonschichten aus dem Garten des Mariahilfspitals entnommen sind und fast sämmtlich die Pflanze im fruchttragenden Zustande geben. Glücklicher Weise sind es fast immer grössere Fiederbruchstücke, welche das Verhältniss der Nervation der einzelnen Fiederläppchen deutlich zeigen und dadurch zur Feststellung der Gattungsnierkmale wesentlich beitragen. Schlecht erhalten ist dagegen die grössere Laubzusammensetzung und wir besitzen nur ein einziges, im übrigen aber sehr mangelhaft erhaltenes Bruchstück, welches hierüber einigen Aufschluss gibt. Die Mittelnerven der Fiederläppchen entspringen aus einer geraden oder schwach hin und her gebogenen rundlichen kräftigen Fiederrippe, bald genau gegenständig (Fig. 3, 6, Taf. III), bald mehr oder minder abwechselnd (Fig. 2, 4, 5, 7, Taf. III) und verlaufen ziemlich flach ansteig-end und je nach der Absendung von Seitennerven leicht geschlängelt zur Spitze der Fiederläppchen, indem sie sich im oberen Drittel sehr verdünnen und einfach oder gabel- ästig enden. Yon diesen Mittelnerven gehen in weiten Abständen Avechselständig- die Seiten- nerven ab, von denen die drei untersten Paare einfach gabelig getheilt, die oberen ganz einfach sind. Sie sind sehr zart, schwach wellig, haben bald eine nach aussen, bald eine nach innen gegen die Laubspitze gerichtete Biegung und zeigen hierin ein Merkmal, das vorzugs- weise bei Farnkräutern der Jetztwelt häufig vorkommt. Sehr bezeichnende Beispiele der Art geben unter den lebenden Farn Plenasium aureum und die Diplazium-Arten. Die beiden untersten Seitennervengabeln sind für unsere Gattung besonders bezeichnend; die untere entspringt dicht beim Ausgang des Mittelnerven von der Hauptrippe und läuft dann fast unter rechtem Winkel mit dieser letzteren zur gegenüberstehenden unteren Aus- buchtung ihres Fiederläppchens; die obere dagegen entspringt etwas höher und steht fast senkrecht auf ihrem Mittelnerven, läuft dann eine ziemlich weite Strecke gerade nach oben, biegt sich hierauf unter einem Winkel von ungefähr 70° um und verläuft bis zur oberen Aus- buchtung ihres Fiederläppchens, so dass an jeder solchen Ausbuchtung zwei Gabeläste nahe zusammenkommen, ohne jedoch, wenigstens so viel bis jetzt ersichtlich, sich zu berühren. Ähnliches findet man bei Plenasium aureum, Onemida/ria Kohautiana, G. speciosa, Dipkr.ium macrophyllum, Digrammaria ambigua, Canypteria Kleiniana, Polybotrya caudata u. a., wo die Nerven an der Ausbuchtung zusammenlaufen, ohne sich zu berühren, während sie bei Nepkrodium cäudiculatum, Monogonia palustris und bei den Ooniopteris-Krten sich in einen Ast vereinigen. Anders ist es mit den beiden Ästen der Nervengabeln. Diese gehen schon sehr bald, nach Verlauf von 2 — 3 Millim., unter verhältnissmässig grossem Winkel aus einander. Die beiden äusseren Äste besonders der oberen Seite verlaufen zuerst in weitem Bogen nach auswärts, so dass sie ungefähr die ganze Breite der Fiederläppchen begrenzen, und gehen dann fast gerade zu den entsprechenden Ausbuchtungen. Die beiden inneren Äste biegen sich dagegen anfänglich etwas gegen den Mittelnerven und laufen dann stark divergirend den beiden äusseren Ästen zu, mit denen sie im oberen Drittel vollständig in einen Ast sich ver- einigen; mindestens rücken sie einander so nahe, dass ihre Grenze kaum zu erkennen ist. — Die Gabeläste verlaufen durchaus getrennt und fast parallel zum Rande. Auf der Mitte des inneren Astes der untersten Gabelnerven beider Seiten sitzt nur je ein Sortis. Zuweilen findet man auch auf einem oder auf beiden der inneren Äste des zweiten Feldchens einen solchen. Auf einem dritten Nerven nach aufwärts haben Avir aber bis jetzt noch keinen gefunden. Im jugendlichen Zustande erscheinen dieselben (so in Fig. 6 — 7, Die verweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 205 T. III) als kleine, etwa % Millim. breite, flach sehüsselförmige, glatte, kreisrunde oder seltener Längliche Eindrücke am entsprechenden Nerven. Zuweilen scheint es, dass der Nerv in ihnen endet; dies rührt aber, wie andere Stücke zeigen, nur von schlechter Erhaltung des Abdruckes her. — Die ausgebildeten Sori sind bei weitem grösser, wie namentlich das ausgezeich- nete Stück Tat'. III, Fig. 19 zeigt; sie haben etwa l1/, Millim. Durchmesser. Auf dem Gegen- druck sieht man eine schüsseiförmige Vertiefung, welche zahlreiche Facetten trägt, die sehr wahrscheinlich von den im So?-us enthaltenen Sporangien-Kapseln herrühren, denn sie sind deutlich vertieft. Von anderen Abgrenzungen sieht man in diesen Vertiefungen nichts, an der Hochseite dagegen bemerkt man die kleinen Facetten nicht oder nur in zweifelhaften Andeutungen. Hingegen haben die schwach gewölbten Scheibchen fast alle auf der Mitte einen kleineren oder grösseren rundlichen Eindruck oder eine Querspalte, oder vom Mittelpunkte ausgehende unregelmässige Querrisse. Wenn nun auch die Facettirungen des Tiefdruckes, die sich besonders schön an den Fruchthäufchen Fig. 9 und 19, Taf. III zeigen, der Annahme Itaum geben, es seien unbeschleierte Kapseln vorhanden gewesen; so sind doch die eben erwähnten Erscheinungen an den Hochseiten dieser Annahme sehr entgegen und es wird dadurch wohl gewiss, dass entweder ein in der Mitte sich öffnendes Schleierchen vorhanden gewesen, wie bei den Cyatheaceae und anderen lebenden und fossilen Farnen, oder dass, ähnlich wie bei den Aspidiariae der Aspidiaceen ein oberständiges kreisförmiges, in der Mitte ange- heftetes Schleierchen (Indusium superum, orbiculatum, puncto centrali qffixum) die Bori be- deckt habe. Wir möchten uns lieber für die erste Ansicht die Cyatheen-Bildung entscheiden.- In den Fig. 8 — 11, Taf. III haben wir einige Abbildungen gegeben, welche die besprochenen Verhältnisse veranschaulichen. Bei der mikroskopischen Untersuchung der an der Hochseite vorhandenen Kohlen- trümmer des Abdruckes Taf. III, Fig. 19, fanden sich zahlreiche kleine tetraedrische, an den Kanten abgerundete gelbliche, in der Mitte meist mit im Dreiwinkel gestellten Linien bezeichnete helldurchscheinende Körperchen (Taf. III, Fig. 12 — IS)1) in verschiedenen Erhaltungszuständen, welche unzweifelhaft für die Beste der Sporen gehalten werden müssen. Dieselben sind im trockenen Zustande zusammengezogen, dehnen sich aber bei Befeuchtung mit Wasser oder Schwefeläther weit aus, so dass sie ganz glattwandig werden und ungefähr y50 Millim. im Durchmesser zeigen. Auf der Oberfläche sieht man im Dreieck gestellte Linien, welche nachweisen, dass die Spore an dieser Stelle sich in drei Lappen geöffnet hat, welche an den durch die Linien bezeichneten Stellen zusammenstossen. Ähnliche Sporen zeigen mehrere lebenden Farne; vergl. hierüber Fresl, Tent. Pteridogr. p. 18, 19, nach welchem die meisten Farnkräutersporen unregelmässig zerreissen, einige dagegen in drei dreiseitigen Lappen sich öffnen. Mehrere sind mit Sculpturen bedeckt (Lastrea patens, Pteris longifolki, Aneimia phijllitidis, Ceratopteris thalictroides Presl, 1. c. Taf. XII), andere fast ganz glatt, wie die fossilen, so von Cheilanthes viscosa u. a. Eine sehr auffallende Übereinstimmung zeigen die fossilen Sporen von Lepidostrobus ornatus, wovon in der neuen Ausgabe der Lethaea geogn. von Bronn und Ferd. Römer T. VI, F. 11 und 12 (Bd. I, S. 128) vergrösserte Abbildungen nach Hooker mitgetheilt sind. Die Dornfortsätze sollen nur bei den jüngeren, unreifen Sporen vorkommen, während die ausgebildeten abgestumpfte Ecken besitzen sollen. Nach dem äusseren Ansehen, wie es wenigstens die Abbildungen zeigen, sind diese letzteren nur ]) Fig. 18 in ungefähr 350maüger, Fig. 19 in stärkerer Vergrösserung 206 M. II. Debey und C. v. Ettingshausen. wenio- von den unsrigen verschieden. Es fand sieh keine Spur der sonst leicht kenntlichen Kapseln und Ringe. In Betreff der Laubbildung haben wir noch zu bemerken, dass einige Fragmente nach oben abnehmende Fioderläppchen zeigen, während an anderen Stücken dagegen ein Abnehmen der Fiederläppchen nach unten bemerkbar wird, demzufolge die ganze Fieder eine länglich* eiförmige oder spindelförmige Gestalt gehabt haben musste. Daraus Hesse sich ein gestieltes Ansitzen an der Ilauptaxe vermuthen. Dem stehen aber jene Stücke entgegen, wo sich ein breitlaubiges Ansitzen mit an der Spindel herablaufender Laubfahne zeigt, wobei die ein- zelnen Fiedern gedrängt stehen und unter spitzem Einbuchtungswinkel mit einander ver- wachsen sind. Nicht unmöglich isf es, dass die nach unten liegenden Fiedern frei oder fast frei sind, während die oberen, wozu die letztgenannten Fragmente ihrer Grösse und Form nach zu urtheilen wahrscheinlich gehören, verwachsen waren. CJarolopteris. Frons pinnata (v. bi v. pluries pinnata). Venae ramosissimae, ad costas medianas in areolas polygonas confluentes, marginem versus simplices v.furcatae. Soriad costam medianem biseriedes, magni, orbieülares, globoso-depressi, areolis majoribus, venis reticulatis circumscriptis tectisque insidentes, indusiati, apice orbiculalini dehiscentes. Carolopteris aquensis. Taf. III, Fig. 20—27. Fronde pinnata v. bipinnata, rhachi crassa, subtereti; pinnulis oppositis v. suboppositis, patentissimis, profunde pinnatifidis, decurrentibus, remotis, lineari-oblongis, apice obtusis, integerrimis, nervo medio cras- sissimo , nervt's seeundarüs validis; soris nervo medio proximis, contiguis, oppositis v. suboppositis, superiori pinnularinn parti t'nsidt nfibus. Jii slratis nonnulli» argillolis arenacei dicti aquensis satis freejuens. Die oben angeführten Abbildungen zeigen eine höchst ausgezeichnete und neue Farn- krautgattung des Aachener Sandes. In einer der Thonschichten des Aachener Sandes am Lusberge, viel häufiger aber in einer Thonschicht am östlichen Eingange des Tunnels der rheinischen Eisenbahn auf dem Aachener Wald fanden wir zuerst kleine, 1/» — 3 Centim- lange und 2 — 4 Millim. breite Bruchstückchen dieses Farnkrautes mit sehr gut erhaltenen Früchten. Die ganzrandigen bandförmigen Laubstückchen sind von einem sehr breiten Mittelnerveri durchzogen, der bei den grösseren Stücken ungefähr 1 Millim. breit ist. Zu beiden Seiten des- selben dielit an ihn angelehnt sieht man zwei Reihen sehr regelmässig runder Sori ziemlich nahe an einander, jedoch ohne sieh gegenseitig zu berühren. Auf der einen Seite des Ab- druckes sind sie ziemlich erhaben und zeigen auf der Mitte einen kleinen etwas erhöhten Kr. is von 1/i — l/a Millim. Durchmesser. Allem Ansehen nach sind diese Sori mit einem voll- ständigen unterständigen Schleier (indusiwm vnferum) bedeckt gewesen, der auf der Höhe und in der. Mitte des Sorus sich öffnete, ähnlich wie bei den lebenden Arten von Oyathea, Cnemi- (luriir und l'hijsi iimlitnii • doch ist man geneigt, ihre Öffnung mittelst runder Ausdehnung und nicht durch unregelmässige Zerreissung des Schleierchens anzunehmen, indem sich bei keinem einzigen Sorus Spuren einer solchen finden. Diese Fruchthäufchen sind ferner verhältnissmässig sehr gross, sie haben ungefähr 1 Millim. Breite und mehr, so dass, wenn man die ganze Die urioeltlichen Acrobrym des Kreidegebirges von Aachen etc. 207 Laubbreite in fünf glcicbe Tbeile tlieilt, davon 1 Theil auf den Mittelnerven , 2 auf die Sori und 2 auf die freie an den Rändern liegende Laubfläche kommen. Ungemein schwierig war es aber an diesen Bruchstücken Spuren von Nervation zu erkennen. Zwar sah man nicht selten die freien Laubstücke mit parallelen Streifen bis zum Rande bedeckt; aber die Nervation gegen den Mittelnerven hin war nicht zu ermitteln und das Farnkraut hätte demnach füglich für eine sogenannte Vecoptcris gehaben werden können, womit auch die Früchte wohl übereinkommen. Durch vielfaches Nachsuchen o-claim- es indess end- lieh, an einigen Stücken die Taf. III, Fig. 21 abgebildete Nervation zu ermitteln, wozu sich später noch das auf Taf. III, Fig. 27 abgebildete vollständigere Stück fand. Endlich aber wurde durch die Aufschliessung der Thonschichtcn des Weingartsberges im (1 arten des Mariahilfspitals eine grosso Anzahl kleiner aber sehr schön erhaltener, meist verkohl- ter Bruchstücke aufgefunden, welche die sehr bezeichnende Nervation dieser Farnkraut- gattung auf das Deutlichste erkennen liessen. Auf Taf. III, Fig. 21 — 24 haben wir einige Abbildungen derselben gegeben. Längs des Mittelnerven liegt ein Netzncrvensystcm aus zahlreichen kleinen polygonen Zellen, in welchem aber grössere rundliehe Felderchen durch stärker vortretende Nerven abtreorenzt werden. Von dem äusseren Rande dieser Felderchen oder vielmehr von den sie umgrenzenden Nervenbogen gehen nur bis zum Laubrande zahl- reiche parallele einfache oder gabelig getheilte kurze Nervenäste, die wir schon vorhin erwähnt und die sogar an schlecht erhaltenen Stücken nicht selten deutlich erkennbar sind. Ein solches System grösserer Costalzellcn mit davon ausgehenden einfachen oder gabeligen oder Netznerven ist bei den lebenden Farnkräutern nicht selten und findet sieh auch bei einigen fossilen Gattungen mit mehr oder minder entfernter Ähnlichkeit; so unter den fossilen bei Phlebopteris*) Broionii Gö'pp. (Syst. fil. t. 38 , f. 1), Phlebopteris Schouioii B ron gm (Veg. foss. pl. 132, f. 4 — 6) und zum Theil sogar bei Glossopteris Browniana Brongn. (Veg./oss. pl. 62, f. 2), wo entweder grosse einzelne oder zahlreiche netzförmige Costalzcllen vorkommen, von denen einfache oder frabelm'e Parallelncrven zum Rande verlaufen. Unter den lebenden Farnkräutern finden sich ähnliche Verhältnisse bei Woodwardia radi- cans, Doodia rapestris (Presl, 1. c. Taf. III, Fig. 18), Digrammaria ambigua (Presl, Taf. IV, Fig. 17), Chjmnogrammajaponica Desv. (Kunze, die Farnkräuter Taf. 116, Fig. b, c) und bei mehreren anderen Polypodiaceen, unter denen wir Marginaria (siehe bei Presl, Taf. VII, Fig. 26, 28), Pleopeltis (Presl, Taf. VIII, Fig. 4) und Microgramma (Presl, Taf. IX, Fig. 7) noch wegen eines andern gleich unten zu erwähnenden Umstandes hervorheben. — Doch kommt keine einzige der angeführten Gattungen genau mit der fossilen überein. In den vorhin erwähnten grösseren Felderehen dieser letzteren sitzen nun die Frucht- häufehen und es scheint als ob erst mit der beginnenden Entwickelung dieser die das Feld- eben umgrenzende Bogenncrvenbildung, welche als aus den entsprechenden Contouren der einzelnen Polygonalzellen gebildet betrachtet werden kann, deutlich hervorträte, während die übrigen Netznerven, welche innerhalb des grösseren Hofes die kleinen polygonen Zellen bildeten, mit fortschreitender Erhebung der Sori verschwinden. Bei einigen Stücken, wo keine oder nur undeutliche Sori vorkommen, finden sich auch die grossen Hofzellen weniger deutlich und die kleineren Netzzellen werden vorherrschend. Nicht undeutlich tritt dies auch *) Wir liaben die ältere Benennung von Brongniart, dio derselbe auch in Tabl. de genres 1849, p. SO wieder aufgestellt, beibe- halten, da die fossilen Pflanzen durchaus keino Ähnlichkeit mit der lebenden Hemüelia besitzen. 208 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. hervor in dem freilich mangelhaft erhaltenen Stück Taf. III, Fig. 23. Wir weisen hier auf die vorhin erwähnten Polypodiaceae, namentlich Microgramma persicariaefolia (P r e s 1, Taf. IX, Fig. 7) , wo der Sortis ebenfalls auf einem Netznervensystem innerhalb eines grösseren umgrenzten Feldchens sitzt, freilich unter sonst vielfach verschiedenen Verhältnissen1). Etwas Ähnliches scheint auch, nach den Abbildungen zu urtheilen, bei dem fossilen Cyatheites asterocarpoides Göpp., der wohl richtiger zuerst von Sternberg (Vers. II, p. 116, Taf. 33, Fig. 13 a — e) als eigene Gattung Gutbiera (angustiloba St.) aufgestellt wurde, der Fall zu sein. Ungeachtet der sonst sehr auffallenden Abweichungen in der Nervation hat diese Pflanze mit der unsrigen auch die runden, auf der Spitze sich öffnenden Sori gemein und bilden wahrscheinlich diese und mehrere andere Gattungen eine natürliche Gruppe unter den fossilen Farnkräutern, die einige Verwandtschaft mit den lebenden Cyatheaceae zu haben scheinen. Wie nun aber die fossile Pflanze in ihrer Nervation mit keiner lebenden genau überein- kommt, so ist es auch mit der Fruchtbildung. Abgesehen von den Polypodiaceae, denen der Schleier gänzlich fehlt und die schon dadurch sehr wesentlich abweichen, haben Woodwardia und Doodia nur ein Indusium lineare, das am äusseren Rande der Costalzelle ansitzt, und Digrammaria hat ebenfalls die linearen ein- oder zweispitzigen Schleierchen der Aspleniaceen, die mit unserer Pflanze in gar keinen Vergleich kommen können. Demnach stellt sich dieselbe als eine durchaus selbstständige und neue Gattung heraus, die im Systeme der lebenden Farne vielleicht am ehesten zu den Hymenophoren der Catheto- gyraten gestellt werden könnte, worüber indess eine sichere Entscheidung nicht zu geben ist. Über die Gestaltung der Laubbildung liess sich nur wenig ermitteln; das einzige Stück von einiger Grösse ist die Taf. III, Fig. 27 abgebildete kleine Wedelspitze, die sich theils durch die sehr starken Mittelnerven, die keinem einzigen anderen Farnkraute unserer Formation zukommen und uns gewöhnlich bei schlecht erhaltenen Bruchstücken leiten, theils durch die an den Spitzen der Fiedern erhaltenen sehr schönen runden Sori als zu der in Rede stehenden Art gehörig erwies. Alle übrigen Reste sind äusserst zertrümmert, wie bei wenigen andern Arten, was auf ziemliche Brüchigkeit des Laubes deutet. Bemerkenswerth ist auch, dass fast alle Stücke Früchte haben und fruchtlose äusserst selten sind. Auch deutet die bedeutende Breite einzelner Bruchstücke mit Wahrscheinlichkeit auf eine ziemlich kräftige und grosse Pflanze. Die Hauptspindeln sind regelmässig halbrund in den Tiefdrücken ausgeprägt. Die Tracht scheint mit mehreren Pteris-Arten der Jetztwclt, so wie mit Alethopteris der Vorwelt übereinzukommen; so mit Pteris arachnoidea? bei Brongniart Yeg.foss.pl. 82 A,f. 3, mit Alethopteris longifolia (Sternberg II, Taf. 36, Fig. 1), mit Polypodites Lindleyi Göpp. (Syst. fil. t. 38, f. 5, 6), mit der obenangeführten Gutbiera angustiloba Sternb. (Cyatheites asterocar- poides Göpp.) u. s. w. Wir haben schliesslich noch einige Einzelnheitcn über die Sori mitzutheilen; dieselben sitzen, wie erwähnt, auf den oberen Enden der Fiedern oder Fiederläppchen dicht gedrängt. Auf einem solchen von 3 Centim. Länge zählen wir deren 24 in ununterbrochener Reihe. Meistens findet man die eingedrückte Seite; Reliefs sind selten und gewöhnlich viel schlechter ') Presl gibt Tent. Pteridogr. p. 62 die Diagnose der Gattung Matonia Brown , wonach wir vermuthen, dass diese seltene und merkwürdige Pflanze mit der unsrigen einige Ähnlichkeit habe. Wir haben uns dieselbe aber bis jetzt nicht in natürlichen Exemplaren verschaffen können. Die Abbildung der einen Art M. perjinata Brown befindet sich in "Wall ich, Plant, axi.it. rar. I, 10, t. IG. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 209 erhalten. An diesen sieht man in der Regel, dass sie aus einer flach erhabenen rundliehen Scheibe bestehen, die in der Mitte eine ebenfalls rundliehe kleine Einsenkung von verschie- dener Grösse hat, aus welcher sich dann wieder ein kleineres Kugelsegment heraushebt (s. Fig. a, Taf. III). An den Tiefdrücken erscheint der Sorus etwas anders (s. Taf. III, Fig. 20). Ein schmaler äusserer Ring bezeichnet die erste Einsenkung, dann folgt eine breite schwach- gewölbte Fläche, darauf ein Ring und zu innerst eine kleine Vertiefung. In den meisten Fällen fliessen aber letztere beide zusammen, und man sieht dann nur eine regelmässig runde schüsseiförmige glatte oder etwas rauhe Vertiefung von der Grösse des erwähnten Ringes (s. Fig. b, Taf. III). Häufig findet man sodann entweder am äussersten Ring oder auf der breiten Fläche hie und da Einbuchtungen, konische Eindrücke, Faltungen u. dgl. , wie wir es in Fiü"- 20 darzustellen versucht haben. Dieselben e-eben dem Ganzen zuweilen ein etwas stern- förmiges Ansehen, doch sind sie sehr unregelmässig; gegen die Spitze des Sorus laufen sie aber stets schärfer zu. Aller Wahrscheinlichkeit nach entsprechen dieselben den im Sorus ein- geschlossen gewesenen Kapseln; die Unregelmässigkeit ihres Auftretens gestattet indess nicht auf eine sternförmige Anordnung der Kapseln, ungefähr wie bei den Gleicheniaceen, zu schliessen. — Von besonderem Interesse sind die beiden centralen Ringe auf dem Sorus. Unverkennbar bilden sie die Stelle, wo er sich öffnete und die Kapseln heraustraten. Die sehr regelmässige runde Form , die im fossilen Zustande vielleicht besser noch zu beobachten ist als es im Leben der Fall gewesen wäre, lässt nicht wohl annehmen, dass eine unregelmässige Zerreissung stattgefunden; auch haben wir kein einziges unter den zahlreichen Fruchthäuf- chen gesehen, das Andeutungen einer solchen Zerreissung getragen. Freilich findet auch bei den Cyatheaceae und einigen anderen Farnkräutern der Jetztwelt anfänglich ein regelmässig rundes Öffnen der Sori Statt (vergl. die Fructification von Cyathea Brunonis bei Presl, 1. c. Taf. I, Fig. 9 ; Cyathea excelsa bei Presl, Taf. I, Fig. 15; Physematium molle bei Kunze, Anal. Pteridogr. Lips. 1837, t. XXVII; Cyathea dealbata bei A. Richard, Flore de la Nouv. Zelande pl. 10); erst später erfolgt die unregelmässige Einreissung. Jedoch es ist dies für unser Fossil nicht wahrscheinlich, wenigstens konnten wir unter etwa 150 Sori, die wir untersucht, nichts dergleichen finden. Auch erklärt sich in dieser Weise nicht der doppelte Ring bei einigen Exemplaren und selbst nicht die regelmässig runde und grosse schüsseiförmige Erhe- bung. Diese Verhältnisse deuten vielmehr darauf hin, dass der runde Hof auf der Mitte durch eine eigene Haut noch besonders verschlossen gewesen, die sich entweder deckelartig löste oder unregelmässig zerriss und einschrumpfte, wobei eine runde Öffnung blieb, die ein ferneres unregelmässiges Einreissen des Schleierchens gar nicht oder nur zufällig gestattete. Unbe- dingte Sicherheit ist freilich hierüber nicht zu gewinnen. - - Ein ziemlich abweichendes An- sehen gewähren die Taf. III, Fig. 21 — 26 dargestellten Fruchtreste. Wir halten dieselben, wie schon bemerkt, für noch nicht vollständig ausgebildet. Statt der regelmässig abgeschlos- senen Rundung zeigen sie gegen den Mittelnerven hin eine breite Eindrückung und gegen den Laubrand eine starke Zahnung, was sich beides aus der noch vorhandenen Abhängigkeit der Form des Sorus von der umgebenden Nervation erklärt. Ein kleines centrales Stigma ist aber auch hier schon bemerkbar und an einigen sogar ein kleiner Doppelring. Die Tiefdrücke sind flachschüsseiförmige unregelmässige Vertiefungen ohne die Gliederungen der vorigen Sori Wir dürfen schliesslich die Bemerkung nicht verhehlen, dass die beiden Sorus-Fovmen von verschiedenen Fundorten herkommen. Dies könnte den Verdacht auf Artenverschieden- heit hervorrufen. Die Nervation ist aber übereinstimmend und ebenso ist es die Laubform, Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVII. Bd. 210 .1/. //. Debey und C. v. Ettingshausen. Stellung und nahezu auch die Grösse der Sori. Wie sich der verschiedene Pflanzengehalt mehrerer unserer Schichten am ehesten dadurch erklären lässt, dass verschiedene Standorte zu verschiedenen Zeiten die Trümmer dem Meere überliefert haben; so lässt sich auch nicht verkennen, dass die zu verschiedenen Zeiten abgesetzten Reste einer und derselben Pflanze sich nicht in gleichem Zustande der Entwicklung befunden haben und ein Mal keine, ein anderes Mal ausgebildete oder halbausgebildete Früchte geliefert haben. Carolopteri« asplenioides. Tat'. III, Fig. 29—33 und Tai'. IV, Fig. 22. C. fronde pinnata, pinnidis longe lineari-lanceolatis , integerrimis , basi attenuatis , apice longe acumi- natis: nervo mediano crasso, nervis secundariis creberrimis, confertis , pluries furcatis, flexuosis, interdum anastomo8antibus ; soris rotundis, magnis, remotis 2 — 4 Millim. distantibus , in utroque frondis latere dorso media venularum insidentibus, rarissime nervo mediano appressis. In strato argilloso arenaeei dicti aguensis rarissima. Wir haben einen Farnkrautrest als zweite Art der Gattung Carolopteris aufgestellt, dessen Deutuno- mancherlei Schwierigkeiten bietet. Betrachtet man die auf Taf. III, Fig. 31 — 33 abgebildeten sterilen Bruchstücke, so scheinen dieselben keine Beziehung zu der vorigen Pflanze zu haben. Wir machen jedoch auf die sehr gedrängten wiederholt gabeligen Seiten- nerven an einer sehr breiten Mittelrippe, besonders aber auf die hie und da (z. B. Fig. 33) vor- kommenden Anastomosen aufmerksam. Näheren Aufschluss gibt das Taf. III, Fig. 29 — 30 in natürlicher Grösse und in 4maliger Vergrösserung dargestellte Bruchstück. Die vielfach dichotomen Seitennerven zeigen einen sehr geschlängelten und verworrenen Verlauf, sind sehr gedrängt und anastomosiren schon ziemlich häufig. Wir glauben darin eine Andeutung des bei der vorigen Art so vollständig längs der Mittelnerven ausgebildeten Netznerven- systems zu erkennen. Eine Analogie finden wir hiefür zum Theil schon bei Woodwardia , wo bald mehr einfache, bald mehr Netznerven auftreten. Noch mehr aber tritt dieselbe hervor in dem bei Brongniart (Veg. foss. I, pl. 33, f. G) abgebildeten Farnkraut; die untersten und obersten Nerven sind mehrfach dichotom, aber von einander gesondert, während die mitt- leren häufig anastomosiren und mehrmals Netzzellen bilden. Etwas Ahnliches scheint bei Polypodites heracleifolius Göpp. (Pklebopteris Phülipsii Brong., V6g. foss. pl. 133,/. 1) und bei dem lebenden Anthrophyum cayennense Kunze (Anal. Pterid. t. XIX, f. 2) vorzu- kommen. Viel deutlicher ist es dagegen wieder bei Alethopteris Defrancii Göpp. (Pecopteris Befr. Brong. I. c. pl. 111, f. 4, A). Auch Alethopteris Serlii Göpp. (Syst. fil. t. XXI, f. 6, 7) und A Roesserti Stern b. (Flor. d.Vorw. II, Taf. 33, Fig. 14 a, b), Beinertia gymnogrammoides Göpp. (Syst. t. XVI, f. 4, 5), Odontopteris Ldndleyana Stb. (Göpp. Syst. t. I, f. 7, 8), Neuropteris conjugata Göpp. (Gatt. foss. Pfl. Taf. X, Gatt. 5, 6, Fig. 1) und die dieser sehr nahe stehende lebende Aneimia cordifolia Presl (bei Göppert, Gatt. Fig. 2, 3) zeigen ein ähn- liches Verhalten. Endlich erscheint die beschriebene Nervation besonders ausgebildet bei mehreren zu Woodwardites gezogenen Arten. Während Woodioardites Münsterianus F. Br. (Sternb. II, Taf. 36, Fig. 2 a, 2 b) mit noch einfachen, nur ziemlich gebogenen und etwas ver- worren hin und her geschlängelten Seitennerven versehen ist, haben W. obtusilobus Göpp. (Syst. t. XXI, /'. 1) und W. acutilobus Göpp. (ibid. Fig. 2) eine ganz netzförmige Nerven*! Verzweigung, die aber einige Hinneigung zur theilweisen Auflösung in eine einfachere Nervation zu zeigen scheint. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 211 Auf diese zahlreichen Analogieen hin wird es nicht unbegründet erscheinen , dass wir die in Rede stehende Pflanze als zweite Art der Gattung Garolopteris aufgestellt haben. Die in der Mitte des Laubes vom Mittelnerven ziemlich entfernt, namentlich aber unter sich weit von einander abstehenden Sori geben ein ferneres, sehr augenfälliges Unterschei- dungsmerkmal. Sie sind an dem einzigen bis jetzt aufgefundenen furchttragenden Abdrucke in der ersten Entwickelung begriffen und erscheinen daher an den meisten Stellen nur als ganz einfache, fast kreisrunde, flache Vertiefungen von % bis x/3 Millim. Durchmesser. An zwei Stellen glauben wir noch eine sehr kleine, centrale Vertiefung zu erkennen. Der Fundort sämmtlicher hieher gehörenden Reste sind die Thonschichten beim Maria- hilfspital. Stonheimia. Frons bi- (vel pluries) pinnatifida, latefrondosa. Venae secundariae in frondis parte infe- riore sub angulis diversis e rhachibus validiores vel tenuiores egredientes et in maculas polygonas plerumque acutangulas convergentes ; in frondis parte superiore angulo subrecto egredientes, rec- tiusculae, tenerrimae, simplices vel rarissime furcatae, ad marginem usque decurrentes. — Sori ad costas medianas utriusque lateris conferti, orbicidares, indusiati, apice regulariter dehiscentes. Monheimia polypodioides. Taf. III, Fig. 34—36 und Taf. IV, Fig. 1, 2, 21. M.fronde bipinnatifida vel pinnatipartita, lacinüs patentibus vel arrecto patentibus , alternis , confer- tis, latissime decurrentibus, linear i- oblong is , latefrondosis, 1 — 3 Millim. circiter longis, i/.J — '/, Millim. latis, apice obtusis, summis ovato-oblongis , basi parum attenuatis, integerrimis ; rhachibus strictis, validis, bicosta- tis ; xoris rhachibus costisque medianis proj'inquis, non adpressis, conicis, a basi ad apicem usque costarum confertis, non contiguis. In stratis nonnullis arenaceis et argillosis arenacei dicti aquensis non frequens. Monheimia aquisgranensis. Tai'. IV, Fig. 3— 10. M. fronde bipinnatipartita vel pinnatisecta , lacinüs arrecto-patentibus vel arrectis, alternis, remotis, decurrentibus, lineari oblongis, anguste frondosis, 1 — 3 Millim. circiter longis, l'/n — 5 Millim. latis, apice acu- minatis, integerrimis; rhachibus costisque longe flexuosis, tenuibus, glabris , subteretibus ; soris in summi- tatibus laciniarum copiosis, maximam frondis angustae laminam tegentibus , a coxta mediana remotioribus, subhaemisphaericis . In strato argilloso arenacei dicti aquensis non frequens. Die Aufstellung der vorstehenden neuen Gattung hat uns, ungeachtet einiger sehr gut erhaltenen Bruchstücke, nicht geringe Schwierigkeiten verursacht. Eine oft wiederholte Untersuchung und Vergleichung der allmählich aufgefundenen Bruchstücke von sehr ver- schiedenartigem Ansehen und äusserst zarter, anfänglich kaum zu enträthselnder Nervation ist nöthig gewesen, bevor wir uns für eine bestimmte Ansicht haben entscheiden können, die wir im Nachfolgenden zu rechtfertigen haben. Die Gattung gehört, wie wir jetzt ebenfalls glauben behaupten zu dürfen, zugleich zu den wenigen unserer Formation , welche mehr als eine Art enthalten. Da wir nun zur Nachweisung der Gattungsmerkmale stets auf beide 27* 212 M. II. Debet/ und C. v. Ettingshausen. Arten eingeben müssen, so haben wir die Beschreibungen derselben mit den Hinweisungen auf die Abbildungen gleich auf einander folgen lassen , um bei den Erläuterungen Wieder- holungen zu vermeiden. Die ersten Reste dieser Gattung fanden wir schon vor einigen Jahren und haben bereits im Jahre 1852 einen Theil derselben, darunter das zur ersten Art gehörende Stück Taf. III, Fig. 36 abgebildet. Sie kamen sammt den auf Taf. III, Fig. 34 — -35 dargestellten, auf wenigen Handstücken vereinigten Resten aus einer thonigen Sandschicht aus der Nähe von Aachen. Es sind kräftige, zweirippige ziemlich grosse Spindelbruchstücke mit sehr breitlaubigen Fie- derlappen , welche auf ein grösseres Farnkraut hindeuten. An den meistens sehr zerrissenen Laubfetzen sieht man von den Haupt- und Seitenspindeln an vielen Stellen feinere und stär- kere Nervenäste ausgehen und mit ziemlich geradem Verlauf in verschiedenen Winkeln gegen einander streben; aber erst nach genauer Untersuchung gewahrt man, dass sie sich zu einem ziemlich breitmaschigen, von mehr geraden als gebogenen Linien begrenzten Netzgewebe ver- binden, wie wir es Taf. III, Fig. 35, Taf. IV, Fig. 21 wiederzugeben versucht. Es tritt noch am besten hervor an jenen Stellen, wo die herablaufende Laubfahne in den Winkeln der Fieder- theilung sehr breit wird. Dagegen sieht man an den schmäleren Fiederlappen nur äusserst feine und durchaus einfache Nervenästchen, welche ziemlich horizontal gegen den Rand ver- laufen und, wo Früchte sind, zu je zweien einen Sorus in ziemlichem Abstand begrenzen. Diese Nervation erinnert an die Polypodiaceen oder an ihre Vertreter unter den schleier- tragenden Farnen, an die Aspidiaceen. Mit keinen von beiden stimmen aber die Früchte iiberein. Ziemlich nahe den Mittelrippen sitzen zahlreiche kleine Sori in einer Reihe vom Grunde bis zur Spitze der Fiedern. Die Tiefdrucke zeigen meistens glatte , trichterförmige Einsenkungen mit fast scharfer Zuspitzung, wie ungefähr in Fig. 36, Taf. III. Diese scheinen uns nun aber erst junge, unausgebildete Sori, deuten jedoch auch in dieser Gestalt darauf hin, dass eine glatte , auf ihrer Höhe sich öffnende Hülle die Sori bedeckt habe. Näheren und sichereren Aufschluss gibt aber ein zwar äusserst kleines, aber höchst werthvolles Bruchstück, das wir in Fig. 30 schwach vergrössert abgebildet haben. Es zeigt vier mehr oder minder gut erhaltene Tiefdrucke von Früchtchen, von denen die unteren am deutlichsten und vollendetsten sind. Man sieht zuerst eine ziemlich flache, schmale, ringförmige Vertiefung, in deren Mitte ein zweiter, stärker vertiefter Kreis liegt, welcher sehr regelmässig und von einer dun- kelbraunen Masse erfüllt ist. Das Ganze macht durchaus den Eindruck, als habe sich auf der Mitte des Sorus eine regelmässig runde . nicht mehr einreissende Öffnung für das Austreten der Kapseln befunden. An den beiden anderen Tiefdrucken sieht man das gleiche Verhalten, und es kann unter solchen Umständen nicht mehr von unbedeckten Kapseln die Rede sein. Das Netznervensystem mit geschleierten , an der Spitze aufbrechenden Fruchthäufchen genügte zur Aufstellung einer neuen Gattung. Zur Vervollständigung der Laubreste fanden wir später noch in einer der Thonschieh- ten beim Mariahilfspital die Taf. III, Fig. 1 — 2 abgebildeten Abdrücke, welche Spuren der Netznerven erkennen lassen und füglich als »Spitzen der Wedel gelten können. Die Stücke weichen nur ab durch die sehr dünnen Mittelrippen und durch die in der Mitte etwas erwei- terten Fiederläppchen, Verhältnisse, die sich indess sehr wohl aus der verschiedenen Stel- lung an der Spindel deuten lassen. Als nun einige Jahre später die Erdarbeiten für die Gartenanlage beim Bau des Maria- hilfspitals voranschritten, wurden auch die mächtigen Thonlager aufgeschlossen, welche eine Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 213 so grosse Zahl ausgezeichneter Pflanzenreste geliefert haben. Unter ihnen fanden sich auch zahlreiche kleine Bruchstücke eines Farnkrautes, das wir Taf. IV, Fig. 3 — 10, in seinen wichtigsten Resten abgebildet haben. Fig. 3, 5, 7 zeigen Stücke mit sehr schönen Frucht- abdrücken. Diese Fossilien erweisen sich, sowohl ihrer Laubbildung und Nervation nach, als auch in der Fructification als zu der oben aufgestellten Farngattung gehörig, doch müssen sie zu einer zweiten Art gezogen werden. Was die Früchte betrifft, so geben die Hochseiten ganz glatte Erhabenheiten, die mit einem kleinen Einstich in der Mitte versehen sind, und ihre Tiefseiten sind ebenfalls ganz glatte, flachschüsseiförmige Eindrücke. Dadurch ist die Annahme gestattet, dass auch diese Pflanze bei den noch nicht ausgebildeten Fruchthäufchen das Schleierchen habe und dass dasselbe bei den Abdrücken Fig. 5 sich bereits könne gelöst haben. Damit stimmten zum Theil die Sori Fig. 9, 10 überein, an welchen man eine rauhe Erhebung in der Mitte und rings herum einen ganz feinen Saum sieht, wo das Schleier- chen könnte abgerissen sein. Was die Ermittelung der Nervation anbelangt, so gelang es nur an einigen wenigen Stücken und nur mit einer sehr guten Loupe, namentlich bei Fig. 6 und 8 zahlreiche, äusserst feine, einfache (ob zuweilen auch gabelige?), fast senkrecht vom Mittelnerven abgehende, gerade oder schwach nach oben gebogene Seitennerven zu sehen, welche an die feinen, ge- raden Nervchen erinnerten , die sich bei der vorigen Art zwischen den einzelnen Sori zum Laubrande begeben. Endlich gelang es auch, das Taf. IV, Fig. 4 abgebildete Stück zu finden, an welchem sich nach oben die einfachen Nervchen, nach unten gabelige und netzförmige Nerven vollkommen deutlich zeigten. Die in der Diagnose gegebenen Merkmale, besonders die Richtung und Stel- lung der Fiederläppchen, die Laubbreite und der Sitz der Früchte unterscheiden beide Arten hinreichend. Schliesslich fugen wir die Bemerkung bei , dass uns die Gattung Monheimia durch die Netznerven, welche im oberen Theile des Laubes einfach werden, so wie durch die geschlei- erten, an der Spitze sich öffnenden Sori einige Verwandtschaft zu der Gattung Carolopteris zu haben scheint, und vielleicht mit derselben zu einer natürlichen Gruppe gehört. Xonopteris. Frons fertilis longe linear i-lanceolata , margine crenata. Sori in summitate frondis prope marginem dispositi, in lobis intracrenalibus solitarü, oblongi. Xonopteris Goepperti. Taf. IV, Fig. 11—20. Z. fronde fertili longe lineari-lanceolata, 1 — 21/, Millim. lata, in apicem obtuawm subundulatam pr<>- tracta, margine crenata, crenis rectangulis vtl arcuatis , suboppositis ; nervis obsoletis ; soris in lobis intra- crenalibus longitudinaliter dispositis, margini ( sübrevoluto?) propinquis, linearibus, semiter etibus, discretis, minutis, '/.,— 1 Millim. longis, 1/i circiter Mi/lim. latis, in apice laciniarum parum longioribus. Fronde sterili pimiatim vtlbipinnatim partita, laciniis trifidis, rariics bifidis vel simplicibus erectis, longe lineari-lanceolatis, V I , — 3 Millim. latis, 1 — 4 Ventim. longis integerrimis, apice subacutis. In stralo a/rgilloso arenacei dicti aquisgranens/s rarissima. Vor etwa zehn Jahren wurde bei Erweiterung des Weges zum Lusberg, in der soge- nannten Kupfergasse, eine feste, blaugraue, weissgefleckte und mehrere Fuss mächtige Thon- 21 1 M. II. Debey und 0. v. Et tings hausen. schicht im Aachener Sande aufgeschlossen, in welcher wir einige wenige , sehr merkwürdige und nur in dürftigen oder zweifelhaften Besten anderswo nachgewiesene Pflanzenreste auf- fanden, zu denen auch die in Rede stehende gehört. Ausser ihr enthielt die Schicht einige Coniferen (Cycadopsis), spärliche andere Farnreste und eine sehr ausgezeichnete neue Proteacee. Die Abbildungen, auf welche wir zunächst verweisen, zeigen ein höchst eigenthüm- liches, wie wir glauben, fruchttragendes Laub. Spaltet man ein Thonstück und trifft man auf einen derartigen Einschluss in demselben, so gewinnt man zwei Stücke, die einander sehr wenig ähnlich sehen und von denen man kaum glauben würde, dass sie Abdruck und Ge- gendruck desselben Fossils darstellen , wenn man sich nicht durch eigene Erfahrung auf das Unzweifelhafteste davon überzeugt hätte. Fig. 11 — 12 sind die beiden Seiten eines solchen Ab- druckes und Fig\ 16, 17 die entsprechenden Vergrösserungen eines Theiles des fruchttragen- den Laubbruchstückes von Zonopteris Göpperti in genauer Abbildung. Wir besitzen eine ziemliche Anzahl solcher Stücke, die bald einzeln erhalten, bald in den gegenseitigen Ab- drücken stets dasselbe Verhalten zeigen. Der Hochabdruck, Fig. 11, 16, ist ein schmaler, brauner Abdruck, der seiner ganzen Länge nach beiderseits nahe dem Rande mit einer ungefähr in gerader Linie liegenden Reihe von kleinen Erhabenheiten besetzt ist. Es sind langgezogene, halb walzige, fast wurmförmige, geradgestreckte oder schwach gebogene Kör- perchen, welche fast überall die gleiche Dicke zeigen, nach oben meist etwas breiter und schwach erhaben sind, und nach ihrer Längenaxe mit kleinen Zwischenräumen hinter ein- ander gereiht erscheinen. Sie bilden längs dem Laubrande zwei Reihen , zwischen denen der vertiefte Mittelraum der Laubfläche liegt, auf welcher man jedoch weder Mittelnerven noch Seitennerven erkennen kann. Jedes Körperehen ist ziemlich scharf umgrenzt und von ziem- lich glatter Oberfläche und liegt vom Rande so weit ab, dass es von demselben gar nicht be- deckt oder nur berührt wird. Auch sieht man selbst unter der Loupe an seiner inneren Seite keine Verbindung mit einem etwaigen Mittelnerven, der, wie schon gesagt, auf dieser Seite nicht sichtbar ist und nur ausnahmsweise an einzelnen Bruchstücken und stellenweise durch eine schwache Leiste angedeutet zu sein scheint. Die Ränder des schmalen Laubbandes zeigen sich theils dem blossen Auge, theils unter der Loupe deutlich und regelmässig eingekerbt, so dass jedem Fruchthäufchen ein durch zwei Einschnitte abgegrenzter Laublappen entspricht. Der Einschnitt ist nur sehr gering und steht ungefähr senkrecht auf der Längenaxe des Laubes. Der so gebildete Randabschnitt ist nun entweder durch eine mehr gerade oder mehr bogige Linie begrenzt; im ersteren Falle hat der kleine Laublappen eine länglich-viereckige Gestalt, wobei der Längenrand äusserst wenig umgerollt zu sein scheint (Fig. 16); im letzteren ist er mehr halbkreisförmig (Fig. 15). — Gegen die stumpfe Spitze des Laubes verlängern sich die fruchtähnlichen Erhabenheiten, sie werden zugleich schmäler und fast wurmförmig gebogen, während sie unten breiter und fast von bohnenförmiger Gestalt sind (Fig. 13, 15). Ganz anders verhält sich aber der Gegenabdruck. Wir haben in Fig. 12 und 17 naturgetreue Abbildungen davon zu geben versucht. In der Mitte läuft der ganzen Länge nach und bei gut erhaltenen Stücken ununterbrochen eine scharf vorspringende Leiste. Von dieser aus gehen nach beiden Seiten zum Rande hin kleine Querrippen, welche in jede der Einkerbungen einmünden und so einen vierseitigen Raum umgrenzen, der eine Vertiefung darstellt. Da die Eancleinschnitte ziemlich regelmässig gegenständig sind, so wird also ein entsprechend regelmässiger, gefächerter Hohldruck gebildet , der bei der Schmalheit Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 215 der einschliessenden Leisten viel breiter erscheint, als für die Aufnahme der fruchtartigen Vorsprünge nöthig zu sein scheint. Füllt man die Fächerräume mit Wachsmasse aus, so ent- steht nämlich keineswegs ein Hochdruck wie der natürliche, und umgekehrt, wenn man das Wachs auf diesen letzteren eindrückt, so erhält man einen breiten Vorsprung für die Mittel- rinne und ganz kleine Eindrücke für die kleinen Vorsprünge, keineswegs aber eine den gros- sen Fächern des Tiefdruckes entsprechende Form. — Dies Hesse sich nun vielleicht dadurch erklären, dass die Fruchthäufchen anfänglich im frischen Zustande viel breiter gewesen und beim Eintrocknen an Umfang verloren haben, der ursprüngliche Eindruck aber geblieben ist. Wie dem auch sei, die Thatsache des Zusammengehörens beider Abdrücke steht fest und der Hochdruck mag zur wahrscheinlichen Bestimmung der Pflanze wohl auch genügen. Wer diese Abdrücke gesehen, wird nicht leicht Bedenken tragen, dieselben für die Reste fruchttragenden Farnlaubes und die einzelnen Erhabenheiten für die Sori zu halten; auch lässt sich noch weiter aus der ziemlich glatten Oberfläche der letzteren vermuthen, dass sie mit einem Indusium bedeckt gewesen. Von welcher Beschaffenheit dasselbe jedoch war, ob wie bei den Danaeaceae eine längliche in der Mitte aufspringende Kapsel oder ein einfacher Schleier, wie bei den meisten anderen Farnkräutern, lässt sich bis jetzt in keiner Weise bestimmen. Was die Verwandtschaft mit lebenden Formen betrifft, so wurden wir durch Herrn Pro- fessor A. Brongniart auf eine sehr merkwürdige Ähnlichkeit aufmerksam gemacht, näm- lich mit den fruchttragenden Fiedern von Woodwardia angustifolia Smith (W. onocleoides Willd). In Fig. a — b, Taf. IV haben wir Abbildungen davon in natürlicher Grösse und vergrössert nach den uns von Herrn Webb geschenkten Exemplaren gegeben, woraus sich die Ähnlichkeit des äusseren Ansehens unzweifelhaft ergibt und wenigstens so viel fest- halten lässt, dass auch die fossile Pflanze zu den Farnkräutern gezählt werden darf. Das sterile Laub ist nun aber bei Woodioardia onocleoides ein ganz anderes und kommt mit dem der Woodwardia- Arten mit gleichartigem Laube sehr überein (Pr esl, Tent. I, p. 100). Ferner sind auch bei den Woodwardien die Früchte dicht am Mittelnerven in den Zellenmaschen des am Grunde netzförmigen Nervensystems angeheftet und mit einem klapp enförmigen, nur an einer Seite angewachsenen Schleier bedeckt u. s. w., so dass von einer Gleichheit der Gattung wohl keineswegs die Eede sein kann. Wir verweisen noch auf die Darstellungen des Frucht- standes und der Nervation von Woodwardia radicans in Presl's Tent. t. III, f. 6 — 7. Aus den oben erwähnten Abbildungen von W. onocleoides wird es sodann auch leicht ver- ständlich , wie sich durch Eindrückung der Thonmasse die Längen- und Querleisten gebildet haben mögen und dass denselben keine Bedeutung als Nerven zugeschrieben werden kann. — Endlich muss noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die fruchtbaren Fiedern von Struthiopteris germanica, wenn auch nicht im Fruchtstande, so doch in der Laub- bildung einige Ähnlichkeit mit unserer fossilen Pflanze zeigen (s. Presl, Tent. , t. VI, f. 21 — 23). Da nun die Pflanze weder einer fossilen noch lebenden Gattung zuzuweisen ist, so haben wir es vorgezogen, sie für den Typus einer neuen zu halten und dieselbe lediglich auf die vorhin beschriebenen fruchttragenden Laubtheile gegründet. Es bleibt indess noch eine Frage zu erörtern, nämlich, ob nicht das unfruchtbare Laub nachgewiesen werden könne. — In derselben Schicht und zwar auch wieder fast ausschliess- lieh in ihr finden sich Laubreste von sehr vieldeutiger Gestalt, welche man sowohl 216 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. einem Farnkraut, wie nicht minder einer höheren, dikotyledonischen Pflanze, z. B. einer Proteaeee zuweisen könnte. Sie bieten kein entscheidendes Merkmal für das eine noch für das andere. Wir haben Taf. IV, Fig. 19 — 20 die bezeichnendsten Formen abgebildet. Die Stücke finden sich mit den vorigen in einer Schicht und mitunter sogar auf kleinen Hand- stücken zusammen. Es ist ein schmales, bandförmiges Laub, einfach und dann als blosses Bruchstück sich erweisend oder einfach gefiedert, mit gegenständigen langen, unter sehr spitzen Winkeln angehefteten Seitenfiedern; oder kurz oder lang dreitheilig, dabei vielfache kleine Formverschiedenheiten zeigend; endlich in sehr seltenen Fällen zweitheilig oder mit einem einzigen Seitenast unterhalb der Laubspitze. Der Band ist durchaus ganz und ohne alle Einkerbung, die Spitzen sind stumpf wie bei dem fruchttragenden Laube, und es ist ein feiner Mittelnerv vorhanden; Seitennerven lassen sich aber auch hier nicht nachweisen. Ein- mal sahen wir längs den beiden Laubrändern zwei feine nervenartige Längenlinien. Wir haben uns nun sehr bemüht, eine nähere Beziehung dieses Laubes zu dem vor- erwähnten zu finden, jedoch vergebens. Es ist uns nie gelungen, auf demselben Andeu- tungen jener frachtähnlichen Erhabenheiten oder einen sonstigen Zusammenhang der frucht- tragenden Wedel mit denselben zu finden. Nur in sehr seltenen Fällen , so unter anderen in dem Taf. IV, Fig. 14 schwach vergrössert dargestellten Bruchstücke fanden wir mehrere Querleisten auf demselben , die übrigens auch von einem öfteren Querbruch und einem dar- auf folgenden Durchdringen der unterliegenden Thonmasse herrühren könnten. Andererseits lässt sich aber nicht in Abrede stellen, dass, wenn die neue Pflanze eine wahre frons dissi- milis hat, die, wie zuweilen auch bei den lebenden Farnen auf getrennte Weise schon von der Wurzel ausgeht, ein Zusammenvorkommen fruchtbaren und unfruchtbaren Laubes an einem Wedel überhaupt nicht möglich ist und daher auch das Suchen nach einem solchen Zusam- menhange vergeblich sein muss. Unter diesen Verhältnissen und bei der Unzugänglichkeit des Fundortes wird die Frage vielleicht für immer unentschieden bleiben. Wir haben vor- läufig die Gleichartigkeit der beschriebenen Fossilreste angenommen. Benizia. Frons dissimilis — sterilis bi- v. tripinnata, rhackibus primariis dichotomis. pinnulis sessfc libus aequalibus regularüer disposiüs. Nervi pinnatim ramosi, nervo mediana subßexuoso, non decrescente, apice furcato, nervis seeundariis furcatis summis simplicibus , altemis , reflexis ; — fertilis pinnis superne pinnatifido-lobatis v. pinnatisectis , lob/s i\ pinnulis inaequalibus, bid- lato-dilatatis, mar g ine plus minus revolutis. Sori 4 — 6 in utroque lobo v. pinnula, subrotundi v. ovati nervis seeundariis in angulo bifurcationis v. angulo proximi (f superne vel inferne) in- serti. Filix tenera, minuta, habitu nervisque Pecopteridum. Kenizia calopteris. Taf. V, P5g. 13—17. Fronde steril i bi- v. tripinnata, pinnis inferioribus patenttssirrvis , summis subarreetis, strictis v. sttM r/t xuosis, regularüer altemis, lineari-lanceolatts, 1 — 3 Gentim. circiter longis, decrescenti pinnatis / pinnulii sessilibus, discretis v. basi connatis, patentibus r. subarrectis, ovato-rotundatis r. ovato-oblongis, iutegerrimis. apict rotundatis, subalter nis, confertis, 2 -4 Millim. longis, l'/L, — -2 Milliin. latis, summis pinnatißdo-lobatis, terminali minima sinuato-rotundata >-i.c disereta; fronde fertili pinnulis vel lobis latioribus , bullato-a& latatis inaequalibus steriles magtiitudine superantibus ; soris ovalibus vel subrotundis, minimis. In dieersia stro/is arenac, i ■!■•■/, k.j,,. ,,., * /r^jm «.<. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 217 Wir haben für die in Rede stehende fossile Pflanze zwei Naehweisun<>en zu liefern die Vereinigung der fruchttragenden und fruchtlosen Bruchstücke zu einer Art und die Begrün- dung der neu aufgestellten Gattung betreffend. In einigen der reichsten pflanzenführenden Schichten des Aachener Sandes fanden sich die hier abgebildeten zierlichen Fieder- und Wedelbruchstücke. Sie gehören daselbst zu den häufigeren Fossilresten und zeigen sich in verschiedener Grösse und Erhaltung. Nicht selten sind besonders die bis zur äussersten Spitze ausgeprägten sehr zierlichen Nervenverzwei- gungen zu sehen. Von den Fiedern und Wedeln findet man die unteren, mittleren und obersten Theile theils vereinzelt, theils auch im Zusammenhange, so dass man im Stande ist ein Bild von der ganzen Gestalt und Entwicklung des Laubes zu erhalten. Für den ersten Anblick lässt sich die Pflanze sehr wohl als eine Pecopteris auffassen, die sich der Pecopteris Zippei Corda (bei ßeuss, Verst., Taf. XLIX, Fig. 2, 3) aus dem unteren Quader Böhmens , viel mehr aber der Pecopteris Suhiana Schimp. und Moug. (Taf. XL) aus dem bunten Sandstein des Elsasses anschliesst. In einer der an Pflanzen reichhaltigsten Thonschichten, wo die in Rede stehenden Laub- stücke unseres Farnkrautes mit zu den häufigsten Vorkommnissen zählen, finden sich nun auch fruchttragende Bruchstücke eines Farnkrautes. Sie sind aber immer sehr klein, umfassen der Länge nach gewöhnlich nur 3 — 4 Fiederblättchen und sind meist, wenn auch nicht immer, die Spitzen einer Fieder. Die Blättchen sind eiförmig abgerundet und zeigen an gut erhal- tenen Stücken dieselbe Structur wie die vorhin erwähnten unfruchtbaren , denen sie auch im Ganzen sehr gleichen; auch kommt bis jetzt kein anderes Farnkraut bei uns vor, mit dem sie sich besser vereinigen Hessen. Manchmal liegen die unfruchtbaren und fruchtbaren Wedel- reste dicht neben einander , worauf wir freilich wegen der bekannten Ablagerungsweise in unseren Schichten kein Gewicht legen können, wie eben Handstücke beweisen , worauf sich Bruchstücke aus den verschiedensten Familien zusammen befinden. Die fruchttragenden Fiederstückchen unterscheiden sich aber, ausser durch die länglichen oder rundlichen stig- menartigen Fruchtreste , durch eine Art von bauschiger Auftreibung und Vergrösserung der Fiederläppchen und durch die gewöhnlich sehr unregelmässige Form derselben, Unter- schiede, die leicht aus der Fruchtbildung erklärlich sind. Die gleiche Nervatur, Grösse. Form und Randbeschaffenheit scheinen uns jedoch hinreichende Gründe zur Vereinigung beider Laubformen in Eine Art zu sein. Dieselbe würde dann ein Beispiel der in der Jetztwelt so häufigen, in der Vorwelt selteneren doppelten Laubbildung, der fruchtbaren und unfruchtbaren Wedel geben. — Gegen diese Annahme Hesse sich freilich einwenden, die fruchttragenden Bruchstücke seien grösstentheils Spitzen und möchten daher wohl nur frucht- tragende Spitzen zu den die unteren Theile der Wedel bildenden unfruchtbaren Fiedern sein, und damit stimme auch die mehr den unfruchtbaren ähnliche Form einzelner dieser Fieder- blättchen, wie z. B. derer in Fig. 16, Taf. VI, die keiner Spitze angehören. — Wenn man aber die langsame und sehr regelmässige. Verkürzung der Fiederblättchen gegen die Fieder- spitze hin bei dem unfruchtbaren Laube mit der Gestaltung der ungleichmässigen , breiten und aufgebauschten fruchtbaren Fiederblättchen vergleicht, so wird man nicht abgeneigt sein, dafür zu halten, dass diese fruchttragenden Bruchstücke sich nicht füglich den anderen anfügen lassen, sondern ein eigentümliches , wenn auch im Ganzen wenig abweichen- des Laub gebildet haben , und dass unsere Art durch eine frons dissimilis ausgezeichnet gewesen sei. 98 Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVJI. Bd. - 218 M. 11. Debey und C. v. Etfingshausen. Diese angegebene Beschaffenheit des Laubes ist es nun, welche uns bestimmt hat, die vorliegende Art einer besonderen Gattung unterzuordnen. Unter den fossilen Farnkraut- gattungen, von denen man mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit die Fruchtbildung kennt1), sind die 28 in der Anmerkung zuerst genannten von gleichartiger Laubbildung. P'ür die drei letzten wird eine Verschiedenheit angegeben. Schizopteris Brong. trägt die zweifelhaften Früchte auf den erweiterten Laubspitzen. Crematopteris (Pecopterkleae) und Anomopteris (Danaeaceae Presl, Suppl. 1, p. 39) aber sind die einzigen, in denen eine auffallendere Ver- schiedenheit der beiden Laubarten angegeben wird , und auch hier scheinen fruchtbare und unfruchtbare Blättchen noch an derselben Spindel zu sitzen, bei der einen Gattung unten, in der anderen gegen die Spitze hin. Zur vergleichenden Betrachtung der jetzt lebenden Farnkräuter haben wir die folgende Zusammenstellung nach Presl (Tent. pteridografiae , 1. Pragae 1836, Suppl. Tent. pteriäogr. Pragae 1845) und Endlicher (Gen. plant. Filices p. 58, Suppl. 1, p. 1345) gegeben. Von den 146 lebenden Gattungen, welche Presl aufstellt, haben etwa 42 2) die \frons dissimilis". d. h. die Verschiedenheit des Laubes für fruchtbare und unfruchtbare Wedel oder Wedel- thcile, und zwar die Gattungen: Thyrsopteris, Lastraea3), Ragiopteris, Onoclea, Woodwardia, Davallia, Lomaria, Allosurus, Struihiopteris, Marginaria, I'liymatodes, Psygmium, Niphobolus, Calymmodon, Monogramma, Grammitis, Synammia , Selliguea, Taenitis, Drymoglossum, dann mit Ausnahme von Campium sämmtliche Gattungen der Tribus der Acro stich aceae: Poly- botria, Olfersiai), Aconiopteris, Stenosemia, l'latycerium, Acrostichum, Poecilnpteris , Gymnop- teris. — Die Marattiaceae haben nur gleichförmiges Laub; — bei den Danaeaceae sind Ueterodanaea und Danaeopsis von ungleichartigem Laub; — die Ophioglosseae können vielleicht sämmtlich dazu gerechnet werden und zwar mit den Gattungen Botrychium , Rhizo- glossum, Ophioglossum, Opkioderma, Cheiroglossum , Helminthostackys. — Unter den Osmun- daceae findet es sich bei Osmunda und ganz besonders ist es wieder ausgebildet bei den Schizaeaceae , bei den Gattungen Aneimia , Spathepteris und Moliria, vorzüglich aber bei den Lygo d iaceae: Lygodium und Hydroglossum. — Gänzlich fehlt das differente Laub bei den Gleicheniaceen, Cyatheaceen, Aspidiaceen, Dicksoniaceen, Vittariaceen und Marattia- ceen. Mehr oder minder häufig vorhanden ist es bei den Peranemaceen , Aspleniaceen, Davalliaceen , Adiantaceen, Polypodiaceen, Grammittaceen, Taenitideen, Acrostichaceen, Danaeaceen, Ophioglossaceen, Osmundaceen, Schizaeaceen und Lygodiaceen. In allen jenen Abtheilungen nun, wo ein solches vorhanden ist, hat es den Systemati- kern Veranlassung zur Bildung von Unterabtheilungen gegeben, oder hat wenigstens bei gleichzeitigen anderen Unterschieden zur Bezeichnung der Abtheilungen wesentlich mit bei- getragen. Demnach dürfte es sich wohl rechtfertigen , dass wir im vorliegenden Falle bei unserer fossilen Pflanze das differente Laub als einen wesentlichen Gattungscharakter betrachtet haben. !) Ausser den von uns neu aufzustellenden sind deren bis jetzt 31 bekannt geworden: Adontopteris , Adiantites , Sphenopteris , Ihj- menophylliies , Trichomamites , Steffensia , Diplazites, Asplenites, Thawmatopteris, Alethopteris, Oyatheites, Hemüelites, Balantites, Oligocarpia, Polypodites, Glpssopteris, Pecopteris, Qoeppertia, Laccopteris, Andriänia, Asterocarpus, Uawlea, 0/wrionopteris, Senf* tenbergia. (1/wkeria, Dniiaeiies, Taeiiitqilcris, Scolecopteris, Schizopteris, Crematopteris, Anomopteris. '-') Wir zählen hierunter auch die 6 Gattungen der Ophioglossaceae. 3) Ist Nephrodium Rieh., C. Dryopteris Allans (Endl. Suppl. I). Presl führt dasselbe nicht mit differentem Laube an; die Tat'. II, Fig. 17 und 18 gegebenen vergrösserten Abbildungen des fruchtbaren und unfruchtbaren Laubes von Lastraea maerocarpa zeigen jedoch eine hinlängliche Verschiedenheit. *) Wird bei Endlicher Suppl. I, p. 1345 nicht hieher gezählt. Die uriceltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 219 Dazu kommt aber auch noch, dass die Form der Fruchthäufchen nicht ganz mit den gewöhnlich bei Pecopteris beobachteten übereinstimmt. Die Pecopteris- Früchtchen sind fast immer rund im Umfange, stellen ein kleines Kugelsegment dar und haben auf der Oberfläche eine kleine, rundliche Vertiefung, so dass sie den Früchten der heutigen Cyatheen am ähn- lichsten sind. Unverkennbar sind dieselben mit einer glatten Haut (Indusium) bedeckt gewesen und haben sich auf ihrem Scheitel und nicht am Grunde geöffnet. Nur wenige Pecopteris- Arten haben längliche Früchte. Es ist P. Glockeriana Göpp., woran diese längliche Form deutlich hervortritt. Es fehlt daran auch, wie es scheint, der innere Hof auf der Spitze, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass, wenn einmal eine umfassende Eintheilung der fossilen Farnkräuter nach Früchten möglich geworden, diese Art eine Stelle in einer anderen Gattung findet. Fast noch deutlicher ist die längliche Form bei P. nodosa Göpp. (Syst. fil. foss. t. XIX, f. 1 — 3). Ahnlich ist auch noch P. elongata Göpp. (2. c. t. XXIV, f. 1, 2). Ganz anders sehen die Pecopteris - Früchte aus. Von diesen runden Formen mit eingedrücktem Gipfel unter- scheiden sich nun auch ziemlich deutlich die Früchte unserer Art. Sie sind länglich und ohne Eindruck (Taf. V, Fig. IG) und an manchen Fiederblättchen zeigt sich nur eine ganz schmale, lineare, oft etwas gebogene Einziehung des Laubes. Erwägen wir, dass dasjenige, was wir jetzt Pecopteris nennen, eine Verbindung von Formen ist, die nur eine allgemeine Ähnlichkeit der Nervatur besitzen und im Einzelnen viele Abweichungen darbieten, welche bereits mehr Unterabtheilungen veranlasst haben, — erwägen wir ferner, dass die pecopteris-artigen Nerven, wie Brongniart, Ve'g.foss. I, p. 267 nachweist, bei vielen Gattungen lebender Farnkräuter ihre Analogien haben, so wird man es nicht unbegründet finden , dass wir der in Rede stehenden fossilen Pflanze eine andere Stelle, als in der Gattung Pecopteris angewiesen und dabei nicht ausschliesslich auf die Ner- vatur, sondern auch auf die übrigen, den natürlichen Charakter einer Pflanze bedingenden Merkmale unsere Aufmerksamkeit gerichtet haben. Wie bereits vorhin mitgetheilt wurde, gehört dieses schöne und zierliche Farnkraut zu den häufigsten, bezeichnendsten und am besten erhaltenen Pflanzenresten des Aachener Sandes. Man findet davon auf fast allen Pflanzenfundorten mehr oder minder gut erhaltene Bruch- stücke, grössere und kleinere Wedeltheile, Fiederstückchen, Fiederspitzen, Ehachien ohne alles Laub, ganz einzelne Fiederblättchen und die fruchttragenden Fiederstücke, welche letz- teren gewöhnlich die trümmerhaftesten sind und stellenweise nur spärlich vorkommen. — Am seltensten findet man einzelne oder mehrere Fiederblättchen verkohlt und in der ganzen kohligen Substanz erhalten ; mit wohlerhaltener Epidermis fanden wir sie nie. — Dass auch grössere, zu dieser Art gehörende Spindeln erhalten seien, ist wahrscheinlich; wir glauben auch einige gefunden zu haben, welche sich durch ihre sehr sparrige Dichotomie auszeichnen, ohne im Theilungswinkel eine Spur von Knospen zu zeigen, wodurch sie sich deutlich von den bei Didymosorus angeführten Spindeln unterscheiden. Mtaphaelia. Frons bipinnato- v. tripinnato-pinnatißda. Pinnae pinmdaeque difformes sc. basi cordatae . subcordatae v. adnatae liberae v. decurrentes. Nervus medius pinnularum apicem versus valde decrescens , ßexuosus; nervi secundaria v. simplices v. bis-, ter-dichotomi , reßexi, tenues, remoti. v 28 "220 M. IL Debey und C. v. Ettingshausen. Mtaphaelia neuroptevoides. Taf. IV, Fig. -23—28 und Tal". V, Fig. 18—20. 11. fronde bi- r. tripinnato-pinnatifida ; rhackibus strictis v. apice subßexuosis, subteretibus ; pinni* oppositis v. suboppositis, patentibus r. arrecto-patentibus, remotis, strictis v. saepius arcuatis subflexuosis- que; pinnulis suboppositis v. altemis, superioribus sessilibus v. subsessilibus v. liberis v. pinnatifidolo-lmtis. inferioribus petiolatis, e basi cordata v. subcordata ovatis v. orato-oblongis, integerrimis v. saejiius simiatis r. sinuato-lobatis v. pinnatipartitis ad pinnarum ordinem novn/m tendentibus, apice obtusis ; nervo medio apicem versus tenuissimo ßexuoso ; nervis secundariis tenuibus , plus minus profunde iteratimquefurrnt/s, s ii in in is s iiitp licibus. In aigülis et arenaceh stratorwm „Aachener Sand" dictorum non frequens. Durch vorstehende Diagnose haben wir eines unserer schönsten und besterhaltenen Farnkräuter aus dem Aachener Sande blos nach seiner bezeichnenden Laubbildung als neue Gattung aufzustellen versucht. Es gehört zu den grössten Formen unserer Flora und wurde wenn auch nicht gerade häufig doch in einer ziemlichen Anzahl von Bruchstücken bis jetzt an zwei Stellen aufgefunden. Der eine Fundort ist die Schicht, in welcher Didymosorus vor- kommt, die andere eine sehr pflanzenreiche thonige Sandmulde. Wenn man bei dieser Pflanze nur eine Art der Fiederblättchen zu untersuchen Gelegen- heit hätte, so würde man dieselbe bald der Gruppe der Pecopteriden, bald der der Neuropte- riden zuzuweisen geneigt sein, je nachdem sitzende oder gestielte Fiederblättchen vorliegen. Die genügende Auswahl der hier abgebildeten Bruchstücke zeigt aber, dass beide Anheftungs- weisen an derselben Pflanze vorkommen. Die gestielten Fiederblättchen bieten mitunter grosse Übereinstimmung mit den älteren Neuropteris, mit A. heterophyllum Stern b., N. cre- nulata Brongn., N. anacrophylla Brongn. Schon bei den zwei letzteren ist die grosse Ähn- lichkeit nicht zu verkennen, hino-eo-en kommt die erstere Art in der Entwickeluno- des ganzed Laubes am meisten mit unserer Pflanze überein und zeie-t auch ungefähr dieselbe Anordnung in der Laubtheilung. Die obersten Fiederblättchen sind einfach, langoval, ganzrandig, oder schwachwellig und gestielt. Nach unten nimmt bei beiden Pflanzen die Länge der Fiedern zu, der Laubrand wird mehr und mehr wellig: mitunter setzt eine neue Lappentheilung an und das ganze Fiederblättchen gleicht der Endspitze der Hauptfieder. Noch weiter unten ist das bereits sehr lang gewordene Fiederblatt in tiefe Lappen gespalten, bis endlich eine zweite Ordnung gesonderter und gestielter Fiederblättchen ausgebildet ist. die sich wieder in der- selben Weise abgliedern, wie die der Hauptspindel. Bei der tripinnaten Theilung erlangen dann die Fiederchen oder Fiederblättchen wieder die langgestreckte Form der an der Spitze der Hauptspindel stehenden, während sie in der bipinnaten Theilung mehr die rundlich- längliche oder laugovale Gestalt haben. Ar. heterojiliylla unterscheidet sich von unserer Pflanze dadurch, dass sie gar keine subsessilen Blättchen hat: dieselben besitzen immer einen scharf herzförmig ausgeschnittenen Grund; auch sind dieselben von unten nach oben meist von gleicher Grösse, während wenigstens die Fiedertheilungen bei unserer Art nach oben stark verkürzt sind. Was die Nervation betrifft, so wird der Mittelnerv in allen Fiederblättchen, die denselben erkennen lassen, nach der Spitze zu viel dünner, wie es bei vielen Xeuropteris des älteren Gebirges, unter andern auch bei A'. heterophyUa der Fall ist. Das rasche Auflösen und Zer- fallen desselben wie bei K. retusvfolia Brongn. und vielen anderen Neuropteris -Arten ist freilich bei weitem nicht vorhanden. Ferner stehen die Seitennerven viel lockerer und sind Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 221 viel einfacher als bei den meisten älteren Arten dieses Geschlechtes. In dieser Beziehung- stehen unserer Pflanze N. macrophylla, N, crenulata und N. Gistii näher. Die einzelnen Seitennerven- |ruppen haben bei ihr etwas Eigentümliches, das wir unter den älteren fossilen Farnkräutern noch am meisten bei Alethopteris Brongniarti Göpp. (Pecopteris pteroides ßrongn. Yeg.foss. ■pl. 99, f. 1, 1 ^wiederfinden. Es ist nämlich nicht jede Gruppe des Seeundärnervensystemes in gleichmässiger Weise, d. h. mit gleicher Länge der Theilnerven und gleicher Grösse der Theilungswinkel, gegliedert und im Besondern dichotomirt, sondern es hat das Ansehen, als gehe vom Mittelnerven ziemlich dicht an denselben sich anlegend und nur langsam gegen den Laubrand sich hinbiegend ein Hauptseitennerven ab, der entweder einfach oder mit einer kurzen Dichotomie am Laubrande endigt. Von diesem Hauptnerven verlaufen dann von seiner äusseren Seite ausgehend einige, gewöhnlieh zwei, einfache oder am unteren Theile des Fiederblättchens dichotome Nerven ungefähr von gleicher Stärke. An der Stelle des Aus- ganges dieser Nerven weicht aber der Hauptstamm nicht von seiner Richtung ab, wie dies bei den meisten älteren Farnkräutern der Fall ist, sondern setzt ohne Winkelbildungen seine Bogenlinie fort. Eine ganz ähnliche Nervenbildung zeigt in dieser Hinsicht der JVbod- toardites Mänstericuius F. Braun (s. die Abbildung von Pecopteris Mauste riana bei Stern- berg, Vers. II, Taf. 36, Fig. 2 und besonders die Vergrösserung 2bj aus dem Braunkohlen- sandstein von Bullenreuth bei Baireuth. Ferner sind bei unserer Art die Endigungen der Nerven am Blattrande häufiger einfach und es findet ein viel unregelmässigerer Wechsel zwi- schen einfachen und dichotomen Endigungen Statt als bei den älteren Farnkräutern überhaupt und bei den Neurop>teris im besondern. In der Regel sind auch die Mittelnerven bei unserer Art ziemlich deutlich hin- und hergebogen, was nicht von der Faltung des Blattes bei der Verschüttung herrührt, indem es auch bei ganz flach liegenden Abdrücken sehr augenfällig ist. Endlich fehlt auch den Seitennerven unserer Pflanze die Schärfe der Zeichnung und das Gestreckte in der Richtung, was so viele Farnkräuter der Urwelt auszeichnet; im Gegentheil sind sie zart, durchgängig etwas schwankend und wellenförmig gebogen. Obgleich nun im Ganzen die Nervation mit der von Neuropteris übereinkommt, so ist doch nicht zu verkennen , dass manche Alethopteris- und Pecopteris- Arten ähnliche Bildung zeigen. 1 lieher gehören Pecopteris Sülimani B ron gn. (Hist. reg.foss.pl. 96. f. 5), die zugleich einige Ähnlichkeit in der lappenartigen Spaltung einzelner Fiederblättchen zeigt: ferner P. Miltoni ßrongn. (Oyatheites Miltoni Göpp., ßrongn., Hist. ve'g.foss. pl. 114, f. 3 AJ, Alethopteris Brongniarti Göpp. (ßrongn. 1. c. PI. 11-1, Fig. 5A, PI. 99, Fig. 1A) u. a., obwohl sie sieh durch die vollständig sitzenden Fiederblättchen deutlich als zu einer anderen Abtheilung gehörig erweisen. Es Hesse sich indess vermuthen, unsere Art gehöre in die in letzterer Zeit von Brongniart aufgestellte Unterabtheilung „ Neuropteroides" der Pecopteriden ; aber hier- von unterscheidet sie sich wieder sehr bestimmt durch das Vorhandensein der freien gestielten Fiederblättehen, wodurch sie auch von Alethopteris entschieden abweicht. Die Ansatzweise der Fiederblättchen unterscheidet sich aber auch wieder von Neuropteris, indem der neuen Pflanze angewachsenes und gestieltes Laub zugleich vorkommt, wogegen die eigentlichen Neuropteris-kvteu das Eine oder das Andere ausschliesslich haben. Dies weist aber eher daraufhin, dass wir eine neue und der Kreide bis jetzt eigenthümliche Gattung vor uns haben, die sich erst hinlänglich durch Auffind ans; der Früchte wird bestimmen lassen. Unter den lebenden Farnen glauben wir auf einige verwandte Formen hinweisen zu können. Es sind einige Arten der Gattung Geropteris (Gymnogramma Kaulf.), welche eine 222 M. H. Debet/ und C. v. Etting shausen. gewisse Übereinstimmung nicht verkennen lassen, und zwar die in Gärten und Herbarien ziem- lieb häufigen C. calomelaena Lk. (Gymnogramma calomelanos Kaulf.) und C. tartarea Desv., zwei einander sehr nahe stehende, vielleicht identische Arten aus Mexico (Presl, Tent.p. 218). Sie haben gestielte und sitzende Fiederblätteben nebst den Übergangsformen zwischen beiden und ebenfalls eine nicht unähnliche Nervation. Bemerkenswerth ist, dass ihre Nerven zumeist an der Oberseite des Laubes hervortreten, was freilieb von der fossilen Pflanze sehr abweicht. Nicht unähnliche Laub- und Nervenbildung zeigt auch Osmunda regalis, wie denn überhaupt gestieltes Laub mit herzförmig ausgeschnittener Basis bei den Farnen der Jetztwelt weit häufiger ist als bei den urweltlichen; doch findet eine nähere Beziehung zu genannter Art nicht Statt. Unter den Farnkräutern des Aachener Sandes ist das vorliegende eines der grössten, doch scheint es nur strauchartig gewesen zu sein. Die grösseren wie die kleineren Spindeln zeigen im Ganzen durchaus nichts Sparriges und Gestrecktes, vielmehr eine Hin- neigung zum Bogigen und Gewundenen, und es lässt sich wohl vermuthen, dass die Pflanze etwas rankend gewesen '). Ihr Vorkommen ist eben nicht häufig, doch haben wir an den beiden schon im Eingang bezeichneten Stellen gegen fünfzehn Bruchstücke gefunden. Das auf Taf. IV, Fig. 27 abgebildete Bruchstück, das wir hieher stellen, kommt aus einer Thonschichte beim Mariahilfspitale, jedoch aus einer anderen als die übrigen Bruchstücke dieser Art, zugleich ist dieses Bruchstück der einzige Fossilrest, welcher in jener Schichte gefunden wurde. Es weicht durch die breit ansitzende Basis von den übrigen sehr ab, die bei gleicher Grösse deutlich gestielt oder wenigstens bis tief auf die Hauptspindel eingeschnitten sind, während das in Eede stehende nur tief fiederspaltig- ist. Wir müssen es einstweilen dahin gestellt sein lassen, ob es hieher, sei es zur selben Art oder zur selben Gattung, gehört oder ob es ganz davon zu trennen ist. Pteridoleimma. Unter der vorstehenden Benennung (von /) Turepts das Farnkraut und xd Xs^pid der Über rest) haben wir eine sehr grosse Zahl von Farnkrautbruchstücken unserer Kreide vereinigt, die wir zur Aufstellung unter neue oder zur Unterordnung unter ältere Gattungen nicht ge- eignet hielten. Bezüglich der meisten Arten dieser Abtheilung dürfte dies Verfahren wohl gebilligt werden, wiewohl man einigen der wenn auch sehr dürftigen Laubreste den eigen- thümlichen und neuen Gattungscharakter nicht absprechen wird. Es scheint uns nach dem jetzigen Standpunkte der Pflanzenpaläontologie, welchem zufolge die Sammelgattungen Pecopteris , Alethopteris , Neurojitert's u. s. w. sich als ungenügend erweisen und bald eine Revision derselben in Angriff genommen werden dürfte, am passendsten zu sein, diese zahl- reichen, theilweise sehr zweifelhaften Farreni-este der Aachener Kreide vorläufig unter Eine Sammelgattung zu stellen. Pteridoleimma Milisabethae* Taf. V, Fig. 5—9. P. fronde tenerrima pinnata (v. pluries pinnata), pinnis profunde pinnatipartitis r. pinnatisectis ; laciniis horizontalibus, subremotis, lineari-oblongis, l'/.j Centira. longis, l'/L> — 3 Millim. latis, inferne pin- natipartitis superne pinnatifdis v. crenatin, laciniolis rotundatts v. ovato-obtusis v. rarius orato-acuminntis. ') Hiedurch sowohl wie durch das gestielte und herzförmig ausgeschnittene oder abgerundete Laub erinnert sie auch an manche lebende Lygodium-Arten, von denen sie aber durch die Nervation abweicht. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 223 mniimis, integerrimis, alternis v. suboppasitis; costis medianis strictissimis summo apice flexuosis, tenut'bus; venis seeundariis tenuissimis, alternis, in qaaque laciniola singulis, infra laciniolam e costa media sub angiilo acuta egredientibus ; venis laciniolarum inferiarwm bifurcatis, furcationibus sub angulo 15 — 20" profun- dissimis, ramo bifurcationis media simplici v. rarissime furcationem tertii ordinis brevissimam sub inargine frondis praebente, laciniolarum superiarum furcatis. Soris punetiformibus, ovatis supremis furcationum venis dorso niedio insertis. In slratis nonimlis argillosis arenacei dieli aquensis rarius obrium. Das in Rede stehende Farnkraut wurde bis jetzt in wenigen Bruchstücken an zwei Stellen, in einer Tkonschieht des Aachener Waldes und in den Themen beim Mariahilfspitale gefunden. Ungeachtet diese Reste eine sehr ungenügende Vorstellung von der sogenannten Laubglie- derung geben, so sind sie doch in Bezug auf Nervation und Fruchtbildung trotz ihrer Klein- heit mitunter ausgezeichnet erhalten. Die langen Fiederabschnitte, welche ziemlich breit an der Spindel herablaufen, stehen locker und fast unter rechtem Winkel auf der dünnen Fieder- rippe. Sie sind ihrer ganzen Länge nach fiederlappig, doch so, dass die Randeinschnitte unten bis in die Mitte des Laubes reichen, während sie nach oben sich immer mehr verlieren, also die Spitzen wellig, ja fast ganzrandig werden. Die tieferen Läppchen sind entweder halb- kreisrund oder eirund und zuweilen nach oben etwas zugespitzt. Die Richtung derselben ist dem Nervenlauf entsprechend , mehr etwas schräg ansteigend als horizontal abstehend. Bezeichnend für unsere Pflanze halten wir die Beschaffenheit der Seitennerven. Betrachtet man die sehr zarten Nerven der Fiederläppchen als gefiedert, so haben sie allerdings einen Mittelnerven mit 2 — 3 Seitenästen. Richtiger ist es aber wohl, wie Fig. 9 zeigt, sie als Gabelnerven anzusehen. Die obersten (eigentlich unentwickelten) sind einfach gabelig; die in der Mitte der Laubfahne liegenden aber zweigabelig. Schon sehr bald nach dem Aus- treten aus der Mittelrippe geht die erste Theilung von Statten, der untere Ast kehrt dann die Hohlseite gegen den unteren Theil des Randes seines Fiederläppchens, der obere aber die Convexseite nach oben , theilt sich bald und gibt einen unteren mit dem ersten paral- lelen inflexen Ast ab, während der obere unter schwachem Divergenzwinkel fast wie die Fortsetzung des Hauptastes erscheint, so dass es für einzelne Nerven den Anschein hat, als sei ein Hauptast mit reflexer Richtung vorhanden , von welchem an der äusseren Seite zwei inflexe Äste abgehen. In seltenen Fällen ist der untere Ast der oberen Gabelung, überhaupt der Mittelzweig der drei Äste unmittelbar vor dem Rande noch ein Mal gabelspal- tig, während die anderen Gabeltheilungen sehr tief entspringen und unter ziemlich grossem Winkel aus einander gehen. Das fruetificirende Fiederblättchen zeigt kleine länglich-runde, eiförmige Sori; je Einen ungefähr auf der Mitte des obersten Astes, mit seiner Längsaxe in der Längenrichtung des letzteren. Nach der glatten Oberfläche des Abdruckes zu urtheilen, hat der Sorus ein Indusium gehabt. Eine sichere Unterordnung der Pflanze im Systeme vermögen wir nicht zu geben. Wir waren geneigt, sie für eine Gleicheniacee zu halten, wofür die Form des Laubes nicht wenig zu sprechen scheint. Bezüglich der Fruchtstellung und Nervation verweisen wir auf einige Mertensien [Mertensia tenuis Presl Tent f. I, t. 7 und Mertensia brasiliana Desv. Presl, Taf. I, Fig. 12), welche nicht zu verkennende Ähnlichkeiten zeigen. Eine gewisse Übereinstimmung in der Laubbildung besitzt unter den fossilen Farnkräutern Alethopteris angustissima Göpp. (Pecopteris a. S ternb. Vers. I, Taf. XXIII, Fig. 1, a, b) 224 M. IL Debey und G. r. Ett ingshausen. und mehr noch Phlebopteris propinqua Brongn. {Polypodites crenifolius Göpp.) Brongn., Bist, veg.foss. I,p. 373.pl 133, t. 2, 2A, und Phlebopteris undans Brongn., 1. e. PI. 133, Fig. 3. Pteridoleimma Ritzianum. Taf. V. Fig. 10 — 12. P. pinnalis lange linearibus, 4 Millim. Litis, crenatis, crenis superßcialibus, l'/2 Millim. longis; nervo media hu strictissimo , valido; nervt's secundariis validis , suboppositis , in quaque crena singulis , infra crenam angulo 50 — CO" e nen-o mediana egredientibus et sub apice crenae margini proxime obsalete termi- natis, simplicibus ; soris superiori nervorwm parti insidentibus, in quaque crena solitariis, orbicularibus v, ovatis. In sirato argilloso arenacei dicti aquensis rartssime obviwm. Aus den Thonschichten beim Mariahilfepital besitzen wir nur drei Abdrücke dieser Art. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben die Fiederchen eine sehr bedeutende Länge gehabt, denn auf dem grössten unserer Bruchstücke, von 2'/.2 Centim. Länge, sieht man nur eine sehr o-erino-e Verschmälerune:. Der Band ist oberflächlich eingekerbt: die einzelnen Abschnitte sind entweder flache Bogenabsehnitte oder nach oben in eine stumpfe Spitze schwach umgebogen. Der Mittelnerv ist sehr stark. Von ihm gehen unter ziemlich spitzen Winkeln scharf ausge- prägte fast gegenständige Seitennerven aus, von denen immer nur je einer für je ein Baml- läppchen bestimmt ist. Sie entspringen aber am Mittelnerven gegenüber dem nächsttiefern, ja häufig sogar gegenüber dem zweittiefern Bandläppchen und gehen dann in schwacher Auswärtsbiegung bis nahe an die Spitze ihres Randläppchens. Ungefähr in der Mitte dieses letzteren und auf dem oberen Viertel des Nerven sitzt ein kreis- oder eirunder Sorus, der auf der Ilochseite des Abdruckes ziemlich glatt ist, so dass wohl an eine Bedeckung mit einem Indusium zu denken ist. Von einer Aufreissungsstelle ist nichts zu finden. An den meisten Stellen glaubt man deutlich zu erkennen, dass der Nerv mit dem Sortis ende. Bei genauerer Betrachtung sieht man jedoch an einigen Stellen die Andeutungen schwacher Fortsetzung des Nerven; einmal glaubten wir auch eine Furcation am Nerven zu bemerken. Liesse sich nach- weisen, dass der So?'iis den Nerven abschliesst und dass er zugleich keinen Schleier besitzt, so würde das Farnkraut ohne Zweifel zu Polypodium gezogen werden müssen; aber keines von beiden lässt sich behaupten, sondern eher das Gegentheil. Pteridoleimma Koninckianum. Taf. V, Fig. 1—4. P. fronde bipinnata, pinnis patentibus /•. arrecto patentibus, leviter arcuatis, rhachibus teretibus \ pin- niil is sessilibus liberis r. ima basi connatis, confertis, inferioribus patentibus, superioribus arrectis, in tota, rhachi magnitudine subaequalibus, strictis ?■. apice leviter declinatis, regulariter alternis, lineari-lanceolatii\ 10 — 12 circiter Millim. longis, 2 — 5 Mi/lim. latis, apice obtusis, a basi adapicern usque denticulatis, dentibia uiiiiiniis acutis, iiiflexis; nervo mediano non valido, ad apicem usque notato, subßexuoso, tereti; nervis secwnk dariis tenuissimis, arrectis, furcatis v. bifurcatis, in media rami supremi soriferis,furcationibus non profundi&\ soris punctiformibus v. orbiculatis, in ectypis superficiem reticulatam praebentibus. In stratis nonnullis arenaceis et argillosis arenacei „Aachener Sand" dicti non frequens. Die fossile Pflanze zeigt die Tracht einer Pecopter/'s oder eines ähnlichen Farnkrautes. Es erinnert an P. crenata Stern b. (Flora d. Vorw. II, Taf. X, Fig. 7), an Cyatheites Candollianus Göpp. (Pecoptdcis C. Brongn. Veg.foss. pl. 100, f. 2) und ähnliche. Es ist sehr schwer bei Die urweltlichen Acrobryen den Kreidegebirges von Aachen etc. 225 unserer Art über die Nervation zu einiger Sicherheit zu gelangen, da sie an keiner Stelle vollkommen deutlich ist. Die Taf. V, Fig. 7 gegebene ideale Darstellung mag ungefähr den Charakter derselben ausdrücken. Nervationen der Art sind sehr häufig unter vorwelt- lichen wie lebenden Farnkräutern. Nicht minder schwierig ist eine genaue Darstellung der Randzahnung, da dieselbe ebenfalls nur an wenigen Stellen erhalten ist. Von Interesse sind die Fruchtreste, welche man an dem Stücke Taf. V, Fig. 6 bemerkt. Sie zeigen sich als etwa 3/4 Millim. im Durchmesser haltende, tief eingesenkte , rundliche Höhlungen, deren Grund ziemlich regelmässig durch äusserst feine vorspringende Wände gefächert ist. An dem Stück Taf. V, Fig. 5 sieht man äusserst kleine, nur mit der Loupe erkennbare, auf dem obersten Bifurcationsast in dessen Mitte zwischen Rand und Spindel sitzende Einstiche, welche aller Wahrscheinlichkeit nach die noch ganz jungen Sori bezeichnen. Sie sind in der Form etwas länglich. Weit grösser, aber ebenfalls länglich und auf gleicher Nervenstelle ansitzend sind die Sori auf einem anderen kleinen und zierlichen, sehr zweifelhaften Bruchstück, das wir wegen einiger Ähnlichkeit in der Nervation und weil es scheint, als ob sich am (um- gebogenen) Rande eine schwache Zahnung befände, einstweilen hierher gezogen haben. Die Reste wurden theils in einer thonigen Sandschichte, theils in den Thonschichten am Mariahilfspital gefunden. Die Bruchstücke lassen wegen der Stärke der Spindeln ein ziemlich grosses Farnkraut vermuthen. Pteridoleimmu Benincasae. Taf. VI, Fig. 1 — 5. P.fronde pinnata (v. plurt'es pinnata), pinnis pinnatisectis, laciniis ad apicem usque pinnarum paten- i ihus v. arrecto-patentibus, terminali strictis sima, confertis sinu rotundato , longe linear ibus v. oblongo- lanceolatis, apice obtusts, integerrimis ; rhachibus strictis v. longe flexuosis, costis medianis strictis v. sub- flexaosis; venis seeundariis suboppositis v. alternis furcatis v. rarissime bifurcatis v. simplieibus, furcatione profunda sub angulo 20° fere divergente, ramis furcationis rarissime anastomosantibus ; soris minimis orbi- cularibus v. rarius ovatis, ramis furcationis snperioribus medio insertis. In atrato argilloso arenacei dicti aguensia non freguens. Dieses Farnkraut, das nach seiner Laubbildung und Nervation zu Pecopteris oder eher noch zu Alethopteris gezogen werden könnte, fand sich in mehreren Bruchstücken in den Thonschichten beim Mariahilfspitale. Es zeichnet sich aus durch die beinahe bis zum Schlussfiederchen gleich langen und fast horizontalen oder ziemlieh schwach ansteigenden Fiederläppchen und durch die ganz aufrecht in der Richtung der Axe stehende freie Fiederspitze, welche fast von gleicher Länge ist wie die seitlichen Laubtheile. Der Rand ist durchaus ungezahnt, wodurch die Art sich von Pt. Koninckianum unterscheidet. Bei Betrachtung der Abbildungen wird es aber auffallen, dass sich in den Bruchstücken einige Verschiedenheit in Laub und Nervation geltend macht. Taf. VI, Fig. 1, 2, und zum Theile auch Fig. 4, haben ziemlich gedrängt stehende, fast parallel verlaufende und vom Grunde bis zur Spitze beinahe gleich breite Fiederläppchen und fast ausschliesslich gabelästige , meist gegenständige Seitennerven mit ziemlich gerader Hauptspindel; Fig. 3 (5) zeigt dagegen eine deutlich geschlängelte Spindel, einfach und mehrfach gabelige, meist wechselständige, äusserst selten anastomosirende Seitennerven am schwach hin- und hergewundenen Mittelnerven, so wie nach unten breite, langsam sich zuspitzende und unter ziemlich grossem Winkel von einander abgehende Fiederläppchen, -29 Denkschriften der inathem.-natnrw. Cl. XVII. Bd. 226 M. H. Debey und G. v. Ettingshausen. welche sieh gegen den Grund der Fieder etwas verkürzen. Diese Unterschiede scheinen auf eine Artenverschiedenheit hinzudeuten. Wir machen jedoch darauf aufmerksam, dass erstgenannte Reste auf der ganzen Ausdehnung des Laubes Früchte tragen. Dies bringt uns wegen der sonstigen Ähnlichkeit zu der Vermuthung, es möge hier eine frons dissimilis bestehen, worüber jedoch nur besser erhaltene und grössere Reste entscheiden können. Die Sori sind äusserst klein, punktförmig und sitzen auf dem oberen Gabelast, entweder gerade auf der Mitte oder häufiger etwas näher dem Mittelnerven, aber stets jenseits der Gabeltheilung. Die meisten sind kreisrund, zuweilen einige länglich. An einem glaubten wir zu bemerken, dass er, abweichend neben statt auf dem Nerven sitze. Doch die Kleinheit der Sori gestattet keine nähere Beurtheilung. Ein ähnliches Ansehen der Sori und der Nervation hat Pecopteris punetulata Brongn., Ve'g. foss. p. 295, pl. 93, f. 1, 1 A (Hemitelites giganteus Göpp., Syst. fil foss. t. XXI, f. 13, p. 331). Pteritloleimma pecopleroides. Taf. VI, Fig. 7 , 8. P. fronde bipinnata? pinnis ovato-oblongis, ptnnatisectt's / laciniis sub angulo 45 — 60° arrectis, con- fertis, sinu acuto interstinctis, alternis, versus basin et apicem pinnae decrescentibus, terminalibus pinnati- partitolobatis, lange linearibus, 2 fere Centim. longis, 2 Millim. latis, api'ce obtusis, integerrimis; rhackibui costisque medi'ani's tenuibus, strictissimis ; nervis secandariis tenuissinus sub angidis acutissimis e veno, mediana egredientibus, furcatis. In s/rafo argilloso arenacei dicti aqucnsis rarinu. Das vorliegende Farnkraut hat ein besonderes Interesse wegen seiner grossen Ähnlich- keit mit der für die Kreide längst bekannten und vielfach erwähnten Pecopteris Eeichiana Brongn. (H/st. reg. foss. 7, p. 302, pl. 116, f. 7) oder Aleihopteris L'eichiana Sternb.1) von Niederschöna. Eine genauere Untersuchung und Vergleichung zeigt aber unzweifelhaft ihre Verschiedenheit. Wir haben das Original der Pecopteris Reichiana Brongn. im Pariser Mu- seum genauer untersucht und eine neue Abbildung davon angefertigt, die wir auf Taf. VI, Fig. 20 und Fig. b in natürlicher Grösse und bruchstückweise vergrössert mittheilen. An den Spitzen der Fiederläppehen fanden wir die Ränder fein gezahnt und dieses Verhalten allein trennt beide Pflanzen in sehr bestimmter Weise. Es hat aber auch die ganze Tracht der beiden Pflanzen unverkennbare Verschiedenheiten. Während bei Pecopteris Eeichiana die Fieder- läppchen allmählich abnehmen und wahrscheinlich in ein kurzes mittelständiges Fieder- Läppchen enden, sind bei unserer Pflanze die längsten bis ganz nahe zur Spitze gerückt, nur die letzten verkleinem sich etwas und die Fieder endigt, indem die Mittelrippe sich theilt und in einige Gabeläste ausläuft. Die Verkürzung der Fiederläppchen gegen den Grund der Fieder ist beiden Arten gemein. Dagegen betrifft dieselbe bei unseren Pflanzen fast plötzlich die 2 — 3 untersten Paare der Fiederläppehen in so auffallender Weise, dass dieselben nur den vierten oder fünften Theil der Länge der nächst oberen haben, während die Abnahme bei Pecopteris Eeichiana viel allmählicher stattzufinden seheint. Bei Pecopteris Eeichiana Brongn. werden sodann die untersten Fiederläppehen ganz frei, sie sind auch im Allge- meinen schmäler und dichter gedrängt, wodurch sie sich in etwas an das so eben beschriebene Vi 1 ';l-s diese Pflanze v» Alethopteris gezogen worden, scheint uns nicht hinreichend begründet. In Tracht, Laubbildung undNervation hat sie Ähnlichkeil mit Lebenden Merlensia- Arten, namentlich initiier neuholländischen 31. flabellata'R. Br. (1. c. Taf. XXXVIII, Fig. 7,8). Die urioeltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 227 Pteridoleimma Koninchianum anschliessen. Die Fiederläppchen und ihre Mittelnerven sind bei Pecopteris Beichiana sehr gestreckt und gerade; unsere Art zeigt im ganzen Verlauf der Fiederläppchen eine leichte Biegung und nicht die sparrige Stellung wie die vorgenannten. Endlich ist bei der Art von Niederschöna die Hauptspindel sowohl wie die feinere Nervation kräftiger. Die Seitennervchen sind alle gabelästig mit breit aus einander gehenden Gabeln, dabei fast gegenständig und nur in schwach ansteigender Richtung dem Rande zugewendet; während unsere Art äusserst feine, kaum erkennbare und unter sehr spitzem "Winkel abge- hende Secundärnerven besitzt. An eine Verwechselung beider kann demnach bei nur etwas wohl erhaltenen Stücken nicht gedacht werden. Es war mit Schwierigkeiten verbunden an unserer Pflanze ungeachtet ihrer äusserlich sehr schönen Erhaltung deutliche Spuren der Nervation aufzufinden. Nach genauerer Unter- suchung haben wir einige Stellen ermittelt, welche unter schwacher mikroskopischer Ver- grö'sserung die in Fig. 7 angedeuteten Linien zu zeigen scheinen, doch können wir für die gegebene Abbildung nicht mit voller Sicherheit einstehen , da die Nervation zu undeutlich erhalten ist. Ist sie wirklich so, wie nachfolgende bessere Exemplare lehren müssen, so gibt die eigenthümliche hie und da sich zeigende Anastomose der Nerven einen Grund mehr, die fossile Pflanze als einer besonderen Gattung angehörig zu betrachten. Die bis jetzt gefundenen Reste kamen aus den Thonschichten im Garten des Mariahilfspitals. Pteridoleimma orlhophyllum. Taf. VI, Fig. 6. P. pinnis pinnatiseetis v. pinnatis, pinnulis liberis v. vix connatis, angulo recto v. subrecto rhachi crassae tereti insertis, longe Unearibus, l1/2fere Centim. longis, 2 Millim. latis, confertis, alternis, integer- rimis; venis medianis strictis, venis seeundarüs valde obsoletis (siinplicibus v. furcatis?). In strato argilloao arenacei dicti aquensis rarum. Bis jetzt haben wir dieses Farnkraut nur in einer Thonschicht vor dem St. Jakobsthor in einem einzigen ziemlich gut erhaltenen Bruchstück gefunden. Es hat durch seine fast hori- zontal stehenden, sehr tief eingeschnittenen Fiederläppchen, die wohl besondere Fiederchen genannt werden dürfen, viele Ähnlichkeit mit Pteridoleimma Koninchianum sowohl wie mit Pt. Benincasae. Von ersterem unterscheidet es sich aber durch die vollkommen hori- zontale Stellung der Fiederläppchen und besonders durch den Mangel jeglicher Randzahnung. Von letzterem unterscheidet es sich durch seine viel stärkere Fiederrippe, das mehr gestreckte, wie es scheint festere Laub und ebenfalls durch die mehr horizontale Richtung der Fieder- läppchen. Ohne Zweifel bestehen noch andere Unterschiede, die sich aber wegen der schlech- ten Erhaltung und bei der Seltenheit der Pflanze nicht angeben lassen. Die Spitze ist an kei- nem Fiederläppchen erhalten, doch hat es das Ansehen, als seien die letzteren auf bedeuten- der Strecke fast gleich lang, ungefähr wie bei den zwei vorerwähnten Arten. Pteridoleimma Mleissiaunm, Taf. VI. Fig. 9. Pt. pinms profunde pinnatipartitts, laciniis apicem versus sensim decrescentibus, palentibus v. apice arrecto patentibus, suboppositis v. irregulariter alternis, remotis e basi lata Uneari-oblongis v. apice ovato oblongis, apice obtusis, integerrimis, sinn laciniarwm lato, rotundato; venis obsoletis. In stratis argittosis arenacei dicti aquensis rarissime obsei'vatum. ■l'.i * 2 2 8 M. IL Deb ey und C. v. Ettingshausen. Aus 'derselben Thonschicht , woher die vorige Art stammt, besitzen wir auch das in Fig. 9 vorliegende Bruchstück und waren anfänglich geneigt es für die Spitze eines Wedels von Pteridoleimma ortliopliyllum zu halten. Es unterscheidet sich aber ziemlich auffallend durch die tief und rund ausgeschnittenen Laubwinkel zwischen den Fiederläppchen, welche dadurch, dass diese letzteren sich gegen die Spitze ziemlich stark verschmälern, noch augenfälliger werden und der ganzen Fieder ein sehr lockeres Ansehen geben, während die der vorigen Art sehr gedrängt stehen. Mehr Ähnlichkeit besitzt das Fossil mit einzelnen Bruchstücken von Pteridoleimma Benincasae, welche sich aber durch die ziemlich gewundene Mittelrij^pe und die, wie es scheint, nach unten etwas abnehmende Grösse der Fiederläppchen unterscheidet. Spuren von Nervation Hessen sich nicht ermitteln. Nicht unwahrscheinlich gehört auch das Taf. VI, Fig. 14 abgebildete Bruchstück hie- her, das aus der Thonschicht kommt, welche Zonopteris Göpperti führt und ausser dem eben erwähnten Bruchstück bis jetzt keines mehr geliefert hat. Pteridoleimma lluiilingeri. Taf. VI, Fig. 10. /'. friDtdi piiniata ( rel bipinnatafj, pinnulis patentibtis r. superioribus arrecto-patentibus, strictis, sub- oppositis profunde ptnnatipartttis ; lacinns decurrentibus , htneeolato-acuminatis , falcatis , patentibus v. arrectis >•. rarissime declinatis, integerrimis ; rhachibus prvmariis secundariisque gracilibus, teretibus, nervis medtanis ad apicem usque laciniarum validis; nervis secuudariis obsoletis. 1 ii strato argilloso arenacei dicti tzguisgranensia raHssimum> Dieser zierliche Pflanzenrest, von dem wir in Fig. 1 auf Taf. VI den besterhaltenen Abdruck in natürlicher Grösse dargestellt haben, bietet die Tracht einer Pecopteris , und seine Bestimmung als solche möchte wenig angefochten werden. Wir glauben aber mit einer solchen Bestimmung wenig gewonnen zu haben, wie ein Blick auf ähnliche Formen der älteren Formationen erweist. Unter diesen besitzt, die Grösse und einige Verschiedenheit in der Laub- anheftung abgerechnet, Pecopteris WTiiibiensis Lindl. und Hutt. (foss. Flora II, p. 144, Taf. 134; var. ß Brongniarti Göpp. Brongn. Tlist. veg. foss. I, pl. 109, f. 2 — 4) aus dem Oolith viele Übereinstimmung. Dieselbe wurde aber schon von Göppert zu Alethopteris gezogen, und ob sie dort an der rechten Stelle steht, ist sehr zweifelhaft. Einige Verwandtschaft zeigt auch AcrosticMtes Wittiamsonis Göpp. (Pecopteris WM. Brongn. pl. 110, f. 2), die man mit demselben Grunde ebenso zu Alethopteris stellen könnte, wenn nicht die Belassung unter Pecopteris noch die meisten Gründe für sich hätte. Aus dieser Unsicherheit in der Bestimmung seitens der verschiedenen Autoren ergibt sich die Zweckmässigkeit einer indifferenten Benennung , wie wir sie hier gegeben. — Der abge- bildete Best stammt aus einer der Thonschichten aus dem Garten des Mariahilfspitals. Bis jetzt wurde noch an keiner anderen Stelle eine Spur davon gefunden und wir besitzen nur zwei Bruchstücke dieser Art. Das abgebildete Fragment ist ein schwach gefärbter Abdruck, der von der Gesteinsfarbe kaum absticht; doch ist derselbe gut sichtbar, so dass die Pflanze noch in geringer Vergrösserung deutlich und bestimmt wahrgenommen werden konnte. Von Seitennerven ist keine Spur zu sehen. Die urvo eltlichen Acrobryen des KTridcgcbirges von Aachen etc. 229 Pteridoleimma Michelisi* Taf. VI, Fig. U, 12. P. fronde bipinnata (vel pluries pinnatat), pinnis longelinearibus flaeeidi», rhacki fe/n/t reetav. leviter arcuata; pinnulis basi lata sessilibus, contiguis, regulariter subalternis, patentibus v. superne arrectis, ovato acuminatis, apice rotundatis, 2—3'/2 Millim. longis, l'/s — 2% Millim. latis, subfalcatis, integerrimis ; nervo medio tenui, swbflexitoso, ad apicem usque conspicuo, nervi's seeundarüs tenuibus, arrectis, remotis, leviter arcuatis, simplieibus v. rarius furcatis, bifurcatione profunda. In stratis nonnullio argillosis arenacei dicti aquensts raro observatur. Die Pflanze hat wie die vorige ganz den Charakter von Pecojrteris und vielleicht ist sie eine zweite Art zu der früher aufgestellten Benizia calopteris. 'Wir haben nur vier Bruch- stücke in verschiedenen Thonschichten des Weingartsberges gefunden. Sie zeigen ein Farn- kraut mit schlanken, langen, ziemlich breitlaubigen Fiedern, deren Axen etwas dünn sind. Die ziemlich grossen , dicht gedrängt stehenden Fiederblättchen nehmen ihren Mittelnerven aus der Hauptaxe meist in ihrem unteren Drittel auf. Dieser Mittelnerv lauft dann gerade oder schwach geschlängelt und allmählich sich verschmälernd, aber immer deutlich bleibend, bis zur Spitze. Die Seitennerven sind dünn, stehen locker, sind häufiger einfach als dichotom und die Dichotomien beginnen schon eine verhältnissmässig kurze Strecke nach dem Aus- tritte aus dem Mittelnerven. Der Winkel der Dichotomie ist gross und erreicht nicht selten 30 — 40°. Nach dem Abdrucke zu urtheilen entspricht den schlanken Spindeln und den dünnen , locker stehenden Nerven ein dünnhäutiges Laub , das im Verhältniss zu den Spindeln ziemlich breit zu nennen ist. Beim Alterniren der einzelnen Fiederblättchen, wel- ches sehr regelmässig ist, stehen die beiden Mittelnerven des entsprechenden Blattpaares nahe zusammen, worauf dann bis zum nächsten Paar ein viel bedeutenderer Raum an der Haupt- axe liegt. Anfänglich hielten wir die Pflanze für ein ausgewachsenes Exemplar unseres Diäymosorus comptonüfolius. Die Ähnlichkeit betrifft besonders die kleineren Fiederblättchen. Die letztere Pflanze ist aber schon durch die beträchtlich zartere, fast dünnhäutige Textur der Fieder, dann die etwas mehr geschlängelten Spindeln derselben, endlich durch die Form und Grösse der Fiederblättchen, so wie durch die regelmässig alternirende Stellung derselben sicher zu unterscheiden. Unter den bis jetzt bekannten fossilen Farnkräutern kommt Pecojoteris Zippei Cov da, (Reuss, Verst., Taf. 49, Fig. 2, 3; Unger, Gen. et spec. pag. 188) aus dem böhmischen Quader unserer Art am nächsten. PterUloleimma Serresi. Taf. VI, Fig. 13 und Fig. IS, 19. 1'. fronde (t bi- v. pluries-pinnata), pinnulis latefrondosis, pinnatifidis ; laciniis subalternis, arrecto- patentibus, sub angulis acutis incisis, ovato-acuminatis, dentatis; rhachibus tenuissimis, stnctis ; nervis medianis seeundarüsque longe flexuosis; seeundarüs alternis simplieibus v. dichotomis, mflexis, furcatione profunda, acutissima, angulos 10 — 75° rix superante. In urenaceo argilloso arenacei die// aguisgranensis ramm. Von diesem sehr bemerkenswerthen Farnkraut besitzen wir aus einer thonigen Sandschicht und einer Thonschicht Bruchstücke, von denen Fig. 18 und 19 dem oberen, Fig. 13 aber dem 230 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. unteren Theile einer Fieder entspricht. Dies Farnkraut scheint uns desshalb besonders beach- tenswerth, weil wir in demselben einen vorzüglich der Jetztwelt eigenthümlichen Nervations- t)Tpus zu erkennen glauben, von dem bereits früher die Eede war. Die sehr dünnen Secun- därnerven der breitlaubigen, in wenig tiefe Lacinien gespaltenen Fiedern ziehen sich in lan- gen und flachen Biegungen hin und endigen meist mit einer tiefen, unter sehr spitzem Winkel getheilten Furcation, und vor allem sind die Endbiegungen mit ihrer concaven Seite gegen die Spitze der Hauptfieder gerichtet, während bei den fossilen Farnkräutern der älteren For- mationen die Secundärnerven ihre convexe Seite nach oben kehren, was wir durch die Be- zeichnungen „nervi secundarii mflexi" und „reflexi" unterschieden haben. Von den uns bekannten lebenden Formen schien uns das sterile Laub von Lastrea ma- crocarpa (Presl, Tent. I, t. II, f. 17) eine auffallende Übereinstimmung mit unseren Resten darzubieten. Die fossile Pflanze geradezu für eine Lastrea zu erklären, schien uns jedoch ungeachtet dieser Ähnlichkeit noch nicht zulässig. — Eine nicht unähnliche Bildung zeigt auch Polysticlium Lonchitis (Presl, Taf. II, Fig. 7). — Ebenso haben mehrere Diplazium- Arten sehr ähnliche Nervationen und bieten besonders die mit gezahntem Rande viele Über- einstimmung. Sehr ähnlich schien uns auch die Nervation einer unbestimmten Art aus dem Herb. Levaälant des Pariser Museums. Wir fanden noch einen Abdruck eines Laubbruchstückes mit äusserst schön erhaltenen Nerven , den wir auf Taf. VI, Fig. 19 in natürlicher Grösse abgebildet. Dieser Rest scheint hieher zu gehören; die eigenthümliche Nervenbildung und die Andeutung der Rand- zahnung weisen darauf hin. Doch zeigen sich auch einige Verschiedenheiten in der weniger vortretenden Zahnung, in der dichteren Stellung der Nerven und ihrer häufigeren Gabelthei- lung. Dergleichen Unterschiede bieten aber die Fiederblättchen einer Art nicht selten je nach ihrem Stande an der Spindel. Doch lässt sich füglich auch eine besondere Art derselben Gattung darin vermuthen. Plet'idoleimma aneimiif'olium. Ta£ VII. Fig. 1. P. pinrndis late-lineari-lanceolatis , basi rotundatis , (petiolatis?) integerrvmis , nervo mediano tenui, stricto; nervis secundarits tenuissimis , arrecto-patentibus , sub angulis 30 — 40° e nervo mediano egredien- tibus, irregulariter alternis, confertis, strictis vel saepius reflexis , simplicibus vel saepius dichotomis, dicho- tomüs jirofiaidis, acutangulis. In strato argiltoso arenacei dicti aquisgranensis rarissimum. Aus den Thonschichten beim Mariahilfspital besitzen wir einen einzigen, aber schön er- haltenen Rest dieses Farnkrautes. Die Secundärnerven sind mit unbewaffnetem Auge im Gan- zen deutlich wahrnehmbar, und man sieht an der leichten Streifung schon bei oberflächlicher Betrachtung ihren Verlauf. Die Biegung des Mittelnerven scheint uns von einer Ver- drückung bei der Verschüttung herzurühren, wesshalb wir in der Diagnose den Mittelnerven als gerade bezeichnet haben. An dem fragmentären Abdruck erkennt man, dass die breit lan- zettliche Laubficder sich gegen die Basis hin einzuziehen beginnt, und es ist wahrscheinlich, dass sie nach unten ganz abgerundet und mit einem kurzen Blattstiel an der Spindel ange- heftet war. Unter den lebenden Farnkräutern kommen Lygodien und Aneimien unserer Art sehr nahe. Wir verweisen auf eine Abbildung von Aneimia phyllitidis (?) nach Brongniart, Vdg. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 231 foss. t. LX, f. 8 zum Vergleiche. Doch zeigen auch Arten aus anderen Gattungen ähnliche Nervationen, so Oleandra articidata (Presl, Tent. I, t. II, f. 12), Asplenium Poeppigii (Presl, Tat'. III, Fig. 21), Scolojjendrium officinarum (Presl, Taf. IV, Fig. 15), Davcdlia pinnatißda ster. (Presl, Taf. IV, Fig. 28) u. andere. Pteridoleimma tlubium. Taf VII, Fig. 2 , 3. P.fronde ff bi- vel pluries-pinnata) pinnulis sessilibus, regulariter alter nis, oblongo-linearibus, nervo mediano stricto, nervis secundariis sub angulo 50 — 70° e nervo mediano egredientibus subrectis vel parum reflexis, oppositis vel subalternis, remotis, simplicibus vel furcatis, furcatione profunda, acuta. In strato argilloso arenaeei dicti aquisgranensis rarissimum. Das einzige sehr dürftige Bruchstück dieses Farnkrautes fanden wir in den Thonschich- ten im Garten des Mariahilfspitals. Auf den ersten Anblick scheint es dem Pteridoleimma Serresi anzugehören und erinnert dabei zunächst an das, auf Taf. VI, Fig. 13 abgebil- dete Bruchstück. Eine genauere Ansicht lehrt indess , dass es wohl einer anderen und viel- leicht ganz entfernten Art angehören dürfte. Die Fiederblättchen oder vielmehr die sehr tief bis beinahe auf den Grund eingeschnittenen Fiederlappen sind sehr regelmässig wechsel- ständig, so dass die beiderseitigen Ansatzpunkte der Mittelnerven die Zwischenräume zwischen je zwei Fiederlappen fast halbiren, während sie bei der anderen Art zu je zwei so nahe rücken, dass sie fast gegenständig werden. Sodann sind die Mittelnerven der in Bede stehen- den Art sehr gerade oder nur äusserst schwach gebogen, bei der anderen deutlich geschlän- gelt. Die Seitennerven sind ebenfalls gerade und mehr gegenständig, während sie bei Pteri- doleimma Serresi häufiger und ziemlich regelmässig alterniren und in ihrem Verlaufe auf- fallend gebogen sind , und zwar mit nach unten gekehrter Convexität, Endlich hat die letz- tere Art viel häufiger gabelige als einfache Nerven, während das Umgekehrte bei der in Bede stehenden Art stattzufinden scheint. Von der ganzen Gestalt wie von der Bandung der Fiedern ist nicht genug erhalten , um eine genauere Bestimmung geben zu können ; es scheint wohl, als seien die Fiedern lang linear -lanzettlich gewesen. Die Hauptspindel ist rundlich. Zu einem Vergleiche mit lebenden oder fossilen Arten findet sich wegen der Unvoll- ständigkeit der Erhaltung kein hinreichender Anknüpfungspunkt. Pteridoleimma IVaterkeyni. Taf. VII, Fig. 6 , 7. P. pinnuh's liberis, brevi petiolatis ex ovata basi lotige linearibus, anguste-frondosis, integerrimis ; nervo mediano stricto, validissimo; nervis secundariis m /de remotis , irregulariter vel alternis vel suboppo- sitis, arrectis , sub angulo 50—80° e nervo mediano egredientibus, tenm'bus, strietis rel subreclinatis, dicho- tomiSjfurcatiombus acutangulis , profundissimis , prima immediat'e post egressum e nervo mediano ineipiente sali angulo circiter 20 — 30° divergente. In strato argilloso arenaeei dicti aquisgranensis rarissiinuni. Vorliegendes Farnkraut, von dem wir ein paar kleine Bruchstücke aus den Thonschich- ten vom Mariahilfspital besitzen, hat ungeachtet seiner dürftigen Erhaltung so auffallende und bezeichnende Merkmale, dass es sich nicht allein von sämmtlichen bekannten fossilen Farn- 232 M. H. Debey und C. r. Etting shaus en. kräutern leicht unterscheidet, sondern sogar als einer neuen Gattung angehörend sich be- stimmen Hesse. Bezeichnend ist zuerst das kurzgestielte, am Grunde abgerundete Fiederblatt. Charakteristisch ist ferner der sehr dicke Mittelnerv im Gegensatze zu den dünnen Seiten- nerven, und diese letzteren zeichnen sich sowohl durch ihre entfernte Stellung, als auch ihre bedeutende Länge und sehr spitzwinkelige Einlenkung in den Mittelnerven, theils auch vorzugs- weise durch die sehr tiefe Furcation aus, welche für die erste Dichotomie so dicht am Mittel- nerven liegt, dass man auf den ersten Anblick versucht ist zu glauben, die beiden Äste ent- springen als besondere Nerven neben einander aus dem Mittelnerven. Einige Ähnlichkeit findet sich unter den lebenden Farnen in der Nervation bei Nephro- lepis, bei Pteris , bei Lomaria u. a. ; doch fehlt es durchaus an Merkmalen, um die fossile Pflanze zu einer dieser Gattungen zu ziehen. Eben so wenig kann man sie einer der bekann- ten fossilen Gattungen unterordnen, indem das gestielte Laub mit solcher Nervation sich nirgends vereinigt findet. Pteridoleimma atitiqumn. Taf. VII, Fig. 4—5 und Fig. 10. P. pinnulis lineari-oblongis , obtuse dentatis , dentibus suboppositis , remotis , 2 — 4 Millim. distantibus, margine superiore sub angulo subrecto truncatis ; nervo mediano longe flexitoso ; nervt's secundariis irregu- lariter alternis , tenuissimis , sub angulo 60—80° e nervo mediano egredientibus , longissimis , subreßexis, remotis, furcatis vel dic/iotomis, furcatio?iibus profundissimis, acutangulis. In strato argilloso arenacei dicti acjuisgi-anensis rarissimum. Der vorigen Art ziemlich nahe steht das Farnkraut, von welchem wir in Fig. 5 ein kleines Bruchstück in natürlicher Grösse und in Fig. 4 die untere Hälfte 3y2mal vergrössert dargestellt haben. Von den Arten des Aachener Gebietes unterscheidet es sich hinlänglich als selbstständige Art durch die stumpf abgeschnittenen, fast einen rechten Winkel bildenden Zähne; doch hat dasselbe im Ganzen die Tracht, wie man sie bei Formen des älteren Ge- birges öfter bemerkt, und würde es sich etwa als Alethopteris bezeichnen lassen. Übrigens bietet es keine besonders auffallenden Merkmale und ist sehr dürftig erhalten. An demselben Fundorte, nämlich in den Thonschichten beim Mariahilfspital, fanden wir aber ein grösseres Fiederbruchstück, von dem wir vermuthen, dass es mit dem vorigen zu einer Pflanze gehört. Wir haben es, Taf. VII, Fig. 10, in natürlicher Grösse dargestellt. Es ist eine dünne, 51/» Centim. lange, gestreckte Spindel mit regelmässig alternirenden , unter einem Winkel von ungefähr 35" abgehenden langen Fiedern mit linear - lanzettlichem Laub, welches am unteren Ende eine deutliche Zahnung und hie und da einige schlanke, dünne, zweigabelige Nerven erkennen lässt. Die Zahnung, Laubform und Nervenbildung Hessen uns vermuthen, dass diese Wedeltrümmer zum vorhin beschriebenen Fiederblättchen gehören; doch lässt sich nichts Sicheres darüber ermitteln. Die Ansatzweise der Laubtheile an der Spindel bei Fig. 10 scheint etwas Eigenthümliches zu haben. Es kam uns vor, als sei der Rand der nach unten gekehrten Hälfte der Seitenfiedern entweder ganz frei oder nur in geringem Grade angewachsen , während die obere Hälfte breit festsitzt. Auch schien uns die untere Hälfte des Laubes schmäler als die obere. — Wegen der Zweifelhaftigkeit dieses Wedelfrag- mentes haben wir in der Diagnose auf dasselbe keine Rücksicht genommen, da die Art schon durch das ersterwähnte Bruchstück ziemlich bezeichnet ist. Künftiger Untersuchung inuss die weitere Ausführung der Diagnose überlassen bleiben, die dann auch wohl die Gattung zu bestimmen im Stande sein wird. Die umoeltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 233 M*tevidoleimtna Kaltenbaehi. Taf. VII, Fig. 9. P. pinmdis ovatis, integerrimis ; nervo mediano stricto ad apicem tesque conspicuo; nervis seeundariis strietis vel suhinflexis, suboppositis, angulo 50—60° e nervo mediano egredientibus , simplieibus , tmis raris- simefurcatis. In strato argi/loso arenacei dicti aquensis rarissimum. Bis jetzt sind nur zwei Bruchstücke dieser Art gefunden worden; ein einziges Fieder- blättchen auf einem Handstück mit einem bereits oben beschriebenen Farnkraut, und ein grösseres Fiederstückchen, beide in den Thonschichten beim Mariahilfspital. Da aber kein anderes Farnkraut unserer Kreide fast ausschliesslich einfache Seitennerven besitzt, so haben wir keinen Anstand genommen, dasselbe für den Überrest einer eigenen Art zu halten. Auch ist die Form des Fiederblättchens bezeichnend. Am nächsten kommen noch jene von Pteridoleimma Michelisi. Doch unterscheiden sich diese theils durch die viel breitere Basis, während hier die Basis ein wenig verengert zu sein scheint, theils durch die sichelförmige Biegung nach oben. Ähnliche Formen und Nervenbildungen sind übrigens unter den fossilen Farnen sehr häufig, namentlich an verschiedenen Arten der Grauwacken- und Steinkohlenflora, und zwar in den Gattungen Pecopteris und Cyatheites- so bei Cyaiheites arborescens Göpp (Brong. PL 102, Fig. 1, 1 A, PL 103, Fig. 5, 5 A) ; C. Schlofheimii Göpp (Brong. PL 101, Fig. 1, 1 A); Pecopteris acuta Brong. (]. c. PL 119, Fig. 3, 3 A); Hemitelites eibotioides Göpp. (Syst. fil.foss.p. 330); Pecopt. hemitelioides Brong. (1. c. PL 108, Fig. 1, 2 B). Pteridoleimma deperditum* Taf. VII, Fig. S. P. pinmdis täte frondos is, oblongis, remote dentatis, dentibus minimis, inflexis, acutis ; nervo mediano valido, stricto; nervis seeundariis pinnatis, arcuatis, inflexis, inferioribus simplieibus vel furcatis, superio- ribus simplicibus, suboppositis, remotis. In strato argilloso arenacei dicti aquensis rarissimiini. Dieses sehr dürftig erhaltene Bruchstück aus den Thonschichten am Mariahilfspital gehört zu den zweifelhaften Resten. Es ist ein breitlaubiges Fiederbruchstück , an welchem man an einer Seite noch Reste einer Zahnung bemerkt; durch die Mitte lauft ein starker, gerader Nerv von 1/3 — l/a Millim. Breite. An ihm sitzen fast gegenständig und in grossen Abständen von 6 — 7 Millim. Seitennerven in Fiederordnung. Die Tertiärfiedernerven haben eine wech- selständige Anordnung, sind gegen die Hauptnerven eingebogen und laufen bis zum Blatt- bande. Dadurch haben sie im Ganzen das Ansehen der Nerven von Diplaziitm, doch sind einige der untersten Zweige gabelig. Es ist indess nur ein« Gruppe ziemlieh vollständig er- halten. Die unvollständigen anderen Gruppen haben etwas sehr Unregelmässiges in der Stel- lung, und endlich glaubt man hie und da einige ganz feine, anastomosirende Querfäden zu bemerken, doch ist die Erhaltung zu mangelhaft, um eine nur annähernd sifhere Bestim- mung zu geben. Es möge vorläufig genügen , auf diese fossile Pflanze aufmerksam gemacht zu haben. 30 Denkschrift ler mathem.-ntiturw. Gl. XVII. Rmim. Man ist sehr geneigt diesen Pflanzenrest für ein Farnkrautbruehstück und insbesondere für eine Odontopteris zu halten, wenn man denselben mit Odontopteris Schloiheimi Brong. (Veg.foss. PL 78, f. 5) vergleicht. Eine andere Bestimmung als die hier gegebene zweifel- hafte, ist indess nicht wohl möglich, weil von Secuudärnerven nichts mit Sicherheit zu erkennen ist. Zuweilen glaubt man ziemlich deutlich feine Nervenstreifen zu finden, und Die urweltliclien Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 235 namentlich ist es der Gegenabdruck eines Fiederläppchens, woran wir bei geeigneter Hal- tung und Beleuchtung und passender Vergrösserung eine nervenartige Streifung zu sehen glauben. Man überzeugte sich jedoch bei wiederholtem Ansehen, dass keine volle Gewiss- heit zu erlangen ist. — Der Hauptnerv der Fieder tritt dagegen auffallend stark hervor, ähn- lich wie bei 0. Schlotlieimi. — Unter den lebenden Farnkräutern kommt Litobrochia vesper- tilionis Presl [Pteris vesp. Labill.) aus Neuholland in der Laubbildung mit der fossilen Pflanze ziemlich überein. Wir fanden bis jetzt nur das einzige Stück in Abdruck und Gegenabdruck in derselben Thonschicht beim Mariahilfspital , welche den Didymosorus comptoniifolius enthielt. Das Fossil ist wohl in soferne bemerkenswerth, als es ungeachtet der grossen äusseren Schönheit des Abdruckes doch von der feineren Nervation fast gar nichts zeigt, während andere äusserst schlecht und dürftig aussehende Beste zuweilen durch Erhaltung feiner Theile eine sehr genaue Bestimmung gestatten. Ptevidoleimma leptophyllum* Taf. VII, Fig. 18, 19. P.fronde bi- (vel pluries) pinnatiseeta, laciniis regulariter alternis, approximatis, subangulis 30 — 80° arrectis, anguste frondosis, superioribus paulo latioribus lineari-oblongis, apice acutis, integerrimis vel rarius laciniato-furcatis, nervis medianis conspicuis tenuibus percursis ; nervis secundariis obsoletis. In stralo argilloso arenacei dicti aquensis rarissimum. Die beideninFig. 18 — 19 abgebildeten Abdrücke, welche wir zu einer Pflanze ziehen, unge- achtet sie einige Verschiedenheiten darbieten, erinnern sowohl an eine Alge wie an ein Farn- kraut aus der Familie der Hymenophylleen. Wir haben uns für das Letztere entschieden, ohne jedoch der Unvollständigkeit der Fragmente halber Sicherheit hierüber erlangen zu können. Von Seitennerven Hess sich keine Spur ermitteln, dagegen ist wenigstens bei Fig. 18 ein feiner, dunkler gefärbter Mittelnerv deutlich erkennbar, welcher mit seinen Abzwei- gungen sämmtliche Laubtheile bis zu den Spitzen hin versorgt. An Fig. 19 jedoch lassen sie sich kaum oder gar nicht erkennen; jedenfalls bleibt es höchst zweifelhaft, ob der Abdruck einen Mittelnerven hat. Daher ist es immerhin möglich, dass dieser Pflanzenrest einer Alge angehört. An einigen Stellen bemerkt man auf demselben kleine, regelmässig runde, vertiefte, bräunliche Flecken in der Mitte des Laubes. Man wird dadurch an Fruchtbildungen erinnert. Zum Vergleiche weisen wir auf das Laub von Hymenophyllum tunbridgense, dann von Tricho- manes intramarginale Hook. (vid. Göppert. Syst. ßl. foss. t. XXX, f. 5). — Die beiden Bruchstücke kommen aus Thonschichten beim Mariahilfspital. I'teridoleimma pseiidailiuntum. Taf. VII, Fig. 14 — 17. P.fronde bi- (vel plur-ies?) pinnata , rhachibus gracillimis ; pinnis pinnidisque arrecto patentibus r. arrectis, irregulariter oppositis vel suboppositis vel saepius alternis , late decurrentibus; nervis secundariis tenuissünis, arrectis, simplicibus vel furcatis. In Strato argilloso arenacei dicti aquensis ramm. Die vorliegenden Bruchstücke scheinen ohne Zweifel einem der zarteren Farnkräuter unserer Flora anzugehören. Sie stammen aus den Thonschichten im Garten des Mariahilfspitals. 30* 236 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. Die Bruchstücke Laben aber ein ziemlich verschrunipftes Aussehen, das selbst bei genauer und wiederholter Ansicht kaum mit einiger Sicherheit eine nähere Deutung zulässt, was uns von der sehr zarten Beschaffenheit des Laubes und der dadurch bedingten stärkeren Zerreissnng und Entstellung herzurühren scheint. Wenn man die beiden zusammengehören- den Abdruckseiten von Fig. 17 betrachtet, so glaubt man ein Farnkraut ganz von der Tracht eines ausländischen Adia/ntum, wie etwa von A. assimile, vor sich zu haben. Die Beste an- scheinend gestielter und verschiedentlich gebogener Fiederblättchen , die eine breite Laub- fahne zusammensetzen, dürften sich in den feinen Ansätzen an den zarten Spindeln wohl ver- muthen lassen. Untersucht man aber sorgfältig alle einzelnen Stellen der Abdrücke, so findet man, dass das Laub in kleinen Trümmern bis an die Hauptspindel reicht oder doch wenig- Btens die Winkel zwischen ihr und den Seitenspindelchen durch solches ausgefüllt sind. Auch bemerkt man hie und da auf den Zwischenräumen zwischen je zwei Seitenspindeln an der Hauptspindel sehr schmale Streifen von Laub, welche daraufhindeuten, dass gar keine klei- neren Fiederblättchen, sondern nur mehr oder minder tief eingeschnittene grössere Fiedern vorhanden gewesen. Wir fanden nun ferner zwei Bruchstücke von Farnkräutern auf einem Handstück, wovon wir einen Theil in Fig. 16 abgebildet. Die beiden Bruchstücke sind in Fig. 1-4 und 15 vergrössert dargestellt, und wir glauben .diese Reste mit den vorigen vereinigen zu können; wobei Fig. 24 mit den weiter abstehenden Seitenspindeln einen tieferen Theil des Wedels darstellen dürfte. Man sieht die ganze Spindel mit Laub besetzt und die zarten, ein- fachen und gabeltheiligen unter sehr spitzem Winkel von der Hauptspindel ausgehen. Fig. 15 scheint dagegen einem oberen Wedelende anzugehören und an einigen Stellen sieht man einige wohl unbedenklich damit zu vereinigende Laubtrümmer, die eine tiefe Fiederspaltung, und sein- zarte dichotome, langgestreckte Seitennerven zeigen. Sichere Bestimmungen dürften sich nach so dürftigen Bruchstücken wohl nicht wagen lassen, wro es schon schwierig ist, bei vollständigeren Besten etwas mehr als blosse Conjectur zu geben. Nach der ganzen Tracht und der zarten Laub- und Nervenbildung mochte das Farnkraut wohl zu den Hymenophylleen gehört haben. Pteridoleimma tlictyotles. Taf. VI, Fig. 15—17. P.fronde pinnata, pinnulis hast lata sessilibits, lobato-rotundatis , integris; costa primaria valida; nervis seeundariis reticularis, vena mediana vel submediana saepius validiore, reliquia r veno mediana plus minus jiin natim egredientibus inde anastomosantibus ; maculis costae proximis elongatis magnis basi aew- tangulis, marginem versus latioribus, peripkericis minoribus; omnibus irregulariter polygonis , quadrangu- laribus vel sexangularibus. In strato argilloso arenacei dieti aquensis rarum. Drei sehr kleine Bruchstücke dieses Fossils, welche wir in einer sehr festen Thonschicht bei Aachen gefunden, sind hinreichend, ein sehr ausgezeichnetes Farnkraut des Aachener Sandes erkennen zu lassen, das vielleicht, wie die Folge nach Auffindung vollständiger erhal- tener Reste zeigen dürfte, einer neuen Gattung angehört. Das netzförmige Gcäder ist namentlich sehr vielen lebenden Gattungen in /ahlreichen Formversehiedenheiten eigen und fehlt auch der Vorwelt nicht; es findet sich in den Gattungen Dictynpteris , Sagenopteris^ Lonchopteris, Olossopteris und anderen. Die beiden ersteren und namentlich Dictyopteris habeö mit unserer Pflanze gemein, dass die polygonen Maschen gegen den Grund des Fiederblättchens Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Anilin/ etc. I 6 ' länger, schmäler, gestreckter, nach unten zugespitzt und nach vorne verbreitert sind, während die dem Rande sich nähernden Zellen immer kürzer und breiter, im Ganzen jedoch kleiner werden. Lonchopteris hat gleich unserer Pflanze einen deutlichen Mittelnerven, von welchem die Netznerven ausgehen. Doch unterscheidet sich unsere Art sehr wohl, theils dadurch, dass bei einzelnen Fiederblättchen der stärkere Mittelnerv fehlt, ganz besonders aber dadurch, dass es ein unbestimmt hin und her gebogener, nicht' streng in der Laubmitte sich haltender Nerv ist, von Avelchem anfänglich mehr oder minder einfache, unregelmässig gestellte Seiten- nerven unter spitzem Winkel ausgehen, welche sieh bald, ein polygones Maschennetz bildend, verästeln. — Auch unter den lebenden Farnkräutern kennen wir keines, das genau diese Eigenthümlichkeit darbieten würde. Unsere Form füllt aber gewissermassen eine Lücke zwischen den vor- und jetztweltlichen Formen netzaderiger Farnkräuter aus, indem sie, wie keine andere, den Übergang der einfachen und gefiederten Nervation in die netzförmige dar- legt. Bei den übx'igen Formen ist entweder gar kein Mittelnerv vorhanden und nur netzför- miges Geäder entwickelt, oder es lauft ein gerader, gestreckter Mittelnerv durch, der keine Beziehung zu den Netzadern hat, oder dieser Mittelnerv geht nur theilweise in die Laubfl'äche und verschwindet nach oben fast plötzlich ohne vermittelnde Beziehung zu dein Netzwerk. Die Eigenthümlichkeit der Nervation , glauben wir, würde die Aufstellung einer neuen Gattung für unsere Reste rechtfertigen. Pteriüoleimmu urborescens. Tat'. VII, Fig. 11—13. P, cicatrieibus caudicis roturidatis vel subguadrangularibus ; med/'o fasciculo oasoru/m trilobo, lobis profunde incisis, basi attenuatis , ajpice di'latatzs; in cireuitu fa&ciculis vasorum sex minoribus, punetifor- mibus ; basi linea semicirciilari punctata notatis; margine angustissirno . declivi, punetato. In stratis iiuininlh'* n i'i'llos/s arenarei *-/i uijuisgranensis rarum. Wir besitzen zwei Abdrücke aus zwei ziemlich entfernt von einander liegenden Thon- schichten des Aachener Sandes, welche unverkennbar Wedelstiel-Narben von baumartigen Farnkrautstämmen und als solche sowohl für die Kreide überhaupt, wie für unser Gebiet besonders merkwürdig sind. Diese Reste lassen nicht eine andere Deutung zu, und ihre Grösse ist recht wohl mit einem Stamme von % — 1 Fuss Durchmesser vereinbar. Das Narben- polster ist, wie man bei Fig. 11 sieht, etwas erhöht gewesen; es zeigt sich nämlich ein sehr schmaler, schwach abschüssiger Rand, welcher mit einer sehr zierlich gezahnten Leiste besetzt ist. Die ganze Narbenfläche ist rundlich-vierseitig. In ihrer Mitte befindet sich ein ziemlich tiefer dreilaj>piger Eindruck, der sich an den beiden Stücken Fig. 11 und 12 von etwas verschiedener Gestalt zeigt. Am schärfsten ausgeprägt ist er in Fig. 11, wo der Grund stark zusammengezogen, die Spitze etwas verbreitet ist und die drei Lappen tief einge- schnitten sind. Bei Fig. 11 tritt dies weniger scharf hervor, obgleich die Narbe sonst weit besser erhalten ist, doch sieht man deutlich drei nach unten zusammenlaufende Gruben. Um die Mittelnarbe stehen ziemlich regelmässig im Kreise sechs rundliche, etwa 1 — 1% Mil- limeter breite, kleinere Narben , welche wie mit vielen sehr kleinen und unregelmässig ge- stellten Punkten, offenbar den Ausmündungsstellen von Gefässen, besetzt sind. Ganz am unteren Rande der Narbe befindet sich eine aus kleinen vertieften Punkten gebildete Viertel- kreislinie. Die ganze Fläche der Narbe ist glatt, hat aber schwache Biegungen und in Fig. 12 238 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. sieht man auch mehrere Eindrücke, die wir jedoch für zufällige halten. Fig. 13, die Vergrös- serung von Voriger, haben wir nach Fig. 1 1 am unteren Rande ergänzt. Beachtenswerth ist es, dass ausser den beiden Resten keine Spur der Rinde oder anderer Theile eines noch übrigen grösseren Stammes zu finden war. Die Narben sind wie scharf abgelöst, ganz vereinzelt erhalten. Sie haben vielleicht am Stamme stark vorgeragt und sieh so leichter isolirt abgelöst. Dieses Vorragen findet auch bei dem einzigen fossilen Farnkraut- stamme Statt, welchen wir für unsere Art zu einem Vergleiche heranziehen zu müssen glau- ben. Es ist der Stamm von Protopteris Singeri. Die einzelne Narbe desselben zeigt ein drei- lappiges Gefässbündel in der Mitte , jedoch mit bedeutender Formverschiedenheit, und ganz abweichend sind die kleineren Gefässbündelreste in der Umgebung, so dass an eine wesent- liche Übereinstimmung mit unserer Pflanze gar nicht zu denken ist. Aber auch die entfern- tere Ähnlichkeit mit P. Singeri würde von Bedeutung sein, da diese Pflanze der Kreide, näm- lich dem unteren Quader Schlesiens angehören soll. Wir werden indess in der gleich unten folgenden Übersicht nachweisen, dass diese Annahme unbegründet ist und die Pflanze aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem älteren Gebirge stammt. — Ferner hat Brongniart in seinem Tableau de Genres de Veg.foss., Paris 1849, p. 111, eine Protopteris Buvingieri Brong. als der Kreide angehörend aufgeführt. Wir haben diesen schön erhaltenen Stamm gesehen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Pflanze eine ausgezeichnete Art von Protopteris und zwar der P. Singeri sehr nahestehend ist, dagegen dürfte die Formation noch zweifelhaft sein, zumal da es auch nach Brongniart 1. c. p. 35 heisst, die Pflanze komme aus dem Eisensande des Wealden aus der Gegend von Saint-Dizier und sei ihm durch Herrn Amand Buvignier mitgetheilt worden. - Auf die Pflanze des Aachener Sandes zurückkehrend, können wir demnach mit Wahr- scheinlichkeit behaupten, dass sie keine Propteris sei. Ob sie einer der nach dem Laube bereits beschriebenen Arten zuzuweisen sei, dafür fehlt jeglicher Anknüpfungspunkt. Sehr auffallend ist aber, dass unter den verkieselten Holzresten , wie wir schon früher bemerkt, kaum ein an- deres Holz als von Coniferen aufgefunden worden; von baumartigen Farnen z. B. keine Spur. Wir wissen dafür keinen genügenden Grund aufzufinden und es muss der Folge überlassen bleiben, nach den Holzresten für die zahlreichen fossilen Pflanzen unseres Gebietes zu suchen. Wir schliessen hiemit die grosse Reihe neuer Farnkräuter der Kreide. Wir besitzen noch einige Bruchstücke, welche auf fernere neue Arten hindeuten, doch sind sie zu schlecht er- halten, um näher erwähnt zu werden. Dagegen erübrigt uns noch die Besprechung einiger Pflanzenreste von durchaus eigenthümlicher und für uns räthselhafter Beschaffenheit, die uns jedoch zur Abtheilung der Gipfelsprosser (Acrobrya) zu gehören scheinen. Bevor wir dazu übergehen, haben wir noch zu erwähnen, dass die in den früheren Namensverzeichnissen zu den Hydropteriden gezählten Pflanzen nicht zu diesen gehören. Rhacoglossum ist eine Proteacee. Chonophyllum cretaceum (Debey, Übersicht der urweltlichen Pflanzen des Kreidegebirges u. s. w., Verh. d. rhein. naturhist. Vereines 1848, S. 117) ist ein Gebilde von tutenförmig um einen Nechalea-Faden angelehnter Thonschichten, von welchem wir eben bei Nechalea unter den Najadeen näher berichten werden. Die Pecopteris bleelinoides (ebd. S. 116), P. incerta (ebd. S. 117), Asplenites Trevisani (ebd. S. 116), Pecopteris ptolipodi- oides (Debey, Entwurfs. 31), P. tenella, Poclgpteris cretacea (ebd.) sind gänzlich zu streichen. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 239 PLANTAE INCEETAE SEDIS. Moriconia. Frons pinnata, pinnis pimiatipartitis. Hitachis nervique primarii opposite v. subopposite pinnati, pinnis pinnulisque nervorum utriusque lateris arcubus transversis conjunctis. Fructificato gcmmiformis minima, in apicibus laciniarum solitaria. Morieonia cyclotoxon. Taf. VII, Fig. 23—27. M. fronde pinnata, pinnis longe petiolatis, pinnatifidis v. pimiatipartitis laciniis ovato-oblongis, inte- gerrimis , apice obtusis, infiinis in petiolum late decurrentibus , terminali caeteris partim longiore stricta, margine undulata, lateralibus oppositis patentibus v. arrecto patentibus ; rhachi mediana crassa. In stralis nonnullis argilloaü arenaceisgue arenacei dicti aquisgranensis. Die merkwürdigste und überraschendste Bildung unter den vielen eigenthümliehen Pflanzen unserer Kreide ist wohl die vorliegende. Wir fanden zuerst in einer pflanzenreichen sandigen Thonsehicht das in Fig. 23 abgebildete Stück, woran sofort die eigenthümliehen Bogen- linien auffielen. Sorgfältig fortgesetzte Nachsuchungen haben uns eine ziemliche Anzahl von Stücken aus derselben Schicht geliefert, au denen sowohl das eigenthümliche Liuiensystem mit überraschender Schärfe, wie auch die Frucht- oder ßlüthenbildung mit ziemlicher Deut- lichkeit erkennbar sind. Zuletzt haben wir noch durch Auffindung eines kleinen Bruchstückes (Fig. 5) das Vorkommen der Pflanze an einer zweiten Stelle, nämlich in den Thonschichten beim Mariahilfspital, nachweisen können. Die Pflanze besteht, so weit wir bis jetzt haben ermitteln können, aus einfachen Fiedern, welche ziemlich lang gestielt sind und an denen schon dem ganzen Stiele entlang ein allmäh- lich breiter werdender Laubsaum verläuft, der in eine ziemlich tief fiedertheilige Laubfahne übergeht, welche in ein einzelnes etwas längeres schwachwelliggerandetes, auf der Spitze des ganzen Wedels sitzendes Fiederblättchen endet. Die einzelnen Fiederläppchen sind entweder nur um ein Drittel oder häufiger um zwei Drittel der Laubbreite eingeschnitten und unter einem Winkel von 30 — 50° gegen die ziemlich starke, meist 1 Millim. breite Hauptspindel geneigt. Die Einschnittswinkel sind abgerundet, die Fiederläppchen durchaus ganzrandig, 2 — 5 Millim. breit, ziemlich gedrängt stehend und an der Spitze mehr oder minder abgerundet. Auf den Spitzen mehrerer dieser Fiederblättchen (Fig. 25) sitzen kleine, kurze, fast ährenförmige blüthen- oder fruchtartige Gebilde, die aus mehreren von Schuppen gebildeten Einhüllungen zu bestehen scheinen. Wir haben es versucht, dieselben vergrössert darzustellen, ohne aber genau den Eindruck hervorrufen zu können, den die Anschauung der Stücke selbst gibt. Man gewahrt eine Einhüllung von je zwei gegenständigen Schuppen, die sich einige Male wiederholt und wie eine kleine Ähre darstellt. Man könnte das Gebilde auch mit einer in mehrere Hüllen eingeschlossenen Knospe vergleichen. Die einzelnen Schüppchen scheinen breit-eiförmig und oben stark zugespitzt gewesen zu sein. Näheres liess sich nicht ermitteln; jedenfalls aber dürfte ihre Deutung als Blüthen- oder Fruchtstand nicht verfehlt sein. Sehr eigentümlich ist die an der Laubfläche bei wohl erhaltenen Exemplaren deutlich wahrnehmbare Nervation. Von der Hauptspindel laufen jederseits in die gegenständigen 240 M. II. Debey und C. v. Ettingshause //. Fiederläppchen deutliche, ziemlich gerade Seitennerven bis in die Spitze. Von diesen Nerven gehen in gefiederter Stellung gegenständige Tertiärnerven bis an den Laubrand der Fiederläppchen. Gewöhnlich sind es drei bis vier Paare, die ungefähr bis zur Spitze des Läppchens die Laubfläche einnehmen. Die beiden Nerven jedes Feldchens enden unge- fähr in gleicher Höhe am Laubrande, und von diesen beiden Punkten wölbt sich dann eine gegen die Spitze des Laubes convexe Bogenlinie, welche quer über den Mittelnerven gehend die beiden Enden der Seitennerven mit einander verbindet und mit ihnen eine Art von sphärischem Dreieck einschliesst, dessen Spitze nach unten und zwar im Mittelnerven liegt und dessen äusserster Punkt der Basis nach oben sieht, so zwar, dass hier der Bogen wieder an die Spitze des nächstfolgenden Feldes stösst; diese Nervation, welche am einfachsten in den Fiederläppchen zur Anschauung kommt, wiederholt sich an der Hauptspindel in ähnlicher Weise. Wir haben jene eigenthümliche Linien Nerven genannt. Die Frage über die Deutung des ganzen Pflanzenrestes hat aber diese Benennung einer Prüfung zu unterziehen. Dass sämmtliehe centrifugale Linien als Nerven zu bezeichnen seien, dürfte wohl ziemlich unbe- stritten bleiben; um so weniger aber in Betreff der Querbogen. Das erste Liniensystem würde ein durchaus gewöhnliches Fiedernervensystem sein und ausser der ganz gegenständigen Seitennerven wegen keine besondere Erwähnung verlangen. Zu einer der merkwürdigsten Bildungen wird aber das Ganze durch die verbindenden Querbogen und wir kennen nichts Gleiches in der Pflanzenschöpfung der Jetzt- und Urwelt. Andere und wir selbst haben uns die Frage aufgeworfen, ob die Pflanze nicht aus dicht an einander gedrängten Laubgliedern gebil- det sei, und zwar, ähnlich den auf den Spitzen sitzenden Blüthen oder Früchten, jedes Glied aus zwei gegenständigen Laubschuppen; demnach wären dann die Mittelnerven die Axen und die Seitenlinien keine Nerven, sondern nur Ränder der Blätter. Etwas im Äusseren nicht Unähnliches zeigt sich bei manchen Coniferen mit kreuzständig abwechselnden Blattwirbeln bei Biota, Thuja, Libocedrus, Thujopsis. Mit dieser Ansicht kann man sich indess bei genauer Anschauung der Originale nicht befreunden. Besonders nach dem Abdruck Fig. 26 scheint das Laub sehr dünn gewesen zu sein. Man sieht ferner an keinem Fiederläppchen auch nur die mindeste Spur eines Gliederabsatzes am Eande, sondern dieser liegt in einer Ebene wie an einem durchaus ganzrandigen Blatte, obgleich die Laubtheile durch das unterliegende Gestein nicht selten stark gebogen sind und dadurch eine Verschiebung der Glieder um so mehr würde hervorgetreten sein, wenn solche vorhanden gewesen. Auch ragen weder die Querbogen, noch die übrigen Linien um das Mindeste über den allo-emeinen Laubrand hinaus. Wo dergleichen vorkommt, Ja zeio-t sich der Laubrand eigentlich einoerissen und unreo-elmässiü* zerstört, was nicht in Betracht kommen kann, um daraus eine Abweichung von der ursprünglichen Form zu constatiren. Demnach glauben wir von obiger Ansicht absehen zu müssen, ohne im Stande zu sein eine vollständig genügende an die Stelle zu setzen. Die Auflassung der Linien als Laubnerven scheint uns einstweilen am meisten für sich zu haben. Wir bemerken noch, dass die Linienzeichnungen überall wie feine Vertiefungen erscheinen. Auch auf den Gegenab- drücken können wir keine entsprechend vorspringenden Leisten, sondern nur etwas schwächere Vertiefungen finden. Die einen wie die anderen sind in ganz ähnlicher Weise wie bei Nerven- resten etwas mehr oder minder dunkler gefärbt als das übrige Laub und lassen sich die Spuren derselben, wenn man sie einmal deutlich gesehen, auf den meisten Bruchstücken wiederfinden. Dir urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. -24-1 Was nun die nähere Deutung dieses merkwürdigen Pflanzenrestes betrifft, so seheint die Laubtheilung so wie die Fruchtstellung, die bei Farnkräutern und Lebermoosen (Jungerman- nien) vorkommt, zu gestatten , die Pflanze den Gipfelsprosser unterzuordnen. Herr Prof. Miquel theilte uns gelegentlich mit, dass er eine neue Lycopodiacee aus Java gesehen, welche mit unserer Pflanze in etwas übereinstimme; in einer späteren brieflichen Mittheilung ist ihm jedoch auch diese Analogie sehr zweifelhaft. Schliesslich bemerken wir noch, dass das in Fig. 27 abgebildete Stück sich durch sehr geringe Laubeinschneidung und fast halbkreisförmig abgerundete Lappen auszeichnet und vielleicht auf eine zweite Art hindeutet. Metophytum. Frons pusilla ex articulis disciformibus concatenata ; in quoque articulo macula circularis ex annulis duobus concentricis formata. Nervorum vestigia nulla. Melophytum cyclostigma. Taf. VII, Fig. 28 — 30. M. articulis frondis ovalibus, diametro longitudinali breviore 1 — 1% Millim. lato, transverso 2 — 3 Millim. adaequante, e squaiua foliacea ovato-acuminata compositis, in utroque frondis latere alternatim pro- minulis, maculis biannulatis medio articularum impressis, '/3 — ~j3 Millim. latis, regularibus, medio concavis. In Strato argilloso arenacei dicti aquensis rarissimum. Wenn man diese sonderbare Bildung mit blossem Auge in dem zuerst in einer Thon- schicht des Aachener Waldes gefundenen Stück Fig. 30 betrachtet, so glaubt man einen schlecht erhaltenen Ästchen-Abdruck eines kleinen Coniferenzweiges vor sieh zu haben, woran die abwechselnd vorspringenden Blattpolsterreste vorragen, die durch etwas dunklere Färbung abgegrenzt sind. Eine ganz andere Ansicht gewinnt man aber, sobald man den Rest mit der Loupe betrachtet. Wir haben in Fig. 28 und 29 naturgetreue Abbildungen der Ver- grösserung dargestellt. Man überzeugt sich , dass ein seltsam gebildeter Pflanzenrest vorliegt, welcher aus einer grossen Anzahl ungefähr eiförmiger querbreiter Glieder so zusammengesetzt ist, dass an einer ideellen Axe die einzelnen Glieder abwechselnd etwas seitlich eingefügt sind, wodurch die Ränder eine etwas sägeförmige oder zickzackige Gestalt erhalten. In Fig. 28 scheinen die Glieder mehr zusammenhängend, an dem Gegenabdruck jedoch mit etwas schmä- lerer Fläche an einander geheftet, auch finden sich einige Stellen; die eigentümliche blatt- artige Schuppen zeigen. Auf jedem der Glieder sieht man ferner auf dem Tiefdruck ungefähr in der Mitte einen runden Fleck, der aus zwei mehr oder minder vollständig erhaltenen Ringen besteht und häufig in der Mitte eine kleine trichterförmige Vertiefung hat. Wir besitzen noch einen schlecht erhaltenen Abdruck, den wir nicht abgebildet, woran nur diese kleinen Einstiche besonders bemerkbar sind und die Gleichartigkeit des Restes mit der in Rede stehenden Pflanze andeuten. Später fand sich ein kleines aber besser erhaltenes Bruchstück dieser Pflanze , das in Fig. 29 viermal vergrössert abgebildet wurde. Es zeigt sich an einem der Glieder eine mehr blattartige aber zugespitzte Schuppe, und man gewinnt dadurch Verständniss über die Be- deutung der seitlich vorspringenden Spitzen. Auch an diesem Stücke fehlen am Gegenabdruck die runden doppeltgeringten Punkte. Im Übrigen gibt dies Stück eine etwas bessere 31 Denkschriften der mathein. -naturw. Cl. XVII. Bd. 242 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. Vorstellung von der Tracht des Pflanzenfossiles, ohne aber eine nähere Deutung zu ermöglichen. Ob jene runden Punkte Peste von Luftwurzeln oder etwa von Fruchtbildungen seien, vermögen wir nicht zu entscheiden und kennen wir auch kein genügendes Analogon. Bisher wurden nur die drei erwähnten kleinen Bruchstücke in einer Thonschicht des Aachener Sandes gefunden. Systematische Übersicht der Acrobryen der Kreide. M ü S C I. Itluscites cretaceus Deb. et Ett. FILICES. HELICOGYRATAE. Didymosorus eomptoniifolius Deb. et Ett. varians Deb. et Ett. Didymosorus gleichenioides Deb. et Ett. Gleichenia protogaea Deb. et Ett. CA.THETOGYRATAE. Uymenophyllites heterophyllus Ung. Unger, Gen. et spec. p. 527. In einer Thonschicht der Gosauformation zu St. Wolfgang in Ober-Österrrich und ebenda nach Reuss in kalkigen Sand- und Mercrelschichten. \-v Pecopteris Reichiana Sternb. Sternberg, Flora der Vorw. II, p. 155, Taf. 37, Fig. 2 (»otiBrongn.). — Geinitz, Quadergeb. S. 268 (hiernach ist P. Reichiana Sternb. synonym mit P. Schoenae Reich. Cotta 1836, Jahrb. S. 586. Geognost. Wander. 1, S. 58). — Unger, Synops. p. 99 ; Gen. et spec. p. 1 76. In Grünsand von Sahla bei Regensburg (nach Reich, wie Sternberg bemerkt). Unger nennt als zweiten Fundort Niederschüna in Sachsen und Geinitz als dritten Fundort Weissig bei Pillnitz. Diese Art ist wahrscheinlich mit der folgenden zu vereinigen. Sternberg fügt die Bemerkung hinzu, welche bei den Autoren übergangen wird: „pinnae ex errore pictoris in icone subinde pinnatifidae esse viden- tur, cum revera pinnatae sunt". Pecopteris titriata Sternb. Sternberg, Flora d. Vorw. II, p. 155, Taf. 37, Fig. 3, 4. — Geinitz, Quad. Geb. S. 268. —Unger, Syn. p. 99; Gen. et spec. p. 1 78. Grünsand von Sahla bei Regensburg (nach Reich bei Sternberg), Schieferthon im unteren Quader von Niederschöna (nach Geinitz und Unger), Kreideschichten (Gosau) von St. Wolfgang in Osterreich (nach Reuss, Beitr. z. Charakt. der Kreideschichten in den Ostalpen m. 31 Taf. Wien 1854, S. 50, 57). Pecopteris linearis Sternb. Bronn, Leth. geogn. 1838, p. 573, t. 28, f. 12 ad nett. (e.rcl. synon.J. — Brongniart, Ilist. reg. foss. p. 302, t. 116, f. 7: Pe- copteris Reichiana (non Presl in Sternb. Flora d. Vorw. II, p. 155, Taf. 37, Fig. 2). — Sternberg (Presl), Flora der Vorw. Heft VII, VIII. p. 146: Alethopteris Reichiana Göppert, Xomenclator in Bronn. Geschichte der Natur 1848, S. 24. — Unger, Syn. p. 86; Gen. et spec. p. 155. — Geinitz, Quad. Geb. 1850, S. 268: Pecopteris linearis Sternb. — Bronn und Römer, Leth. geogn., 3. Aufl. 1852, p. 48. — Debey und v. Ettingshausen, die urweltl. Acrobryen des Krcidegeb. von Aachen und Maestricht , Taf. VI, Fig. 20 und b (neue Abbildung nach der Natur in natürl. Grösse und vergrössert). Die urvbeltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 243 Im Schiefertlion des unteren Quaders bei Niedersehöna. Wir haben uns über die schwer zu entwirrende Synonymie dieser Pflanze etwas ausführlicher auszuspre- chen. Nach Besichtigung des bekanntesten Originalexemplars aus dem Pariser Museum sowohl, wie auf die Annahme von Geinitz hin finden wir es für passend, diese Pflanze wieder zu Pecopteris zu stellen. Der Brongniar t'schen Beschreibung ist als wesentliches Merkmal noch beizufügen, „laciniis apice denticulatisu , Die ursprüngliche Benennung der Pflanze durch Sternberg scheint ohne Diagnose Pecopteris linearis ge- wesen zu sein. Mit dieser Benennung ging die Pflanze auch in Bronn's „Lethaea" über, wo eine Abbildung nach der Natur gegeben wird. Brongniart beschreibt sie darauf und bildet sie ebenfalls nach der Natur ab als Pecopteris Reicheana , wahrend schon vorhin oder gleichzeitig eine andere Art derselben Gattung von Ste rnberg dieselbe Benennung erhielt. Später wird sie dann wieder von Unger als Alethopteris Beichiana Stern b. aufgeführt. Da nun ohnehin, wie oben erwähnt, die Pflanze durchaus den Charakter der Pecopteris trägt und gar kein Grund obwaltet, sie zu Alethopteris zu ziehen; so kann der Artname nicht beibehalten werden, und es wird daher nach dem Vorgange von Geinitz am zweckmässigsten sein, die Pflanze wie ursprünglich als P'ecopteris linearis zu bezeichnen. Demzufolge sind die beiden, später mit diesem Namen bezeichneten Arten anders zu benennen, nämlich Pecopteris linearis Rost, (de Filicum eetypis etc. Dissert. Halae 1S39. Bronn, Gesch. d. Nat. Bd. III, Abth. I, 1, p. XXXVIII, Nr. 271) aus der Steinkohle von Wettin und Lobejün und P. linearis Dunk. (Monogr. d. norddeutsch. YVeahlenbildung 1846, S. 5, Taf. VDI, Fig. 5) aus dem Wealden bei Süntel. — Ausserdem gibt Geinitz (Quad. Geb. S. 268) noch als Synonym Pecopteris fastigiata Presl. (in Sternberg, Fl. d. Vorw. Suppl. (Heft. V, VI) p. 98, 155, Taf. XXV, Fig. 5) mit der ausdrücklichen Bemerkung, dass die citirte Fig. die Abbildung eines im Freiberger Museum befindlichen Exemplares von Niedersehöna sei. — Dazu fügt Bronn, Leth. 1852, p. 49 noch die Synonymen: Alethopteris fastigiata Sternb. (Fl. d. Vorw. V, VI, Taf. XXV, Fig. 5 a, h ; Göppert, Syst. fil. foss. p. 309 zuerst mit Diagnose; Unger, Syn. p. 36, Gen. et spec. p. 150). Als Fundort wird aber bei Stern- berg und nach ihm bei Göppert der Steinkohlenschiefer von Radnitz in Böhmen angeführt. Da die von Sternberg abgebildete Pflanze manche Ähnlichkeit mit P. linearis von Niedersehöna besitzt, so mag vielleicht wegen der allerdings auffallenden Ähnlichkeit des Schiefers von Niedersehöna mit jenem von Wra- nowitz und Mosstitz bei Radnitz eine Verwechslung der Stücke stattgefunden haben. Pecopteris bohemica C o r d a. Corda bei Reuss, Verst. der böhm. Kreidef. 1846,11, p. 95, Taf. 49, Fig. 1. — Geinitz, Quad. Geb. S. 268. — Unger, Gen. et spec., p. 158. Im unteren Quader von Mscheno bei Schlan in Böhmen. Pecopteris Xippei Corda. Corda bei Reuss, p. 95, Taf. 49, Fig. 2, 3. — Geinitz, S. 268. — Unger, Gen. et spec, p. 1S8. — Fr. Zekeli, über die Gosauformation, Abhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien 1852, Leonh. und Bronn's Jahrb. 1853. Im unteren Quader von Mscheno bei Schlan in Böhmen und in der Gosauformation in Oberösterreich. Pecopteris lobifolia Corda. Corda bei Reuss, p. 95, Taf. XLIX, Fig. 4, 5. — Geinitz, S. 268. — Unger, 1. c. pag. 188. Im unteren Quader von Mscheno und bei Sternberg in Böhmen — Niedersehöna. Asplenium Rrongtiiarti D e b. et Ett. „ Foersteri D e b. et Ett. „ caenopteroides D e b. et Ett. Lygoditim cretaceum D e b. et Ett. Uanaeites Schlotheimi D e b. et Ett. Adiantites Decaisneanutn D e b. et E 1 1. „ cassebeeroides D e b. et Ett. ACROGYRATAE. AGYRATAE. 31* 244 M. U. Debey und G. v. Ettingsliausen. Filicum uova genera affmitatis liuciisque indagatae. Bonaventuvea cardinalis Del. et Ett. Carolopteris aquensis D e b. et Ett. „ asplenioides D e b. et Ett. UMonheimia polypodioides D e b. et Ett. Monheimia aquisgranensis D e b. et Ett. Xonopteris Goeppevti Deb. et Ett. Benizia calopteris Deb. et E 1 1. Raphaelia neuropteroides Deb. et Ett. Filicum fragmenta aegre determiiiauda. Pteridoleimma Elisabethae Deb. et Ett. „ Bitzianum Deb. et Ett. „ Mi o ii i nc ki (in ii in Deb. et Ett. „ Benincasae Deb. et Ett. pecopteroides Deb. et E 1 1. „ orlhophyllum Deb. et Ett. „ MMeissianum Deb. et Ett. „ MMaidingeri Deb. et Ett. „ IHichelisi Deb. et Ett. „ Serresi Deb. et E 1 1. „ aneimiifolium Deb. et Ett. Pteridoleimma dubiutn Deb. et Et t. „ MVaterkeyni Deb. et Ett. „ ambiguum Deb. et Ett. „ Mialtenbuchi Deb. et Ett. deperditum Deb. et Ett. n gymnorhachis Deb. et Ett. „ • oilontopteroides Deb. et E 1 1. „ leptopliyllum Deb. et Ett. „ pseudadiantum. Deb. et Ett. „ dictyoiles Deb. et Ett. . arboreseens Deb. et Ett.- Plautae incertae sedis, filicibus affines. ItMoriconia cyclotoxon Deb. et Ett. Itlelophytum cyclostigma Deb. et E 1 1. Filices nondura descriptae. ■ Polypodites Schneiderianus G ö p p. Göppert, Verb. d. schles. Ges. f. vat. Cult. 1844, p. 214. — Geinitz, Qu. G. S. 267. — Unger, Gen. et spec, p. 166. In der Kohlenschicht des Quadersandsteins zu Wenig-Ragwitz bei Löwenberg in Schlesien. Sphenopteris Boemeri G ö p p. Göppert, zur Flora des Quadersandsteins in Schlesien m. 4 Tat'. (Nor. Act. Ac. Caes. Leop. N. O. XXII. I, p. 304). Sphenopteris? spec. Otto. Otto, AdJitamenta II, p. 24, 25. Im unteren Quader Sachsens. — Ist zu undeutlich erhalten, um beschrieben oder abgebildet werden zu können, daher auch als Sphenopteris höchst zweifelhaft. M*rotoptevis Buvingieri Brongn. Brongniart, Tabl. des genres 1849, p. 111. Wir haben diesen Stamm einer deutlichen Propterts im Pariser Museum gesehen und bezweifelten .seine Herkunft aus der Kreide. Es wurde uns jedoch versichert, er rühre von einem unzweifelhaften Fundorte bei Granpre in Frankreich her. Über Propt. Singen' Göpp. werden wir weiter unten unsere Bedenken mittheileni Tvunci filicum tlubii 0 1 1 o. Ott o. Additam. II. p. 24, 25, t. V, f. 7 ; t. IV, f. 3, 4, glaubt in den abgebildeten Stämmen aus dem Sehieferthon di-s unterSq Quaders von Paulsdorf in Sachsen Farnkrautstämme vermuthen 7,u dürfen. Die urweltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 245 Zwei bisher zu den Farnen der Kreide gezählte Arten haben wir daraus streichen zu müssen geglaubt, nämlich Protopteris Singeri und /'/////fites tesselatus Stern lt. Protopteris Singeri Tresl (Sternb.). .Sternberg, Fl. d. Vorw. II, S. 171, Taf. LXV, Fig. 7. — Caulopteris Bingen Goppert, Syst. fil.foss. p. 44'J, I. 41, f. 1 , >, und über die Quadersandsteinflora Schlesiens in Nov. Act. A. O. X. C. XIX. 2, p. 117—120. t. LI//, f. 1, 2. — Corda, Beitr. S. 78, Taf. XLVIII, Fig. 2. — Unger, Syn. p. 108 ; Gen. et spec. p. 193. Dieser ausgezeichnete Farnkrautstamm wurde zu Giersdorf bei Löwenburg in Schlesien von Herrn Ludwig gefunden und durch den Oberbergrath Singer zu Brieg dem Herrn Prof. Göppert zur Beschreibung und Bestimmung übergeben. Gegenwärtig wird er in der Sammlung des k. Oberbergamtes zu Brieg aufbewahrt. Göppert beschrieb denselben zuerst in seinem Syst. ßl. foss. als Caulopteris Singeri und gab Abbildungen zweier Seiten. Über den Fundort bemerkt er, es sei zweifelhaft, ob dieser Stamm in der älteren oder jüngeren Sandsteinformation gefunden worden. Später fand Prof. B. Cotta in Geschieben bei Grossenhayn in Sachsen ein in Chalcedon verwandeltes Stück, welches Corda untersuchte. Corda fand, dass die Art zu einer neuen Gattung erhoben werden müsse, und bei Stern- berg erscheint sie demnach als Protopteris Singeri gemeinschaftlich mit dem zu der neuen Gattung gezogenen früheren Lepidodendron punctatum St. — Einer ausführlichen Betrachtung unterwarf sie darauf nochmals Göppert in seiner Flora der Quadersandsteinformation Schlesiens und bezeichnet hier das Gestein, worin der Stamm gefunden worden, als Quader- sandstein von Giersdorf. Zugleich gibt derselbe zwei viel schönere und unverkennbar natur- getreuere Abbildungen. Hierauf erschien nun die Pflanze in Co rda's Beiträgen zur Flora der Vorwelt mit abgeänderter Diagnose. Doch bemerkt- Corda, dass er, als die Abbildung derselben eben auf den Stein gebracht und abgedruckt war, ein langes und sehr schönes Stämmchen aus dem „Kohlensandsteine" vonKaunitz in Böhmen durch Herrn Apotheker Leib- nik erhalten habe. Das Stämmchen glich dem Göppert'schen ganz, war nur noch besser im Äusseren erhalten, aber zeigte eben so wenig wie das vorige eine Spur von mikroskopi- scher Structur. Die Hauptsache für uns ist die bestimmte Nachweisung des Kohlensandsteins als Fundort und das ursprüngliche Bedenken Göppert's, ob der Pflanzerest einem jüngeren Sandsteine angehöre , wird dadurch vollkommen gerechtfertigt. Wir zweifeln für Protopteris Singeri nicht , dass das schlesische Exemplar sich auf secundärer Lagerstätte befunden, und haben die Pflanze desshalb aus der Reihe der Kreidepflanzen gestrichen. Von besonderem Interesse wird es daher sein, über die Herkunft von Protopteris Buvingieri Brongn. genaue Aufschlüsse zu erhalten. Phyllites tesselatus Sternb. Sternberg, Flora der Vorwelt Bd. I, Taf. XLII, Fig. 4. Dieses Farnkraut, welches wir aus der Kreide zu streichen haben, scheint uns unver- kennbar ein Bruchstück eines Farnkrautes aus dem Lias, nämlich von Clathropteris menis- cioides zu sein. Unger, Gen. et spec. p. 422 citirt es unter Fig. 3 und gibt als Fundort den Kreidemergel von Hoer in Skandinavien an. Fig. 3 findet sich aber nicht in Sternberg's Citat; dagegen sind auf dem Handstück Fig. 4 zwei Blattabdrücke, wovon das eine zu Sphe- nopteris linearis S t. gehört , welche letztere Pflanze auch anderswo bei Sternberg unter Fig. 4 angeführt wird. Auch heisst es , Heft 4 , S. 44 über Fig. 4 , dass das Handstück zwei 246 M. H. Debey und C. v. Ettingshausen. Abdrücke habe und aus der Steinkohlengrube von Swina in Böhmen herrühre. Es kann also das S ternberg'sche Citat Figur 4 nur auf einem Druckfehler beruhen. Unger citirt demnach richtiger Fig. 3. Bei Sternberg heisst es dann, dass Fig. 2 und 3, die gemeinschaftlich behandelt werden , aus Hoer in Skandinavien stammten , sich auf einem „weissen, quarzreichen Sandstein" befänden und deutliche Dikotyledonenblätter mit anastomosirenden Nerven seien. Ein Vergleich mit den Abbildungen von Claihropteris menis- cioides lässt indess kaum einen Zweifel darüber, dass der eine dieser Phylliten, Ph. tesselatus, mit diesem Farnkraut identisch sei. Dies wird auch noch dadurch wahrscheinlich, dass Fig. 2 Phyllites nervulosus St. ') ebenfalls zu den Farnkräutern (Camptopteris biloba) gezogen wor- den. Jene Mergel und Sandsteine von Hoer in Skandinavien aber gehören der Liasforma- tion an. Ergebnisse. Aus dem in der Urwelt in so ausgedehnter Weise entwickelten Reiche der Gipfel- sprosser haben wir für die Kreide ungefähr 60 Arten nachweisen können , von denen allein auf den Aachener Sand 43 Arten kommen. Nach Unger's Übersicht in seinem Versuche einer Geschichte der Pflanzenwelt (S. 332, 333 und 335) kommen auf die Übergangsperiode ... 72 — 82-7 Steinkohlenperiode. . . 685 — 81-6 Triasperiode 79 — 68-1 Juraperiode 158 — 37-5 Kreideperiode .... 18 ■ — 10*0 Molasseperiode ... 43 — 3-7 Jetztzeit 4139 — 4-4. Die Acrobryen waren also in einem sehr augenfälligen und regelmässigen Fallen gegen die Jetztzeit hin begriffen. Unsere Bereicherungen haben dieses Ergebniss nur bestätigt und unbedeutend modificirt. Es stellen sich hiernach die Gijafelsprosser der Kreide auf 12*0 Proc. Das eben angeführte überraschende Sinken der Verhältnisszahlen gegen die Jetztwelt hin wird aber durch die bekannten Verhältnisszahlen je nach den lebenden Localfloren einiger- massen aufgewogen. Die südlichen Inselvegetationen der gegenwärtigen Zeit zeigen nämlich sehr auffallende Verhältnisse. Auf Jamaica (19° n. B.) und anderen westindischen Inseln bilden die Farnkräuter allein, ohne die übrigen Gipfelsprosser, 1/10 der Gesammtvegetation, was also ungefähr mit dem Verhältnisse aus der Kreidezeit übereinkommt. Auf der kleinen Insel Juan Fernandez im Westen von Valparaiso (33° s. B.) und auf Neu - Seeland steigt das Verhältniss aufy6; auf der Insel Tahiti (18° s. B.) erreicht es 1/i und befinden sich darunter viele Baumfarne ; auf der Insel Norfolk (29° s. B.) '/3. Auf der kleinen vom Con- tinent sehr entfernten Insel St. Helena (16° s. B.) erreichen die Farnkräuter % der Vege- tation. Über alle diese stehen aber die kleinen Inseln Tristan d'Acunha (37° s. B.) und Ascension (70° s. B.), wo die Farne allein ohne die übrigen Gipfelsprosser sich zu den übrigen J) Ist nicht zu yerwechseln mit Ph. nervulosus Ph i 11. (Geol. of Yorskh. p. 148, t. 8, f. 9, synonym mit Phlebopteris Phillipsi Brongn. t. 132, f. 3, t. 133, f. 1 und Polypodites hieraeijolius G ö p p.) Die ur weltlichen Acrobryen des Kreidegebirges von Aachen etc. 217 Pflanzen wie 2 : 3 verhalten. — Dies deutet für die Kreide, wenn auch in e-erin^erem Grade als für die älteren Perioden , noch immer auf eine der heutigen südliehen Inselwelt eigen- tümliche klimatische Beschaffenheit hin. Damit ist auch die auffallende Thatsache in Über- einstimmung, dass fast jeder Fundort von den bis jetzt bekannt gewordenen Kreidepflanzen seine eigenen Arten besitzt. Als gemeinschaftlich für mehrere Fundorte werden bis jetzt nur sehr wenige Arten erwähnt: Pecopteris Zippei Cor da aus dem böhmischen unteren Quader und aus der Gosauformation; Pecopteris Iieichiana Sternb. und die wahrscheinlich mit ihr synonyme Pecopteris striata Sternb. aus dem Grünsand vom Sahla bei Regensburg und aus dem Schieferthon des unteren Quaders in Sachsen. Von den Aachener Arten haben wir bis jetzt keine aus anderen Kreideschichten kennen gelernt, und wie sich aus der Übersicht der Fundorte ergibt, haben allem Anscheine nach unsere Arten noch ganz besondere Locali- sationen. Ganz ähnliche Erscheinungen zeigen die insularen Thier- und Pflanzenschöpfungen der Jetztwelt. Die Thiere von Madagascar, von Australien, von den Inseln des stillen Oceans ; die Pflanzen der genannten Regionen , der Insel St. Plelena u. a. sind äusserst beschränkt. Letztere Insel hatte bei ihrer Entdeckung im Jahre 1501 von 61 Pflanzen nur ein oder zwei Arten mit anderen Orten der Erde gemein. Schon in der Flora der Steinkohlenperiode können ähnliche, freilich nicht so ausgebildete Verhältnisse erkannt werden. Die Pecopteris^ Novae- Hollandiae Sternb. (Vers. II, p. 155, Taf. 66 , Fig. 9 b)1 Pecopteris Hügeliana Sternb. (1. c. p. 157, Taf. 66, Fig. 9 a), so wie die drei Glossopteris- Arten sind nicht allein sehr eigentümliche und abweichende Formen, sondern auch auf die Steinkohle von Neuholland und Ostindien beschränkt, und eine genaue Untersuchung der Arten wird vielleicht noch manche solcher geographisch fixirten Formen kennen lehren, ähnlich, wie sich auch bestimmte Arten mehr oder minder auf die verschiedenen Kohlenflötze einer Ablagerung localisiren, gleich wie wir es wiederholt für die Pflanzen unseres Gebietes erwähnt haben. Bemerkenswertk und mit der Inselvegetation der Jetztwelt in Übereinstimmung ist bei den Gipfelsprossern der Kreide , im Besonderen bei den Farnkräutern, auch das Zahlenver- hältniss zwischen Gattungen und Arten. Die Feststellung derselben ist freilich eine schwierige und zweifelhafte. Die 50 Arten ungefähr, welche hinreichend bestimmbar sind, um hier in Betracht zu kommen, gehören zu wenigstens 25 Gattungen, von welchen wieder 10 — 15 der Kreide bis jetzt ausschliesslich angehören. Bezüglich der Vertheilung der Gipfelsprosser auf die verschiedenen Kreideabtheilungen bietet sich äusserst wenig Mannigfaltigkeit. Sie gehören fast alle zur mittleren Kreide, zur Grünsand- oder Quadersandsteingruppe. Die 43 Aachener Arten fallen bis jetzt ausschliess- lich dem Aachener Sande zu. Von anderen Fundorten kennen wir nur zwei Farnkräuter aus den der weissen Kreide äquivalenten Schichten von Blankenburg, Quedlinburg und Wer- nigerode am Harz. Dem Neocomien und Gault scheinen sie ebenfalls zu fehlen. Für die klimatische Bestimmung besitzt die Aachener Flora einige nicht unwichtige Reste. Die Gleicheniaceen unseres Gebietes, welche zu den Gleicheniaceae verae gezogen werden müssen, deuten auf ein subtropisches Klima. Die lebenden bewohnen fast ausschliess- lich das Cap und Neuholland. Nur eine Art, Gleichenia Hermamii, soll, wie bereits oben an- gegeben, bis Japan und Persien hinaufgehen. Überhaupt aber gehören sie einer m. Temperatur zwischen 10—30° C. an. — Die Lygodiaceen finden sich meist im intratropischen Asien und 248 M. LT. Debey und C. v. Ettingshausen. Die urweltlichen Acrobryen etc. Amerika, eine Art im tropischen Afrika, zwei Arten sind intra- und extratropisch Zügdeich und eine Art ist ausschliesslich extratropisch. Diese letztere, Lygodium (Gisopteris) palmatum S w., geht bis zum 41° n. Br. in Amerika hinauf, fällt aber doch noch sehr nahe in das bezeichnete Breitengebiet, nämlich zwischen dem 30 — 40° n. Br. und dem 30 — -45° s. Br., und ist auffal- lender Weise diejenige Art, welche mit unserem fossilen Lygodium cretaceum am meisten übereinstimmt. Endlich haben wir für die Kreide zuerst den Versuch gemacht, einige jetzt lebende Gat- tungen, Gleichenia, Lygodium und Asplenium, in die Flora derselben einzuführen und ausserdem auf eine Reihe von Analogien mit der Jetztwelt, namentlich auf das Auftreten der venae inflexae hingewiesen. Die Formen der älteren geologischen Epochen, welche freilich auch in grosser Zahl in der Jetztwelt vorkommen, mit venae reßexae nämlich, fanden wir auch zahl- reich in der Aachener Kreide, jedoch nicht so, dass wir uns hätten entschliessen können, eine der älteren Gattungen wie Pecopteris, Alethoptcris, Polypodites u. s. w. einzuführen. Wir konnten immer nur auf vereinzelte Übereinstimmungen verweisen, wobei die Vermuthung einer in der Folge stattfindenden selbstsfändigen Gattungsbildung beständig Raum behielt. — Eine Art des Aachener Gebietes mit Netznerven erinnert an die häufig netznervigen Farne der Jura- zeit; doch sind dergleichen auch in der Jetztwelt in grosser Mannigfaltigkeit entwickelt. — Auf- fallend und vielleicht wesentlich bezeichnend sind für unsere Flora auch die vielen Farnkräuter mit auf der Mitte des Laubes wie der Nerven aufsitzenden, kleinen, runden oder länglichen, wahrscheinlich mit unterständigem Schleier versehenen und an der Spitze mit regelmässig runder Mündung sich öffnenden Fruchthäufchen. Diese Einförmigkeit sticht gegen die grosse Mannigfaltigkeit der Farnfruchtformen der Jetztwelt sehr ab und nähert sich den Vorkomm- nissen in älteren Formationen. Schliesslich muss wohl noch hervorgehoben werden, dass die sehr eigenthiimlichen und fast seltsamen Formen, welche einzelne Pflanzengebilde aus" der Acrobryen-Flora unserer Formation auszeichnen, eine Übereinstimmung mit vereinzelten merkwürdigen Bildungen der Flora der australischen Inselgruppe zu zeigen scheinen. flehey und Ettineshansen. DieKrcideflora von Aachen. Taf'.l. Lith..tt.gel.i l.k.kJCofjtt.StcifflslTii Ft'<7./ ■>. Dif?i/rf/o.ro.vorus co/ri/jfo/tii fb/tti-i. Fig. /0 it. f. Dif/i/oiosorit.i- ffffir/iew'pirlr.s' „ Gtt.i. J/i/.fr/'fe.s rrcfareiix. v 11-12 if.f//t. (Iteie/ieriia protoynra. Fiff. 7- P. C 'tri. Dirlymoxpi-iix oariri/i.v. Denkschriften der k.Aka d.d. Wissen srh.math em na tnnr.('l.X\TLBd.l859. Debcyund Ettiiufshausen.. Die Kreideflora von Aachen.. Tarn. fi'if/. /_ 3. A.rplrninm Brongriirirti . n '//"//■ A.t/>lemiirn Fon/rri ii S .9. Aspleniutn caenopteroides. Lith.uä'ei-Li/k.'fc.HoiLTr Sta-atsdruckerei. Fig. /0. ^J diu // 1 i /ex flecti > ■'" /■ " " " ni . 12-77. A/fiiuitifi:r caswebeeroüles. /rf 2/. Ll/flodilim r/r/rnrl/rn. Denkschrift cn . Dcbey »nd Etlingshausen. Die Kreideflora von Aachen Tar.ni. i i //i/. /. 1)iiiiiiiIi:\- S'chlothei inii ■ 2-19. Jjtiimi'titl ii/y/i iiiri/innli.i, •/ 30-27 Caroloptr,ris aeeuensis. Ftg.ZS. Lj/gor/iu/ft cri/i/riiiiii. „ 2S.33. Carolopforis asplenioidts. *. :>'/ .W ■Mn/ifirtmin /tr>/ /////>////>/ //r.r. Denkschriften iertÄkad d W'issrnsi-h. ituiiln-m n :il iii-w.t' I WH I'kI I859, Debey und Ettiii«Khaiisen. Di«? Krerdeflorn von Aach.ni . r. iv. /'/«/ 2 tt '-'/ Monhc/müi po/.t/fjotfr'otffef. /'/■ .".V ','X f'tifift tieft ff /tritt i /■'///.//_ SO. Ziorto/ffr/'i'.r f,r>iy/>rtliac. /'///. M' 20. Raphaeliu /niiro/i/cro/t/rs ' 1 ! , Fig.10J& /Jfrr/ r/o/r/ ///,„„ Ritzülw/tr/.. /■>//. Benr'z-üt calopteris. Denkschriften der k.Akad.d.Wfssensch.mathem.naturvir.C] XVIT.Bd.1859. Debry »ml EttingsliausciL. Die Kreideflora von Aarln-n X Ä MM. l'ir/J ■). /'/. Pleridoleimma Svrrcxii. i, 10. ., Hrii'ililli/rri . -, />*//. -• tlirtl/nirlix. ii II /-?. " äßchelisv i, ZO. I'n i'/>T< ris linearis Stcrnb. Denkschriften .1 kAkad J.« mathem. naturw l'l TS 11 .1WL. L8.*>!1 Debej inul EttingshMuen. Die Kreideflora von Aachen 3- T;. 1V1I Litfuu c'c-ii.ak.r Hof . /'u/. / Pteridoleimma frneimufo/äim. Ftr/. 8. fterüioletmma de/icrdü /////. Fr ff. tf ffi.Fteridoleünma leptophyttum. ,' 2.3. Pteridoleimma dubittm. .' & Ptcridfdrirntiu/ JCaltcnöachi , 20. Ptei •iMririiriKt oäontoptereidet. .. 4 Sm.M Pteridoleimma anlitpuiim* . // /i Pt endo/ cir/i mn ariorescens. . 2l '2Z Ptcridoleimma yi/mnorhorJux. . 67. Flerido/rimtm, K,/,r/,ri/>ii ., Mz/7.JPter*doleimma pseudoadümtum „ 23-27.Mricorua cyclotoacon,. ~Fig.28- 30. Mdophytum cyclostigma. Denkschriften ler TtAkad.d.¥issenscK.math.aa.iiatirrw:ClJV]LBd. 1859, Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern der Akademie. Mit 6 Tafeln. DER HERZBEUTEL UNIi DIE FASCIA ENDOTHORÄCICA. VOM DK- HUBERT LUSCHKA, PROFEB80R DER ANATOMIE IN TÜBINGEN. (3IUt 3 SafeCiv.) VORGELEGT IN DKR SITZUNG DER MATHEMATISCH* - NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 12 NOVEMBER 1857. Von den Anatomen der Gegenwart ist auf die Beziehung dieser Gebilde zu einander bis jetzt nicht die mindeste Rücksicht genommen worden. Ja manche Zergliederer haben nicht einmal auch nur irgend welche Kenntniss von demjenigen Bestandteile der Brust erlangt, welcher sich so leicht als innere Binde ihrer Wandung darlegen lässt. Und doch kann man ohne sie weder die Zusammensetzung des Herzbeutels, noch die Art seines Verbandes mit dem Zwerchfelle vollkommen begreifen. Überdies lassen sich einige pathologische Veränderungen nur dann genügend würdigen , wenn man genauere Aufschlüsse erstens über das Wesen der Fascia endoihoracica an sich, und zweitens über ihr Verhalten zum Herzbeutel gewonnen haben wird. Das Verständniss dieser belangreichen Sache dürfte aber ganz besonders dadurch gefördert werden, dass wir einige Betrachtungen über den Herzbeutel und zwar über die- jenigen Qualitäten desselben vorausschicken, welche bei dieser Gelegenheit in nähere Erwä- gung kommen müssen. Es ist eine von Niemanden in Zweifel gezogene Thatsache, dass das sogenannte äussere oder parietale Blatt des Herzbeutels sich vom visceralen wesentlich dadurch unterscheidet, dass es an seiner Aussenseite durch ein fibröses, sehnenartig glänzendes Gewebe verstärkt wird. Darüber, welches die wahre Abkunft dieses Gewebes sei, und in welchem Zusammen- hange es mit der Umgebung des Herzbeutels stehe, sind theils ganz irrthümliche, theils sehr unvollständige Angaben in der Literatur niedergelegt worden. Ziemlich allgemein ist in früherer wie in neuerer Zeit die Vorstellung festgehalten worden: die fibröse Lamelle am parietalen Blatte des Herzbeutels rühre von dem Gewebe der sehnigen Mitte des Zwerchfelles her, und das ganze dieser zugekehrte Segment jenes Blattes hänge beim erwachsenen Menschen mit ihr auf's innigste zusammen. Dem reinsten und Denkschriften der roathem.-naturw. CI. XVII. Ed. Abhandl. v. Nichtmitgl. a 2 Hubert Luschka. schärfsten Ausdrucke für diese Meinung sind wir in der folgenden Bemerkung Xav. Bichat's *) begegnet : „ En bas (du pericarde) les fibres se continuent avec les fibres aponeurotiques du dia- phragme, dont ils semblent etre la production". Aber auch andere, nicht weniger bedeu- tende Autoren sprechen sich in ähnlichem Sinne aus. Wenn wir es nicht unterlassen, einige weitere literatur-historische Mittheilungen zumachen, so soll damit nur angezeigt werden, wie wenig auch im Verlaufe der Zeit der wahre Sachverhalt erkannt worden ist. Die schon von J. Fried. Meckel2) vorgetragene Lehre, dass nämlich die Fasern, welche das äussere Blatt des Herzbeutels verstärken, von der mittleren Sehne des Zwerchfelles entsprin- gen, wird von den meisten seiner Nachfolger ziemlich unverändert beibehalten. A. Lauth3) drückt sich etwas vorsichtiger und nicht ohne Zweifel über die Richtigkeit seiner Meinung aus, indem er bemerkt, dass jene Fasern ihren Ursprung von der sehnigen Ausbreitung des Zwerchfelles zu nehmen scheinen. Nach E. H. Weber4) beugen sich Fasern vom Zwerch- felle zu dem nicht an ihm angewachsenen Theil des Herzbeutels hinauf. Dieser ist nach dem genannten Autor durch Zellstoff und durch Sehnenfasern sehr fest mit dem Gentrum ten- dineum des Zwerchfelles verwachsen. Fr. Arnold5) lehrt, jedoch ohne Angabe des Ursprunges der Sehnenfaserungdes Herzbeutels, dieses Organ sei nach unten sehr innig mit der oberen Fläche des Zwerchfelles, vorzüglich mit der sehnigen Mitte desselben, verwachsen. In Betreff des Verbandes zwischen Herzbeutel und Zwerchfell scheinen die meisten englischen Schrift- steller mit den über diesen Punkt mitgetheilten Angaben übereinzustimmen. In der Cyclo- paedia of ' anatomy (II, S. 598) z. B. finde ich die Behauptung: „The fibrous part of the pericar- dium adheres intimately to the upper surjace of the cordiforme tendon of the diaphragmea. Durch Cr uveilhier 6) erfährt dieser Lehrsatz einige Beschränkung, indem dieser in vieler Hinsicht sehr genaue Beobachter anführt: „Uadhe'rence du pericarde au diaphragme n'est intime quau niveau de la moitie anter ieur de la circonference de sa base, partout ailleurs la Separation est tres-facile" '. Durch die letztere Angabe wird eine Lehre theil weise wieder zur Geltung gebracht, welche zuerst durch Li e u ta ud 7) begründet wurde, die übrigens fast ganz ver- gessen, und unter allen Umständen nicht nach allen Seiten hin genügend gewürdigt worden ist. Nach diesem geistvollen Forscher rührt weder das fibröse Gewebe am äusseren Blatte des Herzbeutels ausschliesslich von dem Gentrum tendineum des Zwerchfelles her, noch zeigt dieses Organ, mit Ausnahme des vorderen Randes seiner Basis, mit der Sehnensubstanz des Diaphragma eine innige Verbindung. Wir werden die Anschauungsweise Lieutaud's aber erst dann dem Verständnisse näher bringen können, und daran die Ergebnisse eigener Beob- achtungen knüpfen, wenn wir die Beschaffenheit und die Anordnung der inneren Brustbinde dargelegt haben. Wir müssen aber nicht allein dieses Gebilde für sich und in Rücksicht auf den Herzbeutel kennen lernen, sondern noch andere fibröse Bestandteile der Brust, eine Art von Bänder des Herzbeutels — die Ligamenta sterno-pericardiaca in Betrachtung ziehen, da auch sie wichtige Quellen des Gewebes der fibrösen Lamelle des Pericardium sind, und daher schon in dieser Hinsicht in einiger Beziehung zu jener Binde stehen. ') Xavier Bichat, Tratte d'anatomie descriptive. Tome IV, p. 79. Paris 1819. 2) Job. Fr. Meckel, Handbuch der menschlichen Anatomie. Bd. III, .S. 1"J. Hülle 1817. ''•) U o x. Lauth, Neues Handbuch der praktischen Anatomie. Bd. I. S. 478. Stuttgart 1835. *) Fried. Hildeb ran d t's Handbuch d. Anatomie d. Menschen. Ud. III. S. 133. Stuttgart 1833. •r') Fried. Arnold, Handbuch der Anatomie des Menschen. Bd. II. 8. 418. Freiburg i. B. 1S47. ,;).l. Gruveilhier, Tratte" d' anatomie descriptive. Trois. Edit. Tome II, j'. 555. Paris /.s'ii. ') Observations omatomigues sv/r le coeur. Premier me'moir. tTisioire del'acad&mie royäle des sciences ITö'J. i>. 'JiJ'J. Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica. 1. Die Fascia endothoracica an sieh. Mit diesem Namen hat Hyrtl1) diejenige Binde der Brustwand belegt, welche mit der Fascia transversa abdominis vergleichbar, an der Aussenseite der Pleura parietales , wie jene am Bauchfelle, angebracht ist. Hyrtl fasste seine Ansieht über dieses Gebilde in fol- genden Worten zusammen: „Der äussere Ballen der Pleura ruht unten auf dem Zwerchfelle, und ist an dieses, so wie an die innere Oberfläche der Brustwand durch kurzes Zellgewebe angeheftet, welches sich gegen die Wirbelsäule zu als besondere Schicht entwickelt und festere Textur annimmt". Denjenigen Abschnitt dieser Binde, welcher dem Zwerchfelle angehört, hat schon Lieutaud2) gekannt und angeführt als „Expansion aponeurotique, quirecouvre sous la plevre la partie charnue du dtaphragme, qui peut etre conside'ree comme la membrane propre de ce muselea. Von diesen Beobachtern, den einzigen, welche die in Rede stehende Binde bisher zum Gegenstande der Untersuchung gemacht haben, ist nichts darüber angemerkt worden, ob das (Gewebe derselben von gewissen Punkten aus verstärkt und sie an diesen gleichsam angeheftet werde, oder ob man in dieser Fascie nicht vielmehr nur ein stellenweise dichteres und membranös gewordenes, subseröses Zellgewebe zu erkennen habe. Dafür möchte allerdings das früheste Kindesalter sprechen, in welchem nirgends nach aussen von der Pleura weder ein festeres fibröses Gewebe noch Stellen angetroffen werden , welche mit Bestimmtheit als spätere Ausgangspunkte eines solchen erkannt werden. Beim erwachsenen Menschen dagegen, welchen wir den nachfolgenden Betrachtungen zu Grunde legen, werden wir uns von der organologischen Selbstständigkeit dieser Binde nicht minder überzeugen, als von der Existenz z. B. der Fascia transversa in dem Sinne, welchen man für diese und ähnliche membranöse Gebilde festzuhalten gewohnt ist. Die Fascia endothoracica folgt im Wesentlichen dem Zuge des parietalen Blattes der Pleura, hat jedoch insofern einen etwas grösseren Verbreitungsbezirk, als sie auch diejenigen Regionen der Brustwand überzieht, welche von der Pleura nicht berührt werden, also ins- besondere die Stelle des Zwerchfelles vor und hinter dem Herzbeutel, zum Theil auch die- jenige Seite des Brustbeines und der Wirbelsäule, welche an der Begrenzung des Mittel- fellraumes interessirt sind. Es wird sich in Betreff der letzteren Localitäten die in mehrfacher Hinsicht wichtige Thatsache ergeben, dass das Gewebe jener Binde sieh hier in fibröse Stränge sondert, welchen, als Haltbändern des Herzbeutels und der Aorta tkorac. descendens, eine besondere functionelle Bedeutung wohl zukommen mag. Es bestehen hinsichtlich der Stärke dieser Binde Unterschiede, die durch Individualität und durch das Alter begründet sind. Im Allgemeinen lässt sich bemerken, dass in den späteren Lebensjahren die Dicke und die fibröse Beschaffenheit auffallender sind als in früherer Zeit. Wohl zu beachten ist es, dass dieselbe, ceteris paribus , nicht an allen Abschnitten der Brust gleichförmig ausgebildet ist, sondern in der Regel in der Nähe der Wirbelsäule, so wie hart über dem Ursprünge des Rippentheiles und an der vor dem Herzbeutel befindlichen Partie des Zwerchfelles am stärksten und von deutlich fibrösem Aussehen gefunden wird. Als pathologische Verän- derung kommt bisweilen in grösserem oder kleinerem Bezirke eine ausgezeichnete Verdickung und Verdichtung dieser Membran vor, und zwar nicht selten ohne entsprechende Anomalie ') .Jos. Hyrtl, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. S. 483. Prag 1846. -') A. a. (>. 4 Hubert Luschka. der Pleura, öfter aber auch in der Art, dass die letztere Haut in sehr innige, eine Isolirung kaum gestattende Verbindung getreten ist. In einem Falle habe ich kürzlieh an der Rippen- wand des Thorax unter dem Brustfell eine circa thalergrosse, feste, mehrfach ausgezackte Platte gefunden, welche sich als echte im daselbst verdickten Gewebe der Fascia endothoracica entstandene Knochensubstanz ausgewiesen hat. Es gewährt ein mehrfaches Interesse die verschiedenen Abschnitte der inneren Brust- binde mit Rücksicht auf ihren Zusammenhang mit der Nachbarschaft und auf die Punkte zu untersuchen, von welchen aus die Vermehrung und die Verstärkung ihres Gewebes statt- findet. Der dem Rippentheile der Brustwand angehörige Abschnitt jener Binde entspricht dem Umfange der Pleura costalis nicht genau , sondern hat einen etwas grösseren Verbreitungs- bezirk als diese. Nach oben folgt sie ganz und gar dem Zuge derselben , insoweit sie sich über die erste Rippe hinauserstreckt. Die von allen Seiten, namentlich von der hinteren Brustwand über der Spitze des Pleurasackes zusammeufiiessenden fibrösen Bündel schützen das letztere Organ einigermassen gegen die auf ihm gelagerten Gebilde, und sichern zugleich durch schwächere oder stärkere Adhärenzen die Lage derselben, insbesondere jene der Schlüsselbeinarterie. Nach vorne begibt sich die innere ßrustbinde bis hinter das Sternuni, wo sie an der unteren Grenze des Handgriffes mit dem mittleren Blatte der Halsfascie in Continuität tritt. Eine bedeutende Dicke besitzt die Binde während ihres Verlaufes hinter den Vasa mammaria bis zu der Stelle, von welcher an diese Gefässe vor den Muse, triangularis stemi zu liegen kommen. Der diesen Muskel überziehende Theil der Binde ist ausnehmend dünn, und überdies mit seinem sehnigen Ursprünge so fest verwachsen, dass es nur schwer gelingt, ihre Ablösung in grösserem Umfange auszuführen. Indem sieh die Fascia endothoracica von beiden Seiten her bis hinter das Sternum begibt, kommt sie neben dem linken Rande desselben von der Insertion des Knorpels der vierten Rippe an in einer nach abwärts allmählich bis zu zwei Querfingern zunehmenden Breite, also zum Theil im Bezirke der sogenannten Herzleerheit, mit der Pleura in gar keine Berührung, während dies rechts in der Regel von der Sternalinsertion der zweiten Rippe in der ganzen Länge des Brustbeinkörpers und bis über die Mittellinie desselben hinaus der Fall ist. Es gibt aber auch hiervon, und zwar innerhalb des Breitegrades der Gesundheit, eine Ausnahme, deren Betrachtung wir die Angabe des gewöhnlichen Verhältnisses vorausschicken. Über die Lage des vorderen Randes der rechten Lunge und beziehungsweise des rechten Mittelfelles herrscht unter den Lehrern und Schriftstellern keine vollkommene Über- einstimmung. Nach dem Zeugnisse derjenigen, welche die obsch webende Frage auf Grundlage exaeter Untersuchung durch die Percussion r) entschieden haben, entspricht derselbe dem linken Rande des Brustbeines. In vollkommenem Einklänge hiermit steht nach den von den Anatomen gewonnenen Resultaten eigentlich nur die von Job. Fr. Meekel2) gemachte Angabe, vorausgesetzt, dass dieselbe, was jedoch keineswegs ausdrücklich bemerkt worden ist. sich auf die Regel bezieht. Meekel erledigt diese ganze Sache, indem er anführt: das rechte vordere Mittelfell hefte sich ') .J. Fr. Conrad i, Über die Lage und Grösse der Brustorgai tc. beim gesunden Manne und ihre Bestimmung durch die Percussion. Giessen 1848. S. 20. -'i.l'ih. Fried. Meekel. Handbuch der menschlichen Vnatomie. Bd. IV. .v 122. Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica. 5 mit seinem vorderen Rande an den linken Rand des Brustbeines. Schon A. W. Otto1), welcher offenbar in Rücksicht auf diesen Punkt viel genauere und specielle Untersuchungen angestellt hat, macht dagegen in folgender Art entschiedene Einwendung: „Es wird gemei- niglich gesagt, dass der rechte Lungensack sich vorn bis zum linken Rande des Brustbeines erstrecke und daher um die ganze Breite des Brustbeines grösser als der linke sei; dies ist jedoch nicht richtig. Der rechte Brusthautsack schreitet mit seinem vorderen Rande vor dem oberen Theile des Herzbeutels und hinter der Mitte des Brustbeines allmählich bis zum linken Brustbeinrande hinüber, nach unten aber, wo der Herzbeutel breiter wird, wieder bis zur Mitte des Brustbeines, ja bis zu dessen rechtem Rande zurück- weichend. Th. Krause ") spricht sich dahin aus, dass das rechte Blatt des Mittelfelles mit seinem vorderen Rande unten hinter der Mitte des Corpus sterni, und selbst hinter dem linken Rande desselben angewachsen sei; auchHyrtl3; bemerkt: das rechte Mittelfell gehe hinter der Mitte des Sternum, z u weilen selbst am linken Sternalrande herab. Fr. Sibson4) gibt über diesen praktisch belangreichen Gegenstand, indem er, sonderbar genug, behauptet mit Conradi völlig, übereinzustimmen, folgende Äusserung ab: „The inner edge of ihe right lung descends from tlie point of ' divergence behind the middle of the sternum, a little nearer of its left margin, and ends in the loioer edge of the lung just above the loioer extre- mity of the sternum". Gestüzt auf eine nicht gering Anzahl eigener Untersuchungen habe auch ich5) es schliesslich für die Regel erklärt, dass der vordereRand der rechten Lunge in die linke Hälfte des Brustraumes hinüber greife, und meist entlang dem linken Drittel des Sternum herablaufe. Ich habe es aber auch nicht unterlassen zu bemerken, dass der vordere Rand der rechten Lunge bisweilen selbst entlang dem linken Sternalrande herablaufe. Aus den selbstständigen Untersuchungen der meisten Anatomen geht es hervor, dass das was durch die Percussion als Regel gefunden wird, in dieser Beziehung unter allen Umständen als die, wenn auch nicht selten vorkommende, Ausnahme zu betrachten ist. Dieser Widerspruch lässt sich jedoch keineswegs auf die anatomische Grundlage zurück- führen, sonst müsste bei dem unbestreitbaren individuellen Wechsel der Lage des vorderen Randes der rechten Lunge die Percussion immerhin auch Fälle nachweisen, welche mit dem bezeichneten gewöhnlichen anatomischen Befunde in Einklang zu bringen wären, indessen doch stets bei normalem Zustande der Lungen, in der ganzen Breite des Sternum ein s onorer Perc ussionss chall wahrgenommen wird. Diesen kann man in der Mitte der oberen Grenze des Brustbeines, hinter welcher Stelle durchaus keine Luncen- Substanz befindlich ist, sondern die vor der Luftröhre liegenden Gefässstämme — Vena inno- minata sinistra, Convexität des Aortabogens, Truncus anongmus — angetroffen werden, nicht weniger hervorbringen , als in der ganzen Breite des unteren Endes vom Corpus sterni. Dieses Paradoxon lässt sich, wie Dr. C. Schweigger6) gewiss mit vollem Rechte bemerkt. nur daraus erklären, dass die auf das Sternum ausgeübte Per cussions er s chütte- r u n g sich nicht auf d ie p er c u tir t e" S t e 11 e beschränkt, sondern sich über einen grösseren o der kl ein er en Thei 1 des Stern ums ausbreite t. ') A. W. Otto, Von der Lage der Orgaue in der Brusthöhle. Breslau 1S29. S. 15. -! 0. Fr. Th. Krause, Handbuch der menschlichen Anatomie. Hannover 1843. S. 4M ; Jos. Hyrtl, Lehrb. d. Anatomie des Menschen. Prag 1S46. S. 484. ') Francis Sibson, Medieal anatorny, Seaond Edil. Fasel. 5) Hub. Luschka, Die Brustorgane des .Mensehen in ihrer Lage. Tübingen 1S57. Erklärung zu Taf. I. "■ Vgl. Gösehen's deutsche Klinik. L857. S. 241. 0 Hubert Luschka. Das Hinüberscb reiten des vordem Bandes der rechten Lunge an die ganze Höhe des linken Randes vom Brustbeinkörper ist jedoch nicht die einzige Abweichung von der Regel. Es kommt nämlich, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, nicht so gar selten vor, dass das Ripp enfell der rechten Seite das Brustb ein gar nicht erreicht, sondern in eini- ger, meist nur eine Daumenbreite betragender Entfernung von dessen rechtem Rande sich in das bezügliche Mittelfellblatt zurückschlägt. Bisweilen ist die vordere Grenze des rechten Rippenfelles vom Brustbeine so weit entfernt, dass die Vasa mammaria, wenigstens von der zweiten Rippe an, mit ihr in gar keine Beziehung kommen, sondern vom Brustraume aus nur durch die Fascia endothoracica und nach unten durch den Muse, triangularis stemi bedeckt werden. Diese Sache hat überdies insofern ein nicht geringes praktisches Interesse, als unter diesen Verhältnissen neben dem rechten Sternalrande gesetzte penetrirende Wunden den Pleurasack nicht eröffnen, während daselbst in gewöhnlichen Fällen nicht allein dieser getrof- fen, sondern auch die Lunge verletzt würde. "Von dem Sternalende des Knorpels der vierten Rippe an divergirt die linke Pleura, regelmässig so, dass in der Höhe der Sternalinsertion der 5., 6., 7. Rippe, neben dem linken Rande des Brustbeines in wechselnder Breite keine Pleura, sondern nur Fascia end><- thoracica angetroffen wird. Nach hinten geht die innere Brustbinde zum grössten Theile schliesslich in einen Zell- stoff über, welcher die Aorta und das Speiserohr umlagert und ihre räumlichen Beziehun- gen zu einander, so wie zur Wirbelsäule sichert. Ganz gewöhnlich begegnet man einzelnen stärkeren, fibrösen, wahrhaft bandartigen Faserzügen, welche aus dem Gewebe der Fascia endo- thoracica hervorgehen und sich da und dort in die Adventitia der Aorta verlieren. Bisweilen haben solche Bänder der Aorta aber auch einen mehr selbstständigen Ursprung und erweisen sich so sehr als scharf abgegrenzte Bildungen, dass es sich schon verlohnt ihnen eine weitere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ich will der Betrachtung dieser ligamentösen Bestandtheile der Brust einen Fall zu Grunde legen, in welchem sieh dieselben in ausgezeichneter Schön- heit und Mächtigkeit vorfanden, so dass sie das Interesse sachkundiger Manner in hohem Grade in Anspruch genommen haben (vgl. Taf. III). Zur Untersuchung dieses Gegenstandes habe ich eine männliche wassersüchtige Leiche gewählt, bei welcher alle fascienartigen Bestandtheile des Körpers eine eminent fibröse Be- schaffenheit zeigten. Die Brust wurde von der Rückenseite her so geöffnet, dass man eine genügende Ansicht der am linken Umfange der Wirbelsäule herablaufenden Organe gewin- nen konnte. In einer förderlichen Weise war dies aber erst dann möglich, nachdem man die in der Höhle des Pleurasackes an ihrer Wurzel abgetrennte Lunge entfernt hatte. -Jetzt wurde die Pleura, d. h. das linke Mittelfell, sorgfältig von der Wirbelsäule, von der Aorta und dem Speiserohr bis in die Ebene der Lungenwurzel losgelöst und sammt den mit ihr in Beziehung gewesenen Weich th eilen nach aussen hingezogen. Bald machte sich ein sehnenartigglänzendes fibröses Band (g) bemerklich, welches vom Körper des siebenten Brustwirbels aus in schiefer Richtung herab zum linken Umfange der Aorta verlief. Das platte O-lCentim. breite, 2-5 Cen- timeter lange Band trat links aus der Faserung des Ligamentum longitud. antie. hervor und strahlte fächerartig in zahllose Bündel aus, welche grösstentheils die Aorta schleuderähnlich umfassten, zum kleineren Theile ihrem linken Umfange entlang nach abwärts verliefen , um sich wie die anderen endlich in dem Gewebe der Adventitia zu verlieren. Ausser diesem sehr starken Haltbande der Aorta fand ich noch zwei viel kleinere, schmälere, aber nicht minder Der Herzbeutel und die Fascia endothorncica. 7 sehnenartig glänzende Bändehen (h h), welche aus der Substanz des Lig. longitud. antic. am Körper des vierten Brustwirbels ausgingen und sich da in die Zellhaut des Gefässes verloren, wo sein Bogen im Begriffe ist, in die Aorta descendens thoracica überzugehen. Bei Gelegenheit dieser Nachforschungen , welche mich stets in den Bezirk jener von HyrtP) entdeckten, aber nur von wenigen Anatomen aus eigener Anschauung erkannten, von manchen ohne zureichenden Grund angezweifelten Muskeln führten, habe ich es nicht versäumt, mein Augenmerk auch auf diesen Gegenstand zu richten. Die Muse, broncho- und pleuro-oesophageus habe ich öfters und zwar immer beisammen angetroffen. Sie bestehen aus platten Bündeln ausschliesslich organischer Muskelfasern, die sich jedoch nicht in spindelför- mige Elemente , sondern nur in bandartige mit stäbchenförmigen Kernen versehene blasse Streifen zerlegen lassen. Die Bündel sind durch ein an elastischen Fibrillen überaus reiches Bindegewebe vereinigt, welches auch ihre Anheftung an den Bronchus und an die Pleura vermittelt. Der Muse, broncho-oesophageus (k) ist stets der schwächere, meist nur 2, höchstens 3 Millim. breite, 1 Gentim. lange Muskel und entspringt mit 3 bis 4 aus einander gespreizten Bündeln aus der hintern Wand des linken Bronchus; er zieht in schiefer Richtung nach links herab und setzt sich in die Längsfasersehichte des linken Umfanges der Speiseröhre fort. Der Muse, pleuro-oesophageus (i) ist 2 Centim. lang und in seinem mittleren Abschnitte 5 Mil- limeter breit. Sein Ursprung liegt zwei Querfinger breit nach unten von dem des vorigen Muskels und geschieht mit mehreren pinselartig aus einander weichenden Bündeln von der an den Körper des 6. oder 7. Brustwirbels angelötheten Fläche des linken Rippenfelles. Der Muskel verläuft über den linken Umfang der Aorta und senkt sich, um das Doppelte verbrei- tert, in die Längsfaserung des hinteren Umfanges der Speiseröhre ein. Die einen Bündel dieses Muskels ziehen in der Richtung nach oben, die anderen nach unten, die mittleren dage- gen setzen sich entsprechend der Ringfaserschichte, die Längsmuskeln durchbrechend, in die Tiefe fort. Der Rippentheil der Fascia endothoracica erhält von verschiedenen Seiten her regelmäs- sig eine Anzahl von Verstärkungsbündeln. Die einen derselben entspringen selbststän- dig vom seitlichen Umfange der Wirbelsäule als sehnenähnlich glänzende, bandartige Zacken (e), welche in die der Brustwand zugekehrte Fläche der Binde ausstrahlen; die anderen sind Fortsetzungen der hinteren Sehnensubstanz des queren Bauchmuskels. Es sind dies nämlich jene Sehnenbündel des Muse, transvers. abd., welche mit den an der vorderen Grenze der drei untersten Intercostalräume angebrachten, dem Ursprünge der Pars intercostalis des Zwerch- felles dienenden fibrösen Bögen in Beziehung stehen. Sie treten zum grösstenTheile über deren äussere Fläche hinweff und durchsetzen nur zum kleineren Theile die Bündel derselben. Alle aber gelangen schliesslich an die äussere Fläche des Rippenfelles, um sich allmählich in das Gewebe der inneren Brustbinde zu verlieren. Derjenige Abschnitt der Fascia endothoracica, welcher der convexen vom Herzbeutel nicht eingenommenen Fläche des Zwerchfelles zukommt und sich zu ihm als Fascia diaphrag- matica superior in ähnlicher Weise verhält, wie die quere Bauchbinde als Fascia diaphragma- tica inferior zu seiner coneaven Fläche, wird grösstentheils von der Pleura bedeckt; an den dieser Haut entbehrenden Stellen des Diaphragma aber wird er von einem lockeren, mitunter ') Vgl. Zeitschrift d. k. k. Gesellschaft d. Arzte zu Wien. Wien 1S44. 8 Hubert Luschka. an Fett sehr reichen Zellstoffe überlagert. Das Gewebe dieser Binde ist theils eine unmittel- bare Fortsetzung des Rippenabschnittes , theils mit einer wechselnden Anzahl von Bündeln selbstständig entsprungen. Es geht nämlich sowohl von der inneren Seite der Knorpel und Knochen unmittelbar über dem Ursprünge der Pars costalis diaphragmatis aus, als auch von der hinteren Fläche des Schwertfortsatzes und dem seitlichen Umfange des Endes der Brust- wirbelsäule. Diese Binde des Zwerchfelles bildet den hauptsächlichen Verschluss jener drei- seitigen Lücken, von welchen jederseits die eine zwischen Pars sternalis und costalis, die andere zwischen Pars costalis und lumbalis gelegen ist. Bei manchen Zwerchfellshernien, zumal jenen, welche die letztere Stelle zu ihrer Pforte haben, müssen die Qualitäten dieser zur Bildung des Bruchsackes verwendeten Membran , die im Verlaufe der Zeit hiei'bei mannifffaltisre Verän- derungen erfahren kann, in besondere Betrachtung gezogen werden. Am Fleische des Zwerch- felles haftet die Binde durch Vermittlung einer nur dünnen Schichte straffen Bindegewebes. Eine sehr bemerkenswerthe, bei einiger Sorgfalt der Präparation leicht zu constatirende Tliat- sache ist es, dass manche Muskelbündelchen des Zwerchfelles , anstatt im Centrum tendineum sehnig zu endigen,, schon viel früher in kurze, dünne, platte Sehnenfädchen übergehen, welche in das Gewebe jener Binde ausstrahlen. Um diese Sache genau prüfen zu können, ist es nöthig das Präparat einige Zeit, nachdem es in Wasser ausgezogen worden ist, in verdünnten Wein- geist zu legen, wodurch eine scharfe Sonderung aller Bestandteile möglich gemacht wird. Die Endigung von Zwerchfellfleisch in der Fascia diaphr. habe ich zu wiederholten Malen im grösseren Massstabe wahrgenommen. Es hatte nämlich diese Binde in mehreren von mir untersuchten Fällen unter Anderem ihren Ursprung vom seitlichen Umfange des ersten Len- denwirbels mit einem fingerbreiten, sehnenartig glänzenden Zipfel genommen. Eher diesen war der äussere Schenkel vom Lendentheile des Zwerchfelles schief nach aufwärts- auswärts hinweggezogen. Kurz vor der flächenhaften Ausbreitung jenes Zipfels in die Binde inserirte daran das unterste, zollbreite Rippenfascikel des Zwerchfelles, nachdem es unter einem mit der Convexität aufwärts gekehrten Bogen über die ganze 12. Rippe hinweggezogen war. Ein kleiner Theil der Faserung der Fascia endotlioracica geht ohne Ausnahme in das Gewebe des Centrum tendineum über, der grösste Theil aber tritt in eine sehr merkwürdige Beziehung zum Herzbeutel. 2. Die Fascia endothoracica in ihrer Beziehung zum Herzbeutel. Bei fast allen Säugethieren ist der Herzbeutel gar nicht mit dem Zwerchfelle verwach- sen; er steht überhaupt mit diesem in keiner directen Berührung, sondern zwischen beide ist eine, einen Lungenlappen einschliessende Verlängerung des rechten Pleurasackes eingescho- ben. Man möchte darnach glauben, das Pericardium stehe hier mit der Brustwand in keiner anderen Verbindung und werde dasselbe in seiner Lage durch nichts Anderes gesichert als durch seinen Zusammenhang mit dem wandständigen Brustfelle. Dies ist jedoch nicht der Fall , vielmehr ist das der Spitze des Herzens entsprechende Segment vom parietalen Blatte des Pericardium durch ein Band an die hintere Fläche vom unteren Ende des Corpus sterni angeheftet. Dieses Ligamentum stemo-pericardiacum, welches ich besonders beim Hund unter- sucht habe, wirkt ohne Zweifel in hohem Grade bestimmend auf die Lage des Herzbeutels ein; es gewährt als Prototyp einer Formation, der wir auch beim Menschen begegnen werden, ein sein- bedeutendes morphologisches und physiologisches Interesse. Bei einem grösseivn Der Herzbeutel und die Fascia endoihoracica. 9 Wachtelhunde, dessen Brustorgane ich soeben vor Augen habe, ist das Band 2-8 Centim. lang, 0-5 Centim. breit; seine Grundlage ist ein an breiten elastischen Fasern sehr reiches Gewebe, welches umschlossen ist von einer aus dem Zusammenfluss von Pleura costalis und diaphrag- matica entstandenen Scheide, die mit einer verhältnissmässig breiten Basis dem Brustbeine zugekehrt ist. Beim Menschen und bei den Orangs ist das Genirum tendineum des Zwerchfelles nicht frei, sondern auf ihm ruht die Basis des Herzbeutels, aber keineswegs, wie dies fast allgemein irrthümlich gelehrt wird, mit jener in ihrer ganzen Ausdehnung, sondern nur in einem beschränkten Umfange fest verwachsen. Eine innige, der Ablösung ein bedeutendes Hinder- niss entgegensetzende Adhärenz des Herzbeutels findet in Wahrheit nur dem vorderen Bande seiner Basis entlang Statt. Ist dieselbe überwunden, dann vermag man auch bei dem erwach- senen Menschen das Pericardium ohne irgend welche Gefährdung seiner Wand in kürzester Zeit loszuschälen. An ihrer übrigen Circumferenz, namentlich an ihrer linken auf die Muscu- latur des Zwerchfelles übergreifenden Seite ist die Basis, d. h. die der planen Fläche des Her- zens entsprechende Partie des Pericardium um Vieles lockerer, stellenweise so lose mit dem Zwerchfelle verbunden, dass man die Ablösung selbst ohne Messer auszuführen vermag. Bei der Präparation von der Höhle des Herzbeutels aus überzeugt man sich sofort, dass sein mit dem Zwerchfelle in Verbindung stehender Abschnitt sich bis gegen den vorderen Band des Gentrum tendineum einigermassen verschieben und nach der Herstellung eines Kreuzschnittes mit der allergrössten Leichtigkeit bis zu jener Grenze ablösen lässt. Man erkennt dabei, dass der lockere Verband durch einen weichen, in der Regel nur wenig Fett einschliessenden Zell- stoff bewerkstelligt wird. Bisweilen findet man aber auch eine grössere Menge Fett, so dass der auf dem Gentrum tendineum liegende Theil des Herzbeutels stellenweise hügelartig in dessen Cavum hineinragt. Dass unter Umständen auch Wasseransammlungen in diesem Zell- stoffe Platz greifen und dadurch die Lage und die Function des Herzens beeinträchtigen kön- nen, lässt sich nicht im mindesten in Zweifel ziehen. Bei einem an Anasarka gestorbenen Manne hat A.Portal ') hier in derThat eine Ansammlung vonWasser gefunden, welches unter Umständen gewiss auch als Ergebniss eines auf den Bezirk der Basis des Herzbeutels beschränkten Leidens angetroffen wird. Das fibröse Gewebe, welches den Verband des Herzbeutels mit dem Zwerchfelle vermit- telt, rührt nur zum kleinsten Theile vom Gentrum tendineum her, und zwar ist es nur der vor- dere Rand des letzteren, so wie der Rand des Foramen quadrilaterum , welche eine Anzahl von Sehnenbündeln an das parietale Blatt des Herzbeutels entsenden. Die Bündelchen strah- len sowohl über die convexe als auch über die plane Seite des Pericardium aus. Eine etwas einlässlichere Betrachtung erheischt das Verhalten des Herzbeutels zur Cava inferior thoracica und zum Rande der ihrem Durchtritte dienenden Lücke des Zwerchfelles. Das im Brust- raume liegende Stück der unteren Hohlader hat an seinem vorderen Umfange eine Länge von 2 Centim., am hinteren von 4-5 Centim., am seitlichen von 2-8 Centim. Dasselbe ist vom visceralen Blatte des Herzbeutels nicht in seiner ganzen Länge umhüllt, sondern es ragen nur zwei Drittel in das Cavum pericardii hinein. Dabei geschieht die Umhüllung so , dass in der Medianlinie der hinteren Seite jener Ader das viscerale Blatt unter Bildung einer senkrecht ') Antoine Port al, Cows d' anatomie m4äicale. Paris 1803. Tome III, p 5. Denkschriften der mathem.-natnrw. Cl. XVII Bd. Abhandl, v. Nichtmitgl. , 10 Hubert Luschka. stehenden, das Umgreifen des Gefässes hindernden Duplicatur in das parietale übergeht. Das einer unmittelbaren serösen Umkleidung entbehrende Drittel der Ader zeigt die Einmündun- gen von zwei bis drei Venae diaphragmaticae, ist von lockerem fetthaltigem Zellstoffe, so wie von bogigen sehr dünn gewordenen Sehnenbündelehen, welche sich allmählich in der Adventitia verlieren, mehr oder weniger reichlich umzogen. Über dieses so umgebene Gefässstück tritt das parietale Blatt des Herzbeutels auf das Zwerchfell herab. Im Umfange des Foramen qua- drilaterum ziehen zum Pericard mehrere, meist sehr unscheinbare Sehnenbündelehen, welche hier nicht sowohl einen innigen Verband, als vielmehr das rechte Lagerungsverhältniss der Theile zu einander zu bewirken haben. Auf der linken Seite fand ich schon öfters ein stär- keres, durchschnittlich 6 Millim. langes, 2 Millim. dickes, aus dem Zusammenfluss mehrerer Faserzüge des Centrum tendin. hervorgegangenes Bündel, welches 5 Millim. nach aussen von der Hohlader sich an der dem Zwerchfelle zugekehrten Seite in das Gewebe des Herzbeutels einsenkte. Der grösste Theil des Gewebes der äusseren sogenannten fibrösen Lamelle am parietalen Blatte des Herzbeutels stellt eine Fortsetzung der Fascia endothoracica dar, welche man füglich mit Rücksicht auf die schon längst eingebürgerte Bezeichnung der das Pericardium seitlich überdeckenden Pleura, „Fascia pericar diacaü nennen könnte. Im ganzen Umfange der Basis des Herzbeutels setzt sich die innere Brustbinde auf die Aussen- seite dieses Organes fort. An den meisten Stellen, insbesondere seitlich, geschieht diese Fort- setzung insofern in einer weniger augenfälligen Weise, als die Sonderung des Gewebes der Membran in schärfer ausgeprägte, fibröse Bündel daselbst in viel geringerem Masse stattfin- det. Am vorderen Rande dagegen, zumal da, wo der Herzbeutel mit der Pleura nicht in Be- rührung kommt, machen sich beim erwachsenen Menschen zahllose sehnenartig glänzende '/, bis 2 Linien breite platte Bündelchen bemerklich (Taf. II, ff), die sich aus der übrigen gleichartigeren Substanz jener Binde erheben und in longitudinaler Richtung über die vordere Seite des Pericardium ausstrahlen. Aber nicht alle an den Herzbeutel gelangende Substanz der Fascia endothoracica breitet sich über dessen convexer Oberfläche aus, sondern eine nicht ganz unbedeutende Portion derselben tritt auch an seine untere, dem Zwerchfelle zugekehrte plane Seite. Es findet, wenn man sich so ausdrücken will, entlang dem Rande der Basis-des Pericardium eine Art von Spaltung der Fascia diaphragmatica in zwei Blätter Statt, welche den Herzbeutel gewissermassen zwischen sich fassen. Dieses Verhalten ist schon von Lieu- taud erkannt und in folgender Art beschrieben worden: „L'expansion apone'urotique , qui recouvre la partie charnue da diaphragme parait se diviser en rencontrant le bord du pericard en deux feuillets, dont l'exterieur monte sur la face convexe de ce sac, et i inte'rieur se repand sur la face plate." Am vorderen Rande des Centrum tendineum, also da, wo die festeste Anheftung des Herzbeutels besteht, findet überdies ein Faseraustausch in der Weise Statt, dass einzelne Bündelchen der Fascie in das Gewebe der sehnigen Mitte des Zwerchfelles, andere dagegen aus der letzteren an das Pericardium treten. Diese Anordnung, welche in Wahrheit eine Art von Nath darstellt, trägt nicht wenig zu jener innigen Verbindung des Pericardium in dem genannten Bezirke bei. Sie zeigt sich in der Regel um so fester, je älter der Mensch ist, wäh- rend beim Fötus, wie schon von Hall er1) angemerkt wurde, und noch beim Neugeborenen ]> Albert v. Haiirr. Elementa physiologiae corporis humani, Lausanne I7,r>7. Tom. I. p. ~t>7 Der Herzbeutel und die Fascia endoihoracica. 11 die Anheftung durch einen verhältnissmässig laxen Zellstoff geschieht. An der hinteren Seite gelangen in der Umgebung des Foramen quadrilaterum stets einige stärkere, deutlich fibröse Bündel aus der Fascia zum Herzbeutel, dessgleichen treten mehrere Fascikel desjenigen Thei- les jener Binde an das Pericard, welcher die Speiseröhre mit dem Zwerchfelle in Verbindung bringt und eine kürzere oder längere Strecke an ihr in die Höhe steiet. Die in der beschriebenen Weise entstandene, das äussere Blatt des Herzbeutels verstär- kende fibröse Schichte besteht aus platten , sehr schmalen , vorzugsweise longitudinal verlau- fenden sehnenartig glänzenden Bündelchen. Diese liegen jedoch nicht parallel neben einan- der, sondern verbinden und trennen sich abwechselnd in der Art, dass es zur Bildung eines Maschenwerkes kommt, dessen Räume längliche meist sehr schmale Spalten darstellen. Brei- tere von Fett erfüllte Maschenräume sind besonders da sehr auffallend, avo das fibröse Gewebe, in Bündel gesondert, eben erst im Begriffe ist von der Oberfläche des Zwerchfelles an die vordere Seite des Pericardium hinaufzusteigen. An einigen Stellen, namentlich um den Ein- tritt der Venae pulmononales in den Herzbeutel, nehmen diese fibrösen Bündel einen exquisit bogenförmigen Verlauf an und sind mitunter daselbst auffallend stark ausgeprägt. Da, wo sich an der obern Grenze des Pericardium sein parietales Blatt in das viscerale umschlägt, Ayerlassen jene Bündel das erstere und treten an die Wände der grossen Gefässstämme, um sich allmählich in deren Tunica adventitia zu verlieren. Besonders reichlich findet dieser Über- gang des Gewebes auf den Bogen der Aorta Statt, an dessen vorderer Seite sieh fast regel- mässig eine Anzahl deutlich unterscheidbarer Sehnenzipfel bemerklich macht. Die nach innen von der sehnigen Ausbreitung befindliche Lamelle des parietalen Herz- beutels Avird durch dessen sogenanntes seröses Blatt dargestellt, das man schon ohne wei- tere Präparation in den grösseren Spalten der fibrösen Ausbreitung zu erkennen vermag. Unter Umständen tritt es div er tikelar ti g durch diese hervor. Die sogenannten Herniae pericardü sind also Ausstülpungen der serösen Lamelle des parietalen Herzbeutels durch Lücken seiner fibrösen Schichte. Sie stellen meist rundliche, dünnwandige, mit einem kurzen Halse versehene blasenartige Anhänge dar, welche durch eine, gemeinhin scharfrandige, kreisrunde Öffnung mit der Höhle des Herzbeutels eommuni- ciren. Diese im Ganzen sehr seltenen Bildungen erreichen gewöhnlich eine nur geringe, den Umfang einer kleineren Wallnuss nicht leicht überschreitende Grösse. Ich habe bisher drei Fälle beobachtet, von welchen zwei diejenige Gegend der vorderen Seite des Herzbeutels betra- fen, avo das Mittelfell in die Pleura pericardiaca übergeht, der dritte an der Ausbuchtung des Herzbeutels zwischen Cava superior und Aorta vorkam. Ein besonderes Interesse bot die eine der Wahrnehmungen dadurch dar, dass sie für die Erklärung der Entstehung des Diver- tikels einigen Anhalt gewährte. Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dass diese Divertikel durch keinerlei vis a tergo erzeugt oder auch nur in ihrer Bildung begünstigt werden. Man könnte übrigens wenigstens daran denken, dass Ansammlungen von Flüssigkeit in der Höhle des Herzbeutels durch Druck gegen widerstandslosere Stellen partielle Ausbuchtungen zu erzeugen vermöchten. Allein dafür spricht keine einzige Beobachtung. Nach dem gegenwär- tigen Stande der Erfahrung lässt sich nur an die Wahrscheinlichkeit ^glauben , dass eine Ge- walt, die von aussen her auf die bezügliche Stelle des Herzbeutels Avirkte, herniöse Aus- buchtungen desselben zu Stande bringen könne. In einem Falle habe ich an dem blinden Ende des Divertikels einen consistenten Fettklumpen gefunden, Avelcher ziemlich fest anhaftete. Indem dieser sich an einer Stelle etablirt hat, an Avelcher in zufällig grösserem b* 12 Hubert Luschka. Umfange durch das fibröse Gewebe die seröse Lamelle des Herzbeutels nicht geschützt war, konnte diese wohl durch das selbstständige Wachsthum des Fettknotens , vielleicht aber auch durch einen von irgend einer Seite her auf ihn ausgeübten Zug hervorgezerrt werden. Jeden- falls gewinnt diese unscheinbare Sache dadurch einige Wichtigkeit, dass sie ganz im Ein- klänge steht mit der von Roser1) und Linhart2) in Betreff der Schenkelhernien vorgetra- genen Lehre, der zufolge die Bildung des Bruchsackes das Primäre ist und dieser durch Herauszerrung des Bauchfelles entsteht, nach Roser meist durch kleine, dem subserösen Gewebe angehörige Fett knoten. Der Verband des fibrösen Gewebes mit der serösen Lamelle des Herzbeutels ist an den meisten Stellen so innig, dass weder eine Isolirung durch gröbere Hilfsmittel möglich, noch eine Scheidung derselben an senkrechten mikroskopischen Durchschnitten ausführbar ist. Ja, an diesen vermag man nicht einmal die Grenze des "Gewebes beider Lamellen sicher zu be- stimmen; so allmählich findet der Übergang der für beide gemeinschaftlichen fibrillären Binde- substanz Statt. Mag man nun aber auch was immer für eine Vorstellung über das Wesen der serösen Membranen haben: vom organologischen Standpunkte aus muss man an allen eine äussere, fibröse, sie verstärkende Schichte unterscheiden. Die fibröse Lamelle des Herzbeutels ist ganz in Parallele zu stellen mit der sogenannten Capsula fibrosa der Gelenke. Wie hier das fibröse Gewebe accidentell, d. h. das Ergebniss der Ausstrahlung theils von Sehnensubstanz nachbarlicher Muskeln, theils der Knochenhaut und der Fascien ist, so zeigt sich auch das fibröse Gewebe des Herzbeutels als ein zur serösen Membrau hinzugekommenes. Diese orga- nologische Verwandtschaft von Herzbeutel und Gelenkskapseln ist denn auch durch den schon so häufig beobachteten pathologischen Consens ausser allen Zweifel gesetzt. Seitlich und zum Theil auch am vorderen Umfange des Herzbeutels ist seine fibröse Lamelle vom Brustfell überzogen. Indem nun die Pleurasäcke in weiterer Verbreitung fest an die Wand des Thorax angeheftet sind, so haben sie durch Vermittelung des Pericardium nicht allein einen die Lage des Herzens einigermassen sichernden und bestimmenden Ein- fluss, sondern sie vermögen bei aufrechter Stellung des Menschen auch die Last, mit welcher das Herz sonst auf das Zwerchfell drückte, zu vermindern. An der Stelle des Überganges der Pleura vom Herzbeutel auf das Zwerchfell, aber auch nicht selten weiter oben an der Pleura pericardiaca werden bei dem erwachsenen Menschen in der Regel von dieser Membran ausgehende, in die Höhle des Pleurasackes hereinwachsende grössere und kleinere Fortsätze angetroffen. Die grösseren sind von Fett erfüllte beutelartige Einstülpungen, welche ganz und gar mit den Appendices epiploicae des Bauchfelles und mit den Plicae Haversianae der Synovialhäute identisch sind. Sie erweisen sich bald als einfache kolbige mehr oder weniger gestielte, bald als abgeplattete mehr oder minder eingekerbte und selbst in verschiedener Weise gelappte Bildungen. Im frischen Zustande sind sie gelb- röthlich und mitunter so ausgezeichnet vascularisirt, dass sie lebhaft roth aussehen (vergl. Taf. II, k h k). Von diesen fetthaltigen in den Pleurasack hineinragenden Duplicaturen des Brustfelles ist der von Fett mehr oder weniger reichlich durchsetzte Zellstoff zu unter- ') W. Roser, Noch einmal die Bruchtheorie. Vrchiv für j . 1 1 > - i • . ! . . >j . Heilkunde Jahrgang 1858. S 62 2) W. I.i ii li :i r t . Über die Schenkelhernie. Erlangen 1852. Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica. 13 scheiden, welcher im unteren Abschnitte des vorderen Mittelfellraumes da angebracht ist, wo ein dreiseitiges links von der Mittellinie des Brustbeines liegendes Segment des Herzbeutels von der Pleura nicht überzogen ist, sondern eben durch Vermittelung jenes Zellstoffes an die vordere Brustwand angelöthet wird. Das Fett ist nicht an allen Punkten, an welchen der eines Pleuraüberzuges entbehrende Abschnitt des Herzbeutels an die Brustwand angrenzt, in glei- chem Masse vorhanden, sondern fehlt stellenweise fast gänzlich, so dass nur eine dünne Schichte eines lockeren Bindegewebes nebst dem Lig. stemo-pericard. inf. den Verband zu Stande bringt. Am reichlichsten zeigt sich das Fett immer da, wo Herzbeutel, vordere Brust- wand und Zwerchfell zusammenstossen, also etwa entsprechend dem vorderen Bande der Basis Pericardii, insoweit derselbe hier überhaupt in Betrachtung kommen kann. Das daselbst vorfindliehe Fett ist nicht selten exquisit gelappt, von röthlicher Färbung und reichlich vascu- larisirt. Ich1) habe schon bei einer anderen Gelegenheit darauf aufmerksam gemacht, dass die Mächtigkeit dieses Fettlagers wechsle, aber in maxhno kaum mehr als 2 Centim. betrage, und dabei bemerkt, dass ich dieses Mass an Leichen bestimmt habe, deren Pleurasäcke mit grösster Vorsicht unverletzt erhalten worden waren. Es übersteigt daher sicherlich das Mass des Erlaubten, wenn Angesichts der von mir ausdrücklich angegebenen Vorsichtsmassregeln J. Hamernjk2) die Einwendung macht, dass die von mir angeführten Masse „willkürliche Schätzungen ungewöhnlich gezerrter Bindegewebslagen an eröffneten Leichen" betreffen. Man muss dieses Gebaren um so mehr tadeln, als dieser Autor im Wesentlichen meine Angaben unter veränderter Form wiedergibt, aber zur Bemäntelung die Bemerkung für nöthig erachtet: „das von Luschka angeführte fettreiche Zellgewebe, so wie dessen Tiefe von mehr als 2 Centim. kann mit den von mir beschriebenen Fettlagen nicht verwechselt werden". Dies wird behauptet, nachdem S. 30 angeführt worden ist: am unteren Ende des Brustbeines sehe man an der Lumina mediastini sinistra eine zapfenartige Fettablagerung, von verschie- dener Grösse. Dieselbe könne selbst die Grösse einer gewöhnlichen Birne erreichen. Wenn ich von dem Umfange gewöhnlicher Birnen eine richtige Vorstellung habe, so hat eine solche Fettablagerung doch wohl nicht weniger als eine Dicke von 2 Centimeter. Jenen grösseren, als „Plicae adiposae •pleurales'1- zu bezeichnenden Anhängen gegenüber finden sich auch kleine, zum Theil nur durch die Loupe erkennbare weissliche, in Wasser flot- tirende — - Villositäten, welche sowohl als Auswüchse an den vorhin bezeichneten Gebilden vorkommen, als auch da und dort für sich bestehen und unmittelbar aus dem Gewebe der Pleura hervorsprossen. Sie bestehen theils aus homogenem, theils aus fibrillärem Bindegewebe, und sind meist mit einem nur unvollständigen Epithelium versehen. Ihre wechselnde, an die Ge- stalt verschiedener Pflanzenblätter erinnernde Form stimmt ganz mit jener überein, wTelche den von Lacauchie3) und von mir4) schon früher an den scharfen Rändern der Lunge und an den Rändern der Herzohren fast regelmässig gefundenen zottenförmigen Bindegewebsexcres- cenzen zukommt. Von Lacauchie wurden diese Auswüchse gleich wie die allen Beziehun- gen nach ihnen gleichkommenden Synovialzotten für Drüsen erklärt, welche er als „Glandes prqjete'es" von den übrigen Drüsen unterscheidet, die er als „Glandes pur depressionu bezeichnet ') H. Luschka, Die Brustorgane des Menschen. 1857. S. 11. 2) Jos. Hamernjk. Das Herz und seine Bewegung. Prag 1858. S. .'ii. ; \. E. Lacauchie, Emden hydrotüiniques et iiiikrni/rnji/iiijues. /'uns 1843. p. Hl. *) H. Luschka, Der Nervus phrenicus des Menschen. Tubingen 1853. S. 51. 14 Hubert Luschka. wissen möchte. Jene Auswüchse der Pleura, sowohl die kleineren als die grösseren, nehmen aber nur insoferne einiges Interesse in Anspruch, als sie in seltenen Fällen eine Ab- schnürung erfahren und als freie Körper in den Pleurasack zu liegen kommen , oder insoweit sie die Ablagerungsstätten pathischer Producte werden und hiedurch , so wie auch durch ein- fache Hypertrophie die Brustorgane, zumal die Lungen, auf mechanische Weise beeinträchtigen können. Nach deu bisherigen Erörterungen rührt das fibröse Gewebe des Herzbeutels hauptsäch- lich von der Fascia endoihoracica und nur zum kleinsten Theile vom Centrum tendineum des Zwerchfelles her. Es existirt aber nocli eine dritte nicht unbedeutende Quelle, aus welcher sehnenartige Faserbündel an die Aussenseite des Pericardium gelangen, um zwischen die von anderwärts her erekommenen auszustrahlen: es sind: 3. Die fibrösen Bänder des Herzbeutels. Alles, was bisher von den Schriftstellern über den Zusammenhang des Herzbeutels mit dem Brustbeine angeführt worden ist, beschränkt sich lediglich auf die Bemerkung: der- selbe werde nur durch einen schlaffen Zellstoff vermittelt. Nirgends habe ich auch nur eine Andeutung davon finden können, dass noch andere, feste Verbindungsmittel existiren, welche überdies auf die Minderung der Last des Herzens, so wie auf dessen Lage- veränderungen bei gewissen Positionen des Körpers einigen Einfluss auszuüben im Stande sind. Die besonderen Haltapparate, welche wir im Nachfolgenden beschreiben werden, haben sich der Beobachtung ohne Zweifel desshalb entzogen, weil man eben die Brust stets nach einer Methode geöffnet hat , bei welcher ihre Erhaltung unmöglich wurde. Um dieselben zu finden, darf das Brustbein nicht entfernt werden , vielmehr muss man mit Belassung desselben nur die Bippen der rechten Seite , so wie das vordere rechte Mittelfell besei- tigen. In dem lockeren, von Fett zum Theil durchsetzten Zellstoffe des vorderen Mittelfell- raumes wird man ohne Schwierigkeit zwei, bisweilen drei feste, fibröse Bänderfinden, welche von der hinteren Seite des Brustbeines ausgehen und in das sehnige Gewebe am vorderen Umfange des Herzbeutels sich allmählich verlieren und die man diesen Beziehungen nach wohl „Ligamenta sterno-pericardiaca" heissen könnte. Diese Bänder sind sehnenartig glänzend, deutlich längsgefasert, sie besitzen eine nicht geringe Resistenz, indem sie unter der Belastung von mehreren Pfunden nicht zum Zerreis- sen gebracht werden. Sie bestehen aus dicht an einander liegenden, mit elastischen Fasern reichlich versehenen Zellstoffbündeln. Sie zeigen eine nur geringe Dehnbarkeit und unter- scheiden sich dadurch wesentlich von jenem in eine Duplicatur der Pleura eingeschlossenen Lig. sterno-pericardiacum des Hundes, das auch im ganz isolirten Zustande sich ums Doppelte verlängern lässt, aber nach aufgehobenem Zuge wieder zum ursprünglichen Masse zurück- kehrt. In Übereinstimmung mit dieser sehr bedeutenden Dehnbarkeit steht die Zusammen- setzung dieses jenem Thiere zukommenden Bandes aus vorzugsweise elastischen, breiten, ähn- lich den Elementen des Lig. nuchae in der mannigfaltigsten Weise netzartig verschmolzenen elastischen Fasern. Von den zwei in der Regel vorhandenen fibrösen Bändern des menschlichen Herzbeutels geht das eine von der unteren, das andere von der oberen Region des Brustbeines aus. Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica. 15 a) Das Ligamentum sterno-pericardiacum inferius (Taf. IT, m) entspringt fast immer von der hinteren Fläche der Basis des Schwertfortsatzes, selten ein wenig weiter oben vom unteren Ende des Brustbeinkörpers. Es sind meist 2 — 3 sehnenartig glänzende, am Knochen fest adhärirende. schief aufwärts steigende Bündel, die zur Erzeugung dieses Bandes zusammentreten. Dasselbe ist 2 bis 2-8 Centimeter lang, und 0-4 — 0-6 Centimeter breit und liegt in einiger Entfernung über der Pars sternalis des Zwercbfelles , mit welcher es durch lockeren Zellstoff in Verbindung gesetzt ist. In schiefer Richtung zieht das Band nach aufwärts -rückwärts, immer mehr gegen die linke als gegen die rechte Seite des Herzbeutels, um in dessen fibröse Lamelle, gewöhnlich 1-5 Centimeter über dem Diaphragma fächerartig auszustrahlen. Der Anfang seiner Ausstrahlung liegt in der Eegel in der Höhe des Sternalendes der 6. Rippe. Bisweilen kommt es vor, dass dieses Band ziemlich fest an der Oberfläche der Pars sternalis des Zwerchfelles adhärirt und auf ihr bis zum vorderen Rande des Gentrum tendineum dahinzieht, jedoch nicht um in dieses sich einzusenken, sondern von da aus an die vordere Wand des Pericardium hinauf zu steigen. In diesem Falle stellt sich das Ligamentum sterno-pericardiacum inferius als Sternalursprung der Fascia endothoracica dar, während dieser sonst unter diesem Bande liegt und von ihm deutlich unterschieden ist. b) Das Lig. sterno-pericardiacum superius (Taf. II, o) hat in der Regel einen doppelten Ursprung, indem die dasselbe constituirenden Bündel theils vom Ende des mittleren Blattes der Halsfascie, theils von der hinteren Seite des Brustbeinhandgriffes ausgehen. Als Ausnahme muss es angesehen werden, wenn nur einerlei Ursprung stattfindet. Dieses Band hat beim Erwachsenen durchschnittlich eine Länge von 5- — 6 Centimeter und eine Breite von 0-4 — 08 Centimeter. Ich habe aber auch einen Fall beobachtet, in welchem es 4 Centim. breit gewe- sen ist. Im geschlossenen Brustkorb hat es eine der bezüglichen Fläche des Thorax entspre- chende Verlaufsrichtung nach unten; im geöffneten Thorax zeigt es bei der Rückenlage der Leiche einen schief nach abwärts-rückwärts gehenden Verlauf. Der Sternalursprung (Taf. 1,^) des Bandes geschieht mittelst mehrerer Zipfel von der hinteren Fläche des Brustbeinhand- griffes hart unter dem Ursprünge des Muse, stemo-thyreoideus , die aus der Fascia colli abge- henden Bündel scheiden an eben dieser Stelle aus, um mit den anderen unter einem spitzen Winkel zu einer Gesammtheit zusammen zu fliessen. Die Ausstrahlung in die fibröse Lamelle des vorderen Umfanges vom Herzbeutel geschieht in der Regel in der Höhe des Sternalendes des zweiten Intercostalraumes. Bisweilen findet sich noch ein drittes Lig. stemo-pericardiacum, welches dann bald und zwar meist näher dem unteren, bald näher dem oberen Bande von der hinteren Flä- che des Brustbeines entspringt und gegen die Mitte des vorderen Umfanges des Pericardium in dessen fibröse Lamelle übergeht. Es zieht in schiefer Richtung von unten nach oben und ist gewöhnlich in allen Dimensionen bedeutend schwächer als die vorhin beschriebenen Bänder. In Betreff der physiologischenBedeutung der Lig. sterno-pericardiaca lässt es sich wohl mit Sicherheit annehmen, dass dieselben bei verschiedenen Positionen des Körpers auf die Lage des Herzens und Herzbeutels einen nicht geringen Einfluss üben werden. Es ist aber kaum in Zweifel zu ziehen, dass das Herz und damit wohl auch der Herzbeutel nicht in allen Stellungen des Körpers die gleichen räumlichen Beziehungen bewahren. So ist die seit- liche bei der Linkslage des Körpers stattfindende V er Schiebung des Herzens mit aller 16 Hubert L usc h ka. nur wünschenswerthen Bestimmtheit erkannt worden. Von Bamberger1) wurde zuerst die Aufmerksamkeit auf diese Thatsaehe gelenkt, und Dr. Gerhardt hat hierüber in jüngster Zeit sehr einlässliche Untersuchungen angestellt, die zu dem Resultate führten, dass in normalen Verhältnissen die Verschiebung der Herzspitze beim Übergänge von der Rückenlage zur Links- lage des Körpers zwischen 1 und 7 Centim. schwanke , in der Mehrzahl der Fälle aber nur 4 Centim. betrage. Diese Schwankungen lassen sich füglich damit erklären, dass eben die Länge und Dehnbarkeit jener Bündel, welche offenbar Beschränkungsmittel der räumlichen Veränderungen des Herzens sind, in einem nicht unbedeutenden Grade wechseln. Ich will es nicht unterlassen, die hintere Seite des Brustbeines noch in Rücksicht auf einige andere zum Theil der bisherigen Beobachtung entgangene Punkte in Betrachtung zu ziehen. Das fibröse Gewebe der hinteren Seite des Brustbeines pflegt man als Membrana sterni posterior zusammenzufassen und sich mit der Angabe zu begnügen, dass hier vorzugsweise ein longitudinaler Verlauf der Faserbündel obwalte. Von den daselbst angebrachten fibrösen Be- standtheilen hat man ausser dem unmittelbar auf dem Knochen liegenden Periost das Ende vom mittleren Blatte der Halsbinde, selbstständige Faserzüge und die Ausstrahlungen der Ligamenta stemo-costalia postica zu unterscheiden. Das mittlere Blatt der Fascia colli zieht hinter den Musculi sterno-thyreoidei in den Brust- raum bis zu deren unterem Ende herab und gewinnt hier theils seine Insertion, theils gibt es Bündel an das Lig. sterno-pericardiacum superius ab, oder verlängert sich in Ausnahmsfällen selbst allein zu diesem Bande. Seitlich, d. h. in der Höhe des Knorpels der ersten Rippe und des Sternalendes des ersten Intercostalraumes verschmilzt diese Binde mit der Fascia endothoracica, welche sieh ihrerseits hinter dem Brustbeine allmählich in eine mehr oder weniger fest adhäri- rende Zellstofflamelle verliert, die ohne scharfe Grenze in das lockere Bindegewebe des vor- deren Mittelfellraumes übergeht. In dem rhomboidalen , vor der Luftröhre liegenden Räume, welcher durch die inneren imAufsteigen di vergirenden Ränder der Musculi sterno-thyreoidei und die inneren im Aufsteigen con vergirenden Ränder der Musculi sterno-hyoidei begrenzt wird, verschmelzen die sogenannte vordere und mittlere Halsbinde zu einem Blatte, welches am oberen Sternalrande wieder in zwei Lamellen zerlallt, welche durch ihre Divergenz die Tasche der Fossa sternalis erzeugen, in welcher nebst einigem Fette das venöse Bogengefäss liegt, welches die beiden Venae jugulares externae anteriores verbindet. Zwischen dem Ursprünge des Muse, sterno-thyreoideus und stenio-hyoideus habe ich schon wiederholt bald nur auf einer, bald auf beiden Seiten einen selbstständigen, kleinen horizontal liegenden Muskel gefunden. Derselbe war 3-5 Centim. lang, 05 Centim. breit, entsprang hinter dem oberen Rande des Knorpels der ersten Rippe, verlief hinter der Sterno-Clavicular- articulation und dem diese deckenden Ursprünge des Muse, sterno-hyoideus und zerfiel an sei- nem inneren breiter, aber platter und dünner gewordenen Ende in eine Anzahl von Sehnen- fäden, welche sich in dem Gewebe des vorderen Blattes der Fascia colli, unmittelbar über dem oberen Sternalrande verloren, oder bei der Existenz des Muskels auf beiden Seiten zu einem in dasselbe eingetragenen queren Faserzuge sich verbunden haben. Der Muskel vermag jene Binde in die Quere anzuspannen und so die hinter derselben, zwischen ihr und dem mittleren Blatte befindliche Vene unter Umständen vor Druck zu bewahren. ') H. 1! iiralipriier. Lehrbuch der Krankheiten des Herzens. Wien ls.",7. S. 51. Der Herzbeutel und die Fascia endoihoracica. 17 Die selbstständigen Faserzüge an der hinteren Fläche des Stern um verlaufen vorzugs- weise in longitudinaler Richtung. Sie stellen einen breiten, bandartigen, am oberen Ende der hinteren Seite des Manubrü sterni beginnenden Streifen dar (Taf. I, l l) , welcher seitlich in der Nähe des Sternalrandes scharf aufhört, sehr viele längliche spaltenartige Lücken besitzt. und meist in der Höhe der Sternalinsertion des vierten Rippenpaares in zwei seitliche Hälften aus einander weicht, welche d urch schief auf- und absteigende, ein Maschenwerk erzeugende Bündel vielfach in Verbindung stehen und gewöhnlich gegen das Ende des Schwertfortsatzes wieder unter einander zusammenfliessen. An der hintern Fläche des Processus xiphoideus fin- det sich überdies fast regelmässig eine Anzahl scharf ausgeprägter quer verlaufender Sehnen- bündel. Die der hinteren Seite der Sternocostalgelenke angehörigen Faserbänder : — die Ligta sterno-costalia posterior a s. radiata zerfallen je in drei Bündel. Das mittlere (m) verlauft in querer Richtung von der Membrana sterni post. gedeckt und fliesst oft mit dem der entgegen- gesetzten Seite zusammen, so dass hierdurch eine Art von Jochband gesetzt wird. Diese An- ordnung habe ich besonders häufig am zweiten Rippenpaare angetroffen. Das obere (n) Bün- del tritt durch einen Theil seiner Fasern mit dem unteren der nächst oberen, das untere (o) mit dem oberen der nächstfolgenden Rippe zu einem bogenförmigen, neben dem Rande des Brustbeines liegenden Faserzuge zusammen. In einzelnen Intercostalräumen erscheint dieser Faserzug bisweilen als ein selbstständiges Band, von welchem in einiger Entfernung nach aussen und ein wenig nach vorne ein zweites schmales Ligament zwischen zwei Rippen- knorpel angebracht ist. Zwischen diesen beiden, mit dem lag. colli costae externum et internum vergleichbaren Bändern nehmen sodann diejenigen Blutgefässe und Nerven ihren Weg, welche in das Innere des Brustbeines hinein gelangen. Die Blutgefässe der hinteren Seite des Brustbeines gehören der Arteria und Vena mam- maria interna an. Es verdient bemerkt zu werden, dass beide Adern einen starken, mit dem der anderen Seite eine quere Anastomose darstellenden Zweig (Taf. I, r s) abgeben , wel- cher an der vorderen Fläche des Process. xiphoideus unmittelbar unter der Insertion des 7. Rippenpaares gelegen ist. In der grösseren Mehrzahl der Fälle tritt durch eine kleine rundliche, eine reine Gefässlücke darstellende Öffnung am oberen Ende des Schwertfortsatzes ein Arterienzweig in den Herzbeutel herein, und eine Vene aus diesem heraus. Wenn jene Lücke nicht vorhanden ist, dann nehmen diese Gefässe oben hart neben dem Rande des Proc. xiph. ihren Weg. Unter allen Umständen ist also die der Lage des Schwertfortsatzes entspre- chende, die eigentliche Herzgrube ausmachende Stelle der vorderen Brustwand die geeig- netste Localität zur örtlichen Blutentziehung bei Entzündungen des Herzbeutels. Am Ster- nalende eines jeden der sechs oberen Intercostalräume tritt eine Arteria sternalis durch eine spaltenförmige Lücke des Fasergewebes in den Knochen hinein, und eine Vene heraus. Die Venen bilden überdies, zumal im unteren Drittel des Sternum und dessen hinterer Seite, ein reichliches, oberflächlich liegendes Netzwerk. Bisher ganz ausser Acht gelassene Bestandteile der vorderen Thoraxwand sind die Nerven des Brustbeines. Diesem Knochen und seiner fibrösen Umhüllung kommen ebensowohl Nerven zu als der ihm morphologisch verwandten Wirbelsäule. Sie stammen aus den 6 oberen Nervi dorsales. Die gangbare Beschreibung beschränkt sich auf die Bemerkung, dass die Rami interni, s. anteriores, s. profund i pectoris des 1. bis 7. Nervus intercostalis m den Zwischenrippenräumen nach vorne bis zum Brustbeinrande verlaufen, den MM. interco- C Denkschriften der matliein.-naturw. CL XVII. Bd. Abliandl. v. Nichtmifgl. 18 Hubert Luschka. stäles, triangulär is sterni, 'lern obersten Theile des Rectus und Transversus abdominis Zweige geben, nahe am Brustbeinrande durch den Pectoralis major dringen und sich als Nervi cutanei pectoris anteriores in der Haut verbreiten . -welche den Muse, pectoralis major und die Haut bedeckt. In der Nähe des Brustbeinrandes geht aus dem Ramus intercostalis anterior s. pectoralis internus ein feinstes, mit blossem Auge kaum noch erkennbares Zweigchen hervor, welches für das Brustbein bestimmt ist und in Begleitung eines Blutgefässchens durch eine spalten- artige Lücke der Membrana sterni posterior oder auch wohl durch eine der kleinen Offnungen an den Incisurae semilunares lat. eintritt, um sich zum kleinsten Theile im fibrösen Gewebe, haupt- sächlich dagegen um sich in den Markräumen des Knochens zu verbreiten. Die Xerri stemales (Taf. I, v v v v) sind gewöhnlich so ausserordentlich zart, dass sie nur durch die Loupe oder an dem mit Essigsäure behandelten Objecte unter dem Mikroskop er- kennbar sind. Ich habe solche Nervchen gemessen , welche nur eine Breite von 0-1 — 0-13 Millim. gezeigt haben. Die bei der Ablösung der Membrana sterni posterior aus den grösseren Poren des Brustbeines hervorziehbaren feine Gefässe führenden Fortsätze enthalten regelmäs- sig Nervenfädchen, die aber mitunter nur aus 6 — 8 Primitivröhren zusammengesetzt sind, von welchen eines oder das andere sich auf die Wand eines daneben liegenden Blutgefässes lagert und mit ihm seine Endausbreitung gewinnt. So überaus fein nun aber auch die Brustbeinnerven sind, so verdienen sie dennoch unsere ganze Aufmerksamkeit, nicht allein weil hierdurch ein neuer Beweis des Nervengehaltes der Knochen gegeben wird, sondern weil man mit dieser Nachweisung die materielle Grundlage der gewiss nicht selten vorkommenden, im Knochen selbst wurzelnden Sternalneuralgien ken- nen gelernt hat. Der Herzbeutel und die Fascia endothoraciea. l'.l ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. TAFEL I. Die vordere Wand der Brust eines erwachsenen Menschen ist von ihrer inneren Seite aus so dargestellt, dass links die Pleu ra («) zum Theil losgelöst und zurückgeschlagen wurde, damit die Fascia endothoraciea {b b b) und die durch sie hindurch- scheinenden Gebilde, nämlich die Arteria (c) und die Vena (d) mammaria int.; der Muse, triangularis sterni (e) , die vordersten Zacken der Pars cos/a/is (/), sowie die Pars sternalis (g) des Zwerchfelles sichtbar werden. Oben bemerkt man das Ende des mittleren Blattes der Halsbinde, welches hinter dem Muse, sterno-tkyreoideus (h) herabzieht, theils mit der inneren Brustbinde in Verbindung tritt, theils in die Bildung des Lig. sterno-pericardiaeum superius (i) übergeht, welches letztere übrigens auch selbstständige, von der hinteren Seite des Manvh,-. stemi ausgehende Ursprungszipfel hat. Das Lig. sterno-pericardiaeum inferius (k) geht mit zwei sehnigen Zipfeln von der hinteren Seite der Basis des Schwertfortsatzes ab. Rechts ist sowohl die Pleura als auch die Fase, endothoraciea, sowie der Muse, triangularis sterni, der Muse, sterno-hyoid. und sterno-tkgreoideus vollkommen beseitigt worden. Am Brustbeine bemerkt man den longitudinalen, mit spaltenförmigen Lücken verse- henen, die Membrana stemi posterior hauptsächlich darstellenden Faserzug (/). Die Ligamenta sterno-costalia postica zerfallen je in drei Bündel, in ein mittleres I» , in ein oberes (u) und in ein u n t e re s (o), welche beiden letzteren mit den ihnen entgegenkom- menden der nachbarlichen Rippen zu sehnenartigen Bögen zusammenfliessen. Die Arteria (p) und die Vena (g) mammaria interna entsendet einen starken Ast (r, s), welcher mit einem entsprechenden der entgegengesetzten Seite eine quere, an der vorderen Seite des Schwertfortsatzes liegende Anastomose bildet. Aus der arteriellen Ana- stomose tritt ein Zvveigchen (t) durch eine rundliche Lücke des Schwertfortsatzes in den Herzbeutel und durch eben diese Öffnung kommt ein Venchen («) aus dem Brustraume heraus. Die der hinteren Seite des Brustbeines angehörigen Zweige der Vasa mammaria werden zum Theil von sehr feinen Nervchen begleitet. Diese Rami sternales [v r r) gehen aus den Intcrcostalnerven hervor und treten theils durch spaltenförmige Lücken der Membrana sterni post.. tlioils durch Poren an den Incisurae semiiunares laterales sterni in's Innere des Brustbeines hinein. TAFEL LT. Diese Abbildung hat die Aufgabe, das Verhältniss der Faseia endothoraciea zum Herzbeutel, so wie den Ursprung und Verlauf der Ligta sterno-pericardiaca, welche hier ungewöhnlich schön ausgebildet waren, zum Verständnisse zu bringen. Der Thorax eines 21jährigen Menschen ist auf der rechten Seite in der Art geöffnet worden, dass der Körper (a) und Schwert- fortsatz (b), so wie das untere Ende der Handhabe (V) des Brustbeines genau in der Mittellinie durchsetzt und der Knochen der 2., 3., 4. und 5. Rippe an der Grenze des hintern Drittels abgetragen, von der 7. Rippe aber nur ein Theil ihres Knorpels entfernt wurde. Man sieht nun : den H e r z b e u t e 1 (d), auf dessen Aussei, seile sich vom Z w e r c h f el 1 e (e) die Fascia endothoraciea mit zahlreichen sehni- gen Bündelchen (ff) als „Fascia pericaräii" fortsetzt und an den Stellen des Überganges des parietalen Blattes in das viscerale in die Adventitia der grossen Gcfässstämme der Aorta (g) und der Cava sup. (h übergeht. Die den rechten Umfang des Herzbeutels über- ziehende Pleura (») ist zum Theil losgelöst und umgeschlagen. In der Nahe des Überganges in die Pleura phrenica, so wie an dieser selbst, machen sieh kolbige und blattartig gestaltete, von Fett erfüllte Anhängsel — die Plicae adiposae pleurales (4 h h) bemerklich. Die vom .Brustbeine zum Herzbeutel gelangenden fibrösen Bänder haben im Bilde eine von der Natur abweichende Verlaufs- richtung, weil das Herz nach Eröffnung des rechten Pleurasackes, bei der Rückenlage, nach welcher das Bild von der rechten Seite her aufgenommen wurde, weit zurückgesunken ist, so dass nicht allein die Bänder eine ungewöhnliche Anspannung erfahren haben, sondern auch das linke vordere Mittelfell (l) nach rückwärts gezerrt worden ist. Das Lig. sterno-pericardiaeum inferius (m) liegt über der Pars sternalis (n) des Zwerchfelles, entspringt von der hinteren Fläche der Basis des Proc. xiphoideus und strahlt in der Richtung nach oben in die fibröse Lamelle des Herzbeutels aus. Das Lig. sterno-pericardiaeum superius (o) geht theils von der hinteren Seite des Manubrii sterni, theils von dein Ende des mitt- leren Blattes der Halsfascie aus und verläuft in schiefer Richtung nach abwärts und ein wenig rückwärts hin. 20 Hubert Luschka. Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica. TAFEL HI. Durch diese Abbildung wird eine Stelle des Vertebralursprunges der Fascia endothoracica , die fibrösen Bänder der Aorta des- cendens thoracica, so wie der Muse, broncho- und pleuro-oesophageus zur Anschauung gebracht. Die Theile sind in der hinteren Seiten- ansicht aufgenommen. Die von der 'Wirbelsäule abgelöste PI eura (a), die Aorta (b), der Oesophagus (c) und der linke Bronchus (d) wurden, um die fibrösen und musculösen Gebilde mit der wünsehenswerthen Deutlichkeit sehen zu können, ergiebig nach aussen hin- gezogen. Der Ursprungszipfel (e) des hier dargestellten und zum Theil von der Pleura (/) noch bedeckten Stückes der Fascia endothora- cica geht seitlieh vom Körper des 8. Brustwirbels ab. Das fibröse Band (g). welches sich um den linken und den vorderen Umfang der Aorta herumschlägt, entspringt vom Körper des 7. Brustwirbels; die zwei kleinen fibrösen Bändchen (h h), welche an den An- fang der Aorta descendens treten, nehmen am Körper des 4. Brustwirbels ihren Ausgang. Von den mit der Speiseröhre in Beziehung stehenden Muskeln hängt der Muse, pleuro-oesophageus (/) mit derjenigen Stelle des linken hinteren Mittelfelles zusammen, welche der Verbindung des Körpers des 6. mit dem 7. Brustwirbel entspricht. Der Muse, broncho-oesophageus (k) geht mit mehreren sehnen- artigen Bündeln von der Mitte der hinteren Wand des linken Bronchus ab, einwärts von dem an derselben herabziehenden Stamme des linken Nt vus vagus (1). Luschka. Der Hera beute] und die Faseiii endotkorurren. T,-.r i. [;.,:.' De]iksriirifte.n clor k..\k;icl (IWsseiixi-linintli flu. riatunv Cl.X' VII fi iL Iti.'.". I,iisil'k I) -r Hri-/.ln'"l' I unil ilii' KiiNt'iu ['lulothoriu'i l)ei,k«cl ■nikrk Ik.d.d « m i 'I (VMd 1058 Luschka. Der Herabeute] und die Fascia endo thoracica ut! III. ■ a Denkschriften der k.Aksiil il Wissensch.-niathem.Jiaturw.CIJCV'EBil IB58 21 ÜBER DIE GEFÄSSBÜNDEL- VERTHEILllNG IM STAMME UNI) 8TIPES DER FARNE. EIN BEITRAG ZUR ANATOMISCHEN UND SYSTEMATISCHEN KENNTNISS DIESER FAMILIE VON H. W. REICHARDT. VORCELE(iT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 16 JI'LI 1S57. JJie Veranlassung zur nachstellenden Arbeit gab eine Sammlung von Farnen aus Venezuela von Karl Moritz, in der Provinz Caracas, nahe bei Tovar gesammelt, welche das Museum des k. k. botanischen Universitäts- Gartens erhielt. Das diese Collection bildende Materiale bestand aus Stammtheilen und Stipitibus; es wurde von Moritz eigens zu dem Zwecke gesammelt, um an demselben Beobachtungen über die Gefässbündelvertheilung zu machen. Da von sämmtlichen Arten auch fructificirende Wedel vorliegen, welche mit dem Moritz'schen Collectionsnummern versehen sind, da ferner nur von einer einzigen Art eine Abbildung des Querschnittes vom Stipes sich vorfindet, so musste diese Sammlung ein sehr erwünschtes Materiale für Untersuchungen über die Gefässbündelvertheilung im Stamme und Stipes der Farne darbieten, theils weil die in ihr enthaltenen Arten beinahe ganz unbeschrieben waren, theils weil man für die vom Einsender vielleicht nicht richtig bestimmten, oder von ihm für neu gehaltenen Arten mit Genauigkeit die richtige Bestimmung zu ermitteln im Stande ist. Herr Prof. Dr. Unger machte mich gütigst auf diese Collection aufmerksam und ermun- terte mich, sie zu bearbeiten; Herr Director Dr. Fenzl erlaubte mit gewohnter Liberalität die Benützung derselben. Beiden obgenannten Herren fühle ich mich dafür zum innigsten, tief- gefühlten Danke verpflichtet. Die Resultate meiner Untersuchungen über die in der Moritz'schen Sammlung enthal- tenen Arten erlaube ich mir mitzutheilen. Bevor ich zur Betrachtung der einzelnen Arten übergehe, will ich Einiges sowohl über den Standpunkt, von dem aus ich die Arbeit beurtheilt 22 H. W. Reich ar dt. wünschte, vorauszuschicken, als auch eine kurze Skizze über den Bau des Stammes und Stipes der Farne mittheilen. Der vorliegende Aufsatz ist nur als erster Theil einer grösseren Arbeit anzusehen, welche vorzüglich die einheimischen Farne berücksichtigen wird. Es war in demselben mein Streben , möglichst genaue Schilderungen der Gefässbündel- vertheilung sowohl im Stamme als auch im Stipes zu geben, so weit dies nach dem vorliegen- den Materiale möglich war; ferner trachtete ich das für die einzelnen Arten Charakteristische hervorzuheben und so ein möglichst klares Bild von dem Gefässbündel-Systeme der einzelnen Arten zu entwerfen. Wo es möglich war, suchte ich auch grössere Abtheilungen wie die Cyatheaceen und Gleicheniaceen zu charakterisiren. Solche Versuche, Farne blos nach vom Stamme und Stipes hergenommenen Merkmalen zu charakterisiren. dürften besonders für die Paläontologie wichtig sein, weil sich, wenn diese Untersuchungen an einer grossen Zahl von Arten durchgeführt sein werden, gewiss viele bis jetzt unbestimmbaren Farne werden mit Sicherheit erkennen lassen. In der Anordnung der einzelnen Arten folgte ich Presl's Tenta- men Pteridographiae. Nun erübrigt noch . eine kurze Skizze über den Bau des Stammes und Stipes der Farne zu entwerfen, um die bei der Beschreibung der einzelnen Arten gebrauchten Bezeichnungen zu erklären und die Einführung neuer Benennungen zu begründen. Um Missdeutungen vor- zubeugen, will ich gleich im Vorhinein bemerken, dass es durchaus nicht der Zweck dieses Abrisses ist, eine umfassendere Übersicht über diesen Gegenstand mit seiner sehr zerstreuten Literatur zu geben. Mit Übergehung der Jugendzustände der Farne soll im Folgenden nur der vollkommen ausgebildete Stamm und der Stipes etwas näher betrachtet werden. Die eigentliche Form des Farnstammes ist, wie Prof. Unger1) zeigte, die eines Kegels mit nach aufwärts gerichteter Basis und nach abwärts sehender Spitze. Diese Form zeigen am deutlichsten jene unserer einheimischen Farne, welche schief aufrechte Wurzelstöcke haben, wie Aspidium Filix mos Sw. Bei den Baumfarnen und den Farnen mit kriechenden Rhizomen ist die Breitezunahme des Stammes wegen seiner vorwaltenden Längsstreckung eine so unbedeutende, dass der Stamm beinahe cylindrisch erscheint. Sehr schön kann man diese Kegelform auch noch bei den später zu besprechenden Adventivknospen am Grunde der Wedel sehen. Besondere Beachtung verdient die Verzweigungsweise des Farnstammes, welche von jener der Phanerogame vollständig abweicht und von Hofmeister zuerst beobachtet wurde. Sie ist eine doppelte: 1. Durch Gabelung des Vegetationspunktes. Ihr verdankt der Farnkrautstamm seine oft ausgezeichnet ausgeprägte Dichotomie. Sie kommt bei allen unseren Farnen mit kriechenden Rhizomen, wie Pteris, Polypodium Dryopteris L. und Pkegopterish., und bei jenen mit rasigem Wurzelstocke, wie bei Asplemum, ganz regelmässig vor und scheint die Verzweigung durch axillare Knospen zu ersetzen. II ofmeister hat die Vorgänge bei der Gabelung der Stamm- spitze mit gewohnter Meisterschaft zuerst bei Selaginella*) dann bei mehreren Farnen3) ') Über ein fossiles Farnkraut aus der Familie der Osmundaceen nebst vergl. Skizzen über den Bau des Farnkrautstammes. Denk- schriften der math.-naturw. ('lasse der kais. Akademie d. \V. Bd. VI, 1853, [>. S. -) Vergleichende Untersuchungen der Keimung, Entfaltung und Fruchtbildung höherei Kryptogame, Leipzig 1851, p. 115 ff. 3) Beitrage zur Kenntniss der Gefäss-Kryptogame III. Über den Bau und dir Entwicklung der veget. Organe d. Farne. Abhandlung der k. süohs Akad. d. W. V. Bd. a. m. O. TJber die G-efässbündelvertheüung im Stamme und Stipes der Farne. 23 beschrieben. Diese Verzweigungsweise ist als ein Auftreten des bei den Farnen vorkommen- den Gesetzes der Dichotomie, die sich noch in der Bildung der Wedelabschnitte durch Gabe- lung des apiculen Vegetationspunktes1), in dem dadurch bedingten eigenthümlichen Verlaufe der gabelästigen Nerven, in der häufigen Gabelung des Wedels selbst und in der Verzwei- gung der Nebenwurzeln zeigt, von Interesse. 2. Durch Adventivknospen . welche am Grunde der Wedel hervorbrechen. Diese Ver- zweigungsweise kommt insbesondere häufig bei baumartigen Farnen vor2). Bei unseren ein- heimischen findet sie sich am ausgebildetsten bei Struthiopteris germanica W.3 ), Aspidium Filix mas Sw., spinulosum Sw. , Asplenium Filix foemina Bhd. , bei Aspidium aculeatum S w. und Lonckitis Sw. Auch von diesen Knospen hat Hofmeister4) schon eine vollständige Ent- wickelungsgeschichte gegeben. An seiner Oberfläche ist der Farnkrautstamm mit Nebenwurzeln bedeckt. Einige von diesen stehen regelmässig, indem immer je eine am Grunde eines Wedels entspringt, die übrigen unregelmässig. Auch sie verzweigen sich durch Gabelung des Vegetationspunktes. Ausserdem überkleiden den Farnstamm mehr oder minder dicht Spreuschuppen, welche als Haarbildungen zu betrachten sind. Sie sind bei verschiedenen Arten verschieden gebaut, und bieten unterscheidende Merkmale bei einzelnen Arten. Die Wedelstellung am Farnstamme variirt von y, — s/21. So haben von unseren ein- heimischen Farnen Pteris aquilina L. , Polypodium Dryopteris L., Fhegopteris L. , Gystopteris montana Lk. u. a. m. '/2, Asplenium Tricliomanes L., viride Huds., Buta muraria L. , septen- frionale Huds. %, Asplenium Adiantum nigrum L., Bcolopendrium officinarum~W . 3/s, und end- lich Aspidium Filix mas Sw., spimdosum Sw., aculeatum Sw., Lonchitis Sw., Asplenium Filix foemina Bhd. '"/,.,, nur an sehr kräftigen Stöcken 8/21. Von besonderem Interesse ist, dass junge Pflanzen der letztgenannten Farngruppe mit 5/,3 als Blattstellung eine niedrigere Blattstellung haben, welche erst im zweiten, ja manchmal erst im dritten Jahre in die der ausgebildeten Pflanze übergeht, wie Hofmeister von Asp. Filix masb) zeigte, wie ich ebenfalls an beinahe allen oben aufgezählten Farnen zu beob- achten Gelegenheit hatte. Am Querschnitte ist die Form eines Farnstammes nie rund, sondern wegen der beim Stipes näher zu besprechenden Kissen der einzelnen Wedel zeigt derselbe mehrere mehr oder minder hervorragende rundliche Vorsprünge. Wie bekannt, besteht der Farnstamm aus einem Binden-, Holz- und Markkörper. Den Bindenkörper bilden: Die Epidermis; auf sie folgt eine aus dickwandigen, dunkel gefärbten, meist getüpfelten Prosenchymzellen bestehende Schichte, welche ich Aussen- rinde nenne. Sie geht allmählich in die aus dünnwandigen Parenchymzellen bestehende Innenrinde über, die, wie bei den Dikotylen das Stratum parenchymatosum , die Hauptmasse der Binde bildet. Der Holzkörper besteht, so weit ich bei unseren einheimischen Formen zu beobachten Gelegenheit hatte, in seiner ersten Jugend aus einem einzigen hufeisenförmigen excentrischen 1 ) Hofmeister. Vergl. Unt. p. SS ; Beiträge p. 616. 2) Karsten, Vegetationsorgane der Palmen, p. 121. 3) A. Braun, Verjüngung in der Natur, p. 115. 4) Beiträge p. 648 u. a. a. O. ft) Beiträge p. 633 u. s. f. 24 H- W. Reichardt. Gefässbündel. So wie der Stamm älter wird und mehrere "Wedel producirt hat, theilt sich dieser ursprünglich einzige Gefässbündel in mehrere Zweige , die sich insbesondere bei jenen unserer einheimischen Farne, deren Blattstellung 5/13 ist, analog der allmählichen Entwickelung höherer Blattstellungsgesetze, mehren, so dass endlich ein einfacher Kreis von Gefässbündeln entsteht, der aus einer von 3 — 13 variirenden Zahl von Gefässbündeln gebildet wird.- Die Gefässbündel des so entstandenen Kreises verlaufen bekanntlich nicht parallel, sondern bilden, unter einander unter den Ursprungsstellen eines jeden Wedels anastomosirend, ein Netz von Maschen , deren Form und Zahl bei den einzelnen Ai'ten sehr verschieden ist und in inniger Beziehung zur Blattstellung des Farnes steht. Die zu den Wedeln gehenden Äste der Gefäss- bündel des Stammes entspringen, wenn ihre Zahl eine geringe ist, blos aus dem unteren Winkel dieser Masche, wenn sie eine bedeutendere ist, auch höher nach aufwärts an den Rändern derselben. Knapp unter den die Wedel versorgenden Gefässbündeln entspringt stets ein Ast, welcher eine Nebenwurzel versorgt. Die Formen der einzelnen Gefässbündel sind im Stamme unserer einheimischen Farne rundlich oder elliptisch, im Stamme der baumartigen Farne aber halbmondförmig, mit nach aussen sehenden Enden. Wegen der eben erwähnten häufigen Anastomosen wird man auf jedem Querschnitte eines Farnstammes einen oder mehre ( refässbündel treffen, welche aus der Anastomose von je zwei einfachen hervorgegangen sind. Da diese letztgenannten Gefässbündel bei verschiedenen Querschnitten, an verschiedenen Orten und in verschiedener Zahl sich finden, zeigen auch die durch verschiedene Höhen des Stammes gelegten Querschnitte stets eine andere Gefässbündel- Vertheilung. Diese scheinbare Unregelmässigkeit erschwert eine Beschreibung ungemein; um sie zu überwinden, schlug ich folgenden Weg ein. Es Hessen sich nämlich insbesondere bei baumartigen Farnen jene Gefäss- bündel erkennen, welche durch Anastomose zweier benachbarten entstanden. Sie sind näm- lich länger, meist noch einmal so lang als die übrigen und stets doppelt halbmondförmig gekrümmt. Diese Gefässbündel werden im Folgenden gepaarte Gefässbündel (fasciculi vasorum copulati) genannt, während die übrigen einfache (f. v. simj>lices) heissen. Bei der Angabe der Gefässbündelzahl in einem Stamme wird zuerst die Zahl der einfachen Gefässbündel ermittelt, dann jene der gepaarten. Da jeder der letztgenannten aus 2 einfachen entstand, so muss, um die eigentliche Gefässbündelzahl zu ermitteln, die Zahl der gepaarten Gefässbündel doppelt genommen und zur Zahl der einfachen addirt werden. So zeigt z. B. der Fig. 10 abgebildete Querschnitt von Cyathea mexicana Cham, et Schldl. 3 einfache, 5 gepaarte Gefässbündel, was 13 als die eigentliche Gefässbündelzahl gibt. Weil bei krautigen Farnen die Gefässbündel meist rundlich oder elliptisch sind , so erkennt man bei ihnen die gepaarten Gefässbündel an der bedeutenderen Länge und einer Einschnürung in der Mitte. Eine Ausnahme von dem jetzt beschriebenen Gefässbündel- Verlaufe machen die Glei- rheniaceen, bei denen, so weit ich sie zu untersuchen Gelegenheit hatte, nur ein einziger, centraler Gefässbündel vorkommt und mehre Arten von Dicksonia wie Dicksonia rufescens und die im Folgenden beschriebene Dicksonia consanguinea K lots eh. , bei denen ein einziger peripherischer, ringförmiger Gefässbündel sich findet. Einige Arten von Pteris, wie Pt. aquüina L. und Pt. caudata L., haben ferner im Rhizonie einen doppelten Gelässbündelkreis. Bei diesen ist. wie Hofmeister') an Pt. aquüina L. zeigte, der innere als der ursprüngliche anzusehen, während der äussere durch Zweige der ') Beiträge p. 620. über die Gefassbündelvertheüung im Stumme um] Slipes der Farne. 25 inneren Gefässbündel entsteht, welche dieselben nach aussen abgeben. Beide dieser Kreise geben Gefässbündelzweige in die Wedel ab, anastomosiren aber nie mit einander. Endlieh finden sicdi noch bei den Cyatheaceen1) neben dem peripherischen Gefässbündel- kreise zahlreiche centrale Gefässbündel, welche unregelmässig im Marke zerstreut sind. I >b dieselben ein eigenes System bilden, oder ob sie als Zweige der peripherischen Gefässbündel anzusehen sind, ist noch nicht ermittelt. Dass von ihnen der Stipes wenn auch nur theilweise versorgt wird, zeigte H. v. Mohl am angeführten Orte. Die zu den Nebenwurzeln gehenden Gefässbündel finden sieh im Rindenkörper unregel- mässig zersreut. Was den Bau eines Gefässbündels im Farnkrautstamine anbelangt, so diffe- riren über diesen Punkt die Angaben sehr. Nach H. v. Mohl2) besteht der Gefässbündel der baumartigen Farne blos aus Treppen- gefässen und wenigen dünnwandigen Holzzellen. Ihn umgeben zwei Scheiden. Von denselben besteht die innere aus dünnwandigen Parenchymzellen, die ganz wie jene der Innenrinde gebaut sind, und manchmal sogar Amylum führen. Sie ist die Parenchymscheide. Die äussere dieser Scheiden besteht aus sehr dickwandigen, getüpfelten Prosenchymzellen, deren Mem- branen meist dunkel gefärbt sind; sie wurde als Prosenchymscheide bezeichnet. Diese Bezeichnung zeigt wohl deutlich, welchen Bau die einzelnen Theile des Gefäss- bündels haben, zeigt aber nicht, in welchem genetischen Zusammenhange sie stehen. Später bezeichnete Corda den Gefässbündel Mohl's als den Holzkörper, die Parenchym- scheide als Cambiumzone, und die Prosenchymscheide als Bast. Sehr zahlreiche, an unseren einheimischen Farnen angestellte Untersuchungen ergaben etwas andere Resultate. Leider konnten baumartige Farne wegen Seltenheit nicht untersucht werden, so dass ich in dieser Beziehung nichts mittheilen kann. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen an unseren einheimischen Farnen sind folgende: In seiner ersten Jugend besteht der Gefässbündel der Farne aus einem Strange von lang gestreckten Parenchymzellen, welche sämmtlich gleich gross sind, sehr dünne Wandungen zeigen, und einen trüblichen, feinkörnigen Inhalt führen. Sie sind das Cambium des Gefäss- bündels. Von den umliegenden Zellen des Parenchyms kann man dieselben deutlich durch ihre Kleinheit und ihre bedeutendere Länge unterscheiden. Bei weiterer Entwicklung bil- den sieh im Centrum dieses Cambiumstranges , wie Hofmeister3) zeigte, zuerst einige wenige einlache Spiralgefässe , dann vorwiegend Treppengefässe aus, so dass zwischen den- selben nur wenige Zellen, welche etwas dickere Wände bekommen, stehen bleiben. Der am Rande stehende Theil des Cainbiums bleibt anfangs unverändert, erst spater klärt sich der Inhalt seiner Zellen und sie werden zugleich durch verschiedenes Wachsthum ungleich gross, so dass weitere und engere Zellen untermischt stehen. Damit ist die Ausbildung des Gefässbündels, wie er sich im Stamme der meisten unserer krautigen Farne zeigt, beendet. Man kann diese Ent- wicklungsgeschichte sehr schön an Schnitten studiren, welche man in verschiedenen Höhen durch die Rhizome von Polypodium Dryopteris L., Phegopteris L. und Oystopteris montana Lk. legt. Nun ist noch die Frage zu erörtern, als was die beiden verschiedenen Theile in einem solchen Gefässbündel zu betrachten sind. Dass der centrale, aus kleinen Gruppen von Spiral- ') II. v. Mohl: De struatura caudicis filicum arbor. in Muri. Ic. sei. pl. crypt. Brasil. /■- 0— 11. '-) De striletura caudicis filic. arbor. p. II. 3) Beitrüge p. ü:>5 und (i-J(>. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XVII. Bd. Abhandl. v. Nichtmitgl 26 H. W. Beichardt. gefassen , einzelnen Holzzellen und in seiner Hauptmasse aus Treppengefässen gebildete Theil des Gefassbündels dem Holzkörper der übrigen Gefässpflanzen entspreche, ist klar, er wird auch im Folgenden so benannt werden. Schwieriger ist die Deutung des pheripherischen, aus verschieden grossen, dünnwandigen Parenchymzellen bestehenden Theiles. Derselbe ist nicht Cambium, obwohl er aus ihm entstanden ist. Seit Hugo v. Mohl1) zeigte, dass der Bast nicht blos aus dickwandigen Prosenchymzellen, sondern auch aus dünnwandigen Zellen bestehe, und dass dieser letztere Theil gerade der wichtigste des Bastes ist, glaube ich nicht zu fehlen, wenn ich für diesen Theil die Benennung des Bastes im Folgenden gebrauche, obwohl ihm Gitter- zellen fehlen. Es wandelt sich also bei dieser Anschauungsweise das ganze Cambium des Gefassbündels in Holz und Bast um, so dass der vollständig ausgebildete Gefässbündel der einheimischen Farne blos aus diesen zwei Bestandteilen besteht , und stets vollkommen geschlossen erscheint. Diese Auffassungsweise stimmt auch ganz mit dem sprossenden Wachs- thume iles Farnstammes überein. Im Stipes vieler unserer einheimischen Farne, z. B. bei Polypodium Ttryopteris und Phego- pteris, bei Struthiopteris , bei Asplenium Ruta muraria u. a. m. kommt noch eine Eigenthüm- lichkeit vor, die wichtig erscheint. Während sich nämlich der Gefässbündel auf die erwähnte Weise bildet, beginnen die das Cambium umgebenden Parenchymzellen, theils an einer ein- zigen Stelle, wie bei Asplenium Ruta muraria L., theils an beiden Seiten, wie bei Struthiopteris, theils endlich am ganzen Umfange des Gefassbündels, wie bei Polypodium vulgare. Dryopteris und vielen anderen, dickwandig zu werden, dunkler gefärbte Membranen zu bekommen, sich zu strecken und an ihren Enden zuzuspitzen, so dass, wenn sich der Gefässbündel vollständig entwickelt hat, bald eine vollständig geschlossene Scheide, bald nur dunkle Streifen entstehen, welche den Gefässbündel umgeben. Diese Scheide, oder diese Streifen können nicht zum Baste des Gefassbündels gerechnet werden, weil sie nicht aus dem Cambium des Gefassbün- dels entstanden, sondern sind als eine den Gefässbündel umgebende Scheide zu deuten, welche, weil sie aus Prosenchym besteht, im Folgenden Prosenchymscheide genannt wird. Ob bei baumartigen Farnen diese Verhältnisse analog sind, oder nicht, vermag ich wegen Mangel an Materiale nicht zu entscheiden. Um daher die einzelnen Theile nicht mit vielleicht unpas- senden Namen zu belegen, will ich für sie die Benennungen H. v. M ohl's beibehalten, mit der kleinen Modification, dass ich seinen Gefässbündel als Holzkörper bezeichne. Jener Theil des Gefassbündels im Stamme der Baumfarne, welcher als dem Bast im krauligen Farnstamme analog zu deuten wäre, wird also im Folgenden Parenchymscheide , der der Prosenchym- scheide entsprechende aber mit demselben Namen bezeichnet werden. Der Markkörper besteht aus dünnwandigen, amylumreichen Parenchymzellen. In ihm linden sich manchmal, so wie in der Innenrinde unregelmässig zerstreute Bündel von dunklen Prosenchymzellen, die in keinem Zusammenhange mit dem Gefässbündelsysteme stehen: sie werden als Prosenchymbündel bezeichnet. Nicht selten finden sich im Stamme Lücken. Die Markstrahlen sind sehr kurz und entsprechen, wie Prof. Unger2) zeigte, den grossen Markstrahlen der Dikotylen. Nach dieser kurzen Skizze über den Farnstamm gehe ich zum Stipes über. Derselbe ist lange, bevor er sich vollständig vom Stamme trennt, an ihm als ein rundlicher, nach aufwärts ', Andeutungen über den Bau des Bastes. Botanische Zeitung, 1855, Stück 50 und 51 -', Über ein fossiles Farnkraut, p. 10. Über die Oefdssbündelveriheilung im Stamme und Stipes der Farne. 2 7 immer grösser werdender Vorsprung kenntlich. Dieser unterste Tlieil heisst das Kissen des Wedels. Die Länge dieser Kissen wurde bei den einzelnen Arten angegeben, weil sich aus ihr ein Schluss auf den Winkel ziehen lässt, unter dem die Gefässbündel aus dem Stamme in die Wedel treten, und dieser Umstand von grossem Einflüsse auf die Mächtigkeit der Krone zu sein scheint. Auf dem Wedelkissen kommen auch in und unter der Oberhaut mit lockerem Zellgewebe erfüllte Grübchen vor. Ob dieselben den Farnen ausschliesslich eigene Gebilde sind, oder ob sie als Analoga der Lenticellen zu betrachten sind, wie Prof. Unger') meint, kann nur die Beobachtung der Entwickelungsgesch.ich.te zeigen. Sie kommen auch an krau- tigen Farnen vor, da sie auf Adiantum polyphyllvm W. beobachtet wurden. Die Form der Narben der Wedel, welche entweder rhombisch oder elliptisch ist, wurde bei den baumartigen Farnen ebenfalls näher angegeben , weil sie dieselbe Gefässbündel ver- theilung wie der Stipes zeigt, nur mit dem Unterschiede, dass die einzelnen Formen mehr in die Länge gezogen erscheinen, weil die Narbe einen mehr oder minder schiefen Schnitt dar- stellt. Die Oberfläche des Stipes ist mit Spreuschuppen oder Spreuhaaren besetzt, welche dieselben Verschiedenheiten wie beim Stamme zeigen. Manchmal ist sie auch mit Stacheln bewaffnet Jene Seite des Stipes, welche der oberen Blattfläche des Wedels entspricht, und durch die auf ihr vorkommende Furche leicht kenntlich ist, wird im Folgenden die Ober- seite (superficies superior), jene hingegen, welche der unteren Wedelfläche entspricht, Unter- sei te (superficies inferior) genannt. Ich glaubte diese Benennungen jenen Presl's2) (der die Oberseite Vorder- und die Unterseite Hinterseite nennt), so wie auch den von Dr. Milde3) gebrauchten Benennungen (Bauch- und Rückenseite) vorziehen zu müssen, weil sie das Ver- hältniss bezeichnen in welchem die Ober- und Unterseite zur oberen und unteren Blattfläche des Wedels stehen. Die Form des Stipes ist im Allgemeinen die eines Kegels mit gegen die Spitze des Wedels sehender Spitze und am Stamme sitzender Basis. Bei vielen unserer einheimischen Farne ist der Stipes jedoch am Grunde dünn, nimmt nach aufwärts immer mehr an Umfang zu, bis er beiläufig zwei Zoll über seinem Ursprünge seinen grössten Umfang erreicht und sich dann allmählich wieder nach aufwärts verjüngt. Diese Form sieht man namentlich schön Lei Struthiopteris, Asplenium Filix foemina, wo zugleich der untere Theil eine dreieckige Form mit coneaver Oberseite, sehr scharfen Seitenrändern und convexer Unterseite besitzt, während der ober der bauchigen Anschwellung stehende Theil eine rundliche Form mit einer Furche auf der Oberseite zeigt. Der untere Theil des Stipes ist bei den krautigen Farnen stets unter der Erde, der obere ober derselben. Der Wedel stirbt regelmässig nur bis zu seiner bauchigen xVnsch wellung ab, so dass der untere nach aufwärts immer breiter werdende Theil am Stamme, seine eigentliche Form verdeckend, zurückbleibt. Mit diesen Verhältnissen steht auch ein Unterschied in dem Haue des Stipes in Verbindung. Im unteren, stehen bleibenden Theile führen nämlich die Zellen der Rinde und des Markes kein Chlorophyll und meist viel Amylum, während im oberen absterbenden Theile die Zellen reich an Chlorophyll sind, aber wenig oder gar kein Amylum führen. Auch hat in diesem Theile der Stipes an der Oberseite regelmässig zwei ') Über die Bedeutung der Lenticellen. Regensburger bot. Zeit. 1836, i>. 59». '■ Über die Gefdssbündelstellung im Stipes der Farne. Abh. d. k. btihra. Ges. .1. W. 5. Folge, .V Bd., |>. 309 356 n S) (jher die i;,:,l,,- Parma und dir Gefässbündel im Stipes der Farne. Bot. Zeit. 1856, Spalte 934. d 28 H. W. Beichardt. hervorspringende Leisten, welche lockeres Merenehym enthalten, in dessen Intereellular- räumen sich Luft findet. Wie der Stamm besteht auch der Stipes aus Kinde. Mark und Holzkörper, deren Bau derselbe wie im Stamme ist. Die Formen und Stellungsverhältnisse der einzelnen Gefässbün- del sind sehr mannigfaltig, ich hielt mich genau an die von Presl1) gegebenen Bezeichnungen und führte nur zwei neue ein, sie sind: Der omegaförmige (Q) Gefässbündel bei Dicksonia Lindem (Fig. 42 j und der zweierförmige (2) bei Dicksonia rubiginosa (Fig. 34). Die Gefässbündel verlaufen im Stipes nicht ganz parallel, sondern eonvergiren etwas nach aufwärts. Daraus erklärt sich, dass bei vielen Farnen die am Grunde von einander »etrennten Gefässbündel im oberen Theile sich einander nähern und endlich mit einander verwachsen. Dies zeigen besonders schön Polypodium vulgare L.. Phegopteris L. u. m. a. GLEICHENIACEAE. Presl2) gibt folgenden anatomischen Charakter für diese Tribus an: Fascieulus vasorum in stipite unieus, centralis teres. Da die folgende Mertensia nuda und einige ihr nahe stehende Arten im Stipes eine andere Gefässbiindelform zeigen, da ferner das Rhizom gar nicht berücksichtigt wurde: so glaube ich die Diagnose etwas allgemeiner lassen zu müssen, und schlage folgenden anatomischen Charakter für diese Tribus provisorisch vor, wobei es natürlich späteren Untersuchungen vor- behalten bleibt, denselben entweder zu bestätigen oder zu verbessern. Bhizoma et stip>es: Fascieulus vasorum unieus, centralis, crassus, teres auf in sfij>it< non nunquam n niformis. NMevtensia utitla Moritz mserpt. Hhizoma: Fascieulus vasorum unieus, centralis) crassissimus, teres. Stipes et rhachis: Fascieulus vasorum unieus, centralis, crassissimus', reniformis, cruribus superßciem stipitis superiorem speetans. Patria: Caracas prope Tun,,-. 1. Moritz coli. n. 452. Das Rhizom ist kriechend, dünn, mit sehr wenigen Nebenwurzeln besetzt, und zeigt keine Bekleidung von Spreuschuppen. Am Querschnitte ist seine Form rundlich (Fig. 1). Von der Rinde hat sich blos dunkel gefärbte Aussenrinde entwickelt (Fig. 1 ar)\ die [nnenrinde fehlt, Gefässbündel ist ein einziger vorhanden: er ist central, sehr dick und stielrund (Fig. 1 g). Der Stipes dieser Art ist an schwachen Exemplaren über 1' hoch; bei stärkeren wird er somit eine noch bedeutendere Länge erreichen. Seine Oberfläche i-t glatt, nur an seinem obersten Ende und am Grunde der Rhachis finden sieh Spreuschuppen. Diese sind eiförmig, I -5'" lang, zugespitzt, ganzrandig und sehr licht gefärbt. Sie bestehen aus einer einzigen e von Zellen, die ein zwischen Prosenchym und Parenchym stehendes Zellgewebe bilden; Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich mit flachgedrückter Oberseite (Fig. 2 — 4). 'i Über die Gefässbündelvertheilung im Stipes der Farne a. a. 0. p. 314 — 319. P ' IT. Über 4" breit sind. Stacheln finden sieh auf den Kissen dieser Art nicht. Die ziemlich entfernt stehenden Narben sind elliptisch, gegen 21/2" lang und 1" breit (Fig. 14). Die Gefässbündel stehen in der Narbe eben so wie im Stipes, doch sind die Bögen, welche Über die Gefassbündelveriheilung im Stamme und Stipes der Farne. 33 von den Gefässbündeln gebildet werden, aus den in der Einleitung angegebenen Gründen sehr in die Länge gezogen. Am Querschnitte ist die Form des Stammes rundlich, mit vorspringenden Ecken an den Durchschnitten der Wedelkissen (Fig. 12). Die harte Aussenrinde ist ziemlich dick, und durchgängig so dunkel wie an der Oberfläche des Stammes gefärbt (Fig. 12 ar). Die Innen- rinde und das Mark sind lichtbraun gefärbt, und enthalten sehr viel Amylum (Fig. 12 ir) . Peripherische Gefässbündel sind 13 vorhanden; sie bilden 3 einfache und 5 gepaarte Gefässbündel auf dem gezeichneten Querschnitte. Die Holzkörper der einfachen Gefässbündel (Fig. 12 eg) sind halbmondförmig, dick und sehen mit ihren Enden nach aussen; jene der gepaarten sind meist doppelt so lang (Fig. 12 gg) und doppelt halbmondförmig gekrümmt, Die Parenckymscheide (Fig. 12 jps) ist deutlich wahrnehmbar; die Prosenehymscheide ist ziemlich breit, überall gleich stark und vollkommen geschlossen (Fig. 12 prs). Die zu den Neben- wurzeln gehenden Gefässbündel (Fig. 12 nw) sind unregelmässig in der Rinde zerstreut und rundlich. Die centralen Gefässbündel (Fig. 12 cg) finden sich, wie die Prosenchymbündel zeigen, in grosser Anzahl vor, und sind im Marke unregelmässig zerstreut. Das vorliegende Stück des Stipes ist 1' lang, hat am Grunde eine dunkelbraune, höher oben jedoch eine rothbraun gefärbte Rinde. Ausgebildet ist der Stipes nackt, blos mit kurzen aber derben Stacheln besetzt; unentwickelt bedeckt ihn ein dichter Überzug von leicht abfäl- ligen Spreuschuppen. Diese sind lanzettlich, lang zugespitzt, 9 — 10'" lang und 1%'" breit, lichtbraun gefärbt und haben denselben Bau wie jene der Cyathea ebenina. Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. 13). Die dunkel gefärbte Aussenrinde geht allmählich (Fig. 13 ar) in die Innenrinde über (Fig. 13 ir), die so wie auch das Mark lichtbraun und zwar heller als die Gefässbündel gefärbt ist. Gefäss- bündel finden sich im Stipes an seinem Grunde viele (37) (Fig. 13 und Fig. 14 g). Sie sind theils peripherisch, theils excentrisch und bilden 3 Bögen mit eingeschlagenen Enden. Den unteren Bogen, der mit seiner Öffnung gegen die Oberseite sieht und der grösste ist, bilden 15 Gefässbündel; die beiden oberen kleineren, mit ihren Offnungen nach innen sehenden Bögen werden von je 11 Gefässbündeln gebildet. Die einzelnen Gefässbündel sind halbmond- förmig, dünn und haben keine dunkle Prosenehymscheide. Aisophila inultiflora Klotzsch. Linnaea XX, p. 443. Gaudex: Fasciculi vasorum peripkerici 8, crassi , simplices semilunares, cruribus extrorsum speetantibus ; copulati longiores, biscurvati ; centrales permulti, irregulariter per medullam sparst. Stipes: In parte inferiori fasciculi vasorum multi (21), peripkerici et excentrici, arcus duos, suprapositos ad superßciem stipitis superiorern versus apertos cruribus inßexis formantes ; in arcu superiori fasciculi 11, in inferiori 10. Fasciculi singuli tenues, semilunares, rarius elliptici. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 396. Die Aussenrinde des Stammes ist sehr dunkelbraun, beinahe schwarz und ziemlich dicht mit Nebenwurzeln, die sehr dünn, l1/, — 2" lang und wenig verzweigt sind, besetzt. Die Wedel- kissen springen ziemlich stark vor und sind V/2 — 2" lang; auf ihnen kommen zerstreut die mit lockerem Zellgewebe erfüllten Grübchen vor (Fig. 18 gr), welche bei dieser Art 2 — 3'" lang und 1 — 1%"' breit sind. Die Narben der Wedel sind elliptisch, 9'" — 1" lang, 5—6'" breit und stehen ziemlich dicht (Fig. 18). Die Gefässbündel haben in ihnen genau dieselbe Stellung wie im Stipes; nur sind die Bögen von Gefässbündeln mehr in die Länge gezogen. Denkschriften der mathein.-naturw. Ol. XVII. Bd. AMmnd). v. Nichtmitgl. e 34 IL W. Reichardt. Am Querschnitte zeigt der Stamm eine rundliche Form mit vorspringenden Ecken an den durchschnittenen Kissen (Fig. 15). Die Aussenrinde ist dunkelbraun, beinahe schwarz (Fig. 15 ar). Die Innenrinde und das Mark (Fig 15 ir) enthalten massenhaft Amylum ; daher dürfte ihre Farbe frisch wahrscheinlich rein weiss sein , trocken ist sie lichtbraun. Peripherische Gefässbündel finden sich im Stamme 8 ; sie bilden auf dem gezeichneten Querschnitte 2 einfache und 3 gepaarte Gefässbündel. Die Holzkörper der einfachen Gefässbündel (Fig. 1& eg) sind dick, halbmondförmig, und sehen mit ihren Enden nach aussen; jene der gepaarten sind doppelt so lang, und doppelt gekrümmt (Fig. 15 gg). Die Parenchymscheide (Fig. 15 ps) ist deutlich wahrnehmbar; die Prosenchym- seheide (Fig. \b prs) ist ziemlich stark, gegen die Enden des Gefässbündels hin viel dünner, ja manchmal sogar ganz offen. Die zu den Nebenwurzeln gehenden Gefässbündel (Fig. 15 nw) sind rundlich und unregelmässig in der Rinde zerstreut. Die centralen Gefäss- bündel (Fig. 15 cg) finden sich in sehr grosser Anzahl im Marke vor, und sind in demselben unregelmässig zerstreut. Das vorliegende Stück des Stipes dieser Art war gegen 13" lang. Seine Rinde ist am Grunde dunkel, höher aber lichtbraun gefärbt. Den Grund bedecken zahlreiche Spreuschuppen, die lanzettlich lang zugespitzt, fein gezähnt und 8 — 9'" lang, 1 !/2 — 2'" breit sind. Sie bestehen aus einem Zellgewebe , welches in der Mitte zwischen Parenchym und Prosenchym steht (Fig. 19). Die einzelnen Zellen sind lang gestreckt, in der Mitte der Spreuschuppe am dick- wandigsten, und haben auch da die am dunkelsten gefärbten Membranen. Gegen den Rand hin werden sie immer dünnwandiger und zugleich lichter gefärbt, so dass die 4 — 5 äu'ssersten Zellreihen endlich ganz ungefärbte und dünne Membranen besitzen. Die am Rande der Spreu- schuppe stehenden Zellen biegen sich mit ihrem oberen Ende bogenförmig nach auswärts und bedingen so die feine Zähnung am Rande. Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. IC, 17). Die Aussenrinde ist dünn und dunkel gefärbt (Fig. 16, 17 ar): die Innenrinde und das Mark haben eine lichtbraune, hellere Färbung als die Gefässbündel (Fig. 16, 17 ir). Gefässbündel finden sich im Stipes viele (21); sie sind theils excentrisch, theils peripherisch (Fig. 16 — 18(7) und bilden zwei über einander stehende nach der Oberseite hin offene Bögen mit eingeschlagenen Enden. Im oberen Bogen stehen 11, im unteren 10 Gefässbündel. Die einzelnen Gefässbündel sind dünn, halbmondförmig, selten elliptisch. Alsophila vtllosa Presl. Tcnt. pterid. p. 62. Caudex: Fascieuli vasorum peripherica 12, crassi, simplices semilunares cruribus attenuatis extrorsDum spectantibus, copulati longiores, biseurvati; centrales permulti, irregulariter per medullär» sparst, teretes. S t ipes ; In parte inferiori fascieuli vasorum mulfi ('24), excentriei rs), ziemlich breit, vollständig geschlossen, doch an den beiden Enden der Gefässbündel dünner als an den übrigen Theileu. Die zu den Nebenwurzeln gehenden Gefäss- bündel (Fig. 24 nw) sind unregelmässig in der Rinde zerstreut und haben eine rundliche Form. Die centralen Gefässbündel (Fig. 24 c g) sind bei dieser Art weniger zahlreich als bei den übrigen, unregclnnissig im Marke zerstreut und rundlich. Über die Gefassbündelvertheäung im Stamme und Stipes der Farne. 37 Alsophita caracusana Klotzsch. Linn. XVIII, p. 541. Caudex: Fasciculi vasorum pertpherici 13, crassi simplices semilunares cruribus extrors um spectanti 'bus, copulati longiores, biscurvati; centrales permultt) irregulär iter per med/it/aui spurst'. Stipes: ..... Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 394. Die Aussenrinde des Stammes ist dunkelbraun, beinahe schwarz gefärbt, hin und wieder mit den Resten von abgefallenen Nebenwurzeln bedeckt; zerstreut finden sich auch stehen- gebliebene Spreuschuppen. Diese sind linear, lang zugespitzt, fein gezähnt, haben eine Länge von 11 — 12'", eine Breite von 1 — l'/V" und zeigen denselben Bau und dieselbe dunkle Fär- bung wie die Spreuschuppen von Cyathea ebenina. Die Wedelkissen treten wenig hervor und sind 2 — 2%" lang. Auf ihnen finden sich die mit lockerem Zellgewebe erfüllten Grübchen, die bei diesem Farne 4 — 5'" lang und 1 — D/V" breit sind. Die Narben der Wedel stehen bei dieser Art ziemlich nahe. Sie sind länglich (Fig. 27), 3 — 37," lang und 11'" — 1%" breit. An dem vorliegenden Stammtheile konnte ich mich von einer Thatsache überzeugen, die schon B r ongniart1) angibt, dass nämlich der Stamm der Farne noch im verholzten Zustande in die Länge wachse. Denn im oberen Theile des Stammes betrug die Länge der Narben so ziem- lich constant 3" — 3" 1'", während sie im unteren Theile 3" 5'" — 3" 6"' betrug, was somit für ein Stammstück von beiläufig 3" Länge eine spätere Verlängerung von 4 — 5'" ergibt. Da auch die Breite der Narben um 1 — 2'" zugenommen hatte, so scheint der Farnkrautstamm nicht nur an Länge, sondern auch an Dicke, selbst im verholzten Zustande zuzunehmen. Dass diese unbedeutende Vergrösserung seiner Durchmesser nicht durch Bildung neuer Elementar- theile erfolgt, ist seinem Baue nach wohl ausser Zweifel; es kann dieselbe somit nur durch eine noch spät stattfindende Vergrösserung der schon vorhandenen Elementartheile bedingt sein. Da auch von dieser Art kein Stipes vorliegt, so will ich die Gefässbündelstellung in der Narbe näher beschreiben. Es finden sich in derselben sehr viele Gefässbündel (Fig. 27 g), nämlich 54; diese bilden drei Bögen mit eingeschlagenen Enden. Der unterste Bogen sieht mit seiner Öffnung nach aufwärts und wird von 20 Gefässbündeln gebildet; die beiden oberen Bögen, die nach innen geöffnet sind, enthalten je 14 Gefässbündel. Im Stipes werden sich somit an seinem Grunde 51 theils excentrische, theils peripherische Gefässbündel finden, welche 3 Böeen mit eingeschlagenen Enden bilden. Im unteren nach der Oberseite hin geöffneten Bogen werden 20 Gefässbündel stehen, während die beiden oberen nach innen geöffneten Bögen je 17 Gefässbündel bilden werden. Die Form des Stammes ist am Quer- schnitte rundlich (Fig. 26) mit vorspringenden Ecken an den Durchschnitten der Wedelkissen. Die Aussenrinde ist dunkelbraun und ziemlich stark (Fig. 26 ar), die Innenrinde und das Mark sind lichtbraun (Fig. 26 ir) und enthalten viel Amylum. Peripherische Gefässbündel sind 13 vorhanden. Sie bilden auf dem gezeichneten Querschnitte einen einfachen und 6 gepaarte Gefässbündel. Der Holzkörper der einfachen Gefässbündel (Fig. 26 eg) ist dick, halbmondförmig und sieht mit seinen Enden nach aussen; jener der gepaarten Gefässbündel ist meist doppelt so lang und doppelt halbmondförmig gekrümmt (Fig. 26 gg). Die Parenchy m- scheide ist deutlich wahrnehmbar (Fig. 26 ps), die Prosenchymseheide ist ziemlich stark, ]t Uistoire des Ve'ge'taux fossiles p, 166. 38 H. W. Beichardt. vollkommen geschlossen und durchgängig gleich dick (Fig. 26 prs). Die zu den Neben- wurzeln gehenden Gefässbündel (Fig. 26 mo) sind unregelmässig im Marke zerstreut und rundlich. Die centralen Gefässbündel (Fig. 26 cg) sind in grosser Anzahl vorhanden, unregel- mässig im Marke zerstreut und rundlich. Endlich findet sich im Marke eine grosse Lücke (Fig. 26 l). ASPIDIACEAE. Aspidiutn Araguttta Moritz mscrpt. (Polypodium Araguata Moritz olim.J Phizoma: Stipies : Fasciculi vasorum multi, 10 — 16, pervpherioi, crassi, teretes, in circulo ad superficiem st/pitis supe- riorem versus aperto dispositi ; duo summt' reliquis inferioribus majores. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 202. Das Rhizom dieses Farnes lag nicht vor. Der Stipes ist über 1' lang. In seiner Jugend ist er ganz, vollständig entwickelt an seinem unteren Theile mit Spreuschuppen bedeckt. Diese sind linear, gegen V/2" lang und am Rande gezähnt. Sie bestehen ganz aus lang- gestreckten, ziemlich dickwandigen Zellen (Fig. 31) mit braunen Membranen, die ein Zell- gewebe bilden, das in der Mitte zwischen Parenchym und Prosenchym steht. Die Zähne der Spreuschuppe entstehen derart, dass sich die an den Seitenrändern derselben stehenden Zellen mit ihren Enden nach auswärts biegen, diese nach auswärts gebogenen Enden von zwei an einander stossenden Zellen mit einander sich vereinigen und den Zahn derart bilden, dass jeder einzelne aus den verbundenen Enden zweier benachbarter Zellen besteht. Die Form des Stipes auf einem Querschnitte ist rundlich mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. 28 — 30). Die Aussenrinde ist sehr dünn und ziemlich dunkel gefärbt (Fig. 28 — 30 ar). Auf sie folgt ein lichter gefärbter Streif der Innenrinde , und auf diesen erst die übrige dunklere Innenrinde und das Mark (Fig. 28 — 30 ir). Gefässbündel finden sich im Stipes viele (Fig. 28 — 30 g); am Grunde sind 16, höher hinauf nur mehr 10 — 12 vorhanden. Sie sind peripherisch, stielrund und stehen in einem nach der Oberseite des Stipes hin offenen Kreise. Die beiden obersten sind die grössten , die übrigen unteren sind kleiner. Dass die Zahl der Gefässbündel im Stipes höher hinauf eine geringere wird, hat seinen Grund in der Verschmelzung mehrerer kleiner Gefässbündel zu einem grösseren. DICKSONIACEAE. Raluntium Mi.avstenianmn Klotsch. Linnaea XX, p. 444. Caudex: Fasciculi vasorum 13, peripkerici, crassi, simplices semilwnares , cruribus attenuatis extrorswm speetantibus ; copulati longiores, bis semilunares. Stipes: Fasciculi vasorum quini/ue , peripherici, tenues, undulati, cruribus inflexis; duo summi ambobus lateralibus duplo, infimo vero tripln breviores. Patria: Caracas prope Tovar, I. Moritz coli. n. 397. Der Stamm dieses baumartigen Farnes ist an seiner Oberfläche mit einem dichten Filze von Spreuhaaren und Nebenwurzeln bekleidet. Über die Form und Stellung der Wedel- Über die Gefässbündelvertheilung im Stamme und Stipes der Farne 59 narben kann ich nichts Näheres angeben, weil nur eine dünne Platte des Stammes vorlag. Am Querschnitte ist die Form des Stammes rundlich mit vorspringenden Ecken an den Durchschnitten der Wedelkissen (Fig. 32). Die Aussenrinde (Fig. 32 ar) ist sehr dunkel gefärbt und ziemlich stark. Die Innenrinde und das Mark (Fig. 32 ir) sind lichtbraun und enthalten viel Amylum. Gefässbündel sind 13 vorhanden; sie sind peripherisch, dick. und bilden auf dem gezeichneten Querschnitte 3 einfache und 5 gepaarte Gefässbündel. Die Holzkörper der einfachen Gefässbündel sind halbmondförmig und sehen mit ihren verschmä- lerten Enden nach auswärts (Fig. 32 eg)\ jene der gepaarten Gefässbündel sind länger und doppelt halbmondförmig gekrümmt (Fig. 32 g g). Die Parenckymscheide (Fig. 32 ps) ist sehr deutlich wahrnehmbar und hängt, weil die Prosenchymscheide nicht vollständig geschlos- sen ist, an den beiden Enden des Gefässbündels unmittelbar mit dem Rinden-Parenchym zusammen. Die Prosenchymscheide (Fig. 32 prs) bildet gegen den Mark- und Eindenk örper hin je einen halbmondförmigen Streifen, der in der Mitte des Gefässbündels am stärksten ist. gegen die Enden des Gefässbündels hin immer schmäler wird und an beiden Enden endlich ganz fehlt. Die zu den Nebenwurzeln gehenden Gefässbündel (Fig. 32 nw) sind rundlich und im Rindenkörper unregelmässig zerstreut. Centrale Gefässbündel, wie sie bei den Cya- theaeeen vorkommen, fehlen diesem Farne gänzlich. Der Stipes dieses Farnes ist 9" — 1' lang und beinahe ganz mit einem äusserst dichten Filze von Spreuhaaren besetzt. Diese sind gegen 2" lang, braun, glänzend und bestehen aus einer einzigen Reihe von langgestreckten, cylin- drischen Zellen, deren Membranen braun gefärbt sind. Inhalt war kein besonderer wahr- nehmbar. Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit einer ziemlich tiefen Furche an seiner Oberseite (Fig. 33). Die Aussenrinde (Fig. 33 ar) ist dunkelbraun, die Innenrinde und das Mark (Fig. 33 ir) sind lichtbraun, doch dunkler als die Gefässbündel gefärbt. Gefäss- bündel (Fig. 33 g) finden sich im Stipes 5; sie sind peripherisch, dünn, wellig hin und her gebogen und haben eingeschlagene Enden. Die Gefässbündel stehen derart, dass der längste an der Unterseite des Stipes, die beiden mittleren seitlich, und die beiden kürzesten an der Oberseite desselben liegen. Die beiden obersten sind zweimal kürzer als die beiden seitlichen und dreimal kürzer als der unterste. Miiclisonia rubiginosa Kaulf. Enum fil. p. '226. Rhisoma : .... Slip es: In parte inferiori fasciculi oasorum (res, tenues ; unus inferior periphericus , serniannularis undu- latus; duo superiores excentrici, numero arabico 2 inverso simillimi. In parte superiori et rhacki fasciculus unicus, e tribas supra dictis connatus eorumque formam monstrans. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 198. Das ßhizom dieses Farnes lag nicht vor; der untersuchte Stipes war 3%' lang und trug an seinem oberen Ende die untersten Theile der Rhachis. Die Aussenrinde ist am Grunde dunkelbraun, höher hinauf etwas lichter rothbraun gefärbt, glatt; nur am untersten Theile des Stipes, wo auch zahlreiche kurze, unverzweigte Nebenwurzeln entspringen, bemerkt man einen kurzen braunen Filz, der aus einfachen Haaren besteht. Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit flach gedrückter Oberseite (Fig. 34 bis 36). Die dunkle Aussenrinde (Fig. 34— 36 ar) ist ziemlich stark; die Innenrinde und das Mark sind lichtbraun, doch dunkler als die Gefässbündel gefärbt (Fig. 34—36 ir). 4<) ff. W. Reichardt. Gefässbündel finden sieh am Grunde des Stipes 3 (Fig. 3-1 g). Sie sind dünn, band- förmig und haben eine dunkle Prosenchymscheide (Fig. 34- — 36 prs). Der untere Gefässbündel ist peripherisch, halbringförmig und wellig hin und her gebogen. Die beiden oberen sind excen- trisch und einem arabischen umgekehrten Zweier sehr ähnlich. Je höher man im Stipes nach aufwärts geht, desto kleiner wird der Zwischenraum zwischen den äusseren Enden der beiden oberen Gefässbündel und zwischen den oberen Enden des unteren, so dass zwischen den ange- führten Enden beiläufig in der Mitte des Stipes eine Verwachsung eintritt, und man dann einen einzigen Gefässbündel vorfindet, der jedoch deutlich die Form der drei ursprünglichen an sich trägt (Fig. 35 g). Diese Gefässbündelform bleibt sich durch den ganzen oberen Theil des Stipes gleich, auch die Rhachis zeigt sie (Fig. 36 g) ; doch mit dem Unterschiede, dass die spitzen Ecken des Gefässbündels sich bedeutend abrunden und die wellige Biegung des dem unteren Ende entsprechenden Segmentes sich verliert, so dass dieser Theil einen einfachen Bogen bildet. Dicksonia consangninea Klotz seh. Linnaea XX, p. 445. 11 li izoma •■: Fasciculus rasorum unicus, excentricus, tenuis, annularis. Stipes: In parte inferiori fasciculi vasorum tres, tenues, peripherici, paulo curvati; inferior cruribus arn- bobus inflexis, duo superiores crure tantum modo super ior i inflexo. In parte superiori fasciculus unus, hippoerepicus, cruribus inflexis, e tribuspartis inferioris connatus. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 386. Das Rhizom dieses Farnes ist kriechend , gabelästig , mit ziemlich langen , wenig ver- ästelten, braunen Nebenwurzeln besetzt; ferner hat es so wie. der Grund des Stipes an seiner Oberfläche einen ziemlich dichten Überzug von Spreuhaaren, die aus Reihen cylindrischer Zellen mit braunen Membranen bestehen. Am Querschnitte ist seine Form rundlich (Fig. 37). Die Aussenrinde (Fig. 37 — 39 ar) ist sehr dünn und dunkel gefärbt; die Innenrinde und das Mark haben eine lichtbraune Färbung (Fig. 37 — 39 rr), doch sind sie dunkler als die Gefässbündel. In der Rinde zerstreut findet man die zu den Nebenwurzeln gehenden Gefäss- bündel (Fig. 37 — 39 nw), deren Form rundlich ist. Gefässbündel ist ein einziger vorhanden. Er ist dünn, excentrisch, ringförmig, vollkommen geschlossen (Fig. 37 g) und wird sowohl an seiner äusseren als auch an seiner inneren Seite von einer dunklen Prosenchymscheide um- geben (Fig. 37 — 39 prs). Die Abgabe von Gefässbündeln für den Stipes sowohl als auch die Entstehung der Gefässbündel für die Verzweigungen des Rhizomes gehen derart vor sich : Wenn ein Stipes sich bilden soll, beginnt der ringförmige Gefässbündel des Rhizomes sich nach seiner verticalen Axe etwas zu strecken und in seiner Mitte einzuschnüren (Fig. 38); an dem oberen Theile, welcher den in den Stipes gehenden Gefässbündeln entspricht, bilden sich bald 3 stärkere Partien aus, welche nur durch schmale Streifen des Gefässbündels zusammen- gehalten werden. So wie die Einschnürung in der Mitte des Gefässbündels immer tiefer geht, werden auch die verbindenden Streifen des Gefässbündels immer schmäler, und wenn sich endlich der Gefässbündelring für das Rhizom und die Gefässbündel für den Stipes vollständig von einander getrennt haben, findet man auch im Stipes die 3 ihm zukommenden Gefässbündel vollkommen isolirt. Ähnlich ist der Vorgang bei der Verzweigung des Rhizomes. Auch liier beginnt der ( Gefässbündel sieh zu strecken, aber nicht nach seinem verticalen, sondern nach seinem hori- zontalen Durchmesser. Zugleich schnürt er sich wieder in der Mitte senkrecht auf seinen Übe?' die Gefässbündelvertheilung im Stamme und Stipes der Farne. 41 längeren Durehmsser ein; ein Vorgang, welcher damit endet, dass sich aus dem einen ring- förmigen Gefässbündel zwei solche einander vollständig gleiche bilden (Fig. 39), deren jeder einem der beiden Gabeläste des Ehizomes angehört. Der Stipes dieser Art ist YU lang. Die Aussenrinde ist an seinem unteren Theile dunkel rothbraun, höher hinauf lichter, und zwar gelblichbraun gefärbt (Fig. 40 und 41 ar). Am Querschnitte ist seine Form rundlich mit einer schwachen Furche an seiner Oberseite. DieAussenrinde ist ziemlich stark und dunkelbraun. Die Innenrinde ist lichtbraun und etwas dunkler als die Gefässbündel gefärbt; ebenso das Mark (Fig. 40 und 41 ir). Gefässbündel sind im Stipes an seinem Grunde 3 vorhanden. Sie haben sämmtlich eine dunkle Prosenchymscheide (Fig. 40 und 41 prs), sind peripherisch, dünn und ein wenig gekrümmt. Der untere Gefässbündel hat beide Enden, die beiden oberen haben nur das obere Ende eingeschlagen (Fig. 40 g). In dem oberen Theile der Stipes verwachsen diese 3 Gefässbündel zu einem einzigen peripherischen, hufeisenförmigen Gefässbündel, dessen beide Enden eingeschlagen sind (Fig. 41 g). Diclesonia Eiindetti Hock sp. fil. p. 72, t. XXV. 11 h i'zoma: .... Stipes: Fasciculus vasorum unicus, peripAericus , tenuis, literae graecae ii inversae formam referens;un- dulatus, cruribus i/i superficiem stipitis superiorem speetautibus. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz n. 284 Das Ehizorn lag nicht vor. Der Stipes dieser Art ist mindestens 3 ' lang. Am Querschnitte ist seine Form rundlich mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. 42, 43). Die Aussenrinde (Fig. 42 und 43 ar) ist am Grunde dunkelbraun, beinahe schwarz gefärbt; weiter nach aufwärts wird diese Färbung lichter und zugleich röthlichbraun, ja im oberen Drittel des Stipes grünlich. Die Oberfläche derselben ist am Grunde des Stipes von kleinen Höckern rauh, deren grössere die Reste abgestorbener Neben wurzeln, deren kleine Narben von Spreuhaaren sind; am oberen Theile ist die Einde glatt. Die Innenrinde so wie das Mark sind trocken lichtbraun (Fig. 42 und 43 ir), frisch im obersten Theile des Stipes wahrscheinlich grünlich gefärbt. Den Gefässbündel umgibt am Grunde ein Band von licht gefärbtem Rinden- und Mark-Parenchyme (Fig. 42). Die lichte Färbung dieser Zellen rührt theils davon her, dass die Membranen derselben sich nicht braun färben, wie jene der übrigen Mark- und Eindenzellen, theils aber auch davon, dass sie mehr Amylum als das übrige Zellgewebe enthalten. Höher hinauf im Stipes verliert sich diese ungleiche Färbung, und das Parenchym wird gleichmässig braun (Fig. 43). Gefäss- bündel ist ein einziger, dünner, peripherischer vorhanden. Er gleicht an Gestalt auffallend einem grossen umgekehrten Q, (Fig. 42 und 43 g), und sieht mit seinen Enden gegen die Ober- seite des Stipes. Sein unterer Theil ist wellig hin und her gebogen. Ihn umgibt eine dunkle Prosenchymscheide (Fig 42 und 43 prs). ADIANTACEAE. Allosurtts caudatus Pres]. Teilt. Pterid. p. 154. (Tteris candata \j.) Rhizoma: Fascicidi vasorum, multi (15 — 18) peripher ici et excentrici, crasst, simplices teretes , copnlati elliptici in circulis duobus irregulär iter dispositi; in circulo peripherico fasciculi 10 — //, in circulo centrali 5 — 6, Denkschriften der mathem-natunv. Cl. XVII. B?'s). Zwischen den beiden Gefässbiindel- kreisen findet sich ein Bündel dunkler Prosenchymzellen (Fig. 4-i j)rb), welche einen nach der Unterseite des Rhizomes bin offenen Ring bilden. Dieser ringförmige Prosenchymbündel ist für die Anordnung der Gefässbündel von der grössten Wichtigkeit, da dieselben sowohl an der äusseren als auch an der inneren Seite desselben genau anliegen. Das Rhizom dieser Art unter- scheidet sich von jenem der nahe stehenden Pteris aquüina L. durch die grössere Zahl von Gefässbündeln, und durch den einzigen ringförmigen Prosenchymbündel. Der Stipes dieser Art ist 1 Y, — 2' lang, an seinem Grunde mit Spreuhaaren bedeckt. welche ebenso wie jene des Rhizomes gebaut sind, höher hinauf nackt. Die Farbe der Aussenrinde (Fig. 45 — 47 ar) ist am Grunde dunkelrothbraun, höher hinauf gelbbraun. Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. 45 — 47). Die Aussenrinde ist ziemlich stark, die Innenrinde und das Mark (Fig. 4."> — 47 ir) sind lichtbraun, doch dunkler als die Gefässbündel gefärbt. Am Grunde des Stipes sind 15 — 17 Gefässbündel vorhanden (Fig. 45 g). Sie sind theils peripherisch, theils excentrisch, meist rundlich, seltener elliptisch und stehen in einem nach der Oberseite des Stipes hin offenen Kreise, dessen beide Enden nach einwärts gekrümmt sind. Jeder einzelne Gefäss- bündel hat eine dunkle Prosenchymscheide (Fig. 45 — 47 prs). Der schon im Rhizom wichtige Bündel von dunkel gefärbten Prosenchymzellen (Fig. 45 prb), tritt aucli hier auf. Er hängt mit der dunklen Aussenrinde zusammen, bildet von dem tiefsten Punkte der Furche an der Ober- seite des Stipes bis beiläufig in die Mitte desselben einen dunklen Streif und breitet sich dann nach beiden Seiten hin halbmondförmig aus. Der untere Rand dieser Ausbreitung ist wrellig hin und her gebogen; dadurch erhält der Prosenchymbündel eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit einem Adler, dessen Schwüngen ausgebreitet sind, eine Form, die bei unserer Pteris aquüina L. noch viel deutlicher hervortritt. Auch im Stipes reihen sich die Gefässbündel um die Oberfläche dieses dunklen Prosenchymbündels an. Dieser Querschnitt am Grunde des Stipes ist es, welcher noch die beste Einsieht in die ziemlich complicirten Stellungsverhältnisse dieses Farnes gestattet, Über die Gefässbiindclvertkcilung im Stamme und Stipes der Farne. 4^ denn höher im Stipes beginnen die ursprünglichen Gefässbündel sich zu tlieilen, so dass man dort eine viel bedeutendere Anzahl vorfindet. So zeigt eine beiläufig durch die Mitte des Stipes gelegter Querschnitt eine noch einmal so grosse Zahl von Gefässbündeln , nämlich 38 — 40 (Fig. 46^). Sie sind theils peripherisch, theils excentrisch, dick, rundlich und haben eine dunkle Prosenchymscheide (Fig. ±Q prs). Sie bilden zwei Kreise, die nach der Oberseite des Stipes hin offen sind und eingeschlagene Enden besitzen. Den äussern Kreis bilden 20 — 22 Gefäss- bündel, den inneren, weniger regelmässigen 17 — 18. Der dunkle Prosenchymbündel hängt jetzt nicht mehr mit der Aussenrinde zusammen, sondern bildet nur mehr im Inneren des Stipes eine Art von Halbmond (Fig. 46 prb), an dessen ausgeschweifter Unterseite die Gefässbündel des inneren Kreises liegen. Auf der Oberseite des Prosenchymbündels findet sich ein längerer oder kürzerer dunkler Streif, welcher gegen die Rinde sieht und als letzter Rest der am Grunde bestehenden Verbindung mit der Aussenrinde zu deuten ist. Diese Gefässbündelstellung bleibt sich durch den Rest des Stipes hindurch gleich; nur der dunkel gefärbte Prosenchymbündel wird lichter und weniger auffallend. Von Pteris aquüina L. unterscheidet sieh das Gefässbündel- System dieses Farnes auch im Stipes durch die grössere Anzahl der Gefässbündel und die ver- schiedene Form des dunklen Prosenchymbündels. In der Rhachis finden sich 8 — 10 Gefässbündel (Fig. 47 g); sie haben dieselbe Form wie im Stipes, sind peripherisch und stehen in einem einzigen Kreise, der nach oben zu offen ist und eingebogene Enden besitzt. Der dunkle Prosenchymbündel hat dieselbe Form wie im Stipes (Fig. 47 prb). Adiantum polyphyllum W. sp. pl. V, p. 454. Rh izoma: Stipes: In parte inferiori fascieuli vasorum duo , exeentrici , tenues , angulosi, cruribus inßexis ; in parte superiori et rhachi ' fasciculus unicus e duobus supra dictis connatus eorumque formam ostendens. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 59. Das Rhizom lag nicht vor. Der Stipes ist gegen 2' lang. Die Aussenrinde ist dunkel- braun, beinahe schwarz, glänzend und an ihrer Oberfläche mit kleinen unregelmässigen Erhöhungen bedeckt, die von abgefallenen Spreuhaaren herzurühren scheinen. Auf der Ober- seite des Stipes , besonders in der Furche derselben , bemerkt man stellenweise einen licht- braunen Überzug-. Dieser besteht aus rundlichen Zellen, welche verschieden gross sind und ein ziemlich regelmässiges Merenchym bilden. Diese Zellen (Fig. 51) haben eben solche licht- braune Membranen wie jene der Innenrinde und auch beinahe dieselbe Grösse. In der Aussen- rinde finden sich auch nach Hinwegnahme des lichtbraunen Überzuges grössere und kleinere Höhlen, durch welche die oben beschriebenen Zellen unmittelbar mit jenen der Innenrinde zusammen hängen. Dieses Vorkommen ist ganz analog dem von Höhlen, die mit lockerem Zellgewebe ausgefüllt sind, am Wedelkissen baumartiger Farne; diese interessante Bildung ist somit nicht den Baumfarnen allein eigen. Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. 48 — 50). Die Aussenrinde (Fig. 48 — 50 ar) ist ziemlich stark. Die Innenrinde und das Mark sind lichtbraun, doch dunkler als die Gefässbündel gefärbt (Fig. 48 — 50 ir). Gefäss- bündel finden sich im unteren Theile des Stipes 2 (Fig. 48 g); sie sind excentrisch, dünn, zweimal winkelig gebogen und haben hakenförmig eingekrümmte Enden. Nach der Oberseite f* 44 IL W. Beichardt. des Stipes hin divergiren sie ein wenig, gegen die Unterseite convergiren sie. Je höher man im Stipes nach aufwärts geht, desto geringer wird der Abstand an der Unterseite, bis die Gefässbündel endlieh im oberen Drittel des Stipes zu einem einzigen verwachsen, der, aus den beiden ursprünglichen Gefassbündeln hervorgegangen, auch ihre Form zeigt (Fig. 49 g). Diese Form behält der Gefässbündel auch in der Rhachis bei, mit dem einzigen Unter- schiede, dass sich seine Ecken abrunden (Fig. 50 g). GKAMMITACEAE. Vheilanthes viscosa Lk. sp. fil. hört, berol. p.66. Rhisoma: Fasciculus vasorum unicus, tenui's, excentricus annularis, angulosus. St i ji es: Fasciculi vasorum quatuor, excentri'ct, tenues ; duo superiores literae S similes, duo inferiores paulo curvati, crure superiori infiexo. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 387. Das Rkizom ist kriechend, an seiner Oberfläche mit verzweigten, 1 — l1/," langen Neben- wurzeln versehen, und so wie auch der Grund des Stipes mit dunkelbraunen Spreuhaaren besetzt, welche aus einer Reihe cylindrischer Zellen mit braunen Membranen bestehen. Am Querschnitte ist seine Form rundlich oder elliptisch (Fig. 52). Die Aussenrinde ist dunkel gefärbt (Fig. 52 — 54 ar), die Innenrinde und das Mark sind lichtbraun, doch dunkler als der Gefässbündel (Fig. 52 — 54 ir). Gefässbündel findet sich ein einziger; er ist excentrisch, dünn, ringförmig, vollkommen geschlossen und winkelig hin und her gebogen (Fig. 52 g). Ihn umgibt eine dunkle Prosenchymscheide (Fig. 52 — h± prs). Wenn sich ein Stipes zu bilden beginnt, so öffnet sich der Gefässbündel an jener Stelle, welche der Mitte der Unterseite des Stipes entspricht, und ändert zugleich an seinem oberen Theile die Form, indem sich in der Mitte eine Einschnürung bildet; zugleich erscheinen jene Theile, welche die beiden unteren ( irl'assbündel im Stipes bilden, nicht mehr hin und her gebogen (Fig. 53 g). Bald haben sich diese Theile von dem übrigen Gefässbündel isolirt und bilden zwei Gefässbündel, welche ganz die Form der entsprechenden im Stipes an sieh tragen. Während dem haben sich auch die mittleren Theile des Gefässbündels , welche gleich anfangs die Einschnürung bildeten, noch deutlicher von der untersten Partie abgesondert und werden halbmondförmig (Fig. 54 g). Bald trennen auch sie sich, wobei sie die für die beiden oberen Gefässbündel des Stipes charakteristische S-förmige Gestalt annehmen. Damit ist das dem Stipes zukommende Gefäss- biindel-System vollständig ausgebildet. Der im IJhizome vorhandene, jetzt halbringförmige Gefässbündel schliesst sich bald, und so hat auch dieses seinen ursprünglichen, geschlossenen ' icfassbündel. Der Stipes dieses Farnes ist gegen V/.,' lang, am Grunde mit Spreuhaaren bedeckt, sonst nackt. Seine Aussenrinde ist dunkelbraun (Fig. 55 ar), die Innenrinde und das Mark sind lichtbraun (Fig. 55 ir), doch dunkler als die Gefässbündel gefärbt. Am Querschnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. 55). Gefässbündel sind 4 vorhanden (Fig. 55 g). Sie sind excentrisch, dünn und haben eine dunkle Prosenchym- scheide (Fig. 55^>rs). Die beiden oberen Gefässbündel sind schwach /S-förmig, während die beiden unteren ein wenig gekrümmt sind und eingebogene obere Enden besitzen. Über die GefdssbimdelvertTieüwng im Stamme und St/pes der Farne. 45 POLYPODIACEAE. Polypodium MKarstenianum Klotz seh. Linn. XX, p. 390. Ii h iz oma: Stipes: Fascicuh vasorum multi 20 — 24; peripher ici, crassi, teretes, in circulo ad superficiem stipitis svperiorem versiis aperto dispositi; duo summt reliquis inferioribus majores. Patria: Caracas prope Tovar, 1. Moritz coli. n. 459. Das Ehizom lag nicht vor. Der Stipes ist ungefähr 1' lang. Er ist entwickelt an seinem Grunde, unentwickelt ganz mit Spreuschujupen bedeckt. Diese sind linear 1 — 1'/2" lang und Laben denselben Bau wie jene von Aspidium Araguata; doch unterscheiden sie sich dadurch, dass die Zähne am Rande viel seltener sind und nicht immer aus zwei Zellen gebildet wer- den; denn bei manchen verschwindet das sich nach aussen biegende Ende einer der am Bande stehenden Zellen und dann wird der Zahn nur von einer Zelle gebildet. Am Quer- schnitte ist die Form des Stipes rundlich, mit einer Furche an seiner Oberseite (Fig. 56). Die Aussenrinde ist rothbraun gefärbt (Fig. 56 ar), die Innenrinde so wie das Mark sind licht- braun, doch dunkler als die Gefässbündel (Fig. 56 ir). Gefässbündel finden sich im Stipes viele, 20 — 24 (Fig. 56 g). Sie sind peripherisch, stielrund, dick, und haben eine dunkle Pro- senehymscheide (Fig. 56 prs). Sie stehen in einem gegen die Oberseite des Stipes hin offenen Halbkreise und die beiden obersten sind die grössten. Von dem in Bezug auf GefässbümlH- Anordnung sehr ähnlichen Aspidium Araguata unterscheidet sich dieser Farn durch die ent- schieden grössere Gefässbündelanzahl. 46 IL W. Reickardt. ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN e. I >ie Epidermis. a r. I >ie Ausgenrinde. ir. Die Innenrinde. g. Ein Gefässbündel. ff g. Holzkörper Lines gepaarten Gefassbündels. e ff. Holzkörper eines einfachen Gefassbündels. p s. Parenchym-Scheide des Gefassbündels bei baumartigen Farnen ; der Bast bei krautigen Farnen. prs. I>ie Prosencbym-Seheide des Gefassbündels. c ff. Ein centraler Gefässbündel. n w. Ein zu einer Nebenwurzel gebender Gefässbündel. I. Lücke im Marke des Stammes. g r. Mit lockerem merenchymatischem Zellgewebe erfüllte Grübclion auf dem Kissen des Wedels. TAFEL I. Figur 1—4. NMevtensia ntula Moritz mscrpt. Fig. 1. Querschnitt des Rhizomes 3mal vergrössert. Fig. 2. Querschnitt des Stipes an seinem Grunde 3mal vergrössert. F'ig. 3. Querschnitt des Stipes beiläufig in der Mitte omni vergrössert. Fig. 4. Querschnitt der Hhachis primaria Cmal vergrössert. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Figur 5 — 9. Cyathea ebenina Karst. 5. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. 6. Querschnitt des Slipes an seinem Grunde; Vergrösserung :: ,. 7. Querschnitt durch die Mitte des Stipes ".mal vergrössert. 8. Querschnitt des oberen Tbeiles vom Stipes; Vergrösserung ; ,. 9. Ein Stück einer Spreuschuppe IlOmal vergrössert. Figur 10, 11. Cyathea mexicana Cham, et Schldl. Fig. 10. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. Fig. 11. Querschnitt des Stipes an seinem Grunde 3mal vergrössert. Figur 12 — 14. Vyathea aspera Si Fig. 12. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. Fig. 13 Querschnitt des Stipes au seinem Grunde; Yergrüssenni Fig. 11. Narbe eines Wedels in natürlicher Grösse. Über die Gefässbiindelvertheilwng im Stamme und Stipes der Farne. 47 Figur 15 — 19. Alsophila multiflora Klotzsch. Fig. 15. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. Fig. 16 Querschnitt des Stipes an seinem Grunde 3mal vergrössert. Fig. 17. Querschnitt des Stipes in seiner Mitte; Vergrösserung 3/,. Fig. 18. Narbe eines Wedels in natürlicher Grösse. Fig. 19. Ein Stück einer Spreuschuppe HOmal vergrössert. TAFEL II. Figur 20—23. Alsophila villosu Presl. Fig. '20. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. s /. Ein Kissen eines AVedels quer durchschnitten. , s g. Die Gefässbündel desselben. Fig. 21. Querschnitt des Stipes nach Presl. Fig. 22. Narbe eines AVedels in natürlicher Grösse. Fig. 23. Ein Theil einer Spreuschuppe llOrnal vergrössert. Figur 24, 25. Alsophila aculeata Klotzsch, Fig. 24. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. Fig. 25. Narbe eines Wedels in natürlicher Grösse. Figur 2G, 27. Alsophila earaeasana Klotzsch, Fig. 26. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. Fig. 27. Narbe eines Wedels in natürlicher Grösse. Figur 2S— 31. Aspidium Araguata Moritz. Fig. 28. Querschnitt des Stipes am Grunde; Vergrösserung :: ,. Fig. 29. Querschnitt des Stipes in seiner Mitte 3mal vergrössert. Fig. 30. Querschnitt des Stipes an seinem oberen Ende; Vergrösserung'/j. F'ig. 31. Ein Stück einer Spreuschuppe HOmal vergrössert. TAFEL HI. Figur 32. 33. Kaiaul i am Karstenianum Klotzsch. Fig. 32. Querschnitt des Stammes in natürlicher Grösse. Fig. 33. Querschnitt des Stipes am Grunde 3mal vergrössert. Fig. 34 — 36. Dicksonia vubiginosa Kaulf. Fig. 34. Querschnitt des Stipes am Grunde; Vergrösserung 3/j. Fig. 35. Querschnitt des Stipes in der Mitte 3mal vergrössert. Fig. 36. Querschnitt der Rhachis primaria 3mal vergrössert. Figur 37 — 41. Dicksonia consanguinea Klotzsch. Fig. 37. Querschnitt des Rhizoms 3mal vergrössert. Fig. 3S. Querschnitt des Rhizomes 3 mal vergrössert. Es beginnen sich die drei in den Stipes gehenden Gefässbündel von jenem des Rhizomes zu trennen. Fig. 39. Querschnitt des Rhizomes, wenn es sich verzweigt , 3mal vergrössert. Es haben sich aus dem einzigen vorhandenen ring- förmigen Gefässbündel zwei solche Ringe, die schon beinahe vollständig von einander getrennt sind, gebildet. Fig. 40. Querschnitt des Stipes am Grunde; Vergrösserung 3/,. Fig. 41. Querschnitt des Stipes in seinem oberen Theile 3mal vergrössert. •48 II. W. Eeichardt. Über die Gejässbündelvertheilung im Stamme und Stipes der Farne. Figur 42, 43. Bicksonia Lindeni Hook. Fig. 42. Querschnitt des Stipes an seinem Grunde 3mal vergrb'ssert. Fig. 43. Querschnitt des Stipes in seinem oberen Theile ; Vergrösserung 3/j. Figur 44 — 47. AUosurus caudatus Presl. Fig. 44. Querschnitt des Rhizomes 3mal vergrb'ssert. Fig. 45. Querschnitt des Stipes am Grunde ; Vergrösserung 3/,. Fig. 46. Querschnitt des Stipes in seinem oberen Theile 3mal vergrössert. Fig. 47. Querschnitt der Hitachis primaria 3mal vergrössert. p r b. Sind Bündel von dickwandigen Prosenchymzellen. Figur 48 — 51. Adiantum polyphyllum W. Fig. 4S. Querschnitt des Stipes an seinem Grunde; Vergrösserung 3/j. Fig. 49. Querschnitt des Stipes in seinem oberen Theile 3mal vergrössert. Fig. 50. Querschnitt der Rhachis primaria 3mal vergrössert. Fig. 51. Pulverförmiger, stellenweiser Überzug des Stipes, der aus einem lockeren Merenchyme besteht, und sich in Grübchen der Aussenrinde, ähnlich wie bei den Cyatheaceen findet. Vergrösserung 100/j. Figur 52—55. Cheilanlhes viscosa Lk. Fig. 52. Querschnitt des Rhizomes 3mal vergrössert. Fig. 53. Querschnitt des Rhizomes 3mal vergrössert. Es beginnen sich jene Gefässbündel, welche den beiden unteren des Stipes ent- sprechen, von dem des Rhizomes zu trennen. Fig. 54. Querschnitt des Rhizomes; Vergrösserung 3/r Jene Gefässbü'ndel, die im Stipes die beiden unteren bilden, haben sich schon vollständig getrennt, während von den beiden oberen erst einer sich isolirte. Fig. 55. Querschnitt des Stipes an seinem Grunde 3mal vergrössert. Figur 56. Polipodium Karstenianum K lots eh. Fig. 50. Querschnitt des Stipes an seinem Grunde; Vergrösserung 3/,. liruiiiinll . i'ai.i Fio '!. W ■'' nViiksi'lii'il'lni ilrr k.AUiiil il Wi s scu.srli . m;iiln'iii. naturw l'lXVUBil 1859. K cicli.irill v t'ig. U / •>// /IW j'/ //r tr /f/v am rSf ] <■." /yr.t /'■' / Drnkxrlinl'lni iLit K Ika I il H in ii, il im ClXVillld. I « .> 9 ■ öS DciikNclinl'irn .Irr k Akart d.Wissinisch matheitLiiaturw. L'lXVDBd. 1859. 0 \ X