.
J sin 1) ~
Die Inductiuns kraft der Eisenstäbe erlangt erst nach Jahren einen unveränderlichen
Werth und bis dahin ist natürlich auch jener der Constante — — . die zur Berechnung der
Inclination dient, veränderlich. Die Werthe derselben für Wien ersieht man aus der folgen-
den Tafel.
TAFEL III.
Constanten des Inductions Inclinatorinms.
Zeit
1)
/
Constante
ls;, 1.
•.»:.
Mai ....
18°
53!3
04°
17 ! i
6-4149
„
•21.
November
18
23-2
(54
I 6 ■ :,
6-5S00
1855.
19.
Juli . .
17
58-4
G4
ll-r.
6-7161
„
17.
November
17
56-6
64
12-0
6-7147
1856.
IS.
Oetober .
17
416
64
15*5
6-8242
1857.
17.
Juni . .
17
34-2
64
9-6
6-8397
n
17.
September
17
28 • 1
64
LI -8
6-8902
1858.
17.
April . .
17
27-0
64
9-9
6-8875
»
12.
Mai . .
17
■_»7 • 8
64
9-S
6-S820
n
11.
December
17
3-2-4
64
S-l
6-844-2
Es scheint, dass die Inductionskraft der diesem Apparate beigegebenen Eisenstäbe erst
jetzt constant geworden ist, denn die kleinen seit dem Jahre 1857 ersichtlichen Schwankungen
können äusseren Einflüssen und Beobachtungsfehlern zugeschrieben werden. Für die früheren
Jahre wurde die Constante meistens vor und nach der Reise bestimmt, und während der-
selben der Zeit proportional angenommen.
Auf der Beise des vergangenen Sommers (1858) aber wurde sie an mehreren Stationen.
wo die Inclination auch mit dem Inclinatorium von Bepsold gemessen worden war, gesucht,
und das Ergebniss dieser Bestimmungen zur Berechnung der Inclination an jenen Orten an-
gewendet, an welchen man sich blos des Inductionsverfahrens bedient hatte.
Die Längen wurden an Stationen, wo sich Telegraphenämter befanden und die Corre-
spondenz mit Wien nicht unterbrochen war, durch telegraphische Zeichen bestimmt, wie dies
bereits vor zehn Jahren bei Gelegenheit der Bereisung der österreichischen Monarchie behufs
magnetischer Beobachtungen von mir ausgeführt worden ist '). Die k. k. Direction der Staats-
telegraphen hatte sich zu diesem Zwecke mit den Telegraphenämtern Serbiens und der Donau-
fürstenthümer ins Einvernehmen gesetzt, und die dortigen Beamten leisteten die bereitwilligste
Hilfe. Nach einer mit Herrn Director von Littrow, der mit Herrn Hornstein die von der
1) Sitzungsberichte I. Bd.. Sitzung vom 30. Nov. Isis.
6 Karl Kr eil.
Station gegebenen Zeichen in Wien beobachtete, getroffenen Verabredung wurde ein oder
zwei Tage früher von der Station die Nachricht mitgetheilt, zu welcher Zeit man dort bereit
sei die Zeichen zu geben und zu empfangen, und die Ankunft dieser Nachricht von Wien
aus bestätigt, Zu dieser festgesetzten Zeit wurde ein Vorzeichen gegeben, um anzuzeigen,
dass alles in Bereitschaft sei, und unmittelbar darauf, nach einer oder einer halben Minute
erfolgte die erste Zeichenreihe, die aus sechs einzelnen Schlägen bestand, deren jeder von
den folgenden um zehn Zeitsecunden abstand. Sie wurde abwechselnd in entgegengesetzter
Richtung (nämlich von Wien gegeben und in der Station beobachtet, oder umgekehrt), so oft
wiederholt, als man es für nöthig hielt ein sicheres Ergebniss zu erlangen.
Nach mehreren, an verschiedenen Stationen angestellten Versuchen ist die Zeitfrist,
welche der elektrische Strom nöthig hat, um entlegene Orte zu erreichen, selbst wenn er
mehrere Translatoren durchgehen muss, verschwindend klein, und es wurde z. B. diese Frist
für die Entfernung von Bukarest und wieder zurück zu 2 bis -i Zehntel einer Zeitsecunde
gefunden, worin noch die Verzögerung durch die Auffassung des Zeichens, die Rückgabe
nach dessen Ankunft und die Personalgleichung einzurechnen sind.
Die Längen der übrigen Stationen mussten durch die Chronometer bestimmt werden,
deren Gang aber bei den verschiedenartigen Transportmitteln keineswegs so gleichförmig
war, um ganz verlässliche Resultate zu geben. Es wird daher, um ein Urtheil über den Werth
dieser Bestimmungen fällen zu können, am besten sein, den Gang der beiden Chronometer
vor und während der Reise anzugeben. Es muss hiebei bemerkt werden, dass der Chrono-
meter Dent zu den Beobachtungen diente, daher sehr oft der Sonnenhitze ausgesetzt, und
überhaupt viel weniger geschont wurde als Tiede.
Täglicher Gang der Chronometer Tor der Reise.
Vom 30. März bis 12. April Gang Dent's = + 3;'23, Gang Tiede's = + 2!23 zurückbleibend,
., 12. April „ 22. „ „ „ = + 3-05, „ „ = + 2-33
.. 22 29. ., = + 2-S'J, .. „ = + 2-77
.. 29. „ „ 6. Mai „ = + 2-85, „ „ = -+- 3-06
6. Mai , 14. ,. „ = + 2-05, „ = -f- 3-05 „
Gang der Chronometer während der Reise.
In der folgenden Tafel gibt die dritte Spalte (D — T) den Stand Tiede's gegen Dent aus
einer Vergleichung beider Chronometer, die um 9 Uhr Abends gemacht oder auf diese Zeit
zurückgeführt wurde. Die vierte Spalte d(D — T) gibt die Unterschiede zweier aufeinander
folgender Zahlen der vorherigen Spalte, also den relativen Gang Tiede's gegen Dent. Die
nebenstehenden eingeklammerten Zahlen deuten an, dass die beigesetzte Zahl für mehrere
Tage gelte, wenn nämlich keine Vergleichung der Uhren vorgenommen wurde. Die fünfte
Spalte enthält den aus den Beobachtungen der Sonnenhöhen abgeleiteten Gang Dent's. Die
Beobachtungstage, aus denen derselbe gefunden wurde, sind in der Spalte angegeben. Er gilt
für die ganze Periode des Mittels, dem er beigesetzt ist, und dient auch zur Auffindung des
Ganges Tiede's, indem man das Mittel der vorhergehenden Spalte hinzu addirt.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
TAFEL IV.
Gang der Chronometer während der Reise.
Ort
Tag
d(D—T)
Gang Dent's
aus den Beobachtungen
Gang
Tiede':
Anmerkungen.
Mohacs
Scmlin .
Belgrad
Mai
Kragujevaz .
Despotovitza
Poschega . .
Juni
Karanavaz
Kruschevaz
Alcxinatz .
Paratsehin
Svüainaz .
Semendria
Semlin . .
20
21
25
26
27
28
29
30
31
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
14
Mittel
Kalafat
Juli
16
17
IS
19
Mittel
< »iurgewo
Bukarest
Giurgewo
Mittel
Galatz
Mittel
Tultseha
Sulina .
Meer
Konstantinopel
Juli
8
9
10
11
12
13
-10!
10
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
26
26'
29-
16-
18-
21-
23-
25-
26-
29-
31-
32-
36-
36-
39-
42 .
46-
48-
54-
55-
3-
+ 2:6
0
7
1
8
3
2
5
2
5
9
2
9
3
0
0(1)
+ 26!
26
26
26
5r7
7-0
7-5
8-8
2-35
+ lr4(2)
1-3
0-5
1-3
+ 0! 16!7
+ 0 19-6
Juli
16
17
18
19
4-8
4-8
7 • 7
6-2
+ 0' 2-6
0 6-8
0 11-7
0 15-4
1-22
+ 0-9
0-0
t-1-5
+ 1-32
+ 4;2
4-9
3-7
v. 25. Mai u. 12., 13., 14. Juni
vom 16. und 19. Juni
3 39
vom 9. und 11. Juli
5 ' 05
vom 17. und 20. Juli
Juli
22
23
24
25
26
27
28
29
30
or
4V5
0
7-3
0
12-2
0
16-1
0
20-4
0
25-8
0
29-1
0
34-4
0
40-3
4-27
+2:
4'
3
4'
3;67
5-07
4"61
6'37
7-94
Dent eingestellt.
Vom 11. bis 14. Juni
wurden die Chronometer
zwar im Gange erhalten,
aber nicht verglichen. Der
Gang vom 14. gilt daher
auch für die drei vorher-
gehenden Tage, so wie der
Gang vom 16. auch für
den 15. gilt.
Die Uhren standen vom
19. Juni bis 7. Juli.
Am 9. Dent eingestellt.
Die Uhren standen vom
13. bis 16. Juli, da sie im
Dampfschifffahrts - Maga-
zine waren.
Am 22. Dent eingestellt.
Karl Kr eil.
Ort
Tag
D-
- T
d(D— T)
Gang Dent's
aus den Beobachtungen
Gang
Tiede's
Anmerkungen.
Juli 31
+ o!
44 ''5
r 4J2
Aug. 1
3
0
0
0
49-0
54-2
58-0
4-5
5-2
3-8
Konstantinopel . . .
5
1
4-7
3-4(2)
vom 1. und 3. August
Mittel
4-26
2r12
6r38
Aug. 6
., 7
+ 1!
13VS
+ 9V1
1
21-1
7 * 3
Trapezunt
Aug. 8
+ 1!
24 ''5
+ 3*4
9
10
11
» 12
„ 13
11
1
1
1
1
1
1
27-1
28-6
31-1
34-1
36-1
38-1
2-6
1-5
2-5
3-0
2-0
2-0
vom 10., 11.. 12. u. 14. Aug.
n •
n
»
M
n
Mittel
2-43
t'82
7*25
Trapezunt
Aug. 15
+ 1!
41!6
+ 3!5
n
„ 113
1
45-4
3-8
»
„ 17
„ 18
1
1
48-6
52-7
3-2
4-1
H
„ 19
1
55-9
3-2
»
*>0
2
0-0
4-1
n
21
2
4-5
4-5
n
22
2
8-6
4-1
n
n 23
o
13-2
4-6
Meer . .
„ 25
2
20-9
3-8(2)
vom 19., 22. und 24. Aug.
Mittel
3-88
2"66
0V54
Meer
Aug. 26
+ 2!
51J3
+ 30-4
Am 27. wegen Sturm
nicht verglichen.
Konstantinopel . . .
Aug. 28
+ 2!
1S!8
n ...
„ 29
2
25 -6
+ 6!8
n ...
,, 30
2
32 • 2
6-6
rt ...
„ 31
2
38-0
5-8
Sept. 1
o
44-0
6-0
vom 31. Aug. u. 1. Sept.
Am 2. wegen Sturm nicht
Mittel
6-30
+ 0rS5
7-15
verglichen.
Sept. 3
„ 4
+ 2!
Ö8V9
3
10-1
4-11*2
Auf der Reise von Sinope
nach Cap Indje und zurück
5
3
17-5
7-4
Karais chaklessi . . .
6
3
22 • 7
5-2
wurden die Chronometer
„ 7
- 1
21-0
zu Pferde fort°'ehracht und
„ 8
— 1
115
9-5
von einem verläßlichen
Diener in horizontaler
„ 9
— 0
59-2
12 3
,, 10
— 0
52-3
G-9
Richtung gehalten. Der
Ritt dauerte am 6. von Si-
nope nach Karalschaklessi
Konstantinopel . . .
„ 11
— 0
42-7
9-6
vom 6. und 9. Sept.
Mittel
8-87
—II ''54
S!33
l'/2 ; am "'■ von da zum Cap
Konstantinopcl . . .
Sept. 12
- 0!
32 vl
+ 10r3
und zurück nach Sinope
r> ...
„ 13
— 0
23-0
9-4
7 Stunden.
« ...
» 14
— 0
15-0
8-0
„ ...
„ 15
— 0
7-5
7 -ö
„ 16
+ o
0-7
8-2
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
Ort
Tag
D-
- T
d (D— T)
Gang Dent's
aus den Beobachtungen
Gang
Tiede's
Anmerkungen.
Konstantinopel . . .
Sept. 17
+ o'
8 "9
+ SV2
8r33
„
., 18
0
1S-0
9-1
n
, 19
„ 20
0
0
27-2
36-3
9-2
9-1
n
» 21
0
46-3
10-0
„
99
0
55'5
9-2
„
„ 23
1
5-0
9-5
n
24
„ 25
1
1
14-3
24-5
9-3
10-2
•n
„ 26
1
33-7
9-2
vom 14. und 25. September
Mittel
9-09
— 0!33
S!76
Böjuk Liman ....
Sept. 27
+ 1'
47T2
4-13*5
Burgas . . .
„ 29
2
6-3
9-5(2)
Am 28. wegen liober
See
„
„ 30
2
15-7
9-4
nicbt verglichen
Varna .
Octob. 1
2
24-7
9-0
Meer
2
33-3
8-6
Sulina .
3
2
40-5
7-2
Galatz .
4
2
51-8
11-3
»
n 5
3
2-1
10-3
Tultseha
6
3
15-6
13-5
Sulina .
„ 7
3
29-0
13-4
n
8
3
42-9
13-9
Sehlangeninsel
„ 9
3
56-7
13-8
22., 25., 27. und 28. Sept.
Mittel
10-99
- 1710
9?S9
Octob. 1 1
+ 4'
18r9
+ 11' 1(2)
•
„ 12
„ 13
4
4
28-5
36-8
9-6
8-3
.. 14
4
46-5
9-7
„ 15
4
59-0
12-5
„ lü
5
11-4
12-4
., 17
5
21-3
9-9
Cap Takli
„ 18
5
32-7
11-1
„ 19
5
44-4
11-7
„ 20
5
56-3
1 1 • 9
„ 21
6
S-2
11-9
Mittel
10-96
— 1*20
9!76
Octob. 22
+ 6'
23 '•' 1
+ 14v9
„ 23
6
39-1
16-0
» 24
6
51-3
12-2
„ 25
7
7'0
1 ä ■ 7
, 26
7
1S-0
11-0
"7
7
31S
13-8
28
7
42-8
11-0
1
li
tt<
.1
13-5
— l!20
12r30
Gang der Chronometer nach der Reise.
Gang Dent's
8. — 12. November = — 1?30
12. — 15. „ = — 1-95
15. — 19. .. = — 2-82
19. — 21. „ = — 2-12
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX- Bd.
10 Karl Kr eil.
Aus dieser Tafel ist ersichtlich, dass die Chronometer, oder wenigstens einer von ihnen,
ihren Gano- während der Fahrt auf dem Meere bedeutend änderten, denn die Zahlen der
vierten Spalte am 6. und 7. so wie am 26. und 28. August sind so abweichend, dass diese
Unregelmässigkeit keiner anderen Ursache zugeschrieben werden kann. Der grösste Sprung
jedoch findet sich vom 6. auf den 7. September in den beiden Tagen, an welchen die Chrono-
meter zu Pferde fortgebracht wurden. Sie waren beide in demselben Kistchen verschlossen,
und die mit Deut vor und nach dem Ritte gemachten Beobachtungen gaben Gänge, die sich
ganz gut an einander anschliessen, so dass jener Sprung nicht ihm sondern Tiede zur Last
fällt.
Um die Zeitbestimmungen, welche vom 1. — 3. August in Ortaköj am Bosporus gemacht
wurden, an jene anschliessen zu können, die ich am 31. August und 1. September im Gebäude
der österreichischen Internuntiatur in Pera ausführte, nahm ich an, dass Ortaköj 1500 Wiener
Klafter östlich vom Meridian von Pera liegt, und dass bei der Breite von 41° der Längen-
grad 43183 Toisen beträgt. Unter dieser Voraussetzung müsste an den positiven Fehler in
Ortaköj, welcher am 2. August = 24' 24r67 war, die negative Correction — 8rl angebracht
werden. Es ist demnach dieser Fehler in Konstantinopel
am 2. August = 24 16 '57
- 31-5 „ = 25 55 '44 ,
daher in der Zwischenzeit der tägliche Gang
-^L = 3'35.
29 5
Wenn man aber in dieser Zwischenzeit vom 2. August bis 1. September jene Tage aus-
schliesst, an denen die Chronometer zur See waren , und nur den aus den Beobachtungen
gefundenen Gang berücksichtigt, so findet man aus der vorhergehenden Tafel
vom 2. bis 3. August für 1 Tag den Gang 2;12
„ 8. „ 14. „ „ 6 Tage „ , 28-92
„ 15. „ 23. „ „ 8 „ „ „ 21-28
„ 28. „ 31-5 „ „ 35 „ „ „ 2-98
Summe . 18-5 Tage ?5'3U
also der tägliche Gang
= 2V99
Es scheint demnach der Gang des Chronometers Dent durch die Seefahrt verzögert
worden zu sein, was jedoch für die in diesen Zeitraum fallende Längenbestimmung von
Trapezunt, wenn man hiezu sowohl die Hin- als Bückfahrt benützt, von geringem Belange
ist, da sich der Einfluss dieser Änderung des Ganges in beiden Fahrten grösstentheils auf-
heben wird.
Ein ähnliches Resultat gibt Tiede, dessen Fehler man aus obiger Tafel leicht findet. Er ist
am 2. August = (- 25' 8;82
woraus der tägliche Gang
31-5 „ = r 28 34-19
215-37 _.
— = 7-30
29-5
folgt.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 1 1
Die Tage ohne Seefahrt geben aber
vom 2. bis 3. August für 1 Tag den Gang 6-38
„ 8. „ 14. „ „6 Tage „ 43-50
„ 15. „ 23. „ „ 8 „ „ „ 52-32
» 28. „ 31-5 „ „ 3-5 „ „ „ .... ■ ■ 25-02
also für . 18-5 Tage 127-22
daher der Gang
l^-22=6'88
18-5
ebenfalls kleiner als der aus allen Tagen bestimmmte Gang.
Zu den Höhenbestimmungen diente das Barometer Fortin , das vor der Abreise einen
Fehler von -+- 0"'20 Par. Linien gegen das Normal -Instrument der Centralanstalt zeigte.
Leider wurde es bei der Rückreise in Orsowa gebrochen, daher eine Vergleichung nach der
Heise nicht mehr möglich war. Durch gleichzeitige Beobachtungen mit zwei anderen Instru-
menten, nämlich mit einem Heberbarometer von Kapeller im Besitze des Herrn Pfarrers
Binder, der mich bis Konstantinopel begleitete, und eines Gefässbarometers nach Fortin.
das Herrn Dr. Verrollot in Konstantinopel gehört, überzeugte ich mich aber, dass der
früher bestimmte Fehler keine bedeutende Änderung erlitten haben konnte.
Das Bourdon'sche Metallbarometer wurde häufig mit Fortin verglichen, und ver-
grösserte seinen Fehler fortwährend, wie man aus folgender Vergleichung ersehen kann.
TAFEL V.
Vergleichenden zwischen dem Barometer Fortin (F) und dem Metallbarometer (M).
Zeit
F— M
Par. Linien
Temp.
R^anmur
Anzahl der
Ver-
gleichungen
24. Mai
— l"68
+ 1598
4
26. und 27. Mai . . .
— 1-92
17-4
5
28. , 29. , ...
- 2-40
9-9
6
30. Mai bis 2. Juni .
— 2-15
12-5
12
2. Juni „ 17. „
— 1-92
17-7
21
18. „ „ 20. Juli .
— 2-43
19-8
10
o t ii 22
-1. „ u. _-. „
— 2-16
18 '5
5
3. bis 12. August . .
— 2-98
22-5
11
13. und 14. „ . .
3-22
22- 1
6
14. bis 16.
— 3-61
21-3
10
17. „ 20. „ . .
— 3-97
20-1
9')
20. „ 23. „ . .
+ 0-11
20-4
8
— 0-34
18-7
o
13. bis 19. September
— 0-68
18-5
5
19. „ 26. „
— 1-06
17-1
10
29. October ....
— 1-57
15-2
2
15. bis 21. November .
— 2-36
+ 1-7
4
Das Metallbarometer wurde benützt bei kurzen Ausflügen von wenigen Stunden, wo es
vor und nach denselben mit Fortin verglichen wurde, und bei den an der Meeresküste ange-
stellten Beobachtungen, um die gemessenen Sonnenhöhen wegen Befraction verbessern zu
können. Während der Seefahrt vom 27. September bis 27. October wurde keine Vergleichuno-
') Am 20. wurde das Metallbarometer nach Fortin eorrigirt.
12 Karl Kr eil.
angestellt, weil Fortin in der Cabine des Capitäns aufgehangen war, und das Quecksilber
selbst bei ruhiger See und wenn das Schiff vor Anker lag, so sehr schwankte, dass man nicht
einstellen konnte.
Die Witterung war während des grössten Theiles der Reise den Beobachtungen günstig,
nur im Anfange mussten manche wegen trüben Himmel und Regen unterbleiben, daher damals
der Uhrfehler nicht aus correspondirenden, sondern aus einfachen mit dem Universale gemes-
senen Sonnenhöhen gefunden wurde, wesswegen auch die Längenbestimmungen in den ersten
drei Stationen weniger sicher sind als in den folgenden. Vorzüglich muss die ungemein gleich-
massige und ruhige Witterung vom Ende September bis zum 25. October, so lange nämlich
die Seefahrt auf dem schwarzen Meere dauerte, als ein überaus günstiger Ausnahmsfall
betrachtet werden , welchem, so wie der geschickten und vorsichtigen Führung des Comman-
danten, Herrn Linien- Schiffslieutenant Karl Kern die glückliche Beendigung dieser Reise
vorzugsweise zu verdanken ist.
■•&'
I. Belgrad.
In Belgrad wurde vor und nach Bereisung von Serbien beobachtet. Vor der Bereisung
war der Aufstellungsort im Garten des Herrn Professor Jackschitsch, der denselben sowie
auch das Gartenhaus mit der grössten Gefälligkeit für diese Beobachtungen öffnete. Er liegt
ungefähr 1000 Klafter ffeg-en SW. von dem Palais des Fürsten und 40 Klafter südlich von der
an der Strasse nach Topschider befindlichen Brücke. Die Beobachtungen vom 24. bis 26. Mai
wurden hier ausgeführt. Nach der Bereisung wurden die Zeitbestimmungen im Hofe des
Gasthauses zur „Krone" gemacht. Beide Punkte liegen nahe genug unter demselben Meridian,
um die gefundenen Uhrfehler ohne weitere Reduction mit einander vergleichen zu können.
Aus einer Reihe von Sonnenhöhen fand man
am 25. Mai um 20h50' Uhrzeit den Fehler Dent's = 4- 1' 35?6
„ „ Tiede's= 4- 26 50-6
am 12. Juni um 19h 53' Uhrzeit den Fehler Dent's = -j- 2 21-6
.. 13. .. „ 20 52 „ ,. „ „ =+2 25-1
., 14 20 23 „ =+ 2 34-9
Mittel am 13. Juni um 20*23' Fehler Dent's = 4- 2'27!2
Tiede war an diesen Tagen nicht mit Dent verglichen worden.
Am 13. Juni wurden zur Bestimmung der Längendifferenz mit Wien vier Reihen tele-
graphischer Zeichen gegeben, von denen die Mittel der Zeiten folgende sind:
1. Reihe in Wien gegeben um 19b22' 8 "84 mittlere Wiener Zeit
„ Belgrad beobachtet um 19 3S' 19-67 „ Belgrader Zeit
Längenunterschied um 16 10-83
2. Reihe in Belgrad gegeben um 19'' 40' 57r12
„ Wien beobachtet um 19 24 46-36
Längenunterschi'ed 16 10' 76
i. Reihe in Wien gegeben um 19h26' 58:8ö
.. Belgrad beobachtet um 19 43 9-72
Längenunterschied 16 10'87
4. Reihe in Belgrad gegeben um 19''47' 52'-' 13
.. Wien beobachtet um 19 31 41-38
Längenunterschied 16 1 0 - 7 ."i
Mittel aus den in Wien gegebenen Reihen = 16' 10r85
„ „ „ Belgrad „ .. = 16 10-75
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 13
Gesammtmittel des Längenunterschiedes = 16' 10IS0= 4° 2' 42"
Länge von Wien =34 2 39
Länge von Belgrad =38 5 21 von Ferro ').
Diese Länge gilt für das Gasthaus zur Krone, wo die Zeitbestimmungen gemacht wurden,
und sehr nahe auch für den Garten des Prof. Jackschitsch.
Signale, welche von Belgrad aus gegeben, und von Wien unmittelbar nach ihrem Ein-
treffen nach Belgrad zurückgegeben wurden, langten hier nach einem Intervalle von 0-1 bis
0-2 Zeitsecunden an. In Wien wurde das Zeitintervall für die von dort aus gegebenen und
von Belgrad zurückgelangten Zeichen auf 0-3 bis 0-4 Zeitsecunden geschätzt.
Die Breite des Gartens wurde aus einer am 24. Mai gemessenen Reihe von Mittags-
höhen der Sonne gleich
44° 47' 47"
gefunden.
Die Seehöhe wurde an mehreren Punkten in und um Belgrad barometrisch bestimmt,
und folgende Werthe erhalten:
Gartenhaus des Herrn Prof. Jackschitsch 45 Toisen aus 4 Ablesungen
Gasthaus zur „Krone" 1. Stock 60 „ „9
Eingang der Hauptkirche 63 „ ..1
Höchstes Zimmer des Licealgebäudes 66 ,, „1
Acht Fuss über dem mittleren Spiegel der Save 43 _ „1 „
Anhöhe auf dem Fusswege nach Topschider 78 ,. „1 „
Eingang in's Pfarrhaus zu Topschider 46 „ ,,1
Als Mire zur Declinations- Bestimmung wurde der Knauf der Kathedrale gewählt, und
das Azimuth desselben
am 24. Mai 193°31!3
„ 25. „ 193 32-8
also
im Mittel 193 32-0
gefunden.
Für die magnetische Abweichung ergaben sich folgende Werthe:
Am 21. Mai um 41' 36' mittlere Zeit von Belgrad 10°14!3
.. 25. . „22 52 2) 10 9-3
„ 25. „ „ 5 52 „ . „ „ 10 10-3
Mittel 10°11!3
In Wien wurden an diesen Tagen folgende Abweichungen gefunden:
am 24. Mai ' am 25. Mai
14'' 6' ... 12° 23!05
IS 6 ... 12 28-S9
22 6 . . .12 28-11
2 6 ... 12 34-64
6 6 ... 12 29-14
10 6 ... 12 28 12
Mittel .... 12° 28!60 12° 25!76
') Die Zeiten de» Ankunft der von Belgrad gegebenen Zeichen wurden in Wien von zwei Beobachtern, den Herren Director von
Li Uro w und Professor Hornstein an derselben Uhr angemerkt. Es ergab sich
die Längendifferenz nach Littrow = 16' 10*65
„ „ „ Hornstein =16 10-85
'-> Die Tage sind bürgerlich gezählt, die Stunden laufen von O1' (Mittag) bis 24L; es bedeutet demnach 25. Mai 22k die zehnte Vor-
mittagsstunde des bürgerlichen 25. Mai. Stunden, deren Zahlen kleiner sind als 12, sind Nachmittagsstunden.
14
Karl Kr eil.
Die Intensität der horizontalen Componente wurde gefunden:
Am 25. Mai um 19h14' mittlere Zeit von Belgrad
25.
n
„ 19 14
n »
.... 2-2087 „
n
II
26.
n
n 19 13
» n
„ „ .... 2-2074 „
n
I
26.
"
, 19 20
n n
„ „ .... 2-2095 „
fl
II
Mittel 2-20925
Intensität in Wien.
am
25. Mai am 26. Mai
2-2114 mit Magnet I
14h3' . .
2-00987
2-01038
18 3 . .
2-00961
2-00982
22 3 . .
2-00859
2-00916
2 3..
2-00902
2-00987
6 3..
2-00993
2-01031
10 3 . .
2-01028
2-00984
Mittel . . .
. 2-00955
2-00997
Für die Inclination erhielt man folgende Werthe:
Am 24. Mai um 6b32' mittlere Zeit von Belgrad
n *^- » w ' 22 „ „ „ „
Mittel .
. 60° 42 ! 9 mit Nadel 5
. 60 41-7 „ „ 6
. . 60° 42 ! 3
Das Inductions-Inclinatorium von Lamont gab die corrigirte Ablenkung
^=14° 59!3
und hiermit die Constante
tang Inch
c=-
■>in Mittel = 6- 9281
„ Trapezunt G • 97591
„ Sinope 6-9656J
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 17
6. Reihe in Alexinatz gegeben um 21b50'18'89
. "Wien beobachtet um 21 20 25-87
7. Reihe „ Wien gegeben um 21 33 7 '47
.. Aiexinatz beobachtet um 21 54 0-50
Die 1. Reihe gibt die Länsemintersehiedo = 20' 53*24
„ 2 _ „ =20 52-97
. ..:!...,_ „ = 20 53-10
, 4. . _ „ .. =20 52-93
. 5 _ . =20 53-13
_ 6. ., „ „ .. = 20 53-02
- 7. ... , .. =20 53-03
Mittel aus den in Wien gegebenen Reihen .... = 20'53:12
.. „ Aiexinatz „ „ ....= 20 52-97 •).
Mittel: Aiexinatz — Wien = 20' 53706 = 5° 13' 16"
Länge von Wien =34 2 39
„ _ Aiexinatz = 39 15 55 von Fenn.
Die Breite dieser Station konnte der Witterung wegen nicht bestimmt werden.
Die »Seehöhe wurde aus 4 Ablesungen des Barometers gleich
86 Toisen
gefunden.
Die magnetische Abweichung war
am 6. .Tuni um 22h51' mittlere Zeit von Aiexinatz 10 26!1
„ 7. „ . 5 40 .. „ - 10 19 ■">
Mittel . Ui° 22 !s
Declination in Wien.
am 6. Juni am 7. Juni
14' 6' . . . 12° 24 ! 33
18 6 ... 12 20-96
22 6 . . . 12 26-27
2 6... 12 32-13
6 6 ... 12 29-96
10 6 . . . 12 26-46
Mittel . . . 12°26!69 12° 22!83
Die Intensität der horizontalen Componente wurde gefunden
am 6. Juni 2Ö1' 49' mittlere Zeit von Aiexinatz 2-2681 Magnet I
„ 6. „ 23 47 „ . , .... 2-2662 „ II
Mittel . 2-26715
Intensität in Wien am 6. Juni.
um 14" 3' 2-01061
.. IS 3 2-01018
.. 22 3 2-00907
. 2 3 2-00899
6 3 2.00974
. 10 3 2-01104
Mittel 2-00938
') In Wien wurden die von Aiexinatz ankommenden Zeichen von den Herren Director von Littrow und Professor Hornstein
beobachtet; aus den Beobachtungen
des ersten wird die Längendifferenz = 20' 52*93
„ zweiten „ „ „ =20 53-01
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX Bd.
IS Karl Kr eil.
Das Inductions-Inclinatorium gab die eorrigirte Ablenkimg
4>=H° 13 ! 7
woraus mit der früher erwähnten Constante die Inclination
= .-,9° 31 '6
gefunden wird.
Die Gesammtkraft wird
4-4771.
Auf der Reise von Alexinatz nach Belgrad wurde die Seehöhe folgender Orte bestimmt:
Am S. Juni, Raschagn Seehöhe = 125 Toisen 1 Ablesung
„ „ „ Paratschin „ =65 . 1
, 9. „ Mostanitza „ =49 . 1
n r
Mnlvegja „ =71 .. 1 „
Svilainaz „ =49 „ 1 „ (während eines Gewitters)
* n «
, Kl. „ Oreoviza „ =38 „ 1
„ „ „ Poscharewaz „ =33 . 1
„ Semendria - =36 _ 1
, 11. „ Grotzka =39 ,. 1
. „ « Boletseh „ =60 „ I
IV. Kalafat.
Aufstellung am ersten Tage (IG. Juni) auf der Anhöhe neben dem Landungsplatz der
Dampfschiffe ; an den folgenden Tagen 80 Sehritte weiter gegen Ost.
Der Uhrfehler Dent's wurde gefunden
am 16. Juni um 20b 0' Uhrzeit = + 12' 36v0 aus einfachen Sonnenhöhen mit dem Universale;
„ 19. . „ 23 48 „ = + 12 46-59 „ corresp. „ „ dem Sextanten.
Er ist also
am 17. Juni um 9b 50' = + 12' 41!3, für Tiede = + 38' 48r3
und der tägliche Gang
10-59
fürDent . . . J = = 3-39
316
für Tiede . . . J = 4-lil
Zur Berechnung des Längenunterschiedes wird es am besten sein, das Mittel aus diesem
und dem vorhergehenden Gange anzunehmen , also
für Dent . . . J = 4- 3*05
für Tiede . . . A = + 4-84
Dent Tiede
In Alexinatz war am 6. Juni um 20" 58' F=+ 6'51?1 + 32' 32*2
„ Kalafat .. „ 17. „ ,9 50 F= + 12 41-3 +38 48"3
dt = 11-46 Tage, daher A.dt = 35-0 55-5
Längenunterschied = 5' 15*0 5 20- 6
Mittel = 5 17-8 1° 19' 27"
Lange von Alexinatz =39 15' 55"
„ „ Kalafat =40 35 22 von Ferro.
Die Breite wurde in Kalafat zweimal bestimmt und gefunden
am 6. Juni = 44 0' 6" » , , ,o ., ,_„
( Mittel = 44 0' 25
„7. „ =44 0 43 (
Die Seehöhe ergab sich für den l.Stock des Gasthauses aus 1 1 Ablesungen des Barometers
1(1 Toisen.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
19
Die magnetische Declination wurde gefunden
am 16. Juni um 22" IG' mittl. Zeit von Kalafat 9°10!4
. » » 9 7-1
. r » ■ 9 10-4
Mittel . . 9° 9!3
17.
18.
20 13
20 14
Declination in Wien.
16. Juni
um 14" 6' . . . 12° 24 ! 70
„ 18 6 ... 12 21-45
„ 22 6 ... 12 25-71
.. 2 6 ... 12 31 -25
6 6 ... 12 27-06
„ 10 6 . . . 12 23-75
Mittel . .
17. Juni
18. Juni
12"
21
88
12"
24
55
12
21
42
12
16
61
12
20
70
12
•21
31
12
28
56
12
28
72
12
24
36
12
23
94
12
21
29
12
22
92
. . 12°25!65 12°23!03 12°23!01
Die Intensität der horizontalen Componente war
am 17. Juni um 21" 18' mittl. Zeit von Kalafat . . . 2-2593 mit Magnet I
18.
21 16 „
r
» V
. . . 2-2554 „
-
II
21 20 „
n
n 71
s
I
21 19 „
n
n n
. . . 2-2531 .
n
II
Mittel . 2 2568
In
tensi tat in
Wien.
aml7. Juni
am 18. Juni
14" 3' .
2-01177
2-01123
18 3 .
2-01110
2-01096
22 3 .
2-00968
2-00994
2 3 .
2-00937
2-00935
2-01063
10 3 .
2-01110
2-01099
Mittel .
2-01063
2-01052
Die mit Repsold's Inclinatorium und Gruber's Nadeln gefundene Inclination ist:
Am 19. Juni um 21k 20' 59° 47 ! 2 mit Nadel 5
» n „ „ 22 10 59 49-4 „ „ 6
Mittel . 59° 48 ! 3
Hieraus geht die Gesammtkraft hervor:
4 ■ 487 1
Nach den Beobachtungen in Kalafat erfolgte die Bereisung der meteorologischen Statio-
nen im südlichen Ungarn und Siebenbürgen, nämlich in Szegedin, Hermannstadt, Mediasch.
Schässburg und Kronstadt.
V. Bukarest.
Aufstellung: Cruce de piatra, im Garten des Herrn Dr. Barasch, wo sich das neu
errichtete Kinderspital befindet, ungefähr 900 Klafter östlich von der Metropolitan -Kirche.
Der Uhrfehler Dent's ergab sich aus den correspondirenden Sonnenhöhen, die mit dem
Sextanten genommen wurden,
am 9. Juli um 23" 58' Uhrzeit
» 10- -j *. n »
4- 6'47!6
+6 53-1
+ 6 57-7
Mittel = 4- 6'52?8
und der tägliche Gang aus den Beobachtungen des 9. und 11. Juli
A = + 5!05
3*
20 Karl Kr eil.
Von den telegraphischen Zeichen zur Längenbestimmung am 9. Juli wurde die
2. Reihe „ Bukarest gegeben um
„ Wien beobachtet um
3. Reihe
4. Reihe
19h15' 46 '30 mittl. Zeit von Wien
„ „ Bukarest
„ „ Bukarest
„ Wien
1. Reihe in Wien gegeben um
„ Bukarest beobachtet um 19 54 42-07
19 58 41-78
19 19 46-03
„ Wien gegeben um 19 21 16-31
„ Bukarest beobachtet um 20 0 12-01
„ Bukarest gegeben um 20 1 41-78
„ Wien beobachtet um 19 22 46-10
Die 1. Reihe gibt den Längenunterschied = 38' 55 77
* 2. „ „ B „ =3S 55-75
» 3. „ „ , „ =38 55-70
„ 4. „ „ „ . =38 55-68
Wien
Bukarest
Bukarest
Wien
Mittel aus den von Wien gegebenen Reihen =38 '55' 735
Bukarest
;38 55-715
Das Gesammtmittel ist = 38' 55v72 = 9 43' 56
Länge von Wien = 34 2 39
Länge von Bukarest = 43 46 35 von Ferro ').
Die von Bukarest nach Wien und von dort unmittelbar zurückgegebenen Signale langten
hier nach einem abgeschätzten Intervall von 0-2Zeitsecunden an. In Wien wurde dieses Intervall
für die dort gegebenen und zurückgelangten Signale auf 0-4 bis 0*45 Zeitsecunden geschätzt.
Die Breite des Beobachtungspunktes in Bukarest wurde aus den mit dem Universale
angestellten beobachteten Mittagshöhen der Sonne gefunden
am 8. Juli = 44° 26' 27")
10.
= 44 26 1 1
( Mittel = 44° 26' 19"
Die See höhe ergab sich aus 10 Ablesungen am Barometer Fortin
45 Toisen
Für die magnetische Declination fand man die Werthe:
am S. Juli um 51 24' mittl. Zeit von Bukarest 8° l!o
„ 9.
., 10.
18 9
19 30
7 53-9
7 51-3
Mittel .
7°5.V I
In Wien war die Declination
am 8. Juli
am 9. Juli
am 10. Juli
um 14'' 0' . .
. 12° 22!63
12° 23!75
12° 21 ' 19
„ 18 6 . .
. 12 21-71
12 21-62
12 18-15
„ 22 6 . .
. 12 22-09
12 31-27
12 2 1 • 22
. 2 6..
. 12 32-44
12 35-25
12 35-88
„ 6 6..
. 12 26-52
12 27-64
12 27-67
„ 10 6 . .
. 12 25-10
12 24-93
12 28-08
12° 27!41
12° 25' 86
Die Intensität der horizontalen Componente wurde bestimmt:
am 9. Juli um 6'' 31' mittl. Zeit von Bukarest .
■• ;• » n 6 2S „ „ „ „
■■ 11. - „18 24 ,
- - » •• 18 26 „
Mittel
2-2663 mit Magnet I
2-2640 „ .. II
2-2636 . .. I
2-2613 .. ., II
•2638
M Nach den beiden Beobachtern in Wien fand man den Längenunterschied aus den von Bukarest ankommenden Zeichen
nach Littro w = 38' öör55
„ Hörnst ei n= 38 55 '88
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 21
Intensität in Wien
am 9. Juli am 11. Juli
um 14" X
. . 2-01013
2-00936
„ 18 3
. . 2-00961
2-00923
.. 22 3
. . 2-00908
2-00795
„ 2 3
. . 2-00924
2-00842
„ « 3
. . 2-00972
2-00917
„ 10 3
. . 2-00997
2-00980
2-00899
Die Inclination wurde zweimal mit dem Inductions-Inclinatorium gemessen, und
gefunden
am 10. Juli 18'' 46' mittl. Zeit von Bukarest 59°-_>(J!9
„ 12 „ 19 2 „ . „ „ 59 50-0
Mittel . 59° 39 ! 9
Hieraus folgt die G es am mt kraft gleich
4-4814
Auf der Reise nach Galatz wurde die Seehöhe von Giurgewo aus 5 Ablesungen am
Barometer Fortin
= 33 Toisen
gefunden.
VI. Galatz.
Aufstellungsort: Garten des Gasthauses Hotel de Moldavie, genannt Ventura , in der
Gasse Domianska, ungefähr 100 Toisen westlich von der Kathedrale.
Der Uhrfehler Dent's wurde in Galatz dreimal aus correspondirenden Sonnenhöhen mit
dem Sextanten bestimmt, und gefunden
am 17. Juli um 23" 46' Uhrzeit + 19' 30v3
, 19. „ „ „ - +19 36-2
■• 20. ., „ „ ■ + 19 41-3
„ 19. „ „ 15'' 10 Mittel. . +19'35r9
Die Beobachtungen am 17. und 19. Juli geben den täglichen Gang
J= -j- 3?67
Für Tiede liat man für dieselbe Zeit den Fehler
+ 19' 48;6 und J = + 7V94
Von den telegraphischen Zeichen zur Läng-enbestimmung am 18. Juli wurde,
1. Reihe in Wien gegeben um 19h12' 3?44 mittl. Zeit von Wien
, Galatz beobachtet um 20 58 43-65 ., „ ,, Galatz
2. Reihe „ Galatz gegeben um 20 4 57-67 .. ., ., Galatz
.. Wien beobachtet um 19 18 17-45 „ „ .. Wien
3. Reihe „ Wien gegeben um 19 23 13-47 „ „ ., Wien
.. Galatz beobachtet um 20 9 53-75 „ „ Galatz
4. Reihe . Galatz gegeben um 20 11 37-69 „ - „ Galatz
„ WTien beobachtet um 19 24 57-50 „ „ Wien
Die 1. Reihe gibt den Längenunterschied = 46' 40v21
„ 2. „ „ „ „ = 46 40 22
„ 3 = 46 40 28
• 4 , = 46 40 19
Das Mittel ist =s 46' 40 "22 = ll9 40' 3"
Länge von Wien =34 2 39
„ Galatz . . . . = 45 42 42 von Ferro3).
1 i In Wien beobachtete diesmal nur Herr Hörnst ein.
Karl Kr eil.
Die Breite wurde in Galatz zweimal mit dem Universale bestimmt und gefunden
am 17. Juli. . . 45° 26' 44" , „. , ,„<,„„, „„„
\ Mittel = 45 26' 52"
.. 19. „ ... 45 26 59 |
Die Seehöhe im ersten Stocke des auf der Anhöhe gelegenen Gasthofes war aus 7 Ab-
lesungen am Barometer Fortin
= 19 Toisen
Für die magnetische Declination ero-aben sich die Werthe:
Am 17. Juli um 23'' 29' mittl. Zeit von Galatz 6°29!2
„ . 6 37-9
„ „ 6 35-3
Mittel . . 6° 34!1
19.
20.
23 24
20 30
um 14h6'
„ 18 6
.. 22 6
2 6 ... 12 34-06
6 6 ... 12 28-58
10 6 ... 12 27-87
Declination in Wien.
am 17. Juli 18. Juli
12° 24!67
12 22-48
12 25-58
12 32-26
12 29-75
12 28-92
19. Juli
12° 27 '■ 18
Mittel 12°28!06 12°27!28 12°29'll
Die Intensität der horizontalen Coniponente wurde bestimmt
am 17. Juli um 4" 45' mittl. Zeit von Galatz .... 2-2169 mit Magnet 1
„ 17. ... 4 42 , , „ „ .... 2-2150 „ „ II
, «• , , 19 5 , „ „ „ .... 2-2208 „ „ I
.. 19. ..194,. „ „ ■ 2-2151 „ „ II
Mittel . . 2-2169
Int
ensität in W
ien
am 17. Juli
am 19. Ju
im 14'' 3'
. . 2-01016
2-01028
„ 18 3
. . 2-01039
2-01031
„ 22 3
. . 2-0090S
2-00907
„ 2 3
. . 2-01021
2-00935
,, 6 3
. . 2-01004
2-00926
„ 10 3
. . 2-01053
2-01026
Mittel 2-01007 2-00976
Das Iuductions-Inelinatorium gab die Inclination
60° 56!9
Daraus findet man für die Gesammtkraft den Werth
4-5655
Herr Jerinich , welcher sich in Galatz mit meteorologischen Beobachtungen beschäftigt,
theilte mir über das dort stattfindende Gefrieren und Aufthauen der Donau folgende Aufzeich-
nungen mit
Im Jahre 1837
war die Donau gefroren,
1837—1838
1838—1839
1S40
1840—1841
1.S41— 1842
1842— 1843
1844
1844—1845
niclit gefroren,
gefroren,
vom 7. bis 28. Februar, also durch . . .
, 29. December bis 3. März, also durch
, 12. Jänner bis 2. Februar, „ „
„ 17. 'December bis 21. März, .. „
"6 9
12. Jänner bis 27. Februar, „ „
28. December bis 23. Jänner, „
21 Tage.
65 .,
80 „
21 .
94 „
74 „
45 „
25 „
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 23
Im Jahre 1845 — 1846 war die Donau nicht gefroren.
1847
,,
r
«
gefroren,
vom
15. Jänner bis 13. Febr., also
durch
. . 28 Tage
1848
r
.
T)
"
„
2. .1. März.
..
. . 58 ,.
1849
„
-
,.
..
1. ,. . 22. Februar. „
1850
r
„
„
.
5. - .. 4. März.
■ . 58 ..
1851
n
»1
„
-
1. bis 25. Februar.
. 24
1851-1852
n
n
_
nicht
geft
oren.
1852— 1S53
JJ
n
_
_
1853—1854
-
-
,.
n
1855
„
p
„
gefroren.
,.
29. Jänner bis 15. Februar,)
und
18. bis 26. Februar,
"
25
1855—1856
V
V
,.
,.
16. Decemb. bis 27. Jänner, ,.
r
. . 42 ..
1857
,.
„
„
,.
14. Februar bis 6. März,
. . 20 ..
1858
»
„
M
15. Jänner bis 15. März, „
_
. . G'.l
Auf der Reise von Galatz nach Sulina wurde von Tultscha aus ein Ausflug in die
Dobrutscha gemacht. Der bereiste Theil derselben ist hüglig und fruchtbar, wenn gleich,
wenigstens in dieser Jahreszeit, wasserarm. Hat man bei Tultscha die erste Hügelreihe, die
bei Hirsowa anfängt, längs der Donau fortläuft, und unter Oalatz mit den fünf Hügeln
(Besch-Tepe) endet, überschritten, so breitet sich in derselben Richtung eine zweite Hügel-
reihe aus, dann verflacht sich das Land in eine weite Ebene, die bei Kataloi beginnt, und
über welche man gegen Süden durch zwei Stunden fährt. Nun erscheint zur Rechten ein
einzeln stehender Berg, Denisch Tepe, am Fusse mit Getreidefeldern, in der Höhe mit Wäl-
dern bedeckt, zur Linken eine Hügelreihe mit zu Tage stehenden Kalkfelsen. Nach einer
Fahrt von ungefähr vier Stunden von Tultscha gelangt man zu einem See, der wahrscheinlich
mit dem südöstlich davon liegenden grossen See Ramsin in Verbindung ist, und sich bis zu
einer Bergkette erstreckt, die man südlich von Babadagh erblickt, und die von Westen nach
Osten zu streichen und sich zwischen dem genannten kleinen See und dem grossen Ramsin
hineinzuschieben scheint. Sie bricht bei Jenisarai ziemlich schroff mit einem Vorgebirge ab,
auf dem noch Ruinen eines Schlosses sind. Der kleinere See hat von der bereisten Seite keinen
sichtbaren Zufluss ausser einigen Sümpfen. Das Wasser soll süss sein. Von Babadagh ist
er etwa eine Viertelstunde gegen Osten entfernt. Dieser Ort wurde nach einer fünfstündigen
Fahrt erreicht. Er liegt in einem freundlichen Thale, das mit Weinbergen umgeben, aber eben-
falls wasserlos ist.
Am folgenden Tage überstiegen wir eine sanfte Anhöhe gegen Westen, und kamen bald
in eine waldige Gegend, deren Baumwuchs allmählich dichter wurde, und reiche Vegetation
mit häufigen Schlingpflanzen zeigte. Man gelangt, immer die westliche Richtung einhaltend,
zu zwei Ortschaften, Colonien von Deutschen und Russen, nämlich nach einer Beständigen
Fahrt (von Babadagh an gerechnet) nach Czukarow und nach einer 5 %stündigen Fahrt
nach Atmadschir. Von hier führt die Strasse nach Nord und Nordost überNalban
und Kataloi in ungefähr fünf Fahrstunden nach Tultscha.
Das Gestein besteht in diesen Gegenden meist aus Kalk- und Sandstein; der Felsen von
Tultscha ist aus Thonschiefer und Conglomerat zusammengesetzt. Es ist dort von der Donau-
regulirungs-Commission ein Steinbruch eröffnet worden, von welchem die Steine auf einer
kurzen Eisenbahn an die Donau und von da nach Sulina zum Bau der Dämme gebracht
werden.
Man sieht auf diesem Wege viele Heerden, die den Mokanen (Schafhirten aus Sieben-
bürgen) gehören.
24 Ka rl Kre il.
Es fällt auf, dass in diesen Gegenden manche unserer gewöhnlichsten Vögel, z. B. Lerchen,
Sperlinge, gänzlich zu fehlen scheinen, dafür sind Elstern, Krähen. Hühner- und Lämmergeyer
desto zahlreicher.
Die Höhen, welche auf diesem Ausfluge barometrisch gemessen wurden, sind folgende:
Seehöhe des Gipfels des Felsens bei Tultscha ■ 19 Toisen 1 Ablesung
Höchster Punkt der Strasse über die erste Anhöhe auf dem Weg nach Babadagh 70
„ „ zweite Anhöhe auf demselben Wege 118
Brunnen beim Wirthshause in der Ebene von Kataloi eine Viertelstunde östlich vom Dorfe . . 12
Babadagh 26
Thal gegen Czukarow ^-
Czukarow 66
Atmadschir 106
Anhöhe vor dem Dorfe JsTalban °* »
VII. Sulina.
In Sulina wurde zweimal beobachtet, auf der LIinreise nach Konstantinopel am 23. und
24. Juli und während der Reise im schwarzen Meere am 8. October. Die Aufstellung der
Instrumente war jedesmal am linken Donauufer 1480 Toisen westlich und 420 Toisen nörd-
lich vom Leuchtthurm.
Der Uhrfehler Dent's wurde durch correspondirende Sonnenhöhen mit dem Sextanten
gefunden.
am 23. Juli um ll1' 39' Uhrzeit . . . + 27' 5'9
Dent blieb stehen während des Ausfluges in die Dobrutscha, konnte daher zur Bestimmung
der Längendifferenz zwischen Galatz und Sulina nicht benützt werden. Nach Tiede findet man
am 19. 157 Juli F= + 19' 4S?6 ) j = , 7;94.
.. 23.485 „ F= + 27 12-1 j
also
J.dt = 34r4
daher den
Langenunterschied =6' 49^1 = 1 42' 16"
Länge von Galatz = 45 42 42
„ Sulina =47 24 58 von Ferro.
Am 8. 47. October war in Sulina der Fehler Dent's = 4- 28' 13;6, Fehler Tiede's = 4- 31' 50r9
.. 2.48. „ ., „Kalakri„ „ „ = + 23 34-0, „ „ =+26 3-9
J = — 1710 J = + 9V89
daher
am 8. 17. October in Kalakri der Fehler Dent's = + 23'27!4, Fehler Tiede's = f 27' 3°1
Längenunterschied = + 4 46 • 2 + 4 17 s
Mittel 4'47r0= + 1° 11' 45"
Länge von Kalakri = + 46 8 31
„ ,, Sulina = + 47 20 16
Die Verschiedenheit der beiden Längenbestimmungen von Sulina kann ausser der Un-
sicherheit des Ganges der Chronometer während der Seefahrt auch in einem Fehler der Länge
von Pera, welche der letzten Berechnung von Sulina zu Grunde gelegt wurde, ihre Ursache
haben. Die Länge des Leuchtthurmes ist um 2' 11" im Bogen grösser als die des Beobachtungs-
platzes.
Die Breite wurde gefunden «
am 24. Juli mit dem Universale = 45 8' 36"
„ 8. Octob. „ „ Sextanten =45 8 43
Mittel =45° 8' 39"
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 25
Die magnetische Declination war
am 8. October um 22I,4S' mittlere Zeit von Sulina 6°11!9
I 22 „ „ „ . . . . . ■ 6 14-8
Mittel . 6° 13 ! 3
Declination in Wien am 8. October.
um 18'6' 12° 29'69
„ 22 6 12 29-76
., 2 6 12 35-37
„ 6 6 12 26-25
„ 10 6 12 27-88
Mittel . 12° 29 ' 64 1)
Die Intensität der horizontalen Cornponente wurde gefunden
am 8. October um 23" 59' 2-2683 mit Magnet I
23 56 2-2612 II
Mittel . 2-2647
Intensität in Wien am S. October.
um IS1' 3' 2-01022
„22 3 2-00873
„ 2 3 2-00968
6 3 2-00990
„ 10 3 2-00890
Mittel. 2-00953 »)
VIII. Ortaköj (bei Konstantinopel).
Da in Konstantinopel selbst ein geeigneter Beobachtungsplatz nicht aufzufinden war, so
wurden durch die gütige Vermittlung Seiner Excellenz des Herrn Internuntius Freiherrn von
Prokesch -Osten und durch die Gefälligkeit des Herrn Sester, Hofgärtners seiner Maje-
stät des Sultans, die Beobachtungen in Ortaköj gemacht, und die Instrumente in Herrn Sester's
Garten aufgestellt. Man kann Ortaköj ungefähr 2 Bogenminuten östlich und 3' nördlich von
Pera annehmen , es liegt auf einer der am Bosporus hinziehenden Anhöhen. Nach Angabe
Herrn Sester's ist der Beobachtungsort 240 Toisen gegen Nord-Nord-Ost von der Moschee
Medsehidje in Tschirakan Serai entfernt, und liegt 34 Toisen über dem Meere.
Der Uhrfehler Dent's wurde dreimal aus correspondirenden Sonnenhöhen mittelst des
Sextanten bestimmt und gefunden
am 1. August um 23" 41' Uhrzeit + 24' 22r7
, 2. „ „ .. „ +24 24-3
» 3. „ „ „ +24 27-0
.. 2. „ „ 23"41' ., Mittel + 24' 24!7
J = + 2-12
Für Tiede ist gleichzeitig der Fehler 25' 16*9
J= + 6-38
Die Breite von Ortaköj wurde am 3. August mit dem Universale bestimmt und gefunden
41° 4' 13"
') Da in Wien mit September die Naehtbeobachtungen um 141' aufhörten, so wurden, um auch die aus fünf Stunden abgeleiteten
Mittel mit den sechsstündigen vergleichbar zu machen, erstere bei der Declination um 0! 15 verkleinert, bei der Intensität um
0-00004 vergrössert, welche Zahlen gefunden wurden, indem man aus Monaten September, October, November und December
1857 die fünfstündigen und sechsstündigen Mittel berechnete und unter einander verglich.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX. Bd. j.
26
Karl Kr eil.
Die magnetische Declination war
am 1. August um 21h48' mittl. Zeit von Ortaköj 6'33?7
. 2. ,18 43 , „ „ 6 33-4
.. 3. „ „ 22 12 „ „ , „ 6 34-6
Mittel .
Declination in Wien.
am 1. August 2. August
um Uh6' 12°30!11 12°28!56
„ 18 6 12 25-21 12 23-21
„ 22 6 12 25-46 12 26-43
„ 2 6 12 33-47 12 34-13
„ 6 6 12 29-16 12 28-90
„ 10 6 12 27-03 12 27-16
6'33?9
3. August
Mittel 12°28!41
12°28!07
12 29 ! 05
Die Intensität der horizontalen Componente wurde folgendermassen gefunden
am 1. August um 41' 16' mittl. Zeit von Ortaköj
.. 2. ., .,4 23 ., „
4 22
2-4671 Magnet I
2-4620
2-4632
2-4584
II
I
II
Mittel
2-4627
Intensität in Wien
am 1. August 2. August
2-00798
2-00854
2-00796
2 • 00805
2-00685
2-00703
2-00718
2-00767
2-00866
2-00903
2-00876
2-00906
2-00790
2-00823
um 14*3'
., 18 3
., 22 3
„ 2 3
.. 6 3
.. 10 3
Mittel .
Für die Inelination gab das Inelinatorium von Bepsold folgende Werthe:
am 3. August um 18° 52' mittl. Zeit von Ortaköj Inelination = 55°42!9 Nadel 5
„3 ., ,200, ., , „ , =5544-2 ,6
Mittel . =55°43!6
Hieraus folgt für die Gesammt kraft der Werth
4-3731
IX. Trapezunt.
In Trapezunt hatte der k. k. Consul Baron Baum die Gefälligkeit mir ein Zimmer seiner
Wohnung einzuräumen, und die Ausführung der Beobachtungen im Consulatsgarten zu
gestatten.
Ein durch das Ausbleiben des Dampfers verursachter längerer Aufenthalt gestattete eine
öftere Bestimmung des Uhrfehlers Dent's in dieser Station. Er wurde aus correspondirenden
Sonnenhöhen gefunden.
am 10. August um 22" öS Uhrzeit -+- lh7 36r8
.11. .. „ 22 57 +1 7 42-4
.,12. , „ 22 57 „ +17 45-8
_ 14. - ., 22 56 + 1 7 56-1
..19. .. . 22 55 „ + 1 S 14-0
, 22. _ .. 22 54 „ + 1 8 20-8
■ 24. . „ 22 54 , +1 S 24-9
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
27
Die aus diesen Beobachtungen abgeleitete Längenbestirumung wird mit den nach der
Rückkehr in Konstantinopel gemachten Zeitbestimmungen gegeben werden.
Pie Breite wurde in Trapezunt dreimal mit dem Universale bestimmt, nämlich:
am '.). August 411' 24"
..H. , 41 1 S
.19 41 1 19
Mittel . 41° 1' 17"
Die Höhe des Beobachtungsplatzes über dem Meere kann nach den Angaben des mit
Fortin verglichenen Metallbarometers angenommen werden zu
12-1 Toisen.
Die magnetische Declination wurde gefunden
am 11. August um 18h 53' mittl. Zeit von Trapezunt 2 1!3
12.
n
* 18 25
14.
.,
,. IS 56
14.
„
., 1 20
15.
»
,, 19 6
15.
, 1 12
1
48-7
1
52-7
»>
7-9
1
54 '5
2
8-5
Mittel
1° 58!9
Declination in Wien
am 11. August
12. August
14. August
15. August
um 14" 6' . .
12° 27!30
12° 24 ! 22
12° 26 ! 69
12° 27!0O
„ IS 6 . .
12 22-38
12 20-34
12 24-53
12 26-27
„ 22 6 . .
12 24-88
12 27-34
12 29-42
12 30-01
., 2 6..
12 33-70
12 33-83
12 33-37
12 35-97
_ 6 6..
12 29-13
12 26-86
12 28-87
12 28-29
„ 10 6 . .
12 27-24
12 26-78
12 26-72
12 28-34
Mittel . . .
12° 27 ! 44
12° 26!56
12° 28!27
12° 29!31
Für die Intensität der horizontalen Componente ergeben sich die Werthe :
am 10. August
um 21l,25'
mittl.
Zeit von Trapezunt . .
2-5369 1
agn<
>t I
n rt r>
„ 21 22
n
vi n n
. 2-5319
n
II
„ 11. „
„ 21 56
n
IT» «
2-5337
n
I
ji J) n
, 21 54
n
in n
Mittel
2-5295
»
II
. 2-5330
Intensität in Wien
am 10. August 11. August
111
14h3' . .
. . 2-01088
2-01008
n
18 3 . .
. . 2-01043
2-01020
n
2-00840
n
. . 2-00922
2 • 00942
n
2-00993
n
10 3 . .
ttel . . .
. . 2-01085
2-01008
Mi
. . 2-01015
2-00969
Die Inclination fand sich mit Repsold's Inclinatorium
am 12. August um 22'' 0' mittl. Zeit von Trapezunt . . .55 34 !9 Nadel 5
22 42
55°
55 37-6
Mittel . 55° 36 ! 2
Daraus folgt für die Gesammtkraft der Werth
4-4839
4*
28 Karl Kr eil.
Bei Gelegenheit eines Spazierrittes in der Umgebung von Trapezunt wurde mit dem
Metallbarometer die Höbe des Mytrio s-Hügel s (Boss-Tepe) über dem Meere gemessen und
135-0 Toisen
gefunden.
Konstantin op el.
Nach der Rückkehr von Trapezunt wurden in Pera im Hofe des Palastes der k. k. Inter-
nuntiatur correspondirende Sonnenhöhen gemessen, um den Gang der Uhren zu untersuchen.
Man fand
am 31. August um 23''34' Uhrzeit den Fehler Dent's . . . . + 25' 55"oi
„ 1. Sept. „ „ „ „ , . . . ■ + 25 55-86
„ 31. Aug. „ 11 34 „ „ „ Mittel . + 25' 55!44
J . . + 0r85
Um auch die Beobachtungen in Ortaköj zu Längenbestimmungen von Trapezunt benützen
zu können, wurde der dort gefundene Uhrfehler Dent's um 8'1 vermindert. Man hat demnach
Dent Tiede
in Pera am 2-487. August den Fehler . . . + 24' 16v6 + 25' 9r7
„ „ „ 31-982. „ „ „ ... +25 55 4 + 2834-0 »)
Da, wie man aus der S. 26 gegebenen Tafel sieht, der Gang Dent's sich in Trapezunt
merklich änderte, so wird es am besten sein, auch den dortigen Fehler für zwei Perioden zu
rechnen, und das Mittel aus den Bestimmungen am 10., 11., 12. und 14. August für die Hin-
fahrt, das Mittel aus denen am 19., 22. und 24. August für die Rückfahrt zu benützen. Man
hat demnach
Dent Tiede
in Trapezunt am 12-206. August den Fehler + lh7'45!'3 + lh 9'17v4
„ 22-121. „ „ „ +18 19-9 + 1 10 25-
Der Gang der Uhren ist für die Hinfahrt
Dent Tiede
und für die Rückfahrt
Mittel + 1?76 + 6V85
Man hat demnach den gleichzeitigen Fehler der Uhren für die Hinfahrt
Dent Tiede
am 12-206. August in Pera . . + 24' 50r3 + 26' 16!0
„ „ „ Trapezunt + 67 45-3 + 69 17-4
Längenunterschied . 42' 55°0 43' 14
am 2.
August in Pera . .
. +2!12
+ 6-38
12
„ „ Trapezunt
. +4-82
+ 7-25
Mittel
. + 3V47
+ 6r82
Dent
Tiede
am 22.
August in Trapezunt
+ 2?C6
+ 6!54
., 1.
September in Pera .
+ 0-85
+ 7-15
*) Es wurde dreimal versucht, die Länge von Konstantinopel telegraphisch zu bestimmen., aber stets waren die Linien unter-
brochen oder andere Hindernisse vorhanden. Die Länge aller folgenden Stationen wurde auf den Beobachtungsort in Pera
bezogen, welcher sehr nahe unter dem Meridian der Sophien- Moschee liegt, daher dessen Länge von Ferro = 46 38' 50"
angenommen werden kann.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 29
Für die Rückfahrt sind die gleichzeitigen Fehler
Dent Tiede
am 31-982. August in Trapezunt . + 68' 37;3 -+■ 71' 33*0
„ Pera . . . 4-25 ö.V4 4-28 34-0
Längenunterschied . 42'4l'9 42'59"o
und im Mittel aus Hin- und Rückfahrt
42'48r5 43'0'2
Der Unterschied zwischen den Ergebnissen beider Uhren ist ohne Zweifel der Ver-
schiedenheit des Einflusses zuzuschreiben, welchen die manchmal stürmische Witterung
während der Seefahrt auf ihren Gang ausgeübt hat. Da aber auch, wie man aus S. 26 sieht,
während des Landaufenthaltes Dent seinen Gang merklich änderte, was bei Tiede weniger
der Fall war, so wurde den Angaben Tiede's ein doppeltes Gewicht beigelegt, und man kann
im Mittel die Länge von Trapezunt gegen Pera annehmen
4:2' 56!4 = 10° 44' 6"
Länge von Pera . . = 46 3S 50
„ „ Trapezunt = 57 22 56 von Ferro.
Die Breite von Pera wurde aus den am 19. September gemessenen Mittagshöhen der
Sonne gleich
41° 1' 7"
gefunden.
X. Sinope.
Aufstellungsort: Garten bei der Wohnung des Herrn k. k. Consular-Agenten Manto-
vani, welcher, da ein Gasthaus nicht vorhanden ist, so gefällig war, mir ein Zimmer seiner
Wohnung abzutreten.
Aus correspondirenden Sonnenhöhen wurden folgende Uhrfehler Dent's gefunden
am 6. September um 23'' S' Uhrzeit + 50'35!06
„9. . , 23? „ +50 33-45
und „ 7-96 „ Mittel ... +50' 34r25
J = — 0-54
Nach der Rückkehr wurden in Pera wieder einige Zeitbestimmungen gemacht, daher die
Länge von Sinope dort gegeben werden wird.
Die Breite von Sinope fand man aus den Beobachtungen am 9. September
42° 1' 51"
Die Höhe über dem Meere ist nur wenige Toisen, daher sie nicht gemessen wurde.
Die rnaemetische Declination wurde bestimmt
am 4. September um 3h13'
.. .-,.
- G. „
., S.
, 9.
„ 9.
3h13' . . .
4 36!6
1 46 ...
4 37-S
21 3 . . .
4 39-0
23 4 . . .
4 38-0
22 0 . . .
4 39-9
4 37 ...
4 37-0
[Mittel
4°37!9
30
Karl K
r e iL
Declination in Wien
am 4. Sept.
5. Sept.
6. Sept.
8. Sept.
9. Sept.
Uli
18b6' . . . 12°26!46
12° 25 ! 27
12° 25 '■ 44
12° 24r13
12°27!99
n
22 6 ... 12 29-00
12 27-37
12 28 99
12 32-05
12 27-83
n
2 6 ... 12 33-52
12 32-38
12 32-49
12 35-76
12 31-89
,,
6 6 ... 12 29-86
12 29-76
12 29-82
12 27-69
12 2S-34
V
10 6 . . . 12 28-84
12 29-19
12 28-51
12 2S-18
12 26-19
Mittel. 12° 29 !39
12° 28 ! 64
12° 2S!90
12° 29!41
12° 28!30
;e
nsität der horizontalen C
omponente erhie
lt
man fol
am 5. Septemb
3r um 2t55' . .
. . . 2-4204 Magnet I
„ 2 52 . .
. . . 2-4110
II
., 6.
I
II
„ 19 52 . .
. . . 2-405S
., 9.
., 2 22 . .
. . . 2-4152
I
« » jj
2 19
Mittel
2-4086
. . 2-4140
, II
Intensität in Wien
am 5. Sept. 6. Sept.
9. Sept.
um 18" 3' . . .
2-00945
2-00975
2-00997
„ 22 3 . . .
2-00861
2-00908
2-00821
„ 2 3...
2-00987
2-00881
„ 6 3...
2-00987
2-01003
2-00956
„ 10 3 . . .
2-01002
2-01021
2-00969
Mittel .
2-00960
2-009S3
2 • 00929
Die Inclination wurde gefunden mit Repsold's Inclinatorium
am 5. September um 5b 2' .... 57 4!2ö
„ 5 50 .... 57 6-62
„8. „ „ 4 45 .... 57 12-75
„ 5 18 .... 57 15-00
Die Beobachtungen am 8. September wurden wegen eines drohenden Gewitters in grosser
Eile ausgeführt. Sie hatten eigentlich nur den Zweck sich zu versichern, dass bei den Able-
sungen am 5. nicht ein grober Lesefehler eingetreten sei, worüber der auffallend grosse Werth
der aus ihnen hervorgehenden Inclination allerdings einen Zweifel gestatten konnte. Bei der
Berechnung des Mittels kann ihnen demnach nur das halbe Gewicht gegeben werden, und
man hat daher
Mittel
57° 8!25
Hiemit wird die Gesammtkraft:
4-4488
Schon auf der Heise von Trapezunt, die ich mit dem Lloyddampfer Trebisonda, Capitän
Benisch machte, hatte ich erfahren, dass in der Nähe von Sinope gegen das Vorgebirge
Indje ein Punkt sei, wo die Magnetnadel so abweichende Stellungen annehmen soll, dass man
die vielen an diesem Orte vorgefallenen Unglücksfälle nur dieser Ursache zuschreiben wollte.
Desswegen benutzte ich, als ich nach meiner Rückkehr von Trapezunt in Konstantinopel
erfahren hatte, dass der erwartete Marine-Dampfer Taurus noch nicht eingetroffen sei, sogleich
den nächsten wieder nach Trapezunt abgehenden Dampfer um in Sinope zu landen und dort
die magnetischen Bestimmungen auszuführen. Ihre eben mitgetheilten Ergebnisse beweisen,
dass wenigstens in Sinope in der Declination keine so bedeutende Störungsursache ersichtlich
sei , um eine für den Seemann bemerkliche oder gar gefährliche Ablenkung des Compasses
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 31
hervorzubringen. Nicht stärker äussert sie sich in der Inclination, die um einen halben Grad
grösser ist, als sie nach dem wahrscheinlichen Lauf der Isoelinen sein sollte. Die vorherr-
schende Formation an diesen Küsten ist Trachyt, der wahrscheinlich an mehreren Stellen
magnetische Massen enthält. Wirklich theilte mir Herr Ritter, Director der Brücken- und
Wasserbauten in Konstantinopel, mit, dass die Ingenieure bei Besichtigung der in jenen
Gegenden vorhandenen Wälder bei Elek in der Nähe von Bojabad ungefähr 20 geographische
Meilen süd-südöstlich von Sinope sich in einer Gegend befanden, wo die Boussolen so
abweichende Stellungen einnahmen, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren1).
Es war mir daher sehr erwünscht, dass ich, ehe der Dampfer von Trapezunt ankam.
um nach Konstantinopel zurückzukehren, noch über einen Tag zu verfügen hatte, an welchem
ich die Beobachtungen auf dem Cap selbst ausführen wollte.
XI. Cap Indje.
Leider war die Witterung an diesem Tage so ungünstig, dass keine Sonnenbeobachtungen
gemacht, also auch die Declination nicht bestimmt werden konnte. Die während eines heftigen
Sturmes ausgeführten Beobachtungen über horizontale Intensität und Inclination gaben den
Werth der ersteren
am 7. September um 22h6' ...._'■ 1069 mit Magnet I
. 22 5 .... 2-3934 „ ., II
Mittel . 2 -4001
Intensität in Wien
am 7. Sept.
um IS1, 3' .... 2-01007
_ 22 3 .... 2.00894
., 2 3 .... 2-0099S
.. 6 3 .... 2-010S5
.. 10 3 .... 2 '01060
Mittel . 2-01013
und den Werth der Inclination mit dem Inductions-Inclinatorium:
57° 14!ö
woraus der Werth für die Gesammtkraft folgt:
4-4358
1) Das „Xautical Magazin" enthält hierüber Folgendes:
A curious faet has just beeil diseovered in the Black Sea, that is interesting to navigation and seience. On the 13"' of
March (1858) the Austrian steamer Trcbisonda grounded on a sand bank East of Cape Injeh, about a mile and a half from
Sinope. Thanks to the assistance of the Ottoman Admiral, who is stationed at that place, she was got off after considerable
diffieulty, and continued her voyagc. The Captain of her howewer observed , that in leaving the point of whieh he was on shore
his compass, whieh had shown a considerable amount of deviation, resumed its proper indication, — and he at once eoncluded
from this. that his compass had led him astray.
He communicated the circumstance to the Minister of Marine at Constantinopel, who sent an account of his Statement to
the authorities at Sinope.
Some days afterwards the same effect on the compass was observed on board the Ottoman steamer Astro log er and by
the French ship Henri IV. The Commander-in-Chief at the Arsenal then ordered a Turkish brig to make same experiments in
referenee to the subject, from whieh it appeared that a deviation of the compass was found to take place in the ships along the
coast within a ränge of thirty miles, of whieh Cape Injeh is the centre. On investigating the cause of this effect on the compass
a large mass of ferruginous rock was diseovered . whieh has proved to be very valuable. commencing in a calcareous mass about
three and a half miles from Sinope.
The Turkish offieers in their report eutirely attribute the deviation of the Compass, so nearly fatal to the Trebi sonda,
to the presenee of this magnetic mass. whieh until the present time has been entirely unknown.
32 Karl Kr eil.
Die Beobachtungen lieferten demnach an beiden Stationen, sowohl in Sinope als hier,
Anzeichen von Einflüssen, welche die Magnetnadeln von ihrer natürlichen Richtung ablenken.
Wenn man nämlich die Declination , welche bei Konstantinopel in Ortaköj gefunden wurde,
mit jener von Trapezunt vergleicht, welche Stationen nahe unter demselben Breitegrad liegen,
so sieht man, dass die Declination in jenen Gegenden um 25 '• 7 für einen Längengrad abnimmt;
sie sollte demgemäss in Sinope sein 3 56 4
während sie aus wiederholten Beobachtungen gefunden wurde 437-9
also zu gross um 41*5
Für die Inclination gibt die Vergleichung der Beobachtungen vom Cap Takli am Ein-
gange in das Azow'sche Meer und von Trapezunt eine Abnahme von sehr nahe einem Grade
für jeden Breitegrad, sie sollte demnach in Sinope sein 56 48'
die Beobachtungen gaben aber 57 20
also ebenfalls zu gross um 32
Eine zu grosse Declination deutet aber an, dass die störende Masse, wenn sie auf
den Nordpol der Nadel anziehend wirkt, gegen Westen, eine zu grosse Inclination, dass sie
gegen Norden gelegen sei, es würden also die Beobachtungen in diesem Falle die Störungs-
stelle in nordwestlicher Richtung, also in der Richtung des Cap Indje und darüber hinaus
verlegen.
Da ferner die Intensität der Kraft des Erdmagnetismus in der Richtung von Osten nach
Westen sich wenig ändert, von Norden nach Süden abnimmt, so sollte sie in Sinope, das um
1 Grad nördlicher liegt als Trapezunt, grösser sein; man fand sie aber in Trapezunt gleich
4-513, in Sinope 4-480, in dem noch nördlicher gelegenen Cap 4-467. Sie wird daher durch
die örtliche Störung offenbar geschwächt.
Übrigens muss noch bemerkt werden, dass nach den Angaben des Cap. Benisch die
Sandbank, auf welcher die Trebisonda strandete und wo die Declination viele Grade von dem
Werthe verschieden war, der ihr eigentlich zukommen sollte, nur V/2 Seemeilen von Sinope
in der Richtung gegen das Cap hin, also zwischen diesem und Sinope liegt, und dass bei
der grossen Abweichung, die in den Anzeigen des Compasses eintrat, dieser Punkt dem
Hauptstörungsknoten sehr nahe sein musste. Hiemit stimmen aber die Beobachtungen unter
der Voraussetzung einer blos anziehenden Kraft der Störungsquelle in so ferne nicht überein,
als an beiden Stationen die Inclination wenig verschieden gefunden wurde, nämlich
in Sinope 57° 20'
am Cap 57 26
also an beiden Orten zu gross war, oder den nach unten gekehrten Pol der Nadel (ihren
Nordpol) an dem einen Orte anzog, an dem anderen abstiess, was nur durch eine Polarität
der störenden Masse, die ihren Südpol nach Südost, ihren Nordpol nach Nordwest gekehrt
hat, erklärt werden kann, in welchem Falle sich auch die Vergrösserung der Declination in
Sinope daraus ergibt.
Es ist sehr wahrscheinlich und mit der vorherrschenden Formation jener Gegenden
keineswegs in Widerspruch, dass die Störungsursache eine weitere Ausdehnung nach ver-
schiedenen Richtungen hin besitze, aber an manchen Punkten, vielleicht durch grössere An-
näherung an die Oberfläche der Erde, sich kräftiger äussere, wie dies nach dem Gesagten
bei Elek und auf der Sandbank, wo die Trebisonda strandete, der Fall war.
Magnetische tmd geographische Ortsbestimmungen etc. 3 3
Dies erinnert an eine bei Bellagio am Como-See aufgefundene Stelle, wo der zu Tage
stehende mit Magnet-Eisenstein eingesprengte Serpentin den Nadeln der Boussolen ebenfalls
die verschiedensten Richtungen gibt und sie ganz unbrauchbar macht ').
Solche Fälle bieten allerdings ein auch in praktischer Beziehung wichtiges Feld für
Untersuchungen dar, in das aber für jetzt um so weniger eingedrungen werden konnte, weil
die Zeit und Vorbereitung dazu mangelte und alle übrigen Reisezwecke darüber hätten auf-
gegeben werden müssen. Da die fast unbewohnte Küste in der Nähe des Cap's ohnehin nur an
wenigen Punkten von grösseren Schiffen berührt wird, so genügt es vor der Hand zu wissen,
dass und in welcher Gegend ein solcher Punkt vorhanden ist, wo die Magnetnadeln nicht das
gewöhnliche Vertrauen verdienen, denn es wird leicht jede Gefahr vermieden, wenn man in
gehöriger, in diesem Falle gewiss nicht bedeutender Entfernung daran vorüberfährt.
Die vorgerückte Jahreszeit, bei welcher die Bereisung der Küsten des schwarzen Meeres
immer bedenklicher zu werden pflegt, nöthigte mich zur unverzüglichen Rückkehr nach
Konstantinopel.
Jedoch verzögerte sich die Ankunft des Dampfers „Taurus" noch mehrere Tage, so dass
ich eine Reihe von Zeitbestimmungen machen konnte, um daraus den Längenunterschied von
Sinope genauer zu finden. Die correspondirenden Sonnenhöhen gaben den Fehler Dent's
am 14. September um 23h30'
,18. „ „ 23 28
„19. „ „ 23 28
„ 22. „ „ 23 27
„ 25. „ „ 23 26
„ 20-08. „ Mittel
und aus dem 14. und 25. September
aus dem 19. und 25. aber wird . . .
+ 25'48!03
-I- 25 51-18
+ 25 49-14
+ 25 47-88
+ 25 44-51
+ 25' 48 ° 15
J = — 0;32
J = - 0-77.
Die Breite des Beobachtungsortes (Palast der k. k. Intern untiatur in Pera) wurde am
19. September aus den Mittagshöhen der Sonne gefunden
41° 1' 7".
Die Längenbestimmung von Sinope muss wegen des grossen Sprunges, den Tiede in
seinem Gange bei Gelegenheit der Landreise nach Cap Indje machte, für jedes Chronometer
besonders gerechnet werden. Man findet
am 31-98. August in Pera . . Fehler Dent's = + 25' 55r4, J = + 0r85
„ 7-96. September in Sinope „ „ = + 50 34-25, J = — 0-54
„ 20-08. „ „ Pera „ „ = + 25 48-15, J = — 0-32.
Es werden demnach die gleichzeitigen Uhrfehler, wenn man für die Hinfahrt A=-f0'15
und für die Rückfahrt J= — 0:43 annimmt,
am 7-96. September in Pera +25'5675
„ „ „ „ Sinope +50 34-25
Längenunterschied =24 37-75 aus der Hinreise,
am 20-08 September in Sinope +5029-0
„ Pera + 25 48-15
Längenunterschied =24 40-85 aus der Rückreise.
Im Mittel ist daher der Längenunterschied = 24 39 • 3.
•} Siehe Ortsbestimmungen im österr. Kaiserstaate, 1 Bd., S. 110.
Denkschriften der matbem.-naturw. Cl . XX. Bd.
34 Karl Kr eil.
Nach Tiecle findet man mit J=-)-7?15 für die Hinreise
am 6.46. September den Fehler in Sinope = + 53' 55!0
und gleichzeitig „ „ „ Pera =-(-29 13-2
Für die Rückreise mit J= + 8r55 ist
demnach
am 9.46. September der Fehler in Sinope = + 49' 29 '0
und gleichzeitig „ „ „ Pera =-(-24 46-3
der Längenunterschied =24' 41 "8 für die Hinreise
„ „ =24 42-7 „ „ Rückreise
Mittel = 24' 42 ■ 25
nach Dent „ =24 39-3
Mittel =24'40!8= 6° 10' 12"
Länge von Pera = 46 38 50
„ „ Sinope=52 49 2 von Ferro.
Der Taurus langte am 22. September in Konstantinopel an, und am Morgen des 27.
lichtete er die Anker um die Bereisung der West- und Nordküste des schwarzen Meeres zu
beginnen. Die erste Beobachtungsstation war
XII. Böjuk Liman
am europäischen Ufer des Bosporus, nahe bei dessen Mündung in das schwarze Meer. Die
Instrumente wurden ungefähr eine Seemeile südlich vom Leuchtthurme aufgestellt.
Die correspondirenden Sonnenhöhen gaben
am 27. September um 23h 25' für Dent den Fehler . . . + 26'9r0S
„28. „ „ „ „ „ „ . . ■ +26 8-00
also „ 27.98. „ im Mittel • ... -+- 26' 8V54
J — 0 1-0S
Da in Konstantinopel vom 22. bis 25. September d= — 1*12 ist, so kann für den Beginn
dieser Seereise
für Dent J = — lr10, für Tiede J= + 8'76
genommen werden ; hiemit findet man, da für Tiede aus der Vergleichung
am 20.08. September der Fehler + 26' 17;25
n 27.9S. „ „ „ +27 56-74
ist, die gleichzeitigen Fehler:
Dent Tiede
am 27.98. September in Pera 25'39J5 27'26!6
„ „ „ „ Böjuk Liman . 26 8-5 27 56-7
Längenunterschied + 0 29-0 + 0 30-1
Mittel + 0 29-55= + 7' 23"
Länge von Pera =46° 38 50
„ „ Böjuk Liman =46 46 13 von Ferro.
Die Breite wurde aus den Mittagshöhen der Sonne gefunden
am 27. September 41° 10' 46"
„28. „ 41 10 58
Mittel .... 41° 10' 52"
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 35
Für die magnetisch e Declination erhielt man die Werthe:
am 27. September um 23" 19' mittl. Zeit Ton Böjuk Liman . . 6° 34 !0
„ 28. „, „ 23 0 „ „ ., „ „ . . 6 29-3
Mittel 6°31!6
Declination in Wien
am 27. Sept. 28. Sept.
uml8b6'. . . 12° 29 ! 25 12° 27 ! 25
„ 22 6 . . . 12 31-48 12 26-52
„ 2 6... 12 39-21 12 38-93
„ 6 6... 12 33-37 12 32-24
, 10 6 ... 12 31-05 12 29-77
Mittel. 12°32!72 12°30!79
Die Intensität der horizontalen Componente war
am 27. Sept. um lh14' mittl. Zeit von Böjuk Liman . . . 2-4906 Magnet I
1 16 2-4782 II
Mittel 2 • 4844
Intensität in Wien
am 27. Sept.
um 18h3' 2-00956
, 22 3 2-00879
„ 2 3 2-00965
„ 6 3 2-00959
, 10 3 2-00993
Mittel . . . 2-00954
Für die Inclination ergaben sich mit Repsold's Inclinatorium die Werthe:
am 27. September um 2h 57' mittl. Zeit von Böjuk Liman . . . 55° 36 ' 5 Nadel 5
„ „ „ „ 3 50 „ „ „ „ „ ... 55 42-6
„28. „ „ 1 0 „ „ „ „ „ ... 55 35-7
* » - .147„ .„ - - ...55 31-8
Mittel. 55° 36 ' 6
Hieraus folgt der Werth der Totalkraft:
4-3931.
XIII. Burgasz.
Da die Ankunft in Burgasz am 29. September zu spät erfolgte, um correspondirende
Sonnenhöhen zu nehmen, und am 30. Nachmittags der Himmel sich trübte, so konnte der
Uhrfehler Dent's nur aus den vormittägigen Sonnenhöhen berechnet werden. Man fand
am 30. September um 20h 11' Uhrzeit den Fehler Dent's + 19' 33 "9
für dieselbe Zeit ist der Fehler Tiede's + 21 44-6
daher die gleichzeitigen Fehler, wenn man die gleichen Werthe von J wie in der vorigen
Station beibehält
Deut Tiede
am 30.35. September in Böjuk Liman .... +26' 5r9 28' 17?5
„ , „ »!■'■« Burgasz +19 33-9 21 44-6
Längenunterschied— 6' 32 !0 —6' 32 '9
Mittel — 6'32'5 =— 1° 38' 7"
Länge von Böjuk Liman = 46 46 13
„ „ Burgasz = 45 8 6 von Ferro.
5*
36 Karl Kreil.
Die Breite wurde aus den Mittagshöhen der Sonne am 30. September gefunden
42° 32' 13
Für die magnetische Declination fand man die Werthe:
am 29. September um 2h27'mittl. Zeit von Burgasz 6 44 ! 4
30.
. 21
1
n n n
B
. 6 59-9
30.
» o
52
n n n
n
Mittel .
. 7 12-7
. 6° 59!0
D
eel
inati on in W
ien
am 29. Sept.
30. Sept.
um 18h6' .
. 12°25!56
12° 29 ! 02
, 22 6 .
. 12 25-95
12 29-90
„26.
.
. 12 36-88
12 42-56
„66.
.
. 12 32-31
12 35-67
,10 6.
. 12 29-81
12 30-40
Mittel 12° 29 ! 95 12° 33 ! 36
Die Intensität der horizontalen Componente war:
30.
n * 32
n
n n
n
. 2-3665
„ 1 30
n
j. »
n
. 2-3634
„ 1 33
n
n ji
n
Mittel .
. 2-3675
. 2-3656
Intensität in W
ien
am 29. Sept.
30. Sept.
um 18k3' . . .
2-00987
2-01058
2-00898
„ 2 3...
2-00968
„ 6 3...
2-01007
2-00982
Mittel
2-00968
2-00987.
Für die Inclination erhielt man die Werthe:
am 30. September um 22h40' mittl. Zeit von Burgasz . . 56° 48 ! 1 Kadel 5
„ - „ „ 23 35 „ „ - . . 56 55-9 „ 6
Mittel 56° 52 !0
Es ergibt sich demnach der Werth der Gesammtkraft
u6i
4-3279.
XIV. Cap Kalakri.
Da dieses Cap als einer der Hauptrichtungspunkte bei den Fahrten von Konstantinopel
nach Sulina angesehen wird, so verweilte man dort einen Tag um es zu bestimmen. Weil es
zu schroff abfällt, um in dessen unmittelbarer Nähe die Instrumente aufstellen zu können, so
wurde ungefähr eine Viertelstunde nordwestlich davon ein Aufstellungspunkt gewählt.
Der aus correspondirenden Sonnenhöhen bestimmte Fehler Dent's war
am 2. October um 23h 25' Uhrzeit -+- 23' 34r0
für Tiede ist um dieselbe Zeit der Fehler -f- 26 3-9
Die Tafel IV lässt vermuthen , dass Tiede seinen Gang von Konstantinopel bis hieher
nicht viel verändert habe, daher auch für diese Station noch dieselben Werthe von A ange-
nommen wurden. Jedoch legte man bei der Längenbestimmung den mit grösserer Sicherheit
bestimmten Uhrfehler von Böjuk Liman statt jenem von Burgasz zu Grunde.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 37
Es ergaben sieh daher für den 2-48. Oetober die gleichzeitigen Fehler
Dent Tiede
in Böjuk Liman . . . . + 26' 3!5 + 28'36!1
in Kalakri +23 34-0 +26 3-9
Längenunterschied— 2' 29?o — 2' 32r2
Mittel — 2 30-8 = —37' 42"
Länge von Böjuk Liman = 46 46 13
„ „ „ Cap Kalakri =46 8 31.
Die am 2. Oetober gemessenen Mittagshöhen der Sonne gaben die geographische Breite
43° 22' 52".
Die magnetische Declination wurde gefunden
am 2. Oetober um 19* 55' mittl. Zeit von Kalakri 6°40!2
* 22 5 „ „ „ „ 6 43-5
„ 1 12„ „ „ „ 6 43-7
Mittel . . . 6°42!5
Declination in Wien
am 2. Oetober
um 18' 6' 12° 28!75
„ 22 6 12 25-50
„ 2 6 12 37-16
„ 6 6 12 31-25
„ 10 6 12 25-70
Mittel 12° 29!42
Nach der Bestimmung dieser Station musste nach Galatz gereist werden, um das Gesund-
heitspatent vom russischen Consul bestätigen zu lassen, da sonst der Eintritt in die russischen
Häfen nicht gestattet worden wäre. Dies verzögerte die Beobachtungen an der folgenden
Station um einige Tage.
XV. Schlangeninsel.
Diese Felseninsel, von ungefähr einer Seemeile im Umfange, welche von einigen türkischen
Soldaten zur Erhaltung des Leuchtfeuers bewohnt wird, hat nur auf der Nordostseite einen
Zugang, von allen übrigen Seiten stürzen die Felsen steil ab, und bieten senkrechte zer-
klüftete Wände von 60 bis 100 Fuss Höhe dar. Die Instrumente wurden am ersten Tage den
9. Oetober auf einem an ihrem südwestlichen Ende aus der See hervorragenden patten Fels-
stück aufgestellt, am zweiten Tage aber auf der Insel selbst ungefähr 320 Schritte nordwest-
lich vom Leuchtthurme.
Die correspondirenden Beobachtungen am 10. Oetober geben den Fehler Dent's
um 23' 17' mittl. Ortszeit 30' 20 ! 7 J = — 1-10
und durch Vergleich jenen Tiede's 34 24-0
Rechnet man den Gang Tiede's, der sich vom 4. bis 6. Oetober merklich geändert hat,
aus den Vergleichungen vom 6. bis 11., so wird für ihn
= + 11-70
38 Karl Kreil.
Nach dem am 8. October um 23h 19' in Sulina gefundenen Fehler
für Dent 28'13r6
„ Tiede 31 50-9
werden die gleichzeitigen Fehler am 10.47. October
in Sulina für Dent .... 28' 11?4
„ Tiede . . . • 32 14-3
daher der Längenunterschied zwischen Sulina und der Schlangeninsel
nach Dent + 2' 9!3, nach Tiede ==> + 2' 9° 7
Mittel =4-2'9r5= 32' 23"
Länge von Sulina =47°20 16
Länge der Schlangeninsel . . = 47 52 39
Die Breite wurde aus den mittägigen Sonnenhöhen am 10. October gefunden
45° 14' 27"
Die Höhe des Leuchtfeuers über der See kann nach den Angaben des Metallbarometers zu
319 Par. Fuss
angenommen werden.
Die magnetische Declination fand man
am 9. October um 3b 37' mittl. Ortszeit 5°52!1
„10. „ „ 22 44 „ „ 5 45-2
Mittel . . 5°48!7
Declination in Wien
am 9. October 10. October
am 18" 6' .
. . 12l
32 '78
12l
31!30
»22 6 .
. . 12
32-64
12
26-76
„26.
. . 12
38-15
12
35-76
„66.
. . 12
26-60
12
31-98
„ 10 6 .
. . 12
26-49
12
28-24
Mittel 12°31?38 12° 30!66
Die Intensität d er horizontalen Componente war
am 9. October um 4h 42' mittl. Ortszeit 2-2844 mit Magnet I
» . . » * 39 „ „ 2-2697 „ „ II
„10. , „ 0 6 „ „ 2-2772 „ , I
., 0 3 „ „ 2-2717 „ . II
Mittel. . 2-2757
Intensität in Wien
am 9. October 10. October
um 18h3' . . .
„ 22 3 . . .
„ 2 3...
„ 6 3...
„ 10 3 . . .
Mittel
2-01062 2-00930
2-00885 2-00779
2-00907 2-00893
2-00917 2-00954
2-01000 2-00883
2-00958 2-00888
Die Inclination fand man mit Repsold's Inclinatorium am 10. October
60° 9!2 mit Nadel 5
60 3-5 . . 6
Mittel 60° 6!4
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 39
Hieraus ergab sich der Werth der Gesammt kraft:
4-5661 •).
XVI. Odessa.
Der Aufstellungsort für die Instrumente war ein freier Platz auf der Anhöhe vor dem
Hause der Herren Wuceticz, westlich vom Palais Woronzoff, ungefähr 500 Schritte
südlich von dem Hafen für einheimische Schiffe.
Die correspondirenden Beobachtungen wurden am 13. October durch Wolken vereitelt;
am folgenden Tage
am 14. October um 23h14' Uhrzeit war der Fehler Dent's = -f 32' 2673
„ „ Tiede's = + 37 8-9
Mit den Werthen
A = — lr20 für Deut und J = 4- 9 '76 für Tiede
werden die gleichzeitigen Fehler
Dent Tiede
am 14.47. October auf der Schlangeninsel . . . 4~30'l5!9 +3ö'3!0
in Odessa 4- 32 26-3 4 37 8-9
Längenunterschied -\- 2'luv4 -j- 2'5!9
Mittel + 2'8r2=+ 32' 3"
Länge der Schlangeninsel . . . = 47°52 39
„ von Odessa = 48 24 42
Die Breite wurde zweimal bestimmt, nämlich
am 12. October 46° 28' 49"
und „ 14. „ 46 28 54
Mittel . 46 28' 51?5
Für die magnetische Declination bekam man folgende Werthe
am 13. October um 21" 17' mittl. Zeit von Odessa 7°30!0
„14. „ „ 22 26 „ „ „ „ 7 34-7
»14. „ „ 1 25 , „ „ „ 7 37-9
Mittel . . . 7°34!2
*) Über die geologische Beschaffenheit dieser wenig bekannten Insel gibt Capt. Spratt, Commandant der Medina von der kön.
grossbritannischen Marine folgende Aufklärung:
Sous le rapport geologique, cette ile est tres-remarquable aussi; eile ne ressemble aucunement aux formations des
cötes voisines, de la Dobrutcha ou de la Bessarabie; sa Constitution indique clairement qu'elle n'a jamais fait partie de ces
cotes, et qu'elle n'a pas plus ete creee par les alluvions du Danube.
La nature de ses roches prouverait, au contraire, qu'elle est de la meine formation, que les montagnes , qui s'etendent
au SO. de la Mer Noire, en Bulgarie etc.
Elle parait donc etre un pic avance du groupe de roches schisteuses, de la partie septentrionale de la Dobrutcha, pres
de Besh-Tepe et de Toultcha; en effet la röche de 1' ile est d'une nature sileeuse et dispose par stratifications; eile contient des
grands cristaux de quarz, et passe sur quelques endroits au jaspe rouge.
Des bandes etroites, de schiste friable, separe.nt ces couches, epaisses de 20 pieds ä-peu-pres, comme on peut s'en
apercevoir par leur inclinaison de 10 ä 20 degres vers l'Est, la hauteur de l'ile au-dessus du niveau des eaux n'est toute-fois
que de 130 pieds.
Lesobseivations, que je viensde faire sur la nature geologique de l'ile prouvent, qu'elle ne ressemble en rien aux terrains
plats et bas de la Bessarabie, comme je l'ai entendu dire souvent; en effet les cotes de 1' Interieur des terres ne s'elevent pas de
plus de 10 pieds au-dessus de la mer, et sont formees d'une marne terreuse, qui recouvre le steppe, generalement unie; c'est du
moins ce que j'ai pu observer du grand mät de la Medina, mouillee dans ces parages.
40 Karl Kr eil
Declination in Wien
am 13. October 14. October
am 18" 6' . .
12° 30 ! 08
12° 26*18
„ 22 6 . .
12 33-40
12 28-12
„ 2 6..
12 39-33
12 34-89
n 6 6..
12 30-66
12 30-54
„ 10 6 . .
12 31-53
12 29-04
Mittel 12° 32 ! 85 12° 29 ' 60
Dieser Werth ist auffallend gross; denn da hier, wie man sich aus den vorher gegebenen
Bestimmungen leicht überzeugen kann, die Isogonen den Meridianen nahezu parallel laufen,
so sollte Odessa eine kleinere Declination haben als die Schlangeninsel, und hat statt dessen
eine um zwei Grade grössere. Von einer örtlichen Störung war kein Anzeichen vorhanden,
eben so wenig von einem groben Versehen bei der Beobachtung. Als Azimuthaipunkt diente
der Knauf einer fernen Kirche, dessen Abstand vom Meridian bei dreimaliger Messung
folgende Werthe gab :
13. October Azimuth = 146 15 0 von Süd gemessen.
14. „ „ = 146 14-8
14. „ „ • = 146 16-5
Diese Bestimung ist hinlänglich genau, und demnach die Vermuthung begründet, dass
sich in der Nähe des Beobachtungsplatzes oder in den Umgebungen von Odessa ein Störungs-
punkt befinde, welcher die Magnetnadel aus ihrer natürlichen Lage entfernt ]).
') Als bei der Bearbeitung dieser Beobachtungen sich das Vorhandensein einer so mächtigen Störungsquelle unzwei felhaft her-
ausstellte, schrieb ich an Herrn Dr. Beck er, Director des Liceums Richelieu in Odessa, und ersuchte , mir nach genauer
Nachforschung in der Umgebung meines Beobachtungsplatzes gefälligst angeben zu wollen, ob sich nicht irgendwo eine
Anhäufung von Eisenmassen vorfinde, welche die abweichenden Bestimmungen hervorgebracht haben könnte. Mit der freund-
schaftlichsten Bereitwilligkeit wurde diesem Ansuchen entsprochen, und ich erlaube mir hier die entsprechende Stelle aus
Dr. Becker's Briefe mitzutheilen.
„Mir fiel es nicht ein, daran zu denken, dass Ihnen meine Localkenntniss zu Statten kommen würde, um so weniger, als
das viel tiefer liegende Ufer mit den an demselben befindlichen Baulichkeiten und Vorräthen auf Ihre Beobachtungen keinen
Einfluss ausüben zu können schien. Dem ist aber, wie sich jetzt herausstellt, nicht so, denn da der Boden, auf welchem Sie
IhreBeobachtungen anstellten, keine Masse magnetischer Formation in sich schliessen wird, sondern vielmehr die sich hierüberall
vorfindende Bildung von Muschelkalkstein aufweist, so muss für die Sie befremdenden Resultate der Magnetnadel ein anderer
Grund aufgefunden werden. Unbekannt mit der Empfindlichkeit der von Ihnen gebrauchten Magnetnadel, weiss ich nicht, ob
die Nähe des Pontika-Hafens, in welchem mehrere eiserne Dampfbote, Anker, Ketten u. dgl. liegen, auf Ihre Beobachtungen
irgend einen Einfluss habe üben können. Einen solchen miisste man eher den Eisenvorräthen zuschreiben, welche sich zu beiden
Seiten des Beobachtungsplatzes am Ufer vorfanden. Sie werden nämlich besser als ich. der Laie, beurtheilen können, ob die
in zwei Gussfabriken sich damals befindlichen Eisenmassen, ungeachtet der viel tieferen Lage und einer Entfernung von
hundert Schritten, auf Ihre Magnetnadel einzuwirken im Stande waren, nur so viel steht fest, dass sich am Ufer die Eisen-
giesserei und Gusseisenfabrik des Herrn Falcke befindet, und dass in letzterer nicht unbedeutende, aus Sewastopol her-
gebrachte Vorräthe von altem Eisen damals aufgespeichert waren. So unwahrscheinlich es mir nun ist, dass jene Eisenmassen
in so bedeutender Entfernung und in einem ganz verschiedenem Niveau den auf der Höhe angestellten Beobachtungen Eintrag
thun konnten, so weiss ich doch nicht, was ich zur natürlichen Erklärung der Ihnen auffallenden Resultate noch anführen soll.
Möge das von mir Angegebene Ihnen ausreichen!"
Nach den von mir gesammelten Erfahrungen kann ich auch nicht glauben, dass Eisenmassen, wenn sie auch bedeutend
sind, in so grosser Entfernung die Magnetnadel um mehrere Grade ablenken können, und will zum Beweise nur Ein Beispiel
anfuhren. In Wien wurde in einer Entfernung von 200 Schritten vom magnetischen Observatorium in den Jahren 1857 und
1858 die Wertheim -Wiese'sche Fabrik für feuerfeste Eisencassen gebaut und eingerichtet, in welcher sich zeitweilig ein
Eisenvorrath von mehreren hundert Centnern vorfindet. Die im Observatorium täglich angestellten Declinationsbeobachtungen
weisen dem davon hervorgebrachten Einflüsse, wenn er überhaupt merklich ist, jedenfalls nur einen Werth von wenigen Minuten,
nicht von Graden an, wie in Odessa bemerkt wurde.
Magnetische tmd geographische Ortsbestimmungen etc. 41
Die Intensität der horizontalen Componente fand man
am 12. October um 0h48' mittl. Zeit ron Odessa . . . 2-2699 mit Magnet I
0 43 2-2697 „ „ II
. 14. .. .,23 48 2-2692 ., „ I
23 46 „ 2-2669 .. .. II
Mittel. 2-2689
Intensität in Wien
am 12. Octob. 14. Octoh.
uml8h3'. . . . 2-01033 2-00947
„ 22 3 ... . 2-00890 2-00842
., 2 3.... 2-01023 2-00917
., 6 3..,. 2-01083 2-00875
, 10 3 . . . . 2-01052 2-00993
Mittel . 2-01020 2-00919
Die Inclination hatte folgende Werthe:
am 13. October 22" 49' . . . . 61° 29!5 mit Nadel 5
23 30 . . . 61 38-9 „ „ 6
Mittel . 61° 34 ' 2
Für die Gesammtkraft fand man den Werth
4-7658
Auch diese Elemente sind von dem regelmässigen Laufe der magnetischen Curven so
abweichend, dass das Vorhandensein eines Störungspunktes keinem Zweifel mehr unterliegt.
Die Isodynamen der Horizontalkraft befolgen hier im Allgemeinen nahezu dieselbe Richtung
wie in dem westlicheren Theil von Europa. Die Isodyname 2-10 (vom Jahre 1850) läuft von
Istrien nach Fünfkirchen und Szegedin und macht mit den Parallelkreisen einen Winkel von
15 Graden ]). Die Beobachtungen vonAlexinatz,Kalafat, Bukarest undSulina weisen der Isody-
name von 2-2G eine Richtung an, in welcher sie mit den Parallelen den Winkel von 21 Graden
einschliesst. Wollte man aber aus den Beobachtungen auf der Schlangeninsel und in Odessa
den Lauf dieser Curve verzeichnen, so würde sie mit dem Parallel einen Winkel von 71 Graden
machen. Weniger wird die Inclination von dieser Störung getroffen; denn die von Belgrad
nach Galatz streichende Isocline von 61 Graden würde südlich von Odessa vorbeigehen, für
welchen letzten Ort die Beobachtungen auch wirklich eine grössere Inclination geben.
Es scheint also der Störungspunkt nicht im magnetischen Meridian zu liegen, sondern
in einer südwest-nordöstlichen Richtung von Odessa.
XVII. Cap Takli.
Der Aufstellungsplatz war am Strande, nördlich vom Leuchtthurme, ungefähr 1 See-
meile nordwestlich vom Cap.
Der Uhrfehler Dent's wurde gefunden
am 19. October um 22" 50' Uhrzeit +55' 6r7
jener Tiede's „ ., ., -f- 60 46-2
Mit den Werthen J = — 1*20 für Dent und J = 4- 9?70 für Tiede q-aben die Beobachtungen
von Odessa für dieselbe Zeit
den Fehler Dent's +32' 20r3
., Tiede's r 37 57-5
') Siehe Denkschriften der inath.-naturw. (.'lasse, X. Bd.
Denkschriften der lnatheni.-naturw. Cl. XX. Bd. .-
42 Karl Kr eil.
Daraus folgt
Dent Tiede
Längenunterschied . .-j-22'46!4 -t-22'4Sr7
Mittel . . 4-22 47-55 = 5°4l'53"
Länge von Odessa = 48 24 42
„ Takli = 54 6 35
Die Breite wurde gefunden
45° 6' 26
Die magnetische Declination war
am 19. October um 22'' 32' mittl. Ortszeit 3°16!7
„19. „ „ 3 23 „ „ 3 15-9
Mittel . . 3° 16 ! 3
Declination in Wien
am 19. Octob.
um 18'' 6' 12° 28 ' 89
„ 22 6 12 31-78
„ 2 6 12 34-86
„ 6 6 12 30-38
„ 10 6 12 18-17
Mittel . . ~ 12° 28!67
Für die Intensität der Horizontalkraft fand man die Wertlie
am 19. October 2311 13' mittlere Ortszeit 2-3199 Magnet 1
„19. . 23 3 „ „ 2-3131 „ II
Mittel . 2-3165
Intensität in Wien
am 19. Octob.
um IS1' 3' 2-00899
„ 22 3 2-00786
„ 2 3 2-00814
„ 6 3 2.00874
„ 10 3 2-00799
Mittel . . . 2-00838
Die Inclination war
am 19. October l1, 2' mittl. Ortszeit 59°37!9 Nadel 5
„19. „ 2 2,. , 59 41-0 „ 6
Mittel . . 59° 39!5
daher die Gesammt kraft
4-5858.
XVIII. Cap Chersones.
Der Aufstellungsplatz war ungefähr eine Seemeile östlich vom Leuchtthurm, eine halbe
Seemeile südlich vom Cap.
Die correspondirenden Sonnenhöhen gaben den Fehler Dent's
am 24. October um 23'' 2' Uhrzeit + 42' 39r05
den Fehler Tiede's _ .. +4925-3
Mit den Werthen J = — 1!20 für Dent und d = + 12r30 für Tiede wird der gleich-
zeitige Uhrfehler in Takli
für Dent -f- 55' 0!7
„ Tiede T 61 47-8
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 43
Daher der Längenunterschied
nach Dent 12' 21 ' 65
„ Tiede 12 22-5
Mittel. 12'22!1 =— 3° 5' 31"
Länge von Takli = 54 6 35
„ „ Chersones = 51 14
Die Breite wurde gefunden
44° 34' 21".
Die magnetische Declination war
am 24. October um 21 28' mittlere Ortszeit ö 2!7
■•'■'; „ „14 „ „ .5 ii-i
Mittel .5° 6 ! 9
Declination in Wien am 24. October
um 18'G' 12° 26 ! 16
, 22 6 12 26-05
., 2 6 12 33-30
„ 6 6 12 28-01
„ 10 6 12 26-37
Mittel . 12° 27 ! 83
Für die Intensität der horizontalen Componente fand man
am 24. October um 221"23' mittlere Ortszeit . . . 2 '2955 mit Magnet I
so 18 1>,o90i> II
Mittel . 2-2928
Intensität in Wien am 24. October
um 1SN3' 2-01105
, 223 2-00933
„ 2 3 2-01072
., 6 3 2-01090
„ 10 3 2-01156
Mittel . 2-01075
Für die Inclination gab Repsold's Inclinatorium
am 24. October um 23h 47' 59° 11 !2 Nadel 5
„ „ „ „ 0 47 59 16-1 „ 6
Mittel . 59° 13 ! 6
Daraus ergibt sich der Werth der Gesammtkraft
4-4814
Mit dieser Station waren die Reisebeobaehtungen beendet. Am "25. October Abends
erreichte der „Taurus" die Barre von Sulina, die am 26. überschritten wurde. In Galatz
bestieg ich den Dampfer „ Sophie a. der mich bis ans eiserne Thor brachte.
Die fortwährend regnerische und stürmische Witterung, die am 29. eingetreten war, und
die ununterbrochene Fahrt auf den Donau-Dampfern machte jede Beobachtung während der
Rückreise unthunlich.
6*
u
Karl Kr eil.
Bei den Änderungen, die in allen Elementen der magnetischen Erdkraft mehr oder minder
rasch von einem Jahre zum andern vor sich gehen, ist es von Wichtigkeit die Mittel zu
besitzen, irgend eine gegebene Beobachtung auf eine bestimmte Epoche zurückführen zu
können, um für diese den magnetischen Zustand unseres Planeten zu kennen. Hiezu sind
regelmässig fortgesetzte Beobachtungen an demselben Orte und Wiederholung derselben an
verschiedenen Punkten erforderlich, um zu sehen, in welchem Sinne und in welcher Grösse
diese Änderungen eintreten, und ob dies in allen Orten gleichmässig oder in verschiedener
Weise stattfindet.
Aus diesem Grunde werden nicht nur fortlaufende Beobachtungen an vielen Orten, z. B.
in Osterreich in Wien, Prag und Kremsmünster ausgeführt, sondern es wurde auch die
Gelegenheit benützt, bei Bereisung der meteorologischen Stationen an manchen derselben, wo
die magnetischen Elemente schon früher bestimmt Avorden waren, diese Bestimmung zu wieder-
holen , um sich von den seither eingetretenen Änderungen zu überzeugen. Es dürfte daher
nicht unnütz sein die Ergebnisse dieser Bestimmungen hier mitzutheilen. Sie wurden sämmt-
lich mit dem S. 3 erwähnten Theodoliten von Lamont ausgeführt, der auch zur Bestimmung
der Inclination diente.
Magnetische Beobachtungen auf der Bereisung
im Jahre 1855.
I. Ischl.
Die Instrumente wurden im Garten der Villa K ins ky aufgestellt.
Geographische Breite
47 42' 34"
e Declination
am 29. Juli
um l1' 0' mittl
5
. 30. .
■ 22 14
■ • ■ n —14 '•>
0
. 30.
r, 5 0 ,,
. . . „ —14 9
0
» t»v.
Mittel . =14°14
5
D
eelination in W
am 29. Juli
ien
am 30. Juli
um 1-1 ''6' .
. . 12°46!53
12° 46!78
„ 18 6 .
. . 12 41-05
12 45-16
, 22 6 .
. . 12 52-28
12 48- 11
. 2 6 .
. . 12 54-42
12 54-36
„ 6 6.
. . 12 47-99
12 48-39
„ 10 6 .
Mitti 1
. . 12 48-60
12 49-23
. . 12° 48 ! 48
12° 48 ! 67
Intensität der horizontalen Componente
am 30. Juli um 4Ü 10' mittl. Ortszeit 2-0115 mit Magnet I
, „ , , 4 8 „ „ 2-0071 „ . II
Mittel . 2-0093
am 10. und 11. October 1846 um 22b war die Intensität . 1-9595
daher die jährliche Zunahme 0-00566
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 45
Intensität in Wien
am 30. Juli
um 14h3' 2-00562
„ 18 3 2-00592
. 22 3 2-00286
„ 23 2-00572
„ 6 3 2-00760
„' 10 3 2-00699
Mittel . . 2-00578
Inclination
am 30. Juli fand man 64° 2 ' 1
am 10. und 11. October 1846 war sie 64 33-9
daher die jährliche Abnahme =3-2.
II. Wildbad Gastein.
Die Instrumente waren im Garten des Herrn Dr. Proeil am rechten Ufer der Ache ober
dem Vicariats-Hause autgestellt.
Geographische Breite
= 47° 7!21
Das Azimuth der Thurmuhr von Hofgast ein wurde vom Beobachtungspunkte aus
= 158° 58'
von Süd über West gezählt gefunden
Magnetische Declination:
Am 3. August um 21'' 51' mittlere Ortszeit Decl. = 14°16!2
3. „
„ 6
55
n »
= 14 12-6
4. ,.
.. 19
26
« n
= 14 10-4
4. „
°2
28
» n
n
== 14 15-1
Mittel . .
= 14°13!6
Dec
li nation in
am 3. Aug.
Wien
am 4. Aug.
14h6'
12° 50 ! 65
12° 46-25
18 6
12 43-96
12 45-42
22 6
12 47-50
12 48-33
2 6
12 54-39
12 56-26
6 6
12 50-08
12 52-11
10 6
12 49- 82
12 50-23
Mittel
. 12°49!40
12°49!77
Intensität der horizontalen Componente
am 3. August um 221' 57' mittl. Ortszeit 2-0310 Magnet I
„ 3. „ , 22 56 „ „ 2-0287 „ II
Mittel . 2-02985
am 28. und 29. Juni 1846 um 23" war sie i • 99805 i)
daher die jährliche Zunahme 0-00350.
Intensität in Wien am 3. August
um 14"3' 2-00696
,, 18 3 2-00709
.. 22 3 2-00463
2 3 2-00756
„ 6 3 2-00886
. 10 3 2-00783
Mittel. . 2-00715
') Im Jahre 1846 wurden die Beobachtungen in dem eine halbe Meile gegen Nord-Nordwest vom Wildbade entfernten Hof-
g astein gemacht.
46 Karl Kreil.
Incl ination
am 3. August um 5h 37' mittlere Ortszeit 63°53!2
„4. „ „ 23 28 „ „ 63 37-1
Mittel . 63°45!1
am 28. Juni 1856 wurde gefunden 64 7-0
daher die jährliche Abnahme 2-4.
III. Klagenfurt.
Die Instrumente wurden an demselben Orte, wie im Jahre 1847 autgestellt, nämlich im
Garten des Herrn Baron Herbert.
Magnetische Declination
am IS. August um 23'' 29' 13°56'S
,19. „ „ 20 54 13 53-1
Mittel . . 13°54!9ö
am 8. und 9. Juni 1847 fand man u 48-2
daher die jährliche Abnahme 6-5.
Declination in Wien
am 18. Aug.
am 19. Aug.
14'' 6' . .
. 12° 51!24
12°50!08
18 6 . .
. 12 48-26
12 48-83
22 6 . .
. 12 52-12
12 53-71
2 6..
. 12 56-72
12 58-87
6 6..
. 12 51-74
12 52-41
10 6 . .
. 12 50 59
12 52-18
Mittel
. i-j° :.i!7s
12°52!68
Intensität der horizontalen Componente
am 19. August um 22'' 16' 2-0605 mit Magnet I
,19. .. -28 16 2-0592 „ „ II
Mittel . . 2-05985
am 8. und 9. Juni 1847 war sie 20339
daher die jähi-liche Zunahme o-oosi6.
Intensität in Wien
am 19. Aug.
14''3' 2-00602
18 3 2-00547
22 3 2-00406
2 3 2-00418
6 3 2-00335
10 3 2-00540
Mittel . . . 2-00475
Inelin at ion
am 18. August um 1' 21' 63°15!5
„ 8. Juni 1847 von 0'' 29' bis 4b 24' wurde gefunden 63 30-2
daher die jährliche Abnahme i-s.
IV. Agordo.
Diese Station wurde in früheren Jahren nicht besucht
Geographische Länge — 29 43' v. Ferro.
Breite = 46 16 47".
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
Die Instrumente waren im Garten beim Palazzo Manzoni aufgestellt.
Magnetische Declination
Am 1. September um 5' 4 l',mittl. Ortszeit 15° 2!8
14 52-3
„ 14 55-6
20 46
22 23
Mittel
14 56 : 9
Declination in Wien
am 1. Sept.
2. Sept.
3. Sept.
im 14'' 6' . .
12°47!46
12° 46 ' 93
12°50!83
- 18 6 . .
12 47-87
12 48-14
12 49-37
„ 22 6 . .
12 51-88
12 53-11
12 53-14
., 2 6 . .
12 56-12
12 57-50
12 57-31
.. 6 6 . .
12 52-44
12 52-87
12 49-93
., 10 6 . .
12 50-32
12 50-51
12 49-22
Mittel
12°51!01
12° 51 '51
12° 51 ! 63
Intensität der horizontalen Componente
am 2. September um 22h 7' mittlere Ortszeit 2-0547 Magnet I
22 5
2-0530
II
Mittel . 2-05385
In
tensit.
it in W
ien
am 2. Sept.
um 14''3'
2-00663
„ 18 3
2-00621
„ 22 3
2 3
2-00638
.. 6 3
2-00736
n 10 3
2-00806
Mittel
2-00661
Inclina tio n
am 3. September
Ulli
23'' 12'
... 63° 12!
47
V. Botzen.
Die Instrumente waren in einem Garten in der Nähe des eben im Bau begriffenen Bahn-
hofes aufgestellt.
Geographische Breite = 46° 29' 30"
Magnetische Declination
am 16. September um 23''37' mittlere Ortszeit 15 28-4
,.16. ,. „ 0 22 „ „ 15 26-1
,17. „ „ 20 3 „ „ 15 21-9
„18. ,. „ 20 19 „ „ 15 18-6
Mittel . 15° 23 : 75
Declination in Wien
um 14''6' . .
,. 18 6 . .
., 22 6 . .
.. 2 6..
..6 6
.. 10 6 . .
Mittel
16. Sept.
17. Sept.
18. Sept.
. 12° 53 ! 28
12°53!16
12° 51 ! 63
. 12 53-59
12 51-50
12 51 -78
. 12 58-01
12 59-65
12 56-32
. 13 0-86
12 59-09
12 57-43
. 12 51-55
12 55-23
12 54-16
. 12 53-92
12 50-65
12 52-69
. 12° 55 ! 20
12° 54!88
12° 54!00
48 Karl Kr eil.
Intensität der horizontalen Componente:
am 17. Sjptemberum 23"22' .... 2-0225 mit Magnet I
- 17. „ „ 23 18- ... ■ 2-0228 „ „ II
Mittel . . 2-02265
am 13. und 14. Juli 1846 war sie 2-0007
daher die jährliche Zunahme o-oi84.
Intensität in "Wien
am 17. Sept.
14b3' 2-00620
18 3 2-00700
22 3 2*00465
2 3 2-00647
6 3 2-00657
10 3 . 2-00637
Mittel . '. 2-00621-
Inclination
am 17. September um 22l 18' . . . 63°42!4
n 18. „ „ 20 57 . . 63 41-4
Mittel . 63° 41 '9
am 13. Juni 1846 war sie 63 55-1
daher die jährliche Abnahme t-4.
Die durch die Beobachtungen dieser Reise gefundenen seculären Änderungen geben
daher für die Declination aus den Beobachtungen der Station Klagenfurt in den Jahren 1847
und 1855 die jährliche Abnahme = 6 ! 5 ').
Für die beiden übrigen Elemente hat man im Mittel aus den vier Stationen Ischl, Gastein,
Klagenfurt und Botzen für den 9jährigen Zeitraum 1846 — 1855.
die jährliehe Zunahme der horizontalen Intensität 0-00324 •
„ „ Abnahme der Inclination 2!2
Magnetische Beobachtungen auf der Bereisung
im Jahre 1856.
I. Ödenburg.
Die Instrumente wurden im Garten unseres meteorologischen Beobachters, des Herrn
MüUermeisters Greilinger, etwa 300 Schritte nördlich vom Wiener Thore aufgestellt.
Das Azimuth des Knaufes des Stadtthurmes vom Beobachtungsorte aus war, von Süden
über West gezählt
= 327° 42 ! 5
Magnetische Declination
am 11. Juli um 6" 13' 12°31!9
, 12. „ .,23 7 12 34-1
Mittel .... 12°33!0
am 7. bis 9. August war sie 13 20-o
daher die jährliche Abnahme 9-6.
]) Die übrigen Stationen, welche in diesem .Jahre besucht wurden, konnten für diesen Zweck nicht benutzt werden, da. wie
bereits bei mehreren Gelegenheiten angeführt worden ist, die JJeclinations-Bestimimmgen des Jahres 1846 unsicher sind durch das
Nachlassen einer Schraube am Apparate, das erst gegen Ende der Reise bemerkt wurde, und welches eine zu grosse Drehung
des Fadens verursachte.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
49
Deelination in Wien
am 11. Juli
am 12. Juli
um 14h6' . .
12°44!16
12°46!27
., 18 6 . .
. 12 43-17
12 44-15
, 22 6 . .
. 12 45-25
12 46-33
„ 2 6..
. 12 50-48
12 49-86
„ 6 6..
. 12 46-05
12 45-78
, 10 6 . .
. 12 46-19
12 44-11
Mittel
. 12° 45 '88
12° 46 ! 08
II. Brunn.
Der Aufstellungsplatz war der botanische Garten neben dem Museum zwischen der
Domkirche und der Kapuzinerkirche.
Magnetische Deelination
am 31. Juli um 22h 27' mittl. Ortszeit 12°59!
„ 1. Aug. , 22 2 . 13 1
., 2. „ , 21 52 ., ., 12 55
„ 3. „ „ 21. 55 „ „ 12 57
Mittel . . 12° 58
am 5. und 6. Mai 1848 war sie u s
daher die jährliche Abnahme
8
Deo
lination in
Wien
am 31. Juli
1. August
2. August
3. August
um 14h6' .
. 12°4l'77
12°43'19
12°44!97
12°43'46
. IS 6 .
. 12 41-17
12 40-41
12 42-40
12 40-39
„ 22 6 .
. 12 43-57
12 46-14
12 47-00
12 46-42
., 2 6.
. 12 53-16
12 50-68
12 51-59
12 54-15
- 6 6 .
. 12 43-79
12 45-98
12 46-90
12 47-37
, 10 6 .
. 12 4512
12 46-79
12° 45 '53
12 46-30
12 43-50
Mitte
. 12°44'76
12° 48 '19
12°45!88
Intensität der horizontalen Componente
am 30. Juli um 6" 30' mittl. Ortszeit 1-9463 Magnet I
„ „ „ „ 6 29 „ , 1-9421 „ II
, 31. „ „ 0 14 , ., 1-9477 ., I
„ „ „ „ 0 13 „ „ 1-9441 , II
Mittel . 1 • 94505
am 4., 5. und G. Mai 1848 war sie 1-9256
daher die jährliche Zunahme 0-00242.
Intensität in Wien
am 30. Juli 31. Juli
um 14h3' .... 2-01082 2-01130
, 18 3 .... 2-01067 2-01121
, 22 3 .... 2-00991 2-01028
„ 2 3.... 2-00991 2-00985
., 6 3.... 2-01046 201039
,, 10 3 .... 2-01133 2-01137
Mittel . 2-01052 2-01073
Denksrlirifien der matlieni.-naturw. Cl. XX. Bd.
50 Karl Kr eil.
Inclination
am 1. August um 23'' 65 6' 8
.,2. .. „ 0 64 58-8
., 3. .. ., 22b45' 65 14-4
Mittel . 65° 6!7
am 5. Mai 1848 war sie 65 7-7
daher die jährliche Abnahme o-i.
III. Seuftenberg.
Die Beobachtungen wurden im Observatorium des Herrn Baron von Senftenberg mit
den dortigen Instrumenten, einem magnetischen Theodoliten von Lamont und einem Incli-
natorium von Robison mit einer Nadel von Repsold ausgeführt, welche aber nicht mehr
in gutem Zustande waren. Auch ist der Mangel einer Mire hinderlich.
Magnetische Deelination
am 8. August um 2" 30' mittl. Ortszeit . . . .12°29!7
21 0
12 15-2
Mittel . 12° 22 ! 5
am 18. und 20. October 1848 war sie 13 36-4
daher die jährliche Abnahme 9- 5.
Deelination in Wien,
am 8. August
um 14''6' 12°45!54
18 6 12 40-15
22 6 12 43 -87
2 6 12 48-59
G 6 12 44-10
10 G 12 44-37
Mittel . 12° 44 ' 44
Intensität der horizontalen Componente:
am 7. August um 3'' 19' mittlere Ortszeit .... 1-9049 mit Magnet I
.. 8. ,. „ 3 52 .. 1-9100 - „ I
12° 45!93
Mittel . 1-90745
am 18. und 20. October 1848 war sie 1-8939
daher die jährliche Zunahme 0-00174.
Intensität in Wien
am 7. August 8. August
um 14" 3' . . . 2-00859 2-00874
., 18 3 ... 2-00866 2-00845
., 22 3 ... 2 00759 2-00777
..2 3 ... 2-00803 2-00812
..6 3 ... 2-00888 2-00844
.. 10 3 ... 2-00899 2-00909
Mittel
2-00S46
2-00843
Inclination
am 6. August um 0'' 30' 65° 47 ! 35
am 19. October 1S48 war sie 65 50-3
daher die jährliche Abnahme 0-4.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
51
IV. Prag.
Die Beobachtungen wurden in dem dortigen magnetischen Observatorium auf dem
[schin mit meinem Reisetheodoliten ausgeführt.
Declination
am 16. August um 21h48' raittl. Ortszeit 13°46!9
.,17. ., ., 21 38 „ , 13 43-4
Mittel . 13° 45 ! 15
Vom 7. bis 12. April 1848 war sie u 58-8
daher die jährliche Abnahme s-9.
Declination i n W
en
am 16. Aug.
17. Aug.
im 14" 6'
12° 41 ! 73
12°43!51
„ 18 6
12 41-19
12 40-24
„ 22 0
12 45-69
12 41-74
„ 2 6
12 50-01
12 50-32
,. 6 6
12 44-59
12 43-14
.. 10 6
Mittel .
12 43-58
12 43-24
12° 44 ! 46
12°43!70
Intensität der horizontalen Componente
am 16. August um 21h 52' mittl. Ortszeit 1-9112 Magnet I
17.
21 44
1-9090
1-9090
1-9059
II
I
II
Mittel . 1-90877
Vom 4. bis 11. April 1848 war sie 1 -88124
daher die jährliche Zunahme 0-00332.
Intensität in W
ien
am 16. Aug.
17. Aug.
im 14h3' . .
. 2-00978
2-00907
., 18 3 . .
. 2-00974
2-00946
22 3
. 2-00936
2-00826
„ 2 3..
. 2-00824
2-00884
.. 6 3..
2-00893
2-00979
„ 10 3 . .
2 00973
2-00957
Mittel
. 2-00930
2-00927
Inclin ation
am 16. August um 23" 18' mittl. Ortszeit 65°52!1
„17 23 0 ., ., 65 51-9
Mittel . .
Vom 3. bis 6. April 1848 war sie
daher die jährliche Abnahme . . .
65° 52-0
66 1 • S
1-2.
V. Bodenbach.
Die Instrumente waren in der Forstbaumschule des Herrn Forstmeisters Seidl auf-
gestellt, ungefähr 300 Schritte südlich vom Bahnhofe.
52
Karl Kr eil.
Declination
am 25. August um 4h 41' mittlere Ortszeit 13°57!5
„26. „ „ 21 19 „ „ 14 3-2
Mittel
14° 0!3Ö
Im Jahre 1845-75 war sie 15 3i-s
daher die jährliehe Abnahme 8-4.
Declination in Wien
am 25. Aug.
26. Aug.
um 14'
6' . . .
. 12°44!79
12°44!97
„ 18
6 . . .
. 12 44-85
12 43-36
„ 22
6 . . .
. 12 49-65
12 48-69
2
6 . . .
. 12 47-82
12 51-43
., 6
C . . .
. 12 44-60
12 45-00
„ 10
6 . . .
. 12 45-17
12 45-51
Mittel
. 12°46!15
12° 46 '49
Intensität der horizontalen Componente
am 25. August um 5h 45' mittlere Ortszeit 1 -8760 mit Magnet I
..25. „ » 5 43 „ 1-8771 „ „ II
. 26. „ 0 0 „ „ 1-8823 „ „ I
..26. „ .. 23 58 „ „ 1-8779 „ „ II
Mittel . ~1 -"87832
Im Jahre 1845-75 war sie 1-84356
daher die jährliche Zunahme 0-00319.
Intensität in Wien
am 25. Aug.
um 14h3' 2-00836
.. IS 3 . . . . 2-00797
„ 22 3 2-00697
„ 2 3 2-00753
,. 6 3..... 2-00757
., 10 3 2-00855
Mittel . 2-00782
26. Aug.
2-00830
2-00785
2-00749
2-00832
2-00817
2-00815
2-00805
Inelination
am 26. August um 20h 50' 66° 26 ! 4
„26. . „ 0 4 66 20-1
Mittel . 66° 23 ! 25
Im Jahre 1845-75 war sie 66 36-2
daher die jährliche Abnahme i-2.
Nach den Beobachtungen dieses Jahres ist im Mittel aus allen Stationen, wenn man den
Beobachtungen in Prag ein doppeltes Gewicht beilegt, die jährliche Abnahme der Declination
8!9.
Die jährliche Zunahme der horizontalen Intensität
0-0026i.
Die jährliche Abnahme der Inelination
0'7.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
53
Magnetische Beobachtungen auf der Bereisung
im Jahre 1857.
I. Ofen.
Die Instrumente waren aufgestellt im Garten des Herrn Dr. Frenreis in der Vorstadt
Landstrasse in einer Entfernung von 110 Klafter gegen Nordwest vom Thurin der Francis-
canerkirche.
Declinatio n
arn 25. Juli um 23h22' mittlere Ortszeit 11°26!1
„ 26. „ „ 22 54 „ „ 11 30j_2_
Mittel . 11°28!15
am 8. und 15. Juni 1848 war sie 12 26-65
daher die jährliche Abnahme 6-4.
Decli
nation in Wien.
am 25. Juli
26. Juli
im 14' 6'
. 12°32!02
12°28!35
„ 18 6
. 12 29-34
12 29-87
„ 22 6
12 37-63
„ 2 6
. 12 42-66
12 43-89
,. 6 6
. 12 38-48
12 39-21
„ 10 6
. 12 32-95
12 34-20
Mittel
. 12° 34 ! 84
12° 35 '52
Intensität der horizontalen Componente
am 26. Juli um 19'' 55' mittlere Ortszeit .... 2-0561 mit Magnet I
„ 27. „ „ 19 31 „ „ .... 2-0523 „ „ II
Mittel . 2-05420
am 9. Juni 1848 war sie 2-0359
daher die jährliche Zunahme 0-00199.
Intensität in Wien
am 26. Juli 27. Juli
um 14" 3' .... 2-00965 2-00943
. 18 3 .... 2-00911 2-00946
., 22 3 .... 2-00730 2 00912
„ 2 3 .... 2-00852 2-00834
, 63 .... 2-00851 2-00859
„ 10 3 .... 2-00916 2-00904
Mittel . 2-00871 2-00900
Inclination ])
am 26. Juli um 20h 51' mittlere Ortszeit .... 63°23!4
am 8. Juni 1848 fand man
63° 19!8
Aus diesen beiden Bestimmungen würde sich eine jährliche Zunahme der Inclination
von 0'4 ergeben, die aber wahrscheinlich ihren Grund in der Unsicherheit der Bestimmungen,
vielleicht in der Verschiedenheit der Aufstellungsorte hat.
>j Als Constante zur Berechnung der mit dem Induetions-Inclinatorium in diesem Jahre ausgeführten Messungen wurde das Mittel
der Ergebnisse der in Wien am 18. October 1856. am 17. Juni und 17. September 1857 und am 17. April 1858 gemachten
Bestimmungen angewendet, welches Mittel = 6-8604 ist. (S. S. 5.)
54
Karl Kr eil.
II. Kaschau.
Die Instrumente befanden sich im ehemals Graf Sztärai'schen Garten, vom Ärar zur
Erbauung des Landesgerichts-Gebäudes angekauft, 320 Klafter westlich von der Domkirche.
Declination
am 3. August um 6* 16' mittlere Ortszeit
,, 4. „ ., 20 32
10° 7!05
10 3-SO
Mittel . 10° 5!42
am 17. und 18. Juli 1848 war sie 11 ist
daher die jährliche Abnahme s-i.
Decli n ati on in W
ien
am 3. August
4. August
um 14b6'
. 12° 34 ! 64
12°33!89
., 18 0
. 12 31-81
12 31-89
.. 22 6
. 12 35-58
12 36-85
- 2 6
. 12 42-13
12 43-66
.. 6 6
. 12 38-51
12 38-76
., 10 G
. 12 36-54
12 37-30
Mittel
. 12°3G!54
12» 37-06
Intensität der horizontalen Componente
am 4. August um 0h 41' mittlere Ortszeit 2-0259 mit Magnet I
4 0 44 2-09°4 IT
Mittel . 2-02415
am 17. und 18. Juli 1848 war sie 2-0035
daher die jährliche Zunahme 0-002-26.
Intensität in Wien
am 4. Aug.
um 14''3'
., 18 3
., 22 3
, 2 3
., 6 3
„ 10 3
2-01164
2-01164
2.01070
2-01098
2-01129
2-01163
Mittel
2-01131
Inclination
am 4. August um 22b 17' mittlere Ortszeit
am 17. Juli 1848 wurde gefunden
daher die jährliche Abnahme
64° 5' 3
64 11 -2
0-7.
III. Lemberg.
Die Instrumente wurden im botanischen Garten aufgestellt, auf einem Hügel, welcher
nahezu südlich von dem Domthurme liegt.
Declination
am 23. August um 21b 2' mittlere Ortszeit S°16!7
„24. _ , 3 13 „ 8 17-1
Mittel . 8°16!90
am 27. und 28. Juli 1850 war sie 9 7-8
daher die jährliche Abnahme 7-3.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
55
Declination in Wien
am 23. Aug.
24. Aug.
um 14'' 6' .
. . 12° 32 ! 78
12°33!43
.. 18 6 .
. 12 32-16
12 32-92
.. 22 6
. . 12 39-65
12 40-17
.. 2 6.
. . 12 47-83
12 46-02
.. 6 6.
. . 12 36-90
12 38-67
.. 10 6 .
. . 12 36-48
12 39-17
Mittel. 12° 37 ! 63
12° 38!40
Intensität der horizontalen Coniponente
am 23. August um 23"6' 2-0100 mit Magnet I
.. „ .. „ 23 4 2-0062 _ .. II
Mittel. 2 00810
am 27. und 28. Juli 1850 war sie 1-98837
daher die jährliche Zunahme 0-00282
Intensität in Wien am 23. August
um 14" 3'
,. 18 3
„ 22 3
„ 2 3
., 6 3
„ 10 3
Mittel
2-01237
2-01220
2-01149
2-01159
2-01180
2-01202
2-01191
Inclination
am 23. August um 2'' 31' 64° 18J2
am 27. Juli 1850 war sie 64 41 -e
daher die jährliche Abnahme 3-3.
IV. Krakau.
Hier wurde zu den Beobachtungen der magnetische Theodolit von Lamont verwendet,
welcher sich an der dortigen Sternwarte befindet, die Aufstellung war am südlichen Ende
des botanischen Gartens.
Die Declination mit dem von Hrn. Director Weisse gegebenen Azimuth der Mire war
am 30. August um 0" 4' mittlere Ortszeit 10° 52 ! 9
am 10. und 11. October 1848 war sie n 48-i
daher die jährliche Abnahme 6-2.
Declination in Wien am 30. August
um U'Ö'
12 37 !37
i 18 6
12 34-58
, 22 6
12 37-76
,. 2 6
12 43-47
6 0
12 41-45
,. 10 6
12 38-42
Mittel
. 12° 38 ! 84
56
Karl Kr eil.
Intensität der horizontalen Componente
am 30. August um 22'' 47' . . 1-9589 Magnet A
, 30. „ 22 47 . . 1-9612 „ B
Mittel . 1-96005
am 10. und 11. October 1848 war sie 1-9312
daher die jährliche Zunahme 0-00323.
Intensität in Wien am 30. August
um 14" 3'
, 18 3
„ 22 3
2 3
, 6 3
„ 10 3
Mittel
2-01226
2-01215
2-01150
2-01172
2-01152
2-01183
"2-01183
Da die Constante für das Inductions-Inclinatorium nicht bestimmt, und die Inductions-
kraft der Eisenstäbe wahrscheinlich noch veränderlich war, so konnte die Inclination nicht
gemessen werden.
V. Teschen.
Der Aufstellungsort der Instrumente war der Garten des Celesta'schen Convictes.
Declination
am 2. September um 22h 39' 11°32!6
„3. „ , 21 40 11 32-65
Mittel . 11° 32 ! 62
am 15. und 16. Mai 1848 war sie 12 52-3
daher die jährliche Abnahme s-6.
Dec
lination in Wien
am 2. Sept.
3. Sept.
um 14'' 6' . .
. 12° 28 ! 60
12°30'44
„ 18 6 . .
. 12 30-92
12 30-55
» 22 6 . .
. 12 36-94
12 35-01
„ 2 6..
. 12 37-74
12 39-70
„66..
. 12 34-55
12 33-14
»10 6 . .
. 12 31-69
12 29-79
Mittel
. 12°33!41
12° 33 r 10
r horizontalen
Comp onen
te
am 3. September um 23' 6' mittl. Ortszeit
. . . 1-9646 Magnet 1
22 55
n n
. . . 4-9675 „ II
Mittel . 1-96605
am 15. und 16. Mai 1848 war sie 1-94231
daher die jährliche Zunahme 0-00255.
Intensität inW
um 14'' 3'
, 18 3
., 22 3
., 2 3
, 6 3
. 10 3
en am 3. September
2-01265
2-01274
2-01163
2-01270
2-01282
2-01291
Mittel
2-01257
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 5 7
I n c 1 i n a t i 0 n
am 3. September um 0" 19' .... 64° 54!3
am 15. Mai 1848 war sie 64 59-9
daher die jähidiche Abnahme o-e.
Die Beobachtungen dieses Jahres geben demnach im Mittel aus allen Beobachtungen
die jährliche Ahnahme der Deelination 7 '3
„ „ Zunahme der horizontalen Intensität 0" 00257
„ „ Abnahme der Inclination, wenn man Ofen unberücksichtigt lässt 1!5
Nimmt man aber alle drei Jahrgänge zusammen, so findet man für die Periode, welche
die Bereisungen umfassen, die jährliche Änderung
der Deelination 7 ! 96 abnehmend,
der horizontalen Intensität 0- 00290 zunehmend,
der Inclination I!5 abnehmend.
Vergleicht man diese Änderungen mit denen, welche die Beobachtungen in Wien geben,
so findet man sie nahe genug übereinstimmend, wenn man bedenkt, dass Reisebeobaehtungen
erhaupt nur auf einen geringeren Grad von Genauigkeit Anspruch machen dürfen, dass die
I pparate nicht dieselben waren, und dass namentlich die Inclination auf den Reisen der letzten
ei Jahre durch ein Verfahren bestimmt wurde, das ganz verschieden ist von dem, welches
m in Wien anzuwenden pflegt. Die auf der Durchreise in Wien im Mai 1847 ausgeführten
essungen1), verglichen mit den Jahresmitteln von 1857, geben nämlich
die jährliche Abnahme der Deelination 7!55
., „ Zunahme der horizontalen Intensität 0'003ll
„ „ Abnahme der Inclination 1 ! 10.
Zusammenstellung und Ergebnisse der magnetischen Bestimmungen.
Die bis jetzt im österreichischen Kaiserstaate und den südöstlich davon gelegenen Ländern
ausgeführten magnetischen Bestimmungen umfassen einen Zeitraum von 15 Jahren, nämlich von
1843 bis 1858, sind daher wegen der seculären Änderungen, denen die Kraft unterworfen ist,
nicht unter einander vergleichbar, wenn sie nicht auf eine und dieselbe Zeit zurückgeführt
werden. Um diese Reduction bewerkstelligen zu können, wurden in allen Veröffentlichungen
der Reisebeobachtungen stets auch die Grössen beigesetzt, die sich aus den gleichzeitigen
Ablesungen an den Variation.« - Apparaten in Prag oder in Wien ergaben, und welche durch
die an diesen beiden Orten angestellten absoluten Bestimmungen auch in solche umgesetzt
wurden. Eben so findet man, wenn verschiedene Apparate angewendet worden sind, stets die
Vergleichsbeobachtungen beigefügt , wodurch die Ergebnisse des einen denen des anderen
angeschlossen werden können, und wenn die Unterschiede merklich sind, ist von ihnen
Rechnung getragen worden.
Da die Epoche 1850-0 sehr nahe in der Mitte des erwähnten Zeitraumes liegt, so schien
es am zweckmässiofsten alle Bestimmuncren darauf zurückzuführen. Zwar waren damals die
M Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate, 2. Jahrgang, S. 30.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX. Bd.
58 Karl Kr eil.
regelmässigen Beobachtungen in Wien noch nicht im Gange, allein die ununterbrochene
zwanzigjährige Beobachtungsreihe in Prag und die siebenjährige in Wien gestatten eine
Bestimmung der Unterschiede in Declination und horizontaler Intensität an beiden Beob-
achtungsorten, mit welcher man aus den für Prag gültigen Werthen von 1850*0 leicht jene
für Wien ableiten kann.
Für die Declination wurde schon bei früherer Gelegenheit ') der Werth im Jahre 1850-0
in Prag gleich
14° 36!38
festgestellt. Die zu denselben Stunden, nämlich um 6h und 10h Morgens, um 2h und 10h Abends,
an beiden Orten in Wien und Prag veranstalteten Ablesungen geben aber in den Jahres-
mitteln die Declination in Prag grösser als in Wien
18h 22" 2" 10h Mittel
für 1855 um den Unterschied .... 1°4!45 1°4!90 1° 4!20 1°4!05 1°4!40
„ 1856 „ „ „ .... 1 2-05 1 2-51 1 2-04 1 2-00 1 2-15
„ 1857 r „ „ .... 1 1-20 1 1-79 1 0-99 1 1-30 1 1-32
woraus das Gesammtmittel
= 1° 2!62
folgt, so dass man die Declination in Wien für 1850-0 annehmen kann
Mit diesen beiden Normalwerthen wurden sämmtliche Declinations-Bestimmungen auf
den Reisen mittelst der beigefügten Declinationen in Prag oder Wien auf die Epoche 1850-0
reducirt, indem man den Unterschied zwischen dem Mittel der beigefügten Declinationen und
dem entsprechenden Normalwerthe als Eeduction zu der beobachteten Declination mit Rück-
sicht auf die Zeichen hinzugab.
Dies Verfahren setzt voraus , dass die seculäre Änderung der Declination im Umfange
des Beobachtungsgebietes sehr nahe dieselbe sei, eine Voraussetzung, welche schon durch
eine frühere Untersuchung als erlaubt erwiesen (s. Denkschriften I. Bd., S. 33), und durch
die in den Jahren 1855, 1856 und 1857 an vielen Orten wiederholten Bestimmungen neuer-
dings bestätigt wurde. Wenn übrigens die eben angeführten Vergleichungen der Jahresmittel
von Wien und Prag nicht so genau stimmen, als man erwarten könnte, so sind daran gewiss
die ungünstigen Verhältnisse Schuld, unter denen die Beobachtungen ausgeführt werden, da
in Wien die Apparate in den engen Räumen eines Privathauses untergebracht werden mussten,
in Prag aber die grosse Entlegenheit des magnetischen Observatoriums für die absoluten
Bestimmungen eine häufigere und regelmässige Vergleichung mit den A7ariations-Instrumenten
nicht gestattet. Die fast regelmässige Abnahme der oben angeführten Unterschiede an beiden
Stationen würde übrigens eher auf eine der Magnetkraft selbst angehörige Ursache dieser
Verschiedenheit hindeuten, worüber jedoch nur länger fortgesetzte Vergleichungen entschei-
den können.
Für die Inrlination findet man im VI. Bd., S. 8 der Prager Beobachtungen
Inclin. = 66° 2!25 für 1845-7
x) Magnetische und geographische Ortsbestimmungen an den Küsten des adriatischeü Golfes,. Denkschriften X. Bd., S. 40.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 59
und im IV. Bd. der Ortsbestimmungen S. 10
Inclin. = 65° 51!04 für 1850 '5,
demnach die jährliche Abnahme
Ä = 2!34.
Die Wiener Beobachtungen der sieben Monate Juni bis Deceniber 1852 aber geben
Inclin. = 64° 20!14 für 1852 8,
die sieben Monate Jänner bis Mai, November und December 1858 aber geben
Inclin. = 64° 5!78 für 1858-4,
also die jährliche Abnahme
J' =2!56.
Es wurde daher für die bis 1850 ausgeführten Bestimmungen der Werth von d, für die
späteren der Werth von J zur Reduction verwendet, und diese, da correspondirende Beob-
achtungen in Wien und Prag nur in wenigen Jahren vorhanden waren, aus dem Zeitunter-
' iede zwischen der Beobachtung und der Normalepoche 1850*0 gerechnet.
Der Werth der horizontalen Intensität für 1850-0 in Prag wurde ebenfalls aus der früher
-ahnten Abhandlung (Denkschr. X. Bd. S. 41) entnommen, und ist
1-88858.
Die Vergleichung der gleichzeitigen Prager und Wiener Beobachtungen gab den
terschied
0-10326,
woraus für Wien zu Anfang des Jahres 1850 der Werth
1-99184
folgt. Die Jahresmittel der in Wien in der Mitte eines jeden Monates ausgeführten absoluten
Bestimmungen geben aber von 1852 bis 1857 die jährliche Zunahme der horizontalen
Intensität
0-00306
und damit findet man für 1850-0 den Werth
1-98710
um 0-00474 kleiner als der frühere. Ich habe zur Reduction der Reisebeobachtungen das
Mittel beider, also die horizontale Intensität in Wien zur Epoche 1S50-0
1-9S947
angenommen, und sie so durchgeführt, wie dies oben bei der Declination erwähnt worden ist.
Für die Jahrgänge 1846, 1847, 1848 wurden die Beobachtungszahlen, also die in der
6., 8. und 10. Spalte der folgenden Tafel enthaltenen Zahlen aus der Abhandlung „Über den
Einfluss der Alpen" (Denkschr. Bd. I) entlehnt, da sie dort schon von den Instrumental- Cor-
rectionen befreit sind. Nur wurde im Jahre 1846, wo, wie bereits oben erwähnt (S. 48 Note),
der Faden, an dem die Declinationsnadel hing, eine sehr starke Drehung erlangte, bei den
Stationen 1 bis 15 und 17 die Declination um 47', bei den Stationen 16, 23, 24, 26, 29, 35,
60 Karl Kr eil.
37, 54 um 53', bei den Stationen 20 und 21 um 45', bei den Stationen 45, 50, 57 um 40',
bei 44 um 51', bei 52 um 50' vergrössert, welche Correetionen durch die an manchen Orten
bei späteren Reisen wiederholten, oben weitläufiger mitgetheilten Beobachtungen ermittelt
worden waren.
Von den auf der Reise im Jahre 1850 gemachten Declinations-Bestimmungen wurden
nur jene benützt, welche mit Apparat II ausgeführt worden sind.
An Orten , welche wiederholt besucht wurden, ist die Gesammtkraft aus dem Mittel der
einzelnen Bestimmungen gerechnet. Diese weichen unter sich oft bedeutend ab , was sicher
nicht allein Folge der Beobachtungsfehler oder einer Mangelhaftigkeit der Instrumente,
sondern auch der Verschiedenheit der Aufstellungsorte ist, welche oft einen grösseren Ein-
fluss ausüben, als man vermuthet. So z. B. wurde in Wien die Intensität der horizontalen
Componente an zwei von dem magnetischen Observatorium entfernten Punkten gesucht und
sehr verschieden gefunden, nämlich im botanischen Garten an dem Orte, wo im Jahre 1847
mit den Reise-Instrumenten beobachtet worden war, und es ergab sich am 23. Juli 1852 die
horizontale Intensität 2-00180
während sie am Vortage im Observatorium mit demselben Apparate 1-99615
war, also ein Unterschied von 0-00565
um welchen dieser Werth im botanischen Garten grösser als im Observatorium gefunden
wurde.
Am 1. Juli 1853 wurden auf dem Reisenberg (Cobenzl) bei Wien Beobachtungen ange-
stellt, welche den Werth der horizontalen Intensität
1-99430
geben. Im Observatorium wurde
am 21. und 22. Juni. . . . 2-001701
„ 21. „ 22. Juli .... 2-00155)
gefunden.
Es ist daher auf dem Reisenberg die Intensität um 0-00732 kleiner als im Observatorium,
so dass zwischen dem botanischen Garten und dem Reisenberge, zwei ungefähr V/i deutsche
Meilen in südöstlicher Richtung von einander entfernten Punkten, ein Unterschied von
0-01297
besteht, während er nach ihrer Entfernung kaum 0-0030 erreichen sollte. Etwas Ähnliches
wird man wohl auch für die beiden übrigen Elemente finden und man darf sich daher nicht
wundern, wenn zwei an derselben Station, aber an verschiedenen Punkten, Zeiten und
Instrumenten erhaltene Bestimmungen nicht scharf übereinstimmen.
Nach diesen Bemerkungen wird es nicht schwer sein, die Zahlen der folgenden Tafel
zu verstehen.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
TAFEL VI.
Verzeichniss sämmtlichcr Bcobachtnngsstationen und der in ihnen gefundenen magnetischen Grössen.
61
Xr.
Ort
Länge
von Ferro
Zeit der
Beobacht.
U ec linat i o n
beobachtet | IS.iO'O
1 n c 1 i n a t i o n
Horizontal -Intensität
Gesammt-
kial't
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
•21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
86
37
38
39
40
41
42
43
11
45
46
47
48
49
50
Isola bella.
Como
Paria
Mailand. . .
Bregenz. . .
Bludenz
Sondrio
( h-emona
Brescia
S. Christoph ')
Borraio
.S. Maria 3) . .
Stilfserjoch 3j
Mals
Landeck ....
Inist . . .
Mantua
Riva. . .
Verona.
Trient .
Meran .
Botzen .
Innsbruck . .
Brenner *) . .
Vicenza
Rattenberg .
Rovigo
Padua
Brunnecken.
Agordo
Belluno . . .
Conegliano
Venedig. . .
Franzensbad.
St. Johann. . .
Plan
Lienz
Karlsbad . . .
Salzburg 5) .
6)
n } •
Böckstein ' i.
Hofgastein
Badgastein
Gamskarkogel 8).
Grolling
Altheini
Chiesch . .
Udine . . .
Klatt.iu . .
Pilsen .. .
Scherding
12'
44
50
51
21
29
32
41
51
52
26"
26
26
26
27
27
27
27
27
27
28
28
28 10
28 11
28 20
28 27
28 30
2S 37
28 46
28 48
29 2
29 3
29 5
29 13
29 17
29 26
29 32
29 34
29 43
29 53
29 58
29 59
30 0
30* 5
30 21
30 24
30 33
30 39
30 42
30 45
30 45
30
30
47
51
30 55
30 55
31 2
31 3
31 4
45" 53'
45 48
45
45
47
11
28
30
47 9
11! in
45 8
45 32
47 8
46 30
46 31
46
47
47
45
45
45
40
41
8
14
9
53
26
46 40
46 30
47
47
16
O
45 32
47
45
27
4
45 24
46 48
46 17
46 8
45 53
45 26
50
47
7
32
49 52
46 50
13
48
50
47
47
47
47
47
48
50
46
49
49
48 27
10
7
:;:,
15
6
4
2 1
45
1846
1846
1846
1S4Ü
1816
1846
1846
1846
1846
1846
1846
1846
1846
1846
1846
1846
1846
1846
is Kl
1847
1846
1846
1846
1855
1846
1846
IS 17
IS IC
IS 17
1S47
1840
1856
1847
1847
ls 17
ls;, I
1850
1846
1850
isic
1850
1846
1851
1840
1846
1855
1846
IS IC
1846
1844
1847
1 s 14
1844
1840
4!7
24-0
44-7
46-8
8-1
17 0-3
16 45-0
16 56"5
16 54-3
53-2
46-2
IG 42-6
16 49-0
45-3
16-1
10 26 -8
IG 2-9
16 30-7
16 41-0
■_'.;■:
29 ■ 3
16 9-1
15 27-5
15 35-3
16 24-0
14 56-9
14
15
15
14
15 49-1
15 28-9
15 56" 8
15 31-8
15 12-1
14 13-6
15 30-9
15 24-3
16 3-9
15 59' 5
15 23-1
17" 27!0
16 46-5
17 6-6
17 13-4
16 26-0
16 2S-0
16 8-5
16 19-8
16 21-9
16
16
16
15
16
16
15
15
15
15
15
15
15
15
14
15
15
15
16-7
S-7
5-4
10-3
7-5
42-'.)
45-7
31-9
57-2
6-S
50-8
50-2
38-1
35-0
1-5
9-8
41-7
39-3
35-4
14-S
3-0
6-0
15 15-3
15 33-3
15 20-1
15 35"8
15 16-6
14 57 • 8
0-1
52*5
15 24-4
15 22-6
14 51-7
63 52 ' 8
63 47-5
63 15-6
63 15-4
64 56-1
04 37-2
63 57 3
63 3-8
63 17-2
64 23-2
64
64
64
64
64
64
63
63
63
03
03
64
63
G3
64
64
63
63
63
62
02
00
64
05
63
66
64
64
63
04
63
63
04
04
66
63
65
65
04
3-1
4-0
5-2
8-3
29-1
30-9
3-0
2 1 ' 2
10-7
7-0
25 7
1-5
55-1
1 1 • '.)
21-9
5 • s
7-0
ci 30-3
62 43-8
62 58-2
63 58-7
03 12-S
24-0
12-7
50-3
33-5
11-3
31-9
52-1
56-7
S-l
40-0
35-4
54-0
7-0
45-1
5 I ■ 9
32-2
51-8
3-7
11-2
26-1
45-3
51-2
63 40
03 8
63 8
04 49
64 30
63 50
62 56
63 10
64 10
63 56
03 57
58
1
03
CI
04
64 23
62 55
03
63
63
CI
03
63
CI
62
62
63
03
63
63
00
64
CO
6 I
16
9
63
03
63 2
63 ls
54
47
15
58
23
39
53
51
28
19
6
02 51
62 45
13
24
G5 54
63 49
10
33
64 40
63 46
G3 59
03 59
63 47
64 25
64 44
65 51
63 6
65 14
65 33
64 44
2-0011
2-0119
2-0455
2-0375
1 ■ 9468
L-9658
1-99S1
2-0569
2-0412
1-9651
1-9904
1-9963
1-9939
1-9878
1-9741
1-9G19
2-0609
2-0375
2-0529
2-0500
2-0235
1-9949
2-0057
2-0226
1 -9699
1-9863
2-0573
1-9678
2°o7G7
2-0663
1-9980
2*0538
2-0370
2-o isr,
2-0627
2-0893
1-8743
1 'JC7 7
1
8869
2-0049
1-8757
t-9549
1-9683
2-0000
1-99S0
2-0298
I -9958
1-9778
I -9438
L-8653
2-0488
1*8923
1-8782
1-9429
2-0005
2-0103
2-013S
2-0366
1-9479
1.9647
1-9986
2-0581
2-0414
1-9654
'9898
9953
9934
■9891
9743
1-9620
2-0619
2-0380
2-0531
2-0585
2-0251
1-9963
2-0079
2-0059
1-9737
1-9885
2-0654
1-9737
2-0883
2-0757
2-0018
2-0367
2-0479
2-0580
2-0732
2-0783
1-S746
1-9726
1-8883
2-0096
1-8771
1-9629
1-9665
2-0042
2-0041
2-0122
2-0003
1-9801
1-9489
1-8802
2-0587
1-906S
1-8965
1-9439
4-523
4 • 532
4-522
4-507
4-578
4-564
4-532
4-523
4-522
4-527
4-528
4-543
4-542
4 • 540
4-504
4-538
4-529
4-530
4-543
4-507
4-538
4-556
4 • 543
4-531
4-555
4-5G5
4-545
4-554
4-542
4-559
4-560
4-549
4-541
4.648
4-565
4-624
4*554
4 -045
4-582
4-534
4-569
4-587
4-528
4'.-,7C
4-559
4-606
4-550
4-5 51
4-582
4-554
')905 Toisen Seehöhe. 2) 1269 Toisen Seehöhe. 3) Bei S. Maria 1443 Toisen Seehöhe. 4) 693 Toisen Seehöhe. 5) Im botanischen Garten, vielleicht
zu nahe au Gebäuden. 6) Im Aigl-Hof, bei St. Johannes-Spital, ') 976 Toisen Seehöhe. e) Bei Badgastein 1248 Toisen Seehöhe.
62
Karl Kr eil.
Nr.
Ort
Lauge
von Ferro
Zeit der
Beobaeht.
Declination
beobachtet | ISoO-0
Inclination
beobachtet
Horizontal-Intensität
beobaclitct | ISao-u
GeBammt*
kraft
51
52
53
54
55
56
5«
59
60
61
62
63
64
65
66
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
Komotau . . .
Radstadt . . .
Ancona
Gmünd
St. Georgen.
Isch!
Vöklabruck.
Parenzo . . .
Gö'rz
Bleiberg . . .
Dobracz b.Bleibg. ')
Kreith „ „ a)
Triest
Teplitz
Scbönau b. Teplitz
Pola 3)
. ')
Krem'smünster .
Pisek
Bodenbacb
Adelsberg
Grotte b. Adelsberg
Lietzen
Linz
n ■
Klagenfurt
St. Lambreclit. ,
Prag 5) .
Fiume .
Budweis
Admont
Lussin piecolo
Laibacli:
Leipa
Steinberg
Silberberg
Kallwang
Gratzen
Eisenerz
Polsterbergbei Ei-
senerz 6)
Erzberg beiEisen-
erz ')
St. Paul
Neuhaus . . .
Reichenberg
n
Neustadtl. . .
Arlenz
Zara
31*
31
31
31
31
10
10
11
31 14
31 16
31 16
31 IS
31 22
31 25
31 27
31 30
31 4S
31
31
49
52
31 54
31
31
31
31
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
55
56
58
58
6
7
8
8
10
12
20
23
25
33
32 34
32 39
32 44
32 .",2
32 54
32 55
50
47
43
23
37
46 54
47 55
47 43
48 1
45 14
45 56
46 36
45 39
50 39
44 52
45 3
49 19
50 46
1844-6
1846-5
1854-8
1846-6
1851-7
1846-8
1855-7
1S46-8
1854-6
1847-7
1847-5
1847-5
1847-5
1847-7
1S54-5
1845-8
1844-6
15
46
47
34
48
18
46
37
47
4
50
5
45
19
49
0
47
35
44
32
46
3
50
41
4S
35
48
38
47
27
48
48
47
32
46
43
49
8
50
46
45
48
47
32
44
7
1847
1854
18461
1846'
1.851'
1S44'
1S44'
1S45'
1856'
1847-
1847-6
1846-5
1851-7
1846 -S
1851-8
1847-5
1855-7
1847-5
1856-7
1847-8
1854-6
ist.",- 7
1850-8
1847-5
1854-6
1847-6
1844-5
1843-6
1843 6
1847-5
1843-6
1847-4
1847-5
1847-5
1847-5
1843-6
1844-5
1845-8
1847-6
1847-5
1847'S
1854-7
I 1
13
15
15
14
15
15
15
14
14
47
28
39
45
56
14-5
13-9
15-2
24-3
4-2
46-5
3-0
29-2
30-5
53-0
8-5
4-5
36-2
17-9
32-6
31-3
0-3
15-8
14 30-4
40-1
48-2
54-9
58-6
45-1
46-9
45-8
39
36
14 22-
13!8
52-0
15-7
6-4
6-6
59-7
41-5
45-7
58-5
37-5
66° 22 ! 8
64 19-1
60. 53-4
63 50-9
64 35-7
64 34-3
64 2-1
64 45-1
63 2-4
63 30-7
14
59 2
30-0
14 18-6
15
15
13
14
13
13
3-6
15-3
42-8
14-3
57-8
41-3
14 21-9
14 41-8
14 59-5
63
63
62
62
66
66
14
14
14
14
14
14
14
15
14
13
2 1
22
28'
44
53'
55'
1'
47'
l'J-
14 35-1
14 42-5
14 20-0
14 36-5
14 32-5
14
14
1 1
34-8
20-3
22-3
13-1
13-1
13 58-5
14 0-0
14 22-0
14 8-6
13 56-4
14 25-9
46-7
18-6
51-7
33-3
12-8
65
64
64
32-0
29-5
45-5
36-1
34-7
33-5
62 18-8
64 45-8
64
65
66
66
66
62
62
64
64
64
64
63
63
63
65
62
62
65
65
64
61
41-6
21-9
39-3
36-2
23 • 2
49-5
54-0
16-8
5-6
45-6
41-8
30-2
15-5
54-3
52-0
30-6
12-2
15-7
4-8
6-2
40-9
62 58-9
66 30-5
65 6-2
64 59-7
63 55 2
10-0
0-9
1-2
64 5-5
63 27-2
20-3
35-6
25-5
44-1
0-1
58-5
66
64
61
63
10'
11
6
43
64 40
64 27
64 17
64 38
62 57
63 25
63
63
62
62
66
66
26
24
40
•Jl
62 14
64 38
64
65
66
66
06
62
46
9
27
27
41
44
62 49
64 9
64
64
10
38
64 46
63 24
63
63
30
49
06 10
62 25
62 24
65
65
64
61
62
66
64
1
7
0
53
54
18
51
64 45
63 49
64 55
63 55
63 56
64 0
63 21
65
66
66
6
23
16
62 39
63 54
61 53
1-8443
1-9929
2-1821
2-0121
1-9692
1-9595
2-0093
1-9557
2-0592
2-0342
2-0240
2-0266
2-0752
2-0903
1-8444
1-S3S1
2-1069
2-1189
1-9559
1-9533
19575
1-9013
1-8406
1 -84:15
1-8783
2-0711
2-0716
1-9901
1-9994
1-9579
1-9593
2-0339
2 0598
2-0098
1-9088
2-0926
2 1099
1-9369
1-9335
1-9958
2-1328
2-0623
1-8478
1-9411
1-9415
2-0023
1-9289
2-0005
2-0007
1-9958
2-0359
1-9231
1-8489
1-8496
2-0763
1-9997
2-1423
2-1669
1-8599
1-9980
2-1709
2-0163
1-9686
1 ■ 9629
1-9930
1-9594
2-0687
2-0430
2-0316
2-0346
2-0850
2-0770
1-8575
1-8543
2-1173
2-1081
1-9599
1-9554
1-9618
1-9156
1-8551
1-8569
1-8599
2-0813
2-0802
1-9917
9971
9601
9622
0435
0446
0197
1-8890
2-1025
2-0978
1-9408
1-9384
2-004 6
2-1212
2-0707
1-8627
1-945S
1-9459
2-0110
1-9340
2-0086
2-0063
2-0017
2 • 0454
1-9272
1-8629
1-8619
2-0759
2-0081
2-1531
2-1566
4-603
4-588
4 • 492
4-553
4-601
546
584
549
565
543
544
4-542
4 643
4-622
4 545
4-584
4-558
4-664
4-543
4-553
4-582
4-589
4-573
4-577
4-675
4-534
4-601
4-573
4-501
4-546
4-637
4-578
4-562
4-558
4-562
4-568
4-566
4-566
4-560
577
638
519
564
4-572
') 3108 T. Seehöhe. 2J Schacht 140 T. unter der Thalsohle. 3J Garteu des Gasthauses zur Arena. *) Felsen S. Pietro für die astronomischen Bestim-
mungen; die magnetischen auf dem Abhänge des Hügels, auf dem das Fort Zara gebaut ist. 5) Beobachtungen mit den Reiseinstruiaenten. l'ie Normal-
werthe f. 1850-0, nämlich Hör. -Int- = 1-8S86, lue]. = Go°i2 ! 2 geben d. Gesammtkraft= 1C20. 6)972T. Seehb'hc. ')Im St. Michael-Stollen 10 Perc. hältig.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc,
G3
Nr.
Ort
Länge
von Ferro
Breite
Zeit der
Beobackt.
Declination
beobachtet | ls:..i 11
Inclination
beobachtet | 1S50-0
Horizontal -Intensität
beobachtet I
t ! 1850-0
Gesamnit-
kraft
96
97
9S
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
136
13
138
139
140
141
142
143
144
145
Brück ,
Seelau .
Cilli . . ,
Melk . ,
Caslau ,
Ottocaz . .
Cklumetz .
Gratz
Karlstadt. .
Hohenelbe.
Iglau
Hörn
Marburg ■ . .
Mali Hallan
Schottwien .
Gleichenberg
Sebenieo ....
Agram
Znaim .
Nachod
Warasdin . .
Leitomischl .
Wien ')
Senftenberg.
Spalato
Lesina . . .
Odenburg
Brunn
Molfetta.
Bellovar
Lagosta ....
Lundenburg
Pressburg . .
Curzola ....
< Hmütz
Neugradisca
Troppau . . .
Brindisi ....
Trentschin. .
Gravosa. . . .
Ragusa
Kenese
Neu - SzBny bei
Komorn
Fiinfkirchen ....
Megline
32"
32
32
33
33
33
33
57'
57
58
1
33
33
33
8
15
16
33
33
33
33 23
33 32
IS
19
21
33
33
33
37
39
39
33 45
33 48
33
51
55
Reichenau
33
56
Stein am Anger. . .
33
56
33
58
33 58
33 59
34 2
34 7
34
34 7
34 15
34 17
34 21
34 32
34 32
34 34
34 46
34 48
34 55
35
35
35
35
6
33
40
43
35 45
35
35
47
48
35 52
35 55
36 14
47 25'
49 32
46 14
4S 14
49 57
44 51
50 9
47 4
45 29
50 37
49 25
48 40
16 35
4 1 22
47 39
46 52
43 41
45 49
48 51
50 25
43
50
50
47
45
12
11
12
26
46 8
49 53
48 13
50 5
43 31
43 11
47 41
49 11
41
45
13
53
42 47
48 45
48
42
49
9
59
36
45 14
49 56
39
52
40
40
48
42
42
47
47 45
46 4
42 27
1847-5
1843-6
1847-6
1646-5
1847-4
1843-6
1851-6
1845-8
1848-4
1847-6
1851-6
1844-6
1845-8
1848'
1850'
1847'
1847'
1847'
1847-6
1817-8
1847-8
1851-6
1848-4
1844-5
1854-7
1844-5
1844-5
1847-8
1851-6
1847-8
1S43-6
1847-4
1843-5
1847-8
1848-8
1847-8
1854-7
1854-7
1851-7
1856-7
1848-4
1856-7
1854-8
1851-7
1854-7
1850-8
1848-5
1854-7
1848-4
1851-6
1 848 • 4
1854-8
1848-5
1854-7
1847-8
1851-7
1848-5
1851-6
1854-7
14 13!8
14 46-9
14 3-7
19-8
46-6
56-2
1 3 • 7
21-6
12-0
42-0
14 46-7
12-9
34-4
511
14 16-4
13 45-8
14 0-8
13 51-3
13 36-8
13 51-9
12 32-0
14 26-6
13 19-0
14
13
11
13
13
13
13
12
13
12
14
12
12
13
12
13
13
12
13
17'
53'
22
59
36
41
3
41-5
20 • 0
33-0
5-9
58-2
28-9
3-9
26'
7'
37
24
20'
13° 51 ! 5
14 12-2
13 40-9
56-6
4-7
59-0
11-6
4-8
49-2
47-5
14 16-2
13 56-3
13 39 -'.I
13 27-8
13 53-1
12 46-1 12
13 0-5 12
11 50-7
11 50 1
12
12
35-6
31-0
12 46-3
12 31-4
11 54-2
21-3
37-1
31-0
42-7
35-2
13 84
13 50-3
13 25 6
13
13
13
13
13
13
13
13
13
13
13
13
12
13
12
13
13
12
13
33-9
31-1
35-2
35-7
23-6
•j -2 ■ 2
34-7
17-9
26-0
20-8
50-4
45-9
50-6
11-3
5S-3
11-3
22-3
58-1
5-6
54-5
46-2
12 16-2
12 26-4
17-8
40 ' 0
12 29-8
12 36-0
12 31-2
63° 56 ! 8
65 38 • 6
62 58 • 7
64 41-5
65 45 4
61
65
65
63
62
66
66
65
Ol
63
61
01
63
61
62
62
64
66
59
65
65
63
62
62
6.".
64
65
65
05
60
60
53-3
54-7
53-2
35-3
19-5
24-5
19-0
20-1
40-4
18-3
3S-1
1-4
33-0
2-6
30-4
30-8
51-4
2-7
31-9
49-3
50-2
55-7
13-2
56-6
I 5 ' 7
22-9
53-0
48-7
50-3
53-6
26-1
63 57-
65
65
57
62
6-
52-
31-
04 40-7
64 3 • 2
59 42-9
65 22-3
61
o.-,
57
64
59
51-5
24-9
9-1
52-4
8-9
59 35-0
03 19-1
63 43-9
02 24-2
58 52-3
63 51'
65 24
62 53
64 35
65 31
61 57
65 45
65 49
63 30
02 2 1
66
66
65
64
63
01
03
12
9
17
4 2
13
33
55
63 28
60 58
02 25
62 35
64 48
65 50
59 44
65 37
65 3S
63 51
62 17
62 49
65 31
04
65
65
17
38
44
65 47
60 48
60 38
64 2
65 4
65 25
58 5
62 36
64 43
64 0
59 55
65 19
61
65
57
61
59
56
21
21
49
21
59 30
63 24
63 40
62 28
59 4
2-0069
1-9060
2-0688
1-9652
1-9672
1-8972
2-1235
1-8815
2-0291
21011
1-8571
1-8589
1-9220
1-9011
2-04-14
2-1375
1-9986
2-0368
2- 1074
2-0877
2-0941
I -9537
1 S702
2-2517
1-8817
1-8832
2 •()•_> 21
2-1055
2-0709
I -9086
1-97S7
1-8933
1-8961
1-8939
2-1822
2-2050
2 2372
2-0136
1-9256
1-9450
2-3286
2-0939
1-9744
1-9953
2-2 143
1-9221
2-1255
1-9244
2-3702
1-9655
2-2663
2-2523
2-0575
2-0202
2- 1014
2-2823
2-0158
1-9106
2-0775
1-9710
1-9724
1-9036
2-1230
1-8971
2-0380
2-0999
1-8722
1-8722
1-9322
1-9609
2-0529
2-1509
2 ■ 0090
2-0453
2- 1793
-2-i. 075
-2 -oiiir.
1-9030
1-8701
2-2420
1-8958
1-8983
2-03-19
2-1034
0813
9127
1-9878
1-8983
1 • 90(>2
9081
Hill
11140
2-2200
2-0138
1-9309
1-9239
2-3171
2-0938
1-9742
2-0071
2 • 2325
1-9327
2' 1257
1 ■ 9352
2-3603
1-9777
2-2569
2-2623
2-0563
2-0326
•2-1001
2-2738
4-574
4-590
4-558
4-596
4-593
4-515
4-619
4-567
4-533
4-635
4-621
4-588
4-556
4-515
4-569
4-579
4-490
536
612
583
448
592
601
617
522
4-556
4-615
4-581
4-630
4-482
4-599
4-604
4-383
4-550
4-620
4-579
4-454
■1-028
4-518
i-i;i o
4-375
4-648
4-427
4-457
4-592
1-582
4-513
4-423
') Mit den Reiseinstrnnienten. Mit dem Normalwerthe der horizontalen Intenaität wird dio Gesammtkraft = 4-585. %) Die Beobachtungen von 1856
sind zu unsicher, um hier aufgenommen zu werden.
(14
Karl Kr eil.
Nr.
Uli
Ort
Lange
von Ferm
Breite
Zeit der
Beobaeht.
Declinatiou
Inclinatiou
Uorüc-nta
-Intensität
Gesammt-
kraft
1S50-0
be.o
b achtet
1850-0
h.-i
b achtet
1 LS
uro
beobachtet
1850-0
86c
17'
49c
45'
1848-5
12'
52!3
12c
34!S
G4C
59!9
G4C
56'
1-9423
1-9513
I 17
86
22
17,
32
1857-8
1851-5
11
12
32-6
12 1
12
12
33-1
17-5
04
61
54-0
56 -G
65
62
14
0
1-9660
2-1230
1-9429
2* 1222
4-622
4-520
E/SS6g
1 18
Cattaro
36
20
42
25
1847-8
12
26-2
12
3-2
59-
28-G
59
24
2-2686
2-2792
4-477
L49
160
Tolha
36
36
29
35
IC,
48
27,
27
1851-7
1848-6
12
12
22-6
42-0
12
12
31-5
20-0
62
04
42-2
7-0
62
64
47
4
2-0898
2-0028
2-0887
2-0148
4-567
4 • 607
151
152
( tfen
30
36
43
39
47
42
29
2 1
1848-5
1x7,7-7
1 s 1 7 • s
12
11
26-6
28-1
12
12
18-6
26-7
63
63
59
19-8
23-4
10-9
63
63
59
IG
43
0
2-0359
2-0542
2-2669
2-0463
2-0348
2-2792
4-573
4-438
< lettigne
153
36
49
4 2
0
1854-8
11
33-0
12
13-3
58
23-5
58
30
2-2999
2-2903
4-396
154
37
S
41
19
1854-8
11
20-3
11
55-9
7)7
49-5
7,8
2
.2-3427
2-3318
4-404
155
156
37
37
10
20
40
49
29
4
1854-8
1848-6
11
12
19-9
9-1
11
11
50-6
51-9
50
Gl
52 . 5
37-8
57
04
5
35
2-3873
1-9740
2-3781
1-9861
4-376
4-627
157
158
159
37
37
37
22
3.5
37
48
39
17,
19
38
11
1848-6
1854-8
1857-7
1851-5
11
11
10
11
54-3
7-8
4S-3
1-0
11
11
11
11
32-1
43-4
44-1
3-6
G4
55
55
Ol
10-ü
38-0
41-7
10- 1
04
55
50
Gl
7
51
2
14
2-0054
2 • 1 3 1 4
2-4413
2-1968
2-0166
2-4208
2-4190
2-1974
4 • 620
4-321
4-566
*
160
161
37
37
37
39
50
43
4
52
1848-8
1850-6
1857-7
1858-5
11
11
10
10
48-1
32-6
52-9
4 1 -0
11
11
11
11
31-6
28-6
47-9
54-3
05
05
60
27-0
18-6
13-9
05
65
00
24
20
30
1-9312
1-9385
1-9600
2-2426
1-9427
1-9379
1-9377
2 '221 2
4 ■ 053
4-525
Poschega
162
Wieliczka
37
4 1
49
59
1848-8
12
2-9
11
44-7
65
15-9
G7,
13
1-9467
1-9578
4-670
163
Bergw. b. Wieliczka
1848-8
—
—
65
18-7
05
IG
1-9305
1-9490
4-659
164
:i7
48
46
15
1851-4
11
16-5
11
20-2
02
20-7
02
24
2-1055
2-1049
4-543
165
166
37
88
55
3
47
47
10
53
1850-8
1848-0
11
12
38-8
7-8
11
11
42-6
47 -G
63
63
8-1
:;i-7,
63
63
10
31
2-0681
2-0398
2-0718
2-0537
4-590
4-605
Erlau
167
4
11
50
1851 -5
11
20-7
11
26 -7,
Gl
9-7,
Gl
13
2-1600
2-1598
4-486
168
Belgrad
38
5
4 4
48
1858-5
10
11-3
11
17-9
60
53-9
61
IG
2-2092
2-1889
4-553
169
üesmark
38
9
49
8
1848-6
11
1 7, • 1
11
24-9
04
43-1
04
40
1 -97 IG
1-9894
1 -GI9
170
171
38
38
14
19
19
49
34
1
1850-0
1848-6
11
11
34-4
37-3
11
11
33 • 2
18-8
64
64
44 • 5
32-5
04
64
40
30
1 -9G90
1-9855
1-9697
1-9977
4-620
4-G40
Leutscliau
172
173
171
38
38
38
37,
41
52
37
50
17,
48
1
45
ls.57-7
1848-8
1851- 1
10
11
10
23-0
28-0
lli
11
11
10
19-7,
12*2
50-0
53
65
Gl
29-8
26-3
37-3
53
65
Ol
50
24
41
2-5380
1-9447
2-1375
2-7,17,7
1-9.57 0
2-1336
4-263
4-701
4-498
Temesvar
175
3S
59
IS
41
1848-6
11
18-7
11
1-5
G4
11-2
04
8
2-0035
2-0160
—
1S7.7-7
10
5-4
11
2-4
64
5-3
Gl
25
2-0211
2-0023
4-027
176
177
38
39
59
5
46
44
11
7,4
1851 ■ 1
1851-5
10
11
48-9
1-2
10
11
54-8
2-4
Gl
Gl
50-7
-1-0
62
Gl
0
8
2-1 198
2-1790
2- 1178
2-1753
4-511
4 -506
Weisskirchen ....
178
179
39
39
S
10
48
13
7
34
1850-8
1.S7..S-7,
10
10
IC- 1
22-8
10
11
17-7
31-8
63
59
17-7,
46-2
G3
60
20
8
2-0526
2-2671
2-1 15 Gl
2 -217 2
4;5S1
4-513
180
39
21
47
32
1850-7
10
39-5
10
43-7
03
9-9
63
12
2-0636
2-0661
4-582
181
ß rosno
39
27
49
41
1S50-7
10
57-5
11
1-1
Gl
44 -3
64
46
1-9680
1-9698
4-020
L82
' Irosswardein ....
39
39
47
4
1850-8
10
56-8
10
54-3
62
45-3
62
47
2-0S28
2 -OS 11
4-558
183
39
40
50
3
1848-8
10
37-6
10
23 -7,
65
o-o
65
3
1 9567
1-970.5
4-071
184
N isko
39
49
50
34
1848-8
10
25-0
10
7-7,
65
18-8
05
16
1-9360
1-9490
■1 • 658
185
39
52
17,
24
1851-5
10
15-9
10
25-3
Gl
2-4
Gl
6
2-1037
2-1622
4-474
180
53
49
33
1850-6
10
13-0
10
16-8
Gl
40-7
64
12
1-9812
1-9818
1-637
187
10
2
48
37
Isis- 6
10
1 5 • l
10
23-7
63
50 • 2
03
47
2- 023.5
2-0362
4-G09
18!
Orsowa
10
4
1 1
42
1851-5
10
39-9
10
34-9
60
4 ;;-.-,
Oü
47
2- 1976
2-1938
4-494
• 189
Mehadia
10
5
41
53
ls ;,i •;,
10
35-0
10
36-5
GO
:;g- i
60
40
2-1868
2-1840
1- 158
190
191
192
10
10
10
13
27
29
17,
48
49
54
20
47
1851-5
1848-7
1 s l s • s
1.0
10
9
8- 1
30-8
7,2 -0
10
10
9
14-6
1 6 • 6
36-6
Gl
63
04
30-3
42-5
7,2-2
61
63
64
34
40
19
2-1.527
2-0250
1 -'.,7 15
2-1478
2-0376
1-9888
4-511
4-593
1 -67 1
Przemisl
193
Kalafat
40
35
44
0
1858-5
9
9-3
10
19-2
59
7,9-9
00
22
2-2568
2-2357
1-722
194
Sza1 mar
40
36
47
47
1848-7
10
34-8
10
11-3
63
20-8
63
18
2- 0.533
2-0664
1 -599
195
i:i lerigo
40
42
30
7
1857-7
9
32- 1
10
29-1
51
1 4 • 3
51
34
2-637 1
2 -Gl. 5 2
4-207
191
\ eretzke
10
48
48
16
1850-7
9
11-2
9
17- 1
63
53-6
03
7,5
2-0248
2-0-2 10
4-603
197
40
52
32
23
1857-8
9
29-0
10
27-0
IG
3-6
40
24
2-8272
2-8047
4-087
19?
195
10
4 1
53
1 1
19
49
31
1
IS ,ti-7
1850-7
9
9
2 I • 8
28-2
9
9
2S- 2
3 1 • 3
Gl
64
29-8
3-1
04
64
32
5
1-9923
2-0254
l -9923
2-0212
4-633
4-631
Skole
200
Nagy-B&nya
41
18
47
39
18 18- 7
10
11-1
9
51-3
02
54-0
02
52
2-0879
2 1000
4-605
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
65
Nr.
Ort
Länge
von Ferro
Zeit der
Beobacht.
iJecliuation
Inclination
beobachtet I 18!
Horizontal- Intensität
beobachtet | 18500
Gesammt-
kraft
201
202
203
204
205
20G
207
208
209
210
211
212
213
214
215
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
226
227
228
229
230
231
232
233
234
235
236
237
238
239
240
241
Rawa-Ruska . . .
Karlsburg
Klausenburg. . . .
Stry
Lembcrg
»
Dolina
Hermannstadt . . ,
Bistriz
Maros-Vas;irheIy
Stanislau
Scbässburg
Fogaros
Kolomea
Brody
*Candia
Jakobeny
Tarnopol
Czortkow
Czernowitz
Bukarest
Suczawa
Burgasz
Galatz
*Rhodus
Cap Kalakri
Ortaköj
Böjuk Liman. . . ,
Sulina
*Alexandria . . .
Scblangeninsel .
Odessa
*Adalia
*Limassol
Cap Chersones .
*Jaffa
Cap Indje
Sinope
*Beirut
*Latakia
Cap Takli
Trapezunt
41'
41
41
41
41
19'
19
20
33
42
44
53
41
41
42 13
42 18
42 25
42 32
42 43
42 45
42 51
42 51
43
43
43
3
17
30
43 41
43 46
43 59
45 8
45
45
46
43
57
9
46 41
46 46
47
47
47
48
48
50
51
52
52
52
53
22
34
53
25
25
46
1
28
30
49
13
53 30
54
57
7
23
50" 17'
46 , 4
46 45
49 15
49 50
48 58
45 47
47
46
7
32
48 55
46
45
13
50
48 31
50
35
47
49
49
48
44
o
19
26
33
1
17
26
47 38
42 32
45 27
36 26
43 23
41 4
41 11
45 9
31 11
45 14
46
36
29
52
34 40
44 34
32 3
42 8
42 2
33 52
35
45
41
31
6
1
1850-7
1848-7
1848-7
1848-8
1850-7
1857-7
1850-7
1848-7
1848-7
1848-7
1850-7
1848-7
1848-7
1850-7
1850-
1857-
1848-
1850-
1850-
1848-
1858-
1848-8
1858-8
1858-6
1857-7
1858-8
1858-8
1858-8
1858-8
1857-8
1858-8
1858-8
1857-7
1857-7
1858-8
1857-7
1858-8
1858-7
1857-8
1857-8
1858-8
1858-7
14!4
54-5
9-8
33-3
7-8
16-9
4-3
49-4
2-1
29-7
58-9
24-5
59-8
0-4
3-6
44-2
15-8
47-2
35-7
55-4
5-6
59-0
34-1
30-4
42-5
33-9
31-6
13-3
10-1
19 ' 1
42-4
54-4
24-1
9-4
12-7
5-5
32-6
49-8
11-5
4-5
65 6:1
61 40-0
62 23-6
64 15-0
64 41-6
64 18-2
10 10-3
9 41-3
9 2-6
9 3-0
9 41-0
63
61
62
62
63
61
61
63
64
49
59-9
20-4
36-6
18-1
53-0
46-5
22-7
27-3
42-3
54-0
49-6
17-2
49-9
25-5
3-1
8 50-4
8 1-2
7 39-8
8 27-0
7 46-9
5 48-7
39-2
33-6
17-5
11-7
51-5
62 37-5
64 21-7
63 31-4
63 23-5
59 51-5
62 46-9
57 3-6
61 8 • 5
50 50-3
55 55'2
55 48-2
43 19-4
60 18-0
34-2
20-4
2 9
6-9
17-5
37-9
19-0
59-3
16-3
58-9
8 36-8
7 16-n
6 58-2
6 12-9
6 18-7
42-8
19-6
54-6
21-4
4-9
61
51
47
59
44
57
57
46
48
59
55
1 5 • 8
31-7
59-2
25-2
14-9
26-1
19-8
42-0
42-9
51-1
47-8
I
65'
61
8'
37
62 21
64 12
64 43
64 38
64
61
2
17
62 34
62 15
63 55
61
61
43
20
63 29
64 44
50 14
62 35
64 23
63 33
63 21
60 14
62 44
57 26
61 31
51 10
56 18
56 11
43 40
60 41
62
51
9
52
48 19
59 48
44 35
57 49
57 42
47
49
60
2
3
14
56 10
9553
1560
1049
0087
9884
0081
0261
1708
1008
1223
0328
1513
1035
0528
9934
6932
0980
0100
0526
0634
2638
•iis.so
■3670
[69
2-6631
2-4627
2 ■ I s i i
2-2647
■2-9310
2-2757
2-2689
2-6366
2-7899
2-2928
2 ■ 9 1 8 1
2-4001
2-4140
2-8499
2-7756
2-3165
2-5330
9552
1688
1188
0235
9890
9857
0267
1846
1143
1358
0333
1658
1778
0522
9943
6711
1118
0097
0534
07 C 6
2440
1032
3467
1965
2 • 6408
2-4441
2-4644
2-2447
2-9084
2-2660
2-2487
2-6142
2-7674
2-2716
2-8958
2-3795
2-3939
2-8275
2-7534
2-2976
2-5126
4-650
4-562
4-566
4-651
4-646
4-629
4-547
4-589
4.587
4 624
4-571
4-540
4-596
4-672
4-176
4-586
4-648
4-610
4-630
4 • 520
4-591
4-360
4-606
4-211
405
428
021
628
814
234
161
516
066
467
480
149
201
628
513
Die mit Sternchen bezeichneten Bestimmungen rühren von Dr. Schaub her und sind
in einer Abhandlung veröffentlicht, welche den Titel führt: „Magnetische Beobachtungen im
östlichen Theile des Mittelmeeres auf Befehl seiner k. k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn
Erzherzogs Ferdin and M ax, Obercommandanten der k. k. Marine, ausgeführt im Jahre 1857
von Dr. F. Schaub, Director der k. k. Marine -Sternwarte. Triest, Buchdruckerei des öster-
reichischen Lloyd 1858." Da sie eine solche werthvolle Ausdehnung der magnetischen
Curven gestatten, so erlaubte ich mir sie hier einzureihen.
Die auf. der Reise im J. 1858 bestimmten Werthe der Inclination wurden nach S. 4
um 1 1 ! 6 vergrössert, um sie mit der in Wien durch die 4 Nadeln von Bepsold angegebenen
Inclination in Übereinstimmung zu bringen. Nimmt man die Angaben der mehr ausgeglichenen
Nadeln von Gruber als die richtigeren an, so hat man alle Werthe dieser Tafel mit Ausnahme
der von Dr. Schaub gefundenen um die genannte Grösse zu verkleinern.
Denkschriften der mathem. -uaturw. Cl. XX. Bd. q
66 Karl Kreil.
Die Declination an den 4 Stationen Belluno, Görz, Adelsberg und Neustadtl wurde nicht
berücksichtigt, da sie demselben Fehler unterworfen zu sein scheint, wie die des Jahres 1856,
nämlich einer unbemerkt eingetretenen Drehung des Fadens, welche an dem damals benützten
Apparate nicht genau bestimmt werden konnte, sondern dureil ein eingehängtes Torsions-
Gewicht nur von Zeit zu Zeit weggebracht wurde.
Von früheren Declinationsbestimmungen in diesen Gegenden führe ich jene an, welche
vom russischen Capitän Manganari gemacht worden sind1), welcher im Jahre 1838 eine
Karte des schwarzen Meeres veröffentlichte. Unter der Annahme, dass die Declinations-
Messungen zwei Jahre vor der Herausgabe der Karte angestellt wurden, ergiebt sich folgende
Abnahme der Declination aus diesen und meinen Beobachtungen:
Decl. nach Manganari Jährl. Abnahme
Ausgang des Bosporus 9° 30' 8'l
Vor dem Golf ßurgasz 9 15 6-8
Odessa 9 45 65
Cap Chersones 7 15 6 '4
Eingang der Meerenge bei Kertsch 7 0 11*2
Trapezunt 5 15 9-8
Sinope 7 0 7-0
Mittel 7!4
Die geringe Übereinstimmung dieser Zahlen mag ausser den wahrscheinlich minder
genauen Instrumenten und dem Einflüsse örtlicher Störungen von der Verschiedenheit der
Zeiten herrühren, an welchen die Beobachtungen ausgeführt worden sind.
Immerhin verdient bemerkt zu werden, dass auch Manganari den Unterschied der
Declination zwischen Burgasz und Odessa auf 30' angiebt, um welche sie in dem obschon
östlich gelegenen Odessa grösser ist als in Burgasz. Nach meinen Bestimmungen ist dieser
Unterschied' in demselben Sinne 35'.
Das Mittel der Declinationsabnahme stimmt fast genau mit der Abnahme, welche die
Beobachtungen von Kremsmünster vom Jahre 1836 geben, wenn man die Wiener Beobach-
tungen des Jahres 1858 auf diesen Beobachtungsort zurückführt. Man findet nämlich:
Declination in Kremsmünster von 1. Mai bis 1. Oetober 1836 16° 34'
im November 1858 ■ 13 38
Jährliche Abnahme . . 7 ! 5
In einer neuerlich erschienenen englischen Seekarte des schwarzen Meeres2) werden
folgende Werthe der Declination angegeben:
bei 30° Länge von Grenwich (47° 40' von Ferro) und 42° Breite Declination = 6° 50' W
, 31 „ „ (38 40 „ „ ) „ 45 „ =6
„36 „ „ „ (53 40 „ „ ) „ 44 „ „ = 3 50 W
„39 „ „ „ (56 40 „ „ ) „ 42 „ „ = 2 35.
Bei der Bearbeitung des durch die obige Tafel dargebotenen Stoffes sind die magnetischen
Grössen: Declination, Inclination, Horizontal- und Gesammtkraft einzeln zu betrachten.
A. Declination.
Die Abnahme der Declination von Westen nach Osten befolgt kein ganz einfaches Gesetz,
wie schon aus den früher besprochenen Beobachtungen in Sinope, Cap Indje> Odessa und
Como hervorgeht. Die Zahlen der Tafel VI verrathen aber noch manche andere Unregel-
1) Hydrographie de la mer noire et de Ia mer d' Azowpar E. Taitbout de Marigny.
2) The Euxine or Black Sea, from the russian Survey of 1836 (Variations from observations in 1855. the decrease is about 6'
annually), London, published according to Act of Parliament at the Hydrographie Office of the Admiralty. Sept. 20tb 1853. —
Additions to 1856. Sold by J. D. Potter, Agent for the Admiralty Charts, 31. Poultry at II. King Street, Tower Hill.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
67
mässigkeit; denn es wird keinem, der sie einer genaueren Einsicht würdigt, entgehen,
dass die Beobachtimgsorte in Böhmen und in der lombardischen Ebene bei derselben
Entfernung in Länge und gleicher Breite eine viel grössere Declinationsänderung' anzeigen
als die Alpenstationen, dass diese Änderung zwischen zwei an den entgegengesetzten Ufern
des adriatischen Golfes liegenden Punkten auffallend klein wird, und manche Orte Sieben-
bürgens und des östlichen Galiziens sich nur mit Zwang dem allgemeinen Gesetze fügen,
viele kleinerer Unregelmässigkeiten nicht zu gedenken, von denen künftige Bestimmungen
lehren werden, wie viel davon auf Rechnung mangelhafter Beobachtung oder ungünstiger
Aufstellungsorte komme, wie viel aber der Beschaffenheit der Erdrinde in der näheren Um-
gebung zuzuschreiben sei. Dieser Punkt bietet eine der anziehendsten Seiten der magneti-
schen Beobachtungen dar, und wird in Verbindung mit geologischen Forschungen in der
Folge ohne Zweifel auch seine praktische Verwendung finden.
Um aber die erwähnten Einflüsse zu einer klaren Anschauung zu bringen, muss man
zunächst Vergleichungen anstellen, und diese nach irgend einer Norm, z. B. nach der geo-
graphischen Lage ordnen, woraus die Abhängigkeit der magnetischen Änderung von dieser
Lage, oder eigentlich von der ihr entsprechenden Form und Beschaffenheit der Erdoberfläche
erkannt werden wird. Eine solche Zusammenstellung gibt die folgende Tafel, in welcher die
Declinations -Änderung für einen Längengrad (J) zwischen je zwei Beobachtungsorten in
Gruppen oder Zonen geordnet ist, von denen jede Zone Orte von nahezu gleicher geographi-
scher Breite enthält, und sich über die ganze Länge des Beobachtungsgebietes erstreckt.
Die Gruppen sind nach der geographischen Breite an einander gereiht, und die verglichenen
Stationen in jeder einzelnen nach der Länge geordnet. Am Ende sind noch die Mittel sämmt-
licher demselben Breitegrade zukommender Werthe von J und ihre Anzahl beigefügt. Die
Numerirung der Vergleichspaare wurde der leichteren Anführung wegen vorgenommen.
TAFEL VII.
Änderung der Dcclination für 1 Längengrad (J).
(Die ge
ographische Länge entspricht der Mitte zwischen beiden Stationen aus denen -
gerechnet ist.]
Nr.
Geographische
Vergleich - Stationen
J
Mittel
Anzahl der
Beobachtungen
Breite Länge
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
IS
19
20
21
22
23
51°- 50°
3296
40-5
27!9
32-3
31-4
6
32-3
35-9
38-6
41-3
34-5
33-0
35-4
25-1
50 — 49
35-1
37-7
40-6
2(5 -1
29-2
49-0
31-0
10
33-0
36-6
40-8
35-1
28-9
26-9
33-5
36-2
39-7
42-4
23-1
37-2
36-7
18-2
49 — 48
33-5
36-8
40-9
33-6
28-1
31-4
30-1
7
32-9
35-7
38-9
42-1
26-3
33 -S
25 0
32-2
9*
68
Karl Kr eil
Nr.
Geographische
Länge
Vergleich - Stationen
Anzahl der
Beobachtungen
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
(8
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
48 - 47L
47
46
32" 1
34-4
38-2
42-1
32 • 1
35-1
38-0
41-2
29 • 6
33-1
36-1
40-1
29' 1
31-9
34-5
37-7
40-9
30-4
34-2
3S-9
30-2
33-6
37-5
40-6
30-5
35-0
40-2
Vöklabruok — Molk . . . .
Molk — Neu-Szöny . . . .
Neu-Szöny — Szathmar . .
Szathmar — Suczawa . . .
Salzburg — Schottwien . .
Schottwien — Ofen . . . .
Ofen — Debreczin
Debreczin — Jakobeny . . .
Bregenz — Lietzen . . . .
Lietzen — Ödenburg . . . .
Ödenburg — Szolnok
Szolnok — Bistritz . . . .
Bludenz — Gastein . . . .
Gastein — - Gratz
Gratz — Kenese
Kenese — Grosswardein . .
Grosswardein — Bistritz . .
Mals — Klagenfurt . . . .
Klagenfurt — Tolna . . . .
Tolna — Klausenburg . . .
Botzen — Bleiberg . . . .
Bleiberg — Fünfkirclien . .
Fütifkirehen — Arad . . . ,
Arad — Maros-Väsarhely . .
Trient — Laibach ....
Laibaeh — Szegedin . . . ,
Szegedin — Schässburg . .
Isola bella ■ — Conegliano .
Conegliano — Agram . .
Agram — Temesvar . . . .
Temesvar — Fogaros . . ,
Mailand — Venedig . . .
Venedig — Karlsstadt . .
Karlsstadt — Esseg ...
Esseg — Fogaros ....
Brescia — Triest ....
Triest — Petrinia ....
Petrinia — Karansebes . .
Karansebes — Galatz . .
Galatz — Cap Cliersones .
Cap Cliersones — Cap Takli
Pavia — Padua
Padua — Fiume
Fiume — Neu-Gradisca . .
Neu-Gradisca — Meliadia
Cremona — Parenzo . . .
Parenzo — Ottocaz . . .
Ottocaz — Weisskirchen .
Pola — Semlin = Belgrad
Srinliii = Belgrad — Orsowa
Orsowa — Bukarest ...
Zara — Posehega ....
Poschega — Kalafat . . .
Ancona — Spalato . . .
Spalato — Alexinatz . . .
Aiitivari — Burgasz . . .
Molfetta — Durazzo . . .
Durazzo — Ortaköj . . .
Ortaköj — Sinope ....
Sinope — Trapezunt . . .
Brindissi — Valona . . .
Cerigo ■ — Rhodus . . .
KIi.mIiis — Adalia ....
Candia — Latakia ....
Bombah — Jaffa ....
30
29
23
28
28
38
30
24
31
26
27
28
25
27
24
24
26
32
37
26
32
13
35
I I
28-1
17
27-2
10
46
45
44
44
43
L3 42
42 — 41
41 — 40
36
36 — 35
33 — 32
28-1
31-8
36-5
40-4
34
28
30
25
28-4
31-6
34-8
39-5
41
23
29
24
29-6
32-7
36-9
42-8
48-4
52-6
30
26
30
28
16
36
28-2
30-8
33-6
37-6
43
18
28
27
2S-9
21
29 5
32-2
36-1
26
25
29
3 I • s
39-1
41-9
26
23
24
26-6
35-3
39-1
32-6
36 • 7
41-0
30
35-7
41-9
49-7
55-1
19
26
19
34
25-0
56-4
43-3
47-2
4S-2
46-
28
21
1-4
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
69
Diese Tafel zeigt in den Mittelwerthen von A die Abnahme der Deelinations-Änderung
mit der Breite, wenigstens vom 51. bis 4L, und wahrscheinlich bis zum 32. Breitegrade,
wovon nur die Zonen zwischen dem 45. und 46. eine Ausnahme machen. Eine nähere Ansicht
der in diesen Zonen befindlichen Werthe von A lehrt aber, dass die Ausnahme nur von den
westlichen, d. h. von den in der lombardisch - venezianischen Ebene liegenden Stationen
herrühre, von welchen schon früher Erwähnung geschah.
Aus der vorhergehenden Tafel kann man jedoch noch keine klare Einsicht gewinnen, in
welcher Weise die Deelinations-Änderung mit der geographischen Länge zu- oder abnehme.
Für diesen Zweck muss man noch eine Umgestaltung vornehmen, die darin besteht, dass man
jene Vergleichpaare, von welchen das Mittel ihrer geographischen Längen zwischen denselben
Meridianen liegt, in ein Mittel vereinige , oder mit anderen Worten, dass man Zonen entwerfe,
welche den Meridianen parallel laufen , so wie die früheren Zonen den Breitenkreisen parallel
gestellt waren. Die folgende kleine Tafel enthält diese Mittel und in der ersten Spalte die
Nummern der Vergleichspaare, welche aus der vorhergehenden Tafel entnommen und zu dem
nebenstehenden Mittel der A zusammengegeben worden sind; in der zweiten Spalte findet
man die Länge des Mittels der Zonen. So z. B. enthält die erste Zone die Vergleichspaare
aller Breitenkreise, für welche das Mittel der Längen der beiden verglichenen Stationen
zwischen den Meridianen von 28° und 30° liegt. Diese Längenmittel geben den Durchschnitt
2S99, die Breitenmittel den Durchschnitt 461, die Werthe der A den Durchschnitt 32 '-6.
TAFEL VIII.
Änderung der Declinntion nach der geographischen Länge.
Nr. der Yorgleichspaare
Mittel der
Liiimcn
Breiten
J
51, 65, 55,
36, 69, 32, 59
2899
46?1
32 ! 6
44, 41, 48,
66, 56, 52
30-9
46-0
27 '8
24, 28, 3, 1, 77, 60,
20, 10, 33, 13, 17, 45, 67
32-9
47-7
27-9
42, 25, 38, 57, 72, 49,
7, 29, 75, 21, 80, 4
35-0
47 '5
27-7
34, 71, 14, 84, 53, 11,
78, 18, 61, 46, 68, 8, 39
36' 8
46-5
28-4
31, 26, 5, 22,
43, 73, 76, 58, 15
38-9
47-2
30-9
35, 50, 54, 2, 9, 47, 12,
40-9
47-0
27-3
19, 40, 79, 31, 6, 74, 81
23, 27, 16, 62, 85
42-5
45 '5
25-1
Die in dieser Tafel enthaltenen Werthe von A in der ersten oder westlichsten und in der
fünften und sechsten Zone sind bedeutend grösser als die übrigen. Es sind dies jene Zonen,
welche die italienische und ungarische Ebene durchschneiden, daher die in diesen Ebenen
liegenden Stationen bei der Bestimmung des Mittelwerthes von A den Ausschlag geben. Die
zweite, dritte und vierte Zone umfassen das Alpengebiet, die siebente und achte das Gebiet
der östlichen Karpathen, woraus ersichtlich wird, das wenigstens in dem Umfange dieses
70 Karl Kr eil.
Beobachtungsnetzes die Declinationsabnahrne von West gegen Ost in den Ebenen grösser ist
als in Gebirgsgegenden.
Wenn man aber die Zahlen der Tafel VII genauer ansieht , so bemerkt man bald bei
einigen derselben so grosse Abweichungen vom Mittel, dass man nicht umhin kann, das Da-
sein umfangreicher Störungsquellen zu vermuthen. Denn so wie z. B. die Stationen in der
lombardisch-venetianischen Ebene eine sehr grosse Declinations-Änderung anzeigen, so wird
sie zwischen Orten, die an entgegengesetzten Ufern des adriatischen Golfes liegen , auffallend
klein, wovon die Nummern 66 (Padua — Fiume), 77 (Aneona — Spalato), 80 (Molfetta — Du-
razzo), 84 (Brindisi — Valona) den überzeugenden Beweis liefern. Von dieser merkwürdigen
Erscheinung konnte bisher kein Grund aufgefunden werden, und es ist daher, bis weitere,
namentlich geologische Forschungen den Gegenstand mehr aufklären werden, nichts besseres
zu thun als sich umzusehen, ob nicht in einem anderen Theile des Beobachtungsgebietes
etwas Ahnliches erscheine.
Man erinnert sich hiebei sogleich der auf S. 31 dieser Abhandlung angegebenen Störungs-
ursache in Sinope, und wirklich zeigen die Nummern 82 und 83 der vorstehenden Tafel ganz
abweichende Werthe von J, nämlich
■von Ortaköj nach Sinope J = 19 ! 1
„ Sinope „ Trapezunt J = 34'6.
Etwas Ähnliches findet man aus den Nummern 63 und 64, nämlich
von Galatz nach Cap Chersones A = 16 '4
n Cap Chersones nach Cap Takli J = 36-0,
eine Unregelmässigkeit, die aus einer in demselben Sinne aber mit grösserer Intensität wir-
kenden Störungsursache hervorzugehen scheint.
■ Wenn man die Richtung von Sinope nach Cap Chersones weiter verfolgt, so führt sie in
die Gegend von Odessa, an welcher Station eine so bedeutende Abweichung in den magneti-
schen Bestimmungen gefunden wurde, dass man, unsicher ob man nicht eine unglückliche
Wahl des Aufstellungsortes getroffen habe, die Ergebnisse gar nicht in obige Tafel aufnahm.
Die am Cap Chersones gemachte Erfahrung ladet aber doch dazu ein, auch diese Station
in Betracht zu ziehen, und man findet für die Änderung
von Klausenhurg nach Odessa J = 10 9
„ Odessa nach Takli J = 44-8
also die Störung in demselben Sinne, aber noch stärker als an den beiden übrigen Stationen,
während auf der Schlangeninsel kaum eine Spur mehr davon übrig ist, denn man erhält hier
aus Galatz und Schlangeninsel A = 22 ■ 3
„ Schlangeninsel und Cap Takli /J = 24'l.
Die Wirkung dieser Störungsquelle, die sich vom südlichen bis zum nördlichen Ufer des
schwarzen Meeres erstreckt, ist übrigens der früher angeführten im adriatischen Golfe dem
Sinne nach entgegengesetzt, denn sie verkleinert die Änderung der Declination nach Westen
hin, vergrössert sie nach Osten hin ; im nördlichen Italien wird diese Änderung an den west-
lichen Stationen vergrössert, an den östlichen verkleinert. Im westlichen Theile des schwarzen
Meeres wird also die Nordspitze der Nadel gegen Westen, an der Westküste des adriatischen
gegen Osten abgelenkt.
Es ist nicht schwer aus den Zahlen der Tafel VII noch eine dritte Störungsquelle zu
erkennen, die in dem Gebirgszuge der östlichen Karpathen ihren Sitz hat, denn die abwei-
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
71
chenden Werfhe von A, die aus den Vergleichspaaren 9, 15 und 16, 46 und 47, 49 und 50
hervorgehen, können wohl kaum anderswo ihren Grund finden. Da in diesen Gegenden eine
grössere Anzahl von Beobachtungen ausgeführt worden ist als in dem Gebiete der beiden
früheren Störungsquellen, so kann die Erscheinung hier auch genauer verfolgt werden, und
man findet alle Stationen, die für diesen Zweck verwendbar waren, in der folgenden Tafel
zusammengestellt, in welcher L das Mittel der Längen beider verglichenen Orte, M das aus
Tafel VII genommene Mittel der A bedeuten, daher in der letzten mit A — M überschriebenen
Spalte das Zeichen -f- andeutet , dass die östlich gelegene Vergleichstation eine zu kleine
Declination habe, also die Nordspitze der Nadel gegen Osten abgelenkt werde.
TAFEL IX.
Störung in den Harpathen.
Vergleich - Stationen
Rzeszow — Rawa Ruska
Rawa Ruska — Brody .
Krosno — Lernberg- .
Lemberg — Tarnopol .
Tarnow — Przemysl .
Przemysl — Tarnopol
Kesmark — Skole
Skole — Czortkow
Leutschau — Dolina
Dolina — Czortkow
Kaschau —
Veretzke
Veretzke —
Stanislau
Stanislau —
■ Czortkow
Kaschau —
Veretzke
Veretzke —
Kolomea
Kaschau — Munkacz .
Munkacz — Czernowitz
Tokai — Szatmar .
Szatmar — Suczawa
Debreczin — Nagy-Banya
Nagy-Banya — Jakobeny
Szolnok — Grosswardein
Grosswardein — Bistritz
Bistritz — Suczawa . . ,
Szegedin — Klausenburg ....
Klausenburg — Maros-Vasarhely .
Arad — Karlsburg . . .
Karlsburg — Schässburg
Temesvar — Dobra
Dobra — Fogaros .
Poschega — Kalafat
Kalafat — Bukarest
40-G
42-1
40-5
42-5
39-5
41-9
39-7
42-4
40-0
42-6
39-9
41-6
43-0
39-9
41-8
39-7
42-1
39-9
42-3
40-3
42-2
38-8
40-9
43-1
39-6
41-8
40-2
41-9
39-5
41-5
39-1
41-3
51 — 50
51 — 50
50
50
49
49
50 — 49
50 — 49
49
49
49
49
49 — 48
49 — 48
49
49 — 4S
49 — 48
49 — 48
49 — 48
48
48 — 47
48 — 47
48 — 47
48 — 47
48 — 47
48 — 47
47
47
46
46
47 — 46
47 — 46
46 — 45
46 — 45
44
45
43
44
39:0
10-5
49-1
- 3-9
53-1
6-9
36-7
18-2
38-9
8-9
41-0
26-5
14-0
41-0
23-0
30-9
15-5
24-8
33-9
26-8
35-2
27-9
20-3
40-5
24-3
-17-6
31-
-22-
26-
13-
30-9
23-9
J — M
+ 7!6
—20-9
+ 18-1
—34-9
+ 22-1
—24-1
+ 5-7
—12-8
+ 8-4
—21-6
+ 10-9
— 3-6
10-1
+ 10-9
— 7-1
+ 0-8
— 14-6
— 4-3
4- 4-8
1
•3
+
7
•1
0
•2
7
•8
+
12
4
2
9
—
44
8
+
3
9
—
49
9
2
7
—
15
6
+
4
3
—
2*
7
Diese Störung zeigt sich deutlich in den Zahlen der letzten Spalte und in dem Wechsel
ihrer Zeichen, welche anzeigen, dass die Magnetnadel in der westlichsten Vergleichstation
72 Karl Kr eil.
einer jeden Gruppe stets eine zu kleine, in der östlichsten stets eine zu grosse Declination
angibt, oder mit ihrer Nordspitze östlich von der Störungsursache gegen Ost, westlich davon
gegen Westen abgelenkt wird. Sie erstreckt sich zwischen dem 40. und 41. Längengrade von
der nördlichen Grenze Galiziens bis in die Breite von Czernowitz, also vom 52. bis 48. Brei-
tengrade. Von dort bis zum 47. Breitegrade, also in der Gegend der Marmarosch leidet sie
eine Unterbrechung, kömmt aber weiter südlich, im östlichen Theile von Siebenbürgen wieder
zum Vorscheine, wie die Gruppen Szegedin — Klausenburg — Maros-Vasärhely, Arad —
Karlsburg — Schässburg und Temesvar — Dobra — Fogaros deutlich zeigen. An der Donau
scheint sie zu enden , denn die südlich davon gelegene Gruppe enthält kaum mehr eine Spur
davon.
Es hat daher diese Störungsquelle eine nord- südliche Richtung und ihre Ausdehnung,
so weit sie bis jetzt bekannt ist, beträgt fünf Breitengrade.
Es dürften sich aus den Zahlen der Tafel VII noch mehrere andere Störungsknoten mit
Wahrscheinlichkeit ergeben, allein sie werden bei Gelegenheit der Verzeichnung der magne-
tischen Curven ohnehin ersichtlich werden. Für jetzt mag es genügen einige der auffallendsten
Beispiele hervorgehoben zu haben.
Bei dem Vorhandensein der mächtigen Störungen , von denen die Beobachtungen bereits
Anzeichen geliefert haben , wird zwar der Lauf der magnetischen Linien kein regelmässiger
sein , sondern es werden viele Ausbiegungen nach Osten und Westen vorkommen, welche den
wahren , von diesen örtlichen Umständen unabhängigen Gang derselben , wie er bei Ver-
zeichnungen auf umfassenderen Karten gewünscht wird, entstellen und verdecken. Indessen
wenn man auch hier nach Mittel werthen vorgeht, so werden diese Unregelmässigkeiten ver-
schwinden, und es wird die Tafel VII so wie das Verfahren, nach welchem sie verfertigt
wurde , die Mittel gewähren um die Curven so zu verzeichnen, dass die Störungen in ihnen
gar nicht oder nur im Allgemeinen ausgesprochen sind.
Es wird daher am besten sein für den Anfangs- und Endpunkt jeder Isogone aus den
zunächst liegenden Beobachtungsorten, wo deren eine hinreichende Anzahl vorhanden ist,
Gruppen zu bilden, für jeden Ort dieser Gruppen aus seiner Declination für 1850*0 und dem
entsprechenden Werthe von A aus der Tafel VII den Ort der Isogone zu suchen, und das
Mittel derselben als ihren Endpunkt anzusehen. Da die Isogonen in unseren Gegenden mit
den Meridianen nur kleine Winkel machen, so kann man das Mittel der Breiten aller Orte,
die eine Gruppe bilden, als die Breite des Endpunktes der Curve ansehen, und es wird sich
nur um die Länge dieses Punktes (X) handeln. IstZ/die geographische Länge des Beobachtungs-
ortes, D dessen Declination im Jahre 1850-0, A die Änderung derselben in einem Längengrade,
so hat man die Länge des im Parallel des Beobachtungsortes liegenden Punktes der Isogone
von 16°
X = L+(D-i6°>
wo man den letzten Theil noch mit 60 multipliciren muss um ihn in Minuten auszudrücken.
Nach diesem Verfahren wurde der nördliche Endpunkt der Isogone von 16 aus den
Orten Plan, Karlsbad, Chiesch und Komotau bestimmt. Man hat z. B. für Plan
£ = 30° 21', D — 16° = — 26 ! 7
und aus Tafel VII
J = 31-4 oder^=:l-9
daher
l = L — 51' = 29° 30';
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 73
eben so findet man
für Karlsbad /i = 29°47'
, Chiesch X = 29 47
, Komotau A = 29 "37
Mittel . . . = 29° 40'
welches die Länge des nördlichen Endpunktes der Isogone ist; seine Breite findet man
_B = 50° 9'.
Zur Bestimmung des südlichen Endpunktes wurden die Orte Cremona, Brescia, Mantuu
und Verona gewählt und der Werth von J aus den Vergleichspaaren 51 , 55 und 65 der
Tafel VII bestimmt. Man fand im Mittel
^' = 28° 10', _B' = 45° 19'.
Betrachtet man die Verbindungslinie dieser beiden Punkte als den Bogen eines grössten
Kreises, so ergibt sich, dass er mit den ihn durchschneidenden Meridianen den Winkel
49 48
43 7
+ 5 13
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
37 12
37 4
49 50
42 4
+ 0 55
37 12
36 58
49 50
39 38
+ 1 19
Corfu
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
38 48
39 3
50 5
44 49
— 2 43
Zante
39 3
39 18
44 49
37 48
— 2 3
. Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
40 9
41 20
49 59
45 5
— 13 18
Orsowa, Mehadia, Kalafat, Karlsburg, Hermannstadt . . .
41 20
41 58
45 5
35 43
— 3 53
41 58
41 51
35 43
32 23
+ 2 0
Denkschriften der mathein -natunv. Cl. XX. IM.
74
Karl Kr eil.
Bestimmungsorte
B
o Anfang
' Ende .
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
Rawa-Ruska, Lemberg, Brody, Tarnopol
Bukarest
Bukarest
Rhodus
Galatz
Ortaköj . .
Ortaköj
Rhodus
Rhodus
Alexandria
Sulina, Scklangeninsel
Adalia
Cap Ckersones
Sinope
Sinope
Jaffa
Cap Takli
Trapezunt
42 39'
43 53
49 56'
44 20
11° 57'
43 53
44 41
44 26
36 26
6 15
45 1
45 59
45
41
12 27
45 59
46 54
41 4
36 26
11 12
46 54
47 37
36 26
31 11
— 7 47
Anfang
Ende.
47 47
48 59
45 11
36 52
— S 14
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
51 31
52 1
44 34
42 2
11 10
52 1
53 19
42
32
— 7 27
Anfang
Ende .
54 56
45
41
— 6 4
Diese Tafel lehrt, dass die Isogonen in dem hier betrachteten Beobachtungsgebiete, in
so ferne man nur ihre Endpunkte im Auge hat, einander nicht parallel laufen, sondern in
ihrer Neigung gegen die Meridiane eine von West gegen Ost ziemlich regelmässig fort-
schreitende Änderung erleiden. Während nämlich der von den Isogonen und Meridianen
eingeschlossene Winkel im westlichen Theile ein positives Zeichen hat, also die Isogonen
gegen Süden westlich vom Meridiane abweichen, und beinahe die Richtung Nord-Nord-Ost
gegen Süd-Süd-West erreichen, liegen sie im östlichen Theile mit ihrem Südende gegen Osten.
In dem südlichen Theile des Beobachtungsgebietes vom 44. Breitengrade an, kehren die
östlichen Isogonen sich wieder mehr gegen Westen, wie die mit der Breite abnehmeden nega-
tiven Werthe von
Trapczunt „ „ ü 1 58
Sie liegt also noch ungefähr einen Längengrad östlich von Kars, das sie etwa in 5 bis
6 Jahren erreichen dürfte.
B. Inclination.
Wenn man zuerst wieder die Änderungen, denen dieses Element innerhalb der Grenzen
des Beobachtungsgebietes unterworfen ist, im Allgemeinen erkennen will, so hat man nur
die folgende Tafel zu betrachten, welche der Tafel X nachgebildet ist, und die geographische
Lage der Endpunkte der Isoclinen enthält, so wie die Gruppen der Beobachtungsorte, aus
denen sie gefunden wurden, und die Winkel ($?), welche die zwischen ihnen als Bogen gröss-
ter Kreise gelegten Curven mit den Breitenkreisen bilden. Diese Winkel haben das Zeichen
-4- , wenn die östlichen Endpunkte gegen Norden von dem Breitenkreise des westlichen
Anfangspunktes liegen. Die letzte Spalte unter der Überschrift D gibt die Entfernungen je
zwei nächster Isoclinen. Da diese gegen Ende der Tafel nicht mehr von Grad zu Grad
sondern aus Mangel an Beobachtungsstationen von zwei zu zwei Graden gerechnet sind, so
hat man die Werthe von D zu halbiren, wenn sie dieselbe Bedeutung haben sollen wie die
vorhergehenden.
TAFEL XII.
Anfangs- und Endpunkte der Isoclinen
im Jahre 1850-0.
Bestimmungsorte
Läng
CO
o Anfang
Ende
Anfang
Ende .
64
Anfang
Ende.
63
Anfang
Ende .
62
Anfang
Ende.
Anfang
Ende.
Anfang
Ende.
Franzensbad, Plan, Karlsbad, Ghiesch . .
Chlumetz. Hohenelbe, Nachod, Senftcnberg
30
33
:>i
50" 2'
50 29
-f- 7 55
Pisek. iiudweis, Steinberg. Gratzen
Rzeszow, Nisko, Rawa-Ruska. Lemberg, Brody
32
41
11
4
48 56
50 15
8 15
Mals, Meran, Botzen, Innsbruck
Skole, Stry, Dolina. Stanislau .
28
41
46
44
46 46
48 58
9 43
Pavia, Mailand, Cremona, Brescia
Nagy-Bänva. Kolomea, Czernowitz, Suczawa
18
56
45 12
47 53
+ 9 52
Pola, Fiume, Lussin piecolo, Ottocaz
Maros-Väsärhely, Schässburg . . .
Maros-Väsärhely, Schässburg
Galatz
Galatz .
Odessa
32
42
42
4-5_
45
48
12
25
44 44
46 24
r 19'
1 39
1 14
1 18
+ 9 19
25
43
46 24
46 6
— 5 12
43
25
46 6
46 17
+ 3 53
1 13
78
Karl Kr eil.
Bestimmungsorte
Lange
61'
Anfang .
Ende . .
Anfang .
Ende . .
Anfang .
Ende . .
60
Anfang .
Ende . .
Anfang .
Ende . .
Anfang .
Ende . .
59
Anfang
Ende .
Anfang .
Ende. .
Anfang .
Ende . .
Anfang .
Ende. .
Anfang
Ende .
Anfang
Ende.
Ancona ....
Sebenico, Spalato
Sebenico, Spalato . .
Hermannstadt. Fogaros
Hermannstadt, Fogaros
Schlangeninsel ...
Lissa. Curzola
Bukarest . . .
Bukarest . . .
Cap Chersones
Cap Chersones
Cap Takli . .
Gravosa, Ragusa, Megline, Cattaro, Cettigne
Cap Chersones
Molfetta ....
Antivari, Durazzo
Antivari, Durazzo
Burgas z ....
Burgasz ....
Cap Indje, Sinope
Brindisi
Valona
Valona
Burgasz
31° 10'
33 53
33 53
42 18
42 18
47 53
34 20
43 46
43 46
51 1
51
54
36
51
12
1
34 21
36 58
36
45
45 8
52 40
35 40
37 10
37 10
45 8
43 29'
43 47
43 47
45 24
45 24
45 39
43 12
44 13
44 13
44 45
44 45
45 19
42 15
43 51
41 9
41 25
41 25
43 2
43 5
42 IS
40 21
40 25
40
42
+ 6" IS
+ 10 31
2 34
6 11
+ 4 13
+ 10 22
+ 6 14
+ 5 49
+ 11 14
— 5 35
2 33
+ 12 19
0°:i9'
1 1
0 49
56
54
52
50
Anfang
Ende. ,
Anfang
Ende.
Anfang
Ende.
Anfang
Ende .
Anfang
Ende .
Anfang
Ende.
Anfang
Ende.
Corfu
Ortaköj, Böjuk-Liman
Ortaköj, Böjuk-Liman
Cap Indje, Sinope . .
Cap Indje, Sinope
Trapezunt . . .
Zante
Cerigo ,
Adalia
Candia .
Rhodus
Rhodus
Latakia
37 35
46 43
39 41
40 55
+ 7 44
46 43
52 40
40 55
40 20
40
23
40 20
40 52
(Für das Ende ist keine Station vorhanden.
38 35
37 56
40 42 36 36
4S 25 36 58
42 51
45 57
45 57
53 30
35 5
35 16
35 16
3 6 28
5 37
+ 6 27
+ 5 14
(interpolirt)
44
+ 3 21
+ 9 3
i/,(i 52 )
l/ä(l 32
y2(i 37 )
l/a(l 12
l/2(! 37)
%(1 29 )
48
Anfang
Ende.
Limassol
Latakia
50 46
53 30
34 21
34 28
+ 2 27
46
44
Anfang .
Ende . .
Anfang
Ende .
Bombah
Beiruth
Alexandria
Jaffa . .
40 52
53 13
32 0
32 50
+ 3 54
47 34
52 28
31 31
31 28
0 35
Um die Werthe von D zu finden, suchte man zuerst aus dem rechtwinkligen sphärischen
Dreiecke zwischen dem Anfangspunkte der ersten Isocline, dem Breitenkreise desselben und
dem durch den Anfang der zweiten Isocline gelegten Meridian die Breite desjenigen Punktes
wo dieser Meridian die. erste Isocline durchschnitt, wodurch man die Breitendifferenz zwischen
diesem Punkte und dem Anfang der zweiten Isocline hatte. Legte man durch den letzten
Punkt einen auf die erste Isocline senkrechten Bogen, so entstand ein anderes sphärisches
Dreieck, welches den Werth von D gab, so nahe als man ihn hier zu wissen nöthig hat. Diese
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc. 7 9
Werthe beziehen sich also auf den Anfang der Curven. Die Änderung ihrer gegenseitigen
Entfernung in ihrem weiteren Laufe erkennt man aus den Werthen der Winkel
49
43 )
49
27
50
5 \
49
58 )
50
1!
50
I30cline 6flc
Pilsen 50"
Komotau 50
Teplitz-Scho'nau . . . 50
Bodenbach |50
Prag 1 50
Leipa ,50
Reiehenberg | 50
50
50
50
50
50
50
50
50
Czaslau. . . .
Chlumetz . . ,
Hohenelbe . ,
Nachod
Kwasnei
Reichenau . .
Leitomischl .
Senftenberg .
21',
14 I
8
;j
17 1
19
36)
26 )
38 }
43
43
32
28
Isocline Gö
B = 1-47.
Bregenz
Bludenz
Salzburg
Altheim . . . ■
Klattau
Scherding. . . .
St. Georgen . .
Vocklabruck .
Kremsmünster
Linz
Neuhaus
Seelau
Melk
Iglau
Hörn
Znaim
Brunn ')
47"
47
48
48
49
48
48
48
48
48
48
48
48
49
49
49
48
46' j
51 )
25 j
22
38
4
49
25
33
30
46
59
58
49
0
5
6
51
Isocline 65
B = 1-47.
Lundenhurg. .
Olmütz
Troppau
Trentschin -) .
Teschen
Szt. Miklös. . .
Krakau
Wieliczka . . .
Bergwerk ....
Kesmark ....
Sandec
Leutschau . . .
Tarnow 3) . . . .
Krosno
Sanok
Przemysl
Sambor
Isocline 64°
B — 1-46,
Isola bella ....
Sondrio
S. Christoph . .
Bormio
S. Maria
Stilfserjoch . . .
Landek
Imst
Brenner
Rattenberg ....
Brunnecken . . .
S. Johann. . . .
Lienz
Böckstein
Hofgastein ....
Badgastein. . . .
Gamskarkogel .
46°
46
46
46
46
46
46
46
47
46
47
46
47
47
47
47
47
15'
25
44
36 |
35 |
34
36 ;
40 |
3
54,
i !
57,
6 !
20
11 •
:\
') Wenn man Brunn berücksichtigt, so erhält die Curve die in der Zeichnung angezeigte Ausbieguug nach Süden. ~) bis 7) Die mit diesen Nummern
bezeichneten Stationen wurden in der Zeichnung nicht berücksichtigt. Dies wäre auch bei Carlawitz der Fall gewesen, wenn es nicht in Verbindung
mit Poschegaein annehmbares Ergebniss geliefert halte.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
81
S t atio n
Station
Isocline 64
B = 14«.
Golling 4)
Radstadt
Gmünd
Ischl
Lietzen
St. Lambreeht . . •
Admont
Kallwang
Eisenerz
Polsterberg
Erzberg
Aflenz
Brück
Gratz
Schottwien
Stein am Anger 5) .
Wien
Üdenburg
Pressburg
Neu-Szöny
Schemnitz
Losnncz
Erlau
Kaschau
Unghvar
46"
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
48
48
48
48
48
48
48
58'
7
19
11
19
•20
35
43
39
38
32
41
38
49
46
25
48
38
9
15
21
9
36
18
56
s )
Isocline 64°
B = 1-46.
Munkacz
Veretzke
Tarnopol
Czortkow
Isocline (}■>"
B = 1-311.
Mantua
Riva
Verona
Trient
Vicenza
Rovigo
Padua
Agordo
Belluno
Conegliano. . . .
Venedig
Udine
Görz
Bleiberg
Dobracz
Kreith
Triest
is
49
49
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
46
46
46
46
46
53
0
39
16
32
19
40 I
29 )
32 )
33 I
40 •,
43 j
45
42
56
0
3
i)
Isocline 63
B = 1-30.
Adelsberg
„ Grotte .
Klagenfurt
Laibach
St. Paul
Neustadtl
Cilli
Marburg
Agram
Gleichenberg . . .
Warasdin
Bellovär
Kenese
Tolna
Ofen
Szolnok
Tokai e)
Debreczin
Grosswardein. . .
Szathraar
Bistritz
Jakobeny
46"
46
46
46
46
46
46
46
4 6
46
46
46
46
46
46
46
47
47
47
47
47
47
7»)
il
1 I
11 i
15
16 |
m)
18
29 I
15 )
24
25
30
44
49
57
40
16
21
23
42
59
Isocline 62
B = 1-25.
Zara ')
Karlstadt
Mali Hallan . . .
Petrinia
Neu-Gradisca. .
Fünfkirchen . . .
Esseg
Szegedin
Temesvar
Arad
Dobra
Karlsburg
Klausenburg . .
Isocline 61°
B = 104.
Carlowitz
Poschega
Semlin
Belgrad
Weisskirchen . .
Karansebes . . .
Orsowa
Mehadia
1 1°
44
44
44
44
45
45
45
46
46
46
46
IG
16'
59 i
56 j
5
19
29
32
45
9)
11)
26
33
19
44 57
44 16
44 37
44
44 46
45 18
44 55
45
37 |
32 i
46
18 I
55 \
13 )
G. Horizontale Intensität.
Dieses Element zeigt, wie bekannt, eine Änderung, die jener der Inclination, die mit ihr
in engster Abhängigkeit steht, ähnlieh, aber in so ferne entgegengesetzt ist, als jene wächst,
wenn die horizontale Intensität abnimmt. Die Untersuchung hierüber kann also ganz in der-
selben Weise wie die vorige durchgeführt werden, und daher bedarf die folgende Tafel, wel-
che der entsprechenden bei der Inclination (Tafel XII) nachgebildet ist, keiner weiteren
Erklärung, als die Bemerkung , dass die Werthe von D den Abstand der Isodynamen angeben,
welche um Ol von einander entfernt sind, also den Abstand der Isodyname D90 von der
Isodyname 2*00, dann dieser von der Isodyname 2-10 u. s. f.
TAFEL XIV.
Anfangs- nnd Endpunkte der Isodynamen
im Jahre 1S50'0.
Best i m ni ungsorte
Breite
1-90
Anfang
Ende.
1-91
Anfang
Ende .
2-00
Anfang
Ende .
Kranzensbad, Plan, Karlsbad, Chiesch
Rzeszow. Xisko. Przeniysl. Kawa-Ruska
30 27'
40 19
49 36'
51 43
+ 12° 10'
Bregenz, Bludenz ....
Krosno, Nisko, Kawa-Ruska
27 25
40 12
47 29
50 23
+ 12 54
36'
Isola bella, Pavia, Mailand, Sondrio
Lemberg, Stanislau, Iirody, Tarnopol
26 51
42 34
46 9
49 44
+ 13
Denkschriften der mathem.-naturw, Cl. XX. Dd.
M
82
Karl Kr eil.
Isodyname
Bestimmungsorte
Ijär
ge
Breite
ip
ü
Anfang . . .
2" 05 „ ,
Ende ....
27°
43
42'
8
45°
48
19'
50
+ 13°
o'
1° 57'
2 23
1 48
2 0
2 9
2 2
2 0
1 55
1 59
Anfang . . .
2-10 „ ,
Ende ....
28
46
44
47
36
48
+ 12
21
Anfang . . .
2-45 Ende. . . .
32
41
4
48
44
46
10
+■12
48
Anfang . . .
2'20
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
33
42
53
47
4 3
45
5
10
+ 12
+ 3
3
54
42
45
47
43
45
45
10
22
45
48
43
25
45
48
22
13
+ 41
4
Odessa
Anfang . . .
2-30 •: J °
Anfang . . .
Ende. . . .
Anfang . . .
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
21
39
41
41
33
57
+ 9
52
36
Megline. Cattaro, Cettigne, Antivari, Durazzo
36
40
39
35
41
42
57
43
+ 11
2
40
45
35
8
42
43
43
26
+ 8
58
45
47
8
53
43
41
26
33
+ 22
7
5
Schlau geninsel .
47
51
53
1
44
44
33
0
— 9
58
1
44
45
0
3
+ 18
43
Cap Takli
54
Anfang . . .
2-^0 „ , 5
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
3 1
46
22
43
4 0
42
o
12
+ 13
7
46
52
43
40
42
41
12
49
— 3
42
52
40
23
41
43
49
17
+ 17
18
Anfang . . .
2'50 V A~
38
35
23
38
41
7
17
+ 9
44
Anfang . . .
2-60 „ ,
Ende. . . .
Anfang . . .
Ende ....
40
45
42
47
36
37
25
15
+ 9
20
45
47
9fi
37
15
9
O
11
Anfang . . .
2-70 „ ,
Ende ....
Anfang . . .
Ende ....
42
51
46
34
36
44
0
+ 9
7
46
30
36
36
0
35
+12
3
53
vAnfang . . .
2-S0 ir,-l
40
52
32
34
29
24
-p i
22
Anfang . . .
2-90 ^ *
Ende ....
47
52
34
2S
31
31
21
58
+ ~>
11
Wenn man die Ergebnisse dieser Tafel , nämlich die Werthe des Winkels
46
1
0
38
42
17
36
17
8
22
2
52
17
24
42
39
S
26
23
0
Silberberg 48 34
Kallwang j 47 31
Gratzen I 4S 44
Isodyname 4-56
Ba = 2 0, BE — 2-1
Eisenerz
Polsterberg
Erzberg
St. Paul
Aflenz
ein;
Gratz
Marburg
Schottwien
Warasdin
Bellcvär
Tolna
Belgrad
Grosswardein. . . .
Karlsburg
Klausenburg
Isodyname 4-54
Ba = 1-7, BE = 1-6.
Sondrio. . . .
S. Maria . . .
Stilfserjoch .
Mals
Imst
Riva
Verona ....
Meran
Innsbruck. .
Brenner . . .
Rovigo ....
Brunnecken
Couegliano.
Venedig . . .
Böckstein . .
Iscbl
Görz
Dobracz 46
Kreith 46
Pola 44
Adelsberg 45
Fiume 45
Laibach 45
Affram , 45
47°
15
47
19
47
19
46
43
47
24
40
18
46
49
46
43
47
20
46
16
40
14
46
10
45
3
47
8
46
0
46
32
46 34
46 26
46 28
46 41
47 17
46 10
45 21
46 43
47
47
Fünfkircben . .
Szegedin
Hermannstadt
45
46
45
44 56
46 45
45 38
45 24
46 53
47 33
45 41
Fogaros i 45
31
30
44
41
29
53
45
59
10
36
50
88
Karl Kr eil.
ß
45°
5'
45
0
45
•26
46
48
4G
8
44
44
46
44
45
51
45
5
44
37
45
20
45
19
45
32
43
39
46
31
46
17
43
54
44
26
44
44
41
1
18
ß
45°
20'
45
56
43
48
44
31
4 3
53
43
49
45
3
45
47
44
49
43
23
44
47
41
38
43
9
42
51
ß
43°
8'
42
23
41
28
42
49
44
34
44
36
41
54
41
44
41
24
41
46
42
13
41
12
41
12
40
55
40
21
S tation
ß
39°
2'
38
51
40
50
35
56
35
57
36
8
35
58
35
42
35
29
33
16
33
17
32
57
32
34
Isodyname 4 ■ 52
£A = 2-8, Be = 2 5.
Pavia
Cremona
Brescia
S. Christoph . .
Bormio
Mantua
Ganiskarkogel
Neustadtl
Ottocaz.
Mali Hallan . .
Petrinia
Isodyname 4° 50
Ba = ll, BE = 0-8
Mailand
Trient
Ancona
Lussin piccolo . . .
Sebenico
Spalato
Neu-Gradisca .
Esseg
Posckega ....
Aratl
Dobra
Kalafat
Bukarest
Cap Chersones
Trapezunt. . . .
Semlin ......
Temesvar . . . ,
Weisskhchen ,
Alexinatz . . . ,
Orsowa
Sinope
Isodyname 4*45
Ba = 21, £e= 21.
Gravosa
Ragusa
Cattaro
Cettigne
Karansebes
Mehadia
Cap Indje
Isodyname 4*40
Ba = i-8, Be = !•:
Isodyname 4 ■ 30
Ba = Bs = VI.
Corfu
Zante
Burgasz
Isodyname 4 ■ 20
BA = Be = 16.
Üerigo . . .
Candia . .
Rhodus . .
Adalia. . .
Limassol .
Latakia. .
Isodyname 4*45
2-1, BE = 2-1.
Lissa. . .
Curzola.
Molfetta
Brindisi ....
Megline . . .
Antivari ....
Durazzo ....
Valona
Ortaköj
Böjuk-Liuian
Isodyname 4- 10
Ba = AK = 1-0.
Bombäh
Alexandria
Jaffa
Beirut
Die Zahlen dieser Tafel zeigen, auch wenn sie derselben Curve angehören, eine so
bedeutende und sprungweise fortschreitende Verschiedenheit, dass man nicht daran denken
konnte, die Isodynamen aus den Angaben der einzelnen Stationen in derselben Weise graphisch
zu versinnlichen, wie es bei den übrigen Elementen versucht wurde. Es würden verworrene
sich mannigfach durchkreuzende Linien entstanden sein , die wenig Aufschluss gewährt hätten.
Betrachtet man diese Zahlen genauer, so sieht man leicht, dass sie sich dort, wo die Beob-
achtungsstationen dichter liegen, also innerhalb der Grenzen des Kaiserstaates, nach gewissen
Gebieten abtheilen lassen . dass z. B. sämmtliche Orte Böhmens sehr grosse Werthe von ß
geben, dass also dort die Isodynamen weit gegen Norden hinaufsteigen, oder mit anderen
Worten, dass der Magnetismus dort viel schwächer ist, als in den nächsten Bezirken von
Mähren und Schlesien. Gegen Osterreich und das nördliche Steiermark hin wächst er noch
mehr, und gelangt endlich zu seinem höchsten Werthe in den Ebenen Ungarns. Dies zeigt die
Tafel am deutlichsten in jenen Curven, welche Orte aus diesen verschiedenen Gebieten um-
fassen, wie die Isodynamen von 4-64, 4-62 und 4*60. In der letzten erreichen alle böhmischen
Stationen einen Werth von ß, der über 50° oder nicht viel weniger beträgt, die mährischen
und österreichischen geben durchschnittlich 48°, die ungarischen 47 bis 48 , in Galizien
wächst dieser Werth wieder, oder die Curven steigen gegen Norden, ohne jedoch die Höhe
wie in Böhmen zu erreichen, daher die aus den Endpunkten gerechneten Curven der Taf. XVI
nach Osten hin sich abwärts senken müssen. Auch in den südlicheren Gegenden hängen die
Werthe von der Breite ab , und es geben z. B. in der Isodyname von 4-52 die am südlichst
gelegenen Orte immer die kleinsten Werthe von ß, woraus sich der steigende Gang der Curve
4 -4 5 von selbst erklärt.
Allein auch in diesem Punkte darf man den einzelnen Stationen nicht zu viel Vertrauen
schenken, und um eine deutlichere und begründetere Ansicht über die Vertheilung der mag-
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
89
netischen Kraft innerhalb der Ausdehnung des durchforschten Gebietes zu erlangen, wurde
dasselbe in Strecken von einem Breitengrade und zwei bis drei Längengraden abgetheilt,
und die aus Tafel VI genommenen Werthe der Gesammtkraft an allen in einer solchen Strecke
liegenden Orten zu einem Mittel vereinigt. Auf diese Weise entstand die folgende Tafel, in
welcher die erste Horizontalreihe die Mittel aller Orte enthält, welche zwischen dem 50. und
51. Breitegrade liegen, und zwar in Abtheilungen, von denen die erste, die zwischen dem 30.
bis 32. Längengrad liegenden Orte: Franzensbad, Carlsbad, Chiesch, Komotau, Teplitz,
Schönau, Bodenbach enthält, die zweite jene unterm 32. und 33. Längengrad liegenden u. s. f.
Die mit n bezeichneten Zahlen sind die Anzahl der Stationen, welche zum Mittel verwendet
wurden.
TAFEL XVIII.
Übersicht der Intensität der Gesammtkraft
im .Jahre 1850-0.
Breite
Länge
27° bis 211°
Län^e
30° und 31°
Lange
32° und 33°
Länge
3-1° und .;:.<>
Länge
30° und 37
Lauge
38° und 3'.i°
Lauge
40° und 41«
Länge
42" und 13°
Mittel
Intcnsit. n
Intensit. 11
Intensit. n
[nteneit.
II
Intensit. 11
'lih-jiit.
n
1 IlU'llMt. R
Intensit. 1 n
50°
4'.l
48
47
46
44 und 45
4-551
4-541
-)4-534
8
11
1 1
4-631
4-579
4-574
4-570
4 '555
4-545
7
4
5
12
7
1
4-612
4 . 599
4-5S3
4-572
4-559
4-526
9
6
Ü
10
0
6
4-651
4-6-24
4 • 608
4-591
4-543
4-534
3
4
3
1
2
4-653
4-044
4-614
4 • 58 2
4 • 555
4 • 545
1
4
2
2
2
2
4-677
4- 055
4-604
4-582
4-511
4 -5li3
3
5
2
3
1
1
4-650
4-647
1 -608
4-602
4-564
4-506
1
5
4
2
g
5
4-672
4-629
4-617
4-589
4-579
4-530
!
2
3
3
•>
■_>
4 • 649
4-622
4-601
4-584
4 552
4-527
Mittel von 50° bis 4*°
., ,, 47 „ 44
4-542
33
4-595
4 ' 557
16
23
4-598
1 -55-2
21
•22
4-028
4-556
7
6
4-037
4-560
1
6
4 • 638
4-532
10
8
4-635
4*557
10
9
4-639
4-566
6
7
4-589
Diese Tafel, besonders die aus ihr gezogenen Mittel gewähren eine klarere Ansicht der
Änderung der magnetischen Intensität. Die einzelnen Spalten mussten in zwei Theile getrennt
werden, weil die Zahlen der höheren Breiten offenbar einen anderen ost-westlichen Gang der
Intensität anzeigen, als die tiefereu. Es umfasst daher das erste Mittel die Breitengrade von
50 bis 48 , das zweite jene von 47 bis 44. Um auch die Längengrade 34 und 35, unter denen
sich in der Breite von 50 Graden keine Station findet, in die Rechnung einbeziehen zu können,
wurde nach Angabe der übrigen G Spalten angenommen, dass die Intensität vom 50. auf den
49. Breitegrad um 0*027 abnehme, daher die Zahl 4-651 statt der fehlenden gesetzt.
Die Mittel von 50° bis 48° Breite zeigen , dass die Intensität bis zu Ende des 33. Längen-
grades , also innerhalb des Bereiches von Böhmen, viel schwächer ist als in dem unter glei-
cher Breite mehr östlich gelegenen Gebiete, denn schon bis zum 34. und 35. Längengrade
nimmt sie um 0-030 zu, und wird weiter östlich noch um 0-01 gesteigert. Vom 37. bis 43.
Längengrade aber ist sie im Mittel nur kleinen Änderungen unterworfen, wenn gleich die
einzelnen Stationen, wie man in der vorigen Tafel gesehen hat, den Einfluss der in jener
Gegend befindlichen Störungsquelle noch deutlich anzeigen. Diese Zunahme zwischen dem
33. und 34. Längengrade ist nicht allmählich, sondern, wie man sieht, plötzlich, was auf eine
*) Von den 14 Stationen, welche für dieses Mittel verwendet wurden, liegen die vier ersten, nämlich Isola bella, Como, Pavia un,j
Mailand unter dem 26. Längengrad. Ihr Mittel ist 4-521.
Denkschriften der mathein -naturw. Cl. XX. Ud. 12
90 Karl Kr eil.
Ursache hinzudeuten seheint, die nicht in grosser Entfernung, also wenn man sie in der Erde
annehmen will, nicht in bedeutender Tiefe, sondern nahe zu Tage zu suchen und in scharfe
Grenzen eingeschlossen ist.
Einen ganz anderen Gang zeigen die Mittel vom 47. bis 44. Breitengrade. In der west-
lichen Strecke von dem 27. bis 31. Längengrade deuten sie eine Zunahme der Kraft an, und
hiemit stimmt auch das Mittel 4-574 unter dem 48. Breiten- und 30. 31. Längengrade überein,
das aus folgenden österreichischen Stationen besteht:
Altheim • Länge = 30 51', Intensität = 4' 559
Scherding „ =31 4, , = 4-554
Vöcklabruck „ = 31 16, „ =4-584
Kremsmiinster „ =31 48, „ =4-584
Linz =31 4, „ =4-589
Auch hier zeigen die beiden westlichen Stationen eine auffallend kleine Intensität an im
Vergleiche mit den drei östlichen.
Die folgenden Zahlen dieser Mittelreihe, nämlich jene vom 31. bis 38. Längengrade
unterliegen nur kleinen Änderungen, aber von da bis zum 40. Längengrade erscheint die Kraft
viel schwächer. Geht man auf die Einzelzahlen der Tafel XVII zurück, so sieht man, dass die
Stationen zwischen dem 46. bis 44. Breiten- und 38. und 39. Längengrade, also die Stationen
Arad Intensität = 4'511
Semlin „ =4-486
Belgrad „ =4" 553
Temesvar „ =4-498
Karansebes „ =4' 474
daran Schuld sind. Ob sich hier ebenfalls eine Störungsquelle vorfinde, wie die unregelmäs-
sigen Zahlen anzudeuten scheinen, müssen zahlreichere Bestimmungen darthun. Ist sie vor-
handen, so würde sie sich gewiss auch über Carlowitz erstrecken, das wegen seiner abwei-
chenden Ergebnisse fast von allen früheren Untersuchungen ausgeschlossen werden musste.
Die Mittel der letzten Spalte enthalten den Gang der Intensität der magnetischen Kraft
von Norden gegen Süden. Sie wurden aus den 7 vorhergehenden Spalten gerechnet, da in
der ersten zwischen dem 50. und 48. Breitengrade keine Stationen vorkommen. Die Änderung
beträgt vom 50. bis 44. und 45. Breitengrad 0'122, oder den 0#026. Theil der mittleren Kraft
im Jahre 1850-0, und scheint in den höheren und tieferen Breitegraden rascher vor sich zu
gehen als in den mittleren.
Die Tafel XVIII gewährt auch die Mittel zur Beantwortung einer anderen mehrfach
angeregten Frage, ob nämlich die Intensität der magnetischen Kraft mit der Höhe in merk-
licher Weise abnehme oder nicht1). Es wurde nämlich während der Bereisung des westlichen
Theiles des Kaiserstaates an sieben erhöhten Punkten beobachtet, deren Höhenunterschied
über der Meeresfläche zwischen 690 und 1450 Toisen beträgt. Wenn nun mittelst der vorigen
Tafel die Werthe für die Intensität des Erdmagnetismus, welche in den nächst gelegenen
tieferen Stationen gefunden wurden, auf den geographischen Ort des Höhenpunktes zurück-
geführt werden, so ergibt sich daraus eine Vergleiehung, aus welcher die Änderung, welche
die Kraft mit der Höhe erleidet, abgenommen werden kann. Die folgende Tafel enthält diese
e
') Man sehe hierüber: Prof. Kof istka's Aufsatz „Über den Einfluss der Höhe und geognostisehen Beschaffenheit des Bodens auf
den Erdmagnetismus" in den Berichten über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. VI. Bd., S. 139.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
91
Orte und die daraus abgeleiteten Resultate. Die darin aufgeführten Werthe der Intensität sind
schon auf den geographischen Ort des Höhenpunktes zurückgeführt. In der letzten Spalte
bedeutet das Zeichen — , dass die Magnetkraft in der Höhe schwächer ist als in den tiefer
gelegenen Stationen.
TAFEL XIX.
Änderung der Intensität nach der Höhe.
O r t
Intensitäts - Unterschied
St. Christoph auf dem Arlberge
Bludenz
Landeck
S. Maria
Stilfserjoch (Ferdinandhöhe)
Sondrio
Bormio
Mals
Meran
Botzen
Brenner
Innsbruck
Battenberg
Brunnecken
Böckstein .
Salzburg .
Hofgastein
Badgastein
Golling . .
Gamskarkogel bei Gastein
Salzburg
Hofgastein
Badgastein
Golling
Dobracz bei Bleiberg
Görz
Bleiberg
Kreith
Polsterberg bei Eisenerz
Eisenerz
Erzberg
Kallwang
905 Toisen
288 „
406
1269
1443 „
162
684 '„
540
159
122
693 „
278
415
976
221
450
508
230
1248
221
450
508
230
1108
37
458
305
972
348
477
370
4-527
4-567
4-562
4-543
4 542
4-544
4-528
4-535
4-530
4-551
4-531
4-537
4-552
4-545
4-534
4-563
4-565
4-585
4-562
4-528
4-566
4-568
4-588
4-565
4-543
4-566
4-565
4-544
4-566
4-568
4-566
4-556
Arlberg =4-527
Stationen =4-564
Intensitäts-Unterschied . . = —0-037
Höhenunterschied = 3350 P. F.
S. Maria u. Ferdinand-Höhe . =4-542
Stationen =4-538
Intensitäts-Unterschied . . . = r0-004
Höhenunterschied =6140P. F.
Brenner =4-531
Stationen =4-545
Intensitäts-Unterschied . . = — 0-014
Höhenunterschied = 2270 P. F.
Böckstein =4-534
Stationen =4-569
Intensitäts-Unterschied . . = — 0-035
Höhenunterschied = 3740 P. F.
Gamskarkogel =4-528
Stationen . =4-572
Intensität-Unterschied. . . = — 0-044
Höhenunterschied = 5380 P. F.
Dobracz =4-543
Stationen =4-558
Intensitäts-Unterschied . . = — 0*015
Höhenunterschied = 5050 P. F.
Polsterberg =4-566
Stationen ■ . =4-563
Intensitäts-Unterschied . . = -pO-003
Höhenunterschied = 3440 P. F.
12*
92 Karl Kr eil. Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
Unter den sieben Höhenpunkten , welche in .dieser Tafel in Betracht gezogen werden,
zeigen fünf eine sehr merkliche Abnahme der Kraft mit der Höhe an, bei zweien findet sich
zwar eine Zunahme, aber so klein, dass sie jedenfalls weit innerhalb der Grenzen der Beob-
achtungsfehler liegt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die magnetische Kraft mit der
Höhe abnehme, und dass die Abnahme selbst schon in dem Bereiche unserer Gebirge merk-
lich sei. Im vorliegenden Falle würde sie, wenn man allen Bestimmungen gleiches Gewicht
beilegt, für eine Höhe von 1000 Toisen
0-00028
oder ungefähr den e/]00000Theil der Kraft betragen, wie sie im Jahre 1850-0 unterm 45.Breiten-
und 33. Längengrade gefunden wurde.
Da alle Elemente des Erdmagnetismus veränderlich sind, und sowohl an demselben Orte
mit der Zeit, als zur selben Zeit von einem Orte zum andern eine zu- oder abnehmende
Änderung erfahren, so scheint es zweckmässig, die einzigen Grössen, welche mehr als alle
anderen auf Unveränderlichkeit Anspruch machen dürften, besonders hervorzuheben. Es sind
dies die Unterschiede zwischen den Werthen, welche jedem Elemente gleichzeitig an ver-
schiedenen Orten zukommen, deren Betrachtung vielleicht im Verlauf der Zeit über die Art
und Weise Aufsehluss geben wird, in welcher jene Veränderungen vor sich gehen.
Aus dieser Ursache wurden die genannten Unterschiede zwischen Wien und den in der
Tafel VI enthaltenen Stationen in der folgenden Tafel zusammengestellt, welche zur leichteren
Auffindung derselben alphabetisch geordnet, aber in der zweiten Spalte mit den Nummern
der Tafel VI versehen ist, wodurch der gleichzeitige Gebrauch beider Tafeln erleichtert wird.
Als Vergleichpunkt wurden die Normalwerthe für Wien vom Jahre 1850-0, wie sie auf
Seite 63 angegeben sind, gewählt, und wenn an manchen Orten mehrere Bestimmungen des-
selben Elementes vorgenommen und in Tafel VI eingetragen wurden , so hat man zur
Anfertigung der Tafel XX die Mittel derselben benützt.
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
TAFEL XX.
Interschiede zwischen den in Wien und an anderen Orten bestimmten magnetischen Grössen
im Jahre ISöU'O.
(Das Zeichen 4- bedeutet, dass Wien grösser ist als der verglichene Ort.)
93
Nr. der
Tafel
VI
Unterschied in
I'eclination Iuclination Hör.- Int
esamnit-
kraft
Ort
Nr. der
Tafel
VI
Unterschied ia
Declination
-0°47 1 5
+ 3 52-5
+0 57-8
+5 54-0
— 1 24-0
-1 32-8
+0 12-5
— 1 32-6
— 1 26-3
— 0 15-4
-0 48-2
+ 1 7-4
-t-2 39-5
+ 4 1--2
— 0 42-4
-0 6-1
+ 7 15-1
(-4 44-2
— 0 22-5
— 2 33-7
—2 17-0
— 1 41-.-,
-I 25-9
—3 53-2
+ 3 14-6
+6 46-9
— 0 26-2
+ 3 8-5
—2 2-0
+ 3 51-4
— 0 13-7
+ 2 31-8
+ 0 53-8
+ 2 8-9
— 0 54-4
— 1 48-8
+ 3 39-4
+ 4 31-2
— 1 40-0
+ 1 57-8
— 0 58- 1
+ 2 32-4
+ 0 35-5
— 0 24-7
— 0 58-7
—2 36-5
+ 7 39-2
— 0 0-1
+ 4 22-8
+0 15-9
+ 2 15-0
— 1 46-3
— 1 1-3
+ 6 35-6
— 1 8-7
+ 0 25-4
Inclination
Hör
.-Int.
+ 1°53'
—0-1107
+ 2 57
— 0
1883
- 1 56
T-0
1149
+ 1 49
— 0
1106
+ 2 46
— 0
2070
4- 0 30
— 0
010S
t- 0 18
-0
0227
- 0 23
+ 0
0209
4- 0 49
— 0
055S
+ 0 35
— 0
0268
— 08
+ 0
0094
4- 1 20
— 0
079-2
i 0 4T
— 0
0485
— 0 38
+o
0555
T 4 56
— 0
•2674
;- 1 30
— 0
0949
f- 3 0
— 0
1951
+ 0 IS
— 0
0146
— 1 53
+ 0
1173
— 0 25
+ 0
0286
+ 19 42
— 0
9063
+ 1 42
— 0
1223
— 1 0
+ 0
0573
— 06
+ 0
0275
+ 6 28
— 0
390(i
4- 0 2
T»
0158
— 07
+ 0
0169
— 0 5
+o
0115
+ 0 32
— 0
0110
4- 3 55
— 0
2462
4- 0 28
-0
0215
4- 3 11
-0
1727
— 1 53
+ 0
1124
4- 2 40
— 0
1793
4- 1 53
-0
1104
0 0
-0
0196
4- 0 53
— 0
0668
— 0 23
-f-o
0001
4- 0 50
-0
0545
— 0 57
+ 0
0827
4- 1 56
-0
1293
+ 0 48
— 0
0627
— 1 53
+ 0
1296
— 1 5
+ 0
0502
4- 0 53
— 0
0451
— 0 25
+ 0
0305
— 0 29
+ 0
0202
— 1 20
+ 0
0937
4- 1 23
— 0
0812
4- 0 28
— 0
0302
— 05
+ 0
0152
+ 15 14
-0
7639
- 2 1
+o
1268
— 1 14
+o
0768
— 0 23
+o
0021
—
— 0
2365
— 0 13
— 0
0082
+ 0 28
-0
0201
+ 0 7
— 0
0049
+ 15 58
— 0
7779
— 0 25
+o
0283
+ 4 33
— 0
2525
kraft
Adalia
Adelsberg . . . .
„ Grotte
Admont
Aflenz
Agordo
Agram
Alexandria . . .
Alexinatz
Altheim
Ancona
Antivari
Arad
Beirut
Belgrad
Bellovär
Belluno
Bistritz
Bleiberg
Bludenz
Bodenbach . . .
Böckstein
Böjuk-Liman . .
Bombah
Bormio
Botzen
Bregenz
Brenner
Brescia
Brindisi
Brody
Brück
Brunn
Brunnecken. . .
Budweis
Bukarest
Burgasz
Candia
Carlowitz
Cattaro
Cerigo
Cettigne
Chersones Cap
Chiesch
Chlumetz
St. Christoph .
Cilli
Como
Conegliano . . .
Corfu
Cremona
Curzola
Czaslau
Czernowitz . . .
Czortkow
Debre^czin
Dobra
Dobracz
Dolina
Durazzo
Eisenerz
Erlau
Erzberg
232
70
71
79
94
30
113
229
179
45
53
153
176
238
168
130
31
208
60
6
69
40
227
197
11
22
5
24
9
138
214
96
128
29
78
220
222
215
159
148
195
152
234
46
102
10
98
2
32
158
8
134
100
219
218
180
190
61
206
154
87
166
89
147
t-6°17!8
-0 39
— 0
»2
-0
+ ö
+2
— 1
17
5
3
22
2
18
-0 41
+ 1
+ 2
+ 7
+2
+ 0
+3 44
— 1 3
—2 54
— 1 21
4-6
+ 3
0
6
—2 42
— 2 29
— 2 52
—2 16
—2 48
+ 1 17
+ 4 30
_0 17
— 0 14
+ 4 30
+ 5 32
+ 3 52
+ 2 30
+ 1 30
+ 3 4
+ 7 20
— 1 50
— 0 34
— 0
—3
— 1
+ 1
2
+ 0 35
-0 30
+ 4 8
+4 43
+ 2 50
+ 3 19
+ 4 28
+ 1 37
— 0 34
+ 1 46
+ 1 16-3
+ 12°25
+ 1 33
+ 1 28
+ 0 17
+ 0 23
+ 0 49
+ 1 i7
+20 37
+ 4 9
— 0 27
+ 3 11
41
17
+
+
+ 17 15
4-3 1
+ 1 41
+ 0 58
+ 1 43
0 52
0 13
- 2 15
+ 0 31
+ 86
+ 17 53
+ 0 21
+ 0 25
— 0 32
f 0 19
1 7
6 56
— 0 27
+ 0 26
— 0 58
+ 0 26
— 0 47
+ *
+ 6
+ 14
+ 3
+ -t
+ 12 43
+ 5 11
4 29
1 34
1 30
0 1
3
51
3
3
53
+
1 24
0 37
+
+
+
+ 1 11
+ 8 20
+ 1 21
+ 4 22
— 1 14
+ 0 56
+ 0 44
1 5
2
0
(i
6
(- 0 22
+ 0 46
+ 0 17
+ 2 17
43
51
15
15
— 0
-0
-0
-0
— 0
— 0
— 0
— 0
-0
+o
— 0
— 0
— 0
-0
— 0
-0
-0
— 0
-0
4-0
+o
-0
— 0
-0
— 0
— 0
+o
+o
-0
— 0
— 0
— 0
+o
-0
+o
-0
— 0
— 0
— 0
— 0
-0
-0
— 0
+ 0
+o
-t-o
— 0
— 0
— 0
— 0
— 0
— 0
+o
— 0
— 0
-0
-0
— 0
— 0
— 0
-0
— 0
— 0
— 0
6247
0918
0907
0151
0186
0472
1050
9189
2577
0406
1814
3008
1283
8380
1994
1043
0584
1248
0535
0248
1322
0147
4749
8152
0003
0174
0416
0010
0519
3708
0048
0263
0621
0123
0499
2545
3558
6816
2079
2791
6257
2S97
2821
1093
0924
0241
0880
0208
0685
4304
0686
2430
0859
0871
0639
0766
1583
0421
0372
3423
0191
0642
0122
1327
+ 0
+ o
+ 0
+o
-T-o
+o
+0
+ 0
+ 0
+o
+ 0
+0
+ 0
+o
+ 0
l-o
+o
— 0
+o
— 0
+ 0
+o
+ 0
+o
+0
T»
+o
+o
+o
-0
+o
— 0
+ 0
— 0
+o
+o
+o
+ 0
+o
+0
+o
+o
— 0
-0
+ 0
+ 0
+ 0
+ 0
+ 0
+ 0
+ 0
-0
— 0
— 0
+ 0
+ 0
+ 0
-0
+ 0
+0
-0
+ 0
+ 0
■351
•042
■032
•01-2
•021
•026
•049
•564
•072
•026
•093
•189
•074
•436
■032
■035
•025
•004
•020
•021
•079
•051
•157
•518
•057
•029
•0117
•054
•063
•210
•087
•011
•019
•043
016
•065
•228
•409
■019
•108
•378
■147
•069
•021
034
•058
■027
•053
•036
•264
■062
• 1 31
■008
•045
•025
•003
■074
•042
044
•181
■017
•020
•019
■065
Fiume
Fogaros
Franzensbad .
Fünfkirchen. .
Galatz
Gamskarkogel
Gastein (Bad)
St. Georgen . .
Gleichenberg.
Gmünd
Golling
Görz
Gratz
Gratzen
Gravosa
Groswardein .
Hermannstadt
Hofgastein . .
Hohenelbe. . .
Hörn
Jaffa
Jakobeny . . . .
Iglau
Imst
Indje Cap. . . .
Innsbruck . .
St. Johann. . .
Ischl
Isola bella . . .
Kalafat
Kalakri Cap .
Kallwang. . . .
Karansebes . .
Karlsbad
Karlsburg . . .
Karlstadt. . . .
Kaschau
Kenesche. . . .
Kesmark ....
Klagenfurt. . .
Klattau
Klausenburg .
Kolomea
Komotau ....
Krakau
Kreith
Kremsmünster
Krosno
Kwasnei ....
Lagosta
Laibach
St. Lambrecht
Landeck ....
Latakia
Leipa
Leitomischl . .
Lemberg ....
Lesina
Leutschau . . .
Lienz
Lietzen
Limassol
Linz
Lissa
212
34
144
223
43
42
55
111
54
44
59
103
86
140
182
207
41
105
107
235
216
106
16
236
23
35
56
1
193
225
85
185
38
202
104
175
142
169
74
48
203
213
51
160
62
67
181
117
131
81
75
15
239
82
122
205
126
171
37
72
233
73
116
+0-051
-f-0-045
—0-063
T-0 -042
—0-021
-pO-057
—0-002
— 0-016
-t-0-006
+ 0-032
i-0-009
+ 0-036
+0-018
-t-0 -023
+ 0-158
+0-027
i-0-038
+ 0-016
—0-050
-0-003
+ 0-519
—0-001
—0-036
+ 0-047
4-0-118
+ 0-042
-1-0-020
+ 0-039
+ 0-062
-t-0-063
+ 0-027
+ 0-1U
—0-060
+0-023
+ 0-052
— 0-042
—0 • 007
— 0-064
+0-012
+ 0-034
+ 0-019
-o-oii
—0-018
—0-068
+ 0-041
-1-0-001
—0-035
—0-007
+ 0-039
+ 0-008
+ 0-021
+ 0-384
—0-052
-0-030
—0-061
—0-055
+ 0-031
+ 0-003
+ 0-424
—0-004
+ 0-137
94
Karl Kr eil. Magnetische und geographische Ortsbestimmungen etc.
Ort
Nr. der
Tafel
VI
Unterschied in
Declination Inclination Hör. - Int
Ort
Nr. der
Tafel
VI
Unterschied in
(.iesamm
Declination Inclination Hör. - Int. kraft
Losoncz
Lundenburg . . .
Lussin piccolo. .
Mailand
Mals Hallan
Mals
Mantua
Marburg
S. Maria
Maros -Vasärheli
Megline
Mehadia
Melk
Merart
Szt. Miklös
Molfetta
Munkacz
Nachod
Nagy-Bänya . . .
Neu-Gradisca . .
Neuhaus
Neustadtl
Neu-Szöny
Nisko
Odessa
Odenburg
Ofen
Olmütz
Orsowa
Ortaköj
Ottocaz
Padua
Parenzo
St. Paul
Pavia
Petrinia
Pilsen
Pisek
Plan
Pola
Polsterberg
Poschega
Prag
Pressburg
Przemysl
Radstadt
Ragusa
Rattenberg
Rawa Ruska . . .
Reiehenau
Reichenberg . . .
Rhodus
Riva
Rovigo
Rzeszow
Salzburg
157
132
80
4
109
14
17
108
12
209
145
189
99
21
156
129
191
115
200
136
91
93
143
184
231
127
151
135
188
226
101
28
58
90
3
120
49
68
36
66
88
161
76
133
192
52
141
26
201
118
92
224
18
27
183
39
+ 2" 1
4-0 22
— 0 39
-3 39
—2 31
—2 9
HO 6
—2 34
-H3 22
-Hl 2
+ 2 57
— 0 22
-2 33
-Hl 41
-HO 43
H3 17
+ 3 42
4-0 39
— 0 52
+ 1 4
4-3 26
■\-i 57
r0 10
4-1 11
HO 28
+ 2 58
4-5 54
-0 25
— 1 36
— 1 11
— 0 22
-3 32
4-0 8
— 1 19
— 1 59
— 0 42
4-1 39
-1 2
4-0 n
4-3 57
-1 18
-Hl
16
—2 1
4-4 14
— 0 16
— 1 12
4-5 6
4- 0°10
— 0 26
1
- 1
0 16
22
4
r
-H 0 20
H 2 2
5 13
3 37
0 18
0 23
0 18
6 12
0 37
1 33
1 25
H 2 21
- 0 49
4- 1 38
H 0 37
- 0 59
t- 2 8
t 0 15
r 0 47
- 1 2
4- 3 30
4- 7 59
4- 2 20
1 24
+
—0-0271
4-0-0153
—0-1317
-0-0471
—0-1614
-(-0-0004
—0-0724
—0-0634
-0-0058
—0-1463
-0-2843
-0-1945
H0-0178
—0-0068
4-0-0034
-0-3276
-0-0481
4-0-1134
— 0-
— o-
— 1 27
4-3 10-3
— 1 42-8
+
4- 0 56
4- 1 9
4-2 0
— 1 16
— 0 52
— 1 37
4- 2 3
4- 0 21
3 41
1 53
4- 0 17
— 0 32
4- 0 6
4- 4 47
— 06
— 0 51
— 1 21
— 2 3
4-13 7
r i i
4- 1 38
— 0 46
— 0 30
1105
1362
4-0-0623
—0-0864
—0-0431
4-0-0405
—0-2592
—0-0243
— 0-0510
4-0-0568
—0-2043
—0-4546
—0*1335
-0-0862
—0-0559
—0-0543
—0-1139
4-0.0930
4-0-0739
t-0-1012
-0-1232
—0-0168
—0-2317
-r-0-1033
—0-0176
4-0-0007
-0-0085
-0 2728
t-0-0I58
t- 0-0343
0912
1271
-0-6513
-0-0485
-0-0988
-0-0190
-0-0248
■0-
r0-
—0-035
—0-035
t-0-084
4-0-078
4-0-070
4-0-045
4-0-056
4-0-029
i- 0-042
-0-002
4-0-162
HO -127
—0011
0-047
—0-042
0-202
—0-008
4-0-002
—0-020
H0-067
4-0-008
4-0-066
4-0-003
—0-073
-0-229
-0-014
-0-012
—0-043
4-0-091
4-0-180
4-0-070
4-0-031
4-0-025
4-0-063
4-0063
H0-003
4-0-027
—0-039
4-0-040
H0-019
r0-060
-0-035
4-0-006
—0-089
— 0-003
4-0-128
4-0-020
-0-065
— 0-016
—0-053
4-0 374
4-0-055
4-0-040
—0-086
4-0-003
Sambor ,
Sandec
Sanok
Schässburg
Schemnitz
Scherding
Schlangeninsel .
Schönau b.Tepl.
Schottwien
Sebenico
Seelau
Semlin
Senftenberg
Silberberg
Sinope
Skole
Sondrio
Spalato
Stanislau
Stein am Anger
Steinberg
Stilfserjoch
Stry
Suczawa
Sulina
Szathmar
Szegedin
Szolnok
Takli Cap
Tarnopol
Tarnow
Temesvär
Teplitz
Teschen
Tokai
Tolna
Trapezunt
Trentschin
Trient
Triest ,
Troppau ,
Udine
Unghvär ,
Valona ,
Venedig ,
Veretzke
Verona
Vicenza
Vöcklabruck . . .
YVarasdin ,
Weisskirchen . ,
Wieliczka . . . .
„ Bergwerl
Zante
Zara
Znaim
198
170
186
211
150
50
230
65
110
112
97
167
124
84
237
199
7
125
210
119
83
13
204
221
228
194
164
165
240
217
173
174
64
146
178
149
241
139
20
63
137
47
187
155
33
196
19
25
57
121
177
162
• 163
172
95
114
+ 2
4-3
+ 3
+ 1
— 1
4-6 42
— 0 19
— 0 3
-0 38
+ 2
-HO
4-7 51
H4 2
—2 34
4-0 5
4-4 29
4-4 9
4-4 43
4-6 16
4-3 22
+ 2 13
4-1 51
4-9 12
4-4 16
4-2 21
4-2 43
— 1 25
4-0 59
4-2 46
4-1 2
4-10 28
—2 23
-0 58
4-0 47
4-3 10
-j-1 43
— 1 30
4-3 46
—2 5
-2 4
— 1 7
4-2 31
4-1 49
+ 2 14
— 0 19
— 0 1
— 0°15'
— 0 29
— 0 25
4- 2 34
4- 0 13
— 0 27
4- 3 36
-24
4- 0 22
3 19
1 7
3 4
-H
t-
— 1 26
— 0 28
4- 6 35
H 0 12
-H 0 27
4- 3 34
4- 0 22
4 0 26
— 0 34
4- 0 19
0 5
1 33
+
0 59
1 53
4- 2 36
— 28
— 0 48
4- 0 57
H 1 30
4-8 7
— 0 32
4- 0 59
4- 1 33
— 1 4
4- 1 11
+ 0 30
4- 7 12
1 29
0 22
1 11
1 15
0 21
1 28
3 9
0 56
- 0 59
4-10 27
4- 2 24
— 0 31
— 0
0028
— 0
048
-l-o
0198
— 0
035
T-0
0077
— 0
052
— 0
1763
4-0
014
— 0
0253
-0
022
4-0
0456
+o
031
— 0
2765
— 0
043
+o
1352
— 0
037
— 0
0195
4-0
016
— 0
1898
4-0
095
-ho
0789
— 0
005
-0
1703
ro
099
+0
0853
— 0
045
H-0
0436
4-0
023
— 0
4044
4-0
105
— 0
0347
-0
046
— 0
0091
4-0
053
-0
2030
4-0
103
— 0
0438
— 0
039
— 0
0454
— 0
032
-f-o
0437
4-0
007
-0
0039
4-0
043
— 0
0340
— 0
066
— 0
1137
— 0
006
-0
2552
— 0
0769
-0
014
— 0
1154
-t-o
042
— 0
0823
-0
005
-0
3081
-0
043
— 0
0202
— 0
063
4-0
0325
-0
116
-0
1441
4-0
087
-HO
1320
— 0
058
-HO
0424
— 0
037
— 0
0666
4-0
004
-0
0992
-t-o
008
-0
5231
4-0
072
HO
0118
— 0
063
— 0
0356
t-o
078
-0
0915
ro
043
4-0
0543
— 0
055
— 0
0692
40
035
— 0
0467
— 0
024
— 0
3886
4-o
209
— 0
0863
4-0
044
— 0
0345
— 0
01S
— 0
0663
fo
042
-0
0759
-HO
030
-HO
0301
-HO
001
— 0
0918
4-0
029
— 0
1858
-t-o
079
4-0
0317
— 0
085
4-0
0405
— 0
074
— 0
5262
4-0
322
— 0
1653
r-0
013
4-0
0259
-0
027
<*> 'S I
— ä
^
--
3
5
n
95
ÜBER
WIRBELSYNOSTOSEN UND WIRBELSUTUREN
BEI FISCHEN.
VON
Professor HYRTL.
(OlLlt i Sa-feEu..)
VORGELEGT IN DEU SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 19. MÄRZ 1860.
.His war kaum zu vermuthen, dass in einer Thierclasse, in welcher ein hoher Grad von
Beweglichkeit der Wirbelsäule eine noth wendige Bedingung der Locomotion abgibt, Ver-
schmelzungen der Wirbel so häufig auftreten, wie dieses bei den Fischen der Fall ist,
ja in einer Familie dieser Classe selbst Verbindungen der Wirbel durch Näthe in grösseren
Strecken normgemäss jede Beweglichkeit ausschliessen.
Ausser den Verwachsungen der vordersten Wirbel bei den Siluroiden und einigen Cypri-
noiden, und ausser dem mit Verschmelzung begleiteten Eingehen der äussersten Schwanz-
wirbel bei einzelnen Gattungen fast aller Fischfamilien mit zweilappiger Schwanzflosse,
kommen an der Wirbelsäule der Fische noch besondere Verwachsungsformen einzelner oder
mehrerer Wirbel vor, welche theils mit Verkümmerung derselben einhergehen, theils ohne
diese auftreten. Letztere sind Ereignisse einer Altersmetamorphose, wie sie auf Tab. I, Fig. 2
von Ciarotes Heuglini dargestellt ist. Erstere datiren als primitive Entwicklungsanomalien,
höchst wahrscheinlich aus dem Fötalleben. Ein Beispiel dieser Art lieferten uns schon bei
früherer Gelegenheit die Mormyri. Ich bemerkte von Mormyrus dorsalis1), dass sein zwölftletzter
Wirbel länger als seine vorderen und hinteren Nachbaren ist, und zwei obere und untere
Dornen trägt. Er ist ein Verschmelzungswirbel.
l) Anatoniische Mittheilungen über Mormyrut und Gymnarchus. Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, XII. LSand,
Seite 19 des Separatabdruckes.
96 Joseph. Hyrtl.
An einem zweiten mittlerweile aequirirten Exemplare von Mormyrus dorsalis fehlt diese
Verschmelzung, und sein zwölftletzter Wirbel ist an Länge den übrigen gleich, mit einfachem
oberen und unteren Dorn.
Die Durchsicht meiner sehr reichen Privatsammlung von Fischskeleten lieferte neue Bei-
spiele solcher Verwachsungen in bedeutender Anzahl, und gestattete, da mehrfache Exem-
plare einer Art in verschiedenen Altersperioden mir zu Gebote stehen, ein Urtheil über con-
staDtes oder unconstantes Vorkommen, über primitiven oder secundären Ursprung derselben.
Die Veranlassung der angeborenen oder primitiven Synostose scheint ein Zurückbleiben
der Entwicklung der Wirbelkö'rper zu sein. Werden diese durch unbekannte Bedingungen in
ihrer Ausbildung so gehemmt, dass ihre Länge nur die Hälfte, ein Drittel oder Viertel einer
gewöhnlichen Wirbellänge beträgt, so würde, wenn keine Synostose einträte, in dem diesen
verkümmerten Wirbeln angehörigen Segment der Wirbelsäule eine grössere Anzahl von Ge-
lenken auftreten, seine Beweglichkeit somit grösser und seine Festigkeit kleiner sein, als an
gleichlangen Stücken der übrigen Wirbelsäule. Entsteht aber aus den verkümmerten Wirbeln
durch Synostose ein Verschmelzungswirbel, welcher nie länger gesehen wird, als V/2 gewöhn-
liche Wirbel zusammen, und kommt überdies die Synostose an solchen Stellen der Wirbel-
säule vor, welche Flossen tragen, und desshalb einer grösseren Festigkeit benöthigen , so wird
die Synostose für die Festigkeit der Wirbelsäule weit weniger Nachtheil bringen , als mit
Getrenntbleiben der verkümmerten Wirbel gegeben sein würde.
I. Polypterus Bichir.
Erdl erwähnt am Schlüsse seiner Abhandlung über das Skelet des Gymnarchus niloticus1),
einer bei Polypterus vorkommenden Verwachsung einzelner Wirbel. An zwei Exemplaren
dieser Gattung war bei dem einen der zwölfte, dreizehnte und vierzehnte, bei dem anderen
nur der zwölfte und dreizehnte Wirbel verwachsen. Der dadurch gebildete gemeinschaftliche
Wirbelkörper war nur um die Hälfte länger, als der nächstfolgende einfache. Die Processus
spinosi desselben waren schmäler, mehr an einander gedrängt; die Processus transversi an
ihrer inneren Hälfte mit einander verwachsen, an der äusseren frei. Obgleich Agassiz und
J. Müller dieses Umstandes nicht erwähnen, vermuthete Erdl dennoch, dass die bemerkte
Verwachsung etwas Constantes sei, wogegen jedoch, wie ich glaube, schon die an zwei Exem-
plaren beobachtete Verschiedenheit sprechen muss.
Alles hier Mitzutheilende deutet auf Zufälligkeit dieses Vorkommens hin.
Ich habe sieben PolypterusSkelete (6 Polypterus Bichir und 1 Polypterus Endlicher/') vor
mir, und finde die Synostose nur an zweien. An dem jüngeren Exemplare kommt sie am
34. und 35. Bauch wirbel, an dem älteren zwischen dem 30. und 31. Bauchwirbel vor.
Der verschmolzene Wirbel des älteren Exemplares ist nur um etwas länger als seine
nächst vorderen und hinteren Nachbarn. Er hat wie alle übrigen Wirbel nur eine einfache
Grube an der Seitenfläche seines Körpers, allein seine doppelten Quer- und Dornfortsätze
bezeugen seine Geltung für zwei. Von den Dornfortsätzen geht der vordere in der Mitte, der
hintere am hinteren Ende der oberen abgerundeten Kante des Wirbelbogens ab3). Beide
') Beschreibung des Skelets von Gymnarchus niloticus, nebst Vergleiehiing mit »Skeleten formverwandter Fische, in dun Abhand-
lungen der math.-physik. Classe der Münchner Akademie, 5. Bd., 1. Abthlg. pag. "J47.
-J Tab. I, Fig. 1, lit. bb.
Über Wirbelsynostosen und Wirbelsuturen bei Fischen. 9 7
unterscheiden sich in nichts von den Dornen einfacher Wirbel. Nur der vordere verbindet
sich mit einem Flossenträger. Die beiden Querfortsätze dagegen1) haben einen gemeinschaft-
lichen Ursprung am unteren Rande der Seitenfläche des Wirbelkörpers. Der hintere hält die
Mitte dieses Randes, und besitzt die allen Querfortsätzen zukommende Richtung nach aussen.
Der vordere dagegen divergirt mit dem hinteren, und richtet sich ein wenig nach vorn. —
An dem jüngeren Exemplare divergiren beide Fortsätze von einander, und gehen von der
Mitte des unteren Randes der seitlichen Wirbelfläche aus. Es fällt zugleich auf, dass die
Querfortsätze der nächst vorderen und hinteren Wirbel, die ersteren die Richtung des vor-
deren, die letzteren die Richtung des hinteren Querfortsatzes des verwachsenen Wirbels
annehmen.
Über die Bedeutuno- dieser Verwachsung als zufällige Anomalie kann dem Gesaaten
zufolge kein Zweifel sein. Bemerkenswerth ist, dass selbst die Wirbelzahl bei einzelnen Indi-
viduen von Polypterus Bichir verschieden ist. An dem jüngsten Exemplare betrug sie 63, — an
dem älteren, mit Wirbelsvnostose behafteten, 65, — an den übrigen, ohne Verwachsung 66, —
bei Polypterus Endlicheri nur 56. Die Synostose ist so vollkommen, dass auch nicht die
geringste Spur einer Duplicität am Wirbelkörper zu sehen ist. Ein senkrechter Durch-
schnitt der verwachsenen Wirbel Hess kein Überbleibsel einer Intervertebralhöhle erkennen.
Sie datirt also entweder aus den frühesten Lebensperioden des Thieres, oder ist schon in
der ersten Entwicklung der Wirbelsäule gegeben, und die beiden betreffenden Wirbel waren
niemals getrennt.
An einem der nicht mit Wirbelsynostose behafteten Exemplare war der 25. Wirbel kür-
zer als der 24. und 26. Er hatte keinen oberen Dornfortsatz. Dieser war auf den 26. Wirbel
gepflanzt, welcher zwei Dornfortsätze von gleicher Länge und Stärke hatte.
II. Amia calva.
Auf das Vorkommen von Wirbelsynostosen bei Amia hat Stannius zuerst aufmerksam
gemacht2), und das stellenweise Verschmelzen der bei dieser Gattung an der Schwanzwirbel-
säule auftretenden Schaltwirbel mit den eigentlichen Wirbeln angegeben. Es heisst an jenem
Orte: „Merkwürdig ist der Umstand, dass an einigen Stellen der Schaltwirbel mit dem ge-
nuinen Wirbel zu einem Stücke verschmolzen ist; z. B. zwischen dem elften und zwölften
Schwanzwirbelkörper findet sich kein Schaltstück, aber der elfte Wirbel körper ist sehr lang,
und trägt in seiner hinteren Hälfte die die Schwanzwirbel charakterisirenden Knorpelapo-
physen ; der einundzwanzigste ist wieder sehr lang, und verhält sich in seiner vorderen
Hälfte wie ein Schaltwirbel." Stannius hielt diese Verschmelzung eines genuinen Wirbels
mit dem zuirehöriafen Schaltwirbel nicht für constant.
Ich habe fünf Skelete von Amia verglichen und finde:
1. dass die Schaltwirbel bei Amia ocellicauda und Amia calva hinter dem 5., 6. oder
7. Caudalwirbel beginnen.
2. Dass bei einem Exemplar von Amia calva, an welchem die Schaltwirbel hinter dem
sechsten Caudalwirbel beginnen, der siebente keinen Schaltwirbel besitzt.
l) Tab. I, Fig. 1, lit. aa.
-j Handbuch der Zootomie. 2. Aufl. 1. Heft. pag. 21.
Denkschriften Her niathem.-nacurw. Cl. XX lid. 13
98 Joseph Ui/rtl.
3. Dass bei Amia ocellicauda alle Schwanzwirbel vom fünften bis zum einundzwanzig-
sten mit Schaltwirbeln ausgestattet sind; vom einundzwanzigsten an bis zum letzten (32.) die
Schaltwirbel fehlen; sonach auch keine Synostose zwischen genuinen und Schaltwirbeln vor-
kommt. Alle Wirbelkörper nehmen desshalb an Länge in einem gleichförmig fortschreitenden
Verhältnisse ab.
4. Bei einem halbgewachsenen Exemplare von Amia calva, bei welchem die Einschal-
tung accessorischer Wirbelkörper am siebenten Schwanzwirbel begann, hören die Schalt-
wirbel mit jenem des zwanzigsten auf. Der 21. Wirbel ist etwas länger als der 20., aber nicht
auffallend. Er trägt zwei obere Dornen, was nicht der Fall sein könnte, wenn er mit seinem
Schaltwirbel verwachsen genommen wird. Der 24. Wirbel ist wieder etwas länger als sein
Vormann, und trägt einen oberen so wie zwei untere Dornen, was gleichfalls gegen eine
Verwachsung mit einem zugehörigen Schaltwirbel spricht.
5. An einem vollkommen ausgebildeten sehr alten Exemplare von 24 Zoll Länge, bei
welchem die Schaltwirbel hinter dem sechsten begannen, ist der 20. Wirbel des Schwanzes
etwas länger als der nächst vordere, mit einfachem oberen und unteren Dorn. Er kann
immerbin als mit seinem zugehörigen Schaltwirbel verwachsen angesehen werden. Der
21. Wirbel besitzt einen getrennten Schaltwirbel; der 22. keinen. Der 23. Wirbel ist doppelt
so lang als seine Vorfahrer, trägt jedoch zwei obere Dornen zur Gänze, einen unteren Dorn
ganz, und einen zweiten nur zur Hälfte, indem die andere Hälfte vom nächstfolgenden Wirbel
getragen wird, welcher keinen oberen Dorn besitzt. Die elf folgenden Schwanzwirbel haben
sämmtlich untere Dornen, und nur die zwei ersten von ihnen auch obere.
6. Bei dem 26 Zoll langen Exemplare, an welchem die Schaltwirbel am fünften Schwanz-
wirbel beginnen, hat der 21. keinen Schaltwirbel. Der 22. ist länger als der nächst frühere,
hat zwei obere und einen unteren Dorn1). Der 23. hat gewöhnliche Länge; keine oberen, aber
einen starken unteren Dorn, welcher zugleich vom 24. Wirbel getragen wird. Der 25. hat
wieder keinen oberen aber einen dicken unteren Dorn, und die folgenden neun Wirbel be-
sitzen sämmtlich untere, aber nur die drei ersteren ihre oberen Dornen. Die Wirbelsyno-
stosen bei Amia sind also weder constant, noch wo sie auftreten, auf dieselben Wirbel
angewiesen. Ein verticaler Durchschnitt der verschmolzenen Wirbel lässt keinen Überrest
eines Cavum intervertebrale erkennen. Die Verschmelzung ist somit eine primitive.
III. Thynnus vulgaris.
Ein ähnlicher Fall unconstanter Wirbelsynostose ereignet sich beim Thunfisch.
Ich besitze die Skelete zweier gleichgrosser, dritthalb Schuh langer Thunfische, welche
ich der gefälligen Güte des Herrn Dr. Jakovöid in Porto-re bei Fiume verdanke. Der 20.
und 27. Wirbel des einen Exemplares sind verwachsen, jene des zweiten frei. Der verwach-
sene Wirbel ist nur um die Hälfte länger, als die nächsten Nachbarn.
Alle Attribute der übrigen Wirbel finden sich doppelt an ihm, und eine in der Mitte
seiner Seitenfläche senkrecht sich erhebende Firste markirt scharf den Ort der Verschmel-
zung. Auch hier findet es sich, dass der vordere seiner beiden oberen Dornfortsätze die mehr
J) Tab. II, Fig. 3.
Über \\7r/f/.si/uo.s/n.scn und Wirbelsuturen bei Fischen. 99
senkrechte Richtung der nächst vor ihm stellenden Dornen annimmt, — der hintere die mehr
nach hinten geneigte der folgenden'). Auch bei Thynnus fehlt im Inneren des verschmolzenen
Wii-bels der intervertebrale Ilohlkcgcl. Eben so variirt bei diesen beiden Exemplaren der-
selben Art die Gesammtzahl der Wirbel. Sie beträgt an jenem, wo Verwachsung vor-
kommt 38, an dem anderen 41.
Bei Thynnus Pelanu's, Thynna.s ahtl.onga, 'Thynnus cerua/i.s, Thynnus canagurta und Thyn-
nus braehypterus fehlt die Verschmelzung, so wie bei allen übrigen Gattungen der Scombe-
roidetf, mit Ausnahme zweier. iJicsc sind:
1 . Stromateus griseus.
Bei dieser Art finde ich den zweiten und drillen, so wie den achten und neunten Bauch-
wirbel verwachsen. Die ersten beiden bilden einen Wirbel, welcher nicht merklich grösser
als ein gewöhnlicher ist, aber zwei Dornfortsätze und zwei Rippenpaare trägt. Der achte und
neunte Wirbel besitzen zwar getrennte Körper, aber ihre Itornforisätze sind zu einem ein-
zigen Dorn von doppelter Breite verwachsen.
Einen besonderen osteologisehen Charakter dieses Genus will ich hier noch erwähnen.
Der erste Flossenträger t\^v Afterflosse isl durch seine Länge ausgezeichnet. Er ragt nicht
wie die übrigen, und wie es bei allen Fischen der Fall ist, /.wischen die unteren Dornen <\<-r
Schwanzwirbel hinein, mit welchen er in der Regel parallel ist, sondern steigt schief mich
hinten und oben empor. Er ist auch nicht einfach, wie es alle Flossenträger sind, sondern
besteht aus zwei gleichlaufenden Stäben, welche die unteren hörnen d^r vorderen Schwanz-
wirbel zwischen sich lassen, und mit, ihnen verwachsen. Bei Htroiuntfus jlatola stecken fünf
untere Sehwanzwirbeldornen in dieser Klemme2), bei Stromateus griseus nur 4, — bei
Stromateus stellatus ebenfalls 4, — bei Stromateus cryj>tosus nur zwei, aber der untere Dorn
des dritten Schwanzwirbels spaltet sich in zwei Schenkel, deren vorderer den schief aufstei-
genden Flossenträger begegnet, und mit ihm verwächst. Bei Stromateus niger fehlt diese
Einrichtung, womit diese Art wahrscheinlich in ein anderes Genus zu verweisen ist. Sese-
rinus stromatoides besitzt dieselbe Klemme, welche aber nur drei untere Sehwanzwirbel-
dornen einfasst.
2. Rhynchobdella ocellata.
Der 17. und 18. Wirbel sind durch Synostose so verschmolzen dass der Verschmel-
zungswirbcl nur um ein wenig länger als jeder andere8) ist. Er hat zwei Querfortsätze von
Grösse und Richtung der übrigen. Dornfortsätze besitzt er drei. Die zwei vorderen sind mit
einander und mit den vor ihnen stehenden parallel. Der hintere divergirt von ihnen, und
seinem Beispiele folgen alle, die nach ihm kommen. Die zwei vorderen Dornfortsätze sind ohne
Flossenträger. Der erste, Träger der Rückenflosse stützt sieh auf den hinteren Dornfortsatz*).
Die Verwachsungsstelle ist deutlich abzusehen. Sie ist nicht senkrecht wie die regulären
Wirbelfugen, sondern schief nach hinten und oben laufend, so dass die Seitenfläche des
') Tab. [II, Fig. 4, in. a.
*) Tab. III, Fig. 3.
'■■■) Tab. I, Fig. 4.
1 1 Tab. I, Fig. 4, lit. a.
13
100 Joseph Hyrtl.
Wirbels aus zwei sich zu einem Viereck ergänzenden Dreiecken besteht. ■ — Es ist nicht zu
sagen, ob die Verwachsung eine Norm ist, da ich von Stromateus griseus und Bhynchobdella
ocellata nur ein einzelnes Exemplar besitze.
IV. Butirinus, Heterotis, Chirocentrus, Alausa.
Unter den Clupeiden findet sich nur bei einer Gattung eine höchst wahrscheinlich con-
stante Verschmelzung von Wirbelkörpern. Dass der vorletzte Caudalwirbel bei den meisten
Gattungen zwei untere Dornfortsätze besitzt, kann nicht für eine Verschmelzung zweier
Wirbel angesehen werden, da der Körper dieses vorletzten Wirbels in Form und Dimension
einem gewöhnlichen einfachen Wirbelkörper gleicht. Bei Butirinus maarocejphalus C. V.
kommt die erwähnenswerthe Eiffenthümlichkeit vor. dass die oberen und unteren Bogen-
Schenkel und Dornfortsätze der sieben letzten Wirbel so breit werden, dass sie in gegensei-
tigen Contact gerathen, und zu einer gerieften Platte verwachsen, an welcher keine Spalt-
öffnungen vorkommen, wie später bei einem ähnlichen Falle von Diodon angegeben wird.
Nur die Stelle, welche dem Interstitium des letzten und vorletzten unteren Domes entspricht,
zeigt eine kleine runde Öffnung, durch welche ein Verbindungseanal des rechten und linken
Sinns caudalis zieht. Dieses Vorkommen scheint constant zu sein, indem drei vollkommen aus-
gewachsene Exemplare in dem genannten Verhalten ihrer Schwanzwirbel übereinstimmen.
Unconstant dagegen ist die Synostose des dritten, vierten und fünften Caudalwirbels
(von hinten gerechnet) bei Heterotis Ehrenbergii. Der verschmolzene Wirbel besitzt nur zwei
obere Dornen, aber drei untere. Seine Länge ist um die Hälfte kürzer als die vereinigte
Länge der drei nächst vorhergehenden Wirbel. Der Beweis seiner Entstehung durch Ver-
schmelzung dreier Wirbel liegt in dem Vorkommen dreier senkrechter Leihen von Gruben
an seiner Seitenfläche, während jeder unverwachsene Wirbel nur Eine solche Leihe besitzt,
und zweitens, dass an gleichgrossen Exemplaren ohne Verwachsung der drei genannten
Caudalwirbel, die Gesammtzahl der Wirbel 67 beträgt, an jenem mit Wirbelverwachsung
dagegen nur 64.
Eine sehr auffallende Art von theil weiser Verwachsung der Wirbel sehe ich bei Chiro-
centrus dentex C. V.1). Der 48. bis 53. Wirbel nämlich gehen mit ihren unteren Bogenschen-
keln eine aulfallend unregelmässige Verwachsung in folgender Weise ein. Die unteren
Bogenschenkel des 48. Wirbels verschmelzen zwar wie alle übrigen, als sollte aus ihnen ein
einfacher unterer Dorn hervorgehen. Aber gleich jenseits der Verwachsungsstelle trennen sie
sich wieder. Der rechtseitige endigt frei, als ein vier Linien langer, senkrecht nach abwärts
gerichteter, dünner Stachel; der linkseitige neigt sich dem unteren Dorn des 49. Wirbels zu,
verwächst mit seiner Basis, um sich gleich wieder von ihm zu trennen, und von nun an den
unteren Dorn des 48. Wirbels darzustellen, der sich mit dem ihm zukommenden Flossen-
träger verbindet. Der 49. Wirbel zeigt ausser der erwähnten Verwachsung seines unteren
Domes mit dem linkseitigen Bogenschenkel des vorhergehenden Wirbels nichts Abweichen-
des. Am 50. Wirbel bleiben die unteren Bogenschenkel gänzlich getrennt. Der rechtseitige
legt sich vor den linkseitigen, und kreuzt sich vollkommen mit ihm, so dass seine freie Spitze
nach links herübersieht. Der linkseitige untere Bogenschenkel dagegen verwächst mit dem
>) Tab. II, Fig. 2.
Über Wirbelsynostos&n and Wirbelsuturen bei Fischen. 101
rechtseitigen Boe-enschenkel des 51. Wirbels, und beide zusammen bilden den unteren Dorn
CO '
des 50. Wirbels. Der 52. Wirbel hat keinen rechtseitigen Bogensehenkel. Der linkseitige
verwächst in sehr kurzer Strecke mit dem rechtseitigen des 53. Wirbels. Beide trennen sieh
bald wieder. Letzterer verkümmert; ersterer bildet den unteren Dorn des 52. Wirbels. Da
nun der 53. Wirbel seinen rechten Bogensehenkel zum 52. Wirbel treten Hess, so wird nur
sein linkseitiger erübrigen zur Erzeugung des unteren Domes des 53. Wirbels, und es kann
dieser Wirbel daher keinen Nervenbogen und keinen Gefässbogen besitzen. Auch bei Alausa
finta treffe ich den 26. und 27. verwachsen. Der Verschmelzungswirbel ist nicht langer als
ein gewöhnlicher, trägt aber zwei obere und nur einen einfachen unteren Dorn. Von den
unteren Bogenschenkeln des 2.8. Wirbels ist der rechte so nach vorne abgewichen, dass er
mit dem unteren Dorn des Verschmelzungswirbels sich zusammenlöthet. Das betreffende
Exemplar stammt aus dem Po. An einer zweiten und dritten Alausa aus dem Nil fehlt die
Synostose.
V. Catla Buchanani.
Unter den Cyprinen bietet Catla einen sehr ausgezeichneten hieher gehörigen Fall dar.
Ausser der Verschmelzung des ersten und zweiten Wirbels, welche in dieser Familie so oft
beobachtet wird, dass sie fast zur Kegel gehört, sind der 9., 10., 11. und 12. Wirbel zu einem
einfachen Wirbel verwachsen, welcher nur die doppelte Länge eines freien Wirbels besitzt1).
Die Schönheit und Seltenheit des einzigen Skeletes dieser Gattung in meiner Sammlung
erlaubten mir nicht es zu opfern, um einen Durchschnitt, der Wirbelsäule zur Constatirung
des Vorkommens oder Fehlens eines intervertebralen Doppelkegelraumes vorzunehmen. Vier
Gruben an der Seitenfläche seines Körpers, vier Dornfortsätze, und eben so viele Rippen be-
stimmen die Zahl der verwachsenen Wirbel. Ausserliche Trennungsspur ist, wie bei Polyp-
tcrus und Thynnus, keine zu sehen. Die vier Dornfortsätze differiren in keiner Hinsicht von
den übrigen. Nur stehen sie. wie begreiflich, einander näher. Dasselbe gilt von den vier
Rippen , von welchen die dritte viel zarter und schlanker als die übrigen ist, und sich so an
die zweite anschmiegt, dass sie anfangs in eine Furche der letzteren zu liegen kommt. Erst
im weiteren Verlaufe trennen sie sich von einander.
Der 6. und 7. Schwanzwirbel (von hinten gezählt) sind gleichfalls durch Synostose ver-
schmolzen. Der durch sie gebildete einfache Wirbel hat etwas mehr als die Länge eines
isolirten, besitzt zwei obere, zwei untere Dornen, und vier seitliche, zu zweien über einander
stehende Gruben am Körper2), während alle übrigen deren nur zwei haben. Da ich nur ein
Exemplar dieser Species besitze, kann ich nicht bestimmen, ob die Anomalie eine zufällige ist.
VI. Catostomus Suerii.
An einem riesigen Exemplare dieser Art finde ich eine partielle Synostose zwischen
dem siebenten und achten hinteren Schwanzwirbel. Die Verschmelzuno- betrifft nur zwei
Drittheile der Wirbelperipherie. Das obere Drittel besitzt noch die Fuge. Beide Wirbel
>) Tab. III, Fig. 1.
■-) Tab. III, Fig. 2.
102 ' Joseph Hyrtl.
haben einzeln die Grösse der übrigen. Der Intervertebralraum existirt in der bekannten
Form eines gallertgefüllten Doppelconus , obwohl mit vergleichungsweise verkleinerten
Dimensionen. Dass es sich hier um eine Altersmetamorphose handelt, welche bis zum voll-
ständigen Coalitus sich entwickeln kann, lehrt ein zweites jüngeres Exemplar, an welchem
keine Verwachsung vorkommt. — Der vorletzte Schwanzwirbel, obwohl nicht länger als der
drittletzte, trägt bei beiden Exemplaren zwei obere Dornen, von denen der vordere schwä-
cher als der hintere ist. Der einfache untere Dorn ist, wie der doppelte untere Dorn des
letzten Schwanzwirbels, nicht durch Synostose, sondern durch Synchondrose am Wirbel-
körper befestigt. Bei Catostomus elongatus verhalten sich die beiden letzten Schwanzwirbel,
wie bei C. Suern.
VII. Hydrocyon, Mormyrus, Gymnarchus.
Das einzige Exemplar meiner Sammlung von Hydrocyon Forskalii gehört einem jungen
Thiere an. Der zwanzigste Wirbel ist nur halb so lang wie sein Vorder- und Hintermann.
Verwächst er mit dem einen oder dem anderen im späteren Alter, so erklärt es sich, warum
der synostosirte Wirbel kürzer als zwei reguläre sein muss. Ich vermuthe dass dieses Zurück-
bleiben der Entwicklung eines Wirbels seiner späteren Cdalescenz mit anstossenden Wirbeln zu
Grunde liegt. Immer sind es flossentragende Wirbel, niemals flossenlose, welche der Syno-
stose unterliegen. Der in seiner Ausbildung zurückgebliebene Wirbel, oder eine Gruppe der-
selben, erlangt nur durch Verschmelzung die einem flossentragenden Wirbel nöthige Stärke.
Ich bemerke hier zugleich als Nachtrag zu dem, was Eingangs dieser Abhandlung über
Mormyrus dorsalis gesagt wurde, dass an einem sehr jungen, spannlangen Exemplare von
Mormyrus anguillaris der 15. und 16. Wirbel synostosirt sind, während an einem alten,
zwei Schuh langen, die Synostose fehlt. Ein Mormyrus oxyrhynchus besitzt am zwöftletzten
Wirbel zwei obere und untere Dornen, ohne scheinbare Verlängerung seines Körpers. An
einem anderen Individuum dieser Art fehlt die Abweichung, und an einem dritten betrifft sie
den 21. Wirbel. Auch ein völlig ausgewachsenes Skelet von Mormyrus Bane ist frei von
Wirbelsynostosen, während ein kleines, nur spannlanges, den 13. und 14. Wirbel verwachsen
zeigt. An Mormyrus zambecensis Pet. ist der 17. und 18. Wirbel verwachsen, und der 19. be-
sitzt keinen oberen Dorn.
Gymnarchus niloticus.
Bei Gymnarchus niloticus sind die Körper des 47., 48. und 49. Wirbels (3., 4. und
5. Sehwanzwirbel) unter einander zu einem einzigen Wirbel verwachsen1). Die oberen und
unteren Bogenschenkel, welche bei diesem Geschlechte in tiefe Gruben der Wirbelkörper
durch Knorpel eingelassen sind, erscheinen am Verwachsungswirbel durch Synostose befe-
stigt. Der durch Verschmelzung dreier Wirbel entstandene einfache Wirbel besitzt drei obere
und zwei untere Bogen, und seine Länge ist geringer, als jene der zwei zunächst vor
und hinter ihm gelegenen Wirbelkörper. Die Basalstücke der oberen und unteren Wirbel-
bogen sind gleichfalls unter einander verwachsen. Von den drei verwachsenen Wirbeln
erscheint der mittlere am meisten eingegangen. Das ihm entsprechende Feld der Seitengegend
l) Tab. II, Fig. t.
I 'ber TI 'irbclsynostosen und Wirbelsuturen bei Fischen. 103
des verwachsenen Wirbels ist nur eine Linie breit. Ihm gehört der zweite untere Dorn an.
Der dritte verwachsene Wirbel hat keinen unteren Dorn. Jeder obere Dorn steht mit zwei
Flossenträgern in Verbindung. Weder obere noch untere Bogensehenkel haben an Stärke
verloren. Das beschriebene Exemplar ist eines der grössten dieser Art. Es misst 4 Fuss
3 Zoll. An drei anderen, von welchen das grösste 3 Fuss 10 Zoll Länge hat, fehlt die
Synostose.
VIII. Ciarias Hasselquistii.
Ausser der von Ciarotes bei früherer Gelegenheit1) angeführten Verwachsung2) des
17. und 18. Sehwanzwirbels, kommt auf zurückbleibende Wirbelentwicklung basirte Syno-
stose bei den Siluroiden nur an einem jüngeren und einem älteren Exemplare von Ciarias
Hasselquistii vor. Es findet sich an ersterem der 29., 30. und 31. Wirbel verwachsen3). Ja
es folgt hinter dem einunddreissigsten Wirbel, und mit ihm verwachsen, noch eine Knochen-
scheibe ohne obere und untere Dornen, welche wie ein verknöchertes Zwischenwirbelband
aussieht, es aber gewiss nicht ist, da unmittelbar hinter ihr das Gelenk mit dem nächstfol-
genden Wirbel liegt. Die vier Wirbel zusammen haben nicht die Länge zweier gewöhnlicher.
und tragen drei obere, jedoch nur zwei untere Dornen. Die oberen sind graciler als die
gewöhnlichen, und stehen einander sehr nahe. Die unteren haben gewöhnliche Stärke und
Stellung. — Der 3S. und 39. Wirbel verschmelzen gleichfalls mit Verlust an Grösse4). Es
wird durch sie die ungleiche Zahl der oberen und unteren Dornen am vorderen Verwach-
sungswirbel ausgeglichen, da der durch sie gebildete einfache Wirbel einen oberen, aber
zwei untere Dornen trägt, welche zarter und schlanker als ihre Nachbarn sind, und näher
zusammenstehen als diese. An einem zweiten älteren Exemplare ist der 20., 21. und 22.
Wirbel zu einem einfachen Wirbel verschmolzen, welcher drei obere und drei untere Dornen
besitzt. Die beiden vorderen unteren Dornfortsätze legen sich bald aneinander, und verwach-
sen zu einem doppelt so dicken.
Weder bei Ciarias Lazera noch bei Ciarias Nieuhovii kommt Ahnliches vor. Eine Syno-
stose als Altersfolge zeigt Platystoma truncatum. Dieser sonderbare Fisch, dessen Wirbelsäule
nur aus Schwanzwirbeln besteht, da der Atlas schon den Charakter eines Caudal wirbeis
durch Zusammenschluss seiner breiten unteren Bogensehenkel besitzt, zeigt vollkommene An-
hylose zwischen fünften und sechsten Wirbel. Bei der Länge der Wirbelsäule, und der Menge
ihrer gleichartigen Stücke, wird die Verwachsung zweier keinen besonderen Nachtheil
bringen, um so weniger, wenn die Verwachsung an den Bauch wirbeln auftritt, welche an
Bewegungen der ganzen Wirbelsäule nur einen sehr untergeordneten Antheil haben können.
Die Verwachsung der drei letzten Caudalwirbel an einem sehr alten Exemplare von
Loricaria plecostoma fehlt bei zwei jüngeren.
IX. Zoarces viviparus.
Sehr zahlreiche Wirbelverwachsungen, durch unvollkommene Entwicklung derselben
veranlasst, habe ich an einem Exemplare von Zoarces viviparus vor mir5). Der 63. bis
J) Anatomische Untersuchung des Ciarotes Heuglinii, im XVI. Bande der Denkschriften der kais. Akad.
-) Tab. I, Fig. 2.
3) Tab. I, Fig. 3. lit. a.
4) Tab. I, Fig. 3, lit. 4.
'•>) Tab. I, Fig. 5.
104 Joseph Ilyrtl.
66. Wirbel, der 67. und 68., der 70. und 71., der 74. und 75., der 82. und 83., der 86. und 87.
sind mit einer mehr als die Hälfte ihrer Länge betragenden Verkürzung mit einander ver-
schmolzen. Hinter dem 87. Wirbel wird die Gestalt der Wirbelkörper so unregelmässig, dass
ihre Zahl kaum anzugeben ist. Die Länge des von ihnen gebildeten Endstückes der Wirbel-
säule mit dem vor ihm gelegenen, gleichlangen Wirbelsäulensegmente vergleichend, dürfte
ihre Zahl 10 bis 12 betragen. Die oberen Dornfortsätze correspondiren nicht mehr mit den
unteren. Einige dieser Wirbel haben zwei obere und keine unteren Dornen, andere einen un-
teren aber keinen oberen. Der obere Dorn des 63. Wirbels lässt 'seine beiden Bogenschenkel
sich nicht an einander legen. Der rechte Schenkel stellt sich vor den linken. Schaltwirbel
ohne obere und untere Dornen von scheibenförmiger Gestalt kommen am hinteren Ende
der Wirbelsäule etlichemal vor. Die zwei unteren Dornen des 67. und 68. verwachsenen
Wirbels verschmelzen gleichfalls zu einem doppelt breiten Processus spinosus inferior. Der
10. Wirbel ist ebenfalls ein sehr kurzer scheibenförmiger Schaltwirbel ohne oberen Dorn.
Die Richtung der oberen und unteren Dornfortsätze der verwachsenen Wirbel weicht von
dem Parallelismus der übrigen durch grössere oder geringere Vor- oder Büekwärtsnei-
gung so sehr ab, dass das hintere Wirbelsäulenende auf den ersten Blick so erscheint,
als ob es nicht zu der übrigen Wirbelsäule gehörte. An einem zweiten Exemplare der-
selben Art ist Alles regelmässig, bis auf Synostose mit Verkümmerung des 65., 66. und
67. Wirbels, welche zusammen einen kurzen, mit drei oberen und drei unteren Dornen
ausgestatteten Wirbel erzeugen. An einem dritten sind alle Wirbel normal. Bei Zoarces
labrosus (3 Exemplare) und Anarhichas lupus (2 Exemplare) findet keine Abweichung
in der gleichartigen Zusammensetzung der Wirbelsäule statt, wie denn auch gegen meine
Erwartung an den polyspondylen Wirbelsäulen der Bandfische (Trachypterus ins , Tri-
chiürus lepturus und Trichiurus Haumela, Cepola rubescens) und der Aale, deren Cuvier'sche
Genera ich vollzählig besitze, nirgends die Harmonie der Wirbel gestört erscheint. Nur an
einem Genus der letzteren Familie, Ophisternon bengalense, sehe ich Verwachsungen vor-
kommen, und zwar in mehrfacher Art. Der 34. Wirbel ist zwar nicht länger als die übrigen,
hat aber zwei Dornfortsätze von gleicher Länge. Der hintere ist etwas dünner. Der 66. Wirbel
ist gleichfalls doppelt bedornt, der vordere Dorn schwächer als der hintere. Der 96. bis
99. Wirbel sind verschmolzen, mit drei oberen und vier unteren Dornen. Ebenso der 104.,
105. und 106. Wirbel mit drei oberen und zwei unteren Dornen. Der 107. und 108. bilden
einen Wirbel von doppelter Länge mit zwei oberen und zwei unteren Dornfortsätzen. Vom
108. bis zum letzten Wirbel (dem 123.) kommen keine Verschmelzungen mehr vor. — Ein
meiner Sammlung eben erst zugewachsenes Exemplar von Gymnotus electricus verdient seiner
zahlreichen Wirbelsynostosen wegen eine ausführlichere Erwähnung.
X. Gymnotus electricus.
Die in Form und Stellung ihrer Fortsätze unregelmässigste, und mit den meisten Syno-
stosen ausgestattete Wirbelsäule, ist jene von Gymnotus electricus. Ich zähle an einem sehr
grossen, 4 Schuh langen Skelete meiner Sammlung 261 Wirbel. Ob diese Wirbelzahl mit der
an jüngeren und kleineren Exemplaren zu findenden übereinstimmt, dürfte kaum anzunehmen
sein, da insbesondere die letzten Schwanzwirbel durch Verwachsung und durch Verküm-
merung ihrer Form so undeutlich werden, dass es sehr schwer abzusehen ist, wie vielen
Über Wirbelsynostosen und Wirbelsuturen bei Fischen. 105
jugendlichen Wirbeln ein verwachsener und verkrüppelter Wirbel äquivalirt. Während an
allen Fischskeleten sonst die oberen und unteren Bogenschenkel, und die durch ihre Verwach-
sung gebildeten Dornen, eine grosse Regelmässigkeit in ihrer Stellung, und streckenweise
einen genau eingehaltenen, streckenweise einen nach bestimmtem Gesetze abnehmenden Pa-
rallelismus zeigen, sind die Wirbel des Gymnotus durch Unähnlichkeit und Unparallelismus
ihrer Fortsätze wahrhaft ausgezeichnet. Gabelig gespaltene obere Dornfortsätze (die unteren
fehlen in der ganzen Wirbelsäulenlänge) mit hinter einander stehenden, breiten oder schmalen,
stumpfen oder spitzigen, langen oder kurzen Gabelenden finden sich an vielen Stellen zwi-
schen den einfachen Dornen. Hie und da steht der rechte Bogenschenkel hinter dem linken,
oder umgekehrt, ohne sich zu verbinden, oder es trägt ein Wirbel auf der einen Seite zwei,
auf der anderen nur einen Bogenschenkel. Der überzählige Bogenschenkel der einen Seite
kann als solcher unverschmolzen bleiben, oder sich dem nächst vorderen oder hinteren Dorn
zuneigen, oder, obwohl selten, mit ihm verwachsen. Die unteren Bogenschenkel kommen von
beiden Seiten in nichts mehr überein, als in ihrer Unsymmetrie, differenten Richtung, und
variablen Anzahl. Einfach, gabelförmig gespalten, doppelt oder zweiwurzelig mit langer
schlitzförmiger, runder oder ovaler Öffnung, selbst fehlend auf der einen Seite, nach
aussen oder innen verbogen, geknickt, oder wie um ihre Axe gedreht, bieten die oberen
und unteren Bogenschenkel so zahllose Variationen ihrer anatomischen Eigenschaften dar,
dass nur das Auge den Gesammteindruck einer zur Regel erhobenen Unregelmässigkeit auf-
nehmen, eine Beschreibung dagegen kaum zur Veranschaulichung des Bildes etwas beitragen
kann. Doch von diesen Unregelmässigkeiten ist hier nicht die Rede. Es handelt sich um
Synostosen der Wirbel. Vom 183. Wirbel angefangen beginnen die Verschmelzungen. Die
erste betrifft den 183. bis 185. Wirbel1). Die Verwachsung hat die Länge der Wirbelkörper
nicht beeinträchtigt, und erstreckt sich zugleich auf die unteren Bogenelemente des 183. und
184. Wirbels. Die zweite Synostose betrifft den 229. und 230. WirbePj. Der Verwachsungs-
wirbel hat nur die Länge eines einfachen, aber doppelte Seitengruben, mit doppelten oberen
und unteren Bogenhälften. Die dritte Synostose befällt den 242. und 243. Wirbel. Auch sie
geht mit Verkümmerung der Wirbellänge einher. Der verwachsene Wirbelkörper ist nur um
ein wenig länger als ein einfacher. Der 252. und 253. sind eben so verschmolzen, und was
die hinter dem 253. Wirbel kommenden letzten Schwanzwirbel betrifft, so haben ihre stellen-
weise vorhandenen Verwachsungen zu solcher Unkenntlichkeit ihrer Form geführt 8), dass
selbst die Bestimmung der Anzahl der verwachsenen Wirbel nur als eine beiläufige gelten
kann. Die verschmolzenen Schwanzwirbel des Gymnotus erinnern zugleich an ein ähnliches
Verhalten bei Proteus und Siren.
XI. Gadus morrhua.
Der auffallendste hieher gehörige Fall von Synostose der Wirbel mit Verkürzung der-
selben betrifft ein 3 Schuh 3 Zoll langes Individuum von Gadus morrhua. Fünf AVirbel, der
27. bis 31. sind verschmolzen4). Der Verwachsungswirbel hat eine Länge von 1 Zoll 3 Linien.
!) Tab. II, Fig. 5, Iit. a.
-) Tab. II. Fig. ü. Iit. b.
3) Tab. II, Fig. 7.
*) Tab. I, Fig. 6.
.Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XX. ßd. ^
106 Joseph Ilyrtl.
Der nächst vordere und nächst hintere Wirbel haben die Länge eines halben Zolles. Fünf
obere und fünf untere Dornen1) des verschmolzenen "Wirbels weichen in so ferne von der
Richtung der übrigen Dornfortsätze ab, als der erste obere Dorn ein wenig nach vorn geneigt
ist, die übrigen vier sich mehr nach hinten richten , wie alle nach ihm kommenden oberen
Dornen. Die Gesammtzahl der Wirbel beträgt 52, wenn der Verwachsungswirbel für 5 ge-
zählt wird, und dass er so gezählt werden muss, beweist ein zweites gleich grosses Exemplar
von Morrkua, an welchem die Synostose fehlt, und die Wirbelzahl gleichfalls 52 beträgt. Die
Verschmelzungsstellen der fünf Wirbel sind als stark aufgeworfene, scharfkantige Riffe be-
merkbar, welche sich von den oberen zu den unteren Dornen herabziehen. Die fünf oberen
Dornen unseres Wirbels gehören dem Vordertheile der dritten Rückenflosse, die fünf unteren
dem Vordertheile der zweiten Afterflosse an.
Kein anderer Gadoid, und ich besitze die Gattungen dieser Familie vollzählig, zeigt eine
Verschmelzung einzelner Wirbel. Als die Abhandlung schon druckfertig war, erhielt ich das
Skelet eines ausgewachsenen Gadus callarias, an welchem der 13., 14., 15. und 16. Schwanz-
wirbel (von hinten gezählt) durch Synostose verschmolzen waren. Der 14. und 15. waren
so verkümmert, dass die Körper beider zusammen nur den dritten Theil der Länge eines ge-
wöhnlichen Wirbelkörpers hatten, während der 13. und 16. einem solchen nicht viel nach-
gaben. Der aus dem 14. und 15. Wirbel entstandene Verschmelzungswirbel hatte 2 obere,
aber nur einen unteren Dorn. Der 13. Wirbel besass keinen unteren, der 16. keinen oberen
Dorn.
XII. Ostracion und Diodon.
Wenn Verschmelzung der Wirbel bei irgend einer Fischfamilie von vornherein zu er-
warten stand, so konnte diese wohl keine andere sein, als die Ostracidae*). Ihre mit grossen,
harten, mosaikartig zusammengefügten Tafeln besetzte Haut bildet einen jeder Beweglichkeit
entbehrenden Panzer, welcher die Biegsamkeit der Wirbelsäule zwecklos macht, und nur die
beweglichen Flossen aus sich herausragen lässt. Die der Wirbelsäule durch diesen Panzer
aufgedrungene Unbeweglichkeit, führt jedoch nicht an allen Wirbelgelenken zur Synostose.
Diese betrifft nur die Caudalwirbel, und auch diese nur vollkommen bei sehr alten Exem-
plaren. Die sieben Stammwirbel sind unter sich und der erste auch mit dem Hinterhauptbein
auf eine andere, jede Beweglichkeit ausschliessende Weise verbunden. Die Körper der Wir-
bel stossen zwar mit den bekannten kegelhohlen Flächen aneinander, und die Wirbelsäule
erscheint bei unterer Ansicht durch die den Wirbelfugen entsprechenden Querlinien getheilt.
Bei seitlicher Ansicht dagegen erscheinen diese Linien nicht mehr gerade, sondern beginnen
sich von unten nach oben zu allmählich so zu schlängeln, und hierauf im scharfen Zickzack zu
knicken, dass sie die Form von Näthen annehmen. Dieses ist besonders zwischen den oberen
Bogenschenkeln der Fall, welche so breit sind als der Wirbelkörper lang ist, und desshalb zu
einem, nicht durch Zwischenbogenspalten durchbrochenen Canal zusammenschliessen, dessen
einzelne Segmente, der erwähnten Einzackung wegen, gegen einander nicht beweglich sind,
und somit auch die Wirbelkörper, von denen sie ausgehen, in absoluter Ruhe halten.
l) Tab. I, Fig. 6. lit. aa und hb.
äj Tab. II. Fig. 1.
Übei' Wirbelsynostosen und Wirbelsuturen bei Fischen. 107
Die Schärfe der Natbzacken ist bei verschiedenen Arten verschieden. Am schönsten
finde ich die Nath bei dem grossen Ostracion triqueter L. entwickelt. Ostracion quadricornis
und Ostracion trigonus zeigen sie nur zwischen den oberen Bogenschenkeln; Ostracion turrites
auch zwischen den Körpern der Wirbel bis zur unteren Fläche derselben herab, wo sie bei
allen Arten ausnahmslos eine einfache Querlinie bildet, wie bei den übrigen Fischen. An sehr
kleinen Exemplaren von Ostracion stictonotus ist die Nath zwischen den Bogenschenkeln
schon deutlich zu erkennen.
Was die Caudalwirbel anbelangt, so tritt ihre Synostose erst mit fortschreitendem Alter
ein. Alle Ostracionten besitzen fünf Schwanzwirbel. Die Verwachsung befällt den ersten
Caudalwirbel zuerst. Sie tritt aber nicht zwischen dem Körper desselben und jenem des
letzten Stamm wirbeis ein, sondern betrifft die zu einem sehr breiten oberen Dorn vereinigten
oberen Bogenschenkel beider. Das Exemplar von Ostracion triqueter, an welchem ich diese
Verwachsung vor mir habe, misst über 1 Schuh an Länge. An den übrigen kleineren Koffer-
fischen meiner Sammlung wird die Synostose an der bezeichneten Stelle entweder durch eine
Nath ersetzt, oder stellt, wie an den jüngsten und kleinsten, eine knorpelige Fuge dar. Die
unteren Bogenschenkel der zwei ersten Caudalwirbel, welche an das Stützgerüste der After-
flosse stossen, sind bei Ostracion triqueter und allen übrigen unverschmolzen. — Bei keinem
Balistes finde ich verschmolzene Wirbel; eben so wenig bei Orthagoriscus.
Unter den Gymnodonten fehlt sie bei allen, selbst den ältesten Tetrodonarten. Bei Dio-
don filamentosus Heck, dagegen, von 1 Schuh 3 Zoll Länge, finde ich die oberen und unteren
Dornfortsätze der die Bücken- und Afterflosse tragenden Wirbel zu einer breiten Knochen-
platte verschmolzen. Die obere Platte erscheint durch zwei schmale Längsspalten durch-
brochen, als Überreste von Interspinalräumen. Die untere Platte besitzt deren drei.
XIII. Falsche Wirbel-Synostosen.
Von den in vorstehenden Einzelheiten geschilderten wahren Wirbelsynostosen, sind die
falschen oder scheinbaren wohl zu unterscheiden. Sie kommen in zweifacher Weise vor:
1. Wenn ein Wirbel ungewöhnlich lang erscheint, mag er wohl den Eindruck machen,
als sei er aus mehreren durch frühzeitige Verschmelzung hervorgegangen. Hieher gehören:
a) Der vorderste Wirbel mehrerer echter Siluroiden. Da ein solcher Wirbel Dorn- und
Querfortsätze trägt, deren Breite mit der Länge des Wirbels übereinstimmt, so ist um so
leichter möglich, die in den breiten Dorn- und Querfortsätzen bis auf verschiedene Tiefen ein-
dringenden Spalten, als den permanent gebliebenen Ausdruck einer früher vorhanden
gewesenen Trennung anzusehen. Wenn ja eine solche Trennung wirklich vorhanden war, so
konnte sie nur den ersten Entwicklungsperioden der Wirbelsäule angehört haben. An den
kleinsten Exemplaren von Silurus glanis, kaum spannlang, ist von einem Hervorgehen des
ersten Wirbels aus einer Reihe mehrerer verschmelzender Wirbel nichts zu sehen. Eben so
wenig bei den kleinsten Pimeloden und Synodonten, von welchen letzteren ich eine ziemliche
Menge mit einer Körperlänge von nur anderthalb Zoll im Magen des Ciarotes Heuglini ange-
troffen habe.
b) Die ausserordentlich verlängerten vier vordersten Wirbel von Fistularia serrata, Fistu-
laria tabaccaria, Aulostoma chinense, und die im Verhältniss zur kleineren Körperlänge noch
auffallender in die Länge gestreckten sämmtlichen Rumpfwirbel von Amphisile scutata. Was
14*
108 Joseph Hyrtl.
Owen von der Verwachsung der vier vorderen Wirbel der Fistularien unter einander anführt1),
habe ich an meinen Exemplaren nicht bestätigt finden können. Die Wirbel fielen beim Mace-
riren auseinander.
2. Zuweilen stemmen sich die Fortsätze nachbarlicher Wirbel, wenn sie breit oder dick
genug sind, unter gegenseitiger Berührung, so an einander, dass sie bei oberflächlicher Be-
trachtung eine Verwachsung eingegangen zu haben scheinen. Hieher gehören die mächtigen
unteren Dornen der ersten Caudalwirbel der grossen Pleuronectidae , deren Zusammen-
stemmen ein so inniges ist, dass man die betreffenden Wirbel ein Os sacrum bilden liess. Bei
den meisten Gattungen der Squamipennes , insbesondere bei Psettus und Zanclus, ist die
scheinbare Verschmelzung der ersten unteren Schwanzwirbeldornen noch auffallender, lässt
sich jedoch durch siedendes Wasser, wie man es beim Skeletiren der Fische so oft anwenden
muss, leicht und schnell heben. Eben so scheinbar ist die Synostose der unteren breiten
Schwanzwirbeldornen bei den Scomberoidei mit seitlich stark comprimirtem Körper, wie
Equula, Leioglossus, Vorne?-, Zeus und Mene. Was man von der Verschmelzung oberer und
unterer Dornen an der Schwanzwirbelsäule der Loricarien und Ilypostomen anführte, ist
gleichfalls eine leicht zu entschuldigende Täuschung gewesen.
ANHANG.
Seit die vorliegende Abhandlung bei der kaiserlichen Akademie eingereicht wurde (im
März 1860), hat meine Sammlung von Fischskeleten durch einige neue Acquisitionen aus
Nordamerika und aus dem mittelländischen Meere einen reichen Zuwachs erhalten. Unter
den neuen Präparaten befinden sich zwei Fälle von Wirbelsynostosen aus Familien, von
welchen im Vorhergehenden keine Erwähnung geschah. Ich füge sie desshalb nachträglich bei.
Der erste Fall betrifft einen Percoiden mit doppelter Rückenflosse: Labrax lineatus. Der
neunte und zehnte Wirbel sind so mit einander verwachsen, dass der durch sie gebildete
Verschmelzungswirbel den unverwachsenen an Länge nicht überlegen ist. Er besitzt zwei
obere Dornen, und zwei Paar untere Bogenschenkel. Jeder der letzteren trägt eine Rippe.
Der Verschmelzungswirbel zählt noch zu den Bauchwirbeln. Erst der dreizehnte Wirbel
beginnt die Reihe der Caudalwirbel. Der zweite obere Dornfortsatz des Verschmelzungs-
wirbels, und das zweite Paar seiner unteren Bogenschenkel fallen durch ihre schiefe Richtung
auf. Eine stark aufgeworfene, senkrechte Leiste bezeichnet die Verwachsungsstelle der
beiden Wirbel zu Einem.
Da während der Ausarbeitung des Skeletes die Wirbelsynostose frühzeitig genug be-
merkt wurde, liess sich über das Verhalten der Rückenmarksnerven Auskunft erhalten, und
feststellen, dass der Verschmelzungswirbel nur Einem Paare Rückenmarksnerven ent-
spricht. — Die Gesammtzahl der Wirbel beträgt 24; — bei Labrax mucronatus dagegen 32.
Der zweite Fall gehört dem Genus Crenilabrus aus der Familie der Labroiden an. Bei
Crenilabrus melanocercus Risso sind der 10., 11., 12. und 13. Wirbel zu einem einzigen ver-
') Lectures on the Comparative Anatomy of the Vcrtebrate Animals. Part I, Fishes, pag. 64.
Über Wirbelsynostosen und Wirbelsuturen bei Fischen. 109
schmolzen, welcher nur um ein Viertel länger als seine Vor- und Hintermänner ist. Er trägt
vier obere Dornen und vier untere Bogensehenkelpaare. Er ist ein Bauch wirbel, da die
Sehwanzwirbel erst mit dem 15. beginnen. Drei senkrechte Juga an der Seitenfläche des
synostotischen Wirbels entsprechen den Verschmelzungsstellen der vier abortiven Wirbel.
Die vier oberen Dornfortsätze weichen in so fern von der Richtung der übrigen ab, als der
vorderste schief nach vorn , der hinterste schief nach hinten aufsteigt, die beiden mittleren
aber vertical stehen. Die Dornfortsätze sind an ihrer Basis und die oberen Bogenschenkel
in ihrer ganzen Länge so mit einander verwachsen, dass kein Platz für den Austritt eines
Nervus spinalis offen bleibt, und der Verschmelzungswirbel somit nur Einem Rückenmarks-
Nervenpaar entspricht, welches vor dem ersten oberen Bogenschenkel hervortrat.
Eine zweite Wirbelsynostose fand sich an demselben Exemplare zwischen dem 17. und
18. Schwanzwirbel, deren jeder nur die halbe Länge eines gewöhnlichen Wirbels besitzt,
deren obere und untere Dornen aber den übrigen weder an Stärke noch an Länge nachstehen.
Der Fall ist um so beachtenswerther, als eine mehrfache Wirbelsynostose bei einem
Fische von so kurzer Leibeslänge, wie Crenilabrus , noch nicht beobachtet wurde1), und ich
desshalb geneigt war, die Synostosen als ein Vorrecht der Fische mit langgestrecktem Körper
zu betrachten.
ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN.
Tab. I.
Fig. 1. Der verwachsene 30. und 31. Wirbel von Polypterus liichir mit seinen nächsten Nachbarn.
aa, seine beiden Querfortsätze ;
bb, seine beiden Dornfortsätze ;
c, Flossenträger auf dem vorderen Dornfortsatz;
d, eine Fahne der Rückenflosse;
e, Kückenschilder.
Fig. 2. Der 17. und 18. verwachsene Schwanzwirbel (von hinten gezählt) von Ciarotes Heuglinii mit seinen Nachbarn.
Fig. 3. Ein Stück aus der Mitte der Wirbelsäule von Ciarias Ilasselquistii.
a, vier verschmolzene Wirbel mit drei oberen und zwei unteren Dornen.
b, zwei verschmolzene Wirbel mit einem oberen und zwei unteren Dornen.
Fig. 4. Der verwachsene 17. und 18. Wirbel von Mhynchobdella ocellata, mit dem vorderen und hinteren anstossenden Wirbel, und
mit seinen drei oberen und zwei unteren Dornen.
a, die drei ersten Träger der Rückenflosse.
Fig. 5. Ein Stück aus dem hinteren Ende der Wirbelsäule von Zoarces labrosus, mit mehrfach wiederkehrenden Wirbelsynostosen
und sehr unregelmässiger Vertheilung der oberen und unteren Dornfortsätze.
Fig. 6. Die Verschmelzung des 27. bis 31. Wirbels von Gadus morrhua, mit zwei vorderen und einem hinteren anstossenden Wirbel.
aa, obere Dornfortsätze;
bb, untere Dornfortsätze. Die erhabenen Riffe, welche sich von a zu b erstrecken, bezeichnen die Verschmelzungsstellen der ein-
zelnen Wirbelkörper.
Tab. II.
Fig. 1. Hinteres Ende der Wirbelsäule von Ostracion triqueter. Die drei letzten Bauchwirbel durch Nath verbunden.
a, verwachsene Caudalwirbel;
') Die Squamipennes. Maenidae und Sparoidei, deren Gattungen ich vollständig besitze, weisen keinen einzigen Fall von Wirbel-
synostose auf. Eben so wenig die Cataphracti, ilugiloidei, Pediculati, Chromidae und Pleuroneclidae. — Knorpelfische wurden
nicht untersucht, da ihre Cadres in meiner Sammlung nicht vollständig aufgestellt sind.
HO Joseph Hyrtl. Über Wirbelsynostosen und Wirbelsuturen bei Fischen.
b, untere Bogenschenkel derselben, welche ein Suspensorium für die Afterflosse bilden, zu welchem die Flossenträger e in hori-
zontaler Richtung von vorn nach hinten herantreten. Letztere sind an ihren vorderen Enden frei.
Fig. 2. Der 47. bis 53. Wirbel von Chirocentrus dentex, mit der unregelmässigen Verwachsung der unteren Bogenschenkel vom
48. Wirbel angefangen.
Fig. 3. Schwanzende von Anita calea.
a, 21. Schwanzwirbel ohne Schaltwirbel;
b, synostotischer Wirbel mit zwei oberen Dornen und einem unteren.
Fig. 4. Wirbelsynostose von Oymnarchus niloticus.
a, der 46. Wirbel;
b, der 50. Wirbel; — beide frei;
c, der aus dem 47., 48. und 49. Wirbel gebildete Verschmelzungswirbel.
Fig. 5., 6. und 7. Wirbelverwachsungen von Gymnotus electricus.
Fig. 5. a, Verschmelzung des 183. bis 185. Wirbels.
Fig. 6. b, dieselbe des 229. und 230. Wirbels.
Fig. 7. Unregelmässige Synostosirung der letzten Schwanzwirbel.
Tab. III.
Fig. 1. Ein Stück Wirbelsäule von Calla Buchanani. Die vier Wirbel, deren Dornfortsätze durch die Klammer « unifasst werden,
sind verwachsen, und an Länge derart verkümmert, dass die Länge des Verwachsungswirbels nur jener zweier freien
Wirbel gleicht.
Fig. 2. Eine Gruppe Sehwanzwirbel von Calla Buchanani. Der sechste und siebente Sehwanzwirbel (von rückwärts gezählt), deren
untere Dornen mit der Klammer a eingefasst sind, erscheinen zu einem einfachen Wirbel verschmolzen, dessen Länge kaum
merklich grösser als die eines freien Wirbels ist.
Fig. 3. Skelet von Stromateus fiatola.
a, ist die durch den gespaltenen ersten Schwanzfiossenträger gebildete Klemme, welche die unteren Dornfortsätze der fünf ersten
Schwanzwirbel zangenartig einschliesst.
Fig. 4. Ein Segment der Wirbelsäule von Scomber thynnus. Der 26. und 27. Wirbel, deren obere Dornfortsätze die Klammer zeigt.
sind durch Synostose verschmolzen.
Hvrtl. l'ehcr Wirbelsyaostosen und Wirbelsuturen bei Fischen.
Taf.I.
Fi ff. t.
Fw. ff.
Fi ff. 3.
Fi.?
**>.*.
^ Li
^>. 7.
»*■ ■•-, ' i
i k kKof_u Sta,a,tsärto
Denkschriften der k .Akiul «L.Wis.st-n soli.in .ttli ein initunv.l'I.XX Bd L861.
Ilvril. Heber WirlicIsviioNKiscii und Wirbelsuturen bei Fischen.
Tal
Seii Ück-Hof Jt. Staats ir-.
Denkschriften der k Akad .i.TVüssmsch.mathem.iiatiirw.C'l.XX.Bd.. 1861.
Zweite Abtheilung,
Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern der Akademie.
Mit II Tafeln.
NEUE UNTERSUCHUNGEN
ÜBER
DIE ENT WICKELUNG, DAS WACHSTHÜM, DIE NEUBILDUNG
UND
DEN FEINEREN BAU DER MUSKELFASERN.
ANGESTELLT VON
DE- THEODOR MARGO,
ORD. PROFESSOR DER PHYSIOLOGIE, ALLG. PATHOLOGIE CND PHARMAKOLOGIE IN CLAUSENBDRG.
MIT V TAFELN.
VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN t'LASSE AM 17. MÄRZ 1S59.
EINLEITUNG.
/jwv definitiven Entscheidung des noch immer herrschenden Streites über den feineren Bau
der Muskelfasern ist wohl die Frage über ihre Entwickelung eine der wichtigsten. Die bis
jetzt über diesen Theil der Histogenese von den Histologen gemachten Beobachtungen sind
zu einer klaren Vorstellung des Entwicklungsganges der Muskelfaser unzureichend.
Bekanntlich hat sich in neuester Zeit hinsichtlich der feineren Structur der Muskelfasern
die vonBowman1) ursprünglich aufgestellte, von E.Brücke2) modificirte Ansicht Bahn
gebrochen. Es wäre daher von hohem Interesse zu ermitteln, ob diese Theorie auch mit der
Genese der Muskelfasern übereinstimme.
Für die Entwickelung der Muskelfasern beginnt eigentlich die genauere histologische
Untersuchung mit Schwann3) und Valentin4), deren Ansichten bislang noch als die herr-
schenden betrachtet wurden. Beide nahmen an, dass die animalen Muskelfasern durch Ver-
J) Muscle and Muscular Action, in Todd's Cyclopaedia of Anatomy; und On the minute structure and movements of voluntary
muscle, in Philosoph. Transaotions. 1840, II; 1841, I.
2) Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hilfe des polarisirten Lichtes, mit II Tafeln , aus dem XV. Bde. der Denk-
schriften der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften.
3) Mikroskopische Untersuchungen über die Übereinstimmung in der Structur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen.
S. 156 ff., S. 169. Taf. III, Fig. 13, Taf. IV, Fig. 1, 2, 3, 4, 5.
4) Historiae evolutionis systematis museularis prolusio. Wratislaviae 1832. — Seine Entwicklungsgeschichte , S. 166 und
Müller's Archiv 1840, S. 198.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX. Bd. Abhandl. v. Nichtmitgliedern.
2 Theodor Margo.
Schmelzung rundlicher, nachher etwas in die Länge gezogener, reihenweis geordneter Zellen
entstehen, doch was die weitere Bildung der contractilen Substanz, so wie des Sarcolemma
anbelangt, weichen ihre Meinungen darin von einander ab, dass Schwann die Bildung der
Fibrillen innerhalb, Valentin aber ausserhalb der aus verschmolzenen Zellen entstandenen
Muskelröhre verlegt und dass Ersterer das Sarcolemma als die Summe der Zellenmembranen,
Letzterer als eine neue um die Muskelnbrillen erzeugte Bildung betrachtet.
Schon durch diese erste Divergenz der Ansichten ward das Lager der Histologen in
zwei Theile gespalten.
Pappenheim1), Reichert2), Günther3), Kölliker4), Gerlach5), Krammer6)
sind der Ansicht Schwann's mehr oder weniger beigetreten. Andere wieder, mit Henle7) an
der Spitze, schlössen sich Valentin's Entwicklungsweise an, indem sie die Fibrillen für eine
secundäre Ablagerung über einen aus an einander gereihten Zellen bestehenden Cylinder,
und die Scheide des Primitivbündels für eine aus verschmolzenen abgeplatteten Zellen gebil-
dete Membran halten.
Während so zwischen den Ansichten Schwann's und Valentin's die Histologen bis in die
neueste Zeit schwankten, tauchten allmählich über diese Frage auch andere, ganz entgegen-
gesetzte Meinungen auf.
Prevost und Lebert8) waren die ersten, welche die Entwickelung der Muskelfasern
des Frosches aus einfachen, nach beiden Seiten sich verlängernden Zellen besehrieben haben;
diese Zellen sollen Anfangs oval, dann Cylindern mit abgerundeten Enden ähnlich sein und
in ihrem Innern reihen weis geordnete Kügelchen enthalten.
Bald darauf liess Remak9) die Bündel der gestreiften wie der glatten Muskeln durch
Verlängerung je einer Kernzelle entstehen, deren Kerne sich selbständig vermehren, die
Scheide oder das Sarcolemma erklärte er zugleich für ein Produet späterer Bildung.
Diesem von Remak angegebenen vereinfachten Entwickelungsmodus widersprachen
jedoch die von Reichert10) und Holst11) gemachten Beobachtungen, denen zufolge nicht die
Muskelfasern, sondern die Fibrillen selbst ursprünglich jede aus einer einzigen Zelle hervor-
gehen sollten; die Fibrillen sollen dann zu Bündeln, die kleinern Bündel zu grösseren zusam-
mentreten und die äussere Scheide zuletzt gebildet werden.
Die späteren Untersuchungen in diesem Gebiete der Histogenese dienten zumeist blos
zur Bestätigung der einen oder der anderen der hier angeführten Ansichten.
') Zur Kenntniss der Verdauung im gesunden und kranken Zustande. Breslau 1S39, S. 111.
2) Entwiekelungsleben im Wirbeltliierreiche. Berlin 1S40. S. 241.
3) Lehrbuch der allgemeinen Physiologie. Leipzig. S. 369. — Canstatt's Jahresb. für 1845, S. 72.
l) Annales des sciences naturelles. 1840. Note sur le developpement des tissus ckez les batraciens, pag. 93. — Canstatt's Jahresb.
für 1S4G, S. 70. — Mikroskopische Anatomie, Bd. II, 1. Häute, S. 252—259.
b) Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebelehre des menschlichen Körpers. Mainz 1848. S. 100 ff. , und Canstatt's
Jahresb. für 1818, S. 42.
r,i Bemerkungen über das Zellenleben in der Entwickelung des Froscheies, in Müller's Archiv 1848, S. 00 und Canstatt's Jahresb
für 1848, S. 4-2.
') Allgemeine Anatomie. Leipzig 1841. S. 602.
s) Annales des sc. nat. 31*1»» Serie. 1844. Avril, Mai, Oetobre. — Memoire sur la formation des organes de la circulation et du sang
dans les batraciens. und in Canstatt's Jahresb. für 1S44, Bd. I, S. 21.
9J Über die Entwickelung der Muskelprimitivbündel, in Froriep's Neue Notizen, 1845, Nr. 768.
'<*) Müller's Archiv 1847. Jahresbericht, S. 17.
"i De struetura musculorum in genere et annulatorum musculis in speeie observationes mierosc. c. tab. — Dissertatio inaug.
Dorpat 1846. — Auch in Canstatt's Jahresb. für 1847, Bd. I, S. 56—57.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 3
So stimmen die Erfahrungen von Günzburg1), Robin2) und Haeckel3) grossen-
theils für die von Schwann aufgestellte Theorie.
Leydig's4) Beobachtungen zufolge soll eine Gruppe von Muskelzellen seitlich mit ihren
Rändern verschmolzen einen sogenannten Primitivbündel herstellen, das Sarcolemma aber soll
nichts Anderes sein als homogene Bindesubstanz, welche eine Gruppe von Muskelcylindern
oder den sogenannten Primitivbündel einsckliesst.
Die neueren Untersuchungen Leber tV'j endlich, so wie Remak's6) und in neuester
Zeit auch Kölliker's7) scheinen den von Rernak und Lebert früher schon beschriebenen
Bildungsmodus zu bestätigen.
Diese Verschiedenheit der Ansichten über einen und denselben Gegenstand liefert frei-
lich einen nicht sehr starken Beleg für die Sicherheit unserer sinnlichen Wahrnehmungen
und deren richtige Deutung, findet jedoch in der Schwierigkeit des Beobachteten einiger-
massen ihre Erklärung.
Nur in Betreff der verästelten Muskelbündel des Herzens stimmen fast die Meisten darin
überein, dass die mit drei bis vier Fortsätzen versehenen Muskelzellen mit einander ver-
wachsen und so wahre Muskelfasernetze bilden sollen.
Über die Bedeutung der willkürlichen quergestreiften Muskelfaser schwankte man
jedoch bisher zwischen folgenden Möglichkeiten. Erstens: die Muskelfaser ist Resultat einer
Verschmelzung von Zellen oder Zellenmembranen; zweitens: sie ist einer einfachen unge-
mein verlängerten Kernzelle äquivalent.
Tm ersteren Falle dachte man sich das Verschmelzen der Zellen mit einander nach einer
einfachen Längsreihe, oder man stellte sich die Bildung der Muskelfaser durch seitliches Ver-
schmelzen mehrerer Zellen vor. Bei den Einen so wie bei den Anderen herrschen dann noch
manche Unterschiede bezüglich der Entstehungsweise des Sarcolemma, der Fibrillensubstanz,
der Natur der Kerne innerhalb der Bildungszellen.
Den Einen ist das Sarcolemma identisch mit der Summe der verschmolzenen Zellen-
membranen und die sogenannte Fibrillensubstanz blos metamorphosirter Inhalt der primitiven
Muskelröhre [Schwann, Günther, Kölliker, Gerlach, Kr ammer8) , Bendz9)], den
Anderen aber ist sowohl das Eine als das Andere ein secundäres Umlagerungsgebilde.
um eine ursprünglich verschmolzene Zellenreihe [Valentin, Heule10)]. Günzburg11)
betrachtet die Fibrillen nicht für metamorphosirten Inhalt der Muskelröhre, sondern für um-
gewandelte Kernsubstanz. Robin1'") nimmt zwar eine Verschmelzung der Zellen nach der
Längsreihe an, spricht jedoch nicht von Zellen nach dem Schwann'schen Typus, sondern nur
von kernhaltigen Körperchen (corps myoplastiques) .
') Untersuchungen S. 1 und Canstatt's Jahresb. für 1S54, Bd. I. S. 52.
2) Memoire sur la naissance et le developpement des elements musculaires de la vie animale et du coeur. Gazette medicale 1S55.
Nr. 25, pag. 387, und Canstatt's Jahresb. für 1855, Bd. I, S. 38.
s) Über die Gewebe des Flusskrebses, in Müller's Archiv 1857, S. 486.
4) Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere. 1857, S. 46, 47.
5) Annales des sc. nat. 1849, Juin, pag. 349, pl. XI— XIII und Canstatt's Jahresb. für 1849, Bd. I, S. 40.
e) Über den Bau des Herzens, in Müller's Archiv 1850, S. 76, 88. Canstatt's Jährest, für 1850, Bd. I, S. 41.
7) Zeitschrift für wissenschaftliehe Zoologie, Bd. IX: Entwickelung der quergestreiften Muskelfasern des Menschen aus einfachen
Zellen, S. 139 und Entwickelung der Muskelfasern der Batrachier, S. 141 ff. — Canstatt's Jahresb. für 1857, S. 36.
8) A. a. O.
9) Handbog i den almindelige Anatomie. Kjobenhavn, pag. 384 ff. und Canstatt's Jahresb. für 1847, Bd. I, S. 56.
1") ") 12) A. a. o.
4 Theodor Mctrgo.
Nicht minder weichen die Beobachtungen jener Autoren von einander ab, welche eine
seitliche Verschmelzung von Zellen annehmen. Nach Reichert und Holst1) wäre das
Fibrillenbündel Product dieser seitlichen Verschmelzung und jede Fibrille entspräche somit
einer ungemein verlängerten Zelle; nach Leydig2) aber, der die Existenz der Fibrillen
schlechtweg läugnet, wäre es der embryonale Muskelbündel, der den seitlich verschmelzen-
den Zellen — Primitivcylindern — sein Dasein zu verdanken hätte, nachdem er sich weiter-
hin verlängernd, endlich in seine Fleischpartikelchen differenzirte.
So differiren auch die Ansichten derjenigen, welche die quergestreifte Muskelfaser für
eine einfache durch Vermehrung der Kerne verlängerte Zelle halten, darin, dass die Einen
[Remak, Kölliker3)] die Bildungselemente derselben als wirkliche Zellen nach dem
bekannten Schwann'schen Typus betrachten, die Anderen [Prevost und Lebert4)] die-
selben nicht für wirkliche Zellen , sondern blos für kernhaltige oder auch kernlose feste
Körperchen (myogenen Körper) anerkennen wollen.
Bei einer so grossen Divergenz der Ansichten ist wohl nicht so leicht, der einen oder
anderen Theorie sich ohne Weiteres anzuschliessen und sich mit der bisherigen Deutung des
Beobachteten zufrieden zu stellen, wiewohl jede der Angaben gewisse Beobachtungen für
sich anzuführen vermag.
Dies mögen wohl die Gründe gewesen sein, die mich bewogen hatten einige den Aus-
geburten der Phantasie nicht unähnliche Theorien, wie die von Barry und Baumgärtner,
hier gänzlich mit Stillschweigen zu übergehen.
Es wäre daher wohl jetzt mehr als je an der Zeit, die vielen divergirenden Meinungen
in diesem Gebiete der Histogenese einmal einer strengen Controle zu unterziehen und genau
zu ermitteln w-as sie des Wahren, Bleibenden, und was sie des Vergänglichen, Irrthümlichen
enthalten.
Die Muskellehre hat überdies auch ihre pia desideria, die jedem wahren Freunde der
Natur gewiss am Herzen liegen.
Bekanntlich nennen wir musculös ein jedes Gewebe, das die Fähigkeit besitzt auf Beize
im Molecularbewegungen zu gerathen und sich zu verkürzen, dabei aber aus gewissen mor-
phologischen Einheiten , den gestreiften Muskelfasern oder den musculösen Faserzellen zu-
sammengesetzt ist. Leider aber kennen wir bereits manche Gewebe, denen die erstere Eigen-
schaft — die Contractilität nämlich — mit vollem Rechte zukommt, wiewohl die bis jetzt
bekannten histologischen Elemente der musculösen Gebilde auf sie durchaus nicht anwendbar
sind.
Auf ein solches Gewebe, das bei vielen wirbellosen Thieren an die Stelle der Muskeln
tritt, hat zuerst Dujardin5) die Aufmerksamkeit der Histologen gelenkt und es „Sarcode"
genannt.
Auch ist bei Räderthierchen und Tartigraden die contractile Substanz nach Doyere's6)
Untersuchungen Vollkommen homogen, weich, ohne Spur weiterer Organisation , ganz der
Sarcode ähnlich.
') 2) 3) 4) A. a. 0.
b) Histoire naturelle des Infusoires. Faris 1841, pag. 35 ff.
6) Annales des seiences naturelles. 2. Serie. Vol. XIV, 1840; Vol. XVII, 1842; Vol. XVIII, 1842.
Neue Untersuchungen über die Entwickelimg etc. der Musheifasern. 5
Ferner haben die genauen Untersuchungen Stein's1) und besonders Czermak's2)
längst erwiesen, dass die Construetion und der Mechanismus des contractilen Stiels der Vorti-
cellinen ein ganz anderer sei , als der von den Physiologen bekannte Bau der übrigen Mus-
keln, wie wohl ihn bereits 0. Schmidt3) und Lach mann4) in Anbetracht seiner Function
„Stielmuskel, Schnellmuskel", und das mit vollem Recht nannten. Es wäre zu erwarten,
dass Theile oder Gewebe von gleicher functioneller Eigenschaft auch physikalisch, chemisch
und morphologisch mit einander übereinstimmten. Doch ist es Niemandem noch gelungen
den Bau des Vorticellenstieles mit den bekannten morphologischen Einheiten der übrigen
Muskel vollkommen in Einklang zu bringen.
Nicht minder abweichend und höchst interessant ist die Structur der Muskeln bei Oxyuris
ornata, welche neuerer Zeit von G. Walther5) genauer beschrieben und abgebildet wurde.
Es sei mir gestattet hier noch als letztes Beispiel auf die von Fick6) beschriebenen
eigenthümlichen Structurverhältnisse der contractilen Wandung des Samenleiters hinzuweisen.
Dieser Forscher fand nämlich in der Wandung des Vas deferens beim Hunde — und bezie-
hungsweise Menschen — ■ überhaupt keine präformirten morphologischen Muskeleinheiten,
nichts was den gestreiften Muskelfasern oder den musculösen Faserzellen nur im geringsten
ähnlich wäre. Die im hohen Grade contractilen Elemente bestanden blos aus einem Faser-
gewebe, das ein continuirliches Geflecht bald sich spaltender, bald wieder sich vereinigender
Gewebsbälkchen bildete. Diese Dissonanz lässt sich freilich durch die bisherigen mikro-
scopischen Beobachtungen nicht ausgleichen, am wenigsten aber dürfte sie meines Erachtens
aufgelöst werden durch die willkürliche Annahme desselben Autors, dass das fragliche
Gewebe ein „elastisches Fasergewebe" sei, welches unter gewissen Verhältuissen Contrac-
tilitätsphänomene zeigen kann. Viel richtiger scheint es mir vielmehr das besagte Faser-
gewebe, so Avie alle ähnlichen contractilen Gewebe einstweilen für musculös anzunehmen
und den Beweis für die morphologische Übereinstimmung derselben mit den bekannten mus-
culösen Geweben höherer Thiere von späteren Untersuchungen zu erwarten.
Auf dem Weo-e der Entwickluno-sq-eschichte wäre es vielleicht möo-lich zu einem für die
verschiedenen contractilen Elemente gemeinschaftlichen Ausgangspunkte zu gelangen, und so
einmal eine natürliche Classification sämmtlicher contractilen Gewebe zu begründen.
So vielen Schwierigkeiten und Widersprüchen ■ — die vielleicht zum grossen Theil nur
scheinbar sein könnten — gegenüber, wäre es daher von höchster Wichtigkeit, erstens: den
wahren Bildungsmodus der musculösen Gebilde auf das genaueste zu eonstatiren; sodann zu
ermitteln, ob die Bildung von Muskelläsern nur an die embryonale Periode des Thieres
gebunden ist, oder ob nicht etwa eine Neubildung von Muskelfasern während des Waehs-
thums eines Individuums oder auch später unter gewissen Verhältnissen stattfindet, und im
Bejahungsfalle die Art und Weise dieser Neubildung zu erforschen. Aus den Resultaten dieser
Beobachtungen dürften endlich manche Schlussfolgerungen zur Beleuchtung und Ergänzung
unserer bisherigen Kenntniss über den Bau der Muskelfasern gezogen werden.
*) Die Infusionsthierchen auf ihre Entwicklungsgeschichte untersucht, 1854. S. 78 ff.
2) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, IV. Bd. S. 438.
3) Handbuch der -vergleichenden Anatomie. Jena 1852, S. 147.
4) Über die Organisation der Infusorien etc. Müller's Archiv, 1856, S. 382.
5) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, VIII. Bd. S. 174 ff. Taf. V, Fig. 7 — 12.
6) Müller's Archiv, 1856, S. 486 ff.
6 . Theodor Margo.
Zur Beantwortung dieser Fragen habe ich nun vorigen Sommer und Herbst (1858) diese
Arbeit unternommen, die Untersuchungen wurden zum grössten Theile im physiologischen
Institute der k. k. Wiener Hochschule angestellt, manches aber, was liier nicht zum Abschluss
gebracht werden konnte, wurde im darauf folgenden Winter in Pesth fortgesetzt und zu Ende
gebracht.
Bei dieser Gelegenheit fühle ich mich zugleich dem ausgezeichneten Leiter der Wiener
physiologischen Anstalt Herrn Professor E. Brücke als treuem und erfahrenem Wegweiser
auf dieser schwierigen Bahn, zum innigsten Danke verpflichtet.
Auch kann ich nicht umhin, den Herren Professoren Langer und Wedl in Wien
meinen wärmsten Dank auszusprechen für die Bereitwilligkeit, mit welcher sie mir im regen
wissenschaftlichen Eifer schätzenswerthe Materialien überlassen haben und mir mit ihren
werthvollen Rathschlägen freundschaftliehst entgegengekommen sind.
Noch muss ich dankbar bekennen, dass ich durch die Güte des Herrn k. Rathes und Prof.
an der Pesther Universität S. Schordann in Stand gesetzt wurde zu meinen Untersuchungen
mich eines ausgezeichneten englischen Mikroskopes von Powell et Lealand zu bedienen,
das in Hinsicht der Klarheit und Schärfe der Bilder, so wie der grossen penetrirenden und
resolvirenden Kraft das Höchste leistet.
Die Messungen der untersuchten Gegenstände wurden theils mit dem englischen Mikro-
skope, und einem Oberhäuser'schen sehr genauen Mikrometer, theils aber vermittelst eines
Nach et'schen Ocularmikrometers angestellt, welches sammt dem dazu gehörigen Instrumente
dem physiologischen Institute zu Wien gehört und mir durch Herrn Professor E. Brücke
zur Verfügung bereitwilligst gestellt wurde.
Die beigegebenen Abbildungen sind sämmtlich nach der Natur gezeichnet und nichts
weniger als schematisch, da selbe die in meinen Präparaten mit dem englischen Mikroskope
sichtbaren Bildermöglichst treu darstellen.
Die Zeichnungen sind von der geübten Hand meiner jüngeren und unbefangenen Freunde,
der Doctoranden der Medicin C. Heitzmann und G. Kurtz ausgeführt, denen ich hiemit
meinen besten Dank sage.
Ich werde vorliegende Arbeit in drei Abschnitten vortragen. Der erste Abschnitt umfasst
die Resultate meiner Beobachtungen über die Entwickelung der Muskelfasern; der zweite
begreift die von mir gemachten Untersuchungen über das Wachsthum und die Neubildung
der Muskelelemente; im dritten Abschnitt endlich werde ich mich mit dem feineren Bau der
Muskelfasern beschäftigen.
Pesth, im März 1859.
Der Verfasser.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern.
1 ABSCHNITT.
Über die Entwickelung der Muskelfasern.
Unter den Wirbelthieren, welche ich zu dieser Untersuchung benutzte, muss ich die
Larven und Jungen von Fröschen (Rana temporaria und esculenta) und Kröten (Bufo cinereus)
mit Vorzug und in erster Reihe nennen, doch ergaben sich zu diesem Zwecke auch Junge
von Perca fluviatilis, Scyllium catidus, Torpedo marmorata, Hühnerembryonen und junge Sper-
linge, so wie Embryonen der Wanderratte (Mus decumanus), des Schweines, des Rindes, des
Pferdes und des Menschen als sehr treffliche Untersuchungsobjecte. Zwischen den wirbel-
losen Thieren lieferten mir junge Flusskrebse (Astacus fluviatilis), dann Puppen von Saturnia
piri, Larven von Dermestes lardarius und Junge von Blattei Orientalis die dankbarsten
Objecte.
Hinsichtlich der Untersuchungsmethoden glaube ich nicht unerwähnt lassen zu müssen,
dass ich, wo es nur thunlich war, möglichst lebensfrische Thiere benutzte; dieselben wurden
zu diesem Zwecke in starkem Weingeist ertränkt, und nachdem sie darin einige Tage gelegen
hatten, der Präparation und Untersuchung unterworfen.
Diese Methode ergab sich unter allen den bekannten als die allerzweckmässigste, wie-
wohl ich nicht unterliess namentlich zur Gewinnung anderer Gesichtspunkte auch die von
Billroth bekannt gemachte und von Meissner1) für die Untersuchung musculöser Faser-
zellen angerathene verdünnte Holzessigsäure, so wie Kölliker's2) Anrathen zufolge die
Maceration in dil. Chromsäure gelegentlich in Anwendung zu bringen. Auch erwies sich die
Maceration in Alkohol am zweckmässigsten, weil sie fürs Erste die Querstreifen an Muskel-
elementen überall am deutlichsten zur Erscheinung bringt, dann die Isolirung der Muskel-
elemente in hohem Grade erleichtert, ohne desshalb nachtheilige Veränderungen an denselben,
wie das Aufquellen, Verdunkeln und Zerbröckeln bei der Präparation zu erzeugen.
Zur Aufbewahrung der Präparate wurde theils diluirter Weingeist, theils diluirte wäs-
serige Lösung von doppelt chromsauren Kali, der etwas Glycerin beigegeben ward, benutzt,
welche Flüssigkeiten sich auch in der Folge mir als die vorth eilhaftesten erwiesen haben.
Viele Präparate habe ich zwar auch in anderen Conservirungsmitteln, Avie sie von verschie-
denen Forschern zur Aufbewahrung und Untersuchung der Muskelfasern angepriesen wer-
den, aufzubewahren versucht, doch machte ich die Erfahrung, dass die Vortheile , die sie
l) Zeitschrift für rationelle Medioin von Henle und Pfeufer. 1858. II. Bd., 3. Heft, S. 317.
-) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, IX. Bd., I. Hft., S. 141.
S Theodor Margo.
gewähren, viel geringer sind als die Nachtheile, welche sie mit sich bringen und woran end-
lich nach längerer Zeit auch die schönsten Präparate verderben. So machte Holzessig, Creo-
sot, Sublimatauflösung, Goadby'sche Flüssigkeit die Präparate allmählich dunkler und weni-
ger deutlich, Chromsäure, arsenige Säure, Glycerin, so wie Terpentinöl und Damarlack zu
licht und durchseheinend. Diluirtes doppelt chromsaures Kali mit etwas Glycerin , oder auch
ohne Glycerin, so wie diluirfer Weingeist entsprachen dem Zwecke vollkommen, so dass ich
Jedem, der sich mit diesen so zarten Objecten beschäftigt, diese Methode als die vortheilhaf-
teste empfehlen kann.
Die von Prof. Schultze in Rostock zuerst zur Isolation der Pflanzenzellen entdeckte
und von Budge1) zur Isolirung der Muskelelemente empfohlene Mischung von chlorsaurem
Kali und Salpetersäure habe ich ebenfalls versucht; doch fand ich, dass sie die zarten Ele-
mente der Embryonen zu stark angreift und dadurch leicht ein völliges Zerfallen der histo-
logischen embryonalen Muskelelemente in ihre sarcous Clements bewirkt.
A. Bildung1 der quergestreiften Muskelfasern bei den Batrachiern.
1. Bildung der contractilen Substanz.
Um die Entwicklung der Muskelfasern kennen zu lernen, sind wohl die Batrachier unter
allen Thieren die entsprechendsten Objecte. Die leichte Isolirbarkeit ihrer Muskelelemente,
die Grösse derselben, so wie die geringere Menge des umgebenden embryonalen Bindegewe-
bes sind Eigenschaften, die sie zu diesem Zwecke besonders geeignet machen. Da ich die
Untersuchung im Sommer und Herbste angestellt hatte, so musste ich mich in Ermangelung
sehr junger Froschembryonen mit Frosch- und Krötenlarven, so wie mit jungen, höchstens
25 Millim. langen Fröschen begnügen.
Bringt man ein Stückchen von einem Rückenmuskel auf eine Glasplatte und untersucht
es nach vorhergegangenener Isolirung der Muskelfasern mittelst der Präparirnadeln mit dem
Mikroskope bei einer 200- bis 3G0maliger Vergrösserung, so begegnet man neben schon fer-
tigen oder im Wachsthum begriffenen Muskelfasern höchst auffallenden Gebilden, die, wie
ich mich später überzeugte, bei der Bildung der Muskelfasern eine höchst wichtige Rolle
spielen. Oft erscheinen sie im Blastem zwischen den fertigen Muskelfasern eingelagert; man
findet sie jedoch ziemlich häufig auch innerhalb der Sarcolemmaschläuche, zwischen dem
Sarcolemma und der contractilen Substanz der Muskelfasern (Taf. I, Fig. 1, 7), mitunter
füllen sie einen ganzen Sarcolemmaschlauch vollkommen aus (Taf. I, Fig. 6 e).
Es sind dies rundliche, rundlich -ovale oder cylindrische mit abgerundeten Enden
versehene Körperchen von 0-0117 bis 0-0147 Millim. Länge und 0-0058 bis 0-0088 Millim.
Breite. Die meisten zeigen deutliche Querstreifen, stark marquirte Contouren, grosse Licht-
brechungskraft und bergen häufig in ihrem Innern ein oder zwei lichte runde Bläschen von
0-0028 bis 0-0035 Millim. Manche liegen isolirt im Blastem, entweder gerade oder sanft
gekrümmt, bohnenförmig oder halbmondförmig zusammengerollt, andere wieder zu zweien,
dreien und mehrere neben einander vom Sarcolemmaschlauch eingeschlossen, rundliche oder
länglich-ovale Knäuel oder Inseln innerhalb des Schlauches bildend; in welchem Falle sie
sich häufig zum Theil gegenseitig decken oder mit ihren concaven Rändern einander zuge-
]) Archiv für physiologische Heilkunde, Neue Folge, II. Bd., 1858, l. Hft. S. 72.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 9
kehrt sind. Die Länge solcher Knäuel beträgt 0*0205 Millim.. die Breite 0-0147 Millim. im
Mittel (Taf. I, Fig. 4 d — Fig. 7 b, b, b). Ähnlichen einzelnen oder auch gruppenweise bei-
samnienliegenden Körperchen begegnet man oft längs der fertigen und im Wachsthum noch
begriffenen Muskelfasern (Taf. I, Fig. 9 e, e, e, e), so wie auch an den Übergangsstellen der
Muskelfasern in die Sehne (Taf. I, Fig. 10 6 und Taf. II, Fig. 11 a). Die grösseren dieser
Körperchen hatten stets eine sehr deutliche Querstreifung, die kleineren manchmal nur eine
Andeutung derselben; manche schienen blos einen homogenen stark lichtbrechenden Inhalt
zu enthalten, in welchem dann ausser dem lichten runden Kernbläschen einige zerstreute
Molecularkörnchen wahrgenommen werden konnten.
Was die charakteristische Querstreifung dieser Körperehen anbelangt, so scheint diese
aus parallelen, durch die ganze Dicke derselben gehenden Querzonen oder Querschieliten
erzeugt, von denen die eine aus stärker, die andere aus schwächer liehtbrechender Substanz
besteht. Diese beiden Arten von Querzonen wechseln der Länge nach mit einander ab und
stehen zur Längsaxe des Körperchens unter einem geraden Winkel. Der Abstand je zweier
stärker lichtbrechender Zonen beträft ungefähr 0-0014 bis 0-0016 Millim. Die Zahl dieser
Querzonen ist bei den verschiedenen Körperchen, je nach der Länge derselben, verschie-
den; bei den grösseren konnte ich bei 525maliger Yergrösserung 7 bis 10 solcher stark licht-
brechender Querzonen mit grösster Deutlichkeit abzählen, so dass auf einen Kaum von
0-0058 Millim. gewöhnlich vier stark lichtbrechende Zonen zu liegen kamen.
Schon bei einer 525maligen Vergrösserung (Ocular I. und Objectiv von 1/12 Zoll Focal-
distanz) konnte man bei vielen von diesen gestreiften Körperchen in jeder stärker licht-
brechenden Querzone feine mit der Längsaxe derselben gleichlaufende und zu der Querzone
senkrechte Linien bemerken, wodurch jede stark lichtbrechende Schichte in eine Anzahl
symmetrisch neben einander liegender kleiner Partikelchen von stark lichtbrechender Eigen-
schaft getheilt schien. Diese Linien stimmen offenbar mit jenen vollkommen überein , welche
in neuester Zeit Rollet1) und E. Brücke'") als Trennungslinien zwischen den einzelnen
Sarcous Clements der quergestreiften Muskelfaser näher besehrieben haben.
Von der Richtigkeit dieses Verhaltens konnte ich mich überdies bei 936maliger Ver-
grösserung (Objectiv l/ia Zoll Focaldistanz, Ocular IL) noch genauer überzeugen. Man unter-
scheidet dann ganz deutlich zwei optisch und physikalisch verschiedene Substanzen, aus wel-
chen der Inhalt dieser Körperchen besteht, nämlich eine homogene, weniger lichtbrechende,
fast farblose Grundsubstanz, in welcher kleine runde stark lichtbrechende, gelbliche Körn-
chen symmetrisch in Querreihen neben einander gelagert wahrgenommen werden. Die
Körnchen, die nichts anderes als die sogenannten Sarcous elements oder Fleischkörnchen sein
können, messen ohngefähr 0-0005 bis 0-0007 Millim. (Taf. I, Fig. 3. .4, B).
Prof. Brücke hatte ferner die Güte mit Hülfe des polarisirten Lichts an diesen Kör-
perchen auch die doppelt lichtbrechende Eigenschaft zu constatiren, was um so mehr für ihre
musculöse Natur sprechen dürfte.
Das Verhalten dieser quergestreiften Körperchen zu den verschiedenen Reagentien war
ein ähnliches, wie das der fertigen quergestreiften Muskelfasern. Wurde etwas dil. Essig-
') Untersuchungen zur näheren Kenntniss des Baues der quergestreiften Muskelfaser, mit I Tafel; in den Sitzungsberichten der
raathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. XXIV, S. 291.
2) Untersuchungen über den Bau der Muskelfaser mit Hilfe des polarisirten Lichts, mit II Tafeln. Aus dem XV. Bande der Denk-
schriften der math.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften.
Denkschriften der mathcm.-naturv. C'I. XX. Bd. AMmiidl. v. Nichtmltgliedern. b
10 Theodor Marge.
säure hinzugesetzt, so erschien die Querstreifung anfangs deutlicher, bald aber wurde ihr Inhalt
blasser, so dass die vorher ovalen oder länglichen Körperchen durch Quellung und theil-
weise Lösung ihres Inhaltes an Grösse zunahmen und eine mehr rundliche Gestalt bekamen.
Die meisten wurden durch Essie-säure anfano-s nur in der Mitte durehsichtiffer, so dass an der
Peripherie derselben eine dünne Lage von lichtbrechender Substanz noch übrig blieb und in
der Mitte, oder gegen das eine Ende zu, ein deutlicher bläschenartiger Kern zum Vorschein
kam. In dieser Gestalt gaben sie sich dem Beobachter als kernhaltige Zellen zu erkennen
(Taf. I, Fig. 2). In caustischen Alealien löst sieh ihr Inhalt ebenfalls allmählich und theil-
weise auf, die Querstreifen werden noch lange nachher gesehen, wiewohl weniger marquirt
und viel zarter, die Inhaltsmasse quillt bedeutend auf, um das Doppelte, ja Dreifache und es
erscheint endlich in ihrem Innern eine homogene sarcodeartige Masse, in welcher ein oder
mehrere stark lichtbrechende Bläschen eingelagert sind. In Salpetersäure werden sie gelb,
ja braungefärbt und schrumpfen ein wenig ein. Chromsäure und besonders doppelt chrom-
saures Kali färbt dieselben merklich gelb und zwar so. dass, zumal bei starken Vergrös-
serungen, blos die Sarcous elements gelb oder grünlichgelb gefärbt erscheinen, während die
homogene Grundsubstanz, in welcher jene eingelagert sind, farblos bleibt. Auf Schwefelsäure
werden dieselben körnig, dann mehr homogen und quellen endlich stark auf. Arsenige
Säure bewirkt, dass sie lichter und blasser werden, die Querstreifen zarter und weniger
marquirt. In Schwefeläther werden sie ebenfalls lichter, lösen sich jedoch darin nicht auf.
Die hier beschriebenen optischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften dieser
Körperchen, so wie ihr constantes Vorkommen und der Ort, wo sie gewöhnlich gefunden
werden , berechtigen mich zu der Annahme , dass dieselben eigenthümliche musculöse
Gebilde sind.
Um jedoch diese Thatsache gehörig verwerthen zu können, ist noch die Frage zu
beantworten, ob die Körperchen in fortschreitender, oder aber in der rückschreitenden
Metamorphose begriffen sind. Ich muss gestehen, dass ich anfangs geneigt war selbe für
eine Art verkümmerter Muskelfasern zu halten, besonders als ich sie auch im Schwänze der
Froschlarven fand. Doch überzeugte ich mich bald, dass sie nie am hintersten Ende, wohl
aber häufig an den vorderen seitlichen Theilen des Schwanzes vorkommen, wo bekanntlich
bei wachsenden Froschlarven eine stetige Dickenzunahme auch dann beobachtet wird, wenn
in Folge weiterer Metamorphosen der Froschlarve die Länge des Schwanzes bereits in der
Abnahme begriffen ist. Da aber diese Dickenzunahme ohne eine Bildung von neuen
( rewebseinheiten kaum denkbar wäre, so spricht diese Erscheinung offenbar gegen die Ver-
muthung als wären diese Körperehen etwa verkümmerte oder im Rücksehreiten begriffene
Muskelfasern. Überdies charakterisirt sich die Involution der Muskelfasern auf eine ganz
andere Weise, durch fettige Entartung ihres Inhaltes, oder wohl auch durch Pigmentbildung.
wovon ich an jenen Stellen keine Spur je fand.
Zu diesen (< runden bin ich in der Lage noch die anzuführen, dass fragliche Körperchen
zumeist am Rücken längs der Wirbelsäule, in der Schultergegend, an den Extremitäten, dann
in der Gegend des M. mylohyoides, so wie in der Zunge der noch sehr kleinen jungen
Frösche vorkommen. Stellen, wo ein rascheres lebhafteres Wachsthum der Muskeln während
dieser Periode schon a priori anzunehmen ist. Überdies habe ich späterhin auch an andern
annoch in der Entwicklung und im Wachsthum begriffenen Thieren ähnliche Körperehen
entdeckt, deren Beschreibung weiter unten folg-en wird.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 11
Es bleibt somit keine andere Annahme möglich, als die besagten eigenthümliehen
Gebilde unzweifelhaft für musculös und in fortschreitender Metamorphose zu
wirklichen quergestreiften Muskelfasern zu halten.
Die hier beschriebenen quergestreiften Körperchen sind somit nichts Anderes als Mus-
kelelemente in mittlerer Entwickel ungsstufe, welche bei der Untersuchung der
Muskeln an Froschlarven und Froschjungen dem aufmerksamen Beobachter zunächst auffallen.
Es fragt sich nun, welches ist ihre frühere und welches ihre spätere Entwickelungsstufe,
woher kommen sie und wohin gehen sie. Mit einem Wort es handelt sich hier um nichts
anderes als um den ganzen Verlauf des Bildungsvorganges einer quergestreiften Muskelfaser.
Ich will daher die früheren sowohl, als auch die späteren Entwickelungsphasen dieser
Muskelelemente hier näher beschreiben.
Ausser diesen gestreiften Körperchen, welche ich aus weiter unten zu ersehenden
Gründen, „Sarcoplasten" nennen will, sieht man in der Nähe derselben, so wie zwischen
den übrigen Muskelfasern häufig noch andere Körperchen, die mehr oder weniger rund, und
in einem homogenen , fein granulirten Blastem (homogene Bindesubstanz) eingelagert sind.
Ihre Grösse ist verschieden; die kleinsten messen 0-0083 Millim. bis 0-0110 Millim. im Durch-
messer, haben eine runde Gestalt und enthalten einen einfachen oder in Theilung begriffenen
Kern nebst Nucleolus. Die Zellmembran umschliesst überdies einen homoo-enen, feinkör-
nigen flüssigen Inhalt. Daneben befinden sich oft grössere Zellen von 0-0136 Millim. bis
0*0150 Millim., meist mit zwei deutlichen lichten Kernbläschen, welche ihrer Lage nach zu
urtheilen , offenbar durch Theilung entstanden sein mussten. und im Mittel 0-0025 Millim.
gross sind. Der Inhalt dieser grösseren Zellen erscheint mehr körnig, so dass im homogenen
Inhalt stark lichtbrechende runde Körnchen eingebettet wahrzunehmen sind, welche durch
doppelt chromsaures Kali merklich grünlichgelb gefärbt werden. Man findet ähnliche Zellen,
die bereits 0-0166 Millim. gross sind und drei junge Kerne enthalten, wovon jeder ein
stark glänzendes kleineres Bläschen (Nucleolus) in seinem Innern einschliesst. Die Kerne
dieser Zellen sind auch der Grösse ihrer Zellen entsprechend grösser, im Mittel wohl bis
0-0050 Millim. gross (Taf. I, Fig. 1. B, a. b, c; Fig. 4 b; Fig. 5 a, a, a).
Diese Zellen scheinen durch Endogenose in rascher Vermehrung begriffen zu sein ; denn
man findet nicht selten zwischen diesen kleineren und grösseren Zellen mit einfachem und mehr-
fachem Kern, auch solche, die theils rund, theils ellypsoidisch gestaltet, 0-0222 Millim. bis
0-0280 Millim. gross sind und innerhalb einer gemeinschaftlichen Mutterzellenmembran eine
Brut von zwei bis fünf, ja sogar acht Tochterzellen enthalten (Taf. I, Fig. 4 c, c, c; Fig. 5 c, c).
Dass nun diese Zellen es sind, welche als frühere Entwickelungsstufen der oben
beschriebenen Sarcoplasten betrachtet werden müssen, dafür glaube ich mehrere Gründe
anführen zu können. Erstens finden sich diese Zellen in der Nähe der fertigen oder in der
Entwicklung begriffenen Muskelfasern, meist in dem sie umgebenden Blastem, oder den
Muskelfasern anliegend. Anderntheils können sie weder Anlagen oder Bildungszellen von
Gefässen, noch von Nerven sein, da diese sich auf ganz andere Weise bilden. Es bleibt
uns also nichts anderes übrig, als dieselben für die ersten Anlagen der Muskelfasern zu
halten. Die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme wird aber zur vollen Gewissheit durch den
eigenthümliehen Verlauf der Metamorphose dieser Zellen , den ich so glücklich wrar durch
directe Beobachtung zu bestätigen, und der über ihre nächsten Beziehungen zu den Sarco-
plasten keinen Zweifel aufkommen lässt.
b*
12 Theodor Margo.
Betrachtet man nämlich die grösseren dieser Zellen bei 360- oder 525maliger Vergrös-
serung, so bemerkt man auf der inneren Wand derselben eine das Licht stark brechende,
durch doppelt chromsaures Kali gelb sich färbende Substanz von verschiedener Dicke abge-
lagert, welche in den meisten grösseren Zellen deutliche Querstreifung zeigt. Diese Abla-
gerung scheint nicht gleichförmig um die ganze Wandung herum sich zu erstrecken, sondern
erscheint meist grösser auf der einen Hälfte oder auf zwei Drittel der Wandung. Nicht selten
gelang es mir alle diese Übergänge an ein und demselben Präparate zu beobachten, so dass
ich mit einem Blick sowohl die kleinen runden kernhaltigen Zellen, wie auch die grösseren
Mutterzellen mit ihrer jungen Zellenbrut und an ihren Wandungen die quergestreifte licht-
brechende Substanz deutlich übersehen konnte.
Was die Querstreifen dieser Zellen anlangt, so scheinen diese auch hier, wie bei schon
entwickelten Sarcoplasten und Muskelfasern durch zwei verschiedene Substanzen erzeugt,
welche senkrecht zur Peripherie der meist ellypsoidisehen Zellen und parallel neben einander
verlaufen. Auch lassen sich an einzelnen in der stärker lichtbrechenden Schichte die durch
parallele feine Sirichelchen oder Zwischenräume abgesonderten Sarcous elements wahrnehmen,
die nach Zusatz von doppelt chromsauren Kali auffallend grünlichgelb gefärbt werden, wäh-
rend die übrige Substanz, in welcher sie eingebettet und durch welche sie von einander
getrennt sind, farblos bleibt (Taf. I, Fig. 5).
Ich glaube somit bis jetzt folgende Thatsachen über die Entwickelung der quergestreiften
Muskelfaser der Batrachier gewonnen zu haben: In dem structurlosen , gallertigen, homo-
genen Blastem bilden sich zunächst kleine runde Zellen, ob direct aus indifferenten Embrvonal-
zellen, oder um präformirte Kerne, welche das Product von Embryonalzellen sind, konnte
mit Bestimmtheit nicht erwiesen werden; die Giegenwart von freien Kernen zwischen den
Zellen scheint einigermassen für das Letztere zu sprechen. Die kernhaltigen Bildungszellen
vermehren sich durch Theiluinr der Kerne und durch Endo^enese. Ihr Inhalt scheint allmählich
eine eigentümliche Metamorphose durchzugehen, wobei auf der inneren Fläche der Zellen-
wand sich die eontractile Substanz ablagert. Diese erscheint anfangs homogen , sarcodeartig,
später aber differenziren sich in der homogenen Substanz die einzelnen Sarcous elements,
welche durch ihre regelmässige Lagerung die Ursache der Querstreifung sind. Auf diese
Weise scheinen somit die von mir genannten Sarcoplasten zu entstehen. Durch Essigsäure
kann bei noch jungen Sarcoplasten die Zellenmembran nachgewiesen werden, später aber
scheint diese mit dem contractilen Inhalte fest und innig zu verschmelzen.
Hierin finden nun jene Bilder leicht ihre Erklärung, welche auf Taf. I, Fig. 4 d\
Fi". 7 b: Fiq\ 9 e und Taf. II, Fig\ 11 a zu sehen sind, und die ich bei Froschlarven und
Froschjungen unzähligemal zu beobachten die Gelegenheit hatte; es sind nämlich die
aus ihren Mutterzellenmcmbranen frei gewordenen zu Sarcoplasten bereits umgewandelten
Tochterzellen.
Bevor wir die weiteren Schicksale der Sarcoplasten bis zur Constituirung der quer-
gestreiften Muskelfaser verfolgen, glaube ich früher an die Mittheilung einiger Beobachtungen
gehen zu müssen, die zum richtigen Verständniss der weiteren Veränderungen beitragen
dürften.
Nicht selten habe ich bei günstig ausgefallenen Präparaten die Sarcoplasten in Verbin-
dung mit eigenthümlichen Fäden gesehen. Dies geschah zumeist damals, wenn dieselben in
grösseren Zwischenräumen von einander gelagert erschienen. Die Fasern hatten einen
Neue Untersuchungen über die Emtwickelung etc. der Muskelfasern. lo
gestreckten oder gewundenen Verlauf im Blastem, oder innerhalb des Sareolemmaschlauehes.
und es fehlten auch solche Bilder nicht, wo die Fasern in ihrem Verlauf von einem Saroo-
plasten zum andern verfolgt werden konnten (Taf. IL Fig. 11). Sie schienen den feinsten
elastischen Fasern sehr ähnlich und hatten einen Durchmesser von 0-0005 Millim. bis
0*0010 Millim. Die Fasern anastomosirten überdies manchmal durch schief verlaufende feine
Seitenäste mit einander. Auch Hessen sich dieselben hie und da von dem umliegenden
Blastem oder dem Sarcolemma vollkommen isoliren, so dass dadurch die Vermuthung, als
wären sie erzeugt durch den optischen Ausdruck von Faltungen des Sareolemmaschlauehes
oder einer homogenen Bindesubstanz, jeden Anhaltspunkt verliert. Für ihre wirkliche
Existenz spricht übrigens noch der Umstand, dass dieselben auch bei anderen Thieren vor-
kommen, wie dies aus den weiteren Untersuchungen sich erweisen wird.
Einmal sah ich eine solche Faser unterhalb der äussersten Spitze einer embryonalen
Muskelfaser aus derselben hervortreten und mit einem zwischen den Fasern des Sehnen-
bündels eingelagerten Sarcoplasten eine Verbindung eingehen.
Ich behalte mir vor. weiter unten auf diesen interessanten Gegenstand wieder zurück-
zukommen und musste hier bloss mit dem einfachen Ergebnisse dieser Beobachtuno- vor-
greifen, um das Vcrständniss des weiteren Entwicklungsganges der Muskelfasern zu
erleichtern.
Kehren wir nun zu den Sarcoplasten zurück, deren eigenthümliehe Entstehungsweise
aus endogen sich vermehrenden Bildungszellen ich oben durch directe Beobachtung bereits
erwiesen habe.
Untersucht man an jungen Froschlarven oder kleinen Froschjungen die Muskeln des
Bückens, der Schultergegend, der Extremitäten oder den JA mylohyoides , an welchen
Stellen wegen des rascheren Wachsthums des Körpers oder der Athmungsapparate zwischen
den schon fertigen Muskelfasern einzelne noch in der Bildung begriffene zu finden sind, so
begegnet man nicht selten Bildern, die sieh den früheren leicht anreihen lassen und offenbar
höhere Entwicklungsstufen der oben beschriebenen embrvonalen Muskelelemente darstellen.
"Wurde das Präparat so schonend als möglich verfertigt, so blieben die Sarcoplasten
mehr in ihrer natürlichen La;_re. Man sieht dann häufig membranöse Schläuche, deren Wan-
düng structurlos oder feinfaserig und hie und da mit kleinen ovalen, blassen Kernen ver-
sehen ist. Innerhalb dieser Schläuche, die nichts Anderes sind als Sareolemmasehläuche.
gewahrt mau oft Sarcoplasten in dem verschiedensten Grade ihrer Entwickelung, entweder
mehr isolirt, oder in kleinen Gruppen zusammengerollt, oder mehr oder weniger gestreckt
und dicht neben und hinter einander, den Sarcolemmaschlauch ausfüllend. Es gelingt nicht
selten zwischen den schon fertigen Muskelfasern, ähnlichen mit Sarcoplasten ausgefüllten
Sarcolemmaschläuchen zu begegnen, so dass abwechselnd zwischen je ein oder zwei fertigen
Muskelfasern ein Sarcolemmaschlauch der ganzen Länge nach verläuft, dessen Inhalt noch
aus getrennten und mit einander noch nicht verschmolzenen Sarcoplasten besteht (Taf. I. Fig. 6).
Häutig sieht man auch Oapillargefässe mit ihren Blutzellen noch als Inhalt in der Nähe
dieser Schläuche verlaufen, doch unterscheiden sich diese leicht von den Letzteren dadurch,
dass ihr Verlauf nie ein so gestreckter ist wie der der Sarcolemmaschläuche. Die Capillaren
winden sich oft längs der Muskelfasern hindurch, indem sie häufig über und unter den
Sarcolemmaschläuchen laufen ; dann ist ihr Durchmesser um Vieles geringer und ihr Inhalt
aus einfachen Reihen von Blutzellen bestehend . an denen die ovalen Kerne sehr deutlich
14 Theodor Margo.
wahrzunehmen sind. Die Sarcolenirnasehläuche hingegen verlaufen gerade, ihr Durehmesser
ist grösser und ihr Inhalt wird von den Sarcoplasten gebildet, deren Grösse, Lagerung und
die charakteristische Querstreifung nebst starker Lichtbreehungskraft dieselben zwischen
allen anderen Gewebselementen leicht erkennbar macht.
Hat man mittelst der Nadeln die einzelnen Elemente mehr isolirt, so reissen oft die
Schläuche ein, und es lassen sich dann die einzelnen Sarcoplasten , indem man sie in der um-
gebenden Flüssigkeit zum Rollen bringt, genauer beobachten.
Man sieht dann einzelne Sarcoplasten verlängert, an einem Ende in zwei bis drei Fort-
sätze ausgewachsen, die an ihrer Spitze eine kleine, wie von einem lichten Bläschen erzeugte
Erhabenheit tragen (Taf. I, Fig. 3, A 1, a, b] Fig. 3,5 2, a). Manche zeigen an ihren beiden
Enden ein solches Bläschen. Nicht selten liegen zwei Bläschen dicht neben einander als wären
sie durch Abschnürung aus einem Mutterbläschen entstanden (Taf. I, Fig. 3, A 2, 6; B 1, a).
Die Theilung dieser Kern- oder Keimbläschen scheint bei den Sarcoplasten in dieser
Periode nicht selten vorzukommen und steht mit der Bildung von Fortsätzen höchst wahr-
scheinlich in ursächlicher Beziehung, in welchem Falle diese auf eine Art Knospung zurück-
geführt werden dürfte.
Nicht selten begegnet man Sarcoplasten , aus denen an einem Ende zwei oder drei
dünnere Fortsätze, wie die Finger der Hand hervorgewachsen sind (Taf. I, Fig. 3, A 2, B 2).
Häufig findet man aber auch solche Bilder, die der Verschmelzung von zwei oder mehreren
Sarcoplasten ihr Dasein zu verdanken scheinen (Taf. I, Fig. 8).
Es gelang mir ferner die Bildung der quergestreiften Muskelfaser durch Ver-
schmelzung der Sarcoplasten zu einer mehr weniger conti nuir liehen Muskel-
substanz durch directe Beobachtung zu constatiren.
Eine solche embryonale in der Bildung begriffene Muskelfaser ist in Fig. 7 gegeben.
Das zarte durchsichtige Sarcolemma («) , das zum Theil durch die Präparation gerissen ist,
hüllt noch den zugehörigen contractilen Inhalt ein. Dieser besteht theils aus getrennten, theils
aus mehr minder verschmolzenen Sarcoplasten. Auf einer Seite bemerkt man unter dem Sar-
colemma theils zu Gruppen (6, b, b), theils seitlich neben und hinter einander gelagerte Sarco-
plasten (c, c) ; auf der anderen Seite liegen Bündelcheu von zum Theil mit einander ver-
schmolzenen Sarcoplasten (d). Manche derselben befinden sich in der Knospenbildung , und
alle zeigten bei genauer Einstellung des Mikroskops eine deutliche Querstreifung mit paral-
lelen Querzonen von abwechselnd stärker und schwächer lichtbrechender Substanz, und in
der ersteren die glänzenden Sarcous elements.
So wie hier die einzelnen Sarcoplasten von der einen Seite des Sarcolemma zur andeni
in verschiedenem Verschmelzungszustande begriffen waren, eben so konnte man anderen em-
bryonalen Muskelfasern eine Verschiedenheit in den Elementen ihres Inhaltes der Länge
nach beobachten. An der äussersten Spitze der Muskelfasern lagen innerhalb des Sarcolemma
die jüngsten Sarcoplasten theils einzeln, theils gruppenweise und durch kleine Zwischenräume
von einander gesondert. Der übrio-e Theil des Inhaltes bestand aus mehr continuirlicher
Muskelsubstanz, an welcher die Grenzlinien der seitlich nach Art der Faserzellen sich berüh-
renden und mit einander verschmolzenen Sarcoplasten als dunkle, nicht correspondirende
Längslinien noch wahrzunehmen waren (Taf. I, Fig. 8, 10).
Der Verschmelzungsprocess der Sarcoplasten fängt aber bisweilen an beiden Seiten
oder längs der ganzen Peripherie der embryonalen Muskelfaser an und schreitet dann allmäh-
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 15
lieh gegen die Mitte oder die Axe derselben fort, bis endlich der ganze eontractile Inhalt des
Sarcolemma in eine mehr minder continuirliche Masse verschmolzen ist. In diesem Falle
sieht man längs der Axe der Muskelfaser einen Hohlraum verlaufen, der von stark licht-
brechenden, oft quergestreiften, noch getrennten Sarcoplasten ausgefüllt ist, während der
periphere Theil derselben aus bereits verschmolzenen Sarcoplasten zu bestehen scheint.
Es scheint kaum zu bezweifeln, dass die hier beschriebenen Bilder die weiteren Über-
gangstufen der Sarcoplasten bis zur Bildung einer quergestreiften Muskelfaser — oder wich-
tiger des contractilen Inhaltes derselben — darstellen und gestützt auf zahlreiche Beobach-
tungen, kann ich mir diesen Übergang auf folgende Weise vorstellen.
Innerhalb des Sarcolemma, oder umgeben von einer structurlosen, kernhaltigen, fein-
faserigen Bindesubstanz, dem werdenden Sarcolemma, entstehen zunächst auf die schon oben
gegebene Weise Sarcoplasten, diese lagern sich seitlich neben und hinter einander nach Art
der Faserzellen und verschmelzen allmählich in eine continuirliche eontractile Substanz.
Diese Verschmelzung geschieht nicht auf einmal in der ganzen Dicke oder Länge eines Sar-
colemmaschlauches, sondern beginnt gewöhnlich an einer Seite und schreitet dann allmählich
gegen die andere hin, oder sie fängt längs der ganzen Peripherie an und schreitet gegen die
Axe zu.
Fassen wir nun sämmtliche auf die Entstehung und Umwandlung der Sarcoplasten sich
beziehenden Thatsachen zusammen, so sehen wir zunächst kleine runde oder ovale kernhal-
tige eigenthümliche Zellen in einem homogenen gallertigen Blastem entstehen; diese Zellen
vermehren sich durch Theilung der Kerne und Endogenese und unterscheiden sich von allen
anderen Gewebseinheiten dadurch, dass ihr Inhalt sich allmählich in eontractile Substanz
umwandelt, die anfangs homogen oder fein granulirt, sarcodeartig ist, bald aber sich in
zweierlei Substanzen von verschiedener, optischer, chemischer und physikalischer Eigen-
schaft sondert, nämlich in die nach Brücke1; einfach lichtbrechende oder isotrope Substanz
und in die anisotropen oder doppelt lichtbrechenden Sarcous Clements oder Fleischkürnchen,
wobei die Differenzirung stets längs der inneren Zellenwand beginnt und allmählich gegen
die Mitte der Bildungszelle fortschreitet, bis der ganze Zellenraum mit der differenzirten
contractilen Substanz ausgefüllt ist und die Zellmembran allmählich versehwindet. Die auf
solche Weise gebildeten Sarcoplasten lagern sich seitlich neben und hinter einander und ver-
schmelzen endlich zu einer continuirlichen Muskelsubstanz, dem Inhalte des Sarcolemma.
2. Bildung des Sarcolemma.
Die bisher vorgelegten Untersuchungen beziehen sich blos auf den activen Theil der
Muskelfaser, nämlich auf den contractilen Inhalt des Sarcolemma, dessen eigenthüm-
liche von mir zuerst in allen seinen Entwicklungsphasen erwiesene Entstehungsweise ich
eben beschrieben habe, und zwar zunächst nur für die quergestreifte Muskelfaser der Batra-
chier. Aus den weiteren Untersuchungen, die ich in der Folge über denselben Gegenstand
an Säugethieren, Menschen- und Vogelembryonen, Fischen, Crustaceen und Insecten ange-
stellt hatte, und die weiter unten folgen werden, lässt sich schliessen, dass die oben beschrie-
bene Bildungsweise eine für die meisten Thierclassen allgemein giltige ist.
') A. a. 0.
16 Theodor Margo.
Ich habe die contractile Substanz als das Product von Zellen geschildert und die Bil-
dung des quergestreiften Inhaltes des Sarcolemma als einen eigenthümlichen Verschmelzungs-
proeess der Sarcoplasten beschrieben. Aus dieser Bildungsweise, die ich auf unzählige That-
sachen glaube gestützt zu haben, folgt jedoch von selbst, dass das Sarcolemma als Zellen-
membran durchaus nicht betrachtet werden darf. Das Sarcolemma ist keine Zellenmembran
und ist auch nicht aus Zellen entstanden.
Folgende Beobachtungen bestätigen die Wahrheit dieser Aussage.
Untersucht man die embryonalen Muskelelemente im frühesten Stadium, so bemerkt man
in Bildung begriffene Sarcoplasten in einem homogenen mit kleinen durchsichtigen matt con-
tourirten Kernen reichlich versehenen gallertigen Blastem oder Protoplasma eingebettet.
Dieses Blastem, das nichts Anderes als embryonale Bindesubstanz ist, hüllt auch die in Grup-
pen, so wie die neben einander liegenden Sarcoplasten ein (Fig. 1 a: Fig. 4 «; Fig. 6 d:
Fig. 7 a) , und sie erscheint dann häufig als eine faltige, mit Kernen versehene Mem-
bran, an deren inneren Fläche die Sarcoplasten liegen. Zwischen den Sarcoplasten, wie auch
an der inneren Fläche des Sarcolemma, sieht man häufig ganz feine Fasern gestreckt oder
sich schlängelnd verlaufen. Die Sarcoplasten als Träger der contractilen Substanz sind durch
ihre charakteristischen Eigenschafren vom Sarcolemma und den ihm zugehörigen Kernen
und Fasern deutlich zu unterscheiden.
Die an der inneren oder auch äusseren Wand des Sarcolemmaschlauches sichtbaren Kerne
sind gewöhnlich kleine rundlich ovale Bläschen, mit einer in dil. Essigsäure unlöslichen
Membran und klarem von Essigsäure an der Peripherie körnig werdenden Inhalte. Dieselben
sind matt contourirt und schliessen meist ein oder mehrere, kleinere homogene Kügelchen
ein. Diesen ganz ähnliche Kerne finden sich an den embryonalen Sehnen, wo dieselben in
einer anfangs homogenen, später fibrillären Grundsubstanz eingebettet erscheinen.
Nicht selten fand ich zwischen den Faserzügen des Sehnenbündels vollständig aus-
gebildete Sarcoplasten einzeln oder gruppenweise liegen (Tai*. I, Fig. 1 Ü b ; Taf. II, Fig. 1 1
a, b). Überdies sieht man auch die Sehnensubstanz häufig direct in das Sarcolemma über-
gehen.
©
Diese Thatsachen im Vereine mit der von mir erwiesenen Bildungsweise der contractilen
»Substanz sind, wie mir scheint schlagend genug und sprechen offenbar gegen die gewöhn-
liche Annahme der Entstehuno- des Sarcolemma aus verschmolzenen Zellenmembranen oder
überhaupt aus einer Zellenmembran.
Es bleiben somit nur zwei Möglichkeiten für die Bildung des Sarcolemma; entweder
entsteht dasselbe durch eine Art Verdichtung aus der homogenen oder fibrillären Binde-
Substanz in Gestalt eines elastischen Begrenzungshäutchens, oder das Sarcolemma ist ein
Ausscheidungsproduct der mit einander verschmelzenden Sarcoplasten.
Da das Sarcolemma in vielen Fällen vor der contractilen Substanz entsteht, und bei em-
bryonalen Muskelfasern, wie ich mich bei starker Vergrösserung überzeugte, ausser den
bekannten Kernen auch feine Fasern führt, die manchmal mit den Sarcoplasten in Verbin-
dung treten, so kann auch die Entstehung desselben keineswegs dem directen Einfluss der
Sarcoplasten zugeschrieben werden. — ■ Doch liegt wohl darin keine zwingender Grund letz-
teren bei der Bildung des Sarcolemma jedweden Einfluss abzusprechen. Möglich, dass sie
blos modificirend auf die chemische Constitution der sie einhüllenden Bindesubstanz ein-
wirken.
Neue Untersuchungen aber die Entioiekelung etc. der Muskelfasern. 1 7
Alle meine Beobachtungen hingegen zwingen mich anzunehmen, dass bei der Consoli-
dirung des Sarcolemma die oft in Theilung begriffenen Kerne desselben die Hauptrolle
spielen.
Demnach wäre zwischen der contractilen Substanz und dem elastischen Umhüll uno-s-
gebilde — dem Sarcolemma — nicht nur ein physiologischer, physikalischer und chemischer,
sondern auch ein bedeutender genetischer Unterschied erwiesen.
B. Bildung der Muskelfasern bei Vögeln.
Unter den Vögeln hatte ich blos die Gelegenheit an Hühnerembryonen und jungen
Sperlingen die Bildung von quergestreiften Muskelfasern näher zu untersuchen. Die Resul-
tate derselben stimmen mit denen der ßatrachier im Ganzen überein.
Um sich davon zu überzeugen wähle man wenigstens 6 bis 7 Tage alte Hühnerembryo-
nen; bei viel jüngeren wird man nie im Stande sein, so instruetive Bilder zu erhalten, denn
in diesem Falle findet man an den Stellen, welche später von den Sarcoplasten eingenommen
werden, nur lang gestreckte, parallel neben einander liegende, längsgestreifte, mehr minder
abgeplattete blasse Bänder oder Bündel von gestreifter Bindesubstanz, die sich durch Ver-
mehrung ihrer ovalen mattcontourirten Kerne zu verlängern scheinen.
Es ist dies nichts Anderes als die Bildung des Sarcolemma, welches hier stets vor der
contractilen Substanz zu entstehen scheint.
Längs dieser Bündel und Fasern entstehen allmählich kleine runde oder längliche zellen-
artige Körper mit deutlichem Kerne und lichtem Nucleolus, deren Inhalt anfangs homogen
oder fein granulirt, später quergestreift und stark lichtbrechend erscheint. Es sind dies wohl
nichts Anderes als Sarcoplasten.
Manchmal sah ich dieselben im Innern eines durchsichtigen Schlauches neben einander
gelagert, so dass letzterer dadurch an solchen Stellen weiter, an anderen mit Sarcoplasten
nicht ausgefüllten hingegen sträng- oder bandförmig collabirt und faltig aussah. Mehrere der
Sarcoplasten fand ich auch hier mit feinen Fasern in Verbindung.
Die Länge der Sarcoplasten bei Hühnerembryonen betrug 0-0125 bis 0-0136 Millim.,
die Breite 0-0055 bis 0-0110 Millim. — Doch fanden sich auch Körper von 0-0333 Millim.
Länge, die aber offenbar aus mehreren einfachen Sarcoplasten zusammengesetzt schienen.
Die auffallendsten Bilder boten sich an den Muskelfasern des M. pectoralis und abdomi-
nalis von jungen Sperlingen dar. Die Sarcoplasten lassen sich auch hier als runde oder cylin-
drische, ovale, das Licht stark brechende Körperchen erkennen , deren Grösse und Inhalt
verschieden ist nach ihrem verschiedenen Entwicklungszustande. Die kleineren, rundlich-
ovalen mit noch meist homogenem Inhalte waren im Mittel 0-0120 Millim. gross (Taf. II,
Fig. 13 a), die grösseren cylindrischen, spindelförmigen mit deutlichen Querstreifen ver-
sehenen messen gewöhnlich im Mittel 0-0142 Millim. in der Länge, und 0-0088 Millim. in
der Breite (Fig. 13 b, b). Jeder Sarcoplast schien überdies noch im Innern ein lichtes
Bläschen von ziemlich constanter Grösse von 0-0035 Millim. zu bergen (Fig. 13 c, c).
Ausser diesen einzeln oder in Reihen neben einander vorkommenden finden sich dieselben
hie und da auch gruppenweise gelagert, so dass jede Gruppe aus mehreren mit ihren Rändern
sich deckenden , zusammengekrümmten Cylindern besteht. Die Gruppen sind rund oder oval,
von 0-0320 bis 0-0640 Millim. und 0-0170 bis 0-0380 Millim. Breite.
Deukscbrit'u-n der mathem. -naturw. Cl. XX. Bd. Abhantll. v. NichtmitgHedern. C
18 Theodor Margo.
Alle diese länglichen, cylindrischen und spindelförmigen Körperchen zeigen eine ganz
deutliche Querstreifung, erzeugt wie bei den übrigen Muskelfasern durch zweierlei Substan-
zen, einer stärker und einer minder lichtbrechenden, welche abwechselnd hinter einander
und unter einem rechten Winkel zur Längsaxe derselben gelagert sind. Bei manchen ist die
quergestreifte Substanz blos auf einer Seite zu sehen, gegen die andere hin scheint der In-
halt noch homogen (Fig. 13/).
Ausser ihrem optischen und physikalischen Charakter, stimmen diese Körperchen auch
hinsichtlich ihrer chemischen Eigenschaften vollkommen mit den schon oben beschriebenen
Sai'coplasten der Batrachier überein.
Es scheint somit bei Vögeln eben so wie bei Batrachiern ein gleicher Bildungsmodus für
die animalen Muskelfasern zu herrschen.
C. Bildung- der Muskelfasern bei Säugethieren.
Die Untersuchungen, die ich an Embryonen von Wanderratten (Mus decumanus), an
Rinds- und Schweinsembryonen , so wie an einem Pferdembryo und an Kaninchen angestellt,
führten mich der Hauptsache nach zu denselben Resultaten.
Taf. II, Fig. 1-4 gibt die Abbildung von Muskelelementen, wie ich sie im M. pectoralis
eines 42 Millim. lanoen Embryos von Mus decumanus fand. Man sieht in einem feinfaserigen
Blastem die Sarcoplasten in verschiedenem Entwicklungszustande und von verschiedener
Grösse. Die Länge derselben schwankt zwischen 0-0083 und 0*0277 Millim., die Breite
zwischen 0-0045 und 0-0083 Millim. Die frühesten Entwicklungszustände sind durch
rundlich-ovale, kernhaltige Zellen mit homogenem Inhalte repräsentirt («, a) ; bei anderen
ist der Inhalt bereits zum Theil und längs der inneren Zellenwand differenzirt und querge-
streift (e, c, c). Manche liegen in kleinen rundlichen Gruppen beisammen wie frei gewor-
dene Tochterzellen und zeigen bei genauer Einstellung deutliche Querstreifung (b). Einige
Heuen einzeln, andere mehr in dichten Reihen beisammen zwischen denfeinen Fasern des Sarco-
lemma, und zeigen meist an einem Ende im Innern ein kleines rundes lichtes Bläschen. — Auch
fehlten in den Präparaten solche Bilder nicht, wo mehrere Sarcoplasten zu einer grösseren
Masse verschmolzen waren.
Auch bei diesen Thieren lässt die stark lichtbrechende Kraft der Sarcoplasten , so wie
die Querstreifung, welche deutlich wahrzunehmen ist und die chemischen Eigenschaften der-
selben über ihre musculöse Natur und Bedeutung durchaus keinen Zweifel zu. Die Quer-
streifung scheint durch parallele senkrecht zur Längsaxe derselben verlaufende abwechselnd
stark und schwach lichtbrechende Querschichten oder Plättchen erzeugt; in den ersteren kann
man überdies mit starken Vergrösserungen die reihenweise neben einander gelagerten Fleisch-
körnchen oder Sarcous elements wahrnehmen.
Fasern, welche den feinen elastischen Fasern sehr ähnlich sind und im Durchschnitte
0-00092 Millim. messen, verlaufen theils gestreckt, theils geschlängelt in demselben homo-
genen Blastem, in welchem die Sarcoplasten eingebettet erscheinen (Fig. 14/'). Manche die-
ser Fasern, über deren muthmassliche Bedeutung ich den Leser auf den III. Abschnitt dieser
Abhandlung verweise, scheinen auch direct mit den Sarcoplasten in Verbindung zu treten.
Bei Kaninchenembryonen betrug die Länge der Sarcoplasten, welche den Rückenmus-
keln entnommen wurden, im Mittel 0-0122 Millim. und die Breite 0-0038 Millim.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 10
Bei einem 9 Centirneter langen Schweinsembryo fand ich ebenfalls die Hals- und Nacken-
muskeln aus noch immer nicht vollständig mit einander verschmolzenen Sarcoplasten bestehend.
Diese hatten eine Länge von 0-0113 bis 0*0136 Millim. und eine Breite von 0-0025 bis
0-0048 Millim.
Höchst interessant waren die Querschnitte, die ich mir vom M. Gastrocnemias desselben
Schweinembryos verfertigte. Auf Tal*. V, Fig. 35 ist ein solcher Querschnitt dargestellt, und
zwar A bei 360maliger und B bei 525maliger Vergrösserung.
Man sieht die secundären Muskelbündel vom Perimysium umgeben und die einzelnen
Durchschnitte der Muskelprimitivbündel von verschiedenem Durchmesser. Die Einen (c)
sind viel dünner und betragen 0-0029 bis 0-0058 Millim.. die Anderen (6) sind grösser und
messen 0-0060 bis 0-0110 Millim. im Durchmesser. Zwischen diesen grösseren und kleineren
Durchschnitten ist noch ein anderer Unterschied bemerkbar. Manche werden von der contrac-
tilen Substanz ganz ausgefüllt, andere wieder zeigen diese nur längs der Peripherie, wo sie
in Form eines Fleischringes eine centrale Lücke begrenzt, in welcher sich noch homogenes
Blastem befindet.
Wendet man stärkere Vergrösserungen an, so erscheint die ringförmig längs der Peri-
pherie verlaufende contractile Substanz aus noch kleineren rundlichen, getrennten Contouren
zusammengesetzt (B, g, g), die offenbar nichts Anderes sein können als Sarcoplastendurch-
schnitte, von denen noch manche (Je, k) nur längs der Wandung einen bereits in Sarcous ele-
ments differenzirten, in der Mitte aber noch immer homogenen Inhalt zeigen.
Diese breiteren embryonalen Muskelfasern befinden sich somit auf jener Bildungsstufe,
wo längs der inneren Wand des Sarcolemma die Sarcoplasten sich zwar gebildet, jedoch
mit einander zu einer continuirlichen Muskelsubstanz noch immer nicht verschmolzen sind,
während längs der Axe derselben sich die Sarcoplasten aus dem Blastem noch nicht gebildet
hatten.
Die breiteren Muskelfasern scheinen somit hier eben so wie die Muskelfasern der Batra-
chier aus mehreren seitlich und mit ihren Spitzen verschmolzenen Sarcoplastenreihen hervor-
zugehen, während die 2 — 3mal dünneren, deren Durchmesser der Breite eines reifen Sarco-
plasten ziemlich gleichkommt, wahrscheinlich aus nur einer Reihe von Sarcoplasten gebildet
werden.
Dafür sprechen auch meine an den Hals- und Hautmuskeln eines 5 — 6 monatlichen
Pferdembryos gemachten Beobachtungen. Nicht selten begegnete ich hier ausser den zerstreut
im Blastem liegenden Sarcoplasten auch solchen Muskelfasern, die aus einer Reihe von theils
schon verschmolzenen, theils aber noch getrennten Sarcoplasten zusammengesetzt waren. Die
Sarcoplasten berühren sich jedoch nicht nach dem bekannten Schwann'schen Typus, sondern
stets nach Art der musculösen Faserzellen, so dass die Spitzen je zweier benachbarter Sarco-
plasten sich schief und gleichsam dachziegelförmig über einander legen und so mit einander
verschmelzen.
D. Bildung1 der Muskelfasern bei Menschenembryonen.
An zwei Weingeistexemplaren, von denen das eine 6 Centirneter, das andere 8 Centirne-
ter lang war, bot sich mir die Gelegenheit dar den gleichen Bildungsmodus der quergestreiften
animalen Muskelfasern auch an Menschenembryonen zu constatiren. Taf. II, Fig. 15 zeigt
20 Theodor Margo.
die Abbildung mehrerer in der Entwickelung begriffenen Muskelelemente vom M. pectoralis
eines 6 Centimeter langen Menschenembryos. Man sieht in einem homogenen Blastem zarte,
membranöse bandartige Schläuche (d, d) mit matt contourirten Kernen (f, f) und feinen
Fasern, die auf der inneren Fläche derselben verlaufen. Diese Schläuche stimmen übrioens
mit den bei Batrachiern beobachteten und von mir oben bereits beschriebenen Sareolemma-
schläuchen vollkommen überein, deren Entwicklung somit aus homogenem kernhaltigen
Blastem oder aus sogenannter Bindesubstanz keinem Zweifel zu unterliegen scheint. Inner-
halb dieser Schläuche findet man im Blastem eingelagerte Sarcoplasten auf verschiedener
Entwicklungsstufe. Einige derselben sind noch zellenartig mit homogenem oder bereits längs
der Zellen wand differenzirten, stark lichtbrechenden , quergestreiften Inhalt ; diese sind meist
rundlich oder oval («, a, a, a). Andere mehr entwickelte, sind Cylindern oder Spindeln
ähnlich und ganz quergestreift (6, b). Die Querstreifung wird auch liier durch kleine in der
homogenen Substanz des Sarcoplasten regelmässig neben einander gelagerte, stark licht-
brechende Fleischkörnchen — Sarcous elements — erzeugt, wie sich Jedermann bei 525maliger
Vergrösserung leicht überzeugen kann. An manchen Stellen liegen die Sarcoplasten mehr
vereinzelt, an anderen hingegen dicht beisammen und mitunter in Verschmelzung begriffen.
Neben solchen mit jungen Sarcoplasten versehenen Sarcolemmaschläuchen finden sich häufig
auch mehr entwickelte Muskelfasern, welche aus einem Bündel von verlängerten und zum
Theil mit einander schon verschmolzenen Sarcoplasten bestehen (c).
Was die Grösse der Sarcoplasten bei menschliehen Embryonen anbelangt, so habe ich
dieselben im Ganzen viel schmäler, wiewohl manchmal von bedeutender Länge gefunden.
Ihre Länge beträgt nämlich 0-0111 bis 0-0222 Millim., und die Breite 0-0035 bis 0-0058
Millim. — Das lichte Keimbläschen, das auch hier an den meisten wahrzunehmen ist, hat
eine mehr constante Grösse von 0-0025 bis 0-0032 Millim. Auch in Betreff ihrer chemischen
Eigenschaften stimmen sie mit den übrigen Sarcoplasten überein.
E. Bildung1 der Muskelfasern bei Fischen.
Von Fischen habe ich mehrere Junge von Scyllium catulus, dann eine junge Torpedo
marmorata und eine Anzahl von 20 — 25 Millim. langen Exemplaren von Perca fluviatUis
untersucht. Letztere wurden lebend eingefangen und lieferten, in Alkohol ertränkt, sehr treff-
liche Untersuchungsobjecte. Bei Allen habe ich die bereits geschilderte Entwickelungsweise
der quergestreiften Muskelfasern gefunden, nur dass die Sarcolemmaschläuche und Fasern im
Verlaufe der Sarcoplasten nicht so deutlich und häufig wie bei Fröschen und anderen Wirbel-
thieren nachgewiesen werden konnten. Doch begegnete ich auch hier, wiewohl seltener,
leeren und halberfüllten, zwischen den übrigen Muskelfasern liegenden Sarcolemmaschläuchen.
Taf. II, Fig. 17 zeigt die Abbildung einiger embryonaler Muskelfasern, welche den Rücken-
muskeln einer jungen 25 Millim. langen Perca fluviatilis entnommen sind. Man sieht erstens
mit Kernen und Fasern versehene Sarcolemmaschläuche (a, a), und innerhalb des einen der-
selben zwei dicht neben einander liegende Sarcoplasten (e), die vermöge ihrer Lage wahr-
scheinlich aus einer Mutterzelle entstanden sein mochten. Ausserdem bemerkt man neben
fertigen Muskelfasern, die (wie d) aus einer gleichförmig quergestreiften Substanz bestehen,
auch solche, die längs der Axe einen Strang von dicht neben einander gelagerten Sarcoplasten
enthalten und deren peripherische Wand von continuirlicher contractiler Substanz gebildet
wird (b). Bei vielen von diesen Muskelfasern erstreckt sich der mit Sarcoplasten ausgefüllte
Neue Untersuchungen über die Entwickehmg etc. der Muskelfasern. 21
Hohlraum nicht durch die ganze Länge derselben, so dass diese dadurch an solchen Stellen
wie bauchig ercheineu; einige waren ihrer ganzen Länge nach mit dicht an einander
gelagerten Sarcoplasten gefüllt, wo dann häutig die Muskelfaser gegen das eine Ende hin in
eine continuirliche quergestreifte Masse spitzig auslief. Die Sarcoplasten (c) sah ich in den
verschiedensten Entwickelungszuständen, theils als kleine rundliche, kernhaltige Zellen mit
homogenem, aber bereits stark liehtbreehendem Inhalt, O0055 bis 0-0083 Millim. im Durch-
messer, theils als mehr längliche, cylindrische oder spindelförmige Körperchen mit theilweise
oder auch vollkommen differenzirtem Inhalt. An diesen konnten bereits die Querstreifen bei
525maliger Arergrösserung ganz deutlich und zwar entweder längs der Zellenwand allein,
oder durch die ganze Dicke derselben wahrgenommen werden. Die quergestreiften läng-
lichen Sarcoplasten hatten eine Länge von 0-0136 Millim. und darüber, und eine Breite von
0-0055 bis 0-0083 Millim. Die Grösse der Kernbläschen betrug 0-0025 bis 0-0032 Millim.
Bei zufällig durch die Präparation entzweigerissenen Muskelläsern konnte ich die heraus-
gefallenen Sarcoplasten in jeder Beziehung- genau studiren. In solchen Fällen überzeugte ich
mich, dass viele zu drei bis fünf und mehreren gruppenweise noch beisammen liegen, wie dies
bereits bei Fröschen geschildert wurde (vgl. Taf. I, Fig. 4, 5). Es sind dies, wie es seheint,
freigewordene Gruppen von Tochterzellen, und deuten wahrscheinlich auf eine Vermehrung
derselben durch Endogenese hin.
Ich glaube noch hinzufügen zu müssen, dass ähnliche Sarcoplasten auch zwischen den
schon fertigen und im Wachsthume begriffenen Muskelfasern zu sehen waren, und dass sich
dieselben gegen Reagentien mit den Sarcoplasten der Frösche, und überhaupt mit der
Muskelsubstanz ganz analog verhielten.
F. Bildung der quergestreiften Muskelfasern bei Articulaten.
Nachdem ich mich von der Existenz eigenthümlicher embryonaler Muskelelemente —
der sogenannten Sarcoplasten - - und von ihrer hohen Bedeutung in Bezug auf Genese der
quergestreiften Muskelfaser bei Batrachiern, Fischen, Vögeln, Säugern und Mensehen über-
zeugt hatte, konnte ich mit vieler Wahrscheinlichkeit annehmen, dass auch bei wirbellosen
Thieren, namentlich bei Articulaten für die quergestreifte Muskelfaser derselbe Bildungs-
modus herrschen müsse. Und in der That, ich war so glücklich als weiteren Beleg für die
Allgemeinheit der von mir geschilderten Bildungsweise auch hier dieselben Ergebnisse zu
gewinnen.
Insbesondere hatte ich Gelegenheit die Bildung von Muskelfasern an Puppen von Satur-
nia piri, Jungen von Blatta orientalis und Astacus fluviatäis genauer zu beobachten.
Ich gebe in Fig. 18 (Taf. II) die Abbildung der Muskelelemente, welche ich im Thorax
der Puppe von Saturnia piri fand. A zeigt die erste Anlage der Muskelfaser, wie man sie
län^s der Tracheen dieser Thiere , die auch zum Theile noch in der Entwicklung begriffen
waren, sehen kann. In einer homogenen Bindesubstanz, die an der Oberfläche zu einem
elastischen Häutchen bereits consolidirt schien (a), sieht man eingelagerte, theils vereinzelt,
theils in grösseren Gruppen beisammen liegende Sarcoplasten (b, b, b). Manche von diesen
sind rundlich, oval, mit homogenem oder zum Theil schon differenzirten contractilen Inhalt,
andere mehr in die Länge gezogen, spindelförmig, an einem oder an beiden Enden zuge-
spitzt. Die letzteren zeigen Querstreifen, wiewohl nicht so deutlich wie bei den übrigen
2 2 Tk eodor Margo.
Thieren, was darin seine Erklärung findet, dass die im homogenen Zelleninhalte abgelagerten
stark lichtbrechenden Fleischkörnchen oder Sarcous elements nicht so zahlreich und daher in
grösseren Abständen von einander sich befinden. Ein kleines lichtes Kernbläschen ist bei
Allen sichtbar.
Bei B sieht man die weiter fortgeschrittene Bildung der Muskelfaser. Auf einer Seite
bemerkt man noch in der Entwickelung begriffene Sarcoplasten innerhalb des Sarcolemma.
auf der anderen mehrere ausgewachsene und mit einander verschmelzende Sarcoplasten (c, d).
Oft begegnete ich bei der Untersuchung dieser Elemente zweien oder mehreren solchen
spindelförmigen oder cylindrischen Körperchen, die seitlich mit einander zusammenhingen,
während an einem Ende die Spitzen derselben gabelförmig aus einander gingen.
Die rundlichen Sarcoplasten waren O0088 bis 0*0117 Millim. gross, ihr Kernbläschen
0-0010 bis 0-0048 Millim. Die spindelförmigen, mehr ausgebildeten quergestreiften Sarco-
plasten variirten in ihrer Länge von 0-027 bis 0-050 Millim. und in der Breite von 0-0029
bis 0-0088 Millim. Das Verhalten derselben gegen lieagentien war ein ähnliches, wie das
der Muskelsubstanz überhaupt.
Zu ähnlichen Kesultaten haben mich auch die Untersuchungen an Jungen von Blattet,
orientalis geführt.
Was die Untersuchungen an jungen Flusskrebsen (Astacus ßuviatilis) anlangt, so muss
ich bemerken, dass ich bei diesen im Stande war die Genese der Muskelfaser von der ersten
Anlage der contractilen Substanz bis zur fertigen quergestreiften Muskelfaser Schritt für
Schritt zu verfolgen, so dass ich nicht umhin kann die genannten Thiere als zu diesem Zwecke
sehr geeignet Jedermann zu empfehlen.
Die Muskelfasern des Flusskrebses sind bekanntlich alle quergestreift, so dass zwischen
den Muskelfasern der Extremitäten, des Schwanzes und des Darmcanals nur in Bezug auf
die Dicke derselben, auf die Grösse und Gestalt der Sarcous elements und ihrer Abstände von
einander, so wie auf das mehr oder weniger entwickelte Sarcolemma ein Unterschied besteht,
der aber nicht wesentlich zu sein scheint, wie wir weiter unten sehen werden.
Ich habe zu diesen Untersuchungen eine grosse Anzahl junger Krebse benützt, deren
Länge zwischen 38 und 60 Millim. variirte. Präparirt man ein Stückchen vom Schwanz-
strecker, oder von den Scherenmuskeln, oder auch von dem 2 Millim. dicken Muskel, der
vom Schwänze aus im Innern des Thoraxraumes verläuft, und untersucht es in Weingeist
oder diluirter Auflösung von doppelt chromsaurem Kali mit dem Mikroskope bei einer
360maligen Vergrösserung, so begegnet man neben den schon entwickelten Muskelfasern
häufig solchen Muskelelementen, die mit unseren mehrfach erwähnten Sarcoplasten voll-
kommen übereinstimmen. Man findet sie oft in den verschiedensten Entwickelungsstadien.
Die Formen, die zur Erklärung dieser Stadien dienen mögen, reduciren sich auf folgende:
1. Als die jüngsten Formen können Zellen betrachtet werden von rundlich ovaler Gestalt,
mit einem oder zwei Kernbläschen und homogenem gelblichen oder zum Theil schon differen-
zirten quergestreiften Inhalt (Taf. III, Fig. 23). Diese liegen theils einzeln, theils in kleineren
und grösseren Haufen beisammen. Die grösseren dieser Zellen enthalten oft, Mutterzellen
ähnlich, eine Gruppe von kleineren Zellen in ihrem Innern. Man sieht die Querstreifung
anfangs nur längs der inneren Zellenwand erzeugt durch eine stark lichtbrechende Sub-
stanz, welche sich allmählich aus dem homogenen Inhalte der Zelle auf die innere Fläche
der Zellenmembran abzulagern scheint. Diese quergestreifte stark lichtbrechende Schicht
Neue Untersuchungen über die Enlwickelung etc. der Muskelfasern. 23
an der Peripherie ist an den grösseren Zellen bei 360 bis 525 maliger Vergrösserung
sichtbar.
2. Vollkommen ausgebildete, durch ihre ganze Dicke deutlich quergestreifte, gelbliche,
stark lichtbrechende Sarcoplasten. Diese sind von länglicher, meist spindelförmiger Gestalt
und bergen in ihrem Innern häufig ein lichtes rundes Bläschen. Man findet diese selten isolirt,
sondern meist zu zweien, dreien und mehreren mit einander zusammenhängend und zum Theil
verschmolzen (Taf. III, Fig. 24, A, B).
3. Aus mehreren neben und hinter einander gelagerten ausgewachsenen Sarcoplasten
zusammengesetzte Massen von contractiler Substanz (Fig. 25). Solche findet man häufig
innerhalb des Sarcolemma bei in der Entwickelung begriffenen Muskelfasern des Schwanz-
streckers. An einem Ende haben sie oft das Aussehen einer continuirlichen Muskelfaser,
gegen das andere Ende hin bestehen sie aus zum Theile deutlich contourirten, zum Theil mit
einander verschmolzenen Sarcoplasten (6), so dass die Begrenzungslinien der mit einander
verschmelzenden Sarcoplasten als dunkle, sich nicht correspondirende Längslinien erscheinen
(c, c). An der äussersten Spitze derselben sieht man noch ganz getrennte deutlich contourirte
junge Sarcoplasten (a).
Was die Grösse der Sarcoplasten anbelangt, so schwanken die Dimensionen derselben
bedeutend. Die jüngsten Bildungszellen haben eine Länge von 0-0130 bis 0-0166 Millim.
und eine Breite von 0*0083 bis 0-0111 Millim. Die mehr ausgebildeten Sarcoplasten waren
schon 0-0222 bis 0-0550 Millim. lang und in der Mitte 0-0111 bis 0-0222 Millim. breit, wie-
wohl es auch grössere gab, deren Länge bis 0-0620 Millim. und darüber betrug, doch
schienen diese in den meisten Fällen aus zwei oder mehreren einfachen Sarcoplasten zusam-
mengesetzt, wofür die Gegenwart von dunklen Längslinien an der Oberfläche, die ich nur
für Grenzlinien zwischen den einzelnen Theilen halten kann, sprechen dürfte. Das Kern-
bläschen hat eine mehr constante Grösse von 0-0025 bis 0*0055 Millim.. ist aber bei grösseren
Sarcoplasten ohne Reagentien nicht immer sichtbar.
Mit starken Vergrösserungen konnte man an den Sarcoplasten meist 16 — 17 stark licht-
brechende Querzonen zählen, deren mittlere Abstände von einander ohngefähr 0-0030 Millim.
betragen mochten.
Auf welche Art nun durch gegenseitige Verschmelzung von Sarcoplasten eine conti-
nuirliche quergestreifte Muskelfaser zu Stande kommt, ist aus Fig. 26 und 2 7 ersichtlich,
wenn man diese mit den früheren Entwicklungsstadien vergleicht. — Fig. 26 stellt die con-
tractile Substanz aus zwei grösseren spindelförmigen Stücken zusammengesetzt dar, die an
einer Stelle eine Anastomose zeigen, indem sie durch eine Verbindungsbrücke ineinander-
fliessen. Die längs der Oberfläche eines jeden Stückes sichtbaren dunklen Linien scheinen jene
Stellen noch anzudeuten, wo die einfachen Sarcoplasten bereits zu einer continuirlichen Masse
verschmolzen sind. Gegen das Ende derselben hin stehen die Spitzen einzelner Sarcoplasten
fingerförmig noch aus einander.
In Fig. 27 sieht man zwei grössere Stücke bereits ihrer ganzen Länge nach mit einander
verschmolzen, so dass nur die Grenzen zwischen denselben als dunkle Längslinien noch sicht-
bar sind.
Das Verhalten der Sarcoplasten zu Reagentien, so wie ihre nähere Beziehung zum Sar-
colemma anlangend, habe ich hier dieselben Ergebnisse gefunden, wie sie bereits bei den
verschiedenen Wirbelthierclassen näher geschildert wurden. Das Sarcolemma stellt nämlich
24 Theodor Margo.
anfangs ein homogenes Blastem dar, worin die Sarcoplasten eingebettet sind, bald aber
erscheint dieses in Gestalt eines membranösen Schlauches, längs dessen innerer Wand die
Sarcoplasten in grösseren oder kleineren Abständen theils isolirt, theils in Gruppen verlau-
fen. Das Sarcolemma scheint in dieser Periode nicht ganz structurlos, indem ausser kleinen
Körnchen und Kernen auch deutliche Fasern oder Fäden auf der inneren Fläche desselben
wahrgenommen werden. Diese verlaufen theils gestreckt, theils wellig oder sanft spiralig, hie
und da entstehen auch Netze durch Theilungen uud Anastomosen (Fig. 26 c; Fig. 27 b).
Nicht selten lässt sich ein solcher Faden von einem Sarcoplasten zum andern verfolgen, mit
denen er in directe Verbindung zu treten scheint (Fig. 27 c).
Demselben Entwicklungsmodus folgen auch die Muskelfasern des Darmcanals.
Es gelingt hier nicht schwer sämmtliehe Entwicklungsstufen mit grösster Klarheit zur An-
schauung zu bringen.
1. Zunächst findet man rundliche oder ovale Zellen in einem homogenen feinkörnigen
Blastem eingelagert, die im Durchschnitt 0-0136 Millim. gross sind und nebst einem Kern von
0-0055 Millim. und Nucleolus, einen homogenen sehr feinkörnigen Inhalt einschliessen, der
durch doppelt chromsaures Kali schwach gelblich gefärbt wird (Taf. III, Fig. 19 b, b, b:
Fig. 21 a, b). Manche von diesen Zellen, besonders die grösseren haben zwei Kerne, die
wahrscheinlich durch Theilung entstanden sein mochten. Die Zellen liegen theils einzeln,
theils in Reihen neben einander gruppirt.
2. Neben den Vorigen in demselben Blastem sieht man auch andere in der Umwandlung
zu Sarcoplasten begriffene längliche, an einem oder an beiden Enden verschmälerte Zellen,
von 0-0160 bis 0*0222 Millim. Länge und 0-0136 Millim. Breite (Fig. 19 c; Fig. 20 b\
Fig. 21 c), mit einem oder zwei lichten Kernbläschen. Sie unterscheiden sich von den Vori-
gen zumeist dadurch, dass auf der inneren Fläche der Zellenwand bereits eine stark licht-
brechende gelbliche Schicht von contractiler Substanz abgelagert ist, in der man die Quer-
streifung schon angedeutet, oder stellenweis ganz deutlich bemerken kann. Bei starken Ver-
grösserungen (525mal) überzeugt man sich von der Existenz der Fleischkörnchen, welche
bereits aus dem homogenen Inhalte differenzirt und regelmässig neben einander längs der
Zellenwand gelagert die Querstreifung erzeugen.
3. Spindelförmige, oft in parallelen Reihen neben den unter 1. und 2. geschilderten
Zellen gruppirte Körperchen von 0-0277 bis 0-0380 Millim. Länge und 0-0160 Millim. Breite
mit deutlichen Querstreifen und starker Lichtbrechungskraft. Bei vielen von diesen Körperchen,
die nichts Anderes sind als vollkommen ausgebildete Sarcoplasten, nimmt mau die reihenweise
in homogener Grundsubstanz gelagerten Fleischkörnchen oder Sarcous elements ganz deutlich
wahr, was um so leichter geschieht, da dieselben durch doppelt chromsaures Kali stark gefärbt
erscheinen, während die Gruudsubstanz farblos bleibt. Die Sarcoplasten sind übrigens theils
einfach (Fig. 19 d, f\ Fig. 21 d), theils an einem Ende mit 2 — 3 und mehr Fortsätzen
oder Ausläufern versehen (Fig. 19 ä; Fig. 21 e,f).
Alle diese verschiedenen embryonalen Muskelelemente lassen sich leicht und ohne beson-
deren Zwang in eine ganze Entwicklungsreihe an einander reihen. Eine solche Entwicklungs-
reihe stellt die Fig. 21 dar, und zwar aus der Darmwand eines 50 Millim. langen Flusskrebses.
Man sieht hier nicht nur die verschiedenen Entwicklungsstufen der Sarcoplasten (a, b, c,d, e,f),
sondern auch ihre weitere Verschmelzung unter einander, indem sie sich nicht nur mit
ihren seitlichen Rändern, sondern auch mit ihren Spitzen gleichsam dachziegelförmig
Neue Untersuchungen über die Entioickelung etc. der Muskelfasern. 25
aneinander lagern (g). — In Fig. 22 sind ähnliche wiewohl mehr ausgewachsene Sarcoplasten
aus der Darmwand eines älteren, 60 Millim. langen Flusskrebses abgebildet, wo dieselben
durch Bindesubstanz, in welcher feine Fasern verlaufen und die die Stelle des Sarcolemma zu
vertreten scheint, mit einander verbunden werden.
Durch das weitere Auswachsen der zaekenförroigen Ausläufer der Sarcoplasten und ihre
Verschmelzung unter einander scheinen die baumförmig ramificirten, oder netzförmig anasto-
mosirenden Muskelfasern hervorzugehen. — Fig. 28, Taf. IV gibt die Abbildung einer raini-
ficirten quergestreiften Muskelfaser aus dem Dünndarm eines 60 Millim. langen Flusskrebses.
G. Bildung der Herzmuskelfasern und der glatten Muskeln der Wirbelthiere.
Die Bildung der Herzmuskel fasern unterscheidet sich nicht wesentlich von dem
allgemeinen Bildungsmodus der Muskelelemente.
Ich habe die hieher bezüglichen Untersuchungen zumeist an Hühnerembryonen und
Froschlarven angestellt.
Bei Hühnerembryonen fand ich am zweiten bis dritten Tage der Bebrütuno- das Herz
bestehend aus Zellen von verschiedener Grösse und Bedeutung. Viele von diesen fielen mir
durch ihre grössere Lichtbrechungskraft besonders auf; sie waren von rundlicher, ovaler oder
spindelförmiger Gestalt, mit einem oder zwei in Theilung begriffenen ovalen Kernbläschen
und einem anfangs homogenen Inhalt, in welchem später längs der Zellenwand kleine stark
lichtbrechende Körnchen erscheinen1). Bei älteren Hühnerembryonen (5 bis 6 Tage alten)
findet man häufig ähnliche Zellen mit vollkommen differenzirtem Inhalt, von denen viele
bereits mit Fortsätzen versehen sind, und mit einander zu verschmelzen anfangen. Aus der
Verschmelzung dieser mit Fortsätzen versehenen Spindelzellen, die nichts anderes sind als
Sarcoplasten, gehen endlich die netzförmig anastomosirenden Muskelfasern hervor, wie sie
im Herzfleische so zahlreich vorkommen. Die Bildungszellen der Sarcoplasten liegen anfangs
in demselben körnigen Blastem oder Protoplasma eingebettet, in welchem neben mattcontou-
rirten Kernen auch die Anlagen von Blutzellen und Nerven sich befinden. Aus dem Blastem
mit Kernen entwickeln sich die verschiedenen Gewebe der Bindesubstanz, wohin auch das Peri-
mysium und Sarcolemma gehört. Letzteres entwickelt sich jedoch hier nie in so hohem Grade
wie bei animalen Muskelfasern, nämlich zu einem selbstständigen membranösen Schlauche.
Zu denselben Resultaten führten mich auch die Untersuchungen, die ich an jungen
Froschlarven angestellt hatte.
Im Nachstehenden will ich noch die Genese der glatten Muskeln zum Gegenstand
einer näheren Erörterung wählen. Den Untersuchungen KöllikerV), Leydig's3) und
Remak's4) zufolge nimmt man fast allgemein an, dass dieselben aus Zellen entstehen, die
ursprünglich rundlich oder oval, später spindelförmig sind und deren Inhalt sich allmählich
:) Die Bildung der Sarcous dement s innerhalb der spindelförmigen Zellen des Herzens bei Embryonen hat übrigens, wie ieh von
Prof. E. Brücke vernommen habe, schon vor vier Jahren im Wiener physiologischen Institute Dr. Purcell O'Leary (jetzt Pro-
fessor in Cork) an verschiedenen Thieren beobachtet, bis jetzt aber, so viel mir bekannt ist, die Resultate seiner Beobachtungen
nicht veröffentlicht.
2) Mikroskopische Anatomie, II. Bd., 2. Hälfte, S. 203.
3) Lehrbuch der Histologie des Menschen etc. 1857, S. 46.
4) Müller's Archiv 1850, S. 86.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX. Bd. Abhandl. v. Nichtniitgliedern. d
26 Theodor Margo.
in eontractile Substanz umwandelt mit zurückgebliebenem linearen Kern. Die auf solche
Weise ausgewachsenen Muskelzellen legen sich an einander und vereinigen sich mittelst
Bindesubstanz zu glatten Streifen der Muskelfasern, deren Elemente — musculö'se Faser-
zellen — später nur durch Eeagentien [NOä und HCl von 20°/0. Reichert1), Paulsen2)]
isolirt nachgewiesen werden können.
Mit diesem Entwicklungsmodus der glatten Muskelfasern stimmen jedoch die von
Kilian3) und Mazonn4) gedachten Beobachtungen nicht sehr überein. Ersterer hat sich
besonders mit der Untersuchung der Genese dieser Elemente im schwangern Uterus beschäf-
tigt und glaubt dass dieselben bereits membranlos entstehen, indem in einem Plasma stäbchen-
förmige Kerne in gewissen Abständen sich entwickeln, das Plasma dann in rhombische Stücke
blos als Emballage um die Kerne zerfalle und sich so zu sogenannten Faserzellen eonsoli-
dire. Mazonn hält sogar die Faserzellen für Kunstproducte und die stäbchenförmigen Kerne
derselben für eine Täuschung, welche durch stellenweises Auseinanderweichen zweier Fasern
und dadurch entstandene längliche Lücken veranlasst werden soll.
Funke5) nimmt runde oder längliche Zellen an mit deutlichen Wandungen, aus welchen
die Elemente der Muskelhaut entstehen sollen.
Bei so abweichenden Ansichten über die Entwicklung dieser Elemente glaube ich durch
folgende Beobachtungen, die ich am Darme und der Harnblasenwand junger Schweins-
embryonen machte, Einiges zur Schlichtung dieses streitigen Gegenstandes beitragen zu können.
Untersucht man an 8 — 10 Centimeter langen Schweinsembryonen die Faserschicht des
Darmrohres oder der Harnblasenwand, nachdem die Thiere in Alkohol ersäuft und die zu
untersuchenden Theile einige Tage lang in diluirtem doppelt chromsaurem Kali oder Holzessig
macerirt wurden, so bemerkt man eingelagert in einem faserigen Blastem Körperchen von
verschiedener Grösse und Gestalt, die ein eigenthümliches Aussehen darbieten. Es sind dies
rundliche, ovale, längliche, an einem oder an beiden Enden zugespitzte, spindelförmige, mit-
unter rhombische Körperchen. Die kleinsten, mehr rundlichen haben gewöhnlich einen Durch-
messer von 0-0055 Millim., die grösseren sind 0-0063 bis 0-0277 Millim. lang und 0-0035
bis 0-0083 Millim. breit. Die meisten, namentlich die kleineren, enthalten ein deutliches rund-
liches Bläschen im Innern, das eine ziemlich constante Grösse hat von 0-0025 bis 0-0038 Millim.
Aus der Gegenwart dieses Kernbläschens glaube ich mich berechtigt dieselben für Zellen zu
halten, wiewohl die Zellmembran nur durch Eeagentien nachgewiesen werden kann. Ihr
Inhalt scheint homogen, zum Theile körnig, stark lichtbrechend; doch unterscheiden sich
dieselben von Fettzellen theils durch ihre geringeren Dimensionen, theils durch die vorherr-
schende Spindelform, ihre Unlöslichkeit in Schwefeläther, ihren gelben Farbenton, und häufig
durch eine stärker lichtbrechende Substanz, welche an der Oberfläche lichtere Flecken und
wellige Linien erzeugt. Die Körperchen liegen entweder isolirt oder gruppenweise neben-
einander, zwischen den wellig oder spiralig verlaufenden Fasern der Bindesubstanz (Taf. II,
Fig. 16 b, c, d). Die kleineren, rundlichen findet man nicht selten in kleinen Haufen bei-
sammen und haben das Aussehen von freigewordenen Tochterzellen; die grösseren, spindel-
i) Müller's Archiv 1S49.
2) Observationes microehemicae, 1S49.
3) Die Structur des Uterus bei Thieren, in Henle und Pfeufer's Zeitschrift. Bd. VIII. S. 53 ff. und Bd. IX, S. 1 ff.
') Müller's Archiv 1S54. S. 25.
Lehrbuch der Physiologie.. 1855, S. 517.
Neue Untersuchungen über die Entioickelung etc. der Musheifasern. 27
förmigen liegen meist neben und hinter einander in kleinen kurzen Bündelehen, die Zwischen-
räume zwischen den elastischen Fasern der Bindesubstanz ausfüllend. Isolirt man die Ele-
mente mittelst der Präparirnadeln mehr von einander, so bemerkt man nicht selten einzelne
mit Fasern in Verbindung, und es scheint dann als wenn die Faser sich an das eine Ende des
spindelförmigen Körperchens inseriren würde.
Bei 525rnaliger Vergrösserung sieht man längs der Peripherie der Zelle eine stark licht-
brechende Schicht abgelagert, in welcher man bereits sehr kleine glänzende, gelbliche Körn-
chen unterscheidet. Manchmal ist diese lichtbrechende Schicht auf der einen Seite stärker als
auf der anderen. Bei solchen Zellen, wo die lichtbrechende Substanz nur eine oberflächliche,
der Zellenwand anliegende Schicht bildet, ist der innere Raum derselben rings um das Kern-
bläschen lichter und durchsichtiger. Ausserdem begegnet man noch solchen Zellen (häufiger
bei reiferen Embryonen), wo der innere Raum durch die stark lichtbrechende differenzirte
Substanz fast ganz ausgefüllt wird, bis auf eine schmale spaltähnliche Lücke, die an der
Stelle des geschwundenen Kernes zurückbleibt.
Nicht alle spindelförmige Zellen jedoch zeigen diese spaltähnlichen Lücken, die meisten
von ihnen lassen einen wirklichen Kern in ihrem Innern erkennen. Dieser ist bei Embryonen
und jüngeren Thieren meist bläschenartig und von rundlich-ovaler Gestalt, bei erwachsenen
und älteren Thieren aber häufig linear, stäbchenförmig. Durch Essigsäure zerfällt derselbe
bisweilen, wahrscheinlich durch eine Art chemischer Zersetzung des Inhaltes, in einen Haufen
kleiner runder Körnchen.
Die weiteren Veränderungen dieser spindelförmigen Zellen, mit ihrem eigenthümlich
veränderten Inhalte bestehen nun darin, dass, nachdem die Zellmembran allmählich mit dem
Inhalte innig verwächst, dieselben neben und hinter einander liegend mittelst Bindesubstanz
zu einem Bande sich vereinen, dessen Elemente in der Regel nicht so vollkommen wie bei
quergestreiften Muskelfasern zu einem Ganzen verschmelzen.
Aus Allem diesem ist ersichtlich , dass die Genese der glatten Muskelfasern sich im
Wesentlichen von der der übrigen Muskelfasern durchaus nicht unterscheide. Die sogenannten
contractilen Faserzellen sind ja ihrer genetischen Bedeutung nach nichts anderes als Sarco-
plasten, mit dem jedenfalls nicht wesentlichen Unterschiede, dass die Sarcous elements kleiner
oder nicht in so grosser Anzahl und gewöhnlich nicht so regelmässig neben einander in der
homogenen Grundsubstanz gelagert sind, als dies bei Sarcoplasten der animalen Muskelfasern
zu sehen ist. Doch findet man auch bei den Sarcoplasten der glatten Muskeln nicht selten
Querstreifen, hervorgerufen durch regelmässige Lagerung der Sarcous elements, die aber nur
durch starke Vergrösserungen (525 bis 936malige) als deutlich contourirte Körnchen nach-
gewiesen werden können (Taf. IV, Fig. 34). Wo diese nicht sichtbar sind, da scheinen die
doppelt lichtbrechenden Molekeln in der einfach lichtbreehenden Grundsubstanz nicht zu
Gruppen vereint, sondern gleichförmig in derselben zerstreut, wie dies E. Brücke') mit
vielem Scharfsinn ganz richtig geschlossen hat.
') Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, XV. Bd.
28 Theodor Margo.
Rückblick auf die voranstellenden Untersuchungen
mit Berücksichtigung- der Beobachtungsresultate anderer Autoren.
Es sei mir gestattet auf die voranstehenden Untersuchungen noch einen Rückblick zu
werfen mit gehöriger Berücksichtigung der Beobachtungsresultate anderer Autoren.
Zunächst glaube ich der Beobachtungen Lebert's, ßemak's und Kölliker's erwähnen
zu müssen.
Lebert1) beschreibt von verschiedenen Wirbelthierembryonen eigentümliche cylin-
drische , parallelrandige, unregelmässige, mit abgerundeten Spitzen versehene Körperchen
(corps myogeniques) , welche im Innern häufig blasse Kügelehen (globules, Kerne) und viele
Molecularkörnchen enthalten. Aus diesen sollen, nach seiner Annahme, die Muskelfasern
durch einfache Verlängerung derselben hervorgehen. Doch gibt derselbe keine Auskunft
über das erste Entstehen dieser Körperchen, noch scheint derselbe in so früher Periode irgend
eine Spur von Querstreifen an ihnen beobachtet zu haben. Auch sind die von ihm ange-
gebenen Dimensionen seiner cylindrischen Körperchen bei Batrachiern (0-12 Millim. in der
Länge, 0-025 Millim. in der Breite) so abweichend (8 — lOmal grösser) von der durch mich
bei denselben Thieren gefundenen Grösse (0*0117 bis 0-0147 Millim. für die Länge und
0-0058 bis 0-0088 Millim. für die Breite), dass ich vermuthe , Lebert habe nicht die ersten
Anlagen der Muskelelemente beobachtet. Auch sollen nach ihm die Querstreifen erst gegen
das Ende des Embryonallebens auftreten.
Remak2) stimmt in seiner Ansicht über die Entwickelungsweise der Muskelprimitiv-
bündel mit Lebert ziemlich überein. Seinen Untersuchungen zufolge sollen diese nicht durch
Verschmelzung, sondern durch Verlängerung von Dotterzellen, in welchen sich die Zahl der
Kerne vermehrt, entstehen. Doch gesteht derselbe, dass er durch directe Beobachtung nicht
ermitteln konnte, ob die mit zwei bis vier Kernen versehenen Dotterzellen der Verschmelzung
von einkernigen Zellen, oder der Verlängerung der letzteren mit Vervielfältigung ihrer Kerne
das Dasein verdanken. Auch hat derselbe über das Verhalten des Sarcolemma zur contrae-
tilen Substanz keine directen Beobachtungen gemacht.
In neuester Zeit fand sich endlich auch Kölliker bewogen, nachdem er diesen Gegen-
stand an Krötenlarven, Jungen von Bana temporaria , sowie bei einem zweimonatlichen
menschlichen Embryo studirt hatte, sich Lebert und namentlich Bemak in Allem anzu-
schliessen. Kölliker3) sagt, er habe nichts gefunden, was für eine Verschmelzung embryo-
naler Fasern oder Zellen sprechen würde, Alles hingegen spreche dafür, dass die ursprüng-
lichen Zellen durch Längen- und Dickenzunahme zu dem werden, was sie später sind, woraus
') Recherches sur la formation de muscles dans les animaux vertebres et sur la structure de la fibre musculaire en general, dans
les diverses Classes d' animaux. Annales des sc. nat. Tome XI, Juin 1849, PI. XII, Fig. 23, 24.
2) Über die Entwickelung der Muskelprimitivbündel, in Froriep's Neue Notizen 1845, Nr. 768.
"') Zeitschrift für wissensch. Zoologie, IX. Bd., 1. Hft., S. 141 ff.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 29
er schliessen zu müssen glaubt, dass die quergestreiften Muskelfasern den Werth einfacher
ungemein gewucherter musculöser Faserzellen haben.
Es hat sich bereits eine Stimme erhoben , die diesen ausgezeichneten Forscher hier vor
Übereilung warnen zu müssen glaubte [Berlin1)].
Wie es aus meinen detaillirten Untersuchungen ersichtlich ist, habe ich diesem Gegen-
stande meine volle Aufmerksamkeit gewidmet und nicht nur an Froschjungen, sondern an
fast allen mit quergestreiften Muskelfasern versehenen Thieren zahlreiche vergleichende
Beobachtungen gemacht, deren Ergebnisse der neuesten Ansicht Kölliker's nichts weniger
als günstig zu sein scheinen.
Ich war so glücklich die Bildung von Muskelelementen in ihrer frühesten Entwicke-
hmgsperiode zu beobachten, und fand als erste Anlage derselben eigenthümliche Zellen,
welche durch Theilung der Kerne und Endogenese sich vermehrten, und in denen sehr früh
schon eine eigenthümliche Differenzirung des Inhalts einzutreten scheint, so dass dieser all-
mählich in zwei physikalisch, optisch und chemisch verschiedene Substanzen, die doppelt
lichtbrechenden geformten Fleischkörnchen oder Sarcous elements und die homogene Grund-
substanz zerfällt. Ich fand diese differenzirte contractile Substanz anfangs an der inneren
Zellenwand abgelagert, bis allmählich das Innere der Zelle durch dieselbe ganz ausgefüllt
wird. Auf diese Weise sah ich die von mir genannten Sarcoplasten entstehen, quergestreifte
oylindrisehe oder spindelförmige, einfache oder mit Fortsätzen und meist mit einem lichten
Bläschen versehene Körperchen, deren Grösse bei verschiedenen Thieren verschieden ist.
Was die Entstehung und weitere Metamorphosen der Sarcoplasten anlangt, so glaube
ich durch meine Beobachtungen sowohl ihr allgemeines Vorkommen als ihre wahre Bedeu-
tung bei den meisten Thieren nachgewiesen zu haben. Man hat zwar früher schon bei der
Entwickelung von Muskelfasern Zellen, sogenannte Muskelzellen, beobachtet, jedoch ihre
Bedeutung, so wie den ganzen Verlauf des Fleischbildungsprocesses nicht richtig erfasst. Aus
den Sarcoplasten sah ich nie Fibrillen entstehen, noch Bohren , noch weniger verlängern sich
diese je zu einer Muskelfaser, sondern sie gehen in bestimmter Bichtung und nach gewissen
Gesetzen eine eigenthümliche Metamorphose ein, wodurch sie sich von allen anderen histo-
logischen Elementen unterscheiden.
Die Sarcoplasten sind die Bildungsstätten der Fleischsubstanz, d. i. der Sarcous elements
oder Fleischkörnehen und ihrer einzelnen doppeltbrechenden Bestandteile, der von Brücke2)
genannten Disdiaklasten, und der contractile Inhalt des Sarcolemma geht aus der Verschmel-
zung solcher Sarcoplasten hervor. Man wird mich daher entschuldigen, wenn ich diese
ihrer wichtigen physiologischen Bedeutung wegen „Sarcoplasten" (Fleischbildner) genannt
habe.
Die ersten Anlagen der Sarcoplasten habe ich bereits oben als Zellen beschrieben, die in
einem homogenen Blastem neben zahlreichen Kernen eingelagert sich befinden. Diese Kerne
und das Blastem scheinen das Product der Embryonalzellen zu sein.
Der Inhalt jener Zellen, aus welchen sich die Sarcoplasten heranbilden, scheint anfangs
ganz homogen und durchsichtig, doch unterscheidet er sich bald von dem Inhalte anderer
') Über die quergestreifte Muskelfaser, in Archiv für die Holland. Beiträge zur Natur- und Heilkunde von Donders und Berlin.
Bd. I, Heft 5, S. 461. Utrecht.
2) Denkschriften der k. Akademie der Wissenschaften, XV. Bd.
30 Theodor Margo.
Zellen, namentlich von den übrigen eiweissartigen Substanzen durch eine grössere licht-
brechende Kraft, von Fett aber dadurch, dass er weniger lichtbrechend als dieser und in
Äther unlöslich ist. Ausser diesem der Sarcode ähnlichem Inhalte lässt sich gleich anfangs in
jeder Zelle ein bläschenartiger Kern wahrnehmen, der in seinem Innern häufig ein oder
zwei glänzende Bläschen (Nucleoli) birgt. Die weitere Metamorphose dieser Zellen besteht
nun darin, dass sich in dem Inhalte, und zwar zunächst an der einen Wandseite, oder längs
der ganzen inneren Zellen wand sehr kleine, selbst mit den stärksten Vergrösserungen nur in
Form von Pünktchen, stark lichtbrechende glänzende Körperehen ablagern; diese scheinen
anfangs längs der Zellenwaud gleichmässig in dem sonst homogenen Inhalte vertheilt, bald
aber erscheinen sie regelmässig gruppirt in Gestalt von Sarcous elements , durch kleine
Zwischenräume von weniger lichtbrechender Substanz von einander getrennt, wodurch an
solchen Stellen deutliche Querstreifen sichtbar werden. Diese eigenthümliche Differenzirung
des Inhalts schreitet allmählich gegen die Mitte oder die andere Seite der Zelle fort, bis der
ganze Inhalt sich in zwei physikalisch, optisch und chemisch verschiedene Substanzen sondert,
nämlich in die Sarcous elements (Fleischkörnchen oder Fleischprismen) und die homogene
Grundsubstanz , in welcher die ersteren durch regelmässige Lagerung die Querstreifung
bedingen. Was die weiteren Veränderungen der Kerne der Sarcoplasten anbelangt, so können
diese im Laufe der Zeit verschiedene Metamorphosen erleiden. In manchen Fällen scheinen
sie allmählich zu schwinden, so dass dann auch an fertigen Muskelfasern im Innern meist
keine Spur von Kernen zu finden ist. — Bei den Batrachiern und Fischen hingegen, dann im
Herzfleische und im weissen Fleische der Hühnerbrust lassen sich auch an vollkommen gebil-
deten Muskelfasern im Innern wahre bläschenartige Kerne erkennen. In den glatten Muskeln
endlich scheinen die Kerne zwar manchmal zu schwinden, in der Regel jedoch persistiren die-
selben, verlieren aber im Laufe der Zeit allmählich ihre Bläschennatur, werden häufig
linear, stäbchenförmig und mehr homogen.
Durch Essigsäure quellen die jüngeren Sarcoplasten auf, der Inhalt wird lichter, die
Querstreifung anfangs deutlicher und es erscheinen bald in einer homogenen flüssigen zähen
Masse kleine rundliche oder prismatische Körperchen (Sarcous elements), die gelblich und
nach Einwirkung von doppelt chromsaurem Kali grünlichgelb gefärbt sind. Später bilden sich,
wahrscheinlich durch Endosmose, im Inhalte kleine, rundliche, oft mit einander verschmelzende
Vacuolen, die Bänder der Sarcoplasten bekommen Einkerbungen und es bleibt endlich eine
durch unregelmässige Hohlräume zerklüftete Masse zurück, in der sich jedoch noch immer
die optisch verschiedenen Substanzen theilweise erkennen lassen. Bei mehr entwickelten Sarco-
plasten behalten die gelblichen stark lichtbrechenden Körnchen auch nach dem Aufquellen
durch Wasser oder Essigsäure mehr weniger ihre regelmässige Lagerung; später scheinen sie
ihre Gleichgewichtslage zu verlieren, wodurch in der contractilen Masse wellenförmig oder
spiralig gekrümmte stark lichtbrechende Linien hervorgerufen werden. Letztere stellen in
solchem Falle oft ein unregelmässiges Gewirr von wellig und spiralig verlaufenden Fäden
dar, welche Erscheinung wohl darin ihre Erklärung findet, dass die in einer Richtung mehr
zusammenhängenden lichtbrechenden Sarcous elements durch das Aufquellen und Eindringen
von Wasser oder Essigsäure aus ihrer ursprünglichen Gleichgewichtslage gebracht, seitlich
verschoben werden.
Aus Allem diesem glaube ich somit schliessen zu dürfen, dass der Inhalt noch junger
Sarcoplasten eine der Sarcode ähnliche Substanz sei, deren Eigenschaften uns durch
Neue Untersuchungen über die Entwiclcelung etc. der Muskelfasern. 31
Dujardin1) und Ecker'3) einigermassen bekannt geworden sind und von der Ersterer (in
seinem Werke: Infusoires, Paris 1841, S. 38) sagt: „qu' eile forme le passage a la cliair
jirnprement dite, ou qu' eile est destinee a le devenir elle-memeü.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass auch bei höheren Thieren eine ähnliche Substanz,
welche den niedersten Grad der Fleischsubstanz repräsentirt, als Inhalt eigenthümlicher Zellen
vorkommt, die dann allmählich sich in zwei physikalisch, chemisch und optisch differente
Theile sondert. Dieser Zelleninhalt bleibt somit bei niederen Thieren während des ganzen
Lebens homogen oder nur zum Theile differenzirt, so wie wir ihn bei den jüngsten Sarco-
plasten höherer Thiere nur als erste Anlage der quergestreiften Muskelsubstanz gefunden
haben, die dann in gewissen Muskeln, denen eine lebhaftere Thätigkeit zugedacht wurde,
die höchste Stufe der Differenzirung erreicht, während an anderen Stellen desselben Thieres
letztere während des ganzen Lebens unvollständig bleiben kann.
Was die Frage betrifft, ob die Sarcoplasten für wirkliche Zellen zu halten sind, so glaube
ich diese dahin beantworten zu müssen, dass an denselben in der frühesten Periode wohl
deutlich eine Zellmembran wahrzunehmen sei; im weiteren Verlaufe der Metamorphose wird
es jedoch äusserst schwer, sich von der Existenz einer wirklichen Zellenmembran zu über-
zeugen. Bei reifen, in Verschmelzung bereits begriffenen Sarcoplasten habe ich nur durch
Reagentien und Wasser hie und da einen lichteren Saum um den gequollenen Inhalt
gesehen, was jedoch zur Constatirung einer wirklichen Zellenmembran kaum genügend ist.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Zellenmembran und der contractile Inhalt in Eins
sich vereinigen und innig mit einander verwachsen. Möglich, dass die Sarcoplasten dadurch
eben die Eigenschaft gewinnen leichter mit einander zu verschmelzen, besonders da, wie ich
mich überzeugte, die Substanz der Sarcoplasten im frischen Zustande untersucht eine weiche,
gelatinöse Masse bildet.
Die Bildung der quergestreiften Muskelfaser anlangend, geschieht diese durch Ver-
schmelzung von mehreren Sarcoplasten, nicht aber durch einfache Verlängerung einer
Zelle. In dieser Hinsicht stehen also meine Beobachtungen mit Lebert's, Remak's und
Kolli ker's Ansicht im Widerspruch. Auch kann ich nicht unerwähnt lassen, dass die Grösse
meiner bei Rana temporaria gefundenen Sarcoplasten wenigstens viermal geringer ist, als
die von Kölliker angegebene Grösse seiner bei demselben Thiere beobachteten Bildungszellen
der Muskelfasern.
Ebenso stimmen meine Beobachtungen nicht überein mit der von Schwann3), Valen-
tin4) und früher auch von Kölliker5) angenommenen Bildungs weise. Die quergestreifte
Muskelfasser geht zwar aus der Verschmelzung von Sarcoplasten hervor, aber diese Ver-
schmelzung unterscheidet sich von der durch Schwann angegebenen darin: 1. dass nicht
die homogenen Bildungszellen, sondern die bereits metamorphosirten
Zellen oder Sarcoplasten mit einander verschmelzen; 2. dass diese Verschmel-
a) Annalcs de sc. nat. 1835, pag. 367; 1838, pag. 247. — Infusoires, Paris 1841, pag. 35 ff.
2) Zur Lehre vom Bau und Leben der contractüen Substanz der niedersten Thiere, in Zeitschrift für wissensch. Zoologie, I. Bd.,
S. 218 ff.
3) Mikroskopische Untersuchungen über die Übereinstimmung etc. Berlin 1S39, S. 156 ff.
*) Historiae evolutionis syst, muscularis prolusio. Wratislaviae 1832. — Entwickelungsgeschichte, S. 166. — Müller's Archiv,
1840, S. 198.
5) Annales des sc. nat. 1846, pag. 93. — Mikroskopische Anatomie, Bd. II, 1. Hälfte, S. 252 ff.
32 Theo d or Margo.
zung sowohl in einfachen wie in mehrfachen Reihen geschehen kann,
jedoch nie nach dem Schwann'schen Typus, sondern so, dass die Sarcoplasten
sich schief mit ihren Spitzen nach Art der musculösen Faserzellen über-
einander legen; 3. dass die ursprünglichen Zellenmembranen mit dem diffe-
renzirten contractilen Inhalte der Sarcoplasten verschmelzen und somit auch
zur Bildung des Sarcolemma nichts beitragen, dieses vielmehr aus dem umgebenden
Blastem durch eine Art Verdichtung entsteht; 4. endlich, dass durch die Metamor-
phose und Verschmelzung der Sarcoplasten nicht Fibrillen entstehen, sondern
eine continuirliche quergestreifte Masse — zusammengesetzt aus zwei physi-
kalisch, chemisch und optisch verschiedenen Substanzen, der einfach licht-
brechenden Grundsubstanz und den darin eingebetteten Fleischkörnchen oder
Sarcous elements — gebildet wird.
Reichert ') und Holst 2) lassen jede Fibrille aus je einer Zelle hervorgehen, welche
sich allmählich verlängern soll, und mehrere solche zu Fibrillen verlängerte Zellen sollen
ihrer Annahme zufolge ein Muskelprimitivbündel bilden. Aus dem Voranstehenden ist
ersichtlich, dass die Sarcoplasten vor ihrer Verschmelzung schon Querstreifung zeigen', und
dass aus ihrer Verschmelzung nicht ein Bündel von Fibrillen entsteht, sondern eine continuir-
liche contractile Substanz. Dieses selbst glaube ich nicht einfach aus Bindesubstanz bestehend,
sondern aus einer elastischen mit Kernen und häufig auch mit Fasern versehenen Membran,
die in Gestalt eines Schlauches um die Sarcoplasten sich verdichtet.
Auch die Ansicht Leydig's3) kann mich nicht völlig befriedigen. Seine sogenannten
Primitivcylinder oder ursprünglich umgewandelte Muskelzellen sollen nämlich nur seitlieh
mit ihren Rändern verschmelzen und so ein Muskelprimitivbündel herstellen. Meinen Beob-
achtungen zufolge verschmelzen die bereits differenzirten quergestreiften Sarcoplasten nicht
allein mit ihren seitlichen Rändern, sondern auch indem sie sich mit ihren Spitzen gegenseitig
berühren , nach Art der contractilen Faserzellen.
Was die ramificirten und netzförmig verwachsenen Muskelfasern anlangt,
so entstehen erstere durch Auswachsen der Fortsätze von Sarcoplasten, letz-
tere aber durch das Verwachsen mehrerer mit Fortsätzen versehener Sarco-
plasten mit einander.
Meine Untersuchungen liefern endlich eine weitere Stütze dafür, dass zwischen den
quergestreiften und glatten Muskelfasern in genetischer Hinsicht kein
wesentlicher Unterschied besteht. Beide Arten von Muskelfasern entstehen aus Sarco-
plasten , die bestimmten Gesetzen folgen. Die einzigen Unterschiede , die aber nicht von
Belang sind, dürften folgende sein:
1. Dass bei der Bildung der glatten Muskelfasern die Sarcoplasten
nicht so innig mit einander verschmelzen, wie bei den quergestreiften
Muskelfasern. Es dürfen jedoch auch in dieser Beziehung zwischen Beiden nicht so
scharfe Grenzen gezogen werden; denn ich überzeugte mich von der Thatsache, dass manche
') Müller's Archiv 1847. Jahresberichts. 17.
2) De structura musoulorum in genere et annulatorum musculis in specie observationes microscopicae c. tab. Uissertatio inau-
guralis. Dorpat 1846. Auch Canstatt's Jahresbericht f. 1847, Bd. I, S. 56 ff.
3) Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere, 1Sf>7, S. 16 ff.
Neue Untersuchungen über die Entwicklung etc. der Muskelfasern. 33
glatte Muskelfasern aus vollkommener Verschmelzung der Sareoplasten hervorgehen, so wie
es andererseits quergestreifte Muskelfasern gibt, an deren Oberfläche die Grenzlinien zwischen
den einzelnen nicht vollständig mit einander verschmolzenen Sareoplasten als dunkle mit ein-
ander nicht correspondirendo L'ängsstreifen wahrgenommen werden.
2. Ein weiterer Unterschied wäre der geringere Grad der Differenzi-
rung des Inhalts bei den Sareoplasten der glatten Muskelfasern. Doch scheint
auch dieser Unterschied nicht allgemein, seitdem bei vielen musculösen Faserzellen durch
(i. Meissner1) die Gegenwart von Querstreifen constatirt wurde, und, wie sich aus meinen
Untersuchungen ergibt, diese durch dieselbe Ursache, wie bei animalen Muskelfasern erzeugt
werden. Andererseits wurden bereits durch Leydig2) und Kolli ker3) in neuerer Zeit quer-
gestreifte Faserzellen, namentlich bei wirbellosen Thieren beobachtet.
3. Dass gewöhnlich bei glatten Muskelfasern die Bindesubstanz sich
nicht zu einem wahren Sare olein maschlau eh consolidirt.
Schliesslich erlaube ich mir noch einige Beobachtungsresultate anderer Autoren hier
folgen zu lassen, welche zur weiteren Stütze unserer Ansicht dienen sollen und darin zugleich
ihre Erklärung finden dürften.
1. Reichert4) erwähnt eines Epithels, das aus grossen, rundlich-polygonalen, kernhal-
tigen, einen gelblichkörnigen Inhalt enthaltenden Zellen besteht und ein paar grössere im
Thoraxraum der Decapoden verlaufende Muskeln überzieht. Schon Haeckel5) hat seinen
Zweifel über die rechte Epithelialnatur dieser Zellen geäussert und stellte zugleich die Ver-
muthung auf, dass es vielleicht contractile Zellen sein dürften. Ich fand diese Zellen als ober-
flächliche Schicht genannter Muskeln vorzüglich bei jungen im Wachsthum begriffenen Deca-
poden (Astacus fluv.), wiewohl ich später bei ganz kleinen 38 ■ — 50 Millim. längen Exempla-
ren ähnliche Zellen häufig auch an anderen Stellen, zwischen den Muskelfasern und innerhalb
des Sarcolemma, so wie bei reproducirten Scherenmuskeln erwachsener Individuen ange-
troffen. Diese Zellen, über deren musculöse Natur kein Zweifel sein kann, sind wohl nichts
anderes als die von mir geschilderten Sareoplasten, deren Gegenwart entweder einen embryo-
nalen Zustand der Muskelfaser oder eine Neubildung von contractiler Substanz andeutet.
2. T. v. Hessling6) verdanken wir eine treffliche und sehr genaue Beschreibung der
von dem Entdecker sogenannten Purkinje'schen Fäden an der inneren Wand der Herzkam-
mern unter dem Endocardium, namentlich bei Wiederkäuern. Was ihre Bedeutung anbe-
langt, so hat schon Kölliker7) dieselben für musculös gehalten und als solide einfache
Zellen geschildert, deren Inhalt in eine quergestreifte Masse umgewandelt ist, die entweder
die ganze Zelle erfüllt oder nur an der Membran derselben eine dünne Schicht bildet und
an denen er sogar Contractionserscheinungen bemerkt zu haben glaubt. T. v. Hessling
') Über das Verhalten der musculösen Faserzellen im eontrahirten Zustande, in Zeitschrift für rationelle Medicin von Henle und
Pfeufer. 1858, II. Bd., 3. Hft. S. 316 ff. Taf. V.
a) Lehrbuch der Histologie. S. 47.
') Untersuchungen zur vergleichenden Gewebelehre. — Würzburger Berichte. 1857, S. I 11.
4) Vergleichende Beobachtungen über das Bindegewebe. Dorpat 1845, S. 77.
5) Über die Gewebe des Flusskrebses, in Müller's Archiv 1857, S. 54:;.
6) Histologische Mittheilungen, in Zeitschr. für wissensch. Zoologie, V. Bd., S. 189 ff.
7) Handbuch der Gewebelehre. 1852. S. 67. — Mikroskop. Anatomie. II. Bd., 2. Hälfte, S. 494.
Denkschriften der mathem.-natunv. Cl. XX. Bd. AWiandl. v. Nichtmitgliedern. e
34 Theodor Marge
hält sie für neben einander liegende Stücke getrennter Muskelsubstanz, deren Vorkommen zu
constant ist um sie für pathologisch halten zu können.
Ich habe diese höchst interessanten Gebilde neuerdings einer Untersuchung unterworfen,
nachdem sie mich an die bei Fröschen und anderen Thieren entdeckten Sarcoplasten unwill-
kürlich erinnerten, und muss offen gestehen, dass ich der oben erwähnten ausgezeichneten
Beschreibung von T. v. Hessling kaum etwas Wesentliches zufügen könnte. Bezüglich ihrer
Entstehungsweise und Bedeutung glaube ich jedoch bemerken zu müssen, dass ich dieselben
für Sarcoplasten deuten möchte und zwar aus folgenden Gründen : a) Dieselben findet man
nicht nur unter dein Endocard, sondern wie dies v. Hessling ebenfalls beobachtet hat. auch
in der übrigen Substanz der Herzkammern zwischen den fertigen Muskelfasern, so wie nicht
selten in den oberflächlichsten Schichten unter dem Perieard; b) die Zellen stimmen in allen
ihren Eigenschaften mit den bei Embryonen und im Wachsthum begriffenen Thieren von mir
gefundenen Sarcoplasten vollkommen überein; c) die in Theilung nicht selten begriffenen
Kerne derselben scheinen eine Vermehrung zu bedingen; d) ihre Lagerung scheint eine
ähnliche zu sein, wie die der Sarcoplasten, so dass durch den Verschmelzungsprocess endlich
wahre quergestreifte Muskelfasern entstehen können; e) zwischen den aus noch getrennten
Zellen bestehenden Strängen finden sich endlich nicht selten auch solche, die für eine weitere
Entwicklungsstufe angesehen werden dürften, indem sie aus deutlich noch erkennbaren, zum
Theil mit einander verschmolzenen Sarcoplasten zusammengesetzt erscheinen, und wie auch
v. Hessling angibt, in quergestreifte Muskelfasern mit Andeutung der früheren Zellenlage
direct übergehen.
o. Stannius1) gibt uns eine Beschreibung von den Muskelelementen des Herzens von
Petromyzon fluviatilis, welche zum grossen Theil auf die von uns geschilderten Sarcoplasten
passt. Diese sollen nämlich aus Cylindern bestehen, welche sich vielfach, theils dichotomisch
verästeln, theils durch Absendung sehr feiner Zweige. Oft fand er mehrere Cylinder von
einem grösseren plattenförmig verbreiteten Körper ausgehen.
4. So beschreibt auch Schiff2) die äussere Schicht der Herzkammer und der Aorta von
Chiton piceus, bestehend aus grossen 4 — 7fach über einander geschichteten kernhaltigen Kugeln
von 0-003"' — 0-008'" Durchmesser. Und weiter unten3) gibt er eine genaue Beschreibung von
dem eigenthümlichen Verhalten der histologischen Elemente des die Zungenknorpel von
aussen einhüllenden Spannmuskels. Er fand nämlich die Bündelchen desselben an ihren
Bändern von grossen, etwas platt gedrückten Zellen mit fast centralem Kern besetzt. Eine
besondere Zellenhülle konnte er an ihnen nicht erkennen, aber ihre Structur gleicht in jeder
Beziehung- so sehr dem Inhalte der Muskelfasern, dass derselbe sie anfangs für Muskelmassen
hielt, die durch Risse der Böhrenhülle an den Seiten bruchartig ausgetreten waren, drückte er
jedoch mit dem Deckgläschen, so lösten sich die Zellen ab und schwammen frei umher. Ganz
richtig deutet Schiff diese Zellen als muskelartige Gebilde und parallelisirt dieselben mit
jenen Zellen, aus denen die erwähnten Purkinj e'schen Fäden bestehen. Er vermuthet auch,
dass es vielleicht Ersatzzellen seien, aus welchen sich in Muskeln, denen eine energische
Thätigkeit zukommt, später neue Muskelfasern für alte zu Grunde gehende ausbilden.
'l Über den Bau der Muskeln von Petromyzon fluviatilis. Götting. Nachr. Nr. 17 und Canstatt's Jährest), für 1852, S. 39.
-) Beiträge zur Anatomie von Chiton pieeus. Zeitschr. für wisaensch. Zoologie. IX. Bd., S. 19 ff.
8) A. a. O. S. 34 ff.
Neue Untersuchungen über die Entwickelimg etc. der Muskelfasern. 35
Die Deutung dieser und ähnlicher Zellengebilde dürfte nach der von mir nachgewiesenen
Bildungsweise der Muskelsubstanz keine sehr schwierige sein. Mangel an Querstreifen kann
nicht massgebend sein, da diese auch bei Sarcoplasten in frühester Periode fehlt.
5. Sehr interessant sind die histologischen Verhältnisse der Muskeln von Oxyuris ornata,
deren nähere Kenntniss wir besonders G. Walter1) verdanken. Derselbe schildert2) die
Muskeln der noch jungen Thiere als schlauchartige Gebilde an derselben Stelle, an welcher
sich später die Körpermuskeln vorfinden. Ihre äussere Membran — das Sarcolemma — - direct
vom Corium entspringend, zeigt eine deutliche Längsstreifung, was auch, wie es scheint, dafür
spricht, dass dieses nicht structurlos sei. Ihr Inhalt scheint aus grossen hellglänzenden, das
Licht stark brechenden kernhaltigen Zellen zu bestehen. Walther hält zwar diese zellen-
artigen Gebilde, weil die Zellmembranen nicht zu demonstiren waren, für Sarcodemassen,
oder Sarcodetropfen, doch scheint es mir viel wahrscheinlicher sie ursprünglich als Zellen zu
betrachten, deren Membranen allmählich mit dem Inhalte verwachsen, während diese zusam-
menschmelzend den contractilen Inhalt des Sarcolemmaschlauches bilden. Zu diesem Schlüsse
zwingt uns einigermassen auch die Gegenwart des Kerns, der, wie Verfasser selbst gesteht,
nie fehlen soll, so wie andererseits die Analogie mit den von mir bei den meisten Thieren
entdeckten Sarcoplasten, bei denen ich die Entwicklung aus Zellen durch directe Beobach-
tungen ausser allem Zweifel gesetzt zu haben glaube. Die Abbildung, welche Verfasser auf
Taf. V, Fig. 8 gibt, erinnert lebhaft an die von Sarcolemmaschläuchen umhüllten Sarcoplasten
der Frösche und Crustaceen, mit alleiniger Ausnahme der Querstreifung. Die contractile
Substanz entsteht bei diesem Thiere, wie es scheint, auf dieselbe Weise, wie die der höheren
Thiere, aus Sarcoplasten, nur dass ihr Inhalt durch weitere Differenzirung nicht zu höherer
Entwicklung gelangt und daher auch keine Querstreifung zeigt. Die Differenzirung des
Inhalts scheint jedoch bis zu einem gewissen Grade bei älteren Thieren wirklich einzutreten:
denn es bilden sich demselben Beobachter zufolge im contractilen Inhalte älterer Thiere
horizontale Querplättchen oder Scheiben, welche dichtgedrängt hinter einander liegen und oft
in einander übergehen, wodurch sie eine dem quergestreiften Muskelinhalt höherer Tbiere
ähnliche Beschaffenheit gewinnen.
6. Rokitansky sagt in seinem „Lehrbuch der pathologischen Anatomie" (3. Aufl..
I. Bd., S. 76) „Lebert3) und Bardeleben4) wollen im Innern der Muskelprimitivbündel
Cancroidzellen, letzterer auch Fettzellen beobachtet haben". — Gestützt auf meine Beobach-
tungen über Entwicklung und Neubildung der Muskelsubstanz, glaube ich mich berechtigt,
über die Deutung ähnlicher Zellen im Innern der Muskelsubstanz meinen Zweifel aus-
zusprechen und die Frage zu stellen, ob die angeblichen Gancfoid- und Fettzellen nicht etwa
Sarcoplasten waren, deren Inhalt — wie gewöhnlich bei jungen Sarcoplasten — noch homogen
gewesen, oder deren Querstreifung, wenn auch gegenwärtig, nicht wahrgenommen wurde.
7. Eben so dürften vielleicht jene mit Zellen gefüllte Schläuche zwischen den Muskel-
fasern der Frösche, die Kölliker5) in neuester Zeit beobachtet und abgebildet hat, die er
') Beiträge zur Anatomie und Physiologie von Oxyuris ornata. Zeitschr. l'iir wissensch. Zoologie. VIII. Bd., S. 1G."> ff.
'-) A. a. O. S. 170.
3) Physiologie pathologique ou Recherches etc. Paris 1845.
i) A. Vidal's Lehrbuch der Chirurgie. Deutsch bearbeitet. Berlin 1852.
°) Einige Bemerkungen über die Endigungen der Hautnerven und den Bau der Muskeln. Zeitschr. für wis*. Zool. VIII. [id., S.315,
Anmerkung. Taf. XIV. Fig. 9.
36 Theodor Margo.
aber für pathologisch metamorphosirte Muskelfasern zu halten geneigt ist, nichts anderes
sein als in der Entwickelung begriffene Muskelfasern, so wie die in Schläuchen des Sarco-
lemma vorgefundenen Zellen nichts anderes als junge Sarcoplasten, denen sie sehr ähnlich
sind (vgl. Taf. I, Fig. 1, 4, 5 dieser Abhandlung). Diese Vermuthung gewinnt überdies einen
noch grösseren Grad von Wahrscheinlichkeit durch Kölliker's eigene Aussage, dass er die-
selben nicht nur bei einzelnen, sondern bei jedem von ihm untersuchten Frosche in diesen
oder jenen Muskeln beobachtet habe , was auch mehr für eine physiologische als für eine
pathologische Metamorphose zu sprechen scheint.
Etwas diesem Ähnliches wurde bereits vor Jahren in den Muskeln der Ratten und Mäuse
von Miescher1), v. Siebold2), Bischoff und Kölliker3) beobachtet. Es waren dies
Schläuche, die bei mikroskopischer Untersuchung — wie Kölliker sagt — als hohle Primitiv-
bündel sich ergaben und ganz mit elliptischen, leichtgebogenen, bohnen- oder nierenförmigen
Körperchen von O004"' bis 0-005'" Länge und 0-0019'" Breite erfüllt waren. Die in Schläuche
umgewandelten Stellen der Bündel hatten Wandungen von 0-009'" bis 0-01"' Dicke mit
Querstreifen und gingen an ihren Enden in ganz normale Bündel über. Kölliker hält diese
Körperchen innerhalb der Muskelfaser für Entozoeneier; v. Siebold fühlt sich geneigt die-
selben den schimmelartigen Entophyten beizuzählen; Miescher endlich lässt es zweifelhaft.
ob die genannten Schläuche ein eigenthümlicher Krankheitszustand der Muskelprimitiv-
bündel oder eigentümliche parasitische Bildungen vegetabilischer oder thierischer Natur
seien. Ich erlaube mir jedoch über diese bisher räthselhaften Schläuche meine Meinung ver-
muthungsweise dahin auszusprechen, dass dieselben in der progressiven Metamorphose
befindliche Muskelfasern sein möchten. Denn für's Erste habe ich bei jungen Wanderratten,
so wie 42 Millim. langen Rattenembryonen nicht nur an den Bauchmuskeln und am M. pecto-
ralis, sondern auch an anderen Stellen zwischen den schon entwickelten Muskelfasern ähn-
liche cylindrische, leicht gekrümmte, stark lichtbrechende Körperchen, theils in Schlauchen,
theils zwischen den elastischen Faserzügen der Bindesubstanz eingelagert gefunden, und von
denen die meisten durch ihre deutliche Querstreifung, so wie durch ihre übrigen optischen
und chemischen Eigenschaften ihre musculöse Natur verriethen. Ich habe diese bereits oben
näher beschrieben und eine Abbildung von denselben geliefert (Taf. II, Fig. 14). Überdies
erinnert mich die von v. Siebold mitgetheilte Abbildung Miescher s sehr an die bereits
geschilderten mit Sarcoplasten erfüllten Sarcolemmaschläuche der Frösche, Fische und an-
derer Thiere.
8. Nicht minder lassen sich die von Virchow4) beobachteten Formen pathologisch
neugebildeter quergestreifter Muskelelemente mit der von mir beschriebenen Entwickelungs-
weise, ohne der Sache irgend einen Zwang anzuthun, vollkommen in Einklang bringen. Die
von ihm abgebildeten Formen, ihre Querstreifung, die lichten glänzenden Kerne, das dach-
ziegelförmige Übereinanderliegen derselben und theilweise Verschmelzen mit einander nach
Art der contractilen Faserzellen, treffen mit meinen Resultaten, wie ich glaube, ganz überein.
9. Von diesem, durch die voranstehenden Beobachtungen gewonnenen Gesichtspunkte
aus dürften endlich auch die von Rollet im Pferdefleisch gefundenen, von Biesiadecki
') Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. V. Bd., 1843, S. 198.
2) Jahresbericht in Mü'ller's Archiv 1843, S. 63. — Zeitschrift für wissensch. Zoologie. V. Bd., S. 199, Taf. X, Fig. 10, 1 1.
3) Mikroskop. Anatomie. II. Bd.. 1. Hälfte. S. 260 ff.
4) Archiv für pathol. Anat. und Physiologie von Virchow, 1854, S. 126 ff. Taf. II, Fig. 4, 5.
Neue Untersuchungen über die Entwickeimg etc. der Muskelfasern. 37
und Herzig1) bekannt gemachten Formen der quergestreiften Muskelfasern leicht erklärt
werden. So namentlich die beim Pferde gefundenen Muskelfasern mit dünnen , kurzen,
hakenförmig gekrümmten, oder dickern, gerade verlaufenden , spitzendigenden Fortsätzen,
von denen die kleinern wie Anhängsel der Muskelfaser erscheinen (a. a. Ü. Taf. II, Fig. 5
und 12); dann jene Form, wo zwei aus der dichotomischen Theilung hervorgegangene Aste
durch eine Brücke anastomosiren (Taf. III, Fig. 7). und wo die Enden der Muskelfaser
durch seichte Einschnitte gekerbt, oder in mehrere kegelförmige Spitzen gespalten ist (Taf. I,
Fig. 2; Taf. II. Fig. 11). Alle diese Formen dürften darin ihre Erklärung finden, dass die
Sarcnplasten in manchen Fällen nicht so innig mit einander verschmelzen, dass daraus eine
continuirliche Muskelsubstanz entsteht, sondern dass sie durch seichte Einschnitte oder Ein-
kerbungen auch fernerhin theilweise gesondert bleiben. Auch können längs der fertigen
Muskelfaser einzelne neugebildete Sarcoplasten seitlich an dieselbe sich anlegen und theil-
weise mit ihr verschmolzen zur Entstehung der in Fig. 5 und 12 (a. a. Ü.) abgebildeten
Muskelfasern Gelegenheit geben, oder auch beiderseits mit zwei Ästen einer dichotomisch
getheilten Muskelfaser verschmelzen und eine Verbindungsbrücke zwischen denselben zu
Stande bringen.
') Die verschiedenen Formen der quergestreiften Muskelfasern. Mit 3 Tafeln. Wien 1858. Aus dem XXXIII. Bde. des Jahrganges
1858 der Sitzungsberichte der matbem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften besonders abgedruckt.
.'58 Theodor Margo.
IL ABSCHNITT.
Über das Wachsthum und die Neubildung der Muskelfasern.
A. Das "Wachsthum der Muskelfasern.
Bisher habe ich dem Entwicklungsgänge der Muskelfaser gefolgt, wie er sich von der
ersten Anlage bis zur Bildung der embryonalen Muskelfaser aus meinen zahlreichen Unter-
suchungen ergeben hat. Sehen wir nun, welchen weiteren physiologischen Veränderungen
dieselben durch die normalen Bedingnisse der Ernährung entgegen gehen.
Thatsache ist es, dass die Muskeln, einmal entwickelt, wie jedes andere Gewebe, an
Volum und Masse zunehmen. Diese Zunahme bezieht sich freilich nicht allein auf die Muskel-
fasern, sondern auch auf die übrigen heterogenen Formbestandtheile des Muskels: Gelasse.
Nerven und Perimysium. Da ich mir jedoch die Muskelfasern allein zum Ziele meiner gegen-
wärtigen Arbeit gesteckt habe, so werde ich die übrigen histologischen Elemente der Muskeln
hier nicht weiter berücksichtigen und mich blos mit dein Wachsthum der Muskelfasern
beschäftigen.
Zum Ausgangspunkte dieser Forschung soll mir die embryonale, aus ihren ersten
Anlagen herangebildete Muskelfaser nebst ihren sehnigen Ausläufern dienen. Sie kann in
der Folge durch Wachsthum sowohl nach ihrer Länge, als nach der Breite und Dicke
zunehmen.
Was zunächst das Längenwachsthum der Muskelfasern betrifft, so habe ich hierüber an
den Repräsentanten der verschiedenen Thierclassen directe Beobachtungen gemacht, welche
ich hier vorlegen werde.
Untersucht man im Wachsthum begriffene Muskelfasern an jenen Stellen, wo sie in
ihre Sehnenstränge oder Aponeurosen auslaufen, so findet man die Enden derselben ent-
weder merklich zugespitzt, oder mehr stumpf und etwas abgerundet, je nachdem sie Theile
eines cylindrischen, kegelförmig zugespitzten oder eines flachen Muskels bilden. Oft sieht
man die Enden der Muskelfaser durch seichte oder tiefere Einschnitte in mehrere Zacken
getheilt; es sind dies nichts Anderes, als die mit der einen Spitze zwischen die Sehnenfasern
hineinragenden Sarcoplasten , während sie mit der anderen bereits unter einander ver-
schmolzen sind. Häufig bemerkt man an solchen Übergangsstellen Körperchen, die eine
verschiedene Bedeutung haben. Die einen dieser Körperchen haben das Aussehen von
kleinen länglich-ovalen, mattcontourirten Bläschen, welche nach Zugabe von Essigsäure
körnig werden, und mit Kernen des embryonalen Bindegewebes und der Sehnensubstanz
Neue Untersuchungen über die Entwickelimg etc. der Muskelfasern. 39
identisch zu sein scheinen. Ausser diesen nicht selten in Theilung begriffenen Kernen fallen
an diesen Stellen noch andere Körperchen auf mit stark lichtbrechender Oberfläche, scharfen
Oontouren, gelblicher Farbe, die durch ihre verschiedene Grösse, Lagerung, so wie durch
ihre chemischen Eigenschaften und weitem Metamorphosen ihre musculöse Natur verrathen.
Es sind dies die von mir geschilderten Sarcoplasten auf verschiedener Entwicklungsstufe, theils
von rundlicher Gestalt mit mehr weniger homogenem Inhalt, theils cyli drisch und spindel-
förmig, mit deutlichen Querstreifen versehen. Bei im Wachsthum begriffenen Froschlarven
begegnet man nicht selten solchen Muskelfasern, wo an der Übergangsstelle die Sarcoplasten
theils isolirt (Tai". I, Fig. 10 b, b), theils gruppenweise zwischen den Sehnenfasern beisammen
liegen (Taf. IV, Fig. 33 c). Auch in grösseren Abständen von einander finden sich häufig
Sarcoplasten zwischen den Sehnenfasern, wie aus einer Mutterzelle frei gewordene Grup-
pen von Tochterzellen, zusammengehäuft (Taf. II, Fig. 11 a. a, a).
Aus den hier aufgezählten Beobachtungen lässt sich nun nichts Anderes schliessen, als
dass die Muskelfaser, indem sich an ihren Enden neue Sarcoplasten bilden und allmählich
mit einander und mit der übrigen Muskelsubstanz verschmelzen, an Länge zunehmen müsse:
während sich jedoch auf solche Weise die contraetile Muskelsubstanz an beiden Enden der
Muskelfaser vermehrt, scheint auch das Sarcolemma sich durch Vervielfältigung der Kerne
und Verdichtung der die Sarcoplasten umgebenden nächsten Schicht von Bindesubstanz
zu verlängern.
Es muss somit bei der Länofenzunahme einer Muskelfaser die Verlängerung des Sarco-
O CO
lemma von der Vermehrung des contractilen Inhalts genau unterschieden werden. Das Sarco-
lemma verlängert sich durch die Vervielfältigung seiner Kerne und Verdichtung der Binde-
substanz zu einer elastischen Membran; die contraetile Substanz aber vermehrt sich an den
Enden der wachsenden Muskelfaser durch die Bildung neuer Sarcoplasten.
Auf eine ganz ähnliche Weise scheint das Wachsthum der Muskelfaser nach der Breite
oder Dicke statt zu finden. Es ist mir o-eluno-en an verschiedenen Thieren im Wachsthum
begriffene Muskelfasern zu beobachten. Die meisten zeigten zwischen dem Sarcolemma und
dem contractilen quergestreiften Inhalt einzelne oder gruppenweise neben einander liegende
Sarcoplasten von verschiedener Grösse und auf verschiedener Entwicklungsstufe, theils mit
homogenem, theils quergestreiftem Inhalt. Taf. I, Fig. 1 und 9 stellen solche Muskelfasern
dar, erstere von einer 25 Millim. langen Froschlarve, letztere von einem 3 Centim. langen
Froschjungen. Durch die allmähliche Verschmelzung der Sarcoplasten mit dem übrigen con-
tiniiirlichen contractilen Inhalt scheint eine Vergrösserung des Muskelfaserdurchschnittes zu
erfolgen. Nicht selten begegnet man solchen Muskelfasern, die bei gleich grossen Abständen
der Querstreifen stellenweise verdickt erscheinen, was darin seine Erklärung findet, dass die
Sarcoplasten an manchen Stellen sieh in gröserer Anzahl entwickeln.
B. Die Neubildung von Muskelfasern.
Es gibt viele Erscheinungen, woraus man schon lange vorher auf das Entstehen neuer
Muskelsubstanz zu schliessen berechtigt war. Hieher gehört unter vielen anderen die locale
Zunahme gewisser Muskeln, — der Extremitäten, des Arms, des Schenkels, der Waden u. s. w. —
durch lange und oft wiederholte Übung und Bewegung, die Hypertrophie einzelner Muskeln,
die Verdickung der Herzwände und der Muskelhäute in den Eingeweiden, die Vergrösserung
40 Theodor Margo.
des Uterus während der Schwangerschaft und andere ähnliche theils physiologische, theils
pathologische Erscheinungen.
Zur Erklärung solcher Erscheinungen nahm man gewöhnlich an, dass unter gewissen,
eine Blutanhäufung in den Capillaren der Muskelsubstanz erzeugenden Bedingnissen (wie
Bewegung, Schwangerschaft, Hindernisse in der Fortbewegung des Blutes durch die Darm-
contenta, durch Insufficienz der Herzklappen) das in den Zwischenräumen der Gefässe
ergossene Plasma, wenn es nicht sehr bedeutend ist, in Muskelgewebe umgewandelt wird,
wenn es aber eine abnorme Menge erreicht, wie bei Entzündungen, das Exsudat in solchen
Fällen nicht zur Muskelsubstanz, sondern blos zu Bindegewebe wird [Henle1)].
Eine wichtige Frage ist es jedoch die Art und Weise dieser Zunahme der Muskeln
genauer zu bestimmen. Ob dieselbe nämlich durch Volumzunahme der schon vorhandenen
oder durch Erzeugung und Bildung neuer Muskelfasern in den Zwischenräumen der schon
vorhandenen geschieht. Ersteres nahmen die meisten Physiologen an, indem sie Letzteres
entweder blos bei exquisiten Graden pathologischer Zunahme der Muskeln zulassen , oder
dessen Möglichkeit gänzlich läugnen.
Man kann sich die wahre Zunahme der Muskelsubstanz eines Muskels überhaupt auf
dreierlei mögliche Weise denken: entweder findet hiebei nur eine Vergrösserung sämmtlicher
den Muskel zusammensetzender Muskelfasern Statt, mit Ausschliessung jeder Neubildung,
oder es bilden sich neue Muskelfasern, wodurch der Querschnitt eines Muskels zunehmen
würde, oder endlich es kann Beides zugleich zur Vergrösserung eines Muskels beitragen.
Jede der Meinungen scheint ihre Vertreter, wie ihre Gegner zu haben.
Von denjenigen, die über diesen Gegenstand in neuester Zeit geschrieben haben, will
ich hier blos G. Viner Ellis, Deiters und J. Budge hervorheben, deren Ansichten aber
leider wesentlich von einander abweichen.
G. Viner Ellis2) untersuchte die periodische Zu- und Abnahme der Muskeln des
Uterus, und kam dabei zu dem Kesultate, dass allerdings während der Schwangerschaft eine
Vergrösserung und nachher eine Verkleinerung der einzelnen Muskelfasern, aber keine Neu-
bildung stattfinde. Mir ist diese Arbeit des Verfassers leider nur aus dem kurzen von Vir-
chow in seinem Archive mitgetheilten Auszuge bekannt. Daraus entnehme ich denn, dass
zwischen den Fasern des Uterus dennoch eine beträchtliche Quantität von körniger Substanz
mit runden oder ovalen Körnchenzellen während der Schwangerschaft abgelagert werde, die
jedoch der Verfasser durchaus nicht als Blastem neuer Muskelmasse gelten lassen will. Es
fragt sich aber, ob diese zwischen den schon vorhandenen Fasern des Uterus abgelagerten
rundlich-ovalen Zellen nicht vielleicht Sarcoplasten sind. So viel mir die Bildung glatter
Muskelfasern bekannt ist, stimmen obige vom Verfasser nicht für musculös erklärte Elemente
mit den von mir geschilderten Sarcoplasten ziemlich überein, in welchem Falle dann ausser
der Grössezunahme der schon vorhandenen, noch die Bildung neuer Muskelelemente anzu-
nehmen wäre.
Deiters3) kam zu demselben Resultate wie Viner Ellis, wiewohl auf einem ganz
anderen Wege, nämlich durch zahlreiche, an verschiedenen Wirbelthieren unternommene
1) Allgemeine Anatomie. Leipzig 1841. S. 604.
'-') Über die Natur der unwillkürlichen Muskelfasern, in Proe. of the Royal Society 1856. Vol. VIII. Nr. 'i"2. pag. 212 — und im
Auszuge in Virchow's Archiv 1857, XI. Bd., Hft. 3, S. 296.
3) De incremento musculorum observationes anatomico-physiologicae. Dissertatio inauguralis. Bonnae 1856.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 41
Messungen des Durchmessers der Muskelfasern und des Querschnittes der ganzen Muskeln,
so wie durch eine Vergleichung derselben in mehreren gleichnamigen Muskeln von Thieren
derselben Species und verschiedenen Alters. Hieraus glaubt er nun schliessen zu dürfen,
dass das Volumen der Muskelfasern bei jüngeren Thieren kleiner sei und mit dem Alter
zunehme, so wie auch, dass das Wachsthum des Muskelquerschnittes sich in allen beob-
achteten Fällen aus dem Dickenwachsthum der Muskelfasern hinreichend erklären lasse.
Derselbe schliesst sich daher der Ansicht an, dass man zur Erklärung des Dickenwachs-
thums der Muskeln durchaus nicht berechtigt sei eine Neubildung der Muskelfasern anzu-
nehmen.
Ich fühle mich nicht geneigt Deiters's Beobachtungen irgend wie in Zweifel zu ziehen.
Wenn wir von dem Ausgangspunkte seiner Beobachtungen, nämlich der Vergleichung eines
Durchmessers mit einer Fläche (Durchmesser der Muskelfasern mit dem Querschnitte des
Muskels), die unstatthaft ist, gänzlich absehen, und die aus obigen Messungen gewonnenen
negativen Zahlenresultate des Verfassers auch für vollgültig halten wollen, so glaube ich, auf
die von Anderen und mir selbst gemachten directen Beobachtungen gestützt, ausser der
Dickenzunahme der schon vorhandenen Muskelfasern auch eine Neubildung von Muskel-
elementen unter gewissen physiologischen wie pathologischen Verhältnissen mit vollem Recht
annehmen zu müssen.
Ich erlaube mir hier die Beobachtungen anderer Forscher über die Neubildung von
Muskelfasern in Kürze zu erwähnen und dann erst auf die hieher bezüglichen von mir ange-
stellten Untersuchungen zu übergehen.
Rokitansky ') hat einen interessanten Fall von regenerirten quergestreiften Muskel-
fasern beschrieben, und zwar bei einer Hodengeschwulst eines 18jährigen Individuums. Seit-
dem haben jedoch besonders Weber und Virchow Fälle von regenerirten quergestreiften
Muskelfasern beobachtet. Webers -j Beobachtung zufolge war bei einem Falle von Hacro-
glossie in dem excidirten Zungenstücke deutlich eine Metamorphose des zwischen das Zungen-
gewebe ergossenen Exsudates nicht nur zu Bindegewebe, sondern auch zu quergestreiften
Muskelfasern in verschiedener Entwickelungsstufe, nachweisbar.
Auch Virchow3), Billroth4), Senftleben5) beschreiben ähnliche Fälle und bilden
die regenerirten quergestreiften Elemente ab.
Kölliker6) hat ferner im schwangeren Uterus des Menschen, Kilian7) in dem der
Säugethiere, sowohl eine Vergrösserung der schon vorhandenen musculösen Elemente, als
auch eine wahre Neubildung von solchen beobachtet, wodurch es erwiesen ward, dass beide
Vorgänge an der Zunahme des Volumens des Uterus gemeinschaftlich sich betheiligen.
Ausser diesen directen Beobachtungen, deren geringe Zahl höchst wahrscheinlich in der
Schwierigkeit des zu untersuchenden Gegenstandes, so wie in den bisherigen mangelhaften
Erfahrungen über die jüngsten Entwickelungsstadien der quergestreiften Muskelfaser ihre
J) Zeitschrift der Wiener Ärzte 1849, S. 331.
-) Virchow's Archiv, 1854.
3) Virchow's Archiv, 1854, S. 126 ff., Taf. II. Fig. 1—5.
■*) Virchow's Archiv, VIII. Bd., Taf. XII.
b) Virchow's Archiv, XV. Bd., Taf. VI, Fig. 4.
6) Mikroskopische Anatomie, II. Bd., 2. Hälfte, S. 448 ff. — Zeitschrift für wiss. Zool. I. Bd.
7) Die Structur des Uterus bei Thieren, in Zeitschr. für rationelle Med. Bd. VIII. IX. 1849, 1850.
Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XX. Bd. Abhandl. v. Nichlmitgliedern.
42 Theodor Margo.
Erklärung findet, glaube ich noch der durch J. Budge1) in neuester Zeit bezüglich dieses
Gegenstandes gewonnenen Resultate gedenken zu müssen, und dies um so mehr, da dieselben,
wiewohl auf indirectem Wege, zur Unterstützung meiner directen Beobachtungen dienen
können. Derselbe bediente sich nämlich einer Mischung von chlorsaurem Kali und Salpeter-
säure, um den Muskel durch Maceration in seine histologischen Bestandtheile behufs einer
genauen Zählung derselben zu isoliren. Seine an dem M. gastrocnemius von drei jungen und
zwei alten Fröschen theils mit dem Mikroskope, theils mit der Loupe gemachten Zählungen
der den Muskel zusammensetzenden Fasern, führten zu dem interessanten Resultate, dass bei
erwachsenen Fröschen derselbe Muskel eine beträchtlich grössere Anzahl von Fasern enthält
als bei jungen, und dass mithin die Ansicht, nach welcher das Wachsthum der Muskeln ledig-
lich auf eine Zunahme des Volumens oder des Querschnittes der schon vorhandenen Muskel-
fasern, und nicht auf einer Neubildung beruhen soll, eine irrige ist.
Dieser Ausspruch des genannten Forschers würde gewiss an Sicherheit nur gewonnen
haben, wenn die Zählungen an einer grösseren Anzahl von Fröschen verschiedenen Alters
gemacht worden wären. Immerhin sprechen aber diese Zahlen dafür, dass während des
Wachsthumes der Frösche neue Muskelfasern entstehen.
Was nun meine Beobachtungen anlangt, so habe ich an zahlreichen jungen und noch im
Wachsthum begriffenen Thieren verschiedener Classen gefunden, dass die Muskeln ihre Zu-
nahme nicht allein der Vergrösserung der schon vorhandenen, sondern auch einer Bildung
von neuen Muskelfasern zu verdanken haben.
Namentlich waren es junge Frösche und Kröten, junge Sperlinge, Fische, Säuger und
Dekapoden, bei denen ich mich von der Wahrheit dieser Aussage überzeugt hatte. Man findet
nämlich bei noch wachsenden Thieren, ausser den oben bereits geschilderten Sarcoplasten
unter dem Sarcolemma und an den Enden der schon gebildeten Muskelfasern auch solche, die
in den Zwischenräumen der schon fertigen Muskelfasern liegen und zwar theils isolirt, theils
gruppenweise beisammen, und in verschiedener Entwicklungsstufe, manche sogar im Begriff
zu einer Muskelfaser zu verschmelzen.
Bemerkenswert!! ist es noch, dass während ich bei einzelnen Thieren nach stundenlangem
vergeblichen Suchen nur hie und da einzelne Sarcoplasten zwischen den übrigen Muskelfasern
fand, mich bei anderen Individuen und in gewissen Muskeln die grosse Menge derselben sehr
angenehm überraschte. In solchen Fällen gelaug es mir nicht selten an einem und demselben
Gegenstande sämmtliche Entwicklungsstufen der sich neubildenden Muskelfasern zu beobachten.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Neubildung während des Wachsthumes bei einem
Individuum lebhafter ist als bei dem anderen, und dass sogar bei einem und demselben Indi-
viduum in gewissen Muskeln zu gewissen Zeiten eine sehr lebhafte Neubildung von Muskel-
elementen stattfinden kann.
Die Frage somit, bezüglich der physiologischen und pathologischen Zu-
nahme der Muskeln, dürfte mit grösster Wahrscheinlichkeit derart zu beant-
worten sein, dass man dieselbe theils der Volumzunahme der schon vorhan-
denen Muskelfasern, theils aber — in exquisiteren Fällen, wo das Wachs-
thum mit einer gewissen Intensität und ßaschheit auftritt, — einer wirklichen
]) Bemerkungen über Structur und Wachsthum der quergestreiften Muskelfasern, in Archiv für physiologische Heilkunde 1858,
II. Bd., I. Hft., S. 72.
Neue Untersuchungen über die Entwichelung etc. der Muskelfasern. 43
Neubildung von Muskelfasern zuschreiben müsse. Ich glaube daher . dass bei jeder
periodischen Zunahme des Waehsthums in gewissen Organen, z. B. während der Pubertätszeit,
oder bei Fröschen zur Zeit der rascheren Entwicklung der Extremitäten und der Respirations-
organe, dann beim Uterus während der Schwangerschaftsperiode, oder in pathologischen
Fallen exquisiteren Grades: Hypertrophie des Herzmuskelfleisches, der Zunge u. s. w. eine
wirkliche Neubildung von Muskelelementen mit Sicherheit anzunehmen sei.
Eine andere von Budge neuerer Zeit angeregte Frage ist die, ob eine fortdauernde
Neubildung von Muskelelementen stattfinde, während durch die Thätigkeit der Muskeln die
alten resorbirt würden.
Eine solche Art von Stoffwechsel ganzer histologischer Elemente für die Muskeln ist
a 'priori schon nicht sehr wahrscheinlich und wird auch von den meisten Physiologen nicht
anerkannt, wiewohl H. Karsten1), gestützt auf verschiedene Beobachtungen, dieselbe, ohne
jedoch in den Gegenstand tiefer einzugehen, für wahrscheinlich hält.
Auch Budge2) spricht eine ähnliche Vermuthung aus und glaubt sogar, dass die Kerne
des Sarcolemma durch Dehiscenz ihres körnigen Inhalts möglicherweise die Sarcous elemerits
liefern, in welchem Falle das Sarcolemma, — ähnlich einigermassen der Linsencapsel, die auf
ihrer inneren Fläche die Epithelzellen trägt, — als Matrix zu betrachten wäre. Derselbe ist aber
nicht in der Lage diese Vermuthung durch directe Beobachtungen irgendwie zu bestätigen.
Meine zahlreichen Beobachtungen geben mir einigermassen die Berechtigung über diesen
Gegenstand meine Meinung dahin auszusprechen, dass zwar eine Neubildung von
Muskelelementen während des Waehsthums der Thiere unzweifelhaft sei, dass
aber desshalb eine fortwährende Neubildung an Stelle der durch Thätigkeit
verloren gegangenen Muskelfasern doch nicht statuirt werden darf.
Die Kerne des Sarcolemma, welche nach Budge durch fortwährende Vermehrung
derselben und Dehiscenz die neuen Sarcous dements liefern sollten, gehören ihren physikalischen,
optischen und chemischen Eigenschaften nach zum nicht contractilen Theile der Muskelfaser,
und sind von den Sarcoplasten und der activen contractilen Muskelsubstanz genau zu unter-
scheiden.
Selbst directe Beobachtungen sogenannter embryonaler Muskelfasern bei Thieren können
nur bedingungsweise als Belege für eine solche continuirliche Neubildung von Muskelfasern
gebraucht werden. In solchen Fällen müsste vor Allem bestimmt werden, ob die Beobachtung
sich nicht auf solche Thiere beziehe, die noch im Wachsthum begriffen waren. Eine periodische
Neubildung gewisser Muskelpartien während des Waehsthums der Thiere findet gewiss Statt;
daraus folgt jedoch nicht, dass die Ernährung der Muskeln auf eine fortdauernde Neubildung
von Muskelfasern und Resorption der alten beruht. Ich glaube vielmehr annehmen zu müssen,
dass der Stoffwechsel einer schon fertigen, lebenden Muskelfaser ein molecularer sei, und sich
blos auf einen Ersatz der durch die Thätigkeit höchst wahrscheinlich verlorengegangener
Muskelniolecu'le beschränke.
') Bemerkungen über einige scharfe und brennende Absonderungen verschiedener Raupen, in Miiller's Archiv. 1848, S. H75 ff.
'-') Archiv für physiologische Heilkunde, 185S. II. Bd., 1. Hft., S. 74.
44 Theodor Margo.
III. ABSCHNITT.
Über den feineren Bau der Muskelfasern.
Zur Ergänzung der auf histogenetisehem Wege gewonnenen Resultate fand ich mich
bewogen eine Reihe von Untersuchungen über den feineren Bau der Muskelfasern an erwach-
senen Thieren und Menschen anzustellen, in der Hoffnung dadurch zur näheren Kenntniss der
Structur und Function dieser interessanten Gewebseinheiten wo möglich etwas beitragen zu
können.
A. Über die quergestreifte Muskelfaser.
Es gibt wohl keinen Gegenstand in der Histologie, über den die Meinungen mehr
differirten, als über den Bau der quergestreiften Muskelfaser. Vor Allem glaube ich daher auf
diese verschiedenen Ansichten einen kritischen Blick werfen zu müssen. Die wichtigsten lassen
sich auf folgende Theorien zurückführen.
1. Die Fibrillentheorie.
Diese Theorie, nach welcher die quergestreifte Muskelfaser für ein vom Sarcolemma
umschlossenes Bündel von Fibrillen gehalten wird, ist eine unter den Physiologen wohl noch
jetzt verbreitete Ansicht. Schon die ältesten Beobachter haben aus dem Zerfallen des todten
Muskelfaserinhaltes nach seiner Länge auf die Existenz von wirklichen Muskelfibrillen im
lebenden Muskel geschlossen ; aber auch in neuester Zeit sind viele der Histologen noch dieser
Ansicht treu geblieben.
Die Anhänger dieser Theorie erklären die Querstreifen auf verschiedene Weise. Diejenig-en,
welche sich die Fibrillen überall gleichförmig, parallelrandig und cylindrisch vorstellen,
betrachten die Querstreifung entweder als Ausdruck einer Faltung des Sarcolemma [R.
Wagner, Triveranus1) , Berres2), Turpin3), Ed. Weber4), und zum Theile auch
O. Funke5)], oder einer während der Contraction erzeugten Runzelung der sonst glatten
y) Beiträge II, 1835, S. 71.
2) Mikroskopische Anatomie. 1836.
•''■) Man dl, Anatom- microsc. 1838.
4) Muskelbewegung, in R. Wagner's Handwörterbuch der Physiologie. III. Bd.. 2. Abth., S. 3.
"•) Lehrbuch der Physiologie. Leipzig 1855. S. 515. „Es ist wahrscheinlich," sagt er, „dass auch die Hülle quergestreift ist und
dass sie sogar primär die Querstreifung zeigt und diese vielleicht in lebenden Muskelfasern nicht einmal existirt."
5
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 45
Fibrillen [Tre vi r an u s ')J, oder sie schreiben die Querstreifung der Kräuselung und dem
wellenförmigen Verlaufe der Fibrillen zu [Henle'2). Reichert3), Holst4)], oder ihren
Zickzackbiegungen [Will *)].
Der bei weitem grössere Theil hält die Fibrillen für varicös oder gegliedert. Schon
Hook6) beschreibt sie als perlschnurartige Fäden. Leeuwenhoek7) glaubt, dass die Striae
carnosae (Fibrillen) aus aneinandergereihten Kiigelchen bestehen, was ihn jedoch nicht
abhält, sie manchmal für Runzelungen, ein anderesmal für spiralförmig gewundene Fäden
zu erklären. Muys8) sah die Fibrillen in der Reihe cylindrisch, bei der Contraction knotig,
durch Querfurchen eingeschnürt. Fontana3) ist der Meinung, dass die Querstreifen durch
auf einander treffende Abtheilungen oder Kiigelchen der Fibrillen entstehen. In ähnlicher
Weise stellen sich Prevo st und Dumas10). Home und Milne Edwards die Fibrillen vor.
Krause11) ist der erste, welcher ausser den Kiigelchen noch eine wasserklare Feuch-
tigkeit annimmt, welche die Kiigelchen in Längsreihen zu Fibrillen zusammenhalten soll.
Lauth12) und Jordan13) sind einer ähnlichen Ansicht. Jacquemin14) glaubt, dass die ovalen
Bläschen, aus welcher die Fibrille zusammengesetzt sein soll, nicht frei, sondern in einem
Röhrchen eingeschlossen sind. — ■ Gerber15) behauptet, dass die Kiigelchen in der Ruhe
elliptisch , während der Contraction abgeplattet werden , glaubt aber nichtsdestoweniger an
wellenförmige Biegungen, so wie an spiralförmige Windungen der Fibrillen.
Schwann16) beschreibt die Fibrillen als zusammengesetzt aus einer Reihe von dunkleren
Kiigelchen, welche durch hellere Spatien von einander getrennt werden. Bruns17) schliesst
sich derselben Meinung an und Mayer18) hält die Kiigelchen sowohl der Länge als der Quere
nach durch Fäden mit einander verbunden.
Scharpey19), Carpenter20) und Queckett21) betrachten die Fibrille für eine lineare
Reihe zusammenhängender kleiner Partikelchen oder Zellen von gleicher Beschaffenheit,
Murray Dobie22) aber für eine Reihe von abwechselnd hellen und dunkeln vierseitigen
Körperchen.
1) Vermischte Schriften anatoni. und physiol. Inhalts. Göttingen und Bremen 181G — 1821. I. Bd., S. 134.
2) Allgemeine Anatomie. Leizig 1841. S. 584.
3) Müller's Archiv, 1S47, S. 17.
4) De structura musculorum in genere et annulatorum musculis in specie observationes microscop. Dissertat. inauguralis. Dorpat
1S4G.
5) Müller's Archiv, 1843. S. 353 ff.
6) 1678.
7) Opera omnia s. arcana naturae etc. Lugd. Batav. 1722. T. I, III, IV.
8) Musculorum artificiosa fabrica. Lugd. Batav. 1751.
9) Abhandlung über das Viperngift, das americanische Gift u. s. w. Aus dem Italienischen. Berlin 1787. S. 384.
1») Magendie Journal. III, 1823, S. 303.
n) Handbuch der menschl. Anatomie u. s. w. Hannover 1833. S. 57.
12) L'institut 1834. Nr. 70.
13) Müller's Archiv, 1834, S. 428.
uj Isis, 1835, S. 473.
15) Handbuch der allgemeinen Anatomie des Menschen u. s. w. Bern und Chur 1840. S. 139.
1C) Müller's Physiologie, 1837, S. 33.
17) Lehrbuch der allgemeinen Anatomie des Menschen. Braunschweig 1841. S. 306.
18) Die Elementarorganisation des Seelenorganes. Bonn 1838. S. 78.
19) Quain's Anatomy. 5. edition. part II. London 1846.
20) Manual of Physiology. London 1S46.
21) A practical treatise on the microscope. London 1848.
22) On the minute strueture and mode of contraction of voluntary muscular fibre, in Annual of natural history. Febr. 1848.
46 Theodor M
argo.
Wilson1) glaubt jede Fibrille zusammengesetzt aus zweierlei Zellen, bellten und
dunkeln, so angeordnet, dass zwei liebte Zellen zwischen je zwei dunkeln gelagert sind.
Donders2) Beobachtungen zufolge soll die Fibrille aus an einander gereihten Bläschen
oder Zellen bestehen, deren jedes ein dem Sarcous element entsprechendes kubisches Körper-
chen enthält.
Kölliker1''] hielt Anfangs den contraetilen Inhalt des Sarcolemma blos aus geglie-
derten, varicösen Fibrillen zusammengesetzt, hat aber in neuester Zeit den Fibrillen eine
körnige Substanz (interstitielle Körner) beigegeben, welche die Zwischenräume zwischen den
Fibrillen ausfüllen soll4).
Auch Welcher5) nimmt wirklieh existirende Fibrillen an. deren Durchschnitte er an
Querschnitten der Muskelfasern als Punkte abbildet.
2. Die Spiral- und Ringfasertheorie.
Schon Leeuwenhoek kamen manchmal die Fibrillen wie spiralförmig gewundene
Fäden vor, wiewohl sie ihm häufiger wie Reihen von Kügelchen oder Kunzelungen erschie-
nen sind. Auch spätere Beobachter haben wohl hie und da ähnliche Erscheinungen gesehen,
doch sind besonders Raspail, Mandl, M. Barry und Baumgärtner als die eifrigsten
Verfechter dieser Ansicht aufgetreten. Raspail0) namentlich hält die Querstreifen für spiral-
förmige Verdickungen der Zellenwaud, und vergleicht dieselben mit den Spiralfasern ent-
haltenden verlängerten Pflanzenzellen. Mandl7) glaubt ebenfalls die Querstreifen durch
spiralförmig gewundene Fäden erzeugt. M. Barry8) behauptet, die Muskelfaser bestehe in
ihren äussersten Elementen aus zwei Schraubenfäden, die sich zur Bildung der Faser mit
einander seitlich verflechten und so einen Doppelcylinder mit zwei seitliehen Rinnen darstelle.
Nach ihm soll auch das Sarcolemma aus Schraubenfasern entstehen, die aber später in einan-
der verfliessen sollen. — Baumgärtn er9) sieht in den Fibrillen zopfartig verflochtene Fäden.
Skey 10) betrachtet endlich jede Muskelfaser als eine hohle Röhre, um welche die Längs-
fasern in Bündeln liegen, die wieder durch ringförmige Fäden befestigt sind, wodurch hellere
und erhabene Leisten, welche Ursachen der Querstreifung sind, entstehen sollen.
3. Die Scheibeiitlieorie.
W. Bowman u) kann als der erste Begründer dieser Ansicht betrachtet werden. Ihm
ist der Inhalt des Sarcolemma eine Substanz, welche die Neigung hat, sowohl nach der
*) Manuel of Anatomy. 3. edit. S. 16.
2) Onderzoekingen betrekkelik den bow Tanhet menschelike hart. Nerdel. Lancett. 3. Ser. 1. Jaarg. S. 556.
3) Mikroskopische Anatomie. II. Bd., 1. Hälfte, S. 200.
4) Einige Bemerkungen über die Endigungen der Hautnerven und den Bau der Muskeln, in Zeitschr. für wissensch. Zoologie.
Bd. VIII, 3. Hft. S. 316 ff. — Handbuch der Gewebelehre. 3. Aufl., S. 180 ff., Fig. 97.
5) Bemerkungen zur Mikrographie, in Zeitschr. für rationelle Med. Bd. VIII. S. 226, Tai". IV, und Canstatt's Jährest), f. 1857. 8. .;."..
6) Systeme de chimie organique. 2. edit. Brux. 1839. §. 1569.
') Anatomie microseopiiiue. Paris 1838. p. 14.
s) Neue Untersuchungen über die schraubenförmige Beschaffenheit der Elementarfasern der Muskel, nebst Beobachtungen über
die musculö'se Natur der Flimmerhärchen, in Miiller's Archiv 1850, S. 529 ff., Taf. XVI — XIX.
°) Lehrbuch der Physiologie. Stuttgart 1853. S. 43 ff.
10) Philosophical Transact. 1837. S. 376.
u) Of. the minute strueture and movements of vohmtary muscle, in Philosophical Transactions. P. II, 1840; P. I. 1841. — Im
Auszuge in Miiller's ArobW 1842. — Auch in Physiologieal Anatomy and Physiology of man. 1845. p. 151.
Neue Untersuch ii in/' ii über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 47
Länge, als nach der Quere zu zerfallen. Die Fibrillen hält er somit für ein Produet des Zer-
fallens der contractileii Substanz nach, der Länge, sowie dieselbe Substanz unter anderen
Umständen nach der Quere gespalten in die sogenannten „Fleischscheiben" (muscular discs)
zerfällt. Die durch das Zerfallen der Fleischscheiben entstandenen „Sarcous elements" oder
.primitive particles" wären daher nach Bowman die eigentlichen Elemente der Fleisch-
substanz. Dieser Ansicht zufolge sind also die Fibrillen nichts als linear mit einander zusam-
menhängende, und die „discs" nichts anderes als flächenhaft neben einander gelagerte cohä-
rirende Sarcous elements.
Auch Eemak1) scheint dieser Ansicht zu sein. Leydig2) modificirte sie blos dahin,
dass er die Sarcous elements oder Fleischtheilchen, aus welchen er den contractilen Inhalt des
Sarcolemma zusammengesetzt sein lässt, für würfel- oder keilförmige Körperehen ansieht
und die Querstreifen von den mit halbflüssiger Substanz erfüllten Interstitiell herleitet. Seinen
späteren Beobachtungen zufolge sollen diese Interstitiell ein mit Fluidum erfülltes mit einander
• •ommunieirendes Lückensystem darstellen, wobei er zugleich die Lücken mit Bindegewebs-
körperchen vergleicht3).
A^ubert4) gibt eine ähnliche Beschreibung der Muskeln von Insecten; für die wahren
Elemente der Muskelsubstanz hält er kleine würfelförmige oder cylindrische Körperchen,
welche sich zu Fibrillen oder Scheiben zusammenlegen.
Welcher5), der zwar wirkliche Fibrillen annimmt, sieht die Lücken und Kerne der
übrigen Autoren zwischen den Fibrillen als eigentümliche Muskelkörperchen an, welche er.
— ähnlich den Bindegewebskörperchen, den Knorpel- und Knochenkörperchen , — mit ana-
stomosirenden Canälen in Verbindung als plasmaführende Gefässe auffassen zu müssen glaubt.
Ilaeekel6) adoptirt hingegen die Sarcous elements, und betrachtet die Lücken Leydig's
nicht als Zellen oder Zellenrudimente, sondern als wirkliche Lücken oder Spalten zwischen
den Fibrillengruppen. Überdies glaubt Letzterer die Sarcous elements durch zwei verschie-
dene Bindemassen mit einander vereinigt, und zwar der Länge nach durch eine in Salzsäure
leicht lösliche, in Alkohol und Wasser unlösliche, der Quere nach aber durch eine in Alkohol
und Wasser lösliche, durch diluirte Salzsäure unlösliche Substanz.
Munk') betrachtet sowohl das Quer- als Längsbindemittel zwischen den Fleischtheilchen
als chemisch identisch und hält diese letzteren für Körperchen von stets gleichbleibender Grösse.
Budge8), der die Maceration in chlorsaurem Kali und Salpetersäure in Anwendung
brachte, schliesst sich ebenfalls der Bowman'schen Ansicht an, und hält somit die Sarcous
elements für die letzten Formbestandtheile der quergestreiften Muskelfaser.
4. Die optisch-chemische Molcculartheorie.
Die Bowman'sche Ansicht erlitt allmählich durch die neuesten Forschungen wesent-
liche Modifikationen, so dass sie füglich als eine ganz neue Theorie zu betrachten ist. Die
l) Müller's Archiv, 1843. S. IST.
-j Lehrbuch der Histologie des Mensehen und der Thiere, 1S57, S. 44, und in Miiller's Archiv, 1855, S. 50.
\ Über Tastkörperchen und Muskelstruotur, in Miiller's Archiv, 18f)6, und in Canstatt's Jahresb. für 1856, S. 28 ff.
4) Zeitschr. für wiss. Zoologie. Bd. IV, 1853, S. 39>.
5) Bemerkungen zur Mikrographie, in Zeitschr. f. rationelle Medicin. Bd. VIII, S. 226.
6) Über die Gewebe des Flusskrebses, in Miiller's Archiv, 1857, S. 486. — Auch in Canstatt's Jahresb. für 1857, S. 36.
') Götting. Nachrichten, 1858, Februar.
s) Archiv für physiol. Heilkunde. II. Bd., 185S, 1. Hfl., S. 72.
48 Theodor Margo.
contractile Substanz besteht dieser Ansicht zufolge aus zwei physicalisch, optisch und chemisch
ganz verschiedenen Theilen, von denen der eine geformt, der andere aber homogen ist.
Schon Wharton Jones unterscheidet in dem Inhalte des Sarcolemma eine sogenannte
Hauptsubstanz und eine Zwischensubstanz (substance intermediaire).
Auch Harting1) spricht von einer hellen Verbindungssubstanz zwischen den Sarcous
elements, nach deren Auflösung durch Salzsäure, Magensaft und beginnende Fäulniss die
Bowman'schen discs auftreten sollen, ohne jedoch näheren Aufschluss über die wahre Natur
dieser zwei Substanzen zu geben.
A. Rollet 2), der uns die Methode lehrte durch Behandlung der Muskelfasern mit ver-
dünnter Salzsäure (1 per 1000, 24 Stunden lang) nach Belieben sowohl mit einander noch
zusammenhängende, wie auch ganz isolirte Muskelscheiben oder discs zu erhalten, nimmt an,
dass die Fibrille aus einer linearen Reihe zweierlei Substanzen von verschiedener optischen
und chemischen Eigenschaft besteht, von denen durch Maceration und chemische Agentien
die eine dickere und stärker lichtbrechende sich in der Gestalt kleiner prismatischer Stück-
chen (Fleischprismen, oder Sarcous elements) gewinnen lasse, während die andere, dünnere
und schwächer lichtbrechende (Zwischensubstanz) vollkommen aufgelöst wird.
E. Brücke's3) Untersuchungen mit Hülfe des polarisirten Lichtes verbreiten ein noch
helleres Licht über das Verhältniss dieser zweierlei Substanzen. Er machte nämlich die eben
so wichtige als interessante Entdeckung, dass von den zwei Substanzen, deren abwechselnde
Lagerung der Muskelfaser das quergestreifte Ansehen verleiht, nur die eine und zwar die
stärker lichtbrechende doppeltbrechend ist, die andere aber nicht. Jedes einzelne Fleisch-
prisma oder Sarcous elements bricht das Lieht doppelt, und ist als ein anisotroper, positiv ein-
axiger Krystall zu betrachten, dessen Axe der Faserrichtung parallel ist, die Zwischen-
substanz aber ist isotrop. Aus der verschiedenen Form und Grösse der Sarcous elements an ein
und derselben Muskelfaser schliesst ferner Brücke mit seltenem Scharfsinn, dass die Sarcous
elements nicht selbst feste, doppelt brechende Körper von constanter Grösse und Gestalt sind,
sondern dass sie durch Gruppirung kleiner, fester, doppeltbrechender Körperchen von unver-
änderlicher Grösse und Gestalt gebildet werden, welche er „Disdiaklasten" (I)oppelbreeken
nennt.
Endlich statuirt Berlin4) einen flüssigen Inhalt des Sarcolemma, in welchem die Quer-
streifen durch Querreihen von Körnchen entstehen sollen, die an der Oberfläche liegen. Die
von Anderen beschriebenen Formelemente des contractilen Inhalts, wie die Fibrillen, die
Schraubenfäden, die Fleischscheiben und die Sarcous elements sollen seiner Ansicht nach
nichts anderes sein als Producte der verschiedenen Präparationsmethoden oder der Gerinnung
nach dem Tode des ursprünglich flüssigen Muskelinhaltes.
Nach Aufzählung dieser verschiedenen Ansichten über den feineren Bau der quer-
gestreiften Muskelfaser , erlaube ich mir zunächst dieselben nach dem Massstabe meiner auf
!) Het Mikroskoop. IV. 1854. p. 271 ff.
2) Untersuchungen zur näheren Kenntniss des Baues der quergestreiften Muskelfaser, angestellt im physiol. Institute der Wiener
Universität, mit I Tafel, in den Sitzb. der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenchaften, Bd. XXIV, S. 291.
3) Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polarisirten Lichtes. Mit II Tafeln. Aus dem XV. Bde. der Denk-
schriften der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften.
4) Über die quergestreifte Muskelfaser, in Archiv für Holland. Beiträge zur Natur- und Heilkunde von Donders und Berlin. Bd. 1 .
Heft 5. Utrecht 1858. S. 417 ff.
Neue Untersuchungen über die Entwickelang etc. der Musheifasern. 49
diesem Gebiete gemachten Erfahrung einer Kritik zu unterwerfen, worauf ich erst auf die
Einzelnheiten meiner Beobachtungen übergehen werde.
Was zuerst die Fibrillentheorie anbelangt, so wird wohl Niemandem einfallen,
die Fibrillen bei manchen todtenstarren Muskelfasern zu läugnen, doch wird jeder Unbe-
fangene zugeben müssen, dass dieselben eine allgemeine Erscheinung nicht sind. Denn nicht
allein gibt es Thiere, ja ganze Thierreihen, bei welchen von einer Fibrillenform in der Muskel-
substanz durchaus keine Rede sein kann, sondern auch bei einem und demselben Thiere kom-
men oft Muskeln vor, wo keine Spur von Fibrillen vorhanden ist, während sie in anderen
Muskeln wahrgenommen werden. Überhaupt aber lassen sich die Fibrillen auf die organischen
Muskeln höherer Thiere nicht anwenden. Es ist auch nicht abzusehen, wie bei der gleichen
Function1) aller dieser contractilen Elemente, die Fibrillen bei Letzteren fehlen können. Und
wie lassen sich die Beobachtungen Bowman's, Brücke's, Rollet's, Leydig's, Aubert's
und Anderer, so wie die von mir gemachten Beobachtungen über die Genese der contractilen
Substanz mit der Fibrillentheorie in Einklang bringen? — Wenn die Muskelfaser wirklich aus
Elementarfasern oder Fibrillen besteht, warum gelingt durch Maceration in Salzsäure (1 per
1000), so wie durch andere Agentien so leicht die Sonderung derselben in Seheiben, oder in
Sarcous elements, und warum zerfallen bei vielen Thieren die Muskelfasern auch ohne Rea-
gentien nicht so leicht in Fibrillen, wie in grössern oder kleinern Fleischportionen und Sar-
cous elements. Und endlich, wie lassen sich die merkwürdigen Formen der contractilen Ele-
mente niederer Thiere, der Pteropoden und Heteropoden [Gegenbauer2)], der Helminthen
[G. Walther3)], der Hydern [Leydig4)], der Scheibenquallen [M. Schultze5)] u. s. w.
durch die Fibrillentheorie erklären?- — Auf alle diese Fragen kann uns obige Hypothese keine
befriedigende Antwort geben. Aber auch abgesehen hievon , findet diese Theorie in den von
Dubois-Reymond entdeckten vitalen Erscheinungen der Muskeln überdies einen sehr
gewichtigen Gegner. Das Unbefriedigende dieser Ansicht mögen wohl die meisten Verfechter
derselben gefühlt haben.
Wie steht es nun mit der Spiralfasertheorie? Die Gründe, auf welche die Annahme
eines solchen Baues der Muskelfaser gestützt wird, scheinen mir noch weniger stichhaltig als
die Fibrillentheorie. Fürs Erste ist das Vorkommen solcher Bilder, welche eine Ähnlichkeit
mit schraubenförmig gewundenen Fäden haben, äusserst selten, und sie finden ihre Erklärung
theils in der Verwechselung derselben mit Bindegewebsfibrillen der Scheide, oder mit
Tracheen, wie dies wahrscheinlich bei Raspail's und Mandl's Bildern der Fall sein dürfte,
oder in der seitlichen Verschiebuno- der Sarcous elements durch Druck, Maceration und die
vorausgegangene Präparationsweise. Dass übrigens manchmal die Muskelfasern wie aus
spiralförmig gewundenen Fäden zu bestehen scheinen , ist wohl nicht zu läugnen. Aus-
gezeichnete Beobachter, wie Henle6), Gerber7), haben mitunter solche Bilder gesehen, und
ich selbst habe in manchen Präparaten von Säugethier- und Vogelmuskeln eine täuschende
J) Helmholtz hat in neuester Zeit erwiesen , dass der zeitliche Verlauf der Zusammenziehung der animalen Muskeln dem der
organischen völlig analog sei. (Müller's Archiv 1850.)
2) Zeitschrift für wissensch. Zoologie. Bd. IV, Hft. 3 und 4.
3) Zeitschrift für wissensch. Zoologie. Bd. VIII, S. 163.
4) Lehrbuch der Histologie u. s. w., 1857, S. 136.
5) Über den Bau der Gallertscheibe der Medusen, in Müller's Archiv 1856, S. 311.
6) Allgemeine Anatomie, 1841, S. 584.
") Allgemeine Anatomie, 1840, S. 139, Taf. IV, Fig. 79.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX. Bd. Abliandl. v. Nichtinitgliedern. o
50 Theodor Margo.
Ähnlichkeit der Muskelfasern mit Spiralfäden gefunden, doeli überzeugte ich mich bald, dass
die Erscheinung durch eine der oben angedeuteten Ursachen erzeugt war. Dass aber die
Spiralfasern nicht allgemein vorkommen, sondern vielmehr eine sehr seltene, zumeist durch
äussere Ursachen hervorgerufene Erscheinung sind, und im Froschherzen auch nicht so leicht
zum Vorschein kommen, wie dies M. Barry1) behauptet, darüber herrscht wohl heute kein
Zweifel mehr. Übrigens hat Barry auch die Flimmerhärchen für doppelte Schraubenfäden
angesehen, so dass Bowman2) wohl seine triftigen Gründe hatte, jene satyrische Bemerkung
zu machen, „Dr. Barry hätte seiner Abhandlung eben so gut die Aufschrift geben können:
Über die schraubenförmige Structur der organischen Welt."
Die Scheibentheorie Bowman's betreffend, muss ich gestehen, dass dieselbe, so
wie sie ursprünglich von ihm aufgestellt wurde, mich eben so wenig befriedigt, wie die vor-
her erwähnten Ansichten, doch gebührt wohl Bowman das Verdienst, der Erste gewesen
zu sein, der den allgemein gehuldigten Glauben an präformirte Fibrillen wankend gemacht
und somit eine neue Bahn für die weiteren Untersuchungen der Muskelfaser eröffnet hat.
Dass die contractile Substanz nicht allein aus Sarcons elements bestehe, haben eben diese
neueren Untersuchungen ergeben. Aus dieser Ursache trete ich auch jener Ansicht nicht
vollkommen bei, die im Muskelinhalte nur Sarcous elements von bestimmter würfel-, keil-
förmigen oder cylindrischen Gestalt annimmt. (Leydig, Aubert, Budge.)
Was endlich jenes Lückensystem anbelangt, welches Leydig in den Interstitien zwi-
schen den Fleischtheilchen mit Flüssigkeit angefüllt statuirt, und mit welchem er die Wissen-
schaft zu bereichern glaubte, so haben sich schon Henle, Kölliker, Rollet, Haeckel,
Berlin dagegen ausgesprochen. Bios Welcker hat neuerer Zeit etwas diesem Ähnliches
angenommen, indem er in der contractilen Substanz der Muskelfaser sogenannte „Muskel-
körperchen", ähnlich den Bindegewebskörperchen, beschreibt und abbildet. Diese sollen nach
ihm mit Ausläufern nach Art der Bindegewebskörperchen, der Knorpel- oder Knochen-
körperchen mit einander communiciren und im frischen lebenden Muskel plasmaführende
Gefässe darstellend eine serumartige Flüssigkeit führen3). Es ist, wie Henle4) ganz richtig
bemerkt, kein Grund vorhanden eine Structur, die in der Knochen- und Zahnsubstanz als
zweckmässig anerkannt ist, auch innerhalb der Muskelsubstanz vorauszusetzen; da die ver-
kalkte thierische Materie starr und unquellbar ist, so bedarf der Nahrungssaft gebahnte Wege,
um mit ihr in allen ihren Theilen in Berührung zu kommen; was aber, fragt Henle weiter,
soll ein plasmatisches Röhrensystem einem Stoffe, der sich in compacten Massen von der Ober-
fläche aus mit Flüssigkeit leicht tränken kann. Aber abgesehen vom Principe der Zweckmäs-
sigkeit, frage ich, warum kommen diese Lücken oder plasmatischen Gefässe mit den soge-
nannten Muskelkörperchen nicht an allen Muskelfasern zum Vorschein, sondern so häufig nur
an vorher getrockneten oder durch Alkohol entwässerten und dann wieder in Wasser auf-
geweichten Schnitten? — Warum entstehen ähnliche gezackte Hohlräume, die mit Canälen
zu communiciren scheinen, an fast allen durch Evaporation vertrocknenden Präparaten, oder
verändern ihre Gestalt durch Einwirkung von Reagentien : Essigsäure, Salzsäure u. s. w. ? —
') Müller's Archiv, 1850.
2) Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. Art. Muscle, pag. 511.
3) Bemerkungen zur Mikrographie, in Zeitschrift für rat, Medicin. Bd. VIII, S. 226, Taf. IV.
Aj Zeitschrift für rat. Medicin, I8ö7. Jahresbericht, S. 37.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 51
Lauter Fragen , auf welche man frei von vorgefasster Meinung leicht die richtige Antwort
findet. Was mich betrifft, so habe ich an Querschnitten der Muskelfasern die Hohlräume
Leydig's oder die Muskelkörperchen Welker's oft gesehen, aber ich betrachte sie ent-
weder als Kunstproducte und Lücken, — welche theils durch das Eintrocknen, tkgils aber
durch das Auseinanderweichen der anschwellenden und sich umstülpenden Enden der Mus-
kelfaserdurchschnitte entstehen, — oder als Kerne in der contractilen Substanz. Das Ein-
dringen der rothen Tinte in die Spalten oder Hohlräume kann durchaus nicht als Beleg
für die Existenz von Muskelkörperchen angeführt werden, denn jede Flüssigkeit wird eben
so leicht, wenn nicht leichter noch, in die künstlich erzeugten Zwischenräume und Spalten
zwischen der contractilen Substanz eindringen, als in ein wahres mit Wandungen versehenes
Zellennetz.
Mithin bleibt nur die optisch-chemische Moleculartheorie als diejenige, welche
das verschiedene Verhalten und Aussehen der contractilen Elemente bei verschiedenen
Thieren nicht nur am einfachsten zu erklären im Stande ist, sondern auch mit meinen über
die Entwickelung und den feinern Bau der Muskelfaser gemachten Beobachtungen voll-
kommen übereinstimmt, und überdies auch für die Physiologie verwerthbar ist.
Die Resultate meiner Beobachtungen über die Genese der Muskelfasern sprechen ent-
schieden gegen die Präexistenz der Muskelfibrillen. Thatsache ist es dagegen, dass die Sarcous
elements (Fleisch prismen oder Fleischkörnchen) als ein Product der Differenzirung aus dem In-
halte eigenthümlicher Zellen, — der von mir genannten Sarcoplasten — entstehen. An diesen
erkennt man ganz deutlich die Querstreifen , erzeugt durch die regelmässige Lagerung der
doppeltbrechenden Fleischkörnchen in einem sonst homogenem, einfach lichtbrechenden Inhalte.
Von Fasern oder Fibrillen, sowohl geraden, varicösen, als spiralig gewundenen ist innerhalb
der Sarcoplasten keine Spur vorhanden. Diese Thatsachen wurden nicht nur an Fröschen,
Fischen, Vögeln, Säugern und Menschen, sondern auch an Crustaceen und Insecten nach-
gewiesen. Die Resultate dieser Beobachtungen stimmen sowohl mit Brücke's Theorie als
mit Dubois-Reymond's Gesetzen vollkommen überein, wie sich denn auch alle meine
Beobachtungen über die Structur der Muskelfasern zur Annahme dieser Theorie vereinen.
o
a) Über den contractilen Inhalt der quergestreiften Muskelfaser.
Wenn man nach der Eingangs angegebenen Methode quergestreifte Muskelfasern von
verschiedenen Thieren untersucht, so bemerkt man innerhalb des Sarcolemma die con-
tractile Substanz aus zweierlei deutlich zu unterscheidenden Bestandteilen zusammengesetzt,
nämlich aus den geformten Sarcous elements und der homogenen Grundsubstanz, in welcher
erstere eingebettet sind. Die Grundsubstanz ist ganz farblos und wenig lichtbrechend, die
Sarcous elements hingegen gelblich gefärbt und stark glänzend. Überdies sind die Letzteren,
wie Brücke zuerst nachgewiesen hat, doppelt lichtbrechend, während Erstere das Licht nur
einfach bricht.
Die Grösse und die Gestalt der Sarcous elements ist nicht nur bei verschiedenen Thieren,
sondern auch bei ein und demselben Muskel eines Thieres verschieden, ja es können dieselben
mitunter innerhalb einer Muskelfaser in dieser Beziehung differiren. Die Gestalt kann eine
kugelrunde, ellipsoidische, cylindrische oder prismatische sein. Aus der Verschiedenheit der
Form und Grösse der Sarcous elements folgt jedoch von selbst, dass dieselben, wie Brücke
52 Theodor Margo.
ganz richtig annimmt, nicht selbst feste oder bläschenavtige Körperchen von constanter
Grösse und Gestalt sein können (was Munk1) in neuester Zeit irrthümlich behauptet), sondern
dass sie nur durch Gruppirung sehr kleiner, fester, doppeltbrechender Körperchen von unver-
änderlicher Gestalt und Grösse — der sogenannten Disdiaklasten — gebildet werden. Ihre
Lagerung in der homogenen Grundsubstanz ist eine derartige, dass sie in gewissen Abständen,
die sehr variiren können, sowohl nach der Länge als nach der Quere der Muskelfaser neben
und über einander gelagert, durch ihre regelmässige Anordnung die Querstreifung erzeugen.
Von der Richtigkeit dieser Erscheinung überzeugt man sich leicht, wenn man deutlich
quergestreifte Muskelfasern bei 525 — 936maliger Vergrösserung betrachtet.
Auf Taf. IV, Fig. 30 ist eine den Rückenmuskeln eines Froschjungen entnommene Muskel-
faser 936 Mal vergrössert ganz naturgetreu abgebildet. Die contractile Substanz (c) besteht
aus cylindrischen oder ellipsoidischen Fleischkörnchen, die in der homogenen Grundsubstanz
regelmässig gelagert erscheinen. Übrigens sind die Reihen der Fleischkörnchen etwas ver-
schoben, und gegen das Ende der Muskelfaser, wo dieselben etwas kleiner sind, bemerkt man
diese wie in sehr kleine punktförmige lichte Körperchen zerfallen (wahrscheinlich Disdia-
klasten). Die der Länge nach verlaufenden, mit einander nicht correspondirenden dunklen
Streifen werden offenbar durch den Lichtreflex erzeugt und sind als die Grenzlinien zwischen
den mit einander verschmolzenen Sarcoplasten zu betrachten.
Figur 31 gibt die Abbildung einiger Muskelfaserstücke aus der hinteren Extremität einer
Froschlarve, bei 936maliger Vergrösserung. Die kugelrunden Fleischkörnchen erscheinen
bei der Längsansicht stets als Querreihen in der stark lichtbrechenden Schicht eingelagert
(a, a). An einzelnen Stellen bemerkt man aus ihrer Gleichgewichtslage gebrachte Fleisch-
körnchen (b, b), wodurch die Querreihen derselben verschoben oder unterbrochen werden.
Bei veränderter Einstellung des Mikroskoprohres erscheinen immer andere Querreihen
von Sarcous elements im Focus. wobei dieselben länger oder kürzer werden, je nach der ver-
schieden hohen oder tiefen Einstellung. Senkt man das Mikroskoprohr allmählich von der
höchsten bis zur mittleren Einstellung, so nimmt die Länge jeder einzelnen Querreihe zu, in
dem Masse aber als man das Mikroskoprohr von der mittleren bis zur tiefsten Einstellung
herabsenkt, werden auch die Querreihen wieder kürzer. Daraus lässt sich nun schliessen,
dass die Sarcous elements oder Fleischkörnchen nicht etwa blos au der Oberfläche in ein-
fachen Reihen sich befinden, wie dies Berlin in neuester Zeit irrig behauptet2), sondern die
ganze Breite des Querschnittes einnehmen. Bei hoher Einstellung des Mikroskopes erscheinen
die kleinsten Segmente der doppelt lichtbrechenden Querschichten, in welchen die Fleisch-
körnchen liegen, als kürzere Querreihen ; je mehr das Rohr gesenkt wird, desto grössere Seg-
mente rücken auch in den Focus, so dass bei mittlerer Einstellung die Querreihen das Maxi-
mum ihrer Länge erreichen und so dem Durchmesser der Muskelfaser gleich werden; bei
noch tieferer Einstellung nimmt die Länge derselben wieder in dem Masse ab, als die unteren
kleineren Segmente dadurch in den Focus gelangen. Bei starker Vergrösserung (525 Mal)
kann man sich leicht von der Richtigkeit dieser Auffassung überzeugen.
Figur 29 stellt bei 936maliger Vergrösserung Stücke von Muskelfasern dar aus dem
Ivitfermuskel eines erwachsenen Flusskrebses. Mau sieht dieselbe regelmässige Anordnung
i) H. Munk, in Gott. Nachr. 1858, Febr.
-j Archiv f. Holland. Beiträge zur Natur- und Heilkunde. Utrecht. Bd. I, Hi't.ö, S.445.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 53
der Sarcous elements, nur sind diese viel grösser als die der übrigen Thiere und haben die
Gestalt von Cylindern oder Prismen. Bei b bemerkt man einzelne Prismen, welche durch die
Präparation ihre ursprüngliche Gleichgewichtslage verloren haben.
Die Untersuchung des contractilen Inhaltes an Querschnitten unterliegt manchen Schwie-
rigkeiten, deren vorzüglichste Ursachen ich hier näher angeben werde: 1. als eine der wich-
tigsten scheint jenes durch E. Brücke1) entdeckte Verhalten der Fleischprismen zu sein,
wonach die senkrecht zur Axe durchschnittenen Fleischprismen, bei denen die Axe in der
Fortpflanzungsrichtung des Lichtes liegt, keinerlei Spuren von doppelter Brechung zeigen,
indem diese Axe auch zugleich die optische Axe ist. Dadurch nun, dass die Fleischprismen
in Querschnitten ihre eigenthümliche lichtbrechende Eigenschaft, die sie so sehr auszeichnet,
verlieren, scheint auch die Unterscheidung derselben von der homogenen einfach lichtbrechen-
den Grundsubstanz, worin sie eingebettet sind, viel schwieriger; 2. eine weitere Schwierig-
keit ergibt sich aus jenen Veränderungen, welche die contractile Substanz theils durch das
Eintrocknen, theils aber durch das nachherige Anfeuchten erleiden muss, wodurch Risse,
Spalten oder Klüftungen entstehen können, welche durch ihren Lichtreflex und die gezackten
Bänder, besonders wenn sie mit einer mit der contractilen Substanz sieh nicht mischenden
Flüssigkeit erfüllt sind, das täuschende Bild von Bindegewebskörperchen geben; 3. eine wei-
tere Ursache liegt darin, dass viele Schnitte nicht senkrecht zur Axe der Muskelfasern aus-
fallen, manche derselben auch zu dünn oder zu dick sind, als dass man daraus die wahre
Structur der Muskelfaser erkennen könnte; 4. endlich müssen wohl auch alle jene Formen
gewürdigt werden, welche durch die mechanischen Eingriffe des Messers entstehen, wodurch
namentlich die Fleischprismen leicht aus ihrer regelmässigen Lage gebracht, verschoben,
gequetscht oder zerdrückt werden können. Diese dem mechanischen Eingriffe des Messers
zuzuschreibenden Wirkungen müssen überdies verschieden sein, je nachdem das Messer die
stark oder die schwach lichtbrechende Schicht getroffen hat.
. Die hier angegebenen Schwierigkeiten mögen wohl die Ursachen sein, dass bei einem
Theile der Histologen in Bezug auf die Deutung der Querschnitte von Muskelfasern eine so
grosse Meinungsverschiedenheit herrscht. Diesem Unistande ist es zu verdanken, dass von
einigen Forschern histologische Elemente in die Anatomie der Muskelfasern eingeführt wur-
den, die als solche durchaus nicht existiren. Dem Unbefangenen wird es bei gehöriger
Berücksichtigung obiger Momente nicht schwer sein das Richtige zu erfassen.
Hat man eine grosse Anzahl von Muskelquerschnitten, die man sich auf die bekannte
Weise bereitet, genau studirt, so kommt man zu der Überzeugung, dass wohl die wenigsten
Durchschnitte von Muskelfasern, die in einem und demselben Präparate enthalten sind, den
Inhalt des Sareolemma ganz unversehrt und in der natürlichen Lagerung zeigen. Überdies
lassen sich von manchen Thieren viel leichter ganz gelungene Querschnitte gewinnen, als
von den anderen. Bei Vögeln gelingen sie leichter als bei den Säugern, und bei diesen über-
haupt leichter als bei Fröschen. Zwischen den Insecten kann ich die sehr musculösen Spring-
füsse der Heuschrecken als sehr geeignete Objecte zu Querschnitten empfehlen. Die Ursache,
warum die Querschnitte von Froschmuskeln eine grössere Anzahl von Kunstproducten
zeigen, seheint zum Theil in der geringeren Festigkeit und Dichte des Froschfleisches, zum
J) Untersuchungen über den Bau der Muskelfasern mit Hülfe des polarisirten Lichtes. Mit II Tafeln. In dem XV. Bde. der Denk-
schriften der mathem.-naturw. (Jlasse der k. Akademie der Wissenschaften.
54 Theodor Margo.
Theil in der geringeren Anzahl der Sarcous elements im Verhältniss zur Grundsubstanz zu
liegen.
An einem ganz gelungenen Querschnitte vom getrockneten Schenkel eines IStägigen
Hühnerembryos, der auf Taf. V, Fig. 36 abgebildet ist, habe ich die einzelnen Muskelfasern
bereits vollkommen gebildet gefunden. Bei 360maliger Vergrösserung konnte ich innerhalb des
Sarcolemma die kleinen Fleischkörnchen dicht neben einander gelagert wahrnehmen, bei stär-
kerer. Vergrösserung war auch eine geringe Menge homogener Zwischensubstanz zwischen
den einzelnen Fleischkörnchen zu unterscheiden. Von Kernen innerhalb der contractilen
Substanz oder anderen ähnlichen Gebilden konnte man nicht die geringsten Spuren sehen.
Der in der Figur 35 gegebene Querschnitt aus dem Gastrocnemius eines Schweinsfötus
ist in histogenetischer Beziehung sehr instructiv und wurde bereits im I. Abschnitte dieser
Abhandlung näher erörtert. Man bemerkt hier vom Sarcolemma rings umschlossene, noch
embryonale Muskelfasern; die contractile Substanz besteht aus Sarcoplasten, die, gegen die
Peripherie der Muskelfaser gelagert, noch immer mit einander nicht verschmolzen sind.
Längs der Axe sind die mit Blastem gefüllten Lücken sichtbar. Einzelne Sarcoplasten (B, &, &),
zeigen im Querschnitte längs der Peripherie die Fleischkörnchen, während in der Mitte noch
homogener Inhalt (in der Zeichnung als dunkle centrale Schattirung) zu bemerken ist. Andere
Sarcoplasten enthalten vollkommen differenzirten Inhalt, bestehend aus dicht neben einander
o-elaeerten kleinen Fleischkörnchen von homog-ener Grundsubstanz umoeben. Die Zwischen-
räume zwischen den einzelnen, noch getrennten Sarcoplasten erscheinen hie und da als
gezacktrandige Lücken , die aber mit Bindegewebskörperchen wohl nicht leicht zu verwech-
seln sind.
Auf welche Art ähnliche gezackte Lücken zwischen den einzelnen Sarcoplasten bei noch
embryonalen Muskelfasern und nach vorausgegangener Austrocknung des Muskels ein mit
einander communicirendes Zellennetz täuschend nachahmen können, zeigt Figur 40, die den
Querschnitt aus dem Schwanzstrecker eines jungen Flusskrebses darstellt. Einzelne Muskel-
fasern (d, d) bestehen aus grossentheils verschmolzenen Sarcoplasten mit ziemlieh deutlich
wahrnehmbaren Sarcous elements.
An Querschnitten, die ich mir aus dem getrockneten Hinterschenkel einer erwachsenen
Feldheuschreeke (Acridium strididum) bereitete, war in der vom Sarcolemma rings umschlos-
senen contractilen Masse nichts anderes zu sehen als eine homogene Grundsubstanz und in
dieser in regelmässig concentrischen oder wellenförmigen Linien kleine Fleischkörnchen
neben einander gelagert (Taf. V, Fig. 39).
Was die Querschnitte von M. gastrocnemius des Frosches anlangt, so überzeugte ich
mich bald, dass, wenn der Schnitt auch vollkommen senkrecht zur Längsaxe des Muskels
geführt wird, die von der polygonalen Umrahmung des Sarcolemma eingefassten Flächen
dennoch ein sehr verschiedenes Aussehen darbieten. Als Ursachen dieser Verschiedenheit
können folgende Momente in Erwägung gezogen werden. Erstens, ob der Schnitt durch
die stark lichtbreehende oder durch die schwach lichtbrechende Schicht gegangen ist; im
ersteren Falle werden die Fleischkörnchen durch den mechanischen Eingriff des Messers
mehr leiden müssen, als im letzteren; zweitens, ob der Schnitt nicht zu dünn oder zu dick
ausgefallen ist und die Muskelsubstanz durch das Trocknen mehr oder weniger verändert
wurde, und endlich drittens, ob nicht einige Muskelfasern zwischen den übrigen noch in der
Bildung oder im Wachsthum begriffen waren.
Neue Untersuchungen über die Entwickelang etc. der Muskelfasern. 55
Im Folgenden werde ich versuchen alle jene verschiedenen Bilder, die oft an einem
Präparate vorkommen, hier etwas genauer zu beschreiben.
1. Die einen zeigen innerhalb des Sarcolemma eine vollkommen durch-
sichtige homogene Masse. Es sind dies die sehr dünnen, blos die einfach lichtbrechende
homogene Zwischensubstanz enthaltenden Querschnitte.
2. Bei Anderen liegen in der vorwiegenden homogenen Masse wenige,
wie eingestreute, lichte, runde Körnchen. Diese scheinen dadurch erzeugt, dass
das Messer nahe der stark lichtbrechenden Querschicht hindurch ging und dadurch einige
lichte Fleischkörnchen auf die Oberfläche des Schnittes zerstreut wurden. Ähnliche Quer-
schnitte haben Leydig veranlasst die Fleischkörnchen irrthümlich für canalartige Räume
zwischen der contractilen Substanz auszulegen1).
3. Andere wieder zeigen innerhalb der polygonalen Umfassung des Sar-
colemma eine grosse Anzahl runder lichter Körnchen in der homogenen
Masse eingelagert, ohne irgend einer Spur von Spalten oder Lücken und
ohne Kerne. Die lichten kleinen Körnchen sind nichts anderes als Fleischkörnchen oder
Sarcous elements, die in der homogenen Grundsubstanz in mehr minder regelmässig laufen-
den concentrischen Reihen eingebettet liegen. Diese Querschnitte beziehen sich offenbar auf
die doppelt lichtbrechende Querschicht der Muskelfaser und können allein für massgebend
zur Beurtheilung der eigentümlichen inneren Anordnung der Fleischkörnchen in der doppelt
lichtbrechenden Schicht betrachtet werden.
4. An vielen Durchschnitten bemerkt man überdies rundlich-ovale bläs-
chenartige Kerne zwischen den Sarcous elements, die nach Zusatz von Essig-
säure noch mehr zum Vorschein kommen. Es sind dies nichts anderes als die
ursprünglich den Sarcoplasten zugehörigen Kerne, welche nach völliger Verschmelzung der
Ersteren zu einer continuirlichen Muskelsubstanz, in dieser als kernartige Gebilde zurückbleiben.
5. Ausserdies bemerkt man häufig noch solche Querschnitte, bei welchen
innerhalb der mit Fleisch körnchen versehenen contractilen Mass everschie-
dene durch die Präparations weise entstandene Kunstproducte vorkommen,
deren Gestalt, Aussehen und Bedeutung eine verschiedene sein kann. Einige
von diesen haben gezackte unregelmässige Ränder, oder sehen wie spindelförmige, an beiden
Enden zugespitzte Körperchen aus , und sind ohne Zweifel nichts anderes als Lücken oder
Spalten in der durch das Austrocknen zerklüfteten Muskelsubstanz; sie scheinen manchmal
mit einander zu communiciren und können, besonders wenn sie mit Flüssigkeit erfüllt sind,
leicht für Bindegewebskörperchen oder sogenannte Muskelkörperchen (Welcher) gehalten
werden. Andere von diesen Kunstproducten unterscheiden sich von den ersteren dadurch,
dass sie mehr abgerundete, wiewohl nicht ganz regelmässige Contouren und starken Glanz
besitzen; diese sind, wie ich mich an unzähligen Präparaten überzeugte, nichts anderes, als
einzelne oder mehrere mit einander noch zusammenhängende Fleischkörnchen, die mit dem
Messer aus ihrer Lage gebracht und dabei gedrückt oder auch zerquetscht wurden.
6. Waren zwischen den übrigen Muskelfasern einzelne noch in der Bil-
dung begriffene, so können diese an Querschnitten innerhalb des Sarcolemma
die rundlichen Contouren der mit einander noch nicht völlig verschmolzenen,
l) Über Tastkörperchen und Muskelstructur, in Müller's Archiv, 18J6, S. 157, Taf. V, B. 2.
5 6 Th eodor Ma rgo.
oder auch ganz getrennten Sarcoplasten darbieten (vergl. Fig. 35 und Fig. 40).
Diese könnten ebenfalls, besonders wenn sie vereinzelt vorkommen, leicht als Bindegewebs-
körperehen angesehen werden. Ahnliehe Bilder fanden sich sehr häufig an solchen Präparaten,
welche vom M. gastrocnernms ganz junger Frösche bereitet wurden.
Auf Taf. V, Fig. 38 ist ein Querschnitt aus dem M. gastrocnernms eines erwachsenen Frosches
abgebildet bei 360maliger Vergrösserung. Aus diesem Bilde ist ersichtlich, wie verschieden
die einzelnen Durchschnitte der Muskelfasern sind. Man sieht darin polygonale vom Sarcolemma
begrenzte Flächen, in welchen die contractile Substanz ein verschiedenes Aussehen zeigt. Die
Einen (b) zeigen die Fleischkörnchen in regelmässiger Anordnung neben einander in der homo-
genen Grundsubstanz eingelagert; die Reihen derselben liegen fast concentrisch; einige Fleisch-
körnchen scheinen über dem Niveau der übrigen zu liegen und besitzen einen grösseren Glanz,
was sich wohl daraus erklären lässt, dass dieselben ihre Lagerung verändert haben und dadurch
ihre optischen Axen nicht mehr in der Fortpflanzungsrichtung des Lichtes liegen, wie dies bei
den übrigen noch der Fall ist. Andere (c) lassen ausser den zerstreuten Fleischkörnchen in der
contractilen Substanz theils künstlich entstandene Spalten und Risse, theils mit dem Messer
zerdrückte Fleischkörnchen, aber auch einige wirkliche Kerne erkennen. Die übrigen Quer-
schnitte (d) enthalten meist längliche, an beiden Enden zugespitzte, durch den Lichtreflex dunkel
erscheinende Spalten und Risse, die leicht für Bindegewebskörperchen gehalten werden könnten.
In Figur 37 ist der Querschnitt eines getrockneten M. plantaris des Menschen, ebenfalls
bei 3 6 Omaliger Vergrösserung dargestellt. Zwei Muskelfaserdurchschnitte (6, b) enthalten regel-
mässig concentrisch neben einander gelagerte runde Fleischkörnchen oder Sarcous elements.
Andere Durchschnitte (c, c) zeigen eine geringere Anzahl von Fleischkörnchen und diese liegen
ohne besonderer Ordnung in der homogenen Grundsubstanz zerstreut. An dem Einen sieht
man künstlich zerstreute Risse und Spalten, theils am Rande, theils im Innern desselben (d).
Endlich bemerkt man auch solche Durchschnitte (/,/), die nebst regelmässiger Anordnung
der meisten Fleischkörnchen, einige mit dem Messer verschobene und zerdrückte enthalten.
Ich glaube somit genügende Belege geliefert zu haben, sowohl gegen die Existenz von
Bindegewebskörperchen oder sogenannten Muskelkörperchen, als auch gegen die plasma-
tischen Canäle innerhalb der contractilen Substanz. Alle jene Bilder, die für Bindegewebs-
körperchen u. s. w. von Einigen gehalten werden, reduciren sich entweder auf Spalten und
Risse in der contractilen Substanz, oder auf zerdrückte Sarcous elements, oder endlich auf
Sarcoplasten und Kerne derselben.
Aus diesem Grunde kann ich daher weder Leydig noch Kölliker beipflichten. Letz-
terer hält den contractilen Inhalt des Sarcolemma zusammengesetzt aus Fibrillen und aus den
interstitiellen Körnern. Dass erstere nicht existiren ist oben bereits nachgewiesen; was jedoch
die interstitiellen Körner betrifft, welche Kölliker (in Zeitschr. für wiss. Zool., Bd. VIII,
Taf. XIV, Fig. 3, und Handbuch der Gewebelehre, 3. Aufl., S. 181, Fig. 97) abbildet und die
bereits Henle1) beobachtet hat, so werden wohl erst fernere Untersuchungen entscheiden,
ob dieselben wirklich zur contractilen Substanz gehören, oder etwa als Vermittler zwischen
der Nerven- und Muskelsubstanz zu deuten sind.
Was die Kerne der Muskelfasern anlangt, so glaube ich die dem Sarcolemma zugehö-
rigen Kerne von jenen genau unterscheiden zu müssen, die im Innern oder an der Oberfläche
]) Allgemeine Anatomie, Leipzig 1841, S. 585, Taf. IV, Fig. 4 B, a,
Neue Untersuchungen übe)' die Entwichelung etc. der Muskelfasern. 57
der contractilen Substanz selbst vorkommen. Bei Menschen, Säugern, zum Theile auch bei
Vögeln, konnte ich im Innern der willkürlichen Muskelfasern, selbst nach Zusatz von Essigsäure,
nichts wahrnehmen was für einen wirklichen Kern gedeutet werden könnte. An manchen
Querschnitten kommen zwar bisweilen den Kernen täuschend ähnliche Bilder vor, die aber
durch Essigsäure lichter werden und sich lediglich auf Eins der oben erwähnten Kunstproducte
beziehen. Wirkliche Kerne finden sich bei diesen nur an der Oberfläche der contractilen
Substanz, welche sich im Querschnitte wie dunklere, längliche, der inneren Fläche des Sar-
colemma anliegende Körperchen ausnehmen.
Kerne innerhalb der contractilen Substanz konnte ich bis jetzt in der Regel nur an den
Muskelfasern der Amphibien, der Fische, dann im Brustfleisch der Tauben und Hühner, und
im Herzfleisch der Säuger (Mensch, Hund, Schaf) finden, und stimme ich in dieser Beziehuni:
mit Donders, Rollet, Kölliker u. A. ganz überein. Zu empfehlen sind in dieser Hinsicht —
nach Rollet's Angabe — Durchschnitte von in Salzwasser gekochten und getrockneten Objee-
ten , die in Glycerin aufbewahrt die Kerne im Innern der Muskelfasern ganz deutlich zeigen.
Diese in der contractilen Substanz eingelagerten Kerne sind meiner Ansicht nach die
zurückgebliebenen Kerne der Sarcoplasten , aus deren Verschmelzung eben die Muskelfaser
hervorgegangen ist.
Dass aber auch bei Fröschen u. s. w. die Kerne der Sarcoplasten im Laufe der Zeit
schwinden können, beweist das schon oben erwähnte, wiewohl seltenere Vorkommen von
solchen Muskelfasern, die ganz kernlos sind, und deren Inhalt lediglich aus den in homogener
Grundsubstanz eingebetteten Sarcous elements zu bestehen scheint.
Endlich muss ich noch jener dunklen Längsstreifen erwähnen, die man häufig längs der
Oberfläche der Muskelfasern verlaufen sieht. Ihre Deutung war stets eine sehr unsichere;
man hielt sie bald für den Ausdruck von Spaltungen zwischen den Fibrillen (Kölliker,
Reichert u. A.) oder für Lücken und Bindegewebskörperchen zwischen den Primitivcylin-
dern (Leydig), bald für blosse Faltungen. Betrachtet man diese Längsstreifen etwas genauer,
so überzeugt man sich leicht, dass sie nicht durch die ganze Länge der Muskelfaser in einer
continuirlichen Linie verlaufen, sondern unterwegs aufhören, um an nicht eorrespondirenden
Stellen wieder anzufangen. Offenbar spricht dieser Umstand nicht nur gegen die Existenz der
Fibrillen, sondern auch gegen die sogenannten Primitivcylinder; denn in beiden Fällen
müssten die Linien durch die ganze Länge der Muskelfaser continuirlich verlaufen. Nach
dem im I. Abschnitte nachgewiesenen Bildungsmodus der quergestreiften Muskelfaser aus
verschmolzenen Sarcoplasten, lassen sich diese dunklen Linien ganz einfach erklären. Ver-
gleicht man die auf Taf. I. Fig. 7, 8, 9, 10, dann Taf. III, Fig. 25, 26, 27 und Taf. IV, Fig. 30
gegebenen Bilder mit einander, so ist es klar, dass die genannten Linien nichts anderes sein
können als ( Irenzlinien zwischen den einzelnen mit einander verwachsenen Sarcoplasten, die
oft auch später noch bei ganz gebildeten Muskelfasern sichtbar bleiben.
b) Über die nicht contractileii Bestandteile der quergestreiften Muskelfaser.
Aus der im I. Abschnitte bereits geschilderten Entwickelungs weise der quergestreiften
Muskelfaser hat sich ergeben, dass das Sarcolemma weder Zellenmembran sei, noch der Ver-
wachsung von Zellenmembranen sein Dasein verdanke, sondern ein durch Verdichtung der em-
bryonalen Bindesubstanz unter Mitwirkung der Kerne erzeugtes elastisches Häutchen darstelle.
Denkschriften der maihem-naturw. Cl. XX Bd. Abhandl. v. Nichtmitgüedern. li
58 Theodor Margo.
Es wurde zugleich nachgewiesen, dass das Sarcolemma in embryonalem Zustande nicht ganz
structurlos sei, sondern feine, den elastischen ähnliche Fasern oder Fäden enthalte, welche
auf der inneren Fläche desselben verlaufen, und einestheils mit den Kernen, andererseits aber
mit den Sarcoplästen in Verbindung zu treten scheinen (vergl. Taf. I, Fig. 6 c, Fig. 10;
Taf. II, Fig. 11, 12, 14, 15 und 17 a; Taf. III, Fig. 26. 27; Taf. IV, Fig. 30).
Ich untersuchte später an ganz gebildeten Muskelfasern das Sarcolemma bei verschie-
denen Thieren und mit starken Vergrösserungen, und fand, dass auch hier nicht selten an der
inneren Fläche desselben ganz feine Fasern verlaufen, die häufig in Kerne anzuschwellen
scheinen (Taf. IV, Fig. 32 b, b). Ich überzeugte mich ferner, dass diese Fasern keine Täu-
schung sind und daher auch keinerlei Faltung oder Runzelung des Sarcolemma zugeschrieben
werden können, da ich dieselben manchmal durch die Präparation isolirt frei abstehen sah
und häufig auch ihre Contouren deutlich unterscheiden konnte. KöTliker1), der das Sarco-
lemma neuerdings bei Siredon und Rana untersuchte, glaubt ebenfalls, dass dasselbe nicht
ganz structurlos sei; er spricht jedoch von einer feinen, dichten Punctirung an der Oberfläche,
ohne zu entscheiden, ob diese auf die Gegenwart von Poren zu beziehen sei oder nicht. Aus
diesem Grunde glaube ich, dass KöTliker die feinen Fädchen, die sich besonders bei jungen
Fröschen und Crustaceen vom Sarcolemma isoliren lassen, übersehen habe.
Was die chemische Constitution anbelangt, so verhält sich in dieser Hinsicht das Sarco-
lemma ziemlich ähnlich dem elastischen Gewebe; denn beide lösen sich nicht in Alealien und
nicht in der Siedhitze und röthen sich auch durch Zucker und Schwefelsäure nicht, wodurch
sie sich von den gewöhnliehen Eiweisskörpern unterscheiden. Den einzigen Unterschied fand
Kolliker2) darin, dass während nach Paulsen3) das reine elastische Gewebe durch Sal-
petersäure und Kali sich orange färbt und in Xanthoproteinsäure übergeht, dies beim Sarco-
lemma nicht der Fall sein soll. Kolliker stützt jedoch seine Aussage blos auf die Beobach-
tung-, welche er an dem Sarcolemma des Axolotl gemacht hat.
Wenn ich alle auf histogenetischem Wege gewonnenen Resultate über die Entwickelung
der Muskelsubstanz und des Sarcolemma bei Thieren, so wie die Beobachtungen über die
Beschaffenheit des Sarcolemma an schon gebildeten Muskelfasern zusammenfasse und hiezu
noch die grösste Ähnlichkeit des Sarcolemma mit dem elastischen Gewebe, so wie den direeten
Übergang desselben in die Sehne (der weiter unten nachgewiesen wird) in Erwägung ziehe,
so kann ich die Ansicht Seh wann 's, Kolli kers und Anderer unmöglich theilen, derzufolge
das Sarcolemma als vollkommen structurlos und als die Summe von Zellmembranen, oder als
die structurlose Hülle der durch Vermehrung der Kerne verlängerten Muskelzelle gedeutet
wird. Ich glaube hier triftigere Gründe angeführt zu haben für die Annahme, dass das Sarco-
lemma die Bedeutung einer elastischen Bindesubstanz habe.
Es haben schon Reichert4) und Holst3;, LeydigG) und Fick7) das Sarcolemma
als homogene Bindesubstanz betrachtet und demnach angenommen, dass der schlauchartig
!) Handbuch der Gewebelehre, 3. Aufl., S. 181.
-i Mikroskopische Anatomie. Bd. II, 1. Hälfte, S. 251.
3) Observationes microchem. Dorpat 1848. p. 24.
4) Beobacht. über das Bindegewebe, .S. 77 ff.
b) De struetura museulorum in genere etc. Dorpat 1846.
c) Lehrbuch der Histologie des Menschen u. s. vv. 1S57, S. 138 ff.
;i Müller'B Archiv 1SÖG, S. 425 ff.
Neue Untersuchungen üb&r die Entunckehmg etc. der Muskelfasern. 59
fortgesetzte Sehnenbündel als Sareolemma seine Muskelfaser aufnehme. Fick nahm sogar
bindegewebige Fäden innerhalb der Muskelfaser an , welche sich seiner Ansicht nach zum
Theil zwischen den Fibrillen der Muskelfaser hinein erstrecken sollen. Ich muss gestehen,
dass ich den elastischen ähnliche Fäden, wiewohl ich dieselben bei embryonalen Muskelfasern
mit Sarcoplasten häufig in Verbindung sah , innerhalb der contractilen Substanz der fertigen
Muskelfasern bis jetzt nicht wahrnehmen konnte. Ich glaube daraus schliessen zu können,
dass die elastischen Fäden entweder mit der weiteren Entwicklung der Muskelfaser allmäh-
lich schwinden, bis auf kleine Überreste, die wohl manchmal längs des Sareolemma sichtbar
bleiben, oder dass sie auch fernerhin innerhalb der contractilen Substanz vorkommen und
nur wegen der grossen lichtbrechenden Eigenschaft der Muskelsubstanz nicht nachzuweisen
sind. Welche von diesen zwei Möglichkeiten der Wahrheit näher liegt, werden wohl erst
fernere Untersuchungen entscheiden. Doch möchte ich Ersteres für wahrscheinlicher halten,
wofür auch eine von Budge1) in neuester Zeit gemachte Beobachtung zu sprechen scheint.
Er weist nämlich darauf hin, dass er auf der inneren Fläche der durch Maceration in chlor-
saurem Kali und Salpetersäure vollkommen entleerten Sarcolemmaschläuche die Kerne
sämmtlich mit Fasern in Verbindung gesehen habe, so dass auf der ganzen Fläche der Muskel-
faserhülle ein vielfach anastomosirendes Fasernetz mit vielen Kernen sich zeigte.
Dass die Bindesubstanz wirklich in näherem Zusammenhange mit dem Muskelgewebe
sei, ist aus meinen Beobachtungen ziemlich ausser Zweifel gesetzt. Mit diesen Beobachtungen
scheint übrigens die von Huxley2), Leydig3), Billroth4) wahrgenommene Endigungsweise
verästelter Muskel- und Nervenfasern in Spindelzellen des Bindegewebes übereinzustimmen.
Auch Kölliker5) beschreibt in neuester Zeit eine derartige Verbindungs weise, wobei eine
kernhaltige in Zerfaserung begriffene Bildungszelle des Bindegewebes bei Jungen von Bana
temporaria die spitzen Enden zweier Muskelfasern verband. Meissner6) erwähnt ebenfalls
dass er an den musculösen Faserzellen der Blasenwand des Kaninchens den vonTreitz')
angegebenen Übergang in feine elastische Fasern als Sehnen constatiren konnte.
Zieht man alle diese Beobachtungen in Erwägung, und vergleicht sie mit den durch mich
gewonnenen Resultaten, so wird man nicht umhin können die Bindesubstanz, namentlich das
elastische Gewebe mit dem Gewebe der Muskeln in nächste Beziehung zu bringen. Überall,
wo contractile Substanz sich entwickelt, begegnet man mehr minder entwickelten Bündeln
von feinen elastischen, wellig oder spiralig verlaufenden Fäden, und die von mir nachgewie-
senen Sarcoplasten entwickeln sich in demselben Blastem, in welchem diese Faserzüge ver-
laufen und sind auch mit einzelnen Fäden derselben in Verbindung. Je mehr sich aber die
contractilen Elemente entwickeln und innerhalb des Sarcolemmaschlauches mit einander ver-
schmelzen, desro schwerer gelingt auch die directe Nachweisung dieses eigentümlichen Ver-
haltens der o-enannten Fäden, bis endlich bei vollkommen entwickelten Muskelfasern nur das
elastische Sareolemma mit den auf der inneren Fläche desselben verlaufenden Fäden und
Kernen wahrgenommen werden kann.
') Archiv f. physiologische Heilkunde, 185S, II. Bd., 1. Heft. S. 74.
2) Henle's Jahresbericht, 1854, S. 51.
3) Lehrbuch der Histologie etc., 1857, S. 56.
4) Müller's Archiv, 1858, S. 159.
5) Zeitschrift für wissensch. Zoologie, IX. Bd., S. 142. — Handbuch der Gewebelehre, 3. Aufl., S. 203, Fig. 112.
6) Zeitschrift für rationelle Medicin, 1858, II. Bd., S. 316.
T) Prager Vierteljahresschrift, 1854, Bd. I, S. 113.
h*
60 Theodor Margo.
Es sei mir gestattet hier noch einige Bemerkungen über diese eigenthiimliehen Fäden und
ihre etwaige physiologische Bedeutung folgen zu lassen.
Es wurde oben bereits angedeutet, dass dieselben eine grosse Ähnlichkeit mit feinen elasti-
schen Fasern oder den sogenannten Kernfasern zeigen. Ihr Verlauf ist ein mehr minder wellen-
förmiger oder spiralig gewundener; Theilungen und Anastomosen durch Absendung von Seiten-
ästen habe ich bis jetzt seltener beobachtet. In dil. Essigsäure und Kali lösen sich dieselben
nicht auf: bemerkenswerth ist jedoch ihre Verbindung mit den Sarcoplasten , welche ich an
embryonalen Muskelfasern des Frosches, der Wanderratte und des Flusskrebses ganz deutlich
beobachtete (vgl. Taf. II, Fig. 11 a, c, Fig. 12, 14; Taf. III, Fig. 26, 27 c). Was ihre physio-
logische Bedeutung anbelangt, so scheinen sie in dieser Beziehung elastischen Sehnenfasern
zu entsprechen, so dass ich geneigt wäre ihren Nutzen in der Verbindung und Befestigung
der noch getrennten Sarcoplasten zu suchen, wodurch sie zur Stütze der noch zarten Muskel-
elemente der Embryonen dienen würden. In diesem Falle könnte das Fehlen derselben bei
fertigen Muskelfasern dadurch vielleicht erklärt werden, dass die mit einander verschmolzenen
Sarcoplasten dann eines solchen Verbindungs- und Befestigungsmittels nicht mehr bedürfen.
Andererseits aber muss ich gestehen, dass mich dieselben Fäden nicht selten auch an die
sogenannten Axencylinder der Nervenfäden erinnerten, wiewohl es sonderbar klingt, einen
unmittelbaren Connex der letzteren mit den Elementen der contractilen Substanz zu be-
haupten.
Über die Endigungen der motorischen Nerven reicht zwar unser jetziges Wissen — Dank
den Beobachtungen J. Müller's, Brücke's1), so wie den Untersuchungen IL WagnerV).
Kölliker's3), DoyereV), QuatrefagesV), Leydig's, Wedl's, Meissners6) — so weit,
dass man Theilungen und freie Enden auf der Oberfläche der Muskelfasern als sehr wahr-
scheinlich bei allen Thieren annehmen kann. Allein täglich machen wir die Erfahrung, dass
unser Wissen in der Histologie noch bei weitem nicht am Ende ist. Schon Doy er e hat bei
Tardigraden die merkwürdige Verbindung der Nerven mit den Muskeln beschrieben, der
zufolge die Nervenfasern sich mit verbreiterten Enden an die Muskelfasern ansetzen sollen.
Quatrefages hat bei Eolidina und einigen Kotiferen, so wie bei Amphioxus, Kolli ker bei
einer Chironomuslarve ganz ähnliche Verhältnisse gesehen. E. Wagner gibt sogar an, dass
die letzten Enden der Nervenröhren nach gabelförmiger Theilung blasser werden und unter
der Hülle der Muskelfaser verschwinden. Nach Meissner sollen Nervenfasern bei Mermü
albicans sich dreieckig verbreitern und endlich mit der Basis dieses terminalen Dreiecks an
die Muskelfasern anheften, so dass eine vollständige Verschmelzung beider Theile stattfindet.
Wenn man das blasse Aussehen der Endfäden der Muskelnerven, ihre einfachen Con-
touren, die Feinheit ihrer Spitzen, die oft einer Bindegewebsfibrille ähnlich ist, in Erwägung
zieht, und hiezu bedenkt, dass Nervenfasern, welche wohl spitzig oder erweitert im Sarco-
• lemma zu enden schienen , in ihrem weiteren Verlaufe theils wegen ihrer Feinheit oder der
stark lichtbrechenden Eigenschaft der sie umgebenden contractilen Substanz, theils wegen
') J. Müller's Physiologie. 4. AuH., Bd. I. S. .524.
2) Handwörterbuch der Physiol. Bd. III. S. 3S1 ff.
■■) Mikroskopische Anat. Bd. 11. 1. Hälfte. S. 238 ff.
*) Annales des Sciences nat. 2. ser. Vol. XIV. 1840; Vol. XVII, XVIII, L842
■') Annales des sciei s nat. 1843, p. 300 und PI. 11, Fig. XII.
">) Zeitschr. f. wissenseh. Zool., Bd. V, S. 2134. Taf. XII, Fig. 17.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Musheifasern. 61
der Unvollkommenheit unserer Instrumente und Untersuchungsmethoden jenseits des Sarco-
lemma leicht der Beobachtung entgehen könnten, so wäre man fast geneigt, den genannten
Fäden des Sareolemma eine nervöse Natur zuzusehreiben, oder ihnen wenigstens eine ver-
mittelnde Rolle zwischen den Nerven und der contractilen Substanz zu vindiciren.
Vergleicht man den Durchmesser dieser Fasern mit dem der Axencylinder oder der ter-
minalen Endfäden der Nervenröhren, so ergibt sich zwischen beiden keine besondere Differenz.
[ch fand die Fasern des Sareolemma beim Frosche gleich 0-0005 bis 0-0010 Millim., hei Mus.
decumanus 0-0009 Millim., beim Sperling 0-0012 Millim. und beim Flusskrebse 0-0011 Millim.
Nach Dr. Ovsj anniko w1) messen die feinsten (lange nicht die allerfeinsten) Axencylinder
0-0007 Millim.
Die Reactionen der genannten Fasern sind ferner der Art, dass sie dem Binde- und
elastischen Gewebe auch nicht ganz eingereiht werden können und dieselben manche Ana-
logie mit den sog-enannten Müller'schen Fäden darbieten. Von verdünntem Kali causticum
werden sie mehr angegriffen als die ersteren und lösen sich in kurzer Zeit in demselben auf.
In Äther und Alkohol werden sie nicht verändert, eben so in Chromsäure und Quecksilber-
chlorid. Hiezu lässt sich noch beifügen, dass sie sich auch nach längerem Kochen in destillirtem
Wasser eben so wenig auflösen, wie die Müller'schen Fäden der Retina und ziemlich vergäng-
lich sein müssen, da sie bei länger in Wasser macerirten Muskelfasern kaum mehr zu erkennen
sind. Ob dieselben durch Zucker und Schwefelsäure eine rothe Färbung annehmen, konnte
ich nicht genau ermitteln. Aber schon diese wenigen Reactionen, in Verbindung mit der
Thatsache, dass dieselben bei embryonalen Muskelfasern mit der contractilen Substanz im
Connexe stehen, dürften mich wohl entschuldigen die Vermuthung ausgesprochen zu haben,
dass die genannten faserigen Elemente vielleicht dem Nervengewebe angehören mögen.
Da dieselben übrigens auch mit dem Sareolemma in Zusammenhang stehen, so könnte
dieser Zusammenhang mit einer Membran von elastischer Natur, so wie ihre Unlöslichkeit in
Essigsäure und siedendem Wasser auch als ( Irund für die gegenteilige Ansicht angeführt
werden, wonach dieselben blos elastischer Natur sein könnten.
Alles dies zusammengenommen, muss ich gestehen, dass ich nicht im Stande bin obige
Frage zu entscheiden und es von weiteren Untersuchungen abhängig sein wird, ob es rich-
tiger sei, dieselben als elastische Stützfasern der Muskelelemente, oder als Vermittler zwi-
schen dem Nerven- und Muskelgewebe zu deuten. Mögen andere Forscher auf diesem
schwierigen Gebiete den für die Physiologie der contractilen Gewebe so wichtigen Gegen-
stand ihrer vollen Aufmerksamkeit würdigen und zu sichereren Resultaten gelangen als es
mir bis jetzt gelingen konnte.
c) Über die Anheftung der quergestreiften Muskelfasern an die Sehnen.
Es bleibt mir schliesslich nur die Aufgabe noch zu lösen, wie die Verbindung der
Muskel- und Sehnenelemente zu Stande kommt, da in dieser Beziehung die Ansichten der
Histologen nicht wenig von einander differiren. Die Einen nehmen nur eine Apposition an,
die Anderen einen directen Übergang beider Elemente in einander. Köllikera) hält die eine
') Kleinere Mittheilungen u. s. w. in Virchow's Archiv, Bd. V. 1- u. '2. Hft. 1858, S. 151.
-I Mikroskopische Anatomie. II. Bd., 1. Hälfte. S. -1 1 s ff.
62 Theodor Margo.
und die andere Anheftungsweise für möglich und meint insbesondere, dass in allen jenen
Fällen, wo die Richtung der Sehnen- und Muskelfaserung ein und dieselbe ist, ein directer
Übereanff der Muskelfasern in die Sehne stattfinde, in allen anderen Fällen aber, wo die
Muskelfasern schief an Sehnen oder Aponeurosen stossen, erstere mit blindendigenden Pri-
mitivscheiden an die Sehnenmasse seitlich blos angeheftet seien. Neuerer Zeit hat Fick1) eine
genauere Untersuchung diesem Gegenstande gewidmet und davon mehrere Abbildungen
o-eliefert, die mich um so mehr interessirten, da die Resultate seiner Untersuchungen im
Wesentlichen mit den meinigen übereinstimmen.
Ich habe ebenfalls an allen, sowohl embryonalen, als fertigen Muskelfasern, die ich in
o-rosser Anzahl untersucht hatte, nur eine Art des Ansatzes gefunden. Eine seitliche Ver-
klebuno- der Muskelelemente, wie sie Kölliker bei schiefem Ansatz beschreibt und in seiner
Mikroskopischen Anatomie (Bd. II, 1. Hälfte, S. 219, Fig. 63) abbildet, habe ich nicht gesehen.
Auch kann ich Valentin2) nicht beistimmen, dem zufolge die Muskelfaser von den Sehnen-
läsern stets nur im Umkreise umfasst sein soll.
Tafel II, Fig. 11 stellt zwei embryonale Muskelfasern mit ihren Sehnenbündeln von
einem Froschjungen dar. Man sieht die contractilen Bestandtheile der werdenden Muskel-
faser oder die sogenannten Sarcoplasten (a, a, a, b) zwischen den Sehnenfasern eingelagert
und mit diesen in unmittelbarer Verbindung.
Tafel IV, Fig. 33 zeigt den unmittelbaren Übergang des Sarcolemma in die Sehnen-
substanz. Die Muskelfasern sind von dem Rücken einer Froschlarve und 360 Mal vergrö'ssert.
Man bemerkt an diesem Präparate, wie gegen das Ende der Muskelfaser die grösstentheils
schon verschmolzenen Sarcoplasten in die Sehnensubstanz einzeln noch hineinragen und die
Fasern der letzteren die Muskelfaser nicht nur im Umkreise umfassen, sondern auch in der
Mitte mit einzelnen hervorragenden Zacken in Verbindung treten.
Bei jungen Fröschen und Flusskrebsen begegnet man nicht selten Muskelfasern, deren
contractile Substanz den erweiterten Sarcolemmaschlauch nicht vollständig ausfüllt und an
denen man sowohl den directen continuirlichen Übergang des Sarcolemma in die Sehnen,
wie auch das nähere Verhältniss der Sehnenfasern zur contractilen Substanz leicht nach-
weisen kann. Figur 30 zeigt eine solche Muskelfaser von einem Froschjungen. Der weite
Sarcolemmaschlauch (a) geht unmittelbar in die Sehne über und zwischen dem Sarcolemma
und dem contractilen Inhalt (c) bemerkt man überdies eine einfache Faser (d), die nach
kurzem Verlauf in die Sehne übergeht.
Tafel III, Fig. 26 und 27 zeigen bei einem jungen Flusskrebse dasselbe Verhältniss
zwischen dem contractilen und dem nicht contractilen Theile der Muskelfaser.
Fasst man nun Alles über das Sarcolemma und die Anheftung der Muskelfasern an die
Sehnen zusammen, so ergibt sich Folgendes:
1. Das Sarcolemma bildet einen direct in die Sehne übergehenden
Schlauch, in welchem die contractile Substanz enthalten ist.
2. Zwischen dem Sarcolemma und dem contractilen Inhalte ver-
laufen feine Fäden eigenthümlicher Art, die sich bis in die Sehne ver-
folgen lassen, und zwar nicht nur bei Wirbelthieren, sondern auch bei Articulaten.
■i Über ilie Anheftung der Muskelfasern an die Sehnen, in Miiller's Archiv 1856, S. 425 ff., Taf. XVII B.
2J Artikel „Gewebe." in Wagner's Handwörterbuch der Physiologie, Bd. I, S. 714.
Neue Untersuchungen über die Entwickelung etc. der Muskelfasern. 63
3. Es treten überdies noch innere Sehnen fä den mit dem Ende der
Muskelfaser in Verbindung; es ist aber höchst wahrscheinlich, dass dieselben bei
ganz gebildeten Muskelfasern in das Innere nicht hineindringen.
B. Über die glatten Muskelfasern.
Es wurde bereits im I. Abschnitte auf histogenetischem Wege erwiesen, dass die glatten
Muskelfasern sich im Wesentlichen von den quergestreiften nicht unterscheiden und dass die
Elemente der Ersteren, — die musculösen Faserzellen, — ihrer Bedeutung nach nichts anderes
sind als Sarcoplasten. Bei quergestreiften Muskelfasern sind in der Begel die Sarcoplasten
zu einem Ganzen verschmolzen und in einer besonderen elastischen membranösen Scheide —
Sarcolemma — enthalten, während dieselben bei glatten Muskelfasern nur mittelst Binde-
substanz zu einem Bande vereinigt werden. Dass übrigens auch in dieser Beziehung zwischen
beiden Arten von Muskelfasern nicht ganz scharfe Grenzen existiren, habe ich schon oben
angegeben. Ein weiterer Unterschied wäre der geringere Grad der Differenzirung des Inhaltes,
der aber auch nicht auf alle musculöse Faserzellen anwendbar ist , seitdem bei vielen der-
selben in neuester Zeit wirkliche Querstreifen entdeckt worden sind.
Übrigens gibt schon Lauth1) an, er habe am menschlichen Uterus Muskelbündel
gesehen, welche, denen des Herzens ähnlich, mit deutlichen Längsstreifen, aber auch wiewohl
mit selteneren wellenförmigen Querstreifen versehen waren. Andeutungen von Querstreifen
scheinen auch andere Autoren hie und da bemerkt zu haben. Allgemein aber wurde die
Oberfläche der glatten Muskelelemente als ganz glatt und homogen angesehen.
G. Viner Ellis2) spricht von einem gefleckten (dotted) Aussehen der unwillkürlichen
Muskelfasern, das den Querstreifen der willkürlichen entsprechen soll und vermuthet zugleich,
dass das gefleckte Aussehen derselben durch eine in der Anordnung verschiedene Zusammen-
setzung aus Inhaltspartikeln (Sarcous elements) erzeugt werde.
G. Meissner3) war der erste, der an den musculösen Faserzellen einiger Säugethiere
im contraliirten Zustande deutliche Querstreifen beobachtet und abgebildet hat. Nur in Betreff
der Ursache der Querstreifung scheint derselbe nicht ganz im Klaren, indem er geneigt ist
diese einer Faltung oder Runzelung der Oberfläche zuzuschreiben.
Um mich daher von diesem höchst interessanten Verhalten der glatten Muskelelemente
genau zu überzeugen und wo möglich auch die wahre Ursache der Querstreifung zu erfor-
schen, habe ich diesen Gegenstand einer sorgfältigen Untersuchung unterworfen! Hiezu
wählte ich die Muskelelemente der Harnblase und des Dünndarmes von Kaninchen und
jungen Schweinen, welche ich nach der von Meissner angegebenen Methode 24 Stunden
lang in verdünntem Holzessig macerirte und mittelst Präparirnadeln gehörig isolirt mit dem
Mikroskope untersuchte.
Schon bei einer 360maligen Vergrösserung konnte ich an vielen ganz isolirt liegenden
Faserzellen Querstreifen wahrnehmen; doch waren dieselben nicht so scharf gezeichnet, wie
sie Meissner abbildet. Die Querstreifen erschienen mir nicht als zarte einfache Linien, noch
!) L'Institut 1834, Nr. 70.
2) Proc. of the Royal society 1856, Vol. VIII, Nr. 22, pag. 212.
3) Über das Verhalten der musculösen Faserzeüen im contrahirten Zustande, in Zeitschr. für rat. Medioin, 1858, II. Bd., 3. Hft,
S. 316 ff., Taf. V.
64 Theodor Margo.
weniger aber als Runzeln oder Faltungen der Oberfläche, sondern als Reihen von ganz
kleinen lichten glänzenden Pünktchen, welche rechtwinkelig zur Längsaxe der Zelle und
parallel neben einander verliefen. Die Querreihen schienen durch kleine Zwischenräume von
einander getrennt.
Bei 525- oder 936maliger Vergrößerung , die ich später bei demselben Präparate
anwendete, konnte ich mich von der Richtigkeit obiger Beobachtung vollkommen und bis auf
das kleinste Detail überzeugen. Bei allen muculösen Faserzellen war dann eine homogene
Substanz zu unterscheiden, in welcher runde lichte Körnchen eingebettet waren. Die Grösse
dieser Körnchen war bei verschiedenen Zellen verschieden; bei den einen nahmen sie sich
wie lichte Pünktchen aus, bei den anderen waren dieselben grösser und deutlich eontourirt.
Alle aber fielen durch die stark lichtbrechende Eigenschaft, so wie durch ihre gelbliche Farbe
auf, wodurch sie sich von der homogenen, schwach lichtbrechenden farblosen Grundsubstanz
merklich unterscheiden. Diese Körnchen, die allen ihren Eigenschaften nach, bis auf die
geringere Grösse, den Sarcous elements oder Fleischkörnchen der quergestreiften Muskelfaser
entsprechen, sind bei manchen Zellen in grösserer, bei anderen in geringerer Anzahl vor-
handen. In jenen Zellen, die eine deutliche Querstreifung zeigen, sieht man die Fleisch-
körnchen in regelmässigen parallelen Querreihen neben einander liegen, nur sind die
Zwischenräume, welche die ganzen Querreihen so wie die einzelnen Fleischkörnchen einer
Querreihe von einander trennen, wenigstens um die Hälfte kleiner als bei quergestreiften
Muskelfasern. Gegen die beiden Spitzen hin liegen die Fleischkörnchen weniger regelmässig
und scheinen auch viel kleiner, was die Ursache sein mag, dass die Querstreifung- an diesen
Stellen gewöhnlich fehlt (Taf. IV, Fig. 34 c). Bei anderen Faserzellen ist keine so regelmässige
Anordnung der Fleischkörnchen wahrzunehmen; dieselben liegen mehr zerstreut im homo-
genen Inhalte, wo sie dann häufig an den Seitenrändern in Längsreihen geordnet erscheinen
(Fig. 34 a). Bei manchen scheint die homogene Zwischensubstanz, wahrscheinlich in Folge
der Maceration, theilweise aufgelöst, wodurch dann seichtere oder tiefere Einkerbungen vom
Rande der Faserzelle aus gegen die Mitte zu entstehen und die Ränder derselben wie fein
gesägt oder fein gekerbt aussehen (Fig. 34 b). Bisweilen erstrecken sich diese Einkerbungen
durch die ganze Breite der Zelle, so dass dieselbe in mehrere regelmässige Querstückchen
(Fleischscheiben) zerfällt.
Man ersieht hieraus, dass die Querstreifen auch bei den Elementen der glatten Muskel-
fasern vorkommen, und dass diese, wie bei quergestreiften Muskelfasern, durch die regel-
mässige Anordnung eigenthümlicher Fleischkörnchen oder Sarcous elements in einer homo-
genen, optisch und chemisch differenten Grundsubstanz erzeugt werden. Die Querstreifen
fehlen aber bei allen jenen Muskelelementen, bei welchen die Fleischkörnchen entweder
nicht regelmässig geordnet, oder wegen ihrer Kleinheit nicht wahrnehmbar sind.
Was die Kerne der musculösen Faserzellen anlangt, so wurde bereits im I. Abschnitte,
wo von der Entwickelung der glatten Muskelfaser die Rede war, gesagt, dass bei vielen
bläschenartige Kerne vorkommen. Durch Essigsäure zerfallen sie nicht selten in einen Haufen
kleiner runder Körnchen (Taf. IV, Fig. 34 d) ; doch sind auch ohne Reagentien ähnliche,
wahrscheinlich im Schwinden begriffene Kerne, so wie das Fehlen des Kernes bei vielen
musculösen Faserzellen nicht selten (Fig. 34 a, b).
Bei anderen Faserzellen scheint die differenzirte contractile Substanz den ganzen inneren
Raum auszufüllen bis auf eine Stelle in der Mitte, wo früher der Kern lag. Diese Stelle ist
, .. ^ ^miv,* ~^ .^.^^ ..,_,.
Neue Untersuchungen über
//. /;.
Fi/; 5.
Fiff.3.
■
F/ff. 0 w
C
: > r
7^. ^
,?}'
2^. S.
a...
Fio. H>.
Lith.ii '■ : " ,r ■ I " -
Denkschriften der k_Äka.3..iDVissensch_ rLi&lhem.Tiatunv'.Cl.XXBd. L861.
Haxgo. Untersuchungen aber Jen. ferneren Bau der Muskelfasern.
T.-.r.ii.
/'V//.//.
rf
Fig. /.)•
Fig. IS.
Fig.tZ. -
f
Fig. /'/.
Fig.rt. -*f°
c
i
gl 3 «
• w J't'ff ,,
I
/'Vy. /tf.
/%! AI'
6 ,- M
. i \M '/»■' ■•'
1
J?
Iat
D< I Schriften der k .Akstil il .Wissensch .mathem. niifiirw. Cl.XX.Bd. Iflli
Jl.u-'jfo. Untersuchungen aber den feineren Hau der Muskelfasern.
Fig. /S.
' y t/mm
Tüf.m.
/'ig 20.
mf'mk
»s»i:sai
/•>// ae
/>// ?/.
/V/ ^
\\:-k\
Fig. ?.'/.
Fig. ZJ.
I Ltün i ' [.£. 1. k k Hof-U • I ■
Denkschriften dertÄkadLd-Tßssensch-.matliem na,turw Cl. XX Hil 1861 .
Hartjo. Untersuchungen lilicr Jen feineren Bau der Muskelfasern.
T»f.K
/■',,,. :;a 'i^-
Fig.2S.
vi",
mixt,
■""',' ;"'<•.;. ",,,„,
n/i1" '",, "in
ill' '',111,, " '"'ii,,'
„""'' '"'"]::::'"! ;,'
HH'U',, ' ll ; "'.
Fü,.31. £
' i .
i
/^v a?.
! 7
- >'
/■'„, 32. 3-f
F/rr. 'J.O.
Fi,,.;',.
f <■
,
Di'iilt.si"lirit'lfii ilcr k.Ak.nl il.W'i's.sciiM-li liKitliem ii.itiirn-Cl.XX Bil. 1861
Marjjo. 1 iilrrsiirlnni"'iMi iilier dt-u inneren Ba.1I ier Musfcelfa.Se
T;,r\:
./
//y 3-5
.
Fit/, .'i/i .
■
/.-
/'/>/. .;v.
/>//. .ä?.
^K
/,
'&*
Fig. JVC
I ' \'.''-'
; i i ■
DenkscJinften der k Ak.-id d Wissen soll . 111:1 tli om . luilurw.CL XX 1511861.
75
DIE MUSCULATUR
AM BODEN DES WEIBLICHEN BECKENS.
VON
DK HUBERT LUSCHKA,
PROFESSOR DER ANATOMIE IN TÜBINGEN
(JlUfc 4 So-feh*.)
VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 4. NOVEMBER 1858.
.Die vielfachen Analogien , welche in der fundamentalen Gestaltung der Bestandtheile
am Boden des männlichen und des weiblichen Beckens obwalten, finden auch im Systeme
der hierher gehörigen Muskeln ihren Ausdruck. Bei einem richtigen und allseitigen Verständ-
nisse der betreffenden, im Allgemeinen mächtigeren Museulatur des Mannes, hat die Deutung
der bezüglichen Verhältnisse des Weibes allerdings nicht die mindeste Schwierigkeit. Eiue
vollkommene Übereinstimmung findet jedoch keineswegs statt; im Gegentheil existiren mit-
unter so specifische, qualitative Differenzen, dass eine gesonderte Betrachtung unter keinen Um-
ständen unterbleiben darf.
Die bisherige Lehre von den Muskeln am Boden des weiblichen Beckens ist in hohem
Grade unzulänglich und zum Theil so widersprechend, dass sie augenscheinlich nicht in allen
Punkten das Ergebniss objectiver Nachforschungen, zum Theil vielmehr das Resultat der
blossen Übertragung dessen darstellt, was vom männlichen Körper angenommen worden ist,
oder was der eine und der andere Schriftsteller nach seinem subjectiven Ermessen als
geschlechtliche Eigenthümlichkeit sich — ausgedacht hat. Ein Blick auf einige in der Lite-
ratur niedergelegte Angaben dürfte genügen , um einerseits unsere Aussage zu bekräftigen,
andererseits das Unternehmen zu rechtfertigen, welches wir im Nachfolgenden auszuführen
gedenken.
Während einige Schriftsteller bei der Beschreibung z. B. des Afterhebers nicht einmal
die nach dem Geschlechte einigermaassen wechselnde Lagebeziehung dieses Muskels berück-
sichtigen, machen andere zwar specielle, aber theilweise ganz entgegengesetzte Mittheilungen.
k*
76 Hubert Luschka.
Im Widerspruche mit allen andern Erfahrungen sagt z. B. J. E. Pötrequin1) vom Levator
ani des Weibes: seine Fasern verlaufen concentrisch und gruppiren sieh um den Mastdarm,
indem sie sich mit denen des Constrictor cunni vereinigen, und er spalte sich nach vorn, um die
Scheide zu umgeben. Mit der grössten Entschiedenheit erklärt dagegen J. Cr uveil liier2), dass
nicht eine einzige Fibrille jenes Muskels sich zu diesem Organe begebe. Vom tiefen queren
Dammmuskel wurde bald behauptet, dass er dem Weibe gänzlich fehle, bald, dass er mit dem
oberflächlichen mehr oder weniger verschmolzen sei. Der sogenannte Constrictor cunni hat eine
sehr verschiedene Auffassung gefunden. Er wurde bald nur als Abschnitt des Sphincter ani
extemus, bald als ein durchaus selbstständig entspringender Muskel, auch wohl als eine Coni-
bination eines solchen mit Bündeln vom Sphincter ani extemus und transvers. perinaei superßc.
betrachtet. Über den sogenannten Muse. Wilsonii und über den Constrictor urethrae ist einfach
dasjenige auf die weibliche Harnröhre übertragen worden, was man in Betreff der Pars
membranacea des Mannes in Erfahrung gebracht hat. Einige andere musculöse Bestandtheile
aber, welche wir des Näheren beschreiben werden, haben sich der bisherigen Beobachtung
entweder gänzlich entzogen, oder sie haben in diesem oder jenem Schriftwerke doch jeden-
falls eine nur unbestimmte Andeutung gefunden.
Die Muskeln, deren specielle Schilderung den Hauptinhalt der folgenden Erörterungen
bilden wird, gruppiren wir nach ihren nächsten und hauptsächlichsten physiologischen Bezie-
hungen als solche, welche 1. dem After, 2. den äusseren Schaintheilen und der Scheide, '6. der
Harnröhre, 4. dem Damme zukommen.
I. Die Muskeln des Afters.
Das Ende des Mastdarmes steht mit einer, theils dem Willenseinflusse unterthänigen, theils
sogenannten glatten Musculatur in Beziehung. Die willkürlichen Muskeln sind der Heber
und der äussere Schliesser des Afters. Diese werden von einigen Autoren ganz mit Unrecht als
physiologisch zusammengehörig, d. h. als einiger Muskel betrachtet. Von Cruveilhier3)
wird in dieser Hinsicht die Bemerkung gemacht: „Les releveurs et le sphincter de l'anus con-
stituent un seul et yneme muscle median". Heber und Schliesser des Afters lassen sich, wie wir
zu beweisen im Stande sein werden, in keiner Beziehung als zusammengehörig betrachten.
Dao-eo-en muss, in sofern man den Afterheber für eine Art von Diaphragma ansehen will, der
Muse, coecygeus als eine Ergänzung desselben aufgefasst werden. Entschieden müssen wir auch
der Meinung derjenigen entgegentreten, welche den Afterheber mit dem Muse, mylo-hyoideus
in Parallele stellen. Wenn man sich in der Aufsuchung von Analogien gefällt, wird es nicht
schwer sein sich davon zu überzeugen, dass der Muse, transv. perinaei profundus dem mylo-hyoi-
deus entspricht, dass dagegen der Levator ani nur mit dem Muse, buccinatorius verglichen
werden kann.
Von organischer Musculatur besteht am Ende des Mastdarmes, ausser dem Sphincter
ani internus und der dahin stattfindenden Fortsetzung der Längsfaserschichte des Rectum ein
') J. E. Petrequin, Lehrbuch der medicinisch- chirurgischen Anatomie. Übertragen von E. v. Go rup.-Besanez. Erlangen 1845,
S. 269 u. 289-
'-') J. Cruveilhier, Traite d'anatomie descriptive, Paris 1S31, Tour' III. pag. 727.
3) A. a. O. Bd. III, pag. 661.
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 7 7
kleiner Muskel, welcher meines Wissens zuerst von W. Treitz3) als Muse, recto-coccygeus
beschrieben worden ist.
1. Der Afterheber.
Der Levator ani ist ein dünner, fast membranöser , aus zwei symmetrisch gebildeten
Seitenhälften bestehender Muskel , welcher hauptsächlich die fleischige Grundlage des Bodens
der kleinen Beckenhöhle darstellt. Seine platten Bündel sind gewöhnlich nur lose unter einan-
der verbunden, und begrenzen selbst da und dort bisweilen grössere Spalten, die von fett-
haltigem Zellstoffe erfüllt sind. Alle nehmen eine schräge Verlaufsrichtung von oben nach
unten und hinten an, nicht aber ziehen sie radienartig zum Ende des Mastdarmes herab, wie
dies von Einigen angenommen wurde der Vorstellung zu Liebe, als bilde der Levator einen
Trichter, als dessen Spitze der After anzusehen sei. Obgleich es nicht richtig ist, dass die
Bündel des Muskels einen zur Circumferenz der Analöffnung convergirenden Lauf haben, so
kann man sich andererseits doch leicht davon überzeugen, dass sie mehr und mehr im Herab-
steigen sich von der Seitenwand des Beckens entfernen und medianwärts dahinziehen. Das
untere Ende des Muskels liegt durchschnittlich 3-5 Centim. einwärts von einer Senkrechten,
die von der Mitte der Linea terminalis abwärts gezogen worden ist. In dem Verhältnisse, als
die Seitenwand des kleinen Beckens beim wohl gestalteten Weibe niederer ist als beim Mann,
ist auch die Höhe des Afterhebers merklich geringer als bei diesem.
Bei einer einlässlicheren Untersuchung des Afterhebers müssen wir seinen Ursprung,
seinen Verlauf und seine Endigung in besondere Betrachtung ziehen (vgl. Taf. I).
Der Ursprung des Muskels hat hauptsächlich tlieils an Knochen, theils an der Binde
des kleinen Beckens statt. Der von Knochen geschehende Ursprung gehört zum grössten
Theile dem horizontalen Aste des Schambeines an, und beginnt hier in geringer, kaum 1-5
Centim. betragender Entfernung von der Mittellinie des Schossgelenkes. Er ist durchschnitt-
lich zwei Querfinger breit und liegt 3*5 Centim. unter dem oberen Rande des horizontalen
Schambeinastes. Zum kleineren Theile, nämlich nur in der Breite von 0*5 Centim., gehört er
der inneren Seite des Sitzbeinstachels an, und liegt hier unmittelbar nach vorn von der An-
hci'tung des Muse, coecygeus.
Der von der Binde des Beckens aus stattfindende Ursprung geschieht meist in einer ex-
quisit halbmondförmig ausgeschweiften Linie, deren tiefster Punkt 5'5 Centim. unter der
Linea terminalis des Beckens gelegen ist. Dieser bogenförmige Ursprungsrand des Muskels
hängt dadurch innig mit dem Gewebe der Fascia pelvina zusammen, dass die Fleischbündel mit
einer Sehnensubstanz beginnen, welche in das Gewebe jener Binde ausstrahlt und dasselbe
verstärkt. Nach unten von diesem Übergange spaltet sich das durch jene Faserung ver-
stärkte fibröse Blatt in eine Lamelle, welche an der oberen, und in eine, welche an der unteren
Fläche des Muskels ihre Ausbreitung findet. Ein unmittelbarer Zusammenhang des After-
hebers mit dem sogenannten Arcus tendineus der Beckenbinde findet mindestens nicht regel-
mässig statt. Diese, eine streifenartige Verdickung jener Binde, oder eine leistenartig gegen
die Beckenhöhle hereinspringende Duplicatur derselben darstellende Bildung, entspricht sehr
gewöhnlich der Anheftung nicht, sondern zieht zum Theil über die obere Fläche des
') Vierteljahresschrift für die praktische Heilkunde. Trag 1853, Bd. I, S. 124.
78 Hubert Luschka.
Muskels hinweg und kann dann von diesem, ohne Beeinträchtigung seiner Faserung, abprä-
parirt werden.
Man muss es, wenn auch nicht als Regel, doch als ein sehr häufiges Vorkommen bezeich-
nen, dass einzelne Bündel des Afterhebers noch von zwei andern Stellen aus ihren Ursprung
nehmen. Einige gewinnen nämlich ihren Abgang von der Aussenseite des Lig. pubo-vesicale
laterale. Bisweilen geschieht es, dass Fibrillen dieses Ursprunges sich nach aufwärts schlagen
und gemischt mit den Elementen des sogenannten Muse, pubo-vesicalis in den Detrusor urinae
übergehen, aber sicherlich schon ihrer Zartheit und höchst geringen Anzahl wegen, keinerlei
functionelle Bedeutung haben. Nicht minder unregelmässig ist eine Portion, welche, wie schon
J. Müller1) in Übereinstimmung mit Santo rini2) meldet, vom aufsteigenden Aste des Sitz-
beines entspringt, und sich in zwei Bündel scheidet, wovon das eine über dem Muse, transvers.
perinaei superfic. rückwärts und über dem Bphincter ani extemus am After vorbeigeht, das
andere schief rückwärts vor den After gelangt, um hier zu endigen.
In Betreff ihres Verlaufes hat man vor allem zu bemerken, dass die vom Schambeine,
und die etwa von dem Lig. pubo-vesicale laterale, so wie vom aufsteigenden Sitzbeinaste entsprin-
genden Bündel des Afterhebers neben der Scheide herabziehen, aber an diese durch einen
kurzen straffen Zellstoff jedoch so angeheftet sind, dass man sich bei einer sorgfältigen, von
der Beckenhöhle aus anzustellenden Präparation darüber versichern kann, dass nicht ein ein-
ziges Bündel in der Wandung der Scheide sein wirkliches Ende findet. Diese Thatsache ist
schon von B. S. Alb in3) erkannt worden, von welchem in dieser Beziehung gesagt wird:
„Lclem (i. e. Levator ani) antequam ad rectum perveniat , seeundum vaginam inferiore parte sua
incedit, eique tarn pertinaciter adnectit, ut inserere putares" . Diese Ansicht wird von den meisten
Beobachtern vollkommen getheilt. Andere aber scheinen nicht zur gleichen Überzeugung
gelangt zu sein. Bei C. Fr. Th. Krause4) finde ich die Angabe: die Muskelbündel des Leva-
tor ani heften sich auch an die Wand der Scheide, welche sie erweitern (!) können bei der Aus-
leerung des Harns und bei der Begattung. Noch viel weniger stimmt die folgende von Jarja-
vay5) abgegebene Äusserung mit einer naturgemässen Zergliederung überein. „Ze releveur
de V anus ne present chez la feinine de particulier que son insertion sur le col de la vessie, le
vagin, le rectum". Ich habe schon oben bemerkt, dass Cruveilhier gerade das Gegentheil
hievon bemerkt, indem er auf das Bestimmteste versichert: „Le releveur ne fournit aueune
fibre au vagin; ses fibres s infle'chissent sur les cötes de ce canal qu ils croisent en se portant
d'avant en arriere".
Die neben der Scheide herablaufenden Bündel des Levator ani schneiden deren Axe
unter einem fast rechten Winkel, und es kann daher nicht wohl davon die Bede sein, dass die-
ser Schlauch durch jenen Muskel gehoben werde. Die Scheide kann im günstigsten Falle, bei
starker Contraetion des Afterhebers, der vorderen Beckenwand angenähret, auch wohl von
beiden Seiten her einigermaassen comprimirt werden.
Die Gesammtheit der dem Afterheber angehörigen Muskelbündel scheidet sich, während
ihres schrägen Verlaufes nach abwärts-rückwärts, unter spitzem Winkel in zwei Abschnitte von
') Über die organischen Nerven der erectilen männlichen Geschlechtsorgane. Berlin 183G. S. 1(1.
-i ,T. Dominici Santorini Septemdeoim tabulae. Edit. M. Girardi. Parmae 1775. Tah. XVI, Fig. 1 li.
'■•) B. S. Albini, Historia musculormn hominis. Edit. Jo. Jac. Hartenkeil. Bambergae 1796. pag. iflii.
M Handbuch der menschlichen Anatomie 2. Aufl. Hanover 184.1, S. 711.
■"' .1. F. Jarjavay. Traite d'anatomie ehirurgicale. Paris 1S54. Tome II, pag. 549.
Die Muscidatur am Boden des weiblichen Beckens. 79
sehr ungleicher Grösse, von welchen der eine vor den Mastdarm, der andere an den seitlichen
und hinteren Unifang- desselben zu liegen kommt.
Die an die vordere Seite des Mastdarmes herabtretende Portion des Levator ist
ein plattes, nur wenige Linien breites, bogenförmiges, mit der Convexität des Bogens nach
unten und hinten gerichtetes Bündel, dessen tiefst gelegener Punkt sich 1-2 Cent, über
der Afteröffnung befindet. Dieses Bündel entspricht nicht den innersten, den vorderen Rand
des Levator bezeichnenden Fasern, sondern stellt die Fortsetzung von solchen dar, die ein
wenig weiter nach aussen entspringen. Sie kreuzen sich daher mit den vorderen Bündeln der
weiter rückwärts verlaufenden Portion. Diesem zwischen Mastdarm und Scheide gelagerten
höchst unbedeutenden Abschnitte des Levator kann man kaum irgend welche bemerkens-
werthe Function zuerkennen.
Beim männlichen Geschlechte hat dagegen die vor dem Mastdarme befindliche Partie
des Levator ani eine ganz specifische und zwar eine doppelte Bedeutung. Man unterscheidet
hier ein starkes, plattes, bogenförmiges Bündel, welches den unteren Umfang der Vorsteher-
drüse zwingenartig umfasst und dieser Beziehung nach füglich als rPars prostaticau des
Afterhebers aufgeführt werden kann. Es ist schon von AI bin1) beobachtet und von ihm als
Compressor prostatae bezeichnet worden. Bei Winslow2) figurirt es unter dem Namen Muscle
prosiatique inferieur, während Santo r in i es für passend gefunden hat dasselbe Adductor
prostatae zu nennen. Am vorderen, concaven Eande dieses Muskelbündels treten einige Fasern
ab, welche theils unmittelbar, theils mit solchen der anderen Seite, nachdem sich diese Be-
standteile des Muse, transv. perinaei profundus unter der Pars membranacea gekreuzt haben,
neben diesem Stücke der Harnröhre medianwärts in die Höhe steigen und sich sehnig an der
oberen Grenze der Aponeurosis perinealis in deren Gewebe endigen. Ich1) habe diese mus-
culöse Bildung nicht sowohl der Wirkung, als ihrer Lagebeziehung wegen rPars urethralis"
des Afterhebers genannt.
Der an den hinteren Umfang des Mastdarmes gelangende Abschnitt des Levator ani ver-
hält sich in beiden Geschlechtern vollkommen übereinstimmend, und lassen sich an ihm jeder-
zeit dreierlei Faserzüge unterscheiden. Der hinterste, kleinste Faserzug heftet sich sehnig an
die vordere Fläche des vierten Steissbeinstückes; die Bündel beider Seiten fliessen jedoch hier in
der Mittellinie nicht zusammen, sondern lassen eine schmale rinnenartige Vertiefung zwischen
sich, in welcher ein aus dem Ganglion coecygeum des Sympathicus entspringendes, mit Ele-
menten des Nervus coecygeus verbundenes Nervchen nebst einem Zweige der Arteria
sacralis media verlaufen, die eine kleine, nach vorn von der Steissbeinspitze gelegene Öff-
nung' durchsetzen, um in der Steissdrüse sich auszubreiten. Ohne Ausnahme habe ich an
jenem Nervchen unmittelbar unter der Spitze des Steissbeines einige Pacini'sche Körper-
chen vorgefunden. Der mittlere Faserzug geht in Sehnenbündel über, welche vor der
Spitze des Steissbeines mit entsprechenden der anderen Seite zu einer sehnigen Platte zu-
sammenfliessen. Diese ist 0-9 Cent, lang, 1 Cent, breit und besteht hauptsächlich aus quer
verlaufenden, zum kleineren Theile aus gekreuzten Fasern, welche mit eben so vielen Muskel-
') A. a. O. Lib. III, cap. 98.
2) J. B. Winslow, Exposition anatomique de la strueture du corps humain. Amsterdam 1743. Tome IV, pag. 53.
3) H. Luschka, Über den vorderen inneren Theil des Afterhebers beim Manne. Zeitschr. für rationelle Mediein. 3. E. Bd. IV,
Tai. IX.
80 Hubert Luschka.
bündelchen zusammenhängen. Es ist also jene Sehnenplatte kein selbstständiges ligamen-
töses Gebilde, sondern ein integrirender Bestandtheil des Afterhebers selbst. Der vordere,
umfänglichste Faserzug fliesst mit den Bündeln der anderen Seite hinter dem Mastdarme, ohne
sehnig zu werden, zusammen. Die höher gegen das Steissbein zu gelegenen Bündel sind
platter und dünner und sie betheiligen sich an dem schief nach vorwärts abfallenden, zwischen
Steissbein und Mastdarm befindlichen Abschnitte des Bodens der Beckenhöhle. Sie liegen
unter der unteren hinteren Curvatur des Mastdarmes und stützen diese von unten her. Die
tiefer gelegenen Bündel sind stärker und mehr zusammengedrängt. Sie bilden mit jenen der
anderen Seite einen 06 Centim. hohen, schleuderartig den hinteren Umfang des Mastdarmes
umziehenden Streifen, der sich unmittelbar an den Sphincter ani extemus anschliesst und
hauptsächlich die Wirkung auf das Rectum auszuüben vermag. Eines oder das andere Bündel
dieser lezteren Portion kreuzt sich gewöhnlich mit einer von denjenigen Fasern des äusseren
Afterschliessers, welche sich an die- Spitze des Steissbeines anheften, während dagegen ein
Bündel des Sphincters sich in jenen schleuderförmigen Zug des Levator fortsetzt.
Ausser den bisher beschriebenen Faserzügen des Afterhebers lassen sich noch einige
wenige Bündelchen dieses Muskels nachweisen, die aus seinen tieferen Schichten hervortreten,
und zwischen den oberflächlichen Bündeln der Längsfaserschichte des Mastdarmes bis in das
die Aftermündung umgebende Unterhautzellgewebe herab verfolgt werden können. Die Exi-
stenz solcher longitudinal verlaufender Bestandteile des Levator ani wird ganz mit Unrecht
von manchen Autoren in Frage oder auch wohl gänzlich in Abrede gestellt.
Die Wirkungsweise des Afterhebers ist verschieden beurtheilt worden. Von der alt
hergebrachten Vorstellung-, nach welcher der Levator ani schon von x\. Vesal „musculus
sedem attollens* genannt worden ist, glaubten einige Schriftsteller sich lossagen zu müssen.
Cr uveilhier1) z.B. nimmt keinen Anstand zu behaupten: „Le releveur est un muscle constric-
teur de V anus comme le sphincter." Diese Meinung ist inzwischen gänzlich irrig; der Levator
ani hebt den Mastdarm allerdings nicht in der Richtung von dessen Axe, sondern er zieht den-
selben, in sofern er auf ihn unmittelbar einwirkt, nach vorwärts -aufwärts gegen die vordere
Beckenwand hin, so dass die Analöffnung nach rückwärts gewendet und zugleich die hintere
Wand jenes Darmes der andrängenden Kothsäule entgegen gebracht und schliesslich über diese
hinweggeschoben wird. Die sich der Ringfaserhaut des Mastdarmes beigesellenden Bündel
haben eine dieser entsprechende, ihrer kleinen Anzahl und Schwäche wegen jedoch nur unter-
geordnete Wirkung; der grösste Theil der hinter dem Mastdarm herabtretenden, theils sehnig,
theils fleischig- von beiden Seiten her sich vereinigenden Fasern haben auf das Rectum keinen
directen Einfluss, sondern sie stellen den schief abfallenden Boden des Beckens, eine Art von
Obturator dar, welcher durch eigene Contraction aus jeder Lageveränderung wieder in seine
frühere Stellung zurückkehren kann.
2. Der äussere Afterschliesser.
Dieser Muskel hat beim weiblichen Geschlechte eine doppelte Bedeutung, indem er nicht
allein die Afteröffnung umkreist, sondern auch die äussere Geschlechtsregion umzieht. Er
') A. a. O. Bd. III. pag. 667
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 81
besteht theils aus ringförmigen, nur dem Anus angehörigen, theils aus S-förmigen Bündeln,
welche diesen und den Sehamtbeilen gemeinschaftlich sind.
Die den After ausschliesslich umziehenden ringförmigen Bündel sind elliptisch gekrümmt.
Sie legen sich unmittelbar um das untere Ende der Längsfaserschichte herum und grenzen
nach unten an denjenigen Bezirk der Haut an, welcher den Übergang in die Mucosa des Mast-
darmes bildet. Einige wenige Bündelchen der Längsfaserschichte setzen häufig durch diese
Ringfasern hindurch, um unterhalb von diesen mit sehnigen Enden sich im Gewebe der Haut
zu inseriren.
Die nach aussen von dieser Portion gelagerten Bündel des Sphincter fliessen hinter dem
Mastdarme unter spitzem Winkel, nachdem sich einige derselben vorher gekreuzt haben,
zusammen und gehen in einen platten, sehnenartigen Streifen über, welcher sich an die hintere
Fläche des vierten Steissbeinstückes anheftet. Vor dem Mastdarme erfahren die Fleischbündel
eine mehrfache Durchkreuzung. Aus dieser Decussation geht jederseits ein stärkeres Bündel
hervor, welches sich an den inneren Band des Constrictor cunni anlegt, auf den Rücken der
Clitoris gelangt und sehnig mit dem der andern Seite zusammenfliesst. Ein zweites viel
schwächeres Bündel begibt sich zur Haut an der vorderen Grenze des Dammes und vermag
die Commissur der grossen Schamlippen nach rückwärts hin anzuspannen.
3. Der Rückwärtszieher des Afters.
Dieser aus contractilen Faserzellen bestehende, von Treitz als Recto-coccygeus s.
Retractor recti zuerst beschriebene Muskel ist nach dem genannten Autor hauptsächlich dazu
bestimmt, die Mastdarmwand im Beckenausgange zu fixiren. Ohne Zweifel wurde dieser
Muskel gleichzeitig auch von 0. Kohlrausch1) gefunden, der ihn mit dem Namen Tensor
fasciae pelvis belegt, jedoch irrthümlich gelehrt hat, dass seine Fasern quergestreift seien. Die
letztere Angabe rührt wahrscheinlich davon her, dass durch die bisweilen lebhaft braunrothe
Färbung des, inzwischen gewöhnlich sehr blassen, Muskels das blosse Auge getäuscht und
die mikroskopische Untersuchung, welche nach meiner eigenen wiederholten Revision
nur glatte Muskelfasern nachweist, von Kohlrausch unterlassen worden ist. Dass aber beide
Autoren den gleichen Muskel vor Augen gehabt haben, geht aus der Vergleichung der bei-
derseitigen Beschreibung ganz unzweideutig hervor. Nach Treitz zieht vom Steissbeine zur
hinteren Mastdarmwand ein blasser Muskelstreifen von beiläufig 1 Zoll Länge, x/a Zoll Breite,
1 Linie Dicke. Er entspringt vom Periost des Steissbeines, liegt zwischen Steissbein und
Mastdarm in seinem ganzen Verlaufe auf der Kreuzungsstelle des Afterhebers. Am Mastdarm
gehen seine Fasern theils zur Längsschicht, theils durchsetzen sie diese und gehen zur Kreis-
schichte, indem sie den Sphincter ani internus verstärken. Den Mittheilungen von Kohlrausch
zufolge entspringt von der vorderen Fläche des Steissbeines, meistens vom zweiten oder
dritten, seltener vom ersten Steissbeinwirbel ein plattes, dünnes Muskelstratum mit longitudi-
nalem Faserverlauf. Es verliert sich in der Fascia pelvis am hinteren Umfange des Mastdar-
mes und ist von dem unter ihm liegenden Levator leicht zu unterscheiden, da seine Fasern in
der Richtung vom Steissbeine zum After laufen.
1) O. Kohlrausch, Zur Anatomie und Physiologie der Beckenorgane, Leipzig 1854, S. 51.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XX. Bd. Abhandl. v. N'ichtmitgliedern.
82 Hubert Luschka.
Ich habe den in Rede stehenden Muskel bisher regelmässig und zwar bei beiden
Geschlechtern in einer ganz übereinstimmenden Anordnung gefunden (vgl. Taf. II i, i).
Er besteht im Wesentlichen aus zwei, 0-3 — 04 Centim. breiten, platten Seitenhälften, welche
an der vordem Fläche des Steissbeines unter einem spitzen Winkel zusammenfliessen, in der
Richtung nach vorn aber so divergiren, dass jedes Bündel an den seitlichen Umfang des Mast-
darmes gelangt. Der Muskel hat also im Ganzen die Gestalt eines V, dessen offenem Winkel
die hintere Seite des Bectum zugekehrt ist. Seine Lage hat er über demjenigen Abschnitte des
Levator ani, welcher zwischen dem Mastdarm und dem Steisse den Boden der Beckenhöhle
darstellt. Das winkelförmige hintere Ende des Muskels bildet seinen Ursprung, der sowohl
von dem Ligamentum sacro-coccygeum antic, als auch vom zweiten Steissbeinstücke geschieht.
Das Ende jenes Bandes, welches ich1) zuerst beschrieben habe, bildet mit dem Steissbeine eine
Nische, in welche der Winkel jenes Muskels mehr oder weniger tief eingeschoben ist. Die
oberflächlichen Schichten des Ligamentes bilden den hinteren Ursprung der Fascia pelvina,
welche in ihrem Verlaufe von hier aus diesen Muskel vollständig bedeckt.
Während des Verlaufes nach vorn und aussen wird eine jede Seitenhälfte des Muskels
breiter und dünner. Die sehr zart und blass gewordenen Bündel fallen fächerartig ausein-
ander und verlieren sich theils zwischen die Längsfasern des Mastdarmes eindringend, theils
endigen sie im Gewebe des zur Analöffnung herabtretenden Abschnittes der Fascia pelvis. Es
kann demnach kein Zweifel obwalten, dass sowohl die Ansicht von Treitz richtig ist, dass
der Muskel den Mastdarm gegen den Steiss heranzuziehen vermag, als auch die Angabe von
Kohlrausch, dass er die Beckenbinde anzuspannen im Stande ist.
Zu wiederholtenmalen habe ich über der Theilungsstelle dieses Muskels in seine beiden
Seitenhälften aus organischen Muskelbündeln bestehende Bogenfaserzüge gefunden, deren
Convexität dem Steissbeine zugekehrt war, und deren Schenkel seitlich in das Gewebe der
Fascia pelvis ausgestrahlt sind.
4. Das Ende der Längsfaserschichte des Mastdarmes.
Über das Verhalten der longitudinalen Muskelschichte zum Ende des Mastdarmes hat
schon Treitz2) eine genauere Kenntniss begründet, als man sie früher erlangt hatte, indem
von ihm nachgewiesen wurde, dass dieselbe nicht am Levator ani aufhört, sondern dass sie
sammt den neu hinzugetretenen Fasern in elastische Sehnen übergeht, die bis an's subcutane
Bindegewebe der Aftergegend reichen, und sich hier inseriren. Dessgleichen wurde gezeigt,
dass die sogenannten Columnae Morgagnii keine reinen Schleimhautfältchen sind, sondern zu
ihrer Grundlage wesentlich musculöse Faserzellen enthalten. Die Arbeit von B6raud3) ent-
hält daher für uns in dieser Hinsicht nichts Neues; eben so ist die Angabe dieses Autors, dass
Anheftungen von Längsfaserbündeln des Mastdarmes auch an die Capsula prostatica stattfinden,
schon früher durch einen deutschen Forscher ermittelt worden. Kohlrausch4) macht näm-
lich die Bemerkung: beim Manne lösen sich vorn, hinter der Spitze der Prostata, ein paar
') H. Luschka, Die Halbgelenke des menschlichen Körpers. Berlin 185S, S. 81.
-) A. a. 0., S. 126.
:l) Du me.de de terminaison des fibres longitudinales du rectum. Gazette mtdicale de Paris. Armee 185S. Nr. 13, pag. 201.
>i A. a. 0., S. 9.
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 83
Bündel von der Longitudinalsehiehte des Mastdarmes ab, und gehen unter dem unteren vor-
deren Ende der Vorsteherdrüse, dieser ziemlich genau anhängend, nach vorn.
Dagegen ist es meines "Wissens bisher nicht bekannt gewesen und namentlich auch
Be>aud verborgen geblieben, dass beim Weibe Längsbündel des Mastdarmes in der Wand
der Scheide ihre Endigung finden. Ich habe es aber als die Regel erkannt, dass einige
Bündel von der Längsschichte des Bectums da abtreten, wo an seinem vorderen Umfange die
Concavität in die convexe Endkrümmung übergeht. Die Fleischbündelchen verlieren sich,
indem sie sehnig werden, in der hinteren "Wand der Scheide, etwa an der Grenze des mittleren
und unteren Drittels derselben. Diese Sache gewinnt dadurch einiges praktische Interesse,
dass sie die nachfolgende Lageveränderung des Mastdarmes beim Vorfalle der hinteren
Wand der Vagina und wohl auch einige andere, diese Anomalie vielleicht begleitende Erschei-
nungen verständlich machen kann.
B6raud stellt die allerdings ihm eigene Behauptung auf, dass Anheftungen von Längs-
fasern des Mastdarmes auch an die vordere Seite des Kreuzbeines stattfinden. Diese An-
gabe ist jedoch, so weit meine eigenen Wahrnehmungen reichen, nicht ganz zutreffend. Man
findet allerdings gewöhnlich einige Längsbündel , welche am hinteren Umfange des Mast-
darmes in der Nähe seines Endes abtreten, aber nicht an das Kreuzbein gelangen, sondern
sehnig, entweder an das Ligamentum sacro-coccygeum anticum, oder an das erste oder zweite
Steissbeinstück sich anheften. Ich habe öfters bei beiden Geschlechtern eine andere, sehr
merkwürdige Einrichtung angetroffen , nämlich einen platt-rundlichen, gelblichen, im hohen
Grade dehnbaren Strang, der beinahe ausschliesslich von elastischen Fasern zusammengesetzt
wurde. Er hatte durchschnittlich eine Länge von 3-2 Centim., und eine Breite von 0-2 Centini.
Derselbe ging aus 5 bis 6 Muskel bündelchen hervor, die etwa an der oberen Grenze der hin-
teren Mastdarmcurvatur in eine gemeinschaftliche elastische Sehne, d. h. in eben jenes ligamen-
töse Gebilde scheinbar übergegangen sind, das sich an das Ligamentum sacro-coccygeum anticum
angeheftet hat. Bei Gelegenheit dieser Untersuchungen habe ich mich indess davon nicht
überzeugen können, dass die Muskelzellen selbst unmittelbar in elastische Fasern übergehen,
sondern ich habe in Übereinstimmung mit Heule1) gefunden, dass die elastischen Sehnen im
Wesentlichen nichts Anderes sind, als Fortsetzungen der überall zwischen die Muskelbündel
reichlich eingestreuten elastischen Fasern.
II. Die Muskeln der Scham und des unteren Endes der Scheide.
Die der äusseren weiblichen Geschlechtsregion zukommende Musculatur gehört ihr theils
eigenthümlich, theils ihr und der nächsten Umgebung gemeinschaftlich an. Die meisten Mus-
keln umziehen schlingenförmig diese Gegend, und sie stehen einerseits im Dienste des
Schwellapparates, andererseits dienen sie unmittelbar zur Verengerung des Einganges der
Scheide. Es machen sieh hier bemerklich:
1. Der Musculus ischio-caveruosus.
Dieser ehedem von manchen Autoren als Erector, von J. Fr. Meckel2) u. A. dagegen als
Depressor clitoridis bezeichnete Muskel ist in Betreff seiner Gesammtmasse relativ stärker und
*) Canstatt's Jahresbericht 1854, S. 43.
ä) Handbuch der menschlichen Anatomie, Bd. IV, S. 536.
84 Hubert Luschka.
namentlich, im Einklänge mit der bedeutenderen Grösse des weiblichen Schosbogens, länger
als beim Manne. Er stellt beim weiblichen Geschlechte in einer noch viel augenfälligeren
Weise eine Art fleischig-fibröser Kapsel dar, in welcher der Schenkel des Kitzlers verborgen
liegt, und welche diesen am ganzen, an den Knochen nicht angehefteten Umfange vollständig
umfasst (vgl. Taf. III, Fig. 2).
Der von sehnigem Gewebe reichlich durchsetzte platte Muskel hat eine sehr in die Länge
gezogene Form. Man unterscheidet an ihm ein hinteres, spitz auslaufendes Ende, welches sich
bis zur inneren Seite des Sitzbeinhöckers erstreckt, eine vordere und hintere fleischige, eine
mittlere theils fleischige, theils tendinöse Zone; ein oberes, eine Aponeurose darstellendes
Ende, das in Verbindung mit dem der anderen Seite eine Art fibröser Hülse erzeugt, welche
das hintere Ende des Kitzlers vollkommen einschliesst.
Betrachtet man diesen Muskel mit Rücksicht auf die Anordnung seiner Fleischbündeln,
dann vermag man leicht dreierlei Züge derselben zu unterscheiden. Es findet sich nämlich
erstens eine mittlere longitudinale Faserung, welche das sehnig-fleischige hintere Ende des
Muskels fast ganz allein darstellt, in der hinteren Hälfte desselben vorwiegend fleischig ist,
dann aber in einen platten Sehnenstreifen übergeht, welcher ausschliesslich auf den Rücken
des Kitzlers gelangt. Dieser Abschnitt des Muskels hat aber keinen gestreckten Verlauf,
sondern ist schwach S-förmig gekrümmt. Zweitens sind schräg verlaufende Muskelbündel
vorhanden , die von der inneren Lefze des aufsteigenden Sitzbein- und des absteigenden
Schambeinastes ausgehen, sich um den hintern Umfang des Schenkels der Clitoris nach aus-
wärts-aufwärts herumschlagen und sich unten an die longitudinalen Fleischbündel anlegen,
weiter oben dagegen in den medianen Sehnenstreifen und schliesslich in die Endaponeurose
übergehen. Die obersten dieser hinteren schrägen Muskelbündel stehen nur mit jenem Sehnen-
gewebe in Beziehung, welches sich an die untere Seite des Kitzlers begibt, Drittens existiren
zarte, schräg verlaufende, grösstentheils von der longitudinalen Faserung gedeckte Fleisch-
bündel, entsprechend dem vorderen Rande des Muskels. Sie gehören nur der oberen Hälfte
desselben an, entspringen vom medianen Sehnenstreifen und ziehen schief nach aussen und
oben, um theils sich an die vordere Lefze des absteigenden Schambeinastes anzusetzen, theils
in die Endaponeurose überzugehen.
Das obere Ende des Muse, ischio-eavernosus stellt ein membranartiges Sehnenblatt, d. h.
eine Aponeurose dar, welche in der Mittellinie mit jener der anderen Seite zu einer fibrösen
Hülse zusammenfliesst, welche die hintere Hälfte der Clitoris aufnimmt. Bisher hat man
o-elehrt, dass das sehnige Ende dieses Muskels sich nur auf den Rücken des Kitzlers begebe,
um sich dort über der Vena dorsal/'s clitoridis mit dem anderseitigen zu verbinden. Man kann
sich aber leicht davon überzeugen, dass diese Angabe nicht erschöpfend ist. Wenn man die
Präparation bei gut injicirtem Schwellapparat vornimmt, dann vermag man ohne Schwierigkeit,
sobald die Verbindung der Vorhofszwiebeln mit der unteren Seite des Kitzlers getrennt und
einiger Abstand beider Org-ane bewirkt worden ist, den Nachweis zu liefern: dass auch an
der unteren Seite der Clitoris, hinter der Stelle ihrer Verbindung mit den Vorhofs-
zwiebeln, eine starke querverlaufende Se hnenfaserung besteht, welche unab-
hängig von der Tunica albuginea sich bis zu den Fleischbündeln jenes Muskels
verfolgen lässt. Indem das Gewebe des oberen, aponeurotischen Endes dieses Muskels in
vorwiegend querer Richtung unmittelbar über und unter dem hinteren Abschnitte des Kitzlers
verlauft und mit dem der anderen Seite zusammenfliesst, wird um dieses Organ eine Art
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 85
fibröser Zwinge gelegt, aus welcher sein vorderes Ende hervortritt, um an der unteren
Seite mit den steil erhobenen, vereinigten Vorhofszwiebeln in vielfache Communication zu
treten.
Der Muse, ischio-eavernosus vermag nicht allein den mit Blut sich anfüllenden Schenkel
der Clitoris sowohl coneentrisch als auch longitudinal zusammenzupressen, und den Inhalt
mehr und mehr in den Schaft und in die Eichel derselben weiter zu treiben, sondern auch,
damit diese Theile während der geschlechtlichen Aufregung einem möglichst hohen Grade
von Schwellung entgegengeführt werden, durch Druck seiner Aponeurose auf die Vena dor-
salis clitoridis den Rückfluss des Blutes zu verhindern.
Den nach dem Zeugnisse von Joh. Müller1) und Kobelt3) beim männlichen Ge-
schlechte bisweilen, bei vielen Thieren regelmässig vorkommenden Muse, pubo-eavernosus s.
levator penis , welcher vom Scheitel des Schossbogens entspringt , und sich nach vorne auf
dem Rücken des Ruthenkörpers inserirt , habe ich beim Weibe bisher noch nicht auch nur in
irgend welcher Andeutung finden können. Eben so wenig vermochte ich hier denjenigen
Muskel ausfindig- zu machen , welcher unter dem Namen Erector accessorius beschrieben wor-
den ist und nach Kohlrausch3) beim Manne häufig vorkommen soll. Er entspringt bei
diesem fleischig vom Sitzbeinhöcker, hinter dem Erector penis, aber mit demselben so genau
verbunden, dass sein Muskelbauch jenem innig anliegt und an dessen innerer Seite eine
Strecke weit nach vorne verläuft. Jetzt erst wendet sich der Muskel allmählich zur Mitte,
ohne jedoch einen eigentlich queren Verlauf anzunehmen, und dringt seitlich unter die Mus-
kelfasern des Accelerator ein, um sich an den seitlichen Umfang des Corpus cavernosum
ureihrae anzuheften.
2 Der Musculus compressor bulborum vestibuli.
Dieser bandartig platte, unpaarige, auf der Aussenseite der Vorhofszwiebeln liegende Mus-
kel, welcher gemeinhin als Schliesser der weiblichen Scham, als Constrictor eunni aufgeführt
wird, hat im Verlaufe der Zeit eine sehr wechselnde, sowohl anatomische als physiologische
Beurtheilung erfahren. Es muss zuerst die gänzlich irrige Ansicht derjenigen zurückgewiesen
werden, welche die Selbstständigkeit dieses Muskels läugnen und behaupten, dass er nur
ein Abkömmling und Bestandtheil des Sphincter ani extemus sei und mit diesem die Figur
einer 8 darstelle. Wie wenig man früher über die Bedeutung dieses Muskels eine auch nur
annähernd richtige Vorstellung hegte, beweist unter Anderem die kaum erwähnenswerthe
Mittheilung J. Fr. Meckel's'1), welche mit der Bemerkung schliesst: derselbe hefte sich vorn
an die Schenkel und an den Körper der Clitoris an. Aber auch spätere Autoren haben sich der
Wahrheit nur wenig genähert, und es lieferte z. B. Theile eine Beschreibung, die weit hinter
seinen sonst so trefflichen Schilderungen der Muskeln zurückgeblieben ist. Es wird von
Fr. Wilh. Theile5) über den sogenannten Constrictor eunni Folgendes berichtet: rVom auf-
steigenden und vom horizontalen Aste des Kitzlers, besonders aber vom Winkel zwischen
v) Encyclopäd. Wörterbuch der medicin. Wissenschaften. Art. : Erectio penis.
2) G. L. Kobelt, Die männlichen und weiblichen Wollustorgane des Menschen. Freiburg i. B. 1841, S. 33.
3) A. a. O., S. 44.
->) A. a. 0., Bd. IV, S. 537.
5) S. Th. Sömmerring, Lehre von den Muskeln. Umgearb. von Fried. W. Theile. Leipzig 1841, S. 121.
86 Hubert Luschka.
beiden entspringt fleischig-sehnig ein dünner, aus einzelnen platten Bündeln bestehender
Muskel, der über die Seitenwand der Scheide nach unten und hinten zur Dammgegend herab-
läuft. Hier verliert er sich sehnig-fleischig an der hinteren Wand der Scheide.
Die ersten genauen Aufschlüsse über die Morphologie und über die Function dieses Mus-
kels hat man Gr. L. Kobelt zu verdanken. Wenn es jedoch von ihm als die Regel bezeichnet
wird, dass der ganze Muskel mit breiter, verflachter Basis etwa in der Mitte zwischen dem Ori-
ficium ani und dem Sitzhöcker von der Fascia perinaei entspringe, so dass die inneren Bündel
zuweilen mit denen des Sphincter ani externus zusammentreffen, oder die äusseren den auf-
steigenden Ast des Sitzbeines berühren , so kann ich diesem Ausspruche für die meisten Fälle
nicht unbedingt beitreten. Ich habe mich nämlich durch zahlreiche Untersuchungen davon
überzeugt, dass es das gewöhnliche Vorkommen ist, dass der Constrictor cunni zwar dem
grössten Theile seiner Masse nach ein selbstständig entspringender Muskel ist, dass er
aber fast regelmässig eine doppelte Verstärkung erfährt, welche vom Sphincter ani externus
einerseits und vom Transversus perinaei superficialis andererseits herrührt (vgl. Taf. III, Fig. 1).
Der mittlere, grösste und selbstständig entspringende Abschnitt des Constrictor cunni geht
mit lose zusammenhängenden, meist auffallend gespreizten Bündeln zwischen der Afteröffnung
und der Tuberositas ischii jederseits von der Binde des Dammes aus. Niemals habe ich gefun-
den, dass der Ursprung von einem medianen Sehnenstreifen des Dammes geschieht, wie von
Einigen behauptet worden ist; auch ist mir bis jetzt kein Fall vorgekommen, in welchem der
Muskel vom aufwärtssteigenden Aste des Sitzbeines ausgegangen wäre, wie dies z. B. von
M. J. Weber1) als die Regel bezeichnet worden ist. An den inneren Rand dieses Muskels
legt sich eine schmale Fortsetzung von Fleischfasern an, welche aus der vor dem After ein-
getretenen Durchkreuzung von Bündeln des Sphincter ani externus hervorgegangen ist, während
sich an seinen äusseren Rand ein Bündelchen begibt, das sich von dem vorderen Rande des
Muse, transversus perinaei superficialis abgelöst hat. Diese drei Portionen fliessen nun zu
einem 6 bis 7 Millim. breiten, bandartigen Streifen zusammen, welcher schräg über den vor-
deren äusseren Umfang der Vorhofszwiebel, mit ihr durch eine straffe, dünne Zellstoffschichte
verbunden, hinwegzieht, um sich in der Nähe des Zusammenstosses von Kitzler und Vorhofs-
zwiebeln in zwei Portionen, in eine oberflächliche und in eine tiefe zu sondern. Die ober-
flächliche begibt sich auf den Rücken des Clitorisschaftes und geht in eine Aponeurose
über, welche mit jener der anderen Seite verschmolzen, über der Vena dorsalis clitoridis sich
ausbreitet; die tiefere und zugleich ein wenig weiter nach hinten liegende Portion schiebt
sich zwischen Clitoris und oberes Ende der Vorhofszwiebeln hinein und fliesst mit dem ent-
sprechenden Gebilde der anderen Seite hier zu einer Aponeurose zusammen, die sich über
diejenigen Venen hinweglegt, welche das Blut aus den A7orhofszwiebeln zurückführen.
Hinsichtlich der Wirkung des Constrictor cunni hat es sich herausgestellt, dass er nicht
in erster Linie ein Schliesser der Scheide, sondern hauptsächlich dazu bestimmt ist, durch
Compression derjenigen Venen, über welchen seine sehnigen Enden ausgebreitet sind, die
Füllung des Schwellapparates zu sichern. In zweiter Linie vermag er aber allerdings auch da-
durch das Orificium vaginae zu verengern, dass er die von Blut strotzenden Vorhofszwiebeln
bei seiner Zusammenziehung nach innen zu drängen im Stande ist.
') Vollständiges Handbuch der Anatomie des mensohl. Körpers. Bonn 1839, Bd. 1. S. 450.
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 87
3. Der Constrictor vestibuli s. Sphincter vaginae.
Bei vielen Thieren, z. B. bei der Stute, Hündin, Katze, beim Schwein, Kaninchen, existirt
eine braunrothe, quergestreifte Muskelschichte, welche das Vorhofsrohr umgibt, mit dem Com-
pressor bulbi in keiner Beziehung steht und als Constrictor vestibuli J) bezeichnet worden ist.
Beim Menschen hat man eine ihr entsprechende Formation bisher noch nicht nachgewiesen. Es
gedenkt zwar Bourgery 2) eines Muskels, welcher zwischen dem Constrictor cunni und dem
Muse, ischio-eavern. gelegen sein soll, mit folgenden Worten: „Parallele a l' ischioeaverneux,
il rtatt de lichion au-devant de ce dernier, sur la face externe duquel il est aecole. Les fibres
musculaires tres longues suivent la direction du corps cavemeux et se terminent sur un petit
tendnn plat qui s'insere aii-dessous de l'extemite libre du clitoris". Allein es lässt sich, wie
Kobelt, dem übrigens unser Muskel nicht weniger völlig entgangen ist, mit Becht bemerkt,
nicht verkennen, dass Bourgery' s Muskel weiter nichts ist, als die hintere, tiefer liegende
Portion des Constrictor cunni. Einige, aber jedenfalls nur höchst unzulängliche Kenntniss des
Muskels scheint J. D. Santorini gehabt zu haben. Derselbe ist auf Tab. XVII. g. angedeutet
und als: „midiebris urethrae depressoru bezeichnet, „qui ab uno ad aliud latus continuatus
producitur" . Auf der Abbildung sieht man nur ein kurzes Stück eines dünnen, zwischen
Muse, ischioc. und Constrictor cunni, auf der sogenannten Aponeurosis perinealis liegendes
Muskelstratum, welches ein breites, unbestimmt abgegrenztes hinteres Ende zeigt.
Der Constrictor vestibuli des Menschen, welchen man auch Constrictor cunni profundus
für den Fall nennen könnte, als man für den Compressor bulbi den Namen Constrictor cunni
beibehalten wollte, welcher letztere Muskel aber dann zur Unterscheidung als Constrictor
cunni superficialis aufgeführt werden rnüsste, lässt sich von vorn her nur theilweise zur
Ansicht bringen. Man gewahrt ihn da in der Tiefe zwischen Muse, ischioc. und Constrictor
cunni superficialis als blassröthlichen Streifen, welcher in die Substanz der Aponeurosis peri-
nealis, d. h. des sogenannten Lig. Gollesii s. Carcassonnii gleichsam eingewoben erscheint. In
voller Ausdehnung und allen seinen Beziehungen nach kann man diesen Muskel nur durch
eine sorgfältige Präparation von innen her verständlich machen. Zu seiner Darlegung beseitigt
man zunächst die hintere Wand des Beckens nebst dem Mastdarme und trägt sodann durch
einen verticalen Schnitt durch Scheide und Harnröhre so viel ab, als zum freien Anblicke
der bezüglichen Gegend wünschenswerth ist (vgl. Taf. IV/).
Der ringartig geformte, ganz und gar den Typus eines Sphincters zeigende Constrictor
cunni profundus liegt unmittelbar hinter den Vorhofszwiebeln, zieht über die obere Seite des
vorderen Endes der Harnröhre und den ganzen von dieser nicht gedeckten Umfang des
unteren Endes der Scheide herum. Der Muskel ist oben und unten schmalex*, seitlich breiter,
aber auch da höchstens nur 4 Millim. messend; der obere Theil des Muskels stosst an die
vordere Grenze derjenigen Bündel, deren Gesammtheit das Stratum horizontale der Harn-
röhre darstellt. Er liegt hier unter der so eben an die hintere Seite des Schossgelenkes treten-
den Vena dorsalis clitoridis, während, wie bekannt, der Constrictor cunni superficialis über
dieses Gefäss hinwegschreitet. Der an der unteren Wand der Scheide befindliche Abschnitt
des Muskels fliesst meist mit dem vorderen Eande des Muse, transv. perinaei profundus
v) Vergl. Kobelt, Die Wollustorgane, S. 53.
2) Anatomie descriptive, II, pag. G4, tab. 105, fig. 2.
88 Hubert Luschka.
zusammen. Dieser letztere bewahrt inzwischen nach Ursprung und Verlaufsweise immerhin
seine Selbstständigkeit und ist unter keinen Umständen als Bestandtheil unseres Scheiden-
schliessers anzusprechen.
Nicht selten kommt es jedoch vor, dass sich schon an seinem Ursprünge vom Muse,
transv. perinaei profundus ein Bündel ablöst und über die hintere Seite des Bulbus vestibuli
nach Art eines selbstständigen Muskelchens aufwärts steigt und sich sodann der Faserung
des Constrictor eunni profundus beigesellt. Ich habe diese durchaus nicht regelmässig vorkom-
mende Anordnung bald auf beiden, bald nur auf einer Seite gefunden. Sie ist ohne Zweifel
nichts weiter als der sogenannte „Muscle ischio - bulbaire" des Jarjavay1), von welchem
dieser behauptet, dass er regelmässig vorkomme und sich über ihn folgendermaassen äussert:
„II se de'tache de la partie la plus eleve'e et la plus anterieure de l'ichion par un tendon resplen-
dissant, auquel succedent des fibres charnues curvilignes, obliques en haut et en dedans et qui vont
se rendre en bulbe du ragin, ou elles s inserent" .
Die Bedeutung des Muse, constrictor vestibuli lässt sich nach seiner Lasrebeziehunsr und
O CO
Anordnung leicht ermessen. Er vermag erstens die Harnröhre an die vordere Wand der
Scheide anzupressen und sie zu verschliessen, und zweitens kann er die Passage erw-eitern,
durch welche unter dem Lig. arcuat. inf des Schossgelenkes die Vena dorsalis und die Venae
profundae clitoridis hindurchtreten, drittens kann er den Scheideneingang verengern und ist
daher in dieser Hinsicht ein wahrer Sphincter vaginae.
4. Der Levator vaginae.
Nach der jetzt gangbaren Ansicht2) besteht die Wandung der Scheide aus einer äusseren
fibrösen Haut, einer mittleren Muskellage und aus einer Schleimhaut. Die dünne weissliche
Faserhaut zeigt aussen ein mehr lockeres, nach innen derberes Bindegewebe mit vielen elasti-
schen Elementen und Venennetzen. Sie geht ohne Grenze in die zweite röthliche Lage über,
die neben Bindegewebe und vielen Venen eine ziemliche Anzahl glatter Muskelfasern enthält,
die in quer- und längs verlaufende Bündel geordnet, eine wirkliche Muskelhaut zusammen-
setzen.
Ausser diesen, in die Zusammensetzung der Wand der Scheide eingehenden contractilen
Faserzellen, kommt diesem Organe noch eine continuirliche. ausschliesslich longitudinal ver-
laufende Schichte organischer Muskelfasern zu, welche mit der inneren Binde des Beckens
im Zusammenhange stehen. Diese Fascie zerfällt nämlich da, wo sie an die Wand der Scheide
herantritt in eine an dieser nach aufwärts ziehende und in eine sich gegen deren Ende herab-
wendende Lamelle. Mit der letzteren steht nun am seitlichen Umfange der Scheide eine
Muskelschichte in Verbindung, welche der Höhe des unteren Drittels dieses Schlauches ent-
spricht. Sie ist blassröthlieh und besteht aus sehr dünnen, schmalen, zum Theil geflechtartig
ineinander hineingeschobenen Bündelchen, welche in einen an elastischen Fasern sehr reichen
Zellstoff eingelagert sind. Es entspringen die Muskelbündelchen aus dem Gewebe jener
Fascie und verlieren sich im submueösen Bindegewebe des Scheideneinganges. Jene Binde
') J. F. Jarjavay, Trait6 d'anatomie chirurgicale. Tom. II, Paris 1654, pag. 54S.
-) Vgl. Alb. Kolli k er, Mikroskopische Anatomie, Bd. II, Abth. 2, S. 456.
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 89
stellt das Punctum fixum dar, gegen welches das Ende der Scheide gehoben und in einem
verschiedenen Grade einwärts gezogen werden kann (vgl. Taf. II, l).
III. Die Muskeln der Harnröhre.
Über die der weiblichen Harnröhre zukommende Musculatur sind bisher theils höchst
unvollständige, theils gänzlich irrthümliche Ansichten verbreitet worden. Man hat im Gegen-
satze zu den vielfachen, die männliche Harnröhre betreffenden Untersuchungen die bezüglichen
Verhältnisse beim "Weibe entweder ganz ausser Acht gelassen, oder in blos theoretischer Be-
trachtung einfach auf dasselbe nur das übertragen, was man beim Manne richtig erkannt zu
haben glaubte. Indem man sich für berechtigt hielt, die weibliche Harnröhre mit der Pars
membranacea der männlichen zu vergleichen, nahm man keinen Anstand, auch an ihr einen
Mxisc. pubo-urethralis s. Wilso7iii, so wie einen Muse, constrictor in dem Sinne anzunehmen, wie
dieser Muskel nach den übereinstimmenden Angaben von Santorini1). G. J. Guthrie2)
und J. Müller 3) am membranösen Theile der Harnröhre des Mannes erkannt worden ist. Bei
E. Husch ke4) z. B. finden wir die Bemerkung, der hinter dem Schambogen gelegene Theil
der Harnröhre des Weibes werde vom Muse, pubo-urethralis und urethrales transversus, und
ausserdem auch noch von Kreisfasern wie beim Manne umgeben, in welchen Theilen die
Kraft der tonischen Zusammenziehung der Harnröhre zu suchen sei. Krause5) macht die
Bemerkung: der Anfangstheil der Harnröhre werde, wie beim Manne, von dem Stratum
muscidare circulare umgeben und von dem Muse, urethralis transversus oberwärts und zu
beiden Seiten umfasst. Fried. Arnold0) beschränkt sich wie viele Andere auf die ganz
allgemein gehaltene Angabe: der Muse, urethralis s. constrictor urethrae zeige beim Weibe
im Ganzen eine ähnliche Anordnung wie beim Manne; dasselbe gelte von dem Muse, pubo-
urethralis.
Mit dieser einfachen Übertragung der die Musculatur der Pars membr. der männlichen
Harnröhre betreffenden Verhältnisse auf die weibliche steht schon die Erfahrung im Wider-
spruche, dass die willkürliche Zurückhaltung des Harns beim Weibe in einem viel gerin-
geren Grade möglich ist als beim Manne. Dies hängt nicht, wie man glauben möchte,
mit der grösseren Weite der weiblichen Harnröhre, sondern eben damit zusammen, dass
dieser eine viel schwächere und einfachere willkürlich bewegliche Muskeleinrichtung zu-
getheilt ist.
Was zuerst den Muse, pubo-urethralis anlangt, so hat James Wilson'), der vermeint-
liche Entdecker vof two muscles surrounding the membranous pari of the Urethra", seine Anga-
ben und seine Abbildung ausschliesslich nur auf das männliche Geschlecht bezogen und ich
finde bei ihm auch nicht eine Andeutung, durch welche auf die weibliche Harnröhre hinge-
wiesen würde. Gleichwohl sind von den meisten Autoren Wilson's Angaben, die sie meist
*) Septemdecim tabulae. Tab. XV.
-) On the anatomy and diseases of the neck of the bladder and the Urethra. London 1S34.
3) Über die organischen Nerven der erectilen mannlichen Geschlechtsorgane. Berlin 1S36.
4) Lehre von den Eingeweiden. Leipzig 1844, S. 342.
5) A. a. 0., S. 004.
6) Handbuch der Anatomie des Menschen. Freiburg i. B. 1847, Bd. II, 1. Abtheil., S. 209.
7) Medico-chirurgical transactions of London. Second Edition, London 1812, Vol. I, pag. 175.
Denkschriften der niathem.-iiaturw. Cl. XX. Bd. Abhandl. v. Nichtmitgliedern.
90 Hubert Luschka.
gar nicht einmal durch selbstständige Untersuchungen geprüft haben, ohne Weiteres auch auf
das Weib übertragen worden.
Bei einer anderen Gelegenheit habe ich1) mich schon in Betreff des männlichen Geschlech-
tes auf Grundlage eigener Zergliederungen mit Entschiedenheit dahin ausgesprochen: dass
der Wilson'sche Muskel in der ihm von seinem Entdecker und dessen unbedingten Anhängern
zugeschriebenen Beschaffenheit überhaupt gar nicht existire , sondern ein Artefact darstelle,
hervorgegangen aus einer willkürlichen Präparation, welche drei ganz disparate Gebilde
betroffen hat , nämlich den Ursprung des sogenannten Muse, pubo-vesicalis, d. h. eines neben
der hintern Seite des Schossgelenkes sehnig entspringenden Bündels der Längsfaserschichte
der Blase; zweitens des von mir als Pars urethralis des Afterhebers beschriebenen Muskel-
gebildes, drittens des Stratum transversale urethrae inferius des Constrictors der Harnröhre.
Beim weiblichen Geschlechte findet sich nun aber auch nicht einmal eine solche Anord-
nung musculöser Bestandtheile, welche durch irgend eine Präparation zur Herstellung eines
Muse. Wilsonü Veranlassung geben könnte. Es besteht da nämlich weder eine Pars urethralis
des Afterhebers, noch auch eine untere horizontale Muskelschichte der Harnröhre.
Der Constrictor urethrae des Mannes besteht aus zwei Bogen in der Quere verlaufender
Muskelbündel , welche jederseits an dem Lig. ischio-prostaticum ihre Anheftung finden und
von oben nach unten den membranösen Theil der Harnröhre, welcher durch sie platt gedrückt
werden kann, zwischen sich fassen. Ausserdem findet sich auch noch eine circuläre Schichte
quergestreifter Muskelfasern, welche die Bedeutung eines wahren Sphincter urethrae membr.
hat und ihrer ganzen Länge nach um diese herumgewickelt ist.
Die obere und die untere horizontale Schichte des Constrictor isthmi urethrae virilis haben
nicht die Bedeutung eines Sphincters, sonderen sie stellen den eigentlichen Accelerator semi-
nis dar. Durch ihre rasch eintretenden, energischen Contractionen schleudern sie die Flüssigkeits-
säule nach aussen, welche den während der Erection, wenn diese überhaupt von einer Samenaus-
scheidung begleitet ist, weit offenen Canal der Harnröhre allmählich erfüllt. Dass aber schon vor
dem Eintritte des clonischen Krampfes und der durch ihn bedingten Ausstossung des Samens,
Flüssigkeit in die Harnröhre ergossen wird, erkennt man nicht allein an dem feucht werden-
den Orißcium cutaneum urethrae, sondern auch daran, dass sie sich in grösserer Menge her-
auspressen lässt. Die genannte Wirkung der beiden horizontalen Schichten lässt sich expe-
rimentell leicht feststellen. Man verbindet eine, in ihrer Lichtung der weit eröffneten Harn-
röhre gleichkommende 3 bis 4 Zoll lange, an beiden Enden offene, und eine kurze am freien
Ende verschlossene Glasröhre mit einem eben so weiten etwa 1 Zoll langen Stücke einer
Kautschukröhre möglichst innig. Die ganze Bohre wird jetzt zur Verminderung der Adhäsion
ausgeölt und dann mit Wasser erfüllt. Comprimirt man nun die Kautschukröhre, die Wir-
kung jener Muskelschichten nachahmend, rasch von zwei Seiten her, dann spritzt mit jeder
Compression ein Theil der Flüssigkeit stossweise hinaus.
Während die Pars membranacea der männlichen Harnröhre von allen Seiten frei, und der
Umlagerung durch die genannte Musculatur leicht zugänglich ist, finden wir dagegen den
hintern Umfang der weiblichen Harnröhre auf das innigste mit der vorderen Wand der Scheide
verwachsen. Es entsteht dadurch eine gemeinschaftliche Wand, Septum urcthro-vaginale, deren
') Über den vorderen inneren Theil des Afterhebers beim Manne. Zeitschrift für rationelle Medicin. 3. lt., Bd. IV.
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 91
Dicke zwischen 0*9 und 1 Centim. wechselt, während die Wand der weiblichen Harnröhre im
übrigen Umfange nur 0*5 Centim. dick ist (Taf. IV, c).
Das nach aussen von der Schleimhaut gelagerte, besonders nach hinten so mächtige,
derbe, gelblichrothe Gewebe hat Regner de Graaf1) „mulierum prostata s. corpus glan-
dulosum,J- genannt und darüber berichtet: „et haec est substa?itia, quam perreptant, et in qua
terminantur ductus Uli, qui in principio ureihrae, et in inferiore antica vaginae parte reperiuntur."
In neuerer Zeit hat diese auch durch A. H aller 2) vertretene Ansicht im Wesentlichen eine
Bestätigung gefunden. Rudolf Leu ckart3) lehrt nämlich: auch das ausgebildete menschliche
Weib besitze eine Prostata, die freilich keine solche zusammenhängende Drüsenmasse dar-
stelle, als beim Manne, wohl aber wie die männliche Prostasta aus einer grösseren Menge
einzelner Blindschläuche, Folliculi mucosi, bestehe, die von der Einmündungssteile der Harn-
röhre auf die Grenze zwischen Scheide und Scheidenvorhof sich hinziehen. R. Virchow4)
fand in diesen Drüsengebilden mit den sogenannten Prostataconcretionen des Mannes nach
Gestalt und chemischer Constitution im Wesentlichen übereinstimmende Ablagerungen.
Ich habe den in Rede stehenden Drüsen bei verschiedenen Gelegenheiten meine ganze
Aufmerksamkeit zugewendet. An der Stelle des Überganges der Blase in die weibliche Harn-
röhre fand ich jederzeit eine grössere Anzahl kleiner, kaum den Umfang eines Mohnsamenkornes
darbietender Drüschen, die häufig als weissliche Knötchen über das Niveau ihrer Umgebung
hervortraten. Sie erwiesen sich nicht als einfache Schläuche, sondern als acinöse Drüsen,
deren grosse, kolbig geformte Acini zu einem kurzen gemeinsamen Gange zusammen mün-
deten. Sowohl im Inneren dieser Drüsen, als auch frei in dem Gewebe der Schleimhaut fand
ich bei erwachsenen, zumal älteren Personen, für das blosse Auge leicht erkennbare blass-
und dunkelbraune Körnchen. Nur selten waren sie rundlich und deutlich geschichtet gleich
den Prostataconcretionen, meistens zeigten sie sich unregelmässig, gewöhnlich ausgezeichnet
verästigt.
In dem die weibliche Harnröhre umgebenden derben Fasergewebe begegneten mir ver-
hältnissmässig viel weniger theils kolbenartig gestaltete einfache , theils nur spärlich ver-
ästigte Drüsenschläuche , auch wohl einfache traubenförmige Drüschen, mit wenigen, birn-
förmigen Acini. Manche dieser Drüschen mündeten in jene grösseren, in der Umgebung des
Orificium extemum ureihrae wahrnehmbaren Lacunen ein. Diese letzteren fand ich mitunter
2 Millimeter lang und mit kolbig gestalteten blinden Enden versehen. Das Gewebe ihrer
Wand producirt zahlreiche, zottenartige Auswüchse, welche nebst flachen Papillen auch der
Schleimhaut der Harnröhre zukommen. In den Drüschen der Harnröhrenwand habe ich den
Prostataconcretionen ähnliche Bildungen nicht selten angetroffen. Diese wurden von mir auch
wiederholt in den Bartholin'schen Drüsen gefunden. Sie können daher keineswegs dafür ent-
scheidend sein, dass die Drüsen der weiblichen Harnröhre als Äquivalent der männlichen
Prostata zu deuten seien, und es ist kein Grund vorhanden, sie für etwas Anderes zu erklären
als für Schleimdrüschen, gleich den Littre'schen der männlichen Harnröhre.
Das mächtige Fasergewebe, welches die Schleimhaut der weiblichen Harnröhre umgibt,
besteht vorzugsweise aus kreisförmig angeordneten Zügen organischer Muskelfasern, welche
J) Regneri de Graaf opera omnia. Lugd. Batav. 1677, pag. 212.
-) Elementa physiologiae, tab. VII, pag. 88.
8) Rubner's Mustrirte medicin. Zeitung. München 1852, Hft. 2, S. 90.
4) Archiv für pathologische Anatomie etc. Bd. V, S. 403, Berlin 1853.
92 Hubert Luschka.
in einen an elastischen Elementen überaus reichen Zellstoff eingelagert sind, der überdies
noch von einem dichten Venengeflechte durchzogen wird.
Die der weiblichen Harnröhre eigene, quergestreifte, dem Willenseinflusse unterworfene
Musculatur ist sehr unbedeutend. Sie besteht aus quer verlaufenden, nur sehr lose zusammen-
hängenden Bündelchen, welche den oberen Umfang und die Seiten der ganzen Harnröhre um-
ziehen und sich ohne scharfe Grenze zwischen den organischen Muskelfasern verlieren. Über-
lagert ist diese Schichte von einem reichlichen Venennetze. Über dem, der hinteren Seite des
Schossgelenkes zugekehrten Abschnitte dieser Muskelschichte liegt ausserdem das Lig. pubo-
vesicale medium, sowie einige medianwärts untereinander zusammenfliessende Bündelchen des
sogenannten Muse, pubo-vesicalis. Die quei'gestreiften Muskelbündel inseriren theils da an der
vorderen Wand der Scheide, wo der festere Zusammenhang derselben mit der Harnröhre
beginnt, theils verlieren sie sich vereinzelt in dem Gewebe der für Scheide und Harnröhre
gemeinschaftlichen Wand. Am letzteren Orte traf ich auch freie Enden quergestreifter Muskel-
bündel, ganz und gar vom Aussehen derjenigen, welche A. Rollet 3) im Innern verschiedener
anderer Muskeln beobachtet hat.
Jene dünne musculöse Zwinge der weiblichen Harnröhre vermag diese durch Anpressen
an die vordere Wand der Scheide zum Verschlusse zu bringen. Sie entspricht dem Stratum
superius des Muse, constrictor üthmi urethrae des Mannes, während das dem letzteren noch
zukommende Stratum inferius, so wie das Stratum circulare der Harnröhre des Weibes gänz-
lich fehlen. Das Stratum superius, das übrigens auch beim Manne nicht identisch ist mit
Winslow's2) „Muscles prostatiques superieurs"- , welche nichts anderes sind als der Muse, pubo-
vesicalis, hängt beim Weibe seitlich nicht mit einem fibrösen Streifen zusammen. Dieses
von J. Müller beim Manne als Ligamentum ischio - prostaticum bezeichnete Gebilde, das
Kohlrausch als Bestandtheil des hinteren Blattes der Aponeurosis perinealis betrachtet
wissen will, ist aber gleichwohl vorhanden; allein es zeigt eine andere Anordnung. Es läuft,
mit dem sehnigen Ursprünge des Muse, transv. perinaei superfic. und profundus in continuir-
lichem Verbände stehend, an der hinteren Fläche des Ramus ascendens ischii und descendens
jntbis in die Höhe und zerfällt in ein medianwärts verlaufendes Bündel, welches mit dem
der anderen Seite hinter dem Lig. arcuat. inj. des Schossgelenkes zusammenfliesst und in
1 bis 2 laterale Fascikel, welche neben dem Schossgelenke in das Gewebe der Knochenhaut
ausstrahlen.
IV. Die eigenthümlichen Muskeln des Dammes.
Die musculöse Grundlage jener Brücke, welche am Boden des weiblichen Beckens
zwischen zwei Offnungen, zwischen dem Ende der Scheide und des Mastdarmes befindlich,
und dieser Lagebeziehung nach von R. de Graaf3) passend „Interforamineum" genannt
worden ist, der sogenannte Damm im engeren Sinne besteht ausser den in diesen Bezirk
zum Theil eingreifenden Sphincter ani externus, Compressor bulbi und Constr. vestibuli,
aus zwei ausschliesslich ihm augehörigen Muskeln , die aber von sehr ungleicher Stärke
l) Sitzungsb. der mathem.-naturw. Cl. der k. Akademie der Wissensoh. Bd. XXI. S. 176.
*) A. a. O.j pag. 53.
3J A. a. 0., pag. 169.
Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens. 93
sind. Es kommen constant und in einem sich wesentlich gleichbleibenden Grade der Aus-
bildung vor:
1. Der Muse, transversus perinaei superficialis.
Der oberflächliche oder hintere quere Dammmuskel des Weibes ist im Verhält-
niss zum tiefen auffallend mächtig. Er ist unpaar, platt und fast bandartig gestaltet und liegt
über der Kreuzungsstelle derjenigen Bündel des Afterschliessers, die theils zur Haut treten,
welche die Commissura labiorum darstellt, theils in die Zusammensetzung des Gompressor bidbi
eingehen. Der Muskel entspringt jederseits mit einer dünnen breiten Sehne von der innern
Fläche des Anfanges des aufsteigenden Sitzbeinastes. Seine in die Quere verlaufenden
Fleischbündel beschreiben einen schwach gekrümmten, mit der Convexität nach rückwärts und
abwärts gekehrten Bogen. Der Muskel hat vorwiegend die Aufgabe den Damm zu stützen
und denselben in querer Richtung anzuspannen.
2. Der Muse, transversus perinaei profundus.
Über den tiefen oder vorderen queren Dammmuskel des Weibes sind bis jetzt nur
höchst mangelhafte Untersuchungen angestellt worden. Er wird von manchen Hand- und Lehr-
büchern mit Stillschweigen übergangen, von anderen kaum namhaft gemacht. Es ist mir sehr
wahrscheinlich geworden, dass dieser Muskel überhaupt niemals zur Ansicht mancher Zer-
gliederer gekommen ist. Dies muss ich z. B. von Fr. W. Theile1) glauben, indem er sich auf
die Bemerkung beschränkt: beim Weibe scheine er ganz mit dem oberflächlichen Damm-
muskel vereinigt zu sein. Aber auch einzelne nähere Angaben anderer Schriftsteller liefern den
Beweis, dass ihnen nicht sowohl Beobachtungen als vielmehr blos theoretische Vorstellungen
zu Grunde liegen. Diese Aussage wird z.B. auf J. Fr. Meckel's Behauptung2), dass der
Muse. tr. perinaei profundus mit dem Constrictor eunni (d. h. mit unserem Compressor bul-
borum vestibuli) zusammenfliesse, und die Scheide zu öffnen im Stande sei, gewiss ihre volle
Anwendung finden können.
Den tiefen Dammmuskel fand ich bis jetzt beim Weibe regelmässig und erkannte in ihm
stets eine ganz selbstständige Formation, deren Auffindung und klare Darlegung aber aller-
dings mit nicht geringen Schwierigkeiten verknüpft ist. Der Muskel ist nämlich kaum zwei
Millim. breit und liegt überdies förmlich eingemauert in einem derben, blassröthlichen, von
Venen und organischen Muskelfasern durchsetzten Zellstoffe. Am Ende der hinteren Wand
der Scheide liegt er 1 Centim. nach vorne von dem Muse, perinaei superßc. und geht sehnig
hinter dessen Ursprung von der innern Fläche des Ramus ascend. ossis ischii ab. Nach vorne von
dem Muskel liegen die abgerundeten Enden der Vorhofszwiebeln so wie die Barth olin'schen
Drüsen. An seinen vorderen Rand schliesst sich das untere Segment des Muse, constrictor
vestibidi so innig an, dass es zur Isolirung beider einer sorgfältigen Präparation bedarf. Er
unterstützt theils diesen Muskel und kann sich demnach an der Verengerung des Scheiden-
einganges betheiligen, theils vermag er während des Zustandes der Schwellung der Vorhofs-
') A. a. 0., S. 113.
-) A. a. 0., IV, S. r>65.
94 Hubert Luschka.
zwiebeln einen Druck auf die Bartholin'schen Drüsen auszuüben und so zur Ausscheidung
des Secretes derselben während der geschlechtlichen Aufregung beizutragen (vgl. Taf. III,
Fig. 1 h und Taf. IV, g).
Eine von den hier gemachten Mittheilungen in mehrfacher Beziehung abweichende
Schilderung des weiblichen Muse, transversus perinaei profundus hat F. Führer1) gegeben,
welcher über den fraglichen Gegenstand in folgender Weise berichtet: „Der Muse, transv.
perin. pro/, verlauft nach abwärts, hinten und einwärts in schrägen Bündeln, welche die
vordere Seitenwand der Vagina gürtelartig umgeben und so gewissermaassen einen Constrictor
internus darstellen. Er bildet an seinem Ursprünge in der Regel einen dicken Muskelbauch,
welcher alsbald jedoch in zahlreiche schmale Bündel zerfällt. Die obersten Bündel begeben
sich an die Seiten wand des Blasenhalses; der grössere Theil breitet sich um die Vagina zur
vorderen Wand des Mastdarmes und in das Interstitium zwischen beiden aus". Mit diesen
Angaben Hesse sich vielleicht der Zusammenhang des tiefen Dammmuskels mit dem unteren
Abschnitte des von mir gefundenen Constrictor vestibuli einigermaassen in Einklang bringen.
Für das Verständniss der weiteren Erörterungen dieses Autors aber stehen mir eigene Mate-
rialien nicht zu Gebote.
') Handbuch der chirurgischen Anatomie. Berlin 1S57, 2. Abth., S. 909.
Die Musculatur um Boden des weiblichen Beckens. 95
ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN.
TAFEL I.
Durch diese Abbildung sollen die Faserzüge des weiblichen Afterhebers ihrer natürlichen Lage und Verlaufsrichtung nach
zum Verständnisse gebracht werden. Das Becken eines 25jährigen Mädchens ist in reiner Seitenansicht und der normalen Inclination
entsprechend, dargestellt. Um einen vollkommenen Überblick über die merkwürdige Anordnung des Levator ani zu erzielen, wurde,
soviel es nöthig erschien, von der seitlichen Beckenwand abgetragen, Alles auf das sorgfältigste präparirt und dann erst das Object in
der geeigneten Weise aufgestellt.
Von den Beckenorganen sieht man hier das untere Ende der Scheide (a) und des Mastdarmes (4). An dem letzteren bemerkt
man den Muse, sphineter ani externus, dessen innerste Bündel reine Ringfasern sind, während diejenigen , welche die äussere Schichte
darstellen, hinter dem Mastdarme zu einem an die Spitze des Steissbeines sehnig sich anheftenden Zipfel (c) zusammentreten, vor
dem Mastdarme aber sich mehrfach durchkreuzen (d) und zum Theil in die Zusammensetzung des Conslrictor eunni superficialia
eingehen.
Die Faserung des Levator ani scheidet sich in zwei Portionen, von welchen die eine (e) an der vorderen Seite des Mastdarmes
liegt, und ein schmales, bogenförmiges Bündel darstellt; die andere aber an den hinteren Umfang dieses Organes gelangt. Diese
letztere grössere Portion des Afterhebers zerfällt der Beziehung ihrer Bündel nach in drei Abschnitte. Der kleinste (1) heftet sich
sehnig an die vordere Fläche der Steissbeinspitze; der mittlere fliesst mit dem der anderen Seite zu einer sehnigen Platte (2) zusam-
men; der vor dieser gelegene Abschnitt bildet im Zusammenflüsse mit den anderseitigen Fasern ein schleuderförmiges. durchaus
fleischiges Bündel (3), welches sich an den Spliincter ani externus anschliesst und mit diesem durch einzelne Bündel einen gekreuzten
Faseraustausch eingeht. An den hinteren Band des Afterhebers grenzt der Muse, eoeeygeus (f ) an.
TAFEL II.
Die Höhle des kleinen Beckens einer Frau ist von der Seite her geöffnet und ausserdem das Kreuzbein aus seiner Verbindung
so gelöst, dass es zur Erzielung einer möglichst umfassenden Einsicht nach Aussen gedreht werden konnte. Es soll durch diese
Abbildung die Musculatur am Ende des Mastdarmes, der Scheide und zum Theil diejenige der Harnröhre und Blase zur Ansicht
gebracht werden.
An dem Mastdarme (A) ist die Längsfaserschichte blossgelegt. Ein Bündel derselben (a) heftet sich an die hintere Wand der
Scheide an. Einige Längsfaserbündel liefen in eine, fast ganz aus elastischen Fasern bestehende, ein Band darstellende Sehne (b) aus,
welche sich an das Lig. saero-coceygeum antie (e) inserirte. Am Ende des Mastdarmes sieht man den vorderen Abschnitt der ring-
förmigen Fasern (d) seines Sphincters, sowie diejenigen (e), welche nach mehrfacher Durchkreuzung in die Zusammensetzung des
Constrielor eunni superfie. eingehen. Vom Levator ani bemerkt man eine Gruppe in die Längsfaserschichte des Mastdarmes über-
gehender Bündel (/) ; die hinter dem Mastdarme verlaufenden schleuderförmigen Bündel (g) , und diejenigen, welche zur Bildung einer
medianen sehnigen Platte (A) zusammentreten. Über dieser liegen die Anfänge der beiden Schenkel des Muse, retraetor ani (>').
An der Scheide (LS) macht sich die Faseia pelvina, und zwar ein Stück (k) des Arcus lendineus derselben bemerklich, mit
deren Gewebe die Faserung des Levator vaginae (l) in Verbindung steht. Um das Ende der Scheide zieht sich der Muse, constrielor
eunni profundus (m) herum, an welchen nach hinten der Muse, transversus perinaei profundus (n) angrenzt, hinter welchem der Muse,
trans. perin. superf. (o) gelegen ist.
Von den zur Wandung der Harnblase (0) gelangenden Längsfasern sieht man ein von der vorderen Wand der Seheide ent-
springendes Bündel (p), so wie dasjenige, welches neben der hinteren Seite des Schossgelenkes seinen Ursprung nimmt und den
sogenannten Muse, pubo-vesicalis (q) darstellt. An der Harnröhre sind von der Seite her die bogenförmig über ihren oberen Umfang
verlaufenden Bündel ihres Constrictor (r) dargestellt worden.
96 Hubert Luschka. Die Musculatur am Boden des weiblichen Beckens.
TAFEL HI.
Fig. 1. An diesem, einem 30jährigen Weibe entnommenen, mit vollkommen injicirtem Schwellapparate versehenen Präparate
sind die Muskeln der Scham, insoweit sie von der Aussenseite her darstellbar sind, zur Ansicht gebracht. Man erblickt: den Muse,
ischio-eavernosus (a), den Constrictor eunni superficialis (b), dessen eine Portion (c) über dem Rücken des Kitzlers sehnig mit dem
entsprechenden Theile der anderen Seite zusammenfliesst, während seine andere, weiter nach hinten gelegene Portion (d) unter die
Clitoris gelangt, und mit dem entsprechenden Abschnitte des anderseitigen Muskels über denjenigen Venen sehnig zusammenfliesst,
welche Blut aus den Vorhofszwiebeln zurückführen.
Vom Sphineter ani externus ist der vordere Abschnitt seiner ringförmigen Fasern (e) dargestellt, sowie die vor dem After sieh
durchkreuzenden Bündel. Die aus der Decussation hervorgehenden Bündel legen sich theils (/; an den inneren Rand des Constrictor
eunni an, theils verlieren sie sich im subcutanen Zellstoffe der Cornmissura labiorum (g).
Der Muse, transvers. perinaei profundus (h) zieht hinter dem unteren Ende der Vorhofszwiebel (i) bis zur Mittellinie und ver-
einigt sich theils fleischig, theils sehnig mit dem der anderen Seite. Der Muse, trans. perin. superfic. (k) ist ein unpaariger, an seinen
beiden Enden mit breiter Sehne angehefteter Muskel.
Fig. 2. Diese Abbildung ist hauptsächlich dem Muse, ischio-eavernosus gewidmet, welcher so viele der bisherigen Beobachtung
zum Theil entgangene Eigenthümliehkeiten besitzt, dass er durch die blosse Beschreibung kaum völlig verstanden werden könnte.
Die bezüglichen Theile sind vorwiegend von unten her gesehen. Der Verband zwischen den Vorhofsziebeln (°.(xiX>ll)) = f(xßill)) = rftl0
bestimmt werden.
3. Die Wurzel:
/i = /itl der Gleichung A"(Ai/0 = c0
/i = /i n „ 1 (Ai /jr) = jp ( A(A] ;i))
wird als vollständig bestimmt und als reell für alle diejenigen Werthe von A vorausgesetzt,
deren Intervalle durch das Folgende ihre nähere Bestimmung erhalten, und welche mit AJ,
A,° , A0° , V bezeichnet werden mögen.
4. Diese vier Werthe von A sind die einzigen reellen, in jeder Hinsicht vollkommen
bestimmten Wurzeln gewisser Gleichungen, und zwar sei:
X = A,,1 die Wurzel der Gleichungen
X = A,°
••
/ = X0°
x = v
:'hungf
j A(Aw<) - Co
1 i(A,,)=?'1(^„))
)der
■ /A, = /^
n
7?
1h = n°
jj
i ^)=P°(^>)
( A(A>/<) = ?1
!)
fX0 = fi°
•n
*
j F^^1^,«)
71
lh — A*1
Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass in Folge der oben bezeichneten Voraus-
setzungen die Gleichung // = /i1 keine Werthe von X und //, nämlich X = A01, /i = /x"1 liefern
kann, für welche A'(A ß) zwischen £0 und Ci fällt. In gleicher Weise können die der Gleichung
/i0 = fi, entsprechenden Werthe A = A01 , /i = /i01 keinem zwischen £0 und ^ liegenden Werthe
von A"(iirt entsprechen.
2.
Ausser den so eben bezüglich der Functionen fV), jc^ , A(Ai/l), Y(Aj ^ gemachten Annah-
men bedarf es keiner weiteren Beschränkungen. Dagegen müssen des Folgenden wegen alle
diejenigen Unterscheidungen bemerkt werden, welche sowohl bei der blos partiellen als bei
der gleichzeitigen Änderung der beiden Veränderlichen aufzufassen sind, und welche insbe-
sondere bezüglich des Wachsens oder Abnehmens der Functionen A'(Awi), Yßa), /iu. fi1: /i°, /i1
in dem ganzen zur Sprache kommenden Umfange eintreten können.
Es seien dX, d/x an sich positive, sehr kleine Zuwachse der Veränderlichen A, /i, deren
Beziehung zu einander in folgender Weise festgesetzt wird. Man lasse nämlich in A"(A /i} und
Yßi/L) einmal blos A um ±dX, und dann blos /x um + d\x sich ändern und setze voraus, es
Allgemeine Transformation der bestimmten Doppel-Integrale. 101
hänge A'(A/i) dergestalt von X und /i ab, dass SA, d/j. gleichzeitig positiv werden, wenn man
ihr Werthverhältniss gemäss der Gleichung
bestimmt, so können bei der andern Function Y^^ offenbar nur die folgenden zwei Fälle
eintreten, nämlich dass entweder:
oder dass
-* (A + 8?., fi) ^ -*(A, ,i + fy)
wird, wobei alle Doppelzeichen correspondirende sind.
Lässt man dagegen einmal blos X um ± öX und dann blos /j um + d/i sich ändern, und
setzt man voraus, es hänge nunmehr A*(A M) in der Art von X und /i ab, dass d!A, $z positiv aus-
fallen, wenn man sie der Gleichung
A(A + ÄA,/u) = ^(k, ii + 5p.)
gemäss bestimmt, so können bei der Function Y{K/i), deren Variable immer zu gleicher Zeit
dieselben Änderungen annehmen, ebenfalls zwei Fälle eintreten, indem nämlich entweder
JfA + oA./O ^ J (A, /! + »»
oder aber
-* (A + JA, ;l) ^ -* (A, ,/. + o»
sein kann, wo auch hier die Doppelzeichen insgesammt wieder correspondirende sind.
Es ist klar, dass hinsichtlich der partiellen Änderung der Variabein andere Fälle,
welche von den vier angeführten wesentlich verschieden wären, nicht möglich sind.
Ich werde nun die Eelationen der Werthe von A'{A ;1) , Y(A] /t) unter dem Gesichtspunkte
betrachten, dass darin beide Veränderliche sich gleichzeitig ändern, und zwar indem a
als irgend eine bestimmte Function von X gedacht wird. Dabei fasse man alle über-
haupt möglichen Beziehungen jener Functionswerthe in das Auge, welche sowohl bei blos
partieller als gleichzeitiger Änderung von X und /j eintreten können. — Man nehme zu dem
Ende an, es sei dX die sehr kleine Änderung von X, in Folge deren sich /x um d/x ändert,
oder also, es sei d/i das Differential von \i genommen nach X.
Um alle hierbei möglichen Fälle zu umfassen, gehe man von den beiden bezüglich der
partiellen Änderung so eben getroffenen Unterscheidungen aus und verfahre wie folgt.
3.
Für den ersten Fall nehme ich wieder an, es hänge A'(//1) so von X, /i ab, dass dX, ö/i
positive Werthe erhalten, wenn man einmal X + dX und dann ;i ± dji an die Stelle von X, /z,
und die beiden entsprechenden Werthe von A einander gleich setzt ; auch setze ich sofort
Y Y — Y AW 7?(°>
was immer möglich ist, da die Taylor'sehe Entwickelung als Bedingung für die vier Zuwachse
d?,o/i = dXd/i -p djid\
die Gleichung
102 Anton Winckler.
liefert, welcher durch gehörige Wahl des Zeichens und Werthes von dX immer entsprochen
werden kann.
Dies vorausgesetzt kann nun Y{X ± ^ ;1 ± d/l) zu den Gliedern der Ungleichheiten (Art. 2)
V ^ Y P,(0)
jedesmal drei verschiedene Stellungen einnehmen, und zwar in ^4<0):
y ^ y ^ y 4■ y >• y 7?(3)
-«• (A + rfA, /i + rf/i) ^Z\ x (A + JA, fi) -< J (A, p ± S/i) ±J
Entwickelt man die Functionswerthe nach der Taylor'schen Reihe und bezeichnet man
der Kürze wegen X(X< ,, Yßi w einfach durch A~ Y, so ergeben sich der Ordnung nach die
folgenden, mit den obigen gleichbedeutenden Relationen :
rf.T g, dX , rfX tf.T
rf;. rf/i ' — d X + — du > — o/x
— dl 4- — o/z > — — o/i
rfA ' rf/i ' yA dp.
dY rfr % l±) so von A, \i ab, dass dA, dji nur dann positive
Werthe erhalten können, wenn man einmal X±dX für X und dann /i + d/i für /x, und hierauf
die beiden entsprechenden Werthe von Y einander gleich setzt. Zugleich setze man
-^■(A+rJA, ii) = -<*-(A, /!+«;<) = ^(A + rfA,/i+rf/<) ^»1^1
was immer möglich ist, weil die vier Zuwachse nur der Gleichung
dXd/i = dXdn -\- d/xdX
zu genügen haben, welcher durch eine passende Wahl des eigenen Zeichens und Werthes
von dX jederzeit entsprochen werden kann.
Allgemeine Transformation der bestimmten Doppel-Integrale. 103
Ist dies der Fall, so kann nun Y^ ± dXi ^ T rf/i) , worin t?A, dfu bis auf die Zeichen gewöhn-
liche Differentiale vorstellen, zu den Gliedern der Ungleichheiten (Art. 2):
v :> V /4
J(A + JA,/t) ^ x(J,fTJji] a«
V ■< V R
J (A + -* (X, p + 8p) JJ 0
jedesmal drei verschiedene Stellungen einnehmen, nämlich in A0:
v :> v > v A
1 (A + *A, ;<) ^ ■* (A, /i + 6/1} 5? J (A + rfA, ,'» + rf/i) ^ 1
"V" >• V i* V 4
J(A + dA,/t) ^ -1 (\ + ,U,p+dp) < -L^p + Sp) -^2
V > V >• V /l
-*■ (A + rfA, ,(» + dp) SC J(A + äA, -0 ■< J-ß.p+dp) ""-3
und ebenso in B0:
2(A±