DENKSCHRIFTEN DER RAISRRLICUKN AKADEMIE DER WISSE^'^^CHAFTEN. j i MATKEMATISCH-MTÜRWiSSENSCHAFTLICHE CLASSE. SIEBENUNDFÜNFZIGSTER BAND. MIT 1 KARTE. 64 TAFELN UND 107 TEXTFIGÜREN. /■' — — 1 i i u IN COMMISSION BEI F. TEMPSKY, BOCUHANU I.KK DER K A I S E K 1. 1 C U K N AKADEMIE DEK WISSENSCHAFTEN. + tj OF COMPAHATIVE ZOO LOG Y, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. The gift of tAa) 0"^=^ DEC 5 1891 DENKSCHRIFTEN DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE aASSE. SIEBENUNDFÜNFZIGSTER BAND. WIEN. AUS DER KAlSERLICH-KÖNIGLIGHEiN HOF- UND STAATSDRUGKEREI. "■■ 18 90. INHALT. Seite Naumann und Neumayr : Zar Geologie und Paläontologie von Japan. (Mit 1.5 Textfiguren und 5 Tafeln.) 1 Nathorst : Beiträge zur mesozoischen Florn Japan's. (Mit 6 Tafeln.) 43 Ettingshausen Frh. v. : Die fossile Flora von Schoenegg bei Wies in Steiermark. I. Tlieil. (Enthaltend die Cryptogamen, Gymnospermen, Monocotyledonen und Apetalen.) (Mit 4 Tafeln.) . 61 Oppenheim: Die Land- und Süsswasserschnecken derVicentinerEocänbildnngen. Eine paläontologisch- zoographische Studie. (Mit 5 Tafeln.) 113 Krug : Theorie der Derivationen 151 Eitingshausen Frh. v. und Krasan: Untersuchungen über Ontogenie und Phylogenie der Pflanzen. Auf paläontologischer Grundlage. (Mit 7 Tafeln in Naturselbstdruck und 1 Textfigur.) 229 Bosiwal: Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. III. Petrographischer Theil. ZurKenntniss der krystallinischen Gesteine. (Mit 3 Tafeln.) 265 Toula : Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. (Mit 7 Tafeln und 41 Textfiguren.) .... 323 Hann: Das Luftdruck- Maximum vom November 1889 in Mittel-Europa, nebst Bemerkungen über die Barometer-Maxima im Allgemeinen. (Mit 2 Tafeln.) 401 Gegenhauer: Einige Sätze über die Functionen 6',';(x) 425 Adamkiewicz : Über die Arterien des verlängerten Markes vom Übergang bis zur Brücke. (Mit 3 Tafeln.) 481 Gegenhauer : Zahlentheoretische Sätze 497 Eder : Das sichtbare und das ultraviolette Emissiousspectrum schwachleuchtender verbrennender Kohlen- wasserstoffe (Swan'sches Spectrum) und der Oxy-Hydrogenflamme (Wasserdampf- spectrum. (Mit 1 Tafel und 8 Textfiguren.) 531 Zlatarski: Ein geologischer Bericht über die Srednja Gora, zwischen den Flüssen Topolnica und Strema. (Mit 1 geologischen Karte.) 559 Singer und Mütizer : Beiträge zur Anatomie des Centralnervensystems, insbesondere des Rückenmarkes. (Mit 3 Tafeln.) 569 Blanckenhorn : Das marine Miocän in Syrien. (Mit 4 Textfiguren.) 591 Graher : Vergleichende Studien am Keimstreif der Insecten. (Mit 12 colorirten Tafeln und 38 Textfiguren.") 621 Gegenbaner : Einige Sätze über Determinanten höheren Ranges 735 Rodler und Weithof er : Die Wiederkäuer der Fauna von Maragha. (Mit 6 Tafeln.) . 753 ZUR G E (I i. ( ) ( 1 J E UNDP A E Ä (.1 N T ( ) E (I G I E V ( ) N J A P A N VON E. NAUMANN UND M. NEUMAYli, (;. M. K. AlCAU. (511 il II 2v'.vlfi.]u;.cn in. 3 5 ?afof.a.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 4: JULI 1889.) I. Geologische Beschreibung des Bergiandes von Shikok von E. Naumann. I. Allgemeine Scliildening. Tritt mau von Norden licr in das Gebiet der Alpen ein, so mavkirt sicli sciion äusserlicli die Gliederung- nach Zonen auf das dcutlicliste. Zuuäelist bilden uiedere Hügel, flacbc Erlicbuugeu — sebr oft obnc Zusam- nienbaug unter einander — dcu Übergang von den Ebenen zu den Bergen. Es sind Tertiärablagerungcn vom Eocän bis zur Grenze gegen das riiocäu hinauf, welche diese niedrigen Anscliwelluugen zusammensetzen, Tertiärablagerungcn mit Süsswasserabsätzen von ansehnlieher Mächtigkeit. Die nächste streifenförmige Bodenschwclle — Verfasser hat das bayerische Alpenland im Auge — ist die Zone des Flyscb. So strittig die Frage über das Aller der unter diesem Namen zusammengefassten Bildungen auch sein mag, als Gebirgs- glied ist die zu den eigentlichen Kalkalpen überl'ülireiidc Terrainstufc auffallend scharf abgegrenzt und regel- mässig ausgebildet. Als ein circa 4 Kilometer breiter Gürtel schmiegt sie sich an das eigentliche Kalkgebirge. Der Flysclizug bildet breite, waldige üücken mit sanft abgedachten Gehängen; tief eingerissene Thiiler oder Scbluchlen, hochaufragende Gipfel sind ihm fremd. Diese Eigenthümlichkeiten der Oberflächcngestaltung sind Folge der sehr einheitlichen Zusammensetzung und der geringen Härte oder Widerstandsfähigkeit des Gesteins. Wo die Kalkalpen anfangen, da verrätli sich die Grenze sofort durch schrotY und hoch aufsteigende Felsengipfel, nackte Wände mit Schntlliahlcii und ticie Schluchten mit brausenden Wässern. Obwohl der Flyscb ganz plötzlich und unvermittelt gegen die Zone der eigentlichen Kalkalpen abbricht nnd hier eine grosse Dislocation zur Erklärung der Erscheinungen herbeigezogen werden muss, sind doch deutliche Spuren einer Verwerfung nicht wahrzunehmen.' Kolossal mächtige Ablagerungen der mesozoischen Meere liegen vor ' ICs ist (lies vielleicht der geeignete l'latz, eiiu'in Gedanken Kaum zu geben, (Ilm- in iler Lelue von der (icbirgshililung einige Beiiclitung verdienen dtirfto. Das geologische Obcrfliielicnbild niitingt sehr ott zur Aunahnic von Dislocationcn, wo Deukschrifteu der iiiatüem.-u.iturw. Cl. LVIl. Bd. 1 2 E. Nan III Uli lim J M. NcHiinnji-, uns, und merkwürdig genug ist es-, dass dieselben beinahe ausschliesslieh aus Kalli und Dolomit bestehen und der grossen Hauptsache nach nur einer Formation, sogar einer Formationsabtheiluug, der oberen Trias zukommen. Schreiten wir weiter nach Süden, so thut sich schliesslich das Labyrinth der Schluchten des Kalk- steingebirges plötzlich auf, wir steigen in das herrliche, breite Liingsthal des Inn hinab und stehen an der Grenze des Centralmassivs, an der Grenze der krystallinischen Schiefer und des wildzackigeu Hochgebirges mit seiner Gletscherwelt. Von Landeck bis Schwaz bildet der luu die scharfe Grenze zwischen Kalkzone und Fiir. 1. Skizze (k'r Insel Sliikok. Maassstab t : l.OOiKiUO. Osuminohaiu K'dnriniinnsriA'L ■'ilmaioxakv man nach den mechanischen Spiuen einer Bewegung vergebens sur'ht. Die einschlägigen Nachforschungen bleil>en wcihl in den häufigsten Fällen deshalb resultatlos, weil sich die directen Spuren des Aneinauderhingleiteus ganzer Gehirgstheile im Laufe der Zeit verwischt haben. Und diese Verwischung dürfte desshalb in so vollkommener Weise erfolgt sein, weil die Verwerfungen iu einer grossen Anzahl der Fälle nicht plötzlich, nicht mit einem gewaltigen Ruck, sondern langsam, wie die Faltenliewegung selbst, oft sogar etappenweise statthatten. Die Flexuren sowohl wie der Übergang ausgewalzter Faltensättel in Wechsel beweisen, dass es sich in einer grossen Anzahl von Fällen nicht inn katastropheuurtige Vorgänge, sondern um solche Erscheinungen handelt, welche einer sehr langen Zeitdauer bedurften. Es gibt allerdings Verhältnisse, durch welche ein Hinweis auf katastrophenartigo Gebirgsbewegungen geboten scheint. Das sind einmal die den Dislocationslinien folgen- den Thalwege und dann die Trockenlegungen grosser Ländergebiete. Letztere sind wahrscheinlich als Folgen grossartiger Schollenseukungeu aufzufassen, welche acut eintraten. Ferner muss man bedenken, dass sich das Studium der Dislocationen iu der Natur bisher keiner gedeihlichen Pflege erfreut hat, dass man erst jetzt anfängt, den grossen Verwerfungsflächen auch auf dem Wege der Beobachtung nachzuspüren. Geologie und Paläontologie von Japan. 3 Centralmassiv, weiter östlich iibernelunen Salzacb, Enns und Mürz diese Rolle, mit dem wichtigen Unter- schiede aber, dass sieb dort, wo diese Flüsse in wirklieben Längslbälern binflicssen, eine Zwischenzoue ein- schiebt, nämlich eine Zone paläozoiscber Ablagerungen, die — wie bekannt — in den ersten Phasen der Ent- wicklung der Alpengeologie ganz übersehen worden ist. Ich habe auf alle diese Verhältnisse, mit denen der freundliche Leser auf das eingehendste vertraut sein wird, hinweisen wollen, um darlegen zu können, dass mau bei einer Durehquerung des japanischen Bogens von der Aussenseite, also von Süd, Südost oder Ost her, auf ganz analoge Verhältnisse stösst, wie in den Alpen. Diese Analogie geht weit genug, um auf eine Übereinstimmung der gebii'gsbildenden Hauptvorgänge schliesseu zu lassen. Besteht eine derartige Übereinstimmung zwischen so weit auseinander liegenden Gebir- gen der Erde, so sind wir zu der Hoffnung berechtigt, dass das vergleichende Studium in Zukunft einmal all- gemeine Gesetze für die Entstehung der Gebirge überhaupt ergeben werde, die sich nicht nur auf Horizontal- schub.und Faltung beziehen, sondern die eine gewisse Aufeinanderfolge von Spaltenbildungen und Stauungen als nothwendig verlangen. Die nachfolgenden Mittheiliingen beziclien sich hauptsächlich auf diejenigen Ablage- rungen des japanischen Gebirges, welche dem Alter nach den Sedimenten der mesozoischen Zone der Alpen entsprechen, und die tektonisch ganz dieselbe Stellung einnehmen, wie die nördlichen Kalkalpen. Wir wer- den vorerst der Insel Shikok einen Besuch abstatten, um die in Japan herrschenden allgemeinen Verhältnisse, mit denen unserer heimischen Gebirge zu vergleichen und es wird sich zu diesem Zwecke empfehlen, der Insel von der Oceanseite nahe zu treten. ' Die Insel Shikok ist von länglicher Form. Ihr grösster Durchmesser fällt mit dem Verlaui' des lusel- bogens zusammen. Ein Ring bogenförmiger Ausschnitte bildet die äussere Begrenzung. Durch das Anein- andcrtreten je zweier benachbarter Ausschnitte dieser Art werden spitze Vorgebirge gebildet. So entsteht das Gap Muratozaki, das Vorgebirge von Sadazaki im Süden, die Spitze von Osuminohana, Hakosaki und Kannonmisaki im Norden gegen die Inlandsee. Die kreisförmigen Ausschnitte werden wohl auf Kcsselbriiclie zurückzuführen sein, und die breite Bucht mit der Felsenküste, die sieh zwischen den Vorgebirgen von Mura- tozaki und Sadazaki ausdehnt, ist nach einer Tradition auf diese Weise entstanden.^ Doch möchte ich an der Glaubwürdigkeit des Berichtes zweifeln. Es mag sein, dass sich noch in historischer Zeit ein Theil des in dem Bogen liegenden liodenstückes gesenkt hat, aber wenn die ganze grosse Fläche, wie behauptet wird, in so jugendlicher Zeit unter den Meeresspiegel versenkt worden wäre, dass der Mensch den Augenzeugen eines so grossartigen Schauspieles abgeben konnte, dann müsste uns offenbar Kunde in bestimmterer Form zu Gebote stehen. 1 (»Ijwolil icli sclioM viM'Scliieilcntlich Oelogciilicit gefunden li.ilie, ilaiv.iilegen, was ich nnter dem aiieli im Titel dieser Abliandlinig angewandten Aiisdniek „Bergland" verstehe, kann ieli diieli niebt uudiin, die Bezeielmung von Nenem zu ei-kliiren, nnd zwar deslialli, weil sie mir von ausserordentlicher Bedeutung zu sein selll^int. IjS besteht zwischen der ganzen Aiissenzouc und der Innenzone ein scharfer Gegensatz in der Bodenplastik. Während auf der Aussenseite der grossen Längs- spalte, also im (iebiete des Berglandes (vergl. meine Abliandlnug „Über die Geologie Japans." Comptes rendus de la troi- sieme Session du Cougres geologiqne international. Berlin 188.5, 8.43. — Naumann, „Erscheinungen des Erdmagnetismus in ihrer Abliäugigkeit vom Bau der Erdrinde." Stuttgart 1887, S. IG n. 17; ferner: „Die j.iiianische Inselwelt." Mittheil. d. k. k. geogr. (ifsellsch. in Wien, 1S87, mit geologisch-telvtonischer (ibersichtskarte) die Bodenerhebungen dicht gedrängt sie hi'ii, während sie hier, schmale und tiefe Thäler zwischen sich lassend, durch breite Rücken ausgezeichnet sind, über denen sich nur wenige Gipfel zu grösserer Höhe erheben — haben wir es auf der Innenseite mit aufgelösten Terraiuformen zu thnn, mit Ketten und Berggruppen. Hier auf der Innenseite erleidet die Tenaingestaltung besonders durch das Eiugreit'en der Eruptix gc.ateiue die mannigfaelisten Modifieationen. Das Centralmassiv ist nicht so felsig und zackig wie in unseren Alpen nnd iiu llimalaya, wahrscheinlich wi'il die Gletscher fehlen. Die Obertiächenlorm des Berglandes macht oft den Eindruck einer einfachen flachen Masse mit stark gewundenen, durch die Erosion erzeugten Thaleinschnitten. Ausser den mäandrischen Schluchten der Querthäler konnneu aber die schönsten Längsthäler vor. Letztere fehlen — abgesehen von den Längsthäleru, wcdclie direct an der Innengrenze des Ct^ntralm.assivs hinziidien auf der Innenseite der krystallinisclien Schiefer durchaus. Ich glaulie, dass sich der Ausdruck Bergland in dem hier angewandten Sinne auch für andere Erdgebiete zur Anwendung empfehlen dürfte. 2 Die Tradition ist im Nihonki.dem ältesten (Jeschichtswerke Japans, niedergelegt, und es soll die Submersiou im Jahre 684 stattgefunden haben. 1* 4 E. Nauviaii n und M. Neumayr, Wer sicli von der 8cc aus der Küste von Tos.i näliert und an Bord eines Dampfers der Laudung ent- gcgensielit, wer die dicht gcscblossenc Keife felsiger Wellenbrecher bewundert, die sich vom Cap Mura- tozaki nach NW. zieht, um ])lötzlich einer grünenden Ebene zu weichen, an deren von Wellen bespültem Saume der Mouohekawa seine Jlündung sucht, der wird gespannt sein, den Platz kennen zu lernen, an dem er das Schiff verlassen darf, mn festes Land zu betreten. Der Dampfer hält auf eine Lücke der dicht an der Küste liegenden Hügel und Berge zu, die sich westlich vom Mouobekawa erheben. Nach Überwindung einer engen, nicht ungefährlichen Einfahrt führt uns der Damjifer in ein bergumkräuztes Wasserschloss hinein. Wunderbar ist dieser Schlupfwinkel des Meeres, ruhig uud still wie ein Gebirgssee mit dunkler Fluth und steilen Ufern und mit Wäldern ringsum. Die Bucht schnürt sich zusammen zu einer immer noch breiten Strasse, auf der wir gar bald nach dem Mittelpunkt von Tosa, nach Kochi gelangen; denn dort, wo das Meer au der Spitze der Bucht den Kagamikawa, den Spiegelfluss, aufnimmt, dort dehnt sich das Häusermeer der eiust ebenso mächtigen wie prächtigen Hauptstadt. Nordwestlich von der Einfahrt zur Bai von Kochi liegt die höchste Spitze der die Bucht umschliessenden Berge, der Daigamori. Von hier aus geniesst man eine ent- zückend schöne Aussicht, und ausserordentlich belehrend ist der Kundblick, besonders insofern, als er uns mit dem kettenförmigen Autbau des Gebirges vertraut macht. Unten schieben sich von dem Bergwalle aus, auf dem wir uns befinden, gegen Norden hin dunkelwaldige Höcker in die Ebene hinein. Mitten in der Ebene liegt die grosse breite Stadt, in ihrer Mitte auf waldigem Hügel das Schloss. Jenseits der Ebene nun, die hier wie ein breiter Streifen von West nach Ost zieht, erheben sich die Bergzüge, einer hinter dem anderen, mit seltener Eegelmässigkeit ausgebildet. Das Gebirge scheint nach Norden zu freppeuförmig anzusteigen und höchst bemcrkenswerth ist das geradlinige Hinziehen der Rücken. Dicht an die Ebene grenzt der Tosayama-Zug, hinter ihm steigt der Kuromori-Zug zu viel grösserer Höhe an, und über die Schul- tern des „SehwarzAvaldes" schauen einige blaue Gipfel der kristallinischen Schiefer, des Ccntralmassivs, zu uns herüber. Fig. 2. Bliclc uacli Norden vom Daigamori aus. . Kuromori/ Der Übergang von der drüben liegenden Tosayama- Kette zur Ebene wird durch Serpentinhügel vermit- telt. Die buekellormigen Hügel, die sich auf dieser Seite unten in die Ebene hineindrängen und zwischen Kochi und der Zackenkettc des Daigamori liegen, gehören der jialäozoischen Gruppe zu. Sie ziehen weit nach Ost, nachdem sie die Bucht von Kochi übersprungen haben, bis Shimoda und darüber hinaus. Sie ent- halten mächtige Lager von Kalk, zum grossen Theil Bergkalk. Viele Brüche sind in diesem Gesteine ange- legt und grosse Kalkbrennereien sind in der Nähe von Kochi entstauden. Hier bei Kochi ist der Damm Geolof/ic 1111(1 Paläontologie Japaiis. 5 paläolitliischer Auschwclluugeu mit dem zaekigeu Zuge mesozoischer Berge (Daigamori) vcrwadisen , ösflicli von der Kocbi-Buclit jedoch bis Shimoda ist er von den mesozoischen Hligehi durcli einen verliältuiss- mässig breiten Streifen Ebene, der ziemlich genau von West nach Ost zieht, getrennt. Südlich vom Zackeu/.ug des Daigamori, der nach Süd eben so steil abliillt, wie nach Nord, breitet sicii ein niederes Hügelland aus, das bis au die Küste reicht. Dieses Hügelland ist von breiten, nach Süd ziehenden, mit Reisfeldern überklei- deten Tlialstreifen durclii'urclit. Fi:'. .'!. SfhiMiiatisclios I-*rofil diui'li die! Aiis.scu/.niu^ Vdii Sliikiik. LOH Jiahtirn,Uiosrki.,l]wchi I ii ■7khii\ Sahniva. 'TMMiamA. Serpentin, oon . ^"3 \ hiirjel '""■'»^ \y>\ -^ü'/noda. / PH '■■•'' ^y' " — -^ -' ■ ■ Mesozoische Ich lade nun den freundlichen Leser ein, mir anfeinem Kreuzzug durch die Insel von Süden her nach Norden hin zu i(dgen. Durch das Dioritvorkonnnen von Muratosaki und den Granit von Sadasaki (Isasaki) wird angedeutet, dass ursprünglich auf der Aussenseite der Insel Sliikok, weiter gegen das Meer zu, eiue alte Eruptivzone verlief. Dieselbe scheint auf Kiushiu in der That eiue Fortsetzung zu fiuden. Tertiärablage- rungeu treten längs der Küste südöstlich von Kochi auf. Steigt man westlich von der Einfahrt zur Bucht von Kochi ans Land, so liegt zunächst das schon erwähnte flache, wellige Hügelland mesozoischer Schichten vor. Nicht weit nach Norden, so steigt das Terrain jiliitzlich und steil zur Zackeukette des Daigamori an. Dieser aus mesozoischen Schieferthonen und Sandsteinen zusammengesetzte Zug stürzt nach Norden zu eben so steil ab und der Weg führt nun über jene dicht zusammengedrängte Schaar plump abgerundeter Höcker, die wir schon vom Daigamori aus gesehen haben. Sie setzen sich aus Kalken, Hornsteinen, derbem Quarz und Schiefer zusaumien und gehören dem Übergangsgebirge an. Unten in der El)ene (auchen \ielfach niedere Hügel, Wellen oder Tlateaus auf. Wir müssen kreuz und quer ziehen, um ein Urtheil iiijer die Gebirgsmasseu gewinnen zu können, die unter der Ebene liegen. An die paläozoischen Höcker, die wir verlassen haben, schliesst sich südwestlich von Kochi nach Norden zu ein kleines Meer 120 — 1.00' hoher Hügelwellen. Sie zeigen sich aus mesozoischen, gelben Schieferthonen zusammengesetzt. Mitten im Terrain der Schiefcrthone taucht ein niederer Hügel alten Quarzes auf, der sich durch seine Sterilität wie durch seine felsige Oberfläche gegen das grüne, umliegende Land sehr entschieden abhebt. Nach Norden folgen dann, immer noch in der Ebene, Serpentine und Diorite. Jene sind aus diesen hervorgegangen. An die Serpentin- und Dioritplateaus schliessen sich Sehieferthone, etwas Conglonierat und Sandsteine von mesozoischem Alter, weiter Quarz, wahrscheinlich jjaläozoisch, und nach Überschreitung eines Serpentiubandes sind wir am Fusse der vorerwähnten Hochstufe augelangt, die ich als Tosayama- Zug bezeichnete. Hier, wo es steiler ansteigt, macheu sich mit dem steileren An.stieg sofort alte (paläo- zoische) Qnarzite geltend. Der Quarz nimmt zum Serpentin übergreifende Lagerung ein. Es hat den Anschein, als wäre der Serpentin durch die Quarzmasse übersehoben. An anderen Stelleu des Randes der Ebene ist der Serpentin durch mesozoische Schichten überschobeu. Dieselben werden aber dann nach Norden zu durch alte Quarze abgelöst, obwohl nur auf kurze Erstreckung hin. Erst in derNähc vonGanegoye, einem passartigen Übergang westlich von Rioseki, behalten die paläozoischen Ablagerungeu die unbedingte Ober- hand und machen nur einigemal den mesozoischen Schichten Platz. Vom Gancgoye ans gesehen markirf sicii die Grenze der alten Ilervorragungen gegen die jüngeren Füllungen auf das deutlichste. (Fig. ob.) Räumlich beschränkte Einpressuugen mesozoischer Gebilde scheinen in dem TosayamaZug sowohl, wie in deniKuromori-Zug vorhanden zu sein, aber eine irgend bedeutungsvolle Entwicklung gewinnen die jüngeren Sedimentärgebilde in den sich an das Centralmassiv nach aussen direct anschliessenden Gürloln nicht. (5 E. NainiKiiiii nnil M. Ncumayr, Fig. 'ih. Blick nach Ost von GiiiMigoj'e ans, die (iiiuizc der alten (iesteine gegen die me&ozoiselien Hügel zeigend. AlUJHöchrr Kalkwand' Eine der gesegnetsten Ortscbaften am Rande der blühenden Ebene von Tosa ist Riosekimnra. Von hier aus unternahm ich gelegentlich der zwei Reisen, welche mich nach der Insel Shikok führten, zahlreiche Excursioiien. Riosekimnra möge uns auch jetzt, wo wir das zwischen der soeben beschriebenen grossen Muhlc und dem Centralniassiv gelegene Berghind kennen lernen wollen, als Ausgangspunkt für die nach Norden gerichtete Durchquerung dienen. Etwa 3 Kilometer nördlich von Riosekimnra, da wo das Thal plötzlich in rechtem Winkel nach AVest umbiegt, um einem anderenPfade als dem unseren folgend, zum vorerwähnten Ganegoyc hinaufzuführen, ver- liisst man das mesozoische Gebiet. Etwas nordwestlich von diesem Punkt steigen paläozoische Massen in Form jäh aufragender Felswände aus dem tiefer gelegenen, stark zersägten Hügellande empor. Bald begegnen wir auch auf unserem Wege einer senkrecht aufragenden Felswand. Sie gehört zu einer dykeartig aus dem Hange anfragenden und l)is zum Rücken hinaufziehenden Masse rothen Quarzes. Der Fels hat einen besonderen Namen: Akadake oder ,.Rothcnstein". Die dicken .Schichtenplatten fallen steil nach Süd. Fig. 4. Aussieht nai-li Süd von Sadt^noniine aus. Muroiazdii/ Zakoyama/ Monohekanxu audaJo.Korhiy Dai(janioriJ_^ Circa 5 Kilometer nördlich von Rioseki gabelt sich das Thal, dem wir bisher gefolgt sind. Die alte Strasse zieht rechts nach oben. Wir folgen erst dem linken Thalzweige und steigen bald den steilen Hang Geologie imd Paläonfo/of/ie von Japan. 7 hinauf. Vor der Gabelung standen iiocli einige .scnkreciile, grosse Quarzfelsen mit senkrechter Schichteu- steilung an. Aul' dem Anstieg stossen wir um Hange auf Sdiieier und gewundene Hornsteinschichteu. Quarz- gesteine spielen die Hauptrolle. Weiehe, thonige Gesteine von gelber Farbe, die au einigen .Stelleu auftreten, werden als Zersetzungsproducte anzuseilen sein, nicht als Glieder der jüngeren Formationen. Von der Höhe des Sadenomine aus öftnet sich eine prächtige Aussicht nach Sud, auf den Lauf des Mono- bekawa mit seiner Mündung, auf die Berge und Hügel zwischen Ebene und Meer, die wir vorhin kennen gelernt haben, und die Ausläufer und Joche der Höhen des Sadenomine. Der Weg zieht weiter nach NW. in das Thal des Ananaigawa hinunter. Auf dem Al)stieg linden sich Quarz und etwas Thonseiiiefer. Diese Lagen von schwarzem Quarz mit viel Manganerz beanspruchen insofern ein hervorragendes Interesse, als sie ebenso wie die rothen Kadiolarieuschiefer der alten Foimationeu an die Tiefsee erinnern. Die Kadiolarieuschiefer scheinen aucii mit solchen Manganvorkommnissen auf das Innigste verknüpft zu sein, und ich möchte künftige Beobachter darauf aiifnieiksani machen, dass dieser Punkt ganz hervorragender Beachtung wertli erscheint. Nahe der Mündung des von Westen herkommenden Kuwanogawa verrathen sich gewundene llornsteine. Wir überschreiten nun nach Kreuzung des Kuwanogawa die von der Flnssgabel gehaltene Lehne, l)iegen dann reciils, kreuzen von Neuem ein Flüsscheu, lernen einen Wald von Bambus und f'rypinmerien kennen und steigen nach Gewinnung einer den Bergen zur Linken entwachsenden Bodensehwelle wieder zum Ana- naigawa hinab. Beim Abstieg treten gelbe Schieferthone aui, welche den mesozoischen von Rioseki zum Ver- wechseln ähnlich sehen. Kaum ist der Ananaigawa erreicht, so folgt auch schon links vom Wege Idziimiga- tani, ein kleines Seitenthal, das wegen des Vorkommens triadiseher Kalke unser Interesse beanspruchen muss. Hoch oben ragen zu Iläupten des Thaies zahlreiche Felsen (walirseheinlicb Quarz) aus den grünen Hängen auf. Die Gerolle des Flüsscliens bestehen aus grünem Quarz, grauem, von Quarzadern durchsetztem Sandstein, blauschwarzem, sehr schön spaltendem Thonseiiiefer. Alle diese Gesteine dürften mit Ausnahme des Quarzes mesozoisch sein. Die Versteinerungen finden sieh in einem Block von Kalk, der von früher her, als man noch im Thale die Kalkbrennerei betrieb, übrig geblieben ist. Sonst sind keine Spuren von Kalk aus- findig zu machen. Das Gestein scheint abgebaut zu sein. Etwa 400 Meter nach dem vorerwähnten Punkt — wir folgen jetzt dem nach Osten zu fliessenden Ananai- gawa — kommt aus Nord ein etwas grösserer Zuflnss. Derselbe führt Quarz in grosser Menge, ausserdem Diabasmandelstein und etwas Schalstein. Wir befinden uns hier am Ausgange des Thaies von Miyadani zu Kurodakino Haidate und bewundern einen herrlichen Hain von japanischen Cedern, in welchem Bäume von 24 Fuss Umfang vorkommen. Auf der Wanderung nach Ananaimura treten uns nun cigenthümliche, grüne, durch kleine rothe Knollen ausgezeichnete Schiefer, mauganhaltige Kieselschiefcr und rothe Kieselthonschiefer entgegen. Kurz vor Ananai fordert ein glatt polirter, flach gewölbter Felsenbuckel rechts vom Wege, ein „Kaga- miiwa" oder Spiegelstein (Kagami = Spiegel, iwa = Fels) unsere volle Aufmerksamkeit. Die merkwürdige Erscheinung, für die Shikok Beispiele in Fülle bietet, soll weiter unten ausführliche Besprechung finden. Dicht bei Ananai ist eine Kalkbrennerei errichtet. Der Kalk kommt von Tokudani. Er ist licht von Farbe und ganz so beschatfcn, wie der von Shimoda. Er enthält Fusulinen und Crinoidecn. Das Längsthal des Ananai- gawa fliesst mit nur geringem Gefäll naeli Ost und trennt eine niedere Stufe im Süden, die Stufe, welche wir im Sadanomine soeben übersehritten haben und dem Zuge des Tosayama entsiiricht, von einer weit höheren und breiteren Zone im Norden, der wir nunmehr entgegentreten. Nur wenige Hundert Meter nach Ananai führt der Weg in ein von Norden herkommendes Thal ein. Nicht lange haben wir diesen Thalweg betreten, so ändert sich die Richtung von Neuem, in ein aus W. und NW. kommendes Thal einlenkend. Wir gehen über einen hohen, schwankenden Steg und folgen dem linksseitigen Gehänge. Gewaltige Massen von weissem, derben Quarz stehen an mit NG5.0. S050. Dann folgen gewun- dene Quarze; das Fallen wird steiler, fast senkrecht. Nun erscheint in grossen Massen und mäi-htigc Felsen bildend, weisser Quarzit, fast ganz massig, sehr compact und von nur wenigen grossen Klüften 8 E. Nuiimaiui und M. Ncnniti ijr, durclisetztj so das« bei der langsamen Zertriimmenuii;- des Gebirges kolossale Klötze die Hänge hei'unter- gerolll, sind. Die Quavzite werden abgelöst durch eine ziendicli mächtige Masse hellvioletter bis kupferrother, sehwachglänzender Schiefer. Unten tost ein Wasserfall, daneben stellt ein kleiner Tem|)el im Waldesschatten nnd in der Grotte zwischen den Felsen sollen, wie uns der Führer erzählt, fabelhafte, schlangenartige Wesen hausen. Grosse Massen rother und grüner Schiefer schliessen sich an die vorgehenden Gesteine. Dann folgt etwas hellgrauer und schwarzer Schiefer. Das Fallen ist oft senkrecht, meist steil nach Süd; das Streichen sehr regelmässig. Drüben an einer circa 100 Meter hohen Felswand treten sehr schöne regelmässige Schichtenbiegungen auf. Die Schichten stehen ganz oben fast senkrecht, fallen nach unten zu immer deut- licher nach Süden ein, bis sie ganz in der Tiefe ein Fallen von etwa 40° angenommen haben. Am Wege stehen nun hellgraue, stark quarzige Schiefer an mit N 80 0. S 40. Es folgen hellgraue Schiefer und rothe Schiefer wechsellagernd, etwas Asbestschiefer und schliesslich behalten rothe Thonschiefer unbe- dingt die Oberhand und wechseln nur stellenweise mit dicken rothen und weissen Quarzlagen. Das Fallen wird steiler, senkrecht und geht noch vor dem Pass in ein nördliches über. Wir haben die Höhe des Akaaretoge erreicht. Vor uns und nach Norden zu liegt das Centralmassiv mit seinen zahlreichen, hoehansteigenden Gipfeln. Fig. 5. Blick auf das Ceutrahnassiv vom Akaarotogo aus. Mominoyama/ Sarudagoshi/ Shiragu/amay Kurz nach dem Pass stehen grüne Schiefer au mit Fallen GO N. Dann folgen ganz dichte Diabasgesteine in ziemlich grossen Massen. Etwa 250 Meter unterhalb des Passes folgt ein grünes Conglonierat. Die Frag- mente sind sänimtlich von flacher Form und liegen sehr regelmässig einander parallel. Die Einschlüsse stim- men mit der Grundsubstanz überein. In riesiger Mächtigkeit erscheinen nun grüne Schiefer, hie und da von Diabas abgelöst. Die Lagerung wird sehr flach, das Fallen ist aber immer noch nördlich. Einige Kilometer von Motoyama treten hellgraue bis weisse Kalke auf. Versteinerungen vermochte ich hier nicht nachzuweisen. Der Kalk bildet eine sehr dicke Masse. Das Fallen ist bei Motoyama allenthalben Nord. Wir sind nunmehr in das grosse, breite Längsthal des Yoshinogawa eingetreten. Diese weite Mulde des Gebirges entspricht ganz genau unserem Innthal. Ihre Tiefenlinie bezeichnet ziemlich scharf die Grenze gegen die Zone der krystallinisclien Schiefer. Motoyama ist ein grosser, wenigstens von weitem freundlieh aussehender Ort. Früher waren hier eine Anzahl Shizoku's stationirt. Es ist jedenfalls der bedeutendste Ort im oberen Yoshinogawa-Thal. Die Thal- ebene ist auf das sorgfältigste cultivirt, durchgehends mit Reisfeldern überkleidet. Wir sind mit der Zeichnung des Profils, so weit uns dasselbe mit Eü«ksicht auf den Gegenstand dieser Abhandlung interessirt, zu Ende. Es wird jetzt klar sein, welche Rolle die durch Diorite, Serpentine und vor Geologie und Paläontologie von Japan. 9 Allem durch mesozoische Gebilde ausgezeichnete grosse Mulde im ganzen Gebirge spielt. Erinnern wir uns an die in unseren heimischen Alpen herrschenden Verhältnisse, so niuss es auffallen, einen wie verschiedenen Antheil die paläozoischen und die mesozoischen Gruppen am Aufbau des japanischen Gebirges nehmen. Hier bei uns bilden die mesozoischen Gebilde — fast durchgängig Kalke und Dolomite — eine grosse breite Zone und ilirc Schichten sind zu grossen, n]ächtige Berge bildenden Falten gestaut, dort liegen die Gebilde der Trias, des Jura und der Kreide in der tiefen Eiusenkung des älteren Gebirges und die mehr sandigen oder tho- nigen Gesteine, zum grossen Theil Seichtwasserbildungen, bilden nur Hügel oder Berge, welche sich keines- wegs zu irgend bedeutender Höhe erheben. Hier zwängt sich das paläozoische Gebiet z. B. bei Saaifeld in Form niedrigen, sanft welligen Hügellandes zwischen die breiten Kalkalpen und die krystallinischen Schiefer ein; dort sind es gewaltige Massen des paläozoischen Zeitalters, welche auf der Aussenseite des Central- massivs ansteigen ; dort bilden sie hoch ansteigende Eücken und behaupten die unbedingte Oberherrschaft den mesozoischen Gebilden gegenüber. An die Stelle unserer Kalkalpen tritt also in Japan eine Schieferzone, das eigentliche Äquivalent der Kalkalpen aber beschränkt sich auf die Ausfüllung grosser breiter Mulden oder auf Einquetschungen in die älteren Falten. Leider zeichnen sich die paläozoischen Ablagerungen durch grosse Armuth an Versteinerungen aus. Als hervorragend wichtig wollen wir hier einige den Schichtenverband betreffende Punkte hervorheben. Zunächst verdienen die Bergkalke, da sie ilirer Versteinerungen wegen treffliche Horizonte abgeben, hervorragende Aufmerksamkeit. Die Einwohner der Provinz Tosa rühmen den Reichthum ihres Landes an Kalk, und man nimmt allgemein drei parallele Züge an, deren uördliclister den Kalkvorkommnissen bei Motoyania entspre- chen würde, während die anderen den Kalken des Tosayama und von Shimoda entsprechen. Nächst den Kalken sind es die manganführenden Kiesel und die Eadiolarienschiefer, welche unser Interesse in vollem Masse beanspruchen. Sie scheinen im Schichtenverband nicht weit von dem Bergkalke entfernt zu sein und werden wohl noch zum Carbon gehören. In hohem Grade sind die ganz bedeutenden Quarzmassen, welche im paläozoischen Gebirge Shikoks eine so grosse Rolle spielen, der besonderen Hervorhebung werth. Sie erscheinen gewöhnlich auf dem Rücken der grossen Züge, welche direct ausserhalb des Centralmassivs liegen. In anderen Theilen des Landes habe ich wohl grosse Hornsteinmassen gesehen, aber nicht so mächtige Quarzablagerungen von der Beschaf- fenheit wie sie Shikok bietet. Da nun auf Sliikok die Grauwacken so stark zurücktreten, fast ganz verschwin- den, .so liegt die Annahme nahe, dass die weissen Quarze und Quarzite von Shikok ein Äquivalent der Grau- wacken bilden. Ferner muss auf die Diabase und Scbalsteine mit grünen Schiefern hingewiesen werden, welche gegen das Centralmassiv hin eine so wichtige Rolle spielen. Nicht nur, dass sie in so grosser Mächtigkeit auftreten, sie erscheinen auch mit ganz auffallender Constanz direct an der Aussenseite der Zone krystalliuisclier Schiefer. Auf Shikok kann man sie jedenfalls bei jeder Durchkreuzung des Gebirges uachweiseu. Sie bilden für sich eine Zone. Auch im Norden, im Kitakami-Bergland, habe ich die an ausgedehnte Eruptiverscheinun- gen erinnernden Gebilde in eben so grosser Mächtigkeit und auch sonst unter ganz analogen Erscheinungsfor- men, wie auf Shikok nachweisen können. Ich möchte die künftigen Beobachter auf das Profil Miyako-Morioka uufnicrksam machen. Der letzte Theil dieser Strecke gegen Morioka zu wird, bis Granite auftreten, von Dia- basen, grünen Schiefern und schönen Schalstcinen eingenommen, t'brigens sind es hauptsächlich geschich- tete, aus eruptivem Material zusammengesetzte Gesteine, also Tuffe, welche die „grüne Zone", wenn ich mich so ausdrücken darf, bilden. Massige Eruptivgesteine spielen eine untergeordnete Rolle, und wo sie auftreten, erscheinen sie — wenigstens in der Regel — nicht in Form von Gängen, sondern in deckenförmiger Lagerung. ' ' Ich liabo schon oben einige sehr auffiillcude Chaiaktfirzüge des jaijauischen Gebirges angefiilnt, die eine von den Vcrliältnisscu der .\lpou abweiclieude Entwicklung bcliuuden. Ancli die grüne Zone bietet einen soldien (iegensatz. Alte 'l'nll'bildnngen, wie wir sie auf Shikok in stieii'enf'öruiiger Entwicklung anf der Aussenseite der l'on der Brücke bis hieher waren es kaum 2 Im. An einem grossen Block bemerkte ich kleine spie- gelnde Flächen, die zusammen flache, unregclmässige Wellen bildeten. Die polirten Flächen zeigten graue bis bräunlichgraue Färbung. Die Politur war sehr vollkommen; der Block in der ganzen Umgegend wohl bekannt. Über sonstige Vorkommnisse spiegelnder Felsen am Südrande der Ebene konnte ich Nichts in Erfah- rung bringen. Das Gestein des Blockes erwies sich als Quarz und genau identisch mit dem von Uemura, Ren- niyoji u. s. w. Es ist gewiss auffallend, dass das Material der durch Dislocation erzeugten Schliffe überall dasselbe ist. Ich begab mich nun zurück nach der Strasse, einen Feldweg verfolgend. Erst standen auf kurze Strecke hin noch Quarze an, dann zeigten sich die runden, welligen, 1^:0—150 Fuss hohen Hügeln aus meso- zoischen, gelben Schiefevthonen und Sandsteinen zusammengesetzt, aus genau denselben Gesteinen wie bei Rioseki. Mitten im Terrain der Sehieferthone tauchte ein schon früher erwähnter niederer Hügel alten Quarzes auf, der sich durch seine Sterilität, wie durch die felsige Oberfläche gegen das grüne umliegende Land sehr entschieden abhob. Als sich mein Pfad einem kleinen, durch die Felder ziehenden Graben anschloss, plump- sten Hunderte von Schildkröten in das Wasser, und ich erstaunte, einen neuen Beleg für die üppige Entfal- tung des Thierlebens in der bergumkränzten Provinz Tosa zu linden. Das Klima ist hier den Organismen eben so günstig, wie die sonstigen Lehensbedingungen. Wieder bei der Brücke angekommen, tührte mich die Reise weiter nach Westen. Ich war nicht weit gekommen, kaum eine halbe Stunde weit, als ich von Neuem Veranlassung fand, einer Mittheilung der immer freundlichen, entgegenkommenden Bauern folgend, zu Azakuramura, Aza Miyanooku, die Strasse zu verlassen, und eine Merkwürdigkeit ins Auge zu fassen. In der ganzen Provinz Tosa sind Hügelgräber von zuweilen recht ansehnlichen Dimensionen, mit grossen Steiukammern im Innern, sehr weit verbreitet, und ich kann mit Bestimmtheit behaupten, dass sie sich zu Hunderten finden. Das Alter dieser Grabstätten ist, wenn sich auch Beslimmteres darüber nicht feststellen lässt, kein besonders hohes. Sie reichen sicher noch ein gutes Slüek in die historische Zeit hinein, über welche wir schriftliche Überlieferungen besitzen, vielleicht sogar noch bis in das zehnte, eilfte Jahrhundert. Meinem freundlichen Führer durch das Häusergewirr folgend, gelangte ich bald an eine erhöhte Stelle, wo sich im Rücken eines Bauernhauses auf den ersten Blick zeigte, dass die Ort- schaft auf ihre Sehenswürdigkeit stolz sein konnte. Ich befand mich einer grossentheils freigelegten, aus lose aneinander gefügten Steinblöcken bestehenden Grabkammer gegenüber. Den Eingang zur Kammer bildeten zwei parallele Mauern, dann trat man durch eine Öffnung in das geräumige Innere; die Öffnung war \-dm breit, l-\Om hoch; vom Innern der Öffnung bis zum letzten Deckstein betrug die Entfernung 2-bm, vom Innern der Öffnung bis zum Anfang des Eingangs 4-5 w, Breite des Eingangs 1-9 h;, Länge der Kammer 5-25 m. Die Grabstätte hat insoferne ein für uns gewichtiges Interesse, als die meisten der grösseren Blöcke, Geologie und Paläontologie von Jdjicn. 23 aus deucn sie erbaut ist, natürliche Spiegelflächen aufweisen und diese Blöcke sind von gewaltiger Grösse. Einer der rechteckig zugehaueneu Klötze, und zwar der, welcher die Kammer hinten abschliesst, ist nicht weniger als 2-35}« hoch und 2' 5m breit. Es scheint, dass mau seinerzeit mit grosser Sorgfalt nach den Steinen suchte, und es dürfte kein Geringer hier begraben worden sein. Dem Spiegel kommt noch jetzt ebenso wie in allerältester Zeit im Sliiutoismus, der angestammten Religion der Japaner, eine sehr wichtige Rolle zu. Au die spiegelnden Felsen mögen besonders in alter Zeit religiöse und abergläubische Vorstellungen geknüpft worden sein und möglicherweise ist dies noch heutigen Tages der Fall. Zum Schlüsse ist noch ein Spiegelfels zu erwähnen, der sich mitten im Becken von Sakawa befindet, und zwar zu Murowara Ige am Westrandc des Schlosshügels. Hier ragt ein hoher Fels aus Quarzgesteiu auf, mit plaftigen, starkgewundenen Schichten. Der Fels zeigt drei Spiegelflächen mit folgenden Stellungen: NS circa 500; N55 W, senkrecht und NS, senkrecht. Die Spiegelflächen zeigen starke Windungen, aber keine Streifung. An einer Stelle ist allerdings eine knotige Kluftfläche zu constatiren. Dieselbe ist indessen von sehr beschränkter Ausdehnung. Sic errinnert sehr an die oben eingehend beschriebene Erscheinung von Okudani. Wie aus dem vorstehenden Capitel über die Spiegelfelsen hervorgehen dürfte, sind meiue mit der letzten Reise nach Shikok verbundenen Bemühungen nicht ganz ohne Erfolg geblieben. Allerdings bin ich mit diesem Erfolge nicht so weit gekommen, wie ich gewünscht hätte. Es ist mir nicht gelungen, grosse zusammen- hängende, weit durch das Gebirge ziehende, durch Schliffe, Streifungen, und Politur gekennzeichnete Dislo- cationsflächen nachzuweisen. Aus der Gesammtsumme der Beobachtungen muss man wohl den Schluss ziehen, dass die Bewegungen, über welche das Studium der Dislocationen aufklären möchte, besonders in der Nähe der Oberfläche ausserordentlich complicirt gewesen sein müssen, da sie nicht stetig, regelmässig vor sich gingen, sondern vielmehr ruckweise, manchmal schnell, manchmal langsam und die vorhergehenden Wirkungen wieder verwischend, statthatten. Merkwürdig bleibt immerhin die lange Reihe der die Bewegung der Gebirgs- theile gegeneinander verratheuden Klüfte, welche sich von den schönen Spiegelfelsen vonNue im Katsuragawa- Becken her weit nach Westen hin den Nordrand der Ebene von Kochi entlang bis in das Sakawa-Beckeu hinein verfolgen lässt. Allerdings müssen wir, was den Antheil der Ebene von Kochi betrifft, mehrere der besonders schön entwickelten Verschiebungsklüfte ausscheiden, nämlich diejenigen, welche nicht als Über- schiebungsflächeu, sondern als Blätter oder Verschiebungsflächen aufgefasst werden müssen (Okudani). Ich möchte noch darauf hinweisen, dass sich das Material der geschliffenen Blöcke und Felsen auch für petro- graphische und mikroskopische Untersuchungen empfehlen dürfte. Vielleicht führt die Anwendung dieser Methoden zu Schlüssen, welche geeignet sind, einigen Aufschluss über die sehr verwickelten Vorgänge zu liefern. Es ist nicht unmöglich, dass die Übereinanderlagerung von Rutschflächen ihren Grund hat in einer Wiederverldttung der Theilchen nach vorgehender Zertrümmerung durch Druck. Hoifentlich werden meine Beobachtungen von den japanischen Geologen in Bälde ergänzt, hoffentlich werden sich auch in unserem heimischen Gebirge die Dislocationen einer eingehenderen Aufmerksamkeit zu erfreuen haben. Bisher sind diese in hohem Grade beachtenswerthen Phänomene leider nur zu sehr, fast gänzlich muss man sagen, ver- nachlässigt worden. Stratigraphischc Untersuchungen haben allgemein die Verfolgung tektonischer Fragen, wie auch solche aus dem Gebiet der physikalischen Geologie überwuchert und unterdrückt. Ich bin Überzeugt, dass sich auch in unseren Alpen die Spuren der Dislocationen in grösserer Zahl finden werden, als sie bisher bekannt geworden sind, wenn man ihnen nur richtig nachspürt. Am Hochfellen konnte ich eine grosse Dislo- cationskluft mit wellenförmigen Streifen nachweisen. Die Leutatschklamm zeigt Spuren der Gebirgsbewegung auf das deutlichste und auch am Risserkogistock sind solche Erscheinungen, obschon in kleincrem Masstabe, zu finden. Es erübrigt, die geologischen Veihältnisse derjenigen Theilc Shikoks, mit denen wir uns im Vorstehenden beschäftigt halten, noch von einem nnilcnn Gesichtspunkt, nämlich Aon dem generellen ans, zu beleuchten. 24 E. Naumann nnd M. Nenmayr , Wir wollen es versueben, die A'erbiudung mit den übrigen Gebieten des Archipels herzustellen. Die meso- zoische Mulde, der wir unser Augenmerk in erster Linie zugewandt haben, gebort zu der Ausseuzone. Nach den Darlegungen dieser Abhandlung lässt sich die Gliederung der Aussenzone in streifenförmige Bestandtheile schon jetzt durclifiibren. Au den Streifen der krystalliniscben .Schiefer und das Centralmassiv schliesst sich nach aussen bin der Zug grüner Scbiefer, dann folgt das Band der Quarzite, dann die niesozoiscbc Mulde, der Sakawa-Rioseki und Katsuragawa angeboren, dann ein Sattel paläozoischen Alters mit Bergkalken, eine neue Mulde, der niesozoiscben Zeit angebörig und dann wieder ein paläozoischer Sattel, auf den dann nach aussen hin ein scbneller Wecbsel zwischen älteren und jüngeren Gebilden folgen dürfte, so dass wir also ein all- inähliges Ausklingen der faltenblidenden Kräfte in der Richtung in der sie wirksam waren zu constatiren hätten. Auf der Insel Sbikok sind die Verbältnisse des Baues ungestörte, viel einfacher und klarer als in irgend einem andern Tbeile des ganzen Arcbipels. Deshalb wird gerade die genannte Insel weiteren Studien, besonders Aufnabmsarbeiten zu unterwerfen sein, ebe über so verworren gestaltete Gebirgstbeile. wie es die in der Nacbl)arscbaft der Fossa magna gelegenen sind, sticbbaltige ürtlieile gefällt werden können. Sind die Gebeimnisse der Strnctur, welche auf Sbikok herrscheu, noch keineswegs endgiltig aufgeklärt, so sind wir doch in der Lage, zwischen diesem Gebirgsstück und dem Berglande von Quanto eine Parallele zieben zu können, an der sich nichts ändern lässt. Die Mulde von Sakawa, Kocbi und Katsura ist derjenigen direct zu vergleichen, welche aus der Nachbarschaft des Yojitoge nach dem Becken von Chicbibu zieht. Letztere hat neuerdings in den Publicationeu der geologischen Aufnahme von Japan (vergl. besonders das zweite Blatt der Übersichtskarte im Massstab 1 : 400.000) Dars eilung gefunden. Mit einer eingebenden Bearbeitung einer Geologie des Quanto und der angrenzenden Gebiete ist, einer Veröffentlichung vom vorigen Jahre zufolge, Harada zur Zeit beschäftigt. Der zu erwartenden ausführlichen Schrift über die Geologie des Quanto hat der Verfasser einen Versuch vorausgehen lassen, nämlich den „Versuch einer geotektoniseben Gliederung der japanischen Inseln". Dieser Versuch strebt dahin gewissen Erscheinungen eine durchaus andere Deutung zu geben, als ich sie früher aufgestellt habe und noch jetzt mit voller Entschiedenheit festzn- balteu mich gezwungen sehe. Ich möchte noch einmal auf die Parallele zwischen dem Aufbau Quanto' s und Sbikok's hinweisen. Ichmöchte auch darauf aufmerksam machen, dass, wie ich schon früher hervorgehoben habe, das Akaishigebiet ganz dieselbe Rolle spielt wie das Bergland von Quanto, von Kii, von Sbikok, Kiushiu und der nördlich gelegene Abschnitt der Aussenzone des ganzen Gebirges. Das japanische Gebirge lässt sich nicht zerreissen. Es ist von einheitlichem Bau. In der Nähe von Tokio, dort wo der grosse Fuji, der höchste Berg des Landes, emporsteigt, werden die Faltenzüge stark nach dem japanischen Meere abgelenkt. Eine nähere Prüfung der Region , in welcher die Ablenkung erfolgt, der „Bruchregiou", ergibt das Vorhandensein einer grossen, von einer Küste zur andern ziehenden, auch änsserlich deutlich ausgeprägten Unterbrechung des normalen Baues. Hier liegt eine Lücke vor. Grosse Vulkane steigen daraus hervor und bekunden nach ihre reihenförmigen Anordnung das Bestehen einer gewaltigen Spalte, welche quer zu dem ganzen Gebirgsbogen verläuft. Wenn man sich die Vulkane wegdenkt, so resultirt eine grabenförmige Depression mit hohen Gebirgsrändeiu . Diese Depression habe ich zuerst „GrosserGrabcn" später „Fossa magna" genannt. Für die Bezcchnnng Graben entscliied ich mich damals, um vor Allem auf eine merkwürdige Formerscheinung hinzuweisen, um mit dem gewählten Ausdruck an die hochwichtige Thatsache zu erinnern, dass die Rückbiegung der Falten durch eine quer über die Insel ziehende, grabenförmige Vertiefung angezeigt werde. Der einmal gewählte Name sollte eine an die Formen- erscheinungen sich anlehnendeLocalbezeichnung sein, und die Absiebt, durch die Bezeichnung eine bestimmte Deutung der Erscheinung auszudrücken, bestand keineswegs. Ich habe mich auch bei verschiedenen Gelegen- 1 Tokio 1888. Siehe auch eine briefliche Mitthoiluug Ilarada's an Siicss, Aknderaisclier Anzeiger Nr. XVII. \Vicn 1887; dann: Naumann, Fnjisan, .laliresbericlit der geogr. Gesellschaft in MüneluMi liii- 1887. Müuclien 1888, S. i). Geolof/ic und Faläontoldcjie van ./(i/uni. 25 heiteu dahin ausgesproeheu, dass es sich nicht um einen Graben oder eineGrabenvcrsenknng- im geologischen Sinne handle. Um Missvcrstiindnissen vorzubeugen, zog icli dann später die lateinische Bezeichnung vor, auch desshaib, weil sie eher einer internationalen Anwendung fähig sein dürfte. Das Recht, die Glieder eines Gebirges zu benennen, sobald die Nothwendigheit vorliegt, steht wohl vor Allen demjenigen zu, der die Gliederung des Gebirges zuerst entschleiert. Harada sjjricht von einer „wichtigen, tektouischen Störungszone, die als die geologische Scheidelinie zwischen Nord- und Südjapau anzusehen ist". Dann nennt er diese Zone — unsere Fossa magna zum Theil — „nach dem geheiligten und höchsten Gipfel des Landes, in welchem sie culminirt, die Fiijizone." Darüber, dass etwas vorliegt, was benannt werden nniss, stimmen wir also vollständig übereiu, nur in der Benennung nicht. Da nun auf Namen nicht viel ankommt, so wäre die Sache eigentlich nicht der Rede werth und man könnte die einmal vor- geschlagenen Bezeichnungen ihrem Schicksale überlassen, wenn man nicht unter Zone etwas ganz Anderes verstünde, als was Karada darunter verstanden M'issen will. Zone ist Gürtel, muss sich also :in etwas an- schmiegen, desshalb wendet man diesen Ausdruck für die longitudinale, aber nicht für die transversale Gliederung des Gebirges an. Mau spricht von einer Flyschzone, von einer Kalkzone, von der krystallinischen Zone, von einem Kalk und Sandsteingürtel. Verliefe durch die Alpen eine ähnliche mit Eruptivgesteinen gefüllte Gasse wie die Fossa magna, z. B. von der Etschbucht aus, so würde es doch keinem Menschen ein- fallen, von cinerZone zu sprechen. Allerdings werden als Zonen oft längsgestveckte Terrainstreifen überhaupt bezeichnet, wenn es sich aber um die tektouische Gliederung eines grossen Gebirges linndelt, muss man sich einige Beschränkung auferlegen. Die Abweichungen, die sich zwischen Harada's und meiner Arbeit constatiren lassen, beziehen sich doch hauptsächlich auf die Benennungen, sonst herrscht grosse Übereinstimmung in der Darlegung, und zwar deshalb, weil der Verfasser des neuen „Versuchs einer geotektonischen Gliederung der japanischen Inseln" auf meiner Übersicht fusst. Neue Thatsachen sind nicht zu finden . Dagegen wird der Versuch gemacht, die Thatsachen hie und da anders zu deuten. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass ich den Versuch der Gliederung erst nach einer Zeit von zehn Jahren gemacht habe und erst, nachdem ich das ganze Land durch- forscht hatte. Ich meine, dass durch Aufstellung neuer Namen, wenn zweckentsprechende schon existiren, der Wissenschaft kein Dienst erwiesen wird, und auch sonst will es mir scheinen, als ob durch eine Arbeit wie die Harada'sche, welche sich, indem sie auf der von mir geschaffenen Basis steht, vielfach ganz unver- mittelt an meinen Gedankengang anlehnt und in der die Tendenz, an Stelle der von mir gebrauchten Benen- nungen neue zu setzen, nicht zu verkennen ist, nichts weniger als Klärung herbeigeführt werden könnte. Eingangs dieser Abhandlung wurde der Versuch unternommen, durch den Vergleich der Alpen mit dem japanischen Gebirgsbogen die correspondirendenBestandtheile der beiden gewaltigen Bodensehwellcn ausfindig zu machen. Jetzt, am Schlüsse meiner Darlegungen, möchte ich auf jenen Vergleich zurückkommen. Wir haben gesehen, dass sieh dem Ceutralmassiv an der Aussenseitc hier wie dort ein Streifen paläozoischer Gebilde anschmiegt, auf den ein Wechsel mesozoischer Mulden mit alten Sätteln fogt. Draussen in Japan ist der Streifen paläozoischer Gebilde allerdings viel mächtiger entwickelt als in den Alpen. Die wichtigste Analogie bietet sich in Bezug auf die Stellung des Centralmassivs und die Verthcilung der Eruptivgesteine. Letztere liegen in beiden grossen Gebirgen auf der Innenseite des Centrnlmassivs. Aus dem Inhalte dieser Abhandlung ergibt sich noch eine weitere Übereinstimmung. Sie bestellt darin, dass wir, vom Ceutralmassiv nach aussen fortschreitend, von den älteren zu immer jüngeren Schichten kommen. Die älteren Schichten scheinen, je mehr wir uns dem Aussenrande nähern, immer tiefer hinabzusinken. üonkschriften der niaUiem.-naturw. Gl. LVU. Bd. 26 E. N(i nmaini iiiid M. N eum aijr , II. Foraminiferen aus dem Kalksteine von Torinosu und Kompira von Matajiro Yokoyama. 1. Cyclainuiiua Utuus ii. sp. Tai. V, Fig. 7. Die Scliale nielir oder weniger verlängert, seitlich etwas znsaminengedriickt. Dieselbe ist im Anfange regelmässig eingerollt, die letzten Kammern stabförmig angeordnet. Der eingerollte Tlieil besteht aus nngefähr drei Umgängen, die rasch an Grösse zunehmen und in dem letzten Umgange von 7—8 Kammern ausgebildet werden. Sie sind gewölbt, aniEücken stark couvex und durch die vom schwach vertieften Nabel ausstrahlenden, tiefen, gebogenen Nähte von einander getrennt. Die Kammern im stabförmigen Theil nehmen im Allgemeinen nach vorne kaum an Grösse ab. Die Septa sowohl als auch die Ausscnwände sind ungemein stark entwickelt und lassen für die Kammern verhältnissmässig wenig Raum. Dieselben sind von sehr groben, mehr oder weniger gebogenen, meist verästelten Canälen dnichbohit, welche jedoeli in ihrem peripherischen Theile bei fort- schreitendem Wachsthum von einer dünnen Schichte solider, rauher, jedoch rein kalkiger Schalenmasse bedeckt werden, so dass die Verbindung mit der Aussenvvelt nur durch die Septaldurclibohrungen stattfinden kann. HerrBrady fasste in seinem tretfiichen Werke über die Foraminiferen der Challenger-Expedition (Report of tbe Scientific Results of theVoyage of H. M. S. Challenger, Zoology IX, p. 67. London 1884), unter der Gat- tung Cydammina jene recenten, nautilusartig eingerollten Foraminiferen zusammen, die durch die eigenthümliche, wie er es nennt, labyrinthische Beschaffenheit des Skeletes sich von allen anderen ähnlich gestalteten Formen unterscheiden, und er stellte dieselbe mit den Gattungen Loßusia und Parkeria zusammen zu der besonderen Unterfamilie derLoftusinae. Da jedoch die japanische Form, trotz ihres kaum vomHaplophragmium unterscheid- baren Habitus eine mit Cyclammina ganz übereinstimmende Beschaffenheit der Schale besitzt, so glaube ich berechtigt zu sein, dieselbe unter die Brady'sche Gattung zu bringen, obwohl Brady blos einfach eingerollte Formen aus derselben anfuhrt. Die Gattung Lituola lässt auch zum Theile Poren in der Schale erkennen, doch sind dieselben ungetheilt; auch ist sie durch die unregelmässigen Wucherungen der Wand gegen das Innere der Kammern unterschieden. Jedenfalls bildet Cydammina litiius ein Verbindungsglied zwischen Haploplirag- miiim und den bisher bekannten Cyclamniineu einerseits und zwischen Lituola und den letzteren anderseits. Es dürfte demnach am natürlichsten sein, Cydammina in die Nähe der zwei anderen, eben genannten Gattungen zu bringen, wie es Carp enter in 1875 auffasste, indem er in der fünften Auflage seines „Microscope" p. 536, die recente Form Cydammina canceUata Brady „Nautiloid Lituola" nannte. Eine eocäne kvt Haplophraymium aciitidormtiim Hantken [A. Clavulina Szahoi Reteäja faunäjo 1 resz. Foraminiferäk. Budapest, 1875, 1 täbl. 1 äbra Cap., 10) aus Ungarn, von der ich Gelegenheit gehabt habe, Exemplare zu untersuchen, zeigt ebenfalls grobe, gegabelte Poren, jedoch ohne die undurchbohrte Schicht unserer Art und dürfte daher ebenfalls zu Cyclammina zu stellen sein. Fundort: Sehr häufig zu Kompira; auch nicht selten zu Torinosu. 2. Textiilarla cf. corcUformls Schwager. Taf. V, Fig. 9. Schale kurz, beinahe dreieckig, stumpf, von wenigen kugeligen, durch tiefe Nahtlinien von einander gefrenntenKammern gebildet. DieMündungsverhältnisse Hessen sich nicht unterscheiden. Länge 0"26— 0-33w?m. Diese in einigen Durchschnitten in dem Kalksteine von Torinosu gefundene Form lässt sich kaum von der obengenannten oberjurassischen (Oxfordien) Art (C.Schwager Beitr. z. Kenntn. d. mikroskop. Fauna jurass. Schichten. Jahreshefte für vaterl. Natuik. Württemberg, 1865, 1. Heft, S. 139, Tab. VII, Fig. 15) unter- Geologie und Paläontologie von Japan. 97 scheiden. Trotz der entschiedenen Ähnlichkeit unserer Form mit der angeführten, Inelt i(di jedoch eine directe Identificirung nicht für angezeigt, da eincstheil.s der Erlialtungszustand doch keinen so genauen Vergleich zulässt, sowie auch die hier vorkommende Foramiiiifcrenfauna zu dürftig ist, als dass die etwaige Identitici- rung auch durch die Bestimmung des geologisclien Alters dieser Schicht imferstülzt werden könnte. 3. PulvinuUna (?) sp. Taf. V, Fig. 8. Diese nur in wenigen Durchschnitten hekanntc Form hat einen grössten Durchmesser von 0-6 ?;/;;/ und zeigt durchschnittlich 4 Windungen. Die Kammern, von denen 8 — 9 die letzte Windung bilden, wachsen regelmässig und laugsam an, und zeichnen sich durch stark gewölbte Aussenwände aus. Wir schliessen diese Form an PuIvinuUna deshalb an, weil derartige Durchschnitte meist bei dieser Gattung vorkommen. Fundort: Torinosu. Was nun die geologische Stellung der betreffenden Schichten betrifft, so ist die Zahl der Foramini fercn, die uns zu Gebote stehen, zu gering und zu eigenartig, um aus dem Vergleiche mit bekannten Formen einen entsprechenden Schluss zu gestatten. So viel lässt sich jedoch sagen, dass wir aus dem häufigen Vorkommen einer dem in der Kreide weit verbreiteten Haplophraj/mium nahe verwandten Foraminifere, den Schluss ziehen dürfen, dass den betreffenden Schichten wenigstens ein mesozoisches Alter zukomme. Einige, wenn auch immerhin noch geringe Wahrscheinlichkeit, dass wir es hier, genau mit oberen Juraschichten zu thun haben, gewinnen wir durch das Vorkommen der Teslulnriu cf cordiformis Schw. Dasselbe wird auch durch die grösseren Versteinerungen bestätigt, welche Prof. Neumayr aus einem benachbarten Fundpunkt bestimmte, den Dr. Naumann in ganz nahe Beziehungen zu dem Gesteine bringt, welches von mir untersucht wurde. III. Beschreibung der Coelenteraten, Echinodermen und Mollusken aus dem japanischen Jura von M. Neumayr. Die Sammlung jurassischer Mollusken, Echinodermen und Korallen, welche mir vom Herrn Dr. E. Naumann zur Untersuchung mitgetheilt wurde, ist ziemlich umfangreich; ich hoffte demgemäss eine ziemlich reiche Fauna in derselben finden zu können, doch sah ich mich leider in dieser Hoffnung getäuscht; der Korallenkalk, welchem weitaus der grösste Tlieil der vorliegenden Stücke angehört, zeigt eine überaus ungün- stige Gesteinsschaffenheit, so dass irgend eine Präparation der Versteinerungen geradezu ausgeschlossen ist; man ist daher ganz auf die ausgewitterten Dinge angewiesen, und unter diesen finden sich nur wenige mit Sicherheit erkennbare Arten. Dieselben sollen zunächst in zoologischer Eeihenfolge beschrieben und dann die einzelnen kleinen Localfaunen zusammengestellt werden. Korallen. Manche Gesteinstücke des Kalkes von den Fundorten Torinosuyama, Iwasano Kompira, Kotaki Nishiyama, Tokanomura; Kamomura, Mitoda; Riosekimura, Aza Okuminodani, beherbergen massenhafte Korallenreste, doch sind dieselben meist ausserordentlich schlecht erhalten, so dass irgend welche Bestimmung kaum möglich ist. Nur zwei Arten konnten mit Sicherheit gedeutet werden; die eine der- selben gehört in die Abtheilung der Tabnlaten, und ich glaube sie zum Typus einer neuen Gattung aus der Gruppe der Chaetetoiden, machen zu sollen, für welche ich den Namen Chaetetopsis vorschlage. Dr. Nau- mann hat oben die Häufigkeit chaetetoider Formen in den Korallenkalken Japans hervorgehoben; natürlich kann hier nicht entschieden werden, ob alle C'Awetete ähnlichen Vorkomumisse zu der hier beschriebenen Art Chaetefopis crinita gehören oder nicht; nach den Verhältnissen des Vorkommens der stockbildenden Korallen, der lebenden wie der fossilen, an anderen Pimkten, wird man wohl das Vorhandensein einer Anzahl einander ähnlicher Arten als ziemlicli wahrscheinlich betracliten dürfen, und es wird daher die Untersuchung grösseren Materials dieser japanischen Chaetetoiden vermufhlich eine dankbare Aufgnbe bilden. 4* 28 E. Naumann und M. Nenmaf/rf Ausserdem wurde noch eiue Astraeidenform als neu beschrieben, welche entweder zur Gattung Convexastrava oder zu einer nahe verwandten Gattung gehört. Von den verschiedenen anderen Vorkommnissen konnte eines als wahrscheinlich zu der Gattung Montlivaultia gcliörig gedeutet werden. Chaetetopsis crinita n. f. Tai IV, Fig. 7—10. Es liegen mir einige Bruchstücke zarter Korallenstöcke von der allgemeinen Erscheinung eines Chaetetes vor, von denen jedoch nur eines für mikroskopische Untersuchung geeigneten Erhaltungszustand zeigt. Die Ansicht mit freiem Auge und mit schwacher Vergrössening bei auffallendem Lichte lässt erkennen, dass die vermuthlicii unrcgelmässig favositoiden Golonien aus sehr zaldreichen, lang gestreckten, sehr feinen Zellen bestehen, welche annähernd kreisförmigen bis elliptischen Umriss zeigen. Der Erhaltungszustand ist ein der- artiger, dass das Innere der Zellen von dunkler Gesteinsmasse erfüllt ist, um diese Ausfüllung zieht sich, anscheinend eine selbständige Wandung bildend, ein Ring von weisser spältiger Beschaffenheit, welcher bis- weilen die entsprechende Bildung- der Nachbarzelie berührt, in der Regel aber von dieser durch einen überaus zarten Faden dunkleren Gesteines getrennt erscheint. Auch bei der Untersuchung des Dünnschliftes unter dem Mikroskope ergibt sich ein jenem ersten Ein- drucke analoges Bild. Die einzelnen Zellen, welche einen mittleren Durchmesser von etwa 0'25 Millimeter aufweisen, sind im Querschnitte unregelniässig kreisförmig oder elliptisch, bisweilen auch in einer Weise, die unten besprochen werden soll, verzerrt. Die Ausfüllungsmasse der Zellen ist im Dünnschliffe wasserhell, umrandet ist sie von einem dunklen opaken Ringe, scheinbar der Zellwand, die Masse, welche je zwei dieser opaken Ringe von einander trennt, ist wieder ganz wasserhell, zeigt genau dieselben Brechungsverhältnisse, wie die Ausfüllungsmasse der Zellen und erscheint wie diese von zahlreichen Sprüngen durchzogen. Das Innere der Zellen ist ohne jede Spur von Septen, dagegen mit zahlreichen vollkommenen, ganz horizontalen Querböden versehen, deren Abstände untereinander sich weder innerhalb einer und derselben Zelle, noch bei benachbarten Zellen gleich bleiben, im Durchschnitt aber auf ungefähr 0-4 mm geschätzt werden können. Auf den ersten Blick scheint die einfachste und natürlichste Deutung des Bildes, wie es hier geschildert wurde, in der Auffassung zu bestehen, dass jede Zelle eine eigene Wandung besitzt, und dass die einzelnen Zellen sich mit ihren Wandungen nicht oder nur an einzelnen Stellen zufällig berühren. In der That war ich anfangs dieser Ansicht, bis ich durch sehr eingehende Vergleiche und nach Besprechung des Falles mit mehreren Fachgenossen zu einer anderen Ansicht kam. Ich bin jetzt der Ansicht, dass der dunkle Ring, welcher im Querschliffe jede Zelle zu umgeben scheint, nicht eine wirkliche Zellwandung darstellt, sondern dass man es mit einer optischen Erscheinung zu thun hat, welche dadurch hervorgebracht wird, dass auf der Grenze zwischen Zellwanduug und Gesteinsausfiillnng eine stärkere Veränderung des Materials stattgefunden hat; in derThat findet man ja nicht selten hei Schliffen von Korallen, dass eine derartige Grenze durch eine opake Zone bezeichnet ist, die Eigenthümlichkeit besteht nur in dem vorliegenden Falle darin, dass Gesteinsmaterial und das fossile Sklerenchym des Korallenstockes hier zufällig genau dieselbe Farbe und dasselbe Lichtbrechungs- vermögen unter dem Mikroskope zeigen. Es spricht dafür namentlich der Umstand, dass die vermeintlichen Zellwände unter dem Blikroskope nicht genau mit den Tabulae übereinstimmen, sondern etwas heller erscheinen, und namentlich macht man bei allmiiliger Verstärkung der Vergrösserung die Beobachtung, dass die Abgrenzung der vermeintlichen Wände gegen ihre Umgebung etwas verschwimmt, während das bezüglich der Tabulae nicht der Fall ist. Ferner zeigt es sich bei Betrachtung im polarisirten Lichte, dass die Grösse der zusammensetzenden Kalkspathindividuen in den intracalicinären Räumen bedeutender ist als in den inter- calicinären. Unter diesen Umständen scheint mir die richtige Deutung die zu sein, dass die Zellen etwas verdickte Wandungen besitzen, und dass gesonderte Wandungen für die einzelnen Zellen nicht vorhanden sind, sondern die aneinander stossenden Zellwände wirklich oder scheinbar vollständig mit einander verschmelzen; eiue derartige wirkliche Verschmelzung findet bekanntlich bei Chaetetes statt, während eine ö Geologie tiiid Paläontologie von Japan. 29 scheinbare nach den Auseinandersetzungen von Nicholson bei manchen Montieuliporiden Platz zu greifen scheint. Poren fehlen den Zellwandungeu durchaus. Von Bedeutung für die Beurtheilung der vorliegenden Form ist die Art der ungeschlechtlichen Ver- mehrung; dieselbe tindet in erster Linie in der Form von Randknospung statt; am Rande einer Zelle findet eine kleine, kreisförmige Ausstülpung der Zellwand statt, welche nocii in otfener Verbindung mit der Mutterzellc steht, und mit dieser von gemeinsamer Wand umschlossen wird, erst später wird dann dieCommunication dadurch unterbrochen, dass die gemeinsame Zellwand sich über die schmale Verbindungsstelle beider wegschiebt, bis sich endlich die Tcichterzelle im weitereu Wachsthnm von der Mutterzellc loslöst und dieser annälirend parallel weiterwächst ; beide haben die verdickte Wandung mit einander gemein. Mit diesem Vorgange nahe verwandt, aber nicht identiscli ist die Theilknospuiig, welche in anderen Fällen beobachtet werden kann. Hier bilden die Wandungen einer Zelle beiderseits Einstülpungen, die sich dann in der Mittellinie erreichen und so die ursprüngliche Zelle in zwei neue auseinander schnüren; die beiden Tiieilzelleu scheinen sehr häufig nicht gleich gross zu sein, bisweilen ist sogar der Grösseuuntcrschied sehr bedeutend und diese Fälle nähern sich sehr der zuerst geschilderten Randknospung, die man geradezu als eine Theilknospung mit übertrieben starkem Grössenunterschiede zwischen den Tiieilzelleu betrachten kann. Ich bin überzeugt, dass es bei etwas grösserem Materials nicht schwer fallen würde, vollständige Übergänge zwischen beiden Erscheinungen zu finden. Die eigentliche Theilknospung wird durch einzelne Beispiele in dem Querscidiffe Taf. IV, Fig. 9 u. 10 erläutert; besonders klar treten die Vorgänge in dem Längsschliffe Taf. IV, Fig. 8 hervor; man sieht, wie die ur.sprüngliche Zelle durch eine nur aus einem einzigen Blatte bestehende, neue, dünne Wand in zwei Theile getheilt wird, von denen der eine den andern um mehr als das Doppelte an Durchmesser übertrifft; bald trennen sich die beiden Röhren etwas weiter von einander, indem eine Verdickung der Zwischenwand eintritt. Der Beginn dieser Verdickung findet genau an der Stelle statt, wo die kleinere der beiden Zellen ihren ersten Querboden zeigt. Leider war es bei der Geringfügigkeit des durch seine Erhaltung für derartige Zwecke geeigneten Materials nicht möglich eine sehr grosse Zahl von Schliffen herzustellen, \m\ all die geschilderten Verhältnisse mehr im Einzelnen zu untersuchen; immerhin genügen die vorliegenden Beobachtungen, um sich der Haupt- sache nach ein richtiges Bild von den Vorgängen der ungeschlechtlichen Vermehrung zu machen. Von wichtigeren Merkmalen der untersuchten Form konnten nicht beobachtet werden die Gestalt der Zellränder und die Basis der Colonie. Die hier beschriebene Art schliesst sich entschieden der grossem Tabulatcngruppe der Chaetetidcn an, welche die Familien der Chaefetiden und der Monticuliporiden umfasst. Diese Abtheilung hat ihre Hanpt- verbreitung in der paläozoischen Zeit, bekanntlich sind aber auch einige Vertreter aus mesozoischen Ablage- rungen beschrieben worden, und die Zahl der vorhandenen mesozoischen Formen dürltc in Wirklichkeit eine grössere sein, als es nach dem heutigen Stande der Literatur scheinen möchte. Mit allen Vertretern der Chaetetoiden hat Ghaetetopsis crinita die überaus lang gestreckte, dünne Gestalt der Zellen, das vollständige Fehlen von Septen und Verbindungsporen und die Beschaffenheit der Querl)öden gemein. Vergleichen wir die einzelnen Formen, welche grössere oder geringere Ähnlichkeit mit Cliaeteiops/s zeigen, so haben wir zunächst die Gattung Cliaetetes 7A\ berücksichtigen; die Übereinstimmung ist eine ziemlich grosse, doch tritt bei Chaetetes die Theilknospung sehr viel mehr in den Vordergrund, während Randknospung nicht vorkommt oder wenigstens noch nie beobachtet worden ist; ausserdem ist Chaetetopsis durch den kreisförmigen oder elliptischen Querschnitt der Zellen und die Verdickung ihrer Wandungen ausgezeichnet. Unter den Monti- culiporiden können natürlich nur die Gattungen in Betracht kommen, hei welchen alle Zellen annähernd gleich gross sind; alle diejenigen, bei welchen ein gewisser Grad von Zelldimorphisraus herrscht, sind von vornherein ausgeschlossen. Es wird sich also nur um Monotri/pa und deren nächste Verwandte handeln. Mit diesen Formen hat, abgesehen von den allgemeinen Merkmalen der ganzen Abtheilung, Clnicidopsix namentlich noch den Umstand gemein, dass Theilknospung zwar auftritt, aber bei weitem keine so hervorragende Rolle in der 30 E. Nauniann und M. Neumayr, ungeschlechtlichen Vermehrung spielt als bei Ckaetetes. Während aber bei den Monticuliporiden Zwischen- knospung sich als Vermehrungsart zu der Theilknospung gesellt, ist bei Chaetetopsis Randkiiospung vorhanden, nach den Knospungserscheinungen würde sich demnach Cliaetetopsis näher an Chaetetes als an Monotrypa an- schliessen. Von Monotrypa (in der Fassung von Waagen) unterscheidet sich Cliaetetopsis ausserdem noch durch die gerundete Gestalt der Zellen und deren verdickte Wandungen; in diesen Merkmalen stimmt Cliaetetopsis nahe mit Orbipora Eichw. überein, doch bilden auch hier die Knospungserscheinungen einen durchgreifenden Unterschied. Endlich bleiben noch die Beziehungen zu der von Hang für den öfter genannten Chaetetes polyporus Qu. aufgestellten Gattung Pseudochaetetes aus dem oberen Jura zu erörtern; hier ist elliptischer oder kreisförmiger Querschnitt, wie bei Chaetetopsis, dagegen sind bei Pseudochaetetes die Zellen weit kleiner und feiner, namentlich aber bildet die von allen Autoren sehr bestimmt hervorgehobene concentriscbe, an Stromatopora erinnernde Anordnung eine sehr wesentliche Abweichung; ferner sind die Querböden von Pseudochaetetes nicht horizontal, sondern concav nach oben gewölbt; endlich hebt Hang ausdrücklich das Fehlen aller „septenähnlichen Gebilde" und „der inr Chaetetes bezeichnenden septenlormigen Ausbuchtungen" hervor; eine Vermehrung durch Theilung und Theilknospung kommt also nicht vor. Haug ist geneigt die Gattung überhaupt in eine ganz andere Abtheilung der Coelenteraten, nämlich zu den Stromatoporen zu stellen. Unter diesen Umständen erscheint es durchaus gerechtfertigt, für die vorliegende Tabulatenform aus dem japanischen Jura eine neue Gattung aufzustellen, welche folgeudermassen charakterisirt werden kann: yiChaetetopsis nov. gen. Massiver, C'Arte^ete-ähnlicher Stock, aus sehr feinen, langen, geraden Zellen von elliptischem oder kreisförmigem Querschnitt zusammengesetzt. Wandungen der benachbarten Zellen mit einander verschmolzen, verdickt, ohne Poren. Zellen ohne Septen, mit zahlreichen vollständigen, horizontalen, ebenen Querböden versehen; ungeschlechtliche Vermehrung durch Randknospung und Theilknospung." Die Gattung Chaetotopsis dürfte nach der Art der ungeschlechtlichen Vermehrung besser bei den Chaetetiden als bei den Monticuliporiden unterzubringen sein. Da bisher nur eine einzige Art der Gattung Chaetetopsis bekannt ist, so lässt es sich natürlich nicht mit Sicherheit entscheiden, welche Merkmale generischen Werth besitzen; ich habe die in obiger Diagnose angeführten Charaktere nach der Analogie der Verhältnisse bei verwandten Gattungen ausgewählt; zur Unter- scheidung der Arten werden, wenn einmal mehrere derselben vorliegen werden, wohl hauptsächlich die Grössenverhältnisse der Zellen und deren Abstände von einander, Dicke der Wandungen, Entfernung der Querböden und ähnliche Merkmale von geringerer Bedeutung dienen können. Fundorte: Das vorliegende Material stammt aus den Koralleukalken von Torinosuyama und von I wasano- Kompira, doch sind solche chaetetoide Formen nach Dr. Naumann weit verbreitet. Das Exemplar, von welchem die sämmtlichen Schliffe gefertigt wurden, stammt von Torinosuyama, und nur für dieses gilt also die Beschreibung; aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieselbe Art noch sonst mehrfach auftreten, doch ist es mir, wie oben erwähnt, wenig wahrscheinlich, dass wirklich alle Chaetetes ähnlichen Vorkommnisse Japans hierhergehören. ' Convexastraea (?) Orientalin n. f. Taf. V, Fig. 6. Der Korallenstock ist plump baumförniig, die Kelche klein, ziemlich gedrängt, von annähernd gleicher Grösse, in etwas ungleichen, hinter dem Kelchdurchmesser an Grösse zurückbleibenden Abständen befindlich. Im 1 Bei Beschreibung und Bespreclmng von ChaeMopsis wurde bisher keine Literatur citirt; die einschlägigen Werke sind: Dybowski, Die Chaetetiden der ostbaltischen Silurformation. Petersburg 1877. — Nicholson, On the Structure and Affinities of the Tubulato Corals of the Palaeozoic Period. London 1879. — Nicholson, On the Structure and Affinities of the Genus Moiiticulipora and its Subgenera. London 1881. — W. Waagen, Salt-Range Fossils, l. Productus Limestone. Palaeontologia Indica, Ser. XIII. Calcutta 1886. — Römer, Lethaca ii;d.aeo7,oica, 2. Heft. Stuttgart 1883. — Haug, Über sogenannte Chaetetes aus mesozoischen Ablagerungen. Neues Jahrbuch 1883, Bd. 1, S. 171. — Neumayr, Stämme desTliicr- reiches. Wirbellose Thiere, Bd. I. Wien und Prag 1888. Geologie und Paläontologie von Japan 31 Inneren des Kelches befinden sich sechs grosse, etwas überragende Septa, welche die Jlitte nicht ganz erreichen. Dazwischen stehen sechs kleinere Septa zweiter Ordnung. Alle Septa setzen sich ausserhalb der Zellwand als weit von einander abstehende Septocostalstrahlen fort, welche nur ausnahmsweise mit denjeniiien der Nacli- harzellen zusammenfliessen. Traversen scheinen zu fehlen oder nur sehr spärlicli aufzutreten. Kelehdurchmesser: 0"7 5 — 1 mm Abstand zweier benachbarter Kelchmittelpuiikte: 1 — 2mm Fundort: Kamomura Mitoda. Dieser einzige Vertreter der Hexakorallier des japanischen Jura, bei welchem eine Deutung nach dem mir vorliegenden Materiale möglich war, schliesst sich im ganzen Habitus und in fast allen Merkmalen der bekannten, in den mesozoischen Ablagerungen Europas verbreiteten Gattung Convexastraea sehr innig an, nur in einem Punkte scheint eine allerdings sehr erhebliche Abweichung vorhanden. Die Gattung Convexastraea ist wohl von fast allen Autoren in gleicher Weise aufgefasst worden, während in der Beschreibung, welche in verschiedenen Werken von derselben gegeben sind, sich manche, allerdings nicht sehr wichtige Abweichungen finden. Die neueste Charakteristik derselben stammt von Koby und scheint mir das Wesen der Sippe am richtigsten zu bezeichnen; sie lautet (in Übersetzung) „Stock meist massig, selten baumartig, Zellen kreis- rund, wenig vorragend ; Septa überragend, wenig zahlreich, nicht bis zum Mittelpunkt reichend, in Septocostal- sfrahlen sich fortsetzend. Septocostalstrahlen wenig zahlreich, oben horizontal, selten mit denen der Nachbar- kelche zusammenfliessend, die Kelchzwischenränme nicht ganz verbergend. Kein Säulcheu. Traversen stark entwickelt, horizontal, die Interseptalräume nicht vollständig abschliessend. Septa stets sechzählig." ' Von dieser Beschreibung weicht Convexastraea orienfalis, wie es scheint, nur in einem alierflin;;s selir wichtigen Punkte ab, indem ich trotz vielen Suchens keine Spur von Traversen finden konnte, und daher annehmen zu müssen glaube, dass diese Endothekargebilde entweder fehlen oder nur selir wenig entwickelt sind. Er ist das ein Merkmal, das auch bei anderen Stylinaceeu vorkommt, aber immerhin von solclier Wichtigkeit ist, dass mir auf Grund derselben eine Abtrennung der hier als Convexastraea orientalis bezeichneten Form als Typus einer neuen Gattung durchaus gerechtfertigt erschiene. Wenn ich micli trotzdem nicht zu diesem Schritte entschliesse, so liegt der Grund dafür in der schlechten Erhaltung der mir vorliegenden Exemplare, in Folge deren eine Täuschung in der Beobachtung zwar nicht wahrsclieinlicli, aber doch nicht ganz aus- geschlossen ist. Jedenfalls wäre eine Durchmusterung der europäischen Arten von Conrcxastraea wünschens- werth, um festzustellen, ob nicht auch unter ihnen sich solche finden, welchen die Traversen fehlen; dieselben könnten eventuell mit C. orientalis zu einer Gattung vereinigt werden. Echinodermen. Die Reste von Echinodermen, welche mir aus dem japanischen Jura vorliegen, beschränken sich auf Bruchstücke von Seeigel-Eadiolen, welche in den Korallenkalken verschiedener Localitäten zu den ziemlich häufigen Vorkommnissen zu gehören scheinen. Ciduris cf. (ßaudifera Gold f. Die am häufigsten auftretende Form von Radiolen, ähnlich den bekannten Lapides judaei, doch sind die Längsreihen der Körner, welche die stark aufgeschwollene Keule bedecken, unregehnässiger angeordnet. Aucii mit den Radioleu von Pseudocidaris mammosn ist Alinlichkcit, aber kaum Ubereiustimmung vorhanden. Zur sicheren Bestimmung oder zur Aufstellung und Charakterisirung einer neuen Art sind die Reste durclinus ungenügend. Fundorte: Tokanomura, Nishiyama; Riosekimura, Aza Oku m inodani. 1 Koby, Monograpliic des polypiin-s jurassiqiies feriimW äugen aus der Zone defi Harpoceras Sowerhyi zu zeigen. ^ Gesammtumriss, Sculptur und Lobenbildung lassen hier ganz entschiedene Beziehungen zu unserer Art erkennen; doch bilden der weitere Nabel, die schiefere Stellung der Rippen, das Vorhandensein von Farcheu neben dem Kiele der Externseite, endlich das stärkere Ansteigen der Lobeulinie gegen die Naht ausgesprochene Unterscheidungs- merkmale für die ostasiatische Art. Was die Stellung von Rarpoceras jwjiferum und japonicum innerhalb ihrer Gattung anlangt, so bin ich heute noch nicht im Stande ein endgiltiges Urtheil auszusprechen; die Auffassung der Verwandtschaftsverhält- nisse zwischen den einzelnen Gruppen der „Falciferen" zu einander gehört bekanntlich zu den allerschwierig- sten Gegenständen, und sehr abweichende Ansichten in dieser Richtung sind in neuerer Zeit ausgesprochen worden. Es scheint mir hier nicht der richtige Platz für eine vollständige Discussion dieser verwickelten Frage zu sein, und ich sehe mich umsowtuiger veranlasst, auf dieselbe jetzt einzugehen, da ich mich binnen Kurzem an einer anderen Stelle mit derselben zu beschäfiigen haben werde. Hier mag nur bemerkt werden, dass, wie Waagen hervorhebt, Hdi-poceras jugifenm sich in der Sculptur dem Harpoceras radians, in den Loben dem Harp. Sowerhyi und dessen Verwandten nähert; Haip. japwnicum zeigt in der Sculptur ebenfalls Anklänge an die /Soi*erö//?GrMppe. Diese letztere Abtheilung wird neuerdings zu der G&Mwng ILimmutoceraK gestellt, deren Typus der bekannte AmiiionUes insiynis des oberen Lias bildet; Harpoceras radians gilt als ein ganz typisches Harpoceras. Da Harpoceras ja^jonictmi eine neue Art darstellt, die aus Schichten siilier festgestellten Alters noch nicht bekannt ist, so gibt dessen Vorkommen keinen ganz bestimmten Anhalt.spunkt zur Beurtheilung des Alters der jnpaniscben Ablagerungen; da jedoch in Europa die nächst verwandte Form der Zone des Harpoceras Sowerhyi angehört, so wird man mit einem ziemlich hohen Grade von Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, dass auch Harpoceras japonicmn dem mittleren Jura, und zwar dessen Unter- oder Mittelregion angehören wird. Aller- dings ist auch die M()glichkeit basischen Alters nicht vollständig nusgeschlossen. Fundort: Mitoda, in gelbbraunem, sehr feinkörnigem Sandsteine. Es liegt nur ein einziges Bruchstück vor, und es konnten daher keine Zahlenangaben über Grösse, Proportionen u. s. w. gemacht werden. 1 W. Waageu, Über dio Zone des Ammonites Sowerhyi. Benecke's Geoguostlsch-paHiontobigisclie lieiträge 1807. Bd. I, S. 597. Geologie und Paläontologie von Japan. 37 IV. Das Alter der japanischen Juraablagerungen von M. Neumayr. Die bisherigeu Daten iUier das Alter der Juragesteine Japans sind melirtaeli buspidcliin worden; ich glaube dabei' auf eine nocbmalige Zusainmenstelliuig der Literatur nicht eingehen v.n sollen. Ich wiederhole nur, dass die trüberen Angaben über das Vorkommen gewisser jurassischer Ammonilen und die darauf gestützten Folgerungen über das Vorkommen von liasischen Arietenscbicbten und von Kellowaybildungcn sich als irrig erwiesen haben. Es ist in dieser Hinsicht vorläufig so ziemlich tabula rasa gemacht, und wir sind iiezüglicii der Altersbestimmung ganz auf die Ergebnisse der vorangehenden Seiten angewiesen. Das gilt wenigstens für die fossilen Thierreste; ausserdem finden sich allerdings noch zahlreiche rflanzenreste, welche namentlich durch die berühmten Arbeiten von Oswald Heer bekannt geworden sind; für die Bestimmung des Alters aber müssen die vorliegenden Daten mit einiger Vorsicht behandelt werden, nicht nur weil augenscheinlich die fos- silen Pflanzen wegen der Art und Weise ihrer geographischen und geologischen Verbreitung für den Vergleich weit von einander entfernter Gegenden weniger mit einander geeignet sind als etwa die Reste wirbelloser Meresthiere, sondern noch weit mehr aus dem Grunde, weil die pflauzenfiihrenden Schichten nicht einem ein- zelnen Horizonte, sondern einem reichen Systeme über einander folgender Ablagerungen entstammen. So lange also nicht die Flora jeder einzelnen dieser pflanzenführeuden Schichten einzeln untersucht worden ist, kann von einer schärferen Altersbestimmung nach den fossilen Pflanzen nicht wohl die Rede sein. Ich werde mich daher mit diesem Gegenstande hier nicht weiter befassen, zumal wir eine Neubearbeitung desselben durch Nathorst in kurzer Zeit zu erwarten haben. Die Arten, welche mir aus dem japanischen Jura vorlagen, sind folgende: Chaetetopsis crinita n. f. Convexastraea f?J orientalis n. f. Cidaris cf. glandifera Gold f. Cidaris n. f. Hemicidaris cf. crenularis Ag. Bhynchonella Haradai n. f. Cyrena Naumaiml n. f. Cyrena gravida u. f. Cyrena UtJiocardium n. f. Turritella sp. Nerinea cf. Visuryis Rom. Purpuroidea sp.? Terebratula bisujfardnafa Ziet. | Rarpoceras japonicum n. f. Unter den 14 Arten, welche genau oder annährend bestimmt werden konnten, findet sich also nur eine ein- zige, welche mit voller Sicherheit mit einer europäischen Form ideutificirt werden konnte, nämlich Terebratula büuffardnata Zietiw.; es ist das allerdings wenig genug, und da es sich übei-diess um eine Form aus der so wenig charakteristischen Abtheilnng der biplicaten Tcrebratelu handelt, so könnte man einigermassen im Zweifel sein, ob denn ein solcher Anhaltspunkt genügt, um diese Bildungen als jurassisch anzusprechen. Diese Bedenken werden jedoch durch das Auftreten einer Anzahl von Formen beseitigt, welche mit bekannten Juratypen ausser- ordentlich nahe verwandt sind und welche in dieser Hinsicht so ziemlich eben so grosse Bedeutung bean- spruchen können, als wenn sie wirklich genau hätten ideutificirt werden können. Von solchen Arten sind zu nennen: Hemicidaris cf. crentdaris. Nerinea cf. Visurgis. Rhynchonella Haradai. Harpoceraa japomcum. Ferner sind noch zwei Arten zu nennen, welche wenigstens darauf hinweisen, dass die Ablagerungen jünger als Trias und älter als Tertiär sind, nämlich: Convexastraea orientalis. \ Cidaris cf. glandifera. 38 E. Naumann und M. Neumayr, Es darf demnach das Vorliandensein jurassischer Bildungen als bewiesen betrachtet werden, zumal auch die von Herrn Matajiro Yokoyama aus der Untersuchung- der Foraminiferen abgeleiteten Folgerungen damit recht wohl übereinstimmen (vgl. oben f^.27); von drei vorhandenen Foraminiferen-Arten ist eine nicht bezeich- nend für das Alter, eine zweite zeigt allgemein mezozoische Beziehungen, eine dritte steht einer europöischen Jnraform, der Textidaria cortliformis Schwager sehr nahe. Wenn wir für die Gesammtheit der Fauna jurassiches Alter annehmen dürfen, so müssen wir zur näheren Bestimmung die einzelnen Horizonte von einander trennen; wir können nach dem Gesteine drei verschiedene Typen unterscheiden, nämlich: 1. Das schwarze Cyrenengesteiu von Yanagidani, welches mit den Pflanzenschichten in Verbindung steht. 2. Die gelbbraunen Sandsteine von Kaisekiyama undMitoda. ;i. Die Korallenkalke. Aus dem schwarzen Cyrenengesteine liegen nur drei Arten der Gattung Cyrena (im weitesten Sinne) vor, niimWi-M CijrenaNaumanni, gravida, litJiocardium.^ Diese Arten sind neu und bisher auf Japan beschränkt; etwas nähere Verwandte scheinen sie unter den bisher bekannten Arten nur in der obersten Kreide, in den Laramie- schichten von Nordamerika und in den Intertrappean Beds in Indien zu haben. Man könnte dannach auf den Gedanken kommen, dass dieCjTenenschichten überhaupt nicht dem Jura, sondern der oberen Kreide angehören. Ein solcher Schluss schiene mir jedoch sehr übereilt, da einerseits die Übereinstimmung der verschiedenen Formen doch keine weit gehende ist, und wir anderseits über die geologische uud geographische Verbreitung der Cyreniden viel zu wenig unterrichtet sind, um mit Sicherheit aus derartigen Materialien eine Folgerung be- züglich des Alters ableiten zu können. Nach meiner Ansicht lässt sicli aus den Cyrenen überhaupt gar nichts bezüglich des Alters schliessen, sie bieten so gut wie gar keinen Anhaltspunkt in dieser Hinsicht, uud wir können nicht einmal eine Vermuthung aussprechen. Da auch die Lagerung keine Anhaltspunkte gewährt, und die Pflanzenschichten nach Naumann mög- licherweise von der Trias bis in die Kreide reichen, so bleibt die Frage vorläufig noch durchaus ungelöst, ob die Cyrenen überhaupt dem Jura angehören. Der gelbbraune Sandstein von Kaisekiyama und Mitoda hat folgende Arten geliefert: Rhjnchonella Haradai. Purpuroidea ? sp. TurriteUa sp. Harpoceras japonicum. Von diesen Formen geben die beiden Gastropoden- Arten über das Alter keinerlei Aufschluss; RhynchoneUa Haradai \md Harpoceras japonicum sind neu und auf Japan beschränkt, doch stehen sie bekannten europäischen Typen nahe genug, um wenigstens annäherungsweise ein Urtheil zu gestatten. Rhijnchonella Haradai gehört der Gruppe der Furcillaten an, welche in Europa ihre Hauptverbreitung im mittleren Lias hat, aber bis in den Unter- oolitli reicht; i/a;7)occr«sjrtpo«/c«OT hat seinen nächsten Verwandten in dem europäischen Harpoceras jugt/erum Waagen aus der Zone des Harpoceras Sowerhji. Es sind das natürlich keine Anhaltspunkte für eine präcise Altersbestimmung, doch wird man mit einem sehr hohen Grade von Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, dass die Ablagerung der unteren Hälfte der Juraformation angehöre ; innerhalb dieser Abtheilung ist die Zuge- hörigkeit zum Unteroolith, und zwar zn dessen unterer oder mittlerer Kegion entschieden wahrscheinlicher als die Zugehörigkeit zum Lias, wenn auch das Gegentheil nicht ganz ausgeschlossen ist. Den Korallenkalken ist die folgende kleine Fauna entnommen worden: Chaetetopsis crinita. Hemicidaris cf. crenularis. Convexastraea orientalis. Terebratida bisuffarcinata. Cidaris cf. glandifera. Nerinea cf. Visurgis. Cidaris n. f. 1 Nach der Literatur kommen mit den Cyrenen auch Arten von Osfrea, Solen, Phicima, Melmtia und Natica vor; unter dem von mir untersuchten Materiale finden sich diese Formen nicht. Vergl. Naumann, Über den Bau und die Entstehung der japanischen Inseln. Berlin 1885, S. 24. — Tsunashiro Wada, die kaiserliche geologische Reichsanstalt von Japan. Berlin 1885, S. 11. Geologie und Paläontologie von Japan. 39 Hier tritt die Ähnlichkeit mit den Vorkommnissen Mitteleuropas deutlicher und auffallender hervor, als bei den anderen Juraablagerungen Japans; es kann nicht der mindeste Zweifel herrscheu, dass wir es mit einer ober- jurassischen Korailenbildung zu thun haben, ganz ähnlich denjenigen, welche bei uns eine so grosse KoUe spielen. Allerdings bezieht sich das nur auf die VersteinernngsfUhrung, während die Gesfeiusbeschaftenheil und Erhaltung der Fossilen den europäischen Korallenkalken des oberen Jura nicht eben ähnlich ist; in dieser Richtung fühlt man sich weit mehr an gewisse Gesteine der alpinen Trias aus der Gruppe der sogenannten Litlio- dendron-Kalke gemahnt. Dabei handelt es sich aber nur um äussere habituelle Ähnlichkeit, die paläontolo- gische Untersuchung lässt an dem oberjurassischen Alter nicht zweifein. In letzterer Beziehung würden, so weit die bisherigen P>fahrungen reichen, die japanischen Korallenkalke des oberen Jura sieb von denjenigen Europas nur durch die Häufigkeit chaetetoider Korallen unterscheiden. Ein genaue Altersbestimmung der oberjurassischen Korallenkalke Japans ist nach den Daten kaum mög- lich, höchstens wird man aus dem Vorhandensein von Terehratula bisufarcinata und einer der Hcmiciddiis eremdaris nahe stehenden Form die Annahme ableiten können, dass man es mit keinem der allerhöchsten Glie- der des Jura, etwa mit Tithon zu thun habe, sondern mit einem etwa dem obersten Theile der Oxfordstufe (Zone des Peltoccras himammatum, Rauraeien) angehörigen oder wenig jüngeren Gebilde. Dass wir zu keinen ganz genauen Ergebnissen gelangen können, wird in keiner Weise befremden können, nachdem selbst heute noch die Aufgabe kaum gelöst ist, nntteleuropäische Ablagerungen von Korrallenkalken nur ihrer Fauna nach ganz sicher zu i)arallelisiren, wenn dieselben rein in der Korallenfacies entwickelt sind und keine Cephalo- poden geliefert haben. Diese Verhältnisse sind ja sehr bekannt, und Jedermann weiss, wie grosse Schwierig- keiten der Nachweis gekostet hat, dass z. B. das Corallien von Tonnerre anderen Alters ist als das sogenannte typische Corallien, oder wie schwer die genaue Stellung der Korallenbildungen von Sain Claude, von Valfin, Echaillon u. s. w. zu ermitteln war. Verschiedenaltrige Korallenablagerungcn zeigen eben ganz überraschende Faciesähnlichkeit, so dass lange Zeit hindurch die Ansicht Vertreter finden konnte, dass alle derartigen Bil- dungen von der Zone des PeUoceras himummaium bis zum Horizonte von Stramberg einer und derselben Stufe angehören. Die Ablagerungen aus welchen Thierversteinerungen vorliegen, sind demnach ein nicht näher bestimmbarer Süsswasserhorizont mit Cyrenen, ein vermuthlich der unteren Hälfte des mittleren Jura angehöriger Horizont mit Brachiopoden, Gastropoden und Cephalopoden, endlich oberjurassische Korallenkalke; es ist das eine sehr geringe Anzahl von Gliedern und wir dürfen mit Bestimmtheit erwarten, dass eingehende und jahrelang andauernde Localforschung noch viele neue Horizonte kennen lernen werde. Wenn wir nun an die Aufgabe her- antreten, die Ablagerungen des japanischen Jura nicht nur dem Alter nach zu bestimmen, sondern auch die Art ihrer Entwicklung zu bestimmen und daraus Folgerungen über die physikalisch-geographischen Verhältnisse abzuleiten, so tritt uns in erster Linie die Erscheinung entgegen, dass Japan nach den bisherigen Erfalirungen sieh jenen zahlreichen Gegenden anschliesst, in welchen der Lias nicht oder nur durch Binnenablagerungen vertreten ist und erst höhere Stufen des Jura in mariner Entwicklung vorkommen. Bekanntlich ist in der ganzen borealen Region kein Lias gefunden worden und höhere Juraschichten treten daselbst im grössten Massstabe übergreifend auf; dasselbe findet im grösseren Theile von Osteuropa und in Ostafrika statt, ja aus ganz Asien ist mariner Lias nur aus dem Kaukasus und aus Armenien, und in einem noch zweifelhaften Vorkommen aus dem Himalaja bekannt. Japan sollte nach den früheren Angaben eine Ausnahme bilden und ebenfalls marinen Lias beherbergen, nach den neueren Untersuchungen hat sich dies aber als irrig erwiesen und Japan verhält sich daher wie die übrigen asiatischen Gegenden mit Ausnahme eines kleinen Distrietes an der äussersten Westgrenze des Erdtheiles. Natürlich darf man erwarten, dass auch in Asien noch an manchen Punkten Lias gefunden werden wird, und zwar wird man das am ehesten in der von Kleinasien, Armenien und dem Kausasus nach Osten streichenden Kettengebirgsregion erwarten dürfen , aber an der Thatsache, dass auf den bisher untersuchten Continenten und namentlich in Asien der Lias weit weniger verbreitet ist als die höheren Jura- stufen, und dass diese im grossartigsten Masse übergreifen, können etwaige Funde dieser Art nichts ändern. 40 E. Naumann und M. Neumayr , Vergleichen wir die japanischen JiirascliicLten mit denjenigen anderer Gegenden, so liegt am nächsten die Parallele mit den nordischen Ablagerungen, welche auf den Aleutischen Inseln und am Oberlaufe des Amur unserem Gebiete verhältnissmässig nicht allzu fern liegen. Allein in der ganzen Eutwicklungsart zeigt sich nicht die geringste Übeieinstiiiimung, keine Spur von Aucellon, von Cardioceras von den zahlreichen anderen charakteristischen Typen des borealeu Juragebietes ist vorlianden, während in der ausgezeichneten Entwicklung von stockbildenden Korallen und von echten Korallenkalkcu eine Eigenthünilichkeit hervortritt, welche dem borealen Jura durchaus fremd ist. Wir können also mit Sicherheit behaupten, dass die nordische Entwicklung nicht nach Japan reicht. Etwas schwieriger ist die Entscheidung, ob die japanischen Ablageningen mehr Verwandtschaft mit den- jenigen der nördlich gemässigten (z. B. der mitteleuropäischen), oder mit denen der tropischen Eegion zeigen. Es ist das wohl wesentlich eine Folge der noch ziemlich geringen Artenzahl, welche aus Japan vorliegt. Alle Arten ohne Ausnahme passen vollständig in die Entwicklung der nördlich gemässigten Zone und es fehlen alle charakteristischen Typen der tropischen Entwicklung; so gewichtig aber ein solches Verhalten für die Beurtheilung dieser Frage erscheinen müsste, wenn eine grosseZahl von Arten vorläge, so istdoehdicMöglichkcit einer Täuschung bei der geringen Menge von Formen, die wir kennen, uiclit vollkommen ausgeschlossen. Allerdings kommt dazu noch ein weiterer Anhaltspunkt; der einzige Ammonit, den wir aus Japan kennen, gehört einer Gattung an, welche in Mitteleuropa weitaus ihre stärkste Entwicklung zeigt, in der alpinen Region dagegen sehr viel schwächer vertreten ist. Aus diesen Gründen werden wir daher sagen dürfen, dass der japanische Jura mit dem mitteleurdpäischen weit näher verwandt ist, als mit dem alpinen oder mit einem anderen Gliede der äquatorialen Zone, und dass daher, wie das nach der geographischen Lage vorauszusetzen war, die japanische Meeresregion zur Jurazeit dem grossen homoiozoischen Gürtel der nördlich gemässigten Zone angehörte. Es bedarf wohl kaum einer ausführlichen Erörterung, um zu zeigen, wie sehr diese Über- einstimmung der thatsächlichen Verhältnisse mit den theoretischen Vorauzsetzungen eine Bestätigung der letz- teren bildet. Endlich darf noch daran erinnert werden, dass, wie schon an einer anderen Stelle hervorgehoben wurde, Japan während der Jurazeit stets der Meeresküste nahe gelegen haben muss; die pflanzenführenden Schichten zeigen vielfach brackischen Charakter, und auch die marinen Bildungen müssen ihrer ganzen Beschaffenheit nach nicht weit vom Strande abgelagert worden sein. Geologie und Paläontologie von Japan. 41 Inhalt. Seit I. Geologische Beschreibung des Berglandos von Shikok von E. Naumann 1 1. Allgemeine Beschreibung 1 2. Die Mulde des Katsuragawa 10 3. Das Hügelland von Riosekimura 12 4. Das Becken von Sakawa 14 5. Die Spiegelfelsen 19 II. Foraminiferen aus dem Kalksteine von Torinosu und Kouipira von Matajiro Yok oyauia 20 III. Beschreibung von Coelenteraten, Echinoderraen und Mollusken aus dem japanischen Jura von M. Neumayr ... 27 IV. Das Alter der japanischen Juraablagerungen von M. Neumayr 37 Denkschriften der mathem.-natunv. Cl. LVlI.Bd. 42 E. Naumann und M. Neumayr , Geologie und Paläontologie von Japan. Tafelerklärung. TAFEL T. Kartenskizze des Hügellandes von Riosekimura uacli Oiiginalaiifnahmen von Dr. E. Naumann. Massstab 1 : 15000. TAFEL IL Kartenskizze des Beckens von Sakawa nach Originalaufnaiimen von Dr. E. Naumann. Massstab 1 : 50000. TAFEL TIL Profil durch das Becken von Sakawa von Dr. E. Naumann. Massstab 1:25000. TAFEL IV. Fig. 1. Cyrena Jithocardium Noum. n. f. Theilweise beschältes Exemplar der linken Klappe; von Yanagidani, Menuki, Katsu- uragori, S. 34. „ 2. Cyrena graviäa Neum. n. f. Etwas zerdrücktes Schaleuexeinplar; ebendaher. S. 34. „ 3. Cyrena Nauniamii Neum. n. f. Schalenexemplar; ebendaher. S. 33. „ 4. Cyrena Nmimanni Nenm. n. f. Schloss der rechten Klappe; der vordere Cardinalzalm nach einem zweiten Präparate restaurlrt; ebendaher. S. 33. „ 5. Turriiella sp. von Kaisekiyama, Minomura, Tosa. S. 35. „ C. Purpiiroidea (?) sp. Ebendaher. S. 35. „ 7. Chaeietopsis crinita Neum. n. f. Stock in natürlicher Grösse; aus dem Korallenkalke von Iwaao Konpira. S. '28. „ 8. Chaetetopsis crinita Neum. n. f. Längsschliff in etwa 30facher Vfrgrosserung. An einer Stelle ist die Neubildung einer Zelle durch Neubildung bemerkbar; aus dem Koralleukalke von Toriuosuyama. S. 28. „ 9. Chaetetopsis crinita Neum. n. f. Querschliff in etwa 30facher Vergrosserung; einzelne Zellen zeigen sich in Tlieilung begriffen; ebendaher. S. 28. „ 10. Chaetetopsis crinita Neum. n. f. Querschliff in etwa SOtacher Vergrosserung; einzelne Zellen zeigen Erscheinungen der Randknospung; ' ebendaher. S. 28. TAFEL V. Fig. 1. Harpoceras Japonicum Neum. n. f. Fragment eines Steiukernes; Flankenansioht; aus dem gelbbraunen Sand.steine von Mitoda. S. 35. „ 2. Harpoceras Jaimücum Neum. n. f. Bruchstück desselben Exemplares von der Exteruseite. S. 35. „ 3. Harpoceras Japoiiicum 'S eum. n. f. Lobenlinie desselben Exemplares. S. 35. „ 4. Terebratula hisicffarcinata Zieten. Exemplar aus dem Korallenkalke von Kotaki, Tokanomura; in mehreren Ansich- ten. S. 33. „ 5. Ehynchonelln Haradai Neum. n. f. Exemplar vermuthlich aus dem gelbbraunen Sandsteine von Kaisekiyama; in mehreren Ansichten. S. 32. „ G. Convcxastraea Orientalis Neum. n. f. Theil eines Korallenstockes aus dem Korallenkalke von Kamomura Mitoda in natürlicher Grösse. S. 30. „ 7. Cydammina lituus Matajiro n. f. Aus dem Korallenkalke von Kompira; in 50 facher Vergrosserung. S. 26. „ 8. Pulvinulina (?) sp. Aus dem Korallenkalke vonTorinosu; in 50 facher Vergrosserung. S. 27. „ 9. Texlularia cf. cordiformis Schwager. Aus dem Korallenkalke vonTorinosu; in 50 facher Vergrosserung. S. 26. 1 Der Schliff", welcher die Erscheinungen der Randknospung weitaus am besten zeigte, ging leider durch einen Zufiill verloren. E. Nanmaun und 31. Nenmayr: Geologie und Palaeontologie von Japan, Taf. I. DIE ÜESOIOISOHIM M\m>El RIOSEKI * tTngefdhr hier weiche PfJanviTtach <3a° Conglom. E Naumann del- 0 Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Claase Bd. LVH .,;.L ftiift'iaiiv.. £«aiii E. Naumann imdM. Neuniayr: Geologie und Palaeontologie von Japan. Tarn. \9oo met\ Qm mmMM ¥®i %mpmk l9xtc5Lntx.ftT.ii,f.xaPiitic 1 ;.SOOO0. E Naumann de] .. iV? nan o Ussck icht en. '^^^ii^^^' ^ ^\lV>« eJvöfu /w * Monotis u.Halobia \ ;fir KalkstetiUjTiit M u R A 1 V V ' y m S'oish&adani V ■- ^ (SchUBsleinfl ~~-ji. Kantitugi- > ■j 9lbf3% K kUof-u Staatsdruckerei Denkschiiitcii d. kais. Akad. d. Wiss. matli.-naturw. Classe, Bd. LVII. E. Naumann und M.Neumayr: Geologie und Palaeontologie von Japan. Taf. V. 0> R:i; Togodani, Yakio für identisch mit E.'' 1 So weit die Mittheiluugen Di'. Naumann' s. Wie wir später erfahren werden, sprechen die Pflanzen doch eher dafür, dass der Horizont Togodani-Ootani-Kataji-Torikubi [S-G-E-D) der jüngste ist, insofern man über- haupt nach den vorliegenden Materalien urtheilen kann. Ich gehe jetzt zur Beschreibung der Arten über und nehme dabei eine jede Localität für sich, was aus mehreren Gründen am zweckmässigsten sein dürfte. Da Togodani die reichste Flora geliefert hat, dürfte es angemessen sein mit derselben zu beginnen. Leider sind die Farne gewöhnlich auf solche Weise aufbewahrt, dass man im Allgemeinen die Nervatiou ihrer Blätter nicht beobachten kann. Beschreibung der Arten. Togodani, Yakioinura, Provinz Tosa. Die Pflanzen dieser Localität liegen theils in einem harten, plattenförmig abgesonderten Gestein, theils in einem dunkelgraugrUnen Sandstein. 1. Onychiopsis eloiigata Geyler sp. Thijrsox)iens elomjata Gcylcr, Über l'ossile Pflanzeu aus der Juraformation Japans, S. •2'-'4, Taf. XXX Fig. 5; Taf. XXXI, Fig. 4, 5. Palaeontograpliica, Bd. XXIV. 1877. „ „ Schenk, Jurassische Pflanzeu, S. 263, Taf. LIV, Fig. 1; in Kichtliofen, China, Bd. IV, zehnte Ab- handlung. 1883. Onycliiopsis ehngata Yokoyama, Jurassic plants from Kaga, Hida and Echizen, p. 27, PI. II, Fig. 1—3; PI. III, Fig. G (l\ PI. XII, Fig. n, 10, 1889. Nur ein kleiner, doch sicher bestimmbarer Abdruck dieses Farnes liegt auf der Rückseite desselben Stückes, welches Nüssonia cfr. orientalis Heer (Taf. I, Fig. 4) enthält. Wahrscheinlich stammt auch ein fructi- ficirendes Exemplar ohne Etiquette von derselben Localität. 2. Cladophlebis sp. Taf. I, Fig. 1—3. Diese Art kommt hauptsächlich im graugrünen Sandstein vor und gehört zur Formengruppe der Cl. ivhit- biensis Brongn. Sie scheint jedoch niciit früher beschrieben zu sein und weicht auch durch die am Grunde J Naumann hat in seiner erwähnten Arbeit ein Profil raitgetheilt, welches dieser Auffassung entsprechend gezeichnet worden ist. Mesozoische Flora Japan' s. 45 verschmälerten Fiedern erster Ordnung von der erwähnten Art ab. Die ersten Fiederchen sind nämlich kleiner als die übrigen, was insbesondere auf Fig. 2 und 3 deutlich zu beobachten ist. Das auf Taf. I, Fig. 3 abgebildete Stück, welches ohne Zweifel von derselben Art herrührt, zeigt das erste Fiederchen an der hinteren Seite der Fieder erster Ordnung sogar etwas auf der primären Kachis niedergerüekt. Dieses Stuck entbehrt der Etiquette, dürfte jedoch unzweifelhaft, nach dem Gestein zu urtheilen, entweder von Togodani oder von einer anderen Localität desselben Horizontes stammen. Auf keinem Exemplare, weder von Togodani noch von den übrigen Localitäten, kann man die Nervation beobachten. Es dürfte demzufolge bis auf Weiteres das Zweckmässigste sein, die Pflanze ohne besondere Art- bezeichnung aufzunehmen. ^o 3. Cfr. Nilssonia orientalis Heer. Taf. I, Fig. 4-5. yihsonia oikntalis Heer, Beitrage zur fossilen Flora Sibiriens und des Amurlaudcs, S. 18, Tat. IV, Fig. 5 — 9. Mem. de l'Acad. imp. des sciences de St.I'etersbourg, 7"ie ser., tome XXV, Nr. 6. Flora tbss. arctica, vol. V. „ „ Yokoyama, Jurassic plants from Kaga, Hida and Echizeii, p. 40, PI. XIV, Fig. 4 — 9. Nur die beiden abgebildeten Stücke liegen vor. Die Blätter sind schief zusammengedrückt, und die Nervation ist meistens gänzlich verwischt. Doch ist dieselbe stellenweise auf dem in Fig. 4 abgebildeten Stück noch beibehalten, und sofern man davon urtheilen kann, dürfte die Pflanze zu Nilssonia gehören. Die l'lätter stimmen in der That vollständig mit denen von Nihsonia orientalis Heer überein, welche zuerst von Heer aus Sibirien, dann von Yokoyama aus Japan beschrieben worden ist, und welche möglicherweise auch an der Küste von Yorkshire vorkommt. 4. Nilssonia cfr. schmimJnirgensls Dunker sp. Taf. I, Fig. 6— 9 a. Pleropkyllum sckaumhun/eiise Duukcr, Über den norddeutschen Wälderthon. Programm der höheren Gewerbeschule in Cassel, 1843. „ „ Goeppert, Über die fossilen Cycadeen etc. Übersicht der Arbeiten und Veränderungen d. schles. Ges. f. vaterl. Cultur im Jahre 1843. Breslau 1S44, S. l.jG. „ „ Dunker, Monographie d. norddeutsch. Wealdenbild. Brannschweig 184(!, S. 15, Taf. I, Fig. 7; Taf. II, Fig. 1; Taf. VI, Fig. 5—10. „ „ Ettingshausen, Beitr. z. näheren Kenntn. d. Flora d. Wealdenperiode, S. 22. Abhandl. d. k. k. geol. Reichsaust. Wien. Bd. I, Abth. 3, Nr. 2, 1852. Anomozamites schaumhurgensis Schimper, Trait6 de paleont. veget. Bd. II, 1870 — 1872, ]). 141. „ „ Schenk, Die Flora der nordwestdeutschen Wealdenforniation, S. 231, Taf. XXXIII, Fig. 1—9. Palaeontographica, Bd. XIX. 1871. „ „ Schimper, Paläophytologie iu Zittel's Handb. d. Paläontologie, Bd. II, Lief. 2, S. 225, 1880. Schon 1881 wurde von mir nachgewiesen," dass Fterophijllum schaumbiirgensc Dunker — • Anomozamites schaumhurgensis der späteren Autoren — eine Nilssonia sei. Die Segn)entc sind nämlich, wie schon Schenk richtig hervorgehoben hat, „mit ihrer ganzen Basis auf der Vorderseite des Blattstieles" angeheftet, und die Nervation stimmt auch vollständig mit jenur von Nilssonia überein, was auch vom ganzen Habitus der Pflanze gilt. Die Art füllt demzufolge etwas von der Lücke aus zwischen den Arten der Jura und den tertiären Nilsso- nien aus der Insel Sachalin. Blätter, welche mit der Art der deutschen Wealdenformation beinahe vollständig übereinstimmen, sind in gewissen Stücken von Togodani recJjt häufig, und zwar hauptsächlich auf denselben Platten, welche das unten erwähnte Zamiophyllum Buchiamim Ett. sp. enthalten. Ich habe umsonst nach Merkmalen gesucht, durch welche die japanische Pflanze sich von der deutschen Art trennen könnte, dieselben scheinen im Gegentheil beinahe vollständig übereinzustimmen. Die bei Togodani gesammelten Blätter entsprechen aller- 1 A. 6. Nathorst, Berättelse om en vetenskaplig resa tili Schweiz och Tyskland. Öfversigt .-if Vetenskaps Akade- miens Förhandlinger, 1881, S. 82. Stockholm. 46 A. G. NatJiorst, diugs durchgängig den kleineren von Dunker und Schenk abgebildeten Formen, da sie aber mit diesen so gut wie vollständig übereinstimmen, ist kein Grund vorhanden, sie von der deutschen Art zu trennen, insbesondere da diese sehr variirt. Fig. 9, vergrössert 9« zeigt einen Abdruck der oberen Seite des Blattes, und wie wir von demselben erfahren, sind die Segmente genau über der Mitte der Rachis inserirt. Die Nerven scheinen einfach zu sein, oder möglicherweise beim Austritt hin und wieder dichotomisch, was aber nicht sicher zu ermitteln ist. Die Breite der Blätter variirt zwischen Qmm und 13-5/«/«; die Segmente sind meistens rectangulär, doch kommen auch abgerundete vor; zuweilen sind die auf der einen Seite der Rachis etwas mehr abgerundet als auf der anderen, was möglicherweise nur eine Druckerscheinung ist. Es ist allerdings nicht zu verkennen, dass die japanische Pflanze durchschnittlich weniger abgerundete Segmeute hat, als die von Deutschland abgebildeten Exemplare; da aber Schenk ausdrücklich bemerkt: „am häufigsten ist die Form mit kurzen quadratischen Segmenten," kann man die erwähnte Verschiedenheit kaum anders als zufällig betrachten, was wohl auch dem Umstände gilt, dass die Segmente bei den vorliegenden Exemplaren im Allgemeinen etwas mehr zusammen- gedrängt sind. Wenn aber solchergestalt die erwähnten Verschiedenheiten, recht wohl für individuell oder zufällig gehalten werden können, so habe ich jedoch die vollständige Identität der europäischen und japani- schen Pflanzen nicht behaupten wollen, sondern durch „cfr." vor dem Artnamen die Möglichkeit angedeutet, dass es sich in der That um eine von Nilssonia schaumburgmsis getrennten, obschon äusserst nahe stehenden Art handeln kann. Ich habe diese Bezeichnungsweise vor der Anwendung eines neuen Artnamens vor- gezogen. Betreffend Fig. 8 sei besonders erwähnt, dass hier möglicherweise zwei zufällig übereinander liegende Blätter scheinbar zu einem einzigen zusammengepresst sind. Nilssonia schaumhiirgensis Dunker sp. ist im Hastingssandstein Deutschlands häufig und dürfte nach Schenk „zu den herrschenden Pflanzen der Wealdenformation gehört haben." 5. Zanilophylhim Buchiamim Ettingshausen sp. Taf. II, Fig. 1—2; Taf. lU; Tiif. V, Fig. 2. Pterophyllum Buchianum Ettingshausen 1. c. S. 21, Taf. I, Fig. 1. 1852. „ „ Schenk, Die fossilen Pflanzen der Wernsdorfer Schichten in den Nord-Karpathen. 1S69, S. 8, Taf.III, Fig. 5. Palaeontographica, Bd. XIX. Dioonües Bttchianus Schimper, Tiaite de paleont. veget. II, p. 149. 1870. Paliiophytologie, S. 223; in ZitteTs Handb. der Paläontologie, Bd. II. 1880. DieseArt wurde zuerst von Kttingshausen in seinem „Beitrag zur Flora derWealdenperiode" aufgestellt, und später wurde da.sselbe Stück von Schenk, in dessen Arbeit über die Pflanzenfossilien der Wernsdorfer- schichten in den Nordkarpathen, wieder beschrieben und abgebildet. Das Stück rührte nämlich nicht, wie Ettingshausen angenommen hatte, vom Wealden, sondern von den Urgonablagerungen her. Nach Schenk war ausser dem abgebildeten Exemplar nur noch ein zweites, weniger vollständig erhaltenes gefunden. Die Art wurde von Bornemann, Miquel und Schimper zw Dioonites gebracht, was mir aber nicht gelungen scheint. Es dürfte nämlich das Zweckmässigste sein, nur solche Blätter zu Dioonites zu führen, deren Fiedern an der Vorderseite der Rachis eingefügt, ziemlich winkelrecht gegen diese gestellt und dazu mit ihrer ganzen Breite angeheftet sind („non retrccies a la base", Schimper, Traite). Bei der vorliegenden Art sind aber die Fiedern gegen die Basis etwas verschmälert, was freilich nicht so deutlich auf dem von Europa beschrie- benen Exemplar zu beobachten ist, und ihre Richtung weicht auch gänzlich von der der echten Diooniten ab. Wenn wir ferner zu Pterophyllum nur jene Blätter bringen, deren lineale Ficdern, auf der Seite der Rachis mit ihrer ganzen Breite angeheftet, unter etwa rechtem Winkel abstehen und deren Spitze abgerundet oder abgestutzt ist, so kann die vorliegende Pflanze aucii nicht zu PterophijUum gebracht werden. Dieselbe weicht in der That so sehr von den übrigen bisher bekannten fossilen Cycadeen ab, dass sie als Typus einer von denselben getrennten Gattung wohl betrachtet werden darf. Es erscheint mir dabei nicht unmöglich, dass die Art in der Wirklichkeit zur lebenden Gattung Zamia gehören könnte; da aber dies nicht von den Blättern Mesozoische Flora Japan! s. 47 allein ermittelt werden kann, dürfte der Gattungsname Zamiophyllum als zweckmässig vorgeschlagen werden können. Unter diesem Namen fasse ich demzufolge solche fossile Cyeadeenblätter zusammen, deren lange Fiedern vorwärts gerichtet, gegen die Basis etwas verschmälert, auf den Seiten der Rachis angeheftet, lineal lind parallelnervig sind; sie scheinen auch an der Anheftungsstelle schwielig verdickt zu sein. Unter den lebenden Cycadeen, welche im Stockholmer Herbar vertreten sind, hat z. B. Zamia media Jacq. eine etwa ähnliche Tracht, obschon freilich die Fiedern bei dieser mehr rechtwinkelig heraustreten. Die oberen Fiedern sind, wie die Abbildungen zeigen, relativ sehr schmal, während sie nach unten breiter werden. Die Breite derselben variirt auf solche Weise zwischen 3 mtn und 13 nim; die längste, die ich wahr- genommen habe, war 260/«*// lang, ohne bei weitem vollständig zu sein, mit einer Breite von 4 — 6 mm. Die Nerven sind bei mehreren noch zu beobachten ; bei einer Fieder von 3 • 5 mm Breite war die Zahl der Nerven 12, bei einer solchen von 6 w//// 17, bei S mm 22. Andere Messungen haben bei ß mm Breite einmal 17, ein andermal 19, bei 1 mm 20 Nerven ergeben. Diese treten wie parallele Leisten auf (Taf. II, Fig. 2); ein Randnerv oder ein verdickter Rand der Fieder war ganz gewiss vorhanden, wie man es auch auf Ettings- hausen's und Schenk"s Abbildungen beobachten kann. Dass die Fiedern an ihrer Basis schwielig ver- dickt waren, scheint insbesondere aus den auf Taf. II und V abgebildeten Exemplaren deutlich hervorzu- gehen. Die Pflanze ist im plattenfönnig abgesonderten Gestein bei Togodani häufig (zusammen mit Nllssonia cfr. schaumOutyenais) und kommt auch, wie wir später sehen werden, auf einigen der anderen Localitäten vor. 6. ZamiopJtylimn Naumanni n. sp. Taf. V, Fig. 1. Das Stück, welches die betreffende Pflanze enthält, ist zwar ohne Etiquette; nach dem Gestein zu urtheilen, dürfte dasselbe jedoch von Togodani oder wenigstens von einer anderen Localität desselben Hori- zontes stammen. Das Blatt weicht durch seine weniger spitzwinkelig angehefteten Fiedern ab; dieselben sind ferner gegen die Basis relativ breit. Es wäre dessenungeachtet wohl möglich, dass wir nur mit dem unteren Tlieile des Blattes von der vorigen Art zu thun haben. Dass es sich wirklich um ein Zamiophyllum handelt, scheint aus der Anheftungsweise der Fiedern auf der rechten Seite des Blattes deutlich hervorzugehen, während die Anheftung jener auf der linken durch Zusammenpressung undeutlich geworden ist. Die Fiedern scheinen übrigens nicht eine flache Ebene eingenommen zu haben, sondern etwas quer gegen die Rachis gestellt zu sein. Die Nervation ist meistens gänzlich verwischt; man sieht nur, dass die feinen Nerven parallel laufen. Das Blatt erinnert etwas an Zamites ScheukH ^chxmT^Qv {Zamites Goepperti ü che uk) aus den Werns- dorferschichten. 7. Ein Couiferenrest liegt endlich auch von dieser Localität vor. Derselbe ist aber nicht bestimmbar, obschon man doch sehen kann, dass es sich um eine Pflanze von Falaeocyparis- oder Brachyphyllum-»\iw\\c\iei\- Tracht handelt. Die von Togodani beschriebenen Pflanzen kommen nicht alle mit einander vermischt vor. Zamiophyllum Buchianum mxANilssonia cfr. ächaumhuryensis liegen, wie schon erwähnt, in einem dickplattigen Gestein massen- haft zusammen. In diesem kommt auch der erwähnte Coniferenrest vor. Cladophlehis liegt in einem dunkel- grünlichgrauen Gestein, und in einem ähnlichen kommen auch cfr. Nilssonia orientalis Heer und Ouychiopais elongata Geyler sp. vor. Es ist somit die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die beiden erstgenannten Pflanzen von einem etwas höheren Niveau stammen können, um so mehr da Dr. Naumann besonders erwähnt hat, dass „eine lange Reihe" von pflanzenfuhrenden Schichten hier vorliegen. 48 A. G. Nathorst, Ootani, Riosekimura, Provinz Tosa. In ostnordöstlicher Richtung von Togodani liegt Ootani, etwa in der Streichung der Schichten. Die wenigen Stücke, welche von dieser Localifät stammen, bestehen aus einem grünlichen Sandstein, etwa wie das Cladophlebis-Gestem der vorigen Localität, obschon mit Andeutung von SchieiVigkeit. Ein Stück enthält Zamiophyllum Buchimmm, ein anderes Onychiopsis elongata. In einem dritten Stück, welches möglicherweise auch von hier stammen dürfte, liegt neben Zamiophyllum Buchimmm ein PaZaeoc(/^ar/s- ähnlicher, aber unbe- stimmbarer Abdruck. Kataii, Riosekimura, Provinz Tosa. Von dieser Localität liegen mehrere Stücke vor, die meisten einem schwarzen, harten, etwas schiefrigen Gestein angehörend, doch auch ein paar Stücke des C7öf/op/hlehls sp. Dieselbe Art, welche schon von Togodaui erwähnt worden ist, auch hier in einem vollkommen ähnlichen Gestein vorkommend. Nur zwei Stücke. 3. Pecopteris GeyleriS. 51. Dicksoniopferis Naumaii/ii Natliorst. S. 51. Dioonites Buchianua Schimper. S. 4ü. LoncJiopteris MantelU Brongniart. S.49. Lycopodites sp. 8.50. Lycopodites tenerrimus Heer. S. 50. Macrotaeniopteris'^ murginata Nathorst. S. 54. Nilssonia cfr. orientalis Heer. S. 5, 50, 55, 56. „ „ schaumburgensisDxxn'k&x s\i.i^Ab, 49, 53, 55, 5G. Oiiychiojisis capsuUfera Velenovsky sp. S. 56. „ elongata Gcjlcr sp. S. 44, 8, 50— 56. ,, MantelU Brongniart sp. S. 55, 56. Palaeocyparis. 8. 47, 48. l'ahieoznmia cutchensis Morris. 8.52. Pecopterifi acutifolia Lindley. 8. 53. „ dir. Browniana Dunker. 8.53, 57. „ Geinitzü Dunker. 8. 53. Pecopteris Geylerlana Nathorst. 8. 48,50,55. „ exiliformis Geyler. 8. 48. „ exilis Pliillips. 8. 48, 51, 53, 54. „ sp. 8. 51. Podozamites lanceolatus latifoli us 8chenk sp. 8. 50, 55, 56. Ptcrophyllum Btichianum Ettingshausen. 8. 6. „ schaumburgense Dunker. 8.45. Ptilophyllum cfr. cntchetise Morris. 8. 52. Spkenolepis Kurriana D unk er sp. 8. 55. Sphenopteris dv.Goepperti Dunker. 8.50,51,56. „ Harflebefii Dunker. 8.51. „ longifolia Dunker. 8. 51. „ MantelU BTongniiirt 8.50,52,55. „ sp. 8. 52. Tliyrsopteris capsuUfera Velenovsky. 8. 15. „ elongata Geyler. 8. 44. WeichseUa Lttdomcae Stiehl er. 8. 49. Zainia media Jacquin. S. 47. Zamiophyllum Buchianum Ettingshausen sp. 8. 46, 48—50, 55, 56. Zamiophyllum Naiinianni Nathorst. 8.47, 55. Zamites aequalis Goeppert. 8. 52. „ Goepperti Schenk. S. 47. „ iSchenkü Schimper. S. 47. Mesozoische Flora Japaiis. KRKI.AIIUNG DER ABBILDUNGEN TAFEL I. Fig-. !— 3. ClaiophleUs sp. S. 44. 1 und 2 von Togoilani, 3 ohne Ktiqiiette, doch muthmasslich von derselben Loealitiit „ 4 — 5. Cfr. Nihsonia orienialis Heer. S. 45. Von Togodani. „ (j— 9a. Nilssonia cfr. schaumburgensis Dunker sp. S. 45. Von Togodani. 0, der untere Theil eines kleinen Blutles-, 7, mehrere Blatter neben und über einamler liegtnid ; 8, ein scheinbar sehr langes Blatt, wek-hes aber wahrscheinlirh von zwei ziisaniraengepre.ss(en Blättern herrührt; 9, Abdruck der oberen Seite eines Blattes, die Anhettuug der Blattflächen und den Austritt der Nerven /.eigeud, was noch deutlicher auf der Vergrösserung 9 a zu beobachten ist. TAFEL IL Fig. 1, 2. Zamiojihi/l/um Dioilrähpirt(Mid.kais.Akad.(l\Viss. malhrialui-vv. Classo Hd.lA'H. y\. (i. Nathol'st: Bpilrägc zui- mesozoiscIuMi ["lora .lariHiis Tnn III. Denkschpiflond.UaLsAkadrl Wiss inallinaturw, CIjlssp BcllA'l A (\ Natllol'Sl l?(>ili*;ij>r '/Alf iiicsri/,()i,si-lt<>n l''ii>ra .l;il>i Taf IV, 5. -1 v; ll LichidruckvJ.Jaegei', stocWiol Deiik.si-hririPiid.kais Akatl d Wi^s math natuw- ClasscBdJ.VlI. A. G. NathoPSt: Beiträge zur luesozoiseheii Flora .Japans. Tal' V C. Hedelin dol- Lichtdriick vJ. JöLiaer, StocHioliA üeiikschrit'leii d.kais.Akad. d.Wiss. matlirnat iirw. Classe ßd.LVII. A. G-Nathorst: Beiträge ziu- inosozoiseKeu Flora ,Ja])aiis. Taf. VI. C. Hsdelin del Lichtdruck v'J.Jafiger, Stocia-.olm. Denk.sehi-irieu d.kais.Akad. d Wiss. maLh. nalui-w. (lasse Bd.IA'll. 61 DIE FOSSILE FLORA VON SCHOENEGCi BEI WIES IN STEIERMARK. ■VON Prof. Dr. CONSTAXTIN Freiherrn von ETTINGSHAUSEN, C. M. K. AKAD. I. THEIL. (ENTHALTEND DIE CRYPTOGAMEN, GYMNOSPERMEN, MONOCOTYLEDONEN UND A FETALEN.) VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 10. OCTOBER 1SS9. Die selir reicbbaltige Lagerstätte fossiler Pflauzen bei Schönegg imweit von Wies iu Steiermarii ist eiue lauge Reihe von Jahren hindurch Gegenstand meiner besonderen Aufmerksamkeit gewesen. Das Vorkommen der Pflanzenfossilieu iu einem bellfarbigen gelblichweissen feintbonigen Schiefer, in dem sie sich mit dem zartesten Detail der äusseren Structur vortrefflich erhalten haben und zugleich durch die dunkle Farbe ihrer verkohlten Substanz scharf hervortreten, lud schon zu allem Anfange, als Herr Bergdirector V. Radimsky die erste Sendung dieser Fossilien an mich gelangen Hess, zu einer möglichst eingebenden Untersuchung der daselbst begrabenen fossilen Flora ein. Die mit erfolgreicher Ausbeutung verbundene Erforschung derselben, die erst kürzlich beendet wurde, nahm nahezu zwanzig Jahre in Anspruch. Da die Details der Lagerungsverhältnisse daselbst schon iu der ausgezeichneten Schrift „Das Wieser Kergrevier" von V. Radimsky veröffentlicht worden sind, so habe icli hier nur auf die Fundorte der fossilen Pflanzen der Umgebung von Wies hinzuweisen. Diese sind: L der Johanni-Stollen bei Schönegg; 2. der Neu- Josephi-Tagbau bei Pitschgauegg; 3. der Maria-Stollen bei Schönegg; 4. Fundstellen bei Brunn; 5. Fundstelle bei Haag. Der Johauni- Stollen lieferte die meisten und am besten erhaltenen Pflanzenfossilien. Gelegentlich der Bewältigung eines Verbruches daselbst im Jahre 1868 stiess Herr Bergdirector Radimsky auf eiue Schichte feinkörnigen blassgelbeu Schieferthous, welche mit Pflanzeuabdrücken vollständig erfüllt war; so wurde diese wichtige Fundstelle von Fossilien der Wissenschaft aufgeschlossen und ich veranlasst, den ganzen Sommer von 1870 und 1871 auf eigene Kosten in der Gegend zuzubringen. Eine verlassene geräumige Hütte in der Nähe des Stollens schützte mich vor Unbilden der Witterung; die petrefacfenbältigen Schiefer wurden in die Hütte gebracht und von mir vom frühen Morgen bis späten Abend duichsucht. Die Ausbeute war selbstverständlich eine ausserordentlich grosse. Nur die von Eisenoxyd gelblich gefärbten Steilen der Schiebten haben sich als 62 Constantin v. Ettingshausen, sehr reichhaltig, hingegen die grauweissen und grauen Schiefer als arm oder leer an Fossilien erwiesen. Diese Erfahrung ergab ein vorzügliches Leitmittel, um schnell und sicher zum Ziele, der Gewinnung der fossilen Flora, zu gelangen. In den folgenden Jahren besuchte ich noch oftmals diese Lagerstätte und erst vor wenigen Jahren erhielt ich ganze Waggonladungen voll mit dem gelblichen Gesteinsmaterial als letztes Vorkommen desselben nach Graz gesendet. Der Stollen ist nun gänzlich verfallen und die baufällige Hütte abgetragen. Durchschritt man den Neu-Josephi-Stollen bei Schönegg, so kam man auf dem kürzesten Wege zum Neu-Josephi-Tagbau. Das Gestein und die Verhältnisse des Vorkommens der fossilen Pflanzenreste sind hier genau dieselben wie beim Johanni-Stolien. Die Reichhaltigkeit an Fossilien zeigte sich jedoch nur an wenigen Stellen so gross wie bei diesem. Als ich den Neu-Josephi-Tagbau besuchte, war die Gewinnung der Kohle daselbst im besten Betriebe und die Gelegenheit, das fossilienhältige Hangende zu durchsuchen eine sehr günstige, daher meine Ausbeute daselbst eine nahezu ebenso grosse wie bei der vorigen Localität. Nach der Auflassung des Tagbaues wurde mir auch von hier eine bedeutende Quantität des reichhaltigen Gesteins- materials nach Graz zur weiteren Untersuchung geschickt, eine Fürsorge, welche sich sehr bewährte, da gegen- wärtig diese Localität durch die Verwitterung und Zerstörung der blossgelegten Schichten völlig verschwun- den ist. Der Maria- Stolleu lieferte verhältnissmässig die geringste Ausbeute. Die Verhältnisse des Vorkommens der Reste und das Gestein so wie bei den vorhergehenden Fundstellen. Bei Brunn nächst Wies wurden die Pflanzenfossilien in einem grauen Schieferthon angetroffen, welcher sich an jenen Stelleu, die von Herrn Radimsky und mir untersucht worden sind, als sehr arm an solchen Resten erwies. Die Localität bei Haag, obwohl in grösserer Entfernung von Wies, zeigt einen lichtbraunen Schieferthon, welcher in den übrigen Eigenschaften mit dem von Schönegg übereinstimmt. Die Ausbeute an Pflanzeufossilien daselbst war aber gering. Die Aufzählung der an den oben genannten Fundorten gewonnenen Arten von Pflanzenfossilien folgt am Schlüsse dieser Arbeit, welcher auch die Zusammenstellung der aligemeinen Resultate der Untersuchung enthält. Mit lebhaftestem DankgefUhl muss ich hier der ausserordentlichen Fürsorge, mit welcher Herr Bergdirector V. Radimsky die Erschliessung der Schönegger fossilen Flora förderte, und mit der grössten Anerkennung muss ich des regen Interesses gedenken, mit dem er meine wissenschaftliche Unternehmung verfolgte. Die bemerkenswerthesten Sammlungen der fossilen Pflanzen von Schönegg sind: Die Sammlung im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien; meine seit dem Jahre 1878 neu angelegte Sammlung und die Samm- lung, welche ich dem Britischen Museum in London übergeben habe. Im vorliegenden ersten Theil sind die Cryptogamen, Gymnospermen, Monocotyledouen und Ajietaleu der fossilen Flora von Schönegg bearbeitet. Von Blattpilzen, welche keiner der bis jetzt untersuchten Tertiärfloren fehlen, wurden 12 Arten (6 neue) gefunden, welche sich auf die Gattungen SpJiaeria (8), Xyloniites (2) und Phtßlermm (2) vertheilen. Von Algen liegen zwei Arten (1 neu) vor, eine Süsswasser- und eine Meeresalge. Die Characeen sind durch eine auch in den Tertiärfloren von Sagor und der Schweiz vorkommende Art vertreten. Die fossilen Moose gehören bis jetzt zu den seltensten Petrefacten. Hier hat sich eine Art gefunden, welche Schönegg nur noch mit Leoben und Parschlug theilt. Die Seltenheit der Gefässcryptogamen unter den Fossilien der Tertiärflora hat ihren Grund einerseits in der Verdrängung der farnartigen Gewächse durch die Phanerogamen, anderseits in dem Umstände, dass ihr Laub nicht abfällig ist, wälirend das grösste Contingent zu den Massen von Pflanzenfossilien in den Tertiär- Lagci-stätteu das abfällige Laub bildet. Während Sotzka nur 2, Häring 3, Sagor 5, Leoben 8 Arten von Gefässcryptogamen zählt, liefert Schönegg 9 (2 neue) Arten derselben und wird nur noch von der älteren Tertiärflora der Wetterau (10), von Bilin (11), Radoboj (12) und der Tertiärflora der Schweiz (50) übertroffen. Die bedeutend grössere Artenzahl der Gefässcryptogamen der letzteren erklärt sich dadurch, dass in dieser Die fossile Flora von ScJioenegg bei Wies in Steiermark. 63 Flora mehrere Localfloren zusammengefasst sind. Übrigens wird diese Zahl eine Reduction erleiden, da mehrere Arten als blosse Varietäten oder Formen anderer aufzulassen sind. Die Gefässcryptogamen von Schönegg fallen den Gattungen Equisetum (3), Pteris (2), Blechnum (2) und Phegopterix (2) zu, welche in den meisten der oben aufgezählten Floren vertreten sind. Von Gymnospermen kamen in .Schönegg 21 Arten (4 neue) zum Vorschein, und zwar 5 Cupressineen, 15 Abietineen und 1 Taxinee. Dieselben vertheilen sich auf die Gattungen Callitris (1) Lihocedrm (1), Taxodium (1), Ghjptostrobus (2), Sequoia (1), Pimis (13), Araucaria (1) und Podocarpus (1), welche in den meisten der reicbhälligeren Tertiärfloren vertreten sind. Schönegg lieferte aucli neue oder besser erhaltene Fossilreste schon bekannter Arten dieser Gattungen, wodurch die Kenntnis« derselben vervollständigt werden konnte; so Samen von LibocedruH salicornioides, männliche und weibliche Blüthen und Samen von Glyptodrobm europaeiis, Samen von I'ijni.s taedaeformis u. s. w. Die Reste von Monocotyledonen zählen wohl aus gleichem Grunde wie die Gefässcryptogamen zu den Seltenheiten der Tertiärflora. Hier fanden sich 25 (10 neue) bestimmbare Arten, welche den Gramineen (10), Cyperaceen (4), Alismaceen (_1), Smilaceen (1), Dioscoreen (1), Musaceen (1), Najadeen (2), Typhaceen (4) und Aroideen (1) zufallen. Sie gehören zu den Gattungen Arundo (1), Phrafjmites (1), Palaeo-Avena (1), Poacites (7), Oyperus (4), Badimskya (1), Smilax (1), Asterocahjx (1), Miisophyllum (1), Zostera (1), Caulinites (1), Typha (1 ), Sparyanium (3), Aronium (1). Von diesen sind bemerkenswerth dieReste von Pahieo-Areiia, einer neuen Gattung der Gräser, von welcher Blüthenährchen, Früchte, Halme und Blätter zum Vorschein kamen; Badimskya von der das Peiigon und Miisophyllum, von welchem Blatt und Same vorliegen. Zur Vervollständigung der Kenntniss bereits beschriebener Arten dieser Abtheilung haben sich gefunden: Ein Blüthenstand von Ci/perus vetusfus; Blüthen, Beeren und Stengel von Smilax i/raiidifolia] Beeren \onAsferocalyx; Rhizom mit Ausläufer von Zostera Ungeri u. m. a. Das Vorkommen von Palmen in der fossilen Flora von Scliönegg ist durch das Erscheinen einer Blüthenscheide und von Blattfragmenteu, die nur zu denselben gehören können, zweifellos erwiesen. Wegen Unvollständigkeit dieser Reste war jedoch ihre genauere Bestimmung nicht möglich. Sowie in allen bis jetzt untersuchten Tertiärfloren fällt ein namhafter Thcil der Flora von Schönegg den Apetalen zu. Es sind 85 (18 neue) Arten dieser Abtheilung unterschieden worden. Dieselben gehören zu den Ordnungen der Ceratophylleen, Casuarineen, Myriceen, Betulaceen, Ciipulifcren, Ulmaceen, Moreen, Arlo- carpecn, Salicineen, Nyctngineeu, Lnuriueeu, Santalaceen, Daphnoideen und Proteaceeu; sie wurden eingereiht den Gattungen: CeratophyUum (1), Casuarina (1), Myrica (6), Betula (2), Alnus (2), Qmrcus (3), Castanea (1), Fagus (1), Carpinus (1), Ülmus (3), Planem (1), Fictis (6', Artocarpidium (1), Populus (3), Salix (5), Pisonia (1), Laurus (6), Nedandra (1), Oreodaphne (1), Persea (2), Litsaea (1), Sassafras (1), Cinnamomum (4), Lepito- meria (2), Santalum (6), Pimdea (1), Proteoides (1), Persoonia (2), Grevillea (1), Hakea (1), Ehopalophyllum (1), Emhothritim (10), Banksia (4), üryandroides (2). Von den neuen oder bezüglich der genaueren Specialkenntniss wichtigen Fossilresten seien die folgen- den hervergehoben. CeratophyUum tertiarium erschien in so zahlreichen Resten, dass diese Art zu den vorherrschenden der fossilen Flora von Schönegg gezählt werden kann. Es kamen Rhizomknoten, welche sich durch Maceration losgetrennt haben mussten. dann Blattreste, seltener Fragmente vom Rhizom und vom beblätterten Stengel vor. Von Casuarina Haidinyeri fanden sich ausser Zweigbruchstücken auch die charakteristischen Früchtchen. Myrica lignitum gehört in Schönegg zu den häufigsten Arten. Die Blätter dieser Art liegen in 30 ver- schiedenen Abformen vor; mit denselben kamen wohlerhaltene Früchte, am Neu-Josephi-Tagbau ein ganzer Fruchtstand zum Vorschein. Bdida prisca, von welcher man an den meisten Localitäten ihres Vorkommens nur die Blätter erhalten konnte, hinterliess hier auch ihre Früchtchen. Nebst der genannten fand sich, jedoch sehr selten, eine neue Betula-Ari, welche den Blättern nach der B. glandulosa entspricht. Dass die Flora derMiocänperiode eine Eichenart enthielt, welche der sUdeuropäischen Quercusllex ausser- ordentlich ähnlich war, demnach auch wie diese polymorphe Blätter besass, dafür haben sich in den Schichten von Schönegg zahlreiche Belege gefunden. Mehrere bisher als Arten unterschiedene Eichen-Blattformen 64 Constantin v. Ettingshausen, erweisen sich hiedurch nur als Formelemente ein nnd derselben Art. Da diese oft in derselben Schichte bei- sammen angetroffen werden, so ist es leicht möglich, dass sie anch auf demselben Baum beisammen waren. Von Ulmus Braunii, Ficus tenuinervis und einigen Weidenarten haben sich die Früchte, und von Pisonia eocenka Blätter und Früchte, wie in Häring gefunden. Den Laurineen konnten vier Arten von Früclitcn, zwei Arten von Fruchtständen, ein Fragment einer Inflorescenz und eine Blüthenknospe eingereiht werden. Von den Arten dieser Ordnung sind eine neue Sassafras-.^Yt und Laurus styraeifolia, letztere bisher nur in der Tertiärflora der niederrheinischen Brauukohlenformation und der Schweiz nachgewiesen, von besonderem Interesse. Herr Marquis von Saporta hat in seiner in der Revue generale de Botanique I, 1889, S 229 veröffent- lichten Schrift .,Les inflorescentes de Palmiers fossiles" nachzuweisen versucht, es seien die bisher als Lepto- merid bestimmten Fossilreste Blüthenspindeln von Palmen. Diese Ansicht ist durch das Vorkommen erwähnter Reste in Schönegg nun vollständig widerlegt. Bei den vom Johanni-Stollen erhaltenen Lejytomeria-Zyveigchen sind die Blätter noch deutlicher entwickelt als bei den in Häring vorkommenden. Weder diese noch jene können mit blattlosen Blüthenspindeln verwechselt werden. Die iSWM/a/M»«-Blätter gehören zu den häufigsten Fossilien von Schönegg. Das Vorkommen von Proteaceen in dieser fossilen Flora ist durch 16 Arten von charakteristischen Früchten und Samen und 11 Arten von Blättern erwiesen. In fünf Fällen gehören Frucht oder Same und Blatt zusammen zu Einer Species. Bemerkenswerth ist das Vorkommen zahlreicher Flügelsamen, die nur genannter Ordnung angehören können. Es lässt sich nicht leugnen, dass einige dieser Samen Ähnlichkeit mit denen von Cedrela (einer rein tropischen Gattung) zeigen, worauf Saporta hinweist. Allein noch grösser ist die Ähnlichkeit der- selben mit Samen von Embofhriimt und Hahea\ ausserdem liegen Blätter und Früchte aus Tertiärlagerstätten vor, welche zu diesen Gattungen gut passen, während von fossilen Blättern und Früchten von Cedrela nichts bekannt ist. Der den Tafeln zugewiesene Ranm gestattete nur die Aufnahme der neuen Formen. In manchen Fällen wäre aber auch die nochmalige Abbildung schon bekannter Arten in charakteristischen Exemplaren wünschens- werth gewesen, z. B. der ßawÄs/a-Blätter, bei welchen Randbeschaffenheit, Nervation und Textur sogleich keinen Zweifel über die Richtigkeit der Bestimmung aufkommen liessen, während die Abweichung in der Form erst seitdem die zugespitzten 5aHfe/«-Blätter der Tertiärflora Australiens und die atavistischen Formen der leben- den ans Tageslicht gebracht worden sind, die richtige Erklärung erhalten konnte. Cryptogamae. Class. FUNGI. Ord. HYPHOMYCETES. Phyllermm priscum sp. n. Taf. I, Fig. 12. Ph. maculas formans rotmidato-ellipticas, nvjrescentes, picmas. Fundorte: Johanni-Stollen; (K. k. N. H. M. Nr. 4446); Neu-Josephi-Tagbau. (N. Coli. Ett. Nr. 3009.^ Mehr elliptische als rundliche dunkle Flecken, deren Durchmesser zwischen 0-5 und 1-5 mm schwankt. Dieser Pilz kommt dem Phyllermm Palaeo-Lauri m. am nächsten. Letzteres zeigt jedoch etwas grössere rundliche Flecken und findet sich auf LaMninata, pinniü aUernis inter se renwtis, linearihiis, ■pivmttifidis vel crenatis; lobis sub amjulo suhrecto patenfihns, apice ruttindato-obfiisis; nervo pjrimario loborum redo tenui excurrente; nervis secimdarüs paucis, i — 5, tenuissimis, Kimplicibus, sub anguHs acutis eyredientibus. Fundort: Haag. (K. k. N. H. M. Nr. 968.) Ein Bruchstück vom Wedel mit einem Stück der Sj)indel und zwei Fiederfragmenten, fructificireud. Letztere zeigen die abwechselnde ziemlich entfernte Stellung der Fieder, eine lineale Form bei einer Breite von 10 — l?}mm und verrathen eine zarte krautartige Consistenz. Die Fieder sind verhältnissmässig wenig ein- gesciinittcn oder gekerbt; die Lappen 5 — 6?««; laug und 3w»« breit, abgerundet-stumpf, unter wenig spitzem oder fast rechtem Winkel abstehend. Sie sind von einem feinen Primärnerv und wenigen äusserst feinen ein- fachen unter spitzen Winkeln abgehenden Secundäruerven, in deren Mitte die Sori sitzen, durchzogen. (S. die Vergrösscruug Fig. 18 ((.) Das beschriebene Farnkraut ist am nächsten verwandt (\er J'hcf/ojjfrris pulclicl/a Heer sp., von welcher es sich nur durcii die schmäleren, mehr abstehenden Fiederlappen unterscheidet. 70 Constantin v. Ettinf/shansen, Plijiiiei'ogainao. A. Gymnospermae. Class. CONIFERAE. Oid. CLIPRE8.SINEAE. CaUitris JBrongnkirU Endl. sp. Taf. I, Fig. 19, 20. UugcM-, Sylloge plant, foss. III, p. 00, t. 20, f. 8, 9. — 8yn.: TIniitis cuUitrina Uiig., Cliloris protogaca, p. 22, t. G, 7. Fun.lort: Neu-Josepbi-Tagban. (N. Coli. Ett. Nr. 3039—3041.) Es sind bis jetzt nur die beiden bier abgebildeten Samen dieser Art zum Vorschein gekommen. Sie geboren zu den kleinsten Exemplaren, stimmen aber in allen weseutlieben Merkmalen mit den aus den Tertiärschichten des südlichen Frankreich, Radoboj, Sagor und Leoben zu Tage geförderten Samen überein. Llboeednis salieornioides Endl. sj). Taf. I, Fig. 21, 22. Heer, Tertiärflora il. Schweiz, Bd. I, Taf. 21, Fig. 2. — Ettiugsh., Foss. Flora von Rilin, I, 1. c. S. .S.S, Taf 10, Fig. 1 — 7, 14. Syu.: Lihocedrile.i saJicuniioii/es Endl. Conif S. 27.''i. Fundort: Jobanni-Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 7072; N. Coli. Ett. Nr. 3048, 3049, 5299.) Es liegt bis jetzt nur das einzige Fragment eines Astchens vor, welches in Fig. 22 abgebildet worden ist. Dasselbe gleicht einerseits dem von Heer 1. c. Fig. 2nogni])liia plant, t'oss., p. 18, t. 7, f. 3— ;■). Fundorte: Johanui-Stollen; Neu-Joscphi-Tagbau; Maria-Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 869, 870, 1051. 1055, 5290—5297; Rrit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 3737—3748, 5245.) Das breiteste Blatt erreicht hier 30;//w Breite, nahezu die der a. a. 0. abgebildeten Blattreste von Bilin. Dasselbe trägt 20 gleiche Hauptnerven, welche je 3 — 5 sehr feine Zwischennerven eiuschliesseu, die nicht vollkiimmeu gleich sind. Die häufigen Queruerven sind in ungleichen Distanzen von einander und selten gerade uml senkrecht zu den Längsnorveu, meistens mehr oder weniger schief, ja sogar geschlängelt. Stengel reste erhielt ich hier selten. Dieselben erscheinen zwar auch flach und mit Längs- und Querstreifen geziert, können aber von den Blättern durch die mehr verkohlte Substanz am Abdrucke leicht unterschieden werden. Auf einem Ilandstück (Nr. 3742) liegen Pdatt- und Stengelrest beisammen. Wurzclreste fanden sich viele, darunter ein Exemi)lar, Fig. 1 vom Johanni-Stolleu, welches dem von Heer 1. c. Taf. 43, Fig. 6 dargestellten aus den Schichten von Üningcn fast vollkommen gleicht, iloch insofern vollständiger ist, als au demselben 86 Constanfin v. Ettingshaiisen, auch der obere nackte Theil der Wurzel erhalten erscheint, wälirend au dem Schweizer Stück nur der mit den langen rechtwinklig abgehenden Fasern dicht besetzte Theil derselben sichtbar ist. Wer also noch daran zweifelte, dass das citirte Fossil von Oningen eine Wurzel ist, wird durch unseren so deutlichen Wnrzclrest eines Besseren belehrt. Sparffaniuni acheronHcuni U n g. Unger, Icoiiogr.aphi.a plant. Ibss. I. c. p. 17, t. 7, f. 2. — Heer, 1. c. Bd. I, S. 101. — Syn.: S. s/i/gium Heer, Flora foss. arct. I, p. 07, t. 45, f. 2, 13 f/; II, p. 4CV, t. 42, f. 4 6, 5, n h. Fundort: Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 869, 870, 1017; N. Coli. Ett. Nr. 3749.) Es liegen nur Blattreste dieser Wasserpflanze vor. Sparifanimn stijgium Heer 1. c. Taf. 45, Fig. 1—4 will der Autor obwohl mit Bedenken, als von »S. acheronticiim nicht verschieden ansehen. Ich kann dem nicht bei- pflichten. Die citirte Abbildung stellt eine Pflanze dar, welche sich von der letzteren durch mehr genäherte viel feinere und gleiche Längsnerven unterscheidet, während iS'. acheronticiim ungleiche, d. i. Haupt- und Zvvi- schennerveu und auch breitere Blätter besitzt. Dagegen halte ich die als Spanjaiiium sfi/;/iuin bezeichneten Fossilreste in Heer's Flora foss. arct. 1. c. für gleichartig mit .S. acheronticum. Dies ist aus den in Parschlug und Schönegg vorkommenden Resten unzweifelhaft zn entnehmen. Ans dem Nen-Josephi-Tagbau erhielt ich Blattfragmente, welche mit den a. a. 0. abgebildeten von Ataiiekerdliik in Grönland vollkommen überein- stimmen. Dass die an genannter Localität mit den Blattfossilien vorkommenden »Spar_r/a«n«»-FrUclite demzufolge ebenfalls der von Unger aufgestellten Art einzuverleiben wären, ist selbstverständlich, da dieser die Priorität zukommt. Sparffaniuni Keptunl m. Ettingsh., Fos.s. Flora von Bilin, I, S. 31, Taf. 7, Fig. 9—15, 17, 18. Fundorte: Johanni-Stolien; Maria-Stollen. (N. Coli. Ett. Nr. 3749b, 3750, 3751.) An erstgenannter Localität kam ein Fruchtstand und ein Blattfragment dieser Art zum Vorschein. Beide Reste passen zu den a. a. 0. dargestellten sehr gut, so dass eine Abbildung derselben überflüssig erscheint. Beim Maria-Stollen ist nur ein Blattbruchstück dieser Art vorgekommen. Sparganiuni valdense Heer. Heer, Tertüirflora d. Schweiz, Bd. I, S. 100, Taf. 45, Fig.(5— .S; Taf.46, Fig.G, 7. — Engelliardt, Tertiärflora des Jesuiten- grabens bei Kundiatitz, Nov. Act. Bd. XLVIII, S. 313, Taf. IX, Fig. 2. Fundorte: Johanni-Stolien; Neu-Josephi-Tagbau, (N. Coli. Ett. Nr. .•!752— 3757.) Von dieser Art liegen nur Blattreste vor, welche mit denen der Schweizer Tertiärflora am meisten übereinstimmen. Ord. AROIDEAE. Aroninni extinctnni m. Ettingsh., Beiträge znr Konntniss der fossilen Flora vonRadoboj, Sitzungsbcr. Bd. LXI, S. 44, T.'if. 1, Fig. 32. Fundorte: Johanni-Stolien; Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 5308; N. Coli. Ett. Nr. 3765- 3769.) Hierher zähle ich Wnrzelreste, welche unvcrästelt, mehr oder weniger gebogen und geschlängelt sind, ähnlich den Luftwurzeln von Antlmrium und anderen Aroideen eine weiche runzlige oder fast sammtartig rauhe Oberfläche zu besitzen scheinen. Bei allen diesen Resten sieht man das centrale Gefässbündel sehr deutlich als einen verkohlten Strang durchschimmern. Die fvaiiile Flora von Sdioeiiegy bei Wies in Steienmuic. 87 Oicl. PALMAS. Fragment;! Palniarum adhuc liaud deteruiiiiauda. Taf. II, Fig. 52. Fundorte: Jolianni-Stolleii; Ncu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. lOOO, 10J4— 1016. 5315—5317, 5319; N. Coli. Ett. Nr. 3758— 37G4.) Das Vorkommen von Palmen in der fossilen Flora von Schönegg ist sclion durch das Erscheinen mehrerer subtropischer Pflanzerformen daselbst als wahrscheinlich anzunehmen, wird aber durch die hier aufgefundenen Keste ausser Zweifel gestellt. Es erschienen beim Johanni-StoUen und amNeu-Josephi-Tagbau Fragmente von dem Stiel und der Lamina von Palmenbiätterii, an ersterer Lagerstätte aber ein Stück einer aufgerissenen Bliithenschelde; endlich am Neu-Joseplii-Tagbau Bruchstücke des Stammes, welche denen von Falmacites canalicidatus Heer 1. c. 1, Taf. 40, Fig. 2 sehr ähnlich sehen. Mehrere Bruchstücke zeigten die Breite und das Aussehen der Blattstiele von Palmenblättern; die stark verkohlte Substanz der Abdrücke deutet auf eine sehr feste Beschaffenheit hin. Diese Reste, sowie die Fetzen der Lnmina einer Fächorpalme wurden der grossen UnVollständigkeit wegen nicht in die Tafel aufgenommen. Das erwähnte Bruchstück einer Blütlieuscheide ist in Fig. 52 dargestellt. Dasselbe zeigt die zahlreichen sich durchkreuzenden Zasern, welche beim Durchbre- chen des Blütbenstandes aus ihrer Verbindung (raten. Ob diese Reste zu mehreren Arten oder nur zu Einer gehören und zu welcher, lässt sich erst bei Erlangung eines vollständigeren Materials liestimnien. Vorläufig muss man sich damit begnügen, aus denselben auf die Repräsentation der Palmen in unserer fossilen Flora schliessen zu düifen. C. Dicotyledones. a) APETALAE. Class. AQUATICAE. Ord. CERATOPHYLLEAE. Ceratophylhun tertiär tum sp. n. Taf. III, Fig. 4 — 15. Ettingsh., Fossile Flora von Loiibcii 1. c. I, S. 282. Fundorte: Johanni-Stollen; NeuJoseplii-Tagbau; Maria-Stolleu; Brunn. (K. k. N. H. M. Nr. 885, 912, 913, 1019, 1020, 1032—1035, 1040, 5236—5281; Brit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 3770—3871.) Ist eine der häufigsten Arten in der fossilen Flora von Schönegg und rechtfertigt die Annahme vieler \Vasseri)flanzen für dieselbe. Es finden sich zumeist Bruchstücke der di- bis trichotom-vielspaltigen Blätter mit ihren fädlichcu Zipfeln, wie Fig. 4 — 5 zeigen, dann losgetrennte Stengelknoten Fig. 7 — 10. Letztere mit ihren im Kreise gestellten Lufträumen sind bereits a. a. 0. beschrieben worden. Dass diese eigenthümlichen den Querschnitt des Stengels zeigenden Knoten (s'ehe die Vergrösserung Fig. 8 a , welche ich auch am Moskenberg bei Leoben, jedoch äusserst selten, gefunden liabc, in der That zu CeratoplnjUion gehören, konnte erst durch das Vorkommen dieser Reste in Schönegg bewiesen werden. Hier sind die zarten gegliederten Ceratophylhtm-fiterigel Fig. 11, 14 gesammelt worden, an welchen jene Knoten deutlich gesehen werden können, und zugleich die oben erwähnten Blätter. Die Knoten kommen selten allein, sondern gewöhnlich mit den Blatt- fragmenten und Stengelresten zusammen, oft dicht gehäuft vor; es unterliegt somit keinem Zweifel, dass sie sich durch Maceration von den zarten Stengeln losgetrennt haben. 88 Gonstantin v. Ettiuijaltduseii. , Class. JULIFLORAE. Oid. CASUARINEAE. Casuarina Haldhujeri m. Tat'. II, Fig. 4-2. Ettingsl)., Tertiäre Flora von Häring, S. 38, Tat'. 9, Fig. 17—23. Fundorte: Jolianni-Stollcn; Neu-Joseplü-Tagbau; Maria-Stollen. ( K. U. N. H. M. Nr. 532], 6002, G963; Brit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 3872, 3873.) An der erstgenannten Localität sind Zweigbnichstiicke und Früclitelien, an den übrigen nur Früclifclicn zum Vorschein gekommen. Die Letzteren zeigen einen rundlieh ovalen Körper und diesem schief eingel'ügtcn von einem zarten Mittelnerv durchzogenen häutigen Flügel, dessen Länge die des Körpers Ubertriüft. Diese Früchtclien stimmen mit denen der lebenden Casuarinen gut überein, z. B. der C. suberosa (s. Heer, Tertiär- flora III, Taf. 150, Fig. 26.) Mit den Samen von Gli/jjfosfrobus können diese Früchte nicht verwechselt werden, da erstere einen anders geformten Körper und Flügel haben. Die zarten gegliederten Zweigchen dieser Art, welche die Casuarinen-Natur auf das deutlicii.ste otfenbaren, sind hier bis jetzt nicht ans Tageslicht gekommen. Dieselben mussten wohl so brüchig und hinfällig gewesen sein, dass es wahrhaftig zu wundern ist, wie solche überhaupt einmal (in Häring) sich erhalten konnten. Eine Widerlegung der gegen die Richtigkeit der Deutung dieser Reste gemachten Einwürfe halte ich in Anbetracht der vollkommen klaren Sachlage hier für überflüssig. Ord. MYRICEAE. Myrica lü/nituni I'ng. sp. Ettingsli., Beiträge zur Pliylogcnie d. Ptlanzenarten, III, 1. c. Tat'. 1-2, Fig. 1 — 10. — Ettiugsli. ii, Staudfest in Dcuksclir. Bd. LIV, S. 225, Taf. 1 u. 2. — Syn.: Qiiereiiii Jii/iii/mii Ung., 1. c. Fundorte: Johaimi-Stolien; Neu-Joscplii-Tagban; Maria-Stollen; liriinn; Haag. (K.k. N. U.M. zahlreiche Exemplare; Brit. Mus.; N. C(dl. Ett. Nr. 3874-4075 (^) Von dieser hier sehr iiäntig vorkommenden Art haben sich beim Johanui-Stollen und Neu-Josephi-Tagbau Früchte, an letzterer Localität ein ganzer Fruchtstand gefunden, ferner viele Formen von Blättern, und zwar: l. pari}(folia selten; 2. hrevifolia nicht selten ; 3. angustifolia häufig; 4. anynstisshnu häufig; 5. louyifolia selten; 6. (jraiidifolia nicht selten; 7. intejjrifolia mcht selten; 8. suhinteyra selten; 9. iimliilafa selten; 10. subdentafa nicht selten; 11. (■cnticulata häufig; 12. apovunoide^ selten; 13. dentuta häufig; 14. remote deiitata seitun; 15. serrata nicht selten; 16. aii/nte xermta selten; 17. crenafa selten; 18. etiülata bezeichneten Form sind: die Form entspricht der (inyiist/fo/ia, ist nach beiden Enden verschmälert; die Randbeschaffenheit ist wie bei der denfiadata. Von der f. apocynoidcs kamen aus dem Johnnni-Stollen schmälere Blätter als bei Parschlug zum Vor- schein, Die fossile Flora von Schoenegg hei Wies in Steiermark. 89 3Iyrica Joannis m. Ettingsh., Fossile Flora vou Köflach, Jahi-buoh d. k. k. geologischen Reiolisaustalt, VIII. Band, 1857, S. 11, Tat'. 1, Fig. 12. Fundort: Johanui-Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 1060, 1061.) Diese Art ist vielleicht mit der Form longifolia oder latifolia der M. liijnitum zu vereinigen, doch scheint die Nervatiou einen Unterschied annehmen zu lassen, welcher in Folgendem besteht: Die Secundärnerven steigen bei M. Joannis nielir im Bogen nach aufwärts, bilden keine Schlingen und laufen seltener in die Rand- zähne ein. Hingegen bilden diese Nerven bei den genannten Formen der M. Ihjnitnm Kandschlingen und sind kürzer. (S. Taf. 1, Fig. 4 und 13 der oben citirteu Abhandlung über Mijrka UynituiiK) Auch bei den anderen Varietäten der M. liijnitum habe ich solche aufsteigende Secundärnerven nicht beobachtet. Myrica integrifolfa Ung. Ungor, Gen. et spoc. plant, t'oss., p. 396. — Iconographia plant, foss., p. 32, t. 16, f. 6. — Heer, Tertiärflora d. Scbweiz, Bd. II, S. 36. — Syn.: Myrica Si/!miii Ung., Sylloge plant, foss. III, p. 67, t. 20, f. 12, 13. Fundort: Johanni-Stolleu. (^N. Coli. Ett. Nr. 4075 6.) Es ist bisher nur ein einziges Blatt, welches ich zu dieser Art zählen kann, in Schönegg vorgekommen. Dasselbe hat die Länge von 34h?«; und die Breite von Ibwm. Der Rand ist ungezähnt, die Spitze abgerundet, die Basis stark verschmälert, so dass die Lamina daselbst beiderseits desPrimärnervs einen schmalen Flügel bildet. Der Stiel,- welcher nicht in seiner ganzen Länge vorliegt, ist bis bmm sichtbar. Die Nervatiou zeigt einen nur bis zur Mitte derLamina hervortretenden Primärnerv, aus welchem 8 — 12 feine bogenförmige und geschüingelte Secundärnerven unter wenig spitzen Winkeln entspringen. Das Blattnefz ist nicht erhalten. Die Blätter der Form inteyrifolia der Myrica liijnitum unterscheiden sich von dem beschriebenen durch eine stark verschmälerte Spitze und zahlreiche Secundärnerven. Keine der anderen Formen und Varietäten der M. lignitum stimmt mit derM.inteqrifoIia in genügenderWeise überein, um die Zusammengehörigkeit annehmbar erscheinen zu lassen. Letzteres ist auch aus dem Grunde weniger wahrscheinlich, weil M. lijnitiun in den Schiebten von Radoboj, aus welchen die M. integrifolia zum Vorschein kam, nicht gefunden worden ist. Hingegen vereinige ich die an der Spitze abgerundeten und nach der Basis verschmälerten Blätter der M. Syloani Ung., welche in denselben Schichten angetroifen worden sind, mit der M. integrifolia Ung., eine Ansicht, welche durch das beschriebene Blatt vom Johanni-Stollen Bestätigung findet. Myrica salicina Ung. ünger, Gen. et spec. plant, t'oss., p. 3;)6. — Iconographia plant, foss., p. 32, t. 16, f. 7. — Heer, Tertiärflora d. .Schweiz, Bd. II, S. 36, Taf. 70, Fig. LS— 2ii; Taf 71, Fig. 1—4. Fundorte: Johanni-Stollen; Maria- Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 107.5; N. Coli. Ett. Nr. 4075c.) Der ungezähnte Rand, die gleichmässige Verschmälerung gegen die Basis und die Spitze, die zahlreichen Secundärnerven, welche aus einem stark hervortretenden primären abgehen, und die zartere Textur charakte- risiren die hieher gebrachten Blätter. Ich wnr früher der Ansicht, die M. inteijri/olia mit dieser Art vereinigen zu sollen. Das Vorkommen in Schönegg hat mich jedoch veranlasst, diese Formen getrennt zu lasscu, da sel1)e sowohl von einander als auch vou den sehr ähnlichen integrifolin und latifolia derJ/. lignitum, wenn auch vielleicht nicht specifisch unterschieden werden können. Myrica suhaethiopica m. Taf. II. Fig. 44, 44 a. Ettingsh., Beiträge ziu- Kenntniss der Tertiärflora Steiermarks, Sltzungsber. Bd. LX, S. 27, Taf 1, Fig. 29, 30. Fundorte: Johanni-Stollen; Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 1063—1066, 1131, 1238, 7166, 7177; N. Coli. Ett. Nr. 4338.) Denkschriften der mathem.naturw. Gl. LVil. Bd. 12 i)0 Constantin v. Ettingshauaen, Von der Form cnujuMifolia und der .schmalblättrigen denticuhita der M. Ugnitiim unterscheiden sich die P.liilter dieser Art durch die stiirkere lederartige Consisten/, die feinen nach vorne gekehrten Kandzähne und mehr genäherten unter spitzeren Winkeln entspringenden Secundärnerven. Es fand sich eine zweite Art von 3///;7'w-Fruchtstan(i Fig. 44 mit den Rlättern dieser Art am Johanni-Stollen. Die Spindel ist dünner als hei dem Frachtstand derM. l/(jnitiiiu und nicht gerade wie bei diesem, sondern auti'allend hin- und hergebogen. Fig.44(f stellt eine Frucht in schwacher Vergrösserung dar. Myrica deperdita Ung. Unger, Gen. et spoc. phmt. foss., p. 395. — Iconographia plant, foss., p. 32, t. Ifi, f. 3 — 5. — Heer, Tertiärflora d. Schweiz IL Band, Taf. 70, Fig. 13—16. Fundort: Neu-Josephi-Tagbau. (N. Coli. Ett. Nr. 4075-/ und c.) Die hier gefundenen Blätter, welche ich dioi-er Art einreihe, sind von der Form hrevifoliti: der Miji-iai /If/nitiivi kaum zu Irenueu. Das Gleiche gilt auch von den in Heer's Tertiärflora d. Schweiz 1. c. Fig. 15, DJ und von dem in der citirten Iconographic Fig. 5 dargestellten der M. deperdita. Bevor jedoch eine Vereinigung der letzteren mit der M. Ii(/müim vorgenommen werden kann, müsste hierüber mehr Material und besonders ein Blattvorkommeu der M. lüjnitnm ans Kadoboj vorliegen. Ord. BETULACEAE. lictala priüca m. Ettingsli., Foss. Flora von liilin, I, S. 4,J, Taf. 14, Fig. 11 — IC. — Beiträge z. Tertiärflma Steieniiarks, 1. c. S. -29, Taf. 1 Fig. 24—26. Fundorte: Johanni-Stollen; Neu-Josephi-Tagbau; Maria-Stollen (K. k. N. 11. M. Nr. 1112, 5415; N. Coli. Ett. Nr. 4076—4083.) An erstgenannter Lagerstätte sind Früchtchen und Blätter, an deu beiden anderen nur Blätter zum Vor- schein gekommen. Die Früchtchen stimmen mit den am Moskenberg gesammelten und Fig. 25, 26 a. a. 0. abgebildeten vollkommen überein. Die Blätter entsprechen den in dir citirten Bdiner Flora dargestellten am meisten. Betula pmicldeutata sp. n. Taf. IT, Fig. 43. B. füJiis parpis petiolatis, subrofiiiidis, aji/cc pdiicidcntata cni. siiii/a/i/o/ia nenne. Dieselbe eharaktersirt sieii durch abgerundet-stumpfe Blätter von dünnerer Consistenz, unterscheidet sich aber in den übrigen Merkmalen in keiner Weise von der Q. Daphnes. Von den sehr ähnlichen in Schönegg häufig vorkommenden 8oy;/ff/^«/«.- Blättern unterscheidet sie sich durch die Qiiernis Nervation, wehdie auf Stücken Nr, 4153, 4195 und 4199 a,ni l)esten zu sehen ist. Von den gezähnten Formen erscheint (>. /va/^A/^/.v am häufigsten, dann folgt Q. mediterrancd und (>. /oroasfri] am seltensten ist (>. iirophi/lla, welche nach dem Vorkommen in l';irschlug und Schönegg durch Übergänge mit Q LoiwJii/is verbanden ist Die Übergänge zwi- schen den ganzrandigen und gezähnten Formen, welche in Parsclilug nicht selten zum Vorschein kamen, sind hier bis jetzt auf drei Fälle beschränkt. Zwei derselben sind auch in Parschlug vorgekommen, nämlich eine Dapiines-Form mit Zähnen und eine Mi/rtiUoides-Vorm mit Zähnehen an der Spitze. Hingegen neu ist eine gezähnte Elaciia-Vonu (N. Coli. Ett. Nr. 4203). Die Sparsamkeit, welche ich mir auferlegen muss, gestattet mir gegenwältig nicht, diese Uliergangsfornien zur Anschauung zu bringen und verweise ich daher auf die Sammlungen. Quercus Hadimskyl sp. n. Taf. III. Fig. 10, k; «. Q fuliis longe pefiolulis, coriaceis ovato-ellijjfiris, apire pniduclo grosse denlata, busi rotundalo-obtusa inteijirriiiiu ; neroalione cruapedodromu, nerro primario jyronün nte, redo ; nerois secuiidariis sub ungulis 45 — 55° orien- tihus, arcuatis, simpUcibus, inferioribus abhreviatis ; nervis tertiarits anyiilo rcdo insertis, inter se conjundis, rde microsynamiual um indudentibus. Fundort: Jobanni-Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 95G; N. C(dl. Ett. Nr. 4222.) Der Blattstiel erreicht die Länge von \lmm. Die Lannna zeigt eine breite vollkommen abgerundete Basis nnd eine schnell \ersclunälerte Spitze, welche mit grossen spitzen Zähnen besetzt ist. Die eine P>lattseite zeigt VI « 92 Constantin v. Ettingshausen, einige Zähnchen, die andere ist wie die Basis ganzrandig. Die Textur kann nach dem Eindruck, den das Blatt im Gestein hervorrief und nach der vermehrten verkohlten Substanz als lederartig bezeichnet werden. Der Primärnerv tritt bis zur Mitte der Lamina stark hervor, verfeinert sich aber in seinem Verlaufe gegen die Spitze zu beträclitlich. Die unteren Secundärnerveu sind kurz, bogenläufig, die übrigen steigen im Bogen nach aufwärts, um in die Raudzähne einzulaufen; alle sind ungetheilt. Die Tertiäruerven sind verbindend, recht- läufig, die meisten jedoch wie auch das Netzwerk an dem abgebildeten Exemplar nicht erhalten. An einem zweiten Blattfossil dieser Art, welches einem grösseren Blatte angehörte, ist das in Fig. 16 a abgebildete Netz zu sehen. Bei der grossen Mannigfaltigkeit der Formen, welche die vorhergehende Art aufweiset, wäre es immerhin möglich, dass Übergangsformen zu der beschriebenen einmal zum Vorschein kommen werden. Unter den zahl- reichen Formen der Q. Palaeo-Ilex aber, die mir aus Parschlug vorliegen, kann ich keine solche herausfinden. Am nächsten stehen Q. Zoroasfri und grössere breite in die letztere übergebende Formen von Q. mcdiferranea. Diese aber haben keine so sehr aufsteigenden langen Secundärnerveu. Unter den lebenden Eichen finde ich keine so nahestehend als die Q. Ahnno Benth. (Ettingsh. Blattsk. d. Apet. Taf. 10, Fig. 4) von Mexico. Quercus drymeja Ung. Unger, Chloris protogaea p. 113, t. 32, f. 1—4. — Heer, Tertiärflora d. Schweiz, III. Band, S. 50, Taf. 75, Fig. 18—20. Fundorte: Johanni-Stollen; Maria-Sfollen. (K.k.N. H. xM. Nr. 1050, 1100; N. Coli. Ett. Nr. 4217— 4221.) Auch bei dieser Art könnte sich die Fiagc aufwerfen, ob nicht Formen erscheinen werden, welche sich als Übergänge zur Quereng Falaeo-Ilex, namentlich zu den früiier Q. Lunchitis, Cyii und uropliijUa benannten Formen erweisen? Zur Beantwortung derselben müssen die Blätter der Q. drymeja, wo sich solche finden, einer genaueren Untersuchung untei zogen werden. Unter den hier zum Vorschein gekommenen finden sich: a) die echte Form mit grossen Eandzähnen, verlängerter Spitze, unter Winkeln von 20—30° verlaufenden, am Ursprünge etwas convergirend gebogenen Secundärnerveu; hj eine auffallend schmalblättrige Form mit groben Randzähueu ohne Doruspitzen, mit wenig verschmälerter Basis und gebogenen unter weniger spitzen Winkeln entspringenden Secundärnerveu (Nr. 4218); endlich cj eine Form mit lanzettlicher, Lamina und normaler Ner- vation, aber dornigen spitzen Randzähnen; die Textur erscheint auffallend derb (Nr. 4219). Die Form Z'y' ver- räth allerdings eine Annäherung zur Lonchitits, doch ist diese noch nicht genügend, um darauf hin die Ver- einigung der Q. drymeja und Q. Palaeo-Ilex begründen zu können. Die Form cJ wäre wegen der Dornspitzen leicht mit Castanea atavia zu verwechseln ; allein die derbe lederartige Textur und die Eichen-Nervation stehen einer solchen Verwechslung entgegen. Castanea atavia Ung. Uuger, Füss. Flora von Sotzka, S. 34, Tat'. 10, Fig. 5—7. — Ettingsh., Beiträge z. Tertiärflora Steiermarks 1. c. S. 33, Taf. 2, Fig. 16—20. — Fossile Flora von Leoben I, Denkschr. , LIV. Band, S. 292. — Syn.: Casfaiim Kiihiiiiji Kov., Arbeiten d. geolog. Gesellsch. für Ungarn I, S. -25, Taf. 3, Fig. 1 — 7. — C. Ungeri Heer, Contribiitious to the t'oss. Flora of North Greenland, p. 470, t. 45, f. 1—3; t. 46, f. 8. Fundort: Joliauui-Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 943; N. Coli. Ett. Nr. 4223—4225.) Ein Blattfossil (Nr. 4223) zeigt unter sehr spitzen Winkeln entspringende Secundärnerveu und zuge- spitzte Randzähue ohne Dörnchen, vereinigt sonach Merkmale der Formen C. Kuhinyl und C. Ungeri. Fagus Ferotiiae Ung. Unger, Chloris piotog. p. 106, t. 28, f. 3, 4. — Ettingsh., Foss. Flora von Bilin I, S. .'iO, Taf. 15, Fig. 12—20, 22; Taf. 16, Fig. 1. Fundorte: Johanni-Stollen; Neu-Josephi-Tagbau; Maria-Stollen; Brunn. (K. k. N. H. M. Nr. 944, 1043, 1094, 1095, 1103-1107, 1109, 1118; Brit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 4226—4272.) Es kommen liier bcmcrkenswerthe Abänderungen vor. Der Blattstiel erreicht die Länge von 28mm (bei 4251), die Lamina Vdbmm (4252). Die Basis ist abgerundet (4242), verschmälert (4237), ganzrandig (4229), Die fossile Flora von Schoenegg hei Wies in Steiermark. 93 gezähnt (4226). Die Spitze ist kurz (^4262); laug verscbmälert (4231). Der Rand ist wellenförmig (4272); grob- gezähnt (4244). In der Nervatiou weichen die hiesigen Buchenblätfer von der Normalform nur wenig ab. Carpiniis Heerii m. Ettingsh., Foss. Flora von Köflach, S. 13, Tat", l, Fig. 9. — Foss. Flora von Biliu I, S. 4,S, Tat". 15, Fig. 10, 11. Fundort: Johanni-Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 952.) Kommt hier sehr selten vor. Es fanden .sich nur Blätter, welche zu den a. a. 0. abgebildeten am besten passen. Ord. ULMACEAE. Vhnus Bronnii üng. Ungor, Chloris protogaca, p. 100, t. 2C , f. 1—4. — Ettingsh., Foss. Flora von Biliii, I, S. G-2, Tat'. 17, Fig. 0, 10; Tat', l.s, Fig. 1-6. Fundorte: Johanni-Stollen; Nen-Josephi-Tagbau; .Maria-Stollen; Brunn. iK. k. N. H. M. Nr. 957, 1119—1121, 557Ü, 5577, 7150; Brit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 4273— 4292.) Von dieser .Art kamen bis jetzt nur die Früchte in Schönegg vor. Dieselben .stimmen mit den in Biliu gefundenen und a. a. 0. abgebildeten am meisten iibereiu. Uhnus longifolia Ung. Ungcr, 1. c. p. 101, t. 26, f. 5. (Nnr das Blatt.j — Ettingsh., 1. c. S. 02, Tat', l.s, Fig. 7 — 11. — Syn.: Beliihi inficrnjitera Ung., 1. c. t. 34, f. 7. (Nur die Frucht.) Fundort: Johanni-Stollen. (N. Coli. Ett. Nr. 4293, 4294.) Die Frucht, welche Unger mit den Blättern dieser Art vereinigte, gehurt zu U/mus Braiuiii; hingegen die als Bitula Inacroptera l'ng. bezeichnete Frucht zu C. lomjifolia. Die Gründe für diese Ansicht habe ich bereits in der oben citirten Abhandlung auseinandergesetzt. Nun hat sich dieselbe Frucht, die ich in Bilin mit den Früchten der U. Braunii und den Blättern der ü. Ion- Arten, welche 94 Constantin r. Ettingshaiisen , sich nur durch die obigen Merkmale der Kaud/.ahuung iinter.sclieidcn Hessen, in Kine zusammenzufassen sind. Diese Blattformen kommen im Thon von Schossiiitz beisammen voi' und es ist möglich, dass sie alle auf ein und demselben Baume gewachsen sind. Von den verschiedenen Namen, vyelche dieser Art gegeben worden sind, wählte ich die Heer'sche Benennung, da Alexander Braun es war, der hieher gehörige Blätter aus dem Mergelschiefer von Öningen zuerst als U. pan-ifoUa bezeichnete. Es kann aber dieser Artname nicht mehr für eine fossile Ulme verwendet werden, da bereits eine lebende Ulmen-Art so benannt ist. Die Blätter, welche früher als V. pluriiienia Unger bezeichnet wurden, sind nach dem Vorkommen der- selben in Schönegg und Parschlug von den einfach gezäimtcn Blättern der U. Braunii nicht verschieden. Planern Ungeri m. Etting-sli., Foss. Flora von Wien, S. H, Tat. 2, Fig-. 5 — 18. — Heer, TertiJirflora d. Si'liweiz, Bil. II, S. 60, 'l'af. 80. — Syii. : U/iiiiis zell-omefulia Unger, riiloris protogaea, p. 91, t. 24, f. 7 — 1.3; t. 2'"i, f. 7. (Hieher gehLireu noch mehrere Synonyma, die aber liier nicht citirt werden, da selbe auf das Vorkommen in Schoeucgg keinen Bezug haben.) Fundorte: Johanni-Stollen; Neu-Joscplii-Tagbau (K.k.N.H.M Nr.ll2(;, 1127; N. Coli. Ett. 4321— 4324.) Es liegen aus den genannten Localitäten nur Bätter vor, welciie mit den kleineren und kleinsten die.ser Art, insbesondere den a. a. 0. dargestellten am meisten übereinstimnieu. Das kleinste hier zum Vorschein gekommene Blatt (4324) ist 9«»« lang und ?>mm breit. Ord. MOREAE. Ificits lanceolata Heer. Heer, Tertiiiiflora d. .Schweiz, IUI. II, .S. 62, Taf. 81, Fig. 2—5; Bd. III, S. 182, Tal'. 151, Fig. 34, 35; Tat. 152, Fig. 13. Fundort: Jolianni-Stolleu. (K. k. N. IL M. Nr. 1139 — 1141; N. Coli Ett. Nr. 4332,4333.) Es kamen Fragmente von grossen Blättern .1139) und solche, die dem m. a. 0. Taf. 152, Fig. 13 abge- bildeten Blatte am meisten entsprechen, vor. Ficus multinervis Heer. Heer, 1. c. .S. 03, Taf. 81, Fig. 6—10; Taf. 82, Fig. 1. — Ettingsli., Foss. Flora von Bilin, I, S. 68, Taf. 20, Fig. 5, 6. Fundort: Johanni-Stollen. (K.k.N.H.M. Nr. 1128.) Bis jetzt ist nur ein einziges Fragment eines Blattes dieser Art liier zum Vorschein gekommen. Dasselbe zeigt die charakteristischen Merkmale des Blattes, namentlich die Ncrvation liinreieliend deutlich, um über die Bestimmung des Fossils keinen Zweifel übrig zu lassen. Ficus teiiuinervis m. Taf. III, Fig. 17, 18, 18 a. Ettiugsh., Beiti-. z. Kenntn. d. Tertiärfloni Steiermark«, S. 38, Tat. 2, Fig. 4. — Fos*. Floi-a von Sagor, I, S. 184, Taf. G, Fig. 8. Fundorte: Johanni-Stollen; Neu-Josephi-Tagbnu. (K.k.N.H.M. Nr. 953, 1138; N. ('oll. Ett. Nr. 4325, 4331.) An erstgenannter Lngerstättc haben sich nur Blätter gefunden, die mit den a. a. 0. abgebildeten überein- stimmen. Vom Neu-Josephi-Tagbau erhielt ich das Blatt Fig. 18, welches zwar viel kleiner ist als die bisher zu 'l'age geförderten Blätter dieser Art, jedoch in der Nervation und den übrigen M(M-kmalen von denselben nicht abweicht Das Netz, in Fig. IB« vergrössert dargestellt, ist vortreflTlich erhalten. Mit diesem Blatte kam ein Fruchtfossil Fig. 17 vor, welches, da es eine grosse Ähnlichkeit mit einer kleinen 7'7ci<.s-Frucht verräth, höciist wahrscheinlich zur gleichen Art gehört. Dieselbe ist aulTalleiid länglich. Man sieht die EinfUgungs- stclie des Stieles am Zweigchen deutlich. Die fossile Flora von Schoeni(/(j hei Wies in Sleicrniark. 95 Ficns Jynx Uug-. Uiig'cr, Foss. Flora von Hotzk.'i, .S. 35, Tat'. 1-2, Fig-. 'i, — Ettiiigsli., Foss. Flora von Biliii, I, S. 6',), 'l'af. 20, Fig. 2, 7. Fniulort: Johanni-Stollen. (N. Coli. EU. Nr. 4328.) Eine Eigenthümliclikeit dieser Art scheint die häufig Vürkoniuieiidc uugleichmässig-e Eutwiciiluiig der liUittiiälf'ten i\\ sein. Es k;iui liis jetzt nur ein einziges Blatt hier vor, welches in seiner Form am meisten dem in Fig. 7 1. e. ;ibgebildeten aus dem plastischen Tiiun von Bilin entspricht, von demselben ai)cr durch eine auf- fallende Ungleichheit der Hälften, die erst in der Mitte des Blattes hervortritt, abweicht. Die .Seciindärnervcn entspringen unter nahezu rechtem Winkel. Flcus styi'iuca sp. n. Taf. HI, Fig. 19, 19». F. foliis lo)i[/e pc'iolali^:, coriKrcia, ohorain-oh/oi/i/is^ apice rolitiuhdo-oJitiisi^ n-l cinKnihidlis, l>iisi aiujUHtafia, iiiar- ijine /iiteqerriiiiis ; nerctdinin' In orhidoih-iDiiK , nervo pfhimrio niliilo, rvctn, upicent iH'rsiis (iltciNialo , ni'rvis secundarÜH sali ö — 65° oric/il/ljiis, IcniiibKs, sidi/lcr/iosls iinin/iiieiii icruKs roiiiottif, inter .sc con- jiuidis; nervi» tcrtiuriia (i}iwot entfernt stehend. Uieselben sind abstehend, jedoch nicht nach abwärts gekrümmt, sondern gerade, oder zeigen sogar eine Andeutung einer Bieguug nach aufwärts. Durch die angegebenen Merkmale ist diese Art von den übrigen fossilen Leptomerien wohl verschieden, und weicht auch von den bis jetzt bekannten lebenden Arten insofern ab, als so zarte dünne, mit pfriemlichen Blättern besetzte Astchen bei denselben nicht beobachtet worden sind. Dessungeachtet verräth der Plabitus dieser Ästcheu ganz und gar die Leptomerieu-Natur, weshalb ich an der Richtigkeit der Bestimmung obiger Fossilreste keineswegs zweifle. Wenn die beschriebene Art dem Herrn Marquis v. Saporta bekannt geworden wäre, so hätte er in seiner Schrift über die fossilen Palmen ' die fossilen Leptomerien nicht für Inflorescenzen von Palmen erklären können. Es besteht allerdings eine entfernte Ähnlichkeit zwischen den hin- und hergebogenen Spiudel- ästchen solcher Inflorescenzen und den Zweigspindeln der in den Schichten von Häring gefundenen Lcptomeria fiexuosa m. Allein bei einer mehr als blos oberflächlichen Vergleichung wird man bald finden, dass letztere mit Blättern besetzt sind, welche ersteren fehlen. Übrigens besitzen L. oeningensis, Benthami und tenuissima keine hin- und hergebogeue Spindel und deutlicher entwickelte Blätter, so dass selbst von einer entfernten Ähnlichkeit ihrer fossilen Zweige mit Blüthenspindeln von Palmen keine Rede sein kann. Smitaluni. Ettingsh., Tertiäre Flora von Häriner, S. 49 u. 50. — Foss. Flora von Leoben, I, S. 310 u. .'511. Von dieser Gattung sind in Schönegg zwei neue Arten erschienen, welche im Nachfolgenden beschrieben werden. Die übrigen Arten zeigen nahezu das gleiche Vorkommen wie in Leobeu; es erübrigt daher hier nur noch die Angabe ihrer Fundorte. S. saliclnum m. Johanni-Stollen; Neu-Josephi-Tagbaii. (K. k. N. H. M. Nr. 1342, 5927-5932; Brit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 4552-4559, 5261.) Kommt hier häufiger als in Leoben vor. & acheronticum m. Johanni-Stollen. (K. k. N. H. M. Nr. 1203, 1204, 593G, 5937; N. Coli. Ett. Nr. 4563-4565.) S. osyrinum m. Johanni-Stollen. (K.k.N.H. M. Nr. 910, 91 1,5933 -5935; N. Coli. Ett. Nr. 4560 -4562.) S. microphi/llum m. Johanni-Stollen. (N. Coli. Ett. Nr. 456(5, 4567.") Ist hier die seltenste Art dieser Gattung. 1 G. Marquis de Saporta, Les inflorescences des Palmiers fossiles. Revue generale de Botanique, Tome I, 1889, p.229. Die fossile Flora von Schoenegff bei Wies in Steiennark. 103 Scmtfflnin .styi'iacum sp. u. Taf. IV, Fig. -20^27. S. foliis oppositis , coriaccis eUiptivia rel (iJiornto-ellipticis, margiiie /utrijerriDio rcro/iilis, Imsi In pdinliivi birrem angustatis, apice rotiDidiiti.-^; »errutione camptodroma, neroo primario hasi Jiniio, upicem versus valde atie- niiato, redo ; nervis snimdariis ntrinque 3 — 5, sub amjulis 40 — 50° orieiitibus, arcuatis ti'iiuibiis siinplicihus, velfurcatis, saepe vix conspicuis; nervis tertiariis vix conspicuis, rete niillo. Fundorte: Jolianni-Stollen; Neu-Josephi-Tagbau; Maria-Stollen; Brunn. (K. k. N. H. M. Nr. 901— 909, 1117, 1169, 1170, 1180—1199, 5917, 5938—5955; Brit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 4514—4543, 5263.) Ist die häufigste Art dieser Gattung in Schönegg. Die Abdrücke der Blätter verrathen eine derbere leder- artige Consistenz. Die Dimensionen derselben schwanken zwischen 12 — 38 /;»« Länge, einschliesslich Stiel und 5 — 16 w(wj Breite. Die Form der Lumina ist kürzer oder länger elliptisch, selten verkehrt eiiörniig; die Basis wenig verschmälert oder spitz; der Hand eingerollt, daher verdickt ; der Stiel 2 — 5 mm lang; die Spitze abgerundet, stumpf. An dem Zweigclienfragmcnt Fig. 20 vom Johauni-Stollen lässt sich die Stellung der Blätter an den Blattnarbeii der Spindel als gegenständig erkennen, denn nur die zwei jungen Blätter, welche an der Spitze des Zweigchens stellen, sind mit diesem in Verbindung, wälirend das grössere Blatt davon los- getrennt und zugleich von seiner Einfügungssteile um ein Paar Millimeter herabgerückt erscheint. Die meisten Blätter zeigen nui- den Primärneiv deutlich, welcher an der Basis stark und gegen die Sidtze zu bei geradem Verlaufe beträchtlich verfeinert ist. Die Secundärnerven, welche an dem Blatte Fig. 24 deutlich wahrgenommen werden konnten, sind in geringer Anzahl vorhanden, nicht hervortretend, mehr oder weniger gebogen, am Ende manchmal gabeltheilig. Die Tertiärnerven sind sehr fein, kurz, rechtläutig, meist aber nicht wahrnehm- bar. Von einem Netz ist keine Spur vorhanden. Das auf den Sandwich-Inseln einheimische Sioitaluin cUiplkum Gaud. zeigt sehr ähnliche Blätter, die sich von den beschriebenen Fossilien fast nur dnrcli einen längeren Stiel unterscheiden. Die abgebildeten Blätter stammen vom Johanni-Stollen. Santalmn androniedaefolitiin sp. n. Tat. IV, Fig. -28—32. S. foliis subcoriaceis, brerifcr jjctiuldtis, elliptiris rel rotiDidis, >ii(ir(/ine iidetjerrimo sKhrerolntin, uiriiiqiie obtusis- simis, nervatione camptodrouta , nervo primariu firmo, apicem versus valde nlienuato, redo; nervis secun- dariis tenuissimis, vix conspicuis; ter1i und 7 a. a. 0. am meisten ent- spricht. Wegen des etwas mehr entwickelten Stieles, der mehr eiförmigen Lamina und den feineren unter weniger spitzen Winkeln abgehenden Sccundärnerven, welche Merkmale unser Blattfossil von den Blättern der P. oeniiujensis unterscheiden, könnte dasselbe einer besonderen Art angehören. Hierüber werden spätere Forschungen vielleicht Aufklärung bringen. Ord. PROTEACEAE. Froteoides grevilleaefolin sp. n. Taf. IV, Fig. 34, 35. /'. foliis longe petiolatis subcoriaceis, ohlomjis, hast in petioliuii uhitinn ikrarrenUbus, manjine irre mm. Das freie Ende desselben ist flach abgerundet oder fast abgeschnitten. Die Textur dünnhäutig, Nerven fehlen. Embothi'ium, microspevmuin sp. n. Taf. IV, Fig. :S7. E. seminum tninimonmi ala enervia, ODutu, utrinqi(e coarctata, reda, membranarca. Fundort: Johanni-Stollen. (N. Coli. Ett. Nr. 4600, 460L1 Der Samenkörper zeigt die Grösse und Form eines Hirsekorns. Der symmetrisch eingefügte aufrechte Flügel verräth eine derber häutige Consistenz, ist eiförmig und an beiden Enden gleichmässig verschmälert. Das freie Ende ist stumpf. Es sind keine Nerven sichtbar. Embothrium affine m. Ettingsh., Foss. Flora von Leoben, I, S. 31.i, Taf. 4, Fig. 28, 29. Fundort: Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 121G; N. Coli. Ett. Nr. 4002, 4G03.) Ein hier gefundenes Exemplar des Samens stimmt in der Grösse und allen übrigen Eigenschaften mit dem a. a. 0. in Fig. 28 abgebildeten vom Münzenberg vollkommen überein. Die Wiederholung einer Abbil- dung erschien demnach als überflüssig. 110 Consfaiitin v. Ettinyshauseii,, Emhothriani parschliuj in u am s|). n. 'J"af. IV, Fig. 43, 44. E. seminum orato-lanreoldformn iila ciiervia, hite ovuta oel elliptica, reda, mmihraudcea. Fuudoi-te: Jolianiii-Stollen ; Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 858, 862, 6035; N. Coli. Ett. Nr. 4580—4582, 4590.) Diese Art kommt nocb hüufiger iu Parschlug als in Schönegg vor, und findet sich in einigen Abformen, von denen ich jedoch nur die zwei wichtigsten hier zur Darstellung bringe, auf meine spätere Arbeit über die Enibothrien der fossilen Flora von Parschlug verweisend, die in den „Beiträgen" zu dieser Flora erscheinen wird. Der Samenkörper ist aus breiter Basis, lanzettförmig zugespitzt; der hautartige, nervenlose Flügel breit- eiförmig (wie bei Fig. 43) oder schmäler elliptisch (wie l)ei Fig. 44). Der IvCtztere erhebt sich in gerader Richtung über den Körper, ist demselben jedoch assymmetrisch eingefügt. Die erwähnten Abänderungen betretfen hauptsiichlich den Flügel, welcher in seinen Dimensionen schwankt. Die Formen mit kurzem Flügel, welche hier sehr selten vorkommen, aber in Parschlug häufig sind, nähern sich durch dieses Merkmal dem Emhotlirium hracliypterum, können aber durch die Form des Samenkörpers von diesem leicht unterschieden werden. Emhofhrium stenopterunt sj). n. Taf. IV, Fig. 45. E. seminum anguste lanceolatorum ala enervia, ohlonyo-eUiptica, reda, memhraiiacrd. Fundort: Neu-Josephi-Tagbau. (N. Coli. Ett. Nr. 4599.) Erst bei den letzten Aufsammlungen ans dem Material des genannten Fundortes ist der in Fig. 45 abge- bildete Same zum Vorschein gekommen, welcher sonach zu den seltenslen Fossiliestcn der Flora von Schönegg gehört. Ich hielt denselben anfänglich für eine Form der vorigen Art mit schmalem Flügel, erkannte aber bald, dass derselbe einer besonderen Art angehören müsse. Der Samenkörper ist viel schmäler als bei E. ixirschlu- gianum, lanzettförmig zugespitzt und auch der Flügel verhältnissmässig schmäler. Die Substanz des nerven- losen Flügels erweiset sich wohl noch als hautartig, muss aber der dunkleren Farbe des Abdruckes nach derber gewesen sein. In den übrigen Eigenschaften stimmt der Same mit dem vorhergehenden überein. Mmbotlirium schoeiteffffense sp. n. Tal'. IV, Fig. 36. E. seminum suhlinearium ala enervia, ohorato-oblonga, Interuli, ohliijna, viemhranarea. Fundorte: Johanni-Stollen; Neu-Josephi-Tagbau. (N. Coli. Ett. Nr. 4591 -4596.) Unterscheidet sich von den vorhergehenden Arten durch den sehr schmalen fast linealen Samenkörper, an dessen einer Seite der nervenlose, verkehrt-eiförmige oder längliche Flügel sitzt. Dieser erscheint daher zur Axe des Samenkörpers mehr oder weniger schief. Das freie Ende des Flügels ist abgerundet stumpf. lEinbothriiiiii leptosperimim m. Ettingsh., Tertiäre Flora von Iläring, S. 51, Taf. 14, Fig. 15—2.5. Fundort: Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 861; N. Coli. Ett. Nr. 4606, 4607.) Variirt mit rundlichem, eifJirmigem und elliptischem Samenkörjier. Hier kommt die Form mit eiförmigem Körper vor, dessen Dimensionen 5 mm in der Länge und 3 mm in der Breite erreichen. Die Nerven des Flügels (G) sind deutlich wahrnehmbar. Emhothriuni styriacum m. Taf. IV, Fig. 39, 40. Ettingsh., Fos.s. Flora von Leoben, I, S. 31C, Tai'. 4, Fig. 32. Fundort: Johanni-Stollen. (K. k. N. II. M. Nr. 857; N. Coli. Ett. Nr. 4604, 4605, 4614.) Die fossile Flora von Schoenegg hei Wies in Steiermark. 111 Der Saraenkörper ist an den liier gesammelten Exemplaren 5 — () m)n lang und 4 iudi breit, daher etwas grösser, als an den in Leoben zum Vtirsclieiu gekotnmeneu und mehr eiförmig. Der Flügel ist von seclis Nerven durchzogen und simmt in allen übrigen Eigcnisehatten mit dem der Leobener Samen übercin. Bankslfi lom) ifolia m. Ettiiigsh., Tertiäre Flora von lläriiig-, S. 53, Taf. 15, Fig. 11 — 26. — Eocitue Flora des Monte Proinin:i, ,S. 33, Tat'. 7, Fig. 12 — 14. — Beitr. z. Iveuutn. d Tertiärflora Stcieruiarks, S. 50, Tat'. .", Fig. 18. Fundorte: Johanui-Stollen; Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 1222, 1231, (3072, Gü73; N. Coli. Ett. Nr. 4633—4639.) An der erstgenannten Localität ist eine schmalblättrige, gezähnte Form, deren Lamina nur die Breite von 3 )iiiii erreicht und eine wenig gezähnte, gegen die Basis fast ganzrandige Form zum Vorschein gekommen. Am Neu-Joscphi-Tagbau fand sieh eine breitblätterige, scharf gezähnte Form. Die Samen dieser Art, welciie aus den Schichten des Moskenberges bei Lcoben gewonnen wurden, sind hier bis jetzt nicht vorgekommen. ßdHksia haeriiKjiana m. Tat. IV, Fig. 50. Ettiiigsli., Tertiäre Flora von Häring, S. 54, Tai'. 16, Fig. 1 — 25. — Beitr. z. Tertiiirflora Steiermarks, S. .50, Taf. 3, Fig. 19. — Foss. Flora von Leobeu, I, S. 317, Taf. 4, Fig. lo. Fundorte: Johanni-Stolien; Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H. M. Nr. 1223—1225, 1227, 1229, 1230, (3079_(3083; N. Coli Ett. Nr. 4615-4625.) Der hier abgebildete Samen hat sich beim Johanni-Stolien gefunden; er ist etwas kleiner als der am Moskenberg bei Leobeu zum Vorschein gekommene, stimmt aber in allen übrigen Eigenschaften mit demsellien überein. Auffallend ist die dunkle Färbung des Fiügelabdruckes, welche die derbiiäutige Textur des Flügels verräth, die den Baiihia-'r^iuncn zukommt. Die Blätter sind an beiden Localitäten ziemlich häufig gesammelt worden. Bemerkeuswerth ist, dass hier manchmal Trümmer, die zu demselben Blatte gehören, in dersellten Schichte neben einander liegend gefunden wuiden. Diesen Trümmern konnte man deutlich ansehen, dass sie von spröden steifen Blättern iierrühren, was nebst der Form, Zahnung und Nervation liir die Bestimmung derselben als Ämfo/a-Blätter spricht. Banks ia Ungcri m. Tat'. IV, Fig. 49. Ettingsli., 'l'ertiäre Flora V(in lliiring, S. 54, Tat. 17, Fig. 1 — 22; Taf. 18, Fig. 1 — 6. — Foss. Flora von Leob<'U, 1. c. S. 317. Fundort: JohanniStollen. ( K.k.N. 11. M. Nr. 1 226 , 1234, 1235; Brit. Mus.; N. Coli. Ett. Nr. 4628— 4631.) Mit Blattresten, die zu dieser Art gehören, ist ein Same Fig. 49 gesammelt worden, welcher allen seinen Eigenschaften nach sehr gut zu liatiLsid passt. Es unterscheidet sich aber derselbe von den bis jetzt bekannt gewordenen fossilen i)t«/^/,sA^ Samen durch seinen kurzen, breiten Flügel, welciior dein xcrliältnissniiissig grossen Körper symmetrisch aufsitzt. Hiedurch ist dieser Same auch von dem von Kmbothrium bnichypIerKm leicht zu unterscheiden, sowie durch dasseliie Merkmal und den nervenlosen Flügel eine Verwechslung mit dem Samen von E. leptospernnun ausgeschlossen erscheint. Jiaiiksia JJeikeaiiii Ung. Heer, TertiärHora d. Sehweiz, Bd. II, S. 9s, Taf. 97, Fig. 38—43. Fundort: Johanni-Stolien. (N. Coli. Ett. Nr. 4640, 5206.) Es liegen mir nur zwei Blattfossilien dieser Art, welche durch ganzrandige Blattei- von den vorhergeilen- den abweicht, vor. Das am besten erhaltene Fossil zeigt ein längliches, an der Spif/.c breites und daselbst mit einem Dörnchen endigendes, gegen die Basis zu allmälig verschmälertes Blatt von aulTallend steifer leder- artiger Ccnisistcnz. Am Itandc^ ist eine Verdickung wahrnehmbar, welche jedoch nicht von einer Einrollung 112 Constantin v. Ettingshausen, Die fossile Moni vo?i Sdioenegy bei Wies in Steiermark. desselben herzuriihreu scheint. Bezüglich der übrigen Eigenschaften, insbesondere der vorhandenen Spuren eines freien Netzwerkes passt das erwähnte Fossil gut zu den a. a. 0. abgebildeten Blättern aus einem marinen Mergel der Steingrube von St. Gallen. Der Umstand, dass an denselben ein Enddörnchen nicht beobachtet wurde, kann dnrcli Zufall hervorgerufen sein und berechtigt noch keineswei;s zur Annalime, dass unser Fossil einer besonderen Art angehöre. Durch die meiir läugliche Form uud das erwähnte Enddörnchen au der .sou.st abgerundet-stumpfen Spitze verräth dasselbe eine grosse Anuäherung zur lebenden Banksia /iife(/rifoU(i, hei welcher, obgleicli nur untergeordnet, auch verkehrt-eilängliche Blätter vorkommen, die sich denen der Schweizer Tertiärflora besser anschliessen. Dryandroides hakeaefoUa Ung. Unger, Foss. Flora von Sotzkii, Dcukstliriftcn, Bd. II, S. ICO, Tat. II, Fig. 7 — lo. — Ettingsh., Tertiäre Flora von lläring, S. 56, Taf. 20, Fig. 1,2. Fundorte: Johanni-StoUeu; Neu-Josephi-Tagbau. (K. k. N. H.M. Nr. 6104; N. Coli. Ett. Nr, 4(313/; u.r, 5213.) Blattfossilien, welche zu den von Unger a. a. O. dargestellten in allen Eigenschaften passen. Durch die derbere Textur und die genäherten Secundärnerven lassen sieh diese Fossilien von den Blättern der Myrica lii/iiitinii, denen sie in der Form und Raudzahnung ausserordentlich ähnlich sind, unter.scheiden. Wo die erwähnten Merkmale nicht ersichtlich sind, wie dies an mehreren in der Literatur vorhandenen Abbildungen so benannter Blätter vorkommt, ist diese Unterscheidung nicht möglich. Drymuh'okles lomatfaefoUa sp. u. Taf. IV, Fig. 47, 48. 1). foliis pctiülafi>i, coriuccis, lanceulatis , basl anijudulis, maryine remute dciüatis; nervatione caniplodronia, nervo primario imlido: nervis itecundariis tenuihus, furcatis, inter se conjunctis; nervis tertiarüs rete microsynam- matum prominens formantibus. Fundort: Johanni-Stollen. (N. Coli. Ett. Nr. 4612, 4613a.) Der Blattstiel ist wenigstens 12 mm lang und fast 2 mm, dick; die lanzettförmige Lamina verschmälert sich gegen denselben bald mehr wie bei Fig. 48, bald weniger wie l»ei Fig. 47 und ist wenigstens an der Basis gaazrandig, im übrigen Rand aber entfernt-gezähnt. Die verkohlte Substanz uud der tiefere Eindruck des Fossils am Gestein zeigen eine derbe, lederartige Substanz an. Der Primärnerv ist mächtig, stark hervortretend; die Secundärnerven sind fein, schwach gebogen, nächst dem Rande gabelspaltig, dem Primärnerv unter Winkeln von 65 — 75° eingefügt. Die Gabeläste verbinden sich zu Randschlingen, aus welchen feine Nerven in die Randzähnc treten. Die Tertiärnerven treten veihältni.ssmässig hervor uml bilden durch ihre Verzwei- gungen ein grobmaschiges Netzwerk. Durch dassell)e unterscheidet sich diese Art von den ähnlichen bis jetzt bekannt gewordenen D ry and roi des- Arien, während sie die Textur, Form und Randbesehaffenheit des Blattes mit anderen, namentlich mit der vorhergehenden Art theilt. -0-*=^*=*- C.v.Ettiiigsliausen: Fossile Flora von Schooiiegg. TaF. tilh u Druf.V bei Th Schneiders We u Presuhn.liraz. Denkschriften d.k. .Uad.d.VN^matli.nahirw. (lasse LVU.ßd. C.v.Ettingshausen.Fossilo Flora wii Srhooiieiiij, Z -> . i. «• '■' T.iC 11. lilKaÖmck lisiTh. Schneidens Wc.u.Pres(;hii,Grss. Denkschriften d.k.Akad.d.Wmath.naturw. (lasse LVU.ßd. C.v.Eltingsl»ausen:Fossilp Flora vwi Schoouei)ij. Taf. ffl. lilKu.BrackbenTi.Sctasidsi'sWe.uFresubii.Sraz. Denkschriften d.k. Akad.d.Wmath.nalurw. (lasse lAUßd. Cv.Elfingshausen: Fossile Flora von Sthooiiejjd. Taf. I\'. bin K Druck bti Tli-Schneider's '"Veu. Prestihn, Graz. Denkschriften d.k. Akad.d.Wniath.nahirw. (lasse LVIl.ßd. DIE LAND- UND SÜSSWASSERSCHNECKEN DER VICENTINER EOCÄNBILDUNGEN. EINE PALÄONTOLO&ISCH-ZOO&EO&RAPHISCHE STUDIE VON PAUL OPPENHEIM. (9rUt 5 tafeln.) VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 10. OCTOBER 1889. V 0 r w o r t. Ein umfangreiches Material an Land- und Stisswasserscbnecken, welches ich ans dem Ronca-Complexe des Vicentiner Tertiärs zusammen mit dem unermüdlichen und ortskundigen Sammler in diesem Gebiete, Giov. Mencguzzo in dein Jahre 188S zusammenbrachte, bildet den Grundstock für vorliegende Studie; das- selbe wurde seitdem unablässig erweitert und vervollständigt, so dass ich wohl behaupten darf, dass es jetzt die arten- und individuenreichste Fauna darstellt, welche auf dem Gebiete der Biunenschnecken aus dem Eocän bisher bekannt geworden ist. Es lag mir an Vorarbeiten nur das vor, was Fridolin Sandberger auf S. 239—247 seines epochemaclienden Tafelwerkes: „Land- und Süsswasserconchilien der Vorwelt" zu geben imstande war; durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Trofessors Eduard Suess, der mir das ganze von ihm selbst gesammelte und von Sandberger beschriebene Material zur Verfügung stellte, war es mir nun ermöglicht, meine Typen mit den Sandherger'schenOriginalen zu vergleichen und kleine Irrthümer, die sich in dessen Beschreibungen eingeschlichen hatten, zu entfernen. Wer den Erhaltungszustand der vor- liegenden Formen kennt, wer gesehen hat, wie sie von den zähen Tuffgebilden rings umschlossen des gesammten Rüstzeuges moderner Technik, der Meissel, Pinzetten, feiner Stahlbürsten und Nadeln zu ihrer Säuberung bedürfen, wird diese Fehler Sandberger's überaus begreiflich finden! Er wird aber ebenso mir Glauben schenken, wenn ich behaupte, dass, bei den zu überwältigenden technischen Schwierigkeiten wie bei der unsäglichen Mühseligkeit der feineren Detailuntersuchungeu, ich auf die Lösung der zeitraubenden und schwierigen Aufgabe längst verzichtet haben würde, wenn mich nicht gleich beim Beginne meiner Thätigkeit die hocliinteressauten thiergeographisclien Folgerungen angezogen hätten, welche ich durch dieselbe zu gewinnen hoffte. Wieweit ich dieser meiner Aufgabe nun gerecht geworden, darüber stelle ich die Ent- scheidung competenten Riclitern anheim. Denkschriften der raathem.-naturw. Gl. LVU. Bd. 15 114 Paul Oppenheim, Ich habe mich bei meiuer Uutersuchuiig der liebeuswürdigsten und entgegenkommendsten Unterstützung von Seite zweier anerkannter Autoritäten auf unserem Gebiete, des Herrn Professors Eduard v. Märten s in Berlin und des Herrn Dr. 0. Boettger in Frankfurt am Main zu erfreuen gehabt; ich bin mir wohl bewusst, dass, wenn ich in meinen Bestimmungen den Ansprucli erheben zu dürfen glaube, der Wahrheit näher gekommen zu sein, ich dies in erster Linie der werkfhätigen Mitwirkung dieser beiden Herren verdanke! Ihnen hierdurch auch öffentlich meinen herzlichsten, aufrichtigsten Dank! In gleicher Weise fühle ich mich dem Herrn Prof. Dr. Omboni in Padua und dem Directorium des Museo Civico in Vicenza für gütige Überlas- sung von Materialien verpflichtet! Die im Folgenden zu beschreibende Fauna von Land- und Süsswasserschneeken stammt aus den von Eduard Suess' zuerst näher charakterisirten und in ihren chronologischen Verhältnissen gekennzeichneten, den Besait- strom des Faldo begleitenden Tuff- und Kalkablagerungen des Vincentiner Eocäns; brackische Formen wurden bei der vorliegenden Untersuchung unberücksichtigt gelassen, daher auch auf die Fauna der unteren Ronca- schichten mit Stromlnis Foiiisü, Melania Stijijii und ihren zahlreichen Potamiden nicht näher eingegangen; auch den höchst zweifelhaften Formen aus den unteren Tuifen von .S. Giovanni Ilarione, von denen Di Gregorio ^ in seiner Arbeit spricht, wurde hier keine weitere Beachtung zu Theil; dieselben sind unsicher sowohl ihrer Herkunft als in ihrer systematischen Stellung nach; die Gattung Fortisia z. B. , welche er abbildet, ist nach ZitteP den Actaeoniden anzuschliessen, also als OpiMhohranchier aufzufassen; die vermeintlichen Heliciden aber sind wohl zum Theil Natica-kn&n, zum Theil stammen sie aus anderen Localitäten; mir selbst wurde von St. Giovanni keine echte Landschuecke bekannt; was man bei flüchtiger Betrachtung dafür anselien konnte, erwies sich bei näherem Studium als Natica, Delphinium oder Turbo. — Es kommen also bei unserer Unter- suchung Faunen in Betracht, die aus folgenden Localitäten stammen: 1. Aus den oberen gelben Tuffen von Ronca. 2. „ „ gelben Tuffen von S. Marcello bei Arsignano. 3. „ „ rothen Tuffen von Capitello Sta. Catterina oberhalb Altissimo. 4. „ „ schwarzen Tuffen von Val dei Mazzini unterhalb Pugniello. 5. „ der grünen Tuffbreccie von Ai Fochesatti oberhalb Pugniello. 6. „ den SUsswasserkalkeu von Lovara di Tressino, Purga di Bolca, Mte. Pulli und Mussolon. Den besten stratigraphischen Aufschluss über das Alter aller dieser Sedimentärgebilde bietet das Val dl Zambon bei Ronca. Dort lagert auf der Thalsohle der bereits erwähnte brackische schwarze Tuff mit Sfrombus Fortisü, Cerithium baccattim Dfr. Cerithium Maraschim AI. Brogn. und anderen Potamiden. Auf ihn folgt der Hauptnummulitentuff mit Numm. complanata, Natica caepacea Lmk., Velates Sckmidelliaiui Chemn. und anderen charakteristischen Formen des oberen Grobkalkes, unter ihnen die Hclix damnata AI. Brogn. und einige andere, ins Meer geschwemmte Überreste von Laudconchilieu; er wird überlagert durch den Basaltstrom des Faldo und dieser wieder seinerseits bedeckt von Tuffen, die der Flora von Mt. Vegroni identische, übrigens schlechterhaltene Pflanzenreste einschliessen. Auf sie folgt der gelbe Landschneckeutuff von Ronca, der in zahlloser Menge, aber sehr ungünstiger Conservirung Überreste enthält von Cyclotus obtusieosta Sdb., Oyclotus exaraiits Sdb. , Ci/clotns vicentinus n. sp., und anderen für dieses Niveau ausserordentlich charakteristischen Formen. Die Helix damnata AI. Brogn. scheint hier bereits erloschen; auch aus den dieser Bildung gleich- alterigen Tuffen von 8. Marcello, Altissimo und Ai Fochesatti ist sie mir, trotz der grossen Anzahl von Formen, welche ich aus allen diesen Ablagerungen in Händen gehabt habe, nicht bekamit. Ich glaube daraus schliessen zu dürfen, dass wir in den uns augenblicklich beschäftigenden Schichtenbildungen zwei Complexe zu unter- 1 E. Suess, Über lue Gliedening des Vicentiner Terti.irgebirges. Actes de la Societö italienne des Sciences naturelles. T. XI, Liv. IV, 1868. 2 Marchese dlGregorio, Fauna di S. Giovanni. Palermo 1878. 3 Zittel, Palaeozoologie, T. II, S. 293. Land- und Süsswasserschnecken. 115 scheiden haben, von denen der eine, der ältere, charakterisirt wird durch das starke Auftreten der Helix damnata (Hauptnummulitentuff), während diese in dem jüngeren, dem gelben Roneatuffe und ihm isochronen Bildungen nicht mehr auftritt und dafür anderen, in der älteren Sehichtenseric nicht vertretenen Typen, insiiesondere der wahrsclieinlich als ihre Descendenz zu betrachtenden iJefo amhhjtropis Sdb. das Feld räumte. Diese auf faunistische Beobachtungen gestützte Annahme wird stratigraphisch bestätigt durch das Profil von Pugniello. Dort lagert auf dem Faldobasalte ein schwarzer Tuff (der Braunkohlenthon Sandberger's), welcher von Ligniten unterteuft und überlngcrt wird; derselbe enthält in grosser Anzahl von Individuen und typischer Erhaltung die HeJix damnata (= Helix coriacea Sdh.) und eine Reilie von charakteristischen Arten, insbesondere den überaus gemeinen Ctjdotits laecigatus Sdb., welcher in den oberen Bildungen bereits erloschen und nur hier im Val dei Mazzini gefunden wird; über den oberen Ligniten findet sich dann beträchtlich höher, bei Rovegari ein grauer Tuff, der sich durch eine Reihe von gemeinsamen Arten, insbesondere durch die Helix liijperbolica Sdb. als isochron mit der Breecie von Ai Fochesatti und den oberen Roncatuffen darstellt. Bei ersterer — übrigens einem typischen ausgebildeten Tuffe, der nur zahlreiche Einschlüsse fremder Gesteine in sich enthält — ist die Überlagerung in Folge der Schichtenstörungen (ich beobachtete 30° südöstliches Fallen) nicht mit Wünschenswerther Sicherheit festzustellen. Die übrigen hier in Frage kommenden Tuffablagerungen, die von S. Marcello wie die von Altissimo stellen sich, wie bereits oben angedeutet, durch ihre Fauna als gleichalterig mit dem oberen Schichten- complexe heraus. Im Übrigen liegt der Tuff von S. Marcello unter Kalken mit Numiii. perforata, Ramondi, spira und anderen Grobkalknummuliten und enthält dieselben sogar als Einschlüsse. Auf letztere, zuerst etwas überraschende Thatsache kommen wir später zurück. Die Süsswasserkalke von Lovara diTressino, welche zwei neue Arten Yon Melanopsis und eine Plauorben- Species uns geliefert haben, sind von Basaltströmen umgeben, stellenweise sogar steil durch dieselben auf- gerichtet; sie enthielten ausser den erwähnten Siisswasserformen mehrere Exemplare von Piipa simplex Sdb., einer in den oberen Tuffen von Altissimo, Ronca, Ai Fochesatti und S. Marcello gleichmässig verbreiteten Art; zudem wurden die in ihnen vorkommenden Melanopsis-kxi&w auch am Mte. Pulli bei Valdagno in dem obersten Lignitflötze über den Roncaschichten aufgefunden; ich nehme daher keinen Anstand, auch diese Bildungen dem oberen Complexe einzureihen. Nachdem wir somit das Alter der uns beschäftigenden Sedimentärbildungen festgestellt zu haben glauben, treten wir der Frage ihrer Entstehung nunmehr näher. Die Theorie der metamorphischen Entstehung der Vicentiner Tuffe, wie sie von Hebert und Munier- Chalmas • als spätere Umwandlung des ursprünglich vorhandenen Kalkes durch warme Quellen in tufföse Ablagerungen zu geben versucht wurde, hat, wie wir glauben behaupten zu dürfen, wohl wenig Anklang gefunden. Ich meine, heute darf man wohl als erwiesen annehmen, dass diese Tuffe in ihrer überwiegenden Mehrzahl, wenn wir von dem vielleicht etwas zweifel- haften Tuffe von Spilecco absehen, so entstanden sind, wie wir sie heute vorfinden. Wie wurden nun diese geschichteten Ansammlungen vulcanischen Materials zusammengeführt? Wir wenden uns bei Beantwortung dieser Frage naturgemäss ausschliesslich den uns augenblicklicii beschäftigenden landschneckenführenden Tuffen zu. Wir wären hier nun bei Ablagerungen, in welchen wir fast ausschliesslich Reste von Organismen des festen Landes vorfinden, zuerst auf die Annahme von in Süsswasserbecken gebildeten Absätzen hinge- führt und haften deninacli diese Bildungen als Sedimenttuffe im Sinne Walther's" anzusehen. Diese Annahme scheint mir indessen ausgeschlossen. In keinem der in Betracht zu ziehenden Tuffe finden wir Reste von Süsswasserconcliilien ; da dieselben in den gleichalterigen Kalken von Lovara di Tressino, Mte. Pulli u. A. in grossem Individuenreichthum auftreten, so wäre ihr Fehlen in vollkommen analog erfolgten Sedimenten eine durchaus räthselhafte Erscheinung! Dazu gesellt sich dann noch die Fülle von scharfkantigen Einschlüssen 1 Eecherches sur los terrains tertiaires de l'Europe niöridioiiale. Comptes renilus de rAcadiiuic de seiences. T.LXXXV, 1877 u. 1878. - Studien zur Geologie des Golfes von Neapel, von Joliauiies W alther und l'aul .Scliirlitz. Zeitschr. der deutsclieu geol. Gesellsch. Bd. XXXVUI, 1886. 15* 116 Paul 0]3penheim , eines den vulcanisehen Bildungen durchaus heterogenen Gesteines, wie sie insbesondere die Tuffbreccie von Ai Fochesatti in sicli birgt. Scharfkantige Kalkstücke und Hornsteinscherben, wie sie der ScmjUa angehören, sind dort eine durchaus gewöhuliche Erscheinung, noch interessanter ist das ziemlich häufige Vorkommen von Trümmern eines plutonischen Gesteines, welches Schuster ' nach genauer miimm im Durchmesser umfassende Schale ist oben und unten gleichmässig trichterförmig vertieft; sie besteht aus 3 '/^ Umgängen, von denen die ersten eine sehr enge Spirale bilden, während der dritte, zumal in der Nähe der Mündung mit erhabenen Anwachsstreifen verziert, melir als Ys ^^^ Schalen- umfanges raisst. Letztere ist rundlich, herzförmig oder schräg abgestutzt. Die Form ist ein sicherer Conietus und steht dem tropisch-indischen und ostafrikanisehen Planorhis indicus zweifellos nahe. Unter den gleichaltrigen Planorben, so weit sie Sandberger erwähnt, scheint mir die Vicentiner Art nur äer Planorbis platystoma Wood aus dem englischen Obereocän zu vergleichen; docii ist diese platter und auf beiden Seiten verschieden eingesenkt. Fundort: Lovara di Tressino in Begleitung voü Melanopsis-Arten; auch in Bolca in der Siisswasser- ablagerung des Monte Begano häufig. Durchmesser 2 — 3 mm. CYCLOSTOMIDAE (Menke) Claus. Cyclotus laevigatus Sandb. Taf. III, Fig. 3 -3 c. Cyclotus lamgatus Sandb. S. 242, Taf. XII, Fig. 11 u. 11 a. Von dieser im schwarzen Tufle von Pugniello ausserordentlich häufigen, sonst nirgends auftretenden Species, deren genaue Diagnose bereits von Sandberger verötfentlicht wurde, liegen mir Exemplare mit Deckel in der Mündung vor. Letzterer ist ohrförmig, fast flach, nur auf der Oberseite leicht ausgehöhlt, ganz kalkig und besteht aus 4 ganz allmählig aufgerollten Umgängen, welche durch .■scharfe Läugsrippen mit ein- ander verbunden sind. — Charakteristisch für die Specis ist übrigens, dass nur die dritte Windung — nicht die zweite, wie Sandberger angibt — mit starken Spiralringeu geschmückt ist, während die übrigen 4 nur Anwachsstreifen erkennen lassen — eine Art der Ornamentation, welche bei unserer Form in der Jugend ganz besonders hervortretend, mir bei recenten Arten nicht bekannt ist. Durch die Gestalt und Consistenz des Deckels wie den Gesammthabitu.s schliesst sich die Type innig an südamerikanische Cyclofus-Avtea, wie Cyclotus translucidus Sow. und verwandte Formen an, ganz analoge Arten, die auch in der Sculptur der Schale zum Vergleiche herangezogen zu werden verdienten, wüsste ich nicht auf- zuführen. An Cydotopsis Benson und andere indische Typen zu denken, verbietet die Form des Deckels. Höhe 8 ?«»M, Breite Gy^mm. Fundort: Schwarzer Tuft' von Pugniellu. Cyclotus ohtuslcosta Sandb. Taf. III, Fig. ti— 6/. Cydotus obtusicosta Sandb. S. 241, Taf. XII, Fig. .5—5 d. Auch bei dieser Art vermag ich mich im Wesentlichen ganz an der Sand berger 'sehen Diagnose anzu- schliessen; nur bin ich geneigt, in dem von Sandberger beobachteten, regelmässigen Wechsel von breiteren und schmäleren Längskielen in der Sculptur der Schale nur individuelle Zufälligkeiten und kein s])ecifisches Merkmal zu erblicken, da eine Reihe von Stücken dieses wichtige Moment nicht zeigen. — Aus dem gelben Land- und Süsswasserschnecken. 131 Tuffe von xSt. Marcello liegen eine Anzahl von Deckeln vor, welclie in der Grösse die Mündung dieser Art gerade ausfüllen. Sie sind ohrföriiiig, kalkig, in der Mitte hornig und bestehen aus nur drei weit gewundeneu Umgängen und subexeentrischem Kern ; die Aussenseite ist etwas ausgehöhlt, die Innenseite flach. Falls diese Deckel der Type wirklich angehören sollten, so dürfte sie sich dem Cyclotus laevigatu.-^ eng anschliessen und wie dieser mehr an südamerikanische als an die südasiatischen Formen erinnern, mit welchen sie sonst grosse Ähnlichkeit besitzt. Höhe 8 mm, Breite 7 mm. Fundort: Altissimo. S. Marcello. Cyclotopsis viceritina n. sp. Tiif. III, Fig. .5-5^. Testa late umbilicnta, depressa, siibdiscoidea; e ö anfra-tibus siituris profundis inter se distantibus et liris spiralilius cont'ertissimis praeditis composifa quorum ultinius dimidium fere aequat totius testae. Umbilicus piofundissinnis, Ys diametri superans. Apertura subcircularis, labiiim externum altius provectum quam internum. Peristoma leviter duplicatum et reflexum. Operculura testaceum, subcirculare, in centro semper perforatuni, superne mnlto incavatum, inferne fere planum, e 6 vel 7 anfractibus lente accrescentibus formatum, anfractuum margo acute elevatns. Die flach-scheibenförmige Schale wird aus 5 Umgängen gebiklet, von denen die erste knopfförmig abge- stutzt ist, während die übrigen, durch tiefe Nähte von einander getrennt, in sich schnell erweiternder Spirale die Schale bilden. Die letzte Windung, deren Höhe etwa die Hälfte des Gesammtdurchmessers beträgt und welche in der Jugend etwas gekielt ist, nähert sich, ohne sieli von der Axe loszulösen, in ihrem Ende wieder ihrem Ursprung und bildet hier eine schief-kreisförmige Mündung mit verdickten und leiclit umgeschlagenen Rändern. Die Schale ist tief durchbohrt, der trichterförmige Nabel lässt die vorspringenden Ränder der beiden letzten Umgänge deutlich erkennen. Erhabene, leicht gewellte, unter sieh parallele, ziemlich grobe Spiralrippen schmücken die Schale besonders auf den drei letzten Windungen; auf Umgang HI zähle ich deren 6, auf IV 10 und V 20. Der damenbrettartige Deckel, welchernoch im Zusammenhange mit der Schale gefunden wurde. ist kalkig, in der Mitte, auf welcher sich jetzt ein kreisrundes Loch befindet, scheint ehemals Hornsubstanz vorhanden gewesen zu sein. Er ist multispiral, subexccntrisch und besteht aus 6 — 7 Umgängen, welche ein- ander concentrisch umfassen. Seine Unterseite ist tief concav und greift mit ihren Rändern etwas über die ebene Oberseite herüber, der Aussenrand des Deckels ist leicht ausgehöhlt und in iler Mitte rinnenförmig vertieft, seine Umgänge treten auf der Unterseite mit ihren Rändern scharf hervor. Die Type gehört wohl zweifellos in die von Benson von den typischen Cyeloten als Cyclotopsis getveunte Verwandtschaft des Cycl. subdiscoideus Benson und TrailU Ffr., welche auf Südasien beschränkt sind. Bei den ähnlich gebauten Südamerikaneru, wie Cycl. perclistinctus Gundl. löst sich die letzte Windung stets von der Axe los und eine Spiralsculptur wie bei der fossilen Form ist nie vorhanden. Höhe b mm, Breite 11 mm. Fundort: Pugniello, Ai Fochessati, S. Marcello, Altissimo, überall gemein. Cyclotopsis exarata Sandb. Taf. III, Fig. 7—7 e. Cyclotus exaratita Sandb. S. 241, Tal'. XII, Fig. 6. Schliesst sich so eng durch den vollkommen analog gebauten Deckel — er besitzt eineWindung weniger und die Längsstreifen treten schärfer hervor — an die oben beschriebene Cyclotopsis vicentina an, dass er trotz der Differenz in der äusseren Form wohl mit ihr in dieselbe Gruppe zu vereinigen sein dürfte. Höhe 5 mm, Breite 6 mm. Fundort: Altissimo, St. Marcello, Pugniello, in letzterer Localität seltener. 17* 132 Paul Oppenheim, Pomatias crassicosta Sandb. Taf. II, Fig. 15—15 b. Pomatias crassicosta Sandb. S. 240, Taf. XII, Fig. 4. Testa turrita, truncata, obtecte perforata. e 7 aufractibus lente accrescentibiis, paulo obliquis composita quorum ultimus acute caviuatus quartum fere aequat totius testae. Apeitura fere ovata ; margo exterior duplicatus et expansiusculus. Tota testa densis et confertis striis loiigitudinalibus crassissimis, pnribus inter se intervallis distantibiLS obtecta. Von dieser anscheinend ziemlich seltenen Type liegen mir ausser dem S andberger'scheu Originale eine Reihe von Exemplaren, sowohl von Altissimo als von St. Marcello, Ai Fochesatti und Pugniello vor. Die Schale ist anscheinend oben abgestutzt, tliurmförmig gewunden und bedeckt durchbohrt. Sie besteht aus 7 an Breite langsam zunehmenden Umgängen, die in sehr schwach geneigter Spirale verlaufen; der letzte, welcher etwa 74 der Gesammthöhe ausmacht, ist schwach gekielt, was bei dem auf der Unterseite etwas verdrückten Sandberger'schen Exemplare nicht deutlich sichtbar, an den meisten anderen hingegen mit wünsehens- werther Sicherheit festzustellen ist. Die leider nie vollständig erhaltene Mündung ist eiförmig, ihre Aussenwand etwas vorspringend und leicht verdickt. Die ganze Schnecke ist mit erhabenen, dicht gedrängten Anwachs- streifen geschmückt, die scharf und deutlich hervortreten. Höhe 9 tmn, Breite 4 mm. Die Pomatien sind heute auf das Mittelmeergebiet beschränkt. Die Type scheint mir in Ornamentik und Form des gekielten Umganges, der abgestutzten Spitze und dem Mangel eines Nabels am meisten Ähnlichkeit mit der Pom. auritum Mke. aus Albanien zu besitzen; doch ist der Kiel bei der fossilen Form viel ausgesprochener und die Sculptur scheint eine gleichmässigere zu sein. In letzterer Hinsicht scheint sie mehr der Pom. aspersum Phil, aus Sicilien zu gleichen; Formen mit so aus- gesprochenem Kiel dagegen sind mir recent nicht bekannt. Die Habitusähnlichkeit zu Pom. striolatum Porro, von welcher Sandberger spricht, vermag ich niciit zu bestätigen; die fossile Form unterscheidet .sich von dieser Species scharf durch die abgestutzte Spitze, das Vorhandensein des Kieles, den Mangel eines Nabels und die Verschiedenheit der Mundränder. Coptochilus inibricatus Sandb. Tat. II, Fig. 6, 7, 8. Megalomastoma (Coptochilus) imhricatum Saudb. S. 241, Taf. XII, Fig. 3. Sandberger scheint mir in der Abbildung, welche er anf Taf. XII Fig. 3 seines Werkes von dieser schönen, im rothen Tuif von Altissimo gemeinen, selten aber untadelig erhaltenen Cyclostomide zu geben ver- sucht, dieselbe mit einer Helicide, dem oben beschriebenen Bulimulus eocaenus u. s]). wenigstens theilweise ver- wechselt zu haben; 36 und 3c gehören wohl sicher dorthin. Es ist dieser Irrthum dann sehr begreiflich, sobald die Mündung fehlt; allerdings gewähren dann Helicide und Cyclostomide ein überraschend ähnliches Habitus- bild und da auch die Sculptur keinen Aufschluss gewährt, so ist bei Bruchstücken die Entscheidung manchmal schwer zu fällen. Die Form ist übrigens nur bei Altissimo verhältnismässig häufig, in S. Marcello dagegen ziemlich selten. Aus letzterer Ablagerung stammen indessen die auf Fig. 7 u. 8 dargestellten jugendlichen Exemplare, welche die durchgreifenden Unterschiede der Type von den gleichalterigen auf Fig. 2, 3, 4 gezeichneten Stadien des Bulimulus eocaenus scharf erkennen lassen, die Umgänge, welche bei letzterer Form schnell an Grösse zunehmen, sind an unserer Type fast gleich, ein Kiel ist, wie zu erwarten, bei Coptochilus selbst in den Jugendstadien nicht vorhanden; der junge .Bw^mzAis ist kurz und plump, der gleichalterige Coptochilus lang und gestreckt, Bulimulus \Bt durchbohrt, Coptochilus entbehrt jedes Nabelspaltes, kurz die beiden Formen haben miteinander ausser einer gewissen oberflächlichen Ähnlichkeit nichts gemein. Land- und Süsswasser Schnecken. 133 Die Verwandtschaft des Megalomastoma inhricatum Sandb. mit der auf Ostindien beschränkten Gruppe der CojjtochiU, die von Fischer von den südamerikanischen Megalomastomen wohl mit Recht abgetrennt nnd generisch selbstständig gemacht wird, scheint auch mir sehr wahrsciieinlioh. Höhe 37 inm, Breite 17 »im. Fundort: Altissimo häufiger, S. Marcello, Ai Fochesatti selten. Coptochllus Satulbergeri n. sp. Taf. II, Fig. 9 11. 9 a. Diese Form, die leider nur in einem Exemplare aus den schwarzen Tuifen vnn Pugniello vorliegt, unter- scheidet sich von dem habituell sehr ähnlichen Coptochilus imbricatus Sandb. durch die viel geringere Grösse, \or Allem aber durch das Vorhandensein eines deutlichen Nabels, der hier scharf hervortritt, währeml ich bei imbricatus auch nicht die Spur einer Durchbohrung zu entdecken vermag. Indessen ist der Totalhabitus, ins- iiesondere aber die Form der ovalen mit starker Verbiudungsschwiele versehenen Mündung der Form aus den rothen Tuffen so ähnlich, dass dieselben wohl zweifellos generisch zu vereinigen sein werden. Vielleicht ist die vorliegende Form, die bislier nur in dem untersten Schichtencompiexe gefunden wurde, als der Vorläufer der jüngeren aufzufassen. Höhe IS mm, Breite 9 mm. Fundort: Pugniello. Cyclostoma fCoJobostylus) marcellauicm n. sp. Taf. III, Fig. 4-4 c. Testa ovato-turrita, perforata, confertinj striata, e 6 anfractibus fere aequalibus composita. Anfractus embryo- nalis semper deletus, suturae profundissimae. Ultimus anfractus paulo dilatatus aperturam habet fere ovatara. Peristoma duplicatum. Die thurmförmige, in ihren letzten Windungen etwas angeschwollene Schale wird aus ti durch tiefe Nähte getrennten Umgängen gebildet, von denen die beiden letzten, unter sich gleich, etwa die Hälfte der ganzen Schnecke ausmachen. Die Embryonalwindung ist stets zerstört, der erste Umgang beginnt mit knopf- förmiger Narbe und ist wie die folgenden mit dichten Längsstreifen bedeckt, die nach unten hin nn Stärke zunehmen und besonders auf der durchbohrten Grundfläche eine zierliche Längssculptur bilden. Die Mündung ist rundlich-eiförmig, ihre Ränder leicht verdickt. Höhe 9 mm, Breite 6 inm. Die Schnecke ist bisher nur in St. Marcello und in Ai Fochesatti aufgefunden worden, wo sie ziemlich selten ist. Sie gehört nach Gestalt, Form der Mündung und Sfulptur in die Untergruppe Cyclostomus Montfort, und zwar zu den ovato-turritde, mit verbreitertem Peristom versehen, jetzt als ColobostyJiis abgetrennten Formen, welche ausschliesslich auf Westindien beschränkt sind. Am nächsten dürften der fossilen Art Cyclo- stomus Laclineri Pfr. wie Cycl. ßedfieldiunus Ad. und ähnliche Typen verwandt sein. Craspedotropis resurrecta n. sp. Taf. II, Fig. 14— 14 c. Testa perforata, trochiformis, in basi planulata, e 6 anfractibus composita, quorum duo nitimi inter sc fere aequales % superant totius testae. Anfractus ultimus 6 striis transversibus ornatus carinam habet quamvis tenuem tarnen expansissimani et acutissimam. Apertura angusta, ovata, peristoma leviter reflexum. Die kleine Schale ist eng genabelt, kreiseiförmig. Sie besteht aus 6 Umgängen, von denen die beiden letzten, einander annähernd gleich, mehr als -/g der ganzen Schnecke ausmachen. Anscheinend ist nur die letzte Windung mit Sculptur versehen; sie lässt unter der Lupe 6 durchlaufende, dichtgedrängte, erhabene Längsstreifen erkennen. Die stark abgeplattete Basis ist von einem dünnen, aber scharfen Kiele umgeben die eiförmige Mündung ist leicht gegen sie geneigt, ihre Ränder umgeschlagen und etwas verdickt. 134 Paul Oppenheim, Höhe 2^l^mm, Breite &mm. Fundort: >S. Marcello, Ronca (1 Exemplar), überall selten. Die Type scheint mir zu der von Benson als Crdspedotropis abgetrennten Gruppe des Ci/cL cuspidatum Bens, zu gehören, welche jetzt auf Hinterindien beschränkt ist.. Cyathoponw eocaenurn n. sp. Taf. II, Fig. 16— 16 c. Testa turrito-trochif'ormis, riniata, ecariiiata, nana; e 6 anfractibus composita quorum duo ultimi iiiter se fere aequales ^3 superant totius testae. Aperturn obliquissima, peristonia expansum et reflexum. Supertieies liris transversalibus caelatis pruedita. Diese kleine, niedliche, gethiirmt kreiseiförmige Schnecke, welche mir aus Altissimo und Pugniello vorliegt, besteht aus 6 mit erhabenen Spiralstreifen geschmückten Umgängen, an denen die beiden letzten mehr als Ys '^6'" Gesammthöhe ausmachen. Die letzte Windung ist nngekielt, an der Mündung scharf nach abwärts gezogen; letztere ist eiförmig, ihre Räuder verdickt und umgeschlagen, der Innenrand lässt einen schmalen Nabelspalt frei. Höhe 3 mm, Breie 1 7a mm. Fundort: Pugniello, Altissimo. Die Art scheint mir zu der von Blanford als Cyafhopoma vereinigten indischen Gruppe des Cyclost. decanense Blanf. zu gehören. Chondroponia Styx n. sp. Taf. III, Fig. 2— 2i, Testa truncata, obtecte perforata, oblongo-turrita, liris spiralibus caelatis sculpta; e 5 anfractibus fere aequalibus suturis profundis inter se distantibus composita. Apertura snbverticalis, fere ovalis cum mar- ginibus subduplicatis et leviter reflexis. Diese interessante Form liegt leider bis jetzt nur in einem allerdings recht günstig erhaltenen Exemplare aus dem rothen Tuffe von Altissimo vor. Sie besteht aus 5 fast gleichen, am Wirbel stark abgestutzten Windun- gen, die mit erhabenen, dicht gedrängten Spiralstreifen besetzt und durch sehr tiefe Nähte von einander getrennt sind; die Anwachsstreifen treten wenig hervor, die Mündung ist fast vertical, eiförmig; ihre Ränder sind leicht verdoppelt und umgeschlagen, der Nabel scheint bedeckt zu sein. Höhe 14 mm, Breite 6 mm. Fundort: Altissimo. Die Art scheint eine Zwischenform zwischen den recenten ausschliesslich auf Westindien beschränkten Gattungen Tudora Gray und Chondroponia Pfr. zu bilden, sich indessen in ihren grossen Merkmalen doch mehr der letzteren anzuschliessen. Für Tiidora sjuicht die Sculptur, welche bei der fossilen Art aus einfachen Spiralrippen besteht und die bei der grossen Mehrzahl der recenten Chondropomen so stark entwickelten erhabenen Längsriefen vermissen lässt; auch ist die fossile Form wie viele Tudora- kxi&w bedeckt genabelt. Indessen spricht die thurmförmige Gestalt, derer Breite sich auf allen Windungen ziemlich gleich bleibt und nicht wie bei Tudora in den letzten Umgängen bauchig erweitert, die tief abgestutzte Spitze und die Form der Mündung doch mehr für einen Anschluss an Chondropoma, der ich die fossile Form auch trotz der Diffe- renzen in der Sculptur angegliedert habe. Unter den rezenten Typen dieser Gattung dürfte sie in die Nähe der in der Speciesübersicht von Pfeiffer unter B (Peristomate suhdnpUcato) zusammengefassten Arten zu stellen sein, von denen Ch. Newcomhrianum Adams von A. Thomas und L'h. creiudaimn Fer. bei genauerer an der Hand der Schnecken selbst durchgeführten Vergleichung grosse Ähnlichkeit zeigten. Höhe 12 mm, Breite 1 mm. Die Gattung Chondropoma ist auf Westindien beschränkt. Sammlung der Universität Padua. Land- und Süsswasser schiecken. 135 Die Art scheint der im Pariser und Londoner Becken weit verbreiteten Cydostoma mumia Lam. sehr nahe zu stehen. Da auch diese anscheinend stets decollirt, so scheintauch ihre Zugehörigkeit zu Chondropoma weit wahrscheinlicher als die Beziehungen zu Megalomastoma, welche Sandberger für sie annimmt. CARDIOSTOMA Sandb. S. 243, Taf. XII, Fig. 8. Von dieser eigenartigen Gattung liegt mir ausser mehreren Exemplaren des Carilioafoma frorJudus (Taf. IV, Fig. 4 — 4//), die vollständig die Diagnose Saudberger's bestätigen, noch eine weitere Form vor, deren Diaguose ich hiermit gebe. Cardio.stoma äentiferuni n. sp. Taf. IV, Fig. 5— 5 t. Tesfa perforata, trochiformis, apice acutiuscula. Anfractns 10, suturis impressis disjuncti, ultiraus quartum aequat totius testae altitudinis. Apertura perobliqua, cordiiormis, marginibus duplicibus incrassatis, columellaris una dente munitus. Testa costulis transversalibus praedita. Das kreiseiförmige Schälchen untersclieidet sich durch die Durchbohrung, die grössere Anzahl der Umgänge, die geringere Neigung der Mündung und das Vorhandensein eines Zahnes mit Leichtigkeit von der Type Saudberger's. Letzterer sitzt amColumellarrande und sclieint die ausgezogene Spitze der herzförmigen Mündung leicht zu verengen; es ist dies ein Merkmal, welches an die Gruppe der ceylonesisclien Cataiilus- Arten erinnert, mit welchen auch der ganze Aufljau der Gehäuse grosse Ähnlichkeit zeigt; jedenfalls schliessen sie sich eher an diese als an die Diplomatinen an, die ganz anders aufgerollt sind und sich zudem durch die Grösse der letzten Windung, die Lage der Mündung und die für Pnlaina wenigstens typische Linkswindung der Spirale scharf unterscheiden. Jedenfalls ist die Gattung. durchaus eigenartig und wahrscheinlich als für das Eocän typisch zu betrachten. Höhe 9 mm, Breite SVa inm. Fundort für beide Arten: Schwarzer Tuff von Pugniello, selten. MELAMADAE Gray. Melanopsis vicentina n. sp. Taf. IV, Fig. 1— li. Testa tenuis, fusiformis, apice ]>aululum corrosa, in medio non multum turgidula, e 6 anfractibus lente acre- scentibus suturis profuudis inter se di.sjunctis composita, quorum ultimus dimidium fere aequat totius lon- gitudinis. Apertura longa, fissuriformis, acute caualiculata, calius tenuissimus. Diese niedliche Schnecke erfüllt in grosser Menge der Individuen, aber meist recht ungünstiger Erhaltung, zusammen mit der folgenden Art und der Planwbis Tressinensis mihi bei Lovara di Tressino einen harten, grauen, aussen bräunlich ab witternden Mergel; auch bei Mussolon und in den obersten Flötzen des Monte Pulli wurde sie gefunden. Die Schale macht ungefähr den Eindruck eines Doppelkegels, dessen Spitzen durch die leicht eorrodirte Spitze und den scharfen Ausschnitt an der Mündung gebildet sein würden, während die FJasis ungefähr am Beginne des leicht convexen letzten Umganges zu suchen wäre. Sie besteht aus sechs Win- dungen, die durch tiefe Nähte getrennt sind uud langsam an Breite zunehmen; die letzte ist nicht ganz so hoch als die Summe der vorhergehenden. Die Mündung ist lang, schlitzförmig, die .\ussenlippe gerade und ohne Einschnitt, die Innenlippe trägt einen leichten Calius, die Schale mündet in einen kurzen, aber scliarfen, leicht zur linken Seite des Thieres gewandten Canal. Von Sculptur ist an der Schale, deren Oberfläche stets in eine kreidenartige, leicht abbröckelnde Masse verwandelt ist, nichts zu erkennen. Die Art dürfte der über Kleinasieu und Persien verbreiteten Melanopsis vuriabilis v. d. Busch nahe stehen. Höhe 8 — 10 mm, Breite etwa 4 mtn. Fundort: Lovara di Tressino, Mussolon, Monte Pulli bei Valdagno. 136 Paul Oppenheim, Melanopsis amphora u. sp. Taf. V, Fig. 2— 2i. Testa truncata, apice corrosa, ovato-turrita, in meiHo aaipboiae iiiodo inflata, e 5 vel 6 anfractibus eomposita qiionim ultimus dimidiiim superat totiiis testae. Ceteri aiifiacfibus fere aequales et plani; apertura oblonge- ovata, obtuse eanaliculata, callo conferto circumdata. Die Type untersebeidet sich von der vorhergehenden leicht durch ihre gedrungene, krngförmige Gestalt und bedeutendere Dimensionen. Sie besteht aus 5 — 6 Umgängen, von denen der letzte bauchig vorgewölbte etwas mehr als die Hälfte der Totalliöhe misst. DieMündung ist länglich eiförmig und endigt in einen stumpfen, aber verhältnissmässig breiten Canal ; ihr Columellarrand ist von dichtem Callus umgeben. Die Art scheint der Melanopsis elomjata Gassies und aurantiaca Gassies, beide auf Neucaledonien beschränkt, verwandt zu sein. Höhe 12 — 14 mm, Breite 6 — 7 mm. Fundort: Lovara di Tressino, Monte Pulli, Mussolon, mit der vorhergehenden Art und der Flanorbis Tressmensis vergesellschaftet. Die beiden oben beschriebenen Melanopsideu sind wie alle Angehörigen dieser Sippe überaus variabel. Es ist, wie wir seilen, eine ganz eigenartige Schneckenbevölkeruug, welche zur Eocänperiode die Palmen- dickichte Oberitaliens und die felsigen Gehänge und Klippen des Mittelmeeres bewohnt. Neben den massigen, schwerfälligen Dentellarien und Caracolen Westindiens und den schlanken, zierlichen Bulimulus-Arten Südamerikas sitzen freilich vereint die grasgrünen Chloräen der Philippinen, die scheibenförmigen Discen und zarten, porcellanartigen Naniuen des malaiischen und ostindischen Urwaldes; die winzigen kreiseiför- migen Cyathopomen und Craspedotropeu Siidasiens sind gesellt zu den gethürmten abgestutzten Cbon- dropomen der Antillen und den pupenartigen Gibbulinen der Mascarenen. Unzählige Clausilien bevölkern die Felsen der Küste; auch in diesem so festgeschlossenen Formenkreise finden sich in bunter Vermischung Formen, die heute durch Meere, Gebirge und Wüsten von einander getrennt; die schwerfälligen, pupidenähn- lichen Oospiren Indiens neben den gethürmten Acrotomen des östlichen Europa. Selbst Formen, die heute auf zwei in beiden Halbkugeln der Erde vertbeilten rings vom Meere eingeschlossene Inselgruppen sich beschränkt zeigen, die Craticula der Canaren und die Partula der Sandwichinseln, finden sich in unserer Periode nebeneinander auf italischem Boden vor und beweisen dadurch schlagend, dass die so oft, besonders bei der letzteren Form, ausgesprochene Hypothese von ihrer autochthonen Entstehung auf den jetzt von ihr behaup- teten Wohnsitzen den Thatsacheu nicht entspricht. Verfolger und Verfolgte, Räuber und Opfer, Nanina und Helix sind auf kleinen Raum zusammengedrängt, und auf den grossbiättrigen Nymphaeen der fl;ichen Seebecken tummeln sich indische Cornetus zusammen mit kleinasiatischen imd neucaledonischen Mela- nopsiden. Es ist diese Symbiose — das Wort im eigentlichen und primären Sinne genommen — dieses Zusammen- leben von Formen, welche jetzt auf beide Haibkugelu der Erde vertheilt und durch tiefe Ozeane von einander getrennt sind, ein Phänomen, welches uns ebenso in den Eocänbildungen Oberitaliens wie in den gleich- alterigen des Pariser Beckens und des Oberrheins entgegentritt, wie es bekanntlich auch schon bei der Erfor- schung der Säugethierfaunen Europa's und Amerika's entdeckt und erst letzthin in einer wichtigen Zusammen- fassung Max Schlosser's ^ beleuchtet worden ist. Wenngleich, wie bei der starken Specialisirung und Anpassungsfähigkeit, die von jeher laudbewohnenden Organismen, insbesondere aber den unbehilflichen und daher den Wirkungen des Kampfes ums Dasein besonders ausgesetzten Landschnecken, zu eigen gewesen zu sein scheint, nicht anders zu erwarten, keine Art beider Verbreitungsgebieten, den centraleuropäischen und 1 Max Schlosser, Über die Beziehungen der ausgestorbenen Säugethierfaunen und ihr Verhältniss zur Säugethier- launa der Gegenwart. Biol. Centralblatt, Bd. VIII, 1888. Land- und Süsswassernchnecken. 137 den mediterranen gemeinsam ist nnd nur in vereinzelten Fällen [Clausilia sinuataMi eh. nnd Claus, pugmellensis mihi, Piqm glohosa Desh. und Pupa umbra mihi, Cijcl. mumiaLa.m. und Cyd.Styx mihi) nähere generische Ver- wandtschaftsbeziehungen angenommen werden dürfen, so bleibt doch der Grundzug der Faunen, die Vermi- schung indomalajnscher und südamerikanischer Typen unter fast vollständigem Ausschlüsse von äthiopischen Formen, in beiden Fällen gewahrt. Es wird sich dies am besten aus den Tabellen ergeben, welche die Ver- wandtschaftsbeziehungen in beiden Verbreitungsgebieten zu veranschaulichen bestimmt sind und bei denen ich Sorge getragen habe, alle kosmopolitischen, in ihren Beziehungen zweifelhaften oder ganz isolirt stehen- den Formen zu eliminiren. Ich bemerke im voraus, dass ich die Zonen und Ausdrücke angenommen habe, welche in dem für die Thiergeographie grundlegenden Werke von Alfred Rüssel Wallace * aufgestellt worden sind. Es umfasst also die paläarktische Zone ganz Europa, Asien und Nordafrika bis zum 20. Grad nördl. Breite; die orientalische, Sudasien, die Pidlippinen und Molukken; die australische die Inseln des stillen Oceans von Celebes bis zum Sandwicharchipel ; die nearktische das ganze Nordamerika einschliesslich Grönlands bis zum Golf von Mexico; die neotropische Central- und Südamerika von Florida bis zum Cap Hörn. Land- und SUsswasserschnecken des Pariser Grobkalkes und seiner Äquivalente am Oberrhein nach Sandberger und Andreae- zusammengestellt. Fossile Form Verglichene nächstverwandte reeente Type Verwand tschaftsbeziehimgen Mdania lactea Lam Pirena Lamarkii Desh Pirena dispur Desh l^ematura glohulus Desh Assiminea conica C. Prevost . . . Marinula Marceana Desh Plaiwrbis Paciacensis Desh. . . . Meyalomastoma mumm Lam. . . . Paluclina Novigentiensis Desh. . . Palwliini Orhignyana Desh. . . . Paluäma Hammeri Defr Plnnorbis pseudammonius S ch I o t. . Phjjsa sp Helix laxecostidata Sandb Nanina Voltzii Desh Pupa (TorquillaJ Fontenayi Roiiis Succinea palliohim R o u i s Glandina Cordieri Desh „ Naudoli „ . . . . Oleacina teres Rouis Mef/alf)ma:itoma turgidulum Rouis . Ponuäias Sam/berfferi Noulet . . Hydrobia Dimendorfmsis Andreae Oleacina Bhenana Andreae . . . Oleacina Dcecicei Andreae . . . . Cionella formicina Rouis Azeku Boettgeri Andreae . . . . Nanina occlusa F. E d w Mel. plumbea Brot. . . Pir. atra Brot „ dcshayesiana Croix Ass. Francisci Wood . . . . Mar. Lovei Cuise Lamotte Plan, lugulbris Wagn. . . . Mey. bifasciatum Pal. Eyriesi Morel . . . . „ iingularis Müll „ costulata Quoy, Gayni. „ Cumingianus Diink. . . Physa mediana Hei. Pyrozona Phil Nan. miiiuscula v. Marh. . . Torquilla sp Succ. rugosa Pfr Gland. rosea Fer . coronata P f r Austral. Region (Neu-Gninea) Oriental.Reg.(Indo-Malai.Archip.) Aethiop. Region (West- Afrika) Oriental. Austial. Neotrop. Oriental. Neotrop. n Oriental. n Palaearct. Oriental. Neotrop. Meg. apertum Pom. auritus Porro . . Hyd. Simsosiana Bedion Oleacina sp Oleacina sp Cion. hibrica Azeca tridens Nan. Moussoni Pfr. . . . Palaearct. Austral. Neotrop. n Palaearct. n Oriental. (Süd-Asien) (Bengalen) (Stiller Ocean) (Brasilien) (Süd-Amerika) (Cambodja) (Süd-China) (Süd-Asien) (Süd-Amerika) (Peru) (Süd-China) (Amboina) (Mittelmeerl.) (Pondich6iTy) (Cent.-Amerika) (Mexico) (Süd- Amerika) (Cuba) (Mittelmeerl.) (Tasmanien) (Süd- Amerika) n (Deutschland) 1 Alfred Russell Wallace, Die geogr.aphische Verbreitung der Thicre. Autorisirte deutsche Ausgabe von A. B. Meyer. Dresden 1876. 2 Andreae A., Ein Beitrag zur Kenntniss des Eisässer Tertiärs. Abhandl. zur Geol. Specialkarte von Elsass-Lothrin- gen. Strassburg 1884. Denkschriften «1er matbem.-naturw. Gl. LVn. Bd. -. 138 Paul Oppenheim, Land- und Süsswasserschnecken des Vicentiner Ronca-Complexes. Fossile Form Verglichene näohstverwandte recente Type Verwandtschaftsbeziehungen Uelix (Dentellocaracolhis) damnata Brog. . . „ „ amblytropis Sandb. „ „ hi/perbolica Sandb. „ „ Antigone Oppenh. „ (Prothelidomus) acrochordon Sandb. . „ „ vicentina Oppenh. . . „ (Chloraea) Proserpina Oppenh. . . . „ (Eurycratera) dedivis Sandb Nanina Eurijdice Oppenh „ Discus patellina Oppenh Bulimulus eocaenus Oppenh „ marcellanus Oppenh „ deperditus Oppenh Partxda vicentina Oppenh Pupa (Gibbulina) simplex Sandb „ (ParacraticulaJ umbra Oppenh. . . . Clausilia fDisjunctariaJ indiffereus Sandb. . „ „ oUgogyra Bttg. . . „ „ exarata Oppenh. . „ (Oospira) FugnieUensis Oppenh. . „ fAcrotomaJ marceVana Oppenh. . „ deperdita Oppenh Dentellaria s\>. + Caracollus sp. Neotrop. Region (West-Indienj Hei. (ThelidomicsJ lima Fer. . . „ „ auricoina Ffer. „ fChloraeaJ Hauleyi Pfr. . . „ (EuricrateraJ crispala F k r. Nan. variolosa Pfr „ phmorbis Lessou . . . . Bul. scahtriformis P fr ;, Pfr y, Coqin'mbensis Brod . . . Part, gibba F6r Gibbuüiui mauritiana Mor. . . Craticula calathiscus Lowe . . Serrulina sp. „ fPhaedusaJ inexpleta Oppenh. . . . „ (EudaustaJ nerinea Oppenh „ fPhaedusaJ silenus Oppenh I, (EmarginariaJ exsecrata Oppenh. . . Planorbis Tresdneiisis Oppenh Cyclotus laemgatiis Sandb „ oJiMSicoste- Sandb Ogdotopsis vicentina Oppenh „ exarata Sandb Pomatias crassicosta Sandb Coptochilus Sandbergeri Oppenh „ imbricatus Sandb Cyclostoma (Colobostylus) marceUanus Opponh. Oraspedotropis resiirrecta Oppenh Oyathopoma eocaetium Oppenh Chondropoma Styx Oppenh Es ergibt sich daraus: Cl. Phi/ippiaiHi Bl, II. Verwandte Acroioma sp Mentissa sp Euxina sp Phaedusa Ad. sp Cristataria von Vest sp Phaedusa Ad. sp Mentissa sp Cornetus sp Cycl. translucidus Low Oriental. Neotrop. Oriental. n Neotrop. Austral. Aethiop. Palaearct. Palaearct. Oriental. Palaearct. Cyclot. Bens sp. Pom. aspersum Phil. Coptochilus sp. . . . Colob. sp Cycl. cuspidatum Bens. „ decaneiise Blanf. CTion. Newcombianus A d. Oriental. Palaearct. Oriental. Palaearct. Oriental. Neotrop. Oriental. rt Palaearct. Oriental. n Neotrop. Oriental. Oriental. Neotrop. (Liizon) (West Indien) (?) (Philippinen) (Peru) (Chile) (Sandwichs Ins.) (.Vlanritius) (Canarien) (Transkaukasien) (Ost-Indien) (W.Kaukasus) (Krim, Kaukasus) (Trop. Asien) (Syrien) (Trop. Asien) (Krim) (Indien) (Süd-Amerika) n (Indien) n (Sicilien) (Indien) n (West-Indien) (Hiuter-Indien) (Ost-Indien) (West-Indien) Im Pariser Becken Im Vicentiner Becken Total Oriental. Neotrop. Austral. Palaearct. Aethiop. F 0 r m e n 28 42 10 16 10 14 3 2 4 9 1 1 Wir sehen, es ist in beiden Fällen annähernd das gleiche Resultat; eine aus orientalischen und südameri- kanischen Formen buntgemiscbte Fauna, bei welcher die ostindischen Elemente nur wenig die westiudisclien über- flügeln, während eine ganz schwache Beimischung von australischen, afrikanischen und paläarktischen Typen stattfindet. Die paläarktischen Formen nehmen im Vicentiner Gebiete allerdings scheinbar dem Pariser Becken gegenüber einen ziemlichen Aufschwung; derselbe ist hauptsächlich zurückzuführen auf das starke Auftreten der Land- und Süsswasserschnecken. 139 G-attung Claiisilia, welche in Verbindung mit de,m Scutalus-Formen (Bulimulus eocaenus und marcellanus) mit Ent- schiedenheit auf ein felsiges Teviiau hinweisen. Die übrigen paläarktischen Typen bestellen aus Angehörigen der Sippen MVa/io//.s/s imd Pomafias und beide sind auch im PaiiserBecken verlreten, der sicherste Beweis, dass wir in ihnen Urbewohner unseres Contiueutes zu erblicken haben. Es lässt sich indessen nicht leugnen, dass trotz- dem in Wirklichkeit die centraleuropäische Fauna gegenüber der Vicentiner einen entschieden nordischen Cha- rakter trägt; nicht nur dass zwei specifisch nordische Sippen (Cionella \mAAzeka) in ihr vertreten sind, die dem italienischen Eocän noch zu fehlen scheinen; auch die ausgestorbenen Gattungen tragen im Canjcliiopsis einen entsciiiedeu mehr paläarktisclien Charakler. Was die äthiopischen Formen nun anbelangt, so sind sie dazu nicht einmal charakteiistisch für den afrikanischen Coutineut, Aia Firena dispar Desii., also eine Süss wasser- form, wird von Sandberger nur mit ausgesprochenem Zweifel in die Nähe der afrikanischen Deshayesiana Crosse gestellt, und bei dem Fehlen aller sonstigen afrikanischen Analogien wie bei der Verbreitung der Gattung Pirena, deren geographisches Centrum jetzt in Ostindien liegt, dürfte es wohl angebracht sein von ihr ganz zu abstrahiren. Ähnlich verhält es sich mit der auf Afrika hinweisenden GibbuUna aus dem Vicentiner Gebiete. Die recenten Verwandten dieser Type sind fast ausschliesslich auf die Maskarenen beschränkt und bekanntlich trägt die Fauna dieser Inselgruppen wie die Madagaskars einen so ausgesprochenen indischen Charakter, dass schon Wallace eine noch bis in geologisch späte Zeitläufte vorhandene Landverbindung zwischen ihnen und dem indischen Continente anzunehmen geneigt ist. Es ist eine der charakteristischen Erscheinungen, die sich ans der vergleichenden Betrachtung der fossilen Biunensehnecken ergeben, dass vom Untereocän, also von den Ablagerungen von Billy an aufwärts die afrikanischen Elemente ganz zurücktreten, ja vom Grobkalk an überhaupt nicht mehr vorhanden sind. Bringt man damit in Beziehung das reiche Auf- treten von südamerikanischen, atlantischen und orientalischen Formen, so liegreift man leicht, dass schon aus faunistischen Rücksichten an eine directe Landverbindung zwischen Afrika und der Ostküste SüdameriUa's während der Tertiärperiode nicht gedacht werden kann, dass der von Heer, Forbes, Bourguignat und in früheren Zeiten auch von Neumayr angenommene grosse atlantische Continent der Tertiärzeit schon aus thiergeographischen Gesichtspunkten eine Unmöglichkeit ist ; dass daher das centrale Afrika durch tiefe Wasserstrassen von den Mittelmeerländern, den atlantischen Inseln und Madagaskar schon in grauer Vorzeit abgeschlossen gewesen sein muss, und dass die Veibreituug der lamlbewohnendeu Organismen von ihrem Entstehuugscentrum aus durch polare Brücken erfolgte. Denn wir stehen nunmehr vor der Frage: Wie haben wir uns das Auftreten von tropischen Formen in der Fauna des Mittelmeerbeckens und Ceutraleuropas zu erklären, was bedeutet es, wenn wir z. B. im Eocän des Vicentiner Beckens, wie sieh Sandberger ausdrückt: „stark markirte Analogien mit Ostindien" entdecken? Es ist Sandberger unbestrittenes Verdienst, zum ersten Male durch die genau durchgeführte, bis in das minutiöseste Detail sich verlierende Specialuntersuchung fossiler Landschnecken auf diese vom thiergeogra- phischen Gesichtspunkte aus hochwichtigen und für dieselben geradezu grundlegenden Fragen hingewiesen zu haben; es ist aber nicht minder zu bedauern, dass er sich jeder weiteren Stellungnahme und jeder Vertiefung der angeregten Probleme entzogen hat. Gewiss ist es hochinteressant, das von Heer, Saporta und Anderen aufgestellte und durch floristische Untersuchungen bewiesene Gesetz von der allmähligen Abnahme des euro- päischen Klimas von den Tropeugluten des äquatorialen Indiens an bis zum erstarrenden Froste der Polar- gebiete hinab auch in der Gestaltung landbewohnender Organismen seine Bestätigung finden zu sehen; aber damit sind die angeregten Probleme denn doch bei Weitem noch nicht erschöpft! Wäre es nicht denkbar, ja eigentlich mit Nothwendigkeit a priori zu vermuthen, dass bei den ungeheueren Entfernungen, bei den tiefen Abgründen der Oceane und den öden Sperrgebieten der Wüsteneien, die Mitteleuropa von den äquatorialen Amerika und Asien trennen, die Eocän- und Miocänbevölkemng unseres Continentes ein gänzlich verschiedenes Bild vun denjenigen der heutigen Tropen geboten hätte, dass wir in der jetzigen gemässigten Zone Formen aufgefunden hätten, für die uns in der Gegenwart selbst am Äquator jedes Analogen fehlte? Wir sehen, die Frage, weshalb wir in der Tertiärperiode ostindische und südamerikanische Typen in unserer gemässigten Zone leben sehen, ist mit der Ähnlichkeit des Klimas und der durch sie bedingten 18* 140 Faul Oppenheim, äusseren Existenzbedingungeu keineswegs gelöst! Die einzig mögliche Beantwortung derselben ist die An- nahme einer Blutsverwandtschaft zwischen den fossilen Formen Europas und den heute lebenden der tropischen Gebiete und damit die grossen Wanderungen jeuer Orgauismen in den uns zu Gebote stehenden ungeheueren Zeitläuften ! Man hat noch vor nicht allzuferuer Zeit nicht nur unter den Anhängern alter religiöser Überlieferungen, sondern in der ernsten Naturforschung selbst in den tropischen ThJilern Südasiens den Garten Eden gesucht, dem unsere heutige Thier- und Pflanzenwelt ihre Entstehung verdankt. In der Gegenwart ist man zu ganz ent- gegengesetzten, aber unstreitig besser begründeten und durch Thatsachen belegten Hypothesen für den Ursprung des organischen Lebens, insbesondere der Landbevölkerung gelangt; man verlegt ihn an den Nordpol und setzt eine Besiedehmg der Erdkruste von Norden nach Süden voraus, die mit der fortschreitenden Ab- kühlung derselben gleichen Schritt hielt. Es ist dies unstreitig eine Annahme, die den physikalischen Grund- gesetzen des Kosmos, welche Maximum und Minimum der Erdwärme auf Äquator und Pole vertheilen, am meisten gerecht wird; aber sie lässt sich auch durch biologische Thatsachen beweisen. Haake ^ hat das Ver- dienst, zuerst darauf hingewiesen zu haben, dass die alten, embryonalen Vögel- und Säugetiertypen, soweit sie noch erhalten, in der Jetztzeit die Südspitzen der Landmassen, Südamerika, Südatrika, Madagaskar, Australien und Neuseeland, bewohnen, wo sie von der nördlichen Einwanderung immer weiter zurückgedrängt, ihr Asyl gefunden haben — eine Thatsache, die übrigens auch dem Scharfblicke Wallace's nicht entgangen war. Schlosser hat in seinem schon erwähnten Aufsatze auf Grund dieser Hypothese zwei Eutstehungscentren für Säugethiere angenommen, ein centraleuropäisches und ein uordamerikanisches und die Wechselwirkungen zwischen ihnen, den Austausch iiirer Producte in den verschiedenen Phasen des Tertiärs anschaulich geschildert. Es war dies eine Aufgabe, die bei den ungeheueren Vorarbeiten, welche in den letzten Deceunien sowohl von amerikanischer Seite durch Leidy, Cope und Marsh, als von europäischer durch Gervais, Kutimeyer, Kowalewski, Schlosser und Andere vorlagen, wohl durchzuführen war und durchgeführt wurde. In der Kenntniss der fossilen Binnenschuecken hat man nicht gleichen Schritt gehalten und wenn auch das europäische Material durch Sand berger, A. Braun, Boettger und Andere erschlossen wurde, so fehlen dennoch noch beinahe alle Untersuchungen von amerikanischer Seite; die einzige Arbeit, die hier in Betracht käme, ist White's Non marine fossil Mollusca of North Amerika Geol. Survey 1881. Doch ist hier das Material sehr dürftig und die wichtigsten Fragen fast gar nicht berührt; die Zuweisung der Landschnecken zu den einzelnen Unterabtheilungen zudem fast stets von einem wohl berechtigten Fragezeichen begleitet; interessant für unsere Untersuchungen ist hier nur das Auftreten der Gattung Melanopsis in der Laramie-Gruppe und das Vorkommen von den Rilly-Formen nachstehenden Columnen im Unlereocän. Mau darf daher allerdings wohl annehmen, dass in der Tertiärperiode so reich in Europa vertretene Sippen wie die Dentellarien, Caracolen, Thelidomen, Clausilien, Pomatien und viele andere auch hier ihren Ursprung gehabt haben, aber man ist dabei nie vor IrrthUinern geschützt. So möchte mau z. B. mit Bestimmtheit folgern, dass die Gattung Melanopsis, die heute im Mittelmeerbeckeu überall verbreitet ist, wunderbarerweise aber auch in Neucaledonieu ihre Ver- treter hat, in Centraleuropa, wo sie schon im Eocän verbreitet ist, ihre Entstehung genommen hätte; aber die in den letzten Jahren gemachten Funde beweisen, dass dieselbe in Protisteociin (Laramie-Gruppe, Melanupsis americana White), auch in Nordamerika verbreitet war, so dass mnn bei der Annahme ihres Schöpfungscen- trums unter diesen beiden grossen Gebieten die Auswahl zu treffen haben würde. Wie dem aber auch sei, in jedem Falle steht fest, dass wir bei der Erklärung des Zusammenhanges zwischen fossilen und recenten Faunen auch unter den Binnenschuecken zu grossen Wanderungen unsere Zu- flucht zu nehmen haben, und da bleibt uns zuerst die Frage zu erörtern, auf welchem Wege und auf welche Weise diese wohl stattgefunden haben werden. Wallace und Darwin sind zuerst diesem Gegenstande näher getreten und haben die ihnen räthselhaft erscheinende geographische Verbreitung der Landmollusken durcli Verschleppung mittelst des Treibholzes zu erklären versucht. Zu diesem Zwecke hat Darwin experimentirt 1 Biol. Centralblutt, Bd. VI, S. 363. Land- und Süsswasserschnecken. 141 und gefunden, dass Landsehnecken im Stande seien, unter besonders günstigen Verhältnissen 14 Tage lang den Aufenthalt im Meervvasser zu ertragen. Nun ist ja die Zählebigkeit dieser MoUuslieii bekannt und jeder Sammler weiss Wühl für sie Belege zu erbringen; indessen darf man sich doch wohl selbst einem Darwin gegenüber die Bemerkung gestatten, ob es wirklich denkbar ist, dass Schnecken den Wogenprall des offenen Meeres — und dieses müsste wenigstens, um die Vurmischiing europäischer und amerikanischer Typen auf diesem Wege zu erklären, von ihnen durchmessen worden zu sein — ausznhaltcn im Stande wären, ob nicht der Unterschied zwischen den Veriiiiltnisseu der kleinen Bucht, in welcher die Beobachtinigiu gemacht wurden, und denen des grossen Oceans ein so gewaltiger wäre, dass die daraus gezogenen Folgerungen liierfür nicht Stich hielten. Zudem ist der Zufall — und au diesen allein wird von den beiden giossen Engländern hierbei appellirt — gewiss keine naturwissenschaftliche Erklärung, am allerwenigsten aber Thalsachen gegenül)er, deren (iesetzmässigkeit wir schon jetzt bei unserer beschränkten Kenntnis zu alinen im Stande sind! Icli glaube also, dass die Erklärung Darwin's hier nicht ausreicht, und daher in der grossen Mehrzahl der Fälle verworfen werden muss, wenngleich nicht geleugnet werden soll, dass durch derartige Vorgänge Ver- schleppungen hervorgerufen wurden, die indessen wobl nur in einigen ausnahmsweise günstigen Fällen zu wirklichen faunistischen Resultaten Veranlassung boten. Wie wir es also auch ansehen mögen, die Wan- derungen der Landmollusken weisen auf einen Landzusaujmenhang hin, und darin liegt der Werth ihrer Erklärung für die Geologie! Von Wanderungen können hier aber active und passive in Frage kommen; active durcli die langsame aber stetige Verbreitung der Art vom Entstehungscentrum nach allen Richtungen des ihr zu Gebote stehenden Areals; passive durch Regengüsse und Orkane, welche die junge Brut weithin mit sich fortführten und so in einem Sehlage den Verbreitungsbezirk der Species wesentlich erweiterten, endlich durch Vögel, ilie zufällig an ihnen befindlichen Exemplare auf ihren Wauderungszügen mitschleppten; doch kommt die letztere Hypothese hier nicht in Betracht, weil sie wie diejenigen Darwin's dem Zufall freien Raum lässt, und dieser keine Erklärung bietet für gesetzmässige Erscheinungen. Es scheint, dass die active Bewegungsfähigkeit der Landschnecken gemeinhin bei der Besprechung ihrer Verbreitungsart unterschätzt worden ist. Man spricht von ihrer sprichwörtlichen Langsamkeit, von der Unbehilf- lichkeit ihrer Embryonen; zugegeben, doch vergisst mau dabei, welche ungeheuere Zeiträume uns zu Gebote stehen! Die ersten, bisher bekannten Formen dieser Gruppe stammen aus dem Carbon Nordamerikas; es sind dies Typen, welche sich den recenten Gattungen Pupa und Zojiiteti ausserordentlich nähern, also bereits hoch- organisierte Organismen, die jedenfalls eine unendliche Reihe \on Vorläufern besessen haben müssen. Aus dem Silur Schwedens ist im letzten Jahrzehnte ein Scorpion und Insectenreste bekannt geworden; es liegt keine Veranlassung vor, nicht anzunehmen, dass mit ihnen zusammen bereits Landschiiecken vorkamen, wenn- gleich sie auch bisher noch nicht aufgefunden worden sind; im Gegentheil möchte die Piq}a und der Zonifes aus dem amerikanischen Carbon unbedingt für diese Hypothese sprechen. Wir müssen also folgern, dass die Gruppe, mit welcher wir uns bes(di;iftigen, bis in das graue Alterfhum der Erdgeschichte zurückreicht und in diesen gewaltigen Zeiträunjen können, wie die Entstehung unserer Sedimentärgebilde beweist, stetig wirk- same, wenn auch unendlich kleine Factoren hochbedeutende Producte zeitigen, also auch auf unseren Fall angewandt, die Schnecke den Erdball umkreisen! Wie hoch man indessen auch die activen Wanderungen unserer Thiergruppe anschlagen mag, zweifellos geblihrt den oben näher geschilderten Transportmitteln ein bedeutenderes Verdienst an den überraschenden Thatsachen ihrer geographischen Verbreitung. Um die grossartige Wirkung der Wolkenbrüche, l'ber- schwemmungen und Orkane der Vorzeit ganz zu würdigen, muss man sich die Thatsache ins Gedächtniss zurückrufen, dass die überwiegende Mehrzahl der grossen Gebirge der Erdkruste ihre Entstehung erst in ganz junger Zeit genommen haben. Wir haben also grosse, durch keinen Höhenzug unterbrochene Ebenen, gewaltige Steppen zu unserer Verfügung, und da begreift sich leicht, wie ein einziger Wolkenbruch im Stande war, Orga- nismen meilenweit fortzuführen. So wurde ein Flussthal nach dem andern schnell bevölkert und die niedrigen Wasserscheiden, ja selbst die höhereu, jetzt erloschenen Gebirge, welche diese von einander trennten, waren 142 Paul Oppenheim, kein wahres Hindernis für den Expansionsdrang der Arten, die so schliesslich zu Verbreitungsbezirken gelan- gen mussten, wie sie in der Jetztzeit unerhört sein würden. Es ist z. R. anzunehmen, und nur durch diese Annahme wird die jetzige Verbreitung der Sippe erklärlich, — dass die beute über ein so ungeheueres Areal, über ganz Asien bis zur Südspitze und über ganz Central- und Südeuropa verbreitete, trotz ihrer starken Diffe- renzierung so abgeschlossene Gruppe der Clausilien auf diesem Wege von einem Schöpfungscentrnm aus ihre Entstehung genommen hat; nur so erklärt sich die auffallende Vertheilung der Gattung Melanopsis, die für die ganzen Mittelmeerländer bis nach Persien hinein einen charakteristischeii Typus bildet, um dann in Central- asien zu erlöschen und an zwei „sehr entlegenen und vollkommen isolirten Punkten", wie sich der Bearbeiter der Sippe in Küsters Conchilienkabinet, Dr. A. Brot, ausdrückt, in Neucaledouieu und Neuseeland wieder aufzutauchen; nur so endlich vermögen wir die Entstehung des Kosmopolitismus bei verschiedenen Heliciden- gruppen, bei Patula, Sticcinea, Hyalina, Vitrina, annähernd zu begreifen. Es ist nun sehr merkwürdig, aber durchaus im Einklänge zu unseren Anschauungen, wenn nach Marten's ' gerade die im höheren Norden noch vertretenen Gruppen innerhalb der Heliciden Kosmopoliten sind. Zweifellos sind dies Alles uralte Sippen, die hier am nördlichen Erdpol in grauer Vorzeit ihre Entstehung genommen und ihre Individualität im Laufe der Erdperioden so gestärkt haben, dass sie dieselbe auch nach ihren Wanderungen allen veränderten Existenzbedingungen zum Trotze aufrecht zu erhalten im Stande waren. Wenn wir nun aber an dieser Enstehungshypothese, die auch für die landbewohnenden Schnecken, wie für die auf die feste Erdkruste angewiesenen Wirbelthiere ihren Ursprung in die Polarregion verlegt, festhalten, so kommen wir naturgemäss zuder Frage, vvie wir uns nun die Besiedeliing der grossen Continentalmassen von den als wahrscheinlich anzunehmenden zwei Mittelpunkten, dem asiato-europäischen und dem nordamerikanischen aus vorstellen. Wir haben noch in der Jetztzeit im nördlichen Eismeere zwei Punkte, in denen die Conlinente nahe an einander stossen, die Bebringstrasse und die Grönländer Gewässer, an denen mit Leichtigkeit selbst bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge, sobald wir von dem in der Vorzeit gewiss nicht vorhandenem Eise abstrahiren, die Landbevölkerung herüberverfrachtet werden konnte; wir haben aber berechtigten Grund anzunehmen, dass auch hier wie überall auf der Erde die Vertheilung von Wasser und Land nicht ständig die gleiche blieb und dass vorübergehende f^andbrücken gescblngen und wiecler abgebrochen wurden. Haupt- sächlich wird allerdings die thierische Bevölkerung über Asien an der Behringstrasse gewechselt worden sein! Dafür sprechen die Beobachtungen Neumayr'.s, der in seinen „Congerien und Paludinenscbichten West- slavoniens" mit überzeugender Bestimmtheit die allmälilige Umformung osteuropäischer Typen in specitisch amerikanische mit Durchgang durch die asiatischen Formen nachzuweisen im Stande war, dafür bürgen auch die Untersuchungen Gray's und OH ver's, die in ihren phytopaläontologischen Arbeiten zum Resultate gelang- ten, dass die Flora des europäischen Miocaens sich nach Osten bewegt habe und theils in Japan und China geblieben, theils über die Landbrücke an den Aleuten in Nordamerika eingewandert sei. Indessen wird wohl auch ein directer Austausch zwischen Amerika und Europa im nördlichen Eismeer angenommen werden dürfen, den wir bis jetzt bei unserer beschränkten Kenntniss der fossilen Formen nur behaupten, den wir aber durch genauere Studien vorzüglich der tertiären Landschneckenfauna Amerikas wohl mit Beweisen zu belegen in den Stand gesetzt sein dürften. Ein drittes Verbreitungscentrum dürfte das Mittelmeergebiet gebildet haben, in welchem drei Welttheile zusammenstosseu und welches im Laufe der verschiedenen Perioden zumal des Tertiärs, wie wir mit Bestimmtheit zu folgern Veranlassung liabeu, eine ganze Reibe von LandbrUcken ge/.eitigt liat. Insbesondere dürfte der Landweg durch Klein- und Centralasien nach dem äquatorialen Indien schon in früheren Perioden als Karawanenstrasse für den Transport der Organismen gedient haben; darauf scheint meiner Überzeugung nach wenigstens die jetzige, sonst räthselhafte Verbreitung der Clausilien und Melano- psiden hinzuweisen! Wir sehen, wir bedürfen bei diesen Anschauungen der Heer-Bourgnignat'scheu Hypothese von der unter- gegangenen tertiären Atlantis nicht mehr, einerTheorie, die ebenso gTOSsartige als unannehmbare Katastrophen ' Albers, Die Heliceeu etc. Herausgegeben von E. v. Marteua. Vorrede. Land- und Süsswasserschnecken. 143 voraussetzt, die aber ausserdem die thiergeograpliischen Probleme nur verwiclielt, statt sie zu erklären! Wir haben schon oben darauf hingewiesen, dass im Tertiär Europas vom Mitteleocän an jede Spur von äthiopischen Einflüssen aus der Landschueckenbevölkerung verscliwindet, dass wir dagegen neben zahlreichen südameri- kanischen auch eine grosse Anzahl von specifischen Typen der atlantischen Inselgruppe, der Canaren, Azoren und Madeiras autreffen. Wenn man die Sandberger'sche Beschreibung daraufhin durchblättert, so findet man schon im Oberoligocän von Cordes Helix Raulini Noulet und Corduensis Noulet, beide Vertreter der atlantischen Leptaxis und Plebeciila, im Untermiocän des Mainzer Beckens Helix demipapillata Sand- berger eine echte Hemiri/da, Helix Rnmondi das Leitfossil der ganzen Bildung eine echte Flebeciila, Piipa Cylindrella eine typische Charadrobia, Craspedoponia utriculorum Sandb. ein echtes Cruspedopoma] noch im Crag von England, also im Mittelpliocän finden wir Helix Rijsa S. Wood, die nach Sandberger's Ansicht unbedingt in die rein atlantische Gruppe Jaunlits Lowe gehört, die übrigens schon im Miocän vertreten ist. Aus diesen wenigen hier angeführten Beispielen, die man leicht um das Doppelte vermehren könnte, ersehen wir, dass die charakteristische Schueckenfauna der atlantischen Inseln im Tertiär Europa's eine wichtige Rolle spielt. Wir können daher v. Martens nicht beipflichten, wenn er auf Seite 11 seiner Einleitung zu Albers Helieeen sich, wie folgt ausspricht: „Die atlantischen Inseln (Azoren, Canaren, Madeiragruppe, Capverden) zeichnen sich durch eine Reihe eigenthümlicher Gruppen aus; so durch Leptaxis und Janulus alle zusammen, durch Hemicyda die canarischen allein, durcli Oclitepjhila nebst Actinella und Tectula die Madeirngruppe und gar Portosanto allein durch Plebecula; dazu kommen noch mehrere PM^7«-Gruppen, so dass diese Inseln mit zu den reichsten an Eigentiilimliclikeiten gehören und wie ein geistreicher Naturforscher bemerkt, ihre Schneckenfauna allein genügt, um die Annahme eines früheren grossen Land/usam- menhanges, dessen Reste sie wären, zu widerlegen." Der citirte Naturforscher ist im Unrecht; gerade die Landschnecken der atlantischen Inseln, welche die versprengten Reste der alten Tertiärbevöl- kerung des grossen europäisclien Continentes darstellen, die, um der drohenden Kälte und den ungünstigen physikalischen Bedingungen zu entgehen, sich bis an die Siidspitze des damaligen Landareals zurückgezogen und sich in der dortigen Abgeschlossenheit stark specialisirt und an Individuen wie an Arten bereichert haben, sprechen mit Bestimmtheit dafür, dass die isolirte Lage der atlantischen Insel erst eines der letzten Blätter der Erdgeschichte darstellt. Die tectonischen Verbältnisse des Appeunius iuiben Eduard Suess' zu der Hypothese gedrängt, dass in der Tertiärperiode die hesperische HaUiinsel sich weit nach Westen erstreckte und wahr- scheinlich das ganze tyrrhenische Meer überbrückte, eine Annahme, die dann von Forsyth Major^ durch die genaue und skrupulöse Untersuchung der lebenden Faune unrl Flora der tyrrhenischen Inseln ihre Bestätigung gefunden hat. dass die Meerenge von Gibraltar, welche Spanien und West-Marocco trennt, ganz jungen Datums, geht aus sfratigraphisciien und zumal aus faunistischen Gründen mit Sicherheit hervor. Wir haben also in Italien, derTyrrheuis, Spanien und West-Marocco den grossen südeuropaischen Continent, dessen südliche Spitze die atlantischen Inseln noch in geologisch junger Zeit bildeten. Und wenn wir nun in den recenten Landschneckenbevölkerungen dieser Gebiete, wie dies Kobelt nachgewiesen, selbst auf dem so weit nach Süden gerückten Capverden jede Spur von echt afrikanischen Typen (Achatina, Ennea u. A.) vermissen, dagegen in zahlreichen Parmacelleu, Leucochroen, Xerophilen und Gonostomen die deutlichsten Analogien mit Marocco und Süd-Spanien (Tarif a, Ak/arueJ erkennen müssen; wenn wir weiter in der Tertiärfnuna Europas dasselbe Phänomen, die vollständige .'Abwesenheit äthiopischer Formen in der bunten Mischung von südeuropäischen, atlantischen und südamerikanischen Typen entdecken, so scheint mir das ein zwingender Beweis für die Isolirung des äquatorialen Afrika schon während der Tertiärperiode von den atlantischen Inseln und Südeuropa zu sein, und die Existenz des Atlantis, welclie ja Westafrika mittelst der Canaren und Capverden mit Brasilien verbinden sollte, in das Reich der Fabel zu verweisen! 1 Eduard 8ues.s, Ubev den Bau der italienischen Hall)insel. Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wisseusch. Bd. LXI, Wien 1872. ■' Forsyth Major, Die Tyrrheuis. Kosmos, VIT. Jahrg,, Bd. XIV. 144 Paul Oppenheim, Die That>:ache, dass die interessante und .so eharakteristisclic Laiidschneckenbevölkerung der atlantischen Inseln niclits ist als der Überrest der alten europäischen Tertiärfauna, ist wie für die Geologie so auch für die Entscheidung der letzten Fragen der Descendenztheorie von hohem Interesse. Man hat, um derartige eigen- thümliche Verbreituugserscheinungen zu erklären, vielfach zu der Tlicorie von Scliöpfnngscentren gegriffen, und so hat z. ß. Watson ein solches für Madeira auf Grund seiner specifischen Landschneckenfamilien ange- nommen. Schon Wallace vyarnt vor derartigen Versuchen und weist darauf hin, dass wir keine Veranlassung haben, den Entstehungsmittelpunkt der Gattungen dorthin zu verlegen, wo sie am artenreichsten, also am meisten spcialisirt und zersplittert auftreten. Doch sind diese und ähnliche Warnungsrufe meist ungehört und unbeachtet verhallt und die meisten Zoologen huldigen auch jetzt noch dieser im ersten Augenblicke allerdings sehr einleuchtenden Theorie. Es darf heute mit aller Bestimmtheit behauptet werden, dass in der Frage der Schöpfuugscentren nur der paläontologischeu Forschung, die, ideal genommen, die Art vom ersten Entstehen bis zum Erlöschen zu verfolgen im Stande ist, die Entscheidung zusteht, und hierin ist diese den Hauptwert und das Hauptziel ihrer Bestrebungen wohl zu erblicken berechtigt. Es liegen gerade in der Thiergruppe, die uns iner beschäftigt, eine Eeihe von Erscheinungen vor, welche zur äussersten Vorsicht bei der Aufstellung der Entstehungsmittelpunkte auffordern. Die ansclieinend typisch amerikanische Gruppe der Glandinen lebt während der Tertiärperiode in grosser Artenfüile in Europa; die specitisch afrikanische Gruppe der Columnen entwickelt mehrere Sprossen im untersten europäischen und nordamerikauischen Eocän. Noch wunderlicher liegen die Verhältnisse für die kleinen Inselgruppen, die man so gern als Schöpfungscentreu hinstellt; eine Reihe von Pupengruppeu der Südseeinseln als Piipa didymodus A. Braun, Fnpa. Triyonostonui A. Braun und ähnliche finden sich im Miocän des Mainzer Beckens und die für den Sandwich-, Samoa- und Mariannen- archipel so typische Gattung Partida wurde im Eocän von Vicenza nachgewiesen. Keiner der Folgerungen, mit welchen Forsyth Major seinen hochwichtigen Aufsatz „Die Tyrrhenis" schliesst, vermag ich mich mehr anzu- schliessen, als derjenigen, dass überhaupt „die geographische Isoliruug weit mehr conservativ als productiv auf die organischen Formen wirkt". Kleine Inselgruppen beherbergen meist lebende Fossilien, die manchmal in überraschender Artenfülle dort ibr Dasein weiter spinnen, welches sie auf anderer Stelle der Erdkruste längst verwirkt. Solche „lebende Fossilien" waren der Didus inepius von Bourbon, die Riesenmoas Neusee- lands, sind Monofremen und Beutelthiere Neuhollands, wie der Hirsch und das Wildschwein Sardiniens; die gleiche Stellung beanspruclien aber auch, wie wir gesehen haben, die Landschnecken der atlantischen Inseln und die des Südseearchipels, wie der Clypeaster aeyyptiacus und die anderen Fossilien, die Vittorio Simonelli ans der quartären Breccie von Pianosa besehreibt! Die Landschneckenfauna des heutigen Europa ist also, wie die der Säugethiere und vielleicht in noch verstärktem Massstabe das Product und der Überrest der verflossenen Tertiärperiode. Wenn wir uns dies vor Augen halten, werden uns auch gewisse geographische Anomalien, die wir beobachten, verständlicher wer- den! Die Gattung Lioncia unter den Cyclostomiden, deren nächste Verwandte Tudora und Choiidropoma die Antillen bewohnen und die heute in Spanien unter allen den Mittelmeerformen eine ganz isolirte Stellung ein- nimmt; die beiden Gydostoma- Arten, die Südeuropa bevölkern und deren eine sogar bis Süddeutschland vordringt, während ihre nächsten Verwandten unter den Tropen zu suchen ; die Glandina alyira, welche auf das Mittelmeerbecken angewiesen ist, wo doch die Geltung sonst als specifisch amerikanisch angesehen werden nmss; die Stenoyyra decolluta und der Cyl/ndrus obtnsafus — sie alle sind Überreste der Tertiärperiode wo sie in den Palmendickichten und Magnolienhainen zugleicli mit ihren tropischen und amerikanischen Ver- wandten lebten. Insbesondere dürfen wir in den für das Mittelmeerbecken so charakteristischen Melanopsis- und Poma^/as-Arten altehrwürdige Insassen unseres Contiuentes erkennen, Zeugen einer Zeit, in welcher das alte Europa in der verschwenderisclien Pracht und Fülle seiner Erzeugnisse wohl mit den Tropen zu wett- eifern im Stande war! Zum Schlüsse dieser Betrachtungen sei eine Tabelle hinzugefügt, welche ich auf Grund des Saudber- ger'schen Quellenwerkes entworfen habe, und welche die Vertheilung der geographischen Typen in den ver- schiedenen Phasen des europäischen Tertiärs näher durch Zahlen zu veranschaulichen bestimmt ist. Die tech- Land- mid Süsswasserschnecken. Ii5 nischen Ausdrücke bleiben hier die gleichen, wie auf den oben aufgeführten Zusammenstellungen; nur habe ich hier die orientalische und australische Zone, die sich in ihrer Schneckenbevölkeriuig nicht durchgreifend unterscheiden, zu vereinigen versucht; ausserdem wurden die atlantischen Formen unter den paläarktischeu gesondert aufgeiührt. Es enthalten also: Der untereocäne Kalk vun Billy Der inittelcocäne Grobkalk und seine Äquivalente am Oberrhein Der mitteleociine Roncacomplex Der obereocäneCalcaire de St. Oueu und die lleadon xSeries in England Der unteroligocäue Palaeothciienkalk von Wiglit und .Siidfrankreieli Der oberoligocäne Kalk von Südfraukreich Die untenniociinen Schichten mit Helix Ramonili im Mainzer Becken Die obermiocäne Süsswassermolasse Die unterpliocänen Cougerienschichten Südosteuropas Der mittelpliocäne Mergel des südöstlichen I'raukreichs . . . Afrik. Neotrop 4 7 14 3 10 11 Indoaustr. 11 11 1(5 11 3 11 3 1 1 Palaearct. Nearct, 3 2 9 f! 1 + 2 atl. 19 + llatl, 34 + 5 atl. 10 24+ 2 atl. Es veranschaulicht diese tendenzfreie Zusammenstellung, in welcher ich mich bemüht habe, die best- studirten Tertiärgcbiele des mittleren Europa zu vereinigen, wohl einleuchtend genug eine Reiiie von zum Theil schon oben berülirten Thatsachen. Einmal das Verschwinden der äthiopischen Formen vom Mittel- eocän au, dann das starke Auftreten atlantisciier Typen, welche im Oberoligocän beginnen, um im Mittel- pliocän, also verhältnissmässig recht spät auszusterben. Endlich das Erscheinen der amerikanischen Foimen! Die nearktischen Arten treten im Unteroligocän zum ersten Male auf und erreichen erst im Mittelpliocän, nachdem sie bis dahin constant zugenommen, das Maximum ihrer europäischen Verbreitung. Ebenso treten die acht südamerikanischen Typen im Untereocjin noch stark liinter den indo-australischen zurück, schwellen dann stetig an, um dieselben im Obermiocän, wo sie das Vierfache an Zahl erreichen, vollkommen zu über- flügeln. Es scheint also der Austausch zwischen der östlichen und westlichen Hemisphäre bis in die jüngste Tertiärzeit ein sehr reger und anhaltender gewesen zu sein; wer dabei aber vorzugsweise der Geber und wer der Empfänger war, lässt sich, wie schon oben bemerkt, augenblicklich nicht mit Sicherheit feststellen, und wird wohl nur von Fall zu Fall zu entscheiden sein. Doch scheint bei der Unbehilflichkeit der uns hier beschäftigenden Thiergruppe eine doppelte Wanderung von Continent zu Continent, wie wir sie bei der Annahme amerikanischer Schöpfungsceutren für die im europäischen Tertiär verbreiteten neotropischen und nearktischenTypen stellenweise aufzu.stellen gezwungen wären, nicht so einleuchtend zu sein, wie wir dieselbe für eine Reihe von Säugethieren — ich erinnere hier nur an einen Theil der l'erissodactylen, Nager u. a. — wohl zu folgern berechtigt sind. Es scheint also aus der grossen Verbreitung amerikanischer Formen im euro- päischen Tertiär wohl geschlossen werden zu dürfen, dass ein grosser Theil der für die westliche Hemisphäre heute charakteristischsten Typen, der Caracollen, Dentellarien, Thelidomien, Glandiuen, Chondropomeu in der alten Welt entstanden und erst in geologisch junger Zeit in die neue ausgewandert ist. — Was die indo- australischen Formen endlich anlangt, so haben sie in Europa bereits im Untermiocäu ihr Maximum erreicht, und scheinen dann ziemlich schnell hier zu verschwinden und hinter den paläarktischeu, nearktischen und neotropischen Typen zurückzutreten. Keine Thiergruppe dürfte, wie auch Leukart 1886 auf der Naturforscherversammlung zu Wiesbaden betonte, so wichtige Anhaltspunkte und Hilfsmittel gewähren für die Erforsciiung thicrgeographischer Fragen, als gerade die der Mollusken. Es ist daher im Interesse einer mehr auf Naturerkenntniss als auf Natur- beschreibung gerichteten Tbätigkeit aufiichtig zu beklagen, dass diese Gesichtspunkte im Allgemeinen in der Denkschriften der matbem.-nafurw. Gl. LVH. Bd. 19 146 Paul Oppenheim, Land- und Süsswasser Schnecken. Piilämitologie so luigebübrlich in den Hintergrund getreten, ja stellenweise hinter den stratigraphischen und systematisch eu Bestrebungen gar nicht zur Geltung gelangt sind. So weit mir bekannt, exisürt noch nicht einmal eine nach thiergeographischen Gesichtspunkten geordnete Tabelle der Mollusken-Fauna des Pariser Beckens; an eine genauere Verglciehung desselben mit den so stark vernachlässigten reichen Ablagerungen des Vicentiner Eocäns unter genauerer Berücksichtigung der erwähnten Momente war daher bisher natürlich nicht zu denken. Die so hochinteressante Binnenfauna des südfranzösischen Garumnien ist von Matheron, dessen unab- lässigen Bemühungen wir ja die genauere stratigraphische Parallclisirung und Gliederung des Horizontes verdanken, nur dürftig bearbeitet worden, und auch Sandberger's in seinem grossen Werke veröffentlichte Nachträge lassen gerade hierin viel zu wünschen übrig; auch der nun schon seit einer Reihe von Jahren angekündigten Bearbeitung des i'cichen Materials der Dalmatiner Stomatopsis-^c\\ic\\iQn, deren Erscheinen jetzt, wie ich höre, wohl erwartet werden darf, hat die Wissenschaft alle Veranlassung, mit Spannung ent- gcgenzublicken. — Wenn es mir gelungen sein sollte, in dieser Skizze die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf ein im Allgemeinen ziemlich brach liegendes Feld unseres Wirkens hinzuweisen, wäre der Zweck meiner Arbeit erreicht! Land- und Süssicasser Schnecken. 147 Tafel erkläi'uiig. TAFEL I. Fig. 1 a. Helix ( Denlullncaracnlht^) tlciiiiiuilii AI. Urdgii. von vorn gesehen. ^ „ Ib. „ „ „ ^ „ unten „ „ 1 c. „ „ „ r n hinten „ 1(1 ^ ,, „ „ (coc/acf?« Sandb.); von nnten gesehen. Umgeschlagener Coluuielliir- rand mit zahnartiger Verbreiterung. j^ 1 e. „ „ „ „ Schalenscnlptiir, vergrösscrt; bei den Iiidiviihien ans PiiH'niello (//. coriacea Sandb.) stets sehr deutlich, bei den meist aligcriebi^uen und geroUtea Exemplaren von Ronca meist nur am U^tzteu Um- gänge wahmolimbar. „ 1/. Helix (DentellariaJ foniiosa Fer. (recent, Westindien), Mündung. „ 2 a. Helix (DentellucararohisJ amUytropis Sandb. von vorn. , 2&. „ „ „ „ „ Muten. „ 2 c. „ „ „ , „ unten. „ 3«. Helix (Prothelidomas) Mi-ochoi-do II Sandb. {pro H. rmlnla Sandb. emend. Oppenh.) gekielte Varietät, von vorn. j, 3 i. j, „ „ „ stumpfere Varietät, vou hiuteii. „ 3 c. „ „ „ „ „ «von unten. ^ 3 d. „ „ „ „ Sculptur vergrössert, der Helix i Tlielidoinus) llmu F 6 r. aus Westindien sehr ähnlich. „ ia. Helix CEurycralera) dedivis Sandb. von vorn. „ 4i. „ „ „ „ n hinten. „ 5 a. Helix (PfolhelidomiisJ viceiiliiia n. sp. vou vorn. „ 5 b. „ „ „ „ „ hinteu. r 5 c. „ „ „ „ „ unten. „ fi«. Helix (Deiilellocuracolus) hi/perbolica Sandb. von vorn, gedrungene Varietät. „ iib. „ „ „ „ „ hinten, „ „ 0 c. „ „ „ „ r, vorn, gestrecktere „ „ 7 u. Hdix (Dentellocaracolua) Antigone n. sp. von vorn. „ 7 i. „ „ „ „ „ hinten. >,■?<;■« „ „ n r unten. „ 8 a. Helix (Chlorea) Proserpina n. sp. vou vorn. „ 8 6. , „ „ „ „ hinten. „ 8 c. „ „ „ „ n unten. „8(i. „ „ „ „„ hinten, grösseres Exemplar. „ 8 e. Helix (Corasia) tricolor Pfr. (Receut, Salomonsinseln.) „ 0«. Gibbulina simplex Sandb. von vorn, natürliche Grösse. «9*- n n n n hinten, „ „ „ ;) c. „ „ „ „ vorn, vergrössert. „ 9rf. „ „ „ „ unten „ „ 9 e. „ Mauritiana Mor. (recent, Mauritius), natürl. Grösse. Sämmtlicho Originalexeuiplare befinden sich jetzt in der Wieuer Universitätss.-iniudung. TAFEL IL Fig. 1. Bulimulus eocaenus u. sp. vou vorn. „ 1 a. „ „ „ „ hinten. „ 3. \ „ „ „ ) Jugendstadieu. . 4. ( ' 19 * 148 Paul Oppenheim, g[ „ „ „ I Jugendstadien. Fig. 5. BuHmulus marcellanus n. sp. von voioe. „ 5 a. „ „ „ V hinten. „ 6. Coptochilus imbricaius Sandb. von vnin. » 6 a. „ , „ „ hinten. . 7.1 n 8. „ 9. Coptochilus Sandberyeri n. sp. von vom. „9 a. „ „ n „ hinten. „ 10. PartuJa vicentina n. sp. von vorn. n 10 a. „ „ r, „ hinten. „ 10 Ä. „ „ „ „ unten. „ 11. Partula gihha F6r. (recent, Marianen) von vom. „ 1 1 a. „ r, V V n n "nteu. „ 12. Namiial (Omphdloptyx) jietra n. sp. von vom, natürl. Grösse. n 12 a- „ „ ^ „ „ hinten, „ „ „ 12 &. „ „ n n Stark vergrössert mit innerlicher Falte ;un Colliimellarraude. „ 13. Helix (Paiula) resvrreäa u. .sp., natürl. Grösse. „ 13 a. „ „ „ „ von hinten, stark vergrössert. n 13 ^- » n B n n Unten, „ „ „ 14. Craspeäotfopis resiirrecta n. sp. natürl. Grösse. „ 14 n. „ „ „ von vorn, stark vergrössert. „ 14 6. „ „ r „ hinten, „ „ p 14 c. „ „ n n unten, , „ „ 15. Pomatias crassicosta .Sandb. von vorn, natürl. Grösse. „ 15o. „ „ „ „ vorn, vergrössert. „ 15 i. „ „ „ „ hinten, „ ,, ll>. Cyathopoma eocaenum n. sp. natürl. Grösse. „ 16 a. „ „ „ von vorn, stark vergrössert. « lö ^- „ „ r „ hinten, „ »16 c. „ „ n n "iten, „ „ „ 17. Naiiina (Disciis) paleniiia u. sp. von oben. „ 17 a. „ „ „ „ „ unten. » 17 &. „ „ „ „ „ vorn. „ 18. Planorhis (CometusJ Ti-essineitsis n. sp. von oben, natürl. Grösse. „ 18 a. „ „ „ „ „ oben, stark vergrössert. » 18&- „ „ „ „ n unten, „ „ » 18 c- „ r „ r „ vorn, „ „ Sämmtliche Originalexemplare befinden sich jetzt in der Wiener Universitiitssammlung. TAFEL III. Fig. 1. Helij: (Dentellocaracolus) damnata AI. Brogn. (coriacea Sandb.). Aus dem schwarzen Tuffe von Pugniello. „ 2. Chondropoma Styx n. sp. E.xemplar in natürl. Grösse, von vorn gesehen. »2«. „ r r, -I n „ n V hinten „ , 2 i. „ n II n vergrössert, von vorn gesehen. „ 3. Cyclotus laevigatus Sandb. von vom, natürl. Grösse. n Sa. „ „ „ „ hinten „ „ n 3 6. „ „ „ „ unten „ „ „3 c. „ „ „ „ vorn, mit Deckel in der Mündung, vergrössert. „ 4. Cyclotoma (CoJohostylusJ marcellanum n. sp., von vorn, natürl. Grösse. , 4 a. „ „ , n n vorn, vergrössert. n 4J. „ „ „ „ „ hinten, n 4 c. „ „ „ n n unten, „ „ 5. Cydotopsis vicentina u. sp. von vom, natürl. Grösse. „5 a. „ „ „ n hinten „ „ „5 t. „ „ „ „ unten „ „ „5 c. „ „ „ vergrössert, mit Deckel in der Mündung. „ 5 d. „ „ „ Jugendstadium. „ 5 e. „ „ „ Deckel (Aussenseite). „5/. „ „ „ „ (Innenseite) „6 g. „ „ „ „ von der Seite. Fig. 6. n 6 a. n 6 6. n 6 c. n ed. n 6e. n «./■• »7 n 1 . n 7 a. n 7 6. n 7 c. n 7rf. » 7 e. n 8. n 8fl. n S6. n 9. n 10. n 10«. B 10 h. n 11. n 11«. Land- und Süsswasserschnecken. 149 Cydotus obtmicosta Sanilb. von vom, natürl. Grösse. „ „ „ vom, vergrössert. „ binten „ „ „ n «Uten „ „ „ „ Deckel (Aussenseite). „ „ „ (Innenseite). „ B n n ^•'o der Seite. Cijclotus (Cydotopsis?) exarahis Sandb. von vom, natürl. Grösse. „ vorn, vergrössert. n binten, „ „ „ „ Deckel (Innenseite), vergrössert. (Aussenseite), „ „ „ n n n (^on der Seite gesehen), vergrössert. Nanina Eurydice n. sp. Junges Exemplar, von oben, natürl. Grösse. n II n n n n "-^^ Seite, „ „ „ „ „ r, r, unten, vergrössert. „ „ „ Erwachsenes Exemplar, von oben. Pupa fParacraticulaJ umbra n. sp. natürl. Grösse. „ „ „ „ von vom, vergrössert. „ n r, r, 7, hinten, „ Bulimulus (Phctostyhs) deperditics n. sp. von vorn, natürl. Grösse. « . n r hinten, „ Sämmtliche Originalexemplare mit Ausnahme des auf Fig. 2 dargestellten befinden sich jetzt in der Universitätssamm- luug zu Wien. TAFEL IV. Fig. 1. Metanopsis viceiitina n. sp. natürl. Grösse. „ 1 «. „ „ „ von vorn, vergrössert. r 1 ft- r r, r^ r: hinten, „ „ 2. Melanopsis amphora n. sp. natürl. Grösse. „2 a. „ „ „ von vom. „2 6. „ „ n n hinten. „ 3. Melanopsis auraniiaca Gass. Lebend in Nen-Caledonien. „ 4. Cardiosioma trocimlus Sandb. natürl. Grösse. „4 a. „ „ „ von vorn, vergrössert. »4 6. „ „ n r, hinten, „ n 4 c. „ „ r> n unten, „ „ 5. Cardiostoma dentiferum n. sp. natürl. Grösse. „ ba. „ „ „ von vorn, vergrössert. n 5*- „ 7, n n hinten, „ »5 c. „ „ „ „ unten, , „ 6. Clausilia (Oospira) Pugnielhnsis n. sp. natürl. Grösse. „ 6 a. „ „ „ „ von vorn, vergrössert. „6 6.,, „ „ „ (Steinkern), „ „ 7. „ „ „ „ (Spitze), natürl. Grösse. „ 7 a. „ „ „ „ „ vergrössert. „ 8. Clausilia deperdita n. sp. Bruchstück, natürl. Grösse. „ 8 a, „ „ , „ vergrössert. „ 9. Clausilia ( Disjunctaria) exarata n. sp. von vorn, natürl. Grösse. „'•>"■„ „ „ V „ V vergrössert. „9 6. „ . „ „ „ (Steinkera), „ Sämmliche Originalexemplare befinden sich jetzt in der Wiener üuiversitätssammlung. TAFEL V. Fig. 1. Clausilia (Phaedusa) incxpleta n. sp. Steiukern, natürl. Grösse. „ la. „ „ „ „ „ vergrössert. „ 2. Clausilia (Phaedusa) Silenus n. sp. Steiukern, natürl. Grösse. „ 2 a. „ „ n » „ vergrössert. 150 Paul Oi^penheim, Fig. 3. Clausula sp., natürl. Grösse. „3 a. „ „ vergrössert. „ 4. ClausUia (Phaedusa) Silenus n. sp. Schalenfragment mit Sculptur, natürl. Grösse. B 4«. „ „ „ „ V „ V vergrössert. „ 5. Clausilki (Emarginaria) exsecrata n. sp. natürl. Grösse. „ 5 a. „ „ „ „ von vorn, Clausilium an der Schale angeklebt, vergrössert. „5i. „ „ „ „ „ der Seite, mit durchschimmernden Falten, „ n 5«- n 7, n n 7, hinten, „ „ „ „ „ 5d. „ „ „ „ Clausilium, vergrössert. „ 6. ClausUia (AcrotomaJ marcellana n. sp. Steinkern, natürl. Grösse. „ 6 a. „ „ „ „ „ von vorn, vergrössert. n6i. „ „ „, „ „ hinten, „ „ 7. ClausUia (Disjunctaria) iiulifferenn Sandb.) natürl. Grösse. „ 7 a. „ „ „ „ von vorn., vergrössert. „ 7 6. „ „ „ „ „ hinten, „ mit durchschimmernden Falten. n ■? c. „ „ „ , n unten, „ „ 8. ClausUia (Eudausta) Neriiiaea n. sp. uatürl. Grösse. „ S a. „ „ „ „ von hinten, vergrössert. n 8 ft. „ „ „ „ „ der Seite, „ „ 8 c. „ „ „ „ Steinkern „ Sämmtliche Originalexemplare befinden sich jetzt in der Universitätssaiiimltiiig in Wien. P. Uppciiliemi: Liind u Sürswas.scrschui'ckeii. la.. E-Ohmanii qe: u iith "^«iv Sri ;)a !)b. ^--vVi?säS^? A',; ^,'^a^. ••>._ •;„ Druck y A Renaud Di'iikscliiilli'ii (1. k.iis. Ak.id.d.Wiss. in.illi.- n.ihnw. ri.issp, Bd. l.Vlk P. OnpRiilii'ini: Land-ii. .Siirswnssp.rschiiRcken. Jpp Taf. II. 5a-. 10 :i 'I IIa.. 9n.r\ E-Ohmanp gez. u hth ^-■■^^'•' /•^t /;'« ^... rt '''''> >»'■'■ 151, 7S. ■4 ISt- ■■«s#^ Ai. üb •: na Druc':' ■/ A F.ena'_Ld. Dciikscliriricii (l.kiiis. Ak.-id. d. Wiss. iii;itli. iialiirw. ('];isso, Bd. lA'il. P. Opponheini: Land u. Süfswasserschnecken. E Ohmann gez u. lith Dpilkschriftoii d kais Akad dWiss iiialli - n.iturw flassc. \U\X\ DrMck V A Rcr.aud R Oppenheim ^ Liind u Sürswasserschiiecken Taf.[\'. E.Ohmaim gez. u. luh. Druck V A.Renaud Dpiiksi-hiiriiMi (] kiiis Ak.nl.d.Wissm.itli natiirw Chissp. Hii I.VII R Üppenlieiiii: Land u. Sülswasserschneckeii T;il\'. E.Ohrashn gez. u, !ith DpiiksclirifUMi (] kais Akad. d Wiss iiiatli ii.iliirw. flassc, TM lAlI Druck V, A Renauä. 151 THEORIE DER DERIVATIONEN. VON ANTON KKUG. (VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 17. OKTOBER 1889.) Einleitung. Der Gedanke, die DiifereutialquotieDteii und vielfachen Integrale einer gegebenen Function fiz) als Specialfälle eines allgemeineren Ausdruckes F{z, n), der von zwei Variablen z und n abhängt, aufzufassen, ist sehr alt, doch ist Liouville der erste, der diesen Gedanken weiter verfolgte und eine diesbezügliche Theorie ausbildete. Seit dieser Zeit haben sich viele Mathematiker mit diesem Gegenstande beschäftigt, und es ist die Literatur beträchtlich angewachsen. Wenn ich mich nun in der vorliegenden Abhandlung mit derselben Frage befasse, ohne mich auf irgend einen der Vorgänger zu beziehen, sondern vielmehr wieder von vorne beginne, die Theorie aufzubauen, so geschieht es, weil nach meiner Ansicht mit den bisherigen Aus- führungen noch nicht das gesagt ist, was zu sagen ist, und wenn ich meiner Arbeit in dieser Beziehung einen Fortschritt vindicire, so ist es betreffs der Definition der Deiivation (wie der Ausdruck F{z, ti) nach Herrn Grünwald benannt ist) und der functionentheorcti.schen Grundlage der Entwicklungen. Einen Gedanken Riemann's benützend, gehe ich davon aus, der Derivatiou D"f{z) = F{z,n) die beiden Fundamentalforderungen aufzuerlegen — F{z,n)z=zF{z,n+l) vZ F{z, — v) = f{z)dz' V ganz und positiv (dass dann F(z, + v) Differentialquotienten werden, ist ohne Weiteres klar); dann zeigt sich, dass hiedurch die Deiivation noch nicht bestimmt ist, dass man also noch eine Forderung stellen kann. Für diese neue Forderung wählte ich die Relation D^D''f{z) — D'"+''f{z) als dritte Fundamentaleigenschaft, und dann ist die Derivation F(z, n) vollkommen bestimmt und ich konnte sie durch das verallgemeinerte Cauchy'sche Integral ausdrücken. Ganz von selbst stellten sich die Bedingung 152 Anton Krug , der Deiivirbarkeit der Function f{z), sowie der Begriff des Intervalls, und endlich die Bedingung ein, unter der die dritte Fundamentaleigeuscliaft besteht. Die EinfacLheit und Natürlichkeit dieses Gedankenganges wird man nicht verkennen; es fragt sich jetzt nur, ist die auf diesem Wege gefundene Derivation auch identisch mit der bisher behandelten? Diese Frage ist zu bejahen; das zeigt die Darstellung ^ r'C "^ ^^' J (^ O""*"' V ganz und positiv die sich im Wesentlichen überall findet (bei Liouville ist a = oo, bei H. Grünwald und den Übrigen ist a endlich, während Buchwaldt beide Fälle zulässt). I. Definition der Derivation mit endliclier unterer Grenze. 1. Wir bilden von einer vorgelegten Function f(z) der complexen Variabelen z successive die Differential- quotienten und vielfachen Integrale, dann haben wir die beiden Reihen a a a deren Glieder wir folgeweise mit F(z,0), F{z,l\ F{z,2) . . . F(^z,.) . . . Fiz-1), F{z-2) . . F{z~.) . . bezeichnen wollen. Dabei soll die untere Grenze a der vielfachen Integrale endlich und sonst beliebig sein, jedoch von der Beschaffenheit, dass die Function f(z) wirklieh zwischen den Grenzen a und z integrirbnr ist. Wir können dann sagen, dass die Differentialquotienten und vielfachen Integrale die specietlen Wcrtlie sind, welche die allgemeinere Function F{z,n) für ganze positive und negative n, d. h. für « =; +v annimmt. Diese allgemeinere Function F(z,)t), welche eine Function der beiden von einander unabiiängigen complexen Variabelen z und n ist, möge Derivation der vorgelegten Function f(^z) genannt werden; in diesem Sinne sind also die Operationen des Differenzirens und Integrirens specielle Fälle einer allgemeinen Operation, die wir dementsprechend das Deriviren nennen wollen. Es ist nun zunächst zweckmässig, für das Differenziren und Integriren ein gemeinsames Zeichen einzu- führen; dazu benützen wir vor der Hand das Zeichen D mit beigesetztem Index, nämlich fi-'^(z) = D'f{z) p az)dz^ = D-'f(z) TJieorie der Derivationen. 153 dann wird die analoge Bezeichnung für das Deriviren lauten: F{z,n)=D"f{z). Stellen wir diese Gleichung um, indem wir, wie gebräuchlich, die auszuführende Operation linker Ilaud anzeigen und rechter Hand das fertige Resultat angeben, also . D"f(z) = F{z,n), so ist der Sinn dieser Gleichung derselbe wie etwa der der Gleichungen 3.4 = 12, 1/9:= 3 etc. Es ist nun von vornherein leicht zu sehen, dass es uuendh'ch viele Functionen F(z,n) und daher auch unendlich viele Operationen D" geben wird, welche für ganze, positive oder negative n die Differential- quotienten und vielfachen Integrale liefern, und unter diesen verschiedenen Functionen F{z,n) werden wir im Folgenden eine möglichst einfache zu bestimmen suchen, und diese allein mit dem Namen Derivation und die dazu gehörige Operation mit der Bezeichnung: deriviren belegen. Um nun diese Function F(^,«) durch einen analytischen Ausdruck bestimmen zu können, mlissen wir eine Eigenschaft, die dieselbe bei allen ganzen n hat, bei beliebigen n bestehen lassen, es ist dies die Eigenschaft 8 fV,±v-) = i^(>,±v-+-l), die man sofort aus den Reihen 1) erkennt; und ihre Verallgemeinerung für beliebige n, welche zulässig ist, da 0 von n unabhängig ist, lautet: 8 8 F{z,n):=F{z,n + l). 2) Zu dieser Gleichung, welche in Bezug auf z eine Differentialgleichung, in Bezug auf n aber eine Func- tionalgleichung ist, treten dann die folgenden gleichsam als Grenzgleichungen hinzu: F{z,±.) = D^'f{z) 3) wo die V ganz, mithin die rechten Seiten bekannt sind. Aus diesen Gleichungen 2) und 3), welche wir die Fundamcntalfordcrungen für die Derivation nennen wollen, soll nun F{z,ii] bestimmt werden. Wir müssen zu diesem Zwecke vorerst jedoch, namentlich um die rechte Seite der Gleichung 3) in eine andere Form zu bringen, eine Betrachtung über gewisse Curveninte- grale einschalten. 2. In der für ganze positive v gelteöden Formel von Cauchy ist bekanntlich der Integrationsweg 7v, der complexen Variabelcn / eine beliebige Curve, die den Punkt z einmal im positiven Rinne umläuft und keine Ausnahmepunkte der Functidn fif) einschliesst. Der analoge Ausdruck für — v an Stelle von v ist Denkschriften der mathem.-Qaturw. Gl. LVII. Bd. 20 154 Anton Krug, Bezieht man liier die Variabele t auf denselben Integrationsweg IC, so nimmt J(c,— v) die unbe- stimmte Form oo.O an, und um das zu vermeiden, definiren wir j(.,-v) = Lim i'^^^..; '\f fm-^y^'-'^^t ! Sin- •^^_ ,(5=0) Subtrahirt man davon die für beliebig kleine o geltende Formel so erhält man j{z,-v) = Lim 1-^^'-=^/ m[(t-zy+~^-'-{t-zy-^]d und berücksichtigt man die Gleichung so ist weiter •'(---') = w"" i(i-..-)(2+y. !\.-iTS) ,[«')('-')■'' ^4^ I (S=0) oder einfach 6) Jz-y) = ^ • f^ • J A0('-~^)'-*^(^-^")^'- Den Integrationsweg' IC denken wir uns nun so entstanden, dass er von einem beliebigen Punkte er aus- gehend den Punkt z einmal im positiven Sinne umläuft, nlle Ausnahmepunkte von f{t) ausschliesst und wieder in a endigt. Der Anfangswerth der Function anter dem Integralzeichen ist deinuach f(a) {a — ä)"'"~' l {a — z) , der Endwerth dagegen f{a){a-zr-'[l{a-z)+2iK\, weil die Amplitude von / — z beim Durchlaufen von Ä'. um 2 ;r gewachsen ist. Der Integrationsweg A' ist somit in der letzten Darstellung von J{z, — v) keine geschlossene Curve. Um nun den Ausdruck rechter Hand in G) auszuwerthen, ersetzen wir den Integratiousweg A'^ durch einen neuen Integrationsweg, der aus folgenden drei Theilen besteht: 1. aus der beliebigen geraden oder krummen Linie {az), die von a nach z führt, ohne durch einen Aus- nahmepunkt von f(t) zu gehen, noch einen solchen zu umwinden, 2. aus dem unendlich kleinen um z geschlagenen Kreis z^ 3. aus der von z nach a zurückfülirenden Curve {zd). Dann ist "0 Theorie der Derivcdionen. 155 Im zweiten Integrale substituireu wir i — z = pe''f , dt = ioe''^ df, wo '^ von f^ bis 'j<, + 2r wäcbst und p den Radius des unendlich kleinen Kreises Zo darstellt. Für unendlich abnehmende p verschwiadet dieses Integral; kehrt mau ferner im dritten Integrale die Integriitionsrichtung um, so bleibt einfach j^,-^ = -^.] mit-.r^.2i..dt oder endlich J(^ -v) = j-,1^ . [V(0(^-n'--'r//. a Man erkennt sofort, dass der rechter Hand auftretende Ausdruck nichts Anderes ist, als das vfache Integral von f(z) genommen zwischen den Grenzen a und ;^. Bezeichnet man dieses nach der früher gemachten Bemerkung mit a so hat man wegen 5) +1 ^(t-z)-' eine Formel, die der Canchy'schen Formel 4) vollkommen analog ist. Beide Formeln lassen sich zusammen- fassen in die folgende 'o^ y '^^^~ 2iK 'l{t—z)±'+' ' wo V eine ganze positive Zahl bedeutet. Gilt das obere Vorzeichen, so ist der Wertli des Curveniutegrales vom Ausgangspunkte « des Integrationsweges 7v" unabhängig, weil dann 7C eine geschlossene Curve ist; gilt dagegen das untere Vorzeichen, so ist, wie wir eben gesehen haben, der Werfh des Curvenintegrales abhängig vom Ausgangspunkte a, weil der Integrationsweg A",- nicht mehr geschlossen ist, wenn man sich die ganze negative Zahl — v als den Grenzwerth vorstellt, dem die beliebige Zahl — (i'+'J) l»ei unendlich abnehmendem o zustrebt. Zufolge der Gleichung 7) ist somit die Derivation D"f{z) oder F(s,n) für ganze positive und negative n derart bestimmt, dass F{z,-hv) den v-ten Differentialquotienten von f(z) und F{z,—)/) das vfache Integral von f{z), genommen zwischen den Grenzen a und z, darstellt, was wir bei der Forderung 3) berücksichtigen wollen. Vermittelst der Gleichung 7) können wir unsere Fundamentalforderungen so aussprechen: „Die Derivation F{z,h) muss der Functionalgleichung ^^F{z,7i) = F{z,n-^1) 8) genügen und für ganze h = + v die Grenzbedingung erfüllen." Um nun zum analytischen Ausdrucke für F(z,n) zu gelangen, wird es unsere nächste Aufgabe sein, die Gleichung 8) zu integriren und das Integral der Bedingung 9) zu unterwerfen. Da nun 8) gleichzeitig 20* 156 Änton Krug, Fimctional- und Differeutialgleiclmng' ist, so wird der Weg, die vollständige Lösung von 8) direct zu finden, ein sehr schwieriger sein; wir brauchen aber für unseren Zweck die vollständige Lösung gar nicht, da wir sie ohnehin wieder speciaHsiren miissten, um auch die Gleichung ;i) zu befriedigen. Zudem werden wir von einer dirccten Lösung um so lieber absehen, als sich unser Ziel sehr leicht auf indirectem Wege erreichen lässt. Wir versuchen nämlich, ob und inwiefern der Ausdruck (t-zf der ebenso gebildet ist, wie 4j und 5), unseren Gleichungen 8) und Ü) Geniige leistet. Üass er die Gleichung 9) erfüllt, ist ohne Weiteres ersichtlich; er genügt aber auch der Gleichung 8), denn es ist 8 ^^ . \\h + 2) f t\t)dt ^. ^. da die Differentiation unter dem Integralzeichen vorgenommen werden darf, wenn wir voraussetzen, duss der Integrationsvveg K. von der früher angegebenen Beschaftenlieit ist. Die Differenz F{z,n) — J(z,n) = P{~,)i) genügt dann ebenfalls der Gleichung 8) und hat die Eigenschaft, für alle ganzen n t= zt'^ i^u verschwinden. Es ist somit die vollständige Lösung der beiden Gleichungen 8) und 9) einfach F{z, n) = Jiz, n) + l\z, n) oder wegen der Bedeutung von J(z,h) 10) F{z,n) = -^j^j __-^_^__+P(.,„^, wobei P{z,n) den beiden Bedingungen 11) j ^^F{z,n)r^P{z,,i + l) \ P{z,±v) = Q zu genügen hat, sonst aber ganz willkürlich ist. Wir haben somit augenscheinlich das Resultat: Solange wir blos an den Forderungen 8) und 9) fest- halten, ist der analytische Ausdruck iür die Derivation durch die Gleichung 10) gegeben; derselbe enthält noch die Function P[z,)i), welche durch die Gleichungen 11) defiuirt ist. Man sieht leicht ein, dass es unendlich viele solche Functionen F{z,h) gibt, und es ist daher der analytische Ausdruck für die Derivation noch keineswegs bestimmt. 4. In der Gleichung 10) tritt aus rechter Hand ein Curvenintegral entgegen, das eine nähere Betrachtung verdient, es ist dies das Curvenintegral 19^ r, ■, ix«+i) r mdt Zunächst bemerken wir, dass der Integrationsweg 7C, der vom Punkt n ausgehend eine Schlinge um den Punkt z bildet und wieder nach « zurückkehrt, ohne einen Ausnahmepunkt von f{t) durchzulaufen oder einzuschliessen , keine geschlossene Curve ist. Denn es ist ^ ein Ausnahmepunkt des Integranden - — \„^i und diese Function haben wir uns wegen ihrer Vieldeutigkeit auf unendlich vielen ßiemann'schen Blättern, die sämmtlich im Punkte z (und im Unendlichen) zusammenhängen, ausgebreitet zu denken. Führen wir Tlicon'e der Derivationen. 157 einen Vcizweigiuigssclinitt von z über a, so können wii- den Integrationsweg- K_ stets so uälilen, dass er lüMgst seiner ganzen Aiisdeliuung- auf ein und demselben Blatte sich befindet und wir können uns dabei für ein beliebiges Blatt entscheiden. Insoferne ist das Curvenintegral unendlich vieldeutig; doch unterscheiden sich seine sämuitlicheu Werthe nur durch Factoren von der Form e-'''"=", wo /; eine ganze positive oder negative Zahl ist, dessen Werth abhängt von der Wahl des Blattes, auf dem wir uns bei der Integration befinden. Entscheiden wir uns ein für allemal für ein bestimmtes Blatt, etwa für dasjenige, dem der Werth /« = 0 entspricht, so haben wir auf diese Vieldeutigkeit des Curvenintegralcs niclit weiter zu achten, indem aus dem Werthe für das bestimmte Blatt /( =z 0 sogleich der Werth für ein beliebiges Blatt /( = /< hervorgeht, wenn man mit e'''""' multiplicirt. Es fragt sich aber weiter, unter welchen Bedingungen für f(f) und >i dieses Curvenintegral überhaupt endlich ist. In dieser Hinsicht erinnern wir an die Beschaffenheit des Integrationsweges IC. Derselbe darf keinen Ausnahniepuukt von f(f) eiuschliessen, ferner darf auch auf ihm längs seiner ganzen Ausdehnung kein solcher liegen. Da mm der Ptinkt a der Voraussetzung nach im Endlichen liegt, so hat der Integrationswes', wie wir annehmen können, eine endliche Länge, und es kommen bei der Integration nur endliche Werthe des Integranden in Betracht; nach einem bekannten Satze ist daher dieses Curvenintegral endlich und zwar für alle Werthe von >i. Wir können sogar auch im Punkte a, der den Anfang und das Ende von 7v,- bildet, eine Singularität der Function f{f') zulassen. Um zu sehen, wie es dann mit der Endlichkeit dieses Curvenintegralcs steht, zerlegen wir den Integrationsweg A' in drei Theile, und zwar sollen, wenn b ein beliebiger endlicher, aber für f{t) gewöhnlicher Punkt ist, diese drei Theile sein: 1. die Strecke ab, die im Allgemeinen nicht geradlinig zu sein braucht, aber keinen Ausnahmepunkt von f\t) durch- oder umlaufen darf, 2. die Schlinge K',, die in b beginnend den Punkt z einmal im positiven Sinne umläuft, keinen Aus- nahmepunkt von fit) einschliesst und in b wieder endigt, 3. die Strecke b u. Mau bekommt dann r/. „N _!'(«+ 0 f AO'/^ r(«-M) f f{t)m , v{n+\) } mdt i 2in J (^-2)« + ' ' 2iK J {t-z)"+i 2 «n-e- "-"+'■"'.] (t—z) oder, nach gehöriger Zusammenziehung des ersten und dritten Integrales, 6 ^^-'"^ - 2iK J^ {t-zy+' + i\-«),J (^-<)»+' ' Da b ein gewöhnlicher Punkt der Function f{t) ist, so ist das erste Integral wegen der Beschaffenheit des Integrationsweges A''. nach dem vorhin angewandten Satze stets endlich; das zweite Integral verlangt jedoch zu seiner Endlichkeit die Bedingung Lim[(«-«)/-(0],^„j=O. 14) Ist diese aber erfüllt, so ist dieses Integral endlich, und zwar für alle «; daher auch der Ausdruck J(z,n). Wir haben somit den Satz: „Das Curvenintegral J{z,ii) ist stets endlich, wenn f{f) im Punkte a die Bedingung 14) erfüllt." Der Punkt a kann nun in Bezug auf f\t) ein Unstetigkeitspunkt von verscliiedcner Art sein. Verhält sich •näinllch f{t) in der Umgebung von {z,±!x,n)^F{z,±iJ. + n), wenn fx eine ganze positive Zahl ist. Denn es ist erstens *(.^, +/.,«) = j)^ F{z,n) = -^ F{z,ny, nun folgt aus 8) durch wiederholte Diiferentiation j^F{z,>i) = F{z,ix + n), daher ist auch t>{z, + !x,n) = F{z,ix-hn). Theorie der Derivationen. 159 Ferner ist zweitens ,„ {z,-i,,n) = j)-' F{z, n) = T F(z, n) dz^ , 15) a •-' a und man überzeugt sich durch pmalige Differentiation nach z leicht, dass die Gleichung z (F{s,7i)dz^ = F(z,n—ix) a stattfindet; die vorletzte Gleicliung gibt daher il>{z,—iJ.,n) = F{z,— und i^die vorige Bedeutung, so ist, wenn m keine ganze Zahl ist, im Allgemeinen 4> (z, m, n) ^ F(z, m + «). Um das einzusehen, entwickeln wir jeden dieser beiden Ausdrücke nach der Formel 10), dann hat man zunächst ^h{z,m,>,) = i)"' F{z,n) a _ - (r(>^+i)r f(t)dt ] -^ \ 21. J__(^=^)^+n^'«^(• Nun lässt sich dieselbe Formel 10) in etwas anderen Zeichen auch sehreiben worin danu selbstverstiindlich Q{z,m) den beiden Bedingungen 11) zu genügen hat. Wendet man diese Gleichung auf die rechte Seite der verletzten Gleichung an, so resultirt ^^,.,„,,_i^(>»+i>i^(>'+i)r du r f{t)dt j \\M+l)Cr{t^,n)da [ + 2/;r J^(m_2)'"+' +*^^~'''"^ ] Dagegen ist nach 10) unmittelbar „, , \\m + n + l) [ f(t)dt „, , ,„, F{z,m + n) = ^.^ ^J_ (^i-^^^s+STT + P(^,»^ + n), 17) woraus man sofort erkennt, dass diese beiden Ausdrücke im Allgeiueiuen verschieden sein können, da ja namentlich /-" und Q von einander und von f noch unabhängig sind. IßO A ntoH Krug , Die neue, an die Derivatioii zu stellende Forderung sei nun die, dasg die beiden Ausdrücke IG) und 17) für beliebige m einander gleich werden, dass also (z, m, n) = F(z, m + n) oder 18) h'" D"m = i)"'^"m a a a stattfinde, wobei wir jedoch darauf gefasst sind, dass « einer gewissen Bedingung wird unterliegen müssen, wie wir schon für den spccielleu Fall j»^ —p. bemerkten. Die Gleichung 18) ersetzen wir durch die mit ihr identische, nämlich r(/H + l)r(»+l) r du f f{t)dt r(w + ]) C l\n,n)du 2iK J (<_2)™+«+i+^<^^''"+"^' und aus dieser Gleichung sollen nun die beiden Functionen P und Q bestimmt werden. Dass sich eine solche Bestimmung ausführen lässt, wird sich gleich zeigen; zu diesem Zwecke müssen wir aber vorerst einen wichtigen Satz entwickeln, der sich auf gewisse Curvenintegrale bezieht, und mit Zuhilfenalime dessen wir die fragliche Bestimmung leicht erreichen können. 6. In dem Ausdrucke , , r(«+i) f {t—a)pdt sei der Integratiousweg K, von der irüher angegebenen Beschatfenheit: er gehe von a aus. umlaufe z einmal im positiven Sinne, um dann wieder in a zu endigen. Mau kann diesen lufegrationsweg ersetzen durch folgende drei Theile: 1. durch die geradlinige Strecke ah, wo h beliebig ist, 2. durch einen von h ausgehenden, z einmal im positiven Sinne umlaufenden Zug 7v'',, der aufh wieder in h eudigt, .3. durcli die geradlinige Strecke h a. Dann ist r(«+i) 'i-ij-aydt ru;-Hi) r {t—aydt r(«+i) "At—aydt ?{p,n) - — 27^"J {t—zy+' "^ 2i7t Jjt—zy'+' 27;re-''"'+')"j {f-z)"+' ' oder nach gehöriger Zusaramenziehung des ersten und letzten Integrales 20^ r(-M+i) f(t-aydt , 1 '(■{t-aydt ~ a Das erste Integral ist für alle Werthe von n und p endlich, das zweite jedoch nur, wenn real Q> + 1)^>0 ist. Wir haben somit den Satz: Der Ausdruck: '(^'") = ~2l^i (T=.V^ ß-zY ist stets und nur endlich, wenn real (/) + l)>0 ist. Theorie der Derivationen. 161 Man hätte diesen Satz auch sofort ans dein, was über die Endlichkeit des Ausdruckes J{z,n) in 12) gesagt wuide, folgern können; in der That ist ja 0. Lässt mau in 20) h nach z rücken, so kann man den Integrationsweg K'^ in einen unendlich kleinen um z geschlagenen Kreis zusammenschrumpfen lassen; man überzeugt sich leicht, dass unter der Voraussetzung real h-c;0 dieses Kreisintegral verschwindet, und dann bleibt a oder wegeu der ursprünglichen Bedeutung von f{p,n) Vij^ f ^=^ = ,,fi^V • (-«)^-" -U.-.1)>0. 21) 2tT: ■^. (t—zY+^ {{p—n+l) ^ ^ ^i:- J J Diese Gleichung gilt zunächst für den Fall real «<0; dass sie aber auch für beliebige « gilt, erfährt man leicht, wenn man beiderseits beliebig oft nach z dififcrenzirt und bedenkt, dass wegen der Endlichkeit von f{p,n) für alle ii die Differentiation linker Hand unter dem Integralzeichen vorgenommen werden darf. Die so entstandene Gleichung 21) oder die folgende 217: l (t—HY+'^V(p—n + lV ' V{m + 1) ein UCISUllS lUll Curve A',-; das gibt multipliciren wir beiderseits mit — ~. r-— -r und integriren nach u im Punkte a beginnend längs der i\/«+i) r(«+i) r du r (<— a)/'(;^_ r(w+i)r(/;+i) ['(«—«)/'-" rf« ^ {^Ziref ■]. (tt— s)"'+'| (i— m)"-+-» ~ 2in\\f—n->rV)-^^^ (w— z)'"+' ' Ist nun real Qj — « + 1)>0, so kann man rechter Hand die Gleichung 21) anwenden, wenn man daselbst^; und n beziehungsweise durch ^y — ii und m ersetzt; man erhält so zunächst V{j> — /( + 1) r(_p — Ml— H + l) ^" ' r(^ — m — n + \y ' jt—m — n . hier wieder 21) anwendend, indem man ii durch m + ii ersetzt, erhält man bei umgekehrter Anordnung _ r {m + ;t + 1 ) r {t—ay dt ~ ~^2iK l lt^f'+^^ ' somit ist schliesslich: r(w+l)r(»+l') r du (' {t—aydt _r{m+n+l) C {t—ay dt {2iny •!.,(«— ^)"'"^A- (<— 2)"+' "~ Wir: J (<_^)"'+«+< real(2? + l)>0; real(2J — «+1) >0. DeDkachriften der mathem.-naturw. Cl. LVU. Bd. 21 162 Anton Krug, Durch diese Gleicliiing ist eiu gewisses Curvendüppelintegial auf ein einfaches Curveuiutegral zurück- geführt. Man kann das Eesultat verallgemeinern, wenn man beiderseits mit ^{p)dp multiidicirt, wo i^(yj) eine ganz beliebige endliclie und eindeutige Function von ^j ist und über eine beliebige Curve integrirt, jedoch so, dass stets real Qj+1)>0 bleibt. Setzt mau dann zur Abkürzung 22) ;(<-«)^iO)# = x(0 80 bat man 23^ r(m+i)r(M+i) r du " xCOf^i^ _r(m- '' {2iny •{, (m— ^)"'+' ■;. {t—uY+^ 2/7r •'^ (f^—zy+n^^- Dabei ist die Function -/^(t) im Allgemeinen beliebig, doch bemerkt man sehr leicht die beiden Ein- schränkungen 24) Lim[(^-«)-/.(0],_, = O 25) Li>ii [ {t—ay-" X W],,=„) = 0, die sich aus 22) ergeben, wenn man real Qj + 1):>0 und real (p — «-(-1)>>0 berücksichtigt. Die Bedingung 24), welche mit 14) identisch ist, verlangt, dass yß) derivirbar ist; das ist aber auch die einzige Bedingung für y\t), was die Giltigkeit der Gleichung 23'i anbelangt, denn die Bedingung 25) schränkt yit) nicht weiter ein, sondern nur die Grösse n. Wir haben a!so den Satz: Zur Giltigkeit der Gleichung 23) gehört, dass y(<) derivirbar im Punkte a ist, und dass n der Bedingung 25) Genüge leistet, m ist dagegen vollständig willkürlich. 7. Wir kehren nun zur Gleichung 19) zurück und setzen darin neben der schon unter 14) angenommenen Bedingung der Derivirbarkeit von /(/) noch für n die weitere Bedingung fest 26) Lim[(^-fl)'-'7-(0],=„) = 0. Dann hebt sich in 19) vermöge 23) das Curveuintegral linker Hand gegen das Curveuintegral rechter Hand, und es bleibt woraus nun P und Q zu bestimmen sind. /// ist ganz beliebig, dagegen n durch die Bedingung 26) beschränkt; man sieht indess zunächst leicht ein, dass n gewiss ancli einer ganzen negativen Zahl ^ — v gleich sein kann. Setzt man nun in 27) «z= — v, so fällt wegen 11), wonacli P(c;,d=v)=:0 ist, das Curveuintegral fort, und es ist 28) P{z,m-^)-Q{z,m). Ersetzt man hierin m und v beziehungsweise durch ;« + l und v-i-l, so ist weiter P{z,m — v) r= Q{z,m-\-V), also durch Verglcichung mit 28) Q{z,m + V) — Q{z,m)\ das ist wegen 11) Theorie der Derivationeu. 163 woraus durch Integration gefolgert wiril. Die lutegrationscoustantc o>{iii) muss nach ll^i periodisch sein, nämlich der Functional- gleichung oj (»n + 1 ) = oj (?;;) nebst der Bedingung oj(Ü)=:0 genügen nnd darf c nicht enthalten. .Setzt man diesen Werlh von Q{z,m) in die Gleichung 28), so ist P(z,m — v) ^ oj(»()e- oiler, wenn man m durcli m + >i-i-v ersetzt und wegen der Periodicität von oj(»m): P(z, m + 11) -= w (>« + «) (f ; daraus folgt noch speciell für m =r 0 P(z,n) = 'ji(ji)er. Trägt man die gefundenen Werthe von P und Q iu die Gleichung 27) ein, so wird, wie ersichtlich r (■?«+!) , . { e" du r , X / M 2i^ ■ '" *■'"], Ju=^^ ^ [" '•"' ^ "^ - " ^'"^] '■• Diese Gleichung ist aber nur dann möglich, wenn w für jedes Argument verschwindet. Dann ist aber auch P = (? = 0. Jetzt liefert also die GleichuiiLj;- 10) folgenden analytischen Ausdruck für die Derivation -D/W-'W-J^C^)-^' '') welcher uns für die weiteren Eutwickehingcn als Basis dienen wird. Die beliebige complexe Grösse n möge der Index und « die untere Grenze der Derivatiou genannt werden, r/ mnss im Endliehen liegen und /'(-:) hat der Bedingung 14) zu genügen, welche wir noch einmal anschreiben wollen Lim[i7-a)/'(0],=.=0 30) (Bedingung der Derivirbarkeit.) Wir wollen die gewonnenen Resultate noch einmal kurz zusammenfassen: „Unsere Derivation Jj' fiz) hat folgende drei Fnudamentaleigenscbaften: a "^ a a z a J [ a jTJfm = t'^"m-^ r^i»'l('-«)'-Y(0](,=„,=o III. a a a durch dieselben ist sie vollkommen bestimmt, und wird analytisch durch die Gleichung 20) ausgedrückt." Die Eigenschaft ^a'- jym=Z^m 2 z-' 21 164 Anton Krug, d. li. die Eigenschaft der Derivation, für ganze positive Indices in Differentialquotienten überzugeben, ist nicbt mit unter die Fiindamentaleigenscbaften aufgenommen worden, weil sie blos eine Folge von I und H ist: Differenzirt man nämlieb in II beiderseits 2v-mal nach z, so erhält man a andererseits folgt aber aus I durch successivc Differentiation a a "^ a a ^.b'm = i"^'m ^'^, i" m = b"^"' m- 8 a a Setzt man in dieser letzten Gleichung ;/ = — v, so hat man ^.b~'m = b'm> a a woraus durch Vergleichung mit 32) unmittelbar folgt b'm = i^,m; also ist diese Eigenschaft in I und II entiialten. Für III ist die Bemerkung wesentlich, dass darin n nicht beliebig, sondern an die angehängte Bedingung, die sich unter 25), resp. 26) einstellte, gebunden ist; vi ist dagegen vollständig willkürlich. n. Entwicklung der wichtigsten hieher gehörigen Formeln. 1. Nachdem wir im vorigen Capitel die Definitionsgleichung 29) für unsere Derivation aufgestellt haben, ist es vor Allem wünschenswerth, zu wissen, wie sich diese Derivation als Function von z betrachtet, in der Umgebung der unteren Grenze a verhält, welche den Anfangs- und Endpunkt des Integrationsweges A', bildet. Um das zu erfahren, halten wir den Punkt a fest und lassen z an ihn heianrücken. Als Integrntions- weg IC in 29) wählen wir dann einen unendlich kleinen, um z geschlagenen Kreis, der natürlich durch den Pnnkt a gehen muss. Setzen wir demnach, wenn r der ßadiiis dieses Kreises ist, f = z + rc''?; a ^ z+re''f«] Q—a) = r(e'? — e'?»); dt = ire"fdo, wo (ßg die Amplitude des Anfangsradius ist; dann haben wir nach f zu integriren und zwar zwischen den Grenzen f^^ und y„ + 2,-T. In Bezug auf /\/) werden wir unterscheiden , ob n ein gewöhnlicher Punkt für /'(<) ist, oder ein Unstetigkeitspunkt erster Art. (Vergl. Cap. I, Paragraph 4.) Theorie der Derivationen. 165 a) a ist ein gewöliulicher Punkt für f{t). Aus 29) hat man zunäcLst durch Einführung der genannten Substitutionen: 2 Vi,) j-i") r'^"+-" Weil wir r unendlich abnehmen lassen, so können wir, da fyt) in der Umgebung von a nnd ebenso in der Umgebung von c stetig ist, statt f{z-\-re''^) kurz f{z) schreiben und vor das Integralzeichen stellen; führt man nun die noch übrige Integration nach f aus, so ergibt sich nach einigen leichten Reductionen und unter Beachtung von z — n = >-e'(?.i+'> Lim r Tf f(z)\ = .,^/ , Lim [ ^^"\ 1 33) oder auch Diese Gleichung sagt ans^ dass der Grenzwerth linker Hand stets, d. h. iür alle ii endlich bleibt. ;B) a sei ein solcher Uustetigkeitspunkt von fit), dass man f{t) = {t-aYf,(t) setzen kann, wo f^(t) in der Umgebung von a stetig ist. Die Bedingung der Derivirbarkeit 30) gibt für p die Bedingung real(23 + l)>0, was wir also als erfüllt voraussetzen müssen. Man findet jetzt aus 29\ wenn man beiderseits mit ^^—rj^ — multiplicirt, rechter Hand für z-n den Werth re''^«+'^ einsetzt und unter de in Integralzeichen die Variabcle ^ wie vorhin einführt: {z—a)"-'' ^" Lässt man ~ nach a rücken und bedenkt man, dass wegen der Stetigkeit von /",(/) im Punkte a der Quotient vf^{z+re''f)'\ Lim l(r=0) L f,iz) 4 für jeden Werth von f der Einheit gleichkommt, so wird Lim ^^:—^ — Tf (z-aYf, (z) - e-c-i'' (?..+-) . \,^ ' (e-?-e'?«)''e-'"frf*, I l\ J a '■ — "' o.. und durch Ausvvcrthung dieses Integrales ist weiter -[^^^ ■?(-")'«-)],„.,= . ^^' fiz) Schreibt man jetzt linker Hand statt fAz) wieder — ^ — - — , so hat man schliesslich 166 Anton Krug , wegen real Q;+1)>0 ist der Grenzwerth rechter Hand ebenfalls stets endlich. Für ^j = 0 kommt man auf 34) znrück. •/) a sei ein solcher Unstctigkeitspiinkt von f(ß), dass man setzen kann f{f) = {t-ay[l(i-a)]^f,{i), wo wieder /", {f) in der Umgebung von a stetig ist. Die Bedingung der Derivirbarkeit lautet hier wieder real(;; + l) >0 und man findet durch eine ähnliche Rechnung wie vorhin, dass der Grenzwerth ■-^"■[ [7^:1^15 ■f(-'-«)'I'('-«'W^-)L., auch hier stets endlich ist; drückt man wieder/", {£) durch /'(c) aus, so kann man nämlich schreiben Die Gleichungen 34), 35) und 36) führen zu dem Ergebnisse, dass 37) i)"A.) = ^£(.) gesetzt werden kann, wo E{z) für z-=a endlich bleibt, und /.war gilt eine solche Gleichung, wenn « ein gewöhnlicher Punkt oder ein Unstetigkeitspunkt erster Art von f(t) ist. Die Betrachtung der Fälle, wo im Punkte « eine Unstetigkeit zweiter Art zugelassen wird, mag unter- bleiben, weil wir uns vor der Hand nur auf solche Derivationen beschränken werden, wo f\t) in a blos von der ersten Art unstetig ist und weil in jenen Fällen in der That keine so einfache Gleichung wie 37) besteht. Wir werden auch später an einigen Beisi)ielen sehen, dass die Gleichung 37) in den Fällen, wo a ein Unstetigkeitspunkt zweiter Art ist, nicht mehr gilt. Mit Hilfe von 37) lässt sich nun leicht die Frage beantworten, unter welchen Umständen die Derivatiou jy f{z) als Function von z betrachtet, wieder derivirbar ist. Dazu gehört, wenn man in 30) z statt f und jy f{z) statt f{z) setzt, dass Um[{^-a)]y'fm =0 stattfindet. Nach 37) kann man dafür schreiben Lim[(0-a)'-V(s)^(^)](_j = O oder wegen der Endlichkeit von E(z) im Punkte a Lim [(s-a)'-"/-(2)] , =0. Unter dieser Bedingung ist somit die Derivation 2)'Y(^' wieder derivirbar, und zugleich sehen wir, dass die in 31) HI geforderte Bedingung eben nichts Anderes ist, als die Bedingung für die Derivirbarkeit von TT f{z), also die Bedingung für die Endlichkeit der Doppelderivation J)l" Jf fiz). Theorie der Derivationen. 1G7 Wir criuuciii uns zunächst, das wir das Curveaintcgral für die Derivation der Finiction (z — a)'' schon ausgewertbet haben; man kann uämlicli nach 21) sofort hinschreiben: i)" i^-ay = t. '^'^^;|"^\^ • (^-«y-" .•enl(;; + l)>0 38) und für;) = 0 erliält man daraus die specielle Formel f « = r-(T^)-(^.- ''^ Weiter ist nach (38) auch und wenn man beiderseits durch o dividirt und zur Grenze für unendlich abnehmende o übergeht, so erhält mau daraus in dem Falle, dass p — « keine ganze negative Zahl ist: real Qj-|-1)>.0;;;^« keine ganze negative Zahl. ) Ist j) — n eine ganze negative Zahl, so gilt dieses Kesultat nicht mehr. Um auch für diesen Fall die betrefteude Formel zu entwickeln, sei n — ^jj=:v ganz und positiv; dann ist h" iz-ayi{z-a) = i>'+^ (^_a).'/(.-«) = j)j)'' (^_«) ;■/(._«) 0. 42) 168 Anton KiiKj, SelhstverstäncUicli liättc man die Gleiclimigeu 40), 41) und 42) auch duicli directe Ausvvertlinng des Dcfmitionsintegrales 2i/) erlialten können, nur ist die Rechnung nicht so einfach. Auch die Derivation von {2—a)i'[l {z—a)Y lässt sich aus der öleichung 38) vollständig entwickeln, indem man beiderseits v-mal nach p ditferenzirt und linker Hand die üitfereuziatiou unter dem Derivationszeichen vornimmt. Unterwirft man in 38) p speciell der Bedingung p ^ n-^h — 1, wo /( eine ganze positive Zahl ist, die kleiner als real n sein muss, so ergibt sich, da die rechte Seite ver- schwindet: a Hier kann /; also die Werthe annehmen /< = 0,1,2, . .V — l,v<;realH, während v + l^rcal« ist. Multiplicirt man nun die vorstehende Gleichung mit einer beliebigen Constanten i\ und sumniirt für alle zulässigen Werthe von h, so ist (2 Die unter dem Derivationszeichen stehende Function möge mit '^(z,n) bezeichnet werden, also 43) ■^{z,it)=Cg{3-ay'-^+Ci{z—a)"-- + c^(z—ay''-^+. . . +c,(^— «)"-'-' ; dann lautet die vorhergehende Gleichung 44) jf^{z,n) = 0 v + l^real/i>v^O. a Die durch 43) definirte Function ^{z,n) möge complementäre Function genannt werden, und ihre Eigenschaft wird durch die Gleichung 44) ausgediückt. Wir wollen jetzt zeigen, dass •■P(2,h) auch die einzige Function ist, der die Eigenschaft 44) zukommt. Zu diesem Zwecke suchen wir alle Functionen, welche die Gleichung J)-^z,n)=0 a befriedigen. Ist v eine ganze positive, sonst aber vorläufig noch beliebige Zahl, so kann man diese Gleichung auch schreiben a (1 und daraus folgt unmittelbar J) '.J^(z,>f)^c,' + c^{z-a) + c^{z^af+ . . .+c[{z-a^, a wo die Constanten c beliebig sind. Da nun die rechte Seite derivirbar ist, so kann man zur Bestimmung von t^(^,«) aus dieser Gleichung die Fundamentaleigenschaft III anwenden, nämlich: a a = ir"^'''lcj+c/iz-a) + c^(z-a)'-^ . . .+c/(s-a)"], Tlieorie der Derivationen. 160 und weuu man gliedweise derivirt iiud dabei die Formeln 38) und 39) anwendet, c ' \ c ' 12c' ^^ I (« — v) ^ ^ 1(1 + «— v)^ ^ 1(2 + «— v)^ ^ 1.2...V.C./, , , • • • + r(») ^^-"^" ' die bisher beliebige ganze positive Zahl v bestimmt sich durch die Bemerkung, dass '|'(^,m) derivirbar sein muss; dies ist der Fall, wenn real [n — v) > 0 ist. Ändert man noch die Constanten c', so wird diese Gleichung identisch mit 43). Hiemit ist also bewiesen, dass die durch 43) deiinirte complemeutäre Function -^(zjn) in der That die einzige ist, die der Gleichung 44) genügt. 3. Wir wollen jetzt die Zerlegungstheoreme entwickeln. Es sei f{z) = f^{z) + 'i>,iz)+ . . . +y.(s); dann ist nach der Definitionsgleichung 29) zunächst: oder auch T,'^ ,v ,, _ r(«+i) f" y.(0 ,, _^ r(^^+2) f n (0 ., ^ . rp^+i) f ^„it)dt . mithin ist vorausgesetzt, dass sowohl die Summe Oi + fi+ ■ • +?/. als auch die einzelneu Functionen y,,^^ . . . fi, derivirbar sind. Der Satz 45) gilt auch für eine unendliche Reihe, wenn der Integrationsweg K, ganz innerhalb ihres Convergenzbereiches liegt. Ein specieller Fall von 45) ist auch die Gleichung f S<^-^^(^)ä=iXl=^--^"-f '^"~^' 46) wobei die Constante c nach Formel 39) derivirt wurde. Ferner erhält mau aus der Definitionsgleichnng 29) für f{z) = c.f{z) unmittelbar Für die Function j)^c.^{z) = c.if'+^ Nun ist aber und die vorletzte Gleichung gibt daher 48) J9" y, (.-) . ?, (.) = g) ?. (^^) . i" n (-) + ö f[ i^ D"-' f^ (^ + (2) 9" (-i i"~V. (-) + und diese Entwicklung ist solange giltig, als s der Mittelpunkt eines a unischliessenden Convergenzkreises ist, innerhalb dessen f^(t) convergirt. Aus 48) wird, wenn man (p^(z) =1 1 annimmt, nach einiger Reduction, und wenn mau zum Schlüsse f statt f^ schreibt: *-^; JJ n^) - p(^_„) (^_ß)« I n n—l 1 n—2 1-2 " ' i Diese Entwicklung der Derivation ist somit an die Bedingung geknüpft, dass z der Mittelpunkt eines n unischliessenden Convergenzkreises ist. Nimmt mau in 48) etwas allgemeiner ■f^{z) = f .z) und f^{z) = (^— «)''> ^^ realQj + l)>0 sein muss, so erhält man eben so leicht 50) j) iz-.c^.,iz) = p(^i-,-^- (-«)'-" \f{^ + ^-.^T^rr-n- + ä;-»Vi)o;-.-H2) ^^ 4- auch hier muss z der Mittelpunkt eines « unischliessenden Convergenzkreises sein, innerhalb dessen (f{t) synectisch bleibt. Sind beide Functionen y, und '"r;;y-^-<''- 0 0 und die Entwicklung des Curveuintegrales gibt OO OO (n\ In — h /i-4 Die Derivation eines Productes zweier Functionen lässt sich also dann in eine Doppelsummc entwickeln. Tlieoric der Derirationen. \-i Ist von den beiden Functionen w, und f^ eine, etwa y,, synectiscli innerliallj eines um a geschlagenen und z einscblicsscnden Kreises, so lässt sie sich in die Taylor'.sche Reihe ?.(o=?i(«)+^%;(«)+^^?;'(«)+ . . . eniwiciieln, und man erhält dann oder auch J)" .. (.) . f, (z) = \: ^-^ i' (.- ayf,(z) . Die Derivation rechter Hand lässt sich nach 50) weiter entwickeln, wenn »^(O innerhalh eines um z geschlagenen und a einschliesseuden Kreises synectisch hloibt; dann wird nämlich ^ ^ \\h-\-k—n + 1) (2;— a)«-*-^- Im speciellen Falle <ä^{z) = 1 und 'j^(~) = f(z) erhält man daraus die Eulwicklung 49), während der Fall 'j^(z)=:l und 's/^{s) ^=.f{z) auf die Gleichung führt f «=) = r(i^,(^|«")+S(---'')+(d^(---")'+ ■ ■ ■ j. ^^) worin also a der Mittelpunkt eines z cinschliessendeu Convergenzkreises für f{t) sein muss. Diese Entwick- lung 53) ist gleichsam das Gegenstück zu 49). Sind endlich beiile Functionen 53, und y^ syucctisch innerhalb eines um a gescldagenen und c einschlies- senden Kreises, so dass mau die Taylor'sche Entwicklung 00 00 ?i (0 • ?2 (0 = 2i 2!, — — h!ki benutzen kann, so wird man auf die Formel geführt: „ ^-iL-ir{h+k—H+l) {z—a}"-''^'' welche das Gegenstück zu 51) abgibt. Gleichungen dieser Art führen zu interessanten Relationen, wie das folgende Beispiel zeigt. Entwickelt man nämlich die Derivation von c'- nach den beiden Formeln 49) und 53), so erhält man beziehungsweise , ^~ l\—n)\z—af\n n—l 1 "*" m=^' 1-2 ~" ' ') , 0 — a (z — a)'^ r(l— ») («—«)'• ) l-n (1— m) (2-«) ^ ■ ■ 22* 172 Anton Krug, welche Gleiclmngen für jedes endliche z, a und « gelten. Setzt man die rechten Seiten einander gleich, und dann a = 0, f30 erhält man folgende Darstellung von r 1 z z^ z^ n n[n — 1) n{n — 1)(« — 2) n{n—V){n — 2)(« — 3) 1 0 Z^ Z^ n " («— l).l "^ («—2) .1.2 ~ {n—S) .1.2.3"^' " " und diese Gleichung gilt für jedes n, ausgenommen, dass w eine ganze positive Zahl ist, denn es wurde im Zähler und Nenner der Factor r(— w) weggelassen. 4. Wir wollen jetzt alle auf Doppelderivationen bezügliche Sätze entwickeln und zusammenstellen. Zunächst folgt aus 31) I durch successive Differentiation 3-' 8^ ,Dy(^ = D"^"m, welche Gleichung wir schreiben wollen : 55) i)'tm=b'^"m an a und im Vorhergehenden schon einige Male benutzt haben. Hiebei ist n eine beliebige und v eine ganze positive Zahl. Desgleichen erhält man durch successive Benützung der Fundamentaleigenschaft 31) III: 56) b^'b'"-' if'-' • • • • P^if' fi^) = D^'^"'-^ • ■ ^"'-'^"^ m^ a a a a a a welche Gleichung giltig ist unter den Bedingungen i Lim[(/-«)'-./'(0],_,= O;Lim[(/-«)'-".-.f(/,)],,_-O;. . . . o6a)l ' ( ... Limf(f-«)'-".-''^ • • ■ • -'V,-. f(t)] ,,^„ - 0; nur «,, ist noch beliebig. Wir werden im folgenden Paragraphen die Darstellung der Derivation durch ein bestimmtes Integral kennen lernen; die Gleichung 56) enthält dann eine Reduction eines /(-fachen Integrales auf ein einfaches, welches Resultat sich im Wesentlichen schon bei Liouville findet. Ein specieller Fall von 56) ist die folgende Gleichung 57) b~"i''m = m- l™[(#-«)'-"/-(^)](,=„,= o a a Scbreibt man diese Gleicliungen in der Form b~''F{z,n)=fizl a so kann sie dazu dienen, aus einer gegebenen Derivation F{z,n) ^ J)" f(z) die Function f{z) selbst zu a finden, nur muss n der Zusatzbedingung 57) genügen, oder was dasselbe ist, F{z,n) muss derivirbar sein, d. h. es muss Uxü[{t-a)F{t,n)\,^^-0 Theorie der Derivationen. 173 stattfinden. Für den allg-cineincrcn Fall, dass aus einer nicht dcrivirbaren Derivntion F{z,n) die nrspiüng- liclie Function fyz) hergeleitet werden soll, wo also die Gleichung ]y'f{£) = F{z,n) 58) a nacb f{z) aufzulösen ist, bestimme man zuerst eine ganze positive Znlil v, welclic die Gleiebung Lim[(«-«)'+=F(f,«)]„^„-0 59) erfüllt. Eine solche Bestimmung ist immer möglich, denn diese Bedingung heisst in anderen Zeichen Lim[(i-«)'-"+Y(0],=„,= O, wonach also wegen der Derivirbarkeit von f{t.) v so angenommen werden kann, dass die Ungleichung V + 1 ^ real n'^-v besteht. Die .aufzulösende Gleichung 58) liisst sich nun schreiben ^i)"-'-v(.)=i^(.,,o, a lind daraus folgt durch (v + l)-malige Integration bei beliebiger unterer Grenze — zwischen a und z ist F(z.h) der Annahme nach nicht integrirbar — -c,(.-— rtY'. jf-'-'fiz)= j ^+'F(z,»)dz'+'+c, + c,{z-a) + c,(z-af+ . Jetzt ist die rechte Seite derivirbarj denn es ist we^en HD) Lim [(/-«) p+'i^(.~,«),L- + '],,^,„ = 0, und die Anwendung von 57) auf die vorletzte füeichung gibt m =I)~"^'^'hFiz,n)dz'+^+-H~V>^) j. ßO) v+l ^realw > v, wobei -pizjn) die complcmentiire Function ist. Die Formel 57) kommt in Form eines Doppelintegrales schon in einer Abhandlung von Abel vor (Grell e's Journal I.), der sie zur Lösung einer dynamischen Aufgabe benutzt. Behufs einer weiteren Entwicklung gehen wir von der Gleiclning 13) aus, welche lautet: r(7i+i) C f(t)dt _r(».+i) C f{t)dt 1 } fit) dt 217: J^(t—zY+'~' 2iK •|.,ji;—0)"+''^r(—?j)J («—*)"+'' und worin b ein gewöbnlicber Punkt für f{t) ist. Wir scbreiben diese Gleicbung zunächst in der Form a und bebandeln die rechter Hand vorkommende Derivation D '^-'^ 2 in J,(f—zy+i' 17 i Anton Krug, Wir schlagen um z einen Convergenzkveis von f{t) mit dem Rarlins B , verlegen b in die Peripherie desselben und nehmen ihn als Integrationsweg A% an. Dann haben wir zu setzen t = 2-4-Äe'?; h = z + Be"^'; dt = iBe'rdf, so dass nach f zwischen den Grenzen f^ und 'j/,+2;r zu iutegriren ist. Es wird dann Eine partielle Integration gibt weiter unter Beachtung von 7ie'(?i+"' = z — b oder, wie ein Blick auf die vorhergehende Gleichung lehrt b welche Gleichungen zunächst nur für den Fall bewiesen ist, dass die untere Grenze l> im Convergenzkreise von /■(/) liegt. Man kann sie aber leicht verallgemeinern. Drückt man nämlich die beiden hier vorkommenden Derivationen nach Gl) durch die Derivationen a a aus, SO erhält mau n' ff., i_ ( • m^i_ _ /)"-' ff., i_ rnt)ru 1 m ^ H-J r(-;OJ {t-zY+' ~ r ' '~ r(i-'OJ if-^Y v{i—n)(z—by' a a Wir müssen nun f{(i) endlich voraussetzen, weil im Gegenfalle f'{z) nicht derivirbar wäre; thun wir das, n 1 so gibt eine partielle Integration des Integrales rechter Hand und unter Beachtung von — = — " ' ° I (1— «) '(—'*) Die obige Gleichung gilt somit auch für solclie untere Grenzen, die ausserhalb des Convergenzkreises liegen. Diese wichtige Gleichung, die sich zuerst bei Herrn A. Grün wähl findet, lässt sich auch auf folgende Weise sehr einfach herleiten: Es ist zufolge der Fundamentaleigenschaft 31) III a V a. wenn f(z) derivirbar ist. Wegen J)-'f'(z)= ff(z)dz = f{z)-fia) Tlieorie der Denvationen. 175 kuiiu uuiu dafür sclircibcu a a a und weuu mau die Constatite f(- r{l—a)\2-ay' \\2—n){z-ay-' V(;6--n) {z~ay--' ' ' f r(v-K) (^-a)"-' + ' ^ ^ ' ^'- ) Ersetzt man in dieser Gleichung /( durch «+v und /■''(:) durch ^' /■(;), so kann mau sie auch schreiben rr^^^~. ^^^ V(l-u-.) (z-ay-^' r(2-n-y) iz-a)"+'-^ ••' / "■*; ■ ■ ■ r(— h)'(^— a)''+" ) und in dieser Form zeigt sie, dass die Derivationen i)" tm "II*' b"^" m = tt m a a a a a im Allgemeinen von einander verschieden sind. Lässt mau in ()2j die ganze positive Zahl v uueucilicli wachsen, so niuss, damit die entstehende unend- liche Reihe couvergirc, « als Mittelpunkt eines, z umschliessendcu, Couvergenzkreises von /"()!) angenommen werden; man erhält dann genau die Reihe 53), und unter dieser Bedingung für ti und z ist auch Limri)"-V<%)] =0, weil ja der Rest der Reihe verschwinden muss, wenn sie couvergirt. i,.«.) = Li.„[i,V(.)],.^^„^p^.f^. Wir gehen niiu zur Darstellung der Derivation diircli ein bestimmtes Integral über, wozu wir die Gleichung 61) benützen werden. Daselbst ist h ein gewöhnlicher Punkt der Function /(/) und wenn wir ihn nach z rücken lassen, so wird 1 r f{f)dt a Nun lulltet die Gleichung 33^, wenn mau h statt i'""«-')=r(^^f r(_«) 8 >•■'_] (0— /)«+* real II < 0. Diese Gleichungen 65) und 66) sind ebenso allgemein als die Defiuitionsgleichung 29) selbst, insofern nämlich auch hier f{f) keiner weitern Bedingung zu unterliegen braucht, als der Bedingung der Derivirbarkeit 30). Sie kommen auch bei Herrn A. Grünwald in seiner zweiten Abhandlung so zu sagen als Definitions- gleichungen vor, nur ist dabei n unuöthiger Weise auf die Bedingung real )i^ — \ beschränkt. Wir wollen noch angeben, wie man die Gleichung 57) des vorigen Paragraphen mit Hilfe dieser Integral- darstellungen gestalten kann. Es sei — 1 < real« <0. Dann ist die dortige Zusatzbedingung gewiss erfüllt, wir l)rauchen also auf sie nicht weiter Rücksicht zu nehmen, und die erste auszuführende Derivation lässt sich unmittelbar durch das Integral 65) ausdrücken. Man hat dann i'(-») r Ji-— 0"+' a Da fi£) dcrivirbar ist, so kann mau diese Gleichung einmal zwischen den Grenzen a und ^ integriren und rechter Hand die Integration im Index der Derivation anzeigen, nämlich mdt_ -t-1 nun ist aber wegen — l<:real/?-<0 auch — l<:real( — 1 — >^)<0, daher ist auch die andere Derivation durch das Integral 65) darstellbar; schreibt man im ersten Integrale als lutegralionsvariabele u, im zweiten dagegen t, so hat man j n-) ~ — j.^_^^-, r(i+„) j (0_ tili worin b ein gewöhnlicher Punkt der Function f{t) ist und der Integrationsweg e'j)...b keinen Ausnahme- punkt durch- oder umläuft. Wir haben somit den Satz: „Die Derivation mit unendlicher unterer Grenze soj existirt dann und nur dann, wenn der Ausdruck T endlich ist." Es lässt sich zwar kein allgemeines, aus der Beschaffenheit der Function f(f) abgeleitetes Criterium •aufstellen, mittelst dessen man in allen Fällen entsclieiden könnte, ob der Ausdruck T endlich ist oder nicht, wohl aber lässt sich eine hinreichende Bedingung dafür angeben, nämlich: „Für solche w, welche der Gleichung /M=o 71) genügen, ist T, und somit auch die Derivation mit unendlicher unter Grenze soj, stets endlich." Man sieht schon hieraus, dass nicht für jedes n eine solche Derivation existiren wird, und das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen einer Derivation, deren untere Grenze endlich ist uud einer solchen, deren untere Grenze unendlich gross ist. Während jene Derivation für alle « endlich ist, wenn f{f) der einfachen Bedingung 30) genügt, hat man hier für jeden specielleu Fall aus 70) s und n so zu bestimmen, dass der Ausdruck 7' endlich bleibt und nur für solche s und n ist dann die Derivation mit unendlicher unterer Grenze endlich. DenkscliriflL-n Icr mathem. naturiv. Cl. LVH. Bd. 23 178 Änton Krug, Weiter sieht man leiclit folgenden Satz ein : „Ist die Derivation endlich^ so ist auch stets die folgende endlich, SUJ wenn real«/ > real w." Denn in der Tiiat folgt aus der Endlichkeit des Ausdruckes ^ r fit) dt sogleich nuch die Endlichkeit des Ausdruckes -n')] r(_n')J {z-t) namentlich, wenn man sich den willkürlichen Punkt h so gewählt denkt, das längs des ganzen Integrations- weges £0). . .h stets mod (0 — t) > 1 ausfällt. Ein specieller Fall von diesem Satze ist die Bemerkung, dass man die Gleichung 68), wenn sie für irgend ein n und s besteht, beiderseits nach z differenziren und rechter Hand diese Operation unter dem Integralzeichen vornehmen darf, man erhält dann was nichts Anderes ist, als die Fundamentaleigenschaft 31) I, die somit auch noch für unendlich grosse untere Grenzen gewahrt bleibt, wenn überhaupt die Derivation J)" f(z) existirt. Bevor wir einen diese Derivationen mit unendlicher unterer Grenze betreffenden wichtigen Satz entwickeln, möge es gestattet sein, einige einfache Beispiele zu geben. «) fiz) = 1. Hiezu liefert 39) sofort 72) J)"{1) = 0; real«>0 der Richtungscoefficient e ist willkürlich; für andere // existirt diese Derivation nicht. ß) f{z) = {z-cy. Die nothwendige und hinreichende Bedingung für die Endlichkeit von T in 7U) lautet hier real [p — m") <:0, während e beliebig bleibt. Diese Bedingung für p und n muss also als erfüllt vorausgesetzt werden. Behufs Entwicklung der Derivation unterscheiden wir zwei Fälle und für jeden dieser Fälle mag die Methode eine andere sein. Erster Fall: real (;j + l):>0, und daher um so mehr real (rt+l)>0. Hier benützen wir die Gleichung 68) und zerlegen den lutegrationsweg Q. in folgende vier Theile: 1. in die geradlinige Strecke ew. . .c; Theorie der Derivationen. l79 2. in den unendlich kleinen um c geschlagenen Kreis c,, , der im negativen Sinne durchlaufen werden soll; 3. in die geradlinige Strecke c. . .soj; 4. in den unendlich grossen um z geschlagenen Kreis. Wegen real(/j + l) verschwindet das Kreisintegral, dessen Integratiousweg c^ ist, und wegen real {p — n) < 0 verschwindet auch das unter 4. angegebene Kreisintegral und es bleibt V(n-hl) rCt—cydt VOn+l) „. "r(t—cydt f^ ^ > ~ 2iK J {t-zy+' 2iK J {t-zy+' euj c sinp:: ^, ,, r(t — cYdt 7z ^ ' j {t—zy+^ c Durch Substitution von f — c+ix; dt =z sdx und Anwendung einer bekannten Integralformel erhält man daraus , '„, . . r(n—p), . real(«— m)<0 ti ^i-P) real(;) + l)>0. Zweiter Fall: real«<:0; und daher umsomehr real^-<;0. Hier können wir 69) anwenden und b nach z rücken lassen, wodurch die Derivation rechter Hand ver- schwindet, es bleibt somit Die Substitution t = z-^-sx; dt = sdx gibt ' „ , , V{n — p) , . real(/>— >j)<0 tm * ^~P) real // < 0 welches Resultat genau mit dem obigen übereinstimmt, so dass man für beide Fälle hat: J)" {z—cy = e--'- ytE^ {z-cy-". real {p—n) < 0. 73) Für ^ = 0 erhält man hieraus die Gleichung 72). Die Differentiation nach p gibt ■Ln , N ,/ N [^1^'(.—P)i\»—P) r'{n—p) V{n—p),, ,"1 {z—cy-" 74) 75) real {p — «) < 0; ^ keine ganze positive Zahl. Ist aber p gleich Null oder eine ganze positive Zahl, so findet man jf{z-cyi{z—c) = (—1)^+' e-'«T(w— ^)r(jy + l)(/— c)^-" EO) real {p-n),tl) ableiten, flir welche jy'^,{z,n)^0, 76) nämlich ■^^{z,n)^z c^ + c^z + c^z'^+ . . . +c^z' \ v + l>real«>v. 77) 23* 180 Anton Krug, Man überzeugt sich auch hier leicht, dass 'p^(^,n) die einzige complementäre Function ist, wenn die Derivatiou eine unendlich grosse untere Grenze hat. Die complementären Functionen ^(z,n) in 43) und ^^(z,n) in 77) können zu einander in die Beziehung i^ = (.-«)"-- gebracht werden. 7) f(^) = e" wo c eine beliebige complexe Constante ist. Die Bedingung für die Endlichkeit der Derivation findet sich aus 70) nämlich entweder n beliebig; real es <0 oder real n > — 1 ; real es ■= 0. Für beide Fälle ergibt sich die Entwicklung der Derivation leicht ans 69), wenn man zuerst real w < 0 voraussetzt und h nach z rücken lässt. Man erhält dann, da die Derivatiou rechter Hand verschwindet: ^, _ t « . Dieses Resultat gilt nun auch für solche n, deren reeller Theil positiv ist, wie man durch Differentiation leicht findet, man hat also 78) jy e' = c"e" real c£<0; « beliebig «tu and 79) ])" e" — c«e". real es = 0; real »* > — 1 Die merkwürdige und höchst einfache Formel 78\ welche für alle /; gilt, wurde von Liouville zum Ausgangspunkte seiner diesbezüglichen Untersuchungen verwendet; Buchwaldt dagegen benützt die beiden Formeln 38) und 73). Drückt man die Derivation linker Hand in 78) durch das zugehörige Curvenintegral 68) aus, so ist bei umgekehrter Anordnung der Schreibweise r(w4-i) r ^'dt „n pcz — ^^ '_ Für t=z-hu,dt = (hl fällt e"' heraus, das Übrige lässt sich dann für f = 1 und £ =: — 1 so schreiben: 1 1 C e" 80) iT, ?^ = 77^ -TTT du, ' r(w+l) 2«;:^ M''+* wobei jetzt der Integrationsweg ß^ von a =: — oo aus den Nullpunkt einmal im positiven Sinne zu umlaufen und wieder nach a = — oo zurückznkeliren hat. Die Potenz «<"+' ist dabei so zu nehmen, dass 1"+' z= 1 ist. Die vorstehende Gleichung kann zur Definition der Function F benützt werden und kommt mit der bekannten Definition durch das unendliche Product vollständig überein. (Bigler, Grelle 's Journal 102.) Theorie der Derivationen. 1 s i ij) /■(^) = cos cz nud f(z) =: sin cz. Diüekt man diese Functionen durcdi die Expouentielle aus, so erh.ält man leicht unter Anwendung von 79) J)" cos cz = c" cos(c0+ -S-) real ict z=z 0; real // > — 1 81) J5" sin C2 = c" sin (c0+ -y-) real ics = 0, real w > —1. 82) 3. Die Derivation mit der unendlicben unteren Grenze cco lässt sieb durch eine lineare Substitution in eine Derivation mit der endliclien unteren Grenze « transformiren. Zu diesem Zwecke führen wir in der Gleichung 68) rechter Hand die Substitution ein J_. , dr 1 _ und bemerken, dass zum Werthe ^ =: sw der Wertli t = a gehört, wobei jedoch r sich so an a anzunähern hat, dass Lim £(r — «) für r =: a reell und positiv bleibt; einem einmaligen Umlaufe vuu f um ^ im positiven Sinne entspricht dann ebenfalls ein einmaliger Umlauf von r um C im positiven Sinne; der Integrationsweg der neuen Variabelen z wird endlich ebenso- wenig Ausnahmepunkte der Function /( ] durch oder umlaufen, und dieser Integrationsweg wird daher wie früher mit A";; zu bezeichnen sein. Nach diesen Bemerkungen ist JJ I \-j — "^ v^ ", oder 2>'7'W = «-"nC-«)" ..;„ J ^^_^y n + l) l ^ ' ' ^T—a/ YÜT l (r— 0"+' ' jj- /■(.) = .-'•- (C-«)"+' J)' (?-«)""^ /'(-A) ; -^ = A 83) e tu a ^ ^ womit die in Aussicht gestellte Transformation bewerkstelligt ist. Die rechter Hand stehende Derivation bat nach 30) einen endlichen Werth, wenn Lim (r- «,)«/•( \v—a =zO (T=a) ist, welche Bedingung man wegen der erwähnten Abnahme von z — a auch schreiben kann Lim^^^^.=0, 182 Anton Krug, wodurch wir auf die Bedingung 71) zurückgekommen sind. Für a =0 und ganze positive n wird die Formel ation 83), wenn mau nocli /f-j = f(X) setzt, mit der von S. Spitzer in dessen „Studien über die Integrati linearer Differentialgleichungen" (Wien 1860) angegebenen (4)"" "'■ identisch. Nimmt man in 83) beispielsweise f(z)-:=^^(z,7i)=:Cg + c^z+c^z^-+- . . -^c^z'', v + l^realM>v so wird wegen z ■= (?-«)" -'/•(^) = (?-«)" '[c. + c,_. (C-«) + c._2(C-a)'+- ■ .+Co(C-«)1; somit ist i)" fi (-^«) = e-'- (C-a)"+'i)" ^ (C, m) = 0, wodurch also die Gleichung 76) aus 44) hergeleitet ist. Die Annahme f{z)=e" in 83) fuhrt vermöge 78) auf die Gleichung Schreibt man hierin z statt C, und setzt zur Abkürzung e (z—aY'*e'^z=f so hat man 85) i>=(^.„..(^)-(;')^i--->/' eu> £ uj welche für alle « gilt, solange die Reihe rechter Hand convergirt, d. h. solange ^,(-1 nach ganzen fallenden Potenzen von z entwickelbar ist. Der specielle Fall y^ = ^ '"^rt auf 88), w.ährend der Fall z"~^ 0 welche die Verallgemeinerung einer bekannten Dififerenzialformel ist. IV. Functionentheoretische Untersuchung der Derivation einzelner Functionsciassen. 1. Wir gehen jetzt daran, die Derivation specieller Classen von Functionen zu untersuchen, um namentlich die singuUiren Punkte kennen zu lernen, welche dieselbe, als Function von z betrachtet, besitzt, und wir werden uns dabei fast ausschliesslich auf die Derivation mit der endlichen unteren Grenze a beschränken. Es sei f{z) eine rationale ganze Function vom Grade v, f{z) = c^ + c^z + c^z'^+ . . . +c,z' — [z^\. Dann ist f-+'){z) = f'+^\z)= .... =0 /•(■'+') (ff) = /-(v+^^(a)= .... =0. Theorie der Derivationen. 185 Man erhält dann uacli 49) oder 53), da diu Kcilien in diesem Falle eine cudliclic Glicderanzabl entlialtcn, sehr einfach wo f^{z) wieder eine rationale ganze Function vom Grade v bezeichnet. Die CocfTizienten in f\{z) werden natürlich von den CoefTizicntcn in fiz), ferner aber auch von a und ;/ abhängen. Am leichtesten geschieht die Cücft'izicntenbcstimmung, wenn fiz) in der Form s—a (z—aY (2—")' /(-) = fo + c,-^- + c,"—^ + ...+€., Y:27r.v gegeben ist, man findet dann nämlich Durch die Gleichung 91) ist nun das Verhalten der Derivation einer ganzen rationalen Function voll- ständig bestimmt, und zwar für die ganze Zahlenebene der Variabein z, und es lässt sich folgender Satz aussprechen: „Die Derivatiou einer ganzen rationalen Function vom Grade v ist wieder eine ganze rationale Function von demselben Grade v, dividirt durch die u-te Potenz von z—a. Hiebei ist n der Index der Derivation und a deren untere Grenze." Bevor wir weiter gehen, mögen zwei Sumraenformeln für gewisse Reihen erwähnt werden, die sich aus der bekannten hypergeometrischen Reihe ergeben und die wir gleich in gebrauchfertige Gestalt bringen wollen. Die hypergeometrische Reihe ^\r)l\r-p-q) _ /^ y(j> + 1) ■ (/l/j+ 1) p{p + l)il} + '2) q{q + l){0 gebunden ist, liefert erstens, wenn man beiderseits durch (/ dividirt und dann }) =: «+ !, 'i = n + 1, r = n + 2 setzt: '■"-"■>-")=d:i + ("t'),T^-("t')-iä--- L) realM<0 j wobei linker Hand noch i'( 1 + /()!'(— «) i" ■ ,^ . — umgesetzt werden könnte. Zweitens kann man 02) ^ ^ ^ sin(w+l);r auch in der Form schreiben (r(r)r(r-^;-7) _ ) I _ .^A 1 n>^ly ,j+l fp + 2\ ('Z + l)(g + 2) . \r{r-p)r{r-q) '\''q-[l)'>-[ 2 )y^r^'^[ 3 )r(:r+l){r+2) ' "' geht mau jetzt zur Grenze für unendlich abnehmende q über, so erhält man linker Hand r(r) V{r-p) ' setzt man ferner p = ii + \, r = 1 und beachtet man -—^ = — C, so hat man schliesslich Denkschriften dor matliem.-natur« <:i. LVU. Bd. 21 186 Anton Krug, -^-W^^-t 1 j-T + l 2 j"2 + l 3 j'3 + -- 94)^ '^-""^ realw<0. C ist hier wie in 41) die Euler'sche Constante. 2. Die Untersuchung der Derivation rationaler gebrochener Functionen beginnen wir mit dem einfachsten Falle, dass f(z) = - ist. Diesen Fall werden wir eingehender behandeln, weil sich die Derivation beliebiger z rationaler gebrochener Functionen darauf zurückführen lässt. Zunächst hat man hiefür eine Entwicklung nach 49), nämlich: „ !^~ T{l-n) (.z—a)" zl^n—l z ^ n—2\ z j «— 3 1 Dieselbe gilt für alle z, die der Bedingung mod {z^a) < mods: genügen. Halbirt man den Radius vector von a durch eine unendlich lange Senkrechte, so wird durch diese die Zahleuebene in zwei Theile getheilt: die Gleichung 95) gilt nun für solche z, die in demselben Theile liegen wie «. Eine andere Entwickhiug liefert 53), wonach ^„1___1 1__ 1( ^ ^^ 1.2 /g— «n' a ^ ~ lXl—")"(^— «)"'«( 1-" « '^ {l-n){2—n)'[ a I dieselbe gilt jedoch nur für solche z, welche die Bedingung mod (2: — rt)"^ = ^T7^^•^^, " ^1, real«<0. '' -^ z r(— m) ä"+'J {u — 0)"+* a Es ist nun wichtig, zu zeigen, dass eine ähnliche Gleichung auch für beliebige ;; gilt. Multiplicirt man nämlich die vorstehende Gleichung mit s"+' und differenzirt man dann einmal nach z, so crliält man ^"+'i)"^'>("+i)^"Z>\ = f s l\—n) (2—«)"+' TJieorie der Derivationen. 187 oder Diese Gleicliung ist zunächst noch an die Bedingung realM<0 gehunden; man liann aber leicht beweisen , dass sie für alle n gilt. Schreibt mau sie nämlich in der Form so ergibt sich daraus durch beiderseitige Differenziation nach z oder ^„+2j. »4-2 = +, 1 _ 1 1 1 ^ z z ^ z~ \\-n~l)\z—ay+''' z' Vergleicht man dies mit 98), so sieht man, dass die Gleichung 98) für n+\ gilt, wenn sie für n gilt. Da sie nun aber für alle n gilt, deren reeller Tbeil negativ ist, so gilt sie auch für beliebige «. Schreibt man in 98) statt J)" - etwa 'j>{z), so ist a *^ d(f{z) M+1 , N_ 1 1 1 . ~d^ + -^-f^-) - Y{^\z—a)"+' 's' ' 1 und das ist eine lineare Differentialgleichung erster Ordnung, welcher (f{z) = D'^ Function von z be- a trachtet genügen muss. Mau erhält daher durch Integration dieser Differentialgleichung In dem hier vorkommenden Integrale lassen wir die untere Grenze unbestimmt, um in jedem speciellen Falle die beste Wahl treft'en zu können; die von z unabhängige Constante c, die im Allgemeinen eine Function von n und « sein wird, Ijleibt daher auch noch bis auf Weiteres unbestimmt. Unterwirft man n z. B. der Bedingung real h<:0, so hat man, da für diesen Fall nach 37) Limji)"l| =0 wird, der Constanten c den Werth Null zu ertheilen und als untere Integrationsgrenze a zu nehmen ; dann ist man aber genau auf 97) zurückgekommen, wovon somit 99) die Verallgemeinerung für belieljige n ist. Wir wollen nun die Gleichung 99) auf verschiedene Weisen weiter entwickeln. Schreibt man das darin vorkommende Integral in der Form /( ^~z) z' so kann man unter der Voraussetzung mod0>mod a das Binom entwickeln und gliedweise intcgriren; man erhält dann D 2-r(-;0i^J l 1 yi-s l 2 )2z'' \ ?, j^z^ •••■( 24* 188 Anton Krug, Um die Constante c zu bestimmen, setzen wir z ■= a und real« <:0, wodurch die linke Seite verschwindet; das gibt » = -"'-("T')i-("t')4-("t')-3--- Die hier vorkommende Reihe rechter Hand convergirt in der That für real ?j<:0 und ihre Summe ist aus 94) bekannt; es ist daher r'[-n) so dass jetzt wird '■^^)JJ-^- z"+'\v{-n) [V{—n)f r(-w)j r(— m)^"+'(^ ^ /l.^ l 2 2, für alle z, die der Bedingung mod^i keine negative ganze Zahl ist. Die Modification für den Fall negativer ganzer n können wir übergehen, weil wir damit nnr auf 100) kommen würden. Der Gleichung 102) zufolge verhält sich die Derivation J)" - im Nullpunkte wie z a 1 abgesehen vom Falle ganzer negativer ii = — v, wo ihr Verhalten nach 100) durch ä''-' Iz charakterisirt ist. Die Gleichungen 100) und 102) ergänzen sich gegenseitig iu Bezug auf den Spielraum der Variabelen z, und insofern ist nun die Derivntioii ])" - für alle z entwickelt; ausgenommen liievon sind nur solche z, die auf der Peripherie des Kreises liegen, der um den Nullpunkt mit dem Kadins mod a beschrieben ist, weil da die in 100) und 102) vorkommenden Eeihen im Allgemeinen divergiren, wenn ii beliebig ist. Wir wollen jetzt noch zwei Entwicklungen herleiten, welche die Gleichungen 95) und 96) ergänzen. Zu diesem Zwecke führen wir in dem Integrale in 99) = u ein, nämlich „_i_i dz ru'^du ,1 U — a) z ~\ 1 — u Ist nun mod « < 1 also mod z< mod (s— a), so hat man durch Entwicklung rechter Hand und gliedweise z Integration, und wenn man wieder n := restituirt: z — a ' ,. 1 _ 1 1 ( 1 1 g 1 / ^ \\ (. ^ z T{—n)z^+''^V\~n)'{z—aY+'\n + ln + 2z-a n + ^\z—a) '"]' vorausgesetzt, dass n keine ganze negative Zahl ist. Die Bestimmung der Constanten c ergibt sich auf die Weise, dass man 2 = 0 setzt und mit 102) vergleicht; man findet c = (—i)»i'(i +«)!"(—"); 190 Anton Krug, daher '"J-V -^ z"^ ' s"+' r(-w)-(^— «)"+*(»+! « + 2-0-C« n+sU-fJ Diese Gleichung, welche die Entwicklung 95) ergänzt, hört natürlich auf zu bestehen, wenn n negativ und ganz ist. Ferner ist in 99), wenn man =: u setzt: •^ z—a r, z \"-*-^ dz r,^ a n"+' c/s r., . Nimmt man hier mod v« < 1, also raod {z — a) > mod«, so kann man wieder binomisch entwickeln und gliedweise integriren; setzt man dann wieder für u seinen Werth , so hat man ^ Ci ^z V{—7iyz"+' V(—n)z"-^')z-aUj-l.(z~a n] a' ay^--^' (— wy2"+' V{—h)z"+') z—a \\l\.(z~a) \2J2.(z—af die Constante c kann man aus 100) bestimmen, indem man z = oo setzt; man findet l\-n)' und hat somit ^ X> 2 - ,„+. \v(—u) "^ [r(-«)|' ) r(— «)-^»+' \ z-a [ij 1 . (z—a) [2)2.(z- welche Gleichung mit 96) zusammen die Derivation für alle z liefert. Wir können das Resultat der bisherigen Untersuchung in folgenden Satz zusammenfassen: „Die Derivation von -, als Function von z betrachtet, ist in der ganzen Zahlenebene endlich und stetig, bis auf die drei Ausnahmepunkte z ^= 0, z ■=z a und z r= oo, wo Verzweigungen auftreten. Sieht man von der Verzweigung in u ab, so ist der allgemeinste Werth dieser Derivation, wenn der Nullpunkt A-mal (oder der unendlich ferne Punkt — //-mal) im positiven Sinne umlaufen wird: 'n 1 2ihT: D y z r(— w)s"+' Die Verzweiguugsart in a ist in der Gleichung 37) enthalten." Die vorigen Entwicklungen dienen auch dazu, die Derivatiou von ^^xj» wo A positiv und ganz ist, voll- ständig zu untersuchen. Man hat nach G4) wenn man X statt v schreibt: uijn<')-u rw r(i— «—?,)■ (s-aj"+' r(2-M-x) (^— a.)"+^-' r(— «) (~— «)"-^" T/ieorie der Derivat tonen. 191 1 (—!)'• und wenn man dariu f(z) = - setzt und beiderseits mit -J^^ — ^ multiplizirt: /j»j__iiil)i f."+'.i_ (-^'1 L_.iri ^_^^^ j Y 2^+' ~r(,l+Ä) a ^ V(l + l)y\l-n—l) {z—ay+'' al 1— M— / rt f ^ 1 • 2 /^:^N^ _ _^ (-1)'-'. 1.2. ■(/,-!) ,z~a^.-n i + (l_„_;i)(2_w— X) l a ; ■" (1— M— X)(2— M— A)...(-w— 1)1 a y J' ] welche Glcicliung für jedes n und positive ganze a gilt, mag 5; wo immer liegen. Durch die Gleichung 105) ist somit die Derivation J)"t+1 ^"^ '"^ bereits untersuchte Derivation " - 1 J)"~^^'- zurückgeführt, und es sagt diese Gleichung unter Anderem aus, dass die Derivation 2)"t+T ^^^ Function von z betrachtet, ebenfalls durchaus endlich und stetig ist mit Ausnahme der drei Punkte z = 0, z =z a und ^ = oo, wo Verzweigungen auftreten. Der allgemeine Werth dieser Derivation ist wenn der Nullpunkt //-mal umlaufen wird. Selbstverständlich kann man die Untersuchung der Derivation J)" ^^^^ auch unabhängig von der I5etrach- z 1 tung der Derivation J)"+''- - durehfüliren; man stellt zunächst die Ditferentialgleichung = +1 J_ »+A+1 = « J_ 1 107) auf, die für alle n gilt, und aus welclier durch Integration folgt: t ^ = r(_,,)W«+'--i- 1 ' +/(.!«)'.+' '^^~ } ' ^^^^ die Bestimmung der Constanten c-, kann man etwa dadurch bewerkstelligen, dass man wieder, wie oben, gewisse hypergeometrische Keihen benützt. Wir betrachten jetzt die Derivation von , wobei c natürlich nicht mit « zusammenfallen soll. Man iS — c hat für diesen Fall nach 65) -^"1 'i- r dt , r, D = 777 7 77 77 ;7 -p. '"Cal U < U. y z-c l\—n)j {t—c){z-ty+' a (a—c)(z—c) , , , (z—c)(u—a) . dt du . , ,„ ituirl man hier t — c = - ^^ \ wodurch z—t = ^ -^ <■ und ^ — = wird, so u — c u — c t — c u — c Substitu hat man ■An 1 1 1 f (m— C)" , , n T) = -— ^—-f -i ^, du real H < 0. -^ z—c V{—n) (0—0)"+' J (m— a)"+' Mau leitet hieraus ohne Mühe die für alle n geltende Ditferentialgleichung: :^„+i 1 . n+1 ^„1 1 •y z—cz—cY -— c \\—n)(z—a)''+^.{z—c) ^ 192 Anton Krug, und daraus wieder das Integral 110) Y ^—<' ~ r(— re)-(^-c)"+*' i '^ J {z—ay+' ] ab. Ein Blick auf die Gleichung 99) lehrt uns jetzt, dass man die Derivation J)" aus der Derivation -•1 . " ^~ J)" — sofort erhält, wenn man in letzterer z und a beziehungsweise durch z — c und a — c ersetzt. Wir z a könnten demnach sofort sechs Reihenentwicklungen für diese Derivation hinschreiben, die sich folgeweise aus 95), 96), 100), 102), 103) und 104) durch diese Substitutionen für z und a ergeben. Die Derivation 2)" als Function von z betrachtet, ist überall endlich und stetig, hat aber die drei Verzweigungspunkte Ä- — C a z ^ c, z ^a und z = CO. Durcli A-malige Umläufe von z um c enstebt der allgemeinste Wertli: 111) U)Vr7 =i)"-;-:+w z-c S ~Y z—c T{—n) (ä— c)"+' ' wenn wir wieder von der Verzweigung in a absehen. Ebenso einfach erledigt sich schliesslich die Betrachtung der Derivation von ^— -. Man hat zunächst (z — c)'+' dafür eine der Gleichung 105) analoge Gleichung [j^n 1 _ (-ly 'n-^;. 1 t:rf- r 1 .z-a j^ (^_c)>+' — r(l + },)^ z—c \\l+'f.)VO—H—l){z—aY+'>(a—c){. 1—n—l'a—c ^^^^1 ^ 1-2 /fz::^^'_ ^ (-i)'-'.i.2..(ä-ij /^-«v-n. [ -^ (l—n—A) (2— H— A) {a—cj ' ' (1— «— X) {2—n—X) . . . (— w— 1) [a—cJ J ' oder auch, wenn man will, die Ditferentialgleichung „+i 1 . w+A+1 _^n 1 _ 1 ^^^^ ^ (r_c)x+T+ ._c -ö (z—cy-+'~r(—n){z—aY+'{a—cy-{z—c)' zu der das Integral gehört: 114) h" ^— ^ K^+ ffc::^^^^-"! ^ y (2— c)'+»~r(— «).(s— c)''+"+'(«— c)'"| J {z—a)"+' (■ Auf jeden Fall ist diese Derivation für alle z als entwickelt zu betrachten, und es lässt sich darül)cr aus- sagen, dass sie wieder drei Verzweigungspunkte besitzt: s = c, 0 = « und s = 00, sonst aber tiberall endlich und stetig ist. Der allgemeinste Werth dieser Derivation in Folge von /t-maligen Umläufen von z um c lautet: . 1 .X ( 'n 1 ) _ 'n I {—iy-.2ih7I (2_c)>.+i^ -^ (2_c))-+i^ r(l + A)r(— w— A)(2r— c)«+'-+* ■ 4. Wir haben jetzt alle Mittel, die Derivation einer beliebigen rationalen gebrochenen Function zu untersuchen. Liegt eine solche Function vor, so lässt sie sich bekanntlich zunächst im Allgemeinen in eine ganze und eine echt gebrochene Function zerlegen, und letztere ist ferner jederzeit in Partialbrüche mit constanten Zählern zerlegbar. Theorie der Derivationen. 193 Es sei und f(z) von der Form f(z) = {z-c„y«{z-c,y'{z-c,y-^. ..(z~c,y>., ii6) wo /j.g /;.,... f;.,, beliebige ganze jicsitive Zahlen bedeuten. Der Grad von f[z) ist dann kleiner als p■^, + lJ■^+!J■2+ ■ ■ ■+P-h- Durch Partialbruchzerlegung von wird 0 >117) ■ Vi.o ■ 7i,i , 7i,2 , 7'.^— 2 ■ 7i,p-i-i + 7*,u Kj , 7A,ä 7a. |x;,-2 7m^^. -t oder in kürzerer Fassung 0 0 worin bekanutlieh der Zähler ist: ICA + 1)L fi.i)\=c,) Zufolge der Darstellung 117) ist die Derivation einer beliebigen gebrochenen Function schon durch die vorhergehenden Untersuelumgen erledigt, und es hat diese Derivation folgende Verzweigungsi)unkte: die Pnnkle (\,, r, , c^,. . .o., den Punkt a und den unendlich fernen Punkt. Sonst ist diese Derivation überall end- lich und stetig. Wie steht es nun mit der Vieldeutigkeit? Liisst man z einen der Punkte c, etwa den Punkt (■„, einmal im positiven Sinne umlaufen, so criiahen nach 115) die eindeutig genommenen Derivationen der Glieder der betretfenden Zeile in 117) der Reihe nach noch jedes ein additives Glied, so dass zur Deri- vation der ganzen Zeile folgender Ausdruck hinzutritt: "'^ ' ■V{iJ.H)\\—n—i>.u+l)(z—c,y+^u^^ '' •r(^,_]) r^_„_p.,+2)-(;2— c,.)"+'^*-' + f_l),..-3 ^''" ■_ ^^^_- L__^ + . . . + ~'^ - v/.,..-. ^^ V ^) 11,,, QN r/ _„ _,, , o\ (^ „\n+v.,.—i ^^ i\,jiA— 2) r(— M— /JL/.+3) (2-0.)"+^'-= ■■ r(i)r(— w) (2-c,,)"+' V-K- (-l)i^*-'-''A,* 1 Zj P(ft,.— i)P(— w— Ui-H-fc+l (ft,— i)P(— w— ^4-+Ä;+ 1) (2;— Cj)"+^/-^- I) Um (licyc Summatiuii luiönilircu zu köiiiien. berücksichtige man die Gleicliungeu 1 _0.;.-l)(f;.,-2).. .(fX^-Zc) P(/A,— Ä;) r(,XA) 1 (_M— 1)(— H— 2). . ■(— »—, M., + /.-+l) \\-Tn—ih, + k+V)~ P(— ») Dcukbchvillcu Jur iiialUom.-uaturw. t.l. LVU. Ud. 25 194 Anton Krug , dann geht der vorige Ausdruck über in und weil (0— C/,)"+''A SO hat man weiter Au = -^■Srr')[^'('-«')"'lilh-*(^]^ r (,;.;,) r(—«) Z^ WC ;l ^ ^'^ f(t)i L (^-0^ u wohei nach Ausführung der Differentiationen nach t für t der Werth t =: Ca zu setzen ist. Die Sunimation ist hier ausfülu'har und gibt schliesslich 118^ Jf 2^7: r ^(<)(<_c,)F.i ('=<^/,) Wird in gleicher Weise der Punkt c,, mehrmals, etwa X,,-nial umlaufen, so tritt zur Derivation der betreffenden Zeile der Summand l/,Ii/, hinzu; mau sieht leicht, dass nun allgemeinste Werth der Derivatiou, wenn c alle Punkte c^, c^, c\,. . ■c,, beziehungsweise X^, >,,, A^,. . .A,.-nial umläuft, der folgende sein wird: ■H^)\} _^nf...Hz)y 119) \j)''([,.i + ^^^y-j)"([,-^]+'m^ + i^B,+\B,+^^^^ wobei die 1 beliebige ganze positive oder negative Zahlen sein können. Wir liaben somit den Satz: „Die Derivation einer rationalen gebrochenen Function ist unendlich vieldeutig; ihr allgemeinster Aus- druck besteht aus der eindeutigen Derivation, zu der gewisse Functionen li als Abzweigungen linear mit ganzen Zahlencoefficienteu hinzutreten. Die Anzahl dieser Abzweigungen 11 ist ebenso gross, als die Anzahl der von einander verschiedenen Wurzeln des Neuners f{z)^. Hiebei wollen wir wieder davon absehen, dass nach Paragraph 4 , Capitel I, sowohl die als eindeutig angenommene Derivation, als auch nach Gleichung 118) die einzelnen Abzweigungen li ebenso vieldeutig sind, wie die Potenz — -. • 2"+' Wir wollen jetzt sehen, wie die in der vorigen Nummer gefundene Vieldeutigkeil der Derivation einer rationalen gebrochenen Function aus unseren ursprünglichen Detinitionsgleichungen folgt. Es sei wieder: dann ist nach 65^ A«) = M-i> ,['■)-«" i)" f(z) - -i f 1^ dt real « < 0 , a wobei nach der ursprünglichen Auffassung der Integrationsweg az keinen der Punkte o, umlaufen darf. Betrachtet man ^ aber als variabel, und lässt man demnach z etwa den Punkt r,, einmal im positiven Sinne umlaufen, so hat man jetzt einen Integrationsweg, der von a ausgeht, den Punkt c,, einmal im positiven Sinne Theorie ehr Derivationen. 105 umläuft uud dann in : endigt. Dieser Integrationsweg lässt sich aber, wie man leiclit sielit, auf deu vorigen Integrationsweg (/j zuriiekführeu, dem eine geschlossene Curve JC^ vorangeht, welche den Punkt c,, einmal im positiven Sinne umläuft und ,' nicht umschliesst. Es tritt also dann 7Aun obigen Ausdrucke noch hinzu p\ + "cn Da nun der Integrationsweg 7Cj eine geschlossene Curve ist und z ausserhalb derselben liegt, so ver- sehwindet das erste Integral; man hat somit In dieser letzten Darstellung ist die Function -^ {t—r,f'-{z—t)'"-' auf und innerhalb der geschlosse- nen Curve K^^ durchaus synectisch , und man erhält nach der bekannten Cauchy'sclicn Formel 4), da hier fx;, ganz und positiv ist, _ _2iK__ r ^mt-c,)n, '"' - r(p.,) Ti-n) [^ 'f (t) U— 0"+'J(,=c„, ' was mit 118) übereinstimmt, hier jedoch zunächst nur für real«<;0 bewiesen ist. Man braucht aber nur nach z zu differenziren. um zu sehen, dass diese Darstellung von /.',, für n + 1 gilt, wenn sie für n gilt; sie gilt daher allgemein. Man kommt somit vollständig auf das unter 118) gefundene Resultat zurück, woran sich der Satz 119) knüpft. Wir sehen also, dass sicii die Vieldeutigkeit der Derivation aucli aus den früher aufgestellten Definitions- gleicbungen ergibt, sobald man sich z nicht mehr als festen Punkt, sondern unbeschränkt variabel denkt. Wir werden diese Bemerkung dazu benützen, die Derivation einer algebraischen Function näher zu untersuchen. 6. Es sei f(z) eine s-werthige algebraische Function, deren Zweige die Wertbe /■,(s), f^i-)- ■ f,.{~)- -f^ji^) . . .f^{z). . .f,(z) iiaben; die Punkte c^,(■^,...c,, seien die Unendlichkeitspunkte mit den ganzen positiven Exponenten ^.(„y.,,. • .,«/, und die Punkte e^, e,,. . .s,, die Verzweigung.spunkte, die auch zugleich Unendlich- keitspnnktc (mit unganzen Exponenten) sein können. Die Verzweigungsschnitte ziehen wir von den Punkten e^, e^,.. .«/, sämmtlich nach dem Punkte « hin, und wenn die Variabele z einen solchen Verzweigungsschnitt überschreitet, so befindet sie sich jedesmal auf einem anderen Platte, dem ein ;inderer Zweig der Function f(z) zugehört. Wenn wir von dem Zweige fj.{z) ausgehen, also annehmen, c; befinde sicIi ursprüngiicli auf dem ^j-ten Blatte, so ist h" f u) = ^ f f" <''^ ^' , real « < 0. 1 20) a Umläuft nun : den Punkt c,, einmal im positiven Sinne, so soll sich dann .- auf dem q-i&n Blatte befinden, also f],{z) in f^{z) übergehen. Man kann dann den Integrationsweg ersetzen durch eine von a aus um e^ gehende Schlinge K, , die sich im j;;-ten Blatte befindet (und bei a nicht geschlossen ist), und einen darauf- folgenden Zug az, der dem ry-tcn Blatte angehört, aber nirgends einen Ausnahmepunkt von j\z) uudäult. Dann ist 196 Anton Krug, Umläuft in 120) .z den Punkt e^ zweimal im positiven Sinne, so soll es sich dann im r-ten Blatte befinden und f,.{z) der zugehörige Zweig der Function sein. Der Integrationsweg lässt sich dann ersetzen durch zwei Schlingen, die von a ausgehen und e^ je einmal im positiven Sinne umlaufen, wovon aber die erste Schlinge im 2)-icü Blatte, die zweite im q-ten Blatte ist, und eine darauff(dgcnile Strecke az, die sich im r-ten Blatte befindet. Man hat dann Umläuft jetzt z z. B. einen Unendlichkeitspunkt von ganzem positiven Exponenten, etwa den Punkt c/,, so bleibt es im r-ten Blatte, nnd zu den bisherigen Integrationen tritt noch eine um c,, gehende (geschlossene) Curve /C,, hinzu, welche der Strecke az vorangeht; dann ist also fr{()dt \\—n) ] iz—fy+' a Man übersieht augenblicklich, wie sich die Sache allgemein gestalten wird, wenn z beliebig viele Ver- zweiguugspunkte c und beliebig viele Unendlichkeitspuukte c in beliebiger Anordnung beliebig oft umläuft. Sind Ä,,4 beliebige ganze positive oder negative Zahlen und setzt man zur Abkürzung 121)! Kifi(^) + ''''i'.ifi{^)+ • ■ ■ +hJA^) = fi'iz) dlgemein so hat man allgemein (-«)Z:i- (0-0"+' r(-«)^l- (.^-/r+' r(-,0J(e-O" wobei angenommen ist, dass nach allen Umläufen z zuletzt auf dem ^)'-ten Blatte ist. Setzt man noch so kann man schreiben 123) ji>'7.(^)j = i)7(^-) + ^'+s und man bemerkt leicht, dass dann diese Gleichung nicht nur für realH-<0, sondern .auch für beliebige n gilt. Die singulären Punkte c und e der algebraischen Function f(z') sind hier stillschweigend alle im Endlichen liegend vorausgesetzt, so dass der Punkt ~ = oo für f{z) ein gewöhnlicher Punkt ist. Eine Umkreisung des unendlich fernen Punktes geschieht bekanntlich auf die Weise, dass man die Variabelc c auf der Peripherie eines hinreichend grossen Kreises, der alle singulären Punkte c und e einschliesst, einmal im entgegen- gesetzten Sinne herumführt. Macht nun in 120) c diese Bewegung, so bleibt es auf demselben Blatte, und die Wirkung ist dieselbe, als wenn es die einzelnen Punkte c und e jeden einmal im negativen Sinne umlaufen hätte, d.h. als wenn es die einzelnen Curven K,.^ und 7v> jede, auf demselben Blatte, im negativen Sinne durchlaufen hätte. Dadurch eriiält das Integral in 120) den Beitrag lioo + Soo, wo p _ 1 V f ut)dt . 1 V r fÄt)dt 0 « 0 * Tlieorie der Derivationen. 197 A'oo 1111(1 .S'oo siud also von derselbeu Art wie Tl iiud ,S' in 123). ^ = oo ist also aucli ein Verzweigungs- punkt der Devivation und die Art der Verzweigung ist schon in 123) mit enthalten. Die Sache ändert sich nicht wesentlich, wenn c = oo ein Uuendlichkeitspunkt oder Yerzwcigungspuukt der Function /'(:) ist; auch dann gilt die Gleiciiung 123) noch, wenn man bei der Bildung von R und N bloss die im Endlichen liegenden singulären Punkte berücksichtigt, weil eine Umkreisung von ^ = oo sich wieder zurückführen lässt auf Umläufe um die im Endlichen liegenden singulären Punkte. Nimmt man hiezu die Bemerkung, dass jeder gewöhnliche (und im Endlichen liegende) Punkt der Function f\z) wieder ein gewöhnlicher Punkt der Derivation ist, so hat man folgenden Satz: „Die Derivation einer algebraischen Function ist unendlich viel- deutig, ihre Verzweigungspunkfe sind die im Endlichen liegenden Pole und Verzweigungspunkte der alge- braischen Funefion, ausserdem noch ~ =a und z^oo. Das Verhalten in der Umgebung von a ist nach Gleichung 37) zu beurtheilen." Bezüglich des Ausdruckes R in 122) ist zu bemerken, dass sich derselbe im Allgemeinen durch eine Summe von Differenzialquoticnten ausdrücken lässt, ähnlich wie bei einer rationalen Function 7',. in 118). Was jedoch den Ausdruck .S' anbelangt, so lässt sich derselbe zwar nicht durch Differeuzialquotienten aus- drücken, wohl aber gelingt es häufig, ihn auf eine Summe von Derivationen zurückzuführen, deren untere Grenze (t und deren obere Grenzen die e^ sind. Dieser Fall tritt namentlich dann ein, wenn die algebraische Function eine solche ist, dass ihre logarithmische Ableitung rational ist. oder, was dasselbe ist, wenn die Quotienten der einzelnen Zweige /', {z), /^(s). . constant sind. Wir wollen jetzt kurz die Derivation solcher Functionen lietrachten, deren logarithmischc Ableitung rational und echt gebrochen ist und in keinem Punkte von höherer als der ersten Ordnung unendlich wird. Eine solche Function hat die wesentliche Eigenschaft, dass sie sich in der ganzen Zahlenebene durch ein endliches Product von der Form /'(;) = 1^ (^ — 9i^ '' darstellen lässt, wo die Exponenten p,, beliebig complexe Con- stanten sind und die Punkte (ju natürlich sämmtlich im Endlichen liegen; sie ist im Allgemeinen unendlich vielwerthig, die Quotienten der einzelnen Zweige sind aljer Constante. Wir schreiben unsere Function in der Form ' ^ ' {z—c^Y' {z—c^ Y<... {z—c^Yh {z—e^Y' {z—z^y^ . . . (£;— c,,)'"* ' wobei die /x ganze positive, die m dagegen beliebige complexe Zahlen sind. Dann .sind die Punkte c die Unendlichkeitspunkte mit ganzen positiven Exponenten (Pole), und die e die Verzvveigungspunkte. Auf diese Function sind genau die Betrachtungen des vorigen Paragraphen anwendbar und es gilt auch namentlich die Formel 123), nämlich ji)'7(^^)|=i)/;.'(^)+ß+-s-. liehufs Bildung der Ausdrücke /.' und .s' bemerke man, dass hier einfach ij;,,(^) = /l/,/'(c) und ^ .(^) ;= Ihf{z') ist, wo Äi, und /i,, gewisse Constanten sind, deren Werthe von der .\rt und Anzahl der Undäufe der Variabelen ~ um die Punkte r \nid c abiiiingen. Ferner sei f,,. (z) z^ e~-''''^f(z), wo p ebenfalls von diesen Umläufen abhängt, dann hnt man, diesen I'emerkungcn zufolge: r f{t)(H _ 2zrr y _A^ rOO r f{t){t-c,Y"{z-tr"-' , "i, (^-0"+' ~ ^(-,^) zl riiJin) 2in i {t-c,yH 199) Anto7i Krug, wobei die Caiicby'.sche Formel 4) angewendet wurde, und die Differentiation sich auf t bezielit, wofür nach Ausführung der Ditferentiatioii t =z c,, zu setzen ist. Ebenso hat man: _ 1 y C f(t)dt _ 2iK y B, r(w,) r fi() [t—e,)"ic {z—i)-~' wobei die Definitionsgleichung 29) angewendet wurde. Die Derivationen beziehen sich auf / und sind zwischen den Grenzen u und e,, zu nehmen, während z bei diesen Derivationen als constaut zu betrachten ist. Wir haben also h + 1 V ^* %^*'".-' fiM—e^) r(-'0^r'(m,),f^ (0-0"+' Weil die Diflferentialquotienten nur specielle Fälle der Derivationen sind, und man stets für ganze positive Indices setzen kann t —a so kann mau die vorletzte Gleichung etwas compendiijser schreiben, wenn man wieiler __J£L_ setzt, es ist nämlich dann m ! b' m I = .- b' m ^ ,^, ^^2"' '^ß^' Dadurch ist nun die Derivation einer solchen Function in Bezug auf ilire Vieldeutigkeit vollständig charakterisirt, und es wäre nocli iiinzuzufügen, dass ausser den Punkten )(2— c)''+" r(— «) («— cr+''i«+iJ v i i{,n+p+\){ii—c) /n + 2\ (^-g)' , \n+p + 2){a—cf ■ ■ ■ -er); welche unlcr der doppelten Voraussetzung gilt, dass mod (0— c)i San^ und negativ. Hiebei sind G^(z — c) und G^{z — c) Potenzreihen von z — c, deren Convergenzbereieh sich bis an den Punkt a ausdehnt. Liegt dagegen in 128) die untere Grenze a ausserhalb des Convergeuzbcreiehes von G(z — c), so lässt sich diese Derivation nach 61) in zwei Theile zerlegen, deren eine Thcil eine Derivatiou ist mit der unteren Grenze h, die man innerhalb dieses Couvergenzbereiches annehmen kann; dafür gelten dann die Formeln 12!)) und 129),, unmittelbar; der andere Theil ist aber ein bestimmtes Integral, das sich dann in der Umge- bung von c nach ganzen positiven steigenden Potenzen von z — c entwickeln liisst. Es bleibt also auch für diesen Fall das Resultat 129) und 129)„ formell bestehen, nur dehnt sich der Couvergeuzbereich von G^(z—c) und Ctj {z — c) nicht mehr bis er aus, sondern nur bis zu jenem Ausnahmepunkte von fXz), welclier dem Punkte c am nächsten liegt. Die Gleichungen 127), 129) und 120),, enthalten folgenden Satz: „Verhält sich eine Function f(z) in der Nähe Jes Punktes c so wie r~, so verhält sich deren Deri- l Uz c) valion in der Nähe dieses Punktes wie ^-- oder ^ — ^— r-, jenachdeni n + n keine ganze negative Zahl (s— c)-p+" {z—cy'+'' j 1 o o ist, oder eine solciie. p ist dabei vollständig willkürlich." Das ist die Verallgemeinerung des Eingangs erwähnten, die Differentialquotienten betreffenden Satzes. 9. Wir wenden uns nun noch zur Betrachtung der Derivation ganzer transscendenter Functionen. Dieselben sind bekanntlich durch immer convergente Potenzreilien darstellbar und auf sie können somit die Formeln 49) und 5y) ohne Weiteres angewandt werden. Man erhält dadurcii die beiden Entwicklungen ( -nVM- ^ 1 \f{z) t\z)z-a f'{z){z-ar n Ul\-)- iv_,„) (^_£iy4 „ „_1 1 -^ n—2 1.2 • • • -J lao)/ " K j \ j die i'ür jedes j und a gelten, weil beide Keilicn immer couvergircn. TJieorie der Derivationen. 201 Man liat also unmittelbar den Satz: „Die Derivation einer transscendenten ganzen Function ist demnach wieder eine tr;m';scendente gau/.e Function, dividirt durch (z—a)"." [Vgl. den Satz in Paragraph 1. dieses Capitels]. Vergleicht man die in 130) rechter Hand vorkommenden Eeihen, so hat man, indem man o, z, — n beziehungsweise durch h, v, n ersetzt, bei Anwendung von Summenzeichen folgende interessante Gleichung oo oo Zj w+Ä 1.2...A Zj w(« + l). . .(w+ZO ^ 0 0 welche (/"als transscendente ganze Function vorausgesetzt) für alle u, v und n besteht, ausgenommen, dass 71 eine ganze negative Zahl ist, wo beide Seiten unendlich werden. [Ist jedocli f keine ganze transscen- dente, sondern eine beliebige Function, so kann diese Gleichung 131) natürlich nur mehr für solche Werthe von u und v bestehen, dass beide Reihen gleichzeitig convergiren. Die Grösse n bleibt aber immer noch will- kürlich.! 10. Alle bisher betrachteten Functionen haben zu dem Ergebnisse geführt, dass die Derivation solcher Functionen ausser c = a und z = oo noch ebenso viele weitere Unstetigkeitspunkte besitzt, als die gegebene Function derer im Endlichen hat, und dass der allgemeinste Werth der Derivation sich aus der eindeutig genommenen Derivation (die für z ^z a und real«<:0 verschwindet) und gewissen zugehörigen Zweigen linear mit constanten Coefficienten zusammensetzt. Dieser Satz gilt nun allgemein für solche Functionen, die im Endlichen, nach der Bezeichnung des Paragraphen 4, Capitel I blos Unstetigkeiten erster Art besitzen, d. h. solche Unstetigkeitspunkte c, für welche sich eine Zahl p von der Beschaffenheit fixiren lässt, dass für alle Annäherungsrichtungen Lim[(<-c)''+Y(0](,=., = 0; Lim [(i-c>'-W)](,=., = «o. unter rj eine beliebig kleine positive Grösse verstanden. Denn man sieht leicht ein, dass in der Gleichung ?f^'^-fh)i zu Unstetigkeitspunkten der Derivation ausser z = a und s = oo eben nur die Unstetigkeitspunkte der Function f(t) Anla.ss geben, und dass der allgemeinste "Werth der Derivation gefunden wird, wenn man rechter Hand den Integrationsweg als eine beliebige Curve voraussetzt. Diese beliebige Curve lässt sich dann ersetzen durch die Strecke az, welche keine Unstetigkeitspunkte von f{t) durch- oder umläuft, der aber gewisse, in a beginnende und solche Unstetigkeitspunkte umlaufende Schlingen vorangelien. Diese Schlingen schliessen den Punkt ^ allemal aus, daher besteht der allgemeinste Werth der Derivation solcher Functionen aus der eindeutig genommeneu Derivation und einer Summe von Curvenintegralen, die in Bezug auf z (bis auf die Irrationalität e"-'"") durchaus eindeutig sind. Bei solchen Functionen können dann auch in a nur Unstetigkeiten erster Art auftreten und die Unstetig- keit der Derivation in a ist dann ein für allemal durch die Gleichung 37) characterisirt. Indem wir nun die Derivation solcher Functionen, die Unstetigkeitspunkte zweiter Art aufweisen, hier nicht mehr betrachten, gehen wir gleich zu Beispielen für das Bisherige über, wobei sich auch von selbst Anwendungen auf lineare Differentialgleichungen darbieten werden. Denkschriften der matbem.-naturw. Gl. LVU. Bd. 26 202 Anton Kru^^^)f = ,^_^^y^^z=^> 'y^^ zu welcher Differentialgleichung nach dem Vorhergehenden die Lösung 136) •26^ 204 Anton Krug, gehört. Zur bomogeuen Differentialgleichung 137) (n.^2)'0 + 2(« + 2)32+(« + l)(;! + 2)^ = O gehört demnach die Lösung 138) ^='{zi]y^^^J^=^^' "<"^ wo nur der Fall n — — 1 ausgeschlossen ist. In diesem Falle wird aber 135) selbst homogen, daher ist nach 136) hlefür 138«) ']> — c, arc tang z + c^ « = — 1. Ferner lässt sich aus 135) eine homogene Differentialgleichung dritter Ordnung bilden, und deren Lösung vollstäudio- anheben. Differenzirt man nämlich 135) einmal nach ~ und cliniinirt man hierauf die rechte Seite, so hat man, x f"'' 'f schreibend, ( (\+z^){z-a)'^ +[(3« + 8)^'-2«(«+3)0 + « + 2] f-^ 4- (« + 2) (3» + 7)c_(« + 3)al ^ ( +(h + 1)(«. + 2)^X = 0. Hieven lautet die Lösung '1 c c 140) >^ = '''-Z>"i-:^ + (^:j:^ + (~_Jv.+"<' auso-cnommen die Fälle n = — 1, 0, +1, 2, 3..., wo sich diese drei Particularlösungen auf blos zwei reduciren. Wir wollen nun auch diese drei Ausnahmsfälle erledigen. Im Falle « = — 1 reduciren sich von den drei Particularlösungen, die wir folgeweise mit -/i, /j «nd -/s bezeichnen wollen, x, und X3 auf Constanteu. Wir setzen demnach w = — 1— ^, also Dann ist Lim [4 J'''\ — arc tang z LJ 0 -1(5=0) eine neue Particularlösung, die wir statt Xz nehmen können. Jetzt können wir die drei Particularlösungen schreiben : " - 1 * 1 a a Drückt man diese Derivationen durch das bestimmte Integral 65) aus, nämlich dt l r dt _ '^ r dt _ 1 r dt - r(i+d)J (T+tW^^' ' ■''•' ~ i\i) J 1 + /' '' und bildet man Xi— r(l + o^) _ 1 r dt r(z—t)'-U d ~r{i+5)j i+t' [ s J' 80 erhält man durch Grenzübergang für 0 = 0 die neue Particularlösung l(z—t)dt .n +t' ' TJieorie der Derivationen. 20") die wir statt Xi nelmen. Wir haben somit die Lösung X = c, f \^lt + Cz arc taug ^+^3 « =— 1. 140«) a Etwas einfacher gestaltet sich die Sache für « =:0, 1, 2, . . .; in diesen Fällen wird in 140) /, linear abliängig von /.j und Xs- Bezeichnet v eine ganze positive Zahl oder auch Null, so setzen wir n =v— o und _ --,_5 1 ,_ -- „ 1 _ 1 _ ^ Drückt man diese Derivationen durch das Curvenintegral 29) aus, so hat man: _ r(v— 0 + 1) r (<— ^)^(^^ , _ r(v+i) r (l+<2)(<— 2)-'+" ^ ~ 2 in •{. (l+<'')(^— s)'+*' worin, wie gewöhnlich, der Integrationsweg K~ von « ausgehend um z eine Schlinge bildet, die die Punkte ± / ausschliesst. Bildet man nun r(v— a+1) , "/-i r(v+i) "^- _r(v-o+i) f rf< r(<— 0)''-i-| so erhält man daraus durch Grenzübergang für unendlich abnehmende ^ die neue Particularlösung r(v+i) r i{t—z)dt J 2/;r ./._(l + <^)(/-c)"+' die man statt x, nehmen kann; es lautet dann die vollständige Lösung von 139): l{f-z)dt ^ c^ ^ ^^_^_ j4(^js ^ ~ '''|_(l+<'^)(<— 2)-'+' (« + «?+' (S— 0"+' Somit erscheint die Differentialgleichung 139) unter allen Umständen gelöst. Genau dieselben Betrachtungen, die wir in diesem Paragraphe auf die Function r—-^ anwendeten, 1 lassen sich auch auf die Function -, — tt^ r- anwenden, wodurch man auch etwas allgemeinere Resultate (S_6)(2._c) erhält. 2. Die zweiwerthige algebraische Function deren Verzweigungspunkte « = ±1 sind, liefert bei einer einmaligen Umkreisung um den Punkt +1 im positiven Sinne (vergl. Paragraph 6 des vorigen Kapitels) und bei nochmaliger Umkreisung im selben Sinne 1 , 1 1 [• dt 1^ r dt D :^rzp-( - "^ ^ VT^:? "^ i'(-«)| ^ v/i=?^(2-0"+' i'(— "■)•!. ^^ s/\-t^ {z-ty+' = D'' +1 1 f v/l=? 206 Anton Krug, Zwei Umläufe uacli einander um den Punkt +1 geben demnafh dasselbe, wie kein Umlauf; und all- gemeiner, eine ungerade Anzahl von Umläufen um den Punkt +1 im selben Sinne hat die Wirkung eines einzigen Umlaufes, eine gerade Anzahl von solchen Umläufen hat dagegen gar keine Wirkung. Dasselbe gilt auch bezüglich des Punktes — 1. Soll daher von Umläufen um diese Punkte überhaupt die Rede sein, so muss deren Anzahl um jeden dieser Punkte eine ungerade sein, die wir = 1 annehmen können. Der all- gemeinste Weg, den die Variabele ^ beschreiben kann, besteht demnach aus aufeinanderfolgenden ein- maligen Umläufen abwechselnd um die Punkte +1 und —1. Hiebei sind aber zwei Fälle zu unterscheiden: Hört man mit Umkreisungen um den Punkt —1 auf, so ist f{z) — -\ , geworden und jeder Punkt ist gleich oft umlaufen worden. Daher ist ( 'n 1 ) 3, /.>> j_ I '^ { ^^^ L_r ^^ wo l eine beliebige ganze Zahl ist. Hört man dagegen mit Umkreisungen um den Punkt -f-1 auf, so ist t %, 1 I _ 'n 1 x+i r dt Ä__ r dt Zu untersuchen wäre noch, wie sich die Sache gestaltet, wenn man umgekehrt verfährt, d. h. zuerst den Punkt —1, dann den Punkt +1 u. s. f. umläuft; thut man dies aber, so kommt mau wieder auf diese beiden Formeln zurück, nur steht dann — A statt 1. Die beiden rechter Hand vorkommenden Curvenintegrale, die wir vorübergehend mit Jj^, und J^t bezeichnen wollen, sind Derivatiouen nach t zwischen den Grenzen a und ±1- Nämlich _ 1 (' dt _ 2iK H^"] r \ dt <= B r(-«)r(')" Vt + H^-ty^^' <2 und analog ist 1 C dt 2n '=:^-L J-^ = T^-r.: ■ /. .,. ^777= 7TT- D '' 141) 'X-«)-i-_.v/i-'■ 1 I- f)>- 1 , 2 f dt , 2^ r ^^ ly v/]_.M y \/\-:' IX-«) J v/i-f^(~_o«+' iX-")l \/i-t'(z-ty'+' Theorie der Derivationen. 207 wobei die Integrationen nach t nunmebr eindeutig zu nebmen sind. Für n z= — 1 bat man wieder ein bekanntes Resultat. Um eine lineare Diflerentialglcicbung für diese Derivation berzuleitcn, werden wir uns einer Methode bedienen, die auch im Folgenden fast ausschliesslich zur Geltung kommen wird. Handelt es sich nämlich allgemein darum, eine lineare Differentialgleichung mit ganzen rationalen Coefticienten für J)" f{z) aufzu- a stellen, so bilde man vorerst eine lineare homogene Differentialgleichung mit ganzem rationalen Coefficienten, welcher f{z) genügt, und derivire dann diese Differentialgleichung, wobei die Formeln 48), 62) und 64) zur Anwendung zu kommen haben, dann hat man unmittelbar die verlangte Differentialgleicliung für jf f(z). a Im vorliegenden Falle bat man also zuerst die Differentialgleichung für 1 \/l—z* zu bilden, dieselbe lautet (1_^»)^='1_^,^,^0 'dz oder (l_~»)w' — SOJ = 0. Derivirt man nun diese Differentialgleichung, so hat man unter Benützung von 48) (l—z'-)J)"'J—2nzj)"-''J—n(^i—\)j)"-'ui' a a a Z J)" OJ M J)"~ CO =: 0, a a wobei « und n beliebig sind. Weiter ist nach 62) : '' I 7-1"+' D -'=J9 1 1 (ji- I'(— «) v/l— a^(2— «)" + 1 D '^ =1) "'■ V{l—n) v/l— a«(^— «)" und durch Einführung dieser Wcrthe geht die derivirtc Differentialgleichung über in .2\ Ti"+' /O 1^ T^" 2 -Ti«-' ■'■ • V ■'■ ^' (l—z')jy^'u^—[2n+\)zJ)'\>-n^JJ-'^^ V{—n) (^— «)"+' Setzt man zur Abkürzung z a 1 so lautet also die Differentialgleichung 2 zu welcher, vermöge der Herlcitung, ? = i> »1-1 S/l—z" 142) 2'*8 Anton Krug, ein Integral ist. Daher ist auch ^=ir^! ein Integral derselben, was nach 141) nur möglich ist, wenn der Ausdruck +1 der homogenen Ditfercntialgleicliung "') (I-..,g-(2».»,2_,.,=0 genügt. Setzt man in 142) « = ±1, so erhält man dieselbe homogene Differentialgleichung 143), von dieser sind somit auch Particularlösungen. Diese drei Particularlösungen -^p, -1, und -^^ sind, wie es auch sein muss, nach Gl) von einander linear abhängig, wir können somit als vollständige Lösung von 143) die folgende nehmen : 144) -^ = (',2)"-' ^ '' ^* dann lautet aber die vollständige Lösung von 142) : Aus 142) lässt sich ferner ebenfalls durch nochmalige Differentiation eine homogene Differentialglei- chung dritter Ordnung bilden und vollständig lösen, nämlich, wenn man x statt y schreibt: Die Lösung hievon lautet + i ansgeuommen die Fälle « = ±1 oder « = 1, 2, 3 . . ., wo sich die drei Tarticularlösungen auf blos zwei reduciien. Im Falle a = + 1 nehmen wir vorerst 1 =„-1 1 V dt ^'-£ vTi^' y-^=D ^7^^; -/.=; t, s/i-z^' '■' r v^i-^*' '■'~J_yr=t^iz-tr' dann ist nach 61) _ /.'--i J 1 r (/^ _ 1 r dt ^' ^ ^,_,e* ixi-»)J v/ir:^(c-0''~''''"^'Xi-"\l \/i=:^(.-o" 1-5 1— S * ^ ' Theorie der Derivationen. 209 Bildet man nun Tj^rXi-Xi] ____J ^__ so hat mau offenbar eine neue Particularlösung, die wir statt ■/, nehmen; sie lautet, abgesehen von con stauten Factoren : _ 1 Somit hat man in diesem Falle statt 147): / = --LM-c,r)"-'-,i=-+-c3r^=ü « = +1. 147«) / (1_2)« 2-^ s/l-z"" \[^s/l—t^{z—tf ' Ist in 146) ci = — 1, so nehme mau +1 man findet dann nach derselben Methode aus .im I -. Lim [^^S^l L v5 J(5=o) die Particularlösung _ 1 so dass jetzt ist: 1 Ist endlich in 146) n eine ganze positive Zahl z=: v, so setze man und drücke die Derivationen durch das Curveniutegral 29) aus : _ r(v-^) [■ {t—z)^ dt . _ _ r(v)_ f * 2«'^ 1-^1— ^^(<-0)^' '^ 2in-^^s^\^fi{t—zy Bildet man dann den Ausdruck r(v-^) so gibt der Grenzübergang für . r fit dt und ebenso flir einen Ä-maligen Umlauf c Das letzte Integral ist aher eine Derivation, nämlich {^{t—cy{z-ty'+' - T{p) 2iK j^ {t—cy "n^E. (^— <)"+' ' somit ist schliesslich a {^-<^yy a 1^—'^)^ r(p) r(— «) sin?7;r ,f^ (^-0"+' Ist p ganz und positiv = Ä+1, so geht diese Gleichung in die unter 115) angegebene über. Als lineare Differentialgleichung erster Ordnung für diese Derivation hat man nach 113), welche Glei- chung auch für beliebige Ä gilt, V+i 1 i.n 1 (--'^)D'-'',-— v + '«+i')D" {z—cy ^■'y {z—cy~V{—n) (a—cy-\z—ay+' Setzt man (z—cy~^' so kann man dieselbe auch schreiben Daraus leitet man durch Differentiation leicht die homogene Differentialgleichung zweiter Ordnung ab: lg 7 ] 49) {z—a) {z—c) -^ + [{h+p + 1) (z—a) + ^h+ 1) (^— c)] ^ + («+ 1 ) (« +p) y = 0. Theorie der Derivationen. 211 Da hievon eine Particularlösung ist, so lautet nach 148) die vollstäudige Lösung y = c, 7)" .-i^ + c, '/)''"' 7 LxT ; 1 50) welche so lange allgemein gilt, als nicht « =: c. oder « und p gleichzeitig ganz und positiv sind. Ist f = a, so rauss veal » <: 1 sein, damit die Function — iiberhau))t zwischen den Grenzen a und ' ' -' ' {z—ay ' z derivirbar sei; dann verschwindet aber die zweite Particularlösung, weil die Grenzen der Derivation zusammenfallen und der Index p — 1 die Bedingung realQj — 1)<:0 erfüllt. Die Gleichung 150) liefert dann nur mehr die einzige Particularlösung 1 P(l— P) 1 ,/ -.N rx v,= T) z^ r- = ^T^ ^-7 N-:ir real(H— 1)<0 ^' Y {z—ay r{l—p—n) (z—ay+" ^^ ' der nunmehrigen Differentialgleichung deren vollständige Lösung bekanntlich ist: c,l(z — a) + c, ^ c ■= a. 150 a) Im Falle die beiden Grössen u und p gleichzeitig ganz und positiv sind, werden in 150) die beiden Par- ticularlösnngen gleich; nun sei « = v und ^ ==X + 1, wo A und v jede beliebige ganze positive Zahl (inclusive Nullj sein können, dann nehmen wir und benützen wieder das Curvenintegral 29), dann kommt: _ r(v— -]+i) [■ (t—zfdt _ r(v+i) r dt . ^' - 2Tk |,_ (7-^«)"'+' {t—zf-' ' ^* ~ 2i7: ■!.. (^— c)'-+' (^-2)-'+' ' und hieraus r(v— ^+1) ^t- r^,+i) n r(v-,}+i) [■ dt r(/_2)^-i-| ^ ~ 2/:r -(. (<— c)^+*(<— ä)''+'L 0 J' woraus durch Übergang zur Grenze für unendlich abnehmende ö die neue Particularlösung folgt, die wir statt f^ nehmen, r l(t—z)dt '^'-.l^{t—cf+\t—zy+' ' 80 dass jetzt statt 150; zu schreiben ist: C l{t-z)dt c, « = v ^ ~ ' -(.^ (*— c)^+* (<— 0)^+« ^ {z—cy+''+* p = -A + L 27* 212 Anton Krug, Schliesslich bemerken wir noch, dass unter allen Umständen (2!— C)^+" eine Particularlösimg von 149) ist; wir mlissen daraus anfeine lineare Beziehung zwischen X/ (2;_c)P' f^^ (2_i)»+i' (2;— C)? + '' schliessen. Dieselbe findet nun in der That statt und lautet r(i_2)) ^ (2;— cy r(— w) ,±; (2—0"+' r(i-M— p) (2—0)''+"' den Beweis hiefür überlassen wir jedoch dem Leser. 4. Eine ähnliche Function, wie die im vorigen Paragraphe behandelte, ist die folgende welche die Ausnahmepunkte 0 = 0 und 2^=1 hat. Der allgemeinste Werth der Derivation dieser Function ist nach Gleichung 124) 151)/ 1 . 227:£ 't]-«-' ^' \ - r(_;,)r(-2) ,t: (^-0"+" wenn die Variabele z den Punkt 2 = 0 A-mnl und den Punkt 2=1 Ä;-mal umläuft. Hiebei sind .1 und B zwei Constante, die nur von der Art und Anzahl dieser Umläufe, nicht aber von z abhängen, und auf deren genaueren expliciten Ausdruck es uns im Folgenden nicht ankommt. Wir wollen vielmehr sogleich zu einer linearen Differentialgleichung für diese Derivation schreiten. Die lineare Differentialgleichung für 01 = 2^(1— 2)« laufet, wenn man der Kürze wegen -j- =: co' setzt, 2(1 2)w'+[(_p + 5)2 -^iJüJ = 0. Derivirt man diese Differentialgleichung nach der im vorletzten Paragraphen gezeigten Methode, so kommt, wenn zur Abkürzung a gesetzt wird : 152) 2(1— 2)^ +[(p + ^-2;0^ + «-iJ]2 + «U^ + 'Z— «+1>^ = ]^^^^?;^; und dazu gehört vermöge der Herleitung die Particularlösung ^=2)"-* 2^ (1-2)^. Theorie der Derivationen. 213 Bevor wir aber diese Diiferentialgleiehnng mit Hilfe der Gleicliung 151) vollständig lösen, wollen wir statt der Constantcn p, q und )t drei andere Constanteu a, ß und 7 mittelst der Gleicliungen p + q~2n ^= — a. — ß — 1 « — p 1= 7 n{p + q — M+1) = — aß einfuhren. Daraus resultiren die beiden Werthesysteme w = a oder n ^= ß p = a— 7 p ■= ß— 7 2 = 7— ß—1 2 = y_a:_l^ die sieh von einander durch die Vertauschuug von a und ß unterscheiden. Man erhält aus 152) die beiden Differentialgleichungen mit den Particularlösungen beziehungsweise ^(') = jr)"-'2"-T(l_s)Y-fi-' 155) a ^(^^ jf~^ 2^-1(^1 -.zyi-'-K 156) a Diese Differentialgleichungen, sowie auch ihre zugehörigen Particularlösungen gehen in einander über, wenn man a mit ß vertauscht, sie sind also von einander eigentlich nicht wesentlich verschieden; doch wollen wir der Bequemlichkeit wegen beide Gleichungen neben einander beibehalten. Reducirt sich in den Ditferentialgleichungen 153) und 154) die rechte Seite auf Null, so möge linker Hand

0 sein, damit die Function z"-"i{l — 2:)if'-P~' überhaupt derivirbar ist. Dann ver- schwindet aber die mit B' multiplicirte Derivation und es bleibt : •^i't = J'2)°~'^=-T(l— 3)T-3-i ^ o'~jf~\^'"] real(«— 7-+-l)>0, 214 und ebenso ist Anton Krug, und ähnlich für a = 1 1 ,±1 («—0^ real(|3— 7 + l)>0, real(7— ß)>0, real (7 — «) > 0. Genau unter diesen Bedingungen für a, |3, 7 und a geht aber immer eine von den beiden Differentialglei- chungen (153) und 154) in die homogene Differentialgleichung 157) über, daher ist 0 real(/3— 7 + l)>0 real(7— ß)>0 real (7 — «) > 0. Da nun aber die Differentialgleichung 157) homogen ist, so kann man an Stelle der in tf<') und i//'^' vor- kommenden, zwar nicht ganz willkürlichen Constanten Ä', A" u. s. w. nunmehr willkürliche Constanten setzen, und somit lautet die Lösung von 157): ^ = C,i)"-'.»-T(l_.)T-P-.+c, 'i^~'j^. f = Cij)^'~'z^'-<{1— Z)T -'■-' + l 158)< = 1 /3— r o — Y ^ B D {z-tf (z—t)'' real (a — 7 + I) >0 real(|3— 7 -+-!)> 0 real (7 — ß) > 0 1 1 (=1 '^ '' Man sieht, dass hiemit alle möglichen Fälle erschöpft sind, da von den vier Zusatzbedingungen immer eine erfüllt sein muss; ja es sind sogar immer wenigstens zwei erfüllt, und das führt auf lineare Beziehungen zwischen den vorkommenden Derivationen, die man a posteriori verificiren kann, wenn man zu den betref- fenden Integraldarstellungen übergeht. Wir können indess diese Lösungen 158) auch noch in eine andere Form bringen. Setzt man z. B. real (1 — a)>0 voraus, so hat man durch Integraldarstellung V ^ ^ -r(i-«)J {z-ty dt, und wenn man jetzt rechter Hand t =: schreibt : Z M dt 1—z —idu substituirt, und dann wieder / statt u 2)"-'2'-T(l_2)T-ß-' u (1— m) (1— ^^-^--ß ^"t-'d—tf -r(i -«) J i^—' t) ^-a dt, Theorie der Derivationen. 215 oder 0 ' (1—«) 0 real (« — 7 + l)>0; real (1 — a)>-0. Ebenso findet man: real {ß—y + 1) > 0 ; real (1—13) > 0. Desgleichen ist: 1 (0-0' und mittelst der Substitution (■= — ; dt = =d« und wieder t für ;< geschrieben: H ir X; z Hl ^r -l -i; r(i— «)J (0-0^'"^+' ' oder "-' -— v(l_^,,T-ß-' = (_-l)T-«-ß-'lJi|_^^^l-T2)''"^23-'(l— ^)-' -3 1 ■ V- "/ 1 real (7— ß) > 0 ; real (1— a) > 0 ; und auf analoge Weise ergibt sich: ^3-'^,^-T(l_^)Y — ' =: (_1)T— P-. Efc^^el-T2)'-^^'-'(l-^)- real (7— «) > 0; real (1— ß) > 0. Wir haben somit die ersten vier Derivationen, die unter 158) vorkommen, durch ähnliche Derivationen ausgedrückt. Berechnet man zu diesen noch den einen Zweig nach 151) (denn der andere ist wieder Null), so hat man das neue Lösungssystem: ,159) ^ = (l-zy<-^-?^c,i'-'-' z-'{l-zf~^ +c, Z)-^ j^-^^^ real(l-«)>0 ? = (l-^~r'-PJ<^,i^"''~'^-P(l-^)'-'+'^/li~"^^I^! real(l-l3)>0 f=z^-^^c,p'-^z^^\l-zri^+c,'p- J^y+. ; real(l-ß)>0, welches jedoch vollständig unbrauchbar ist. wenn von den beiden Bedingungen real (1 — (x)>0 und real(l— ß) >0 etwa gar keine erfüllt ist, was Ja vorkommen kann. Wir suchen zu diesem Zwecke noch ein drittes Lösungssystem der homogencMi Dift'erentialgleichung 157"i auf, welches das System 159"! in Bezug auf die Giltigkeitsbedingungen ergänzt. 216 Anton Krug, Lässt mau in 151) die untere Grenze a nach oo convergiren, was nach 71) unter der Voraussetzung real (n—j) — q) > 0 für jedes £ gestattet ist, so erhält man ein Resultat von der Form ( = 1 und nun wollen wir zeigen, dass zwischen den drei Derivationeu rechter Hand eine lineare Beziehung besteht. In der That ist für einen unendlich grossen um den Nullpunkt beschriebenen Kreis Q als Integrationsweg r(«+i) r^(i— /)9 , ,^ ,, . ^ weil jedes Element des Integranden unter der gemachten Voraussetzung real(w — ^; — 5)>0 verschwindet. Nun lässt sich aber dieser Integrationsweg ß ersetzen durch die drei Schlingen ii], L'^ und Q,, welche auf demselben Blatte liegen, daher ist auch r(w+i) Ct»a-t)^ r(:n+i) Ctpji-ty r{n+i) f t^{i-ty _ ' Z Q 1 und durch Derivationen ausgedrückt erhält man leicht mit Hinzusetzung des Factors v{n+iy als die verlangte lineare Beziehung. Setzt man nun in 153) und 155) real|3:>0, desgleichen in 154) und 156) real a > 0 voraus, und lässt man a nach oo convergiren, so werden die beiden Differentialgleichungen homogen und mit 157) identisch; die Lösungen lauten daher y=:c,2)'-'.'-r(l_.).-;^-'+c, X)^— '^\;^ ^e,D'-<-±— . realß>0 ) y = c.i)'-'.3-r(l_.)T-^-. +c, 'b'-'-' ^^^f^ + ^-s'S-^T^ real«>0. oo r = oo y^ ^) ,= oo ^^ '') Die drei Particularlösungen reduciren sich wegen 160) auf blos zwei. Dieses System 161) ergänzt das unter 159) angegebene. Auch das System 161) lässt sich umformen. Setzt man nämlich realM<0 voraus, 80 hat man durch Integraldarstellung 1 Wi'(l— <)? n ^(1 ^)-r(_^)J(^_,)n+.^^ oo 1 U 1 Z und hier gibt die Substitution t = z -.dt^i z ^ du, wenn man wieder t statt u schreibt, z — H (z — uy ' gHq+n)T ' tJil—t^Pdt TfzJ'{\—z)i=z—, r5;?-"(l— 2)?-" ,. .' ^, wofür auch geschrieben werden kann 162) jfzP{\—z)i=: e'-(2+")-. Ü^;p^Z:^.2P-»(l_^)7-'. jf+'-''z^{\—zy oo ' ( '*) oo real (« — p — j) > 0 ; real w < 0. Theorie der Derivationen. 217 Mit Hilfe dieser Gleichung transformirt man leicht 161) um, und erhält real(l— a)>0 y = Z^ -T(1_^)T— 3 ) c, JT)-' .^T — . (l-^)P-T +C, ']^'-^ g^^' + C, 'b'-'-' 163) real(l— j3)>0. J Die drei Particularlösungen reduciren sich wieder vermöge 160) auf blos zwei, und in Bezug auf die Zusatzbedingungen ergänzen sich die beiden Systeme 161) und 163). So verlockend es ist, jetzt zur liypergeometrisciien Reihe F{a, ß, 7, z) überzugehen, und deren Theorie mit den Derivationen zu verbinden, so soll es hier doch unterbleiben, weil es zu weit führen würde. Für die Ditferentialgleichungen 153) und 154) lauten jetzt die vollständigen Lösungen: ^(')=2)'"'s"-T(l_2)T-f-'H-^ j ■ 164) worin für f die Werthe aus 158), 159), 161) oder 163) zu nehmen sind, je nachdem in 153) und 154) die Grössen «, /3 und 7 der einen oder der andern Bedingung genügen. Noch wäre zu erwähnen, dass man aus 153) oder 154) durch nochmalige Differentiation zwei homogene Differentialgleichungen dritter Ordnung bilden und ihre Lösungen vollständig augeben kann; die Ausführung mag aber übergangen werden. Um ein Beispiel für die Derivation ganzer transscendenter Functionen zu haben, betrachten wir die ein- fachen Fälle f{z) = cos z und f{z) ■=. sin z. Hiefür geben die Entwicklungen 130), wenn man der Einfachheit wegen « =: 0 annimmt, /)" cos z = — ~, r — UAz) = — -7 r-— \U,{z) cos z -4- U.(z) sin z] ' n 11 11 Jfsmz— — — ^ • — UJz) = — =7 r • — [UJz)s.\x\z— U (z) cos z]. ,, r( — n) z" *^ ^ r( — n) z" ^ ^^ ■' *^ -' Die Functionen U sind durch folgende Gleichungen definirt: 165) n n(l—n){2—n) m(1— »)(2— n)(8— «)(4— ») . . , z z^ *'^'^> - n{l—n)~ n{l—n){2—n){3—n)'^ " " ' ^, , - 1 1 z^ 1 z» 166) U,{z) n n—2 1.2 n— 4 1.2.3.4 l z 1 z^ 1 ■«—11 M— 3 1.2.8 n— 5 1.2.3.4.5 " ■' Denkschriften der laathem.-aaturw. Gl. LVII. Bd. 28 218 Antoti Krug ^ Obwohl diese Functionen U für ganze positive n unendlich und unstetig werden, so sind die Deriva- tionen 165) für alle ^ und ii doch endlich und stetig, weil bei ihnen der Factor ■= auftritt, der für die r( — n) genannten Werthe von n verschwindet. Die U, als Functionen von z betrachtet, haben bemerkenswerthe Eigenschaften, von denen einige hier Platz finden mögen. Zunächst folgt aus 165) H57) U^{z) cos z+U^ (z) sin z = L\ (z) f/j (z) sin z — U^ (z) cos z = U^ (z), und hieraus ziehen wir die Gleichungen ü^ (z) cos z-h U^ {z) sin z z= U^ (z) üj {z) sin z — U^ (z) cos z = U^iz), welche zusammengefasst lauten: Vermöge dieser letzten Gleichung ist stets 1 69) U\{z) + U\{z) = ül(z) + lJ\{z\ Führt man drei Hilfsgrössen p, a, •/ ein, so kann man hiefür schreiben TJ^{z) =: p sin « — f-sC^^ =: p sin 7 ■ — U^{z) ■= p cos a V^{z) -zzz p cos 7. Dabei werden p, « und 7 natürlich gewisse Functionen von z und n sein. Macht man diese Substitu- tionen in 167\ so wird a-=zz — 7 und die beiden Gleichungen 107) lassen sich ersetzen durch 170) *^'i(^): t'il^)^ ^h^'^)'- U^{z)-=z smiz — 'j): — cos (0 — 7): — sin 7: cos 7. Setzt man in 167) z =: — - — n und z =: hn , so wird Für sich betrachtet, sind die U nicht periodisch, doch lassen sich leicht Quotienten bilden, die perio- disch sind. Solche Quotienten bildet man am leichtesten aus 170), wenn man 7 eliminirt. So ist z. B. U,{,z)U,(z)+U,{z).U,{z) _ U,(z)V,{z)+U,{z).U,{z) _ V^,{z)~Ul{z) _ ^ U\{z)+-U\{z) - U,{z) U,{z)+U,{z).U,(,z)-l\{z) U,{z)-U,{z).U,{z)-^''^ U,{z) U,{z)-U,{z).l\{2)_ Ul^,)-Vl(^) _ U,{z)U^{z)+lJ,(z).ü,{z) U\{z) + TP,{z) U, (z) U,{z) + l\{z).U,(z) - - ü,(z) ü,{z)+ U,{z). U,{z) _ü,{z)-U,{^) _ lJ^^z)+lJ,{z) _ ^^^^ ^ cos^; -U^{z) + U,{z) U, (z) +V^(z)- ^2 m^)+Ud^) _ V,{z)+V,{z) _ /^ zx — l\{z)+ U^{z) - V,{z)— lJ^{z) - ''' ^U ^ 2/ Theorie der Derivationen. 219 u. dergl. Aus 167) findet man auch [Ül{z)-Ul{z)\ cos2.~+2 U,{^ü,{z) sm2 z = Ul{z)-Ul{z) [ lTi{z)— U-\{z)\ sin 2z— 2 ü^{z) U,{z) cos 2z = 2 U^{z) U^{z). Ersetzt man hierin z durch -=r , so hat man zwei Gleichungen, deren Bau mit denen in 167) vollständig annlog ist. Wir schliessen daraus, dass alle aus 167) abgeleiteten Relationen neue giltige Relationen liefern, wenn m:in darin U,{z)- U,(z)- V,{z)- ü,(z), folgeweise durch 'o "'Q'^^Q' '"'(iM)-' "iQ-'-'Q-- ^^-.(D^.d) ersetzt. Differeuzirt man die Gleichungen 167) nach z, so kommt U'^ (2) cos z + U{(z) sin z — U[{z) + V^ (2) . V'^iz) sin z— Vl{z) cos z = U^iz)— U^ (2) , 8 82 wobei der Kürze wegen U' für - U gesetzt wurde. Ebeuso findet man: U'^{z) cos z + U^(z) sin z = ü!^{z) + U^{z) ü[ (z) sin z—U^ {z) cosz= U', (z) — U^ (z) . Wir schliessen hieraus ähnlich, dass alle aus 167) abgeleiteten Relationen bestehen bleiben, wenn man darin folgeweise durch oder auch durch U,{z)- U,(zy, U,(z); U,{z) Ul(z)+U,{zy, Ui(z)-U,{z); üi(z); ^z), ü[{zy, uiizy, u!iz)+u,{zy ui{z)-u,{z) ersetzt. Alle diese Gleichungen gelten für jedes n. Die Functionen U genügen auch einfachen Differentialgleichungen. Um dieselben zu erhnlten, multipli- ciren wir die Gleichungen 166) sämmtlich mit z-" und dift'ereuzircn einmal nach z, dann wird z U[ (0) — « L\ {z) +zU^{z)+l—0 zU',{z)-nU^{z)-zU,{z) =0 z U'^(z) —n ü^iz) + cosz =0 z VI {z) —n U^(z) + sin 2 = 0. Setzt man die sich aus den letzten beiden Gleichungen für cos ^ und n'mz ergebenden Werthe in die beiden Gleichungen 167), so erhält man daraus U,(z) = n [ Uliz) + UKzTi-z [ U,(z) U^ + U,(z) Ui(z)] , was man auch schreiben kann 8 \Uliz)+Ul(z)-]_ 2U,(z) ,2«+l 3 \Uliz)+Ul(z)l_ zl z"' \~ 28* 220 Anton Krug , Diese Gleichung lässt sich iutegriren, wenn mau rechter Hand für l\{z) die Reihenentwicklung aus 166) nimmt; man erhält dann, indem man linker Hand noch die Relation 169) herilcksichtigt, n' n{l—n){2—n)n—\ «(1— «)(2— «)(3— «)(4— ?0 «— 2 '" Weitere Entwicklungen dieser Art mögen unterbleiben, vielmehr wollen wir jetzt die Functionalglei- chungen aufstellen, denen die U als Functionen von n betrachtet, geniigen. Man gelangt zu denselben, wenn man die beiden Differentialgleichungen 'e' rf*cos0 _ d}s\xiz + cos 3 = 0; — —T. — l-sm0=:O dz^ ' dz'' derivirt, und man erhält zunächst ^„t^'cosz '„ , 'd^&wz ' . Nach 64) ist aber '„d^cosz '„+3 ' 1 1 'd'^smz '^^ . 1 1 Somit lauten die derivirten Diiferentialgleichungen: f)"+' cos 2 + jf cos z = -~\ ■ \, ; 7)"+' sin ^ + D" sin 0 = -J— • J- . Schreibt man jetzt der Deutlichkeit wegen U{z,n) für U{z), so geben diese Dififerentialgleichungen in Verbindung mit 165) (tt+l)(w + 2) U^{z,tl + 2) + z'U^{z,n) = n+l j^j^ , (w+1) e« + 2) U,iz, n + 2)+z' U,{z, n) =-z (•w+l)(w+2) U^{z, w-t-2) + 0* ü^{z, n) =: (w+l)cos z — ^sin z (■«+ 1) (n + 2) U^ {z, n + 2) + z^ U^ (z. n) — (n+ 1) sin 0 + 2 cos z. Quadrirt man diese vier Gleichungen, und zieht die Summe der beiden letzten von der Summe der bei- den ersten ab, so erhält man unter Berücksichtigung der für alle « geltenden Formel 169) U^{z,n) U^(z,n + 2)+ U^{z,n)U^{z,n + 2)= U^{z,n)U^(^z,n + 2)+V,(^z,n)U,{z,7i + 2)- diese Gleichung ist ein specieller Fall der folgenden allgemein giltigen Gleichung: U,{z,n) U,{z,n')+ U,(z,n) U,(z,n') = U,{z,n) U,{z,n')+ U,{z,n) U,{z,n'). Um dieFunctionalgleichungen 171) vollständig zu lösen, genügt es, die Lösung der folgenden zu kennen: (« + l)(« + 2)F(H + 2)+0H'(«) = ü. Setzt man V{7i) = i^z''.W{n), so lautet diese Functionalgleichuug einfach : [n-it-V,{n + 2)W(n + 2)—W{n). Dividirt man dieselbe durch («+i)(«+2)r(— ^i— 2) = r(— «), so hat man ferner: W{n-^2) _ W{n) T(—n—2) ~r(— w)" Theorie der Derivationen. 221 Setzt man diesen Quotienten =w{n), so ist w{n) eine periodische Function mit der Periode 2, denn w (m + 2 ) =: M' ( n) ; daher ist W{n)=:w(n)T{~n), und schliesslich V{n) — w («) i" 0" 1' ( — « )• 172) Die periodische Function w(ii) ist im Übrigen vollständig willkürlich. Jetzt sind die Lösungen von 171) beziehungsweise ü, (e, n) -+- V{n) ; f/, i;^, n) + V{h) ; C/3 (z, h) + V{h) ; U^ (2, «) + F(n), wo die U durch 166) und V durch 172) gegeben ist. 6. Ein Beispiel für eine transscendente gebrochene Function ist: sin 3 Dieselbe besitzt unendlich viele Unendlichkeitspunkte 0, ?:. 2-, ...— ;r, —2;;,... und ist sonst durchwegs eindeutig. Ein einmaliger Umlauf im positiven Sinne um t = [kr., wu ^ eine beliebige positive oder negative ganze Zahl oder auch Null ist. liefert 1 ) ^n 1 1 r dt ) TT ^^ = IT -^^ + i J-^ ein o- l -*-^ «in y Nun ist J sin^i -^ sine r(— «)•[ m\t{z—tY+^ " " " ji n -t 8in<(2— 0"+' "^ 2«;r-' sin« (<— /x/r) " L sin< (2— <)"+' J(,= , 2i;r ~^ ^)''-(3_^^)"+' 5 somit ist I -'-' Gin o- l -*-' Gm '> Allgemein ist daher sin z \ ^ sin z r( — w) (z — (X7t)"+' 1 i -«1 2i. v,,_„^iv^, 173) I -^ sin 3 j -^ sin s r(— «) z!j (>—M ?:)"+' ' wo die \ gewisse, von der Art der Umläufe abhängige Zahlen sind. Wegen dieses allgemeinsten Werthes kann daher von einer linearen Difl'erentialgleichung mit eindeu tigen Coefticienten, der diese Derivation genügen würde, keine Rede sein, weil eine solche Differential- gleichung unendlich viele linear von einander unabhängige Particularlösungen haben müsste. Anders ist es bei der Function wo f eine beliebige complexe Zahl bedeutet. Diese Function hat im Endlichen blos den Ausnahmepunkt <=;0, und ist unendlich vieldeutig. Für einen einmaligen Umlauf um den Nullpunkt im positiven Sinne hat man e~'dt \D\,\-<^ '-'^Jf ^, + Y{~n)iy(z-tY^^ 222 Änton Krug, Hiebei ist für das letzte Curvenintegral wo sich die Derivation uatürlicli auf t bezieht; man hat also und für einen /j-maligen Umlauf: 174) ji.g[ = .-.,,.i.cv,,^^:",,,,S^.,-«'-...'ir- '- Um hievon eine Anwendung zu zeigen, gehen wir aus von der Diiferentialgleichung zu der das Integral ~ z' gehört. Wir deriviren diese Differentialgleichung und erhalten ad a a Für die zwei ersten Glieder hat man nach 62) -k-'t^- 7."+' «"^g'" ^ dz~^ '^ r(-«)(2— «)"+' B dz~^'^ r(l— «)(2— a)"' demnach wird die derivirte Differentialgleichung zu worin die untere Grenze a willkürlich ist. Zu dieser Differentialgleichung, die wir in der Form schreiben wollen, gehört vermöge ihrer Herleitung das Integral 2 , • , p ^.f oder auch nach 174) B z'' V{\—n)V(p)smpT: f{ (■2'— 0" Daraus kann man aber nicht schliesseu, dass die letzte, nach t zu nehmende Derivation für sich allein der homogenen Differentialgleichung genügt, aus dem einfachen Grunde, weil die erste Derivation wegen des Theorie der Derivationen. 223 Factors g-^''»/"' nicht inelir für sich allein der vollständigen Differentialgleichung genügt. Lässt man aber in 175) die bisher willkürliche Grösse a nach +00 convergiren, so wird daraus die homogene Differential- gleichung ~ ^ + ip + n+z)^^ + n-p = 0 176) und dieser genügt sowohl 00 als auch Daher ist zunächst die vollständige Lösung von 176) ; 00 (= 00 ^ •' und nun lässt sich auch die vollständige Lösung von 175) angeben, nämlich : Ist real(l — p)->'0, so lässt sich von 176) auch noch eine andere Particularlösung angeben, man kann dann nämlich in 175) n ^ <» nehmen, um diese Differentialgleichung in eine homogene zu überführen; es ist also auch ^.= if~'~ real(l-;,)>0 0 * eine Particularlösung von 176). Nach 177) schliessen wir hieraus auf eine lineare Beziehung zwischen den drei Derivationen 00 1= 00 ^ und diese lautet : B ~.-y^^,^-^D^^^. = D -, real(l-^)>0, und lässt sich sehr leicht verificiren. Es möge auch erwähnt werden, dass sich, wie Weiler gezeigt hat (Crelle's Journal ',A\ mittelst pas- sender Substitutionen die folgende allgemeine Differentialgleichung (;'. + 3j2)^,-+(Pi+?i-)-,^ +(Po + ?o2)f = 0 stets auf die einfachere 176) zurückführen lässt. Ferner lässt sich aus 175) durch nochmalige Differentiation eine Differentialgleichung dritter Ordnung bilden und vollständig integriren, nämlich, wenn mau ■/ statt y schreibt, >179) d-i ' [(2w-|-2)^+(jö4-« — a)(« + l)j '■ -i-m(«-4-1V/ = 0; 224 Änfon Krug, und ihre Integralgleichung ist: a OO *' (=00^/ ausgenommen, n ist eine ganze positive Zahl, oder a ^ 0. Ist n eine ganze positive Zahl = v, so findet sich nach derselben Methode, wie sie schon früher angewandt wurde, i'e-'l{t—z)dt ',-ie-' '=^-1 e-' 180«) X^^'.J^ 4_,)V + ^»D .T + ^3^£ (5=^; und um den Fall » = 0 zu erledigen, schreiben wir vorerst statt 180) zP -^ Z^ ^ ZP ^ 0 ■^ CO was wir wegen der oben erwähnten linearen Hcziehung unter der Voraussetzung realfl— ^)>0 dürfen. Wird a = 0, so werden die ersten beiden Particularlösungen einander gleich; wir bilden daher aus ihnen die neue Particularlösung was im Wesentlichen darauf hinauskommt, den Differentialquotienten der Derivation nach der unteren Grenze zu bestimmen. Das ist nun sehr einfach, und man hat allgemein nach 61) 18^) ^ D n^) - - r(_,,) (^z:ä)"^< ' wenn die Grösse a in f[z) nicht als Parameter vorkommt. In unserem Falle ist also, abgesehen von einer Constanten, und die vollständige Lösung lautet ZP 3 -^ 2? ' oo unter der Bedingung real(l — ^) > 0. Man kann diese Bedingung nun auch wegschaffen, wenn man für die zweite Particularlösung wieder mittelst der linearen Beziehung die früheren beiden einführt, nämlich: /. 2 , />—' 1 = 0 p—t 1806) X = ,^ + c, D"-' ^ + c. D'-' ^ « - 0. oo t = oo ^ ' Die Lösungen von 179) sind hiemit für alle Fälle durchgeführt. 7. Behufs nachheriger Anwendung betrachten wir noch die Derivationen der beiden Functionen sin \/z . cos\/z f{z) = — ^ ; f{z) = ;- • Für die erste Function genügt die Bemerkung, dass dieselbe durchgängig endlich, stetig und eindeutig ist, also wird auch ihre Derivation nirgends im Endlichen einen Ausnahmepunkt haben, also 182) Ü-^Ui-^'^V'^- v^^ (~r v'^ Theorie der Derivationen. 225 Anders ist es bei der zweiten l'unetiou, welche zweiwerthig ist und für : =; 0 uuen . /- ( — x> , /- ~'^V . /- ' wo sich die erste Gleichnng auf eine gerade, die zweite auf eine ungerade Anzahl von Umläufen von z um den Nullpunkt bezieht. Wir gehen nun aus von der Diiferentialgleichung d^0; so liefert der Grenzübergang zu « = 00 ebenfalls die homogene Dif- ferentialgleichung 185); zu derselben gehört somit auch die Particularlösung 'nCOS\/z . . _ . 'Pi = Z) — r=~ ^^^^ (**+ 1) > ^• Ist w =; V eine ganze positive Zahl, so werden diese beiden Particularlösuiigen gleich, und man hat dann statt ihrer zu nehmen: .Qr.^ , Ccos\/t.l{t—z) j, '.coss/z 186) "P = c, — 7^ ^ — '^f + CiD 7=- n — v, '■Wt-it-zy^^ '^ s/z wobei K, eine vom Nullpunkt ausgehende um z gelegte Schlinge ist. Die Lösung von 184) lautet: iß7N '„coa\/z '>,cos\/z "«coss/s; 187) ? = D r^ + '^xD h- + CiI) 7^- reai(« + l)>0. Ist in 184) n eine ganze positive Zahl =v, so übergeht diese Differentialgleichung in die homogene 185), zu der dann das Lösungssystem 186) gehört. Nehmen wir in der obigen Differentialgleichung sinv/z so fuhrt das auf die Differentialgleichung lOQ. . d*x ,A ,-\'^X 2cos\/a 4v/rtsins/a dz* ^ ^ dz ^ V(—n){z—a)"+' r(— 1_„) (^_a)«+2 ' und zu dieser gehört die Lösung: 'sins/z x = D , /- + "P' Theorie der Derivationen. 227 worin flu- -^i die angegebenen Ausdrücke zu setzen sind. Lässt man auch in 188) a-=zoo werden, während real(«+l)>0 vorausgesetzt wird, so erhält man ebenfalls die homogene Ditferentialgleichung 185), und zu dieser gehört somit auch die Partlcularlösung ^3 = ^)"?^^ real(«+l)>0. Wir schliessen daraus, dass zwischen i|/, , -^i^ und -^3 eine lineare Beziehung von der Form ±nf^OS\/z 'nCOSS/z 'nS'ms/z w ,^ ^ c^D 7=-+<^%D 7=-+'^3j) 7=- = 0 real(«+l)>0 besteht, deren Aufsuchung und Verificirung dem Leser überlassen bleiben möge. Wir haben zu der Differentialgleichung 185) 4.^-^(4.+6)^ + ^ = 0 das allgemein giltige Particularintegral gefunden. Es sei nun /; eine ganze positive Zahl oder auch Null, so setzen wir , 1 n=-h-^, dann kommt: icosy/z _ 1 rcoss/t 4_i ,190) ^. = i)- i ^^ = ^i— r.^ iz-if-i ät. Substituirt man weiter so erhält man Setzt man nun noch so wird schliesslich: !■(*+-;).' V' ,.(„+i)i dx^ dx ^ '■' __ rcoVi (:,2_^)A-.i ,u = ^"^^ [cos {xt) {1-t^ff^dt, ' ^^^^ wobei im Integrale statt t...x^t^ substituirt wurde. Die Ditferentialgleichung 191) ist die Bessel'sche Differentialgleichung, und ein particuläres Integral derselben ist die Bessel'sche Function von der Ordnung /;; nämlich y = 2*v/i7j-W(a;), 29* 228 Anton Krug, Theorie der Derivationen. so (lass für J^''\x) die bekannte Darstellung resultirt: JWte') = 2.a;* r -. ,^ 0,2*—' (^^ = 1.3.5..('2'a-1).J'^"^ ^^^) • (1-'*)'-^ ^* ' und anderseits findet sich, wenn man die vorigen Substitutionen in umgekehrter Anordnung anwendet, 192) j,.,(v'r) = ^^.i,-'-ä52iV£. Durch Differentiation nach z leitet man hieraus ohne Mühe die bekannte Beziehung dx ^ ab. Die rechte Seite der Gleichung 192) hat auch bei beliebigem coniplexen /( einen Sinn, und es kann daher diese Gleichung zur Definition der verallgemeinerten Bessel'schen Function dienen. Für diese folgt dann vermöge der III. Fuudamentaleigenschaft der Derivation: 193) 2" X)" {z '^ JC'' (\/^)] = ^''T" J(*-") (\/^) real (Ä + 1) > 0, 0 worin n ganz beliebig ist. Unter der Voraussetzung real n < 0 lässt sich die Derivation durch das bestimmte Integral darstellen; es wird dann _2;^ pjW(v/ö J-" .- real(Ä + l)>0 r i-n) J (z-ff^^ dt-z2 j J (^ V ^ ) real « < 0. Lässt man t^ an die Stelle von t, und z^ an die Stelle von z treten, so erhält man daraus die Integral- formel : 194) h"^'J"'Ht)^^_ri-n).z'-'' real(Ä + l)>0 ^ .] {z^-ty^> '' - 2-' -^ ^'> realn<0. 229 UNTERSUCHUNGEN ÜBER ONTOGENIE UND PHYLOGENIE DER PFLANZEN AUF PALÄONTOLOGISCHEE GEUNDLAGE VON Pkof. Dr. CONSTANTIN Feeiheebn von ETTINGSHAUSEN, c. m. ic. akad. UND Prof. FRANZ KRASAN. (SlC-it 1 'Saliin in SJtal in fett C{3i4i. pubescens) im südlichen Europa in den Niederungen mit 14 — 17° C mitt- lerer Jahrestemperatur häufig genug vor. Nur in einzelnen Formelemenfen war Q. sessiliflora im Eoeiin im hohen Norden gleichsam vorbereitet; es bedurfte aber einer immensen Zeitdauer, bis diese anfangs au ver- schiedenen heterotypischen Individuen lebenden und kaum durch eine geregelte Erblichkeit festgehaltenen Formelemente sich in einem oder einigen Lidividuen vereinigten und fähig wurden, durch Vererbung auf die Nachwelt übertragen zu werden. Gerade in der Vererbliclikeit der Charaktere spielt die Zeit eine Hauptrolle. Dieser Factor, den wir den hereditären nennen, ist aber unter gewissen Umständen nicht mächtig genug, den Einflnss des Klimas und der örtlichen Verhältnisse überhaupt aufzuheben. Wir sehen das seiir deutlich an Q. nessiliflom, resp. Q. pubescens, wenn diese bei 47° nördl. Hr. vom tief- gründigen Boden mit lehmigem Untergrunde auf compacten sonnigen Kalkfels übertritt, wie bei Gösting und S. Gotthard nördlich von Graz. Dort gedeiht Q. pubescens, aber im Dickicht; im Schatten des dichten Gestrüpps ist diese „Eichenform" kaum von der gewöhnlichen kahlen Q. sessiliflora zu unterscheiden; man sieht wohl an den Blättern und einjährigen Sprossachsen einen Anflug von Behaarung, allein im Übrigen zeigen sich genau dieselben Blattgestalten, wie wir sie an der typischen Q. sessiliflora in der Umgebung sehen. Dort aber, wo sich der Pflanzenwuclis lichtet, wo kahler, im Sommer frei den Sonnenstrahlen ausgesetzter Kalkfels hervor- tritt, nimmt die Eiche einen anderen Charakter an. Blätter und Zweige sind dicht filzig behaart und einzelne Sträucher werden sichtbar, an denen das unzweifelhafte Formele.ment der südeuropäischen Q. fruticosa Brot, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Man blicke auf Fig. 24, 25 unserer Taf. 11. Möchte man den Zweig nicht der genannten Art zuschreiben, wenn derselbe einer Eiche aus Portugal entnommen worden wäre? Und solche kann man ja in Herbarien sehen. Eine Vergieichung mit Herbarexemidaren ergab keinen Unterschied im Blatte. Man kann z. B. die Blattformen Taf. H, Fig. 18—20, obschon sie der portugiesischen escens als massgebend für die Phylogenie der Spccies erkannt haben. Die Formelemente der Q. aqua- tica und Q. elUptica greifen aber unzweifelhaft mehrseitig in den Typeukreis der Q. vireiis ein, wo das Keil- blatt ebenso gut ein integrirendes Glied der verzweigten Gestaltenreihe ist wie bei den Urahnen der Q. Laharpi und deren Descendenten. Diese Anzeichen sprechen also dafür, dass die Ahnenreihen der Q. pedunculata und der Q. virens nach rückwärts, d. i. gegen die Urzeit, convergiren und etwa in der Kreideperiode oder vielleicht zu Beginn des Tertiär zusammentreffen. Unter den Individuen einer und der- selben Generation, oder eines und desselben Mutterstockes, muss es demnach welche gegeben haben, die sich im Verlaufe der unermesslich langen Descendentenreihe zur (J. rirens recens differenzirt, und andere, die sich schliesslich zur Q. pedunculata ausgebildet haben. Dass die Unger'sche „(?. IJaniadrijadimi^' einem dieser Descendenten angehört habe, können wir wohl nicht als sicher hinstellen und können es daher nur als eine Möglichkeit bezeichnen, dass von jener Urform die Entwicklung eines Thciles der jetzt über Europa verbreiteten Q. pedunculata ausgegangen sei, da sich später keine zwingenden Gründe zu einer solchen Annahme ergeben haben. Formen, welche tlieils mehr, theils weniger mit dem Hamadryadum-Blatt von Parschlug übereinstimmen, gibt es ja auch bei Q. sessiliflora, und sie lassen sich zumTheil auf das nach abwärts keilig zugespitzte Blatt des Typenkreises der urweltlichen Q. Laharpi zurückführen. Viel leichter ist es, Gründe lür einen Ursprung der Q. pedunculata, der von mehreren Gegenden aus- gegangen wäre, beizubringen, als eine einheitliche, d. i. mmiophyletischc Abstammung dieser Species glaub- würdig zu machen. Reicht doch dieselbe bis in die Gebirge von Kleinasien und Kurdistan hinein, wo sie wenigstens seit dem Pliocän mehrere isolirte Posten bewohnt. Die Abschliessung jener Entwickhingscentra gegen Westen war aber in der Miocänzeit noch vollständiger, da ein unermessliches Meer den Südosten Europas bedeckte und das wcst- und mitteleuropäische Festland so gegen Osten hin absperrte. Kotschy, dem wir die genauere Kenntniss der orientalischen Eichen verdanken, hat zwar die cili- cische, von der nord- und mitteleuropäischen etwas abweichende Q. pediniculafn als eigene Art, nämlich als Q.Haas, unterschieden; allein es existirt bereits eine ältere Bezeichnung für diese „Parallelform", die sich im Wesentlichen nur durch einen bräunlichen tomentösen Haarüherzug an den jüngeren Blättern und einjäh- rigen Sprossachsen von unserer Stieleiche unterscheidet. Lamarck schon hat die erwälintc, weil auch über das südliche gebirgige Italien verbreitete, Nebenart als Q. apennina bezeichnet und kurz beschrieben. Sie steht zu der kahlen Stieleiche in demselben Formverhältniss wie Q. puhescens zur kahlen Wintereiche. Wenn auch Kotschy für seine Q.Haas in der viel grösseren Frucht ein beachtenswerthes Merkmal erblickt, so wäre dem gegenüber zu bemerken, dass auch unsere Q. pedunculuta hin und wieder eben so grosse Früchte hervorbringt; andeierseit-: sind diese auch bei Q. Hans, wie wir an Originalexemplarcn, welch:' Kotschy 240 Constanti)!. v. Etfiniadliclisten L):iuk aus. über Ontogenie und Plnjlogetiie der Pflanzen. 241 eilenden Ansdruck zu geben. Wir haben es eben mit einem urweitlichen Typus zu thun, mit einem Ding- von vager, zwitteriger Natur, die sich vorzugsweise darin aussi)richt, dass in dem proteusartigen Gebilde von jeder der später abgezweigten Formen etwas darin steckt oder zu stecken scheint. Die meisten und trcflend- stcn Analogien finden wir bei verscliiedencn Varietäten der Q. Hex. Was man am regelmässigen Trieb an Sirauchexemplaren der Q. sessillfiora sieht, die mehrere Jahre durch Siiätfröste gelitten haben, erinnert gleich- falls an Q. Laharjji; nur dass es unter solchen Umständen sehr selten zur Entwicklung eines ganz unverküni- mci ten Blattes kommt. Als Grundform dieses ürfypus betrachten wir ein länglich-elliptisches, ganzrandiges, massig lang gestieltes Blatt mit 12—18 gegen den Rand convergirenden bogenläiifigen Secondärncrvcn jederseits und massig ausgeprägtem Tertiärnetz. Stets ist bei der Grundform die Basis der Spreite spitz, und die Blattfläche läiiit nach vorn in eine Spitze aus, die nie mehr als '/lo ^^^' gesammten Länge ausmacht. In weiterer Abänderung treten theils scharfe, theils stumpfliche Zähne auf; der Rand eischeint bis- weilen sägeartig, bisweilen schweifig-gekerbt. Zu den Sonderbarkeiten einer solchen primären Zahnung gehört CS, da.-s sie niemals couscqucnt durchgreifend ist, vielmehr nur stückweise in Erscheinung tritt, so nämlich, dass ein Theil des Blattrandes ungezähnt bleibt, ein anderer einzelne Sägezähne, wieder ein anderer stumpf- liclie, durch schwache gerundete Buchtungen von einander getrennte Zähne trägt. Es kennzeichnet dies so recht den primitiven Formzustand des Blattes und ist zugleich ein Symptom für den Mangel einer DitTereu- zirung bei den Ureichen überhaupt. Der nächste Schritt zur Vervielfältigung der Blattform geschieht durch Ausbildung seichter gerundeter Loben zwischen kleinen theils spitzen, theils stumpfen Buchten. Die Blattfläche ist gross, die anfangs noch bogenläutigen Secundärnerven treten in geradlinigem Verlauf direct in die kleinen Loben ein. Wir haben nun die Q. OUifsoii Heer {Q. grönla/ulka Heer) vor Augen. Man vergleiche von den sicher als Querem erkannten Blattfossilien insbesondere die 1. c. Taf. 45, Fig. 4 und Taf 4G, Fig. 2 abgebildeten von Atanc- keidhik. Wenn Q. Olaf sein wirklich verschieden von Q. (jroenlandica sein sollte, so dürfte der Unterschied nur in den ülierzähligen Zähnen zwischen den Endungen der Secundärnerven bei ersteren bestehen, doch kommen solche nur im unteren oder basalen Theile der Lamina vor. Vorn erscheinen nicht selten deutlicher ausgeprägte dreieckige spitze Lobenzähne, ähnlich z. B. wie bei Q. Primia, Bd. LVL Taf. XV, Fig. 8, oder bei Q. sesMI/ßora, Taf. IV, Fig. 4. Einer unverkennbaren Tephrodes-Yovm entspricht das Blatt der Q. Laharpi von Afaue, 1. c. Taf. 44, Fig. 10 und Fig. 3 auf Taf. 4G stellt einen deutlichen Übergang des TepIirodes-^\&iiQ,s zur f. Lijelli (Q. Lijelli Heer) dar. Letztere scheint in der Urzeit, namentlich im Eocän, eine grosse Verbrei- tung gehabt zu haben, denn sie ist auch aus dem Unter-Tertiär Englands bekannt. (Vergl. unsere erste Abhandl. Bd. LIV, S. 6.) Q. LijelJi ist wohl nur eine weitere Variation desselben Urtypus, theils mit einer Hinneigung zur Q. xala- pensis, wie z. B. bei der aus dem Siderit von Atane (Heer, Nachtr. z. foss. Fl. Grönlands, Taf. 4, Fig. 6, 7"), theils zur Q. nernfolia A. Br. (vergl. Heer, Foss. Fl. der Schweiz, Bd. II, Taf. 75, Fig. 2 und Gaudin, Val d'Arno 1. c. Taf. 2, Fig. 1), was man an den Exemplaren von Bovey Tracey in Devonshire (Phil. Trans. 1807, Taf. 60, Fig. 1, 2) bemerkt. Dagegen kehrt die Form der Q. Lijelli von Kardlunguak in Grönland (1. c. Bd. VII, Taf. Gü, Fig. 4) am zweiten Trieb der Q. alieuet Bl. (Taf. V, Fig. 3) wieder. Weit im Norden von der Südspitze Grönlands, nicht nur auf der Hascn-Inscl an der Westküste (70° 20' bis 70° 30' n. Br."), sondern auch anderwärts, haben die Ureichen zahlreiche Spuren hinterlassen, die einer- seits auf eine äusserst üppige Masscncntwickhnig, andererseits auf eine unerwartete Annäherung an den Typus der Q. sessilißora hinweisen. ' Die enorme Masseuentwicklung gibt sich vorzugsweise in der Häufigkeit der Fossilreste und in den grossen Dimensionen der Blätter zu erkennen; diese erreichen oft die sonst seltene ■ So lässt sich z.B. das iu seiner Neivatiou .lusgezciclmct gut erhaltene Bluttseginent von der llaseninsel (Heer, Fl. foss. arctica, Bd. VII, Taf. 89, l''ig. 2) mit Fig. 3, 4 auf unserer Taf. IV {Q. sessilißora f. pseudo-groeiüandica) geradezu iden- tificiren. Fig. 1 (Heer, ibidem) glcii-ht einem üppigen Blatt von der (. Johnalnipii (^Q. Johnstnipii" Ilcer). Denkschriften der matUem.-naturw. Gl. LVII. Bd. 31 242 Constantin v. Ettingshansen und Franz Krasan, Länge von 20-24c»n bei 8— 12«« Breite. Auf Tat". 80, Fig. 1, 2 (Heer, 1. c. Bd. VII, Haseu-Insel) sehen wir an Q. groenlandica nicht nur diese Üppigkeit des Blattwiichses angedeutet, sondern auch die Hinneigung theils zu Q. sessiliflora, theils zu Q. Frimis veranschaulicht. Das Blatt Taf. 69, Fig. 4 in Bd. VII von Oher- Atane ist einem Blatt der im botanischen Garten zu Graz cultivirten Q. hicolor Willd. var. täuschend ähnlich, und überhaupt nur durch eine grössere Zahl von Seeundärnerven von diesem verschieden. Auf der Hasen- Insel wurde auch eine Eichel gefunden, die wohl nur zu Q. groenlandica gehören kann; der aus dem Stein herauspräparirte Theil, etwa 7» der ganzen Länge, beträgt 4 nn, der grösste Querdurchmesser 2'/^««; dem- nach war die Frucht eine der grössten bisher bekannten Eichenfrüchte. In der Form gleicht die Eichel jener der Q. sessiliflora var. cochleari/oliu (^Q. Falkenhenjensis Booth.), denn sie ist nach vorn kegelförmig zuge- spitzt. Die Nervation hat bei Q. groenlandica nichts Fremdartiges; wo sich einzelne Bin ttflächen sammt Loben und dem feineren Geäder abgedrückt haben, werden wir auch bei genauerer Analyse nichts finden, was nicht auch an üppig entwickelten Blättern der Q. sessiliflora oder der Q. Prinus (Q. Castanea Willd.) zu sehen wäre. Bedeutend näher zum Urtypus der Q. groenlandica tritt aber die Q. aliena Bl. Japans und des nördlichen China, wenigstens in Bezug auf die Constitution des Blattes. Man vergl. die NaturselbstabdrUcke Taf. V, Fig. 1, 2 mit den obigen Formen der genannten Ureiche. ' Ihr entspricht von den Fossileiehen am meisten Q. Furuhjehni Heer (Fl. foss. alaskana, Taf. 5, Fig. 10 und Taf. G, Fig. 1, 2) aus dem Tertiär der Halbinsel Alaska im äussersten Nordwesten Amerika's. Aber diese Eiche macht bereits einen merklichen Schritt näher zur Roburoiden-Form, indem die Loben durch tiefere Einschnitte von einander getrennt sind, als bei Q. groen- landica. Es kommt aber merkwürdigerweise in der Tertiärperiode in Alaska zu einem noch engeren Anschluss an die Eoburoiden, denn die Q. j^seudo-castanea Heer, die wir in vier meist sehr gut erhaltenen Blattresten bei genanntem Autor (Fl. foss. alaskana, Taf. 6, Fig. 3—5) sehen können, unterscheidet sich weder in den Umrissen, noch in der Buchtung und Nervation von der Roburoiden-Form, wie wir sie an den Blättern der Q. sessiliflora, resp. Q. peduncidala, oder bisweilen an denen der Q. alba kennen lernen. Schon damals war im Norden die tiefere Schlitzung der Laraina vorbereitet (vergl. 1. c. Fig. 5). Bei genauerer Betrachtung der vier Abbildungen der Q. pseudo-castanea von Alaska wird uns kaum die Wahrnehmung ent- gehen, dass manche Einzelheiten im Geäder, die wir jetzt als specifische Merkmale der drei lebenden Arten [Q. sessiliflora, 2)eduncidata und Q. alba, Taf. VI) erkennen oder zu erkennen glauben, dort bei ein und der- selben Art, wohl auch an ein und demselben Baume, nicht minder selbst an ein und demselben Blatte ver- einigt waren. Als nächste schliesst sich an die tertiäre Q. psendo-castanea von Alaska die mittelasiatische Q. mongolica Fisch, an (Taf. IV, Fig. 5, 6), bei der wir am Grunde der Lamina die gleiche herzförmige Ausbuchtung mit Öhrchenlappen bemerken, wie bei Q. peduncidata, der sie auch in den Umrissen des Blattes sehr ähnlich ist; doch sind die Tertiärnerven, welche die leiterförmige Verbindung zwischen je zwei Seeundären herstellen, bei Q. mongolica zahlreicher und gleichmässiger. Dass es sich hier um einen der Q. pedunculata äusserst nahe stehenden Blatt-Typus handelt, kann demnach wohl nicht fraglich erscheinen. Um dieselbe Zeit als durch Q. psendo-castanea die Roburoiden bereits im Norden repräsentirt waren, wuchsen in Mittel-Europa Eichen vom vagen Charakter der Q. Laliarpi, jedoch in einer Fülle von Abiinde- ruugen des normalen länglichen (ganzrandigen oder gezähnten) Blattes. Bis in die Kreideperiode reicht dieses ungemein häufig mit anderen abwechselnde Formelement zurück. Es wird successive nach verschie- denen Generationsrichtungen durch eine Reihe von Blattmodificationen abgelöst, versehwindet aber selbst im Pliocän nicht vollständig. Zu den accessorischen Blattformen, die am Laharpi-Staimme zeitweise erschienen, später aber durch Überhandnehmen au manchen Ästen und Zweigen, ja selbst am ganzen Stocke das Haupt- Formelement verdrängt haben mochten, gehört auch die Tephrodes-Form (vergl. das Blatt Fig. 10 auf Taf. 44 1 Die Älinlichkeit besteht nur beim Blatt des ersten Triebes, im zweiten Trieb entstehen meist Formen wie Taf. V, Fi" 3. JJher Ontogenie und Phylogenie der Pflanzen. 243 in Phil. Trans. 1869 von Atane, das Heer Q. Laharpi nennt, mit dem Blatte der Q. virem, Fig. G anf unserer Taf. XI, Bd.LVI), welche wir als Vorläufer der Präus-Form betrachten. Wahrscheinlich hat der F/re«s-Stamm sich in ältesten Zeiten des Tertiärs von dem Urstamme der Q. Laharpi abgezweigt. Q. Lamjeana und Q. denticiilata von Patoot in Grönhind (obere Kreide), welche Heer auf Taf. 56, Fig. 13 — 16 abgebildet hat, kann man nur einerseits mit Q. Johnstrupi ibidem Fig. 11 und Q. Marioni Heer, Fig. 5, 6, andererseits mit der viel späteren Q. SciUana Gaud. vom Val d'Arno (Taf. 3, Fig. 11 — 13) natur- gemäss in eine Verbindung bringen. Demnacli ist Q. Johnstrupii mit dem tiefer eingeschnitteneu Blatte aus den obersten Schichten der Kreide von Patoot, Taf. 56, Fig. 7 — 12, nur die weitere Ausführung des bei dem einfach gezähnten ia/(a;7j/-Blatte angedeuteten JTotivs. Dies, glauben wir, berechtigt uns hinlänglich zu dem Ausspruche, dass auch die Roburoiden in einem gewissen Sinnö bereits in der Kreideperiode begonnen haben, und zwar im äussersten Norden, ähnlich wie dies von Fagus sihatica gezeigt wurde. Der Entstehungsvorgang dessen, was wir heutzutage Q. sessiliflora oder Q. pedimculata nennen, ist aber total von der bisherigen Vorstelluugsweise bei der üblichen Ableitung einer jüngeren Art von einer älteren verschieden. In dieser Vorstellungsweise spielt die Entwicklungs- geschichte, d. i. die Ontogenie, des Individuums eine ganz dunkle Rolle, während die fragliche, jedenfalls abstracte „Species" in den Vordergrund geschoben wird. Man denkt sich nämlich ein oder mehrere Individuen, an denen durch „Cumulation", d. h. im gleichen Sinne zunehmende Divergenz der Charaktere in Folge wider- holten Variirens eine Gruppe von Merkmalen auftritt, die schliesslich auf die folgenden Generationen über- geht. Die Heterotypie kommt selbstverständlich nicht in Betracht, wiewohl die in stetiger oder unterbrochener Reihenfolge (häutig auch sprungweise) auftretenden Formelemente allein den Schlüssel zur Geschichte der Species selbst enthalten. Jede Pflanzenart müsse — das findet man am leichtesten begreiflich — in einem bestimmten engeren Florengebiete ihre Ausbildung erlangt und von dort aus ihren Verbreitungsbezirk all mälig erweitert haben. Allerdings kennt aucli unsere Anschauungsweise keinen ursächlichen Grund für das Erscheinen neuer Charaktere. Wir vermögen ebensowenig zu erklären, warum ein Eichenbaum in der Kreidezeit die wunderbare Fähigkeit hatte, die verschiedensten Formelemente neben einander zu erzeugen, während jetzt so viele gattungsverwandte Bäume jahraus jahrein an allen Zweigen dasselbe Blatt hervor- bringen, und ein Baum meist so wie der andere aussieht, — als wir einen wirklichen causalen Grund dafür wissen, warum gerade ein jugendlicher oder im besten Mannesalter stehender Tonkünstler, wenn er begabt ist, in schöpferischer Fülle die mannigfaltigsten Variationen aus dem Reich der Töne hervorzaubern kann. Ist dieser nun ein Greis von 80 oder 90 Jahren geworden, ist seine Phantasie und Schaffenskraft nicht mehr so fruchtbar wie ehedem, finden wir, dass sich manche Klänge wiederholen, die Conception matt und kraft- los wird, — so sagen wir, er hätte sich erschöpft; es stellen sich auch bald Zeichen ein vom nahenden Ende seines irdischen Seins. Dieses metaphorische Bild deutet vielleicht mehr an, als eine streng mechanische Erklärung zu enträthseln vermöchte; allein mutatis mutandis gilt Ähnliches auch von der Eiche und Buche. Nach langer, überaus langer Zeit hat sich der im Hervorbringen neuer Variationen so fruchtbare Organismus in mehreren Abtheilungen der Gattung erschöpft und auch von seiner ursprünglichen Lebenskraft Manches eingebüsst; vor dem gänzlichen Absterben tauchen aber in ihm nochmals Erinnerungen auf, er producirt zwar durchaus nichts Neues, immerhin aber noch etwas durch Recurrenz. ' Mit einem Mangel an specifischer Differenzirung beginnt die Geschichte der Formentwicklung der Eiche und Buche; was jetzt eine Art oder eine Gruppe von Arten ist, war am Beginn an viele, einander nur wenig ähnliche Individuen vertheilt. Unbeschränkt scheint damals die Fähigkeit des einzelnen Baumes im Hervor- bringen neuer Blatt-Typen gewesen zu sein; Erblichkeit bestand so viel wie gar nicht, und in den entfernte- sten Gegenden vermochte ein Baum dasselbe Formelement zu erzeugen, ohne dass es die Folge engerer Stammverwandtschaft sein müsste. Die Erblichkeit gewisser häufiger auftretender Charaktere entwickelte 1 Uuter Recui-ronz vei-stelien wir das Zm-iiclvgreifen der Xatiir, also eine Regression, auf welcher sieh jedoch wieder neue selbststäudigere Foriueü aufbauen. 31 * 244 Constanfin v. Ettingsh anseht und Franz Krasan, sich erst durch die zunehmende Zahl der Generationen. Bei alledem wäre es eine Widernatürlichkeit, anzu- nehmen, dass die Formenmannigfaltigkeit der Urindividuen eine gesetzlose gewesen wäre, eine Laune der Natur. Gewiss war ursprünglich schon die Zahl der möglichen Formen gegeben, sie war bestimmt durch die anfängliche Constitution der Gattung, und von Zeit und Ortsumständen hing nur ab, welche Form zuerst, welche später zum Vorschein kommen sollte. Die Fähigkeit, so \iel Typen (nicht mehr und nicht weniger) hervorzubringen, scheint demnach der Gattung angeboren zu sein, sie ist keineswegs eine Sache der Ent- wicklung; dagegen ist die factische Ausgestaltung des Individuums durch successive Ausbildung der Organe, wobei die Formen der Typen in einer bestimmten Aufeinanderfolge auftreten (resp. einander ablösen und verdrängen) ein Werk der geschichtlichen Entwicklung. Ist also eine in der Urzeit beginnende Generationsreihe gewissermassen an einen Cyclus gebunden , so muss die Zahl der Formen schliesslich ablaufen und das Individuum in einen Stillstand gerathen, womit auch die Abnahme der Lebenszähigkeit desselben (mithin auch der Anpassungsfähigkeit) Hand in Hand geht. Als letzte Stufe des Daseins wäre demnach jener Zustand eines Individuums zu betracliten, wenn dasselbe vermöge seiner Ani)assungsunfähigkeit sich nur au einem günstigen Standort am Leben zu erhalten ver- möchte. Die Leiclitigkeit der Anpassung an veränderte Lebensverhältnisse hängt aufs engste zusammen mit hochgradiger Lebensfähigkeit und beide Eigenschaften mit der Variabilität (Wechsel) der Form. Was jedoch am meisten unsere Anschauung (in Bezug auf Qmrcus, Fmjus und einige andere verwandte Lignosen) der bisherigen gegenüber kennzeichnet, ist die Art und Weise, wie wir uns den an den einzelnen Individuen sieh vollziehenden Formwechsel vorstellen. Nicht die Formelemente sind es, die sich ändern, son- dern das Individuum. Die Aufeinanderfolge der Typen, die Ablösung des einen durch den anderen, die Ver- drängung des älteren schwächeren durch das neue kräftigere Formelement (das aber bisweilen nichts Anderes ist, als ein älteres, längst dagewesenes, nur wenig modificirtes) und die zeitweise eintretenden Ver- bindungen je zweier oder mehrerer mit einander bedingen die Variation; die Formelemente (Motive) selbst betrachten wir als unabänderlich oder originär, ähnlich wie die oktaedrische Form des Magnetits, oder die bald hexacdrische, bald oktaedrische Form des Bleiglanzes, wo Würfel und Achtflächner sich wohl zeitweise verbinden (combiniren), nicht aber der eine in den andern übergehen kann. Die Laharpi-Y'o\-m. der Eiche ist weder jung noch alt, sie war ebenso gut zur Kreidezeit da, als sie jetzt noch unter gewissen Umständen an einer Q. Hex im Toscanischen sich realisiren kann; aber das Zeit und Baumverhältniss derselben zu den übrigen Formelementen , ihre mannigfaltigen nachbarlichen Beziehungen zu diesen sind geschichtlich. Und weil alle Neuerungen vom Individuum ausgehen, daher auch, wenn es sicli um die Urzeit handelt, nur auf Individuen zu beziehen sind (Art, Varietät etc. müssen als schliessliches Resultat aller individuellen Veränderungen einstweilen bei Seite gelassen werden), und weil das Zeitmass in der Zahl der Generationen allein seinen entsprechenden Ausdruck findet, — so kann man dem Gedanken der historischen Gestaltung des Individuums nicht anders als durch ein genealogisches Schema eine verständ- liche Form verleiiien. Dazu diene die folgende Skizze ; sie ver.'innlicht die Verzweigung der Nachkommen- schaft eines Baumes der ersten Generation, die von einem Individuum Y abstammt, bis ins fünfte Glied ( V). Wir wollen die Bäume, welche im gleichvielten Gliede stehen, synchronistische nennen, da sie gleich- zeitig leben (resp. gelebt haben"), z. B. Nr. 45, 46, 47 etc. Sie bilden eine synchronistische Gruppe. Von jedem solchen Individuum kann man vom Ahnen zu Ahnen (Ascendenten) znrücksteigend schliesslich zu dem Urindividuum gelangen — Ascendentenreihen, z.B. Nr. 47. .20. .6. . 1, oder 57. .29. . 10. .3. . 1. Von diesem aber führen mehrere unterwegs sich spaltende Descendentenreihen zu den jüngsten Indivi- duen, z.B. 1. .5. .17. .40. .68. Nur diejenigen Individuen, welche in einer und derselben Ascendenten- oder Descendentenreihe sich befinden, stehen in directer genealogischer Verwandtschaft zueinander, alle übrigen in mittelbarer oder in directer. Wenn wir nun bei Individuen einer syiichronistischen Gruppe, z.B. bei Nr. 69 und Nr. 49, gleiche Merkmale antreifen, _so kann dies die Folge gemeinsamer Abstammung sein, denn von Nr. 49 führt eine mittelbare genealogische Reibe bis Nr. 69, dieselbe geht aber durch die älteren und ältesten Glieder, nämlich 49. .21 . .6. .2. . 1 . .5. . 17. .40. .69. tn>er Ontogenie und Phylogenie der Pflanzen. 245 Ein Stamiubaum, der nur fünf Generationen iimfasst, ist gleichsam ein Miuiaturbild des grossartigen, unendlich weit verzweigten Stammbaumes, den ein einzelner fruchtbarer Baum der Urzeit mit all' seiner un/ählbaren Nachkoramenschaft bis auf den heutigen Tag darstellt. Aber die wesentlichen Momente, niini- lieh die Veiwandtschaftskalegoricn, Reihen, Anfangs- und Endglieder befolgen hier kein anderes Gesetz als jenes, welches unser obiges Schema veranschaulicht. Darum ist dieses, unter gewissen Voraussetzungen, auch für grosse Zeiträume anwendbar, bis zu einem gewissen Grade selbst für geologische Perioden. Hiezu brauchen wir blos an die Stelle einer Generation eine Generationsreihe, welche einer geologischen Periode entsprechen möge, zu setzen; alsdann bedeuten I, III, IV etc. eben so viele markirte Phasen in der Foiui- entwicklung des Baumes. Dieses vorausgesetzt, versinnlicht obiges Schema einen phylogenetischen Stammbaum. Die Individuen der Arten Q. sessiliflora, Q. pedunculata, Q. Priiiiis, Q. alba, Q. bifolor, Q. injertorin, {>. Hex, Q. coeclferu, Q. momjolica , Q. alieiia u.a. ähnliche bilden eine synchronistische Gruppe. In der durch drei geologische Zeitabschnitte sich hinziehenden Generationsreihe 5. .17. .40. .08 erblicken wir z. B. das Schema der Descendenz von Q. Laharpi , d. i. die unmittelbare Aufeinanderfolge aller Eichenindividuen, an denen das wesentliche Formelement, welches von Heer als „Q. Laharpi^' unterschieden worden ist, vorkommt und successive durch andere Formelemente nach und nach ersetzt wurde, vom ältesten Tertiär an bis zur Gegen- wart. In II, 5 tritt f. Laharpi in Verbindung auf mit f. niedäerranea; der Formcharakter dauert an durcli die ganze Tertiärzeit bis jetzt; dazu kommt als Subcarpalblatt die f. Lo/icJtifis bis zum Schluss des Miocän (III, 17); die Dnjmeja-Ymm ist anfangs noch selten; in der I'liocänperiode wird die LowcÄ/Y/s-Form nach und nach durch die f. Drymeja völlig verdrängt (bis IV, 40); während der Diluvialzeit geht das Subcarpalblatt verloren, das Individuum gestaltet sich zur (>. Hex recens (V, 68). — Der Entwicklungsgang von Q. cocci/era wird versinnlicht durch das Schema 5. . 17. .42. .71, worin angedeutet ist, dass im jüngeren Tertiär an gewissen Individuen der Q. Palaeo-Ilex (III, 17) die CaUiprinos allmälig selbständig wurde und manche Bäume, resp. Sträucher, im Pliocän etwa den Charakter der (J. CaUiprinos angenommen haben, der sich später zur definitiven Q. cocci/era gestaltete (V, 71), während manche andere Individuen noch jetzt als Q. Cal- liprinos (V, 72) fortleben. Das Schema (5. . 15. .30 (1)7). .65 (CG) möchte ungefähr dem F/Ve«s-Stamme entsprechen, wenn von IV, ;16 und IV, 37 aus mehrere Verzweigungen ausgingen. Mancherlei schon oben erörterte Indicien sprechen 24:6 Constantin v. FJftingshauseii und Frans Krasan, näinlich dafür, dass die Generationsreilien der Virens- und 7/e:c-Grruppe stammverwandt ' sind, obschon ihre grundlegenden Formelemente, nämlicli das Chlorophylla- und das Laharpi-Blatt, ungemein von einander ver- schieden sind. Bis in die obere Kreide der arktischen Zone reicht die f. Laharjji zurück. Die Bäume, welche dieses Blatt erzengten, waren aber nichts weniger als homotyp, sie vertauschten vielmehr sehr häufig ihr Haiipt- Formelement mit anderen, nämlich zunächst mit f. Johnstrupi, und gaben damit ein Vorbild der Q. sessiliflom; nach einer anderen Richtung wurde f. Laharpi durch f. Olafseni und f. groenlandica abgelöst; auch hieraus resultirte eine Annäherung an Q. sessiliflom, zum Theil auch au Q. iiifedoria. Weitere Fortschritte machte die Ausbildung des Bobur-'Typus in einer späteren Tertiärperiode in südlicheren Breiten (Alaska, Insel Sachalin), zuletzt im südlichen Europa. Unser Schema bezweckt nicht viel mehr als zu zeigen, in welchen Geleisen sieb der menschliche Gedanke bewegt, wenn der Versuch gemacht wird, die schier unfassbare Derivation eines grösseren Form- complexes in die Schranken einer bestimmten Vorstellung zu zwängen. Auf dieser anfangs schmalen, dann breitspurigen Bahn gleitet selbstverständlich der Gedanke leicht dahin, aber er verliert sich nur zu schnell mit der Erweiterung der Begrilfe allmälig in eine leere Abstraction, die nur noch als Denkform einen Sinn hat. Der Stammbaum eines bestimmten Eichenindividuums würde, wenn es möglich wäre ihn richtig zu con- struiren, allerdings auch über die Aufeinanderfolge und genetische Verknüpfung der Formelemente sichere Aufschlüsse gewähren; das wäre aber der wirkliche genealogische Stammbaum, zu dessen vollständiger Einsicht leider nie ein Mensch gelangen wird. Sobald aber bei dem Versucli, etwas derartiges zu constrniren, stillschweigend von dem Individuum oder von den Indivitluen abgesehen und das Gebiet der abstrahirenden Verallgemeinerung betreten wird, mit der Voraussetzung, dass gleichartige Formelemente (die mit einem gemeinsamen Namen bezeichnet werden können) eine, dem Individuum gleichwerthige Einheit geben, ist es um den wissenschaftlichen Halt der Ableitung geschehen; denn wer verbürgt, dass die ähnlicheren Blatt- oder Fruchtformen stets aucli auf genealogisch einander näher verwandten Bäumen gewachsen sind? Gerade das Studium der Eichen lehrt dnrch zahllose gut constatirte Fälle, dass die Formelemente viele genealogische Verwandtschaftsstnfen überspringen können, und häufig finden wir ähnliche Blattformen auch bei Gattungen, die den Eichen im Systeme gar nicht nahe stehen. Das ideale, auf Formübereinstimmung gegründete System würde bei Quercus nur dann dem genealogischen Stammbaum der Individuen entsprechen, wenn die Erblichkeit der Charaktere nicht durch Überspringen der engeren und weiteren Verwandtschaftsgrade so häufig unterbrochen, geradezu illusorisch gemacht würde. Es sind daher Ausdrücke, wie „gemeinschaftliche Abstammung", „Stammbaum-', „Stammform" u. dergl. nicht viel mehr als leere Schlagworte, wenn nicht wenigstens bestimmt angegeben wird, was man darunter meint. Wir verweisen diesbezüglich auf den Abschnitt „Formverwandtschaft und Genealogie." Zur Hintanhaltung etwaiger Missverständnisse sei aber hier nochmals bemerkt, dass Genealogie und Phylogenie nach unserem Dafürhalten keineswegs gleichbedeutende Begriffe sind, denn unter letzterer verstehen wir die Geschichte der Formentwicklung lebender Wesen, unter „Stamm" („Phyton") zunächst nur die Gesammtlieit aller Individuen, die sich dnrch ein oder mehrere clia- rakteristische Formelemente auszeichnen, auf Grund deren man, wenigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit, auf die wirkliche Genealogie schliessen kann. Auf dieser Grundlage und mit Hilfe neuer biologischer und paläontologischer Thatsachcn wird man trachten, letztere, zunächst natürlich nur bruchstückweise (d. h. für kleinere Gruppen und nur bis zur Schwelle der Urzeit) in bestimmterer Weise zu entziffern. ' D. li., dass CS eine Zeit gegeboii hat, wo die eiitspredienden Fonnelemeutc .auf ein und demselben Pflanzenstock (Baume, Strauche) wnchscn. über Onfocjenie und Phylogenie der Pflanzen. 247 IV. Was lässt sich bei den Roburoiden durcii Wanderung erklären, und was nicht? In flcr Miocänperiodc zählte die Eiche in Europa vom äussersten Norden bis zum äussersten Süden zu den häufig-sten Bäumen. Allein vor drei Decennien waren von den verschiedenen Fundorten tertiärer Pflanzen fast nur solche Blatttbrnien von Quercus bekannt, welche sich theils mit Q. Hex, theils mit fremdländischen, grossentheiis amerikanischen Arten mit ungelapptcn Blättern ver,:;leichen hissen. Es konnte daher die Idee einer unmittelbaren Abstammung unserer Roburoiden von den mittel- und südeuropäischen Tertiäreichen in dem Befunde der fossilen Formen keine Stütze finden. Da nun andererseits vor unseren Augen ein allgemein verständlicher Vorgang stattfindet und gewiss auch in den vorhistorischen Zeiten stattgefunden hat, der bei den Eichen sowohl wie bei allen übrigen Mauzen auf eine weitere und immer weitere Verbreitung der Individuen und Arten abzielt (wir meinen die Verstreuung der Samen durch Vögel und andere Thiere, durch Winde, fliessende Gewässer etc.), so darf es nicht wunder- nehmen, wenn man über die historische Entwicklung der Roburoiden-Form hinwegging und sich vorderhand mit der Annahme einer Einwanderung unserer Eiche aus einem der benachbarten Florengebietc zufrieden- stellte. Nach A. De CandoUe ' hätte die Einwanderung der Q. Ilobur L. in Sardinien und Sicilien in der Pliocänperiode stattgefunden, zu einer Zeit als die nördlichsten Gebiete von Afrika bereits durch das Meer von Europa geschieden waren, und der Autor stützt diese Ansicht darauf, dass in Algier, wie überhaupt längs der ganzen NordkUste von Afrika die Roburoiden fehlen. Die erste Kunde von roburähnlichen Blattformen der Eiche schöpfen wir aus der „Paläontographica", Bd.VIII vom Jahre 1859, worin Ludwig auf Taf. 34 und 35 mehr als ein Dutzend derartiger fossiler Eichen- blätter aus den untersten Schichten der Wetterau-Rheinischen Braunkohlenformation (Oligocän) abgebildet und im Texte S. 101 bis 103 beschrieben hat. Diese Fossilien sind nach den Abbildungen (die Originalstücke konnten wir nicht sehen) in der That als zu Quercus gehörig erkannt worden. Darunter begegnen wir einer unzweifelhaften Tephroä es-Yovm. Was jedoch der Autor als Q.furdnervh Ung. bezeichnet, ist von der Unger'- scben Blattform dieses Namens merklich verschieden und lässt sich zum Tiieil am besten mit manchen Blättern Aqv Q. Lusitanica De C and. vergleichen. Die Ludwig'sche „(?. cMorophißa'' finden wir nicht selten als accessorisches Formelement bei Q. sessiliflora; zu seiner ,,Q. Meyeri", ausgezeichnet durch eiförmige, zum Theil über einander greifende Lappenzähne, können wir gleichfalls Analoga aus dem Formenkreise der Q. sessilißora stellen. Am häufigsten kehren die als „Q. Steinkemensis^' und „Q.furcinervis" abgebildeten Formen unter den accessorischen Elementen der Wintereiche wieder. Es sind längliche, am Grunde mehr oder weniger abge- stumpfte oder abgerundete Gestalten, deren stumpfe kurze Lappen am Rande mannigfache Abweichungen in Grösse und Richtung aufweisen; auch bei Q. infcctoria Oliv, sind solche Formen nichts seltenes (eigentlich noch häufiger als bei der Wintereiche). Am variabelsten ist die mit dem Namen „Q-furcinemis^ bezeichnete Form, denn man könnte sie leicht in drei wohl unterscheidbare Abänderungen spalten; und doch macht dieser ganze Formencomplex auf den mit der Heterotypie der Eichen vertrauten Beschauer in Anbetracht der mehrfachen vermittelnden Übergangsglieder den Eindruck, dass alle diese Typen auf ein und demselben Baumstamme gelebt haben können. Bald darauf (1860) bekam Prof. Unger aus dem Tertiär der Wetterau mehrere Stücke fossiler Eichen- blätter mit sehr gut erhaltenen Umrissen und Secundärnerven; er hat sie in seiner Sylloge plantarum fo.ssi- lium, I, auf Taf. 4 abgebildet und S. 12 als Q. Gmdini beschrieben. Diese hat aber keine Ähnlichkeit mit den von Ludwig aufgestellten fossilen „Eichenarten" der Wetterau. 2 Etüde sur l'espece, A l'occasion d'iine rövision de l.a .amille des Ciipulitercs. Bibl. Uuiv. (Arch. des Sciences phy». et natur.) Novembre 1862. 248 Consf antin v. Ettingshausen und Franz Kranan, Die Uügcr'scbe Q. Gmelini A. Br. ist diircb lauggestielte längliehe oder iiinglicli eiförmige, bald länger, bald kürzer zugespitzte Blätter mit ungleicbmässigen, etwas gescblängelten und meist netzläutigeu Seciindär- iierven ausgezeiclinet. Cbarakteristiscli sind uucli die wenigen theils abgestumpften, tbcils fein zugespitzten Bucbtenzäbne. Geradezu identisch mit dieser Form ist unsere öfter erwähnte /. p^emh-xalapmsis der Winter- eiche, namentlich das Blatt der unteren Äste und Zweige au jüngeren Baumindividuen (Denkschr. LIV. Bd., Taf. 11, Fig. 7), das man darum ebenso gut auch als ^GmeHni-Yoxnv^ bezeichnen könnte. Wenn man von einer unbedeutenden Abänderung absieht, so kann man auch die Heer'schen Q. GmeJini, Q. Meriani, Q. Nimrodis von Öningen (alle drei in der Foss. Fl. d. Schweiz auf Taf. 76 abgebildet) uud die Q. cuspidafa vom Hohen-Rhonen (1. c. Taf. 77) diesem Typus einfügen. — „(p. Nimrodis^', Q. Gmelini und „Q. cus2>idat(i" entsprechen den schmäleren gipfelständigen Blättern des Baumes. Bei „Q. Meridiu'" und „Q. Nim- rodis" sind die Buclitenzähne zum Theil fein zugespitzt und verlängert wie bei dei- gegenwärtigen Q. xula- pensis. Nochmals begegnen wir der „Q. Nimrodia" im europäischen Tertiär, doch in der jüngeren pliocänen Periode. Zunächst sind die Blattfossilien von Szänto in Ober-Ungarn (vergl. Unger, die Foss. Fl. von Szänto Taf. 2, Fig. 2 — 4) zu erwähnen; diese Blattform gleicht in den Umrissen und in der Randzahnung der Laniina der echten Kastanie {Cust. infedoria 0\iv. eingreift, sich aber im Pliocän von Gleichenberg (Unger, 1. c. Taf. 4, Fig. 1) und in den jüngeren Pliocänschichten der Auvergne (Saporta, Le Monde des plantes p. 347) fossil vorgefunden hat. So vielen übereinstimmenden Thatsachen gegenüber rauss man sich nicht mehr auf Vermuthungcn beschränken. Es unterliegt nun keinem Zweifel mehr, dass die Ahnen unserer mitteleuropäischen Wintereiche, welche in der Zeit vor dem Pliocän gelebt haben, bereits Bewohner dieser Gegenden waren, und die Annahme einer Einwanderung der Q. sessiliflora während der Pliocänperiode erweist sich als eine nun entbehrliche Hypothese. Mehr und mehr zeigt sieh in Mitteleuropa im Laufe des Tertiär bei den Eichen, welche die Form- elemente „^.//^rcmems" Lud w., „Q. Steinheimensis", „Q. Meyeri^', „Q. Gmelini", „Q. Meriani", „Q. Nimro- dis", „Q. etymodrys", „Q. deuterogona", „Q.Cardanii", „Q.Cosfae", „Q. Miyheckii antiqua" getragen haben, die Tendenz, das tiefer gebuchtete Roburoidenblatt zur Geltung zu bringen, unter allmählicher Verdrängung der übrigen Formelemente, bis endlieh während des Quaternär dieses allein nördlich von der 45. Parallele zur Herrschaft gelangte, die anderen aber als mehr und mehr verschwindende accessorische Elemente in Verfall geriethen. Mit der Stieleiche {Q. pedunculata) verhält es sich freilich ganz anders: einerseits sind unter den Tertiär- eichen Europas keine solche Formen bekannt, die zugleich als accessorische Elemente an der lebenden Stiel- eiche nachweisbar wären (wir sehen hier von dem in mancherlei Beziehung noch problematischen Hama- dryadumblatt ab), andererseits zeigt Q. peduiu-uhüa keine Übergänge zu den Formen der Galleichen. Beachtet Ülicr Oiifof/eiiie und Phijlofjciiic der Pflanzen. 24 0 man dies und erwägt man noch, duaa in Cilicien und Kurdistan, bei Trapezunt und sonst in Kleinasieu die Q. Haas Kotscby heimisch ist, eine Eiche, welche der Q. peilimcidafo sehr ähnlich ist, neben mehrfachen Abänderungen, die sicli kaum mehr von unserer Stieleiche unterscheiden, so haben wir allen Grund, den Bildlingsherd oder die Urheimat der letzteren im westliclien Asien und in den Pontusländern anzunehmen; ihr Erscheinen im westlichen Europa (Schweiz) in der Interglacialzeit ist demnach nicht anders als durch eine Einwanderung aus dem Oriente zu erklären. Q. sessiliflora (smnnü Q. /)iil)escenf>) wnA. (J. pedunciilat(i stehen gescliiciitlicb weit auseinander; der histo- rische Gang ihrer Ausgestaltung spricht nicht zu Gunsten der mehrererseits geübten Zusammenziehung beider zu einer Species. Der Befund und die Tragweite ihrer gemeinsamen Merkmale reehtferligt nur die Aufstellung einer engeren Gruppe — der lioburoiden — und nicht mehr. Vom genealogischen .Staudpunkte ans dürften Q. sessiliflora und Q. ptcbescens viel richtiger mit den Galleichen vereinigt werden als mit der Stieleiche. Wir haben ferners gesehen, wie die einfach tiederlappige Normalform des Eichenblatfes in den Poiar- läudein früher auftrat als im Süden Europas, und es bleibt uns noch übrig einen Fall seltener Formüberein- stimmung zwischen gewissen Eichcnbliitlern aus dem jüngeren Tertiär von Alaska (im äussersten Nordwesten von Nordamerika) und einigen anderen aus den Cineriteu von Cantal im östlichen Frankreich (Pliocänj zu erwähnen. 0. Heer hat im II. Bd. seiner ,,F/.foss. arctica" auf Taf. 5 und (i der F/.foss. ulaskana mehrere sehr gut erhaltene Blattabdrücke abgebildet und als Q. Fnridtjvlmi beschrieben, die ganz und gar nicht von denen der Q. Kobur pliocaenica Saporta's zu unterscheiden sind (vergl. 1. c. p. 343). Wie könnte man nur im Entferntesten daran denken, dass die letztere zu Q. Furuhjehni in einer ähnliehen Beziehung stehe wie etwa die Normannen, welclie im 11. und 12. Jahrhundert in Sicilien lebten, zu den damaligen Bewohnern der Nordküste Frankreichs? Mit dem Wandern der Eiche hat es ein ganz eigenes Bewandtniss : wenn es auch richtig ist, dass manclie Thiere deren Samen öfters verschle])pen, so ist andererseits zu bedenken, wie schnell die Keimkraft derselben erlisclit; ist einmal die Eichel vertrocknet (was in wenigen Tagen geschehen kann), so keimt sie niciit mehr. Welche Fährlichkeiten hätte so eine etapenmässig aus Alaska quer durch Asien gegen Europa wandernde Eiche zn bestehen! Und wenn die Erweiterung des Verbreitungsgebietes bei Querem in Wirklichkeit nicht so vielen Schwierigkeiten unterworfen wäre, dann hätte Ja auch die Q. peduiteuhifa schon im Piiocän in Europa erscheinen müssen. Man kann nicht einmal die in früheren Zeiten öfter vorgehaltene Spärlichkeit der Funde fossiler Eichenreste zu einem Einwand benutzen und etwa behaupten: sie war möglicher Weise da, aber es ist noch kein Blatt, keine Frnclit davon im fossilen Znstande entdeckt worden. Denn in Wirklichkeit ist die Zahl der fossilen Eichenfunde ans dem Piiocän und Vor-Pliocän eine sehr beträchtliche und diese ver- theilen sich auf zahlreiche Localitäten des mittleren und südlichen Europa. Für das Piiocän sind besonders hervorzuheben: Sinigaglia, das Arno-Thal in Italien, Gleichenberg in Steiermark, Szanto iu Ober-Ungarn, mehrere Localitäten in der Auvergne. Eine Communication zwischen der Pflanzenwelt der Pontusländer und dem westlichen Europa scheint demnach erst seit dem Beginn der Quaternärperiode zu bestehen, nachdem sich das sarmatische Meer gänzlich zurückgezogen hatte. Dass nach völliger Herstellung einer offeneren Ver- bindung Mittel-Europas mit dem Gebirgslande am schwarzen Meere auch die Sippschaft der heimischen V- sessiliflora durch orientalisciie, der Wintereiche mehr oder weniger entsprechende Formen {Q. armeninca Kotschy, Q. Cedrorum Kotschy, Q. ndeanica Kotschy, Q. aurea Wierczb. u. a.) eine namhafte Berei- cherung erhielt, ist mindestens sehr walirscheinlich. Die Thatsache einer so augcntiilligcn Übereinstimmung wie zwischen Q. Furtdijelini Heer von Alaska und der Q. h'obiir pliocaenica Sap. von Canlal versucht man also vergeblich durch Wanderung zu erklären; aber dieselbe gehört in die Kategorie von mancherlei Erscheinungen, von denen hier schon öfters die Rede war (man vergl. insbesondere den Abschnitt über die Originalität der Formelemente l!d. LVi. Werfen wir einen Blick auf unsere Taf. VI, da sehen wir iu Fig. 11 einen vierblätterigen Zweig vom ersten Trieb der nord- amerikanischen (?. alba L. (cult. im botan. Garten zu Graz); vergleichen wir aber diesen mit Fig. 12 und 13, üenkschriiten der mathem.-naturw. Cl. LVll. Bd. 32 250 Consf antin v. Eft hifjshausen und Franz KraSan, welche zwei Blätter des Soiiimertriebes vou (J. jieduiicalata i vou Mittelsteicvmaik) veranschaulichen, so bemerken wir keinen Unterschied. Aber auch Fig. 14, Q. sessüißora vom zweiten Trieb nach einem frühzei- tigen Insectenfrass, gehört demselben Typus der Blattform an. Nehmen sich alsdann nicht die Zweige dieser letzteren Art (vom ersten Trieb), Fig. 1 und 10, sowie auch die accessorischen Gestalten der Jolinstru2}ii-FoTm Fig. 1 — 9 um so seltsamer aus? In Fig. 11 — 14 beobachten wir die Coincidenz der Blattformen specitisch verschiedener Bäume, deren Heimat in zwei weit von einander getrennte Florengebiete fällt, und in Fig. 1 — 10, 14 die Discordanz der Blattformen zweier oder dreier Bäume derselben Art von der gleichen Localität. Wie schon anderwärts bemerkt wurde, ist das normale Roburoidenblalt noch lange nicht das Endziel des Cxcstaltungstriebes der vorweltlichen Eichen vom Stamme AeviJ.lAdiarpi. Häufig wird dasselbe vom tiefer eingeschnittenen und selbst vom doppelt-fiederspalfigen Blatte — Finiiatifida-Form 7 — abgelöst. In typi- scher Ausbildung beobachten wir dieses Formelement bei Q. longüoha Vuk. und (J. phuiat/fida Vuk. (beide der Pubescens-Grnp'pQ angehörig) Taf. II, Fig. 6, Bd. LIV, bei Q. sessilifloya Taf. III, Fig. 8 und Q. pedunculafa, aber auch bei den südeuropäischen Q. Tozzn- Bosc. und Q. Farneito Ten., resp. Q, conferta Kit., die sich in den Früchten, besonders in der Cupula, von den Ruboroideu im engeren .Sinne merklich unterscheiden. Nicht minder kommt diese Blattform bei mehreren Arten der Prinoiden-Gruppe vor, namentlich bei Q. lohata Nee, auch bei Q. Douglasii Hook, et Arn. und selbst bei Q. Cerris (bei letzterer nur im Sommertrieb). Es macht sich also in einer gewissen Eiehtuug ein Gestaltnngstrieb geltend, der mit Umgehung der engeren Zusammengehörigkeit in Blüthe und Frucht dasselbe Ziel verfolgt. Diese Convergenz in der Blattgestaltung wird schon im jüngeren Pliocän bemerkbar; denn im Kalktutf vou Toscana tiitt mehrfach das doppelt-fiederspaltige Blatt der Q. Tozza, resp. Q. Farnetto auf. Vergl. Gau diu 1. c. Taf. 2. Dagegen kennt man aus dem Tertiär der Polarländer und von Alaska bisher eben so wenig Spuren dieses Blatt-Typus der Eiche, wie von anderen Gegenden Europa's und Nordamerika's, was uns zu dem Schlüsse führt, dass von allen Formelementen, welche der Eiche von Natur ans eigen sind, in der historischen .Ausgestaltung des Indi- viduums dieses das jüngste ist, und wahrscheinlich erst in der Zukunft zur vollkommenen Geltung gelangen dürfte. Es kann aber auch in manchen Fällen eine ähnliche Convergenz die Fruchtforni betreffen, mit Umgehung der Zusammengehörigkeit nach dem Blatt-Typus. Alsdann wird es Individuen geben, die in Bhittforni und in der Beschaffenheit der Frucht Übereinstimmung genug zeigen, um bei Anwendung rein systematischer Grund- sätze zu einer Species zusammengefasst zu werden. So mag es kommen, dass Arten gebildet werden, die auf keiner phylogenetischen (richtiger genealogischen) Grundlage beruhen, wie z. B. Q. Bobur L. (De Can- dolle u. A). Von diesem Standpunkte aus wäre es vielleicht nicht gefehlt, auch die nordamerikanische Q. Do/if/Iasii in die Q. Bobur einzubeziehen, was bereits A. De Candolle bei der Bearbeitung der Eichen (Prodr. Bd. XVI, p. 23) sehr nahe gelegen ist. V. Blatt, BlUthe und Frucht. Mehrmals wurde bereits darauf hingewiesen, dass wir nicht im Stande sind, das Causalitätsprinzip auf die Erscheinungen der Variation des Blattes anzuwenden. Geht es mit dem Nützliclikeitsprinzip besser? Nicht im Mindesten. Schon a priori leuchtet ein, dass wir nach den bisherigen Anschauungen auch damit nicht weiter kommen ; denn es handelt sich ja um das Hervortreten neuer Formelemente: der Pflanzenorga- nismus kann aber, da er weder Bewusstsein noch Willensfähigkeit besitzt, nicht willkürlich in diesen „Schö- pfungsact" eingreifen, um gerade diejenigen Organformen hervorzubringen, welche ihm für die Zukunft för- derlich oder nützlich sein könnten, dann nämlich, wenn die Pflanze im Wettbewerb mit anderen gleichsam die Probe zu bestehen hat. Die Anwendung des Nützlichkeitsprincips beginnt da, wo die neuen Formelemente bereits erschienen sind. über Ontof/enie und Phylogenie der Pßamen. 251 Aber auch in der Conciirreiiz scheint der Binttform nicht ein überwiegender Eintiuss beschieden zu sein. Viele Eichen haben gegenwärtig ein tief eingeschnittenes Blatt, ihre Nächstverwaudten haften in der Urzeit ein iingetheiltes. Bei den Buchen (Fmjus) verhält es sieh umgekehrt mit der Randzahnung. Nun wissen wir weder warum die Eichen gegenwärtig in Europa, Nordamerika und anderwärts die Tendenz haben tiefer gebuchtete Blätter zu entwickeln, noch vermögen wir zu begreifen, wie und warum solche Blätter dem Bediirfniss des Baumes gegenwärtig besser entsprechen sollen, als ungetheilte; denn unter gleichem Klima haben sehr viele andere Baumarten theils ganzrandige, theils nur sehr wenig gebuchtete oder eingeschnittene Blätter; und sie gleichen docli im Wuchs, in der Physiognomie, in den Bedürfnissen nach Feuchtigkeit, Licht und Wärme und in manch' anderer Beziehung den Eichen. Es ist schon viel, wenn wir (wenigstens für einige Erscheinungsgruppen) einen Zusammenhang der Cor- relation erkennen. Wird ein Blatt der Q. sessilißora oder der Q. puhescens im Zustande seiner grössten Reiz- fäliigkeit vom SpringrUssler angestochen, und erfolgt die Verletzung nahe an der Basis der Blattspreite, so erweitert sich diese im weiteren Wachsthum mehr oder weniger, nicht selten bis zur Unförmlichkeit (wie bereits anderwärts angedeutet worden ist), aber in demselben Grade schwindet der vordere Theil der Lamina; er verkümmert häutig derart, dass ein völlig herzförmiges Blatt entsteht. Eine Correlation besteht aucli an der Frucht zwischen Eichel und Cupula; denn so oft wir bei Q. sessili- flora und Q. pediDicidata letzlere durch ungewöhnlich grosse Dimensionen verändert finden, können wir mit Sicherheit darauf rechnen, dass auch die Eichel nicht (wie sonst) länglich zugespitzt ist, sondern kurz-oval, Torn genabelt, am Grunde mit erweitertem Nabelfleck. Ähnlich verhält es sich mit den grossfrüchtigen Eichen Nordamerika's und des Orients: Q. macrocarpa, Q. vallonea, Q. yraeca, Q. macrolepis u. a. (Vergl. Kotschy, Eichen Europa's und des Orients.) Ist die Cupula nicht übermässig vergrössert, so kann die Eichel immerhin auch grosse Dimensionen annehmen, sie ist aber länglich, vorn gar uicjit oder nur schwach geual)clt und besitzt keine auffallend erwei- terte Ansatznarbe. Die angeführten Vorkommnisse documentiren einen inneren, auf organischer Entwicklung beruhenden Zusammenhang zwischen integrirenden Partien eines und desselben Pflanzentheiles. Von immenser Bedeutung für die Paläont(dogie und die gesammte Formentwicklungsgeschiehte der Pflanzen wäre es, wenn auch zwischen den Gebilden zweier verschiedener Organsysteme desselben Individuums oder aller Individueu derselben Art ähnliche Beziehungen bestehen würden, z.B. zwischen Blatt und Blüthe, Blatt und Frucht, Blüthe und Frucht; denn alsdann wäre es — hinreichende Erfahrung vorausgesetzt — ^ möglich, aus der Beschaf- fenheit des Blattes auf die Foi meigenschaften der Frucht, aus dem Aussehen der Frucht auf die Charaktere der Blüthe u. dgl. zu schliessen. Leider ist es nicht so, und dieser Umstand maelit es dem Paläontologen um so mehr zur Pflicht, bei der Deutung der Fossilreste (die natürlich meist einzelne Blätter oder Blattfragment c sind) Mässigung und skeptische Vorsicht zu üben. Doch kennen wir wenigstens einen sicheren Fall von Correlation zwischen Blatt-Typus und Form der Nuss bei Eichen. Es ist nämlich constatirt worden, dass die Eichel l)ei Q. sessdiflora var. eochlearifolia {Q. Falkenhenjoisis Booth.), von der wir schon oben Erwähnung gethan haben, nach vorn kegelförmig zuge- spitzt ist; wir sahen dies an den Frücliten des Baumes, der im botanischen Garten zu Graz cultivirt wird, und dieselbe Form hat auch die Nuss an einem jüngeren Baume, der bei Leibnitz (im Sausali im Freien wächst. Seit 1S82, wo die Beobachtung im botanischen Garten begann, bis jetzt hat sich die Fruchtforni dieser Varietät nicht geändert, und auch in zweiter Generation ist die Kegelform der Nuss zum Vorschein gekommen. Und seltsamer Weise scheint diese Sonderbarkeit schon einer ITreiche aus dem hohen Norden, der Q. groen/aiidica, eigen gewesen zu sein, da die Abbildung eines Fossils von der Hasen-Insel in der Fi. foss. arct. Bd. VII von Heer, Taf. Hl, Fig. 5 ziemlich genau diese Form der Eichel wiedergibt. Wenn bei den Roburoiden, welche in progressiver Fortbildung des Blatt-Typus durch Hinzutreten der Phi- natißda-Form 7 sich befinden, schliesslich die Variation der Beclierschuppen mit dem neuen Blattcharakter zusammentrifft, so ist diese Combination sicher nicht mehr nls eine wirkliche Correlation aufzufassen, und 32* 252 üonstaiUiii v. Eff i lu/shaiiseii und Franz Kra^a», zwar aus folgenden zwei Giünden: 1. Beim anfänglichen Erscheinen dieser Blatfforni bemerkt mau an vielen Bäumen noch gar keine Neigung zur Verlängerung oder zu irgend welcher Alteration bei den Becherschuj)- jien ; erst wenn das Pi/iiuitifida-BlMt 7 alle anderen Formelemente verdrängt hat, werden die Schuppen der Cnpula länglich, zugespitzt, zahlreich, dachziegelartig neben und über einander gestellt (wie bei Q. Tozza). 2. Wenn die Zertheilung oder Zerschlitzung der Blattspreite in einem correlativen Zusammenhange mit der Form der Becherschuppen stünde, so könnten diese bei Q. tindoria (namentlich bei der schlitzblättrigen Varietät) nicht kurz und gerundet sein, ähnlich wie bei (J. PheUo», sondern sie uiüssten, den bei den Roburoi- den beobachteten Formverhältiiissen entsprechend, eine längliche Gestalt hüben und unter allmäliger Ver- schniälerung endigen. Was ist natürlicher als die Voraussetzung, dass Eichenformen, welche vermöge ihres Vegetations- charakters, vermöge der Form ihres Blattes und der Beschaffenheit ihrer Frucht eine engere Gemeinschaft bilden, auch im Bau ihrer männliclien Blüthen mit einander übereinstimmen werden, weil der Bau der Blüthe überhaupt über die Stellung der Pflanze im Systeme entscheidet und gewöhnlich für sich allein schon Gat tungs-, Familien- und Ordnungscharaktere lieferl? Alle curopiiischen Hoburoiden haben in der Thnt ein 6-zähliges tiefgespaltenes männliches Perigon mit schmalen, am Rande (namentlich gegen die Spitze) bärtig gewimperten Sepalen und kleine, stumpfe, kahle Antheren, und es ist zu erwarten, dass Eichen, welche in ihrem gesammten Vegetationscharakter mit einander übereinstimmen, da sie zu einer und derselben Art gehören, oder doch zu einer und derselben engeren Gruppe, umsomehr in solchen wichtigen Merkmalen zusammentreffen werden. Aber in unzähligen Fällen verhält sich die Sache anders. So hat z. B. Q. maraii- tl/era unförmlicii vergrösserte Staubkölbchen; bei einer schmalblättrigen Varietät der Q. Hex (im botan. Garten zu Graz) werden stumpfe Autheren augetroffen, dagegen sind sie bei (J. Tozza, welche mit Q. Hex nicht nnhe verwandt ist, mit einer deutlichen Spitze versehen, so wie man sie in der Regel bei Q. Hex findet. Q. macro- carpa und (>. sess/liflorn stimmen in den männlichen Blüthen sonst im Wesentlichen mit einander Uberein; aber die Frucht der ersteren ist auffallend gross und in jeder Beziehung vom Typus jener der orientaUschen Q. pcd- loneu und ihrer nächst Verwandten, welche man fridier insgesammt Q. Aegilojjs L. nannte, u. s. w. Bei Fayus silccdica kommen gegenwärtig zweierlei Fruchtuüsschen vor: die einen sind nur ganz vorn an der Spitze mit angedrückten bräunlich grauen Härchen überzogen, sonst kahl, glänzend, mit unten eiförmig verbreiterten, rasch zugespitzten, der Länge nach gefurchten Seitenflächen; bei den anderen reicht die Behaa- rung bis zur Mitte und darüber, die Seitenflächen sind länglich, glanzlos, ungefurclit. Eine Fruchthülle trägt (so vreit unsere bisherigen Beobachtungen reichen) nur einerlei Nüsschen, so auch ein und derselbe Baum. Allein wir iiaben uns vergeblich bemüht, eine Correlation zwischen dem Typus der Nuss und der Form des Blattes zu finden. Die Früchte, welche Nüsschen der ersteren Art enthalten, sind sehr kurz gestielt, die übrigen bald lang, bald kurz gestielt; doch ist der Stiel nie kürzer als \0 mm und nie länger als die Cupula gefunden worden. Nebenbei sei hier noch bemerkt, dass die aus dem Miocän Mitteleuropas bisher bekannten i^rt(/«s-Nüsschen der F. horrida Ludw. und F. Deucalionis Ung. angehören, und dem ersteren Typus zu ent- sprechen scheinen, wo sie (wie bei dieser) gestreifte oder gefurchte Seitenflächen haben. Ausser den hier angeführten Fa/yMs-Nüsschen wären noch zwei andere Funde namhaft zu machen, nämlich ein Nüsschen von F. intermedia Ett. ' aus dem Eocän von Alum-Bay in England und ein Nüsschen von F. Ben- thami Ett.'' aus dem Eocän von Elsmorc in NeuSüd-Wales (Neu England ). Beide sind sehr gut erhalten; aber sie sind von demselben Typus wie die Nuss unserer heutigen F. sdratica, wiewoiil die Bäume, auf deuen sie gewachsen sind, verschieden waren, und sicher zu anderen i'«^«.s-Arfen, resp. Subspecies, gehör- ten, als die gegenwärtig auf den beiden Hemisphären vorkommenden Buchen. Und wie weit wuchsen diese Bäume von einander entfernt, und welch' mächtige Veränderung haben nicht seitdem die Floren der Erde erlitten 1 1 Beiträge zur Krfoi schling dor Phylogenie der Pflanzen, III— VII. Bil. XLIII, ]88(J, Tat". 19, Fig. 15, 16. •■^ Beitrüge zur Keuiitnisä der Tertüirflora Aiislralieus, Bd. LIII, 1880, Tal'. 10, Fig Ö, 9. übe)' Onfof/cnie und Phi/logcnie der Pflanzen. 25?) Im Gegensatze y.u einer so hartnäckigen Formbeständigkeit der Niiss bat sieb die Blattforiu der Buebe seit dem Beginn des Tertiärs einem oftmaligen Wechsel unterzogen, obschon nicht immer neue Motive /um Vorschein kamen, sondern nielir als einmal schon da gewesene Formen herhalten mussten, wie bereits in den früheren Abschnitten ansfiihrlich gezeigt worden ist. Wahrend die Nuss, von der oben beschriebenen Modifi- cation abgesehen, nieiit die geringste Neigung zeigt, zu variiren, scheint der Trieb oder die Tendenz zur Meta- morphose des Laubes in der Gegenwart noch lange nicht iiiren Abschluss gefunden zu haben. Man kennt bisher unseres Wissens nur von einigen wenigen Fundorten die fossile Cupula von Fayus, es bleibt also in den meisten Füllen unentschieden, wie diese bei den vorweltlichen Arten beschaifen war. Bei F. s/liHitica der Gegenwart variirt sie nur in der Länge des Stieles und einigermassen in der Länge der Val- ven, indem diese bisweilen kürzer bleiben als die Nüsschen. Das Indumeut und die pfriemlich fadenförmigen abstehenden, in eine weiche Spitze endigenden Schuppen fanden wir stets coustant. Dagegen erscheint die Cupula bei Q. sessiUfom und Q. peihmcidata bald halbkugelig, bald mehr trich- terig, nicht gar selten nahezu seicht schüsseiförmig. Die Schuppen sind in der Regel am Grunde dreieckig- erweitert, bnid liöckerig bald tiach gewölbt und haben eine wie aufgesetzte, gunz kurze membranose Spitze; aber an manchen Bäumen sind sie schmäler, länglicher, allmälig zugespitzt. Besonders häufig tritt letztere Modificatiou \)&\Q. puhescens auf, wo die Schuppen zudem auch steifer und zugleich zahlreicher (in dacji/.iegei- förmiger Anordnung zusammengestellt) zu sein pflegen. Im Ganzen ist im Vergleich zum Blatte die Frucht einer minderen Variabilität unterworfen. In den männlichen Blüthen sind innerhalb der Gruppe der Ruboroiden keine Abänderungen \(in Belang beobachtet worden. Weder die Buche noch die Eiche bringt im zweiten Trieb Blüthen und Früchte hervor, während meh- rerlei andere Bäume und Sträucber, namentlich der Weinstock, der Apfelbaum, Voraus samjuinea , Aesculus Hijjpocastanum und andere Arten nicht selten im Sommer zum zweiten Male blühen. Bei Conius sancjuinea geschieht es geradezu häufig, und auch wenn die Pflanze keineswegs durch Hagelsehlag oder sonstige Ver- stümmelung, rcsp. Hemmung des Wachsthums (durch eine voransgegnngene Dürre, excessive Hitze n. dgl.) zu einem zweiten Trieb veranlasst wurde. Bei Bhamuus Framjula sieht man allgemein den ganzen Sommer hindurch reife und halbreife Früchte mit Blüthen zugleich auf ein und demselben Stamme. VI. Vertheilung der Formelemente am Mutterstocke bei heteretypischen Arten. Ähnlich wie die verschiedenen Arten dei Federn eines Vogels ihre liestimmte Stelle am Körper ein- nehmen, so ist auch jeder bestimmt ausgeprägten Modificatiou des Blattes bei heterotypischen Bäumen ein bestimmter Platz angewiesen, nur ist diese Vertheilung der Formelemente bei manchen Cupuliferen in Folge störender Einflüsse, welche öfter die Belaubuug unterbrechen, bisweilen sistirt. Das normale Formelement, das sich bekanntlich an den meisten gleichnamigen Gliedern des Pflnnzen- körpers wiederholt und als Laub dem Individuum den charakteristischen Ausdruck verleiht, erscheint nur im ersten Trieb, im Frühjahre, die accessorischen können dngegen ebensowohl gleich mit der Relaubung, als auch an den später folgenden Innovationen auftauchen; doch verhalten sich mitunter Arten derselben Gattung bierin sehr verschieden. Was die Innovationen anbelangt, so wäre zunächst der Unterschied festzuhalten, ob dieselben periodisch sind oder nur gelegentlich, d. ii. durch störende, das Wachsthum zeitweise unter- brechende oder erschwerende Ursachen, als: Spätfrost, Insectenfrass, Verstümmlung durch den Hieb, Wind- brüche, Hagelschlag u. dgl. veranlasst. Die periodische Innovation kann wieder entweder aus den Terminal- knospen der Frübjalirstriebe hervorbrechen, wie z. B. bei l'upuJus alba, oder sie kann eine unmittelbare Fort- setzung des Frühjahrstriebes sein, wie z. B. bei Monis alba und liroussonetia papyrifera. In mnuchen Fällen ist zwischen dem })eriodischen und gelegentlichen Nachtricb keine Grenze bemerkbar, und alsdann ist di(! Anlage zu einer in die Sommermonate fallenden Innovation (;ursj)i'iinglicli durch ganz specielle Ursachen indu- cirtj beinahe schon erblich geworden, z. B. bei den roburoiden Eichen. 254 Consfanfin v. EffiHf/fthaiisen und Franz Krasan, Im Übrigen äussern jliugere Bäume eine grössere Neigung zum Xaclitrieb als ältere; jene, welche auf fruchtbarem Boden stehen, incliniren dazu mehr als solche, die auf trockenem sterilen Boden wachsen, jene sonniger Localitäten wieder mehr als jene schattiger Standorte. Blüthen erzeugt der Nachtrieb bei hetero- typen Arten unseres Wissens nicht; dagegen sieht man manchen Baum oder Strauch, der zu den homotypi- scheu gehiirt, im Sommer oder selbst im Herbst zum zweiten Male blühen, so insbesondere die Weinrebe, Vitis vinifera, nach einem Hagelschlag, die Weigelie {Weiyelia rosea hört.), den rothen und weissen Hartriegel (Cornus saiigiiinea und C. (dba), in den Gärten ohne besondere Veranlassung. Der Faulbaum, Rhaninus Fran- (/ida, setzt selbst auf minder tVufhtbareni Boden aus kurzen Innovationen jahraus-jahrein regelmässig den ganzen Sommer hindurch (vom Mai bis in den Herbst) neue Blüthen an, so dass man Blüthenknospen, geötl'- ncte Blüthen, junge und reife Früchte neben einander sehen kann. Nach heissen trockenen Sommern blülicn einzelne Apfelbäume im Ilerlist zum zweiten Male, so auch hin und wieder Viburimm Lantana, Aesculus Hip- pocastnmtm, manche Weiden undPapilionaceen. Hiebei tritt kein neues oder überhaupt ungewöhnliches Form- element auf Im periodischen Nachtrieb zeigt sich bei Popidus alba eine progressive Blattform, es ist das fünflappigo, derbe, unterseits dicht weissfilzige Blatt, wovon sich unter den fossilen Pvesteu dieser Gattung keine Spur vor- findet, während das Normalblatt der Kurztriebe mehrfach bei verschiedenen Pappelarten, resp. Varietäten, der Tertiärperiode conslatirt wurde. — Bei Acer rubrum L. tragen die Kurztriebe die typische fünfhippige Blattform, mit der dreilapi)igcn vermischt, welch' letztere meist als Niederblatt erscheint; an derselben sind die Hauptuerven am Grunde genähert und die Seitenlappen sind mehr nach vorn gerichtet; es ist dies jenes Blatt, welches für die tertiäre allgemein verbreitete Art, A. trllobatum A. Braun., kennzeichnend ist. Die am Ende der längeren Zweige im Juni und Juli sich entwickelnden Sommersprosse bringen das füuilap- pige tiefer eingeschnittene Blatt mit gespreizten Hauptnerven, verlängerten Mittellappen und schärferer, weniger gleichmässiger Eandzahnung hervor. Auch diese Form, sowie das fünflappigo Blatt mit stumpferer Zähnung kommt innerhalb des Formenkreises des vorweltlicheu Acer trllobatum (wenn auch seltener") vor. Im Ganzen sind A. rulirum und A. trilobatiim so wenig von einander verschieden, namentlich wenn man die nahezu vollständige Identität des Blütlienstandcs und der Früchte beachtet, dass wir ohne Bedenken letztere Art als den unmittelbaren Ascendenten des lebenden A. rubrum betrachten können. Aber die Zahl der Blatt- modificationen oder Formelemente, welche den Inbegriff der fossilen Art ausmachen, ist merklich grösser als die Zahl der am lebenden Baum zum Vorschein kommenden Abänderungen; letzterer ist weniger hetero- typisch als sein Ahne, an dem hin und wieder die Blätter die enormen Dimensionen ansehnliclier Platanen- blätter erreicht haben. Ein nennenswerthes progressives Formelement beobachtet man bei^l. rubrum nicht, es sei denn, dass wir auf den schwächeren Wuchs, geringere Grösse der Blätter und namentlich auf die merk- lich dünneren Blattstiele ein wesentliches Gewicht legen. Wahrscheinlich ist das fünflappige Blatt bei diesem Ahorn jünger als das dreilappige, und nicht weniger bemerkensvverth ist es, dass ersteres zunächst am Sommertrieb entsteht, um nachträglich auf den Frühjahrs- trieb überzugehen, wo es zu vollkommener Ausbildung gelangt, während das dreilappige allmälig verdrängt wird und schliesslich nur mehr als verkümmertes Niederblatt einen Platz am Kurztrieb findet. Ähnlich wie A. rubrum verhält sich Liquidamhar styraciftuum L. (Taf \\l, Fig. 9, 10) in Hinsicht der Vertheilung seiner zwei wesentlichen Formelemente: an den Kurztrieben bemerken wir das fünflappige Blatt, Fig. 10, mit kurzem Mittellappen, dessen Ränder bogenförmig sind; an den endstäiidigen nachwachsenden Langtrieben steht das gleichfalls füuflappige, aber tiefer eingeschnittene Blatt, Fig. 9, mit verlängertem, all- mälig zugespitztem, am Grunde verengtem Mittellappen, der (an den gipfelständigen Blättern) nicht selten je einen kurzen Zahnlappen jederseits trägt. Beide Formelemente kommen auch fossil häufig vor, das erstere ist ,dera „L. I'iiici(inu)n" Mass. vonSinigaglia ähnlich, das letztere, auch durch die derbere Consistcnz ausgezeichnet mit „L. protensum^' Ung. identisch; beide sind durch alle denkbaren Zwischenstufen mit einander verknüpft und entsprechen mit diesen zugleich dem tertiären sehr weit verbreiteten Amberbaum, L.europaeum, A. Bräun., der sich, wie wir hieraus ersehen haben, seit dem älteren Miocän bis zur Gegenwart im Blatt gar nicht geän- Ül'er Oiifdqctili' inul Phylof/enie der Pflanzen. 255 (lert hat. Hierdurch wird auch die im LV. Bande, 8. oGl — oü4 von Dr. Slaudlest aul Gniud eiDgeheuder Vergleichiingen der fossilen L/f/M/(/roH/y«r-Formen von Parsclilug ausgesprochene Ansicht von der Hinfälligiseit der als selbständige Arten von den Autoren aufgefassten L. VincidituiK und L. j>rote»sum wesentlich unter- stützt. Zu denjenigen heteroty|)iseheu Hanniarten, deren Fornieleiuente an zweierlei Sprosse geliunden sind, gehört auch Ginkgo biloba L. oder SaHaburia (idiaiitifolia Rieh. (Tat". VII, Fig. 1 — 8i. Das Normtilblatt, Fig. 1, erscheint an den zahlreichen im Frühjahre sich belaubenden Kurztrieben; 5 bis 8 meist langgestielte fücher- nervige Blätter mit nach vorn dreieckförmig erweiterter Lamina siebt man wirtelständig um die einzige Knospe des Kurztriebes stehen; der zwei- oder mehrjährige Zweig verlängert sich aber meist in einen Som- merspross, mit mehreren alternirendeu Blättern; diese sind am Grunde des Sprosses lauggestielt und gewöhn- lich von dem Normalblatt kaum verschieden, gegen die Spitze desselben werden sie mehr und mehr klein und kurz gestielt; am meisten jedoch fällt es auf, dass sie tief eingeschnitten (^Fig.3 — 5) und au jungenExem- plaren denen eines liasischen G/«A-(/o-Baunies, G. iliyiiuta Heer, vom Cap Boheman in Spitzbergen (TB'/s" n.Br.) so ähnlich sind, dass wir sie beinahe als mit denselben identisch erklären könnten. Man vergl. Heer, Fl. foss. arctica, Beitr. z. foss. Fl. Spitzbergens, Bd. IV, Taf 10, Fig. 1 — ü. Zu diesen Blattformen gesellt sich das Blatt Taf. 8, Fig. 1 «, das dem Normalblatt des lebenden Gii//,(jo-Ba.mnes gleicht, sowie die ungetheilte Form Taf. 10, Fig. 7 — 9 (G. iiifegriiiscula Heer). Da sich daneben auch drei Reste von der Rinde der Kurz- triebe mit den dichtstehenden Blattnarben (1. c. Taf. 10, Fig. 3 b) gefunden haben, so unterliegt es keinem Zweifel, dass dieser hochnordiscbe Baum schon zur Zeit der Ablagerung der Schichten des braunen Jur;i Kurztriebe erzeugte, an denen die Blätter in consecutiven Quirlen um die Knospe standen, wie beim gegen- wärtigen Ginkgo:, wahrscheinlich trugen diese sich nur sehr langsam verlängernden Seitensprosse das unge- theilte oder nur wenig eingeschnittene Fächerblatt, während die mehr zerschlitzten Blätter an den Sommer- schösslingen gestanden haben mögen. Die hin und wieder aufgefundenen Früchte fossiler Giiikg-i-Arten der Juraformation lassen im Vergleich mit dem lebenden Baume auf keine wesentliche Verschiedenheit schliessen- immerhin kann man sagen, dass dem Baume vom Cap Boheman nur als Varietät der gegenwärtige beigeord- net, resp. untergeordnet werden kann; mit Rücksicht auf das tiefer eingeschnittene, mehr zertheilte Blatt, wel- ches eben so häufig gewesen zu sein scheint, als das ungetheilte, wäre jenci- als S. inJim/tifo/iu f. iliififa/a, dieser als S. adiantifoliu var. iutegriuscula sive recens zu bezeichnen. In den späteren Perioden erscheint der Baum südlicher und war im Tertiäi- diirch's ganze Furopa vei-- breitet, aber dem gegenwärtigen bereits so ähnlich, dass selbst die Aufstellung einer Varietät überflüssig erscheint: man kann ohne Bedenken Salisburia adiantoides Uiig. =: 6'. adiantifoliit liich. setzen. S. adiantol- des recens hat sich demnach wahrscheinlich aus der erwähnten Salisburia des hohen Nordens ausgebildet, und zwar durch das Überhandnehmen des ungethcilten fächerförmigen Blattes der Kurzsprosse und Zurückdrän- gung des zertheilten Blattes der Sommerschösslinge, die sich nun in viel geringerer Zahl entwickeln, wahr- scheinlich in Folge veränderter klimatischer Verhältnisse. In der arktischen Zone, zwischen 70° und 80° n.Br., stand der Baum in der Urzeit unter dem Einflüsse einer j.-ihrlich monatelang andauernden (durch keine Nacht unterbrochenen) Insolation, welche demselben, abgesehen \ou den damaligen günstigen thermi- schen Verhältnissen der Erdoberfläche, eine enorme Menge von Licht und Wärme zuführte, was einen aus- giebigeren und anhaltenderen Sommertrieb in hinreichemlem Masse erklären dürfte. — Um dieselbe Zeit lebten in Sibirien, am Amur und anderwärts 6r//il-(/o-Bäume mit, wie es scheint, durchgehends lief ein- geschnittenen, bandförmig zertheilten Blättern; unter 40 Stück Blattabdrücken (griisstentheils von Ust-Balci im Gouv. Irkulzk) kommt nicht eine einzige Blattform vor, die mit dem normalen Fächerblatt dos lebenden Ginkgo übereinstimmen würde. Heer (Beitr. zur Jura-Flora Ostsibirieus und des Amurlandes I.e. Bd. IV) unterscheidet nicht weniger als acht Formeleniente, unter denen besonders die kleinblättrigen mit sehr ver- kürztem Stiel auffallen, da sie die Vermuthung rechtfertigen, dass sie an der Spitze der Sommerschösslinge gestanden sind. Ob da wirklich acht selbständige Arten angenommen werden müssen, lässt sich, so lange nicht ganze beblätterte Zweige zu unserer Keuntniss gelangen, kaum feststellen; doch geht ans der Häufig- 256 Constantin v. Effiiujshausen und Frioiz KraSun, keil, ei-liebliclien Formverscliiedenheit und weiten Verbreitung solcher Bäume in di-r Lias- und Oolith-Periode unzweifelhaft hervor, dass der Ursprung der Gattung noch viel weiter zurückreicht. In derThat zeigt sich dieselbe schon im Perm, denn GinkgopkyUum Grasseti Sap. (Le Monde desPlantcs, p. 186), sichtbar in einem sehr wohl erhaltenen beblätterten Zweige, scheint eine echte Safisbiiria zu sein; man würde dies leicht erkennen, auch wenn diex\hnliciikeit dieses Zweiges mit den aus der Erde kommenden Adventivsprossen des lebenden Baumes weniger auffallend wäre. Alle bisher am Sommertrieb beobachteten Blattformen von Salishur/a sind regressiv, sie mahnen nicht nur an „G. dicjitata", sondern auch an mehrere andere Formen aus der Jura- und Kreideperiode, insbesondere an G.IIutioiu Sternb. sp. (Taf. VII, Fig. 6 — 8), G.Jaccardi und (7. midt/nervis Hr., die uns freilich nur in ein- zelnen Formelenienten des Blattes bekannt sind. Im Nachtrieb, der sich bei heterotypischen Baum- und Straucharten im Laufe der Sommermonate ent- wickelt, können im Allgemeinen atavistische, progressive oder combinirte Gestaltungen zum \'or- schein kommen. Für dieselbe Species gilt aber in der Regel nur das eine oder das andere; doch hängt dies nicht von der Gattungs- und Artverwandtschaft der Pflanzen ab, da z. B. bei l'opidus alba an den Sommer- schosseu eine Blatlform auftritt, welclie im fossilen Zustande ttnbekannt ist, während /'. treinida herzförmige Blätter erzeugt, welche gleichmässig gezähnt sind, mit Drüsen an den etwas einwärts gebogenen Zahn- spitzen; unter den zahlreichen fossilen Blattformen der Pappel stimmt mit ihnen sehr gut, jedenfalls am meisten P. palaeomelas Sap. aus dem Oligocän von Armissan überein; ohne Zweifel sind sie viel besser mit denen gewisser Balsampappeln als mit denen der Espe und Silberpappel zu vergleichen. Die ganz jungen Pflänzchen von P. alba und P. trentida sehen so aus wie die beblätterten Sommerschösslinge der Baumkrone, sind aber bei letzterer stets behaart. Die Buche, Fayus s/lvaficn, bietet so gut wie die Eiche im ersten nml zweiten Trieb die sehr beachtens- werthe Erscheinung der Recurrenz oder Verbindung von atavistischen Formelementen mit progressiven (fort- schrittliehen), wie bei verschiedenen Gelegenheiten bereits dargethan wurde. Bei ersterer Gattung unter- scheidet man ausser dem eigentlichen Normalblatt des Frühjahrstriebes zweierlei Modilicationen: 1. das end- ständige Blatt, welches länger gestielt und am Grunde schmäler ist als alle anderen Blätter des Sprosses Taf. III, Fig. 3, Bd.LIV; 2. das Niederblatt Taf. IV, Fig. 8 1. c, nämlich das unterste Blatt des Zweigchens; dieses ist klein, oft verkümmert, am Grunde mehr oder weniger herzförmig ausgebuchtet, vorn stets nur kurz gespitzt oder stumpf, mit 5 — 6 Secundäruervcn, von denen die unteren basal entspringen, häufig unter Win kein von 5 — 10° und fäciierförmig divergireud auseinander gehen. Diese Bemerkungen wollten wir hier theils zusammenfassend, theils ergänzend noch beifügen, mehr um darauf hinzuweisen, wie mannigfaltig, um nicht zu sagen heterogen, die in das Gebiet der Phylogenie ein- schlagenden Beobachtungsfiille sind (da oft kaum Spuren einer genetischen Verbindung unter denselben bemerk- bar sind), als um dieses scheinbar der Sichtung ganz und gar widerstrebende Untersuchungsmateriaie in ein wirkliches System zu bringen. Es wird noch vieljäbriger eifriger Studien bedürfen, bis sich dieses nach klaren Gesetzen ordnet und dem Forscher ermöglicht, von hier aus weitere, auf Induction beruhende Schlüsse über die Genesis der übrigen Baumarten zu ziehen. VII. Das vegetative und reproductive Organsystem. Typen des Pflanzenreiches. Wegen der wechselseitigen Unabhängigkeit, welche die Formelemente verschiedener Organsysteme neben einander behaupten, kann phylogenetisch jedesmal nur eine bestimmte Ausbildungsform eines Organs oder Gliedes der Pflanze als Ausgangspunkt zu weiteren Vergleichungen dienen. Doch ist es hier nicht Sache. das Formelement nnr insoweit als es den Habitus der Pflanze bestimmt, zum Gegenstand der Untersuchung zu macheu, wie in der Formationslehre, welche sich hauptsächlich mit der Physiognomik und der geselligen Massenvegetation der Pflanzen befasst. über Ontogenie und Phiiiof/eiiic der Pflanzen. 257 Auch vou der Systematik unterselieidet >;s liier uicLt das sexuale Reproductionssystem (EinricbtUDg der BUUheuliülleu, des Androeccums, des Gynaeceiims, in diesem speciell die Beschaffenheit der Samenknospe) und die Fruclitbildung' überhaupt unter allen Umständen den übrigen Organsystemen vorangestellt wird, weil nicht die Voraussetzung gemacht werden darf, dass solche morphologische Momente allein für die Enlwickhuig der Arten und Gattungen mass- gebend sind. Bekanntlich legt man allgemein der s^ystematischen Eintheilung der Bilanzen von der Gattung an nach aufwärts das Pieproductionssystem, welches die Fruclitbildung zum /wecke hat, zu Grunde. Das ist ganz lecht, so lange man in der systematischen Anordnung der Arten, Gattungen, Familien u. s. w. nichts weiter sieht, als die natürlichste Aneinanderreihung der genannten Gruppen, so weit eben die grössere oder geringere Ähnlichkeit in Bliithe und Frucht in Betracht kommt. Ist man aber in dieser systematisirenden Operation folgerichtig — und das ist ja, wie ein Blick auf irgend ein beliebiges Handbuch der Botanik lehrt, der Fall — so muss sie in gleicher Weise auch auf die Sporenpflanzen angewendet werden; und da begegnet man zum ersten Male einer bedenklichen Inconscquenz in der Werthschätzung und systematischen Verwendung der morphologischen Merkmale der vegetativen und reproductiven Organe der Pflanze. Augenfällig zeigt sich das besonders bei den Farnen. Mehrere Capitel werden der Morphologie der Zellgewebe gewidmet, der Bau der Fibrovasalstränge, deren Verlauf, Verschlin- gung und Verzweigung besonders ausführlich erörtert; selbstverständlich wird nicht unterlassen, darauf hin- zuweisen, wie sehr gerade das für die Farne (je nach Art und Gattung) so charakteristische Geäder in den Segmenten der Blätter — eine bis ins feinste Detail übergehende Verzweigung der Gefässbündel — einerseits die Umrisse und die Structur des Blattes, anderseits die Anordnung der Sporangienhäufchen (Sori) bedingt. Und dennoch wird in der Systematik zur Bildung der Gattunü;en in erster Pieibe nur die Beschaffenheit der Sporangicn, dann die Form, Umhüllung und nebenbei die Vertheilung der Sori auf der Blattfläche berück- sichtigt. Darauf beruhen bekanntlich die Gattungen Aspidium, Nephrorlium, AspJeiiium, Polypodium , Pterix, Ci/stopten's etc. Diese scheidenden Merkmale sind so subtil, dass sehr oft nur mittelst der Loupe wahrgenom- men werden kann, welcher Gattung zwei im Wüchse, im Stamm, Blatt u. s.w. einander zum Verwecliseln ähnliche Farne angehören. Würde es keine anderen Gründe geben, so müsste schon das Bedürfniss einer sicheren Bestimmung der zahlreichen und mannigfaltigen fossilen Farne dem Forscher den Gedanken nahelegen, von der üblichen Ein- theilung nach obigen Principien abzugehen und ein auf die Nervation der Blätter gegründetes Gattungs- system aufzustellen, wodurch für die Bestimmung der vorweltlichen Farne eine haltbare Basis gescliatfen wäre, da die Nervation im fossilen Zustande meist sehr deutlich, die Form und sonstige Beschatfenheit der Sori dagegen in der Kegel unkenntlich ist. Diesem Motive entsprang das Unternehmen Vorjahren, als mit Hilfe einer völlig naturgetreuen Darstellung der Nervation die Typen Cyclopteris, Pecopteris, Neuropteris, Hyplwpteris etc. durch Einbeziehung der lebenden Arten im weiteren Umfange begründet wurden, i Die Sporangien entspringen aus der Epidermis, sie sind morphologisch betrachtet Trichomgebilde und stehen als solche in keiner engeren Verbindung mit dem grünen Pareuchym und ebenso wenig mit dem Ske- lete (dem Gefässbündelsystem) der Pflanze. Schon hierdurch ist ihre flüchtige Existenz nicht minder als durch ihre winzigen Dimensionen angedeutet. Zwar ist ihre Bestimmung, die zur Vermehrung dienenden Sporen zu erzeugen, ein ausserordentlich wichtiger Factor des organischen Lebens der Pflanze, fast so wie bei den blüthenbildenden Samenpflanzen die Function des Ovariums; allein nicht so sehr dem Organ an und für sich kommt diese Wichtigkeit zu, als vielmehr der Fähigkeit des Organismus, den Zweck der Vermeh- rung liiedurch und, wo es nötliig ist, auch anders zu erreichen. Denn manche Farne bringen an den Blät- tern als Ableger Brutknospen hervor, aus denen in einzelnen Fällen schon auf der Mutterpflanze, in anderen auf feuchter Erde junge Pflänzchen hervorsprossen, in gleicher Weise, wie aus dem Keim, der sich aus der befruchteten Archegonium-Zelle entwickelt hat. 1 v. Ettiugshfi.usen, Die Farnkräuter der .Jetztwclt. Wien 1865. Denkschriften der mathera.-naturw. V.\. LVU. Bd. 33 258 Constantin v. Eitingshau sen und Franz Krasan, In ähnlichem Verhältniss wie die Brutknospen der Farne zu den Sporangien und Sporen stehen die Brutzwiebelchen und Knöllchen gewisser Blüthenpflanzen (mehrerer ^///«?H-Arten, von Lilium hulhiferum, Dentaria hulhifera und anderen Pflanzen) zu den Bliithen, die an demselben Stocke zur Entwicklung gelan- gen. Man kann nicht sagen, dass solche Bulbillen verkümmerte Blüfhen seien, gewiss aber, dass sie die letzteren ersetzen. Wohl selien wir allgemein, wie gerade die bulbillenreichsten Stöcke der Dentaria, des Allium etc. die wenigsten Bliithen hervorbringen, und dennoch besteht kein entwicklnngsgeschichtlicher Zusammenhang zwischen den letzteren und den in den Blattachseln oder an der Spitze des Blüthcnschaftes sitzenden Brntzwiebeln; denn keine Spur von morphologischen Übergangsbildungen ist zwischen diesen schon änsserlich sehr verschiedenen Organen nachweisbar. Gleichsam ohne sich zu besinnen gibt die Natur in gewissen Fällen einen Modus der Vermehrung auf, den sie sofoit durch einen anderen in Bereitschaft stehen- den ersetzt. Äusserlich ist die kleine Brutknospe des Farnes einem Samen ähnlich, sie lässt sich aber, wiewohl sie wie die Sporangien exogenen Ursprungs ist (man kann sie nicht als eine Fortbildung eines der inneren Gewebskörper der Pflanze betrachten) nach ihrer überaus einfachen Einrichtung am besten mit einem primor- dialen ungegliederten Sprosse vergleichen, dem sie vorzugsweise darin entspricht, dass vor dem Auskeimen jede Andeutung von eigens diiferenzirten Reservestoffbehältern (Cotyledonen, Endosperm, Würzelchen) fehlt.' Die Bulbillen der Dentaria sind dagegen wahrscheinlich metamorphosirte Achselknospen. Beim Keimen geht die Neubildung von einer einzigen theilungsfähigen (functionell mit der Scheitelzelle gewöhnlicher Sprosse vergleichbaren) Zelle aus. Dem Samen gleicht die Bulbille nur insofern, als das Parenchyni, welches den Vegetationspunkt einschliesst, die Function eines Näbrgewebes oder Reservestoifbehälters übernimmt. Zwischen den Samen der Spermatophyten und dem Vermehrungsapparat bei den Archegoniaten besteht aber ein morphologischer, durch mehrerlei Homologien wohlbegründeter Zusammenhang. Man hat nämlich mit Recht, insbesondere mit Hinblick auf die in mancherlei Beziehung einander nahe stehenden Classen der Lycopodiaceen und Coniferen, in dem Knospenkern oder Nucleus der letzteren das modifieirte Makrosporangium , in dem Embryosack die Makrospore, in dem Nährgewebe oder Endosperm das verküm- merte Prothallium, in den „Körperchen" oder Corpusculis desselben unbefruchtete Archegonien, in den Pollen- säckchen die Mikrosporangien, in den Pollenkörnchen die Mikrospuren der Lycopodiaceen, resp. Selaginellen, erkannt. Was ein Same in seinem oft winzig kleinen Räume birgt (diesen Eindruck empfängt man zunächst), ist die nach Zeit und Raum verkürzte und vereinfaciite Jugendgeschichte der Pflanze, die sich bei den Archegoniaten sehr in die Breite zieht und durch mehrere Unterbrechungen, sowie zeitlich scharf geschie- dene Phasen in eine Reihe von heterogenen Vorgängen zerfällt. Man denkt sich das, was bei einem werden- den jungen Farn, einem Bärlapp, einem Schafthalm vor unseren Augen geschieht, in die Urzeit verlegt und substituirt dem wirklich beobachteten Gewächs unserer Wälder ein ähnliches, aus dem nach und nach ein Spermatophyt hervorgegangen sein mag. Erst treten die Sporangien an den völlig entwickelten Mutterpflan- zen auf, in denselben entstehen die Sporen, diese verlassen die Mutterpflanze, fallen auf den Boden, keimen, es entwickelt sich das Prothallium, in oder auf diesem entstehen Archegonien und Antheridien, die Keimzelle eines oder mehrerer der ersteren wird durch die Spermatozoiden der letzteren befruchtet, die Keimzelle theilt sich, ihre Tochterzellen gleichfalls, jede folgende Zellgeneration vermehrt durch weitere Theilung und Ver- grösserung der jüngsten Tochterzellen den so entstehenden Körper, den Keim, der sich immer deutlicher zum beblätterten jungen Pflänzchen gestaltet, das nun bald des als Reserve dienenden Prothalliums entbehrt, da es sich bewurzelt hat, assimilirt und von da an selbst erhält. In diesen umständlichen, durch mehrere Jahreszeiten sich schleppenden Entwicklungsgang bringt die Natur eine auffällige Beschleunigung, sie kürzt, reducirt, vereinfacht, drängt in einen kleineren Raum und in eine kürzere Zeitspanne zusammen, was sich früher in zweckloser Breite nur durch Anwendung vieler Hilfsmittel erreichen Hess. 1 Ausführlicheres über die Adventivknospen der Fjiine findet mau iu Heiuricher's Abhandlungen in den Sitzungsber. Juli-Heft 1878 und Juni-Heft 1881. über Ontogenie und Phylor/enie der Pflanze». 250 Zunächst widerspricht es unserer Anschaumig, die durch die Beobachtung unzähliger Entwicklungsvor- gänge gehärtet ist, wenn wir uns vorstellen, dass obige Schlussphase sich ohne Vermittlung unzäliliger auf einander folgender Generationen von Pflanzenindividuen vollzogen haben könne. Wir denken jedenfalls an Übergaugsformen, als Träger einer stufenweisen Vereinfachung des ursprünglich archegoniatischen Typus unserer heutigen Coniferen, Cycadeen und anderer Gewächse. Jedoch sind bisher keine von den erwarteten oder vorausgesetzten Übergangsgliedern unter den ältesten im fossilen Zustande bekannten Pflanzen entdeckt worden. Allerdings ist die Zahl der letzteren aus der Carbonperiode seit Brongniart's, v. Sternberg's und Goeppert's Bearbeitung der Flora der Steinkohlenzeit durch neuere Entdeckungen eine sehr beträcht- liche geworden, aber auch spätere Vergleichungen derselben einerseits mit anderen fossilen Pflanzen, ander- seits mit den lebenden Arten und Gattungen vermochten die Hoffnung nicht zu rechtfertigen, dass man je zur Kenntniss von Pflanzen gelangen werde, die man weder zu den Sporophyten, noch zu den Spermatophyten zählen könne, weil sie das Übergaugsstadium zwischen den ersteren und den letzteren darstellen. Was unter den vollkommeneren Carbonpflanzen nicht als ein Farn, oder als ein dem Schafthalm, dem Lycopo- dium oder sonst einem sporangientrageuden Gewächse vergleichbares pflanzliches Wesen erkannt worden ist, hat sich als eine Gymnosperme erwiesen. Und dazwischen kennt man nichts, und ist auch in der lebenden Pflanzenwelt nichts dergleichen bekannt. Dies geht auch aus Renault's neuesten Untersuchungen hervor. Haben wir uns mit dieser nicht zu leugnenden Thatsache einmal abgefunden, so überrascht es uns weni- ger, wenn wir finden, dass viele Pflanzengattungen ausserordentlich alt sind, und dass im Laufe der Zeiten Arten erschienen sind, welche im Ganzen vom Urtypus der Gattung, der schon in der Kreideperiode, im Jura oder vielleicht schon früher beginnt, nur wenig abweichen. Man muss sich vielmehr darüber wundern, wie es möglich wurde, dass dieser Urtypus durch so unermesslich lange Zeiträume, trotz der vielfach veränderten klimatischen und sonstigen Verhältnisse bis auf unsere Tage im Wesentlichen sich gleich geblieben ist, als über das Erscheinen neuer, im Ganzen nur wenig differenter Formen, die fast in allen Gattungen seit dem Beginn der Tertiärperiode aufgetreten sind. Der Ginhjo-Bawm, nicht minder die Araucarien reichen als Gat- tungen weit in die Jurazeit zurück, Sequoia unter den Coniferen, Aredia, Hedera, Quercus, Fagus, Ficus, Fopulm, C/nnamonnim, Mcujnolia u. a. unter den Laubhölzern erschienen lange vor dem Eocän. Das zierliche Laub der Farne zeigte schon zur Steinkohlenzeit die nach Gattung und Art wechselnden Umrisse, die Zer- theilung, das Geäder, die Struetur und Consistenz der Blattmasse wie jetzt, wodurch es eben möglich wird, diese Urformen grossentheiis in die jetzt lebenden Typen einzureihen , selbstverständlich wenn der Einthei- lung die Nervation, d. i. die Verzweigung des Gefässbündelsystems, zu Grunde gelegt wird. Allem Anscheine nach hat sich also der Übergang \ on den Archegoniaten zu den Gymnospermen verhält- nissmässig rasch vollzogen, vielleicht durch eine zum Theil von aussen angeregte Art Metamorphose, die man auch gewissermassen eine Uraprägung nennen könnte, da sich in manchen Fällen der ursprüngliche Habitus der Urpflanze erhalten zu haben scheint, während die Art der Fortpflanzung, das sexuale Repro- ductionssystem, sich beinahe total geändert hat. Der erlöschenden Entwicklung aus der frei werdenden, die Mutterpflanze verlassenden Spore folgte unverweilt ein Ersatz durch eine ganz eigenartige Fruchtbildung, und möglicherweise bestanden vorübergehend beiderlei Fortpflanzungseinrichtuugeu auf ein und demselben Stocke (Stamme). Genetisch sind beide durch eine förmliche Kluft von einander geschieden: es musste einmal jener Punkt überschritten oder vielmehr übersprungen werden, wo die Bildung des Embryo nicht mehr auf fremdem Boden, sondern auf der Mutterpflanze selbst erfolgen sollte, indem nun die Makrospore alle Selb- ständigkeit verlor, durcli innige Verwachsung mit verschiedenerlei Gewebskörpern (Integumenten), zu denen sich unter den Archegoniaten kaum passende Analogien finden. Dann aber trifft dieser Sprung mit dem Aut- hören der Befruchtung durch Spermatozoiden zusammen, die Ausbildung von Antheridien musste unterblei- ben, und den Befruchtungsstoft' gab nun die Mikrosporc in einem plasmaartigen Körper, welcher nicht sofort das Archegonium zu erreichen vermag, sondern zu einem Schlauche auskeimend durch die Öffnung der Samenhüllen (Mikropyle) dringen und auf die Keimzelle in einem der Arcliegonien des Endosperms einwirken 33* 260 Conf^f antin v. Ettin gshaiisen und Franz Krasa)i, muss. Eiue stufenweise Veniüttliiug dieser beiden Zustände ist an sicli schon kaum denkbar; diese sind priu- cipiell verschieden. Unter dieser Perspective verliert manche morphologische Erscheinung ihren sonst durchaus räthselhaften Charakter. Wir glauben folgende besonders hervorheben zu müssen. Betrachtet man die Blattpolster bei Araucaria iwhricaia Pav. und Ä. BklwiUii Hook, an den jüngeren Trieben, so zeigt sich eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den wohlbekannten „Biattnarben" der gewöhnlichen Lepidodendron- Arien; am Stamme selbst, und zwar an den gipfelständigen jüngeren Partien desselben haben diese mehr die Form eines sechs- seitigen Polygons und erinnern hierdurch an manche Sigillarien. FJnjllocladus trkhonumoides Don. wiederholt gleichsam die Blattbilduug eines Asplenium adiantum Hic/rumh. und erinnert auch an Trichomanes, wiewohl der Baum eine echte Conifere aus der Gruppe der taxusartigen ist, sowie Salishiiria, deren Blatt theils dem Cydopteris-, theils dem SpheiiophylJitm-'i^y^ns mehrerer Farngattungen entspricht. In der Baieru MüHsferiana Heer aus dem Lias erblicken wir den dichotomischen Typus, und soweit es sich um das Blatt handelt, das getreue Abbild der Schizaea dichotoma Swartz, eines tropischen Farns; Schizaea eleyans scheint manchen älteren Scdkburia- Arten (vom Lias bis zum Tertiär) als Muster gedient zu haben. Bei diesen G/wÄY/o-Bäumen ist das Blatt tiefer eingeschnitten und zeigt eine ausgesprochene Neigung zur Dichotomie im unmittelbaren Anschluss (wie es scheint) an Baiera, eine der ältesten taxusartigen Coniferengattungen. In den Casuarinen kommt nochmals die schafthalmartige Gliederung der Sprosse mit den wirtelständigen, zu einem gezälinten Becher verwachsenen Schmalblättern und der charakteristischen Längsstreifung, überhaupt der Equisetum- Habitus, in Erscheinung, desgleichen hei Frenela australis Endl. und einigerniassen auch bei CalUfris quadri- calvis Vent., nur dass bei dieser anstatt der Quirlstellung die Gabelung, anstatt der walzlicheu Form der Sprosse die Vertiachung und Fächening derselben beobachtet wird. Sehr schön ist letzterer Typus bei Thiiia occidentalis und anderen Arten dieser Gattung ausgebildet und findet sich in Verbindung mit echter Dicho- tomie bei LijcopodiumChamaecyparissus A. Br. wieder. Zamia muricata Willd. und mehrere andere Cycadeen ahmen in iiirem Frncbistand gewissermassen die Fruchtähre des Equisetum nach, indem die schildförmigen, in dichtem Anschluss sechsseitig abgegrenzten, vorn tafelförmigen Samenträger rings um die Achse mit den (^zwei) Samenknospen besetzt sind, ähnlieh wie wir es bei Equisetum sehen, wo allerdings die (zahlreicheren) Sporensäcke an Stelle wirklicher Samen stehen. Auch der männliche BlUthenstand bringt uns die Fruchtähre des Schafthalmes in Erinnerung; dagegen sind die Pollensäcke in manchen Fällen bei Cycadeen zu 2 — 5zäh- ligen Häufchen (Sori) vereinigt, was mehr an Farne gemahnt, und zwar umsomehr, da dieselben eiue grös- sere Ähnlichkeit mit den Sporangieu gewisser Farne (Marattiaceen, Opliioglosseen) als mit den Pollenbehäl- tern der Blüthenpflanzen zeigen. Es ist nicht durchwegs der Equisetaceen-Typus im Bau des Fruchtstandes Itei den Cycadeen realisirt, als Gegensatz zu diesem führen wir die Gattung Cycas an, bei welcher der Samenträger (Carpell) ein verklei- nertes modificirtes Laubblatt ist, an dem die Samenknospen die Stelle der unteren kürzeren Lacinien ein- nehmen. Wir nennen die gesetzmässige Art und Weise, wie ein Organ, ein Glied oder ein Complex von gleich- namigen Organen eingerichtet ist, einen Typus, wenn die gleiche Einrichtung bei Arten und Gattungen wie- derkehrt, die systematisch weit von einander getrennt sind, und vergleichen denselben mit dem Styl oder Bauplan menschlicher Werke. Das Formelement im engeren Sinne ist dagegen ein Bestandtheil des Art- charakters, und kann sich dasselbe nur ausnahmsweise bei verschiedenen Arten derselben Gattung wiederfin- den. Bei Quercus z.B. ist letzteres häufiger als wo anders der Fall; wo dies eintrifft, kann es nur in dem Sinne gedeutet werden, dass jener Complex von Pflanzenindividuen, den man präsumtiv als Art aufzufassen pflegt, noch keineswegs als stabile Art eonstituirt ist. Schon in dem hier dargelegten Begriff eines „Typus" ist angedeutet, dass man in der Gleichartigkeit oder Übereinstimmung zweier hieher gehöriger Fälle nicht die wirkliche Identität der mit einander vergli- chenen Organe zu suchen habe. Sagen wir beispielsweise: der Fruchtstand von Zamia ist nach dem Typus von Equisetum gebaut, so wollen wir damit in bildlicher Sprache darauf hinweisen, dass der Natnr in der über Ontogenie und Phylogenic der Pßanzen. 561 Anlage des ersteren gleichsam die Fruclitähre des Schafthalmes als Muster vorgeschwebt habe, es wurde die Fruchtbildung einer Gymnosperme dem Bauplane der Fruchtähre des letzteren angepasst; im Übrigen können (und müssen) die Verschiedenheiten bedeutend sein. Man vergl. den Abschnitt: Das Formelement, Bd. LV. Diejenigen Typen, welche den ältesten Pflanzen zukommen, sind für die Gestaltung der späteren oder jüngeren gewissermassen die Vorbilder, beispielsweise der ciiarakteristische Blattpolster (Rhittbasis) der Sigillaria- und Lepidodendron-Arten , der Cijdopteris-Tyipus des Blattes der ältesten Farne. Auch die Spheiio- pferis-, Pecopterk-, Neiiropferis-, Craqjedopteris- u. s. w. Form ist in die gegenwärtige Pflanzenweh übergegan- gen und findet sich zumeist bei den Filicinen reichlich vertreten. Die angeführten Typen verbinden in einem gewissen Sinne die Archegoniaten aller Zeiten mit den Gym- nospermen. Bedeutungsvoll snd vor Allem die embryologisclien Verhältnisse, die bei den letzteren, wenn auch nur im idealen Sinne, eine Mittelstufe zwischen den ersteren und den Dicotylen erkennen lassen. In der Einrichtung der Samenknospe erblicken wir Reminiscenzen, die wohl auf die primitive Fruclitbildung und Vermehrung der Archegoniaten (,.Gcfässkryptogameu''j zurückgeführt werden können, doch unter erkenn- barer Vermittlung der Descendenz nur insofern, als diese in der Fortpflanzung der Individuen besteht, da sehr oft nach plötzlicher Auflassung der angeerbten Charaktere neue Merkmale erscheinen. Die Typen sind daher anderseits wieder, sowie die Formelemente (im engeren Sinne), mit den Gestaltungen im Mineralreicli ver- gleichbar; man kann sie weder durch die stoffliche Beschaffenheit des Zellinhaltes, noch durch die histologi- sclien Eigenthündichkeiteu der den Pflanzenkörper zusammensetzenden (iewebe erklären; sie erhalten sich an den Organismen liartnäckig, den mächtigsten Veränderungen der Lebensverhältnisse zum Trotz, und zeigen sich an viel späteren Pflanzen, wenn diese im Übrigen auch ganz anders aussehen, als die ursprüng- lichen. Wie wären sonst die oben erwähnten und die folgenden Erscheinungen anders zu deuten? Beachtenswerth ist vor allen die ]\'europteris-¥QYm in den Umrissen und in der Nervation bei mehreren Tri/olimn-Artert, besonders bei T. riihens L., T. medivm L. und T. alpestre L. Dieser Typus ist durch länglich- elliptische Umrisse des Theilblattes, vor Allem durch bogenförmig gegen den Rand divergironde, gabelig getheilte und bis an den Rand scharf auslaufende Secundärnervcn, die unter sehr spitzen Winkeln von einem mehr oder weniger deutlichen Mittelnerv abgehen, sowie auch durch das Fehlen des Maschengeäders aus- gezeichnet; man findet ihn an zehn Farugattungen (unter diesen sind mehrere Polypodiaceen, Lygodium, Osmunda) ausgebildet. Ein vierzähliges Blatt von Sagenopteriti rhoifolia Presl (Rhizocarpee) ist aus den infraliasischen Schichten bekannt; es gleicht, obschon Farn, theils einem ausnahmsweise vierzähligen Klee- blatt (etwa von T. ochroleucum), theils ähnlichen Blättern gewisser ausländischer i?/Hiil>esce)is Willd. Umgebung von Graz. — Fig. 22, 23 var. hinmlis (erste Modification) , von einem Strauch oberhalb Gösting. — Fig. 24, 25 var. huinilis (zweite Modification), von einem Strauch bei Weinzödl. TAFEL IIL Fig. 1 — 5, 7, 9, 10 Q. sessilifliiru. Urblatt accessorischer Triebe, welche sich nach dem Froste vom 8. Mai 188G ;iu einem Baum bei Graz gebildet hatten. — Fig. 4, 5, 7 Blätter vom Wipfel dos Baumes. „ G Q. sessiUflora. Urblatt, vorn buchtig gezähnt. Von einem verkrüppelten Strauch am Krciizkogel bei Leibnitz in Mittcl- steiermark. „ 8 Q. sessilißora var. pinnatifida. Piiniafißila-Form ■/. Von einem homotypen kleinen Baum bei Leibnitz. „ 11—15 Q. pcduncidatu Ehrh. Graz. — Fig. 11-13 Urblatt (vergl Bd. LIV, Taf I, Fig. 1). — Fig. 14 Normalblatt, — Fig. 15 die Basis eines solchen, deutliche Öhrehenbildung zeigend. „ 16 Q. pubescetis^NiWA. Breites Urblatt der Ln/m/^iZ-Form, wie es beim //ito-o^);/ ////«-Zustand häutig beobachtet wird; von St. Gotthard, NNW. von Graz. „17 (J. Lusiianica DC. Urblatt. Süd-Europa. TAFEL IV. Fig. 1—4 Q. sessiUflora f. psmido-groenlandica, von Stocktiieben zweier Bäume. Kreuzkogel bei Leibnitz. — Zu vergleichen mit Q. (jroenlandiea Heer von der Hasenlusel in West-Grönland (I. e. Bd. VII, Taf. 89, Fig. 1, 2). „ 5, ö ^. mongolica Fisch. Mittel- Asien. „ 7. Q. I'riinis L. Nordamerika. 264 e.V. Ettingsliatisen u. F. Km-^fot, Über Ontogenie innJ rinjlogeme der Pflanzen. TAFEL V. Fig. 1—3 Q. aliena Bl. Nördliches Japan imd China (wohl auch in Nordamerika), im botanischen Garten zu Graz ciiltivirt. — Fig. 1, 2 Blätter vom Friihjahrstrieb. — Fig. 3 Blatt vom Sommertiieb, die tertiäre Q. Lyelli Heer von Kardlun- guak in West-Grünland (1. c. Bd. VII, Taf. 66, Fig. 4) getreu nachahmend. „ 4 Q. macranüiei-a Fisch. Kaukasien, Normalform. 5 Q. sessilißora f. pseiido-macr'iiithera. Blatt von einem homotypen Strauche. Am Kreuzkogel und amlerwärts in Stcior- juark. In Fig. 4 und 5 zeigt sich Formidentität trotz grosser Verschiedenheit und Entfernung der Standorte und obschon die zwei Blätter verschiedenen Arten angehören, TAFEL VI. Fig. 1 Zweig von Q. sessilißora mit dem Normalblatt an der Spitze; die unteren gehören der t JohnstrupH an. Kreuzkogel bei Leibnitz. 2 0 Q, sessi'iflora. Blätter von mehreren Bäumen und Sträuchern im Sausal, der Johiisfnipii-Vovm entsprechend. 10 Q. sessilißora. Nicht ganz normaler Zweig, zeigt einen ungewöhnliclien Verlauf der Secundärnerven. Kreuzkogel. 11 Zweig von Q. alba L. Nordamerika ; im botanischen Garten in Graz cultivirt. 12 13 Q. peäunculuta. Blätter vom Sommertrieb, der f. pseudo-alha entsprechend. Sausal. „ 14 Q. sessilißora. Blatt, von der f. p>seii nun langer Durchschnitt durch eine grössere Olivinausscheidung zeigte sieh zur Hälfte aus einem Augitindividuum bestehend, das einseitig von Krystallflächen begrenzt war und kleine Olivine mit ihren Serpentinspalten sowie secundäre Froducte, zum Theil in der Form schöner Sphärokrystalie und in Verbindung mit Magnetit eingeschlossen enthielt. Die zweite damit unregelmässig verwachsene Hälfte bestand aus unregelmässig begrenzten, verschieden orientirten Olivinkörnern. Accessorisch fand sich auch Plagioklas in einer bloss millinietergrossen Partie der Grundmasse vor, welche daneben grössere Augitsäulchen und etliche Magnetitkörner enthielt. Die Zwischenräume füllte die secundäre grünliche Substanz, sowie etwas Calcit. 270 August Rosiwal, IL Tirnova-Elena-Tvardica (Erste Balkan-Passage). 2. Mikrokltn-Crranitit. Vor Tvardica. i Der von Prof. Toula gegebenen makroskopischen Charakteristik sei Folgendes beigefügt. Das mittel- bis grobkörnige Gestein, welches in hnlbfrischem Zustande in einem Handstücke vorliegt, charakterisirt sich zunäclist durch das Vorwalten eines licht fleischroth gefärbten Feldspathes, dessen grössere (bis 2 cm grosse), porphyrartig ausgeschiedene Krystalle schon dem unbewaffneten Auge die für viele Mikrokline so bezeichnende Verticalstreifung der Längsfläche (010) zeigen. Ausserdem tritt in weissen, zum Theil schwach grünlichen kleinen, aber zahlreichen Individuen ein Feldspath auf, welcher unter der Loupe durch seine matten Bruchflächen als bereits wesentlich umgewandelt erscheint. Der Quarz ist granlichweiss und ist infolge seiner Einschlüsse wie milchig getrübt. Biotit bildet zahlreiche kleine Anhäufungen dunkelgrüner bis schwarzer Schüppchen, seltener einzelne bis Amm grosse Krystalle. Hornblende tritt nur spärlich in 4— 5 www langen schwarzen, durch Umwandlung aber bereits um ihre ursprüngliche Härte gekommenen Säulchen auf. Ausserdem erkennt man hie und da einzelne bis b mm grosse Nester von Magnetit an ihrer kräftigen lunwirkung auf die Magnetnadel. Bei der mikroskopischen Untersuchung handelte es sich zunächst um Feststellung des Charakters des rothen Feldspathgemenglheiles. Seine Grösse erlaubte es Spaltblätfchenschliffe nach 001 und 010 herzustellen. Bei der Untersuchung ergab sowohl die Auslöschungsschiefe von 14 — 16° auf der Fläche 001, als auch das Auftreten der Des Cloizeaux'schen Gitterstructur daselbst, dass die Hauptmasse Mikroklin sei, welcher nur vereinzelt kleine Individuen un. (^uarzgliiiiiiieiMliorit. Vor Tvarrtica. Zunahme der farbigen und Abnahme der saureu Geinengtheile, zumal des Quarzes, führen von dem obgenannten Granitit zu der nach Prof. Toula gaugartig in ihm \orki)nimeuden und wahrscheinlich durch Übergänge vermittelten zweiten Gesteinsty]ie dieser Loealität.^ Das vorliegende llandstück weist denselben Erhaltungszustand und die gleiche .Struetur wie der Granitit auf und besteht seiner Hauptmasse nach (im Dünn- schliffe etwa die Hälfte der gesammten Schnittfläche einnehmend) aus einem im Bruche infolge vorgeschrit- tener Umwandlung dicht erscheinenden, licht grün gefärbten Feldspatli, zu welchem sich noch ein zweiter farbloser bis röthlicher, sehr frischer Feldspath gesellt, der zum Thcil in leistenförraigen Durchschnitten von der mittleren Korngrössc des Gesteins (1 — 3 ntiii) zum Tlieil aber auch in über 1 rw grossen Krystallen por- l)hyrisch ausgeschieden erscheint. Der Quarz-Gehalt ist makroskopisch nur schwer festzustellen; unter der I^oupe sieht man ihn ab und zu in kleinen Körnern. Dagegen tritt sowohl Hornblende in den bekannten kurz säulenförmigen Krystallen als auch Biotit in Tafeln von mehreren Millimetern Grösse, beide in ziemlich gleichem Mengenverhältnisse, reichlich auf. Accessorisch findet sich noch häufig gelbbrauner Titanit in etwa 1 iinii grossen Kryställchen, welche ganz gut die nach (123) säulenförmigen Formen erkennen Hessen; auch fand sich Pyrit, doch nur in minimaler Menge. Unter demMikroskop erwies sich der grüne Feldspathgemengtheil als ein Plagioklas, dessen Zwil- lingslameHirung durch die weit fortgeschrittene Trübung der Substanz in einigen Individuen eben noch deutlich 1 Dieselbe Erscheinung wurde auch im Granite von Vintel im ßienzthale bei Brixcn beobachtet. Doch konnten hier die Streifen nicht aufgelöst werden. 2 In Prof. Toula's Profil a. a. 0. (S. l.'j, Fig.17) ist dieses Gestein (Nr. 4) als dunkel gefärbter, grobkörniger Anipliibol- granit bezeichnet. 272 Aii'jdät Rosiwal, geuiig sichtbar blieb, um die sieher trikline Natur festzustellen. Meistens sind es die Randpartieu, welche von der Umwandlung- zu einem Aggregat etwa 0-01 — 0-03 W2jw grosser, nach der Längsrichtung gerade aus- löschender Blättcheu und Schüppchen von Muscovit und lichtgrüner Körnchen von Epidot verschont blieben. Dieser Umwandlungsprocess tritt hier noch viel auffälliger auf wie in dem benachbarten Granitit und verursacht eine Herabniinderung der Härte dieses Gemengtlieiles bis etwa zum o. Grad der Mo hs 'sehen Skala. Da Spalt- blättchen nicht herzustellen waren, musste die Art des PlagiokUises auf directem Wege unbestimmt bleiben. Die Auslöschiingsscliiefen im Dünnschliffe schwankten zwischen 4° und 20°, was nach Micliel-Lc vy's ange- näherter Bestimmungsmethode auf Oligoklas hinweist. Die an Spaltblättehen vorgenommene Boficky'sche Probe entspricht hinsichtlich des relativen Mengen- verhältnisses zwischen Na- und Cn-Kieselfluorid recht gut der Zusammensetzung eines Oligoklases, doch tritt noch ein in allen Proben vorkommender wesentlicher Kaliumgehalt hinzu, der offenbar dem massenhaften Muscovit entstammt. Die bezeichnendste xihnlichkeit mit dem Granitit liegt nun in dem Gehalt an Mikroklin, als welcher sich der der Menge und dem Alter nach in zweiter Linie st(diende Feldspath erwies. Die Charakteristik des selben stimmt vollkommen mit jener des Granitit-Mikroklins Uberein, wie sowohl an Spaltblättchen als auch in den Dünnschliffen constatirt werden konnte. Der Quarz findet sich im Dünnschliffe häufiger, als das makroskopische Aussehen vermuthen lässt, und bildet, bekanntlich allotrimorph gegen alle anderen Bestaudtheile, die Zwisehenfüllmasse zwischen denselben. Er tritt in oft sehr kleinkörnigen Aggregaten (Korngrösse O-l ww und darunter") auf, was im Einklang mit der randlicheu Zertrümmerung vieler Mikrokline analog wie in den alpinen Graniten als eine Äusserung des Gebirgsdruckes aufgcfasst werden muss; Flüssigkeitseinschlüsse (Libellen) waren nur in massiger Menge in den sonst ziemlich reinen Quarzen vorhanden. Hornblende und Glimmer sind beide von normaler, wenig veränderter Beschaffenheit; nur der Beginn einer Chloritisirung ist bei letzterem in dem Auftreten paralleler Zwischenschichten dieses Minerals hie und da zu bemerken. Titanit, kurzsäulenförmiger Apatit und Erze finden sich in gleichmässiger Vertheilung überall vor. Ersterer ist röthlicbgrau durchsichtig und tritt ausser in den schon makroskopisch sichtbaren Krystallen auch noch in der Form kleiner Körner auf. Auch umrandet er zum Theile die Erzpar- tikelchen, welche letztere wieder zum Theil aus einem unregelmässigen Kern von Pyrit und einer Hülle von schwarzem Erz — jedenfails der Limonit-Pseudomorphose des Pyrits — bestehen. III. Ausflug in die östliche Srednja Gora (Karadza Dagh). ■t. Syeuitporph.vr (Ortbopliyr). Höhe der Srednja Gora. Prof. Toula erwähnt dieses Gestein als „Erui)tivgestein der Höhe, ein grünes, feinkörniges, andesitisch aussehendes Gestein, neben welchem auch Andesite von röthlicher Färbung und porphyritischer Structur auf- treten".' Es bildet einen mächtigen Lagergang in einem Complex von neocomeu Sandsteinen und Schiefern und ragt riffförmig aus diesen hervor. (Toula.) Der makroskopische Habitus des Gesteins allein kann natür- lich keinen Grund abgeben etwa nach Art des Vorganges Lagorio's ^ von einem Meso-Andesit zu sprechen. Bestimmend für die Einreihung in das System wurde neben dem geologischen Alter in erster Linie die Gegen- wart des derben Kalifeldspathes, welche die nachfolgende Untersuchung in zweifelloser Weise feststellte. In der röthlich grauen bis violetten, dichten Grundmasse von rauhem, an die Trachyte mahnenden, s{)lit- terigem Bruche sind zahlreiche Feldspathkrystalle ausgeschieden, deren Grösse von Dimensionen unter 1 A. a. 0. S. 17, Profil S. 19, Fig. IS, Nr. 6. - Massige (iesteiiic der Kryiii. Dorpat 1880. Rosenbuscli (Pliysiograidiie, H, S. 442) stc^llt dessen „Mcso-Liparitc" zu den Quarzkeratopliyrcn zuriiek. Gcohxjische UnicrsKcfuiuffcii im centralen Balkan. 273 ] nun ülier dieses Durcliscliniltt;mass bis zu 2 wm« steigt; nur gauz vereinzelt fand sich ein Einsprengung vor, dessen rectangiilärer Dnrclisclinitt 2-5 X 'd-bmni mass. Die Form der Diircbstbnitte, in sehr vielen Fällen kurz rechteckig, erweist das Vorlieirschen der Flächen (001), (010) und (201) an den Krystalleu. Die Mehr- zahl derselben, von weisser, nur schwach gelblicher oder röthlicher Farbe, weist gute Spaltungsflächen auf, wodurch die Herstellung von SpaltblättchenschliflTen, welche die orthoklastische Natur der meisten Feldspathe naclizuweisen gestatteten, möglich wurde. Makroskopisch oder mit Zuhilfenahme der Loupe konnte ein trikliner Feldspath nicht erkannt werden, dagegen fanden sich aus der Gruppe der farbigen Silicate vereinzelte 1 — 3;//;« lange, dünne, dunkelgrüne Säulchen von Hornblende vor, deren Prismenzoue (110 . 010) und Spaltbarkeit recht deutlich zur Erschei- nung kamen; in unmittelbarer Nähe der vielfach durch das Handstück ziehenden Klüfte waren sie in eine ocherartige Masse umgewandelt. Manche der Säulchen sind auch kuizprisniatisch und mit den I'^ndigungen (111) und (001) versehen. Ab und zu vorkommende Erzpartikel von ca. 1 mm Grösse erwiesen sich als mag- netisch; der rotlibraune Strich und eine Umrandung durch ein Aggregat grünlicher Körucheu lässt auf titan- hältigen Magnetit schliessen. Mit unbewaffnetem Auge betrachtet, hielten sich Grundmasse und Einsprengunge ziemlich das Gleich- gewicht, schon die 20 fach vergrössernde Loupe aber gestattete, in der ersteren noch weitere Bestandtheile zu erkennen, deren Grösse unter '/^ '«"' bleibt, und welche erst im Dünnschlift' mit Sicherheit zu bestimmen waren; namentlich in der Nähe jener Partien, wo das Gestein feine porenartige Hohlräume enthält, finden sich epidotähnliche, grüne Körnermassen neben schwarzem Erz und kleinen, grünen idiomorphen Krystallen, sowie eingekeilte Quarzpartikel vor. An dem einen Ende des Handstückes ändert sich die Farbe der Gruudmasse des Gesteins ziemlich unver- mittelt in ein lichtes Graugrün. Die mikroskopische Untersuchung ergab die folgenden Resultate. Die Grundmasse ist holokrystallin und besteht ans meist kurz rechteckigen, gerade auslöschenden Fcldspathkryställchen von ()-Obmiii Länge angefangen bis herab zu minimalen Dimensionen. Manche der- selben nähern sich einem leistenförmigen Habitus, indem die Länge etwa die 4— öfache Breite erreicht; die ganz kleineu Individuen (ca. 0-Ul mm und darunter), welche das eigentliche Grundgewebe fast ausschliess- lich bilden, sind auch in der dUnnstcn Schlitfstelle nicht mehr als bestimmt idioniorph zu erkennen, sondern erscheinen in ganz ilnregelmässiger , gegenseitiger Abgrenzung; Übergänge in Grösse und Form beider Aus- bildungsarten sind häufig, wesshalb bei den ersteren nicht gut an eine zweite Einsprenglings-Generation gedacht werden kann. Bei der Kleinheit des eigentlichen Gruudge wehes, das mit demjenigen des später (unter Nr. 30) zu besprechenden Quaizporphyrs ziemliche Ähnlichkeit besitzt, ist schwer zu bestimmen, in welchem Grade der Quarz sich an demselben betheiligt, jedenfalls ist er den Feldspathen gegenüber nur in geringer Menge vorhanden, was durcli die Ergebnisse der Mikroanalyse bestätigt wurde. Splitter der Grund- masse wurden mit Kieselflusssänre behandelt. Nur ein kleinerTlieil der Proben (Quarz) blieb ungelöst in Form eines Haufwerks winziger Körnchen zurück, dagegen zeigten sich nach dem Verdunsten des Probetropfcus die Würfelehen des Kieselfluorkaliums in so überraschender Menge, dass man zur Annahme gezwungen ist: ausschliesslich Orthoklas bildet die kleinen Feldspathindividuen der Grundmasse. Quarz tritt in anderer Weise sofort auffallend zu Tage. Es lassen sich nämlich in grosser Häufigkeit Inter- stitieu der Grundmasse beobachten, deren Grösse zuweilen recht beträchtlich wird und Längenausdehnungen bis über '/a """ aufweist; alle sind mit Quarz erfüllt, der sich vollkommen allotrimorph den Wandungen anschliesst. Theile der Grundmasse, vielfach zerrissen, ragen hinein, so dass oft ein unregelmässiges Durch- einander von Grundmasse und Quarz zum Durchschnitte kommt, in welchem aber alle Quarzpartien wenn auch schwach undulös, doch gleichzeitig auslöschen. Diese Quarzindividuen durchsetzen ganze Partien des Schliffes in Flächenausdehnungen von weit über 1 mm''- und nur selten sieht man zwei oi)tisch verschieden orientirte Quarze sich in einen Grundmassenzwischeuraum theilen. Wo Einsprenglinge, deren Substanz erhalten blieb, oder Feldspathe der Grundmasse in den Quarz hineinragen, ist ihre idiomorphe Begrenzung Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LVIl. Bd. 35 274 August Kosiival, vollständig intact. Für die sccimdäre Nntur dieser Quarz Interposilionen sprecben zwei Grüiidf. Zunächst das häufige Anftrctcu von Epidotsäulcheii und -Büscheln als Einschluss in iliiien, welche zweifellos aus den benachbarten umgewandelten Einsprengungen herrühren, dann aber die sehr prägnant zum Ausdruck kom- mende Erscheinung, dass dort — und dies ist häufig der Fall — wo der Quarz selbst in Pscudomorphosen nach Amphibol oder Augit auftritt, ein gleichzeitiges Auslöschen des Quarzes in- und ausserhalb der Pseudo- morphose stattfindet, dass also dasselbe Quarzindividuum im Verlaufe seiner räumlichen Ausdehnung gleich- zeitig als Pseudomorpliosen- und Interstitialmineral auftritt. Bezüglich der Zusammensetzung der Grundmasse sei noch erwähnt, dass sie von Unmassen dünner, säulchen- bis nadelförniiger, farbloser bis grünlicher Mikrolithe erfüllt ist, welchen sich punktförmige Körnchen, ebenfalls „Viridite" und als färbende Bestandtheile .Stiiubchen und aus Punktreihen zusammen- gesetzte Stäbchen und Gruppen rothbrauner bis opaker „Ferrite" zugesellen. Letztere lassen an ihrer äusseren Form erkennen, dass sie vielfach Pscudomorphosen nach kleinen Einsprenglingskrystallen (hauptsächlich von Amphibol) sind, welche bei geringer Vergrösf-erung in grosser Zahl das Gesichtsfeld erfüllen. Wo Limonit- bilduug auftritt, bildet sich überall in der Grundniasse der rostbraune Hof um die betreffende Stelle. Die Feldspatheinsprengliuge sind zum grösseren Theile Orthoklas und liesscn als solcher in basischen Spaltblättchenschlififen die gerade Auslösciiung zweifellos constatiren. Es fanden sich aber in der Orthoklas- substanz auch kleine, unregelmässig vertheilte Partien mit Zwillingsstreifung vor, deren Auslöschungsschiefe (circa 5°) auf Albit hinwies. Auffallend war der Umstand, dass viele Spaltblättchen Auslöschungsschiefen von circa 10° aufwiesen, während diese bei anderen wieder die Grösse des Albitwiukels (auf 010: 18 — 2ü°) erreichten. Nur in einem Falle gelang es an einem der grössten Krystalle nach den beiden Spaltflächen Schliffe herzustellen, welche correspondirende Schiefen von circa 3° und 10° ergeben. Dass also nicht alle Feldspathe reiner Orthoklas sein können, ging daraus zur Genüge hervor, und wenn auch die untersuchten Spaltblättchen sieh nirgends — selbst bei starker Vergrösserung — in ihrer Gänze als polysynthetische Plagioklais-Indi- viduen zeigten, so konnte doch schon auf Grund der optischen Untersuchungen die Gegenwart auch trikliner Feldspathe als erwiesen gelten. Die Bestätigung dafür und wesentliche Ergänzung der immerhin ungemein mühsamen und zeitraubenden Spallblättchenuntersuchung lieferte' die Behandlung zahlreicher Splitter und Schlilfpartikei mit Kieselflusssäure. Es stellte sich dabei als wichtigstes Ergebniss heraus, dass die grössere Hälfte der untersuchten Proben reiner Kalifeldspath (Orthoklas") sind, indem in grosser Menge aussciiliesslich die Krystalle der Kaliumsalze, und zwar sowohl in der Würfelform als auch in den säulenförmig verzogenen sechsseitigen Pyramiden * gebildet wurden. Manche -Proben lieferten ausserdem aber einen den Gehalt an Kalium, soweit sich dies aus den gebildeten Kieselfluoridkryställchen schätzen Hess, um das Drei- bis Fünf- fache übersteigenden Natriumgehalt neben Spuren der Anwesenheit von Calcium, so dass im Zusammenhalte mit den Ergebnissen der optischen Untersuchung bezüglich der Existenz von Anorthokias kaum ein Zweifel obwalten kann. Es ist übrigens neben diesen Natron-Kalifeldspathen auch ein fast reiner Na-Feld- spath (Albit) vorhanden, da zahlreiche Proben nur Krystalle des Na-Salzes lieferten. Im Dünnschliffe äussert sich das Vorhandensein des triklinen Feldspathes (derber Albit oder Albit-OHgoklas) durch die recht oft sichtbar werdende Zwillingslamellirung. Alle Feldspathe sind in Kaolinisirung begriffen, und vielfach findet zu gleicher Zeit auch Muscovitbildung statt, welche sich bei Dunkelstellung des Durchschnittes deutlich kennzeichnet, überhaupt waren diese beiden Umwandlungssubstanzen oft so massenhaft vorhanden, dass die Bestimmung der Auslöschungslage bei nicht äusserst dünnen Schliffen fast unmöglich wurde. Aber auch Epidot findet sich in den Durchschnitten der Einsprengunge vor, namentlich wurden in einem Dünnschliffe aus der grünen Partie des Handstückes viele derselben im Centrura ganz epidotisirt angetroffen, während viele der grösseren Feldsjjathe ausser dem Kaolin kein anderes secundäres Product aufwiesen. Auch Quarz von ebensolcher Beschaffenheit wie jener in der Grundmasse, fand sich in centralen Partien kleinerer 1 M:iii vcrgl. Bor-ick}K, Beitrüge zur ehem. -mikrosk. Mineralanalyse. Neues Jalirbnch 1870, S. 564. Geologische Untersuchungen i>n centralen Balkan. 275 Einsprengunge vor. Zonarer Bau, meistens durch eine unveränderte Randzone ausgeprägt, und Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz sind allenthalben häufig. Von Glimmermineralen war unter den Einsprengungen nur Biotit zu constatiren. Er findet sich in kleinen (0-1 mm) braunen Krystallen von den bekannten typischen Eigenschaften und ist recht selten; auch er ist von jenem Saume der Erzpartikel umgeben, die als Hülle über fast sämmtliche farbige Mineraleiu- sprenglinge gelagert sind. Viele der zahlreichen, von den Ferriten gebildeten Pseudomorphosen sind nach ihm entstanden. Hornblende kommt neben den schon makroskopisch sichtbaren Sänlchen auch in viel kleineren Kryslallen vor; sie ist in den Schliffen stets tief grün gefärbt und löscht in Spaltblättchen nach Art der basal- tischen Hornblenden fast gerade aus. Ihr Pleochroismus ist ein recht lei)hafter. Zwillinge nach (100) kommen ab und zu, wenn auch gerade nicht häufig, vor. Einer der grösseren Einsprengunge, durch Grundmasse corrodirt, in welche wieder Quarz mit zahlreichen Epidotbüscheln eindringt, enthielt primäre parallele Ein- lagerungen zahlreicher in geradlinige Streifen angeordneter, aus punktförmigen Körnclien bestehender Erz-(?) partikelchen. IMe langsäulenförmigen Krystalle überwiegen weitaus über die kurzen Formen, und besonders die klei- neren derselben (etwaO-l — 0-2 nun) sind in Limonit und auch Epidot pseudomorphosirt. Die Zersetzung in Chlorit scheint dagegen zu fehlen, während Quarz, wie schon erwähnt, viele der durch den meistens breiten Limonltrand begrenzten ehemaligen Krystalle erfüllt: in relativ grosskrystalliuischen Individuen, von denen nur eines oder wenige an einer Pseudomorphose participiren. Da im Inneren einer solchen Pseudomorphose manchmal noch ein Rest von Epidot an der ehemaligen Krystallwandung hattet, so hat es den Anschein, als ob die eigentlichen secundäreu Umwandlungsproducte durch .\uslangungsprocesse entfernt und der Quarz erst nach dieser bald partiellen, bald vollständigen Evacuirung eingedrungen wäre, was mit dem Hinaus- greifeu der Quarz-Individuen in die Interstitien der Gruiidmasse recht gut in Einklang steht. Immerbin kommen aber auch Fälle vor, wo ein einziges Quarzindividuum die Pseudomorphose bildet, das durch und durch von Einschlüssen zahlreicher mikrolithischer Körnchenaggregate durchzogen wird. Mikroskopisch oder chemisch nachzuweisender Calcit trat als Zersetzungsproduct nicht auf, woraus das starke Vorwiegen des Epidots erklärlich wird. Augit ist unter den Einsprengungen, wenn auch nur in kleineu Krystallen ebenso häufig wie die Horn- blende vorhanden. Manche der säulenförmigen Krystalle werden bis 0-6 ww lang bei einer Dicke von 0- 1 bis0-2w««; die gewöhnlichen kurzprismatischen Formen überschreiten letzteres Mass nur selten. .4uffällig ist die helle Farbe der Durchschnitte, die von beinahe farblos bis zu einem lichten Gelbgrün variirt, und welcher auch der am Handstück unter der Loupe hervortretende diopsidartige Charakter der Kryställchen entspricht. Sie bilden oft die bekannten Zwillinge nach (100) mit eingeschalteten Zwischeulamellen; auch eine einfache Wiederholung dieses Zwillingsgesetzes zu einem Drilling fand sich vor. Im Allgemeinen ist der Augit das am wenigsten veränderte Mineral unter den Einsprengungen und nur zuweilen von dem Saume der Eisenerze umhüllt. Seine Spaltbarkeit ist überall deutlich zu beobachten, bei den säulenförmigen auch die quer gegen die Säulenfläclien laufende Zerklüftung; von primären Einschlüssen waren in ihm Magnetit, Apatit und Glas mit Bläschen zu constatiren, ausserdem noch doppelbrechende Mikrolithe unbestimmbarer Natur. Vcm den erwähnten Einschlüssen findet sich insbesondere der Apatit ülierall häufig auch in der Grund masse vor. Nach der Rosenbnsch'schen Terminologie wäre daher das Gestein als Amphibol-Augitortho- phyr zu bezeichnen. Der aus der grünen Partie des Handstückes hergestellte DünnschlitT zeigte ausser zum Theil besonders lang und dünn, fast nadeiförmig entwickelten Hornblenden und .\ugiten (z. B. 0- 03^X0 -36 mm) auch eine Hinneigung der in der Gruudmasse idiomorph erscheinenden Feldspathe (der zweiten Generation?) zur leisten- förmigen Form. Die abweichende Färbung ist dadurch verursacht, dass sowohl in der partiellen Umwandlung der Feldspathe als auch in den Pseudomorphosen nach Biotit und Hornblende der Kpidot fast ausschliesslich herrscht und die Limonitbildungen zurückti'eten. 35* 276 4-ugust Bosiwal, 5. Andesittuff. Höhe der Srednja Goni. Prof. Toula beschreibt die geologischen Verliältnisse des Fundortes auf Seite 17 seiner Abhandhing (Profil Atlari- Smavli, Fig. 18 auf S. 19). Von dem dort als Begleiter des Eruptivgesteines der Höhe angeführten Tnifniaterial liegt zunäclist Var. A. Ein Handstück mit zum Theil abgescheuerter Oberfläche als Bmchstück eines bereits transpor- tirten Gesteinsbrockens vor. Die makroskopische Untersuchung lässt in einerdichten, schmutziggrUnen, matten und weichen (leiclit rifzbaren) Grundmasse nur die kleinen, meist unter 1mm messenden Augitkryställ- chen erkennen, deren lebhaft gläu/.cnde Krystallflächeu selbst aus den verwitterten Flächen des Gesteines hervorleucliten. Unter der Loupe erkennt man als Begrenzungselemente neben den acht Flächen der Vertical- zone noch die beiden Pyramiden (111) und (221). DieFarbe dieser Augite ist dunkel pistaziengrün bis schwarz; manche der Bruchflächen erscheinen jedoch heller grün, nahezu von der Farbe der basaltischen Olivine, doch durch die Spaltbarkeit von diesen wohl unterschieden. Ausser den Augiteu fallen auf einer Abscheuerungsfläche rundliche, kaum 1 mm grosse Körnchen ins Auge, die zum Tlieil Quarz sind, und den Tuffcharakter des Gesteins bereits ahnen lassen. Den sich durch lebhaftes Brausen beim Betupfen mit Säure vcrrathenden Kalkgehalt hat Prof. Toula' an den benachbarten Gesteinen von Girkova bereits hervorgehoben. Hinzugefügt sei hier noch die ziemlich lebliafte Wirkung auf die Magnetnadel, welche sich fast derjenigen der Basalte und verwandter Gesteine annähert. Die mikroskopische Untersuchung lässt auf den ersten Blick erkennen, dass man es mit einem sogenannten Krystalltuffe zu thun habe. Eckige, scharfkantige Fragmente grösserer Krystalle zumeist von Feldspath, aber auch Quarz- und Augit- sowie Hornblende- und Gliramer-Theilchen bilden bei etwa 002 bis 0-05 mm Dnrchschnittögrösse die Hauptmasse des Gesteinsgewebes. In den Zwischenräumen dieser KrystaUfragmente befindet sich ein Haufwerk grünlicher Körnchen, Blättchen und Fäsercheu von mikrolithischen Dimensionen, das von kleinen und kleinsten Calcitkörnchen reichlich erfüllt ist. Der Calcit ist so häufig, dass er in Ver- bindung mit den erwähnten grünen Körperchen, von welchen die fasrig-blättrigeu Aggregate zum Chlorit zu stellen sind, geradezu die Rolle eines Bindemittels spielt. Diese secundären Minerale kommen hie und da auch in grösseren Ausscheidungen nach Art der Mandeln vor. Dann wird der Calcit grösser und zeigt neben seinen lebhaften Polarisationsfarben auch die Zwillingsbildung und Spaltbarkeit sehr deutlich; den grünen Chlorit sielit man in der bekannten sphäroidischen radialfasrigen Ausbildungsform mit der schwachen „eisblumenähnlichen" Aggregatpolarisation recht häutig. In einigen Fällen konnte auch Augit in Gesellschaft dieser Minerale beobachtet werden. Er hatte die Form langer und dünner kleiner Säulchen, welche meist nur prismatisch begrenzt waren, bloss die grössten unter ihnen {()■ Ib mm) waren noch mit der Längsfläche ver- sehen, wie die Querschnitte recht deutlich erkennen liesseu. Als terminale Eudigung herrschte das positive Pyramidenpaar; die Säulchen waren grün gefärbt, durch Absonderung quergegliedert und von den Calciten u. s. w. umhüllt. Prismenwinkel und Spaltbarkeit Hessen eine sichere Diagnose zu. Bezüglich der ursprünglichen Bestandtheile sei zunächst erwähnt, dass grössere Krystalle, abgesehen von den schon makroskopisch sichtbaren Augiten, gar nicht selten sind, sondern bis zu etwa ^j^mm Grösse und darüber in dem Gesteine vorkommen, dabei aber durch alle möglichen Zwischengrösseu mit dem klei- neren Trümmerwerk verbunden sind. Zunächst fallen die Plagioklasstücke im polarisirten Lichte durch ihre Streifung auf. Die Schiefe der Auslöschung ergab als gemessenen Maxinialwerth 18°; meist schwankte sie zwischen 8 — 12°. Es ist also wahrscheinlich, dass Plagioklasc von mittlerem Natriumgehalt vorliegen. Der Sul)stanz nach sind die Plagioklashruchstücke recht rein zu nennen; die überall verbreiteten, relativ grossen Einschlüsse eines blättrig- schuppigen Glimmerminerals sind niemals besonders reichlich in ihnen enthalten; die secuudäre Natur derselben ist kaum fraglich. ' A. a. 0. S. 18. Geologische Unter sitchimgen im centralen Balkan. "277 Dass neben ihnen auch Kalifeldspath vorkommt, wurde schon chemisch durch die Bauschanalyse — wenn man so sagen darf—- eines Splitters wahrscheinlich gemacht. Es fanden sich neben den prädominiren- den Ca-, Mg- und Fe-KieselHuoriden der farbigeu Bestandthcile auch die Alkalien in recht reichlicher Menge vor, und zwar die Kalium- in kaum viel geriugerer Menge als die Natriumverbindung. In der That wies das Vorkommen vieler getrübter (kaolinisirler) Feldspathe selbst in grösseren Krystallbruchstücken entschieden auf Orthoklas hin, dessen Provenienz aus den benachbarten Tuffen des Syenitporphyrs kaum zweifelhaft sein kann. Quarz ist im Allgemeinen nicht häufig; einige ein paar Zehntelmillimeter grosse Splitter sind offenbar Fremdlinge in der Gesellschaft der übrigen Minerale und stammen von weiter lier. Dagegen herrschen die farbigen Gemengtheile Augit und Hornblende, insbesondere ersterer, als integrirende Gesteinsbestand- theile neben dem plagioklastischen Feldspath. Die schön idiomorphe Form der Augitkrystalle zeigt sich auch in vielen der kleineren Individuen, von welchen die Mehrzahl der über 0-1 vuii messenden Kryställchen den kurz säulenförmigen Habitus zeigt. Die noch viel kleineren, scliavfkantigen Bruchstücke von Augit sind äusserst zahlreich und zeigen wie die grösseren Krystalle keine Spur einer Veränderung ihrer Substanz. Dies war ganz besonders schön au einer Stelle zu sehen, wo der Augit, von der chloritischeu Substanz ganz umgeben, doch mit unveränderten scharfen Krystallflächen an diese grenzte. Von den grösseren Krystallen sei noeli erwähnt, dass sie zum Tlieil sehr schöne Glaseinschlüsse ent- halten, welche, mit Gasbläscheu versehen, zonal angeordnet sind. Die Farbe, mit welcher die Augite durch- sichtig werden, ist meist eine schwach grünliche, dementsprechend ist fast gar kein Pleochroismus vorhanden; die Spaltbarkeit ist gut ausgeprägt. Sehr gut unterschieden vom Augit durch lebhaften Pleo- chroismus und tiefgrüne Färbung der Durchschnitte ist die weit spärlicher als jeuer vorkommende Hornhlende Es sind meist nur Bruchstücke, welche sich an der Zusammensetzung des Tuffes betheiligen; bei manchen derselben ist eine randliche Umwandlung in Limonit zu bemerken, und zwar nur an jener Seite, welche einer Fläche des einstigen Krystalls entspricht, im Übrigen sind auch die Hornblenden frisch und unzersetzt. Zwillingsbildung mit Zwischenlamelleu sind sowohl bei Hornblende als auch beim Augit häufig zu beob- achten. Farblose bis schwach grünliche Lamellen von O'l bis 02 mm Länge sind wohl eher secundär gebil- detem Muscovit als einem veränderten Biotit zuzurechnen; sie finden sich in dem chloritisch-kalkigen Zwi- schenmaterial der Krystallbruchstücke nicht selten vor. Schon auf Grund der frischen Beschaffenheit der Augite niusste man sich veranlasst sehen, den Tuff für denjenigen eines sehr jungen Eruptivgesteins zu halten; den Beweis für diese Annahme findet man indessen in den kleinen Bruchsfückchen andesitischer Gesteinstypen , welche sich an der Zusanmieusetzung des Tuffes mitbetheiligt haben. Unter diesen Gesteinsbruchstücken, deren Grösse selten \ mm, meist nur wenige Zehntelmilli- meter erreicht, herrschen nun, wie es den von Prof. Toula ermiltclten Piolil.sverhältnisscn entspricht, die Bruchstücke des Eruptivgesteins der Höhe (Syenitporphyr) vor, ja es ist nur selbstverständlich, dass eine ganze Reihe der im Profile unter Nr. 7 erwähnten Eruptivtuft'e ;ils eigentliciie Porphyrtuffe anzusprechen sind. Wen nun auch von dem bei Kriva Krusa gangförmig durch diese Schichtreihe setzenden Eruptivgesteine keine Proben zur Untersuciiung vorliegen, so ist doch unser in Rede stehendes Tuffmaterial offenbnr als ein Begleiter dieser jüngeren Gesteiusgänge dadurch charakterisirt, dass die Entwicklungstypen derselben als Splittercheu und Bruchstückchen in ihnen vorfiudlich sind: es sind wahre, echte, der Andesitgruppe angehö- rende Fragmente ueovulcanischer Eruptivgesteine. Unter den Gesteiussplittern heir.scheu — um! insbesondere sind es die kleineren, unter U-5 mm messen- den Piruchstückchen — zunächst a) Theilchen des Orthophyrs mit den gerade auslöschenden itliunnir|ihcn Orthoklasen und mit Horn- bleudesäulcheu, welche bis zu nnkrolithischen Dimensionen iierabsiuken. Grundmasse, wie im Eruptiv- gestein. Sie entstammen den henachharten Porphyrtuffen. Es fiuden sicii wiederholt Anzeichen, dass eine weitergehende Zertrümmerung der Splitter auch noch im vorliegenden Tuffgestein stattgefunden habe, da sich 278 August Eosiioal, benachbarte Trümmer durch den Gehalt der einzelnen Stücke eines Mineralindividuums, z. B. eines Plagio- klases als znsammengeliörig erwiesen. hj Theilchen einer Porphyr-Gruudmasse felsitischer Art mit Contouren, welche muscheligen Bruch verrathen. cj Andesit. In einer fast farblosen globulitenreichen Basis sind Lamellen von Plagioklas, zum Theile durch Umwandlung getrübt, zu einem regellosen Balkengewirre vereinigt. Als zweiter Bestandtheil tritt eben- fjills grossentheils säulenförmig, doch durch stärkere Licht- und Dop]ielbreehung, sowie durch eine grünliche Färbung unterschieden, Augit auf. Magnetit betheiligt sich sowohl in Körnern als auch in den bekannten, fadenförmig aneinandergereihten Krystallskeletten reichlich an der Zusammensetzung. Man könnte auch au die Zugehörigkeit des kleinen Splitters (0-bmm) zu Feldspathbasalt denken. (Taf. I, Fig. 1.) d) Ein grösserer Splitter (1 mm) ist Amphibol- Augit- Andesit. Die Grundmasse führt ein farbloses Gins, das neben den nicht allzu reichlichen punktförmigen, dunklen und grünen Entglasungsproducten auch säulchenförmige grünliche Mikrolithe führt, welche wohl zu Aniphii)ol gestellt werden können, infolge ihrer Ähnlichkeit mit den etwas grösseren Individuen der ersten Generation, die diesem Minerale angehören. Zahlreiche Feldspathlamellen sind in der Griindmasse enthalten und schwanken in der Grösse von mikrolithischen Dimensionen bis zu etwa 0-02 — O'Oö mm Länge. Die ganz kleinen Individuen sind kaum mehr als lamellar zu erkennen, sondern verrathen ihre Anwesenheit nur in unbe- stimmten Umrissen durch ihre Doppelbrechung. Auch kurz rectanguläre Feldspnthe sind vorhanden. ' Die Plagioklas- Einsprengunge sind mit Interpositionen stark brechender Blättehen versehen, welche sich auch in den grösseren Grundmassefeldspatben erkennen lassen und secundär sein dürften. Zwillings- bildungen (Lamellirung) sind nicht bei allen zu constatiren; auch kein zonaler Bau. Die Hornblende ist durch Pleochroismns und Qiierschnittsform bestimmt, ihre Maximalgrösse erreicht sie mit 0-2x0'05«?/h Säulchendimeusionen. Häufiger kommt Augit vor; seine achteckigen Querschnitte, mit Spaltrissen versehen, charakterisiren ihn auch dann gut, wenn er in der Form schlankerer Säulchen der Hornblende recht ähnlich wird. e) Glimmerandesit (Biotit-Augit- Andesit). Im vorhandenen Gesteinssplitter befinden sich an Ein- s]irenglingen : Biotit, 0-2 mm, ein frischer Krystall mit noch starker Absorption und Pleochroismns und nur wenigen Epidotliiisen zwischen den Lamellen, gleich daneben ein vollständig in reinen (Hdorit umgewandelter Krystall. Augit, 0-3 mm, aus drei verzwillingten Lamellen bestehend, frisch; Plagioklas, 0-1 mm, ziemlich reich an den lebhaft doppelbrecbenden blättchenförmigen Einschlüssen. Die Grundmasse ist durch Zirkel's Bezeichnung: „glasgetränkter Mikrolitheufilz" am besten charak- terisirt. Das Glas ist farblos, aber von ungemein zahlreichen globulitischen Erzkörperchen erfüllt, welche es bei schwacher Vergrösserung grau bis braun erscheinen lassen. Es durchtränkt das Gewebe der reichlich vor- handenen Feldspathe, welche meist leistenförmig sind, eine durch gleichzeitiges Auslöschen benachbarter Gruppen ersichtliche stromförmige Vertheilung aufweisen, aber durch ihre gegenseitige Übereinanderlagerung und einen mit dem umgebenden Glase nahezu gleichen Brechungsindex recht unbestimmt in Contour treten. Auch hier sind die etwas grösseren Feldspathe der Grundmasse von den glimmerigen Einschlüssen (richtiger wohl Umwandiungsproducten) erfüllt. Neben den Feldspathen betheiligen sich auch kleine, grünliche, muth- masslicb dem Augit zuzurechnende mikrolithische Säulchen an der Zusammensetzung der Grundmasse. /■) Hornblende- Andesit. Splitter 1mm gross. Die Grundmasse ist ähnlich wie in dem in demselben Dünnschliffe vorkommenden Typus d). Die idiomorphe Leistenform der Feldspathe ist deutlicher ausgeprägt 1 Diese, fiuden sich in einem ganz iihnliclieu Splitter, worin joilocli nnr Angiteiusprenglinse vorliommen, in sehr grosser Zalil vor, so dass sie über die Leisten vorlierrsclieu. Alle liaUeu die Glimuier-lnterpositioueu und leuchten in Folge dessen bei gekreuzten Nicols ganz besonders ans dem Gewebe der Grnudmasse hervor. Geologische Untersuchungen im cc-ritralcti Balkan. 279 als dort. Die Betheiligiing der säuicheiiförmigen Hornblendemikrolitben an der Zusammensetzung der Grundmassc ist eine sehr lebhafte. Die Einsprenglinge der Hornblende .sind grün nnd in einigen Quer- schnitten vertreten; als ihre Begrenzung konnten nur Säule und Längsfläche erkannt werden. Dimensionen des grössten Querschnittes: 0*15xO-1hiw, Pleocliroisnius und Spaltbarkeit deutlich. Neben den recht zahl- reichen „Ferriten" der Grundmasse findet man auch die niantelförniigen Anlagerungen derselben an Horn- blende sowie Resorptions-Psendomorphosen derselben nach .Säulchen dieses Minerals, deren Inneres zuweilen von Quarz erfüllt ist. Am Rande des Splitters wandert Chlorit in denselben ein. Neben diesen, wenn dies an so kleinen Splittern überhaupt möglich ist, mit Sicherheit nachgewiesenen Gesteinsfypen finden sich auch Anzeichen des Vorkommens f'eldspatlitVeier Gesteine. Namentlich erinnerte ein kleines Splittereben, das im Allgemeinen mit dem untere) skizzirten Andesite Ähnlichkeit besitzt, aber der Gegenwart ausgesprochenen Fcldspathes ermangelt, an gewisse Typen von Basaltgrundmasse (z. B. des S. 25, [289]) beschriebenen Limburgit svon Gjusevo Nr. 12). Das „Balkengewirrc" besteht aber statt aus den laugen braunen Augitsäulchen aus .Säulen und Nadeln eines lichtgrünen, faserigen Minerals mit schwachem Pleo- chroismus (wohl Hornldende). Als Zwisclienniasse ist ein i'arbloses Glas vorhanden; Magnetitkömer, zum Theile als Eiuschluss in den Säiilcben, sind reichlich gegenwärtig. Aus diesen kurzen Andeutungen über die in dem Tuffe vertretenen Gesteinsrudimente mag ein beiläufiger Schluss auf die Art der von Prof. Toula entdeckten und im Profile verzeichneten gangförmig auftretenden Eruptivgesteine der Höhe immerhin gezogen werden können. Ausser dem oben beschriebenen Tuffe finden sich noch einige andere Varietäten vor, welche sich makro- skopisch wohl durch Farbe, Korngrösse etc. unterscheiden, mikroskopisch aber als sehr ähnlich zusammen- gesetzt erweisen. Als Übergang zwischen dem obigen dichten und dunklen und den hellgrün gefärbten san- digen Tuffen ist die Var. B aufzufassen. Man kann sie als einen feinkörnigen Krystalltuff bezeichnen, dessen Bruchflächen viele kleine (kaum 7^ »m« messende) Feldspathtlieilclien zeigen, welche durch ihre Spaltbarkcit aus dem ziem- lich dunklen Grün des Gesteins hervorleuchten. Dunkle Kryställchen sind viel weniger häufig wie im vorigen Gestein, welches jedoch an Härte von dieser Varietät übertrolfen wird; auch mangelt dcrCalcit als secundärc Bildung (kein Brausen mit Säure). Di-e Durchsicht des Dünnschliffes ergab eine grössere Menge kleinerer Quarz-Splitter, viel Plagioklas und Hornblende (Augit erst in dritter Linie) in 0-1 bisO-3w»« messen- den Krystallen und Bruci:stückeu derselben. Unter den Gesteinssplitterchen finden sich solche porphyrilisciicn Charakters mit viel Plagioklaseinsprenglingeu in einer fast mikrogranitisch aussehenden Grundmasse ohne farbige Einsprenglinge. Dem Mangel an Calcit entspricht das häufige Auftreten von Epidot. Var. C. Als diese seien die „grünen tuflfartigen Sandsteine" zusammengefasst, von denen Prof. Toula erwähnt, dass sie gerne in plattige Stücke zerfallen. Der Unterschied von gewöhnlichen Sandsteinen ist makroskopisch durch den auffallend grossen Feldspathgehalt und die reichliche Theilnalime eines licht pista- ziengrün gefärbten zweiten Bestandtheiles gegeben. „Sandig" erscheinen diese Tuflfe durch ihre im Vergleiche mit den vorigen Gesteinen etwas lockerere und poröse Structur. Ein weiteres geraeinsames Merkmal liegt in dem Mangel an Calcit (sie brausen mit Säure nicht). Dagegen wechselt das Mengenverhältniss der zwei Hauptbcstandthcile: der Feldspathe einerseits und der Hornblendc-Augitminerale andererseits, ohne dass jedoch das Voi wiegen der ersteren dabei irgendwo in Frage käme. Die plattig^n Stücke sind die an Feld- spathen reicheren, die unregelmässig brechenden mehr massig aussehenden Stücke dagegen weisen viele idiomorphe Augit- und Hornblendekryställchen auf, welche indessen selten 1 mm Grösse überschreiten. Der von der plattigen Form hergestellte Dünnschliff ist überaus ähnlich dem der Var. B, wie sich denn auch diese beiden Varietäten in ihrem makroskopischen Aussehen mehr als iu ihrer mikro.skopischen Zusammensetzung von einander unterscheiden. Feldspathe beiderlei Art, Bruchstücke und ganze Kryställ- chen von Augit und Hornblende von ca. 0-2 mm Durchschnittsgrösse, zuweilen ein Quarzkorn, aber hier auch Quarz als secundäres Product, die übrigen Mineraltrümmer verbindend, sind das Material dieser Krystalltuflfe. Ab und zu findet man auch Glinimerblättchen, solche, die noch den Pleochroismus des 280 Augui«/« Grösse) bestellendes Gemenge erwies, gaben mit Kieselflusssäiire fast nur Krystalie des Kaliumsalzes; manche Proben aber aucli solciie von vorwiegendem Kieselfluornatrium neben Kalium, was wohl auf Rechnung beigemengter Natroufeldspathe gesetzt werden muss. Ausser dem Knliglimmer als vorherrschenden Bestandtlieil beherbergt der Quarz aber auch sicher erkennbaren Epidot in kleinen Säulehen, sowie Apntit und das schon erwälmte Titaneisen mit Len- koxen; wahrscheinlich geiiöreii stark liclitbrechende aber nur wenig doppelbrecliende Säiilcheu und Körn- chen, welche unter den zahh-eichen Einschlüssen der Quarze ganze Häufchen forniireii dem Zoisit an. Nur als Rarität fanden sich auch zwillingsgestreifte Plagioklase in kleinen, kaum O'l 7)mi messenden unregel- mässigen Körnern. Ihrer Menge nach waren sie zu untergeordnet, um etwa die Zuweisung des Gesteines zu Amphibolgneiss rechtfertigen zu können, wenngleich sie ihre Anwesenheit, wie oben bemerkt, auch bei der Analyse geltend machten. ') 8. Granitit. Srednja Gera bei Bal;il)auli. Das Gestein wird von Prof. Toula^ als grobkörniger, lichter, glimmerarmer Granit erwähnt. Es liegt ein Handstück von mittlerer Korngrösse des im Bruche recht frisch erscheiuenden Gesteines vor, dessen gelb- liche Farbe ausnahmsweise einmal nicht von den Feldspathen, welche nur lichte Töne zeigen, sondern vom Quarze herrührt, der sich durchgehends schon makroskopisch als aus kleinkörnigen Aggiegaten bestehend erweist, deren einzelne Theilchen, wie die Betrachtung des Dünnschliffes lehrt, durch ein zartes Limonit- häutchen getrennt sind, wodurch dem Ganzen seine Farbe erwächst. Diese Zertrümmerung der Quarze ist eine sehr weitgehende, und zeigten sich besonders dort, wo nur schmale Zwischenräume zwischen den Feld- spathen von Quarz ausgefüllt werden, milliinetergrosse Paitien desselben oft aus einer Mosaik von Hunderten in den verschiedensten Stellungen befindlichen Theilchen zusammengesetzt. Feldspathe sind zweierlei vorhanden: eine ältere durch Umwandlung getrübte, wenig späthige, schwach grünlich gefärbte, vollkommen idiomorphe Art und eine ausgezeichnet spaltbare, frische und fast farblose jüngere Art, deren Individuen unter allen Bestandtheilen die grösste Korngrösse (bmm) erreichen, ohne dem Gesteine indessen porphyrische Structur aufzuprägen. Die Untersuchung von Spaltblättchenschlift'en dieses Feldspathes ergab seine zweifellose MikrokliuNatur, welche sich auch im Dünnschliffe durch viel- fache Gitterstructur verräth. Die getrübten, idiomorphen Feldspathe hingegen gehören einem Plagioklase an, dessen beobachtete Auslöschungsschiefen nur geringe Werthe (im Maximum 10°) erreichten. Die Umwand- lung in Schüppchen von Muscovit, findet vielfach in zonarer Weise derart statt, dass die Mitte und hauptsäch- lich der Rand des Krystalls weniger angegriffen erscheinen, wodurch die Zvvillingsstreifung in der Mehrzahl der Fälle noch gut erkennbar bleibt. Der Menge nach betheiligen sich die genannten drei Bestandtheile in ziemlich gleichem Verhältnisse an der Zusammensetzung des Gesteins. Biotit ist nur wenig vorhanden. Er ist im Schliffe zum Theil noch unverändert mit seinen charakteristischen Eigenschaften erhalten, theilweise aber auch schon chloritisch umgewandelt. Von accessorischen Bestandtheilen fanden sich — wiewohl nur minimal — Pyrit und Apatit. 1 Über das Voikommeu des Gesteines findet man das Nähere in Toula, 1. c. S. 18 und im I^rolile S. 19, Fig. 19, Nr. 4 (Amphibolgneiss) angegeben. 2 A. a. 0. S. 18 und im Profil Fig. 19, Nr. 2. Geologische Untersuchuncjen im centralen Balkan. 285 IV. Vou Haiukiöi über den Hainkiöi-Pass nach Raikovci. (Zweite Balkan-Passage.) 9. («rauitit. Hiiinkiöi. i Var. A. Das Gesteiu ist mittelkörnig-, von gi'ünliclier Gesammtfärbiiiti;' und leclit frischem Aussehen. Es besteljt aus reichlichem, wenig getrübtem Quarz, dessen Körner bis b nun GrriJsse erreichen, ferner zunächst aus einer grünen, im Bruche dicht erscheinenden, umgewandelten und weiters aus einer uncli fiischen, röthlichen, ausgezeidmet späthigen Feldspath-Art von geringerem Alter, welche zahlreiche Individuen der ersteren einsehliesst, endlich aus Biotit und accessorisch auftretendem Pyrit. Den grünen Feldspath erkennt man an der vielfach schon makroskopisch sichtbaren Zwilliugsstreifung als einen Plagioklas, dessen Individuen nur selten über 2 mm gross werden. Die Untersuchung in Öpalt- blättcheu parallel OIU ergab eine Auslöschungsschiefe von 14°, in einem anderen Bättchen (nach ÜOl ) ca. 2°; es liegt somit (auch die Maximalauslöschungsschiefen im Dünnsciiliff gingen über 16° nicht hinaus) ein alhitreicher Oligoklas vor, womit die Boficky'sche Probe aufs beste übereinstimmt. In den stark inEpi- dot und Muscovit umgewandelten Oligoklasen ist der Kalkgehalt der Probe grösser. Seine Mikrostructur ist ganz ähnlich derjenigen des Plagioklases im Quarzglimmerdiorit von Tvardica (3.). Die Körnchen und i-^äulchen von Epidot sind hier noch zahlreicher vorhanden. (Man vergl. Taf. I, Fig. 2, wo die Umwandlung der Plagio- klase in Muscovit und Epidot deutüch zum Ausdruck kommt). Calcit hingegen tritt nicht als Umwandlungs- product auf, da er weder optisch noch chemisch bei Behandlung des Pulvers mit HCl nachzuweisen war. Der zweite Feldspath ist auch hier wieder Mikroklin, indessen fehlt ihm die Clitterstructur und war nur die charakteristische Auslöschungsschiefe der .Spaltblättchen für die Bestimmung massgebend. Seine Substanz erscheint nur wenig durch beginnende Kaolinisirung getrübt; als allotrimorpher Gemengtheil um- hüllen seine oft 1 cm grossen Individuen alle anderen Bestandlheile, sogar den Quarz, welcher darin nicht nur wie auf Spalten eingedrungen, sondern auch in idiomorpher Form ausgebildet erscheint. Sehr deutlich zeigt sich dies dort, wo dynamische Wirkungen eine Zertrümmerung der Mikroklinsubstanz an vorspringenden Ecken des Quarzes zur Folge hatten. Diesem selbst sind ebenfalls die Spuren grosser Druckkräfte eingeprägt, indem die grösseren Körner und zwar hauptsächlich au ihren Kändern durchwegs aus Aggregaten kleinerer Trümmer bestehen, hingegen dort, wo der Zusammenhang nicht gelöst wurde, überall undulöse Auslöschung aufweisen (bis über 12° bei einer Korngrösse von 2 mm). In innigem Zusammenhange mit den Umwandlungserscheinungen der Plagioklase stehen die Verände- rungen, denen der Biotit unterliegt. Auch bei diesem tritt Epidot als secundäres Product in grosser Menge auf, und zwar sowohl in Form zerstreuter linsenförmiger Häul'chen ungemein kleinkörniger Aggregate zwischen den Glimmerlamelleu, als auch in wohl individualisirter Form in Lamellen, welche parallel den- jenigen des Glimmers gelegen sind, ja sogar als Ausfüllung von Spaltflächen im Plagioklase auftreten. Der Biotit hat vielfach seine braune Färbung und starke Absorption verloren und ist in voller Chloritisirung begriffen. In seiner Begleitung fand sich — doch nur untergeordnet — Amphibol vor. Die ungefähr 1 mm grossen Pyrite sind wohl kryslallisirt in den Combinationen (100). n: (210). (111), mit Combiuationsstreifung der Würfeltiächeu versehen und oberflächlich in Limouit umgewandelt, wie dies ihre Durchschnitte im Dünnschliffe sehr zierlich zeigen. Ausserdem treten alsAccessoria — nach absteigendem Mengenverhältuiss geordnet — noch Titanit, Apatit und Zirkon auf. Var. B. Das zweite Handstück, welches vou derselben Localität vorliegt, weicht in seinem Aussehen ziemlich erhebüch von der ersten Varietät ab, indem die Umwandlung der Plagioklase noch weiter vor- geschritten ist und dieselben durch nahezu vollkommene Verwischung der Spaltliarkeit und Zwilliugsstrei- fung, sowie durch das Hervortreten der neugebildeten Muscovit-Schüppcheu ein sericitähnliches Aussehen 1 Toula u. a. 0. S. 23, Profil Tafel 1, Fig. 2, Nr. 15. 286 August Rosiwal, auuehmeu. Beim ensteu Anblick tles graugrünen Gesteins ist man versucht, an gewisse regenerirte Granite oder selbst au GrauwacUeu ( Kisenerz, Herrengrund) zu denken, doch ergibt die Betraclitung des Dünnschliffes sofort die holokrystalline Natur aller Gemengtheile, von denen gernde die zersetzten Plagioklase ilire noch durchwegs idiomorphen Formen am besten zeigen. Ihre Substanz ist jedoch nur mehr an wenigen Stellen rein genug, um ihre Natur auch optisch durch Zwillingsbildung und Auslöschungsschiefe feststellen zu können. Am häufigsten noch ist es ein ganz schmaler Randsaum, welcher sich scharf von den umgewan- delten Centralpartien abgrenzt, der unverändert geblieben ist. An kleinen, in die Mikrokline eingelagerten Individuen konnte durcli Messung der Auslöschungsschiefe die Identität iiircr ursprünglichen Zusammen- setzung mit jener der Plagioklase des Naclibargesteins (Oligoklas) constatirt werden. Die Mikrokline, welche auch hier den Orthoklas vollständig ersetzen, sind in zum Theil über \ cm grossen, uuregelmässig begrenzten Individuen von weisser bis röthlicher Farbe scheinbar porphyrisch aus- geschieden. Doch kann im vorliegenden Falle über deren Bilduug im Sinne der von Rosenbuscb " geschil- derten Weise dnich Ausfüllung von Drusenräumen, welche während der Krystallisation durch die dabei stattfindende Massenverdichtuug entstehen, wohl kaum ein Zweifel obwalten, indem die sie umgebenden I')estandtheile, also namentlich die Plagioklase, aber auch der Quarz allenthalben mit ihren Ecken und Kauten in deren Masse hineinragen. Ausser dem Mikroklin treten nesterweise auch kleinkörnige Aggregate weisser Plagioklase auf. Im Spaltblättchenschliff nach 001 wurden die Mikrokline gut durchsichtig und erlaubten eine sichere Bestimmung durch Gitterstructur und Auslöschungsschiefe; auch die prismatische Spaltung trat deutlich hervor. Der Quarz ist in grosser Menge vorhanden und erfüllt, ausgezeichnet allotrimorph, alle Zwischeu- räume zwischen den Feldspatb- und Glimmerkrysf allen; er tritt aber auch in grösseren Körnern auf, deren Mikrostructur vollkommen mit jener der Quarze des vorigen Gesteins tibereinstimmt. Der Biotit ist durchwegs in Chlorit umgewandelt; die gleichzeitig auftretende Epidotisirung erreicht jedoch nicht jenen Umfang, wie bei der ersten Varietät. Dagegen tand sich Calcit hauptsächlich an den Grenzen der Plagioklase in durch ihre Spaltbarkeit wohl charakterisirten Körnern häufig vor, wie schon durch das lebhafte Brausen abgeschlagener Splitter bei Behandlung mit verdünnter HCl zu erwarten stand. Accessorisch fanden sich noch Titanit und Zirkon vor, dagegen von Erzen sehr wenig. V. Raikovci, — Ceperani— Belno vrli und iiber den Stankov San uach Travna, Auf dieser Route wurden keine krystalliuischeu Gesteine gesammelt. VI. Travna— Markovtok- Poljana Pisdica— Gjusevo— Kazanlik, (Dritte Balkan-Passage.) 10. Graiiitgiieiss. Selci-Gjusevo. Tar. A. Diese Varietät, welche von Prof. Toula anstehend gefunden wurde ", ist im Allgemeinen fein- körnig von körnigstreifiger Strnctur und scliliesst sich mehr au die „Lageugneisse" an, indem im Querbruch schmale (1 bis 2 w>« und darunter) quarzreiche, dabei fast glimmerfreie Schichten mit glimmerreicheren abwechseln. Durch alle hindurch sind ziemlich gleichmässig die Feldspathe in ca. 2 bis 3 »hw grossen weissen, selten ganz schwach röthlichen, meistentheils gut spaltbaren Krystallen verbreitet und verleihen durch ihre prädominirende Grösse dem Gesteine einen porphyrartigen Habitus. Auch eine sehr feldspathreiche Lage mit über \h mm grossen Mikroklin-Augen, welche Quarz umschliessen, fand sich im Haudstücke vor- 1 Roseubusch, Alikrosk. Physiogiaphie, Bd. 11, .S. 39. 2 Prof. Toula t-rwäbut dieses (Jesteins als Plagioklas-Gneiss a, a. 0. S. ■_'9. Geologische Uii/ei\si(c/iii/njcn im fciilntlcii Balkan. 287 Schon bei der Betrachtung durch die Loupe erweisen viele der Feldspathe durch Zwilliugsstreifung ihre trikline Natur. Von den Glimmermineralen ist in erster Linie der licht- bis pistazgrüne Chlorit zu nennen, welcher nur in ganz kleinen, aber zahlreichen Schüppchen vorkommt und dem ganzen Gestein seine licht- grüne Farite ertlieilt. In einzelnen Lagen wird derselbe fast gänzlich dnrch braunsdiwarze Biot if tiifelchen ersetzt, welche in einer derselben grösser (bis 1 mm) sind und 2 bis 'S mm grosse Am j)hibol-Krystalle ent- halten. Die optische Untersuchung der Feldspatiie im Dünnschlif! und in Spaltbiättchen ergab vorherrschenden Orthoklas, welcher nicht nur in den feinkörnigen Partien neben Quarz den Hauptbcstandlheil ausmacht, sondern auch die Mehrzahl der Augen bildet. Er ist durch Kaolinisirung allenthalben getrübt, doch kommt die Um\vanhw Grösse vorkommt. Er verräth seine Gegenwart auch beim Betupfen des Gesteins mit Säure. Von primären Gemeugtheilen w^ar durch das Mikroskop noch Quarz nachzuweisen, der, auch gegen die Feldspaihe allotrimorph, ab und zu in geringer Menge an der Zusammensetzung des Gesteines Antheil nimmt. Er beherbergt viele Flüssigkeitscinschlüsse, zumTheil mit beweglichen Bläschen, und findet sich eben- falls in der feinkörnigen Gesteiiispartie etwas häufiger vor, dieselbe dadurch den Hornblendegraniten näher rückend. Vergleichsweise sei hervorgehoben, dass ein von Prof. Toula im Jahre 1875 gesammeltes HandstUck, das die Bezeichnung: „Ganggestein Berkovica-Balkan, unterhalb der Karaula nahe der Passhöhe" trägt und von Niedzwiedzki ' als Diorit beschrieben wurde, ganz ähnlich, ja mit der isometrisch-feinkörnigen Partie unseres Karni-dol-Gesteines fast identisch ist. Ein aus dem Berkovica-Diorit hergestellter Dünnschliff bestätigte dies vollkommen und gestattete auch die von Niedzwiedzki gemachten Angaben dahin zu erwei- tern, dass neben der Chloritisirung der Hornblende, welche hier sehr deutlich zu Tage tritt, auch die Neu- bildung von Epidot und Calcit stattfindet, dass die nur vermuthete trikline Natur der meisten Feldspathe durch ganz ausgesprochene Zwiliiugsstreitüng zweifellos erwiesen wird, und dass endlich ein recht merk- licher Quarz-Gehalt auch diesem Gesteine zukommt. Von den auf der Sipkastrasse gesammelten krystallischen Schiefern seien die folgenden Typen hervor- gehoben. 14. Quarz-Pli.vnit. §ipka. Var. A. Nach den von Prof Toula angestellten barometrischen Messungen ist der genaue Fundpuukt dieses und des folgenden Gesteines an der Strasse auf den Pass 188 m oberhalii des Dorfes gelegen. Es han- delt sich in dieser Varietät um den grauweissen Leucophyllit Prof. Toula's. ^ Die licht grünlichgraue Färbung ist eine Folge der sehr gleichmässigen Zusammensetzung aus Quarz und dem sericitiseh aussehenden und reargirenden 3 Glimmer-Mineral. Das Gestein ist überaus dünnschiefrig, mit schwach welHg gefältelten Schieferungsflächen; ein etwa 1 mm dicker Splitter weist im Querbriich ungefähr 6 — lOmaligen Wechsel der quarzhältigen Schichten mit den Glimmerhäutchen auf. 1 Zur Kenntniss der Eruptivgesteiue des westlichen Balkan, S. 16. 2 A. a. 0. S. .35. Im Profil Taf. I, Fig. 4 zwischen Nr. 23 und 22. 5 Mit Kobaltsolution, wie von Prof. Toula bereits liervoigehobeu wurde. V. d. L. brennt sieh das Gestein weiss, ähn- lich wie es die sericitischen Phyllite des Semmering thun. 37 292 August Bosiival, Unter dem Mikroskop ist Quarz in meist unter Ol mm grossen Körnern als der weitaus vorherr- schende Bestandtheil zu erkennen. Zu ihm gesellt sich schwacli grünlich durchsichtiger Museovit mit merk- licher Absorption und Pleochroismus der quer gegen die Spaltbarkeit getroffenen Lamellen. Für die gleich- zeitige Gegenwart von Chlor it spricht der Umstand, dass sich manche der Blättchen wie isotrop erweisen im starken Gegensatz zu den lebhaft pnlarisirenden Muscoviten. Auch der beim Glühen lufttrockener Splitter im Kölbchen auftretende starke Wassergehalt lässt auf die Anwesenheit dieses Minerals schliessen. Dagegen fehlen die Feldspatiie fast vollständig; einzelne im Scliliffe wie durch schwache Kaolinbildung getrübt erscheinende Körner sind nur Quarze, welche von zahlreichen, selbst bei stärkster Vergrösserung ungemein winzigen, in flächenartiger Anordnung vertheilten Einschlüssen erfüllt sind. Sehr gut im Einklänge mit diesem optischen Befunde steht das Ergebniss der Bofieky 'sehen Probe, welche am Gesteinspulver vorgenommen wurde. Der weitaus grösste Theil bleibt auch bei wiederholter Behandlung mit den Säuretropfen ungelöst: Quarz. Unter den sehr spärlich gebildeten Kieselfluoridkryställchen herrschten die rhomboedrischen Eisen- und Magnesiunisalze (aus dem Chlorit) sowie Kalium. Accessorisch konnten im Dünnschliffe ausser Gruppen winziger Nädelchen (wahrscheinlich Rutil; die Brechuugsverhältnisse konnten wegen zu grosser Dünne derKryställchen nicht festgestellt werden) noch elwas Epidot, sowie Magnetit und ein bei schwacher Vergrösserung fast schwarz aussehendes, weil aus einem Körnchen-Aggregate bestehendes Mineral, vermuthlich Titan it. Var. Ü. Aus derselben Höhe wie die erste Varietät stammend. Die gesammelten Haudstücke sind den „lichten festen Bänken" entnommen, welche in den „grauweissen Leucophyllit" eingelagert sind (Tnula). Der makroskopische Unterschied liegt zunächst in der Farbe, welche hier in Folge der Mineralgesellschaft Museovit, Quarz eine rein weisse ist. Obgleich auch dieser Phyllit sehr dünnschiefrig ist, spaltet er doch beträchtlich weniger leicht, wie die vorige Varietät. Die Untersuchung des nach dem Querbriiche angefertigten Dünnschlitfs lässt wieder ein fast gleichmäs- siges, die grosse Hauptmasse des Gesteines bildendes Gefüge von durchschnittlich 0-1 mm grossen Quarz- körnern erkennen, durch das sich die Gliramermembrane in etwa 0- 1 bis 0-3 mm Distanz von einander wellenföi-mig, und durch Zwisehenhäutchen oft verbunden hindurchziehen. Auch hier sind manche der Quarz- körncheu durch massenhafte Einschlüsse getrübt und ähneln einem kaoliuisirenden Feldspath; indessen ergab die Untersuchung mit starken Trockensystemen (Nr. 7 und Nr. 8 Reichert), dass es ganz analog wie in einer das Handstück durchziehenden Quarzader nur Schwärme von Flüssigkeitseinschlüssen sind, welche die Trü- bung verursachen; in grösseren von ihnen konnte nämlich ein Gasbläschen unterschieden werden. Auch ist keine Spur von Spnltbarkeit vorhanden. Diesen Maugel an Feldspath haben beide Varietäten gemein, welche auch mikrochemisch fast identische Reactionen geben: Von Alkalien nur ganz wenig Kaliumsalzvvürfelchen (aus dem Museovit), dazu einige Eisen- salzrhomboederchen, die hier wohl nur dem auf Klüften des Gesteins zusitzenden Limonit entstammen; die weitaus überwiegende Hauptmasse des Probepulvers bleibt ungelöst. Unter dem Mikroskop vermisst man ferner den Chlorit der vorigen Varietät, dem entsprechend ist auch im Glaskölbchen kein Wasserbeschlag zu erhalten; die Aluminium-Reaction des Glimmers gelingt auch an Splittern dieses Phyllits sehr gut. Farbe und Absorptionsverhältnisse des Glimmers wie im vorigen Gestein. In einem zweiten Handstücke sind ab und zu ganz kleine bläulichgrüne Pünktchen zu bemerken (etwa von '/j mm Durchmesser), welche auf den ersten Anblick für Cyanit gehalten werden könnten.^ Eine nähere Untersuchung ergibt, dass man es mit kleinen wie concretionär auftretenden Putzen von tiefer grün gefärbtem Glimmer zu thun hat (man ist versucht etwa an Fuchsit zu denken), welcher sich unter der Messerspitze ganz leicht in feine Schüppchen zerreiben, und höchstens eine Pseudomorphose nacii obigem Material als möglich erscheinen lässt. Das Gestein ist sehr arm au accessoriscbeu Bestandtheilen. t Vieüeicht war dies Ursache, dass Petz diese Gesteine auf seiueui Profile des Sipka-Passes (Verhaudl. d. geol. R.-A. 1883, S. 121) als „Granulit" verzeichnet. Geolofjisrhe ünfersuchimgen in/ centralen Balkan. 293 15. Glinimerarmer Oneiss. Sipka. Kaum 10 m über den Quarzpbylliten (19B m über dem Dorfe) treten bereits deutlich felds]iatbführende Gesteine auf, welche als glimmerarme Gneisse zu hezeicimen sind. Der Structiir nach hat mau es mit Ivörnig- schuppigen Gueissen zu thiin. Noch immer wiegt der Qu arz ganz beträchtlich vor und erscheint makroskopisch farblos bis weiss uud iu fein zuckerkörnige Aggregate aufgelöst. Der Feldspath erscheint zum Theil weiss und kaolinisirt, zum Theil ganz larblos mit schön späthigen Flächen. Spärlich, aber allenthalben sind Mnsco- vit-Schüppchen zu bemerken unil auf den nicht sonderlich gut ausgeprägten Schiefernngsflächen intiltrirt Limonit. Die mit Feldspathpartikelcheu angestellte Boficky 'sehe Probe ergab sicheren, reinen Kalifeldspat h. Unter dem Mikroskop lässt sich bei schwacher Vergrösserung der Gehalt au Feldspathen auf '/^ des Quarzgehaltes sehätzen. Es kommt sowohl Orthoklas, als Mikroklin vor, dessen Gitterstructur oft and deutlich sichtbar wird. Die Umwandlung beider geht in dem zum Dünnschliffe verwendeten Material über ein schwaches Kaolinisireu nicht hinaus, es finden sich aber in nächster Nachbarschaft Gesteine, deren gänzlich umgewandelte Feldspathe durch Ausschlämmung entfernt worden sind, und welche in Folge dessen eine lockere, schwammartige Structur erhalten haben, indem nur das wahrhaftige Kieselskelett des Gneisses nebst den spärlichen GlimmerzUgeu übrig blieb. Über die ßeschaffeuhuit der Feldspathe sei noch bemerkt, dass sie, während die Quarze in kleine, kaumO'l — 0 ■ 2 mm messeude Köruer aufgelöst sind, meist nur eine raiidliche Zerreibung, hie und da wohl auch eine Zerstückelung in nahe bei einander liegende Trümmer, und uudulöses Auslöschen aufweisen. Ihre Grösse steigt bis 2 mm, beträgt im Durchschnitte aber viel weinger; manche Individuen beherbergen reichliche Einschlüsse von llotheisen, welches auch gerne den spärlichen (Jlimmerzügen folgt und Aulass zurLimonit- bildimg liefert. Der Muscovit ist ganz iarblos uud überall in einzelneu Schüppchen im Quarz zerstreut; nur selten vereinigt sich ein Schwärm derselben zu eiuer dünnen Membran. Mehr accessorisch, denn als charak- teristischer Bestandtheii kommen tiefer grün gefärbte Glimmerputzen vor, welche deutlichen Pleochroismus zeigen; mau wird es dabei mit verändertem Biotit zu thun haben. Immerhin ist das Gestein so glimuierarm, dass es unter den Gneissen eine analoge Stelle wie die Aplite bei den Grauiteu einnehmen würde. Die Bezeichnung „Leptinit-' ', welche iu der Bedeutung eines glimmer- freieu respective glimmerarmeu Gneisses für unser Gestein recht zutreffend wäre, ist zu sehr an den Begrift des granatführeuden und feldspathreichen Granulites (französisch „Leptynite") geknüpit, von dem sich unser Vorkommen doch wesentlich unterscheidet, denn abgesehen vom Mikroklin finden sich darin weder ein Pla- gioklas noch Granat, und auch andere Accessorien kommen — selbst mikroskopisch — kaum vor. Weiter oben (280 m über dem Dorfe) steht ein noch ganz ähnlicher Gneiss an. Bei der rein weissen Farbe dieses Vorkommeus fühlt mau sich versucht, au Albitgneiss zu denken, doch wies die Kieselfluss- säureprobe allen Feldspath dem Kali-Feldspa th zu. Derselbe ist hier etwas häufiger (etwa '/g — '/^ ^^^' Quarzmeugej, auch ist manches Quarzkorn in seiner ursprünglichen Grösse (ca. 2 mm) erhalten geblieben. Die mikroskopische Charakteristik ist wie beim vorhergehenden Gesteine. Mikroklin ist sehr häutig; hier tindet auch die Umwandlung der Feldspathe iu Glimmer statt. Zerstreut und selten finden sich Putzen des Muscovits vor (wie im Quarzphyllit Var. B), welche lieht apfelgrün gefärbt, uud deutlich, wenn auch nicht stark pleochroitisch sind. Der Glimmer legt sich auch manfelförmig um die Mikrokliae herum. Von Accessorien seien seltene, 0'05/rtm grosse Kryställchen eines Minerals der Rutil-Zirkongruppe erwähnt. 2 Mau vergl. Roth, Chem. Geologie, Bd. 11, S. 395. 294 August Ros'nval, 16. Chloiit- (Epirtot-, Oligoklas-) Gneiss. Aufstieg zum Sipka-Pass (Südseite). Das Gestein steht „beim Brunnen", 425»« über dem Dorfe «Sipka an. Man hat es mit dem im Profile ' mit Nr. 18 bezeichneten Gesteine zu thun, welches von Prof. Toula^ als ,.Griinschiefer, die recht lebhaft nn die Semmeringgesteine ans der Gegend von Payerbach erinnern" anj;egeben wird. Makroskopisch erhält man von dem grünen, weichen (mit dem Fingernagel ritzbaren) Gesteine den Ein- druck eines dichten Chloritschiefers. Unter der Loupe erkennt man aber schon deutlich die reichliche Antheil- iiahme licht gefärbter Minerale an der Zusammensetzung desselben. Manche der Schieferangsflächen sind mit Gruppen 1 — 2 mm grosser, in Limouit umgewandelter Pyrit Würfel reich versehen. Der nach dem Querbruche angefertigte Schliff liess unter dem Mikroskope einen typischen Chlorit gneiss erkennen, mit wesentlichem Gehalt an I<]pidot, welcher in reichlich durch das ganze Gestein ver- streuten Körnern von O-Ol bis O-Obmm Grösse und Gruppen derselben vorkommt. Der Chlorit ist in typischer, blättrig schuppiger Ausbildungsform vorhanden und bildet als der vorberr- schendste Bestandtheil des Gesteins dessen grössere Hälfte. Die schwachen, bläulichen Polarisationsfarben charakterisiren ihn optisch auf das beste; es ist übrigens auch sehr deutlicher Pleochroismus vorhanden- in der Richtung der Lamellen in lichtes Gelbgrün, senkrecht dazu seladongrün. Nur die Maschen der vielfach in einander verlaufenden Chloritzüge, deren Schuppen etwaO-10?«w durchschnittliche Länge erreichen, sind mit den farblosen Mineralen: Quarz und PLagioklas erfüllt. Beide werden im gleichen Gr.ide durchsichtig und enthalten als Einschlüsse bloss zahlreich Schüppchen des Chlorits. Messungen symmetrischer Auslöschungsschiefen der nur in wenigen Lamellen verzwillingten Plagioklase ergaben einen Mnxinialwerth von lG'/j°, was ebenso für die Zugehörigkeit zu Oligoklas spricht, wie das zahlreiche Vorkommen der Krystalle des Natriumsalzes bei der am Gesteiussplitter vorgenommenen Bofick;y'- schen Probe. Dagegen war Kalium auch nicht in Spuren vorhanden, was die Anwesenheit von Orthoklas aus- schliesst. Die Menge des Oligoklas ist recht gross und überwiegt diejenige des Quarzes. An Accessorien ist das Gestein sehr arm; selbst der sonst so häufige Magnetit ist im Dünnschliffe kaum aufzufinden. 17. Amphibol-Gneiss. Aufstieg zum Sipka-Pass (Südseite). Ein anderes der grünen Gesteine ist das von Prof. Toula als Epidotgneiss angeführte Vorkommen, das neben den graphitischen Kieselschiefern (Nr. 19 des Profils) in 311 m Höhe über dem Dorfe angetrotfen wurde. Es ist ein weiches, zerquetschtes in vielfacher Umwandlung begritfenes Gestein, das makroskopisch besonders durch die sehr zahlreich vorhandenen Gruppen pistaziengrüner, verquetschter Büschel eines sten- geligen bis fasrigen Minerals auffällt, welches man dem Aussehen nach recht gut als Epidot ansprechen könnte. Dieses Mineral ist in der lichten, gelbgrUnen, dichten, wie sericitisch aussehenden übrigen Gesteinsmasse in ] — 3 mm grossen Putzen und Flasern enthalten. Die mikroskopische Betrachtung der Schliffe zeigt das epidotähnliclie Mineral aber als jene uralitische fasrige Form der Hornblende, welche in verschiedenen Entwickinngsstadien in den Uralitdiabasen des Baches von Mazalat (^Nr. 18; man vergl. folgende Seite) angetroffen wurde. In sehr bezeichnender Weise liegt hier ein weiterer Typus dieser Gesteine nach der Seite der Amphibolite hin vor, und bei der entschieden schiefrigen Structur sowie der Gegenwart von Quarz und Plagioklas ist dieses Vorkommen zu den Amphibolgneissen zu stellen. 1 A. a. 0. Taf. I, Fig. 4. a Ebenda S. 35. Geolof/iacfiv Unk'i:siic/tiiii(jeii im centralen Balkan. 295 Die Umwandlung der durch ihre Spaltbaikeit in Querschnitten bestens chanikterisirten, im Dünn- schliffe nur sehr lichtgrüu gefärbten und demgemäss wenig pleochroitischen Uralit -Hörn blende in Chlorit ist optisch an sehr vielen Stellen wahrnehmbar, sowie chemisch durch den starken Wassergehalt der Probe im Kölbchen erwiesen. Gewisse Stellen des Gesteins erhalten dadurch mehr den Charakter eines Chloritschiefers, während die amphibolfreicu Zwischenräume einem dichten (sericitischen) Muscovitgneiss ähnlich werden. Der im vorigen Gesteine enthaltene Epidot findet sich auch hier in derselben Ausbildungsform (Gruppen kleiner, mikroskopischer Körnchen) wieder. Die farblosen Gesteinsbestandtheile sind weniger gut, wie ilort eharakterisirt; besonders der Plag iok las ist vornehmlich erst durch den grossen Natriumgehalt der Kieselflusssaure-Probe imd nur hie und da durcli zwillingslamcllirte Durcbsciinitte sichergestellt. Spuren von Kalium in der Probe dürften nur aus dem Muscovit stammen und weniger auf einen geringen Orthoklasgehalt scliliessen lassen. Accessorisch sind Magnetit und Apatit, secundär Limonit anzutreffen. VIII. Von Gabrova über die Gurnovo Mogila nach Todorci und über die Kurita-Höhe und die Patare§tica nach Sofilari. (Fünfte Balkan-Passage.) Auf dieser Route wurden keine krystallinischen Gesteine gesammelt. IX. Von Sofilari nach Kalofer und über den Rosalita-Pass und den Mara Gidjuk-Sattel nach Novoselo. (Sechste Balkan-Passage.) Auch der beiden folgenden Gesteine geschieht in Prof. Toula's Arbeit keine specielle Erwähnung. Es musste erst die mikroskopische Untersuchung vorgenommen werden, um an die Stelle der „aphanitischen Andesite" u. s. f. ' bestimmte Gesteinstypen setzen zu können. 18. Uralit-Diabas. Bach von M;r/.,il:it. Var. ^. (Epidiorit Gümbel.) Einige GeschiebebruchstUcke zeigen sich zu fast gleichen Th eilen aus einem lichtgrünen Mineral der Augit-Amphibolgruppe und einem lichtgrauen, dicht erscheinenden Feldspath- gemcngtheil zusammengesetzt. In Folge der im Allgemeinen feinkörnigen Structur erscheint das ganze Gestein in graiilichgrüner Färbung, während ihm die makroskopische Beschaffenheit der Bestamltlieile einen gabbro- ähnlichen Habitus verleiht. Der saussuritisch aussehende, vielfach umgewandelte Feldspath weist fast nirgends Spaltungsflächen auf. Seine unregelmässigen matten Bruchflächen erreichen niciit selten Dimensionen, welche über die mittlere Korngrösse vtm beiläufig 1 mm hinausgehen; an einem solchen 3 — 4 iniii grossen Krystall konnten unter der Loupe Spuren einer verwischten Zwillingsstruelur bemerkt werden. Trotz der Veränderung seiner ursprüng- lichen Sul)stanz ist die Härte dieses Feldspaths intact geblieben, da bei Hitzversuchen mit einer Nadelspitze Stahltheilcben an der betreffenden Stelle haften bleiben. Im Gegensätze dazu ist das grüne Mineral recht weich (ca. 3 nach Mobs) geworden. Es ist in glänzenden, parallelfasrig erscheinenden, millimetergrossen kurzen Stengeiclien und Sänlchen entwickelt, doch ist es trotz der guten Spaltbarkeit auch unter der Loupe ungemein schwer, einen deutbaren Spaltungswinkel festzustellen, der eine zweifellose Bestimmung ermöglichen würde. Nach Farbe, Härte und scheinbarem Vorwalten nur einer Spaltungsrichtung ist man versucht, an Diallag zu denken uiul das Gestein in die Gabbrofamilie zu stellen. Es gelang indessen wenigstens an einem Kry stalle durch eine wohl rohe, aber doch annähernde gouio- raetrische Messung (durch Einstellen des Lichtreflexes vom Fenster) an dem auf dem Object-Drchtischc des I S. 42. 296 ÄiKjuat liosiwal, Mikroskopes iu passender Stellung befestigten Gesteinsstücke den Betrag des Hornblende-Spaltungswinkels nachzuweisen. Weitere Bestandtheile konnten — auch unter der Loupe — nicht vorgefunden werden. Unter dem Mikroskope eriiält man fürs erste den Eindruck, als läge zwar eine hypidiomorph-kör- nige, aber nicht die diabasisch-körnige (ophitische) Structur vor, da das grüne Mineral meist in idiomorphen Durchschnitten vorkommt, welche im Allgemeinen die Begrenzuugselemente des Augits oder der Hornblende zeigen. Für Augit oder wenigstens die Herkunft aus Augit spricht der Umstand, dass ein Durchkreuzungs- zwilling nach dem Heiiiidoma — J^'oo(lOl) beobachtet werden konnte, dagegen fanden sich achtseitige Säulen- querschnitte nicht vor. Dass es wirklich Hornblende, und zwar die uralitische Form derselben sei, ersieht man aus dem wiederholt, wenn auch durch die weitgehenden Umwandlungserscheinungen etwas schwierig erkennbaren Spaltungsvvinkel. Diese uralitische Zerfaserung der Durchschnitte ist eine selir weitgehende; ausserdem ist aber eine Umwandlung in eine grünliche, chiorilische, aus schwach doppelbrechenden Fäser- chen bestehende Substanz fast in jedem Krystalle zu constatiren. Die veränderten Partien liegen meist in der Mitte und sind von zackigen Umrissen, wie sie der Theilbarkeit des gesunden Minerals entsprechen. Dabei sind die Interferenzfarben des Letzteren in Folge der nur ganz blassgrünen Eigeufarbe der Durchschnitte über- aus lebhaft, an jene des Augits erinnernd, doch konnte nirgends dieser selbst, auch nicht mehr als Rest auf- gefunden werden, um etwa die Annahme, das Gestein sei zu den Uralitdiabasen zu stellen, ohne weiters zu erweisen. Ein von Niedzwiedzki' aus der Iskerschlucht bei Iliseiua (5'' 10™) beschriebener Diabas zeigt ganz dieselben Umwandlungen der ehemaligen Augite, nur ist dort einerseits der Übergangsprocess der Uralitfasern in das feinfasrige, grüne Aggregat viel weiter fortgeschritten, und nur mehr einzelne Rplitterchen der stark doppclbrechenden Uralitsubstanz leuchten aus dem Fasergewebe hervor, während andererseits ganz frische, gar nicht veränderte Augite die diabasische Natur des Gesteins ausser Frage stellen. In unserem Gesteine ist eines jener Vorkommnisse gegeben, für welche die Kriterien des Gümbel'schen Epidiorits Anwendung finden*; erst eine eingehende Untersuchung des Verhaltens der Feldspathe gegen- über den Uraliten führte zur Constafirung zweifelloser Fälle von Idiomorphie der in leistenförmigen Individuen von ca. 0"6?mw Länge bei etwa 0-\bmm Breite entwickelten Plagioklase gegen die als primäres Mineral der Uralite vorhanden gewesenen Augite. Durch die Uralitisiruug der Letzteren trat nun zugleich jene Substanz- wanderung ein, welche die einzelnen Säulchen und Fasern des neugebildeten Hornblendeminerals oder manch- mal radial gebaute Gruppen derselben in die Feldspathe selbst eindringen Hess, an deren saussuritischer Umwandlung sie mit theilnehmen. Diese ist namentlich in den oben erwähnten grösseren Feldspathkörnern, denen die Leislenforni mangelt, deutlich ausgeprägt. Neben der Glimmerbildung, zu der sich ab und zu Epidot gesellt, ist es voruehndich ein stark licht und wenig doppelbrechendes farbloses Mineral, wohl Zoisit, das als Neubildung in der Form V(in bis 0-1 nnn grossen Körnchen und Säulchen die Plagioklase durch- schwärmt, ja bis zur Undurchsiehtigkeit erfüllt. Auch das farblose quarzähnliche Mineral, das als Albit angesprochen wird,^ fand sich zuweilen vor, einmal als Zwischenfüllmaterial zwischen drei Plagioklas- lamellen, neben der chloritischen Umwaudlungssubstanz der Uralite. Ein sicherer Schluss auf die Art des Plagioklases konnte in Folge der vielfachen Umwandlungsvorgänge mikrochemisch mittels der Boricky- Probe nicht, optisch durch Messung der symmetrischen Auslöschungsschiefen an den leistenförmigen Indivi- duen in den Dünnschliffen nur insoweit vorgenommen werden, als die spärlichen, genügend durchsichtigen Lamellen eine Messung zuliessen. In drei Dünnschliffen wurden 16 Lamellen geprüft; die Schiefen lieferten Werthe zwischen 8° und 17-5. Das Minimum spricht für einen Labradorit, während das gemessene Maximum lange nicht den von Michel-Lcvy angegebenen Werth erreicht. 1 A. a. 0. S. 29. 2 (Jüiiibel, Die paliiolithisclieu Eruptivgesteine des Fichtelgebirges. München 187J, S. 10 und Koscubusch, II, 204. 3 Koseubuach, II, S. 136. Geokxjiscitc Untcraiichuncicn im centraloi, Balkan. 297 Erzparfikel kommen von winzigen Dimensionen bis zu 0-2 mm Grösse recht reichlich vor; alle hatten den weissen — auch von Gümbel ' als bej;leitend erwähnten — Rand von Leukoxeu, welcher für die Zuge- hörigkeit zu Titaneisen spricht. Var. JB. Ein gleichmässig feines Korn, eine tiefgrüne Farbe und leiciite Hinneigung zur Schiefcr- strnctur, sowie das Auftreten von Pyrit bilden die makroskopisch unterscheidenden Merkmale von der oben beschriebenen Varietät. Die Uralite sind auch hier weicli und der dunkler gefärbte ISestandtheil, allein es ist ihnen in diesem Falle ein satter, an pistaziengrün erinnernder Ton eigeuthümlich. Die Spaltbarkeit ist weniger deutlich aus- geprägt, und neben einigen glänzenden, die Faserung aufweisenden Bruchfiächeu findet man viel häufiger solche, welche ganz matt sind und uneben erscheinen. Die Feldspath-Durchsclinitle sind sehr undeutlich zu erkennen; sie vevratheu Leistenform, sind aber ganz trüb, lichtgrün gefärbt und dicht im Bruche. Sie, sowie die Uralite haben eine Durehschnittsgrössc von kaum 1 iiiiii. Als Seltenheit fand sich ein etwa eben so grosses Quarzkorn. Erze sind zweierlei vorhanden. Der schon erwähnte Pyrit in unregclmässigen Körnergruppen von 2 — '6 mm Grösse, dann ein schwarzes Erz in feinen, unter 1 »im grossen Splittern, die mau eist unter der Loupe wahrnimmt. Unter dem Mikroskop zeigt zunächst der farbige Gcmengtlieil auf das sciiönste die verschiedenen Stadien des Uralitisirungsprocesses. Fast jeder der Durchschnitte enthält noch Reste des unverändert geblie- benen fast farblos durchsiclitigen Augits in sich, die sich aus der faserigen, lichtgrnn gefärbten Uralitsubstanz durch ihre lebhafte Polarisationsfarbe, das starke Brechungsvermögen und die beträchtliche Differenz in der Auslöschungsrichtung hervorheben. Auch der Mangel an Pleochroisnius gegenüber den deutlich, wenn auch nicht stark pleochroitischen Uralitfasern ist sehr cliarakteristisch. In weiterer Umwandlung der Uralite bildet sich hier neben der chioritischen schwach doppeltbrechenilen Substanz nocii ein anderes Mineral, das durch seine blättrige bis lamellare Structur und den lebhaften Pleochroismus der Lamellen zu den Biotiten gestellt werden muss. Seine Farl)e ist ein bräunliches Grün; es findet sich häufig und nesterweise in denUraliten vor und ersetzt hier zum grösseren Theile die chloritisihe Substanz der vorigen Varietät. Die Plagioklas-Leisten werden unter dem Mikroskope deutlich sichtbar. Sie finden sich häufig in annähernd radial gestellte Gruppen vereinigt und weisen als Umwandluugssubslanz mitunter in zwei zonaren Streifen parallel der Längsriclitung Körnchen und amphibolartige mikrolithische Säulchen auf, die als Ein- schlüsse auch sonst in der Substanz der Plagioklase überall häutig vorkommen, dieselbe oft ganz und gar erfüllend, so dass der betreffende Krystall bis auf eine schmale Randzone ganz undurchsichtig wird. Die Zwil- lingsstreifung trat nur selten klar genng hervor, um eine Bestimmung der Auslöschungsrichtung zuzulassen. An etwa sechs Stellen gelang es, Schiefenwinkel zu messen; sie schwankten zwischen 8° und 16°, was für eine Ubereiustinimung in der Zusammensetzung mit dem Feldspathe der ersten Varietät spricht. Das makroskopische Vorkommen von Quarz wird mikroskopisch bestätigt. Kleine, kaum 0-1 mm mes- sende Durchschnitte sind gar nicht selten; es finden sich aber auch Körneraggregate von über 1 mtii Gesaranit^ ausdehnung vor, welche von Amphibol-iUralit-iFasern begleitet sind und durch Randzertrümmerung, undu- löse Auslöschung u. s. w. die Erscheinungen der Kataklasstructur aufweisen. In diesen Quarzaggregaten findet sich auch ein schwarzes Eisenerz ohne Umrandung durch ein zweites Mineral, wahrscheinlich Magnetit, und man erhält von solchen Partien ganz denjenigen Eindruck, welchen gewisse Amphibolite mit zumTheil parallel gelagerten, „schilfigen" Hornblendcfasern und Fäserclien hervorrufen, wie denn auch diese Varietät für die Rosenbusch'sche Ansicht über die Art der Diabasmetamorphose in Aniphibolit einen bezeichnenden Beleg bildet. Als accessorischeBestandtheile waren unter dem Mikroskope reichlich Apatit, Titaneisen und Titanit nachzuweisen. Ersferer in langen Nadeln, welche durch die Wirkungen des Gebirgsdruckes mannigfach gebogen und gestreckt, ja geradezu ausgewalzt wurden, indem die einzelnen durch die Querlheilung eutstan- 1 A. a. 0. S. 12. Denkschriften der malhem.-nalurw. Gl. LVU. Bd. 38 298 August Eosiwdlj denen Glieder häufig aiiseinaiulcrgeiückt sind und sich nicht mehr berühren. Das spiitterige, wie zerhackt aus- sehende scliwarze Erz ist Titaneisen und erscheint stets von einem Leukoxenrand umgeben. Der grosseTitan- gehalt des Gesteines äussert sicli auch durch das häufige Vorkommen des Titanits nicht nur als secundäres Product aus dem Titaneisen, sondern auch in Körnern unil Krystallen, welche durch ihre Spaltbarkeit gut charakterisirt sind und durch ihre Apatiteinschlüsse als primär angesehen werden müssen. 19. Quarz-Porphji'it. Bach vou Mazalat. Eine ziemlich dunkle, graue, dichte Grundmasse, matt und etwas splitterig brechend, umschliesst zunächst recht zahlreiche schwach graugrünliche Feldspath-Krystalic und in zweiter Linie Quarze, deren Begrenzung wie gewöhnlich durch Gorrosion und Bruch uuregelmässig erscheint. Die Abscheuerungsflächen der Geschiebestücke zeigen die Grundniasse ganz unverändert und bringen die Feldspathdurchscbnitte zur Ansiclit, deren Begrenzungselemente recht ähnlich jenen sind, welche die grossen Orthoklase in den Porphyrgraniten aufweisen. Beim Zerschlagen wurden auch an einem Krystalle die so häufig vorhandenen Flächentypen: (010), (110), (201) und (001) in deutlicher Ausbildung freigelegt. Die Grösse dieser Einsprengunge beträgt durchschnittlich 2 — 3, im Maximum 4w/w; ihre Spaltbarkeit ist noch gut ausgeprägt, doch weisen auch viele matte Bruchstellen schon makroskopisch auf die vorgeschrittene Um- wandlung ihrer Substanz hin, welche besonders im Ceutrum vieler Krystalle ersichtlich wird. Dort, wo die Zwillingsstreifung die plagioklastische Natur der Einsprenglinge verräth, wird sie nur durch wenige (3 — 6) Lamellen hervorgerufen; es fehlt eine ordentliche ]iolysynthetische Streifung. Vereinzelt findet auch Zwillingsbildung nach dem Karlsbader Gesetz statt, die sich in einem beobachteten Falle wieder- holte, so dass ein Drilling gebildet wurde, welcher aus zwei parallel gestellten Krystallen bestand, zwischen denen ein dritter nach dem Karlsbader Gesetze eingeschaltet war. Der Normalenwinkel an Spaltblättchen der Plagioklase konnte goniometrisch aus zwei Beobachtungsreiheu zu 7° 42', resp. 7°. 51' gemessen werden, was einem Winkel P:lf von 8B°!)', resj). 86°5' entspricht, ein Werth, der mit den an Oligoklas beobach- teten übereinstimmt. Für die Zugehörigkeit der weitaus grössten Zahl der Einsprenglinge zu diesem Feld- spathe spricht auch das Ergebniss der optischen Untersuchung: Auslöschungsschiefe auf (001) von sehr geringen Wertheu bis ca. S'/^", auf (010) mit 10° und darüber bis 17°; es scheint ein Schwanken des Ca- Gehaltes stattzufinden, doch wird man nach den hohen Werthen auf (010) von den albitreichsten Gliedern wohl kaum weiter als bis zur Formel Ah.^ An^ gehen dürfen. Die Boficky'sche Probe, welche an einer Reihe von Si)littern vorgenommen wurde, bestätigte an allen die Zugehörigkeit zu Ca-armen Plagioklasen. Nur ausnalimsweise konnte in einzelnen Proben auch ein Kalinmgehalt — neben Na und Ca — nachgewiesen werden, der für das Vorhandensein von anorthoklastischcm Feldspath spricht; reiner Ortiioklas fand sich unter den Einspreuglingen nicht vor. Von den Magnesia -Eisen-Silicateu treten nur einzelne wenige, bereits umgewandelte sechsseitige Säulen von Biolit auf; es sind etwa 2 — ^ mm grosse braune Krystalle, welche nicht mehr blättrig spaltbar sind, sondern unter der Loupe als ein Gemenge einer grünlichen dichten Substanz mit Eisenerzen erscheinen. Unter dem Mikroskope wird dieGrundmasse in ein fast vollkommen holokrystallines Gewebe von zwei idiouiorpheu Feldspatharten und allotrimorphem Quarz aufgelöst; es liegt somit mikrogranitische Structur vor, und zwar als hypidiomorphkörniges Aggregat. Die eine Hälfte derFeUispathe erscheint kurz rectangulär, theil- weise — wahrscheinlich wegen nicht genügend ausführbarer Dünne (unter ü-025»?wA des Schliffes — auch uuregelmässig begrenzt und löscht gerade aus; sie wird nach den Ergebnissen der Boricky'schen Probe, welche aus Splittern der Grundmasse die Salze der Elemente Na, K und Ca lieferte, dem Orthoklas zuzu- stellen sein. Die andere Hälfte ist jedoch in zahlreichen, schnial-leistenlörniigen, meist einfachen Individuen von ungefähr gleicher Länge wie die vorige Art entwickelt, welche ebenfalls gerade oder mit minimalen Schiefen auslöschen und einem Plagioklase angehören dürften, welcher die Na- und C'a-Kieselfluoride der G('.oI(>(]isrhe Untersuchungen im centralen Balkan. 299 Probe geliefert hat. Es erweist sicli unser Fall als eine Übergangsform der eigentlicben Mikrogranitstructur in die pilotaxitisebe Rosenbus cb 's. * Dabei ist zu bemerken, dass zwar in den dünnsten Partien des Schliffes Spuren eines Cxlases — „Glasbäutclien" — zu constatiren waren, doch sind sie zu minimal, um unsere Structur als hyalopilitisch aufzufassen. Anklänge an Flui dal structur in der nächsten Umgebung der Einsprengunge sind niolit selten, Mandelbildungen konnten dagegen im ganzen Handstücke nirgends beobachtet werden. Der in der Grundmasse in zarten dünnen Schüppchen und Lajtpcn auftretende Chlorit ist jedenfalls als eingewandert zu betrachten, da er als Umwandlungsproduct der farbigen Einsjjrenglinge allenthalben auftritt. Ausserdem finden sich primär in ihr nur spärlich verstreute punktförmige, zum Theil röthlichbraun durch- scheinende Eisenerz-Partikelchen, sowie zarte Apatit-Nadeln vor. Kleine (0-2— 0-5 ww) miarolithische oder Drusenräume sind in der Grundmasse besonders häufig, die mit einer Mandelbildung wohl kaum verwechselt werden dürften. Die Quarze der Grundmasse ragen mit freien Krystalleuden in sie hinein und füllen sie zuweilen ganz aus, oder es haben sich die Zersetzungspro- ducte der farbigen Gemengtheile: Chlorit und Epidot zum Theil als radialfaserige Aggregate in dem Reste des Raumes angesiedelt. (Taf. I, Fig. 4.) Beim Betrachten der dickeren (0-03 — 0-04w«w) Stellen des Schliffes gewinnt es fast den Anschein, als wäre aller Quarz der Grundmasse in solchen kleinen bis kleinsten zahl- reichen miarolithischen Räumen angesiedelt, wodurch sich die Grundmasse auf ein Gemenge der beiden Feld- spathe reduciren würde. Die Einsprengunge von Quarz sind vollkommen analog wie in den eigentlichen Quarzporphyren ent- wickelt, alle Erscheinungen der Krystallisation, der Einschlüsse und Corrosion kommen auch hier in der bekannten Weise zur Erscheinung. Die Oligoklas-Einsprenglinge sind durch Kaolinisirung stark getrübt, luid parallel damit geht die Um- wandlung in Glimmer und Epidot; wieder andere zeigen in ihren centralen Partien eine Art enger Maschen- structur, gebildet von einem unverändert gebliebenen Netz der Feldspathsubstanz, während die Zwischen- räume mit einer grünen, schwach doppeltbrechenden „chloritisch" aussehenden Substanz und Limonit-, sowie viel Calcit-Theilchen erfüllt sind, Umwandlungsproducte, zu deren Bildung die gleichzeitige Zersetzung der Biotite und Amphibole ebenfalls Material geliefert hat. Die Biotite sind nur in ganz kleinen, seltenen Krystallen oder als unbedeutende Reste in den grossen sechsseitigen Säulen frisch erhalten. Diese letzteren finden sich im Schliffe nur ganz vereinzelt vor; sie sind gebleicht und kaum mehr dichroitisch, polarisiren aber lebhaft und zeigen parallel zu den Blätterdurch- gängen Einlagerungen secundärer punktförmiger Umwandlungssubstauzen. Diese Umwandlung der Biotite ist aber immerhin noch weniger weit gehend, als jene, welcher die ursprünglich im Gestein vorhanden gewesene Hornblende anheim gefallen ist. Ihre Krystallformen sind aus den gar nicht seltenen Durchschnittsgrenzen noch gut zu erkennen: die gewöhnliche, kurzprismatische Form mit der Hemipyramide und Basis als Endigungeu. Die Grösse dieser ehemaligen Amphiboleinspreng- linge beträgt in der Länge circa y^mm. Einige rhombische Querschnitte zeigen, dass die Längsfläche nur untergeordnet entwickelt war und die Prismenfläclien herrschten. Alle Krystalle erscheinen zur Gänze umge- wandelt in ein Aggregat von vorherrschendem Chlorit, der sattgrün bis nahezu farblos durchsichtig wird und blätterige, zuweilen auch radialfaserige Aggregatpolarisation zeigt, sowie in Limonit und auch Epidot, in letzteren oft besonders reichlich. Anhangsweise sei bemerkt, dass unser Gestein im Habitus an den „Quarzporphyr" von Liescha in Kärnten erinnert, nur ist es etwas dunkler gefärbt und lange nicht so reicdi an Einsprengungen wie dieser. Diese Verwandtschaft findet einen weiteren Grund darin, dass hier wie dort fast ausschliesslich ein Plagio- klas die Feldspatheinsprenglinge bildet. An dem in der petrographischeu Sammlung der Lehrkanzel für Mine- ralogie und Geologie befindlichen llandstücke des alpinen Porphyrs ergab eine an Partikeln von acht ungc- streiflen Bruchflächen vorgenommene chemische Untersuchung der oft prachtvoll zonar gebauten, und dort ' Mikrosk. Phyaiographie, II. Mau vergl. S. 4(!5 uud 4G6. 38* BOO August Rosiwal, Granat enthaltenden Krj'stalle mit Kieselfliisssäuve ausnalimslos nur die Na- und Ca Salze der Plagioklase, weshalb aiuh der Liescha-Porphyr trotz seiner mikrogranitischen Griindmasse besser zu den Qunrzglimmer- porphyriten zu stellen wäre. 20. Granitlt. Vor Kalofer (Ost), i Es liegen drei Stücke des Gesteins vor, die nur wenig von einander abweichen. Alle sind von frischem Aussehen, mittlerer Korngrösse und im Allgemeinen heller, nahezu weisser Farbe, die erst durch den reich- lich auftretenden lUotit einen dunkleren Gesanimtton erhält. Der Quarz bildet lichtgrauliche, wenige Millimeter grosse Körner und erfüllt in seiner bekannten allo- trimorphen Ausbildungsform auch die kleinsten Zwischenräume der älteren Bestandtheile, wo er dann durch zwischengelagerte Limonithäutehen gelblichbraun erscheint. Feldspathe konnten an Spaltblättchenschliflen dreierlei constatirt werden: Orthoklas, Mikroklin und ein fast gerade auslöschender (Abweichung nur 1—2°) Oligoklas; die beiden ersteren bilden in annähernd gleichem Mengenverhältnisse die Hauptmasse der Feldspathe. Der Orthoklas ist rein weiss bis grünlich und trübe, der Mikroklin nahezu wasserheli, oit auch der Oligoklas, welcher zuweilen ansehnliche Grösse (bis 5 mm) erreicht. Biotit ist in zwei Hauptformen entwickelt: entweder in der Form von schwarzen, tafel- bis kurzsäulen- förmigen Krystallen, die sich zuweilen zu Gruppen weniger, aber grösserer (2 — 3 mm) Blättchen vereinigen, oder als Aggregat vieler und kleiner dunkelgrüner Schüppchen, welche in einem der drei Gesteinsstücke in nahezu paralleler flächenartiger Anordnung aui'treten und demselben dadurch den Habitus gewisser alpiner Gueissgranite verleihen. Accessorisch fand sich in einem Stücke Pyrit vor. Dieses letztere Stück zeigt auch im Dünnschliffe unter dem Mikroskoi)e einen anderen Charakter als die beiden anderen. Während dort der Mikroklin sowohl den Orthoklas als auch den Oligoklas an Menge erreicht, ja beinahe übertrifft, prädondniren hier die Orthoklase, welche sich von den anderen Feldspathen durch ihre weit fortgeschrittene Umwandlung Iheils zu Knolin, häufiger aber zu MuscovitschUppclien und Ejudotkörnchen unterscheiden. Über die Natur des grünen, umgewandelten Feldspalhes konnte in I*'olge mangelnder — weil nicht herstellbarer — Spaltblättchensehliffe keine unbedingte Entscheidung gefällt werden. Im Gesteinsdiinn- schliffe finden sich sowohl zweifellos plagioklastische Individuen, deren Zwillingslamellirung noch sicht- bar aus dem Haufwerk der Umwandlungsproducte hervortritt, als auch solche, welche in Folge ihrer geraden Auslöschung bei völligem Mangel jeder Streifung dem Orthoklas zugerechnet werden müssen. Zuweilen zeigt eine scharf begrenzte, von der Umwandlung verschont gebliebene Randzone der häutig unter \ mm kleinen Individuen Zwilliugsstreifung, was bei gerader Auslöschung der Centralpartien auf eine parallele Verwach- sung mit Plagioklas deutet, wie denn auch anderweitige, meist perthifische Verwachsungen der beiden älteren B^eldspathe recht häufig sind. Wohl cbarakterisirt in allen seinen Eigenschaften, insbesondere aber durch seine im Gegensatz zu den alten Feldspathen nahezu vollkomnieu reine Substanz tritt der Mikroklin schon im gewöhnlichen Lichte deut- lieh hervor. Auffallend ist seine grosse Menge in einem der drei vorhandenen Stücke, bezeichnend das aus- gezeichnet allotrimorphe Verhalten den anderen Feldspathen, ja sogar dem Quarz gegenüber, wofür das zuletzt erwähnte Stück schöne Belege liefert. Mikroperthitische Verwachsungen sind auch bei diesem Feldspath häufig. Die durch ihre Auslöschung als solche bestimmten Oligoklase zeigen dieselben Umwandluiigserschei- nungen wie der Orthoklas, nur in geringerem Masse; einige derselben zeigten einen complicirten zonareu Aufbau (an einem Individuum konnten beispielsweise 7 Haupt- mit circa 21 Nebenzonen gezählt werden), der sieh in verschiedenen Auslöschungsschiefeu (Differenzen an letzterem Individuum bis zu 13°) äussert. 1 Man vergl. Prof. Toula's Profile, laf. I, Fig. C, Nr. 16 und S. 42, Fig. 30, Nr. 3. Geolog i sehe TJntersuclningen im centralen Balkan. 301 Der Quarz zeigt unter dem Mikroskope keine auffälligen Besonrlerbeiten, dagegen weisen die Biotite in ihren beiden Erscbeiuungsformeu bezeichnende Eigentbümlicbkeiten auf. Die feiuscbuppigeu Aggregate sind zwar vielfach von voller Frische, indessen findet man sie auch besonders dort, wo sie an die umgewan- delten Feldspathe grenzen, ebenfalls von Epidotkörnchen durchsetzt, ja von ganzen Lagen dieses Minerals durchzogen; eine gleichzeitig auftretende C'hloritisiriing fand sich jedoch nicht vor. Häufig gesellten sich die beiden Accessoria Apatit und Erz (Magnetit und Pyrit) liiu/.u. Die grösseren Biotite liingegen zeigten alle bei nahezu völliger Reinheit der Substanz die hier zweifellos primären Rutileinscblüsse in ganz denselben charakteristischen, in Winkeln von 60° sich schneidenden und parallel den Spaltungsflächen eingelagerten, langen und dünnen Nadeln, wie sie von Williams ' im Glimmerdiorit von Triberg nachgewiesen wurden. (Fig. 1, Taf. II.) 21. Amphibol-ßiotit-Gneiss. Vor Kalofer (Ost). Prof. Toula^ erwähnt dieses Gesteins als eines überaus feinkörnigen Gliminergneisses von dunkler Farbe, welcher von dem vorher beschriebenen Granitit durchsetzt wird, ihn schalenförmig umschliesst und Apophysen desselben aufnimmt (1 a der Figur). Die Structur erscheint makroskopiscii geradezu als dicht, jedoch dünnscbiefrig durch die parallel gelagerten Glimmer-(Biotit-)SchUiipchcn, welche auf den Schiefe- rungsHächen in etwa 1 — 2 mm grossen fiachen Put/.en, die durchschnittlich 2 — 3 hm?» von einander entfernt sind, recht gleichmässig vertheilt vorkommen. Diese glimmerreichen Lagen erscheinen im Querbrucbe kaum 1 mm entfernt, wodurch die dünnschiefiige Beschaffenheit resultirt. Durcli diese fleckenartig in dunkelgrüner Farbe auf der Hauptbriichfläche erscheinenden Bioiitscliüp|)chenaiisanimhingen schliesst sich unser Gestein an die „Glimmertrapp" genannten dichten Gneisse an. Die eigentliche (iesteinsfarbe ist eine graugrüne, welche durch das gleichmässige Gemisch der ungefärbten Gemeugtlieile mit den Glimmerschüppchen hervor- gebracht wird. Ausser einigen wenigen 2 — 6mm grossen Quarz-Ausscheidungen, sowie einem grösseren (iliiu- mernest war an dem Haudstücke nichts weiter zu bemerken. Schon dieser allgemeine Habitus aber genügte, um iu einem dichten grünen Gneisse der petrographischen Sammlung der Lehrkanzel, welcher die Fiiudorts- angabe: „zwischen Bückstein und Nassfeld im Gasteinerth?!" trägt, ein ganz ähnliches, nahezu identisches alpines Vorkommen zu constatiren. Der einzige makroskopisch festzustellende Unterschied liegt darin, dass in dem alpinen Gesteine die auf der Schieferungsfiäche als Flecken erscheinenden Glimmerschüppchen einheit- liclien Individuen angehören, wäiirend sie im balkaniscben Gesteine in ein Aggregat ganz kleiner Individuen aufgelöst sind. Unter dem Mikroskope erscheint das Gestein im Dünnschliffe parallel dem Hauptbruche als ein fast gleichmässiges Gemenge von farbigen und iingeiarbten Mineralien. Letztere prädominireu etwas, doch nicht bedeutend und bestehen aus Uül — O-Obmm grossen, uaregelmässig begrenzten Körnern von Feldspatb und Quarz. Diese beiden Minerale sind in Folge ihrer geringen Grösse und bei dem iMangel jeder krystallo- graphischen Begrenzung der Feldspathe optisch nicht gerade leicht zu unterscheiden, umsomehr als auch die sonst so häufigen Erscheinungen der Feldspathumwandlung feideu. Es finden sich nur Einschlüsse kleiner, blassgrünlichcr, säulchenförmiger Mikrolithe (Amphiboi?) vor, welche jedenfalls primärer Natur sind und in zumeist recht gleichförmigi'r uiul reichlicher Vertheilung die farblosen Körner erfüllen. Nur ab und zu verräth der Aufbau eines Kornes ans ein paar Zwillingslamellen die Zugehörigkeit zu Plagioklas. Noch seltener sind grössere Feldspathe: beiläufig rechteckig bis leistenförmig umgrenzte, einfaclic oder aus 3 — 4 Lamellen bestehende Zwillinge von ca. U-2xO'8m/« und darunter Grösse, zum Theil mit verwischter Grenze gegen die übrige Gesteinssubstanz; diese zeigen auch den Beginn einer Umwandlung durch Kaolinisirung und Bil- dung \on Epidotkörnern. I Siehe Rosenbusch, Mikrosk. Pliyaiogi-. I, S. -183 uud Taf. XXII, Fig. 1. •■! A. a. ü. S. 43, sowie S. 42, Fig. 30, Nr. 3. 302 August Eosiwal, Die Frage uacli der Gegenwart von Orthoklas, sowie die Bestimiiiuug der Art des Plagioklases konnten optisch nicht entschieden werden. Die mikrodieraische Analyse eines Gesteinssplitters ergab nur einen ganz geringen Gehalt an Kalium, nicht mehr, als durch die Gegenwart des Biofits wahrscheinlich war, was auch durch eine Parallelbeobachtiing an einem isolirten BiotitschUppcheu bestätigt wurde. Es scheint somit Ortho- klas zu fehlen. In recht gleichmässiger Vertheilung nehmen die farbigen Gemengtheile: Hornblende und Biotit an iler Zusammensetzung des Gesteines Tlieil. Erstere ist in sehr zahlreichen Siiulchen vorhanden, deren dnrch- schnittlicbe Länge etwa 0" 1—0-2«»« beträgt; es kommen aber noch viel kleinere Individuen vor bis herab zu den mikrolithischen Dimensionen der Einschlüsse im Plagioklas und Quarz, was ftir die Zugehörigkeit derselben zur Hornblende spricht. Aber auch grössere, bis 0-6 mm lange Nadeln finden sich vor, die dann überaus oft eine wiederholte Quertheilung erkennen lassen, längs welcher es manchmal zu einer Verwerfung der einzelnen Glieder des Säulchens kommt. Querschnitte der Säulchen siuil nicht selten; sie lassen nebst den Prismenflächen und dei' ihnen entsprechenden Theilbarkeit als Begrenzungselemente noch untergeordnet die Längsfläche erkennen. Der Pleochroismus liefert Farbentöne zwischen hellgrün und bläulichgrün ; Zwil- linge nach der Querfläche sind hie und da zu beobachten, in vielen Krystallen auch die bekannten staubför- migen Magnetiteinschlüsse. Der Biotit ist durch seine unregelmässige Begrenzung und die olivengiiine Eigenfarbe von der Horn- blende überall gut unterschieden; er nimmt in der Form ganz kleiner, meist unter 0-1 mm messender Schüppchen an der Gesteinszusammensetzung fast eben so regen Antheil wie diese. Die in der Schieferungs- fläciie liegenden kleinen Gliuimerflasern bestehen vorwiegend aus Biotitlamellen; weniger betheiligt sich die Hornblende an ihrer Zusammensetzung. Auch hier sind Blättchen überU-2ww schon eine Seltenheit; sie liegen nicht parallel, sondern recht unregelmässig durcheinander, und bilden in Gruppen zu 20 bis 30 die Durchschnitte der Flasercheu. In keinem derselben fehlen ein oder mehrere Epidotkörner von der beiläu- figen Grösse der Glimmerblättchen, sowie ab und zu eben so grosse Magnetite. Mit dem Epidot, der in kleineren Körnern auch in der dichten Gesteinsmasse recht häufig auftritt, findet sich auch das ihm bis auf die Farbe so ähnliche rothbraune Mineral, das mit dem im Granitgneisse vom KosalitaPass (Nr.22; S.40[304]) nachgewiesenen Orthit identisch sein dürfte; die unregelmässige Körnerform lässt in unserem Falle eine genaue Bestimmung nicht zu. Eine im Dünnschliffe befindliche grössere (4 wim) Quarz-Ausscheidung von länglicher Form besteht nur aus wenigen Körnern von stark undulöser Auslöschung und ist von einer Hülle von Biotitblättchen umgeben, die sich mantclförmig an den Quarz anlagern. Die mikroskopische Charakteristik des alpinen Vergleichsgesteins ergibt in Kürze folgende Merkmale. Zunächst ein etwas gröberes Korn der Bestaudtheile, welche im Durchschnitte 0-05 — 0-10 mm messen, sodann fast ausschliessliches Vorkommen der Hornblende als farbiger Gemengtheil der dichten Gesteins- masse. Sie ist weniger gut idiomorph ausgebildet, sondern meist unregelmässig begrenzt; die Magnetitein- schlüsse sind dagegen sehr häufig und fintlen sich als centrale Staubmassen etwa in der Hälfte aller Indi- viduen. Die ßiotite sind, wie schon makroskopisch ersichtlich war, relativ sehr gross (ca. 1 >mw() und umhüllen zahlreiche Einschlüsse von Epidot, Apatit und Zirkon. Diese Minerale kommen — die beiden erstereu recht reichlich — auch in und zwischen den anderen Bestaudtheilen vor und sind bei dem auch mikroskopisch fri- schen Aussehen des Gesteines wohl als primär aufzufassen. Die im bulgarischen Gneisse so häutigen Mikro- lithe von Amphibol fehlen hier zumeist, dafür sind in den Quarzen die Zirkone recht häufig; als wesentlich- stes Element ist aber die Thatsache hervorzuheben, dass das alpine Gestein sehr arm an Feldspath ist, daher wohl besser zu den Amphiboliten gestellt werden sollte. Die selbst unter der Loupe am Handstücke schön weiss hervorleuchfenilen winzigen Quarzkörnchen Hessen offenbar die Gegenwart reichlichen Feldspaths ver- muthen, und führten demgemäss zur Bestimmung als „grüner Gueiss", als welcher die Handstücke in der Sammlung eingereiht waren. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 303 22. Graiiit-Oneiss (Augeiigneiss). ibOsalita-Pass. Hauptgesteiu. Das Gestein, welches von Prof. Toula ' in seinen cliarakteri.stisclieu Hanpteiyenschaften bereits skizzirt wurde, besteht vorwiegend aus Feldspathen. von welchen die 1— L'tw* grossen Mikrokline die vorherr- schenden sind und den grobkörnigen Gesteinshabitus bedingen. Sie sind gut spaltbar, meist nur wenig kao- linisirt, von weisser oder nur schwach röthlichweisser Farbe, niancbnial fast glasartig durchsiciitig und im Spaltblättehenschliff durch Gittorstructur und Auslöschungsschiefe der zusammensetzenden Lamellen wolil charnkterisirt. Zwillinge nach dem Karlsbjuler Gesetz sind fast die Regel. Diese grossen Mikrokline liegen in einer eigentlich feinkörnig-flascrigen Gesteinsmasse, welche im Querbruch die GHmmerflascrn und Quarzlinsen in einer weissen, aus Feldspath und Quarz Ijestehenden „Grumlmasse" erkennen lässt, wo- durch eine pseudoporphyrische Structur resultirf, welche durch die Gesainmtanordnung der zusammensetzen- den Theile beiläutig an die Fluidaistructur der Ergussgesteinc erinnert. Das vorherrschende Glimmerniineral ist dunkelgrün und in feinen zarten Schüppchen entwickelt, von denen nur ausnahmsweise — hauptsächlich als Einschlüsse in den Feldspathen — einige die Grösse eines Millimeters erreichen. Die von Prof. Toula erwähnten „stellenweise faserigen" Glimmereinlagerungen eignen einem anderen Mineral. Sie sind stets ganz hellgrün (beinahe apfelgrün"), dabei dicht imd unter der Loupe feinschuppig, sowie zum Tlieil (durch Auswalzung?) feinfaserig, im Ganzen daher identisch mit dem „Talk"- Mineral derProtogingneisse, welches nach den Untersuchungen vom Ratli's und Goppelröder's^ hauptsäch- lich aus vorherrschendem scricitähnlichen Glimmer mit wenig Talk besteht. In der That lieferte sowohl der „Talk" eines Protogins von Vauascar zwischen Savona und Genua, als auch unser bulgarisches Object mit Kobaltsolution die gleiche intensive Aluminiumreaction des Sericits. An Menge dem Glimmer weit überlegen, aber fast eben so weit hinter den Feldspathen zurückstehend, findet sich der Quarz zunächst in der Form von zahlreichen linsen- bis spindelförmigen Körneraggregaten vor, welche in allen Grössen bis zu etwa 1 cm Länge vertreten sind, wobei sie jedoch die Dicke eines Milli- meters nur selten überschreiten. Als jüngster Geniengtheil findet er sich als Cement, richtiger als fast vor- herrschender Bestnndtlieil der feinkörnigen Gesteinsgrundmasse, sowie als überaus häutiges Gangmineral in den zahlreichen Klüften der grossen Mikrokline, welche gewöhnlich der Ilauptspaltungsrichtung des einen Individuums eines Karlshader Zwillings parallel gehen. Ein zweiter trikliner Feldspath lässt sich ab und zu bei rein weisser Farbe durch seine Zwillingsstreifung erkennen; er zeigt zuweilen eine wie granophyrisch aussehende Verwachsung mit kleinen (0-1 — Q-2miii) Quarzindividuen. Die Untersuchung von Spaltblättchen desselben ergab correspondirende Auslösehungsschicfen auf 001 und 010 von ca. 3° und 15—19", wodurch die Zugehörigkeit zu den albitreichsten Oligoklasen erwiesen wurde; auch die Bofick5''sche Probe ergab einen weitaus prädomiuireuden Na-Gebalt und nur ver- einzelte Krystalle des Ca-Salzes. Unter dem Mikroskope unterscheidet man im Dünnschliffe sofort die zwei Feldspathe durch den ver- schiedenen Grad ihrer Trübung. Die Mikrokline und die durch hie und da zu beobachtende gerade Aus- löschung als Orthoklase charakterisirten Feldspathe des kleinkörnigen Gestciusgewebes zeigen eine wenig fortgeschrittene Kaoliuisirung, welche die Substanz des Minerals als ein mehr oder weniger dichter Staub eifUllt, ohne die Durchsichtigkeit erheblich zu beeinträchtigen. Die reichlich zwillingsgestreiften Albit-Oligo- kl ase jedoch sind von grösseren Glimmerschüppcheu und meist zahlreichen Körnchen von Epidot erfüllt, welche die Ursache einer weit fortgeschrittenen Trübung ihrer Substanz sind, die von diesen grösser dimensionirten 1 A. a. 0. S. 44, Profil Taf. I, Fig. 6, Nr. 7 u. 8. - Man vergl. J. Roth, Cliem. Geologie, II, S. 413. 304 August Rosiwal, Umwandlungsproducten oder Einscldüssen stärker verdeckt wird. ' Mau kann au dieser Verschiedenheit der Umwandhingserscheinungen im Dünnschliffe schon unter der Loupe erkennen, dass die Plagioklase weit zahl- reicher sind, als die makroskopische Betrachtung erkennen lässt, wenn sie auch an Menge hinter den Kali- feldspatheu zurückbleiben. Beobachtungen der symmetrischen Auslöschungsschiefen zwillingsgestreifter Durchschnitte ergaben als Grenzwerthc 4-2 und 15-5, welche Werthe geradezu für AUtit sprechen. Demnach wäre der Ca Gehalt der Boficky-Probe den eingelagerten Epidotkörnchen zuzuschreiben und die Einschlüsse wenigstens partiell als primär aufzufassen. Mikroperthitische Verwachsung von Orthoklas und Albit konnte ebenfalls mit Sicherheit erkannt werden. Die Korngrösse der Feldspathgemengtheile (mit Ausschluss der schon erwähnten grossen Mikroklinkrystalle) beträgt 0-2— 0-5w««, auch darüber; eben so gross werden die damit vermengten, meist in kleinkörnige Aggregate aufgelösten Quarzkörner. Dort, wo der letztere als Gangmineral in den Mikroklinen auftritt, besteht er aus undulös auslöschenden, einige Zehntel-Millimeter grossen Körnern oder auch ganz kleinkör- nigen Aggregaten und umschliesst zahlreiche, losgerissene, kleinste Partikel der durchsetzten Feldspathe. DieMikrokline selbst umschiiessen recht häufig kleine idiomorpheKrystalle desNatronfeldspathes; der Quarz, als jüngster Gemengtheii, dringt auch vielfach apophysen;ntig von den corrodirten Rändern aus in das Innere derselben ein. Nur die Albite zeigen in dem kleinkörnigen Gesteinsgewebe noch Reste idiomorpher Formen, dann kann man an dem Verlaufe der Zwillingslamellen die bekannten Äusserungen mechanischer Kräfte in Biegung und Stauchung u. s. w. derselben erkennen; meist liegt aber nur ein allotrimorphes Geraenge aller Restandtheile vor, in welchem die Feldspathe den Charakter von Bruchstücken einst grösserer Individuen an sicli tragen. Das dunkelgrüne Glimmermineral ist Biotit, wie aus der Spaltbarkeit und dem lebhaften Pleochroismus ersehen werden konnte; er ist stets mit gelblichgrünen, meist unregelmässigen Epidotkömern von ganz geringen Dimensionen bis zu 0- 1—0-2 -wm Grösse vergesellschaftert, doch finden sich in einzelnen Glimmer- putzen auch krystallographisch begrenzte Epidote vor. Neben und oft geradezu in solchen Epidotcn findet sich in vereinzelten Körnern oder Krystallen ein braunrothes Mineral von recht lebhaftem Dichroismu.s [A\m- kelbraunroth bis gelbbraun); das grösste Kryställehen desselben mass 0-2 mm. und hatte einen länglich sechs- seitigen Umriss; die Auslöschung war nahezu parallel (Schiefe ca. 2°) zur längeren Seite der Fläche T(IOO). Andere kleinere Krystalle oder Körnchen des Minerals waren von einem schmalen Saume von Epidof umrandet. Dieser UmstMnd, sowie die charakteristische Eigenfarbe sprechen dafür, dass man es mit Orthit zu thun habe. Auch ein 0-12 ww langer Zwiilingskrystall dieses Minerals nach der Fläche r(lOO), welche die Spalf- risse nach Jl!f(001) und die Winkelverhältnisse der Begrenzungstlächen r(lOO), ilir(OOl) und r(lOi) ganz so zeigt, wie sie Becke an den Epidoten eines Chlorit-Epidotschiefers der magnesischeu Halbinsel bestimmt hat/ konnte beobachtet werden. Es ist vielleicht hervorzuheben, dass bei unserem Orthit-Zwilling die Quer- fläche stärker entwickelt ist (die längste Seite des Sechseckes bildet), als es die Becke'sche Zeichnung oder das Sclicma von Rosenbusch ■' angeben, und dass ferner die Lagen der Auslösciiungsrichtungen von der Zwilliugsfläche stark abweichen (ca. 25°). Vou anderen accessorischen Mineralien sind nur Apatit und in kleinen Körnchen ein schwarzes Eisen- erz in spärlicher Menge vorhanden. Ob das letztere dem Magnetit oder aber Titaneisen angehört, konnte nicht entschieden werden, doch sprechen einige leukoxenartige Umrandungen für die Zugehörigkeit zu letzterem. 1 A. Böhm gibt in seiner Beschioibmig des Feldspaths der Albitgneisse des Weclisels ganz ähnliche Verhältnisse der Einschlüsse an. — Tschei-mak, Miner. petrog. Mitteilnugen 1883, V, 8. 202 ii. 203. 2 Tschermak, Miner. petrogr. Mittheilungen 1880, II, S. 34 und 1879, I, Taf. 5, Fig. 9a. 8 Mikrosk. Pliysiogr. I, S. 49(3, Fig. 148. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 305 23. Hälleflint-Gneiss. Aufstieg zur Rosalita-PMsshöhe (Südseite). Professor Toula^ erwähnt dieses Gestein unter der Bezeiclimmg Eurit- oder Protogingneiss. Es finden sich melirere dicht und felt^itisch aussehende Handstücke von verscliiedcnen Stellen des Aufstieges vor. Die typischesten Stücke wurden bei der Tuudza-Qiielle gesammelt und sollen hier besprochen werden; es ist über erwähnensAverth, dass ein ganz gleiches Gestein schon etwa 800 «i tiefer, kurz oberhalb der Kalke (10 des Profds) gesammelt wurde. Im Bruche mehr splittrig als muschelig, lässt das dielite, schmutzig grau- grüne Gestein, welches von zahlreichen haarfeinen Limonit-Klüfteu durchzogen ist, makroskopisch kaum hie und da ein unter \mm grosses Feldspathstückchen oder Quarzköruchen unters beiden. Schon unter der Loupe erkennt man aber, dass es keine gleichmässige Dichte besitzt, sowie dass dunkler grün gefärbte Stellen mit helleren, feldspathreicheren Partien abwechseln; es ist jedoch auch in diesem Falle kaum möglich, eine ausgesprochene Schieferstructur zu erkennen, die in dem felsitisch erscheinenden Gesteine geradezu ver- schwindet. Ein zweites Handstück weicht von dem eben erwähnten Habitus darin ab, dass die lichten, etwas röthlich erscheinenden, Feldspath führenden Partien reichlicher auftreten und im Vereine mit der grünen Grundmasse gleichsam ein verwaschen-porphyrisches fleckiges Aussehen hervorrufen. Grössere ("2 — 3 mm), röthliche, durch eine einheitliche Spaltungsfläche charakterisirte Feldspathindividuen finden sich nur sporadisch vor. Eines derselben konnte durch Spaltblättchenschliff und Analyse als Mikroklinperthit bestimmt wer- den. Die Zugehörigkeit der Feldspathe entweder zu Kalifeldspath oder Na-reichen Oligoklaseu konnte eben- falls mikrochemisch nachgewiesen werden. Unter dem Mikrosko])e sieht man auf den ersten Blick, dass man es mit keinem ursprünglichen Zustande nach Art der gewöhnlichen Structurformen der krystallinischen Schiefer zu thuu hat, sondern dass weitgehende mechanische Einwirkungen die Auflösung der Gemcngtheile zu einem breccieuartig ver- bundenen Grus bewirkt haben müssen. Und in der That, vergleicht man die von J. Lehmann in seinem grossen Werke über die Entstehung der altkrystallinischen Schiefergesteine gegebenen Abbildungen der Structurformen der Gneisse und Hälleflinten des Pfahls,^ so ist keinen Augenblick ein Zweifel möglich, dass unsere bulgarischen Gesteinstypeu ganz ebensolchen dynamometamorphen Vorgängen, wie sie dort beschrieben werden, unterworfen sein mussten. Das Fehlen der eigentlichen bandartigen Hälleflintstructur wird auch bei den Pfahlgesteinen erwähnt,-'' wie denn die petrographische Charakteristik fast Wort für Wort auf das gesammte Material Anwendung finden könnte, welches von Professor Toula im Verlaufe des Aufstieges zur Passhöhe gesammelt wurde. Innner sind es die breccienartig veränderten Gneisse,* welche — auch das Vor- kommen eines mächtigen Quarzganges wurde bezeichnenderweise nachgewiesen — in den Dünnschliffen der durch die vorgeschrittene Zersetzung oft recht verschiedenen Habitus aufweisenden Handstücke erkannt werden können. Unter dem Mikroskope lassen die Dünnschliffe der dichten Hälleflintgesteine zunächst das Netz der Verschiebungsflächen erkennen, längs welcher die Zermalmung des Gesteins die grössten Fortschritte gemacht hat, und wo die Koriigrösse des Zerreibscls bis zu den minimalen Dimensionen eines feinen Pulvers herabsinkt (^0-002»»« und darunter), was man am besten bei gekreuzten Nicols beobachten kann. Die vor- handenen Quarzgänge sind älter als diese Verschiebungsflächen und stossen an ihnen ab; ihr Quarz ist in ein sehr feinkörniges Aggregat aufgelöst, so dass man sie bei gekreuzten Nicols leicht übersieht. Die grösseren Quarz- und Feldspat hkörner erreiciien in dem ersten der oben erwähnten Handstücke kaum ^luinm Maximal- dimensionen und erwiesen sich im polaiisirten Lichte meist ebenfalls in einige wenige oder auch überaus viele Partikel zerdrückt. Winzige Epidotköi neben und grüne Glininicrschüppchen sind als Ursache der Grünfärbung 1 A. a. 0. S. 44, Profil Taf. I, Fig. 6, Nr. 9. 2 Tafel XXVII; besonders Fig. 1 u. 4. 3 A. a. 0. S. 185. 1 Im Profile (sielie Anm. ') sind sie als ,,1'liyllit mit (Tanggestein" bezeichnet. Denltschriften der mathom.-naturw. Gl. LVU. Bd. 39 306 August Rosiwal, des Gesteins bei stärkerer Vergrösseniug (ca. 200) in dem Gesteinsgewebe zahlreich zu finden, ebenso schwarze Pünktchen von Miiguetit, sowie die weit häufigeren kleinen Rostflecke des Limonits. D:is au Feldspathausscheidungen reichere Haudstück ist weniger kleinkörnig als das besprochene, da aus dem feineu Zerreibsei immerhin eine Anzahl von Feldspath- uud Quarzliruchstüekeu lieraustreteu, die Grössen von 1 — 2mm aufweisen. Unter den erslereu fand sich ausgezeichnet zwilliugsgestreifter Plagioklas mit geringen Auslöschungsschiefeii (Oligoklas) vor, der die Umwandlung in farblose bis schwach grünliche Glimmerschüppchen (Musco\it?) zeigt. Auch Mikroklin war unter den Feldspathen durch seine Gitferstructur erkenntlich. Die Quarze sind ausnahmslos in Aggregate kleiner Körnchen zerdrückt, welche manchesmal lagenförmig, naiiezu parallel angeordnet sind. Einer derselben umschloss (Tat. II, Fig. 2) eine überaus zierliche Bildung: wie ein AJgenrascn aussehende Häufchen und Gruppen des „wurmförmigen Chlorits" Volger's, des Helminth.' Die einfach und auch doppelt gekrümmten sattgrünen Säulchen werden etwa 0.06— 0-08 wmm lang und 001 — 1-015»«?» dick. Ihr Aufbau aus basalen Blättchen lässt sie in der Richtung des jeweiligen Krümmungsradius dicht gestreift erscheinen; wo Querschnitte vorkommen, ist der sechsseitige Umriss deullich zu erkennen, meist auch aus dem Verlauf der Prismenkanten, welche manche Säulchen wie mit einer Mittellinie versehen erscheinen lassen. Der Pleochroismus ist, der intensiven Farbe entsprechend, recht lebhaft. Ganz in der Nachbarschaft dieses Quarzes fanden sich zwischen den das Gestein zusammensetzenden Feldspath- uud Quarz-Pnrtikeln als Ursache der Gesteinsfärbung Schüp))chen eines ganz ähnlichen grünen Minerals vor, welche aber — jedenfalls in Folge der dynamischen Vorgänge — morpiiologiscli den Helniinth- Charakter eiugebüsst haben ; es ist dies umso wahrscheinlicher, als Zwischenstadien halb veränderter Helminthe auch zu beobachten sind. Der in Rede stehende DUnnschliif ist ebenfalls sehr reich an Epidot, dessen Körner bis zu 0-015 WH? Grösse erreichen; ausserdem findet sich ein braun durchsichtiges, überaus lebhaft pleo- chroitischesMineral, das in Folge seiner grossen Absorption und des Mangels einer ausgesprochenen Spaltbarkeit wohl als Turmalin angesprochen werden kann. Eine regelmässige krystallographische Begrenzung dieses auch uuikroskopisch — aber nur recht selten — in der Form von V* his '/j mm grossen schwarzen Pünktchen uud Säulchen wahrnehmbaren Minerals konnte nicht beobachtet werden, dagegen war es regelmässig von Epidot begleitet, der einige Durchschnitte wie mantelförmig umhüllte; aucu Muscovit-Lamelleu fanden sich in dieser Umhüllungszone untergeordnet vor. Ein Gang, welcher durch den Turmalin hindurehsetzte, wies zuerst eine Epidot-Formation und als jüngeres Glied Quarz auf, in welchem zahlreiche Epidotpartikelchen vertheilt waren. 24. Grneisse. Rosalita-Pass. (Aufstieg von Süd.) Im Anschlüsse an obigen charakteristischen Gesteinstypus mögen hier noch die grobkörnigen Gneiss- varietäten kurz besprochen weiden, welche die „Phyllite mit Ganggesteinen" des Rosalita-Profils zusammen- setzen. Prof. Tonla ^ erwähnt zunächst der „grünlichen, grauen, quarzreichen, massigen Gesteine," bezüglich welcher die Frage, ob granitisch oder porphyrisch offen gelassen wurde. Ein Schliffi)räparat genügte, um trotz der weitgehenden Zersetzung der Haudstücke die Zugehörigkeit zu den Breccieu-Gneissen festzustellen. Es sind nur grobköruige Varietäten des oben beschriebenen Hälleflints, mit dem sie Ubrigeua zugleich vorkommen (800 m unter der Passhöhe) und einen Quarzgang umschliessen. Von weiter oben (ca. 270 m unterhalb der Höhe) liegen einige Gesteinsstücke ^■or, welche einem, seiner Structur nach wenig veränderten Gneisse angehören. Zum Theil recht glimmerarm, nimmt er ein granulit- artiges Ausscheu an, wobei er dicht wird und durch eine dünne Bänderung sich den eigentlichen Hällcflinten annähert. Ein zweites Stück führt reichlicher ein grünes Glimmermineral, ist sehr feinkörnig-schuppig und ' Man vcrgl. dessen IJesclueibung' in den: Studien zur Entwicklungsgeschichte der Mineralien. Zürich 1854, 8.11:2— 1-14. ^ A. a. 0. S. 44. Geologische üntersurJmnijcit im centralen Balkan. 3(>7 zeigt eine durch ;ibj;eriuidete, nicht allzunahe beisammenstehende Feldspathaugeu von 2 — 3 /«/« Grösse verursachte schöne porphyrartige Ausbildung. Einige der Feldspathe zeigen durch Zwillingsstreifung ihre trikline Natur an; die Hehandlung derselben mit KieselflussScäure spricht für einen sehr natriumreichen Oligoklas, der geradezu zu Albit gestellt werden niüsste (Ca nur in Spuren nachgewiesen) ; leider war die bestätigende optische Untersuchung an den Krystnllen des vorhandenen Handstückes nicht durchzuführen. Ob auch Knlifcddspath sich an der Zusammensetzung des Gesteins betbeiligt, konnte niciit nachgewiesen werden. Die aufs Geradewohl an ca. 10 Feldspathen vorgenom- mene Bofick;^'sche Probe ergab durchaus obige Albit-Oligoklase und keinen einzigen Orthoklas. Ein anderes Handstück von demselben Punkte ist von reichlichen E])idotu;ingen durchzogen und zeigt im Übrigen, namentlich in der im Allgemeinen sehr lichten Gesammtfarbe und den centiraetergrossen Mikrokliu-Krystalleu, eine Annäherung an den oben (Seite 303) beschriebenen Typus des Hauptgesteins von der Passhöhe. Prof. Toni a erwähnt es als „grUnlicli-grauen, Muscovit führenden Gneiss". Letzteres Mineral ist nicht gerade häutig; seine nur wenige Zehntel mm messenden Blättchen erglänzen auf der Abwitferungsfläche und sind iiöciist wahrscheinlich nur secundär. Unter den grossen Feldspathen sind auch sehr fein veizwillingte Plagioklase, welche durch Auslöscliuiigssehicle (ca. 2° auf 001) und Analyse dem Oligoklas zuzurechnen sind. Der Epidotgang des Handstückes ist 5 — Smm mächtig; er sendet zahlreichere kleinere Gänge aus, welche das Oestein nach allen Richtungen durchziehen. Makroskopisch tritt als Gang- mineral dichter, felsitisch ersciieinender Epidot auf, welcher an den älteren Uandpartieu tiefer grün gefärbt ist als in der Mitte des Ganges. Viele haarfeine Quarzgänge durchsetzen diesen sowie das ganze Gestein. Unter dem Mikroskop erweist sich die Gangauslullung nicht ausschliesslich aus Epidot bestehend, sondern in dem mittleren, lichten, mehr felsitisch aussehenden Theile spielen die Epidotkörner erst die zweite Rolle neben einem prädominirenden Aggregate von Quarzkörnern. Die Korngrösse beider Bestandlheile ist sehr gering ; dort, wo der Dünnschliff fast nur die kurzen Säulchen oder meist unregelmässigen Körner des Epidots aufweist, sind selten Durchschnitte übcrO-l«(j« zu finden, meist messen sie nur einige Hundertel »hw, ja die Mehrzahl ist viel kleiner. Nur um weniges grösser werden die Quarze, in denen die Epidote suspcndirt sind. Kine Analyse der epidotreichen und -armen Partien des fianges Hess in beiden kaum eine Spur von Alkalien erkennen, so dass die Gegenwart eines Feldspathes in dem Quarz-Epidotgemenge negirt wurde. Dass unter den Gneiss-Breccien auch makroskopisch als solche erkennbarem vorkommen, hat Prof. Toula* bereits nachgewiesen. Das von ihm etwa 120 m unterhalb der Tundza-Quelle gesammelte Belegstück zeigt eckige Gneisspartikel, deren Grösse von "/j mm bis zu 1 cm schwankt. Sie liegen in einem makroskopiscli fast schwarz erscheinenden, dichten und harten Bindemittel. Au der einen Seite des HandstUckes tritt die Breccie in Verbindung mit Hornstein.'^ Die Grenze zwischen derselben und dem Hornstein ist (makrosko- pisch) bald recht scharf, bald aber verwisclit, so als ob das schwarze Bindemittel in den rothbraunen Horn- stein übergehen wüide; es kommen auch in der That einige kleinere, hornsteinartige Paitien in den Breccien vor, deren Contouren in dem Bindemittel verschwimmen. Das gleiche Verhalten vor dem Löthrohre — voll- kommene Unschmelzbarkeit — sowie auch die mikroskopischen Verhältnisse erweisen die Verwandtschaft des Bindemittels mit dem Hornsteine. Ersferes besteht aus dem feinsten Zerreibsei der Gneisse, wenige Hundertel mtn messenden Feldsjiath- und Quarzpartikeln, denen sich in ziemlich erheblicher Menge Schüppchen eines grünen, chloritischen Minerals, sowie ebenso häufig wie dieses zahlreiche Pünktchen, Stäbchen und unregel- mässige Zusammenhäufnngen derselben eines duukelroth durchsichtig werdenden Eisenerzes (Hämatit) beigesellen. Letztere sind die Ui'sache des fast schwarzen Aussehens des Bindemittels. Der Hornstein wird von zwei, verschiedenen .Altersstufen angehörenden tiuarzgängeu durchsetzt, einem älteren Gaugsysteme mit zahlrei(dien rothen Erzpartikeln, wie dieselben im Quarzgewebe in überaus winzigen I A. a. 0. S. 44. '- Von Prof. Toula erwähnt. Ein siunstörender Druckfehler sei an dieser Stelle berichtigt. S. 44, Z. 20 v. o. soll es beisseu; Breccien, zniu Tlieil uns Iloi-nstein IVilMcndcn (Jcsteinen besti'lienil . . . 39* 308 Auf/usf Tiosiivnl, Dimensionen und in grosser Menge vorkommen, und einem jüngeren Systeme von Clilovitschüppcben führendem Quarze. Die IJofick^'sclie Probe, an Splitterchen des Hornsteins und des Bindemittels vorgenommen, ergab für Letztere einen Gehalt an Kalium, welcher aus den kleineu beigeiiieugtcn Feldspathpartikeln (z. Thl- optisch als Mikroklin erkeimbar) stammt. Die Hornsteinprobeu lieferten ausser Spuren von Kalium nur die Eisen- verbindung in rhomboedrischen Formen, welche durch AmSH schwarz wurden, und blieben im Übrigen selbst bei wiederholter Anwendung der Säure ungelöst. Eine sehr charakteristisch^, die dynnmischen Kräftewirkungen durch Auflösung in Aggregate, Verwer- fung und Zerdrückung der Quarze und Feldspatlie zeigende Stelle einer intact gebliebenen Gneisspartie dieser Breccie zeigt die Figur 5 auf Tafel III. Es ist ein Bild, wie wir es ähnlich in Lehmann's Atlas' auf TafXXI, Fig. 3 und 6 abgebildet sehen, wo die Plagioklase indem durch Streckung metamorphosirten Gabbro von der HöUmUlile bei Penig ganz ähnliche Deformationen aufweisen. Über die von Prof. Toula '■' erwähnten „Gneisse mit grösseren fleischrotlien Feldspathkrystal- len" sei bemerkt, dass sie ebenfalls von der Tundza-Quille stammen, eine ausgesprochen grobkörnige Structur besitzen und sich diesbezüglich an das Hnuptgcstein der Passhöhe anschliessen. Aus der Beschaffen- heit der Bruchtiächen zweier stark verwitterter, mit reicher Flechtenvegetation versehener Ilandstücke ist aber ersichtlich, dass der Brecciencharakter auch hier noch deutlich ausgesprochen ist. Das als Bindemittel fungirende Gneisszerreibsel ist jedoch meist grünlich (Ohlorit-E])idot führend) und nur an wenigen Stellen so schwarz und eisenreich, wie in der vorstehend beschriebenen Breccie. Die grossen (bis 1 em und darulier) röthlichen Feidspathe sind als Kali-Feldspath chemiscii, optisch a!)er als Mikroklin (perthitisch) zu bestimmen gewesen. X. Trojanski Monastir— Bergalov Vok— Trojau-Pass nach Teke und Eahmanli. (Siebente Balkan-Passage.) 25. Gtranit-Gneiss (Oligoklas-Oneiss). Tnyan-Pass. Obere (Irenze des Giieisses. Von Prof. Toula' wird dieses Gestein als grobkörniger, glimmerarmer Granitgneiss bezeichnet, wel- cher von älteren mesozoischen Sedimenten überlngert ist. Mit Ausnahme der ausgesprochenen Krystallgneiss- bildung, welche unserem Handstückc mangelt, die aber Prof. Toni a weiter unteihalb vorfand, erinnert das Gestein lebhaft an den weiter ostwärts am Rosalita-Pass vorkommenden Gneisstyi)us. Der Feldspath ist grösstentheils rein weiss gefärbt, zum Tiieil sogar nahezu farblos. Seine, die grob- körnige Textur bedingenden Individuen sind durchschnittlich 3 — 5 mm gross, nur ausnahmsweise finden sich grössere (bis 1 cm), häufig jedoch kleinere Krystalle. Viele weisen unter der Loupe eine ungemein feine Streifung auf; Spaltblättclienschlitfe erweisen durch nahezu gerade Auslöschung die Zugehörigkeit zu einem Oligoklas etwa von der Zusammensetzung AbjAn, , welchem Verhältnisse auch die an den Spaltblättchen vorgenommenen Bor icky 'sehen Proben entsprechen. Unter etwa 10 anderen Proben fand sich kein Ortho- klas vor, was dessen Abwesenheit im Gesteine wahrscheinlich erscheinen lässt. An Quarz ist das Gestein recht reich; derselbe durchzieht es in der bekannten anschwellenden und wie- der anskeilenden, nach den Schief erungsfläclien parallel gestreckten Form. Die Grösse der einzelnen Körner und Linsen geht nicht über die Durchschnittsgrösse der Feidspathe hinaus. Die Schieferung selbst ist wenig ausgesprochen, da das Gestein verhältnissmässig arm an Glimmermine- ralen ist. In die Länge gezogene Putzen und Streifen von ölgrünem bis bräunlichem Biotit sind in einzelne kleine Schüppchen aufgelöst; imQnerbruche bilden sie ein Netzhäutchen zwischen den Feldspatlien und Quar- 1 Entstehung der altkrystalliuischen Schiefergeateiue. 2 A. a. 0. S. 44. ■■' A. a. 0. S. 49, I'rofil Taf. 1, Fig. 7, Nr. 10. Geologische UntPrsiichunf/en Im ce.ntralen Baihan. 309 zcii. Ganz lichtgriiue Partien desselben lassen die Vermutlmng entstehen, dass noch ein zweiter Glimmer sich an der Zusammensetzung betheiligt. Von Erzen sind nur spärlich vertheilte, winzige, schwarze Piinktclien makroskopisch sichtbar. Im Dünnschliffe fällt unter dem Mikroskope zunächst die Besch.iffeuheit der Quarze ins Auge. Ein in der Richtung des Querbruclies angefertigter Schlitf lässt im gewöhnlichen Lichte auf das deutliciiste erkennen, dass der Quarz das Gestein in der Richtung der Sciiieferung wie schlierenförmig durchzieht, und dadurch erst die Schieferung so recht zum Ausdrucke kommt. In den Zwischenräumen zwischen den einzelnen Quarzzügen befinden sich die Feldspathe, meist als Anhäufungen von Bruchstücken grösserer Individuen, oft aber auch als grössere Krystalle mit den Ecken und Kanten in den Quarz hineinragend, wodurch ein Bild entsteht, das mit der Fluidalstructur der Massengesteine eine gewisse Ähnlichkeit besitzt. An den in den Quarz hinein- ragenden Ecken der Feldspathe fand eine Art Stauchung statt, und die Auflösung der Quarzindividuen in die bekannten kleinkörnigen Aggregate erfolgte in der Weise, dass sich an solchen Stellen längliche, randlieh unruhig begrenzte, wie ausgewalzt erscheinendeElemente ausbildeten, wählend dort, wo zwischen zwei Feld- spathen eine Ait Bucht gebildet wurde, die Zertrümmerung der Quar/.e weniger weit ging. (Mau vergl. Fig. 6, Taf. III.) Ein auffallendes Merkmal der Quarze ist ferner das Vorkommen von Hornblende in denselben, welche, wie sich in Dünnschliffen zeigt, in gewissen Theilen des Handstückes den Glimmer geradezu ersetzt. Sie ist blassgrün, wenig [jleoi-hroitisch und im Quarze meist zu nahezu fadenförmigen, nach der Richtung der „Linsen'' gekrümmten Einlagerungen ausgewalzt. Auch zwischen den Feldspatheu zeigt sie eine Neigung zur Auflösung in Stengel- und faserförmige (iebilde, wie dies bei den Amphiboliten so häufig ist. Es fand sieh aber auch vereinzelt (\n der Bucht eines corrodirten Feldspaths) Hornblende in idiomorpher Form vor, und zwar ein Querschnitt, welcher den sechsseitigen Umriss und die Spaltungswinkel sehr deutlich erkennen Hess. Neben der Hornblende fand sich noch in relativ untergeordneter Menge chloritisirter Biotit, an der tief- grünen Farbe und den schwachen Interferenzfarbeu leicht von der ersteren zu unterscheiden. Die Feldspathe erscheinen der Mehrzahl nach zwillingsgestreift, oft nur am Rande, sind aber meist aus überaus zahlreichen Lamellen zusammengesetzt. Es finden sich auch grössere einfache Individuen, deren Zugehörigkeit zu demselben trikliuen Feldspath nach den Ergebnissen der chemischen L'ntersuchung wahr- scheinlich ist. Die Umwandlung der Feldspathe ist eine zum Theile recht weitgehende Kaolinisirung; ein- zelne der Durchschnitte sind kaum mehr durchsichtig, andere wieder sehr rein, fast wasserhell. Die chemi- schen Proben Hessen aber nicht erkennen, ob etwa zweierlei Plagioklase vorliegen. Von mikroskopisch erkennbaren Accessorien seien neben dem schwarzen Erz noch Apatit, und im Quarz und in den Feldspathen auch Zirkon-Kryställcheu erwähnt. XI. Von Kahmanli über deu Rabanica-Pass (Teteven-Balkan) nach Teteven und Jablanica. (Achte Balkan- Passage.) 26. Giauit. Am Wege von Ralimanli auf den Rabanica-Pass. ' Var. A. Dieses Gestein ist feinkörnig und werden die Bestandtheile selten über I mm gross. Es ver- dankt den vorwaltend Heischrothen Felds])athen seine Grundfärbung, die indessen von den grünen Glimmermineralen einen etwas dunkleren Ton erhält. Letztere sind im Ganzen recht spärlich und sehr uudeutHch ausgebildet, da Blättchen von Biotit und Muscovit erst unter stark vergrössernder Loupc und insbesondere an den angewitterten Flächen des vorliegenden Handstückes zu erkennen sind. 1 Aus den Barometerangabeu im vorlaufigcnlieiseberichte Prot. Toula's („LJbersiclit üb. d. lioiscrouteu etc." Sitzungsb. Bd. XC, S. 28 [301], sowie im Reisc.tagobuclie ist der genaue Fundpunkt dieses und des folgenden Gesteins in 475, resp. 520 m Hölie über der engen (ineissspalte des Findzlili dere. 310 August Bosiwal, Die frischen Bruchflächen zeigen ausser dem Quarz und den Feldspathen nur noch dichte, undeutlich begrenzte, grau- bis schwarzgrUnc Massen, deren Zusammensetzung erst uater dem Mikroskope zu erkennen war. Sie erwiesen sich im Dünnschliffe als eine oft netzförmig durch das ganze Gestein ziehende zweifellos secundiire Ausfüllung von Klüften und Spalten in der vermntldicli durch starke Druckkräfte, deren Wir- kungen das Mikroskop überall erkennen lässt, aus der ursprünglichen Cohäsion gebrachten Granitmasse. Das vorliegende Stück wäre daher in gewisser Hinsicht zu den sogenannten regenerirten Graniten zu stellen, denn es ist in der That ein Granit, der in seiner Mikrostructur einige Analogien mit den Breccien aufweist, aber nicht etwa im Sinne eines klastischen Sedimentgesteines nach Art der Arkosen, sondern als ein ganz l)esonders weitgehender Fall der Kjerulf'schen Kataklasstructur; namentlich ist die erwähnte grau- "•riine Zwischensubstanz deutlich als Mikrobreccie charakterisirt. Sie besteht aus kleinen eckigen Fcldspath- uud Quarzpartikeln, wie sie aus der mechanischen (Druck-)Zertrümmerung des Gesteines resultirten, und die dabei entstandenen Klüfte, Spalten und Haarrisse als Staub erfüllt haben mögen. Ein eigentliches Binde- mittel dieser Massen, deren Korngrösse von 0-01 mm und darunter bis über Q-Amm schwankt, konnte nicht beobachtet werden, denn die Zwischenräume der grösseren Körnchen sind von den kleineren erfüllt, welche bis zu selbst unter dem Mikroskope verschwindenden Dimensionen herabsinken. Durch und um diesen Staub der Granitbestandtheile zieht sich eine gelbbraune, aus punktförmigen Körperchen bestehende Substanz, welche oft auch die Spalten und Haarrisse der intact gebliebenen Partien des Gesteines erfüllt, und wohl nur als Limonit anzusprechen ist. Vielfach tritt auch Rotlieisen in kleinen, nur schwer mit rothbraiiner Farbe durchsichtig werdenden Körnchen hervor. Die makroskopisch grüne Färbung ist durch locale Anhäufungen des Biotits verursacht, der besonders in jenen Theilen, welche wohl die Spuren heftiger Druckkräfte, jedoch noch nicht die Auflösung in eine Anhäufung einzelner kleiner Partikel erkennen lassen, wie einge- keilt (mörtelartig) und durch den Druck deformirt zwischen den Quarzen und den Feldspathen auftritt. Fast jede Spur seiner ursprünglicli idiomorphen Ausbildung ist dabei verloren gegangen, weshalb auch im ganzen Gesteine die Grösse der Biotitblättchen über wenige Zehntel-Millimeter nicht hinausreicht. Solche Druckkräfte wirkten aucli auf die formbeständigeren der Bestandtheile vielfach deformirend ein, und besonders interessant sind die vielen Fälle von Verwerfung, Verbiegung und Aufblättcrung der Plagio- klaslamellen, wie solche die Figuren 1 — 3 der Tafel lil zeigen. In einem dieser Fälle konnte eine Bie- gung von 24° gemessen werden. Dass nicht nur randliche Zertrümmerung der Quarze, sondern ihre vollstän- dige Umwandlung zu kleinkörnigen Aggregaten die Regel ist, folgt aus dem bisher Gesagten. Sein schön allotrimorphes Auftreten in (primären) Gängen und Spalten der Feldspathe ist hauptsächlich dort charakte- ristisch zu sehen, wo sich die oben beschriebene Druckzerklüftnng des Gesteins damit combinirt. Die Figur 6 auf Taf. II gibt ein solches Bild; es ist darin der Unterschied zwischen den beiden „Gaugsystemen", wenn man vergleichsweise so sagen darf, deutlich ausgeprägt. Eine nähere Bestimmung der Feldspathe konnte auf optischem Wege in Folge des Mangels der wegen des kleinen Kornes nicht herzustellenden Spaltblättchenschliffe nicht vorgenommen werden. Die mit Hilfe der Boficki^ 'sehen Methode ' ausgeführte Untersuchung des Plagioklases ergab bei Behandlung eines Split- ters mit Kieselfluorwasserstoffsäure sehr zahlreiche Säulchen des Natriumsalzes und nur wenig Ca-Gehalt. Es dürfte somit ein sehr Na-reicher Oligoklas vorliegen. Auch die Zugehörigkeit der mehr getrübten Durchschnitte des Dünnschliffes zum Orthoklas wurde auf demselben Wege bestätigt. Es finden sich indessen vielfach niikroperthitische Feldspathdurchwachsungen vor, von deutlich unterscheidbaren Verwachsungen von Orthoklas und Plagioklas angefangen bis zur fein- sten Verwebung dieser Feldspathe, deren Schnitte dann bei 5ü— lOÜfacher Vergrösserung im polarisirten Lichte wie unterbrochen schraffirt aussehen. Von Accessorien fanden sich die gewöhnlichen Begleiter: Pyrit (mit Limonithaut) und Apatit, doch beide nur in äusserst geringer Menge vor. 1 Boiieki^, Di-. E., Ele.m. eiuer ueueu ciiem.-milirosk. Min.- u. Gesteinsanalyse. Prag 1877. Geologische Untersuchungen im centralen Bulkan. 311 Var. B. Der Habitus des iu eiuein ziemlich tiefgreifend verwitteiten HandstUcke vorliegenden Gesteines schliesst sich unmittelbar demjenigen des vorher beschriebenen Granites an , als dessen etwas grobkörnigere Varietät (einzelne an den Verwitternngsflächen deutlicher hervortretende Orthoklase messen 4 w«h) es gelten kann. Die rothe Farbe, welche es durch die im Bruche nur mehr uneben und matt erscheinenden Feld- spat he erhält, das Vorhandensein der mit regeuerirtem Granitmatcrial erfüllten und makroskopisch grau- grün gefärbten secundärcn Spalten und Gänge, die Armuth an den beiden Glinimerbestandtheilen, von denen der Muscovit hier beinahe ganz verschwindet, endlich die vielfach zu Tage tretenden Erscheinungen der Druckdeformation der einzelnen Bestandtheile hat es mit dem obgenannten Vorkommen gemein. Besonders die letzteren sind aber hier in solchem Grade entwickelt (man vergl. die Fig. 4 auf Tat". III, welche die Auflösung der Quarze in kleinkörnige Aggregate besonders schön zur Anschauung bringt und eine wiederholte Verwerfung eines Feldspath-Individuums [Mikroperthits] und die dadurch herbeigeführte Trennung in sechs Theile zeigt, die in dem kleinkörnigen Quarz-Aggregate lagern), dass schon makrosko- pisch der Eindruck eines vollständig verquetschten Materials vorliegt, bei welchem es in derThat schwer war, beiden zahlreich vorhandenen, zum Tlieil in paralleler Lage streichenden Klüften einen genügend grossen Splitter zur Herstellung eines Dünnschiitfes abzuschlagen. Diese hochgradige Kataklasstructur verleiht unserem Gesteine eine sehr grosse Ähnlichkeit mit den ebenfalls mikroklinführenden grobkörnigen Gneissbreccien vom EosalitaPass (man vergl. S. 44 [308]), und es spricht für die von Prof. Toula' betonte nahe Verwandtschaft in der petrographischen Ausbildung hier wie dort, dass in dem im Profile erwähnten Ganggesfeiue (Ni'. 13), wie ein gesammeltes Handstüek erweist, auch körnige Quarzite vorkommen. Im Schlitfe sahen die Feldspathc alle frischer aus, als der makroskopische Eindruck des Gesteins ver- muthen Hess; es ist die Umwandlung der Plagioklase in Kaolin, jene der Orthoklase in Muscovit noch wenig vorgeschritten. In einem der Durchschnitte fand sich zart angedeutet die Gitterstructur des Mikro- klins mit ihrer circa 15° betragenden Auslösciiungsschiefe neben anderen Partien, welche gerade aus- löschten, vor. Vielfach trat auch das streifige Aussehen der Orthoklase hervor, welches durch die perthitische Structur derselben verursacht wird, eine Erscheinung, die auch durch die Boficky'sche Probe ihre Bestä- tigung fand, welche in den Orthoklasen stets die Kieselfluoride des Na und zum Theil auch des Ca sowohl in der Form der langen, s])indelförmigen Krystalloide, als auch iu nach einer Mittelkante verzogenen sechsseitigen Pyramiden^ neben denjenigen des Kalium ergab. Im Übrigen ist auch das mikroskopische Ver- halten dieses Gesteins das gleiche, wie bei dem vorher beschriebenen. 27. Amphibol-Granitit. Rahmanli — Kabauica-Pass. Es liegt ein als Findling über dem vorher beschriebenen Granit gesammeltes Stück vor. Anstehend kommt das Gestein etwa 900?« ober der Gneissspalte des Baches, an der Qnellmulde vor. •* Das Gestein ist grobkörnig mit circa 4?«?« mittlerer Korngrösse; der Quarz bleibt etwas kleiner, die Feldspathe werden grösser. Durch den grösseren Quarzreichthuui und die gleiehartigere Zusammensetzung ist dieses Vorkommen von dem nächstfolgenden unterschieden. Der ])rädominirende Feldspath ist im Bruche uneben und dicht, von weisser bis grünlicher oder auch röthlicher Farbe, und an der Oberfläche zu kaolinartigem Pulver verwittert; unter dem Mikroskoiie zeigt er sich jedoch erfüllt von Glimmerschüppchen undEpidotkörnchen, seinen eigent- lichen Umwandlungsproducten, während die Kaolinbildung erst in zweiter Linie und an anderen, ihrer Sub- stanz nach frischer aussehenden Fcldspathen eintritt. Diese letzteren sind, wie die oft zu beobachtende 1 A. a. 0. S. 49. 3 Man vergl. Bofick^, a.a.O. Tal'. I, Fig. 13. 3 Toula a. a. 0. S. .öO „1000 »k über Kalimanli", sowie „Vorlauf. Beritht" S. 29 [302]. 312 AiKjiisl li'oslival, gerade Auslöschung, sowie die ßofieky'scbe Reaction lehrt, Ortlioklase, zum geringen Tlieile auch Mikroklin und ihrer Menge nach den ersterwähnten Feldspathen untergeordnet. Jene konnten durch die zwischen den Umwandlungsproductcn noch vielfach zu Tage tretende Zwillingsstreifung als Plagioklase erkannt werden, was abermals durch das mikrochemische Verhalten bestätigt wurde. Auch das an der ver- witterten Oberfläche befindlici)e kaohnartigc Pulver lieferte die Kieselfluoride des Natriums und Calciums, was tür die Zusammensetzung derselben aus Paragonit- und Epidottbeilchen spricht, welch' letztere schon nuter der 20fach vergrössernden Loupe als grüne Pünktchen bemerkbar waren. Epidot findet sich aiuli häufig secundär aufspalten in den Plagioklasen, sowie als Umwandluugsproduct der Biotite und der Hornblende. Die letztere zeigt häufig eine Zwillingsbildung nach 100, im Übrigen gleiches Verhalten wie in dem nächstfolgenden Gesteine. Auch die Accessoria: Magnetit, Apatit und Titanit — dieser wurde in bis 3-4 Wim grossen Krystallen angetroffen ^- sind ebenso wie dort vorhanden. Weniger auffällig sind hier die Druckspuren, welche über undulatorisches Auslöschen der Quarze kaum hinausgehen. Für die Zustellung des Gesteins zu den Graniten trotz des Vorwaltens der Plagioklase spricht der wesent- liche Quarzgehalt. Bemerkenswerth ist, dass dieses sowie das folgende Gestein viele Ähnlichkeit im makroskopischen Aus- sehen, wie im mikroskopischen Verhalten mit den „Syenit-Graniten" aus der Gegend von Blansko und Eiben- schütz in Mähren besitzt. Anhangsweise sei erwähnt, dass sich unter den von Prof. Toula im Jahre 1884 vom Balkan mit- gebrachten Gesteinen zwei Handstücke befinden, deren Begleitzettel mit der Fundortangabe verloren ging, und welche sich auf's innigste dem hier beschriebenen Amiihibolgrauitite anschliessen, so dass die Ver- muthung nahe liegt, sie seien an derselben Stelle oder unweit davon gesammelt worden, wenngleich Prof. Toula die Möglichkeit, dass sie vom Bcrkovica-Balkan (Ginci-Pass) stammen, nicht ausschliesst. Die Structur dieser Stücke ist noch etwas grobkörniger, wie bei den oben beschriebenen, indem die oft schön säulenförmigen Hornblcnde-Krystalle und die dichten Plagioklase eine Grösse von 5 — S mm haben. Letztere sind etwas frischer und zeigen bei oft nahezu weisser Farbe ab und zu noch ihre Spaltbar- keit, wobei dann auch mit der Loupe die Zwillingsbildung zu erkennen ist. Die Boficky'sche Probe weist sie in die Gruppe der sauren Oligoklase. Aller Orthoklas ist dagegen gut späthig, aber viel kleiner im Korn und stets röthlich gefärbt. Die Hornblende führt viel Magnetit und wirkt daher in Bruchstückchen auch kräftig auf die Magnetnadel. 28. Amplübol-Granitit. Abstieg vom Rabauica-Pass. Nach der Höhe. ' Auch dieses Gestein ist grobkörnig. Es erweist sich in dem einen vorliegenden Handstücke partienweise recht verschieden zusammengesetzt. Diese Verschiedenheit ist durch die Art der Feldspathe bestimmt, welche in drei Haupttypen auftreten. Zuvörderst fällt wieder eine in recht grossen Individuen entwickelte, aber durch die Umwandlung ihrer Substanz dicht erscheinende und nicht mehr späthige Art von saussurit- artigem Habitus, jedoch geringerer Härte ins Auge; ihre Farbe ist licht graulichgrün. In einem Theile des Handstückes, sowie in zwei kleineren, offenbar von demselben Gesteinsbrocken herrührenden Stücken bildet diese Feldspathart den herrschenden Genicngtheil. Die mikroskopische Untersuchung lässt sie durch häufig noch sichtbare Zwillingsstreifung als Plagioklas erkennen, wenn auch eine nähere Bestimmung wegen der Unmöglichkeit einer Spaltblättchenprüfung nicht stattfinden konnte. Die Umwandlung besteht auch hier in der Bildung von reichlichen Glimmerschüppchen, welche häufig von Epidotkornchen begleitet werden, wie dies bei den meisten der untersuchten Granitite der Fall ist. Zuweilen findet sich unregelmässig am Rande und im Innern dieser Plagioklase Orthoklas in reiner Substanz vor. Dass ausserdem ein Theil der keine Zwillingsbildung zeigenden Durchschnitte dem Orthoklase Man vcrgl. das Profil Prof. Toiila's Tat. I, Fig. 3, Nr. 12. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 313 angehört, konnte an Spaltblättchenscbliften wenigstens insoferne constiitirt werden, als unregelmässige Dnrch- wachsungen desselben mit Plagioklas, wie sie Kosenbuscb abbildet,' häutig sind. Es konnten an mebieren derselben nach 010 die Winkel von 6° und 19° gemessen werden, welch' letzterer einem, dem Albit nahe kommenden Oligoklase entspricht. Untersucht man das Gestein makroskopisch oder mit Zuhilfenahme der Loupe weiter, so erkennt man an anderen Theilen des Handstückes rothe und grüne gut spaltbare Feldspathe, die der Mehrzahl nach Zwil- lingsstreifung zeigen. Es sind Albit-Oligoklase, deren Zusammensetzung etwas sehwankt, jedoch nur zwischen den albitreichsten Gliedern der Plagioklasreihe, wie aus der Beobachtung der Auslösehungsschiet'e an einer Eeihe von Schliffen nach 001 und 010 resultirt. Als Grenzwerthe wurden auf 001 Schiefen von 2° — 3°5, auf 010 solche von 13° — 19° erhalten. Zwillingsbildungen nach dem Karlsbader Gesetz zwischen zwei polysynthetisch nach dem Albitgesetz gebildeten Gruppen sind nicht selten, und erreichen diese zuweilen eine Grösse von 5 — 7 mm, ohne indessen porphyrisch hervorzutreten. Auch finden sich Durchschnitte vor, welche gleichzeitig nach dem Albit- und Periklingesetz verzwillingt sind. Die grüne Farbe rührt von secundär entstandenen Epidot- Einlagerungen her, welche in der Form zer- streut auftretender Häufchen die sehr schön idiomorphen Feldspatiie durchsetzen. Die Rothfärbung, durch Eisenoxyd als Pigment verursacht, folgt den Haarrissen und Blätterdurchgängen. Es tindet trotz der ganz verschiedenen Ursachen, welche die beiden Färbungen bedingen, hie und da ein Übergang von der rothen in die grüne Farbe bei einem und demselben Individuum statt, so dass durch das Aussehen nicht etwa eine Differenzirung in zweierlei Feldspathe getroffen werden kann. Zu den Ergebnissen der Feldspathuntersuchung: Zurücktreten des Ortlioklas und Vorwiegen der Plagio- klase gesellt sich die Thatsache des geringen Quarz Gehaltes, der in einzelnen Dünnschliffen wahrhaftig nur die Eolle eines geringfügigen Mörtels zwischen und in den hie und da Rruchspalten aufweisenden prä- dominirenden Feldspathen spielt, und das Auftreten reichlicher Hornblende, um das Gestein zu einem Typus jener Ampliibolgranite zu machen, welche Rosenbusch * als die dioritische Facies der Grani- tite bezeichnet. Ausser der Hornblende, welche in bis 10 mm langen dunkelgrünen, von den Prismenflächen begrenzten und daher im Querschnitt meistens rhombischen Säulen vorkommt, tindet sich, derselben an Menge nach- stehend, als farbiger Bcstandtheil noch Biotit vor, welcher aber durchwegs in Chlorit umgewandelt erscheint. Beide zeigen zum Theil parallele Anordnung und bedingen dadurch jenen gneissartigen Habitus des Gesteins, welchen Prof. Toula •'' als besonders charakteristisch bereits hervorhob. Unter dem Mikroskope tritt die totale Umwandlung des Biotits zu Chlorit deutlich hervor; wohl secundär verändert dürften die Ein- lagerungen sein, welche sich darin in einer, an die in einem früheren Gesteine erwähnten Rutileinschlüsse (vergl. Taf. II, Fig. 1) lebliaft erinnernden Weise vorfinden. Dieselben werden von durchsiclitigen, jedoch nur schwach doppeltbrechenden nadelförniigen Individuen gebildet, welche parallel zu den Spaltungsflächen niciit nur in drei unter 60° sicli schneidenden Richtungen, sondern auch zu sternförmigen, radialstrahHgeu Bündeln vereinigt vorkommen. Die makroskopisch parallelfnsrig, „schilfig" aussehende Hornblende erweist sich unter dem Mikro- skope ebenfalls vielfach umgewandelt, und zwar ist es neben der Cidoritisirung hauptsächlich das massen- hafte Auftreten von Epidot, welches für dieses Mineral eben so charakteristisch ist, wie für die Mehrzahl der Feldspathe. Ja einige Partien des Gesteins sind mit Epidotkörnern so erfüllt, dass sie bei gewöhnlicher 1 Mikrosk. riiysiogniphie, I, Taf. 24, Fig. 3. 2 Rosenbusch, Mikrosk. Physiographie, II, S. 32. 3 F. Toula, Geol. Unters, im centralen Balkan. Vorlauf. Bericht. Sitzungsb. (1. kais. Akatl. d. Wi.ss. Bd. XC, p. 29 [302], sowie a. a. 0. S. 50. Auf das vorliegende Stück bezieht sich auch die Benierkinig, da.s.s es lelili.it't an den Diorit (Nied- zwiedzki) vom Sveti-Nikola-Balkan ei-inneie. Die Analogie besteht in dem Vorkommen des dicht erscheinenden Plagio- klases und der reichlich auftretenden partiell umgewandelten Hornblende. Der directe Vi^rglcich der beiden Handstücke ergibt nicht nur im Detail, sondern auch im Gesammthabitus wesentliche Differenzen. Denkschriften der maUiem.-naturw. Gl. LVU. Bd. 40 314 August Rosiwal, Betrachtung wie mit grünem Farbstofie imprägnirt erscheinen. Überall im Schliffe ist jedoch die secundäre Natur des Epidots deutlich ersichtlich. Dort, wo die Hornblende frischer war, konnte an Spaltblättchen eine Auslöschuugsschiefe von circa 15° gemessen weiden. In ihr fanden sicli namentlich häufig die Ijeiden Acces- soria Apatit und iu geringer Menge auch Magnetit vor. Als wichtigster der accessorischen Bestandtheile ist jedoch Titanit hervorzuheben, dessen schöne, hellbraune, bis 1 mm grosse Krystalle unter der Loupe die Formen (123), (001), (102), (101) deutlich erkennen Hessen. Auch dieses Gestein trägt die Spuren grosser Druckkräfte, wie: Verbiegung der Plagioklnslamellen und Amphibolsäulen, Zertrümmerung des Quarzes zu kleinkörnigen Aggregaten l)ei undulöser Auslöschnng der- selben, deutlich aufgeprägt. 29. Amphibol-Granitit. Oberer Vid. Ans dem Baclibette des oberen Vid liegen drei Handstücke von hornblendereichen Gesteinen vor, welche insgesammt unter die Amphibolgranitite zu stellen sind. Eines davon sei als Var. A bezeichnet. Es nähert sich dem Aussehen, der Structur und der Zusammensetzung nach ungemein der oben S. 47 [311] als Findling von der Südseite beschriebenen Varietät. Auf den ersten Blick fällt hier der Unterschied der beiden Feldspathe in dieAugen: Rother, schön späthiger Orthoklas, in grösserer Menge wie bei dem in Vergleich gezogenen Gesteine, und der bekannte trübe, dicht erscheinende, aber schön idio- niorphe Plagioklas, der auch hier noch den vorherrschenden Geniengtlieil bildet. Im Übrigen ist das Ver- halten der beiden Gesteine dasselbe. Interessante Quarz- und Epidotgänge im Orthoklas bringt die Figur 4 auf Tafel II zur Anschauung; erstere communiciren mit den allotiimorphen Qflarzkörnern des Gesteins und sind offenbar gleichalterig mit ihnen. Var. B. (Quarzgliramerdiorit.) Sie sehliesst sich an den iu der vorhergehenden Nummer besproche- nen Amphibolgranitit an , indem auch hier neben den dicht erscheinenden Plagioklasen frisclie mit glasglän- zeuden Spaltungsflächen vorkommen. Als Maximum der symmetrischen Auslöschungsschiefen im Dünnschliffe wurden 15° gefunden, so dass nach Michel-Levy ein Albit-Oligoklas vorliegen würde.' Derselbe erscheint makroskopisch licht grünlich gefärbt, während die der Menge nach auch hier erst in zweiter Reihe siehenden Orthoklase rötlilich sind. Im Schliffe unterscheiden sich diese von den Plagioklasen ausser durch den Man gel der Verzvvillingimg dadurch, dass sie durch Kaolin getrübt werden, während die letzteren der Saussurit- umwandlung unterliegen; ist der Schliff sehr dünn, so sieht man diesen Unterschied im refiectirten Licht schon mit freiem Auge, indem sich die Orthoklastrübung durch den weissen Kaolin viel auffallender bemerkbar macht. Auf diese Weise gelaugt man dazu, die Menge desselben sehr zuverlässig zu schätzen; im vorliegen- den Falle erreichte sie kaum den dritten Theil der Oligoklase. Es wäre daher die Bezeichnung als Quarz- glimmerdiorit eigentlich die richtigere. Der gneissartige Habitus durch die Parallelauordnung der grösstentheils in Chloritumwaudluug befind- lichen Hornblende und des Biotits tritt hier noch deutlicher hervor. Die idiomorphe Form der beiden letzgenannten Bestandtheile ist ganz verloren gegangen, und lindeu sich nur unregelmässige Lai)pcn und zwi- schengeklemmtc Massen von tiefgrüner Farbe mit häufiger Epidotbildung und zahlreichen Magnetit-, sowie Apatit-Einschlüssen vor. Einzelne, beim Zerschlagen des Ihindstückes resiiltirende Flächen sind geradezu erfüllt davon und bieten dann einen Anblick, der an denjenigen gewisser Amphibol- oder Chloritschiefer erinnert. Var. C. Diese unterscheidet sich von der vorigen dadurch, dass die umgewandelten Plagioklase ein aus- gesprochen serieitisches Aussehen annehmen, indem sie ihre ursprüngliche Härte bis auf den dritten ' Rosenbusch, :i. a. 0. I, S. .ö40. Geologische Untersuchungen im centralen Balkan. 315 Härtegrad ermässigt liaben und bei dichter, bis feinscbnppiger Structur an manoheu Stellen geradezu fett- glänzende Brucliflächen, sowie einen splitterig-schiefrigen Bruch aufweisen. Hornblende und Biotit zeigen sieh hier viel frischer wie in der Varietät B, auch lange nicht in so deformirtem Zustande, da beide bei ihrem normalen Verhalten schon mit freiem Auge sehr wohl zu unter- sclieiden sind. Der Biotit bildet bis bmm grosse schwarzgraue Tafeln, die Hornblende ebenso grosse Säul- chen; beide, besonders aber letztere zeigen unter dem Mikroskope neben chloritisirten auch noch ganz intact gebliebene Partien mit starker Absorption. Orthoklas (es ist auch etwas Mikroklin vorbanden) und Quarz sind von ähnlichem Aussehen und in relaliv gleicher Menge wie in dem vorhergehenden Gesteine enthalten. Im Dünnschliffe bemerkt man vielfach Reste von Orthoklas in einem kleinkörnigen Gemenge von Quarz und reichlichem Calcit liegen; letzterer verräth sich auch durch das Brausen beim Betupfen des Gesteines mit Säure; die Epidotisirung ist dagegen kaum wahrzunehmen. Eine Annäherung aus dem Habitus der Massen- in denjenigen der krystallinischen Schiefergesteine, liegt auch hier durch die Thatsache vor, dass man beim Anschlagen des Stückes deutlich einen Quer- und einen Längsbruch unterscheiden kann, ein Umstand, welcher in diesem Falle mehr auf Rechnung der wie zer- quetscht erscheinenden, sericitischen Plagioklase kommt. 30. Quarz-Porphyr (Mikro-Graiüt). Abstieg vom Rabaiüca-Pass (nach Nord); Findling. Die Gruudmasse ist licht rötidich, von gleichmässiger Dichte, und mattem, wenig splitterigem Bruche. An den der Verwitterung ausgesetzt gewesenen Stellen geht sie in eine durch Kaolinisirung fast weiss gewor- dene Rinde von „Thonstein" über. Von Einsprengungen fallen makroskopisch nur die kleinen, meistens kaum 1 mm grossen Quarzkörner in die Augen, welche gleichmässig, doch nicht gerade reichlich im Gesteine vertheilt sind. Die im Dünnschliffe schon mit freiem Auge leicht kenntlichen Orthoklas-Krystalle verschwinden im Gesteine wegen iiirer durch vorgesciirittene Umwandlung ganz matt erscheinenden Bruch- flächen. Ausser zwei oder drei etwa 1 mm grossen Erzpartikeln von nahezu quadratischer Form und braunem Striche — Limonit — Hess sich am Handstücke kein anderer Bestandtheil unterscheiden. Im Dünnschliffe sieht man zunächst unter der Loupe die Grundmasse nicht überall vollkommen gleich- artig, sondern man bemerkt schliereuförmige Anreicherungen derselben mit den färbenden winzigen Eiseu- erztiieilchen, ohne indess eine ausgesprochene Fluidalstruetur zu erkennen. Unter dem Mikroskope zeigt sich eine Reihe feiner Gangaderu, zum Theil durch jüngere verworfen, welche mit einem etwas grösserkörnigen Quarzaggregate ausgefüllt sind, als jenes ist, welches an der Zusammensetzung der Grundmasse theilnimmt. Diese selbst ist, g.inz wie es die Rosenbusch'sche Charakteristik des Mikrogranites' erfordert, ein holo- krystallines, liyi»idioniorphköruiges Aggregat von vorwaltenden (^uar/.- und weniger zahlreichen Feldspath- individuen, deren durchschnittliche Grösse 0-OL' — (»03 mm betrügt, bis ()■ 1 mm steigt und unter 0-005 mm fällt, und welche bei genügender Vergrösserung immer noch deutlich begrenzt erscheinen. Die ganze Grund- niasse durchsetzend, finden sich die dem Eisenglinimer zuzuzäiilenden, bei starker Vergrösserung mit rother Farbe durchsichtig werdenden, punkt- und biättchenförmigen „Ferrite" vor, denen sich nur ganz selten kleine Körnchen und Octaederzwillinge von Magnetit beigesellen; local zu dichterem Haufwerk gesellt und zuweilen rostige Flecken bildend, findet sich aber auch Limonit vor, in welchem sich hie und da geringe Mengen von Calcit als secundäre Bildung erkennen lassen. An Menge stehen die Eisenerze aber hinter den grünlichen Körnchen und Pünktchen der noch viel häufigeren „Viridite" zurück, welche in und zwischen den die Grundmasse bildenden Mineralen vorkommen. Die porphyriscii ausgeschiedenen Quarze sind in der Regel von Krystallflächen begrenzt, was aus der wenigstens partiell geradlinigen Umgrenzung ihrer Durchschnitte hervorgeht; sie enthalten zahlreiche, win- 1 Mikroslv. Pliysiographie, II, S. .380. 40* 31G August Bosiwnl, zige Einschlüsse nach Art der Gr;initqnar/,e, sind aber häufig zerbrochen, zuweilen in viele Trümmer, die sich dann beisammen finden, und im (ianzeu gleichzeitiges, doch undulatorisches Auslöschen zeigen. In der zwischen sie gedrungenen Grnndmasse kommen auch grössere Feldspatlieinsprenglinge vor, was unter Um- ständen den Eindruck hervorruit, als hätten sich dieselben erst nach dem Quarz gebildet. Die Corrosion der Quarze durch die Grundniasse ist oft recht weit vorgeschritten und sind zahlreiche kleinere Theile ehe- maliger ganzer Krystalle dadureli im Gesteine zerstreut worden. Auch die so häufigen Einschlüsse der Grund- masse in erhalten gebliebenen Krystallen kommen vor. Im durchfallenden Liclite nur undeutlich ans der Grundmasse hervortretend und meistens erst bei gekreuzten Nicols scharf begrenzt, findet man die Feldspatheinsprenglinge bei letzterer Heoltacbtungsart über Erwarten häufig. Es sind nicht blos Orthoklase, sondern auch Plagioklase treten in fast gleicher Menge in Einsprengungen, wie auch als Bestandtheile der Grundmasse, dort abei- nur spärlich auf. Die Grösse der Feldspatbkrystalle erreicht selten 1 mm und der Grad der Reinheit ihrer Subtanz ist bei beiden Arten nahezu gleich: ein ziemlich vorgeschrittenes Stadium des Kaolinisirens, welches eben die Ursache ihres Verschwin- dens in der Grundmasse (bei makroskopischer Betrachtung) wird; nur untergeordnet erscheint auch Muscovit unter den Umwandlungsproducten. Das Maximum der symmetrischen Auslöscbungsschiefe der Plagioklase, welches im Dünnschliffe gemessen werden konnte, betrug 14°, wodurch die Zugehörigkeit dieser hänfig nach dem Albit- und Periklingesetz verzwillingten Feldspathe zum Oli goklas wahrscheinlich wird, (jfters sind auch an ihnen Verbieguug der Zwillingslamellen unSchiippcheu, sind nur wenig pleochroitisch und wohl grossentheils secuudärer Chlorit. 31. Graiiit-Gueiss. Oberer Viel (Nordseite des Kubaiiica-Passes). Mitteikörnig, von körnigflaseriger Structur, welche erst beim Betrachten des Dünnschliffes unter der Loupe deutlich hervortritt, da das Haudstück durch Verwitterungsklüfte in kleine Theile zerfiel, welcbe nicht gestatteten, durch Anschlagen grössere, frische Bruchflächen zu erzeugen. Man bemerlit in diesem Falle ein überaus zartes Netz von grünen, wellenförmigen Glimmerzügen , die nacli einer Richtung vorherrschen, und in deren Maschen die beiden anderen Gemengtheile liegen. Dadurch gewinnt man auch den Eindruck einer Annäherung au die Structur der Perlgneisse Die Grösse der so umschlossenen Feldspathe und Quarze schwankt durchschnittlich zwischen 1 bis 3 nun. Erstere sind der überwiegende Bestandtheil und tbeils röth- lich gefärbt, dabei gut spaltbar, theils liebtgrau bis nahezu weiss, dann in der Regel dicht, doch konnte au sporadischen Spaltungsfläeheu Zwillingsstreifung bemerkt werden. Unter dem Mikroskope erwiesen sich die frisch aussehenden Feldspathe zum Tbeil als Mikrokliu, was auch durch Spaltblättchenschliffe ganz zweifellos zu constatiren war. Die gestreiften, stark in Glimmer (Paragonit?) umgewandelten Feldspathe (auch gleichzeitige Verzwiiiingung nach dem Albit- und Perikiiugesetz findet sich vor), zeigten in den Spaltblättelien nach 001 nur minimale Auslöschungsschiefen (2 bis 3°); an Blättchen nach der Läugsfläche konnten Schiefen von IßVj" bis 19° gemessen werden, was für die Zuge- hörigkeit zur Albit-Oligoklas-Reihe spricht. Die Behandlung nüt Kieselfluorwasserstoff bestätigte dns Ergebniss der optischen Untersuchung, indem sich neben den prädominirenden Säulchen des Natriumsalzes, wenn auch in geiinger Menge die Gel)ilde des Kieselfluorcalciums ergaben. Geologische Untersuchunf/eii im (■(utralen Balkan. ■ 317 Der Quarz zeigt sicli mitcr dem Mikroskop als durcliwegs aus kleinkörnigen Aggregaten bestehend; er ist vielfach von Flüssigkeitseinschlüssen getrübt und einzelne grössere Partikel selieu durch fadenförmige Schlieren ganzer Schwärme derselben vpie gestreift aus. Da die Einschlüsse ungemein klein sind, so bedarf es starker (über 3U()facher) Vergrösserungen, um sie aufzulösen. Vielfach tritt der Quarz auch als Ausfüllung von Klüften der Feldspathe auf und schliesst dann iiäutig losgerissene Partikel der letzteren in sicii. Fast aller Glimmer ist Bi otit, welcher die pleochroitischen Farbenextreme licht gelbgrün und tief blau- grün aufweist und zum grossen Theile chloritisirt ist, wofür auch der ausgeprägte Wasserbeschhig beim Glühen lufttrockener Gesteinssplitter im Kölbehen spricht. Von Accessorien fanden sich, hauptsächlich den Glimmerzügen folgend, doch nur in geringer Menge Apatit und peripheriscli in Limonit umgewandelte sehr kleine Pyrit-Würfelchen, ab und zu auch Zirkon. 32. Quarz-Diorit-Porphyrit. Viel. (Fiiidliiig zwischen Tettiveu und Olozcii.) Das Gestein hat eine dunkelgraugrüne Farbe, welche der nahezu dicht erscheinenden Grundmasse eignet Die Bruchflächeu derselben sind uuregelmässig und erscheinen in einem eigentliUmlichen, durch den Filz der zahlreichen kleinen Hornblendesäulchen verursachten Glänze. Als porphyriscli ausgeschiedene Einspreng- unge treten, nach ihrer Häufigkeit in Reihe gestellt, ein Plagioklas, Amphibol, Quarz und Biotit auf; alle diese Einsprengunge sind indessen nicht allzu reichlich vorhanden, denn in den Dünnschliffen überwiegt die Fläche der Grundmassc jeue der Durchschnitte durch die älteren Krystalle. Da sowohl die Hornblende- als als auch die Glimmerkrystalle schon bei makroskopischer Betrachtung sofort in die Augen fallen, so liegt nach der Rosenbusch'schen Bezeichnung* Quarzamphibolglimmer-Diorit-Porphyrit vor. Die Einsprengunge charakterisiren sich folgendermassen: Quarz tritt nicht eben reichlich (in einer quarzreichen Partie eines Ilandstückes konnten an einer etwa 2 cm'' messenden Bruchfläche 10 Quarzkörner gezählt werden ) in etwa 1 — 2 mm grossen, partiell mit Kry- stallflächen versehenen Körnern auf, von denen dann gerne mehrere corrodirte Bruchstücke desselben Kry- stalls beisammen liegen. Durch Einschlüsse erscheint ihre Substanz in ganz schwach milchiger Trübung. Der Plagioklas variirt in seinen Dimensionen recht beträchtlich. Es finden sich Krystalle, die kaum \mm gross sind, bis zu solchen, welche in ihren Durchschnitten 5x4 und 7x3 »t/« messen. Alle sind durch Umwandlungsproducte weiss oder lichtgrünlich bis graulichweiss gefärbt; dabei erscheinen viele der Brueh- flächen bereits matt und uneben, nur die vollkommenste SpaltungsÜäche zeigt dort, wo sie auftritt, noch Glas- glanz und deutliche Zwillingsstreifung. Die Begreuzungselemente der Krystalle sind die gewöhnlichen Typen: (010), (001), (20f), dann auch (110) und (110); der Habitus ist dicktafelförmig nach (010). Karlsbaderzwil- linge, von polysynthetischen Plagioklasen gebildet, sind recht häufig. Die optische Untersuchung von Spalt- blättchenschiffen ergab Auslöschungsschiefen auf 001 von 5° bis 7°, auf (010), wo sie wegen der Umwand- lungsvorgänge nur schwierig zu beobachten waren, von 16° bis 20°. Nach der Schuster'schen Tabelle ist also ein Plagioklas vorhanden, welcher an der Grenze zwischen Andesin und Labradorit liegt und etwa dem Mischungsverhältniss Ab, An,, bis AbjAn^ entspricht, welche Zusammensetzung recht gut mit den durch die Boficky'sche Probe erhaltenen Mengenverhältnissen der Na- und Ca-Kieselfluoride stimmt. Ein an einzelnen Probesplitterchen sporadisch aufgetretener, aber wesentlicher K-Gehalt scheint auch hier durcli 1 Milirosk. Physiographie, II, S. .302. Das . Handliche Kataklasc zwi.schen Feldspath und Qnarz aus dem paitiell (durch Druck) in eine Mikrobreccie verwan- delten Granit vom Wege von Rahmanli auf den Rabanica-Pass (26 Var. A). Vergr. 38. 1—4 Randlich corrodirte Feldspatlie. Die C'outour ist vielf.ich zerrissen und in Splitter aufgelöst, welche im Quarz schweben; q Quarz; dd eine Druckliuio im Quarz, längs welcher di(^ Auflösung in kleinkörnige Aggregati besonders vorgeschütten ist. Her viereckige Gesteiussplitter steht in einem von Granitzerreibsel erfüllten Gang des Gesteins. S. 310. Denkschriften der mathem.-üaturw. Gl. LVII. Bd. 4 \ 322 Augtinf Boshval, Geologische Untersuchung ev im centralen Balkan. TAFEL III. Fig. 1. Verwerfung eines Plagioklases im Gninit vom Wege von Eahmanli auf den Rabauiea-Pass (26 Var. A). Veigi. ca. 50. P] und P2 die beiden durch den Quarzgang yg verworfenen .Stücke des Plagioklases; kkk feine Veiwerfiings- kläfte quer gegen die Lamelliriing. S. 31U. „ 2. Desgleichen. Vergr. 50. 1 — 4 Stücke des verworfenen Plagioklasindividuums PP\ y Gnng, erfüllt mit Giauitzorreibsel, durch den Krystall setzend ; kl- Verwerfungsklüfte. S. 310. „ 3. Krümmung und Aufblätterung der Pl;igioklaslamellen durch Druck. Granit von Rahmanli ('20 Var. ^i. Vergr. 30. 1 — 3 Stücke des Plagioklases ; g-i xmA g^ Quarzgänge im Plagioklas ; kkk Druckklüfte quer zu den Lumelleu und schief zur Schlitfebcne; k-^ Treunungsklüfte zwischen den gebogenen Lamellen. S. 310. „ 4. Hochgradige Katakla-sstriictur: Verwerfung und Zerreissung eines Mikroiierthits in sechs Theilc. Granit von Rah- manli (26 Var. B). Vergr. 40. 1 — R Die einzelnen Theile des Miki'operthits; qq der in ein sehr feinkörniges Aggregat aufgelöste Quarz. S. 311. „ 5. Verwerfung, Zerdrückung und Auflösung in Aggregate von Feldspath (Plagioklas) und Quarz im Brecciingneiss vom Aufstieg zur Rosalita-Passhöhe (Südseite) (24). Vergr. 48. aa Ein in etwa 16 Theile zerdrückter und verworfener Plagioklaskrystall; hb Quarz, in bäuderförmig augeordnete Aggregate aufgelöst und mehrfach verworfen (1 — 12). S. ;i08. „ 6. Auswalzung und Zerdrückung der Quarze zn kleinkörnigen Aggregaten und Stauung an Feldsiiathecken im Granit- gneiss (Oligoklasgntiss) vom Trojan-Pass (25). Vergr. 23. i^ Feldspath; q Quarz; ua vorspringende Feldspathecke, längs welcher eine Auflösung in langgestreckte, beson- ders feinkörnige Aggregate erfolgte; b Bucht zwischen zwei Feldspathen mit grösseren Quarzkörnern; /( ans" gewalzte Hornblende. S. 309. ^--6 3fcrj'> A^/ Fig.3 Fig. k5 \ I .1 w .i.-iiv iui Gniiiit vom A. Rosiwal: Geologische Untersuchungen im centralen Balkai Taf. I. Fig. 1 Fig. 3, Fis. 5 Fig. 2. Fig. 4. Fig. (!. Negative \od Dr. .T. M. Eder; Fig. 5. G von F. Hartvvicli. I.iclitaruck von M. .lulTe. Wieu. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe. Bd. LVII. II. ath.-nati .II A. Rosiwal: Gcolocrischc UiiUrsucliunCTcn im centralen Balkan. Taf. IL .^;-'- ■"* Fig. 1. Fig. 3. Fig. 5. \ Fig. 2. Fig. 0. Negative von I>r. J. M. Kder. De n kscliriftc n d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classc. Bd. LVII. Lichtflriick von M. JnlT^. Wien. III. .III A. Rosiwal: Geologfische Unlcrsuchung-cn im centralen Balkan, Taf. IIL Fig. 1. Fiij. ö. ii:. 4. Negative von Dr. J. M. Eder. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-nalurw. Classe. Bd. LVII. Licbtdruck von M. Jaff«;. Wieu. 323 GEOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN IM ÖSTLICHEN BALKAN UND IN DEN ANGRENZENDEN GEBIETEN VON FRANZ TOULA. f^lZ^-il' I cSa pcf II und J^^ c^i;xt fiqvt^en.) VO KG IC LEGT IN DKR SITZUNG AM 16. JA NN ICK 1S90. I. Übersicht über die Reiserouten und die wichtigsten Resultate der Reise. Über Bcschluss der akademischen Boiie-Coaimi«sion wurde mir vua Seite der kaiserlichen Akademie der Auftrag, meine geologischen Untersuchungen im Balkan durch Untersuchung des östlichen Theiles dieses Gebirges zum Abschluss zu bringen. Ich erfreute mich auch dieses Mal der werkthätigen Unter- stützung von Seite der fürstlich bulgarischen Regierung und aller administrativen Behörden, und bin ich für deren Erwirkung in erster Linie dem k. u. k. österreichisch-ungarischen Geueralcousul in Sofia, Herrn Stefan Huri an von Rajecz zu Danke verpflichtet. Von Seite der fürstlich bulgarischen Regierung wurde mir in der freundlichsten Weise bekannt gegeben, es werde sich mir ein Lehrer des Gymnasiums von Sofia (früher in derselben Eigenschaft in Filibe und Sliven), Herr Hermenegild Skorpil als ofticieller Begleiter für die Dauer der ganzen Reise anschliessen und ein zweiter Herr von demselben Gymnasium freiwillig mit uns reisen Herr G. N. Zlatarski, der mich auf zwei frühereu Reisen begleitete, war leider ausser Landes und dienst- lich verhindert, sich mir auch diesmal anzuschliessen. Auf diese Aussicht hin nahm ich den, mir von dem österreichisch- ungarischen Generalconsul zu Ruscuk (Herrn K. v. Kwiatkowski) warm empfohlenen Kawassen des Consulates, Gülanli Ali als Diener mit, der mir in dem vorwiegend von Osmancn bewohnten Reisegebiete von grossem Nutzen zu werden versprach, wenngleich er des Deutschen nicht mächtig war. Er hat mich auf der ganzen Reise begleitet und mir unermüdlich gedient, wenngleich ich genöthigt war, um mich, wenn die Zeichensprache versagte, verständigen zu können, einen zweiten Diener aufzunehmen, und ich kann von Glück sagen, dass ich einen solchen in der Person eines disponiblen Maschinenarbeiters (Jos. Juhas ausTemesvar) zu Sliven werben konnte, der sich mit Ali in rumänisclierSprache vollkommen zu verstän- digen vermochte. Dazu ward ich durch den sehr unangenehmen Umstand gezwungen, dass mir Herr Skorpil, der sich erst, nachdem ich den ersten und längsten Reiseweg von Ruscuk nach Sliven zurückgelegt, in Sliven zu mir gefunden, nach der Rückkelir von einem mehrlagigen gemeinschaftlichen Ausfluge durch den Sliven- 41 * 324 Franz Toula, Balkan nach Sliven erklärte, er fühle sich derart übermüdet, dass er mich nicht weiter begleiten könne. Ganz zufällig traf ich später mit Herrn Skorpil in Aitos wieder zusammen, und begleitete er mich von dort nach Varna. Die Unverdrosscnheit meiner beiden Diener und die Ausdauer meines wackeren türkisclien Fuhr- mannes (Suleiman aus Rasgrad) und seiner Pferde ermöglichten mir die Durchführung meiner Reise, die mich im Ganzen sechsmal über das Gebirge führte. Ausser meiner Danksagung an das fürstlich bulgarische Ministerium, die fürstlichen Bezirksbeliördeu und die schon genannten Persönlichkeiten bin ich noch folgenden Herren zu besonderem Dank für die Förderung meiner Reisezwecke verptlichtet: Dem k. u. k.österr.-ungar. Vice-Consul v. Pogntsclier inVarna (jetzt Consnl in Monastir) und dem kniserl. deutschen Vice-Consul Baron v. Brück in Yarna, den Herren Bezirk.siuge- nieuren Pifnicka in Rasgrad, Jeletz in Sliven und Müller in Sumla, dem Herrn Inspector Jos. Javaschov in Rasgrad, den Herren Stationsvorständen Schneller in Sumla road und Steiner in Ruscuk und dem Herrn Doctorand Darlanski in Kotel. Es ist mir eine der angenelimsten Pflichten, den genannten Herreu meinen Dank an dieser Stelle abzu- statten. Ebenso bin ich aber den Herren Director Theodor Fuchs und Dr. V. Uhlig, ersterem für Rathschläge und Fingerzeige bei Bestimmung der Eocän-Fossilien, letzterem für die Bestimmung der Barreme-Fossilien von Rasgrad zu verbindlichem Danke verpflichtet. 1. Von RusCuk nach Sliven. (Erste Balkan-Passage.) Von Ruscuk fuhr ich am 22. August 1888, nachdem ich aus den durch Peters und vor allen durch V. Hochstetter bekannt gewordenen Diceratenkalken an der Donau Einiges gesammelt und unter Anderem auch das Vorkommen von Nerineen, Trigouien und Korallen in dem cretacischen Baumaterial von Ruscuk festgestellt hatte, mittelst der Bahn nach Rasgrad, wo durch freundliche Anregung von Seite des Herrn V. Kwiatkowski durch Herrn ßezirksingenieur Pifnicka einFiihrwerk besorgt worden war. Im Musealraume des Gymnasiums dieser Stadt fand ich ziemlich reichhaltige Aufsammlungen aus den Kreideablngerungeu der Umgebung von Rasgrad vor, die mir freundlichst zur Verfügung gestellt wurden, und die in mehrfacher Bezie- hung unser Interesse in Anspruch nehmen und eine Altersbestimmung mit genügender Sicherheit durchzuführen gestatten. Es sind drei Arten xon Desmoceras {D. difficile d'Orb., D. cf. Boutiiu Math., D. Tachthaliae Tietze), vier Arten von Holcodiscus {H. incertus d'Orb., H. cf. Perezianus d'Orb.. H. cf. Gastaldinus d'Orb., H. n. sp. äff. Gastaldinus d'Orb.), Aa^nn Aspidoceras Perceoali Uhl., vier Arten von Crioceras (Cr. Tabarelli Ast., Cr. dissi- mile d'Orb. und zwei neue Formen), zwei neue Formen you Ancyloceras, Heteroceras Astier i d'Orb., Hoplites oxygoHius Neum. u. Uhl., Nautilus atf. bifurcatus Oost. Darunter befinden sich eine Anzahl ganz besonders grosser Exemplare, so der Nautilus und die Crioceras- Formen. Ausserdem liegen von Rasgrad grosse glatte, und kleinere gefaltete Austern und andere Bivnlven vor, die, sowie einige Terebrateln darunter eine mittelgrosse Form von Terebratula bipUcata Sow. var, förm- liche Musclielbänke zu bilden scheinen. Aber auch Gastropodeu und darunter einige riesige Arten, biplicate Terebrateln und Echinodermen, die sich als dem Toxaster complanatus mindestens sehr nahe stehend bezeich- nen lassen. Im zweiten Abschnitte gebe ich eiue l'bersicht über die von mir acquiiirten Formen, wobei icii für die Cephalopoden Bestimmungen und Beschreibungen Herrn Dr. V. Uhlig danke. Wir dürften es somit mit Ober-Neocom und zwar mit dem Barremien äquivalenten Ablagerungen zu thun haben, jedenfalls aber mit tieferen, älteren Bildungen als bisher für Rasgrad angenommen wurden. Auch eine mittelneocome Form {Holcodiscus incertus d'Orb.) und zwei Hils-Formen: Crioceras n. sp. äff. Hoplites curviiiodus Phill. und Hoplites oxygonius Neum. u. Uhl. liegen vor und deuten das Vorkommen tieferer Horizonte bei Rasgrad an; V. Hochstetter (m. vergl. das Profil im Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. 1870, S.406 [4]) hält die Gesteine für der oberen Kreide entsprechend und unterscheidet bei Rasgrad feinkörnige, feste Kalkbänke und Pläner- mergel. Die Fundorte liegen in der unmittelbaren Nachbarschaft der Stadt: Weinberg, Acanthusleline und Boschbunar. An letztgenanntem Fundorte wird übrigens ein förmlicher Crinoidenkalk gebrochen. Geologische Untersnchungm im östlichen Bnlkrin. 325 In der Stadt selbst wurden in der Nähe des Bcli-Lom, im Schotter Keste \ an Elephas primig enius g&innAQM. Von Tikilitasch im Norden von Rasgrad (3 Stunden davon entfernt) liegt ein gewaltiger, gebogener Stirn- zapfen eines Hohlliörners (viell. Bos primirjenius Bl.~) in der Snmmlung zu Rasgrad, der eine Stärke von 17 cm und eine Sehueuiänge von 50 cm besitzt; das abgebrochene Ende i)esitzt immer noch 8 cm. Durchmesser. Auf dem Wege nach Eski-Dzuma heilten dieselben mergeligen Kreidekalke in fast horizontaler, leicht nach NW geneigter Lagerung weithin an. Am Golemi-Juk im SW von Rasgrad, einem flachgeböschten Hügel, tritt (Fig. 1) der Kalk (1) unter einem grauen Letten (2) auf, in welchem ich einen keulenförmigen Belemmiten fand. Die oberste Decke bildet eine gelbliche Erde und Humus (3). So sammelte ich bei Tekemahlesi in einem gelblichen Kalkmergel einen l''ig. 1. Ammoniten, den Dr. Uhlig als Desmoceras sp. bezeichnet und der zu Desm. dif- ficile gehören dürfte und bei dem Anstiege vor Ailadin unter anderem ein _ ganz gut erhaltenes Crioceras und Hahnenschwanzalgen (ganz ähnlich so, wie ^<^'{^\y''^'r-\^\_ ich sie bei Jablanica im Westen getroffen habe), und zwar in einem graublauen \'\ I ' I ' I ' I ' I ' I ' 5:1^ mergeligen Kalke. Das Crioceras ist nach Dr. Uhlig eine neue Form, welche ich Taf. II, Fig. 2 als Crioceras äff. VilUersianum d'Orb. sp. (Pal. fr. Taf. 114 und Oosver, Petr. rem. des Alpes. Suisses, Taf. 40, Fig. 2, 3) bezeichnen will. Das Stück ist 46 ??!>« lang und verjüngt sich von 15 mm auf 12 mm. Stärkere Streifen im mittleren Alistande von 13 mm, mit scharfen Knoten auf der Externseite schliessen je 19 zartere Streifen zwischen sich. Direct übereinstimmen dürfte nach Dr. Uhlig's Meinung Cr. VilUersianum Winkler (Ncocom, Urschlauer Achenthai, Taf. III, Fig. 1). Von Eski Dzuma aus fuhr ich über Rasboina nach Otratidza (Stratice), wo in einem Graben, durch den sich ein Weg quer durch den waldigen Derbent Balkan zieht, Kohle vorkommen soll. Der Derbent-Balkan hat Steilhänge mit fast vertikalen Wänden an seiner Nordseite. Hier traf ich (man vergl. Fig. 2) blaugraue Neocom-Mergel mit Hoplites cryptoceras d'Orb. sp. und zwei nach Dr. V. Uhlig in die Gruppe des Hoplites cryptoceras gehörige, damit aber nicht vollkommen übereinstimmende Formen. Ausserdem: Haploceras (DesmocerasJ Grasianum d'Orb. mit einem Apfycheu in der Wohnkammer. Derselbe ist von lamellosem Bau. Fig. 2. 3 4 5 6 7 Profil iü der Schlucht von .Stratice. 1. Gleich oberhalb cks Dorfes graue mergelige, saiger stehende Kalke. 2. Graublaue, mergelige Kulke, pbittig bis schieferig mit llcrpUtes atf. cruptuccras und Holcostephcmus Astierianun. 3. Breccien. 4. 5. Sandige Mergel mit grauen, weissaderigen Kalken wechselnd. 6. Halboolithischer Kalk mit Beloinules und Nerinea. 6«. Massiger Kalk ohne deutliclie Schichtung. Die Enge bildend. 7. Mürbe Mergel, 8. Kalksandsteine mit vielen coucentrisch gestreiften Pectines (wie im westbalkanischen Lias-Dogger) und mergeliger Sandstein mit Belemniten. 9. 10 cm mächtige Kalkschichtc mit denselben Fossilien. 10. Sandsteinbänke mit Belemniten. 11. Dunkle, zerfallende Mergelschiefer zwischen dünnplattigen Sandsteinen mit G5° nach Nord einfallend. Hoplites et pexiptychus Uhlig „sehr nahe damit verwandt, hat aber keine Knötchen auf der Mitte der Flan- ken." Lytoceras sp., Crioceras Ducali L6v. Auch ein typisches grosses Stück eines AptijchHS Didayi liegt vor. Also durchwegs Formen, die im Freiburgischen sowie im südfranzösicli-alpinen Gebiete im tieferen und mittleren Neoconi auftreten. 326 Franz Toula, Unter diesen Mergeln treten in der Enge massige Kalke nnd Kalksandsteine mit Kalklagern auf, in welchen sich Belemniten (zum Theil sehr grosse Formen) und concentrisch gestreifte Pectines ziemlich häufig finden, ein Vorkommen, das mich lebhaft an die westbalkanischen Lias-Dogger-Vorkommnisse errinnert. Kohle findet sich hier nicht, es liegt eine Verwechslung mit dunklen, bröckligen Mergelschiefern vor. Auch Korallenkalke treten auf (wahrscheinlich aus 6 a stammend). Die Neocominergel treten auch in dem seiner zeitweisen Unsicherheit wegen sehr verrufenem Defilö an der Hauptstrasse auf, so besonders gut entwickelt gegenüber dem Wasserfalle, wo ich HopUtes cryptoceras und Haploceras Grasianum d'Orb. sammelte. Bei Derbentkiöi fallen in dem nach Süd ziehenden Tliale die mürben vvohlgeschichteten Mergel mit 25° nach SSW. Fig. 3. Derbentkiöi S. Lagerungsverhältnisse im Engpass an der Hauptstrasse. 1. Eöthlichgraue, zum Ttieil halbkrystallinische Kalke. 2. Sandig mergelige Schiefer und graublaue Kalke. 3. Feste Bänke, riffartig vorrageud (zwischen 4S und 49 hn). 4. Gegenüber dem Wasserfall mit 40° nach Nord fallende Neocommergel. 5. Festere Bänke derselben Gesteine. 6. Sandige Schiefer mit Hieroglyphen. 7. Vielfach gestörte, nach West einfallende, mergelig sandige Gesteine. S. Blaiigrauc schieferige Kalkiuergel (ähnlieh wie 2.); bei Kilom. 49 sammelte ich liieriu einen HopUtes, den Dr. Uhlig als den Berrias-Typen (etwa H. Malbosi) ähnlich fand. Sudlich von Derbentkiöi kommt man in ein breites Längsthal, welches gut angebaut ist. Flyschartige Sandsteine (m. vergl. Fig. 4), die plattig brechen, Hieroglyphen und kohlige Spuren aufweisen, werden herr- schend und halten, mit mürben Mergeln wechselnd, weithin an. Osmanbasar, Esilova, Sobciler und Gic Fig. 4. (Citaki, Tidza oder Catak) liegen in diesem Gebiete. Die Schichten sind meist ganz flach gelagert, zeigen die durch auf die Schichtfläehen normalstehende Absonderungen entstehenden eigenthümlichen Erscheinungsformen eines natür- lichen Pflasters und bilden zugleich die elendesten Wegstrecken. Die Mergel nehmen vielfach ganz das Aussehen von mürben Kreidemergeln an. Die Höhe bei Osmanbasar (Fig. 4) besteht ganz aus flach SSW einfallenden wohlgescliichteten Sandsteinen (1), die mit Mergeln (2) abwechseln, überaus mürbe sind und vielfach auf das schönste zu kugeligen Kernen verwittern. Solche Kugeln trifft man an vielen Stellen in allen Grössen. Dieses Gestein wird aucli beim Strasseubau ausschliesslich augewendet, was schon allein den geradezu entsetzlichen Zustand der Strassen in diesem Gebiete erklärt. Auf der Höhe bei Sadiklar sieht man gegen W und 0 nur dieselben mür- ben Sandsteine. Auch bei Esilova, finden sich viele kugelige Absonderungs- stUcke. Am Beginn des Strassenanstiegcs nach Esilova bilden die natürlichen Tafel- absonderungen des Sandsteines geradezu eine Art Strassenpflaster (Fig. ö). Die Absonderungen erfolgen nach zwei Systemen von Sprüngen auf der Schichtfläche, von welchen die einen durchgehen, die anderen aber nur zwischen je zwei der parallelen Hauptsprünge verlaufen (m. vergl. Fig. 5). Sie treten besonders in den festen Bänken auf, und bilden zuweilen so grosse Platten, dass dieselben sofort zu Mühlsteinen verarbeitet werden. SteiUehne an der Strasse von Osmanbasar. 1. Sandsteine zu nnterst am festesten. 2. Schieferige Mergel. 3. Aufgelöste Sandsteine. Fig. 5. Geologische TJntersuchungen im öMichen Balh ■an. 327 Vor Catak trifft man im Sande der Strasse vielfach Rollsteine eruptiver Natur, und zwar besonders häulig Mandelsteine. Die folgenden vorläufigen Bestimmungen hat Herr Assistent Rosiwul vorgenommen. Ein Findling aus dem Saude der Strasse zwischen Paderlar und Sobciler wurde als Diorit bestimmt. Derselbe ist feinkörnig bis aphanilisch. An der abgerollten Oberfläche werden zahlreiche 1 — 2 mm grosse Plagioklase sichtbar, so dass eine Annäherung au porphyritische Typen staltiindet. An den frischen Bruch- flächen ist dies weniger der Fall. Unter dem Mikroskope zeigen sich die Plagioklase idioinorph, meist leistenförmig, wodurch eine diabasartige Structur entsteht. Die grüne Hornblende ist jünger und allotrimorph in den Zwischenräumen der Plagioklase. Epidot und Orthit sowie Chlorit und Calcit treten secundär auf, Tita- nit, viel Magnetit und etwas Pyrit accessorisch. Dagegen fehlen Quarz und Biotit, die sonst so häufig vor- kommen. Von den Findlingen im Sande der Strasse vor Öatak wurden einige als Angit-Porphyrit (Maudel- stein) und ein anderer als Porphyrit bestimmt. Die Augit- Porphyrit (Maudelstein)-Rollstücke sind durch- wegs stark zersetzt und haben autfallender Weise von ihren Einsprenglingsmineralen ausser den stark zeoli- thisirten Plagioklasen nichts conservirt. IS'ur zahlreiche bis 1 mm grosse Hohlformen lassen an zweien der Stücke die ehemaligen Augite erkennen. Dafür finden sich überaus zahlreiche Mandeln von kleinkörnigem Quarz, Mcsolith und anderen Zeolithen vor, neben steatitartigen dunklen Substanzen und Calcit, sowie grössere Ausscheidungen von Stilbit zum 'J'heil in schön blätterigen rothen Aggregaten. Die hypokrystalline (irundmasse besteht aus wirr durcheinander gelagerten Plagioklnsleisten von etwa OM »im Länge in einer gianbraunen Basis. Die Bisiücate sind verändert, das ganze ist mit secuudäreni Quarz imprägnirt, wäiirend als Erz Limonit in grosser Menge auftritt. Der Porphyrit erscheint makroskopisch vollkommen dicht, grau ohne Einsprengunge, ausser ab und zu Pyrit. U. d. M. ist die Grundmasse nahezu mikrograuitisch , doch sind die leistenförmigen Feldspathe recht zahlreich und zeigen sieh Anklänge an Fluidalstructur. Im ganzen (auch makroskopisch) besteht sehr grosse Ähnlichkeit der Grundmasse mit jener des Quarzporphyrits ans dem Bache von Mazalat (centr. Balkan). Auch die von Quarz und Chlorit erfüllten mikroskopischen Drusenräume finden sich vor. Apatit und feinste Chloritschüppchen sind sehr häufig. Erz ist wenig vorhanden. Vor (Jatak, das am Eingange in eine enge, canonartige Schlucht des Büjük Kaniöik gelegen ist, im Bereiche dünnplattiger, bläulicher Mergelschiefer, ging es, in vielen Windungen über die darüber lagernden mächtigen Sandsteine und sandigen Mergel, auf eine Plateauflächc empor. Auch Conglomerate und grobkörnige Sandsteine treten auf. Vereinzelt finden sich im Conglomerate Rollstücke granitischcr Natur. Die Graniteinschlüsse auf der Höhe des Kalabak-Balkan sind mittel- bis grobkörnig, und erinnern etwas an die Gneissgranite. Sie bestellen aus: „Quarz in Aggregaten, weissem Orthoklas, fast farblosem Plagio- klas und wasserhellem Mikioklin. Grüner Biotit herrscht makroskopisch über den nur in ganz geringer Menge vorhandenen, erst unter dem Mikroskope mehr hervortretenden Muscovit. Im Dünnschliffe zeigen sich häufige mikroperthitische Durchdringungen von Ortho- und Plagioklas, sowie secnndärer Calcit." Diese enge Schlucht gibt Veranlassung zu grossen Überschwemmungen, indem die aus dem Sandstein- gebirge kommenden Hochwässer vor der Enge sich aufstauen, bis sie die mürben Hangendgesteiue, die Sand- steine erreichen, wo Terrassirungen die Hochwasserstände bezeichnen (m. vergl. Fig. 6), durch welche alte Nussbäume bis in die Wipfelgegend zeitweilig tiberschwemmt werden. In dem Seitenthale des Kamcik, durch welches die Strasse zum „Kalabak-l?alkan"-Passe hinauiführt, findet man hübsche Auskolkungserschcinungen in den wohlgeschichteten Sandsteinen und mürben Mergeln, indem bei dem Wechsel der nur ganz wenig geneigten Schichten die Erosion in verschiedenem Masse rückwärts einschneidet und dadurch treppenförmige Absätze im Gerinne entstehen. Die mächtigen Sandsteinbnnke erscheinen durch Absonderungsklüfte in säulenförmige Körper zcrstückt, so dass die Bänke int Profil an mächtige Säulenbasaitc erinnern. Fig. 6. 328 Franz Toiila, Die Höhe des Kalabak-Balkan besteht aus Kalk, der auf weissen und gelblichweissen feickörnigen Qiiavzsandsteinen aufgelagert ist und auf der Höhe Steilgehänge und Mauern bildet. Am Sattel „Turnak Marko" oder ,.Talim Taseh" stehen die letzteren in abgerundeten Felsen an, mit halbkugelig ausgeböhlten zum Theil an Eiesentöpfo erinnernden Erosionslöehern an der Oberfläche. Auch in bizarren Felsgruppen ragen sie rechts von der Strasse aus den Farnkrautwäldern empor (Fig. 6 a und 7). Fig. 6 (t. Fig. 7. Die Sandsteiiiblöcke „Talim Tasch" der Passhöhe von vorne. Dieselben Sandsteinblöcke von der Seite. Jenseits der Höhe treten hornsteinführeude Kalke auf, mit undeutlichen dicken, blättrigen Schalen, die zum Theil verkieselt, schöne Vcrkicselungsrinae zeigen. Darunter treten dann vielfach in Schutt aufgelöste Sandsteine und Mergel auf, die grell gelblich oder dunkel gefärbte, kahle von tiefen Eegeuschluchten zerris- sene Abhänge bilden, und bis Kot el (Kasan) anhalten. Die erwähnten Schalen lassen eine sichere Bestim- mung nicht zu, erinnerten mich jedoch an Ort und Stelle an Ostrea vesicularis. Auch undeutliche Bryozoen treten in den Hangendschichten nuf. Von Kotel aus unternahm icli, von Herrn Drd. Darlanski freundlich begleitet, einen Ausflug nach Osten zu der Barutovo Kladence genannten Localität, wo ich in ein Gebiet ausgezeichneter Orbitolinen-Sandsteine und -Kalke gelangte, mit den best erhaltenen grossen Orbitolinen. (Die typische Orhitolina concava Dfr.) Fig. 8. 0. Seitenthälchen W. Profil im Seitengraben zur .Pulver-Quelle" (Banitovo-Kladence) (ein Wassertümpel mit aufsteigendem Wasser, zur Zeit meines Besuches ganz klar und geruchlos). Die Schichten fallen am rechten Ufer zuerst fort und fort gleichmässig mit 40° nach W und bestehen ans weissen fein- körnigen Quarzsandsteinen (1) mit Conglomerateinlagerungen (2); (3) Kalksandsteine mit kleinen Orbitolinen in der oberen, und sehr grossen Orbitolinen (0. concava Defr.) in der Liegendschiehte. Nach dem Seitenthälchen (am linken Steilufer desselben beginnend) sehr feinkörnige lichte Sandsteine (4), wie auf der Passhöhe, und eine Lage von sandigem Kalk mit viel QuarzgerölleinschlUssen. 5. Conglomeratartig. 6. Zwischen feinkörnigem Sandstein mit Orbitolinen sehr grobkörnige Conglomerate mit faustgrossen Gerollen. 7. Mergelschiefer und schieferige S'^andsteine. 8. Flyschartige Sandsteine und Mergelschiefer. Am nordöstlichen Ende der Stadt, ganz nahe den obersten Häusern (östlich von der Hauptstrasse, die vom Passe herabführt) liegt in dem erwähnten Schluchtenterraiu eine der reichsten Fundstellen, wo ich in der Lage war, in Zeit weniger Stunden eine grosse Menge zum Theil auf das beste erhaltener Fossilien zu sammeln, und zwar aus zwei Etagen: einem rothen Mergel mit Peutacriniten und Belemniten, welch erstere förmliche KalUbänke bilden, und aus grauen Mergeln, die zum Theil sehr wohl erhaltene Korallen und runde Eutro- chiten umschliessen, und zwar sind die Korallen vorwaltend stockbildende Formen, ähnlicli jenen der Gosaii- Geologische ünterstichiingen im östlichen Balkan. 329 Formation oder der Neocom-Gaultschichten des westliehen Balkan. Die von Kotel vorliegenden Belemniten sind leider durchwegs schlecht erhalten, stark abgewittert und zerbrochen, doch lassen sich aus der Menge der Stücke doch einige lierausfinden, die eine wenigstens annähernde Bestimmung zulassen. So sind einige Spitzen vorhanden, welche deutliche Faltung erkennen lassen, so dass mau sie als von schlanken Formen des Belemnites trvpartitus Schi, herrührend auffassen möchte. Es sind Formen, welche an jene vom Donau- Main-Canal erinnern (Queusfedt: Cephalopoden S. 419, Taf. 26, Fig. 23, 24). Da sich jedoch daneben Formen mit ausgesprochener tiefer Furche auf der Vorderseite finden, so wird diese Bestimmung zweifelhaft, iimsomehr als es Formen sind, die, zum Theil wenigstens, von der Seite her etwas zusammengedrückt erscheinen. Sie müssten als Belemnites catialictdatus Schi, aufgefasst werden, wodurch wir auf braunen Jura s schliesseu und die ersterwähnten Formen etwa als Jugendexemplare Yon Belemnites giganteus Schlt. betrachten müssten. Dafür würde auch ein Bruchstück eines gewaltigen Belemniten mit elliptischem Quer- schnitt stimmen (Durchmesser 35:26»«»*), der in der Mitte des Querschnittes die eigenthümliehe „markige" Beschaffenheit zeigt, welche Quenstedt (1. c. Taf. 28, Fig. 8, 9, 11, S. 432) hervorhebt. (^Dieses Stück hat mir Herr Zlatarski, der den Fundort schon vor mir besuchte, zugesendet.) Unter Zlatarski's Stücken liegt nun aber auch ein kleines, sehr schlankes Eostrum-BruchstUck vor, welches zwei Furchen der Länge nach besitzt, so dass man auf das lebhafteste an Belemnites bipartites Blainv. aus dem Neocom erinnert wird. Möglich wäre es immerhin, dass man es dabei mit einer an Belemnites exilis Qnenst. (d'Orb.) aus dem Lias z anschliessenden Art zu thun hätte. Bei der Mengung von Fossilien ist es übrigens am wahrscheinlichsten, dass man es dabei thatsächlich mit dem Neoconi-Belemniten zu thun habe, wofür auch der andere Erhaltungszustand spricht, im Vergleich mit jenem der übrigen Belemniten. Ausser den Belemniten liegen noch zahlreiche Säulenstücke eines Pentacriniten vor, der durch seine fünfseitigen Glieder fast ohne einspringende Winkel und durch die gleichhohen Tafeln au Pentacrinites hasaltiformis Hudus Quenst. aus dem Lias o erinnern möchte. Ungemein zahlreich sind auch die runden und elliptischen Glieder der Säulen-Hilfsarme. Leider liegen bezeichnendere Fossilien von der im Übrigen so reichhaltigen Fundstelle nicht vor, und auch die Lagerungsverhältnisse Hessen sich durchaus nicht feststellen. Das mürbe Material erscheint förmlich aufgelöst, und doch ist das Ganze als anstehend zu betrachten und dürfte als ein Aufbruch des Lias-Jura im Bereiche der mittleren Kreide zu betrachten sein. Was die Ivorallen von Kotel anbelangt, so muss einem Urtheil eine sehr eingehende Bearbeitung des reichhaltigen Materiales, welches ich selbst sammelte, und welches mir von Herrn Zlatarski zugekommen ist, vorangehen. Auffallend ist nur, dass die zahlreichen Stücke nur wenige Anklänge an die übrigen von mir aus dem Balkan beschriebenen, zum Theil aus vollkommen sicher neocomen Ablagerungen stammeuden Korallen zeigen. Noch nnsslicher ist der fast vollständige Abgang anderer bezeichnender Fossilreste auch in den Korallenmergeln, — doch unterliegt es kaum einem Zweifel, dass man es dabei mit Äquivalenten des Cenoman zu tluin hat. (Man vergl. die Beschreibungen S. 21[341J ff.) Über dieUmgebung von Kotel machte mirHerrSkorpil nachträg- lich einige Angaben (m. vergl. Fig. 9, eiiiePause der russischen Karte): A. Barutovo Kladence („Schwefelquelle"). B. Fundstelle der Korallen, Crinoiden, Parkerien, Belemniten etc. C. Sandstein für Handmühlsteine, soll ähnlich sein dem Sandstein bei C, auf der Passhöhe (Talim Tas in der Ortschaft Komince). D. Quelle der Kotelka. M. Kalk mit Flint, westlich davon bei Kipilovo in demselben Kalke ,,die schönste Stalaktiten-Höhle des Balkan--. & Am Berge Rasboina, am Fusswege von Kotel nach Sliven über Nei- kovo ein harter Mühlsteinsandstein. "^^^ Von Kasan i^Kotel) reiste ich längs der Hauptstrassc bis zur grossen Strassenwcndung oberhalb Gradec, fort und fort im Gebiete der mit dünnschieferigem Mergel wechsellagernden, vielfach in Falten gelegten glim- Deakschriftei) der matheni.-uatunv. Cl. LVU. Bd. 40 Zcraviia 330 Franz Toula, Fig. n. merigen flyschartigeu Sandsteine, die bis nn die Demir Kapu geuanute Felsenge, wo lichtgraue, dichte Kalkniergel auftreten, die wolilgescbiclitet sind, dünnplattig brechen und au gewisse hydraulische Kalke lie- fernde Gesteine der alpinen Kreide-Flyscbzone eriunern. Nach dieserEnge kommt man in ein weites, nach Südost sich öffnendes Thal, welches bis oberhalb Gradec in denselben Sandsteinen verläuft, wie sie nördlich von der Enge erwähnt wurdeu. Bei der Brücke südöstlich von Kotel fallen die Sandsteine und Mergelscbieferzwischenlagen mit 40° nach SW. Eine Strecke weit hält sich das Thal dann an der Grenze zwischen den beiden Gesteinen, so dass links (im 0.) Sandsteine, rechts aber hier auffallend dunkel gefärbte Mergelschiefer die Hänge bilden. Bald liat mau sodann beiderseits die letztgenannten Gesteine. Aus dem Kraska Dol genannten Graben bringt man von KuminÄe aus licht gefärbten Sandsteinen gemachte Mühlsteine. An der Strasse selbst kommt man (^4 Stunden von Kotel) auf dünnplattige, dunkle, glimmerige Sandsteine mit vielen weissen Spathadern, welche gefaltet sind und mich lebhaft an die flyschähnlichen Liasgesteine der Krim erinnerten. Stellenweise ausgesprochene Rutschterrains. Am Eingange in die erwähnte Felsenge (Demir kapu) stehen die erwähnten dichten Kalkmergel in schönen, scharfen Falten an (Fig. lü); auch an den Hängen des „Kistepe"-Kegelberges. Die Strasse geht Fig. 10. über Schichtköpfe hinweg. Vorherrschendes Fallen zuerst nach Süd und Südost (mit 50 — 60°). Kurz vor der Erweiterung des Thaies sind die Gesteine in schön gerundeten Sätteln und Mulden entblösst (Fig. 11). Zeravna und Medven liegen südlich von der Enge in einer weithin reichen- den ostwestlich verlaufenden weiten Thalmulde, die sich ostwärts im Thal des Deli Kamcik fortsetzt. Mächtige Schottermassen treten allenthalben an den Seiten-Thalausmündungen auf, so ein mächtiger Schotterkegcl von Prisevica heraus, der sich hoch über den Kasan Dcre erhebt. Die herr- schenden, theils ganz dünnplattigen, theils sehr dickbankigen, braunen Sandsteine sind überaus mürbe und fallen flach südöstlich und weiterhin ebenso flach NW ein. Das letztere auch vor Gradec. Hier bilden die Sandsteine festere Bänke und Sporne im Thale. Bei Gradec bilden sie die mehrfach gewundenen Thalwege des Deli (Malca) Kamcik, dem wir nun (hier Gradcska Rieka genannt) nach aufwärts folgten bis Icera (Vecera). Man glaubt sich hier in das Wienerwald- Sandsteingebirge versetzt. Im Sandstein treten echte Fucoidenmergel auf, die zum Theil dunkelfarbig sind und zuweilen in griffelartige Stücke zerfallen. Das Thal ist breit, der Thalboden flach und vor Icera mit gewaltigen Massen eines gelben, glimmerig saudigen Lehmes erfüllt, der von tiefen Regenschluchten zer- rissen wird. Am Kamcik treten nun auch feste Sandsteinbänke auf, die stellenweise in sehr grossen Blatten brechen und am rechten Ufer unweit der Wehre steil gegen 0 fallen (45° und darüber). Bald fallen sie wieder nach WNW und es stellen sich sehr dünn geschichtete Bänke ein. An einer Stelle verengt sich das Thal und der Weg führt durch ein förmliclies Felsenthor durch mächtige Bänke eines überaus festen, förmlich massigen Conglomerates. In Jcera, am Flusse gegenüber dem Strassenhan, bilden dünnplattige Sandsteine und Mergel- schiefer eine Steilwand. Von Icera führte micli mein Weg gegen Süd bis an die Passliöhe, immer über schiefrige Mergel, hie und da mit Hieroglyphen und über Kalksandsteine steil hinan, Gesteine die hin imd wieder Einlagerungen zeigen von grobkörnigen Sandsteinen mit weissen Quarzkörnern (ähnlich jenen bei Catak). Auf der Kammhöhe treten auch Mergel mit spärlichen Hornsteineinschlüssen auf. Vom Sattel aus sehlug icli den selten betretenen Weg nach West ein, entlang dem Wasserschcidekanimc zwischen Kamcik und Tundza, um über das Porphyr- gebiige nach Sliven zu gelangen. Mein nächstes Ziel war die höchste Spitze, die Catalkaja, die zu meiner Überraschung aus einem grauen, dolomitischen Kalke von altem Aussehen besteht, der jenen Kalken ent- sprechen dürfte, welche ich im centralen Balkan nördlich von Tvardica, Hainkiöi und Selci, sowie am Sipka- Passe und an anderen Punkten angetroffen und als der Trias zugehörig bezeichnet habe. Leider fanden sich keinerlei deutlichere Fossilreste. Südlich davon stossen die Eruptivgesteine gegen die Kalke ab. Die Eruptiv- Geologische ZTnfersuchungen im östlichen Balkan. Z?>\ gesteine sind von Tuffen bei^leitet und durften bis 7,ur Rolgarska nach Westen reichen. Unser Weg führte in einer Scharte über die Porpliyre hinab nach Novoselo. Am Südfusse treten rothbraune Mergel- schiefer auf. Ueim Aufstiege oberhalb leera gegen Süd verflachen die Schichten gegen SSO. Nach aufwärts zu wird das Einfallen immer steiler. Die Saiidsteinbänke zeigen wiederholt die Erscheinung des natürlichen Pflasters (Absonderung normal auf die Schiciitflächen). Die höchste Stelle des Wasserscheidekammes, die ich abgelesen, liegt etwa 485 m über dem Beginn des Aufstieges aus dem Thale bei Icera, die h'ichste Spitze des Cataltepe etwa noch 207 m höber (nach Ablesung auf dem Aneroid). Die Kalkbänke der Catalkaja fallen N mit 60°. Fiff. 12. S. Sliven 1. Dolomit. Kalke (Trias? Sipka-Kalke?) ohne deutliche Fossilreste. 2. Rothe und gelbe Schiefer. 3. Lichte, grobkörnige Quarzsaiulsteine (wie die clyadotriadischen Uesteiiie im westlichen B.alkan). 4. Griialiche Schiefer (wie Werfener Schiefer?). i"). Liehtgrünliche qnarzführende Schiefer und Tuff. 6. Röthliche, etwas glimmerige Schiefer mit vielen Druckklüften. 7. Dichte Tutfe. 8. Kothe, oberflächlich stark zersetzte Porphyre mit üppiger Flechten- Vegetation. 9. Porphyrschuttmaterial , die Hänge bis in die Weingärten hinab bedeckend. Über die Porphyre von Sliven bat mir Herr Rosiwal nachfolgende vorläufige Untersuchungsresultate gegeben. Hienach ist das Gestein, welches ich beim Abstieg von Cataltepe nach Sliven sammelte, als ein echter Mikrogranit im Sinne Rosenbusch's zu bezeichnen. Die mikrogranitische Grundmasse besteht aus Quarz, Orthoklas, Muscovit, Magnetit und Ferriten. Die mittlere Grösse der Grundmasse-Quarze ist 0-04 — 0-06 ww/. Als Einsprengunge treten auf: Quarz in Dihexaedern, Orthoklas und sericitiscber Muscovit. Ein zweites Stück zeigt eine etwas grobkörnigere Grundmasse, deren Quarze eine mittlere Grösse von 0- 10 bis 0-15w»M besitzen. Das Gestein ist ärmer an Quarz und reicher an Orthoklaseinsprenglingeu. Ein drittes Stück ist makroskopisch durch die liebte grauliehweisse Farbe von der ersten Varietät unter- schieden, was darin liegt, dass die färbenden Eiseuoxydmikrolithe („Ferrite") in der Grundmasse fehlen. Die mittlere Grösse der Grundmassequarzc beträgt 0-08 bis O'IO w?». Die von oberhalb Sliven gegen Icera vorliegenden Quarzporphyre sind makroskopisch zumTheil der erst- erwähnten Varietät sehr ähnlich. Eines der Stücke weist eine weitgehende Druekzerklüftnng auf. Die Mikro- slructur der Grundmasse wechselt zwischen deutlich mikrogranitischen und kryptokrystallinen Partien. Unter der Loupe zeigt sie deutliche Fluidaistructur, was bei den ^orhergehendell Varietäten nicht zu beobachten ist. Die Einsprengunge zeigen Spuren der Wirkung mechanischer Druckkräfte, denen das Gestein ausgesetzt war Von derselben Stelle liegt auch ein breccienartiger Quarzporphyr vor, breccienartig durch Ein- schluss von Trümmern eines rothen, an Einsprengungen armen granopbyriselien Quarzporphyrs. Die Haupt- masse der betreffenden Ilaudstückc besteht aus einem an Einsprenglingen insbesondere Ortiioklas reichen Qiiarzporphyr mit ausgezeichneter Fluidaistructur der ihren Charakter stark wechselnden Grundmasse. 42* 332 Franz Toula, Mit HeiTD Skorpil machte icli am nächsten Morgen einen Ausflug in den Gralien, der sich von der Tuchfabrik aus nach NW hinanzieht und durch welchen der nächste Weg über Neiliova nach Kasan (Kote!) fiilirt (m. vergl. Fig. 13). Nach Passiruiig der mächtigen Schuttkegelmassen des Wildbaehes (Selidze Dere), kommt man auf steilstehende graublaue Kalkmergel und über diesen auf weisse Sandsteine mit thonigen Mergeleinlagerungen, welche zahlreiche Fossilieu enthalten, ein Fundort, den Herr Skorpil schon vor längerer Zeit entdeckt hat. Vor Allem häufig sind Ostreen mit viel gefalteter Unter- und etwas gewölbter, concentrisch gestreifter Deckelklappe, Formen, welche mit Odrea miiUkostata Desh. aus dem oheren Sues- sonien zum mindesten nahe verwandt sind. Eine etwas höhere Schichte von gelblich mergeligem Sandstein enthält zahlreiche Bivalven. Im Hangen- den treten mächtige lichte Sandsteine auf. Fig. 13. N. Fabrik S. 1. Blaugraue Kalkmergel. 2. Schiefrige Kalkmergel. 3. Sandstein, mürbe, mit Fossilien (Bivalven vorherrschend). 4. Weisse, fossilieufreie Sandsteiue, qiiadersaudsteinartige Gesteine, lieclit äliulicli dem weissen .Sandstein im Kotel- Balkan, aber viel mürber. Auch glaucouitisehe Körner finden sicli hie und da. 5. Mürbe Mergel. 6. Blaugrauer thoniger Mergel mit kleinen Austern u. dergl. 7. Weiche, gelbliche Mergelschichte mit Gastropodeu und kleinen Bivalven. Von einer Localität (7) in den Weingärten nördlich von Sliven, in demselben Graben gelegen, die wir bei unserem gemeinschaftlichen Besuche leider nicht wieder auffanden, sandte mir Herr Skorpil eine Anzahl von Fossilien: Cardieu-Steinkerne, Cerithimn sp. ind. (darunter ein undeutliches Stück mit Andeutung von Streifung und zierliehen Knoten), Natica sp. (vielleicht eine neue, stark aufgeblähte Form), Natica cf. Edivardsi (De fr. An. sans vert. III, Taf. 70, Fig. 20), Fusus ai. polyyonus Lam. Aus demselben Gestein liegt auch eine Ampularia sp. neben vielen kleinen, unbestimmbaren Fossilresten vor. Ausserdem liegen mir aus dem Norden von Sliven noch zahlreiche Turritellen vor, von welchen ein grösseres Bruchstück sieh als Turritella sulcifera Desh. (Coquill. foss. des env. de Paris, p. 278, Taf. 36, Fig. 3, 4) und als Turritella cf carmifera Desh. (1. c. Taf oG, Fig. 2) bestimmen lässt. Eines der besten Stücke trägt nur 6 Spirallinien, während die Art aus dem Becken von Paris deren sieben zählt. Auch eine neue Form liegt vor, welche etwas an Turritella angulata Sow. (d'Archiac Descr. Anim. foss. du groupe nummul. de Finde, Taf. XXVII, Fig. 6—9) erinnert. Ausser den zwei kräftigen Spirallinien, wovon besonders die obere scharf vorragt, finden sich noch eine grössere Anzahl sehr feiner Spirallinien, die von geschwungenen Anwachslinien durchkreuzt werden. Ich will diese Art als Turritella Slivemnsis n. sp. bezeichnen. (Man vergl. Taf. VII, Fig. 11). Das Wichtigste aber ist das Vorkommen der kleinen Nummuliten, die an Nummulites Boucheri de la Harpe erinnern, neben Operculinen {OpercuUna cf Humjarica Handtken, eine stark gerippte Art") und Orhitoides sfellata d'Arch., ganz so wie aus dem Ofener-Mergel. (Skorpil erwähnte auch das Vorkommen einer Fi/rida sp., die mir jedoch nicht vorliegt. Orhitoides stellata d'Arch. wird in den Notizen Skorpil's aus der Unige- Geologische Untersuchungen im östlichen Baihan. 333 billig voll Sotira östlich von Sliveii aiiget'iihrt als „Asferidf^", wälireiiii fler beigegebeue Zettel aut die erwäliute nicht wieder gefundene Fundstelle hinvFeist.) Auch im Thale von Sotira (Sutira) östlich von Sliven führte mich Herr Skorpil, während des Nachmittages, zu Aufschlüssen in demselben Gesteinscomplexe. Dieses Thal verläuft von Süd nach Nord. Von Sotira führt ein Weg zu der von Novoselo nach Icera („Veöera") führenden Strasse, welche seinerzeit von Boue begangen wurde. (Mau vergl. neue Ausgabe I, S. 161.) Wir kamen zuerst über lichte und grobkörnige Quarzsandsteine mit Conglonieratnestern, dann über ganz feine mürbe Sandsteine (ähnlich jenen im Thal der Seüdze). Von Sotira gingen wir durcii ein Seitenthal bis zu einem Brunnen und von dort (seine Einfassung besteht aus einem sandigen Niimmulitenkalke) durch Weingärten geradeaus auf die Südostecke des Porphyrgebirges los und fort und fort über Schutt, der der Hauptsache nach aus Porphyr und Porphyrtufif besteht, während Saudsteine und Triaskalke (?) nur unter- geordnet auftreten. Auf dem erwähnten Fahrwege nach Icera trafen wir bald anstehend die Numuuiliteu-Sandsteine, welche ganz jenen des Selidze-Grabens gleichen und reich an Fossilien (Bivalven und (rastropoden ) sind. Die Num- muliten finden sich nur in ganz kleinen Formen. Nach aufwärts liegen die Nummulitenschichtcn discordant auf gefalteten schiefrigen Sandsteinen (in flyschartiger Ausbildung), dann folgt eine Kalkscholle (Triaskalk) und westlich davon der Porphyr. Gegen die Klosterkirche hin kommt man überPorphyr undPorpbyrbreccien mit weissen Quarzadeni (verru- canoartige Gesteine) und Flyschsandsteine mit zersetzten Eruptiv-Gesteinsgängen. Auch Kicselschieferlagen finden sich in der Nähe dieser Gänge. — (Die Kirche ist auf der russischen Karte nicht angegeben, sie liegt in einem westlichen Seitenthale nahe dem Hauptthale.) In der Nähe des Klosters, östlich davon, sieht man steil aufgerichtete Bänke derselben plattigen Kalk- inergel, wie sie bei der Fabrik auftreten, welche hier eine Enge bilden. Die Eocängesteine liegen voll- kommen discordant dazu, indem sie mit 35° in dii'kbaukigen Schichten nach Nord einfallen. Zwischen vor- herrschenden Sandsteinbänkeu treten auch Lagen von dünner geschichteten mergeligen Gesteinen auf. (Man vergl. Fig. 14.) Fis. 14. NW. SO. Profil bei Sotira. 1. Eocän. 2. Gefaltete schiefrige Sandsteine, Kreide- 1?) Flyscli mit gangl'örmigem, tuffartig mürbem Material und Kieselscliieter. 3. Triaaljalk. 4. Porphyr und Porphyrbreccieu. Am Wege nach Icera scheinen die Eocänscliichten förmlich unter den Porphyr einzufallen und treten ganz nahe an diesen heran. Dort, wo der Weg nach Süd abzweigt, zurück nach Sotira, treten nach NO fallende feste Nummulitenbreccien auf mit kleinen Nummuliten, Austern und Cardien. Die Nummuliten sind gestreift und gleichen recht sehr dem Nummitlites variotarins. Aus dem Eocän von Sotira liegen mir aus Skorpil's Sammlung mehrere nicht uninteressante FundstUcke vor, welche sich zum Theil sicher bestimmen Hessen. Stromhus Toiirmueri Bayaii (MiA\. tert. Paris 1870, Taf. VII, Fig. 5) mit uiiregelmässigen knotenförmi- gen Verdickungen in der Nähe der Naht, ganz so wie bei der citirten Art von Ronca. Cassidaria carinata Lam. (Steinkern). 334 Franz Toiila, Voluta sp. Steiukeni, der zwiscben Voluta cithara Desb. (mit starken Rippen) uud Valuta bulbula Desh. stehen dürfte. Panopaea sp. .Steinkern, an Paiiopnen minor Desh. der Form nach erinnernd (33 mm. lang, 25 mm hoch). Finna sp. ind. eine kleine Form, etwas schlanker als Pinna maiyaritifera Lam. (Desh. Coqu. loss. I, Taf. 41, Fig. 15), die Form von Sotira lässt nur noch die concentrischen Runzeln deutlicher erkennen. (Taf. VII, Fig. 9.) Cytherea (?) spec. EiqiatiKjm oni(ifna Bron^n. sj)., ein gut erhaltenes ,Stü<'k, das auf das Beste mit der von Biaritz abge- bildeten Art übereinstimmt. Ausserdem verdanke ich Herrn Skorpii noch die folgenden Notizen aus der Gegend von Sotira: Vom Monastir von Sotira auf die östlich davon gelegene Höhe („Katagovo-Bair") kommt man über Conglomerate mit eruptivem Material und über ein Eruptivgestein, das sich auch weiter im SO im Sotir-Boas wieder findet. Weiter hinauf folgen graue plattige Kalkmergel, welche mit 20 bis 30° nach SW einfallen; die Höhe bilden grauweisse, dichte, undeutlich geschichtete Kalke. Ich selbst sammelte an zwei nahe aneinander gelegenen Stellen an dem erwälinten Saumwege nach Kera. Von der ersten Localität liegen mir, ausser unbestimmbaren kleinen und grösseren gestreiften Cardien, die recht häufig sind, auch zahlreich vorkommende Cyrenen vor, von welchen eine recht ähnlich ist der Cyrena veneriformis Desh. (Au. s. vert. Taf. 38, Fig. 1, 2). Die Cyrenen bilden förmliche Nester in dem feinkörnigen Sandsteine. XonPanopaea liegen nur zwei bessere Stücke vor; dieselben lassen sich va\t Panopaea Heberti Desh. (An. s. vert. Taf. 6, Fig. 21) oder mit Panopaea intermedia Sow. (Desh. 1. c. Taf. 8, Fig. 10, 11) vergleichen und kommen neben kleinen Ostreen und Cyrenen vor. Von Ostrea liegt nur eine Klappe besser enthalten vor, neben kleinen gestreiften Cardien. Es ist eine gefaltete, ziemlich hocli aufgevvölbte Form. Recht gut erhalten ist eine Corbula. Nur eine grössere Klappe liegt vor, welche sich mit CorbuJa stritüa Lam. vergleichen lässt, ohne damit übereinzustimmen. Auch Corbula obliquata Desh. (An. s. vert. I, Taf. 12, Fig. 1 bis 6) hat einige Ähnlichkeit in Sculptur und Form der Schale, ist jedoch viel kleiner. Ich bringe diese Form als Corbula sp. (n. sp.), Taf. VII, Fig. 10, zur Abbildung. Der Wirbel liegt auf- fallend weit nach dem eingezogenen Hiuterrande zu. Die Streifuug ist sehr markant uud nach rückwärts geschwungen. Länge 16 mm, Breite 11 mm, Aufwölbung 6 mm. Von Gastropoden liegt neben den im bulgarischen Eocän so häufigen und meist durch Druck etwas defor- mierten Naticeen auch eine Voluta sp. vor, eine kleine, etwas an Voluta lineolata Desh. (Desh. Taf. 92, Fig. 11, 12) erinnernde Form. Von der zweiten Localität von ganz übereinstimmender petrographischer Beschaffenheit des Gesteins, in der sich auch die winzig kleinen Nummuliten fanden, welche au Nummulites Bamondi (d'Arch. ii. H. Mou. d. Nummul., Taf. VII, Fig. 17, Var. a) erinnern, liegen ausserdem vor: ein Cardiam cl'. semistriatum Desb. und eine neue Pinna von gedrungener Form und mit je einem Rücken auf jeder Schale, woraus sich ein ausge- sprochen vierseitiger Querschnitt ergibt. Über die Schale, soweit sie sich an dem Sleinkernbrnchstück erkennen lässt, ziehen sehr kräftige, etwas wellig gebogene Längsstreifen. Auch in der Schlucht nördlich von Sotira, '/^ Stunde davon entfernt, treten plattige Kalkmergel mit limonitisirtem Pyrit auf. Dieselben zeigen auf den Schichtflächeu hufeisenförmige Furchen und Wülste. Herr Skorpii hat die Route Kotel-Kipilovo (16 km Luftlinie westlich von Kotel) zurückgelegt und schreibt mir, dass sich ein westöstlich streichender Kalkzug bis südwestlich von Kipilovo verfolgen lasse, jenem Kalkvorkommen entsprechend, das ich südlich der Kammhöbe passirt und, als die Höhen des Kala- bak-Balkan bildend, angeführt habe. Dieser Kalk sei höhlenreich und enthalte viel Feuerstein, der z. H. in „einer Hiihle bei Kipilovo förmliche Lager" bilde. Nördlich davon werden Flyschsandsteine, Kalkmergel und bläuliche Mergel angetroffen („wie bei Elena", man vergl. meine Abhandlung über den centralen Balkan LV, S. 11, Sep.-Abd.), die speciell von Kostel (ca. 10 km, OSO von Elena) augeführt werden (offenbar die Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. 31)5 Crtjptoceras-^c\\\chie,n meiner Karte). Etwa eine Stunde westlich von Kotel gibt Skorpil im Flussbette Kalk und an „einer Stelle eine förmlicbe Schiebte von schwärzlichem Flint (Feuerstein)" an. Auf der Route Zeravna-Nejkovo-Rakovo (von 0 — W) fuhrt Herr Skorpil plattige, glimmerige Sandsteine mit Wülsten auf den Schicbtfiächen an, die OW streichen und mit circa 60° nach Süd fallen (übrigens werden auch Störungen dieses Verlaufes angegeben). Auch Mergcischiefer finden sich in Verbindung damit. Im Flussschotter werden Gerolle von Granit angegeben. Auch im NO von Katunica (Gradec NW) werden in verwitterten Conglomeraten grosse Geschiebe von Granit, neben glimmerigem Sandstein, Quarz, Kalkmergel und Eruptivgesteinen u. s. w. angegeben, ebenso am SW-Ende des Dorfes Gradec selbst („Papin Dol") zweiglimmeriger Granit und Gueiss in grossen Geschieben erwähnt. Aus der Gegend von Katuuiea westlich von der .Strasse am Wege iiacli Neikovo liegen mir von Herrn Skorpil vor: ein nussgrosses Stückchen von Glimmerschiefer und eine Probe eines gninliohen M;issengesteins, dieses letztere, welches Herr Skorpil im NO von Katunica angetrotieu hat, ist als Aiupliihul-Amksit zu be7,eichnen. „Es zeigt durch den überaus grossen Keiclithum an bis 1 cm langen säulenförmigen Hornblendekrystallen und die ebenso häutigen Plagioklaseinsprenglinge einen dioritporphyritischen Charakter. Die Grundmasse tritt gegen die Einsprengunge erheblicii zurück und ist reich an allotri- morphem Quarz, wodurch sieh das Gestein in die Reihe der reinen Amphibol-Andesite fohnc Blotit) mit felsodacitischcm Typus stellt." Auch ein Stück eines grossen sandigen Nerineenkalkes mit einer unbestimmbaren sehr schlanken Nerinea, sowie ein Stückchen glimmerigen Sandsteins mit kohligen Spuren, sind mit der Bezeichnung „Katunica im Koteier Bezirk" versehen, ohne dass ich über diese Stücke eine weitere Angabe machen könnte. V. Hochstetter gibt im ersten Theil seiner Abhandlungen über den östlichen Theil der europäischen Türkei (Jahrb. geol. R.-Anst. 1870, S. 414) eine sehr zutreffende Beschreibung des Porphyrstockes und seines Verhältnisses zu den Kalkmergelbergen in der unmittelbaren Nähe von Sliven, ohne dass es ihm möglich gewesen wäre, die fragliehen älteren Kalke der liiichsten Erhel)ung des (Jebirgsstockes der Catalkaja, noch die sicher bestimmbaren jüngeren (eocänen) Bildungen der Umgebung von Sliven anzutretfen. Freilich hat sich auch die Vermuthung Boue's, dass im grossen Balkan von Islivue ältere Gebilde selbst als Trias vor- handen sein mögen („Min. geogu. Detail über einige meiner Reiserouten, Sitzb. d. k. A. 1870, LXI. Bd., S. 78 d. Sep.-Abdr.) ebenso wenig bewäiirt, als die betreffenden Vermutbungen Foetterle's vom Vorkommen der ganzen alpinen Flötzgebirgsfojge im Balkan. Dagegen kann man die von Boue (die europäische Türkei 1880, I, IGl) gegebene Beschreibung des Durchschnittes \on Slivno nach Eski Dzuma ohne Schwierigkeit mit den von mir gegebenen detaillirten Schilderungen in Einklang bringen , ja es findet sich die Angabe eines Vor- kommens von Sandstein „mit Abdrücken von schmalen spitzigen Blättern, die an jene von Weiden erinnern", was mir selbst auf dieser Wegstrecke entgangen ist, wenngleich kein Zweifel darüber bestehen kann, dass man es dabei mit der von mir an so vielen Stellen in der Nähe der Kammhöhe angetroffenen kohleführenden Formation mit Pflanzenresten, unter denen sich auch, und zwar als erste Fundstückc, solche „weidenartige" Blattreste vorgefunden haben, zu tliun hat. (M. vergl. z.B. meine „geolog.Unt. im centr.Balkan", S.24 d. Sep.- Abdr., LV. Bd. d. Denkschr.) Bou6's Angabe ist gewiss die erste und älteste über dieses Formationsglied. Dabei ist festzuhalten, dass Boue von Slivno aus den alten Weg um den Südostfuss der Catalkaja begangen hat, dem jetzt die Telegraphenlinie folgt und den ich von Sotira aus eine Strecke weit mit Herrn Skorpil verfolgt habe; er führt in vielen Windungen, im Allgemeinen in nordöstlicher Richtung, bis Icera (Vecera) und von hier nach Baskiöi (Zeravna) und nordwärts nach Kotel. Wenn Boue in seiner oben citirten neueren .Arbeit (I. c. S. 79) erklärte, dass er alle seine sogenannten Kreidesandsteine in den Akili- und Deli-Kamcik-Thälern, sowie jene von liogazdere mit dem Wienersandstein in Parallele stellt, so kann dies im Grossen und Ganzen gewiss als zutreffend erklärt werden. Ich erinnere mich nicht ohne Rührung an den Unwillen des alten Herrn über seine eigene Vergcsslichkeit — er gebrauchte in seiner Lebhaftigkeit die härtesten Ausdrücke — weil er die betreffenden Bildungen für eocän erklärt hatte. Und nun ist sogar dieser „Irrthum" zum Tlieile wenigstens für gewisse Schichtencomplexe der balkanischen Flyschformation als zu Recht bestehend erkannt, durch unsere ersten Nummulitenfundc bei Tiruova (Centr. Bal- kan 1. c. S. 8) und nun durch die neuerlichen Nachweise in der Umgebung von Sliven selbst, ja sogar auf 336 Franz Toiila, derselben Wegstrecke, die Boue vor mclir als fünfzig Jahren zuerst bereist hat. Und noch mehr: es hat allen Anschein, als wären noch andere, räumlich vielleicht sehr beträchtliche Theile des balkauischen Sandsfein- terraius möglicherweise dem Eocän zuzuweisen, was ähnlich so wie in den Karpathen erst bei der Vornahme von geologischen Detailaufnahmen erwiesen werden wird. Ich darf aber schon hier nicht anzuführen unter- lassen, dass unter den mir von Herrn Skorpil zur Untersuchung eingesendeten Stücken sich ein Stück eines glaukonitischen Sandsteines, mit der Bezeichnung „zwischen Gabrovo uudTrevna", betindet, auf dem sich ein ganz gut bestimmbares Exemplar eines Nummuliten erkennen lässt, und zwar Nummulites cf. Miirchisoni d'Arch. etH. (Descr. an. foss. de Finde, S. 138, Taf. VIII, Fig. 20 bis 24). Der Fundort gehört jener Zone an, welche ich auf meiner Karte des centralen Balkan als dem Alter nach nicht sichergestellte „Sandsteine, Mergelschiefer etc. des Balkan" bezeichnete, der auch die kohleuführende Formation angehört, und in der auch Aufbrüche älterer Formationen gelegen sind. — Als genauerer Fundort wird mir von Herrn Skorpil Popnizi Koliba angegeben. (Wohl das Popredici der russ. Karte, das Paproz der österr. Karte.) Ein zweiter Fundpunkt soll im NO von Trevna auf dem Wege nach Tiinova gelegen sein. Bou6 macht aus dem Ostbalkan ausser dem schon erwähnten Durchsciinitt von Slivno nach Eski Dzuma noch eine kurze Mittheilung über den Durchschnitt von Slivno nach Tirnova über Stararieka und Bebrova: Wechsellagerung von Sandstein und Kalk wie „auf der Höhe oberhalb Vecera" nach dem Porphyr, sandige Gesteine wie zwischen Vecera und Baskiöi am Demir Kapu-Pass, und dichter Kalk zwischen Bebrova und Stararieka wie jener von Kasan (Kotel). 2 ff. Die Fauna der unteren Kreide von Rasgrad. Über die Cephalopoden der Fauna von Rasgrad verdanke ich Herrn Dr. V. Uhlig die nachfolgenden Ausführungen. Desmoceras difflcile Orb. sp. Drei Exemplare stimmen in Bezug auf die Schalenverzieruug, die Beschaffenheit der Nabelwand und die Lobenlinie mit dem südfranzösischen Typus vollkommen überein, nur sind die Exemplare etwas dicker, als dies der Orbigny'schen Abbildung zufolge sein sfdlte. Da jeddch Leenhardt und Kilian (Montag, de Eure, p. 229) gezeigt haben, dass in dieser Beziehung auch bei dem südfrauzösischen Vorkonnnen grosse Schwankungen zu bemerken sind und die dickeren Formen sogar ziemlich häutig zu sein scheinen, so kann dies kein Grund sein, die Art von Rasgrad von Dcamoc. difflcih zu trennen. Desmoceras cf. Boutini Matherou. (Rech, palcont, dans le midi de France, PI. C — 21. Marseille 1878.) Taf. I, Fig. 1. Von dieser Art liegt nur ein Exemplar vor, welches mit der angeführten Species wahrscheinlich direct identisch ist. Auf dem letzten Umgange sind elf stärkere, sichelförmig geschwungene Wülste vorhanden, zwischen welche sich schwächere Zwischenrippen einschalten, die aber infolge der etwas rohen Erhaltung nicht deutlich zu sehen, aber zweifellos vorhanden sind. Hinsichtlich der Sculptur stellt diese Art ein Mittel- stadium zwischen den schwach berippten Formen der I>ifftcilis-(jrrü\^\ie und dem stark gerippten Desmoc. liptaviense Zeus eh. dar. Auf der Externseite sind die Wülste nur wenig nach vorn geneigt, wie dies auch bei Desmoc. Uptaviense der Fall ist. Höhe des letzten Umganges 27 mm, Breite desselben 18 mm, Nabelweite \Qmm, Schalendurchmesser 67 mm. Die grösste Dicke liegt ungefähr in der Mitte des Umganges, die Nabel- kante ist leicht angedeutet. Die Form des Gehäuses, die Sculptur und die Zahl der Wülste, die Beschaffenheit der Nabelwand sind wie bei Dcifmoc. Bouüni, der einzige Unterschied gegen diese Art, wie sie von Matheron abgebildet wurde, — eine Beschreibung existirt leider nicht — besteht in der grösseren Dicke des Exemjilares von Rasgrad. Da nun aber bei den .\ranioniten ans dem südfranzösischen Barremien eine leichte Zusammendrückung der Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. 337 Schalen nicht selten ist, so könnte dies auch hier der Fall sein, und es scheint daher nicht gerathen, auf diese geringe Differenz hin eine neue Art zu begründen. Das vorliegende Exemplar verdient aber jedenfalls abge- bildet zu werden. Desmoc. Boutini Math, unterscheidet sich von Desmoc. difficile durch niedrigere Umgänge, weiteren Nabel, schwächere Naljelkante und stärkere Sculptur, zahlreichere Hauptwülste, von Desmoc. liptacieme durch schwächere Sculptur, weitereu Nabel, zahlreichere Hauptwülste, niedrigere Umgänge, geringere Dicke, von Desmoc. cas.iiJoiiles Uhl. durch geringere Dicke, schwächere Nabelkaute, stärkere Sculptur und namentlich zahlreichere und deutlichere Hauptwülste. Eine sehr nahe stehende Form ist Desmoc. Oeilipus Math., dessen Sculptur mit der von Desmoc. Boutini fast ganz übereinstimmt. Unterschiede scheinen nur in der geringeren Nahelweitc und dem völligen Mangel einer Nabelkante bei Desmoc. Oedipus vorhanden zu sein. Die Lobenlinic ist nicht sclir gut erhalten, sie zeigt den Typus der Gruppe. Dconoceras d. Tachthalkie Tictze (Jahrb. geol. Reiclisanst. XXXH. 1872, Taf. IX, Fig. .3, S.lb6) Taf. I, Fig. 2. Zu dieser Art kann ein Exemplar gestellt werden, die Zugehörigkeit ist jedoch nicht über jeden Zweifel erhaben. Tietze begründete seine Art auf ein Jugendindividuum, hier aber liegt ein Exemplar vor, dessen äusserer, guterhaltener Theil bereits . 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. „ cl'. ßoHliiii Math „ cf. Tachthdtiae Tietzo . . . . Holcodi^cus inccrtiis Orb „ et'. Perezianus Orb , cf. Giltst u/(limts Orb „ u. sp. att'. Gustdliliiiiis Orb. . . Aspidoceras Percevali Ulli Crioceriis Tahurelti Ast „ (/issimile Orb. Crioceras Sueasi ii. s]) Criucents n. s\>. uff. Hoplili's cnrvinodu:i l'hill. Cfiuccras n. a\) Atici/hcerax liasgrudi u. sp AnCjjloceras sp. (n. sp.?) Heteroceras Astieri Orb. ."ip Hoplites oxygoniua Neiim. ii. Ubl Nautilus äff. bifurcatiis O o s t Natica Jacaschovi n. s]! „ cf. bu/imoidea Orb „ äff. lUiuliiiiana Orb Turritvila (V) sp. inll. (wahr.scheiiil. iiciio Artj. Paniipiica cf. iireyularis Orb Panopiaea sp Pholadomya äff. Gi/licrom Pict. u. Camp. . Area sp. (viel!, neue Art.) Cardlitm sp. äff. C. Gülieroni Pict. u. Camp. Cyprina cf. rustrata Orb. (C. hemensis Seym.) Ostrea aus der Formenreilie der 0. redaiigu- laris Rom Ostrea (Exoyyra) aquila Orb Ostrea (Exoyyra) Haueri nov. sp Terebratula biplicala Sow. var Terebratula sp. ind. Jugendforraen Toxasfer cf. complanatus BarrC'me Apt. Mitt. Neocom Barre rae Hüs Barr. (Gault) Hils Barreme (Mitt. Neoc.) L'nt. Neocom Mitt. Neocom Neocom Apt.-Urgon Apt. Mitt. Neocom ^ + + + + + + + + + CO 5 + + + + + + + + + + + + + + + + + Taf. I, Fig. 1 Taf. I, Fig. ■> Taf. I, Fig. 3, 4 Taf. I, Fig. 5 Taf. I, Fig. 6 Taf. II, Fig. 1 Taf. III, Fig. 1 Taf. III, Fig. 2 Taf. I, Fig. 8 TaflV, Fig. 1 Taf. V, Fig. 1 Taf. V, Fig. 2 Taf.IV,Fig.3 Taf. III, Fig. 5 „UossfeUler Seh." Neocom in Rumänien und in der Ost- und West-Schweiz. Swinitza im Banat. „Biancone", Rossfelder Soh Escragniülle , St. Croix. „Par.Heck." St.Croix^Val. Cault, Savüieu. Unt. Neocom, „Par. Beck." n St. Cioix (Hauterive). St. Croix (Valaugieu). St. Croix (Hanterivel. + übereinstimmende Art, + verwandte Art. 2 b. Die Fauna der korallenführenden Etage bei Kasan (Kotel). Zu den intere-'^santesten Funden dieser Localität gehören die nicht seltenen kugelig knolligen und ellip- soidisch gestalteten, im Detail recht variabkn Körper, die bis zu 5 cm Durchmesser erreichen und sich nach der Beschaffenheit der Oberfliiche als polyzoische Stöcke erkennen Hessen, die ich als zu den Hydrozoen gehörig erkannte und an Herrn Prof. Dr. G. Stein manu nach Freiburg zur nähereu Untersuchung sandte. Seinerzeit werden wir in den Schriften der kaiserlichen Akademie eine ausführliche Darlegung bringen. Nach einer vorläufigen Mittheilung, die mir von Seite des genannten Herrn Collegen wurde, dürlten wir es mit Ver- tretern des Geschlechtes J'arkeria zu thiin haben. 342 . Franz Toula, Einzelkorallen sind nicht sehr sehr häufig, dagegen herrschen die astraeoidischen Stöcke weitaus vor. Von Einzelkorallen liegen vor: Montlivaultia sp. (n. sp.). Ein durch Einscliniirungeu unregelmässig gewordener, nach oben sich schnell erweiternder Kelch mit 24-1-24 + 48 Scheidewänden, von welchen der erste Cyclns bis weit gegen die Mitte hin verläuft. Am ähn- lichsten in derForm scheint Veliphyllum caudatnm Quenst. aus dem NattheimerKoralleukalke zu sein (Petre- factenk. Deutschi. VI, S. G71, Taf. 169, Fig. 6), doch ist unser Stück fast um die Hälfte kleiner. Der Kelch ist etwas elliptisch, tief, die Epithek gerunzelt und recht wohl erhalten. Von den französischen Kreide- korallen könnte nur Moidlivaultia rudis Edw. u. H. (Fromentel, Zooph. cr6t. 44, 2) in Vergleich kommen, doch ist diese Art von viel ausgesprochener elliptischem Querschnitt, um nur auf einen der Unterschiede hin- zuweisen. Tt'ochosmiMa (?) spec. Ein Kelch mit etwas elliptischem Querschnitt, ohne Säulchen, mit kräftig gerippter Aussenseite. Eine ganz sichere Bestimmung macht der schlechte Erhaltungszustand nicht möglich. Die Rippen der Aussenseite lassen wohl Querblätter, aber kaum Andeutungen einer Körnelung erkennen. Die Durchmesser eines unserer Stöcke betragen 26-5: 19-5 »?w. Die Kelche sind massig vertieft, die Septa sind kräftig und lassen zwei Cyclen gut unterscheiden. Die Stücke könnten übrigens auch Montlivaultien mit abgeriebener Epithek dar- stellen. Hieher gehört auch ein längerer Kelch mit Einschnürungen, wie sie ähnlich so an Montlivaultia irre- gularis Edw. u. H. vorkommen (de Fromentel, Zooph. cret. 77, 1). Eines der zu Trochosmilia zu stellenden Stücke erinnert in seinen Dimensionen an Trochosmüia ineonstam de From. (1. c. 33, 1), doch sind die Septa des Stückes von Kotel viel kriiftiger, und reichen die kleinsten des dritten Cyclus viel weiter gegen die Mitte des Kelches (Samml. Zlatarski). Zu Montlivaultia stelle ich einen grossen Kelch, der nur Spuren der Epithek erkennen liess und an die Forniengruppe A^s Anthophyllmn ohconicum Quenst. (Petref. Deutschi. Taf. 167, 4), und zwar an die von Quenstedt hreviconicum genannte Form anschliessen würde. Der Durchmesser des Kelches misst etwa 60 mm. Die Septa sind sehr zahlreich und dünnwandig. Ficcht grosse Ähnlichkeit besitzt der nur wenig grössere Kelch von Sably in der Krim, den Trautschold (Le N6ocomien de Sably, p. 3, tab. I, fig. 4) als Montli- vaultia pumila abbildet. Von ästigen Korallen liegen gleichfalls nur wenige Stücke vor; eines derselben ist verhältnissmässig recht wohl erhalten und zeigt schöne Zweitheilung des Kelches. Thecosinllia Kot eil n. sp. (Taf. VI, Fig. IIa, b.) Die Kelche zeigen elliptischen Querschnitt, sind aussen von kräftigen, abwechselnd stärkeren Rippen bedeckt, lassen zwischen diesen die Querlamellen, aber keine Epithek erkennen, welch' letztere .abgerieben sein mag. Das Sänlchen fehlt. Septa an dem grösseren der beiden ganz kurzen Zweige, der Andeutung der beginnenden weiteren Zweitheilung zeigt, sind etwa 2x39 zu zählen, von der die beiden Kelche äusserlich scheidenden Rippe, die auf die Höhe des scharfen Grates zwischen den beiden Kelchen hinaufzieht. Von Kreidekorallen käme nur die viel grössere Thecosmilia spism de From. (1. c. 94, 1) in Betracht, wenngleich auch Thecosmilia dilatata de From. (1. c. 85, 1) in Bezug auf die Kürze der Kelche Ähnlichkeit besitzt. Unter den Coralragformen, wie sie Quenstedt (Petref. Deutschi. Taf. 170) abbildet, müssten gleichfalls die kurzkelchigen Formen verglichen werden. Eine volle Übereinstimmung besteht aber mit keiner derselben. Ein anderes Stück einer Thecosmilia zeigt gleichfalls kurze Kelche und mehrfache Theilung. DactylosnilUa (?) n. sp. Mehrere kleine ästige Stücke möchte ich m\i DactijlosmiUa Carentonensis d'Orb. (de Fromentel I. c. 86, 1) vergleichen, freilich einer wenig sicher begründeten Art. Die kurzen Kelche unserer bulgarischen Form Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. 343 lassen vielleicht an die genannte Kreidegattung denken. Nur eines der vorliegenden recht zierlichen Stücke (Aufsammlung Zlatarski's) ist einigermassen gut erhalten, und zeigt einer der Äste den Beginn der dicho- tonien Theilung. Von einer Anzahl von astraeoidisciien Stöcken glaube ich einige zu Helinstraea stellen zu sollen, wenngleich die Körnelung der Septaränder nur bei einem Stücke recht wenig bestimmt wahrnehmbar wird. Die anderen dürften schon durch den etwas anderen Bau der Septa die Zustellung zu Stylina rechtfertigen. Unter allen mir bekannten Formen von Heliastrnea scheint nach der Grösse der Zellen Heliastraea Dekro- sawtMich. nahe zu stehen. Auch die geringe Anzahl der Septa (24) würde übereinstimmen, dagegen weicht die flache, „blattförmige" Gestalt der Stöcke, die bei Kotel (Kasan) so häufig auftritt, von allen den von de Fromentel beschriebenen Formen ab, nur Heliastraea sulcati-lomellosa Mich, und Heliastraea putealis Mich, (wie die früher genannte Art) gleichfalls von Uchaux (Grünsand) werden als subplan beschrieben. Die erstere hat nun ungleichgrosse und weit abstehende Kelche, während bei unseren Stöcken die Kelche ziemlich nahe aneinandertreten, bei Hei. sulcaii- lamellosa IMich. erreichen die Kelche viel beträchtlichere Grössen. Unter den mir vorliegenden Stücken findet sich eines mit zicndich gleichstarken Sternleisten, w<ährend diese bei anderen Stücken auffallend in zweierlei Grössen auftreten und auch dadurch mehr an den Charakter von Stylina erinnern. Ich will die erstere bulgarische Art als Heliastraea Kasaiteii.sis n. sp. bezeichnen, die zweite aber davon unterscheiden durch d\e Bezeichnung Meliocoenia (Styli na J balAanen.si.^ n. sp. Das beste mir vor- liegende Stück dieser letzteren Form zeigt eine concentriseh gerunzelte Epithek auf der Unterseite, wodurch sie noch mehr an Stylina fHeliocoeniaJ erinnern würde. An dieser Unterseite findet sich eine grosse Klappe von Tttecidea angeheftet. Eine grosszellige Form (Sammlung Zlatarski in Sofia) mit gegen das Centrum anschwellenden Scheide- wänden, erinnert dadurch an Colntmiasfraea, ohne dass ich eine nähere Bestimmung vornehmen könnte, da nur ein stark abgewittertes Stück in dieser Ausbildung vorliegt. Die Kelche erreichen einen Durchmesser von 4 mm. Die Septa sind 28 an der Zahl. Man könnte dabei auch an Heliastraea terminaria Mich, von Uchaux denken. (Mittheil. 1. c. S. 21, Taf. V, Fig. 2.) Aphragmastraea (?) Buriani n. sp. (Taf. VI, Fig. 12 «, b, c.) Ein flacher, weit ausgebreiteter Korallenstock (80:90>«w Durchmesser), dessen Unterseite eine wohl- ausgeprägte gerunzelte Epitliek besitzt, ist an der nur ganz wenig gewölbten Überseite dicht bedeckt mit abgerundet polygonalen, massig vertieften Zellen, die 4 — bmm Durchmesser besitzen und durch Kippen ver- bunden sind. Die gerippten Zwischenräume zwischen den Zellen haben eine Weite von 1 — 2 mm. Die Septa sind etwa 30 an der Zahl, wovon sich etwa 8 — 10 gegen das Centrum hin etwas verdicken. An Anschliffen erkennt man, dass sie sich zum Theil förmlich mit einander verbinden, ohne dass es zu der Ausbildung einer wahren Columella käme. Die Vermehrung durch Selbsttheilung ist an mehreren Stellen zu erkennen. Die aus dem englischen Griinsand angeführte Farastraea strictu M. Ed w. u. Haime (Monogr. of thc brit. foss. Coralls. S. 59, tab. X, fig. 3) hat einige Ähnlichkeit, doch lässt der Erhaltungszustand unseres Stückes Details, wie sie in der Fig. 3 a gegeben werden, auch bei starker Vergrösserung nicht erkennen. Die von Eugenie Solomko (Jura- und Kreide-Korallen der Krim, S. 19) aufgestelhe Gattung stimmt in den Charakter- zUgen recht gut, doch weisen beide beschriebenen Arten weit grössere Kelche (5 — S/w?«) auf. AphragDiastraea superficialis Eichw. sp. (1. c. Taf. I, Fig. 6) von Mangup zeigt sonst manche Ähnlichkeit, nur sind die Kelche bei dieser Art mehrfach mit einander verschmolzen, was bei unserer Art nur ausnahmsweise bei je zweien zu bemerken ist. Traversen zwischen den Scheidewänden sind in den Kelchen unserer Art nicht vorhanden. Auf der Unterseite sind mehrere Unterklappen von Thecidea angewachsen. (Taf. VI, Fig. 12^ und 13.) Ein klei- neres Stöckchen (35 — 45»»« Durchmesser) mit abgeriebener und daher gestreift erscheinender Unterseite weist etwas grössere Kelche, aber sonst viele Übereinstimmung auf, und glaube ich es gleichfalls zu 344 Franz Toula, Aphraymastraea stellen zu sollen. Endlich liegt noch ein drittes grosses Stockbruclistück vor, das über 75 mm Dicke erreicht hat und auch Anzeichen von Vermehrung durch Selbsttlieilung erkennen lässt. Die Olerfläche ist uneben und mit in verschiedenen Höhen stehenden Zellen bedeckt, die im Übrigen an die oben genannte Art erinnern. Astrocoenki ci\ formosissima Mich., Zooph. 304. Taf. 72, Fig. 5. Eine ziemlich grosse, Stöcke bildende Form. Einer der verbrochenen unregelmässig gestalteten Stöcke hat einen Durchmesser von mehr als 'Jo mm. Die Zellen sind klein, polygonal, ähnlich der citirten Art aus der Gosau. Ihr Durchmesser beträgt l'/j — 2 mm. Die Septa (21 — 24) reichen bis an die scharfen Kelchränder. Das Säulchen ist ziemlich kräftig. Die Kelche sind massig vertieft. Die Regelmässigkeit der zwei Cyelen, wie sie Quenstedt (Petref. Deiitschl. 178, Fig. 7 — 15) bei seinen „kleinzelligen Astraeen" von ähnlichem Baue zeigt, finde ich bei unserer bul- garischen Form nicht so schön. Auf jeden Fall steht die Formengruppe der Astraea reticulata decaphylla Quenst. sehr nahe. Aber auch Astrocoenia regularis de From. (Polypiers f'oss. de l'etage neocomien, p. 47, tab. VI, fig. 3— 4) von St. Dizier ist nahestehend, doch stimmt die Zeichnung niclit mit der Beschreibung. Eine volle Übereinstimmung aber besteht mit keiner der mir bekannten Formen. In dieselbe Forinengruppe gehört auch ein rundliches Stöckchen, welches Zellschichten über einander zeigt und pilzförmige Gestalt annimmt. Einige der Kelche zeigen an den Enden der Scheidewände zweiter Ordnung Anschwellungen, ohne dass es zur Herausbildung von Pfahlchen käme. Ein drittes Stück von rundlich walzlicher Form zeigt breitere Kelcliwände und die Septa zeigen häufigere Anschwellungen, so dass ich an die Darstellung erinnert werde, welche Fräulein Soloniko (Jura- und Kreide- Korallen der Krim, S. 97, Taf. III, Fig. 9) von Stej^haitocoenia EoUieri Kohy von Sudagh (Jura) zeichnet. Eine Form mit grösseren Kelclien dürfte an Adrocoenia magnifica de From. anzureihen sein. (Etage neoc. tab. VI, fig. 1, Pal. f'rang. Zooph. 534, tab. 129, fig. 2). Die polygonalen Kelche sind recht ver- schieden in ihrer Form und haben Durchmesser von 4 bis 4^^ mm. Eine sichere Bestimmung ist bei dem schlechten Erhaltungszustande kaum möglich. Auch zu Isastraen dürften einige der Formen mit polygonalen Kelchen zu stellen sein. Doch ist es bei dem Erhaltungszustande scliwer die Zähne der Steruleisten zu erkennen. Jedenfalls gehört zu dieser Gattung eine schöne grosskelchige Form, die ich als Isastraea äff. Tigeri de From. bezeichnen will, um sie an eine ähnliche Form anzuschliessen. Die polygonalen Kelche haben verschiedene Grösse und erreichen bis über \b mm Durchmesser. Die Kelche grenzen in scharfen Kämmen aneinander. Zweiunddreissig stärkere Septa bilden drei Cyelen, einen vierten Cyclus bilden ganz kurze Septa. Die Kelche sind massig tief, das Säulchen wenig entwickelt. Nur ein unvollkommen erhaltener Stock liegt vor. StephanocoeHia sp. (nov. sp.?), Taf. VI, Fig. 14. Nur ein kleines Bruchstück eines sehr grosszelligen Stockes liegt vor. Der Umriss der Kelche ist poly- gonal, ihr Durchmesser beträgt bis über 20 mm; sie grenzen mit scharfen Kämmen mit den Wänden anein- ander. Die kräftigen Septa tragen seitlich eine zarte Granulirung. Ich zähle in dem einen Kelche mindestens 64 Scheidewände. In der Kelchmitte erheben sich ziemlich zahlreiche Pfahlchen (^ich glaube gegen 18 zählen zu können). Mir ist keine mit der vorliegenden Form vollkommen übereinstimmende bekannt geworden. Confluente massige Stöcke liegen in drei oder vier verschiedenen Formen vor. Sie müssen wohl zu dem Gcschlechte Latimueandni d'Orb. gestellt werden. Gemeinsam ist ihnen die massige, nach oben sich verbreitende Stocklbrm mit wenig gewölbter Oberfläche, die verhältnissmässig grossen und sehr ungleichen Zellen, die nur ausnahmsweise zwei oder drei Mündungen besitzen. Die Ungleichheit der Zellen, die von scharfen hohen Rändern eingefasst werden, bedingt ein unregelmässiges Netzwerk der Oberseite. Die Unter- seite ist bei keinem der von mir gesammelten Stücke deutlich ersichtlich. Die gegebene allgemeine Beschrei- bung lässt wohl erkennen, dass man es mit Formen zu thun habe, die in dieselbe Gruppe gehören mit Maeandrina teiiella Mich, iuou Goldfuss). Die von Michelin (l. c. Taf 6(3, Fig. 5) aus der Gosaukreide Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. 345 abgebildete Form stimmt nämlich in keiner Weise mit der von Groldfuss (in seinem Hauptwerke Taf. XX, Fig. 4) als Mueandrina tenvlla bezeichueten Form liberein, welche, ans dem Jura von Giengen in Schwaben stnmmend, zu Leptoria gehört. Auch lAitimaeundra Oceani de From. (Pal. frauc. Zooph. cret. tab. 107, fig. 4) hat einige Ähnlichkeit, besitzt jedoch viel zartere Septa. Dagegen ist die von Iteuss (Gosaukoralleu Taf. XXI, Fig. 9, 10) als Latimaeandra Morchel/n bezeichnete Form in vieler Beziehung ähnlich, wenn- gleich die deutliche Körnelung der Kelchlamcllen einen Unterschied zu bilden scheint. Auch die von Quen- stedt (Korallen Taf. 177, 53) damit indentificirte Form zeigt viel feinere .Septa als unsere Formen, sowie die erwähnte Art Michelin's. Eine vollkommene Übereinstimmung kann ich mit keiner der mir bekannten Formen finden, und muss daher alle meine verschiedenen Formen als neu bezeichnen. Von Juraarten ist Latimaeandra Etalloni de From. (Polyp, jurass, sup. 1862, tab. VII, fig. 2) am nächsten stehend. Ldtiniaemidra Koteli n. t. Taf. VI, Fig. 15. Der unregelmässig gestaltete Stock hat einen Durehmesser von etwa (iO min. Die ziemlich tiefen Zellen haben meist nur eine, seltener zwei Mündungen. Es ist nur ein Kelehzug mit vier Mündungen vorhanden, dersell)e ist gebogen und niisst 22 mii/, während Einzelzellcn (meist gestreckt) 6 — IS mtn in der längeren Axe messen. An einer Stelle fliessen, ähnlich wie bei Michelin's Abbildung, mehrere umeinanderstehende Zellen mit einander zu einer kleeblattartigen Gruppe zusammen. Die Septa sind kräftig, reichen bis auf die Kammhöhe und lassen ein Abwechseln von längeren und kürzeren erkennen. Das Säulclien kann ich nirgends erkennen. In einem der grösseren Einzelkelchc (10 tnm Durchmesser) zälde ich 24 stärkere und 24 kürzere und schwächere Septa. LatimaeaiKJru rolnista n. f. Kin grosses Stockbrucbstück von 118 mm Länge, 75 mm Breite und über 60 mm Höhe, mit ziemlich tiefen Zellen, von sehr verschiedener Form der Umrisse. Die Eiuzelzellen von 12 — IH mm grösstem Durch- messer sind häufig; es verschmelzen aber auch 2 bis 4 Kelche. Der Stock ist leider stark abgewittert, doch lassen sich die Sternleisten bis auf die Kammhöhen ver- folgen. Das Säulchen kann ich nirgends deutlich erkennen. In den Zeliunirissen erinnert unser Stück an Ulopki/Iliu cr/spa Heuss (1. c. S. 106, Taf XI, Fig. 6), doch sind die kräftigen Septa unserer Form wohl allein schon hinreichend um zu unterscheiden. Latimaeandra sp. Eine Form mit engeren Zellenzügen liegt nur in einem schlecht erhaltenen Bruchstück vor. Einer Latimaeandra sieht auch ein recht wohl erhaltener Korallenstock ähnlich, dessen Zellen auf das Beste umwallt sind, jedoch so, dass zwischen den Wällen der benachbarten oft elliptischen Zellen eine Furche verläuit, etwa so wie es Quenstedt bei seiner Coenotheca Halitiirris (Petrefactenkunde Deutsch- land's, Korallen, S. 882, Taf. 177, Fig. 4»;) beschreibt und abbildet. Die Septa unseres Stückes sind kräftig gezähnt, abwechselnd stärker und schwächer, mit Querblättchen. Die stärkeren Septa der einen Wand schieben sich über das Thälchen als schwächere in die Scheidewand- cyclen der benachbarten Zellen, welches Verhalten an Eiujijra erinnert, mit welcher unsere Form auch in Bezug auf das mangelnde Säulchen übereinstimmt. Bei einem anderen Stücke wird man fast versucht an Bari/s7nilia zu denken, doch hat man es wohl gleichfalls mit Latimaeandra zu thun. Latimaeandra (?) sp. (nov. sp.?) Taf. VI, Fig. 16. Die Kelche sind in die Länge gezogen. Die Durchmesser eines der wohlentwickeltsten betragen 12 : 4mm von den Kammliöhcn aus gemessen. Das Thälchen bis zur nächsten Zelle ist 2mm l)reit (wieder von Kamm zu Kamm gemessen). Bei diesem Kelche zähle ich 24 + 24 Septa. Ein flach stieltellcrförmlgcs Stöckchen will ich als Synastraea concuva n. sp. bezeichnen. (Taf. VI, Fig. 17 n, h.) Der Durchmesser des elliptischen Stöckchens beträgt etwa 30 bis Mmm, die auf der seicht ver- Denkschntteii der mathem.-uaturw. CI. L\ll.Hd. 44 346 Franz Toula, tieften Oberfiäclie befindlichen Zellen sind durch die Wände verbunden, die jedoch durch die an den etwas überragenden Rändern aus einem Kelch in den anderen hinüberziehenden Costalsepta verdickt sind. Die Kelehdurchmesser schwanken zwischen 4 und 4- 5 mm. Das Säulchen ist papillös, die nicht sehr häutigen Septa sind in drei Kreisen angeordnet. Die Unterseite erscheint radial gestreift. Synastraea habe ich bei Kotel in vielen Stücken gesammelt. Unter anderen findet sich eine zweite Form mit flach vertiefter Kelchoberfläche mit stärkeren Scheidewänden und grösseren Kelchen als die soeben genannte Form. Ich glaube sie an Synastraea Toucasi E. de From. (1. e. 8. 60:'., Taf. 178, Fig. 1, 2) anschliessen zu sollen, wenngleich keine vollkommene Übereinstimmung besteht. Die Grösse der Kelche (ca. 5 mm), die Zahl der Septa (ca. 30) stimmen recht gut. Nur die etwas vertiefte Oberfläche unterscheidet. Auch convexe Stöcke desselben Geschlechtes liegen vor, welche sich reclit gut an Synastraea conferta Mi Ine Edw. et Haime anschliessen. Die Kelehdurchmesser betragen etwa 4-5 mm. Die Zahl der gekrönten Septa etwa 36 bis 40 mtn. Centrastraea elegmis n. sp. (Taf. VI, Fig. 18 a, 6) möchte ich einen überaus zierlichen tafelförmigen Korallenstock nennen, der in der Form eines Kreisausschnittes vorliegt, als Bruchstück einer nur 3 bis 5 mm dicken Scheibe, die einen Durchmesser von mindestens 10 mm gehabt haben dürfte. Die Unterseite lässt unter einer wohlerhaltenen nicht sehr starken, dabei aber concentrisch gerunzelten Epithek Radialstreifung erkennen. Die Oberfläche ist dicht bedeckt von, in unregelmässigen concentrischen Reihen angeordneten Zellen. Das griffeiförmige Säulchen, das Fehlen der Pfählchen, die durch Kippen (Costalsepta) verdeckten Wände sprechen für die Stellung zu Centrastraea d'Orb. Die Kelche sind seicht und diejenigen der benach- barten Reihen durch lauge, gleichmässig radial verlaufende, au den Seiten gekrönte Rippen verbunden, während zwischen den Nachbarkelchen wenige winkelig gebogene Rippen verlaufen. DieSepta derlvelche sind in drei Kreisen angeordnet, wovon 6 wohl ausgeprägte bis nahe gegen das gritfelförmig vorragende Säulchen verlaufen, zwischen welche sich 6+12 weitere und kürzere einschalten. Die Kelchdurchmesser betragen 3-5 bis inim, die Entfernung der Kelche von einander (von Säulchen zu Säulcheu) 4 bis 4-5 mm, die Ent- fernung der Kelehreihen von einander aber 4-5 bis 5 -5 mm. Von kleinzelligen coufluenten Korallen liegen mir von Kasan eine Anzahl recht wohl erhaltener Stöckchen vor. Es lässt sieh keinerlei Körnelung am Oherrande der nicht durchbohrten Septa wahrnehmen, wie auch keine irgendwie deutliche oder regelmässige Zaekung an Längsschliffen, dafür lassen sich aber wohl entwickelte Querblättchen erkennen. Die Septa reichen weit gegen die Mitte, sind sehr kräftig, unregel- mässig und wenig zahlreich. Sie gehen von einer der gedrängt stehenden Zellen zur anderen. Ein Säulchen finde ich bei drei dieser kleinzelligen Stöcke nicht vor. Die Kleinheit der Sterne macht die Bestimmung etwas schwierig. Einige der angeführten Charaktere würden i[\r Asfraeomor^Jia Renss sprechen, so die wenigen und unregelniässigen Scheidewände, dagegen führt Reu ss an, dass sich die Lamellen („an den Seiten nur wenig gezähnt") im Centrum „mit einer compacten griffeiförmigen, mitunter jedoch rudimentären Axe verbinden." Aber auch an Holocoenia könnte mau denken, und ich würde vor allem dieses Genus herbeiziehen, wenn nicht auch hier ein griffelförmiges Säulchen Bedingung wäre. Holocoenia micrantha Roemer aus dem Hils würde auch in Bezug auf die Kleinheit der Zellen stimmen. (Man vergl. Quenstedt Korallen, Taf. 182, Fig. 3.) Die Abbildung, welche de Fromentel (Polypiers de TEtage N6ocom., Taf. VII, Fig. 8, 9) von Holo- coenia collinaria de Froni. gibt, würde in Bezug auf die Rippung recht gut stimmen; die neuere Abbildung (Pal. franc. T. cret., tab. 139, Fig. 2) zeigt jedoch die scharfe Umgrenzung, wie sie sich auch bei Holocoenia micrantha Roemer findet. Ahnliche Formen hat Goldfuss und nach ihm Quenstedt aus dem Jura als Astraea (Centrastraea) yracilis bezeichnet. Ich unterscheide drei verschiedene Formen kleinzelliger und confluenter Korallen, und zwar zwei von der bezeichneten Ausbildungsform und eine dritte, bei der die Zellen weniger gedrängt stehen und ein Säulchen sicher zur Entwicklung kommt, soll als Tliamnastraea (?) bezeichnet werden. Somit hätten wir: Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. 347 1. Centrastraea (?) sp. Die kleinen Kelche (ca. 2mm Durchmesser) sind durch Rippen verbunden, Scheidewände und Rippen auf das zierlichste gekörnelt. Die Zahl der Septa beträgt wohl nicht über 32, wovon vier bis zum Säulchen reichen. lu Vergleich zu bringen wäre vielleiclit Centradraea mlcropliyUia d'Orb. (de Fr cm. 1. c. tab. 185, Fig. 2, S. 624). 2. Centrastraea {Astraeoniorpha lieuss?) Kotell n. sp. [Ta.{. VI, Fig. 19). Eines der beiden Exeniidare Hach und weit ausgebreitet, das andere gedrungener, mit pilzförmig ver- breiteter leicht gewölbter Oberfläche. Die Unterseite gestreut und gekörmdt. Die Kelche 1 bis 1-3 mm im Durchmesser sehr unregelmässig, die Scheidewände (12 bis 14) sind dick, undeutiicli gekörnelt, das Säul- chen griffeiförmig. Erinnert recht sehr an die viel grösserzellige (2 bis 'i mm) Astraeomorpha Goldfmd Reuss aus der Gosau. Hierher gehört vielleicht auch ein Stöckchen von unregelmässig keuiiger Gestalt, dessen Erhaltungs- zustand freilich viel zu wünschen übrig lässt. 3. Thamnastraea (?) minuta n. sp. Taf. VI, Fig. 20 a, i. Zwei Stöcke (30:27 und 70 : 50 w/m im Durchmesser) liegen vor. Die Unterseite ist gestreift, die flache Oberseite dicht mit den kleinen Kelchen besetzt. Die Form des Stockes ist unregelraässig stieltellerförmig. Kelche haben kaum mehr als 1 mm Durchmesser. Die Septa verlaufen ziemlich regelmässig und reichen vier oder sechs bis gegen die Kelchmittc und schwellen dort etwas an. Im Ganzen zähle ich 18 bis 24 Scheide- wände in drei Kreisen. Die oben gegebene Beschreibung stimmt am besten für diese Form. Es liegen, wie schon oben gesagt, und zwar in grösserer Anzahl Entrochiten vor, welche sicii zum Theile mit keiner der bescliriebenen Formen in volle Übereinstimmung bringen lassen. Am auffallendsten sind runde, grosse Stielglieder, welche ich ah TJntroclias insUjnis n. sj). bezeichnen will. Sie stammen offenbar nicht aus den jurassischenPentacriniten- undBelemnitenschicIiten, sondern aus den cretacischen korallenführenden Mergeln, die ich dermalen als demCenoman angehörig betrachten möchte, vor- zugsweise nach den darin vorkommenden Parkerien (?). Diese runden oder abgerundet fünfseitigen Entro- chiten gehören zu dem Zierlichsten, was man in dieser Art sehen kann und gleichen überraschend der Abbil- dung eines Crinoidenstielgliedes aufTaf.58 des Goldfuss'schen grossen Werkes (Petref. Germ. Taf.58, Fig.7<), welches mit CyathocriHUs pinnatm in Zusammenhang gebracht wird, mit dem es aber sicherlich nichts zu thun hat. In Giebel's Repertorium ist dieses Stück ebensowenig berücksichtigt worden als in Quenstedt's Cri- noidenwerke (Petrefaktenk. Deutschi., S. 4). Gewisse Millericrinus-Fmme,M (Millericrinus horridus und cf. Charpyi, ersterer ans dem Oxford, letzterer aus dem Corallien, wie sie von de Loriol (Pal. frang. terr. jur., tab. 78, flg. 3 a, 6 a, oder tab. 101 , tig. 2 a, 3 a, 8 a etc.) abgebildet werden, zeigen wohl einige Anklänge in der Beschaffenheit der Gelenkflächen, ohne aber in Ül)ereinstimmung zu stehen. Bei Kotel sammelte ich mehrere hierhergehörige Formen: 1. Eine Taf. VI, Fig. 3 abgebildete kreisrunde Form (bis (')-5 mm Durchmesser) mit feinen, etwas ungleichlangen Kadialstreifen, die um ein glattes Mittelfeld herum stehen. Die drei Stielglieder des Säulchens sind 3 mtn hoch. 2. Ein grösseres rundes Säulchenglied von 2-8 ww Höhe, mit zwei stark napfartig vertieften Hilfsarm- ansatzsteilen, lässt deutliche Bündelung der Radialstreifen erkennen, welche um ein glattes, füuflappiges Mittel- feld herum angeordnet sind. Taf. VI, Fig. 4 und 4a. 3. Die grossen runden Säulenglieder (Durchmesser 14-0 mm, Hidie 2 5 mm) haben eine geringere Höhe. Um das centrale runde und enge Nahrungsrohr findet sich ein zierlicher, iünfstrahliger, sternförmiger Eindruck, dessen Lappen sich nach aussen etwas erweitern. Vm diesen Eindruck stehen ziemlich kräftige Streifen, die gegen die Mitte bin verdickt und z\>ischen den Sternlap|)eii am dicksten sinache in einer etwas sandigeren Ausbildung einige ganz unbedeutende Kohlenschmitzclien. In den begleitenden spliärosideritischen Gesteinseinlagerungen finden sich eine Menge schlecht eilialtencr Scha- len, die recht sehr an jene erinnern, die ich weiter im Westen unweit des Stancev Ilan aufgelunden habe. 350 Franz Toida, (Denkschr. LV. S. 27 d. Sep.-Abdr.) Unweit davon traf ich auf Mergelschiefergebängen lose Granitblöcke, ein weiteres Vorkommen, welches au jene Blockvorkommnisse im Westen erinnert. Unter Skorpil's Material finde ich, mit der Bezeichnung „zwischen Binkos und Cauidere", otfenbar aus den Gesteinen, die nördlich von den Quarziten auftreten („mürbe Sandsteine"), ein Stück eines mürben, mergeligen Saudsteines und in diesem schlechten Versteinerungsmaterial einen verhältnissmässig recht wohlerhaltenen Seeigelsteinkern, der als Schizaster sp. bezeichnet uud zur Abbildung gebracht werden soll (Taf. VII, Fig. 17), wenngleich die Fasciolen kaum angedeutet sind. Das Stück erscheint etwas gestreckt und flach, die Ambulacrallöcher liegen in Furchen vertieft, die Stirnf'urche ist gleichfalls tief und die Poren derselben scharf ausgeprägt, zwischen den Furchen erhebt sich die Schale in wohl ausgeprägten Auftreibungeu. Ein noch wichtigeres Fundstück Skorpil's trägt die Bezeichnung „zwischen Biela und Sliven" (Luftlinie ca. 12 A:»»!). Es beweist das Auftrelen von Fleckenmergeln, auf dieser auch von mir zurückgelegten Weg- strecke (man vergl. unten). Durch das Vorkommen eines Inoceramen-Schalenbruchstückes ist das cretacische Alter dieses Gesteins erwiesen. Es ist eine hochgewölbte Form, welche ausser der Hauptrunzelung noch fein- parallele Streifuug aufweist, etwa so wie bei Tnoceramus Cuvieri Sow. Das ganze Vorkommen erinnert an die Inoceramen-Kreide bei Ceperani (meine Abb. LV. Bd., S. 27 d. Sep.-Abdr.) und wird wohl mit den sofort zu erwähnenden Mergelschiefern vor Camdere in Parallele stehen. In der engen und tiefen Schlucht, die gegen das Dorf Camdere hinaufführt, stehen nämlich dünuplattige, röthliche und bläuliche Mergelschiefer an (mit Ein- fallen nach SW), die sich bis zur Papierdünne spalten lassen, neben Plattenkalken von derselben Farbe mit spärlichen Hornsteineinschlüssen, die ich, obgleich keine Fossilreste aufgefunden werden konnten, mit den soeben erwähnten Inoceramen-Mergelu im Westen in Parallele stelle. Sie bilden einen Schichtensattel, indem sie unten nach SW, oben aber nach NO fallen. Es sind dieselben Bildungen, welche Sann er (Zeitschr. d. d. geolog. Gesell. 1885. Taf. XXII, S. 514) als Jura angesprochen hat. Am Ende der Schlucht treten Conglome- rate im Hangenden auf. Ich ging nicht bis Camdere, sondern bog ab nach Sarijar. Dabei kam ich nach Pas- sirung der nordwärts fallenden weissen Quarzsandsteine, über welchen Conglomeratbänke lagern, auf eine Hochfläche, die mit einer mächtigen Lehmschichte (allenthalben ziemlich gleichmässig ausgeebnet) bedeckt ist (Fig. 16). Fig. lü. Sarijar. 1. Lössartiger Lehm iu einer mächtigen Lage. 2. Sandstein mit Conglomeratlagen (Eocän). Dieselbe wird, wie an Regenrissen und Hohlwegen zu ersehen ist, wohl bis acht Meter mächtig. Vor Sarijar kommt man nochmals Über Conglomerate. Sarijar liegt wie in einem Kessel. Der Thalweg ist tief eingeschnitten, während in höherer Lage sieh plateauartige Flächen weithin ausdehnen uud mehrere Stufen erkennen lassen. Bei Orendzik trift't man local Brocken von blättrigen Schiefern, wälirend sonst, wie im ganzen Gebiete, mürbe Sandsteine und festere Conglomerate auftreten, die auch Rollstücke von Quarz recht häutig umschliessen. Zwischen Ürendzik und Jeuikiöi suchten wir eine Localität mit Fossilien auf, die Herr Skorpil vor einiger Zeit besucht hatte. Im Buschwalde fand ich nach langem Suchen eine .\rt von Strand-Conglomerat, mit ziemlich häufigen Quarzrollstücken und Fossilien. Das Einfallen ist ganz flach nordwärts gerichtet. Das Wichtigste uud Häufigste sind walzigästige Koralleustöckchen, die auf das Auffallendste an Sti/lopitoru aiuiu- lata Reuss aus den Oligocän-Schichten in Uberburg iu Steiermark erinnern. Ein grösserer Block war damit Geologische Untersuchtmgen im östlichen Balkan. 351 an der Oberfläclie dicht bedeckt. In einein etwas feiner körnigen Gestein eingeschlossen fand ich eine röhrige Einzelnkoralle, die wohl zu CalamophyUia zu stellen ist. Ein grosser Stock erfordert eine nähere Untersuchung. Er dürfte zu den confluenten Liflioplii/Iliaceeii gehören (vielleicht 3fi/cefopIiyllia sp.y). Ausserdem finden sicii viele unregclmässige Kalkkörpercheu, die deutlich geschichteten Bau erkennen lassen, etwa dem der Litho- tliamuien vergleichbar. Endlich fand sich auch ein einziges kleines, gekammertes Schälchen, das ganz sicher einer Foraminifere zuzurechnen ist uud wohl als ein kleines Exemplar eines Nummuliten aufgefasst wer- den darf. Dieselben Bildungen dürften hier eine grössere Verbreitung besitzen, denn auf dem Wege über Orendzik gegen Biela Cesli sah ich ähnliche Sandsteine und Conglomerate an mehreren StclUen. Bei Biela Cesli fan- den sich die Conglomerate wieder, und zwar rechts von der Strasse, wo feste und mürbe Bänke übereinander auftreten und stellenweise geradezu riesige Blöcke des grauen, von mir als zur Trias gehörig angesprochenen Kalkes umschliessen. In einer feinkörnigen, mürben Bank finden sich stark verwitterte Stöckchen von Stylo- phora neben Abdrücken von Bivalven uud Gastropoden und sogar ziemlich häutige Schalen von kleinen gestreiften Nummuliten, die erst näher bestimmt werden müssen, aber schon bei vorläufiger Betrachtung an die jüngeren Formen erinnern. (Vielleicht N. varlolaria Sow. welche Art Reuss von Oberburg anführt.; Auf diese Weise erscheint das Becken des oberen Camdere in einem ganz anderen Lichte, als man bis nun anzunehmen geneigt war, indem anstatt unterer Kreide, die ülier problematischem Jura folgen sollte, als Beckenausfüllung das Auftreten von jung eocänen, wahrscheinlich demOligocäu zuzurechnenden Bildungen ausser allen Zweifel gestellt ist. — Mit der Ortsangabe „zwischen Jurendzik und Camdere" liegt unter den Skur])irsciien Sachen eine Dolomit- Breccie, die einen leider roclit schlecht erhaltenen Trochus sp. cin- schliesst, vor. Von Biela Cesli aus besuchte ich die nordwärts davon gelegene Steiukohlen-Localität am Mandralyk. Dabei kommt man zuerst über diinnplattige, gelbliche Saudsteine und sandige Mergel, die nut 20° nach Nord einfallen, darüber folgen dickbankige, gelbbräunliche Sandsteine, welche kugelige Absonderung zeigen. Darunter treten graublaue Quarzitsandsteiuc und lichte Quarzite auf, Grusmassen bildend, über dem darunter zu Tage tretenden Granite, der eine rundrückige, breite, flachgeböschte Masse bildet, und im Norden von dunklen sandigen Schiefern und lichten Quarziten bedeckt wird. Flyschartige Sandsteine und Mergelschiefer folgen hierauf, welche in Falten gelegt sind. Graue dolomitischc Kalke in steil aufgerichteten Bänken, die nach Norden fallen, möchte ich für ein weiteres Vorkommen der Trias, für eine nördliche Scholle halten, wenngleich es nicht gelang, irgend welche Spuren von Fossilresten anzutreffen. Conglomerate von grell rother Färbung leiten dann die kohleflihrende Formation ein. (^Fig. 17). Fi«. 17. S. Das K o li 1 c n v o I' k o m m e u v o u M ,i u d v a 1 y k . 1. Sandstein und Mergelschiefer. 2 Desgleichen mit grünen tuffartigen, spiegclklüftigen Einlagerungen. 3. Sandsteine und Mergelschiefer. i. Dolomitscholle. 5. Grobkörnige, rothe Conglomerate. (j. Rothe Sandsteine. 7. Mergel mit Bivalven. 8. Gefältelte, bituminöse Schiefer mit Kohlenschmitzchen. 9. 2 cm mächtiges Klötzchen in bituminösem Mergelschiefer mit Pflanzenspnren. 10. Mergel mit Bivalven (wie 7.i. 5—10. Vorherrschendes Verflachen steil bis zu 80° nach Süd. 352 Franz Tuula, Das Kohlenflötzchen liegt zwiscben Mergeln von braunrother Farbe mit Spureu vou Pflanzeuresteu, und Mergeln mit Bivalven, die zum Tlicii mit den mir seinerzeit von Herrn Hugo Sann er Ubergebencu Formen übereinstimmen. (Zeitsclirilt d. Ü. geolog Gesellscb., Berlin, 1885, S. 511) ff.) Die Kohle ist an drei Stellen dicht nebeneinander aufgcschloi-seu und erreicht zu oberst bis gegen 1 Meter Mächtigkeit, ist aber mit bitu- minösem Thon reich durchsetzt. (Mau vergl. H. Sanner's Angaben über dieselbe Route. L. c. S. 515). Die Fossilien, welche Herr H. Sanuer von seiner Reise im Sommer 1882 aus dem Slivcn-Balkan mit- brachte, und die ich in einer kleinen Abhandlung (Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1885, S. 519 — 527, mit 1 Tafel) besprach, erlaubten keinerlei irgendwie sichere Altersbestimmung der betreffenden Schichten. Es war dies um so weniger möglich, als auch der Erhaltungszustand alles zu wünschen übrig lässt. Es sind ja durchwegs nur Abdrücke und Steinkerne und die zur Abbildung gebrachten Formen sind durchwegs nach sorgfältig hergestellten Guttapercha-Abformungen hergestellt. Aber schon damals wurde ich durch die wenigen Abdrücke vou unvollkommen erhaltenen Gastropoden zu dem Ausspruche gedrängt „dass man an Kreide, ja sogar an Tertiär (Oligocän) denken könnte." Sanner's Fossilien stammen nicht vou dem Kohlenfundorte am Mandralyk her, sondern er sammelte sie am Jemisch Dagh in „bräunlichgrauen Thonschieferu" (oder vielleicht zutreffender Schieferthoneni. Die von mir in den dieKolile begleitenden schiefrig glimmerig sandigen Mergeln (oderSchieferthoneu) gefundenen Bivalven stimmen, wie gesagt, wenigstens zuuiTheil mit jenen vom Jemisch Dagh Uberein, so dass kein Zweifel bestehen kann über die Altersübereinstimniung beider Ablagerungen, wie sie schon aus Sanner's Ausfüh- rungen (1. c. S. 516 ft".) hervorgeht. Trotz dem einen und anderen Anklänge an ältere Formen zweifle ich jetzt nicht im geringsten, dass wir es mit sicherlich jungen Bildungen zu thun haben, die zum grössten Theil, wohl nur in Folge von grossen tektonischen Störungsvorgängen, eine hochgradige Umwandlung erfahren haben, wodurch sie das auffallend alterthümliche Aussehen erhielten. Heute, nachdem mir die weite Verbreitung jüngerer Fiyschgesteine im centralen und östlichen Balkan bekannt geworden, und nachdem die Kohle vom Belnovrh etc. (centraler Balkan, S. 26 ff'.) und die Pflanzen des begleitenden Gesteins bekannt sind, die von Director Stur nur „vorläufig bis besseres Material vorliegen wird" als der oberen Kreide entsprechend angenommen wurden, und nun nachdem mir die weite Verbreitung sicher eocäner Gesteine im östlichen Balkan bekannt gcwoiden, zweifle ich keinen Augenblick länger, dass die kohlefüiirende Formation des Sliven-Balkan sicherlich jungen Alters sei, ja sogar noch jünger als ich selbst auf jene Pflanzenbestimmungen hin bisher angenommen habe, das heisst jünger noch als jung cretacisch, eine Vorstellung, die ich vor dieser Erweiterung der thatsächlichen Erkenntniss, wie oben gezeigt wurde, nur andeutungsweise laut werden lassen konnte. Die Ostrea sp., welche ich mit Ostren liisingeri in Vergleich brachte, könnte ganz gut mit Ostrea inasepta Desh. (An. sans. vert, I. tab. 83, fig. 2, 4) aus den Sables inferieurs verglichen werden, Modiola ( Brach i/donf es) sp. könnte ganz gut ein Vorläufer des feiner gerippten Mytilus Rüjaulü Desh. (1. c. tab. 74, fig. 23) sein. Vor allem aber die häufigen kleinen Zweischaler, welche ich als Cypricardia (?) Sanneri n. sp. (Taf. XXIII, Fig. 11 — 14) und Cy/;rma (?) sp. (Taf. XXIII, Fig. 15) zur Abbildung brachte, stehe ich heute nicht an, als Cyrenen zu bezeichnen, und wäre die erstere kleine Art, als der Cyrena intermedia Desh. nahestehend, als Cyreiia Sanneri n. sp., die letztere aber als der freilich kleineren, jedoch in Bezug auf die Form der Schale und die Beschaffenheit der Schlosszähne gut übereinstimmenden Cyrena psammosola Desh. nahestehend zu bezeichnen. Ob die von mir damals als Turbo (Eimema) sp. (Taf. XXIII, Fig. 19) bezeichnete Form nicht besser in die Nähe der Mesostomen oder der Pyrguliferen gestellt würde, lasse icii einstweilen dahingestellt. Dass meine Vermuthung, das Bruchstück auf Taf. XXIII, Fig. 21 dürfte zu Voluta zu stellen sein, nun alles Auffal- lende verliert, geht aus allem Gesagten deutlich hervor. Die Voluta elemta Sow. aus den Sables inferieurs, welche Herr Th. Fuchs auch aus dem Eocän von Cherson abbildete, dürfte ihr uaiic stehen. Auffallend ist, dass alle die nächststehenden oder übereinstimmenden französischen Eocän-Arten aus den Sables inferieurs stnmnien, so dass man also auch bei der Parallelisirung an das Unter-Eocän denken möchte. Geologische UntersKchungen Im öälichen Balkan. 353 Von Biela Oesli schlug ich den Übcrgang-sweg nach Kecitlere (auf der Nordseitc des Gebirges) ein. Dabei kam ich zunäclist Über Quarzit und diinnplattige, sandige Schiefer, sodann nochmals über Quarzit und über wenig mächtige gefaltete graue Kalke und Kalkschiefer (die zweimal auftreten), um dann über zunäclist nach Süd einfallende Mergclschiefer und Sandsteine (von flyschartigcrEntwicklung) aufConglomerate und dickhankige (gleichfalls nach S fallende) Quarzitc zu kommen. Der Steilanstieg, der nach ein und eiu- halbstüudigem Ritte erreicht wurde, führt über weissaderige plattigc Kalke, auf düunplattige, in Grus zer- fallende schieferige Mergel, welche gleichfalls nach Süd einfallen. (Jrauit wurde auf dieser gutbewaldeten Wegstrecke nirgends gesehen. Am nördlichen Hange stehen feinkörnige Qiiarzsandsteine mit Mcrgel-Zwischenlagcrungen an, die nach SSO einfallen. Die Sandsteine herrschen vor. Vor Kecidere fand ich einen grauen weissaderigen Kalk, der sich durch das reichliche Vorkommen von Bruchstücken von Radioliten als Kreidekalk sicher bestimmen lässt (Radioliten Kreide). Es ist ein wenig mächtiges Vorkommen. Gleich daraul' ist man wieder im Sandstein-Mergelschiefer (Flysch)- Gebirge, das bis Kecidere anhält, und auch unter den mächtigen Lehmniassen am Übergänge von Kecidere nach Konesdere auftritt, mit wech- selndem Einfallen nach S und N. Nur an der Thalenge vor dem Anstiege steht ein Kalksandstein von etwas grösserer Festigkeit an. In diesem sonst dicht waldigen Saudsteingebirge liegt auch, auf einer weiten Blosse, Stara Rieka, das wir jedoch erst nach einer misslichen Verirrung und einer im Walde verbrachten Nacht am nächsten Morgen erreichten. 4. Von Stara Rieka über Demir Kapu nach Sliveu, (Dritte Balkan-Passage.) Bei Stara Rieka am rechten Ufer des Baches stehen westöstlich streichende, düunplattige dunkle Sand- steine und Schiefer an, welche gegen SO fallen. Am Bache wechseln sehr grobkörnige Conglomerate in mäch- tigen Bänken mit den Sandsteinen. Allenthalben sind mächtige Lehmmassen, eine verhüllende Decke bildend, ausgebreitet. Mergclschiefer und in Grus zerfallende Sandsteine und Conglomerate halten an bis zu der \'er- schanzungen tragenden, Demir Kai)U genannten Einsattlung der Vorhöhe. Hier stehen feste, lichtgefärbte Quarzsandsteine und Conglomerate an, die zu Mühlsteinen verarbeitet werden. Südlich von der genannten Höhe fand ich mitten in der Sandsteinzone ohne eine Spur anstehenden Gesteins zu finden, eine Anzahl von Kalksteinbi'ockeu mit deutlichen Radiolites-Resten, Steine, welche jenen beim Abstieg nach Kecidere recht ähnlich sind. Ob wir es dabei mit Gepäckausgleichsteinen, Saumthierfind- lingen zu thun haben, deren schon Bou6 vor einem halben Jahrhundert Erwähnung gethan hat, oder ob die Kalke doch in der Nähe wo anstehen, muss dahin gestellt bleiben. Zu erwähnen wäre nur noch, dass in einem der Fundstücke das Mitvorkommen von etwas spitz conischen Orbitolinen nachgewiesen werden konnte, wodurch die Altersbestimmung und Parallelisirung dieser Kalke noch weiter ermöglicht wird. Eine gute Reit- stunde weiter, immer über Sandsteine, dünnschieterige und bläulich gefärbte Kalkmergel und Saudsteine mit spärlichen kohligen Spuren hinanreitend, kcmnnt man zur Kammhöhe, auf der ein Wachposten steht, der bestimmt ist, die Balkanräuber von dem Saumwege abzuhalten. Die Localität wurde mir als „Wratnik" Fig- lö. bezeichnet und ist die auch auf der russischen Karte Demir Kai)U N. S. genannte Passhöhe. Auch hier auf der Höhe herrschen wieder die bräunlichen, mürben Sandsteine, die gegen Süd einfallen. Wir nah- men — Gensdarin und Führer waren recht wenig des Weges kundig — den Weg gegen Bielo Selo hinab, den östlichsten der drei nach Sliven führenden Saumpfade. Dabei kamen wir (man vcrgl. Fig. 18) über mit 35° nach S fallende, graue, feinkörnige Kalkbreccien mit weis- sen Calcitadern, die ziemlich viele späthige Körperchen (Crinoideu) umschliesscn (1). Darüber folgen Conglomerate (2) und ein zweites Vorkommen sandiger Kalke (.-5). Letztere treten bald ein drittesmal (nach mit 40° N f\illend) auf, worauf man dann auf plattige, graublaue Mergel mit ganz undeutlichen Pflauzcnspuren kommt (4). Uenkschriften der mathem.-Qaturw. Cl. LVil. Bd. a- 354 Franz Toula, Weiter hinab werden helle Quarzite und sodann vollkommen fiyschartige Sandsteine angetroffen, die mit papierdünnen Mcrgelschiefern wechseln, und vielfach geknickt und gefaltet sind. Sie halten längere Zeit an. Nach einem Ritte von 40 Minuten kommt man über einen ganz gräulichen Abhang im Quarzit, ähnlich jenem nördlicli von Binkos, in eine dolomitische Zone, die gleiciil'ails mit jener, welche mau oberhalb Binkos durchquert, übereinstimmen dürfte. Ich möchte diese Gesteine gleich- falls der Trias zuschreiben, wenngleich keinerlei Fossilreste angetroffen wurden. Grushänge, wie in Dolomit- gebirgen üblich, reichen in das enge Thal liinab und bizarr gestaltete Fclsspitzen ragen an beiden Thalseiteii der engen Klause empor. Die undeutlichen Bänke fallen steil nach Nord. Auch Dolomitbreccien treten auf. Die Enge des Thaies nöthiget zu einem Ritte hoch oben am Hange. Diese Zone hat keine beträchtliche Breite, denn nach kaum 20 Minuten war sie passirt und wir wieder in jüngeren Bildungen. Beim Abstieg vor Bielo Selo (das Dorf blieb ungesehen zu unserer Rechten) kam ich über gelbe mürbe Sandsteine von feinem Korn, die mit grobkörnigen, weissen und gleichfalls mürben Sandsteinen wechseln. In einer der untersten Bänke fand ich einige wenige Fossilien, darunter zweierlei sichere Nummuliten und einen grobrippigen Beeten (vielleicht Pecten phbejiis). Ausserdem treten in dem recht verschieden körnigen Gesteine (^nussgrosse Rollstüeke neben wenig abgerollten kleinen Stückchen) weisse, kinollige Körperchen «uf, die wohl als Litho- thamuien angesprochen werden dürfen. Aucii diese grobkörnigen eocänen Sandsteine und Conglomerate sind bald durchquert und stellen nur ein nicht sehr ausgedehntes Vorkommen, einen Deiuidationsresl, dar. Von dem im NO von Bielo Selo gelegenen Kermendzi Ciflik, über welches wir eigentlidi nach Slivcu gewollt hatten, liegen mir einige Aufsammlungen Skorpil's vor, welche dieser schon früher am NO-Ende des Dorfes zu machen Gelegenheit hatte. Es sollen daselbst Kalkmergel mit Quarzeinschlüssen und Mergel mit den Fossilien vorkommen. Die Lagerungsverhältnissc können nicht sicher angegeben werden, doeli sollen die Schieliten mit 15° nach Osten geneigt sein. Vor allem liegen einige Koralleustöcke vor, auch eine grössere Einzelnkoraile, eine grosse kreiselförinige Schnecke mit je drei kräftigen Spiral wülsten auf den Umgängen {^I'leurotomaria oder IVochus?) und ein Haifischzähnchen, das recht gut mit Lanina coidortidens verglichen werden kann. Ein grosser Korallenstock von Kermendzi Ciflik (Sammlung Skorpil") lässt sich als zu Isaatrara gehörig bestimmen. Dort, wo die Abwitterung stärker auftritt, zeigen nämlich die Scheitelränder der Kelchwände schmale Furchen, während dort, wo die Ränder der Kelche wohl erhalten blieben, ein einfacher und scharfer Rand vorhanden ist. Die Septa sind in grosser An/ahl bis über 50 vorhanden, von welchen ein Dutzend bis in die Mitte der ziemlich vertieften Kelche reichen. Der Umriss der Kelche ist unregelmässig, die Durchmesser schwanken zwischen 4 und \Onim. Das vorliegende Stück ist offenbar durch Druck deformirt. Die von Reuss als hastraea uff'inis bezeichnete Art von Monte Viale im Vicentinischen (Seh. v. Gastet Gomberto) steht auf jeden Fall sehr nahe. Man tritt wieder in eine Enge, die in W. plattigen sandigen Kalkmergeln liegt, ähnlich jenen, wie sie im Südwesten und Westen von Sliven lierrschen. Sie fallen nach SO ein, wer- den weiterhin sandig mergelig, und halten weithin an. Das Verflachen wechselt: an einer Stelle mit 70° nach NW (am rechten Ufer), dann mit 45° nach NO (am linken Ufer). Streckenweise werden die Gesteine dUnnplattig und selbst schieferig. Das Tiial verengt sieh und in dem Defil6 stehen dunkle, dickbankige Sandsteine an. Weiterhin wird das Thal zu einer so engen und tiefen Schlucht, dass der Saumweg am rech- ten Ufer hoch hinanziehen muss. Die Stelle wurde mir als Predal bezeichnet. (Fig. 19.) Die Schlucht liegt in Fig. 19. 0. Predal Quarzit Mergelschicler n. Sandstein Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. 855 einem köruigen giaubriuiiilichfu Quarzit von älterem Aussehen, älmllcb jenem von Binkos, au dem sich am rechten Ufer discordant bräunliehe, spröde, glitnraerig flächige Sandsteine und dunkle blaugraue, bräunlich verwitternde Mergelsehiefer anschmiegen, die nach NNO mit 35° verflachen. Einen halben Kilometer weiter, nach dem „Predal"-Übergang, sieht man rechts rothe, glänzende Mergelschiefer anstehen, während im Osten die Quarzite einen grösseren Berg zusammensetzen. Bald darauf tritt man wieder in eine Enge in fast durch- gehends feinkörnigen sandigen Kalken und Kalksandsteinen, die dilnnplattig sind und Hornsteinconcretiouen umschliessen. Letztere sind nicht scharf begrenzt, sondern gehen allmählig in das normale Gestein über. Diese Bildungen halten weithin an, und nehmen stellenweise ein Aussehen an, ganz jenen Kalkmergelschie- fern gleich, die man vor Camdere passirt. Das Einfallen ist nach NW gerichtet (zwischen 25° und 45°). Die Thalwände sehen wie gebändert aus und erscheinen bei dem Zickzackverlaufe des „Arsenios Dere" (n. d. riiss. Karte), coulissenartig hinter einander immer mit annähernd paralleler Streifung und stufenartig anstei- gend. Das linke Ufer (nördlich) ist hier das Bruchufer und zeigt vielfach Neigung zu Brüchen und Rutschungen. Aus diesem Gesteine führt der Weg von Westen her in die Stadt Sliven. Aus der Gegend westlich von Sliven, Localität Markovioa, liegt mir unter Herrn Skorpil's Einsendungen ein Stück plattiger Mergel vor, der recht wohl erhaltene Fucoiden aufweist. Mit der Bezeichnung „NW von Sliven" sind aber sonderbarerweise auch zwei Stücke versehen, die ganz sicher aus dem Devon des Bosporus stammen. Endlich aus demSüden von Sliven eine wohl tertiäreBreccie mit kieseligem (felsitisch aussehendem) I^indemittel. 5. Von Sliven über Burgudzi, Kurudöi Sungurlar nach Komarevo und über Kamöik mahala, den Dobral- (Oalikavak)-Pass und Bairamdere nach Sumla. Die Strasse am Südrande des Balkan von Sliven über Glusnik und Iserli nach Burgudzi wurde seinerzeit von Hochstetter verfolgt (Jahrb. d. k. k. geol. Eeichsanst. 1870, S. 413) und neuerlich auch von H. Sanner (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1885, S.517), der den von Hochstetter gemachten Angaben einige Mitthei- lungen über die Eruptivgesteine von Glu.snik und Bugurdzi hinzufügte. Ich kann nur bestätigen, dass allent- hall)en am ßalkanr;inde die plattigen, sandigen Kalkmergel und kalkigen Sandsteine auftreten, wie sie west- lich bei Sliven vorkommen. Sie sind theils röthlich, theils grau gefärbt. Links von der Strasse (nördlich von Iserli) hielt ich mich etwas länger auf. Unter dem dort auftretenden, offenbar von Nord herab gebrachten Gesteinsschuttmassen finden sich nämlich neben dunkelgrauen Kalksandsteinen auch feinkörnige, feste, ganz licht graugelblich gefärbte Sandsteine mit kalkigem Bindemittel. Dieselben enthalten sehr spärliche Fossi- lien. Darunter in einer etwas mürberen Varietät des Gesteins wenig gekrümmte, fast cylindrische Röhren mit ziemlich kräftigen Ringstreifen auf den unregelmässig gekrümmten Schalen, die man als Serpula sp. ansprechen inuss. lu den festeren Sandsteinen finden sich einige Steinkerne und Abdrücke von Bivalven, so von einem Canlium sp. mit scharfen Vorragungen auf den Radialstieifen , von einer nacii rückwärts etwas ausgezogenen Schale, die man für eine Gorhula (ähnlich C. cjalHca) halten möchte und eine Schnecke mit stark angesehwollenem letzten Umgange und spitz ausgezogener Spindelspitze. Ausserdem liegt auch ein gröberer Sandstein vor, der viele Glimmerblättchen enthält und durch das Vor- kommen sehr kleiner (1 — 3 mm Durchmesser) Nummulitcn mit sehr zierlichen, gegen den Kand gebogenen Radiiilstreifen versehen ist. Sie haben der Form nach Ähnlichkeit mit iV(™wt«//te /j/(/««/a^«,',- Lam., wie er mir aus dem Nummulitensandstein von Soissons vorliegt. Endlich liegt mir von derselben Localität noch ein sehr feinkörniger, mit Säure gleichfalls brausender, glimmeriger Sandstein vor, der zahlreiche, leider unvollständig erhaltene Laubl)lätter umschliesst, die aber durchaus nicht an jene der Steinkohle führenden Sciiichten erinnern. Auf dieses Nummulitenvorkommen wurde ich schon früher von den Herren Zlatarski und Skorpil aufmerksam gemacht. Unter den Einsendungen des Letzteren liegen mir auch einige Stücke von Iserli vor, und zwar „NO vonisirli": Ein grauer Sandstein mit groben Sandkörnern und kohligen Spuren und vielen kleinen Numiiiulitiii, eino kleine Bivalve mit zarter Radialstreifiing (2-5 ww Durchmesser), ein iVai/tw-Stein- 4,")* 356 Franz Toula, kern und ein Stück feinkörniger Sandstein mit einem Haufwerk von Gangausflillungen {Teredo'?). „Ein Dico- lyledonenblatt", welches Skorpil an dieser Stelle gefunden hat, liegt mir nicht vor. Weiteriiin gegen Burgudzi fand ich auch Eruptivgesteine in scharfkantigen Bruchstücken, darunter ein licht gefärbtes Gestein, welclies ich als Rhyolith ansprechen möchte. Vorher schon, unweit Iserli, wurde ein i\[andelstein geluudcn. Die Eruptivgesteine des östlichen Balkan sollen später einer eingehenderen Unter- suchung unterzogen werden, und gebe ich nur vorläufige Mittheilungen über die Untersuchungsergebnisse. Die Verhältnisse bei Burgudzi hat Herr Sann er (1. c. S. 518) besprochen. Er gibt einen Plagioklas Olivin- Augit-Basalt als die Kegelberge bei Bugurdzi zusammensetzend an und im Thale des Bugurdzi dere werden rothe, graue und braune Thonschieferbänke der Kreideformation mit Auf- und Zwisehculageiungeu von Basaltconglomeraten und Tuffen angegeben. Ich fand bei Burgudzi feinkörnige, plattige Sandsteine mit kal- kigem Bindemittel und pflanzlichen Resten auf den Schichtflächen und mit Kalkspathadern : Ein echtes Flyschgestcin. Im Dorfe beim Kmetenhaus anstehend, fand ich ein dunkelgraues Massengestein mit Plagio- klas, das ich bei makroskoi)ischer Untersuciiung nur als einen Andesit ansprechen kann. (Die vorläufige mikroskopische Analyse durch Herrn A. Rosiwal ergab reichliclien Gehalt au Augit, so dass man es mit einem typischen Augit- Andesit zu thun hat.) Eines der Gesteine von Burgudzi stellte sieh bei näherer mikroskopischer Untersuchung als ein Kry- stalltuff heraus, der mit den betreffenden Gesteinen aus dem Karadza Dagh (östliche SrednaGora), und zwar von Cirkova und von der Höhe der Sredna Gora Ähnlichkeit besitzt. Es enthält besonders viele Splitter von umgewandeltem Hornblende- und Biotit-Andesit und ist sehr reich an Calcit, welcher sowohl als Bindemittel, als auch als Umwandlungsproduct der Krystalleinsprengiinge auftritt. Das andere ist als ein Augit-Andesit zu bezeichnen. Das Vorkommen von klastischen Gesteinen mit viel Feldspatheinschlüssen und kalkreicliem Bindemittel konnte ich gleichfalls constatiren. Westlich vom Kmetenhause erhebt sicii ein ideal schöner Kegelberg mit krönenden Felsen auf der Höhe. — Dieses Eruptivgestein reicht nach einer Angabe Skorpil's bis nach Glusnik, wo es in der Schlucht mit dem grauen, plattigem Kalkmergel in Contact treten dürfte. Skorpil hält das Eruptivgestein von Glusnik ülirigens für Porphyr. Aus einem der von Nord ausiiiündeudeu, kurzen Grä- ben werden von einem Wildwasser Sandsteine und merge- lige Kalke lierausgebracht, auch graue und röthliche dünn- plattige Gesteine. Hier sollen auch Kupfererze (Kiese) vorkommen : wohl Contactbildungen. Die Verhältnisse erinnerten mich übrigens eiuigermassen an jene von Oelopek im Westen. Die Fahrstrasse, die von Jamboli über den Balkan führt (nach Kotel einer- und nach Preslav ander- seits), durchquert östlich von Burgudzi ein Sandsteingebirge, das mich recht sehr an die Verhältnisse, wie sie in der Srcdna Gora bei Kriva Krusa herrschen, erinnerte. Mergel mit dünnplattigen, dunklen Sandsteinen fallen steil nach Nord ein. Nur einmal zeigt südliches Einfallen eine Knickung der Schichten an. Die Mergel sind etwas glimmerig, nicht vollkommen dicht und sind von vielen feinen Klüften durchsetzt (ähnlich wie beim Ruinenmergel). Es sind echte Fucoidenmergel. Gegen Sigmen (Semen) hin gibt Skorpil das Vorkommen von plattigen Kalkmergeln au, welche mit 20° gegen SW fallen. Diese Gesteine setzen den ganzen Rücken zusammen, welcher die Ebene südlich von Burgudzi einer- und das beckenartige weite Thal von Mokreni-Komarevo anderseits scheidet. Von Herrn Skorpil liegen mir Notizen vor über die Route Trapoklovo und Dragod anovo nach Sedlarevo, einem etwa Qkm westlich von meinem Reisewege gelegenen Übergang über den erwähnten Rücken. Er fand bei Sedlarevo Fiyschsand.steine und Conglomerate (mit Graniteinschlüssen, Quarz und Por- Fiar. 20. Kegelberg westlich vom Kmetenhause zu Burgudzi. Geologische Untersnchungen im östlichen Balkan. 357 pbyi-!). Audi Fucoiden-Kalkmergel (mit 50° nach N fallend) weiden westlich von Sedlarcvo angegeben. Gegen Dragodanovo treten Chondvitensehiefer auf, die mit 30° nach SO und weiterhin mit 50° nach S fallen. Nördlich von Dragodanovo werden röthliche, plattige Kalkmergel als mit dem Eruptivgestein im Contact ste- hend augegeben. Endlich treten auch liier am Rande Saudsteine und bröckelige Mergel auf, die mit 40° nach NW fallen sollen und als Eocän angesprochen werden. HerrSkorpil hat auch die Wegstrecke Mokren Isnpli begangen und gibt, als den Wasserscheiderücken zwischen Tundza uml Kamcik bildend, „Karpatheu- sandstein" an. Am See von Kajabas steht quarzitähuliclier Sandstein an, bei Isupli (im 8W davon) treten am rechten I'fer des Kamcik Flyschsandsteine mit Kohlenschmitzchen auf. Die Saudsteine seien mit eigenthüm- lichen, netzartigen, natürlichen Aushöhlungen versehen. Dieselben Gesteine fand Skorpil auch längs des Weges deu Kamcik abwärts bei Manolic und Podvis und im NW von Kadirfakli auf der Höhe des „Tepe gjaz" im 0 von der Strasse über den Kodza-Balkan nach Vrbica. .\n der letzteren Stelle gibt er grobkörnige Sandsteine \on Fiyschcliaiakter an. Nördlich vom Dorfe Kadirfakli stehen plattige Kalkmergel an. Im Gebiete der balkanischen Kalkmergel finden sieh sogenannte „bela prst", d. b. weisse Erde, die von den Leuten zum Weissen benutzt werden. — Wir schlugen den Weg über Kurudzi, Aptolkiöi, Cerkesli, Sungurlar, Jenikiöi nach Komarevo ein. Wir kamen zuerst über ein niederes Plateau, das mit braunem, mürbem Saudstein und Sand erfüllt ist, ähnlich wie jenes bei Sarijar. Bei der Quelle vor Aptolkiöi fand sich typischer Fucoidenmergel mit licht- gefärbten Fucoiden. Auch mittelkörnige, glimmerige Kalkbreccien treten daselbst auf. Bei Cärkesli konnte folgendes Profil (Fig. 21) beobachtet werden: y,. .,. 1. Fucoidenführende Kalkmergel. #2. Feste Kalkmergelbiinke mit sandigen, zerfallenden Mergeln wechselnd. 3. Sandsteinbänke mit glimmerigen Sehiclitfiiichen, diiunplattig mit kohligeu Spuren. (Echter Flysehsandstein.) Der Brunnen bei Jenikiöi ist zum Tbeil aus einem ausgezeichneten Rhyolith oder Liparit gebaut. Ein löcheriges, röthlich gefärbtes Gestein y&mw.mji^ mit rundlichen kaolinisirten Feldspathen nnd sehr reicidichem friscben /^""""'™^ Quarz, das unter dem Mikroskope sich als ein Quarztrachyt mit mikrofel- X sitischer Basis ergab. ^.nniiiiiiiiinip' Hinter Komarevo erhebt sich ein flachgeböschterKegelberg, der etwas an jenen vonBurgudzi erinnert uml aucli festes Gestein auf derSjiitze trägt. Im Bachbette bei Komarevo fanden sich vorwiegend .Alergel und Sandsteine und nur ein Stück eines zer- setzten Eruptivgesteines. Am Wege nach Dobral hat man abermals einen Rücken zu durchqueren, ähnlich jenem zwischen Bur- gudzi und Kurudzi. Zuerst kommt mau über mürbe, glimmerige und diiunplattige Sandsteine, die nach West einfallen und sodann auf graue, blaufleckige, sandige Kalke. In dem ersten Seiteugraben nördlich von Komarevo tritt unter einer 3—4 Meter mächtigen Lehmschichte eine tlionige, seifeusteinartige Masse auf, die krümmelig zerfällt, sich fettig anfühlt, etwas au der Zunge klebt und von dem Löthrolir leicht schmilzt. Daneben finden sich viele Kalkconcretionen, die das thonige Mate- rial förmlich verdrängen. Der Weg nach Dobral übe)- die Höhe führt über die Schichtenköpfe der erwähnten flyschartigen Gesteine hinüber. Grauweisse, sandige Kalke mit viel QuarzsandeinscJjlüssen treten zuletzt vor dem Abstiege ein. Beim Abstieg gegen Dobral finden sich viele weisse Kalkconcretionen auf den Hängen. In dem kleinen Becken von Dobral finden sich dieselben (iesteiue. Auch grobkörnige Quarzsandsteine von jüngerem Aus- sehen treten auf (an die eocänen Sandsteine erinnernd, aber ohne Fossilrestc). Auch die grauweissen sau- digen Kalke treteu wieder auf und führen stellenweise Horusteiu. 358 Franz Toida, Grosse Leliimnasseu erfüllen den Thalboden ; in den Lehmschluchten wird der Weg fast unfabr- bar. Von Dobral nach Kosten über Jeni Mahala (eine östliche Parallelroute zu jener von Komarevo nach Dobral) fand Skorpil gelbliche glinimerige Sandsteine bei Jeni Mahala, während der Rücken zwischen Bozilkova nach Knsten aus plattigen Kalkmergeln mit spärlichem, schwärzlichem Feuerstein und aus Sand- steinen (bei Bozilkova) besteht. Die Schichten streiciien 0 — AV und sind zum Theil bis vertical auf- gerichtet. Eine eigenthümliclie Erscheinung bieten in diesem Becken uralte Birnbäume, die über und über von Wein nmwncliert sind, so dass nur einzelne Aste noch Laub tragen, während alle ül)rigeu Theile der Bäume vom Weinlaub dicht bedeckt sind, auch die Reben sind uralt und erreichen Durchmesser von 15— 20«». An einer Stelle inmitten des Sandsteingebirges fand ich ein Stück einer schwarzen, schwammig löcherigen Glas- schlacke. Vor Dobral kommt man mehrmals über bräunlieh gelbliche glimmerige Sandsteine von feinem Korn, die vielfach kugelförmige Absonderung zeigen und ganz mit den feinkörnigen mürben Sandsteinen in Überein- stimmung zu stehen scheinen, die ich in der Gegend von Osmanbazar angetroffen hatte. Von Dobral führt der Weg sofort mit ziemlicher Steigung über einen Sattel hinüber ins Thal des Deli Ivamcik. Zunächst kommt man auf grauweisse sandige Kalke, welche gegen NO (hora 4) mit 75° und noch steiler einfallen. Kalke, welche mit denjenigen des Nordrandes des gegenüber liegenden Rückens (Komarevo — Dobral) in Überein- stimmung stehen dürften. Sandsteine folgen hierauf in concordanter Lagerung. Dann kommt man sofort wie- der auf Kalke und feste Sandsteinbänke, welche über und über mit Wülsten und Hieroglyphen bedeckt sind und ganz und gar den Ropianka-Schichten gleichen. Naeli oben werden die Flyschsandsteine herrschend und fallen zuerst flach und bald darauf wieder sehr steil nach NNO. In einer Bank erscheinen sie durch Abwitte- rung förmlich in Ellipsoide aufgelöst und halten dann an bis zum Abstieg gegen den Deli Kamcik. Kurz vorher kommt man über eine Einlagerung von Kalksteinbreccien von mittelgrossem Korne mit ganz undeut- lichen Spuren von Fossilien, und an einer anderen Stelle über weissen Quarzsandstein mit glaukonitisehen Einschlüssen. Diese lichten Sandsteine zeigen an einem der Fundstücke an Abwitterungsflächen deutliche Anzeichen sehr unregelmässiger Schichtung (ähnlich derjenigen Erscheinung, die man als „falsche Schich- tung" zu bezeichnen jtflegt). In Mergelzwischenschichten zwischen den Flyschsandsteinen tinden sich zarte Fucoiden (ähnlich den Chondrites intricatus Sternb.). Am linken Ufer des Ivamcik vor Kamcik Mahale stehen steil aufgerichtet und in Falten gelegt die auf der anderen Thalseite herrschend gewesenen Sandsteine an. Von Kamcik Mahale, einem lang hingedehnten, wenig heimlichen türkischen Dorfe, führte unser Weg über die Einsattlung zwischen dem Debelic- und Karnabat-Balkan nach Calikavak (Calikavak-Pass etwa 220 Meter über dem Deli Kamcik). Zu unterst vor dem Eingange in das südöstlich verlaufende Detile kommt man über Sandsteine , die zuerst nach SW, etwas weiter oben aber nach NO einfallen. Am Eingange in den Engpass stehen graue, bankweise spathaderige sandige Kalke au, die jenen südlich von Dobral ähnlich und nur etwas dunkler gefärbt sind. Sie bilden auf der Höhe oberhalb Kamcik Mahale mauerartige Abstürze. Wenige Minuten weiter folgen dann wieder südwürts einfallende düiinplattige Sandsteine. Eine Änderung der Verhältnisse deuteten uns Findlinge eines rothen und weisstleckigen Kalkes im Bachbette an. Die weissen Einschlüsse sind wenigstens zum Theil auf Korallen zurückzuführen. Einige der Flecken lassen deutlich die Scheidewände der Kelche erkennen. Beim Steilanstiege kommt man dann auf stark gepresste und zerdrückte, dunkel grünlichgrau gefärbte Mergelschiefer, welche Neigung zum grusigen Zerfall zeigen. Sie werden ganz dünnidattig und umschliessen ebenfalls dünnphittige Kalkschiefer mit mergeligen Schichtüberzügen. Hier fanden sich die ersten Findlinge eines fossilienreichen grauen und röthlichen Crinoiden-Braehiopodenkalkes, der auch viele Belemniten um- schliesst und eine förmliche Breccie ans den genannten organischen Resten darstellt. Anstehend sind vorerst noch die Mergelschiefer, und es treten auch noch Sandsteine von flyschartigem Aussehen hinzu. Geologische Untersuchungen im. ödlichen Balkan. 359 Weiter hinauf, bis zur Höhe vou etwa 100 Meter über dem Kamcik, küiuuieu dauu zwischen denselben Mergelschiefern graue aderige Kalke vor, welche steil südwärts fallen und viele Fossilien enthalten. Von ihnen stammen die Findlinge her, die wir zuvor angetroffen hatten. In den dunklen Schiefern selbst, die petrographisch einigermassen au die Fartnach- oder an die Wengener Schiefer erinnern, finden sich rothe Mergelconcretionen mit Kieseinschlüssen. Die Kalke entsprechen ohne allen Zweifel wieder dem mittleren Lias und dürfen als Äquivalente der von uns zuletzt aus dem Teteven- und Trojan-Balkan beschriebenen Vorkommnisse betrachtet werden. (Denkschr. LV. Bd. 1889, S. 40, 53, 60 u. 62 d. Sep.-Abdr.) Besonders häufig liegt ein kleiner Spirifer vor, der wohl zu ^pirifer verrucosus v. Buch (Qucnstedt, Jura, Taf. 18, Fig. 10, 11) gestellt werden darf, da der Sinus bis in die Schnabelspitze zu verfolgen ist. Daneben findet sich eine gefaltete Art mit tiefem Sinus, die wohl in die Formreihe des Hpirifer Wakotfi Sow. zu stellen sein wird. Sie stimmt ganz wohl mit den von Quenstedt aus '} bescliriebenen zierlichen Formen überein (Brachiopoden, Taf. 54, Fig. 86, 87). Es liegen mir aber auch mehrere Exemplare von viel bedeutenderer Grösse vor, die auf das beste mit der von Suess (Brachio- piMlen der Kössener Schichten, Denkschr. VII, Taf. II, Fig. 6) aus den Gresfener Schichten als Spirifer Hauer i beschriebeneu Form übereinstimmen. Terebratula liegt in mehreren kleinen Exemplaren vor, darunter wohl auch TerehraUila cornida Sow.; Bliynchonella cf. variabilis Zict. liegt in kleineu, wohlerhaltenen und auch in grösseren Exemplaren vor; die kleinen Stücke gleichen recht sehr den von Quenstedt (Jura, 22, Fig. 5, 6) als junge Exemplare von Uli. quiiiqueplicata Ziet. bezeichneten Formen. Häufig ist eine kleine glatte, dünnschalige und concentriscii gestreifte Auster, welche an die unterlias- sische Osfrea ruijata Quenst. (Jura III, Fig. 17) erinnert. Ausserdem liegen noch vor, und zwar zum Thcil zusammen mit den genannten Brachiopoden, zweierlei Belemniten, eine kleinere schlanke Form mit ganz kur- zem Piiragmoconus, und eine kräftige, gedrungene Art, welch' letztere wohl zu Beletnnites paxillosus Voltz gehören könnte. Eecht häufig sind Stielgiieder und Stielstücke eines Feufarrinites sp. ind. Gegen die Kammhöbe zu kommt man dann 1. auf grobkörnige feste Sandsteine mit Conglomeratbänken und Mergelschiefereinlagerungcn, deren Alter mit Sicherheit nicht angegeben werden kann. Dann kommt man 2. an Kalke, welche offenbar von den die Fortsetzung der die Höhe im NO bildenden Bänken lierstüni- men. Am Bache stehen 3. grobkörnige Conglomerate mit Rollsteinen, die bis ülier Kopfgrösse erreichen, an. In denselben finden sich gar nicht selten granitisciie Blöcke, die zum Theil eckig und wenig abgerollt erscheinen, und stark abgerollte andesitische Gesteine mit grossen Feldspathkrystallen, wodurch sie eine por- phyrische Structur erhalten. Das Gestein muss (nach A. Rosiwal) als ein Augit-Andesit bezeichnet wer- den. Es finden sich nur derb aussehende Flagioklas-(Andesiu-)Einsprenglinge. Der Augit tritt sehr zurück. Dagegen ist der Magnetit sehr häufig. Die Grundmasse ist quarzführend (felsodacitiseber Typus). Die schwarz- graue Färbung verdankt sie den zahlreichen schwarzen, stäbchenförmigen (bacilleuähnliehen) Ferriten. Pla- gioklas-Trichite. Über diesen Sandsteinen und Conglomeraten folgen 4. Bänke eines blendend weissen, reinen, feinkör- nigen Kalksteines, der reich ist an Echinodermen. Darüber treten 5. graubräunliche feinkörnige Sandsteine mit kalkigem Bindemittel, vielen winzigen Brauneisenkörnchen mit glänzenden Flächen und ziemlich häufigen Einschlüssen von Fossilien auf. Zu oberst am Sattel stehen 6. mürbe, sandige Mergel an, mit Einschlüssen vou Fossilien. Aus den Fossilresten, die in nicht allzu grosser Häufigkeit aufgefunden wurden, schliesse ich auf unter- cretacisches Alter dieser Ablagerungen. Aus den weissen Kalksteinen (4.) liegen vor Allem in grösserer Anzahl kleine Seeigel vor, die sich nur schwierig in ihren Steinkernen aus dem festen Gestein freimachen Hessen. Sie gehören zum Geschlechfe Catopygus, doch erlaubt es der Erhaltungszustand nicht, eine nähere Bestimmung vorzunehmen; es kann aber festgehalten werden, A&m Nucleolites (Catopyytis) carinatus Gldf., wie ihn zum Beispiel Quenstedt (Echino- dermen, Taf. 79, Fig. 1) aus der cbloritischen Kreide darstellt, manche Ähnlichkeit besitzt; freilich ist unsere 360 Franz Totila, Art etwas kleiner luid von etwas anderen Verhältnissen. Ausserdem liegen mehrere .Stücke einer Ostrva mit kräftigem Wirbel (Exogyra) vor, deren eine den kleinen nnd schlanken Formeu ans der Reihe der Exo(jyra cohunba Lam. nicht unähnlich ist, während eine andere an Östren Itippopodium Nils, erinnert. Aus dem bräunlichen feinkörnigen Sandsteine (5.) liegt vor Allem häufig eine Serpula vor, welche, was Form und Grösse anbelangt, an eine mir vorliegende Serpida aus dem unteren Griinsand vcni Nods (^Dep. Doub) erinnert. Der Röhrenciuerschnitt ist unregelmässig rundlich ohne scharfen Kiel. Neben dieser Serpula liegen Schalenstücke vor, die sicher anf Pcrna zu beziehen sind. Eines der Stücke zeigt die flache Innenseite, lässt die äussere faserige Schalenschichte und den eigenthUmlich geschwungenen Verlauf des Schalenrandes erkennen, welch' letzteres an Perna MiiUeti Desh. aus dem Apturgon denken lässt. Auf demselben Handstücke liegt neben einer nicht näher bestimmbaren, ziemlich flaclien Ostrea ein Litho- dotnits, der, obgleich nur das Wirbelgebiet aus dem Gestein i'reigenuieht werden konnte, doch wenigstens der Gattung nach recht gut kenntlich ist und dem Lithodomuii ohlomjii^i d'Orb. nahe stehen dürfte, sowie ein kleines, zerdrücktes Curdiimi mit gedrängt stehenden Eippcn, das au Curdinvi Ihbetsoni Forb. anschliessen dürfte, jedoch etwas gröbere Rippung aufweist. Ein ganz besonderes zierliches Fossil liegt aus dieser Schichte noch vor, vvelchcs entweder zu Pliratnla oder zu Änomia zu stellen wäre. Einige Ähnlichkeit besitzt die Aiioinia inttisdrlahi d'Arch. (Descr. des foss. des Gr. numni. de Bayonne. Soc. geol. 2. ser., vol. II, p. 441), doch ist der ungestreifte Saum unseres Fossils viel breiter. Von Pecfeii liegt nur ein Bruchstück einer grossen, gleichmässig grob radial gestreiften Art (innerseits) vor, und endlich aus derselben Schichte auch eine schlanke Tiirrdella, welche sechs Längsstreifen zeigt, die eine nicht auf allen gleicii deutliche Körnelung erkennen lassen. Aus dem mürben sandigen Mergel (6.) sammelte ich mehrere gut bestimmbare Keulen von Paeiido- cidarls clnnifera A g., und ausserdem ein veriiältnissmässig gut erhaltenes Stück einer Area mit durch einen scharfen Kiel in zwei Felder getheiltem Arealraum. Die l'andfläche ist flach dreiseitig, die Schale zart längs- gestreift mit Anwachsstreifuug. Ich bezeicline dieses Stück als Area Robinaldina d'Orb. Die Höhen im Osten und Westen werden von grauen, zum Theil recht fossilreicheu Kalken gebildet, welche ich als ein Äquivalent der Caprotinenkalke ansprechen möchte. Deutliche Versteinerungen liegen nicht viele vor, darunter einige sehr dickschalige Bivalven (Caprotinen?) nnd eine RliynchoneUa aus der Formenreihe der RhijiivhonüUa lata d'Orb. Häufig scheinen auch grössere (bis faustgrosse) Stücke eines favo- sitesähnlichen Fossils zu sein, das auch hier vorerst als Chaetetes Coqiiandi Midi, bezeichnet werden soll. Beim Abstieg in das Thal des Bairamdere kommt man über die g "' "" j^ mürben urgonaptischen Mergel, die vielfach von Kalkschutt verdeckt werden. Die Schichten fallen flach (10°) nach S ein. Das Thal wird im Süden von Bergen begrenzt, die eine förmliche Mauer aus Kalk- stein auf den Höhen besitzen, da die Kalke in Steilwänden abbre- chen. Die Verhältnisse erinnern recht lebhaft an die Mauerberge im Westen, etwa an die Berge der Umgebung von Tirnova. Das Profil der Berge zeigt die flache Abdachung nach Süd und Steilhänge gegen Nord. (Fig. 22.) Gegen den Bach hinab stellen sich dann vereinzelte feste Sandsteinhänke in den mürben Mergeln ein, die auch Hieroglyphen auf den Schichtflächeu zeigen. Diese erinnern zum Theil an die Hahnenschwanzalgen, zum Theil aber zeigen sie auch die Form von verästelten „Wurmspuren". Von Bairamdere führt die Strasse fort und fort quer durch ein Sandsteingebirge, das vielfach flysch- artigen Charakter besitzt. Am Beginne der Enge treten blaugrauc sandige Mergelschiefer und mergelige, dünngeschichtete Sandsteine auf, die mit mächtigen Sandsteinbänken wechseln, mit 15 — 20° nach SW ein- fallen und steile Uferwäude bilden, an denen sich der Wechsel der petrograi)hischen Beschaifenheit des Gesteines in einer Art Terrassirung der Hänge ausprägt. Der gräuliche Zustand des dem Flussbett folgen- den, kaum falu-baren Weges ist gleichftilis auf den wiederholten Gesteinswechscl zurückzuführen, indem die Geologische Unte^'suchimgen im östlichen Balkan. 361 querüber streichenden festeren Sandsteinbänke, die flussabvvärts den mürben mergeligen Gesteinen gegen- über zurücktreten, als riegeiförmige Rifle vorragen. (Fig. 23.) Bei der siebenten oder achten Flusspassage in dieser Enge kommt man an schönen Verwerfungen im Sandsteingebirge vorbei. Fig. 24. Fig. 23. ^ _^ / / Die Sandsteinbänke und sandigen Schiefer sind überdies mehrfach gebogen und geknickt. (Fig. 24.) Was die FossilienfUhrung anbelangt, so ist die ganze Enge trostlos arm, und es war ein förmliches Ereigniss, als es mir glückte, auf einer Sandsteinplatte einen leider schlecht ausgeprägten Abdruck eines Ammoniten zu finden. Es ist eine ganz evolute Form mit sehr langsamer Winduugsziiuahme und ziemlich scharfen Rippen, so dass ich dadurch lebhaft an Coscidiscus erinnert wurde. Nach Herrn Dr. V. Uhlig, der berufensten Auto- rität, erlaubt das Stück keine nähere Bestimmung, doch wäre es selir möglicli, dass man es dabei in der That mit Coscidiscus zu thun haben könnte. Ausserdem käme nur die Gruppe der ungeknoteten Coe/oce/-as-Formen (des Lias !) in Betracht. Dass man es dabei mit Kreide-Flyschsandsteineu zu thun hat, das ergibt sich durch den Vergleich eines Stückes, das mir von Herrn Skorpil von Burgudzi (Maras Boaz) zugesendet wurde, welches petrographisch auf das vollkommendste übereinstimmt, auch dieselben kohligen Partikelciien auf den Schichtflächen aufweist und einen, wenn auch schlechten, so doch zweifellosen /?iocerffm2ts- Abdruck aufweist. Wenn auch eine nähere Bestimmung unzulässig erscheint, so ist der Fund doch hinreichend, um auf mesozoisches Alter dieser Sandsteine zu schlicssen und auch weitere Funde in Zukunft hoffen zu lassen. Die- selben Gesteine halten bis Smiadovo an, welches nördlich der Enge unweit des Bujuk Kamcik gelegen ist. Auf der linken (östlichen) Seite des Flusses sind die Hänge am Ufer licht gefärbt, und auf den Höhen treten weisse Wände auf. Von hier bis gegen Sumla fehlt es längs unseres Weges an besseren Aufschlüssen. 6. Sumla- Varna. Die Berge von Sumla bilden ein Plateau mit ziemlich steil geböschten Abhängen und mit tafelförmigen Lagen auf den Höhen. Dagegen erscheinen die Waldberge gegen Eski Stambui (Preslav) flach und rundrückig mit allen Charakterzügen eines Sandsteingebirges. Östlich von Sumla erheben sich ganz ähnliche Plateauberge (bei Kulevca und Madera). Gegen Maras kommt man über mächtige Massen aufgelöster Kreidemergel. Die Orte um die Plateau- niasse der Berge von Sumla liegen alle an den Ausgängen tief eingerissener Schluchten mit steilen Hängen (förmlichen Cafions), und auch Sumla dehnt sich vor dem Eingange einer solchen aus und erstreckt sich tief hinein, und zwar in die grösste dieser Schluchten. Die Lagerung der Schichten erscheint von grosser Gleich- förmigkeit und dürfte (nach barometrischer Ablesung) der ganze Complex von Schichten über dem Centrum der Stadt eine Mächtigkeit von über 200 Meter besitzen. Ich erstieg das Plateau oberhalb Sumla von dem Thalhintergrunde oberhalb des Brauhauses im Kioska- Grabcn aus und fand folgende Übereinanderlagerung der Schichten: 1. Zu Unterst mächtige Bänke von feinkörnigen Sandsteinen, die auch spärliche und winzig kleine Glau- konitkörncheu führen und rundliche Erosiousformen annehmen. Von Fossilien habe ich ausser wenig deut- lichen, an gewisse Spongiten erinnernden, ästig-knolligen Körpern nichts gesehen; 2. ganz mürbe Sandsteine mit unbestimmbaren Bivalven und Echinodermenresten; 3. rein weisse, mürbe Sandsteine mit löeherig-zelligen Erosionsformen an den verticalen Wänden. Undeut- liche Biviilvea (Pectimculus) und ein Bruchstück einer gerippten, mit scharfen Rippenhöckern versehenen Schale (vielleicht von Trirjonia scabra Lam. stammend). Ausserdem liegt noch eine kleine unsymmetrische lihyncho- Donkschriften der malhem.-naturw. Gl. LVII. Bd. 4(3 302 Franz Toula nella vor, die wohl &\s Bliynclionella sulcata Park, bezeichnet werden darf (äbulicli der von Davidson, Brit. ioss. Bracli. I, Taf. X, Fig-. 26—28 abgebildeten Form von Cambridge); 4. mehrere muschelflihrende, festere Bänke (wohl iOw mächtig) von feinkörnigem, etwas glaukoniti- schem Quarzsandstein mit reichlichem, kalkigem Bindemittel. Aus dieser »Schichte liegt mir eine kleine Oafrea (Exogyra) vor, die keine sichere Bestimmung ermöglicht; 5. eine Bank von ganz feiukoruigeni, mürbem Sandstein, die tief hinein unterwaschen ist und Ostreen, Ehynchonellen (cf. ii"/;. ^>//(ff////s, eine kleine, etwas lang gezogene Form) und Bryozoen (^Ceriopora sp.) ent- hält. Neslerweise ist eine ganz kleine Oairea (Exogijra) mit stark eingerolltem Wirbel häufig, die wohl am besten ah Exoc/yra haliotoidea Sow. sp. bezeichnet werden könnte, wie sie Geinitz (Elbethalgebirge, I, Taf. 41, Fig. 1 — 13) abbildet (am ähnlichsten sind die Figuren 8—11). Auch ein paar Muschelsteinkcrne liegen vor. 6. Darüber folgen dann weisse, unten mürbe, nach oben zu immer fester werdende sandige Kreidekalke, welche stellenweise besonders reich an Fossilien sind, und hie und da auch Feuerstein umschliessen. Es liegen aus diesen Schichten, welche bis zur Plateauhöhe reichen, vor: Von Echinodermen: Ein kleiner Galerit, der wohl an Galerites Bliotomagensis erinnert, wie ihn z. B. Quen- stedt (Echinodermen, Taf. 76, Fig. 26) aus der chloritischen Kreide von Cherdstock abbildet. Eine spitze Form bestimme ich als Galerites cf. ahhreviains Goldf. (Quenstedt 1. c. Taf 76, Fig. 3.) Ananchites ovatiis Lani. wurde unterhalb der Schanze auf der Plateauhöhe mehrfach gesammelt, und zwar in Steinkernen. Bryozoen liegen sowohl in stängclig walzigen Formen vor, welche an Melicertites yracilis Goldf. erinnern (Geinitz L c. I, Taf. 29, Fig. 12—13), als auch, und zwar besonders häufig, als Überzüge auf anderen Fos- silien auftretend, ilächeuförmig entwickelte Formen, und vor Allem Memhranipora irregularis v. Hag., wie sie von Geinitz (1. c. I, S. 103, Taf. 24, Fig. 9 — 11) beschrieben und abgebildet wurden. Von Brachiopoden fanden sich grosse Terebrateln und Rhynchoncllen. Eine grosse Terebratiihi, die in mehreren Exemplaren vorliegt, dürfte übereinstimmen mit den von Zlatarski (Sitzungsb. Bd.XCIII, S.303) aus Nord-Bulgarien, und zwar zwischen Pieven und Besljanica aufgefundenen grossen Formen, die er mit T. semiglobosa Sow. und T. carnea Sow. vergleicht. Ich will die grosse Terebratel von Sumla als Terebra- tida sp. aus der Formenreihe der Tirebi-atida b/plicata Sow. bezeichnen, da unter den mir bekannten Formen keine in volle Übereinstimmung gebracht werden kann, ich es aber nicht wage, auf Grund des geringen Mate- riales eine neue Art aufzustellen. (Man vergl. mit der Terebratula hulgarica n. sp. Taf. II, Fig. 3 a — d von Praca- Tikenlik.) Unser besterhalteues Stück will ich Taf. IV, Fig. 2 a — e zur Abbildung bringen; dem Umriss nach würde es recht gut mit der von Davidson als T. depressa Lam. bezeichneten Form übereinstimmen (1. c. I, Taf. IX, Fig. 9—12). Die grösste Breite liegt gegen den Stirnrand zu. Der Schnabel ist jedoch stärker gekrümmt, das grosse Loch ist fast wie heiTerebratiila obesa Sow. (Davidson 1. c. Taf.V, Fig.l3 — 16) gegen die kleine Klappe hinabgezogen, welch' letztere darunter hinzieht, ohne dass von dem hohen Deltidium der T. depressa etwas zu sehen wäre. Der Stirnrand ist nur wenig gekrümmt, die Lappung tritt ganz zurück, wodurch wieder eine Annäherung an T. depressa eintritt. Auf der grösseren Klappe sind ausser den concen- trischen Auwachsstreifen zarte Längsstreifen sichtbar, welche sich bis über die Hälfte der Schale gegen den Schnabel ziehen. Die Punktirung der Schale ist sehr zart. Eines der Stücke lässt auch die Eindrücke au der Innenseite erkennen. Länge der Schale 50 mm, grösste Breite 42 mm, Dicke 28 '5 mm. Von Terebratula biplicata Sow. liegt auch eine kleine, stark gefaltete Form vor, ähnlich dem von David- son (1. c. Taf. VI, Fig. 16) aus dem Upper Greensand von Cambridge abgebildeten Exemplare. In mehreren Exemplaren liegt auch eine flachere Form vor, die ich wohl als in die Formenreihe der Tere- bratula semiglobosa Sow. gehörig bezeichnen darf, obgleich sie nicht in voller Übereinstimmung mit den von Davidson, Quenstedt, Geinitz u. A. besprochenen Formen steht. Der Schalenumriss gleicht wohl recht sehr der von Davidson (1. c.) I, Taf VIII, Fig. 12 und 16 oder 17 gezeichneten Varietät, welche sich in dieser Beziehung recht sehr an Terclnntiihi rarnca annähert. Unser bestes Stück, das ich Taf III, Fig. 4 zur Geologische Untersuchungen im östlichen Bänke auf das auffallendste an die obercenomanen Sandsteine und Conglomerate der Korycaner Schichten der böhmischen Kreide, enthält auch etwas Glaukonit und die gesammelten spärlichen Fossilreste sprechen gleichfalls durchwegs für das 4fi* 364 Franz Toula, genannte Alter. Ausserdem liegen mir auch grobkörnige Quarzsandsteinc mit kalkigem Bindemittel vor, die keine Spur von Fossilien enthalten, sowie auch förmliche Kalksandsteine. Die landschaftlich interessanteste Stelle liegt am Ursprünge des Baches, der in einer scharfen Ecke zwi- schen zwei Wänden entspringt, indem das Wasser aus den üppig mit Moosen, Lebermoosen, Balsaminen u.s.w. bewachsenen überhäugendeu Wänden, welche eine Art Gewölbe oder Nische bilden, niederträufelt und meh- rere Trinkkufen füllt, aus denen es in einer solchen Mächtigkeit abfliesst, dass es eine kurze Strecke unter- halb sofort eine Anzalil von Mühlen zu treiben vermag. In den angrenzenden Wänden sind Zellen (Wohn- räume?) ausgemeisselt, die aus ferner Zeit stammen dürften und an dieZellenbauc in der Krim erinnern (Tepe- kerman, Inkerman u. s. w.) Audi Klammern sollen sich vorfinden, an welchen Seile befestigt gewesen sein dürften, um den Zugang zu ermöglichen. (Ob Anachoreten-Zellen?) Der feste widerstandsfähige Fels zeigt mehrfach säulenförmige Absonderungsformen. _. „, Eine dieser natürlichen Säulen zeigt Fig. 25. Flg. 25. ° Aus den Sandsteinen von Madara liegen mir folgende Formen vor : Bruchstücke grosser walzenförmiger Cidaritenstacheln : Cularis sp. (ähnlich etwa Cidans siibvesiculosus der Kreide) neben zahlreichen, schlecht erhaltenen Bryoznen in einem nur wenig Quarzkörner enthaltenden Cidaritenstachelkalke. Eine Keule von Gidaris Sorigneti Des., wie ihn Geinitz 1. c. I, Taf. 1.5, Fig. 1 — 19 abbildet, in einem feinkörnigen kalkreichen Sandsteine. Serimla cf. gordialis Schlt. in überaus feinen und daneben wieder in sehr der- ben Formen. Bryozoen sind bankweise sehr häufig. Ostrea sp., eine gefaltete Form, die an Osfrea diluviana Lam. erinnert. Kleine Ostreen liegen in grosser Zahl vor, darunter Formen, die als Ostrea haliotoides Sow., Ostrea (E.ro- (ji/ra) sitjmoidea Rss. und Ostrea lateralis Nils, bestimmt werden könnten. Spondylus cf. kistrix GIdf., ein kleines, zierliches Exemplar einer Oberschale. An die von Geinitz (I. c. I, Taf. 42, Fig. 9—10 gegebene Abbildung anschliessend. Spondylus cf. latus Sow. sp., eine kleine, ziemlich hochgewölbte und verhältnissmässig stark rippige Form (Geinitz 1. c. I, Taf. 42, Fig. 5). Pecten cf. membranaceus Nils, liegt als eine der häufigeren Formen vor. (Man vergl.Geini tz I.e. I, Taf.4.'], Fig. 8-10.) reden vircjatus Nils. (Zittel, Bivalven der Gosaugebilde, Taf. XVII, Fig. 8) ist gleichfalls eine häufigere Art. Die zarten, gegen die Seitenränder ausstrahlenden Rippen sind sehr deutlich zu verfolgen. Lima liegt in mehreren Arten vor. Eine derselben ist ungemein fein längsgestreift und gleicht in Form und Aufblähung recht selir gewissen Arten aus den Korycauer-Schichten. Die feine Streifung und die parallel damit verlaufende zarte Punktirung unterscheidet sich von allen mir dermalen bekannten Formen, so dass ich sie wohl als Lima Madarama nov. sp. bezeichnen möchte, wenn ihr Erhaltungszustand ein besserer wäre. Sie ist 28 nmi lang. Die anderen Dimensionen und Verhältnisse lassen sich nicht sicher feststellen. Eine zweite ganz besonders zierliche Art liegt mir in zwei Exemplaren vor. Die kleine, hochgewölbte, an Vota erinnernde Schale ist mit 20 am Steinkern scharf ausgeprägten Rippen versehen, die von concentrischen Anwachslinieu durchquert werden. Die letzteren zeigen Neigung zu Anschwellungen auf der Höbe der Rippen, wodurch man etwas an die zierliche Lima lüauensis Gein. erinnert wird, die freilich viel weniger Rippen zeigt. Die Schale lässt keine scharf abgesetzten Ohren erkennen. Länge 6*8 ot7«, Breite b-?>mm, Höhe der einen Klappe etwa 2 mm. Sie soll als Lima n. sp. bezeichnet werden. — Auf dem Wege von Sumla nach Sumla road (ca. 18 hm), der Eisenbahnstation für Sumla, kommt man nach dem achten Kilometer unweit der grossen neuen Steinbrücke an graublauen wohlgeschichteten, fast horizontal gelagerten Kalkniergeln vorbei, welche ziemlich reichhaltig Fossilreste umschliessen. Aus diesen Geologische Untersuclnoirfoi im östHcJien Balkan. 365 Scliicliten stammt unter anderen (aus den Steinbriiclien bei ;\[;ik;ik, Sumia NO), ein grosses, ziemlicli gut erhaltenes Exemplar von Nautiltts pseudo-elegaas Orb., welches ich Herrn Ingenieur Müller inSumla verdanke. Ich selbst sammelte beim Besuche der Localität an der Strasse: Behmnites cf. subfusiformis Rasp. oder i>istiUifor)uiA ßlaiuv., ein kleines Stück mit der Si)itze des Kostrums. Haploceras (Desmoceras) cf. Grasiannm Orb. in mehreren zerbrochenen Exemplaren. Holcostephanus Astierianus Orb. sp. in drei Exemplaren. llolcodephanus sp., vielleicht eine neue Art aus der Fornienreihe des Hole. Astierianus mit hohem Quer- schnitt und ziemlich evoluter Schale. Von den Knoten an der Nabelkante gehen je sechs Rippen aus, von welchen die zwei letzten (nach rückwärts gelegenen) deutlich vor den Knoten zusammenlaufen. Ci-ioceras liegt in vier Bruchstücken von vier verschiedenen Exemplaren vor, die zum Theil als zu Crio- ceras DuvaK Lev. gehörig zu betrachten sind. Aus demselben Schichtencomplexe, und zwar aus einer sandigen Lage, stammt ein grosses Bruchstück einer „Hahnenschwanzalge". Das vorliegende Material reicht vollkommen aus, um die betreifenden Schichten als ein bestimmtes Äqui- valent der weiter im Westen so verbreiteten Hauterive-Stufe (Mittel-Neocom) zu bestimmen, die hier von mittel- und obereretacischen Bildungen (Madara und Sumla) überlagert werden. Auch petrographisch besteht vollkommene Übereinstimmung mit den Bildungen von Kntlovica, Komastica .Jablanica, sowie jenen von M. Isvor, Skandalo, Trojanski Monastir, Jacovci und Kapinski Monastir. Im östlichen Balkan habe ich sie, wie oben erwäliut, bei Stratice (Eski Dzuma S) und im D6til6 zwischen Eski Dzuma und Osmanbazar aufge- funden. Diese Schichten mit Holcostephanus Astierianus bilden offenbar eine der vollständigsten Zonen am Nordrande des Balkan. Auch die von Hochstetter (Die geol. Vcrhältn. d. östl.Theiles d. europ. Türkei, II.Th. Jahrb. d. k. k.geol. R.-A. 1870, S.405) an der Station Isiklar angetroffenen „feinkörnigen weissen, vollkommen plänerartigen Kalk- steine", die bei der Station in einem Einschnitte horizontal geschichtet auftreten und bei Jenikiöi von Seitanil- zik („Tchentendschik") gleichfalls anstehen und die höchste Plateaustufe der Wasserscheide bilden, dürften gleichfalls Neocom sein, aber der höheren Stufe entsprechen, wie sie bei Rasgrad auftritt und von mir mit demBarremien inParallele gestellt wurde, v. Hochstetter führt das Vorkommen von kleinen Belemniten an, die er mit Belemnites suhfusiformis Rasp. vergleicht, neben Ammouiten, Scaphiten und Baculiten. Das Vor- kommen von sandigem Kalkstein mit späthigen Einschlüssen, welches v. Hochstetter anführt, würde gleich- falls mit ähnlichen Vorkommnissen bei Rasgrad übereinstimmen. Die Beschreibung des sandigen Gesteines mit späthigen Einschlüssen erinnert dagegen recht sehr au gewisse Gesteine von Madara, wo ich unter anderem gleichfalls etwas sandige Kalksteine angetroffen habe, welche so reich sind an späthigeu Partikelchen, dass man sie als „Crinoidenkalksteine" ansprechen könnte. V. Hochstetter weist dabei hin auf die von Peters in der Dobrudscha als tiefstes Glied der dortigen Kreide angetroffenen Bildungen. In der That erinnern die von Peters gemachten Angaben (Grundl.d.Geogr. d. Dobrudscha. Denksch. XXVII (1867), S.190) über das Vorkommen der Kreide bei Babadagh und Bnschkiöi an die Gesteine von Madara. Freilich treten in der Dobrudscha im Hangenden die „Pläner-Mergel" auf. Auf jeden Fall wird die untere Kreide der Dobrudscha mit den unteren Kreidegliedern in der Gegend zwischen Rasgrad und Kulefca in Vergleich zu bringen sein. Die Eisenbahnlinie folgt von Sumla road bis über Provadia hinaus dem ProvadiaDere, der in seinem Unterlaufe die Sumpf- und Seenkette bildet, die bei Varna ihr Ende erreicht. Zwischen Sumla road und Pro- vadia kommt man durch wahre Cauonlandschaften. Der Bach und seine Zuflüsse haben sich tiefe Furchen im Kreidegebirge ausgewaschen. Die fast horizontale Lagerung der Schichten bedingt die Bildung schöner, klei- nerer und grösserer Plateauberge und Rücken mit tafelförmigem Abschlüsse auf den Höhen. Die Deckschichten bilden, wo sie aus widerstandsfähigem Gesteine bestehen, verticale Wände, an denen vielfach Hölileu auf- treten, wie an den Felswänden der Krim'schen Kreide- und Eocänberge (Tepekerman). Auch die Bildungen 366 Franz TouJa, der sogenannten Tempelberge (im Colorado-Cafion-Gebiete) wiederholen sieb. Das scbönste derart modellirte Gebilde stellt sich den Blicken dar, bevor man Nevca erreicht, und zwar auf der linken Thalseite. Im Bereiche der liegenden, mürben, sandig mergeligen Gesteine treten sanfter geböschte Hänge auf. Diese Plateauberge lialten bis Provadia an, wo ich sie bald näher kennen lernte. Hochstetter hält alle diese Bildungen für übereinstimmend mit obercretacischen Bildungen, und in seinem Profil von Riisöiik nach Varna (1. c. S. 406) wurden in der That die Kreidekalke von Vetova über Rasgrad bis Provadia als eine eon- tinuirliche Schichte aufgefasst, die von Plänermergel bei Easgrad und Isiklar bedeckt erscheint. Ich werde darauf später noch zurückkommen. Eine Beschreibung der Bahnlinie bis Varna findet man an der citirten Stelle in V. Ilochstetter's Abhandlung. Von Varna aus unternahm ich in Begleitung unseres damaligen Consuls in Varna, desHenn Pagatscher einen Ausflug nach der sehr interessanten Loealität Tikilitasch, nördlich von Gebedze, etwa 20km von Varna, einer Loealität, die schon Capitän Spratt (Quart. Journ. 1857, p. 73) besucht und beschrieben hat Sie liegt nicht bei Alladyn unweit Gebedze, wie v. Hochstetter annimmt, sondern an der genau ost- westlich ziehenden Hauptsfrasse zwischen Varna und Jenibasar, wie sie auf der rnssischen Karte gezeichnet ist. Etwa 3 km vorher fand ich beim Beginn des Terrainanstieges in einem stark quarzsaudigen Nummuliten- kalk ein miftelgrosses Exemplar von Conocli/pus conoideus neben Numniuliten mittlerer Grösse, grossen und flachen Orbitoiden (Orbitoides pi. j^apyrocea^onh. ^: 0. Fortisä d'ArcIi.) (bis 23 //*)« Durchmesser) und spärlicheren Lithothamnien. Fiff. 26. Der SLeinwiild („Tikilitasch, die aufrecliten oder aufgerichteten Steine"), 20/.»» von Varna an der Strasse nach Provadia. (Nach einer grossen Photographie gezeichnet von J. Varrone.) Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan. 367 Obgleicli schon Spratt die Steinsäulen von „Tikilitasch" (d.h. die stehenden oder aufgestaudeuen Steine, 1. c. S. 75) zur Abbildung- gebracht hat, gebe ich doch eine bildliche Darstellung nach einer wohlgelungcnen Photographie (die ich iu Varua durch gütige Vermittlung unseres Herrn Cousuls erhielt), da die Spratt'sche Abbildung doch Vieles zu wünschen übrig lässt. Schon Spratt hat die Entstehung auf Erosionsvorgiinge zurückgeführt und dabei aufmerksam gemacht auf die noch in Zusammenhang stehenden, säulenförmig abge- sonderten Massen. Auifallcnd ist nur, dass Spratt nur Nummuliten anführt (nach Morris' Bestimmung Num- mii/ina disfana Dcsh., N.(A^silina) gntntdosa d"Arcli.), während r.Hoehstetter Jahrb. 1870, S.406 anführt: Nitiiimulites Pratfi d'Arch., irregulär is Desh., striata d'Orb.) und das massenhafte Vorkommen von Alveo- linen unerwähnt lässt. In den feinen losen Sauden, die beim Zerfall der mürben Saudsteine entstehen, herr- schen freilich die Nummuliten weitaus vor, und die oberen Lagen enthalten sie fast ausschliesslich. In den tieferen Schichten findet man aber die Alveolinen geradezu fast ausschliesslich neben spärlichen Bivalven (einem kleinen gerippten Pecten [ähnlich Pedcn Boiici d'Arcb., Foss. d. Numm. -Schichten Ind. XXIV, Fig. 1] und kleinen Ostreen und Auomien). Das Gestein ist ein licht grauweisser, feinkörniger Quarzsandstein mit spärlichen glaukonitischen Kör- nern uud kalkigem Bindemittel. Von einem „Nummulitenkalkstcin" kann unmöglich gesprochen werden. Die in den oberen Schichten und im losen Sande massenhaft vorkommenden Nummuliten .sind entweder klein oder von mittlerer Grösse, aber vorwaltend ganz flache Formen. Die häufigste Form möchte ich -eds Nummidites pla- mdutus d'Orb. bestimmen. Die grössten Scheibchen erreichen bei 13 mm Durchmesser bei kaum 1 mm Dicke. Die in d'Archiac's Monographie der Nummuliten Indiens, Taf. IX, Fig. 5 gegebene Abbildung stimmt damit recht gut. Auch die kleinen Formen (3'5— 4 w*;h Durchni.) von linsenförmiger Gestalt würden recht gut mit den an der angegebenen Stelle Fig. 7 — 9 abgebildeten Exemplaren übereinstimmen, und zwar sowohl was die Oberfläche und Gestalt, als auch was die Kammerung anbelangt. Andere der flachen Formen erinnern an Nummulites intemiedius d'Arch. (I. c. Taf. III, Fig. 3), nur ist der Hand bei unseren Exemplaren weniger scharf; wieder andere lassen den letzten Umgang etwas erkennen und nähern sich dadurch recht sehr dem Nummulites (Assüina) exponens Sow. Einige Exemplare lassen an Nummulites vasca Joly u. Leym. denken. Sie zeigen zarte Streifen auf der Oberfläche, dicke Spiralen (Wände), nur sind sie weniger scharfrandig, ja die Schale schwillt an der Externseite sogar wulstartig an. In recht guten Exemplaren ifii Nummulites (Assilina) spira de Iloissy, und zwar in einer Varietät, freilich in zurücktretenderMenge (17 Exemplare) gesammelt worden, die sich an die von d'Archiac (1. c.) Taf. XI, Fig. 5 gezeichnete Form anschliesst. Unsere Exemplare sind jedoch kleiner als die indischen, spanischen u. s. w. Formen, indem die grössten nur 14 mm Durchmesser besitzen (5—14 ?«»*). Die Alveolinen sind theils schlank spindelförmig, ähnlich wie ^l/t'ec/Z/H« i;iosc* d'Orb., theils sind sie gedrungenere Formen, ähnlich jenen, welche als Alveolina ovoidea d'Orb. {— elliptica Sow. sp.) bezeichnet wurden, doch unter- scheiden sie sich dadurch, dass sie nur 12 Längsstreifen besitzen, etwa so wie die in den Nummulitenkalken von Eberstein in Kärnten vorkommende Alveolina loiuja C'z. Die Zeichnung ist aber bei unseren Formen etwas schärfer. Das grösste unserer Exemplare ist 10-5 mm lang und 4 mm dick. Ich will diese Form als Alveolina longa Cz. var. bezeichnen. Aus dem Alveolinenkalke liegt eine Opereulina vor, die auf jeden Fall der Operculiiia amniouea Leym. nahe steht. Eine Liste der von Spratt gesammelten Fussilieu von Tikilitasch findet sich im Quart. Journ. 1S57, p. 82. - Beim Brunnen an der Strasse vor Karagöl (SW davon) traf ich als Werkstein einen gelblichgrauen, olTenbar sarmalisehen Kalkstein, der sehr feinkörnig, fast ganz und gar aus Steiukernen eines sehr zierliclien neuen Cardium besteht; ich will diese Form als 368 Franz Toula, Cardiwm Btilyaricum n. sp. Taf. VII, Fig. 5 bezeichnen. Das Gehäuse ist von vorne nach rückwärts sehr auffallend verlängert, der Wirbel liegt sehr weit nach vorne gerückt, der Vorderrand ist etwas verjüngt und abgerundet, die hintere Hälfte verbreitert sich etwas und ist abgerundet und durch einen schrägen Rand begrenzt. Die Oberfläche der Schale ist besonders bei jüngeren Exemplaren in der Mitte und gegen vorne zu sanft vertieft und mit 14 radialen Rippen bedeckt, die nach rückwärts etwas gedrängt stehen und von ziemlich kräftigen Anwachslinien durchquert werden. Der hinterste Theil der Oberfläche trägt keine Rippen. Die Länge eines mittelgrossen Exemplares beträgt (von vorne nach rückwärts gemessen) 19-5»?)». Die grösste Entfernung des Schloss- und Stirnrandes (rückwärts) beträgt 1-bmm, die kleinste vorne (vor Beginn des Bogens) Amm. Aus den gemachten Angaben erhellt, dass wir es mit einer der an Cardiym protradum Eichw. anschliessenden Form zu thun haben, die nur viel extremer ist, als alle bis nun bekannten Arten. Auch Cardium Loweni'Norüm. wie es z. B. Sinzow (Odessa 1875, S. 13, Taf. II, Fig. 11 und 12) von Kischenev beschreibt und abbildet, wird weit übertroffen. Bald darauf kommt man bei einem Strassenhan vorbei. Hier fand ich als Strasseubaustein einen blen- dend weissen Oolith in Anwendung, der ziemlich reich an marinen Fossilien ist. Ich traf denselben Stein am selben Tage noch anstehend im Süden von Varna, vermutlie jedoch, dass der betreffende Steinbruch, aus welchem die Strassensteine stammen, an den Hängen des Plateaulandes im NW der Stadt liegen dürfte. Endlich unmittelbar vor dem Eingange in die Stadt (wir hatten die Strasse eines Militärmanövers wegen verlassen müssen), etwas südlich von der Hauptstrasse, kamen wir am Anstiege zur Stadt an einen weissen, mürben, etwas oolithischen Kalk, der jedoch gleichfalls nicht als sarmatisch angesehen werden kann, da er neben einem kleinen Peden, der gerippt und mit scharfen Anwachsstreifen versehen ist (Taf. VII, Fig. 2), noch eine kleine, sehr zierliche Chama enthält, und zwar als häufigstes Fossil in einzelnen Handstücken. Es ist eine Form, die an Chama austriaca Hoern. (1. c. Taf. 31, Fig. 3) anschliesst, aber wohl als var. minima unterschieden werden nniss, denn das grösste Exemplar erreicht erst 12 wmm Länge. Die Wirbel der grossen Klappe sind bei den Steinkernen stark bis spiral eingerollt. Ein kleiner Septifer schliesst an den von Hoernes als Mijtihis Taurinemis M-dhi. bezeichneten nahe an (1. c. Taf. 45, Fig. 9), eine glatte Modiola an Modiola Hoernesi Ess. (1. c. Taf. 45, Fig. 2), Formen, die im Wiener Becken, Steinabrunn, Grund u. s. w. vor- kommen. Winzige Bivalven (Venus- und Lucinen-artige Dinge), Bithynieu, Trochiden und kleine gezierte Ceri- thien sind überaus häufig. Sarmatische Gesteine habe ich bei meinem Besuche von Varna daselbst nicht angetroffen. 7. Von Varna über Stara Orehova, Arnautlar und Aivadiik nach Keteler und Eskipasli und über Lidza nach Aitos. (Fünfte Balkan-Passage.) Nachdem man die Isthmusfläche bei Varna, welche die Meeresbucht von dem lauggezogenen Brackwasser- Strandsee („Dcvninski Liman") trennt, passirt hat, kommt man links von der Strasse über licht gefärbte mürbe Mergel, über welchen festere Bänke lagern, die ganz leicht (mit kaum 4—5°) gegen SW geneigt sind. Tiefe Schlachten sind in den sandig lehmigen Massen eingeschnitten. Etwa 120 m über dem Meere kommt man an horizontal liegende Bänke von gelblicligrauem Kalk, der fast ganz und gar aus Steinkernen kleiner Bivalven von venusartiger Form besteht, die mich sofort an die wenige Wochen zuvor beim Kloster St. Georg (Sebastopol S) kennen gelernten Steinkerne und Abdrücke von Spaniodon erinnerten, welche Vermuthung durch spätere Funde von Schalenexemplaren wenigstens zweier verschiedener Arten ihre volle Bestätigung finden sollte (mau vergl. weiter unten). Man hat es dabei wohl mit einer dem Spaniodon Barhutü Stuck, sp. zum mindesten sehr nahe stehenden Form zu thun. Neben Spaniodon finden sich nur einige kleine Gastro- poden in Steinkernen undAbdrücken, die als Bithynien und Rissoen zu bestimmen sind. Es kommen sowohl hochgewundene Formen vor, die an Bithynia Frauenfeldi Hoern. sp. nnschliessen, als auch kurze und ziem- lich gross werdende, die als RissoaLuchesia Bast, bestimmt werden können. Ein gut erhaltener Abdruck einer Geologische Uiitersticinmgen im ösÜichen Ihdkan. 3G9 A-b ittiii lidlieu Form iilic linafigstc unter den (instropoileu) zeigt ;un erstcu Umgänge sehr deutlich die Kip- pung tind steht somit zwischen den zwei genannten Arten (Hoernes, Moll. d. Wien Beck. I, Taf. 48, Fig. 16 u. 17). Aber MichHelix cf. Diihoisü, eine Form, die sich kaum von jener aus der Gegend von Sebastopol unter- scheidet, liegt von derselben Localität vor, neben einer zweiten mit etwas höherer Schale. Es ist dies, wie ich glaube, eines der schönsten Ergebnisse der Reise. Es ist damit der Beweis des Vor- kommens eines vollkommen übereinstimmenden Formationsgliedes an beiden Borden des westlichen Theiles des schwarzen Meeres: in der Krim und in Bulgnrien erbracht. Bald darauf, etwa 50 m höher und beiläufig 1 lern vor der letzten Fundstelle, stehen grobkörnige Sand- steine au, welche Nester von grobkörnigen Conglomeraten umsehiiessen, und zu oberst (30?» höher) von gelben mürben Sauden und sandigem Lehm bedeckt sind. Beim Beginn des Abstieges kommt man vieHaeh durch Snnde, die auf feinkörnige, gelbe Quarzsand- steine mit kalkigem Bindemittel zurückzuführen sind. Diese festen Bänke enthalten nur Hohlformen von kleineu Bivalven. Ob dieselben gleichfalls den Spaniodonten zuzuweisen seien, ist frnglich. Bei einem der Abdrücke könnte man an Poroniija, bei einem anderen an Sij)i(la«/o(7o«-Schichte (3) des zweiten Profils liegt neben ziemlich zahlreichen Exemplaren von Spaniodon Barboli Stuckenbg. sp. (Taf. Vü, Fig. 7) eine zweite kleine Schale sehr häufig vor, die mich beim ersten Anblick an Corbula denken Hess, die jedoch bei näherer Betrachtung der beiden gleichgrossen Schalen gleichfalls zu Spaniodon gestellt werden musstc, und die meinem Freunde und Reisebegleiter in der Krim zu Ehren als Spaniodon Andrufisowi n. sp. bezeichnet werden soll (Taf. VE, Fig. 6). Die Schale ist von oben betrachtet kürzer als hoch, indem die Entfernung des Wirbels vom Stirnrande 6 mm, die Entfernung des Vor- der- und Hinterrandes aber nur 4-4 nun beträgt. Die Schale ist sehr aufgebläht (Dicke einer Klappe 2-9 mm). Die überaus kräftige Entwicklung des Wirbels bedingt vor allem diesen eigenthümlichen Umriss. Die Ober- fläche ist mit sehr kräftigen concentrischcn scharfen Linien bedeckt. Der Zahn der linken Klappe ist in einen derben Zapfen umgewandelt, so dass der winkelige Bau der beiden Aste des SpaniodonSchlosszsihnes nicht mehr so deutlich zu verfolgen ist. Er besitzt unten eine seichte Ausbuchtung. Au den schwächeren nach vorne ziehenden Ast legt sich eine vom Vorderrande kommende Leiste an, während der zarte Schalenrand gegen den Wirbel läuft. Dadurch entsteht vor dem Zahn eine kleine, dreieckige Vertiefung. Auch hinter dem Zahne, im Ligamentraumc, zieht eine zarte Leiste zum Wirbel. Der Zahn der rechten Klappe ist gleichfalls sehr kräftig, so zwar, dass für das 384 Franz Toula, Ligament uur ein schmales Feld übrig bleibt. Der Scbalenrand unter dem Wirbel ist etwas nach vorne gezogen, um den kleinen vorderen Tbeil des Zahnes der linken Klappe aufnehmen zu können. Die Zahnbescbaffenheit variirt übrigens bei den verschiedenen Exemplaren einigermassen. — Ich glaube trotz der Eigenart des Zahnbaiies das beschriebene sehr häutig auftretende Fossil, das auch aus den über dem Sjoam'orfoM-Sande lagernden Mergeln, neben gut erhaltenen Exemplaren von Spaniodon Barboti Stuck, und zahlreichen Kissoen (Rissoa cf. viflata Andrz.) in vielen Stücken vorliegt, bei Spaniodon belassen zu sollen. Nicht uninteressant ist das Vorkommen eines abgescheuerten Exemplares einer kleinen Melanopsis, die eich der Form nach an Mchuwpsis Aqucnsis Grat, auf das Beste anschliesst und nur etwas kleiner ist, als die von M. Hörnes von Grand abgebildete Form, von der er erwähnt, dass sie sich dort eiugeschwemmt finde neben zahlreichen Heikes. Bouc berichtet (1. c. I, S. 163) ausführlich über den Diirclisclinitt von Aitos und Sumla. In der Scbliicbt von Bogazdere gibt er Wechselhigerungeu an von mergeligen Sandsteinen, nach SW geneigten kalkliältigen Thouen, nach NO neigenden in viereckige Platten zerfallenden thonigen Kalk, dichten Kalk mit kleinen Spathadern, Kalk mit zahlreichen Bruchstücken von weissen Korallen und eine mächtige Masse von molasseähulichen Sandsteinen. Im Thale der wilden (Doli) Kauicik führt er unter den Gerollen auch solche von primitiven und phorpby- rischen Gesteinen au. Während mich mein Weg über Praca nach Provadia führte, verfolgte Boue von Tikani (offenbar Tiken- lik) den Weg Über dieLopu§na und RedzebMahale um nun den grossen Kamcik hinauf bis Köprikiöi zu gehen. Es ist schwer, bei den mehrfachen Verwechslungen der Weltrichtungen, des Hinauf und Hinab u. s. w. sowohl in der Esquisse geologique (1840) als auch im Kecueil d'itiueraire (1854) den Weg, den Bou6 eingeschla- gen, in allen Details zu verfolgen, um so weniger als Jedckmale, Koimla und Kurukhcli, Ortschaften zwischen Lopuäna und Kiluovo, nicht mit Sicherheit zu identifieiren sind und in der Esquisse auch der Grand- und Petit- Akili und Deli Kamcik verwechselt werden. Der Übergang von Tikenlik nach Lopusua liegt übrigens nur wenig westlich von unserer Strasse nach Praca und gibt Boue ausser ersichtlichen Flyschgesteinen auch Trümmergesteine mit kalkigem Bindemittel und mit Einschlüssen von Rhynchonellen, Pecten u. s. w., sowie Koralien und Orbitoiden führende, bräunliche und dichte Kalke an, während im Norden davon, den Kamm bildend, Sandstein und lichter Kalk die sehroffen Höhen bilden. Bis zum grossen Kamcik folgen wieder Flyschgesteine (auch werden mergelige Sandsteine mit Pflanzen- spuren angegeben), die dann weithin anhalten. Vom Durchschnitte Sumla-Karnabat über den Calikavak-Pass wird uur angegeben, dass bei Cali- kavak grüner Quarzsandstein auftreten soll. Auch auf den Routen Aitos-Provadia und Misivri-Varna werden nur ganz kurz mergelige Sandsteine und dichte, oft conchylienführende Kalke und Thonschiefer in der Kaminregion des Ost-Balkans erwähnt. Bou6 wird dadurch zu dem Schlüsse geführt, dass der östliche Balkan bis westlich übcrKarnabat hinaus „und selbst jener von Sliven nur eine Aneinanderreihung von Kreideketten darstellt", welche Schlussfolge- rung auch dann nicht geändert werde, wenn man thatsächlich gewisse Sandsteine und Kalke der Schlucht NO von Slivno zur „Grauwacke stellen könnte", was Boue jedoch durchaus nicht glaubt. Boue macht schliesslich darauf aufmerksam, dass die Streichungsrielitung fast genau NW — SO verlaufe, was thatsächlich vielfach der Fall ist, freilich ist das Einfallen im Osten nicht vorherrschend nach NO, sondern viel häufiger nach SW und Süd gerichtet. Geologische, Unter sucfnmgen im östlichen Balkan. 385 A 11 li .1 11 8'. (Jber die von Herrn Gymnasialprofessor Hermenegild Skorpil (in Sofia) gesammelten und mir zur Bearbeitung übergebenen Materialien aus dem östlichen Balkan. Herr Skorpil liat mir ausser deu gelegentlich crwähnlen Mittlicilungen aucb über seine Touren im Aitos- und Eminc-Balkan Notizen und von manchen Punkten auch Belegstücke zur Untersuchung übergeben, welche mir bei der Herstellung der Karte die Interpolation zwischen meinen Reiserouten wesentlich erleich- tern werden. Besonders über die Verhiiltnisse südlich vom Balkanraude am schwarzen Meer, aus der Gegend von Monastirkiöi über Misivri, Achiolo und Burgas liegt ein reichlicheres Material vor. Herr Skorpil hat auf der von vorne herein hoffnungslosen Suche nach Kohlen den östlichen Balkan auf ziemlich vielen Linien bereist. Ich will dieselben, so weit ich es nach den mir gemachten etwas ungeordneten Angaben vermag, kurz ani'ühreu. 1. Von Aitos NW nach Cenge und Jenimahala: Bei Jenimahala (NU) zum Tlieil conglomeratarfige Sandsteine und weissliohe plattige Kalkraergel. Bei Cenge desgleichen Sandsteine mit kugeliger Absonderung („kugelige, kopfgrosse Concretionen, die durch Verwitterung hervortreten"), Feuerstein- (?) Knollen. Der weissliche Kalkmergel bildet Einschlüs.se im grob- körnigen Sandstein SO von Jenimahala, und ragt inFolge der Verwitterung in bis über kopfgrosscn rundlichen Massen hervor („Babi kozy"- Keeitas oder Ziegensteine). Durch Herausfallen dieser Einschlüsse entstehen grubige Vertiefungen im Sandstein. Über Madzarevo(?) (Madznrlar der russischen, Madzerete der Kanitz'schen Karte, Aitos NW) nach Vrezovo. Offenbar dieselben Tuffe, Conglomerate, plattigen Kalkmergel und Tufisandsteinc, wie auf unserem Wege nach Almadere. Zwischen den beiden genannten Orten fallen die Schichten mit 75° nach S, und bei Vrezovo mit 35° nach SSW. 2. Über Bogazdere. Cepeldza nach Aivadzik und über den Karnabat-Balkan nach Bei) Kalke mit Pecten cf. Eichwakli, Chama äff. austriaca (Äquivalente des Tschokrak- kalkes der Krim?) bei der Stadt, sowie bei Pasadere an der Hauptstrasse nach Süden anstehend, c) Mergel mit Liicina Dujarditiü, Tellimi, Nucula, Pecten, Dentalium (Äquivalente der Tüfferer Mergel?). Fragliches älteres Tertiär bei Stara Orehova, südlich von Varna. Aus Skorpil's Sammlaug liegen vor: Schichten mit Cerithium cf. minutum bei Misivri. Ablagerungen von Gimos (bei Misivri) mit Eostellaria, Ostrea Cimosi n. sp.; von Hod/amar mit verzierten Cerithien (und Kohleuschmitzen) (9.). (Vielleicht schon Ober-Eocän?). Skorpil gibt in unserem Gebiete auch ein Vorkommen von Blattresten an, zwischen Kavakli und Monastirkiöi (Eminc-Balkau-Siidiuss). Ober-Eocän (Oligocän) mag auch die Rifftäcies mit Korallen (Sfylu- phoraj, Nummuliten und Lithothamnien sein, welche im Camderc-Gebiet bei Ören/.ik ansteht. (3.) Endlich sei hier auch eines Skorpil'schen Fundstückes gedacht, welches die Bezeichnung „bei Kazanlak" trägt. Es ist ein bräunlicher, feinkörniger, mürber, schieferiger Sandstein mit einem Blattrest, und zwar ist nur ein Tlieil der Spreite erhalten, welche mit ihren abwechselnden, spitzwinkelig abstrahlenden Seitennerveu an Osirya oder Fagus erinnert. 3. Älteres Tertiär. Zu dem Nummulitenvorkommen von Tirnova (Centraler Balkan, S. 7) gesellen sich nun eine ganze Reihe von sicheren Nummulitenlocalitäten, so im Selidze-Tlial bei Sliveu (mit Nummuliten, Orbitoiden, vielen Austern, Cyrenen u. s. w.), im Thale von Sotira (mit Nummuliten, Stromhiis Toumoueri , Voluia, Cassidaria, Turritella, Cerithium diaholi Brongn. u. s. w. Äquivalente der Ronca-Schichten oder des oberen Grobkalkes. (1.) Nummulitenschichteu von Biela selo mit Nummuliten und Pectines und von Kermendzi Ciflik (Skorpil's Aufsammlung [4.] ) mit Korallen (hadra&ij und einem La?««(/-Zähnchen (Lamna conlortidens). Auch bei Iserli (Sliven 0) fanden sich Nummulitensandsteiue. (5.) Ob die Kalke mit Fimbria (Corbis) , Litcina, Turritella u. s. w. von Aivadzik (südlich von Varna) dem Eocän zuzurechnen sind, ist wohl nicht ganz sicher. Ein reichlicheres Material hat Herr Skorpil von Ker- medik (NNO vonKarnabat im Balkangebicte) zurUutersnchung übergeben. Es sindCyrenenmergel mit vielen wohlerhaltenen Cyrenen {Cyrena cf. intermedia, cf. scmistriata, Mijtilus Kermetlilci, ÄmpuUaria Viilcani; Ampid- laria d. x)onderosa, Melania lactea, Cerithium hexayonum, Cer. haccatum u. s. w. [9.]) Auch hier sind die bezeich- nenden, sicher bestimmbaren Foimen Grobkalkarten, nur die grossen Cyrenen nähern sich oligocäneu Formen. Endlich sind auch Nummnlitenschicliten bei Gjecek im Emine-Balkan nachgewiesen, und zwar mitAssi- linen, Orbitoiden und mit Scrpida npindaea, und auch am Golf von Burgas (bei Cengene Skele) hat Skorpil Tuffe mit kleinen Nummuliten angetrotfen. (9.) Der Nachweis der vielen Nummulitenfundstellen im östlichen Balkan und im südlich davon gelegeneu Gebiete ist das Verdienst des Herrn Hermenegild Skorpil in Sofia. Die erstcMittheilung über das Vorkommen von Nummulitenkalken in der Gegend von Burgas findet sich in v. Hochstctter's Arbeit (Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. 1870, S. 396). Er fand in einer Mauer des Tschiftliks von Dschan Kardasch neben Blöcken von Augit- porphyr auch gelbliche Mergelkalke, „die voll von Nummuliten stecken". 392 Franz Toula, Aus dem eocänen Sandstein, der im Westen von Varna bei Ailadin und Gebedze auftritt, habe icli von der ersteren Localität neben einer Reihe von Numuuiliten (N. i^Januhdiis d'Orb., hiieimediiis d'Arch., N. [Assi- lina] exponens Sovr., vasca Jolg. ii. L., spira de Koissy aucb, nnd zwar iu den unteren Lagen massenhaft, Alveoliuen gesammelt. (Alveolina lonc/a Cz. var.) Dem Eocän ist aller Wahrscheinliclikeit nach auch das balkanische Kohlenvorkommen am Mandralyk, nördlich von Biela Cesli zuzuschreiben, sowie die von Herrn Sanner in diesem Gebiete gesammelten Fossi- lion, worunter sich vor Allem viele Cyreneu befinden. {Cijrena Scuaieri und andere.) (3.) Von Wichtigkeit ist aucli das Auffinden von Nummuliten in den Saudsteinen zwischen Gabrova undTrevna in jener Zone von Sandsteinen, Mergelschiefern u. s. w., deren genauere Altersbestimmung ich offen lassen musste. Es steht zu hoffen, dass aucli die Balkansandsteine nicht sicher bestimmten Alters, wobei man noch so vielfach wie bei den Wiener- und Karpathensandsteinen zwischen unterer Kreide und Oligocän schwankt, durch weitere glückliche Funde bei detaillirteren geologischen Aufnahmen eine genauere ILirizontirung erfahren werden. Die im Ost-Balkan fast allein herrschenden Flyschgesteine werden sicherlich zum grossen Theile dem Eocän und zum Theil vielleicht auch dem Oligocän zuzustellen sein, während andere Theile eben so sicher der Kreide zuzurechnen sein werden. Anhaltspunkte zu geben, ist auch für die ost-balkanischen Flyschfor- mationen sehr schwer. Nur Nummuliten- oder Inoceramen-Funde werden Sicherheit gewähren. Zu den ihrem Alter nach fraglichen Gesteinen der Flyschf;.cies geliören : die meist gelbbräunliciien, mürben Sandsteine nnd Mergel von Osmanbazar bis Catak, und weiterhin auch südlich von Kotel. Die Flyscb- sandsteine im Camdere-Gebiete, sowie jenseits der Kammhöhe bei Stararekn. (4.) Auch zwischen Mokreni, Isupli und Vrbica stehen ähnliche Gesteine an. (5.) Gelbe Sandsteine wie bei Osmanbazar auch vor Dobral. (5.) Schöne Hieroglyphen finden sich in gelben Sandsteinen am Südbange des Emine- Balkan oberhalb Keteler (7.) mit Zoophycos und Palaeodictyon in neuen Formen. Auch in dem ganzen weiten Gebiete südlich vom unteren Kamcik („Kamcik-Balkan") treten vielfach ganz ähnliche Gesteine auf. Fucoidenmergel treten auf bei Bugurdzi, Cerkesli, vor Dobral gegen Kamcimahale (5.), vor Keteler (7 ), und bei Emine, Gjecek und zwischen Aivadzik und Alcakdere. Die Verhältnisse liegen hier im Osten ganz ähnlich wie etwa im Kalilengebirge. (9.) Es kommen nämlich bei Alcakdere neben den Fucoiden {Choti- (Irites cf. intn'catus Br. und Ch. Targionü Br. var. obuscula Heer) Inoceramen vor. 4. Die Kreide tritt auch im Ost-Balkan in grosser Verschiedenheit auf Vorerst soll jene mit Flyschfjicies im Ansehluss an das soeben Gesagte Erwähnung finden. Vor Allem ist in dieser Beziehung das Vorkommen von flyschartigen Gesteinen unterhalb Bairamdere anzuführen mit Cosfidisciis(?) sp. (5.), sodann jenes von gelben Sandsteinen mit AcantJioceias vor Tikenlik (8), sowie das Vorkommen von Tutfsandsteinen nördlich von Aitos mit Inoeeramenbruchstücken neben Chondrites und mit Augitit-Mandelsteinen. Dieses Vorkommen ist von einiger Wichtigkeit für die Frage nach dem Beginne der Durclibrüche der Augit-Andesite. Inoceramen- schiefer fand Skorpil zwischen Aitos und Misivri bei Kipildzik. (9.) Das Vorkommen bei Alcakdere ist schon oben erwähnt worden. Ein Vorkommen von obercretacischem Inoceramenmergel mit einem Schizaster sp., ein Vorkommen, das an jenes von Ceperani im centralen Balkan erinnert, befindet sich zwischen Bela und Sliven. (3). Ausser dieser Entwicklung der oberen Kreide finden wir diese auch mit echt nordeuropäischem Charakter entwickelt, ganz ähnlich, wie es von Zlatarski am unteren Vid bei Komarevo nachgewiesen wurde, wo sich sogar die Vertreter des Ober-Senon und der dänischen Stufe {Hemijjueusfes striato-radiatiis d'Orb.) fanden. Bei Snmla, in dem Plateau westlich von der Stadt, Hegt zu oberst das Ober-Senon mit Feuersteinen, die Haupt- masse bildend und reich an Fossilien : Galerites sp., Ananckites ovatus, Bryozoen, Terchratula bulgarica n. sj). (äff. Tr. biplicata Sow.), Terehratida semiglobosa Sow., Rhi/nchoneUa pUcatilis Sow., Bhi/nchoneUa ahttn Quenst., Uli. nuciformis Sow., Terebndidina chrysalis Schi., Ostrea vesicuhuis Lam., Vola qiiadrirosfafa Sow., Lima et pseudocardiiim Rss., Lima decussata M., Jnoceramus Cripsi Mant. u. s. w. Darunter folgt ein Geologische Untersuchungen im üsflichen Balkan. 393 feinkörniger Saudstein mit Ostrea ef. lialiofoides Sow., Ceriopora sp., RhijuchoneUa cf. pUcatiUs. Reia weisse Sandsteine mit Trkjotn'a cf. scabra Lam., Bhijuchonella sulcata Park, folgen, und zu Unterst liegen Bänke eines festen, etwas glaukonitisclien Sandsteines. Es ist also uiir obere Kreide, Ober-Senon bis Ober-Turou entwickelt. Ein zweites Vorkommen von Senon findet sich in der Enge unterhalb Praca (8.), wo eigenthümliclie, plänerartige Kalke mit hochgewundenen riesigen Gastropoden und besonders dickschaligen Terebrateln (TerchratuJahiilgarira n. sp.) auftreten, über sandigen Kalken mit Orbitoiden, Osivea cesicidaris Lam., Spa- taiKjus cf ammchyiis, lihynchonella octopUcuta Sow. u. s. w. und über Grünsandstein mit Janira quitique- costata. Obere Kreide (Senon) tritt auch bei Provadia auf (8.), wo sich Osirea vesiriilaris, Ananchyten, Pectines und Exogyren finden. In etwas glaukonitischen, sandigen Mergeln finden sich auch Piryozoen. Ob die hornsteinflihrenden Kalke des Südhauges des Kalabak-Balkan (1.) mit aufgeblähten Schalen (Ostrea ves/ciilaris[?]) zur oberen Kreide zu stellen seien, bleibt fraglich, bis bessere Exemplare der fraglichen Ostrea vorliegen werden. Dem Cenoman (wohl als Ober-Cenoman zu bezeichnen) entsprechen die Kalksandsteine von Madara (Snmla Ost) mit Cidar/s äff. siihvesictdosnA, Cid. üorigneti, Serpula äff. ijordialis, Ostrea cf. diluviana, Ost. haUo- toides, sicjmoidea und lateralis, Spondijliis cf. histrix, Sp. cf. latus, Pecten cf. menihranaceus, P. vlrgaius, Lima Madarana n. sp., Lima n. sp. (6.) Weisse Kalke und weisse Sandsteine, die gleichfalls noch zur oberen Kreide zu rechnen wären (Äquiva- lente des Unter-Cencman), treten zwischen Tikenlik und Praca auf (8.) mit Terebrafida biplicafa und ilt-pressa und mit Ccdopygns cariiiatiis Gldf. Auch beim Anstieg zum Calikavak-Pass kommt man über weissen Nucleoliten-Kalk. (5.) Dem Cenoman entsprechen die Orbitolinenschichten mit grossen Orbitolincn von Kasan (Kotel 1.), die schon erwähnten Sandsteine mit Acanthoceras äff. MantclU Sow. von Tikenlik, die mit Orbitolinen-Kalksand- steinen iu naher Verbindung zu stehen scheinen. (Übergang von Tikenlik nach Prnca. [8.]) Vor Allem dürfte auch das so reichhaltige Vorkommen von Korallen nach den mitvorkommenden von nach G.Stein mann iu Freiburg für Parkerien erklärten Hydrozoen dem Cenoman zuzurechnen sein. Auch die anderen mitvorkommenden Fossilien sprechen nicht gegen diese Annahme. Ausser den vielgestaltigen Par- kerien finden sich: MontUvauHia sp., Trocliosinilia sp., Thecosmdia Kotel i n. sp., Heliastraea Kasanensis n. sp., HeUocoenia (Stylina) balcanensis n. sp., Coliunnastraea 4 sp. Aphragmastraea(?) Bariani n. sp., Astrocoenia cf. foniiosissiina Mich., Isastraea äff. Triijeri, Stephanocoenia n. sp., Latimaeandra Koteli n. f., Lat. robusta n. f., Lidimaeandru sp., Latimaeandra (?) n. sp., Synastraea coiicaoa n. sp., Centrastraea elegans n. sp., Centrastraea [Astraeomorpha Rss.) Koteli n. sp., Thamnastraea (?) minuta, Entrochus insigiiis n. sp., Ceriopora (Reptomulti- cava) spongiformis n. sp., Serpula sp., Thecidea sp., Ceriopora ( Reptomulticava) cf m.icropora d'Orb., Cardium sp. (n. sp.?), GervilUa (?) sp. (n. sp.?), Avicida (?) sp. ind., Ostrea sp. (2. b) Die untere Kreide dürfte gleichfalls in zweierlei Entwicklung vorhanden sein, in einer Flyschfacies (mit Hieroglyphen) und in besser durchführbarer Gliederung iu der Form von mergeligen Kalken und schieferigeu Kalkmergeln. Die Barreme-Stufe ist in dem fossilienreichen Vorkommen von Rasgrad (2 a) auf das beste vertreten, und zwar in einer Ausbildungsform, welche sich jener der typischen Barronie-Localitäteu im alpinen Theile Südfraukreichs bestimmt annähert: es sind lichte mergelige und zum Theil woiilgeschichtete Kalke mit (nach Dr. Uhlig's Bestimmung): Desmoceras difßcile Orb., Desm. cf. Bontini Matii., Desm. Tachthalie Ttze., lioJco- discus cf. Perezianus Orb. sp., Hole. cf. Gastaldinus Orb., Hole. n. sp. äff, Gastaldinus Orb., AspidocerasPerce- valiVhL, Crioceras Tarabellii Ast., Crioc. dissimile Orb., Ancyloceras Rasgradi n. sp., Crioceras Sitessi n. sp. und zwei weitere neue Arten von Crioceras; Heteroceras Astieri Orb., — durchaus echte Barreme-Formen ! Ausserdem liegen mir von Kasgrad vor: Ein gutes Exemplar von Holcodiscus incertiis d'Orb. („typisches Exemplar"), das ich in Öumla erhielt, mit der Fundortangabe Rasgrad, eine mittelneocome Form und ferner Denkschriften der mathem.-uaturw. Gl. LVU. Bd. 50 ;'.94: Franz Tonla, zwei Stücke: Crioceras n. sp. äff. HopJUes ciirvinodus Pliill. und HojjI. oxygonhis Neiim. u. Uhl., beide von Dr. Uhlig als Hils-Typen bezeichnet. Diese Stücke lassen erkennen, dass in Easgrad aiieli die tieferen Glie- der desNeocom entwickelt sein dürften. Auch Gastropoden und Pclccypoden liegen in ziemlich grosser Anzahl vor. (Man vergl. die Tabelle S. 21 [341]. Die Hauteri ve-Stufe (Miltel-Neocom nach Uhlig) fand ich auf dem Wege von Samla zur Einsenbahn- station ganz gut aufgeschlossen. Mir liegen vor: Holcodiscus Astierianus Orb. und zwei damit verwandte Formen: Crioceras Duvali Lev., „ein kleines, ziemlich gut erhaltenes typisches Stück". Ausserdem Bdemn'dcs cf suhfusiformia Rsp. Haploceras (Desviocvras) Grasianum Orb. Aus den Steinbrüchen von Makak bei Sumla liegt mir am Nautilus pseudoelegans Orb. vor. (6.) Beim Anstiege vor Ailadin (zwischen Easgrad und Eski Dzuma) wurde Crioceras äff. Villiersianum Orb. sp. (1.) gesammelt, neben Hahucnschwanzalgen. Aus den Aufschlüssen im Derbent-Balkan südlich vom Osmanbazar liegen vor, und zwar aus der Schlucht von Stradice: Haploceras (Desmoceras) Grasianum Orb. sp. (mit Apti/cJius), Hoplites nff. crijptoceras Orb. sp., Holcostephanus Astierianum Orb. sp., Hopl. cL pexiptychus Uhl. (recht nahe verwandt, aber ohne Knötchen auf den Flanken), Li/toceras sp., Crioceras Du cali Lev., Aptyclius Didaiji Coq. Aus der Enge an der Haupt- strasse (beim Wasserfall): Hoplites crijptoceras und Haploceras (Desmoceras) Grasianum Orb. sp. und nahebei (beim 49. Kilometer): Hoplites sp. den £cr//rts-Typen, z. B. H. Malhosi ähnlich. — Also durchwegs unter- bis mittelneocome Formen. (1.) 5. Die Jura-Formation, deren sporadisches Auftreten schon im centralen Balkan in Gegensatz gebracht werden musste zu den viel zusammenhängenderen Vorkommnissen im westlichen Balkan, tritt im Ostbalkan noch mehr zurück, und ist hier auf wenige ganz isolirt scheinende Aufbrüche beschränkt. Der eine derselben befindet sich im Süden von Eski Dzuma, im westlichen Preslav-Balkan (1.), wo eine ganz ähnliche Ober- Lias-Dogger-Entwickluug augedeutet ist, wie ich sie im centralen und auch im westlichen Balkan so vielfach augetroffen habe. Ein zweiter Lias-Jura-Aufbruch konnte bei Kotel (Kasan) constatirt werden (1.), wenngleich eine Feststellung der Schiclitfolge nicht einmal andeutungsweise zu machen war. Pentacrinitenkalk (Pentacri- nites hasaltiformis nudiis Quenst. aus dem Lias ö ist am ähnlichsten) tritt auf mit Belemniten, die zum Theil auf Dogger, zum Theil auf Lias weisen könnten. Es fanden sich Stücke, die nuf Belemnites tripartitus Schi, bezogen werden könnten. Da aber daneben auch Stücke sich finden, die unf Belemnites canaUculatus Schi, hinweisen, so wird die sichere Horizontbestimmung dermalen unmöglich, umsomehr als auch Bruchstücke grosser Formen angetroffen wurden von elliptischem Querschnitte, die auf Delemnites giganteus Schi, schliessen lassen. (Ein Bruchstück von Belemnites hipartitus^\i\.\n\. findet sich in dem Gemengsei dieses Aufbruches und zeigt denselben Erhaltungszustand wie die oben erwähnten Entrochiten von Kotel, welche daher ein älteres Glied der Kreide andeuten würden, unter den Korallenmergeln (Cenoman?) und über dem Jura liegend.) Ein dritter Aufbruch (5.) liegt im Karnabat-Balkan (Calikavak-Pass), wo in dunklen Schiefern Mergelconcretionen sich finden, die an die Brachiopodenkalke des Teteven- und Trojan-Balkan erinnern. Es fanden sich: Spirifer verrucosus Buch, Spir. Wcdcofti Sow., »Sp/r. cf. Hauer i Suess, Terebratula cornuta Sow., Bhynchonella cf. variahiüs Ziet., Ostrea ruguta Quenst., Belemnites sp. ind., Pentacrinites sp. ind. 6. Die Trias-Formation, im centralen Balkan noch an mehreren Stellen mit Sicherheit nachgewiesen, tritt im Oslbalkan eigentlich gar nicht mehr zu Tage, denn die Vorkommnisse, die auf meiner letzten Reise ange- troffen wurden, liegen eigentlich noch im östlichen Theile des centralen Balkan, im Balkan von Sliven und seinen südlichen Vorlagen. Es sind: 1. Das Vorkommen von grauen, dolomitischen Kalken bei Binkos am rechten Ufer der Tundza und am Camdere, nördlich davon, welche letztere von Quarziten unterlagert werden. (2.) Man bat es dabei offenbar mit einer Fortsetzung der im Bair Dagh unil SO von Tvardica vorkommenden Kallve zu thun. (Jcoluiji^cJie U'iiJersiichiiiigen im östlichen Balkan. 395 2. Am Wege uacb der Kolile am Maiidralyk kommt mau über Grauit, der fiaukirt wird vou Sandsteinen mit Flysclicliarakter und aucli liier begleitet ist von grauem Quarzit (2.): eine scbr versclimälerte Fortsetzung des Zuges, den irli sowobl bei Selci, Celinskirad als auch nördlicb von Tvardica angetroffen babe. 3. Siidiicb von der Kammböbe des Demir kapu-Passes (4.), zusammen mit Quarzit, die Fortsetzung des Vorkommens im Camdere und 4. die grauen dolomitiscben Kalke derCatalkaja nördlich von Sliven, über dyadotriadischen (?) grünlichen glimmerigen Schiefern. (1.) Fossilien habe ich an keiner Stelle angetroffen. Auch Herr Skorpil gibt mir nur an, dass au einer Stelle zwischen Sliven und KermendziCiftlik Fossilien vorkommen sollen, und dass er bei Doksa im Tvardica-Bal- kan, im Gebiete der von mir vorhin genannten Triaszone meiner Karte des centralen Balkan, in einem „bröckeligen Mergelschiefer", der mit Kalken wechsellagert, Fossilien gesehen habe, die er jedoch der Unbaltbarkeit des brüchigen Gesteines wegen nicht babe sammeln können. Nach seinen Angaben dürften es eine kleine Waldheimia, ein Feden (gestreift) und kleine Entrocbiten gewesen sein, wodurch meine betreff'eu- deu Angaben (z. B. centraler Balkan, S. 13 u. GO) eine Ergänzung finden, da ich dort keine Bracbiopoden angetroffen babe. Altere Sedimente sind mir im Ostbalkan nicht bekannt geworden. 7. Von Krystallinischen Massengesteinen ist vorerst das Vorkommen von vollkrystallinischen Gesteinen von granitischer Structur zu erwähnen. Granit wurde von mir anstehend nur beim Anstieg zum Mandralyk (2) in der Form einer breit- und flachknppigen kleinen Masse angetroffen, welche nicht in die östliche Fort- setzung des Granitzuges Kazaulik-Tvardica füllt, sondern nördlich davon liegt, ähnlich so wie ich auf meiner wiederholt citirten Karte die Masse von Osdrom und jene nördlich der „Stramuica" (d. österr. Karte) einge- zeichnet habe. Der grosse Granifzug, welcher von Kazanlik über Tvardica hinaus verläuft, muss bald aus- keilen, da ich ihn im Camdere nicht mehr anstehend angetroffen habe. Auch der zweite Flügel, der südlich von der Tundza am Nordrand des Karadza Dagh verläuft und nach Westen bis in die eigentliche Sredua gora hinzieht, reicht ostwärts nicht bis Binkos. Im Ostbalkan treten Granite nirgends zu Tage, wenngleicli die oben erwähnten Granitfiudlinge und Granitrollsteine in älteren Conglomcraten auf die Existenz granitischer Kerne auch im Osten schliessen lassen. Skorpil sandte mir vollkrystallinisch aussehende Gesteine von Aivadzik (zwischen der Aitos-Provadia und der Karnabat-Sumla-Strasse) und von Sapadica (nördlich vonAitos), wie Aivadzik inmitten des Gebirges gelegen. Das Gesteinsstück von Aivadzik ergab sich als ein Quarz- Augit-Diorit, jenes von Sapad?.a als ein Hornblende-Andesit. Ein Diorit-Fiudliug liegt auch unter den von mir vor Catak (1) gesammelten Eruptivgesteinsrollstücken vor. Porphyre. Quarz-Porphyr und Quarz-Porphyrbreccien setzen das Gebirge in NO von Sliven zusammen, das sich vou der Gegend von Sotira bis gegen die Balgorka erstreckt. Ausserdem tritt auch Mikrogranit daselbst auf Einen Quarz-Porphyr-Findling mit fleischrothem Feldspatb fand ich am Wege nach Aivadzik (Ort südlich von Varna!). (7). Porphyrite liegen mir unter den Findlingen von Catak (1) vor. Trachyt fand ich nur als Baustein bei Jenikiöi in Verwendung, und zwar Quarztrachyt (5). In dem grossen Eniptivgebirge südlich vom Emine-Aitos-Balkan treten auch Traehyte, aber untergeordnet neben den Andesiten auf. So ein Biotit-Trachyt, ein echter „eigentlicher Trachyt" bei Dautli und ein phonolitischer Trachyt gangförmig in Tuffen zwischen Lidza und Aitos. Die Hauptrolle in dem erwähnten Eruptivgebirge am Südfusse des Ostbalkau spielen die Audesitc (Mein Assistent Herr A. Rosiwal hat mit gewohnter Gründlichkeit vorläufige Untersuchungen der von mir gesammelten Massengesteine vorgenommen.) Die Gesteine von Karakaja (Misivri WNW) sind durchwegs Augit-Andesitc, die daselbst in mehreren Varietäten auftreten. Auch solche mit Zeolithmandeln finden sich. Auch von Dautli (SSW von Karakaja) liegen Augit-Andcsite vor, neben Augit-Andesit-Mandelsteinen und Ncpheliu-Tepbrit (l)asaltoider Typus), ebenso gehört das vor Eskipasli auftretende Gestein in die Reihe der Augit-Andcsite. Eines der Fundstücke enthält kugelige Quarz-Mandeln. 50=^ 396 Franz Tuula, Augit-Audesite treten dann auch zwischen Lidza und Aitos auf. In Mandelräumen und in eigentliümlichen parallelen Zügen tritt Laumontit auf. Auf dieser Strecke spielen auch And es it -Tuffe eine wichtigere Rolle, die zum Theil sehr reich an Analcini sind. Ein Augitit-Mandelstein bildet Gänge im andesitischen Tuffe N von Aitos, der hier Inoceramen- bruchstücke enthält und damit erkennen lässt, dass die Andesit-Durchbrüclie schon in der Zeit der Ablage- rung der Inoceramenkreide erfolgten. (8.) Das Vorkommen von Eruptiv-Tuffen mit Nunimuliten, wie sie Skor- pil aus dem Emine-Balkan (bei GJecek) und am Golf von Burgas (9) anführt, lässt weiters erkennen, dass die Durchbrüehe auch während des Eocän fortdauerten. Zu den Augit-Andesiten gehöit auch das Durchbruchgestein von Burgudzi (5) östlich von SJiven. Hier wurde von mir aber auch ein Krystall-Tuff gesammelt, der nach A. Rosiwal mit dem von mir in der östlichen Srednagora bei Cirkova gesammelten Gesteinen dieser Art in naher Übereinstimmung steht und Splitter von Horublende- und Biotit-Andcsit enthält. (5.) Inhalt. Seile Einleitung 323 1. Von Kusciik nach Slivcn. (Erste IJulkan-Passagc ) 324 Diceratenkalke an clor Donau. — Kalkschichteu mit Trigoiiioii und Nerineen. — Die Baneuie-Scliicbten von Kasgi'ad. — Diluvium mit E/ephas und Bos. — Mergelige Kreidckalkc. — Neoconimergel mit HopUtea crt/ptoceras, Ilaploceras Gra^iuiinm, Crioceras Duvali etc. des Derbent-Balkan. — Aiifbrucli von Lias-Jura. — Klysclisand- steine und mürbe Mergel bis Osmanbazar und Catak. — Eniptivge.steinsroUstücke (Diorit, Augitporphyrit-Mau- delsteiue, Porphyrit) vor Catak. — Die Saudsteine und Conglomerate mit Granitrollsteineinschlüssen beim Auf- stieg zum Kalabak-Balkau. — Weisse, feinliOrnige Saudsteine der Passhölie (Talimtascli), liornsteintülireude Kalke mit grossen Schalen (Ostrea vesicularisfj. Die Orbitolinen-Scliichten von Kasan (Kotel). — Die kor.alleuführeuden Schichten von Kasan (ICotel) mit Par- keria ('^). — Ein zweiter Lias-Jura-Aufbruch. Die glimmerigen flyschartigen Sandsteine und dichten Kalkmergcl südlich von Kotel bis Gradee und Icera, ähnlich wie bei Catak. Die höchsten Höhen der Catalkaja (Sliveu NO) bestehen aus doloniitischcn Kalken (Trias?), die über dem Quarzporphyr und Porphyrbreccien lagern. Ausflug in dasThal des Scdlidzc Dere. — Kalkmergel (Kreide) und darüber Sandsteine uud Meigel mit eocänen Fossilien (auch Nummuliten uud Orbitoideu). — Das Eocän im Thale von Sotira am Südfusse des Porphyrgobir- ges {Stroiiilus Toiirnouei-i , Vohita, Caasiihii-ia etc. = Äquivalente der Konca-Schichteu) , Angalien Skorpil's über die Route Kotel — Kipilovo. — Granitgeschiebe im Flussbette NO von Ivatunica (Gradec NWj, v. Iloch- stetter und Boue. 2 n. Die Fauna der unteren Kreide von Rasgrad 336 2 ft. Die Fauna der kor allenführeuden Schichten von- Kasan (Kotel) - 341 3. Von Sllven ülier Binkos zur Kohle am Man dr.i lyk; von Biela Cesli über den Zuvanci-Mesari-Pass nach Kecidere. (Zweite Balkan-Passage.) 348 Die mergeligen Sandsteine und sandigen Mergel (Kreide) im SW von Sliveu. — Die dunklen, weissaderigen Kalke von Binkos (Trias?). — Quarzsandsteine und Quarzitc von dolomitischen Kalken überlagert iu der Gam- dere-Enge. — Nach der Thalweitung der Bela relva wieder Quarzit steil aufgericlitet uud gefaltet, eine unpas- sirbare Schlucht tiildend. — Die Flyschformation, Mergelschiefer und mürbe Sandsteine. — Ein Kohleuschuiit/.- chen. — Lose Granitblöcke (Findlinge). — Schiztistur sp., Inoceramenmergel zwischen Bcla uud Sliveu. — Paral- lele mit dem Profil von Ceperani (Centraler Balkan, S. 27). — Sakijar— Örendzik— Jenikiöi : Conglomerate, mürbe Sandsteine unter mächtigen Lehmmasseu. Korallenführende Straudriff-Facies des Eocän (Oligocän?) mit Lithotliamnien. Auf dem Wege zur Kohle am Mandralylc Flyschgesteine über einer Granitkuppe, die von Quarziten und didouiitischem Kalk (Trias?) begleitet wird. (Die älteren Gesteine bilden einen Aufbruch.) — Die Kohle mit Geologische Uiilersiic/iiiiifjcii im üdlielieii Balkan. 397 Seite rflunxenspurcii und lüvalvou-Mergi'lu (Eocän). — Nachträgliche Bcmorkimgeu über die vuu Sanuer gesam- melten Fossilien. Von Biela Öesli nacli Kecidere: Qiiarzite, diiinii}lattige sandige Schiefer und graue Kallce und Kallanlodon-Schi, Bd. LTII . Fr. Toula: Geologisclie Uutersuchungen im öatl. Balküii. Taf.Vl. A.Swolioiia ti.d Nal gfz ii-hlli LitIi.Aiistv-TliJianmvanh.Wien,Tn.Bez. Deiiksclinften tltaiis. .Akad . tl .AN"iss.iu:ifli.natiii-w. (lasse, Bd.LVII. Fr. Toula: Geologische Untersuchung:en im östl. Balkan. Taf.VII. ASwiiljoila II U jr.ll -i'-r. n.ljtlx utJi.Aii5lvT!iJianmvai-l£.,WifH,Vll,Bez. DeiLksehrit'teii d.kais..\kad. dA^1s.s.]llilfl^.lKÜUI■^\^ (lasse, Bd.LYII. 401 DAS LÜFTDßUCK-MAXIJIUM VOM NOVEMBER 1889 IN MITTEL -EUROPA, NEBST BEMERKUNGEN ÜBER DIE BAROMETER-MAXIMA IM ALLGEMEINEN. VON J. MANN. \V. M. K. AKAIJ. (Stlit 2 Safdn.) VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 17. Al'RIL 1890. Das Barometer- i\raxiimim, das sich vom 12. bis zum 24. November vorigen Jahres mit einer namentlich für den Vorwinter seltenen Beständigkeit und Intensität über Mittel-Europa behauptete, schien mir einer ein- gehenden Untersuchung werth zu sein. Die meteorologischen Erscheinungen, welche das Auftreten der Baro- meter-Maxima an der Erdoberfläche selbst begleiten, sind allerdings sehr einfacher Natur und bereits zur Genüge dargestellt worden. Dadurch aber, dass das in Rede stehende Barometer-Maximum mit seinem Cen- trum gerade über jenen Theil Mittel-Europas sich lagerte, wo wir gegenwärtig eine grössere Anzahl von Gipfel- und Bergstationen bis zu einer Höhe von 3100 in hinauf besitzen, bot sich eine ausserordentlich gün- stige Gelegenheit, auch die meteorologischen Zustände in grösseren Höhen der Atmosphäre im Schosse eines Barometer-Maximums eingehender zu studiren und zu versuchen, die herrschenden Ansichten über die Vor- gänge bei der atmosphärischen Circulation zu prüfen, sie zu stützen und zu klären. Das grosse dauernde Barometer-Maximum des November 1880 wurde eingeleitet am 6. November durch das Auftreten einer Area hohen Luftdruckes über dem atlantischen Ocean an den Küsten von Frankreich und des südlichen England. Vom 7. bis zum 10. November hielt sich der Kern dieses Maximums über dem atlantischen Ocean, und schob einen Keil hohen Luftdruckes, dessen Basis ganz Frankreich bedeckte, nach Mitteleuropa hinein. Am Morgen des 11. November liegt das Ceutrum hohen Druckes über der Nordsee, am 12. November aber hat sich dieses Centrnm nach Mittel-Europa selbst verlagert. Ganz Europa ist in das Gebiet hohen Luftdruckes aufgenommen. Mit einer merkwürdigen Beständigkeit verharrt nun das Centrum hohen Barometerstandes über Mitteleuropa bis zum Morgen des 25. November, also während vollen 13 Tagen. Der niedrige Druck hielt sich immer im äussersten Norden {Nordwesten, Norden und Nordosten) von Europa, es lässt sich aber auch dort während der ganzen Zeit bis über den 60. Breitegrad hinauf kein Sturmcentrum erblicken. Erst am Morgen des 25. November treten individualisirte Barometer-Minima in der Nordsee und an der Westküste Norwegens auf und leiten auch über Mittel-Europa einen Wettersturz ein. Heftige Winde DeuksciirifteD der maliiem. uaturw. (Jl. LVll.Hd. 51 402 J. Hann, und Sehneefälle treten an die Stelle der trockenen windstillen Witterung, die im Gebiete des Barometer-Maxi- mums früher geherrscht hatte. Um die meteorologischen Verhältnisse v^ähreud dieses Barometer-Maximums zu einer klaren übersicht- lichen Darstellung zu bringen, habe ich für die 10 Tage vom 14. bis 23. November inclusive mit Hilfe der täglichen telegraphischen Witterungsberichtc Mittelwerthe der vyichtigstcn meteorologischen Elemente gebil- det, welche demnach den durchschnittlichen Zustand der Witterung um 7 bis 8*" Morgens für diesen Zeitraum repräsentiren. Bei der seltenen Beständigkeit der Lage des Barometer-Maximums geben diese Mittelwerthe in der That ein ganz zutreffendes Bild der vom 14. bis zum 2.3. November 1889 herrschenden Witterung. Auf Grund der Mittelwerthe des Luftdruckes, der Temperatur, der Bewölkung und der Windrichtung und Stärke um 7 bis 8'' Morgens vom 14. bis 23. November 1889 sind die beiden Witterungskarten gezeichnet worden, die dieser Abhandlung beigegeben sind. Die Karte der Luftdriickvertheilung zeigt, dass damals ganz Mittel-Europa in das Gebiet des hohen Barometerstandes aufgenommen war; das Centrum des Barometer-Maximums abei', 780 wd« im Meeresniveau, lag über den Ostalpen und über Bayern. Die überall schwachen Winde zeigen deutlich genug das langsame, allseitige Abströmen der Luft an der Erdoberfläche aus dem Centrum des Barometer-Maximums. Die an eini- gen Orten hervortretenden Unregelmässigkeiten der Windrichtung erklären sich ungezwungen aus loealcn Einflüssen, die bei im Allgemeinen schwach bewegter Luft am leichtesten zur Geltung kommen. Der Himmel ist (Morgens) über den Niederungen zumeist bedeckt, es herrschen vielfach Nebel, nur im Süden der Alpen ist der Himmel heiter. Niederschläge fehlen. Die Karte der Temperaturvertlieilung zeigt, dass das Gebiet des Barometer-Maximums auch zusammen- fällt mit dem Gebiete der niedrigsten Temperatur an der Erdoberfläche. Für eine präcise Darstellung der WärmevertheiUmg reichen die telegraphischen Berichte nicht aus, und die Karte zeigt daher nur ein beiläu- figes Bild derselben. Da die Temperaturen aus Gründen, die sich aus dem Folgenden leicht ergeben, keine Reduction aut dasselbe Niveau erfahren haben, so kommen die orographischen Einflüsse auf die Temperatur- vertheilung auch zur Geltung; denselben ist das zweite Centrum grösster Kälte über der Balkan-Halbinsel zu- zuschreiben. Die Gebirgsthäler sind während eines winterlichen Barometer-Maximums bekanntlich sehr kalt. Es zeigt sich aber im Allgemeinen deutlich genug, dass die Area eines Barometer-Maximums im Winterhalb- jahr auch der Sitz einer Temperaturdepression ist. Turin und Florenz z. B. haben nur 1° Mittelwärme, wie Zürich, Prag, Wien, Szegedin, während Kiew und Petersburg 2° haben; Rom hat 3° wie Berlin, während Warschau, schon im Gebiete niedrigeren Luftdruckes, 4° Mitteltemperatur hatte. Der Verlauf der Isothermen über Mittel-Europa correspondirt fast vollständig mit dem Verlauf der Isobaren. Die bisherigen Ergebnisse bieten nichts Neues, es sind die bekannten typischen meteorologischen Er- scheinungen an der Erdoberfläche im Gebiete eines Barometer-Maximums. Die atmosphärischen Verhältnisse in grösseren Höhen über der Erdoberfläche kann man aus folgender Tabelle entnehmen, welche für 12 über das Alpengebiet und Südfrankreich vertheilte Bergstationen die Mittel- werthe des Luftdruckes, der Temperatur, der Windrichtung und Stärke, sowie der Bewölkung gleichfalls für 7 — 8'' Morgens während der 10 Tage vom 14. bis 23. November enthält. Die letzten beiilen Colounen rechts enthalten die auf das gleiche Niveau von 2500»» reducirten Barometerstände und Temperaturen. Zum ersten- malc erscheinen in dieser Tabelle die Luftdruck- und Wärmeverhältnisse grosser Höhen im Gebiete eines Baro- meter-Maximums in vergleichbarer Darstellung. Bei schwachen Winden oder gänzlicher Windstille und heiterem Himmel (je höher der Ort, desto heiterer war der Himmel) herrschte in den höheren Luftschichten eine abnorm hohe Temperatur. Die Erscheinung der sogenannten „Temperaturumkehrung", d. h. einer Wärmezunahme mit der Höhe kam über ganz Mittel-Europa mehr oder weniger zur Beobachtung. Wir werden diese Thatsache später noch genauer untersuchen. Hier mag nur bemerkt werden, dass es im Niveau von 2500 m (auf den Berggipfeln) noch immer etwas wärmer war als an der Erdoberfläche, mehr als 2000 m tiefer. Als mittlere Temperatur im Centrum des Barometer-Maximums kann an der Erdoberfläche (in circa 400«;) — 2° Cels., in 2500 m ungefähr —1° Cels. angenommen werden. Das Luftdruck-Maximum ini November 1889 in Mittel-Europa. 403 der Säntis liatte aber sogar +0°5 in dieser Höbe. In einer Seeböhe von 1400 bis 1800 >w aber herrschten Tempcr.ituren von 2 bis 4° Gels., und zwar schon um 1^ Morgens^ d. i. vor Sonnenaufgang! Die wichtigste Frage aber, welche unsere kleine Tabelle zAi beantworten gestatten soll, ist jene nach der Luftdruckvertheilung im Niveau von 2500 m. Bestand aneli in dieser Höhe ein Barometer- Maximum über Witterung vom 14. bis 23. November 1889, 7'' Morgens, an einigen Bergstationen in Frankreich und Mittel-Europa. 0 r t Breite, nördlich Liinf^e östlich Höhe Meter i Beobachtet Luft- druk Tempe- ratur Wind Bewöl- kung- Keduc. auf 2500 ; Luft- druck Tempe- ratur Pic du Midi Puy de Dome S. Bernluird S. Gottlianl Schueeberg (Tirol) Säntis Wendelstein Scluifljerg Sonublick Ohir Scliiieeberg (Niederösterreich) .SchiiiH^ko]ipe 42°57 45 47 45 52 4Ö 33 46 54 47 15 47 42 47 4t> 47 3 4Ö 30 47 45 50 44 o" » 2 57 7 II 8 34 11 12 9 20 12 I 13 26 12 57 14 27 ■5 50 15 44 2S59 1467 2476 2100 2366 2500 1727 1776 3105 2044 1462 1610 546 2 648.5 574-8 602.3 582.0 572.7 629.6 626.1 530-5 605.6 <)49.8 ^>37-3 -«•5 4-9 — ••5 -1.8 -0.5 o-S 3.3 1 .2 —4.9 1-4 2.2 0.0 So S3 NEo No Ei Wo S.SEo Wi NNEi N2 WS Wo WNW2 0.0 0-3 0.0 0.0 0.0 i . i 0.0 2.9 0.2 o. I 0.2 3-0 571-3 570. S 573-0 572.6 572.3 572.7 572.1 571-9 572.6 572.2 570-7 569. S 0.3 — 0.2 — ■■5 -3-8 — 1 . 2 0.5 —0.5 — 2.4 — 1-3 —0.9 — 30 —4.4 den centralen nnd östlichen Alpen? Die Windverhältnisse und die Witterung der hoben Bergstationen spre- chen allerdings schon an sich dafür. Die auf das gleiche Niveau von 2500»« reducirten Barometerstände bestiiligen auch vollkommen diese Annahme. Die Stationen von mehr als 2000 m Seehöhe geben für das cen- trale Alpengebiet einen mittlcvcn Barometerstand von 572-6 >«; im Westen war der Luftdruck nach den Beob- achtungen auf dem Puy de Dome''' und Pic du Midi niedriger, ebenso im Norden (Schneekoppe) nnd im Osten (Schneeberg Niederösterreich). Leider fehlen auf der Südseite der Alpen Barometerbeobachtungen in grösserer Seeböhe. Die Stationen Monte Ciinone und Etna sind leider nocli nicht in Tbiitigkeit, wie mir Herr Dircctor Tacchini auf meine deshalb nach Eora gerichtete Bitte gefälligst mittheilte. Es ist sehr zu bedauern, dass diese Stationen noch inmier fehlen, man wäre sonst im Stande die Luftdruckvertheilung über Mittel-Kuroiia im Niveau von 2500 »z in ihren allgemeinen Zügen hinlänglich genau beiirtheilen zu können. Berechnet man aus den Luftdruck- und Ten)peraturmitteln (Morgenbeobachtungen vom 14. bis 23. Novem- ber) von Lesina und Neapel den mittleren Luftdruck in 2500 m Seehöhe (unter der wahrscheinlichsten Annahme einer Temperatur-Abnahme von '/j" Cels. pro 100 w), so erhält mnn 569-5 ?m, die südlicheren nnd westlicheren Stationen Malta und Algier geben nuf gleiche Weise 572 -4»« im Niveau von 2500 m. Es sprechen demnach auch diese Ergebnisse tiniinte Höhen liier neu berechnet wonU^n. Der EinHuss der nicht bek.nnnten oder vielleicht etwas fehlerhaft angi'n(>minen<'n llarometereorrectioncu ist dadurch eliminirt worden. 3 l'uy de Dome wohl zu niedrig; eine Controh' der dem Bulletin international ontroiiimeneii Stände w;ir nicht mög- lich, vielleicht wäre eine ('orrection anzubiingenV 61 * 404 J. Hann, Die Temperatur an der Erdoberfläche sank erst unter dem Einflüsse des Barometer -Maximums unter die nor- mnle hinab, es konnte also nicht der Wärme/ustand an dem Orte des Bnrometer-.Vfaximnms sein, welcher eine Prädispositiou für dasselbe lieferte, wie man dies bei den liarometer-Maximis des Winters zuweilen mit mehr oder weniger Grund annimmt. Vor dem Eintritt des Barometer-Maximums herrschte eine Temi)eratiir, welche die normale erheblich überscliritt, erst am 11. und 12. als das Centrnm hohen Luftdiiickes sich über Mittel-Europa verlagerte, sank dieselbe unter den Mittelwerth hinab. Von besonderer Wichtigkeit sind die Beobachtungen der Luftfeuchtigkeit an den hochgelegenen Stationen. Man findet die Resultate derselben im Mittel der fünf Tage. (19. bis 23. November), an welchen der Barometerstand am höclisten war, in der nachfolgenden Tabelle tür einige ausgewählte Stationen ver- schiedener Seehöhe zugleich mit Angabe der anderen meteorologischen Elemente für die einzelnen Beobach- tungstermine zusammengestellt. iVlittelwerthe für 5 Tage vom 19. bis 23. November 1889. 0 r t Pic du Midi . . Piiy de Dome . . Clermont .... St. Bernhard . . Martigny .... Ueiif Chaumont .... Gäliris Rigikulm .... Säntis Glaius Clinr üargellen .... Gaschuin .... Wendelstein . . . Peisseubei-y . . . München .... Schiieeberg (Tirol) Biixen Ischl Sohafberg .... Schmittenhöhe . . Sonnblick .... Lienz Klagenfurt . . . Obir Wien Schneeberg . . . Raxalpe Schneekoppe . . Eichberg . . . . Höhe Luft- I Temperatur druck I 1^ a ' 7" 1 S' 9" Mittel Dampf- Relative druck Mittel Feuchtikeit Wind 7»' j 2'- I 9'' [Richtung Stärke 2^59 I4Ü7 388 2476 500 408 1130 1253 1790 2500 470 6io 1440 950 1727 994 529 2366 5S4 467 I77Ü 1940 3105 680 448 2044 202 1462 1820 1610 349 546-7 649 -2 575-9 734-2 741-6 677-5 669-1 625-0 S73-S 735"7 722-8 630-8 689-2 730-5 582-7 725-5 736 i 627- 1 5320 7>8 3 740-0 606 o 760 5 650-6 638-4 746-3 -1 -2 6-5 -0-6 -4-6 0-2 4-5 7-5 44 2-3 -4-7 -1-5 5-0 4-2 -3-0 I -2 -2-9 -41 2-7 I -2 -1-8 -4-9 -2 O 2-3 0-6 3-3 -0-8 0-9 -0-5 4-2 7-5 2-2 13-3 9-7 69 3-5 — o I 28 lo-o 6-0 7-2 5-3 -03 6-9 - -2-3 0-4 9-3 7-5 4-9 1-8 -3-2 -0-3 2-3 7-5 5-0 -1-8 1-5 -0-5 7-1 2-5 9-81 2-0 2-6 3-8 3-7 -0-5 5-9 4-7 — 2- I -0-5 -1-3 —2-3 3-9 1-4 —2-3 —3-2 — 1-3 2-8 0-7 3-2 O- I 1-6 00 1.3 O- 2 0.9 9.0 8.2 5-4 2.5 -2.3 03 5-5 05 6-0 4-5 -i-ü 1-5 09 — I 4 4 7 2 5 — 2 0 — 2 2 — I 3 4 I I 3 5 4 Q- 4'-' I •7 I - 1 4-4 3-0 1-9 4-0 2-7 I -2 2-7 3-9 3-4 3-8 1-7 3-6 3-7 3-9 4-2 30 90 83 92 48 31 35 sehr trocken — S — S — I sw — NE 49 40 43 39 34 29 97 89 98 47 32 44 15 21 15 43 49 44 97 92 100 81 61 63 98 81 94 38 46 44 96 84 95 89 86 86 85 35 82 86 78 87 48 39 59 73 70 73 E-S W N— E Var. n W SE-SW S N Var. Var. NE ENE N NEu.E Var. NE Var. NW Var. Var. 0.0 o- I I .0 0.3 1-5 2.5 2.4 1 .0 0.0 1 .2 1.8 2.5 1 .0 1 .0 1-7 3-2 Bewöl- kung- Mittel o- O' 6- o O' lO' Q- O O' o 3 5-3 00 0-0 0 'O 0-3 1 ■ 2 8 o o o o- 1 3-4 0-8 lo-o 0 o 7-3 00 1 - 1 20 4-7 Die Mittheilung der zur Zeit der Abfassung dieser Abhandlung noch nicht publicirten Beobachtungen verdanke ich gefälligeu brieflichen Mittheihuigen; jene für einige Stationen der Schweiz Herrn Director Billwiller in Zürich, jene vom Wendelstein Herrn Director Lang in München, und jene vim der Schnee- koppe und Eichberg Herrn Director von Bezold in Berlin. Die Lufttrockenheit auf den Bergstationen im Centrum des ]5arometer-Maximums war eine gnnz ausser- ordentliche; sie hielt während der ganzen Dauer desselben an, vom 12. bis zum Einbruch der stürmischen 1 Etwas von Wärmestnihlung beeiiiHiisst. 2 Etwas unsicher. Das Lnffd nirl:- Maxivi/fw vom Norf^jiiher 1H89 in Mittel- Europa. 405 Westwinde nach dem 25. November (mit wenigen zeitweiligen Untcrbrecliiiugeu); die Tagesmittel der relativen Feuchtigkeit vom 19. bis 23. sind z. B.: Cbaumont (llßOw) SS^/^, Rigiiuilm (1790/«) 447„, Siintis (2500 w) 34"^, — Pei.ssenbevg (994 >«) 4i^"/„, Wendelstein (1730 w) 17o/„, — Gargelleu (1440 »t) 417„, Scbneeberg bei Wien (1460 m) 497o, Sonnbliek (3100 m) 437o. In den Niederungen war gleicbzeitig bei tieferen Temperaturen die Luft fast gesättigt mit Wasserdampf. Die Ani;aben der Luftfeuchtigkeit sind s\vs rsychrometer-lieobaebtungen mit llücksicbt auf die Seeliölie der Stationen berechnet; nur jene auf dem Wendelstein sind deuAblesungeu an einem coutrolirten Haarhygrometer entnommen. Diese letzteren Instrumente gaben z. B. auf dem Sonnblick und au der Station Gäbris eine noch viel grössere Trockenheit an als das Psychrometer, indem sie zeitweilig selbst auf 0 zurückgiengen. Dabei stimmten sie vorher und nachher bei Sättigung der Luft wieder vollkommen mit dem Psychrometer. Dies zeigt zum mindesten, dass die Ablesungen der Psychrometer wäiirend der grossen Trockenheit eher noch eine zu grosse Feuchtigkeit gaben, was ja bei der herrschenden Luftruhe und der niedrigen Temperatur des feuchten Thermometers gar niclit unwahrscheinlich ist. Die Luft war auf den Höhen nicht bloss Mittags, sondern auch Morgens und Abends, vor und nacli Sonnenuntergang, gleichmässig trocken. Wie die am Schlüsse folgenden tägliciien Beobachtungen einiger Hochstationen zeigen, war mit der Abnahme der relativen Feuclitigkeit vielfach auch eine Abnahme des Dampfdruckes selbst verbunden, die warme Luft war sowohl absolut als relativ trocken. Wir treffen also in den höheren Schichten während des Barometer-Maximums bei vorherrschender Wind- stille eine sehr warme und sehr trockene Luft an. Es ist geradezu eine Föhnluft. Diese warme trockene Luft kommt nicht von Süden, wie sowohl die Luftdruckvertheilung indirect, als die nuf einigen Hochpunkten (z. B. Sonnblick, Schneeberg in Tirol, Obir) vorwiegenden nördlichen Winde direct bezeugen. Die Terminbeobachtungen der Temperatur zeigen, dass die Wärmezunahme mit der Höhe hauptsäch- lich Morgends und Abends auftrat (also auch während der Nacht), um Mittag aber, wegen der starken Erwärmung der Thäler, dort wo die Nebel fehlten, vielfach wieder der normalen Wärmeabnahme mit der Höhe Platz machte. Die Stationen in einer Mittellage aber, welche die wärmsten waren, ergeben auch um die Nachmittagsstunden eine Wärmezunahme mit der Höhe z. B.: Orte Höhen - dift'erenz Meter 'J'eniijeratiirdirt'erenz Orte liölien- dirterenz Meter Temperaturdiflereuz 7" 2" e' ^h 1 Qh ^ C^h Suhneeberg-Brixeii ... Säntis-Ctnir St. Heriiliard-MtirtijJiiy . . Souiiblicli-Kaiiris Suuublicli-Lieuz Mittel . . i8oo igoo 1980 2160 2400 2050 4?i 3-8 40 33 3-1 3-7 -3?i 0-7 — 3-2 -S-6 -3-3 -2-9 o?8 2- I 2-6 O'O 0-9 '•3 Gargelleii-Garsclmrn . . . Chaumont-NeueuliMri,'- . . . üiiljiis-CLiir Wendelstein Miinclii'ii . . . Schafberg-Ischl Mittel . . 500 640 640 1200 1300 860 S'2 9-0 8-0 6-8 7-0 4?o II-9 6-9 7-5 5-2 71 4?2 9-3 7-8 80 6-2 7'i Nimmt man die Mittel \\ {V\ 2'>, 9", 9"), so beträgt die Wärmezunahme mit der Höhe für ein Intervall von 2050»« noch immer 0-8 im Tagesmittel; für das Höhenintervall von G80 w aber sogar 7-1, überall von den Tbäleru aus genommen. Stets ist die „Temperatur-Umkehrung" Mittags schwächer als Morgens und Abends. Die nachmittägige Erwärmung der Thäler ist dort, wo um diese Zeit wenigstens die Nebel fehlten, eine sehr starke, in Folge der Trockenheit und Klarheit der höheren Luftschichten; die tägliche Wärmeschwan- kung war deshalb in den Thälern sehr gross, auf den Höhen aber sehr gering, ein schlagender Beweis dnfiir, dass die Wärme der höheren Luftschichten (^auf den Bergen) kein Effect der Insolation war. Folgende Iki- spiele dafür mögen hier stehen: 406 ./. Hau II , Tägliche Wärmeschwankung (d. li. 'I'emperaturdifferenz zwisclien 1'' oder 2'' pni. und 7'' Morgens). Maitigny 12?! .St. ücnihiird . . . .4^8 Glarus 4"6 Gäbris 2-2 Rigikulin 2^5 Säiitis 1?2 Brixen 9 'S .Schuei'berjif .... 2 6 Isclil 6-4 Scliatberg- 4-8 .Schiiiittenhölu! . . .38 Kauri.s 8-9 Lien/, 64 Soimblick o-o Um ein vollständiges Bild der meteorologischen Zustände während de« Höhepunktes des Barometer-Maxi- mums, d. i. vom 19. bis 23. November zu bekommen, wollen wir auch noch die Abweichungen von den Mittel- wertheu betrachten. Für letztere sind jene der Periode 1851/80 genommen worden. Luftdriickabweicliungeu (mm). Thalstationen: Genf +1.5 6, Glarus -+-15-7, München +15-4, Brixen +1.5-2, Lienz +16-7, Ischl + 15-3, Klagenfurt +17 -l), Wien +]6'3mm. Hohe Stationen: St. Bernhard +14-5, Säntis +13- 1, Wendelstein +15-2, Sohneeberg (Tirol) +13 5, Sonnblick +14-7, Schafberg +15-2, Obir +14-1, Sclmeeberg +14-7. Die Luftdruckabweichungen waren sehr gioss und selir gleichmässig vertheilt, sie waren auf den Höhen relativ ebenso gross wie in den Niederungen. Dividirt man die Luftdruckabweichungen durch die entsprechen- den Barometerstände, so sind die Quotienten sogar für die Mehrzaid der Bergstationeu noch grösser als für die darunter liegenden Thalstationen. So sind z. B. die Quotienten AB:B für: Lienz 0-023, Sonnldick 0028, Ischl 0-021, Schaf berg 0-024, München 0-021, Wendelstein 0-024, Säntis 0-023, Genf 0-021, St. Beru- hurd 0-025. Ist die Drucksteigerung die Folge eines Luftzuflusses in der Höhe (oberhalb der höchsten Station) und bleibt die Temperatur constant, so werden diese Quotienten für oben und unten gleich; erfolgt aber eine Teniperaturzunahrae in der Mittelsehiehte (wie dies hier der Fall war), dann müssen die Quotienten für die hohen Stationen etwas grösser sein, wie wir es auch thatsäehlich beobachten. Ob auch eine dynamische Drucksteigerung in den höheren Schiciiten eingetreten sei in Folge des Hcrabsinkens der Luft, bleibt unent- schieden, ich glaube aber nicht, dass selbe merklich sein könnte. Die ältere Ansicht, welche die Barometer-Maxinia an der Erdoberfläche, weil sie im Winter fast immer mit einer Temperaturdepression verbunden sind, durch die Zunahme des specifischen Gewichtes der Luft in Folge der letzteren erklären wollte, ist natürlich schon dadurch ganz hinfällig geworden, dass wir nun wissen, dass diese Temperaturdepression nur auf die untersten Schichten beschränkt ist, die höheren dagegen abnorm warm sind. Wäre aber diese Ansicht richtig, dann mUssten die oben angeführten Quotienten für die tieferen Stationen grösser sein, als für die höheren, was aber nicht der Fall ist. Teinperaturabweichuiigen. Thalstationen: Genf —3-5, Glarus —5-0, Chur -3-2, München — 3?0, Brixen — -1-8, Lienz —3-3, Klagenfurt — 2?5, Ischl —3^5, Wien —2^2, Mittel — 3?1. Hohe Stationen: St. Bernhard +6-9, Chaumont +7-7, Gäbris +8-0, Eigikulm +8-1, Säntis +8-3, AVendelsfeiu +8-1, Schueeberg (Tirol) +7^0, Schafberg +6-8, Schmittenhöhe +5?9, Sonnblick +8-1, Obir +7-2, Sehneeberg (bei Wien) +5-1. Neun Stationen über 1700 m Seehöhe geben also im Mittel + 1U. Die positiven Temperatnrabweichungen der höheren Luftschichten sind sehr gross, sehr gleichmässig und von der Höhe fast unabhängig. Die Unterschiede scheinen viel mehr durch die örtlichen Verhältnisse als durch die Höhe bedingt zu sein. Die höchsten Stationen Säntis und Sonnblick haben fast dieselbe hohe Tem- ])cralur-Anomalic von +8°2 wie Gäbris und Kigikulm. Dass Stationen, die mehr Thallage haben, wie St. Bern- hard, Bergbau Schneeberg in Tirol, kleinere Abweichungen zeigen müssen, ist selbstveistiindlich. Nach Osten Das Luftdruck-Maximum vom November 1889 in Mittel-Europa. 407 hin aber uehmen die positiven Abweichungen der Bergstafionen iu derTliat ab, wie auch nach Westen (^Schuee- berg bei Wien +5-1, Pny de Dome -f-6-3). Während die thermische Anomalie an der Erdoberfläche circa — 3° war, betrug sie auf den Höhen +8°, somit bestand ein Unterschied der Anomalie von 11°. Das Gebiet der positiven Anomalie hatte eine weitaus grössere verticale Mächtigkeit, als das der negativen Anomalie, das wohl durchschnittlich nicht viel über 300 bis 500 m Tiefe hatte. Die mittlere Temperatur der ganzen Luftmasse im centralen Gebiete des Barometer- Maximums dürfte deshalb bis zu 3100 m Seehöhe hinauf sicherlich um circa 6 Cels. über das Mittel erwärmt gewesen sein. Wenn man bedenkt, dass noch auf dem Sounblick in 31U0 w Seehölie die Luft um 8 Grade zu warm war, so kommt man zu dem Schlüsse, dass bis zur sehr grossen Höhe hinauf' die Luft imCeufrum eines Barometer-Maximums eine ungewöhnliche Wärme hat, und dass es also rein dynamische Verhältnisse sein müssen, aufweiche der hohe Ijuftdruck zurückzutühren ist. Das von der Temperatur bedingte specifische Gewicht der Luftmasse in einem Barometer-Maximum würde, wenn es allein massgebend wäre, einen nie- drigen Barometerstand hervorrufen müssen. Die Grenze zwischen der warmen oberen Luftschichte und der kalten unteren, welche letztere relativ sehr feucht war, scheint eine ziemlich scharfe gewesen zu sein. Sie wurde meist durch die obere Grenze der Nebelbildung dircct sichtbar gemacht. Die Station Heiden am Bodensee in 80u lu Seehöhe lag gerade an der oberen Grenze des Nebel- meeres; als dasselbe sich am 22. N.Mittags senkte, wurde es zugleich warm (Temperatur [7'', 1''] vom 19. bis 21. — 1°, am 23. aber 5° bei hellem Wetter. Wind stetig schwacher N.) Der Beobachter auf dem Säntis notirt gleichmässig vom 15. bis 23. „tiefes Nebelmeer", am 18. gibt er dessen obere Grenze zu 950»», am 19. zu 1100 HZ Seehöhe an. Der Beobachter auf dem Sonnblick notirt am 21. Bodennebel in SW bis 80ü m, in SE bis 1200?« den ganzen Tag über. Der Säntis wie der Sonnblick hatten vom 19. bis 23. jeden Tag 9 bis 972 '^f'iiK^leu Sonnenschein, d. i. das mögliche Maxiraum; Daves, 1560 w, hatte 6 Stunden (wohl auch als Maximum mit Rücksicht auf den beschräidAb. Temperatur — 6'8 +i-b — 3'6 — lo'o — S'2 +i-ü — lo'ö üradeCels. Relative Feuchtigkeit . 79 48 62 58 8g 40 78 Proc. Partenkirchen war wohl an diesem Tage noch zumeist mit den kiiltcrou tieferen TiUftmassen bedeckt. Zeitweilig fanden dieselben vielleicht einen Abfluss durch das Loisachtluil (in Folge kleinerer, eintretender Druckänderungen drausscn) , und es kam Partcnkirchen dann in das Bereich der oberen wärmeren und trockenen Luftschichten. 408 J. Hann, Ifli liabe uun alle wichtigeren meteorologischen Verhältnisse während des Barometer-Maxiniuius im November 1889 beschrieben und discutiit, und es mag mir gestattet sein, einige der wichtigsten Folgerungen, die ich daraus ziehen zu müssen glaube, hier kurz auszusprechen. 1. Das Barometer-Maximum vom November 1889 erstreckte sich bis zu sehr grossen Höhen der Atmo- sphäre. Die Luftdruckbeobachtungeu zeigen, dass dasselbe jedenfalls in mehr als 3 Kilometer Höhe noch ebenso intensiv auftrat, als an der Erdoberfläche. In einer Seehöhe von 2500 w stimmte das Centrum des Luftdruck-Maximums seiner Lage nach noch mit dem au der Erdoberfläche überein. Auch die Temperatur- verhältnisse lassen dnranf schliessen, ilass das Barometer-Maximum (d. h. die herabsinkende Luftbewegnng) weit über 3 Kilometer hinaufreichte, \ielleicht bis zur doppelten Höhe und mehr. 2. Der Luftkörper des Barometer-Maximums hatte eine sehr hohe Temperatur, noch in 3 Kilometer See- höhe war die relative Erwärmung ebenso gross wie in circa 1000 in; die Temperaturdepression war auf die untersten der Erdoberfläche nächsten Luftschichten von einigen hundert Metern Mächtigkeit beschränkt. Die Kälte, die wir im Winterhalbjahr während eines Barometer-Maximums an der Erdoberiiäche beobachten, ist nur eine untergeordnete secundäre Erscheinung (sie scldägt ja auch im Sommerhalbjahr ins Gegentheil um), die auf der localen Wärmeausstrahlung beruht und mit dem Barometer-Maximum als solchen (A. h. mit dem dynamischen Vorgang) nichts zu thun hat. Dabei ist allerdings anzunehmen, dass die als secundäre Erschei- nung auftretende Temperatur-Depression an der Erdoberfläche den einmal eingeleiteten Zustand der verticalen Luftcirculation in seiner Stabilität unterstützt und fördert, indem sie die Abfuhr der Luftmassen au der Erd- oberfläche wesentlich unterstützt. Im Sommerhalbjahr dagegen, wo die secufidäre Erscheinung gesteigerte Insolation ist (statt Wärmeausstrahlung), wirkt dieselbe der Erhaltungstendenz der Luftbewegung entgegen. In dem einen Falle befördern die durch ein Barometer-Maximum gesetzten Ausstrahlungs- und Insolations- verhältnisse dessen Fortdauer, in dem andern Falle sind sie derselben ungünstig. Die Barometer- Maxima haben deshalb schon aus diesem Grunde im Aligemeinen im Sommerhalbjahr kürzere Dauer und geringere Intensität. Die Ursaclie erster Ordnung ist aber in den viel stärkeren oberen Druckgradieuten zwischen den niedrigen und höheren Breiten während des Winters zu suchen, welche den oberen Zufluss der Luft aus wärmeren Breiten mächtiger und lebhafer macht. 3. Die grosse Lufitrockenheit, welche in grösseren Höhen der Atmosphäre während des Barometer-Maxi- mums vom November 1889 herrschte, und welche diesmal durch Fsychrometerbeobachtungen noch in 3100«; Seehöhe direct nachgewiesen werden konnte , liefert zusammen mit der hohen Lul'twärme einen zwingenden Beweis dafür, dass die Luft im Centrum eines Barometer-Maximums diese Eigenschaften [\\o\\q Wärme und grosse Trockenheit), gerade so wie es beim Föiin der Fall ist, einer herabsteigenden Bewegung ver- dankt. Für die jetzt herrschende Ansicht, dass die Luft im Centrum eines Barometer- Maximums herabsinkt, haben wir allerdings auch nocli andere directe und indirecte Belege. Die hier angeführten Beobachtungen scheinen mir nichtsdestoweniger einer besonderen Hervorhebung werth, denn sie liefern woid den directestcn Nachweis für die Kichtigkeit derselben. Vielleicht noch auffMlleuiler sind f()li;i-uilc in ilon „Sclnvciz. Jleteorol. Beobaclituiig-eii" (Jalirg. 1870, S. 104) von Herrn WiUiuer mitgethcilten Beobachtungen. Es lag damals aiicU ein üarometor-Maxinium über der Schweiz: Trogen 890 m, Deceniber 1869. I5eobachter Waunor. S. Dec. 8'' am. ii'> Mittag 6. Dec. 7I' Mittag i'^ 2i'p. 3h 4I' 5'' 6h 7I1 Teiiip. — ü-o — 2-0 5-5 (bbnbt 7-8 10-2 lo-o — 4-6 4-3 4-1 —4-8 S'S — 4'2 Feucht. 100 96 52 warm) 40 30 30 100 85 41 100 29 96 7. Dec. 5'' a. 7I' 8h 9'' io'> iii> Mittag i'' 2'' 3'' 4'' 5'' 6I' Temp. 3-1 i-S —7-0 — 2-3 2'o 4'ö 33 o'7 —11 — oö — i-i — 4"4 -6'7 Feucht. 53 64 100 loo 49 23 70 82 94 100 100 9Ö 100 Die Grenzlinie der warmen l>ut't oben iiud der kalten Nebelluft uiiteu wogte am 5., 6., 7. wiederliolt auf und nieder. Das Luftdruck-Maxifmim vom November 1880 in Mittel-Europa. 409 Es mögen nun noch einige siicciellere Beobiichtungen und Wahrnehmungen über die Witterungsverhält- uisse wälirend des November-Barometer-Maximums hier folgen, die ich zurückgesetzt habe, um die Über- sichtlichkeit der allgemeinen Darstellung nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Der eifrige Beobachter der k. k. meteorologischen Centralanstalt, Herr Oberst Baron 0. v. Sternbach, schreibt mir am 24. November 1889 aus Bludenz : „Der merkwürdig hohe Luftdruck, der seit 12 Tagen über dem mittleren Europa liegt, kam auch bei uns zur vollen Geltung. Die Tage vyaren mit wenigen Ausnahmen ganz rein. Die Kälte in der Niederung nahm rasch zu und erreichte eine für diesen Monat bedeutende Grösse, während die Säntisstation selbst Mor- gens und Abends Wärmegrade aufwies. Die Bewohner unserer Hochthäler arbeiteten während aller dieser Tage in Hemdärmeln im Freien, so im Bregenzerwald und im Walserthale und auf allen Heimwesen des Mittelgebirges. Heute trat der Föhn auch in der Niederung ein, namentlich in Montafon, während er in Blu- denz weniger fühlbar war." Am 26. trat dann völliger Witterungsumschlag mit Regen ein. Herr Director Robert Bill willer in Zürich, dem ich so viele Beobachtungsdaten aus der Schweiz ver- danke, hat mir auf meine Bitte auch einige allgemeine Mittheilungeu über die Witterung in der Schweiz zukommen lassen. Ich entlehne denselben das Folgende: „Das Barometer-Maximum, das vom 12. bis 23. November vorigen Jahres über Central-Europa lag, ist in mehr als einer Beziehung bemerkenswerth. Ein so frühzeitiges und zugleich so lange andauerndes Auf- treten einer Anticyclone in Mittel-Europa werden nur wenige Winter aufzuweisen haben. Besonders ist hie- bei zu beachten, dass beim Eintritt des Maximums keine Schneedecke und somit auch keine Ursache zu einem starken Temperaturfall in den Niederungen vorhanden war. In der That war der Temperaturrückgang der Thalstationen in der Schweiz auch nur ganz unbedeutend. In Zürich fällt das Tagesmittel vom 14. bis zum 22. November um 4-4, in Basel gleichfalls um 4-4, in Altslätteu (Reinthal) 5-5, in Altdorf 4-6, Genf (14. bis 23.) um 6°7; bei dieser Anticyclone wirkte demnach die Erkaltung der unteren Luftschichten nur in geringem Maasse auf die Verstärkung des herabsinkenden Luftstromes, und konnte nur wenig zur Erhaltung des vorhandenen atmosi)härischen Zustandes beitragen. Die Bedingung für den letzteren muss also vielmehr in einer anhaltenden Luftzufuhr aus den oberen Regionen der niedrigen Breiten gesucht werden." Von besonderem Interesse sind die Verhältnisse der Nebelbildung am Nordfuss der Alpen. „Diese begann in den Niederungen gleich nach Eintritt des barometrischen Maximums am 14. und zu- meist schon morgens, stellenweise wie in Altstätten am Abend dieses Tages. Der Nebel wurde im Laufe der Periode immer dichter und mit dem 21., sobald die Temperatur unter Null gefallen war, trat auch der soge- nannte Duft- oder Rauhreif auf, der bis zum 24. au Intensität fortwährend zunahm. Die ganze Hochebene zwischen Alpen und Jura bis zu einer durchschnittlichen Höhe von 800 bis lUOO ?m bildete ein Nebelmeer, die darüber liegende Luft war von wunderbarer Klarheit, wie icli am Nachmittag des 14. November auf dem Chauniont selbst beobachten konnte, wo ich den prächtigen Anblick der aus dem Nebelmeer tauchenden Alpenkette vom Montblanc bis zu den Höhen der Ostschweiz hatte. Dabei ist aber nun der Umstand besonders bemerkenswerth, dass in den Thälern des Nordhanges der Alpen die Nebelbildimg erst beträchtlich weiter unten begann als auf dem Plateau. Engelberg in der Höhe von über 1000 m war selbstverständlich ncbelfrei, Gurtnellen im Reussthal bei 742 m, Linthal bei 650 jh und selbst Chur bei 600 w Meereshöhe blieben voll- kommen nebelfrei, während St. Gallen 680»«, Haidenhaus 100 m auf dem Seerücken im Norden des Kanton Thurgau fortwährend im Nebel waren. Heiden in 800 m, oberhalb des Bodensee's, lag zeitweise im Nebel, zeitweise über demselben. Das Niveau des Nebelmeeres unterlag täglichen Schwankungen. Die Nebelfreiheit der Alpenthäler ist offenbar auf eine Föhnwlrkuug zurückzuführen. Der absteigende Luftstrom über dem Al))enkamni muss aus naheliegenden Gründen in Folge Verengung seiner Bahn in den Alpenthälein mit ver- mehrter, wenn auch absolut genommen, immerhin noch unerheblicher Intensität und Geschwindigkeit auf- treten, so dass der so erwärmte und trockene Luftstrom die Nebelbildung erst weiter unten im Thal, in der Höhe von circa 500 w zu Stande kommen lässt. In der That weisen auch die Windbeobachtungen jener Thal- üenkschriften der mathem.-naturw. Ci. LVII. Ud. 52 410 J- Hann, Stationen auf ganz leichte vom obern Thalende herkommende Winde.' Aut dieselbe Weise eikläit es sich, dass die Stationen jenseits des Jura, z. B. Basel und Rheinfelden, meist nebelfrei waren. Nur wo die Luft zur Ruhe kommt, wobei fortscbreitende Erkaltung- eintritt, sind die Bedingungen zur Nebelbildung in einer Weise vorhanden, welche ein permanentes Nebelmeer, wie es die Niederungen zwischen Alpen und Jura im November ausfüllte, ermöglichen. Am Südhange der Alpen ist es die an sich höhere Temperatur und dann ebenfalls die Föhnwirkuug, welche die Nebelbildung hinderten. Die Siulschweiz, inclusive des Wallis, von welchem dasselbe gilt, erfreute sich dcslialb während der ganzen Periode des November-Maximtuns eines fast vollkommen heiteren Himmels. Eine Episode in der für die Niederungen so trüben, melancholischeu, für die Höhen aber so augenehmen Nebelperiode verdient eine besondere Erwähnung, nämlich eine Hebung und Ausbreitung der Nebelschiehte. Es war am 18. November, als in Folge der Verschiebung des Kerns des baro- metrischen Maximums vom südöstlichen Frankreich gegen Nordwestdeutschlaud der Wind auf dem Säntis nach E drehte, wo er mit einer mittleren Intensität von ca. 6 m per Sccunde wehte, da gerieth auch das Nebel- meer in Bewegung. Cliaiimont mit 1128/« tauchte ganz in den Nebel, Gäbris mit 1253 /w meldet an diesem Tage herumziehende Nebel und war zeitweise in denselben geiiüllt, während Rigi-Kulm 1790 m und Säntis, sowie die oben erwähnten Stationen der Alpenthäler Chur, Gurtnellen, Linthal, ebenso Meiringeu nebel- frei blieben. Dagegen hatten die Stationen jenseits des Rheins, Basel und Rheinfelden in Folge des vom Jura her in der Höhe ostwärts ziehenden Nebels bedeckten Himmel. Die durcli die Luftdruckänderuugen über Central-Europa bedingten Winde vermochten den oberen Theil der Nebelschiehte in Bewegung zu setzen und so einen ostwärts ziehenden Nebelstrom zu bilden , wie er namentlich auf dem Gäbris und Chaumont beob- achtet wurde, wo sich derselbe auch durch einen stark ausgeprägten, vorübergehenden Temperaturwechsel geltend machte." Der Temperaturgang am 17. und 18. November, auf den Herr Billwiller liier anspielt, ist von beson- derem Interesse, weil er zeigt, dass, sobald Druckditfereuzen auftreten, welche die Luft in horizontale Bewe- gung versetzen und die herabsinkende Bewegung stören, die Temperatur auf den Bergen sogleich sinkt, während sie in der Niederung steigt. Tagesmittel der Temperatur. 17. 3-2 — 1-6 In Wien herrschte am 16. Windstille, am 17. wehte lebhafter Westwind (Nachmittag und Abend Regen), am 16. und 17. Westwinde, vor- und nachher Ost und Nordost. In den später folgenden Tabellen der täg- lichen Beobachtungen einiger Hochstationen sieht mau den Wäi-merückgang iu der Höhe sehr deutlich, namentlich bei Chaumont und Gäbris. Der entgegengesetzte Wärmegang in der Höhe und Tiefe war namentlich auch charakteristisch für das Ende der Periode hohen Luftdruckes. Während iu der Niederung die in Folge der Baromcter-Minima im Nordwesten eintretenden heftigeren SW- Winde die Temperatur steigen machen, endet damit die Wärmeperi- ode in der Höhe und es tritt bei denselben SW- und S-Winden Kälte ein. Daraus sieht man doch ganz deut- lich, dass diese Wärmeperiode nicht durch die südlichen Winde hervorgebracht wurde, welche an den west- lichen Hochstationeu der Alpen zuweilen, freilich schwach, herrschten, und dass dieselben nur locale Winde waren, durch Druckdifferenzen innerhalb des Barometer-Maximums selbst hervorgerufen. Sobald ein allgemeiner Gradient vorlianden ist, der stärkere Südwinde aus grösserer Entfernung hervorruft, wird es auf den Höhen kalt, in den Niederungen warm. Die grösste Wärme auf den Höhen bringt im Winterhalbjahr stets ^6. 17. 18. 19. 16. Mimeben — o?7 4°9 i?6 o94 Isclil o?o Wendelstein i • 8 — I • I 1-9 5-5 Schiit'berg o- 1 18. 19. IC. 17. 18. 19. 3^7 O 03 Wien I?! 6?2 4'?2 294 0-9 4-6 Schaeeberg' 5-6 o- 1 — I -o 6-7 1 So besonders auch iu Garg-ellen im Montafou. Siehe die Beobachtiiagen im Anhange. Zu Davos in ziemlich gleicher Seehöhe 1560»», wo der obere warme Wind fehlte, war die Morgenteini)ei'atiii- viel tiefer. Die Temperatur um 7" Morgens war zu Gargellen -1-2-8, zu Davos —2-8, dagegen um 1'' an letzterem Orte 9-4, zu Gargellen um "2^ 10-0, also mit lüick- sieht auf die Seeliöhe und spätere Stumic übereiastimmend. Davos hatte gleichfalls ganz heitere Witterung. Das Liiftilruch-Mnximum vom. November 1889 in Mittel-Europa. 411 ein Barorneter-Maximum , d. i. das Herabsiuken der Luft, die föhiiartige Erwärmung derselben. Auf dem Puy de Dome herrscht am 25. Morgens .SWg, die Temperatur sinkt gegen den Vortag um 3-1, am 26. noch weiter um o°l, zu Clermont steigt bei SSE am 25. die Temperatur um 12°1 und sinkt wieder etwas am 26. bei Windstill^. Während auf dem Pic du Midi die Temperatur während des Barometer- Maximums sich über Null erhoben hatte, sinkt sie am 25. bei West auf — 6° und später bis —19°. Auf dem St. Gotthard war die Tem- peratur bei schwachem Nord +1° bis —1° (20. bis 23.) und sinkt am 25. auf — 7° bei Südwind. Von Interesse sind ferner noch die Witterungsnotizen des Beobachters Peter Lechuer auf demSounblick- gipfel wälirend des Barometer-Maximums, die ich hier im Auszuge anführe. Sonnblick, November 1889. 12. November. Ganzeu Tag über keine Wolke am Himmel sichtbar. Bodeiinobi'l auf der Noi'dseite bis 2000 »;, auf der Südseite bis 2300 m l)is Mittag. Dann Nebel am Horizont. Abends ringsum alles klar. 13. fianzen Tag keine Wolke am Himmel sichtbar. Im Möllthal initeii sehr dunstig bis 4'' Nachmittags, der Dunst reicht bis zur Höhe des Iselsberges. 14. Ganzen Tag über völlig heiter. 15. Heiter bis 4^ Abends, dann in Nordwest Cirrusschiclit sichtl)ar bis 0'>. Abends 9h Höhenrauch. 16. Früh bis 5'> Abends ringsum Cirrusschiclit, Dann wieder alles klar. Abends Höhenrauch. 17. Früh in N und NE Nebel .-im Horizont. Schichtwolken in der Höhe ziehen nach SW. Abend C' wieder alles rein, 9'' Höhenrauch. 18. Ganzen Tag über einige C'irrusschichten in N und NE. Aljends wieder alles klar. 19. nnd 20. Von 4'' bis ü'' Nachmittags etwas Cirrostratus in SE uud S, sonst alles klar. 21. Ganzen Tag über alles klar, Bodennebel in SW bis 800 m, in SE bis 1200/« den ganzen Tag bis Abends. 22. Morgens Cirrostratus iu S bis ll'' Vormittags. In den südlichen Thälern alles dunstig, sonst ringsum klar. 23. Ganzen Tag über heiter, nur im Süden hie und da etwas Cirrostratus sichtbar. 24. Im Süden Nebelstreiten, die anwachsen, so dass Nachmittags dort alles voll Nebel, Va'''' Abends wieder klar. 25. Bewölkt sich im Süden, SW, W nnd N mit Schichtwolken. 26. Früh Schichtwolken im S, Bodennebel bis 2500 m, dann 1/2'''' Sonul)lick iu Wolken, ganzen Tag schwacher Schneefall. Die Sonnenschein-Registiirungen auf dem Sonnblick ergaben folgendes Kesultat. Vor dem Barometer-Maximum am 9., 10. und 11. fast gar kein Sonnenschein, im Ganzeu 6 Stunden in 3 Tagen. Am 12. zugleich mit der Verlagerung des Centrums des Barometer-Maximums über Mittel-Europa beginnt der ungetrübte Sonnenschein und dauert bis zum 25. inclusive, wo schon die Barometer-Minima im NW auftreten. Der 26. ist sonnenlos. Dauer des Sonnenscheins vom 12. bis 25. inclusive, d. h. während 14 Tagen. Tageszeit 7— S'' 8—9'' 9 — ioi> 10— ii'' iii'— Mittag Mittag— 1'' 1—2'' 2—3'' 3—4'' 4 — 5'' Stunden 9'o :4-o 14-0 i4'o i4-o 140 i4'o i4'o 13'7 8-4 Es herrschte also in der That während der ganzen Dauer des Barometer-Maximums ununterbrochener Sdiiuenschein. Die Khirheit und Trockenlieif der Luft in der Höhe während eines Barometer-Maximums kommt in diesen Aufzeichnungen zum vollen Ausdruck. Einige andere Barometer-Maxima. Es möge hier in Kürze auf einige andere Barometer-Maxima inngewiesen werden, welche zeigen, dass holie Wärme und Eufttrockenheit in sehr grossen Seehöhen die .ständigen Begleiter der Barometer-.Maxima sind. Da die in den Jahrbüchern der k. k. Cent.Anst. für Met. abgedruckten täglichen Beobaciitungeu auf dem Sonnblickgipfel ohnehin jedermann zugänglich sind, so beschränke ich mich nur auf die .Anführung einiger neuester Vorkommnisse im AVinter 1889/90. Wer das gedruckte Beobachtungsjournal der Station Sonnblick durchgeht, findet in jedem Winterhalbjahr mehrfache Beispiele dafür, wie mit jedem Barometer- Maximum in 3100 »i die Temperatur steigt und die Luftfeuchtigkeit sinkt. Die höchsten Temperaturen auf dem Sonnlilickgipfel treten stets bei einem Barometer-Maximum ein. Er sieht aber auch (vide Salzburg, Bregenz), dass die Harometer-Maxima auf dem Sonidjück nicht etwa zum Thcil ein Effect der Temperaturäuderung sind, 52* 412 J. Hann, sondern mit den Baromcter-Maximis im Meeresniveau zusammenfallen, so dass also die hohe Temperatur oben wirklich vom Barometer-Maximum gebracht wird (nicht etwa umgekelirt). Zunächst erlaube ich mir aus den von Dollfuss-Ausset publieirten Beobachtungen auf dem Theodiil- Pass im Jahre 1865/66 einen interessanten Fall eines Barometer-Maxiraums hier auszugsweise anzuführen. Die Temperatur steigt in 3330?« und 2480?« mit dem Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit sinkt. Der Wind ist NE am Theodul-Pass und St. Bernhard, am ersteren Orte sogar lebhaft, die Temperatur sinkt oben mit Ein- tritt des SW-Windes , unten steigt sie. Am 23. December hatte der Theodul-Pass in 3300 m die gleiche mitt- lere Temperatur wie Genf, das über 2900 m tiefer liegt, er war am 22. und 23. um l'/g" wärmer als Martigny, das über 2800»» tiefer liegt. Dabei ist zu beachten, dass die Passlage der Station die Temperatur wahrschein- lich noch erniedrigt hat, die freie Atmosphäre war sicherlich noch wärmer. Datum December 1865 23- 24. 25. 26. 27. 28. 29. 3°- Barometer 500 + . . Temperatur-Mittel . 71» am . „ Maximum Dampfdruck mm . . Relative Feuchtigkeit Bewölkung .... Windrichtung- . . . Stärke Temperatur-Mittel Maximum .... Windrichtung . . Temperatur-Mittel Barom» |— 5'9- 6-0— 6-6, — 5-7— 4'i Genf 408 m 33-4 36-3 37-9: Zb-s 37-5 — 2-2 — 2'4 — 1-6 — 2-2 — 2-6 89 1 93 88 94 97 5-9!— Ö-3— 6-9— 6"5l 38-5 393' 38-6' 38-1 - 2'2 — 2I|-- 3-6 — 4'6 98 98 I 99 100 6-3 36-21 - 4-7 100 4-4 3i'4 - 3'9 2Ö-6 0-4 96 Kehren wir nun nach dieser Abschweifung zu den Sonnblickbeobachfungeu zurück. In dem Winter 1889/90 traten noch mehrfach Barometer-Maxima über den Ostalpen auf, welche von entgegengesetzten Witterungserscheinungen auf den Berggipfeln und in der Niederung begleitet waren, gerade so wie das Barometer-Maximum des November, welches sich wesentlich nur durch seine lange Dauer aus- zeichnete. Wir wollen nur bei zweien derselben kurz verweilen. Das eine ist das Barometer-Maximum vom 17. und 18. December 1889, dessen Centrum ziemlich genau auf die Ostalpen fällt und sich durch beträchtliche Intensität (780 mm am Meeres-Niveau) auszeichnet. Die Temperaturen in den Thälern und in der Niederung waren um 7'' Morgens: Am 27. Bregenz —9-6, Salzburg —6-5, Ischl —4-4, Graz —8-0, Klagenfnrt —6-0, München —4-2, Zürich— 4-5, Genf— 5-0, Mittel —6°. Am 28. Bregenz -8-2, Salzburg — 9?6, Ischl —11-6, Graz -7-8, Klagenfurt —11-7, München —9^0, Zürich— 7^0, Genf— 4-0, Mittel— 8°. Die Winde waren schwach, die Richtungen sehr verschieden, es herrschte vielfach Nebel. Das Tjuff druck- Maximum vom. November ]8S9 in Mittel- Europa. 413 Die Tage^ mittel der meteoiologisclieu Elemente auf dem Soiiublick waren folgende (die relative Feuch- tigkeit ist hier dem Haarbygrometer von Koppe entnommen, weil das Psychrometer versagte. Die Trocken- heit erscheint deshalb vielleicht etwas zu gross, obgleich das Hygrometer vorher und nachher wieder aiil 1007« zurückging): Sonnblick 3100 w. Luftdruck 500 + . . . . Temperatur Kelativc Feuchtigkeit . . Bewölkung Wiud . Deceinber 1889 16. 17- 18. 19- 20. 21-7 — 13-5 52 0-7 NE,-4 26-9 — 8.0 21 10 ENE3„3 28-5 — 4-9 55 1-7 EiNEi_3 26-3 - 5-3 54 1-7 21-9 — 60 52 2-7 SW4_5 Die Temperatur steigt und fällt genau mit dem Barometer (am 21. 5=517-7, t. ^= — 9-1), der Wind ist ENE. Auch auf dem Säutis herrschte ENl^j,_^ am 17., am 18. Morgens noch ENE^ dann Stille; die Tem- peratur auf dem Säutis war am 17. — 5°0 (^Mittel 7'', 1''), am 18. -+-0°5 (dettoj, der Himmel hell, unteu Nebel- meer bis circa 800m. Bern hatte —6° und — 7°5, Zürich — 3°.ö und — ö°5, Glariis — 8-5 uud — 9°0 (Mittel 7'', l*" nach den schweizerischen WetlerbuUetins . Der ENE- Wind auf dem Sounblick und auf dem Säutis schliesst auch hier jede direete Herkunft der Wärme von Süden aus. Es hat beinahe den Anschein, als ob der Sonnblickgipfel zuweilen .schon in die Kegiou der oberen Luft- strömung hineinragen würde, welche die von einem Barometer-Minimum abfiiessende Luft ist. Jedenfalls kann man aus den täglichen Wetterkarten mit Bestimmtheit entnehmen, dass fast in allen Fällen stärkerer Gradienten und entschiedener Winde in der Niederung, die Windrichtung auf dem Sonnblickgipfel sehr stark, zuweilen bis zu und über 9U° von der unteren Windrichtung nach rechts abweiclit, also z. B. bei vorherrschenden W- unten, oben NW- bis N- herrscht; bei N-Winden unten, oben NE; bei E- Wiuden unten, SE bis S oben. Dies tritt aber nur dann deutlich hervor, wenn, wie bemerkt, stärkere Gra- dienten ziemlich übereinstimmende Windrichtungen in den Niederungen über Mittel-Europa hervorrufen. Es steht diese Wahrnehmung auch in vollkommener Übereinstimmung mit den namentlich von Clement Ley und von Abercromby aus dem Wolkenzug abgeleiteten Schlüssen über die gesetzmässige Abweichung der oberen Windrichtung von der unteren. Als sehr bemerkenswerth will ich noch das Barometer-Maximum vom 27., 28. und 29. März 1890 kurz erwähnen, welches am 28. mit seinem Kerne über den Ostalpeu sich lagerte. Besonders beachtens- werth ist die Witterung auf dem Sonnblickgipfel während dieses Maximums deshalb, weil im Frühjahr die sonst auf den Berggipfeln ein Barometer-Maximum begleitenden Erscheinungen schon sehr selten zu Tage tre- ten, wegen der starken Erwärmung der Niederung zu dieser Jahreszeit und die durch dieselbe bedingte sehr rasche Wärmeabnahme mit der Höhe, welche die aufsteigende Luftbewegung schon zu sehr begünstigt. Das Gefälle der oberen Luftschichten hat zuweilen im März eine starke Tendenz nach Süden uud ruft deshalb weit von Norden kommende Winde hervor, welche häutig die grösste Kälte des Jahres bringen, wie es in der That sowohl im März 1889 wie im März 1890 der Fall war, wo die Temperatur an mehreren Tagen unter — 30° sank, und die absoluten Minima des Winters eintraten. März und November, welche in der Niederung in ihren Temperaturmitteln so nahe übereinstimmen, stellen auf den Hochgipfeln grosse Gegensätze dar. Im November tritt die Wärmezunahme mit der Höhe häutig auf, im März dagegen höchst selten. Darum verdient das Barometer-Maximum Ende März 1890 besondere Beachtung. 414 J. Hann, Sonn blick 3100 m. Relat. Feuchtigkeit 'i'enii)eraturdifterenz März 1S89 LuftiJiuck- raittel Tenipe- raturniittel Dampf- druck Bewöl- kung Windrichtung- und Stärke Sonnblick — Kauris Psychro- Haarhy- yh meter grometer 2 y 26. Si9"3 -7^9 2-s 100 100 lO'O NNW.,__, — I2?I -i5?7 -.3-2 27. 26 'O —5-3 1-8 56 47 2-0 Ns — 8-2 — 19-1 — 8-S 28. 28-0 — 1-9 2-7 67 52 3-7 NNW, — 3-9 — 17-2 — 9-4 29. 26-5 -1-5 2-7 65 54 I "O W, — 3-7 22-2 - 9-8 30- 23-5 — 1-7 3' 78 70 I -o 8SW1 — 5-2 20-9 — lo- 1 31- 20-3 -4-6 30 93 92 7-7 Var. Schnee -9-8 — «7-5 — 13-2 Die Temperatur steigt wie immer mit dem Luftdruck, und sinkt mit demselben. Der Wind war während des Maximums des Luftdruckes und der Temperatur NWestlich, in Rauris welite lebhafter N und NE. Die Intensität der Erwärmung der unteren Luftscliichten ersieht man aus dem hohen Betrage der Temperatur- dififereuzen: Sonnblick — Rauris um 2'' Nachmittag. Am 20. entspricht der beobachtete Wärmeunterschied einer Temperatur-Abnahme mit der Höhe von 1° pro 100 w». Die wirkliehe Temperatur-Differenz war wohl nicht so gross. In deu Morgenstunden ist der Temperaturunterschied gering, und es ist recht wohl möglich, dass es in 'den ersten Morgenstunden sogar zu einer sogenannten „Temperaturumkehrung" gekommen ist. ' Auf dem Sonnblick selbst war die tägliche Temperatnrschwankung sehr gering, wie folgende Daten zeigen, welche die Temperatur um 7", 2" und 9'' angeben: 28. — 2'?8, —1^0, —2^0. 29. —1-8, —V2, — 1-6. 30. — 2°2, — 1°0, — 2°8. Hier war also die Wirkung der Isolation auf die Luftwärme sehr gering. Das Temperatur-Minimum des März (und des Winters 1889/90) trat mit dem Minimum des Luftdruckes ein. Folgende waren die Tagesmittel des Barometerstandes und der Temperatur, sowie die absoluten Minima: 1. März 505-4 >«m, —29-3, Min. —34-6; 2. März 503-2 »«m, -30-1, Min. —33-0; 3. März 509-0 jw/«, —25-4, Min. —33-0; 4. März 612-9mm, —21-0, Min. —26-0. Das dann folgende erste Barometer-Maxi- mum des Monats am 12. März b21-0mm war wieder von einem Temperatur-Maximum begleitet, Tagesmittel — 6-0. Und so zeigt es sich stets, dass das Barometer und Thermometer genau den entgegengesetzten Gang haben. Der Föhustiirni vom 9. und 10. October in den Ostalpen. Werfen wir nun einen Blick auf die Witterungsverliältnisse auf dem Sonnblick zur Zeit der Herrschaft eines kräfligen, von weit her kommenden Südstromes. Ein solcher herrschte am 9. und 10. October 1889, zu welcher Zeit die Ostalpen sich gerade in der Mitte zwischen einem Barometer-Maximum im Osten und einem Barometer-Minimum im Nordwesten befanden. Am 9. October lag ein tiefes Barometer- Minimum (730 mm) über Nord-England und hoher Druck (765 JM/w) über dem schwarzen Meere. Dieser Luftdruckvertheilung entsprechend, herrschten Süd- und SW- Winde über Mittel-Europa, im Süden der Alpen fielen grosse Regenmengen, auf der Nordseite derselben herrschte trockenes warmes Fcihnwetter. Am 10. war die Situation ähnlich, nur dass das Minimum im NW sich verflacht hatte, während das Maximum nun den ganzen Osten von Europa einnimmt. An diesem Tage gab es, trotz des im Allgemeinen abgeschwächten Gradienten , heftige Föhnstürme auf der Nordseite der Ostalpen, bei denen wir nun etwas verweilen wollen. Die Ursache dieses Föhnsturmes war höchst wahrscheinlich eine Theiidepression, die längs des Nord- randes der Alpen am 10. October 1889 vorüberzog, und welche auch unsere Wetterkarte von diesem Tage durch eine starke Einbuchtung der Isobare von IbOmm beiBregenz andeutet. Herr Dr. Erk in München meint wohl mit vollem Rechte, dass die Föhnstürme auf der Nordseite der Alpen stets im Gefolge solcher kleiner Theildepressionen auftreten. 1 In Neukircheu, circa 100 m tiefer gelegen als Rauris, war die Temperatur 7'| Morgens am 27. und 28. 0°4 und 0°2 C. Das Luftdruck-Maximum vom November 1889 in Mittel-Europa. 415 Auf der Südseite der Alpeu fielen an diesem Tage grosse Regenmengen, z.B. zu Raibl 113»»» bei Siidstnrm (Sg den ganzen Tag, am 11. bei S._7 fielen sogar 173 mm und am 12. nocli 110 mm bei Südstuim und Gewitter); zu Greifenburg (im Drauthal) 48 wm, zu Oberdrauburg Ib mm (an den nächsten zwei Tagen noch 11 3 mw). In Kärnten gibt es grosse Überschwemmungen. Die Witterung auf der Südseite der Alpen bezeichnen überdies folgende Beobachtungen: Lieuz am 10. Temperatur 12-0, Feuchtigkeit HG I'roc, Bewölkung 9-»i, Kegen 'dO mm. r)4 8.Ö 9-7, 10-0, 20 u. Gevvitt. 19 mm. Brixen „ 10. „ 12-2, „ Gossensass „ 10. „ 9-3, „ Windstille und schwache Winde. Bergbau Schneeberg in Tirol (23CG»w>0 Temperatur 1-8, Feuchtigkeit lOO"/,,, heftiger Weststurm, 93m7n. Niederschlag in Form von Schnee. Anders war das Wetter auf der Nordseite der Alpen. Witterung am 9. und 10. October 1889. g. October lO. 9- lO. 9- lo. 9- lO. 9- lo. 9- 10. Temperatur Rel.Feuchtiffkeit Wind und Wittenins 9?4: 17-6 j i6?4| 82 iS'o i8-o I 9*4 1 42 [o-o ! 17'4 I i6'4 I 82 13-7 I3'0 I 6'o I i6'2 I i3'2 ' 1 1 ■ I 21 'O I I 'O 4-9 lö'o I 13-0 14' 5 I 20-7 1 1 'ö I2"0 15-7 i8-2 I ii"8 I 20 '8 lü'o 2-61 2-4' — 2- 2-6 2 Innsbruck 600 ni. 66 91 64 96 3S 57 42 49 53 51 31 60 28 49 89 51 75 SE., j, halb heiter Windstille und SEj, trüb I s c li 1 467 ;». S| bis Efi halb heiter .SE.2— SEj halb heiter, etwas Regen Zell am See 750 m. 57 I Windstille, SW. halb heiter 75 I Nachmittags .SW5, sonst scliw.-icher NE, triib N e u k i r c h e n (Ober-Pinzgau) 840 m I 39 57 86 Nachmittags SW,;, triib SW5_7, trüb, Abends Regen 94 -2-2| 95 35 94 95 R a u r i s 940 iti. 67 j SEo bis SEr, trüb 50 i SE5 bis Ej, 'trüb, Regen (Abends?) S o n u 1) 1 i c k 31o0 m. 94 94 .SW und SE-Stwrm, Sehneesturm SW« bis WNW, Schneesturm Kolm Saigurn hatte am 10. eine mittlere Temperatur von 10°0 bei Südsturm und ganz bedecktem Him- mel, Abends Regen. Der eifrige Beobachter zu Neukirchen im oberen Pinzgau, Herr Unterwurzachcr macht folgende Witterungsuotizen : Am 9. October früh Windrauschen auf den Bergen, um 1'' Nachmittag beginnt der Wind auch im Thale. In der Nacht bis Morgen des 10. sehr starker Wind mit zwei Wolkenschichten, die höhere zieht langsam, die niedrigere stürmisch von SW. lO'/a'' Vormittag stärkster Wind, der viele Bäume umwirft und Dächer abhebt. Um 11" Vormittags trockenes Thermometer 22°2, feuchtes 12-0, relative Feuchtigkeit 227«; Dampfdruck 4-4mm. — Am 11. Windrauschen auf den Höhen, am 12. Regen, in G Stunden 33 m. Überschwemmung der Salzach und der Gebirgsbäche. Durch diese Beobachtungen zu Neukirchen, welche Station ich erst im Herbste 1889 mit einem Psychro- meter versehen habe, wird nun gezeigt, dass es auch im oberen Pinzgau einen wahren Föhn gibt, der dort als 416 ./. Hann, SW-Wind auftritt (Thalrichtung W nach E). Es scheint, dass im Dorfe Krimml der Föhn vielleicht noch inten- siver auftritt. Krimnil hat auch öfter im Winter schon die warme Luft der Anticyclonen, während tiefer unten im Hauptthale, auch in ISeukircheu, die durch Strahlung stark erkaltete Luft sich lagert. Die Temperaturahweichuugen während des Föhn vom K). October waren folgende: Lienz 680m (Südseite) +4?5, Sounblick 3100?» +1-3, Nordseite: Kolm Saigurn 1620?» +6-9, RaHris950m +9?9, Ischl 467 w +8?5. Brixen 580 w (Südseite) +V8, Schneeberg 2366 »w +0-9, Linsbruck (Nordseite) 600 m +7-9. Der kräftige Südwind brachte, wie zu erwarten, überall eine Erwärmung, am geringsten war dieselbe in grossen Höhen, am grössten auf der Nordseite der Alpen. Die Wärmeabnahme mit der Höhe war auf der Südseite des Sonnblick (Lienz 12°6, Sonnblick — 2°3, Höhenintervall 24*2 Hectometer) 0°61 pro 100 m, auf der Nordseite zwischen Sonnblick und Kolm Saigurn 0-83, zwischen Sonnbliek und Rauris sogar 0°92 pro 100 m.. Man sieht, dass selbst der sehr kräftige und andauernde warme Südstrom, der am 10. (und überhaupt in dieser Periode) herrschte, die Temperatur auf dem Sonnblick und auch am Schneeberg in Tirol in Höhen von 2400 bis 3100 m bei weitem nicht so hoch steigerte, wie dies die herabsinkende Luft im Centrum der Anti- cyclone später im November leistete. Die Temperatur in der Anticyclone vom 19. — 23. November war trotz der vorgerückten Jahreszeit in diesen Höhen auch absolut noch wärmer, als die der Föhnperiode um den 10. October herum. Bas Baroiiieter-Minimum am 1. October 1889. Am 1. October 1889 trat zufällig der ziemlich seltene Fall ein, dass über Mittel-Europa und speciell über den Ostalpen ein barometrisches Minimum sich lagerte. Es ist nun von hohem Interesse, die Wärmeverhält- nisse in diesem barometrischen Minimum näher zu betrachten und sie mit jenen in dem später folgenden grossen barometrischen Maximum vom November 1889 zu vergleichen, die wir vorhin ausführlich beschrieben haben. Am 30. September zeigt die Wetterkarte zwei Barometer-Minima, das eine im westlichen Mittelmeer- becken südlich von Genua, das andere über Dänemark und der deutschen Nordseeküste. Zwischen beiden liegt über der Alpcnkette ein Rücken höheren Druckes, der von dem Maximum im Golf von Biscaya aus- gehend zungenförmig bis gegen Wien hin verläuft. Auf dem Sonnblick herrschten an diesem Tage Mor- gens SSE-Winde, Mittags stürmischer West, Abends massiger Süd. Die mittlere Temperatur war — 6°6 bei Nebel, Abends Schnee. Auf dem Schafberggipfel herrschten schwache Westwinde, dabei Nebel, Abends Schneefall. Am 1. October Morgens liegt ein ausgedehntes Barometer-Minimum über Mittel-Europa. Die Isobare 755 mm umfasst auch noch das westliche Mittelmeer und den grösseren nördlichen Theil der Adria. Den nie- drigsten Druck hatten: Wien 751 -8, Budapest 752-3, Prag 752-5, Ischl 752-9, Bozen 751-8, Riva 752-5. Man kann also sagen, dass die Ostalpen in die mittlere Region dieses Minimums aufgenommen waren. Auch die Windrichtungen sprechen dafür, da sie südlich von denAlpen südlich, südwestlich und südöstlich, nördlich davon in Frankreich und Deutschland nördlicli und nordöstlich, im Osten östlich waren. Die Winde waren schwach, ganz Mittel Europa hatte trübes regnerisches Wetter. Also die typische Witterung für ein Barometer- Minimum. Auch auf den Berggipfeln der Ostalpen herrschten schwache, variable Winde. Auf dem Sonnblick (3100 m) S3 bis WSW3, auf dem Schaf berggipfel W,, auf dem Schneeberg (Tirol, 2366 m) Wj und variable, schwache Winde, auf demSäntis {2b00m) NE„, Gotthard (2100;») N, und NW^. Auf dem Obir dagegen wehte lebhafter Ostwind (Stärke 5 — 7). Dies alles zeigt, dass in der Tliat das Minimum über den Ostalpeu lag, und auch, wie ja zu erwarten war, die Druckvertheilung in 2500 bis 3100 m Seehöhe mit jener an der Erdober- fläche wohl nahezu übereinstimmte. Die Berggipfel waren in Wolken gehüllt, es fiel Schnee; in den Thälern, auf der Nordseite wie auf der Südseite, fällt Regen. Das Luftdnick-Maxhmmi vom November 1889 in Mittel-Europa. 417 Aui 2. October bat der Luftdruck zugeuommeu, das Minimum bat sieb in zwei gespalten, das eine liegt sndlicb von den x\lpen über der Adria und über Ungarn, das andere über Dänemark. Auf dem Sonnblick- gipfel lierrscbt iebbafter NE und XNE bei tieferer Temperatur. Der Sebneefall auf den böhereu Bergen dauert an. Die Unikebrung der allgemeinen Luftströmung zeigt sieb recbt gut in der Änderung der Temperatur auf beiden Seiten des Öonnblick. Die Temperaturabweicbungen vom dreissigjäbrigeu Mittel waren am L und 2. October auf der Südseite zu Lieuz — 6°0 und — ii°G, auf der Nordseite zu Rauris — 3°6 und — 6°0 über- all bei Regen und schwacben Winden. Die Wärmeabnahme gegen den Sonnblickgipfel betrug am 1. October auf der Südseite 0°47 pro lüüm, auf der Nordseite 0°56, am 2. October umgekebrt auf der Südseite 0° 70, auf der Nordseite 0°60 pro 100»«. Die Temperaturänderung mit der Höbe zwiscben Brixen und Scbneeberg (Tirol) war am 1. October Ü-58, am 2. October 0-63 pro 100 jh. Das Barometer- Minimum am 1. October Morgens war nicht sehr tief, aber doch ganz beträchtlich. Die Abweichung des Luftdruckes vom dreissigjährigen Mittel war zu Ischl — 10-6, auf dem Scbafberg — 10" 7, auf dem Sonnblickgipfel — ^10-7, zu Lienz — 8-6mH(. Die Luftdruckabweichung war also auf den Berg- gipfeln relativ grösser als in den Tiiälern, denn es ist z. B. der Quotient AB : B für den Sonnblick 0-020, für Ischl blos 0-015. Es sagt dies zunächst nichts anderes aus, als dass die Temperatur der Luftsäule zwischen Ischl und Sonnblick unter dem Mittel war, was durch die Temperaturbeobachtungen auch vollauf bestä- tigt wird. Wir wenden uns nun der näheren Untersuchung der verticalen Temperaturvertheilung während des Baro- meter-Minimums vom 1. October zu. Die Temperaturen für den 2. October sind des Vergleiches wegen beige- geben, wir benützen sie aber nicht weiter-. Während des 1. October selbst blieb die Temperatur sehr gleich- massig (z. B. Schafberg —0^3, —0-4, — 0-5, Sonnblick —6-0, — 5?0, — 7?4, etc.), so dass man imbe- dingt die Tagesmittel in Rechnung stellen kann. miinstcr Temperatur-Mittel und deren Abweichungen vom Normale. Kolm Saigurn Schaf- berg Schiiiit- te 11 höhe Schneeb. (Tirol) Sonn- blick Höhe in Meter . . 3S0 440 750 1. 950 1620 October 1889: 1780 1950 2370 3100 Mittl. Temperatur . Abweichung . . . . 897 • -2-5 8^5 —2-8 6°6 — 3-0 2. 0 0 5-5 1-7 — 3"6 — S'3 October 1889: 0 0 I -S-6 0 -03 -4-8 — 2?! -4-7 -6°S -3-8 Mittl. Temperatur • Abweichung . . . • 6-9 • —4-3 6-8 —4-5 5-0 -4-6 3-1 0-5 — 6-0 — 6'5 — 2-6 —8-1 2-0 -6-5 —2-3 —4-9 -9-8 — 7-1 Die negative Temperaturabweichung der Luftsäule bis zu 3100 m Höhe während des Barometer-Mini- mums vom 1. October 1889 über den Ostalpen war ziemlich beträchtlich und gleichmässig; ' die mittlere Höhe von circa 1700 wi hatte die grösste negative Wärmeanomalie. ^ Bildet man Gruppen aus den Stationen benachbarter Höhen, so erhält mau als mittlere Abweichungen: Höbe. ... 410 850 1700 2160 3100»» Abweichung . —2 - 7 —3-3 —5-5 —4-8 —3-8. Die mittlere Temperaturabweichung der ganzen Luftsäule ist im rohen Mittel — 4-0, mit Rücksicht auf das Gewicht (die Höhenintervalle) der einzelnen Abweichungen aber circa — 4-3. Während wir also früher für die Wärmeanomalie der Luftsäule bis zu 3100 m während des Baro- meter-Maximums vom 19. — 23. November 1889 den Werth -f 6° gefunden haben, stellt sich derselbe für das Barometer-Minimum vom 1. October 1889 zu circa — 4°3 heraus. Die Luft in dem Barometer-Minimum ist viel kälter als jene in dem Barometer-Maximum. 1 Ferneres Beispiel : Brixen 580 m — 494, Selmeebei-g 2370 >» — 497. ' Diese Erscheinung ist wohl nur eine zufällige und berechtigt kaum zu weiteren Schlüssen. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LVll.Bd. 53 418 ./. Jlann, Diese Thatsache ist wohl vmi hinlänglich grosser allgemeiner Bedeutung für die Frage nach der Ursache der Luftcirculation in den Cycionen und Anticyclonen, um noch etwas länger bei ihr zu verweilen und sie näher zu beleuchten. Die Temperaturvertbeiluug in verticaler Richtung am 1. October 188'J ist durch folgende Mittelwerthe gegeben: Höhe (Hectometer) .4-1 8-5 17-0 21-6 31-0 Temperaturmittel . 8-6 6?0 0-8 —1-7 —6-5. Die letzteren finden einen allgemeinen Ausdruck durch die Gleichung ?A = 10 • 74 — 0 • 566 A [h in Hektometern) , daraus erhält man als mittlere Temperatur der Luftsäule von 4- 1 bis 31 -0 Hektometer den Wertli 0°81. Wenn wir damit dieTemperafur in der Anticyclone vom November 1880 vergleichen wollen, so stossen wir auf die Schwierigkeit, dass damals die Temperaturvertheilung mit der Höhe eine sehr unregclmässige war. An der Erdoberfläche befand sieb eine kalte Schichte, darüber, etwa von 800 oder lOOOm absoluten Höiic an, eine sehr warme, inuerbalb welcher allerdings die Temperatur nach oben hin wieder abnahm. Die Tenipc- raturvertbeiiung in dieser höhereu Luftscbichte lässt sich angenähert berechnen auf folgender Grundlage. Die Temperaturmittel sind der Tabelle auf S. 4 (404) entnommen. Verticale Temperaturvertheilung in der Zeit vom 19. — 23. November 1889: Höhe (Hektometer) . . 12-7 17-7 21-2 25-0 31-0 Temperatur Tagesmittel 7^6 5'?4 2?7 P9 — 2?0 „ 7" Morgens 5-0 4-0 1-6 0-9 —1-8. Für die Abhängigkeit der Temperatur von der Seehöhe findet man folgende Gleichungen, in welchen /«' gleich /i — 10 gesetzt werden mag, weil unterhalb circa 1000 w eine kältere Luftscbichte über der Erdober- fläche lagerte, und die Gleichungen ihre Giltigkeit verlieren. Tagesmittel der Temperatur . /,, = 9- 11 — 0-519 k' Temperatur um 7" Morgens . f,, = 6 • 32 — 0 • 380 h'. h' in Hektometern, vom Niveau von 1000 j« aus zu nehmen, unterhalb (vielleicht erst untcrhall) 800/«.) verlieren die Gleichungen ihre Giltigkeit. Um die Temperatur im Centrum der Anticyclone ja nicht zu überschätzen, wollen wir nur die zweite Gleichung zur Rechnung verwenden. Sie gibt die Temperaturen jedenfalls etwas zu niedrig, weil die Beob- achtungen an Stationen mit zu Grunde gelegt sind, welche keine Gipfellage haben (z.B. St. Bernhard, Schnee- berg in Tirol u. s. w.), und die daher in Folge der nächtlichen Strahlung erheblich tiefere Temperaturen auf- weisen mussteu, als sie der freien Atmosphäre entsprochen hätten. Unsere Ansätze für die mittlere Lufttemperatur iuneriialb der Anticyclone sind daher jedenfalls etwas zu niedrig. DieTemperafur in dem Höhenintervall von circa 500 bis 1000 w* ist schwer zu bestimmen. Für die unterste Luftschichte im mittleren Niveau 500 m geben die Beobachtungen (um 7'' Morgens) einen mittleren Werth von circa — 2°7. Wir erhalten somit folgenden Vergleich der Temperaturen in einer Cyclone und einer Anticyclone von 500 bis etwa 3500 m Seeböhe; also von 3 km Mächtigkeit. Seehöhe (Hektometer) ........ 5 Bar.-Minimum vom 1. October ... 7°0 Bar.-Maximum vom 19. — 23. November — 2-7 Diff. Bar.-Maximum — Bar.-Minimum . — 10-6 10 15 20 25 Temperatur: 30 35 5n o'JS —0^6 — 3U —6-2 — 9M 6-3 4-4 2-5 0-6 —1-3 —3-2 + 1-2 + 2-1 +31 +40 +4-9 + 5-9 Das Luftdruck-Maximum vom Novemher 1889 in Mittel-Europa. 419 Der Luftkörper innerluiU) der Anticyclone war demnach, vou mindestens 1000m Seehölie an, aueli absolut genommen, viel wärmer als jener des barometrischen Minimums vom 1. October, obgleich letzteres um mehr als l'/z Monate früher, d. h. noch in der wärmeren Jahreszeit eintrat. Ferner sind die für das Baro- meter-Minimum eingesetzten Temperaturen Tn gesmittel, jene für das Barometer-Maximum Morgentem- peraturen, welche besonders in den unteren Höbenstufen erlieblich zu niedrig sind. Wir können nun auch die mittlere Temperatur einer Luftsäule von 3 km Höhe in dem Barometer-Mini- mum und in dem Barometer-Maximum berechnen. Für das letztere erlauben wir uns dabei die Annahme, dass in dem Intervall von .■)00 bis 1000»» die Temperatur proportional der Höiie zugenommen hal)e, wodurch die mittlere Temperatur dieser Stufe 1°8 wird. Dann erhalten wir: Mittlere Temperatur einer Luftsäule von 3 hn Höhe A. In dem Barometer-Minimum vom 1. October ... — 0°G C. li. „ „ „ Maximum „ 19. — 23. November +l(j Das Kesultat der Abschätzung der Temperatur im Barometer-Maximum ist nur eine untere Grenze, die wahre n\ittlere Temperatur war wohl 2° oder darüber. Wir können in dieser Beziehung noch eine Proberechnung anstellen. Da der Luftdruck während des Maximums vom 19. — 23. November hinlänglich constant war, kann man versuchen, aus den Barometer- ständen die mittlere Lufttemperatur abzuleiten. Wir legen dieser Bechnung die folgenden Beobachtungen zu Oruiule. Ischl . . /( = 4GG-9m i)' = 736-43 « = 3-8wmm Schafberg. „ 1776-0 627-08 2-4 Sonnblick. 3104-0 531-77 1-7. Mau erhält daraus als mittlere Temperatur der Luftsäule zwischen Ischl — Schafberg . . . 4°4 Scbafberg — Sonnblick , . .1-45 Ischl -Sonnbliek ... 2-8. Die mittlere Temperatur der Luftsäule zwischen 470 m und 3100»* war hiernach 2°8C., was mit obiger Rechnung im Allgemeinen ganz gut übereinstimmt, wenn man berücksichtigt, dass ilie oben eingesetzten Morgentemperaturen eine untere Grenze für die mittlere Lufttemperatur vorstellen. Wir können also die Thatsache constatiren, dass die mittlere Temperatur einer Luftsäule von der Erd- oberfläche aus circa 3000 m hinauf in dem Barometer-Minimum vom 1. October 1R89 jedenfalls um mehr als 2° niedriger war als jene in dem Barometer-Maximum, das 1'/^ Monate später während der kälteren Jahres- zeit eintrat. Dass dieses Resultat nicht blos für das Barometer-Minimum vom 1. October 1889 giltig war, sondern eine Verallgemeinerung gestattet, natürlich nur dem Sinne der Tempcraturali weichung nach, ist schon an sich wahrscheinlich, und wird vollauf bestätigt durch meine frühere Untersuchung über die Temperatur anf dem Sonnblickgipfel bei hohem und niedrigem Luftdruck (an der Erdoberfläche) überhaupt.' Ein Resultat derselben war: Die Cyclonen des Sommerhalbjahres bringen in einer Luftsäule von mindestens weit über 3000 m Höhe eine starke Abkühlung hervor; sie bedingen geradezu die stärksten Temperaturdepressionen, die im Sommer überhaupt eintreten. Die mittlere Temperatur der ganzen Luftsäule in einer Sommereyclone vom Boden bis jedenfalls über 5000 m ist niedriger, als die in einer Anticyclone. 1 Ln>er die Beziehungen zwischen Luftdruck- und Temiieratur-V;ii-iali(inen iuil' I'.erggipfeln. Von J. Hann. Metoorol. Zeitschr. Jänner 1H88. 5.-)* 420 -T- Hann, Es ist wahrscheinlicl), dass dies auch für die Wintercyclonen gilt, weun man ihre Temperatur mit jener im Centrinn einer Anticyrlone vergleiclit. Die Erwärmung, welche die Wintercyclonen an der Erdoberfläche bringen, und welche man für die ganze Luftsäule giltig angenommen hat, beschränkt sich zumeist auf die unteren Luftschichten; die Beobachtungen auf hohen Bergen zeigen, dass dort die grössteu Erwärmungen stets mit Anticyclonen eintreten, je höher der Gebirgsgipfel ist, 2I1 1 9h Max. 7" 2h 9'' 7h 2t 9" yh 2^ 9h 7" 2h 9h 12 22' 6 23-3 24-5 — II • I — 14-8 — I3'2 — II-6 f4 lOO 100 58 0 0 0 NE5 ENE5 N3 13 26 I 27-4 28-2 — 6-6 - 9.S — 7-2 — 7-2 1-6 66 60 Ö3 0 0 0 ENE3 NE.^ NNE., >4 28-6 28-8 29-5 - 6-0 — 7-4 — 6.8 — 8-0 1-9 75 79 66 0 0 0 NE., SSW., ssw; 15 29 "6 29-9 30-6 - 5-8 — 8-2 — 6-6 — 7-0' 2-0 77 75 75 0 0 0 ESEi «••i " ssw; 16 30-7 3o'5 3o'3 — 5-0 - 5-8 — 5-2 1 — 6-2 1 I '9 61 62 69 2 I 0 Wj W, NW,' 17 29-2 29-0 29-5 - 4-8 — 7-0 — 6 ■ 6 — 7 ■ 0 20 67 64 83 I I 0 N3 Ni N7 iS 29 4 29-7 30s - 5-6 — Ö-8 — 6 6 — 7'o 2-4 87 95 75 2 I 0 Es N5 NWr, 19 31-5 32-5 33-1 - 2-5 ~ 3-8 — 3-0 ; — 38 1-5 32 54 38 0 0 0 N5 E., NE5 20 33 '2 33-2 32-4 - 0-4 — I -o — 2-2 : — 3-8 I ■ I 26 25 38 0 0 0 NE., NW, NEj 21 31-8 32-2 32-7 0*2 — 3-4 — 20 0-2 1-6 49 49 28 0 0 0 NNW5 SSEj El 22 32-6 32-2 32-0 0-4 — 0-4 O'O — 0'2 1-8 36 43 42 I 0 0 ENEi NE, NE, 23 30-7 29-8 29 3 o-o — 0-4 — 1-6 - 3-4 2-3 45 60 73 0 0 0 NEi NEo ESE, 24 27-5 25-6 24-5 — 2-4 — 4-2 - 2-8 — 4-0 2 3 82 57 58 0 I 0 SW5 SW5 NW., 25 20-3 i8-7 IÖ-5 — 40 - 6-2 — 6-0 - 8-4 2-3 80 88 86 I I 2 SW7 SW, NW", 2Ö .3-8 12-3 10-6 — 6-8 — lo-o - 7-4 -.3-6 1-9 94 87 93 9 10* 10* SW, WSWi ESE, 27 7-9 6-7 6-6 — 120 — 14-2 — 12-8 — 130 1-6 100 100 100 6 2 lo W3 W5 Ws 28 5-6 6-4 8-2 -13-0 — 19-8 — 19-2 —21-4 0-9 100 100 100 lO^i^ 10* 8 NNE3 SSE3 N3 1 H.ivometer-C'oirecti OU — O' [9 m. Säntis 2500 m. >4 • 7'> i*» 1 9I' Max 7" ii' 9'> Dampfd. 1 7'' ! i"" 9h 7" 1 i" 9" yh ih gh 70-4 70-8 711 — I -2 — 2-0 — 1-6 - 2-1 > 5 38 44 34 0 0 0 NW, NNEj SE„ 15 71-2 71-6 72-3 0*2 — 0-2 — 0'2 0-2 1-6 41 43 22 I 2 0 SE,; SE, WSAV, 16 72*6 72-9 72-8 - 0-7 — 1-6 — I • I — 2-6 2-3 48 57! 46 4 2 0 W3 WSW2 w.. 17 72-1 72-2 72 2 — 0-4 — 3-0 — 0-9 — 1-4 2'0 52 52 49 2 0 WSW2 NWi E., 18 720 72-6 73-3 Z'O 02 1 -g I ö 2 5 49 5« 46 I 0 ENE2 E2 ENE., 19 73-8 74-5 75 I 31 2- I 3'i| 1-6 2 4 49 51 31 0 0 ESE., SE2 Si" 20 75-4 75-5 75-1 3-S 3-4 3-5, 19 1-3 21 18 32 0 0 w,^ WSWj WSW., 21 73-9 73-7 74-0 4-3 2-7 4-3' 4'i 1-6 37 24 17 0 0 E., E2 E. " 22 73-8 73-8 73-2 3-Ö I -o 3'6 1-4 2-4 55 40 39 0 0 0 WSW, Wi w, 23 71-9 7i'4 70-5 2-7 2-2 2-2 — 0-2 1-7 35 38 28 I 0 0 Wi' WSW,, WSW3 Bc rgb.iu Sehneeberg in Pirol 2366 m. 14 7I' ; 2h 9>. Max. 7'- 2^ 9U Djimpfd. 7h 2^ 9h Mittel 7" 2h 9" 800 80-3 80-4 — 1-8 O'O — 2'6 3-1 67 95 62 o-o El E, El IS 8o-8 81-4 8o-8 — — 3-2 — 0-6 — 2-8 3'i 85 93 5« o-o El El E, 16 Si-g 82-4 818 — — 3-0 — i-o — 3-0 3-1 71 84 82 0-0 El N, Ni 17 82-0 8i-8 8i-3 — — 3-0 — I-o — 2-8 3-5 82 93 97 o-o Ni Ni Ni 18 8i-2 81-9 82-4 — — I -o 1-2 — I •& 3-6 96 81 67 0-0 El El E, '9 82-7 83-9 832 — I -2 24 O'O 3-5 82 66 64 0-0 El El E, 20 84-5 84-2 84-7 — 1-6 3-4 0-9 3"3 76 56 58 0-0 El El E, 21 82-9 83-4 83-6 — I "2 2'0 I -2 34 82 71 54 o-o NEi Ni N, 22 82-7 83-2 83-7 — 2-0 3-8 — 1-8 3-5 77 49 88 00 E, NE, NE, 23 8i-o 80-5 79-7 — I -o 2"6 — o'4 3-4 88 Ö3 53 0-0 El E, NE, 24 78-4 7S'o 75-4 — — 2'0 — 2-0 — 3-4 3-6 82 100 100 o-o E, NE, N, Das Ltiftdrur/i' Maximian vom November 1889 hi Mittel-Europa. 423 Hoch-Obir 2044 m. Novem- ber 1889 Luftdruck i 600 m + Teuiperatur Cels. Miix. Dampf- druck Mittel Relative Feuchtigkeit yll 2'' 9'' Bewölkung Mittel Windrichtung und Stärke 14 15 lö 17 iS 19 20 21 22 23 24 25 3-5 4*3 5-7 4'4 4"l 72 6-4 6-2 4-7 2 o 95-3 3-8 4-7 5-1 4-5 4-3 6-6 7-0 6-4 6-2 4-0 0-4 92-4 4-0 5-4 5-' 4-2 51 ü-S 4-4 3-0 4-6 1-5 6-7 5" 6-8 6-1 6-9 7-1 6-5 lo- 1 3-5 9-1 99 •! 7-1 90-8 4-0 5-2 4-0 o-O 3'2 4-8 2-2 I 'O 6 2 1 5 5 7 lo- 1 7-8 6-5 3-5 1 -o 3-8 94 53 71 1-3 2-9 94 3» 41 i -o 3-4 92 45 53 — i'5 4-5 90 94 94 — 2-0 32 9Ö 45 82 2-8 3-4 66 3Ö 93 2-0 4-0 94 32 87 3-1 3-8 90 30 86 3-0 4-6 92 41 85 3-0 3-7 82 38 58 31 3-2 83 3Ö 49 i — 4'o 3-5 9> 51 96 N, 0 N, 0 N, 0 N, 0 N, N, Ni N, VW,, W, ^4 0 w, 0 w, w, 0 w, E. sw N, W, N, W5 N4 o o o SE4 SW7 1 Rarometer-CorreeliiMi +0-42. Baumgartnerhaus, Schneeberg 14IJ2 m. Max. Dampfd. 7'' Mittel 7h 2h — 0 — 0 — 0 — 0 — 0 ■'"2 SE3 SW5 w. SE, — 0 NW3 W2 W4 — 0 — 0 — 0 —0 — 0 SWs No SW,. — 0 sw. 14, 15 lü, 17 18, 19 20 21 22 23 24 25 47-S 49 'O 5o'3 49 "I 48-6 50-2 5i"4 51-6 50-8 49-0 45'9 39 "3 47"9 49 '5 49'4 48-4 49'5 51-0 51-5 5i'4 50-3 48-1 45-0 36-0 147-8 50-2 j 49-6 48-4 49'5 51-3 51-5 50-8 49-7 47-8 43-2 32-7 2-0 1-7 4-8 0-6 2-4 3-6 5-8 B-O 9-8 lo- 1 0-8 2 10 3 2 4 6 6 4 I3'4 8-4 9 6 12 10 I -o 2-4 2-0 0'2 2-8 6-4 2'0 4-3 4-3 3'4 4-5 3-6 2-8 2-6 3-5 3-0 3'i 2-6 3'o 96 94 41 98 96 44 30 95 37 33 57 60 45 46 41 93 65 41 24 56 36 38 83 69 79 96 96 34 96 55 39 70 27 ' 33 _M 52 o-o O'O ■7 — o SWo SW; -o — o NE;, — o NE2 — o SW^ SW, Schmittenhöhe 1940)«. Schafberg 1776 m. Temperatur Cels. Bewöl- kung Mittel Luftdruck 1 boo mm + Temperatur Cels. 8h 7" Sh Bewöl- kung Mittel 14 15 16 17 iS '9 20, 21 22 23 24 25 26 o o o o o o O'O O-O 4-0 2 'O I 'O — 2-0 — 5-0 4-0 5-0 40 liarometer-Corri-'ction +0 2'0 CO 2"o 4-0 1 "O 2 'o 2'0 I 'O 2°0 O'O I -o I 'O 7-0 86. O'O O'O 23-1 24-2 24-2 26- 1 24-1 26 -6 27-7 26-7 26'0 24'0 21 • I 13-3 S-2 23'3 23-3 24-2 24-5 25-4 27-1 27-9 26"o 25-7 23-8 19-1 IO'2 6-9 24 23 24 23 26 27 27 25'9 25'4 22 '9 17-8 9-0 5-8 O' 2' O' 2- 2- I ' 3-8 I 'O i'S 0-4 I o 2'0 o-ö 3-6 2-3 S'o 5-2 I 'O I 'O I • I 7-3 4-3 Gar gellen 1440 »4- 15- 16. 17- 18. 19. 20. 2 1 . 22. 23- 24. 25- 20. Temperatur Cels. 0-6 O'O i-S 1-6 0-4 I "2 32 3-4 3-6 2-6 3-0 4'4 2-0 6-6 6-4 6-4 5-4 8-8 9-6 10-4 IO-8 lo- 9' 9' 9' o' '■4 0-6 I -o 2-4 3-8 4-4 3-6 3-8 3-8 1-8 2-4 2-8 Dampf- druck Mittel 3'4 3-6 3'4 2-6 3*3 yo 2-s 2-4 2-8 2-9 2-6 3-7 Relative Feuchtigkeit 83 87 59 2 I 68 60 42 38 47 46 36 33 100 39 45 48 43 41 35 29 26 34 38 36 29 73 75 70 78 75 63 47 40 47 44 44 50 54 96 Bewöl- kung Mittel O'O O'O O'O O'O O'O O'O O'O O'O O'O O'O O'O 2'7 S'7X Wind S> S, SSW, SSW, Si 1 i; S2 NW 424 ./. Hann, Das Liiftdruck-Maximmn vom November 1889 in Mittel-Europa. St. Bernhard 2476 m. Chaumont 1130 >><■ Novi-m- her 1889 Luftdruck 500 m + Teuipeiatur C'els. Bewöl- kung Mittel Wind Mittel Temperatur Geis. loh Relative Feuchtigkeit 7" Bewöl-{ kung Mittel Wind Mittel 14 '5 10 >7 18 '9 20. 21 22 72-3 73 i 74-9 74- 1 73'9 75-8 776 jb-o 76*0 74 o 72-4 73-7 75'o 74-0 74-3 76'o 77-3 7S-7 75-7 73-3 72-9 74-5 75-1 73-S 75-0 77-5 77-2 76-2 7S'3 72 7 3"i 25 2-2 2-7 I 'O 0'2 0-8 I • 1 "•5 2*0 4-2 o-o O'O SWi NE, NE, NE, yw, sw, SW,NW, NE, NE, NE, I 7 4 0 2 8 3 I — I I — 2 3 7 I S 3 6 7 5 5 lo- 1 10-3 9-4 6-7 — o'3 io'9 iS'S 13-1 14-0 13 -o 3 3 2 I I 5 4 7 6 4' 95 67 68 95 100 100 35 36 39 58 SS 61 72 100 38 28 30 33 24 79 6S 8ö 100 90 30 40 35 31 38 o o O' o' O' O' O' O' O' w„ NW, NWo W„ E, W„ W„ Wo w., w„ Rigikulm 179° »«• Gäbris 1253 m. ■ 4 >5 16 17 18 «9 20. 21 «IT Temperatur Gels. Dampf- diuck Mittel i'4 0-6 2-3 0-7 2-7 2-7 5-7 6-7 4-2 2-9 3 I 2 5 5 7 7 7 6-7 o 2 o o 3 4 5'3 5'3 4'9 4'4 4-0 2-9 3-2 3 I 2-8 2-9 Relative Bewöl- Windrichtung und Feuchtigkeit 1 kung | Stürke 59 64 62 80 95 47 42 30 56 70 Mittel 54 65 60 75 59 46 47 47 27 31 79 50 69 92 42 4$ 44 50 44 38 0-3 1 -o «•3 i'3 I -o 0-3 0-3 0-7 0-7 0-7 SE, SE, NWi I SW, w, W, w, S■W^ E, E, SW, W, w, SW, E, SW, Wo SW, SW, w, w, E, Wi El W, w, E, W2 E, W, Temperatur Gels. 2-s 5-4 5'4 3'4 0-4 52 5-2 7-7 I2'4 6-9 7-2 8-3 5'2 6-6 3-2 8-4 11-9 8-9 9'4 9-3 Bewöl- kung Mittel O'O o-o 2-7 5-3 4-0 0-7 O'O O'O 00 O'O Wind Mittel NNW, N, No NE, NE„ NW,, N„ NNE„ Schneekoppe 1603 Eichberg 350 m. Luftdruck Gels. Temperatur Gels. Dampf- druck Mittel Relat. jBewöl- Feudi- kung tigkeit; Mittel Windricht. u. Stärke Temperatur Gels. Bewöl kung Mittel ■4 "5 16 17 18 «9 20, 21 22 635-6 38-0 37'o 35''. 35'o 38-5 38 '3 40 '2 39'i 36 'o 35-9 3S1 3ü'8 3S'o 37-8 39'o 38-5 40'0 38-2 35 -f' 36.2 38-5 3Ö'9 34-9 38-7 38-5 39-5 40 'O 38-1 35-5 — O' I • I — o- — 5' I ■ —4' — O' 4' O'O 4-6 3'9 2' —4' —4' 2' — 2' 3' 5' 4' -0'4 3-6 i'6 -4"3 -5-8 i'7 -2'6 2'4 3-8 2-6 2'9 3'9 3-4 37 31 3-4 3'6 3'2 4'2 3'9 64 69 03 100 100 65 100 71 68 66 O'O O'O 1-7 SW, NW5 SWs N, w, s^ SW, N4 SW, NWg SW3 N4 NWß N5 i! SW., SW2 NW^ NWg NW5 N5 S2 S, s, o'6 -30 -3-0 4-8 2'0 •'S 2'9 3-2 -3 9 -5'3 5-6 7-1 5-5 S'o 4'o 3'o 4' > 5-5 4'i 2'2 — I'O -I'2 3'4 31 2'I 3 ■ o 4 o 3 4' o — 2 ' -5' 3-7 O'O 6-7 9"3 9'0 9'3 9-7 4'3 O'O O'O >-*=«a>=^ J. Hann: Das Luftdruckmaximum vom November 1889 in Mittel-Europa. Taf. I. Wetterkarte voml4-23%veml3erl Luftdruck.! ' ^ ' M.-:-^. Ea>Lsau ^^\ C/er„. \ r.c.f "^'^ardc nr^'ag^^uft »Graz nni "1,1 Buda^st oDebr&ciin X ! ^ ^l^' -• Agram 11 s ,.,fl"c;e4Ä\ s, Die Linien I boliaieii ) vorliin|JK)|) ') „über einige liestimmte Integrale". Sitzungsberichte der kiiis. Al^aderaie der Wissenschaften, mathem.-natiirw. Classe, 72. Band, II. Abtheilung. Denkschriften der mathem.*naturw. Gl. LVII. Bd. - . 426 Leopold Gegenbauer , la) '4-1 1-x') ^ Cn{x)clx {\—cxY n(v— i)n(|ji+w-i) 2v-lM'' nf« + 2v-l) 2""V 2 / ~ 2''+'n(w + v)lI(w)ll(|^ — 1) für die Function V n(2v— 1) J (k|\) D:{x) = n(»)n(2v— 1) II(« + 2v— l)Il(v— 1) nr2v-i) 2'n 2v— 1 2 /J -+i (H>iv Es ergibt sich ferner aus der Verbindung des Enler'schen Integrales flir die bypergeometrische Reihe 2n(7-i) F{cc, ß, 7, x') = z'"-' {l~z'')-i-''-\i-x^z^)-?d2 n(«-i)ii(7-«-i)J„ in welchem x^ nicht auf der Strecke 1 . . . oo liegen darf, mit einer der Relationen 3) für die Functionen C','(.i') bez. D^(.c) die Formel ll(„+2v— 1) ;(w)n(v— 1) 3 a) C:{x): 22 v-i [!!(,_ i)]«n(«) ^:(., = (_,,.-.nfctipD i);(a;) = (-if' »"-^ ,n(w+2v— 1) ' n(w) (a;±cos j) \/x * — 1)" sin^'-' f df r°° (sin ?Y)'^-' dt (x 4- v/a;*— 1 cos ü) "+*' ■ j (x-v/x*- 1 cos/y)"(sinjy)2''-* c/?;. 1) „Zur Theorie der Functionen C^W." Diese Denkschriften, 48. Band. Function C:{x). 427 Andere lategralausdrücke fliesseu aus der von den Herren Sonine*) und P. Schafheitlln^) mit- getheilten interessanten Integraldarstelluug der hypergeometriscben Reihe, welche unter dem Integralzeichen ein Product von zwei Bessel'schen Functionen erster Art enthnlt. Dieselbe ist Übrigens nichts anderes, als eine einfache Umformung des eben angeführten Euler'schen Iiitegiales. Ersetzt man nämlich in demselben den Factor (1—x^z^)-'' mit Hilfe der von Herrn Sonine a a. 0. aufgestellten Relation J" (bz) J'" (az) z'"-''+*dz = \—, — — — (« >b]n>m> — l) K J \ J 2"-"'-'lI(w— m— l)a" ^ durch ein bestimmtes Integral, so entstehen nach Umkehrung der Integrationsordnuug die Relationen n(«-ß)n(7-a-i)r- p ^,_ +.^^ rV".-.(i-.V^J"'P>. (W>i). 2'-(n(«— l)n(— ß) 1 ^-^^^ -^ I ^ '' Va;/ u I y Multiplicirt man die Gleichung x = o mit «'»-"""'(l— 2:*)i^(fe, integrirt von 0 = 0 bis s=: 1 und berücksichtigt, dass 4) rW)-'(i-.yrf.=üi='-^'-^^"('^^ 21I(a + X + fx) ist, so erhält man die Beziehung ^'^^ ' ^ ' 2'"+' /_, ^ ' 2'*ll(A)lI(« + /. + |ji.)ll(^/+mj ' welche iür a = m+\ in die von Herrn Sonine a, a. 0. auf :!nderem Wege ermittelte speciellc Formel I J'"-'(p2/^)0<'(l— 2*)i^cZ3= ^^— Y"^— Ji^+"'(p(/) (p.> — ];« — 1 und fjL + a keine negativen ganzen Zahlen) Ja ^^•'' übergeht. Mit Hilfe dieser Relation verwandelt man nun die letzten Gleichungen sofort in die folgenden 1) „Recherches sur les foactions cyliiidriiiues." Mathematische Aiiualen von l'\ Klciu, lü. Bauil. 2j „Über die Darstellung der hypergeometrischen Reihe durch ein bestimmtes Integral". Mathematisclie Aunalen vou F. Klein, 30. Band. 54* 428 Leopold Gegenbauer , wo weder a — 13 noch 7 — 1 eine negative ganze Zahl ist, « und 7 — a — /3 + 1 grösser als 0 und j3<:l sein muss. Von der letzten beschränkenden Bedingung kann man sich übrigens durch ein bekanntes Verfahren leicht freimachen, so dass man auf diesem Wege rasch zur erwähuten Integraldarstellung der hypergeometrischen Reihe gelangt. Durch die Verbindung der Gleichungen 1) und 6) und der bekannten Definitionsgleichung der Functionen Clix) "^W r»i_, n(..+f.-[^]+v-i)(2xr-^[IH^ c:{x)= 2 (-1) n(f|-]-f^)n(— 2[|-]+2,.)n(v_i) -i ) n([|-])n(v_i) ^ ^^J' L^J' ^UJ-2'^ mit 4) ergeben sich für die Functionen Clix) und Dniß) folgende Integralausdrücke 2^-' n(v— 1 ) C.Vi(a')= 9viny 1) I i/'-'-^^"^'+'(2/)sina;yrf^ (|x]/■'-' J«+^ (y ) cos xj/ dij [\x\ > 1, V < ^J 2«+'+'n(|+v-i) Jo V 2/ n(w+2v-l)n(-|--v)v/;. .^ / 3^ -D«(a;) = ■ — 7[ : / >f^'J''+\y) sinxydy {\x\>i, v< —). 2"+'+' -C 2 Auf demselben Wege ergeben sich aus den Gleichungen 2) und 3) die Relationen ^-^) = "^"t2'~,n/"^~i^i7— I i/-'-' J-"-' {yy-^'mdy (1 >v; t+C-' = 2x; |t>l) 22'-'[ri(v— 1)] Jo /*oo D;;(a;) = ri(«+2v-l)n(-«-2v)t" J"+'(y)J-"-' [^y),/—' dy (l>v;f+c-' = 2x; 141>1) X>:(aA = n(v-i)n(-v)e' j r'-' J"+'(y)J"+HCy)rf2/ (i>v; 4+^-' = 2x; |4|>i). Um eine neue Darstellung der Functionen Cl{x) durch eine hypergeometrische Reihe und daraus einen neuen Integralausdruck derselben Kategorie für dieselbe abzuleiten, trausformirt mau die lineare Differential- gleichung zweiter Ordnung (1— .X-*) y"—{2y + 1) xi/+n {n + 2v) yz=0 deren vollständiges Integral bekanntlich y =^ a d ix) + b Dn ix) Functmi Cl{x). 429 ist, durch die Substitution 1—x wodurch dieselbe in die specielle hypergeometrischc Differentialgleichung z(l-z)y" + ^-^ (l-2z)y' + n{>i + 2v)y = 0 übergeführt wird mit dem allgemeinen Integrale Man hat daher die Relation 2v + l l—x „V, V X\{n + 2v—\) I («)n(2v-i)^ r---' "' 2 ' 2 oder lK« + 2v-l) ^/ ^ 2v+l X (/On(2v-i)- ,, ll(« + 2v— 1) ^/ „ 2v + l , a; deren Verbindung mit 5) unmittelbar die Formeln r2v— 1^ n(? ,-^00 2 2~r-n(2v— l)sin" 1 2 — VO V 2~/ r°° ^'-' / x^ 2v-i / 1 C„^ (cosa;) = (-1)" -^^ ^^^r^ J^("+")(y) J-^- (ycos ^) //^ r/*/ (v > - ^ 2 2 ri(2v— l)cos 2 — Jo liefert. Um einen lutegralausdruck für die Function C„'(a;) zu erhalten, welcher unter dem Integralzeichen die Function Cm{x) enthält multiplicirt man die Gleichung mit 2:"~^l^^J(^l — z^'ydz, und integrirt von ^; = 0 bis s =^ 1, wodurch wegen 4) die Relation rcf:'rz,m^)z'-'lT](l-zydz = n(p)n(.+2v-[|]-i)v/. _ ^„_,[|j 3 _ = ^-l>'^^;; . nun i Y^^ TT^'^Y n'^+^-|2J'-i2l'"-2i2K^-^2'''"2 2lHv-l)Il(y)ll(«-2[-] + p + ^) entsteht. 430 Leopold Gegenbauer, Setzt man 80 wird nach 7) die auf der rechten Seite dieser Gleichung stehende hypergeometrische Keihe gleich C '^ '^^■'(cosic) und daher hat man die bemerkenswerthen Formeln [|] 7 a) C'^^"f^^(cosa:) = C ^ ^^ ■' (cosx) = ^ra— /n(^-«.2[|])y-"-^f^] V JTCOs-x 2 oder ^2v — 1 2n(- C;(co8x) = (-l/^.z ?-^te(^sin|-](l-^'/~'rf^ v/^n(v-iU 2v— 1^ I .1 v-l -(^) v/;rn(v-i)J„ V 2/ C:%osx) = (-ir "gvls! . /""c^:+.(^sin|)(l-^V-f^ 2 ' C2^+i(2C0S-^j(l— 2;'') 2 rf0. V"..(^-^1 2 Setzt man in diesen Formeln 2v-3\ X — t-'V~-" 2 cos^^Jo 2 sin—, bez. äcos — =:sin^ und schreibt in der letzten von ihnen flir v : v — -^, so erhält man die Gleichungen \/;rll(v — l)sin 2 /2v-l> 2"-' \/;rlI(v — Ijsin^'-'^Jo (cos y — cos x)"-' Czr (sin -|-"] cos -j- df Function C:,{x). 431 /2v— 1\ C^cos X) = — f ~7cos^ 1- - sin^ ^J'' Ct (sin |-)cos |- df v/;rII(v-l)cos''-'^Jo ^ /2v--l\ V 2 / T" 2 / 9 ^ 9 (cos X — cos y)'-' Ca, (^cos -|- j sm -|- c/y s^-'v/'^iiC f2v-3- Cr(cosa;) = ■ I (cos^ — cosajy-'Cz^+Usin ^j sin ^f/y 2^-' ^K n (v-2) sin ^^-'-|Jo /2v— 3n (sin*y — sin*~|-j C2r+i[sm-^)smf(1f 2\/n-n (V— 2) sin ='•'-' ^Jo /2v— 3-\ Cr(cos X) = I (cos" ^ — sin" -|- j d^+l (sin -|- j sin yrfy 2\/;7lI(v— 2)cos="-'^Jo Li n/2v-3>j - I (cosic— cosy)"-" Cl;::+l(co8 ^jsinyrfj). 2''-i\/;rII(v— 2)cos = ' Berücksichtigt man, dass ^, , . sin(2« + l)x Cl(siny) = (-l)"^^^i?^^±^ " V /-^ ^ -^ cos X ist, so erhält man aus diesen Gleichungen die folgenden von Herrn Mehl er') im 5. Bande der „Mathematischen Annalen" aufgestellten IntegralausdrUcke für die Kugelfunctionen erster Art 2 p cos(r + y)y(iy Pr(co8a;) = Pr(C08x) = ^ jg \/2 (cos -+2v— 1). 2-'»V^n(v-l)sin^^-'^^ Jo Li 11) .1 (cos y — cosa;)"-' C'jr_2(sin -|-^cos-|-dy( Jo ' CXcosa:)= (2r + 2v — 1)1 (cosa;— cosy)'-'Cv_ycos-|-]sinyc/y — 2(r+2v— 1). 2"r\/'^n(v-l)cos-^-'-^^ Jx (cos X — cos y)''-' Cjr'-? ('cos-i-') sin -~- f/y | 27 2 /2v— 3^ (-1)^"(~2-) (2.+2V-1 CXcosx) = ^ — ~]^2T- ]/ / (eosy— cosa;)''-^C2r+i[sin-|-^siny(/j)H- 2^-'\/:rIi(v— 2)sin2'- Sv— 1 12) I I l r^rxc, .r. rtiT,c ^\^ — i. O^'^ /cjIt-J 7_ / (cos y — COSx)'-^ C2r-i (®i^ 9 ) ^^^ ?'^?[ V 2 ! l2,-+2v-l /-;_,_ _.„^.-2^— /_ y\, C'(cos x) = r^, '^ ,. (cos .r — cos y)"-' O^r^^ \^^^ \] ^'" ^^^^^ + 2'-V^n(v-2)cos^-'4' ^^"-^^ X ^ ^' + I (cos a; — cos y)"*-^ Car-l ( cos ^~\ sin yrfy t 13) C:(cosa;) = ^ ^2(2r+2v-l). 2vv'«'n(v— 2)sin2^-*-f . 1 (cos y — cosa;)^-= Car' (sin -|-^ sin y sin -|- r/y — (: >-+4v^3) 1 (cos y - cosa;)'-^ Cl;;il (sin -|-j sin yrfy Function C:(x). 433 13) C:.(cosa;) = J2(2r+2v— 1). 2-'rv/^n(v-2)cos = '-*4- . j (cos X — cos ^)' -- Cip' ('cos -|-") sin y cos -^ c?ij) — (2r+4v — 3) | (cos a;— cos y)'-- C\'Z\ (cos-|-") sin ^(/y (. Berücksielitigt man, dass in Jedem dieser Gleiclningspanve die zweiten Integrale auf der rechten Seite bis auf das Zeichen (—1)'—' gleich sind, so erhält man durch Addition der zwei Gleichungen jedes Paares die vier neuen Formeln Il(^)(2'-+2v_l) p ,,,,,, 1 C;(cosa;)= 7= \-^ — (cos ^ — cosa;)'-' Cj; cos-^ cos^dyH -• '^ 2"+V-lI(^-l) (sin--'^J« l 2; J ^^^,,_,^ 2 ^ ■ I (cos a;— cos y)'-' C^"' (cos-|-^ sin -|- rfy n(^^)(2»-+2v-l) , r. ^ j C','.(cosa;i = 7= )— '^ — | (cos y — cos a;)'-' Csr-i fsin -^\ sin yr/y H -. 2'+',V.n(v-i) U--i|-Jo ^ 2; cos--'^ .1 (cosa; — cosy)''-' Cs'—i (^cos_?_j sinydy( n(^)(2r+2v-l) p ,_, 9 1 C;(cos X) — j^ 1— ^^ — I (eo8 f — cos a;)'"* GX+\ fsin -|-) sin yrfy H -. 2 ^ • l (cosa; — cos y)'-^Cv+i /^cos-L^ sin'^dy nf^^)(2'-+2v-i). , .., /-. . v 2 / ( ( - — 1 / 2v— 1 / . 9 \ . -97 ••■ rr — )-^ - ( (cos 9 — cosa;)''-^C2^ f sin-i- sin© sm -^-rty H . 2',V.n(v-2^ lsin--'^> ^ ^^ ^ cos--'. 2 2 Cr (cosa;) ■ j (cosa; — cos yj^-^Cz,"* /'cos _L"j sin y cos _L rfy Bedenkt man, dass [^C„^(cosx)]^^=|cos«x ist, so erhält man aus diesen Gleichungen die bekannten von Dirichlet im 17. Bande des Crelle'schen Journales angegebenen Integrale flir die Kugelfunctionen erster Ai-t n coP ry cos -^ df r- cos r<ä sin -^ dx Pr(cosa;) = I . + Jo \/2{cos(j> — cosa;) J_,- v 2 (cosa;— cos y) 9 • 9 7 (s sin ;y sm -i- d^ /*- sin iy cos -^ ay , ■+- ,— V 2 (cos ^— cosa;) J,: V 2 (cos x— cos 9») Denkachntttiu der mathem. u.iturw. CI. LVII. Hd. 65 434 Leopold Gegenbauer ^ Der in den vorstehenden Zeilen zur Ableitung dieser Formeln benützte directe Weg ist zweifellos auch der einfachste von allen, welche zu diesen Relationen führen. Ein ferneres Integral für die Functionen Cl{x) ergibt sich in folgender Weise. Multiplicirt man den Zähler und Nenner des ^.tfn Gliedes der auf der rechten Seite der Gleichung t^nW- 2, ^ ^^ n(X)ii(«-2/)Ji(v-i stehenden Summe mit 11 f — -—\ und berücksichtigt, dass 2^^n(X)n(^) = V''rn(2X) 2 ist, so erhält man die Kelation Kt] n(«+v-p,-i,n(2^) "^^"v/'^nrv-i) ^^ ■' ii(«-2/)n(2X) Nun ist bekanntlich /2X— 1 „(,, + ,_X-l)Ii(^) a 211 (« + v--) :=/ cos2"+2^-2''-'y sin^'-yt^y nnd daher verwandelt sich diese Relation in Die auf der rechten Seite dieser Gleichung stehende Summe ist aber der reelle Bestandtheil von „ , ,(x cos v+i sin m)" und daher hat man die Relationen n («} ' ' 2"Il(w+v- y) />T 14) Cl{x) ^z ~ I cos"+^^-'5J {(a;cosj) + /sinj>)" + (a;cosj)— «siny)"} rfj) n(M)n(v— l)\/;r Jo 2"n(M+v-— ) ^f sin"+^''" ' y {(a;siny + /cosy)" + (a;sin5> — /cosy)"j c/y. n(w)n(_v— i)\/nr, 2. Die Vereinigung der in dem vorigen Capitel abgeleiteten Ausdrücke für die Functionen Cl{x) mit Relationen, welche ich in einer früheren Mittheilung') aufgestellt habe, liefert folgende interessante Gleichungen r . . . "^ 1 { o{\/»no M^" — ^ ein m thn — 9 > (cosa;-l-^siüa;co8y)""^siny(/y =:2 y Cj(cosx) C*(cosx) . .. CJ{fio^x) 1) „Über die Functionen C^^{xY , vSitzungsberichte der kais. Akad. d. Wissensch. 97. Band, Abth. IIa, S. 259— ii70. Function Clix). 435 / .72"(y)siu(^sin|-)r/// = 2sin~ ^ C'|(cosx) C>o.sx). . . C'Jcosar) I J-"(y) siu ((/cos ^ dy = (—1)""' 2 cos -|- 2_, c'_'(cosa;) C Jcosx) . . . C'|^(cosx) I C'2„_2 (^ siu -^)(^^ = (-1)""' y t'J\cosx) CJcosx) . . . C;>osx) ( J-"(, = 0,1,2,. . .,2«— 1;«1: = 0,1,2,. . .,2w; y«, = M— 1; V »»,, = 2m-1; V «[ = 2«; V v, = 1 m — I •i » ^" .7" J cos i-ism cosijjJ sinyArtyA = ^ (— -) m —1 7« — 1 T ' (/ 2/,;;r . . V'"' ( 2kK . . V'-'i , t cos"y/, |(cos eosyA-(-/siuyJ + ( cos - — cosy*— ( smy^j ^(fy4 = TT 2 (n(«-l)) ^ /» (2'-n(«-l^^ ^ 55* 436 *oo reo r'Xi 2r;r Leopold Gegenhauer, c-, ,^... £^^_, cos (y, sin 4;:^ +^, 2/2 sin j;: + -'v-i ^2. Sin ^^) dy, dy, . . . dy,,. i ■ ■ J' iVf^+nl-^lhy^^osf,) J» {\/!/l+!/l-^l/,!/,<^osf,) . . . Jo Jo Jo . . -J^is/yh-i+yh — 2i(/2,— ii/2,-cos fr) cos2?2y, cos2«02 . . .cos2Ho,r/yj df. . .df^ =r 00 / • 00 / ' V '0 Jo J« t /O ^0 .Jo [r[ ^" ( \/ylx-i + yl—2y2x-i yn cos y ,,) cos 2«^,, J2''(y,,+,) f/y>. = (—1)'- 2'' k- {-^^^) \/i^'S I I ■l 2 '''2- ■■-%,._, cos («/ ^0 Jo Jo t TZ 2ff cos T — — r + s ii, COS -, + . - £2 ,.-1 yi, cos^^ j'7y, r/y^ . . dy^r /o ^0 ^0 [7j J" (\/i/»^i 4-i/?).-2y2X-i yt\ COS yx) cos 2wyxf75;>), := (- !)'■ + ' 2-'-i (v^^) ^r'' '00 /*oo /'oo 2_,M ="2 • • • '"2. «i^li^i COS j^rpg + =-. i/2 COS ^^-pg + . . . + £2,.i/2,.+i cos ^^ , J (Zy, dy^ . . . dy,,.^^. 0 Jo Jo ^ ]T| J" (\/yl),_l+t/lx-2y2),_,«/2xCOSyOCOS2«yi,J2«(y,,+ l) r/yx = (_l)'"-'U2r+l)+l+,. 2-^r^r (!L /o Jo Jo ... Veos(2/.cosj-^ + ..y,cos^ + .,y3Cos^+... + £2,-1 2/2r cos^^^) jr| J" (\/«/5x-i2/lx-2y2,._,2(/2xC0S3>x~) cos (2/<+ 1) j^^/Zy, f^i/j . . . dy-iAf). - \ (4'-r)'- (|^ *oo /*oo /^oo /» ^0 Jo Jo Jo Jo V / 2;r 4;!: 6;r ; cos I y. COS -; ^ + ;-, w„ cos , + £„ (/„ cos -; h ,(4r + 2V-: £2ry2r+i COS ^—^ j J^j J0( y/y^. _ ^ ^y..^ _2^, ^_, ^,.^c0S yx) ■/'"+' (y2,.4-l) cos ( 2/i + 1) yx'/y, ^^2 . . . f^4r + 3 4r+l jTj J" (\/i/2x-i + i/2A— 2y2x-iy2AC0syx) cos2nf xdyidy^. . .dy.,.Jf,, = ^ (^"■)'' (4;:'^7i) Function C'„{x). 437 *oo /*oo r QO "y-,: 2n An gm [ii. cos r,-hs, 'Z, cos -+ . •^ " *.' Jy\ ^" (4r4-2l^ + s2.y2r+iCOs -^^^q-g^j J-''(yv+i)|7[^"(V''^Ä-i + ^2-— ^2/^>.-'i/«,cos^,)cos 2«^,(///, (7^, . w/^,,^ , ,/'j., :(-l)'H47r)'- 4r+:5 wo die Grössen £>, die Wertlie +1 und — \ besitzen und die Summafionen über alle Combinationen der Grössen £>, auszudehnen sind. Von den specielleu Fällen dieser Gleichungen mögen die folgenden besonders angeführt werden: : R(' 2kK . . 2kK Y 3-^,-1 _ cos \-ism cosy^l smf^dfi, = ( — 1) m 1, ■■■], Pl^^^-^'^^-'-^"''"' m>''^=^-^^ {»,-)) (2'- 3i^5'-i) .,r™+in p"+'1_i_. ["'+- +-4'4^]-.m+'ra 71 Tt iz m — /u ^0 Jo !{' 2/,:;r O cos- ^''■^''-3V-5'' — 1 .V(ii(2>-3.5--iy)— _^ ^_i)>-m-i^m^'[^] lA\^ ^22^3F5V_ljl^2^3l^5'-y)) r-l 2 COS-- — + ?sm-- cosy/, sina)4a9i = ( — 1) 2 ü V 14« \r 14« +;■ ^ I ^ ^ ^ ' /o Js> Ja R «<(^'™14^>*=l.-l)" «+c 2/2 / 2 2 R 7 ., 2^71 . . f / 2/ir . . A«) , cos ^i j( cos — cos (fk + t sin y* I + (cos- — cos fk — i sin yJ > (/y,.. ^ m m = (-1)" +i: 45 -T -ffl. •«+- ll!i + r-1 ^" R 2k7z . . 2kn \'» . , , .,„+., „H„+r=^ 22n + r 22n + r ^ ' ' ' I r^ \ /• 1 11,,+ [j, ■-] H *(-''"°^^>* ='-"■" 438 Leopold Gegenbauer, :i TT 11"+%^ 2kTi (-1)" +1 14175;: 4n 21 ll'!4— 'oo /^oo / oo /O ^0 JU JO E 2_^t^ sj . . . £.,._i COS i^jy sin ^-^ + £,^2 sin 4r+l . 2r;r n oo /^ oo /^ oo /•tt /^tt I ■•• Ijih- ■ ■ '-^r Sin ^y, sm^-^^ + £,j/, sm^^:-^ + ■ . . +e,,y,^+, sin ^^ _^g^ r ■ Kl -^^ (\/yix-i+i/2x-2y3x-iy2xCOsyx) -^' ' '^^''\yir+i) cos (2>'+'3i'-5'y^) %,c/y2 . ; . di/or+idfx = 1 = (-l)'-+^.(^+')+4^'] +^['4-1(4;r)'- \/4m=^ OO /* OO /^oo [ I ( ■••( y =-,£,.. --.._! cos (y,cos^^^ + s,y, cos ^ + ...+c-,._.y,. cos ^). r . 171 J" (\/«/Ix-i-H.-i yz,. cos j,,) cos (3>^5" y>,) rf//, (%2 . . . dyzrdf, = (- 1) '■ t^^^ + ' t^l 2^-' /r" •oo /■ oo /"oo )^ J^' J" Jo Jo J» ^ \' / 2k An (4?-+2)7T > C0S(M. cos- -+£,W2C0S;, TT +■••+ S2,-«/2r+l cos — ~ -j V' 4r+3 '-^ 4/- + 3 •' 4r+d • TTf J" (s/ylx-i+ylx— 2y2x-iy2x COS yx) J*''^'+ ' (^2^+1) cos (^6v■b■'f■^dy^ dy^ . . .dyzr+idfx = 1 Function C:{x). 439 r°°r~ r^rr^- r^y / ^^ 4:r irr. ^ /o Ji> J« ^0 7(1 ^0 E )., + ! (i .|r[j'''(Vi/l--i+//l>.-2y,,_,y.,>. cos.px)^' " '^''(y2-+i) cos (2^.+ '3H5-'y,) r/^.rfy/j. . .dy,,+ iilf,= /•oo reo reo r. r. r. , . n . 2n . 2;-;r ^ /o ^0 Ja Jo Jo J« 6 .|T] ^"(v/z/ix^i +yL-2y2x-i^2>, cos ^,) cos 12y,rfy, r/y^ . . • (J,j„.df, = (-1) "+ tV]2'— '.t^ v/4r+l 1 r-o ro. reo rr. r. r. . , . n . 2n ... ••• 1^.- ■•'-«■"(^/t«»" 4^:^:3 + ^.ya«'°4^:^ + --- //^ . . . Jy-.r+i'ff,. — 1 = (-ly + L'-T-T ^47r)'- v/4/H^ /» ^0 yu ^yo ^1) ^0 t V* / ;r 2;r 2;-;r \ ^ -, E., . . . .3,-. COS (2/, cos^^-^ +£,y, cos j-^- + . . . +=-2,-iy.. cos ^-^y .K\j''{\/yk-i+yk-2yii-iy2x cos^x) cos \2 / CO /^ oo n^. n-K I \ ,, /ii JO Ju Ju Ju Ja £ 440 Leopold JJegenhaner, ,£.,... £•;,. sm [y. cos-j ^ + t.y, cos -. + . . . - =-2,-i/3,-+i cos ■^^^"^g"'j -''"(«/sv+i) jTj ./" (v/y?).- 1 + ^5),— 2(/2>,-i«/2). cos f ,,) cos 12tpxfZr+i df, = = (_l)l-3 J(4„y m — I ... |*|(^co.s— i-;sin cos^ij smfidfk = {—^)^"' JD Ja Jü t: t: I I ... I * cos*" fi I (cos cos fk + ' ■'?in y^ j + l cos cos y^. — i sin y^. I / dfi II ^" ._/0 ^ ^ V 693 / ((r=::0mr;=l,3, 9, C=l für r=: 5, 11, 13; r, =0 für y= 1, 5, 7, 9, 19, r, = 1 für r = 3, 13, 15,17,21). Miiltiplicirt man die Gleichung 14) mit ^' ' — - — und sumniirt bezüglicii n von 0 bis oo, so erhält 2"II/'«+V-y) mau die Relation: y f^^^J' "'-^^ — I cos^^-' f df y^f-^ {(:(:cos^ + ! (2/ + ■'• cos^?? 2"' j I rfy ■[[(v— l)V^ff 1 r ^ • 2.. 1 i / -2 «sin 2m sin ■'-' f <.fi[y + x ^111' ^ H g- '0 / . i':sin2y>. aus welcher die Forniel Function Cl{x). 441 16) f[''\y) 2"-\n + .)nin)n[n+.-^)^ ll(2v-l) U(n+-Jv—l)il{v—l)\/K 2'n 2v — 1 -+i r-j- (l-x^)^ C:{x) . ; t i / 2 ' sin 2«)^ / .cos-'''—' f y^ [tj + x cos' ^H T~^l "*" ?i u/"^'^ ^^'"^ (' / sin 2 .s' IJJ ^9~^) i '^'•^ f^? 2"-'(«+v)n(M)nf'«. n(>+2v— i)n(v— i)\/n- ri(2v— 1) - + i r O-x')-^Cl(x). • 2. I ( / -2 «siu2mN^ / . ?'siu2m>^, . s]n'''^'"'y 5?, ly + xsnvf H ^^"^ + ?i (i/"*"-^ sin'^ i>~) " "•'^"? folgt, welche eine interessante Darstellung der «'"" Ableitung einer Function durch ein bestimmtes Doppel- integral liefert. Auf demselben Wege findet man die entsprechenden Formeln: V 'i>^"Kyx)ciix) ^ i_ sin'' 2y> / , IN /9„_u = nT^:=:n cos'-> V (y + x'^cos^y+a;ecos^y s.n2y ^) + ,:r;;n(2»+v--)ri(:i-2-j ^ 'Jo + (p^ fy+x* cos* y — xi cos^ y sin 2y J*"^) [ '^y , . sin' 2w 1 ^ //-. ein Vf/j L — / sm'"'"' f ^f^lif + x^ sin* f +a;«sin^ f sin Zf -- / ! • 1 ■ • 9 ■ r> sin* 29% ) , -+- ri(v „t;;n(2« + v+-^jn(^ - I cos^''-' (f Ux cos y + / sin' 2(f)\ / 4- /sin ^) y, (!!2 T~^) + ?i fi/"'"^* ^°^* ? — a?j cos' f sin 2y — - — j—^] \ dxdf Ueokschriftea der matbem.-Daturw. Gl. LTII. Bd. 56 442 Leopold Gegenbauer, ' II(2w + 2v— lillfv— 1) n(2v— n L2.n(^^)j-;-. '+t l_#j^C'L(x). <.\n^ 9„ ..,,,(/ I . 4 . . j . „ Sin' jIojn / „ . j . . ,. . ,, sin* 2(p^ • sin-'-' f ■ COS"'""' y ^(.f Sin f + i COS ^) y, I y + ./"' COS* y+av cos'' '^ sin 2f -j— i + • • - / »1 ■ ■ o 9 sin* ^9a j 7 7 + (xeos y — » sin f) f^ (.'/ + ■< cos"* f — .vi sin Zf cos' ^ ^j — '- \ ( rf.crfy 22"(2« + v+l)n(2M+l)ll(2w+v + i-)ll(?^-^y^ „ „ ,, ^„ z'+i nt2v— 1) 2;;^^> 2" .-'(^) {l—X^) 2 C'2„+lW. ll(^2/( + 2v)ll(v^l) • sin-'""' if l(x »mf + i cos f) y, // + •< sur y -+-.f< sin' y sm 2y -j — - i + + (.'■ sin f — f cos y ) y, U/H- ■' sin* f — .n snr y sin 2}/ — - j <, aa; */y Multiplicirt man ferner die Gleichungen («+v)n(«) rn(2v-i) 22"-'iif«+2v— i; rn(2v- 1 2 "''J (1— .g")^- C; (x) dx ^(T=^^2ia-+^V II(re)v rn(2v— 1) 1— ^*~2-'-'-'llu-*-2v— i) /2v— b J_, (i_20:r+^*V+' ->+! l_^»)-T-(7; [x)dx „/« + « a+w + 1 ß + « ß+jj + 1 , , 7+« 7+w + l „\ 2 ' 2 ' 2 ' 2 2 ' 2 ''; _ 2"+'ll(wj 11 (w + v) 11 (a— l)ll(ß— ])ll(7 + /t— l; -•+i 2v-l F(a,p,'/,cx)[\—x'^) -i C'„(x)dx ll(v— ])lI(a + M— DU (ß+w — 1)11(7— l)n(« + 2v-l)l^ und 1 a bez. mit lli^;; + 2v— liy(")(y) II i« + 2v— Ijyi,"' (y ) ll(a + /<— 1)11(^ + »— l)lHw + 2v — l)f('\y\ 2 2"(« + v)ll(_«)ll(_w+v — — j 2"ll[^w + v — — jn(H) 22"+*ri(re + y)lI(7 + H— l)ll(«)n(^M + v— - lind summirt bezüglich n von 0 bis oo, so ergeben sieh unter Berücksichtigung der eben aufgestellten G-leichungeu die Formeln: Function Cl{x). 443 ll(w + 2v— l)y'i'"(y)^^" _ 2 y ,S 2" II ( « ) 11 ü + V- 4) (•« + v) V/'^ " ('' - 1 ll(2v— ]) 2v— 1 2^1^^ V 2 M / (1— x')^~ ^ — > ^^ 2, I ( / 2 «sin2wN / , isin2i( 2-^) + yi(y + -*'C08'y ^2 )! ^^'^'^ \/;rII(v — 1) l(,2v-l) 2'11 2v— 1 "2^ ■^rY' (1-^^)"^ (l_23.r + ?*V . ., , j , . , /sm2m^ , . /sin 2a) f \f, \J/ Y- ] + f\ (//+■'• «'"' y- ^)f f/''- '/y Y' n (_« + 2v - ] ) y (,") {y) z" 2; .ti2Mi(«)n(«+v_A) V^'^iU'^-i! II (2v— 2^ 2v— h ■^■"(~?^)J ••+1 /--i- (l-i"M (1-^^)- 2y-i (1— 2.-x+2''y'+' cos-"'-'w j}), [y + xci)a'y;rn(v_ll II(2v— 1) 2'n 2v-l (1— c*) . /T" (1-*)- ,l_2^.c + ^''V+' .sin — ' (//)r"i'1^-, — 2 '^'2 '"-^" + 1'^ '^'^ 2-"+' n(^;) rifw+v'^ 11(7 + H— n n(«+ V- |-) II(«— l)ll(ß— 1) \/7rn(7-i)[ii(v-r)i^ I , •+i / ( K, ß, 7, fx) ( 1 — x^ ) 2 (/.(■ j cos-'- ' f ^ 'f^ l^y + x cos' '^ h - "^ + + ^1 (!/+-''-cos''y— '-^-^jj r/^ _ iK^-nilCjS— 1) ~n/^ii(7-i)|ii(^— 1^1* +1 i''(c<, jS, 7, r.n (l — ,r'^) z d X I sin''-'}j ,9, l^y 0 / . sin2a>> I v + .f sin' tpH ;— '^^ ' + 2 . /sin2»M + y, ^y+.c sin' y ^^j^ f/o 56* 444 n—oo V l-i)" Leopold Gegenbauer, f ^CHy) Cn (cos x) _ "V 2 / n /2n-l V 2 n(^2M + 2v— -) n(v— l)n(^2v— l)\/;rsin^"-' J ^" (cosy — cos .-r)"^' <'0S-^ f ? cos*"'-' -^ ly, («/+sin^-|-cos*i;y+/8in^ cos^'^ sin 2^ sin' 24- ?„.c4,r, v.in f „.„2.r,.:„o.i, sin" 2t|;, + ?i (y+sin*-^cos*

, (!/+sin*X • f sin* 2i|/'\ '-' 1^ jy, iM+sin*-^sin''i^+/sin-^siu"4'sin2t/^ ~±J "^ /'S) 9 „ sin' 2ti) + y, ( y + sin' j- sin* '^ — / sin -^ sin' 'j; sin 2t|/ — ^> d — 2) n(2v— 2) \/;r sin^"-' -^ (cosj> — cosa;)"-^ sin f. ..(/.tt) ^/ 9 tt) sin* 2tL .cos* ''-'4' )(sin-^cos'| + /8ini^) f^ 1 « + sin'-^ cos*'! + «' sin-^ cos'i|/ sin2i/> ~- sin -^ cosi^- isin\j>jy, fy + siu' -^ cos* i/; — i sin-^- cos'tj; sin 2tj> a^}\ "'? -'"^ Function C^{x). 445 „ /2v— 3> I (^cosy — cosa.')^ — sm f n(v— 2)Il(2v— 2)\/;rsin2'-' -^ -> J<^ X ~2 + (sinX *^iu 'j' — * co>if) f^ (y+sin^ -— sin* ^ — * sin ^ sin*t|/ sin 2-^ — - — t-^)\ df di\i /2v— 3V. ^ "v «(»)(«) C; (cos x) V 2 / r C\ Nv 2 • > ^ — "' '■^^ " '- = I j (cosu-— cosy)'-^ siuy. fton(^^)n(2«. + 2v+^) ll(v— 2-)n(2v— 2)V^;^eos^'-' ^ ' •'" — ^^. ^» -^•| fcos-l-cosip+isin'^/y ^j U+cos*-|- cos*'^h- ? cos -|-cos*4'sin2'^ -r — j + - fcos ^ cos-^— /sini^j y,U-+-cos^-|- cos,'*^ — / cos-|- cos*i/— ('cos<|(j f>, fi/+cos^-|-sin*'^ — ?'cos-|- siu^-^ sin 2<^ ^ — )\ df d^ Setzt man in den eben abgeleiteten Gleichungen speciell der Reihe nach ?',(y) = r >(V^^) und berücksichtigt, dass [y-^ J^ {\/y)T = (- ^)" y ~^ ^^ ( ^2/) 1»'>(V!()] = TT » ■ -^ • (vy) [crw]'-'=^-yj'-'Va-(,) ist, 80 erhält man die folgenden Formeln 446 Leojjold Gegenhauer , 'y (-1)" yl^J^^\/y)M^ ^ vi [ ^ cos--- ^ .( sin 2y fUy+xcos^ f-\ ^ r ( i /sin2y\ / , /sin2y> 2 / / • J''[\ly+xcoii^f-{ ^~-) + (j/-4-:c cos* y 2" j IV' v/y+aicos'cp ^ sin 2y\ )}r7

-j +'(a;smy — i cos y) (1!/+.'- ^in*y — a-i sin y sm If -— ^ . Ji^ f V /^/H-x' sin* H ; sin 2yx— t T„/ / . „ ?sin2a)>, / . /sin2y>, 2 r / (:sin2a)>,/ " V^ 2/ ^ J'^^" (\/y^ ^n (cos x'^ „/■2v — 1\ ü „4t 2"n(?^)n(2« + 2v— 1^) \/;rn(v-l)n(2v-l)sin (cos y — cos x)"-* cos -i- 2v -i_ .70 .yu 2 sin''2tpv KÜ3 CD Sin ^Y\ y + siü* -^ cos* 4- + Z sin-|- cos'

~i^iXi^ cos* if sin 2-^ 27^/ Ji' (v /«Z+sin*-^ cos*i^ — ?sin -i- cos'' 1^ sin 2y 2~^/l '^f ''"^ „/2v— 1\ Ji 9 . r _•__ ein-* • \/n-n(v— l)n(2v — l)sin^"-' — j (cos y — cosx)''~'cos-|- f/y / siu*'-' -^ */'?/+ sin" -|- siii* '^ + siu*2^'-- + /sin-i-sin'ij/sin 2i/'— ^^ — j-^'] ^ Ji^ ('v /y+siu' ^ sin*'^4-;sin-|-sin''y24' sin' 2i\i + • g n,t IL H- («z + fiin'-l-sin*»;/ — /sin -i- sin'i// sin2!|' ^-^^ ^ J^ i /+'-(^^y)c;(cosx^ ^ ^ 2 /^' „=D 2'=n(?^)n(2«+2v— i) \/;^n(v— i)n(2v— 1) (cos X — cos y)' ^' siu -^ cos""-'— -^^ '^" cos sin' 2i^^ 2 1*'-* tp j/jz+cos'^ cos*-| + ecos -i- cos' r|^ sin 24* — — ^T^) .t/i^(v/y-t-cns'-|-cos*4'+<'cos-|-cos'i{/ sin'i|/ ^— ^j + f«/+cos'-|" cos*if— /cos-^co8*i|' sin2i// — j sin' 2'1'N 2 • Ji^ U / «/+ cos' -|- cos*tj; — / cos -^cos't// sin 2 if — sin' 2-if\\ df d^ Pockscfariften der mathem.-Daturw, Cl, LVll. Bd. 57 450 Leopold Geg e n\h a ii e r , /2v — In >l V^-T n (v— 1 yn (2 v— i ) cos^^- ' - I (co!>j; — cos'^)'^*sin ^(7y 1 sin*-'-' if |(y+cos^^sin*-J^ + icos-^ s'm*^ sin2--p 2; ) ^ "^'^ (\/ .'Z + ^os* ^^ sin*'^ + /cos -^ sin*i/;sin2i|/- siii*2'j^ -+■ /'// + cos^-|-sin*4/ — 'Sin-|- sin^->|' sin2ip ---"j ' Jv-( i y-t-eos^-l-siii*-^ — ?'sin-^sin''*-^sin2-} T~^)\ '^'r' V y ^ ■>^'^+" (yy) ^'2,,+ 1 (cos x) _ »(^). .2.-3),^ ,;^.-2.n'^«+' ll(2« + 2v+-) n(;v-2)n(2v-2;)\/-Tsin2'-'- (cos y — cos x) "— ^ sin y cos*'--' -^ |(^sin ~- cos;|/ + / sin -j; j (^// + siii' -^ cos*-^ + /sin i- cos'^-^ sin 2^~ sin* 2i|^ ■ J^ f V /y/+sin*-i- cos*i|' + /siu^ cos^^-^/^sin 2^- j-^j + (sin-^cos'/<— /sint^ u (/H-sin" |-cos*-^ — /sin-^Cds'^-^sin 2'|> j-^j Ji^f \ /y + sin*|-cos*i//— /sin^cos^t/^ sin2t;/ T^^)\ '^f'^'i' „/2v-3\ ü \/-Tn(v— 2yn(2v— 2)sin'^-'-'|- > (cosy — cosajy-^sinyr/iji / sin*'--' i^ Vsin-^ sin^' + Zcos tp") . j!/+sin*-^sin*-^ + / sin -^ sin* 2<|/N sin* 2'i'\ ~ f • %> 9 o sin*tj/ sin 2i|' 2" j ••''' l\/y"^"*i^* 9 sin*-^ + /sin-^sin*-J/siü2tj;- — Ji / (0 \ / V

2 + (sin^ sin-^— /cos •]/) ( (/+sin*-|- siu-*-j/ + /sin ~ sin*i^ sin 2-i j-^j sin* 26m / /

\ 2 cos*'--' '^ j/cos-l- cosi|; + /'sin-^') /'(/+cos*-|- cos*i/( + /cos -|- cos*<|* sin 2i|' ^ Ji^fv /A| JH-L ;yH-cos*-i- sin*o — /cos |- siir-^siu2'^ ^^ — jj '/'^ T- 2 i .1/ 2 /sin2y\2 (^(v, y-l-xcos> + '-^^'') + (// + .rcos2y- "''^ ^)" •^' (y'.' j «sin29y // + X'C0S'y ^)^ ) ./:-"(V/,y) = 2"-' (';; + v') 1I(«) 11 f« + v— —)_,/"•/■ II t_« + 2v— l)Il(v— 1) \/'^ ll(2v-l) 2" II 2v— 1 ^+1 fl-.,'*) = c:or) ., , 1/ 9 /sin2mv , / / « «sin 2m . cos-' -''j3 •h/H-.'-cos''9+ ^^ Ji'l V . '/ + .<'COS>+ ^;— ^ "f ) .'/ isin2y>^ V , y-\-xcos-f+ -^r^j + l^,^ + .''fos'y ^ 2"- ' ( « + v) II (m) II (^w. + v—--\y •!■ ll(w + 2v— 1) l^v— 1) V - ' II(2v— 1) -x-'^-'-Clix) ■ ; , i/' • 9 isinlfVi , ( ' . , /8in2m\ / . „ '■ sin 2f Ji'UI y-\-x&m*tf ö~ /j'^-^'^y ■ -yji-"(\/y)C:„(^:) _ 1 ti 2"ll(2« + v-l)n(?^^j lHv_l)./T j7 / ' COS--'-' 5? .}(//- sin* 2a)\ 2 + .r*cos* 'jjH-.c/cos*9 sin2y jT^j ' u. T / / 9 1 • 9 • T sin2 2m\ / „ , ■ 4 • o sin''2fi>y ■ V\/ y+^c'""^ ? + ■'■' cos^y S!n2y '^1 + ( y + ,<''cos*y — xi cos*y sin2'^ — ' / I sin* 2wNj Jv- ( i ,' y -(- ./■' cos* 'f — ,'■ / cos^ (j> sin 2f T""^/!' '^f 67* 452 1 n(v — i)2/i Leopold Gegenbauer, - * 9 'sin^"-* y jf«/ + x*siu* f + xi sin*y siD2y sin* 2y"\ 2 « 2m\T jH-('. /^+x''siii*y + a;isin*y sin2y— ■ '^— ^) + fy + j;" i;*) ' Clix) 1/ sin* ''(px ' / / sin* 2m sin'"-' f |U + x* sin* f-hxi sin* 2 ■ '^'^ (\/2/+-** ''iii*y — *■'- sin*ysin2y ÄT^)) ^^ '^f Y n(w-t-2v— l)y~T J^-" (Vy)^'' _ 2 V FI (2v— 1) ,^ 2^« n(«) n («+v_4-) (« + '^) v/'f n (v— i) ^/t [ 2^ ri (?^) 2 /•+! ;1 — ^zx + z^y cos-"^' ij) ^f // + .<; cos* j, isin2y^- /:sin2«)\- ^a / / , «sin2«>> / isin . J'^U /j/+a:cos*y— ^ " /f '^^'^'' /— Ji V:rn(v — 1)2/2 .•n( 2v— 1 12 /•+'jj^_^«yV n(2v— 1) l^ /•+' (1— x*) 2 c^a; ^2 . (/ /sin2«JV -^ ' ' ^ ' ^ / sm^"-' yrfijj jf//H-.«siu*yH ^-1 •-^"(y ^ + -«sin'y + '-^^) H- (// + x-siu*y— ^^^)" J^ (^//+x-sin*y— '^-?^)} "y ri_(«. + 2v— l)y-TJ^-'' {\/y-)z- ^ 92; n=0 ^ 2v— Dy-Tj'^-" (v/^)g" _ 2v r ii(2v— 1) T- r+' r "n(«)n(«+v-l) v/^n(v-i;)yT [ 2Mi(?^) J J_, i -IZ-T (1— X*) 2v— 1 (1 — 2zx+z^) ,2V+' 1 ';>m\ 2 COS „ , (/ „ jsin25>\* Ti^/ 2 /sin2y> / j iHm^f\ 2(0% 2 ■ J \\ y+x^-^^ f- «■ sin2y I c/x (iy 454 Leopold Gegen lauer, V 2v r rir2v— 1) - f- /2v— 1 ;rll(>-l)yy L2^Il(^- rir2v— n 1' r+' (i—x'')~^cix rv . .^ 1^ 2-) i sin2(fl^2 (\—2zx+z^y ^/ . , /siii2a)N, / . , /sin2«»v / / /sm2m "y n(a + /<— l)ri(ß4-»— l)lirw. + 2v— l)y~7 J^-" (\/y)c" ,6^ 2'"+'II(»j)n(« + v)Il(7 + «— l)ll(« + v— i-) /« + « Ä+/^ + l ß-H« ß+n + 1 74-« 7+« + l 2^_ ll(a— 1) Il(ß— 1) Y/;rn(7— n[n(v— i)]«7/T — / {/ ^ sin 2(i^^ 2 / / i^(a, ß, 7, «) (1 — .K*) 2 dx I cns^"-' y )U4-.<'Cos'y+ ' ^^""^j J'^U /y + .<■cos*y-^ /sin2y (■ sin 2^ _ n(«— i)n(ß— 1) r+' V';^ri(7-i)[ii(v-])]^yTj_, + [y + xcosy ^-j J^ IT F( a, ß, 7, er) ( 1— .r*)^" (/./■ I sin-'-' '^ ify + -'" sin^ y + ' — ^^^ •(Y/y+.i'cos'=y--?i|-^)} ,Jf i sin 2ti ^tpA / . „ ism2(p\2 ^„ , . „ jsin2tt)\i , ,ti 2"n(^)llf2« + 2v_4; „ /2v— 1^ 2J v/'^iil-^-i)n(2v-i)t/i 5 cin2v — 1 Sin' 9 1' W 9 V Kl sin* 2^1^ * (cos ^ — cos j')"'^' cos -|- f/j' I cos*'-' -^ f/'^ Jy + sin'' -^ cos*'];h-/ siu -^ cos* ••l' sin 2'^ r- T\'f ' -2? a, • • ? », • o, sin*2M / . „ te • • 9 ji ■ or sin 24-^ ■ J ( V // + sin''~ cos*'| + ?sin-^ cos"»/^ sin2i// -— ^ 1 + U + sin* -- cos^'-p — « sin -i-cos'if' sin2'^ ; — -] ^'•1* ! T n(^) \/;rn(v— l)Il(^2v— l)^Tsin2''-'^ Jo I li) V o sin* 24'\i ■J^[\ Z/ + sin*-| cos*-| — /sin -^cos^ipsin 2ip IT^H (cosy — cos a:)'-' cos'-| . (/ © (p sin* 2iL"\ 2 sin*"-' i|/ |U+ siii'-^- sin* •I' + Zsin^- sin* '^ sin 2^ -—^j ■JH\: // + sin* ^- .siu*ip + / sin -|- sin*-^sin2-^ — — .— -J + ' '/ + sin* -^ sin*!^— ?sin -|-sin*-^sin2'p p ^ V '^ / 4 '^ ^' J / 4 sin* 2-^y . J''fi /y + sin* -^ sin* -^ — / siu .y sin*-^ sin 2'^ — '-^ — 7— ^j| 'ff # Futicfion Gl {£). 455 /2v— 1> ) /9.»_ix / ^ r\=^^ Z X (cos.r-cosy)'-'sin|- „/2v— IX y"J^"'(V/2/)C-: (cosx) ^ ^ /2n—V 1 1 1 I Vi< _L Vm I V / TT 1 1 ( M I ^ 1 1 f Vi* i \ ti -j /^nc-;"' — » •2"n('=^) n(2«+2v-^) \/k n(v~-i)n{2v—i) yT coi'-'-'-^.J^ .j« ! y 1 r y 2 , • o I sin* 2iL cos^"-'-^ )[y + cos^-jr ciis*'^ + /cos -i- cos" '1 sin 2ij> 4 ^ 2^ 1, • f 2i-or Sill'2-|\ / 9? • 4, • ? sr • or Sin* 2t!'N 2 V v + cos" ^ cos''^ + (COs-^cos^i|; sin2'^ r — l + l// + cos' '-surif — icos — cos"^ sm ^'p — --I \ ' 2 2 4 ' ^' 2 2 4' . J''fv /y-t-eos*-|-cos*i|/ — /cos-i-cos*t|/ sin 2'^ 1~^)\ '^f ^^'\' 11 f-^ 2 / / / 'y ■ u , y ■ 2 , • o r sin 2)i>> / 29-4, ■ f ■ i , ■ c, sin* 2J>\ 2 . J^ U y + cosi^ -~ s^n■' 'p + i cos ^^sinZ.| sm2i/; — -L 1 -f- ( y + cos^-^ sm'tp — ^cos-^ sin*'>psin2'^ ~^ «JP ein*,! ; n,w _L »iin^.f, ^in 9-1 '"'"^ '^'V .Ji^ L /y + cos*|- sin*ij>— / cos -|- sin*-J; sin 2'^— '-^r-^Ji <^^ <^';' (-1)" »'^r'n 2"ll(?^)ll(2«+2v+i-) \/7rn(v— 2)n(2v— 2)yl'sin*'-'y . I (cos^ — cosa;)''"" sin f df j cos*'-' ^ |fsin -i- cos'|'+»'8intJ< i . »

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Bd. 58 458 2"Ii(fX— l)(2» + v + l)Il(2;^ + i)Il(2>^ + v+^)n(?^^ n(v— 1) n(2«-i-2v)n(w4-i^— 1) Leopold Gegenhauer, r n(2v— 1) " 2 r+\ r^ 2v-i 2\ 2~ (i_,^2) 2 c2;+i(x). siii-"^' y j(a;sin y + Zcosy) C,i^ f i/4-x-*sin*y + j;/sin*y sin 2i , cos-'-' f ^CrUj+jeaoü'-fA —-] + Cr[i/+xcos^f s-^j( '^^'' r/y 2^(|u^— 1) V/;^lI(v — 1) ' ' ' ^ ' siii-'-' y CV U + x sin^'y ^-J- 2^n(^)jJ-i (i-2-. + .Tjo „ix/ . , is\u2_n(«— nn(|3— i)n(jui— ]) c = 2 -;« + ^+^-^ i<'(«, ß, 7, ex) {l—x^)~^ dx I ' cos^^-' f {cr(y+x 008«^+*-^) + (^ {y+x cos'y— ' '''""^jj # 2 '" ^ y/;,n(7— l)[n(v— 1)]« •*sin2tp^ , r^(,„^^^^^^i■^^\[ '+1 2v— t 2~ ^;rri(7-l)[n(v-l)P j_. ^ ''-'' ^^ _,„ Ix \ sin*^-' y |Cj:'U + a;sin*y — — g i sin 2y + er (y+a;8in»y— ^^"^ Y( '^?' Function Cl{x). 459 V (-2) n(>^+p--i)_^ ^,,+„ ^^^ ^,, ^^^^ ^^ ^ _ ^ ^ ^ . „^„n(?^)n(2«+2v-l) v/;rri(v-i)n(2v-i)siu'-'|- "(cosy— cosa,-y~' cos -|-(7y | " cos*"-* -^ jc,''((/ + sin2 ^- cos^'^ + Zsin |- cos2'fsin24/— ^-"^j + + C'!^ U+sin^-^ cos* ^ — /sin -i- cos^if siu i'i^ T~^)[ '^'^ n(^)n(,-i) r. ri ■= I (cos f — cos .r)"'^' cos -^ ilf I siu*"'-' -^ CV (2/ + sin^ -|- sin* '^ + n(v— 1)11 (2v—l)\/^ sin-"-' ^Jo J" • • f • 2 r • Tr siu*2'^> a/ .,* -i, .. f ■ , , ■ n, sin^2As, ,, + / sin [^ siu'' ''' ^» Li IL f V 9 sin' 2t!'\ / • 9 \ . CrU+sin'-'j S1I1-* -f + «■ sin -^- sin'i|; sin2-^ 27^)+ (s^'i ^^ ''i" 't' — 'cos-^j . .Cr(y + sin'-i- sin* {(,.008^^+ '^) 'j^(,..os^y + ^-) + (xcos>-i^ Function C'„(x). 461 ^+1 2v-l 1 S J^(^x(iOS^^-^^^)[df=j ii-x') ■' Cl.{x)dxj sin-^"-'y ;Lrsin2o+^ in 2f ■ra / . o i sin 2w . J^ Ix sin^ f H —^J + [X sin' f ■is\n2f\ "^ (— i')''n(2«+2v-i)ri(v— 1) J'^ [x sin^y — /sin2y\, 2'"+^ -' (2«+v)ri(L>«) n (2« +v - y) n (— ^-^y n (» +/^) n(2v— 1) . ^+1 2v — 1 (1 — x^) ^ Cl,+i{x)(lxi cos-''-i^-'y |(.rcosy + /sinyV-i^.7''Yj;cos^55 + ' — — -^y {xcosf—is'mfy-i'J^ixcos^f " ^y[ (/y = / (1 — x*) ^ C3„+t(j;)dxl sin'^'-:^-' y . . |(x sin y + / cos — « cos f)*-^ J'^(x siu^ j> — ' ' '" ""^V rf^) = _ (-i)"ii(v— r)n(2«+2v) "^ *'v~^~; II(2v-l) J )*"+n 1n../2« + 1 2"^^ (2« + v+ 1) II ( 2y/ + 1 ) n f 2« + V + — j II (-^ j II {>i+p.) y (— iy'n(»+2v-i)/ 2'^+': 71 = 0 2 3n n(w)ii(«- l)n(«+,a, v/-n(v_i) n(2v-i) v^^ ,2^r+'r^ (1-^-^) ^^n(^) '-* y ^' _i_ o- 2 \"' + ' (1— 2^X" + 2^)"' cos— y {(. cos^ 5. + ^)"^'^^( V'- ^''' ^ + ^) + (- «-^ ? - - sin 2yA - 2 V unc [ speciell j~ -(v/f)= 2v-l «iv — a 2 * V";! fn(2v- -1) J^\\Jx cos* y — '~^— ^-)| f& df {l-z^) -. (i-2^x+^^y'+'i cos''''"' 5? (/ «sin25>A ^ ,,.,,/ / , «sin2a)A / /sin 29 V ■,!a;cos^9H ^j J-'-' 1 Wa;cos^y H ^-^j + l^j;cos^y —^j •(( a; cos* y + 2v— 1 2 J=-'-'(^/:.cos*y-*-^)}rfy -I 2v-i p-^- (1— X*) - f/.r/ cos^^-' 2v-i }>{(j;cos*y + -^ «■ sin 2. I X cos^ y H ^r — 1 1 + ^cos'' y- i sin 2y )"'-'( XCOS'' 'f »sin Vjj ci?> "-[i] / V ■*■ / '. ^~. 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Cr*^ (x'' cos* jj +X7 cos* f sin 2y - sin* 2. + )— n—\) n (v-1) n (2r— 4w + 2v— l) 2'" "~ II (.a— 1) (2y— 4y/ + v) \\[2r~AH) n (2;-— 4« + 2^n(r-2.-^ r2^^y n(2y — 1) J (1 — x*) - C2r_4„+i (.<■) i/x I cos'"''^' f j(.rcosy + /siny) Cr''(-»^cos*y + .(7Cos*y sin 2y 2~~^j "^ + (,-rcosy — /siny) Cj'f.f^cos'ijj — ,r/ cos^ y sin 2y c/y j— ^)| '^5^ = | | (^ — ''^^) ~ Cir-in+ii^) • sin- 1 / sifi 2tü\ -"-' fUxsinf + icosf) Crf,c*sin*y + xvsin*y sin 2y AT ) + / . . sin* 29>/ (xs'wf — icoftf) Crlx^s'm'^f — a;/sin*y sin 2y ^ — )( ''-^'''y -1)" n (fx+r-«— 1) n (v— 1) ri (2r— 4«— 2v) 2'-'"Il (^a-l)(2>--4;* + v+ 1 ) II (2r— 4«+ 1)11 (2/--4/^ + v + ^) II (r— 2« + ^ ) 2^n 2v— 1 ri(2v— 1) J V „ n(pi + r— ?2— l)n(r— 2w + 2v— l)g''~'" _ 211 (jül— 1) f II (2v— 1) n = o n(/-— 2«)n(r— 2« + v— M(r— 2m + v) V^'tIKv— 1) [II (2v— V- 2v— 1 ., (1— 20a;+2*)'' l„ t V I .r COS* tfl H ;^ ^ eos'-'-'y j C',l'(.rcos*y+ '^^ ) + C',nxcos*y 2^)\ '^f i sin 2, i-- f- ^ ^ sin^'-' <ü\ CHX cos*«) + — 5"- H- Cr^^a; cos* y sin2y\ / sin 2(pM , 464 Leopold Gegenhauer , " = [t] — ^ ■ n(r-2«)n(r-2« + v-l^ ~ v/^n(v_r) n (■2v— 1) 2'n 2v— 1 2v— 1 J^ -1 {\-2zi+z^)'+'X \ r.^ isin2y cos-''-' j) j C^'^f X cos^ y + ""'""^j + C^^'^a; cos^5> I sin« 5>Y|i _ 2vn(/A— i)(i— g') r n(2v— n ~ \/;7lI(v— 1) ^v„/2v— b •n(^). I sin-''-' y j C^fy^-siu''^ H ^~ {l—2zx+z^)-^J„ + a^(.sin«y-i^)|r/, "=m n (fj. + r — n — 1) tC (cos x) (-irn(^)n(f.-i) 2-"nf>-— 2«— ^) n (2r— 4« + 2v— i-) 2'V'^ " fv— l) n (2v— 1) sin=^-' J \ rtf\o * ;4v-l.r* r'l'-/'s.i„2jP_pr,s*.l, sin* 2M (cos y — eosajy cos ~ r/y j cos*"-'-^-! C,n siu*^ cos*-^ + /siii -~ cos* i^ sin 2-^ -^^ — ) u / tp cfl sin 2'h\) + C,!^'(sin*-^ cos*if — /sin -^ cos* 4^ sin 2i// T" /j '^'r' (-irn(^)n(f.-i) 2" \/n n (v— 1) n (2v— 1) sin^'- (cos y — cosa^y 'cos-|-f/y| sin*'-'-.^ . { C(sin*|- sin* ^ + / sin | sin* -p sin 2-^—^^^^) + a^ (sin* |- sin* ■,;. — / sin -|- sin* ■; sin 2-| — -^^^j^)} # "^;S'' n{ix+n-l)n(r+n+2p.-l) ^,, ^ Hj^-l) .It'o n (« +v — i-j n (2fx+ 2«— 1) n (/■—«) ;; (a;) = 7-'' /^— ( cos^'-' y {c(l+.cos*. + 'l^*^ 2 ^ + C;- [1 +x cos* y g-X j} r/y ^•^ r^ siu.- . , J 0,- (:« ..' , . iii^V ^' (' - ^"" ^- ^^)! ^' V 2''n(w + |üi— l)n(r + ?> + 2fx— 1) l\„/2«— 1 ^„ n (2« +v- i-) n (^^) n (r-»») n (2f.+2«-i) C:,, (a;^ = n(f^-i) n(v-i)^ cos*'-' f . \ C; (1 + x^ cos* f + .r/ cos* y sin 2f — ^'^?) + C,^ ( 1 + x* cos* y — x/ cos* f sin 2y — -^-^)} df Function Cl{x). 465 n (/JL — 1) r 2 ( / sin*2(pA = n7v_n I siu'"'-' f -^^aiil-hj:'^ sin* (jj + xiam" f sin 2y j- j "•" / sin üfflN) Cr\l +x^sin*tp — x/üin^y sin 2^ 27^/) '^^ >:- 2"ri(w + /x— l)n(r + w + 2;x— 1) „t^ n (2w, +v + ~) n (^^^^'^) n (;—«.) n (2.a + 2«— l) V , . n(,u.— n r = ■.,,(/ . . , Un+i{x)= _-. I cos-'-' y |(a:cosy + /siny) . C,^(^] +,r2cos*w + .r/eos'^siD2^— ^-^^-^j +(.rcosy -/sin^) Cri''l +.<;''' cos*»— x/cos^y sin 2^—^"^^ — ^)}'^? n(fA— 1) C '^ ■ ; . \ I sin^'^cp /■rsin w +/cos 5>~) C,''( l+j;^sin*^+x/sin^y sin 2y — - ~^ n(v-i) sur"'-' y je + (x'sin f — /cos y) C/^f 1 + j'^ sin* y — x/sin^y sin 2y — ^^ ^j rfy Y n(/j.+w— i)n(r+w+2pi— i)n(M-t-2v— 1)^" _ 2n(/j.— i) ^ n(2v— i) -,2 „t^ II l>0 II (« + v— -— ) II (r—n) ri (2/;l4-2/( — 1) (/(^-v) V ~ " ('■'— ^ '(1 — x'-) - dx , /2v 1 2'll(V ] f.,lW', j__, (1— 2^x+^2r I cos-' -'y |C';. (^1 +a;cüs2y + ■ ^ ^) + c;^(^l+xcos^y ^-^Jl«^? '^]\_'^?)|^y Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LVU. Bd. 59 466 Leopold Gegenhauer, ^ (— 2)''n(w + fA— l)n(M+r+2itx-]) Qcosa;) ,f^„ n (?^) n (2«+2v- i-) n (?■-«) n(2,x+2«- 1) v/^^n (v-i) n (2v-i) sin'"-' |- sin« 2-f , (cos f — cos x)' ' cos ^ (/y I cos*'-' ^ JCV^ f 1 +sin^ -|- cos* -^ + / sin -|^ cos'' t;- sin 2-^ --^j + CV^ f 1 + sin^ -^ cos* 'l' — ' sin -^cos* ^ sin 2'^ T/\ ^^'^ y' 2"n(w + i^.-l)n (/^ + r + 2;;i— 1) C;(cosa;) Z,j/2«-l n(^).H,-» j n (2« + 2v - i-) II [r—n) II (2// + 2v— 1) V'-t II (v— 1) II (2v— 1) cos'^"-' -^ TT _i V / " ( /

+ /cos -i- cos*tj>8in 24* j—^ + Cr''fl + cos*-|-cos*tf — /cos ^ cos* Tp sin 211- 1~^)\ '^^ y"" (-i)"n{p.+n- n n (r+»+2pL -1) n (w+2v-n / _ ^ . 2n(/x— ]) ^ n(2v— i) -, ^0 nwn(«+v-|)iio-«)n(2;.+2«-i)(«+v) V'-ii(^-i)|^2^n(?^) ? sin ; cos=-'y .;cr(x'COS^^+ -^ -l) + C;^(xcos^y_l^-l)| df V(— l)"n(pi + »-n n (r+M + 2;j.-l) 11 {n + 2-^—1) z" _ , ^,, 2vll(fx— 1) p n (2v— 1) -,- ^,. fr-o n (/O n (w + V — — j n ( *— «^ ii (2/Ji + 2«— 1 ) '+1 2v— 1 K (l—x*)"^ dx C^ . , , -i ^' -. I siii^"-' y 6-(.sin^,+ ^°-'-^-l)+C-(.sio^y-i^-l)}c?y n(^)n(.-i) ^1 2" n (w + fx— 1) II (w + r+2p. — 1) C; (cosa:) _ . _ ^, n (?^) n (2«+2v— i-) 11 {r—n) II (2]a+2«— 1) V^Il (v— 1) H (2v — 1) sin^'-' ~ . I (cos y — cos a-)'~' cos^l^ (/y 1 cos*"-' -j- jc^'^siu*-!- cos* .— l) n («H-2^ + r— 1) C;; (cosa;) ^ _ ,. ^[-^^j^^il'-—^) ^0 n (?^) n (2«, + 2v + 1) n (>■-«) n (2f. + 2«-l) ^rTll (v-2) II(2v-2) sin^— |- . I (cos jj — cosj;) siüfdf l sin*'~^ -^ isin -^ sin-.^ + / cos'^ i . ,-,v-i • i 9 ■ 1 , ■ ■ 9 ■ 9 , • • , -. sin* 2-l/\ . C^r(sin*-^sin*'} + / sin -_y sin*-j(Sm 1-^ — 1 j— ^J + 1 <ü ^'ui/o9 9 sin*2ll'^) (sin ~ sin ^ — i cos -^ ) C; (sin* -i- sm-' -^ — / sin -^ siu* -^ sin 2i' — 1 'x'K'-^'^' 3. Aus der Verbindung der bekannten Relationen (i_,.2) [(i-:,'^)^ ar (^)]' = - ^"^^aji^-ip^^ (1-^^)^ air.' (o^) 16 a) Cr^i (-r) = ^''''~/^ [x C (xl - CLi ix) \ folgt die Gleichung 2(i_i 2[j.— i 17) (1— o;*) [(1-^^)^- Clix)\ = (« + 2,u-l) (1— X*) "^ Sar_, (o;) — a; C,r(x)| während die Vereinigung der Formel 9) mit (1— a;*) [C',r_, (x)]' = («+2,a— 2) C'r--(a;) — («— l)x 6',^, (x) die Beziehung 18) (1— ^*)[c,r_,(4i'= («+2,a— i).car-i(x)— mc:(x) 59* ^gg Leopold Gegenbauer j liefert. Aus den Gleichungen 17) und 18) ergibt sich sofort die Relation 19) (i^x')[(\-x') ' CS:{x)C^-i{x)]' = {l-x') '- ^^H + 2iJ.-l){Ci:^dx)y-n{C^(x)Y] durch deren Integration zwischen den Grenzen 0 und x die Formel 20) rK« + 2,a-l) {C^^i{x)y-n {C^;(x)y\ (l-x^fr Jx = (l-x^)^ C:(x) C^.(x) entsteht. Aus dieser Gleichung leitet man leicht folgende bemerkenswerte Relationen ab: (l_a;^)-^V^M^W=(2,a-l) (1-X^) = }_r~l '^"^-^i \^-{Ci:(x)f\(l-X-) -^ dx ■f^vg(..)c>L.(^)__ .-. A^ ^..^4 , ' \^' (a^(^)^ carw)^ , / i (1-^) ■ L X(X+2fx-l) -^^'" -M *1 -'^ '1-^ /^ ^X+2p.-l)(X+l) M + 2^-ll^''l''>2 (l_^=)^^Cr(a;)C>L,(x) = 2.. (1-x^) -^ >^(ai.(.«^))^/x-W {Ct{x)fil-x-') ^ dx x=i Jo Verbindet man die Gleichuüg 8) mit 16a), so erhält man die Formeln: 2i>. {\~x-) \Cf,ll ix) + C^^l {x~)\ = («+2]a - 1) C^-i {x)—n Ct {x) 2i>.ii+x {0:11 (x)-ar-i' (x)] = («+2,x-i ) cLi (a^) +« cc^^) welche die Relationen 21) 4,,' (i_x^) {(cri' (x-))^-(c^^ (x-))^; = («+2,a-i)^ (cr-, {x) r - «^ (c,r (x)y ^^^ d ((c,r (.))-+ (cL,ixy) ^ ^^ ./ (o,r (.)j--. (x)) ^ ^2^_^^ ^.^^^ ^^^^^^ liefern. Aus diesen Gleichungen ergeben sich die folgenden Beziehungen : n{l—x^) ^ G^i{x)C^{x) = = 4,u.^ r^l-x')"^ {{C^,tl (x))^-(CÄ' (x)Y} fZx' + (2|x-l)(«. + 2,a-l) I (l-x-^)^(Cr_, ^x))»rfa; Function C„{x). 469 = 4^2 1 (1-x^)^ l(ari'(:r) )^-(CÄ' (x))^} cZ^ + (2a-l) n f\l-x^)'^{C^ {x)fdx 2(1-;.) Y, {Onx)f-n{C^{x)f^ - 4y- (i ^ j ^ -^. («_X_1) n ^ '■^''~ ■■ z^ (>7=I) '•^"-'-' ^"^^ ) I {l-x^y- Cl^ {x) C^ix) dx = 0 (/^^ 1") ^ ^ ict; {x) c (a;) + c,r±/ {x) c,u (x) \ cix= ^^ ci: (^) er., (x) (,a^ y) y i-if-' er (^) ct-i ix) = (- 1)"-* ^ I X— c:- (x) crj-; (x) dx / V r - 1 V-' n(/+2;.-i)iiiX+2.a-2) _ „_, r' ili^' , .^. II(X)n(X-l) [11(2^.-1;] und speciell I. 'P„(x)dPn(x) _ ^ ^ ^ ^^ ^ 0 (« ungerade) X — ^ — ^ = 1 (« gerade) (Cr (x))^+(Cr_,(x))2-2x Ci' (x) C-. {x) = (2/X-3) ar(x) C-, (x) dx- n(F-iin(m) Setzt man in dieser Formel x = cosy und beachtet, dass alsdann die linke Seite derselben das Quadrat jder dritten Seite eines veränderlichen Dreieckes ist, dessen zwei andere Seiten die Längen C,r(cosy) und C^-^ (cos (p) besitzen und den Winkel f einschliessen, während der auf der rechten Seite unter dem Integral- zeichen stehende Ausdruck die doppelte Fläche dieses Dreieckes vorstellt, so erhält mau einen interessanten geometrischen Lehrsatz. Multiplicirt man die von mir in diesen Denkschriften abgeleitete Gleichung Cl-y. (X) = ll(« + 2v— X— l)x"- 22V-2 11 („_>,) [ii(;,,_i)j2 1^1 _x«) 2 Jo (cos^-^ — x^)' ' cos (« — Ä) -^ d-p cos" -'■+■•'•' ^ 470 Leopold Gegenbauer, mit ^^ -^ und summirt bezüglich l von 0 bis n, so erhält man n(X)ri(w + 2v— X— 1) ^ Zj^ ^ n(X)II(«+2v— A— 1) , /-^^ I cos"+^^t|, ^ y (—1)^ ( ") cos'- i> cos («—/,) 'P x=o oder weil X=n (—!)'-( '! ) cos^ ij/ cos {n—'A) ^ y /—^^>■fn x=o der reelle Bestandtheil von (e't" — cos ^Y = (i sin ^)" ist, Zj ^ II(X)Il(2r + 2v— X) x=o X=27' X ^ ^ ^ / -< \i- 2 r4-i /*arccosx ,- q • onV — I • 2r , 7 • V .0 X C2,_x(x) (— 1) X / (cos-t^— x') sin ^d^ Zj ^ ' na)n{2r + 2v—i-i)~ ^, ^ '-^ ! cos^'-+--"| Transformirt man das auf der rechten Seite dieser Gleichung stehende Integral durch die Substitution sin'l' = z s/l — x^ so verwandelt sich dasselbe in 1 r -( 1) n(»-— |-)n(v— 1) _j^ 2n(.+v-|).-+' und demnach geht die letzte Gleichung in die folgende über X=är V (-n ^'^'^^-xCx) ^ (-l)V;rri(v-l)(l-x')'- Z^ ^n(A)n(2r+2v-x-i) 2..+..-.n(.)ri(r+v-|)[n(v_i)r' Multiplicirt man die aus 8) und 16a) folgende Relation ^ ■' dx dx dx mit (1 — xY^^ so verwandelt sich dieselbe in die Formel d \{\-xyc:{x^\ _ _ o.—xf~' ^dc:.,{x) ^dcux) _^ dc:+^ {x\ dx ~ 2 ( dx dx dx > durch deren Integration die Relation f (i_,y-' f^"-'(") _2 ^^ + ^%iMb^. = _2 (1-xy C: ix) (v>0) I ^ CiCC ClX (IX Function Cl(x). 471 oder auch (i_^y-' \c:±t (x)-2 c:t\ (x) + ü:+' (xpx = -(i -xy c: (x) entsteht. Schreibt man in derselben für « der Reihe nach n, n—l, n—2,..., 2, 1 und addirt die dadurch entstehenden Gleicliungen, so erhält man die bemerkenswerthe Formel / " ^i_^y - ' {^^ _ '^ ^'"+^ ^> ,,x = 2v \i-xy-' \c:,t\{x)-c:+\x)\dx = 2a-xy J^ ci{x). Aus der Gleichung 3«) leitet man leicht die folgende Formel her 7i = 00 y n(n) n=0 ..,,,, „ „ 4 v/l+x T" sin-"'-' (p C08 9 c?9 welche sich mit Hilfe von 1 a) sofort in I wAi, ^<-"*''> G («)-(»+!) G., Wl = n(2.)(;:i)(i_.) L-n(;=iyj Überführen lässt. Aus derselben Gleichung folgt auch die Relation X n( c: (x) 2v-l >,=o ' 2 ' n(v— 1) (l—x^) * Aus den von mir in diesen Denkschriften früher aufgestellten Gleichungen f-,''i+»:+--- +'',• 1 XZ (x)= Y_ C:^{x)Cl(x)...C';;^ix) {H,+n,+ ...+Hr = n) (1—2^^+2^)" -- 2v— 2 folgt die Beziehung 23) "ii "s, • • • I "r -V, = fA,4-fXj+. . .+[>., — v, 0 ^ «i^W, 0 < W4+ 1 ^ w) aus welcher sich mit Hilfe der Formel 18) die Relation «H-2V-2 v-.(^)^ -*'' 2v— 2 » = (a;*-l) 3-.V, "- "'•■ ■ •;;'• = "-' & {x) d' (x)... ö' {x) [ (a^'-i y^ C" _ „ J' ^^ nj V '^ »j ^ / n^ \ ' L \ / n— T?j — tji — ... — n^— i J 1 -tlr Z^}i^) "21 "g. ■ . ■ , n,. = t* X=2 472 nj, »3, . . ., n^ = n 2", z n,, 7!j,. ..,n. Leopold Gegenbauer, -iir + 2 V, — 2) C"' (a;) C"' (a;) Ö' (x)... C"' (x) (v, + Vj,+ . . . +Vr = V, « — «j — . . . — Hr >, 1 bez. 0) ergibt, aus der sich für r = 2 die specielle Beziehung X = ?!— I « + 2v— 2 t^ ^"~' ^-"^ = 2v-2v -2 Z ("-^> + 2v-2v -2) Gl' (x) an'-' (, ^) ergibt, welche ich schon früher mitgetheilt habe. Ist iu der Gleichung 23) r z= s, v^ = .a^ und wird sodann für n der Reihe nach », n—l,n~2,. . ., 3, 2, 1 geschrieben, die \te von den so entstehenden Gleichungen mit x'- niultiplicirt und die Summe derselben gebildet, so entsteht die Relation 24) 2 < (^) ^l (-^^ • • • < (^) = 2^ ^C«-X + 2v-2) x^- ClZi {x) t!.,...,n X=0 Mi, M., . . ., W.. (w, +«2+ • • • +nr = w; V, +V2+ . . . +V^ = v). Setzt man nun in dieser Gleichung speciell r — 2 V — V niultiplicirt mit (1 — x^) - dx, integrirt von .r = — 1 bis a; = +1 und beachtet, dass für ein ungerades n sämmtliche auf der linken >Seite der so entstehenden Gleichung befindlichen Integrale gleich 0 sind, während für ein gerades h nur das mittlere einen von 0 verschiedenen Werfh besitzt, so erhält man die Relationen X=2m y (2w— Ä + 4v— 2) I x^{\—x') ' Ci:-l{x)dx ._, ,^, ^,^ _ 2^-(2v-r)n(».+2v-r (w+v) n(w) il (2v— IV 25) X=2n + I y (2w— X + 4v— 1) / x^l— ^') ' Cfo:zl+i (x) dx r=z 0 x=o durch deren Vereinigung mit 24) die bemerkenswerthen Formeln "+< y I C;;_ (x) C'l {x).. . C^ (x) {l—x"^) '' dx = 0 {u, + «2 + . . . + «,. = 2 /« + 1 ; V, + vj + . . . + V, = v) 2 «,,«2, ..., Jt, ' entstehen. '+< c;(x)ci{x)...c';(x)i\-x^)^ dx: y+» 2''"^'(V— 1)I1(« + V— 1) ■■n(^)- (2w+v)n(n) Ln(v— i)J («,+«g+ . . . +nr ^= 2w; V, +Vj+ . . . H-Vr =^ v) Aus der ersten von den Gleichungen 25) ergibt sich für die Coefficienten Aj^l der Functionen die Relation Function C\{x). 473 ).=2. i'=" + [-f] II {ii—^—1-^ 2-"-^' (2v— 1) 11 («H-2V— 1) n (^^^) ^ "" ^ ' -/+4v-2)^l;r,:' = )_ 2^ n(/?— ^+v) ^-"" (w+v)n(«)[n(2v— 1)]« Multiplicirt man die von mir abgeleitete Formel \=n *— " n(v— i)]ni(X)n(w— Ä) mit cos (?< — 2(j.) X' r/a; und iutegrirt von x = 0 bi« x := -, so erhält man die Relation 2 rV,v, , / O N 7 Il(v + pL— l)ll(v-a+« — 1) — ( C„ (cosx) cos (/(, — 2 u) ic f/a- = ,„ , — , ,/, „ , ,, ^ aus vrelcher sich bei ungeradem ii unter Berücksichtigung der bekannten Formel ''~^ / „.^ 1 sin(^/ + l)(x + j/) sin(M+l)(3;— i/\ >^ cos(._2A)a;cos(«-2/,)// = ^ , sin(x + ^) ^ "^ sin (^-^) ( x=o für die Functionen C^ (cos x) folgender Integralausdruck ergibt ,.v, . 1 r^' ,-,, . ,»m(n-hl){x + y) sia(n+l) (x—y)^ Cn (cos x) = — l C„ (COS (/) \ ^h —-, — — H ^. , , — —\ du . ^ ' 271 ] •'n sin(x+^) sinfa;— y) ) ^ Herr E. Heine hat in seinem Haudbuche der Kugelfunctionen * mit Hilfe der in einem von Euler am 4. December 1751 an Goldbach geschriebenen Briefe enthaltenen Bemerkung, dass in der Entwicklung von V 1 — an'^ nach aufsteigenden Potenzen von « alle Coefficienten ganze Zahlen sind, gezeigt, dass das Product c" Cl {x) nur ganze Coefficienten besitzt, wenn v eine rationale Zahl mit dem Nenner c ist. Dieser Satz lässt sich durch einen anderen etwas weiter gehenden ersetzen. Setzt man in der oben benutzten Definitionsgleichung der Function C^ {x) [l ■= — , so nimmt sie die folgende Form an: " ^•^' - 2^ (-^ ) c-^n(X)n(«-2X) ^-""^ • x = o Nun ist aber bekanntlich* m{m + n^){m + 2il^). . .(m + {i — 1)«,)«,'"' eine ganze Zahl und daher ist der Coeflficient von x"--' in der auf der rechten Seite dieser Gleichung stehenden Summe das Product aus einer ganzen Zahl und dem Ausdrucke («— 2X+1) (h— 2X+2). . .(«— / + 1) 2"-^'- U(k)c ,2(n— >.)— l 1 1. Band, S. 14. 2 Dieser Satz ist meines Wissens zuerst von Herrn Charles Hermite in der dritten Ausgabe seines Cours d'anal}"se S. 175 aus dem Eisenstein'schen Satze über die Coefficienten von Reihen, welche algebraischen Differentialgleichungen genügen, hergeleitet worden. Der Herraite'sche Satz ist übrigens ein ganz specieller Fall eines allgemeinen arithmetischen Theorems, welches ich vor einer Reihe von .Jahren meinen Hörern in der von mir geleiteten Abtheihmg des mathematischen Seminarsander Innsbrucker Universität mitgetheilt habe und von welchem demnächst Herr J. A. Gm einer in den Monats- heften der Mathematik und Physik einen Beweis veroflentlichen wird. Denkschriften der matbem.-natui'w. Gl. LVll. Bd. (50 474 Leopold Gegenhauer, Da aber das Product von irgend welchen aufeinander folgenden 1 ganzen Zalilen durch das Product der ß2(n-X)-l ersten 1 ganzen Zahlen theilbar ist, so wird der erwähnte Coefificient mit — ^^_^^ multiplicirt ganz und dem- nach ergibt sich der Satz: Ist V eine rationale Zahl mit dem Nenner 2rH-l, so sind sämuitliche Coefficienten des nach Potenzen von a; geordneten Productes (2r-)-l)^"~' C^ {x) ganz, ist aber der Nenner von v gleich 2*^ (2r4-l), so besitzt schon (2'' ('2r-+-lY)^""^' das Product -^ — ^ C' ix) nur ganze Coefficienten. 2" V . o Setzt man in der von mir in diesen Denkschriften aufgestellten Gleichung der Reibe nach a; = 0, -5-, so entstehen die Relationen "T - r— (=Ht = 0 x'^o n (2 r + V _ X 4- -^) n (v + A— ~) 11 (X) n {%-—k + 1 ) 'y' (— ly- (— ly n(4r + 2v— 1 ) ri(r + v-l) x = o n(2r+v— A-^)n(v+A- ^) n(A)n(2r— A) 22-n(2r + v— l)ll(2r + 2v— l)n(r)[r[(2r+v— i-)J ii(.„+v— i)ri(w+2v— 1) rn(„+v— — )1 "v2/~ nrv— nnr2w-4-2v— 11 L> ' n(v— l)n(2w + 2v— 1) Z-J^ ^ „/ . lAn/' ■> l'lTTn^TT/ IN ^ ^ ^ ' ).=o ii^M+v— A— — jn(^v+A — --jn(A)n(w— A) deren letzte für v := — die interessante Catalan'sche Formel 2-p„(|) = 2(-ir^(»)'3^ x=o liefert. Verbindet man diese letzte Gleichung mit der aus meiner Formel ^n\x) — o^v-irirv \\ Z_l / 1\ "^ ■" . = 0 22^n(A)n(v + A— ^)ll(w— 2A) folgenden Relation ^./l>_ri(» + 2v— l)V;r y (—3/ ^2 1 2"+'^'-'lI(v_l) .^„ 2^^n(A)n(v+A_l)n(>»-2A) 80 entsteht die Beziehung Function C^(x). 475 -m ,_^^^ . ^,-irn(..+v-i)[ii(.+v-|)]'2'-+"-' f^o 2"n(/)n(v+A-l)ii(«-2X)~ n(2» + 2v-i)v/^ ,4^ n («+ V— X— ^) n (v+A-^) n(X) n(«— x) Die Vergleichuug der Coefficienten von x" iu den beiden eben benützten Entwicklungen von Gl {x) liefert ferner die Relation V 1 >. = 0 2-'- n (X) n (v + A — -^j n («— 2A) 2"+^^-' n(M+v-i ) [ri («+v- i-)] >■=" 2/J V 1_ n(2« + 2v-nv/- x4^„nL^v_Ä-i^"^ ^ ^ x=o n («+v— A — ^j 11 (^v+A— yj n(«— A)n(A) Setzt man in der von mir aufgestellten Gleichung*) ri{«)n(v-i) V _^M^v-2A •" - 2^' ^4. n(A)ll(« + v-A)^"-^''-' a; =: 1,0, so ergeben sich die interessanten Formeln y (» + v— 2A)n(K — 2A+2v— 1) _ 2"n(2v— 1) Zj II (A) II ( « + v— A) II («— 2A) ^ ir(w)ir(v^l) ''■^ (2r + v-2/)II(. + v-A-l)^ /_;- -' n(A)rif2r+v— A)n(-— A) Herr Hofrath Professor Dr. A. Win ekler hat iu seiner Abhandhing „Über ein Kriterium des Grössten und Kleinsten in der Variationsrechnung" ^) durch Vergleichung seiner Form der zweiten Variation mit der Legendre-Jacobi'schen zwei benierkenswerthe Theoreme über das Vorzeichen von gewissen bestimmten Integralen gefunden. Man kann leiclit eine Reihe von Sätzen derselben Kategorie, in denen die Functionen Cn{x) eine Rolle spielen, aufstellen, und von diesen möge der folgende angegeben werden: ' „Über dif. Fmietiouen C^' (x) mid Z>j| (.c)". Programm der n. ö. Landes-Oberre.ilschid«' iu Krems vom .lahre 1873. - Sitziing-sberiehte der k. Akademie der Wissenscbafteu, miithem.-uaturw. Classe, 97. Band, Abtheihmg IIa, S. 10ß5 — 1082. Eiu weiteres Aiialogon der Wiuckler'schen Theoreme ist der folgeude Satz: s/t l8t(<)(j-) eine vou ce ' versehiedene differentiirbare Function, welche uebst ihrer stetigen Ableitung im reellen Intervalle Xq. . »i endlich bleibt, so ist für negative Wertepaare xq. ^i / ( /dfji (a-')^ 2 j _ ( — 1)'" 1 f[~d — ' — nM-{x)\ e ^ x'" dx>0 (hj und n ganzzahlig. nicht negativ) 60 * 476 Leopold Gegenhauer, Ist biix) eine vou c( ^j verschiedene differentiirbare Function, welche nebst ihrer stetigen ersten Ableitung im reellen Intervalle x„ . . . x^ endlich bleibt; so ist für ein ausserhalb des Intervalles — 1 ... +1 liegendes Werthepaar x^, a-, Kl— ^')(^-^) -n{n + 2v)^\x)\ {\—x^)^dx < 0 wenn w(a;) der Bedingung 2m+I genügt, erfüllt aber oj (x) die Relation t _2\ 2 /T'+' 2v(l— x') ^ C:.i;(a:)o.^(x) C!, (x) >0 so besteht für jedes dem Intervalle — 1 ... +1 angehörigen Werthepaare a-,,,;»,, innerhalb dessen sich keine Wurzel der Gleichung C^ (x) = 0, befindet, die Gleichung i(.-«")(^ -N{n + 2i')'M^{x)\(l—x'') = dx>0. 4) Ist S (x) die Anzahl der verschiedenen Primtheiler vou x, (x) =: ( — l)""*^', wenn x eine durch kein Quadrat (ausser 1) theilbare ganze Zahl ist, und gleich 0 in allen anderen Fällen, fk{x) die Anzahl der Systeme von Ä: ganzen Zahlen des Intervalles 1. . .x. welche ein zu x theilerfremdes Zahlensystem bilden, wenn (, -ij* r — — ^0 ist, und die ganze Function T'^ipn) durch die Gleichung- r:w n(X)n(/j— X)n(m+«— >) definirt wird, sind aber x^, und jj positiv und liegt zwischen ihnen keine Wurzel der Gleichung r™(x) = 0, so ist / ' I /ddt (x)\ 2 ) _ I r[~d — ) — »t^^W>e x" dx>0 (m > — 1 ;« ganzzahlig, nicht negativ) falls [ k1^) ist. Function C\,[x). 477 f (X, n) die Anzahl aller ganzen positiven w nicht überschreitenden Zahlen, welche zu x theilerfremd sind, w (x) die Anzahl der Zerlegungen der ganzen Zahl ,r in ein Product von zwei theilerfremden Factoren, /■^ (x) die Anzahl der positiven ganzzahligen Lösungen der Gleichungen «, «^ . . . «•. = x, X (;x) die Anzahl der Darstellungen von x als Summe von zwei Quadraten, lJ.r(x) =0, wenn x durch eine rte Potenz (ausser 1) theilbar ist, und gleich 1 in allen anderen Fällen, ■■pi{x) die Summe der Ateu Potenzen der Theiler der ganzen Zahl x, a(l) == 0, a(x) =: 0, wenn x eine Primzahl in einer höheren als der zweiten, oder mehr als eine Primzahl in einer höheren als der ersten Potenz enthält, ix(x) = ( — l)*^'-^', wenn x einen Primfactor in der zweiten, die anderen aber nur in der ersten Potenz enthält, a(x) = ( — r)"'('^)+' S>(x), wenn x durch kein Quadrat (ausser 1) theilbar ist, X(a;) gleich +1 oder — 1, je nachdem x aus einer geraden oder ungeraden Anzahl von gleichen oder ver- schiedenen Primzahlen zusammengesetzt ist, !^i(x) die Summe der Aten Potenzen derjenigen Divisoren der ganzen Zahl x, welche durch kein Quadrat (ausser 1) tiieilbar sind, Xu.u-i{x) der Überschuss der Anzahl derjenigen ungeraden Divisoren von x, welche die Form 4/i:s + + X Q,^2k — 1) haben, über die Anzahl der übrigen ungeraden Theiler, — j das Legendre-Jacobi'sche Symbol, X(A, x) die Anzahl der Lösungen der Congruenz //^ ^ A (mod. 4 x), •j{x) gleich 0, wenn x keine Primzahlpotenz ist und gleich log x in allen anderen Fällen 0(ic) die Anzahl der x nicht überschreitenden Primzahlen •/„(x) gleich der über alle Divisoren der ganzen Zahl n ausgedehnten Summe ) y. f — -j Ca i^x) d und setzt man 1 so bestehen die Gleichungen: 0, /x(l), /j.(2),..., fx(«) Ci' (i/, ), X, (■/."(>/,) Ci (t/z), Va (Mi), 'L-i (>/i)> ■■■' y." (ih) •+1 Gl (yn), xi (y»). y.i ii/'^ •■■> v.» (i/«) 0 ,lhi^),'l^i^^\---'N(>^) ^'1 (yi)> Xl (.'/|)> "/.2 ( ^i). • • • ' X" (^l) ^2 (^2); Xi ( /A^ y.i dhX • • • ' X" 1^/2) Cl(y,,)|()., [..=), 2 "ijTjl.l— yl) ' f^y^: ihi^A "iloff«- 2 C— 1 1 + £ .-1 J 2;/ (log- /«)^ + «, log wf 5 C+ '^) + 2 log n - 2 0(2 C— 1 ) // + 2 (2 r— n + — «^ ^ V — 1 I Cx (2/i.)| ()„ ,..= 1.2, .... «)|7| (1 — //i) ' '/yj- = A„ y oj (a;) -+i "+1 "4-1 <^« (2/'0; Xi (y«). X2 (i/")> ■ • V X» (!/'<) 0 , l'-- , 2* ,...,«' cUyi)>xi(y.). X2(i/i)>---rx«(yi) ^2 (i/2^> Xl (y«)' X2 (^2^ • ■ ■ > X" (i/2) C« («/«)' Xt (//«)' X2 (i/")7 • • ■ > X« (i/») 0,1,1 ,...,1 (^1(2/1), xi(yi\x2(yi)>---,X"(i/i) ^2 ^2)» Xl (i/2), X2 < ^2) j • • ■ ) Z" (,^2) Gl (yn), Xt (^«), X2 (//»)> • • ■ » X" (i/") 0 , «(1), c<(2),...,aC«) ^'I (yih Xl (i/i)) X2 (^2)» • • • ' X" (yi ) <^2 [yz)> Xl (>2)> X2 (i/2)> • • • , X" (i/2 ) c« {y->)^ Xl ( y»), X2 (i/«), • • • , X" < i/") ü ^„ w 12g 2 )IOg« 2 . 2C-1^ -.A 1(1^+5+3 6'+21og2)v/« + 2} ^) oi((/p.)i(,.,p.=i,2 »)|7[ (1— (/x) ' dij-,, — A„y ^k(x) = J„/j*+' C(7<'+1) + ^Ä,»** ^(^-±^ '(«+1)* CI (2/p,)| (X, p.=i, 2 „, |7| (,1— yl) ' %A- = Ä> Y^ -lo (•^) 1 .£=1 = Ä„n (log« + 2 6'— 1) + 4« s/« A la l[y,)\o..v=i.^- «i|^ ('—.'/') ' dyi: = Ä„S[^n) Ann log H 1 A.,^ n ij C'= 0'ö772156ü. . . ist die bekannte Eulei'sche Constante de.s Integrallogaritlimus; [£|<1- X=CX3 -^ = 0-9375482543... !'=2 n 1 ä) ?(«)= _^ T^; Kl/.i(.'/i', 7.2(^1), • • •,y.»i.yi) ^2 (//2I •/, f//2\ Zü (//2\ • . , X,A,!/i) 479 Ci (y/p.)l (X. p.=i, 2 „, |7| ( l—i/iy ' fZ/y* = .4,, y /3+, (x) ^+1 0 , Ä(^r)cj(ri, x(2)t/j(2), . . ., ä(«)üj(h) ^"^ *>i), Xt (^iX 7.2 (//i^, • • ■ , 7" (^1) '^2 (!/i\ Zl (//2\- 7.2 (.!/2\ • • • , Z» (//2) ic;'(//|,)ic.„u.=i,2. -1 r+i /•+! <^« ( Xi (^2), Z2 {l/i\ ■ • • > Z«(i/2) I = A,. y i ix) C-I(y„.)|().,^=i,2 »)|7JC1— i/l) ' ihjk aVh.)(^) +1 /■•+' /'*+i 0 , /x(l), 0 , 0 ,..., i>.{2\ 0 ,..., u. (3 ),..., u^v'm]) Ci(*/i)>Xi(»/i),7.2(yi)>Z3t.yi)'- • •'7.2'(yi),7.2'-+i(i/i)'- • •'X3'(!/i)>- ■ -jX, '■,-,.• (^i) ^2 {yz), Xi (i/2\ 7,2 C/aX X:i 0/2^ ■ • ) 7.2 -■ ^Mz\ yy+i (1/2), ■ ■ ■ r/s (i/t), ■■■,-/., >-,_,, (2/2) <^»(y"), Xi(i/"),7.2(i/"),X3'.'A- • •,X2'-(y«~)>x-i'-+i(,2...,„„f7[ (l-i/I^^r///.= AV,a,.(x')= ^ 4 .J„(l+ C(r))«" •"+1 r+t r+' "+I /'4-< /'+1 Z— i J—' J—l 0 , v(l), v(2),..., v(n) Ci(yi),Xi(2/i),X2(2/i)>---,X„(«/i) <^2 (2/2\ /^ (^2), 7.2 (i/2X • • ■ , 7.„ (;!/2) C« («/»\ Xi (yn), yjyn), ■■-,/„ il/r,) 0,1,0,-1,0,.. ,sin 2-,...,sm — ^Ui^i ), 7.1 (i/i ), 7.2 (i/i), 7.3(^1 \X4 1^1 ),• • •,Xi(yi),- • -X^^i) C2{i/z)'Xi{!/i),Xi{!/2),y.3i!/ilXk{yz},' ■ •,x*(y2),- • ■■Xr.Oji) Cx(2/H-)ia.F=i.2 ")|4J(1— yl) '' dyt = A„\ogn{n) ci («/.), xi (i/'O, X2 ( y»), 7.3 (i/"), x» («/-). ■ • ■ , Xi- (y™), • • • , y.n (yn) ^„wnr 4sA„\/n 480 "+l /'+! + ' /''+' fl /"+1 ifx(;S/(^)!(X,( "•+i Leopold Gegenbauer, Function Ülix). ^2(^2'), 7.1 (y«), X2(//2^> ■ • ■ y.«i'J%) c» (y^i)! Xi i:>j'), Xi («/»)' • • ■ > X" (!/") '~1~' 2 ■'■■•' « cUyi\xi (//i).X2(,'/i). • ■■,7.Ayi) ^'i il/i), Xi ( !h), X2 ' //2 )» • • ' y." (ifi) ci (y-X Xi (y« )' Xz (y"'' • • • ' X" (y«) '* 1 211(2A:, + 2)A„« ^,, ,, , ,.. - V ,, C)'(y|,l!().,|,= i,2....,„)0 (1 — X2,,(.«/l),X,, + ,(i/,), X,„+2^2/l>;X,). + 3'.'/l'' • • cK!/z),Xx(yi)>Xi(9i),y.3{y^)> ■ ■ •>X2x-i'i/z^'X2,(i/2),x..x-iii/E)'X->,_2'«/2Xxo,,+3(y2), . . ci {y„), Xi («/"). 7.2 (y"\ y.i (y«)» ■ ■ • , Xo x_, ^V'X y.-,i («/«)> Xo ).+. («/«\ X2 ),+■, (y-). x, x+s Cy« '» • • _^„n;ry- (2f.-l,). ,(2Ä,4-l)(2.,+ l) + 4 3(2A. + 1)) -»i>-<^>-<)« 481 DIE ARTERIEN DES VERLÄNGERTEN MARKES VOM ÜBERGANG BIS ZVU BRÜCKE VON Prof. Dr. A. ADAMKIEWICZ. (€»TCit 3 Safcfn.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 24. ATRIL 1890.) Einleitung. Unsere Kenntniss des Verlaufes der Blutgefässe im verlängerten Mark steht mit derjenigeu der anato- mischen Structur und der krankhaften Veränderungen dieses Organes nichts weniger, als auf gleicher Höhe. Während die Feststellung des Faserverlaufes im verlängerten Marke die Aufmerksamkeit der Forscher schon seit geraumer Zeit fesselt, hat sie die Frage der Vascularisation dieses so wichtigen Organes so wenig anzuziehen vermocht, dass his heute erst ein einziger Autor den Muth gefunden hat, sich auf dieses so ver- nachlässigte Gebiet zu wagen. Duret, ' dem der Ruhm dieses Verdienstes gebührt, hat an der Hand einer ausführlichen Literaturüber- sicht, in der Namen wie Rj^sch, Heuerraann, Haller, Vicq d'Azyr, Willis, Sappey und Cru- veilhier, Ekker, Luschka, Koelliker, Lockhart-Clarke repräsentirt sind, gezeigt, dass ein genaueres Studium des Blutgefässverlaufes im verlängerten Mark zur Zeit noch vollkommen originell sei. Indem er selbst dieses Studium aufnahm, theilte er seine Aufgabe in zwei Hälften: 1. in die Feststel- lung der an der Oberfläche des verlängerten Markes sichtbaren Gefässe und Gefüsscheu und 2. in die Dar- stellung der mikroskopischen Capillarbezirke der Medullarsubstanz. Von den Oberflächengefässcn des verlängerten Markes gibt Duret eine ausserordentlich sorgfältige Beschreibung. Dagegen ist sein Versprechen bezüglich des andern Theiles der geplanten Arbeit („L'examen microscopique des capillaires du bulbc sera l'objet d'une description speciale avec planches ä l'appui'') leider nicht zur Ausführung gekommen, — wie eine briefliche Mittiieilung des Autors es mir noch beson- ders bestätigt. 1 Siiv la distvibutiou dos artoi'us nourricieres du bulbe racliidieii. Avclüves do pliysiologic normale et pathologique. Paris 1873, p. 77. Denkscbriftea der matliöm.-Daturw. CI. LVII. Bd. gl 482 A. Adamkiewicz, Und so bestellt eine recht anselinliche Lücke in unserer Kenntniss von dem Gefässverlauf in einem der wichtigsten Theile des Centralnervensystems noch heute unverändert fort. Wenn diese Lücke auszufüllen ich hiermit den Versuch vrage, so geschieht das vor Allem deswegen, weil meine Untersuchungen über den feineren Gefässverlnnf im Rückenmark ' die neuen Untersuchungen als eine natürliche Fortsetzung indueirten, weil anderseits die Fortschritte in der Kenntniss gewisser Krankheits- processc des Rückenmarkes, die durch die genauere Feststellung des Gefässverlaufes in demselben aner- kanntermassen gewonnen worden sind, * für das neue Unternehmen einen ganz natürlichen Hebel bilden mussten, und weil endlich die Feststellung der Ernährung jenes Theiles desNervensjstems, welcher die wich- tigsten Lebensfnnctionen birgt, für alle Zweige der medieinischen Wissenschaften von grösstem und höchstem Interesse sein muss. — Somit wird sich diese Arbeit mit der Vascularisation eines Stückes des Centralnerven- systems beschäftigen, das im Ganzen nur 1'4 ldi in der Länge und fast ebenso wenig in der mittleren Breite misst. Die Arterien des verlängerten Markes. I. Das äussere Gefässnetz. Duret besehreibt genauer die beiden Aa. vertebrales, die aus dem Zusammenfluss derselben entste- hende A. basilaris mit ihren Zweigen (den Aa. cerebellares mediae, superiores und posteriores) und erwähnt die Aa. cerebellares inferiores und Aa. spinales anteriores als Seitenäste der Vertebralarterieu. Aus diesen gröberen Gelassen entspringen uacli Duret drei Kategorien von Zweigen, die das Nerven- gewebe ernähren — arteres nourricieres du bulbe — und zwar: 1. Wurzelarterien; — sie gehen an die aus dem verlängerten Mark entspringenden Wurzeln. 2. Kernarterien; — diese gelangen zu den im vierten Ventrikel befindlichen Kernen und treten duich die Mittelfurche des verlängerten Markes in dessen Substanz ein, uiul 3. Arterien für die übrigen Bestandtheile des verlängerten Markes (Oliven, Pyramiden, Corpora resti- formia). Am verlängerten Mark vom Übergang bis zur Brücke (Cliarcot's^ bulbe inferieur) ist nach Duret die Gefässvertheilung folgende : Die Wurzelarterien gehen von den Aa. vertebrales aus und versorgen speciell die aus dem unteren Bulbus austretenden Nervenwurzeln: Facialis, Acusticus, Glossopharyngeus, Vagus, Accessorius und Hypo- glossus. Die Kernarterien des unteren Bulbus entspringen aus der oder den vorderen Spinalarterien, je nachdem eine oder deren zwei existiren, in einer Ausdehnung von 3 — 4 cm. Sie verlassen deren Stamm unter rechtem Winkel, treten in die mediale Spalte des Bulbus ein, bilden so in der Tiefe dieses Spaltes eine Art in der sagittaleu Ebene liegender Leiter und enden unter dem Boden des vierten Ventrikels. Ausserdem senden die Spinalarterien noch einige seitliche Astchen für die unteren Theile der Pyramiden und der Oliven ab. Soweit Duret. Ich möchte zu dieser Beschreibung noch Folgendes hinzufügen. So klein das Gebiet ist, das dem unteren Bulbus angehört, so reich ist, seiner functionellen Bedeutung entsprechend, das Netz von Gefässeu, das seine Oberfläche umspinnt. ' Die Bliitgffiisse des meiiscliliclien Eiiolcenmarkes. Sitzungsbcr. der kais. Akad. d. Wiss. Wien 1881, Bd. LXXXIV und 1882, Bd. LXXXV. 2 Vei'gl. Adamkiewicz, Die generativen Kranklieiteu des Rückenmarkes. Stuttgart 1888. Enke. — Derselbe: Die Paclij'meniugitiä liypertrophica und dei' clirouische Infarct des Kückenmarkes. Wien 1891). Holder. * Duret a. a. 0. Arterien des verlängerten Markes. 483 Ich habe dieses Netz iu meiner Arbeit ' über die Oberfiächenvascularisafion des Rückenmariies genauer beschrieben und abgebildet und liunn deshalb, indem ich auf Jene Arbeit verweise, micli hier auf folgende kurzen Angaben beschränken. Das obere Ende der beiden Vertebrahirterien, — jene schräg nach oben und innen über die vordere Fläche des Bulbus verlaufenden Abschnitte desselben, welche an der ersten Halswurzel die Dura mater durch- brechen und am hinteren Rande der Brücke sich zur Basilararterie vereinigen, — sie sind die Blutgefäss- stämme, aus welchen der untere Bulbus sein ganzes Blut bezieht. A. Vordere Fläche. Für die vordere Fläche des Bulbus entspringen aus den einander zugekehrten Seiten der Vcrtebralarte- rien, und zwar dicht unter dem Winkel, den sie an der A. basilaris mit einander bilden, gewöhnlich zwei, — zuweilen erleidet jedoch diese Regel eine Ausnahme — arterielle Stämmcheu, die, nachdem sie bis zur vor- deren Fissur einander entgegengekommen sind, an der Mittellinie des Rückenmarkes nach unten sich wenden und bald sich einander nähernd, bald von einander sich entfernend, mit den entgegenströmenden Stämruchen der ersten der von mit sogenannten „Spiualarterien" etwa iu der Mitte des Halsuiarkes zusamnienfliesseu. Ich habe diese Stämmchen als Aa. vertebro-spinales anteriores bezeichnet, weil sie nur kleine Seitenzweige der Vertebralarterieu sind und nicht, wie früher irithümlieli gelehrt wurde (so auch noch von Duret), „vordere Spiualarterien" (Aa. spinal, anter.) bilden, von denen behauptet wird, dass sie von der Medulla bis herab zum Ende des Rückenmarkes sich hinziehen. Solange diese Aa. vertebro-spinales über dem verlängerten Mark dahinziehen, entsenden sie ein ganz ausserordentlich reiches Netz von Zweigen und Zweiglein, die sich durch ihre starken Schlängelungen und Windungen auszeichnen und meist nach kurzem Verlauf in die Vertiefungen, Spalten uud Fugen dringen, welche die einzelnen Theile des verlängerten Markes — Pyramiden, Oliven, Corp. restiformia — von einan- der trennen. B. Hintere Fläche. Von der hinteren Fläche des verlängerten Markes erhält nur ein kleiner Theil makroskopisch sichtbare Gefässchen, derjenige, welcher unterhalb der Rauteugrube liegt, — das oberste Ende des Rückenmarkes also, das den sogenannten „Übergang" desselben zum verlängerten Mark bildet, demnach das Stück, welches zwischen der Austrittsstelle der ersten Halswurzeln und der die Rautengrube nach hinten abscbliessendeuKante der Strickkörper liegt. An dieser Kante erscheinen alle makroskopischen Gefässchen gegen die Rautengrube hin wie abge- schnitten. Und die Rautengrube selbst zeigt wohl eine capilläre Injection, aber keine grösseren irgendwie sichtbaren Stämmchen. So weit die hintere Fläche des verlängerten Markes mit Blutgefässen versehen ist, entspringen die- selben aus zwei besonderen Asten der Vertebralarterien, die ich in meiner bereits eitirten Arbeit ^ als Aa. ver- tebro-spinales posteriores bezeichnet und folgendermassen beschrieben habe. Die Aa. vertebro-spinales posteriores verlassen die Vertebralarterien gerade an derjenigen Stelle, wo diese eben an die innere Fläche der Dura mater getreten sind, aber das Rückenmark noch nicht erreicht haben. (Vergl. Taf. II, Fig. 4 der eitirten Arbeit.) Hier, zwischen Dura mater und Rückenmark und gerade über dem Ursprung der ersten Halswurzeln, wenden sich die beiden Gefässchen gleich nach ihrem Austritt aus den Aa. vertebrales ilirect nach abwärts. Dann verlaufen sie in engem Anschluss an die Wurzeln des N. accessorius zwischen den vorderen und den hinteren Wurzeln, und zwar näher den hinteren, herib bis etwa zur Höhe der vierten oder fünften Halswurzel. 1 Die Blutgefösse des menschliclioii Rückenmarkes, IL Theil. — Die Gelasse der Kückenmarksobei-fläclie. Sitzungsbor. d. kais. Akad. d. Wisa. zu Wien, III. Abth. 1882, S. 102. 2 A. a. 0. S. 9. 61* 484 A. AdamMewicz, In dieser Gegend endigen sie, wie die Aa. vertebro-spinales anteriores durch Anastomosen, indem aucla sie mit ihnen entgegen strömenden Asten anderer arterieller Gefässe zusammenfliessen. Über die Art und Weise, wie diese Stämmcheu jenes Gefässnetz bilden, welches die Hinterfläche des oberen Rückenmarksrandes urasi»innt, habe ich in meiner früheren Arbeit so Ausführliches berichtet, dass ich darauf verzichten kann, mich über diese Details auch an dieser Stelle noch einmal zu verbreiten. Nur so viel sei auch hier noch kurz erwähnt, dass zwischen den Aa. vertebro-spinales anteriores und posteriores, etwa aus der Mitte der Veitebralarterien, die stärksten Zweige entspringen, und dass diese Zweige nicht dem verlängerten Mark, sondern einzig und allein dem Kleinhirn zu Gute kommen. Aa. vertebro- cerebellares (Aa. cerebelli inferiores der Autoren). II. Innere Vascularisation. A. Allgemeines Verhalten der Gefässe. Die Anordnung und Verthcilung der Arterien im Inneren des verlängerten Markes weicht von der inneren Vascularisation des Rückenmarkes in der Form wesentlich ab, in ihren allgemeinen Principien dagegen sehr wenig. Der formelle Unterschied zwischen beiden Arten der Gefässvertheilung besteht darin, dass letztere im Rückenmark auf jedem Querschnitt desselben ein nahezu gleiches Bild gibt, während das verlän- gerte Mark, wie wir bald sehen werden, dem Wechsel seines anatomischen Verhaltens entsprechend, die Gestalt seines Gefässnetzes von der Stelle des Überganges in der Richtung zur Brücke fort- dauernd ändert. Die principielle Gleichheit in der Anordnung der Gefässe im Rückenmark und im verlängerten Mark aber kommt darin zum Ausdruck, dass der Verlauf der Gefässe auch indem letzteren sich auf die- selben beiden Strömungssysteme zurüekfülireu lässt, welche ich für das Rückeimiark als charakteristisch beschrieben habe, und dass hier, wie dort die Stämmcheu der Gefässe durch die weisse Substanz ziehen, die Capillareu dagegen sich in der grauen vertheilen und diese in Gestalt dichter Netze erfüllen. B. Speeielles Verhalten der Gefässe. Um das specielle Verhalten der Gefässe des verlängerten Markes kennen zu lernen, müssen wir dasselbe von der Stelle des Überganges his zur Brücke im Schnitte zerlegen und letztere in dieser Richtung der Reihe nach untersuchen. Die Änderungen im gewohnten Bilde der Rückeumarksgefässe (vergl. die betreffenden Abbildungen meiner ersten Arbeit), die uns auf diesem Wege entgegentreten, entsprechen der gewaltigen Metamorphose, welche in der genannten Richtung mit der Substanz des verlängerten Markes selbst vor sich geht. Im Beginn des Überganges weicht es von dem bekannten von mir gegebenen Schema der Rückeumarks- gefässe nicht ab. Höchstens wäre zu bemerken, dass in Schnitten vom obersten Halsmark jederseits eine sehr starke Arterie für die Processus reticulares auftritt, die in ihren Verästelungen die Form dieser Processus wiedergibt, und dass mit dem Beginn der Pyramideukreuzung und der Asymetrie des Rückenmarkquer- schnittes die A. sulci, wie genauer noch beschrieben werden wird, sich der Richtung der sich kreuzenden Fasern anschliesst und in ein Netz von Capillaren zerfällt, die diese Fasern durchziehen. Dagegen kommt schon dort am Übergang eine Änderung des Gefässnetzes zum Ausdruck (Fig. 1), wo die graue Substanz an Masse zunimmt, indem Vorderhörner und das MittelstUck der grauen Substanz an Volumen wachsen, das Lager der Kerne des zarten {N(j) und des Keilstranges (Nc) sich an sie lagern, und von dem Hinterhorn der sogenannte „Hinterhornkopf" (Ccp) oder „der gelatinöse Roland' sehe Wulst" sich absondert. Hier tritt ein allen diesen Formationen der grauen Substanz entsprechendes, sehr weites Capillarnetz und diesem augemessen eine sehr grosse Zahl arterieller Zuflüsse auf. In der Vertheilnng der letzteren aber kommen, wie erwähnt, die Principien desselben Grundgesetzes zur Geltung, welches die Vascularisation im Rückenmark beherrscht. Und so möchte ich zunächst mit kurzen Worten an dieses erinnern. Arterien des verlängerten Markes. 485 Man muss, um die Gefässvcrtheiluug im Inneren des Rückenmarkes zu verstehen, sich dasselbe ans einer grossen Reihe über einander gelegter Segmente zusammengesetzt denken. In jedem dieser Segmente ist die Vertheilung der Blutgefässe ein und dieselbe. Alle Segmente aber stehen durch mehrere durch das ganze Rückenmark verlaufende Längsanastomosen mit einander in Verbindung. Jedes Segment wird von zwei Blut- gefässstämmchen versorgt. Den Stamm des einen derselben bildet ein relativ starkes Gefässchen die A. sulci, die in horizontaler Richtung durch die vordere Fissur — den Sulcus — strömt und sich innerhalb der vor- deren Commissur in zwei Äste theilt. Von diesen tritt jedes in die innere und vordere Partie der grauen Säule seiner Seite ein und zerfällt hier in Capillareu. Das ist das System der A. sulci. — Das zweite System besteht aus einer grossen Zaid in der Richtung von der Peripherie gegen die graue Substanz, also radiär und centripetal, verlaufender Stämm- chen. Das ist das System der Vaso corona, — des Gefässkranzes. Eines der Gefässchen dieses Systems, die A. fissurae, läuft gerade der Sulcus- Arterie gegenüber von der hinteren Fissur längs der Raphe bis zur hin- teren Commissur und theilt sich an dieser dichotomisch in Form zweier sehr feiner Randgefässchen. Die anderen Gefässchen des Gefässkranzes enden entweder in der Nähe des Randes oder inmitten der weissen Substanz oder erreichen die graue Substanz, um in diesem Fall sofort in ein dichtes Capilhunetz zu zerfallen und dann sich genau mit der grauen Substanz zu begrenzen. Von diesen Gefässchen sind diejenigen, welche durch das Gebiet der Hinterstränge verlaufen constant. Es sind das die von mir als Aa. radicnm poste- rior., cornuum poster. posticae und die Aa. interfuniculares bezeichneten Arterien. Die durch die anderen Stränge verlaufenden Gefässchen sind nicht constant und wechseln auf verschie- denen Schnitten ihre Lage. Nur im obersten llalsmark kommt, wie hier bereits erwähnt, eine besondere A. processuum reticularium vor. Auf injicirten Querschnitten des verlängerten Markes lassen sich bei einiger Aufmerksamkeit fast über- all die Grundzüge dieser Gefässvertheilung wiedererkennen. Eine principielle Änderung erleiden dieselben nur darin, dass aus den Hintersträngen des verlängerten Markes mit Abnahme ihrer Masse auch alle Gefäss- chen, anfangs bis auf die A. tissurae, scidiesslich auch diese, versciiwinden, während in den seitlichen Abschnitten der Medulla die Zahl der Zuflüsse mit der Zunahme der grauen Massen beständig wächst. Überall aber bilden die Analoga der A. sulci und der A. tissurae, schliesslich nur ersterc allein, die Haupt- stämme, um welche sich die übrigen Gefässe gruppiren. Es wird daher unsere Aufgabe sein, festzustellen, wie sich im Verlauf des verlängerten Markes: a) die A. sulci, b) die A. fissurae und c) die übrigen Gefässchen verändern, die neben diesen Stämmchen das ver- längerte Mark mit Blut versorgen. a) A. sulci. 1. An der Pyramidenkreuzung. (Fig. 1.) Die A. sulci (S) zeigt hier ein ganz besonderes Verhalten. Im Rückenmark verläuft sie auf jedem Segment horizontal und in gerader Richtung von vorn nach hinten, sich unter rechtem Winkel mit den zu beiden Seiten des Sulcus von oben nach unten gerade herabziehenden Pyramidenfasern kreuzend. Deshalb fällt sie auch auf jedem Schnitt mit dessen sagittalem Durchmesser zusammen. An der Stelle des Überganges dagegen zieht sie in jene Spalten ein, welche am freien Rande der sich kreuzenden Pyramidenbündel bleiben und welche, wie bekannt, von dem vorderen Ende der Fissur (S — sulcus) alternirend nach rechts und nach links gegen die Vorderhörner hin divergiren. So tritt denn die A. sulci am Übergang (Ä Fig. 1) zwar wie die gleichnamigen Arterien des Rücken- markes gleichfalls durch die vordere Fissur in das Rückenmark ein, gelangt aber unmittelbar nach ihrem Ein- tritt in die vordere Spalte, oder doch jedenfalls nach kurzem Vorlauf in derselben, in eine der seitlichen Verlängerungen derselben längs der sich kreuzenden PyramidenbUndel, um schliesslich in schiefer Richtung mit letzteren gegen das entsprechende Vorderhorn hin zu verlaufen. Oder das Arterienstämmchen spaltet sich, sobald es in der, Tiefe der vorderen Fissur den Wulst der sich kreuzenden Pyramidenfasern (Prk) erreicht 486 A. AdamkietvicZj hat, iu zwei Äste (wie in Fig. 1, 6'), die dann längs der beiden vorderen Räuder des Pyramideuwulstes [Frk) nach rechts und nach links bis zu den vorderen grauen Säulen verlaufen, um schliesslich von innen her in sie einzutreten. So ist die Form der einzelnen Sulcns-Arterien und ihrer Zweige im Bereich der Pyramidenkreuzung vor Allem von der Grösse des Kreuzimgswulstes abhängig. Je grösser dieser ist, desto näher der Oberfläche wen- det sich der Stamm der Arterie zur Seite, oder desto oberflächlicher gehen die beiden Aste von iiiin ab. Nnn nimmt der asymmetrische Wulst von der Stelle des Überganges bis gegen die Mitte der Pyramidenkreuzung, unterhalb der unteren Hypoglossuswurzel (XII), an Grösse zu und von hier bis zum Fiide derlvieuzung wieder ab. So werden die Sulcus- Arterien im Bereich der Pyramidenkreuzung vom Beginn derselben bis zur Mitte immer kürzer und von der Mitte nacli oben zu wieder länger, bis sie dort, wo die Pyramidenkreuzung aufhört, wo also auf Qucischnitten die Pyramidensträuge (Fig. 2, Fi/) und die Schleife (Fig. 2, Seht) unmittelbar ein- ander berühren, schon ganz in der Tiefe enden. Dieses Verhalten der Sulcus -Arterien bewirkt es, dass der Winkel, unter welchem die Äste der A. sulci ihren Stamm verlassen, aus einem stumpfen sich umsomehr einem rechten näheren, je länger der Stamm selbst wird (vergl. S in Fig. 1 und S iu Fig. 2). Und da unter gleichen Bedingungen, d. h. je länger die Aa. sulci wer- den, die Äste derselben sich immer mehr dem Centrum der Querschnitte nähern, so müssen die Eintrittsstelleu dieser Äste in die graue Substanz der Vorderhörner sich immer mehr von der Spitze dieser Höruer entfernen und der centralen gelatinösen Substanz (Sgc) immer näher kommen. Auf diesem Wege bleiben die Ästchen der Sulcus-Arterie nicht auf ein und derselben Ebene. Sobald sie vielmehr an die Grenze (g) zwischen dem Pyramidenwulst (Prk) nnd den Vorderstrangresteu (Vr) gelangt sind, wenden sie sich ein wenig nach unten, wie mau an Längsschnitten durch die Mitte des verlän- gerten Markes (Fig. 6 Prk) noch besonders deutlich sehen kann, und treten nun erst eine hinter der anderen in die graue Vordersäule ein. Mau begegnet deshalb in einzelnen Schnitten den Enden mehrerer dieser Gefäss- chen und sieht, wie sie in Form eines Kranzes an der Grenze zwischen den sieh kreuzenden Pyramidenfasern und den Vorderstrangresten aultauchen und erst von hier aus sich in die Vorderhörner reihenweise einsenken. (Fig. 1 Sa.) Während die Sulcus-Artevien in dieser AVeise ihren Hauptstrom zur grauen Substanz der Vorderhörner führen, geben sie auf ihrem Wege dorthin ein ganzes Netz von Zweigen an diejenigen Gebiete ab, durch welclie sie strömen. So erhalten die Pyramidenstränge (Py) ein weitmaschiges, die Kreuzungswülste (Prk) der Pyramiden ein engmaschiges Netz von Capillaren. Jene entsprechen den Zwischenräumen der Längs- bündel, aus denen die Pyramidenstränge bestehen. Diese begleiten die sich kreuzenden Bündel der Pyra- miden und bilden deshalb, wie diese, kurze, sich kreuzende Gitter. (Vergl. Abbildung.) 2. Am Anfang der inneren Nebenolive. (Fig. 2.) Von der Pyramidenkreuzung bis zur Brücke nimmt die Sulcus-Arterie beständig an Grösse, Länge und Bedeutung zu. Dicht über der Pyramidenkreuzung, iu der Höhe der inneren Nebenolive (No), erreicht das Stämmchen der Sulcus-Arterie eine Länge, welche, wie erwähnt, der Dicke der Pyramidenstränge [Py) ent- spricht und entsendet dort, wo letztere mit der Schleifeuschicht (ßcJil) zusammentreffen, zwei divergireude Zweige, je einen zur inneren Nebenolive, und endet mit zwei feinen Ästcheu (s. u. sj, die die hier etwa birn- förmig gestaltete Partie der Schleife in sich schliessen. Die Schleife selbst erhält aus diesen beiden Ästchen ein ganzes Netz von Capillaren. 3. Am Nucleus arciformis. (^Fig. 3.) Noch etwas höher, dort, wo die innere Nebenolive (No) schon die bekannte Gestalt eines Winkelmasses angenommen hat und die ersten Anfänge des Nucleus arciformis (Na), — jener sichelförmigen zwischen dem Rande der Pyramiden {Py) und den Fibrae arciformes (Fa) gelegenen Nervenzellengruppe — auftreten, wo ferner der Schlcifeuwulst sich zur Raphe {E) verschmälert, zeigt die A. sulci (S) eine neue interessante Meta- morphose. (Vergl. Abbildung.) Arterien des verlängerten Markes. 487 Sie nimmt an Stärke zu und zerfällt in der Mitte ilires Verlaufes in eine grosse Zahl von Ästchen, die springbrunnenartig gleich einem Vortex aus dem Stamm hervorquellen. Zwei dieser Ästchen (sf) dringen aus den Gefässchen des Vortex wie feine Strahlen aus einem Blumenkelch hervor und umsäumen die sich hier amphoreuartig erweiternde Eaplie. So verlaufen sie an der Grenze zwischen dieser und der Olivenzwischen- schicht {Ozs) bis sie an der Substanzia gelatinosa centralis (Sr/t) einander wieder begegnen und dann in dieser Siüjstanz mit sehr feinen trichterartig auseinander tretender Spitzen endigen. Auf diesem Wege gibt die Arterie ein reiches Netz von Zweigen ab, vor allem aber die folgenden. 1. Gleich nach dem Eintritt in den Sulcus gehen aus dem Stamm der A. sulci sehr feine Ästchen {so) in den dicht am Eande gelegenen, halbmondförmig gestalteten Kern (Nucleus arciformis-iV«) der Gürtelschicht (Fa-fibrae areiformes) und zerfallen in demselben in ein sehr dichtes Capillaruetz, das ausserdem noch von den Piagefässen Zuflüsse erhält. 2. Auf ihrem weiteren Wege gibt die Sulcus -Arterie noch Zuflüsse ab für das Gefässnetz der Pyramiden- bahnen {Spy), zwei bis drei stärkere Zuflüsse {soi) für den inneren des aus drei Theilen bestehenden (vergl. Abbildung) unteren Abschnittes der inneren Nebenolive (No), einige horizontal und parallel zu einander durch die Olivenzwischenschicht (Oss) verlaufende Zweige {Azs), für die Masse der grauen Vorderhörner (a) und für den oberen Abschnitt der innere Nebenoiive (No). Endlich versorgt sie noch die Raphe iE) mit langmaschigen und das runde durchscheinende Feld der Substantia gelatinosa centralis {S(jc) mit engmaschigen Netzen von Capillaren. 4. Am Anfang der Olive. (Fig. 4.) Im Bereich des Kernes der Olive (0"), dort, wo die Hinferstränge am Calamus scriptorius gerade ausein- ander zu treten beginnen, verwandelt sich die bis kurz vorher einfache Sulcus Arterie in einen stattlichen Doppel stamm, der als solcher in die Kaphe (B) eintritt und die Eaphe zwischen sich nehmend bis zu dem hier ganz in die Nähe des Bodens des vierten Ventrikels gerückten Centralcanal (C) sich fortsetzt. Beide Stämme stehen durch ein Netz von Capillaren mit einander in Verbindung und geben nach aussen eine ganze Reihe parallel verlaufender Zweige ab, die alle fast symmetrisch in schräger Richtung nach oben und aussen verlaufen. (Vergl. Abbildung.) Die beiden Enden der doppelten Sulcus-Arterie aber liegen wieder im Felde der centralen gelatinösen Substanz {Sgc) und bilden, bevor sie in Capillaren zerfallen, indem sie sich ein wenig nach aussen wenden, eine Art Trichter, in dessen Höhlung der Hypoglossuskern (H) liegt. (Vergl. Abbildung.) Von den, wie erwähnt, nach aussen verlaufenden Zweigen sind die aus dem mittleren Drittel der Stänun- cheu, gerade über den Pyramidensträngen und im Bereich der Oliven entspringenden, die stärksten und für den Kern der Olive (0) und die innere Nebenolive (No) bestimmt. Die amleren versoigen den Nucleus arci- forniis (sna), die Pyramidenstränge {spy) und die Olivenzwischenschicht {szs). 5. In der Mitte des vierten Ventrik eis und am Olivenkern. (Fig. 5.) Die Sulcus-Arterie erreicht an dieser Stelle ihre grösste Länge. Sic läuft als ein Doppelstamm von relativ beträchtlicher Stärke vom Sulcus an beiden Rändern der Raplie schlank und gerade durch die ganze Dicke des verlängerten Markes dahin, bis sie an der oberen Grenze der Schleifenschicht endet, dort, wo dieselbe mit der grauen Substanz des Bodens vom vierten Ventrikel zusanimenstösst. Hier zieht sich jedes der beiden Arte- rienstämmchen in eine feine Cnpillare aus, die sich im Bogen nach aussen wendet, genau au der bezeich- neten Grenze zwischen weisser und grauer Substanz dahin läuft und endlich in feinste Capillaren zerfällt. Letztere tragen zur Ernährung der hier gelegenen Hypoglossuskerne (IT) bei. Auf ihrem Wege zu diesen speist die Arterie noch folgende Capillarbezirke: Die Capillaren des Nucleus arciformis {Na), die Zuflüsse zu nesterartigen Capillarknäueln, die zum Theil nach aussen {See), zum Theil nach innen {Sei) von den beiden Arterienstämmchen liegen, Capillaren für die Pyramidensträuge (Py), für den inneren Olivennebenkern {No) und endlich für die Olivenzwischenschicht {Ozs), zwischen deren quer- durchschnittenen Fasern die Capillaren ein eigenthümliches aus quergestellteu, langgestreckten Maschen beste- 488 ^- Adamkiewicz, hendes, sehr reguläres Gitterwerk bilden. Die Hauptäste aber geben an die Olive (0) ab, zuweilen in Gestalt mehrerer, meist in derjenigen eines einzigen, dafür aber um so stärkeren Astes {Aso — A. sulco-olivaris). Derselbe verläuft (vergl. Abbildung) gewöhnlich über dem vorderen Rande der Pyramide dahin, fliesst in leich- tem Bogen nach aussen und dringt durch den Hilus der Olive in das Innere derselben ein, wo er, ähnlich der Rippe eines Blattes, nach der einen und der anderen Seite hin Nebeniiste für die gleichfalls an den Contour eines Blattes erinnernden, wunderbar geschlängelten und geformten Capillaruetze der Olive abgibt. h) A. fissurae. Die A. fissurae {F) zeigt in ihren Wandlungen von der Pyramidenkreuzung durch das verlängerte Mark bis zur Brücke ein der Sulcus-Arterie gerade entgegengesetztes Verhalten. Sie beginnt als relativ grosser Stamm und endet in Form kleiner Cnpillaren. 1. An der Pyramidenkreuzung. (Fig. 1.) Am Übergang und in der Pyramideukreuzung tritt durch die hintere Fissur ein starkes Gefässchen {F) in die Raphe der Hiuterstränge ein und verläuft in horizontaler Ebene zur centralen gelatinösen Substanz {ß(jc), um hier in Capillaren zu zerfallen. Dieses Stämmchen entspricht der A. fissurae des Rückenmarkes, — jenem Gefässchen, welches in die hintere Fissur des Rückenmarkes eintritt, der Sulcus-Arterie gerade entgegentliesst und am hinteren Rande der hinteren Commissur mit zwei divergirenden Astchen endet. (Vergl. die betreffenden Abbildungen a. a. 0.) Auf ihrem Wege zur centralen gelatinösen Substanz entsendet die A. fissurae Zweige in die hier sehr reducii-teu Hinterstränge {Hs), in das Gebiet der Kerne des zarten {Ny) und des Keilstranges (Nc). Sie steht demnach einer relativ grossen Aufgabe vor, einer Aufgabe, die im Rückenmark zu erfüllen sieb drei paarige und eine unpaarige Arterie vereinigen: je eine A. fissurae einerseits und je zwei Aa. interfunicu- lares, cornuum poster. postic. und radicuni post. ander.'^eits. Sie genügt ihrer Aufgabe durch ihre stattliche Grösse und ist im Bereich der Pyramideukreuzung (Fig. 1) thatsächlich fast derjenigen der Sulcus-Arterie gleicli, während die A, fissurae im Rückenmark dem Stämmchen der A. sulci an Stärke bei weitem nachsteht. 2. Über der Pyramideukreuzung und in der Hölie der beginnenden inneren Nebenolive. (.Fig. 2.) In demselben Verhältniss, als über der Pyramidenkreuzung sich der Centralcanal mit der gelatinösen Substanz dem hinteren Rückenmarksrande nähert, in demselben Verhältniss wird auch die A. fissurae (F), die, wie wir gesellen iiaben, am hinteren Rückenmarksrande beginnt und in der centralen gelatinösen Substanz endet, kürzer und unbedeutender-. Sie zieht sich in gestrecktem Verlauf durch die Raphe der hier an weisser Substanz schon ganz verarmten Hintei stränge (Hs) dahin, trägt mit wenig Astchen zu deren Ernährung und zur Ernährung der Kerne der zarten Stränge {Ny) bei und endet in zwei Zweigleiu , die diver- girena in die beiden Hälften des verlängerten Markes dicht am Rande der centralen gelatinösen Substanz () weisser Substanz (Krause's Respirationsbüudel) dicht ein- sehliesst. Von der Stelle ab, wo der Boden des vierten Ventrikels mit dessen Seitenwand zusammenstösst, wo an der vorderen Grenze des unteren Bulbus die erste Überwölbnng für den vierten Ventrikel in Gestalt des Pou- ticulus {F6) oder des Velum medulläre posticum hervorgeht, hören alle peripheren Zuflüsse zur grauen Substanz auf. Von hier ab kommen vielmehr nur noch kleinere Gefässchen (Fw = Vasula nuclearia) unterhalb des Bodens des YN. Ventrikels aus der Substanz des centralen Höhlengranes hervor und fliessen radiär in der Richtung nach abwärts, um an den Capiliaruetzen für die beiden Kerne des N. acusticus {Ac), aber auch für die des N. vagus (hinterer Kern T'«), glossopbaryngeus und hypoglossus ihrerseits Theil zu nehmen. S c h 1 II s s. Die Arterien des verlängerten Markes auf Längsschnitten. Zur Vervollständigung der eben geschilderten Vascularisationsverhältnisse des verlängerten Markes füge ich an die Resultate, zu welchen uns das Stadium der Gefässe auf Querschnitten geführt hat, diejenigen hin- zu, welche uns injicirte Längsschnitte des verlängerten Markes gewähren. Da die Längsschnitte im Wesentlichen das bereits gewonnene Detail, nur in anderer Form, wieder- geben, es aber wenig vermehren, so können wir uns mit der Darstellung des Verhaltens der Arterien auf Längsschnitten des verlängerten Markes kurz fassen. Es genügen im Ganzen drei Längsschnitte durch das verlängerte Mark, um das angeführte Ziel zu erreichen, ein Längsschnitt durch die Mitte, ein solcher durch die Oliven und ein Schnitt längs der Corpora restiformia. G2* 492 A. Ädamkietvicz, 1. Längsschnitt durch die Mitte. (Fig. G.) In ihm kommen vor Allem die Aa. sulci [S) des verlängerten Markes in ihrer Gesammtheit zum Vorschein. Sie bilden, wie uns die Querschnitte gelehrt haben, thatsächlich eine contiuuirliche Eeihe schlanker, neben einander verlaufenden Gefässcheu, die von der Pyramidenkreuzuug (^Prk) bis an die Brücke (J5r) heran con- tinuirlich wachsen. Aber erst der Längsschnitt gibt uns über die Verlaufsrichtung der Sprossen dieser Gefässleiter genauere Informationen. Er zeigt uns den in der sagittalen Richtung bogenförmigen Verlauf der Sulcus-Arterien im Bereich der Pyramidenkreuzuug und bestätigt somit die Vermuthiing, die bezüglich dieses Verlaufes bereits die Querschnitte angeregt haben. Er zeigt uns ferner, wie sich jenseits der Pyramidenkreuzung vom Beginn der Schleife [Schi) ab die gebogenen Sulcus-Arterien immer mehr und mehr strecken und schliesslich ziem- lich vertical die Sagittalebene des verlängerten Markes durchschneiden, bis sie an die Brücke treten, wo ähn- lich verlaufende Gefässchen gleichsam die Fortsetzung der Gefässleiter bilden. Und endlich lässt uns der Längsschnitt erkennen, wie die Sulcus-Arterien als Gefässchen der Paphe besonders im Gebiet der Oliven- zwischenschieht {Ozs) Zweige entsenden, die gleich nacli ihrem Ursprung rankenartig an ihren Stämmchen herabfallen, und endlich selbst gleich nach dem Eintritt in die graue Substanz {(/S) sowohl der geschlossenen des Eückenmarkes, als derjenigen der Rautengrube (Rif) in der von mir so oft schon geschilderten Weise in Capillaren zerfallen. Ausser den Aa. sulci zeigt uns der Längsschnitt noch das wunderbare Capillarnetz der Brücke, das zu schildern ich mir hier versagen muss, die Capillaren der grauen Substanz {.r{x) v = l y/ r wo das Siwi p bezügliche Product im Zähler über alle Primzahlen zu erstrecken ist, und dalier hat man die Formel 1 2- = TZ / . V X X= 1 1 1— PI '=[^7"] ^= = -!«Fl('-^)2 (7)^-2-«Z (?)^(" Z^ rf Nun ist y = OO 2 (7) y) r < Z 1 ^C(r) [;/«]+' 2/^ und demnach wird \-\ /m\ , , '' n P'- . A '■ wo ,4, eine für alle Werthe von n endliche Zahl bezeichnet. Den speciellen Fall r = 2 dieser Formel hat Herr Alexander Berger in seiner interessanten Abhand- lung „Om rötternas antal tili kongriienser af andra graden" ' gefunden. Aus dieser Formel ergeben sich die Theoreme: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine beliebige ganze Zahl zu den Primzahlen j),, p^, ■•■,p • ' (2'-— l)C(r) Die Wahrscheinlichkeit, dass eine beliebig gezogene Zahl ungerade und ohne quadratischen Theiler ist, 4 beträgt im Mittel -^■ Es sei ferner f{x)^\(x), dann hat F^ix) den Werth 1 oder 0, je nachdem sämmtliche Exponenten der die ganze Zahl x zusammen- setzenden Primzahlpotenzen nach dem Modul rp einer unterhalb r befindlichen ganzen Zahl congrueut sind, oder nicht und es stellt daher my'('> in diesem Falle die Anzahl A{n, m) derjenigen zu w; theilerfremden ganzen Zahlen des Intervalles 1. . .« dar, bei deren Darstellung durch ein Product von Primzahlpotenzen kein Exponent nach dem Modul rp grösser als r — 1 ist. Da ferner 1 . 1 ^ 1 /W^^Xp («/)_■ »=00 ,,,v '1 1 -T(öIt 1 1 1 y = 00 < i-i n r y= 1 (v)''*'^ ist, so erhält man die Relation ..(„,,»)=»y^^n (l_±)(l_±) prV/ i 1 — PI wo A, für keinen Werth von « eine bestimmte endliche Zahl übersteigen kann. Zahlentheoretische Sätze. 501 Diese Gleichung liefert die Theoreme: Die Wabrscheinlicbkeit, dass eine beliebige ganze Zabl zu den Pritnzablcn p^, ^j^, • • ., p, tbeilerfVemd ist und dass bei ihrer Darstellung als ein Product von Prinizahipotenzen nur Exponenten auftreten, welche nach dem Modul ri, einer ganzen Zahl unterhalb r congruent sind, beträgt im Mittellxl£i T7| ^ ^_- . ~pi. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine beliebige ganze Zahl durch keine der Primzahlen p„ j}^, ■ ■ ■, p , x = l y= t x = n y=oo y 'f y = i Ml V X\M^, V /»tS f^ (y) Zahlentheoretische Sätze. 503 Nun ist aber = c(.[A-+i])|T|(i-^-^ o 1- y = oo V •'=' 1 -l-TTT ' 1- ^., ?('-[^-+l]) (i+l) •crW + f) t{Tr[l- + l]-)\'-\ . 1 1 i — -7777: n «>•(*+ 1) ,T '•(<•■+ <) ,m\ix,{y) ./ =1 ' ,— I + i m\ iJ-Ay) y ' V l/Ki+l) < 2/' K 1 ^C(r[Ä;+l]) ,r(*+l) z rn?-\ 1 y -^y' r(t-t-i) w*+' 1) pTr(A+l) WO die Zahlen A^, A^, B^, 1\ für jeden Werth von n endlich bleiben. Diese Formeln liefern die Theoreme: Die Summe der reciproken Hen Potenzen derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Frim- zahlen ^j,^j, . . ., ^, theilerfremde rte Potenzen sind, ist im Mittel gleich C(;-[A:+1]) jxT (1 n*+i))- Die Summe der reciproken (2A: — l)ten Potenzen derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Primzahlen jj, ,^2, . . ., p^ theilerfremde »-te Potenzen sind, ist im Mittel gleich ^ _ ''n M ( ^ ^Tx)- 1 Die Summe der reciproken fcten Potenzen derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Primzahlen l\,Pi, ■■■, ih theilerfremde (2r)te Potenzen sind, ist im Mittel gleich 2r%rrfc+ll'"-+"l) Fl (^~/^f*+'')" 504 Leopold Gegenbauer, a Jede ganze Zahl besitzt im Mittel C('') Yi\{^ ;:) Theiler, welche zu den Primzahlen p^, p^, ■ ■ ■, Po theilerfremde rte Potenzen sind. n^ Jede ganze Zahl besitzt im Mittel — ungerade und gerade quadratische Theiler. Die Anzahl derjenigen, zu einer Primzahl p theilerfreraden Theiler einer ganzen Zahl, welche rte Potenzen sind, verhält sich zur Anzahl der durch p theilbaren Divisoren derselben Beschaffenheit im Mittel wie p'' — 1 zu 1. Jede ganze Zahl besitzt im Mittel ^ ungerade und gerade biquadratische Theiler. Jede ganze Zahl besitzt im Mittel - ungerade und nonn gerade Theiler, welche achte Poten- zen sind. Die Summe der reciproken kten Potenzen derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Prim- zahlen ^, , 2*2 j ■ • -tPi theilerfremde rte Potenzen und durch keine (rrjte Potenz (ausser 1) theilbar sind, ist . 1 L_ im Mittel gleich M^+3) U ^l'*""' pzr(k+^) Die Summe der reciproken A-ten Potenzen derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Prim- zahlen^, ,^j, ...,p^ theilerfremde rte Potenzen und durch keine (2Tr)te Potenz (ausser 1) theilbar sind, . 2T {2-cr{k+l]-h\)C{r[k+\\) ^^^ «'•<*+•) .st .m Mittel gleich ^^[^J^^.j^^-;^^ [T] — A_ I 1 ^^r-7. piZT{lc+U Die Summe der reciproken (2A: — l)ten Potenzen derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Primzahlen j), , ^2 j ■ ■ ■, Jic theilerfremde rte Potenzen und durch keine (Tr)te Potenz (ausser 1) theilbar sind 1 a 1 — 2 7-4 ist im Mittel gleich Vj^rrk+DB., ri P^ [27:y'-i^-*n\2rk+l)B„ v\-\ ' . 1 pUr, Die Summe der reciproken Aten Potenzen derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Prim- zahlen ^j, , j;^ , . . .. pa theilerfremde (2r)te Potenzen und durch keine 2Tr)te Potenz (ausser 1) theilbar sind, 1 1- 2t(4-)-1) ist im Mittel gleich l'(2->-[A- + l]-t-l)i3'r«+i) Tl ^ (2;:)3.(*+.)(.-i)r(2^[A:+l] + !)£,,,,+ J I _ 1 p2xr(k+i) Jede ganze Zahl hat im Mittel -li!2T71— ^ ('•>1) Theiler, welche zu den Primzahlen i\, p^, ■ ■■, p^ C(rr)l1^_ 1_ PY theilerfremde rte Potenzen und durch keine (Tr)te Potenz (ausser 1) theilbar sind. . l_i ' Jede ganze Zahl hat im Mittel 2r(2rr+l) CCOo h_ (r >1) Theiler, welche zu den Primzahlen Pi^Pi) ■ ■ -iP« theilerfremde rte Potenzen und durch keine (2Tr)te Potenz (ausser 1) theilbar sind. Zahlentheoretische Sätze. 505 Jede ganze Zahl bat im Mittel r(2T/--4-lj J?. r^ 1\_ Theiler, welche zu den Prinizahlen (2ff)2'-(— ')r(2r+l)£,J I 1 Fr Pi, Pi, ■ ■, p7 theilevfremde (2/')te Potenzen und durch keine (2Tr)te Potenz (ausser 1) theilbar sind. Die Anzahl der durch eine Primzahl jj nicht theilbaren Divisoren einer ganzen Zahl, welche rte Potenzen und durch keine (T/')te Potenz (ausser 1) theilbar sind, verhält sich zur Anzahl der durch p theilbaren Divi- soren derselben Beschaffenheit, im Mittel wie^'"~''''(7; — 1) zu^j''-'^'" — 1. 12 3 Jede ganze Zahl hat im Mittel -5- ungerade und — ^ gerade quadratische Theiler, welche durcli keine TZ 71 vierte Potenz (ausser 1) theilbar sind. 120 75 Jede ganze Zaid hat im Mittel -^ ungerade und ^r— ^ gerade quadratische Divisoren, welche durch TT ^ TZ keine sechste Potenz (ausser 1) theilbar sind. 19264 6321 Jede ganze Zald hat im Mittel J'^^,, ungerade und .-y~« gerade quadratische Divisoren, welche durch keine achte Potenz (ausser 1) theilbar sind. Jede ganze Zahl hat im Mittel -^^— — g- ungerade und ' „ g gerade quadratische Divisoren, welche durcli keine zehnte Potenz (ausser 1) theilbar sind. Jede ganze Zahl hat im Mittel ^ ungerade und .-s— , gerade biquadratische Theiler, welche durch keine achte Potenz (ausser 1) theilbar sind. 181G214400 241215975 Jede gauze Zahl hat im Mittel .,o^,'^ir:r^- ungerade und „„„,-,," . gerade biquadratisehe Divisoren, Joou4o;r OM2oD7r welche durch keine zwölfte Potenz (ausser 1) theilbar sind. Schreibt man in der Gleichung — multiplicirt sodann mit (— ] und summirt bezüglich x von 1 bis [ ';^] , so erhält man x= t d 3:. y = 1 l^ m^'^miii^iM und daher schliesslich üenkschriften der mathem.-naturw. Cl. LVII. Bd. 04 506 Wird ferner in der Gleichung Leopold Gegenhav er , n 1 /m\ 1 .■Ifjyy^y «durch — ersetzt, sodann mit ( — ) ^-^z^ multiplicirt und von .t- = 1 bis .«■ = [\'/~] summirt, so entsteht die Kelation a:, y = 1 '=[^v] z mi^x-kvi^Jr^ 0_i vV d,. und daher nach der oben aufgestellten Gleichung endlich f-4[i:-j)©^'=----w- Aus dieser Gleichung könnte man ebenfalls den eben abgeleiteten asymptotischen Ausdruck für die Function T'_j,^^^r{n) ermitteln. Man hat ferner ^=[v'»] ■-m] 1 «0&)-=Zm^o y L^J£>'"<^> \ wo sich die Summation bezüglich d' über alle Theiler von * zu erstrecken hat, und daher schliesslich "''^"«([~])(=')-"=Z'"<"'(t,'\.-jcT)^w: d und speciel für A- =: 0 5) = = [('ir] s ^'([^j)(^)=y[T]^^'^'-?(-»). 1=1 —X multiplicirt mit l) 2 "i^i' y und y I — =\fx((^,.) gleich der Differenz a'f^) aus der Anzahl derjenigen Theiler von z ist, welche zu den Primzahlen 1?,,^^, . . .,^j, theilerfremde /-te Potenzen sind und deren complementärer Divisor aus einer geraden Anzahl von nur verschiedenen Primfactoren zusammengesetzt ist, und der Anzahl der übrigen Theiler der- selben Beschaffenheit, deren complementärer Divisor keinen quadratischen Factor enthält, (1 (m = l) .t^ ^ (O (>« > 1) Setzt man in 4) ferner ny) = My) so wird F^(ji) gleich der Differenz B()i,r,p) aus der Anzahl derjenigen Theiler der ganzen Zahl n, welche ;-te Potenzen von solchen zu den Primzahlen ^y, ,7*2) •■•ji^^ thcilerfremden ganzen Zahlen sind, bei deren Dar- 64* 5^8 Leopold Gegenhauer, Stellung durch Primzahlpotenzen nur Exponenten von der Form Ap und Ap + 1 Jiuftretcn, und zwar die letzteren in gerader Anzahl, über die Anzahl der übrigen Theiler derselben Beschaffenheit, bei denen die Anzahl der Exponenten von der Form kp + 1 ungerade ist, und es entsteht daher die Relation wo ;/ = oo -[C^^J /_ ist. Da nun 2 ^"(7)^^^^) y i ist, so hat man auch I--L x=l 1 1 pl wo A^ für alle Werthe von « unterhalb einer bestimmten endlichen Grenze bleibt. Diese Gleichung liefert die Theoreme: Unter denjenigen Theilern einer ganzen Zahl, welche rte Potenzen von solchen, zu den Primzahlen i'ui'a» • • • >iJ^ theilerfremden ganzen Zalilen sind, bei deren Darstellung als Producte von Primzahlpotenzen nur Exponenten von der Form Ap und Ap + 1 auftreten, giltt es im Mittel um —V ITT ^- mehr solche, bei denen die Anzahl der letzteren Exponenten gerade ist, als solche, bei denen diese Anzahl ungerade ist. Unter denjenigen Theilern einer ganzen Zahl, welche rte Potenzen von solchen, zu den Primzahlen PvPi^ ■ ■ -iPz theilerfremden ganzen Zahlen sind, bei deren Darstellung als Producte von Primzahlpotenzen nur .1— ^ Exponenten von der Form 2Ap und 2A-p + l auftreten, gibt es im Mittel um 171 ^„^ \^^" T? — r ' ^ r mehr solche, bei denen die Anzahl der Exponenten der zweiten Form gerade ist, als solche, bei denen diese Anzahl ungerade ist. Unter denjenigen Theilern einer ganzen Zahl, welche (2r)tc Potenzen von solchen zu den Primzahlen PuPz) • • -iPr: theilerfremden ganzen Zahlen sind, bei deren Darstellung als Producte von Primzahlpotenzen nur 1 1- i'r''(2;r)^'-(P-*)r(2r+l)5,.., Exponenten von der Form Ap und U + 1 auftreten, gibt es im xMittel ]7T ^'^ ^^^' .. ^ ^"^ ,!' aiehr ^ '^ 11,1 r{2rp+l)Br solche, bei denen die Anzahl der Exponenten von der Form kp + 1 gerade ist, als solche, bei denen diese Anzahl ungerade ist. Zahlentheoretische Sätze. 509 Unter denjenigen ungeraden Theilern einer ganzen Zahl, welclie Quadrate von solchen ganzen Zahlen sind, bei deren Darstellung als Producte von Frimzahlpoteuzen nur Exponenten von der Form 3yfc und S/fc + 1 auftreten, gibt es im Mittel mehr solche, bei denen die Anzahl der zuletzt genannten Exponenten gerade ist, also solche, bei denen diese Anzahl ungerade ist. Unter denjenigen ungeraden Theilern einer ganzen Zahl, welche Quadrate von solchen ganzen Zahlen sind, bei deren Darstellung als Producte von Primzahlpotenzen nur Exponenten von der Form 4A; und 4A; + 1 17 tt" auftreten, gibt es im Mitttel mehr solche, bei denen die Anzahl der zweiten Exponenten gerade ist, als solche, bei denen dieselbe ungerade ist. Unter denjenigen ungeraden Theilern einer ganzen Zahl, vs^elche Quadrate von solchen ganzen Zahlen sind, bei deren Darstellung als Producte von Primzahlpotenzeu nur Exponenten von der Form bk und 5^ + 1 auf- 341 ;r* treten, gibt es im Mittel mehr solche, bei denen die Anzahl der Exponenten der zweiten Art gerade, als solche, bei denen diese Anzahl ungerade ist. Unter denjenigen ungeraden Theilern einer ganzen Zalil, welche zweite Potenzen von solchen ganzen Zahlen sind, bei deren Darstellung durch Producte von Primzahlpotenzen nur Exponenten von der Form 6Ä; 188643 tt'" und • 1=1 ') „ Asymptotiaclie Gesetze der /-ahleutlieoiii;". JJoukschiit'teu der kais. Akademie der Wissenschaften, mathcmatiseh-natur- wisscnschaftliche Classe. 49. Band. 510 Leopold Gegenbauer , Man hat daher die Relation 7) wo A. = — ( » cw x=l t/ = oo [v/t] i^Sfiy) J) f 5^ m' )rt.)[^] + 1 ist. Setzt man in dieser Gleichung speciell '• = 'C, fit/) — l;r = rp, f\y) = p.{i/) SO wild F^{n) bezw. gleich: der Anzahl «'.^(w) derjenigen Theiler der ganzen Zahl n, welche zu den Prim- zahlen Pi,Pi,. ■ -iP^ theilerfremde (7p)te Potenzen sind und deren complementärer Divisor durch keine rte Potenz (ausser 1) theilbar ist, der Differenz y^^^,. (ii) aus der Anzahl derjenigen unter den Theilern der ganzen Zahl n mit durch keine (pr)te Potenz (ausser 1 ) theilbaren complementären Divi- soren, welche rte Potenzen von Producten einer geraden Anzahl untereinander und von p^, p^, . ■ ■, p^ verschiedener Primzahlen sind, über die Anzahl der übrigen zu P\! Pi> ■ ■ -iPa theilerfremden Theiler mit complementärem Divisor von derselben Beschaifenheit, welche rte Potenzen von ganzen Zahlen ohne quadratischen Factor sind, und man hat daher die Gleichungen Nun ist aber 2j x'p,- (a-) = + a;' :(rp)c(r)[ri(] [(/ „ ] ( W) ,^, IPF"^^ ^ '"[JAfl [ y = oo ?l'?) ,^_, ^y) f A"5 = 5 ■" = [\/ ».] 2 ■'ij)^m- .-K-d '(j)'^<-'m und 2 "^m y=i Zahlentheoretische Sätze. 511 kleiner als und daher lassen sich diese zwei Gleichungen auch in folgender Form schreiben : 1 -- — " I I y x'?,T (*) = 7 h ^7 « '• log «, + £;./*'■ + G'j wo ^4g, A^, B^, B., C'g, C, für alle Werthe von « unterhalb einer angebbaren endlichen Zahl bleiben. Diese Formein liefern die Theoreme: Die Anzahl derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Primzahlen j?,, p^, ■ ■ •, P theilerfremde (f r)te Potenzen sind und einen complementären Divisor besitzen, der durch keine rte Potenz (ausser 1) theilbar 3 ist, ist im Mittel gleich ^— - h (1 — — (r) I IV »f^ Die Anzahl derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Prinizalden p^, p^, . . .,p^ theilerfremde (2pT)t»^ Potenzen sind und einen complementären Divisor besitzen, welcher durch keine rtf Potenz (ausser 1) '3 theilbar ist, ist im Mittel gleich „^^^"^'5;' — ^R fl ]- ^ 2r(2p+l)C(r)l IV p^px Die Anzahl derjenigen Theiler einer ganzen Zahl, welche zu den Primzahlen j;,, ^j^, ■ ■ .,p^ theilerfremde (2fiT)te Potenzen sind und einen complementären Divisor besitzen, der durch keine (2T)te Potenz (ausser 1) theilbar ist, ist im Mittel gleich ^^"^?""^^^:t'^-^ R (l-^)- Die Anzahl derjenigen zu einer Primzahl p theilerfremden Divisoren einer ganzen Zahl, welche (/5T)te Potenzen sind und einen complementären Divisor besitzen, welcher durch keine rtf Potenz (ausser 1) theilbar ist, verhält sieh zur Anzahl der übrigen Theiler derselben Beschaffenheit, wieyj'"'— 1 zu 1. -■i _ 2 Jede ganze Zahl besitzt im Mittel ^ ungerade und -^^ gerade Theiler, welche vierte Potenzen sind und deren complementärer Divisor durch kein Quadrat (ausser 1 ) theilbar ist. ~* ;:* Jede ganze Zahl besitzt im Mittel — — ungerade und gerade Theiler, welche sechste Potenzen Ibü lOUoU sind und einen durch kein Quadrat (ausser 1) theiibaren complementären Divisor besitzen. 17-" r" Jede ganze Zahl liat im Mittel ungerade und .'^.^^^ gerade Theiler, welche achte Potenzen sind und einen durch kein Quadrat (ausser 1) theiibaren complementären Divisor besitzen. 341 r,^ -^ Jede ganze Zahl besitzt im Mittel v-„„^„,^ ungerade und .- ^'' „^^ gerade Theiler, welche zehnte Do22240 159t)O(20 Potenzen sind und einen durch kein Quadrat (ausser 1) theiibaren complementären Divisor besitzen. Jede ganze Zahl hat im Mittel „^0^ .„,v' tttt ungerade und ,.,,„^, ..„^->^ gerade Theiler, welche zwölfte 9Döb47b8U0 43r)8ni4o6000 Potenzen sind und einen durch kein Quadrat (ausser 1) theiibaren complementären Divisor besitzen. 512 Leopold Gegenhauer , Jede ganze Zahl besitzt im Mittel um solche Theiler mit durch keiue (r/i)tc Potenz ^(r)^(rp)pl(l-^) 1 *■ (ausser 1) theilbarem complementärcm Divisor, welche >-te Potenzen eines Productes einer geraden Anzahl von unter einander und von den Primzahlen ^j,,^^^, . ■ .,i\ verschiedenen Primzahlen sind, mehr, als solche, welche rte Potenzen eines Productes einer ungeraden Anzahl von unter einander und von p,, p^, . . ., ^j^ verschiedenen Primzahlen sind. Jede ganze Zahl besitzt im Mittel um ^ ^^"^ solche zu den Primzahlen^,, ^j^, . . .,p^ theilerfremde Divisoren mit durch keine (2rp)te Potenz (ausser 1) theilbarem complementärcm Divisor, welche rte Potenzen eines Productes einer geraden Anzahl von unter einander verscliiedenen Primzahlen sind, mehr, als solche, welche rte Potenzen eines Produktes einer ungeraden Anzahl verschiedener Primzahlen sind. 4r(2rp + l)r(2r+l) , , , „ . ,, Jede ganze Zahl besitzt im Mittel um ^ — ^- ^— ^ — - solche zu den Primzahlen j?,,^^» • • -dK 1 theilerfremde Divisoren mit durch keine (2rp)te Potenz (ausser 1) theilbarem eomplementärem Divisor, welche (2r)te Potenzen eines Productes einer geraden Anzahl von unter einander verschiedenen Primzahlen sind, mehr als solche, welche (2r)te Potenzen eines Productes einer ungeraden Anzahl verschiedener Primzahlen sind. 48 Jede ganze Zahl besitzt im Mittel um — ^ solche ungerade Divisoren mit durch kein Quadrat (ausser 1) theilbarem eomplementärem Divisor, welche Quadrate eines Productes einer geraden Anzahl von unter einander verschiedenen Primzahlen sind, mehr, als solche, welche Quadrate eines Productes einer ungeraden Anzahl verschiedener Primzahlen sind. Jede ganze Zahl besitzt im Mittel um -^ solche ungerade Divisoren mit durch kein Biquadrat (ausser 1) theilbarem eomplementärem Divisor, welctie Quadrate eines Productes einer geraden Anzahl von unter einander verschiedenen Primzahlen sind, mehr, als solche, welche Quadrate eines Productes einer ungeraden Anzaiil verschiedener Primzahlen sind. Jede ganze Zahl besitzt im Mittel um ,^ solche ungerade Divisoren mit durch keine achte Potenz (ausser 1) theilbarem eomplementärem Divisor, welche Biquadrate eines Productes einer geraden Anzahl von unter einander verschiedenen Primzahlen sind, mehr, als solche, welche Biquadrate eines Productes einer ungeraden Anzahl verschiedener Primzahlen sind. S) Es soll nun zunächst die Anzahl y„,(«) jener ganzen Zahlen des Intervalles 1. . .w ermittelt werden, welche sowohl zu n als auch zu den Primzahlen jJ,,;-)^, . ■ .,p^ theilerfremd sind. Die Primfactoren von >i mögen 1v %! ■ • ■) 2,- s^'i^j ■^0" denen selbstverständlich einige oder alle unter den Primzahlen ^j,j;j, •••,?', enthalten sein können. Von den ganzen Zahlen des genannten Intervalles besitzen die folgenden den Primtheiler q^■. \.q„ 2.q^, 3.q^,...,-—.q^. ■h Unter diesen ist, wenn q, zu den Zahlen i),,^;^) • • ■>1\ gehört, selbstverständlich keine zu m theilerfremde Zahl enthalten, ist aber 5, von sämmtliclien Primzahlen i?,, p^, . . ., p^ verschieden, so ist die Anzahl der zu m theileriVemden Vielfachen von q^ des Intervalles 1...« gleich der Anzahl der zu m theilerfremden ganzen Zahlen des Intervalles 1 . . . -~, also ist diese Anzahl allgemein gleich ©Z[^]^«. q^/ L^\-q^d Zahlentheoretische Sätze. 513 und daher die Anzahl der zu q^ und m theilerfreraden ganzen Zahlen des betrachteten Intervalles gleich d Von diesen Zahlen sind durch die Primzahl q^ a theilbar und daher ist die Anzahl der zu w^, q^ theilerfremden ganzen Zahlen des Intervalles 1 . . .« gleich Durch Fortsetzung dieses Verfahrens erhält man schliesslich die Gleichung WO die Summation bezllglich d über alle Divisoren von m, bezüglich o aber über alle Divisoren von n zu erstrecken ist. Setzt man nun in den Gleichungen 1) und 2) /, ix) - ? {x, m) f\x) = [X (x) so erhält man die Relation »=i oder, weil bekanntlich V 5 (z, m) = — =- 4- ^v V log V + i?, V wo 14,1 und |5y| für alle Werthe von // unterhalb einer angebbaren endlichen Grenze A bleiben. Berücksichtigt man, dass 1 < Döükscbriften der matbem.-uaturw. Gl. LVII. Bd. 65 514 Leopold Gegenbauer, ist, so erhält man die Formel o _ . V 36 w > fm (x) = -^ Ag n^ + A^n {\ognf + Aj^nhgti -h A^^ u wo ylg, ^g, Ay^j, ^jj für alle Werthe von w endlich bleiben. Aus dieser Gleichung folgt das Theorem: Ist: lim^,„=oo— =0 n ,. V — 0 limr,,n=oo ^ 72 so gibt es für jede ganze Zahl des Intervalles n — -n . . . n + r, im Mittel n zu ihr und zu den Primzahlen ^jj^^j, ■ ■ ., p^ theilerfremde, sie nicht übertreffende ganze Zahlen. Die Gleichung 8) lässt sich auch noch in folgender Weise ableiten. Die Function fm{n) geutigt, wie man sofort sieht, der Relation 5 welche eine Verallgemeinerung der bekannten Gaussischen Gleichung für die Anzahl derjenigen n nicht über- treffenden Zahlen ist, welche zu dieser Zahl theilerfremd sind. Aus dieser Relation folgt X ^ u — J ' ^/ ^"' ^^'^ ~ / ? ^^^> ^^ ~ * ^"' '"^" 1=1 x=i 2 Schreibt man in dieser Formel für n: \ — 1, multiplicirt sodann mit (' 'j jnfy) und summirt bezüglich i/ von 1 bis n, so erhält man *• =1 Nun ist und .«=1 d \ '/=! / = l'(|)fV(T)''W] J/^1 ,V.2^1 Zahlentheoretische Sätze. 515 oder, da, wie man sofort sieht, ZC""" ' (.TJf» den Werth 1 oder 0 hat, je nachdem sämmtliche Primfactoreu von z zu den Zahlen Pi, j^t, ■ • ■, 1\ gehören oder nicht WO 91, (/) die Anzahl derjenigen ganzen Zahlen des Intervalles l...s bedeutet, welche nur aus den Prim- zahlen /jj, p^, ■ ■ ■, p zusammengesetzt sind, und daher hat man die Gleichung Z?([i].»')(7)M») = I«,([-.])M<0. Die auf der rechten Seite dieser Gleichung stehende Summe stellt oflPenbar die Anzahl aller Zahlen des Intervalles !.../• dar, welche durch keine Primzahl theilbar sind, ist also gleich 1 und demnach ist E? ([f]. »)("%(,)= 1 welche Relation eine Verallgemeinerung der bekannten Gleichung mu>^=' angibt. Mit Hilfe der eben abgeleiteten Relation kann man nun sofort die Gleichung 9) in 8) überführen. e) Für die durch die Gleichung ^W(I>,«) = «*y(y)o>-V.(y) s definirte Function bestehen die Gleichungen A'=[-] .r=l x=i \ >l = l oder uach den oben angegebenen Relationen x—1 a;=l x=:l a:=l 05* 516 I Leopold Gegenbauer, 1*^(1)=^) Fl r^i:©-'[T]-i-^-ii)--[Tf= 1 1 7 x=\ =m^I^")"-' 1 1 7 n=\ Px WO 1=1 x=i (,0^4<1) ist. 1 — ^7=- PI xi--- Z^-©-*[t1^ Es sei nun D kein vollständiges Quadrat und congruent 0 oder 1 nach dem Modul 4 und fx — k<0, alsdann ergeben sieli, da bekanntlich nach einem allgemeinen Di ric hl et 'sehen Satze I D\ 1 X ' X i-ii+i < 12 D und wie man sofort sieht D\ 1 r «IT 1=1 / ; ^X ' X" x=i \ 1 rw 1=1 <:Ai:[k—i^+—]n'- k — (xH >1 Zahlentheoretische Sätze. ö 1 7 ist, aus diesen Gleichungen die Relationen 1=1 1 i x=l 1/ l^ 1 , den drei angeführten Fällen entsprechend A^ und A'^ die Werthe «, /ji*-*+', a^n' ^^logw+ C-f--— j, «gW*" wo, 1 bez. (3, wi^-*+*, j3j rt^ (log « -f- C H ), /Sj«' besitzen und die Grössen « und /3 für alle Werthe von n endlich bleiben. Ist nun Z) = A(?« wo A eine Fundamentaldiscriminante ist und sind e[^,(i^,■ . -jf/^ die sämmtlichenPrimfactoren von ^, bezeichnet man ferner die Bernoullische Function mter Ordnung mit f{z,')n), so ergeben sich aus diesen Gleichungen nach Theoremen, die man Herrn A. Berger*) verdankt, die folgenden Relationen: V nUsJI^,-) ^ _^_iy-^H2^r-^n O (i _ ( A) 1 ) " V"' (^) J'2s+ 1) + a;. (A<0) ^^1^.(2^.. nfl-fAl 1 V'^V \il,fA.2.-.lUA' 6 1 1 2n(2s + l)|\/— Aj C(»-)l 1^ V/S/+^N^ ]_ £j Wc'^— A PI 1 _?_ - r— ^— '1 (_iy4-i (2;rV.+i M ' / /A\ 1 \-A ~J^''~ sr^' /An /ä , ,\ ,, y44-U-.(Ax) (-1). (2.,,^.^^. rT(i_(A) M^V"' r4^),(l,2.+2)-.A« (a>o) 2n(2s+2)|N/A|^(r)n^ %^9^ Ä = i (-l)'(2;ry-^^p./ /A>, 1 n y (^\^(^' 9,^2Wa' nf2s+2V 1) „Sur une sommatiou de quelques series." Nova Acta regiae societatis scientiaruin Upsalensis. .Seriei tertiae. Vol. XII. Fase. I. 1884 518 Leopold Gegenhauer , X ' 3^ 1 1 ^ 1^ ^ _ rA— n - II(2s + 2) |V/Ä| C(r) l;l ^ y/ <^^^^ ';' l_i X \'''' " /A\ /Ä S lT>li'2^+^i-^^' Vi Vou den speciellen Fällen derselben mögen die folgenden angeführt werden ^ a;* 343 v/t C(r) ^ (r-l)C(r) 121n/11C(»-) 6 ^ W / a;'^ (ir-l)C(r) ' v"^tU3(5>^)_ 8;r^n A,. /-j aj* 375 s^h ^ (^,,.^ /25\ ^tl-3 ^5, a;) _ 32;r* ^ ^a;/ a;* 3 ,5'— lUlrl 3i5-l)C(r) Zj aJ* 729 s/^ U»-) ' L^^xl x" ^3'-_i)^(^) ' Um den Fall A- =: \x zu erledigen, beachte man, dass aus der Definitionsgleichung der Functionen ^W^Ci),^) folgt: 1=1 K=l 10) "v ^tV(A>^)^"y wy c(s-ib) K = l » ^ 00 .^ 7» = 1 «:= 1 Zahlentheoretische Sätze. 519 wo y„,(A«) = «"^(^)*-'' ist, und dass demnach ^VAD,n)=y^f,.,{,D, 1 fi(>-]::)i:(t)7-*^' 1 j: = 1 und daher lassen sich diese Formeln auch in folgender Form schreiben X :=1 i 1=1 ;/=! y = l ■1) „Über die biuiireri quadratischen Formen." Sitziuig-Hberichte der k. Akad. der Wissensi^liaften, uiathematisch-naturw. Clasae, 96. Band, II. Abth., S. i7Ü— 488. 520 oder Leopold Gegenbauer, D\ 1 y«,vA--)=-,f:i V(-)- + i. ^ 1 Fl- i 1 — wo -_ V X I X ■" = [\/'>] ..v=oo , ^ [v « ] y ^."/^w\/[y] (0^4 ^ 1 ;/ = l und daher nach den froheren Erörterungen Aj [ < 7 w r (r > 2) und | A, ] < 7, \/ n /logw l 2 A,J< 0>«r (»- > 2) und I A,o I < 0, \/ n — /log: w C' C- 1 1 (. = 2) (r=2) ist. Fttr ein gerades r bat man x=\ ^tl (^' ■'^) 2r(2>-+ l)n ^y /I>\ 1 Zj V iC/ x i2 7:Y^B^ Ai 1-1 i l-^) *» « ^^' ^-'^ = 1:2. r^. ' Fl ; — r Z W ^ + ^'- Beachtet man den bekannten Zusammenhang zwischen ^^^\ {D,n) und der Anzahl der Lösungen der Con- gruenz zweiten Grades .r^ — D (med. 4 n] wo, falls I) keine Fundamentaldiscriminante ist, D und w als theilerfremd vorausgesetzt werden, so liefern diese Gleichungen für »• = 1 die von Herrn A. Berger am zuerst angeführten Orte auf anderem Wege abge- leiteten Gleichungen für diese zahlentheoretische Function. Die hier mitgetheilte Form der Herleitung habe ich im Jahre 1883 in meinen Vorlesungen über Zahlentheorie an der Innsbrucker Universität angewendet, um den Zusammenhang, der zwischen der Anzahl der Lösungen der erwähnten Congruenz und der Anzahl der Dar- stellungen einer ganzen Zahl durch das System der quadratischen Formen der Determinante D besteht auch bei dieser Ermittlung hervortreten zu lassen. Man kann auch umgekehrt aus dem asj'mptotischen Ausdrucke der zahlentheoretischen Function ^^1^^ (A^) den asymptotischen Werth von y^, ^ {IJ, x) ableiten. Zahlentheoretische Sätze. 521 Aus der Gleichung 10) folgt nämlich y ^^^>^{D,.lr) = (A,m)= 2^ 5p(:A,a:) y„v-)»0=X*(Ma"(-='Z(THTj)='Z*'''' Z(7', /:=! 1=1 j;=l x—\ \ y=\ j ¥(m) = J|-Hx') Z'''^'«^"'0= Z^'«'''(^'[,^])=' Z(T)"(ra)=^ Z"(^) Z (7 y=i 1) „Zahlentheoretische Studieu." Sitzim> -[(/ir] 2) 2 [:^]Vw= Z' 5C(^Ak,^.,---,^-])) •i.'j =, = ' 66* 524 Leopold Gegenbauer, wo die Marke am Summenzeicbeu anzeigt, dass nur jene Werthsysteme ZpZ^, .. .,3, zu nehmen sind, deren grösster gemeinsamer Divisor nur solche Primzahlpotenzen enthält, deren Exponent nach dem Modul t einer ganzen Zahl unterhalb a congruent ist. Wird speciell a =: t =z p, dann verwandeln sich diese Relationen in X=l Z,,2j, . . .,2^= I WO d ist. Von den speciellen Fällen dieser Formeln mögen die folgenden angeführt werden: V ./ n A(-l)(^+')^W;r^(x)y,(x)_ y r,(g^([z^,z„ . . .,z.])) /^ ""yNix'^y Nixy^ - ^ _, N{g,([z„z,,...,zr\)) T z Ery= ^ ?(A,?p(h,^»,---,^r])) x=l ^1.^2 2r = ' -i'"-'' ■ • •' -r - ■ z'^[^r^--^^#^*= 2' »(.([-„.■„. ..,-.iv,(-,-^^:,.r- ,,„.....,..]) ^1. ^s V = ' Zahlentheoretische Sätze. 525 '1) lY) ■ ^: 'r^" X^ i 5,,2;, . . ., J^ ^ 1 (A tUeilerfremd zu allen ganze Zahlen [z^, z^, . . .,Zr]) z 91 r / w ^ /■^_2 (a;) tf/ (ic^ ;rP-» (x) ) __ ^^^ j ^ l^') = >^ "^^ 1,6'p ([^. , ^E, • . • , Zr]) ) Z ^'(iV7^)"(^)"^ I i(gn[z„z„...,z.])) 2. ^ W{^)) (ß-l^W ^"^^ ^ ^i'J:A[^v^^,--->^r]))nig,{[z^,z„...,z^])) _(P,_) ...... .... = (") y 2i'f_!^)„(..)/^)_ V S,{g,[z„z„...,z.]) wo a(w) den Werth 1 oder 0 hat, je nachdem sämmtliche Exponenten der die ganze Zahl n zusammen- setzenden Pi'imzahlpotenzen nach dem Modul rp einer unterhalb p befindlichen Zahl congruent sind oder nicht, und die Marke am Summenzeichen in der achten Gleichung anzeigt, dass nur jene ganzen Zahlen x des betracliteten Gebietes zu nehmen sind, bei deren Darstellung durch ein Product von Primzalilpotenzen ein Exponent unterhalb 2p und nicht unterhalb p liegt, während alle anderen kleiner als p sind. 526 Leopold Gegenbauer, Da für das Gebiet der aus deu vierten Einheitswurzeln gebildeten primären complexen Zahlen, wie ich unlängst angegeben habe, *) die Beziehung 1 ''■(^)«')=("4^)' Z '<" besteht, wo der absolute Betrag von A' der Ungleichung V A^) x = {oo) N{X'^f) \^'\<2N(ti)-^ ■=W7)N{xr fK N{n)Y { ar, + ßr, log Nju) ) ( N(n)T ) genligt, falls x.= (oo)-(^-) N(n) p + 7,^ (H>0) ist, so erhält man aus den angeführten Gleichungen unter Berücksichtigung der bekannten Relationen y ^7^ < j ^'^ , 1^ (g)+iog iy (») H- c+ „, ^ j (^s>i) z = (oo)— (») Zj iV(/0 7:\ogNi;n) + nC + 4m folgende asymptotische Gesetze: V 'vH 'r= (") nN{n)Y l„ä„...,Zr=(n) 4 I (r(rp) C('-, P»-)i^rpirpr, ..,z^=(n) V Z_j !,,üj,...,r^ = (n) WO Ia; I, ia; I, |a;i < 2 iV(« r ^ c (f) ^ ^ + (y) ? 0?) |c ('?) + log i^(«) + c+ ^^^^^_J iv («) p (rp > 2) [a; I, !a;i, |a;i < 2 is^(«.. -^ Ot log N(n) + r r+49K)+-J- [^) [-g-+iog iv(» > + r.'+^^^-L_} 71 N+ (71'' (r=l p = 2) |A^I i 2NCn)''~'^ d~+kp)Lr;^ +ip l_l c(.f|-+Ä-p))L^^(. , + — C (rp) je (rp) + log N{n) + g+ _^| i\r(«) » ( p > 1) ist. 1) „Wahrscheinlichkeiten im Gebiete der aus den vierten Einheitswnrz.eln gebildeten complexen Zahlen." Sitzungsberichte der k. Akad. der Wissenschaften, mathem.-naturw. Classe. 98. Band. Abtheilung IIa. S. 635—646. Zahlentheoretische Sätze. b21 Die siebente der aufgestellten Gleichungen lässt sich in folgender Form schreiben WO und demnach \A"\i^f ist. Ist ;•£/ rz: 2s-f-l uud A<0, so wird diese Gleichung n;ich früher erwähnten Sätzen von Berger ist aber rp = 2s + 2 und Ar>0, so hat man n(2s + 2)|\/A| Z^ U/^VA' " " y' y (A,,,([..,.^,,... ,.,])) =(^^';^^-^ y (f jy(_^,2.+2j+A". 4 = 1 Die auf den rechten Seiten der Gleichungen 1) bis 4) stehenden Summen lassen sich leicht durch folgende Betrachtungen in andere umformen. Da offenbar \z^,z^,. . .,z,.] — [[^1,-2,. . . , zi^i], zi, z,,^t. ist, so muss [zi,z^,. . .Zr] unter den Theilern d von [z^,z^, . . ., ^),_i] enthalten sein und zwar hat derselbe genau den Werth d, wenn zi,zi^,,. . .,z^ Vielfache von d und so beschaffen sind, dass — , -'y',- . ., -^ ein zu {z^,z^, . . ..2x-i] theilerfremdes System von r — X + 1 ganzen Zahlen bilden. Bezeichnet man nun die Anzahl von je k der Systeme Zahlen des Complexes («), welche ein zua; theilerfremdes Werthsystem bilden, mit y, (.r, «), so ist V F{[z,,z,,...,zr])= y (]]Fid)■ — ti'—' -)- H'~'' — ...+( — !)'■ für Ä = 0, 1, 2, 3, . . ., 5' die ganzen Zahlen 1, «,, lU, «3. .... //, definirt. Ist dann «r_, die kleinste unter diesen Zahlen, welche mit »^ einen gemeinsamen Theiler hat so ist r ein Theiler von q+ 1 und es besteht für jeden Index / die Relation m Hi ^ m «r_i_,- (vaoA. n,j). Dieser Satz soll nun arithmetisch bewiesen und auch etwas vervollständigt werden. Aus der Definition der ganzen Zahlen nx folgen die zwei Relationen 1) Hl = n >h_t + i—lf 2) «X = % «x-i + n %_, wx_i_i deren Vereinigung die Beziehung 3\ «x = (,— 1)'' «x-4- + n %_! (Mx-i + wx_4— i) = (—!)'■■ «x-i + «>•-*+* «i_i liefert. Nach 2) ist nicht nur jeder gemeinsame Theiler von «>,-* und w^., auch Theiler von n^, sondern auch da nach 1^ wj. und %_! theilerfremd sind, jeder gemeinsame Theiler von % und n^^t auch Theiler von «x-*-i und demnach besteht die Gleichung aus welcher unmittelbar die allgemeinere folgt, so dass also, falls / ^ 7 Ä- + 0 — 1 {1 ^ p ^k) ist, auch die Beziehung *) [«X, «*- 1 J = [Wp _ 1 , Wi- 1 ] besteht. Diese Gleichung zeigt zunächst, dass jedesmal, wenn k ein Theiler von X + 1 ist, wx durch Wi_i theilbar ist. Es sei nun k nicht unter den Theilern von X+ 1 enthalten, so dass also p<:k ist. Ist pz=k — 1, so ist nach 4) % und ;u-i theilerfremd, ist aber p p,_i,Wp_,j wenn k =: r, p + p, (1 ^ p, < p') 1) Mathematische Annaleu von F. Klein, 35. Band. .S. .')26 — 540. Zahlentheoretiache Sätze. 529 ist. In der letzten Gleichung kann offenbar p^ nicht gleich p werden, weil sonst p ein Theiler von A+ 1 wäre, was ja jetzt ansgeschlossen ist. Da man nun, wenn p, > 1 ist, dieselbe Schlussweise wiederholen kann, so gelangt man schliesslich zu der Gleichung Man kann demnach unter Benützung von 3) das Seh önflies'sche Theorem in folgen der Weise aussprechen: „Jede von den durch die Gleichung «), = oi^ — M>— ' + tP-^ — ... + (— 1)^ definirten ganzen Zahlen, welche mit einer vorhergehenden einen Theiler gemeinsam hat, ist durch dieselbe theilbar, es ist ferner der um eine Einheit vermehrte Index (k — 1) der ersteren ein Theiler des um eine Einheit vermehrten Index q der zweiton und es bestehen für jeden Werth von l die Congruenzen wx+i = (— !)''■ >h (mod. m^., ) r wx+i ^ r »X (mod. «,)." Die kleinste der Zahlen «x, welche mit «j einen gemeinsamen Theiler hat, hat demnach zum Index den um eine Einheit verminderten kleinsten Primfactor von q +1. ß) Sind [f% &i, Ci] {k — 1,2, ...,K{^)) die Repräsentanten der verschiedenen Classen quadratischer Formen der negativen Fundamentaldiscriminante A, so wird in der Summe auf der rechten Seite der Gleichung i = A'(A) ^^oo ^^oo i = A-(A) ).,,x=+oo y / / /■(«* x^ + h,i X ij + Ci y^) d X d y — lime=o V £ V /\£ («/, l^ + b^'A jx + c,, fx*)) das Glied f(j ii) so oft auftreten, als es Darstellungen der Zahl « durch das System der quadratischen Formen der Discriminante A gibt. Da nun diese Anzahl bekanntlich gleich d ist, so hat man y I I /' (% x^ + bt xy + Ci //^) dxd y — r lim,=o V (—\ \ f{yt n) 4=1 J—co J-oo „_1 y — i n=l > oder endlich y I ( /■ (/'/. .'■' + ''/.• ■'■■ 1/ -+- cic y^) d xdy= f^7==-f 1 / (y) '^ y- Von den specielleu Fällen dieser Relation mögen die folgenden erwähnt werden: 2n '+00 r +00 ip /'oo -OO ^ — CO 'oo /•+(» -OO J—oo ^-HOO /'-l-OO -OO J—ca '-I-00 r-\-oa \f(,c^ + xy + iy'') + fißx' + -6xy + 2y^)\ dxdy = -^ l f\y) dy A. f'°° 1 /'U-' + 3y') + /■( 2a;^ + ^x y + 2y*)| dxdy- —^ 1 /'(i/) rf i/ I e-a=(x=+x.,+3y=)= (•_^2 + X' (/ + 3 (/■■')^+' J" («, (.c" + ;f y + 3//*)) dx dy = ^"'"'^_ e~& -ooj_oo (2a^)Vll Denksckriiteu der matbem.-naturw. VA. LVU. i3d. (J7 530 +00 r+oo -oo ^— oo Leopold Gegenbauer, Zahlentheoretische Sätze. g-a'(x'+x!, + 3y'')' ^x^ ^ x 1/ -+- 3 f/*) J' («, (x^ + X y -\- 3«/*)) J' («2 (x'- -^ X ij + 2y^)) dx d 1/ ^ e 1.a' J J—oo J- {x^+xy + 'dyy-^-' ■' TZ n iii—i) 2P-' •+00 '■^°° r-" {x'^ + x y+Sy^) J'-' {z(x^+xy + 3y^)) a*\/ll F{l^,^,p,^^) (l-!l) (pi — V und p — 1 nicht negativ gauzzahlig; a und p — ju. — v+1 > 0). \jin+z-, (^x^^x y + 4:y^)J~^ ((x^ + xy + 4y^)siü^]{x^+xy + 4y^) 2 + +J2"+2v(3a,.2 + 3.T;y4.2«/'') J^((3a;^ + 3a;«/ + 2j^«)sinyV3a;^ + 3*- ■- y • + 00 /•+00 -00 ^—00 i(a;'' + .x2/ + 4i/^)'^-' J"-*-^«(a;'' + a;i/+42/«)) J-"-7a^'+*- y + 4//) + (3^-H 3.r (/ + 2^«V-'-' . .J"'"^''(<:(,3x« + 3xy + 2v,C + r'=2.'r„|C| >1) 22v+i[n(v— 1)]«;: n (— w-v) n (w+v— 1) c' v/i5 ■ +00 r+00 /— 00 ^—00 (x^ + x«/ + 4«/^)' J '■"'"' (a:^+a;»/ + 4j'*) cos (^s(a-*+^y/ + 4(/^)) + (3j-^ + 3x ^ + 2//^)' . .j"+\3a;^ + 3a:(/ + 2//^)cos(0(3a;'' + 3,);^+2^^))j dxdy = _ {—ly 2"+' n (v— 1) ff V/l5 CL (2) ( j 2 1 < 1, V < 7,) ' + 00 Z'+oo -00 ^—00 .j"'+'+* (3.r'' + 3a-i/ + 2(/'')sin(^(3j;'^ + 3.r 4^ { J'(a, (x* + 3t/*))+J'(2a, (a;*+a; = 460 bis 450) und das violette Band ,''.= 422 bis 41G, Fig. I e zeigt das Spectrum der Flamme von Cyan in Luft. Auch im Spectrum des durch Cyangas bei gewöhnlichem Druck schlagenden Inductionsfunkens (s. Fig. 1 d) fehlt die Watts'sche Bande /', ' die übrigen Banden sind theils denen des Swau'scheu Spec- trums theils mit jenem der Cyanflanime gleich. Brennendes Kohlenoxyd gibt ein continuirliclies Spectrum, jedoch beim Durchsehlagen des Inductions- funkens durch dieses Gas bei gewöhnlieheni Luftdrucke erhielt Watts ein Kohlenspectrum, welches bald dem Swan'schen Spectrum \a (inclusive der Watts'schen Gruppe /") ähnlich war, bald die drei auch beim Cyan vorkommenden Gruppen s, C, ä (Fig. 1 [Watts]) aufwies (s. Watts' Figur). Eine Geissler'sche Röhre mit Naphtalin gab das Spectrum l c. Fig. 11«, b gibt das Schema des von PlUcker beobachteten Spectrums von Koblenoxyd im Geissler'schen Rohre (Inductionsfuuken) und der Cyanflamme, Fig. IIb und c die Watts'schen Beobachtungen von Kohlenoxyd und Äthylen im Geissler'- schen Rohre, bei vermindertem Drucke und durchschlagenden Inductionsfuuken.^ 1 Nach H. W. Vogel kommt diese Hände jedoch auch in der Cyanflamme vor, jedoch schwächer als in brennenden Kohlenwasserstoflfen. 2 Zum besten Verständniss des Watts'schen Scheraas und der Verglcichung mit meinen Photographien des Spectrnms brennender Kohleuwasserstoife führe ich die von Watts im Jahre 1871 (Phil. Magaz. 4. Ser., Bd. 41, S. V2) nachträglich mit- gethellten Wellenlängen, nebst den in seinem Schema angegebenen Buchstabeubezeichuuugeu an: 534 Josef Maria Eder, Später (Plül. Magaz. 4. Ser., Bd. 48, S. 370) rectificirte "Watts die Werthe für die Wellenlängen der von ihm mit 7, q, s bezeichneten Bande, weichein meinen Tabellen mit Berücksichtigung dieser Correcturen weiter unten aufgenommen sind. Auch das von P. Smith gegebene Diagramm, welches das Spectrum der blauen Flamme von Leucht- gas und Benzoldampf (mit Luft verbrennend) gibt, ist wegen des Vergleiches mit meinen Resultaten in Fig. 2 abgebildet. Fig. 2. Angström' sehe Wellenlängen Fraunhofer' sehe Linien Swan'sches Speärum Piazzi-Smyth's DarsteUiing des Swan'schen Spectrums. Thollon (Compt. rendus 1881, Bd. 93, S. 260) beobachtete eine Anzahl von Kohlenlinien im elektri- schen Flammenbogen; mit derselben Lichtquelle bestimmten Kayser und Runge ' in höchst sorgfältiger Weise das Gifterspectium des Kohlenflammenbogens und gewannen sehr sichere Wellenlängeumessungen zahlreicher Kohlenstoff- und Cyan-Linien nach photographischen Spectrumbildern. Obschon diese Untersuchungen nicht denselben Gegenstand betreifen, wie die von mir unternommenen und hier beschriebenen Emissionsspectren der brennenden Kohlenwasserstoife, so ist deren Einbeziehung in die vergleichende Übersiciit von Werth, weil eine Anzahl von C-Linien beiden Spectren gemeinschaftlich ist, und die Durchsicht dieser Resultate einen Anhaltspunkt über die von mir erzielte Genauigkeit und über die charakteristischen Eigenlhümliclikeiten der von mir hier zuerst gemessenen violetten und ultravioletten Spec- trumbande der Bunsenflamme geben. A. Eigene Untersuchungen über das Emissionsspectrum der Bunsenflamme und verschiedener mit Sauerstoff verbrannter Kohlenwasserstoffe mittelst des Quarzspectrographen. Bei meinen Untersuchungen des Emissionsspectiums brennender Kohlenwasserstoffe bediente ich mich der rhotographie. Die photographisohe Beobachtung der Spectren ist nicht nur die einzig verlässliche Methode zum Studium des ultravioletten Theiles von Spectralerscheinungen, sondern sie gibt auch im indigo- blauen und violetten Theile des Spcctiums weitaus verlässlichere Resultate, als die directe Beobachtung mit dem Auge, welches bald ermüdet und für schwächere Lichterscheinungen im violetten Spectralbezirke äus- serst unempfindlich ist. Band a Band 7 Band .} Band e Band $ Bar if Band 6190 5622 5170 4734 4600 4313 4261 4220 n. 6110 5582 5139 4710 4574 4290 4256 4210 B 6050 5534 5100 4689 4550 4285 4249 4190 'a 5990 5495 5082 4675 4534 4279 4243 4174 2370 stimmen. ^ Die Ausmessungen der Spectrumnegative und die darnach durch Interpolirung berechneten Wellenlängen der in dieser Abhandlung angeführten Spectren bezog ich auf nachfolgende Linien der aus gleichen Theilcn hergestellten Legirung von Cadmium, Zink und Blei, auf einige charakteristische Luftlinien, sowie in ein- zelnen Fällen auf das mitphotographirtc Magnesiumspectrum (im Inductionsfunken). Pb Cd 5607 >, 5378 Thaleh Mg. Mg. Mg . Cd . . 5183 5172 . 5167 . 5085 Luft 3918-5 A Hartleyu.Adeney Mg 3837-9 „ Cd Zn Zn 4799 4721 4680 Mg 4481-0 „ Pb 4386-4 Hartley u. Adeney Luft ....... 4348-4 „ Pb 4245-3 Pb 4057-6 Luft 3994-5 Luft; 3954-8 Pb 3682-9 Pb 3639-2 Cd 3611-8 Cd 3609-6 Pb 3572-6 Cd 3466-8 Cd 3402-9 Zn 3344-4 Zn 3301-7 Zn 8281-7 Cd 3260-2 Cd 3249-5 Pb 3176-0 Cd 3161 0 Cd 3132-5 > Hartley und Adeney, Measurements of tliü Wave-Lengths of Lines of high refrangibility in the Spectra of cle- mentary;Siibstances.';(Pliil. Tranaact.'of the Royal Society, 1884. |Im Auszug: Watts, Index of Spectra, Manchester IbÖÖ.]) 2J|Im~Ausznge: Watts, Index"of Spectra," 1889. a'vergl. A. (;iüuw>ld, Sitzimgsber. d. kais. Aliad. d. Wiss. 2. Abth., Bd. 93 S. 791. Wien, 1890. 544 Josef Maria Eder, Mg 3096-2/ Hartleyu.Adeuey Cd 3095-0 Cd 3084-3 Zn 3075-6 Zn 3071-7 Zn 3035-4 Zn 3017-5 „ Cd 2979-9 „ Cd ... ■ 2947-1 „ Cd 2880-1 „ Pb 2872-2 Pb 2832-2 „ Pb 2S22-1 „ Pb 2801-4 „ Zn 2800-1 Zn 2770-2 X Hartley II. Adeney Cd 2747-7 „ Zn 2711-5 „ Pb 2662-5 „ Pb 2613-4 „ Zn 2607-6 „ Cd 2572-2 „ Zn 2557-3 „ Zn 2526-3 „ Zn 2521-3 „ Zn 25U-7 „ Zn 2501-5 " „ Zu 2490-4 Cd 2469-3 „ Zn 2441-6 Die Wellenlcängen sind, bei meinen Untersuchungen, in Aügströni'schen Einheiten 10—lmm ange- geben, wie dies aucii von H. Kayser und Runge* und Anderen gescliali. Die Genauigkeit meiner Messungen erstreckte sich im sichtbaren Spectralbeziriie zumeist auf Eine Angström'scbe lünheit; im Ultraviolett, wo die Dispersion eine viel grössere ist, dagegen bis auf 7,^ Angström'scbe Einheit. Es entsprechen nämlich 159 Theilc des von mir benutzten Ausmessapparates z.B. im Gelb zwischen Pb = Är=5607 bis Cd = A = 5378 einer Angström'sclien Einheit im Blau zwischen Cd = 4799 bis Zink=:Ä = 4721 entsprechen 230 Theiie = 1 Angström'scbe Einheit; im Ultraviolett zwischen Zn = / =: .3344 bis Zn = A = 3302 entsprechen 653 Theiie = 1 Angström'scbe Einheit und zwischen Pb=iAr=2613 bis Zn=:X=2608 entsprechen 1.346 Theiie einer Angström -Einheit. Beschreibung des Emissionsspectrums der brennenden Kohlenwasserstoffe (Swan'sohes Spectrum) auf Grund meiner Untersuchungen. Im Einissionsspectruni der mit .Sauerstoif verbrennenden Kohlenwasserstoffe (blauer FlaramenkegeO kann man zwei Hauptarten von Spectren unterscheiden ; 1. Die dem Kohlenstoff oder Kohlenwasserstoff angehörenden Bande. 2. Das dem Tcrbrenneuden Wasserstoff (Wasserdampf) zugehörige Spectrum. I. Die dem brennenden Kohlenwasserstoff oder Kohlenstoff angehörigen Bandenspectreu im Swan'schen Spectrum. Im Spectrum des brennenden Leuchtgases oder anderer brennender Kohlenwasserstoffe, welche mit hin- länglichen Mengen Luft oder Sauerstoff verbrennen, so dass sich ein schwach leuchtender blauer Flammen- kegel zeigt, erscheinen bei BeobacJitungen im Quarzspectrographen acht leuchtende Banden, welche aus mehr oder weniger zahlreichen hellen Linien bestehen, die sich von einem nicht leuehlenden Grund ablieben; an einzelnen Partien dieser Banden tritt neben den hellen Linien ein schwach leuchtendes continuirliches Spec- trum auf, welches an den intensivsten Stellen der Bande mehr oder weniger deutlich erscheint, einen Theil der Bande erfüllt und in der Richtung der weniger hell verlaufenden Seite der Bande bald aufhört. Dieses continuirliche, leuchtende Spectrum, von welchem sich die noch hellereu Spectrallinien abheben, tritt beson- ders im sichtbaren Theil des Spectrums bei den Banden 7 und C auf, ist jedoch bei allen beobachteten Banden mehr oder weniger bemerkbar. J Über die Specti-Lii der Kiemente. Abhaudl. d. küuigl. prouss. Akademie d. Wissenschaften. Berlin 18S9. Das sichtbare und das ultraviolette Spectrum. 545 Die bis jetzt bekannten, cinsehliesslicli der von mir aufgefundenen Banden des sogenannten Swan'schen C-Spectrums lassen sieh entsprechend dem Baue der Linien, aus welchen sie bestehen, in zwei verschiedene Gruppen theilen. 1. Erste Gruppe von C-Banden des Swan'schen Spectrums, welche gegen das weniger brechbare Ende zu die stärksten Linien aufweisen und in derselben Richtung eine scliarfe kräftige Kaute zeigen, während die folgenden Linien, gegen das stärker brechbare Ende zu, allniälig schwächer werden und in grossen Abständen aufeinanderfolgen; hieher gehören die bis jetzt bekannten Bande a, jS, 7, d und die von mir zuerst genau ausgemessene Bande L 2. Zweite Gruppe von Linien des Swan'schen Spectrums, bei welcher die Anordnung der Linien und die Abschattirung der Banden in der entgegengesetzten Richtung erfolgt; hiebei ist die charakteristische Grenz- linie der Bande gegen das brechbarere Ende gelegen, und liieran schliesst sich in der Richtung des weniger brechbaren Tbeiles des Spectrnnis eine aus zahlreichen Linien bestehende Bande an, bei welcher die Linien in derselben Riclitung schwächer werden ; zugleich folgen die Linien gegen das weniger brechbare Ende zu in immer grösseren Abständen. Hieher gehören drei Banden in dem äusseren violetten und ultravioletten Theile des Spectrums und wur- den bisher im Swan'schen Spectruni brennender Kohlenwasserstoffe noch nicht beschrieben. Es sind dies die von mir theils neu aufgefundenen, theils zuerst ausgemesseuen homologe. 1 Banden s, r; und .5. Es ist für diese Banden charakteristisch, dass die gegen das stärker brechbare Ende gewendete, starke Schlusslinie derselben deutlich isolirt ist von der gegen das weniger brechliare Ende zu abschattirte Liniengruppe. Besonders auffallend ist dies bei der Bamle r,, welche typisch ist; ganz analog ist der Bau der Gruppe ^, welche jedoch 5 bis Kl mal lieht^^chwächer als erstere ist; nach meiner Ansicht gehört auch die Bande £ zu dieser Gruppe von Banden. Es zeigen nämlich sämuitliche drei Baude die Eigentliümlichkeit, dass sie neben der dichten gegen das weniger brechbare Ende abschattirten Linieugruppe noch eine einzelnstehende Linie aufweisen, welche in einer geringen Entfernung, aber dennoch deutlich isolirt, sich an die erwähnte Linien- gruppe gegen Ultraviolett zu anseldies.-t. (Siehe Taf I, wo der Bau dieser Bande in der Reproduction am deutlichsten bei v; ersichtlich ist.) Beim Band s ist dieser analoge Linienbuu weniger deutlich sichtbar, weil sieb die drei Linien 1 = 4380, 4372, 4364 ' in die Bande s hineinlagern und wahrscheinlich nicht zur eigentlichen, gegen Roth zu abschat- tirten Linieugruppe s gehören. ^ Einzelbeschreibung der Banden: Die rothe Bande c. erscheint in tler gewöimlichenBunsenflamme als ein schwach sichtbares verschwom- menes Band, welches nur beim Einblasen von Sauerstoff sich deutlich in Linien auflöst. Die beim Zutritt von Sauerstoff auftretende deutliche rothe Liniengruppe weist in Apparaten von massiger Dispersion (1 bis 2 Glas- prismen) 5 Linien auf. Besonders gut erscheint die Gruppe, wenn das Leuchtgas mit Benzol oder Petroläther etc. gesättigt ist, bevor es zum Verbrennen gebracht wird. Die gelbe Bande ß tritt in der gewöhnlichen Buusenflamme viel_^ deutlicher auf, besteht aus 5 Linien, wovon die am wenigsten brechbare die stärkste ist und die Linien gegen das brechbare Ende schwächer werden. Die letzte Linie u = 5570) ist in der gewöhnlichen Bunsentiamme kaum sichtbar. Verbrennt der Kohlenwasserstoff mit Sauerstoff im Gebläse, so wächst die Helligkeit dieser Bande sehr stark. In der Photo- graphie sind die von mir gemessenen fünf Linien gut sichtbar; sie erscheinen hell auf einem schwach leuch- tenden continuirlichen (irunde, welches contiuuirliche Spectrum .sich noch über die letzte deutliche Linie (X = 5570) erstreckt. Dieses Band ist nur auf Erythrosiu-, Eosin-Platten oder ähnlichen sogenannten „ortho- 1 Es sind (lies drei Linien, welche Ijesonrters starls im brennenden Cyau auftreten. D. Kayser und Runge führen sie als die drei Kanten der fünf C-Bande (im elektriseheu Flammenliogen zwischen Kohlenelektroden) an. 2 In meinen Tabellen und Figuren ist trotzdem die gesammte Bande von "/, = 4380 bis t.325 als „Bande e" bezeiclinet worden, weil sie beim Betrachten des Spectriims als abgeschlossene Gruppe erscheint, üenkscliriften der raathem.-naturw. Gl, LVII. Bd- 6^ 546 Josef Maria Eder, chromatischen" Platten photographirbar. Auf gewöhnlichen Platten erscheint es nicht (vergl. Tat'. I, Spec- trum 2 und 3). Die grüne Bande 7 ist besonders intensiv und erscheint im Spectroskop als die selbstständige Bande der Bunsenflamme oder des Leuchtgas- Sauerstoffgebläses. Sie besteht aus drei sehr hellen Linien, wovon die am wenigsten brechbare Linie (X =: 5164) die hellste des ganzen sichtbaren Spectrums isi. Das Band ist älinlich gegen das stärker brechbare Ende abschattirt und die Linien liegen in ähnlicher Weise auf einem schwach leuchtenden Grunde, wie beim Band ß (s. Taf. I, Spectrum 2 und 3). Auch diese Bande lässt sich nur auf Erythrosinplatten etc. photographiren, wie Taf. I, Fig. 1 und Fig. 2 zeigen, wo bei ersterem die Gruppe fehlt, (diese Photographie ist auf gewöhnlichen Bromsilbergelatiueplatten hergestellt) bei Spectrum 2 und 3 aber deutlich sichtbar ist, weil eine Erythrosieplatte benutzt wurde, welche tür Gelb und Grün unem- pfindlich ist. Die blaue Band 5 ist in der Bunsenflamme weniger intensiv als das vorige (Band 7), aber etwas heller als Band ß. Es besteht aus 5 Linien. Wird Sauerstoff in den Kohlenwasserstoff geblasen, so werden die Linien heller, aber zugleich gewinnt das continuirliehe schwache Spectrum, auf welchem diese Linien erscheinen, wesentlich an Helligkeit. Dieses Band und die folgenden lassen sich auch auf gewöhnlichen Brom- silbergelatinplatten gut photographiren. Die violette Bande e ist schwach sichtbar und es scheintdas Spectrum der Bunsenflamme oft nur ein verschwommener Streifen, dessen Mitte nach Lecocq die Wellenlänge =: 4368 hat. Im Leuchtgas-Sauerstoff- gebläse, oder noch besser bei sehr lebhafter Verbrennung von Benzoldampf mit Sauerstoff wird die Bande, auch für das Auge sichtbar und in ein System von Linien aufgelöst. In der Bunsenflamme wurde dieses Band von mir zuerst in Linien aufgelöst und photographirt. Die Messung der Linien gelingt sowohl auf diesen Spectralphotographien der Bunsenflamme, als auch besonders gut bei der Photographie von Benzolflammen mit Sauerstoffgebläse; im ersteren Fall tritt ein schwächeres, im letzteren ein stärkeres continuirliches Spectrum hervor, an welchem sich bei länger belich- teten oder dichter hervorgerufenen Negativen die Linien kaum mehr wahrnehmen lassen. Auf Spectrum 1 , 2 und 3 (Taf. I) ist das charakteristische Aussehen dieser Bande sichtbar; die feinen Linien gingen bei der Reproduction theilweise verloren. Unmittelbar daran anschliessend folgt eine einzelnstehende starke Linie, welche charakteristisch ist und intensiver als irgend eine Linie der Bande t in der Photographie erscheint. Die Linie (A = 4325) wurde von mir, ebenso wie die zahlreichen Linien des ganzen Bandes s in der Bunsenflamme und der Flamme anderer brennender Kohlenwasserstoffe aufgefunden und gemessen. Die violette Bande ^ ist äusserst charakteristisch. Es ist dies das photographisch wirksamste Band des gesammten Bandenspectrums des Kohlenstoffes, und selbst bei ganz kurzer Belichtung tritt bei l =: 431 eine deutliche Lichtwirkung auf. Die Linien sind zahlreich und regelmässig vertheilt und sehattiren sich vom weniger brechbaren gegen das stärker brechbare Ende immer schwächer werdend, ab. Diese Bande ? kommt nach den mir vorliegenden Untersuchungen von Spectroskopikem nicht im elektri- schen Flammenbogen vor (Thollon, Kay sc r, Runge u. A.), ebensowenig im Spectrum der mit Kohlen - oxyd gefüllten Geissler'schen Röhren (Inductionsfunke). Eine linienreiche Cyanbande beginnt (nach Kayser und Runge u. A.) bei Ä = 4216, also an einer Stelle, wo die Linien meines Kohlenbandes C bereits aufzuhören beginnen; dieses Cyanbaml ist deshalb mit dem in brennenden Kohlenwasserstoffen vorkommenden Bande C, welches bei X = 4310 (bei kurzer Belich- tung) oder bei A =: 4315 (bei langer Belichtung) am intensivsten auftritt, nicht identisch^, sondern es ist die letztere eine höchst charakteristische Bande des sogenannten Swan'scheu Spectrums. 1 Niieh Salet (Ann. Chemie u. Phys. 1873, Bd. IV, S. 60) gibt der elektrische Fnuke in Leuchtgas oder Cyan die Ban- den a, (3, •;, '5, •tnalog dem Swan'scheu Speetrum. Die Verbrennung von Kohlenwasserstoff und Cyangas, das letztere in Das sichtbare und das ultraviolette Spectrum. 547 Merkwürdigerweise hat Swan selbst diese Bande nicht bemerkt; dies dürfte seinen Grund d;irin finden, dass stark brechende Glasprismeu das Violett in dem Bezirke X =431 bis 420 und weiter sciion sehr stark absorbiren und deshalb ein solches Spectrum für directe Beobachtungen mit dem Auge schon zu licht- schwach ist. Herr Prof. H. W. Vogel crkliirt nach seinen Photographien der Bunsenflamme und der Cyantlaninie, dass die Grenze der von Vogel mit e (von mir mit Q bezeichneten Bande absolut mit den breiten Sonnen- linicn G übereinstimmen, und dass der dunkle Hintergrund der Fraunhofer'schen G-Bande des Sonnen- spectrums deshalb dem Kohlenstoff zuzurechnen ist;' Prof. H. W. Vogel hatte die Wellenlängen fraglicher Kohlcnstofflinien nicht gemessen, sondern blos aus den übereinander photographirten Spectrumbildern seine Schlüsse gezogen. Die von mir gemachten Ausmessungen der Spectrographien der Bunsenflamme oder der mit Sauerstoff verbrennenden Kohlenwasserstoffe ergaben als intensivste Grenze des Kohlenbandes ^ =: 4315 bei längerer Exposition (folg. der Verbreiterung wegen starker Lichtwirkung), dagegen 4310 — 4312 bei kurzer Belich- tung; dagegen ist die Wellenlänge der .Sonnenlinie G =:4307. Diese Differenz ist zu gross, um daraus Coincidenz folgern zu können. Die ultraviolette Gruppe vj der Bunsenflamme ist viel liclitschwächer als die Gruppe ^; die Helligkeit der ersteren beträgt nur Y^ bis 7,^ der letzteren. Die Bande -n fällt dadurch sofort auf, dass sie in entgegen- gesetzter Seite abschattirt ist, als die charakteristischen Banden im sichtbaren Spectrum, nämlich die rothe a, die gelbe ß, die grüne 7, die blaue d und die violette C-Gruppe. Ferner ist es für diese Gruppe sehr charakteristisch, dass sich an die, aus vielen regelmässig vertheilten, gegen das rothe Ende des Spectrums abschattirte Linienbande, eine starke, isolirt stehende Linie anschliesst; die stärkste Linie der abschattirten Linienbande liegt bei X:=3889'8, dann folgen einige ganz schwache Linien und hierauf bei / = 3873 eine starke intensive einzelnstehende Linie, welche die ganze Gruppe r, gegen Ultra- violett zu begrenzt. Der eigeuthümlicheBau dieserGruppe geht deutlich ausTaf. I, Spectrum C'-Band vj hervor. Die Baude vj kommt auch in der schwächsten Flamme des Bunsenbrenners zum Vorschein, viel deutlicher jedoch in brennendem Benzol- oder Petroleumäther, welches mit Sauerstoff zu einer intensiven Verbrennung mit blauem Flammenkegel gebracht wird. Diese Bande ist charakteristisch für brennende Kohlenwasserstoffe. Die ultraviolette Bande ^ tritt nur bei sehr langer Belichtung auf und wird in einer zum Ausmessen erforderlichen Deutlichkeit erhalten, wenn man im Linnemann'schen Gebläse durch 4 — 5 Stunden Leucht- gas oder Wasserstoff und Benzoldampf oder Petroleumäfher mit Sauerstoff verbrennt. Der Bau dieserGruppe ist ganz analog von r,. Eine Anzahl von regelmässig angeordneten Linien, welche gegen das rothe Ende zu schwächer werden, geben ein in dieser Richtung zu abschattirfes Band, dessen stärkste Linie bei X=:363-45 liegt; daran schliesst sich die einzelnstehende, gleichfalls ciiarakteristischeLinie 1 ■= 3627 an , welche die Grenze der Gruppe gegen das stärker brechbare Ende bildet. Im Anschlüsse an diese Versuche studirte ich noch ferner das Spectrum des brennenden Kohlenoxyd's. Allerdings hatten bereits Liveing und Dewar angegeben, dass brennendes Kohlenoxyd ein continuir- liches Spectrum gibt. Ich photographirte durch mehrstündige Belichtung von sehr empfindlichen Platten im Quarzspectographen das Spectrum der Kohlenoxydflamme und erhielt gleichfalls nur ein continuirliches Spectrnm, welches sich über das ganze Spectrum, insbesonders aber zwischen X z= 430 bis gegen X rz 330 bemerklich machte. Auch fünfstündige Belichtung einer gemischten Kohlenoxyd-Wasserstoffflamme (an der Luft verbrennend, sowie im Sauerstoffgebläse) gab kein Linienspectrum. * reinem Sauerstoff, gibt dieselben Bande (a 619, ß 56.3, •/ 516, S 464), jedoch die violette Partie ist anders, statt ein Band bei 427 (nacli Kayser 422) kommt ein lebhaftes Band X = 431 zum Vorschein, welches von einer brechbaren Partie mit feinen Cannelirungen gefolgt ist, die sich bis X := 418 ausdehnt. (Vergl. auch die von Watts gegebene Figur.) 1 Sitzungsber. d. preuss. Akad. d. Wissensch. Bd. 21 (1888). ä Nach Liveing und Dewar (Proc. Royal See. London. Vol. XXX [1880], p. 152) gibt Wasserstoff und Schwefel- kohienstoffdampf in Luft verbrannt keine Spur der „Hydrocarbon-Banden"; dagegen gibt Wasserstoff und Tetra- 69* 548 Josef Maria Eder, Die oben beschriebenen Bande des Spectrums der Bunsenflamme oder Kohlenwassersfoff-Sauerstoffflaminc gehört somit nicht dem brennenden Kohlenoxyd an. Die Helligiieit des eoutinuirlichen Kohlenoxyd-Fiammenspectrums ist gegenüber dem Swan 'sehen Bandenspectnim derartig lichtscliwaeh, dass man behaupten kann: Der biaugrüne Flammenkegel der Bunsentlamme verdankt seine sehwache Leuchtkraft hauptsächlich dem Baudenspeotrum des Kohlenstoffes oder Kohlenwasserstoffes, nicht aber dem verbrennenden Kohlenoxyd. Der obere, fast farblose und äusserst schwacli leuchtende Theil der Bunsenflamme zeigt das Swan'srhe Bandenspectrum in wesentlich scli wacherem (weniger hellem) Grade, als der blaue Flanimkegel; trotzdem lässt sich, mit Hilfe der Spectruniphotographie, auch in diesem Theile das Auftreten der charakteristischen Kohlenbanden nachweisen. Hauptsächlich sendet jedoch der fast farblose obere Flammentheil das Wasserdampfspeotruni aus. Die völlige Trennung der Kohlenwasserstoffflamme in einen blauen Flanimenkegel, welcher das Swan'- sche Bandenspectrum gibt, und einen fast farblosen oberen Flammkegel, welcher nur das Wasserdampf spectrum gibt, gelingt durch Einblasen von Sauerstoff in eine Leuchtgas-, Benzol-, Petroleumäther-, Wasser- stoff-Beuzoldampiflamme, im Linnemann'schen Gebläse, bei welchem der Sauerstoff unter einem Diucke von 10 bis 30 cm Quecksilber in die Flamme gepresst wird. Dann verbrennt der Kohlenwasserstoff vollständig in der Nähe der Sauerstoffzuströmung (blaugrtiner Flammkegel) und die obere grosse, nahezu farblose, rau- schende Flamme zeigt nur mehr das Wasserdampfspectrum. Auf Spectrum III (Taf. I) ist die Zerlegung des Spectrum von dem mit Sauerstoff verbrennenden Kohlen- wasserstoffen nach meinen Spectrumphotographieu reproducirt. Emissionsspectrum des brennenden Kohlenwasserstoffes (Kohlen- oder Hydrocarbon-Banden), Angström Swan' und Thälen 2 Hassel- berg 1 Watts H. C. Vogel 1 Lecoq i Thollons Wesen- donck Kayser und Runge 3 Eder i 6187 6119 6056 6001 5954 6186 6121 6051 5993 5951 6190 6110 6050 5990 5955 6188 6120 6052 5999' 5955 S =« »^ 'S -t^ ^ -" o .2 *j c © U— 03 O r-i r^. ■*-:' ^ o 5634 5582 ,'>538 5500 563.3 5583 5538 5500 5466 .'.636 5585 5538 5501 5472 5635 5586 5542 5504 5478 5440 5425 5632 5629 .5581 5."i42 5500 r>6-i-i 5581 5536 5490 5635 5576 5537 5490 5G35 5585 5541 5634 5583 5539 5500 5470 ^ 'S. B £ g 9 a § a> c3 3 tJ =ä ab ja a> > a 1 Spectrum brennender Kohlenwasserstoft'e (Bunsenbrenner oder Kohlen wasserstoff-Saiierstoflgebläse). 2 Inductionsfunke in verdünnten Kohlenwasserstofteu (Geissler'sche Röhren). 3 Bandenspectrum des Kohlenstoffes im elektrischen Fiammenbogen. chlorkohleustoffdampf in Luft verbrannt die Hydioearbon-Bande (Swan'schea Spectrum), ebenso Kohlenoxyd kohlenstoff, sowie eine Chloroform -t- Wasserstoff-Flamme. retrachlor- Das sichtbare und das ultraviolette Spectrum. 549 üs Angstiöm Swan und Thäleuä Hassel- l>erg Watts H. C. Vogel Lecoq ?• 5762 51 6-4 51(i4 516Ö m 5127 5128 5128 5130 Co o :3 Im 5098 5097 5100 5082 5164 <ö 4734 4736 4735 4740 •3 4712 4714 4713 4717 cq 3 C3 4689 ) 4697 4682 3695 4684 4698 4684 P5 4670 _ 4677 4677 4738 4675 Thollon Wesen- donck Ka3'ser und Runge 5161 51G5 51551 5127 5127 5118 5090 5097 — 4739 4735 4717 4711 4704 4692 4670 Eller a. O 5165 5164* . O 5129 5128 "^ — 5095 ä 3 4737 4736 4715 4714 4698 4697 4685 4684 _ 4a7 1 Weseudonck hatte offeiib;ir deu starken Lichthof dieser Linie, welche gegen das breehbareie Ende verläuft, mit iu die Messung (Mitte der Linie) einbezogen; daher die niedrige Wellenlänge. - Ist sehr lichtschwach; eine vierte brechbarere Linie, welche blos bei Watts sich findet, konnte von mir in bren- nenden Kohlenwasserstolfen nicht beobachtet werden. Ang- ström und Thälen Hassel berg Liveing Lecoq I und I Dawar Kayser und Eunge Eder Bemerkunge 4367 1 4381 4372 43682 I 4365 43823 4372 4365 4380-4 4371-6 4364-4 435;) -6 4356-4 4352-6 4348-4 4344-2 434M-0 4335-7 4329-1 43-24-8 Diese ziemlich starken Linien beobachtete ich stets im Spectrum brennender Kolilenwasserstotfe. Sie bilden eine eigene Gruppe ^ in der gesammten violetten Bande s, an welche sich unmit- telbar die folgende Gruppe anschliesst. 'Diese Gruppe besteht aus einem continuirlichen schwachleuchten- den Spectrum, auf welchem die Linien sich heller abheben. Im photograpliischeu Negativ versehwinden bei längerer Belichtung die nunmehr schwarz erscheinenden Linien auf einem dunklen Untergründe von reducirtem Silber. * Einzelstehende starke Linie. 1 Hasselberg beobachtete in brennenden Kohlenwasserstoffen ein verschwommenes Lichtfeld, dessen grösste Intensität bei X 4367 lag. 2 Lecoq hat offenbar die Mitte der beiden nebenstehend verzeichneten und von mir iu der Bunsenflamme photo- graphirten Spectrallinien gemessen. 3 Diese Bande wurde von Kayser und Runge im elektrischen Flammenbogen gemessen. * Bei zu langer Belichtung verschwiuden sie ganz im dunklen Untergi-unde; bei üu kurzer Belichtung werden sie nebelig und unraessbar. » Diese im Cyanspectruni (Cyan 4- Sauerstoff), sowie im elektrischen Flammenbogen zwischen Kohlenelektrodon stark auftretende Bande, ist im Swan'schen Spectrum brennender Kohlenwasserstoffe nicht besonders auffallend ver- treten. Im elektrisclien Flamnienbogen sind die starken Linien X 438, 437 und 436 die Kanten complicirter Linicubauden. Im Spectrnm brennender Kohlenwasserstoffe wurde diese Gruppe zum ersten Male von mir ausgemessen. Der Charakter der in dem Cyanspectrura vorkommenden Gruppe ist etwas anders, als im Swau'schen Spectrum, weil in letzterem Falle ilas continuirliche Spectruni und die Linien der nächsten Gruppe (von X 436— 432) stark hervortreten. — Bei Gegen- wart von Arauioniakgas in der Leuchtgas-Sauerstoffflamme treten die Linien X 438, 437 und 436 deutlicher hervor, ebenso die gelbgrüuen Cyanbanden. 550 Jo sef Maria Eder, Aug- ströin Hassel- uiid riiiilen bei-g Leooq Kayser Watts I und \ Eder Runge Bemerkungen 4311 43191 4309 4239 4313 4290 4285 4271) 4274 I 4268 4261 4256 4219 4243 4239 4315-0 4306-6 42119-2 4293-9 4287-6 4282-0 4:^76-4 4289-6 4263-4 4256-9 4250-7 4244-3 4238-2 Sehr starke Linie. Charakteristiscli.^ Die folgenden Linien sind anfangs scharf und kräftig und weiden gegen das brechbare Ende allmälig schwächer. Die Vi rtheilung ist eine regelmäs- sige. Bei Iciuzcr Belichtung oder schwach brennendem Bun- senbrenner kommen nur die Linien bis ). = 425 zum Vor- scheine-, bei langer Belichtung oder bei intensiver Verbren- nung im Kohlenwasserstoif-.Saueistoffgcbläse erstrecken sich die Linien bis \ = 481 und noch weiter hinaus. 1 Hasselberg bestimmte die Lage der scharfen Kante gegen roth zu; die Bande erstreckte sich bei Hassel- berg's Beobachtungen bis >. 4239, wobei er ungefähr zehn Linien wahrnahm. 2 Diese Linie bildet die Grenze dieses äusserst charakteristischen Kohlenbandes gegen die rothe Seite des Spee- trums; dann folgt gegen das weniger brechbare Ende die einzelnstehende Linie X 4325 des Bandes •, gegen das stärker brechliare Ende des Speetrums folgen in dichter Reihenfolge auf die Hauptlinie ). 4315 des Baudes s die anderen Linien dieses Bandes. Die Linie 4315 zeigt gegen das rotlie Ende des Speetrums zugewendet eine scliarfe Kante, gegen das ultraviolett zu schattirt sie sich allmälig ab und es heben sich auf einem schwachen continuirlichen Spectrum die oben verzeichneten Linien (von >i 4306 bis 4185) ab. Bei langer Belichtung oder hellen Lichtquellen erscheint das an die Grenz- linie sich anschliessende continuirliche Spectrum im photographischem Negativ so intensiv, dass die ersten 3 bis 4 fol- genden Linien nicht mehr erkennbar sind. Bei reichlicher Belichtung rückt die Grenze der charakteristischen Linie über X4315 gegen X 4316 vor; bei kurzbelichteten Platten liegt die Mitte der Linie dagegen bei l 4310 oder 4312. Ang- ström und Thälen Hassel- berg Lecoq Watts Kayser und Runge Eder B e m e r k u n g e n o a s Kl S o > 4232 Oy»n- debaii, Beginn: 42161 4232-3 4226-2 4220-2 4213-9 4207-6 4-01-8 4195-2 4190-0 4184-8 1 /Von da ab lassen sieh bei enger Spalte des Spectrographen diese [ Linien als mehr oder weniger deutliche Doppellinien erken- ? nen, deren Mitte in der nebenstehenden Tabelle gemessen l wurde. We elel nett 1 Hiei llenläng ttiischei an Kohl beginn e dieser Flamnu anbände t eine 1 cliarakt nbogen identisc luienreic ?risti3cht zwischei 1 ist. le Cyan m Cy.inl Kolden( )ande , ande (B ilektrod welche Kayser und Runge genau ausgemessen haben. Aus der eginnX42l6) geht hervor, dass diese Cyanbande (welche auch im jn auftritt) nicht mit dem oben angeführten von mir mit ? bezeicli- Das sichtbare und das idtravioleüe Specfrum. 551 Kayser und Kiiuge Eder B e m e r k 11 u 2- e n P3 C'yaubaude'' 3883-5 3871-5 .■!855 4047-3 403-i-8 4019-0 4005-7 3993-9 3982-4 3971-8 3961-9 3952-5 3943-8 3935-7 3927-9 3921-3 3915-5 3911-3 390G-0 3902-4 3898-7 3896-0 3893-0 3889-8 3884-4 3875-6 3877-2 3875-7 3872-6 Anfangs: ein schwaches continuiilichcs Spectnim sehr schwach) schwach stärker starke Linien in regehnässigeu Entfernungen die Liuicn werden allmälig wieder schwiieher und enger nebeneinanderstehend \ (Die folgenden Linien heben sich schwer von dem dunklen Silberniederschlag des ( Negativs ab. Ende dieses Segmentes gegen Ultraviolett. schwache Linien; undeutlich 3 starke, einzelnstehende Linie-, charakteristisch. 1 Die ganze Bande ist ebenso wie die C-Bande e und .5 in entgegengesetzter Richtung abschattirt, als die Banden a, j3, y, 5 und ?; es ist nämlich bei der erstereu die stärkste Kante der Baude gegen Ultraviolett gekehrt und werden die Linien gegen das rothe Ende schwächer, l>ci den letzteren ist dies umgekehrt. - Diese Linien erscheinen in der gewöhnlichen Bunsenflamme nur schwer, dagegen leichter, wenn man Sauerstoff in brennende Kohlen wasserstofle bläst; die folgenden Linien treten auch in der Bunsenflamme hervor. 3 Bei der gewöhnlichen Bunsenflamme ist hier nur ein nebeliger Streifen bemerkbar; steigert man die Intensität des Lichtes durch Einblasen von Sauerstoft", so löst er sich in drei schwache Linien auf. •i Diese von Kayser und Runge gemessene Cyaubande scheint nicht identisch zu sein mit meinem Band c (im brennenden Kohlenwasserstotf), weil bei letzterem die cliarakleristischen cannellirten Banden X 38s3, 3871, 3855 (insbe- sondere aber die stärkste Cyanbande X 38S3) hier nicht vertreten sind, sondern nur die isolirte Linie X = 3872-6 mit der Anfangskante des zweiten Cyansegmentes (). = 3^71-5) nahe zusammeutrifi't. Eder Bemerkungen 3687-0 ■3677-5 3668-6 .3663-6 3660-7 36"7-4 3654-0 3650-9 3646-1 3642-0 3638-0 3634-5 3627-4 ) Dieses Band tritt nur bei sehr langer Belichtung und Anfachen der Kohlen- Vschwach wasserstoffflammen mit Sauerstoff auf. Die Linien sind regelmässig ver- ) theilt; das Band wird gegen das weniger brechbare Ende schwächer und \ die Linien stehen in dieser Richtung allmälig weiter auseinander. Bei 1 X 3642 — 3634 trit ein schwaches continuirliches Spectrum auf. Der Bau ist [ analog wie bei der Bande vj. stärker \ Ende der Gruppe einzelnstehende, eharakteristi>ehe Schlnsslinie 552 Josef Maria Eder, II. Das Spectruiu des Wasserdampfes im Eiiiissionsspectrum brennender Kohlenwasserstoffe oder des Oxghydrogengebläses. Stokes fand bereits 1852, dass die Flamme vou brennendem Wasserstott" Fluorescenzerscbeinungen bervorruft und desbalb reicb an ultravioletten Strablen sein muss. ^ Liveing und Dewar tiieilteu im Jabre 1880 mit (l^roced. Royal. Soc. London 1880 Bd. 30, S. 498), dass im Spectrum der Leucbtgas- und Sauerstofifflamme, sowie der Oxyhydrogenflamme, sieb viele Linien zwischen den Sonneulinien B und 8 zeigen. lu einer zweiten Abhandlung gaben dieselben ein Diagr;unni des Hauptbaudes dieses Spectrums und tbeilten mit, dass dasselbe Spectrum entstellt, wenn die elektrischen Funken (ohne Condensor) zwischen feuchten Wasserstoif , Sauerstoif oder Stickstoff überschlagen. Gleichzeitig mit Liveing und üewar und unabhängig von diesen untersuchte Huggins^ den au der I^uft oder mit Sauerstoff' verbrannten Wasserstotf auf pbotographischem Wege. Er fand eine grosse Anzahl von ultravioletten Linien, und bestimmte deren Wellenlänge, welche Zahlen in unserer Tabelle angegeben sind. Später besciiäftigten sich nochmals Liveing und Dewar mit dem Spectrum der Oxyhydrogenflamme (Proc. Royal. Soc. 1882, Bd. 33, S. 274; Philos. Transact. 1888. [2] CLXXIX. S. 27) und gaben sorgfältige Messungen der Wellenlängen sammt gezeichneten, sowie pbotograpliischen Tafeln dieser Spectralaufnahmen in Partial-Aufiiabmen. Liveing und Dewar benutzten einen Spectrograpben mit einem einfachen Calcitprisma und bezogen die Scala für die Wellenlängen des Wasserdampfspectrums auf das Eisenspectruni, die Scala war die Angström- sche. Die Messungen von Liveing und Dewar sind SL-hr vollständig und erstrecken sich von A = 426 bis l - 227.* Ferner beschäftigte sieh Deslandres mit dem ultravioletten Spectrum des Wasserdanipfes;-' er brachte Wasser in eine Geisslersehe Röhre und erfüllte durch Evacuiren der Röhre dieselbe mit Wasser- dampf, durch welchen er den elektrischen Funken schlagen Hess. Es tritt gleichfalls das Spectrum der Oxy- hydrogenflamme auf, JL'docli wird dasselbe bald mit Linien von Wasserstoff und Sauerstoff durchsetzt. Des- landres gab nur die Wellenlängen einiger Hauptliuien der Wasserdampfbanden an, welche in meiner Tabelle einbezogen sind. Über die Betrachtungen Deslandres, betreffend die Analogie der allgemeinen Structur der Wasser- dampfbanden mit dem Absorptionsspectrum des Sauerstoff (tellurische Banden A, B, «), sowie die Analogie der Wasserdampfbanden mit den ultravioletten Sauerstoffbanden und die daran geknüpfte Betrachtung sei auf die Originalabhandlung verwiesen, da ich in meiner derzeit vorliegenden Abhandlung auf diese Beziehungen nicht näher eingehe. Der Grund, warum ich trotz der vorliegenden Untersuchungen der genannten Spectroskopiker nochmals das Emissionsspectrum der Oxyhydrogenflamme studirte und eine neue Bestimmung der Wellenlänge vornahm, war ein mehrfacher. Ziniächst war es für meine Untersuchung des Speetrums brennender Kohlenwasserstoffe von Interesse, zu constatiren, ob die im ultravioletten Theile des Lichtes der Kohlenwasserstoff'iiamme auftretenden Banden 1 S. Huggins, Compt. reud. 1880, p. 1455. - On the Spectrum of Water. Proc. Ro3'al Soc. Londou, Vol. XXX, p. 580. 3 Compt. rend. 1880, Vol. 90, p. 1455; ferner Proc. Royal Soc. London, Vol. XXX, p. 576 (1880); in letzterer Abhand- lung sind die Angaben lluggins' vollständiger als in ersterer. •i In Watts' Index of Spectra (1889) ist die Tabelle der Liveing-Dewar 'sehen Zahlen nnvollständig angegeben, da mehrere Baude von längeren Wellenlängen weggelassen sind; es sei deshalb speeiell auf die Originalabhandluug (a. a. 0.) verwiesen. ä Thöses prösentöes a la facultö des sciences de Paris. 1. Spectres de Bandes Ultraviolet des Metalloides avec im taible dispersion. (Pari- 1888, bei Gauthiers-Villars.) Anszng: Compt, rend. Vol. 100, p. 854; Ann. Chem. u. Phys. (6), XIV, 257 (1888). Das sichtbare und das ultraviolette Spectrum. 553 (7/j, Oa, ß, 7 meiner Tafel I) völlig ideutisch mit denjenigen des reinen brennenden Wasserstoffes (Oxyhydrogen gebläse) sind, oder ob vielleicht einzelne Gruppen von Kolilenstotflinien in die Wasserbanden bineinlagern — was nur durch neuerliches genaues Ausmessen der fraglichen Spectren zu entscheiden war. Ferner fiel mir bei den Abhandlungen Herrn Prof. Griinwald's über „Mathematische Spectralanalyse des Magnesiums in der Kohle" ' und über „spectralanalytischen Nachweis von Säuren eines neuen Elementes"," auf dass derselbe bei .seinen Berechnungen über die rhj'tmischen Beziehungen der primären Elemente, in ihren verschiedenen Con- deusationsformen, zum Wasserspectrum die Huggins'schen Wellenlängen des Wasserspectrums neben den Liveing-Dewar'schen Zahlen in die Rechnung setzte. — Es .stimmen aber die für die charakteristischen Linien des Wasserdampfspectrums von Huggins, Deslandres, Liveing und Dewar angegebenen Wellen- längen nicht hinlänglich genau überein. Wenn sich nun aus weiteren Untersuchungen nachweisen liess, dass die Huggins'schen Zahlen nur ungenauere Werthe derselben Hauptlinien des Wasserspectrums sind, als die genaueren Liveing-Dewar'schen, so wären die ersteren aus den Grünwald'schen Tafeln zur mathematischen Spectralanalyse zu streichen und es würden selbstverständlich an den entsprechenden Stellen Lücken in den citirten Tafeln eintreten. Ferner lag mir daran, ein zusammenhängendes Bild der Structur des Emissionsspectrums des Wasserdampfes zu haben, da ein solches bisher noch nicht vorlag.^ In der That war es mir mit meinem Quarzspectrographen möglich, ein derartiges zusammenhängendes Bild des erwähnten Spectrums zu erhalten, welches auch in Tafel I, Fig. IV und V in Heliogravüre reproducirt ist; allerdings litt die Schärfe (insbeson- ders bei Fig. V) merklich bei der Reproduction; wenn im Allgemeinen trotz der sich darbietenden Schwierig- keiten die heliographischen Drucke sehr befriedigend ausfielen, so verdanke ich dies der freundlichen Mit- wirkung des Herrn Vorstandes von Maschek im k. k. militärgeographischen Institute in Wien, welcher die Heliogravüren ausführte. Um das Resultat meiner Spectrographien der ultravioletten Wasserdampfbanden der Oxyhydrogenflamme, sowie der Kohlenwasserstoffflamme zu rcsumiren, ist Folgendes zu bemerken: Das Emissionsspectrum der blauen Bunsenflamme enthält stets neben dem Swan'schen Kohlenspectrum die Hauptbande des Wasserdampfes sehr deutlich; das Auftreten des schön definirten, aus vielen Linien bestehenden, Bandenspectrums ist sehr bemerkenswerth, da dasselbe in Flammen von relativ so niedriger Temperatur (wie Leuchtgas mit Luft im Bunsenbrenner) bisher noch nicht constatirt wurde. Allerdings treten selbst hei 24stündiger Belichtung blos die Hauptbanden H^Oa und H^Oß hervor, während die stärker brechbaren Wasserbauden (y und o) nur beim Zuleiten von Sauerstoff kräftig zum Vor- schein kommen; auch werden die Liniengruppen beim Verbrennen der Kohlenwasserstoffe mit hineinge- presstem Sauerstoff (bei einem Drucke von 20 cm Quecksilber) viel schärfer als sie bei der gewöhnlichen Bunsenflamme auftreten. Das Spectrum der Oxyhydrogenflamme ist mit den in brennenden Kohlenwasserstoffen beobachteten identisch und ich konnte keine in die Wasserbanden gelagerten Kohleustoffliuien beobachten. Was die von Huggins angegebenen Wellenlängen von den Wasserdampfbanden anbelangt, so geht aus der Vergleichung mit meinen Messungen hervor, dass sie nicht selbstständig neben den Liveing-Dewar'- schen Zahlen zu gelten haben, sondern dass das Spectrum mit einem Spectrographen von geringerer Leistungsfähigkeit als meinem oder den Liveing-Dewar'schen aufgenommen ist; es la.ssen sich die von Huggins gemessenen Linien zweifellos in den LiveiTig-Dewar'schen, sowie in meinen Tabellen wieder erkennen. Die betreffenden, von Prof. GrUnwald, auf Grund der Huggins'schen Zahlen aufgenommenen Sonder- werthe von Wasserdampilinien, von welchen eben die Rede war, sind deshalb zu streichen. 1 Sitznngsber. d. kais. Akad. rt. Wissciiach. Mathem.-naturw. Classe, XCVI. Bd. (Decbr. 1887.) S. 1154. 2 Sitznngsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. mathem.-naturw. Classe, XCVIII. Bd. (1889.) S. 785. 3 Liveing und Dowar nahmen das Speetrum der Oxyhydrogenflamme in mclireren Segmenten auf. üeokscUnltüU der malheiu.-n.ilurvv. Gl. LVU lid. "ü 554 Josef Maria Eder, Die von mir ermittelten Wellenlängen des Wasserdampfspectrums sind, wie erwähnt, auf Hartley- Adeuey's Wellenlängen des Cadmium, Zink und Blei bezogen. Dementsprechend machen sich auch bei meinen Messungen gegenüber den Liveing-Dewar'schen Zahlen, Differenzen geltend, welche auf die verschiedene Wahl der Vergleichsspectra uud der zu Grunde gelegten Wellenlängen der MetalUiuien zurückzuführen ist. Da die von Hartley und Adeney ermittelten Wellenlängen eine grosse Anzahl von genau untersuchten Metallspectren umfasst, welche unter «ich völlig vergleichbar sind, so ist eine eventuelle Reduction meiner Zahlen auf andere Bezugsspectreu leicht aus- zuführen. Emissionsspectrum des Wasserdampfes in OxyliydrogeDflammeii, sowie in brennenden Kohlenwasserstoffen. Hug- gins Deslan- dres Liveing uud Dewar Eder Bemerkungen Hug- gins Desl an- dres Liveing und Dewar Eder Bemerkungen 3552-5 schwach 3321-8 3322-1 schwach 3324-1 3523-9 sehr schwach 3319 6* — — » CD ;= 35-20-0 3514-0 3.507-1 3502-8 3497-6 3492-7 Q 1 OA . A ^schwach r/iiemlich stark 3318 3314 3311 3310 3308 3307 0 3317-8 8 3314-5 4 13311-2 5 3310-3 9*1 — 5 13306-9 > schwach sehr breit; wahrscheinlich doppelt schwach M g-^ 13488-6 g-gl 3487-1 ^-S"? 3484-0 txj^-S 3479-1 Qa% 3476-8 d-il 3473-7 .schwach 3304 3298 9 '3304-8 3300-9 7 3298-5 breit i schwach i sehr schwach 3295 3293 3291 3290 5 0* 8* 7 3295-3 3290-7 stark i43 3289 9 3289-7 3473 3471-9 3471-4 ziendich stark. Stiii-kste cha- 3286 3285 9 13286-5 7 13285-3 schwach \ 3469-6 '3469-0 rakteristische Linie des 3284 3 3284-2 3467-7 3467-3 Baudes. Es folgen mehrere 3282 9 13282-6 3465-9 3465-3 sehr schwache Linien auf 3281 2* — dunklem Grunde (also auf 3279 2'- — schwachem contiuuirli- 3278 3 3278-5 'ziemlich stark 1 Es folgen acht Lini- chem Spectrum) bis >, = 3458-0. 3276 3276 3275 3273 3 3276 6 5 .3275-2 7 3273-9 en bis 3271 4*, — 3458-2 345« -0 3270 0 3270-3 nebelige Linie 3447-6 3447-7 \ Au das vorige Band schliesst ^ sich das nebenstehend ) ausgemessene, dessen Li- 3268 5 3268-4 > stark 3444-7 3444-9 3266 3266 4 3265-9 3442-3 3442-4 3262 3263 6 3263-0 sehr stark 3439-7 3439-8 l nien in regelmässigen Ab- ) ständen sich anordnen 3262 5* - 3437-4 3437-6 3260 7s= 3435-4 3435-5 i stark 3258 4 3257-9 sehr schwach 3433-5 3433-9 3256 3256 4 3256-3 \ 3431-8 3428-5 3432-0 starke charakterist. Linie schwach 3254 3253 8 2 3254-2 3253-2 Uiemlich stark 34295- 3427-6 3427-7 3428-0 starke charakteiist. Linie 3252 0 3251 7 ) und Schluss dieses Bandes 3250 5 |3250-2 schwach Was 2 84 8 e r b c a n d e a. 3249 3248 3243 8 ' - 4 3246-6 7 3243-5 Ssehv stark :^t^ ■SS ? « 3242-5 3242 3240 3 3-242-3 6 3240-5 sehr schwach 'S 'S « 9 ^3237 9 3238 -0 stark £ fl n 0 *: « breit, ziemlich stark 2924-8 2924-4 2923-8* 2924-4 2923-7 \ 3005 3005 3005 6 0 3005-6 3004-9 ziemlich stark 2922-5 2921-5 2919-8 2921-6 2919-8 stark schwach 3002 3001 2998 9 7 3001-3 2998-3 ziemlich stark schwach 2917-5 2918-5 -2918-2* 2918-4 sehr starU 2999 2997 8 2997-2 ■• stark 2916-3 2916-4 stark 2996 6 2996-3 2915-7 2915-5 2994 2994 8 '2994-5 schwach 2913 2913-5 2913-3 2992 9t — , 2912-9 2912-6 2991 2991 7 2991-7 \ 2911-4 2911-2 ) 2989 2990 5 ■2990-3 2910 2909-4 2909-4 schwach 2988 2987 5 2 2988-9 2987-2 ( ziemlich stark 2907 2908-3 2907-3 2908-4 2907-0 '. stark 2985 2983 7 8 2985-2 2983-8 s 2906-61 2906-0) 2906-5 schwach 2982 2982 1! 2982-4 i schwach 2904 2903-7 2902-5 2903-8 2902-7 sehr stark schwach 2981 2980 2979 2977 2 4 8 2980-0 2978-9 2977-5 t ziemlich stark stark 2900-9 2900-2 2899-5 2900-8 2900-1 2899-3 > stark 2975-5 2975 1 2974-6 sehr stark 2898-8* — 2973 2972 9t 2( 2972-8 sehr schwach 2897 2898-1 2897-6 2897-9 '2897-3 schwadi l 2971 li 2897-1? — ) 2970-5 2970 7 2970-6 i schwach 2895 2896-1 2895-6 schwach 2970 0 2969-8 2894-2* 2968 Ol 2068-1 ) 2893-5 '2893-4 sehr schwach 2968 0) ' ziemlich stark nebelig 2892 2892 - 9 2892-6 sehr stark, charakteristisch 2967-5 2967 2966 J! 2966-6 ) 2890 -81 2890 -2j '2890-4 stark l 2966 2965 5 2965-0 ^ 2889 -Sj '2889-6 2963-7 2889 -2( ) 2962 9 2962-4 ; sck\\ ach •2888-5 2888-4 sehr schwach 2962 1 2961-6 2887-5 2887-5 2887-3 ziemlich stark 2959 2960 2958 0 9 2959-5 2958-4 ) ■-'886 -;;| 2886 -Ij 2886-2 schwach 2957 2956 11 2956-3 stark, nebelig 28S5-3 2884-2* 2885-1 S(ihr stark 2955 2955 5 2955-2 i schwach 2883 2882-5 2882-8 ziemlich stark 2954 5 2954-0 2881-8 2881-9 schwach 2953 2952 § 2952-5 j 2880 2881-1 2881» -3 2S80-8 2880-1 Uehr schwach 2951 2951 29" 1 l 2951-3 ziemlich stark 2878-3 2878-2 2876-7 sehr stark sehr schwach 2950 ■71 2949 - 9 ( 2876 2875-8 2875-5 stark 295U Ij ) 2875-0 2874-5 ■sehr stark 2948 5 2947 - 9 sehwach 8272-5 2871-91 2871-6 2947 2947 5 2947-1 sehr stark •2871-51 j 2946 5* — 2869-5 2869-5 2870-0 j 2945 2 2944-6 stark 2868-3 •2868-8 f stark 1 2943 2944 2 2943-7 schwach 2866-0 2866-0 2940-6 2940-0 stark 2S65-5t 1 :{: Scliwacl le Ijii lie. t Sein • sohwaclie Linie. Das sichtbare und das ultravioleUe Spectrum. 557 Hug- gins Deslan dies Liveing und Dewar Eder Bemerkungen Hug- gius Deslan- dres Liveing und Dewar Eder Bemerkungen 2811-7 •2863-3 2861-7 •2860-3 2859-4 2857-6 2855-4 •2854-9 2853-9 2852-2 2850-71 2850 -3f 2849-5 2848-8 2847-4 2846-3 2845-4? 2844-4 2.S43-1? 2842-7 2842-2 2841 -Ot 2840-1 2838-8 2836-7 3835-8 2835-0 2834-0 2833-3 2831 2831 2829-8 28'29-2t 2828-7 ■2828 -3t 2826-3 2825-2 2824-8 2824-0 2822-3 2821-8 2821 -2t 2820 -7t 28-20-1 2819-3 2818-7 2818 -2t 2817-1 2816-1 2815-6 2814-9 2813-5 2812-4 2812-11 2811-7 2Hll-3t 811-2 :;! •2864-1 2862-5 •2860-9 2859-5 2858-4 2856-0 •2854-6 2853-4 2852-0 2850-1 2849- 2848- 2847' 2845 2843-7 2842-6 2842-0 2840-0 2838-4 2836 ■ 1 2835-4 2834-7 2833-8 2833-0 2830-9 2829-3 2828-3 2826-0 28-25-1 28-24-7 2823-3 2821-4 2819-7 2819-0 2818-4 2816-8 2815-7 2815-5 2814-7 2813-0 2812-2 -2811-2 2811)- 8 stark breit stark sehr stark stark sehr stark > stark schwach sehr stark •sehwach ) ziemlich stark stark sehr stark, breit schwach sehr stark stark stark sehr schwach stark ■ schwach l stark schwach • sehr scliwach sehr stark, charakteristisch Schhiss des Bandes. Es er- streckt sich noch ein seliwa ches continuirliches Spec- trum bis beiläufig ), = 2808-, von da ab beginnt das fol- gende Band 7 in schwachen Anfängen. Die Linien lie- gen auf einem schwachen continuirlichen Spectrnm, welches gegen >, 2811 zu stärker wird. 1 W a s s e r b 2806-8 2802-9 2799-8 2796-9 2793-8 2791-7 2790-5 2786-5 2784-8 2783-2 2780-7 2778-6 2776-1 2767-3 2766-3 2764-1 2761-4 2759-8 2757-0 2754-7 2753-1 -2751-0 2748-3 2745-9 2742-7 2740-2 2737-8 2735 2732 2730 2728 2726 2724 27-23 2721 2719-8 -2718-2 •2717-2 2715-8 2714-5 2713-6 2711-6 2709-6 2706-2 2705-2 2704-3 2701-6 2698-8 2695-4 2693-8 -2691-7 2990-6 2688-9 2687 - 7 2686-5 •2685-5 2683-7 2683-0 ■2680-9 -2679-0 2678-2 2677-3 2806 2802 2799 2796 2793 2791 2790 2785 2784 2782 2780 -2778 2775 2767 2765 2763 2761 2760 2757 2753 2752 2749 2747 2744 2742 2739 2737 2734 2731 27-2'.) 2727 2725 2724 27-22 2720 2719 2717 2716 2714 2713 2712 2710 2708 2705 2704 2703 2700 2698 2694 2692 2691 2690 2688 2787 2686 2685 2683 26H0 2678 2677 2676 Von diesem Baude des Emissionsspectrums des Wasserdampfes bestimmte ich blos jene stärkeren Linien, welche liei jener Belichtungs-Dauer zum Vorsehein kommen, die dasWasserbaud ß in allen schw schwach ■ sehr schwach schwach sehr schwach ;schwach ■ etwas stärker I Vziemli ich stark schwach stark ziemlich stark, breit stark schwach ziemlich stark ■ scliwach stark breit > stark schwach iicben Linien zu photographiren gestattet. Die bei Liveing und Dewar angegebenen schwächsten Linien sind in der vorstehenden Tabelle weggelassen. 558 Josef Maria Eder, Das sichtbare und das ultraviolette Spectrum. Hug- gins Deslan- dres Liveing und Dewar Eder Bemerkungen Hng- gins Deslan- dres Liveing und Dewar Eder Bemerkungen 2675-8' 2675-3 ) 2617-7 2617-0 schwach 2673 2 2672 6 >8tark 2616-5 2615-7 2671 1 2670 4 2614-6 2614-0 , 2668 2666 1 2667 0 , 2665 5 6 i schwach stark 2613-5 12611-0 2612-8 ziemlich stark, breit 2663 i) i 2663 3 12609-7 2610 • 1 sehr schwach 2660 9 £660 5 . schwach 2608-9 2608-7 2659 7 2659 0 2609-8 2608-4 2607-6 stark, charakterist. Schluss- 2657 4 2656 8 stark linie des Bandes v. 2654 2653 3 2653 7 , 2653 9 2 i schwach 1 2651 3 2650 9 W a s 8 e r d a m p 1' b a n d S. i 2648 2645 2643 2642 2640 2638 2636 2 7 1 2 5 5 9 2647 2645 2642 2641 2640 2638 2636 7 4 7 8 4 4 4 > stark . scliwach i stark schwach 2589-1 2584-4 2569-1 2567-0 2559-6 2556-4 2588 3584 2568 2566 2559 2556 7 3 5 5 0 0 \ 2635 2634 2631 7 8 3 2635 2634 2630 3 1 9 ziemlich stark breit, stark 2553-4 2550-3 2547-7 2553 2550 2547 2 0 1 1 2628 2627 2625 2624 2622 2622 3 7 9 3 8 2 2627 262G 2625 2623 5 5 2 6 • schwach stark, breit 2537-7 2530-2 2524-2 2519-8 2503-1 2536 2530 2523 2518 2502 4 0 7 9 2 \schwjich i 2622 1 ziemlich stark 2491-1 2490 7 \ 2621 2620 2618 4 6 9 2620 2719 2618 7 5 schwach ziemlich stark 2471-9 •2462-8 2456-0 2449-3 2471 2461 2455 2448 1 9 7 6 1 1 Es sind hier nur die stärkeren Linien gemessen und mit der correspondirenden von Live in g und I)#war gemes- senen verglich 3U WO •de u. 'i^SXS,-^ a a ä Ol o >-. 3 «G CS I 3 r-r903Z M na .SS Ca o Ol cn a o a iäj 1 aj 'i I 559 EIN GEOLOGISCHER BERICHT ÜBER SREDiJi mi, ZWISCHEN DEN ElIJSSEN WlMlü Pll SIEEI VON GEORG N. ZLATARSKI (iSlTit 1 c|ecfoijixlveu 3iazte.\ VORGELEGT IN DER SITZUNG AU S. MAI 1890. Die geographische Lage der Srednja Gora, welche sicli südlich von der Stara Planina und nördlich von der Rhodope befindet, ist von der ersteren durch das Becken von Zlatica und von der Rhodope durch das weite Tiial der Marica geschieden. Sie reicht von Ost nach West, und ist ihre geographische Lage zwi- schen den Flüssen Topolnica und Strema genau bestimmt. Die Topolnica windet sich um die Srednja Gora nördlich und westlich, die Strema nordöstlich und östiicli. Dieses vonNatur aus so wohl umschlossene Gebirge hat eine Länge von circa 60 und eine Breite bis 30 km. Die Physiognomie der Srednja Gora ist von jeuer der Stara Planina (dem centralen Balkan) verschieden. Vor Allem ist die Srednja Gora nicht so hoch wie die letztere, sie ist jedoch breit und durch ihre sanfter gerundeten Bergspitzen gekennzeiclinet. Die mittlere Höhe der Srednja Gora beträgt bis 1372 m und den liöchsten Punkt bildet die üergspitze Bogdan (1570 w), südöstlich von Koprivstica. Der östliche Theil ist überhaupt der höhere. Die Neigungen dieser Berge sind nicht an allen Seiten gleich steil; nördlich gegen den Kessel von Zla- tica sind sie am steilsten, weniger steil hingegen nach Ost. Gegen Süd senkt sich das Gebirge ganz allmälig in Terrassen und läuft nach dem Flusse Marica ganz sanft aus. Die Srednja Gora ist mit schönen, alten Wäldern bedeckt, in welchen die Eiche und Rothbuche vorherr- schen. Der nördliche Theil ist waldreicher als der südliche. Auf den Höiien liegen oft grosse Felder und Wiesen, auf welchen den grössten Theil des Jahres hindurch viele Viehherden geweidet werden. Die Srednja Gora gehört mit ihrem ganzen Gebiete in das Flussgebiet der Marica, deren wichtige Neben- flüsse Topolnica, Luda Ynna und Strema die Srednja Gora drainiren. Als eine der am wenigsten zugänglichen Gegenden Bulgariens ist die Srednja Gora bis vor Kurzem in der wissenschaftlichen Literatur nur wenig bekannt gewesen. Lejean und v. Hochstetter sind fast die ersten, welche gleichzeitig, aber unabhängig ihre geographische Lage bestimmt haben ; vor diesen hatte keiner der 560 Georg N. Zlatarski, Balkan-Eeisendeii eine klare Vorstellung über dieses Bergland; sogar Ami Boue und v. Barth hielten die Srednja Gora für einen wesentlichen Theil der .Stara Planina. Eine gute geographische Karte des Landes haben erst die russisciien Topograplien, während des letzten russisch-türkischen Krieges hergestellt, und erst der um die Organisation und Erforschung Bulgariens so verdiente Historiker und Geograph Prof. Dr. Constantiu Jirc- cek in Prag hat eine gelungene geographische Beschreibung celiefert. ' Noch weniger weiss man über die geologische Beschaffenheit der Srednja Gora. Die Ursache liegt darin, dass vor mir Niemand durcli diese Gegenden gereist ist mit dem Zwecke^ sie geologisch zu studiren. Für A. Boue existirt die Srednja Gora als geographischer Begriff nicht, aber wir sehen in seiner geolo- gischen Manuskript-Karte der europäischen Türkei dieses Gebiet mit Schistes cristallins und Granite bezeichnet. Der erste, weicher auch etwas über die Geologie der Srednja Gora geschrieben hat, ist v. Höch- st et ter. „Über die geologische Zusammensetzung dieses Gebirges", sagt der gelehrte Geologe, „kann ich nurso viel sagen, dass der Grundstock jedenfalls krystallinisch ist." ^ Er hat bei dem Dorfe Banja im östlichen Theile der Srednja Gora manche Gesteine beobachtet, und weil es Granite waren, so dachte v. Hochstetter, dass der Granit des Kalofer-Balkan auch in der Srednja Gora überall verbreitet sei. Er verzeichnet Gneiss und Glimmer- schiefer nördlich von Basardzik an der Topolnica. v. Hochstetter sagt weiter: „westlich an der Topolnica oberhalb Tatar-Basardzik herrscht Gneiss und Glimmerschiefer vor. Auf diesem krystallinischcE Grundgebirge lagern aber ohne Zweifel mesozoische Sehichtensysteme von demselben Alter und petrographischem Charakter wie in Karadza-Dagh. Im rumelischen Mittelgebirge haben wir somit einen ursprünglich zusammenhängenden, jetzt durch tiefe, bis in das krystalliuisclie Grundgebirge eingerissene Querthäler getrennten, ostwestlichen Zug von triassischen (zum Theile vielleicht auch jurassischen) und cretacischen Bildungen südlich vom Balkan und parallel mit diesem Gebirge. Die speciellere Gliederung dieser mesozoischen Bildungen ist eine noch in der Zukunft zu lösende Aufgabe." * Prof Dr. Franz Toula unterscheidet nach v. Hochstetter in seiner geologischen Übersichtskarte der Balknnhalbinsel vom Jahre 1882 drei Formationen in der Srednja Gora; der nördliche Theil ist als Glimmer- schiefer und Gneiss bezeichnet, die Mitte — als Formationen unbestimmten Alters, und der sUdlichc — als Granit. * In der Karte von H. Skorpil, ohne Text (1882), ist ein grosser Theil der Srednja Gora als krystallinisch bezeichnet; in dem südwestlichem Theile befinden sich Sedimentgesteine der Trias oder Dyas, welche von Petric in südlicher Richtung herrschen; nördlich von den Sedimentgesteinen befindet sich nach Panagjnriste eine Eruptivzone, bestehend aus Augit-Andcsit, Dolerit (?) und Basalt (?). In seiner neueren Karte (1884) colorirt Herr Skorpil die Srednja Gora etwas anders, ohne die Ursache dafür anzugeben. Er bezeichnet die nordwestliche Hälfte als Granit und die übrige als Gneiss. Die Sediment- gesteine der Trias oder Dyas werden hier als Flysch (Neocom) angegeben. Im Jahre 1882 hat H. Sanner manche Theile von Süd-Bulgarien untersucht und sich zweimal der Srednja Gora genähert, doch sagt er selbst: „Zur Kenntniss des geologischen Baues der Srednjn-Gora hat meine Reise nur geringe Beiträge geliefert".'' Er hat in dem östlichen Theile des Kesseler-Bair Stücke von verwittertem Granit gefunden, woraus er sehliesst, dass der östliche Theil der Srednja Gora nur ans Granit bestehe. Bei Semetlii an der Topolnica hat er Gneiss in dicken Schichten constatirt und nicht weit von dem Orte auch dünne, mit Glimmerschiefer wechsellagernde Bänke von Gneiss. „Der Kairak-Bair", — setzt er fort, — „besteht 1 Periodieesko Spisanije na Blgarskoto Knjizovuo Druzestvo. Heft VIII, IX, X. (1884) Sofia. — Konst. Jiiecck, Cesty po Bulharsku, p. 209—281. Prag 1888. - V. Hochstetter, Die geologischeu Verhältnisse des östlicheu Theiles der curopäischeu Türkei. Jahrb. d. k. k. gcol. Reichsanstalt iu Wien, XX. Bd. 1870, S. 431. 3 V. Hochstetter, 1. c. S. 431. •' Fr. Toula, Geologische Übersichtskarte der Balkan-Halbiusel. Peteruiann's Geogr. Mitthcilungen, 1882, Oct.-Hel't. 5 H. Sanner, Beiträge zur Geologie der Balkan-Halbiusel. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch., XXXVIL, 2., S. 488. Srednja Goru. 561 ganz aus Gneiss und Glimmerschiefer."' Weiter beschreibt er bei Duvanlii auch die Eruptivgäuge von Liparit, wobei er auch eine ausführliche Beschreibung der mikroskopischen Zusammensetzung dieser Felsart gibt. Sanner betrachtet recht ausführlich auch die mesozoischen Schichten, welche v. Hochstetter zwischen KoprirsticaundPanag;juriste angegeben liat, und zieht folgenden ziemlich richtigen Schluss: „Mir scheint jedoch dieser ganze Zug mesozoischer Gebilde am Nordrande der Srednja Gora, welcher ja an und für sich sehr problematisch ist, wenigstens in seiner Erstreckung bis zum Keseler-Bair durchaus nicht wahrscheinlicli zu sein. Abgesehen davon, dass ich in den Thälern der von der Srednja Gora herabkommenden Räche nur kry- stallinische Gerolle und keine Trümmer von Sedimentgesteinen fand, wurde mir auch von einem in Philippopel lebenden Bergingenieur, welciier die Srednja Gora über Panagjuriste und Koprivstica bereist hat, die Mit- theilung gemacht, dass er auf dieser Route nirgends jüngere sedimentäre Gesteine, sondern nur Gneiss und Glimmeschiefer gefunden habe. ^ Neuere Untersuchungen über die westliche und eigentliche Srednja Gora haben wir nicht. Prof. Toula liat im Jahre 1884 nur den östlichen Thcil, den Karadza Dagh bereist. Bei diesen lückenhaften Kenntnissen und zweifelhaften Meinungen tiber die geologische Zusammensetzung der Srednja Gora entschloss ich mich im Sommer 1886, diese schönen Gegenden meines Vaterlandes nach verschiedenen Richtungen zu durchreisen, um sie möglichst genau kennen zu lernen. Die Marschrouten, welche ich einschlug, sind die folgenden: 1. Von Pirdop über Du.sanci nach Koprivstica. 2. Von Koprivstica über Bunaja-Planina nach Smllovene. 3. Eine Route von Koprivstica bis auf die Bogdan-Planina. 4. Von Koprivstica über Pop, Bic nach Panagjuriste. 5. Von Panagjuri.ste nach Bela prst (der weissen Erde) und über Banja, Bäta zurück nach Panagj- uriste. 6. Von Panagjurigte über den Berg Bratia nach Celopeß. 7. Von öelopec in der Richtung der Topolnica nach Poibrene. 8. Von Poibrene über Aramlievec Kamenica nach Petric. 9. Von Petric nach Meöka. 10. Von Mecka nach Lesicevo. 11. Von Lesicevo über Jelsica nach Panagjuriste. 12. Von Panagjuriste über Strelca nach Staro-Novo-Selo. 13. Von Staro-Novo-Selo nach Koprivstica. 14. Von Koprivstica über Klisura nach Karlovo. 15. Von Karlovo über Banja, Hissar nach Philippopel (Plovdiv). Diese Marschrouten haben mir die Möglichkeit gegeben, alles für die Zusammenstellung der beigegebenen geologischen Karte der Srednja Gora Nöthige zu beobachten. Übersicht der Formationen. Die geologische Beschaffenheit der Srednja Gora kann man in Kürze folgendermassen zusammenfassen : Der Grundstock des ganzen Massives zwischen den Flüssen Topolnica und Strema besteht grösstentheils aus Granit-Gneiss, Gneiss und verschiedenen krystallinisehen Schiefern von azoischem Alter, welche von ver- schiedenen granitischen und trachytischen Gesteinsarten durchbrochen sind. Die ersten erscheinen an verschie- denen Stellen zwisciien Granit-Gneiss, Gneiss und Glimmerschiefer, während die anderen als Andesite und Tracliyte im südwestlichen Theile der Srednja Gora einen bestimmten und ziemlich grossen Raum erfüllen. Zusammen mit den letztgenannten Felsarten auf der westlichen und südwestlichen Seite dieses Massives ruhen s H. Sanner, 1. c. S. 489. 1 H. Sanner, 1. c. S. 490. OenksclirifteD der mathem.-naturw. Gl. LVU.Bd. 7t 562 Georg N. Zlatnrski, über den azoischen krystalliniselien Schiefern dolomitisch-kalkige Gesteine und kalkig-meryelige Schiefer der Trias, und über diesen, sowie stellenweise unmittelbar über dem Gliramerscbiefer liegen kreidige, sandige, mergelig-sandige und kalkig-mergelige, bläuliche und röthliche Gesteine. An den Flüssen, am Fusse der Srednja Gora, sowie in den Ebenen um das Gebirge, finden wir nur Diluvium und Alluvium. Granit-Gneiss. Ein grosser Theil der Srednja Gora ist aus Granit-Gneiss und Gneiss zusammengesetzt, zwischen welchen noch Amphibol-Gneiss, Amphibolit, Glimmerschiefer, Amphibolschiefer, Chloritschiefer und Sericitschiefer auftreten. Die Felsarten, welche fast den Haupttlieil der Srednja Gora ausmachen, heginnen im Westen, l)ei Vranski Kamik und erstrecken sich östlich bis zum Flusse Strema. Im Norden erreichen sie die Topolnica nicht, und im Süden sind sie von der eruptiven trachytischen Zone und von der diluvialen Ebene der Marica begrenzt. In diesem so begrenzten Massiv constatirte ich an einigen Steilen granitisciie, dioritisclie, sowie Diabas- und Porphyr-Gänge, welche zumeist den Gneiss und den Granit-Gneiss durchbrechen. Dasselbe Massiv erstreckt sich bis zum Balkan. Eine kleine Zone aus Granit-Gneiss finden wir auch im südwestlichem Theile der Srednja Gora, von Poibiene nach Lesicevo; doch herrscht hier doch mehr der eigentliche Gneiss vor. Der Granit-Gneiss ist somit das wichtigste und verbreitetste Gestein der Srednja Gora. Aus ihm besteht ein grosser Theil der Klimas-Planina sowie die Umgel>ungen von Koprivstica. Granit-Gneiss findet man aber auch zwischen Staro-Novo-Selo und Koprivstica, zwischen Koprivstica und Klisura, nördlich von Panagjuriste nach Topolnica, um Poibrene, nicht weit von Lesicevo, zwischen Panagjuriste und Staro-Novo-Selo u. s. w. Ich zweifle nicht, dass aus demselben Gesteine auch der Haupttheil der östlichen Partie unseres Massives zusammengesetzt ist, in welche es mir nicht möglich war einzudringen. Ein grosser Theil dieses Granit-Gneisses erscheint bei makroskopischer Untersuchung vollkommen massig oder nur mehr weniger lagerhaft, so dass man ihn als Muscovit-Granit ansprechen würde, wenn nicht die mikroskopische Untersuchung bestimmende Aufschlüsse gäbe. Die Verschiedenheit der mineralischen Bestandtheile im Granit-Gneiss ist nicht gross. Diese Bestandtheile sind: Feldspath, welcher als Orthoklas, Oligoklas und Mikroklin erscheint, dann Quarz und gewöhnlich weisser Glimmer (nur sehr selten kommt auch schwarzer [dunkler] Glimmer vor, z. B. in dem Berge zwischen Kopriv- stica und Klisura, Medet-Dere, bei Poibrene und an anderen Stellen). Ausserdem treten auf: Granat, Apatit, sehr selten Magnetit und Zirkon, und als untergeordnete Mineralien Epidot und Limonit. Mit wenig Variationen sind dies die Hauptmineralien, welche im Srednja Gora-Granit-Gneiss vorkommen. Die Mengenverhältnisse dieser Mineralien sind jedoch sehr veränderlich ; bei manchen ist der Quarz vorherrschend, bei anderen dagegen Feldspath oder Glimmer. Mit wenigen Ausnahmen kann der Granat als allgemeiner Begleiter in dem Gesteine angenommen werden. Fast ausnahmslos sind diese Gesteine oft tief hinein zersetzt. Nur selten findet man ein frischeres Stück (man vergl. Prof. Toula's Beschreibung der Gesteine im centralen Balkan ' nördlich von Kalofer.) Da, wo die Gesteine massig entwickelt sind und weniger von den Atmosphärilien verändert wurden, bilden sie die in Granitgebieten gewöhnlichen Felstbrmen; Säulenförmige Absonderungen und Blockmassen. Solche Felsformen und Blockmassen sieht man südlich von Koprivstica, in der Richtung nach der Wasserscheide. Ich deutete schon früher an, dass die Gesteine sich mehr massig, als geschiefert zeigen. In beiden Fällen sind sie von vielen weissen und röthlichen Quarzgängen von verschiedener Mächtigkeit durchsetzt. Bei denjenigen Granit- Gneissen, bei welchen die „Lagerung" zum Theile noch zu sehen ist, sind die Bänke ausnahmslos unter ver- schiedenen Winkeln nach Süd und Süd-West geneigt. Biotit-Gneiss, Muscovit-Gneiss, Amphibol-Gneiss. Mit dem Granit-Gneiss zusammen und fast in eben so grosser Verbreitung findet man in dem Massiv der Srednja Gora auch Glimmer- und Amphibolgneiss. Der erstere von ihnen nähert sich dem Granit-Gneiss, und der letztere den Amphiboliteu. In dem begrenzten 1 Denkschriften dci- kais. Akad. <1. Wiss. LV. Bd. (1889), S. 42 ff. (des Sep.-Abdr.). Srednja Gora. 563 Massiv zwischen Topolnica uud Strema liat der Gneiss melir braunen und grünen und weniger weissen Glimmer, aber fast alle Varietäten enthalten auch mehr oder weniger Amphibol, welcher hie und da in Chlorit umgewandelt ist. Der Feklspath iiat fast immer Veränderungen erlitten, jedoch kann mau den Orthoklas von Plagioklas noch unterscheiden; manchmal bemerkt man auch etwas Mikroklin. Der Quarz ist rein und klar, oder er ist mit festen, flüssigen und gasförmigen Einschlüssen erfüllt. Der weisse Glimmer kommt als solcher sehr selten vor, meistens ist er aus dem dunklen Glimmer, welcher vor- herrscht, gebildet. Sphen und Apatit sind in vielen Gneissen vorhanden, Magnetit, Granat und Pyrit nur in manchen. Rufilnädelchen findet man nur im Amphibol-Gneiss von Poibrene. Hämatit, Limonit und Chlorit welche in unseren Gneissen gleichfalls vorkommen, sind als Secundärbildungen zu betrachten. Nach den mineralischen Bestandtheilen und nach der Structur sind diese Gneisse sehr verschieden- manche haben weisse, andere bunte, und auch dunkle Farben; manche sind massig, und andere gelagert- bei manchen unterscheidet man schon mit uubewaffuetem Auge die Hauptmineralien, andere sind sehr klein- körnig, ja sogar dicht und compact. Ein grosser Theil der Gneisse ist verändert, verwittert und mit Rost- flecken bedeckt. Auch diese Gneisse unseres Gebietes sind sehr mannigfaltig. In der beiliegenden geologischen Karte der Srednja Gora sind der Granit-Gneiss und der Gneiss mit einer und derselben Farbe colorirt, weil es unmöglich war, den einen von dem andern scharf zu trennen; die beiden Gesteine gehen in einander über, und es ist sehr schwer zu bestimmen, wo das eine beginnt, uud wo das andere aufhört. Wie bei den früher erwähnten Gesteinen, so findet man auch beim Gneiss weisse Quarz- gänge, uud die „Schichten" sind nach Süden, oder etwas nach Süd-West geneigt; nur bei Aramlievec, west- lich von Poibrene und ausserhalb Topolnica fallen die zerquetschten Gneissschichten unter 20° nach Nord. Glimmerschiefer, Amphibolit, A mphibolitschiefer, Chloritschiefer, Sericitschiefer. Besonders entwickelt finden wir charakteristische Glimmerschiefer in dem nördlichen Theile der Srednja Gora. Ein grosser Theil dieser Gesteine tritt im i5ecken von Zlatica zu Tage: bei Mirkovo, Zlatica, Pirdop u. s. f. Während sie hier stark verwittert sind, findet man sie an den Ufern der Topolnica ganz frisch. Hier streichen sie fast genau von Osten nach Westen und fallen steil nach Süden. Glimmerschiefer werden aber auch südlich von der tracliytischen Eruptiv-Zone und an den beiden Seiten der Toi)oluica gefunden, und erstrecken sich auch nacii der Ichtiman-Plauina. Glimmerschiefer finden sich weiters aucli in dem Central-Massiv zwischen dem Gneiss und Granit-Gneiss meist in dünnen Zwischenzonen. Nördlich von Staro Novo Selo erreichen solche Zwischenlagerungen auch eine grössere Mächtigkeit. Der Glimmerschiefer herrscht am meisten in der Umge- bung vonKopriv.stica und ausserdem zwischen dieser Stadt und Panagjuriste; wie weit sie nach Osten und nach Westen verbreitet sind, ist mir dermalen unbekannt. Nördlich von dem trachy tischen Terrain fallen die Schichten der Glimmerschiefer fast immer nacli Süd und Süd-West, aber der Winkel des Verflächens ist sehr ver- änderlich. So beträgt er z. B. südlich von Oelopec 30—40°, an der Dälga Reka nach Klisura 30—45°, auf der Bergspitze Bratia 30—32° und bei dem alten Bekleme des Klimas, stehen die Schichten der Glimmer- schiefer fast vertical; ebenso in dem Thale Sirinejka südwestlich von Koprivstica. Bei Mileva Reka fallen sie dagegen wieder unter 45° nach Süden u. s. f. Anders ist die Richtung der Glimmerscliiefer westlich von Poi- brene und südlich von Kamenica; hier sind die Glimmerschiefer nach Norden geneigt ebenso nach Nordwesten und Nordosten; im Südosten von Poibrene sind sie nach Süden und Südosten geneigt. In dem ganzen unter- suchten Terrain finde ich es fast unmöglich, die genaue Grenze zwischen Glimmerschiefer und Gneiss zu bestimmen, weil ein grosser Theil der Srednja Gora mit Wiesen, Wäldern und mit einer dicken Humusschichte bedeckt ist. Beim Coloriren der Karte war ich daher vielfach gezwungen, das Terrain nur nach den hie und da an der Oberfläche gefundenen Gesteinsstücken zu bezeichnen, so bei den Bergspitzen: Bic, Bogdau, Lisec, Bratia u. s. f. In dem Glimmerschiefer der Srednja Gora und ihrer Umgebung tritt meistens der weisse Glimmer, in kleinen und grossen Blättern auf. So ist er z. B. im Zlatica-Becken, während in dem Glimmerschiefer nach der Mitte des Gebirges sich sehr oft nel)en dem weissen auch der dunkle Glinmier findet. Der Quarz ist allge- n* 564 Georg N. Zlatarski, mein uod iu Uberschuss fast überall vorbanden. In einem granitisirten Glimmerschiefer bei Lesicevo, durch welchen Pegmatitgäuge hindurchgehen, fand ich auch etwas Feldspath; in demselben Gestein bemerkte ich auch Apatit und Granat. Der Granat ist in dem Glimmerschiefer bei Zlatica iu Menge vorhanden. Etwas nach Südosten von Koprivstica befinden sich iu dem weissen Glimmer eines Glimmerschiefers, sowie in dem Quarz kleine Blättchen von Sericit und wahrscheinlich wird in ihnen auch Sillimanit vorhanden sein ; in demselben Gestein gibt es auch Magnetit. Spheu und Leukoxen, mit Magnetit und Pyrit findet man in dem Glimmerschiefer des Krezul, nach dem Berge Bogdan. Mit dem Glimmerschiefer findet man sehr oft Amphibolit (gegenüber Bunaja, Pirdop bei den türkischen Gräbern u. s. f.\ Amphibolitschiefer (zwischen Stare Novo Selo und Koprivstica), Chloritschiefer (am Flusse Klisura), Sericitschiefer (^sUdöstlicli von Koprivstica nach Bogdau). In der Nähe von Klisura an der Dälga Reka werden die letzteren gleichfalls beobachtet, und ich glaube, dass bei der eingehenderen Erforschung dieser Gesteine auch noch manche andere Schiefervarietäten gefunden werden könnten. Massige k rystallinische Gesteine. In dem krystallinischen Bergmassive der Sreduja Gera zwischen dem Gneiss und Glimmerschiefer treten an vielen Stelleu Gänge von massigen krystallinischen Gesteinen auf, welche nach Rosenbusch folgendermasseu unterschieden werden können: Granit bei Medet-Dere nach dem Wachhaus, bei Sejovec und Lesicevo. Pegmatit tritt in grösserer Verbreitung auf als der eigentliche Granit. Schöner Pegmatit tritt durch die Gneissgesteine bei Smilovene zwischen Koprivstica und Stielca, nördlich von Lesicevo zwischen Staro Novo- Selo und Koprivstica, im Osten von Klisura u. s. w. und findet sich verwittert im Nordwesten von Koprivstica, im Nordost von Panajijuriste, bei der zweiten Hüttengruppe nach Arandievec und an anderen Orten. Eigentlichen Aplit-Granit findet man nicht weit von den Flüssen Topolnica und Rorac. Granitit erscheint am Lisec bei der Schäferhütte, bei Asaua und am Berge Bratia. Amphibolgranitit und Mikrogranit mit Amphibol coustatirte icli zwischen Panagjuriste und Zlatica in der Nähe des Wachhauses. Syenit gibt es nördlich von Poibrene. Diorit mit Quarz bei Medet-Dere in der Nähe des Wacbhauses. Diabas mit Olivin oder Gabbro im Nordost unweit von Kopriv.stiea. Porphyrit findet man zwischen Lesicevo und Duvanlii, bei den Quellen des Medet-Dere, uud Ortho- phyrit am Lisec beim Schäferhause, bei den Quellen des Medet-Dere, bei Panagjuriste in dem Thale der weissen Erde (Bjalata prst). Ein dunkles serpentinähnliches Gestein mit Tremolit erscheint in dünnen Gängen nördlich von Lesicevo. Von Sedimentärgesteinen findet man in der Srednja Gera die folgenden : Triassische dolomitisch-kalkige Gesteine und dyassische (?) rothe und weisse Saud- steine. In der nordwestlichen Ecke unseres Massives finden sich über den Glimmerschiefern dolomitische, ver- schieden gefärbte kalkige Gesteine mit weissen Kalkspathaderu vor. Die Schichten hinter Petric fallen unter 28 — 30° nach Südwest und bei Vranski Kamik unter 45° nach Nordwest. Diese Gesteine beginnen 472 ^w östlich von Petric; sie zeigen sich an beiden Seiten der Topolnica und erstrecken sich von Südwest nach Nordost. Die Zusammensetzung des dolomitischeu Kalksteines ist nicht überall dieselbe. Er findet sich meistens in dickeren Schichten und sogar in fast massiger Entwicklung, so dass an ihm keine Spur von Schichtung zu merken ist. In diesem Falle braust er nur schwach mit Säuren, bricht unregelmäßig und lässt sich schwer forniatisiren. Die Atmosphärilien haben seine Oberfläche unregelmässig verändert, so dass um Topolnica sehr wunderliche Felsfiguren zu sehen sind. Ausser dunklen, doloniitisch-kalkigen findet man noch röthliche und gelbliche Gesteine. Die erstoren sind den urgonisclien kalkigen Gesteinen sehr ähnlich. Srednja Gora. 565 Die dolomitisch-kalkigeu Schiebten liegen fast concordant auf den Glimmerschiefern and enthalten keine organischen Keste. Nicht weit von Vranski Kamik haben dieselben Gesteine hell- oder diiukelgraue Farbe und sind den- jenigen dolomitischen Gesteinen sehr ähnlich, welche nördlich von Tvardica bei den Orte Doksa sich betinden. In den Gesteinen bei Vranski Kamik bemerkt man sehr oft auch die Schichtverbindunnen, welche auf Schnitten so sehr den Schädeluähten gleichen und welche für die Triaskalke in Bulgarien sehr charakteri- stisch sind. Auf der Spitze des Vranski Kamik bemerkt man auch kalkige Breccien oder Breccienkalksteine, deren Cement kalkig oder sandig ist. Unter den Bestandtheilen der Breccien sieht man auch dolomitische Kalk- stücke. Beim Dorfe Petric und auch bei Vranski Kamik ruht der dolomitische Kalkstein unmittelbar auf den Glimmerschiefern, ohne jedocli die kleinsten Spuren von Versteinerungen zu zeigen. Nicht weit von Petric, nämlich dort, wo die Topoluica eine südliche Richtung einschlägt, zeigen sich con- cordant über den dolomitischen Gesteinen sandig-kalkig-thouige Schichten mit weissem Glimmer, welche dicht und graugrünlich gefärbt sind und nach Petric thonig-mergelig werden. Diese Gesteine, welche ihre Farbe oft verändern und sogar roth werden, können aus Mangel an Versteinerungen nicht genau bestimmt werden, so dass es unentschieden bleiben muss, ob sie der Trias- oder Kreide-Formation angehören. Wenn wir die Sandsteine (weisse und rotlie) betrachten, welche südlich von Petric auftreten vmd der Zusammensetzung "nach mehr der Dyas als der Kreide gleichen, dann erscheint die Zurechnung der erwähnten thonigeu Schichten zur Trias gerechtfertigt. Ich entiialte micii übrigens für jetzt eines bestimmten Ausspruches über das Alter aller dieser Schichten. Kreide-Formation. Die Kreide-Formation ist in der Srednja Gora in grösserem Massstabe vorhanden als die Trias. Sie findet sich zwischen Petric und Poibrene und erstreckt sich iin Osten bis zur Strelcanska Reka, in der Umgebung von Papinci; im Westen reicht sie über Topolnica und erstreckt sich nach Kamenica und Smolsko. Diese Formation ist hier durch thonige kalkige Gesteine, sandige thonige Schichten und mergelige Sandsteine mit weissem Glimmer vertreten; im Allgemeinen ist die Zusammensetzung dieser Gesteine, sowie die Färbung und Stärke der Schichten sehr verschieden. Ein grosser Theil der Kreideschichten ruht concordant über den triassischen Schichten. Es gibt aber auch solche, welche unmittelbar, aber discordant über den Glimmerschierern liegen. Nördlich von Poibrene liegen die Kreideschichlen concordant über rothen und weissen Sandsteinen.; sie sind hier mergelige und thonige Sandsteine, die reich sind an weissem Glimmer und an organischen Resten. Unter den letzteren findet mau am häufigsten Exogyren, welche der Exogyra columba Lam. entsprechen; es finden sich aber auch andere nicht weiter bestimmbare Bivalven in Steinkernen. Diese Sandsteine fallen unter 14° nach Süd und sind jenen von Perdilovo (Bezirk Lovca) und von Kersenlik östlich von Elena ähnlich. Etwas südlich von diesem Orte zeigen sich rothe, kalkig-thonige Schichten, welche denjenigen von Losen bei Sofia ähnlich sind,' hier aber fast senkrecht stehen oder steil nach Süden neigen. Ähnliche rothe Schichten findet man auch bei Poibrenski Koschari, sie sind aber hier nach Nord geneigt. Bei dem Dorfe Banja fallen die Kreideschichlen nach Ost und nach Süd und 2^/^ km südlich von Panagjuriste nach Südost. Südlich von Mecka liegen die rothen thonigen Schichten discordant über dem Glimmerschiefer und fallen nach Südwest unter einem Winkel von 60 — 70°; noch etwas südlicher ändern sie die Fallrichtung nach Nord- ost. Diese Störungen der Schichten möchte ich mit der trachytischen und amiesitischen Eruption in Zusammen- hang stellen. Die Schichten nördlich von Karnare ^ entsprechen ganz gut den soeben besprochenen in der Srednja Gora und desshalb betrachte ich sie als isochron mit diesen. 1 V. Hoehstetter, — I. c. S. 439. - Fl'. Toula. — Geolog. Uiiter3ucliiing:en im centralcu Balkiiu, Wien 1889, S. 49. 566 Georg N. Zlatarski, Quarternär, Diluvium und Alluvium. In der Umgebung vonPirdop und überhaupt iu dem grössten Theile des Zlatica-Beekens findet man Lehmmassen, welche sehr viel weissen Glimmer und ziemlich viel Feldspaththeilchen enthalten. Der Lehm ist fett, grau, leiclitbrüchig und kleinkörnig und erreicht nur bis 2 m Mächtigkeit. Er liegt hier über Schotter, welcher in dem Zlatica-Becken viel verbreitet ist. Au den Ufern der Topoluica tinden sich au vielen Stellen diluviale und alluviale Ablagerungen, welche kleine Ebenen und niedrige Terrassen bilden. Bei Koprivstica im oberen Theile des Flusses befindet sich ein kleines, von Nord nach Süd verlängertes Becken, welches zumeist mit Alluvium ausgefüllt ist. Mit demselben Material ist auch das kleine Becken bei Panagjuriste erfüllt. Die Erde in der Mitte des Beckens ist weisslich- grau, leichtbrüchig und sandig; an den Rändern bildet Diluvium, aus verwitterten Gneissstücken zusammen- gesetzt, die Ausfüllung. Einen grösseren Raum umfasst das diluviale und alluviale Becken an der Strema, im Nordosten der Srednja Gora. Diluvialablagerungeu in diesem Becken finden sich bei den Füssen aus der Stara Planina, dem centralen Balkan, und die alluvialen iu der Ebene an der Strema; die einen, wie die anderen gehen allmälig in einander über. Am Fusse des Balkan zeigt sich das Diluvium besonders schön in den tiefen Ebenen der steinigen Terrassen zwischen Sopot und Karlovo. Besonders entwickelt ist die Quarteruär-Formation am ganzen südlichen Gehängefusse der Srednja Gora, von Ost nach West, verschiedene Terrassen von verwitterlem Material des Massives bildend. Die alluviale Ablagerung liegt mehr in der Ebene, südlich von den Diluvial-Terrassen. Kalktuff findet sich an vielen Stellen an der rechten Seite der Topolnica im Nordosten von Petric; er bildet sich heute noch fort. Junge vulkanische Gesteine: Andesit, Liparit, Trachyt und vulkanischer Tuff. Die Tr achyt gesteine sind vielfach in dem süd-westlichem Theile der Srednja Gora vorbanden und sind sehr mannigfaltig. Die Liparite, Trachyte, Andesite durchbrechen den Gneiss, den Glimmerschiefer und die Kreideschichten und haben überall, wo sie durchgebrochen sind, Spuren in den Nachbargesteiueu zurückgelassen. Neben den vulkanischen Gesteinen finden wir auch andesitische Tuffe und vulkanische Asche. Vulkanische Kegel und charakteristische Kraterbildungen sind nirgends vorhanden. Die Erosion und überhaupt die Wirkung der Atmosphärilien haben alle äusseren Zeichen der Eruption verwischt und haben ein sehr steiniges Gebiet erzeugt, das jeder Vegetation entbehrt. Es ist schwer auszusprechen, wann diese Gesteine emporgedrungen sein könnten, ob am Ende der Kreide, oder im Anfange des Tertiär (Miocän oder Oligocäu). Wenn wir die Andesite, Liparite und Trachyte in Betracht ziehen, so werden wir jedenfalls sagen, dass ihr Duichbruch früher stattgefunden hat, weil die Mine- ralien dieser Gesteine etwas verändert sind, ja es haben sich sogar in ihnen neue Mineralien gebildet. So z. B. iu dem Feldspath finden wir secundäre Bildungen, und der Amphibol und die Augite sind ver- ändert u. s. f. Solche Veränderungen haben mir Bedenken verursacht, so dass ich zweifelte, zu welcher Gruppe ich viele von den Gesteinen stellen sollte: zu den Andesiten, oder zu den Porphyriten. Aus diesem Grunde zählte ich auch einen grossen Theil der Andesite zu den Porphyriten, welche ich schon früher erwähnt habe. Ande site findet man in der Nähe von Popinci (Augit- Andesit) und zwischen Petric und Mecka (Amphibol- Andesit.) Schöne Liparite gibt es bei Kamenica, in der Nähe von Duvanlii, zwischen Lesicevo und Duvanlii, sowie im Norden von Lesicevo. Trachyt ist verbreiteter als die Andesite. Ich fand ihn typisch zwischen Petric und Mecka, Trachyt mit schwarzem Glimmer auf dem Berg Vranski Kamik; Augit-Trachyt gibt es bei Popinci, zwischen Petric und Mecka und Amphibol- Trachyt, zwischen Bata und Panagjuriste, zwischen Petric und Mecka unweit von Kamenica und südlich von Pauagjuriste. Tuff ist auch viel verbreitet, ich erwähne nur sein Vorkommnn bei Popinci, am Südende von Panag- juriste. Erze. Von Erzen und Metallen sind bis nun die Folgenden aus der Srednja Gora bekannt: Srerlnja Gora. 567 Gold hat man bis vor einigen Jahren au der Topoluica gewascliCMj worin sich dieses Ivostbare Mineral in kleinen Quantitäten findet. Pyrit ist in grosser Quantität vorhanden; er findet sich in den Trachytgesteinen, im SW von Panagjuriste, in Krivi Dol bei Dnvaiilii, nördlich von Eläica nach Bäta, im Westen von Sinevec im Thale Sara-Jara und an anderen Orten. Der Pyrit kommt zumeist mit Markasit vor, und durch die Verwitterung beider Mineralien hat sich an vielen Stellen auch Melanterif gebildet. Chalkopyrit begleitet den Pyrit in Krivi Dol, nördlich von Lesicevo. aber dieses Mineral ist nur in kleinen Quantitäten verbreitet. Limonit, bildet sich als Ocker an manchen Quellen in Klimag. Im Süden von Elsica wird eine fette, rothe Ockererde gewonnen, die in dieser Gegend unter dem Namen Kana bekannt ist, und aus der Verwitterung der Trachytgesteine entsteht, in welchen sich Pyrit findet. Ziemlich schönen Kaolin findet man an den Ufern in NW. von Kopri vstica; er entsteht in Folge der Verwitterung der Pegmatitgäuge und des Granit-Gneisses. In der Nähe von Klimas, wo sich der Kaolin findet, sind die Gewässer, welche hier entspringen, milchig- weiss von feinem Kaolinpulver, das sie an geeigneten flachen Stellen ablagern. Bei Smilovene findet man in der weisslichen Erde ein schwarzes Harz in Körnern und Stäubchen, welches sehr dem PiCtinit ähnlich ist. Unter denselben Verhältnissen findet sich Harz in Rarac-Dol nicht weit von der Bic Planina, sowie auch im Norden von dem Dorfe Krastovo. Heisse Mineralquellen. Am Südfusse der Srednja Gora findet sich fast von Ost nach West eine Spalte, aus welcher viele heisse Mineralwässer hervorquellen. Das Wasser von einigen derselben ist von altersber in Badebecken gesammelt und wird noch heute von der Bevölkerung zu Heilbädern benützt. Solche heisse Mineralquellen (Banjas) sind die folgenden: 1. In dem Bezirk von Karlovo südöstlich vom Dorfe Banja. Besitzt bei der Quelle eine Temperatur von 47-5° C. Das Mineralwasser ist ziemlich klar und geschmacklos und riecht schwach nach Schwefel- wasserstoff. 2. Die Chisar-Bäder. Sie gehören zu den wichtigsten in Süd-Bulgarien und bestehen aus fünf umschlossenen Hauptbecken, einer bedeckten Wasclistelle und einigen nicht bedeckten Quellen. Die höchste Teinperatur dieser Bäder findet man in der Havusa-Quelle mit 49° C; dann kommen: „Momina" mit 48° C, „Kjepcesa" mit 45° C, „Culudja" mit 41° C. und Jndjesa" mit 41° C. Die Temperatur an der Waschstelle beträgt 42° C. Mit Ausnahme der Quelle „Indjesa" sind fast in allen die folgenden Salze vorhanden: kohlensaures Natrium, Chlornatrium und Natriumsulfat. Fast alle enthalten Kohlensäure und in sehr geringen Quantitäten auch Eisencarbonat. 3. Die Bäder bei Krastovo. Es sind zwei Quellen. Die erste hat eine Temperatur von 48—50° C. und das Wasser ist ohne Geruch und Geschmack; die zweite hat 4it— 50° C. und das Wasser riecht nach Schwefel- wasserstoff. 4. Im Dorfe Strelca quillt das heisse Wasser unter den Brettern hervor, mit welchen die zwei Reservoirböden gedeckt sind. In der Quelle hat das Wasser eine Temperatur von 38° C. und ist arm an Schwefelwasser- stoff. Nicht weit von diesen Bädern, in der Mitte des Dorfes strömt ein anderes heisses Wasser mit einer Temperatur von 33° C. aus. 5. Einen Kilometer westlich vom Dorfe Banja (im Bezirke von Panagjuriste) findet man ebenfalls heisse Mineralquellen, welche hier aus den rothen, kalkigthonigen Schichten ausströmen, die unter 35° nach Ost gejieigt sind. 568 Georg N. Zlatarskl, Sredvja Gora. Das heisse Wasser sammelt sich liier in zwei gescblossenen Badebecken. In dem einen derselben fand icb die Temperatur von 41° C. (am 14. Juli bei einer äusseren Temperatur von .31° C. und einem Barometer- stand von 728 mm). An demselben Tage war die Temperatur in dem zweiten Reservoir 45-5° C. Alles Wasser ist klar und geruch- imd farblos. Beim Dorfe Banja strömt ausser diesen zwei Quellen heisses Wa?ser aucb noch aus weiteren acbt bis neun offenen Stellen aus, worin manche Kranke Genesung suchen, indem sie sich in den Schlamm des heissen Mineralwassers legen. 6. Zwischen den Dörfern Banja und Bäta, bei der Mühle des Lultscho Gruev strömen ebenfalls heisse Mineralquellen aus, deren Temperatur jedoch niedriger als die der vorigen ist. 7. Man hat mir erzählt, dass heisse Mineralquellen auch beim Dorfe Poibrene vorhanden sein sollen. Ich hatte jedoch keine Gelegenheit, sie zu besuchen und ihre Temperatur zu messen. G.N.Zlatarski: (k^olo^ie der Sre(tnja rxom (mBiilGaiieii ) ISandsatne-. may^i^ SandrvunA "tlt Zxogyra, cf mtumba, bhtue. u. raOdicPiA laikTTunftl □ Trias 'ScMchterh Doljjmiisc?\e. Saliu- /A6is(JutiJaü*^ ■und. *a2it.-margei2ße Sc9ii£/k/- □ GttFnmer-ScMeftr..äniphiboL-SeM^kr. Oüorit - I 1 icAJfiffisr mit gnnziUsch. -peymatülscfien Gängen.. I I TrtiehFtt- . Jaulesiee und vuUtantstJte lUftt, . LjfarHe, FOTptvfrilt. . Orthapfc^rite . i><^rCt GnmÜe.Srenüp.DiaräK DiaLiLS mii Otivin oder GaAöro nüt Lnänutnr. X WhTTn^ OueBen. |22°BBtIv.Parlg Denkschriften dtaiis. Ate«l.d.\V5ss.matlunatiin\'. tlasse Bd. LAU. wischen den Flüssen Topolnica und Strema 1 von Georg N.Zlatarski . Mapsmbl::iOO.OOO. KariDgr AnstvGTl'eynig iBenidt,vaen. 569 BEITRÄGE ZUR ANATOMIE DES CENTRALNERVENSYSTEMS INSBESONDERE DES RÜCKENMARKES VON Prof. Db. J. SINGER UND Db e. Münzer IN PRAG. AUS llEM PHYSIOLflfllSCIlEN WSTITCTE HER K. K. DEUTSCHEN ÜMVERSITÄT Zu PRAG. AUSGEFÜHRT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (STlit 3 ^aldn.) VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 115. MAI 1890. Wenn wir in den folgenden Zeilen den Facbgenossen die Resultate einer längeren und, wie jeder Sach- verständige zu beurtheilen im Stande sein wird, sehr mühsamen Experimentaluntersiichung mitzutbeilen unternehmen, so wird vielleicht die Zahl der wirklich neuen Thatsachen zu der Grösse der aufgewendeten Arbeit nicht im Verhältnisse zu stehen scheinen ; indess lehrt die Erfahrung, dass Sicherung älterer That- sachen durch neue oder mit neuen Methoden in Angriff genommene Experimente kein ganz undankbares Unternehmen ist. Ist es doch eine alltägliche Wahrnehmung, dass Versuchsergebnisse, welche durch müh- same Untersuchungen von einem Experimentator festgestellt wurden, von dem anderen auf Grund ebenso umfassender Forschungen in Abrede gestellt werden, so dass eine wiederholte sorgfältige Neubearbeitung des- selben Versuchsfeldes für die Consolidirung der Grnndlehren einer Disciplin immer werthvoUe Beiträge zu liefern im Stande ist. Gleichzeitig mit unseren gemeinschaftlichen Versuchen über das Chiasma ' haben wir eine grössere Zahl von Versuchen am Rückenmark vorgenommen, und das in verschiedener Weise in experimentellen Angriff genommene Organ mit Hilfe der von uns bei Gelegenheit unserer Chiasmaarbeit in die deutsche Fachliteratur eingeführten Marchi'schen Methode untersucht. Über letztere und die bei derselben in Anwendung zu zie- henden Vorsichtsmassregeln würden wir es überflüssig finden, noch Worte zu verlieren, da wir in der genannten Arbeit bereits die Resultate einer umfassenden und alle zweifelhaften Punkte betreifenden Experi- mentalprüfung derselben niedergelegt haben. Es ist uns aber in letzter Zeit die Mittheilung gemacht worden, I Diese Denkschriften,. Bfl. LV. DenkschrifteD der mathem.-D^turw. Gl. LVU. Bd. ^2 570 ./. Sittger und E. Münzer, dass ein jiiugerer Forscher iu einem öfFentlichen Vortrage, über welclien uns jedoch bis beute kein gedruckter Bericht vorliegt, die Marchi'sche Methode als eine unverlässliche bezeichnet hat, und- wir müssen daher diesem Gegenstande einige Worte widmen, obgleich es sich dabei nur um eine Wiederholung des schon einmal au anderer Stelle Gesagten handeln kann. Die Wirkung des Marchi'scben Reagens besteht bekanntlich darin, dass die degenerirten Nervenfasern sich darin intensiv schwärzen, während die normalen bloss bräunlicli gefärbt ersciieiuen. Der einzige Fehler der Methode, der nun zur Vorsicht zwingt, ist der, dass in manchen Prä- paraten und in manchen Theileu des Centralnervensystemes, auch ohne dass wirklich Degeneration vorläge, sich geschwärzte Tropfen und Schollen vorfinden, über deren Anordnung und Aussehen und über deren Unter- schied von echter Degeneration in unserer obengenannten Arbeit nachzulesen ist. Begreiflicherweise sind diese geschwärzten Tropfen und Schollen, wo sie vorkommen, niemals genau in derselben Weise angeordnet, sondern wechseln iu den verschiedenen Präparaten nach Menge und Lage ausserordentlich und fehlen in vielen über- haupt. In letzterem Umstände liegt nun, wie wir schon früher erwähnt, das höchst einfache und selbstver- ständliche Miltel,nm sich vor etwaigen Fehlern in der Deutung der Resultate zu schützen. Dieses Mittel besteht darin, was in experimentellen Arbeiten ohnehin immer die Regel sein muss, nicht aus einem einzigen Ver- suche Schlussfolgerungen zu ziehen, sondern die Versuche mehrfach zu wiederholen, wobei eine Verwechs- lung von Degeneration mit den oben erwähnten Schwärzungen unmöglich vorkommen kann. Jede Methode hat ihre Fehler, die man vor Abschluss einer grösseren Experimentaluntersuchung genau zu prüfen verpflichtet ist und auf die bei Gelegenheit der Veröff'entlichung der Resultate aufmerksam gemacht werden mwss; eine Methode aber, die in gewissenhafter Weise nach jeder Hinsicht geprüft wurde und von deren Ergebnissen zur Piiblication, wie jeder Fachmann zu beurtheilen im Staude ist, nur ganz tadellose und einwurfsfreie Präparate benützt wurden, als unverlässlich zu bezeichnen, weil vielleicht einige mit derselben vorgenommene Versuche nicht vollständig gelangen, wäre wohl ebenso incorrect, als, um ein Gleichniss zu gebrauchen, ein sonst vor- trefiliches Pferd als unverlässlich zu jjezeichnen, weil es einen unerfahrenen Reiter abgeworfen. ' I. Über das Waller'sche Gesetz. Die ersten Versuche, über die wir in Kürze berichten wollen, betreffen ein Thema, dessen Neubearbeitung in letzter Zeit wiederholt unternommen wurde; wir meinen die Versuche Waller 's an den Spinalnerven- wurzelü. DasResultat der Waller'schen Versuche lässt sich bekanntlich dahin formuliren, dass das „trophische Centrum« der sensiblen Wurzeln in den Spinalganglien, das der motorischen im Rückenmark, und zwar mit grosser' Wahrscheinlichkeit in den grossen multipolaren Zellen des Vorderhornes gelegen ist. Die experimen- tellen Thntsachen, welche die Grundlage dieses von Waller aufgestellten Satzes bilden, wurden bis in die neueste Zeit als die wohl am sichersten festgestellten Daten der Experimentalphysiologie des Centralnerven- systems betrachtet. Zwei neuere Arbeiten indess haben den Versuch gemacht, das „Waller'sche Gesetz" zu corrigiren, beziehungsweise durch Zuthaten zu ergänzen. Die erste Arbeit, eine unter dem achtunggebie- tenden Namen v. Gudden's erschienene Dissertation von P. Vejas " kommt zu folgendem Resultate: Reisst man (das Durchschneiden der Wurzeln verwirft Vejas als unsicher) die beiden Wurzeln eines Spinalnerven ab, so verscliwinden beide am Rückenmark zurückgelassenen Stümjjfe, sowohl der hintere als der vordere vollständig. Auch der am Ganglion sitzende Stumpf der sensiblen Wurzel verschwindet. Ferner: das Ganglion 1 Dieselbe Bemerkung gilt bezüglich des Referates über iraserc Chiasmaarbiit in Micliel's Jahresbericht. Jeder, der unsere Arbeit nicht im Originale kennt, niüsste nach diesem Referat glauben, wir hiitteii die Marclii'sche Methode unge- prüft verwendet. Gegenüber den wenigen Schnitten vom normalen Chiasma, die die Herren Referenten auf 0. 3 Des d6g. second. de le moelle ep. etc. (Diss.), citirt bei Langley I.e. Anatomie des Centralnervensifsfems. 583 der in Fig. 41 ersichtlichen Weise einnimmt. Im Binstmarke ist das degeiieriite SeiteustrangbUndel nicht mehr so compact, aber noch immer in grosser Ausdehiinug lienntlicli, die degenerirteu Fasern im Vorderstrange sind melir nach aussen getreten (Fig. 42 a) und lassen den Sulcus anterior ganz frei. In der Lendenanschwelinng endlich sind von demSeitenstrangbündel nur wenige Fasern noch nachweisbar, welche der äussersten Peripherie des Seitenstranges anliegen, im Yorderstrange sind noch vereinzelte degenerirte Fasern in dessen vorderem Winkel sichtbar. Weiter abwärts ist die Degeneration nicht mehr kenntlich. Der Unterschied zwischen diesem und dem Befunde nach Grosshirnverletzung ist in die Augen fallend. Abgesehen von den nach vorn ziehenden degenerirten Fasern, auf die wir noch zurückzukommen haben werden, ist gleich die Conformation der degene- rirteu Seitenstrangbiindels eine andere als nach Zerstörung der motorischen Zone. (Vergl. Fig. 36.) Dasselbe ist zu einem länglichovalen, mit dem längsten Durchmesser schräg von innen nach aussen liegenden Strange angeordnet und ist bedeutend compacter als das mehr rundliche und diffuse Bündel im letzteren Falle. Während dasselbe ferner bis in das Brustmark ziemlich compact bleibt und noch im Lendenmark eine Anzahl Fasern desselben nachweisbar ist, ist das erstere bereits am Ende des Halsniarkes bis auf wenige Fasern geschwunden und am Ende des Brustmarkes ist keine Spur mehr davon zu erkennen. Auf zweierlei Weise lässt sich diese Differenz erklären. Entweder sind die Fasern, um die es sich liier handelt, lange intersegmentale Fasern, die den Pyramidenfasern beigemengt sind, oder es trifft die Verletzung im lüickenmarke die Pyramidenfasern als geschlossenen Traet, während vielleicht die C4ehirnverletzung nicht alle treffen würde. \\\y sind geneigt, die erste Erklärung für die richtige zu halten, und zwar auf Grund einer unserer Beobachtungen, in welchev einem Hunde fast die Gesammtoberfläche der Grosshirnrinde zerstört wurde und die Pyramidenseitenstrang- degeneratiou dennoch nur die gewölinliche Ausdehnung einnahm. Es ist gewiss nicht erlaubt, direct die Ver- suchsergebnisse vom Thiere auf den Menschen zu übertragen, aber es wäre im Anschluss an die Beobach- tungen von Bouchard, Löwcnthal, denen sich noch eine von Sherrington ' und die unsere anschliesst, die Frage zu erwägen, ob nicht auch die Pyramidenseitenstrangbahn des Menschen aus solchen „Gehirn- und lUickenmarkfasern" gemischt ist, eine Vermuthung, die schon Sherrington geäussert hat. Wenn wir am Schlüsse unserer Mittheilung noch auf die Veränderungen des Rückenmarkquerschnittes nach Durschneidungen desselben zu sprechen kommen, so können wir uns, was die Beschreibung des That- sächlichen selbst betrifft, noch kürzer fassen als früher. Gleich über der Durchschneidungsstelle an der Grenze von Brust- und Lendenmark sind die Hinterstränge in ihrer Gänze degcnerirt. Im hinteren Tlieile ist die Klein- hirnseitenstrangbahn degenerirt, an welche sich nach vorn eine die äusserste Peripherie des Rückenmarkes einnehmende Zone zerstreuter degenerirter Fasern anschliesst (Fig. 43j. Dann folgt nach innen eine von Degeneration ziemlich freie Zone, an welche eine die graue Substanz umgebende Zone dichter Degeneration folgt. Weiter nach oben nimmt die Degeneration in den Hintersträngen rasch ab und nimmt die Form des bekannten Dreieclvcs an, die Degeneration in den Seitensträngen beschränkt sich schnell auf das ebenfalls hinlänglich bekannte Bild der Kleiuhiinseitenstrangbahn, an das sich aber nach vorn hin eine Zone zerstreuter degenerirter Fasern anschliesst, welche die äussere Peripherie des Seitensfranges einnehmen und sich bis an das vordere Ende des Vorderstranges erstrecken (Fig. 44). Weiter nach aufwärts lässt sich die Degeneration der Hinterstränge in bekannter Weise bis in die Kerne der zarten Stränge, die des Seitenstranges bis in das Corpus restiforme verfolgen, wobei sich eine geringe Abnahme beider Faserzüge erkennen lässt. LTnterhalb der Schnittstelle findet sich zuerst eine ganz diffuse, den Vorderseitenstrang betreffende Degeneration, welche aber die Gegend der Kleinhirnseitenstrangbahn frei lässt (Fig. 45\^ Weiter nach unten nimmt die diffuse Degeneration rasch ab und lässt schon in der Lendenanschwellung den Gesammtquerschnitt der weissen Substanz frei bis auf die äusserste Peripherie des Vorderseitenstranges, in welchem sie eine sehmale Zone zerstreuter degenerirter Fasern darstellt, welche sich längs der ganzen Peripherie des Vorder- und des 1 Citirt bei Langley 1. c. 2 Die schmale Degenerationszone in den Hintersträngen rührt von der zufälligen Durchschneidung eines hinteren Wurzcl- paares her. 584 J- Singer und E. Mnnzer, Seitenstranges erkennen lässt (Fig. 46). Diese schmale Kandzone tlegenerirter Fasern lässt sich bis in das unterste Sacralniark hinab nachweisen, es verschwinden aber weiter unten die nach hinten gelegenen Fasern so dass nur die im Vorderstrang gelegenen übrig bleiben. Die absteigende Degeneration bei halbseitiger Dnrchschneidung des Cervicalmarkes haben wir schon oben geschildert, die aufsteigende zeigt dieselbe Aus- dehnung der degenerirten Kleinliirnseitenstrangbahn, die Zone der ditfuseu degenerirten Fasern ist nach innen zu ausgedehnter, nach vorne hat sie dieselbe Ausdehnung (Fig. 47). Von Interesse für die Auffassung des Aufbaues des Vorderseitenstranges sind die Degenerationen des letzteren nach der temporären Aortenver- scldiessung. In der Lendenanschwelhmg findet sich eine dichte die graue Substanz umgebende Degene- rationszone, diese nimmt nach der Peripherie zu an Dichte ab, lässt aber nur eine kleine, an den äusseren Partien des Hinterhornes gelegene Stelle des Seitenstranges ganz frei (Fig. 21). Im Anfange des Rücken- markes ist die diffuse Degeneration im Vorderseitenstrange geschwunden, an der Peripherie des Vor- derseiteustranges findet sich al)er eine Zone diffuser Degeneration die etwa in der Höhe der iiinteren Coniraissur beginnt und sich nach vorne bis in den Vorderstrang erstreckt (Fig. 22). Unter merklicher Abnahme der Fasermenge lässt sich diese Zone degenerirter Fasern bis zum obersten Halsmark verfolgen, ist aber am Beginne der MeduUn oblongata nicht mehr nachweisbar (Fig. 23 und 23a). Ein Blick auf die mit- getheilten Abbildungen lehrt sofort, dass diese Degenerationszone die Gegend der Kleinhirnseitenstrangbahn vollständig frei lässt (Fig. 23). Der letztere Umstand scheint für die Auffassung des Befundes von Wichtigkeit zu sein. Es hat schon Langley' die Vermuthung ausgesprochen, dass die bei experimentellen Degenerationen veutralwärts von den Kleinhirnseitenstranghahnfasern degenerireuden zerstreuten Fasern nicht der letzteren Bahn angehören und Sherrington' vermuthete, sie möchten identisch mit dem neuerlich von Go wers zuerst beim Menschen beschriebenen Tractus anterolateralis sein. Über den letzteren Punkt uns zu äussern ist uns nicht möglich, unsere Experimente sprechen aber in der That dafür, dass diese Fasern nicht mit der Klein- hirnseitenstrangbahn zusammenhängen, da sie durch pAusschallung des Lendenmarkgrau" zur Degeneration gebracht werden können, ohne Betheiligung der in dieser Höhe des Rückenmarkes offenbar noch nicht voll- ständig formirten Kleinhirnseitenstrangbahn. Sie würden zur letzteren etwa in derselben anatomischen Beziehung stehen, wie die oben erwähnten intersegmentalen Fasern zur Pyramidenseitenstrangbahn. Der Faseraufbau in den Vorderseitensträngen würde sich bei unseren Versuchsthieren demnach folgendermassen gestalten: Es verlaufen in den Seitensträngen zwei lange Bahnen, die Kleinhirnseitenstrangbahn und die Pyramidenseiten- strangbahn. (Dass letztere bei der Maus und beim Meerscliweiuchen in den Hintersträngen verläuft, wurde schon erwähnt.) Die Kleinhirnseitenstrangbahn erscheint erst etwa von dem oberen Ende des Lendenmarkes voll- ständig formirt, die sieh an dieselbe ventralwärts anschliessenden, in der Peripherie des Rückenmarkes auf- steigend degenerireuden Fasern verlassen schon in den unteren Partien des Lendenmarkes die graue Substanz und bilden wahrscheinlich Verbindungen derselben in verschiedener Höhe des Rückenmarkes. Weiter nach innen verlaufen ebenfalls aufsteigend degenerirende Fasern, welche aber nur relativ kurze Segmente mitein- ander verbinden. Diese letzteren Fasern sind wie der in Fig. 42 abgebildete Versuch lehrt, wahrscheinlich in allen Höhen des Rückenmarkes vorhanden. So wie die langen Bahnen der hinteren Wurzeln von den neuein- tretenden Wurzeln immer mehr und mehr nach innen gedrängt werden, so dass die längsten der Fissura med. post. anliegen, so müssen in den Seitensträngen die längsten Fasern, die äusserste Peripherie des Rückenmarkes einnehmen, um den successive die graue Substanz verlassenden Platz zu machen. Die Pyramidenseitenstrang- bahn verläuft bei unserem Versuchsthiere (Hund) genau an derselben Stelle wie beim Mensehen, lässt sich aber nur bis in das Brustmark herab verfolgen. Gemengt ist sie jedoch mit längeren intersegmentalen Bahnen, welche wir von Halsmark bis in das Lendenmark herab verfolgen konnten. Ausser den letzteren degeneriren noch absteigend nach Rückenmarksdurschneidung eine Anzahl von Fasern im Vorderseitenstrange, welche wahr- scheinlich ebenfalls die graue Substanz verschiedener Rückenmarkshöhen miteinander verbinden und von denen 1 L. c. 2 Brain, 1886, S. 342. Anatomie des Centralnervenntjstems. 585 wir die längsten vom Halsniark bis in das Lendenmark hinab verfolgen konnten. Wiederum müssen aus schon erwähnten Gründen diese längsten intersegmentalen Fasern die äusserste Peripherie des Vorderseitenstranges ein- nehmen. Eine Pyramiden vorderstrangbahn besteht beim Hunde nicht, indess wäre an die Möglichkeit zu denken, dass die erwähnten intersegmentalen Vorderstrangfasern zur Pyramidenvorderstrangbahn dasselbe Verhältniss hätten, wie die intersegmentalen Seitenstrangfasern zurSeitenstrangbahu. An Präparaten einer frischen Rücken- markscompression vom Menschen, welche von einem von Herrn Prof. Kahler hier beobachteten Falle her- stammt und die uns derselbe freundlichst überlassen hat, finden wir nämlich absteigend ausser der bekannten Degeneration der Pyramidenseitenstrangbahnen die schmale zerstreute Degenerationszone in den Vorder- strängen wie beim Hunde wieder (Fig. 41). Am Schlüsse unserer Mittheiliing können wir nicht umhin, nochmals darauf hinzuweisen, dass uns dasMiss- verbältniss der aufgewendeten Arbeit zu den erlangten Resultaten sehr wohl bewusst ist, umsomehr als eine ganze Reihe von verschiedenen zu verschiedenen Zwecken unternommenen Experimenten theils misslangen, theils als nicht genügend bei Seite gelassen werden musstcn. Man wird uns aber bei vorurtheilsfreier Prüfung dasZeug- uiss niclit versagen können, dass wir nur sorgfältig Geprüftes zur Grundlage unserer Mittheilungen machten, und sind wir der Überzeugung, dass, sollten auch die theoretischen Deductionen, die wir aus unseren Beobachtungen ableiteten, hie und da einer Corrcctur bedürfen, die beobachteten Thatsachen von jedem Experimentator leicht werden bestätigt werden können. Nur gegen eine vornehme Nichtachtung von mühevoll und exact untersuchten Thatsachen müssen wir von vornherein Einsprache erheben. Es ist uns neuerdings eine zusammenfassende Arbeit über die Anatomie des Centralnervensystems von Bechterew' bekannt geworden, worin dieser fruchtbare Forscher abermals die Frage des Verlaufes der hinteren Wurzeln behandelt. Wir finden daselbst folgenden Satz: „Diese Ansicht (nämlich dass ein Theil der hinteren Wurzeln bis zur Med. oblongata — nicht ins „Klein- hirn" wie Bechterew schreibt — aufsteigt) ist widerlegt (contredite) durch die Thatsaehe, dass die Fasern der Hinterstränge mit Ausnahme derer der Wurzelzone des Burdach'schen Stranges sich viel später mit Mark umhüllen als die Fasern des inneren Bündels der hinteren Wurzeln." Wie diese Thatsaehe, an deren Richtigkeit wir nicht zweifeln, die unumstösslichen Thatsachen der Experimentalpathologie, die von uns und Anderen beobachtet wurden „widerlegen", soll, ist uns nicht verständlich und lassen wir uns auf eine Discussion dieses sonderbaren Schlusses nicht weiter ein. Wenn aber Bechterew, der in seinem Artikel auch über die Untersuchungsmethoden der Gehirnforschung berichtet, die Beweiskraft dieser Thatsachen dadurch zu schmälern sucht, dass er behauptet, die secundäre Degeneration bleibe nicht immer bei der grauen Substanz stehen, sondern erstrecke sich oft über dieselbe hinaus, so verräth er eine ungenügende Kenntniss derGruudthatsachen dieser Methode. Würde die Degeneration in der That sich so leicht über die graue Substanz hinaus erstrecken, dann wäre die Verfolgung der sensiblen Bahnen sehr einfach. Nach Durchschneidung dieser oder jener hinteren Wurzel würde es dann leicht gelingen, ihre Fortsetzung bis zum Gehirn zu verfolgen. Leider ist dies nicht der Fall. Die Beispiele, die Bechterew anführt, Atrophie des rotheu Kernes nach Atrophie des vorderen Binde- armes, Atrophie der Vorderhornzellen und vorderen Wurzeln (?) nach Verletzung der motorischen Zone, betreffen entweder Versuche am neugeborenen Thiere oder Fälle am Menschen, welche lange Zeit nach der Verletzung zur Beobachtung gelangten. Niemals erstreckt sich in einem Zeiträume von einigen Wochen nach der gesetzten Verletzung beim erwachsenen Thiere eine Degeneration über das nächste graue Centrum. ' Archive« slaves (U; biologie, 1887, S. 293. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LVH. Bd. 74 586 J- Singer und E. Münzer j Anhang. Anhangsweise möchten wir noch über einige Experimente in einem anderen Gebiete des Centralnerven- systems berichten, da sie uns Gelegenheit geben, über einige G;undthatsachen der Lehre von der secundären Degeneration einige Bemerkungen zu machen, und da wir, aus äusseren Gründen genöthigt, unsere gemein- schaftlichen Arbeiten abzuschliessen, eine umfiingliche Ausarbeitung dieser Versuche nicht mehr vornehmen können, die Mittheilung derselben aber nicht für ganz interesselos halten. Wir haben in unserer Chiasmaarbeit darauf aufmerksam gemacht, dass der Tractus opticus der Taube aus zwei Theilen besteht, von denen der eine mächtigere in den Zweihügel sich einsenkt, der zweite dünnere Antheil sich in ein kleines an der medianen Fläche des Zweihügels befindliches Gan.i;lion verliert. Perlia in Frankfurt hat kurz nach unserer Mittheilung eine ähnliche Beobachtung vom Huhne mitgetheilt, ohne indess in seiner ausführlichen Mittheilung unseres Befundes zu erwähnen. * Mit Rücksicht auf die bekannten Mittheilungen v. Gudden's über die Pupillarfasern des Nervus und Tractus opticus, sowie die anatomischen Untersuchungen Darkschewitsch's war der Gedanke der Prü- fung werth, ob dieser dünne Theil des Tractus opticus nicht etwa die Pupillarfasern enthalte. Wir gingen nun daran, diese Vermuthung experimentell zu prüfen. Wenn man einer Taube die eine Augenhöhle voll- ständig ausräumt, so sieht man, wie zuerst v. Guddeu zeigte, durch die dünne Knochenlamelle, welche die hintere Wand derselben bildet, den Tractus opticus derselben Seite, der also mit dem übriggebliebenen Auge in Verbindung steht, durchscliimmern und kann mit einem spitzen Messer denselben zu durchschneiden versuchen. Gelang es, den Haupttractus zu durchtrenuen bei Schonung des dünnen, so war eine Prüfung obiger Frage möglich. Wir haben dieses Experiment zu wiederholtenmalen vorgenommen, ohne indess zu positiven Resultaten zu gelangen. In allen diesen Fällen Hessen sich an dem übriggebliebenen Auge Reste von Lichtempfindung und normale Pupillarreactlon nachweisen. Bei der genauen mikroskopischen Untersuchung der betreffenden Chiasmen zeigt sich nun, dass ein mehr weniger grosses Bündel der Fasern des Haupttractus undurchschnitten geblieben war, die Versuche also unbrauchbar waren. Wir wollen gleich hervorheben, dass sich in allen diesen Fällen secundäre Degeneration des Tractus nur gegen den Zweihügel aufsteigend, niemals gegen die Retina absteigend nachweisen Hess. Wir versuchten nun, die uns interessirende Frage auf andere Weise zu lösen. Trägt man nämlich die spongiöse Knochensubstanz über dem äusseren Gehörgang nach vorn von demselben mit der Knochenzange ab, so kann man den Zweihügel in grosser Ausdehnung freilegen und operativ in Angriff nehmen. Bei aus dem Ei geschlüpften Täubchen ist die Spongiosa noch nicht entwickelt, und genügen ein paar Scherenschnitte, um dasselbe Resultat zu erzielen. Auch diese Experimente führten an erwachsenen Thieren zu keinem Resultat; wohl schien in einigen Fällen das Thier auf dem der operirten Seite entgegengesetzten Auge blind zu sein, die Pupillarreactlon war aber ganz normal und es ergab sich, dass jedesmal ein Rest des Corpus bigeminum stehen geblieben war. Wir schritten nun an die Ausführung der- selben Versuche an dem eben dem Ei entschlüpften Täubchen. Von Gudden macht nämlich bei Gelegenheit seiner ersten Mittheilungen darauf aufmerksam, wie ausserordentlich empfindlich die Theile des Centralnerven- systems neugeborener Thiere gegen ganz oberflächliche Verletzungen seien. Ein zufällig 3s, ganz oberfläch- Archiv f. Ophthalmologie, 1889. Anatomie des Centralnervensystems. 587 liches Streifen über den Vierhüjjel eines neugeborenen Thieres sollte genügen, denselben zur Atrophie zu bringen. Wir hofften nun auf diese Weise zum Ziele zu gelangen. Dies war aber durchaus nicht der Fall und beruht diese Angabe des ausgezeichneten Forschers entschieden auf einem Irrthum. Schon einige Experi- mente, die wir auch an neugeborenen Kaninchen vornahmen, zeigten uns das Unrichtige dieser Angabe. Wenn man nämlich blos einen Theil des VierhUgels abträgt, so entwickelt sich der andere Theil vollständig normal. Dieselbe Erfahrung machten wir nun an den jungen Täubchen. Es gelang uns auch hier niemals, den Zwei- hügel ganz zu entfernen, gewöhnlicli blieb von dem unteren Theilc des Organes ein kleiner Rest, meist weniger als ein Drittel desselben, unverletzt. Dieser Theil des Organes entwickelte sich nun auch vollständig normal und dementsprechend auch der hinzugehörige Theil des Tractus opticus, während der andere Theil desselben natürlich spurlos verschwunden war. Auch diese Thiere zeigten Spuren von Lichtempfindung und normale Pupillarreaction. Endlich gelang es uns auf einem anderen Wege zum Ziele zu gelangen. Entfernt man nämlich bei Tauben die eine Grosshirnliemisphäre vollständig, dann ist nach gestillter Blutung der Zweihügel von oben leicht zugänglich und kann gänzlich entfernt werden. Da nun einseitig enthirnte Tauben vollständig normal reagirende Pupillen besitzen, so war auch auf diesem Wege eine Lösung dieser Frage möglich. Ein auf diese Weise operirtes Täubchen war nun, nachdem dasselbe herangewachsen war, auf dem gekreuzten Auge vollständig blind, zeigte aber auch eine coniplete Pupillenlähmung. Bei der Herausnahme des Gehirnes zeigte sich nun, dass der Zweiliügel dieses Thieres vollständig fehlte, dass dementsprechend auch der Hauptstamm des Tractus opticus spurlos verschwunden war und dass der Sehnerv und Tractus dieser Seite nur aus dem dünnen Stamme bestand, von dem bisher die Rede gewesen ist. Es scheint also die Vermuthung, dass dieser Fasernzug die gesuchten Pupillarfasern führt, nicht begründet zu sein. Indem wir diese Versuche gleichsam als rohes Baumaterial etwaigen anderen Nachfolgern auf diesem Gebiete zur Beachtung empfehlen, lassen wir die interessante Frage, ob die Trennung der Opticustasern in lichteniptiudende und Pupillarfasern überhaupt viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, bei Seite und erlauben uns noch einige Worte über die bei diesen Experimenten gemachten Beobachtungen über secundäre Degeneration. Wir haben oben zwei Versuche mitgetheilt, in welchen nach Verletzung des Kernes des Burdach'- scheu Stranges aufsteigende Degeneration der Schleife erfolgte. In den meisten der bisher mitgetheilten Fällen von Sclileifendegeneration, die von P. Meyer und Forel (Vejas) ausgenommen, wurde absteigende Degene- ration der Schleife bei Gehirnläsioneu beobachtet. Es ist uns nicht bekannt, ob es an erwachsenen Thieren möglich ist, durch eine Verletzung des Gehirnes eine absteigende Degeneration dieser Fasern zu bewirken (die Beobachtungen v. Monakow's beziehen sich auf Experimente, welche an neugeborenen Thieren vorgenommen wurden), doch machen analoge Beobachtungen am Rückenmarke dies nicht wahrscheinlich. Es gelingt niemals eine absteigende Degeneration in den Hintersträngen oder der Klcinliirnseitenstrangbahn, ebensowenig eine aufsteigende in der Pyramidenseitenstrangbahn experimentell zu erzeugen, und bei Verletzung des Burdach'- schen Kernes erfolgt Iceinerlei absteigende Degeneration in den Hintersträngen. Das alte schon von Türck aufgestellte Gesetz, dass die Degeneration in den Rückenmarksbahnen im Sinne der physiologischen Leitung fortschreitet, hat also bisher durch die Experimente an erwachsenenen Thieren keine wesentliche Einschrän- kung erfahren. Wohl sind aber in der reichen neurologischen Literatur der neueren Zeit vielfach Beob- achtungen mitgetheilt worden, die sich nicht in das Türck'sche Schema unterbringen lassen, und es fragt sieh, ob es nicht möglich sein wird, in diese beginnende Verwirrung einige Ordnung zu bringen. Solche dem Schema widersprechende Beobachtungen siud auch die obigen über die absteigende Degeneration der Schleife. Wir möchten nun auf Folgendes aufmerksam machen. Beobachtungen über secundäre Veränderungen des Gehirnes und Rückenmarkes werden auf dreierlei Weise angestellt. Entweder — und da^ ist die Mehrzahl 74* 588 ,/. Singer und E. Münzer , der Beobachtungen — es werden Herderkrankungen an menscliliclien Centralncrvensystcmeu anatomisch unter- sucht, und hier handelt es sich um mehr weniger längere Zeit dauernde Krankhcitsprocessc, die oft viele Monate, ja Jahre nach der verletzenden Ursache zur Untersuchung gelangen; oder man setzt Verletzungen an erwachsenen Thieren und untersucht im Zeiträume von einigen Tagen oder Wochen; oder endlich, man setzt Verletzungen an neugeborenen Thieren und untersucht das Centralnervensysteni am erwachsenen Thiere. Die durch diese Läsionen erzengten cousecutiven Veränderungen am Centralnervensysteme werden nun in der Literatur promiseue als Degeneration oder Atrophie bezeichnet, ohne dass, wie es uns scheint, immer bedacht wird, dass es sich dabei nicht immer um dieselben Proeesse handelt, oder zum wenigsten oft der Ablauf einan- der in ihrem Enderfolge sich ähnlicher Processe durch verschiedene Gesetze geregelt wird. Nicht mit Unrecht, wie wir glauben, hat schon Michel' v. Gudden diesen Vorwurf gemaciit. Wir wollen an einigen Beispielen das Gesagte erörtern. Enncleirt mau einer erwachsenen Taube das Auge, so erfolgt aufsteigende Degeneration im Opticus bis zum Corpus bigeminum, das heisst die Markscheiden zerfallen, der Axencylinder schwindet, die Zerfalls- producte schwärzen sich mit Marchi's Reagens. Durchschneidet man deu Tractus opticus in seinem intra craniellen Verlaufe, oder zerstört man das Corpus bigeminum, so erfolgt im ersteren Falle wieder nur auf- steigende, keine absteigende Degeneration, im letzteren ebenfalls keine absteigende Degeneration. Operirt man hingegen an eben dem Ei entschlüpften Thieren, dann ist das Endresultat ein anderes. Man mag in diesem Falle das Auge oder den ZweiliUgel entfernen, in beiden Fällen verschwindet Nerv und Tractus opticus, letzterer fast spurlos, von ersterem bleibt nur ein helles durchscheinend gallertiges Bindegewebsband übrig. Hiebei verschwindet, wie wir in Übereinstimmung mit den Versuchen Gansers fanden, die Nervenfaser- und Ganglienzellenschicht der Retina fast vollständig. Lässt man bei dem Eingriffe auch nur ein kleines Frag- ment des Corpus bigeminum stehen, so ist am erwachsenen Thiere auch nur ein entsprechender Theil des Tractus vorhanden. Entfernt man endlich an einem erwachsenen Thiere das Auge und lässt lange Zeit nach dem Eingriffe verfliessen, oder untersucht man Chiasmen von Menschen, welche lange Jahre nach Entfernung eines Auges zur Untersuchung kamen, so bleibt, wie insbesondere aus der pothologisch-anatomischen Literatur hervorzugehen scheint, von Nerv und Tractus opticus nichts übrig, als ein sklerotisches Binde- gewebe. In beiden letztgenannten Processen ist in vielen Fällen auch die graue Substanz betheiligt, es erfolgen Versclimälerungen der grauen Kerne mit Schwund der Ganglienzellen und Schwund der aus diesen Ganglien- zellen entspringenden Bahnen, ohne dass es bisher gelungen wäre, an letzteren eine echte Degeneration zu constatiren. Durclischneidet man ferner einen peripheren gemischten Nerven, so erfolgt peripher vom Schnitt die bekannte Waller'scbe Degeneration, centralwärts aber und zeitlich weit von letzterem Processe getrennt erfolgt langsame Verschmälerung der sensibten Bahnen wiederum ohne echte Degeneration. Endlich machen noch die Versuche Forel's mit einem aufsteigenden Schwunde motorischer '^Qxwen (Facialis) nach periferer Durchtrennung bekannt. Es kann also eine und dieselbe Bahn auf verschiedene Art zum Schwund gebracht werden, und es wird vielleicht nicht ohne Nutzen sein, wenn man in kommenden Publicationen auf diesen Umstand Rücksicht nimmt. Kehren wir zur Schleife zurück, so können folgende Modi als möglich gedacht werden. Erstens Zerstörung des Burdach'schen oder Goll'schen Kernes am erwachsenen Thiere, aufsteigende Degeneration, analog der Degeneration des Opticus nach Enucleation des Auges; zweitens Abtragung der selben Kerne an neugeborenen Thieren (Vejas) ode r Abtragung der Rinde des Parietooccipital-Hirnes (Mona- kow), darauf Schwund der Schleifenfasern, entsprech gud dem Schwund des Opticus nach Augenenucleation, respeetive Abtragung des Corpus bigeminum (beim Neugeborenen); endlich käme die absteigende „Degenera- tion" der Schleife, für die wir vorläutig keine experimentelle Grundlage haben. Es fragt sich nun, ob in ' Über Seliuervendegeneration und Sehnervenkreuzung, 1887. Anatomie des Centralnervensystems. 589 diesen an Menschen beobachteten Fällen es sich nicht um Atrophien handelt ähnlich den von Forel am Facialis beschriebenen aufsteigenden Atropliien. Wir möchten nun den Forsehern auf diesem Gebiete den Vor- schlag- machen, künftighin den Ausdruck Degeneration nur für die echte Waller'sche Degeneration zu gebrauchen, also nur für diejenigen Fälle, wo wirklich Zerfall der Marksclieide nocli nachweisbar ist. Für die Fälle, wo wie zum Beispiel nacli Diirehschneidung des N. ischiadicus, Verschmälerung des zugehörigen Hinter- stranges erfolgt, wäre der Ausdruck „Atrophie" zu verwenden, für jene Fälle, wo durch Eingriff am neu- geborenen Thiere die betreffenden Fasernzüge vollständig sehwinden, gar nicht zur Entwicklung gelangen „Aplasie" oder „Agenesie", für Fälle endlieh, wo lange Zeit nach der primären Läsion sich der betreffende Faserzug nur noch durch Bindegewebe kennzeichnet, wäre der Ausdruck „Sclerose" zu verwenden. Endlich könnte man, um das Schlussresultat des Processos zu bezeichnen, von „einfacher Atrophie", von Atrophie in Folge von Degeneration, also „degenerativer Atrophie" und von Atrophie in Folge von Aplasie sprechen. 590 '/. Singer und E. Münzer, Anatomie des Centralnervensystems. Erklärung der Abbildungen. Fig-. 1. Längsschnitt durch die Spinalwurzeln und Spinalganglien eines Hundes nach Durchschneidung der Wurzeln zwischen Rückenmark und Ganglion. „ 2, 3, 4. 1 Horizontalschnitt aus dem Rückenmarke eines Frosches nach einseitiger Durchschneiduug der hinteren Wur- zeln der unteren Lendeunerven zwischen Ganglion und Rückenmark. „ 5 — 9. Ana dem Rückenmark eines Kaninchens nach Durchschneidung von drei linken unteren Leudeuwurzeln zwisclien Ganglion und Rückenmark. „ 10—15. Aus dem Rückenmark eines Hundes nach Durchschneidung drei hinterer Wurzeln der linkeu Seite über der Lendenanschwellung, von zwei Wurzeln unter derselben. „ 16 — 19. Aus Rückenmark und Medulla oblongata einer Katze nach Durchschneidung der zweiten Cervical Wurzel zwi- schen Rückenmark und Ganglion. „ 20 — 24. Aus dem Rückenmarke eines Kaninchens nach temporärer VerSchliessung der Bauchaorta. „ 25. Aus dem Rückenmarke eines Hundes nach linksseitiger Durchsohneidung einer Sacralwurzel. „ 26 — 34. Aus Medulla oblongata und Zwischenhirn zweier Katzen mit theilweiser Zerstörung des Kernes der Burdach'- sehen Stränge. Fig. 33 und 34 nach linksseitiger, die übrigen nach rechtsseitiger Verletzung. „ 85« — 36. Aus Medulla oblongata und Rückenmark eines Hundes nach Abtragung der motorischen Rindenzone der lin- ken Seite. „ 37. Absteigende (?) Degeneration im Rückenmarke eines Hundes nach Verletzung der Parietoccipitallappen. Näheres im Text. Nach einem von Herrn Dr. V. Marchi in Reggio herrührenden Präparate. „ 38, 39. Aus dem Rückenraarke eines Hundes nach Zerstörung der motorischen Zone links. Multiple Sclerose und auf- steigende Degeneration in den Hiutersträngen. Näheres im Text. Mit der Lupe nach einem Hämatoxylinpräparat gezeichnet. ^ 40—43. Aus dem Rückenmarke eines Hundes nach linksseitiger Durchschneidung des linken Vorderseitenstranges im oberen Halsmark. ^ 43 a_46. Aus dem Rückenmarke eines Hundes nach totaler Rüekenmarksdurchscheidung zwischen Brust- und Lenden- mark. „ 47. Absteigende Degeneration aus dem Rückenmarke eines Menschen nach Compression in der Mitte des Brustmarkes. Fig. 4 und Fig. 31 sind irrthümlicherweise verkehrt abgedruckt worden. .T. SinöVr u.E.Mibizer: ^Inatoniie des Ceiilralnci-vtTi.svstoms 1- 5 "^ ' Taf.I. J Reisekde2. Deiikselirifteii d.leais..Vkad.(l.Wiss.mafli.iuüiim. Classe.BdJATLAbtliX 'ilhAjistv..'..Z3.-jiKirl}!:iKi.i, J. Siii^er u.E. JVlihizer: Aiialoiiiie des CeiiJraliu'i'veii.sy.stems . 23 b. Tai.E. 24-. »i I-& t«^ l.i \ ^m-^" ■i^/' J. Jieissk de^\ /f Li!hÄr^-tx.7\.^3nRWsrA,Vt'ieri. Deiiksclirifteii (l.lcdi.s..\kad.d.Wiss.iiiafli.iuitiinv. Classe, BtL.LWAbfli.H. .T. Siiiw im 0 an dem Gebirgsmassiv, das seinem Kern nach aus harten, oft kieseligen Kalken der oberen Kreide mit Nerineen bestellt, empor- steigt. Als Miocän hat man schliesslich zu betrachten die auf 8. 310 erwähnten mergeligen „fossilführenden Kalksteine, Kreide- oder Kalksteinbreccien und Muschelkalksteiue" im S von Antiochia, welche Ostreen, Pecten, Cardien, Venus, Donax, Lucina, Tellina, Cerithium, Pyrula und viele Seeigel führen sollen. Diese Gesteine würden nach Ainsworth am Wege von Antiochia nach Lädiktje zu beiden Seiten eines Thaies am Dovfe Scheich Köi („SheYkGui'') überlagert von einem kieseligen Kalkstein, welcher selbständig ganze Ketten bildet und den Ainsworth mit der Meulic'^re des Pariser Beckens vergleicht. Ob hier eine irrthümliche Auffas- sung der Schichtenfolge vorliegt und unter dem Kieselkalk wenigstens theilweise die von den Miocänschichten mantelartig bedeckten, in den höheren Gebirgsregionen aber frei herausragenden Kieselkalke der Oberen Kreide zu verstehen sind oder jüngere echte Süsswasserkalke, wie ich sie im N von Bet et-Mä in grosser Mächtigkeit wahrnahm, vermag ich vorderhand nicht zu entscheiden. Ainsworth's „grosses Tertiärbecken des unteren Orontesthales bei Antiochia" dürfte sich speciell auf die mergelig sandigen Ablagerungen meines Unterpliocäns beziehen. Die verschiedenartigen kurzgefassten Angaben Ainsworth's über die geologische Beschaffenheit Nord- Syriens hat nun Russegger' hauptsächlich zu seiner geognostischeu Beschreibung Nord-Syriens neben seinen eigenen Beobachtungen, beziehungsweise denen seines Adjuncten Brückner verwerthet, leider ohne dieselbe Zurückhaltung wie Ainsworth bezüglich der Altersbestimmung der Schichten anzuwenden. Die Bemerkungen Ainsworth's erscheinen sogar mitunter geradezu falsch anfgefasst oder übersetzt, wovon ein genauer Ver- gleich den Leser selbst überzeugen wird. Das Bild, welches Rus segger besonders von den Tertiärbildungen entwirft, lässt an Klarheit Vieles zu wünschen übrig. Ainsworth's supracretaceous Conide Umestone und 1 J. ßussegger, Reisen in Europa, Asien und Afrika. Stuttgart 1841, 1. Bd. 1. S. 412— 469. Beiträge zur Physiogno- mie und Geologie des nördlichen Syrien. Das marine Miocän in Syrien. 593 die hiermit wechsellagerndcn, fossile Sclialfhierreste fiihienden Mergelschicliten und Kalkbreccien hält Rus- segger „für nichts anderes als Stellvertreter der oberen oder sogenannten weichen Kreide", obgleich er daraus typisch tertiäre Versteinerungen wie Echinolampas und Clypeaster namhaft macht. ' „Das durch seine Ruinen und die im Felsen ausgearbeitete Nekropolis von Seleucia Pieria bekannte steile Felsgehänge" von hartem Kalkstein am SW-Abfall „des Mussa Dagh" oder Djebel Müsa gehört nach Rus segger S. 464 ebenfalls „in das Gebiet der oberen Kreide", während dasselbe auf S. 461 als Tertiär- gebilde betrachtet wurde. Die östlich sich daran schliessenden (miocänen) Grobkalke von Seltscha (Seldja) rechnet er hingegen „der subapenninischen Zeitfolge" zu, da unter ihnen die versteinerungsreichen Mergel mit den von Ainsworth 1. c. S. 301 aufgezählten Pliocänfossilien lagen, während in Wirklichkeit die Schich- tenfolge ganz anders und viel complicirter ist (vergl. das unten folgende Profil Fig. 1). Vollständig unmöglich erscheint es mir, das zu S. 440 gehörige Profil in Russegger's Atlasband Fig. 12: „Tertiärgebilde am Djebel Mussa bei Suedie" mit den dortigen thatsächlichen Lagerungsverhältnissen iu Einklang zu bringen. Es würde zu weit führen, hier die einzelneu Angaben Russegger's auf ihre Zuverlässigkeit hin zu prüfen, da sich bei der späteren Schilderung der einzelnen Tertiärvorkommnisse noch mehrfach Gelegenheit bieten wird, auf seine Darstellung zurückzukommen. Auf welche Nachrichten sich Tcliihat cheff in dem Syrien betreffenden Theil seiner Carte göologique de l'AsieMiueure stützt, und ob er sieh überhaupt auf Nachrichten stützt, da er selbst diese Gegend nicht besuchte, ist mir unerfindlich. Nur wenige Flecken in der Colorirung der SO-Ecke dieser Karte dUiften mit der Wirk- lichkeit übereinstimmen. Dem Eocän ist eine ganz wunderbare Verbreitung speciell in den Thälern und Niederungen und in der nordsyrischen Wüste hinter Aleppo bis zum Euphrat gegeben; von jüngeren Tertiär- bildungen findet man dagegen nichts verzeichnet. Russegger's geognostische Karte des Taurus und seiner Nebeuzweige in den Paschaliken Adaua und Marasch nebst dem angrenzenden Theile des Paschalikes von Aleppo, wenn auch auf äusserst mangelhafter topographischer Grundlage beruhend, wie schon C. Ritter hervorhob, bietet immer noch ein annehmbareres Bild der geognostischen Verhältnisse als Tchihatcheff's viel später erschienene Karte. Neuerdings wurde von Dr. v. Lusehan eine Petrefactensuite in der Umgebung von Antiochia gesam- melt und dem k. k. Hof-Mineralienkabinet in Wien übermittelt. Fuchs und Diener^ erkannten in dem ein- schliessenden Gesteine „eine dem Lcithakalk des Wiener Beckens petrographisch sehr ähnliche Bildung"; unter den Fossilien herrschte Pecten caraUlanus Men. und P. latissimus vor, welche „für jüngeres Miocän" sprechen. Beschreibung des Miocäns in Nord-Syrien. 1. Das Miocän am Amanns Mons. Ob die Bucht von Iskenderün, der Winkel der kleinasiatischen und syrischen Küste, wie Tchihat- cheff's Karte andeutet, in N von einem Kranze von marinen Miocänbildungen umrandet war, erscheint mir noch zweifelhaft. Ainsworth, dem wir allein autoptische Mittheiluugen über die Geognosie dieser Gegend verdanken, führt keine Gebilde an, die mit einiger Wahrscheinlichkeit mit den Ablagerungen der miocänen Orontesbucht sich vergleichen Hessen. Hingegen dürfte das Pliocänmeer, wie wir an anderer Stelle sehen werden, an dem Westabfall des Aroanus Mons seine Spuren hinterlassen haben. So treffen wir, längs der syrischen Küste von N nach S gehend, die ersten zweifellosen Miocänbildun- gen an der S-Seite des Amanus. Das untere Thal des Orontes zwischen den Gebirgsstöcken des Amanus und Casius bildete die Eingangspforte für das vordringende Meer der zweiten Mediterranstufe, welches eine tief ins Innere des nordsyrischen Landes eingreifende verzweigte Bucht erfüllte. Um die Umgrenzung dieser 1 Russegger I.e. p. 447. ' Diener, Libanou. Wien 1886, S. 402. Deiikschrittan dor mathem. aaturw. Gi. LVll. Bd. y5 5(14 Max Blanckenhorn, Meeresbucht genauer bestimmen zw können , müssen wir die einzelnen bekannten Vorkommnisse der Reihe nach verfolgen. Wir beginnen mit der Süd- und Ostseite des Amanus, welche weit ins Innere bis nördlich der Niede- rung el-'Amk von einem mächtigen Mantel von Miocänbildungen bedeckt ist, die Ainsworth und Rus- segger theils der Oberen Kreide, theils dem Pliocän zurechneten. Der Amanus Mons, der sich als directe Verlängerung der nördlichen Gebirgskette der Insel Cypern in seinem Uauptkamm bis zum BeiUin-Pass in der Richtung von SW nacli NO hinzieht, sendet weit nach S als Ausläufer gegen die Orontes-Mündung den Pieria Mons oder Djebel Musa (im engeren Sinne) aus, der im NO von Seleucia Pieria in einer zur Hauptrichtung des Amanus parallel gestellten Reihe von Gipfeln culminirt. Der ganze Südabfall dieses Gebirgsrückens bis nahe an die Ebene der Orontesniündung gehört grösstentheils dem Miocänsystem an, das, wie der Anblick von S lehrt, selbst die höchsten, bis 870?« hohen Gipfel dieses Djebel Mflsa (im Sinne von Hartmann) ein- nimmt. Erst jenseits dieser vorgeschobenen Gipfel auf dem Verbindungsrücken zum Djebel el-Ahmar oder Kyzyl Dagh mag das ältere Grundgebirge, Kreide und Serpentin, zu Tage treten. Vom Djebel Mflsa fallen die Schichten überall ziemlich constant mit 10—15° nach S gegen die Orontesniündung, weiter östlich mehr nach SO; nur da, wo Gypslager eingeschaltet sind, zeigen sie sicli in Folge der vorgeschrittenen späteren Auslaugimg derselben in ihrer Lagerung gestört. Im Gegensatz zu dieser, sich auf mehrfache Beobachtungen meinerseits stützenden Behauptung steht die Angabe Russegger's von einem nordsüdlichen Streichen und und Verflachen unter 5 — 6° gegen 0, welche sich wohl nur auf ganz local beschränkte Verhältnisse bei dem Dorfe Seltscha beziehen kann. Die Beschaffenheit der zur Ablagerung gekommenen Gebilde ist sehr wechselnd. Gegen den Rand dieses Beckens herrschen ähnlich wie im Wiener Becken allein die Kalke vor. Sie entsprechen im Aussehen zum Theil so sehr den Leithakalken, speciell den Nulliporen- und Korallenkalken, dass man Proben von beiden Localitäten nicht unterscheiden kann. Bei Seleucia Pieria treten diese Miocänkalke, welche dort eine Mäch- tigkeit von 200 w, erreichen mögen, direct aus Meer und setzen die dortigen steilen Felsgehänge zusammen, in welchen die zahlreichen Felsengräber der Nekropolis und der grossartige llOOw lange und bis 45?« tiefe Felsencanal mit seinen Tunnels eingegraben ist. Sie bilden aber auch noch, wie es scheint, den Boden der tief in der Küstenebene gelegenen Altstadt, ja zum Theil den Untergrund des alten Hafenbassins, das in die festen Kalke wenigstens theilweise künstlich eingetieft war. Aus diesem Kalk wurde der grösste Theil der Gebäude und Befestigungen der alten Stadt aufgeführt, von denen man jetzt ausser der erhaltenen Stadtmauer mit ihren Thoren nur noch Trümmer vorfindet. Es sind meist weisse dichte oder etwas poröse Grobkalkc, mit- unter oolithisch, mit bald erhaltenen, bald ausgewitterten Oolithkörncrn. Gehen die Schichten mehr in graue weichere Mergelkalke über, so sind die Fossilien (Lithothatmiien, Heterosteginen, Chjpeaster, Pecten) gewöhn- lich besser erlialten. Die Lithoihamiiien treten wie im Leithakalk gesteinbildend auf; nach ihnen sind Hetero- steginen am häufigsten. Folgendes sind die im Miocänkalk von Seleucia Pieria, besonders bei Mreier am Antiochiathor, am Aus- gang des Hafens und an den alten Molo's, den Steindämmen zum Schutz der Hafeneinfahrt, von mir gesam- melten Versteinerungen: Lithofhamnium sp. überall. Heterosteginals-p. Durchmesser Smm. Drei Umgänge. Von verschiedenen Punkten der Stadt. Heliastraea sp. Wohlerhaltener Abdruck; Mreier. Clypeaster cmssicostatits Ag. (vergl. Michelin: Monogr. des Clyp. t. 7, fig. 1.) Häufig am Molo. Warzen und Stacheln von anderen Seeigelgattungen. Bryozoen. Pecten caralitanus Meneghini. (=: P. Bessert Hoernes non Andrz. ;= sievringensis Fuchs), häufig am Molo. Das marine Miocän in Syrien. 595 Pecteii scabrellus Lam.' Häutigster Fecten im Nulliporenkallv. Felsen am Hafeu von Seleucia. Bausteine der alten Molo's. Pectunculus pilosus L. Steinkern und Abdruck. Wendet mau sich von der Küste bei Seleucia ins Innere gegen NO, so maclit bald das einförmige Bild der Miocänablagerungen einer grösseren Manigfaltigkeit Platz. Am Djebel Müsa selbst sieht man freilich wie in Seleucia nur Kalkstraten. Steigt man aber von diesem Bergrücken mit dem Fallen der Schichten im Thale von Jorunurluk und Chaderbek gegen SSO hinab, so schalten sich ebenso wie auch südöstlich Seleucia zwischen die Kalkstraten des Miocäns Kalkmergel, Schieferthone und plastische Thone ein und die Kalk- bänke nehmen zu deren Gunsten an Stärke ab. Fig. 1. NNW Djebel Mttsa c. 810 m. Jornimrhili- 2H4 m ! 300 m Chaderbek SSO A. Grundgebirge. (Obere Kreide und Grünstein). 1 — 3, Miocän : 1. Kalkbäuke. 2. Mergel, Schiel'erthon und Tliou. 3. Gyps. 4. Unterpliucän : Graue schiefrige Saudsteine und Mergel. Bei Jorunurluk wird eine untere Zone von mäclitigen Kalkplatten im Thale, auf denen das Dort steht, durch eine mittlere Zone von Thonmergelu getrennt von einer oberen korallenführendeu Kalkzone, welche die circa 300?» hohen Gipfel der benachbarten Hügel krönt. Bei Chaderbek treten die Kalkschichten schon an Mächtigkeit gegenüber den thonigen Schichten zurück. Letztere zeichnen sich aus durch die Führung reicher Gypslager. Plastischer Thon, grob krystallinischer Gj'ps und echter Alabaster wechseln da mit ein- ander ab. Auf diesem Gypshorizont bei Chaderbek liegen die Ruinen einer zerfallenen grossen Seidenfabrik des ehemaligen englischen Generalconsuls Parker aus der Mitte dieses Jahrhunderts. Der Gyps bildet kein regelmässiges Lager innerhalb dos Thons , vielmehr linsenförmige Einschaltungen. Er ist natürlich schon ' Vergl. Paläontol. Theil derselben Arbeit. 75='- 596 Max Bland' eiihnrn. theilweise der Auslaugung erlegen, in Folge dessen locale Einstürze und Unregelmässigkeiten häufig und die Lagerungsverhältnisse an solchen Stellen sehr verworren erscheinen. Innerhalb dieser thonigen gypshaltigen Schichten beobachtete ich an dem Abhang westlich der Seiden- fabrik eine vielleicht 3 m mächtige Kalkbank, welche der Lage nach die Basis des Hauptgypshorizontes ein- nehmen miisste, aber da, wo Gyps sich zuerst einstellte, bereits allmiihlich ausgekeilt war. Vermuthlieh cor- respondirt diese Bank im N mit der Korallenkalkzone oberhalb Jorunurliik. Der Kalk ist zum Tlieil feinooli- tisch und enthält Steinkerne und Abdrücke von: Cardita acabricostu Mich.? junges Exemplar. Cardium edule L.?? „ turonicum Mag.?' Tapes vetula Bast. Venm midtilameUuta Lam. Photinula trochoides n. sp. Abdrücke (vergl. im paläontologischen Theil am Schlüsse dieser Arbeit! Bedeckt wird der Gypshorizont bei Chaderbek von Kalkmergelplatt eu, die in Grobkalk übergehen. Wo nämlich Nester von Gyps im Liegenden vorhanden sind, legt sich der Kalk in dünnen dichten fossilfreien Platten auf; wo dieses nicht der Fall ist, folgt in gleichem Niveau ein massiger cavernöser Grobkalk, erfüllt von Steinkernen und Abdrücken von Mollusken und Bryozoen : LunuUtes sp. Area Noae L. Area turonica Duj. Chama gryphoides L. Lucina ornata Ag. Cardita sp, Cardium turonicum May.?' „ edule L., häufig, Corbula gibba Ol. Fissurella italica Defr. Trochus patulus Broun, häufig. Solarium simplex Bronn. Turritella communis Eis so. Eissoa Lachesis Bast, und ähnliche Formen sehr häufig. Cerithium scabrum Ol., häufig. „ vulyatum. „ cf. minutum Serr. Zahlreiche andere kleine unbestimmbare Gastropoden (Melania? oder Hydrobia'i sp. sp.) Es ist dies eine Faunula vergleichbar derjenigen der Saude von Pötzleinsdorf bei AVien, mit der sie neun Arten gemein hat. In den thonigen und mergeligen Schichten des Miocänprofils der Gegend von Chaderbek und Jorunurluk wurden keine Fossilienreste wahrgenommen. Die Gypsvorkommnisse innerhalb der Thonschiehten beschränken sich, wie es scheint, auf eine bestimmte schmale Zone im Streichen der Schichten parallel der alten Meeres- uferlinie, eine Zone, die sich in ostnordöstlicher Richtung in der Mitte zwischen Djebel Müsa und Orontes mindestens bis zum Böjük Karasu oder Nähr el-Kebir, einem rechten Zufluss des Orontes, hinzieht. Hier beschreibt Russegger das Auftreten von Gyps bei Seltscha. Ein Profil quer zum Streichen der Miocän- schichten bei Seltscha dürfte aber kaum wesentlich von dem mitgetheilten bei Chaderbek abweichen und es wäre danach das Russegger'sche Profil 12 zu berichtigen. Die Zone der Verbreitung des Gypses ist zugleich diejenige, in welcher die Kalkstraten der Hauptsache nach sich auskeilen. Weiter südöstlich gegen den Orontes würden letztere in den thonigen Schichten vollstän- dig verschwunden sein. Leider ist das Miocänprofil nicht bis zum Orontes hin erhalten oder wenigstens schwer zu verfolgen; man würde noch typische blaue Tegel etwa mit einer Fauna der Badener Tegel in der Tiefe des Wiener Beckens erwarten können. Sandige Mergel und Sande nehmen hier diese Stelle ein, aber sie gehören allem Anschein nach einer jüngeren, vermuthlieh durch eine wenn auch ganz kurze Trockenlegung oder Coutinentalperiode getrennten Meeresbildung, der dritten Mediterranstufe an. Das untere Pliocänmeer, vordringend in dieselbe, nur jetzt ' Vergl. Faläontol. Theil. Das marine Miocän in Syi-ien. 597 bedeutend verschmälerte Buclit des unteren Orontes-Thales, zerstörte grösstentbeils die in dessen tieferen Regionen sich vorfindenden weichen und wenig widerstandsfähigen Tiefseeabiagerungen des zweiten Medi- terranmeeres und setzte an deren Stelle seine sandig mergeligen Sedimente ab. In der Fauna differiren diese Schichten so erheblich von denen unseres Miocäns, dass sie kaum als gleichzeitige und nur in der Facies verschiedene Ablagerungen gelten können, wie ja auch Russegger dieselben schon ,, der subapenniniscben Zeitfolge nahe" stellt. Da sich auf der Nordseite des Orontes-Thales die Unterpliocänmergel und Sandsteine eng den fossilfreien miocänen Thonen anlegen und eine deutliche discordante Lagerung zwischen beiden (wie sie auf obigem Profil nur schematisch gezeichnet ist) kaum in die Augen fällt, so erklärt sich wühl der Irrthum Russegger's,' dass er den grauen und gelblich brauneu (pliocänen) Sandstein (u seines Pro- fils), den er mit Recht seinem sogenannten Sandstein von Armenas etc. parallelisirt, als Liegendes der Gyps- und Thonbildung und der oberen Grobkalke ansieht. Von Seltscha aus dürfte sich der Mantel von Miocän weiter in gleicher Weise nach NO hin ausdeiinen. „An einem Aste des Amanus im W von Antiochia" fand Herr Scheider nach der im Berliner Museum für Naturkunde befindlichen v. Luschan'schen Sammlung: Pecten adiincus Eichw. (? :=P. JossUngi Sow.). Pecten Vindascinus Fontannes, Le Bassin de Visan, t. V, f. 3. Strmnbus cf. Bonelli Brongn. Bei einem \Okm. im N von Antiochia gelegenen Dorfe Karali gelang es Herrn Dr. v. Luschan, eine Reihe Fossilien zu sammeln, die dem Museum für Naturkunde in Berlin überwiesen und dort von mir bestimmt wurden. Clypeaster crassicostatus A g. j Pecten cf. aduncus Eichw. Clypeaster turritus Ah ich, Das Steinsalz u. seine Cardium discrepans Bast. geol. Stellung im russ. Armenien. Mem. Ac. St. P6tersbourg 1857, 6. ser., VII, t.III, f. 2 (= C. gibbosus Risso sp.). Clypeaster gibbosus Marcel de Serres. Vergl. Pleurotomaria oder Trochus sp, Michelin, Monogr. des Clyp., t. 22. Cancellaria canaliciilata Hoern. Psammechinns mirabilis Nie. sp. Vergl. Laube, j Strombus cf. Bonelli Brongn. Die Echinoiden der österr.-ung. oberen Ter- Conus cf. ventricosus Brocchi. tiärabl. Abb. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. V. i Fasciolaria sp. Pecten caralitanus Men. =: P. Bessert Hoern. | An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass schon Fraas^ von Antiochia einen Clypeaster grandiflorus Bronn anfuhrt, vermuthlicb nach einem im Beiruter Museum ehemals befindlichen Exemplare. Von Scheich Hassan, einem Hügel, der im NO von Antiochia aus der Niederung el-'Amk hervorragen soll, stammen aus der Luschan'schen Sammlung: Isocardia sp. Panopaea Menardi Desh. |; Steinkerne. Xenophora Deshayesi Mich. TurrifeUa turris Bast. Cerithium vulgatum Brongn. sämmtlich wohl mit Schale erbalten. Strombus sp. Conus rentricosus Brocc, Bei „Schawar", einem der Lage nach mir unbekannten Ort ,,imN(?) desAmauus" wurden von Luschan folgende charakteristische Miocänfossilieu gesammelt: ■ Vergl. Paläoutol. Theil. 2 Fraas, Geologisches aus ileiu Libanon. Wiirttinnb. naturw. Jahresli. .Stuttgart 1878, .S. 3ü0. 598 Max Blanchenhorn, Echinolampas complanatus Ab. Clypeaster crassicostatus Ag. Pecten latissimus Brocc. Pecfen Tournali Serres beiHoernes. — und Reuss, Die foss. Moll. d. Teitiäibeck. v. Wien, S. 398, T. 58 (= P. Solanum Lani. non Hoern.). Das Gestein dieser von mir untersuchten Fossilien der genannten Fundorte ist durchweg ein massig harter Kalkstein. Dem Mantel von Miocänbildungen dürften wohl auch die Conglomerate und harten Kalksteine bei Pagrae (Bakräs) am Ostfusse des Anianus zufallen, welche nach Aiusworth unter (Pliocän-?) Saudsteinen liegen. Ob die Miocänbucht noch nördlich von der Niederuug el-'Amk über die Landstrasse nach Aleppo hinaus ein Stück in das Thal des Kara Su reichte, muss vorläufig dahingestellt bleiben. In der Breite von Islahlje (Niko- polis) habe ich selbst Miocän jedenfalls nicht mehr beobachtet. 2. Der Gasins Mons. Wir wenden uns nunmehr zum SUdrande des Miocänbeckens am unteren Orontes, überschreiten den Fluss bei el-Mina (dem Hafen) in dem Delta vor der Mündung und steigen am Djebel el-Akra' hinauf. Bei Mijadun (=Meadu Buckingham's und Russegger's) am NW-Fusse des steil aufragenden Bergriesen befindet mau sich schon auf den weissen mergeligen Kalkplatten des Miocäns, die, hier noch petrefactenleer, den Senon- kreidemergeln sehr ähnlich aussehen. Sie streichen in h. 10 — 11 und fallen in h. 4 — 5 gegen WSW ein. Von hier ziehen die Miocänbildungen in einem kesselartigen Einschnitt am steilen Gebirgsabfall aufwärts bis zu einer flacheren terrassenartigeu Abdachung, deren Oberfläche eingenommen wird von cavernösem Grobkaik und lockerer Mergelerde. Der gelblichgraue Grobkalk steht petrographisch dem oberen Grobkalk von Cliader- bek am Djebel Müsa nahe. Theilweise erscheint er als eine festcementirte dichte Breccie von Kalk-, Mergel- und Korallenfragmenten. Von Fossilien sind zu nennen: Pontes incrustans Defr.?, sehr häufig. Bryozoen. Area dathrata Defr, Area cf. lactea Linn. Pectunculus sp., häufig. Venus muÜilamellata Lam. Das gegen W geneigte Miocänplateau begann an seinem Rande mit etwa 172?» Höhe und steigt in zwei Stufen bis gegen 324m an, wo eine steilere Böschung von älterem (Kreidekalk-) Gebirge beginnt. Diese harten cretaceischen Kieselkalke mit Nerineen, wechselnd oft mit dünnschiefrigen Lagen, halten, nur mehr- fach von Serpentinmasseu durchbrocheu, bis zum 17G7 in hohen Gipfel des Djebel el-Akra' an. Letzterer ragte ebenso wie der gegenüberliegende Djebel el-Ahmar schon weit über die miocänen Meeresflutben her- vor. Wie zweiWachtthürme beherrschten jene beiden Gebirgsstöcke die dazwischen gelegenen Eingangspforte in die geräumige Bucht des zweiten Mediterranmeeres. Steigt man vom Djebel el-Akra' wieder nach N hinab, aber etwas östlich von dem beschriebenen Wege, so stellt sich bei 350»« Meeresliöhe wieder der Mantel von lichten kalkigen Miocänbildungen ein. Sie beginnen mit gelblichgrauen weichen Kalken, völlig identisch mit dem oberen Grobkalk von Chaderbek. Von Fossilien (Steinkernen und Abdrücken) konnte ich bestimmen : Napfförmige Bryozoen aus der Familie der Selenaridae {Lunulites sp.). Area cf. lactea L. Cardium edule L. häufig. Area sp. Cerithium scabrum 0 1. Peetuneulus sp. Die weicheren mergeligen Kalke gehen über in harte kieselige Kalke, ebenfalls cavernös und mit den- selben, aber weniger zahlreichen Fossilien. Echte Nulliporenkalke und Breccieukalke zeigen sich südlich von Schakil. Das Dorf Tumaime weiter nördlich liegt schon wie Chaderbek auf weichen thonigen, auch saudigen Mergeln und Thonen mit Gyps-Lagern. Schliesslich folgen weisse bis graue Kalkmergel mit Geröll- einschlüssen und kleinen Nestern von Gyps. Diese Kalkmergel erstrecken sich in grosser Mächtigkeit bis in Das marine Miocän in Syrien. 599 die Schlucht des Oroutes bei etl-Djennär, wo man sie aufliegen sieht auf dem hier blossgelegteu Kieselkalk der Kreide, an einer Stelle sogar concordant unter demselben Fallwiukel. Vielleicht war es die Beobachtung gerade dieser (local beschränkten) concordanten Lagerung, welche Russ egger, der diese Thalschlucht ebenfalls durchritt, veranlasste, an eine zeitlich engere Verbindung zwischen seinen „unteren harten und den oberen weichen, häufig in Mergel übergehenden Straten der Kreide-', seinem „Konuitenkalk", zu den- ken. Doch ist der Gegensatz in der GesteinsbeschafiVnheit an der Grenze zwischen den zweifellos cretacei- schen Schichten und unserem Miocän zu auffallend. Ausser dieser Auflagerung der Miocänmergel auf der Kreide kann man hier auch häufiger ein Nebeneiuanderliegen der zeitlich getrennten Straten in Folge deut- licher Verwerfungen beobachten. Die weichen Mergel sind in Schollen zwischen die harten Kreidekalke ein- gesunken und dadurch vor späterer Denudation mehr bewahrt geblieben. Es fanden demnach die letzten mit Dislocationeu verbundeneu Bewegungen der Erdkruste in dieser Gegend in postmiocäner Zeit statt, vielleicht gleichzeitig mit der Eruption des Dolerites, welcher sich deckenförmig direct über dem marinen Unterpliocän in der ganzen Ebene westlich Antiochia ausbreitete. Wie die Thalschlucht des Orontes, so ist auch südlicher der Nordabhaug des Djebel cl-Akra' mehr oder weniger von postmiocänen Störungen betroffen. Das gleich- massige Streichen und das Einfallen der Miocänschichten nach der Mitte des Beckens zu, wie wir es oben am Sudhang des Djebel Musa hervorhoben, macht im S einem häufigen Wechsel in Streich- und Fallrichtung Platz. Die Fauna der Kalkmergel auf der linken Uferseite der Oroutesschlucht bei ed-Djennär besteht meinen Aufsamnilungen zufolge aus: Cardium edule L. Cardium sp. Natica miUepunctata Lam. ? Strombus coronatns Defr. Heterosteginen. Area turonica Duj. Pectuncidus sp. Cliama sp. Lucina glohulosa D e s h . Unterhalb dieser Stelle gehen übrigens die mergeligen Miocänschichten auch auf das rechte Ufer de Flusses hinüber. Wenigstens sah Russegger (p. 449) am Ausgange des engen Orontes-Thales in die Ebene" vor der Mündung „am rechten Thalgehäuge wieder den versteinerungsreichen grauen mergeligen Kalkstein" den er irrthümlieh für cretaceisch hielt. In Sunnenije [— Szanina tiei Russegger) oberhalb ed-Djennär begegnet mnn auf dem linken Ufer noch einmal, zwischen Kieselkalken der Kreide eingeklemmt, einer grossen Scholle von Miocänmergeln. Es ist dies wohl die von Russegger p. 448 erwähnte mächtige Ablagerung eines grauen, mergeligen Kalksteins, welche „westlich von Beit el-Maa am Wege nach Szanina ganze Bergmassen bilden" soll, „die Versteinerungen der Kreide (?) in grosser Menge führt und also ihrer Reihe angehören dürfte. Dieser Kalkstein geht nach der Verschiedenheit des Mischungsverhältnisses seiner Bestandtheile bald in einen grauen Mergel, bald in einen gelblichbraunen Kalkstein über". Weiter aufwärts verschwinden die Miocänschichten im eigentlichen Thale des Orontes unter einer Bedeckung durch die marinpliocänen Sandsteine und jüngeren Süsswasserbildungen. Zweifelhaft bleiben mir bezüglich des Alters „locnle Ablagerungen von reinem und sehr krystallinischem Gypse" nördlich von Bet el Mä, dicht am Orontes. Der Gyps schliesst sich nach Russegger an „kreideartige Mergel" an und soll nach Ainsworth „Cycladen nebst anderen Süsswassermuscheln" führen.' Ich selbst sah bei meiner beschleu- nigten Durchreise an dieser Stelle mit dem Gyps zusammen nur versteinerungsleeren Thon, den ich eher in Anbetracht der dortigen grossen Verbreitung des Plioc.ans diesem zuzurechnen geneigt bin, obwohl mir son- stige Vorkommnisse von Gyps innerhalb desPliocäns Syriens nicht bekannt sind. Die von Ainsworth gefun- denen Fossilien aber stammen wohl ans dem diluvialen Süsswasserconglomerat am Orontes, welches sehr reich ist an Süsswassermuscheln, darunter häufig Corbicula-Arten. ■ Ainsworth, I.e. S. .^11. — Russegger, I, 1, S. 433 600 Max Blanclcenhorn, 3. Der Djetoel el-Koseir. Ragte der eigentliche Casius Mons oder Djebel el-Akra' der Hauptsache nach weit über das Miocän- meer hervor, so war seine heutige plateauförmige nordöstliche Fortsetzung, der vom Oroutes im 0 und N umflossene Djebel el-Koseir, der die Verbindung des Djebel el-Akra' mit dem Nusairiergebirge herstellt, grösstentheils von den Flutbeu des Miocänmeeres bedeckt, welche sogar die hochgelegenen Ostabfälle des Casius in dem Thal von Scheich Köi bespülten. Eine Wanderung quer über dieses Hochplateau von Anfio- chia, südlich nacli Djisr esch-Schughr wird uns genügenden Aufschhiss über die Natur der Miocänablage- rungen gewähren. Nähr Bleiidjih- SO 240 m ' FadiMje Phiteaii des Djebel el-Kuseir. Figur 2. Ö30 m üjchel Hahib cii-Nedjär dO-j m Antiikije Onmtes 71 III NW k 0 p Längenmaassstab 1:1UÜ.ÜÜU. Länge: Höhe =1:5. G = Serpentin .,„ = Miocän. h = Harter, dichter Kieselkalk der Oberen Kreide. p = Marines Uuterpliocäu. U = Dolerit. Steil Über der Stadt Antaktje (73 m) erhebt sich im SO (bis 500 m hoch) der Festungsberg Habib en- Nedjär, auf seinem Kamm die alte Stadtmauer Justiniaus mit den Resten der BefestigungsthUrme tragend. An seiner Basis besteht er rings um die Stadt aus Serpentinmassen, über welchen die Steilwände der creta- ceischen Kieselkalke folgen. Letzteren legt sich in der halben Höhe dieses Bergrückens tertiärer Kalkstein derart auf, dass eine scharfe Grenzbestimmung zwischen ihm und dem fossilarmeu cretaceischen Kalk sehr erschwert wird. Steigt man vom Südende der heutigen Stadt neben der Stadtmauer längs einer Thalrinne aufwärts und überschreitet dann auf einer Brücke das Thälchen gegen SW, so befindet man sich bald auf Miocän, das durch allmälige Übergänge mit der Kreide verbunden ist. Zuerst erscheinen graue, gelblich ver- witternde Kieselkalke, ähnlich denjenigen, welche wir schon beim Hinabstieg vom Djebel el-Akra' im Mio- cän oberhalb Schakil kennen lernten. Von den meist schichtungslosen Kieselkalken der Oberen Kreide unter- scheiden sie sich — abgesehen von ihrer deutlichen Schichtung (Streichen in h. 8) — äusserlieh nur durch die Hohlräume von spärlichen Schalthierresten und durch die Spuren von Nulliporen. Bei genauerer Prüfung erkannte ich: Ldthothamnien. Abdrücke von Heterosteginen , theils denselben wie in Seleucia Pieria mit % mm Durchmesser und 2'/t bis 3 Umgängen; theils grösseren von 21 mm Durchmesser. Pecten pusio Penn. Pecten sp. Bald aber treten auch Bänke von typischem NuUiporenkalk auf, vollkommen identisch mit denen von Seleucia Pieria und des Wiener Leithakalkes mit : Pecten Bessert Andrz. Pecten scabrellus Lam. Über diesem Grobkalk lagern auf dem weiteren Wege in einem kleinen Thalkessel bei c. 190 m Meeres- höhe graugrüne weiche Mergel und Thone, wechselnd noch mit einigen härtereu Kalkbänken. Sie stehen in Das marine Miocän in Syrien. 601 der Facies den Tegeln von Baden am nächsten und enthalten wie diese kleine Einzelkorallen und Schnecken, deren weisse Schalenreste zum Theil noch erhalten sind : Acanthocyathus? sp. Natica helicina Rrooc. Buccinum äff. semisfriafiitn Brocc, mit schwacljen Querwülsten auf der letzten Windung. Hinter diesem kleinen Miocänbecken führt der Weg durch ein enges, in den cretaceischan Kieselkalk eingeschnittenes Thälcheu aufwärts. Erst wo letzteres sich erweitert, treten wieder abwechselnde Schichten von lockerem, mergeligem Grohkalk, Kalkconglomerat, Breccie und graugrünen Mergeln auf. Die kalkigen Bänke enthalten überall Peden Bessert Andrz. So erreicht man auf miocänem G^robkalk die Wasserscheide (405 m) zu dem ersten, nach W zum Orontes sich wendenden Flüsschen Nähr el-Fuwär(?). Das rechte Gehänge dieses Thaies besteht ans Schichten einer buntfarbigen Breccie, Nagelflue oder Conglomerat von meist eckigen verschiedenartigen Gesteinsbruchstücken des Kreidegebirges, Griinsteinen (Serpentin, Gabbro etc.), Feuer- stein, Kalk, Mergel, welche durch reichliches, graues, mergeliges Cement verbunden sind. Die Grösse der Fragmente oderGerölle ist schichtenweise verschieden und wächst bis zu 2', anderseits wird dieBreccie feiner und geht durch Vorwiegen des Cementes allmälig in Grobkalk über. Der folgende Anstieg auf dem linken Uferabhang des Nähr- el Fuwär (?) bietet uns eine getreue Wieder- holung des Bildes, das wir im S von Antiochia betreffs der Gesteinsfolge gewannen. Zuerst erscheinen sehr verwitterte Serpentine, darauf mit steilerer Böschung cretaceischer Kieselkalk, dann Kalkbreccie in Grob- kalk übergehend, wie auf der ersten Passhöhe und rechten üferseite. Nach oben wechseln diese Miocän- schichten mit Sandsteinlagen und reichen so bis zur zweiten Passhöhe von 515 »z, über der sich noch ein 15 m höheres Plateau mit sandigen Schichten erhebt. Sandsteine und Mergelbildungen bedecken dann grösstentheils die Oberfläche der im S folgenden ausgedehnten Hochebene, welche nur von wenig Thälern durchfurcht ist, in denen dann die tieferen kalkigen Lagen des Miocäns blossgelegt erscheinen. Ein solches Thal ist der Oberlauf des kurzen aber wasserreichen Baches von Bet el-Mä, der parallel dem Nähr el-Fuwär. südlich davon dem Orontes zuströmt. Nur oberhalb des Ortes Bet el-Mä dürfte sein Thal von miocänen Schichten grösstentheils gebildet sein. Anstehend wurden dieselben allerdings nicht beobachtet. Meine Schlüsse bezüglich der Beschaffenheit des Oberlaufes dieses Baches stützen sich wesentlich auf die zahl- reichen Gerolle, die ich in seinem Bette bei Bet el-Mä oder in seineu jugendlichen Kalksinterabsätzen auffand. Diese GeröUe gehören, soweit sie fossilführend sind, zwei verschiedenen Gesteinsarten an. Die eine ist ein dunkelgrauer kieseliger Kalk mit Steinkernen und Abdrücken: Bryozoen, sehr häufig. Siliquaria anguina Linn. Peden pusio L a m. Der Block wurde unweit 'Ain Djarmüz als Einschluss aus dem diluvialen Süsswassertuff geschlagen, der die ganze hügelige Terrasse im N von Bet el-Mä einnimmt und allem Anschein nach hauptsächlich dem früher noch wasserreicheren Bach von Bet el-Mä seine Entstehung verdankt. Häufiger ist ein weisser, auch grünlich- oder gelblichweisser, rauh sich anfühlender, mergeliger Kalk, bald härter, bald weicher, mit Schalen von Austern und Pectiniden und Abdrucken anderer Mollusken. Hievon liegen mir zahlreiche Handstücke vor, theils dem quartären Kalktuff von Bet el-Mä und 'Ain Djarmüz, theils Gartenmauern in Bet el-Mä oder herumliegenden Blöcken entnommen. Die reichhaltige Fauna setzt sich in folgender Weise zusammen: Heterosteginm, häufig. Leda cf. nitida Brocehi. Ostrea cochlear Poli, häufig. Peden cristatus B roxi u sp., häufig. Peden scahrellus Lam., häufig. Peden caralitanus Mcn.? Fragment. Axinus sp. Cardium edule L. Cardium discrepans Bast. Solecurtus strigillatus L. Denkschriften der mathem.-uatuTA'. ül. LVU. Bd. yg (3Q2 Max Blanckenhorn, Fusus Schwartzi Hoern. Ftistcs sp. Turritella communis Risso, liäufig. Turriiella turris Bast. Pleurotoma sp. Cerithium sp. Xenophora cumulans Brongn. Fissur ella italica Defr. Scatona /a«ceo?a/a Brocchi? ! Fischzahn. Die Faunula erinnert in mancher Hinsicht an diejenige der sandigen Mergel von Steinabrunn und Grin- zing im Wiener Becken. An dieser Stelle möge noch erwähnt werden, dass sich in der Luschau'schen Sammlung im Berliner Museum für Naturkunde Exemplare von Peclen caralitantis Men, (= P. Besseri Hoern.) und Strombus cf. coro- natus Defr. mit der Fundortsangabe Bot el-Ma betindeu. Das Gestein der zwei >SYrom6?««-Steinkerne ent- spricht vollkommen meinen Kalkmergeln von ed-Djennar am Orontes mit Sfrombiis coronatus. Wenn ich eine mündliche Angabe von Herrn Dr. v. Luschan richtig verstanden habe, sind genannte Miocänfossilien im NO von Bet el-Mä gesammelt worden. Auch Ainsworth hat schon im S von Antiochia (?auf einem anderen Wege längs der alten Römerstrasse über Scheich köi nach Laodicea) in dem nächsten Thale („the next valley") fossilführende mergelige Kalk- steine, seine Conide limestones, angegeben. Sie sind überlagert von Kalkbreccien, diese von einem caver- nösen kieseligen Kalk, ähnlich dem Menliere von Paris. Der kieselige (?) Kalk könnte wohl mit dem von mir in grosser Ausdehnung gesehenen Süsswasserkalktufif identisch sein. Weiter südwärts, vermuthlich östlich oberhalb Bet el-Mä sollen niedrige Hügelreihen mit flachen Gipfeln erscheinen, gebildet von weichem Muschel- kalkstein, der auf Mergeln und Breccien aufruht. Von Versteinerungen werden zahlreiche Echiniden, Austern Pectiuiden, Cardien, Venus, Donax, Lucina, Tellina, Cerithium, Ptjrula genannt. „An dem Passe hinter Bet el-Mä (? zum Nähr Blendjär oder Nähr ez-Zau) folgen dem Conide limestone rothe und weiss gefärbte Kreidebreccien, wechselnd mit Kreidemergeln." Der Nalir Blendjfu-, in seinem Oberlauf auch Nähr ez-Zau im Unterlauf Nähr Bawerde genannt, ist der wichtigste und längste Fluss im Djebel el-Koseir, ent- wässert dieses Tafelland-Erosionsgebirge nach NO und mündet oberhall) Djisr el-Hadid. Sein Lauf scheint mir bis jetzt am richtigsten auf Rey's Carte du Nord de la Syrie, Paris 1885 eingetragen zu sein. Der von SSW nach NNO gerichtete Oberlauf kann als ungefälire Scheide zwischen den Ausläufern des Casius oder Djebel el-Akra' im W und dem Djebel el-Koseir im 0 betrachtet werden. Hier führt die alte Römerstrasse Antiochia— Laodicea aufwärts, welche von Pococke und (?) Ainsworth begangen wurde. Dass diesem Flusssystem auch die Quelle Zoiba, welche Pococke und Ainsworth erwähnen, angehört, möchte ich nur vermuthen. Noch am Dorfe Scheich Köi, nahe der Quelle des Flusses, „sieht man die kreideartigen Mergel (des Miocäns?) zu Tage gehen". ' Hier am 0-Rande des Casius-Systems würden demnach die Miocänbildungen schon viel höher aufsteigen als an dessen Nordrand. Wenn man sich auf dem Wege von Antiochia nach Djisr esch-Schughr gegen SO wandernd und die Quellen des Baches von Bet el-Mä zur rechten (westlich) lassend, dem Mittellaufe des Nähr Blendjär nähert, so erscheinen in seinen linken Seiteuthälern versteinerungführende Miocänkalke aufgeschlossen, wechselnd mit lockeren Mergeln. Diese Kalke enthielten an einem Brunnen unweit des Dorfes Fadiktje: Foraminiferen (Milioliden) Pectunculus sp., häufig Napfförmige Bryozoen der Familie der Selena- riiden (Lunulites) Pecten aduncus Eichw. Pecten syriacus n. sp. ', Fragment Lithodomus sp. Area sp. Astarte sp. Cardium echinatum Linn. * Cardium sp. Venus multilamellata Lam. Lucina columhella Lam. Natica sp. ' Ruseegger, S. 433. 2 Vergl. Paläontol. Theil dieser Arbeit. Das marine Miocän in Syrien. 603 Rissoa sp. Cerithmm vulgatum Brongn. Cerithium sp. 3 mm hoch. Gehäusewinkel 12 bis 15°. 7 Umgänge, flach mit 6 körnigen Spiralreifen bedeckt. Naht vertieft. Murex cf. Sandbergeri Hörn. Pleurotoma VauqueliniYsijv. Turritella communis Risso var. ariensis Fon- tannes: Invert6br6s du bassin tertiaire du Sud-Est de la France, I. Gastr. p. 199, t. 11, f. 3 — 4. — Umgänge nur schwach gewölbt. Drei Hauptkiele, ausserdem zahlreiche, feine Spirallinien. Vermetus sp. Das weissliche, reine Kalkgestein enthält zahlreiche Oolithkörner eingestreut, wie^der untere fossilführende Kalk von Chaderbek. Sonst gleicht es mehr dem Kalk mit Pectunadus im N des Djebel el-Akra' oberhalb Mijadün. Nach dem Überschreiten des Nähr Blendjär (bei 240 m Meereshöhe) findet man Platten von schmutzig grünlich-grauem breccienartigem Kalkstein mit zahllosen, kleinen Einschlüssen von Gesteinstrümmern. Ein grösseres abgerundetes Gerolle von Eocänmarmor mit Nummuliten war oberflächlich mit kleinen Austern und Balanen besetzt. Von liier stammt auch eine Ostrea Virleti. Miocänbildungen halten nun auf dem weiteren Wege ununterbrochen an bis el-Ia'kübtje am Westrande der Orontes-Thalebene und bedecken, im Allgemeinen in horizontaler Lagerung, ebenso wie nördlich auch südlich vom Nähr Blendjär das durchschnittlich 400— 500 >m hoheTafellund des Djebel el-Koseir, welches von grabenartigen, steihvandigenThälern durchfurcht wird. Vor- herrschend sind weisse, körnige Kalkmergel, oft in gleichmässig dicken Platten geschichtet, und graue, lehmig sandige Mergel, welche mit einander abwechseln. Fossilien wurden darin nicht weiter bemerkt. Ainsworth' erwähnt an den Hügeln im NW von Djisr esch-Schughr das Vorkommen von Gyps zusammen mit Mergeln, die möglicherweise ebenfalls miocänen Alters sind. Fig. 3. 1. Djebel el-Akra' naT m. 2. Quelle llbO m. H. Desdurije. 4. Jarde. :>. Plateau 454 m. 6. ee-ZaUje. 7 . el-Ja Hhije. S. Gehirgsfuss 300 m. 9. 285 m. 10 Oro>ites bei flummdm Scliekli Isa 127 m. 11. 207 m. 12. 265 m. 13. 452 m. 14. 270 m. 15. 477 m. 10. Edlib 434 m. W. Castus Muns 1. 2. ~jrX^' Thalebene Djebel el-Koseir Orontesgraben Djebel el-A'ld \ Bal'a mit See Djebel Uaslai 0. Profil von der W-Seite des Djebel el-Akia' nach Ü bis zur nordsyrisehen Wüste bei Edlib. Längenmaassstab 1 : 400.000. Länge : Höhe = 1:5. G^ Grünstein, Serpentin, Gabbro ete. e = Eocänkalke. A: = Harte Kieselkallce mit Nerineen der Oberen Kreide (Turon?). »i= Miocän. Die directe östliche wie westliche Umgebung von Djisr esch-Schughr weist keine sicheren Spuren von Miocän mehr auf. Vermuthlich erstreckt sich die Miocänbucht nicht mehr so weit, sondern fand schon etwa am heutigen Nähr el-Abjad die südliche Grenze ihrer Verbreitung. Der Boden der Grabensenke des mittleren Orontes- 1 L. c. S. 211. 7G* 604: Max Blanckenhorn, thales selbst dürfte höchstens nördlich von der Mündung des Nähr el-Abjad aus Miocänbildungen zusanamen- gesetzt sein. Zwischen el-Ia'kublje am Bande des Koseir-Plateaus und Hammam Scheich Isa, dem Schwefelbad und der Mühle an einer Überfahrtsstelle über den Strom, sah ich abwechselnd massige Kalke, weiche gelbliche Mergelkalke mit Peden, röthliche porphyrälmliche Kalkbreccien und weisse harte Dolomite. Die Grenzbestim- mung zwischen den massigen Eocänkalken des Djebel el-A'lä und dem Miocäu hat hier, wo letzteres vorherr- schend kalkig ausgebildet ist, ebenso auch in den östlichen Theilen Nord-Syriens, ihre nicht geringen Schwie- rigkeiten, da namentlich die Eocänkalke nur sehr spärlich charakteristische Fossilreste (kleine Niimmuliten) enthalten, andererseits sich oft in gleicher Weise wie die Miocänkalke durch Nulliporenführung auszeichnen- 4. Das nntere 'Afrm-Becken. Drang das Miocänmeer auch längs des heutigen Oronteslaufes allem Anscheine nach nicht weiter gegen S vor, so fand es doch von seinem Haupt- und Centralbecken, der Niederung ePAmk zwischen Djebel el-Koseir, Amanus, Kurdengebirge undDjebel el-A'lä aus, einen bequemen Weg nach 0 in dem damals schon vorgebildeten Thal des unteren 'Afrin in der geraden Verlängerung des unteren Orontes-Thales. Hier und im weiteren Innern Nord-Syriens sieht man das Obermiocän vielfach in directer Berührung mit (raiocänen) Balsalten und Basalttulfen, deren Hervorbrechen die grosse Marinperiode der zweiten Mediterranstufe eingeleitet zu haben scheint. Diese ganze Gruppe zeitlich zusammengehörigerBasalte hat ein häufig wiederkehrendes gemeinsames Merkmal, concen- trischschalige Absonderungsform. Das erste besonders beachteuswerthe Vorkommen finden wir auf dem linken südwestlichen Ufer des mittleren' Afrln nordwestlich von dem Chan Bairam Oghln an der Landstrasse nach A'.eppo südlich von Katma. Die hier auf senonen Kreidemergeln ruhenden Basalte gehen in Tuffe über, reich an Kalk- spathadern und ganzen, kalkig sandigen Zwischenlagen. Basalt und BasalttutFe sind bedeckt von horizontalen Bänken groben Conglomerates, dann Sandstein und feinem röthlichem kalkigem Conglomerat oder Breccie mit vielen kleinen eingestreuten dunklen Gesteinsbrocken ähnlich wie in dem Gestein vom Ufer des Nähr Blendjär mit Ostrea Virleti. Diese in Grobkalk übergehende Breccie enthielt von Fossilien nur unbestimmbare Reste von Austern sowie kleine schlechte Exemplare von Peden syriacus n. sp. ' und Peden opercidaris L. ? Sie bildet in einer Meereshöhe von 620 m die Oberfläche eines Tafelberges auf der Südseite des nördlichsten Punktes der Landstrasse Iskenderün-Aleppo von deren Umbiegung aus NO in SO-Richtung. Wenig östlich von Katma sah ich bei 647 m Meereshöhe ebenfalls neben Basalt einen gelbweissen, weichen, schiefrig sandigen Mergelkalk mit: ferner scblechterhaltene Steinkerne, die viel- leicht zu : Erydna sp. Ludna Sismondae D e s h. Venus multüamellata L a m. Gytherea sp. Psammobia sp. gehören könnten. Schizaster sp. Vola cf. Josslingi Sow., aber noch stärker ge- wölbt Cardita ? sp. Cardium sp. Tellina cf. compressa Brocc. Thrada papyracea Poli; Man hat es hier mit einer Facies zu thun, welche derjenigen der Sandablagerungen im Wiener Becken bei Eggenburg, Grund, Nieder-Kreuzstätten, Gross-Russbach und Pötzleinsdorf nahe kommt. Wären diese bei der äusserst mangelhaften Erhaltung nur unsicheren Bestimmungen derBivalveii alle richtig, so würde die meiste Wahrscheinlichkeit für den Horizont (oder die Facies?) von Grund und Nieder-Kreuzstätten sprechen, wo die genannten Fossilien fast alle sich vorfinden, einige aber wie Thrada papyracca, deren Bestimmung relativ am sichersten ist, mit Vorliebe auftreten. Das Gestein stimmt auffallend überein mit jenem oben erwähnten, rauhen, mergeligen Kalke von Bet el-Mä mit Heterosteyinen, sowie Ostrea cochlear, Peden cristatus, von dem häufig lose Blöcke im Thal von Bet el-Mä durch den Bach transportirt herumliegen. Vergl. Paläontol. Theil. Das marine Miocän in Syrien. 605 In Jadile, einem DorlV an ciuem linken Zufluss des 'AMn unweit des Weges Bairam Ogblu-Killiz, fand ich in einem weissen dichten harten Kalkstein: Operculinen sehr ziUdreich Chjpeaster sp. klein Voll aft. (idunca Eich. Westlich von Killiz sind unter 670 w Meereshöhe ähnliche Uififartige Bildungen wie südlich Eatma. Der Basalt mit kugeligen, concentrisch scbaligen Absonderungen, auf dem ein Theil der Stadt Killiz selbst erbaut ist, geht direct ausserhalb der Stadt über in dunkle, bräunlich getleckte oder liellgrüne Tnfife und Konglome- rate mit basaltischen Trümmern, Kreidekalkbruchstücken, Chalcedon und Horusteinkieseln. Diese Bildungen sind reichlich durchzogen von Kalkspathadern. Sie wechsellagern mit lehmigen Schichten, welche viele graue Kalkkonkretionen enthalten, und einem eigenthümlichen, rauhen, lockeren Kalksandstein. Derselbe besteht aus lauter groben Körnern von Kalkspath, vermischt mit anderen Gesteinsbrocken, die nur lose durch ein Bindemittel von krystalliuischcm Kalk zusammengehalten werden. Wenn man diese petrefactenfreien Gebilde bei der grossen Ähnlichkeit sowohl der Basalte als der Tuffe etc. mit den südlich Katma beobachteten Gesteinen noch dem Miocän zutheiit, so hätten wir nun mit Killiz den äussersten uns bekannten nördlichen Punkt in der Verbreitung miocäner Ablagerungen in Syrien erreicht. 5. Das innersyrische Miocänbecken am Kuweik in der Umgegend von Aleppo. Das ganze Kurdengebirge im NW des '^Afrin, zumeist aus eocäuen Schichten aufgebaut, blieb von dem Miocänmeer unbedeckt, das hingegen im SO des 'Afrin eine bedeutende Ausdehnung gewann. Die angenom- mene schmale Meerenge des unteren ^Afrinthales erbreiterte sich spätestens ungefähr bei Kal'at Basüt, da wo der zuerst nordsüdliche Lauf des 'Afrlu zu einem westöstlichen umbiegt. Von der Linie KaPat Basüt-Katma- Killiz ans erstreckte sich das Meer sicherlich weit gegen SO und 0 über 'Azaz bis zum Kuweik, der in der i;auzen unteren Hälfte seines Laufes über Aleppo bis zum See el-Match mindestens auf dem rechten Ufer von iVliocänschichten begleitet sein mag. Ainsworth lässt seinen Conide limestone, der mit unseren Miocän - kalken im Wesentlichen identisch ist, bis nahe zum Sadjür Su sich verbreiten. Auf meiner Route Aleppo- Biredjik konnte ich Miocän nur bis etwa 12 km nordöstlich Aleppo verfolgen, die weitere Ebene nordöstlich bis zum Euphrat nehmen Eocän- und Kreidekalke ein. Ainsworth führt aus diesem (Miocän-) Kalkstein der Ebene von Nordsyrieu ohne genauere Bezeichnung des Fundpunktes folgende fossile Gattungen an: Ostrea, Gardium, Cytherea, Lucina, Fasus, Pyrida, Conus, Valuta. Leider kann ich diese Liste nicht vervoll- ständigen, da die zahlreichen von mir in Aleppo und südwestwärts davon aufgesammelten Concbylien- und Korallenreste durch Verlust einer in Aleppo abgeschickten Kiste abhanden gekommen sind. Bei oder in Aleppo liegen die kalkigen Miocänbilduugen wie bei Katma horizontal über Basalt oder Tuffen, die im Thale des Kuweik auf dem linken Ufer unmittelbar im W der Stadt aufgeschlossen sind. An einer gegen NW gerichteten Krümmung des Flusses sieht man : zu Unterst: Im röthlich gelben Thon, wohlgeschichtet (^vulkanisches Verwitterungsproducf?), dann: schwärzlichen oder violetten Tuff und mürben Basalt. Gegen oben ist der Tuff geschichtet, von röthlichen und grauen Kalkadern durchzogen und schliesst KalksteinstUcke ein. Mürbe kalkige Schichten mit Einschlüssen von Tuffbrocken. . Kalk, theilweise erdig mergelig, theilweise krystalliuisch. An einer zweiten Stelle im NW der Stadt wurden beobachtet: unten: Vulkanischer Tuff, darüber: Kalk, oft röthlich mit Tuffeinsehlussen c. 0.50 m. Marmorkalkbank 2 m. Die Marmorschichten springen über den unteren mürben Kalk- und Tuff'lagen in der Regel vor und bilden so natürliche Grotten. Diese härtereu Kalklageu enthalten mitunter zahlreiche Versteinerungen, aber nur als 606 Max Blanckenhorn, Steinkerue und Abdrücke, unter denen ich damals glaubte, Ancillaria glatidiformis, eine in Europa häufige Art der zweiten Mediterranstufe, zu erkennen. Belegstücke liegen mir leider nicht mehr vor. Die Mäclitigkeit der Kalkschichten beträgt am Kuweik 3— 6 w, im N der Stadt aber in den dortigen ober- nnd unterirdischen Steinbrüchen 10 m. Hier wechseln weisse harte Kalke und gelbweisse weichere Mergel- kalklagen ab. Die Beobaclituiig Russegger's, ' dass der Kalk von Alejipo auf Lagern und als Kluftansfüllung sehr viel faserigen G-yps enthält, kann ich nicht bestätigen. Adern von Kalkspath bemerkte ich hingegen sehr häufig. Die regelmässige Auflagerung des Grobkalkes auf den basaltischen Gebilden, der durch Zersetzungs- producte des Basaltes vermittelte Übergang und das Fehlen jeglicher Störung in der horizontalen Lagerung der Kalkdecke beweist das frühere Hervorbrechen der basaltischen Massen hier wie bei Katma und Killiz. Russegger,^ der auch im W von Aleppo am Wege nach Antiochia Beobaclitungen anstellte, fand unter dem Basalt als ältestes oberflächliches Gebilde einen „grünen Thou und Lehm, meist sehr sandig, so dass er stellen- weise in einen förmlichen Sandstein übergeht. Dieser Thon muss sehr von der thonigen Masse unterschieden werden, weiche durch gänzliche Verwitterung und Auflösung der vulkanischen Gebilde entsteht', und wozu auch der in obigem Profil am Kuweik erwähnte Thon unter dem Basnlttuff gehören mag. „Wo die vulkanische Masse in Berührung mit dem unteren Thone steht, sieht er wie eine gebrannte schlechte Ziegelmasse aus und hat an Festigkeit bedeutend gewonnen. Auf der Strasse von Aleppo nach Antiochia" erkennt man nach Russegger's Schilderung an zwei Stellen sehr deutlich, dass die vulkanische Masse auf dem Thone abgelagert und später erst vom Grobkalk bedeckt wurde. Im Gegensatz dazu stellt ein anderes vereinzeltes \'or- kommniss, von dem Russegger eine Abbildung gibt, wo basaltische Masse auch noch in den Grobkalk ein- gedrungen ist, ohne denselben ganz zu durchbrechen. 6. Die miocänen Basalte im Innern Nord-Syriens. Wir haben mehrfach Gelegenheit gehabt, die Miocänbildungen Nordsyriens in directer Berühung mit Basalten zu sehen, respective mit deren Tuffen und Zersetzungsproducten. Ein Vergleich von Gesteinsprobeu einer grösseren Anzahl von Basaltvorkommnisscn des inneren Nordsyrien ergibt auch eine unverkennbare petrographische Ähnlichkeit, auf die ich hier nicht näher eingehen kann. Stellt man diese Basaltpunkte soweit bekannt, auf einer Karte ^ zusammen, so zeigt sich eine Anordnung in mehreren Reihen mit der Hauptrichtung SW' — NO parallel den Faltengebirgszügen des Taurussystems und seiner südöstlichen Aussenfalten. Ob die Eruptionen auf diesen SW — NO Spalten freilich alle nahezu gleichzeitig und vor Abschluss der Miocänperiode erfolgten, bleibt wohl noch lange eine offene und, bei dem Mangel posteocäner Ablagerungen in vielen Theilen Syriens, schwer zu entscheidende Frage. Diesem System von Basaltergüssen auf SW — NO Spalten möchte ich vorläufig drei Glieder zutheilen. Zunächst zieht von Kyrrhos im Kurdengebirge eine Reihe von Vorkommnissen südlich an "^Aintäb vorbei bis zum Unterlauf des Merziman Tschai, einem Nebenfluss des Euphrat. Die Basalte haben hier überall die Eocänschichten des Kurdengebirges durchbrochen. Eine zweite Kette erscheint in dem Thal des unteren ^4friu bei Kefr Petza, Djisr el-Afrin und streicht dann längs des angenommenen NW Randes des Miocänmeeres, respective dem SO Rand des Kurdengebirges über Chan Bairam Oghlu, Kefr Maz, Katnia nach Killiz. Auf dieser Linie habe ich nicht weniger als 10 zerstreute Basaltpunkte verzeichnet. Stets hat der Basalt die Kreideschichten durchbrochen und wird von Miocän bedeckt. Ein dritter Parallelzug zieht sich von Teil Adjär (an der grossen Landstrasse uordnordwestlich Aleppo) und Teil Rfäd über den Kuweik nach Teil 'Ar, Djowanbagh, Auaschi und Kai Oghlu zum Sadjiir Su. Das Basaltvorkommen von Aleppo könnte als der bis jetzt allein bekannte Eruptionspunkt einer vierten Parallelspalte aufgefasst werden. Die übrigen Basalte 1 L. c. S. 432. 'i L. c. S. 453 und 454. ■^ Zur Verfolgung der in dieser Arbeit beschriebenen Miocänvorkommnisse u. s. w. verweise ieh auf meine demnächst erscheinende geognostische Kartenskizze vou Nord-Syrien im Maassstab 1 : 500000 in : Grundzüge der Geologie und physi- kalischen Geographie von Nord-Syrien. Berlin 1890. Verlag von R. Friedländcr. Das marine Miocän in Syrien. 607 Nordsyriens dürften wohl zum grossen Theile (vielleicht mit Ausnahme der älteren Basaltdecke des Überguss- tafellands Djebel el-A'lä bei Selemije und der Basalte des Djebel el-Bära bei Hsärln) jüngeren posfmiocänen Alters sein. 7. Das Becken von Edlib. Nach dieser Abschweifung bleibt uns noch übrig, die Grenze des innersyriscben Miocänbeekeus von Aleppo nach 0, S und W, soweit es möglich ist, zu bestimmen. Für die Gegend im 0 und SO vonAleppo zum Salzsee es-Sabbakha fehlen leider jegliche Nachrichten. Es bleibt daher ungewiss, wie weit sich auf diesem Wege das Miocänmeer dem Euphrat näherte oder ihn gar überschritt. Nach SW dehnte sich dasselbe auf der rechten Seite des Kuweik vonChänTuinäa aus anseheinend über die Wüste vonMa'arret el-Akuäu, Sermiii und Edlib bis an den Osthang des Djebel Uaslai, welcher letztere, aus Eocänkalk(?) aufgebaut, die Niederung von p]dlib von derGrabensenke er-Rüdj oderBal'a trennt. (Vergl. Profil 3). Kalke und Mergelkalke sind das überall lierrschende Gestein in dieser einförmigen Wüste. Pectiniden und Knollen von asträoidischen Korallen kommen darin zuweilen vor. Im N scheinen Miocänkalkbildungen sich noch an die östlichen Ausläufer des im wesent liehen eocänen Djebel el-A'la in der Umgebung von Armena.s anzuleimen. Wenigstens führt Ainsworth von Armenas seinen Supracretaceous oder Conine Imestone an, den wir sonst in den meisten Fällen als miocän erkannten. Ob aber dieser „Konnitenkalkstein von Armenas" Russegger's ' mit den Mioeänbildungen des Djebel el-Koseir auf dem linken Orontesufer in directem Zusammenhange stand, wie Kussegger geneigt ist anzunehmen, also hier über den Djebel el-A'lä hinweg eine Verbindung des Meeresbeckens von Edlib- Aleppo mit dem des unteren Orontes stattgefunden habe, scheint vorderhand noch zweifelhaft und der Bestä- tigung bedürftig. Der auf den Djebel el-A'lä östlich folgende Djebel el-Bartscha und der über 800 m hohe Djebel Scheich Barakät oder Sem'an (Berg des Simon Stylites) könnten als die nördlichen Grenzen der Bucht von Edlib-Ma'arret el-Akuän gelten. Nach der vorläufigen Ansieht des Verfassers würde das Gebiet der letztgenannten Gebirgszüge Djebel et-A'lä, el-Bartscha und Scheich Barakät, entweder als eine lange zusammenhängende Halbinsel, beiderseits von den Fluthen des Miocänmeeres umspült, oder wenigstens als eine Eeihe von Inseln in dasselbe hineingeragt und dadurch das grosse Becken des unteren Orontes, der el-'Amk-Niederung und des unteren 'Afrin von dem zwischen Aleppo und Edlib getrennt haben. (Vergl. Profil 3). B. Das marine Ober-Miocän von Taräbulus. Historischer Rückblick. Das Miocänvorkommen in der Umgegend von Taräbulus ist zuerst durch Fraas' bekannt geworden, dem wir bereits eine ausführliche Besclireibung desselben und die Aufzählung einer ganzen Reihe von Fossilien verdanken. Im Betreff des Alters kommt Fraas zu dem Schlüsse: „Alle diese (aufgezählten) Fossilien gehören unbestrittenermasseu dem älteren Miocängebirge an und entsprechen ungefähr der tongri- schen Stufe Mayers", welch' letztere nach heutiger Auffassung übrigens eine Abtheilung des Oligocäns bildet. Diener,' der ebenfalls diese Localität besuchte, fügt keine neuen Daten hinzu, sondern bestätigt nur die Mittheilungen seines Vorgängers. Doch scheinen ihm dieselben bezüglich des Alters der Schichten „nicht aus- reichend, um die Vermutliung, dass die Tertiärbildungen als Äquivalent der ersten Mediterranstufe zu betrachten seien, zur Gewissheit zu erheben." 1 L. c. S. 431—482. 2 Geologisches aus dem Libanon. Württemb. naturw. Jahreeh. 187S, S. 359—361. 3 Libanon, S. 49, 80 und 402. 608 Max Blanckenhorn, Beschreibung der geologischen Verhältnisse. Die Miocänbildungeu bei Taräbnlus beschränken sich nicht auf den eigentlichen Djebel Terbol oder Taräbiil, sondern erstrecken sich bis zur Mündung des Nähr Kadlscha. Sie bilden den Untergrund der niedrigen, flachen Tafel im 0 von Tarabulus vom Unterlauf des Nähr Kadischa bis zu dem des Nähr el-Bärid, vielleicht sogar (vergl. Diener's geologische Karte von Mittelsyrien) bis zum Nähr el'Arka. Auf dieser breiten Kiisten- terrasse erscheint der 635 m hohe Djebel Terbol förmlich wie aufgesetzt. An dem 40 m hohen Steilabfall dieser Tafel zum Kadischa-Thal unmittelbar bei Tarabulus zeigen sich die Miocänschichten bereits aufge- schlossen. In dem oberen Theil dieses Abhanges im 0 der Stadt auf dem Wege zum Terbol sah ich graugelb- liche Mergelkalke in Bänken bis zu 40 cm Dicke reich an bräunlichen Steinkernen von: Venus niuUilaiiK-llata Lam., häufig Teilina strüjosa Gmel. Mactra turonica May., häufig Cardilia Deshai/esi Hoeru. Corbula carinata Duj. Turritella sp. ' Chenopus piv pelecani P iii 1. Area sp. Lucina multilainellata Lam., häutig Cardium cf. eclule L. Cardium hians B r o c c h i Cardium turonicum May., häufig Tapes vetula Bast. Tapes sp. cf. Basteroti Des li., aber ohne Radial- streifen auf der Oberfläche i Pijrula cornuta Ag. ? Venus islandicoides Lam. ? ? | Pyrula reticulata Lam. Die Miocänschichten besitzen hier eine Streichrichtung in h. 2 und ein Einfallen unter 16° nach NW. Auf der Oberfläche des folgenden ebenen Plateaus treten die Miocänschichten unter der mächtigen \cker- krume und unter jüngeren Kalktuffabsätzen zunächst nicht zu Tage. Erst am S-Fnsse des Terbol stellt sich der Miccänkalk mit einem ostwestlichen Streichen und südlichen Einfallen ein. Die Streichrichtung biegt indessen bald in eine südnördliche um, welche im eigentlichen Djebel Terbol meinen Beobachtungen zufolge vorherrscht (im Gegensatz zu Fraas' Angaben). Eine genügende Erklärung für den interessanten Gegensatz gegen die Streichrichtung des benachbarten Libanon und seiner cretaceischen Schichten dürfte erst eine genauere Aufnahme an Ort und Stelle ermöglichen. Die Schichten des Miocäus fallen, soweit ich beobachten konnte, besonders auf der Ostseite des Terbol gegen 0 ein, also gegen den Libanon. Das ganze Bergmassiv besteht aus wechselnden Conglomeraten, Kalken und Mergeln. Die Conglomerate beschränken sich übrigens nicht auf die tiefsten Lagen, wie man nach Fraas Darstellung vermuthen könnte, sondern treten auch mitten zwischen Kalkbänken auf. Sie bestehen aus theilweise nur lose verkitteten Gerollen cretaceischer Gesteine, Marmore und Dolomite. Aus dieser „Kreidenagelflue" vom Djebel Terbol könnte ein Handstück der Fraas'schen Sammlung in Stuttgart herrühren, welches neben zweifellosen Rudistenresten eine Auster ent- hält, die Fraas 1. c. p. 361 als Ostrea virgata Goldf. anführt. Sie stimmt vollkommen mit einer Art der libane- sischen und nordsyrischen Kreide überein, welche Conrad ^ als Ostrea virgata beschrieb und welche ich an anderer Stelle^ Ostrea directa n. s]). genannt habe. Aus den Kalken werden durch Fraas angeführt: Korallen. Chjpeaster grandiflorus Bronn. Clypeaster tauricus Desh. Scutella subrotunduta Lam. Ostrea crassissima Lam. i^:= Ostrea longirostris Bast.) 1 Vergl. paläontol. Theil. 2 Conrad, The organic remains etc. in Lynch, Official Report of the U. St. Expedition to explore the Dead Sea and the river Jordan. Baltimore 1852, t. 1, f. 6—8. 3 Blanckenhorn, Beiträge zur Geologie Syriens. Die Entwicklung des Kreidosystems in Mittel- und Nord-Syrien, mit besonderer Beriicksichtignug der p.iläont. Verliältn. Eine seogn.-paläont. Monogr. Cassel 1890. Selbstverlag d. Verf. In Coni- mission bei A. Friedländer, Berlin, S. 73, Taf. IV, Fig. 7. Das marine Miocän in Syrien. 609 P. caralitamis Men.) Turritella turris Bast. Strombus Bonelli Brongn. Haliotis volhynica Eichw. Pynda geometra Hörn. Calyptraea chinensis Li nn. Ostrea crassicostata Sow. Pecten Besseri Hörnes (: Pecten aduncus Eichw. Pecten elegans A n d r. Cardium hians Brocch. Teilina planata Linn. Zu dieser reichhaltigen Fossilliste kann ich noch eine weitere Ergänzung liefern. Zwischen den südlichen Vorhügeln des Djebei Terbol beobachtete ich einen schmutziggrauen Grobkalk mit bräunlicher Oberfläche, der zahlreiche, bräunlich gefärbte Steinkerne und Abdrücke von Mollusken, sowie Schalen von grossen Austern und Pecten enthielt. Es waren: Ostrea crassissima Sow. Vola adunca Eichw. ? Lucina columbella Lam. Lucina cf. divaricata Linn. Cardita crassicosta Mich. Cardium fragile Brocch. Cardium edule L. Cardium sp. Cytfwea sp. Tellina Schönni Hörn. Mactra turonica May. Turritella communis Risso Chenopus pes pelecani L. Trochus aff.fanulum Gmel. ' Strombus Bonelli Brongn. Strombus coronatus De fr. Cypraea sp. Nassa Haueri Mich, non Hörn. ' Murex sp. Das Muttergestein dieser Fossilien gleicht gewissen Proben des Miocänkalkes von Fädiktje im Djebei el-Koseir. Anmerkung. In der Dien er 'sehen Sammlung vom Libanon (in Wien) befindet sich ein sehr wohl erhaltener Pecien scabrellus Lam. mit der Fundortsangabe Ras esch-Scliakka (südlich von Taräbulus), angeblich aus dem dortigen weissen meigeligen Kreidekalk des Senons mit Terebratula carnea stammend. Cienannte Art ist wohl der gemeinste und verbreitetste Pecten des syrischen Miocän, da er nicht allein mehrfach in Nord-Syrien, sondern auch in Beirut gefunden wurde. Sollten auch am Bas esch-Schakka Miocän- oder Pliocänschichten anstehen? C. Das Miocän von Beirut. Historisches. Die tertiären Ablagerungen von Beirut wurden schon von Rnssegger* 1837 constatirt und kurz beschrieben: „Die den Feuerstein führenden Kalk" (Senon) des Ras Beirut und Dimitriberges „bedeckenden tertiären Ablagerungen trennen sich in zwei Hauptformen, in Sandstein mit Straten von Mergel, harten Thon und plastischen Thon und in einen saudigen, weissen Kalkstein. Erstere dürften wir als die ältesten (?) Schicliten dieser tertiären Lagerungsfolge ansehen und sie vielleicht dem Brauukohlensandstein parallel stellen, letzterer charakterisirt sich als wahrer Grobkalk. Die Sandsteinstraten, welche mit dem Grobkalk wechseln, dürften entschieden jünger sein, als die dem System zu Grunde liegenden Sand.steine mit plastischem Thon, die dem feuersteinführenden Kalke unmittelbar aufgelagert sind." Gaudryä betrachtet die „Mergel und Korallenkalke" vonBeirüt als Äquivalente seiner .,miocänen weissen Mergel und Korallenkalke mit Astraea Guettardi und Chenopus pes graculi auf Cypern." 1 Vergl. paläontol. Theil. « Russegger, Reisen in Europa, Asien und Afrika. Stuttgart 1841, Bd. I, Thl. I, S. 427. 3 Gaudry, Geologie de l'lle de Chypre. M6m. Soc. g6ol. de France. 2e s6r., VII, I8,'i9, p. 176. Denksrhriften der mathem.-naturw. Gl. LVU. Bd. 77 610 Max Blanckenhorn, Diener 1 glaubt „die versteineningsaimen Grobkalke und Mergel Beiruts den miocäneu Olypeastriden- kalken des Dschebel Taräbul gleichstellen zu müssen." Nur Lartet nimmt für dieselben ein jüngeres Alter in Anspruch. Versteinerungen hat ausser Lartet, der einige Gattungen anführt, bis jetzt noch Niemand aus denselben nahmhaft gemacht. Geologische Beschreibung. Fig. 4. I 1 0 W . I I /' Alluvium des Nähr Beu-ut. Dimitiiberg. Eäs Beirut. pT] y Quartäres Küsteuconglomerat am Dimitriberge. vSchtcidi . Nalir Beirut. Beirut. Taubeninseln. ^^S f Obermiocäner Grobkalk am Dimitriberge. WiS% e Senoue Feuersteinkreide vom Ras Beirut. ^sa h Cenomaner Sandstein. Der obermiöcäne Grobkalk von Beirut bedeckt den grössten Theil des Dimitriberges, d. h. des Hügels im 0 des eigentlichen Ras Beirut, auf dem die grösste östliche Hcälfte der Stadt erbaut ist. Hier erstreckt er sich vom Gipfel des Berges nach N bis zur Küste, wo dieselbe im östlichen Theil der Stadt eine Einbuchtung bildet, und fällt in 5 m hohen Klippen steil zum Meere ab. An jener Stelle direct am Meere fand ich in dem Grobkalke Dachjlopora sp. * und undeutliche Bivalvensteinkerne. Nach 0 zur Mündung des Nähr Beirut geht der Grobkalk mehr in gelbliche Mergel und Mergelkalk über. Vor der Brücke über den Nähr Beirfit streichen die Mergelkalke, erfüllt mit PonYes-Steinkernen, in hora liy^ und fallen mit 25—30"' gegen 0. Auf dem 0 Abhang des Dimitriberges dagegen streicht der Grobkalk überall in hora 1 y^—'d bei einem Einfallen gegen SO. Nur auf dem Gipfel des Hügels, wo sich kleine Steinbrüche in demselben befinden, liegt er ziemlich hori- zontal. (In Fig. 4 ist diese horizontale Lagerung der Grobkalkschichten auf dem Gipfel des Dimitriberge.-! nicht besonders hervorgehoben.) Die Petrefacten sind nur spärlich zerstreut und in sehr schlechter Erhaltung, bloss Steinkerne und Abdrücke. Die folgenden sind meist auf der halben Höhe des Hügels am NO Abhang gefunden worden: Pontes cf. incrustans Defr. sp., " sehr häufig, an Pectunculus sp. sp., häufig verschiedenen Stellen gesammelt Nucnla sp. Solenastraea sp. cf. manipulata Rs s., * vom Gipfel Venus multilameUata Lam., häutig des Dimitriberges Corhda ijihha Ol., häufig Membranipora hidens v. Hag. sp., häufig Fissurella italica Defr. Peden sc abrellus Lam. Turritella suhangulata D e s h. Modiola costidata Risse Cerithiiim cf. minidiim Serr.," dieselbe Form wie Ausgefüllte Wohnräume von Lithodomen im oberen Kalk von Chaderbek häufig. Area sp. PaläoDtologischer TlieiL Dactylopora sp. Steinkern. Die 1 mm breite Kalkschale ist weggeführt und dafür der sie ausfüllende cylindrische Hohl- raum erhalten. Dieser von nur 0-7 mm Breite ist regelmässig in Eutferuungeu von 0-3 mm mit Ringen von Körnern besetzt, welche den Anfängen der Canäle entsprechen^die von dem Centralcylinder zur Schalenober- fläche verliefen. Vorkommen: Beirut, Grobkalk. 1 Diener, Libanon, S. 49. 2 Vergl. Paliiontol. Theil. 3 Vergl. Paläontol. Theil. Das marine Miocän in Syrien. 611 Porites cf. incrustans D e fr. sp. Der Grobkalk von Beirut und am Nordabfall des Casius Mous zeigt sich vielfach durchzogen von zart- mascliigeu Korallengebilden, die iu mehreren Dünnschliffen sich als Reste von Porites cf. incrustans enthüllten. Freilich ist diese Koralle nicht in gewöhnlicher Weise, sondern, wie alle Fossilien im Miocänkalk von Beirut, negativ als Steinkern erhalten, indem alle Hohlräume zwischen dem zarten Gewebe des Porites ausgefüllt wurden mit Kalksubstanz und später allein übrig blieben. Die Koralle bildete iinregelmässige Knollen und Rindenüberziige, die aus deutlich über einander liegenden Schichten bestehen. Glückliche Schliflfe lassen auch die Zelleusterue wohl erkennen. Sie sind 1, 2 mm gross. Die Mitte erscheint bald als eine, um ein hohes Centrum grnppirte Körnermasse, bald ganz mit Kalk erfüllt. Die frühere Axe, welche jenem Centralhohlraum entspricht, scheint sehr fein gewesen zu sein. Die vorhandene Körnermasse nimmt den früheren Raum zwi- schen der sehr feinen Axe und denKronenblättern ein. Über die Beschaffenheit dieser letzteren, ob es scharf- eckige Körner wie bei P. incrustans oder kleine höckerige Körner wie bei P. leptoclada Reuss gewesen sein mögen, lässt sich bei der schlechten Eriialtung nichts aussagen. Von diesem mittleren, meist körnigen Theil laufen zarte körnige Leistcheu radial aus, welche den früheren Zwischenräumen zwischen den gekörnelten Septen entsprechen und ganz dasselbe Bild gewähren, wie auf den Querschnittzeichnungen von P. leptoclada und incrustans bei Reuss: Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns,^ t. 17, f. 3i, 46 und 56 die schwarzen Partien zwisciien den hellen Septen. Bald sieht man längere und kürzere Leistchen abwech- seln, die letzteren nur vom Rande bis znr Mitte der Entfernung vom Mittelpunkte reichend; zuweilen erscheinen sechs, die schon an ihrem Ursprung nahe der Mitte sich spitzwinkelig gabeln und zum Rande verlaufen. Kurz es sind wie bei Porites incrustans und leptoclada 11 — 14, in der Regel 12 dünne Septen vorhanden gewesen deren eine Hälfte kürzer war. Sie zeigen sich durch die jetzigen Hohlraumlinieu an. Die Begrenzung der Steruzellen ist uudeiitiicli und verwischt. Heliastraea sp. Wohlerhalteuer Abdruck oder UmhUllungspseudomorphose aus dem Kalk von Mreier bei Seleucia Ficria. Zellen durchschnittlich 7 mm gross, vertieft. Rippen der benachbarten Zellen in directer Verbindung. Zwei Cyclen von je 8 — 14 Septen. Spongiöse Axe rudimentär. Solenastraea ? sp. Schlecht erhaltene Reste asträoidischer Korallen im Grobkalk von Beirut. Die 2 mm breiten längsgerippten Zellen sind in Folge Verwitterung der Exothek grossentheils isolirt und hängen nur an einzelnen Stellen noch zusammen. Diese Korallenreste passen in der Grösse und Beschaffenheit der Zellen vollkommen zu einem abgerun- deten Knollen von Solenastraea cf. manipulata Reuss., den ich mitten in mergeligen Pliocänsanden, zwei Stunden westlich Antiochia, auf dem rechten Orontesufer aufsammelte, wo er sich als deutliches Gerolle zweifellos auf secundärer Lagerstätte befand. Pecteii syriacus n. sp. ' 13 mm hoch, 12 mm lang, rechte Schale für sich 2 mm dick. Stets klein, rundlich, wahrscheinlich fast gleichklappig, etwas ungleichseitig. Wölbung sehr schwach wie bei dem lebenden P. opercularis. Oberfläche geziert mit 30—32 stumpfen niedrigen Rippen, getrennt durch ebenso breite Zwischenräume. Dichte concen- trische Anwachslamelleu laufen wellenförmig über Rippen und deren Zwischenräume, ähnlich wie bei P. sca- brellus, nur weniger schwach vorragend und etwas gedrängter. Eine Theilung der Rippen durch Läugsfurchen 1 Denkschriften der kais. Akademie der Wisseuscliaften. Mathem.-naturw. Cl. Bd. XXXI, 1872. - Eine Abbildung dieser Art wird an anderer Stelle der Beschreibung des syriscluni Pliocäus beigefügt werden. 77 * 612 Max Blanckenhorn, in drei bis fünf l^leine Rippchen wie bei P. opercularis und Malvinae Dub. liess sich an der vorliegenden Schale nicht, beobachten, ebenso wenig zeigten sich Rippchen in den Zwischenräumen. Ohren ganz wie bei P. opercularis und Malvmae. Das vordere Ohr der Oberklappe fliigelarti^ erweitert, das hintere kleiner aber breit. Sämmtliche Ohren sind radial gerippt, das vordere mit 6 Rippen, das hintere mit 8 Rippen, über welche concentrische Lamellen laufen. Verwandschaft: Man könnte versucht sein, die vorliegenden Formen für Jugendexemplare won P. Malvinae Dub. zu halten, mit welcher Art so, wie sie Hoernes ' (nou Fuchs ^) auffasst, die grösste Ähnlichkeit besteht. Aber selbst abgesehen von der, wie es scheint coustant geringeren Grösse der syrischen Formen lassen sich noch andere Unterschiede wahrnehmen, so ilie geringere Wölbung, die noch grössere Zahl der Rippen ( P. Mal- vinae des Wiener Beckens hat nachHoernes deren 30, im englischen und belgischen Crag 26 — 291 vor allem aber die Beschaffenheit der Rippen und Zwischenräume selbst, welche in der Radialrichtung einfach ungetheilt erscheinen. Vorkommen: Im obersten Miocänkalk von Fadikije auf dem Djebel el-Koseir, im Breccienkalk bei Kefr Maz südlich Katma an der Strasse nach Aleppo. — Ferner in unterpliocänen Mergelsanden zusammen mit P. cf. flabelliformis auf der Nordseite des Djebel Mär Sim'än unweit Sueidije naiie der Orontesmüudung und in pliocänen Basalttutfen bei Bäniäs an der nordsyrischen Küste. Pecten scabrellus Lam. Rund, gewölbt, ungleichklappig, nahezu gleichseitig, wenig länger als hoch. Grösstes der vorliegenden Exemplare 26 mtn lang, 26 mm hoch. Oberfläche mit 17 — 20 hohen viereckigen Rippen getrennt durch ebenso breite Zwischenräume. Gegen den Rand stellen sich 1—4 schwache seichte Radialfurchen innerhalb der Rippen ein. Dichte concentrische Anwachslamellen laufen wellenförmig über die Rippen. Wachsthumsabsätze, hinter denen eine Theilung der Rippen stattfände, wurden an den vorliegenden (jungen) Exemplaren nicht beob- achtet. Verwandtschaft: Die nahe verwandte Leitmuschel des Miocäns, P. elegans Andrz., ist gewölbt, die 12 — 13 Rippen zeigen sich durch tiefere Furchen in Bündel wohl geschieden, die Wachsthumsabsätze sind scharf ausgesprochen und die Ohren viel kleiner. Vorkommen: Häufigster Pecten im echten Nulliporenkalk von Seleucia Pierria (zusammen mit P. carali- tanus), ferner südlich Antiochia und oberhalb Bet clMä, ebenso im Nulliporenkalk von Beirut (nach Dicner's Sammlung auch am Ras esch-Schakka südlich Taräbuliis). In Kleinasien wirdP. scabrellus von Tchihatcheff ^ und d'Archiac-Fischer * mehrfach aus Schichten des mittleren Tertiär genannt, so südlich Enderes am Jesehil Jrmak, am Kudensu und bei Alibei Jaila im rauhen Cilicien u. a. 0. Cardium echinatu/tn Lam. Ein gewisser Theil der in Syrien gesammelten Cardienexemplare dieser Verwandtschaft zeigt eher vier- eckige Rippen als dreiseitig gerundete, worin nach Mayer und Hoernes gerade der wesentlichste Unter- schied des jetzt lebenden C. echinatum von dem mioeänen C. luronicum May. beruht. Vergleiche mitExemplaren von C. turonicum aus dem Wiener Becken und C. echinatum des Mittelmeeres Hessen die Annäherung der fos- silen Formen von Fadikije, zum Theile auch von Chaderbek an die letztgenannte in der Art der Berippung aufs deutlichste erkennen. ' Die foss. Mollusken des Wiener Tertiärbeckens, S. 414, Tat'. 64, Fig. 5 o — e. 2 Fuchs, Beitr. z. Kennfniss d. Miociinfauna Egyptens und der libischen Wüste. Paläont. XXX, 1, Taf. XVI, Fig. 3. Die hier zu P. Malvinae gezogenen egyptischen Formen mit nur 18 — 21 Rippeu möchte ich lieber als P. macrotis Sow. von dem Typus des Wiener Beckens getrennt halten. 3 Tchihatcheff, Depots tertiaires d'une partie de la Cilicie Trachte etc. Bull. soc. geol. France, 2» ser., tome XI, p. 369, 371. < D'Archiac, Fischer et de Verneuil, Pal6ontologie de l'Asie Mineure. Das marine Miocän in Syrien. 613 Ltictna divaricata L. non Defr. nee Lam. nee Bronn. Syn.: Lucina commutata Pliilippi, Enumeratio Molluscorum Siciliae, I, 1836, p. 32, tab. 3, iig. 15; II, 1844, p. 25, 26. Lucina divaricata Weinkauff, Die Conchylien des Mittelmeeres, I, S. 169. Abdruck. Schale rundlich, 9 mm hoch, O'/^ mm breit, regelmässig gewölbt. Wirbelgegend nicht abgestumpft wie bei L. oniata Ag. des Miociins, sondern zugespitzt wie bei der lebenden L. divaricata. Vor dem Wirbel findet die Abtrennung eines andern Theils der Schale durch eine kaum wahrnehmbare, vom Wirbel verlaufende Furche statt, eine hei Luchie» z. B. auch L. ornata hiiufige Erscheinung. Oberfläche geziert durch etwa 30 tief eingegrabene Furchen, welciie schaife Rippen zwischen sich las.sen. Die Furchen steigen bogenförmig von den Rändern in stumpfen Winkel aufwärts gegen den Wirbel zu und maeiien in der Mitte der Schale eine plötz- liche Biegung von durchschnittlich einem rechten Winkel. Dieselbe wird nahe dem Wirbel wenig spitzer, am Hinterrand wenig stumpfer als 90°, bleibt aber stets scharf. Ausserdem sieht mau wie liei L. ornata Ag. bei Hörnes d. foss. Moll. d. Wien. Tert. A. 33, f. 6. etwa 7 schwache nicht vollkommen concentrische Anwachs- linien in unregelmässigen Entfernungen von einander. Verwandsehaft: Yon Lucina ornata Ag. =: divaricata Defr., Bronn non Linn6 nee Lam. unterscheidet sie sich ausser durch geringere Grösse, durch den vortretenden Wirbel, ilie markirten Rippen und Furchen und die Art ihrer Umbiegung. Bei L. ornata treffen nämlich die bogenförmigen Linien nur in der Nähe des Wirbels bis fast zur Mitte der Schale unmittelbar winklig zusammen, im übrigen Theil der Schale werden sie aber durch einen sanft geschwungenen Bogen oder ein kurzes geradliniges, gegen den Rand an Länge zunehmendes Mittelstück ver- bunden. Vorkommen: Djebel Terbol bei Taräbulus. JPhotinula? trochoides n. sp. Ein wohlerhaltener Abdruck aus dem unteren Kalk von Cbaderbek (unter dem Gyps) und ein genau dazu passendes Exemplar mit erhaltener Schale von unbekanntem Fundort (Geschenk des Herrn Professors Livonian zu 'Aintäb. Abgestumpft kegelförmig. Sjäralwinkel 77°, oben stark abgestumpft. Basis flach. Höhe 14 »«m. Letzte Windung 7 mm hoch, 18 mm breit, 4— 5 Windungen regelmässig zunehmend, flach, mit 5 deutlichen, vertieften Spirallinien, zwischen denen sich flache, ^l^mm breite Streifen befinden, und einigen feinen kaum sichtbaren Spirallinien darüber. Die Seite der letzten Windung geht in einer sehr abgestumpften Kante von üO° in die Basis über, auf welcher ebenfalls einige schwache Spirallinien angedeutet sind. Mündung sehr schief, drei- bis vierseitig gerundet. Nabelgegend von einer grossen, dicken, gewölbten, kreisförmigen Schwiele von 11 mm Durchmesser bedeckt, die fast Zweidrittel der Basisbreite einnimmt. Verwandtschaft: Diese Form hat äusserlich den Habitus eines Trochus, unterscheidet sich aber sofort davon durch die charakteristische Nabelschwiele, die übrigens auch für die Gattung Fhotinula, zu der sie vor- läufig gestellt ist, fast zu gewölbt erscheint. Nach Zittel's Handb. d. Pal. L Abtii. 1. p. 193 soll Photinula g. Ad. durch eine eingedrückte Nabelschwiele ausgezeichnet sein. Unsere Art erinnert an die Abbildung von Ph. archiaciana d'Orbigny: Pal. fran^., terr. cret. II, t. 188, f. 4—6 aus der unteren chloritischen Kreide im Departement Sarthe. Doch ist jene Abbildung bereits eine starke Vergrösserung genannter Art, die nur 6 mm hoch und ^ mm breit ist. Der Spiralwinkel ist dort 103°, die Umgänge sind convex, unten glatt, und die Nabelseh wiele hat nur Zweidrittel des Basisdurchmessers inne. Trochus sp. äff. fanulum Gmel. Gewinde kegelig .stufenförmig. Der obere Theil der Windungen, das Dach, mit QuerwUlsten bedeckt, über welche 7 Spiralstreifen laufen. Der untere abfallende Theil der Windungen zeigt zwei mit schwachen 1 Angeblich aus .Schichten in der Gegend von 'Aintab, die dem Eocän (!) angehören. 614 Max Blanchenhorn, Auwacbsstreifen versehene Spiralrinnen, welche durch zwei iiebeneinanderliegende gekörnelte Spiralreifen getrennt werden. Darunter folgen über der Naht 2—3 und auf dem letzten Umgang unterhalb derselben noch 4 Spiralstreifen, schwach gekörnelt. Vorkommen: Abdruck im Ostreenkalk am Djebel Taräbul. Turritella sp. In Grösse und Gewindezniiahme lehnt sich die Form eng an T. communis an. Aber während diese drei gleichstarke Spiralrippen trägt, besitzt T. sp. 3 — 5 verschieden starke Spirallinien. Die mittlere tritt auf der Mitte des gewölbten Umgangs scharf als Kiel hervor, so dass der Längssclmitt des Gehäuses dem von T. suban- gulata gleicht. Darunter und darüber befinden sich je zwei Spirallinien, deren obere jedesmal relativ mehr her- vortritt. Vorkommen : Mehrere Abdrücke im gelblichen Mergelkalk von Taräbulus. Cerithium cf. niimitutn Serr. Zwischenform zwischen C. minutiim Serr. oder Basteroti Desli. und C. Zelebori Hoern. Eine Knotenreihe nicht oberhalb, sondern unterhalb der Mitte der Windungen. Darüber au der Naht eine Eeihe von zahlreicheren (3—4 Mal so viel) kleineren länglichen Knoten oder Körnern. Vorkommen: Häufige Abdrücke im oberen Grobkalk von Chaderbek sowie im Grobkalk des Dimitriberges in Beirut. Ifassa Mauer i Mich. Die syrischen Exemplare entsprechen mehr der turiner Form bei Michelotti Descr. des foss. des terr. mioc. de l'Italie septeuti. t. XVII, f. 3, als denen von Ebersdorf im Wiener Becken bei Börnes I. c. 1. 13 f. 11. Auf dem letzten Umgang sind nämlich die beiden unteren Knotenreiheu nicht getrennt, sondern zwei über ein- ander stehende Knoten verschmelzen vollkommen zu einer Längsrippe, wodurch die Form sich mehr an Btic- cinum baccatum Hörn es anlehnt. Vorkommen: Abdrücke im Grobkalk des Djebel Taräbul. Schlussbetrachtungen : Altersbestimmuüg der syrischen marinen Miocänablagerungen nach den paläontologi^chen Befunden und Vergleich mit aussersyrischen Tertiärbilduugen. Wir haben im Vorhergehenden mögliclist objeetiv ohne Rücksicht auf andere Tertiärbildungen in der Umgegend des Mittelmeeres die einzelnen Vorkommnisse des syrischen marinen Miocäns zu beschreiben ver- sucht und es bleibt uns nunmehr die Aufgabe, das Facit aus den gegebenen Thatsachen bezüglich des Alters der Schichten zu ziehen. Eine Zusammenstellung der im syrischen marinen Miocän aufgefundenen Fossilien, geordnet nach den drei hauptsächlichen Verbreitungsgebieten, ergibt folgende Liste von über 125 verschiedenen Formen. Das marine Miocän in Syrien. 615 Tabellarische Dbersicht der aus den marinen Miocänbildungen Syriens bekannt gewordenen Fossilien. (;» = häufig; s = selten; [AT] = Miocäu Kleinasiens, specielles Niveau meist nicht bekannt, voi-niegenrt Unteiniiocän, aber auch Obermiocän.) LithotJiamnium { DacJi/lopora sp. Operciilina sp. Heterostegina sp. sp. Porites sp. Heliastraea g Solenastraea cf. mainpulula Reuss PsaiiimechiiiHS nilrahilis Laube Clyjpcaster crassicostattis As; „ tm-ritits Ab „ i/ihhosus Serr „ (jrandiflorui Bronn fnacli Fr aas) ,, tauricus Desh. (uaeh Fraas) . . . „ sp. ind Scutella subrotiinda Lani. (nach Fraas) . . EcJiinolampas coinptanahm Ab Schizaster sp Memhranipora bidens v. H ag. sp. Lumilitcs sp Oslreu crassisshiia Lam „ VirJeli Desh ,, crassicostala Sow. (nach Fraas) _ cuchlear Poli Peäeii Tournali Serr „ Bisseri Andrz ., caralitanus Men „ cf. aduiicus Eichw „ cf. JossUmji Sow „ Vindasciniis Font r, elegans Andrz. fnacli Fraas) . „ scabrelhis Lam ,, latissimus Brocch „ puiio L ,, cristatus Bronn sp, „ opercularis L. ? „ sijriacus Blanck Modiola costulata Risso Lähodomus (?) Area turonica Duj „ clathrata De fr „ cf. lactea L „ Noae L „ div. sp Pectuncidus pilosus L div. sp NucuJa sp Leda cf. nitida Brocch Nord- Syrien /(/( s hh s h hh s h s SS s s h s h s h hh. hh Tarä- bulus Beirut Verbreitung in den Neogenschichten anderer Gegenden und im heutigen Mittehueer Unter- miocän Lebend Obermiocän MPliocän jimMittel- I meer h[K] m + \r<\ -+- (+) V?) (+) + -4- [K] -+■ ? '? [K] G-h G + G ! G m (+ R {K\ B (+ ^[Syr.] + + + (+ -) + ) + ) + + ' G bedeutet Gründer Schichten des Wiener Beckens, 7^ = Korallenkalko von Rofignauo, Castelnuovo und Tra- koncs, alleroberstes Miocän. 616 Max Blanckenhorn, Cardita crassicosta M i c Ij . . . . „ scabricosta Mich. . . . r sp. sp Astarte sp Cliama gri/phoides L Erycina sp Axinus sp Lucina columbella Lam „ multilamellata Desh. . . „ glohulosa Desh „ cf. Sismondae Desh. . . „ ornata Ag „ divaricata I> Cardium iiironicum May .... „ echinaium L „ discrepans Bast. . . . „ fragile L „ eduh L „ hians Brocc Isocardia sp Tapes sp. cf. Basteroti Desli. „ vettila Bast Venus multilamellata Lam. . . . „ islaiidicoides liam. ?? . Ctßherea div. sp Tellina planata L. (nach Fraasj „ Schönni Hoern „ cf. compressa Brocc. . . „ strigosa Gmel.(?) . . Psammohia sp Solecurtus strigülatus L Panopaia Menardi Desh. Tliracia pupyracea Poli . Mactra turonica May CardOia Deshayesi Hoern. Corbula gibba Ol „ carinata Duj Fissurella italica Defr JBaliotis volhynica Eichw. (nach Fraa.«"! Photinu/a trochoides Blanck Trochus patulus Brocc. „ SlG. fanulum Gmel Solarium simplex Bioun Scalaria lanceolata Brocc. . Tunitella iurris Bast „ subangulata Desh „ communis R i s s o „ communis var. ariensis Font. _r. sp. . . Siliquaria anguina L Xenophora Deshayesi Mich „ cumulans Brongn Calyptraea chineitsis L. (nach Fr aas) Natica helicina Brocc „ mUlepunctata Lam. (?) Hijarobia Y oder Melania ? sp Rissoa Lachesis Bast Cerithium scabrum Ol „ vulgatum Brongn „ sp. cf. minutum Serr „ sp. ind Chenopus pes pelecani Phil Strombus coronatus Defr „ Bonelli Brongn , » sp Nord- Syrien s h s h s s h s SS SS Tarä- bulns h h h h h s s h h S h h h . Beirut Verbreitung in den Neogenschichten anderer Gegenden und im heutigen Mittelmeer Unter- miocän Obermiocän Pliocän G w JC] ' o hk h (ff-t + W j <^ ^ + 1^] G + + G + [K] + 1 G + -+-[£■] G -+- Ä?) (+) ■[K] m (G) G-h G + G s + + G + G +' + G + + + S (G m -h G +\K) .[K] .[K\ + + + (+ + G + G + + -i- + + + (-i-) + + + + + -I- + + + + + + + + + + + Lebend imMittel- meer + + +- + + 4- + +) + Das marine Miocän in Syrien. 617 Cypraea sp Nassa senüstriata Brocc. v;ir. . . . „ Haueri Mich Fiisus Schwartzi Hoc_Tii „ sp Pyrula comula Ag. (?) „ reticulata L;iiii „ geometra Bors, (nach Fr aas) Miirex luv. sp AnciUaria ylandifor mis Ijam. (?) . . . Pkurotoma VaugueVni Payr sp Conus miitricosus Brocc lialainis sp Fischzahn Nord- Syrien s h s SS Tarä- bulus Beirut Verbreitimg in den Neogeuschichten anderer Gegenden und im heutigen Mittelmeer Unter- miocän Obermiocän .< . SS s + s s s • (+ (+ G + G G + G [Ä]) Pliocän Lebend imMittel- nieer + + + + + ) + + Aus dieser Übersiehtstabelle geht zimäclist mit Sicherheit hervor, dass die Ablagerungen der verschie- denen, heute von einander getrennten Miocängehiete Syriens nahezu gleiclizeitig entstanden sein mögen, da die betreffenden Faunen von Nord-Syrien, Tarabulus und Beirut sowohl im Allgemeinen einen gleichen Cha- rakter aufweisen, als auch in vielen einzelnen Zügen — ich erinnere an das häufige Vorkommen von LitJio- thamnien, Porites, Astraeaceen , Pecten caralitanus, aduncus und scabrellus, Area und Pectunculus, Lucina colum- hella , Cardium turonicum und ediile, Venus multilamellata, Fissurella italica, Turritella turris und communis^ Ceritliiuni sp. cf. minutum — übereinstimmen. Verfolgt man die Veibreitung aller dieser Fossilien im Tertiär anderer Gegenden, so ergibt sich als weiterer Schluss, dass man es in Syrien mit Ablagerungen des oberen Miocäns zu thun hat, indem eine wirk- lich auffallende Ähnlichkeit der Fauna mit derjenigen der zweiten Mediterranstiife des Wiener Beckens vor- handen ist, eine grössere als sie von dem kleinasiatischen und egyptischen Miocän bisher nachgewiesen wurde. Wenn wir von den wenigen neuen, bis jetzt dem syrischen Miocän eigeuthümlichen Arten und Varie- täten ganz absehen, so lassen sich unter den mehr als 90 genauer bestimmbaren Arten kaum solche finden, deren obere Verbreitungsgrenze das untere Miocän nach den bisherigen Erfahrungen sonst nirgends mehr Uberscliritte. Dahin würden höchstens einige seltenere Seeigelarten (Clypeaster furritus, fauricus, Scutella sub- rofuiida, Ecliinolampas complanatiis) gehören, deren sonstige verticale Verbreitung übrigens noch keineswegs sichergestellt ist. Unter den Mollusken sind in der Liste mehrere Arten genannt, welche ihre Hauptverbrei- tuug allerdings im unteren Miocän haben, die aber doch vereinzelt auch höher hinaufreichen, so: Pecten cf. Josslinyi, TelUna singosa, Venus islandicoides, Xenophora cumulans. Entschieden der allergrösste Theil der aufgefUlirten Fossilien ist bereits aus dem Obermiocän oder der zweiten Mediterranstufe theiis des Wiener Beckens, theils Frankreichs und Italiens bekannt, und zwar sind vorzugsweise diejenigen Arten des Obermiocäns vorhanden, welclie dasselbe mit dem Pliocän gemeinsam hat während von typischen Leitformen des Gesamml miocäns, die nicht mehr das Pliocän erreichten, ausser den Pecten-Arten und Seeigeln nur wenige vertreten sind. Dieser Umstand fällt um so mehr auf, als solche For- men, wie z. B. Cardifa Jouanneti, Turritella cathedralis, gradata und Archimcdis, Fasciolaria tarhelliana, Pyrula rustictila, Mitra scrobiculaia , Voluta rarispina, AnciUaria glandiformis m)d oijsoleta , Conus Dujardini , JJenta- lium Badense u. s. w. aus den nächstgelegenen Miocäuablagerungen von C'ilicieu, Lykien und Egypten sehr wohl bekannt sind. Es lässt sich nur dadurch erklären, dass die syrischen Miocäuablagerungen nicht völlig mit den genannten gleichaltrig, sondern im Allgemeinen etwas jüngeren Datums al^ die meisten derselben sind. Die Miocänbildungen Egyptens entsprechen nach den bisherigen Nachrichten den Gründer Schichten Deukschriftea der mathem.-naturw. Ol. LVU. Bd. 7g 618 Max Blanckenhorn, oder dem mittleren Miocän, diejenigen Kleinasiens tlieils der ersten Mediterranstiife, tlieil den Schlier und den Grunder Schichten, während die höheren Lagen der zweiten Mediterran stufe spärlicher entwickelt schei- nen, wenn sie auch (im südöstlichen Kleinasien) keineswegs ganz fehlen. In dem Miocän von Syrien aber möchte ich lediglich ein Äquivalent der obersten Scliichten des Miocäns, respective der zweiten Mediterranstufe erblicken, wie wir solche nach Fuchs' Untersuchungen bis jetzt in den Korallenkalken von Rosignano in Toscana und Trakones bei Athen kennen, welche bereits ein Übergangsglied vom Miocän zum Pliocän darstellen. Was Fuchs ' als charakteristisch für die Kalke von Rosignano, Castelnuovo und Trakones hervorgehoben hat, gilt theil weise auch für das syrische Miocän, wenig- stens sicher für die obersten Glieder desselben. 1. „Die Conchyiien, welche im Kalkstein von Rosignano" und im syrischen Miocän „vorkommen, sind grösstentheils „solche, welche dem Miocän und Pliocän gemeinsam angeliören, während die echt miocänen Typen, wie z. B. Ancillaria, Olka, Valuta, die grossen Carditen u. s. w. in auffallender Weise fehlen." 2. „Bei Castelnuovo kommt in den marinen Mergeln, welche hier den Koralienkalk begleiten, nicht sel- ten der echte pliocäne Pecten varhis vor." — Im syrischen Miocän sind Pedeii. scabrellus, eine vorherrschend dem Pliocän eigenthümliche Art, und der echte P. piisio, der jetzt lebende Vertreter des miocänen P. suh- striatus, zwei der häufigsten Leitmuscheln. Vereinzeit glaubte icli auch P. opercidaris zu erkennen in Schichten bei Katma, die ich aus anderen Gründen den zweifellosen Miocänkalken Syriens parallel stellen möchte. Die neue Form Pecten sijriaciis hat das syrische Miocän mit dem dortigen Pliocän gemeinsam. 3. Verschiedene andere Mollusken des in Rede stehenden Schichtencomplexes in Syrien, wie Modiola costulata, Lucina divancata, Cardiiim echinatum und edide, Tellina cf. compressa, Turritella sitbangulata und communiS) Turritella communis var. ariensis, Pleurotoma Vauquelini verweisen eher auf pliocäne Schichten als auf Miocän. 4. Dagegen wird „der miocäne Charakter" der beschriebenen Tertiärbildungen ebenso wie beim Kalk- stein von Rosignano und Trakones „in sehr eminenter Weise durch das riffbildende Auftreten von Poritcs und Astraeaceen, sowie durch das Fehlen von Pecten Jacobaeiis und flabelliformis bestimmt". Bezeichnend für die Stellung der in Rede stehenden Schichten Syriens ist die Vertretung der Gattung Pecten, Die typischen Arten der zweiten Mediterranstufe des Wiener Beckens Pecten Tournali, Besseri , cara- litanus {■=. sievringensis Fuchs), latissimus, elegans und adimcus sind sämmtlich vorhanden. Nicht eine ein- zige von diesen reicht in ihrer sonstigen Verbreitung bis in das Untermiocän. Dagegen wird P. aduncus von Fuchs aus den Kalken von Castelnuovo citirt und P. latissimus tritt noch im Unterpliocän von Asti auf. Die Arten der Homer Schichten des Wiener Beckens fehlen in Syrien im Gegensatz zu Egypten ausnahmslos. Zu den genannten Wiener Formen gesellen sich als Leitformen des Miocäns anderer Länder Pecten Vindascinus des Rhöne-Thales (im obersten Helvetien Fontannes' mit Ancillaria glandifonnis und Cardita Jouanneti) und P. scabrellus, eine ebensowohl im ganzen Miocän als im Pliocän (auch Syriens) verbreitete Art. Pecten crista- tus und P. syriacus n. sp. kenne ich auch aus dem syrischen Unterpliocän. Schliesslich sind sogar zwei plio- cäne Arten vorhanden, die bis jetzt dem Miocän fehlten, dagegen noch im Mittelmeer leben, Pecten pusio und opercularis. Der zum Theil pliocäne Habitus des syrischen Miocäns dürfte nach alledem kaum noch einem Zweifel unterliegen. Eine durchgreifende Gliederung der geschilderten syrischen Miocänbildungen ist vorderhand kaum durchzuführen, wohl ebensowenig wie eine solche der Ablagerungen der zweiten Mediterranstufe im inner- alpinen Wiener Becken, deren Verschiedenheit unter einander nur auf Facicsunterschieden beruht. Höchstens in dem grossen nord-syrischen Miocänbecken hätte der Versuch einer Eintheilung vielleicht einige Bcrech- 1 Fuchs, Studien üb. d. Gliederung d. jüngeren Tertiärbildungen Ober-Italiens. Sitzungsber. d. kiiis. Akad. d. Wiss. Mathem.-naturw. Cl. Wien 1878, Bd. LXXVII, 1. Abth., p. 444. Das marine Miocän in Syrien. 619 tigung. Hier liegt uns vom Südabfall des Djebel Musa bei Chaderbek ein Profil von Miocäuscbicbten vor, mit zwei getrennten Petrefactenbänken über einander, die man zum Ausgangspunkt eines Gliederungsversuches zu maclien hätte. Unter dem dortigen Gyps fanden wir eine oolithiscbe Kalkbank mit Cardita scabricosta u. s. w., welcher der Lage nach der Korallen führende Kalk von Jorunurluk und wohl auch die zuweilen ebenfalls oolithischen Kalke von Seleucia Pieria, Karali und Schawar, reich a,a Null iporen, Heterosfeginen, Clypeastriden und anderen Seeigeln, grossen Pecten-Arten (P. caralitanus, latissimm, Tournali, Bessert, aduncus), entsprechen. Petrogra- phisch steht diesem unteren Kalk auch der von Fadikfje am Djebel el-Koseir mit Pecten aduncus und syriaais nahe, an den sich wiederum der Breccienkalk südlich Katma im 'Afrtnbecken anschliesst. Auch die Mergel- kalke östlich von Katma mit Schizaster-Resten, Pecien cf. Josslingi oder aduncus und mit einer Bivalvenfauna, die mit den Gründer Scbichten manche Beziehungen hat, schliesslich die Cli/peaster-Kä]ke mit Pecten cf. aduncus von Jadile könnten einer unteren Abtheilung des syrischen Obermiocäns angehören. Die letztgenannten Vorkommnisse bei Katma schliessen sieb nach unten direct an Basalttuffe oder Basalte an und stimmen in dieser Beziehung mit dem Kalk von Aleppo (mit Ancillaria ijlandifonnis?) überein. Fast bin ich geneigt, die Clypeastridenkalke des Djebel Terbol mit grossen Seeigeln, Ostrea crassissima, Pecten caralitanus und aduncus den eben genannten (älteren?) syrischen Miocänbildungen anzureihen. Über dem Gyps von Chaderbek folgt als zweifellos jüngste anstehende Miocänablagerung jeuer Gegend ein cavernöser Grobkalk mit: Lunulites. Area Noae. Lucina ornata. Cardium tnronicum. „ edule. Fissurella italica. Turritella communis. Trochus patulus und andere Arten. Bissoeti. Cerithium scabrum. „ vulgatum. Melanien ? oder Hydroiien ? Der Gegensatz in dieser Fauna gegen diejenige der eben aufgezählten tieferen Kalke, besonders von der Umrandung des Amanus Mons ist unverkennbar. Foraminiferen, Korallen, Echinodermen und grosse Pecten- Arten, sowie überhaupt alle grossen, reich verzierten und auffallenden Conchylien sind verschwunden und die Fauna besteht aus einer Anzahl mittelgrosser unscheinbarer Bivalven und einiger Ceritliien, Bissoen und Trochus-Avteu, zu denen sich, wie es scheint, schon kleine Brackwasserschnecken gesellen. Die Zusammensetzung dieser Fauna findet ein gewisses Analogen in derjenigen der sarmatischen Stufe des Wiener Beckens mit ihrem noch ausgesprochener brackischen Charakter. Diese oberen Kalke von Cha- derbek bezeichnen bereits einen Kückgang des nordsyrischen Miocänmeeres, auf den schon die Bildung der Gypse unter ihnen hinwies. Auf der Südseite der Orontes-Bucht, an den Abhängen des Casius Mons bietet sicli diese oberste Stufe nicht mehr in so typischer Weise dar, auch stellen die gestörten Lagerungsverhältnisse einer Auseinanderhal- tung der einzelnen Vorkommnisse und Parallelisirung mit den Schichten unseres Profils von Chaderbek grosse Schwierigkeiten entgegen. Petrographisch und paläontologisch stehen jedenfalls dem oberen Kalk von Cha- derbek nahe: 1. Der breccienartige Mergelkalk auf dem Anstieg von Mijadfln zum Gipfel des Djebel el-Akra' bei 200 bis 300 m Meereshöhe; 2. die cavernösen Kalke im S von Schakil. Diese beiden Kalke führen : Porites, Lunulites, Area cf lactea, Pectunctdus, Cardium cf. edule, Venus multi- lamellata und Cerithium scabrum u. s. w. Vielleicht darf man der höheren Zone des nordsyrischen Obermiocäns auch den Grobkalk des Dimitri- bergcs von Beirut anschliessen, welcher petrogra))hisch dem oberen Kalk von Chaderbek Mijadun und Schakil 78* 620 Max Blanckenhorn, Das marine Miocän in Syrien. ausserordentlich gleicht, und wie diese ausser Porites und Bryozoen nur eine Anzahl kleinerer Conchylien als Steinkerne und Abdrücke führt. Als vermutliliche Äquivalente des syrischen Miocäns in anderen Ländern könnten, wenn wir von den erwähnten, entfernter liegenden Korallen- und Nulliporenkalken von Trakones in Griechenland und Rosignano in Italien absehen, zunächst wohl die Miocäubilduugen der benachbaiteu Insel Cypern in Betracht kommen. „Es sind die Mergelgebilde der sogenannten Mesaria, des fruchtbarsten Theiles der Insel, und die weissen mergeligen Kalke, die sowohl die Abdachungen der Nordkette als des Centralgebirgsstockes (ganz wie beim Amanus und Casius in Syrien) mit einem breiten Streifen umfassen." ' Die blendend weissen Mergel gelien auch in reine Kreidekalke oder echte Koralleukalke über, sind vorherrschend porös, weich, zuweilen brec- cienförmig und travertinartig. In grosser Mächtigkeit sind Gypslager eingeschaltet, wie im unteren Orontes- Gebiet. Fossilien sind leider sehr selten. Von Gaiulry werden namhaft gemacht: Foraminiferen. Astraea Guettardi. Toxohrissus crescentinus. ft't/am-Stacheln. Unbestimmbare Bivalvenschalen. Chenopus pes graculi. Sehr kleine marine Gastropoden. Dass entsprechende Ablagerungen des oberen Theiles der zweiten Mediterranstufe auf dem gegenüber- liegenden Festlaude Kleinasiens in Cilicien vorhanden sind, erscheint nach Tchihatcheff's Mittheilungen höchst wahrscheinlich, bedarf aber noch genauerer Untersuchungen. 1 Unger und Kotsc'iy, Die Insel Cypern, S. 28. Wien 1865. ^-^X!J:^£ii>- 621 VERGLEICHENDE STUDIEN AM KEIM STREIF DER INSECTEN VON VEIT GRABER IN CZERN'OWITZ. (SKi-t 12 ccÄomiXcn Sa.f'e-tn tviiS 38 Scxifiqwicn.) VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 16. MAI 1890. Vorwort. Die vorliegenden Untersuchungen, das Ergebniss niehrjiihriger Arbeit, beiiandeln in erster Linie jene Fornizustände, welclie mau am isolirten, dorsal nocb nicht geschlossenen Keimstreit zu beobachten vermag. Solche Zustände sind unter Anderem die Invagiuation des unteren Blattes oder des Ptyclioblasts, dann die äussere oder ectodermatische, sowie die innere oder ptychoblastische Gliederung, ferner — und dies ist ein Hauptabschnitt der Arbeit — die Anlage der Gliedmassen, weiterhin die Höhlenbildungen des Mesoderms, die sich auch, auf den Urkopf oder das Protocephaleum erstrecken, dann die Anlage des Bauchmarks. Wie im vierten Capitel gezeigt werden wird, ist die Präparation und das Studium des isolirten Proto- somas aber auch für die Frage der Keimblätterbildung und insbesondere für die Erkenntniss der bipolaren Anlage des Drüsenblattes oder Enteroderms von viel grösserer Wichtigkeit, als mau bisher geglaubt hat. Wenigstens gebeu z. B. die auf Taf. IX abgebildeten Lepidopteren-Keimstreifen hierüber eine bessere Gcsammtvorstellung, als die zahlreichen Querschnitte, welche man z. B. in Hcider's grosser Hijdrophi- /Ms-Monographie (37) dargestellt tindet. Dabei ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass die Herstellung reiner Keimstreifen, sovrie deren Zergliederung mit Hilfe der Nadel oftmals viel schwieriger ist als jene Arbeit, welche das Mikrotom ver- richtet. Selbstverständlich konnten aber auch für die hier zu behandelnden Verhältnisse Schnitte nicht ganz aus- geschlossen werden. Ich wählte hiezu aus meiner grossen Sainuduug, die aber hauptsächlich erst in meiner nächsten Arbeit zur Verwendung kommen wird, mit Vorbedacht insbesondere (gleichfalls relativ schwierig herzustellende) Längsschnitte, also solche aus, welche den Keimstreif in grösserer Ausdehnung zur Anschauung bringen. Nebstdem wurde auch die in neuerer Zeit sehr vernachlässigte Beobachtung des lebenden Eies zu Hilfe genommen. 622 Veit Graber, Was die Zahl der in die Untersiichung einbezogenen Insecten betrifft, so wurden von mir für die vorlie- gende Arbeit nicht weniger als 13 Formen geprüft, nämlich: Lina, Mehlontha, Hydrophilus, Telephorus, Lenia, Stenobothrus, Mantis, Grylhtalpa, Pieris, Gasteropacha, Zygaena, Bombyx und Hylotoma. Angesicht der Berücksichtigung so vieler Formen mögen Manche freilich glauben, dass eine erschöpfende monographische Behandlung einer Form nützlicher wäre; indessen überzeugte mich u. A. gerade auch wieder C. Heide r's bereits citirte Arbeit davon, dass man bei der Beschränkung auf ein Thier nur allzu leicht zu gewagten Verallgemeinerungen geführt wird. Auch ist ja ein wirkliches und erfolg- reiches Vergleichen überhaupt nur dann möglich, wenn man die Vergleichungsobjecte aus eigener Anschauung kennen gelernt hat. DieVervveithung der vorhandenen Literatur anlaugend, glaube ich, soweit es überhaupt der Kaum gestat- tete, das Möglichste gethan zu haben, und dürften die einzelnen Capitel als hinlänglich erschöpfende Mono- graphien über die betreffenden Gegenstände angesehen werden können. Dabei bemühte ich mich insbeson- dere, die historische Entwicklung unserer einschlägigen Kenntnisse möglichst genau zum Ausdrucke zu bringen. An dieser Stelle muss ich noch Herrn Schulrath Dr. E. Schreiber in Görz für die wiederholte Einsamm- lung und Zusendung von il/a«<hcr embryologisch unter- suchten Insecten die hemi-ectoptychischen Musciden am nächsten zu stehen, indem bei ihnen, wie zuerst von Kowalevsky (44) und dann von Voeltzkow (74) und mir (25) auf das unzweifelhafteste nachgewiesen wurde, nicht nur das Ento-, sondern auch, ähnlich wie bei den Myriapoden, das ganze Eetoptygma zur defi- nitiven Dorsalwand des Embryos wird. Selbstverständlich darf aber diese Ähnlichkeit nicht ohne Weiteres als Beweis einer wirklichen Verwandtschaft der genannten Tracheatengruppen hingestellt werden. Indem ich vorläufig von manchen anderen die KeimhüUen-Phylogenie betreffenden Hypothesen Will's, z. P>. der, dass (S. 244) die Kopfserosa eine secundäre Bildung sei, absehe, möchte ich hinsichtlich dieser Deokscbrifieii der mathem.-uaturw. Ul. J.VU. Bd. -q 7 y 626 Veit Graber, wohl nur durch neue gewissenhafte Untersuchungen lösbaren Frage an die gegen einige meiner eigenen, allerdings nur bedingungsweise hingestellten Schlussfolgerungen gerichtete Äusserung Em ery 's (14) erin- nern, dass niimlich bei der Beurtheilung der stammverwandtschaftlichen Beziehungen der Thiere die embryo- logischen Verlicältnisse nicht ausschliesslich als massgebend angesehen werden sollen. Fassen wir die bisherigen Ausführungen mit den von uns bei früheren Gelegenheiten (19) entwickelten Anschauungen kurz zusammen, so können wir etwa so sagen: Es besteht unseres Erachtens kein wesentliches Hinderniss, den nur hinten eingebogenen oder opisthocamptischen Keim der sogenannten entoptychischen Insecten auf den meist vorne nud hinten eingekrümmten oder amphicamptischen Keim der sogenannten ectoptychischen Formen zurückzuführen, man kann aber nicht den in der Mitte eingebogenen oder mesocamptischen Keim der Myriapoden ohne Weiteres mit den zwei eben genannten Frotosoma-Zuständen vergleichen. Ich muss nun hier zunächst noch auf die wichtige Frage nach der Antheilnahme der InsectenkeimhüUen an der Lelbeswandbildung zurückkommen. Nachdem ich in meiner hierüber gelieferten Arbeit (22) den überzeugenden Beweis geliefert zu haben glaubte, dass speciell bei den amphirhegmagenen Insecten, wie z. B. bei Hydrophilus , das Amnion oder Entoptygma in die Rückenwaudbildung eingeht, stellt neuerdings C. Heider (37, S. 26 Anmerkung) die Behauptung auf, dass ich seiner Ansicht nach den Beweis dafür, dass die aus dem umgeschlagenen kleinker- nigen Entoptygma gebildete und über dem abgeschnürten grosskernigen Ectoptygraa liegende einschichtige Rückenwand später nicht doch „resorbirt" werde, sondern wirklicli am Aufbau des Embryos participire, „durch- aus nicht erbracht" habe. Da sich C. Heider (S. 79) gleich mir gegen die oben besprochene WiH'sche Hypothese wendet, nach welcher das Entoptygma der Insecten auf den reducirten Caudaltlieil des Myriapoden Keimstreifs zurückzu- führen wäre, macht es mir den Eindruck, dass er zunächst aus theoretischen Gründen der von mir vertretenen Ansicht nicht beipflichten will, dass das Entoptygma einen integrirenden Beslandtheil des Enibryonalleibes bilde. Indessen ist ja klar, dass diese meine Ansicht von jener Will's ganz und gar unabhängig ist. Das primäre ventrale Entoptygma braucht ja nicht ein redueirter Theil eines wirklichen Keimstreifs zu sein, und kann ja doch, wenn es auf der ventralen Hemisphäre die nöthige Ausdehnung erreicht hat und in der Mittel- linie gerissen ist, durch Umschlagung auf den Rücken und unter gewissen Umwandlungen zur definitiven Rückenwand werden. Es fragt sich indessen in erster Linie auch gar nicht um die Wahrscheinlichkeit einer Antheilnahme des Entoptygmas an der Leibeswandbildung, sondern um das thatsächliche Stattfinden oder Nichtstattfinden einer solchen, und auch nur von diesem Gesichtspunkte aus, und weil ich ferner in der Lage bin, einige neue Thatsachen mitzutheilen, will ich noch einmal in eine kurz gedrängte Besprechung dieser Verhältnisse ein- gehen. Was zunächst speciell die Zustände bei Hydrojjhilus anlangt, so kann es wohl für Niemanden, der meine betreifende Darstellung aufmerksam verfolgt und die einschlägigen genau nach der Natur gezeichneten Abbildungen (37, Taf. I, Taf. II) vergleicht, zweifelhaft bleiben, dass hier nach dem Riss der Hüllen ein grosser Theil der Seiten- und Rückenwand thatsächlich vom Entoptygma gebildet wird, dessen Zellen von jenen des angrenzenden Keimstreifectoderms kaum zu unterscheiden sind. Wenn aber C. Heider verlangt, ich hätte auch das Niehtresorbirtwerden der entoptygmatischen Rückenwand beweisen sollen, so scheint mir dies unter den gegebenen Umständen eine kaum erfüllbare Forderung zu sein. ' 1 D.nss C. Hei der iu dieser BezieluiDg wolil etw;is zu weit geht, ersieht ui.Tii auch ans dem (mir eben zugekomnienen) höchst interessanten Aufsatz von J. Nusbaum (Gl). Da heisst es niimlich 8. 112: Die definitive Begrenzung des E mbryoriic kens fin 1 allgemeinen sind, ergibt sich sclion daraus, dass, wie ich gleich zeigen werde, bei zahlreichen Insecteu die Segraentirung und Gastrulation nicht wie bei Hijdrophilus der Abgrenzung des Proto- somas durch das Entoptygnia, also gewisserma ssen der Contourining der ersten Leibes- anlage vorhergeht, sondern ihr zum Theile erst dann folgt, wenn die Protosoma-Hülle schon völlig geschlossen und das Protosoma durch gänzliche Loslösung dieser Hülle vom Ecto- ptygma und zum Theile auch durch seine Versenkung in den Dotter zu einem völlig selbst- ständigen, vom ursprünglichen blastodermalen Erzeugungsherde auch räumlich getrennten Gebilde geworden ist. Dieses letztere Verhalten finden wir u. A. zunächst, wie ich übrigens schon in einer früheren Schrift (21) mittheilte, bei 8tenohothrus. Hier (vergl. Fig. 73 der vorliegenden Abhandlung) sieht man ein isoJirtes, uhrglasförmiges Protosoma (p — e), dessen znm Theile absichtlich (rechts) wegpräparirte Hülle schon ganz geschlossen und auch vom auffallend grosskernigen Ectoptygma vollständig getrennt ist, während das aus hohen Cylinderzellen bestehende Protosoma noch keineSpur von Segraentirung oderGastrulation erkennen lässt. Es wäre nun gewiss ganz unnatürlich, wenn man diesem Gebilde den Namen Keimstreif erst dann zuerkennen würde, wenn es, was ja ohnehin nur ganz schrittweise geschieht, die aus den Fig. 74 — 75 ersichtliche wirk- liche Streifenform angenommen und zugleich ein unteres Blatt (Pt) erhalten hat. Am allermeisten sprechen aber die bei den Schmetterlingen obwaltenden Zustände gegen die Kowa- levsky-Heider'sche Auffassung. Hier ist nämlich (vergl. Fig. 93 — 95 der vorliegenden Arbeit), wie übrigens zum Theile wenigstens schon Tichomirof (71 vergl. u. A. dessen Textfiguren 21, S. 39) nachgewiesen hat — das sehr frühzeitig von einer geschlossenen (in unseren Figuren weggelassenen) Hülle umgebene Protosoma schon tief im Dotter versenkt und hat ferner nicht blos schon eine wirkliche Streifenform (Fig. 95), sondern auch eine Art Kopf (Z) und Schwanzanlage erhalten, bevor noch eine Spur des unteren Blattes sichtbar wird. Es wäre eigentlich noch festzustellen, bis zu welchem Entwicklungsstadium die Anlage des Insecten- Embryos als Keimstreif bezeichnet werden soll. Da scheint es mir nun das einfachste zu sein, der Embryonal- anlage diesen Namen solange zu geben, als sie am Rücken noch offen ist und überhaupt ohne Verletzung als solche präparirt werden kann. In den späteren Stadien wäre dann der Keim als „Embryo" im engeren Sinne zu bezeichnen. ' In der Folge gebrauche ich aber auch den Ausdruck Keimstreif gelegentlich in einem weiteren Sinne, das ist auch für den Embryo oder das geschlossene Protosoma. IL Capitel. Anlage, Form und Wachsthumsweise des Keimstreifs. Soweit diese Zustände bisher erforscht sind, erscheint bei den Insecten die erste Anlage des Protosomas stets als ein durchaus einheitliches Gebilde. Ich erwähne dies deshalb, weil es bekanntlich Arthropoden gibt, hei denen die Protosoma-Anlage discontinuirlich zu sein scheint. So setzt sich u. A., wie die meisterhaft ausgeführten Tafeln in Reichenbach's Werk über die Fluss- krebsentwlcklung (70) zeigen, die Keimstreifanlage dieses Thieres aus vier, beziehungsweise fünf anfänglich ganz isolirten oder inselartigeu Blastodermverdickungen zusammen.^ J Der Ausdruck „Embryo" wird häufig für deu gesammteu dlfferenzirten Ei-Inhalt angeweudet. Dass dies aber luisslich ist, beweist u. A. das Verhalten bei den entolekithischen, d. i. bei jenen Insecteu, deren Embryo ganz im Dotter versenkt ist. Da miisste mau nämlich folgerichtig von eiiiCui Embryo im Embryo roden, wobei er.stcrer allerdings nur ein Theil des letzteren ist. ^ Zu bemerken ist aber hiezu, dass Reichenbach's Darstellung S. 10 aiich so gedeutet werden könnte, dass die gewissen scheibenartigen Anlagen nicht eigentlich Verdickungen des primären Blastoderms, sondern solche einer präformirten einheitlichen „Bauchplatte" seien. 632 Veit Graber, Als disnontimürlich könnte dann vielleicht u. A. auch wenigstens nach W. A. Locy's (47) Darstellung, die Protosomaanlage mancher Aiachniden betrachtet werden. Locy beschreibt nämlich S. 72 (vgl. dazu dessen Tafel I) ausser einer vorderen cephnlen Anlage, die er als „primitive cumulus" bezeichnet, noch eine zweite hintere Verdickung. Wichtig ist hiebei besonders die Bemerkung, dass diese zwei (schon anfänglich?) unpaarigen Anlagen ursprünglich auch wirklich, wenigstens bis zu einem gewissen Grade getrennt auf- treten. Ich will hier nicht unerwähnt lassen, dass Andeutungen einer discontinuirlichen Keimanlage innerhalb der Insectenclasse keineswegs gänzlich fehlen. Im Sinne einer Discontinuität könnte nämlich zunächst u. A. Heider's Hifdrophüus-Längsschmtt Taf. VI Fig. 53 aufgefasst werden. Hier sieht man nämlich ausser einem verdickten und schon segmentirten vordem Keimstreiftheil, der sogenannten „Mittelplattc" p?n, noch „eine Blastoderm-Verdickung" am hinteren Eipol, den sogenannten Keimhügel /./(. Indessen erfordert der Gegenstand noch eine genauere Untersuchung. ' Höchst beachtenswerth ist ferner in dieser Hinsicht das lehrreiche Flächenbild, das Cholodkovsky (U) in Fig. 3 von dem in Bildung begriffenen Blastoderm von Blatia gibt, wenn ich auch mit Rücksicht auf die bei den verwandten Insecten, z. B. Sfenobofhrus herrschenden Zustände die paarigen, relativ klein- zelligen Blastodermscheiben b nicht als primäre Keimsireifanlagen, sondern mit Cholodkovsky wirk- lich als secundäre mit der Estremitätenbildung zusammenhängende Bildungen betrachten möchte.^ Was dann die Lage betrifft, in welcher das Protosoma zuerst erscheint, so ist diese im Allgemeinen, wenigstens bei den ectoptychischen Formen eine ventrale zu nennen. Rein ventral ist sie u. A. bei Hydro- philiis, wo nach Kowalevsky und Heider (37 Taf. I, Fig. 1«) der Keimstreif in dem bekanntlich sehr langgestreckten Ei zuerst in einer gewissen Distanz von beiden Polen und insbesondere vom Kopfpol sichtbar wird. Da indessen das Lagerungsverhältniss der Keimstreifanlage zum Theil durch deren räumliche Aus- dehnung bedingt ist, so wollen wir zunächst die letztere näher in Betracht ziehen. In dieser Beziehung macht sich nun ein sehr auffallender und bisher wenigstens durch keine Übergangs- stufen völlig vermittelter Unterschied bemerkbar. Während sich nämlich der Keimstreif schon in seiner Anlage fast bei allen ektoptychischen Formen über einen grossen Theil der Eioberfläche erstreckt und speciell bei länglichen Eiern häufig von einem Pol bis zum andern sich ausdehnt — übrigens ist die Blastoderm- verdickung auch bei den meisten entoptychischen Insecten ziemlich umfangreich — gibt es, wie meine eigenen l^ntersuchungen (21) darthun, ich möchte vorläufig sagen, ausnahmsweise auch Formen {Stenobothrus- Äxten und vermuthlich auch andere Acridier), bei welchen die bereits vollständig diiferenzirte Keimzone ein verhältnissmässig ganz winziges Areal einnimmt. Ich stelle deshalb die letzteren Insecten, beziehungsweise Keimzustände als mikroblastische den übrigen oder m a kr o blas tischen gegenüber. Um sich diesen Gegensatz klar vor Augen zu führen, vergleiche man u. A. den L/wa-Medianschnitt in Xylogramm 1 mit der Totalansicht eines 10 Tage alten Stenobothrus-YAes in Fig. 87. Dort erstreckt sich die Keimzone vbh vom Vorder- bis zum Hinterpol und nimmt vor der später erfolgenden Zusammenziehung nahezu ein Drittel der ganzen Oberfläche ein. Hier bei Stenobothrus dagegen bildet die Biastozone nur ein fast verschwindend kleines, etwas in die Quere gezogenes und uhrglasartig gekrümmtes Plättchen auf dem Vorder- pole des Eies und erscheint auch später, nachdem sie schon ganz vom Entoptygma bedeckt ist und somit ein wirkliches Protosoma darstellt (Fig. 90 Taf. VII), nicht viel umfangreicher. 1 Wenu C. Hei der S. 25 davon spricht, dass der Hydrophilus-Keimstveii durch Verwachsung dreier gesonderter An- lagen (Kopflappen, Mittel- und Schwanztheil) entsteht, so widerspricht dies der von Fig. 1 a bis 3 a dargestellten Folge von Keiiustreifstadieu. Übrigens liönnte C. Hei der, wenn er das Kopflappenpaar als selbständige Keimstreifanlage betrachtet, eben so gut auch für jedes Segment eine eigene Anlage statuiren. 2 Cholodkovsky's Darstellung schliesst aber die orstere Deutung nicht aus, weshalb eine gründliche Untersuchung dieses hochwichtigen Verhaltens sehr am Platze wäre. Studien am Keimstreif der Inseden. 633 Fis Jedenfalls ist der contimiirliche Mikroblast von StenobotJirus relativ kaum grösser als eine der vier primären Platten des discontinuirlichen .4stoCMS-Keimes. Da schon vom Astacus-Keirae die Rede war, mag nocli bemerkt werden, dass man auf der gut isolirteu und entsprechend gefärbten Keimaiilage \oi\ Sfenobofhrus, wie zum Theil aus Fig. 10 meiner einschlägigen früheren Arbeit (21) ^ namentlich rechts oben — zu ersehen ist, eine ganz ähnliche radiäre, bezie- hungsweise orthogonale Anordnung der Kerne wahrnimmt, wie eine solche von Reichen- bach beim Flusskrebs auf seinen ersten Tafeln dargestellt wird. Mit Rücksicht darauf, dass u. A. Melnikof (52) bei Donacia in Fig. 4 einen Keim darstellt, der, weil er nur aus einem kleinen der Mittel- platte des HydropMluH (Fig. 53 mi)) vergleich- baren Gebilde zu bestellen scheint, als Mikroblast aufgefasst werden könnte, muss ich noch aus- drücklich bemerken, dass es sich hier bereits, wie insbesondere die Zusammenstelluni;' mit demL?'«a- Längsschnitt in Holzschnitt 1 lehrt, wohl um eine bereits im Invaginationsprocess befindliche Blasto- zone handelt, und zwar deshalb, weil jene mittlere Verdickung hauptsächlich aus den bereits gebil- deten Keimwülsten besteht. Dagegen dürfte vielleicht der von Ayers (1) in Fig. 1, PI. 18 abgebildete, relativ sehr kleine und eiför- mig conturirte Keim von Oecanthus als Mikroblast zu bezeichnen sein. Er verdient übrigens bei Berücksich- tigung der nahen Verwandtschaft /.wischen Stenobothrus und Oecunthii^ auch insoferne unser Interesse, als er nicht gleich dem Stenobothrus-\}xk.Q\m am Mikropylpol liegt, sondern ganz auf der Bauchseite des auch hier ziemlich langgestreckten Eies, und zwar in geringer Entfernung vom Hinterpol. Ahnlich verhält sich dann vielleicht auch Mantis (vergl. Fig. 142). Schon auf Grund dieser höclist fragmentarischen Daten über das Orthop- teren-Protosoma kann man ermessen, wie lohnend eine ausgedehntere Untersuchung dieses Gegenstandes sein würde. Gehen wir auf die allgemeine Form des primären Keimstreifs der ektoptychischen lusecten über, so ist diese entweder vorherrschend bandartig, oder aber mehr schildförmig. Erstcre Form findet man haupt- sächlich bei den langgestreckten Eiern, so z. B. bei Hydrophilus, dann (vergl. Taf. \) bei Lina^ weiters nach Cholodkovsky (11, Fig. 1) warhrscheinlich bei Blatta, dann nach Bütschli (7), Kowalevsky und Grassi (26) bei Apis und, soviel meine eigenen Nachforschungen (vergl. Fig. 131 und 132) vermnthen lassen, hei Hylotoma] ferner auch nach Weissmann (76) etc. bei Chironomus und insbesondere in scharfer Aus- prägung bei den Museiden. Etwas länger müssen wir beim schildförmigen Protosouia verweilen, das insbesondere nach den vorhandenen Literaturangabeu und nach meinen eigenen, ziemlich ausgebreiteten Studien zu urtheilen, den meisten Schmetterlingen mit vorwiegend kugelförmigen Eiern eigenthümlicb zu sein scheint. Die ersten bisher im Ganzen wenig bekannten Nachrichten hierüber verdanken wir Herold (38). Er hat u. A. bei Sphinx ocellata die Bildung des Keimstreifs schon in dem Stadium beobachtet, wo er noch ganz an der Oberfläche sich befindet. Dabei constatirte er — wohl als der Erste — das Auftreten der ringförmigen Hüllfalte, die er (im heutigen Sinne nicht ganz mit Unrecht) als die künftige RUckenplatte der Raupe betrachtete, während er den von ihr eingeschlossenen verdickten Blastodermtheil ganz richtig als Bauchplatte erkannte. Letztere stellt er als ein flaches viereckiges Gebilde mit abgerundeten Ecken Dtiukächrirtea der luatbum.-aaturiv. CI. LVII. Bd. qq 634 Veit Graber, dar. Dieses Keims cliild lässt die beiden Pole des Eies unbedeckt und breitet sich anfänglicii überhaupt mehr in die Breite als in die Länge aus. Ein starkes bis zur Erreichung der Pole fülirendes Längenwachsthum, von dem wir ja noch besonders zu reden haben, macht sich erst später geltend. Beim Seidenspinner beobachtete Herold, und zwar am dritten Tage der Herbstentwicklung, das Auftreten des pigmentirten Ektoptygmas und später den bekannten Farbenwechsel des Eies. Das Vorhandensein eines Protosomas constatirte er am fünften Tage, konnte es aber nicht abbilden, weil ihm wegen seiner BrUchigkeit die Präparation in toto stets misslang. Von den älteren Insecten-Embryologen haben sich dann u. a. noch Cornalia und Maestri (50) speciell mit der Entwicklung des Seidenspinners beschäftigt, ohne aber zu wesentlich über Herold hinausgehenden Resultaten zu kommen. Die nächsten bemerkenswerthen Mittheilungen verdanken wir Kowalevsky (43). An den kleinen durchsichtigen Eiern von Pterophonis 2)entadadylus dehnt sich der primäre au der Oberfläche liegende Keim- streif (Taf. Xn, Fig. 1) fast bis an beide Pole aus, stülpt sich aber sehr bald unter gleichzeitiger Entfaltung der Gastroptyche zuerst mit dem Kopf-, dann mit dem Hinterrande in den Dotter ein. ( Fig. 2). Ferner bringt er in Fig. 3 von Spldnx poimli die Abbildung eines isolirten „noch aut der Oberfläi'he des Blastoderms liegenden Keimstreifens". Dieser erscheint ziemlich gestreckt und vorne bedeutend schmäler als hinten. Die genauesten Mittheilungen über den schildförmigen Lepidopterenkeim verdanken wir unstreitig Tichomirof. Da die betrefifenden Daten, da sie in russischer Sprache niedergelegt sind, bisher wenig bekannt wurden, glaube ich sie vollinhaltlich wiedergeben zu sollen. ' „Die Verwandlungen des Keimstreifs (eigentlich der Keimzone) — heisst es S. 28 — bis zu jenem Zeit- punkte, wo er eine bestimmte Form erhält, beziehen sich nur auf die stufenweise Verkleinerung seiner Zellen, welche während dieser ganzen Zeit ihre schmale cylindrische Form beibehalten, und in einer einzigen Schichte liegen. (Vergl. Fig. 11, S. 28.) „Man beobachtet aber im Keimstreif zuweilen, und zwar höchst wahrscheinlich theils in Folge einer statttindeudeu Contraction des entsprechenden Blastodermabschnittes, theils in Folge der starken Vermehrung der Zellen, gewissermassen zwei, ja sogar drei Zellschichten, indem die Kerne nicht in einem Niveau liegen und die Zellen gleichsam übereinander geschoben werden." „Eine bestimmte Form nimmt der Seidenspinner-Keimstreif ungefähr gegen die 40. Stunde (der Herbst- entwicklung) an. Die Zeichnung 12 (respective 20, S. 39) stellt die erste ganz bestimmte Form dar, die ich erlangen konnte, und zwar entspricht sie einem 51 Stunden alten Ei. Der betreffende Keimstreif hat eine mehr oder weniger viereckige Form. Das zukünftige Kopfende (c) hat abgerundete Enden und in der Mitte des Vorderrandes eine seichte Einbuchtung, das Hinterende (u) dagegen ist ganz abgerundet. Um diese Zeit unter, scheidet sich auch der Keim streif bereits vom übrigen Blastoderm, und zwar nicht blos durch die Form seiner Zellen, sondern auch dadurch, dass sein Rand in der ganzen Ausdehnung (abgesehen von einer schmalen Stelle der Seitenlinie) gegen den Dotter eingebogen ist. Übrigens erscheinen auch noch und zwar schon vor der Differencirung des Keimstreifs in seinem Umkreis die ersten Anfänge der KeimhUllen." Weiter heisst es auf S. 39: „In diesem Stadium ist der Keimstreif ungefähr so lang wie breit, hierauf aber beginnt allmälig die Streckung des Keimes, wobei aber eigentlich kein Wachsthum, sondern nur eine einfache Ausdehnung in die Länge auf Kosten der Breite erfolgt." (Vergl. Fig. 20 — 22.) Eine wichtige Ergänzung der verdienstvollen Studien Tichomirofs bilden dann die Untersuchungen von Bruce (6; über Thyridopteryx ephemeraiformis, der zahlreiche Längs- und Querschnitte durch den Urkeim abbildet. Wir erfahren da unter Anderem (vergl. Fig. III, PI. 1), dass die Blastozone ungefähr die Hälfte des 1 Für das Übersetzen der Arbeit Tichomirofs bin ich meinem verehiteu CoUegen Dr. Smal-Stocki zu grossem Dank verpflichtet. Studien am Keim streif der In secten. 635 Eies bedeckt, dann (Fig. IV), da.ss der Keimstreif selbst mir aus einem relativ kleineu Abschnitt der primären Blastozone hervorgeht, beziehungsweise dass seine Bildung durch eine starke Contraction der Keimzoue ein- geleitet wird. Bedeutungsvoll im Hinblick auf unsere Auseinandersetzungen im ersten Capitel ist dann der Umstand, dass hier, wie Fig. IV und IV' ausser Zweifel setzen, die ganze Gastroptyche-Anlage aus dem Randtheil des verdickten Blastodermabschnittes, also aus der Blastozone hervorgeht, wobei aber das auffallend frühzeitig zum ventralen Abschluss gelangende Entoptygma gleichwohl (Fig. VII) und analog, wie ich das selbst (22 in Fig. 38, Taf V) seinerzeit von Gastropacha abbildete, ausserordentlich weit von einander abstehende Kerne aufweist. Die Form des primären Thi/riilopferi/x-Fvotosomas vergleicht Bruce, allerdings nur auf Grund der Schnitte mit der eines Uhrglases. Später (vergl. Fig. VIII und .S. 6) streckt sich der Keim und erkennt man auf dem vorderen frühzeitig stark verbreiterten Theil eine tiefe Einbuchtung, wodurch die (später von uns noch ein- gehender zu besprechenden) Kopflapeu zur Differencirung gelangen. Übergehend auf die eigenen Untersuchungen so muss ich vorausschicken, dass ich bisher bloss von Pieris vollständig rein präparirte Urkeime besitze und zwar deshalb, weil ich den gröbsten Theil der Eier der übrigen von mir studirten Schmetterlinge zu Schnitten verwendet hatte und der Rest für diese Zwecke nicht aus- reichte. Es gelingt nämlich in der That nur selten, die Lepidopterenkeime ganz unversehrt zu präpariren, wobei man aber nicht etwa immer bei den grösseren Eiern leichter zum Ziele kommt. Das jüngste völlig selbständige, das ist von einem geschlosseneu I^Titoptygma umgebene P/em-Proto- soma (von einem circa 2 Tage alten Ei) stellt nach einer genauen Camera lucida Zeichnung Fig. 93 dar. Es scheint mir noch beträchtlich jünger, dass heisst seinem primären Zustand näher zu sein, als das von Ticho- mirof in Fig. 20 abgebildete Stadium. Seine Form ist nämlich noch iiiclit eckig, sondern beinahe ganz uhr- glasartig. Ich sage „beinahe", weil der Längendurehmesser doch ein wenig grösser ist. Er beträgt 0-3 mm und entspricht somit, da das geschälte P^et-fs-Ei circa 0'9 mm lang ist, ungefähr dem dritten Theil der längeren Eiachse. Vergleichen wir diesen P/er/s-Keim hinsichtlich seiner Grosse mit dem allem Anscheine nach auf der gleichen Entwicklungsstufe befindlichen 8teHohothrus-Vvotci9om& in Fig. 73, so stellt sich, da letzterer circa 0-5 mm misst, während das Ei 4 mm lang ist, heraus, dass die Längsachse des primären Stenobothrus-Ktivat?, 8 Mal kleiner als die des Eies ist oder mit andern Worten, dass im Verhältniss zur Eigrösse der Sieno- hothrus-Y^Qim circa 3 mal kürzer und hinsichtlich seiner Fläche (als Kreis genommen) 9 mal kleiner als jener von Fieris i s t. Ein etwas älteres Stadium zeigt dann Fig. 94. Es steht ungefälir in der Mitte zwischen den von Ticho- mirof in Fig. 20 und 21 dargestellten Phasen. Es bat die Form einer rundlichen und länglichen Dose, deren Wände namentlich vorn und hinten stark übergreifen, beziehungsweise umgebogen sind. Bei durchfallendem Licht erscheinen natürlich diese umgebogenen Wände viel dunkler als jener mittlere Abschnitt, der nicht über- dacht wird. Im Zusammenhalt mit dem früheren Stadium ist der Keim ganz entschieden grösser namentlich hinsicht- lich seiner Länge. Mit Rücksicht darauf nun, dass, wie die Schnitte zeigen, die Dicke des Protosomas keines- wegs abgenommen hat, kann man wohl nicht sagen, dass es sich um kein Wachsthum sondern um eine blosse Streckung handelt in dem Sinne etwa wie mau einer Wachsplatte durch blosse Verschiebung des Materiales verschiedene Formen und Grössen geben kann. Etwas Richtiges liegt aber in der Tichomirof'schen Auf- fassung, insoferne nämlich vom bezeichneten Stadium au der Querdurchmesser eine Zeit hindurch entschieden abnimmt und die Längenentfaltung sehr beträchtlich ist. Mit Übergehung zweier Zwischenstadien, die ich mit Rücksicht auf den Raum hier nicht darstelle, wenden wir uns zu dem in Fig. 95 abgebildeten Keim, den man sich aber nicht wie in der Abbildung gerade aus- gestreckt, sondern klamraerartig mit dem Vorder- und Hinferende dorsalwärts gegeneinander gebogen denken muss. Das Protosoma besitzt jetzt die Form eines ziemlich dicken Bandes, wie man es bei vielen Insecten schon von vorneherein findet. Dabei ist aber das Vorderende schon etwas breiter als das hintere und sieht man 80* 636 Veit Grabe}', feiner liiuter dem Vorderabschuitt sowie vor dem Endabscbuitt eine etwas verschmälerte Stelle, so dass der ganze Streifen in drei Abschnitte sich tlieilt. Noch sei bemerkt, dass der Vorder- und Hinterabschnitt gegen das freie Ende hin beträchtlicii an Dicke zunimmt, wodurch eine Art Randwulst zu Stande kommt. Wir betrachten nun, zum Theile den übrigen Entwicklungsvorgängen des Protosomas vorgreifend, die Heteroteiuie, das ist die höchst auffallende Erscheinuung des ausserordentlich ungleichen Längen- wachsthums des eigentliclien, ich meine des dorsal noch offenen Keimstreifs, die, obgleicli sie schon lange bekannt ist, doch noch nie nach vergleichenden Gesichtspunkten behandelt worden ist. Der erwähnte Gegensatz lässt sich etwa — von den Übergangszuständen ist hiebei zunächst abzusehen — folgendermassen näher präcisiren. Es gibt perilekithische Insecten (die entolekitischen Schmetterlinge lassen wir vorläufig ausser Acht), bei denen der (offene) Keimstreif niemals wesentlich länger wird als in dem Stadium, wo sich der Rücken zu bilden beginnt — wobei aber niclit immer das Maximum der Länge auf diesen Zeitpunkt der beginnenden Dorsalbildung fällt — und es gibt dann andere perilekithische Formen, bei denen das Protosoma vor dem genannten Endstadium sehr beträchtlich länger, ja oft sogar viel länger als der aus- schlüpfende Embryo ist. Es mögen daher diese Zustände beziehungsweise die betreffenden Insecten vorläufig wieder, wie oben bei den Myriapoden als kurz- und langkeimige oder als brachy- und tanyblastische unterschieden werden. Ferner wollen wir dieses Verhalten, bevor wir die einschlägigen Literaturangaben prüfen, zunächst an je einem von uns selbst näher untersuchten Vertrteter der genannten zwei Gruppen kurz ins Auge fassen. Als brachyblastischen Repräsentanten wählen wir Stenobothrus. Im Stadium Fig. 88 ist der Keimstreif ks noch sehr kurz, indem er etwa nur ein Viertel der laugen Eiachse erreicht. Er dehnt sich dann weiter etwa bis zum Punkte h aus, wo dann die Afterbildung erfolgt (Fig. 84 a). Hierauf verlängert er sich noch etwas und zwar vorwie"gend in seinem Abdominaltheii, etwa bis zum Punkte c. Dann beobachtet man (vergl. Fig. 85 mit 86) eine geringe Verkürzung, etwa um die Strecke hc. Weiterhin rückt dann der ganze Keimstreif etwas nach hinten, etwa bis d, so dass er nun die Lage von Fig. 89 erhält. Darauf beginnt bald die Rückenbildung. Später wächst der Embryo noch soweit in die Länge, dass er — (Fig. 90) — mit seinen Enden an die beiden Eipole anstösst, also gerade die Länge der Eiachse erhält. Im Ganzen genommen ist also hier der Unterschied zwischen der Maximallänge des offenen Keimstreifs und der Länge der Embryos bei beginnender Rückenbil- dung ein sehr geringer und mit Bezug auf die Totallänge des fertigen Embryos sogar negativ. Ferner bewahrt der Keimstreif immer eine gestreckte Form. Als Repräsentanten der Langkeimer nehmen wir Lina, deren Ei, wie schon hier bemerkt sein mag und wie schon aus den Abbildungen auf Taf. I erhellt, allerdings beträchtlich weniger als das von Stenobothrus gestreckt ist. Dafür hat aber auch der Keimstreif (vergl. Fig. 10) schon in einem sehr frühen Stadium mit dem Schwanzende den Hinterpol erreicht. Von da an wächst nun der Hintertheil, ganz ähnlich wie bei den Schmetterlingen, in den Dotter hinein und krümmt sich zugleich gegen die Rüekenseite (Fig. 11 und 13 s). Dasselbe beobachtet man ferner auch am Kopftheil (Fig. 11 k), so dass der ganze Keimstreif in der Seitenan- sicht klammerarfig erscheint. Fig. 12, ein Flächenbild vom Rücken, zeigt uns die dorsal umgeschlagenen Keim- streifenden. Während nun aber der umgeschlagene Kopftheil nicht mehr weiter wächst, ja im Gegentheil bald eine geringe rückläufige Bewegung, beziehungsweise eine Zusammenziehung erfährt, macht die Streckung des Hinterabschnittes oder des künftigen Abdomens weitere Fortschritte. Dabei ist letzlerer anfangs (Fig. 32, Taf. II und Xylogramm Fig. 2 S. 13) ganz im Dotter versenkt, nähert sich aber mit zunehmender Länge der Eioberfläche, beziehungsweise der Rückenseite (Fig. 14). Im Stadium Fig. 15 nimmt er bereits eine vollständig peripherische Lage ein, wobei der auf die Rückenseite tibergreifende Endtheil mit dem bereits sichtbarem After a fast bis zum vordersten Viertel des Eies reicht und so dem umgeschlagenen Kopftheil fast bis zur Berührungsich genähert hat. Mit anderen Worten: Es bildet der Keimstreif rings um den Dotter einen fast geschlossenen Ring, der im Allgemeinen (es kommt zuweilen zu einer Seitenbewegung des Hinterendes) in die Medianebene des Eies fällt. Sf,udien am Keimstreif der Inseden. 637 Nachdem so der Keimstreif das Maximum seiuer Länge erreicht hat, vollzieht sich die in den Figuren 18 — 21 dargestellte rückläufige Bewegung oder die Zusammeuziehung. Diese dauert so lange, bis das Afterende wieder den Hinterpol des Eies erreicht hat, worauf dann (Fig. 21) die Bildung der Rückenwand iinen Anfang nimmt. Der Keimstreif von Lina erlangt also, wie sich gezeigt hat, in der That im Vergleich zur Länge des in der Rückenbildung begriffenen Embryos eine viel bedeutendere Ausdehung als bei Stenohothrus und ist ferner im Stadium der grössten Längenentfaltung nicht gerade gestreckt, wie das Stenohothrus-Ymtosoma., sondern ringförmig gebogen. Hinsichtlich des letzteren Verhaltens könnte man also die tanyblastischen Zustände auch ankyloblastische, das ist krummkeimige, und die brachyblastischen als orthoblastische, das ist gerad- keimige, bezeichnen. Es könnte nun allerdings mit Rücksicht auf die gewählten Beispiele eingewendet werden, dass die starke Krümmung des /y«wa-Keimstreifs gegenüber dem Verhalten von Stenoboihrus durch die geringere Streckung des Eies bedingt sei. Dies ist nun auch bis zu einem gewissen Grade, wie sich ja schon aus dem früher beschriebenen Verhalten der kugeleiigen Schmetterlinge ergibt, in der That der Fall und mache ich diesfalls unter Anderem nur darauf aufmerksam, dass sich der Abdominaltheil von Lina (Fig. 16) nothwendig auf den Rücken umschlagen muss, da ja der Thoracalabschnitt (x) schon fast bis an den Hinterpol reicht. Andererseits ergibt sich aber schon, ganz abgesehen von den Messungen, aus der Vergleichung des isolirten Lina-Froto- somas in Fig. 29, Taf. II. das zudem nicht ganz dem Streckungs-Maximuni entspricht, mit dem von Stenoho- tlirus in Fig. 84, dass speciell das Abdomen des L/««-Keimstreifs im Verhältniss zur Länge des fertigen Abdomens (Fig. 22 und 23, Taf. I) ganz entschieden beträchtlich mehr gestreckt ist als beim entsprechenden Keimstreif der Schnarrheuschrecken, oder mit andern Worten, dass, worauf es ja hauptsächlich ankommt, bei Lina eine grössere Keimstreif-VerkUrzung stattfindet. Ausserdem ist aber auch noch zu Gunsten der Aufrechthaltung der gemachten Unterscheidung hervor- zuheben, dass die vorgeführten Beispiele keineswegs den Extremen der Frotosomastreckuug entsprechen. Unter den langkeimgen Formen ist zunächst der hauptsächlich von Weismann (76) genauer untersuchte Chironomus interessant. Obgleich nämlich sein Ei kaum weniger gestreckt ist als jenes von Stenobothrus, so wächst der Keimstreif dennoch, sobald er den Hinterpol erreicht hat, noch weiter (vergl. 76, Taf. I, 11 u. 111, Fig. 7 bis 36), und nimmt, indem er sich längs des Rückens nach vorne ausdehnt, bald die Form eines nahezu anz geschlosseneu, den Dotter umfangenden Ringes an. Jedenfalls ist hier, da die Rückenbildung erst beginnt, wenn das Hinterende des Keimstreifes wieder bis zum Hinterpol sich zurückgezogen iiat, der Keimstreif im Stadium der grössten Streckung (Fig. 22), wo sich das Scliwanzende sogar noch hakenartig in den Dotter einsenkt, also eine zweite Biegung macht, mindestens um zwei Dritttheile länger als der schon ganz geschlossene Embryo (Fig. 39) und ist demnach auch die ProtosomaverkUrzung eine sehr bedeutende. Ähnliche Zustände tinden wir dann auch bei den übrigen, bisher untersuchten Dipteren, so z. B. bei Simulia (Metschnikof) und bei den Museiden. Namentlich ist die bedeutende Dorsalkrümmung am Frotosoma der letzteren interessant, da hier (vergl. 25, Taf. III, Fig. 23 u. 26) das Ei eine ungewöhnlich stark gestreckte Form hat. Zu den Langkeimern gehören dann ferner, wie es scheint, unter den eutoptychiscben Insecten die meisten Hemiptereu, insoferne hier der Keimstreif zu einer gewissen Zeit (vergl. u. A. in der Arbeit von Brandt (4) Fig. 36-39, dann in jener von Metschnikof (54) Taf. XXIX. in der von Witlaczil (78) Fig. 23—26 eine doppelte und zuweilen sogar eine dreifache Biegung macht, wobei die ausserordentliche Streckung haupt- sächlich dem Abdominaltheil entspricht. Dagegen erscheinen die entoptychischen Orthopteren, nämlich die Libelluliden, nach der bekannten Dar- stellung Brandt's (4, Fig. 7 — 12) relativ kurzkeimig. Langkeimig sind ferner nach Zaddach's (81), Melnikof's (52) und Pattens (66) Darstellung die Phryganiden, bei welchen der Keimstreif ausserdem noch eine Besonderheit zeigt. Während nämlich u. \. bei manchen Dipteren {Cliironomus z. B.) das von hinten her dem Kopftheil entgegen wachsen de ö 638 Veit Graher, Schwänzend e sich umbiegt und ei ne centiipetale hakenartige Krümmung nach Innen, gegen den Dotter macht, findet hier, bei den Phryganiden (vergl. Patten's Fig. 8, Pl.XXXVI^), eine rmbiegung des dem Kopf anliegenden Schwanzendes im entgegengesetzten Sinne, das ist nach aussen gegen die Schale statt. Es ist dies ein Verhalten, das, wie weiter unten gezeigt werden soll, auch bei den meisten Lepidopteren, sowie bei manchen Hymenopteren und Orthopteren hier aber zum Theiie in einem späteren Stadium, nämlich erst nach dem Beginne der RUckenwandbildung, vorkommt. Was die relative Keimlänge der Käfer betrifft, so ist darüber leider, von dem oben bei Lina mit- getheiiten Veriialteu abgesehen, noch wenig Sicheres bekannt. Die von Melnikof untersuchte Donacia scheint entschieden langkeimig zu sein; doch geben die ein- schlägigen Figuren Melnikof's (Fig. 12 — 14) keinen bestimmten Aufschluss über den Grad der Tanyblastie, insofern man z. B. nicht weiss, ob mit dem Stadium Fig. 12, wo das Schwanzende ungefähr bis zur Mitte der Rückenseite geht, schon das Streckungsmaximum erreicht ist. Ahnliche Zweifel lässt bezüglich Hydrophilus auch die Monographie von C. Hei der bestehen. Im Gegen- satz zum Verhalten der meisten übrigen Insecten liegt hier der Keimstreif, und zwar noch zu einer Zeit, wo er schon fast vollständig segmentirt ist, mit seinem Kopftheil auffallend weit hinten (vergl. Heider's Fig. 4c bis bh), woraus es sich auch zunächst erklärt, dass ein beträchtlicher Theil des abdominalen Keimstreif- abschnittes (in Fig. 5a etwa 7 — 8 Segmente) auf die Dorsalseite des Eies übergreift, beziehungsweise in den Dotter sich einsenkt. Bei Heider finden wir aber leider gar keinen näheren Aufschluss über die Länge des umgesciilageneii Theiles und vermisst man auch entsprechende Querschnitte. Später, wenn der ganze Keim- streif, was C. Heider in den Fig. la — 12) sehr schon zur Darstellung bringt, die progressive Bewegung gegen den Vorderpol vollendet hat, fällt das Schwanzende ungefähr mit dem Hinterpol zusammen, worauf dann bis zum Beginn der Rückenbildung, eine im Ganzen geringfügige Contraction oder Verkürzung in dem Sinne stattfindet, dass das Afterende etwas vom Hinterpol absteht. Was dann den von mir untersuchten Maikäfer betrifft, so wird leider gerade die Erforschung der ersten Keimstreifphasen durch die ausserordentliche Brüchigkeit des Ei-Inhaltes sehr erschwert. Ein Paar einschlägige Stadien zeigen die Fig. 56, 58 u. 61. Im Stadium Fig. 56 erstreckt sich der anfänglich ungemein schmale und zu hinterst noch ungegliederte Keimstreif, der anfänglich kürzer als die längere Eiachse ist, vom Vorder- bis zum Hinterpol und über letzteren hinaus noch ein wenig auf die Rückseite der Dotterkugel. Später zieht er sich dann noch stärker als bei HydrophiJus zusammen (Fig. 58), was, wie hier besonders klar hervortritt, in erster Linie jedenfalls mit der starken Breitenentwicklung zusammenhängt (Fig. 61). Entschieden langkeimig fand ich dann das Protosoma von Tdephorua und Lema, wo Kopf- und Schwanz- ende fast bis zur Berührung gegeneinander wachsen. Hinsichtlich der Orthopteren liegen uns zunächst die höchst verdienstvollen Untersuchungen von Ayers über OecantJms (1) vor, der insbesondere auch zahlreiche Keimstreifen im isolirten Zustande zur Abbildung bringt. Im Ganzen herrscht hinsichtlich der Keimstreifbildung eine grosse Übereinstimmung mit Stenobothrus und der später noch zu betrachtenden Blatta, und dürfte darnach Oecanthus, obwohl das Schwanzende in einem gewissen relativ späten Stadium (Fig. 21 u. 22, PI. XVIII) ein wenig bauch wärts (wie bei den Phry- ganiden) eingeschlagen erscheint, und der Abdominaltheil (vergl. z. B. Fig. 18 u. 20) vor der Rücken- bildung eine ziemlich beträchtliche Streckung zeigt, jedenfalls, wenn nicht gerade zu den Kurz-, so doch zu den Geradkeimern zu stellen sein. Ganz entschieden sowohl ortho- als auch brachyblastisch ist nach der überaus klaren und anschaulichen Darstellung Cholodkovsky's (11) das Genus Blatta (Germanica). Das von Cholodkovsky in seinen ersten Stadien nicht abgebildete Blatta-Vxoiosoxna. nimmt zur Zeit, wo Urkopf und Urrumpf bereits scharf geschieden sind (11, Fig. 1) ungefähr zwei Drittheile der flachen Ventralseite des ziemlich lang- gestreckten Eies ein, und zwar in der Weise, dass seine Enden gleichweit vom Vorder- und Hinterpol abstehen. Dann erfährt (^Fig. 5) hauptsächlich nur noch der verhältnissmässig lange ungegliedert bleibende Abdo- miuaiabschnitt eine bemerkenswerthe Streckung, ohne dabei aber den Hinterpol zu erreichen, worauf die Studien am Keimsfreif der Inseden. 639 Länge des Keimstreifes bis zur Rlicketibiidung fast stationär bleibt. Bemerkenswertli ist noch die sebon bei Oecanthus erwähnte Bauch wärt skrlimmung des Schwanzendes (Fig. 10), die aber bei weitem nicht die Ausdehnung wie bei den Schmetterlingen und gewissen Hyraenopteren erlangt und zudem schon einige Zeit vor dem Ausschlüpfen fast ganz verschwindet. Entschieden kurz- und geradkeimig ist dann nach meinen in der letzten Zeit gemachten Studien auch Mantis, deren Ei-Entwicklung auch in mehreren anderen Punkten eine geradezu überraschende Ähn- lichkeit mit Blatta zeigt.' Leider kenne ich bisher nur ein Paar jüngere Stadien. Aus Fig. 142 ersieht man zunächst, dass der Keimstreif wirklich ganz gerade und noch viel kürzer als bei Blatta ist. Fig. 143 zeigt dann den wie bei Blatta auf den Bauch umgeschlagenen Schwanztheil. Hiezu sei ausdrücklich noch bemerkt, dass die Umbiegung des Caudaltheiles genau der Eutwicklung des Proctodaeums folgt. Im Stadium, wo der After sich bildet, ist also das Hinterende noch gerade gestreckt und biegt sich dann in dem Masse um, als die Proctodaeumeinstülpung weiterschreitet. Der Längschnitt Fig. 145 lehrt ferner, dass die caudale Knickungsstelie des Keimstreifs genau mit dem dünnwandigen Ende des Proctodaeums zusammenfällt. Was endlich die schon wiederholt untersuchte GnjUotalpu betrifft, so fehlt uns leider noch immer alle Kenntniss der äusseren Form der ersten Protosomastadien. Indessen geht doch aus Fig. 3 der bekannten Arbeit von Ko rotnef (42), zunächst das hervor, dass er nicht gerade wie bei den vorhin erwähnten anderen Orthopteren, sondern stark eingekrümmt ist, und zwar mit dem Kopftheil beinahe noch stärker als mit dem Schwanzabschnitt, wodurch ein ausgesprochen aniphikampti.scher Zustand sicli ergibt. Eine Art Mittelstellung zwischen den Lang- und Kurzkeimern nehmen die bisher geprüften Hymeuo- pteren ein. Aus dem hinsichtlich der äusseren Gestaltung wirklich erschöpfenden Darstellung Bü tschli's (7) l)ezügllch der Biene geht zunächst hervor, dass sich der Keimstreif schon sehr frühzeitig längs der ganzen Ventralseite des stark gestreckten Eies ausdehnt, wobei sich anfangs blos der Kopftlieii (vergl. Fig. 6 &) etwas dorsalwärts umbiegt. Später erfolgt dann aber nur noch eine geringe Verlängerung, indem das Schwanzende, entsprechend der Form des gerade abgestutzten Eihinterpoles, fast unter rechtem Winkel und stets an der Oberfläche des Dotters von der Ventrallinie bis zur Dorsallinie weiterwächst (Fig. 116 u. 12), wobei er aber auf die Dorsalseite selbst nur sehr wenig übergreift (Fig. 16). An der betreffenden Dorsalstelle bildet sich dann der After (Fig. 20a). Hierauf erfolgt eine starke Zusammenziehung des gesammten Ei-Inhaltes einschliesslich der Hüllen in der Richtung der Längsachse, und zwar derart, dass nun das Schwanzende des sich rasch mit einer Rückendecke bekleidenden Embryos mindestens uin ein Viertel der Eiachse vom Hinterpol absteht (Fig. 19—21). Demnach und da Kowalevsky (43, Fig. 10 u. 16) und Grassi (26) diese Befunde bestätigen, dart das Profosama von Apis im Ganzen wohl als eine Übergangsform zwischen dem lang- und krummkeimigen Zustand einer- und dem kurz- und geradkeimigen anderseits betrachtet werden. Überaus lehrreich ist dann das uns bisher leider nur durch Ganin's (15) Untersuchungen bekannte Ver- halten bei den Ameisen. Es zeigt sich hier nämlich ganz augenscheinlich, dass die Keimform zum Theile von der Eiform ganz unabhängig ist. Obgleich sich nämlich das Fo>-»n'frt-Ei der Kugelform nähert, geht, ganz wie bei Apis-, das Schwänzende des Protosomas (15, Fig. 8, 10, \\) doch nur wenig über den Hinterpol hinaus oder es erfolgt, wie wir das Verhältniss auch ausdrücken können, die Afteraulage nicht weit von der Stelle, wo das Schwanzende im Stadium der beginnenden Rückenbildung steht. Ebenso wie bei Apis und Formica verhält es sich nun auch im Wesentlichen bei der von mir selbst unter- suchten Hijlotoma (Taf. XI), bezüglich welcher ich aber, mit Rücksicht auf den Raum, nur einige Hauptsta- dien an Medianschnitten zur Anschauung bringe. Fig. 131 zeigt uns, dass der Keimstreif sehr frühzeitig fast die ganze convexe Bauchseite des sehr langgestreckten Eies einnimmt. Hierauf wandert, wie ich an lebenden Eiern > Cliolodkowsk y hatte die aiisserordcntlielie Liebeuswürdigkeit, mir ein l'räparat vnii lilatia v.n üboi-sdiiilcii, an (Umd die Uliereinstimmung mit Manlia l)es()nders deutlich ist. 640 Veit Gräber, wo genau verfolgte, das Schwanzende wieder um den Hinterpol herum und kommt so etwa bis zum Punkte > die Afterbildung vor sich geht. Hierauf beginnt die retrograde Bewegung, so dass der After, wie Schnitt Fig.137 (aw) lehrt, zurZeit der Rückenbildung genau am Hinterpol steht. Ausserdem zeigt uns dieVergleichung des isolirten, am Hintevpol umgebogenen und noch afterlosen Keimstreifs in Fig. 133 mit dem älteren, gleich- falls isolirten und bereits mit einem After (a»i) ausgerüsteten Protosoma in Fig. 135, da«s bezüglich der allge- meinen Form oder hinsichtlich der Gestrecktheit beider Keimstreifen kein auffallen^" mentirung des Keirn- ' -^aSüäsaMäsÄ Streifs von Oecanthus ß'' 1 II H nach Ayers. Fig. 8 Zweigliederiges Sta- dium, Vergr. 25/1. ,„ \ Fig. 10 Viergliederigcs Stil- iMg. 9 Dre.gliederiges Sta- M' dlum, Vergr. 50/1. diiiin, Vergr. 501. \ J > & / Im Stadium Holzschnitt S sondert sich der Keimstreif äusserlich in zwei Abschnitte, von welchen der vor- dere / dem vordersten fühlertrageuden Kopftheil, der hintere dem übrigen Stamm zu entsprechen scheint. Ich Denkäcbriften dtr mathem.-naturw. Gl. LVU. Bd. ;s L 642 Veit Graher, bezeichnete den eisten dieser Protoboiiui-Abbclmitte als Vorder- oderUrkopf, Protüccpbalcum, den zweiten als Urrumpf oder Protocormus. Hiezu muss ich aber gleich bemerken, dass ich seinerzeit den Urkoitf trotz des Nachweises der Existenz zweier Paare von Anhängen (Fühler nud Oberlippen-Anlage) als Mikrosomit betrachtete, während es, wie sich im Laufe dieser Abhandlung herausstellen wird, immerhin niöglicli ist, dass er selbst ein aus mehreren einfachen Metameren zusammengesetztes Stanimstück repräseutirt. Im späteren Oeoanthus-'^ia.iWwm Holzschnitt 9 sehen wir drei Abschnitte, indem sich der früher noch ein- fache Urrumpf durch eine seitliche Einschnürung beziehungsweise durch eine Querfurche h wieder in zwei Abschnitte gesondert hat. Von diesen primären Urrumpfth eilen entspricht nach Ayers der erste (II) der Summe der drei kiefertrageuden oder, wie ich es nannte, gnathalen Segmente, während der zweite Ur- rumpfabsclinitt (III) als gemeinsame Anlage des Thoracoabdomens anzusehen ist. Der erste primäre Urrumpf- theil (II) ist also ganz sieher, gleich dem zweiten, ein wahres Makrosomit, l'Ur das ich die Bezeichnung Hinter- oder Kieferkopf — Gnathocephaleum — vorschlug. Endlich sehen wir im Stadium Fig. 10, dass sich auch der hintere oder eigentliche Rumpftheil unter gleichzeitiger starker Verlängerung durch eine dritte Querfurche (c) in zwei grössere Abschnitte differencirt hat nämlich in das thoraeale (III) und das abdominale Makrosomit (IV). Bezeichnen wir die genannten Stammabschnitte nämlich Protosoma, Protocephaleum, Protocormus, Gnatho- cephaleum (Kieferkopf), Thorax und Abdomen der Reihe nach mit den Buchstaben Ps, PC, PF (Protocormus), TtC (Gnathocephaleum), Th und A, so lassen sich die Gliederungsverhältnisse der besprochenen drei Keim- streifstadien von Oecanthus in folgende Formeln bringen: I. Stad. Ps = PC II. „ Ps - PC III. „ Ps = PC wobei das Zeichen + die Stelle einer wirklichen Einschnürung beziehungsweise die Grenze zwischen zwei Abschnitten andeutet. Es ergibt sich ferner aus dem Obigen von selbst, dass man, worauf auch Nu s bäum (60) hinweist, in unserem Fall strenge genommen primäre [PC und PK), secundäre {GC und Th—Ä) und tertiäre (Th und A) Makrosomiten unterscheiden muss, und werden wir ferner gleich sehen, dass die Makrosomiten keineswegs etwa bei allen Insecten, wo solche überhaupt nachweisbar sind, einander immer f-leichwerthig sind, das heisst der gleichen Summe von Mikrosomiten entsprechen. In der Folge kam mir die Darstellung von Ayers umsomehr begründet vor, als ich bei Stenobothrus die Entdeckung machte, dass hier, wovon man bisher keinerlei Kenntniss hatte, auch das durch luvagination gebildete untere Blatt oder der Pfychoblast und zwar zum Theile unabhängig von der äusseren Gliederung in mehrere von einander völlig separirte ' Makrosomiten zerfällt, die ich im Gegen- satze zu den äusseren Gross-Segmenten innere Makrosomiten nannte. Hinsichtlich dieser inneren Stenohothrus- Makrosomiteu schienen mir seinerzeit die wenigen mir hierüber vorliegenden und zum Theile auch unvoll- kommen isolirten Keimtreifen dafür zu sprechen, dass sie mit den äusseren Makrosomiten von Oecanthus ül)ereinstimmten. Dies ist nun aber, wie in einem folgenden, die innere primäre Gliederung behandelnden Kapitel auf Grund zahlreicher neuer Präparate nachgewiesen werden wird, nicht durchaus der Fall. Das der mikrosomitischen Gliederung vorhergehende letzte Makrosomiten-Stadium entspricht nändich nicht der Formel Ps ■= PC + GC + Th + A sondern muss so geschrieben werden: Ps = (PC, (/,) + (.92, f/3, th,) + ith^, th^) + A. wobei o/ÄrMS-Ptychoblast beschrieben habe. Auf ein Stadium Ps = PC + PR folgt bei ihm eines von der Formel: Ps = PC 4- GC -h TJi -^ A. Während ich aber seinerzeit in Bezug auf den Modus der Unterabtheilung oder Subscgmentation^ das ist der Sonderung der Makrosomiten in Mikrosomiten, {üv Stenobothrus die (wie sich zeigen wird nicht ganz zutreffenden) Formeln PC + GC + Th + A — PC 4- GC + fh^ + th^ + th^ + A = PC + r/, + r/, + (/3 + th, + t\ + th^ + A = PC + g, + ii^ + Hz + ^K + '/'2 + '''3 + «1 + «2- • • iPv 'h- • -«ii) := PC + ij, + g^ + 93 -f- th, + th^ + thj + «, + «2 + «3 + . . . 0,,) aufgestellt, beziehungsweise am Präparat nachgewiesen hatte, fand Nusbaum, wenn wir statt seiner Segment- bezeichnungen unsere gegenwärtigen wählen, folgenden ein wenig compiicirteren Gliedcrungs Ablauf. Ps = PC+ GC+ th, + % + % + A = PC+g,+ (^,, .93) + th, + % + th^ + A = PC ■+- g, + ^2 + th + '^'i + ^^'i "^ ''':! + "1 + «2 + • • ■ Was die phylogenetische Bedeutung der Makrosomitie betrifft, so sprach ich mich hierüber (21, S. ?>0(1 folgendermassen aus: „Kann aber die Tetramerie des segmentirten Urstadiums (von Stenobothrus) nicht wohl durch die (ohnehin nicht scharfe) Trimerie des Endstadiums — ich nannte dies auf der gleichen Seite, was C. Heider in der Folge (37, S.81) als seine eigene Erklärung hinstellt, eine „Anticipirung der späteren Gliederung" — erklärt werden, so wird sie sonder Zweifel in gewissen Gliederungs verhältniss en der Vorfahren der Insecten ihren Grund haben. Dabei darf aber, wie ich ausdrücklich bemerken möchte, das in Reile stehende tetramcre Keimstreifstadium keineswegs ohne Weiteres mit einem ähnlich gegliederten ausgebildeten Arthropoden verglichen werden." Diese Stelle erlaube ich mir aber deshalb zu wiederholen, weil sie von C. Heider (37, S. 80, 81), der meine Makrosomiten-Theoric noch nicht für hinlänglich begründet erachtet, in einer den Sinn ganz wesentlich alterircnden Weise wiedergegeben wurde. 81 * 644 Veit Grab er, C. Heider spricht sich am angegebenen Orte nocli für die „Ableitung der Insecten von annelidenähn- lichen Vorfahren" aus, doch können wir füglich auf diese, sowie auf ninnche andere damit verknüpfte Fragen erst dann näher eingehen, wenn wir die thatsächlichen Gliederungsverhältnisse der in Betracht zu ziehenden Thiere genauer kennen gelernt haben. Wir betrachten nun zunächst die Darstellung C. Heider's über die primäre Gliederung von Hydrophilus, hinsichtlich welcher aber zu beachten ist, dass sie nicht an isolirten Keimstreifen, sowie mit geringen Aus- nahmen auch nicht an Längsschnitten studirt wurde. Nach ihpi ist die äussere (und innere) Gliederung von Hijdrophilus, was in der That auch bei manchen anderen Insecten der Fall ist, schon von vorneherein eine mikrosomitische. Dabei treten (vergl. Heider's Taf. I, Fig. la) — und dies ist wohl zu beachten — die ersten „als hellere und dunklere Querzonen sich kundgebenden Mikrosomiten, und zwar in der Dreizahl, verhältnissmässig weit hinten auf, nämlich etwa, wenn wir ihre Lage auf Grund eines älteren Stadiums (Fig. 3a) einigermassen zu fixiren suchen, in der Gegend der Brust oder der Abdomenbasis. Bald darauf werden (Fig. 1&, Ic) vor und hinter diesen ersten Segmenten, und im directen Anschluss an sie, neue sichtbar. Erst verhältnissmässig spät, wenn die Zahl der Mikrosomiten schon auf acht gestiegen ist (Fig. 2), wird nach C. Heider der Urkopf sichtbar, den er (S. 25) als eine selbstständige paarige Keinistreifaulage auffasst. S. 19 heisst es nämlich: „Die betreffende Partie des Blastoderms zeigt auch schon zwei zu beiden Seiten der Mittellinie gelegene, flügeiförmige, verdickte Stellen (Fig. 2k), welche anfangs noch ganz verwaschene Contouren aufweisen und erst in den späteren Stadien als die Anlage der Kopflappeu erkannt werden." Diese Darstellung scheint mir aber mit der citirten Figur insoferne nicht ganz in Einklang zu stehen, als hier die Marke h auf einem einheitlichen, nur vorne tief ausgebuchteten Gebilde steht. Ferner will ich schon hier kurz bemerken, dass das späte Auftreten des Urkopfes der nach C. Heider's Ansicht (S. 81) sehr gut gestützten Hypothese bezüglich „der Ableitung der Insecten von anuelidenähnlichen Vorfahren" wenig günstig erscheint, denn bei den meisten Anneliden geht ja, wie u. A. auch Kennel (41) hervorhebt, die Entwicklung vom Urkopf aus. Wir wenden uns nun zu den Ergebnissen der eigenen Untersuchungen, die sich hauptsächlich auf Lina, Melolontha, Stenobothrus, Pieris und Hylotoma beziehen. Die Eier von Lma betreffend, sei zunächst erwähnt, dass ich einigemale an in toto betrachteten lebenden Eiern zu einer Zeit, wo noch kein Keimstreif zu erkennen war, an der Ei-Oberfläche eiliche, in Taf. I, Fig. 1 angedeutete schmale Querwülste sah. Diese stehen aber mit der späteren äusseren Keimstreifgliederung in keinem Zusammenhange und stellen nur unter dem Einfluss des Compressoriums entstehende Querrunzeln der Schale dar, eine Erscheinung, die ich auch an vielen anderen Eiern beobachtete. Die erste Spur einer wirklichen Gliederung au dem in toto und bei durclifallendem starken Licht studirten Ei erkennt man im Stadium Fig. 6 und 7, das einem l'/^ Tage alten Ei angeliört. Hier erscheint der vorderste Theil des Keimstreifs PC, in dessen Mitte eine halbmondförmige, beziehungsweise eine napfartige Einsenkung liegt, ähnlich wie dies schon Melnikof in Fig. 6 bei Donacia darstellte, beträchtlich verbreitert, weshalb man diesen Theil, im Anschluss an Melnikof, vielleicht als wirkliches Protoccphaleum (nach Melnikof „Kopflappenbildung") ansehen darf. Den isolirten Keimstreif eines naheliegenden Stadiums zeigt Fig. 24, Taf. II. Der Urkopf PC ist noch nicht scharf vom übrigen Blastoderm abgegrenzt; Aor ihm erhebt sich ein schon von Melnikof erwähnter „Ringwall", die Anlage der cephalen Gastroptyche. Die zwei dicken Leisten Pt sind die Keini- wülste. Etwas weiter fortgeschritten ist die Gliederung im Stadium Fig. 8 und 9, die (im Hochsommer) nur um 10 Minuten auseinanderliegen. Man erkennt hier in der Mitte des Keimstreifs eine schwache Verbreiterung Th, ilie durch zwei seichte Lateralkerben vom übrigen Theile gesondert werden. Dies verbreiterte Baudstück ent- spricht dem späteren Thoracalabschnitt und ergibt sich daraus, dass der vorderste der drei hier sichtbaren Abschnitte als Kopf und der hintere als Abdomen aufzufassen ist. Studien nm Keimsfreif der Insecten. 6 tö Noch schöner sieht mau diese äussere der definitiven Körperdreitheilung entsprechende Piotosoma- Trimerie am isolirten Keimstreif in Fig. 25 und besonders in Fig. 26, Taf. II. Am Präparat Fig. 25, wo das nicht ganz geschlossene Ptychoblast-Eohr Pt noch völlig ungegliedert ist, erkennt man besonders schön die dem Thoracahnakrosomit aupehörigen, anfänglich ganz selbstständig sich entwickelnden lateralen Anlagen der ventralen Hiillfaltc [IJif), welche letzteren im Stadium Fig. 26 schon mit der Schwanzfalte zu einem gemeinsamen, vorne noch weit offenen Sacke (fa) verschmolzen sind. Am letzteren Präparat ist aber vor Allem die äussere Trimerie sehr deutlich zu erkennen und gestattet auch, was höchst wichtig ist, die von vorne beginnende mikrosomitische Segmentiiung des abgeschnürten strangförmigen Ptyehoblasts eine genaue morphologische Bestimmung des vordersten Keimstreif-Makrosomits. Wie die Abbildung lehrt, entspricht letzteres in der That dem ganzen definitiven Kopf, da es ausser den sogenannten Kopflappen PC noch weitere drei Ptychoblastmikrosoniiten, nämiieb die drei kiefertragenden oder gnathalen Segmente y\, (j\, (/^ iimfasst. Vergleichen wiv diesen Zustand mit dem zuerst an Fig. 6 und 7 besprochenen, so erhellt, dass insofcrne eine Umformung des Keimstreifs stattgefunden hat, als die frühzeitig auftretende äussere Ein- schnürung zwischen Urkopf und Urrnmpf bald verschwindet und eine neue, um drei Mikro- somiten weiter hinten auftretende Einkerbung gebildet wird. Überaus lehrreich ist das folgende, einem 2'/, Tage alten Ei entnommene Stadium in Fig. 27. Zunächst ist der Keimstreif im Ganzen beträchtlich schmäler und länger geworden. Wie schon aus der die Ver- längerung begleitenden Verschmälerung hervorgeht, hat man sich die erstere hier nicht etwa durch ein einfaches Weiterwachsen des Hinterendes zu erklären, wie dies z. B. Kennel (I., S. 159) hin- sichtlich des Peripatus thut, sondern in erster Linie durch eine Streckung des ganzen Protosomas, die aber gleichzeitig wohl auch mit einem „interstitiellen" (Kennel) Wachsthum, ich meine, mit einer Vermehrung des ganzen Zellmateriales verbunden sein dürfte. Dass hier nicht von einem „fortwachsenden Hinterende'' gesprochen werden kann, geht aber besonders klar daraus hervor, dass das hinterste Ende des Keimstreifs in diesem Stadium noch die gleiche charakteristische Gabelung y der Gastialfurche aufweist, wie im Stadium Fig. 25, und dass man hier ferner keinen solchen Wucherungsherd, wie es bei Peripatus der auf das Hinter- ende beschränkte Blastoporus zu sein scheint, nachweisen kann. Das vorliegende Stadium verdient aber besonders wegen des Fortschrittes in der äusseren und inneren (lliederung unser Interesse. Zunächst erscheint der Kopfabschnitt, beziehungsweise das alle vier cephalen Mikrosomiten ' umfassende Makrosomit, der im früheren Stadium äusserlich noch ungetheilt war, durch ein Paar seitlicher Einkerbungen a in zwei Abschnitte geschieden. Davon erweist sich, wie die inneren, schon voll- ständig getrennten Mikrosomiten lehren, der Vorderabschnitt als secundärer Urkopf, während der Hinter- abschnitt, da ihm drei Entomikrosomiten (g\, g'^, f {FC} vom ersten Gnathal- segment (01) und andererseits das letztere vom übrigen Hinterkopf (sa). Übrigens sind hier sowohl diese neuen Kerben, als auch die früheren zum Theile sehr undeutlich, wie denn überhaupt schon auf dieser Entwicklungs- stufe die für die weiteren Stadien charakteristische Verwischung der äusseren Gliederung ihren Anfang nimmt. Insbesondere beachte man dann noch, dass das Ectothoracaimakrosomit keine den drei inneren Mikrosomiten {Jli\. . Jh'^) entsprechende Unterabtheiiung erkennen lässt, während umgekehrt wieder das cephale Ento- makrosomit C im Gegensatz zur äusseren Segmentirung sicii noch vollständig ungegliedert zeigt. Es ist dies ein neuer Beweis, dass äussere und innere Gliederung von einander zum Theile unabhängig sind. Im folgenden Stadium Fig. 98, welches Tichomirof gleichfalls unbekannt blieb, fällt vor Allem die bedeutende Längenzuuahme auf, die, da der Keimstreif aucb etwas breiter geworden ist, keineswegs etwa auf eine blosse Streckung zurückgefiiiirt werden darf, sondern ein entschiedenes Wachsthum voraussetzt. Damit, das ist mit der starken Verschiebung der Ectodernizellen, mag es nun vielleicht auch zusammenhängen, dass die Einkerbungen der äusseren Platte zuweilen selbst an den bestpräparirten Keimstreifen nur schwach oder auch gar nicht mehr zu erkennen sind. Insbesondere aber ist die cephale Einkerbung 0 und dann die abdominale völlig verschwunden. Hier muss ich noch einen Punkt berühren. Tichomirof (71) sagt unter Hinweis auf seine Fig. 22 bezüg- lich des Seidenspinnerkeimstreifs, dass sich am letzten Abdominalsegment ähnliche Lappen wie am Kopf, die „Schwanzlappen" bilden „Diese Schwanzlappen entwickeln sich anfangs Hand in Hand mit den Kopflappen; 1 Damit man sich ungefähr eine Vorstelhiug von der Mühseligkeit der Erlangung solcher Keimstreiten machen kann, sei l'^olgendcs bemerkt: Ich hatte in einem Fläschchen etwa 150 viereinhalb Tage alte conservirtc Eier. Von diesen wurde nun etwa die Hälfte geöffnet und bezüglich des Keiuistreifs untersucht. Dabei gingen etwa Dreiviertel der Keimstreifen zu (irnnde. Unter den erhalten gebliebenen und völlig rein piäparirten, d. h. vom Dotter ganz befreiten I'rotosomen zeigten Alles in Allem aber nur drei die Phase Fig. ftfi und '.)?. Denkschriften der mattiem.-oaLurw. Ol. LVH. Bd. u t 650 Veit Graher, in der Folge aber bleiben sie in ihrer Entwicklung immer mebr und mehr zurück und geben scbliesslicb beinahe ganz iu die Bildung des hintersten Paares der BauchfUsse auf. „Mit Rücksicht darauf nun, dass auch Cholodkovsky (11) unter Berufung auf Tichomirof S. 92 von Blatta sagt, dass die Schwanzlappen den Kopflappen „ganz und gar entsprechen," mache ich zunächst darauf aufmerksam, dass speciell bei Pieris im vorliegenden Stadium von Schwanzlappeu nichts zu sehen ist. Es erscheint hier wohl in den ersten Stadien (Fig. 95 — 97) das Schwanzende verdickt, aber auch diese Verdickung verschwindet lange vor der Anlage der AnalfUsse. Im weiteren Stadium Fig. 100 ist der ursprünglich makrosomitisch gegliederte Keimstreif in den äusserlich völlig ungegliederten Zustand übergegangen. Dies fällt desshalb auf, weil, wie man sieht, die innere, jetzt schon ganz mikrosomitische Gliederung bis auf das Hinterende fortgeschritten ist und vorne sogar schon die partielle Wiedervereinigung der secundär getrennten Pty cho- blaststücke ihren Anfang genommen hat. Bald darauf jedoch, sobald die Gliedmassenanlagen sich zeigen, tritt auch die Ausseugliederung wie mit einem Schlage und zwar längs des ganzen Protosomas wieder auf. Leider muss ich hier wieder mit Rück- sicht auf den Raum auf die Abbildung einiger mit Mühe präparirter, etwa der Phase Fig. 24 in Tichomirofs Arbeit entsprechender Zwischenstadien verzichten und gleich auf das Stadium Fig. 101 übergehen. Hier sieht man längs beider Körperseiten eine Kerblinie, wobei jedoch der Ausdruck der Gliederung hauptsächlich von den auf die Seitentheile gerückten Hälften der Entomlkrosomiten herrührt. Speciell am Abdomen zählt man eilf Abschnitte, unter denen, wie schon Tichomirof beim Seidenspinner hervoriiob, das letzte und zwar nicht allein, wie ich glaube, mit Rücksicht auf die künftigen analen Haftfüsse, sondern auch im Zusammenhang mit der Proctodaeumanlage weitaus am grössten ist. Das letzte Stadium, das ich von Pieris hier abgebildet habe, zeigt Fig. 102. Mau beachte vorläufig daran die starke Breitenentwicklung und Dickenzunahme des bekanntlich hier als secundäres Segment auftretenden Vorderkopfes mit den mächtigen Seitenlappen und dann die weitere Grössenentfaltnng des abdominalen Endsegmentes ff,j. Wir mustern jetzt noch einige Keimstreifen von anderen Schmetterlingen, die ich allerdings hauptsächlich behufs des Studiums gewisser Gliedmassenaulagen präparirt habe. Das jüngste dieser Stadien nämlich Fig. 107 ist von Bombyx mori. Da zeigt sich zunächst — und das Gleiche gilt vom Stadium Fig. 108, — dass die ein- schlägigen Abbildungen Tichomirofs (seine Fig. 25, 26 u. 27), ganz abgesehen davon, dass darauf keine Spur der Ptychoblast- beziehungsweise Mesodermsegmente sichtbar ist, entschieden zu breit gerathen sind. Weiters beachte man, dass der Vorderkopf sehr stark verbreitert ist und seitlieh in zipfelartige Fortsätze ausläuft. Dagegen erscheint das Analsegment a^^ sehr in die Länge gezogen und lässt keine Spur der soge- nannten Schwanzlappenbildung erkennen. Ein etwas älteres Stadium von B. mori zeigt noch Fig. 108. Im Vergleich zum früheren Keimstreif, der sich ungefähr im Stadium des Streckungsmaximums befindet, erseheint der vorliegende schon beträchtlich und zwar fast gleichmässig in der ganzen Länge zusammengezogen. Zugleich hat am Vorderkopf auch eine Contraction im Querdurchmesser stattgefunden. Bezüglich des in Fig. 109 abgebildeten Keimstreifs von Zi/yaena sei vorläufig bloss bemerkt, dass u. A. sein Vorderkopf, obwohl der Keimstreif sonst ungefähr auf der gleichen Entwicklungsstufe wie der von B. mori in Fig. 108 steht, doch eine merklich abweichende Form hat. Dieser eine Fall gibt ein gutes Beispiel für die auch sonst beobachtete Thatsache, dass auch bei näher verwandten Thieren schon in der frühen Embryonalentwicklung entschiedene Differenzen in der Körperform sich geltend machen, und zuweilen sogar einen höheren Grad als beim ausgebildeten Thier erreichen. Zum Schlüsse untersuchen wir noch kurz eine Reihe von älteren Keimstreifstadien der Gadropacha quercifolium und zwar hauptsächlich, um festzustellen, wie sich die definitive äussere Gliederuui; des Embryos zur primären verhält. Das jüngste der untersuchten Stadien (aus einem drei Tage alten Ei) zeigt Fig. 103. Es stimmt bis auf die geringere Entwicklung der Kopflapi)eii sehr auffallend mit dem Seidenspinnerkeimstreif in Fig. 108 Studien nm Keimstreif der Tnseden. 651 überein. Was die äusseren primären Segmente belriift, so sind sowohl die cephalen, als die letzten abdominalen Metameren noch vollständig getrennt. Anders ist es schon am Keimstreif Fig. 104 aus einem vier Tage alten Ei, der gegenüber dem früheren Protosoraa-Zustand stark zusammengezogen und verbreitert erscheint und wo sich ferner schon die Seiten- lappeu der beiden polaren Drüsenblattanlagen {PE, OE) jederseits zu einem schmalen Bande (in der Figur links) vereinigt haben. Auch hat bereits die Verschmelzung aller vier Kopfsegmente stattgefunden, wobei aber die i)etreffenden Anhänge noch alle hinter einander liegen. Dagegen können die drei Endsegmente noch deutlich unterschieden werden, wenn auch das 10. Abdominalsegment (rt,g) ventralwärts von den erst jetzt hervortretenden Seitenhippen des 11. oder Analsegmentes (a,,) grösstentheils verdeckt wird. Ähnlich ist bezüglich der Gliederungsveriiältnisse auch Tichomirof's Darstellung betreffs des Seidenspinners an dem ungefähr der gleichen Phase angehörigen Keimstreif Fig. 27. Wenden wir uns nun zum öasiropacÄa-Stadium in Fig. 105 aus einem etwa 5 Tage alten Ei, so über- rascht uns zunächst die auch beim Seidenspinner vorkommende überaus starke neue Verkürzung des Keimstreifs. Dabei erscheint insbesondere auch der Kopf sehr zusammengezogen — die Hinterkiefer (Unter- lippe) ij^a liegen bereits zwischen den Mittelkiefern — unil dann derEudtheil. Im Gegensatz zu Tichomirof aber, der bei B. mori bereits in diesem Stadium das 9. «j mit dem 10. Abdominalsegment rt,j verschmelzen lässt, finde ich hier diese zwei Segmeute zwar stärker ineinander geschoben und zum Theil auch etwas redu- cirt, aber doch noch deutlich von einander getrennt. Die völlige Verschmelzung dieser zwei Segmente konnte ich erst im Stadium Fig. 106 (7 Tage altes Ei) constatiren, wo wieder die Streckung, beziehungsweise das Längenwachsthum beginnt, die nun eine conti- nuirliche ist. Tichomirof gegenüber, der schon frühzeitig auch noch das Analsegment mit den zwei vorher- gehenden zusammenfliessen lässt, muss ich aber hervorheben, dass wenigstens bei Gastropacha — und' dasselbe finde ich bei Zijijaoia — das primäre Endsegment («,,) nicht nur während des Embryonallebens, sondern überhaupt persistirt, und dass also das Schmetterliugs-Abdoraen nicht 0, sondern 10 gesonderte Seg- mente aufweist. Dieser Sachverhalt wird u. A. auch in neuester Zeit durch die Untersuchungen von W. H. Jackson (40) bestätigt, der bei den Lepidopteren-Puppen 10 Abdominalglieder zählt. IV. Capitel. Zur Orientirung über die Keimblätter, nebst einigen neuen Beobachtungen über die Enteroderm- oder DrUsenblattanlage. Bevor ich auf die Darstellung der inneren Gliederung, d. i. der Segmentirung des unteren Blattes oder des Ptychoblasts übergehe, scheint es mir am Platze zu sein, auf Grund der bereits vorliegenden und man- cher von mir mitzutheilenden neuen Thatsachen festzustellen, was man eigentlich im Sinne der Keimblätter lehre unter dem Ptychoblast, beziehungsweise unter dem in Segmente sich theilenden Unterblatte zu ver- stehen hat. Zu einer solchen vorläufigen Erörterung sehe ich mich aber umsomehr veranlasst, als in allerjüngster Zeit hinsichtlich der Deutung und Differenzirung des Insecten-Ptychoblasts Behauptungen zu Tage traten, die mir mit den thatsächlichen Zuständen nicht vereinbar erscheinen. „Von demselben Gesichtspunkt" — sagt Rabl in seiner „Theorie des Mesoderms" (68, S. 207), nämlich wie bei den Wirbelthieren, wo das Mesoderm aus zwei symmetrisch am Urmundrand gelegenen Theilen des primären Entoderms entsteht — „muss auch die Mesodermbildung der Insecten aufgefasst werden. Auch hier besteht der Keim schon im Blastulastadium aus einer sehr grossen Anzahl von Zellen und es bildet sich zunächst eine „Bauchplatte" aus, die der Hauptmasse nach aus dem primären Entoderm (Entoderm -t- Meso- derm) besteht. Das Mesoderm besteht wieder aus zwei symmetrischen Platten, die einerseits bis an den späteren ürmund reichen, andererseits den schmalen medianen Entodermstreifen 82* 652 Veit Gräber, zwisclieu sich fassen." Rabl fügt noch iu Bezug auf eiu von ihm gegebenes Querschnittschenia (sein Holz- schnitt 8 J5J) iiinzu: „Es entspricht dieses Bild genau dem, was Ko walewski (43) und C. Heider (36) in Betreff der KeinibLätterbildung von Hydrophilus ermittelt haben." Am deutlichsten kommt Rabl's Auffassung an seinem schon bezeichneten Holzschnitt Fig.8£', den wir unwesentlich verändert im Xylogramm 11 wieder- geben, zum Ausdruck. Es ist eine Flächenansicht des Keimstreifs im Stadium der Anlage der Gastralrinne, deren Bänder durch die innere geschlossene Contour bezeichnet werden. In diesem versenkten Keimstreif- epithel sollen nun nach Rabl die (durch Schraffirung gekennzeichneten) lateralen Streifen (ms) dem von vorne herein paarig angelegten Mesoderm entsprechen, während der mediane (durch Punktirung markirte) Streifen in der ganzen Länge der Gastralfalte das secundäre Entoderm, d. i. dicDirm- drüsenblattanlage oder das Enteroderm vorstellte. Fig. 12. Slo en? Fig. 11 — 13 Schematisclie Darstellung der Keimblätter der Insecten. Stu Storno-, Pr Proctodaeura, ec Ecto- derin, ms Mesoderm, en Entero- derm (Darmdrüsenblatt) , und zwar V — en vorderes, h — en hinteresEn- teroderm. Fig. 11 Schema nach Rabl; Fig. 12 Schema des wirklichen Verhaltens bei den meisten Insecten; Fig. 13 bei den Musciden. (?) Fig. 11. Sto Fig. 13. Slo v-en Pr Pr Pr Wenn Rabl, wie wir oben hörten, dieses Verhalten den Insecten im Allgemeinen zuschreibt, so wird V(n- Allem stillschweigend vorausgesetzt, dass zunächst überhaupt bei allen Insecten eine gastrale Versenkung vorkommt, oder dass alle Insecten, wie mau es vielleicht, ohne den vieldeutigen Namen primäres Entoderm zu gebrauchen, auch nennen könnte, ein Gastroderm besitzen. Dagegen dürfte nun wohl mit Rücksicht auf die vorliegenden, im nächsten Capitcl zu behandelnden Befunde trotz des u. A. seinerzeit von Witlaczil (78) und Korotnef (42) eriiol)eueu Widerspruches kaum etwas einzuwenden sein. Es ist nur nöthig, dass wir den Be griff Ptychoblast, beziehungsweise Gastruhition hinlänglich weit fassen, nämlich ihn auch auf die u. A. von Kowalevsky (43), Grassi (26) und Carriere (9) bei gewissen Hymenopteren nachgewiesene Bildung anwenden, wo es sich, so scheint es, zum Theil wenigstens mehr um eine in der ganzen longi- tudinalen Medianzone des Protosomas stattfindende Wucherung von Zellen und nachträg- liche Abschnürung oder Überwaclisung, als um eine eigentliche Faltung handelt. Schon mit mehr Recht könnte dann aber auf Grund der Angaben mancher Forscher zunächst bezweifelt werden, dass der Ptychoblast oder das Gastroderm mit der Darmdrüsenblattbildung überliaupt etwas zu thun hat. Es liegen in dieser Hinsicht hauplsäehlich zwei Anschauungen vor, die hier, da sie von Rabl gar nicht berücksichtigt wurden, zunächst kurz besprochen werden sollen. Die eine dieser Anschauungen, welche seiner- zeit u. A. von Dohrn (13), dann von mir selbst (19), Tichomirof (71), Korotnef (42), Patten (66) und Ayers (1) vertreten wurde, ist die, dass das Drüsenblatt von den Dotterzellen abstamme, wobei letztere nach der Meinung der meisten der genannten Forscher freilich selbst wieder vom Blastoderm und zum Theil speciell auch vom Ptychoblast ihren Ursprung herleiten sollten. Indessen kann, wie gleich betont sei, diese Anschauung beim gegenwärtigen Stand unserer Kenntniss wohl nicht einmal in Bezug auf jene Insectenformen, für welche sie zunächst Giltigkeit haben sollte, aufrecht erhalten werden, und erscheint auf jeden Fall eine Verallgemeinerung dieser Ansicht, wie sie u. A. von Will (77) au'^gesprochen worden ist, nicht zulässig. Ich stütze mich hiebei nicht blos auf die Untersuchungen von Grassi (26) und Voeltzkow (74, 75), sondern insbesondere auf meine langjährigen eigenen Heobachtungen. Unter den letzteren dürften aber in erster Linie diejenigen von entscheidender Bedeutung sein, welche sich auf die Zustände bei gewissen Studien am Keimstreif der Jnsecten. 653 Käfern (Melolontha), Orthopleren (Stetiobothnis, Gryllotalpa) , duun liei den Musciilen und ferner bei den SchnietterUngen beziehen. Hinsichtlich der erstgenannten drei Gruppen habe ich bereits in meinen letzten Arbeiten (22, 25) gezeigt, dass hier u. A. die Dotterzelleu, respective ihre Kerne von den wirklich gewebe- bildenden und siJeeiell auch von den Elementen der ersten sicher erkennbaren Enteroderm- oder Drüsen- blattanlage durch Grösse, Form und anderweitige Beschaifenheit ganz ausserordentlich abweichen, und zwar ohne dass ein Übergang dieser echten zelligen Dotterelemente in Gewebszellen irgendwie sicher nach- gewiesen werden könnte. Auch wurde bereits von Grassi (26) für die Biene betont, was ich für alle von mir untersuchten Formen bestätigen kann, dass speciell an den Stellen der Dotterperipherie, wo das Drlisen- blatt zuerst auftritt, im Allgemeinen keine irgendwie auffallende stärkere Ansammlung von wirklichen Dotterzellen wahrzunehmen ist. Übrigens müsste auch eine solche Ansammlung von Dotterzellen nicht nothwendig auf ihren Übergang in das Drüsenblatt bezogen werden, da man der- artigen Anhäufungen zuweilen auch noch innerhalb des schon gebildeten und zum Theil auch des schon geschlossenen Drüsenblattes begegnet und sie auch ungezwungen mit der gesteigerten Res orption des Dottermateriales in Beziehung bringen kann. Hier möchte ich, und zwar zunäch.st unter Zugrundelej;ung des in Fig. 148 allgebildeten Medianschnittes, dessen Zeichnung noch aus dem Jahre 1878 stammt, kurz auf die Drüsenblattbildung bei Gryllotalpa ein- gehen. Die "Wandung des Mitteldarmes besteht hier, wie es zum Theil auch Korotnef (42) darstellt, aus drei verschiedenen Strecken oder Zonen, nämlich aus einer vorderen PE und hinteren OE und aus einer mitt- leren. Die beiden ersteren Abschnitte setzen sich aus zwei dicken, gegen die Ränder hin sich verflachenden Schichten zusammen, und zwar aus einer inneren hohen Epithelschicht, die sich als wahres Drüsenblalt erweist, und aus einer Faserschiehte. Die Mittelzoue dagegen zeigt (auch auf Querschnitten) nur eine ein- zige, und zwar eine sehr dünne Schichte, welche Korotnef mit Recht als Fortsetzung der Faserschichte auf- fasst. Als Drüsenlage betrachtet aber Korotnef die Dotterballen mit den meist peripherisch liegenden Kernen dz, indem er sie (vergl. seine Fig. 65) ganz nach Art eines Epithels angeordnet sein lässt. Ich selbst kann aber eine solche Anordnung nicht constatiren und finde das Verhalten der riesigen Dotterzellen im Wesentlichen nicht anders wie bei den Museiden und vielen anderen Insecten. Gegen ihre Bedeutung selbst als provisorische Drüsenblattzellen spricht u. A. ihre ganz unregelmässige Vertheilung, sowie der Umstand, dass viele in Zerfall begriffen sind, indem man, was Korotnef entgangen zu sein scheint, im Innern des Dotters zahlreiche Kernpartikelchen {dJc) antrifft. Das Enteroderm des Mitteltheiles entsteht (ähnlich wie bei Stenohothrus) durch Ausbreitung der zwei wahrscheinlich vom stomodaealen und proctodaealen Ectodcrm sieh abzweigenden Eudpiatten. Bezüglich der Lepidopteren, bei denen Tichomirof auf Grund seiner Befunde bei B. mori die Drüsenblattbildung auf die Dotterzellen zurückführt, wollen wir zunächst Sta- dium Fig. 20«//, und zwar als eine sichelförmig gekrümmte Querspalte, für die ich einen Zusammenhang mit der gastralen Längsspalte bisher aucli an Schnitten nicht nachweisen konnte. Dabei darf aber nicht ver- schwiegen werden, dass manche Ansichten des lebenden Keimstreifs (vergl. z. B. Fig. 14—16 (jf, an) wieder für einen Zusammenhang zwischen der Gastralfalte und dem Proctodaeum sprechen. Übrigens hoffe ich die, Frage in Bälde, sobald ich einmal zum Schneiden der Eier der betreffenden Stadien komme, endgiltig beant- worten zu können. Klarer als bei Lina ist es — was ich übrigens schon bei einer früheren Gelegenheit hervorgehoben hatte — bei Stenohothni», dass bier weder das Proctodaeum, noch das Stoniodaeum mit der Ptychoblasthöh- lung in irgend einem Zusaniinenliang stehen. Das Gastrocoel verschwindet hier ausserordentlich frühzeitig, indem beispielsweise schon im Stadium Fig. 75, wie die Querschnittserien lehren, keine Spur mehr davon vorhanden ist, und der Ptychoblast einen völlig isolirten und ganz massiven Strang bildet. Was nuu zunächst die Muudeinstülpung betrifft, die jener des Proctodaeums hier beträchtlich vorauseilt, so ent- deckt man ihre Anlage erst zu einer Zeit (Fig. 80), wo der Ptychoblast bereits gegliedert ist. Die Afteröfluung hingegen wird erst im Stadium Fig. 84 sichtbar, d. i. ungefähr dann, wenn die Gliedmassenanlagen schon etwas differenzirt und die Segmentalliöhien wenigstens vorne ausgebildet sind. Mit Eücksicht darauf, dass Bruce speciell bei den Schmetterlingen das Proctodaeum als den hintersten Alischnitt der Gastralfalte anffasst, war ich in der letzten Zeit insbesondere auch bei diesen Insecten bemüht, in unserer Frage mehr Klarheit zu gewinnen. Die Befunde sprechen nun auch hier nicht für den ptycho-, sondern für den ectodermatischen Charakter des Proctodaeums. Ahnlich wie bei Stenohothrus kommt es hier nänilicli sehr rasch zu einem Verschluss der Gastralfalte, beziehungsweise zum Schwinden des Gastrocoels, von dem beispielsweise im Stadium Fig. 98 auch auf Schnitten nichts mehr zu erkennen ist. Die Afterbildung aber fällt in ein noch beträchtlich späteres Stadium (Fig. 101), wo gleichfalls schon die Gliedmasseuanlageu hervortreten, und der Ptychoblast in zwei symme- trische Seitentheile gesondert ist, zwischen welchen bereits die Bauchmarksanlage zur Differenzirung gelangt. Ich komme nun zur zweiten Einwendung, die ich seinerzeit gegen Voeltzkow's Darlegung der angeb- lich ectodermatischen Driisenblattanlage bei Mehlonthu machte. Ich bestritt näinlich auf Grund einiger in der That ein wesentlich anderes Verhalten zeigenden Präparate am gleichen Object, sowie unter Hinweis auf die einschlägigen, gleichfalls abweichenden Zustände bei Lina (vergl. in meiner Muscidenarbeit Taf. X, Fig. 124—127), dass speciell der vordere Drüsenblattkeim in der von Voeltzkow angegebenen Weise als Wucherung der Stomodaeumwand aufzufassen sei. Ich muss nun diesfalls erklären, dass mir aus verschie- denen, zum Tlieil noch mitzutheilenden Gründen meine damals entwickelte und bekanntlich u. A. auch von Kowalevsky getheilte Anschauung, dass die Drüsenblattkeime Ptychoblastgebilde seien, auch jetzt noch mehr Berechtigung zu haben scheint, als die Voeltzkow'sche Auffassung; ich glaube aber, wir müssen wenigstens eingestehen, dass Voeltzkow's Annahme durch die bis jetzt vorliegenden Arbeiten noch keineswegs widerlegt ist. Wie wenig Sicheres wir in dieser Beziehung noch wissen, zeigt u. A. auch die Monographie C. Heider's (37) über Hyth-ojthilu.^. Da lesen wir zunächst S. 41 über die Anlage des hinteren Drüsenblattkeimes: „Woher stammt dieselbe? Es liegen zwei Möglichkeiten vor. Entweder ist die Studien am Keimstreif der Inseden. 657 hintei e Entodermanlage eine selbständig gewordene Partie des unterenBlattes, oder sie stammt von den Dotter- zellen. Ich kann mich über diese Frage nicht mit absoluter Sicherheit aussprechen." Aufgefallen ist mir dabei, dass C. Heider, obwohl er Voeltzkow's Arbeiten kannte, auf die dritte Mögliclikeit, dass nämlich die liintere Drüsenblattanlage eine Wucherung des Proctodaeums selbst sein könnte, nicht näher eingeht, obwohl die einschlägige Zeichnung Fig. 92, die allerdings ziemlich schematisch ist, eine solche Deutung durchaus nicht ausschliesst. Auch muss ich gleich beifügen, dass ich vom gleichen Object zahlreiche Schnitte habe, die sogar noch mehr für die Voeltzkow'sche Deutung sprechen. Aber auch für die vordere oder stoniodaeale Drüsenblattanlage hat C. Heider meines Erachtens, wie ich in meiner nächsten Arbeit näher darzulegen hoife, keinen vollständigen Beweis gegen Voeltzkow's Annahme erbracht. Ausserdem ist bei C. Heider die wichtige Frage nach dem ursprünglichen Verhalten des stomodaealen Mesoderms nahezu unberührt geblieben. Gleichwohl aber halte ich es, gleich Heider und manchen anderen Forschern, für möglich, dass beide Drüsenblattanlagen dem Ptychoblast entstammen. Ich stütze mich hiebei zunächst auf den Gesammt- eindruck, den mir die betreftenden, von mir bei ungefähr sechs verschiedeneu Formen genauer verfolgten Verhältnisse machen. Fast mehr Gewicht aber noch als auf die mir vorliegenden und erst noch intensiver zu studirenden und zu vergleichenden zahlreichen Schnitte lege ich auf einige Totalansichten gut präparirter L/«a-Keimstreifen. Zu diesen gehört u. A. die vielleicht auch schon von Melnikow beobachtete Ansicht in Fig. 24. Hier sieht man am Vorderende der Gastralfalte eine isolirte dicke Zellmasse x, die ich nach Allem was icli bisher an Durchschnitten gesellen habe, als vordere Drüsenblattanlage betrachten muss, die natür- lich hier, da der definitive Mund noch nicht existirt, und die Gastralfalte überhaupt noch offen ist, schwerlich eine Ectodermbildung sein kann. Ferner verweise ich auf die Ansicht des Keimstreifs Fig. 27, wo wir eine in mancher Hinsicht ähnliche und wenigstens zum Theil isolirte Zellmasse am Hinterende der Gastralfalte bei y erblicken. Doch muss ich bezüglich der Deutung dieser Bildungen mein Urtheil bis zur Ausarbeitung meiner Keim- blätterarbeit verschieben. Nachdem wir nun gesehen haben, dass es noch keineswegs feststeht, dass die Gastralfalte oder der Ptychobalst, bei allen Insecten ausser dem Mesoderm auch das ganze Enteroderm liefere, wollen wir noch die Anordnungsweise der genannten zwei Blätter innerhalb ihrer gemeinsamen Anlage ins Auge fassen. Wie man sich erinnern wird (vergl. Xylogramm 11), soll nach Rabl das Drüsenblatt aus einem Mittel- streifen (en) und das Mesoderm aus zwei Seitenstreiien der Gastralfalte sich entwickeln. Dabei beruft sich Rabl ausschliesslich auf Kowalevsky's und Heider's Befunde hc'i Hißrophüus. Es will mir aber bedüu- ken, dass Rabl seine Gewährsmänner zum Theil wohl nicht ganz richtig interpretirt hat. Was zunächst Kowalevsky betrifft, so liess ja dieser Forscher bei Hydrophilus das DrUsenblatt aus den lateralen Rand- theilen des Unterblattes hervorgehen, und zwar ohne dass er etwa annahm, es seien gerade die betreffenden seitenständigen Unterblattstreifen auf eine mediane Zone des primären Ptychoblasts zurückzuführen. Mit mehr Recht beruft sich Rabl auf Heider's erste Arbeit (36). Hier wird nämlich in der That (vergl. Fig. 23—29) die Sache so dargestellt, als ob die Anlage des Drüsenblattes ursprünglich die mediane Längszone des Gastroderms einnähme und erst später eine Trennung in zwei laterale Streifen erfolgte. So heisst es z. B. S. 26: „Die nächste nun zur P>scheinuug kommende Veränderung ist, dass die Entoderm- anlage als Ganzes sich nach der lateralen Richtung verschiebt" und wird noch beigefügt, dass die betreffen- den Zellen „den Eindruck von amöboiden Wanderzellen machen". Indem aber Rabl annimmt, dass der Mittelstreifen des Ptychoblasts in der ganzen Länge des letz- teren als Drüsenblattanlage aufzufassen sei, sieht man, dass er Heider's Arbeit doch nicht vollständig genug gewürdigt hat. Seite 30 sagt nämlich Heider ganz ausdrücklich: „Die Entodermanlage entwickelt sich im Vordertheil und nahe dem Hinterende des Embryos in zwei gesonderten Stücken, welche erst in späteren Denkschnlteo der maUieiu.-naturw. Gl. LVU. Bd. g^ 658 Veit Grab er, Stadien gegen einander waelisen und mit einander verschmelzen." Aufli beruft sich Heider auf der gleichen Seite auf die Befunde Ko Wale vsky 's und Grassi's bei der Biene, wo entgegen der Rabl'schen Aufstel- lung die Drüsenblattanlage gleichfalls in eine vordere und hintere zerfällt, welche beiden Strecken sich erst vereinigen, nachdem die Differenzirung der Keimblätter längst vollendet ist. Auch ist zu beachten, dass das Drüsenbatt in dem Stadium, wo es wirklich nahezu die ganze Länge des ehemaligen Pty- choblastfeldes einnimmt, keineswegs einen medianen, isondern vielmehr im Anschluss an das Mesoderm zwei laterale Streifen bildet. Da sich Rabl speciell auch auf Kowalevsky beruft, muss es auffallen, dass er dessen Angaben bei Musca unberücksichtigt Hess. Diese inzwischen bekanntlich von Voeltzkow und mir vollständig bestätigten Angaben sind allerdings mit dem Rabl'schen Schema nicht vereinbar, denn sie lehren, dass die Drüsen- blattanlage nicht eine continuirlich-longitudinale, sondern vielmehr, wie wir ja zum Theil schon früher erfuhren, eine bipolare, d. i. eine von den beiden Enden des Keimstreifs ausgehende ist. Hier sei noch kurz der von Rabl unerwähnt gelassenen Mittheilungen Nusbaum's (59) bei Meloe Erwähnung gethan. Dieser verdienstvolle Forscher ist, so viel ich weiss, der einzige, der, freilich auch nur in gewisser Hinsicht, eine der RabTschen ähnliche Darstellung der ersten Drüsenblatt;inlage gegeben hat. Er unterscheidet nämlich (vergl. dessen Fig. 1 u. 2) ausdrücklich auch eine „centrale unpaarige" Drüsen- blattanlage, die zum Theil freilich nur als „unansehnlicher" Streifen die ganze Länge zwischen Stomo- und Proctodaeum einnehmen sollte, wobei sie allerdings vorne und hinten weitaus am stärksten entwickelt wäre. Im Übrigen lässt sich aber das von Nusbaum angegebene Verhalten auch nicht auf Rabl's Schema zurück- führen; denn Nusbaum unterscheidet neben der medianen noch zwei relativ mächtige laternle Drüsen- blattanlagen, die sich gemeinsam mit dem Darmmuskelblatt (der sogenannten Splanchnopleura) aus der inneren Wand der ausgehöhlten lateralen Ptychoblaststränge entwickeln sollten, wie ich Ahnliches selbst seinerzeit — aber, wie ich jetzt einsehe, mit Unrecht — constatiren zu können geglaubt hatte. Doch gehen wir nun etwas näher auf die Prüfung der verschiedenen, über die räumliche Aus- dehnung der Drüsenblattanlage, beziehungsweise — Anlagen bestehenden Anschaungen ein. Es dürfte sich dies umsomehr empfehlen, als es mir den Eindruck macht, dass in dieser Beziehung im Gegen- satz zu den Anschauungen über den Ursprung dieses Blattes leicht eine Vereinigung der zum Theil nur schein- bar verschiedenen Ansichten erzielt werden könnte. Es mag das genau festgestellte Verhalten der Museiden zum Ausgangspunkt dienen. Hier beschränkt sich nach Kowalevsky (44, S. 52) die primäre Drüsenblattanlage auf je einen Zellenpolster am Stomo- und Proctodaeum, und erfolgt deren weiteres Wachstlium ganz unabhängig vom übrigen dazwischen liegenden Theil des unteren Blattes, weshalb er auch sagt, „dass die sich schliessende (Ptychoblast-) Rinne fast auf ihrer ganzen Länge nur das Mesoderm liefert". Diese Darlegung fand nun, wie bereits erwähnt, durch Vocitzkow's und meine Untersuchungen ihre volle Bestätigung. Zumal aus den von mir dargestellten Längsschnitten (25, Taf. HI, Fig 24 — 26) geht zunächst zur Evidenz hervor, dass die beiden polaren Drüseu- blattanlagen (Pro- und Opistho-Enteroderm) schon sehr früiizeitig, wo sie noch ganz kleine Zellpolster bilden, vom eigentlichen Keimstreif (beziehungsweise Mesoderm) ganz getrennt sind, indem sie vom Stomo- und Proctodaeum aus ganz frei in den Dotter hineinragen. Die genannten Schnitte lehren dann ferner, dass die beiden Drüsenblattanlagen auch bei ihrem weiteren Waclis- thume, das heisst indem sie sich einander in Form je zweier lateraler Streifen, die gleich den Schenkeln eines Hufeisens aus der medianen Anlage hervorgehen, nähern, vom unteren Blatte des Keimstreifs, das sonach dem Mesoderm entspricht, völlig unabhängig bleiben, beziehungsweise, dass sie von dorther keinerlei Zellen erhalten. Die Drüsenblattstreifen schieben sich hier nämlich einfach unter bestän- diger Vermehrung ihrer eigenen Zellen über das Mesoderm weg. Fast ganz das gleiche Verhalten konnte ich dann zunächst bei !/«'«« constatiren, nur dass hier die primären polaren Anlagen und desgleichen die von ihnen auswachsenden Streifen viel ärmer au Zellen sind. Mau vergleiche in dieser Beziehung die in meiner letzten Arbeit (25) gegebenen Längsschnitte Studien am Keimstreif der Insecten. 650 Fig. 124 — 127. Man ersieht daraus insbesondere, dass die erwähnten Streifen von der innern oder nach Heider paralecithalen Wand der ausgehöhlten Mesodermstränge ganz und gar getrennt erscheinen. Noch weit klarer als an Schnitten, die ja doch immer, für sich allein betrachtet, nur sehr einseitige und daher auch leicht zu missdeutende Ansichten gewähren, erkennt man die polaren Drtisenblatt- anlagen an vollkommen isolirten, entsprechend gefärbten und gut aufgehellten Keimstreifen mancher anderer Insecten. Von den wahrhaft instructiven Präparaten dieser Art erwähne ich zunächst das in Fig. 107, Taf. IX abge- bildete Protosoma vou Bombi/x muri. Hier sieht man zunächst vorne im unmittelbaren Anschluss an das noch ganz kurze Stomodaeum und zwischen den Antennen gelagert, eine mediane Zellmasse FE, die hinten in ein Paar ganz kurzer stumpfer Lappen ausgeht. Dies ist nun eben, wie u. A. die Längsschnitte in Fig. 111, 112 und 113, PE, OE lehren (in meiner Keimblätterarbeit werde ich noch andere mittheilen), die vordere Drüsenblattanlage oder das Proenteroderni, das in diesem Stadium noch ausschliesslich auf den Vorderkopf beschränkt ist. Wie die Vergleichung unseres Keimstreifs mit dem von Tichomirof in seinem Holzschnitte Fig. 26 dargestellten gleichalterigen Protogoma zeigt, hat auch er bereits diesen zweilappigen Stomodaeuin-Anhang beobachtet. Er hielt ihn aber für die Anlage einer Art zweiter Unterlippe (Labium in der Fig. daher Lbm) und knüi)ft daran — weiter darauf einzugehen ist unter den besagten Umständen wohl überflüssig — Erörterungen über die Frage, ob nicht etwa diesem von ihm entdeckten neuen Paar Anhange auch ein beson- deres Kopfsegment und Ganglienpaar entspreche. Dagegen konnte ich auf dem vorliegenden Präparat hinten, im Zusammenhang mit dem noch wenig ent- wickelten Proetodaeum, noch keine Drüsenblattanlage erkennen. Überaus lehrreich ist dann ferner der etwas ältere Seidenspinner-Keimstreif in Fig. 108. Hier sind zunächst die erwähnten Seitenlappen des Proenteroderms PE etwas länger und zugleich schmäler geworden und erscheint nun ausserdem die mediane oder basale Verbindungsbrüoke betiächtlich dünner; lauter Beweise dafür, dass die Verlängerung der beiden Lappen oder Streifeuanlageu zunächst hauptsächlich auf eine Verschiebung des Zellenmateriales der primären Anlage hinausläuft. Letztere ist ferner, wie ich oben zu erwähnen vergass, in diesem Stadium durch einen beträchtlichen Zwischenraum vom untern Blatt, das lieisst, genauer gesprochen, von der inneren Schichte der Leibeswand getrennt, so dass sie also von dorther wohl kein Material zu ihrem Wachsthume beziehen kann. Im vorliegenden Stadium sielit man aber auch sehr deutlich die hintere Drüsenblattanlage OE. Im optischen Horizontalschnitt erscheint sie in Form eines Paares von kurzen Läppchen, welche in der Region des 10. Abdominalsegmentes von der ectodernialen Endkuppe des kurzen glockenförmigen Proctodaemus aus- gehen und sich lateralwärts an das Mesoderui anlegen. Ausser beim Seidenspinner fand icli die beschriebenen i)olarcn Drüsenblattanlagen auch bei Fieris (vergi. Fig. 102) und dann bei Gastropacha. Am Keimstreif Fig. 103 des letzteren sind die Anlagen des Pro- und Opistho-Enteroderms, PE, OE, im Wesentlichen denen von B. mori in Fig 108 gleich. An älteren Keimstreifen, die ich vorläufig nicht zur Darstellung bringe, kann man dann sehr schön das allniälige Gegeueinander- wachsen der Vorder- und Hintenstreifen beobachten. Da sind die Verhältnisse im Wesentlichen ganz so wie bei den Museiden, das heisst die Verlängerung geht, ohne jede Mitbetheiligung der inneren Leibeswandschichte, lediglich von den Anlagen selbst aus. Am Keimstreif Fig. 104 hat man die Ansicht des linksseitigen bereits fertigen Drüsenblattstreifens im optischen Durchschnitte und lehren Diagramme (sie stammen noch aus dem Jahre 1877), dass diese Streifen, wie übrigens schon Tichomirof für B. mori und Hertwig (39) gezeigt haben, im Vergleiche zu denen vieler anderer Insecten, anfangs verhältnissmässig sehr schmal und dick sind. Die Bipolarität der Drüsenblattanlage konnte ich ferner sehr schön bei Hylotoma beobachten. Im Stadium Fig. 133. wo noch keine After, wohl aber ein kurzes Stomodaeum entwickelt ist, sieht man hinter dem letzteren eine hinten ausgehöhlte Zelleuniasse PE, die ohne Zweifel die vordere Drüsenblattanlage vorstellt. Im 83* 660 Veit Graber, nächsten Stadium Fig lo4, reichen die Seitenstreifen der Vorderaulage FE bereit bis zum zweiten Brust- segment. Sehr schöne aber in extenso erst in meiner Keimblätterarbeit zu besprechende Präparate der bipolaren Drüsenblattanlage habe ich ferner in letzter Zeit vouMantis erhalten. Eine gute Übersicht der vorderen Anlage gibt der Sagittalschnitt in Fig. 145 PE. Sie bildet ein dem Stomodaeiim hinten anhängendes Kliimpchen eigenartiger Zellen. Am Querschnitt sieht man das Gebilde in Fig. J4G PE. Hier hängt es unmittelbar mit dem Stomodaeum zusammen, während es auf andern (weiter nach hinten folgenden) Schnitten als scheinbar selbstständige Zellenanhäufuug sich darstellt. Die früher erwähnten Beobachtungen bei Hylotoma stimmen ziemlich gut mit denen liberein, welche Carriere bei der Mauerbiene gemacht hat. Es heisst hierüber S. 70: „Jeder Entodermkeim theilt sich in zwei seitliehe Hälften, welche auseinanderrückend nur am vordem, beziel)ungsweise hintern Dotterpole verbunden bleiben (Hufeisenform). Die so entstandenen seitlichen Entodermplatten schieben sich unter beständiger Abnahme ihrer Dicke von vorne nach hinten, beziehungsweise von hinten nach vorne, bis sie am dritten Brust- segment zusammentreffen. Diese ganze Bewegung geht ausserhalb des derzeitigen Keimstreifens vor sich." Auch bemerkt Carriöre noch, dass die betreffenden Zellen „von Anfang bis zu Ende der Entwicklung'- von denen der Mittelplatte und ihrer Abkömmlinge durch Grösse und Aussehen unterschieden sind. Bei Berücksichtigung aller dieser fremden und eigenen Beobachtungen ist es nun wohl nicht sehr wahr- scheinlich, dass die lateralen Drüsenblattstreifen bei Hydrophilus nach Heider's zum Theile allerdings nur vermuthungsweise hingestellten Anschauungen wenigstens zum Theile aus der Innern Leibeswandschichte, d. i. der paralecithalen Schichte hervorgehen sollen. Ich muss nämlich gleich bemerken, dass sich nach meinen eigenen Beobachtungen hei Bydropfnlus — und ähnlich ist es h&\ Melontha — dasWachsthum der gegeneinander rückenden Drüsenblattstreifen an Längsschnitten genau ebenso als eine einfache Verlängerung der polaren Keime darstellt, wie bei Musca, Pieris etc. Es scheint mir daher, mögen wir vorläufig vom Ursprünge der beiden polaren Drüsen- blattkeime denken wie wir wollen, doch das Eine bereits sieher gestellt zu sein, das beiden meisten Insecten der ganze zwischen dem Stomo- und Proctodaeum, beziehungsweise zwischen dem Pro- und Opistho-E nteroderm befindliche Theil des untern Blattes bei der Drüsenblatt- oder Enterodermbildung völlig unbetheiligt und daher als Mesoderm aufzu- fassen ist. Das Flächenbild des Ptychoblasts, beziehungsweise des Keimstreifs würde sonach nicht mit dem von Rabl (in unserem Holzschnitte Fig. 11, S.32[652]) entworfenen Schema übereinstimmen, sondern vielmehr das in unserem Xylogramm Fig. 12 zum Ausdrucke gebrachte Verhalten zeigen. Dabei nehmen wir vorläufig an, dass der vordere v — en und der hintere Drüsenblattkeim h — en aus dem Ptychoblast und nicht aus dem Ectoderm des Stomo- und Proctodaeums St und Pr hervorgeht. Indem ich hier zunächst von gewissen mir noch immer nicht ganz klaren Verhältnissen bei Stenobothrus absehe, wo ausser den polaren Drüsenblattkeimeu im Hinterleibe noch segmentale Faserblattanlagen ' vor- kommen, kann ich doch nicht umhin, unter Hinweis auf den abdominalen Querschnitt in Fig. 50, Taf. IV, darauf aufmerksam zu machen, dass auch dieses wirkliche Diagramm mit dem Rabl'schen Querschnitt- schema in seinem Holzschnitt 8 E nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Zum Schlüsse sei noch auf die von mir entdeckten und seinerzeit (25) näher beschriebenen höchst eigen- thümlichen Zustände der gastralen Faltung bei den Museiden aufmerksam gemacht. Nachdem bereits Bütschli(7) angegeben und zum Theile auch an Abbildungen gezeigt hatte, dass bei den Museiden beiderseits der eigentlichen oder medianen Gastralfalte noch eine besondere von mir als gastrale Lateralfalte bezeichnete und erstere in ihrer ganzen Länge begleitende Furche vorkommt, die vielleicht der von Bütscbli entdeckten Seitenfalte der Biene homolog sind, habe ich an einer completen Querschnitt- 1 In Fig. 128 meiner Muscideuarbeit (25) ist dd das Darmfaserblatt und u Mesoblastsegmente bei deu Inaecteu Hatschek zuschreibt, so ist dies insofern nicht richtig, als sich Hatschek selbst (S. 136) auf Metschnikof beruft. Studien nm Keimstreif der Inseden. 675 liegender Canul die Höhlen der beiden Soiiiitcu mit einander vei-biiulet." Gleich Metschnikot findet dann Korotuei' eine gemeinsame (rings geschlossene) Höhlung für die Somiten und Gliedmassen. Bemerkt sei dann vorläufig nocb, dass (^vergl. seine Fig. 34) Jede Hälfte eines Mesoblastsomites wieder in zwei Theile gesondert wird, nämlich in einen dorsalen (respective lateralen), der die Höh- lung enthält, und in einen ventralen (beziehungsweise medianen), der im ungespaltenen Zustand verharrt. Unklar bleibt aber bei Korotnef u. A. das Zustandekommen der definitiven Leibeshöhle, indem er S. 73 geradezu von einem „Mangel jeglicher Hohlräume" und speciell auch vom „Mangel eines Lumens für die Leibeshöhle" spricht. Wie Korotnef nimmt dann u. A. auch Ayer's (1) bei Oeca«««-Anhänge ersehen, dass die stummelartigen embryonalen Bauch- anhänge anderer Insecten nicht nothwendig Rudimente von wirklichen den Brustbeinen gleichwerthigen Gliedmassen sein müssen. Was das weitere Schicksal der Anlagen der Bauchanhänge betrifft, so gleicht es insoferne dem der Lepidopteren, als sie auf den Segmenten 1 und 7 bis U, wo die Larve ohne Anhänge ist, sclir rasch wieder verschwinden. So finden wir z.B. am Längsschnitt des Keimstreifs Fig. 138, wo die Spitzen der Hinterbeine noch nicht das dritte Hinterleibssegment erreicht haben, keine Spur mehr von ihnen. Studie)! avi Keimstreif der Insec/en. 707 Man sieht sie nur vom zweiten [a^a) bis zum sechsten Segment (a^a), sowie an den Schlusssegmenten. Die Figur zeigt aber hinten blos aj^ a. Ebenso zeigt selbstverständlich der noch ältere Keimstreif in Fig. 139 blos noch die den Larvenanhängen entsprechenden Ansätze. Zugleich überzeugt man sich, dass letztere in der Tbat sehr unentwickelt bleiben. Es sind, wie schon Eingangs erwähnt wurde, keine gelenkig eingepflanzten Extremitäten, sondern nur zitzenartige kleine Aussackungen. 3. Kurze vergleichende Übersicht und einige phylogenetische Bemerkungen. Ein vergleichender Überblick über die beschriebenen cmbryoualeu Bauchanhänge zeigt uns zunächst zweierlei Hauptzustände. Es ist da einerseits der Zustand der Käfer und Geradflügler, bei denen durch - gchends, wenn wir von den Afterfortsätzen ganz absehen, die Anhänge des ersten Segmentes weitaus am stärksten und zuweilen {Stenobothrus und Lina) ganz oder doch fast ganz allein entwickelt sind, und wir baben andererseits den Zustand der SciimetterliDge und Hautflügler, wo die Anhänge des ersten Segmentes nicht nur nicht prävaliren, sondern zumTheil sogar schwächer als die übrigen sind, und mitunter (Schmetter- linge) vielleicht ganz fehlen. Zum erwähnten Unterschiede gesellen sich aber noch andere. So treten die abdominalen Extremitätenanlagen der Lepidopteren und Hymenopteren etwas später auf, als die der Käfer und Geradflügler und verschwinden auch mit Ausnahme der Ansätze der larvalen Bauchanhänge viel früher. Auch ist der Umstand wohl zu beherzigen, dass die in Rede stehenden Anhänge der letztgenannten Insecten, wenn von den After- und den äusseren Genitalfortsätzen abstrahirt wird, ausschliesslich nur auf die embryo- nale Zeit beschränkt bleiben, während es sich bei den anderen Formen um Anlagen wirklicher Locomotions- vorriclitungen handelt. Aber auch innerhalb der genannten beiden Hauptzustände gibt es wieder manche erheb- liche Abweichungen, die wir umsomehr beachten müssen, weil sie an blossen Anlagen auf- treten, wo naturgemäss Differenzen eine grössere morphologische Bedeutung und Trag- weite als an völlig entwickelten Theilen besitzen. Ich will hier nur kurz an einige Unterschiede innerhalb der verhältnismässig am genauesten erforschten Abtheilung der Käfer und Geradflügler erinnern. Wir können da vorläufig — eine definitive Eintlieilung erfordert noch viele neue Untersuchungen! — dreierlei Zustände unterscheiden. Der erste Zustand, der sich hei Melolontlta, sowie bei allen bisher uutersucbteu Geradflüglern (wahrscheinlich iT/rt«//s aus- genommen) vorfindet, charakterisirt sich dadurch, dass sich die Anhänge der Hinterleibsbasis in drü- sen-, beziehungsweise in kiemeuartige Säcke von zuweilen (Melolontha) sehr grossem Umfang verwandeln. Eine zweite Modifieation repräsentirt Hydropldlus mit seinen zweilappigen Anlagen, von welchen die des ersten Segmentes im Vergleich zu denen der früher genannten Formen ziemlich klein und inilifferent bleiben. Einen dritten Zustand weist dann Lina auf, wo überhaupt die Anhänge nur am ersten Segment angelegt werden, wobei auch diese fast unmittelbar nach ihrem ersten Auftreten wieder spur- los verschwinden. Untersuchen wir nun ganz kurz die phylogenetische Bedeutung der den Beinen sich zunächst anschlies- senden embryonalen Bauchanhänge. Da dürfen wir nun, glaube ich, wie ich dies schon früher und namentlich in der Polypodiearbeit aus- gesprochen habe, zunächst bezüglich der einschlägigen Gebilde der Geradflügler und Käfer mit ziemlicher, wenn auch nicht mit voller Sicherheit annehmen, dass sie Überbleibsel eines ehemaligen poly-, beziehungs- weise pantopoden Zustandes sind. „Fraglioh — sagte ich S. 613 meiner Polypodiearbeit und das gilt wohl auch heute noch — bleibt aber vorläufig die Beschaffenheit der Abdominalgliedmassen der polypoden Insecten- vorfabren." Während ich aber am gleichen Ort dann noch sagte: „a priori scheint allerdings die Annahme am meisten lür sieh zu haben, dass die Anhänge des Abdomens, ähnlich etwa wie bei den Myriopoden, 89 ♦ 708 Veit Gräber, denen des Thoracalabschnittes gliclion, nlso wahre Beine waren" und mich hiehei auch auf die Tysanuren berief, geht zum Theile im Auschluss an Haase u. A. Cholodkowsky viel weiter, indem er meint, die Entwicklung youBlatta „scheint jedenfalls keinen Zweifel mehr darüber zuzulassen, dass die Insecten von myriopodenartigen Geschöpfen abzuleiten sind." Obwold icli nun in Folge meiner neuen Erfahrungen dieser ja auch von mir als wohl möglicli bezeich- neten Annahme mehr als früher zuneige, so möchte ich doch davor warnen, die Sacbe schon als ausgeniaclit anzusehen, weil wir uns dadurch selbst den Weg zu weiterer Forschung verlegen würden. Indem ich zunächst von den vielen und zum Theile sehr grossen anatomischen Differenzen, sowie >'on den Unterschieden der embryonalen und postembryonalen Entwicklung ganz absehe, welche einer unmittelbaren Ableitung der Insecten von den heutigen Myriopoden und speciell auch von Scolopendrella hinderlich sind, sei hier zunächst nur das Verhalten der Abdominalanhänge allein ins Auge gefasst. Zunächst kann selbstver- ständlich nicht geleugnet werden, dass die embryonalen Insectenbauchanliänge Überreste myriopodenartiger Beine sein können. Die Frage ist aber die, welche ihnen selbst anhaftende Merkmale darauf hindeuten, dass sie auch wirklich solclie sind, oder, wie Cholodkowsky sicli ausdrückt, „sein müssen". Nun, was speciell die von Cholodkowsky erwähnte 5toto betrifft, so kann ich weder im Text noch in den Abbil- dungen desselben irgend ein derartiges Merkmal auffinden. Die betreifenden Anhänge erscheinen auf den Figuren, wo sie überhaupt deutlich von der Umgebung abgegrenzt sind, als kurze und völlig ungegliederte, taschenartige Ausstülpungen, „aus denen — wie ich mich in einer früiieren Schrift (23) ausgedrückt habe — fails sie sich weiter entwickelten, ebenso gut breite kiemeutaschen- oder flossenförmige, als gestreckte bein- artige Anhänge werden könnten". Und was speciell die sich allein stärker entwickelnden Anhänge der Hinterleibsbasis betrifft, welche bekanntlich auch bei Blatta gestielte Säckchen, beziehungsweise nach Cholodkowsky gestielte Knöpfe bilden, so würden diese — wie ich gleichfalls schon in der letztcitirten Arbeit hervorhob — für sich allein betrachtet „eher gegen die in Rede stehende Annahme sprechen." Mit mehr Grund als das Verhalten bei Blatta könnte nacli dem, was wir bisher wissen, der Zustand bei Mantis (Fig, 143 a^a) für die Beinnatur unserer Anhänge geltend gemacht werden. Hier erscheinen nämlich die Anlagen des ersten Segmentes, wie wir gesehen haben, zu einer gewissen Zeit, deutlich wenigstens in zwei aufeinanderfolgende Glieder getheilt, ein Verhalten, das auch h&\ Meloloidlia (Fig. 143 a^a), Hydro- philus und Sfenobothrus angedeutet ist. Aber auch bei diesen Formen bleiben die übrigen Anhänge ausser- ordentlich klein und durchwegs ungegliedert, und haben wir ferner auch kein Recht, die früher erwähnten zweigliederigen Anhänge ohne Weiteres als verkümmerte mehrgliederige Beine anzusehen. Es ist ja doch wohl die Möglichkeit nicht ganz auszuschliessen, dass diese hinteren Rxtremitätenknospeu, ähnlich wie wir es bei Hijlotonia sehen, bei den polypodeu Vorfahren der Insecten auch im freien Lebenszustand ungegliedert waren und so vielleicht in mancher Beziehung mehr den Anhängen von Peripatus als denen der eigentlichen Myriopoden glichen. Als Anlagen niyriopodiformer Gliedmassen kommen mir ferner die zweilappigen Anhänge von Hydrophilus sehr fragwürdig vor. Leider ist uns die embryonale Entwicklung dei- Myriopoden noch sehr wenig bekannt und fehlen speciell auch genauere Darstellungen des Keimstreifs dieser Thiere; aber soviel kann man doch aus den vorliegenden Abbildungen entnehmen, dass die für unsere Frage doch in erster Linie zu berücksichtigenden embryonalen Anlagen der entsprechenden Myriopodenbeine nicht zweilappig sind. Da schon von den Myriopoden die Rede ist, sei nocli erwähnt, dass speciell bei Lithob/us, von dem uns Zograf (82) gute Keimstreifliilder gibt, die Beiuansätze vor Allem schon eine ganz andere Lage als die embryonalen Abdominalanhänge der Insecten haben. Mir Rücksicht darauf, dass insbesondere Haase und Grassi (27, 28) einer näiieren Anknüpfung mit Scolopendrella das Wort reden, möchte ich meinen, dass alle derartigen Betrachtungen der Basis entbehren, solange die Embryologie der betreffen- den Formen ganz unbekannt ist. Studien am Keimstreif der lusecte». 709 Wie vorschnell es wäre, aus der Ähnlichkeit der Anlage der abdominalen Anhänge einer- und der thoracalen Gliedmassen andererseits auf eine ehemalige Übereinstimmung der ganz entwickelten Zustände zu schliessen, mag u A. auch noch daraus erhellen, dass ja die Anlagen der Kiefer denen der Beine noch viel ähnlicher sind und trotzdem vom Bein- typus oft sehr abweichende Anhangsgebilde liefern. Eine weitere Frage ist die, ob die embryonalen Bauchauhänge der Insecten eine nähere Beziehung zu den entsprechenden Ventralgebilden der Thysanuren besitzen, welche insbesondere auch Haase (33) im Anschluss an die grundlegenilen Auseinandersetzungen Brau er's als den höheren oder pterygoten Insecten (Brauer's) sehr nahe stehend bezeiclinet. Haase vergleicht in dieser Hinsicht die abdominalen Anhänge des Pterygoten-Keimstreifs in erster Linie mit den insbesondere bei Campodea und Machilis fast an allen Bauchsegmenten nachgewiesenen und durch auffallend grosse Kerne ausgezeichneten driisen- und blutkienienartigcu Ventralsäcken. So sagt er u. A. in seinem ersten Aufsatz über diese Gebilde (31, S. 27): „Diizu kommt noch, dass sie (nämlich die Ventralsäcke) bei den pterygoten Insecten während des Embryonallebens ebenfalls in einer Lage zu den Extremitäten auftreten, welche der bei Thysanuren und Symphylen nachgewiesenen entspricht, indem der blasige Sack stets innerhalb des Hüftgliedes oder des beinnvtigen Abdominalsporns liegt, wie V. Graber Ähnliches in der Entwicklung des Hydrophilns hervorgehoben hat." Um nun zunächst gerade iWe Hi/drojjhiJns- Auhänge in Betracht zu ziehen, so zeigen diese auf einer gewissen, z. B. auf der in unserer Fig. 42 dar- gestellten Entwicklungsstufe in der That nnmentlich durch ihre Zweilappigkeit auf den erster Blick eine fast überraschende Ähnlichkeit mit dem Verhalten der Ventralsäcke, wie sie Haase in seiner Fig. 4 (33) von Machilis dnrstellt. Gleichwohl aber scheint mir diese Ähnlichkeit bei näherer Untersuchung nur eine ganz oberflächliche zu sein. Während nändich u. A. die ilfac/i/Z/s-Säcke am freien Rande ungemein langer, fast die ganze Segmentbreite einnehmender Integumentaussackungen liegen, ragen die ganz oder doch nahezu homotopeu „Anhänge" von Hydrophilns nur zum Theile und auch nur ganz wenig über den Hinferrand der Segmente hinaus. Aus der Besichtigung der ersten Ansätze der Abdominalgebilde von Hydrophilus in Fig. 38 ergibt sich ferner, dass sie keineswegs, wie Haase angibt, innerhalb des Hüftgliedes liegen, sondern, wie schon oben dargelegt wurde, in örtlicher Beziehung vollständig mit den Beinanlagen übereinstimmen, und sonach den Beinen selbst und nicht deren Nebentheilen homolog, beziehungsweise homodynam sind. An einer anderen Stelle (33, S. 369, Anmerkung) vergleicht Haase die embryonalen Säckchen an der Hinterleibsbasis von Blaita (Pliyllodromia) auf Grunti der Präparate Cholodkowsky's mit denen von Cam- podea. „Der Sack — den Cholodkowsky im ausgebildeten Zustande als ganz soliden Körper betrachtet — scheint mir noch etwas hohl zu sein und die gelbliche, stark liclitbrechende Fä rbuug des Plasmas der Epithelzellen erinnert sogleich an die Bauchsäckcheu besonders von Campodea und eine schon von Rathke berührte drüsige Function dieses Epithels." Indessen scheint mir auch diese Vergleicliung nicht recht zutreffend zu sein. Bei Campodea fehlen nämlich nach Haase's eigener Darstellung (33, Fig. 2) die Veutralsäckchen gerade am ersten Segment, wo sie bei Blatta und den übrigen Geradflüglern allein entwickelt sind, und an ihrer Stelle beziehungsweise, so scheint es, etwas weiter lateralwärts, ' treten hier deutlich zweigliederige Anhänge auf, die Haase wohl mit vollem Recht als wirkliche Homologa der Brustbeine befrachtet. Mit mehr Recht könnte man vielleicht die ersten Abdominalanhänge gewisser Pterygoten- Embryonen mit den eben genannten Ca»Mj?o(/ert-Stummelbeinen in Beziehung bringen. Hiebei habe ich vor Allem Melolontlia und insbesondere Mantis (Fig 143 a^a) vor Augen, bei welchen diese 1 Ich besitze ein junges Exeuiplnr einer Campodea, au der diese Stummeln niclit ho luiit :ini Seitenrand liegrn, wie in Haase's Figur. Möglicherweise ist aber diese Differenz nur eine selieinliare, insot'erue au meinem stark gequetschten Prä- parat die Kaudpartie stärker ausgedehnt wurde. 710 Veit Graher, Anhänge zu einer gewissen Zeit zwar nicht ganz aber doch beinahe ebenso deutlich zweigliederig wie bei Campodea sind. Speciell bei Meloloidha geht nun bekanntlich allerdings der zweigliederige und beinstummelähnliche Zustand sehr bald in den sackartigen über; allein dies wäre kein Hinderuiss, am erwähnten Vergleich festzu- halten, da ja der sackartige Zustand ganz wohl als eine spätere Anpassung aufgefasst werden könnte und zum Theile auch schon thatsächlich aufgefasst worden ist. Auch scheint bei Mantis, die ich bei dieser Vergleichung besonders im Auge habe, in der That gar keine Umwandlung des zweigliederigen Anhanges in wirklich sackartige Hohlgebilde zu erfolgen. Es sei aber gleich liinzugefiigt, dass auch diese Zusammenstellung keineswegs auf allgemeine Giltigkeit Anspruch machen kann, indem sich u. A. die zweilappigeu Anhänge von Uijdrophilus nicht wohl auf die Campodea-Stummeln zurückführen lassen, es wäre denn unter der selbst erst zu beweisenden Annahme, dass der zweilappige Zustand abermals kein ursprünglicher, sondern ein secnndärer ist. Auch bliebe selbstverständlich, wenn man auch die ersten Anhänge als Beinstummeln auffasste, immer noch die Deutung der übrigen sehr unsicher. Eine besondere Beachtung verdient noch die Frage nach der phylogenetischen Bedeutung der Abdominalauhänge der Hymenoptera und Lepidoptera. Betrachten wir zunächst die Ranpenbauchfüsse der letzteren. Hinsichtlich dieser haben bekanntlich zuerst Th. Gossens (16) und L. Knatz (45) die Beobachtung mitgetheilt, dass bei den Raupen vieler Noctuiden einzelne Bauchfusspaare, z. B. die des dritten und vierten Segmentes, erst im nachembryonalen Leben entstehen, und dass hier also, um mich so auszudrücken, der vielfüssige oder polypode Zustand aus einem wenigfüssigen oder meropoden Zustand hervorgeht. Mit Rücksicht auf dieses Factum und den Umstand, dass die larvälen Lepidopteren-Bauchanhänge über- haupt grossen und offenbar durch die Lebensweise der Raupen bedingten Schwankungen hinsichtlich ihrer Zahl und ihrer Entwicklung unterliegen, befrachtet sie nach dem Vorgange Brauer's und Anderer auch Haase als secuudäre Bildungen, eine Auffassung, der ich in meiner Folypodiearbeit aus embryologischen Gründen beigetreten bin. Dagegen neigt speciell Cholodkowsky (11) mehr der Ansicht zu, dass auch die Raupenfüsse primäre Abdominaianhänge sind, indem er S. 97 sagt: „es scheint also kein Grund vorzuliegen, die „pedes spurii" der Ranpen als secundärc Bildungen zu betrachten". Betrachten wir \mn Hylotoma, so kann es zunächst keinem Zweifel unterliegen, dass hier im embryonalen Zustand wirklich eine continuirliche Reihe den Beinen homotoper Bauchanhänge vorhanden ist. Ebenso weiss ich keinen triftigen Grund, weshalb diese Anhänge nicht denjenigen der Geradflügler und Käfer homolog sein sollen. Was dann die Lepidopteren anlangt, so ist zvvai', wie wir gesehen haben, im Allgemeinen die volle Zahl der Bauchanhänge nicht mehr mit Sicherheit nachweisbar; es dürfen aber andererseits doch viel- leicht gewisse prononcirtere Segmentkuppen als im völligen Verschwinden begriffene Überreste von Baucli- anhängen pantopoder Vorfahren angesehen werden und dies urasomelir, als ja, was Haase entgangen zu sein scheint, von Patten bei den nahe verwandten Trichopteren sehr stark entwickelte embryonale Bauch- ansätze nachgewiesen wurden. Um nun auf die larvälen Bauchanhänge zu kommen, so hat man, glaube ich, zweierlei zu beachten. Zunächst ist die schon erwähnte Thatsache nicht zu übersehen, dass manche erst postembryonal auf- treten. Daneben darf aber auch die Möglichkeit nicht bestritten werden, dass an der Stelle, wo die ausschlüpfende Raupe anhangslos ist, und wo erst später „Scheinfüsse" hervorknospen, doch die Anlagen dafür, w enn auch vielleicht in einem sehr latentenZustand, schon im Embryo vorhanden sein und den primären Baiichanhängen der Urinsecten homolog sein können. Bei dieser Auffassung würde also bezüglich des Hinterleibes auf einen wirklich oder latent pantopoden Kmbryonalzustand durch zeitweilige Unterdrückung der Anlagen ein meropoder, beziehungsweise auch Studien am Keimstreif der Insecten. 711 ein apoder Larvenzustaud folgen, und würde dann erst aus diesem wieder ein poly-, beziehungsweise panto- poder neuer Larvenzustand sich ergeben. Es ist aber auch, was ausdrücklich hervorgehoben werden nuiss, ein anderer Fall denkbar. Es ist nämlich denkbar, dass bei diesen Insecten der embryonale Pantopodiezustand selbst ein secun- därer ist. Es kann nämlich die primäre Pautopodie ganz verloren gegangen oder doch völlig latent geworden und ein bis auf die gewissen Afteranhänge ganz apoder Zustand entstanden sein, wie ein solcher u. A. bei vielen Fliegenmaden vorliegt. Darauf können, also rein secundär, durch Anpassung au bestimmte Lebensverhältnisse, an der Larve sich neue Bauchanhäuge gebildet haben. Diese können dann ferner die Veranlassung gewesen sein, dass am Embryo Anlagen solcher Fortsätze auch an jenen Segmenten auftraten, welche im Larven- zustand anhangslos sind, wie uns denn ja u. A. die sogenannten Griflfelbildungcn bei Campodea und anderen Insecten ein lehrreiches Beispiel für eine solche Egalisirung der Arthropodenringe darbieten. Auf diese Weise wäre dann die secundäre Pantopodie der Embryonen entstanden. Man hat sich aber schliesslich noch die Frage vorzulegen, ob niclit vielleicht diese secundäre Polypodie selbst als eine blosse Wiedererweckung eines primär vielfüssigen Zustandes auf- zufassen ist. VIII. Capitel. Anlage und Differenzirung des Bauchmarks. 1. Einleitung und Übersicht der bisherigen Angaben, Obwohl seit den grundlegenden Untersuchungen Hatschek's (34) über die erste Anlage des Centralnervensystems der Insecten schon ziemlich viele embryologisclie Arbeiten erschienen sind, die auch mehr oder weniger die Entwicklung des Gehirns und Bauchmarks behandeln, so ist doch, mit Ausnahme der scliönen Ergebnisse Patten's über die Gehirnaulage, kaum ein bemerkenswerlher Fortschritt zu ver- zeichnen und blieben selbst eine Reihe sehr naheliegender und relativ leicht zu lösender Fragen unaufgeklärt. Wie icii bereits in meiner Muscidenarbeit hervorgehoben habe, ist bisher merkwürdigerweise insbesondere das Studium der Bauchmarksanlage am isolirten Keimstreif ganz und gar vernaclilässigt worden, offenbar in der leider noch immer von manchen Forschern getheilten Meinung, dass man ja, was aber nur vom tiieoretisclien Standpunkt aus richtig ist, mittelst der Schnittmethode ohnehin Alles klarstellen könne. In der Folge will ich nun den geehrten Fachgenossen in erster Linie gerade solche Totalansichten der Bauchmarksanlage vorführen, und wird man, glaube ich, daran erkennen, dass sich da thatsächlich, und zwar auch bezüglich der schon fast ausgebildeten Ganglien, manche neue Verhältnisse enthüllen, die dann freilich erst an Schnitten genauer zu untersuchen sind. ' Wir beginnen mit Hatschek's fast ausschliesslicii auf Querseimitte von Keimstreifen der liomhyx chnj- sorrlioea gegründeten Angaben. Er zeigte zuerst, dass (S. llS) das Baue li mark — auf letzteres beschränke ich mich hier fast ausschliesslich — aus drei faltenartigen Eetodermwülsten entsteht, nämlich aus einer medianen einspringenden Falte und aus einem Paar der Medianfurche direet anliegender, nach aussen vor- springender Falten oder Wülste. Erstere Bildung nannte er Primitivfurche, letztere Primitivwülste, Ausdrücke, wofür wir nach dem Beispiele Tichomirofs (71) die Termini mediane und laterale Neural- falte, beziehungsweise Neuralwulst oder Neuralstrang gebrauchen wollen. Speciell in den Primitivwülsteu sondert sich das sonst überall einschichtig bleibende Ectoderm in zwei Zellenlagen, eine oberflächliciie, die llypoderniis, und eine tiefe, welche letztere in den Primitivwülsten den Seitenstrang bildet. Im folgenden Stadium (S. 120) liat sich die Medianfurche so sehr vertieft, „dass ihre Wandungen jetzt einen faltenförraig eingestülpten Strang mit spaltförmigem Lumen darstellen", den Mittelstrang. Die 1 Vor gl. hierüber auch Reiclicubach (70, S. 8-1). 712 Veif Graber, Bauchmarksanlage ist aber noch nicht gegliedert, und lässt sich vergleichen einem in Einstülpung begrif- fenen Medullarrohr mit verdickten und mehr selbständigen Seitentheilen. „Dem Mittelstrang wird vorne durch die Oesophaguseinstülpung eine Grenze gesetzt. Die Seitensträuge erstrecken sich aber bis in den vorderen Theil des ersten Segmentes, wo sie mit den seitlichen Anlagen des Gehirns in Verbindung stehen, welche, als Verdickungen der Kopflappen entstehend, jetzt noch eine ziemlich flächenhafte Ausbreitung zeigen und sich auch noch nicht von den oberflächlichen Ectodermzellen losgelöst haben." Wichtig für unsere eigenen Auseinandersetzungen sind Hatschek's Angaben über das Verhalten im nächsten Stadium (S. 121). Sie betreffen den Zustand der Anlage einerseits an den späteren Ganglien und andererseits auf den Zwischenstrecken,' Während Hatschek betreffs der ersteren oder der ganglionalen Strecke ausdrücklich anführt, dass der Mittel st rang mit den Seiten strängen verschmilzt und sich vom Ectoderm loslöst, gibt er hinsichtlich der Interganglionalstrecke an, dass „hier der Mittel- strang mit dem Epithel der Oberfläche im Zusammenhang bleibt und nur die Seitenstränge in die Bildung des Nervensystems eingehen, um die Längscommissuren zu bilden." „Überdies verliert der Mittelstrang an diesen (iuterganglionalen) Stellen sein Lumen, indem dasselbe durch Höherwerden der Zellen des Bodens der Einstülpung gleichsam verdrängt wird. Auf diese Weise bildet sich nun zwischen je zwei Ganglien eine zapfenförmige Fortsetzung des oberflächlichen Epithels, durch welche die Continuität im mittleren Theil e des Bauchstranges unterbrochen ist." Bezüg- lich des letzteren Verhaltens constatirt übrigens Hatschek selbst eine Ausnahme, indem er (S. 122) bezüglich der guathalen Segmente, wo das untere Schlundganglion entsteht, hervorhebt, dass anfänglich auch hier „inter- ganglionäre Zapfenbildung" eintritt, dass aber dieser Zapfen in die Bildung des Nervensystems einbezogen wird und eine Loslösung vom Epithel erfährt. Was die histologische Diiferenzirung betrifft, so erwähnt Hatschek vor Allem (S. 122) ein longitudi- nales Faserbündel in der ganzen Ausdehnung der Lateralstränge. „An manchen Querschnitten der Ganglienanlagen trifft man ausserdem noch einen queren Faserverlauf, der von einem Seitenstrang in den anderen übergeht, den Mittelstrang oberhalb des noch persistirenden Einstülpungsspaltes durchsetzend. Das Auftreten der Faserung in massigen scharf abgegrenzten Fasersträngen scheint der Anschauung günstig zu sein, dass die Nervenfasern durch fibrillären Zerfall von Zellen ent- stehen". — Ähnliche Verhältnisse hat dann nach Hatschek's Angabe Reichenbach auch bei Vespa constatirt. Weitere Mittheilungen über die Bauchmarksanlage, und zwar gleichfalls wieder bei Schmetterlingen, (B. mori) machte Tichomirof, und darf ich wohl die wesentlichsten Punkte schon aus dem Grunde hervor- heben, weil sie den deutschen Faehgeuossen bisher grösstentheils unbekannt geblieben sind. Tichomirof constatirt zunächst, und zwar gleichfalls an Schnitten, eine Verdickung des Ectoderms beiderseits der Median- fiirche. Diese Verdickung beruht auf einer raschen, der Oberfläche parallel erfolgenden Zelltheilung. „Es treten (S. 50) immer mehr und mehr solche Zellen auf, die einen zweiten unteren (d. i. der Leibeshölde zuge- kehrten) Kern haben. Die betreffenden unteren (inneren) Zelltheilstücke schnüren sich nach und nach ab und so wird das Ectoderm mehrschichtig." Obwohl aber die betreffenden Zellen anfangs alle karyokinetische Figuren zeigen, konnte doch Ti cho mirof nie wirklieh zweikernige Elemente imterscheiden. „Sobald (am vierten Tag der Frühjahrsentwicklung) die Differenzirung des Bauchmarks beginnt, sieht man oberflächlich nur eine schwache Medianfurche (Fig. 3, Taf. III). In der Folge vertieft sie sich und erreicht am siebenten Tag ihre grösste Entfaltung. Vor dem Mund verflacht sie sich ein wenig und endigt vor dem After mit einem abgerundeten und etwas erhöhten Rand Auf den ganglionalen Strecken vertieft sich die Medianfurche stärker und wird zugleich mit den Lateralsträngen abgeschnürt. Dabei kommt es aber blos zu einer 1 Behufs kurzer Bezeichnung schlage ich die Ausdrücke gauglioual und interganslioual vor, wobei letzterer Terminus natürlich von dem in einem anderen Sinne gebrauchten Begriff „interganglionär" wohl zu unterscheiden ist. Stildien am Keimsireif der Jnsccfcn. 713 Abscliniirung des Bodens der Medianrinne, während der übrige (äussere) Tlieil der Wandung der Furche mit dem Eotoderm verbunden bleibt." Tichomirof bemerl^t dann weiter, dass sicli die ganglionalen Strecken der Seitenstränge früher vom Ectoderm lostrennen, als die inter- ganglionalen, aus denen die Längsconimissuren entstehen. Dabei soll die interganglionale Median- einstülpung an der Bauchniarksbildung gar keinen Antheil nehmen. Ferner soll die Median- furche, da sie auf den ganglionalen Strecken blos mit dem innern Theil der Wand an der Ganglienbildung participirt, selbst noch nach vollendeter Differenzirung der Ganglieuket te in ihrer ganzen Länge sichtbar sein. Tichomirof versucht dann zunächst, was Heider unbekannt geblieben zu sein scheint, die neurale Falten- bildung auf mechanische Ursachen zurückzuführen. „Die sich rasch vermehrenden Ectodermzellen üben augen- scheinlich einen Druck auf das sie umgebende Gewebe aus. Dadurch entsteht die Ausstülpung der Keim- wülste in der Richtung des geringsten Widerstandes." Im Gegensatz zu Hatschek, der das untere Schln ndganglion nur aus dem Meso- und Metagnathal- Ganglion entstehen lässt, zeigt dann Tichomirof zum ersten Mal und zwar in völlig überzeugender Weise (vergl. u. A. dessen Längsschnitt, Xylogramm 39 u. 40), dass es aus der Verschmelzung aller drei Gnathalganglien entsteht. Analog dem unteren Schlundknoten entstellt nach ihm auch der letzte Abdominalknoten aus der Zusammen- ziehnng des 10., 9. und 8. Hinterleibsganglions. Was die Differenzirung und Vertheilung der Gangliensubstanz anlangt, so unterscheidet Tichomirof u. A. dreierlei Faserstränge, nämlich 1. longitudinale, 2. „bogenförmige" Querstränge und 3. vertical — „von oben nach unt en" — verlaufende. Die Fasern sind nach ihm „zweifellos" von Zellen abzuleiten. Die peripherischen Nerven treten schon sehr früh, zum Theile schon vor der Differenzirung des Muskel- gewebes, auf. Auffallend bleibt es, dass Tichomirof, obwohl er viele Längsschnitte studirte, den Ganglien doch nur eine einzige Quercommissur zuschreibt. Sie erscheint am Längsschnitt Fig. 40 als heller Fleck innerhalb des Zellenpoisters und findet man dem entsprechend am unteren Schluudganglion und am End- gangliou drei solcher heller Inseln. Auffallend ueune ich aber diese freilich noch in der neuesten Zeit wieder- kehrende Darstellung desshalb, weil ja bekanntlich die Duplicität der Quercommissur vieler Insecten speciell durch die classischen Untersuchungen Leydig's (49) längst nachgewiesen ist.' Besonders wichtige neue Aufschlüsse verdanken wir dann Ayers (1) in Bezug auf Oecanthiis; des Raumes wegen muss ich mich aber auf die Hervorhebung einiger weniger Hauptpunkte beschränken. Höchst bemerkenswerth ist vor Allem der Nachweis (S. 252), dass sich der .Mittelstrang nicht blos wie Hatschek gemeint hatte, auf den ganglionalen, sondern auch auf den interganglioualen Strecken, also in der ganzen Läugenausdehnung der primären Medianfurche vom Körper integument ablöst. Weiters hebt Ayers ausdrücklich hervor, dass die beiden ursprünglich als selbstständige Ganglien auftretenden Lateraltheile der ganglionalen Strecke durch zwei vom Mediantheil ausgehende und aus feinen Fäden bestehende Qnercommissuren verbunden werden. Diese beiden Querbänder bleiben aber angeblich nicht lange getrennt, sondern verschmelzen miteinander und erscheinen dann als Cunnectiv der cen- tralen Ganglientheile. Der abgelöste Medianstrang — dies ist eine neue wichtige Angabe — unterliegt aber auf den interganglioualen Strecken d. i. zwischen den Läugscommissuren, einer Rückbildung und erscheint später zur Zeit der Rückenschliessung als ein schmaler Zellstrang von dreieckigem oder kreisrundem Querschnitt, dessen Endschicksal aber Ayers nicht ganz klar geworden ist. Er hält es jedoch für wahr- 1 Eine doppelte Quercommissm- sehen wir u. A. auf Leydig's Taf. VI, Fig. 2 bei einer Tipula, dann auf Tat'. VII, Fig. 2 bei Jiomhus und auf T.if. IX, Fig. 2 bei Carahus. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. LVII. Bd . qq 714 Veit Oraher, scheinlich, dass am Thoracalabscbuitt daraus die zur Anheftiiug der Bein- und Flügeluiuskeln dienenden Endoskelet-Theile entstehen, während am Hinterleib eine völlige Rückbildung erfolgen dtirfte. Auch bei Oecanthus entspricht das untere Schlundganglion, entgegen Hatschek's* Annahme, der Summe dreier Primärganglien. Auf Längsschnitten (S. 253, vergl. PI. 22, Fig. 1) erscheinen die Längsoommissuren als continuirlich vom Gehirn bis zum letzten Abdominalganglion sich erstreckende Faserbündel, — „unbroken bundles of fibres" — die aber innerhalb der Ganglien in Folge ihrer Verbindung mit dem Querconnectiv ver- breitert sind. Die peripheren Nerven betrachtet Ayers (S. 253) wenigstens bezüglich ihrer Wurzeln als einfache (anfangs fingerförmige) Auswüchse oder Verlängerungen der Fasern der Quercommissuren, eine Anschauung, die in niehrfaclier Beziehung der Wirklichkeit widerspricht und n. A. auch die schon wiederholt constatirte Thatsache unberücksichtigt lässt, dass Fasern der Längsoommissuren unmittelbar, d. i. ohne Ein- schaltung von Zellen, in die Nerven übergehen. Patten (66) lässt es bei Neophalax zunächst zweifelhaft, ob der Medianstrang wirklich bei der Bildung der Qnercommissur betheiligt ist. Letztere ist auch nach ihm (vergl. seine Zeichnungen 31 u. 37) ganz sicher in der Anlage doppelt, er behauptet aber, dass die Duplicität beim en twickelten Embryo verloren gehe und hält es für möglich, dass die von Leydig bei verschiedenen Imagines nach- gewiesenen zwei Quercommissuren „secundäre Modificationen" sind. Bemerkt sei noch, diiss speciell Patten's Darstellung der Faserzüge am Längsschnitt, Fig. 37. stark schematisirt sein dürfte und ferner, dass das Verhalten des Mittelstranges auf den interganglionalen Strecken unberücksichtigt bleibt. Einige sehr werthvolle Daten gab ferner Korotnef (42) bezüglich der Gnjllotalpa. Zunächst hebt er (S. 589) hervor, dass die Differenz! rung des Bauchmarks „vom vordem zum hintern Ende absteigt", derart, dass sie am Abdomen noch kaum zu bemerken ist, wenn die Thoracalkno ten schon stark hervorragen. Ferner fasst er die Beziehung zwischen den ganglionalen und interganglionalen Theilen so auf, dass es anfangs „fast keine Commissuren" gibt, so dicht legen sich die Nervenganglien gegen einander. Wichtig sind dann besonders die Angaben über die Genese der Nervenzellen. „Einige der Ectodermzellen (Fig. 60, ec, n), welche die Nervenauftreibung bedecken, fangen an zu wachsen, ihre Kerne vergrössern sich bedeutend und zeigen dabei eine karyokinetische Figur. Hat die betreffende Ne uroectpderm- zelle eine bestimmte Grösse erreicht, so sinkt sie in die Tiefe. Jede Gangliouzelle theilt sich dabei, eine ganze Folge von neu entstandenen Zellen bildend", die sich (vergl. Fig. 60") kettenartig aneinanderreihen. Korotnef theilt ferner Hatschek's Ansicht, „dass der Mittelstrang (vergl. Fig. 62, md) nur in der Gegend jedes Nervenknotens Theil an der Bildung des Nervensystems nimmt.'' „Zwischen den Commissuren ist anfänglich der mittlere Strang ganz apart, unabhängig von den Commis- suren selb st, zu sehen, später aber geht er zu Grunde." Korotnef macht dann noch einige Mittheilungen über die postembryonale Entwicklung. Er unterscheidet ausser der äusseren Nervenschoide noch eine innere Neuroglia, welche den tibriilären von dem zelligen Theil der Ganglien trennt. Diese Scheide zeigt anfangs nur sehr lockere Kerne. Später aber sind die Neuroglia- Elemente sehr zahlreich (vergl. Fig. 8b, seh') und bestehen aus lauter „amöboiden Zellen" mit sich stark färbendem Kern, die nach Korotnef wahrscheinlich eingewanderte Blutkörperchen sind. Beachtenssverth ist ferner eine Angabe Grassi's (26, S. 28), nach welcher mindestens der centrale Theil der einzelnen Ganglien auf die Weise entstünde, dass sich hier das gesammte Ectoderm in Gangiicn- substanz verwandle. Die äussere Bedeckung soll dann später auf Kosten des umgebenden Ectoderms neu gebildet werden. Ebenso leitet Grassi die Quercommissuren, deren Anzahl für je ein Ganglion aber nicht angegeben wird, von demjenigen Ectoderm ab, „welches längs der Medianlinie zwischen den einzelnen Ganglien übrig bleibt." 1 Irrthiimlicher Weise schreibt Ayers Hatschek's Angabe mir zu. Studien am, Keimstreif der Inseden. 715 Ich selbst gab die ersten Totalansichten der Bauchmarksanlage. So in Fig. 1 n. 2 meiner Polypodiearbeit bezüglich des Hydrophiliis und dann in Fig. 1 meiner Schrift über die Segmentirung hinsichtlich von Melolontha Auch wurde in Fig. 2 der erstgenannten Schrift die enge Beziehung der Seitenstränge zu den anliegenden Segiuenttheilen veranschaulicht. Weiterhin finden wir einige wenigstens zur beiläufigen Orientirung über die gröberen topographischen Verhältnisse der il/e?oZowStadium, das einem Embryo mit schon vollendetem Rückenrohr angehört, fjist genau so, wie das Eingangs betrachtete Endstadium, Fig. 45. Man beachte insbesondere, dass der interganglionale Mittelstrang ganz geschwunden ist, wobei, wie aus den folgenden Mittheilungen sich ergibt, wenigstens ein Theil seiner Zellen mit dem Ganglion verschmelzen dürfte. • Wir besichtigen nun einige das HydropMlus-BsiVichimivk betreffende Querschnitte. Das Diagramm Fig. 46 zeigt das Hinterende des Mesothoracal-Ganglions. Die Seitenstränge l haben noch keine Fibrillärsubstaiiz, sind aber von der Hypoderinis Hi/ schon völlig losgelöst. Dagegen sind die langen Cylinderzellen des dem hintern Zcllenlager entsprechenden Mitteltheiles m, ähnlich, wie wir es oben bei Melolontha sahen, durch dünne, wurzel- artige und plasmalose Fortsätze noch mit der Hypodermis verknüpft, welche letzteren an der betreffenden Stelle, wie Solches auch von C. Heider an manchen Figuren dargestellt wird, kernlos ist. Die Lostrennung der Ganglien erfolgt somit hier an den Seitentheilen beträchtlich früher, als in der Mittel- partie. In den Ecken rechts und links vom Ganglion Fig. 47, wo C. Heider (seine Figur 150 und 151) eine Gruppe von Ectodermzellen angibt, aus denen das Ventralseptum entstehen soll, kann ich solche Zellen nicht finden, wohl aber sieht man über dem Ganglion ein Band von Mesodermelementen ms. Beachtenswerth sind die mitten durch die interganglionale Zone gehenden Diagramme. Hier liegt nämlich wohl beiderseits der Medianfnrche ein der Längscommissur entsprechender, aber noch faserloser Seitenstrang; dagegen fehlt hier der bei Melolontha entwickelte selbstständige und continuirliche interganglionale Mittel- strang und zeigt auch die Bodenwand der Medianfurche keine Spur einer Spaltung. Die Abwesenheit eines continuirlichen Mittelstranges erhellt ferner auch aus den Schritten, die einem Stadium angehören, wo bereits das Rückenrohr gebildet ist. Bezüglich des interganglionalen Theiles lassen es die Schnitte zweifelhaft, ob gewisse Zellen als Überreste einer interganglionalen Medianbildung oder als ßestandtheile des vorderen, bezie- hungsweise des hinteren ganglionalen Zellenlagers aufzufassen sind. Der Schnitt Fig. 48 ist von einem fast reifen Embryo. Er zeigt uns die Längscommissuren zwischen dem dritten und vierten Hinterleibsganglion. Das dicke Faserbündel ist von einem Kranz von Kernen umgeben, an deren Aussenseite eine dünne, homogene Membran sichtbar ist. Die Längscommissurenscheide macht somit mehr den Eindruck eines mit einer Cuticula versehenen Epithels, als den einer binde- gewebigen Umhüllung. Beide Längscommissuren stehen einander viel näher, als im früheren Stadium. Es findet somit, was aus der Vergleichung der in toto herauspräparirten Ganglienketten Fig. 44 u. 45 noch deutlicher erhellt, im Bereiche des Abdomens eine Annäherung der Längscommissuren statt, während sie innerhalb der Brust weiter von einander getrennt bleiben. Zwischen den Commissuren zeigt unsere Figur ein Connectivgewebe, das ich aber im Hinblick auf die früheren Zustände als eine Wuche- rung der mesodermalen Schichte betrachten möchte. Dieses Connectiv ist auch mit dem Darnifaserblatt df verknüpft. Von einem Ventralseptum, wie es C. Heider erwähnt, ist weder hier noch in der Brust etwas zu erkennen. Während auf dem von C. Heider in Fig. 149 abgebildeten Gehirnschnitt nur zu äusserst grosse Ganglienzellen vorkommen, nach innen zu aber eine dicke Lage relativ kleiner, unipolarer Zellen zu sehen ist, besteht an den fertigen Brustganglien fast die ganze Masse der Zellen aus grossen, birnförmigen Elementen, und sind kleinere Zellen nur in der allernächsten Umgebung der fibrillären Theile erkennbar. Auch zeigen die Kerne der grossen Zellen hier entschieden eine andere Beschaffenheit als auf der Figur C. Heider's. Sie 1 Fig. 44 zeigt liuks die schoD hoch entwickelte Anlage des Traelicenliiiigsstamnies. Zugleich ersieht mau aus diesem Präparat, dass die ausschliessliche Anwendung der Querschnittmethode leicht zu Irrungen Anlass gibt. Während nämlich C. Heider S. 57 den Tracheenlängsstamra schon vor dem Hiillenriss ein continuirliches Rolir sein lässt, besteht er in Wirklichkeit noch lange nachher aus einer Rciiie völlig separirtor Kammern. Auch die Ver- theilung der Seitenäste wird von C. Heider nicht richtig dargestellt. Studien am Keimsfrelf der Tnseden. 723 enthalten nämlich hier nicht zahlreiche kleine Kern , beziehungsweise Chromatiukörperehen, sondern einen grossen Nacleolus oder aber neben dem grossen noch einige kleinere tingirte Corpuscula. Wir werfen nun zunächst einen Blick auf die Bauchmarksflächeubilder von Melolontha in Fig. 59 u. 60. In Fig. .59 sehen wir zwischen den Ganglien einer- und den Längscommissuren andererseits deutlich den interganglionalen Mittelstrang. Die Zellen des letzteren erscheinen aber vorwiegend in der Nähe der Ganglien angehäuft, während die Mittelpartie sehr zellenarm ist. Betrachtet man daneben den älteren Zustand (Fig. 60), so erkennt man sofort, dass eine noch weitere Reduction des Mittelstranges stattgefunden hat, indem von ihm nur mehr zapfenartige Anhänge am vorderen und hinteren Ende der Ganglien sichtbar sind, welche Zapfen später, wie Fig. 72 lehrt, unter gleichzeitiger Verkürzung der Längscommissuren ebenfalls verschwinden. Aus diesen Flächenbildern nun schliesse ich im Zusammenhang mit dem oben an den Querschnitten dargestellten Verhalten, dass das Zellenmaterial des interganglionalen Mittelstranges, zum Theile wenigstens, mit den Ganglien vereinigt wird, oder, mit anderen Worten, dass eine Ver- grösserung des ganglionalen Mitteltheiles auf Kosten des interganglionalen erfolgt. Zur besseren Veranschaulichung der bezüglich des Mittelstranges von Melolontha gewonnenen Ergebnisse sowie einiger anderer die Bauchmarksentwicklung betreffender Verhältnisse, mögen die schematischen Zeichnungen, Holzschnitt Fig. 34 — 38, dienen. Fig.' 37. Fig. 38. Fiff. 84. Fig. 35. Fig. 36. ni(hm) # '9 '9 Fig. 34 — 38',Schematische Längsschnitte durch die Anlage dei- Ganglienkette von Melolontha. Fig. 34 — 36 Horizontale, Fig. 37, 38 sagittale Schnitte, m iuterganglionaler Mittelstrang, vm vorderes, hm hinteres Mittelzellenlager, vs, hs, ms vorderes, mittleres und hinteres seitliches Zellenlager, g gauglionale, ig interganglionale Strecke, Hi/ Hypodermis. Xylogi-amm Fig. 34 — 36 zeigt drei Stadien von der Fläche. Im ersten, Fig. 34, ist der Mittelstrang ni noch völlig erhalten. Quer- und Längsfasern sind erst innerhalb der Ganglien entwickelt, fehlen aber noch in den Längscommissuren. Im Stadium II, Xylogramm 35, ist der Mitteltheil des Medianstranges bereits ver- schwunden und erscheinen seine Überreste als zapfenartige Gebilde mit dem hinteren hm und dem vorderen ganglionalen Zellenlager vm vereinigt. Die Längscommissuren haben bereits Fasern. Im Stadium III, Xylo- gramm 36, endlich ist jede Spur eines selbstständigen interganglionalen Mediantheiles verwischt. Die Xylogramine Fig. 37 u. 38 geben mediane Längsschnitte durch drei aufeinanderfolgende Bauchmarks- knoten. Fig. 37 ist ein Stadium, wo der ganglionale g und der interganglionale Mediantheil ig mit dem Ectoderm, beziehungsweise der späteren Hypodermis Hi/ noch fest verbunden ist. Das Schema verdeutlicht, dass auf den ganglionalen Strecken das Plasma der Ectodermzellen ein- schliesslich der Kerne ganz und uugetheilt in die Ganglien übergeht, während interganglional eine Theilung 91 ■* 724 Veit Graber, des Plasmas und der Kerne in zwei .Schiebten erfolgt, von welchen nur die dickere Iiinenlage an der Bauch- marksbildung Anf heil nimmt. Schema Fig.38 versiunlicht dann den späteren Zustand nach erfolgter Lostrennung der Ganglienkette von der Hypodermis Hy. Die Ganglieureilie ist ursprünglich auch in der Medianzoue unter Vermittlung des intcrganglionaleii Stranges ig eine contiiiuirliclie Bildung. (Im hinteren Theil der Figur.) Später aber, wenn der interganglionale Strang in der Mitte sieh trennt und seine Zellen — was vorläufig aber blos Annahme ist — sich au dessen Enden zurückziehen (vorderer Theil der Figur) entsteht eine Discontinuität. Wir besichtigen nun zunächst einige Bauchmarksflächenbilder von Lina. Fig. 33 zeigt die Bauchtheile des zweiten und dritten Abdominalsegmentes. Jede Hälfte eines Metamers sondert sich in zwei Stücke, in ein medianes btn, die seitliche Anlage des Bauchmarks, und in eine laterale, das Stigma st enthaltende Platte ;j, die laterale Ventralplatte. Hiebei werden, wie die Figur lehrt, diese zwei Ectoderm- Areale derart von einander abgegrenzt, dass die lateralen Ganglionalplatten eine fast nierenförmige Contour erbalten. Fig. 34 ist von einem 27^ Tage alten Ei. Man sieht die beiden bereits gegliederten Seitenstränge und dazwischen die noch contiuuirliche Mittelplatte m, welche hinter dem Mund mu aufhört. Der ihmkelrothe, zel- lige Kahmen beiderseits der Miltelplatte entspricht dem äusseren Rand der Medianfurche uud zeigt je nach der Einstellung des Mikroskops ein verschiedenes Aussehen. Auf den interganglionalen Strecken treten diese u. A. auch in Fig. 43 (bei Hydrophilus) sichtbaren, mit o bezeichneten Leisten weiter auseinander und biegen sich seitwärts, indem sie hier die intersegmentalen Furchen umgrenzen. Mitten in den ganglionalen Seitentheileu bemerkt man einen hellen Fleck als erste Andeutung der Diife- renzirung der Fibrillärsubstanz. Letztere fehlt aber noch vollständig auf den interganglionalen Strecken, sowie in der Schlund-Commissur sc. Im Stadium Fig. 35 sind die Lateralstränge noch deutlicher gegliedert und hat die fibrilläre Masse an Ausdehnung gewonnen. Leider konnte ich aber an der Mittelplatte bisher keine solchen Differenzirungen wahrnehmen, wie ich sie oben bei Hydropldlus und Melolontlia beschrieben habe und dasselbe gilt u. A. auch für die übrigen von mir untersuchten Insecten. Was die einschlägigen Querschnitte betrifft, so erwähne ich vorläufig ' Folgendes. Au einem ganglio- nalen Diagramm durch das zweite Abdominalsegment eines 47^ Tage alten Keimstreifs zeigt der Mitteltheil die überall wiederkehrende Fächertigur. In den Seitentheilen sieht man einzelne grosse Ganglienzellen, aber noch keine Spur von Fasern. An einem fünf Tage alten Keinistreif ist die Ganglienkette bereits vom Ectoderm abgelöst. An iler interganglionalen Zone ist der Mangel eines Mittelstranges zu constatiren. Zwischen den oberen Schlnndgaiiglien ist bei Lina eine tiefe Eiiifaltung. Diese von mir auch bei den Muscidcn (25 Fig. 19) und von C. Heider bei HydropJiilus nachgewiesene Falte deutet wohl unzweifelhaft daraufhin, dass, im Gegensatz zu Hatschek's Angaben bei den Schmetterlingen, die Mittelpartie des Gehirns in ähnlicher Weise wie der Mediantheil der Bauch marksganglien auf dem Wege der Einstülpung zu Stande kommt. Sonst sieht man noch, dass die zelligen Elemente lediglieh auf der Aussenseite vorkommen, während auf der inneren oder der dem Schlund zugekehrten Seite blos Fasersubstanz liegt. Lehrreich sind auch die Querschnitte durch das Stenobnthrus-Ba,uc\iiaa,rk. An einem 23 Tage alten Keimstreif zeigt der vierte Schnitt, vom Hinterende des Abdomens gerechnet, noch keinerlei Einstülpung, aber eigenthümliche, fächerartig angeordnete, zum Theile auch relativ grosse Kerne, ein Verhalten, das dem des eingestülpten Mediantheiles anderer Insecten nicht unähnlich ist. Es ergibt sich nun die Frage, ob dieser zum Theile auch, wie es scheint, von Will bei den Aphiden beobachtete 1 Da in dieser Arbeit des Raumes wegen nur ein geriuger Tlieil meiner die Nervensysteinentwicklung betreffenden Beob- achtungen niedergelegt ist, i^omme ich auf diesen Gegenstand vielleicht siiäter noch einmal zuriick. Studien am Keimstreif der Insecfen. 725 Zustand uiclit vielleicht in dem Sinne gedeutet werden könnte, dass hier, wenigstens local, der medul- läre Mediantheil niclit durch Invaginatiou, sondern in ähnlicher Weise wie an den Seiten- theilen einfach durch eine locale Wucherung und Diff'ercnzirung der betreffenden Ecto- dermelemente entsteht. Im nächstfolgenden vorderen Schnitt wird auffallenderweise das Fächerbild des früher erwähnten Schnittes vermisst. Wäre die obige Vermuthung über die Entstehung des medullären Mediantheiles richtig, so dürfte diese Region wohl als interganglional aufzufassen sein. Der nächste Schnitt zeigt ähnliche Zustände und tritt hier die Fächerfigur sogar noch deutlicher hervor. Ausserdem ist hier die erste Andeutung der medullären Seitentbeile erkennbar. Ein ganz anderes Bild zeigt der nächste Schnitt (vergl. hiezu Fig. 52). Hier sieht man an der äusseren Oberfläche eine wirkliche Medianeinstülpung und darüber einen im Uinriss fjist kelchglasartigen zelligen Mitteltheil, von dem es mit Rücksicht auf die früher betrachteten Schnitte zweifelliaft bleibt, ob er auch wirklich ein Product der Einstülpung ist. Ausserdem bemerkt man hier an den Seitenwülsteu Bilder, welclie auffallend an jene erinnern, die Korotnef bei Gryllotalpa dargestellt hat. Man beachte vor Allem die zahlreichen nahe der Oberfläche befindlichen, zum Theile mit zwei Kernen versehenen grossen Zellen und dann die reihenweise Anordnung der darüber befindlichen kleineren Zellelemente. Letztere Zustände treten noch deutlicher an einer Serie von Querschnitten hervor, welche einem mehr vorgeschrittenen Keimstreif angehören. Am ersten dieser Schnitte ist ein länglich-keulenförmiger Mediantheil wohl als hinteres Zellenlager zu deuten. Beiderseits sind die Lateral wülste in mehrere Stränge oder Blätter getheilt, deren Zellen offenbar als Theilungsproducte der zum Theile sehr grossen oberflächlichen Neuroectodermzellen anzusehen sind. Der nach hinten zunächst folgende interganglionale Schnitt (zwischen dem Pro- und Mesognathal- ganglion) zeigt eine deutliche Medianeinstülpung und die noch keine Fasern enthaltenden gleichfalls in Blätter gesonderten Anlagen der Längscommissuren. Der Schnitt Fig. 52 gehört dem Mesognathalganglion an, wo die Fasersubstanz bereits eine grosse Mächtigkeit erreicht. Die erwähnte, bekanntlich auch von Reichenbach beimFlusskrebs beobachtete Blätterung der Ganglien- zellen bleibt bei Stenobothrus sehr lange bestehen. So finden wir sie u. A. noch an dem in Fig. 53 abgebil- deten Querschnitt durch das Mittelbrustganglion eines 210 Tage alten (überwinternden) Embryos. Am gleichen Schnitt sieht man auch die Differenzirung der zelligen Elemente des Ganglions in grosse und kleine Elemente, von welchen die letzteren ausschliesslich nur eine dünne Schichte in um die fibrilläre Substanz bilden. Gerade am vorliegenden Präparat macht es mir auch den Eindruck, als ob dort, wo die peripherischen Nerven aus dem Ganglion austreten (an der Figur rechts), die äussere Ganglienscheide mit der inneren kleinzelligen Schichte zusammenflösse; doch sind dies Verhältnisse, die gleich zahlreichen anderen Fragen noch eines genaueren Studiums bedürfen. Einen interganglionaleu Mittelstrang konnte ich nirgends beobachten. Sehr lehrreich ist noch der Schnitt Fig. 55. Er gehört dem Mittelbrustganglion an und stammt von einem nahezu reifen (250 Tage alten) Embryo. Die frühere Blätterung der ausschliesslich auf die Veutral- und Seitenfläche beschränkten Lage der grossen Ganglienzellen ist hier völlig verschwunden, und bezeichnet somit eine blosse Entwicklungsstufe. Dorsal tritt die fibrilläre Partie unmittelbar an das Perineurium pu heran, welches auch hier mehr den Eindruck eines (wohl dem Ectoderm zuzurechnenden) Epithels, als den eines Bindegewebes macht. ' Sehr complicirt erscheint hier ferner die Verbindung des Ventralseptums mit der dorsalen Mittellinie des Ganglions. Man sieht hier eine Bildung, die bei oberflächlicher Musterung leicht als sogenannte Chorda gedeutet werden könnte, die aber in Wirklichkeit aus einem Bündel Längsmuskelu hn besteht, von dem die aus der Figur ersichtlichen bindegewebigen Mediantheile des Septums entspringen. 726 Veif Grab er, Zum Schlüsse werfe man noch einen Blick anf den Medianschnitt eines fast reifen Gryllotalpa-Emhryos in Fig. 14S. Es sind hier getroifen: d sind nur scheinbar äusserliche Einstülpungen, in Wirklichkeit liefinden sie sich, wie Schnitte zeigen, am Grunde eines ziemlich tiefen Proctodaeums. 31. Seitenansicht des Hinterendes eines tingirten und aufgehellten geschälten Eies, um die caudale Keimhülhnfalte zu zeigen. „ 32. Nahe der Medianebene liegender Sagittalschnitt eines IVo Tage alten Eies. Präp. 523 und 525. Vergr. 70/1. „ 33. Ansicht des zweiten uud dritten Abdominalsegmentes eines 2'/., Tage alten Keimstreifs, um die Diffcrenzirung, der Bauchmarksanlage 6»! zu zeigen. P laterale Vcntralplatten. Präp. 449. Vergr. 160/1. 34. Vorderste Partie der Bauchmarksimlage sammt Mund von einem 21/2 Tage alten Keimstreif, und zwar von di^- Ven- tralfläche. Präp. 448. Vergr. 100/ 1. „ 35. Dasselbe von einem 33/4 Tage alten Keimstreif. Präp. 455. Vergr. 130/1. TAFEL m. HydrophUus piceus. Fig. 36. Rechte Hälfte eines isolirten Keimstreifs, ag Augenganglion. Man beachte das noch ganz vereinzelte Mesotho- racalstigma. Präp. 3. Vergr. 70/1. „ 37. Mittlerer Theil eines isolirten Keimstreifs, hauptsächlich um die aus drei Längs Wülsten {m^l) bestehende Bauch- marksanlage zu zeigen. Präp. 18. Vergr. 70/1. „ 38. Vordere Partie eines isolirten Keimstreifs; das Mesothoracalstigma s/j bildet eine auffallend weite Tasche, Die Anhänge des ersten Abdoraiualsegmentes in zwei Läppchen «(«j« und la^a gesondert. Präp. 11. Vergr. 80/1. „ 39. llintertheil eines ungefähr gleichalterigen Keirastrcifs, Das letzte Alidominalstitsma s/g auf dem achten Hinter- leilissegmeut, Präp. 9. Vergr. 50/1. Studien am Keimstreif der Insectm. 731 Fig. 40. Fliielienanaicht der Baiiclimarksaulago zwischen dem zweiten Tliorax- und dem eisten Abdominalsegment. Beider- seits davon Theile der betreffenden Extremitätenanlagen. Präp. 9. Vergr. 130/1. „ 41. Dasselbe von einem etwas älteren Stadium. Man beachte die grossen gelb markirteu Ganglienzellen am Hinter- ende der medianen Medullarplatte hm. Präp. 11. Vergr. 130/1. „ 42. Mittlerer Theil eines isolirten Keimstreit's im Stadium kurz vor dem Hlillenriss. Die Abdominalanhänge erscheinen in zwei Lappen {»la^a, la^a) gesondert. Präp. 17. Vergr. 70/1. „ 43. Flächenansicht des Bauchmarkes im Stadium des Hüllenrisses. L,,, L^ laterale Ventralplatteu des zweiten und drit- ten Abdomiualsegraeutes. Am Hinterrande der letzteren Spuren der als solche verschwindenden Anhänge. Präp. 14. Vergr. 130/1. TAFEL IV. Hydrophilus und Stenobolhrtis variabilis. (Fig. 44 — 48 Hydrophilus.) Fig. 44. Ventntlansicht eines Theiles des Abdomens nach vorausgegangener ÖtFuung des Embryos und Entfernung des Dotters im Stadium der breiten Rückenplatte, tr noch in segmentale (aber inteisegnieutal postirte) Kammern getheilter Traeheenläugsstamm. Der zu den Ganglien gehende Tracheenast ti--^ endigt am Ganglion mit einer knospenartigen Anschwellung. Präp. 4-27. Vergr. 50/1. „ 45. Partie der isolirten Ganglienkette vom ersten und zweiten Abdominalsegment. Stadium des in den Dotter sich einsenkenden, durch zwei dorsale Längsfalten ausgezeichneten einschichtigen Rückenrohres. Präp. 429. Vergr. 130/1. Fig. 46 — 48 Querschnitte durch die Bauchmarksanlage. „ 46. Hinterende des Mittelbrustganglions. ) y^^ ^^^ HülleDriss. „ 47. Mitte des Hinterbrustganglions. ) „ 48. Fast reifer Embryo. Zwischen dem dritten und vierten Abdominalganglion. Präp. 65. Vergr. 250/1. (Fig. 49 — 55 Nervensystem von Sienobothrus variabilis.) „ 49. Querschnitt durch das Ei Fig. 88. Pnip. 134. Vergr. 70/1. „50. „ „ das vierte Abdominalsegment des Keimstreifs Fig. 84. /■ lateraler, q medianer Abschnitt des Ptytchoblastes. „51. „ ri das erste Abdominalsegment des Keimstreifs Fig. 86. Rechts segmental, links intersegmental Präp. 152 und 147. Vergr. 1(10/ 1. „ 52. „ „ die Mitte des zweiten Abdominalganglions eines 30 Tage alten Embryos. Präp. 147. Vergr. 190/1. „ 53. „ ,, die Mitte des Mesothoracalganglions eines 210 Tage alten überwinternden Keimstreifs. Präp. 265. Vergr. 200/1. „ 54. Sagittalschnitt durch die ersten Abdominalganglien eines 180 Tage alten Keimstreifs. Präp. 183. Vergr. 130/1. „ 55. Querschnitt durch die Mitte des Mesothoracalganglions eines fast reifen Embryos, bii Mediane Läugsnmskcln zur Befestigung des Ventralseptums. Präp. 648. Vergr. 190/1. TAFEL V. Melolontha vulgaris. 8 Tage altes geschältes Ei mit dem Keimstreif. Vergr. 16/1. Isolirter Keimstreif von einem 15 Tage alten Ei. Die Mesoblastsäcke ersciieiuen zum Theile fast intersegmental gelagert und aus ihrer ursprünglichen Stellung verschoben. Präp. 28, 63, 88 und 92. Vergr. 30/1. 16 Tage altes geschältes Ei mit Keimstreif. Vergr. 10/1. Hinterende eines isolirten Keimstreifs (16 Tage), a-ja, Oga etc. die in die lateralen Bauchplatten übergehenden Ven- tralanhänge. After an dreistrahlig. Präp. 38. Vergr. 50/1. Hinterende eines etwas älteren (17 Tage) Keimstreifs. Die zwei Endganglien »g, a.j verwachsen. Präp. 67. Vergr. 50/1. 19 Tage altes geschältes Ei mit Keimstreif. Vergr. 10/1. Isolirter Keimstreif von einem 22 Tage alten Ei. Vergr. 10/1. Querschnitt eines Keimstreifs im Stadium Fig. 57, und zwar durch das erste Abdominalsegmeut. Der Mesoblastsack (Mc) ist nur von einer Seite (jirg) von einem Epithel umgeben. Präp. 94. Vergr. 100/1, Fig. 64—66 Querschnitte durch die Bauchmarksanlage im Stadium Fig. 58. Die fibrilären Partien sind gelb markirt. Mitte des dritten Abdominalganglions. Interganglionale Strecke zwischen dem ersten Abdominal- und dem dritten Brustganglion. Mitte des Metathoiaoalganglions. Fig. 67— 70 Baucliniarksquerschnitte im Stadium Fig. 62. Präp. 99. Vergr. 200/1. 67. Interganglionale Strecke zwischen dem letzten Brust- und dem ersten Hinterleibsganglion. 92* Fig. .56. » 57. n 58. n 59. n 60. n 61. ;i 62. n 63. n 64. ■■> 65. '1 iHj. 732 Veit Grab er, Fig. 68. Mitte des ersten Hinterleibsgaiiglions. 69. ^ „ „ „ in einem etwas späteren Stadium. „ 70. Die ectodermale lutegumeutplatte stärker vergrössert. 71. luterganglionale Strecke zwischen dem Metathoracal- und dem ersten Abdominalganglion im Stadium der breiten Rückenplatte. Präp. 245. Vergr. 200/1. 72. Horizontalschnitt durch das erste und zweite Abdominalganglion eines fast reifen Embryos. Präp. 85. Vergr. 200/1. TAFEL VI. Stenobothrus varidbiUs. Isolirte Keimscheibe eines 19 Tage alten Eies. Rechts die innere KeimhüUe entfernt. Präp. 122. Vergr. 80/1. Isolirte Keimscheibe eines späteren Stadiums. Es hat sich bereits das untere Blatt oder der Ptychoblast Pt ein- gestülpt. Präp. 665. Vergr. 80/1. Isolirter Keimstreif mit dem wurstförmigen Ptychoblast. Präp. 125. Vergr. 80/1. „ „ Differenzirung in Urkopf und Urrumpf. Präp. 126. Vergr. 80/1. „ eines 25 Tage alten Eies. Präp. 660. Vergr. 80/1. 26 „ „ Sonderung des Ptychoblasts in Macrosomiten. Präp. 659. Vergr. 80/1. Präp. 130 und 131. Vergr. 80/1. 28— 32 Tage. Präp. 654. Vergr. 80/1. Präp. 653. Vergr. 80/1. Die Ptychoblastpartie a\, a'n in Fig. 81 stärker vergrössert. Man beachte die Kemfiguren der wuchernden Zone. TAFEL VIL Stenobotfi/rus variabilis. Fig. 83. Isolirter Keimstreif. Präp. 657. Vergr. 80/1. „ 84. „ „ „ 651. „ 80/1. „ 85. „ „ „ 102. „ 70/1. „ 86. „ „ „ 117. „ 70/1. „ 87. Geschältes 10 Tage altes Ei mit der ersten Keimstreifanlage ks. Vergr. 10/1. „ 88. Dasselbe in einem späteren Stadium. n 89. n n n ri n „ 90. Reifer Embryo in der geöffneten Sehale. „ 91. Bisquitförmiger Anhang des ersten Abdominalsegmentes von einem 176 Tage alten Ei in seiner natürlichen Fär- bung. Präp. 268. Vergr. 130/1. „ 92. Querschnitt durch den ersten Abdominalring eines 210 Tage alten Embryos. Präp. 265. Vergr. 200/1. TAFEL Vm. Pteris crataegi. Isolirter Keimstreif vom 2. 'Pag. Präp. 616. Vergr. 130/1. Fig. 73. JT 74. 7T 75. n 76. n 77. n 78. V 79. V 80. n 81. Tt 82. 'iff- 93. n 94. n 95. n 96. ,. 97. n 98. 31 99. n 100. rt 101. n 102. n 2V2 >, n 617. « 130/1. n 4V2 . n 618. n 130/1. rt 43/4 . » 621. 7) 130/1. » 43/4 ,1 » 622- n 130/1. n 5V2 1, )> 629. n 130/1. n ÖV3 . n 628. n 130/1, Kopftheil. n 53/4 „ 11 635. n 130/1. Vergl. Selvatico (70*) Fig. 1 11 6 ,1 n 638. n 130/1. n 6V4 -1 n 639. n 130/1. (Die übrigen zu Pieris gehörigen Figuren 113 — 130 sind aut'Taf. X.) TAFEL IX. Fig. 103—106. Isolirte Keimstreifen von GastropacJia quercifolia. Fig. 103. Vom dritten Tag. Hier sieht man unter Anderem sehr deutlich den vorderen l'E und den hiutcien OE Drüsen- blattkeim. Präp. 527. Vergr. 50/1. Studien am Keimstreif der Imecten. 733 Fig. 104. Vom vierten Tag. Die vordere und hintere Drüsenblattanlage haben sich vereinigt und bilden ein Paar am Storno- und Proctodaeum ineinander übergehende Bänder (hier nur links angedeutet). Präp. 531. Vergr. 50/1. „ 105. Vom fünften Tag. 6wg achtes J/wg+jj verschmolzenes neuntes und zehntes Abdomiaalgauglion. Präp. 533. Vergr. 50/1. „ lue. Vom sechsten T.ig. Präp. 532. Vergr. 50/1. Fig. 107 — 108 Keimstreifen von Bonihi/x mori. „ 107. Vorderer U-förmiger Drüsenblattkeim PE besonders deutlich. Präp. 548. Vergr. 70/1. „ 108. Ausser dem vorderen P^ auch der hiutere Drüsenblattkeim OE sehr deutlich. Präp. 550. Vergr. 70/1. „ 109. Knmstreif von Zi/i/aeiiaßlipetidula am dritten Tag. Präp. 567. Vergr. 80/1. (Hiezu noch l'ig. 111 und 112. Taf. X. „ 110. Hi/hloma berberidis. Isolirte Partie der Keimhüllen des fast reifen Embryos, ah äussere Hülle (Ectoptygma) ih innere Hülle (Entoptygma). Präp. 485. Vergr. 430. TAFEL X. Fig. 111. Zygaena fiUpendula. Medianschnitt durch ein 21/2 Tage altes Ei. Die Dotterzellen wurden, da sie nicht gut con- servirt waren, gar nicht gezeichnet. Präp. 556. Vergr. 130/1. „ 112. „ „ Medianschnitt eines 5 Tage alten Eies. Dotterzellen nicht gezeichnet. Präp. 561. Vergr. 110/1. Fig. 113 — 130 Schnitte von Pieris crataegi. „ 113. Medianschnitt eines sechs Tage alten Eies. Präp. 587 und 588. Vergr. 190/1. Fig. 114—117 Querschnitte des Keimstreifs in Fig. 132. Präp. 645. Vergr. 190/1. „ 114. Am künftigen Metathorax. „ 115. , „ Mesothorax. r, 116- „ „ „ 117 Fig. 118—128 Querschnitte des Keimstreifs in Fig. 98. Präp. 446. Vergr. 190/1. „ 118. Kopftheil (noch ohne unteres Blatt). „ 119. Vorderer Gnathalabschnitt (Schnitt Nr. 13 — 17 von vorne gezälilt). ,, 120. Schnitt Nr. 18—19. . 121. , „ 20-21. „ 122. „ „ 22-23. „ 123. „ „ 24—26. Metathorax. „ 124. „ „ 27 — 28. Zwichen Metathorax und erstem Abdominalsegment. „ 125. „ „ 29 — 31. Erstes Abdominalsegment. „ 126. „ „ 32—33. Zweites „ 127. „ „ 35—36. Hinteres Abdomen. „ 128. „ „ 37-38. „ 129. Schnitt durch den Kopftheil eines etwas älteren Keimstreifs. Präp. 643. Vergr. 190/1. „ 130. Ein anderer Kopfschnitt. Präp. 644. Vergr. 190/ 1. TAFEL XL Hylotoma berberidis. Mediansehnitt durch ein circa 2 Tage altes Ei. Präp. 496. Vergr. 70/1. Isolirter Keimstreif, circa 2 Tage alt. Präp. 468. Vergr. 70/1. „ 3 „ „ „ 498. „ 80/1. n 31/2 . n » 469. „ 80/1. . 4 „ „ „ 473-474. „ 80/1. Mittlerer Abschnitt eines 4 Tage alten isolirten Keimstreifs, um die Anlagen der Abdominalanhänge zu zeigen. Präp. 477. Vergr. 100/1. Medianschnitt durch das Ei im Stadium Fig. 134. Präp. 480 und 507. Vergr. 80/1. „ „ „ „ in einem Stadium, das etwas älter als das in Fig. 135 abgebildete ist. Präp. 478. Verjfr. 80/1. ;■ dorsales Integument. Die Dotterzellen sind weggelassen. 139. Medianschnitt eines fast reifen Embryos, g — &»'i— 3 Die verschmolzenen drei Kiefer- oder Gnathalganglien. «— 6m,„ 10 (letztes) Abdominalganglion Präp. 483, 484, 516—519. Vergr. 80/1. 140. Larve zweimal vergrös.sert. 141. Berberisblatt mit einem Eierpacket in natürlicher Grösse. ■ig. 131. n 132. „ 133. „ 134. n 135. , 136. . 137. „ 138. 734 Veit Graber, Studien am Keimstreif der Iiiseden. TAFEL Xir. Fig. 142—146 Mantis reli^tosa. Fig. 142 a. Geschältes und in Karmin tingirtes Ei (aus Görz, getödtet am 8. Apiil) in natürlicher Grösse. h. Vergrössert. „ 143. Isolirter Keimstreif aus dem gleichen Ei. Piäp. 676—684. Vergr. 80/1. „ 144. Extremitätenanlage des ersten und zweiten Abdominalsegmeutes nach Präp. 680. „ 145. Fast medianer Längsschnitt eines nahezu gleichalterigen Eies. Vorn ist der Keimstreif etwas mehr lateial hinten vorwiegend median getroffen. Präp. 685—687. Vergr. 60/1. „ 146. Querschnitt durch den Urkopf eines gleichalterigen Keimstreifs. Präp. 690. Vergr. 100/1. „ 147. Querschnitt durch das zweite Abdominalsegment eines gleichalterigen Keimsteifs. Rechts segmental, linlis inter- segmental getroffen. Präp. 690. Vergr. 100/1. 148. iledianschnitt durch einen fast reifen Embryo von Gryllotalpa europaea. Vergr. 70/1. V. Graber: Keimstreif der Insecten. Tai'. I. / __Pf mf / / f 10. Ttric ■IZ. / -^ k J -Sek ■13. y y*. /■'c seh ^ 7s: at 46. «v-- - :'' ..V / \' ZT 9fi- ^- r%-. //^ thß 1h^-'..-'■ F r. Graber ad.r.if.del. Denkschriften d.kais. Akad. d. Wiss.mathrnaturw.Classe Bd. LVII. Abth. II. V. Graber: Keimstreif der Insecteii. Taf.n. TES. '■ — PC . ■ ■ -mtr l'>', X' V. Srabsr 3d-r.5t-deL l::/-A:.r: .;: Th. Ssnnv.-n—h. 'i7er.. Denkschriften d.kais.ATcad.d. Wiss.matlirnatiirw.Classe Bd. LVII. Abth. II. V. Graber: Keimstreif der Insecteii. \- 36. ITUI- ig- ■-"■• " Taf.nr. »r-.. -M/i '■••• •..;t»: ^*^' -'^ •• V,-'i ■'''•"?*-, ■-■.■.n.£. ... Denkschriften d.kais.Akad.d. Wiss.matlirnaturw.Classe Bd. LVII. Abth. II. :s:.::7/:.£s.-:r.::'sr7}..'il;er.. V. Graber; Keimstreif der Insecten. • ''\, __^ '•Müll'" ■. !i-Wr/ '^ i / \ '' ■' A jt^\-- .•■>-• "s%'''.'r^' •••■// •••^;. Taf. i\': '^ ■H>. m. I % « • 47. m' 7ns I . \ \ r ,<^^;:. MC a,a. 3..A_-^ 4^. 'V M • • ■ •» • • f ( 2, ins df ig tr Im S5. \ * '•*Tiii Vi «» j 7" / v^^^ ■••..'„.. V* «? ^J. sosraa.r.at.ael. .£a::r.:rä.~:A.i Denkschriften d.kais.Alcad. d. Wiss.matlirnaturw.Classe Bd. LVII. Abth. II. V. Graber: Keimstreif der Insecten. TafA: t'O. , im Mf^a '''V '•'.■•• ;.' •••^s••v•• m' 68. w 69. •10 ■■■ -»hm.m" (.^ Ol , ,, '-^t N, *•>• , 9i 5*. af ^„*/n ^ '*.. •»•.i* 7 -;/>;,;:•' H..-'-* "'66. ra r/. 71. ,m' -r / f T f^rf J'. Srabend.r.al.del. liih.Anst .v.Tr.. Bsr.r.vrdrrh.'ii'a Denkschriften d.kais.Akad. d. Wiss.mathrnatuiw.Classe Bd. LVII. Abth. II. V. Graber: Keimstreif der Insecteii. Tat' VI. 8Z. f t • : ft ._Pf VC :::•.••! ".'•t'.V:.'/ LV" •• • . • ' ••••• :.v.' •'.'77 -:Bn «J.i"V.lV>J -ft' -«a: fV.7 fti; V"^^ -iv ftL V. Sraber aa'.rat.deJ. /.rr- Ar.sr.:r T}-.. Sannv^-J-.. V,7tn. Denkschriften d.kais.Alcad.d. Wiss.mathrnaturw.Classe Bd. LVII. Abth. II. V. Graber: Keüustreif der Insecteu. Taf.vn. S3. Ir ^ Tfs •••V • j «.5 .fw ^^. "--J/'l "•-. ■' - — -- ,• ■117. Ft •%..•.,, •^••,"»._ £c ..•.•••■•XV'''.<. Stc. '9 liM-. «<;. '..^ J-'. Snbsrid.r.if.del. Denkschriften d.kais. Akad.d.Wiss.matlirnatiirw. Classe Bd. LVII. Abth. II. V. Graber: Keimstreif der Insecten. Taf.XI. ^ 13Ö. .•V «1 "■«0- ^"^ t%^ .■:-' y' -' ■ •*>■" y>' ■{/ /^ - .••' .'-**' .•;' ^ri :: -■ * . ' ?.f •• *'i .'» *:r :[iX .i>." ""iS .- '^M V. Graber dd.jiS/.del. L-rh Ar.t'T.v. Th. Ear.nwarrh \ Denkscliriften d.kais.Akad.d. Wiss.mathrnaturw.Classe Bd. LVII. Abth. IL V. Graber: Keimsü-eif der Insecten. Taf.Xn. '. Srsbsr ad.-.s'- n> ■.V,:: TA. £sr.t:::iir:h, \ Denkschriften d.kais.Akad.d. Wiss.mathrnaturw.Classe Bd. LVII. Abth. II. 736 EINIGE SÄTZE ÜBER DETERMINANTEN HÖHEREN RANGES VON LEOPOLD GEGENBAUER, C. M. K. AKAD. VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 17. JULI 1890. Ich werde im ersten Abschnitte der vorliegenden Mittheihing einige invariantentheoretische Relationen und mehrere Theoreme über Determinanten höheren Ranges aufstellen, welche sich aus dem von mir bewiesenen Multiplicationstheoreme dieser Gebilde ableiten lassen, und sodann im zweiten Abschnitte eine Reihe von Sätzen über Determinanten höheren Ranges, welche aus einer beliebigen allgemeinen Determinante dadurch entstehen, dass in der zu einem bestimmten an festgesetzter Steile befindlichen Index gehörigen Reibe die entsprechenden Elemente der zu einem an anderer Stelle liegenden Index gehörigen Reihe in vor- geschriebener Weise vertauscht und mit willkürlichen Grössen multiplicirt werden, und mehrere bemerkens- werthe aus diesen sich ergebende asymptotische Ausdrücke für Summen von gewissen Determinantenquotienten angeben, von denen besonders zwei interessante Darstellungen der Classenanzahl binärer quadratischer Formen mit negativer Discriminante als mittlere Werthe gewisser Summen von Determinantenquotienten und eine Darstellung derselben durch eine Summe von solchen Quotienten hervorgehoben werden mögen. Zum Schlüsse Iheile ich endlich eine Verallgemeinerung einer der Elektricitiitstheorie angeiiörigen Clausius'sclien Relation mit, die allerdings ausserhalb des Rahmens der anderen Eutwickelungen liegt. I. Das Product zweier Determinanten «-ter Ordnung und r-ten bez. .s-ten Ranges [^•-..■i vlf't.'i v=i,2, 3, ...,n); \bj„j, jjl(j„j. >s = *.2.3 „I ist, wie ich gezeigt habe 'j, als Determinante derselben Ordnung vom Range r+s — 2 l^-;-!. *= *r+,_2l(i,. lu <.V_,_,_2 = 1, 2, 3 71) darstellbar, deren Elemente durch die Gleichung A. *. *r + ,-2 — X "*.. *: 'f >■• *T. 4-1 '■'r-i ^i>.*rfl *,!.>'. *|i-|-i.*r-l->-2 1) „Über Deteimiiiaiiteu iKllioieu Ranges". Diese Denkschrifteu 4Ö. Band. 736 Leopold Gegenhauer, definirt sind, wo der Index X in Elementen mit einer ungeraden Anzahl von Indices nicht an der Stelle der festen Indices stehen darf. 1. Ist nun zunächst « = 2' \, ^ *,_,. X. i, *,_, = K .C ... ', (*»' i„...,i^=\,2) V.,+ , i-^_„x,.^ K+._,='^'v^—h) fe3— g. . .(/.,3-/a)ßl*:;*74...'.*3-r'' ('»''»'• • •»■' = 1'2) wo (l,2) = -(2, 1) = 1 ist, lind für A = 1, alle Indices 4 gleich 1, für X = 2 alle mit Ausnahme des letzten gleicli 1, für X = 3 alle mit Ausnahme des vorletzten gleich 1,. . . ., für X ^= g+2 alle mit Ausnahme des letzten und vorletzten gleich 1 sind u. s. f., endlich fUr X = « = 2' alle den Werth 2 besitzen, so wird *"^ *r+.-2 I JrJ: ^+1 lo.Jj i,^, = 1,2) wenn „(i.-^ ."i+l I(;,J2.-... ;■,+ ! = '. 2)Ui',.i.....,*r+s-2 = '. 2.3 2')" ' '- ''= ''" ' I p(*r. ^>+l *,.+ s— 2) I I Ha—,-,, 3-i, 3-,-^ I ^^.^^ j._ *,._,_,_, = 1. 2, 3 2="; ,■„ t, ,-, = 1, ■-') Sind ä(''-*r+l 'v+.-s) _(<•-,■■'■, -4-1 «r+.-2) '"*'••*'■+' *'-+^-2 binäre Formen mj,,/,, /,v._, ten bez. >w/,,„i^^, i>+s_2-*^'' Ordnung und ist 2) wo p die Anzahl jener Indices »/, ist, welche den Werth 2 besitzen, so ist, wie schon Herr G.R.v. Escherich') hervorgehoben hat. •) „Die Determin.anteu höherou Ranges uud ihro Verwendimg znv Bildung von Invari.antPn." Diese Denkscliriften 43. Band. Determinanten höheren Banges. rr o r? i 6 i I h.h. --.Js + I UiiJ:. .ij+i = l,2) (A-,, ij, .... i. -i) _(iv*r+l' • ■••*r+s— 2)V ('i'^i:' .^V— ll"'*l'* *r— 1— =' JV *r+i *r+ä-2) *>•■ *'-+l <>+«-2-=' , « _ (" (*,.iä iV-|) '"*'•'■■= *■'•-' J*r.W2. ■•.^V-(-,_2) "''>•*'•+< *.-+s-2y (/(•„ij >iv_i) *■ ■A„ij,...,<,._l (iv.Av+t 'l>+._2) '"*'•■ ''>+! *>+»-2 , und a ^ und die 7-te Überschiebung') der Formen « es wird ferner jede der beiden Determincanten auf der rechten Seite der letzten Gleichung gleich Null, wenn bei ungeradem r bez. s die Indices 4 niclit die feste Indexreihe vorstellen, weil die entsprechenden Elemente mehrerer zu einem an bestimmter Stelle befindlichen Iudex gehörigen Reihen denselben Werth haben. Die Gesammtheit aller Elemente einer Determinante «-ter Ordnung und ni-ten Ranges, w-elche an der (7-ten Stelle den Index p besitzen, wird hierbei die zum a-ten Index p gehörige Reihe genannt. Zwei in ver- schiedenen solchen Reihen befindliche Elemente heissen entsprechend, wenn ihre Indices an allen Stellen ausser der a-ten übereinstimmen. Die bisherigen Entwicklungen liefern demnach folgende interessante Relation zwischen Covarianten von ,-)H'-+s-2) beliebigen binären Formen: (*,.*•: k^_i)"'^u''z,---,>'r-l _(iv.*V-t-l.---.*,-+s-2)"'*'-''>+<' ■■■•''r+s-i '^x ' "x ^ l(*„^-2 iv+,_s = l,2,3,..,2')— 0 und speciell für r = s ß„h «-V-l) (h-h *r-l) *,,*.,, > ^r—i ^'i»^'2 ^ r-1 : 1,2,3, ...,2") a, = 0. '^"x ' "x ^ l(i„-tj, ...,i2. Setzt man speciell r = s = 2 so erhält man die bekannte u. A. in Gordan's Vorlesungen über Invariantentheorie enthaltene und vielfach benutzte Formel (f, ff, (/; ff, (/; -vf, (f, xY K/.,ff, r/.,f)Myyi'y,iyy/y = 0. 1) Sowohl der Überscliiebungs-, als auch selbstverständlich der Omegaprocess, der ja nichts anderes als ein Über- sehiebungsiirocess für Formen mehrerer Reihen von Veränderlichen ist, lassen eine wesentliclic Verallgemeinerung mit Hilfe der Determinanten höherin Ranges zu, wie bei einer anderen Gelegenheit gezeigt werden soll, liier will ich nur noch bemerken, dass man die in der luvariautentheorie gebräuchliche Unterscheidung von Factoren erster Art und Klaunnerfactorcu oder Factoren zweiter Art leicht vermeiden kann, wenn mau die letzteren als Producte von alternirendeu Zahlen betrachtet. Der fundamentale Faltungsprocess stellt sich diiun als ein Verfahren dar, durch welches eine der Anzahl der Veränderlichen gleiche Zahl von Factoren erster Art in alternirendc Zahlen verwandelt wird. DjnkscUrifton der mathem.-naturw. Gl. LVltBi. „ r38 Leopold Gegenhauer, Setzt man ferner h , , X. . =(^,3-o(4,3-g...(/„-.,3-/„_o("~Mpf;Y''''''^r.' (ij, ■/,,,. ..,/;^l = 1, 2) WO für X = 1 alle Indices 4 gleich 1, für X =; 2 alle bis auf den letzten gleich 1 sind, für X = 1 alle mit Aus- nahme der letzten zwei u. s. f. den Wertli 1 haben, endlich für 1 z^ ii alle gleich 2 sind und t die Anzahl jener Indices 4 vorstellt, welche den Werth 2 besitzen, so wird A ii, «•:, ■■■.*r+»-2 /_j •t,'v ■■■,'n-l und demnach ist i„ 1., ...,i n-2 RC'T') (*„-;•,,.. .,i,^,_2 = l,2,3,...,„) n(«-l) (-1) ^ "h,h< •■•,!„_1 "'1. '2. •■■>'„— 1 (/.„fc, ...,*,.,s_2 = 1,2, 3, ...,n; z-„ !-j, ...,2„_, = 1,2) wo die Summation bezüglich der Grössen h die eben erwähnte Bedingung zu erfüllen hat. Stellen nun wieder die Grössen |3'*"*='"'^'-'' und ^ '*'"*'— ' ■''•+>-2' die früher angeführten binären Formen vor und werden durch die unteren Indices die mit den angegebenen Zahleufactoren behafteten (/(— IVten Ableitungen verstanden, so wird r^-s- (ifc„*.,.--,ir-i '"*"*= *'•- ' _(*r.*r+l' • • •- *r-|-s-2) '"*'" '>+'' ' v. *>+s-2 yi-1 'l.>2. ••■,■„— I und daher erhält man die folgende Eelation zwischen Covarianten von »''+-- beliebigen binären Formen: (4„*j, •.•,*^- !)"'*'■*=■ •■••*'-i _{l'r,''r+l:---'K+s-2) ^-'''V+i' • • •. ^r+.-Sy-l !(*.,*! i,+,_2= 1,2,3, ...,«) M(n — 1) = i-i~"R(»7' (A-„ i., . . . , i,_,) _ (i^, !•,■+! *r+s— 2) a . . a . . («•„ A. *,.+.-2 = I, 2, 3, ...,«; i„ ij, . . .,t„_| = 1, 2) und speciell 1/ (*,.*. i,_,) "'*■.*;!. ••■.*,-! (*r.*r-H.----*2r-2) *.- *r+l. ■ ' •■ *2r-2Y«-i j |V*x ' "^a: / l(*„*2, ••■,i2r-2 = n— 2 F1("T' 1,2,3, ..., n) "(n-l) , ' = (-1) ^ (*l, h' •••.*r— 1) a:, i,,!-, • .•,l„ (i„ij, ...,*r-i = 1,2> 3, ..•,"! ■i.'i. ■•■.•■„_i = '. 2) Als specielle Fälle dieser Relation mögen die beiden folgenden längst bekannten und wiederholt ver wendeten Formeln angeführt werden: Determinanten höheren Ranges. 739 (/; tr, if, ?y, (f, -w^ /U' Im 122 if, ff, (?, fY, {?, ^Y = 2 ?lt' fit, ?22 (•!,/• )^ {^,'2 ',«-1 ■■ Z R ('"'■• (2) •1 , '2, ■■•> 'm— 1 m — 1 « m — I 12 ,„—1 Aus dieser Gleichung kann mau unmittelbar eine Reihe von Eigenschaften der Permanenten ablesen, von denen nur einige erwähnt werden mögen. Eine Permanente «-ter Ordnung und w>-ten Ranges ändert sich nicht, wenn man die entsprechenden Elemente von zwei zu verschiedenen a-ten Indices gehörigen Reihen mit einander vertauscht. Jede Permanente M-ter Ordnung und >«-ten Ranges kann als eine Summe von (n)"'-p Permanenten «-ter Ordnung vom Range p {iw:>p) dargestellt werden. Eine Permanente w-ter Ordnung und m-(en Ranges bleibt ungeändert, wenn man in allen Gliedern sämmt- liche zwei verschiedenen Indexreihen angehörige Indices mit einander vertauscht. Sind alle Elemente einer Permanente «-ter Ordnung und >« ten Ranges gleich Null, welche denselben 5-ten Index haben, mit Ausnahme eines einzigen, so ist dieselbe gleich dem Producte aus dem von Null ver- schiedenen Elemente und einer Permanente desselben Ranges von nächst niedrigerer Ordnung. Sind alle Elemente einer Permanente «-ter Ordnung und /«ten Ranges, welche denselben a-ten Index haben, gleich Null, so ist dieselbe identisch gleich Null. Werden alle Elemente einer Permanente «-ter Ordnung und »i-tcn Ranges, welche derselben Reihe angehören, mit einer und derselben Grösse multiplicirt, so wird die Permanente mit dieser Grösse multiplicirt. Sind alle Elemente einer Permanente «-ter Ordnung und w-ten Ranges, welche sich in der zu einem bestimmten an vorgeschriebener Stelle liegenden Index gehörigen Reihe befinden, Polynome von r Gliedern, so ist dieselbe gleich der Summe von r Permanenten desselben Ranges und derselben Ordnung, welche man aus der vorgelegten dadurch erhält, dass man an Stelle der zusammengesetzten Elemente jedesmal einen der Summanden setzt und die übrigen ungeändert lässt. 1) S. II. A.: Th. Muir, „Ou a cl.ass of permanent Symmetrie fimctions." Proceedings ofthe Royal Society. Edinburgh. V. Xf. p. 4U9-418. 93* 740 Leopold GegenJxiner, Genügen die «'"Elemente einer Permanente w-ter Ordnung und »i-tcn Ranges + den Gleichungen SO ist dieselbe gleich dem «!-fachen der Permanente y^ter Ordnung vom Range m — 1, welche aus den «""' verschiedenen Elementen gebildet werden kann. Auf dem von mir in der Abhandlung „Über windschiefe Determinanten höheren Ranges'' •) auseinander- gesetzten Wege lassen sich aus der Definitionsgleichung derselben mit Hilfe des Sylvester'schen Multiplicationstheorems der quadratischen Determinanten leicht zwei für manche Untersuchungen (z. B. über windschiefe Permanenten) recht brauchbare Darstellungen dieser Gebilde ableiten, niimlich: (1) (1) i^'r) '(') '(') 'K) (') (') (") ' ' ' K''i.'2. •••.',„1 (.-,,. 2,... .<„,= !, 2,3, ...,«) = 2_, n (" ci-J- (f) (1) (',.) '(1) '(•) n^r) Ci (') (") ' ' ' ' 1'2' rl2 r l'2 «j— I 1' 2 ' r 1 2' ' r /,j (7 >, /c7 wa \ [-/.(') (-) (")\ / (I) (2) (")> (I) (2) (»x) (') (-) ('t) 1 A ai V U J U;i LlV. . 'i^x ' • ■ • ' Vj» [V^ , 'Vi' • • • > 'V{ j; /h ,k,,...,k, ; A , , A, , . . . , ^, ; a,J . . [(^?V( ; Vx » • • • ? Vx j' i'l^x ' Vx , • ■ • ; Vx j; '^W '^T , • • • ) '^x ; K ,h ,-■■, !h ; «xj [(«Vx ' 'Px ' • • • ' 'l-x ) > / (1) (2) M\ (I) (2) (C-) /(l) /(2) /(j^) '](-/(') (2) (")\ / (1) (2) («)\ (^'h{,'i4) — h!,)Th ,K ,---,h ; >'x ,Ax ,...,^x ;axJ[('Vx>'Vx'---' Vx^v^^t' ''Vx'---''>x/''' »«— 2) — 1 '(1) '(2) '(^-x) O <-) (^'x) '] ]-]■ /.(') .(ä) _(«)x Xx ,Ax ,-..,Xx ;Ä-x jÄ'x ,...,/.-x ; «X hl {'v^> '■'3 > • -V 'v )«1,,(1), ,(1) ...,,(1) "2,,(2),,(2) i(2) ^„, i('0, ,(«) ,(«) 12 wi — 1 1 2 m—i 1 2 m — 1 (1) (1) K) '(') '(I) '(',.) (1) (') (") ' ' ' 12 r J 2 r 12 »j — 1 12 rl2rr I I 1 V l.'2.-.',„|(,-,, .-,,...,, •„,= 1,2,3 «)— „! /_j H(, a- 7 (1) (1) (J^) /(l) /(i) /(v) {I) (1) («) / / / 1 S 'S ••■••>■. 'S '^2 '---'K "i '^2 ',„-1 = '• 'i- '2 Vi''\----'\ V, (I) (2) («K / (1) (2) (»)\ (!) (2) (^x» (') (-) f'x) • l «i j(^«J(^«/J [(^Vx'Vx'---'*Fx> VVx'V^---;VO;^'w/''x '--v/'-T ;Ax ,Xx ,...,Ax ; «xj • r/ (i) (2) ('0\ / (1) (2) («)\ (I) (2) (J^) (1) (2) (a_l ] r/ O (2) (")\ / (1) (2) (")% [(/(.''Vx'---' Vxj' v'Vx' VxvjVxJ; -^^ ''^^ ,---,^x \K ,h ,---,K ; «xj [(^v,, V,,..., VxM^i^t' V'---'V4J; (I) (2) (r,^) _'(!) /(2) _'(J-) 'n r/.C .(-' .<"^. /.<') P' ('"h .'<*' '*-) 'K) tx jÄx ,...,/.'x ; Ä,. , A-c ,-.-,Äx ; «x j [I^^VC» 'l^x'" ■ ■' Vx/' VVx' 'l^x'' • ■' Vx/' '^^ ' ^^ )--v^x i ;«— 2r -' ' ' ^ '12'»» I 2 w 1 ' 2 >n wo die Grösse h- , k-~ ,..., k- ' irgend eine Combinafion tjx-ter Classe der Zahlen 1, 2, 3,. . ., n, die Grössen fx,, n^,. . ., i>.r, p.'i, '/',- ■ ., p-'r, V,, Vj,. . ., v,„_i_2,. bcz. ^„,-2,- ciuc Pcrmutation der Zahlen 1, 2, . . ., m — 1 bez. ^rl sind, 1) Diese Denkschriften, 55. Band. Determinanten höheren Ranges. 741 eine von den quadratischen Determinanten «-ter Ordnung ist, welche aus (i / i ] dadurch entstehen, dass die k -te, k' -te,. ... k ' -te Verticalreihe derselben bez. durch die / -te, X -te, ...,/, ''-te Verticalreihe x't''t T'T''T der Determinante («■ i ,i'i,. .., i i] ersetzt wird, wo ffenau u- unter den Grössen L von den Zahlen k^ ver- schieden sind und bezüglich a- bez. aL von 0 bis zur kleineren von den zwei ganzen Zahlen a- bez. n — «' und n — ex^ bez. n — «' sumrairt wird. Es soll nun zunächst ein 8atz abgeleitet werden, der deu innigen Zusammeniiang zwischen Permanenten und Determinanten höheren Ranges klar hervortreten lässt. Es mögen alle Elemente «,,,,■ ,-., ^ einer Determinante »-ter Ordnung und (2OT + l)-ten Ranges gleich Null sein, in denen •',(•) > «' (I) ^ V') > • • • > V') ; «' (3) > «' (2) ^ '-.(2) ^ . . . ^ / (2, , . . . ; / (r) > *■(,■) > t (r) > • • • > « (r) i| «•» «■'3 ''t 1 2 3 T. i 2 3 *x ist, wo keiner der angefüln-ten Indices der festen Indexreihe angehört und n unter den ganzen Zahlen -,, -,,..., r, gerade sind. Alsdann ist I %< '2.- • •. '2„,+ l I (,-,, ,-.,,. . ., /2„,4_i = 1, 2, 3, . . . , n) — M . '2 '■■■,'3m = " 2 in r M . '2 .■•■>'2,« = ' WO die Marke am Summenzeichen anzeigt, dass alle Indices /„ deren Stellenzeiger eine der Zahlen k''l\ Ä:l'',..., ix' ist, für jeden der angeführten Werthe des A denselben Werth haben, während die Marke am Productzeichen angibt, dass jj. keinen der eben angegebenen T^ + 7^+ . . . +r^ Werthe annehmen darf. Führt man in der auf der rechten Seite dieser Gleichung stehenden n(2iii-hi — r, — -^ — . . . — r;. + r)-fachen Summe zunächst die Summation in Bezug auf jene a von den Indices i-','», ä.',2>,. . ., A:M aus, für welche der zugehörige Exponent Ti- gerade ist, so erhält man eine Permanente w-ter Ordnung vom Range c+l, und summirt man sodann in Bezug auf die übrigen Indices, so ergibt sich ein Ausdruck, der aus einer Determinante «-ter Ordnung vom Range 2m+ 1 — r, — -^ . . . r,.+;-— s dadurch entsteht, dass die einzelnen Produete von n Elementen in der Entwicklung derselben durch die eben genannten Permanenten ersetzt werden. Nennt man diesen Aus- druck kurz eine Determinantenpermanente der Ordnung n vom Hange 2m+l — r, — r^ — . . . — Zr+r—a und dem Grade a+1, so erhält man den Satz: Sind alle Elemente a,-,, ,, i ^ einer Determinante «-ter Ordnung imd (2w+l)-teu Ranges gleich Null in denen V») > hw ^ '*(') ^ ■ • • > hw ; «*(2) > »*(2) > «4(2) > • • ■ > ',t(2) ■)•••; hi'^) > '*('•) > • ■ • ^ '*M 12 3 T, I - 3 Tj i 3 -Zf. ist, wo keiner der angegebenen Indices der festen Indexreihe angehört und (t von den ganzen Zahlen r,, Tg,. . ., r,. gerade sind, so ist dieselbe gleich einer Determinantenpermanente der Ordnung n vom Range 2?»+l — r, — r^ — . . . — T,. + r — n und dem Grade u+l. Berücksichtigt man die bekannte Eigenschaft der Determinanten ungeraden Ranges rücksichtlich der Gleichsetzung aller festen Indices und die in dieser Mittheilung abgeleitete analoge der Permanenten, so erhält man aus diesem Satze das neue Theorem: 742 Leopold Gegenbauer, Sind alle Elemente a,,,, 2,..., i2,„ einer Determinante ?jter Ordnung und (2m)-ten Ranges gleich Null, in denen '*(') > 'i-o > 'ii") > ■ • . > 'i.(i) ; '/,(■■;; > ',,(2) > «i(2) > ■ • ■ > ''i(2) ; • • • ; 'iW > '/.c-) > ',('■) > • • • > »>(r) 12 3 T, 1 2 3 Tj i 2 3 T^ ist, SO ist dieselbe gleich einer Determinantenpermanente der Ordnung n vom Range 2ot+1 — r, — z^ — . . .r^+>- — c und dem Grade a, wenn a die Anzahl der geraden unter den ganzen Zahlen r,, r^, . . ., r^ ist. Speciell ergeben sich aus diesen Sätzen die zwei von mir früher') in anderer Weise ermittelten Gleichungen + P'l. '■2.---.»2,»+l |o-,, !2,...,i5„,_,_, =1,2, 3,...,K) — T'l. '2. 'S.- ■•.!,„ +1,12. '•3.--.''m4-l|ci,, ij, ■ • •, im+i = '• 2, 3,. . ,, „) Kl, ,-2,---,!-2„>+l = 0 i'ä ^ '"'+2' '3 > ^«+3,- ■ •, «m4-l > ''2m+lj ) + P''l."'2.---.''2„, |o-,,!2,...,i2,„= 1,2,3,...,») |^''|.''2.-->''l>!'2 '», | (^•^, ij,. . ., i,„ = 1, 2, 3,. . . ., n) (a,-,, ,■,,..., i-im—^ 1'"' > '"' + '' '2 > *"'+2, • • • > «'« > «2/4 )• Den speciellen Fall m = 1 der ersten Gleichung hat bekanntlich Herr R. F. Scott^) gefunden. Da die Permanenten sich als specielle Fcälle von Determinanten höheren Ranges erwiesen haben, so lassen sich Multiplicationstheoreme derselben aus dem Multiplicationstheoreme der Determinanten ableiten. Dasselbe liefert zunächst die Gleichung |^'l.'2.---.'„,| • r>l. J2.--'. j»|(;,,i2,... ,:,„,;■„ J2,- ••,;„ = 1,3, 3,...,«) —| ^41,^2 *2,„ + 2s_4 | {ij, ij. • • •,*2,«+2.-4 = i,«-»- • •, ") WO ^ij.ij i-2m+2s— 4 ^ *"* (^2 >- ^'"J '% > "^m+i)- • •) "'ci-l >- "■»! +ci— 2, «oi + l ;;:> «^m+cj— ij- • •? A',„_| ;^ A-2„,_3, ^2m— l>^'2»i+s— 2l A"2m>. fc2,n+s— 1; • ■ ■ , K2„i+'f,—H >■ ft'2m+s+3— d,"^2m-|-3_2 >• fem+s + ß— 4; • • • , Kim-^s—i >- "■'2m— 2s— sS^a >- «'■2»i+^— s) ^Al,42. •••,*„- l.*a'*a+l' ••••*/«— l'*2.*3."-.*(j-l'*or+l'"-'*M—l'*m'*M+l'''-™4-2'---.*OT+p—2.*^ct'*«l+ß'-"i^m+s—2>*^^^ ^=ß*l,i2,...,4a_l,i„,i-a4.1,...,i,„_l,i2.*3.---'''a — l'''a'''(I+l>-"''m-l''''»i>*M4-l'"-'*m+P-2'*ct>^;H+P ^■,«4->— 2'''m+l'''m-t-2.-,*7n+p-2>*o'''m+p'""''m+.— 2 ist und die Indices K und k^ nicht an der Stelle der festen Indices stehen dürfen. Die eben ermittelte Gleichung liefert das Theorem: Das Product vo"n zwei Permanenten w-ter Ordnung und »i-ten bez. s-ten Rnnges lässt sich als eine cubische Determinantenpermanente w-ter Ordnung vom Grade m+s— 3 darstellen. Auf demselben Wege lässt sich der folgende, übrigens unmittelbar aus der Definitionsgleichung der Per- nanenten ersichtliche Satz ableiten: Das Product von zwei Permanenten w-ter Ordnung und >w-ten bez. s-ten Ranges ist eine Permanente «ter Ordnung vom Range »w + s — 1. 3. Mit Hilfe des Multiplicationstheorems der Determinanten höheren Ranges beweist man ferner leicht die folgenden Sätze: 1) „Zur Theorie, der Determinauten höhereu Ranges." Diese Denkschriften 4G. Band. 2) „On some Forms of Cubic Determinants." Proceedings of the London Mathematical Society. Vol. XlII. Determinanten höheren Ranges. 743 Ersetzt man in einer Determinante «-ter Ordnung und w/teii Kanges die Elemente von p g n. zu beliebigen a-ten Indices c;,, r,^^, . .^ a^ gehörigen Reihen a<.,,<2,...,/^_,,a^,i.,^,,...,4^ (/•,, Z-^,..., A-„_i,i-,^_i,..., k,„ — 1, 2, 3,...,«; X =: 1, 2, 3, . . . , p) durch die Summen z ak^,k.i,...,k^_^,c^,k^ *,_i,*c+i. •■•. ',„ '-Po {[\ F-]) (,"• — 1> 2, 3,. . . , p) wo bei ungeraden w? weder die a-teu noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, [l, /x] der grösste gemeinsame Theiler der ganzen Zaldeu Ä und /j. und -^^ ([/, ja]) die Anzahl der Divisoren desselben ist, so ändert sich die Determinante nicht. Eine Determinante « ter Ordnung und »(-ten Ranges wird mit YA 2°>.~ [2 — p^.) multiplicirt, wenn man iu 1 p, zu beliebigen c;,-teu ladices der ursprünglichen, p^ zu beliebigen a^-tcn Indices der durch den eben genannten Process entstehenden neuen Determinante , ..., p, zu beliebigen t7<-ten Indices der vorletzten Deter- minante gehörigen Reihen von den Elementen einer jeden Reihe die Summe der entsprechenden Elemente der pi — 1 (l z= 1, 2,. . ., s) anderen subtrahirt, wo bei ungeradem m die feste ludexreihe von der a^, a^,. . ., G,-teü verschieden ist. Ersetzt mau in einer Determinante ii-tev Ordnung und ?H.ten Ranges die Elemente von p ^ « zu beliebigen (7-ten Indices a^, a.^,..., ^p gehörigen Reihen ai,,i2,...,i-3_,,a^,i,,^, ,...,«,„ (/.■,, ^a, ••■, h-i, k^+i, ■ ■ ■, k,„ = = 1, 2, 3,. . ., «; X = 1, 2, 3j. . ., p) durch die Summen >-=p /AH l^ Nai„(2,...,A-^_„T>.,i^,...,i-,_i,*„+,,. ..,*„, 'y^ — (/A = 1, 2, 3,. . ., p) wo bei ungeradem m weder die a-ten noch die r-ten Indices die feste ludexreihe vorsteilen, f (A, x) die Anzahl der Darstellungen der ganzen Zahl x durch das System der binären quadratischen Formen der Fundamental- discriminante A, [X, ix] der grösste gemeinsame Theiler der ganzen Zahlen X und ;j. und r, die Anzahl der Transformationen einer Form der Discriminante A in sich selbst ist, so ist die neue Determinante gleich Null, wenn A nicht zu allen ganzen Zahlen des Intervalles 1. . .p theilerfremd ist. Ersetzt man in einer Determinante w-ter Ordnung und ?«-ten Ranges die Elemente von p ^ ii zu beliebigen (7-ten Indices o^, a^, , o, gehörigen Reihen ai,,,;^ i^_j,a,,43_,., ,...,*,„ U-j, K>---j ^'^-h ^'^+h •■■ > ''"»' = =: 1, 2, 3, . . ., n; X ^ 1, 2, 3, . . ., p) durcii die Summen X=p ^«*l.i2 ix-L-X.*. *.-i.'t.+l i,„ '^(^F-l) ((^=1, 2, 3,..., p) X=l wo bei ungeradem m weder die a-ten noch die r-fen Indices die feste Indexreihe vorstellen, [X, pi.] der grösste gemeinsame Theiler der beiden ganzen Zahlen X, pi und oj ([X, pi]) die Anzahl der Zerlegungen desselben in ein Product von zwei theilerfremden Factoren ist, so ist die dadurch entstehende Determinante gleich der ursprüng- lichen oder Null, je nachdem p < 4 oder p ^ 4 ist. Ersetzt man in der Determinante «-ter Ordnung und (2 »)-ten Ranges la,, ,-, ,., \,. . . ., , „wo o Vi/ ° 1 '1' '2'- ■ ■' '2^, |(,(, i,,. ..,i.,„ = i, 2, 3 ny «ij, .-j,. . ., .2^ = 0 (jj -5, ij,+ l, /jj ~, ip^2, •••)':?>. '2i)) '''■'l. »i.- • •> •>. •!■ '2 'p~~^ ist, die Elemente von p ^ M zu beliebigen 7-ten Indices ff,, (Jj,-.., ffp gehörigen Reihen ak^^^^ *,_i,'x*c-i-i.-'*2^ {k^, Ä'j, . . . , Ä-a_t, A-^+i, . . . , ^^2^ ^ 1, 2, 3, . . . , w ; X := 1, 2, 3, . . . , p) durch die Summen 744 Leopold Gegenhauer, ).= 1 WO [l, iJ.] der grösste gemeinschaftliche Theiler der zwei ganzen Zahlen 1, fj. und ^^ ([X, /j.]) die Summe der )fc-ten Potenzen der Theiler desselben ist, so ist die so entstehende Determinaute gleich (?«'•)''"' (f>l'f ■ Ersetzt man in einer Determinante «,-ter Ordnung und w(-ten Ranges in p, zu beliebigen c7,-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente einer jeden Reihe durch die Summe der entsprechenden Elemente der p^ — 1 anderen, in der dadurch entstehenden Determinante in p^ zu beliebigen a^-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente jeder Reihe durch die Summe der entsprechenden Elemente der p^ — l übrigen, . . ., endlich in der vorietzten durcli Fortsetzung dieses Verfahrens sich ergebenden Determinante in p, zu beliebigen c.-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente jeder Reihe durch die Summe der entsprechenden Elemente der p, — 1 anderen, wo bei ungeradem ;h die c;,-ten, 'j^-tcn, ..., c7s-ten Indices nicht die feste Indexreihe vorstellen, so ist die 3 schliesslich entstehende Determinante gleich der ursprünglichen multiplicirt mit O ( — l)'')"' (p^^— 1). Ersetzt man in einer Determinante «-ter Ordnung und m-ten Ranges die Elemente von p ^ n zu beliebigen (7-ten Indices (7,, a^,. . ., a^ gehörigen Reihen ai,,i2,.,.,t^_,,,^,i^^, i,^^ {k^,k^,...,k,^^,k,+t,....k„,z= 1,2,3,..., ir, 1=1,2, 3,. . ., p) durch diejenigen quadratischen Determinanten {ak^,i.,, ..., ^^_^, ^^, i^, ..., i^_^, l■^_^^, ..., *,„; |i,-, iL , , ,)) ^^ßlche dadurch entstehen, dass in der quadratischen Determinante |i,i|,., I •' "K"! * = '1, »2, US,.-., tip)" > I ] '.''|(,,4=(jj,(j2,. ■-.Op) die p Elemente der X-ten Verticalreihe durch die Grössen rt/., >.., ,. , „, /, ,. , ,, , /. (X = 1, 2, 3,. . ., p) ersetzt werden, so ist die neue Determinante gleich dem Producte aus der ursprünglichen und der (p — l)-ten Potenz der quadratischen Determinante 16, a|,., ,. Für ein ungerades m stellen hierbei weder die ^ I '•{(', t = cn,c:2 Op) O ff-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vor. Ist p ^=n, so entsteht die specielle Formel |(.a*,,42,...,i^_,, J, i^,...,i,_j,i,_j_j,...,i„, ; P!, i|(,-, 4 = l,2,3,...,7,)|(i,,i2,.-.,i^_i,£',A,,...,i(,_l,4a+|.---.*,«='. 2, 3,...,7i) ~ l^''Hjri*=l,2,3 n) ■ I'''''l'*2'---*'«l(*i,i2,---,*,„=l,2,3 „)• Diese Gleichung hat für quadratische Determinanten Herr W. Kretkowski') ermittelt. Das zweite von diesen Theoremen haben die Herren C. L. Landrö^) und Fouret^) für quadratische Determinanten im Allgemeinen abgeleitet, während Herr Glaisher*) es für die specielle Determinante |«,-i|(i-, i = o, 1,2,3,... ,n-i) bewies. Das vorletzte Theorem enth.ält als ganz speciellen Fall den folgenden von Glaisher a. a. 0. aufgestellten Satz: Die Determinante | a,_i | (,, jt = o, i, 2, ...,«-() ist so beschaffen, dass ihr Werth mit (—1)"-' (n — 1) muUiplicirt wird, wenn man ihre Elemente a^, «,,. . ., «„_! durch die Summen a^-^-a^-h . ■ . +«„_i, a^, + ()^ + a^+ . . . +«„_i, . . ., a^+ö, + . . . +fl,,_2 ersetzt. II. Über diejenigen Determinanten höheren Ranges, welclic aus einer beliebigen allgemeinen Determinante hervorgehen, wenn man in der zu einem bestimmten an festgesetzter Stelle befindlichen Index gehörigen Reihe die entsprechenden Elemente der zu einer an anderer Stelle liegenden Index gehörigen Reihen in 1) „Beweis eines Satzes über zwei allgemeine Determinanten." Denkschriften der k. Akademie der Wissenschaft(Mi in Krakaii, LX. Bd. Der Inhalt dieser in pohlischer Sprache veröifentlichten Mittheilung ist mir nur dureh das Ket'erat in den „Fort- schritten der Mathematik" bekannt. ") Eene Stelling omtrent determinanteu." Nieuw Archief voor wisknnde, VI, 208 — 211. 3) „Sur une mode de trausformation des deterniinants". Bidlctin de la sociöte de mathematiques de la France; t. 14, p. 146—151. ■*) „On somc algobrical expreasions whicli are unaltered by certain substitutions." The iMesscnger of mathematics, (2; X. Dderminanfen höheren Banges. 715 vorgeschriebener Weise vertauseiit, lassen slcii mit Hilfe von früher bei verschiedenen Gelegenheiten von mir aufgestellten Sätzen eine Reihe von Theoremen ableiten, von denen in den folgenden Zeilen einige angegeben werden. Hat die Coiignienz 'o' f{k) ^k (mod. n) sämmtliche Theiler der ganzen Zahl li) sämmtliche Theiler der ganzen Zahl l^jüi^« und nur diese zu Wurzeln und ersetzt man in einer Determinante «-ter Ordnung und m-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum a-ten Index k gehörigen Reihe durch Null, wenn A; =; 1 ist oder mindestens einen Daakschril'teu dar laatliem. u:iturw. VA. I.VÜ. lid. g. 746 Leopold Gegenhauer, Primfactor iu einer höheren als der zweiten oder mindestens zwei Primzahlen in einer höheren als der ersten Potenz enthält, durch die entsprechenden mit dem positiven oder negativen Vorzeichen versehenen Elemente des Index f{k), je nachdem die Anzahl der verschiedenen Primfactoren von k gerade oder ungerade ist, falls h eine Primzahl in der zweiten Potenz enthält, endlich durch die mit der Anzahl der Primfactoren von /.: inulti- plicirten, mit dem positiven oder negativen Vorzeichen verselieneu entsprechenden Elemente des Index /(A), je nachdem diese Anzahl ungerade oder gerade ist, falls k durch kein Quadrat theilbar ist, für k — \, 2, 3,. ., n, wo alle Indices nach dem Modul n zu nehmen sind und für ein ungerades ni weder die a-ten noch die r-ten Indices die feste ludexreihe vorstellen, so ist die Summe der so entstehenden n Determinanten gleich der ursprünglichen Determinante oder Null, je nachdem pi eine Primzahl oder eine zusammengesetzte Zahl ist. Hat die Congruenz /'(Ä;)^Ä;(mod.w) sämmtliche Theiler der ganzen Zahl 1^/jl^w und nur diese zu Wurzeln, und ersetzt man in einer nicht ver- scliwindenden Determinante w-ter Ordnung und wt-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zn den verscliiedenen T-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum o-ten Index k gehörigen Reihe durch 0, wenn /.■ entweder einen quadratischen Theiler (ausser 1) besitzt oder zur Fundamentaldiscriminannte A nicht Iheilerfremd ist, und durch die durcii /.; dividirten, mit dem positiven oder negativen Vorzeichen versehenen entsprechenden Elemente des Index f(k), je nachdem der dem Legendre- Jacobi'schen Symbol [-^j zngehörige Exponent von 1 nach dem Modul 2 der Anzahl der verschiedenen Primfactoren von /,: congruent ist oder nicht, in allen anderen Fällen, für k—\, 2, 3, . . ., it, wo alle Indices nach dem Modnl n zu nehmen sind und für ein ungerades m weder die a-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, und dividiit jede der so entstehenden «Determinanten durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser Quotienten gleich dem Producte aus der Anzahl der Classen binärer quadratischer Formen und dem natürlichen Logarithmus der Fundamental- einheit derDiscriminante Ajui" dividirt durch den uatürliclienLogarithmus der zur Pell'schenGleichung gehörigen Einheit 2iii wo (v/a) der Hauptwerth von v/a und oj = e ist. Ist A eine Fundamentaldiscriminante, X=oo die zur Pell 'sehen Gleichung gehörige Einheit, hat ferner die Congruenz f(k) ^ k (mod. n) {n ^ u) sämmtliche Theiler der ganzen Zahl u und nur diese zu Wurzeln, ersetzt man endlich iu einer nicht ver- schwindenden Determinante «-ter Ordnung untl w?.-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen T-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum a-ten Index k gehörigen Reibe durch Null, wenn /,: ent- weder einen quadratischen Theiler (ausser 1) oder einen Primtbeiler der Fundamentaldiscriminante A besitzt und durch die durch k dividirten, mit dem positiven oder negativen Vorzeichen versehenen entsprechenden Elemente des Index f{k), je nachdem der dem Legendre- Jacobi'schen Symbol (y) zugehörige Exponent von — 1 nach dem Modul 2 der Anzahl der verschiedenen Primfactoren von k congruent ist oder nicht, in Determinanten höheren Ranges. 747 allen anderen Fällen, für / = 1,2,3, ■■ .,n, wo alle Indices nach dem Modul //, zu nelimen sind und für ein ungerades m weder die a-ten noch die r-ten Indices die i'este Indexreilie vorstellen, und dividirt jede der so entstehenden «Determinauteu durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser «Quotienten gleich der Anzahl der Classen binärer quadratischer Formender Discriminante A?^^. Ersetzt man in einer nicht verscliwindenden Determinante «-ter Ordnung und »«-teu Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedeneu --ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum -r-ten Index ^ gehörigen Reihe durch die entsprechenden Elemente des Index P + /;—Z> für A:=:l, 2,3, ..., «, wo alle Indices nach dem Modul ii zu nehmen sind, für ein ungerades m weder die c-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen und bei doppelt geradem n D^].(moA.A), bei mindestens dreifach geradem aber D^\ (med. 8) ist, und dividirt jede der so entstehenden «Determinanten durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser Quotienten gleich 2''^ |) jf — j + ( — j , wo^j,,;^^) • ■ -iPr alle ungeraden Primfactoren von n sind und /j. die Werthe 0, 1, 2 erhält, je nachdem n ungerade oder einfach gerade, doppelt gerade, oder endlich mindestens dreifach gerade ist. Hat die Congruenz ^ö' f {k)^k{mo([.n) sämmtliche Thciler der ganzen Zahl 1 ^ /a^ m und nur diese zu Wurzelu und ersetzt man in einer Determi- nante «ter Ordnung und »«-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum c7-ten Index k gehörigen Reihe durch Null, wenn k einen Primtheiler der Fundanieutaldiscrirainante A besitzt, und durch die mit dem positiven oder negativen Vorzeichen ver- sehenen entsprechenden Elemente des Index /^A;), je nachdem das Legendre-Jacobi'sche Symbol i-rj den Werth + 1 oder — 1 bat, falls /.■ zu A theilerfremd ist, für A: = 1, 2, 3, . . ., «, wo alle Indices nach dem Modul n zu nehmen sind und für ein ungerades m weder die a-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, so ist die Summe der so entstehenden n Determinanten gleich dem Producte aus der ursprüng- lichen Determinante und der Anzahl der Darstellungen der ganzen Zahl ii. durch das System der binären quadratischen Foi'men der Fnndamentaldiscriminante A dividirt durch die Anzahl der Transformationen einer Form der Discriminante A in sich selbst. Haben die Systeme a^+t und hi+k ( /, A; = 0, 1, 2, . . . , p — 2) in Bezug auf den ungeraden Primzahlniodul p denselben Rang und ersetzt man in einer Determinante ^j-ter Ordnung und ?H-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verscliiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum a-ten Index k gehörigen Reihe einmal durch die entsprechenden Elemente des Index a^^ki'-^ + a^ k>-^-+ . . . -l-«^,_4p + (rt^,_3-4-l) A4-«^_2 und ein anderes Mal durch die entsprechenden Elemente des Index ^0 kP-^ + b^ k"-^+ . . . -4-&,,_4 F-+-(6,,_3+ 1) k+bp_.. für A = 1, 2, 3, . . .,^;, wo a^,_2 und b^j^^vAip theilerfremd sind, alle Indices nach dem Modul /j betrachtet werden und bei ungeradem m weder die -r-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, so geben die jedesmal entstehenden ^) Determinanten die gleiche Summe. Hat die Congruenz j&» f(h)^k{\noA.n) sämmtliche Theiler einer dem Intervalle fx — r, -^ 1 . . .,u. -<- vj^« angehörigen ganzen Zahl und nur diese zu Wurzeln, wo 9i* 748 Leopold Ge.genhaiier, 1) ist, ersetzt man feiner in einer nicht verschwindenden Determinante /«-ter Ordnung und w-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-teu Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum u-ten Index k gehörigen Reihe durch Null oder die entsprechenden Elemente des Index /'(A), je nachdem h durch eine r-te Potenz (ausser 1) Iheilbar ist oder nicht, für Ä = 1,2, 3, . . .,n, wo alle Indices nach dem Modul n zu nelimen sind und für ein ungerades m weder die '7-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, und dividirt jede der so entstehenden Determinanten durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser Quo- tienten im Mittel gleich ^ jlog/.. + 2C'+/^"'* C(r) ( °'--^ ■ ?(r) WO C die Enler'sche Constante des Inteijrallogaritlimus ist. Hat die Cougruenz /■(Ä;) = Ä:(mod.«) ^6' sämmtliche Theiler einer n nicht übersteigenden s-zifferigen Zahl und nur diese zu Wurzeln, ersetzt man ferner in einer nicht verschwindenden Determinante /* ter Ordnung und m-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum 5-ten Index k gehörigen Reihe durch Null oder die entsprechenden Elemente des Index f(k), je nachdem k durch eine r-te Potenz (ausser 1") theilbar ist oder nicht, für /.■ = 1, 2, 3, . . ., w, wo alle Indices nach dem Modul n zu nehmen sind und für ein ungerades ;;/ weder die a-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, und dividirt jede der so entstehenden Determinanten durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser Quotienten für sehr grosse s im Mittel gleich ' j.,oglO-^^-^2C-l-.''S'- ?(r) { ^ 9 " i{r) Hat die Congrueiiz sämmtliche Theiler einer im Intervalle /a — r, + i. . .ix + r,-^n befindlichen ganzen Zahl und nur diese zu Wurzeln, wo ist, ersetzt man ferner in einer nicht verschwindenen Determinante «-ter Ordnung und ?«-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum a-ten Determinanten höheren Banges. 7 19 Index Ä; gehörigen Eeihe durch die entsprechenden Elemente des Index /'li-) für A = 1, 2, 3, . . ., «, wo alle Indices nach dem Modul n zu nehmen sind und bei ungeradem m weder die a-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, und dividirt jede der so entstehenden etcrminanten durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser Quotienten im Mittel gleich log [j. + 26'. Hat die Congruenz /■(A:) = Ä;(mod.M) sämmtliciie Theiler einer n nicht übersteigenden x-zifferigen Zahl und nur diese zu Wurzeln, ersetzt man ferner in einer nicht verschwindenden Determinante «-ter Ordnung und wten K;inges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum c7-(eii Index l- gehörigen Reihe durch die entsprechenden Elemente des Index /'(Ä:) für A = 1, 2, 3, . . ., «, wo alle Indices nach dem Modul // zu nehmen sind und für ein ungerades m weder die -r-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, und dividirt die so entstehenden w Determinanten durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser Quotienten loD-io für sehr grosse s im Mittel gleich .s log 10 h ^ f- 20 — 1. Ersetzt man in einer nicht verschwindenden Determinante «-ter Ordnung und m-ten Ranges der Reihe nacli in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum a-ten Iudex A- gehörigen Reihe durch die entsprechenden Elemente des Index F + A: — A für A-= 1, 2, 3, . . .,n, wo A eine negative Fundauientaldiscriminante ist, alle Indices nach dem Modul n zu nehmen sind und für ein ungerades m weder die uten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen und dividirt jede der so entstehenden ^Determinanten durch die ursprünglichen, so ist die mit der Quadratwurzel aus dem absoluten Betrage von A multiplicirte Summe dieser Quotienten bei sehr grossem n im Mittel gleich der Anzalil der Classen binärer Formen der Fuudamentaldiscriminante A. Hat die Congruenz 'b' /■(A:)^A;(mod.«) sämmtliche Theiler einer im Intervalle ji/.— o + 1 ... /;l + v;^« befindlichen ganzen Zahl und nur diese zu Wurzeln, wo lim^,i,= oo — = 0 [1. ist, ersetzt man ferner in einer nicht verschwindenden Determinante w-ter Ordnung und w/-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum o-ten Index A; gehörigen Reihe durch Null, wenn A: einen quadratischen Factor (ausser 1) besitzt und durch die mit der grössten in -- enthaltenen ganzen Zahl multiplicirten, mit dem positiven oder negativen Vorzeichen ver- k sehenen entsprechenden Elemente des Index f{k), je nachdem A' aus einer geraden oder ungeraden Anzahl von verschiedenen Primzahlen zusammengesetzt ist, für A:^ 1, 2, 3, . . ., ;*, wo alle Indices nach dem Modul n zu nelimeu sind und für ein ungerades m weder die u-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vor- stellen, und dividirt jede der so entstehenden Determinanten durch die ursprüngliche, so ist die Summe dieser 12 a Quotienten im Mittel gleich — ^-. TZ Hat die Congruenz /'(Ä;)^fc(mod.H) 750 Leopold Gegenhauer, sämmtliche Theiler einer dem Intervalle /j. — rj + 1 . . . p. + n-^n angebörigeii ganzen Zabl und nur diese zu Wurzeln, wo liniTi, |, = oo — = 0 lim,), „ = oo = 0 ist, ersetzt man ferner in einer nicht verschwindenden Determinante «-ter Ordnung und »»-ten Ranges der Reihe nach in jeder der zu den verschiedenen r-ten Indices gehörigen Reihen die Elemente der zum <7-ten Index h gehörigen Reihe durch Null, wenn h mit der negativen Fundanientaldiscriminante A einen Theiler gemein hat und durch die mit dem positiven oder negativen Vorzeichen versehenen entsprechenden Elemente des Index f(k), je nachdem das Legendre-Jacobi'sche Symbol {-y-j den Werth +1 oder —1 besitzt, falls h. zu A theilerfremd ist, für A: = 1, 2, 3,. . ., n, wo alle Indices nach dem Modul n zu nehmen sind und bei ungeradem m weder die a-ten noch die r-ten Indices die feste Indexreihe vorstellen, und dividirt die so entstehenden n Deternninanten durch die mit 2;r multiplicirte ursprüngliche Determinante, so ist die mit der Quadratwurzel aus dem absoluten Betrage von A und der Anzahl der Transformationen einer Form der Dis- criminante A in sich selbst multiplicirte Summe dieser Quotienten für sehr grosse jx im Mittel gleich der Anzahl der Classen binärer Formen der Fundamentaldiscriminante A. III. Ich will schliesslich noch diese Gelegenheit benützen, um die Verallgemeinerung eines von Claus ins herrührenden Satzes der Elektricitätslebre mitzutheilen. Mit Hilfe der von mir und Herrn Sonine bewiesenen Relation welche eine Verallgemeinerung der bekannten Lipschitz'schen Relation ist, kann man leicht eine Reihe von Sätzen der Potentialtheorie auf den Fall ausdehnen, dass dasWirkungsgesetz nicht das Newton'sche ist, sondern dass die Wirkung der Kräfte irgend einer Potenz der Entfernung verkehrt proportional ist. Von den vielen hieher gehörigen Sätzen lässt sich besonders elegant das von Clausius im 86. Bande der Poggendorff'schen Annalen abgeleiteteTheorem verallgemeinern, nach welchem die Dichte der auf einer Kreisscheibe mit dem Radius ßjertheilten Elektricität, welche sich ohne äussere Einflüsse im Gleichgewichte befindet, im Punkte r, f gleich c s/R^—r^ ist. Verbindet man nämlich die von mir wiederholt abgeleitete Gleichung >-(p. y) J-'+v (p^^) ^ ^' ' nj^-lj^ C»)_(^^ r (^._2p_ p^ eosy + pD ^ J^ {>j s^ ^]+pl-2p,p, cos y). . C^(cosy') sin'^'' (fji> — 1, v + 1 und v + fx+l nicht negativ ganzzahlig) ist, so ergibt sich die Relation welche eine V'erallgemeinening der interessanten, von den Herren IT. Weber') und Beltrami^) aufgestellten Ausdruckes der Poteutialfuuetion einer homogenen Kreissclieibe von der Flächendichtigkeit c und dem Radius R vorstellt, der übrigens auch als specieller Fall in der allgemeinen leicht zu beweisenden Relation t/ NT/ Nj «'n(p + fx)7i^ /+>(!__„«) /o ,_ /2v— 1\ , , (ß— ayAp+H-+' .^(ei^_£^^j_^^,__i__)^^ (^+.-»0) enthalten ist. Auf der Kreisscheibe nimmt Fv^_i, wie man leicht findet, den Werth /- / i> v^2' '^ 2'^ 'W;/ \/;rIl(,x + yj an, und wird demnach speciell für /ji =z ^ gleich c. Man hat daher den Satz: Ist auf einer Kreisscheibe mit dem Radius R Mnsse, deren Wirkung der 2(v + l)-ten Potenz der Entfernung verkehrt proportional ist, so vertheilt, dass die Flächendichtigkeit im Punkte r, y gleich 2 dl (vi ;•-'' Isin »[-'' ^^ — r — ■ — ist, so hat die Kräftefunction auf derselben den constauten Werth c. eh n (v— y) \/W^^ 1) „über die Besserscheu Fiinctioiieu und ihre Aüweudimg iu dei- Theorie der elektrischen Ströme." Journal für die reine und angewandte Mathematik vuu Bonhardt, 75. Band. '-) „Sulla teoria delhfiinzioui potenziali simmetriche." Memorie dell' Accademia delle Scienzc dell'Istituto di Bologna. Serie IV, Tomo II. 752 Leopold Gegenbauer ^ Determinanten höheren Ranges. Ich will endlich noch erwähnen, dass die von Herrn Lerch unlängst in den Monatsheften der Mathematik und Physik neuerlich, allerdings nur für « = 0, bewiesene Formel Sonine's nfm — ftP'" roo 1 1 T / N , . . / ^2' rn-K-- . , m-n--J"' (x + v) , I 1 J"(x)=v/2;. ^ J ^[y)y ^ ^^-^ dy {m>n>-- n(„_i-)n(m-«-l)Jo ^''^'■'> ^ ein specieller Fall der folgenden, auf Grund von Relationen, die ich früher abgeleitet habe, leicht zu beweisenden Beziehung r°°/'"""^ {y) r"~^ i.:^+i/^-2xy cos ^)--^ J'" (v/^- + /_2xycos5) C. ( /T^TT^) ^^ = ist, sowie, dass man durch geeignete Specialisirung aus der allgemeinen Relation 2"-' n [-— — j n(?H+w)^-" ^0 g-px jm(^x) J'^i^x) x^—' J' (ocx) dx = ^^ — ^ ~- I I cos (in—n) f cos"'+" f . ~2 2v— 1 ^/p+m + n + 1 u-^m + n . , (27C0S53)*A (1— m^) 2 du d(ä ,,,,-, ^ , ,. ^ .F[ ' ,' .; hl, »»+«+ 1, — V ^2 /o -N^-L .r -.-r (p + w + H + l>0, JH. u. « ganzzahhg) V 2 ' 2 ' ' (P — o:yif/ (ß — «(/?,)P+"'+"+' ^' > o 0/ mehrere theils neue, theils bekannte elegante Ausdrücke für gewisse Potentialfunctionen ableiten kann, und die Gleichung /o 2 / V 2 mittheileu, von der bisher nur einige speeielle Fälle hervorgehoben wurden DIE WIEDERKÄUER DER FAUNA TON MARAGHA DR ALFRED RODLER UND D' K. ANTON WEITHOFER. ' (STlit 6 Sctfe-Cn.) VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 3. JÜU 1890. Unter den reichen Säugethierresteu, welche das pliocäne Knochenfeld von Maragha geliefert hat, spielen solche von Wiederkäuern qualitativ und quantitativ eine hervorragende Eolle. Einerseits umfassen dieselben eine Eeihe von Formen, welche geeignet sind, Licht auf die zoographischen Beziehungen der Fauna von Maraghii zu den gleichalterigen Fundstätten im Osten und Westen zu werfen, anderseits bilden sie ihrer Menge nach einen Grosstheil des bisher geförderten Materiales. Leider ist aber ihr Erhaltungszustand im Allgemeinen ein sehr schlechter. Ganze Schädel sind kaum zu erlangen, und meist erweisen sich auch die Kiefer schon in situ als arg zertrümmert und zerbrochen. Relativ am besten erhalten sind gemäss ihrer Consistenz noch die Gehörne und die langen Knochen der Extre- mitäten. Das uns vorliegende Material — mit Ausnahme eines kleinen, Herrn Dr. J. E. Polak gehörigen Bruch- theiles, Eigenthum des k. k. naturhistorischen Hofmuseums — entstammt Aufsammlimgen, welche einer von uns im Jahre 1885 zu Maragha vorgenommen hat. An denselben hat sich auch Herr Theodor Strauss — damals in Tabriz — betheiligt. Die meisten Wiederkäuer iiaben die oberen Tbeile des Scliluchtensystems von Kopran geliefert, ein kleinerer Theil derselben wurde bei Ketsfhaweh ausgegraben. Ein durch seinen Schädelbau höchst aberranter Sivatlieriide aus Maragha wurde von einem von uns bereits beschrieben. ^ Diesen eingeschlossen, gestaltet sich demnach die Liste der Selenodonten von Maragha nach den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchungen, wie folgt: ' Meiu lieber Freund und Alitarbeitcr, Dr. A. Rodler, ist nach lang'er Krankheit während des Druckes dieser Abband 1 mig aus dem Leben geschieden. A. Weithofer. 2 A.Rodler. Über Uniiiatlieriiim Polal.'i, einen neuen Sivatheriiden aus dem Knochenfelde von Maragha. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. Mathera.-naturw. C\. Cd. I>VI. Wien 18f9. Denkschriften der mathem.-uatarw. Ol. LVU, Üd. 95 754 Alfred Eodler und K. Anton Weithof er , I. Sivatheriiden. 1. Vrmiatherium Polaki Rodler. II. Camelopardaliden. 1. Alcicephalus Neumayri n. gen., n. sp. 2. „ coelophrys n. gen., n. sp. lil. Antilopen. 1. Falaeoryx Pallasii Gaudry (sp. Wagucr). 2. Gazella deperdita Gervais (sp.). 3. „ capricornis n. sp. 4. Uelicophora rotundicornis Weit hofer. 5. Antidorcas (?) AtropateiK^s n. sp. 6. Trayelaplius (?) Hoidum- Schindler i n. sp. 7. Protragelaphus Skouzeni Dam es. 8. ? Tragocerus amaltheus Gandry (sp. Roth u. Wagner). Von diesen Formen lehnt sich Urm-iatkernim Polahi trotz seiner Abnormität noch immer am meisten an die Sivatheriiden der Siwalikhügel an. Das (j^wus Alcicephalus erscheint hier zwar zum ersten Male erveähnt, doch gehörte die von einem von uns beschriebene Camelopardalis parva Weith. von Pikermi zweifellos gleich- falls hieher, da auch sie otfenbar die diese Gatfxuig charakterisirenden Merkmale aufzuweisen hat. Noch mehr tritt diese Ähnlichkeit mit Pikermi unter den Antilopen hervor: Palaeoryx Pcdlasii, Gazella deperdita, Helicopihora rotundicornis, Protragelaphus Shouzesi, Tragocerus amaltheus gehören zu den bezeich- nendsten Mitgliedern jener bekannten unterpliocänen Fauna Griechenland.«^, von denen einige auch noch weiter im Westen in gleichalterigen Lagerstätten auftreten. Dagegen hat sich von Helladotherhm , sowie auch von dem sonst so häufigen Palaeoreas Lindermayeri, die beide in den bisherigen Verzeichnissen der Maragha-Fauna angegeben werden, in unserem Materiale nicht das Mindeste gefunden. Dass dadurch aber bezüglich ihres Vorkommens daselbst kein Urtheil abgegeben werden soll, ist selbstredend. Da endlich auch eine unserem Antidorcas (?) Atropatenes sehr nahe stehende Form in Pikermi vorkommt, so bleibt als völlig neu für unsere Fauna nur Gazella capricornis und Tragelaphus (i) Houtum-Schindleri übrig. I. CAMELOPARDALIDAE. Alcicephalus nov. gen. (T.if. I— III; Taf.. IV, Fig. 1—4.) Die erste Angabe über das Vorkommen eines grossen Camelopardaliden in dem Knochenlager von Maragha findet sich in Grewingk's Verzeichniss der Säiigethierreste dieser Localität, ' wo diese Form als Helladotherium sp. angeführt erscheint. Allerdings lag ihm für diese Bestimmung nur ein Metncarpale vor. Die Aufsammlungen, welche einer von uns au Ort und Stelle vornahm, lieferten gleichfalls — und zwar zahlreiche — Reste dieses Tliieres, welche in dem Reisebericht^ unter derselben Bezeichnung angegeben wurden. Lydekker endlich glaubte in seiner Mittheilung an die Londoner Geologische Gesellschaft ^ eine speci- fische Identification mit dem griechischen und indischen Helladotherium Ihwernoyi Gaudry vornehmen zu 1 Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1881, Nr. 15, S. 296. 2 A. Rodler, Ibid. 1885, Nr. 14, S. 335. 3 Quart. Journ. Geol. See. Londou. Bd. XLII, 1886, S. 171. Wiederkäuer von Maragha. 755 köiiueii, wodurcli diese beiden räumlich so weit von einander getrennten Vorkommnisse eine natürliche Ver- bindung gefunden hätten. Das vorliegende Material hieher gehöriger Fossilreste ist zieudich reich und besteht aus zahlreichen Ober- und ünterkieferfragmeuten, aus einzelnen Ziiiinen, einer beträchtlichen Anzahl von Röhrenknochen (Humerus, Radius, Metacarpale, Mctatarsale), sowie aus zwei grösseren Schädelbruchstückeu. Letztere bean- spruclien hervorragendes Interesse und auf sie l)egrlinden wir unsere Abweichung von Lydekker's Diagnose, natiiilich nur in Bezug auf das uns vorliegende Material. Extremitätenknochen : Was die Extremitätenknochen l)etriflft, so stimmen dieselben — wenigstens jene des Vorderfusses — in ihren relativen Grössen Verhältnissen mit HelladotJiertum im Allgemeinen überein. Gre- wingk's Bestimmung erscheint hierdurch vollkommen berechtigt. Nur bezüglich des Hinterfusses ergeben sich nicht unwesentliche Abweichungen. Folgende Tabelle möge dies zur Anschauung bringen. Die Zahlen sind sämmtlich durch Reduction auf 100 = Länge des Radius gewonnen. ' Hiimeras i Länge 1 Liing'* Raaius.r.'o'^f,'",^ Breite. ( untere ., [ Länge Metiicar- ' obere Breite . pale . . . . j uiittl. f untere sale....| Lange Tibia . . . . ) Lä°ge untere Breite st 3 '^ ii? ^ 7i SO 1 3 ■n 2:2 1^ ^.2 II Il5 11^ .11 2 'S 1 1 Vi 63 6-2 86 86 87 _ 82 83 86 100 14 — — 22 25 20 18 21 25 24 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 10 — 24 26-6 (30) 27 18 25 28 28 7-;t _ 12 -si 14 16 14 9 15 14 16 15 13 22 23-6 24-4 23-5 18 25 26 24 95 89 73 70 72 71 83 73 70 82 1-2 — 19 22 17 17 13 18 O.T 20 G-8 — (1-') 12 10 10 7 10-7 12 11-8 13 — 17 18 18 18 15 24 20 19 :!0 75 77 — 79-5 78 102 74 81 106 75 75 86 . 98 90 117 120 13 — 18-6 — 20 19 — 16 22 22 Doch so vollkommen diese Übereinstimmung in den Grössenverhältnissen bei genannten Extremitäten- knochen auch sein mag, so kann diese Thatsache, strenge genommen, wohl doch nichts weiteres lehren, als dass die Besitzer desselben nicht zu den abnorm gebauten Giraffen — Gen. Camelopardalis — gehört haben, da dieselben Verhältnisse auch bei andere, völlig verschiedene Selenodonten — Bos, Camelus — in nahezu ganz übereiiistiinmender Weise gelroffeu werden. Auch die Form gibt keine besonderen Unterschiede von Helladotherimn . Die Tibia ist nur in einem einzigen Exemplare vorhanden. Wenn dieses nun wirklich zu diesem Genus gehört, so kann auch bezüglich des Exträmitätenbaues, wie es später für den Schädel ausgeführt werden wird, auf eine höchst interessante Stellung desselben innerhalb der Gruppe der Paarhufer geschlossen werden. Wie ein Blick auf die vorangehende Tabelle zeigt, nimmt dann die relative Länge der Tibia und damit auch die Länge des Hinterfusses mit Bezug auf die Vord erextremitäten von den Ruminan- tiern von normaler Statur durch Alckephahis und Hdladotherium. stetig ab, um endlich jenes Mass von Disproportion zu erreichen, das wir bei Camelopardalis verwirklicht sehen. 1 Die Masse für Camelopardalis yiniffa, Camelus, Bos und O/ya^ sind Skeletten des zool.-vergl.-anatom. Institutes der Wiener Universität, die für Cereas alces einem Slj 13 mm in der Länge; ersterer besitzt auch starke Schmelzsäulchen, ein ganz kleines blos der M,. Der kleinere Kiefer (Taf. IV, Fig. 6) ist etwa von der Grösse eines solchen von Gazella deperdita. Die Längen der einzelnen Zähne sind: Pr^^=.l , Pt\^l-b, il/,r=8-5, iWj = 10, M^=zl4: mm; dabei ist jedoch bei letzterem die mittlere Säule 19 w?« hoch, obzwar sie schon beträchtlich abgekaut ist. Die Höhe des hin teren Innenlobus des M^ beträgt 12 mm, die des M^ 1 mm. Schmelzsäulchen sind nur am M^ angedeutet. Unter den übrigen Zähnen sind vor Allem vier lose Oberkiefer-Molaren und zwei im Zusammenhange (Taf. IV, Fig. 7) durch ihre ausserordentliche Grösse bemerkenswerth. Allen fehlt jede Spur einer medianen Innensäule. Die Zähne selbst sind ziemlich hoch, prismatisch, ^hre Marken durch mehrfach einspringende, oft secundäre Schmelzinseln bildende Emailfalten eingeengt. Die Aussenwand ist relativ glatt, etwas mehr gerun- zelt die Innenseite. Diese Zähne, die zweifelsohne auch Antilopen zugetheilt werden müssen, zeigen bedeutend grössere Dimensionen, als sie irgend einer der obigen Arten zukommen. Ihre Besitzer dürften an Grösse unseren mäch- tigsten Antilopen, z. B. Oreas, gleichgekommen sein. Maasse der beiden abgebildeten Zähne sind: ~^ Länge 31 mm Breite in der vorderen Hälfte . . 27 Höhe am vorderen Aussenlobus . 23 Von jenen Zähnen nun, die sich gemäss ihrer Grösse auf die oben beschriebenen Antilopen vertheilen Hessen, gilt hauptsächlich das an der Spitze Gesagte. Gebisse einer gewissen Grösse und Gestalt stimmen vollkommen mit solchen von Gazella deperdita überein. Doch dürften sich unter ihnen wahrscheinlich auch solche der neu beschriebenen Gazella capricornis befinden. Eine solche, aber bereits stark abgekaute untere Zahnreihe zeigt z. B. folgende Dimensionen: Prg Pr^ Pri Ml M^ Mg Länge . i- mm 8 b mm S-bmm 9-bmm 11 -S mm IG mm Gesammtlänge der Zahnreihe . . 58 • 5 mm. Wiederkäuer von Maragha. 771 Einige der Kiefer zeichnen sich jedoch durch besonders geringe Dimensionen aus. Diese dürften daher wahrscheinlich unserem Antidorcas (?) Atropatenes angehören. Masse eines solchen Unter-Kiefers sind: _^ _^ ^rj^ Länge - . 4 mm 6 • 3 mm 7 mm Gresammtlänge der Zahnreihe Als Längen der Oberkiefer ergeben sich für beide : —^ _- Gazella deperdita 7-5 mm 7 Antidorcas (y Atropatenes . . 6 • 5 6 Eine Anzahl von Kiefern reiht sicli nach seiner Grösse ungefähr Phalaeoryx Pallasii an, eine andere zeigt wieder Dimensionen, die ganz mit solclien des griechischen Tragocerus amaltheus übereinstimmen. Ob sie nun diesem angehören, oder etwa vielleicht einer anderen Antilope, miiss jedoch dahingestellt bleiben. Jede Handhabe verliert man aber l)ei dem Versuch, die Zähne mittlerer Grösse auf unsere Species zu vertheilen. Hier gelangt die Combinationsmöglichkeit geradezu ins Endlose; insbesondere wenn man noch bedenkt, dass recht gut einige der oben beschriebenen Antilopen mit ihrem Gebisse unter vorliegendem Material gar nicht vertreten sein können, anderseits aber vielleicht Zähne gedeutet werden müssen, deren Species nach dem Schädel oder Gehörn noch gar nicht bekannt ist. Wir beschränken uns daher auf obige Bemerkungen. Schliesslich möge noch beigefügt werden, dass auch von Extremitätenknochen einiges vorhanden ist, deren Bestimmung jedoch natürlich aus gleichen Gründen als höchst problematisch bezeichnet werden muss. 1-bmm^ 9 •bmm 15 mm eihe . 48 mm. P^ J^ Mi _A^ mm \Omm 12 mm 11 mm 8-5 11-5 11 1 Ausgebrochen ; d.as Diastem gemessen. 97' 772 Alfred Rödler und K. Anton Weithof er, Tafelerkläriing. TAFEL L Fig. 1. Alcicephalus Neumayri n. gen., D. sp. ; Sch.ädelfragment. „2. „ coelophrys n. gen., n. sp. ; Schädelfragment. Beide Figuren in zwei Drittel der natürlichen Grösse. TAFEL IL Fig. 1. Alcicephalus Keumayri n gen., n. sj).; Gaumenansicht des Exemplares, Taf. I, Fig. 1. „2. „ „ „ „ ; rechte Oberkieferzahnreihe von aussen des,selben Exemplares. TAFEL IIL Fig. 1. Alcicephalua Neumaijri n. gen., ii. sp.; rechte untere ilf3—Pri (= Zahnreihe «, Seite 8); von der Kaufläche. „2. „ „ „ „ ; dieselben ; von aussen. „3. „ „ ,, „ ; linke untere Pr^ — Pr^ (^ Zahnreihe y, Seite 8); von aussen. .,4. „ „ „ „ ; dieselben; von der Kaufläche. „5. „ „ „ „ ; Milchgebiss des Unterkiefers; von oben. „6. „ „ „ „ ; dasselbe; von aussen. „7. „ „ „ II ; rechte untere Prj; von oben. „ 8. „ coelophrys n. sp.; linke untere Jlf2 (?); von aussen. „9. „ „ „ ; linke untere M^ ; von aussen. TAFEL IV. Fig. 1. Alcicephalus Neumayri n. jjen., n. sp.; Milchgebiss des Oberkiefers und durchbrechender Jlfj ; von der Kaufläche. „2. „ „ „ „ ; Incisiven 1 — 3; von oben. „3. „ „ „ „ ; Canin; von oben. „4. „ coelophrys (i) n. sp.; Incisiven und Canin; von oben. „ 5. Antilope sp. nov. ind. major; mit hypselodentem Zahnbau; von aussen. „6. „ „ „ „ minor; ebenso. „7. „ „ „ „ maxima; obere Molaren; von innen. „ 8. Antidorcas (O ■Atropatenes n. f.; Hornzapfen mit anliegendem Theil des Stirnbeines (^ Taf. VI, Fig. 3); von vorne. TAFEL V. Fig. 1. Gazella capricornis n. sp.; Schädelfragment mit Hornzapfen (= Taf. VI, Fig. 1); von vorne. „ 2. {?) Protraye/aphus Skouz^si Dam es; ein jugendliches (?) Schädelfragraent, von vorne. TAFEL VI. Fig. 1. Gazella capricornis n. sp.; Sehädelfragment mit Hornzapfen (= Taf. V, Fig. 1); von rechts. „ 2. Trayelaphus (O Hoatum-Schindleri n. f. ; Schädelfragment mit Hornzapfen; die Spitze des Hornes nach einem isolir- ten Exemplar ergänzt; von vorne. „ 3. Antidorcas (¥) Atropatenes n. f.; Hornzapfen mit anliegendem Theil des Stirnbeines (= Taf. IV, Fig. 8); von innen. „4. „ „ „ ; Horazapfen, mehr spiessförmig ; von vorne. „5. , „ „ ; Hornzapfen, mehr leierförmig; von vorne. Von Tafel II an alle Figuren in natürlicher Grösse. Die Originale zu allen Figuren, mit Ausnahme dessen zu Taf. III, Fig. 7, das im Privatbesitze des Herrn Dr. J. E. Polak ist, befinden sich im k. k. naturliistorischen Hofmuseum. A.Rodler u. KA.Weitliofer: ^ViedeTkäiier von Mapaglia, Tiil'.I. % d n,G- h d.n.G. A. S-.i'cl-cda, n. f- .Vi- =ä„' x.'rT: . Z::!:Ari.:'.::7:-..S s.-.r.: Deiüvsolivifteii a.laüs..\lv:i(l.d.Wi.s.s.m;ini.ii:ilunv. ('lasse.LM.LMI. AbtIi.Il. A. Rödler u. K.A.Woi11iofer: Wlederkäiipr a^oii Mavaflia Tirf.n. Deiüvsclirifteii d.taüs..\lvad . d .Wiss.iiuilli. iiaiimv. (lasse, Bd. L\TL Ablli.E. A.Kodk']' u. K.A.Woilliol'or: Wiodoi-kiiner von Mava^iha . Taf.ni.. ■I. »•«fSS^f Swotoda, n. d.Wai gi:: ulith. - li.'h A.-.:: vT::.: ;.-.r.K-3r:k.W:er.^ DeiLksfliviften il.km.s.Aküd.d.Wiss.mafli.iuiiunv. ('la.s.se,Bil.LYII.Abtli.K. A.RiKÜer ii. K-A-Voillioler: Wiederkäuer toii Mara^ha liü\W. A. SlvobodR. n. d.lTar °^:: u^rh. :-:;tA.':::.-ThEz."j:K'ir:r.,W:e.i. Deiikscliritteii d.lvuis.Akad.d.AViss.Tiiiifli.iialiinv. (lasse, Bd. LYD. Abtli.E. A.Rodk'i' II. K.A.Woillioter: Wiederkäuer von ]\Iara -^i^ Lith Ans'. y..-i.53.'.r. ;■; a nh Wit-n. Deiikselirifteii d.toiis.Akad . d .AViss.mafli.iuitunv. Ilasse, Bd.LVTl. Ablh.Il. A. Rödler u. K^V-Woillioler: AViedei-käiiev a'oii .Mava'iha T;rf. VI Denkselirifteii cl.laüs..\kail. (l.ms.s.m:ini.ii;iiunv. (lasse, Bd. IAH. Ablli.ll ;.'..-;r=.'.«.!>Jäj5. r -E .A_ < WIEN. AUS DER KAISERLICH. KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 1890. P1€ I ' I _ -3h i ' i ■ 1 ■■ ;i