DENKSCHRIFTEN KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN MATHEMATISCH-NATIRWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. SECHSUNDSECHZIGSTER BAND. III. THEIL. MIT 6 TAFELN. IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. HARVARD UNIVERSITY I, I B e A \i v MUSEUM OF OOMPARATIVE ZOÖLOGY. 3, 1. März 1897 Milz vom Falle 10 XXXIII. Tod am VI. Krankheitstage. Vgl. II. B. pag. 206. Morphologie des Pestbacillus. Kitasato beschreibt die Pestbacillen als längliche Bacterien mit abgerundeten Enden, welche sich leicht mit den gewöhn- lichen Anilinfarben, an den Polen stäsker als in der Mitte färben und besonders in Blutpräparaten eine theils gut begrenzte, theils undeutliche Kapsel zeigen. Hinsichtlich des Verhaltens zur Gram "sehen Färbemethode und hinsichtlich der Beweglichkeil äußerte sich Kitasato in seiner vorläufigen Notiz folgendermaßen: »I am at present unable to say whether or no „Gram's double staining method" can be employed. I shall report upon this a future occasion. The bacilli show very little movement .. .«. Sporen konnte Kitasato nicht beobachten. Yersin sagt von den Pestbacillen, dass sie kurze Bacillen seien, die, an beiden Enden abgerundet, sich bipolar färben, bei Anwendung der Gram 'sehen Färbemethode sich entfärben und manchmal wie von einer Kapsel umgeben erscheinen. »Sur gelose, si l'on examinc avec beaueoup de soin et avec un fort grossissement, on constate des bacilles au milieu des formes nor- males, tantot grell . tantdl de grosses chames constitues par des bätonnets aecoles lateralement. Ces formes renflccs et anormales deviennent de plus en plus nombreuses dans les cultures anciennes, clles prennent mal le matieres colorantes.« Aoyama, der den Pestbacillus in Gewebsschnittcn untersuchte, sagt Folgendes: »Ich habe in den Schnitten der Lymph- drüsen verschiedene Bacterien gefunden. Constant und vorherrschend sieht man die von Kitasato angegebenen Lymphdrüsen- bacillcn, selten sieht man lauter Mikrococcen, welche in den Lymphsinus und Lymphspalten der Lymphdrüsen innewohnen; wenn man genau die Präparate betrachtet, so erkennt man in den Mikrococcenhaufen die spärlichen Pestbacillen. Außerdem findet man 'n den Drü ococcen, welche man gewöhnlich in den Blutgefäßen massenhaft antrifft. Pestbacillen färben sich durch alkalische Methi ng weniger intei siv als Streptococcen; die Mikrococcen färben sich sehr schwach, Streptococcen Beulenpest. IL Bacteriologischt Untersuchungen. 593 nehmen die Gram 'sehe Färbung an, während Pestbacillen und Mikrococcen sich entfärben. Ich kann also mit Bestimmtheit sagen, dass in den Drüsen der primären Localisation außer den Pestbacillen wenigstens _ san z verschiedene Orga- nismen (Mikrococcen und Streptococcen) vorkommen. Nach Wilm ist der Pestbacillus 1 [i. lang und 0 • 3 [i treit, unbeweglich, ohne Sporen, bipolar sich färbend, negativ zu Gram, häufig in den weißen Blutzellen liegend. Yamagiwa betont die Bläschen-, respective Ringform der Pestbacillen im Gewebe, ihr negatives Verhalten zur Gram'sehen Methode und ihre extracelluläre Lagerung. Ogata, der zugleich mit Yamagiwa die Epidemie aufFormosa studieren konnte, bezeichnet den Pestbacillus als einen kurzen, dicken Bacillus mit abgerundeten Enden, der öfters auch mikrocoeeenähnliche Gebilde zeigt, sich bipolar färbt, in (hohe und f., im variiert und sieh bei Anwendung der Gram'sehen Methode entfärbt. Er sagt dann Folgendi Viele Autoren halten den Pest- bacillus von Kitasato und den von Ycrsin für identisch, aber in der That sind dieselben zwei ganz verschiedene Arten von Bacte- rien, respective von Bacillen . Kitasato h it selbst in neuerer Zeit in der Zeitschrift der medicinischen Gesellschaft zu Tokio, Bd. XI, H. 1, erklärt, dass sein Pestbacillus von dem Ycrsin' sehen Bacillus ganz verschieden ist.« Zettnow konnte bei einer 6 Stunden alten, auf Agar gewachsenen Cultur bei Anwendung der Löffler'sehen Geißelfärbungs- methode große Kapseln finden. »Bei einfacher Färbung der Pestbacillen zeigt sich hin und wieder eine schwache Andeutung der Hülle in Gestalt eines klareren, den Kern umgebenden Raumes, jedoch nur an denjenigen Stellen, wo das Material dick aufgestrichen ist und infolge dessen soviel fremde Stoffe aus dem Nährboden übertragen sind, dass der Untergrund des Präparates deutlich gefärbt erscheint.« »Bei Untersuchung der lebenden, nach meinen Beobachtungen völlig unbeweglichen Bacillen im geheizten Mikroskop bei 35° kann man leicht bei jedem einzeln liegenden Pestbacillus eine große kreisrunde helle Zone beobachten, welche dem Plasma entspricht. Kolle meint, dass die Pestbacillen schon färberisch solche Eigentümlichkeiten (bipolare Färbung etc.) zeigen, wie man sie bei keinem der in menschlichen Geweben oder krankhaften Veränderungen desselben vorkommenden Bacterien, im Speziellen unter den pathogenen Spaltpilzen gefunden hat. Nach Klein finden sich in Culturen unter den t\-pischen Colomen vereinzelt runde oder ovale Colonien, die aus längeren oder kürzeren, geraden oder geschlängelten Fäden bestehen, die gegliedert oder homogen, mehrfach geschlängelt erscheinen. Im Perito- nealexsudate von an Pest zugrunde gegangenen Meerschweinchen sah Klein charakteristische Ketten, die zuweilen von ansehn- licher Länge und zu Gruppen und Knäueln angeordnet sind. Abel betont die Vielgestaltigkeit der Pestbacillen, so dass man oft glaubt, anscheinend fremde Bacillen vor sich zu haben. In alten Culturen und auf schlechten Nährböden sieht man nach Abel elliptische oder runde Gebilde bisweilen von beträchtlicher Größe, an kleine Hefezellen erinnernd, auch wohl clostridiumartige Gebilde. In flüssigen Substraten findet man oft recht lange Ketten (10 bis 12 Glieder), die besonders dadurch auffallend erscheinen, dass die Bacillen selten zu mehreren in gerader Reihe hintereinander liegen, sondern, dass sie vielfach im scharfen Winke! an den Trennungsstellen gegeneinander abgeknickt sind. Auch Abel fand die Pest- bacillen unbeweglich, ohne Sporen, negativ zu Gram sich verhaltend, mit bipolarer Färbung, die nicht immer gelingt; Kapseln konnte Abel keine sehen. Nach Honl, der Schnitte von Meerschweinchen untersuchte, findet man mikroskopisch in Milzen homogene Streifen, die sieh als bacilläre Zooglaeasubstanzen präsentieren, in denen einzelne Formen von Bacillen erkennbar sind, welche voneinander durch diese homogene Hülle getrennt sind. Der Bildung dieser homogenen Substanz zufolge sieht Honl die Pestmikroben als Kapsel- bacterien an, hebt jedoch ausdrücklich hervor, dass es auf künstlichen Nährböden zu einer Kapselbildung nicht kommt. Gordon, ein Schüler Klein's, sah angeblich beim Pestbacillus Geißeln, die er nach der Methode von van Ermengem bei 20 Stunden alten Agareulturen nachweisen konnte, als spiralige, tiefschwarz gefärbte Anhängsel, ungefähr von der doppelten Länge des Stäbchens. Die Geißel ist meist einzeln dem einen Ende des Bacillus angefügt, doch findet sich zuweilen an demselben Ende, aber seitlich eine zweite spiralige Geißel. Nach Gordon gelingt die Geißelfärbung beim Pestbacillus nicht leicht, und zwar wahrscheinlich wegen der Anwesenheit einer schleimigen, die Stäbchen verklebenden Zwischensubstanz. Dem Vorhandensein der Geißel zufolge konnte Gordon im hängenden Tropfen von 20 Stunden alten Agareulturen ab und zu ein Stäbchen auffinden, das leichte Ortsbewegung ausführte, die nicht mit .Molekularbewegung zu verwechseln war. Hankin und Leumann verweisen auf die Schwierigkeiten der Diagnose des Pestbacillus und glauben dieselben dadurch umgehen zu können, dass sie rasch Involutionsformen des Bacillus hervorrufen. Sie wollen dies am besten dadurch erreichen, dass sie dem Nährboden 2-5 — 3'5 Procent Salz zusetzen und bei 37°C eultivieren. Bei geringerem Salzgehalte erscheinen die Invo- lutionsformen nicht so häufig und nicht so schön. Hankin und Leumann versuchten auch die von Haffkine angegebene Methode) solche Involutionsformen dadurch hervorzurufen, dass man deutlich alkalisch reagierenden Agar mit trockener Oberfläche verwendet. Solcher Nährboden leiste dann dieselben Dienste wie ihr Salzzusatz. An Stelle von Salz kann man auch 2 Procent Brom- oder Jodkai1 verwenden. Nach Kasanski scheint die Bildung stärker färbbarer Antheile im Bacillenieib von ungünstigen Lebensbedingungen abzu- hängen. Auf Serum gezüchtete Bacillen erscheinen diesem Autor zufolge dicker als solche von Gelatineculturen. Kasanski konnte auch »energische« Beweglichkeit der Pestbacillen sehen, doch so, dass immer eine Anzahl Bacillen, oft die Mehrzahl derselben, still und unbeweglich liege. Die bipolare Färbung der Bacillen fand Kasanski entsprechend seiner oben angeführten Annahme im Blute, in älteren Culturen und im Buboneneiter, wenn derselbe älteren Bubonen entstammte; Färbung in toto fand er in frischen Cul- turen und im Eiter von Bubonen, die sich noch im Anfangsstadium befanden. Nadeschda Karlowna Schultz spricht für den Pestbacillus drei Formen als normal vorkommende an: 1. die Stäbchen- form, wie sie sich im Organismus vorfindet, 2. die Coccenform, wie sie auf Agarnährboden vorkommt, und 3. die Kettenform, wie sie in flüssigen Nährsubstraten beobachtet wird. H. Albrecht und A. Ghon, Gabritschewsky fand in Bouillonculturen einzelne Bacillen in einer schleimigen Substanz eingeschlossen, die er im Gegen- sätze zu Zettnow für Kapseln hält. Sehr oft fand er lange cj'lindrische Körper mit 1—2 Bacillen oder ohne dieselben. Solche cylin- drische Körper erzeugen in frischen Culturen ganze Geflechte und Knäuel. Mit Thionin wird die erwähnte Substanz roth gefärbt. Gabritschewsky glaubt daher, dass sich beim Wachsthum der Pestbacillen eine Schleimsubstanz bilde. Ans den angeführten Literaturangaben ist ersichtlich, dass bezüglich des morphologischen Verhaltens des Pestbacillus nicht in allen Punkten unter den Autoren Übereinstimmung herrscht. So viel jedoch ist sicher und zweifellos feststehend, dass die als Pest bezeichnete Infectionskrankeit immer durch ein und dasselbe speeifische Bacterium, den von Yersin und Kitasato entdeckten Pestbacillus erzeugt wird, ob diese Krankheit in der Form der Bubonen- pest oder als Pestpneumonie auftritt, ob sie als local bleibende Erkrankung oder als schwere hämorrha- gische Septikämie erscheint , ob sie beim Menschen oder bei gewissen Thierarten zur Beobachtung gelangt. Unsere Erfahrungen über das morphologische Verhalten des Pestbacillus, die wir im folgenden mittheilen, sind das Resultat einerseits unserer zahlreichen Untersuchungen am Menschen, die wir in Bombay während der Epidemie zu machen Gelegenheit hatten, und die wir im II. Bande dieser Arbeit zum größeren Theile niederlegten, anderseits unserer Untersuchungen an Thieren, die sich auf viele Hunderte (mehr als 700) belaufen und größtentheils in Wien ausgeführt wurden, und schließlich unserer Studien an allen den zahlreichen aus Bombay mitgebrachten Peststämmen, die wir durch mehr als ein Jahr in vielen Generationen beobachten konnten. Es stand uns demnach ein recht großes Materiale zur Verfügung, dessen Ausnützung wir es zu verdanken haben, wenn es uns möglich war, über einige bisher strittige Punkte einen sicheren Entscheid treffen, anderseits aber auch über bisher noch nicht bekannte oder wenigstens nirgends erwähnte Beob- achtungen berichten zu können. Die vielen Verschiedenheiten, die der Pestbacillus in seinem morphologischen Verhalten zeigt, lassen es angezeigt erscheinen, die Besprechung der Morphologie auf künstlichen Nährböden zu trennen von der, wie sie bei den an Pest erkrankten Menschen und Thieren beobachtet wird. a) Das morphologische Verhalten des Pestbacillus im menschlichen und thierischen Organismus. Was das Aussehen betrifft, welches die Pestbacillen in Deckglaspräparaten zeigen, die von Organtheilen an Pest verstorbener Menschen angefertigt wurden oder aber gewissen Se- und Excreten des lebenden menschlichen an Pest erkrankten Organismus entstammen, so zeigt die daselbst zu beobachtende Grundform des Pesterregers nicht den Typus des reinen Stäbchens, wenn wir unter diesem die cylindrische Form verstehen, diejenige Form, bei der in Präparaten die beiden Seitenflächen des Bacillus einander parallel erscheinen; der Bacillus erscheint vielmehr vorwiegend in ovaler Form: die beiden Seitenflächen leicht convex ausgebuchtet, die beiden Polenden gleichmäßig abgerundet. Tritt zu dieser Form in gefärbten Präparaten noch die mehr oder weniger charakteristische bipolare Färbung hinzu, auf die wir später bei Besprechung der färberischen Eigenthümlichkeiten noch zurückkommen werden, so haben wir diejenigen Gebilde vor uns, die wir in den bacteriologischen Befunden des zweiten Theiles des Berichtes als »typische« Pestbacillen bezeichneten (Taf. I, Fig. 1). Die Größe dieser Formen ist eine verschiedene. Die Länge derselben wurde von einzelnen Autoren mit 1 \>. angegeben. Unseren zahlreichen Messungen zufolge (Zeiss, Mikrometerocular 3) müssen wir diese jedoch im allgemeinen als etwas zu gering bezeichnen. Wir fanden vielmehr, dass durchschnitt- lich in gefärbten Präparaten die Länge dieser -typischen- Bacillen U5fi — W5|i und oft etwas mehr betrug, die Breite 0-5 — 0-7 \>.. Diese .typische" Form des Pestbacillus ist also die im inticierten menschlichen Organismus vor- herrschende. Sie ist diejenige form, die dem Pestbacillus — wenn wir uns so ausdrücken dürfen — im Höhestadium der Entwicklung zukommt. Wir linden sie demnach vorwiegend bei den acuten pathologi- Beulenpest. II. Bacleriologische Untersuchungen. 595 sehen Veränderungen der Pestinfection, und zwar ausnahmslos in allen Organen, die das Virus befallen hat; sie findet sich ebenso im primären Bubo, wie im Blute, wenn einmal A 11- gemeininfection eingetreten ist. Von dieser »typischen« Form gibt es nun zunächst Abweichungen nach zwei Richtungen hin: dem Coccentypus und der eigentlichen Stäbchenform zu. Wir finden daher neben den typischen Formen solche, die wir als kurzovale und solche, die wir als länglichovale bezeichnen möchten. Erstere bilden die Übergänge bis zur wirklichen Coccenform, bei der der Pestbacillus das Aussehen eines größeren Coccus annehmen kann, — Formen, die vorwiegend jüngere Stadien der Entwicklung bezeich- nen; letztere hingegen stellen die Übergangsformen zum reinen Stäbchentypus dar, wie wir ihn auch beim Pestbacillus, und zwar nicht zu selten, beobachten können. Diese reinen Stäbchenformen erscheinen im allgemeinen länger und auch etwas schlanker als die »typischen« Formen. Demzufolge sind auch die länglich ovalen Formen im großen und ganzen länger als die typischen ovalen. Doch lassen sich in dieser Hinsicht keine genauen Maße angeben, da, wie bereits erwähnt, die Größe der Bacillen sehr schwankt. Neben diesen Formen finden wir aber auch häufig insoferne Abweichungen vom Typus, als die Bacillen nicht mehr deutlich ovalen (kurz- oder länglich ovalen) Typus zeigen, sondern ovoide Formen annehmen, indem das eine Polende etwas breiter erscheint als das andere. Ob solche Formen manch- mal nicht auch Kunstproducte sind, lassen wir dahingestellt sein. Das Verhalten aller dieser Formen zu Farbstoffen ist, wie bereits hervorgehoben, im Deckglas- präparate vorherrschend ein derartiges, dass sich die beiden Polenden des Bacillus stärker fin- gieren als das Mittelstück, eine Eigenthümlichkeit, die wir auch bei anderen Bacterien kennen und die als bipolare Färbung bezeichnet wird. Nicht zu selten tritt diese Eigenthümlichkeit beim Pest- bacillus in der Weise hervor, dass das Mittelstück des Bacillenleibes vollständig ungefärbt bleibt, so dass sich die allein tingierten Pole des Bacillus scheinbar ohne Zwischenstück gegenüberstehen. Dort, wo die Bacillen als Diplobacillen lagern oder gar in kettenförmiger Anordnung sich vorfinden, wird es dann oft schwierig, sich über die Zugehörigkeit der einzelnstehenden Poltheile zu orientieren. Ist der Bacillus ein kurzer, also ein der Coccenform sich nähernder, so kann durch dieses Verhalten vollständig eine Diplococcenform (Diplococcus oder Streptococcus) vorgetäuscht werden. Nicht immer färben sich aber die erwähnten Formen bipolar, abgesehen davon, dass diese bipolare Färbung nicht immer gleich schön oder deutlich ausgeprägt ist. Vielfach finden wir die Pestbacillen in toto gleichmäßig gefärbt. Immer aber erscheint dann der Bacillus im allgemeinen nicht sehr in tensiv gefärbt, wie auch bei der bipolaren Färbung diese nicht als starke bezeichnet werden darf. In den Prä- paraten findet man meist neben bipolar gefärbten Formen auch in toto fingierte. Doch kommt es auch vor, dass nur die eine dieser beiden Formen, wenn auch nicht ausschließlich, doch prävalierend sich in manchen Präparaten vorfindet. In einer Reihe von Fällen finden wir neben den bisher angeführten Formen des Pestbacillus, unter denen wir ihn zu Gesichte bekommen, noch jene merkwürdigen Gebilde, die für seine Diagnose noch charakteristischer sind als seine Grundform. Es sind das die Formen, die wir in den Befun- den des zweiten Theiles des Gesammtberichtes als »Bläschenformen«, » Ringformen * etc. bezeichnet hatten. In den Präparaten treten uns diese Formen gewöhnlich als kreisrunde, ovale, ovoide oder auch unregelmäßig begrenzte Gebilde entgegen, die sich vor allem durch ihr Färbever- halten charakterisierten, indem sie den Farbstoff im allgemeinen nur äußerst schwach annehmen, so dass sie sich von den typischen Formen, trotzdem sich diese auch nicht sehr intensiv färben, deutlich und auffallend abheben. Dabei ist die Färbung entweder eine gleichmäßig schwache, oder aber der Contur tritt etwas stärker hervor, oft auch — namentlich bei den ovalen Formen — sieht man noch Andeutungen der bipolaren Färbung, oder aber es findet sich, vorwiegend bei den ovoiden Formen, nur mehr das eine Polende schwach gefärbt erhalten, während der übrige Theil des Bacillus wie ein sackför- miges Gebilde oder wie »aufgebläht« diesem noch gefärbt erscheinenden Theile anhängt; endlich auch 596 //. Albrecht und . 1. Ghon, sieht man, und zwar bei den runden Formen, an einer Stelle des etwas stärker gefärbten Conturs —wohl auch als Rest eines stärker gefärbten Poles — eine etwas stärker tingierte rundliehe oder unregelmäßige Stelle sich deutlich von dem sonst sehr schwach gefärbten übrigen Theile abheben. Aber auch bei diesen sich sehr schwach tirilierenden Formen gibt es noch zahlreiche Abstufungen in der Intensität, mit der sie den Farbstoff aufnehmen, so dass es alle Übergangsformen von im all- gemeinen noch deutlich erkennbar gefärbten bis zu fast unkenntlichen, ganz schattenhaften Gebilden gibt, deren Diagnose mitunter recht große Schwierigkeiten bereitet in Präparaten, wo es neben den Pestbacillen noch andere Elemente, wie Zellen etc., gibt. Dazu kommt noch, dass diese Formen ganz auffallende Unterschiede in der Größe bieten. Neben kleinen, coccenartig kleinen Formen sieht man solche, die die Größe einer Hefezelle und darüber besitzen. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es wieder alle Abstufungen in der Größe. Nimmt man dieses verschiedene Verhalten der erwähnten Gebilde hinsichtlich der Form, der Größe und des Färbeverhaltens zusammen, so resultieren dann diejenigen Formen, die wir als »Scheiben- formen, Bläschenformen, Ring- und Siegelringformen, als geblähte und hefezellenähn- liehe Formen und als schattenhafte Gebilden bezeichnet hatten (Taf. I, Fig. 2, 3, 4 und 5). Wir konnten diese oft recht charakteristischen Gebilde vorwiegend dort antreffen. wo der von den Pestbacillen verursachte pathologische Process schon etwas älter war. vor allem in Präparaten aus primären Bubonen, gleich giltig, ob die Section .unmittelbar oder viele Stunden nach dem Tode ausgeführt wurde. Wir sahen diese Gebilde aber auch in anderen Organen des Körpers, und zwar im allgemeinen um so reichlicher, je länger der Infectionsprocess gedauert hatte. Wir konnten sie aber auch in den Se- und Excreten des lebenden Organismus linden (Buboneneiter, Sputum etc.) und sahen sie zweimal, allerdings nur vereinzelt, in Blute des Lebenden. Gerade dieses Verhalten in Betreff des Vorkommens der erwähnten Gebilde im Vereine mit dem Umstände, dass sich unter ihnen alle denkbaren Übergangsformen vorfinden, die auf ein verschiedenes Alter hindeuten, berechtigt uns, dieselben als Degenerationsformen anzusehen analog jenen Gebilden, wie wir sie so häufig beim Diplococcus meningitidis Weichselbaum zu sehen gewohnt sind. Damit soll nicht gesagt sein, dass alle diese Formen als abgestorbene, als todte zu betrachten sind. Zweifellos ist ein großer Theil derselben noch lebens- und damit auch infectionsfähig. Was die Lagerung der Pestbacillen zu einander betrifft, so finden wir sie im menschlichen Organismus als einzeln liegende Individuen oder aber als Diplobacillen. In Deckglaspräparaten trifft man ebenso häufig erstere wie letztere, in manchem Präparate herrscht der eine Typus, in anderen Präparaten der zweite vor. Vielfach dürften die Paare durch die beim Anfertigen der Deckglaspräparate meist geübten groben Eingriffe künstlich getrennt werden. Die als Diplobacillen gelagerten Individuen sind meist von gleicher Größe und Form, doch kommt es nicht selten vor, dass sie auch darin von einander differieren. Neben diesen Arten der Lagerung finden wir in Präparaten aus dem menschlichen Organismus manchmal auch eine ausgesprochene Faden bil düng, und zwar entweder als deutlich gegliederte oder aber als ungegliederte Form. Was zunächst erstere betrifft, so wird diese auch als kettenförmige Anordnung bezeichnet, welche Bezeichnung namentlich dann umsomehr zutrifft, wenn die Form der Bacillen die kurzovale ist. Die Länge derartiger -Ketten« ist dabei im allgemeinen keine große; meist setzen 3 — 5 Einzelglieder die- selben zusammen. Doch hatten wir auch Gelegenheit, »Ketten' mit 7 — 8 Gliedern in Präparaten aus menschlichen Organen zu sehen, vereinzelt auch noch größere, [m allgemeinen ist das Vorkommen der kettenförmigen Anordnung kein häufiges. Vielfach dürfte diesem Umstände wohl auch eine künstliche Trennung zugrunde liegen. In manchen Präparaten sahen wir jedoch zahlreiche solche kettenförmig aneinander gereihte Bacillen, wie zum Beispiel in den Präparaten aus einer Halslymphdrüse im Falle 34/XXXV (siehe II. B.) oder auch einigemale in Präparaten vom Sputum der an Pestpneumonie Erkrankten (Taf. I. Fig. 6, 7. 8 und i Beulenpest. IL Bactertologische Untersuchungen. 597 Die die Ketten zusammensetzenden Einzelglieder sind entweder von gleicher Große und gleichem Aussehen, oder aber sie weisen darin gewisse Verschiedenheiten auf. So sieht man nicht selten die Ein- zelglieder von ungleicher Größe, und zwar zeigen sie darin ganz auffallende Unterschiede. Solche größere Einzelglieder finden sich entweder mitten zwischen gleich großen Formen einer Kette«, oder aber am Ende, respective am Anfange derselben. Nicht selten sieht man auch Unterschiede in der Form der Glieder solcher »Ketten«, indem einzelne der Glieder sich mehr dem Coccentypus nähern, also recht kurz sind, andere wieder typische oder etwas längere Form zeigen. Auch darin gibt es keine Regelmäßigkeit. Schließlich findet man auch »Ketten«, worin die Einzelglieder verschiedene färberische Eigenthümlich- keiten zeigen, indem einzelne deutlich bipolar, andere gleichmäßig, stärker oder schwächer fingiert erscheinen. Die Form dieser »Ketten« ist entweder eine gerade verlaufende, was sich namentlich bei den kür- zeren »Ketten« vorfindet, oder aber eine in verschiedener Weise gebogene. Sie unterscheidet sich dann in nichts von den bei anderen Ketten vorkommenden Formen. Manchmal aber sieht man Formen, wie sie Abel, der dieselben in künstlichen Nährböden sah, als »scharfwinklig abgeknickt« bezeichnet hat, indem im Verlaufe einer solchen Kette einmal oder auch öfter zwei in der Reihe folgende Bacillen zu ein- ander einen stumpferen oder spitzeren Winkel bilden und dadurch der Kette" das Aussehen verleihen, als ob sie abgeknickt wäre. Schöner und häufiger beobachtet man dieses Verhalten der Pestbacillen auf künstlichen Nährböden. Was die als ungegliederte Form bezeichnete Fadenbildung betrifft, so entspricht die Häufigkeit ihres Vorkommens völlig der des Vorkommens der gegliederten Formen. Die Länge solcher Fäden erreicht jedoch in Präparaten aus menschlichen Organen unseren Beobachtungen zufolge höchstens die Länge einer »Kette« von 3 — 5 Individuen, erreicht also nicht die der gegliederten Formen. Diese ungegliederten Fäden erscheinen dabei entweder in ihrem ganzen Verlaufe gleichmäßig dick, oder aber unregelmäßig, indem die Mitte manch- mal leicht ausgebuchtet, oder aber wie eingeschnürt sich darstellt. Ob man in diesen beiden letzteren Fällen es thatsächlich immer oder überhaupt mit wirklicher Fadenbildung zu thun hat, ist nicht immer leicht zu entscheiden. Manchmal sieht man mehr oder weniger deutlich bei den Formen, die in der Mitte ein- geschnürt erscheinen, dass dieselben eigentlich zw ei stark in die Länge gezogene Einzelindivi- duen darstellen, ein Vorkommnis, dem wir auch auf künstlichen Nährböden häufig begegnen. Diese Formen erscheinen oft gleichfalls verschieden stark tingiert. Was sie eigentlich darstellen, wenn wir ihnen in Präparaten aus menschlichen Organen begegnen, ob sie ebenfalls Degenerationsformen oder aber eine Art Riesenwachsthum darstellen, können wir nicht entscheiden. Bemerkenswert erscheint es auch, dass man bei solchen großen Doppelformen sehr häufig eine ungleichmäßige Färbung des Leibes erkennt, derart, dass entweder das eine Polende gar nicht die Farbe angenommen hat, ja oft wie ein ungefärbter, sackförmiger Anhang erscheint, oder aber, dass im Innern des Bacillus sich irgendwo eine derartige ungefärbte, meist scharf begrenzte Stelle zeigt. Was diese Bilder bedeuten, ist ebenfalls nicht absolut sicher zu sagen. Am wahrscheinlichsten dürfte es sich um vacuolenartige Gebilde handeln (Taf. I, Fig. 5). Schließlich wäre bezüglich der Lagerung der Pestbacillen zu einander noch hervorzuheben, dass man in Präparaten aus menschlichen Organen oder Secreten manchmal auch einer Gruppen- oder Haufenanordnung der Pestbacillen begegnet. Man sieht weniger häufig Gruppen, die nur aus »typi- schen« Bacillenformen bestehen, und wenn man solche findet, dann sind diese Gruppen keine großen, sondern bestehen nur aus wenigen Exemplaren. Viel häufiger begegnet man kleineren oder auch größeren Gruppen oder Haufen, die sowohl aus typischen und degenerierten Formen als auch vorwiegend aus letzteren zusammengesetzt erscheinen. Größere derartige Häufchen und Haufen sahen wir einmal in einem Bronchialsecrete bei primärer Pestpneumonie. In Betreff der Lagerung der Pestbacillen zu den morphologischen Elementen wäre aus unseren Beobachtungen an den Deckglaspräparaten noch hervorzuheben, dass diese Lagerung der Pestbacillen vorwiegend, ja in manchen Präparaten ausschließlich eine extracellul äre ist. Der intracellulären Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 73 598 H. Albre c h t u ml A. G h o u, Lagerung, die auch heim Pestbacillus zu beobachten ist, begegnen wir häufiger in Gewebsschnitten, doch ist auch hier ein Verhalten, wie es etwa der Gonococcus oder der Influenzabacillus zeigt, nie zu beobachten. Das Verhalten des Pestbacillus in Gewebsschnitten wurde von uns bereits im zweiten Theile des Berichtes eingehend besprochen (s. II. B., pag. 279). Wie aus unseren dortigen Auseinandersetzungen zu ersehen ist, können wir alle in den Deckglaspräparaten sich vorfindenden Formen des Pestbacillus auch wieder in den Gewebsschnitten antreffen, und zwar die kettenförmige Anordnung und die Lagerung in großen zusammenhängenden Massen oft noch ausgeprägter als in Deckglaspräparaten. Häufiger auch treffen wir in Gewebsschnitten, was wir bereits hervorgehoben hatten, die intracelluläre Lagerung der Pestbacillen, vor allem dort, wo die Bacilleninfiltration eine noch frische ist, so in der Peripherie primärer Bubonen, wo es die Leukocyten sind, die oft mehr weniger reichlich Pestbacillen eingeschlossen zeigen, besonders aber in den primären Bubonen zweiter Ordnung und in secundären Bubonen, bei denen in erster Linie die sogenannten Sinuszellen (Endothelien) den Kampf mit dem Pestbacillus aufnehmen. Hinsichtlich des färberischen Verhaltens der Pestbacillen in Gewebsschnitten können wir dem bisher darüber Gesagten nichts hinzufügen; das Verhalten ist ein vollständig gleiches wie in Deckglaspräparaten. Aus unseren Ausführungen über das morphologische Verhalten des Pestbacillus im menschlichen Organismus ersehen wir, dass dasselbe allerdings viel der Abwechslung bietet und wahrscheinlich wohl auch Ursache der Meinung war, als ob der Pestbacillus in den Bubonen andere Formen zeige als in anderen Organen. Dass dem nicht so ist, glauben wir gezeigt zu haben. Der Pestbacillus zeigt im all- gemeinen im Blute keine anderen Formen als in den primären Bubonen, nur erscheinen hier die so cha- rakteristischen und vielgestaltigen Involutionsformen früher als dort. Auch im thierischen Organismus zeigt der Pestbacillus das vollständig gleiche Verhalten in morphologischer Hinsicht wie im menschlichen Organismus. Wir fanden keinerlei Abweichung davon weder in den spontan an Pest erkrankten Ratten noch in den künstlich inficierten Thieren. Nur eine Beobachtung möchten wir hier noch verzeichnen, die wir in Präparaten aus verschiedenen Thierarten, aber auch in solchen aus dem menschlichen Organismus des öfteren gemacht hatten. Es han- delt sich darum, dass in manchen Präparaten fast ausschließlich alle darin vorhandenen Pestbacillen ein vollständig unregelmäßiges Aussehen zeigen, sodass die Grenzen der Bacillen schwer festzuhalten sind. Dadurch, dass in solchen Präparaten gleichzeitig die bipolare Färbung gut ausgeprägt erscheint. kommen recht merkwürdige, oft wie verzerrt aussehende Formen zustande, die häutig auch scharf abge- schnittene Enden zeigen oder wie Kernfragmente aussehen. Diese Bilder, die wir in mit Methylenblau gefärbten Präparaten sahen, betrachten wir keineswegs als dem Pestbacillus eigentümliche Formen, son- dern müssen dieselben als Kunstproducte ansehen, wahrscheinlich durch schlechte Fixierung erzeugt. b) Das morphologische Verhalten des Pestbacillus in künstlichen Nährböden. In künstlichen Nährböden finden wir im allgemeinen alle diejenigen Formen wieder, die wir im vorhergehenden als dem menschlichen und thierischen Organismus eigen beschrieben haben. In der Häufigkeit ihres Vorkommens zeigen jedoch die einzelnen Formen gewisse Unterschiede. Zunächst linden wir auch in künstliehen Nährmedien die von uns als typische« bezeichnete Form: ovale Gestalt mit ausgesprochener bipolarer Färbung. Dieser Form begegnen wir sowohl in festen als auch in flüssigen Nährböden. Bemerkt sei jedoch, dass im großen und ganzen das Vorkommen dieser Form kein so constantes 1^1 wie im menschlichen oder thierischen Organismus. Dafür sehen wir um so häutiger die Abweichungen von dieser typischen Form (Stäbchen- oder Coccentypus). In diesen Formen hegen die Bacillen ebenfalls vorwiegend einzeln oder als Diplobacillen und ver- halten sich darin im allgemeinen ganz so wie im menschlichen oder thierischen Organismus. Auch im Beulenpest. TL Bacteriologische Untersuchungen. 599 färberischen Verhalten zeigen sie damit volle Übereinstimmung: bipolare oder gleichmäßige Färbung, die im allgemeinen aber nicht sehr intensiv ist. Häufiger jedoch begegnet man in künstlichen Nährböden dem Auftreten von Verbänden in Form der gegliederten und ungegliederten Fäden. Erstere erreichen in den Culturen meist eine bedeutendere Länge als im thierischen Organismus, besonders in flüssigen Nährmedien. So beobachtet man sie regel- mäßig in der Fleischbrühe und im Condenswasser der Agarnährböden. Ketten bis zu 20 — 25 Einzel- glieder und darüber sind keine Seltenheit. Kürzere Reihen trifft man wohl auch in festen Nährböden, namentlich wenn solche frisch, also stark wasserreich sind. Diese Ketten zeigen in Anordnung, in färberischer Beziehung und hinsichtlich der Größenverhältnisse ganz dieselben Eigenthümlichkeiten. wie wir sie bereits bei den im < »rganismus vorkommenden beschrieben hatten: auffallende Größenunterschiede und ungleiches Verhalten in der Intensität der Färbung (Taf. II. Fig. 1. 2. 3 U. 4). Dazu aber kommt mich eine Eigentümlichkeit, die wir bei diesen Ketten im menschlichen, respective thierischen Organismus nicht beobachtet haben. Man trifft nämlich manchmal längere Ketten, die in ihrem Verlaufe plötzlich ungegliederte Fadenbildung zeigen, entsprechend 3 — 4 — 5 Einzelgliedern, sich dann aber wieder als gegliederte Fadenform, also als •Kette« fortsetzen. Ebenfalls ausgesprochener wird in den künstlichen Nährböden die scharfwinkelige Abknickung der Ketten« beobachtet, die den Ketten- dann ein ganz merkwürdiges Aussehen verleiht und als recht charakteristisch angesprochen werden muss. Diese Tendenz der ■ Kettenbildung beim Pestbacillus kommt, abgesehen von den flüssigen Nähr- substraten, namentlich auch auf Agarnährböden in den jungen, circa 24 Stunden alten oder noch jüngeren, oberflächlichen Colonien zum Ausdrucke. .Man sieht an diesen mit einer stärkeren Trockenlinse oder aber in gefärbten Klatschpräparaten in den Randpartien der Colonien manchmal sehr schön ausgeprägte Schlingenbildung ähnlich dem Bilde bei Streptococcus oder aber dem Bilde, wie es die Colonien des Heubacillus zeigen. Was die ungegliederten Fäden betrifft, so begegnet man ihnen in künstlichen Nährböden gleichfalls häufiger und findet auch längere Fäden (Taf. II. Fig. 5) als im thierischen Organismus. Dabei zeigen diese Fäden reinen Typus, das heißt sie erscheinen in ihrem Verlaufe gleichmäßig dick. Endlich auch findet man in Reinculturen jene merkwürdigen Formen der Involution, die so charakte- ristisch sind, namentlich die hefezellenähnlichen Gebilde. Anordnung und auch Färbeverhalten dieser Formen, die manchmal ein stärker gefärbtes Centrum bei entsprechender Behandlung erkennen lassen, täuscht oft vollkommen das Bild eines Präparates einer Hefeart vor, und man müsste thatsächlich an das Vorhandensein einer solchen denken, überzeugte man sich nicht durch die Plattencultur von der Reinheit derselben. In welcher Weise gerade derartige Degenerationsbilder zustande kommen, ist nicht in jedem Falle klarzustellen. Es hat nämlich oft den Anschein, als ob gerade bei diesen großen, hefezellenähnlichen oder bläschenförmigen Involutionsformen auch die Kapsel, über die wir später berichten wollen, in irgend einer Weise betheiligt wäre (Taf. III, Fig. 5). Wir sahen Präparate, in denen diese Formen der Degeneration ausschließlich oder doch fast aus- schließlich vertreten waren. Andererseits aber sahen wir wieder Präparate, in denen diese Formen voll- ständig fehlten. Meist aber waren, wenn Involutionsformen zu beobachten waren, die eben beschriebenen vereint mit noch anderen, auf deren Beschreibung wir nunmehr näher eingehen wollen. • Man sieht nämlich in Präparaten aus jüngeren oder älteren Culturen außer den bisher beschriebenen verschiedenen Formen noch Gebilde, die man im menschlichen, respective thierischen Organismus nicht zu sehen bekommt. Diese Formen sind so mannigfaltiger Art und Größe und zeigen dabei so viele Abstu- fungen in der Färbungsintensität, dass die Bilder, die einem dadurch entgegentreten, Verunreinigungen mit anderen Bacterien, ja vielfach sogar die Anwesenheit verunreinigender Fremdkörper vermuthen lassen. Bei genauerem Zusehen und bei wiederholter Untersuchung wird es jedoch nicht schwer, den 78* 600 //. Albrecht und A. Ghon, Zusammenhang, wenigstens des größeren Thciles dieser merkwürdigen Gebilde mit den gewöhnlich vor- kommenden Formen zu erkennen. Man sieht große, birnförmige Gebilde, welche die Große von Hefezellen übertreffen, größere und kleinere kommaähnliche Gebilde, Formen, die wie Keulen oder Doppel keule n aussehen, spindelförmige Gebilde, dann wieder Formen, die sporentragen den Tetanusbacillen ähnlich sehen, nur größer als diese erscheinen, biseuitförmige Gebilde und solche, die Spermatozoon täuschend gleichsehen oder Pfeilspitzen ähneln; dann wieder sieht man größere Gebilde, die Ganglienzellen gleichsehen, ja selbst Bilder vortäuschen, als ob solche zellige Gebilde durch dünnere Fortsätze zusammenhiengen; oder man findet fädige, größere und kleinere Gebilde, die stark aufgetrieben erscheinen, verschiedene Krümmungen zeigen, gerade oder gebogen ver- laufende, dickere oder dünnere Fäden, die in der Mitte plötzlich ein- oder beiderseitig kugelig aufgetrieben sind, lange, vielfach mehr weniger stark angeschwollene fädige Formen, die winkelig geknickt sind, wurmartig aussehende Gebilde u. A. m. (Taf. I, Fig. 1 1 und Taf. II, Fig. 8, 10, 11 u. 1 3). Wir haben damit keineswegs den Formenreichthum dieser Gebilde erschöpft, sondern nur die auf- gezählt, die einem am häufigsten unterkommen. Man kann aber schon daraus ersehen, dass eine derartige Mannigfaltigkeit von so verschieden großen Gebilden wohl geeignet ist, den Verdacht auf fremdartige Dinge wachzurufen. Dabei erscheinen, wie bereits hervorgehoben, diese Formen verschieden stark tingiert, ja zeigen auch in ein und demselben Gebilde Nuancierungen in der Färbung oder gar vacuolen- artige Lücken. Die Menge dieser Formen, die in den einzelnen Präparaten gefunden wird, ist recht verschieden. Dabei ist noch hervorzuheben, dass diese verschiedenen Formen nicht gleichzeitig vorhanden zu sein brauchen, sondern bald die eine, bald die andere Art vorherrscht. Es lag nun nahe, jene Factoren, welche das Zustandekommen dieser verschiedenartigen Formen bewirken, kennen zulernen. Wir gaben uns Mühe, wenigstens einen Theil derselben ausfindig zu machen, müssen aber gestehen, dass wir eine vollständig befriedigende Lösung dieser Fragen nicht erreichen konnten. Es ist richtig, dass ceteris paribus im allgemeinen ältere Culturen des Pestbacillus häufiger und reichlicher derartige Formen zeigen als jüngere. Da jedoch für die Bildung dieser vielgestaltigen Formen auch noch andere Factoren in Betracht kommen, vor allem der Einfluss der Temperatur und der Zusammensetzung des Nährbodens, wird es erklärlich, dass manchmal schon in recht jungen Culturen bei höheren Temperaturen und auf schlechten Nährböden sich verhältnismäßig viele derartige Gebilde vorfinden, während auf geeigneten Nährmedien und bei Züchtung in niederen Temperaturen manchmal auch in vielen Tagen alten Culturen keine oder doch nur wenige solcher Formen gefunden werden. Wir sahen in Culturen. die kaum mehr denn 12 Stunden alt waren (Glycerinagar bis 36° C), schon ziemlich reichlich einige der beschriebenen Formen, in Culturen hingegen, deren Alter 81 Tage betrug, fanden wir dieselben verhältnismäßig nur in spärlicher Anzahl vor. Einmal sogar konnten wir bei fünf unserer Pest- stämme (XXX/ü, V1I/4, XLII/2, 11/3 und 342), nachdem sie sechs Monate lang ■ — es waren die Winter- monate ■ — bei Zimmertemperatur gestanden hatten, nirgends derartige Formen nachweisen. Die von diesen Culturen angefertigten Deckglaspräparate zeigten nach Färbung mit Fuchsin ausschließlich coccen- artige Pestformen, so dass die Präparate ganz gleichmäßig den Eindruck machten, als stammten sie von schlecht sich färbenden Coccen. Höhere Temperaturen bewirken zweifellos rascher das Auftreten der erwähnten Formen als niedrige Temperaturen. Deshalb fanden wir in den Aussaaten, die bei 37° C. bebrütet waren, rascher solche Gebilde, als in denen, die nur der Zimmertemperatur oder gar noch niedrigeren Temperaturen ausgesetzt waren, abgesehen davon, dass dann auch im allgemeinen die Mannigfaltigkeit dieser Gebilde ist als bei Züchtung in höheren Temperaturen, Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 601 Hinsichtlich des Einflusses des Nährbodens auf das Zustandekommen derartiger Formen hatten wir bereits in Bombay die Erfahrung gemacht, dass sich in Sonderheit auf Glyeerinagar rasch und reichlich solche Formen bildeten. Später verfolgten wir diese Frage in einer Reihe systematischer Unter- suchungen, indem wir das Verhalten der Pestbacillen in morphologischer Hinsicht auf verschieden zusammengesetzten Nährböden prüften. Wir verwendeten dazu einerseits die gebräuchlichen Nähr- medien, wie Gelatine, Agar, Kartoffel, Fleischbrühe, Serumagar etc.. andererseits aber Nährböden mit ver- schiedenen Zusätzen, wie Glycerin und Zucker, und solche verschiedener Reaction (stärker alkalische und stärker saure). Während auf den ersterwähnten Nährböden die Bildung dieser vielgestaltigen Formen keine auffal- lenden Unterschiede aufwies, sahen wir, dass auf glycerinhältigem (öu/0) Agar sich thatsächlich diese Formen im allgemeinen rascher und reichlicher einstellten. Auch bei höherem (5 °/0) Zuckergehalt der Nährböden bildeten sich oft recht zahlreich diese Formen. Ein constant gleiches Verhalten konnte jedoch auch hiebei nicht erzielt werden, da Alter der Cultur und Temperatur dabei gleichfalls ihre Einflüsse geltend machten. Es dürfte kaum einem Widerspruche begegnen, wenn wir diese Gebilde ihrer Bedeutung nach als Degenerations-, respective Involutionsformen auffassen. Wenigstens dürfen wir dies von der Mehrzahl dieser Formen annehmen, namentlich dann, wenn zu dem von der Grundform abweichenden Aussehen noch die schlechte Färbbarkeit der Gebilde hinzutritt. Ein Theil dieser Formen bleibt aber selbst in recht alten Culturen gut, ja oft sogar intensiv gefärbt, so die hefezellenähnlichen Gebilde und die bereits wiederholt erwähnten Doppelformen. Man sieht dann in Präparaten aus älteren Culturen in einer mehr detritusartigen Grundmasse, die sich schwach färbt, die eben erwähnten stark tingierten Formen. Manchmal wieder macht es den Eindruck, und zwar vorwiegend bei den hefezellenähnlichen Formen, als ob beim Zustandekommen derselben die Kapsel in irgend einer Weise mitbetheiligt wäre. Man sieht nämlich in solchen Fällen in den centralen Partien dieser Gebilde einen etwas stärker sich fär- benden, rundlichen oder länglichen Antheil, dessen Contouren allerdings nicht sehr scharf sich abheben (Taf. III, Fig. 5). Die Deutung solcher Formen als Involutionsformen dürfte wohl kaum zutreffend sein. In manchen Culturen kann man außer den bisher erwähnten formenreichen Gebilden noch solche beobachten, die aussehen, als zeigten sie echte Verzweigungen. In Präparaten vom menschlichen oder thierischen Organismus konnten wir derartige Bilder nie beobachten. Wir sahen sie ausschließlich in künstlichen Nährböden und da, wie bereits angedeutet, nicht immer, ja nicht einmal häufig, hatten jedoch schon in Bombay Gelegenheit, sie in einer 48stün- digen Glycerinagarcultur nachweisen zu können (s. II. B. pag. 159). Die Bilder, die diese verzweigten Formen zeigten, waren gleichfalls recht mannigfacher Art. Oft waren an fast normal aussehenden, ovalen oder länglich ovalen Formen derartige Ver- zweigungen in Form eines knospenartigen Fortsatzes angedeutet oder aber es waren an kleineren oder größeren, fadenartigen oder anders geformten Gebilden die Verzwei- gungen als kürzere oder längere, dickere oder dünnere, stumpf endigende oder spitz zulaufende, oft auch keulenförmig aufgetriebene Fortsätze bemerkbar, gerade. gebogen oder mehr weniger scharf geknickt abgehend, oft auch nur in Form eines kürzeren oder längeren, spitzeren oder stumpferen Sporns ausgeprägt, so dass dadurch wieder die verschiedensten und formenreichsten Bilder entstanden: astförmige, haken- und anker- förmige, ypsilonartige und geweihähnliche Gebilde und solche, die den Scheeren eines Hirschkäfers ähnlich sahen u. A. m. (Taf. I, Fig. 10 und Taf. III. Fig. 6. 7, 8, 9 u. 10). Wir konnten derartige Verzweigungen sowohl in gefärbten Deckglaspräparaten beobachten, als auch direct in den oberflächlichen Colonien auf Agarplatten, ungefärbt und in Abklatschpräparaten (Taf. I, Fig. 10). 602 //. Albrecht mnl A. Ghon, Das Alter der Culturen seheint für die Bildung der Verzweigungen nicht maßgebend zu sein, denn unten sie sowohl in jungen, t8 Stunden alten Culturen beobachten als in älteren. Allerdings kommt letzteren zu größeren und ausgebildeteren Formen, was wohl erklärlich ist. Inwieweit der Nährboden dabei eine Rolle spielt, konnten wir nicht sicher ermitteln. Wir fanden sie im gewöhnlichen neutralen Agar ebenso wie im glycerinhältigen, zuckerhaltigen oder stärker alkalischen Agar. Einigemale konnten wir allerdings die Beobachtung verzeichnen, als ob gerade in zuckerhaltigem Agar sich diese Verzweigungen leichter bildeten. Wir verfügen jedoch über zu wenig Erfahrung darüber. um uns einen sicheren Schluss erlauben zu können. Ebensowenig lässt sich behaupten, dass die Bildung von Verzweigungen nur gewissen Culturen eigenthümlich war, anderen wieder nicht. Wir sahen dieselben bei vielen unserer Culturen. bei den einen stärker, bei den anderen geringer ausgeprägt. Wir konnten aber auch beobachten, dass eine Cultur plötzlich reichlich derartige Bilder aufwies, dann wieder in vielen Generationen trotz Benützung der verschiedensten Nährböden dieselben vollständig vermissen ließ. Einmal zeigten in den Präparaten aus der vier Tage alten Cultur des Stammes 11 3 (Tat'. 111, Fig. 1, 6, 8 u. 10) neben den Grundformen auch diese verzweigten Gebilde deutliche Kapselbilder. Ob diese Verzweigungen wirklich als echte aufzulassen sind, lassen wir dahin- gestellt. That sächlich scheinen viele Bilder dafür zu sprechen. c) Das Verhalten des Pestbacillus zu den Farbstoffen. In Betreff der färberischen Eigenschaften des Pestbacillus wurde bereits erwähnt, dass sich derselbe manchmal charakteristisch bipolar färbt, manchmal gleichmäßig, dass aber im allgemeinen die Färbung keine besonders intensive ist. Für die Färbung des Pestbacillus in Deckglaspräparaten aus Secreten oder Organsaft eignen sich alle unsere Anilinfarbstoffe: doch ist im allgemeinen dem .Methylenblau, besonders dem alkalischen Methylenblau, vor allem für schone und deutliche Polfärbung der Vorzug zu geben. Man kann diese Pol- färbung ebenso schön und deutlich wohl auch mit Fuchsin oder Gentianaviolett erhalten, benöthigt dabei aber gewöhnlich stärkere Färbung mit nachfolgender Differenzierung in Alkohol oder Säure. Will man sich also diese etwas compliciertere Procedur ersparen, so eignet sich das Methylenblau besser als die anderen Farbstoffe. Auch für die Darstellung der [nvolutionsformen in Präparaten aus dem Organismus ist das Methylenblau sehr zu empfehlen, weil die verschiedenen Abstufungen in der Färbungsintensität, sowie das Verhältnis der Pestbacillen zu v\^n morphologischen Kiementen leichter und besser zum Ausdrucke kommen. Für die Färbung der Pestbacillen in Reinculturen gilt im allgemeinen dasselbe. Nur bei der Dar- stellung derselben aus älteren Culturen wäre unserer Meinung nach dem Fuchsin oder Gentianaviolett, speciell aber ersterem vor dem Methylenblau der Vorzug einzuräumen, weil es intensiver und deutlicher färbt. Man kann dadurch in alten Culturen oft noch recht schön die ovalen oder rundlichen Formen zum Ausdrucke bringen, während bei Benützung des Methylenblau gerade diese Formen vollkommen undeut- lich, oft nur mehr detritusartig sich färben lassen. die Färbung der Pestbacillen in ' rewebsschnitten berichteten wir bereits im zweiten Theile unseres Berichtes (s. II. B. pag. 279). Wir erhielten, um nochmals kurz darauf zurückzukommen, schon brauchbare Bilder mit alkalischem Methylenblau, bessere mit Boraxmethylenblau, die besten aber mit dem polychromen Methylenblau nach Unna mit oder ohne nachfolgende Differenzierung in Glycerin äthermischung. Für Übersichtspräparate eignete sich uns auch oft schon die einfache Hämalaun od l lämatoxylinfärbung. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 60 I Was specjell das Verhalten des Pestbacillus zur Gram'schen Färbungsmethode anlangt, so lieferten uns alle unsere diesbezüglichen Prüfungen des Bacillus, ob wir dieselben mit Reinculturen oder mit Präparaten aus menschlichen, respective thierischen Organsäften anstellten, ein vollständig ein- heitliches Resultat. Immer war der Pestbacillus bei Anwendung dieser Methode entfärbt oder, falls noch eine Nachfärbung angeschlossen wurde, mit der betreffenden Contrast- farbe tingiert. Wir prüften dabei den Pestbacillus derart, dass wir Präparate untersuchten, in denen er allein und solche, in denen noch ein zweites Bacterium vorhanden war (beigemengt), von dem man wusste, dass es bei Anwendung der Gram'schen Methode gefärbt bleibt im Sinne einer wirklich positiven Färbung, das heißt tief dunkelviolett. Bei solchen Proben nun erschien der Pestbacillus, wenn man das Anilinwassergentianaviolett drei bis fünf Minuten und die Lugol'sche Lösung zwei Minuten einwirken ließ, bei der Entfärbung in 95% Alkohol schon nach längstens einer halben Minute vollständig blass, das Controlbacterium (Staphylococcus pyogenes aureus) hingegen noch tief dunkelviolett. Dasselbe Resultat erhielten wir auch in Gewebsschnitten bei Anwendung der Weigert'schen Modification der Gram'schen Methode, worüber ebenfalls schon im zweiten Theile unseres Berichtes Mittheilung gemacht wurde. Für die Färbung war es gleichgiltig, üb die Schnitte in Alkohol oder in einem Gemisch von Müller-Formol fixiert waren. Von Einfluss war nur die Entfärbung, je nach- dem sie mit reinem Anilinöl oder einem in verschiedenem Verhältnisse hergestellten Gemisch desselben mit Xylol vorgenommen wurde. Bei exaeter Entfärbung erschien auch der Pestbacillus entfärbt, je mehr Xylol dem Anilinöl beigemengt war, desto röthlichereh Ton zeigten die Bacillen, nie aber blieb der Farben- ton ein so schön blauvioletter, wie ihn zum Beispiel gleichzeitig anwesende Streptococcen zeigten. d) Der Nachweis der Kapsel des Pestbacillus. Unseren Beobachtungen nach gehört der Pestbacillus entschieden zu den Kapselbacterien, wenn man als solche diejenigen Arten bezeichnet, die sich dadurch auszeichnen, dass man bei ihnen mehr oder weniger leicht und häutig eine als Kapsel bezeichnete Hülle nachzuweisen im Stande ist. In diesem Sinne also ist der Pestbacillus ein Kapselbacillus, nur ist er insoferne nicht vollständig der als »Kapsel- bacillen • bezeichneten Gruppe gleichzustellen, als bei ihm der Nachweis der Kapsel nicht so constant und im allgemeinen auch nicht so leicht gelingt. Hinsichtlich der dabei zutage- tretenden Bilder aber gleicht er unseren Erfahrungen gemäß vollkommen der Kapselbacille'ngruppe. Die Darstellung der Kapsel gelang, wie bereits erwähnt, nicht immer. Wir versuchten wohl ziemlich alle der dafür angegebenen besonderen Metboden, können aber unseren Erfahrungen gemäß keiner derselben einen Vorzug vor den anderen geben. Es gelang uns die Darstellung der Kapseln ebenso gut und ebenso häufig, ob wir die Methode von Weichselbaum lege artis und in verschiedenen Abänderungen anwendeten oder die von Johne, Lüpke, Klett, Noetzel und Friedländer angege- benen Methoden und ihre Modificationen. Nur mit der Methode von Ribbert erzielten wir keine Erfolge, was wir aber wohl nur einem Zufalle zuschreiben müssen, zumal wir gerade diese nicht so häufig ver- suchten wie die übrigen. Mit den angeführten speeiellen Methoden gelang es uns aber auch nicht, im großen und ganzen bessere Resultate und sichere zu erzielen als mit den allgemeinen Färbungsmethoden. Die gewöhnliche Färbung mit alkalischem Methylenblau oder mit wässeriger Fuchsin- oder Gentianaviolett-Lösung ohne nachträgliche Differenzierung gaben uns ebenso gute Bilder als die angeführten besonderen Methoden. Diese Beobachtung konnten wir übrigens wiederholt auch an anderen Kapselbacterien machen. Die Hauptsache für das Gelingen der Darstellung liegt im Trocknen und entsprechenden Fixieren des Präparates. Als wir jedoch gelegentlich der Versuche, am Pestbacillus Geißeln nachzuweisen, unter anderem auch die von Pittfield dafür angegebene Methode versuchten, gelang es uns damit recht schöne Kapsel- bilder — aber keine Geißeln — zu erhalten. H. Alb recht und A. Ghon, Eine Reihe systematischer Prüfungen zeigte uns nun, dass diese eigentliche Geißelfärbungsmethode verhältnismäßig am con stantesten, aber auch nicht immer gleich deutliche Kapsel- bilder nachweisen ließ. Diese Methode, die wenig bekannt sein dürfte und zu deren Kenntnis wir gelegentlich durch einen amerikanischen Collegen gelangten, wird in folgender Weise ausgeführt: Die in dünner Schichte aufgestrichenen und entsprechend vorsichtig fixierten Deckglaspräparate werden mit einem Gemenge gefärbt, das unmittelbar vor dem Gebrauche aus gleichen Theilen der beiden folgenden Lösungen hergestellt wird: I. Solut. alumin, conc. U00 Gentiatiaviohtt alcoJi. conc. lO'OO II. Acid. tannic. 1-00 Aq. destill. 10- 00 Die Färbung geschieht durch längere Zeit ohne Erwärmen. Noch deutlichere Bilder erhielten wir dann, wenn wir diese Färbung nicht vollkommen lege artis ausführten, sondern unter leichtem Erwärmen mehrere Minuten tingierten, die Präparate aber dann noch kurz in verdünntem Alkohol oder verdünnter Essigsäure differenzierten. Diese Methode bewährte sich übrigens auch bei den anderen Kapselbacterien, versagte aber doch auch manchmal, wenn andere Methoden positive Resultate gegeben hatten. Die Kapselbilder nun, die wir mit dieser oder den anderen oben angeführten Methoden erhielten, waren nicht immer vollständig gleiche und deutliche. Wir erhielten oft vollständig klare Bilder, die keinerlei andere Deutung zuließen: den stark und scharf tingierten Bacillenleib umgab eine mehr oder weniger, aber gleichmäßig breite Hülle, die vollkommen scharf abgegrenzt war und gleichmäßig schwächer als der central gelegene Bacillus gefärbt erschien (Taf. II, Fig. 9 und Taf, III, F.g. 1 u. 2). In anderen Bildern hingegen blieb die eigentliche Kapsel ungefärbt und nur ihr Contur trat als ein gut tingierter, den Bacillenleib gleichmäßig breit umgebender Saum von dem vollständig ungefärbten Untergrund deutlich hervor. Diese Bilder waren oft mit den ersterwähnten vereint, namentlich in Reinculturen (Taf. III, Fig. 4, 6, 8 u. 10). Wieder andere Bilder glichen im allgemeinen den eben beschriebenen, unterschieden sich von ihnen jedoch dadurch, dass sich dem stärker tingierten Rande der sonst ungefärbt gebliebenen Hülle ein mehr oder weniger gefärbter Saum anschloss, der sich allmählich in dem blass tingierten Untergrund verlor (Taf. III, Fig. 3). Dieser die eigentliche Kapsel umgebende Saum war manchmal breiter, manchmal schmäler, dabei, wie erwähnt, sich allmählich in den Untergrund verlierend oder aber mehr oder weniger deutlich abgegrenzt, so dass oft der Gedanke nahe lag, dass derselbe gewissermaßen noch der Ausdruck einer zweiten Hülle sei. Mit der Annahme der oft stark entwickelten, aus Schleim bestehenden Hülle würde der Befund übereinstimmen, dass sowohl Exsudate, in denen sehr reichlich Pestbacillen vorhanden sind, als auch Reinculturen manchmal einen auffallend viseiden, schleimigen Charakter zeigen. Ferner trafen wir auch auf Bilder, in denen Kapsel und Bacillus nicht voneinander differenziert erschienen, sondern gleichmäßig, entweder intensiv oder aber schwach tingiert waren. Derartige Formen fielen sofort durch ihre Größe auf und waren, wenn es sich um re Culturen handelte, von einer gewissen Gleichmäßigkeit. In älteren Culturen oder aber in patho- hen Producten war ihre Deutung ofl schwieriger, weil gewisse Degenerationsformen des Pest- bacillus dadurch vorgetäuscht wurden. Um den mit der Kapsel gleichmäßig tingierten Bacillenleib schloss sich dann meist noch ein schwächer gefärbter und sich allmählich verlierender Saum, ähnlich den schon früher beschriebenen Bildern an. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 605 Endlich sahen wir wiederholt die Kapsel nur als einen schwach gefärbten, schmalen, dem Bacillenleib sich unmittelbar anschließenden Saum angedeutet. Diese Bilder traten uns namentlich in mit Methylenblau gefärbten Präparaten entgegen, und die Undeutlichkeit der Kapsel war dabei wohl in erster Linie durch die Farbe als solche bedingt. Dass wir es aber hier mit Kapseln zu thun hatten, glauben wir sicher annehmen zu können. Die Kapsel umschloss, falls sie nachweisbar war, jeden der einzeln liegenden Bacillen. Bei den Diplobacillen und auch bei kettenförmiger Anordnung der Bacillen war sie bei deutlichen Bildern immer derart ausgebildet, dass diese Verbände wohl in einer gemeinschaftlichen Hülle zu liegen schienen, der Rand derselben zeigte aber entsprechend den zwischen den ein- zelnen Exemplaren befindlichen Zwischenräumen Einbuchtungen, so dass jedem Bacillus auch eine eigene Kapsel entsprach (Taf. II, Fig. 9). Auch an ungegliederten Fäden, sowie an vielen der anderen, in künstlichen Nährmedien auftretenden vielgestaltigen Gebilden waren oft Kapseln nachweisbar (Taf. III, Fig. 4, 6, 8 u. 10). In kettenförmigen Verbänden konnte man wiederholt auch beobachten, dass innerhalb einer -Kette« streckenweise die eigentlichen Bacillen zu fehlen schienen, die Kapseln also sich als leere Hüllen fortsetzten. Wir konnten Kapseln sowohl im menschlichen, respective thierischen Organismus nachweisen als auch in Culturen. Die Präparate brauchten dabei keinem bestimmten Organe zu entstammen. Wir fanden sie im Blute ebenso schön wie in der Milz oder den Bubonen. Bei den Culturen war es gleichgiltig, ob dieselben auf festen oder flüssigen Nährböden gewachsen waren. Sehr häufig fanden wir sie in zuckerhaltigen Medien (Fleischbrühe oder Agar). In den Gewebsschnitten war es uns bei den von uns geübten Methoden nicht möglich, Kapseln nachzuweisen. Wohl aber sahen wir dort, wo die Bacillen in größeren Massen lagen, dieselben durch gleichmäßige Zwischenräume von ein- ander getrennt. Ob diese auf wirkliche Kapseln oder auf ungeformte Schleimmassen zu beziehen sind, lassen wir dahingestellt. Was das Alter der Culturen anlangt, an denen wir deutliche und einwandfreie Kapselbilder nach- weisen konnten, so war dasselbe recht verschieden. Wir fanden Kapseln sowohl bei jungen als auch älteren Culturen. Bei recht jungen Culturen färbten sich dieselben häufig leicht und intensiv, so dass jene Bilder entstanden, in denen Kapsel und Bacillus ein Ganzes bilden. In älteren Culturen sahen wir Kapseln hauptsächlich dann, wenn erstere nicht höheren Temperaturen ausgesetzt waren. So fanden wir einmal in einer Agarcultur aus Meerschweinchen 99, die im Eiskasten bei circa 7 — 12° C. vom 18. October bis 2. November 1898 gewachsen war, also nach 14 Tagen, noch sehr schöne und deutliche Kapseln, desgleichen in einer Agarcultur (Cultur »Eiter S«), die 37 Tage bei 21° C. gewachsen war, und ein zweitesmal ebenfalls in einer 37tägigen Cultur (R2), die auf Zuckeragar geimpft war. Von diesem letzteren Stamme gab ein andermal eine 31tägige, ebenfalls auf Zuckeragar angegangene Cultur gleichfalls schöne Kapselbilder. Im thierischen Organismus konnten wir schon nach 9 Stunden und 13 Stunden (M79 und M..I deutliche und gut tingierte Kapseln sehen. e) Die Frage der Sporenbildung und der Beweglichkeit des Pestbacillus. Sporen konnten wir an den Pestbacillen niemals nachweisen. Wir sahen zwar in gefärbten Präpa- raten, namentlich an den vielgestaltigen Formen, manchmal ungefärbte, oft rundliche und scharf begrenzte Gebilde, die Sporen ähnlich waren, aber nur als vacuolenartige Lücken betrachtet werden müssen. Auch gewisse biologische Eigenschaften weisen darauf hin, dass die Pestbacillen nicht zu den- jenigen Bacterienarten gehören, die sich durch Sporenbildung charakterisieren. Da aber in künstlichen Culturen, und zwar in Reinculturen, wenn solche vor Austrocknung geschützt werden, die Pestbacillen Denkschriften der mathem.-naturvv. Cl. LXVI. Bd. 79 606 ff- Albrecht und A. Gho.n, sehr lange ihre Lebensfähigkeit bewahren können, so müssen wir wühl annehmen, dass ein Theil der Bacillen eine gewisse Lebensfähigkeit besitzt, ohne gerade von den gewöhnlich vorkommenden Typen abzuweichen, also — um uns des hiefür gebräuchlichen Ausdruckes zu bedienen — eine Art Dauerform bildet. Was schließlich die Beweglichkeit der Pestbacillen anlangt, so konnten auch wir eine wirk- li he Eigenbewegung nicht nachweisen. Wir untersuchten zu diesem Zwecke die Pestbacillen sowohl in Reinculturen auf künstlichen Nährböden als auch im thierischen Organismus. Niemals konnten wir linden, dass eine deutliche Ortsveränderung nachweisbar war. Auch alle unsere Bemühungen, die besonders nach der Publication Gordon's eifrige waren, an den Pestbacillen Geißeln nachzuweisen, blieben ohne Erfolg. Wir nahmen dabei alle unsere Erfahrungen zu Hilfe, die wir bei dieser oft recht mühsamen Procedur von anderen Bacterien her kannten, und unter- suchten daraufhin viele unserer Peststämme. Von den angegebenen Methoden hatten wir dabei verwendet die von Löffler, Bunge, van Ermengem und Pittfield. f) Die Diagnose des Pestbacillus aus Deckglaspräparaten. Sollen wir nunmehr auf Grund unserer Ausführungen die Frage erörtern, ob es möglich sei. den Pestbacillus gegebenenfalls im Organismus oder außerhalb desselben aus dem mikrosko- pischen Bilde zu diagnost icieren, so müssen wir die Beantwortung dieser Frage von gewissen Voraussetzungen abhängig machen. Was zunächst die Diagnose beim Menschen betrifft, so wird dieselbe in einer Reihe von Fällen mit voller Sicherheit thatsächlich aus dem Deckglaspräparate möglich sein. Es sind das diejenigen Fälle, in denen die Präparate neben den mehr oder weniger reichlich vorhandenen typischen, bipolar gefärbten und als Diplobacillen angeordneten Formen noch die so charakteri- stischen Degenerationsformen zeigen. Derartige Bilder im Deckglaspräparate findet man beson- ders dann, wenn die durch die Pestinfection gesetzten Veränderungen bereits einige Tage bestanden haben. Beim pestkranken Menschen können sie in erster Linie Präparate zeigen, die von dem durch Function oder Incision gewonnenen Bubosafte oder bei bestehender primärer Pestpneumonie vom Exsu- date dieser stammen. An der Pest lei che werden derartige Bilder am schönsten ebenfalls Präparate vom primären Bubo zeigen, bei der pyämischen Form der Pestinfection aber auch solche von den metasta- tischen Pestherden. Finden sich die eben erwähnten charakteristischen Deckglasbilder nicht vor, sondern zeigen die Präparate nur typische«, das heißt ovale, bipolar gefärbte Formen oder neben diesen noch gleichmäßig gefärbte, was dann der Fall sein wird, wenn es sich um acutest verlaufende Fälle handelt, so wird auch hier die mikroskopische Diagnose keinerlei Schwierigkeiten bereiten, wenn die Bacillen in reichlicher Menge vorhanden sind. Solche Bilder kann man in Präparaten aus dem Bubosafte, aus dem Exsudate von primären Pestpneumonien und in solchen von den inneren Organen, beziehungsweise dem Blute acu- tester Fälle sehen. Unsicher wird die Diagnose aus den Deckglaspräparaten vor allem in jenen Fällen primärer Lungen infection sein, die außerhalb einer Epidemie sich ereignen und wenn es sich dabei um den Beginn derartiger Erkrankungsformen handelt. Die relativ geringe Anzahl der vorhandenen Pestkeime, der Mangel an charakteristischen Formen, dazu die verhältnismäßig reichliche Menge anderer Bacterien, eventuell solcher aus der Kapselbacillengruppe (Friedländer), sind sehr leicht im Stande, einen sicheren Entscheid zu verhindern. In solchen Fällen muss sogleich die Cultur und vor allem der Thierversuch (Finreibungsmethode beim Meerschweinchen) für die Diagnose herangezogen werden. Gleiches gilt auch für jene fälle von Pestinfection, bei dc\M\ ein primärer Bubo nicht vorhanden ist, auch keine primäre oder metastatische Lungenpest besteht, das Sputum, respective Mundsecret aber zur Beiilcupest. II. Bacteriologische Untersuchungen. CO, Diagnose herangezogen werden soll wegen cler in solchen Fällen eventuell bestehenden secundären Affectionen des adenoiden Gewebes im Cavum pharyngo-orale und der dadurch bedingten Anwesenheit des Pestbacillus im Mundsecrete. Unzureichend kann die Diagnose aus dem Deckglaspräparate auch in solchen Fällen von Bubonen- pest sein, die bereits längere Zeit dauern, bei denen also schon theilweise oder gänzliche Einschmelzung des Bubo eingetreten ist. Sind im Blute eines Pestkranken Bacillen von typischer Form und nicht zu spärlich nachweisbar, so genügt das Deckglaspräparat für die Diagnose. Bei der Untersuchung der Fäces hingegen ist das Deckglaspräparat für einen sicheren Entscheid vollkommen unzulänglich. Größere Schwierigkeiten wird die mikroskopische Diagnose — abgesehen von wenigen Aus- nahmen — bei Thieren bereiten, da bei denselben differentialdiagnostisch die Bacteriengruppe der sogenannten hämorrhagischen Septikämien in Betracht gezogen werden muss. Vom rein bacteriologischen Standpunkte aus müssen differentialdiagnostisch in Deckglaspräparaten außer den Bacterien der erwähnten Thierseuchen die Angehörigen der Coli- und Kapselbacillengruppe, sowie der Rotzbacillus berücksichtigt werden. Eine sichere Diagnose aus Culturpräparaten ist deshalb nicht immer möglich. Biologie des Pestbacillus. A) Culturelles Verhalten. Nach Yersin erscheinen die Colonien auf Agar weiß, transparent, im reflectierten Lichte mit irisierenden Rändern, die Fleischbrüheculturen charakteristisch, indem sie an Erysipelculturen erinnern. Zweiprocentige alkalische Peptonlösung mit 1 — 2 ' '.',-, Gelatinezusatz hält Yersin für ein sehr günstiges Nährmittel. Vom Glycerinagar und von Serumnährböden sagt er Folgendes: »La eulture se fait encor mieux sur gelose glycerinee. Le bacille croit aussi sur le serum coagule«. Erste Culturen vom Bubo gehen nach Yersin schwerer an, und man findet nach einigen Tagen, dass eine gewisse Anzahl von Colonien besser und schneller wachse als andere. Kitasato's Berichte zufolge ist das Wachsthum in Fleischbrühe wolkig, auf Blutserum bei 37° C. am üppigsten, wobei keine Verflüssigung des Serums erfolgt. Glycerinagar zieht Kitasato dem gewöhnlichen Agar vor, aufweichen die Colonien weiß- lich grau, im reflectierten Lichte bläulich erscheinen, unebene Ränder zeigen — »at first they appear everywhere as if piled up with „glass-wool"«. — Das Wachsthum auf Agargelatine ist dem auf Agar ähnlich, in Stichculturen findet bei gewöhnlicher Temperatur nach wenigen Tagen ein Wachsthum statt »as a fine dust in little points alongside the puneture« mit sehr wenig Wachsthum an der Oberfläche. Auf Kartoffeln erfolgte bei 28 — 30° C. kein Wachsthum nach zehntägiger Beobachtung, spärlicher bei 37° C. nach wenigen Tagen; dasselbe war weißlich grau und trocken. Nach Wilm sind Nährböden, die mit Glycerin versetzt sind, für das Gedeihen des Pestbacillus günstiger als solche ohne Gly- cerin. Die Colonien auf Agarplatten zeigen bläulichen Glanz und irisierende Ränder, die größeren erscheinen dunkler granuliert und mit hellerem Rande, der oft Einkerbungen zeigt; diese Einkerbungen zeigen oft auch die Colonien auf Gelatine, die vom Pestbacillus nicht verflüssigt wird. Im allgemeinen erreichen nach Wilm die Colonien nur die Größe einer Linse und bleiben isoliert, doch findet man häufig auch Colonien, die nach einigen Tagen bedeutend an Umfang zunehmen und die übrigen überwuchern. Altere Colonien auf Agarplatten zeigen meistens in den centralen Partien ein zerklüftetes Aussehen. Agarstichculturen erscheinen entlang dem Impf- stiche weißlich und breiten sich nur wenig über die Impfstelle aus. Auch nach Wilm ist das Wachsthum im Bouillon sehr charakte- ristisch-, indem es demjenigen des Streptococcus ähnelt: »Es bildet sich auf dem Grunde und meist entlang dem Röhrchen ein krüme- liger oder flockiger Niederschlag, während die Bouillon selbst klar bleibt . Auf Kartoffeln erfolgt nur spärliches Wachsthum, bei Bruttemperatur schon nach 36 — 48 Stunden, bei Zimmertemperatur erst nach 3 — 4 Tagen in Form eines grauweißen, trockenen Belages. Sterile Milch wird nach W i 1 m zur Gerinnung gebracht. Den günstigsten Nährboden für den Pestbacillus gibt eine 2° 0 alkalische Peptonlösung, der l°/0 Gelatine zugesetzt ist. Indolreaction bleibt negativ. Ogata findet, dass sieh auf Agar innerhalb 24 Stunden reichlich weiße, durchscheinende und am Rande opalisierende Colonien entwickeln, deren Ränder nicht ganz glatt seien. Die Colonien zeigen, namentlich in älteren Culturen, bei Berührung mit dem Platin- draht eine sehleimige, fadenziehende Beschaffenheit. In Bouillon erfolgt keine str.rke Trübung mit Bildung eines flockigen Satzes, auf Kartoffeln zeigt sich nach einigen Tagen bei Bruttemperatur erhabenes, weißes Wachsthum. Auch in Milch erfolgt Wachsthum, doch ohne Gerinnung. Blutserum wird nicht verflüssigt Nach Kolle erscheinen die Colonien auf Agar nach 24 Stunden wie zarte Tröpfchen und erst nach 48 Stunden dem bloßen Auge als blassgrauc, leicht irisierende Knöpfchen. In Gelatineplatten sind die Colonien glattrandig, leicht bräunlich, feingekömt, die 608 H. Albrecht und A. Ghon, oft mit einer zarten Randzone versehen. In alkalischer Fleischbrühe zeigt sich nur spärliches Wachsthum, ähnlich dem eint lie Bouillon jedoch zuckerhaltig, so findet üppiges Wachsthum mit diffuser Trübung statt. Auch bei den anderen t der Zuckerzusatz üppigeres Wachsthum In Milch und Lackmusmolke sah Kolle keine Entwicklung der Pestbacillen. Vergährungsversuche blieben negativ. Klein hebt besonders bei jungen Gelatinculturen (24 Stunden , die bei 20— 21° C bebrütet werden, atypische Colonien. welche jungen Proteusculturen ähnlich sehen und aus Fäden bestehen, hervor. Inu Gegen wart bezeichnet K I e i n als für den Pestbacillus charakteristisch und für die Diagnose entscheidend. Abel betont das leichte Irisieren der Ränder in den Colonien auf Agar und Gelatine, ferner die Eigentümlichkeit der Größen- unterschiede der Colonien in den Culturen auf Agar, deren Überimpfung immer wieder große Colonien zutage fördert. Auf Kartoffeln bildet sich ein weißgrauer Rasen vo I In der von Yersin und Wilm angegebenen Peptongelatine fand Abel kein besseres Wachsthum als in Bouillon, in der der Pestbacillus streptococcenähnlich oder diffus trübend gedeiht — je nach der Art der Beschickung. Auch in Milch erfolgt geringe Vermehrung, jedoch ohne Gerinnung. Der Pestbacillus wächst nach Abel aerob und . bildet kein Gas und kein Indol und zeigt in Lackmusbouillon neutraler Reaction bereits nach 24 Stunden Röthung, die Zeit anhält. Eingehend studierten Wladimiroff und Kressling die Wachsthumsverhältnisse des Pestbacillus in flüssigen Nährböden. Als Ausgangspunkt benützten sie dabei eine neutrale Bouillon von 1% Pepton- und i/o0 fl Kochsalzgehalt. In solcher Bouillon tritt schon nach 24 Stunden eine feine Trübung zutage mit Bildung eines allmählich stärker werdenden Bodensatzes. In älteren Culturen ziehen sich zähe, weißliche Fäden durch die Flüssigkeit zum Boden hin, herrührend von dem Oberfläehenwachsthum. Constanter als dies Oberfläehenwachsthum, das in Form von Deckhäutchen auftritt, ist die ► Ringbildung«. Bei Zusätze von Normalnatronlauge erfolgt bei 05 Cubikcentimetern Zusatz bereits schwächeres Wachsthum, das dann bei 300 Cubikcentimetern Zusatz vollständig sistiert. Nimmt man Normalsalzsäure, so erfolgt gleichfalls Abnahme des Wachsthums, bis bei 300 Cubikcentimetern Zusatz dasselbe vollkommen erlöscht. Normalmilchsäurezusatz kann besser vertragen werden, es erfolgt noch Wachsthum bei Zusatz von 5-00 Cubik- centimetern. Die neutrale Reaction ist demnach die günstigste. Zusatz von Glycerin fördert das Wachsthum nicht, sondern beeinflusst dasselbe eher ungünstig, doch erfordert es einen sehr hohen Glycerinzusatz, um das Wachsthum vollständig zu unterdrücken. Zusatz von Pepton zu Rinderbouillon erhöht ihren Nährwert. Die von Yersin und Wilm angegebene Peptongelatinelösung hat nach Wla- dimiroff und Kressling keinen Vorzug vor der neutralen Bouillon. Ebenso verbessert auch Traubenzuckerzusatz den Nährboden nicht. In nicht zuckerhaltigen Nährböden soll weder die Alkalescenz noch die Aeidität des Nährbodens erhöht werden. Auch nach Kasans ki wirkt ein Zusatz von Glycerin und Traubenzucker zum Nährboden eher ungünstig für das Wachsthum. In Gelatinestichculturen sieht man zuweilen seitliche Verästelung, die an Anthraxculturen erinnert; auf schräg erstarrter Gelatine konnte jedoch ein derartiges Wachsthum nicht beobachtet werden. Das Wachsthum in Bouillon zeigt kein constantes Charakteristi- cum, da die Trübung verschiedene Grade erreichen kann und die Häutchenbildung an der Oberfläche auch vollständig auszubleiben pflegt. Auf Blutserum findet üppige Entwicklung statt, spärliche auf Kartoffeln. Milch wird nicht zur Gerinnung gebracht, Lackmus bleibt unverändert. Häutchenbildung in Bouillonculturen und seitliche Verästelung in Gelatinestich beschreibt auch Nadeschda Karlowna Schultz. Nach Hewlett wächst der Pestbacillus auf Gelatine in Form von weißen, fein granulierten Colonien mit glatten Rändern; in der Strichcultur auf Gelatine erscheint er als dicker, weißer Belag von etwas unregelmäßiger Oberfläche und unregelmäßigen Rändern; die Strichcultur breitet sich dabei nicht bedeutend aus. Gelatine wird nicht verflüssigt. Auf Kartoffeln wächst der Pestbacillus nicht, Milch gerinnt nicht, in Zuckeragar wird Säure gebildet, die Indolbildung ist markant. a) Das Wachsthum des Pestbacillus auf den gebräuchlichen Nährböden. Unsere nachfolgenden Ausführungen über das Aussehen der Pestculturen in den verschiedenen gebräuchlichen Nährböden beziehen sich — wir möchten das nachdrücklichst hervorheben — ausschließ- lich auf vollkommen neutral oder schwach alkalisch reagierende Nährmedien. 1. Agar-Agar (1% Pepton, l/a% Kochsalz und 1"5% Agar). Streicht man auf in Petrischer Schale ausgegossenem und erstarrtem Agar (Plattenstrichculturen), wobei man ausschließlich oberflächliche Colonien erhält, so ist das makroskopische Aussehen desselben — wie ja auch bei anderen Bacterien — vor allem abhängig von der .Menge der angegangenen Keime. Wir schicken voraus, dass wir vorderhand von dem Einflüsse der Temperatur und anderer maß- gebender Factoren auf die Schnelligkeit des Wachsthums absehen, sondern unseren Ausführungen immer eine 24stündige Beobachtung bei Temperaturen von 30 — 36° zugrunde legen, respective ein Vielfaches dieser Zeit. Sind die Platten derart bestrichen, dass man mehr oder weniger isoliert stehende Colonien erhält, so erscheinen dieselben nach 24 Stunden im allgemeinen noch klein, grauweiß im auffallenden Lichte, im durchfallenden bläulich, und zwar umsomehr bläulich, je kleiner und zarter die Colonie is-t. Bereits nach dieser Zeit sieht man oft deutlich zwei makroskopisch verschiedene Typen, indem ein Theil Betilenpest. IL Bacteriologlscke Untersuchungen. 609 der Colonien schärfer begrenzt erscheint, der andere undeutlicher, und namentlich in den Randpartien im durchfallenden Lichte stärker bläulich ist. Deutlicher tritt dieser Unterschied nach zweimal 24 Stunden zutage. Die Colonien haben inzwischen auch an Größe zugenommen und halten bereits nach dieser Zeit schon mehrere Millimeter im Durch- messer. .Man sieht nun einerseits Colonien, die rundlich sind, scharf begrenzt und erhaben, mit steil abfallenden Rändern, grauweiß im auffallenden Lichte, während der bläuliche Farbenton im durchfallenden Lichte bei den größeren Formen dieser Art bereits verloren gegangen ist (Typus I); ander- seits aber trifft man Colonien, die im allgemeinen etwas größer und dadurch ausgezeichnet sind, dass sich einem stärker vortretenden centralen Theil, der grauweißlich ist, ein mehr oder weniger breiter, zarter, bläulich glänzender, peripherer Saum anschließt, der meist stark gebuchtete Ränder zeigt und den Colonien ein recht charakteristisches Aussehen verleiht (Typus II). Diese Art der Colonien erinnert vielfach, namentlich wenn sie noch etwas älter geworden sind und an Größe zugenom- men haben, an Typhusgelatinecolonien. Wie bei der ersten Colonienart, so treten auch bei der zweiten < irößenunterschiede in den einzelnen Colonien zutage, außerdem aber kommt es bei der zweiten Art auch vor, dass der centrale dichtere Theil wenig oder fast gar nicht entwickelt ist und die Colo- nien dann gleichmäßig zart und flach erscheinen. Die Form dieser beiden Typen von Colonien ändert sich nunmehr in den folgenden Tagen im all- gemeinen nicht weiter, obwohl das Wachsthum noch längere Zeit anhält. Man ersieht das am besten dar- aus, dass viele von den Colonien der ersten Art, die also anfangs keinen charakteristischen peripheren Saum zeigten, diesen noch nachträglich erhalten können. Allerdings ist derselbe dann meist schmäler als bei den Colonien des zweiten Typus. Wohl aber werden die Colonien mit zunehmendem Alter üppiger, dichter und dadurch das Colorit im auffallenden Lichte weißlich-grau; dabei bleibt dann oft die Oberfläche desselben nicht mehr glatt, sondern wird mehr höckerig, uneben, besonders wenn die Cultur nicht ent- sprechend gut vor dem Austrocknen geschützt wird. Ist die Cultur mehr denn eine Woche alt geworden, so nehmen dann die centralen Partien einen leicht gelbbraunen Farbenton an; manchmal tritt diese Braunfärbung auch schon früher, manchmal aber auch später auf. Vollständig ausgewachsene Colonien, namentlich solche der zweiten Art, können die Größe sehr großer Typhuscolonien erreichen. Betrachtet man die Colonien mit dem Mikroskope, und zwar zunächst mit schwacher Vergrößerung (Zeiss-Ocul. 4, Obj. A.), so sieht man, entsprechend dem makroskopisch verschiedenen Verhalten der Colonien, ebenfalls zwei Typen: die einen Colonien erscheinen rundlich, seltener unregelmäßig gestaltet, scharf begrenzt und grobgranuliert, von bräunlichgelbem Colorit, das oft einen Stich ins Schwärzlich- Grüne zeigt (Typus I). Die grobe Granulierung der Colonien tritt umso stärker zutage, je jünger im allgemeinen die Cultur ist. Mit zunehmendem Alter wird das Colorit dunkler, dabei verschwindet immer mehr und mehr die Granulierung. Dafür erscheinen die Colonien dann um so dichter, die Randpartien werden gewöhnlich steil abfallend, ja manchmal wie wallartig aufgeworfen, so dass die Colonie mehr ein kraterförmiges Aussehen erhält. Diese Art der Colonien, die oft an Streptococcencolonien erinnert, welche keine Schlingen und Ranken zeigen, ist weniger typisch, und es lässt sich aus ihrer Anwesenheit die Diagnose auf Pest nicht sicher stellen. Charakteristisch aber erscheint die zweite Form der Colonien, die sich schon makroskopisch durch ihre periphere Randpartie kennzeichnet. Diese Colonien zeigen bei schwacher Vergrößerung einen stark prominenten, mehr abgerundet oder aber mehr stumpf-kegelförmig erscheinenden centralen Theil, der gleichfalls grob granuliert ist und sich scharf absetzt von einem ziemlich breiten peripheren Theil, der sehr zart, flach und meist vollkommen homogen erscheint und dessen Ränder grobgezackt oder stark gebuchtet sich scharf vom Nähr- boden abheben (Typus II). (Taf. IV, Fig. 4.) 610 H. Alirecht und A. Ghon, Nicht immer nun erscheint die Randpartie dieser Form der Colönien homogen, sondern des öfteren zeigt sie eine leicht körnige, aber feinkörnige Structur, die namentlich mit zunehmendem Alter der Colönien stärker wird und dann auch bei solchen Colönien auftritt, die anfangs vollkommen homogenen Saum gezeigt hatten. Untersucht man mit stärkerer Vergrößerung, etwa Zeiss-Ocul. 4 und Obj. C, so erscheint bei der ersten Colonienform der Rand oft mehr oder weniger ausgefranst, namentlich bei jungen Colönien, ja er löst sich bei diesen stellenweise oft deutlich in allerdings nur kurze fädige Gebilde auf, während bei alteren Culturen die Ränder wegen ihrer Steilheit mehr glatt erscheinen. Bei den Colönien der zweiten Art kann man dann, wenn ihre Randpartie völlig homogenen Charakter zeigt, auch mit stärkerer Vergrößerung meist keine weitere Structur erkennen. Ist dies aber nicht der Fall, so erscheinen die gebuchteten Randpartien wie aus stark wellig geschlungenen Fäden zusammengesetzt, wodurch oft gewisse Ähnlichkeiten mit zarten Subtiliscolonien entstehen. Von diesem zweiten Typus findet man nun insoferne Abweichungen, als — was auch schon makroskopisch sichtbar wird — der centrale grobe Theil oft sehr wenig ausgebildet ist, ja manchmal vollständig zu fehlen scheint, so dass die Colonie fast ganz flach aussieht (Taf. IV, Fig. 3). Solche Colönien können später wohl noch ein stärker hervortretendes Centrum bekommen und dadurch wieder völlig dem normalen Typus entsprechen, oft aber behalten sie auch die weiteren Tage hin diese ihre abweichende Form. Andererseits findet man vielfach wieder Colönien, bei denen dieser centrale Theil stärker aus- geprägt erscheint, dafür aber der periphere Saum an Breite verliert: dadurch nähern sich diese Formen den Colönien der ersten Art. Die Zusammengehörigkeit beider Typen erkennt man aber daraus, dass Colönien der ersten Art oft nach zweimal oder dreimal 24 Stunden einen ganz analogen, jedoch sehr schmalen Randsaum zu zeigen beginnen. Die beiden besprochenen Typen, die also durch Übergänge miteinander verbunden erscheinen, sind meist in den Platten vereint vorhanden; doch findet man manchmal — namentlich dann, wenn man nicht < Gelegenheit findet, länger beobachten zu können — ausschließlich den einen oder den anderen Typus vertreten. Für die Diagnose brauchbar erscheint aber nur der zweite Typus, der den charakteristischen Saum trägt. Umso wichtiger ist es, dass dieser Typus umso schöner ausgeprägt erscheint, je jünger die Cultur ist. Hervorzuheben wäre noch, dass beide Cclonienformen das einemal etwas trockener, das anderemal wieder feuchter erscheinen können. Oft aber besitzen sie ausgesprochen viseiden Charakter. Diese beiden Typen, die wir im vorstehenden erörterten, zeigten ausnahmslos alle unsere Pest stamme einschließlich des aus der Hongkonger Epidemie gewonnenen. Stehen die Colönien nicht mehr isoliert, sondern sind sie mehr weniger confluierend, so nimmt die Cultur mehr den Charakter einer reinen Strichcultur an. Auf diese wollen wir später näher eingehen. Benützt man statt des Strichverfahrens in Petrischer Schale die Methode des Plattengießens, so zeigen sich neben den oberflächlichen Colönien noch tiefliegende, die, wie bei vielen anderen Bacte- rien, auch beim Pestbacillus ohne besondere Merkmale sind. Sie stellen unter dem Mikroskope meist rundliche oder wetzsteinförmige, verschieden große Gebilde dar. die scharf, aber meist etwas unregel- begrenzt erscheinen, gekörnt sind und gelbbraunes oder mehr oder weniger schwärzliches Colorit zeigen. Die oberflächlichen Colönien unterscheiden sich im allgemeinen in Nichts von den oben bespro- chenen, wie sie auf den gestrichenen Platten zu sehen sind. Es hat uns nur den Eindruck gemacht, als ob bei den Formen in den gegossenen Platten der so charakteristische periphere Saum nicht so breit ausgestaltet wäre wie in den gestrichenen. Dazu kommt noch eine Abweichung, die jedoch bedeutungs- los erscheint und bei n Platten immer zu sehen ist, das ist nämlich der Umstand, dass der stärker prominente mittlere Theil manchmal excentriseh liegt. ren Erfahrt] i '• •■ das Strichverfahren — in entsprechender Verdünnung — wegen der charakteristischen Oberflächenform des einen Typus dem Cußverfahren vorzuziehen. Beulenpest II. Bacteriologische Untersuchungen. 611 Nunmehr wäre noch derjenigen Colonienformen zu gedenken, die mehr oder weniger auffallende Abweichungen von den besprochenen Typen zeigen. Solche Abweichungen, deren Kenntnis oft von Bedeutung sein kann, finden sich ja wohl bei vielen, ja wahrscheinlich bei allen Bacterien. Für ihr Zustandekommen dürften vielleicht in erster Linie gewisse Veränderungen in der Zusammensetzung des Nährbodens verantwortlich gemacht werden müssen. Wahrscheinlich sind aber daran auch noch andere, uns ganz unbekannte Einflüsse betheiligt. Dadurch, dass bei den Colonien mit dem charakteristischen Rande (Typus II) eben dieser Saum oft lockerer gefügt sein kann, wird derselbe dann bei mikroskopischer Betrachtung mehr eine körnige Beschaffenheit annehmen, und wenn dazu der Übergang von dem centralen, sich sonst scharf absetzenden Theile zu den peripheren Partien ein mehr allmählicher, besser abgetönter wird, nähert sich die Form der Colonie mehr und mehr dem echten Streptococcentvpus. Bei genauerem Zusehen kann man dann auch in den Randpartien oft deutliche Schlingen- und Rankenbildung erkennen, die sich oft gar nicht von der beim Streptococcus unterscheidet. Erst bei stärkerer Vergrößerung sieht man eine etwas andere ketten- förmige Anordnung, die nicht dem gewöhnlichen Streptococcentvpus entspricht, und vielfach ist es dann auch möglich, die charakteristische »scharfwinkelige Abknickung« in den Schlingen zu sehen. Eine andere Abweichung ist die, dass gleichfalls der centrale Theil von dem peripheren sich weniger scharf absetzt, dafür aber die Ränder ganz leicht aufgeworfen sind und die Oberfläche uneben, wie von Furchen durchzogen erscheint, so dass solche Colonien vollständig dem Bilde typischer Coli- colonien auf Gelatine gleichen. Bei der Bildung solcher Formen dürfte aber wohl eine raschere Austrock- nung des Nährbodens bis zu einem gewissen Grade mitbetheiligt sein. Dass die Colonien in den Culturen verschiedener Größe sind, hoben wir bereits hervor. Daran ist vielfach die Dichtigkeit schuld, in der die einzelnen Colonien zu einander stehen. Andererseits aber müssen derartige Unterschiede wohl auch in den Bacillen selbst begründet sein, vielleicht darin, dass gewisse Degenerationsformen längere Zeit zur entsprechenden Entwicklung benöthigen, andere Formen aber kürzere. Man sieht deshalb oft Culturen, in denen nach 24 bis 48 Stunden zwischen vorwiegend kleineren, gleichgroßen Colonien, vollständig isoliert oder mitten zwischen ihnen, sich auffallend große Colonien befinden, die sonst in der Form von den Typen nicht abweichen. Nach weiteren ein bis zwei Tagen können aber die kleinen Colonien den Größenunterschied mehr oder weniger ausgleichen. Manchmal kommt es allerdings vor, dass speciell in einzelnen Culturen die Colonien eine besondere Größe erreichen, so dass man von Riesencolonien sprechen könnte. Einzelncolonien von fast einem Centimeter Durchmesser und darüber sahen wir einigemale. Allerdings bedurfte es mehrerer Tage, bis die erwähnte Größe erreicht wurde. Diese Riesencolonien gehörten meist dem Typus mit der charakte- ristischen Randzone an, zeigten aber auch einigemale ein kraterförmiges Aussehen (Taf. IV, Fig. 6). Anderseits wieder konnten wir beobachten, dass bei ersten Generationen die Colonien selbst innerhalb mehrerer Tage über einen gewissen Grad der Entwicklung nicht hinauskamen. In solchen Fällen waren die Colonien makroskopisch nicht erkennbar. Erst bei mikroskopischer Betrachtung konnten sie in vollständig typischen Formen gefunden werden. Eine Beeinflussung in der Entwicklung durch den verwendeten Nährboden war auszuschließen, da sich derselbe anderweitig als gut brauchbar erwies. Die Kenntnis dieser Thatsache scheint nicht unwichtig, zumal wir derartig zurückgebliebene Formen nur in ersten Generationen und immer nur dann sahen, wenn die Zahl der noch nachweisbaren Pestbacillen eine sehr geringe war. Strichculturen auf in Eprouvetten schief erstarrtem Agar zeigen bereits nach 24 Stunden entlang des Impfstriches Wachsthum in Form eines mehr zarten, meist glänzenden, zu dieser Zeit noch nicht irgendwie charakteristischen Rasens von grauweißer Farbe. Nach zweimal 24 Stunden, deutlicher und besser nach drei- oder viermal 24 Stunden, hat das Wachsthum entsprechend an Üppigkeit zugenommen, wenn es auch noch nicht vollständig aufgehört hat. und die Culturen präsentieren sich dann als mehr weißlich-graue, üppig angegangene Rasen, die den Impfstrich mehr oder weniger breit überragen und gebuchtete Ränder zeigen, 612 H. Albrecht und A. GJton, eil abfallen, oft auch wallartig aufgeworfen erscheinen. Diesen so beschaffenen Randpartien schliel.it sich dann gewöhnlich ein sehr zarter, im durchfallenden Lichte stark bläulich schimmernder Saum an, der bald breiter, bald schmäler ist, flach erscheint und gelappte Begrenzung zeigt. Oft ist derselbe schon nach 48 Stunden deutlich ausgebildet, oft entwickelt er sich aber erst später, oft auch fehlt er vollständig. An diesem Saume erkennt man meist das noch längere Zeit anhal- tende, aber langsame Waehsthum des Pestbacillus. Nicht selten macht dieser Saum, namentlich dann, wenn er recht breit entwickelt ist. den Eindruck. als ob er gefaltet wäre. Ahnliches kann man übrigens auch an dem Saume der oberflächlichen Platten- colonien auf Agar erkennen (Taf. IV. Fig. 2). Die Oberfläche dieser Strichculturen erscheint nicht immer von gleichem Aussehen. Meist feucht- glänzend und mehr gleichmäßig glatt, kann sie manchmal auch trocken aussehen und ist dann uneben. höckerig. Vielfach aber waren die Culturen von ausgesprochen zäh viscider Beschaffenheit, namentlich in den ersten Generationen. Dieses Aussehen ließen in ganz gleicher Weise alle unsere Peststämme erkennen. Nicht alle bildeten immer den so typischen Randsaum, sondern ließen denselben manchmal vermissen, um ihn in einer anderen Generation wieder zu zeigen. Wurden die Culturen älter -- wir beobachteten sie über viele Monate -- so änderte sich im allgemeinen die Form nicht weiter, wohl aber nahmen sie dann ein bräunlich-gelbes Colorit an und erschienen immer trockener. Stichculturen in Agar zeigen gleichfalls schon nach 24 Stunden, deutlicher später, Waehsthum entlang des Impfstiches, wobei in den tieferen Schichten die Üppigkeit im allgemeinen eine etwas gerin- gere ist. An der Oberfläche um den Stichcanal breitet sich nach und nach ein bald größerer, bald kleinerer Rasen aus, der ähnlich wie die oberflächlichen Colonien in den Platten im allgemeinen zwei Typen zeigen kann. Entweder wird derselbe ziemlich erhaben und zeigt dann steil abfallende, oft leicht aufgeworfene Ränder und unregelmäßige Begrenzung, oder aber es schließt sich einem etwas erhabeneren centralen Theile mehr oder weniger scharf ansetzend ein peripherer, zarter, bläulich glänzender, gebuch- teter Saum an, der oft eine bedeutende Breite erlangen kann. Dieser zweite Typus erreicht in der Flächenausbreitung oft die Wandung der Eprouvette. Auch beim ersten Typus kann es noch früher oder später zu einer Saumbildung kommen. Die Farbe dieses Rasens ist dieselbe wie bei den Strichculturen: anfangs grau-weiß, später weißlich-grau. Werden die Culturen älter -- Wochen und Monate alt — , so wird der centrale Theil des Rasens bräunlich-gelb, und entlang des Stichcanales, vorwiegend im oberen Theile, zeigt dann die Cultur öfters büschelförmige Ausstrahlungen, die jedoch kurz bleiben. Auch beim Rasen an der Oberfläche macht es dann den Eindruck, als ob sich von dem gebuchteten Rande aus noch kurze büschelförmige Fortsätze abzweigten. Diese Eigentümlichkeit beobachteten wir bei allen unseren Culturen, wenn auch nicht immer. Sie tritt schöner und noch charakteristischer bei den Gelatinestichculturen auf. 2. Gelatine (1% Pepton, 4 Stunden noch stärker geworden war. aber noch nicht die Üppigkeit der Culturen unter gewöhnlichen Verhältnissen erreicht hatte. Tabelle IV. Benützte Culturstämme : Verwendeter Nährboden und Art der Cultur: XXXIX/2, IV/2, IX 7, VH 4. 125, 210, 301. R,, Rm. Eiter S. Agar, eine Spur alkalisch reagierend. Stichcultur. Temperatur, bei der bebrütet wurde: 24 Ergebnisse " der 48 nach .".1 Cn Anmc ■kung: 0—24 Stunden 24-48 Stunden 48 — 54 Stunden 11 5-13° circa 11 8° C. Kein Wachsthum. Zartes Wachsthum in den oberen Partien des Stichcanals, an der Oberfläche noch nicht. Deutliches Wachsthum entlang des ganzen Stichcanales und an der Oberfläche, doch noch nicht sehr üppig. Deutliche Verzögerung im Wachsthum. 624 H. Albrecht um/ A. Ghon, In der zweiten Versuchsreihe aber blieb die Temperatur innerhalb acht Tagen stets unter 10° C, sank jedoch nie unter 5° C. Innerhalb der ersten drei Tage, wo die Temperatur nicht über 8° hinauskam, war ein deutlich erkennbares Wachsthum noch nicht erfolgt. Erst am vierten Tage zeigte sich solches, wobei aber auch die Temperatur schon auf 9° gestiegen war. Als gegen Abend desselben Tages der Eiskasten neu gelullt wurde und dadurch die Temperatur wieder auf 5° sank, trat ein Stillstand in der Weiter entwicklung ein, der erst wieder behoben wurde, als die Temperatur 7° erreichte. Nach acht Tagen aber hatte das Wachsthum der Cultur noch nicht jene Üppigkeit erreicht, die bei Culturen schon nach 48 Stunden beob- achtet wird, wenn sie unter gewöhnlichen Verhältnissen (25 — 37°) gezüchtet werden. Tabelle V. Benützte Culturstämme: [V/2, VII. 4, XI, 3. 342, 125, 210, 301, 60 R, R]n. L, Eiter S. Verwendeter Nährboden und Art und Cultur: Agar, neutral rea Stiehcultur. Temperatur,' bei der bebrütet wurde : 0—24 Stunden 5-6° 24-48 Stunden 48-72 Stunden 72-96 Stunden 96—120 Stunden 120-144 Stunden 7—8° 144-192 Stunden circa J-9° C. 24 48 Ergebnisse 72 der 96 Versuchsreihe nach 120 144 192 Kein Wachsthum. Andeutung von Wachsthum?? Andeutung; von Wachsthum? Geringes Wachsthum. Kein Fortsehritt gegenüber dem vorigen Tag. Deutliches Wachsthum im Stich und an der Oberfläche: Wachsthum noch vorgeschritten gegenüber der letzten Beobachtung, doch nicht so üppig, wie unter gewöhnlichen Verhältnissen. Starke Hemmung im Wachsthum. Ob nun bei Temperaturen unter 7° C. den Beobachtungen unserer Versuchsreihe zufolge that- sachlich eine Entwicklung nicht mehr eintritt oder nur noch stärker verzögert wird, können wir nicht mit Bestimmtheit angeben. Wahrscheinlich dürfte wohl noch bei niedrigeren Graden eine Entwicklung, wenn auch entsprechend langsamer, vor sich gehen. Es erscheint aber schon die Thatsache, dass der Pestbacillus auch bei Temperaturen unter 10° C. (zwischen 5 und 10° C.) noch entwicklungsfähig ist, wichtig genug. Die Virulenzverhältnisse des Pestbacillus, die durch die Entwicklung bei höheren Temperaturgraden sowohl als auch bei niedrigen bedingt werden, wollen wir in einem anderen Abschnitte separat behandeln. Inwieweit das morphologische Verhalten des Pestbacillus durch Züchtung bei höheren oder niederen Temperatui n Änderungen erfahren kann, besprachen wir bereits an anderer Stelle (s. Morpholi Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 625 C. Die Lebensfähigkeit des Pestbacillus. Kitas ato fand, dass Deckglaspräparate, die mit Buboinhalt bestrichen und bei 28—30° C. getrocknet waren, bis zu 36 Stunden noch lebensfähige Pestbacillen enthielten; waren dieselben aber direct der Einwirkung der Sonne ausgesetzt, so waren die Pestbacillen schon nach 3— 4 Stunden abgestorben. Fleischbrüheculturen von Pestbacillen wurden bei 80° C. in 30 Minuten abgetödtet, bei 100° C. aber schon in wenigen Minuten. Carbolsäure, in >/._,",, Fleischbrüheculturen zugesetzt, tödtete die Pest- bacillen noch nicht nach einer, wohl aber nach zwei Stunden, in 1 % zugesetzt aber bereits nach einer Stunde. Fleischbrüheculturen mit ' ,'"„ Kalkwasserzusatz zeigten nach 2 Stunden noch spärliches, nach 3 Stunden kein Wachsthum mehr. Nach Yersin, Calmette und Borrel werden Reinculturen des Pestbacillus, in flüssigen Medien suspendiert, durch einstün- dige Erhitzung bei 58° C. abgetödtet. Nach den Angaben Ogata's ist der Pestbacillus gegen die Einwirkung der Antiseptika sehr wenig widerstandsfähig. In 5% Carbolsäure geht er sofort zugrunde, ebenso in 10/00 Sublimatlösung. In 0- 5% Carbol- und in 0- 1%0 Sublimatlösung bleibt er noch 5 Minuten lang lebensfähig. Directes Sonnenlicht tödtete eine Agarcultur des Pestbacillus erst nach vierstündiger Einwirkung. Wi Im konnte feststellen, dass der Pestbacillus, auf Deckgläschen in Reincultur aufgetragen und der Sonne bei 42° C. aus- gesetzt, nach 4 Stunden abgetödtet war, der Zimmertemperatur von 29—31° C. ausgesetzt, nach 4>/g Tagen nicht mehr ent- wicklungsfähig sich erwies. Im Exsiccator zeigte sich der Pestbacillus unter denselben Verhältnissen nach 3 Stunden nicht mehr lebensfähig. In ^2 % Salzsäurelösung blieb der Pestbacillus bis zu zwei Tagen lebensfähig. Auf gekochtem Schweinefleisch, solange dasselbe nicht in Fäulnis übelgegangen war, blieb der Pestbacillus 3 Tage lang entwicklungsfähig, auf gesalzenen Fischen 4 Tage lang, auf der feuchten Schale und dem Fleische der Apfel 3 -4 Tage lang, auf Bananen und Tomaten 2—3 Tage lang und auf der trockenen Schale der Rüben 1— 2 Tage lang. Im destillierten Wasser "konnten Pestbacillen 20 Tage lang, im Leitungs- und Brunnenwasser durch 16 Tage und im Seewasser durch 6 Tage nachgewiesen werden. Reinculturen der Pestbacillen konnten durch Erhitzung bei 5S° C. in 1 Stunde, bei SO" C. in 20 Minuten und bei 100° C. in 10 Minuten getödtet werden. 5»/0 Kreolin- oder 5n/0 Carbolsäurelösung vernichteten Pestbacillen auf Seidenfäden in 5 Minuten, eine 5% Kalkmilchlösung in 10 Minuten. Nach Kolle sind die Pestbacillen gegen Austrocknung ziemlich widerstandsfähig. Abel's Versuche zeigen, dass 5 — 6 Wochen alte Culturen noch überimpfbar sich erwiesen. Bei den Austrocknungsversuchen war ein Unterschied insoferne bemerkbar, als die Pestbacillen, wenn die Trocknung bei circa 35° C. im Brutofen oder bei circa 20° im Exsiccator über Schwefelsäure erfolgte, meist schon nach 2, spätestens nach 3 Tagen abgetödtet waren, einerlei, mit welchem Materiale die Experimente vorgenommen wurden; gieng aber die Trocknung im Zimmer bei 16 — 20° C. am dunklen Orte vorsieh, so blieben die Bacillen viel länger am Leben und dann hieng ihre Lebensfähigkeit von der Beschaffenheit des verwendeten Materials ah: an Deckgläschen blieben sie 6 — 9 Tage, nur einmal 14 Tage lebensfähig, an Fäden, Leinenstückchen und Organtheilchen 30 Tage lang. Dickere Ausstriche von Agarculturen vertrugen S'/oStündige Besonnung bei 30° C. Halbstündiges Erhitzen auf 75° C. genügte nicht, einstündiges nicht immer zur Vernichtung der Pestbacillen. In feuchter Hitze 1 Dampf 1 waren die Bacillen abgetödtet: bei 100° 111 1 Minute, bei 80° in 5 Minuten, bei 70° in 10 Minuten, bei b'0° in mehr als 10 Minuten, bei 50° in 60 Minuten. 5"„ Carbollösung vernichtete die Pestbacillen in Agarculturen nach 10 Minuten, auf Deckgläschen nach 5 Minuten, l«0 Carbolschwefelsäure gleichfalls nach 10 Minuten in Agarculturen, an Deckgläschen (Eiter) nach 2 Minuten. Lysol in 1 ° 0 tödtete die Bacillen in Agarculturen in 30 Minuten, an Deckgläsehen (Eiter) nach 5 Minuten, O'io/o Sublimatlösung in Agarculturen nach 10, an Deckgläschen (Eiter) nach 2 Minuten. Bouillonculturen mit 1 aju Kalkmilchzusatz waren nach 1 Stunde noch nicht, wohl aber nach 2 Stunden abgetödtet. Agar- culturen, mit gesättigtem Kalkwasser übergössen, hatten nach 1 Stunde ihre Entwicklungsfähigkeit verloren, unter Einwirkung von öO'Vo Kalkwasser jedoch selbst nach 24 Stunden noch nicht. Pestbacillen im Eiter an Deckgläsehen eingetrocknet wurden von Kalk- wasser mitO-090/,) Ca (OH12 Gehalt nach 2 Stunden noch nicht, wohl aber nach 24 Stunden vernichtet. Chlorkalk vernichtete in 1 »/0 Lösung Pestbacillen in Agarculturen nach 30 Minuten, im Eiter an Deckgläschen bereits nach 5 Minuten. Bouillonculturen mit 0-44"/o Formaldehydzusatz enthielten nach 3 Stunden keine lebenden Pestbacillen mehr, Formalindämpfe (0 8 Cubikcentimeter Formal- dehyd auf ein 2 Litergefäß) vernichteten die Bacillen (auf Deckgläschen im Eiter) noch nicht nach 2 stündiger, wohl aber nach 24stündiger Einwirkung. Arsenigsaures Natron in 1 o/0 tödtete Bouillonculturen nach 1 Stunde. Steriles destilliertes Wasser, steriles Leitungswasser und nicht steriles Leitungswasser (je 50 Cubikcentimeter mit 1 Öse) zeigten noch nach 20 Tagen lebende Pestbacillen. Nach Kasanski blieben Pestbacillen, auf Seidenfäden an der Luft und im Lichte getrocknet, 5, 6 — 15 Tage lang lebensfähig, dagegen giengen Culturen im Wasserbade bei 58° C. innerhalb 1 Stunde unfehlbar zugrunde. Im Wässerleitungswasser erhielten sich die Bacillen 10 — 4S Tage lang lebend, auf sterilisierten Kartoffeln 48 Tage, in Milch 26 Tage und in frisch gelassenem Urin von Menschen 62 Tage. Sublimat in Lösungen von ' ,,„ ' .,0 und V30 °/o. Salzsäure in Lösung von 1 .,,,"„, Carbolsäure in 5 und 21 ._,"„ und Formalin in 5 und 10% Lösung tödteten Pestbacillen jn 1 — 2 Minuten. Unsicherer wirkten Kalkwasser und Kalium hyper- manganicum. Die Versuche wurden mit Seidenfäden angestellt, an denen die Pestbacillen '/■> — 1 Stunde lang angetrocknet wurden. Catterina fand, dass der Rauch brennenden Tannenholzes die Pestbacillen schon nach 20 Minuten tödtete. Nadeschda Karlowna Schultz zeigte, dass Pestbacillen sieher getödtet wurden in Lösungen von Sublimat (1 : 1000) in 2 Minuten in Bouillonculturen und auf Papierstreifen, von Sublimat -I-HC1 (1:20.000) in 2 Minuten in Bouillonculturen, in 30 Minuten auf Papierstreifen, von Phenol (1 : 50) in 2 Minuten in Bouillonculturen und in 5 Minuten auf Papierstreifen, von Formal- dehyd (1 : 50) in 2 Minuten in Bouillonculturen und in 60 Minuten auf Papierstreifen, von Ätzkalk (1 : 100) in 30 Minuten in Bouillon- culturen und auf Papierstreifen, von Chlorkalk (1 : 100) hingegen schon nach 2 Minuten, von Schwefelsäure und Natronlauge 1 1 : lOi in je 10 Minuten in Bouillonculturen und je 2 Minuten auf Papierstreifen. Im Ex: ;ic< :ator: -4- 0 8 Tage 9 Tage 9 • 1 » 1 1 12 » 626 H. AI brecht und A. Ghon, Toptschieff fand, dass die Pestbacillen vernichtet wurden durch feuchte Hitze von 58° in 4 Minuten, wenn sie in Capillaren, in 8 Minuten, wenn sie in Eprouvetten zu den Versuchen herangezogen wurden, hei 54° in Capillaren in 15 Minuten, in Eprouvetten in 30 Minuten, bei 50° in Capillaren in 2, in Eprouvetten in 4 Stunden. Yokote, der mehrere Versuchsreihen über die Lebensdauer der Pestbacillen in beerdigten Thierleichen anstellte, fand, dass dieselbe höchstens 22 — 30 Tage betrug und abhieng von der Temperatur und dem Fäulnisgrade. Je höher die Temperatur und je reichlicher die wuchernden Saprophyten, um so rascher giengen die Pestbacillen zugrunde. Fickcr fand bei seinen Versuchen über Lebensdauer und Absterben von pathogenen Keimen für die Pest, dass .inten- sivem Trocknen ausgesetzte Keime, wenn sie aufs neue eine Wasserzufuhr erfahren, erheblich rascher ihre Entwicklungsfähigkeit ein- büßen, als wenn sie dem steten Austrocknen überlassen bleiben«. So fand er: Bei wechselnder Feuchtigkeit: -4- 0 1. Versuch 30 (24stündige Cultur): 20 Stunden 28 Stunden 31 (24 > » ): 24 36 3. » 32 (36 » » ): 36 • 18 H- = letztes positives, 0 = erstes negatives Resultat.-) Germano's Versuche zeigen, dass der Pestbacillus die Austrocknung schlecht vertrug, während er in feuchter Umgebung lange Zeit lebensfähig blieb. Nur im Zimmerstaub gieng er auch in feuchter Atmosphäre schnell zugrunde. Nach Verlauf von 2 Monaten nahm auch in feuchter Umgebung die Zahl der Bacterien stark ab. Versuche Germano's mit Gewebstückchen ergaben, dass Wollstückchen mit Pestbacillen getränkt bis zum 16. Tage Keime in reichlicher Anzahl enthielten, Seidenstückchen bis zum 4., Leinwand und Fließpapier nur bis zum 2. Tage. Als Ursache dieser Verschiedenheiten will Germano die verschiedene Austrocknungs- fähigkeit der einzelnen Gewebstückchen ansehen. Nach 2 monatlichem Aufenthalte in feuchter Kammer zeigte sich auch auf den Gewebstückchen die Zahl der Bacterien vermindert. De Giaxa und Gosio fanden, dass Leinwandstreifen mit Pestbacillen hei normaler Temperatur 30 Tage lang ungestört der Austrocknung ausgesetzt werden konnten, bei Temperaturen von 36 — 37° jedoch waren alle Streifen bereits nach 5 Tagen steril. Nach den Angaben dieser Autoren können die Pestbacillen Temperaturen von 60° C. ziemlich lange ertragen, sind aber den gewöhnlich gebrauchten Desinfectionsmitteln gegenüber sehr empfindlich. Als praktisch am besten verwendbares Desinfectionsmittel bezeichnen sie Kalkmilch (1:4), in der bereits nach 3 Stunden Excremente völlig sicher sterilisiert werden. Bitter fand, dass die Pestbacillen sich als sehr empfindlich erweisen gegenüber der Concurrenz mit gewissen anderen Bacterien, namentlich Bacterium coli und Streptococcus pyogenes, was sich oft in den Culturen sehr bemerkbar machte. Nach Hank in, der Untersuchungen über die Lebensfähigkeit an den von Indien exportierten Körnerfrüchten anstellte (Lein- samen, gelber und brauner Rübsamen, weißer Sesamsamen, Erdnuss, Mohnsamen, Weizen und Mehl), waren die Pestbacillen schon nach 6—13 Tagen, an trockenen Körnerfrüchten nach 4 — 6 Tagen abgestorben. Gabritsche wsky fand, das Agarculturen des Pestbacillus, wenn sie bei Zimmertemperatur aufbewahrt und vor Austrocknen und langer Lichteinwirkung geschützt waren, mehr als 2 Jahre lebensfähig bleiben können. Im Eiter und im flüssigen Blute bleiben die Bacillen mehrere Monate, im eingetrockneten Blute nicht länger als einen Monat lebensfähig. Temperaturen von 37° und directe Belichtung beschleunigen das Absterben der Pestbacillen erheblich. Gosio zeigte, dass Pestbacillen, auf Glas und Leinwand gestrichen, schon durch Lösungen mit einem Gehalte von wenige] als 1 " n arsenigsaurer Salze schnell, besonders bei Körperwärme, abgetödtet werden, wenn sie in dünner Schicht der Flüssigkeit zu- gänglich gemacht werden. Das Eintauchen von Fellstücken eines an Pest gefallenen Kaninchens in 1—5% Lösungen von Natrium- arsenik bewirkte nur bei mehrstündiger Dauer Abtödtung der Pestbacillen. Unsere Versuche über die Lehensfähigkeit des Pestbacillus können, worauf wir bereits in der Ein- leitung zu diesem Theile des Berichtes hingewiesen hatten, keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, Einen Theil der hieher gehörigen Fragen konnten wir allerdings eingehend behandeln, für einen anderen Theil derselben aber stehen uns nur vereinzelte Versuche oder Versuchsreihen zur Verfügung, Ein bindendes Unheil aus diesen zu ziehen, geht wohl kaum an. Wir wollen aber auch diese vereinzelten Versuche anführen, weil sie vielleicht im Vereine mit den Versuchen anderer Autoren nach dieser Richtung hin nicht ohne Wert sein dürften. Gänzlich fehlen in unseren Mittheilungen Versuche über Acn Einfluss der gebräuchlichen Des- infectionsmittel auf den Pestbacillus und über die Lebensfähigkeit desselben im Wasser, deren Ausführung wohl geplant war, aber nicht mehr realisiert werden konnte. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 62i a) Lebensfähigkeit des Pestbacillus auf künstlichen Nährböden. Die hieher gehörenden Versuche beziehen sich ausschließlich auf Reinculturen und wurden mit Agarculturen ausgeführt. Es kam dabei allerdings neben dem gewöhnlichen, neutral oder schwach alkalisch reagierenden Agar auch solcher mit Glyeerinzusatz oder auch Serumagar zur Verwendung, worauf bei den einzelnen Versuchsreihen im besonderen hingewiesen werden wird. Die ausgeführten Versuchsreihen sind nachfolgende: I. Versuchsreihe: Win den Culturstämmen : 1. V1II/8 erste Generation vom 7. März 1897 2. XI/3 » •• 10. » 3. U/3 » » 3. » 4. 47 » . 18. » 5. VII/4 . 6. » 6. L » » 11. » die sämmtliche theils auf gewöhnlichem, schwach alKalischem, theils auch auf Glycerinagar cultiviert und bei Temperaturen, die tagsüber zwischen 28 und 35° C. betrugen, nachts aber tiefer waren, aufbewahrt wurden, wurde am 28. März 1897, also nach 10 — 25 Tagen, sowohl auf Glycerin- als auch auf Serumagar abgeimpft. In allen neu angelegten Culturen erfolgte kräftiges Wachsthum ohne Hemmung. II. Versuchsreihe: Von den Culturstämmen: 1. X/8 erste Generation vom 8. März 1897 2. XXX/6 ■■ » 23. » 3. 60 » » » 19. » 4. IX/7 8. » 5. 25 13. » wurde in der gleichen Weise wie in der ersten Versuchsreihe am 8. April 1897, also nach 16 — 31 Tagen, ebenfalls mit positivem Resultate abgeimpft. Die Aufbewahrung in der II. Versuchsreihe war dieselbe wie in der ersten. In beiden Versuchsreihen waren die Eprouvetten nicht durch Kautschukkappen verschlossen. III. Versuchsreihe: Von den Culturstämmen: 1. 305 zweite Generation vom 10. April 1897 2. 210 » » 1. » 3. XXXIII/8 erste ■ 27. März » (!) 4. VII/4 zweite 28. »> 5. IV/2 >» » 28. » 6. II/3 » » 28. » 7. L » » 28. » 8. XXVII/1 erste 22. » » (!) 9. XI/3 zweite » » 28. » die sämmtliche auf gewöhnlichem, schwach alkalischem Agar gewachsen waren, wurde am 7. August 1897, also nach 1 19— 138 Tagen, auf Serumagar (Kral) abgeimpft. Die Culturen waren bis Mitte Mai zeitweise Temperaturen bis zu 36 — 38° C. und darüber ausgesetzt gewesen, nachher aber bei circa 22° C. aufbewahrt worden, und hatten keine Kautschukkappen. Das Wachsthum der abgeimpften Culturen erfolgte bei 37° C. 628 //. Albrecht und A. Ghon, Von diesen zeigten die Stämme [V I. 3< 15, XXXII] s. XXYII 1, VII 4 und 210 schon nach 24 Stunden deutliches und üppiges Wachsthum ohne Hemmung, der Stamm XI 3 vereinzelt stehende Colonien, der Stamm L nur 5—6 distinet stehende Colonien und der Stamm H/3 kein Wachsthum mehr (Beobachtung bis zum 18. August). Auch eine /.weite neuerliche Abimpfung dieses Stammes blieb resultatlos. IV. Versuchsreihe: Von den Culturstämmen: 1. 2 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 103 zweite Generation vom XXXIV/1 fünfte 47 dritte 208 » 210 » 152 » R » 125 zweite » R_, dritte 60 » XLII/2 » XXX/6 XXIX v, » 294 zweite in vierte VIII/8 dritte April 1895 wurde am 9. August 1897, also nach 1 10 respective 1 1 1 Tagen, abgeimpft. Die Culturen waren mit Ausnahme der Cultur XXX/6, die auf Glycerinagar, und der Cultur VIII/8, die auf gewöhnlichem Agar gezüchtet waren, auf Serumagar gewachsen. Die Abimpfung erfolgte auf schwach alkalisch reagierendem gewöhnlichem Agar. Sämmtliche Abimpfungen zeigten schon nach 24 Stunden typisches Wachsthum ohne Hemmung. V. Versuchsreihe: Von den Culturstämmen: 1. VI1/4 zweite Generation vom 28. März 1S97 (!) 2. n/3 » 28. » >■ (!) 3. 210 1. April » 4. XXXIII/8 erste 27. März (!!) 5. L .zweite » 28. » » (!) 6. 301 » »10. April 7. XI/3 » 28. März » (!) 8. IV/2 • 28. 9. R2 dritte 19. April 10. R 21. wurde am 1. October 1S97 abgeimpft. Von ^n bezeichneten Culturstämmen waren XXXIII/8, L, XI/3 und IV 2 auf schiefem Glycerinagar, die übrigen Stämme aber auf gewöhnlichem schiefen Agar gewachsen. Die Eprouvetten waren nicht durch Kautschukkappen verschlossen, der Nährboden zeigte durch- wegs zum Theile schon Zeichen von Eintrocknung, doch nirgends so, dass für die Abimpfungen ein Aufweichen des Culturrasens ni sen wäre. Die Abimpfungen, die nach 152 — 187 Tagen erfolgten, geschahen auf gewöhnlichem Agar, der eine Spur alkalisch reagierte. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 629 Die Temperatur, denen die Culturen vor ihrer Abimpfung ausgesetzt waren, betrug während des größeren Theiles der Zeit circa 21 — 22° C, in der ersten Zeit jedoch war dieselbe zeitweise eine höhere, bis zu 38° C. und darüber. Von den Überimpfungen zeigte der Stamm R2 bereits nach 48 Stunden reichliches Wachsthum, der Stamm XXXIII/8 nach 72 Stunden vereinzelt stehende Colonien (10), alle übrigen blieben steril (Beob- achtung durch 7 Tage). Die beiden angegangenen Stämme schienen am wenigsten durch die Eintrocknung gelitten zu haben. VI. Versuchsreihe: Von den Culturstämmerr 1. XI/3 zweite Generation vom 28. März 1897 2. IV/2 » 28. » » (!) 3. 210 ... ■ » 1. April . 4. II/3 » »28. März » 5. XXXIII/8 erste 27. » 6. L zweite » » 28. » » (!) 7. VII/4 » » 28. » 8. R2 dritte 19. April >» wurde am 16. December 1897, also nach 256 — 279 Tagen, abgeimpft. Von den bezeichneten Stämmen waren XI/3, IV/2 und VII/4 auf Serumagar, 210 und XXXIII/8 auf Glycerinagar und II/3, L und R2 auf gewöhnlichem, schwach alkalisch reagierendem Agar cultiviert. Die Eprouvetten waren nicht durch Kautschukkappen verschlossen, die Nährböden erschienen durchwegs fast gänzlich vertrocknet, so zwar, dass für die Abimpfungen der noch vorhandene Culturrasen mit steriler Kochsalzlösung aufgeweicht werden musste. Die Temperaturverhältnisse, unter denen die bezeichneten Stämme gestanden hatten, waren im allgemeinen dieselben wie bei der vorhergehenden Versuchsreihe, das heißt, den größeren Theil der Zeit standen sie bei circa 21 — 22° C, vorübergehend bei höheren Temperaturen. Die Abimpfung erfolgte auf gewöhnlichem, schwach alkalischem Agar. Von den überimpften Culturen zeigte der Stamm IV/2 6, der Stamm L 2 Colonien (nach 48 Stunden), während alle übrigen Culturen steril blieben (Beobachtung durch 6 Tage). Liberblicken wir unsere angeführten Versuchsreihen über die Lebensfähigkeit des Pestbacillus in Culturen (Reinculturen), so finden wir zunächst, dass der Pestbacillus sich in künstlichen geeigneten Nährböden im allgemeinen recht lange, durch viele Monate entwicklungsfähig erhalten kann, ja dass diese Eigenschaft auch schon die ersten Generationen der angelegten Culturen zeigen können. Die Anpassung an das saprophytische Leben erfolgt, wie wir bereits ander- weitig gesehen hatten, insoferne schlecht, als erste Culturen langsamer und etwas schwerer angehen; die Lebensfähigkeit des Pestbacillus aber scheint bei diesem Übergange im allgemeinen nicht oder sicher nur in sehr geringem Maße zu leiden. Wichtig für die Erhaltung der Entwicklungsfähigkeit scheint, abgesehen vom Nährwert, in erster Linie — wie wohl auch bei vielen anderen Bacterien — der Feuchtigkeitsgehalt des Nährbodens zu sein. Je trockener im allgemeinen die Cultur, umso rascher büßt der Bacillus seine Lebensfähigkeit ein. Der Pestbacillus erweist sich demnach im allgemeinen als empfindlich gegen die Austrock- nung. Je vollständiger dieselbe erfolgt ist, umso rascher geht der Pestbacillus ein. Dass es einer Cultur makroskopisch nicht immer angesehen werden kann, ob ihre Eintrocknung eine vollständige ist oder nicht, ist wohl klar, und darauf dürften wohl auch die untereinander abweichenden Ergebnisse der letzten Versuchsreihe zurückzuführen sein. Die Richtigkeit dieser Anschauung zeigten zwei weitere größere Versuchsreihen, die wir mit 24 ver- schiedenen unserer Culturstämme ausführten, nachdem dieselben zwölf Monate lang bei Zimmer- Dcnkschriften der malhcm.-nnturw. Cl. l.XVI. Bd. 82 630 H. Albrecht und A. Ghon, temperatur (circa 21° C.) gestanden hatten, ohne dass die Eprouvetten durch Kautschukkappen geschützt waren. Der Nährboden erschien bei allen Culturen vollkommen ausgetrocknet, so dass die Auf- weichung einige Schwierigkeiten bereitete. Keine der geimpften Culturen gieng an. Dass in diesen Versuchsreihen nicht das Alter der Culturen als solches für den Nichterfolg anzu- sehen war oder andere dadurch hervorgerufene Einflüsse (stärkere Anhäufung gewisser Stoffwechsel- producte, theilweise Entziehung des Nährmaterials etc.), sondern in erster Linie die Austrocknung, scheint uns folgender Versuch zu beweisen: Wir hatten eine Reihe von Culturstämmen vom 21. Mai 1897(1), nachdem sie ungefähr 6 Monate lang bei 21° C. ohne Kappenverschluss gestanden waren, zum Theile also schon Eintrocknung gezeigt hatten, nach dieser Zeit zur Verhütung weiterer Austrocknung mit Kautschukkappen verschlossen und bei derselben Temperatur (circa 21° C.) weiter stehen gelassen. Die meisten der Culturen verschimmelten. Nur eine blieb rein: der Stamm 152, vierte Generation. Am 3. September 1898 (!), also nach 470 Tagen oder circa 15yä Monaten, konnte dieser Stamm noch mit positivem Resultate überimpft werden. Die Cultur war auf gewöhnlichem Agar (Stichcultur) angelegt; auf demselben Nährboden war auch abgeimpft worden. Dabei hatte der Culturstamm 152, wie wir andernorts zeigen werden (s. Virulenzstudien), seine Virulenz ungeschwächt beibehalten. Ein weiterer wichtiger Factor für die Erhaltung der Entwicklungsfähigkeit des Pestbacillus betrifft die Temperaturverhältnisse, unter denen die Culturen gehalten werden. Constant einwirkende höhere Temperaturen vernichten im allgemeinen recht rasch die Lebensfähigkeit des Pestbacillus. So konnten wir regelmäßig beobachten, dass Culturen, frisch angelegt, nach 7— 8tägigem Stehen im Thermostaten bei Temperaturen von 36 — 37° C. nicht mehr überimpfbar waren. Eine Anpassung an diese Temperaturverhältnisse konnten wir dabei nicht erreichen. Wir sahen dies an dem Culturstamme IX/7 aus M2G2, den wir durch circa 4 Monate ausschließlich im Thermostaten in einigen 20 Generationen fortzüchteten. Nach dieser Zeit giengen die Culturen ebenso ein, wenn sie inner- halb von 7- -8 Tagen nicht überimpft wurden, als zu Anfang des Versuches. Wir ersehen also, dass der Pestbacillus in Culturen, und zwar als Reincultur (unsere Versuche beziehen sich auf Agarnährboden) sehr lange (mehr als 15 Monate) lebensfähig bleiben kann. sofern er vor Austrocknung und vor der Einwirkung constant höherer Temperaturen geschützt wird. Schon Temperaturen von 36° genügen, wenn sie durch 7—8 Tage constant einwirken, um die Lebensfähigkeit des Pestbacillus zu vernichten. Wahrscheinlich genügen auch noch etwas niedrigere Temperaturen, um die Entwicklungsfähigkeit relativ rasch zu zerstören. Dass bei höheren Temperaturen die Lebensfähigkeit des Pestbacillus rascher zugrunde geht und dass dabei ein gewisses Verhältnis zwischen der Höhe der Temperatur und der Zeit, innerhalb welcher der Bacillus zugrunde geht, besteht, ist wohl klar. Wir konnten eingehendere Versuche nach dieser Richtung hin nicht mehr ausführen. So viel aber geht aus einigen wenigen unserer diesbezüglichen Experimente hervor, dass einstün- diges Erhitzen auf Temperaturen zwischen 55—60° C. im Wasserbade nicht immer genügt, um den Pestbacillus sicher abzutödten. Unsere Versuche in dieser Hinsichl fühlten wir gelegentlieh einiger Immunisierungs-Experimente aus. Sie wurden derart angestellt, dass Eprouvetten, in denen der Pestbacillus in Mengen von 1—2 Ösen auf 1 bis höchstens 2 Cubikcentimeter steriler Kochsalzlösung aufgeschwemmt war, im Wasserbade durch eine volle Stunde stehen gelassen wurden. Die Temperatur des Wasserbades zeigte meist Schwankungen zwischen 60—55° C, sank jedoch nie innerhalb dieser Zeit unter 55° C. Beulenpest. II. Bacteriologiscke Untersuchungen. 631 Von derart behandelten Culturen erzeugten vereinzelte bei Meerschweinchen noch typische Pest. Der Ablauf des Krankheitsprocesses erschien dabei allerdings verlangsamt, ähnlich denjenigen Fällen, bei denen schwach virulente Culturen einverleibt wurden. So viel geht ferner aus unseren Experimenten in dieser Frage hervor, dass zur Entscheidung, ob eine Cultur oder eine Aufschwemmung aus einer Cultur nach Einwirkung höherer Temperaturen noch lebensfähig sei, eine nur 24— 48stündige Beobachtung der angelegten Controlculturen nicht genügt- b) Die Lebensfähigkeit des Pestbacillus im Buboneneiter außerhalb des Körpers. Unsere Versuchsreihe, die wir im nachstehenden anführen wollen, berücksichtigt ausschließlich die Lebensfähigkeit des Pestbacillus im Eiter (Bubo) bei Fehlen anderer Bacterien. Es ist absolut nothvvendig dies zu betonen und entsprechend hervorzuheben, weil wir im Laufe unserer Auseinandersetzungen erfahren werden, dass die Anwesenheit anderer Bacterien für die Lebens- fähigkeit des Pesterregers eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Am 11. März 1897 wurden von einem Inguinalbubo nach steriler Eröffnung desselben circa 15 Cubik- centimeter mit Blut untermischten Eiters in steriler Weise gewonnen. Sechs Stunden nach der Entnahme des Eiters zeigte eine davon angelegte Cultur in Glycerinagar (1 Öse) eine ziemlich reichliche Menge von Pestcolonien in Reincultur. Die Eprouvette mit dem Eiter wurde in weißes Papier eingeschlagen und in dieser Weise, dem dif- fusen Tageslichte ausgesetzt, stehen gelassen, bei einer Temperatur, die tagsüber zwischen 25 — 32° C. schwankte, nachts jedoch tiefer sank. Von Zeit zu Zeit wurden gleiche Mengen wie zu Anfang ent- nommen, um Culturen anzulegen. Das Resultat dieser Impfungen ist nachstehendes: 1. am 14. März, also nach 3 Tagen: Ziemlich reichliche Reincultur von Pestcolonien (Glycerinagar); 2. am 17. März, nach 6 Tagen: (Glycerinagar): Ziemlich reichliche Reincultur von Pestcolonien; 3. am 21. März, nach 10 Tagen (Glycerinagar): Ziemlich reichliche Reincultur von Pestcolonien; 4. am 26. März, nach 15 Tagen (Serumagar): Mäßig reichliche Reincultur von Pestcolonien. Der Eiter beginnt einzudicken; 5. am 31. März, nach 20 Tagen (Glycerin- und Serumagar): Vereinzelte Colonien des Pestbacillus in Reincultur. Der Eiter ist bereits sehr dick; 6. am 5. April, nach 25 Tagen (Serumagar, 2 Eprouvetten, davon die eine mit 2 Ösen beschickt): steril Der Eiter ist bereits syrupartig dick, aber nicht vollständig eingetrocknet. Vor jeder Abimpfung wurde durch Herumrühren mit der Öse eine gleichmäßige Vertheilung der Keime herzustellen versucht. In diesem Versuche hielten sich also die Pestbacillen 20 Tage lang im Buboneneiter lebensfähig, viel- mehr durch die Cultur nachweisbar. Sie waren im Eiter in Reincultur vorhanden gewesen, was schon betont wurde. Mit der beginnenden Eindickung des Eiters nahm ihre Zahl rasch ab und verschwand gänz- lich, noch bevor eine vollständige Austrocknung des Eiters erfolgt war. Da auch die Temperatur, unter welcher der Eiter aufbewahrt war, keine constant hohe war und sonstige schädigende Momente ausgeschlossen erschienen, hat es den Anschein, als ob im Eiter selbst noch andere Factoren gelegen waren, die das Zugrundegehen des Pestbacillus beschleunigten. Es ist wohl anzunehmen, dass verschiedene Versuchsreihen nach dieser Richtung hin keine gleich- mäßigen Resultate ergeben dürften, da ja, wie wir bisher bereits erfahren hatten, mehrere Factoren für die Lebensfähigkeit des Pesterregers in Betracht kommen, abgesehen davon, dass auch die vorhandene Menge der Pestbacillen berücksichtigt werden muss, die — wie wir aus unseren einschlägigen Unter- suchungen am Menschen wissen — variiert. 82* 632 H. Albrecht und A. Ghon, In einer Reihe von Fällen wird demnach die Lebensfähigkeit des Pesterregers früher erlöschen, in einer anderen Reihe von Fällen wieder dürfte sie sich länger erhalten, namentlich wenn die Bedingungen, unter denen sich ein derartiges Secret erhält, günstige sind (Schutz vor Eintrocknung, niedere Temperatur etc.). Ob die Lebensfähigkeit des Pestbacillus auch thatsächlich mit dem negativen Ausfall der Cultur- ergebnisse auf geeigneten Nährböden erlischt, darüber müsste uns allerdings auch erst eine größere Reihe systematischer Untersuchungen nach dieser Richtung aufklären. Unserer Meinung nach dürften die — wir berücksichtigen auch hier nur Fälle, in denen andere Bacterien mangeln — eventuell sich erge- benden Zeitunterschiede keine großen sein. Aber selbst alle diese Factoren berücksichtigt, dürfte die Lebensfähigkeit des Pesterregers selbst unter den günstigsten Bedingungen im Buboneneiter außerhalb des Körpers auch nicht annähernd jener in künstlichen Nährböden gleichkommen, die sich — wie wir ausgeführt haben — über viele Monate erstrecken kann. Am 19. März, also 8 Tage nach der Entnahme des Eiters, zu einer Zeit, wo noch keine Abnahme der nachweisbaren Keime erfolgt war, wurden einige Cubikcentimeter des Eiters in einer sterilen Petri- schen Schale derart ausgestrichen, dass die eine Hälfte der Schale mit einer sehr dünnen, die andere aber mit einer etwas dickeren Eiterschichte bedeckt erschien. Die Schale wurde sodann in Papier eingewickelt und in gleicher Weise aufbewahrt wie die Eprouvette. Vierzehn Stunden darnach erschien die dünne Schichte des Eiters in der Schale bereits trocken, so dass für die Anlegung der Cultur zu dieser Zeit eine Partie dieser Schichte aufgeweicht werden musste. Eine Öse davon, auf Serumagar gestrichen, zeigte eine ziemlich reichliche Menge von Pestcolonien in Reincultur, gleichviel an Zahl wie 1 Öse aus der dickeren, noch feuchten Eiterschichte. Nach 22 Stunden zeigte auch die dickere Schichte schon Eintrocknung, wenn auch nicht voll- ständige. Die zu dieser Zeit davon angelegte Cultur auf Serumagar (1 Öse) blieb jedoch steril, gleichwie die von der dünnen eingetrockneten Schichte. Dasselbe negative Resultat erhielten wir auch bei einem nochmaligen Versuche der Cultivierung nach 48 Stunden. Nach 72 Stunden wurde sowohl von der dünneren als auch dickeren Schichte eine größere Partie aufgeweicht und davon 0*3 cm einer weißen Maus subcutan einverleibt. Das Thier blieb ohne Reaction (Beobachtungsdauer über einen Monat). Während also eine anscheinend schon ganz trockene Schichte noch lebensfähige Pestbacillen nach- weisen ließ, konnten im Eiter derselben Provenienz nach einer gewissen Zeit noch vor vollständiger Ein- trocknung Pestbacillen culturell nicht mehr gefunden werden. Es scheint also einerseits ein gewisser Grad der Austrocknung durch eine gewisse Zeit erforderlich zu sein, was ja auch aus unseren Versuchen in künstlichen Nährböden hervorgeht, anderseits aber erfolgt im Eiter auch ohne vollständige Eintrocknung bereits ein Zugrundegehen des Pesterregers. Die Lebensfähigkeit des Pestbacillus in anderen Se- und Excreten zu prüfen, wenn sich derselbe in ihnen in Reincultur vorfindet, hatten wir keine Gelegenheit. r) Entwicklung und Lebensfähigkeit des Pestbacillus bei Gegenwart anderer pathogener und nicht pathogener Bacterien. Bei unseren Untersuchungen am Menschen hatten wir vielfach die Wahrnehmung machen müssen, dass der culturelle Nachweis des Pestbacillus gewisse Schwierigkeiten bot, wenn mehr oder weniger reichlich andere Keime in dem Aussaatmateriale vorhanden waren. Namentlich zeigten sich solche Schwierigkeiten beim Vorhandensein einer Secundärinfection mit Streptococcus pyogenes, oft auch des Diplococcus pneumoniae, sowie beim culturellen Nachweis des Pestbacillus in den Fäces und manchmal auch im Sputum. Beulenpest. TL Bacteriologische Untersuchungen. 633 Diese unsere Ergebnisse bei den Untersuchungen am Menschen veranlassten uns im Resume darüber folgende Meinung abzugeben: II. B. pag. 282, »In einer Reihe von Fällen, wo das Deckglaspräparat neben zahlreichen Pestbacillen Strepto- und Diplococcen meist in spärlicher Anzahl zeigte, ergaben die Culturen ein anderes Resultat. In denselben herrschten häufig die Coccen vor, die Pestcolonien waren in der Minderzahl oder fehlten überhaupt ganz,« und »Das Überwiegen anderer Colonien über die der Pestbacillen in den Culturen haben wir sehr häufig auch bei Aussaaten aus anderen Organen beobachtet und es soll hier nur kurz bemerkt werden, dass vor allem das relativ langsamere Wachsthum der Pestbacillen gegen- über den anderen, das noch durch Anwendung von Glycerinagar eher verzögert wird, zur Erklärung her- angezogen werden muss«. II. B. pag. 296: » . . . .die uns zeigen, dass bei gleichzeitiger Anwesenheit des Streptococcus und des Pestbacillus der erstere in den Culturen immer das Übergewicht erlangt, selbst wenn der mikroskopische Befund die Streptococcen gegenüber den Pestbacillen nur in spärlicher Menge anwesend erscheinen lässt«. II. B. pag. 318: Das Misslingen der Cultur hat zweifellos in erster Linie seinen Grund in der sicher- gestellten Entwicklungshemmung des Pestbacillus durch die anderen Darmbacterien, speciell des Bacte- rium coli, wobei noch die relativ geringe Menge der Pestbacillen gegenüber den übrigen Darmkeimen in Betracht gezogen werden muss. Vielleicht wäre uns aber trotzdem in dem einen oder anderen Falle der culturelle Nachweis gelungen, wenn die Isolierung der ausgesäeten Keime ausnahmslos eine vollkommen exacte gewesen wäre, was allerdings nicht immer der Fall war, obwohl wir für diese Untersuchungen fast ausschließlich die Petrische Schale verwendeten. Ob schließlich für das Misslingen der Cultur auch das oft den Patienten gegebene Calomel eine Bedeutung hatte, können wir nicht entscheiden«. Wie aus diesen Bemerkungen hervorgeht, hatten wir allerdings nur bei einem Theile unserer Unter- suchungen eine wirklich entsprechende Isolierungsmethode angewendet (Strichcultur in Petrischer Schale), aber auch bei dieser eigentlich nie ein positives Resultat erhalten, obwohl es außer Zweifel war, dass in den Fäces der Fälle mit Allgemeininfection Pestbacillen vorhanden sein müssten, deshalb, weil solche — wie wir nachgewiesen hatten — häufig mit der Galle ausgeschieden wurden und weil im Darmtract sich sehr häufig zahlreiche Blutungen in solchen Fällen vorfanden, die immer mehr oder weniger reichlich Pest- bacillen zeigten, abgesehen von den Fällen, in denen auch das adenoide Gewebe des Darmtractes geringer oder stärker afficiert erschien. Bei den Secundär- oder Mischinfectionen, die unseren Befunden nach ziemlich häufig vorkamen, zumal solche mit dem Streptococcus pyogenes, hatten wir bei den Züchtungen aus dem Blute und den anderen Organen meist nur Eprouvettenculturen, wohl auch des öfteren mit Verdünnungen angelegt, eine exacte Isolierungsmethode also nicht benützt. Trotzdem war das in den Culturen bestehende Missverhältnis zwischen Pestbacillen- und Streptococcencolonien, respective das vollständige Fehlen der ersteren gegen- über den Deckglasbefunden ein auffallendes. Es machte bei solchen Secundärinfectionen auch pathologisch-anatomisch oft völlig den Eindruck, als wäre die bestandene Pestinfection durch die der Streptococcen mehr oder weniger vollständig verdrängt worden. Aus unseren bisherigen Erörterungen über den Erreger der Pestinfection können wir entnehmen, dass in den ersten Culturen, selbst unter recht günstigen Bedingungen, das Wachsthum des Pestbacillus ein etwas verlangsamtes war, so dass wir nach 24 Stunden meistens noch keine makroskopisch sicht- baren Colonien erhielten. Direct verzögernd wirkte der Gebrauch von Glycerinagar, den wir bei unseren Arbeiten in Bombay zum Theile auch benützt hatten, nachdem wir über den Wert desselben damals noch keine eigenen Erfahrungen besaßen. Diesen Umständen zufolge wären vielleicht die besprochenen Resultate mehr oder weniger leicht erklärlich und in diesem Sinne waren unsere im zweiten Theile der Arbeit darüber geäußerten Ansichten gemeint. 634 H. Albrecht und A. Ghon, Es war demnach wohl begreiflich, dass wir hei unseren Versuchen über den Pestbacillus auch dieser Frage nochmals näher traten und zu ergründen suchten, inwieweit unsere seinerzeit geäußerten Ansichten richtig waren. Wir versuchten dies zunächst in der Weise, dass wir bei unseren Thierexperimenten dort, wo es angieng, in vollständig exacter Weise Culturen aus den Faeces anzulegen suchten. Eine Reihe dieser Untersuchungen sei im folgenden angeführt: R:s (Vioo Öse der Cultur IX/7 intraperitoneal). ') Tod nach 3 Tagen. Im Dünnarm flüssiger Inhalt ; seine Schleimhaut geröthet. Reichlich Pestbacillen in der Milz. Agarplatten (Strich) vom Inhalt des Ileum: keine Pestcolonien (die Platten zeigten schön isolierte Colonien!). Ri4 (Vio ^sc ^e'' Cultur IX/7 aus M210 intraperitoneal). Tod nach 24 Stunden. Im Duodenum flüssiger Inhalt; entlang des ganzen Dünndarmes, zunehmend nach abwärts, die Plaques geschwollen, schon von außen deutlich kennbar, im Ileum dieselben vielfach von Blutungen durchsetzt. Sehr reichlich Pestbacillen in der Milz. Agarplatten vom C o ecuminhalt : keine Pestcolonien (Platten wohl etwas dicht besät, doch stellenweise schön isolierte Colonien zeigend). R:s; (Verfütterung von Organen des an Pest verendeten M]38). Tod nach 3 Tagen. Bubo am Halse und hämorrhagisch infiltrierte Plaques im Dünndarm; blutiger Dünndarminhalt. Reichlich Pestbacillen in der Milz. Deckglaspräparate vom Dünn- und Dickdarminhalte zeigen reichlich Pestbacillen. Vgarplatten vom Dickdarminhalte: mäßig reichlich Pestcolonien (Platten zeigten gut isolierte Colonien). Run (1 Öse der Cultur XXXIV, 1 — schwach virulent — intraperitoneal). Tod nach 2 Tagen. Plaques im ganzen Dünndarm stark geschwollen und prominent. Spärliche Pestcolonien in den Culturen aus dem Blute. In den Deckglaspräparaten aus dem Coecuminhalte neben anderen Bacterien auch Bacillenformen vom Typus der Pest- bacillen nachweisbar. Agarplatten vom Coecuminhalte; keine Pestcolonien (Platten zeigten gut isolierte Colonien). Rii7 (Verfütterung von Organen der an acuter Pest verendeten Rgg). Tod nach 3 Tagen. Primärer Bubo am Halse. Plaques im Dünndarm geschwollen und prominent. Infection von der Mund- höhle aus. Reichlich Pestbacillen im Blute. Vgarplatten vom Inhalt aus dem untersten Dickdarm (schön isolierte Colonien): keine Pestcolonien n a c h w e i s b a r. Rs.-, (Subcutan 2 Agarculturen des schwach virulenten Stammes »Hongkong«). Tod nach 3 Tagen. Im Dünndarm flüssiger Inhalt, seine Schleimhaut stark hypnämisch. In der Milz wenig reichlich Pestbacillen. Agar- und Gelatineplatten (mit gut isolierten Colonien) vom Dünndarminhalte: keine Pestcolonien. Gleichfalls negatives Resultat in den Agar- und Gelatineplatten vom Coloninhalte. Rd (Infection vom Daune aus). Entlang des ganzen Dünndarmes n primäre hämorrhagische Infiltrate. Reichlich Pestbacillen in der Milz, In Deckglaspräparaten aus dem Dünndarminhalt neben Coccen und plumpen Stäbchen ziemlich reichlich Bacillenformen vom Typus der Pestbacillen. unseren Versuchen bedeutet: R = graue Ratte, w. R = weiße Ratte, w. Ms = weiße Maus. F. Ms = Feldmaus M = Meerschweinchen und K = Kaninchen. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 635 K eine C ulturen. Thierversuch: Circa 2 Ösen Dünndarminhalt, unterhalb eines Infiltrates entnommen, in 0 25 Cubikcentimetem Fleisch- brühe aufgeschwemmt und dem M74 subcutan injiciert. Das Thier verendet nach 3 Tagen an typischer Pest. RU9 C/20 Öse der Cultur R, aus R137 intraperitoneal). Tod nach 2 Tagen. Blutungen im ganzen Darmtract, Schwellung der Plaques mit Blutungen. Agarplatten vom Rectum Inhalte mit schön isolierten Colonien: keine Pestcolonien. M2es eingerieben mit Fäces aus dem Rectum, ohne Reaction. M;o O/2 Öse der Cultur IV/2 subcutan). Tod nach 3 Tagen. Primärer Bubo in inguine. Im Dünndarm und Dickdarm flüssiger Inhalt. Plaques im Dünndarm, infiltriert, gelb-röthlich. Reichlich Pestbacillen im Blute. In Deckglaspräparaten vom Coecuminhalte keine sicher als Pestbacillen anzusprechenden Formen. Gelatineplatten vom Coecuminhalte: verflüssigt. Mu9 (2 Cubikcentimeter Peritonealexsudat des Mn5 — Cultur IX/7 — mit Schlundsonde in den Magen). Tod nach 5 Tagen. Infection vom Mund und Darm aus. Bubo am Halse, Infiltrat an der Unterlippe, isolierte, hämorrhagisch infiltrierte Plaques im Dünndarm. Blutungen im Dünndarm. Reichlich Pestbacillen im Blute. Deckglaspräparate vom Dünndarminhalte zeigten anscheinend eine Reincultur von Pestbacillen. Agarplatten von Dünndarminhalte (Colonien etwas dichter): mit Sicherheit keine Pestcolonien, reich- lich Coli. Müll (Infection wie bei .M1IS). Tod nach 7 Tagen. Infection von der Zunge aus. Darm intact. Ziemlich reichlich Pestbacillen im Blute. Deckglaspräparate vom Coecuminhalte zeigten nicht mit Sicherheit Pestbacillen. Agarplatten vom Coecuminhalte (gut isolierte Colonien): keine Pestcolonien. Mits (eingerieben, Infection von der Haut aus). Tod nach 2 Tagen. Reichlich Blutungen im Dünn- und Dickdarm. Bubo in inguine. Reichlich Pestbacillen im Blute. Agarplatten aus dem Coecuminhalte: Neben wenigen anderen Keimen 3 — 4 typische Pestcolonien. Gelatineplatten aus dem Coecuminhalte: keine Pestcolonien. M i.-,i (Infection von der Haut aus). Tod nach 4 Tagen. Primärer Bubo in inguine. Im ganzen Dünndarm flüssiger Inhalt, seine Schleimhaut geschwollen, die Fol- likel als medulläre Knoten prominent. Reichlich Pestbacillen in der Milz. Agarplatten vom Inhalte des Colon ascendens (gut isolierte Colonien): keine Pestcolonien. M21 (!/i6 Öse der Cultur IV/2 intraperitoneal). Tod nach 94 Stunden. Im Ileum, sowie im Wurmfortsätze erbsengroße, gelb-roth gesprenkelte Infiltrate der Plaques. Reichlich Pestbacillen im Blute. Serumagarplatten vom Coecuminhalte (gut isolierte Colonien): keine Pestcolonien. K;:i (Infection vom linken Unterschenkel aus). Tod nach 4 Tagen. Primärer Bubo in inguine. Im Duodenum ein hämorrhagisch infiltrierter Plaque. Blutungen im ganzen Darm. Reichlich Pestbacillen im Blute. Agarplatten vom Coecuminhalte (von 4 zeigten 2 sehr schön isolierte Colonien): keine Pestcolonien. 636 H. Albrecht nuJ A. Ghon, Affe XVI (Infection von der Mundhöhle aus). Tod nach 8 Tagen. Primärer Bubo der tiefen oberen Halslymphdrüsen. Plaques im Dünndarm geschwollen, Schleimhaut geröthet, Reichlich Pestbacillen im Blute. Agarplatten vom Inhalte des Colon descendens (schön isolierte Colonien in der zweiten Platte): keine Pestcolonien. W. MS:s:s (l'a Cubikcentimeter einer dichten Aufschwemmung der Cultur »Hongkong« intraperitoneal). Tod nach 24 Stunden. Im Ileum eine circa 3 cm lange Partie der Darmwand hämorrhagisch infiltriert. Im Herzblute spärlich Pestcolonien. Agarplatten vom blutigen Dünndarminhalte (gut isolierte Colonien): keine Pestcolonien. Katze I (Verfütterung von Organen an Pest verendeter Thiere. Siehe pag. 129). a) 5 Stunden nach Verfütterung von allen Organen des an Pest verendeten M230 wurden Culturen aus den Fäces der Katze auf Agar und Gelatine angelegt. Platten zeigten gut isolierte Colonien, jedoch keine Pestcolonien; b) 3 Stunden nach dem Fressen reichlicher Pestorgane : Agarplatten (gut isolierte Colonien): keine Pestcolonien. Mit denselben Fäces M235 eingerieben ohne Erfolg. Katze IV (Verfütterung von Organen an Pest verendeter Thiere. Siehe pag. 130). Infection vom Maule aus. Primärer Bubo am Halse. Blutungen im Dickdarm. Blutiger Inhalt im Dickdarm. Schleimhaut des Dünndarms gelockert. Reichlich Pestbacillen in der Milz. In Deckglaspräparaten des Dünn darin inhal tes keine sicheren Pestbacillen, in denen des Dickdarminhaltes Formen, die in allem mit Pestbacillen übereinstimmen. A g a r - und G e 1 a t i n e p 1 a 1 1 e n vom D i c k d a r m i n h a 1 1 e (gut isolierte Colonien): keine Pestcolonien. Hund VIII (.Verfütterung von Organen an Pest verendeter Thiere. Siehe pag. 125). a) am 25. Jänner 1898 : '/« Stunde nach dem Fressen der Pestorgane: \.gar- und Gelatineplatten aus Jen Fäces (gut isolierte Colonien): keine Pestcolonien; b) 3 Stunden nach dem Fressen: Agar- und Gel ati neplatten aus den Fäces (gut isolierte Colonien): keine Pest- colonien. M228 eingerieben mit den Fäces: typische acute Pest. Wenn es sich darum handelte, aus verendeten Thieren Fäces zu untersuchen, so wurden die Versuche ausnahmslos innachstehenderWei.se gemacht: 1V2 — 2 Centimeter unterhalb des Darmabschnittes, aus dem die Fäces entnommen werden sollten, wurde die Darmwand mit glühenden Instrumenten zuerst ste- rilisiert und dann der Darm eröffnet. Durch die Öffnung wurde sodann eine sterile Öse vorsichtig bis zur betreffenden Stelle vorgeschoben und damit etwas Darminhalt genommen, der dann vor dem Verarbeiten zunächst in einer geringen Menge Fleischbrühe gleichmäßig vertheilt wurde. Aus den angeführten Versuchen ersehen wir, dass der Nachweis, und zwar der culturelle Nachweis des Pestbacillus auch aus den Fäces verschiedener Thierarten trotz entspre- chender Nährböden und Isolierungsmethoden häufig nicht möglich ist, obwohl es auch hier zweifellos sicher ist, dass Pestbacillen infolge des mikroskopischen Befundes, der oft vorhandenen Blutungen, der Schwellungen des adenoiden Gewebes und der Ausscheidung durch die Galle, wenigstens in vielen Fällen, vorhanden sein müssen. Ferner sehen wir aus den angeführten Versuchen, dass dieser culturelle Nachweis aus den Fäces im allgemeinen nur dann gelingt (aber auch nicht immer), wenn im Verhältnis zu den anderen Darmbac- terien, vor allem dem Bacterium coli, die Pestbacillen in sehr reichliche!- Menge vorhanden sind, so in erster Linie dort, wo es sich um primäre Darminfection handelt oder dort, wo infolge starker hämorrhagischer Affection des adenoiden Gewebes im Darmtract reichliche Blutungen in das Darmlumen und damit in den Darminhalt erfolgen, oder auch dann, wenn andere Darmbacterien, ganz abweichend Beulenpest. TL Bacteriologische Untersuchungen. 63? von den gewöhnlich vorkommenden Verhältnissen, von Haus aus in auffallend geringer Anzahl nach- weisbar sind, wie bei M 17s. Es gelingt allerdings auch in den Fällen, wo Pestbacillen culturell nicht mehr nachweisbar sind ihre Anwesenheit in den Fäces manchmal noch mit Hilfe des Thierversuches zu beweisen, wie zum Beispiel beim Hunde 8. Diese Thatsache zeigt uns erstens, dass für den Nachweis des Pest- bacillus aus einem Gemenge, das vor allem reich an Darmbacterien ist, die Cultur keineswegs genügt, und dass zweitens auch im Gemenge mit anderen Bacterien der Pestbacillus seine Lebensfähigkeit eine gewisse Zeit hindurch bewahren kann. Daraus ergibt sich die Wichtigkeit des Thierexperimentes für den Nachweis des Pestbacillus in den Fällen, wo voraussichtlich andere Keime in mehr oder weniger reichlicher Anzahl vorhanden sein dürften. Wir möchten auf Grund unserer Erfahrungen in solchen Fällen vor allem die Einreibungsmethode an einer rasierten Hautpartie beim Meerschweinchen empfehlen, weil die Methode ver- lässliche Resultate ergibt und weil sich das Meerschweinchen wegen seiner großen Empfänglichkeit für das Pestvirus und wegen der charakteristischen pathologisch- anatomischen Veränderungen in hervorragender Weise dafür eignet. Ähnliche Verhältnisse, wie die hier gegenüber den Darmbacterien geschilderten, konnten wir, wie schon mehrmals hervorgehoben, auch bei anderen pathogenen Keimen constatieren, namentlich solchen, die als Ursache der sich der Pest öfters anschließenden Secundärinfectionen anzusehen waren. Auch bei unseren Thierversuchen fanden wir in der Katze II eine Bestätigung dieser Beobachtung. indem sich dem primären Bubo eine Secundärinfection mit dem Streptococcus pyogenes anschloß, und obwohl bei der mikroskopischen Untersuchung noch ziemlich viele Pestbacillen zu beobachten waren, fanden sich in den tadellosen Agarplatten nur mehr vereinzelte Pestcolonien, und diese waren — was gleichfalls auch bei unseren Untersuchungen am Menschen hervorgehoben wurde — auffallend klein, zurückgeblieben im Wachsthum gegenüber den sonstigen Verhältnissen. Diese Thatsache konnte übrigens immer auch bei den Culturen aus den Fäces beobachtet werden. Katze II (Verfütterung von Organen an Pest verendeter Thiere. Siehe pag. 130). Primärer Halsbubo. In Deckglaspräparaten vom Secrete des Halsbubo neben reichlichen Streptococcen etwas weniger zahlreiche Pestbacillen. Agarplatten davon (gut isolierte Colonien): Nur vereinzelte Pestcolonien neben reichlichen Strepto- coccencolonien. Die Pestcolonien klein. Mit dem Safte des Bubo ein Meerschweinchen am Fuße eingerieben: Tod nach 4 Tagen an reiner Pest- infection. Diese Beobachtungen von dem Einflüsse der Darmbacterien, vor allem des Bacterium coli, und anderer pathogener Keime für den Nachweis des Pestbacillus beim Menschen und bei Thieren suchten wir noch durch eine Reihe von Experimenten zu ergänzen, bei denen künstliche Gemenge von Pest- bacillen und anderen Bacterien — oft in einem ganz bestimmten Verhältnisse — hergestellt wurden. Versuch I. Von einer zweitägigen Pestcultur und einer ebenso alten Cultur des Bacterium coli commune wurden je 1 Ose in 1 Cubikeentimeter Kochsalzlösung (physiologisch, .steril) gleichmäßig vertheilt und dann sogleich Plattenstrichculturen auf Agar, Glycerinagar und Gelatine angelegt, und zwar unter vollständig gleichen Bedingungen und mit reichlichen Verdünnungen, so dass wir möglichst isoliert stehende Colonien erhielten. Nach 48stündiger Bebrütung bei 36° C, respective 21° C. war Jas Resultat folgendes: a) Gelatineplatten: Bacterium coli in Reincultur; b) Glycerinagarplatten : Colonien des Bacterium coli vorherrschend, Pestcolonien sehr spärlich und sehr klein; c) Agarplatten: im allgemeinen gleichwie bei Glycerinagar in Hinsieht der Mengenverhältnisse, doch die Pestcolonien größer. Versuch II. Von einer zweitägigen Pestcultur und einer ebenso alten Cultur des Bacterium coli commune wird eine gleich- mäßige Aufschwemmung von 10 Ösen Bacterium coli und 1 Öse Pestcultur in 1 Cubikeentimeter Fleischbrühe gemacht und davon wie heim Versuch 1 sofort Plattenstrichculturen auf Gelatine, Agar und Glycerinagar angelegt. Denkschriften der mathem.-nnturvv. Gl. LXVI. Bd. 83 638 H. Albrecht und A. Ghon, Nach 48stündiger Bebrütung bei 3(i0 •'., respective 21° C. war das Resultat a) Gelatineplatten: neben Colonien des Bacterium coli vereinzelt sehr kleine Pestcolonien ; b) Agar- und Glycerinagarplatten : Bacterium coli vorherrschend, nur sehr spärlich Colonien des Pestbacillus und diese sehr klein, dabei die auf Glycerinagar denen auf gewöhnlichen Agar nachstehend. Versuch III. Vom peritonealen Exsudat des M24, das sofort nach dem Tode seciert wurde, wurde eine sehr dichte Auf- schwemmung in einigen Cubikecntimetern steriler Fleischbrühe angelegt, die mikroskopisch enorm reichliche Pestbacillen anschei- nend in Reincultur zeigte. Schon nach einigen Tagen zeigte diese Aufschwemmung starken Coligeruch und die nach 5 Tagen davon angelegten Agar- platten enthielten ausschließlich Colonien des Bacterium coli. Desgleichen negativ hinsichtlich des Pestbacillus Helen die mit dieser Aufschwemmung zur gleichen Zeit mit den Platten angestellten Thierversuche aus. Dieselben betrafen 2 Meerschweinchen (je i ._, Cubik- centimeter intraperitoneal und subcutan) und 2 Ratten (geringe Mengen auf die Schleimhaut der Conjunctiva und der Nase). Versuch IV. lU Cubikcentimeter eitriges Exsudat aus einem Ellenbogengelenke bei einer Puerperalinfection, das eine reich- liche Reincultur von langen Streptococcen enthielt, wurde mit sehr großen Mengen von Pestbacillen aus einer Reincultur und einem hämorrhagischen Pleuraexsudate gemengt, so dass davon angelegte Deckglaspräparate die Pestbacillen in vorherrschende! Menge zeigten. Von diesem Gemenge wurden Agar- und Gelatineplattenstrichculturen angelegt nach '/2, na eh 3 im d n a ch 20 Stunden, inner- halb welcher Zeit das Gemenge bei Zimmertemperatur (December 1897) aufbewahrt wurde. Das Resultat der bei 36°, respective 21° bebrüteten und 4, respective 3 Tage beobachteten Culturen war folgendes: a) Platten nach >/, Stunde: Agar- und Gelatineplatten in gleicher Weise vorherrschend Pestcolonien, spärlicher solche des Streptococcus; b) Platten nach 3 Stunden: ähnlich wie nach i/a Stunde; c) Platten nach 20 Stunden: in den Gelatineplatten vorherrschend Pestcolonien, in den Agai platte n dagegen vorherrschend Colonien des Streptococcus pyogenes. Versuch V, uggestive of plague, the proportion of infected monkeys in Kankhal could be only very smale. 3. »None of the monkeys which were in the same cage with the on attacked with plague-like Symptoms shovved signs of any similar affection. This goes to prove that, assumming that the Kankhal monkeys got infected with plague, the dosest contact with a diseased individual will not necessarily communicate the disease to the others.« Nach Gosio besitzen die Rinder verhältnismäßig geringe Empfänglichkeit für die Pest. Hankin gibt an. dass nach Berichten aus solchen Districten, wo Ratten an Pest sterben, auch Katzen daran erkranken sollen, jedoch wurde kein bacteriologischer Beweis dafür erbracht. Hankin selbst konnte in Worlee und Jawalapur kranke Katzen sehen. die aber seiner Meinung nach nur an Hunger litten. liandi und Stagnitta Balistreri studierten an einer größeren Anzahl von Meerschweinchen die Pestinfection vom Ver- dauungstracte aus. Ihren Versuchen nach entspricht dem charakteristischen Leisten- und Achselbubo, der nach subcutaner Infection in der Umgebung der Injectionsstelle hervortritt, bei der Infection vom Darmtracte aus eine ausgesprochene Hypertrophie derMesen- terialdrüsen und sehr häufig ein wahrer Bubo einer solchen Drüse. Die Veränderungen des Darms sind dabei jedoch nicht immer schwerer als nach subcutaner Infection, und es ist wohl denkbar, dass die Enteritis haemorrhagica nicht immer den Anfang der In- fection darstellt. Die Darmstörungen betrachten die beiden Autoren vielmehr als seeundäre und locale Ausdrücke der allgemeinen Intoxication oder der Septikämie. Der Verlauf der Infection erscheint meist chronisch, und man beobachtet dabei besonders häufig das Auftreten von Knoten in der Milz, Leber und Lunge. De Giaxa und Gosio fanden, dass Tauben und Sperlinge für das Pestvirus dann empfänglich wurden, wenn man sie hungern ließ, während sie im normalen Zustande gegen subcutane Infection refraetär sind. Meerschweinchen durch Fütterung zu inficieren gelang nicht. NachDevcll sind Frösche (R. tempor.) sowohl im Winter- als auch im Sommerzustande für die Infection mit Pestbacillen empfänglich. Die Infection erfolgt am besten vom Lymphsacke aus. Die Frösche gehen nach Infection mit Pestbacillen von constanter Virulenz für weiße Mäuse nach 13—19 Tagen ein, ohne besondere anatomische Veränderungen, doch lässt sich die Dauer des Pro- cesses durch Passage für denselben Thierkörper herabmindern (bis auf 5 Tage). Abel fand den Pestbacillus pathogen für Meerschweinchen, Haus- und Feldmäuse. Leber und Milz enthielten fast stets kleine Nekroseherdchen (wenige Versuche). London fand Tauben, Hühner, Enten, Kreuzschnäbel, Goldammern, Hänflinge und Zeisige für Pest unempfänglich, auch wenn ihre Widerstandskraft durch Inanition etc. herabgesetzt wurde. Nach Lustig und Galeotti erzeugt intraperitoneale Injection stark virulenter Culturen acut tödtliche Peritonitis, während abgeschwächte Culturen leichte Peritonitis erregen, die vorübergeht, aber nach einigen Tagen von tödtlich verlaufender Allgemein- infection gefolgt wird. Aus den angeführten Literaturangaben ist ersichtlich, dass sich in Bezug auf die Empfänglichkeit der verschiedenen Thierarten für das Pestvirus keineswegs übereinstimmende Anschauungen vorfinden. Eine Klarstellung dieser Frage erschien umso wünschenswerter, als dieselbe wegen der bereits ziemlich sicher bekannten spontanen Empfänglichkeit einzelner Thierarten (Ratten) für die Epidemiologie dieser Seuche nicht bedeutungslos sein konnte. Lückenhafter aber noch erscheinen die Angaben über die pathologisch-anatomischen Veränderungen bei den Thieren. Allerdings war von einigen Autoren bereits auf die Ähnlichkeit der bei pestkranken Thieren vorgefundenen Veränderungen mit den beim Menschen constatierbaren hingewiesen worden. Umso wichtiger erschien deshalb ein genaues Studium der Thierpathologie, weil uns dadurch auch die Möglich- keit gegeben war, unsere Kenntnisse über diese Seuche zu erweitern oder dort, wo es nothwendig war, experimentell zu festigen. Schließlich ließ die bereits gekannte große Empfänglichkeit gewisser Thierarten für das Pestvirus hoffen, mit Hilfe des Thierexperiments den Nachweis des Pestbacillus in vielen, gerade praktisch wichtigen Fällen sicherer zu führen als es bisher durch die Cultur möglich war. Einschlägige Experimente in dieser Richtung waren aber bisher noch nicht ausgeführt worden. Da wir für das Studium der eben angedeuteten Fragen uns nicht mit einzelnen Versuchen zufrieden- geben durften, wurde die Zahl unserer Versuche an Thieren eine recht große. Wir verfügen alles in allem über mehr als 750 Th ierbeobac ht ungen. In der Auswahl der Thiere mussten wir uns allerdings gewisse Einschränkungen von vornherein auf- erlegen, da mit Rücksicht auf den uns bei den Experimenten — die Mehrzahl derselben wurde in Wien Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 645 ausgeführt — zur Verfügung stehenden Raum die Verwendung größerer Versuchsthiere ausgeschlossen erschien. Wir empfanden diesen Übelstand umso weniger, als für die auszuführenden Versuche vor allem die Nagethiergruppe oh ihrer großen Empfänglichkeit für das Pestvirus in Betracht kam, die im allgemeinen kleinere Arten zu ihren Angehörigen zählt. Die Versuche wurden mit verschiedenen unserer Culturstämme ausgeführt und dabei immer 24 — 48 Stunden alte Culturen benützt, es sei denn, dass eine ganz bestimmte Absicht es erheischte, ältere Culturen zu verwenden. Die Mengenbestimmung geschah dort, wo solche ausgeführt wurde, nach der Methode von R.Pfeiffer mit einer Öse, die 2-5 Milligramm hielt und mit der auch alle anderen Experimente für unsere Peststudien gemacht wurden. Sämmtliche verendeten Thiere wurden genau seciert, und zwar, wenn es möglich war, sofort nach dem Tode. Erfolgte dieser jedoch während der Nacht, so wurde die Section am folgenden Morgen aus- geführt. Allen Sectionen wurde eine bacteriologische Untersuchung angeschlossen, die sich in einer Reihe von Fällen nur auf eine mikroskopische beschränkte, sonst aber auch die Anlegung von Culturen einschloss. Bei einer großen Anzahl von Thieren erfolgte auch die Conservierung einzelner oder mehrerer Organe oder Theile solcher zum Zwecke histologischer, respective histologisch-bacteriologischer Unter- suchungen. Die Methoden, die bei der Conservierung, Einbettung und Färbung dieser Organtheile ver- wendet wurden, waren dieselben wie wir sie bei den menschlichen Organstücken benützt hatten. Eine Anführung aller oder auch nur der Mehrzahl unserer Versuche wäre mehr als überflüssig, da sich tmtz des variablen Bildes der Pestinfection die Befunde vielfach wiederholen. Wir wollen deshalb bei unseren nachfolgenden Ausführungen immer nur Beispiele gewisser Typen bringen. a) Meerschweinchen. Meerschweinchen erweisen sich unseren zahlreichen Beobachtungen nach (über 300) als hoch- empfänglich für das Pestvirus. Sie geben darin den Ratten nichts nach, ja gewisse Methoden der Einver- leibung, die eine elective Züchtung des Pestbacillus bezwecken, sind beim Meerschweinchen entschieden \ erlässlicher als bei der Ratte. Außerdem eignet sich keine der von uns verwendeten Thierarten so sehr zum Studium der patho- logisch-anatomischen Veränderungen der Pestinfection wie gerade das Meerschweinchen. Wir sind im Stande, bei diesem Thiere einerseits alle so variablen Bilder dieser Krankheit in gleicher Weise zu erzeugen, wie wir sie beim Menschen beobachtet haben, anderseits wieder können wir gerade an dieser Thierspecies Formen der Pestinfection sehen, die man in derselben Weise bei keinem anderen unserer gebräuchlichen Versuchsthiere wiederfindet, die aber geeignet sind, manche derzeit noch unklare Frage in der Epidemiologie dieser Seuche aufzuklären. Wir meinen damit die chronische Form der Pesterkrankung bei Thieren. Diese beiden Gründe veranlassen uns, die Meerschweinchenbefunde in erster Linie und am ausführ- lichsten zu besprechen. Ihnen sollen sich die Befunde an den übrigen verwendeten Thieren anschließen. 1. Intraperitoneale Infection. Erfolgt der Tod des Thieres recht frühzeitig, noch vor Ablauf der ersten 24 Stun- den, wie dies nach Infection mit etwas größeren Mengen stärker virulenten Materiales geschieht, so findet man um den Sticheana! das subcutane Binde- und Fettgewebe mehr oder weniger stark sulzig- ödematös, oft auch von Blutungen durchsetzt. Denkschriften der m.ithcm. naturw. Gl. I. XVI. F.d. 84 6 16 H. Albrecht und A. Ghon, Die peripheren Lymphdrüsen, worunter wir die inguinalen, axillaren und die Halslymphdrüsen ver- stehen, sind wenig verändert, meist nur etwas mehr geröthet und saftreicher. Die Veränderungen treten umsomehr zurück, je rascher der Ablauf des Processes erfolgt. In der Hauchhohle findet sich bald reichlicher, bald spärlicher freies Exsudat, gewöhnlich stärker hämorrhagisch gefärbt und leicht viscid. Die Milz ist vergrößert, dunkel, weich, doch erscheint die Schwellung der Milz im allgemeinen noch nicht besonders hochgradig ausgeprägt. Die Degeneration der parenchymatösen Organe ist meist verdeckt durch die stärker zutage tretende Hyperämie derselben oder die reichlich vorhandenen, größeren oder kleineren Blutungen, die in allen Organen sichtbar sein können, besonders auffallend aber an den serösen Häuten. Die mesenterialen Lymphdrüsen sind mehr oder weniger geschwollen und meist reichlich von Blutungen durchsetzt. Bacteriologisch finden sich reichlichst Pestbacillen im Blute und in allen Organen. Solche Befunde zeigen uns unter den angeführten Beispielen die Thiere M7i„ M7i; und M72. Erfolgt der Tod jedoch nach mehr als 24 Stunden, circa um 48 Stunden herum, wie dies gewöhnlich der Fall ist nach Einverleibung mittlerer Dosen hochvirulenten Materiales, so ähnelt der pathologisch-anatomische Befund im allgemeinen dem eben besprochenen Typus, nur ist meist das Ödem im subcutanen Binde- und Fettgewebe um den Stichcanal stärker ausgebildet, mehr verbreitert, und der hämorrhagische Charakter der Infection intensiver ausgeprägt, so dass oft manche Organe wie hämor- rhagisch infarciert erscheinen (M20 und M126). In solchen Fällen sahen wir auch in der Haut, und zwar gleichmäßig über die ganze Haut vertheilt, zahlreiche größere und kleinere Blutungen (M126). Die mesenterialen Lymphdrüsen sind stark geschwollen, reichlichst von Blutungen durchsetzt, wie infiltriert, zeigen im allgemeinen also Veränderungen, wie wir sie beim primären Bubo am Menschen zu finden gewohnt waren, während die übrigen Lymphdrüsen des Körpers nur einfach medullär geschwollen sind. Eine Ausnahme davon machen höchstens diejenigen Lymphdrüsen, die in der Nähe der Infections- stelle liegen, also direct vom Lymphstrome aus inficiert werden können, doch sind auch in diesen Drüsen die Veränderungen nicht besonders hochgradig. Die Milz ist meist stark vergrößert und dunkel, bei reichlichst vorhandenen Blutungen in anderen < »rganen jedoch manchmal blass und anämisch (M126). In den Pleurahöhlen findet sich oft mehr oder weniger reichliche Flüssigkeit, gewöhnlich klar und gelb- ich aussehend, bei ausgesprochenem hämorrhagischen Charakter der Infection jedoch blutig gefärbt (M20). Im Magen-Darmtracte sind außer den oft sehr reichlich zu beobachtenden Blutungen meist keine anderen Veränderungen sichtbar. Nur hie und da findet sich eine bereits deutlich zutage tretende Schwellung der Plaques und Follikel im Dünndarm. Bacteriologisch sind auch in diesen Fällen meist enorme Mengen von Pestbacillen im Blute und in allen Organen nachweisbar. Der eben besprochene Charakter der Infection kann auch noch erhalten sein, selbst wenn der Process länger als IS Stunden dauert. So sahen wir derartige Bilder bei 4tägiger und auch noch etwas längerer Dauer der Erkrankung, meist nach Einverleibung kleinster Mengen vollvirulenter Culturen (M276). Sonst tritt bei 3 — 4tägiger Dauer der Infection, auch bei hochvirulentem Impfmateriale, der hämorrhagische Charakter mehr in den Hintergrund, obwohl natürlich in vielen Fällen noch immer mehr oder weniger reichlich Blutungen vorhanden sein können (M113, M21). Das peritoneale Exsudat erscheint viseider, meist eitrig oder eitrig-fibrinös. Dir mesenterialen Lymphdrüsen sind stark geschwollen, saftig, oft mich von Blutungen durchsetzt, oft aber in den centralen Partien bereits nekrotisch (M257) - in allem das Bild des typischen primären Bubo zeigend. Beulenpest. IL Bacterialagische Untersuchungen. (-54 7 Das Odem des subcutanen Binde- und Fettgewebes um den Stichcanal nimmt ab, dafür trifft man entsprechend dem Stichcanale häufig auf ein meist nekrotisch -eiteriges Infiltrat, das mehr oder weniger reichlich von Blutungen durchsetzt ist (M257 und M21). Die Milz ist gewöhnlich stark vergrößert, oft bis auf das 10 fache ihres normalen Volumens, und gleichmäßig dicht von kleinen, miliaren, gelblich-weißen, scharfbegrenzten Knötchen durchsetzt, die voll- ständig kleinsten Tuberkeln gleichen (M113) (Taf. [V, Fig. 8). Seltener findet man bei diesem Typus der Infection derartige Knötchen auch in der Leber. Sie sind aber dann noch kleiner als die in der Milz und weniger zahlreich. Die Degeneration der parenchymatösen Organe ist meist deutlich ausgeprägt, die Flüssigkeit in den Pleurahöhlen klar und reichlich. Neben oft noch mehr weniger reichlichen Blutungen im Magen und Darm sieht man deutlicher als in den früheren Typen die Schwellung des adenoiden Gewebes in den Follikeln und Plaques des \)ünn darms, meist auf das Ileum beschränkt. Nicht selten findet man in den geschwollenen Plaques Blutungen (M113 und Mai). Unwesentlich verändert sieh das pathologisch-anatomische Bild der Infection, wenn der Process noch länger, 5 — 6 Tage, dauert. Der hämorrhagische Charakter tritt noch mehr zurück, dafür finden sich häufiger die tuberkelähn- lichen Herde in der Milz und Leber (M65). In einigen unserer Fälle sahen wir derartige kleine Knötchen auch diffus zerstreut im Netz und Mesenterium, ganz das Bild einer Tuberkulose vortäuschend (M65). Ähnliche knötchenförmige Gebilde, meist jedoch etwas größer, findet man nunmehr oft auch in den Lungen, bald reichlicher, bald weniger reichlich, immer von einem dunkelrothen, verdichteten Saume umgeben und vorwiegend peripher sitzend (M5) (Taf. IV, Fig. 7). Das peritoneale Exsudat ist meist dick-eiterig und oft am intensivsten innerhalb des Netzes aus- gebildet, wie ja auch die Blutungen bei den foudroyanten Fällen speciell oft im Omentum am reichlichsten vorhanden sind. In allen diesen Fällen ist die Ursache dieser oft auffallenden Localisation im Omentum wohl zweifellos in der Art der Injection begründet, das heißt dadurch, dass bei der Injection das große Netz angestochen wurde. Seltener fehlt bei 5 — ötägiger Dauer des Krankheitsprocesses der oben erörterte Typus der Infection. Lt es dennoch der Fall, so verläuft die Infection dann nach Art der gewöhnlichen septikämischen Form ohne besondere Localisation des Pestvirus und meist auch ohne Blutungen. Bacteriologisch findet man in allen diesen Fällen sehr reichliche Mengen von Pestbacillen im Blute und allen Organen, insbesondere reichlich in den Pestherden. Die klinischen Erscheinungen, welche die Thiere der bis jetzt besprochenen Typen zeigen, entsprechen im allgemeinen den auch bei anderen acuten Intectionen zutage tretenden Bildern: die Meer- schweinchen verlieren die Fresslust, werden ruhiger und fiebern. Manchmal aber, namentlich wenn die Infection einige Tage dauert, zeigen die Thiere neben etwas Abmagerung einen eigentümlich taumelnden Gang. Verenden die Thiere, so fallen sie entweder einfach um, häufiger aber stellen sich vor dem Tode stark ausgeprägte und oft ein bis mehrere Stunden dauernde Krämpfe ein und dyspnoesches Athmen. Verwendet man jedoch für die intraperitoneale Infection nicht zu große Mengen schwachviru- lenten Impfmateriales, so schließt sich der Infection eine Form der Pesterkrankung an, die nicht mehr acuten Charakter zeigt, sondern sich über viele Tage bis zu mehreren Wochen (bis zu 35 Tagen im Falle M,,.j hinziehen kann. Dieser längeren Dauer des Krankheitsprocesses entsprechend ändert sich auch das klinische Bild. Bald nach erfolgter Infection stellt sich eine ziemlich starke Abmagerung ein, die mehr und mehr f< >rt- schreitet. Manchmal allerdings ist diese Abmagerung nicht so auffallend hervortretend, der Verfall des Körpers gibt sich aber dann dadurch kund, dass trotz reichlicher und guter Nahrung und trotz starker Fresslust die Gewichtszunahme des Thieres keine Fortschritte macht. 648 H. Alb recht und A. Ghon, Vor dem Tode treten auch bei diesen Krankheitsformen die bereits erwähnten Krämpfe auf. Interessant gestaltet sich der pathologisch-anatomische Befund dieser Thiere: Bemerkenswert vor allem ist die oft ganz auffallende Abmagerung der Thiere oder der Umstand, dass die Thiere trotz guter Fütterung nicht entsprechend an Körpergewicht zunahmen. Die Musculatur erscheint blass, schlaff. Entsprechend der Injectionsstelle findet sich in der Bauchwand ein mehr oder weniger stark ent- wickeltes Infiltrat, das meist die ganze Bauchwand durchsetzt, eine dickere, fibrös aussehende periphere Zone und einen aus käsig-eiterigen Massen bestehenden centralen Theil zeigt. Dieses Infiltrat, ent- sprechend der Injectionsstelle, ist auch schon während des Lebens der Thiere tast- und sichtbar und kann bei längerer Dauer des Krankheitsprocesses sich spontan eröffnen, wobei dann die austreten- den nekrotisch-e iterigen Gewebsmasssen selbst bei längerer Dauer des Processes oft noch reichlich Pestbacillen enthalten können (M142). In der Bauchhöhle findet sich in solchen Fällen kein freies Exsudat, dafür sieht man in derselben zerstreut bald reichlicher, bald weniger reichlich tumorartige Gebilde, die manchmal bis Nussgröße erreichen können, gewöhnlich höckerige Oberfläche besitzen, auf dem Durchschnitte eine periphere, derbe. fibröse Zone und einen centralen, aus käsig-eiterigen Massen bestehenden Theil zeigen. Solche Gebilde finden sieh vor allem im Netz und Peritoneum. Oft erscheint das ganze Omentum durch ein derartiges tumorähnliches Gebilde wie substituiert (MU2 und M]39), Am Peritoneum finden sich diese Gebilde häufig an der Leber- und Milzoberfläche (Mge, M139). Die einzelnen Organe der Bauchhöhle sind dadurch vielfach untereinander und mit der Bauchwand verwachsen (M159, M17fi, M139 und MU2). Die mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen sind in diesen Fällen wohl auch vergrößert, oll schon derb, oft noch in den centralen Partien nekrotisch (M17G), während die übrigen Lymphdrüsen des Körpers nieist einfach medullär geschwollen erscheinen. Die Milz ist entweder klein und lichtbraun (M159, M176, M13!) und MU2) oder aber es linden sich in derselben spärliche bis über stecknadelkopfgroße, gelblich-weiße Knötchen, die gleichfalls eine stärkere periphere Zone und einen aus eiterig oder eiterig-nekrotischen Massen bestehenden centralen Theil erkennen lassen (M86). Ahnliche Knötchen können sich auch in der Leber vorfinden (M86 und M139). Im übrigen sind die parenchymatösen Organe meist fettig degeneriert, manchmal auch stärker hyperämisch. Das Herzfleisch ist auffallend schlaff und morsch. In den Lungen ist meist außer Hyperämie kein anderer pathologischer Befund zu erheben. Des- gleichen erscheint auch der Magen-Darmcanal in diesen Fällen meist ohne auffallende Veränderungen. Bacteriologisch konnten wir in allen diesen Fällen noch Pestbacillen nachweisen, in den erwähnten Infiltraten meist in ziemlich reichlicher Menge, häufig intracellulär gelegen und in Degenerationsformen. Culturell ließen sich die Pestbacillen auch im Blute nachweisen. Histologisch erinnern die erwähnten Gebilde an Bilder, wie wir sie bei Kotz oder auch bei Aktinomy kose zu sehen gewohnt sind (Taf. VI, Fig. 1). Ihre eingehende Beschreibung wird am Schlüsse dieses Abschnittes im Zusammenhange mit den histologischen Befunden aus den übrigen Thieren erfolgen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass wir es in den eben besprochenen Fällen mit einer Form der Pest- infection zu thun haben, die unter dem Bilde subacut und chronisch verlaufender Allgemein- infection verläuft. Die Bedeutung dieser Thatsache ist jedenfalls keine geringe. Wir sahen diese Formen der Pestinfection ausschließlich nur nach Infection mit schwach- virulenten Pestculturen, nie — auch nach Einverleibung minimalster Dosen (Y1000000!) — bei hoch- oder vollvirulentem Impfmateriale. Diese Formen der Pestinfection stehen keineswegs ohne Analogien in der menschlichen Pestpatho- logie dar. Wir erinnern hier an den Fall XXXIV, der gleichfalls nicht mehr zu den acut verlaufenden Beulenpest. 11. Bacteriologische Untersuchungen. 649 gezählt werden darf, nach 15 Tagen letal endete mit eiterigen Localisationen des Pestviriis in den Meningen und Lungen (s. II. B. S. 61). Seltener findet man in solchen subacut und chronisch verlaufenden Fällen keine ausgesprochene Localisation des Pestvirus, sondern der Tod des Thieres erfolgt unter dem Bilde einer subacut oder ehr. misch verlaufenden Septikämie. Der pathologische Befund weist in solchen Fällen außer fettiger Degeneration der parenchymatösen ( >rgane und einer medullären Schwellung der mesenterialen, respective retroperitonealen Lymphdrüsen keine besonderen Veränderungen auf. Die bacteriologische Untersuchung aber lässt auch in diesen Fällen noch mehr oder weniger reichlich Pestbacillen nachweisen, vor allem in den mesenterialen Lymphdrüsen, meist auch noch im Blute (Mm). Diese letzterwähnten Fälle bieten den Übergang zu jenen eigenthümlichen Fällen, bei denen die Thiere erst nach mehreren Wochen post infectionem unter stetig fortschreitendem Verfalle, Haarausfall etc. erliegen und bei denen die Obduction nichts anderes zeigt als das Bild hochgradiger Abmagerung und Atrophie der Organe, verbunden mit einer auffallenden Braunfärbung vieler innerer Organe. Bacteriologisch sind in solchen Fällen nirgends mehr Pestbacillen nachzuweisen. Auch diese Thiere erliegen immer unter Krämpfen (M136). Diese Infectionsbilder erinnern uns an jene eigenthümlichen Fälle beim Menschen (s. II. B. S. 229), in denen sich gleichfalls der Infection mit dem Pestvirus ein langsam verlaufender rri'arastischer Zustand anschloss, der erst nach Wochen zum Tode führte und in denen die Obduction nichts anderes als Erschei- nungen des Marasmus nachweisen konnte. Auch die bacteriologische Untersuchung konnte Pestbacillen nicht mehr oder nicht mit Sicherheit nachweisen. Die Erklärung, dass diese fidle auf die lange anhaltende und irreparable Wirkung der Pestgifte zurückzuführen seien, dürfte wohl nicht auf Widerspruch stoßen. Mai = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 31 August 1897 intraperitoneal vom peritonealen Exsudate des M7g (Cultur IX 7, achte Generation, nach funi Meer- schweinchenpassagen), 0 '5 C u b i k c enti m e t e r. Tod des Thieres am selben Tage, nach 9 Stunden. Scction ergibt: Geringes Ödem im Unterhautbindegewebe des Bauches um Jen Stichcanal. Periphere Lymphdrüsen ohne wesentliche Veränderungen. In der Bauchhöhle in mäßig reichlicher Menge leicht hämorrhagisch gefärbte, wenig trübe Flüssigkeit. Peritoneum glänzend, etwas geröthet, nur am peritonealen Überzuge des Uterus einige kleinste Blutungen. Milz etwas größer, dunkel, weicher. Leber und Nieren sehr blutreich. Nebennieren leicht hyperämisch. Mesenteriale Lymphdrüsen vergrößert, saftreich, gelblich- weiß, von einzelnen kleinsten Blutungen durchsetzt. Lungen blutreich, pleuraler Überzug stärker durchleuchtet. Im linken Schild- drüsenlappen vereinzelte kleinste Blutungen. Deckglaspräparate vom Blute und den mesenterialen Lymphdrüsen zeigen mäßig reichlich, solche von der Milz ziemlich reichlich Pestbacillen. M 7ti = circa 200 Gra m m K ö r p e r g e w i c h t. Am 28. August 1897 intraperitoneal vom peritonealen Exsudate des.M72 (Cultur IX/7 nach zwei Meerschweinchen- passagen i 0 ' 5 C n b i k c enti m e t e r. Tod des Thieres am 29. August morgens, nach 13 — 14 Stunden. Section ergibt: Sulziges Ödem im Unterhautbindegewebe der Bauchwand um den Stichcanal. Die peripheren Lymphdrüsen etwas saftiger, sonst nicht wesentlich verändert. In der Bauchhöhle mäßig reichlich viseides, leicht hämorrhagisch gefärbtes Exsudat. Am Peritoneum der Bauchwand spärliche, kleine Blutungen, reichlichere am Peritoneum des Zwerchfelles. Im Gekröse wenig Blutungen. In der Leberkapsel sehr zahlreiche kleinste Blutungen, spärlichere an der Serosa des Magens und Darmes. Mesenteriale Lymphdrüsen größer, saftreich, von spärlichen Blutungen durchsetzt. Leber und Nieren gesehwollen, parenchj-matös degeneriert. Nebennieren hämorrhagisch infiltriert, desgleichen das sie umgebende Binde- und Fettgewebe. Milz etwas größer, weicher, dunkel- roth. In der Schleimhaut des Dünndarmes und des Coecum sehr reichlich kleinste Blutungen. Das vordere mediastinale Bindegewebe von kleinen Blutungen durchsetzt. Lungen blutarm. Sehr reichlich Pestbacillen im Blute und im peritonealen Exsudate. 650 //. AI brecht und A. Ghon, HL-,2 = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 27 August 1897 intraperitoneal vom peritonealen Exsudate des M,;1 (Cultur IX/7, achte Generation, eine Mcer- schweinchenpassage), 0*5 Cubik c enti m ete r. Tod des Thieres am 2S. August, nach 22 Stünden. Section ergibt: Reichliches sulziges Ödem im Unterhautbindegewebe der Bauchwand um den Stichcanal. Die peripheren Lymphdrüsen nicht wesentlich verändert, saftiger. In der Bauchhöhle mäßig reichliches, leicht hämorrhagisch gefärbtes, viseides Exsudat. Am ganzen Peritoneum parietale zahlreiche größere und kleinere Blutungen, desgleichen in beiden Nebennieren, in der Kapsel beider Nieren und im Gekröse. Spärlicher kleinere Blutungen an der Serosa des Magens und Dickdarmes. Die mesenterialen Lymphdrüsen vergrößert, saftreich, durchsetzt von Blutungen. Milz nur wenig größer, dunkelroth, weich. Leber und Nieren blutreich. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen weniger blutreich, an der Pleura des rechten Unterlappens vereinzelte kleinere Blutungen. Reichlich Pcstbacillen im peritonealen Exsudate und im Blute. M l'o = 330 G ra in m K ö r p e r g e wi c h t. Am 31. Juli 1897 intraperitoneal von der Cultur IV/2 aus M t , (nach drei Meerschwcinchcnpassagen), '_'! Stunden alt, 1 >! Öse. Tod des Thieres am 2. August morgens, nach 40 Stunden. Section ergibt: Um den Stichcanal im subcutanen Bindegewebe ein hämorrhagisch-sulziges Ödem und zahlreiche confiuie- rende Blutungen in der Bauchmusculatur. Die Lymphdrüsen beider Inguinalseiten, besonders die der linken (Injectionsseite), ver- größert, röthlich-gelb, von kleinen Blutungen durchsetzt. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen gleichfalls geschwollen, saftreicher, rothlich. In der Bauchhöhle reichlich trübes, viseöses, hämorrhagisch gefärbtes Exsudat. Das ganze Peritoneum parietale übersäet von kleineren und größeren Blutungen, am reichlichsten der peritoneale Überzug des Zwerchfells. Ebenso sehr zahlreiche Blutungen im Netz und Gekröse. Die mesenterialen Lymphdrüsen bis kleinerbsengroß, hämorrhagisch infiltriert. Milz sehr groß, dunkelroth. weich. Leber groß, weich, braungelb. Nieren geschwollen, in der Kapsel der rechten Niere eine kleine Blutung. In der Pylorus- gegend des Magens spärliche Blutungen, ebenso im Dünndarm, reichliche im Dickdarm. Im rechten Uterushorn 2 Föten, die Wand desselben von sehr reichliehen Blutungen durchsetzt. In beiden Pleurahöhlen etwas blutig gefärbte Flüssigkeit. In den Lungen reich- liche Blutungen, der linke Oberlappen verdichtet. In beiden Schilddrüsenlappen kleine Blutungen. Im Blute, im peritonealen Exsudate und in der pleuralen Flüssigkeit sehr reichlich Pcstbacillen. M iü6 = 1 i~o Gram m K ö r p e rg e w i c h t. Am 9. October 1897 intraperitoneal von der Cultur 1X7 aus MIH (nach wiederholter Meerschweinchenpassage), I". Munden alt, >/j0 Öse. Tod des Thieres am 1 I . October, nach 52 Stunden. Section ergibt : In der Haut ziemlich gleichmäßig verthcilt kleinere und größere Blutungen in spärlicher Menge Peri- phere Lymphdrüsen, besonders die des Halses, vergrößert, röthlich-gelb, saftreich. In der Bauchhöhle reichlich viseöses, hämorrhagisch gefärbtes Exsudat. Das ganze Peritoneum dicht besäet von kleineren und größeren Blutungen. Mesenteriale Lymphdrusen geschwollen, saftreich, zum Theile von Blutungen durchsetzt. Milz vergrößert, blässer. Leber stark fettig degeneriert, ebenso die Nieren. Neben nieren hyperämisch. In der Wand des Magens und des Darmes reichlich kleinere Blutungen. Im untersten llcum ein Plaque wie hämorrhagisch infiltriert. Lungen sehr hyperämisch. Reichlich Pcstbacillen im Blute. Mi76 = 228 Gramm Körpergewicht. Am 8. Mai 1898 intraperitoneal von der Cultur R2, neunzehnte Generation (ohne Thierpassagc seil Bombay), -I Stunden alt. 1 ,0 O0! Öse. Tod des Thieres am 12. V. abends, nach 98 Stunden. Section ergibt: Um den Stichcanal im subcutanen Bindegewebe cm ausgebreitetes sulzig-hämorrhagisches Infiltrat mit gelblichem nekrotischen! entrum. Die peripheren Lymphdrüsen saftreicher. In der Bauchhohle reichlich trübes, leicht hämorrhagisches Exsudat. Peritoneum parietale und viscerale dicht besetzt von zahlreichen kleinen und größeren Blutungen. Desgleichen zahlreiche Blutungen im Netz, Gekröse und in den Hoden. Milz sehr groß, weich, dunkel. Leber und Nieren parenchymatös degeneriert. Im Magen keine Vi ränderungen, im Dünn- und Dickdarm reichlich Blutungen. Lungen ohne besondere Veränderungen. Reichlich Pcstbacillen im Blute. H 118 = eil 2 ramm Körpergc w i eh t. Am 16 '.'■ intraperitoneal vom Blute des M00 (Cultur IX/7, achte Generation, nach mehrfacher Meer- schweinchenpassagi i, 0"05 Cubikcentimeter. Beulenpest. II Bacteriologische Untersuchungen. 6f>1 Tod des Thieres am 19. September morgens, nach circa 60 Stunden. Section ergibt : Periphere Lymphdrüsen allenthalben geschwollen, saftreich. Das Binde- und Fettgewebe um die inguinalen Lymphdrüsen hämorrhagisch-ödematös. In der Bauchhöhle reichlich dicUes, viseides, von Flocken durchsetztes Exsudat. Peritoneum stark geröthet und von einzelnen kleinen Blutungen durchsetzt, reichlicher Blutungen im Netz. Mesenteriale Lymphdrüsen stark ver- größert, .saftreich und von zahlreichen kleineren und größeren Blutungen durchsetzt. .Milz vergrößert, gleichmäßig dicht stehende. kleinere, gelblich-weiße, knötchenartige Herde zeigend. Leber und Nieren geschwollen, stark fettig degeneriert, Nebennieren blutarm. Magen ohne Veränderungen. Im Dünn- und Dickdarm die Plaques und Follikel geschwollen, stark prominent, einzelne derselben von kleineren Blutungen durchsetzt. In beiden Pleurahöhlen geringe Mengen leicht getrübter Flüssigkeit. Lungen einzelne kleinste Blu- tungen zeigend, sonst blutarm. Im Blute und im peritonealen Exsudate .sehr reichlich Pestbacillen. M 257 -=217 G r a m m K ö r p e r g e w i c h t. Am 6. April 1898 intraperitoneal von der Cultur 1X7 aus M,-,,; (wiederholte Meerschweinchenpassage, sodann durch I Monate auf Agar weitergezüchtet), 48 Stunden alt, '/sooo Öse. Tod des Thieres am 10. April abends, nach 9(i — 98 Stunden. Section ergibt : Nckrotisch-eitriges Infiltrat mit spärlichen Blutungen um den Stichcanal. Die inguinalen Lymphdrüsen der [njeetionsseite (links) größer, saftreicher. Auch die übrigen peripheren Lymphdrüsen saftiger. In der Bauchhöhle mäßige Mengen dicken, viseiden Exsudates. Fibrinös-eiterige, membranartige Aullagerungen auf Leber und Milz. Mesenteriale Lymphdrüsen sehr groß, infiltriert, in den centralen Partien nekrotisch. Peritoneum parietale und viscerale von spärlichen kleinen, hellrothen Blutungen durchsetzt. Milz groß, dunkel, weich. Leber und Nieren stark fettig degeneriert. Nebennieren leicht hyperämisch. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In den Pleurahöhlen Spuren klarer Flüssigkeit Lungen blutarm. Herz prall gelullt. Reichlich Pestbacillen im Blute. M ji = 290 Gramm Körpergewicht. Am 31. Juli intraperitoneal von der Cultur [V/2 aus Mu mach drei Meerschweinchenpassagen), 23 Stunden alt. 1 LC Ose. Tod des Thieres nach 94 Stunden. Section ergibt: Hämorrhagisch-nekrotisch eiteriges Infiltrat der Bauchwand um den Stichcanal mit angrenzendem sulzig- hämorrhagischen Ödem. Die inguinalen Lymphdrüsen, der [njeetionsseite entsprechend (links), vergrößert, saftreich. Die übrigen peri- pheren Lymphdrüsen etwas saftreicher, nur wenig vergrößert. In der Bauchhöhle sehr reichliches, trübes, fadenziehendes Exsudat. Peritoneum parietale geröthet, von Blutungen durchsetzt; spärlicher Blutungen im Gekröse und Netz. Leber groß, weich, ebenso die Nieren. Milz sehr groß, dunkel, weich. Mesenteriale Lymphdrüsen an der Radix zu einem bohnengroßen Paquet vereinigt, saftig, gelb-roth; desgleichen verändert die mesenterialen Lymphdrüsen am Ansätze des Ileuin. Nebennieren hyperämisch. Magen ohne Ver- änderungen. Im Ileum und im Wurmfortsatze mehrere bis fast erbengroße, geschwollene Plaques, gelb-roth gesprenkelt. Lungen ohne besondere Veränderungen. Im Blute reichlich Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Wurmfortsatz. Die Schleimhaut überall erhalten und hyperämisch. An einer Stelle findet sieh eine Gruppe von ungefähr li großen Lyinphfollikcln, welche von Blutungen eingesäumt sind. Im Centrum dieser Gruppe findet sieh ein Herd, der Größe und Form nach einem Follikel entsprechend, der von Bacterien und Blut infiltriert ist und von reichlichen und vielfach Zerfall zeigenden Leukocyten eingesäumt wird, ohne dass er sich nach irgend einer Seite scharf begrenzt. Pestbacillen enorm reichlich in zusammen- hängenden Verbänden. 2. Schnitte durch das unterste Ileum (Querschnitte durch das ganze Darmrohr) zeigen dessen Schleimhaut ungefähr in der Hälfte der Peripherie von enormen Massen von Bacterien nebst Hämorrhagien, vielkernigen Leukocyten und KerndetriUis wie abgehoben, indem sich die genannten Massen in breiter Schichte zwischen Muscularis mucosae und Ringmuskellage des Darmrohrs vorfinden. An einzelnen Stellen ist auch die Muscularis mucosae durchbrochen, Stroma und Zotten der Schleimhaut von dichten ßacterienmassen vollgepfropft. Nirgends fehlt aber das Oberflächenepithel. Im Bereiche dieser Bacterieninfiltration sind an einer Stelle Reste eines Lymphfollikels zu erkennen. Die genannten Bacterien sind Pestbacillen in ganz staunenswerten Massen, die nicht nur die Zotten bis ans Epithel infiltrieren, sondern auch zwischen den Epithelzellen sich reichlich finden und sich auch durch das Epithelstratum reichlicher auf die Schleimhautoberfläche verfolgen lassen. 3. Mesenteriale Lymphdrüse. Im periglandulären Gewebe zahlreiche mit Blut überfüllte Gefäße und einige stark erwei- terte, mit Leukocyten. geronnenem Serum und Blut erfüllte Lymphgefäße. An vielen Stellen ist die Bindegewebekapsel der Lymph- drüse, ebenso wie die unmittelbar nach außen angrenzenden Bindegewebschichten von Bacterien und Leukocyten infiltriert und von den ebenso veränderten Randsinus der Lymphdrüse nicht mehr abzugrenzen. Auch die Sinus der .Markschichte wie von Bacterien injiciert. Die genannten ßacterienhaufen bestehen aus Pestbacillen, theils in Diplobacillenform, thcils mehr rundlich-oval und schwach gefärbt. 652 H. Albrecht und A. Ghon, M «:j = '20r> Gramm Körpergewicht. Am 23. August 1897 intraperitoneal von der Cultur IX/7, achte Generation, t8 Stunden alt, i/a Öse- Tod des Thieres am 28. August, nach circa 100—107 Stunden. Section ergibt: Im Unterhautbindegewebe der Bauchwand in der Umgebung des Stichcanales reichlich hämorrhagisch- eiteriges Exsudat. Inguinale Lymphdrüsen beider Seiten vergrößert, stark roth, sehr saftreich. Auch die Halslymphdrüsen größer und saftiger, weniger stark verändert die axillaren. In der Bauchhöhle reichlich trübes, leicht rothlich gefärbtes, viseides Exsudat. Peri- toneum geröthet, Netz zusammengeballt, von eiterigen Exsudatmassen durchsetzt. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, saftreich, gelblich- weiß. .Milz vergröfiert, dunkelroth, weich, ziemlich gleichmäßig durchsetzt von kleinen, gelblich-weißen, knötchenartigen Herden. Leber und Nieren größer, -eiblich, morsch. Nebennieren ohne besondere Veränderungen, ebenso Magen und Darm. Lungen blutarm. Die mediastinalen Lymphdrüsen entlang des Sternum vergrößert, geschwollen, saftreich, geröthet. Reichlich Pestbacillen im peritonealen Exsudate und im Blute. M es = 1 84 G r a m m K ö r p c r g e wicht. Am 23. August 1897 intraperitoneal von der Cultur IX/7, achte Generation, 48 Stunden alt, '/s Öse. Tod des Thieres unter Krämpfen und Luftschnappen am 30. August, nach 16.'i Stunden. Section ergibt: Nekrotisch eiteriges Infiltrat der Bauchwand um den Stichcanal. Periphere Lymphdrüsen allenthalben ver- größert, sehr saftreich, rothlich. In der Bauchhöhle reichlich viseöses, trübes Exsudat. Milz stark vergrößert, dicht durchsetzt von kleinsten, gelblich-weißen, nekrotischen, tuberkelähnlichen Herden. Desgleichen die Leber, die Herde hier jedoch kleiner. Kleinere und größere solche Herde finden sich auch im Netz und im Gekröse, im letzteren meist entlang der Gefäße. Die mesenterialen Lymph- drüsen ziemlich stark vergrößert, sehr saftreich, gelblich-weiß. Die Därme untereinander durch Exsudatmassen leicht verklebt. Nieren geschwollen, gelblich. Nebennieren ohne Veränderungen, desgleichen Magen und Darm. Lungen mäßig blutreich. Mediastinale und bronchiale Lymphdrüsen vergrößert, saftreich, gelblich-weiß. Im Blute reichlich Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Milz. Pulpa blutreich, Follikel klein und zahlreich. In der ersteren linden sich ziemlich zahlreich Herde, die höchstens die Größe eines Milzfollikels haben und zum größten Theile aus Pestbacillen bestehen und von einem l.cukocytcnwall oder reichlichem Kerndetritus eingesäumt werden. Vielfach sieht man auch Pulparäume wie injiciert mit Pestbacillen; die in außerordentlich großen Mengen sich vorfindenden Pestbacillen in Häufchen oder großen Verbänden angeordnet, auch intracellulär gelagert, meist in I Jiplobaeillenform. 2. Leber. In derselben ist am auffallendsten, dass das Lebergewebe sich an vielen Stellen in Form von Herden mit Eosin viel blässer rosa färbt als das übrige Lebergewebe, das den bei der Doppelfärbung mit I lamalaun-Fosin gewöhnlichen bläulich- rothen Farbenton zeigt. Auch die Kerne sind an diesen Stellen etwas größer und viel blässer gefärbt. Diese so scharf unterscheid- baren Herde betreffen entweder nur Antheile von Leberläppchen oder ganze Läppchen oder Gruppen von solchen. Im Bereiche solcher Herde linden sich auch kleine, rundliche Stellen von der Größe eines ganz jungen Tuberkels, aus Kerndetritus, Haufen von Pest- bacillen und Leukocyten bestehend. Pestbacillen linden sich nicht nur reichlich im Pereiche jener Herde, sondern auch im Blute ^\cv (apillaren als gutgefärbte Diplobacillen. 3. Lunge. Keine besonderen Veränderungen. Im Blute der ('apillaren reichlich Pestbacillen. so dass sie stellenweise wie von ihnen verstopft aussehen. •t. Niere. Fettige Degeneration, hauptsächlich der Rinde und Hyperämie derselben. Im Blute reichliche Pestbacillen. ;, Nebenniere. Ebenfalls hyperämisch, nebst kleinen Blutungen in der Rinde. Derselbe Bacillenbefund. 6. Auf den Schnitten durch den Dünndarm sieht man, dass die Serosa desselben von einer ziemlich dicken Exsudat- membran aus Leukocyten. Kerndetritus, Pestbacillen und Fibrin bedeckt ist. An einer Stelle hat sich ein prominenter, größerer Knoten gebildet, dessen Centrum ebenfalls aus Bacterien, Kerndetritus und Leukocyten besteht und dessen Peripherie aus gefäßreichem, spindelzelligem Bindegewebe (Granulationsgewebe) in Form einer Kapsel gebildet wird. Dieses Granulationsgewebe steht in directem Zusammenhange mit den Bindegewehschichten der Darmmuscularis. Pestbacillen sowohl im peritonitischen Exsudat wie auch im i 'entrinn des genannten Knotens sehr reichlich, von rundlicher Form und sehr blass gefärbt. Die Schleimhaut ohne Veränderung. 7. Line mesenteriale Lymphdrüse zeigt sehr beträchtliche Erweiterung aller ihrer Sinus. In denselben spärliche ..imi- oder homogen geronnene Flüssigkeit und abgestossene Endothelicn enthalten. Pestbacillen ziemlich reichlich in dm Sinus vorhanden, vielfach intracellulär gelagert. Hä = circa '2Ö0 Gramm Körpergewicht. Am T-\. Juli l.sii 7 intraperitoneal von der Cultur In::, fünfte Generation, 2 I Stunden alt, die Aufschwemmung eine. Agarcultur in 1 Cubikcentimeter Fleischbrühe. Tod des 'flu..!. im 29. lull, nach 6 I ■ Section ergibt: In der Bauchwand um dm Stichcanal ein derbes, hämorrhagisch eitriges Infiltrat mit angrenzendem Odem im subcutanen Bindegewebe. Die peripheren Lymphdrüsen, namentlich die inguinalen beider Seiten vergrößert, saftreich, rüthlich. Reichlich viseides, leicht hämorrhagisch gefärbtes Exsudat in der Bauchhöhle Im Peritoneum parietale spärlich kleinen Blutungen, Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 653 reichlichere im .Mesenterium und in den Nebennieren. Auf Leber und .Milz fibrinöse Auflagerungen. Milz groß, dunkel, weich. Leber und Nieren geschwollen, fettig degeneriert. Mesenteriallymphdrüsen sehr groß, saftreich, von Blutungen durchsetzt. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In den Pleurahöhlen klare Flüssigkeit in ziemlicher Menge. Beide Lungen voll von kleinen bis hirsekorngroßen Abscesschen, die von dunkelrothen Hufen umsäumt werden Reichlich Pestbacillen im Blute. M ISO = 203 Gramm Körpergewicht. Am 18. November 1897 intraperitoneal von der C'ultur XXX1V/1 aus M157, 48 Stunden alt, die Aufschwemmung einer Agarcultar in 1 Cubikcent ime ter Kochsalzlösung. (M i;,7 erhielt am 10. November eine Agarcultur von XXXIV 1 in der dreizehnten Generation intraperitoneal und verendete nach 5 Tagen mit typischem Pestbefund. ) Schwach virulent. Das Thiei" M]5D verendet am 28. November früh, nach 10 Tagen. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstclle ein bohnengroßes, gelbes, eitrig-käsiges Infiltrat. Das Netz zusammen- gerollt, bildet einen abgeschlossenen, ebenfalls fast bohnengroßen, käsigen Absccss, der mit der Milz verklebt ist. Diese selbst ist klein, von dicken, gelben Exsudatmembranen belegt. Leber und Nieren blutarm, morsch. Nebennieren hyperämiseh, desgleichen die Lungen. -Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Die mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen vergrößert, gelblich- weiß; weniger verändert die peripheren Lymphdrüsen. Das Thier sehr abgemagert. Deckglaspräparate aus der Milz zeigen spärlich Pestbacillen, vielfach blass gefärbt, cxtraeellulär, solche vom Infiltrate des Netzes reichlicher, vorwiegend intracellulär gelagerte Pestbacillen in allen Formen. Aussaaten vom Herzblute zeigen spärliche Pestcolonien in Reincultur. Histologischer Befund. 1. Schnitte durch das käsig-eiterige Infiltrat an der Injectionsstelle zeigen, dass dasselbe zwischen den Schichten der Bauchmuskulatur sitzt, aus dichtgelagerten Leukocyten mit vielen kleinen Kernen, die vielfach im Zerfall begriffen oder zerfallen sind, besteht. Dazwischen findet man zarte Züge von .Spindelzellen und neugebildeten Gefäßchen oder zu hyalinen Schollen zerfallene, quergestreifte Muskelfasern. An einigen Stellen ist es zur Abkapselung des Infiltrats durch breitere Züge von Spindelzellen gekommen. Pestbacillen reichlich, vielfach intracellulär. theils rundlich gebläht, theils in Diplobacillenform, stärker und schwächer gefärbt. 'J. Knoten vom Netz. Ergibt denselben histologischen Befund wie 1. Auch eine zarte bindegewebige Kapsel ist vorhanden. Pestbacillen vorwiegend intracellulär in reichlicher Anzahl in sehr große, geblähte, oft mehrkernige Zellen eingeschlossen. 3. Milz. Die Kapsel überall bedeckt mit einer ziemlich breiten Schichte fein- und grobfaserigen Fibrins, das Herde von zer- fallenen Leukocyten einsehließt. Die Follikel klein und spärlich, Pulpa blutarm und gleichmäßig infiltriert von zahllosen, in reich- lichem Zerfalle begriffenen polynucleären Leukocyten. Pestbacillen spärlich, größtentheils intracellulär gelagert. M 17(> = circa 200 G ra m m K ö i p e r g e w ich t. Am 13. December 1897 intraperitoneal von der Cultur XXX1V/1 aus M,-0, das nach intraperitonealer Infection mit der aus Mjsg gezüchteten Cultur desselben Stammes nach 5 Tagen verendete, 48 Stunden alt, die Aufschwemmung einer ganzen Agarcultur in 1 Cubikcentimeter Kochsalzlösung. Tod des Thieres am 22. December früh, nach 10 Tagen. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstelle in den Bauchdecken ein über erbsengroßes Infiltrat mit centralen käse- ähnlichen Massen und peripherem, fibrös verdicktem Antheile. Die inguinalen Lymphdrüsen beiderseits, namentlich die der Injections- seite entsprechenden (linke), vergrößert, derb, am Durchschnitte saftreicher. Peritoneum an mehreren Stellen, besonders aber in beiden Nierengegenden verdickt. Beide Nieren mit dem Peritoneum durch derbere Adhäsionen, in denen sich kleinste, dicke, eiterähnliche Massen enthaltende Abscesse befinden, verwachsen; desgleichen die etwas vergrößerte Milz, deren Kapsel dickere, derbe, weißliche Auf- lagerungen zeigt. Leber blutreich, ihre Kapsel stellenweise verdickt und mit abziehbaren fibrinösen Auflagerungen bedeckt. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren leicht hyperämiseh. Mesenteriale Lymphdrüsen vergrößert, saftig, weißlich, medullär. Netz zu einem strang- artigen, fibrösen Gebilde umgewandelt, das zahlreiche erbsengroße und kleinere, mit gelben, schmierigen Massen erfüllte Abscesschen enthält und mit der Milz verwachsen ist. Die retroperitonealen Lymphdrüsen (lumbales et iliacae) gleichfalls vergrößert und theil- weise im Centrum nekrotisch. Magen ohne besondere Veränderungen. Lungen sehr blutreich. Herz schlaff. Im Dünndarm flüssiger Inhalt, die Plaques vielfach deutlich vorspringend und geschwollen. Deckglaspräparate: 1. Infiltrat an der Injectionsstelle: Mäßig viele Pestbacillen, vielfach intracellulär. L'. Mesenteriale Lymphdrüse und Milz: Keine typischen Pestbacillen, vielfach Gebilde, die Degenerationsformen von Pest- bacillen entsprechen. Aussaaten vom Infiltrate der Injectionsstelle und einer mesenterialen Lymphdrüse zeigen reichlieh und ausschließlich Pestcolonien. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. L.W'I. Bd. S.", 654 H. Albrecht und A. Ghon, M sc. = 205 Gramm Körpergewicht. Am 1. September 1S97 intraperitoneal von der Cultur XXXIV/1, elfte Generation, schwachvirulent, 48 Stunden alt, 0-5 Cubikcentimenter einer ganzen Agarcultura ufsch wemmung in 1 Cub ikce n time ter Fleischbrühe. Tod des Thieres am 21. September nach 21 Tagen. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen etwas geschwollen, röthlich. Um den Stichcanal in der Bauchwand ein größeres, aus einer nekrotischen, gelblich-weißen Masse bestehendes Infiltrat. Kleinere, ahnliche, aus nekrotischen Massen bestehende Knötchen linden sich zerstreut am Peritoneum parietale, namentlich in der Gegend der Milz, die dadurch mit dem peritonealen Überzug der Bauchwand verwachsen ist. Das Netz zusammengeballt, gleichsam einen großen, aus nekrotischen Massen bestehenden Knoten mit bindegewebiger Kapsel darstellend. In der Milz und Leber isoliert stehende, bis fast erbsengroße, gelbliche, knötchenartige Herde. Magen, Darm und Niere ohne besondere Veränderungen. Lungen hyperämisch. Im Blute culturell spärlich Pestcolonien, reichlich in den nekrotischen Massen des Netzes. Histologischer Befund. 1. Knotigkäsiges Infiltrat der Injectionsstelle. Das histologische Bild gleicht vollständig dem eines alten Abscesses, indem um das aus vorwiegend polynucleären Leukocyten mit an manchen Stellen reichlich ausgebildetem Körnchen- zerfall der Kerne bestehenden Centrum eine aus faserigem, spindelzelligem und wohl vascularisiertem Bindegewebe bestehende Kapsel gebildet ist. Von dieser aus ziehen auch zarte Dissepimente mit Gefäßen in das Innere des Knotens. Pestbacillen fast durchwegs intra- cellulär und vielfach in Coccenform, oft sehr blass gefärbt, am reichlichsten in den peripheren Schichten des Knotens. 2. Netzknoten. Derselbe besteht aus mehreren kleineren, abgekapselten Knoten und gibt genau dasselbe histologische Bild wie Jas vorstehende. Auch der Bacillenbefund ist derselbe. 3. Schnitte durch Knoten in der Leber ergeben ebenfalls genau denselben histologischen Befund wie bei 1. und 2. Pestbacillen in derselben Form und vorwiegend intracellulär in den Randpartien des zerfallenden, eiterigen Exsudates, in den centralen Antheilen desselben sind sie nicht mit Sicherheit zu erkennen. Ml» = 164 Gramm Körpergewicht. Am 27. Octobcr 1897 intraperitoneal von der Cultur XXXIV 1. dreizehnte Generation, schwachvirulent, 48 Stunden alt, 2 Ösen. Das Thier zeigt schon nach wenigen Tagen entsprechend der Injectionsstelle ein ziemlich derbes Infiltrat ohne besondere Drüsenschwellung. Am 18. November = 185 Gramm, das Infiltrat noch vorhanden, derb. Tod des Thieres in der Nacht vom 28.-29. November, nach 1 Monat. Section ergibt: Im subcutanen Bindegewebe, entsprechend der Injectionsstelle, ein etwa bohnengroßes, käsiges Infiltrat. Das Netz vollständig zusammengeballt und wie substituiert durch ein circa 3 Centimeter langes und 1 >,2 Gentimeter breites, an der Oberfläche höckeriges, tumorartiges Gebilde von weißlich-gelbem Aussehen, das auf dem Durchschnitte eine periphere, ziemlich breite, bindegewebige Zone und ein aus käsig-bröckeligen Massen bestehendes Centrum zeigt. Ähnlich aussehende, jedoch kleinere solche Knoten liegen um die Leberpforte und anscheinend auch in der oberen Fläche des rechten Leberlappens, der an dieser Stelle mit dem Zwerchfell verwachsen ist und wie geschrumpft aussieht. Ein ähnlicher, größerer Knoten liegt in der Milzgegend, dabei die Milz, die selbst sehr klein und blass ist. völlig einhüllend, verwachsen einerseits mit der Bauchwand, anderseits mit einer Dünndarmschlinge. Ein kleiner, etwa erbsengroßer solcher Knoten endlich liegt am unteren Pol der rechten Niere, an das retroperitoneale Bindegewebe ziemlich fest fixiert. Nieren fettig degeneriert. Leber ziemlich hyperämisch. Die mesenterialen Lymphdrüsen etwas vergrößert, derb. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen stark hyperämisch. Von den peripheren Lymphdrüsen die in beiden [nguinalgegenden etwas größer und derb. Deckglaspräparate von den käsigen Massen des Milztumors zeigen spärlich typische Pestbacillen, vielfach schwach gefärbt, ausschließlich cxtracellulär. Culturen vom Herzblute zeigen vereinzelt und ausschließlich typische Pestcolonien. Histologischer Befund. 1. Schnitte durch die Milz und einen größeren derselben angelagerten Knoten zeigen, dass die ziemlich blutreiche Milz keine besonderen pathologischen Veränderungen aufweist und dass ihre Kapsel mit der bindegewebigen Kapsel des genannten großen Knotens verwachsen ist. Letztere besteht aus sehr dicht gelagerten, vielkernigcn Leukocyten mit heidweise auftretendem starken Kernzerfall, zwischen welche sich von der aus welligem Bindegewebe bestehenden Kapsel zarte Binde- gewebszüge mit Gefäßen hineinziehen. Pestbacillen ziemlich spärlich und ausschließlich intracellulär gelagert, sehr blass gefärbt, in den einzelnen, stark geblähten Zellen eine grolle Zahl von Pestbacillen eingeschlossen. 2. Schnitte durch einen dem rechten I.eherlappen aufgelagerten Knoten zeigen, daSS dieser Knoten nicht dem Lebergewebe angehört, sondern dem Peritoneum, und dass er sowie bei 1. nur mit der Leberkapsel bindegewebig verwachsen ist Im übrigen derselbe Befund wie bei I. Pestbacillen jedoch sehr reichlich und fast ausschließlich intracelluläi gi li :'.. Knoten an der Injectionsstelle. Derselbe befindet sich zwischen den Bauchmuskeln und ist durch eine aus fase- lon narbig aussehendem Bindegewebe überall scharf abgekapselt. Er ergibt genau densi Iben histologischer Befund wie die im vorstehenden beschriebenen Knoten. Pestbacillen linden sieh hier noch reichlicher, fast ausschließlich intracellulär, theil- seh] blass, bläschenähnlich gefärbt. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 655 M 142 = 1 69 Gr a m m K ö r p e r g e w ich t. Am 27. October 1897 intraperitoneal von der Cultur XXXI\' I. dreizehnte Generation, 48 Stunden all, 2 Ösen. Nach wenigen Tagen ein derbes Infiltrat an der Einstichstelle. Am 18. November = 212 Gramm, Infiltrat noch vorhanden, auf Druck entleert sich aus demselben schmieriger, dicker Eiter, der reichlich extrac ellulär gelegene Pestbacillen enthalt. Am 29. November = 199 Gramm, Infiltrat geringer. Am 30. November 8 Uhr morgens Tod des Thieres, nach 35 Tagen. Section ergibt: In der Bauchwand, entsprechend der Injectionsstelle, ein etwa erbsengroßes, derbes Infiltrat mit käsigem Centrum und peripherem, derbem, fibrösem Antheil. Am Peritoneum parietale um die Einstichstelle einige kleinere Blutaustritte. In der Gegend des Magens ein großer, länglicher Tumor, der dem Netze entspricht, dessen ganze Ausdehnung einnimmt und ungefähr daumendick ist. Die Oberfläche dieses Gebildes ist höckerig, die peripheren Schichten erscheinen am Durchschnitte derb fibrös, das Centrum bröckelig-käsig. Dieser Tumor ist einerseits verwachsen mit der ganzen hinteren .Magenwand, anderseits mit einem Convolut von Dünndarmschlingen und der ganzen unteren Fläche der Milz, deren obere Fläche fibrös verdickt erscheint und mit der Bauch- wand verwachsen ist. Die Milz selbst klein. Mass. Leber hyperämisch. Nieren stark fettig degeneriert. Mesenteriale Lymphdrüsen etwas größer, weißlich. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen stark hyperämisch. Herzfleisch degeneriert, morsch. Deckglaspräparate aus dem Herzblute zeigen keine Bacterien, solche aus dem Netzt u mor mäßig viele Pestbacillen. theils in typischen Formen extracellulär. theils in degenerierten Formen intracellulär. Aussaaten aus dem Herzblute unbrauchbar, die aus den käsigen Massen des Netztumors zeigen sehr reichlich typische Pestcolonien. Mut = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 7. December 1897 intraperitoneal 1 Cubi keenti meter einer Aufschwemmung vom Blute und der Milz aus M172, schwach virulent. Das Thier verendet am 25. December, nach 19 Tagen. Section ergibt: Kein Milztumor, Leber stark hyperämisch. Nieren fettig degeneriert. Darm hyperämisch. Magen ohne Ver- änderungen. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, weißlich, medullär. Lungen stark hyperämisch. Deckglas präparate von der Leber und einer mesenterialen Lymphdrüse zeigen reichlich typische Pestbacillen. M lau = 207 Gramm Körpergewicht. Am 24. October 1897 (!) intraperitoneal von der Cultur Hongkong, 48 Stunden alt. eine Aufschwemmung einer ganzen Agarcultur in 1 Centimeter Fleischbrühe. Das Thier bleibt munter. Am 5. December 1897 = 345 Gramm Von dieser Zeit an nimmt das Thier, obgleich es munter erscheint und gut gefüttert wird, nicht mehr entsprechend an Körper- gewicht zu. Am 17. December 1897 = 272 Gramm. - 22. » » = 360 24. » » = 330 30. » = 337 21. Jänner 1898 = 327 • 5. März - = 345 Am 17 März vormittags 9h 30' a. m. verendet das Thier unter starken Krämpfen — nach circa 5 Monaten. Die Section ergibt: Hochgradige Abmagerung und allgemeine Hyperämie. Milz klein, braun. Leber klein, dunkelbraun- roth. Nebennieren hyperämisch, ebenso die Lungen, Darm braunroth, desgleichen auch die mesenterialen Lymphdrüsen. Cultur aus dem H e r z b 1 u t e bleibt steril. Histologischer Befund. 1 . Milz. Pulpa blutarm ; in derselben sehr reichliches, körniges, zum Theile intracellulär gelagertes, gelblichbraunes Pigment. 2. Leber. Capillaren erweitert, mit Blut gefüllt, Leberzellbalken sehr schmal, in den Leberzellen feinkörniges, gelblichbraunes Pigment. 3. Niere. Keine besonderen histologischen Veränderungen. 4. Mesenteriale Lymphdrüse. Das Parenchym blutarm, besonders in den Randsinus große Haufen von fein- oder grob- körnigem Pigment, von welchem auch die Sinusendothelien ganz vollgepfropft sind. Sonst nichts Pathologisches. In sämmtlichen untersuchten Schnitten sind keine Bacterien nachzuweisen. 85* 656 H. Albrecht und A. Ghon, Subcutane Infection. Entsprechend der [njectionsstelle findet sich bei acutestem Verlaute der Infection (2 — 3 Tage; im subcutanen Binde- und Fettgewebe ein bald mehr bald weniger ausgebreitetes hämorrhagisches oder hämorrhagisch-eiteriges Exsudat mit anschließendem sulzigen Ödem, das oft reichlich- von kleineren Blu- tungen durchsetzt ist. Die Grenzen dieses Ödems sind abhängig von der Infectionsstelle. Befindet sich diese in der unteren Abdominalpartie, so kann sich das Ödem über die ganze Bauch- und Thoraxfläche erstrecken (M206, M22, und M224). Verläuft der Infectionsprocess etwas langsamer — 4, 5, 6 Tage und darüber — so tritt an Stelle des hämorrhagischen der nekrotisch-e iterige Charakter der Veränderun- gen an der Injectionsstelle mehr und mehr in den Vordergrund (M66 und M106), wobei auch das erwähnte Odem in seiner Ausbreitung abnimmt. In allen Fällen aber zeigen die dem Orte der Infection benachbarten (regionären) Lymphdrüsen Veränderungen, wie wir sie als den sogenannten primären Bubonen zukommend beschrieben haben, und die abhängig sind vom Verlaufe der Infection. Man findet daher umso prägnanter die hämorrhagische Infil- tration des primären Bubo ausgeprägt, je acuter die Infection verläuft, während in den etwas länger dauernden Fällen sich Nekrose und Eiterung einstellen, analog den Veränderungen an der Infectionsstelle selbst. Schon nach viertägiger Dauer des Infectionsprocesses kann die dem primären Bubo zugehörige Lymphdrüse oder Lymphdrüsengruppe vollständig in eine nekrotische Masse umgewandelt sein, so dass dann die Drüsen aus ihrer Kapsel förmlich ausgeschält werden können (M106). Auch die Veränderungen in der Umgebung des primären Bubo entsprechen im allgemeinen vollstän- dig denen, die wir beim Menschen zu sehen Gelegenheit hatten. Sind diese Veränderungen sehr intensiv, so erscheint der primäre Bubo an die darüber liegende Haut fest fixiert. Oft stehen diese Veränderungen in der Umgebung des primären Bubo im unmittelbaren Zusammenhange mit denen an der Injectionsstelle, gleichsam als Fortsetzung dieser. Die übrigen Lymphdrüsen des Körpers zeigen im allgemeinen nur Schwellung und Röthung, bei intensiv hämorrhagischem Charakter der Infection manchmal auch kleinste Blutungen, meist in der Kapsel der Lymphdrüse. Eine Ausnahme davon machen nur diejenigen Lymphdrüsengruppen, die direct durch den Lymphstrom vom primären Bubo aus inficiert wurden, gleichsam den Weg der Infection kennt- lich machend. Am deutlichsten ist dies ersichtlich, wenn der primäre Bubo eine der inguinalen Lymph- drüsengruppen betrifft. Dann tragen nicht selten die retroperitonealen Lymphdrüsen (Lymphoglandulae iliacae et lumbales) ähnliche Veränderungen wie der primäre Bubo, nur erscheinen sie ihrer Intensität nach geringer als die letzteren (M106 und M66). Wir bezeichneten derartig veränderte Lymphdrüsen oder Lymphdrüsengruppen in der menschlichen Pathologie (s. II. B., S. 263) als primäre Bubonen zweiter Ord- nung und wollen dieselbe Bezeichnung auch in der Thierpathologie gebrauchen. Nicht zu selten aber findet man bei diesem Infectionsmodus mehrere der peripheren Lymph- drüsengruppen nach Art eines primären Bubo verändert, zum Beispiel die Lymphdrüsengruppen beider Inguinalseiten, oder beider Inguinal- und einer Axillarseite etc. Die Veränderungen dieser Lymph- drüsengruppen differieren dann untereinander in ihrer Intensität nur um ein Geringes oder gar nicht. Dieses Auftreten mehrerer primärer Bubonen ist einzig und allein abhängig vom Orte der Infec- tion, respective dem Verlaufe der Lymphgefäße, unterliegt also einer gewissen Gesetz- mäßigkeit, so dass es vollständig in der Hand des Experimentators liegt, mit einer sub- cutanen Infection ein. zwei oder drei primäre Bubonen zu erzeugen (M227 und M66). Noch schöner gelingt ein solches Experiment bei rein cutaner Infection. Die pathologischen Veränderungen der übrigen Körperorgane weichen in nichts von denen ab, die man bei intraperitonealer Infection sieht, wenn man von den loealen Veränderungen der Bauchhöhle abrieht. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 6Ö7 Dem localen Processe an der Infectionsstelle schließt sich eine Allgemeininfection an, die entweder rein septikämischen Charakter trägt (Ma06 und M227), bald reichlicher bald spärlicher von Blutungen in den verschiedensten Organen begleitet, oder aber mehr unter pyämischem Bilde verläuft mit Localisationen des Pestvirus in Form größerer oder kleinerer tuberkelähnlicher Knötchen in Milz, Leber und Lungen (M106, M224 und M66)._ Recht auffallend treten auch hier wieder die Veränderungen des adenoiden Gewebes hervor, was — abgesehen von der allgemeinen Drüsenschwellung — namentlich an den Plaques und Follikeln des Darmtractus ersichtlich ist (M206, M217 und M106). Benützt man jedoch schwach virulente Peststämme zur subcutanen Infection, und zwar nicht allzugroße Dosen derselben (2 — 3 Ösen), so entsteht an der Injectionsstelle schon nach kurzer Zeit ein mehr oder weniger ausgebreitetes Infiltrat mit deutlich fühlbarem Bubo der regionären Lymphdrüsen- gruppe. Infiltrat und Bubo können nun entweder langsam wieder zurückgehen,- um nach längerer Zeit ganz zu verschwinden (M141 und M]44) oder aber es eröffnet sich das Infiltrat spontan (Mll:i), um in ein langsam heilendes Geschwür überzugehen. In den käsig aus- sehenden Massen, die daraus entleert werden, lassen sich oft durch lange Zeit Pest- bacillen in recht reichlicher Menge nachweisen. Aber auch nach dem anscheinend vollständigen Rückgänge der erwähnten örtlichen Reactionen kommt es bei den bezeichneten Culturmengen nicht immer zur Genesung der Thiere. Oft magern die- selben vielmehr ständig ab, oder aber es steht die Gewichtszunahme des Thieres in keinem Verhältnisse mit der aufgenommenen Nahrung, und unter oft auffallendem Haarausfall und stetigem Verfalle erliegt das Thier nach längerer Zeit, meist nach 2 — 4 Monaten, nachdem sich unmittelbar vor dem Tode oft recht intensive Krämpfe eingestellt hatten. Die Section dieser Thiere ergibt dasselbe Resultat, das wir bei analogen Fällen nach intraperito- nealer Infection sahen: Atrophie der Organe mit einer auffallenden braunen Pigmentierung. Bacteriologisch sind auch hier Pestbacillen nicht mehr nachweisbar. Aber auch andere Bacterien findet man nicht. Da wir eine andere Ursache für den Tod der Thiere nicht finden konnten, schien es uns nicht unrichtig, denselben auch in diesen Fällen als Folge eines Marasmus anzusehen, der sich der Infection angeschlossen hatte. Kleine Mengen schwachvirulenten Impfmateriales können mit größerer oder geringerer örtlicher Reaction ohne nachfolgenden Tod vertragen werden. Dasselbe kann übrigens auch bei intraperitonealer Infection der Fall sein. M so« = 114 Gramm Körpergewicht Am 30. December 1897 subcutan von der Cultur R, dreizehnte Generation, 24 Stunden alt. 1 Öse. Tod des Thieres in der Nacht vom 1. auf den '.'. Jänner 189S, nach circa 2t/2Tagen. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstelle ein hämorrhagisch-eitriges Exsudat im subcutanen Bindegewebe (.rechte Bauchseite) mit angrenzendem hämorrhagisch-sulzigen Ödem, das sich über den ganzen Bauch und Thorax erstreckt. Die peri- pheren Drüsen ziemlich gleichmäßig vergrößert, hämorrhagisch; besonders intensiv die rechten inguinalen verändert, die hämor- rhagisch zerlließlich erscheinen. Auch die mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen geschwollen, voll von Blutungen, unter letzteren am intensivsten die rechten lumbalen verändert. iMilz größer, weich, dunkel. Nieren und Leber stark parenchymatös dege- neriert. Nebennieren von Blutungen durchsetzt. Magen und Darm dicht besäet von kleinen Blutungen. Follikel und Plaques im Darm größer, medullär, voll von Blutungen. In beiden Pleurahöhlen klare Flüssigkeit. Lungen hyperämisch. Conjunctiven stark verklebt. Reichlich Pestbacillen im Blute. M 227 = 210 Gramm Körpergewicht. Am 22. Jänner 1898 subcutan an der linken Bauchseite von der Cultur IX/7 aus M<,12, 4S Stunden alt, hoch virulent, ' ■ ,„ 1 1 t Tod des Thieres am 25. Jänner früh, nach 60 — 65 Stunden. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstelle ein ausgebreitetes hämorrhagisch-sulziges Exsudat im subcutanen Binde- gewebe. Die Bauchmusculatur daselbst von größeren, flächenhaften, schwarzrothen Blutungen durchsetzt. Das subcutane Binde- 658 H. Albrecht und A. Ghon, gewebe der hinteren linken Extremität sulzig, von Blutungen durchsetzt. Inguinale Lymphdrüsen der linken Seite hämorrhagisch infiltriert, in hämorrhagisch ödematöses Bindegewebe gehüllt. Ähnlich, jedoch etwa-, weniger intensiv verändert die inguinalen Lymphdrüsen der rechten Seite. Axillare und cervicale Lymphdrüsen gesehwollen, röthlich, sehr saftig. In der Schilddrüse kleine Blutungen. In der Bauchhöhle Spuren von hämorrhagischer, etwas viseider Flüssigkeit. Mesenteriale und retroperitoneale Lymph- di iiscn geschwollen, voll von Blutungen. Milz größer, weicher, jedoch blass. Leber und Nieren geschwollen, stark fettig degeneriert. Nebennieren voll von Blutungen. In der Magensehleimhaut vereinzelte kleinere Blutungen. In der Schleimhaut des Dünn- und Dick- darmes zahllose dichtstehende Blutungen, die Plaques im Dünndarm prominent, medullär, von punktförmigen Blutungen durchsetzt. In den Pleurahöhlen geringe Mengen klarer Flüssigkeit. Die Lungen voll von Blutungen, sonst anämisch. Im Exsudate der Inj ectionss teile und im Blute reichlieh Pestbacillen. M 10« = 1 94 G r a m m K ö rp e r g e w i c h t. Am 10. September 1897 subcutan an der linken Bauchseite von der Cultur IX 7 aus M88, 48 Stunden alt. ' |0 Öse. Tod des Thieres am 14. September abends, nach 94 Stunden. Section ergibt: Mächtiges hämorrhagisch-eitriges Infiltrat an der Infectionsstelle. Die inguinalen Lymphdrüsen der linken Seite vergrößert, nekrotisch, aus ihrer Kapsel ausschälbar, vollständig in von sulzig hämorrhagischem Exsudate durchsetztes Binde- gewebe eingehüllt. Die inguinalen Lymphdrüsen der rechten Seite und die axillaren, desgleichen auch die cervicalen, doch geringer, ver- größert, saftreich, röthlich. Am Peritoneum parietale und an der Serosa des Darmes spärlich kleine Blutungen. Die lumbalen Lymph- drüsen, namentlich die der linken Seite, sowie auch die übrigen retroperitonealen centripetalwärts groß, nekrotisch, zum Theil von Blutungen durchsetzt. Die mesenterialen Lymphdrüsen geschwollen, medullär. Milz sehr groß, dicht durchsetzt von größeren und kleineren, gelblichen Knötchen. Desgleichen die parenchymatös degenerierte Leber, doch sind die Herde daselbst kleiner und spär- licher. Nieren parenchymatös degeneriert. Magen und Nebennieren ohne Veränderungen. Die Plaques im Dünn- und Dickdarme geschwollen, groß, röthlich gesprenkelt. Lungen hyperämisch. Reichlich Pestbacillen im Blute. M 221 = 168 Gramm Körpergewicht. Am 22. Jänner 1898 subcutan an der linken Bauchseite von derselben Cultur wie M237 dieselbe Menge (l/50 Ose). Tod des Thieres am 25. Jänner vormittags, nach 65 — 68 Stunden. Section ergibt: An der Injectionsstelle im subcutanen Bindegewebe ein sulziges, leicht hämorrhagisches Ödem. Die ingui- nalen Lymphdrüsen geschwollen, röthlich und saftreich, jedoch ohne Hämorrhagien. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen gleichfalls geschwollen, röthlich und saftreicher. Milz groß, weich, dunkel. Leber hyperämisch. Nieren geschwollen, parenchymatös degene- riert. Nebennieren hyperämisch, desgleichen der Darm und die Lungen, jedoch ohne Blutungen. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, geschwollen, saftreich. Reichlich Pestbacillen im Blute, M an = 164 Gramm Körpergewicht. Am 23. August 1897 subcutan an der linken Bauchseite von der Cultur IX/7, achte Generation, 48 Stunden alt, '»Öse. Tod des Thieres in der Nacht vom 30. auf den 31. August nach 172—177 Stunden. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstelle ein mächtiges Infiltrat aus nekrotisch-eitrigem Gewebe bestehend, in dem die stark vergrößerten, nekrotisch zerfallenen linken inguinalen Lymphdrüsen, zu einem Paquete vereinigt, eingebettet sind. Das Infil- trat stellenweise von Blutungen durchsetzt. Die inguinalen Lymphdrüsen der rechten Seite, desgleichen die linken axillaren, fast in ebenso intensiver Weise verändert wie die linken inguinalen. Die Lymphdrüsen am Halse und die rechten axillaren gleichfalls ver- größert, saftreich. Die retroperitonealen Lymphdrüsen (iliacae et lumbales] stark vergrößert, nekrotisch, die mesenterialen geschwollen, medullär. Milz sehr groß, gleichmäßig durchsetzt von kleineren und größeren, tuberkelähnlichen Knötchen. Ebensolche, doch kleinere und spärlichere finden sich in der vergrößerten, stark fettig degenerierten Leber. Nieren geschwollen, fettig degeneriert. Nebennieren, Magen und Darm ohne Veränderungen. Lungen im allgemeinen blutarm, allenthalben, besonders in den Unterlappen durchsetzt von gelblichen, wie nekrotisch aussehenden Heiden, die von einem mehr oder weniger breiten, dunkelrothen, infiltrierten Hol" umgeben sind. Milz zeigt sehr reichlich Pestbacillen. Mui= 158 Gramm Körpergewicht. Am 27. October 1807 subcutan von der Cultur XXXIV, I. dreizehnte Generation, 48 Stunden alt, schwachvirulent, 2 Ösen i tu. Nach einigen Tagen schon ein derbes Infiltrat an der Injectionsstelle ohne besondere Drüsenschwellung in inguinc. Am 18. November — 2ö7 Gramm Körpergewicht. Infiltrat kleiner 29. = 245 Kein Infiltrat mehr nachweisbar. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 659 Am 5. December = 270 Gramm Körpergewicht. ■ 17. • =262 22. » = 272 » > 25 » — 975 » » 28. » , nach 2 Monaten, verendet das Thier unter Krämpfen. Section ergibt: An der Injectionsstelle keine Veränderungen. Lymphdrüsen in beiden Inguinalgegenden und die übrigen peripheren Lymphdrüsen etwas größer, derb. Musculatur des Stammes und der Extremitäten hochgradig atrophisch, wie sulzig. Leber dunkelbraun, atrophisch. Milz klein, dunkel braunroth, derb. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren hyperämisch. Mesente- riale Lymphdrüsen nicht auffallend groß, braunroth. Dünndarm hyperämisch, desgleichen die Lungen. Herzfleisch braun, sehr morsch. Deckglaspräparate von der Milz und einer mesenterialen Lymphdrüse zeigen keine Bacterien, wohl aber reichlichen Kernzerfall, namentlich die Milzpräparate. Aussaaten von der Leber ergeben spärlich typische Pestcolonien (Reineultur). M 14:! = 1 97 Gramm Körpergewicht. Am 27. Oetobci 1S97 subcutan an der linken Bauchseite dieselbe Menge derselben Culturwie M]41 (siehe dieses). Schon nach einigen Tagen Infiltrat an der Injectionsstelle ohne besondere Drüsenschwellung in inguine. Am 6. November spontane Eröffnung des Infiltrates. Am 12. November in den aus dem Infiltrate entleerten schmierigen, leicht blutig fingierten Massen reichlich Leukocyten und culturell reichlich typische Pestcolonien. Am 18. November in dem auf Druck entleerten schmierigen, dicken Exsudate mikroskopisch nur mehr spärlich Pestbacillen. Körpergewicht = 265 Gramm. Am 29. November Infiltrat geschwunden, Geschwür vertheilt. Körpergewicht = 264 Gramm. Am 5. December Körpergewicht = 290 Gramm. Am 17. December morgens verendet das Thier (circa 2 Monate). Section ergibt: Ziemlich hochgradige Abmagerung des Thieres. In der Umgebung der Injectionsstelle keine Veränderungen, an dieser selbst ein derbes fibröses Gewebe. Die peripheren Lymphdrüsen alle etwas größer, doch derb. Mesenteriale Lymphdrüsen ebenfalls größer, weißlich, saftig, medullär. Milz klein, blass. Leber blutreich. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren etwas hyper- ämisch. Magen ohne Veränderungen. Schleimhaut des Duodenums etwas stärker geröthet. Lungen hyperämisch. Deckglaspräparate vom Inhalte des Duodenum zeigen keine Bacterien, solche von einer Mesenterialdrüse spärlich Bacillen, die jedoch nicht sicher als Pestbacillen angesehen werden können. Aussaaten vom Herzblute und einer zweiten mesenterialen Drüse bleiben steril, desgleichen die vom Inhalte des Duo- denum. M 141 = 165 Gramm Körpergewicht. Am 27. October 1897 subcutan an der linken Bauchseite dieselbe Menge derselben Cultur wie MH1 und M143 (siehe diesei. Schon nach einigen Tagen ein derbes Infiltrat an der Injectionsstelle, ohne besondere Drüsenschwellung in inguine. Am 18. November 1S97 Körpergewicht = 220 Gramm. Infiltrat vollständig zurückgegangen. Das Thier nimmt an Körper- gewicht nicht entsprechend zu. Am 29. November 1897 =214 Gr amm 5. December = 242 17 . » = 248 22. » » = 258 - » 24. » > = 250 »• 30. » » = 250 » » 21. Jänner 1898 = 362 7. Februar = 275 , Das Thier erscheint stark abgemagert und zeigt auffallenden Haarausfall. Von dieser Zeit nimmt die Abmagerung zu, ebenso der Haarausfall, trotzdem das Thier gut gefüttert wird. Der Bauch erscheint aufgetrieben im Vergleiche zum übrigen Körper. Am 23. Februar 1898, nach fast 4 Monaten, Tod des Thieres. Körpergewicht nach dem Tode = 200 Gramm. Section ergibt: Hochgradige Abmagerung. An der Injectionsstelle keine Veränderungen nachweisbar. Die peripheren Lymphdrüsen ohne wesentliche Veränderungen. Milz klein, braunroth, die Follikel in derselben deutlich sichtbar. Leber auffallend klein, braun. Nieren braunroth. Mesenteriale Lymphdrüsen wie rostfarben. Dünndarm braunroth. Lungen hyperämisch. Aussaaten aus dem Herzblute bleiben steril. Histologischer Befund. 1. Milz. Follikel groß und reichlich; dagegen erscheint die Pulpa ziemlich blutarm ; in derselben außerordentlich rei intra- und extracellulär gelagertes, körniges, gelblichbraunes Pigment. 660 H. Albrecht und A. Ghon, 2. Leber. Leberzellbalken sehr schmal, die Capillaren größtentheils leer. Innerhalb der zum Theile leichte Fettinfiltration zeigenden Leberzellen feinkörniges, gelbliches Pigment. 3. Niere. Hyperämie der Rinde. Sonst nichts Auffallendes. Pestbacillen sind nirgends nachweisbar. 3. Cutane Infection. Wir führten die rein cutane Infection in der Weise aus, dass wir an einer stärker oder leichter rasierten Körperregion, gewöhnlich einer hinteren Extremität, mit einer Öse oder einem glatten Platin- spatel etwas pestbacillenhältiges Materiale oder geringe Mengen einer Reincultur verrieben. Die verwen- dete Virusmenge musste keineswegs groß sein, es genügten davon oft minimalste Mengen. Dabei war es gleichgültig, ob die betreffende Körperstelle stärker oder leichter rasiert war, blutete oder nicht blutete. Auch brauchte die Einreibung keine intensive zu sein. Diese Art der Infection ist beim Meerschweinchen die lehrreichste für das Studium der Pestinfection, namentlich in Hinsicht auf die Eingangspforte des Pestvirus. Es gelang uns ferner mit diesem Infectionsmodus noch die Anwesenheit des Pestbacillus nach- zuweisen, wenn andere Methoden des Nachweises, vor allem die culturelle, keinerlei Aussicht dafür mehr boten, so zum Beispiel bei der Untersuchung der Fäces auf Pestbacillen. Deshalb möchten wir gerade diesem Modus der Infection für die Züchtung des Pestbacillus aus Gemengen mit reichlichen anderen Bacterien eine bevorzugte Rolle zuweisen. Nicht zu unterschätzen ist schließlich dabei der Vortheil, dass die Resultate in dem Ablaufe der Infection im allgemeinen gleichmäßiger sind als bei anderen Methoden und dass gerade die Meerschwein- chen sich dieser Art der Einverleibung gegenüber höchst empfindlich erweisen, empfindlicher als alle anderen Versuchsthiere, die Ratten miteingeschlossen. Die Veränderungen an der Eingangspforte des Virus bestehen in einer bald stärker, bald geringer ausgebildeten Infiltration, die alle Übergänge vom hämorrhagischen bis eiterig-nekrotischen Charakter zeigen kann. Oft ist diese örtliche Reaction sehr geringfügig (M.,,.,1. Nicht selten findet man. zumal wenn der Process nicht acutest abläuft, entsprechend der Einreibungsstelle ein oberflächliches Geschwür, meist mit Krusten oder Borken bedeckt (M188, Mäll und Mm). Die regionären Lymphdrüsen zeigen immer und ausnahmslos die dem primären Bubo zukommenden Veränderungen mit allen den variablen Bildern, wie wir sie dem Ablaufe der Infection entsprechend auch nach subcutaner Infection antrafen. Der Weg des Pestgiftes von der Eingangspforte zum regionären Bubo ist in einer Reihe von Fällen durch keinerlei wahrnehmbare Veränderungen kenntlich (M178, M151, Ma5ä, M133, M162, Mgg0 und M173). Manchmal aber setzt sich das Infiltrat an der Infectionsstelle im subcutanen Gewebe bis zum primären Bubo fort (M12a), oder aber es finden sich entlang der an der Extremität verlau- fenden Gefäße — wenn die Infection an einer solchen stattfand — im umgebenden Bindegewebe dieser mehr oder weniger reichlich Blutungen, nicht selten auch verdickte, gelbliche, oft leicht knotig geschwol- lene Stränge, die wohl als entzündlich infiltrierte Lymphgefäße anzusehen sind (M188). Häufiger sieht man derartig veränderte Lymphgefäße vom primären Bubo centripetalwärts zu den nächst gelegenen Lymphdrüsengruppen ziehen oder dem Verlaufe der größeren Gefäße entsprechend Blu- tungen in dem diese umgebenden Bindegewebe (M178, M151, M211). Gerade dieser Infectionsmodus eignet sich dazu, den Weg zu verfolgen, d."> = circa 500 Gramm Körpergewicht. Am 6. April 1898 vom Lungensafte ausM.,51 (hochvirulente Cultur) an eine rasierte Stelle der linken Bauch- haut, nahe der Mittellinie eingerieben. Tod des Thieres am 11. April, nach 5 Tagen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle ein kleines, hämorrhagisches Infiltrat. Die Lymphdrüsen in b eid en Inguinal- seiten und in der linken Achselhöhle, weniger in der rechten Achselhöhle, stark vergrößert, dunkelroth, im Centrum nekro- tisch, das sie umgebende Binde- und Fettgewebe ödematös und theilweise von Blutungen durchsetzt. Milz sehr groß, voll von gelb- lichen Herden. Desgleichen die Leber, aber in geringerem Grade. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren sehr groß und roth gefleckt. Magen ohne besondere Veränderungen. Der Dünndarm hyperämisch, seine Plaques stärker vortretend, medullär, röthlich. In beiden Lungen reichlich embolische Herde. Am Epicard des linken Vorhofes und Ventrikels einzelne Blutungen. In der Milz enorme Mengen von Pestbacillen. Histologischer B e f u n d . 1. Schnitte durch den primären Bubo sammt der Haut zeigen die Epidermis und das subcutane Bindegewebe unverändert. Die Bindegewebskapsel der Lymphdrüse sehr beträchtlich verdickt, aus schlanken Spindelzellen mit großen, gut gefärb- ten Kernen und reichlichen Gefäßchen bestehend. Züge von solchem granulationsähnlichen Gewebe reichen auch in das periglandu- läre Fettgewebe und vielfach auch in die eigentliche, in ihrer Form erhaltene Lymphdrüse hinein. Vom adenoiden Gewebe derselben sind noch an einzelnen peripheren Stellen spärliche Reste erhalten; der übrige Antheil besteht aus dichtgelagerten, polynucleären Leu- kocyten, deren Kerne entweder ganz auffallend gelappt sind oder eine Art von fein- oder grobkörnigem Detritus vorstellen. Pesl bacillen linden sich in Form einzelner größerer Häufchen, vorwiegend blassgefärbte, große, rundliche Degenerationsformen zeigend. '1. Milz. Die Schnitte derselben zeigen zunächst zahlreiche kleinere, scharfumschriebene und größere, aus Confluenz entstan- dene nekrotische Herde, die aus Zeilbröckeln und Kerndetritus bestehen. Die Peripherie dieser nekrotischen Herde wird von einer stellenweise ziemlich dicken, aus demselben Granulationsgewebe wie bei 1 bestehenden Kapsel gebildet. Diese Herde entsprechen /.weilellos nicht nur den Follikeln. Zahlreiche derselben sind erhalten. Die Pulparäume viellach stark erweitert und mit homogen geronnener Flüssigkeit nebst rothen Blutkörperchen erfüllt. Im Bereiche der Nekrosen größere Häufchen von Pestbacillen, die ebenso degeneriert wie bei 1 aussehen, nachweisbar. 3. In einer lumbalen Lymphdrüse von links findet sich ein die Hälfte der Lymphdrüse einnehmender nekrotische! Herd von analogem Aussehen wie beil. Auch die Bindegewebskapsel und ihre Dissepimente in derselben Weise verändert. Pest- bacillen nicht mit Sicherheit aufzufinden. 4. Leber. In derselben finden sieh zahlreiche, ebenfalls scharf umschriebene, kleine Herde, die in jeder Beziehung den in den übrigen Organen beschriebenen ähnlich sind und ganz so aussehen wie ältere Abscesse mit deutlich entwickelter pyogener Mem- bran und zerfallenen Eiterzellen. Innerhalb dieses Kerndetritus finden sich röthlich gefärbte, rundliche Gebilde mit ganz Mass fin- giertem Kern, nekrotischen Leberzellen entsprechend. Im Centrum dieser Herde Pestbacillen in Form von kleinen Häufchen und sehr blass gefärbt nachweisbar. Außerdem linden sich scharf umschriebene Antheile von Leberläppchen, wo die Leberzellbalken viel breiter sind und sich infolge lichterer Eosinfärbung von dem umgebenden Lebergewebe scharf abheben. Die Kerne der Leberzellen solcher Stellen sind entweder groß, sehr Mass gefärbt, bei noch erhaltenen Zellgrenzen, oder sie färben sich überhaupt kaum mehr; zugleich sind auch die Zellgrenzen der Leberzellen nicht mehr zu erkennen. 5. Lunge. Auch in der Lunge finden sieh zahlreiche ähnliche, eitrig-nekrotischc Herde, die weniger scharf begrenzt sind als in den übrigen Organen. Pestbacillen ziemlieh reichlich in denselben vorhanden, rundliche, sehr blass gefärbte Degenerationsformen zeigend, zu Häufchen angeordnet. M iss = ci rca 21 » i i , r a m m K örp e rg c w i c h t. Am. Tl. Deeember 1897 vom Milzsaftc des M]7g (siehe dieses) eingerieben an eine rasierte Stelle des linken Obers c h e n ke ls. Das Thier verendet am 28. Deeember früh, nach 6 Tagen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle Blutborken, die Haut daselbst hämorrhagisch infiltriert. Diese Infiltration setzt sich an der Außenseite des Oberschenkels im subcutanen Bindegewebe desselben in Form dunkelrother Streifen, die gelbliche dickere, geschlängelte Stränge (Lymphgefäße) einschließen, bis zu den oberflächlichen Lymphdrüsen in inguine fort. Diese Lymph- drüsen zu einem fast kleinhaselnussgroßcn Paquete durch starr, hämon hagisch-gelb infiltriertes Bindegewebe vereinigt und damit an die sie bedeckende Haut fixiert. Die einzelnen, das Paquet zusammensetzenden Lymphdrüsen vergrößert, zum Theil hämorrhagisch infiltriert, zum Theil gelbroth gesprenkelt, zum Theil ganz nekrotisch und dann in toto aus der gleichfalls hämorrhagisch infiltrierten 664 //. Albrecht und A. Ghon, Kapsel ausschälbr.r. In ähnlicher Weise, doch etwas geringgradiger die tiefen inguinalen, sowie die lumbalen und retropcrilonealeii Lymphdrüsen derselben Seite verändert. Vergrößert und roth gesprenkelt erscheinen auch alle übrigen peripheren Lymphdrüsen, 11 11 die mesenterialen, die zum Theilc auch Blutungen zeigen. Milz enorm vergrößert, dunkel und gleichmäßig dicht durchsetzt von bis klein linsengroßen, gelblichen, knötchenförmigen Heiden. Ahnliche, jedoch kleinere Herde zeigt auch die sehr vergrößerte und gleichmäßig gelb aussehende Leber. Nieren geschwollen, stark fettig degeneriert. Nebennieren ohne besondere Veränderungen, desgleichen der Magen. Im Dünndarm schleimige Massen, die Follikel und Plaques schon durch die Serosa sichtbar, ii, prominent, medullär. Dickdarm ohne Veränderungen. Lungen lichtroth, ihre Oberfläche reichlich besetzt von gelblichen I leiden, die v.m einer dichteren, schwarzrothen, breiten Zone umsäumt werden; am Durchschnitte erscheinen diese Herde oft keil- förmig, gelb im Centrum, hämorrhagisch in der Peripherie. Reichlich Pestbacillen im Blute, sehr reichlich im Bubosafte und in der Leber. M i:is= culm 200 Gramm Körpergewicht. Am 19. October 1897 mit einem Spatel an einer rasierten, leicht blutenden Stelle der rechten Halsseitc etwas Exsudat vom Bubo des M,2S (Cultur IX/7 nach wiederholter Meerschweinchenpassage) leicht eingerieben. Tod des Thieres am 26. October, nach 7 Tagen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle der rechten Halsseite ein geringes, leicht mit Borken bedecktes Infiltrat. Line untere Halslymphdrüse der rechten Seite theilweise an die Haut fixiert, nekrotisch, von hämorrhagisch infiltriertem Bindegewebe umgeben. Von den übrigen Halslymphdrüsen nur noch eine am linken Unterkiefer auffallend größer und gelbroth gesprenkelt, die anderen, sowie die übrigen peripheren Drüsen etwas grüßer, saftiger. Milz sehr groß, von dichtstehenden, gelben, knötchenförmigen Herden durchsetzt. Leber enorm vergrößert und von zahllosen, kleinen, graugelben Herden durchsetzt. Nieren geschwollen, stark fettig degeneriert. Nebennieren von einzelnen kleinen Blutungen durchsetzt. Magen und Dünndarm ohne besondere Veränderungen, in der Wand des Dickdarms kleinere Blutungen. Lungen hyperämisch und voll von Blutungen, desgleichen auch in der Wand des linken Herzventrikels einzelne Blutungen. In den Pleurahöhlen und in der Bauchhöhle geringe Mengen klarer Flüssigkeit. Reichlich Pestbacillen im Blute. Histologischer Befund. 1. Milz. Gewöhnliche Form des acuten Pestmilztumors mit Hyperämie und Hämorrhagie der Pulpa. Zahlreiche kleine, nekro- tische Pestherde mit durch llamalaun bläulich gefärbtem, nur aus Pestbacillen bestehendem Centrum. Pestbacillen enorm reichlich in Form gut gefärbter Diplobacillen. 2. Niere. Hyperämie nebst kleinen Blutungen und fettiger Degeneration der Epithelien der Rinde. Im Blute zahllose Pest- bacillen. 3. In der hyp eräm isch en Rinde der Nebenniere ebenfalls multiple kleine Hämorrhagien. Pestbacillenbefund der- selbe wie oben. 4. Leber. Nekrotische und miteinander confluierende Pestherde von typischer Form finden sich so reichlich, dass stellen- weise nur mehr spärliche Reste vom Lebergewebe erhalten sind. Schon mit der schwachen Vergrößerung fallen die nur aus Pest- bacillen bestehenden, mit Hämalaun bläulich gefärbten, rundlichen und an ihrer Peripherie lappigen Centren der Pestherde auf. Die- selben zeigen vielfach an ihrer Peripherie außerordentlich reichlichen fein- und grobkörnigen Kerndetritus. Pestbacillen m geradezu erstaunlicher Menge, gut gefärbt, in Diplobacillenform. ü. Lunge. Zerstreute kleinere Hämorrhagien. Außerdem finden sich zerstreut innerhalb der Alveolarsepta mikrosko] kleine Embolien von Pestbacillen in den Capillaren. indem diese von dichtgedrängten Pestbacillen verstopft, von rothen Blutkörper- chen und spärlichem Kerndetritus umgeben sind. Im Blute der Gefäße überall reichliche Pestbacillen. 6. Lymphdrüse am Unterkieler. Gleichmäßig verbreitete Hyperämie des Parenchyms, die Randsinus mit Pestbacillen vollgepropft, zum Theil hämorrhagisch. Auch in den übrigen Sinus reichliche Pestbacillen uud polynucleäre Leukocyten nebst Desquamation der Endothelien. Die Pestbacillen sind gut gefärbt, haben exquisite Diplobacillenform und bilden längere Fäden. 7. Der Einreibungsstelle entsprechend fehlt das Epithel, die bloßliegenden Coriumpapillen sind nekrotisch, Die Coriumpapillen an der Grenze dieses Substanzverlustes mit Pestbacillen dicht infiltriert, ebenso wie das im Zerfall begriffene sub- cutane Bindegewebe der Einreibungsstelle entsprechend. Die tieferen Schichten des subcutanen Bindegewebes schon im Bereiche eines oberflächlichen quergestreiften Hautmuskels in spindelzelliges Granulationsgewebe mit sehr reichlichen neugebildeten Gefäßchen umgewandelt. Die außerordentlich zahlreichen Pestbacillen vorwiegend die rundliche, schwachgefärbte Form zeigend, stellenweise mit bipolarer stärkerer Färbung. 8. Schnitte durch den Dickdarm ergeben keinen besonderen Befund. M 122 = über 200 Gramm Körpergewicht. Am 2. October 1807 mit einem Spatel an einer rasierten, leicht blutenden Stelle des linken Oberschen- kels etwas Blut von Mj.,] eingerieben. Tod des Thieres am 12. October, nach 10 Tagen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle ein fibrinös eitriges Infiltrat der Haut, das sich bis in die linke Inguinalgegend sieht In diesei ein fast haselnussgroßer Tumor, der im Centrum eine nekrotische, ausschälbare Masse zeigt (Drüse), an der Peri- Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 665 pherie ein derberes, fibrös aussehendes Gewebe erkennen lässt. Die übrig n Lymphdrüsen vergrößert, saftreich. In der Bauchhöhle sehr reichlich stark blutige Flüssigkeit. Milz auf das zehnfache vergrößert, voll von Blutungen und gelblichen Herden. Leber von fibrinös citrigen Auflagerungen bedeckt, fettig degeneriert und gleichfalls von kleineren, gelblichen Herden durch- setzt. Auch im Netz linden sich reichlich gelbliche knötchenförmige Herde. Nieren groß, fettig degeneriert. Nebennieren hyperämisch. Magen und Darin ohne besondere Veränderungen. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, medullär, desgleichen die retroperitonealen, besonders die der linken Seite (lumbales). Lungen blutarm, im linken Unterlappen mehrere grauweiße, von dunkelrothcn Höfen umgebene Herde. In der peritonealen Flüssigkeit sehr reichlich Pestbacillen. M -Jl 1 = circa 250 G r a in m K ö r p e rg e w i c h t. Am 2 Jänner 1 Stis v, im subcutanen Exsudate des Mg0j (mit der dreizehnten Generation der Cultur R2 geimpft und nach 3 Tagen verendet) eine geringe Menge an eine rasierte, leicht blutende Stelle des rechten Unterschenkels leicht eingerieben. Tod des Thieres am 12. Jänner früh, nach 10 Tagen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle ein über linsengroßes, unregelmäßig begrenztes Geschwür, dessen Grund infil- triert und mit schmierigen, nekrotischen Massen bedeckt ist. Eine Lymphdrüse der rechten Poplitea erbsengroß, nekrotisch, aus ihrer verdickten Kapsel ausschälbar, das sie umgebende Binde- und Fettgewebe hämorrhagisch-sulzig. Die Lymphdrüsen der rechten Ingui- nalseite zu einem länglichen Paquete vereinigt, in hämorrhagisch infiltriertes Binde- und Fettgewebe eingehüllt; die einzelnen Drüsen groß, abgrenzbar, nekrotisch, aus ihren verdickten Kapseln ausschälbar. Die Haut über der Lymphdrüse verdickt, das subcutane Bindegewebe daselbst hämorrhagisch sulzig Die Lymphdrüsen der linken Inguinalseite ebenfalls über erbsengroß, nekrotisch, Jas sie umgebende Binde- und Fettgewehe hämorrhagisch sulzig, doch sind die Veränderungen hier im allgemeinen geringer als auf der rechten Seite. Die tiefen inguinalen Lymphdrüsen der rechten Seite groß, nekrotisch. Von dieser ziehen verdickte, gelbliche, rosen- kranzartig geformte Stränge i Lymphgefäße) zu den rechten lumbalen Drüsen, die gleichfalls groß und nekrotisch zerfallen sind. Ein ähnlicher Befund findet sich auch auf der linken Seite, doch nicht so hochgradig. Die axillaren, ccrvicalen und mesenterialen Lymph- drüsen geschwollen, saftig. Milz sehr groß, fast auf das zehnfache vergrößert, gleichmäßig durchsetzt von bis last kleinerbsengroßen, nekrotischen Herden, deren Umgebung etwas starker roth erscheint. Leber dunkel, groß, voll von kleinsten bis stecknadelkopfgroßen gelblichen Herden. Nieren geschwollen, weicher, fettig degeneriert. Nebennieren voll von Blutungen Magen und Darm ohne auffal- lende Veränderungen. Lungen groß, dicht besäet von größeren und kleineren gelblichen, peripher sitzenden Herden, deren Umgehung dunkclroth und infiltriert erscheint. Deckglaspräparate aus dem Bubo der rechten Inguinalseite und den Lungenherden zeigen reichlich Pestbacillen, sowohl in typischen als auch in Degenerationsformen. Mi:;t = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 9. Februar 1898 vom Milzsafte aus M233 (hochvirulent) geringe Mengen an den rasierten Fußrücken der lin- ke 1 1 hinteren Extremität eingerieben. Das Thier zeigt bereits am 11. Februar einen mächtigen Bubo der linken Inguinalseite. Im Laute de] nächsten Tage schwillt die ganze linke hintere Extremität an. an der Einreibungsstelle bildet sich ein Infiltrat. Am 22. Februar, nach 13 Tagen, verendet das Thier unter Krämpfen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle eine leicht ablösbare Kruste, unter derselben ein mit schmierigen Massen bedeck- tes Geschwür, dessen Umgebung derb infiltriert ist. Die ganze linke hintere Extremität stark verdickt, elephantiastisch ödematös. Die oberflächlichen und tiefen linken Inguinaldrüsen über haselnussgroß, im Gentium nekrotisch, mit verdickter, fibröser Kapsel, zu einem Paquete vereinigt, das mit der Haut verwachsen ist. In ähnlicher Weise, doch geringer, auch die Lymphdrüsen der anderen Inguinal- seite verändert. Die übrigen peripheren Drüsen ohne wesentliche Veränderungen. Die lumbalen Lymphdrüsen derb, wie fibrös, des- gleichen die Drüsen im Netz. Die mesenterialen Drüsen jedoch medullär. Das Netz etwas aufgerollt und an die untere Fläche dei Milz fixiert. Diese selbst groß, voll von größeren, weißlichgelben Knoten; desgleichen die Leber. Magen und Darm ohne besondere Verän- derungen. In Acn Lungen größere, weißlichgelbe, prominente Herde mit verdichteter, rothlicher Peripherie. Im Bubo reichlich Pestbacillen, ebenso im Blute, noch reichlicher in den Lungenherden. Histologischer Befund. 1. Milz. Die Pulpa von zahlreichen auf dem Schnitte über hirsekorngroßen Knoten durchsetzt. Wo sie erhalten, ist sie hyperämisch und hämorrhagisch. Die knötchenähnlichen Pestherde zeigen das charakteristische Verhalten; sie sind von einer aus Granulationsgewebe bestehenden, scharf umschriebenen Kapsel begrenzt und zeigen in ihrem Innern dichtgelagerte, vielfach in Nekrose begriffene Leukoeytcn. Ein ganz ähnlicher solcher Herd, der sich aus mehreren kleineren zusammensetzt, findet sich an der Milzoberfläche, mit ihrer Kapsel verwachsen, aufgelagert. Derselbe zeigt eine besonders breite, aus Schichten parallel gelagerter, schlanker Spindelzellen bestehende Abkapselung. Pestbacillen ziemlich reichlich, zu Häufchen angeordnet, in rundlichen, blassen Degenerationsformen nachweisbar. 2. Leber. In derselben finden sich zahlreiche, etwas kleinere Pestherde, die genau dasselbe Bild ergeben wie die in der Milz. Pestbacillen sehr spärlich. 666 H. Albrecht und A. Ghon, 3 l unge. Zahlreiche kleine, nekrotische, überall miteinander confluierende Pestherde, die aus Leukocyten, Kerndetritus und mit Eosin roth gefärbten Balken und Schollen bestehen. Eine Abgrenzung durch Granulationsgewebe in Form einer Kapsel fehlt. Viele Alveolen in der unmittelbaren Umgebung dieser Herde sind erfüllt von grobscholligen oder balkigen, mit Eosin ziemlich stark roth- gefärbten Massen, Über den peripher an der Lungenoberfläche sitzenden Herden jedoch ist die Pleura in eine ziemlich breite Lage von spindelzelligem Granulationsgewebe mit Gefäßen umgewandelt. Pestbacillen reichlich, zu größeren Häufchen angeordnet, von rundlicher Form und blass gefärbt. Im Blute der Gefäße nur sehr spärlich Pestbacillen. -1. Die Untersuchung der Niere ergibt außer Hyperämie und Degeneration der Epithelien der Rinde nichts Besonderes. 5. Schnitte durch den linksseitigen Bubo zeigen, dass derselbe aus mehreren Lymphdrüsen besteht, deren Parenchym unter der typischen Pestnekrose bis auf kleine periphere Antheile zugrunde gegangen ist. Die nekrotischen Antheile der Lymphdrüsen durch eine breite bindegewebige Kapsel scharf abgegrenzt, welche immer mit der ebenfalls beträchtlich verbreiterten eigentlichen Lymphdrüsenkapsel im Zusammenhang steht. Pestbacillen sehr reichlich, in großen Verbänden angeordnet, sehr schwach gefärbt und von rundlicher, häufig wie gebläht aussehender Form. 6. Auch auf Schnitten durch zwei lumbale Lymphdrüsen linden sich ganz ähnliche, scharf abgekapselte Herde, theils an der Peripherie, theils im Centrum der Drüse. M 252 = über 200 Gramm K 6 r p c r g e w i c h t. Am 21. März 1898 vom peritonealen Exsudate aus M25] (Cultur IX/7, hochvirulent), an eine rasierte, nicht blutende Stelle des linken Oberschenkels geringe Mengen leicht eingerieben. Tod des Thieres am 5. April, nach 15 Tagen, unter lang andauernden Krämpfen. Seetion ergibt: In der linken Inguinalgegend ein fast taubeneigroßer, derber Tumor. Die ganze linke hintere Extremität stark verdickt, ödematös. Der erwähnte Tumor besteht aus den zu einem Paquctc vereinigten Lymphdrüsen dieser Inguinalseite, ist mit der Haut lest verwachsen und zeigt am Durchschnitte eine breite, fibröse, derbe Kapsel und in den centralen Partien, den einzelnen noch abgrenzbaren Lymphdrüsen entsprechend, Nekrose. Dieser Tumor erstreckt sich über die Symphyse hin- weg bis zur anderen Inguinalseite. Die tiefen inguinalen und lumbalen Lymphdrüsen der linken Seite sehr derbe, groß, fast ganz fibrös. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen ohne besondere Veränderungen. Milz groß, voll von bis über erbsengroßen, gelblichen Knötchen. In der Leber ebensolche Herde, jedoch kleinere. Niereu fettig degeneriert. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Herzfleisch morsch. Die linke Lunge von zum Theile nekrotischen embolischen Herden durchsetzt. Spärlich Pestbacillen in Präparaten aus der Milz und dem primären Bubo. M |fc! = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 9. December 1897 vom Safte des Bubo in der rechten Inguinalgegend des M173 (siehe dieses) geringe Mengen ein- gerieben an rasierte, leicht blutende Stellen der rechten hinteren und linken vorderen Extremität. Das Thier verendet in der Nacht vom 1 I. auf den 12. December, nach circa 21 ., Tagen. Seetion ergibt: An den Einreibungsstellen kleine, gelbliche Pusteln und geringes Infiltrat. Die Lymphdrüsen der rechten Inguinalseite und der linken Achselhöhle ungefähr klein erbsengroß, hämorrhagisch infiltriert, das sie umgebende Binde- und Fettgewebe hämorrhagisch ödematös. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen nicht wesentlich verändert, etwas saftiger. Die retroperi- (onealen Drusen der rechten Seite großer, röthlich, sueculent. Milz kaum vergrößert, blutarm. Leber hyperämiscb, ebenso die Lungen, die reichlich kleine Blutungen zeigen. Nieren parenchymatös degeneriert. Magen und Darin ohne besondere Veränderungen. Reichlich Pestbacillen in beiden primären Bubonen. Müll - Über 200 (■ramm Körpergewicht. Am 18. Jänner 1898 vom Bubosafte M0]2 (hochvirulent) geringe Mengen einerseits an eine rasierte Stelle des linken Oberschenkels leicht eingerieben, anderseits auf die intacle Conjunctiva des rechten Auges C hcn. ["od des Thieres am 21. Jänner vormittags, nach 3 Tagen. Seetion ergibt: An der Einreibungsstelle des linken Oberschenkels ein hämorrhagisches Infiltrat. Die linken Inguinal- drüsen großer, hämorrhagisch infiltriert, in gleichfalls hämorrhagisch infiltriertes Linde- und Fettgewebe eingehüllt Die Conjunctiva des rechten Auges dunkelroth; das subcutane Bindegewebe des rechten Auges, namentlich der Wange, von kleinen Blutungen durch- setzt. Eine untere Lymphdrüse der rechten llalsseite über erbsengroß, hämorrhagisch infiltriert, das sie umgebende Bindegewebe hämorrhagisch sulzig. Die Übrigen peripheren Drüsen größer, saftiger, dunkelroth. In der Haut des Stammes reichlich isolierte, bis Blutungen. Milz groß, weich, dunkelroth. Leber parenchymatös degeneriert, voll von Blutungen. Nieren trüb geschwollen. Nebennieren hvperämisch. Mesenteriale Lymphdrüsen großer, medullär, zum Theil von Blutungen durchsetzt, des- gleichen die retroperitonealen, vor allem die linken lumbalen. Der ganze Dann übersät mit kleinen, dichtstehenden Blutungen. Lungen ii. in den Pleurahöhlen klare Flüssigkeit. Reichlich Pestbacillen im Blute. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 66^ M i;s =- 200 — 250 Gramm Körpergewicht. Am 2. December 1897 von der Cultur 1X7 aus M156 (hochvirulent nach wiederholter Meerschweinchenpassage), 8 Tage alt, geringe Mengen eingerieben wie bei M151 an rasierte, leicht blutende Stellen beider Oberschenkel. 4. December. In beiden Inguinalgegenden leicht tastbare, über erbsengroße Bubonen. Tod des Thieres am 9. December, nach 7 Tagen. Section ergibt: An beiden Einreibungsstellen geringes derbes Infiltrat, mit Borken bedeckt. In beiden Inguinal- gegenden über bohnengroße Bubonen, gelbroth gesprenkelt, im Centrum nekrotisch, von hämorrhagisch infiltriertem Bindegewebe umgeben. Über den ganzen Hauch und Thorax hämorrhagisches Odem. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen etwas größer, saftreich. In der Bauchhöhle geringe Mengen blutiger Flüssigkeit. Die retroperitonealen Lymphdrüsen beiderseits groß, nekrotisch, die mesen- terialen medullär. Milz sehr groß, von gelblichen Herden durchsetzt. Leber groß, fettig degeneriert, ebenfalls von gelblichen, jedoch kleineren Herden durchsetzt. Nieren fettig degeneriert Nebennieren hyperämisch. Beide Lungen blutreich, voll von Blutungen. Manen und Darm ohne besondere Veränderungen. In Präparaten der Milz und der primären Bubonen sehr reichlich Pestbacillen. M •>«:! = über 200 Gramm Körpergewicht. Am 12. Apnl 1898 vom Milzsafte aus M .,,,., (Cultur 1X7. hochvirulcnt) geringe Mengen auf die intacte(l), nicht rasierte, behaarte Innenfläche des linken Oberschenkels leicht eingerieben. Am 13. April bereits deutlicher Bubo in der linken Inguinalgegend. Am 10. April, nach 4 Tagen, verendet das Thicr. Section ergibt: An der Innenfläche des linken Oberschenkels ein stecknadelkopfgroßes, gelbliches Bläschen. Die umgebende Haut und das darunter hegende subcutane Bindegewebe makroskopisch nicht verändert. Ebenso keinerlei Veränderungen in der Haut und im subcutanen Gewebe bis zur Inguinalgegend. In dieser die Lymphdrüsen groß, zum Theile nekrotisch, in hämor- r h agisch-ödematöses Bindegewebe eingehüllt. Von den oberflächlichen inguinalen Drüsen dieser Seite zu Jen tiefen, die ähnlich, jedoch weniger intensiv verändert sind, verdickte gelbliche Stränge ziehend. Die linken lumbalen Lymphdrüsen geschwollen. weich, gelbröthlich, infiltriert. Die übrigen Lymphdrüsen des Körpers saftig, etwas vergrößert. Milz großer, voll von gelblichen, knötchenförmigen Herden. Leber dunkel, blutreich, ebenso die Lungen. Nebennieren hyperämisch. von kleinsten Blutungen durch- setzt. Dünndarm hyperämisch. Reichlich Pestbacillen im Bubo. M lii = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 26. September 1897 Stich mit einer Nadel, die mit dem Blute von M ,,. (Cultur IX 7 nach wiederholter Meerschweinchen - passage) beschickt war, in die Haut des linken Oberschenkels (cutan). Tod des Thieres in der Nacht vom 1. auf den 2. October, nach circa 5' ., Tagen. Section ergibt: Hämorrhagisches Infiltrat der Haut um die Einstichsstelle. Die linken inguinalen Lymphdrüsen vergrößert, zu einem über erbsengroßen Paquet vereinigt, die einzelnen Drüsen hämorrhagisch nekrotisch mit hämorrhagisch infiltriertem umgebendem Bindegewebe und angrenzendem Odem, das sich bis in die linke Achselhöhle erstreckt. Die übrigen peripheren Lymph- drüsen vergrößert, saftig In der Bauchhöhle geringe Mengen klarer Flüssigkeit, desgleichen in beiden Pleurahöhlen. Milz groß, voll von gelblichen Herden. Leber groß, fettig degeneriert, gleichfalls gelbliche Herde zeigend, doch kleinere und distineter stehende. Nieren geschwollen, fettig degeneriert. Nebennieren hyperämisch. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Mesenteriale Lymph- drüsen groß, medullär, die peritonealen gleichfalls vergrößert, saftig, rothlich-gelb, besonders intensiv die linken lumbalen verändert. Lungen hyperämisch, durchsetzt von reichlichen graugelben Herden mit hämorrhagischem Hole. Reichlich Pestbacillen im Blute. 4. Infection per os. Unsere Untersuchungen über die Infection per os umfassen einerseits Fütterungsversuche mit der Schlundsonde, anderseits aber Spontaninfectionen. Bei ersteren wurde gewöhnlich eine größere Menge einer Culturaufschwemmung in den Magen eingeführt; letztere erfolgten unter den Versuchstieren ent- weder dadurch, dass die Meerschweinchen andere an Pest gefallene Thiere ihrer Gattung anfrassen oder dadurch, dass sie bei cutanen Einreibungsversuchen die Infectionsstelle beleckten. Dadurch kam es vor, dass bereits anderweitig mit lebenden, virulenten Pestbacillen inficierte Thiere sich ein zweitesmal inficierten (M210 und M219). 668 H- Albrecht und A. Gkon, Solche Spontaninfectionen sahen wir unter unseren Versuchsthieren verhältnismäßig nicht zu selten. Regelmäßig erfolgte eine solche, wenn ein an Pest gefallenes Thier angenagt wurde. Auch unter den Fütterungsversuchen mit der Schlundsonde hatten wir bis auf. einen Fall (M100) stets positive Resultate. Wir ersehen daraus, dass auch heim Meerschweinchen die Infection per os keinerlei Schwierigkeiten bereitet, was im völligen Einklänge steht mit der Empfänglichkeit dieser Thiere für das Pestvirus von anderen, anscheinend intacten Schleimhäuten aus (Nase, Conjunctiva). Ob die Infection künstlich mit der Schlundsonde ausgeführt wurde oder spontan erfolgte, die patho- logisch-anatomischen Befunde hinsichtlich der Eingangspforte waren im allgemeinen dieselben und boten drei verschiedene Bilder: In einer Reihe von Fällen handelte es sich ausschließlich um eine Infection vom Maule aus. Derartige Infectionen fanden sich meist bei den Spontaninfectionen (M3l0, M210 und M219); sie fanden sich aber auch bei den künstlich mit der Schlundsonde herbeigeführten Infectionen, selbst dann, wenn größere Mengen des Pestvirus direct in den Magen gebracht wurden (M210). In diesen letzterwähnten Fällen blieb beim Herausziehen der Schlundsonde Pestvirus auch im Maule zurück, von wo aus dann die Infection stattfand, trotzdem unvergleichlich größere Mengen des Virus sich im Magen befanden. Diese Thatsachen sprechen für die Bedeutung der oberen Theile des Digestionstractes bei der Infection nach Verfütterung. In allen diesen Fällen landen sich dann die typischen dem primären Bubo zukom- menden Veränderungen an den Halslymphdrüsen, so. dass entweder zu beiden Seiten des llaKes bestimmte Lymphdrüsengruppen — häufig die Submaxillardrüsen — diese charakteristischen Veränderungen zeigten (Mai0 und M .,,„) oder aber nur die einer Seite (Mgl0 und M219). Die Eingangspforte im Maule war in einer Anzahl von Fällen dadurch kenntlich, dass sich entweder an einer Lippe (M219) oder aber am vorderen Theile der Zunge (M120) ein fast klein erbsengroßes derbes Infiltrat befand, dessen Aussehen im allgemeinen dem Charakter der Infection entsprach, ähnlich wie die Veränderungen im primären Bubo. Derartige Fälle fanden sich bei den Spontaninfectionen seltener, hin- gegen häufiger bei Fütterungsversuchen mit der Schlundsonde, vielleicht deshalb, weil bei diesen sehr häufig durch gewisse Eingriffe mit der Pincette (Aufsperren des Maules, Hervorziehen der Zunge etc l kleine Epithelverletzungen gesetzt wurden. In den übrigen Fällen ließen sich im Maule keinerlei Verände- rungen nachweisen (Mgl0 und M210). Im Magen-Darmcanal landen sich in allen Fällen reiner Maulinfection entweder gar keine Verände- rungen (M120, M3io und.M.,,,,1 oder nur solche, wie sie auch bei anderen Arten der Infection nach eingetre- tener Allgemeininfection zu linden waren: kleinste Blutungen, Röthung der Schleimhaut und einfache Schwellung der Plaques (M. ,,,,.). Dementsprechend zeigten dann auch die mesenterialen Lymphdrüsen immer nur die seeundären Bubonen zukommenden Veränderungen, nicht anders wie die übrigen Lymph- drüsen des Körpers. In einer zweiten Reihe von Fällen bildete ausschließlich der Darm die Eingangs- pforte für den Pesterreger (M118). Hier fanden sich meist entlang des ganzen Dünndarmes (.der nur auf einen Theil desselben beschränkt gewöhnlich mehrere bis über erbsengroße, knötchenartige Gebilde, entweder starr hämor- rhagisch infiltriert oder in ^\cn centralen Partien schon nekrotisch. Diese Gebilde, die Peyer'schen Plaques entsprachen, waren schon durch die Serosa sichtbar (Taf. V, Fig. 2). Die Schleimhaut des Darmes war in ihrer Umgebung meist reichlich von Blutungen durchsetzt. Die übrige Schleimhaut des Darmes war ent- weder ohne besondere Veränderungen oder zeigte einfachen Katarrh, manchmal auch mehr oder weniger reichlich Blutungen. INHALT. Über die Beulenpest in Bombay im Jahre 1897. THEIL I. Seite Albrecht: Zur Geschichte der österreichischen Pestcommission. (Mit 5 Tafeln.) I — XIII Wissenschaftlicher Theil des Berichtes. THEIL IIA. Müller: Klinische Untersuchungen. (Mit 36 Curventafeln und Anhang.) 1 — 226 THEIL IIB. Albrecht und Ghon : Pathologisch -anatomische Untersuchungen mit Einschluss der patho- logischen Histologie und Bacteriologie. (Mit 14 Tafeln.) 227—580 THEIL HC. Albrecht und Ghon: Bacteriologische Untersuchungen über den Pestbacillus. (Mit 6 Tafeln.) . 581 — 827 Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 669 Die mesenterialen Lymphdrüsen waren in diesen Fällen immer stark vergrößert und trugen alle Charaktere des typischen primären Bubo. Nicht selten sah man von diesen so veränderten Lymphdrüsen im Mesenterium stärker gefüllte, reichlichst von kleinsten Blutungen umgebene Gefäße zu den früher erwähnten infiltrierten Plaques ziehen. Die übrigen Lymphdrüsen des Körpers trugen nur Veränderungen der sogenannten seeundären Bubonen. Beim Meerschweinchen bildete bei der reinen Darminfection immer nur der Dünndarm die Eintritts- pforte des Pestvirus, nie sahen wir solche im Dickdarm. Die Möglichkeit, dass aber auch dieser gelegent- lich als Eingangspforte in Betracht kommen dürfte, ist deshalb nicht von der Hand zu weisen, weil wir eine derartige Dickdarminfection bei Affen sahen. Hingegen trafen wir bei allen unseren zahl- reichen Experimenten nie einen Fall, der auf den Magen als Eintrittspforte hinwies. Die früher geschilderten Befunde bei reiner Darminfection lassen die Annahme, dass es sich hiebei immer um eine an mehreren Stellen gleichzeitig erfolgte Infection handeln dürfte, recht wahr- scheinlich erscheinen. In allen Fällen von Darminfection waren die so charakteristisch veränderten Peyer'schen Plaques zu finden. Nie sahen wir solche Veränderungen der Plaques bei anderen Infectionsarten. Doch beweisen diese so charakteristischen Veränderungen noch nicht, dass die Aufnahme der Pestbacillen auch unbedingt durch diese Gebilde erfolgen müsse. Der Eintritt des Pestvirus kann auch in der Umgebung der Plaques erfolgen. Die Infiltrate der Plaques wären dann als primäre Bubonen anzusehen, während der Bubo in den mesenterialen Lymphdrüsen sogenannten primären Bubonen zweiter Ordnung entspräche. In einer dritten Reihe von Fällen endlich bildete Maul und Darm gleichzeitig die Eintrittspforte (M119, M288 und M289). In solchen Fällen waren sowohl Gruppen der Halslymphdrüsen als auch die mesenterialen Lymphdrüsen nach Art eines primären Bubo verändert. Dabei fanden sich auch die früher beschriebenen charakteristischen Veränderungen der Plaques im Darme , während im Maule — ähnlich wie bei der reinen Maulinfection — keine Veränderungen nachweisbar waren (M2S9) oder sich an den Lippen und der Zunge wieder die obenerwähnten Infiltrate vorfanden (M]19 und M2g8). Die Dauer des Ablaufes des Processes war meist gleich der nach cutaner Infection, 3 — 4 Tage und darüber. Dementsprechend war auch der pathologische Befund der Thiere. indem mehr der pyämische Charakter der Infection in den Vordergrund trat. Die Milz war groß und zeigte die charakteristischen tuberkelähnlichen Herde, die sich auch in Leber und Lungen vorfanden. Die Degeneration der parenchy- matösen Organe war verschieden stark ausgeprägt, oft verdeckt durch stärkere Hyperämie. Dazu Blutungen in verschiedenen Organen, bald reichlicher, bald spärlicher, alles in allem dasselbe Bild, wie wir es bei gleicher Dauer des Processes bei den anderen Infectionsarten beschrieben haben. Auch bacteriologisch weichen die Befunde in Nichts von den bisher besprochenen ab. Liegt die Eintrittspforte auch im Darmtract, so finden sich in den Fäces meist sehr reichliche Pestbacillen. Die große Menge der Bacillen lässt in diesen Fällen dann gewöhnlich auch den culturellen Nachweis gelingen, der sonst infolge der reichlicheren Anwesenheit der Darmbacterien — wie schon anderweitig erörtert — fast immer ein negativer ist. M n-. = circ a 500 Gramm Körpergewicht. Am 22. September 1890 vom peritonealen Exsudate aus Mjjj (Cultur 1X7, hochvirulent) circa 2 Cubikcentimeter durch einen weichen Catheter in den Magen gebracht. Tod des Thieres am 26. September, nach 4 Tagen. Section ergibt: Die peripheren Lymphdrüsen nicht wesentlich verändert, etwas saftreicher. Maul, Rachen, Ösophagus und Magen ohne Veränderungen. Peritoneum parietale und viscerale glatt, glänzend. Der ganze Dünndarm erfüllt mit flüssigem, hämorrhagischem Inhalt. Seine Schleimhaut durchsetzt von zahlreichen Blutungen, partienweise hämorrhagisch infarciert. Schon durch die Serosa durchschimmernd finden sich im ganzen Dünndarme weißlich-gelbe, medulläre, circa erbsengroße, von Blutungen durchsetzte, prominente Infiltrate (Plaques Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 87 670 //. Albrecht und A. Ghon, und Follikel), in deren Umgebung die Schleimhaut hämorrhagisch infarciert ist. Der erste solche Knoten sitzt im Duodenum, unmittelbar unter dem Pylorus. Im Dickdarm fester Inhalt, seine Schleimhaut der ganzen Ausdehnung nach von zahllosen kleineren Blutungen durchsetzt. Im Mesenterium gleichfalls reichlich Blutu M ienteriale Lymphdrüsen stark ver- größert, voll von Blutungen, röthlich-gelb gesprenkelt, die an der Radix mesenterii nekrotisch sind, völlig einem primären Bubo entsprechend. Milz groß, voll gelblicher, knötchenförmiger Herde. Kleinere solche finden sich in der fettig degenerierten Leber. Nieren geschwollen, fet rt. Nebennieren hyperämisch. In den Lungen reichlich circa stecknadel- kopfgroße Blutungen. In Deckglaspräparaten aus dem Blute und dem Dünndarminhalte reichlich Pestbacillen. M lio = circa 500 Gramm Körpergewicht. Am 22. September 1S97 in gleicher Weise mit derselben Exsudatmenge geimpft wie M118 und Mn9- Das Thier verendet am 29. September, nach 7 Tagen. Section ergib t. Inguinale und axillare Lymphdrüsen etwas vergrößert, saftreicher. Halsl ymphdrüsen zu Paqueten vereinigt, auf dem Durchschnitte dieser die einzelnen Drüsen noch abgrenzbar, groß, theils von Blutungen durchsetzt, medullär, theils schon nekrotisch. Der vordere Theil der Zunge hämorrhagisch infiltriert, nahe der Spitze eine kleine Erosion mit hämorrhagischem Grunde (Verletzung mit der Pincette?). Desgleichen der vordere Theil der Gingiva am Unterkiefer hämorrhagisch, starr infiltriert. Rachen, Ösophagus, Magen und der ganze Darm vollständig intact. Die mesenterialen Lymphdrüsen kaum verändert. Milz groß, von gelb- lichen Knötchen durchsetzt. Leber groß, fettig degeneriert, ebenfalls von gelblichen kleineren Herden durchsetzt. Nieren groß, fettig degeneriert. Nebennieren blutarm. Lungen blutarm, voll peripher sitzender embolischer Herde mit graugelbem Centrum und dunkel- rothem Hofe. Deckglaspräparate vom Blute zeigen reichlich Pestbacillen, solche von den Halslymphdrüsen sehr reichlich, solche vom Inhalte des Coecum nicht mit Sicherheit als Pestbacillen anzusprechende Formen. Aussaaten aus dem Dickdarminhalte zeigen keine Pestcolonien. M 119 = circa 500 Gramm Körpergewicht. Am 22. September 1897 dieselbe Menge desselben Exsudates wie bei M118 in gleicher Weise einverleibt (stomachal). Das Thier verendet in der Nacht vom 27. auf den 28. September, nach circa 5>/o Tagen. Section ergibt: Die inguinalen und axillaren Lymphdrüsen nur etwas größer, saftiger. Die oberflächlichen Hals lymphdrüsen fast bohnengroß, die der linken Seite durchwegs nekrotisch, die der rechten theils nekrotisch, theils hämorrhagisch infiltriert. Die Unterlippe gleichmäßig starr, hämorrhagisch infiltriert, ebenso der vordere Theil der Zunge. Auch die tiefen Halslymphdrüsen groß, saftig röthlich-gelb. Rachen und Ösophagus ohne Veränderungen. In beiden Lungen reichlich peripher sitzende gelbliche Herde, von einem mehr weniger breiten, dunkelrothen, infiltrirten Hofe umgehen. Milz sehr groß, voll von gelblichen Knötchen, desgleichen die stark fettig degenerierte Leber. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren blutarm. Magen und Dickdarm ohne Veränderungen. Im ganzen Dünndarm einschließlich des Duodenum isoliert stehende, große, knötchenartige Gebilde, die zum Theile schon nekrotisch zerfallen und von Blutungen durchsetzt sind. Die übrige Schleimhaut des Dünndarms voll kleinster Blutungen. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, zum Theile röthlich-gelb, saftig und von Blutungen durchsetzt, zum Theile schon nekrotische Stellen zeigend, doch nicht so hochgradig verändert wie die Halslymphdrüsen. Auch die retroperitonealen Lymph- drüsen größer, saftig. In Deckglaspräparaten aus dem Dünndarminhalte reichlich und anscheinend ausschließlich Pestbacillen. In den Aussaaten aus dem Dünndarminhalte reichlich Darmbacterien, Pestcolonien nicht mit Sicherheit nachweisbar. Histologischer Befund. 1. Unterlippe. Das Epithel der Schleimhautfläche in weiter Strecke fehlend; da, wo es noch erhalten ist, sind in dein-. große, länglich-ovale Hohlräume, die mit Le id Pestbacillen erfüllt sind. Die nekrotischen, von Leukocj ten und Pestbacillen infiltrierten Schleimhautpapillen sind bloßliegend, und ebenso ist die Submucosa wie auch der quergestreifte Unterlippenmuskel ganz dicht von Pestbacillen und Leukocyten, welch letztere ebenso wie das Gewebe den typischen Kernzerfall zeigen, infiltriert. Pest- bacillen außen" 'lieh, neben ziemlich zahlreichen, langen, häufig in Büschelfo i oder zu langen Fäden aus- gewach i ärbt, exquisite coccen-, hefezellen- oder ringähnliche I' i rmen bildend. 2. Querschnitte durch den freien Antheil der Zunge reichliche Infiltration mit Pestbacillen, die den ganzen Zungenkörper durchdringt. Daneben reichli und Nekrosen. Das Epithel au vielen Stellen unter dem Bilde der Coagulationsnekrose z\ o dass die dicht von Pestbacillen infiltrierten Schleimhautpapilli in dem noch erhaltenen Epithel, das aber vielfach durch Hämorrhagien odei Ödemflüssigkeit, Leukocyten und vordri große Schwärme von Pestbacillen von den Papillen abgehoben ist, linden sich rundliche oder längliche Vacuolen gebildet, die zumeist von homogen geronnener Ödemflüssigkeit erfüllt sind. Pi tbacillen in sehr reichlicher Mei ge, zumeist Degenerationsformen zeigend; oberflächlichen Schichten untermischt mit i I blichen, langen Fäden bildenden Stäbchen. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 671 3. Halslymphdriise von links. Kapsel und periglanduläres Gewebe vielfach von Leukocyten, Pestbacillen und Hämo r- i'hagien durchsetzt. Die Randsinus mit Pestbacillen vollgepfropft, und reichlicher Kernzerfall im Bereiche der Corticalis; auch in der Marksubstanz finden sich nekrotische Herde, deren Centrum von Pestba;illenhaufen gebildet wird. Pestbacillen sehr reichlieh, vor- wiegend in ganz blassgefärbten, großen Degenerationsformen, außerdem ziemlich spärlich lange, schlanke Stäbchen. 4. Eine Halslymphdrüse von rechts ergibt ganz denselben Befund. 5. Milz. In der Pulpa zahllose, kleine nekrotische Herde und Haufen von Pestbacillen. Im Bereiche derselben reichliche, mit Eosin stark roth gefärbte, mehr weniger homogene Balken und Schollen, die vielfach Kerndetritus einsehließen oder von solchen dicht umgeben sind oder wie hyaline Thromben die Pulparäume ausfüllen; wo letztere noch erhalten ist, ist sie von Blutungen durchsetzt. Pestbacillen außerordentlich reichlich, theils als Diplobacillen, theils Degenerationsformen zeigend. 6. Auch in der Leber finden sich ganz kleine innerhalb der Läppchen sitzende Herde zerstreut, die ein ganz analoges Aussehen wie Pestherde zeigen. Das Centrum derselben wird meist nur von Haufen von Pestbacillen gebildet, die dasselbe Aussehen haben wie in der Milz. 7. Lunge. Auf den untersuchten Schnitten finden sich zahlreiche verschieden große (bis hirsekorngroße) Herde, die den- selben Typus zeigen wie die Leber- und Milzherde. Das Centrum wird zumeist von größeren Massen von Pestbacillen gebildet neben reichlichem Kerndetritus, und in den peripheren Schichten, wo das Lungengewebe noch nicht zugrunde gegangen ist, sind die Alveolen entweder von dichtgedrängten, mehrkernigen Rundzellen oder von Blut erfüllt; vielfach haben die Herde auch einen hämorrhagischen Hof. Pestbacillen außerordentlich reichlich, theils als Diplobacillen, theils in allen Formen der Degeneration. 8. Querschnitte durch den Dünndarm und eine mesenteriale Lymph drüse zeigen eine ganz enorme Infiltration der Darmwand durch Pestbacillen, und zwar in der ganzen Circumferenz des Darmrohrs, nebst reichlichen Hämorrhagien und Nekrose; besonders an den Gefäßen findet sich das typische Bild der Coagulationsnekrose. Diese reichliche Bacilleninfiltration betrifft vor allem andern die Submucosa, die dadurch sehr beträchtlich verbreitert ist. An einer Stelle lassen sich auch noch Reste adenoider Substanz in derselben nachweisen. Auch die Schleimhautzotten sind vielfach von Pestbacillen vollständig infiltriert, wie mit den- selben injiciert. Das im allgemeinen sehr gut erhaltene Oberflächenepithel über einigen Zotten fehlend. Auch zwischen den Muskel- schichten des Darms in den Lymphgefäßen große Haufen von Pestbacillen (Taf. V, Fig. 2). 9. Die benachbarte mesenteriale Lymphdrüse ebenfalls außerordentlich reichlich von Pestbacillen infiltriert; auch die Elemente der Kapsel von Hämorrhagien und Pestbacillen auseinandergeworfen. Im umgebenden Fettgewebe zahlreiche stark erweiterte, mit Pestbacillen vollgepfropfte Lymphgefäße. Msio Am 22. October 1S97 (= 265 Gramm Körpergewicht) geringe Mengen abgetödteter Cultur intraperitoneal. Am 22. December 1897 (= 320 Gramm Körpergewicht) noch gesund, erhielt eingerieben an einer rasierten Stelle des linken Oberschenkels vom Milzsafte aus M17S (hochvirulente Cultur). Das Thier befand sich in einem Käfig mit M17-, und Mi;T, die, mit hochvirulenter Cultur geimpft, beide nach ihrem Tode angefressen waren (16. und 20. December). Am 26. December Tod des Thieres. Section ergibt: Geringes Infiltrat an der Einreibungsstelle. Kaum erbsengroßer Bubo, zum Theil hä morrhagisc h - e ite rig infiltriert, zum Theil nekrotisch, in der linken Leistengegend. Im umgebenden Binde- und Fettgewebe wenig Ödem mit vereinzelten Blutungen. Die Drüsen der rechten Leistengegend etwas größer, saftreicher, das sie umgebende Gewebe ebenfalls ödematös. Die Lymphdrüsen an beiden Halsseiten fast bohnengroß, nekrotisch, die der linken zum Theil noch gelb-röthlich infiltriert (Bubo), das sie umgebende Gewebe geringgradig ödematös. Maul, Rachen, Ösophagus, Magen und Darm ohne Veränderungen. Lungen voll kleinster Blutungen. Herzfleisch morsch. Nieren und Leber fettig degeneriert. Milz sehr groß, weich, voll kleinster gelblicher Herde. Im Herzblute reichlich Pestbacillen. M 210 = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 2. Jänner 1898 mit einer Nadel, die mit dem .Milzsafte von M199 (hochvirulente Cultur) beschickt war, Stich in die Haut des linken Oberschenkels. Tod des Thieres am 8. Jänner früh, nach 6 Tagen. Section ergibt: An der Einstichstelle ein klein erbsengroßer Abscess, nekrotische gelbliche Massen ent- haltend. Die oberflächlichen und tiefen linken Inguin aldrüsen groß, nekrotisch, das sie umgebende Binde- und Fettgewebe infiltriert. Die peripheren Drüsen etwas größer, saftig, desgleichen die mesenterialen und retroperitonealen. Die Lymph- drüsen der rechten Halsseite sehr groß, theils nekrotisch, theils noch infiltriert (1), ganz nach Art eines primären Bubo verändert. Milz groß, voll von gelblichen Knötchen, desgleichen die Leber, jedoch sind die Herde daselbst kleiner und geringer an Zahl. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren, Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In den Lungen vielfach embolische Herde. Im inguinalen und Halsbubo sehr reichlich Pestbacillen, weniger zahlreich im Blute. 87* 672 H. Albrecht und A. Ghon, M-.'i'.i = circa 300 Gramm Körpergewicht. Am 15. Jänner 1898 vom peritonealen'Exsudate aus M2]„ (Cultur XXXIV/1) 2-5 Cubikcentimeter intraperitoneal (schwach virulente Cultur). Das Thier thcilte mit mehreren Meerschweinchen, an denen Einreibungsversuche mit hochvirulenten Culturen an rasierte Hautstellen gemacht wurden, einen Käfig. Am 23. Jänner verendet das Thier. Section ergibt: Die inguinalen Lymphdrüsen und die axillaren etwas größer, saftiger, das die ersteren umgebende Binde- gewebe etwas röthlich ähnlich verändert auch die Halslymphdrüsen. Eine tiefe Halslymphdrüse neben den G der linken Halsseite sehr groß, nekrotisch, neben dieser noch eine zweite, ebenso veränderte, kleinere Drüse. Beide zeigen das Bild primärer Bubonen. An der Oberlippe der linken Seite ein von einer Blutkruste bedecktes, gelb-röth- liches Infiltrat. Im Maul, Rachen, Ösophagus und Magen keine Veränderungen. In den Lungen kleine Blutungen. Milz groß, voll von größeren, gelblichen Knoten. Leber dunkelbraun. Nieren fettig degeneriert. Mesenteriale Lymphdrüsen . . saftige r. D ü n n d a r m st är k e r g e r ö t h e t. Kein Exsudat in der Bauchhöhle. Reichlich Pestbacillen im Blute. Histologischer Befund. 1. Schnitte durch die Oberlippe zeigen, dass das Epithel an der ganzen Schleimhautseite derselben fehlt, so dass die nekrotischen, von Pestbacillen, Leukocyten und Hämorrhagien infiltrierten Papillen bloßliegen. Dieses Infiltrat setzt sich in die tieferen Bindegewebsschichten bis in die Musculatur überall unter Nekrose des Gewebes und der Rundzellen fort. Pestbacillen sehr reichlich. 2. Eine Halslymphdrüse, ebenfalls sehr reichlich von Pestbacillen infiltriert, unter Bildung zahlreicher, kleiner, nekro- tischer Herde. Pestbacillen ebenfalls sehr reichlich, auch Degenerationsformen bildend. Mass- Am 25. Mai 1898 (= 230 Gramm Körpergewicht) mit Bouillonculturfiltraten von Pestbacillen geimpft. Das Thier befand sich in demselben Käfig wie M2g4 und M2,5, die beide in der Nacht vom 30. bis 31. Mai an acuter Pest verendeten und angenagt waren. Am 2. Juni Tod des Thiei Section ergibt: Unterhalb des linken Unterkiefers eine über bohnengroße, starr- hämorrhagisch infiltrirte Lymphdrüse (typischer hämorrhagischer primärer Bubo). Die übrigen Halslymphdrüsen geschwollen, sueculent; ähnlich auch die anderen peripheren Lymphdrüsen beschaffen. An der Unterlippe ein circa stecknadelkopf- großes, hämorrhagisches Infiltrat. Lungen voll von Blutungen. Leber hyperämisch. Milz klein, anämisch. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren hyperämisch. Die mesenterialen Lymphdrüsen groß, eine davon hämorrhagisch infil- triert, eine andere grau-röth lieh infiltriert. Der hämorrhagisch infiltrierten, die nahe dem Gekröseansatz liegt, entspricht im Dünndarm eine stark prominente, hämorrhagisch infiltrierte Plaque (wie ein primärer Bubo). Der übrige Darm hyperämisch. Deckglaspräparate vom Halsbubo zeigen enorme Mengen von Pestbacillen. Aussaaten aus dem Blute zeigen wenige Pestcolonien. Histologischer Befund. 1. Hämorrhagische Lymphdrüse vom Halse. Die Schnitte durch dieselbe zeigen das Bild eines frischen hämor- rhagischen Bubo. indem das durch reichliche Hämorrhagien auseinandergeworfene und in Nekrose befindliche Parenchym von der ebenso veränderten Kapsel und dem ebenfalls hämorrhagisch infiltrierten periglandulären Gewebe vielfach nicht abzugrenzen ist. Pest- bacillen ziemlich reichlich in n Diplobacillcnformen. 2. Mesenteriale Lymphdrüse. Erweiterung der Sinus, die im Bereiche der einen Hälfte der Lymphdrüse von reichlichen Pestbacillen und Blutungen erfüllt sind. An diesen Stellen findet sich auch beginnende Neki ' iewebes. Die Elemente des periglandri: . owii derbii n Lymphdrüsenkapsel von Blutungen und reichlicher, homogen oder feinkörnig geronnener Ödemflüssigkeit a i. Hier linden sich auch mächtig erweiterte, von derselben Ödemflüssigkeit, Leuko- cyten und rothen Blutzellen erfüllte Lymphgefäße. Pestbacillen in ungleichmäßiger Vertheilung, bald sehr reichlich, bald spärlich zu Häufchen angeordnet, vielfach intracelluläi uch reichlich in den erweiterten Lymphgefä 3. Lunge. Zahlreiche, zerstreute, kleine Blutaustritte in die Lungenalveolen. Pestbacillen nicht mit Sicherheit aufzufinden. 4. Milz. Blutarm. Pulparäume collabiert. Pestbacillen ziemlich spärlich in Form von blassgefärbten Diplobacillen aufzufinden. M 889. Am 25 Mai 1898 (= 180 Gramm Körpergewicht) mit Pesttoxinen Das Thier befindet sich gleichfalls mit den M 2si und M2q5 in einem Käfig, t dem auch M28S und AP,,,,, sich befinden, die und von denen das in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni verendete M .,.,,■, gleichfalls ressen war. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 673 Das Thier am 5. Juni todt. Section ergibt: Am Halse die Lymphdrüsen etwas größer, das sie umgebende Bindegewehe und die \l eteren blutig infiltrier!, [n den Lungen reichlich Blutungen, in den Pleurahöhlen reichliche klare Flüssigkeit. Milz blutarm. Leberund Nieren geschwollen, fettig degeneriert. Nebennieren voll von Blutungen. Die mesenterialen Lymphdrüsen starr hämorrhagisch infiltrirt, nach Art eines acuten primären Bubo verändert. Im Jejunum an 2 Stellen enorm geschwollene, blutig infiltrierte Plaques, in ihrer Umgebung hämorrhagische Infiltration. Von diesen Plaques ziehen zu den hämorrhagisch infiltrierten mesenterialen Lymphdrüsen von Blutungen umgebene Gefäße. Reichlieh Pestbaeillen im Blute. M kio = 405 Gramm Körpergewicht. Am 10. September 1897 vom peritonealen Exsudate aus M95 (Cultur IX/7, hochvirulent) circa 3 — 3-5 Cubikcen timeter mit Catheter in den .Magen eingeführt. Das Thier hatte kurze Zeit vorher geboren. Am 21. September Tod des Thieres. Section ergibt: Mastitis in der rechten Bauchgegend mit schmierigem, käsigen Inhalte. Die peripheren Lymphdrüsen nur in der rechten Inguinalgegend etwas größer, jedoch derb, die übrigen unverändert. Maul, Rachen, Ösophagus, Magen und Darm vollständig intact. Mesenteriale Lymphdrüsen derb, ohne Veränderungen. Milz kaum vergrößert, braunroth. Leber und Lungen blutreicher. Pathologisch-anatomisch kein Anhaltspunkt für Pesterkrankung. Deckglaspräparate aus dem Blute, der Milz und einer inguinalen rechten Lymphdrüse zeigen keine Bacterien. solche vom Mastitisinhalte reichlich Coccen. Aussaaten aus dem Herzblute bleiben steril. 5. Infection von der Schleimhaut der Nase und der Conjunctiva aus. Wurde eine Spur pestbacillenhältiges Material auf die anscheinend ganz intacte Schleimhaut der Nase oder der Conjunctiva gebracht (eingeträufelt, ohne dass das Instrument mit der Schleimhaut in Berührung kam), so folgte in einer Reihe von Fällen dieser Procedur eine tödtliche Allgemeininfection der Thiere in den bekannten typischen Bildern, nachdem sich vorher immer in den regionären Lymph- drüsengruppen der charakteristische primäre Bubo gebildet hatte. Dieser saß bei den Infectionen von der Conjuctivalschleimhaut aus entweder in der auricularen (M198 und M207) oder einer tiefgelegenen Lymphdrüsengruppe der Halsregion (M262 und M278), bei den Naseninfectionen ausschließlich in einer tiefgelegenen Halsdrüsengruppe (M266). Manchmal konnte man mehrere Lymphdrüsengruppen derselben Halsseite (M198) in ähnlich intensiver Weise verändert sehen (primäre Bubonen 1. und 2. Ordnung). Eine Reaction von Seite der Eingangspforte war nicht immer nachweisbar (M278 und Mä66). War sie vorhanden, so bestand sie meist in einer mehr minder intensiv ausgeprägten katarrhalischen Entzündung der betreffenden Schleimhaut (M198, M26ä und M207), in deren Secret reichlichst Pestbaeillen nachweisbar waren. Es machte uns vielfach den Eindruck, als ob für das Zustandekommen dieser örtlichen Reaction die Menge der einverleibten Virusmenge nicht ohne Einfluss wäre, indem bei größeren Dosen häufiger eine derartige Reaction erfolgte. Der Ablauf der Infection war gerade bei diesem Modus oft ein recht foudroyanter mit ausgesprochen hämorrhagischem Charakter (M198, M262 und Mä07). In einer anderen Reihe von Fällen blieb jedoch bei diesem Infectionsmodus überhaupt jede Reaction von Seite des Körpers aus; doch waren die mit diesem Infectionsmodus erzielten negativen Resultate bei den Meerschweinchen nicht häufiger als bei den Ratten. Für einen electiven Nachweis des Pest- bacillus eignete sich demnach diese Methode nicht. Sie kam darin in keiner Weise der cutanen Infection gleich. Die im vorstehenden geschilderte Art der Infection ist für die Spontaninfectionen empfänglicher Thiere nicht ohne Bedeutung, zumal die Infection von der Nase aus. Gerade dieser Körpertheil kommt vielfach in erster Linie mit pestbacillenhältigem Materiale durch das Beschnuppern in Berührung, meist 674 H. Albrecht und A. Ghon, früher als die Schleimhaut des Maules. Da in vielen Fällen jedwede örtliche Reaction mangelt, so wird oftmals ein Entscheid über die Eingangspforte — ob Maul oder Nase — offen bleiben müssen, nachdem der Sitz des primären Bubo einen sicheren Aufschluss darüber kaum geben dürfte. Es sei im Anschlüsse an diese Auseinandersetzungen bemerkt, dass wir in vielen Fällen von intra- peritonealer, subcutaner, cutaner und oraler Infection auch eine mehr oder minder starke katarrhalische Veränderung der Conjunctiva — gewöhnlich beider Augen — sehen konnten. Die Augenlider waren häufig verklebt und das noch intra vitam ausfließende Secret zeigte nicht selten reichlich Pestbacillen. Analoges fanden wir auch bei anderen Thieren (Ratten) und auch beim Menschen (siehe II. B, S. 259). In epidemiologischer Hinsicht ist diese Thatsache nicht ohne Bedeutung. M ms = 200 Gramm Körpergewicht. Am 29. December 1897 geringe Mengen des Milzsaftes aus M1>s (siehe dieses) auf die intacte Conjunctiva des rechten Auges gebracht (ohne mit der Öse selbst die Conjunctiva zu berühren). Das Thier verendet am 31. December unter Krämpfen, nach 2 Tagen. Section ergibt: Das rechte Auge verklebt, Conjunctiva stark geröthet, auf derselben schleimig- eiteriges Secret. Das subcutane Bindegewebe des ganzen Halses und der oberen Thoraxhälfte sulzig. Die rechten Auricular- drüsen groß, starr hämorrhagisch infiltriert, in dem sie umgebenden ödematösen Bindegewebe Blutungen. Eine untere Halslymphdrüse nahe dem Jugulum sehr groß, saft reich, hämorrhagisch infiltriert. Die übrigen Halslymphdrüsen ebenfalls größer, sueculent, röthlich. Ähnlich, jedoch geringer verändert die anderen peripheren, sowie die mesen- terialen und retroperitonealen Lymphdrüsen. Milz groß, weich, dunkel. Leber und Nieren geschwollen, parenchymatös degeneriert. Nebennieren leicht hyperämisch. Lungen blutarm. In den Pleurahöhlen und in der Bauchhöhle geringe Mengen klarer Flüssigkeit. Magen und Darm ohne Veränderungen. Das Binde- und Fettgewebe um die inguinalen Lpmphdrüsen leicht ödematös. Deckglaspräparate aus dem Secrete des rechten Auges zeigen sehr reichlich Pestbacillen, desgleichen solche aus einer hämorrhagischen Auriculardrüse der rechten Seite, spärlicher die vom Blute. IM 202 = üb er 300 Gramm Körpergewi cht. Am 12. April 1898 vom Milzsafte aus M 255 (siehe dieses) geringe Mengen in das rechte Auge geträufelt ohne - ige, respective die Conjunctiva zu berühren). Tod des Thieres am 15. April früh, nach 3 Tagen. section ergibt: Conjunctiva des rechten Auges geschwollen, geröthet, die des linken unverändert. Das sub- cutane Gewebe um das rechte Auge ödematös, zum Theil hämorrhagisch. Einzelne Blutungen in den rechten Halsmuskeln. Die ober- flächlichen Lymphdrüsen des Halses beider Seiten größer, dunkelroth, sehr saftig, zum Theil von Blutungen durchsetzt. Eine untere tiefe Lymphdrüse der rechten Halsseite sehr groß, hämorrhagisch infiltriert, weich. In den Pleurahöhlen klare Flüssigkeit. Beide Lungen blutreich. Die mesenterialen Lymphdrüsen größer, medullär, von Blutungen durchsetzt. Leber groß, dunkel- roth, ebenso die Nieren. Nebennieren wie hämorrhagisch infiltriert. Milz groß, weich, jedoch blässer. In der Schleimhaut des ganzen Darmtractes, namentlich des Dickdarms, sein- reichlich kleinere Blutungen. Die Lymphdrüsen in den Achselhöhlen und in Jen Inguinalgegcnden größer, röthlich, sueculent. Im Blute sehr reichlich Pestbacillen. M 207 = circa 200 Gramm Körpergewicht. Am 31. December 1897 sehr geringe Mengen des Saftes aus einer hämorrhagischen Auriculardrüsi M L98 in das rechte Auge geträufelt (ohne die Conjunctiva zu berühren). Das Thier verendet am 3. Jänner 1898 früh, nach 3 Tagen. Section ergibt: Conjunctiva des rechten Auges geröthet, mit geringen Mengen gelb-röthlichen Secretes bedeckt. Das subcutan m das rechte Auge, der ganzen rechten Kopfhälfte und des Halses, besonders der rechten Seite sulzig-hämorrhagisch. Besonders zahlreich sind die Hämorrhagien in vier Umgebung des rechten Ohres und Auges. Die rechten A u ri cu ! ard rü se n hämorrhagisch, jedoch klein, an Intensität der Veränderungen zurückstehend intere, tiefe Halslymphdrüse, an der rechten Seite der Trachea gelegen, die groß, starr hämor- li infiltriert erscheint. Die übrigen peripheren, sowii diastinalen, mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen geschwollen, von kleineren Blutungen durchsetzt. In der Musculatui md reichlich flächenhaft ai tete Blutungen, ebenso im Zwerchft I irahöhlen klar tark hyperämisch. Milz größer, sehr weich, dunkel. Leber hyperämisch. weich. Nieren stark parenchj m riert. Neben: rhagisch infiltriert. Magen wie hämor- 1 infiltriert. Auch d ei D Blutungen, äv in untei n Jejunum und im Ileum so dicht stehen, dass diese n 1111 Blute. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 675 Histologischer Befund. 1. Schnitte durch den ganzen Bulbus sammt Conjunctiva des inficierten Auges zeigen das Epithel der Conjunctiva überall erhalten; gerade vor der Umschlagstelle der Conjunctiva palpebrae zur Conjunctiva bulbi erscheint das subepi- theliale Gewebe hyperämisch, reichlich von Lcukocyten und enormen Massen von Pestbacillen und einzelnen Blutungen durchsetzt. Pestbacillen sind an dieser Stelle enorm reichlich (gut gefärbte Diplobacillen). In den übrigen Abschnitten des Auges sind keine auf- zufinden, wohl aber im Blute der Gefäße. 2. Milz. Die Pulpa von eingetretenem Blute, reichlichen polynucleären Leukocyten und ganz enormen Mengen von Pest- bacillen infiltriert (gut gefärbte Diplobacillen, zum Theile Fäden bildend). 3. Niere. Mäßige Degeneration des Epithels. Im Blute reichliche Pestbacillen. 4. Magen. Die Schleimhaut an zahlreichen, kleinen, umschriebenen Stellen von Blutungen wie infiltriert ; auch in der Sub- mucosa Hämorrhagien, die die Schleimhaut von der Muscularis abheben. Innerhalb derselben sehr reichliche Pestbacillen. M »78 = 1S7 Gramm Körperge wie ht. Am 8. Mai 1S98 von der Cuitur R.,. neunzehnte i i ohne vorherige Thierpassage), 24 Stunden alt, 1 Tropfen einer Aufschwemmung von 1 Ose in 10 Cubikcentimeter Kochsalzlösung auf die intacte rechte Conjunctiva. Tod des Thieres am 17. Mai, nach 9 Tagen. Section ergibt: Das i g intact, ( onjunetiva blass. An der 'echten Halsseite eine tiefe Lymphdrüse mächtig vergrößert, nekrotisch. In beiden Lungen reichlich gelbe, peripher gelegene Herde mit rothem, dichteren Hofe. Milz stark vergrößert, voll von kleineren und größeren, gelben, nekrotischen Herden. Leber und Nieren geschwollen, fettig degeneriert. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Die übrigen peripheren, sowie die mesenterialen und retroperi- tonealen Lymphdrüsen saftiger. In den nekrotischen Massen der rechten Halsdrüse sehr reichlich Pestbacillen. M -Jiiii = 205 Gramm Körpergewicht. Am 15. April vom Milzsafte aus M2g2 (siehe dieses) geringe Mengen auf das rechte Nasenloch (ohne mit der Öse selbst anzustreifen). Tod des Thieres am 18. April, nach 3 Tagen. Section ergibt: An der Nase und Nasenschleimhaut keine Veränderungen, ebenso nicht im Maul und Rachen. Die Lymphdrüsen an beiden Unterkieferwinkeln, sowie die in beiden Achsel- und Inguinalgegenden größer, medullär, von Blutungen durchsetzt. Die tiefen Halslymphdrüsen an beidenSeiten sehrgroß, gelb-roth gesprenkelt und infiltriert, die der rechten Seite hochgradiger verändert als die der linken. In der Haut allenthalben kleinere und größere Blutungen. Die mesenterialen Lymphdrüsen groß, medullär, von Blutungen durchsetzt. Lungen blutarm. Milz größer, weich, blässer. Leber parenchy- matös degeneriert, ebenso Nieren. Nebennieren voll von Blutungen. Magen ohne besondere Veränderungen, der Dünn- und Dickdarm voll von kleinen, dichtstehenden Blutungen. Reichlich Pestbacillen im Blute, enorme Mengen derselben im Bubosafte. b) Kaninchen. Auch die Kaninchen erwiesen sich als sehr empfänglich für das Pestvirus, wenn auch nicht in dem Maße wie die Meerschweinchen. Diesen gegenüber lieferten sie bei den Versuchen auch nicht die gleich- mäßig prägnanten Resultate. Nicht bloß die klinischen Symptome pestkranker Kaninchen, sondern auch der pathologisch-anato- mische Befund an Pest gefallener Thiere waren im großen und ganzen dieselben wie bei den Meer- schweinchen. Immer folgte der Infection — nach welchem Modus sie auch ausgeführt wurde — auch hier zunächst die Entwicklung des primären Bubo in dem regionären Lymphdrüsenbezirke. Der Verlauf der Infection war gleichfalls ein verschiedener und in erster Linie abhängig von der Viru- lenz und der Menge des einverleibten Virus. Die Krämpfe, die sich bei vielen Thieren unmittelbar vor dem Tode einstellten, waren manchmal - namentlich bei etwas protahierterem Verlaufe der Infection — besonders intensiv. 676 H. Albrecht und A. Ghon, Verlief die Infection nicht acutest innerhalb 1 — 2 Tagen, so zeigten sich auch bei den Kaninchen dann häufig Localisationen des Pestvirus in der Milz, der Leber und den Lungen in Form der schon bekannten gelblich-weißen, tuberkelähnlichen Gebilde. Bei Einverleibung schwächer virulenter Culturen schloss sich der Infection nicht selten ein marasti- scher Zustand an, dem das Thier meist erst nach längerer Zeit erlag. Nach intraperitonealer Infection entsprach zwar im allgemeinen das Exsudat in der Bauch- höhle und die Reaction des Peritoneums dem Ablaufe der Infection, doch fand sich in manchen Fällen in der Bauchhöhle kein freies Exsudat vor, und die Reaction von Seiten des Peritoneums war dann eine auf- fallend geringe (K4), oder aber es war, selbst bei acuterem Verlaufe, an Stelle des Exsudates mehr oder weniger reichlich klare Flüssigkeit in der Peritonealhöhle (K3 und K33), ähnlich wie in den Pleurahöhlen. Verwendete man schwach virulente Culturen zur intraperitonealen Infection, so blieb der Process auf die Bauchhöhle beschränkt. Es bildeten sich dann neben einer käsigen Infiltration in der Bauchwand entsprechend der Einstichstelle ähnliche, von einer fibrösen Kapsel umgebende käsige Herde am Perito- neum und im Netz, oft reichlicher, oft nur spärlich, bald größer bald kleiner — ähnlich wie wir es auch beim Meerschweinchen gesehen hatten. Die mesenterialen Lymphdrüsen waren in solchen Fällen groß und in den centralen Partien nekrotisch, die Milz klein und lichtbraun, die parenchymatösen Organe stark degeneriert. Leber, Milz und Lungen zeigten hier nie die charakteristischen Localisationen des Pestvirus. Bacteriologisch fanden sich Pestbacillen nur in den beschriebenen käsigen Herden der Bauchöhle und der Einstichstelle, vielfach in Degenerationsformen (K25, K9 und K7). In einem Falle, der erst nach 23 Tagen tödtlich endete, fanden sich ausgedehnte Blutungen am Halse ohne Pestbacillen (K7). Sonst sahen wir Blutungen nur nach eingetretener Allgemeininfection bei acuterem Verlaufe. Bei ausgesprochen hämorrhagischem Charakter waren die Blutungen manchmal auch in reichlicher Menge in der Haut nachweisbar, gleichmäßig dicht über dieselbe vertheilt (K3). Wurde die cutane Infection in der Weise ausgeführt, wie wir es beim Meerschweinchen ange- geben hatten (Einreibungsmethode), so kam es vor, dass an der Infectionsstelle manchmal keine auffal- lenden Veränderungen wahrnehmbar waren (K1X). Erfolgte die rein cutane Infection jedoch mittels Stich in das Ohr, so folgte der Infection eine mehr oder minder heftige locale Reaction des betreffenden Ohres, manchmal unter Nekrotisierung des Stichcanales (K15)j und Bildung eines primären Bubo in den auricu- laren Lymphdrüsen. In solchen Fällen waren die zu und von den Auriculardrüsen ziehenden Lymph- gefäße oft in besonders schöner Weise als geschlängelte, dicke, gelbliche Stränge sichtbar (Lymphan- gioitis). Allgemeininfection folgte in diesen Fällen meist nicht. Die Thiere verendeten vielmehr erst nach längerer Zeit unter starken Krämpfen und mehr oder minder hochgradiger Abmagerung (K22) und zeigten das Bild ausgesprochener Giftwirkung oder das Bild des Marasmus, wie wir es bei den Meerschweinchen gesehen hatten. Derartige Resultate erhielten wir beim Kaninchen auch nach Einverleibung kleiner Mengen hoch- virulenten Materiales, während Meerschweinchen sie nur bei Verwendung schwachvirulenter Culturen gezeigt hatten. Infectionsversuche von intacten Schleimhäuten aus gelangen fast ebenso leicht wie beim Meer- schweinchen. Wir konnten sowohl von der Schleimhaut der Nase (K84 und K18) als auch von der des Maules (K19) aus eine tödtlich verlaufende Allgemeininfection hervorrufen. Während auch hier wieder die regionären Lymphdrüsen den typischen Bubo zeigten, war in allen unseren Fällen eine Reaction an der Eintrittspforte des Virus nicht erfolgt. In dem einen Falle (K19) zog sich der Verlauf der Infection trotz Verwendung hochvirulenten Materiales etwas hinaus und näherte sich schon jenen formen, in denen das Bild der Intoxication mehr in den Vordergrund tritt. Leicht ausführbar war Ihm Kaninchen die intravenöse Infection. Die Veränderungen, die wir an den daran gefallenen Thieren sahen, wichen in Nichts ab von den bisher bekannten Bildern. Wir erzeugten damit einerseits rasch ablaufende, septikämische Formen (K16), anderseits solche, in denen die charakteristischen Localisationen des Pestvirus in einzelnen Organen i Milz. Leber etc.) zutage traten Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. (i, , (K6). In einem Falle verendete das Thier erst nach 60 Tagen (K8); der Sectionsbefund zeigte hoch- gradigen Marasmus, analog den Fällen, wie wir sie bei anderem Infectionsmodus sowohl bei diesen Thieren als auch bei Meerschweinchen bereits kennen gelernt haben. Pestbacillen konnten in diesem Falle nicht mehr nachgewiesen werden. Ki = 470 Gramm Körpergewicht. Am 6. October 1897 intraperitoneal ' 10 Öse der Cultur IX 7 aus Mm, 48 Stunden alt. hochvirulent für Meerschweinchen Tod des Thieres am Morgen des 7. October, nach circa 10 Stunden. Sectiön ergibt: Periphere Lymphdrüsen kaum verändert, [n den Bauchdecken, entsprechend der Injectionsstelle, mehrere größere Blutungen. In der Bauchhöhle geringe Mengen leicht trüber, etwas viseöser Flüssigkeit. Peritoneum glatt und glänzend, geröthet, von vereinzelten kleineren Blutungen durchsetzt. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, sein- saftreich, weißlich. Milz kaum vergrößert, weicher, braunroth. Leber sehr blutreich. Nieren ebenfalls blutreicher, in der Kapsel kleinste Blutungen. Nebennieren blut- arm. Magen und Dünndarm ohne besondere Veränderungen. In der Schleimhaut des Wurmfortsatzes vereinzelte kleinere Blutungen. Lungen mäßig blutreich. In Deckglaspräparaten vom peritonitischen Exsudate finden sich sehr reichlich Pestbacillen, in denen vom Herzblute mäßig viele. K 4 = 545 G r a m m K ö r p e r g e w i c h t. Am 9. October 1897 intraperitoneal i/,0 Öse \on der Cultur IX 7 aus M]U, 48 Stunden alt, hochvirulent für Meer- schweinchen. Tod des Thieres am 10. October, nach 23 Stunden. Section ergibt: In den Bauchdecken entsprechend der Injectionnsstelle confluierende, ausgedehnte Blutungen. Periphere Lymphdrüsen saftreicher, sonst ohne besondere Veränderungen, tn der Bauchhöhle kein freies Exsudat. Peritoneum geröthet. Mesen- teriale Lymphdrüsen geschwollen, groß, saftig, weißlich. Milz groß, dunkel. Leber sehr stark gelb, ebenso die Nieren. Nebennieren ohne auffallende Veränderungen; desgleichen Magen und Darm. Lungen blutarm. In Deckglaspräparaten aus der Milz linden sieh sehr reichlich Pestbacillen. K:)= 500 Gramm Körpergewicht- Arn 6. October 1897 intraperitoneal von der Cultur IX/7 aus Mm, 48 Stunden alt, '/10 Öse (hochvirulent für Meer- schweinchen). Tod des Thieres am 9. October, nach 70 Stunden. Section ergibt: Die ganze Haut übersät von kleineren und größeren, bis fast hirsekorngroßen, frischen Blutungen. Sämmtliche periphere Lymphdrüsen, besonders die Halslymphdrüsen geschwollen, saftreicher, gelb-roth. In der Bauchhöhle reichliche, vollständig klare Flüssigkeit. Die Milz groß, voll von kleinsten, grau-gelblichen, tuberkelähnlichen Knötchen. Leber groß, blutreich, parenchymatös degeneriert und übersät mit kleinsten, kaum sichtbaren, gelblichen Herden. Nieren gesehwollen, stark parenchymatös degeneriert. Nebennieren blass. Magen ohne besondere Veränderungen. Im ganzen Darm, besonders aber im Coecum, Wurmfortsatz und Colon descendens ziemlich reichlich kleinere und größere, isoliert stehende Blutungen. In beiden Pleurahöhlen geringe Mengen klarer Flüssigkeit. Lungen blutreich, durchsetzt von ziemlieh zahlreichen, kleineren und größeren Blutungen. Herzfleisch morsch. Im Herzblute mikroskopisch spärlich Pestbacillen, in der Bauchflüssigkeit culturell keine Bacterien nachweisbar. Histologischer Befund. 1. Milz. Pulpa theils sehr blutreich und von Blutungen durchsetzt, theils in ein gröberes oder feineres Balkenwerk oder in glänzend homogen aussehende Bröckel und Schollen, die sich mit Eosin ziemlich intensiv färben, umgewandelt. Zwischen diesen Balken und Schollen findet sich Kerndetritus wie darüber gestreut. Follikel zahlreich, nicht weiter verändert. Pest- bacillen sehr reichlich, in dicht nebeneinander liegenden Häufchen angeordnet (Diplobacillenform). 2. Leber. Zahlreiche rundliche Herde, die kaum so groß sind wie ein ganz frischer, sogenannter miliarer Tuberkel. Die Leber- zellen im Bereiche derselben durch Coagulationsnekrose in homogen aussehende Bröckel und Balken umgewandelt, die vielfach von fein- oder grobkörnigem Kerndetritus eingesäumt sind und ein mehr oder weniger breites, mit Hämalaun bläulich gefärbtes Centrum von Pestbacillen besitzen. Solche Herde finden sich in regelloser Anordnung in den Leberläppchen. Sowohl im Blute der Capillaren, wie innerhalb dieser Herde sehr zahlreiche Pestbacillen als gutgefärbte Diplobacillen. '■). Lunge. Hyperämie und Austritt von Serum und rothen Blutkörperchen in die Alveolen an einzelnen kleineren Stellen. Sonst nichts besonderes. Im Blute ziemlich spärliche Pestbacillen aufzufinden. 4. Niere. Starke parenchymatöse Degeneration der Kinde. Nur vereinzelte Pestbacillen im Blute. Denkschriften der mathem. -natu™. Cl. LXVI. Bd, SN 678 H. Alirecht und A. Ghon, 5. Lymphdrüse von der rechten Halsseite. Mäßige Hyperämie, starke Erweiterung der Sinus, besonders am Hilus, die mit Rundzellen und abgestoßenen Endothelien erfüllt sind. Außerdem linden sich einzelne typische, nekrotische Pestherde in der Corticalis. Im Bereiche derselben und innerhalb der Sinus Häufchen von Pestbacillen. Im Blute der Gefäße sehr spärliche Pestbacillen. G. Schnitte durch eine Hautblutung zeigen, dass dieselbe mehrere Coriumpapillen betrifft und nur wenig ins sub- cutane Bindegewebe hineinreicht. Pestbacillen nicht mit Sicherheit aufzufinden. K :su = 1 630 G r a m m K ö r p e rg e w i ch t. Am 14. April 1S98 von der Cultur R„, fünfzehnte Generation. 24 Stunden alt, ' 10 Ilse intraperitoneal Tod des Thieres in der Nacht vom 18. auf den 19. April. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen durchwegs geschwollen, saftreich, röthlich-weil.i. In der Bauchhöhle ziemlich reich- liche Mengen fibrinös-eiterigen Exsudates. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, weißlich, weich. Milz sehr groß, dunkel, weich. Leber und Nieren geschwollen, stark fettig degeneriert. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In beiden Pleurahöhlen klare Flüssigkeit. Die Lymphdrüsen des vorderen Mediastinum größer, saftig, das sie umgebende Bindegewebe ödematös, sulzig. Deckglaspräparate aus der Milz zeigen sehr reichlich Pestbacillen. K :{:; = 1 2 60 Gramm Körpergewicht. Am 5. Februar 1898 intraperitoneal '/so Öse von der Cultur IX/7 aus M22lJ 48 Stunden alt, hochvirulent für Meer- schweinchen. Tod des Thieres unter Krämpfen am 15. Februar, nach 10 Tagen. Section ergibt: Das Thier hochgradig abgemagert. Periphere Lymphdrüsen etwas saftreicher, sonst ohne auffallende Ver- änderungen. In der Bauchhöhle und in beiden Pleurahöhlen ziemlich reichliche klare Flüssigkeit. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, saftreich, weißlich. Milz vergrößert, durchsetzt von grau- gelblichen, bis über stecknadelkopfgroßen, tuberkelähnlichen Herden. Leber und Nieren sehr stark fettig degeneriert, gelb. Nebennieren gelb. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen hyperämisch, von kleineren und größeren, peripher sitzenden, gelblichen Herden durchsetzt, die von einem hämorrhagischer Hofe umgeben erscheinen. In Deckglaspräparaten aus der Milz linden sich in ziemlich spärlicher Menge typische Pestbacillen. K 2j = mittelgroßes Thier. Am 19. December 1897 intraperitoneal 5 Ösen der Cultur XXXIX/2, zehnte Generation. 5 Tage alt (sein schwach virulent). Tod des Thieres am 25. December, nach 6 Tagen. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen ohne besondere Veränderungen. In der Bauchhöhle Spuren klarer Flüssigkeit. Allenthalben am Peritoneum parietale bis etwas über hirsekorngroße, gelbliche, aus einer käsigen Masse bestehende Knötchen. Solche Gebilde linden sich auch überall in der Serosa des Darmes, im Netz und Gekröse, auf der Oberfläche der Leber und Milz. Auf der Leberoberfläche finden sich außerdem noch zarte fibrinöse Auflagerungen. Mesenteriale Lymphdrüsen größer, saftiger, weißlich. Milz größer, weich. Leber dunkel, blutreich. Nieren gelb. Nebennieren, Magen und Darm ohne auffallende Veränderungen. Herzfleisch morsch. Lungen blutarm. Deckglaspräparate aus einem Knötchen des Peritoneum zeigen viele Pestbacillen, solche von der. Milz spärlicher, darunter auch Degenerationsformen. K'.i = 532 Gramm Körpergewicht. Am 9. October 1897 intraperitoneal ,/„ Öse von der Cultur IX 7. zwölfte Generation, IS Stunden alt (schwach virulent). Tod des Thieres unter Krämpfen am 20. October, nach 1 I Tagen. Section ergibt: An den peripheren Lymphdrüsen keine besondere Veränderungen. In der Bauchwand, entsprechend der Injectionsstelle, ein kleines, aus nekrotischen Massen bestehendes Infiltrat. In der Bauchhöhle, sowie in beiden Pleurahöhlen reichlich klare, gelbe Flüssigkeit. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, weißlich, saftreich. Milz klein, lichtbraun, Nieren sehr stark gelb. Leber blutreich. Magen und Dickdarm ohne besondere Veränderungen. Im Dünndarm flüssiger Inhalt. Lungen blutarm. In Deckglaspräparaten vom Hcrzblute und dem peritonealen Transudate lassen sich keine Bacterien auffinden, in denen von einer mesenterialen Lymphdrüse sieht man Gebilde, die nicht mit Sicherheit zu deuten sind, eventuell auch als degenerierte Pest hacillen angesprochen werden könnten. Aussaaten vom Heizblute bleiben steril. K ; = 475 Gra m m K öi p e r g e w i c h t. intraperitoneal > „, Öse von der Cultur IX 7, zwölfte Generation, IS Stunden all. Thieres unter Krämpfen am 31. October, nach 23 Tagen. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 679 Section ergibt: Das Thier stark abgemagert. Abdomen aulgetrieben. Periphere Lymphdrüsen etwas saftreicher. Im Unterhaut- bindegewebe des Halses zu beiden Seiten der Trachea dunkle, ausgedehnte Blutungen. Lungen blutarm. Herzheisch sehr schlaff, brüchig, stark atrophisch. Im Abdomen klare Flüssigkeit. Entsprechend der Einstichstelle in den Bauchdecken einige stecknadelkopfgroße, käsige Infiltrate. Ähnlich beschaffene Infiltrate vereinzelt auch im Netz und Mesenterium. Mesenteriale Lymphdrüsen sehr groll, außer- ordentlich weich und saftig, von gelblichen, nekrotischen Herden durchsetzt. Milz klein, atrophisch. Leber und Nieren stark fettig degeneriert, Nebennieren, Magen und Dickdarm ohne besondere Veränderungen. Coecum aufgetrieben. Im Dünndarm breiiger Inhalt; seine Plaques geschwollen. Deckglaspräparate von der Blutung am Halse zeigen keine Bacterien, solche von einer mesenterialen Lymphdrüse und vom Infiltrate der Injectionsstelle spärliche Pestbacillen. Aussaaten vom Herzblute bleiben steril. K :!."> = g r Ö ß eres Thier. Am 19. Februar 1898 subcutan löse von der Gullur IX; 7 aus M _.,,. 48 Stunden alt, hochvirulent für Meerschweinchen (nach Passage eines Kaninchens). Entsprechend der Injectionsstelle (rechte Bauchseite) schon nach 2 Tagen ein derbes, ausgedehntes Infiltrat nachweisbar. Tod des Thieres am 3. März, nach 12 Tagen, unter lang andauernden Krämpfen. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstelle ein circa wallnussgroßer Abscess, der erfüllt ist von einer gelblich- weißen, schmierigen Masse. Die Inguinallymphdrüsen derselben Seite zu einem größeren Paquete vereinigt, abgrenzbar, in eine gelblich-weiße, nekrotische Masse umgewandelt. In ähnlicher Weise, doch in geringerem Grade erscheinen auch die lumbalen Drüsen dieser Seite, sowie die inguinalen der linken und die axillaren beider Seiten verändert (directe Lymphbahnen). Milz klein, braunroth, von einzelnen kleinsten, gelblichen Knötchen durchsetzt. Leber blutreicher. Nieren stark gelb. Magen und Darm ohne besondere Ver- änderungen. Lungen blutreich. In Deckglaspräparaten aus den nekrotischen Massen der Injectionsstelle und einer linken axillaren Lymphdrüse lassen sich nicht mit Sicherheit Bacterien nachweisen. Aussaaten aus dem Herzblute bleiben steril. Kit = 760 Gramm Körpergewicht. Am 23. November 1897 geringe Mengen der Cultur IX 7 aus M t ,,; ihochvirulent für Meerschweinchen i, 24 Stunden alt. an eine rasierte Stelle des linken Oberschenkels leicht eingerieben. Tod des Thieres am 26. October, nach 3 Tagen. Section ergibt : An der Einreibungsstelle keine auffallenden Veränderungen. In der linken lnguinalgegend ein fast erbsengroßer, gelb und roth gesprenkelter Bubo, in hämorrhagisch infiltriertes Bindegewebe eingehüllt. Die übrigen peripheren, sowie die mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen etwas geschwollen, saftreich. In der Bauch- und in der Brusthöhle seröse Flüssigkeit, die in ersterer leicht hämorrhagisch gefärbt ist. Milz vergrößert, dunkel. Leber blutreich. Nieren blass. Nebennieren hluss- gelb. Im Magen keine Veränderungen. Im Dünndarm zahlreiche, im Dickdarm vereinzelte Blutungen. Deckglaspräparate vom Bubo zeigen reichlich Pestbacillen, die von der Milz weniger reichlich. In der peritonealen Flüssigkeit keine Bacterien mikroskopisch nachweisbar. Aussaaten vom Herzblute ergeben reichlich Pestcolonien. Kis= größeres Thier. Am 9. December 1897 geringe Mengen vom Milzsafte des Meerschweinchens M 17:] an eine rasierte Stelle des linken Unterschenkels eingerieben. Das Thier verendet in der Nacht vom 12. auf den 13. December, nach circa 3V,2 Tagen. Section ergibt: Die eingeriebene Hautstelle infiltriert, das entsprechende subcutane Bindegewebe voll von Blutungen. Die linke Fossa poplitea vollständig hämorrhagisch infiltriert, gleichsam ein Hämatom darstellend, in dessen Centrum sich eine über bohnengroße, hämorrhagisch infiltrierte, weiche Lymphdrüse befindet. Von hier aus längs der Arteria femoralis bis über die Theilungsstelle der Aorta abdominalis hinauf im Bindegewebe um die Gefäße zahlreiche kleinere Blutungen. Die ingui- nalen linken Lymphdrüsen, sowie die retroperitonealen dieser Seite (lumbales et iliacae) über erbsengroß, hämorrhagisch infiltriert, zum Theile nekrotisch. Das sie einschließende Bindegewebe voll von Blutungen. Die inguinalen Lymphdrüsen der anderen Seite groß, röthlich, saftig und in leicht ödematöses Bindegewebe eingehüllt. Milz etwas größer, weich, dunkel. Leber blutreich. Nieren parenchy- matös degeneriert. Nebennieren gelblich. Magen ohne Veränderung. Im Anfangstheile des Duodenum eine infiltrierte Plaque, in deren Umgebung reichlich Blutungen in der Schleimhaut. Auch im übrigen Dünndarm, und zwar nach abwärts an Zahl abnehmend, kleinere Blutaustritte. Im Coecum bis kleinlinsengroße Blutungen. Mesenteriale Lymphdrüsen gesehwollen, röthlich. Axillare und Halslymph» drüsen größer, saftig. In Deckglaspräparaten vom Bubo der linken Fossa poplitea und von der Milz finden sich sehr reichlich Pestbacillen. 88* 680 H. Albrecht und A. Ghon, Ki.-, = 900 Gramm Körpergewicht. Am 23. November 1897 sehr geringe Mengen der C'ultur IX/7 aus M]5B durch cutanen Stich in Jas rechte Ohr. Vi !i i inigen Tagen das Ohr geröthet, dick, herabhängend, um den Stichcanal ein nekrotischer Schorf. Am 2. December, nach 9 Tagen, Tod des Thieres unter Krämpfen. Section ergibt: Schwellung des infieierten Ohres. Der Stichcanal infiltriert. Die auricularen Lymphdrüsen an der Ohrwurzel kleinerbsengroß, nekrotisch. Die zu- und abführenden Lymphgefäße als verdickte, geschlängelte, gelbliche Stränge sicht- bar. Lungen blutarm. Herzfleisch morsch. Milz etwas vergrößert, dunkel, weicher. Leber voll von Coccidien. Nieren gelblich, Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In der Bauchhöhle etwas klare Flüssigkeit. Periphere und innere Lymphdrüsen ohne auf- fallende Veränderungen. In Deckglaspräparaten von der Milz spärlich typische Pestbacillen, in denen von einer verkästen Auricularlymphdrüse spärlich degenerierte Formen. Die Aussaaten vom Herzblute bleiben steril. II istologischer Befund. I. Schnitte durch die Haut aus der Gegend der Ohrwurzel zeigen einige kleine Lymphdrüsen, die von einer breiten Bindegewebskapsel umgeben und zum größten Theile nekrosiert sind. Pestbacillen nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Auf anderen Schnitten durch die Ohrmuschel aus der Gegend der Injectionsstelle erseheint in ziemlich weiter Ausdehnung das ganze Gewebe bis an den Knorpel in typischer Weise nekrosiert. das heißt umgewandelt in ein zusammenhängendes, gröberes und feineres Balkenwerk oder in unregelmäßige, homogen glänzende', stark mit Eosin gefärbte Schollen. Kis = größeres Thier. Am 9. December 1S97 geringe Mengen vom Milzsafte aus .Meerschweinchen M173 durch cutanen Stich an beiden Ohren. Nach mehreren Tagen entsprechend den Stichstellen je ein etwa erbsengroßer Knoten. Tod des Thieres am S. Jänner 1898, nach 30 Tagen, unter starken Krämpfen. Section ergibt: Hochgradige Abmagerung. Stichstellen reactionslos. Eine Lymphdrüse an der rechten Ohrwurzel klein- erbsengroß, nekrotisch. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen ohne Veränderungen. Lungen hyperämisch. Milz klein, blass. Leber kleiner, dunkelbraun. Nebennieren gelb. Nieren blass. Magen und Darm ohne Veränderungen. Aussaaten vom Herzblute und der rechten nekrotischen Ohrdrüse bleiben steril. Kit = großes Thier. Am 9. December 1897 geringe Mengen vom Milzsalte des M,;;, auf die intacte Nasenschlcimhaut (linke Seite). Tod des Thieres am 12. December, nach 3 Tagen. Section ergibt: Nasenschleimhaut ohne besondere Veränderungen. Das subcutane Bindegewebe des Halses, zumal der linken Seite, sowie der linken Gesichtshälftc ödematös und durchsetzt von Blutungen. Die Lymphdrüsen am linken Unterkieferwinkel durch hämorrhagisch infiltriertes Bindegewebe zu einem fast bohnengroßen Paquet vereinigt, die einzelnen Drüsen vergrößert, hämorrhagisch infiltriert. Die gleich- namigen Drüsen der rechten Seite auch vergrößert, röthlich und von einzelnen Blutungen durchsetzt, doch nicht so hochgradig ver- ändert wie die der linken Seite. Die übrigen Halsdrüsen, sowie die linken Axillardrüsen geschwollen, saftig; weniger verändert die rechten axillaren und die inguinalen. Milz großer, dunkel. Leber blutreich. Nieren parenchymatös degeneriert. Nebennieren blass. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen blutarm. In Deckglaspräparaten vom Herzblute und dem Bubo finden sich sehr reichlich Pestbacillen. Kis = 835 Gramm K ö rp e rg e w ich t. Am 23. November 1897 geringe Mengen dei Cuitur IX 7 aus M , ,,;, 'J4 Munden alt, auf die intacte Nascnschleimhaut geträufelt. Tod des Thieres am 29. November, nach Li Tagen, mit Schrei und Krämpfen. Section ergibt: Die Halslymphdrüsen der linken Seile, und zwar die oberflächlichen und tiefen, .owic die oberflächlichen der rechten Seile nach Art eines primären Hubo verändert (vergrößert, gelb-roth, infiltriert, in infiltriertes Bindegewebe eingehüllt). Nasenschleimhaut, sowie Maul und Rachen ohne Veränderungen; desgleichen Magen und Dann. Lungen blutarm, Merz fettig degeneriert. Leber groß, durchsetzt von kleinsten, dichtstehenden, gelb- ii In n Herden; ebenso die vergrößerte Milz Nieren fettig degeneriert, in der Bauchhöhle klare Flüssigkeit in reichlicher Menge. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, weißlich, saftreich. In Deckglasprä] Ha n P lacillen. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 681 Kiü = 910 Gramm Körper g e w i c h t, Am 23. November 1897 geringe Mengen der Cultur IX/7 aus M1SG, 24 Stunden alt, auf die intacte Maulschleimhaut geträufelt. Tod de* Thieres am 2. December, nach 9 Tagen. Section ergibt: Eine Lymphdrüse am linken Unterkieferwinkel vergrößert und nekrotisch, die übrigen Halslymphdrüsen geschwollen, saftig, weißlich. Das Bindegewebe am Halse stark ödematös. Im Maul, Rachen. Öso- phagus, Magen und Darm keine besonderen Veränderungen. Lungen blutarm, atelectatische Stellen zeigend. Milz größer, dunkel. Leber groß, voll von Coccidien. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren blass-gelb. In Deckglaspräparaten von der nekrotischen Halslymphdrüse spärlich Pestbacillen, meist in degenerierten Formen. ■ In den Aussaaten vom Herzblute keine Pestcölonien nachweisbar. K li> = 755 Gramm Körpergewicht. Am 23. November 1897 intravenös 1 Öse der Cultur IX/7 aus M156, 24 Stunden alt (hochvirulent für Meerschweinchen). Tod des Thieres am 25. November, nach 2 Tagen. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen geschwollen und lebhaft injiciert. Peritoneum und Pleura feuchter. Milz stark vergrößert, plump, dunkelblutroth, weich. Leber morscher, gelb. Nieren geschwollen, blass. Nebennieren blutarm. Magen und Dick- darm ohne besondere Veränderungen. Im Ileum eine größere, prominente Plaque, die von stecknadelkopfgroßen Hämorrhagien durch- setzt ist. Lungen ohne pathologische Veränderungen. Deckglaspräparate von einer Halslymphdrüse zeigen reichlich typische Pestbacillen, spärlicher die von der Milz und dem Herzblute. Aussaaten vom Herzblute und Milz ergeben ausschließlich und reichlich Pestcölonien. K« = 1040 Gramm Körpergewicht. Am 9. October 1897 intravenös (Ohrvene) l/,0 Ose der Cultur IX 7 aus M M|, 48 Stunden alt. Tod des Thieres am 12. October, nach 3 Tagen. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen durchwegs geschwollen, saftreich. In der Bauchhöhle Spuren klarer Flüssigkeit, ebenso auch in den Pleurahöhlen. Mesenteriale und retroperitoneale Lymphdrüsen vergrößert, röthlich-gelb, sueeulent. Milz sehr groß, durchsetzt von kleinsten, gelblichen Herden. Leber und Nieren geschwollen, sehr stark fettig degeneriert. Magen und Dickdarm ohne auffallende Veränderungen, im Dünndarm einzelne Plaques stärker vortretend, suceulenter. Nebennieren und Lungen blutarm In Deckglaspräparaten vom Herzblute linden sich wenig zahlreich Pestbacillen. Ks = 1100 Gramm Körpergewicht. Am 9. October 1897 intravenös (Ohrvcne) -> und Ri-28. Am 4. October 1898 intraperitoneal von der Cultur IX 7 Msg2, sechste Generation. 48 Stunden alt, hochvirulent, l/ioo Öse. I.il leider Thiere gleichzeitig und plötzlich am 9. October, nach 5 Tagen. Section ergibt: Bei beiden derselbe Befund: Kein Exsudat in der Bauchhöhle. Peritoneum glatt, geröthet, glänzend. Mesen- teriale Lymphdrüsen sehr groß, succulent, zum Theile von Blutungen durchsetzt. Milz sehr groß, gleichmäßig von gelblich weißen kleinen Herden durchsetzt. Leber und Nieren stark lettig degeneriert. Magen ohne Veränderungen. Im Dünn- und Dickdarm die Plaques deutlich sichtbar, gelblich-weiß. Lungen hyperämisch. Deckglaspräparate: Milz: wenig reichlich Pestbacillen. Rh». Am 5. Mai 1898 intraperitoneal von der Cultur K., aus KI37, 48 Stunden alt, hochvirulent, ' ._,,, Ose, des Thieres am 7. Mai, nach 42 Stunden. Section ergibt: Die peripheren Lymphdrü schwollen, saftig. Kein freies Exsudat in der Bauchhöhle. Peritoneum i ..i icialu und viscerale voll von kleineren und größeren Blutungen, ebenso das Netz. Die mesenterialen und retroperitonealen Lymph roß, hämorrhagisch infiltriert Milz sehr groß, dunkel, weich. Leber und Nieren geschwollen, parenchymatös degeneriert. Im Pylorustheile des Magens Blutungen, ebenso im ganzen Dünn- und Dickdarme. Einige Plaques im Dünndärme größer, von Blutungen i/.t. In den Pleurahöhlen reichlich leicht getrübte Flüssigkeit. Die Lungen atelectatisch. /2 Öse. Tod des Thieres am 11. Februar, nach 3 Tagen. Section ergibt: Im subcutanen Bindegewebe der Bauchdecke ausgebreitete Blutungen um den Stichcanal. diesem selbst entsprechend etwas dickes, gelbliches Exsudat. Die peripheren Lymphdrüsen geschwollen, zumal die am Halse, medullär, theilweise 688 H. Albrecht und A. Ghon, gelbroth gesprenkelt. In der Bauchhöhle geringe Mengen dicken, gelblichen Exsudates. Peritoneum leicht geröthet, glatt. Milz sehr groß, dunkel, weich, von kleinsten, weißlich gelben Herden gleichmäßig durchsetzt. Leberund Nieren stark fettig degeneriert. Nebi n- nieren hyperämisch. .Mesenteriale Lymphdrüsen stark geschwollen, gelb-roth gesprenkelt, infiltriert. Magen und Dickdarm ohne besondere Veränderungen. Plaques im Dünndarm deutlich sichtbar, weißlich, dessen Schleimhaut geröthet. In den Lungen reichlich kleinste, bis circa stecknadelkopfgroße Blutungen. Deckglaspräparate vom peritonealen Exsudat: spärlich Pestbacillen. Aussaaten aus dem Blute ergeben spärlich, solche von der Milz reichlich Pestcolonien, Rl7. Am 8. November 1897 intraperitoneal von der schwachvirulenten Cultur Hongkong, 48 Stunden alt, l/a Öse. Am 9. November schwere Krankheitssymptome, am 10. November, nach 48 Stunden, verendet das Thier plötzlich. Section ergibt: Die peripheren Drüsen größer, dunkler, saftreicher. Kein freies Exsudat in der Bauchhöhle. Peritoneum glänzend, etwas röther. Mesenteriale Lymphdrüsen größer, saftreicher, desgleichen die retroperitonealen. Das Netz zusammengerollt, von kleinen Blutungen und eitrigen Exsudatmassen durchsetzt. Milz sehr groß, dunkel, weich. Leber groß, gelb, durchsetzt von miliaren, graugelben Herden. Nieren parenchymatös degeneriert. Lungen etwas hyperämisch. Magen und Darm ohne Veränderungen. Deckglaspräparate aus der Milz, Leber und vom Omentum zeigen nur spärlich Pestbacillen, am reichlichsten die vom Omentum. Aussaaten aus dem Blute bleiben steril. Rs». Am 19. October 1897 intraperitoneal 1 Cubikcentimeter einer Aufschwemmung von Blut und Milz aus R.J7 (nach Impfung mit der schwachvirulenten Cultur XXXIV/1 an Pest verendet). Tod des Thieres am 26. October, nach 7 Tagen. Section ergibt: Die peripheren Lymphdrüsen nicht auffallend verändert. Das Thier hochgradig abgemagert. Milz groß, wie chagriniert. Leber, Nieren und Nebennieren blutreich. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Mesenteriale Lymph- drüsen kaum wesentlich verändert. Lungen blutarm, voll von bis über erbsengroßen, graugelben Knötchen, die auf der Schnittfläche ein mehr gleichmäßiges, graugelbes Aussehen zeigen und von einem hämorrhagischen Hof umgeben sind. Deckglaspräparate aus der Milz und den Lungenherden zeigen keine sicheren Pestbacillen. Aussaaten aus dem Blute bleiben steril. Histologischer Befund. Milz: In der Pulpa außerordentlich reichliches, körniges Hämatoidin und ebenso reichliche Pigmentkörnchenzellen. Sonst nichts auffallendes. Keine Bacterien. Lunge: In derselben finden sich größere, von lufthaltigem Lungengewebe ganz scharf abgegrenzte Herde, im Bereiche welcher nur stellenweise die alveoläre Lungenstructur zu erkennen ist, wobei die Alveolen von vielkörnigen Zellen erfüllt sind erscheint entweder alles von Kerndetritus und vielkernigen Leukocyten infiltriert, oder es finden sich homogen aussehende Balken und Bröckel. Pestbacillen sind bei der Anwesenheit des reichlichen Kerndetritus nicht mit Sicherheit zu erkennen. R.85. Am 22. Jänner 1898 subcutan von der Cultur Hongkong, 48 Stunden alt, schwachvirulent, 2 Agarculturen in 1 Cubik- centimeter (rechte Bauchseite). Tod des Thieres am 25. Jänner, nach 3 Tagen. Section ergibt: An der Injectionsstelle ein ungefähr 1 Centimeter im Durchmesser haltendes, nekrotisch-eitriges Infil- trat, dessen Umgebung hämorrhagisch ödematös ist. Die inguinalen Lymphdrüsen rechts hämorrhagisch infiltriert, ihre Umgebung hämorrhagisch ödematös. Die inguinalen Lymphdrüsen der linken Seite, sowie die übrigen peripheren, vor allem die der Injection--- Seite entspreche: Hai chwollen, röthlich gelb, saftig. Ahnlieh beschaffen auch die mesenterialen und retroperitonealen Drüsen. Milz sehr groß, wie infiltriert, dunkel. Leber groß, hyperämisch. Nieren fettig degeneriert. Nebennieren on Blutungen. Lungen hyperämisch. Im Dünndarm dünnflüssiger Inhalt Magi n und Dickdarm ohne Veränderungen. Deckglaspräparate: Injectionsstelle: sehr reichlich Pestbacillen. Aussaaten: Milz: wenig reichlich Pestbacillen. Ra. Am 10. Juli 1897 Stich in den rechten Kußrücken mit einer Nadel, die mit geringen Mei i Cultur 1V/2 aus M ,,, hochvirulent, beschickt war. Tod des Thieres am 13. Juli, nach 68 Stunden, plötzlich. Beulenpest. II Bacteriologische Untersuchungen. 689 Section ergibt: Der Stich am rechten Fußrücken reactionslos, ebenso die Umgebung desselben. Die Umgebung der Gefäße an der rechten Extremität ohne Veränderungen. Die Drüsen in der rechten fnguinalgegend etwas größer und saftig; ähn- lich verändert die Lymphdrüsen der linken Inguinalseite, in den Achselhöhlen und am Halse. Milz stark vergrößert, dunkel, weich. Leber "i gelb gefleckt, morsch. Nieren geschwollen, parenchymatös degeneriert. Magen und Darm ohne Veränderungen. Nebennieren blutarm. Die lumbalen Drüsen rechterseits groß, reichlich von Blutungen durchsetzt , die links, sowie die mesente- rialen medullär. In den Pleurahöhlen Spuren klarer Flüssigkeit. Lungen blutarm. Deckglaspräparate: 1. Milz: sehr reichlich Pestbacillen, vielfach mit deutlicher Kapsel; 2. Blut: reichlich Pestbacillen, ebenfalls vielfach mit deutlicher Kapsel; 3. Pleuraflüssigkeit: spärlich Pestbacillen; 4. lumbale Drüse rechts: enorm reichlich Pestbacillen; 5. mesenteriale Drüse: wenig reichlich Pestbacillen. Aussaaten aus Milz und Blut zeigen ausschließlich und sehr reichlich Pestbacillen. Rsi. Am 18. Jänner 1898 leicht eingerieben an einer rasierten, leicht blutenden Stelle (oberflächlicher Schnitt) des rechten Oberschenkels mit dem Lungensafte aus M!i; (Cultur IX/7, hochvirulent). Am 21. Jänner, nach 3 Tagen, verendet das Thier. Section ergibt: An der Einreibungsstelle geringe Mengen eitrigen Secretes. Das umgebende subcutane Bindegewebe bis gegen die entsprechenden Inguinaldrüsen hämorrhagisch-eitrig infiltriert. Die rechten inguinalen L3-mphdrüsen groß, hämorrhagisch infiltriert, in ödematöses Bindegewebe eingehüllt. Desglei- chen die tiefen inguinalen und lumbalen Drüsen derselben Seite groß, derb infiltriert, gelb-röthlich. Auch die Drüsen in der rechten Fossa poplitea ähnlich verändert. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen geschwollen, gelb-röthlich, besonders stark die axillaren und Halslymphdrüsen der rechten Seite verändert. Die mesenterialen Drüsen geschwollen, medullär, zum Theil von Blutungen durchsetzt. Milz sehr groß, derb, wie infiltriert. Leber und Nieren blutreich, weich. Nebennieren blutarm, Lungen desgleichen. In den Pleurahöhlen klare Flüssigkeit. Im 2. Theile (Pylorustheil) des Magens reichlich kleinste Blutungen. Der ganze Dünndarm stark geröthet, durchsetzt von azahllosen kleinsten Blutungen, sein Inhalt blutig schleimig. Ebenso im Dickdarm reichlich Blutungen. Plaques des Darmes geschwollen, weißlich. Deckglaspräparate von der Milz zeigen sehr reichlich Pestbacillen. R«. Am 7. November 1897 an einer leicht rasierten, nicht blutenden Stelle des linken Oberschenkels geringe Mengen der Cultur IX 7 aus Mj53, hochvirulent, leicht eingerieben. Am 12. November verendet das Thier, nach 5 Tagen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle ein kleines Infiltrat. Die inguinalen Lymphdrüsen derselben Seite geschwollen, medullär, doch nicht nach Art eines primären Bubo verändert. In ähnlicher Weise auch die übrigen peripheren und inneren Lymphdrüsen verändert. Nur die linken lumbalen Lymphdrüsen sind bedeutend größer, infiltriert, theils hämorrhagisch, theils gelb-roth gesprenkelt. Milz sehr groß, dunkel, weich. Leber und Nieren stark fettig degeneriert. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Die Lungen durchsetzt von gelblich-grauen Herden. Deckglaspräparate: 1. lumbale linke Lymphdrüse: enorm reichlich Pestbacillen ; 2. Milz: wenig reichlich Pestbacillen. Aussaaten aus dem Blute zeigen wenig reichlich und ausschließlich Pestcolonien. Histologischer Befund. 1. Schnitte durch die Stelle der Haut, wo eingerieben wurde, zeigen, der Einreibstelle entsprechend, vom Epithel entblößte und von Blutungen, Bacterien und Kerndetritus durchsetzte nekrotische Coriumpapillen. Ebenso verändert sind die angren- zenden subcutanen Bindegewebeschichten; daselbst nimmt die Bacterieninfiltration an Reichlichkeit noch zu, und hier finden sieh zahl- reiche nekrotische Gefäße und reichliche vielkernige, Kernzerfall zeigende Leukocyten. Pestbacillen enorm reichlich, blass gefärbte Degenerationsformen zeigend. 2. Eine inguinale Lymphdrüse von links zeigt reichliche Pestbacilleninfiltration, die sich ringsum nur auf die Rand- sinus beschränkt; in denselben reichlicher Kernzerfall der polynucleären Leukocyten und Endothelien. 3. Milz. Die Pulpa überall von Blutungen durchsetzt, die Follikel erhalten. Pestbacillen ziemlieh reichlich, zu Häufchen angeordnet (gut gefärbte Diplobacillen). 4. Lunge. Zumeist subpleural finden sich in der hyperämischen Lunge Herde von der Größe eines menschlichen Milzfollikels, die zumeist aus polynucleären Leukocyten mit reichlichem, grob- und feinkörnigem Zerfall ihrer Kerne bestehen. Eine alveoläre Lungenstructur lässt sich im Bereiche dieser Herde nicht erkennen. Im Bereiche dieser Herde, besonders an ihrer Peripherie, zahl- reiche, blassgefärbte Pestbacillen; im Blute der Capillaren sind sie äußerst selten. 690 H. AI brecht und A. Ghön, Rl44. Am 2. Mai 1898 von der Cultur IX/7 aus Ma62, 24 Stunden alt, hochvirulent, circa 1 Öse an eine rasierte, leicht blu- tende Stelle des linken Oberschenkels leicht eingerieben. Tod des Thieres am 5. Mai, nach 3 Tagen. Scction ergibt: An der Einreibungsstelle keine Veränderung. Die Umgebung reactionslos. Die lngui- naldrüse der linken Seite größer, infiltriert, gelb-roth gesprenkelt. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen geschwollen, saftig. Milz größer, dunkel, weich. Leber und Nieren fettig degeneriert. Nebennieren und Lungen etwas blutreicher. Magen und Harm ohne besondere Veränderungen. Deckglas präparate: 1. linke Inguinaldrüse: enorme Mengen von Pestbacillen; '_'. Halsdrüse: wenig reichlich Pestbacillen; 3. Milz: wenig reichlich Pestbacillen. Rn.v Am 2. Mai 1898 von derselben Cultur wie bei Rj jj dieselbe Menge in gleicher Weise eingerieben. Tod am 5. Mai, nach 2 Tagen. Section ergibt: An der Einreibungsstelle ein schmieriger Belag. Das subcutane Bindegewebe dieser Stelle entsprechend hämorrhagis ch-ödema tös, die linke Inguinaldrüse (Einreibungsseite) groß, hämorrha- gisch infiltriert, in ödematöses Bindegewebe eingehüllt. Auch dassubeutane Bindegewebe der linken Bauch- und Thoraxseite bis hinauf in die linke Achselgrube ödematös. Die linken axillaren Lymphdrüsen eben- falls groß, infiltriert, zum Theil hämorrhagisch (Bubonen 2. Ordnung). Mesenterium fettreich, voll von Blutungen. Milz groß, dunkel, weich. Leber und Nieren stark parenchymatös degeneriert. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen blutreicher. Die übrigen Drüsen geschwollen, saftig, blutreich. Deckglaspräparate von der linken Inguinaldrüse zeigen sehr reichlich Pestbacillen. Rö Am 10. August 1897 von der Cultur IV/2 ausMn, hochvirulent, eine geringe Menge auf die intaetc Schleimhaut Jos M aule s gestrichen. Am 11. August das Thier bereits krank, am 13. August taumelnder Gang. Tod des Thieres am 13. August, nach 75 Stunden. Section ergibt: Die Halslymphdrüsen vergrößert, gelbroth, die submaxillar gelegenen hämorrhagisch infiltriert Auch die übrigen peripheren Lymphdrüsen geschwollen, saftig, besonders die rechten axillaren, die zum Theile von kleinen punkt- förmigen Blutungen durchsetzt sind. Milz stark vergrößert, dunkel, weich. Leber und Nieren groß, parenchymatös degeneriert. Nebennieren ohne Veränderungen. Die mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen etwas saftiger. Im Kundus des Magens einige kleine Ecchymosen. Im Dünn- und Dickdarme keine Veränderungen. Schleimhaut des Maules, Rachens und des i Ösophagus ohne Veränderungen. Pleurahöhlen etwas stärker feucht. Lungen ohne besondere Veränderungen. Deckglaspräparate: 1. Milz: reichlich Pestbacillen ; 2. submaxillar gelegene Lymphdrüse: enorm reichlich Pestbacillen; ;;_ axillare rechte Lymphdrüse: wenig reichlich Pestbacillen. Aussaaten vom Blute zeigen reichlich und ausschließlich Pestcolonicn. Rasi. Am 30. September 1898 werden dem Thiere Organstücke eines Meerschweinchens, Jas acut an Pest (Cultur K , endete, verfüttert. Tod des Thieres am 6. Oetober, nach 6 Tagen. Section ergibt: Die Halslymphdrüsen geschwollen, rothlich, vielfach dunkelroth, saftig; ähnlich beschaffen die axillaren, intensiv die inguinalen verändert. Zwei Lymphdrüsen in der Jugulumgegend groß, hämorrhagisch, zerfließ mgen ohne Veränderungen. Maul, Rachen, Ösophagus und Magen intact. I eber und Nieren groß, fettig degeneriert. Milz sehr groß, dunkel, wie infiltriert. Die mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen geschwollen, röthlich. Im .Mieren Jejunum flüssiger Inhalt, im 1 1 e u m mehrere PI a q t ö ß < r, weißlich gelb. Deckglaspräparate: 1. Milz: wenig Pestbacillen; '1. Halslymphdrüse: wenig Pestbacillen ; :i. mesenteriale Lymphdrüse: wenig Pestbacillen ; I. Lymphdrüse von der Jugulumgegend: enorm reichlich Pestbacillen Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 691 R»;. Am 28. Februar 1897 werden dem Thiere Organstücke der Ratte R,J(;, die an acuter Pest (Cultur R.^, vierzehnte Generation) ver- endet war, verfüttert. Tod des Thieres am 3. März, nach 3 Tagen, Section ergibt: Die axillaren und inguinalen Lymphdrüsen geschwollen, saftig, blutreich. Die Halslymphdrüsen in beiden Subm axillargru ben groß, infiltriert, theils nekrotisch, theils noch gelb-roth gesprenkelt. In den Pleurahöhlen reichlich klare Flüssigkeit, die Lungen hyperämisch. Maul, Rachen, Ösophagus, Magen und Dickdarm ohne Verände- rungen. Der ganze Dünndarm hyperämisch, allenthalben die Plaques geschwollen, weißlich, an Größe gegen das untere Ileum zunehmend (einfache Schwellung). Milz sehr groß, dunkel, wie infiltriert. Leber und Nieren stark fettig degeneriert. Nebennieren gelb. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, medullär. Deckglaspräparate: 1. Halsdrüse (primärer Buboi: enorm reichlich Pestbacillen; 2. Milz: reichlich Pestbacillen; 3. Pleuraflüssigkeit: spärlich Pestbacillen. Aussaaten: Herzblut: sehr reichlich und ausschließlich Pestcolonien. Rl7 Am 7. October 1897 frisst das Thier ein Stück der Leber des an Pest verendeten Kaninchens Nr. 1. Tod des Thieres am 11. October, nach 4 Tagen. Section ergibt: Die Lymphdrüsen des Halses, der Achselgruben und der Inguinalgegenden geschwollen, medullär. Maul. Rachen, Ösophagus und Magen ohne Veränderungen. Lungen blutarm, von einzelnen Blutungen durchsetzt. Milz sehr groß, dunkel, wie infiltriert. Leber und Nieren blutreich, parenchymatös degeneriert. Im Dünndarm, und zwar im lleum mehrere hämor- rhagisch infiltrierte, kleinerbsengroße Plaques. Die mesenterialen Lymphdrüsen an der Radix stark ver- größert, starr hämorrhagisch infiltriert. Dickdarm ohne Veränderungen. Deckglaspräparate von der Milz zeigen sehr reichlich Pestbacillen. R3!. Am 26. October 1897 werden dem Thiere Organstücke vom M]3S, das an acuter Pest verendet war, verfüttert. Tod des Thieres am 29. October, nach 3 Tagen. £ection ergibt: Eine linke Halsly mphdrüse sehr groß, hämorrhagisch infiltriert, völlig einem pri- mären Bubo entsprechend. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen nur wenig größer, saftreicher. Maul, Rachen, Ösophagus un~.\ Magen ohne Veränderungen. Lungen blutarm. Milz sehr groß, dunkel, wie infiltriert. Leber und Nieren blutreich, groß. Im ganzen Dünndarm zahlreiche, schon durch die Serosa durchschimmernde, fast erbsengroße, hämorrhagisch infil- trierte Plaques. Im Dünndarm blutiger, flüssiger Inhalt. Dickdarm ohne besondere Veränderungen. Die mesenterialen Lymph- drüsen sehr groß, hämorrhagisch infiltriert, ebenfalls völlig einem primären Bubo entsprechend. Deckglaspräparatc aus Milz, Dünn- und Dickdarminhalte zeigen reichlich Pestbacillen. Aussaaten aus dem Dickdarminhalte zeigen mäßig viele Pestcolonien neben Colonien der Coligruppe (erstere bleiben klein). Rr Am 10. August 1897 eine Spur der Cultur IV/2 aus M u, dritte Generation, hochvirulent, auf die intacte Schleimhaut des linken Nasenloches gebracht. Am 11. August das Thier zusammengekauert, um 13. August zeigt dasselbe stark wackelnden Gang. Tod des Thieres am 13. August, nach 72 Stunden. Section ergibt: Aus beiden Nasenlöchern auf Druck geringe Mengen seröser Flüssigkeit auspressbar. Die Lymphdrüsen am Halse vergrößert, saftig, zum Theilc von Blutungen durchsetzt. Am intensivsten verändert eine linke subm axillare Lymph- drüse, die fast erbsengroß und vollständig hämorrhagisch infiltriert ist. Das diese Drüse umgebende Bindegewebe blutig infiltriert. Die axillaren und inguinalen Lymphdrüsen größer, medullär, durchwegs von mit kleinen Blutungen durchsetztem Bindegewebe eingehüllt. Maul, Pharynx, Larynx, Trachea und Ösophagus blutarm, ohne Veränderungen. Schleimhaut der Nase etwas geröthet, feucht. Lungen ohne Veränderungen, Pleurahöhlen stärker feucht. Magen und Darm ohne Veränderungen. Milz stark ver- größert, dunkel, wie infiltriert. Leber und Nieren groß, parenchymatös degeneriert. Nebennieren blutarm. Mesenteriale und retro- peritoneale Lymphdrüsen größer, medullär, gelbroth. Deckglaspräparate: 1. Blut: reichlich Pestbacillen; 2. Milz: sehr reichlich Pestbacillen; 3. Nasensecret: keine sicheren Pestbacillen; 4. Submaxillardrüse links: enorm reichlich Pestbacillen; 7). retroperito neale Drüse: wenig reichlich Pestbacillen. Aussaaten aus dem Blute zeigen ausschließlich und reichlich Pestbacillen. 692 H. Albrecht und A. Ghon, Ru Am 18. Augusl 1897 von der Cultur aus Rj, 5 Tage alt, hochvirulent, eine geringe Menge auf die intacte Schleim- haut des Afters. Am 20. August Tod des Thieres, nach 8 Tagen. Section ergibt: Am Anus und seiner Umgebung keine Veränderungen, ebenso nicht im Rectum. Die Lymphdrüsen der rechten Inguinalseite sehr stark vergrößert, infiltriert, gelbroth und von Blutungen durchsetzt. Die axillaren und die Halslymphdrüsen der rechten Seite ebenfalls ziemlich groß, saftig, weniger intensiv die übrigen peripheren Drüsen verändert. In der Bauchhöhle etwas klare, gelbliche Flüssigkeit. Die Serosa der Därme glatt, glänzend. Milz sehr groß, dunkel, weich, \ weißen Knötchen durchsetzt. Leber und Nieren groß, lettig degeneriert. Nebennieren ohne Veränderungen. In der linken Lunge ver- einzelte Blutungen. Magen und Darm ohne Veränderungen. Mesenteriale und retroperitoneale Lymphdrüsen größer, saftreich, zum Theil von spärlichen Blutungen durchsetzt. D e c k g 1 a s p r ä p a r a t e : 1. Rechte inguinale Lymphdrüse: sehr reichlich Pestbacillen; 2. Milz: reichlich Pestbacillen. Aussaaten aus dem Herzblute ergeben reichlich und ausschließlich Pestcolonien R;i Am 1 1. Jänner 1898 erhält das Thier geringe Mengen der Cultur R2, dreizehnte Generation, ö Tage alt, hochvirulent, auf die intacte Schleimhaut der linken Conjunctiva. Am 15. Jänner, nach 4 Tagen, verendet das Thier plötzlich, nachdem es kurz vor dem Tode zu taumeln begonnen hatte. Section ergibt: Das inficierte Auge verklebt, die Schleimhaut der Conjunctiva reactio nsl os, ebenso die Umgebung dieses Auges. Die linken Halslymphdrüsen zu einem fast bohnengroßen Paquet vereinigt, das umge- bende Bindegewebe nur wenig ödematös Die einzelnen Drüsen dieses Paquets am Durchschnitte isoliert, vorquellend, sehr saftreich, zum Theile hämorrhagisch infiltriert, zum Theile gelb-roth gesprenkelt. Die Drüsen der anderen Halsseite geschwollen, medullär. Die Drüsen in beiden Achselgruben und in inguine ebenfalls geschwollen, medullär, die der linken Achselgrube zum Theile hämorrhagisch infiltriert, das umgebende Bindegewebe leicht ödematös. Lungen hyperämisch. Milz groß, dunkel, wie infiltriert. Leber groß, gelblich marmoriert. Nieren fettig degeneriert. Die retroperitonealen und mesenterialen Lymphdrüsen geschwollen, medullär, letztere zum Theile hämorrhagisch. Magen und Dickdarm ohne Veränderungen. Im Dünndarm flüssiger Inhalt, die Plaques geschwollen, weißlich-gelb. Deckglaspräparate von der Milz zeigen reichlich Pestbacillen. Riis. Am 9. Juni 1 898 wurden dem Thiere die gesammten Organe der an acuter Pest verendeten R211 (Cultur R2, hochvirulent) verfüttert. Nach einigen Tagen erschien das Thier krank und zeigte bei genauerer Besichtigung eine Anschwellung am Halse (Bubo). Am 17. Juni, also nach 8 Tagen, erschien diese Anschwellung über bohnengroß und eröffnete sich am 21. Juni spontan. Im ausfließenden Secrete konnten sehr zahlreiche Pestbacillen in Rein cultur nachgewiesen w erden. Von da an besserte sich der Zustand des Thieres. Dasselbe erholte sich wieder vollständig jnd blieb im Leben. Am 4. October 1898, also nach circa 4 Monaten, wurde das Thier für einen Immunisierungsversuch verwendet Kss und Rs4- Am IS. Jänner 189S wird beiden Thieren an der linken hinteren Extremität vom Lungensaft des M212 (hochvii reichlich Pestbacillen) an rasierte Stellen eingerieben (R83 blutet). Während RM nach '.'> Tagen mit typischer Pest (primärer Bubo in inguine linksi verendete, zeigte Rg3 wohl auch bereits nach n einen mächtigen Bubo (sichtbar und tastbar) in der linken [nguinalgegend, der aber bald langsam zurückzu- gehen beginnt, so dass am 1). Februar nur mehr ein etwa erbsengroßer, ziemlich weicher Bubo zu fühlen ist. Die Einreibstelle zeigte gleichfalls ein Infiltrat, das gleichzeitig mit dem Bubo zurückgieng. Am 24. Februar waren die Drüsen in inguine kaum mehr tastbar und an dei Einreibstelle nur noch ein kleines Knöl verspürbar. Das Thier wurde zu lmmunitätsstudien verwendet und lebte bis 4. Mai 1898. R4!l Am 12. November 1897 von der Milz und dem Bubo der au acuter Pesl verendeten Rv, an eine rasierte St eile der linken hinteren Extremität eingerieben. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 693 Das Thier bleibt ohne Reaction. Am 22. December 1897 wird das Thier neuerdings in derselben Weise wie das erstemal an der anderen hinteren Extremitäl geimpft, und zwar mit Pestmaterial aus einem Meerschweinchen. An der Einreibungsstelle entsteht ein geringes Infiltrat, gleichzeitig eine deutliche Drüsenschwellung in der entsprechenden Inguinalseite. Nach einigen Tagen ist entsprechend der Einreibstelle ein kleines Geschwür bemerkbar, das sich jedoch rasch reinigt, wahrend Infiltration und Bubo zurückgehen. Am 3. Jänner 189S wurde das Thier todt aufgefunden. Die Section ergab eine ausgebreitete stinkende Phlegmone am Halse und an der Brust (vielleicht durch das wiederholte Anfassen mit der Zange entstanden), jedoch keine Veränderungen, wie sie der Pest zukommen. Das Geschwür an der Einreib- stelle war völlig rein, die Drüsen in inguine ohne Veränderungen. Pestbacillen waren mikroskopisch und culturell nicht mehr nachweisbar. Im Anschlüsse an die im Vorhergehenden erörterten Befunde über die Pestinfection bei Ratten wollen wir uns nunmehr der Besprechung derjenigen Befunde zuwenden, die wir in Bombay an den uns todt eingelieferten, in den Straßen und Häusern gefundenen Ratten erheben konnten. Die spontanen Erkrankungen der Ratten an Pest waren bereits von der Hongkonger Epidemie her bekannt. Auch in Bombay hätte man unseren Erkundigungen zufolge zu Beginn der Pestepidemie massenhaft todte Ratten aufgefunden, besonders im Bezirke Mandvi, wo die Epidemie begonnen hatte. Vollkommen übereinstimmende Angaben existierten jedoch über diesen Punkt nicht, vor allem konnten wir selbst von fachmännischer Seite nicht in Erfahrung bringen, ob die todt aufgefundenen Ratten thatsächlich auch an echter Pest eingegangen waren. Zur Erlangung solcher todt aufgefundenen Ratten wendeten wir uns an den für unser Laboratorium zur Hilfeleistung angeworbenen Hinduknaben Rakma und seine Freunde. Geld that auch hier seine Schul- digkeit, so dass wir uns schon innerhalb eines Zeitraumes von 11 Tagen (vom 10. bis 21. April) im Besitze von 18 aufgefundenen Rattencadavern sahen. Mit Ausnahme von 2 Ratten entstammten sämmtliche andere dem Bezirke Mandvi, wo gerade zu dieser Zeit die Pest wieder stärker aufflackerte. Zweifellos dürften die überbrachten Thiere auch inner- halb dieses Bezirkes einem enger begrenzten Gebiete angehört haben. Von diesen 18 Ratten erwies sich eine als erschlagen, drei zeigten hochgradige Tuberculose als Todesursache, worunter sich auch die zwei Thiere befanden, die nicht aus Mandvi stammten, sondern uns vom Hotel »Esplanade« eingeliefert wurden, acht (8) typische Pest, während sechs Ratten bei ihrer Einlieferung bereits so hochgradig faul waren, dass ein sicherer Entscheid darüber, ob Pest vorlag oder nicht, nicht mehr getroffen werden konnte. Die Möglichkeit einer vorliegenden Pestinfection ließ sich jedoch auch bei diesen sechs Thieren nicht ausschließen. Von pathologisch-anatomischen Veränderungen war bei diesen 6 Ratten als sicher nach- weisbar noch der Milztumor zu erkennen. Die bacteriologische Untersuchung gab jedoch keinen zweifel- losen Aufschluss mehr. Mikroskopisch fanden sich in der Milz und in anderen Organen neben reichlich vorhandenen Fäulnis- und anderen Bacterien noch mehr oder weniger zahlreiche Bacillen, die in allem mit Pestbacillen übereinstimmten, das culturelle Verfahren blieb jedoch stets negativ und auch das bei 2 von diesen 6 Ratten zum Zwecke des Nachweises ausgeführte Thierexperiment (Kaninchen) versagte voll- ständig. Beide Kaninchen verendeten, das eine nach 2, das andere nach 9 Tagen, je'doch nicht an Pest. Unter diesen 6 Thieren befand sich auch eine sogenannte Moschusratte, während alle anderen der gewöhnlichen grauen Art angehörten. Bei den 8 Thieren, die sicher an Pest zugrunde gegangen waren, hatte die Diagnose keine Schwie- rigkeiten. Die Thiere zeigten, wie aus den angeschlossenen Sectionsprotokollen ersichtlich ist, das Bild einer acuten Infectionskrankheit meist septikämischen Charakters, vielfach von mehr oder weniger zahlreichen Blutungen in verschiedenen Organen begleitet (R£, Rf, R1,;,, Rf,, R^, Rf., und Rf;). In einigen Fällen (Rfz und R^) fanden sich in der Milz kleinste Herde, die derselben ein gesprenkeltes Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. gfj 694 H. AI brecht und A. Ghon, Aussehen verliehen. Im allgemeinen fand sich bei diesen Thieren also dasselbe Bild wie wir es bei unseren experimentellen Studien sahen. Leider lassen unsere Protokolle nicht immer mit voller Bestimmtheit die Eintrittspforte des Pestvirus erkennen. Wohl fanden sich bei einigen Fällen die primären Bubonen in mehr oder weniger typischer Weise ausgeprägt, bei anderen Fällen jedoch finden wir darüber keine genauen Angaben. Unsere Erfahrungen waren nämlich zur damaligen Zeit in diesem Punkte bei Thieren noch nicht hinreichend große. So viel jedoch steht sicher und ist uns genau erinnerlich, dass wir ähnliche Darmbefunde, wie wir sie bei unseren späteren Befunden in Wien sahen, mit den so charakteristischen, hämorrhagisch infiltrierten Plaques nie- mals zu Gesicht bekamen. P^s nähme uns durchaus nicht Wunder, wenn auch bei den in der Freiheit an Pest gefallenen Ratten die Darminfection nicht die am häufigsten vorkommende Infectionsart wäre. Alles spricht vielmehr dafür, dass auch bei den höchstempfänglichen Thierarten das Maul für die Infection vom Yerdauungstracte aus die bedeutendere Rolle spielt. Als sicher können wir unseren Aufzeichnungen nach bei den Ratten R); und R1,1., eine Infection vom Maule (respective der Nase) aus annehmen, wahrscheinlich dürfte es sich auch bei R,l; und R?„ darum gehandelt haben. RB und R\\ hingegen lassen den primären Bubo in den Inguinaldrüsen ver- muthen, ja bei RB, dürfte diese Annahme größere Berechtigung besitzen. Die Möglichkeit einer spon- tanen Infection dieser Thiere von der Haut aus ist ja nicht von der Hand zu weisen, da sie sich gegen- seitig, namentlich beim Kampfe um die Nahrung, sehr häufig Bisswunden beibringen. Es wurde von uns bisher stillschweigend angenommen, dass diese bei den in der Freiheit lebenden Ratten vorkommenden Spontaninfectionen dieselben seien wie die beim Menschen beobachteten Pest- erkrankungen, durch den gleichen Erreger hervorgerufen. Dass dem thatsächlich so ist, beweisen erstens die identischen, pathologisch-anatomischen, bacte- riologischen und histologischen Befunde, zweitens die Thatsache, dass die aus solchen Ratten rein gezüchteten Infectionserreger morphologisch, biologisch und thierexperimentell nach jeder Richtung hin vollständig übereinstimmen mit dem aus dem menschlichen Organismus gewonnenen Pestbacillus, und drittens die speeifischen Immunitätsreactionen, die bei beiden Bacillenstämmen dieselben sind. Wir waren in der Lage alle diese Reactionen mit den von uns in Bombay gezüchteten Rattenstäm- men, von denen wir mehrere nach Wien mitbrachten (vgl. Protokoll über die verwendeten Peststämme Tab. I, pag. 10), auszuführen. Es ist daher einwandfrei bewiesen, dass die bei den in der Freiheit lebenden Ratten sich vorfindende Pesterkrankung dieselbe Seuche wie die unter den Menschen vorkom- mende ist. RB. Am 10. April 1897 todt überbracht. Section ergibt: In der rechten Inguinalseite eine ziemlich große Lymphdrüse, die weich ist, gelb- roth gesprenkelt, sehr reichlich Gewebssaft abstreifen lässt. Das umgebende Binde- und Fettgewebe ist sulzig, röthlich. .Milz groß, dunkel. Leber blutreich. Eine retroperitoneale Lymphdrüse rechts groß, sueculent, röthlich. Die mesenterialen Lymphdrüsen nicht auffallig verändert. Magen ohne Veränderungen. Im Dünndarm zum Theile flüssiger Inhalt. Aussaaten : 1. Milz: Mäßig reichlich Pestcolononien in Keincultur. 2. Inguinale Lymphdrüse rechts: Mäßig reichlich Pestcolonien und vereinzelte verunreinigende Colonien. Deckglaspräparate: 1. Inguinale Drüse. Mäßig viele Pestbacillen, meist Degenerationsformen. 2. Retroperitoneale Lymphdrüse: Pestbacillen. Histologisch e r Befu n d. 1. Niere. Hyperämie der Rinde und vereinzelte kleine Blutaustritte. Ausgesprochene lettige Degeneration der Rindcncpithehen. illen nirgends mit Sicherheit nachzuweisen, wohl abei linden sieh im Blute größere coccenähnliche, blassgefärbte Gebilde, die rierten Pestbacillen entsprechen könnten. Beulenpest. IL Bakteriologische Untersuchungen. 695 2. Lunge. Capillaren geschlangelt und mit Blut reichlich gelullt. Pestbacillen nicht aufzufinden. 3. Leber. Die Epithelien deutliche Zeichen trüber Schwellung zeigend. Im Blute der Capillaren Häufchen von Pestbacillen ziemlich spärlich nachweisbar. 4. Milz. Reichliche Hämorrhagien der Pulpa und beginnende Nekrose derselben, hauptsächlich an der Peripherie der Follikel. Pestbacillen spärlich, zu kleinen Häufchen angeordnet und blass gefärbt. 5. Rechte inguinale Lymphdrüse. Die Grenzen der Lymphdrüse nur zum Theile noch scharf. Die centralen Partien nekrotisiert und von reichlichem Kerndetritus erfüllt, die Randpartien von vielkernigen Leukocyten und Detritusmassen infiltriert, stellenweise auch von kleineren Hämorrhagien durchsetzt. Die Umgebung der Drüse an einzelnen Partien meist von Leukocyten infiltriert, sonst ohne Veränderungen. Pestbacillen nur in geringer Anzahl mit Sicherheit nachweisbar. RB2. Am 12. April 1897 todt überbracht. Section ergibt: Thiercadaver noch frisch. In der Musculatur der linken Bauchseite eine circa 2 Centimeter lange und 1 Centimeter breite Blutung. Musculatur gelblich, mattglänzend. Reichliches sulziges Ödem am Halse um die Trachea und die Thymuslappen mit reichlichen kleinsten Blutungen. In den Pleurahöhlen reichliche, klare, gelbliche Flüssigkeit. Inguinale und axillare Lymphdrüsen nicht auffällig verändert. Mesenteriale Lymphdrüsen nicht verändert. Milz sehr groß, dunkel. Im Magen einige Blutungen, im Dünndarm schleimiger Inhalt. Aussaaten: 1. Blut: Reichliche Reincultur von Pestcolonien. 2. Pleuratranssudat: Neben vereinzelten Colonien von Coli sehr reichlich Pestcolonien. Deckglaspräparate aus der Milz zeigen sehr reichlich Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Lunge. Viele Alveolen mit homogen geronnener Ödemflüssigkeit oder mit Blut ausgefüllt. In den Capillaren und Blut- gefäßen große Mengen von Pestbacillen; auch in dem ausgetretenen Blute. 2. Inguinale Lymphdrüse von rechts zeigt außer Hyperämie sowohl des Drüsen- wie des umgebenden Fettgewebes nichts Pathologisches. Im Blute der Gefäße zahllose Pestbacillen (in Diplobacillenform, gut gefärbt). 3. Milz. Pulpa blutreich, zum Theile hämorrhagisch und durchsetzt von sehr vielen mehrkernigen Leukocyten; stellenweise umgewandelt in ein reichliches gröberes oder feineres Balkenwerk, welches vielfach die vergrößerten und zum Theil hämorrhagischen Follikel umsäumt. Die Pulpa wie infiltriert von zahllosen, blassgefärbten Pestbacillen, zumeist von Diplobacillenform. 4. Schnitte durch einen hämorrhagischen Muskel der vorderen Bauchwand zeigen, dass die Blutungen sowohl innerhalb der Fascienblätter sich finden als auch zwischen die Muskelbündel hineinreichen. Am quergestreiften Muskel viel- fach ausgesprochene Zenker'sche Degeneration. Innerhalb der Blutungen und in den Blutgefäßen reichliche, gutgefärbte Pestbacillen (Diplobacillen). 5. Thymus. Das Parenchym hyperämisch. Von der sehr zellreichen Marksubstanz grenzt sich eine aus weniger dicht liegenden, größeren, wie gebläht aussehenden Zellen bestehende Rindenschicht ab. In den Capillaren und Blutgefäßen sehr reich- liche Pestbacillen. Kleine Häufchen auch in den Zellen der Rindenschicht. 6. Niere. Hochgradige Degeneration der Epithelien, besonders der Corticalis; Glomeruli groß, zwischen ihnen und der Kapsel stellenweise abgestoßene Zellen; innerhalb der Capillaren zahllose Pestbacillen. Ebenso reichliche in den Capillaren der nicht weiter veränderten Nebenniere. 7. Leber. Die Epithelien groß, ihr Protoplasma deutlich granuliert. An einzelnen kleinen Stellen färben sich die Kerne der Leberzellen nur sehr blass oder sind in Trümmer zerfallen; das noch erhaltene Protoplasma einzelner nicht mehr von einander ab- grenzbarer Leberzellen färbt sich stärker mit Eosin; manchmal sieht man beginnende Balkenbildung wie in den nekrotischen Herden der Milz. In den Capillaren enorme Mengen von Pestbacillen. Am 14. April 1897 todt überbracht. Section ergibt: Cadaver nicht mehr frisch. Die Lymphdrüsen in beiden Subma xi II argegenden stark geschwollen und geröthet. Reichliche, gelbe, klare Flüssigkeit in beiden Pleurahöhlen. Starke fettige Degeneration der Leber mit einigen punktförmigen Blutungen in der Leberkapsel der unteren Fläche des rechten Lappens. Beträchtlicher Milztumor. Einige Blu- tungen im Gekröse des Magens. Deckglaspräparate aus Blut und Milz zeigen reichlich und ausschließlich Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Milz. Pulpa hyperämisch und von zahlreichen Blutungen durchsetzt. Inderseiben an größeren, unregelmäßig begrenzten Stellen Coagulationsnekrose in Form eines reichlichen, verzweigten, mit Eosin stark gefärbten Balkenwerkes nebst reichlichem Kern- detritus. Manche Follikel erscheinen durch derartige Nekrosen und große Haufen von Bacillen ganz eingesäumt. Die Milzpulpa ganz dicht und gleichmäßig von enormen Mengen von Pestbacillen infiltriert. 2. Leber. Ausgesprochene Epitheldegeneration. Die Capillaren geradezu vollgepfropft von Pestbacillen. 90* 696 H. Albrecht und A. Ghon, R«io. Am IS. April 1S97 todt überbracht. Section ergibt: Lymphdrüsen des Halses stark vergrößert und geröthet sonsl keine Lymphdrüsen lerungen. In beiden Pleurahöhlen reichliche, klare Flüssigkeit. Milz grüßer, jede. eh nicht sehr beträchtlich. Leber und Nieren stark fettig degeneriert, in der linken Nierenkapsel eine punktförmige Blutung. Darm faul. Deckglaspräparate aus der Milz zeigen sehr reichlich Pestbacillen, aus der Pleuraflüssigkeit spärlich. Aussaat aus dem Herzblute ergibt neben 3 coliähnlichen reichlich Pestcolonien. Histologischer Befund. Milz. Gewöhnliche Form des acuten Milztumors der Pest, beginnende Nekrose in der Pulpa. Pestbacillen sehr reichlich, blass gefärbt, reichliche Degenerationsformen. RBn Am 19. April 1897 todt überbracht. Section ergibt: Cadaver frisch. In der rechten Inguinalgegend eine linsengroße Drüse, deren umgeben- des Gewebe ödematös, sulzig erscheint. Am rechten Oberschenkel entlang der Gefäße im umgebenden ewebe Blutungen. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen geschwollen, saftig, röthlich. Musculatur blass-gelb. Milz sehr groß, wie chagriniert. Leber und Nieren groß, fettig degeneriert. Im Magen und Darm keine besonderen Veränderungen. Die mesente- rialen und retroperitonealen Lymphdrüsen größer, röthlich. Aussaaten aus dem Blute ergeben eine reichliche Reincultur von Pestcolonien. Histologischer Befand. 1. Milz. Reichliche Nekrosen und Blutungen der Pulpa. Die Follikel in ihrem Centrum erhalten, ihre Randpartien und das sie be zu einem reichlichen Balkenwerk, das sich mit Eosin stark färbt, umgewandelt (Coagulationsnekrose). Pest- bacillen sehr reichlich, zum Theile rundlich, zum Theile als Diplobacillen angeordnet, schwach gefärbt. 2. Niere. Hochgradige fettige Degeneration der Epithelien, besonders der Rindenschichten. Sonst nichts Besonderes. R«I2. Am 19. April 1897 todt überbracht. Section ergibt: Cadaver frisch. Lymphdrüsen am Halse und in den Achselhöhlen geschwollen, röthlich, die in inguine weniger auffällig. In den Pleurahöhlen sehr reichliche, gelbe Flüssigkeit. Am Epicard reichliche, bis hirsekorngroße Blutungen. Des- gleichen in der Leber, die fettig degeneriert ist, und in den Nebennieren. Milz sehr groß, weich, auf dem Durchschnitte kleinste weiß- liche Herde sichtbar. Nieren plump, gelb. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, die retroperitonealen sehr beträchtlich vergrößert und von Blutungen durchsetzt. Im Pylorustheile des Magens punktförmige Blutungen. Im Dünndarm sehr zahlreiche Blutungen. Im rechten Uterus 2, im linken 3 Föten. Aussaaten : 1. Blut: Mäßig reichlich Pestcolonien. 2. Leber vom Fötus: Steril. Histologischer Befund. 1. Milz. Pulpa von großen Bacterienmengen und Blutaustritten durchsetzt. Ihre Zellkerne in feinkörnigem Zerfalle begriffen, anz enorme Mengen von Pestbacillen, gut gefärbt, in Diplobacillenform, auch zu Fäden angeordnet. 2. Leber. Reichliche fettige Degeneration der Epithelien; im Blute der erweiterten Capillaren ganz enorme Mengen von I illcn. 3. Niere. Hochgradige fettige Degeneration der Epithelien, vereinzelte kleine Blutaustritte. Überall in den Capillaren sehr i. ichliche Pestbacillen. Dasselbe findet sich in der Nebenniere. 1. l'laccnta. Reichliche Blutungen im Ammion. Im Blute überall außerordentlich reichliche Pestbacillen. 5. Magen. Keine besondere histologische Veränderung außer einer kleinen Blutung ; im Bereiche derselben sehr reichliche Pestbacillen. 6. Axillare Lymphdrüse. Die Sinus wie von Blut ausgegossen. Die Zellkei i lien bereits im Zerfalle begriffen. In. P tbacillen, durchwegs von Diplol jefärl 7. D untersuchten Organe eines Fötus zeigen nichl /Leber, Lunge, Milz, Herz) Im Blute, besonders der erweitei rundliche blai lüde, die manchmal auch eine ovale Form haben und verschieden groß sind. Es lässt sieh von ihnen nicht entscheide generierten Pestbacillen entsprechen icht. Beulenpest. IL Bader iologische Untersuchungen. 697 Rßis Am 21. April 1897 todt überbracht. Section ergibt: Starke Schwellung der Halslymphdrüsen, Das subcutane Bindegewebe am Halse und theil- weise auch an der rechten Thoraxhälfte ödematös und von Blutungen durchsetzt. Die Lymphdrüsen in den Achsel- und Inguinalgegenden ohne Veränderungen. Milz sehr groß, blutreich. Leber und Nieren fettig degeneriert. In den Pleura- höhlen reichliche, klare, gelbe Flüssigkeit. Im Magen und Darm reichlich kleinste Blutungen. Deckglaspräparate aus der Milz zeigen sehr reichlich Pestbacillen. RBH Am 21. April 1897 todt überbracht. Section ergibt: Die peripheren Lymphdrüsen nicht auffällig verändert. In den Pleurahöhlen reichliche, klare Flüssigkeit. Leber und Nieren stark fettig degeneriert. Milz groß, dunkel, wie gesprenkelt. Im Magen und Duodenum reichlich kleinste Blutungen. Die mesenterialen Lymphdrüsen nicht besonders verändert, die retroperitonealen hingegen groß, weich, gelb-roth gesprenkelt. Deckglaspräparate aus der Milz und dem Blute zeigen sehr reichlich Pestbacillen. '_'. Weiße Ratten. Die Versuche mit den weißen Ratten zeigten dieselben Resultate wie bei den grauen. Im allgemeinen erwies sich jedoch die weiße Ratte weniger empfänglich als die graue Art. Häufiger als bei grauen Ratten fanden sich bei den weißen auch nach subcutaner oder intraperi- tonealer Infection einfach katarrhalische oder hämorrhagische Conjunctivitiden. Nicht selten zog sich der Ablauf der Infection bei diesen Thieren in die Länge, so dass Übergänge zu jenen subacuten und chronischen Formen, wie wir sie beim Meerschweinchen fanden, häufiger vor- kamen. Die Eintrittspforte des Pestvirus zeigte auch bei diesen Thieren vielfach keine sichtbare Reaction, während der primäre Bubo in den regionären Lymphdrüsen in allen Fällen typisch ausgebildet war. w. Ri Am 20. September 1897 von der Cultur IX 7 aus M,,;l, 48 Stunden alt. hochvirulent, intraperitoneal ' ,,, Öse Tod des Thieres am 24. September, nach 4 Tagen. Section ergibt : Die Lidränder beider Augen verklebt, die Schleimhaut der Conjunctiven von einzelnen kleinsten Blutungen durchsetzt. Sämmtliche periphere Lymphdrüsen geschwollen, saftreich. Entsprechend der Einstichstelle in der Bauchwand ein kleines, von Hämorrhagien durchsetztes Infiltrat. In der Bauchhöhle kein freies Exsudat. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, saftreich, voll von Blutungen. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In beiden Pleurahöhlen geringe Mengen leicht trüber Flüssigkeit. Lungen hyperämisch. In Deckglaspräparaten vom Herzblute, der Milz und dem Conjunctivalseerete in reichlicher Menge Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Milz. Pulpa fast vollständig unter dem Bilde der typischen Pestnekrose zugrunde gegangen, nur spärliche Reste von Follikeln erhalten. Blutungen fehlen fast vollständig. Pestbacillen sehr reichlich, als «anz blass gefärbte Diplobacillen oder in ver- schieden großen Coccenformen. 2. In der Leber zerstreute, ziemlich zahlreiche, kleine, aus mit Eosin stark roth gefärbten Balken und Bröckeln bestehende Herde. In den Capillaren sehr reichliche, gut gefärbte Pestbacillen. 3. Auch in den Capillaren der Niere, deren Rindenepithelien die Zeichen trüber Schwellung zeigen, ziemlich reichliche Pestbacillen. 4. Mesenteriale Lymphdrüse. Das Lymphdrüsengewebe vollständig nekrotisch; besonders die Gefäße zeigen das charakteristische Balkenwerk. Die Bindegewebskapsel der Lymphdrüse durch Hämorrhagien 'und reichliches, feinstfädig oder feinst- körnig geronnenes Exsudat vielfach abgehoben. Auch hier finden sich in typischer Form nekrosierte Gefäße, umgeben von einem Saum von Kerndetritus und vielkernigen Leukocyten. Pestbacillen nicht sehr reichlich, hauptsächlich im Bereiche der Blutungen und des Exsudats aufzufinden. 698 H. Albrecht und A. Ghon, w. R«. Am 20. September 1897 von der Cultur IX/7 aus M99 wie w. Ri intraperitoneal >/io Öse. Tod des Thieres in der Nacht vom 27. auf den 28. September, nach circa 7i/2 Tagen. Scction ergibt: An der Einstichstelle in der Hauchwand ein ungefähr stecknadelkopfgroßes, käsiges Infiltrat. Die ingui- nalen Lymphdrüsen kaum verändert, die übrigen peripheren geschwollen, saftreicher, röthlich. In der Bauchhöhle kein freies Exsudat, das Peritoneum stärker feucht, glatt. Mesenteriale Lymphdrüsen wenig verändert, die retroperitonealen groß, gelblich-weifi, saftig Milz sehr groß, wie infiltriert. Leber und Nieren stark fettig degeneriert. Nebennieren blutarm. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In den Pleurahöhlen geringe Mengen leicht getrübter Flüssigkeit. Die linke Lunge blutarm, die rechte hyperämisch, in beiden grau-gelbliche, etwa stecknadelkopfgroße Herde, von hämorrhagischen Höfen umgeben. Aussaaten vom Herzblute bleiben steril. Deckglaspräparate von der Milz, der Pleuraflüssigkeit, dem Herzblute, einer Halslymphdrüse und dem Infiltrate der Bauchwand zeigen keine sicher als Pestbacillen anzusprechenden Gebilde, wohl aber spärlich Gebilde, die Degenerations- formen gleichen. W. R 15. Am 29. September 1897 subcutan an der linken Bauchseite >/10 Öse der Cultur IX/7 aus Mm, 48 Stunden alt. Das Thier verendet in der Nacht vom I. auf den 2. October, nach circa 2l/2 Tagen. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstelle eine hämorrhagisch-sulzige Infiltration mit centralem, eiterigem Exsudate. Die inguinalen Lymphdrüsen derselben Seite geschwollen, röthlich-gelb, infiltriert. Weniger stark verändert die übrigen peripheren Lymphdrüsen. Milz groß, dunkel, weich. Leber groß, fettig degeneriert, von zahlreichen kleinsten, grau-gelblichen Herden durchsetzt. Nieren groß, fettig degeneriert. Nebennieren ohne besondere Veränderungen; ebenso der Magen. Im Dünndarm flüssiger Inhalt, seine Schleimhaut gelockert, die Plaques vergrößert, medullär, in ihrer Umgebung die Schleimhaut stark injiciert. Deckglaspräparate vom Exsudate der Injectionsstelle zeigen reichlich Pestbacillen, vielfach in degenerierten Formen; die von der Milz spärlicher. Histologischer Befund. 1. Milz. Pulpa reichlich hämorrhagisch, von zahlreichen, ganz kleinen, aus Kerndetritus, vielkernigen Leukocyten oder Haiken und Bröckeln bestehenden Herden durchsetzt. Pestbacillen nur sehr spärlich aufzufinden. 2. Auch in der hy perämischen Leber finden sich dieselben kleinsten Herde wie in der Milz. Pestbacillen nur sehr spärlich. 3. Schnitte durch den Dünndarm zeigen außer Hyperämie und Blutungen in den Plaques nichts Besonderes. Pestbacillen nicht mit Sicherheit aufzufinden. w. R jip Am 22. December 1897 an eine rasierte Stelle des linken Oberschenkels geringe Mengen des Milzsaftes eines acut an Pest verendeten Meerschweinchens (M178) eingerieben. Tod des Thieres nach 2 Tagen, am 24. December. Scction ergibt: An der Einreibungsstelle keine sichtbaren, besonderen Veränderungen, ebenso nicht entlang der Gefäße des Oberschenkels. Die inguinalen Lymphdrüsen derselben Seite zu einem fast bohnengroßen Paquet vereinigt und durch das umge- bende, sulzig-hämorrhagisch infiltrierte Binde- und Fettgewehe an die Haut fixiert. Die einzelnen Drüsen hämorrhagisch infiltriert, zer- tließlich. Auch die axillaren Lymphdrüsen beiderseits, namentlich aber die der Injectionsseite entsprechenden geschwollen, hämor- rhagisch. Weniger intensiv verändert die inguinalen rechtsseitigen, sowie die Halslymphdrüsen. Milz groß, dunkel, weich. Leber parenchymatös degeneriert, ebenso die Nieren. Nebennieren etwas hyperämisch, desgleichen die Lungen. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Mesenteriale und retroperitoneale Lymphdrüsen geschwollen, gelb-roth gesprenkelt. In Deckglaspräparaten aus der Milz mäßig reichlich Pestbacillen. Aussaaten aus dem Herzblute zeigen reichlich und ausschließlich Pestcolonien. d) Mäuse. Zu unseren Versuchen verwendeten wir weiße Mäuse und Feldmäuse. Mit der grauen Hausmaus zu experimentieren, fanden wir keine Gelegenheit. I . We iße Mäuse. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen, die weiße Mäuse nach intraperitonealer oder sub- cutaner Infection mit Pestbacillen zeigtei im allgemeinen denjenigen Befunden, die wir bei Ratten und Meerschweinchen finden konnten. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 699 Neben dem oft mächtig entwickelten Milztumor, der auch bei Mäusen in einer Reihe von Fällen - wenn der Process 48 Stunden und darüber dauerte — die eigenthümlichen miliaren Herde zeigte (w. Ms45, w. Ms41, w. Ms4), trat oft in auffallender Weise eine intensive fettige Degeneration der Leber (w. Ms5, w. Ms43, w. Ms4- ) und meist auch der Nieren in den Vordergrund. In seltenen Phallen sahen wir die erwähnten kleinen Herde auch in der Leber. Manchmal trat die Degeneration der parenchymatösen Organe ganz zurück, umso ausgesprochener zeigte sich dann eine Hyperämie dieser Organe (w. Ms41, w. Ms4). Nebennieren und Lungen waren meist ziemlich stark hyperämisch. Pleuratranssudat war des öfteren zu sehen (w. Ms.43). Freies Exsudat fehlte bei intraperitonealer Infection, ähnlich wie bei den Ratten, nicht selten (vv. Ms-, w. Ms41), sonst war es meist eiterig (w. Ms43, w. Ms,., w. Ms.,). Primäre Bubonen in ihrer typischen Form waren in einer Reihe von Fällen — namentlich nach sub- cutaner Infection — auch nachweisbar, wenn der Process die zu ihrer Ausbildung nöthige Zeit dauerte. Die Kleinheit der Yersuchsthiere war aber im allgemeinen für derartige Beobachtungen recht ungünstig. Magen und Darm zeigten gewöhnlich keine auffallenden Veränderungen. Der hämorrhagische Charakter der Allgemeininfection kam in der Weise, wie wir ihn bei Ratten oder Meerschweinchen sahen, nie zur Geltung. Infectionsversuche per os konnten wir mit Mäusen nicht in großer Anzahl anstellen. Die erhaltenen Resultate entsprachen in den ausgeführten Versuchen eigentlich nicht unseren Erwartungen. Einigemale reagierten die Thiere gar nicht (wir sahen dies übrigens auch bei Ratten), anderemale wieder blieb uns die Eingangspforte unklar, und wieder anderemale verendeten die Thiere ziemlich rasch nach reichlichem Fräße von Pestmateriale, ohne dass wir außer hochgradiger Degeneration der Leber (w. Ms13) oder einer auffallenden Hyperämie der inneren Organe irgend einen besonderen pathologischen Befund erheben konnten. In solchen Fällen fehlte auch der Milztumor. Pestbacillen ließen sich in den Aussaaten aus dem Blute dann nicht nachweisen. Dabei muss hervorgehoben werden, dass auch von diesen Thieren einige unter starken Krämpfen, die länger anhielten, verendeten (w. Ms13). Diese Befunde sprechen alle dafür, den Tod dieser Thiere eigentlich einer Intoxication zu- zuschreiben. Wir werden darauf noch in einem späteren Capitel (siehe: Gifte der Pestbacillen) zurück- kommen. w. Ms 5 Am 9. October 1897 intraperitoneal 1/20 Öse der Cultur IX/7 aus M114, hochvirulent, 4S Stunden alt. Tod des Thieres am 10. October, nach 24 Stunden. Section ergibt: Kein freies Exsudat in der Bauchhöhle. Milz dunkel, groß. Leber hochgradig fettig degeneriert (intensiv gelb), ebenso die Nieren. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen hyperämisch. Augen stark verklebt. Im Blute sehr reichlich Pestbacillen. w. Ms 43 Am 1. Jänner 1898 intraperitoneal V200 °se der Cultur IX/7 aus M210, hochvirulent, 48 Stunden alt. Das Thier verendet in der Nacht vom 14. auf den 15. Jänner, nach circa l'/o Tagen. Section ergibt: Die peripheren Lymphdrüsen durchwegs geschwollen, das sie umgebende Bindegewebe ödematös. In der Bauchhöhle geringe Mengen trüben, fadenziehenden Exsudates. Peritoneum geröthet. Milz groß, weich. Leber und Nieren groß, hoch- gradig fettig degeneriert (intensiv gelb). Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. In den Pleurahöhlen etwas klare Flüssig- keit, die Lungen hyperämisch Deckglaspräparate: a) Peritoneales Exsudat: Enorme Menge von Pestbacillen. b) Milz: Sehr reichlich Pestbacillen. 700 H. Albrecht und A Ghon, w. Ms 15 Am 5. Februar 1898 intraperitonea ur IX 7, zwölfte Generation, 48 Stunden alt, mäßig virulent. Tod des Thieres am 9. Februar, nach 4 Tagen. Section ergibt: Die peripheren Lymphdrüsen saftiger. In der Bauchhöhle geringe Mengen dicken, eiterigen Exsudates. Die Milz sehr groß, dunkel, voll von kleinsten, gelblichen Knötchen. Leber und Nieren groß, intensiv gelb. Nebennieren hyperämisch. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen hyperämisch. In Deckglaspräparaten des peritonealen Exsudates finden sich sehr reichlich Pestbacillen. w. Ms 41 Am 8. Jänner 1898 intraperitoneal > ., Cubikcentimeter der Aufschwemmung von der Cultur aus dem Herzblute von w. Ms.,,, (Cultur Hongkong, schwach virulent, nach Passage durch 3 Mäuse). Tod des Thieres am 12. Jänner, nach 4 Tagen, nachdem es bereits seit 9. Jänner Krankheitserscheinungen gezeigt hatte. Section ergibt: Sämmtliche peripheren Lymphdrüsen geschwollen, saftreich, röthlich, das sie umgebende Binde- gewebe hämorrhagisch-ödematös. Milz groß, voll kleinster, gelblicher Herde. Leber dunkel. Nieren und Nebennieren hyperämisch. Die mesenterialen Lymphdrüsen größer, saftreicher. In der Bauchhöhle kein freies Exsudat. Im oberen Ileum die Plaques geschwollen, medullär. Die Lungen ohne besondere Veränderungen. Deckglaspräparate von der Milz zeigen mäßig reichlich Pestbacillen. w. Ms 4 Am 6. October 1897 subcutan an der linken Rückenseite i'4 Öse der Cultur IX 7. eilte Generation, mäßig virulent, 48 Stunden alt. Tod des Thieres am 11. October, nach 5 Tagen. Section ergibt: Sulzig-eiteriges Exsudat an der Injectionsstelle. Die peripheren Lymphdrüsen etwas grüßer. zumal die linken inguinalen ilnjectionsseitei. Milz sehr groß, voll kleinster, gelblicher, tuberkelähnlicher Herde. Leber und Lungen blut- reich. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Aussaaten aus dem Herzblute ergeben reichlich Pestcolonien. Histologischer B e f u n d. Milz. In der Pulpa zahlreiche, die Größe eines Follikels überschreitende Herde, die ihrem Hauptantheile nach von Pestbacillen und von nekrotischem Gewebe gebildet werden. Sie sind von rundlicher Form und zumeist gegen die übrige Pulpa scharf begrenzt. Pestbacillen in enormer Menge in gut gefärbten Diplobacillenformen nachweisbar. W. Ms 18. Am 19. October 1897 erhält das Thier reichlich Organstücke von M125, das acut an Pest verendet, verfüttert. Am 20. October verendet das Thier unter Krämpfen. Section ergibt starke fettige Degeneration der Leber, sonst nichts Auffallendes. Aussaaten aus dem Blute ergeben keine Pestcolonien. 2. Feldmäuse (Arvicola arvalis). Ähnliche Resultate wie bei den weißen Mäusen erhielten wir auch bei unseren Versuchen mit Feld- mäusen, von denen wir einige im nachstehenden anführen. F.Ms:: Am 9. November 1897 intraperitoneal ' -0 Öse (in ' 2 Cubikcentimeter Kochsalzlösung) der Cultur IX 7, -i0 Stunden alt. Tod des Thieres in der Nacht vom 9. auf den 10. November. Section ergibt: Kein besonderer pathologischer Befund außer ziemlich ausgesprochener Hyperämie der Organe. Kein freies Exsudat in der Bauchhöhle, kein auffallender Milztumor. Deckglaspräparate von der Lei ichlich Pestbacillen, desgleichen ergeben die Aussaaten vom Herzblute sehr reichlich und ausschließlich Pestcolonien. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 701 F. Ms, Am 9. Xovember 1897 subcutan V20 Öse (in 1/2 Cubikcentimeter Lösung) der Cultur wie F. Ms3. Tod des Thieres in der Nacht vom 9. auf den 10. November. Section ergibt: An der Injectionsstelle ein leicht sulziges Ödem und stärkere Injection. Kein auffallender Milztumor. Hyper- amie der Organe. Deckglaspräparate von der Leber zeigen reichlich Pesthacillen, Aussaaten vom Herzblute ergeben eine spärliche Rein- cultur von Pestcolonien. F. MBU und F. Ms IS. Am 22. November 1897 erhalten beide Thiere reichlieh Organstücke vom M l61, das an Pest acut verendet wai lie seit längerer Zeit bereits in Gefangenschaft gehalten waren, verzehi setzten Organstücke sofort. Am 24. November verenden beide Thiere, F. MSjj am Vormittage, F. Ms ,- am Nachmittage. Die Section ergibt bei beiden Thieren dasselbe Resultat: Nirgends auffallende Drüsenveränderungen. Kein Milztumor, radige fettige Degeneration der Leber und Milz. Im Maul, Magen und Darm keine be .mderungen. Deckglaspräparate vom Blute, der Milz und der Leber zeigen keine Bacterien, Herzblute aus F. Ms,-, ergeben mäßig reichlich Pestcolonien in Reineultur. e) Hunde. In Bombay hatten wir zu vviederholtenmalen Gelegenheit gehabt, Pestleichen zu secieren, di Schakalen während der Nacht angefressen worden waren. Dies veranlasste uns, Versuche über die Empfänglichkeit dieser Thiergattung für eiie Pestinfection anzustellen. Diesen Versuchen schlössen wir dann solche mit Haushunden an. 1. Schakale fCanis aureus). Der intraperitonealen Einverleibung einer Aufschwemmung von einer frischgezüchteten Pestcultur erlag ein junger Schakal (Schakal I) noch vor Ablauf von 48 Stunden. DerSectionsbefund ergab das Bild einer acuten Allgemeininfection mit schwer hämorrhagischem Charakter. Die mesenterialen Lymphdrüsen zeigten das typische Bild des acuten primären Bubo. Der bacteriologische Befund ergab enorme Mengen von Pestbacillen im Blute und in allen Organen. Ein zweites, gleichfalls junges Thier (Schakal II) erhielt zu wiederholtenmalen (viermal) seh r große Mengen pestbacillenreicher Organstücke als Futter vorgesetzt, die es auch verzehrte. Das Thier reagierte darauf nicht. Schakal I, jung. Am 11. April 1897 von der Cultur 305 (aus dem Blute eines Pestkranken am S.April gezüchtet) 1*5 Cubikcentimeter der Aufschwemmung einer Serumagarcultur (Eprouvette), zweite Generation. 24 Stunden alt, intraperitoneal. Am 13 April morgens schwere Krankheitssymptome, am 13. April abends Exitus. Section ergibt: Schwellung und Röthung der Halslymphdrüsen. Schwellung beider Tonsillen und der Follikel an den arv- epiglottischen Falten. Lungen blutarm. Pleura von vereinzelten Ecchymosen durchsetzt. In beiden Pleurahöhlen klare, gelbliche Flüssigkeit. Desgleichen im Herzbeutel. Körper- und Herzmusculatur blass, degeneriert. Axillare und inguinale Lymphdrüsen nicht auffällig verändert. In der Bauchhöhle ziemlich reichlich eitrig-hämorrhagisches Exsudat. Peritoneum lebhaft injiciert. Mesenteriale Lymphdrüsen geschwollen, zu einem über dattelkerngroßen Paquet vereinigt, gelb und roth gesprenkelt, auf der Durchschnittsfläche von kleinen Blutungen durchsetzt, saftreich. Leber groß, parenchymatös degeneriert. desgleichen die Nieren. Milz beträchtlich vergrößert, blutroth, weich, auf dem Durchschnitte vorquellend. Pulpa leicht abstreifbar, Follikel erkennbar. Im Dünndarme vereinzelte, im Dickdarme ungemein reichliche punktförmige Blutaustritte. Sowohl in Deckglaspräparaten als auch in den Aussaaten von der Milz, dem Blute und peritonealen Exsudate reichlich und ausschließlich Pestbacillen. Denkschriften der mathein. -naturw. Cl. LXVI. Bd. 91 702 H. Albrecht und A. Ghon, Histologischer Befund. 1. Milz. Die Pulpa im allgemeinen blutarm; in der Umgebung einzelner Follikel Anhäufung von ein- und mehrkernigen yten mit feinkörnigem Zerfall dei Kerne Pestbacillen nur als efärbte, rundliche oder stäbchenförmige Gebilde lieh nachweisbar. L'. Mesenteriale Lymphdrüse. Sowohl die Rinden- wie die Marksinus stark erweitert, von homogen oder feinkörnig er Flüssigkeit und al Endothelzellen erfüllt. Pestbacillen lassen sich reichlich im Bereiche des mit einer dünnen atschichte bedeckter Peritoneum nai ichl mil Sicher! Schakal II, jung. Am 6. April 1897 Pestorgane verfüttert. Am 12. April noch ohne Reaction. Am 13. April abermals Pi toi ;ani verfüttert, und zwar von der an acuter Pest eingegangenen Hyäne (siehe diese) Am 14. April dem Thiere Organe vom Schakal I in reichlichster Menge verfüttert. Am 17. April Lymphdrüsen und Milzstücke eines an acuter Pest verendeten Thieres verfüttert. Das Thier blieb ohne Reaction und wurde am 21. April getödtet. 2. Haushunde (Canis familiaris). Der intraperitonealen Infection erlagen die Haushunde ungemein rasch, meist noch inner- halb der ersten 12 — 24 Stunden, selbst wenn die einverleibte Virusmenge eine relativ geringe war. Mehr oder weniger reichliches, peritoneales Exsudat, hämorrhagisch oder hämorrhagisch-eiterig, .Milztumor, Degeneration der parenchymatösen Organe, oft auch Hyperämie derselben, größere und kleinere Blutungen in den verschiedensten Organen, manchmal auch Pleuraerguss kennzeichneten den Sectionsbefund. Der primäre Bubo in den mesenterialen Lymphdrüsen war nicht entsprechend typisch ausgebildet — wohl nur wegen des raschen Verlaufes der Infection. Umso deutlicher trat er nach subcutaner Infection hervor (Hund VI), deren Ablauf etwas länger dauerte, die aber sonst zu denselben Veränderungen führte, wie wir sie bei anderen Versuchstieren gesehen hatten. In diesem Falle war der .Milztumor auch etwas derber und zeigte das eigenthümlich chagrinierte Aussehen, welches Pestmilzen haben, wenn die tuberkelähnlichen Knötchen noch sehr klein sind. Negative Resultate hingegen ergaben unsere Verfütterungsversuche, die wir an zwei Hunden ausführten. Beide Thiere waren jung. Die vorgeworfenen und auch gefressenen Mengen von Pestmateriale waren sehr große und ent- stammten Meerschweinchen und Ratten, die acutest an hämorrhagischer Pest verendet waren. Der eine der beiden Hunde (Hund VII) zeigte schon zu Beginn des Versuches Zeichen von Staupe, ehe sich nach mehreren Tagen noch steigerten. 12 Tage nach der Verfütterung verendete das Thier. Die genau durchgeführte pathologisch-anatomische und bacteriologische Untersuchung ergab jedoch nirgends Anhaltspunkte für eine Pestinfection, sondern nur den Befund der Staupe. Der zweite Hund (Hund VIII) hatte einen Tag vor Beginn des Versuches geringe Mengen schwacher Sublimatlösung getrunken, worauf sich eine leichte Enteritis einstellte. 3 Stunden nach der Verfütterung ließen sich in denFäces des Hundes hochvirulente Pestbacillen nachweisen und hielten sich in diesen Fäces mehr als 48 Stunden lebensfähig. Eine schädigende Wirkung des genossenen Sublimats war demnach ausgeschlossen. Der Hund zeigte keine weitere Reaction. Einige Zeit nach diesem Versuche (circa 12 Tage danach) wurde das Thier getödtet. Die Section ergab keinen Anhaltspunkt für eine Pestinfection. Die beiden Versuche können als nicht vollkommen reine Versuche hingestellt werden, da bei beiden Thieren schon vorher Erkrankungen bestanden Inwieweit diese die Infection mit dem Pestvirus beein- flusst haben mögen, ist schwer zu sagen. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 703 Beim Hund VIII sollte man allerdings glauben, dass die Enteritis eher die Aufnahme de virus begünstigt hätte. Wir möchten uns auch dieser letzten Ansicht anschließen. Wie dem auch sein mag, die Thatsache, die uns dieser Versuch zeigte, das-- auch nicht pestkranke Thiere durch Verfütterung pestbacillenhältigen Materiales lebende, virulente Pestbacillen unter Umständen in die Außenwelt setzen können, erscheint nicht unwichtig und war bisher unbekannt. Hund I, Jim g, groß. Am 10. September 1897 1 Cubikcentimeter des peritonealen Exsudates vom M93 i . mlent für Mee critoneal. Bereits am Abend des 10. September schwer krank. Exitus in der Nacht vom 10. auf Jen 11. S | en jibt: Periphere Drüsen durcl Sßert, derb, röthlich, saftreicher. In der Bauchhi trüben, leicht bl n Exsudates. Peritoneum stark geröthet, im parietalen Antheile, und /.war in I instich- stelle, ziemlich zahlreiche, kleinere Blutungen. Mesenteriale Drüsen geschwollen, gelblich weiß, saftreich. Milz groß, dunkel, weich Leber und Nieren geschwollen, gelb Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Lungen blutarm. Deckglaspräparate vom Blute und aus der Milz zeigen reichlich Pestbacillen. spärlicher Präparate von einer linken Achsel- und rechten Halslymphdrüse. Hund II, jung, klein. Am 10. September 1S97 intraperitoneal 0'5 Cubikcentimeter desselben Exsudates als Hund I. Ebenfalls am 10. September abends bereits krank. Exitus in der Nacht vom 10. auf den 1 1. September. Section ergibt im allgemeinen dieselben Veränderungen wie bei Hund I. nur ist die peritoneale Ex< dafür finden sich aber im Netz und Mesenterium, vorwiegend aber in der Schleimhaut des Dünn- und Dickdarmes --ehr ;-.., Blutungen. Deckglaspräparate vom Blute zeigen reichlich Pestbacillen, weniger reichlich solche von einer linken Axillardrüsc. Histologischer Befund. 1. Milz. Acuter Milztumor mit starker Hyperämie und kleineren Blutaustritten in die Pulpa. Pestbacillen sehr reichlich, die Follikel frei lassend, zum Theile intracellulär geb. 2. Leber. Die Epithelien im Zustande trüber Schwellung: die Capillaren vielfach erweitert; im Blute de Pestbacillen in Diplobacillenform. 3. Niere. Außer den Zeichen parenchymatöser Degeneration der Rindenepithelien finden sich vereinzelte kleine Blutaustritte in der Rinde. Im Blute der Gefäße ziemlich reichliche Pestbacillen. 4. Dünndarm. Im Gewebe der ungemein hyperämischen Zotten einzelne kleine Blutaustritte. Von der Schleimhautoberfläche aus sind ins Gewebe zahlreiche Darmbacterien eingedrungen. 5. Dickdarm. Derselbe zeigt histologisch nichts Besonderes. 6. Mesenteriale Lymphdrüse. Leichte Erweiterung der Sinus mit Desquamation der Endothelicn. Im Bl und auch in den Sinus kleine Häufchen von Pestbacillen nachweisbar. Hund III, jung. Am 11. September 1897 intraperitoneal o-i Cubikcentimeter vom peritonealen Exsudate des M10] (Cultur hochvirulent für Meerschweinchen). Exitus am 12. September. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen vergrößert, saltreich. In der Bauchhöhle reichlich dickes, trübes, leicht hämor- idat. Peritoneum allenthalben stark geröthet. das viscerale Blatt voll kleiner Blutungen. Mesenteriale Lymphdrüsen vergrößert, saftreich, gelblich-weiß. Milz sehr groß, dunkel, weich. Leber und Nieren geschwollen, stark parenchymatös degeneriert. Nebennieren blutarm. In den Pleurahöhlen reichlich trübe, leicht blutig Lungen sehr blutreich, am Pleuraübcrzug derselben kleine Blutungen in ziemlich reichlicher M g Deckglaspräparate vom Blute zeigen sehr reichlich Pestbacillen. die von einer rechten Achseldrüse weniger reichlich. Hund IV, alt Am 11. September 1897 ical 1 Cubikcentimeter desselben Exsudates wie Hund 111. Am 11. September abends bereits krank, Exitus in der Nacht vom 11. auf den 12. September. 704 H. Albrecht und A. Ghon, Section ergibt denselben Befund wie bei Hund III, nur fehlen die Blutungen am Peritoneum und der Pleura, dagegen ist die Schleimhaut di I chwollen, gelockert und geröthet. Deckgl asp rä parate : l Peritoneales und pleurales Exsudat: Reichlieh Pestbacillen; 2. Milz, mesenteriale und Halslymphdrüsen: Weniger reichlich Pestbacillen; 3 Dünndarminhalt: Neben anderen Bacterien (Stäbchen und Spirillen! reichlich Bacillenformen, die in allem Pest- bacillen gleichen. Hund V, 1>/., Jahre alt. Am 24. December 1897 intraperitoneal 0*5 Cubikcentimeter des peritonealen Exsudates eines an acuter Pest zugrunde cnen Meerschweinchens. Exitus 25. December Mittai Section ergibt: Keine besonders auffallenden Lymphdrüsenschwellungen. Geringe Mengen hämorrhagischen Exsudates in der Bauchhöhle. In den Bauchdecken um den Stichcanal ausgebreitete Blutungen. Omentum und das ganze Peritoneum voll von kleineren und größeren, confluierenden Blutungen, stellenweise wie hämorrhagisch infarciert. In der Magen- und Darmwand gleich- ößere Blutungen. Milz groß, weich. Deckglaspräparate von Milz und Blut zeigen sehr reichlich Pestbacillen. Hund VI, circa 1 Jahr alt. Am 24. December 1897 dieselbe Menge des gleichen Exsudates wie Hund V subcutan am linken Oberschenkel. Exitus am 27. December abends. Section ergibt: An der [njectionsstelle ein ausgebreitetes, hämorrhagisch-sulziges Infiltrat, das sich über den ganzen Ober- sehenkel bis über das Poupart'sche Band nach aufwärts erstreckt, nach abwärts über den ganzen Unterschenkel und Fuß ausbreitet. Die inguinalen Lymphdrüsen dieser Seite (links) vergrößert, zu einer weichen, gelb-rothen Masse umge- wandelt und vollständig in hämorrhagisch-sulziges Binde- und Fettgewebe eingehüllt. Entlang der linken Ecuioralgefäße. diese völlig einscheidend, zieht sieh die hämorrhagisch-sulzige Infiltration nach aufwärts, die linke Arteria und Vena iliaca und die Bauchaorta in derselben Weise einhüllend, bis ungefähr in die Höhe der Leber. Die retn .peritonealen Lymphdrüsen beiderseits, zumal die der linken Seite, stark vergrößert, hämorrhagisch infiltriert. Die übrigen peripheren, sowie die mesenterialen Lymphdrüsen vergrößert, saftreich, röthlich. Milz sehr groß, an der Schnittfläche wie chagriniert. Leber und Nieren gesehwollen, fettig Li iiert. In der Darmwand ausgebreitete Blutungen. Lungen blutarm. Dcckglaspräparate vom primären Bubo zeigen enorme Mengen Pestbacillen. Hund VII, jüngeres Thier. Am 24. December erhält das Thier die Organe mehrerer an acuter Pest zugrunde gegangener Meerschweinchen und Ratten zum Fressen vorgesetzt. Alles — es sind sehr große Mengen — wird sofort gierig verzehrt. Das Thier schon vor dem Versuche an Staupe krank (Nasenfluss, Conjunctivitis, Bronchitis). Circa l1/» Stunden nach dem Fressen der Pestorgane flüssige Darmentleerungen. Culturelle Untersuchung derselben auf Pestbacillen negativ (Agarplatten, Colonien gut isoliert). Am 25. December blutige Darmentleerungen. Dcckglaspräparate davon zeigen neben Darmbacterien mäßig viele Bacillenformen, die in allem mit Pestbacillen identisch sind. : saaten lassen Pestbacillen nicht nachweisen (Agarplatten. Colonien nicht gut isoliert). Am 26. December die bei Zimmertemperatur aufbewahrten Fäees vom 25. December nochmals untersucht Pestbacillen culturell nicht nachweisbar (Agarplatten. Colonien gut isoliert). Am 27. December die mit blutigem Schleim untermengten Fäces abermals sofort nach ihrer Entleerung untersucht: Dcckglas- präparate zeigen neben anderen Bacterien reichlich Bacillen, die sich färberisch und morphologisch wie Pestbacillen verhalten (rund- liche, geblähte und Ringformen). In den Aussaaten keine Pestcolonien (Colonien gut isolierl In den nächsten Tagen normale Fäces. Am 5. Jänner 1898 Exitus. Section ergibt: Diffuse, I irigi Bronchitis, ' onfluierendc Lobulärpneumonie im rechten Mittellappen, lobulär-pneumonische ii rechten und linken überlappen und im linken Unterlappen. Rhinitis. Kein Milztumor. Leber und Nieren fettig degeneriert. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Keine Zeichen von Pesterkrankung. Die genaueste bacteriologische Untersuchun (Deckglas und Culturi von Milz, Blut, pneumonischem und bron- ließ nii I Pestbacillen nachweisen, sondern ausschließlich feinste, influenzabacillenähnliche Stä im pneumonischen und bronchitischen Exsudate außerdem noch Diplococcus pneumoniae. Beulenpest. IL Baderiologische Untersuchungen. 705 Hund VIII, junges Thier. Am 23. Jänner 1898 werden dem Thiere in Milch die Organe mehrerer an acuter, hämorrhagischer Pest verendeter Meerschweinchen verfüttert. Desgleichen am 25. Jänner. Tagsvorher hatte der Hund aus einem mit Sublimatlösung gefüllten Kübel etwas (geringe Mengen) getrunken. Ungefähr '„Stunde nach der 2. Fütterung Darmentleerung, mit röthlichem Schleim untermengt (Sublimat- wirkung?). Un-efähr 2 ' ., bis. 3 Stunden nach" der Verfütterung abermals Darmentleerung, dünnflüssig, blutig gefärbt. Von beiden Fäces Aussaaten auf Agar und Gelatine. Keine Pestcolonien nachweisbar. Deckglaspräparate von den 2 Fäces reichlich Bacillen, die in allem mit Pestbacillen übereinstimmen. Von den 2. Fäces außerdem einem Meerschweinchen (M22g) mittlerer Größe etwas in das rechte Auge (auf die unverletzte Schleimhaut) eingeträufelt und gleichzeitig an einer rasierten, leicht blutenden Stelle der linken hinteren Extremität eingerieben. Am 27. Jänner, also nach 2 Tagen, ein deutlicher B u b o in der linken Inguinalgegend beim Meer- schweinchen tastbar. Am 30. Jänner Exitus des Meerschweinchens. Section und bacteriologische Untersuchung desselben ergibt typische Pest. (Infiltrat an der Einreibungsstellc, primärer Bubo in der linken Leistengegend mit Nekrose und hämorrhagischer Infiltration der Lymphdrüsen, Bubonen 2. Ordnung an den retroperitonealen Lymphdrüsen links, Milz dicht besäet mit Pestknötehen. Leber und Nieren fettig degeneriert. Allenthalben reichlich typische Pestbacillen.) In der Zeit vom 25. bis 28. Jänner erhielt der Hund kein pestbacillenhältiges Futter verfüttert. Die Darmentleerungen vom 2S. Jänner sind noch mit blutigem Schleim untermengt. Deckglaspräparate davon zeigen zwar Bacillen, die Pestbacillen ähneln, doch ein damit inficiertes Meerschweinchen (M232 — Einreibungsmethode) blieb ohne Reaction. Der Hund bleibt am Leben. Nach einiger Zeit wird er getödtet. Die angeschlossene Section ergab keinerlei Anhaltspunkte für eine eventuell überstandenc Pestinfection. f) Hyänen. Derselbe Grund, wie wir ihn für unsere Versuche bei der Familie der Hunde anführten, bewog uns, einen Angehörigen der hyänenartigen Raubthiere — die auch in Indien vorkommende gestreifte Art (Hyaena striata) — gleichfalls hinsichtlich der Empfänglichkeit für das Pestvirus zu prüfen. Ein intraperitoneal geimpftes Thier (Hyäne I) erlag acutest der Infection und ergab das Bild schwerster hämorrhagischer Septikämie. Auch in der Haut fanden sich reichlichst Blutungen wie bei Meerschweinchen und Kaninchen. Verfütterungsversuche, bei einem zweiten, jungen Thiere zu wiederholtenmalen und mit reich- lichen Mengen vollvirulentem Pestmateriales ausgeführt, blieben jedoch ohne Erfolg. Hyäne I, 5 — 6 Monate alt. Am 12. April 1897 intraperitoneal 2 5 Cubikcentimeter einer Aufschwemmung des peritonealen Exsudates vom Affen »B« 'siehe pag. 134). Am 13. April morgens schwere Krankheitssymptome, Diarrhöe, um 11 Uhr vormittags desselben Tages Exitus. Section ergibt: Im Unterhautbindegewebe des ganzen Körpers distinete, bis linsengroße Blutaustritte. In der gesammten Musculatur ungemein reichliche erbsengroße, theils einzeln stehende, theils confluierende Blutungen Die Muskel gelblich. Beide Tonsillen stark prominent, schwarzroth, auf der Durchschnittsfläche voll von Blutungen, saftig, vorquellend. Lymphdrüsen des Halses bis über haselnussgroß, derb, auf der Schnittfläche vorquellend, hämorrhagisch infiltriert odei gelbroth gesprenkelt. Fol- likel der aryepiglottischen Falten vergrößert, lebhaft roth. In beiden Pleurahöhlen geringe Mengen gelblicher, klarer Flüssigkeit An der Pleura und am Pericard bis linsengroße Ecchymosen, ebensolche am Epicard, besonders des rechten Ventrikels. Myocard degene- riert. Peritoneum, besonders in den abhängigen Partien, überzogen von einer dünnen Schichte blutiger Flüssigkeit. Im peritonealen Überzug der Bauchdecken, zu beiden Seiten der Mittellinie, in einem ungefähr handtellergroßen Bezirke sehr zahlreiche, bis linsen- große Blutungen. Im Gekröse des Darmes und im Netz zahllose frische Blutaustritte. Mesenteriale Lymphdrüsen zu einem circa 10 Centimeter langen Paquet vereinigt, die einzelnen bis über haselnussgroß und darüber, dunkel schwarzroth, auf der Schnittfläche feinst granuliert, vorquellend. In ähnlicher Weise verändert die Lymphdrüsen am Pylorus, die retroperitonealen, die bronchialen, mediastinalen, axillaren und die inguinalen. Leber groß, blutreich, morsch. Milz groß, blutreich, weich, ihre Follikel vorspringend. Nieren sehr groß, plump, braungelb. Magen ohne besondere Veränderungen. In der Schleimhaut des Duodenum zahlreiche Blutun- gen, spärlichere im Jejunum und Ileum, sehr reichliche, vielfach in Gruppen geordnet, im Dickdarm. Deckglaspräparate vom Blute und den Organen zeigen sehr reichlich Pestbacillen. Aussaaten aus dem Dickdarm Inhalte zeigen keine Pestcolonien. 706 II. Albrechi und A. Ghon, Histologischer B e f u n d. 1. Milz. Gewöhnliche Form des acuten Milztumors mit reichlichen Hämorrhagien. An einzelnen Stellen der Pulpa ! nendei- feinkörniger Kernzerfall. Das Milzgewebe geradezu infiltriert von zahllosen, gut gefärbten Pestbacillen. 2. Leber. Die Epithelien die Zeichen fettiger Degeneration zeigend. Capillaren mit Blut gefüllt; in denselben außerordei zahlreiche Pestbacillen. '■'■ Niere. Die Epithelien der Rind« neriert, zwischen den Harncanälchen zerstreute kleine Blutaustrittc ; im Bereiche derselben, ebenso wie in den Capillaren Pestbacillen nachweisbar. 4. Dickdarm. Zerstreute Blutungen in der Schleimhaut, reichliche Becherzellen und Schleimbildung. Im Bereiche der Blu- lich zahlreiche Pestbacillen. 5. Schnitte durch eine Blutung in der Bau chmusculatur zeigen, dass dieselbe fast ausschließlich sich innerhalb vier Fascienblätter befindet. Im Bereiche derselben reichliche Pestbacillen. 6. Denselben Befund ergeben Blutungen des M. sternocleidomastoideus. 7. Lunge. Keine besonderen pathologischen Veränderungen; im Blute der Gefäße Pestbacillen nachweisbar. 8 Lymphdrüse vom Hals. Bindegewebekapsel überall erhalten, Sinus sehr beträchtlich erweitert, von Blut, mehrkcrnigen Leukocyten und großen, epithelähnlichen Zellen erfüllt. Die erweiterten Lymphgefäße in ihrer Umgebung von Blut, homogen geron- nener Ödemflüssigkeit und Leukocyten erfüllt. Sowohl in den Sinus, wie in den Lymphgefäßen sehr zahlreiche Pestbacillen in Diplo- bacillenform und gut gefärbt. 5. Schnitte durch die aryepiglo ttische Kalte zeigen zahlreiche Blutaustritte im subepithelialen Gewebe, häufig um Lymphfollikel herum, auch innerhalb derselben mit beginnender Coagulationsnecrose. Innerhalb der Blutungen reichliche Pest- bacillen. Hyäne II, c i r e a 4 Monat e a 1 1. Am 13. April 1897 reichlich Organstücke (fast alle Organe) der Hyäne 1 verfüttert. Am 14. April Leberstücke vom Schakal I verfüttert. O.i- Thier blieb ohne Reaction und wurde am 21. April getödtet. g) Ichneumonratten (Mongu). Die Versuche mit dieser Thierart ergaben dieselben Resultate wie die Versuche mit Hunden und Hyänen. Ein intraperitoneal geimpftes Thier erlag rasch der Infection, die wieder das Bild einer schweren hämorrhagischen Septikämie zeigte. Ein zweites Thier, dem reichlichst Pestmateriale verfüttert wurde, zeigte zwar bald nach der zweiten Verfütterung Krankheitssymptome und erlag 13 Tage nach der ersten Verfütterung; die Section ließ jedoch nirgends Anhaltspunkte für eine Pestinfection nachweisen, sondern ergab eine eigenthümliche Form lobulärer Pneumonien, verursacht durch eine Strongylusart, als Todesursache. Ichneumonratte I, jung. Am IL'. April 1 so7 intraperitoneal 1 Cubikcentimeter derselben Aufschwemmung wie Hyäne I (siehe diese). Exitus am 13. April vormittags. ergib! Kleinere Blutungen im Unterhautb Kör] Periphere Lymphdrüsen geschwollen, dunkelroth, saftreich. Tonsillen prominent, von kleinen B die Follikel in den aryepiglottischen Pleurahöhlen wenig gelbe Flüssigkeit. Blutungen in der Lungenpleura. Lungen blutarm. Herz degeneriert. I eher blutreich, morsch. Nieren plump, gelb. Milz groß, weich, dunkel. Linke Nebel . rotll und gelb gesprenkelt. Mesenteriale Lymph- drüsen geschwollen, hämorrhagisch infiltriert, reti i VI: n ohne besondere Veränderungen, in seinem Cavum blutrothe und kaffeesatzähn num wie hämorrhagisch infiltriert. Im übrigen Dünndarm und im Dick- darm zahllose kleinere und auch größere Bliitun De parate vom Blute, von verschiedenen Organen und vom Mageninhalte zeigen reichlich Pestbacillen. Aussaaten vom Mageninhalte lassen Pestcolonien nicht nachweisen. Uli' Befu nd. 1, Milz. Acuter Milztumor mit reichlichen Hi d reichlicher Infi ration von polynucleären Leukocyten. Pc-i- bacillen i I Degenerationsfoi mcn. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 707 1. Leber. Starke Epitheldegeneration, in der Glissonschen Kapsel Häufchen von polynucleären Leukocyten. Im Blute der Capillaren so große Mengen von Pestbacillen, dass sie wie durch dieselben verstopft aussehen. 3. Niere. Die Rinde stark hyperämisch, im interstitiellen und subcapsulären Gewebe zerstreute kleine Blutaustritte. Fettige Degeneration des Rindenepithels. Im Blute der Gefäße und überall in den Blutaustritten große Haufen von Pestbacillen. 4. Nebenniere. Hochgradige Hyperämie der Rinde und sehr zahlreiche kleinste Blutaustritte in derselben. Derselbe reich- liche Pestbacillenbefund. 5. Duodenum. Die Schleimhaut so reichlich von Blutungen durchsetzt, dass sie stellenweise wie hämorrhagisch infarciert aussieht. Auch die Sinus einer kleinen, der Darmwand außen angeschlossenen Lymphdrüse von Blut erfüllt. Überall innerhalb der Blutungen sehr reichliche Pestbacillen. 6. Ileum. Spärlichere Blutungen in der Schleimhaut. Der Bacterienbefund derselbe wie bei 5. 7. Dickdarm. Dieselben Schleimhautblutungen wie im Ileum und auch derselbe reichliche Pestbacillenbefund. 8. Lymphdrüse. Das Parenchym durch reichlich ausgetretenes Blut zerstört, die Structur vollständig verschwunden, Fol- likel wie im Blute suspendiert. Kapsel überall erhalten. Sehr zahlreiche Pestbacillen im Bereiche der Hämorrhagien nachweisbar. Ichneumonratte II, jung. Am 6., 12., 13., 14. und 17. April 1S97 von denselben Pestorganen gefüttert wie der Schakal II (siehe diesen). Das Thier frisst die Organstücke immer sehr gierig, zeigte aber bereits am 12. April, also schon bei der zweiten Verfütterung Krankheitssymptome, vorwiegend in einer Parese der hinteren Extremitäten bestehend. In den nächsten Tagen verfällt das Thier sichtlich, magert hochgradig ab und verendet am 19. April vormittags. Section ergibt: Beide Lungen stark pigmentiert und voll von bläschenförmigen Gebilden und pneumonisch verdichteten Partien. Die übrigen Organe außer Atrophie keine Veränderungen zeigend. hie bacteriologische Untersuchung der Milz und der übrigen Organe ließ Pestbacillen nicht auf- finden. In den pneumonisch verdichteten Herden dei Lunge fanden sich reichlich lebhaft bewegli che wurm- artige Gebilde (Strongylusart). h) Katzen. Zu unseren Versuchen verwendeten wir ausschließlich Hauskatzen. Nach intraperitonealer Einverleibung größerer Mengen Pestmateriales verendete ein Thier (Katze V) innerhalb weniger Stunden. Der Sectionsbefuncl dieses Thieres entsprach dem eines acuten septikämischen Processes. In allen Organen konnten reichlichst Pestbacillen nachgewiesen werden. Ein zweites Thier (Katze Uli. das geringere Mengen einer hochvirulenten Pestcultur intraperitoneal erhalten hatte, zeigte durch mehrere Tage nach der Infection schwere Krankheitssymptome, erholte sich aber wieder und erschien bald gesund. Auf nunmehr wiederholt vorgenommene Verfutterungen von Orga- nen an acuter Pest gefallener Ratten und Meerschweinchen reagierte das Thier nicht. Pestbacillen konnten in den untersuchten Fäces nie nachgewiesen werden. Ungefähr einen Monat nach der intraperitonealen Infection verendete das Thier unter Symptomen einer Peritonitis. Die Section ergab außer degenerativen Veränderungen der parenchymatösen Organe eine diffuse eiterige Peritonitis, in deren Exsudate, ebenso wie in allen anderen Organen, keine Bacterien gefunden wurden. Drei andere Katzen wurden mit pestbacillenhältigem Materiale gefüttert. Alle drei reagierten mit einer vom Maule ausgegangenen Pestin fection: Die eine (Katze [) zeigte im Anschlüsse an die Verfütterung einen mächtigen Bubo am Halse, der sich spontan eröffnete und in dessen ausfließendem Seerete sich neben reichlichen Pest- bacillen in ungefähr gleicher Anzahl Streptococcen nachweisen ließen. Das Thier erkrankte, wie aus den Aufzeichnungen darüber ersichtlich ist, zweifellos schon nach einer der ersten Verfütterungen, vielleicht schon nach der ersten. Die Infection zeigte die Tendenz local zu bleiben. Das Thier wurde des- halb getödtet tind die vorgenommene Section ergab auch keinerlei Anhaltspunkte für eine erfolgte All- gemeininfection. Der Process beschränkte sich auf eine Lymphdrüsengruppe in der linken Submaxillar- gegend. Dass die gleichzeitig vorhanden gewesene Streptococceninfection als eine seeundäre von der Mund- und Rachenhöhle aus aufzufassen ist, muss nach allem, was wir über das Verhältnis zwischen 708 H. Albrecht innf A. Ghon, Pestbacillus und Streptococcus pyogenes kennen gelernt haben, wohl angenommen werden. Dafür sprechen auch unsere analogen Befunde am Menschen. Die zweite Katze i Katze II) erkrankte gleichfalls nach der Verfütterung von Pestmateriale und ver- endete circa einen Monat nach der ersten Verfütterung unter Erscheinungen eines ziemlich hochgradigen Marasmus. Die Section dieses Thieres ergab eine reine Pestinfection in den Submaxillarlymphdrüsen beider Halsseiten in Form der typischen Veränderungen eines primären Bubo. Auch in diesem Falle blieb der Process ein localer, da die übrigen Organe des Körpers keinerlei Zeichen einer Infection aufwiesen. Es macht vielmehr den Eindruck, als ob sich der localen Infection ein zweifellos durch die Giftstoffe des Pestbacillus erzeugter marastischer Zustand anschloss. der zum Tode führte. Wann in diesem Falle die Infection erfolgte, ist nicht .sicher zu eruieren. Der pathologisch-anatomische Befund des primären Bubo spräche dafür, dass dieselbe erst bei einer der späteren Verfütterungen stattfand. Die dritte gefütterte Katze (Katze IV) endlich reagierte mit einer dem primären Bubo am Halse sich anschließenden typischen Pestallgemeininfection, der sich noch eine Secundärinfection (respective Mischinfection) mit Staphylococcus pyogenes aureus angeschlossen hatte. Auch in diesem Falle erfolgte die Infection wahrscheinlich nicht nach den ersten Verfütterungen. Der acute Charakter der Veränderungen spricht für einen späteren Zeitraum. Vielleicht war in diesem und dem vorhergehenden Falle die Ver- fütterung von Knochen für das Zustandekommen der Infection nicht ohne Einfluss? Bei allen drei mit Pestmaterial verfütterten Katzen erfolgte die Infection vom Maule aus. An der Eingangspforte selbst kam es zu keiner sichtbaren Reaction. In epidemiologischer Beziehung scheinen uns die Pestinfectionen der Katzen nicht ohne Bedeutung zu sein. Katze V, altes Thier. Am 15. Jänner 1898 intraperitoneal 5 Cubikcentimeter des peritonealen Exsudates eines an acuter Pest verendeten Meer- schweinchens (M .;,- |. Exitus in der Nacht vom 15. auf den 16. Jänner. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen etwas geschwollen, saftreicher, röther. In der Bauchhöhle kein freies Exsudat. Peri- toneum glatt, glänzend, ohne Veränderungen Mesenteriale Lymphdrüsen größer, saftreicher; weißlich, weich. Milz etwas vergrößert, weicher. Leber blutreich. Nieren hochgradig parenchymatös degeneriert Magen und Darm ohne besondere Veränderungen, ebenso die Lungen. Im Filute. in der .Milz und in den mesenterialen Lymphdrüsen sehr reichlich Pestbacillen, spärlicher in einer rechten inguinalen Lymphdrüse (mikroskopisch und culturell). Katze III, jüngeres Thier. Am 1 1. Jänner 1898 intraperitoneal 1 Cubikcentimeter der Aufschwemmung von der Cultur IX/7 MS10 (hochvirulent für Meerschweinchen). Am 12. und 13. Jänner schwere Krankheitssymptome. Am 14. Jänner erholt sich das Thier wieder. Am 15. Jänner erscheint die Katze gesund. Vom 15. Jänner an werden demThiere täglich in reichen Meng in Organtheile von Meerschweinchen und Kalten, die an acuter Pest verendet waren, verfüttert. Am 30. und 31. Jänner keine Verfütterung mit Pestbacillei Am I. Februar abermals Verfütterung. An diesem Tage wi rden cii :a 5 Stunden nach der Verfütterung die breiigen Fäces auf Pestbacillen untersucht. Die Deckglaspräparate zeigen nur spärlich solche formen, die man als Pestbacillen ansprechen könnte. Aussaaten zeigen keine Pestcolonien. Am s. und 9. Februar abermals Verfütterung von Pestbacillen in reichlicher Vier [i Oi ;antheile aus Meerschweichen und Kaltem. Am 9. Februar defäciert die Katze 3 Stunden nach dem Fräße. Von diesen Fäces werden einerseits Agarplatten bi ä eits ziemlich große Mengen davon einem Meerschweinchen i.\Ij3j) an einer rasierten, leicht blutenden Stelle der linken hin teren Extremität eingerieben. Die Aussaaten, die gut isolierte Colonieil zeigen, lassen Pestbacilll icht nachweisen Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchtmgen. z1»'.' Das Meerschweinchen zeigt an der Einreibungsstelle nach 2 Tagen ein eitrig-nekrotisches Infiltrat und etwas verg verschiebliche Lymphdrüsen in der entsprechenden Leistengegend. Am 14. Februar erseheint die Drüsenschwellung und das Infiltrat im Rückgange begriffen, weshalb das Thier an diesem Tage noch durch Narkose getödtet wird. Die Section des Thieres zeigt außer dem erwähnten Infiltrate an der Einreibungsstelle und der geringen Drüsenschwellung in der linken Leistengegend keine Veränderungen. Die bacteriologische Untersuchug lässt nirgends Pestbacillen nachweisen. Die erwähnten Veränderungen dürften zweifellos wohl auf die Wirkung der Darmbacterien zurückzuführen sein. Am 9. Februar beginnt die Katze wiederholt zu schreien, scheint Schmerzen zu haben, namentlich beim Drucke auf den Bauch. Am 10. Februar schwere Krankheitserscheinungen. Am 1 1. Februar Exitus. Section ergibt: Periphere Lymphdrüsen (Hals, Axilla, Inguinalgegend) bis kleinbohnengroß, derb. Im .Maul und Rachen keine Veränderungen. Lungen blutarm. Herz fleisch sehr schlaff, gelb, morsch. Leber gelbbraun. Milz nicht vergrößert, derber. Kapsel gerunzelt. In der Bauchhöhle theils frei, theils zwischen den Darmschlingen, namentlich aber über dem Netze sehr reichliche dicke, gelbliche Eitermassen. Nirgends Adhäsionen oder Verdickungen. Peritoneum glatt, glänzend, nicht verdickt, nicht geröthet Mesenteriale und retroperitoneale Lymphdrüsen groß, saftig, weißlich. Nieren groß, gelb. Nebennieren gelbbraun. Magen und Darm vollständig unverändert. Im Blute, in der Milz, im peritonitischen Eiter konnten weder mikroskopisch noch culturell irgend- welche Bacterien nachgewiesen werden. Die Aussaaten aus einer mesenterialen Drüse zeigten nur einige Colonien von Stäbchen der Coligruppe. Histologischer Befund. 1. Milz. Die Pulpa ziemlich blutarm, sonst keine auffallende Veränderung. Pestbacillen nicht aufzufinden. 2. Leber Keine besondere histologische Veränderung. Im Blute keine Bacterien. 3. Auch die Niere ergibt denselben negativen Befund. 4 Heiz. Die Musculatur nur undeutliche Querstreifung zeigend. Die einzelnen Muskelspindeln wie aufgequollen, ihre Kerne mitunter groß und auffallend blass gefärbt; sonst nichts Besonderes. 5. Eine mesenteriale Lymphdrüse ebenso wie eine kleine Lymphdrüse aus dem Jugulum ergeben keinen bemerkens- werten Befund. Irgendwelche Bacterien sind nicht nachzuweisen. Katze I, jüngeres Thier Vom 31. Decembev ls;i7 an täglich in reichlicher Menge mit Organtheilen aus Meerschweinchen und Ratten, die an Pest li t wiireri. gefüttert. Seh. in nach wenigen Tagen erscheint das Thier krank, erholt sich aber wieder. Vom 10. Jänner an erhält das llner auch Knochen von an Pest zugrunde gegangenen Meerschweinchen und Ratten neben anderen Organen zum Fräße. Am 1 1. Jänner wird bei der Katze, die seit einigen Tagen wieder stärker krank erscheint, ein großes, derbes Infiltrat auf der linken Halsseite bemerkt. Am 13. Jänner bricht das Infiltrat auf; im abfließenden, hämorihagisch-eiterigen Secrete linden sich neben reichlichen Kettencoccen ungefähr in gleicher Anzahl typische Pestbacillen. D ie Aussaaten von dem Exsudate zeigen dagegen sehr reichlich Colonien des Streptococcus p'y eigenes und nur spärlich solche des Pestbacillus. Am 14. Jänner ist das Infiltrat zurückgegangen, die Katze befindet sich sehr wohl, ist munter. Das Thier wird durch Narkose getödtet. Section ergibt: Entsprechend dem aufgebrochenen Infiltrate findet sich an der linken Halsseite ein etwa 1 Centimetei iangei Fistelgang, nur mit geringen Mengen hämorrhagisch-eitrigen Secretes belegt, der in eine circa haselnussgroße, von fetzigen Wänden umschlossene Höhle in der linken Submaxillargrube führt. In der Umgebung dieser Höhle mehrere geschwollene, saftige Lymph- drüsen. Die übrigen Organe des Körpers zeigen keine besondere Veränderungen. Der ganze Darmtract völlig intact. In Deckglaspräparaten aus den Lymphdrüsen um die Abscesshöhle am Halse linden sich wenig zahlreich typische Pest- bacillen, intracellulär und frei in Haufen, vielfach in Degenerationsformen. In den Aussaaten aus einer solchen Drüse gehen vorwiegend Colonien des Streptococcus pyogenes an und nur spärlich typische P e s t c o 1 o n i e n. Ein Meerschweinchen, dem Saft einer solchen Halslymphdrüse an einer rasierten Stelle einer hinteren Extremität ein- gerieben wird, zeigt nach 2 Tagen einen typischen Bubo der entsprechenden Leistengegend und verendet am 18. Jänner. Pathologi- scher und bacteriologischer Befund des Thieres ergibt typische Pestinfectio n. Aussaaten aus dem Darminhalte der Katze ergeben keine Pestcolonien. obwohl in den Deckglaspräparaten neben anderen Bacterien solche Bacillen sich vorfinden, die in allem Pestbacillen gleichen. Histologischer Befund. 1. Lymphdrüse aus der Umgebung der Abscesshöhle. Das Lymphdrüsengewebe ist vollständig erhalten, die Bindegewebs- kapsel auffallend verbreitert, theils durch Granulationsgewebe aus Spindelzellen und Gefäßchen bestehend, theils durch reichliche Infiltration von polynucleären Leukocyten. Letztere, zum Theil im reichlichen Zerfall begriffen, linden sich auch in großer Anzahl im Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 92 710 H. Albrecht und A. Ghon, ulen Fettgewebe und zwischen den Bündeln eines quergestreiften Muskels. Zerstreute Häufchen von Coccen, vielfach in kurzen Ketten angeordnet und einzelne Häufchen von sich schrblass färbenden Pestb acil len. 2. Milz zeigt nichts Auffallendes; die Follikel sind groß und reichlich. Bacterien sind nicht aufzufinden. 3. Ein kleines Paquet mesenterialer Lymphdrüsen zeigt nichts Besonderes. Bacterien sind nicht nachweisbar. Katze II, jüngeres Thi e r. Das Thier wird gleichzeitig mit der Katze I in ganz derselben Weise gefüttert, frisst jedoch anfangs nicht, weshalb es abmagert- Am 25. Jänner ist Jas Thier ruhig und erscheint abgemagert. Die Untersuchung der an diesem Tage entleerten Fäces auf Pestbacillen ergibt culturell ein negatives Resultat. Das l'liier wird weiter mit Organtheilen von an acuter Pest zugrunde gegangenen Thieren gefüttert. Am 28. Jänner culturelle Untersuchung der Fäces auf Pestbacillen (Agar- und Gelatineplatten i : negativ. Die Abmagerung des Thieres nimmt stark zu und am 31. Jänner früh wird die Katze todt aufgefunden. Section ergibt: Körper hochgradig abgemagert. In beiden Submaxillargruben je 1 Lymphdrüse stark geschwollen, fast wal- nussgroß, derb infiltriert, auf der Schnittfläche reichlich eitrig-hämorrhagische Massen abstreifbar. Die Umgebung der Drüsen nicht verändert. Die Drüse der linken Seite größer als die der rechten. Auch die übrigen Halslymphdrüsen leicht geschwollen, etwas sal- tiger. Eine Lymphdrüse in der Gegend des Jugulum fast kleinbohnengroß, hämorrhagisch infiltriert. Im Maul und Rachen keine Ver- änderungen. Lungen hyperämisch. Milz klein, atrophisch. Leber klein, bleich. Nieren fettig degeneriert. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen Die axillaren, inguinalen, mesenterialen und retroperitonealen Lymphdrüsen ebenfalls ohne auffallende Veränderungen. Aussaaten vom Herzblute bleiben steril, solche von der linken Halslymphdrüse zeigen eine ziemlich reichliche Reincultur von Pestcolonien. Deckglaspräparate von der rechten Halslymphdrüse zeigen gleich- falls ausschließlich Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Lymphdrüse von der linken Halsseite. Von derselben ist das adenoide Gewebe in einem schmalen Randantheili nur in einer kurzen Strecke oberflächlich erhalten, im übrigen finden sich größere nekrotische Herde mit feinkörnigem Kernzerfall und nekrosierten Gefäßen, vielfach eingesäumt von dichtgelagerten polynucleären Leukocytcn und überall Hämorrhagien sowie große Haufen oder Verbände von Pestbacillen, die vielfach die bläschenähnliche, rundliche Form zeigen. 2. Einen ähnlichen Befund ergibt eine symmetrisch gelagerte Lymphdrüse der rechten Halsseite. Nur erscheint bei derselben die Kapsel so infiltriert, dass die Lymphdrüse schlecht abzugrenzen ist. Pestbacillen enorm reichlich, und zwar vorwiegend in exquisit rundlichen, Coccen- oder Hefezellen ähnlichen Degenerationsformen. 3. Kleine Lymphdrüse aus derGegend des Jugulum zeigt besonders die Rindensinus erweitert und mit Blut gefüllt. Die Marksinus von abgestoßenen Endothelien erfüllt. Innerhalb der Blutung kleinere und größere Häufchen von Pestbacillen nach- weisbar. 4. Niere. Außer Andeutung von Epitheldegeneration der Tubuli contorti nichts Besonderes. Pestbacillen nicht mit Sicher- heit im Blute der Gefäße aufzufinden. 5. Leber. Das Parenchym blutarm, keine Pestbacillen im Blute aufzufinden. 6. Milz. Dieselbe zeigt keine besonderen histologischen Veränderungen. Pestbacillen sind nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Katze IV, etwas älter als die beiden vorhergehenden Thiere, wird gleichzeitig mit Katze I und II ebenfalls mit Organ- theilen von an Pest verendeten Meerschweinchen und Ratten zu füttern begonnen, erhält dann gleichfalls täglich in reichlicher Menge solche Organen zum Fräße, später auch die Knochen der Thiere, ohne kenntliche Krankheitserscheinungen zu zeigen Am 19. Jänner wird das Thier todt aufgefunden. Section ergibt: Das subcutane Gewebe der rechten Halsseite leicht ödematös und von einzelnen kleineren Blutungen durch- setzt. Die Lymphdrüsen am unteren Rande des rechten Masseter stark vergrößert, fast doppelt so groß als die der anderen Seite, ziem- lich derbe, auf dem Durchschnitte jedoch sein- saftreich, vorquellend, gelb-roth gesprenkelt, zum Theile hämorrhagisch infiltriert. tärker verändert, ganz hämorrhagisch infiltriert, fast zerfließlich erscheint eine Lymphdrüse in der rechten Submaxillargrube, den großen Gefäßen anliegend. Die tiefer gelegenen Halslymphdrüsen derselben durchwegs geschwollen, saftig, roth-gelb gesprenkelt. Die Halslymphdrüsen der linken Seite nur mehr gleichmäßig weißlich-gelb, saftig, etwas größer. Die übrigen peripheren Lymphdrüsen noch weniger intensiv verändert, aber noch geschwollen. Maul, Tonsillen, Rachen, Ösophagus und Trachea ohne Veränderungen. Lungen hellroth. Milz größer, sehr blutreich, weich. Leber und Nieren sehr stark fettig degeneriert, ge; hwollen. Nebennieren gelb. Mesenteriale uiul rctroperitoncale Lymphdrüsen geschwollen, meist ziemlieh bedeutend, theils weißlich und saftreich, theils roth gefleckt. Im Magen keine Veränderungen, Schleimhaut des ganzen Dünndarmes gelockert, im Dickdarm blutig schleimige Fäces in reichlicher Menge, seine Schleimhaut dicht besäet von bis hirsekorngroßen, dunklen Blutungen. Deckglaspräparate: Sehr reichlich Pestbacillen in der Lymphdrüse der rechten Submaxillargrube, weniger reichlich in einer weiter unten gelegenen Halslymphdrüse und in der Milz, noch weniger in einer mesenterialen Lymphdrüse. Präparate vom Dünndarminhalt zeigen keine sicher als Pestbacillen anzusprechenden Formen, solche vom Dickdarminhalt lassen neben anderen Bacterien reichlich Bacillen nachweisen, die in allem mit Pestbacillen Übereinstimmen. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 71 1 Die Aussaaten vom Herzblute zeigen in ungefähr gleichen Mengen Pestcolonien, Colonien vom Staphylococcus pyogenes aureus und solche einer Stäbchenart (Coliart). Dasselbe Ergebnis liefern die Aussaaten von der Lymphdrüse in der rechten Submaxil- iargrube. In den Aussaaten vom Dickdarminhalt (Gelatine- und Agarplatten, Colonien gut isoliert) konnten Pestcolonien nicht nach- gewiesen werden. Histologischer Befund. 1. Zwei Lymphdrüsen vom unteren Rande des Masseter geben das Bild eines primären Bubo, indem das Paren- chym unter dichter Bacilleninfiltration und Hämorrhagien zugrunde gegangen ist. Auch die Kapsel und das periglanduläre Fettgewebe von Bacterien und Leukocyten infiltriert, zum Theil hämorrhagisch. Außer sehr reichlichen Pestbacillen finden sich auch Häufchen von runden Coccen. 2. Eine kleine Lymphdrüse aus der Submaxillargegend derselben Seite ergibt denselben Befund wie vorstehender 3. Milz. Die Pulpa vielfach von Blutungen durchsetzt. Zahlreiche kleine nekrotische Pestherde der eigenthümlichen Form und zahllose Massen die Milz gleichmäßig infiltrierender Pestbacillen, außerdem zerstreute kleine Häufchen von Coccen. 4. Niere. Starke Degeneration der Rindenepithelien, vereinzelte kleine Rindenblutungen. Im Blute ziemlich reichliche Pest- bacillen und vereinzelte Coccen. 5. Dickdarm. Außer einzelnen kleinen Blutaustritten auf der Höhe der Schleimhautfalten zeigt der Dickdarm nichts Patho- logisches. An der Schleimhautoberfläche zahlreiche Stäbchen und Coccen verschiedenster Form. 6. Paquet mesenterialer Lymphdrüsen. Leichte Erweiterung der Sinus mit Quellung der Sinusepithelien. Keine Hyper- ämie, keine Hämorrhagien. Pestbacillen nur vereinzelt in den Blutgefäßen aufzufinden. 7. Leber. Starke Hyperämie und Epitheldegeneration. Im Blute der Geräße zahlreiche, zum Theile rundliche Degenerations- formen zeigende Pestbacillen und Häufchen von Coccen. i) Schweine. Die Bedeutung der Schweine für die Pestinfection wurde wiederholt hervorgehoben. Unsere Versuche mit dieser Thierart ergaben nachfolgende Resultate: Intraperitoneale Infection bei einem jungen Thier reiner englischer Rasse (Schwein II) führte — es wurden größere Mengen hochvirulenter Pestbacillen injiciert — den Tod des Thieres sehr rasch her- bei. Die Section ergab den Befund schwer hämorrhagischer Septikämie, nicht anders, wie wir ihn in ana- logen Fällen bei allen anderen Thierarten sahen. Verfütterung von Pestbacillen hatte jedoch in 3 Fällen kein Resultat, obwohl zu den Versuchen junge Thiere verwendet und durch Wochen enorme Mengen von pestbacillenhältigem Materiale verfüttert wurden (Schwein I, III und IV). Um Verletzungen herbeizuführen und da- durch die Infection zu unterstützen, waren dem Futter nicht bloß Knochen, sondern auch Glassplitter beigemengt worden, gleichfalls ohne Erfolg. Schwein I wurde, nachdem es durch 20 Tage mit pestbacillenhältigem Materiale ohne Erfolg gefüttert worden war, in kurzem Zeitraum hintereinander zweimal mit ziemlich großen Mengen von Pest- bacillen intraperitoneal geimpft. Nach der ersten intraperitonealen Impfung erschien das Thier kurze Zeit krank, erholte sich aber wieder rasch und blieb weiterhin gesund. Unsere Versuche sprechen nicht für das Vorkommen der Spontaninfectionen von Pest bei Schweinen. Dass verschiedene Rassen der Thiere sich in dieser Hinsicht so auffallend verschieden ver- hielten, ist nicht wahrscheinlich und widerspräche allen Versuchsergebnissen bei anderen Thieren. Viel wahrscheinlicher scheint es uns zu sein, dass die darüber publicierten Befunde auf falschen Beobachtungen beruhen. Mit den Befunden von Wilm verhält es sich ohne Zweifel so. Die Sections- befunde der nach seiner Meinung an echter Pest gefallenen Schweine entsprechen vollkommen acuten Infectionen, wie sie unserer Meinung nach bei einem angeblichen Krankheitsverlaufe von 22 und 40 Tagen einfach unmöglich sind, abgesehen davon, dass die Angaben über die Eingangspforte bei diesen Thieren unseren bisherigen Erfahrungen widersprächen. Nicht ausgeschlossen ist es, dass es sich bei allen diesen angeblichen Spontaninfectionen der Schweine mit Pest um Schweinepest gehandelt haben dürfte. 712 H. Albreckt und A. Gkon, Schwein II, sehr junges Thier, circa 5 Wochen alt, reine englische Rasse. Am 19. Februar 1898 intraperitoneal von der Cultur IX 7 M.,.;l (hochvirulent für Meerschweinchen, Ratten. Kaninchen i iner Aufschwemmung von l igarculturen (Eprouvette) in ."■ Cubikoentimetern steriler Kochsalzlösung. Am 20. Februar Morgens Exitus. Section ergibt: Alle peripheren Lymphdrüsen stark blutreich, saftiger. In der Bauchhöhle circa ' , Liter leicht hämorrha gefärbter Flüssigkeit. Peritoneum des Dünndarmes gleichmäßig rosaroth, Jas übrige Peritoneum im allgemeinen glatt und glänzend, stelleiHveisc etwas verdickt. Omentum majus sehr stark injiciert. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, geschwollen, Beckig roth, suecu- lent. Milz nicht vergrößert, von einzelnen Blutungen durchsetzt, weiche]-. Leber parenchymatös degeneriert, groß. Nebennieren wie hämorrhagisch infarciert. Nieren voll von kleineren Blutungen, Glomeruli stark vorspringend. In der Schleimhaut des Nierenbeckens bis stecknadelkopfgroße Blutungen. Lungen blutarm. Im Dünndarm die Follikel und Plaques suuk vorspringend, röthlich. Deckglaspräparate von der peritonealen Flüssigkeit zeigen reichlich Pestbacillen, die von der Milz, vom Blute und einer mesenterialen Lymphdrüse wenige! reichlich. In den Aussaaten vom Herzblute gehen ausschließlich und reichlich Pestcolonien an. Histologischer Befund. 1. Milz. Acuter Milztumor mit reichlichen Blutaustritten, sodass die Follikel von ausgetretenem Blut vielfach ein/ ein- ; sind. Pestbacillen ziemlich reichlich, theils in Diplobacillenform, theils als rundliche, blassgefärbte Gebilde aufzufinden. 2. Leber. Starke trübe Schwellung der Epithelien. Im Blute der Capillarcn finden sich ziemlich reichliche Pestbacillen. 3. Niere. In der Rindenschichte sehr zahlreiche kleine und zum Theil confluierende Blutungen sowohl zwischen den Harn- canälchen wie in den Glomeruli: im Bereich dieser Blutungen sehr reichliche Pestbacillen in Diplobacillenform und gut gefärbt. 4. Nebenniere. Die Corticalis nicht nur enorm hyperämisch, sondern auch sehr reichlich von Blutaustritten unter Zertrüm- merung des Gewebes durchsetzt. Einzelne kleinere Häufchen von Pestbacillen im Bereiche dieser Blutungen aufzufinden. 5. Dünndarm. Die Schleimhaut und besonders die Lymphfollikel hyperämisch, s,mst nichts Besonderes. Pestbacillen ziem- lich reichlich in den Blutgefäßen nachweisbar. li. Mesenteriale Lymphdrüsen. Besonders die Corticalis hyperämisch. Im Blute der erweiterten Gefäße ziemlich reich- liche Pestbacillen; noch reichlicher linden sich solche in einigen mit homogen geronnener Flüssigkeit erfüllten Lymphgefäßen an der Peripherie der Drüse. Im Gewebe sind sie nicht mit Sicherheit aufzufinden. 7. Inguinale Lymphdrüse von rechts. Histologisch nichts Besonderes. Im Blute einzelner Gefäße kleine Häufchen von Pestbacillen. Schwein I, circa 8 Wochen alt. Vom 2. November 1897 an werden dem Thiere fast täglich in großer Menge Organstücke von Thieren, die an acuter Pest verendet waren i Meerschweinchen, Ratten, Kaninchen etc i. sowie Culturaufschwemmungen in Milch verfüttert. Am 22. November, nachdem das Schwein bisher völlig gesund geblieben, intraperitoneal 3 Cubikcentimeter d nealen Exsudates eines an acuter, hämorrhagischer Pest verendeten Meerschweinchens i/.u diesem Zwecke geimpft). Darnach ist das Thier durch 1 — '_' Tage ruhiger, zeigt aber schon nach wenigen Tagen wieder die frühere Lebhaftigkeit. Am 31. December abermals intraperitoneal 3 Cubikcentimeter einer Aufschwemmung von 3 Agarculturen (Eprouvette) der Cultur IX/7 M ]:,,;. 24 Stunden alt. Bis 6. Jänner 1S98 ohne Reaction. Am 6. Jänner durch Herzstich getödtet. Section ergibt: Peritoneum glatt und glänzend, kein Exsudat. Seiusa des Dickdarmes an der Flexura hepatica in kurzer Ausdehnung etwas verdickt. Mesenteriale Lymphdrüsen etwas größer, doch hart. Kein Milztumor. Die übrigen Organe ebenfalls ohne besondere Veränderungen. In der Milz, im Blute und in den mesenterialen Lymphdrüsen weder mikroskopisch noch culturell Pestbacillen nachweisbar. Histologischer Befund. 1. Milz. Dieselbe zeigt normale Verhältnisse. Bacterienbefund negativ. 2. Mesenteriale Lymphdrüsen. Dieselben zeigen mikroskopisch außer mäßiger Hyperämie nichts Auffallendes. Keim Bacterien auffindbar. Schwein III und IV, beide circa 5 — 6 Wochen all. 2. Juni 1898 die Orgi P i . , v erfü tte rt. \m 9. Juni Organe mit K :hen vo \ ,, un I R ... b i le an ac ttei Pest verendet, verfüttert. Am 10. Juni Organe mit Knochen des M.,,,, verfüttert. Dieses Meerschweinchen, sowii \l .,., , waren speciell für die V rfülti mit der hochvirulenten I ultur IG,, in Bombay aus einer Ratte gezüchtet, geimpft. Am 13. Juni abermals die Organe zweier an acute! Pe: I \ rendeti r Meerschweinchen M.,,,., und ,\l.,,si, vermischt mit zer- - 1 i futterl Beulenpest. 11. Bacteriologische Untersuchungen. 713 Am 17. Juni Verfütterung der Organe eines an acuter Pest eingegangenen Meerschweinchens (M296). Am 20. Juni Verfütterung der Organe sammt Knochen von vier an Pest verendeten Ratten. Die Thiere bleiben während der ganzen Zeit vollständig ohne Reaction, werden bis (>. Juli 1898 beob- achtet und an diesem Tage durch Herz stieb getödtet. Die See ti on und bacteriologische Untersuchung ergab bei beiden Thieren ein vollständig negatives Resultat. k) Affen. Bei unseren Versuchen benützten wir nur die in Indien vorkommende kleine, langschwänzige bratine Art. Die Ergebnisse dieser Versuche wichen im allgemeinen in Nichts von denen ab, die wir bei anderen Thierarten erhielten. Nach intraperitonealer Infection mit größeren oder geringeren Mengen hochvirulenten Pest- materiales erlagen die Thiere meist sehr rasch. Die Section ergab dann das Bild schwerster hämor- rhagischer Septikämie (Affe B, Affe XV, Affe XIII) mit hämorrhagischer oder hämorrhagisch-viseider Peritonitis. Dauerte der Verlauf der Infection entsprechend lange, so kam es dabei auch zur entsprechend deutlichen Ausbildung des primären Bubo in den mesenterialen Lymphdrüsen (Affe XV). Bei weniger virulenten Culturen trat der hämorrhagische Charakter der Allgemeininfection mehr oder weniger zurück; oft fehlten dann Blutungen überhaupt. In solchen Fällen war das peritoneale Exsudat meist rahmartig, eiterig (Affe VII). Schwach virulente Culturen wurden nicht selten auch bei intraperitonealer Infection in nicht zu geringen Mengen (bis zu 2 Ösen) ohne auffallende Reaction vertragen (Affe XIV). Dieselben Formen schwerster hämorrhagischer Septikämie ließen sich auch nach subcutaner Infection erzeugen (Affe K); der primäre Bubo in den regionären Lymphdrüsen war bei dieser Infectionsart typisch ausgebildet (Affe I). Dauerte der Process mehr als 48 Stunden, so zeigte dann auch die Milz jenes typische Aussehen, wie wir es bei der Pestinfection sowohl beim Menschen als bei allen empfänglichen Thiergattungen sehen konnten (Affe I). Pleuratranssudat war auch hier häufig zu sehen (Affe I und Affe K). Auffallend häufig war bei den Affen die Reaction nach diesem Infectionsmodus eine sehr geringe, vollständig local bleibende. Es entwickelte sich in diesen Fällen an der Injectionsstelle ein größeres oder kleineres Infiltrat, das entweder rasch zurückging (Affe V) oder sich in ein schnell heilendes Geschwür umwandelte (Affe II und Affe IX). Zur Entwicklung eines primären Bubo kam es dabei meist nicht. In anderen Fällen unterblieb überhaupt jede Reaction (Affe X). Wir erhielten solche Ergebnisse auch bei Verwendung hochvirulenten Materiales, selbst wenn es Thiere derselben Art bereits passiert hatte (Affe V und Affe IX). Allerdings kam es wiederholt auch vor, dass dieselbe Menge desselben Impfmateriales bei anderen Affen bei gleichem Infectionsmodus schwere Allgemeininfection hervorrief. Das Alter der Thiere spielte hiebei keine geringe Rolle. Vielfach aber machten sich individuelle Verschiedenheiten bei dieser Thierart besonders auffallend geltend. Ähnliches sahen wir auch bei rein cutaner Infection, bei der gleichfalls der Process ein rein localer blieb (Affe XI) oder eine Reaction sich überhaupt nicht einstellte (Affe XVI). Folgte der cutanen Einverleibung eine zum Tode führende Allgemeininfection, so war auch in solchen Fällen die Infectionsstelle selbst oft vollständig reactionslos (Affe XII). Immer war aber auch in diesen Fällen wieder in typischer Weise der primäre Bubo entwickelt. Die Unterschiede zwischen den primären Bubonen 1. und 2. Ordnung und zwischen diesen und den seeundären Bubonen im pathologisch- anatomischen Bilde waren beim Affen ebenso charakteristisch zu sehen wie bei den Meerschweinchen. Nicht selten ereignete es sich jedoch, dass Affen, die nach cutaner Infection nicht reagierten, sich durch das Belecken der Infectionsstelle mit demselben Virus vom VerdauunErstracte aus eine tödtliche 714 H. Albrecht und A. Ghon, Aligemeininfection zuzogen (Affe XVI). Auch bei Thieren, die auf die cutane Infection typisch reagierten, kam oft noch eine solche zweite Infection vom Verdauungstracte aus hinzu (Affe XII). Diese Thatsachen sprechen zweifellos dafür, dass der Infectionsmodus selbst nicht gleichgiltig war. Gegen cutane und auch subcutane Infectionen erwiesen sich die braunen Affen im allgemeinen ent- schieden weniger empfänglich, als gegen die Infection von Schleimhäuten aus. Deshalb ließen sich die braunen Affen leicht per os infi eieren. Es brauchte dazu keiner erheb- lichen Mengen von Pestbacillen (Affe XII und Affe XVI). Die Infection erfolgte dabei entweder vom Maule allein (Affe III und Affe XVI) oder gleichzeitig vom Maule und Darme aus (Affe XII). Im letzteren Falle fanden sich dann neben den Veränderungen am Halse noch in einem Darmabschnitte gewöhnlich einzeln die charakteristischen hämorrhagisch infil- trierten Plaques, denen nach Art eines primären Bubo veränderte mesenteriale Lymphdrüsen entsprachen (Affe XII). Wie schon in einem früheren Abschnitte erwähnt wurde, sahen wir die Darminfection in einem Falle (Affe XII) vom Dickdarme aus erfolgen. Einmal entstand nach Infection per os durch Aspiration eine primäre Pestpneumonie (Affe IV). Die Section ergab in diesem Falle neben einer hämorrhagischen Tracheitis und Bronchitis und primären Bubonen in den tiefen, zu beiden Seiten der Trachea gelegenen Lymphdrüsen die bei den Menschen gesehenen typischen Veränderungen einer primären Lungenpestinfection. Affe B. Am 11. April 1897 von der Cultur 305 ums dem Blute eines Pestkranken am 8. April 1897 gezüchtet) 2 Cubikcentimeter der Aufschwemmung einer Cultur auf Serumagar (Eprouvette), zweite Generation, 24 Stunden alt, intraperitoneal. Am Morgen des 1 2. April bereits schwer krank : Jammern und Schreien, großer Durst, Dyspnoe, Erbrechen. Unter zunehmendem Collaps um 11 Uhr vormittags desselben Tages Exitus. Section, unmittelbar post mortem vorgenommen, ergibt: Keine auffallenden Veränderungen der peripheren Drüsen. In der hhöhle circa Dö bis 2 Cubikcentimeter hämorrhagisches, fadenziehendes Exsudat. In den Pleurahöhlen je circa '/3 Cubik- centimeter klarer Flüssigkeit. Lungen blutarm. Am Pericard und am Epicard des rechten Vorhofes einzelne kleine Blutunge Herz prall gefüllt. Peritoneum rosaroth, glatt und glänzend. Omentum majus lebhaft geröthet und von einzelnen kleineren Blutungen durchsetzt. Leber blutreich. Milz vergrößert, Pulpa vorquellend, wie chagriniert. Nieren vergrößert, geschwollen, auf ihrer Oberfläche vereinzelte kleine Blutungen sichtbar. Mesenteriale Lymphdrüsen vergrößert, fast haselnussgroß, flach, weich, blassgelblich, auf dem Durchschnitte ziemlich saftreich. Retroperitoneale Lymphdrüsen ebenfalls geschwollen, namentlich die links der großen Gefäße. Im eschwollene Follikel mit hämorrhagischem Centrum, im Fundus und in der Cardia punktförmige Blutaustritte, Im Dünn- und Dickdarm flüssiger Inhalt, ihre Schleimhaut geschwollen, in der des Dünndarmes vereinzelt, in der des Dickdarmes sehr reichlich kleinste Blutungen. Peritoneales Exsudat, mesenteriale Lymphdrüsen, Pleuraflüssigkeit, Blut, Milz, Galle und Urin zeigen sowohl mikro- skopisch als auch culturell sehr reichlich und ausschließlich Pestbacillen. Im Dickdarminhalt konnten culturell Pestbacillen nicht nachgewiesen werden, obwohl die Deckglaspräparate davon reichlich Formen vom Typus di P bacillus Histologischer Befund. 1. Milz. Pulpa hyperämisch, zum Theile von Blutungen zerstört, von enormen Mengen von Pestbacillen wie infiltriert, die neben der Stäbchenform auch hcfczellenähnlichc Degenerationsformen 2. Leber. Leichte Hyperämie. In den erweiterten Capillaren zahllose Pestbacillen. '■':. Niere. Außer Dum neration der Rindenepithelien linden sich vereinzelte kleine Hämorrhagien Im Blute der Gefässe zahl- reiche Pestbacillen. ■I. Magi i Die Schleimhaut vollständig erhalten und sehr gul cor erviert, Die Gefässe reichlich mit Blut gelullt. In den die Magenschleimhaut bedeckenden Schleim zahlreiche Stäbchen von der Form der Pestbacillen. \n den großen Lymphi'ollikcln auffallendes. 5. Mesenterial* Lymphdrüse, Die Sinus der Markschichte stark erweitert, von theils körnig, theils homogen geronnener Odemflüssigkeit und desquamierten Endothelien erfüllt, Pestbacillen finden sich in i is sehr reichlich, zum Theile intra- ert. Beulenpest. II Bacteriologische Untersuchungen. 715 Affe VII. Am 12. September 1S97 1 Cubikcentimeter der Aufschwemmung des Herzblutes vom Affen VI in Fleischbrühe intra- peritoneal. Exitus am 14. September. Section ergibt: Die peripheren Lymphdrüsen wenig vergrößert. In der Bauchhöhle reichlich dickes, rahmartiges, ziehendes, leicht blutig gefärbtes Exsudat. Peritoneum stark geröthet. Milz größer, weicher, wie chagriniert. Leber größer, gelb, morsch. Nieren geschwollen, gelb. Nebennieren, Magen und Darm ohne auffallende Veränderungen. Lungen blutarm. Nirgends Blutungen. Deckglaspräparate vom peritonealen Exsudate zeigen massenhaft Pestbacillen. die vom Herzblute keine (keine Cultur). Affe XIV. Am 9. October 1897 intraperitoneal 2 Ösen der Cultur IX/7, zwölfte Generation, 4S Stunden alt (mäßig virulent für. Meer- schweinchen, Ratten etc.). Hab Thier reagiert nicht und ist am 26. October noch vollständig wohl und munter. Affe XIII. Am 9. October 1897 intraperitoneal 2 (Ken der Cultur IX/7 Mlu , 48 Stunden alt, hoch virulent. Exitus am 12. October morgens. Section ergibt: Ausgebreitetes hämorrhagisches Ödem im subcutanen Bindegewebe der Bauchwand um die Einstichstelle. Die inguinalen Lymphdrüsen beiderseits vergrößert, sehr saftreich, zum Theile von Blutungen durchsetzt. Die Lymphdrüsen in den Achselgruben und am Halse ohne auffallende Veränderungen. In der Bauchhöhle geringe Mengen trüben Exsudates. In den Pleura- höhlen etwas klare Flüssigkeit. Lungen blutreich. Peritoneum stark geröthet, stellenweise kleinere Blutungen zeigend. Die mesen- terialen Lymphdrüsen vergrößert, weißlich-gelb, sehr saftreich. Milz groß, wie chagriniert. Leber und Nieren geschwollen, stark parenchymatös degeneriert. Nebennieren, Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Affe XV. Am 26. October 1897 intraperitoneal >/a Öse der Cultur IX 7 M12s> 48 Stunden alt, hochvirulent. Exitus am 2S. October um 1 1 Uhr vormittags. Section ergibt: Im subcutanen Bindegewebe der Bauchwand um die Einstichstelle eine etwa thalergroße Blutung. Die peri- pheren Lymphdrüsen ohne wesentliche Veränderungen. In der Bauchhöhle reichlich hämorrhagische Flüssigkeit. Peritoneum parietale dicht besetzt von kleinsten bis etwa stecknadelkopfgroßen Blutungen (wie übersäet); desgleichen Mesenterium und vor allem das große Netz, das wie hämorrhagisch infarciert erscheint. Die mesenterialen Lymphdrüsen geschwollen, reichlich von Blutungen durch- setzt. Milz sehr groß, wie infiltriert. Leber geschwollen, stark gelb, desgleichen die Nieren. Magen ohne besondere Veränderungen in der Schleimhaut des Darmes, besonders des Dickdarmes, reichlich Blutungen. Lungen sehr blutarm. Deckglaspräparate vom Herzblute zeigen sehr reichlich Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Milz. Hochgradige Hyperämie der Pulpa und zahlreiche Blutaustritte, die vielfach den schwammigen Bau derselben zer- stören. Die Milz ist wie infiltriert von Pestbacillen, die schwach gefärbt sind, vielfach intracellulär liegen; in den Follikeln fehlen sie. 2. Dünndarm mit Gekröse. An der Schleimhaut nichts Besonderes. Die Gefässe des peritonealen Überzuges des Darm- rohres mit Blut überfüllt, im peritonealen Gewebe überall zerstreute kleine Blutaustritte. Im Bereiche derselben, im Blute der Gefäße und auch zu Häufchen angeordnet im Gewebe zahlreiche Pestbacillen. 3. Mesenteriale Lymphdrüse. Die erweiterten Lymphsinus derselben mit Blut, polynucleären Leukocyten und abge- stoßenen Endothelien erfüllt. Auch im peritonealen Gewebe zahlreiche kleine Blutungen. Innerhalb derselben, im Blute der Gefäße und auch in kleinen Häufchen mitten im adenoiden Gewebe reichliche Pestbacillen. Affe K. Am 8. April 1897 subcutan (an der Schwanzwurzel) 4 Ösen der Cultur XXXIX/2, 3 Tage alt, eiste Generation. An der Injectionsstelle bereits nächsten Tag ein über haselnussgroßes Infiltrat. Das Thier bleibt jedoch bis zum 12. April munter und sehr lebhaft. Am 12. April morgens Jammern, schwere Krankheitssymptome, nach plötzlich aufgetretenem Collaps gegen 1 Uhr nachmittags Exitus. Section ergibt: Entsprechend der Injectionsstelle ein circa walnussgroßes, derbes Infiltrat, auf der Durchschnittsfläche sulzig ödematös, zum Theile von Blutungen durchsetzt. Das Bindegewebe der Umgehung, und zwar bis ungefähr zur Mitte des 716 H. Albrecht und A. Gkon, iwanzes, stark ödematös. Die peripheren Lymphdrüsen vergrößert, weißlich, succulent, namentlich die rechten inguinalen, entsprechend der Impfseite. In beiden Pleurahöhlen sehr reichlich klare, gelbliche Flüssigkeit. Lungen blutarm. Ductus i ohne besond re Veränderungen. Leber und Nieren stark parenchymatös degeneriert. Milz vergrößert, blutreich, am Durch- schnitte vorquellend. Das Bindegewebe im Lecken und das retroperitoneale ödematös, Milzig. Die retroperitonealen Lymphdrüsen rechts (iliacae et lumbales) vergrößert, gelb-roth gesprenkelt, eine kleinere davon hämorrhagisch infiltriert, Zwischen dieser und einer gröl gelegenen, vier verdickte, röthlich aussehende Lymphstrang deutlich sichtbar. Die Lymphdrüsen an der Cysterna chvli ebenfalls vergrößert, gelblich, saftig, ohne Blutungen. Ähnlich beschaffen die mesenterialen Lymphdrüsen. Im Magen die Follikel geschwollen, stark geröthet, zum Theile Erosionen zeigend, namentlich in der Pylorusgegend. Im Dünndarm, durch die Serosa durchschimmernd, starker roth gefärbte Herde sichtbar, die vergrößerten, stark injicierten, infiltrierten Follikeln und Plaques entsprechen. Der Dickdarm wie übersäet von kleinen und kleinsten Blutungen. Deckglaspräparate vom Infiltrate an der Injectionsstelle, von der Milz und von retroperitonealen und mesenterialen Lymphdrüsen zeigen sehr reichlich und ausschließlich Pestbacillen. Aussaaten von der Pleuraflüssigkeit ergeben mäßig reichlich Pestcolonien in Reincultur. Histologischer Befund. 1. Infiltrat an der Injectionsstelle. Das Epithel im Centrum fehlend, an den peripheren Antheilen abgehoben, kleine Blasen bildend. Die Epithelzellen fächerförmig zu Zügen angeordnet, ausgezogen, in den rundlichen oder länglichen Lücken zwischen den- selben zahllose Pestbacillen. Das Corium und das subcutane Bindegewebe größtentheils nekrosiert, von reichlichen, kleinen Blutaus- tritten durchsetzt und von enormen Massen von Pestbacillen infiltriert. Die Gefäße nekrosiert und mit balkig geronnenen Massen erfüllt. Polynucleäre I.cukocyten sind ziemlich reichlich, gleichmäßig über das Ganze zerstreut, zum Theile in feinkörnigem Zerfall begriffen. In der Tiefe einige mit Pestbacillen vollgepfropfte Lymphgefäße. Die zahllosen Pestbacillen sind zumeist als Diplobacillen angeordnet, zeigen häufig schwache Färbbarkeit und nur spärliche Degenerationsformen. 2. Retroper;toneale Lymphdrüse. In den enorm erweiterten Sinus reichlich geronnene Ödemflüssigkeit und große \l von Pestbacillen enthalten. Auch im Blute der überall erweiterten Gefäße und Capillaren reichliche Pestbacillen, das adenoide Gewebe erhalten, in welches an manchen Stellen Pestbacillen von den Gefäßen aus eindringen. Die Kapsel der Lymphdrüse überall erhalten. Die Pestbacillen zeigen zumeist Diplobacillen-Anordnung, selten Degenerationsformen, stellenweise intracelluläre Lagerung. 3. Inguinale Lymphdrüse. Hyperämie des Parenchyms, die ziemlich schmalen. Sinus von Endothelien, die wie des- quamiert sind, ausgefüllt. Im Blute der Gefäße zahlreiche Pestbacillen; auch in den Sinus, zum Theile intracellulär gelagert. lieh solche. 4. Mesenteriale Lymphdrüse. Die Kapsel überall erhalten, vom Parenchym jedoch nur die peripheren Schichten, indem das Übrige unter dichter Baeilleninfiltration, Hämorrhagien und Nekrose zugrunde gegangen ist. Letztere in charakteristischer Weise an den Gefäßen ausgesprochen. 5. Niere. Hochgradige fettige Degeneration der Epithelien der Tubuli contorti. In den Capillarschlingcn der Glomeruli fädige oder schollige oder ganz homogene Gerinsel, so dass erstere stellenweise wie hyalin thrombosiert aussehen. Dasselbe auch in den GefäSchen zwischen den Tubuli. Zwischen Knäuel und Bowman'scher Kapsel hie und da feinkörniges Exsudat. Vereinzelte kleine Blutungen. Zahllose Pestbacillen in den Blutgefäßen, die Capillaren stellenweise durch sie geradezu verstopft. (!. Leber. Das Parenchym hyperämisch, die Epithelien deutlich degeneriert, im Blute der Capillaren und Gefäße reichliche etilen. 7. Milz. Starke Schwellung und Desquamation der Endothelien. Die Pulpa ist hyperämisch. Viagen. Die Schleimhaut überall erhalten. Die Gefäße derselben hyperämisch. Zwischen den Drüsenschläuchen zahlreiche kleine, zum Theile confluierende Blutungen. Im Bereiche derselben, wie auch in den Gefäßen zahllose Pestbacillen. o Dünndarm. Die Schleimhaut überall erhalten, nur das Epithel einiger Zotten verloren gegangen. Besondere patho- logische Veränderungen fehlen. Innerhalb der Gefäße zahlreiche Pestbacillen, kleine vereinzelte Häufchen auch in den Keimcentren i. n Plaque. 10. Dickdarm. Zwischen den I ieberkühn'schen Krypten vereinzelte kleine Blutaustritte, innerhalb derselben reichliche Pest- bacillen. Sonst nichts Pathologisches. Affe I. Am •_'»;. August 1897 subcutan am rechten Vorderarm 0-5 Cubikcentimeter dei Aufschwemm Vgarcultur (Eprouvette) von VH/4, achte Generation, IS Stunden alt (die Cultur tödtete in der siebenten Generation ein Meerschweinchen von 364 Gramm, nach intraperitonealer Injection von I Öse innerhalb 48 Stunden mit dem Bilde schwerer hämorrha Septicämiei. Am nächsten Tage bereits ein derbes Infiltrat an der Injectionsstelle. am L'8. August schwere Ulgemeinerscheinungen, am hr 30 Minuten nachmittags Exitus. 1 i Injectionsstelle ein derbe,, über nussgroßei Infiltrat, ans dessen Kupp. ;erös-hämor- rhagisch I i Infiltrat erscheint auf dem Durchschnitte gelb-roth gesprenkelt und ist ziemlich scharf abgegrenzt. In der rechten i leren Veränderungen. In der rechten Axilla die Lymphdrü ;en i hon durch die Haut als em über in ' Inen D Paquetes ifi rt, abgrenzbar, am Durchschnitte vorquellend. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 717 gelb-roth gesprenkelt, das sie umgebende Binde- und Fettgewebe serös-hämorrhagisch infiltriert. Die übrigen peripheren Lymph- drüsen ebenfalls etwas vei aftreich. In den Pleurahöhlen reichlich klare, gelbliche Flüssigkeit. Beide blutarm. Leber und Nieren größer, blutreich. Nebennieren blutarm. Milz vergrößert, plump, dunkelroth, wie infiltr Durchschnitte wie chagriniert. Die mesenterialen und relroperitonealen Lymphdrüsen grüßer und saftreich. Magen und Darm ohne auffallende Veränderungen. Im Bubo, in der Milz, im Blute und in einer oberflächlichen rechten inguinalen Lymphdrüse reich- lich Pestbacillen. Affe II i etwas größeres Thier als Affe Ii. Am 26. August 1897 subcutan am linken Unterschenkel dieselbe Menge derselben Culturaufschwemmung wie Affe I. Leichtes Infiltrat an der I nj ectionsstelle, das sich in ein schnell heilendes Geschwür umwandelt. Keine Drüsenschwellungen. Keine anderen Krankheitserscheinungen. Am 2. October 1897 noch völlig gesund. Affe V. Am 1. September 1897 subcutan am rechten Vorderarm Od Cubikcentimeter der Aufschwemmung einer Agarcultur, 4M Stunden alt, aus dem Blute des Affen IV (siehe unten) angelegt. Leichtes Infiltrat, das rasch zurückgeht. Sonst keinerlei Reaction. Das Thier am 2. October noch völlig gesund. Affe IX. Am 15. September 1897 subcutan am rechten Unterschenkel 0'3 Cubikcentimeter des peritonealen Exsudates vom Affen VIII, der acut an Pest verendete. Leichtes Infiltrat an der Inject io n ss tel le, das nach einigen Tagen in ein schnell heilendes ober- flächliches Geschwür übergeht. Keine D rüsensch wellungen, keine andere Reaction. Das Thier am 2. October noch völlig ges u n d. Affe X. Am 20. September 1897 subcutan am rechten Oberschenkel 1-5 Öse der Cultur IX/7 M99 (hochvirulent für Meer- schweinchen). Keinerlei Reaction. Das Thier bleibt gesund. Affe XI. Am 6. October 1897 an einer rasierten, leicht blutenden Stelle des rechten Oberschenkels circa 2 Ösen der Cultur 1X7 Mm. 48 Stunden alt, hochvirulent, leicht eingerieben. Nach 2 Tagen in der rechten Inguinalgegend ein fast walnussgroßes Ly mphdrü sen paquet tast- und sichtbar. Das Thier sonst munter und lebhaft. Am 22. October der Bubo wieder vollständig zurückgegangen. Affe XII. Am 6. October 1897 an einer rasierten, leicht blutenden Stelle des rechten Unterschenkels circa 2 Ösen der aus Rj5 gezüchteten, 48 Stunden alten Cultur leicht eingerieben. Das Thier erscheint in Jen nächsten Tagen krank und zeigt in der rechten Inguinalgegend einen circa hasel- nuss rollen Bubo. Am 13. October, 4 Uhr nachmittags Exitus. Section ergibt: An der Einreibungsstelle ein trockener Blutschorf ohne merkliche Infiltration der- selben oder ihrer Umgebung. Die inguinalen Lymphdrüsen der rechten Seite haselnussgroß, derb, hämor- rhagisch infiltriert. Ähnlich, doch weniger intensiv verändert die Lymphdrüsen der linken Inguinalgegend. Das Bindegewebe am Halse stark ödematös, sulzig. Die Lymphdrüsen des Halses vergrößert, saftreich. Auch die axillaren Lymphdrüsen beiderseits saftreicher. Lungen blutarm. Leber blutreich, parenchymatös degeneriert. Milz sehr groß, wie infiltriert. Nieren geschwollen, gelb. Magen ohne Veränderungen, ebenso der Darm mit Ausnahme einer Stelle im Colon transvers um, woselbst eine Plaque stark geschwollen erscheint und reichlich von Blutungen durchsetzt ist. Dieser Stelle des Darmes entsprechend 2 Lymphdrüsen im Darmansatze des Mesenterium klein! Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 93 Tis H. Albrecht und A. Ghon, rofi, hämorrhagisch infiltriert, vollständig einem primären Bubo gleichend. Die übrigen mesenterialen Lymphdrüsen vergrößert, saftreich, weißlich. Die retroperitonealen Lymphdrüsen (iliacae et lumbales) der rechten Seite stark ver- größert, hämorrhagisch infiltriert, die Veränderungen an Intensität centripetahvärts abnehmend. Mikroskopisch im Herzblute mäßig reichlich Pestbacillen. Histologischer Befund. 1. Schnitte durch die Infectionsste 11 e der Haut zeigen, dem Rasieren entsprechend, Fehlen der oberflächlichen Epidermisschichten. Sonst keine Veränderung. '.'. Inguinale Lymphdrüsen. Nur mehr kleine Inseln von adenoidem Gewebe erhalten, das Übrige unter dichter diffuser Bacilleninfiltration zugrunde gegangen; dieselbe nebst Hämorrhagien durchsetzt auch die Bindegewebskapsel und das periglandu- läre Gewebe der Lymphdrüsen. Die zahllosen, in zusammenhängenden Verbänden angeordneten Pestbacillen schwach gefärbt, von zumeist rundlich-ovaler Form. 3. Ein ganz analoges Bild ergibt eine kleine Lymphdrüse vom Halse. In ihrer Umgebung mit Leukocyten und Pestbacillen vollgepfropfte Lymphgefässe. Die in enormen Massen vorhandenen Pestbacillen sind im allgemeinen etwas besser gefärbt und zeigen viel deutlichere Diplobacillenform. 4. Schnitte durch die ödematöse Halshaut. Das subcutane und intermusculäre Bindegewebe durch sehr reichliche, meist homogen oder auch feinstkörnig geronnene Odemflüssigkeit auseinander geworfen. Nur im Blute der erweiterten Gefäße ver- einzelte Pestbacillen aufzufinden. 5. Milz. Gewöhnliche Form des acuten Milztumors mit reichlichen Hämorrhagien. Reichliche Pestbacillen, zumeist in Diplobacillenform, gut gefärbt, häufig intracellulär, auch Fäden bildend. 6. Leber. Deutliche Zeichen trüber Schwellung der Epithelien. In den Capillaren zahlreiche, zum Theile in den Endothelien liegende Pestbacillen. 7. Schnitte durch eine Stelle des Colon transversum mit einer infiltrierten Plaque und einer hämor- rhagischen Lymphdrüse. Die Schleimhaut, stellenweise von kleinen Blutungen durchsetzt, überall erhalten. An einer Stelle, offenbar einem Lymphfollikel entsprechend, finden sich in der Submucosa enorme Massen von Bacterien, die das submueöse Gewebe in breiter Schichte gegen die Muscularis scharf abgegrenzt infiltrieren. Von adenoidem Gewebe nichts aufzufinden. Zwischen den zusammenhängenden Bacterienmassen, die an einer Stelle die Muscularis mucosae durchbrechen und in die Schleimhaut eindringen, einzelne nekrotische Gefässe und spärliche mehrkernige Leukocyten. Die zugehörige mesenteriale Lymph- drüse ergibt das typische Bild eines primären Bubo mit reichlicher Coagulationsnecrose im Bereiche der Gefässe Pestbacillen in ganz enormer Menge, zu Verbänden angeordnet. Affe XVI, Am 19. December 1897 an einer rasierten, leicht blutenden Stelle der rechten unteren Extremität einige Ösen der Cultur IX/7 M156 (hochvirulent für Meerschweinchen) leicht eingerieben. Keine Reaction an der Einreibungsstelle, keine Drüsenschwellung der entsprechenden Inguinalseite. Am 27. December morgens Exitus. Section ergibt: An der Einreibungsstelle außer einer leichten Blutkruste keine pathologische Ver- änderung. Die Lymphdrüsen der rech ten Ingu inal seite und der rechten Kniekehle kaum merklich vergrößert etwas saftreicher, weißlich, das sie umgebende Binde- und Fettgewebe ohne Veränderungen. In ähnlicher Weise beschaffen die linken inguinalen und die axillaren Lymphdrüsen. Die oberflächlichen Halslymphdrüsen etwas größer, saftiger, röthlich, desgleichen die tiefen Halslymphdrüsen der rechten Seite. Von den linken tiefen eine Lymphdrüse im oberen Halsdreieck über erbsengroß, vollständig hämorrhagisch infiltriert, weich, fast zerfließend. Das Binde- gewebe ihrer Umgebung voll von kleineren, einzeln stehenden und confluierenden Blutungen (primärer Bubo). Maul- und Rachenschleimhaut, Tonsillen und Larynx vollständig intact. In beiden Pleurahöhlen mäßig reichlich klare, gelbliche Flüssigkeit. Lungen blutarm. Leber und Nieren geschwollen, parenehymatö riert. Herz prall gelullt. Nebennieren ohne Veränderungen. Milz groß, höckerig, auf der Schnittfläche wie chagriniert. Magen ohne Veränderungen. Im Dünndarm die Plaques und Follikel geschwollen, weißlich, seine Schleimhaut geröthet. Die mesenterialen Lymphdrüsen durchwegs aftreich, röthlich; ähnlich, aber weniger intensiv verändert die retroperitonealen Lymphdrüs ; i parate vom primären Bubo (tiefe Halsdrüse links) zeigen enorme Mengen von Pestbacillen, weniger reichlieh die vom Blute und von der Milz, keine die von einer rechten Inguinaldrüse. In Aussaaten vom Inhalte des Colon descendens konnten Pestbacillen nicht nachgewiesen werden. Histologischer Befund. 1. Lymphdrüse von der linken Halsseite (primärer Bubo). Vom adenoiden Gewebe derselben ist nichts mein erhalten. Die Drüsi ist in toto necrosiert, und zwar so. illenweise mit l ''färbte Zellleiber ohni Kerne noch abgrenzen kann, oder an andi i n Stellen sind aus ihnen schmälere oder breitere Balken gebildet, i > h abgrenzbaren Zell- leiber färben sich mit Hämalaun diffus bläulich. Di etzen sieh über die Kapsel lim. ms in das periglanduläre Gewebe fort In demselben zahlreiche Hämorrhagien. Pestbacillen von Coccenform in großen Haufen, sehr schwach gefärbt. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 719 2. Einen ganz ähnlichen Befund ergibt eine rechtsseitige inguinale Lymphdrüse, nur sind Kapsel und periglanduläres Gewebe nicht weiter verändert. Pestbacillen nicht mit Sicherheit aufzufinden, 3. Schnitte durch jene Stelle der Haut, wo die Infection erfolgte, zeigen nichts Besonderes. 4. Milz. Die Zellen der hyperämischen und vielfach von Blutungen durchsetzten Milzpulpa nur stellenweise erhalten, zeigen im übrigen die Zeichen frischer Nekrose, indem sie ohne Kernfärbung sich röthlich oder bläulich diffus färben. Zwischen ihnen zahl- lose Körnchen und Bröckeln von Kernfragmenten. Die Nekrose betrifft auch stellenweise die Follikel, welche vielfach von einem ziemlich groben mit Eosin gut gefärbten Balkenwerk eingesäumt sind. Pestbacillen nur undeutlich und infolge der reichliehen An- wesenheit von Kerndetritus nicht immer sicher als schwach gefärbte, rundliche Gebilde zu erkennen. 5. Leber. Zeigt hochgradige fettige Degeneration der Epithelien. Im Blute keine Pestbacillen aufzufinden. 6. Dünndarm. Beginnende postmortale Maceration der Schleimhaut. 7. Niere. Schlechte, ganz verwaschene Kernfärbung (wohl auf postmortale Veränderung zu beziehen). 8. Mesenteriale Lymphdrüsen zeigen nichts Besonderes. Affe III. Am 26. August 1897 von der Cultur VII/4, achte Generation. 48 Stunden alt c . Affe K dem leicht narkotisierten Thiere ungefähr 0'3 — 0-4 Cubikcentimeter der Aufschwemmung von einer Agarcultur (Eprouvette) in das Maul geträufelt. (Dem Thiere wurde für diese Manipulation das Maul mit einer Pincette geöffnet, ohne dabei sichtbare Verletzungen zu setzen. Ein Theil des Eingeträufelten floss wieder heraus.) Nach 2 Tagen erscheint das Thier schwer krank und hustet. Während der nächstfolgenden Tage hält der Husten an, das Thier verfällt sichtlich und verendet in der Nacht vom 1. auf den 2. September. Section ergibt: Hals stark verdickt durch ein ausgedehntes, stellenweise leicht hämorrhagisch gefärbtes Ödem, das sich vom Unterkiefer angefangen nach abwärts bis auf die Brust erstreckt. Lymphdrüsen der beiden Unterkieferwinkel mächtig vergrößert, weich, gelb-roth gesprenkelt, in hämorrhagisch infiltriertes Bindegewebe eingehüllt. Auch die supraclavicular gelegenen Lymphdrüsen geschwollen, saftig, röthlich. Die axillaren und inguinalen Lymphdrüsen nur wenig vergrößert, weicher. Tonsillen etwas größer, stärker geröthet und saftreicher. Schleimhaut des Maules, Rachens, Ösophagus, Larynx und der Trachea, sowie der Bronchien ohne Veränderungen. Lungen blutarm. Leber groß, fettig degeneriert, blutreich, desgleichen die Nieren. Nebennieren blutarm. Milz groß, plump, wie chagriniert auf der Durchschnittsfläche. Mesenteriale und re troperitoneale Lymphdrüsen wenig vergrößert, ohne besondere Veränderungen. Magen und Darm frei von Veränderungen. Deckglaspräparate von den Drüsen am Unterkieferwinkel zeigen sehr reichlich Pestbacillen, weniger reichlich die von der Milz, noch weniger die vom Blute und einer oberflächlichen rechten inguinalen Lymphdrüse. Affe IV. Am 26. August 1897 gleichzeitig mit Affe III dieselbe Menge derselben Culturaufschwemmung in das Maul geträufelt. Sofort nach dieser Manipulation hustet das Thier einigem a 1 e stark (Aspiration). In den nächsten Tagen schwere Krankheitserscheinungen, Husten, Dyspnoe, Abmagerung. Unter stetem Zunehmen dieser Erscheinungen, namentlich der Dyspnoe, verendet das Thier am 5. September 3 Uhr nachmittags. Section ergibt: Periphere Drüsen (Hals, Axilla, Inguinalgegend) ohne besondere Veränderungen. Schleimhaut des Maules, Rachens, Larynx und Ösophagus blutarm, ohne weitere Veränderungen. Schleimhaut der Trachea gelockert, geschwollen, mit vi scös-hämorrhagischem Secrete bedeckt. Die tiefen Halsdrüsen zu beiden Seiten der Trachea fast kleinb ohnengroß, geschwollen, gelb-roth gesprenkelt, saftreich, aus ihrer Kapsel ausschälbar (primärer Bubo). Der Herzbeutel in seinem rechten Antheile mit der rechten Lunge durch ein viseös-hämorrhagisches Exsudat verklebt. Ebenso beschaffenes Exsudat findet sich in reichlicher Menge über der ganzen rechten Lunge und im rechten Pleuraräume. Die ganze rechte Lunge in allen Lappen fast gleichmäßig derb infiltriert, luftleer, durchsetzt von einem viseösen, h ämorrhagisch-eite- rigen Exsudate, auf der Schnittfläche gelb-roth gesprenkelt, ein völlig analoges Aussehen zeigend wie die primären Pestpneumonien beim Menschen. Linke Pleurahöhle leer. Im Ober- und Mittellappen der linken Lunge begrenzte pneumonische Herde, die am Durchschnitte ein mehr gleichmäßig braunrothes Aussehen zeigen. In den großen Bronchien reichlich dickes, viseöses, hämorrh agisch-eiteriges Exsudat. Bronchialdrüsen größer, saftreicher. In der Bauchhöhle geringe Mengen klarer, gelblicher Flüssigkeit. Leber sehr groß, stark gelb. Milz etwas größer, derb. Nieren geschwollen, weich, gelblich verfärbt. Nebennieren ohne Veränderungen. Mesenterium wie gestichelt, von weißlich-gelben, kleinsten Streifen durchsetzt, namentlich am Darmansatze. Mesenteriale und retroperitoneale Lymph- drüsen kaum vergrößert, ohne merkliche Veränderungen. Deckglaspräparate vom Blute und der Milz zeigen wenig reichlich Pestbacillen, die von der Pneumonie, der Pleuritis und dem Lronchialsecrete der rechten Seite sehr reichlich. Die Aussaaten vom Blute und der Milz ergeben reichlich, die vom pneumonischen und pleuritischen Exsudate sehr reichlich und ausschließlich Pestbacillen. 720 H. Albrecht und A. Ghon, Histologischer Befund. !. Pneumonisch infiltrierter Oberlappen der rechten Lunge, der linken Lunge und pneumonisch infiltrierter linker Mittellappen. Sämmtliche Schnitte zeigen das typische, abwechslungsreiche Bild der Pestpneumonie, b llen mit unter der Bacilleninfiltration vorgeschrittener i i i webes mit Stellen, wo das Lungengewebe von homogen geronnener und auch hämorrhagischer Ödemflüssigkeit erfüllt ist oder mit anderen, die infolge der reichlichen Rund- zelleninfiltration an da P imonie erinnern, abwechseln. Die Pleura überall im Zustande frischer fibrinös- hämorrhagischer Pleuritis. Pestbacillen enorm reichlieh in großen Haufen oder Verbänden bei einander liegend. Häufig große, rund- nien zeigend. 2. Lymphdrüse vom Halse (tief gelagert zeigt sowohl die Randsinus wie die des .Markes und auch einzelne Lymph- im Hilus ganz vollgepfropft, wie injiciert mit Pestbacillen. Das adenoide Gewebe bis auf einen kleineren Theil unter Infiltration von polynucleären Leukocyten, die ebenfalls schon feinkörnigen Zerfall zeigen, zugrunde gegangen. Die Kapsel überall erhalten. Die ganz enorm reic bacillen zu großen Haufen aneinander gelagert, zum Theile ganz schwach gefärbt und von Coccenform. 3. Lymphdrüse von der vorderen Fläche des Halses zeigt keine besonderen histologischen Veränderungen außer leichter Erweiterung der Randsinus; Pestbacillen sind keine aufzufinden; auch eine oberflächliche inguinale Lymphdrüse von rechts neg ttivi n Befund. 4. Niere. Starke Degeneration der Rindenepithelien. Im Blute der Gefäße Pestbacillen nicht mit Sicherheit aufzufinden. 5 Milz. Pulpa sehr stark hyperämisch, Follikel groß, Pulparäume erhalten. Pestbacillen vereinzelt. 6. Leber. Die Leberzellen im Zustande reichlicher Fettintiltration, neben den Zeichen fettiger Degeneration Das Parenchym lutreich. Pestbacillen nicht mit Sicherheit aufzuii l) Vögel. Die Prüfung einzelner Vögelarten in Hinsicht ihrer Empfänglichkeit für das Pest\irus schien deshalb nothwendig, weil einzelnen Berichten zufolge Tauben an Pest erkranken sollten. Bei unseren Versuchen benützten wir Aasgeier, Tauben und Hühner. Erstere wählten wir deshalb, weil dieser Vögelart in Bombay die Leichen der Parsee zum Fräße vorgeworfen werden. Die Möglichkeit einer Spontanerkrankung wäre gerade bei diesen Thieren vorhanden gewesen, obwohl ein- gehende Erkundigungen nichts über Pestinfectionen dieser Geierart erfahren ließen. Den Ergebnissen unserer Versuche zufolge sind Tauben nach Einverleibung ent- sprechend großer Dosen einer Allgemeininfection mit Pestbacillen zugänglich. Eine absolute Immunität besteht demnach für Vögel — mit Rücksicht auf den positiven Ausfall unserer Versuche mit Tauben — nicht. Spontaninfectionen hingegen sind so gut wie ausgeschlossen. 1. Aasgeier. Unsere Versuche betrafen 2 Thiere dieser Art, von denen das eine intravenös, das andere intra- pulmonal und intrathoracal mit ziemlich ansehnlichen Mengen reichlichst pestbacillenhältigen Materiales inficiert wurden. Das erstere Thier blieb ohne Reaction, das /.weite aber zeigte durch 2 Tage entschieden Krank- heitssymptome, erholte sich davon aber sehr rasch, worauf sich wieder ungehinderte Fresslust und Munterkeit einstellte. Die Deutung dieser Symptome wird uns nach Kenntnisnahme unserer Taubenversuche klar. Sie sind als Ausdruck der Giftwirkung der Pestbacillen zu betrachten. Aasgeier I, ausgewachsenes Thier. Am 6. Vpril 189/ intravenös in die rechte Flügelvene 2 I ubika len Aufschwemmung des Milz- saftes vom Falle 15/XL is. IL Theil des Berichtes pag i Bleibt ohne Reaction. i Beobachtung am I Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 721 Aasgei3r II, ausgewachsenes Thier. Am IL'. April intra thoracal und intrapulmonal 4— 5 Cubikcentimeter der Aufschwemmung des ganzen erhältlichen peri- tonealen Exsudates vom Affen B in 10 Cubikcentimeter Fleischbrühe (das Exsud.it ist enorm bacillenreich). Am 13. und 14. April sitzt das Thier ruhiger als smist und Irisst weniger. Am 15. April wieder lebhaft und außerordentlich gefräßig wie vorher. (Beobachtung am IS. April eingestellt.) '_'. Tauben. An 13 Tauben vollführten wir Infectionsversuche mit Pestbacillen: intramusculär (Brustmuskel), intraperitoneal, intrathoracal, intravenös und per os mit Hilfe der Schlundsonde. In 2 Fällen erhielten wir Pestinfectionen, und zwar Allgemeininfectionen, bei denen wir aus dem Blute des Thieres reichliche Mengen des Pestbacillus züchten konnten (Reincultur). Das einemal erfolgte Allgemeininfection nach intravenöser Einverleibung des Pestbacillus (Taube X), das zweitemal nach intraperitonealer Infection (Taube XI). In beiden Fällen zeigte die Section ausgespro- chenen acuten Milztumor mit reichlichem Pestbacillenbefunde und parenchymatöse Degeneration von Leber und Nieren mit Hyperämie dieser Organe. Im 2. Falle (intraperitoneale Infection) waren in der Bauchhöhle gelbliche, bröckelige Exsudat- massen, in denen gleichfalls reichliche Mengen von Pestbacillen nachgewiesen werden konnten. Der Charakter dieses Exsudates scheint den Tauben (bezw. Vögeln) eigentümlich zu sein, weil auch in einem Falle einer durch die [njeetion erzeugten Perforationsperitonitis ähnliche Exsudatmassen vor- gefunden wurden (Taube VIII i. Die intramusculäre Infection blieb bei einem Theile der Thiere vollkommen reactionslos, abgesehen von dem mehr oder minder rasch vorübergehenden localen Infiltrate infolge der meist reichlich einverleibten Mengen von Pestbacillen (Taube I, Taube III, Taube IV, Taube IX). Ein anderer Theil hingegen (Taube II und Taube VII) reagierte auf die Injection mit ausgespro- chenen, sich meist über mehrere Wochen hinziehenden Lähmungserscheinungen, die theils nur die Füße, theils auch die Flügel betrafen und nur langsam wieder zurück- giengen. In diesen Fällen blieb auch das Infiltrat an der Injectionsstelle lange erhalten. Keines dieser Thiere erlag der Infection, wohl aber zeigten sie während der Dauer dieser Erschei- nungen ziemlich hochgradige Abmagerung. Es ist außer allem Zweifel, dass diese Lähmungserscheinungen als Folge der Giftwirkung der Pestbacillen zu betrachten sind. Nach Infection per os reagierten die Thiere (Taube XII und XIII) nicht, selbst wenn ihnen recht beträchtliche Mengen von Pestbacillen zugeführt wurden. Taube I. Am 4. August 1S97 intramusculär in den Brustmuskel 1 Cubikcentimeter einer sehr reichlichen, vollkommen trüben Aufschwemmung des Peritonealexsudates vom M21 (an acuter hämorrhagischer Pest verendet). Die Körpertemperatur des Thieres, die vor der Injection 41"6° C. betrug, schwankt nach der Injection die nächsten 4 Tage, dreimal des Tages gemessen, zwischen 40'5 und 42-3, meist knapp um 41° C. Am 6. August ein deutliches Infiltrat entsprechend der Injectionsstelle fühlbar; sonst keine Reactionserseheinungen. Bis zum 9. August das Infiltrat wieder vollständig zurückgegangen. Das Thier bleibt gesund. Taube II. Am 4. August 1897 ebenfalls intramusculär in den Brustmuskel dieselbe Menge derselben Aufschwemmung wie Taube I. Die Temperatur vor der Injection 42 4° C, nach der Injection die nächsten 4 Tage zwischen 40"5 und 41 -6° ( 7 •_' L' H. Albrecht und A. Ghon, Am 6. August ebenfalls ein deutliches Infiltrat an der Injectionsstelle, größer als bei Taube I. Am 8. August: Taube verbleibt in hockender Stellung. Die folgenden Tage bis zum 20. August erscheinen die Füße und zum Theile auch die Flügel des Thieres gelähmt: Die Taube hockt immer, kann sich mit den Füßen nicht anklammern, ebenso ist ihr das Fliegen unmöglich. Dabei erscheint das Thier sehr heruntergekommen. Das Infiltrat blieb die ganze Zeit über bestellen und beginnt vom 20. August zurückzugehen. Die Temperatur schwankte vom 8. bis 20. August innerhalb 39"7 bis 41 '7° C. Am 23. August hat sich das Thier wiedei erholt. Bleibt weiterhin gesund. Taube III. Am 4. August 1897 dieselbe Menge der gleichen Aufschwemmung wie Taube 1 und II gleichfalls in tramuscu I iir in den Brustmuskel. Temperatur vor der Injection 43° C, nach der Injection während der folgenden 4 Tage zwischen 41 und 42-1° C. Am 6. August Infiltrat an der Injectionsstelle, das bis zum 9. August wieder zurückgeht. Taube bleibt gesund Taube IV. Am 4. August 1S97 von derselben Aufschwemmung wie die 8 vorhergehenden Thiere 1*5 Cubikcentimeter intramusculär in Jen Brustmuskel. Temperatur vor der Injection 42'S°C, nach der Injection in den folgenden 4 Tagen zwischen 40 • 7 und 42° C. Am 6 August Infiltrat, das wie bei der Taube III bis zum 9. August wieder verschwunden ist Taube bleibt e< Taube VII. Am 1. September 1897 intramusculär in den rechten Brustmuske] 1 • 5 Cubikcentimeter des peritonealen Exsudates vom M8o (acute Pest). Am 2. September bereits ein Infiltrat an der Injectionsstelle. das bestehen bleibt und nur langsam bis zum 8. October zurück- geht. Einige Tage nach der Injection erscheint das Thier krank, bleibt ruhig sitzen und zeigt Lähmungen der Füße und Flügel, die ebenfalls erst bis zum 8. October 1897 langsam zurückgehen. Vom 8. October an erholt sich das Thier und bleibt gesund. Die Temperatur, die vor der Injection «wischen 41" 5 und 43* 1° C. betrug, schwankt nach der Injection in den Tagen vom 1. bis zum 12. September zwischen 40-5 und 48'3° C. Taube IX. Am 26. Februar 1898 intramusculär in eleu Brustmuskel 2 Cubikcentimeter einer Aufschwemmung von 2 Agarculturen .im iX 7 M22], 2 1 Stunden alt, hochvirulent für Meerschweinchen. Am 27. Februar Infiltrat an der Injectionsstelle. Am 5. .März Infiltrat zurückgegangen. Incision der Stelle ohne Befund. Das Thier bleibt gesund Taube VI. Am 12. August 1897 intrathoracal 1 Cubikcentimeter einer sehr reichlichen Aufschwemmung des peritonealen Exsudates vom VI ||, das an acutester hämorrhagischer Pest verendet wai Das Thier bleibl ohw Reaction. Taube V. Am 12. August 1897 intravenös in die rechte Flügelvene 0'3 Cubikcentimeter von derselben Aufschwemmung wie Taube VI. Das Thier reagiert nicht, bleibt gesund. Taube X. Am II. Juni 1898 von einer sehr dichten Aufschwemmung der Cultur [X/7 M26a (hochvirulent für Meerschweinchen) 1 Cubikcentimeter intravenös in eine Flügelvene Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 7'2'S Am 2. Tage nach der [njection krank. Am 16. Juni, also nach 5 Tagen, Exitus. Section ergibt: Leber geschwollen, sehr groß, sehr weich und blutreich. Milz weich, geschwollen. Nieren weich und hyper- amisch. Lungen ohne Veränderungen, ebenso Magen und Darm. Deckglaspräparate vom Herzblute und der Milz zeigen reichlich Pestbacillen, Aussaaten aus dem Heizblute ergeben sehr reichlich und ausschließlieh Pestcolonien. Taube VIII. Am 23. Februar 189S von der Cultur IX/7 M .,.>,. 24 Stunden alt, hochvirulent für Meerschweinchen, 3 Cubikcentimeter einer dichten Aufschwemmung von 3 Agarröhrchen intraperitoneal. Am 25. Februar Exitus. Section ergibt: Pe rforatio n speri toniti s infolge der [njection. Im Exsudate neben Pestbacillen reichlich andere Bacterien. Aussaaten vom Herzblule bleiben steril. Taube XI. Am 11. Juni 1898 von derselben Aufschwemmung wie Taube X I '5 Cubikcentimeter intraperitoneal. Am 18. Juni Exitus. Section ergibt: Peritoneum geröthet. Auf der Leber und auf dem Magen gelbliche, bröckelige Exsudatmassen. Leber geschwollen, blutreich, sehr weich, fast zerfließend. Milz weich und groß. Nieren hvperamisch. Lungen, Magen und Darm ohne beson- dere Veränderungen. Deckglaspräparate vom Herzblute und dem peritonitischen Exsudate zeigen reichlich Pestbacillen. Aussaaten vom Herzblute ergeben eine reichliche Reincultur von Pestcolonien. Taube XII. Am 30. September 1898 erhält das Thicr vom peritonealen Exsudate eines Meerschweinchens 2 Cubikcentimeter mit der Schlundsonde in den Magen (das Meerschweinchen war nach Impfung mit der Cultur R2 acut an Pest innerhalb 12 Stunden zugrunde gegangen). Die Taube bleibt ohne Reaction (Beobachtungsdauer 21 Tage). Taube XIII. Am :i0. September 1898 mit der Schlundsonde in den Magen 5 Cubikcentimeter einer sehr dichten Aufschwem- mung aus 6 Agareprouvetten von der Cultur aus Taube X, zweite Generation, 48 Stunden alt. Das Thier bleibt ohne Reaction (Beobachtungsdauer 2 1 I age) ?>. Hühner. Die Versuche mit Hühnern, die wir an fünf Thieren dieser Art in analoger Weise wie bei Tauben ausführten, ergaben keine positiven Resultate, abgesehen von einer Perforationsperitonitis nach intraperi- tonealer Infection, in deren Exsudat dann allerdings neben anderen Bacterien auch Pestbacillen nach- gewiesen werden konnten. Eine absolute Immunität der Hühner gegen die Infection mit Pestbacillen glauben wir jedoch mit Rücksicht auf unsere Taubenversuche nicht annehmen zu dürfen. Huhn II. Am 26. Februar 1898 intramus culär in de n B tust muskel 1 '5 Cubikcentimeter einer sehr dichten Aufschwemmung de Cultur IX/7 Ma31, 24 Stunden alt, hochvirulent für Meerschweinchen. Am 1. März geringes Infiltrat. Am 5. März Infiltrat geschwunden. Das Thier bleibt gesund. 72 I H. Albrecht und A. Ghon, Huhn III. Am 11. Juni 1898 von einer sein- dichten Aufschwemmung der Cultur IX/7 M2G2 (4 Agarröhrchen ; s. Taube X), I Cubik- centimeter intravenös in die linke Flügelvene. Keine Reaction, .las Thier bleibt gesund. Huhn I. Am 23. Februai 1898 inti apei itoneal 2 Cubikcentimeter derselben Aufschwemmung wie Taube VIII (siehe diese) Am 26. Februar Exitus. Section ergibt Perforationsperitonitis infolge der [njeetion. Im peritonitischen Exsudate vorwiegend eine Stäbchenart neben Pe tbacillen. Aussaaten aus dem Herzblute bleiben steril. Huhn IV. Am 11 Juni 1898 von derselben Aufschwemmung wie Huhn III 1*5 Cubikcentimeter intraperitoneal. Keine Reaction, das Thier bleibt gesund. Huhn V. Am '■>'<< September 1898 von demselben Exsudate wie Taube XII 3 Cubikcentimeter mit Schlundsonde in den Magen. Das Thier bleibt ohne Reaction (Beobachtungsdauer 21 Tage). m) Schlangen. Die in der Literatur wiederholt aufgetauchten Angaben, dass auch Schlangen an Pest zugrunde gehen sollten, wenn sie spontan an dieser Seuche erkrankte Thiere (Ratten etc.) verzehren, veranlasste uns, auch mit dieser Thiergruppe einige Versuche anzustellen. Wir benützten verschiedene Schlangenarten und führten diesen Thieren in verschiedener Weise (per os, subcutan und intrathoracal) immer sehr große Mengen hochvirulenter Pestbacillen zu. Wohl verendeten mehrere der Thiere meist längere Zeit post infectionem (Schlange I und Schlange 111). Nie aber konnte bei diesen Thieren irgend ein Anhaltspunkt für eine bestandene Pest- infection gefunden werden, weder durch die pathologisch-anatomische, noch durch die bacteriologische, respective bacteriologisch-histologische Untersuchung. Da keines der Thiere in der Gefangenschaft Nahrung zu sich genommen hatte, so dürfte die Annahme, darin den Grund ihres Todes zu suchen, kaum eine unrichtige sein. Die Angaben Nutall's über seine Versuchsergebnisse mit Schlangen sind unserer Ansicht nach ungenau und nichts beweisend. Schlange I, Äskulapnatter (Colubcr Aesculapii), ausgewachsenes Thier. Anfang November 1897 vom Peritonealexsudate eines an .unter Pest verendeten Meerschweinchens 10 Cubikcentimeter mittelst Schlundsonde verfüttert. Die Sehlange war schon 10 Tage vor dieser Verfütterung im Laboratorium gehalten wurden, ohne Nahrung genommen zu haben, blieb dann noi h 3 Wochen nach der Verfütterung, gleichfalls ohne Nahrung zu nehmen, gesund. In der 4. Woche nach der 1 Die Section ergab außei Abmagerung keinen bi Befund. Im Herzblute und in der Leber konnten weder mikro- skopisch noch culturell Pestbacillen nachgewiesen werden Schlange II, Ringelnatter (Tropidonotus natrix)) großes Thier. Am 27. September 1898 intrathoracal 4 Cubikcentimel hl dichten Aufschwemmung aus dem peritonealen Exsudate und Blute eines circa 300 Gramm I is — mit der Cultur K._, intraperitoneal geimpft — nach 3 Tagen zugrunde gegangen war. Das Thier bleibt ohm Reaction (Beobachtung dauei 30 1. Beulenpest. IL Bacieriolögische Untersuchungen. 725 Schlange III, Würfelnatter (Tropidonotus tesselatus). Am 27. September 1S98 von derselben Aufschwemmung wie Schlange II 3 Cubikcentimeter in das Unterhautbinde- gewebe neben der Trachea. Nach 5 Tagen verendet das Thier. Die Sectio n ergibt im Bindegewebe neben der Trachea, entsprechend der Injectionsstelle, eine geringe röthliche Verfärbung, sonst, außer hochgradiger Abmagerung, keinen besonderen pathologischen Befund. Deckglaspräparate von der Injectionsstelle, vom Blute und von der Leber, sowie Culturen aus der Leber lassen Pestbacillen nicht nachweisen. Auch die histologisch-bacteriologisch untersuchten Schnittpräparate von Leber und Darm ließen keine Bacterien auffinden. Nach der Aussage des Thierhändlers hatte das Thier in der Gefangenschaft keine Nahrung zu sich genommen. Schlange IV, glatte Natter (Coronella austriaca), ausgewachsenes Thier. Am 8. September 1S98 per os mit Schlundsonde 5 Cubikcentimeter einer sehr dichten Aufschwemmung von 6 Agareprouvetten der Cultur R3, zwanzigste Generation, 48 Stunden alt. Keine Reaction (Beobachtungsdauer 12 Tage). u) Eidechsen und Frösche. Die Impfungen mit Pestbacillen, die wir an einer Blindschleiche und drei Wasserfröschen ausführten, blieben gleichfalls ohne Erfolg. Es fällt uns nicht bei, nach dem negativen Ausfall der Infectionsversuche bei Schlangen, Eidechsen und Fröschen eine absolute Immunität dieser Thiere anzunehmen; zweifellos ist jedoch ihre Empfänglich- keit keine große. Spontaninfectionen derselben dürften deshalb sicher auszuschließen sein. Blindschleiche (Anguis fragilis). Am 8. September 189S von einer sehr dichten Aufschwemmung aus 6 Agarculturen von R2, zwanzigste Generation, 4N Stunden alt, 4 C ubikentim e ter an 2 verschiedenen Stellen in den Körper. Keine Reaction (Beobachtungsdauer 17 Tage). 3 Frösche (Wasserfrösche, Rana esculenta) erhalten am 27. September 1898 in den Lymphsack am Rücken 3, respec- tive 2 und 1 Cubikcentimeter derselben Aufschwemmung wie Schlange II. Keine Reaction (Beobachtungsdauer 30 Tage). oj Insecten. Versuche über die Empfänglichkeit verschiedener Insecten anzustellen, hatten wir keine Gelegen- heit. Wir konnten jedoch während des monatelangen Arbeitens mit dem Pestvirus weder in Bombay noch in Wien die Bemerkung machen, dass Fliegen etc. eine auffallendere Sterblichkeit zeigten, trotzdem sie reichlich Gelegenheit hatten, mit dem Pestvirus in Berührung zu kommen. Niemals auch sahen wir bei unseren vielen Thierversuchen — es waren ihrer mehr denn 700 — eine Übertragung von Pestbacillen durch Insecten (Flöhe, Fliegen, Läuse etc.) Zustandekommen. Dass aber unter Umständen gewisse Insecten das Pestvirus verschleppen und auf empfängliche Individuen übertragen können, soll deshalb nicht angezweifelt werden. Dafür sprechen mehrfach von unserer Seite ausgeführte Versuche, die beweisen, dass zum Beispiel Fliegen, wenn sie Gelegenheit hatten, mit pestbacillenhältigem Materiale in Berührung zu kommen und man sie eine gewisse Zeit nachher über entsprechende Nährböden laufen ließ, jedesmal Pestkeime an ihren Füßen etc. trugen. Denn immer giengen dann in den Culturen mehr oder weniger reichlich Pest- colonien an. Denkschriften der mathem. -naturw. Cl. LXVI. Bd. 94 72(» H. Albrecht und A. Ghon, Überblicken wir die Resultate unserer Thierexperimente, so ersehen wir zunächst, dass es eine Reihe von Thierarten gibt, die für das Pestvirus hochempfänglich sind. Allen voran steht die Gruppe der Nag ethiere. Ihr gehören auch jene Familien an, bei denen Spontaninfectionen der in der Freiheit lebenden Individuen zweifellos vorkommen (Ratten und Mäuse). An in Bombay todt aufgefundenen Ratten konnten wir zum erstenmale den wissenschaftlich einwandsfreien Beweis der spontanen, mit der menschlichen iden- tischen Pestinfection dieser Thiere erbringen. Gleichfalls Spontaninfectionen zugänglich sind Affen (auch der braune langschwän- zige Makake) und unseren Versuchen zufolge auch katzenartige Raubthiere (Hauskatze). Auszuschließen dürften Spontaninfectionen mit Pest bei Schweinen und wahrschein- lich auch bei der Familie der Hunde sein, obgleich beide Thierarten, ebenso wie Hyänen und Ichneumonratten der künstlichen (intraperitonealen und subcutanen) Infection mit dem Pestvirus ziemlich leicht erliegen. Auch Vögel sind unseren Versuchen nach nicht absolut immun gegen die Pestinfec- tion (Tauben); doch sind Spontaninfectionen bei ihnen sicher auszuschließen, ebenso wie bei Schlangen und Fröschen, die sich in unseren Versuchen auch der künstlichen Infection gegenüber ablehnend verhielten. Unsere Thierexperimente stehen im vollkommenen Einklänge mit der beobachteten Thatsache, dass bei den spontanen Infectionen zugänglichen Thieren die Pest in epi- zootischer Weise auftreten kann. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen der für das Pestvirus empfänglichen Thierarten stimmen im allgemeinen vollständig mit den beim Menschen erhobenen Befun- den überein, und sie haben uns Punkt für Punkt die exacten Beweise von der Richtigkeit unserer Auffassung der menschlichen Pest erbracht: Die Infection kann auch hier entweder eine local bleibende oder eine allgemeine sein. Selbst bei hochempfänglichen Thierarten kann auch nach Spontaninfection diese eine locale bleiben (Ratten). Häufiger jedoch sind Allgemeininfectionen. Diese sind meist acut verlaufende und zeigen dann entweder septikämischen, meist hämorrhagisch-septikämischen Charakter (Blutungen in den Lymphdrüsen, der Milz, den Lungen, im Magen und im Darme, in der Pleura, in der Haut etc.) oder aber pyämischen Charakter mit eigenthümlichen Localisa- tionen (miliare oder größere tuberkelähnliche Herde) des Pestvirus in bestimmten Orga- nen (Milz, Leber und Lungen). Bei beiden Formen der Allgemeini nfection finden sich auch regelmäßig Veränderungen der Lymphdrüsen und des anderen adenoiden Gewebes im Körper (Plaques und Follikel im Darme etc.). Diese Lymphdrüsenveränderungen (Bubonen) entsprechen völlig jenen, die man beim Menschen beobachten kann. Die Eintheilung derselben dem Infectionsmodus ent- sprechend, wie wir sie für den Menschen aufgestellt haben, erscheint demnach auch bei den Thieren am zweckmäßigsten (primäre Bubonen, primäre Bubonen 2. Ordnung und secundäre Bubonen). Seltener nimmt bei einer Reihe von Thierarten die Pestinfection einen mehr chro- nischen Verlauf. In solchen Fällen entwickeln sich in verschiedenen Organen — ähnlich dem pyämischen Bilde acuter Infectionen — meist größere, begrenzt e, oft ganz tumor- ähnliche Gebilde, die innerhalb einer fibrösen Kapsel eine nekrotisch aussehende Masse einschließen. Histologisch entsprechen diese Formen der Infection gewissen Typen der chronischen In fectionsgesch wülste. In einer zweiten Reihe von chronisch verlaufenden Fällen schließt sich der local gebliebenen oder allgemein gewordenen Infection ein marastischer Zustand des Körpers Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 727 an, der meist erst nach vielen Wochen zum Tode führt. Dieser Pestmarasmus ist die Folge der Giftwirkung der Pestbacillen, die nicht bei allen Thieren in gleicher Weise zutage tritt, und bildet ein völliges Analogon zu den auch beim Menschen von uns beob- achteten und zuerst beschriebenen Fällen von Pestmarasmus. Diese Giftvvirkung der Pestbacillen äußert sich in besonders auffallender Weise oft auch im klinischen Erkrankungsbilde derThiere (Krämpfe und Lähmungen). Die Infection mit Pestbacillen kann bei hochempfänglichen Thieren in gleicher Weise wie beim Menschen sowohl von der Haut als auch von fast allen Schleimhäuten aus statt- finden (Maul, Nase, Darm, Bronchien, Conjunctiva, Anus, Genitale etc.). Bei den Schleim- häuten bedarf es für den Eintritt des Pestvirus keiner besonderen Verletzungen, er kann auch von der vollständig intacten Schleimhaut aus erfolgen. Auch bei der Haut kann schon ein selbst leichtes Einreiben des Pesterregers an anscheinend intacten Stellen genügen, um tödtliche Allgemeininfection zu erzeugen. Naturgemäß wird bei den spontanen Pestinfectionen zugänglichen Thierarten die Eingangspforte des Pestvirus am häufigsten im Verdauungstracte liegen, doch kommen auch hier nicht alle Abschnitte desselben in Bezug auf Häufigkeit der Infection in gleicher Weise in Betracht. Am häufigsten zu beoachten sind Maulinfectionen. Viel weniger häu- fig erfolgen Darminfectionen, die dann meist auch mit einer gleichzeitig erfolgten Maul- infection vergesellschaftet sind. Liegt die Eintrittspforte des Pestvirus im Darm, so erfolgt die Infection meist vom Dünndarme aus, seltener vom Dickdarme. Eine primäre Mageninfection scheint auch bei Thieren nicht vorzukommen. Blutun- gen oder Ecchymosen der Magenschleim haut als Ausdruck einer solchen anzunehmen, geht unseren Beobachtungen nach nicht an. Die Infection vom Respirationstracte aus gelingt bei Thieren leicht. BeiSpontaninfec- tionen kommt hiebei namentlich die Schleimhaut der Nase in Betracht (Beschnuppern der Nahrung vor dem Fressen). Primäre Pestpneumonien werden bei Thieren (Affen) ebenso beobachtet wie beim Menschen. Spontaninfectionen von der Haut aus werden bei den in Freiheit lebenden Individuen empfänglicher Thierarten gleichfalls nicht zu selten in Betracht kommen. Das gegen- seitige Beißen derThiere beim Kampfe um die Nahrung begünstigt diese. Übertragungen des Pestvirus durch Insecten (Flöhe etc.) konnten wir bei unseren zahlreichen Versuchen nie beobachten. Jeder Infection, mag sie von der Haut oder einer Schleimhaut aus erfolgen, folgt ausnahmslos zunächst die Entstehung des primären Bubo im regionären Lymphdrüsen- bezirke, während die Eintrittspforte selbst — analog wie beim Menschen — in vielen Fällen, bei Infectionvon den Schleimhäuten aus fast immer, eine sichtbare Reaction nicht zeigt. Nur bei primären Darminfectionen — sei es dass diese allein oder gleichzeitig mit einer Maulinfection erfolgt — finden sich immer im adenoiden Gewebe des Darmes (in den Plaques) die charakteristischen Veränderungen des primären Bubo. Allerdings berechtigt dies nicht zur Annahme, dass gerade in den Plaques die Aufnahme der Pestbacillen erfolgt sei. Diese kann vielmehr irgendwo in der umgebenden Schleimhaut stattgefunden haben. Mehrfache, gleichzeitig oder in gewissen Zwischenräumen erfolgte Infectionen mit dem Pestvirus sind möglich. Es entspricht dann jeder Eintrittspforte des Pestvirus ein primärer Bubo. Doch können mehrfache Infectionen — namentlich Hautinfectionen — auch vorgetäuscht werden durch primäre Bubonen 2. Ordnung in Lymphdrüsen, die vom eigentlichen pri- mären Bubo aus direct oder durch Rückstauung des Lymphstromes inficiert werden. SI4-* 728 H. Albrecht und A. Ghon, Die Aufnahme des Pest virus geschieht unseren Beobachtungen nach immer auf dem Lymphwege. Eine primäre Blutinfection sahen wir auch im Thierexperimente nie. Secundärinfectionen durch andere Bacterien können auch bei der Pes tinfection der Thiere, genau so wie beim Menschen, vorkommen. Die vorwiegend nekrosierende Wirkung des Pestbacillus, respective seiner Gift- stoffe, tritt bei den Thierinfectionen ebenso wie bei der Pestinfection des Menschen deut- lich zutage. Doch ist der Pestbacillus auch den Thierexperimenten nach im Stande, echte Eiterung zu erzeugen. Die bacteriologischen Befunde bei den Thierinfectionen mit Pestbacillen gleichen im allgemeinen gleichfalls vollständig den bei menschlichen Infectionen erhobenen. In acut verlaufenden Fällen sind meist enorme Mengen von Pestbacillen im Blute und in allen Organen nachweisbar. Derartige Pestcadaver sind daher als im hohen Grade infec- tiös anzusehen, ebenso alle davon stammenden Se- und Excrete. Die Pestbacillen können sich auch im Thierorganismus oft sehr lange lebensfähig erhalten. Auch die histologischen Befunde, die sich aus unseren Thierexperimenten und Untersuchungen ergaben, sind im wesentlichen dieselben wie beim Menschen. Hämor- rhagie, Nekrose und überaus reichliche Leukocyten infiltration, bei welcher diemeist polynucleären Leukocyten alsbald die Zeichen des Zerfalles erkennen lassen, beherr- schen das Bild in den verschiedenen mehr weniger acuten Stadien. Der Körnchenzerfall derZellkerne kann bald so reichlich sein, dass der histologische Befund ganz an den bei Rotz erinnert, bald ist so reichliche Leucocyteninfiltration beim Zerfalle des Gewebes vorhanden, dass man von phlegmonösem Process sprechen könnte. Bei jenen Fällen aber, wo das Thierexperiment im Stande ist, einen protrahierten Verlauf der Pest zu erzeugen, tritt die nekrosierende Wirkung der Pestgifte (Coagula- tionsnekrose) imponierend in den Vordergrund. Man sieht dann das ganze adenoide Gewebe von Lymphdrüsen nekrosiert und wie aus dem kapselbildenden Bindegewebe sequestriert, entsprechend dem mikroskopischen Befunde, wo beim Einschneiden solcher Lymphdrüsen rundliche kugelige gelblich-käsige Massen zutage treten. Oder man findet große Antheile der Milzpulpa mehr weniger diffus in ein vielfach verzweigtes Balken- werk infolge von Coagulationsnekrose umgewandelt und in dichtest er Weise von Pest- bacillen infiltriert. Sehr interessant sind die Befunde an den Organen jener Thiere, die der chronischen Pestform erlagen. Sie sind dadurch charakterisiert, dass sich um die in verschiedener Localisation aufgetretenen Pestherde, oft schon recht frühzeitig und sehr rasch ein Gra- nulationsgewebe in Form einer vollständigen, oft recht breiten Kapsel ausbildet. Dieses Granulationsgewebe besteht aus schlanken, langen Spindelzellen, die oft zu Bündeln ver- einigt, concentrisch ein aus zerfallenen Leukocyten, Kerndetritus und Häufchen von blassfärbbaren, bläschenähnlich degenerierten Pestbacillen bestehendes Centrum umge- ben. Es ist manchmal reichlich, manchmal spärlich vascularisiert. In dieser Form haben solc he chronische Pestherde ein ganz charakteristisches, fast specifisch zu nennendes Aussehen. Sie kommen multipel in Milz, Leber und Lunge zur Entwicklung, auch im Bereiche des Peritoneum nach intraperitonealer Injection, und bilden hier umschriebene abgekapselte, käsige Eiterherde. Auch an der Oberfläche von Milz und Leber, hinein- reichend in das Parenchym derselben, können sie vorkommen. In Milz, Leber und Lymphdrüsen jener Thiere, die an Pestmarasmus zugrunde giengen, fällt außer gleichmäßiger Atrophie des Parenchyms genannter Organe der enorme Reichthum von körnigem Blutpigment auf. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. > 29 Da so häufig bei Thieren, sei es primär sei es secundär, die Plaques und Follikel in Bubonen umgewandelt sind, rauss darauf hingewiesen werden, dass die histologischen Bilder solcher von Pest zerstörter Plaques in unzweifelhafter Weise erkennen lassen, wie reichliche Massen von Pestbacillen die Darmzotten infiltrieren und nach dem Zerfall der- selben in den Darmcanal und massenhaft an die Außenwelt gelangen. Dem pathologisch-anatomischen und histologischen Bilde nach entsprechen die Veränderungen, die durch den Pestbacillus bei den Thieren erzeugt werden, einerseits denen, die wir bei den sogenannten hämorrhagischen Septikämien zu sehen gewohnt sind, anderseits aber denen, die durch die Gruppe des Rotzbacillus und des Bacillus der Pseudotuberkulose etc. hervorgerufen sind. Die Pestinfection nimmt demnach gewissermaßen eine Mittelstellung ein zwischen den hämorrhagischen Septikämien xat' sIo/yjv und den sogenannten chronischen Infectionsgeschwülsten. Unseren Ausfüh- rungen über die Morphologie des Pestbacillus zufolge entspräche auch die Stellung dieses Infectionserregers im Bacteriensvsteme dieser Annahme. Studien über die Virulenz des Pestbacillus. Cantlie versuchte die Beobachtung, dass Fälle von sogenannter Pestis minor — diejenige Form der Pesterkrankung, die lediglich mit localen Erscheinungen einhergieng — plötzlich schwere Allgemeinsymptome zeigten und tödtlich verliefen, dadurch zu erklären, dass die vorhandenen schwachvirulenten Pestbacillen plötzlich hochvirulent geworden wären. Yersin fand in Culturen aus Pestorganen, dass eine Anzahl von Colonien besser und rascher wuchs als die übrigen. Isoliert entwickelten sich diese Colonien üppiger und zeigten sich Thieren gegenüber von verminderter Virulenz: auf die Inoculation mit Bacillen aus solchen Colonien reagierten wohl noch weiße Mäuse, Meerschweinchen aber nicht mehr oder nur verzögert. Derselbe Autor will in einem Hause im Erdboden, circa 4 — 5 Centimeter unter der Oberfläche, »avirulente« Pestbacillen nachgewiesen haben. Aus einer Drüse eines 3 Wochen alten Reconvalescenten isolierte Yersin Pestbacillen, die selbst für Mäuse nicht mehr viru- lent waren. Hingegen fand er bei einem anderen Patienten, der seit 15 Tagen geheilt war, in einer großen Hautblutung am Schenkel Pestbacillen, virulent für Meerschweinchen und Mäuse. Yersin, Calmette und Borrel fanden, dass durch die Anpassung des Pestbacillus an eine bestimmte Thierart infolge wiederholter Passage und der damit verbundenen Virulenzerhöhung für diese Thierart die Virulenz des Pestbacillus für andere Thierarten verloren gehe. Nach Wi Im ergaben sich bei der subcutanen Impfung mit Reinculturen große Schwankungen in der Virulenz. Culturen der dritten und vierten Generation erwiesen sich bedeutend weniger virulent als solche der ersten und zweiten Generation. Ebenso zeigten sich die von den »großen, üppig wachsenden Plattencol o nien angelegten Culturen« weniger virulent als die von den kleineren angelegten: »die weniger virulenten Culturen erregten stets Fieber und tödteten wohl noch Mäuse, selten Ratten, noch sel- tener Meerschweinchen, und zwar nach längerer Zeit als die vollvirulenten. Kaninchen, die mit weniger virulenten Culturen geimpft wurden, bekamen wohl Fieber, aber blieben am Leben«. Die auf künstlichen Nährböden weiter gezüchteten Pestbacillen verlieren nach Wilm im allgemeinen sehr rasch ihre Virulenz. »Durch Impfung von Thier zu Thier mit Organstückchen oder Blut konnte die Virulenz der Bacillen bis zu einem ganz bestimmten Grade für jede Gattung erhöht werden.« In dem Blute, das durch Punction aus Bubonen erhalten wurde, konnte Wilm bisweilen 4 — 6 Wochen nach Beginn der Erkrankung, in einem Falle sogar 10 Wochen darnach, Pestbacillen nachweisen, die sich meist »wenig oder gar nicht virulent« erwiesen. Nach Okada erfolgt gegenüber den Angaben Yersins die Abnahme der Virulenz des Pestbacillus in Agarcultur nur langsam. Kolle konnte bei 4 Peststämmen, mit denen er an Thieren Versuche anstellte, Unterschiede in der Virulenz constatieren. Lustig und Galeotti stellten fest, dass die Virulenz des Pestbacillus abgeschwächt werde, wenn er zugleich mit einem anderen Bacterium wachse. Nach Toptschieff nimmt die Virulenz der Pestbacillen nicht ab, wenn die Cultur kürzere Zeit, selbst mehrmal, bis auf 54° C. erhitzt weide. Hankin fand, dass durch die Übertragung von einer Ratte zur anderen der Pestbacillus in seiner Virulenz nicht gestärkt wurde, sondern schnell eine Abschwächung erfuhr. Diese Thatsache ist nach Hankin umso bemerkenswerter, als er in Übereinstim- mung mit Yersin finden konnte, dass die Übertragung des Virus bei den Mäusen die Virulenz des Pestbacillus steigere. Hankin ist H. Albrecht und A. GJio u. deshalb der Ansicht, dass der Rattenkörper nicht im Stande sei, die Virulenz des Pestbacillus zu erhalten; es muss nach seiner ein zweites Agens für die Weiterverbreitung vorhanden sein. Es ist nach Hankin möglich, dass der Pestbacillus um sich virulent zu erhalten, von der Ratte in ein anderes .Medium übertreten muss, in den Boden, oder in stehendes Wasser, oder vielleicht in den Körper eines Insectes, um von da aus wieder in den Körper einer anderen Ratte zu gelangen. DeGiaxa und Gosio fanden, dass durch Alistrocknung die Virulenz des Pestbacillus beeinträchtigt werde, dass es aber auch noch mit wenig virulenten Pestbacillen gelang, Meerschweinchen zu inficieren. Wir hatten in Bombay von unseren vielen Peststämmen, äußerer Umstände halber, nur wenige hin- sichtlich ihrer Virulenz für Thiere geprüft. Diese hatten sich sämmtliche als virulent erwiesen, das heißt sie tödteten die Versuchsthiere in kleinen Mengen innerhalb kurzer Zeit mit den Erscheinungen acutester Pest. Die Größe der verwendeten Versuchsthiere, die Menge der einverleibten Dosis und die Art der [nfection hatten auch bei diesen Versuchen die Zeit, innerhalb welcher die Versuchsthiere erlagen, beeinflusst. Vergleichende Untersuchungen über die Virulenz der einzelnen Peststämme auszuführen hatten wir jedoch keine Gelegenheit. Da es aber in unserer Absicht gelegen war, neben anderen Untersuchungen über den Pestbacillus auch einige Studien über seine Virulenz anzustellen, vor allem die bereits vorhandenen Untersuchungen nachzuprüfen, ließen wir es uns angelegen sein, schon in Bombay eine Reihe von Peststämmen, die wir einerseits aus menschlichen anderseits aus thierischen (Ratten-) Pestleichen gezüchtet hatten (vgl. Tab. I), immer unter vollständig gleichen Bedingungen fortzuzüchten. Dasselbe thaten wir mit diesen Stämmen auch in Wien: wir benützten bei den Überimpfungen immer Nährböden derselben Provenienz (meist schwach alkalischen oder neutralen Agar) und hielten die Culturen unter denselben Temperaturen. Diese waren im allgemeinen niedrige, 21 — 22° C, manchmal auch darunter. Nur während unseres Auf- enthaltes in Indien und während unserer Rückreise waren die Culturen höheren Temperaturen ausgesetzt gewesen, doch nur vorübergehend, nicht constant durch längere Zeit. a) Über die Unterschiede in der Virulenz verschiedener Peststämme. Von den mitgebrachten und unter gleichen Bedingungen fortgezüchteten Peststämmen untersuchten wir zunächst 31 Stämme in Bezug auf ihre Virulenz (Tab. VII). Die Culturen dieser Stämme zeigten mit wenigen Ausnahmen fast durchwegs die sechste und siebente Generation und waren stets 48 Stunden alt. Seit der Zeit ihrer Züchtung aus den entsprechenden menschlichen, respective thierischen Pestleichen war immerhin einige Zeit verstrichen: die älteste der ntten Culturen war damals 166, die jüngste 1 14 Tage alt. Die Versuche wurden an Meerschweinchen ausgeführt, weil uns diese Thierart ihrer großen Empfänglichkeit für das Pestvirus wegen, abgesehen von anderen Vorzügen beim Experimentieren, am geeignetsten erschien. Die Infection erfolgte hiebei intraperitoneal in der Dosis von 1 Öse (= 2-5 Milli- gramm). Leider war es uns nicht möglich, in dieser Versuchsreihe Thiere vollständig gleichen Körpergewich- tes zu benützen. Die Anordnung der Versuche im Vereine mit .der großen Anzahl von Beobachtungen einerseits, der Umstand anderseits, dass wir bei den Schlussfolgcrungen nur Vergleiche zwischen Thieren anstellten, deren Körpergewichtsdifferenz nicht mehr als höchstens 50 Gramm betrug, veranlassten, dass dadurch die Fehlerquelle, die wir damit natürlich sonst gemacht hätten, wenigstens theilweise corrigiert wurde. licken wir mit Berücksichtigung des eben Erwähnten unsere Versuchsreihe (Tab. VII), so finden wir zunächst, dass sich mit Ausnahme von 4 Culturstämmen (IX/7, XXXIX, 2, XXXIV/1 und 210) die übrigen 27 Stämme in der bezeichneten Dosis noch als hoch virulent erwiesen und dass Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 731 sie untereinander im großen und ganzen keine besonders hervorstechenden Unterschiede in ihrem Virulenzgrade nachweisen ließen. Die bestehenden Differenzen sind keine derartigen, dass sie sich nicht durch die Größenunterschiede der benützten Thiere, durch die individuellen Verschiedenheiten ihrer Empfänglichlichkeit und Reaction gegenüber dem Pestvirus und durch die bei der intraperitonealen Injection und der Dosierung gemachten Ungleichheiten erklären ließen. In Sonderheit die individuellen Verschiedenheiten der Versuchsthiere und die bei der Mengenbestimmung zutage tretenden Mängel sind es, die sich bei den Versuchen oft in recht störender Weise kundgeben. Eine absolut einwandfreie praktische Methode für die Mengenbestimmung von Bacterienmassen besitzen wir leider zur Zeit noch nicht. Wir benützten, wie schon erwähnt, bei allen unseren Versuchen die R. Pfeiffersche Methode. So sehr wir gerade dieser sonst große Vorzüge einräu- men, entbehrt sie des eben erwähnten Fehlers auch nicht, namentlich wenn eine Bacterienart oft stärker zutage tretende Verschiedenheiten in der Wachsthumsform zeigt. Gerade beim Pestbacillus kommt es nicht selten vor, dass der eine Stamm ein auffallend viscides, der andere wieder ein mehr trockenes Wachsthum etc. erkennen lässt, so dass selbst bei einiger Übung eine Gleichmäßigkeit in der Dosierung nicht zu erzielen ist. Es gienge auch nicht an, für diese bestehenden geringen Differenzen andere als die eben erwähnten Ursachen dafür verantwortlich zu machen. Ein Blick auf unsere Zusammenstellung (Tab. VII) genügt, um zu erkennen, dass es zum Beispiel nicht angienge, die bestehenden Altersunterschiede der Stämme untereinander für diese Differenzen in ihrem Virulenzgrade als maßgebend anzusehen. Abgesehen davon, dass die noch bestehende Virulenz aller dieser Peststämme gegen eine solche Annahme spräche, tödteten die beiden Stämme L und 29 zum Beispiel, die am IL, respective am 14. März 1897 gewonnen wurden, Meerschweinchen von über 400 Gramm Körpergewicht noch innerhalb der ersten 48 Stunden, während die ihrem Alter nach jüngeren Stämme 103 und XLII/2 zum Beispiel, die am 23. März, respective am 14. April 1897 gewonnen wurden, für fast gleich schwere Thiere schon mehr als die doppelte Zeit benöthigten, um eine tödtliche Infection hervorzubringen. Es gienge aber gleichfalls nicht an, als Grund dieser bestehenden Differenzen den Umstand anzu- sehen, dass ein Theil der Stämme noch intra vitam, der andere aber erst post mortem aus dem mensch- lichen Organismus gewonnen wurde. Denn die post mortem gezüchteten Stämme XXX/6 und XXXVIII l5 zum Beispiel erwiesen sich für gleich schwere Thiere als ebenso hochvirulent wie die intra vitam gewon- nenen Stämme L, Eiter S etc. Eine Abschwächung der Virulenz in cadavere anzunehmen, haben wir demnach keine Berechtigung. Ebenso wäre es unzulässig, für diese Virulenzunterschiede den Factor als maßgebend zu betrachten, dass ein Theil der Peststämme nicht als Reincultur aus dem menschlichen Organismus gewonnen wurde, sondern in Begleitung anderer pathogener Organismen aus Mischinfectionen, denen wir ja ziemlich häufig bei unseren Sectionen begegneten, dass also diese anderen Bacterien die Virulenz des Pestbacillus viel- leicht im schädigenden Sinne beeinflusst hätten. Die Stämme IV/2, respective IV/4 und XLVIII/15, von denen die ersten einer Mischinfection mit Staphylococcus pyogenes aureus, der zweite einer solchen mit Staphylococcus pyogenes albus entstammte, erwiesen sich als vollvirulent. Schließlich erschien es für die Virulenz des Peststammes belanglos — wenigstens unserer Tabelle nach — ob der Stamm etwas langsamer verlaufenen Allgemeininfectionen, beziehungsweise einem local gebliebenen Processe entstammte oder einem schweren, rasch verlaufenen septikämischen Processe. Die Cultur Eiter S zum Beispiel, die einem Falle entstammte, der genas, und nie Pestbacillen im Blute nach- weisen ließ, erwies sich als ebenso hochvirulent wie eine Reihe von Stämmen, die schwersten septikämi- schen Fällen entstammten. Desgleichen die Stämme 29 und 145 zum Beispiel, die aus etwas langsamer abgelaufenen Allgemeininfectionen (Tod am 7., respective 8. Krankheitstage) gezüchtet wurden. H. Albrecht und A. Ghon, Wir müssen uns also diesen Auseinandersetzungen zufolge, die aus der Tabelle VII abzulesen sind, für die bestehenden Unterschiede in den Versuchen mit den früher angeführten Gründen begnügen, wollten wir nicht andere uns vollständig unbekannte Momente dafür heranziehen. In unserer Tabelle VII finden wir bezüglich ihrer Virulenz auch zwei Stämme geprüft, die von verschiedenen ( irganen desselben Falles stammten. Es sind dies die Stämme IV (IV/2 und IV/4) und VII (VII/4 und VII/6). IV/2 entstammte der Milz des Falles 21/IV (s. II. B., pag. 111), IV/4 der Galle desselben Falles. VII/4 entstammte der Milz des Falles 24/VII (s. II. B., pag. 126), VII/6 dem Knochenmarke dieses [•'alles. Ein Vergleich der beiden Vertreter jedes dieser zwei Stämme untereinander in Hinsicht ihrer Virulenz zeigt uns. dass Verschiedenheiten darin nicht bestehen: VII/4 und VII/6 tödten gleich große Thiere fast zur selben Zeit (1 Stunde Unterschied) und mit fast ganz gleichem Sectionsbefunde; IV/2 und IV/4 lassen die Differenz in ihrer Wirkung ohne weiteres durch die Größenunterschiede der damit geimpften Thiere erklären. Auch zwischen den aus in Bombay aufgefundenen Ratten gewonnenen Stämmen und den aus den menschlichen Cadavern gezüchteten bestehen unserer Zusammenstellung nach (Tab. VII) keine auffal- lenden Differenzen in Bezug auf ihre Virulenz für Meerschweinchen. Die den Rattencadavern entstam- menden Culturen erwiesen sich alle für Meerschweinchen noch als hochvirulent, nicht anders wie eine große Reihe der aus den Menschen gezüchteten. Um so auffallender erscheint es, dass 4 unserer geprüften 31 Peststämme — die schon früher erwähnten Stämme IX/7, 210, XXXIX/2 und XXXIV/1 — eine mehr oder minder auffallende Abschwächung ihrer Virulenz unserer Tabelle VII nach aufwiesen, ohne dass es uns möglich wäre, für diese Einbuße in der Virulenz allgemein geltende, uns leicht verständliche Ursachen finden zu können. Die Cultur IX/7 enstammte einer acuten schweren Allgemeininfection mit primärem Halsbubo und tödtete der Tabelle VII nach ein Meerschweinchen von 265 Gramm Körpergewicht erst in mehr als 5 Tagen bei intraperitonealer Infection mit 1 Öse. Diese Zeitdauer erscheint für diese Dosis eine etwas lange gegenüber der, die andere Peststämme selbst für größere Thiere benöthigen. Auch der pathologisch-anatomische Befund dieses Thieres entspricht dem durch ein schwächeres Virus hervorgerufenen (s. Thierpathologie). Dasselbe Verhalten zeigte dieser Peststamm IX/7 auch in anderen Versuchen gegenüber derselben Thiergattung und auch gegenüber anderen gebräuchlichen Versuchsthieren (s. Tab. XXII, XXV, XXVI und XXVII). Es war also bei dem Peststamme IX/7 für eine Reihe von Thierarten, die sich sonst dem Pestvirus gegenüber als empfänglich verhalten, im Vergleiche zu anderen Peststämmen eine wenn auch nicht hochgradige Virulenzverminderung eingetreten. Diese Thatsache an und für sich hätte schließlich nichts Befremdendes, da ja immerhin einige Zeit seit der Gewinnung der Cultur verstrichen war. Eigenthümlich erscheint es nur, dass nicht bei allen Pest- stämmen in mehr oder weniger gleichmäßiger Weise eine derartige Virulenzverminderung sich kundgab, zumal die Bedingungen, unter denen die verschiedenen Stämme weitergezüchtet wurden — wie schon hervorgehoben — vollständig gleiche waren. Der Einwand, dass schon vom Hause aus ein geringerer Virulenzgrad für unsere Versuchstiere bei diesem Stamme bestanden hätte, widerspricht allen unseren Erfahrungen beim Pestbacillus. Es geht nicht gut an anzunehmen, dass ein für den Menschen vollvirulenter Peststamm sofort nach seiner Gewinnung aus dem menschlichen I Irganismus für sonst hochempfindliche Thiergattungen eine mehr oder weniger auffallende Abschwächung seiner Virulenz zeigen werde Noch viel auffälliger zeigt sich eine Virulenzverminderung bei den Stämmen 210, XXXIX/2 und XXXIV/1. Beulen pest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 733 Unsere Tabelle zeigt, dass bei intraperitonealer Infection von je 1 Öse bei allen 3 Culturen selbst junge Meerschweinchen unter 200 Gramm Körpergewicht nicht reagierten. Erst als wir je eine halbe Agarcultur jungen Meerschweinchen von 202 — 209 Gramm Körpergewicht intraperitoneal einspritzten, reagierten die Thiere mehr oder weniger stark: die Cultur XXXIX/2 tödtete das entsprechende Versuchs- thier (Mg5) nach 27 Stunden unter den Erscheinungen der acuten Infection, die Cultur XXXIV/1 aber erst nach 21 Tagen mit dem Befunde der von uns als »chronische Pest« bezeichneten Form (Mg6), während die Cultur 210 selbst noch in dieser Menge keine Reaction bewirkte (M84). Bei allen 3 Culturen war auch für andere Versuchsthiere im gleichen Grade eine Virulenz- abnahme vorhanden. Wir ersehen dies aus nachfolgenden Beispielen, die wir hier aus der Reihe unserer diesbezüglichen vielen Versuche anführen: Cultur XXXIX2, dreizehnte Generation. Junges Kaninehen (K28) erhalt von der 24stündigen Agarcultur 3 Ösen intraperitoncal am 28. December 1897. Am 2. Februar 1898 verendete das Thier (nach 35 Tagen). Sectionsbefund: Die peripheren Drüsen nicht verändert. In der Bauchhöhle Spuren klarer Flüssigkeit. Am Peritoneum parietale, entsprechend der Einstichstelle, ein kleiner, etwas über stecknadelkopfgroßer, nekrotisch-eitriger Herd. Milz klein, dunkel- braun. Leber hyperämisch. Nieren fettig degeneriert. Im Dünndarm flüssiger Inhalt, seine Schleimhaut hyperämiseh, die Plaques hervortretend. Mesenterialdrüsen größer, weißlich, saftreich. Herzfleisch fettig degeneriert. Lungen ohne besondere Veränderung. In den Deckglaspräparaten aus den Mesenterialdrüsen und dem nekrotischen Herde am Peritoneum konnten keine Pesibacillen nachgewiesen werden. Die Culturen aus dem Herzblute blieben steril. Cultur 210, zehnte Generation. Weiße Ratte (w. Rs) erhält von der 48stündigen Cultur 1 -5 Ösen intraperitoneal am 25. September 1897. Das Thier bleibt ohne Reaction. Cultur XXXIV 1. fünfzehnte Generation. Hausratte RGa erhalt subcutan von der 24 stündigen Agarcultur 1 Öse am 1 1. Jänner 1898. Nach einigen Tagen ist ein Infiltrat an der Injectionsstelle aufgetreten, das langsam wieder zurückgeht und am 29. Jänner bereits wieder vollständig verschwun- den ist. Es war uns unmöglich, alle 3 Culturen in gleich ausführlicher Weise für alle unsere Versuchsthiere durchzuprüfen. Das Ergebnis wäre auch immer dasselbe geblieben. Am meisten beschäftigten wir uns mit der Cultur XXXIV/1, auf die wir noch wiederholt zurückkommen müssen. Auch jüngere Ratten vertrugen von dieser Cultur anstandslos 0-5 Öse selbst bei intraperitonealer Infection, ältere Thiere noch mehr. Dabei sei hervorgehoben, dass sich diese Virulenzverminderung für unsere Versuchsthiere während der ganzen Zeit unserer Beobachtung, die mehr denn ein Jahr währte, dieselbe blieb, keine auffallende weitere Einbuße erlitt. Fragen wir nach den Ursachen der relativ geringen Virulenz dieser 3 Peststämme, so ist es uns unmöglich, eine befriedigende Erklärung dafür zu geben. Alle 3 Stämme waren in gleicher Weise und unter denselben Bedingungen fortgezüchtet worden wie unsere übrigen Peststämme. Der Stamm 210 wurde intra vitam von einem Pestkranken gewonnen, der am 3. Krankheitstage der Infection erlag (s. II. B., pag. 344). XXXIX/2 entstammte der Milz eines ebenfalls an einer acuten Pestinfection Verstorbenen (s. II. B., pag. 189). Denkschriften der mathom.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 95 734 H. Albrecht und A. G hon, Nur XXXIV/1 war von einem Falle gewonnen, der erst am 15. Krankheitstage letal endete (s. II. B., pag. 61). Für diesen letzteren Stamm wäre demnach die Annahme möglich, dass in der langsamer verlaufenden Infection die geringere Virulenz desselben begründet wäre. Nun haben wir aber schon früher erörtert, dass nach unserer Zusammenstellung in Tabelle VII einer derartigen Annahme die Ergebnisse der Versuche mit anderen, gleichfalls aus langsamer verlaufenen All- gemeininfectionen oder gar aus local gebliebenen Processen gezüchteten Peststämmen widersprächen, abgesehen davon, dass ein noch in Bombay ausgeführter Thierversuch mit diesem Peststamme (XXXIV/j) zeigt, die Virulenz desselben sei nicht schon nach seiner Gewinnung aus dem menschlichen Körper eine geringgradigere gewesen, sondern erst nachher spontan zu einer minderwertigen geworden. Von einer ziemlich trüben Aufschwemmung aus mehreren Ösen einer Agarcultur (zweite Generation) in ungefähr 10 Cubik- centimetern Fleischbrühe wurde am 1. April 1897 — der Patient war am 27. März gestorben — einem großen weißen Kaninchen 1 Cubikcentimeter subcutan an der linken Bauchseite eingespritzt. Am 4. April verendete das Thier. Die Section desselben ergab typischen acuten Pestbefund: An der Injectionsstelle ein ausgebreitetes, gelblich-sulziges, zum Theil hämorrhagisches Exsudat. Die linken inguinalen Lymphdrüsen stark vergrößert, gelblich-roth gesprenkelt (primärer Bubo). Die Lymphdrüsen der rechten Inguinalseite, sowie die übrigen peripheren Lymphdrüsen kaum verändert. Milz stark vergrößert, dunkel, wie chagriniert. Leber blutreich. Nieren geschwollen, gelblich. Mesenteriale Lymphdrüsen ohne besondere Veränderungen. Im Colon transversum reichliche punktförmige Hämorrhagien. Lungen blutarm. Herz prall gefüllt. Im Blute des Thieres, sowie in der Milz und dem Exsudate der Injectionsstelle fanden sich mikroskopisch und culturell sehr reichlich und ausschließlich Pestbacillen. Desgleichen zeigte auch die nachträglich durchgeführte histologisch-bacteriologische Untersuchung der Organe des Kanin- chens (Milz, Leber, Niere, linke lnguinaldrüse und Dickdarm) den gewöhnlichen Befund acuter Pestinfection. Bei dem Stamme XXXIV/1 war also thatsächlich eine Virulenzverminderung erst nach seiner Gewin- nung eingetreten, und zwar nicht bloß für Kaninchen, sondern auch für andere sonst empfängliche Ver- suchstiere. Die Annahme, dass diese Virulenzverminderung auch schon vom Hause aus für andere Versuchs- thiere (Kaninchen ausgenommen) bestanden habe, widerspräche allen unseren diesbezüglichen sonstigen Erfahrungen. Die beiden anderen Stämme 210 und XXXIX/2 hatten wir in Bombay in Hinsicht ihrer Virulenz für Thiere allerdings nicht geprüft, sie entstammen acut verlaufenen Pestinfectionen und bei solchen Pest- stämmen eine geringere Virulenz für sonst hochempfängliche Thiere anzunehmen, vertrüge sich nicht mit unseren Beobachtungen an anderen Stämmen. Eine uns leicht verständliche Ursache finden wir demnach für die Virulenzabnahme dieser 3 Pest- stämme (210, XXXIX/2 und XXXIV/1) nicht. Die Verhältnisse, unter denen sie aufbewahrt und fort- gezüchtet wurden, waren — wie schon wiederholt betont — dieselben wie bei allen anderen Peststämmen. Die in Tabelle VII zusammengestellten Versuche zeigen uns also, dass die einzelnen Peststämme, selbst wenn sie einer Epidemie entstammen, ihre Virulenz auf geeigneten künstlichen Nährböden und auch unter sonst ihnen zusagenden Verhältnissen ceteris paribus nicht in gleicher Weise beibehalten, sondern dass ein Theil der Stämme früher oder später eine bald stärkere bald geringere Virulen zabschwächung erfährt. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. Tabelle VII. 735 Cultur- stamm Ver- flossene Zeit seit der Isolie- rung in Tagen Genera- tion des Cultur- stammes Alter der cultur Menge der einge- spritzten Cultur in Ösen Nummer des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres Tag der Injection (1897) Ergebnis der Injection Obductionsbefund ' XI/3 VIII 3 3. August 10. August 3. August 3. August Tod nach 46i/a Stunden Tod nach 52—57 Stunden Tod in 31 -37 Stunden Tod in 36-38 Stunden Hämorrhagisch-eitrige Infiltration an der Einstichstelle mit angren- zendem Ödem. Geringe Schwel- lung der peripheren Lymphdrüsen, besonders der inguinalen. Reich- lich viseöses, leicht hämorrha- gisches Exsudat in der Bauch- höhle. Starke Schwellung der mesenterialenLymphdrüsen. Spär- liche Blutungen am Peritoneum parietale, dem peritonealen Über- zug der Harnblase, der Uterus- serosa, Nierenkapsel und im Magen. Milztumor. Parenchyma- töse Degeneration der Leber und Nieren. Pleura feuchter. Reichlich Pestbacillen im Blute. Exsudat in derBauchhöhle viseös- eitng. Peritoneum injiciert und nur am peritonealen Überzug derHarn- blase spärliche Blutungen. Neben- nieren stark hyperämisch. Befund sonst wie bei M33. Reichlich Pestbacillen im Blute. Einstichstelle frei. Periphere Lymphdrüsen etwas geschwollen, besonders die inguinalen. In der Bauchhöhle mäßig viel trübes, viseöses Exsudat. Sehr reichlich Blutungen am Peritoneum, im Ge- kröse, in den Hodenscheiden, im Magen und ganzen Darm, in der Nicrenkapsel und in den Neben- nieren, sowie in den Lungen. Milztumor. Parenchymatöse Dege- neration der Leber und Nieren. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, gelb-roth gesprenkelt. Reichlich Pestbacillen im Blute. Blutungen reichlicher, nur das pe- ritoneale Exsudat etwas hämor- rhagisch, sonst derselbe Befund wie bei M 2ß. Reichlich Pestbacillen im Blute. 1 Die Obductionsbefunde in dieser, sowie in allen folgenden Tabellen sind gekürzt angeführt. 95* 736 H. Albrech I und A. Ghon, Cultur- stamm Ver- flossene Zeit seit der Isolie- rung in Tagen Genera- tion des Cultur- stammes Aller der Agar- en ltur in Stunden Menge der einge- spritzten Cultur in Ösen Nummer des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres Tag der Injection (1897) Ergebnis der Injection Obductionsbefund 3. August Tod in 55-62 Stunden 3. August 3. Aueusi 3. August Tod nach 46«/4 Stunden Tod nach 15 1 ., bis -lifi , Stunden Tod nach Stunden Eitrige Infiltration längs des Stich- canales. Blutungen in den Bauch- decken. Reichlich viseöses, trübes Exsudat in der Bauchhöhle. Reich- lich Blutungen im Peritoneum und den Hodenscheiden. Milztumor mit Knötchen. Parenchymatöse Degeneration der Leber und Nie- ren. Schwellung der mesenterialen Lymphdrüsen, geringere an den peripheren. Reichlich Pestbacillen im Blute. Hämorrhagisches Infiltrat mit an- grenzendem Odem entsprechend der Einstichstelle. Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Reich- lich viseöses, trübes Exsudat in der Bauchhöhle. Spärlich kleine Blutungen am Peritoneum parie- tale und am peritonealen Überzug der Harnblase. Milztumor. Paren- chymatöse Degeneration der Leber und Nieren. Hyperämie der Neben- nieren. Schwellung der mesent. Lymph- drüsen. Flüssiger Inhalt im Dünn- darm. In den Pleurahöhlen leicht trübe Flüssigkeit. Reichlich Pestbacillen im Blute und in der Pleuraflüssigkeit. Befund wie bei M21, nur finden sich auch noch Blutungen im Ge- kröse, im Magen und Dünndarm und die beiden Pleurahöhlen sind leer. Reichlich Pestbacillen im Blute Hämorrhagisches Infiltrat mit an- grenzendem Ödem an der Ein- stichstelle. Periphere Lymphdrüsen geschwollen, besonders die der Injeetionsseite entsprechenden in- guinalen (kleinbohnengroß). Reichlich trübes, viseöses Exsudat in der Bauchhöhle; spärlich Blu- tungen am Peritoneum parietale und dem peritonealen Überzug der Harnblase. Milztumor. Schwellung der mesenterialen Lymphdrüsen. Parenchymatöse Degeneration der Leber und Nieren. Reichlich Pestbacillen im Blute. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 787 Cultur- stamm Ver- flossene Zeit seit der Isolie- rung in Tagen Genera- tion des Cultur- stammes Alter der Agar- cultur Menge der einge- spritzten Cultur in Ösen Nummer des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres Tag der Injection (1897) Ergebnis der Injection Obduktionsbefund VI 1/4 IX/7 10. August Tod nach 48 Stunden 3. August Tod nach 80—86 Stunden 3. August Tod nach 80—86 Stunden 3. August Tod nach 122-123 Stunden Hämorrhagisches Infiltrat ent- sprechend der Einstichstelle mit angrenzendem sulzigem, hämor- rhagischem Ödem. Periphere Lymphdrüsen wenig geschwollen. Reichlich dünnflüssiges, hämor- rhagisches Exsudat in der Bauch- höhle. Reichlich Blutungen im Peritoneum viscerale und parie- tale, in den Nebennieren und den Nierenkapseln, sowie im Dick- darm. Milztumor. Parenchymatöse Degeneration der Leber und Nieren Lungen sehr blutarm. Reichlich Pestbacillen im Blute. Nekrotisch - eitriges Infiltrat ent- sprechend der Injectionsstelle. Ge- ringe Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Spärliches trübes, viseöses Exsudat in der Bauch- höhle. Spärlich Blutungen am Pe- ritoneum parietale, reichliche im Magen, Dünn- und Dickdarm, Uterus (gravid) und Herzmuskel. Milztumor mit Knötchen. Fettige Degeneration der Leber und Nieren. Klarer Erguss in den Pleurahöhlen. Hyperämie der Nebennieren. Schwellung der mesenterialen Lymphdrüsen. Reichlich Pestbacillen im Blute. Eitriges Infiltrat an der Einstich- stelle mit angrenzendem Ödem. Starke Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Reichliches dickes, rahmartiges Exsudat in der Bauch- höhle. Spärlich Blutungen am Pe- ritoneum parietale und am perito- nealen Überzug der Harnblase. Starke Schwellung der mesente- rialen Lymphdrüsen. Hochgradige fettige Degeneration der Leber und Nieren. Milztumor mit Knötchen. Schwellung der Follikel und Plaques im Darm. Reichlich Pestbacillen im Blute. Eitriges Infiltrat entsprechend der Einstichstelle. Starke Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Reichlich fadenziehendes, fast klares Exsudat in der Bauch- höhle. Auf Milz und Leber spär- lich fibrinöse Auflagerungen. Milz- tumor mit Knötchen. Fettige Dege- neration der Leber und Nieren. Mesenteriale Lymphdrüsen stark geschwollen. In den Lungen, be- sonders der rechten, embolische Abscesse. Spärlich Pestbacillen im Blute (mikroskopisch). 738 H. Albrecht und A. Ghon, Cultur- stamm Ver- flossene Zeit Isolie- rung in Tagen Genera- tion des Cultur- stammes Alter der cultur in Stunden Menge der einge- spritzten Cultur in Ösen Nummer des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres in Gramm , Tag der Injection (1897) Ergebnis der Injection Obductionsbefund X S 148 siebente 48 1-0 32 265 3. August 1 od nach 79-81 Stunden Eitrig-nekrotisches Infiltrat an der Einstichstelle mit angrenzendem Ödem. Reichlich viseöses, zum Theil fibrinöses Exsudat in der Bauchhöhle. Spärlich Blutungen am Peritoneum. Schwellung der mesenterialen Lymphdrüsen. Milz- tumor mit Knötchen. Fettige Dege- neration der Leber und Nieren. Ziemlich reichlich Pestbacillen im Blute. XXXIX 2 123 siebente 48 1-0 28 360 3. August Lebt bis 1. September 1897 Zu Immunitätstudien verwendet. dto 143 achte 48 1-0 58 490 23. August Lebt bis 25. October 1898 (!) dto. dto. 143 achte 48 1-0 61 177 23. August Lebt bis 7. September 1897 Das Thier wird von einem anderen am Rücken gebissen, worauf so- fort eine Lähmung beider hinteren Extremitäten eintritt. Die Section ergibt eine enorme Ausdehnung der Harnblase. Kein besonderer pathologischer Befund. Keine Pestbacillen nachweisbar. II 3 Rill 160 siebente 48 l -0 42 373 10. August Tod nach 64 Stunden Tod nach 76-82 Stunden Hämorrhagisch - ödematöse Infil- tration an der Einstichstelle. Ge- ringe Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Viseöses, trübes Exsudat in der Bauchhöhle. Spär- lich Blutungen am peritonealen Überzug der Harnblase und in den Nebennieren. Milztumor. Pa- renchymatöse Degeneration der Leber und Nieren. Reichlich Pestbacillen im Blute. 128 achte IS 1 0 10 412 10. August Geringe eitrige Infiltration mit an- grenzendem Ödem. Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Reichlich trübes, viseöses Exsudat in der Bauchhöhle. Spärlich Blu- tungen am Peritoneum der Harn- blase. Schwellung der mesenteri- alen Lymphdrüsen Milztumor mit Knötchen. Fettige Degeneration der Leber und Nieren. Ziemlich reichlich Pestbacillen im Blute. XLII/2 118 siebente 4S 1-0 35 172 10. Augusl Tod nach 76 - 82 Stunden Befund wie bei M 4II , nur erscheint die Infiltration an der Einstich- stelle mehr hämorrhagisch Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 739 Cultur- stamm Ver- flossene Zeit seit dei Isolie- rung in Tagen Genera- tion des Cultur- stammes Alter der Agar- cultur in Stunden Menge der spritzten Cultur in Ösen Nummer des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres in Gramm ! Tag der Injection (1897) Ergebnis der Injection Obductionsbel'und 29 149 siebente 48 1-0 36 464 10. August Tod nach 28-34 Stunden Tod nach 38 y2 Stunden Sulziges Ödem um die Einstich- steile. Schwellung der peripheren Lymphdrüsen, besonders der in- guinalen. Reichlich viscöses, trübes Exsudat in der Bauchhöhle. Spärlich Blutungen am perito- nealen Überzug der Harnblase. Starke Schwellung der mesenteri- alen Lymphdrüsen. Hyperämie der Nebennieren. Milztumor. Pa- renchymatöse Degeneration der Leber und Nieren. In den Pleura- höhlen Spuren v. klarer Flüssigkeit. Reichlich Pestbacillen im Blute. L 152 siebente 48 1-0 38 460 10 August Geringes Infiltrat an der Einstich- stelle mit angrenzendem Ödem. Befund sonst wie bei M3C. Ziemlich reichlich Pestbacillen im Blute XXXIV 1 136 zehnte 48 1-0 39 455 10. August Lebt bis 24. November 1897 Zu Immunitätsstudien verwendet. dto. 149 eilfte 48 1-0 56 496 23. August Lebt bis 21. November 1897 dto. dto. 149 eilfte 48 1-0 60 177 23. August Lebt bis 25. November 1897 dto. R 122 siebente 4S 1-0 41 405 10. August Tod nach 45 Stunden Hämorrhagische Infiltration der Einstichstelle mit angrenzendem Ödem. Geringe Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Reich- lich dickes, rahmartiges Exsudat in der Bauchhöhle. Spärliche Blu- tungen im Peritoneum und im Ge- kröse. Milztumor. Nebennieren fleckig roth. Parenchymatöse De- generation der Leber und Nieren. Reichlich Pestbacillen im Blute. IV/2 159 siebente 48 1-0 44 335 10. August Tod nach 41 Stunden Ödem um die Einstichstelle. Seh wellung der peripheren Lymph- drüsen, besonders der inguinalen. Reichlich viscöses, hämor- rhagisches Exsudat in der Bauch- höhle. Spärlich Blutungen am pe- ritonealen Überzug der Harnblase. Mesenterialdrüsen stark geschwol- len. Milztumor. Parenchymatöse Degeneration der Leber und Nie- ren. Hyperämie der Nebennieren. Reichlich Pestbacillen im Blute. H. Albrecht und A. Ghon, Cultur- stamm Ver- flossene Zeit seit der Isolie- rung in Tagen Genera- tion des Cultur- stammes Alter der Agar- cultur in Stunden Menge der einge- spritzten Cultur in Ösen Nummer des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres Tag der Injection (1897) Ergebnis der Injection Obductionsbefund [V/4 17. August 17 August I od nach 71 Stunden Tod nach 74 Stunden Hämorrhagisch -eitrige Infiltration um die Einstichstelle. Dickes, rahmartiges Exsudat in der Bauch- höhle. Fettige Degeneration der parenchymatösen Organe sehr hochgradig. Sonst derselbe Befund wie bei M44. .Milztumor mit Knötchen, Lungen blutarm. Reichlich Pestbacillen im Blute. 10. August 23. August Lebt bis 14. April 1898 (!) Zu Immunitätsstudien verwendet Lebt bis 21. November 1897 23. August 17. August 17. August Lebt bis 18. September 1897 Tod nach 66 Stunden Geringes Infiltrat mit Ödem an der Einstichstelle. Schwellung der peripheren Lymphdrüsen, beson- ders der inguinalen. Reichlich trübes , viseöses Exsudat in der Bauchhöhle. Starke Schwellung der Mesenterialdrüsen. Injection des Peritoneum. Großes Netz hämorrhagisch infiltriert. Milz- tumor mit kleinsten Knötchen. Starke fettige Degeneration der Leber und Nieren. Reichlich Pestbacillen im Blute. Tod nach 33 Stunden Hämorrhagisches Ödem um den Stichcanal. Starke Schwellung der inguinalen Lymphdrüsen, ent- sprechend der Injectionsseite mit Blutungen; geringe Schwellung der übrigen peripheren Drüsen. Enorm reichliche Mengen trüben, viseösen, leicht hämorrhagischen Exsudates in der Bauchhöhle. Spärlich Blutungen im Peritoneum, reichlicher im Gekröse und in den Nebennieren. Milztumor. Paren- chymatöse Degeneration der Leber und Nieren. Mesenteriale Lymph- drüsen stark geschwollen. Reichlich Pestbacillen im Blute. Beulenpest. II. Bacteriologische Unter stichungen. 741 Cultur- stamm Ver- flossene Zeit seit der Isolie- rung in Tagen Genera- tion des Cultur- stammes Alter der Menge der einge- spritzten CulUir in Ösen Nummer des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres Tag der Ergebnis [njection der (1897) Injection Obductionsbefund 17. August Tod nach 44—4."» Stunden 17. August Tod nach 47 Stunden 17. August Tod nach 4SI 2 Stunden 17. August Tod nach 66 V« Stunden 17. August Tod nach 58—59 Stunden Geringes Infiltrat mit Ödem um den Stichcanal. Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Reich- lich dickes, viscides Exsudat in der Bauchhöhle. Starke Schwellung der mesenterialen Lymphdrüsen. Milztumor. Parenchymatöse Dege- neration der Leber und Nieren. Hyperämie der Nebenniren. Ziemlich reichlich Pestbacillen im Blute. Entsprechend der Einstichstelle geringes hämorrhagisch - eitriges Infiltrat. Periphere Lymphdrüsen geschwollen. Reichlich viscides Exsudat in der Bauchhöhle. Me- senteriale Lymphdrüsen geschwol- len, in denselben Blutungen, des- gleichen am Peritoneum der Harn- blase. Milztumor mit Knötchen. Hyperämie der Nebennieren und Lungen. Parenchymatöse Degene- ration der Leber und Nieren. Reichlich Pestbacillen im Blute. Im allgemeinen derselbe Befund wie bei M52, jedoch keine Blutun- gen in den geschwollenen mesen- terialen Lymphdrüsen und keine Hyperämie der Lungen. Eitrig - nekrotisches Infiltrat mit Odem an der Einstichstelle. Peri- phere Drüsen geschwollen. Viscides Exsudat in der Bauch- höhle. Keine Blutungen. Milztumor mit Knötchen. Nebennieren und Lungen hyperämisch. Leber und Nieren fettig degeneriert. Ziemlich reichlich Pestbacillen im Blute. Hämorrhagisch - eitriges Infiltrat an der Einstichstelle. Periphere Lymphdrüsen vergrößert, die in- guinalen, besonders die der Injec- tionsseite entsprechenden, sehr groß, Blutungen in dem sie um- gebenden Fett- und Bindegewebe. Reichlich trübes, viscides Exsudat in der Bauchhöhle. Peritoneum geröthet. Netz hämorrhagisch in- filtriert..Mesenteriale Lvmphdrüsen stark geschwollen. Milztumor. Leber und Nieren parenchymatös degeneriert. Nebennieren hyper- ämisch. Reichlich Pestbacillen im Blute. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. H. Albrecht und A. Ghon, stamm Ver- Zeit seit Jcr Isolie- rung in Tugen Genera- tion des Cultur- stammes Alter der cultur in Stunden Menge der einge- spritzten Cultur in ( Iscll Nummei des Thieres (Meer- schwein- chen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Injection (1897) Ergebnis der Injection Obductionsbefund 342 120 48 10 55 500 17. August Tod nach 58 - 59 Stunden Keine Veränderungen um die Ein- stichstelle. Geringe Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Rahmartiges Exsudat in der Bauch- höhle. Milztumor mit Knötchen. Nebennieren hyperämisch. Paren chymatöse Degeneration von Leber und Nieren. Starke Schwellung der mesenterialen Lymphdrüsen. Reichlich Pestbacillen im Blute. 294 133 sechste 18 1 0 53 490 17. August Tod nach 58 — 59 Stunden Eitrig- hämorrhagische Infiltration um die Einstichstelle. Periphere Lymphdrüsen, besonders die in- guinalen, vergrößert. Eitriges Ex- sudat in der Bauchhöhle. Am Peri- toneum der Harnblase und in den stark geschwollenen mesenterialen Lymphdrüsen kleinste Blutungen. Milztumor. Fettige Degeneration der Leber und Nieren. Neben- nieren und Lungen hyperämisch. Ziemlich reichlich Pestbacillen im Blute. b) Über die Erhaltung der Virulenz des Pestbacillus in künstlichen Nährböden. Schon im vorhergehenden Capitel sahen wir, dass der Pestbacillus. auf geeigneten Nährböden und unter ihm zusagenden Temperaturbedingungen weitergezüchtet, im allgemeinen keineswegs rasch seine Virulenz einbüßt. Der größte Theil der mitgebrachten Peststämme erwies sich nach Ablauf von 4 und 5 Monaten seit ihrer Gewinnung noch als hochvirulent (Tab. VII). Wir waren in der Lage, die Virulenzverhältnisse wenigstens eines Theiles unser Peststämme auch weiterhin zu verfolgen. In der Tabelle VIII stellten wir eine Reihe von Versuchen an Meerschweinchen und Hatten zusammen, die wir mit dem Stamme Ra ausführten, nachdem derselbe circa 13 Monate lang in nerationen ohne eingeschobene Thierpassage seit seiner Gewinnung unter den schon früher erwähnten Verhältnissen weitergezüchtet wurde. Aus diesen Versuchen (Tab. VIII) ist ersichtlich, dass der Peststamm R2 selbst in der Dosis von ein Millionstel Öse sowohl Meerschweinchen von über 200 Gramm Körpergewicht als auch Ratten in der acutesten Weise unter dem Bilde der schwer hämorrhagisch-septieämischen Form der Pestinfection ZU tödten im Stande war, dass feiner gleichfalls schon geringe Mengen dieses Stammes — 1 Tropfen Aufschwemmung von 1 Öse in 10 Cubikcentimeter steriler Kochsalzlösung — hinreichten, Meer- schweinchen sowohl von leichl rasierten Stellen der Haut als auch von der unverletzten Conjunctiva aus Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 743 tödtlich zu inticieren. Der Ablauf dieser letzteren Infectionen war dabei nicht anders als wie wir ihn bei diesen Infectionsarten sonst bei vollvirulenten Peststämmen zu sehen gewohnt waren. Die Dosis von V'ioooooo Öse war diesen Resultaten zufolge für die intraperitoneale Infection bei Meerschweinchen und Ratten noch nicht die Dosis letalis minima. Letztere hätte sicher noch einen viel kleineren Bruchtheil unserer Öse ausgemacht. Ja vielleicht hätte man das Recht anzunehmen, dass auch nach dieser Zeit (circa 13 Monaten) schon ein oder nur wenige Keime des Pestvirus genügt hätten, um vom Peritoneum aus eine tödtliche Infection hervorzurufen. Wenn aber ein Stamm — ohne Thierpassage durch 13 Monate in 19 Generationen fortgezüchtet — nach dieser Zeit noch derartige Virulenzverhältnisse bei intraperitonealem Infectionsmodus zeigt, wenn ferner dieser Culturstamm auch in geringen Mengen nach dieser Zeit von der intacten Conjunctiva und von der Haut aus acute Infectionen hervorzurufen im Stande ist, dürfte man wohl berechtigt sein, diesen Culturstamm noch als vollvirulent anzusehen. Dass thatsächlich der Peststamm R» einer Virulenzsteigerung auch nach der angegebenen Zeit (nach circa lomonatlicher Fortzüchtung) nicht fähig war, zeigt uns die später folgende, in Tabelle XXI zusammengestellte Versuchsreihe (pag. 189). Damit erscheint aber bewiesen, dass der Pestbacillus auch bei künstlicher Fort- züchtung seine Virulenz ungeschwächt durch lange Zeit (viele Monate) behalten kann. Tabelle VIII. Nummer des Thieres Gewicht des Thieres in Gramm (Größe) Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Culturstamm Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g M88I M,s, '/lOO Ose i n tra- peritoneal R2, ohne Thierpassage. Neunzehnte Generation icultiviert am 12. April 18971 Tod am 12. Mai. nach circa SS Stunden Viseides Peritonealexsudat. Milztumor mit Herden. (000 "Joe i n t r a- iritoneal Vionoo Ose i ntra- peritoneal i n t r a- peritoneal Vioouooo ^!i Öse i n t r a- peritoneal Tod in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai, nach circa 100—108 Stunden Rahmartiges Peritonealexsudat. Blutungen im Netz und Darm. Milztumor mit Herden. Tod in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai, nach circa 125—133 Stunden Viseides Exsudat in der Bauch- höhle. Herde in Milz, Leber und Lungen. 744 H. Albrech! und A. Ghon, Nummer des Thieres ( iewicht dos Thieres in Gramm i ( iröße Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Culturstamm Ergebnis der Impfung A n in e r k u n M 97 1 ii (0 Öse intra- perito ne al 1 Tropfen der Auf- schwemmung von 1 : 10 eingerieben an eine rasierte Stelle der linken hinteren Ex- tremität R2, ohne Thierpassage. Neunzehnte Generation (eultiviert am 12. April 1897) Tod am 12. Mai. nach 99 Stunden Tod in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai, nach circa 125-133 Stunden Acut hämorrhagische F Infiltration der Einreibungsstelle mit primärem linken Inguinalbubo. Herde in Milz, Leber und Lunge. R« R« 1 Trop fe n der Auf- schwemmung von 1:10 auf die i n tacte rechte Con- junetiva Tod am 17. Mai, nach circa 204 Stunden Primärer nekrotischer Halsbubo. Herde in Milz und Lunge. Conjunctiva frei. groß Vioo °se intra- peritoneal Tod am 1 1. Mai. nach 65 Stunden Vi 000 0se intra- peritoneal T<«d am 10. Mai, nach 40 Stunden ii ii Ose V: intra- peritoneal Tod am 12. Mai, nach circa 84 Stunden '. i (1) Ose intra- peritoneal Tod in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai, nach circa 100-108 Stunden Typische acute Pest. In ähnlicher Weise wie beim Peststamm R„ suchten wir bei weiteren fünf unserer Stämme, ohne besondere Auswahl, ehe Virulenzverhältnisse festzustellen, nachdem dieselben durch mehr als II Monate gleichfalls ohne eingeschobene Thierpassage in mehreren Generationen fort- gezüchtet wurden waren (Tabelle IX). Die Virulenzprüfung dieser fünf Stämme (R, 152, Eiter S, 305 und VIII/3) erfolgte ausschließlich durch die Einreibungsmethode, das heißt durch Einreibungen von der Haut aus. aber gleichfalls nur mit geringen Mengen der Culturen (1 Ose einer Aufschwemmung von l Öse Cultur in 5 Cubikcentimetern steriler Kochsalzlösung Von diesen fünf Stämmen hatten nach eleu Ergebnissen in Tabelle IX die Culturstämme R und 305 noch ihre volle Virulenz bewahrt. Sie tödteten die fast 300 Gramm schweren Meerschweinchen nach Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 745 Infection von der Haut aus nach je 6 Tagen mit dem Befunde eines hämorrhagisch-nekrotischen primären Bubo. Andere Resultate erhielten wir bei solchen Mengen auch bei anderen vollvirulenten Cultur- stämmen nicht. .Auch bei der Cultur 152 müssen wir nicht nothwendigerweise die Virulenz als stärker herabgesetzt bezeichnen. Für diese unsere Meinung spricht der pathologisch-anatomische Befund des Thieres, während der etwas längere Zeitraum, welcher bis zum Tode verfloß (10 Tage), nicht als unbedingt gegen diese An- nahme gedeutet werden darf, da wir derartige Verzögerungen im Ablaufe der Pestinfectionen bei diesem Infectionsmodus auch bei sicher vollvirulenten Peststämmen sehen konnten (s. Tab. XVII, pag. 179). Anders verhielten sich jedoch die Peststämme Eiter S und VIII/3. Während letzterer (VIII/3) nur mehr eine geringfügige locale Reaction zu erzeugen im Stande war, tödtete ersterer (Eiter S) allerdings noch das Versuehsthier. aber erst nach einem Zeiträume von 4 Monaten und mit einem Befunde, den wir als chronische Pest bezeichnen müssen und der seine Analogien findet in den chronischen Formen nach intraperitonealer Infection beim Meerschweinchen. Der Stamm VIII/3 erscheint unter den erwähnten fünf Culturstämmen allerdings als der älteste: er wurde 1 Monat früher gewonnen als die übrigen vier. Doch haben wir bereits auseinandergesetzt (Tabelle VII), dass dieser Umstand nicht als Grund für die Virulenzunterschiede aufgefasst werden darf, abgesehen davon, dass eine solche Annahme für die andere abgeschwächte Cultur Eiter S, die unter den fünf geprüften die jüngste ist, nicht gelten könnte. Es wäre nun allerdings recht interessant gewesen, das Ergebnis der beiden Culturen Eiter S und VIII/3 unter denselben Verhältnissen nochmals nachprüfen zu können, um jeden eventuellen Einwand beheben zu können. Doch erscheinen uns die Unterschiede im Ergebnisse dieser fünf Versuchsthiere, namentlich der pathologisch-anatomische Befund des mit der Cultur Eiter S geimpften Thieres, mehr als hinreichend, um eine thats ächli che Virulenzabnahme der beiden Culturen annehmen zu können. Da eine Fehlerquelle bei den Versuchen der nachweisbar erfolgten Reaction zufolge aus- geschlossen ist, könnte nur noch die individuelle Verschiedenheit der Versuchsthiere als mehr oder weniger von Belang angesehen werden, was aber bei solchen Unterschieden im Endergebnisse wohl nicht als wahrscheinlich anzunehmen ist. Tabelle IX. Nu mm Li- des Thieres I Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Ergebnis der Impfung k u n g 1 Ose einer Auf- schwemmung von 1 Ose in 5 Cubik- centimeter einge- rieben an eine rasierte Stelle der linken hinteren Ex- tremität R. ohne Thier- passage. Zwölfte Gene ration (eul- tiviert am 10. April 1897) Tod am 13. Juni nach 6 Tagen rrhagi's erde' in :h-nekro Milz im tischer Hub, 1 Lunge. 746 //. Albrecht //// Tau en Geringer Bubo, der zurückgeht Hämorrhagischer Bubo. Heide in Milz, Leber und Lunge. Am 15. August 1898 = 485 Gramm » 3. October 1898 = 600 Bleibt am Leben. Es wäre daran zu denken, dass die Erhaltung der Virulenz bei vielen unserer Peststämme vor allem dem Umstände zuzuschreiben sei, dass diese Stämme in vielen Generationen fortgezüchtet wurden, dass also recht häufig der Nährboden erneuert wurde. Wie wenig eine derartige Annahme allgemeine Giltigkeit hätte, ist aus Nachstehendem ersichtlich: Den Culturstamm 152, der am 26. März 1897 aus dem Blute eines acuten Pestfalles, welcher der [nfection am II. Krankheitstage erlegen war. intra vitam gewonnen wurde, hatten wir in der dritten Gene- ration am 21. Mai 1897 doppelt überimpft. Während nun das eine Röhrchen (A) dieser neuangelegten vierten Generation zugleich mit unseren Übrigen Peststämmen immer wieder umgezüchtet wurde, blieb das zweite Röhrchen (B) dieser ii Generation vom 21. Mai 1897 bis zum 3. September 1898, also durch ld1/a Monate, tin überimpft. Dabei sei hervorgehoben, dass die Cultur B, die während der ganzen Zeit bei circa 20 — 22° G. verblieb, nicht von Anfang an gegen Austrocknung geschützt war. Dieselbe erhielt erbt nach ungefähr 5 oder 6 Monaten, nachdem der Agar schon last zur Hälfte geschwunden war, eine Kautschukkappe. Beulenpesi. Tl. Bacteriologische Untersuchungen. 747 Am 3. September 1898 wurde dieses zweite Röhrchen (Bi der vierten Generation mit positivem Erfolge auf Agar überimpft (fünfte Generation) und davon am 7. September neuerdings umgezüchtet (sechste Generation j. Von der 24 stündigen Agarcultur dieser sechsten Generation erhielt am 8. September 1898 M308 (345 Gramm) an einer rasierten Hautstelle der linken hinteren Extremität eine geringe Menge (nicht ganz 1 Öse) leicht eingerieben. Am 2. Tage danach zeigte das Thier bereits in der linken Inguinalgegend einen typischen Buho und verendete am 18. September, nach 10 Tagen, mit typischem Befunde. Am 7. Juni 1898 (Tabelle IX) hatten wir mit der dreizehnten Generation derselben Cultur, von dem anderen Röhrchen (A) stammend, dasselbe Resultat bei einem Meerschweinchen (M896) von 251 Gramm Gewicht bei gleichem Infectionsmodus erhalten. Die etwas größere Dosis, die wir bei M..I1S verwendeten, fällt bei diesem Infectionsmodus, wie wir in einem früheren Abschnitte bereits dargelegt haben, nicht in Betracht, abgesehen davon, dass dieselbe auch durch das größere Körpergewicht des Thieres compensiert wird. Wir ersehen aus dem mitgetheilten Versuche, dass Pesten Huren auch dann, wenn sie lange Zeit (über 15 Monate lang) nicht überimpft werden, ihre Virulenz ungeschwächt etil alten können. Was wir für die Feststämme Ra, R, 152, Eiter S, 305 und VIII/3 hinsichtlich ihrer Virulenzverhält- nisse nachweisen konnten, dürfte im allgemeinen wohl auch für unsere übrigen Stämme zu Recht bestanden haben, respective für den Pestbacillus überhaupt zu Recht bestehen. Zu ermitteln, wie lange überhaupt die Virulenz des Pestbacillus in Culturen unter günstigen Verhältnissen ungeschwächt erhalten bleiben kann, hatten wir leider keine Gelegenheit mehr. Es erscheint uns jedoch immerhin schon wichtig und interessant genug, gezeigt zu haben, dass der Pestbacillus in künstlichen Nährböden durch sehr lange Zeit (über 15 Monate lang) seine Virulenz ungeschwächt erhalten kann. c) Die Bedeutung der Zusammensetzung des Nährbodens und der Temperatur für die Virulenz des Pestbacillus. Bei den Überimpfungen unserer verschiedenen Peststämme hatten wir meist gewöhnlichen Agar (1VS Procent), der für Lackmus neutral oder schwach alkalisch reagierte, verwendet, weil sich dieser Nährboden unseren Beobachtungen zufolge für ein recht gutes und üppiges Wachsthum des Pestbacillus als vollkommen geeignet erwies. Nur in den ersten Generationen, als wir die Stämme noch in Indien fortzüchteten, war ein- oder das anderemal ein Serumnährboden verwendet worden, der in ähnlicher Weise bereitet war, wie er von Kral für die Züchtung des Gonococcus angegeben wurde. Die fortgezüchteten Culturen wurden in Wien fast ausnahmslos bei Temperaturen von 20 — 22° C bebrütet, nur einigemale waren die neu beschickten Culturröhrchen für 24 oder höchstens 48 Stunden in den Brutofen mit circa 36° C. gestellt worden. In Indien dagegen und zum Theile auch noch auf unserer Rückfahrt waren die Culturen oft kürzere oder längere Zeit, wenigstens tagsüber, Temperaturen von 80 — 36° C, manchmal auch noch höheren, ausgesetzt gewesen, was schon erwähnt worden ist. Eine constante E i n wi r k u n g h oberer T e m perature n w a r j e d o c h a u c h hier nicht vorhanden gewesen. Bei dieser Behandlungsweise hatte ein Theil unserer mitgebrachten Culturen, wie wir gezeigt haben. ihre volle Virulenz längere Zeit hindurch ungeschmälert bewahrt. 748 H. Alb recht und A. Ghon, Wenn ein anderer Theil der Peststämme früher "der später zum größeren oder geringeren Theile in seiner Virulenz eine Einbuße erlitten hatte, lag das. wie wir bewiesen zu haben glauben, nicht in den ihnen bei ihrer Weiterzüchtung \'nn uns geschaffenen Bedingungen. Es lag uns aber ferne, deshalb den Einfluss, den die Temperatur und die Beschaffenheit des Nähr- bodens auf die Virulenz des Pestbacillus auszuüben im Stande sind, zu verkennen. Um über diesen Einfluss von Temperatur und Nährbodenbeschaffenheit eingehendere Aufschlüsse zu erhalten, vollführten wir, abgesehen von einer Anzahl entsprechender Einzelversuche, drei größere Versuchsreihen, in denen wir zum Theile die Experimente über den Einfluss des Nährbodens mit denen über den Einfluss der Temperatur vereinten und die wir im folgenden ausführlicher wiedergeben: Erste Versuchsreihe : Culturstamm IX/7 aus M99, vollvirulent (s. Tab. XVII, pag. 179). Aus M99 gezüchtet am 16. September 1897. Mit der zweiten Generation dieser Cultur, 72 Stunden alt, wurden am 20. September 1897 zwei kleinere Meerschweinchen (Mns und Mu6) intraperitoneal geimpft mit l/3Q Öse (Tabelle X). Die fast ganz gleich schweren T-hiere verendeten nach 46, respective 70 Stunden mit den Zeichen acuter hämorrhagischer Pest. Tabelle X. Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g M„ 20. Septembe 1897 intra- peritoneal 1X7 aus Mgg (72 Stunden alt! Tud am 22. September, nach 4(i Stunden Acute hämorrhagische Pest Sehr reichlich Blutungen.) Tod am 23 September, nach 70 Stunden Acute hämorrhagische Pest. (Blutungen weniger reichlich als bei M,,,.1 (.leichzeitig mit diesen zwei Meerschweinchenversuchen wurde von der zweiten Generation dieses Culturstammes auf die untenstehenden Nährböden i'iberimpft und diese bei den beistehenden Tempera- turen bebrütet: 1. Agar, neutral (Temperatur 22 — 22° C.); i 36° C.); , » r>— 10° C. — Eiskasten); l. + 5% Glycerin (Temperatur 20 22° C); 5. + 1-5% Normalnatronlauge (Temperatur 20 — 22" C). Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 749 Auf diesen Nährböden und bei den dabei angegebenen Temperaturen — von den Nährböden war ein entsprechender Vorrath bereitet worden — wurde die obenbezeichnete Cultur IX/7 aus M99 nunmehr vom 20. September bis 2. November 1897, also durch 43 Tage in drei Generationen weitergezüchtet, nach dieser Zeit, am 2. November 1897, wieder auf gewöhn- lichen schwach alkalischen Agar übertragen und mit den darauf angegangenen, 48 Stunden alten Culturen die in Tabelle XI verzeichneten Thierversuche ausgeführt. Die Dosis, die bei diesen Versuchen angewendet wurde, blieb dieselbe wie die in der Tabelle X für die Thiere M,.- und M,.,. angegebene. Desgleichen wurde Gewicht darauf gelegt, die Größenunterschiede lio IIb o o o <-> <-> ' der verwendeten Versuchsthiere soweit als möglich zu reducieren, also möglichst gleichschwere Thiere zu verwenden. Wie die Tabelle XI zeigt, hatten wir völlig gleich große Thiere allerdings nicht zur Verfügung. Der Unterschied zwischen den einzelnen beträgt oft doch mehr als 50 Gramm. Diesem Übelstande suchten wir dadurch entgegenzutreten, dass wir — da wir jeden Versuch zweifach ausführten — immer ein schwereres und ein leichteres Thier benützten. Wie die Ergebnisse zeigen, unterlief uns dadurch keine Fehlerquelle. Wie uns diese Versuche (Tab. XI) zeigen, können wir, mit Ausnahme der auf neutralem Agar bei 36° C. fortgezüchteten Cultur, zwischen den anderen Culturen einen besonderen Unterschied in der Virulenz nicht finden. Wir sehen einen solchen weder gegenüber der Virulenz der auf neutralem Agar bei circa 20° C. fortgezüchteten Cultur, noch auch gegenüber der Cultur, unmittelbar nachdem sie aus dem M99 herausgezüchtet war (s. Tab. X). Die geringen Unterschiede in dem Ergebnisse der Experimente können ohneweiters mit den schon des öfteren hervorgehobenen Gründen (Größenunterschiede der Versuchsthiere, individuelle Verschieden- heit etc.) erklärt werden. Die etwas auffallendere Differenz beim zweiten Versuchsthiere der auf 5% Glycerinagar weiter- gezüchteten Cultur findet ihre Erklärung in dem dabei unterlaufenen Versuchsfehler, indem die Injection zum Theile intramusculär ausgeführt worden war, was einerseits sofort noch während der Injection bemerkt wurde, anderseits sich auch aus dem pathologisch-anatomischen Befund herausstellte. Die Sectionsbefunde, die bei allen unseren Versuchsthieren ausnahmslos genau aufgezeichnet wurden, sind in Tabelle XI nicht weiter in ihren Einzelheiten angeführt — der Einfachheit halber, weil sich dieselben immer und immer mehr oder weniger wiederholen. Wir zogen es vor, nur den Charakter der Infection zu verzeichnen. Der mögliche Einwand, dass die Menge der einverleibten Dosis noch immer eine zu große war, um eventuelle geringere Unterschiede in der Virulenz hervortreten zu lassen, kann nach den beiden anderen diesbezüglichen Versuchsreihen zurückgewiesen werden (s. Versuchsreihe II und III). Die beiden Thiere jedoch, die mit der bei 36° C. weitergezüchteten Cultur geimpft waren, reagierten auf die Dosis von 1/30 Öse nicht mehr. Wir ersehen also aus diesen Versuchen (Tab. XI), dass weder eine stärkere Alkalescenz des Nährbodens, noch der Zusatz von 5°/0 Glycerin zum Nährboden, noch auch die Einwirkung einer niederen Temperatur von 5 — 10° C. während der Zeit von 43 Tagen auf die Virulenz des Pestbacillus einen nennenswerthen schädigenden Einfluss aus- geübt hatten. Nur die Einwirkung der Temperatur von 36° C. während dieser Zeit hatte die Virulenz derart vermindert, dass Dosen von 1/30 Öse bei intraperitonealer Injection bereits vollständig wirkungslos waren. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. 750 H. Aibrecht und A. Gkou, Tabelle XI. Nummer des Thieres i. Meer- schweinchen) M,4 Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Cultur- und Nährboden M ,53 4. November 1897 V«o 0se intra- peritoneal Neutraler Agar bei 20° C. Neutraler Agar im Eiskasten (5-10° C.) Ergebnis der Impfuni; Anmerkung Tod am 7. November, nach 70 Stunden Tod in der Nacht vom 6. auf den 7. November, nach circa 54 bis 64 Stunden Neutraler Agar bei 36° C. Neutraler Agar mit Zusatz von 1-5'Vo Normal natronlauge bei 20° C. Neutraler Agar mit Zusatz von 50/0 Glveerin bei 20° C. Tod am 7. November, nach 70 Stunden Tod am 7. November, nach 71l/2 Stunden Bleibt am Leben Obductionsbefund wie bei M15 Befund wie bei M , Befund wie bei M,.-,4 - Befund im allgemeinen wie bei M]5i, nur erscheint das Perito- nealexsudat stärker hämor- rhagisch. Beobachtung bis 22. December. Tod am 6. November, nach 4S Stunden Tod in der Nacht vom 6. auf den 7. November, nach circa 54 bis 64 Stunden Tod am November, nach 641 2 Stunden Tod in dei Nachl vom 1 1. auf den 12. November. nach circa 173 bis 180 Stunden Acute hämorrhagische Pest mit sehr reichlichen Blutungen. Keine Blutungen. Viseides, leicht hämorrhagisches Peritonealexsudat. Acute hämorrhagische Pest. (Blutungen weniger zahlreich als bei M152.) .Milztumor mit Herden. I n j e c t i o n zum T h e i 1 nur intramusculär. 1 Versuch nicht rein.) Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 751 Zweite Versuchsreihe: Cultur IX/7, aus Mlä6 stammend, vollvirulent (s. Tab. XVII, pag. 179). Aus M156 gezüchtet am 16. November 1897. Am 22. November 1897 wurde von der bezeichneten Cultur auf nachstehende Nährböden abgeimpft, die bei den nebenstehenden Temperaturen bebrütet wurden: 1. Neutraler Agar — (Temperatur 36° C.) 2. » ( 21° C.) 3. » » + 5»/o Glycerin (Temperatur 21° C.) 4. » -+- 2% Traubenzucker (Temperatur 21° C.) Bis zum 5. December 1897 wurden die Culturen unter den angegebenen Verhältnissen wachsen gelassen — in einer Generation, mit Ausnahme der bei 36° C. bebrüteten, die zwei- bis dreimal übertragen wurde. Am 5. December 1897, also nach 13 Tagen, wurden sämmtliche vier Culturen wieder auf gewöhnlichen, schwach alkalischen Agar übertragen und auf diesem bis zum 23. December 1897 in vier Generationen weitergezüchtet. Mit der vierten Generation, 48 Stunden alt, wurden die in nachstehender Tabelle XII angegebenen Versuche ausgeführt. Tabelle XII. Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Art des Nährbodens Ergebnis der Impfung Anmerkun 23. Decembe 1897 V100 0se intra- peritoneal Neutral bei 21° C. Tod in der Nacht vom 26. auf den 27. December, nach circa SD bis 86 Stunden Reichlich hämorrhagisch -eitriges Exsudat in der Bauchhöhle. Hämorrhagien in den Lungen. Milztumor mit Herden. Follikel- schwellung im Darm. Neutral bei 36° C. Tod am 26. December, nach 71 Stunden Keine Hämorrhagien in den Lungen, sonst wie bei M j90. 5°/0 Glycerin- zusatz bei 21° C. Tod am 27. December, nach 961/o Stunden Obduktionsbefund wie bei Mm. 2% Trauben- zuckerzusatz bei 21° C. Tod am 27. December, nach 99 Stunden 97* 752 H. Albrecht and A. Ghon, Es sei hier hervorgehoben, dass eine genauere Prüfung der Cultur nach ihrer Gewinnung aus M156 unterlassen wurde, weil wir, wie wir gezeigt zu haben glauben, eine Abnahme der Virulenz bei Fort- züchtung unter geeigneten Bedingungen nicht zu fürchten brauchten. Den Anhaltspunkt bei den betref- fenden Experimenten bildete dann immer das Ergebnis der auf neutralem Agar bei 20 — 22° C. fortgezüch- teten Cultur (Controle). Die verwendete Dosis in dieser Versuchsreihe betrug VU)n Öse. Diese vier Versuche zeigen uns, dass eine kürzere Zeit andauernde Einwirkung der Temperatur von 36° C. auf den Pestbacillus — die Zeit von 13 Tagen — noch nicht hingereicht hatte, die Virulenz herabzumindern. Ebenso erscheint auch die Einwirkung von 2o/0 Traubenzucker, respective die damit verbundene Säuerung des Nährbodens, für diese Zeit ohne Einfluss. Es lässt sich allerdings nicht vollständig zurückweisen, dass auch schon diese Zeit für die beiden angeführten Verhältnisse eine geringere Virulenzverminderung bewirkt habe, die bei der Schaffung nor- maler Verhältnisse wieder rückgängig wurde. Irgendwie bedeutungsvoll kann uns jedoch dieser Einfluss nicht erscheinen. Eine Wirkung des Glycerinzusatzes zum Nährboden war natürlich für diese Zeit nicht zu erwarten, nachdem eine 43tägige Einwirkung erfolglos geblieben war (s. Versuchsreihe I). Von derselben Cultur IX/7 aus M166 wurde, nachdem sie unterdessen auf gewöhnlichem, schwach alkalischem Agar bei circa 20 — 22° C. weitergezüchtet worden war, am 3. März 1898 neuerdings auf nachstehende Nährböden abgeimpft, die sämmtliche bei 21 — 22° C. bebrütet wurden: 1. Neutraler Agar. 2. « » 4- V" % Normalsalzsäure. 3. » » + 5 °/o Normalnatronlauge. 4. » » -+- 5% Glycerin. 5. » » + 5% Traubenzucker. Auf diesen Nährböden wurden die Culturen bei der angegebenen Temperatur von 21—22° C. in 7 Generationen bis zum 2. April 1898 fortgezüchtet. Von der sechsten Generation dieser fünf Culturen wurde am 22. Februar 1898, also nach 50 Tagen, auf schwach alkalischen Agar abgeimpft und auf diesem wurden die Culturen in zwei Generationen innerhalb von 4 Tagen fortgezüchtet. Mit der zweiten Generation derselben, nachdem sie 24 Stunden alt geworden war, wurden dann die in Tabelle XIII zusammengestellten Versuche ausgeführt. Gegenüber der ersten Versuchsreihe waren bei der zweiten, wie aus den beiden Tabellen XII und XIII hervorgeht, einerseits größere Versuchsthiere genommen, anderseits aber auch eine kleinere Dosis gewählt worden. In der dritten Tabelle (Tab. XIV) dieser Versuchsreihe erscheint die Dosis noch viel kleiner. Wir wollten mit diesen Änderungen dem bei Besprechung der ersten Versuchsreihe erwähnten ichen Einwand bezüglich der Dosen entgegentreten und dadurch diesen Versuchen höheren Wert verleihen. Auch aus diesen Versuchen ist ersichtlich, dass die Virulenz des Pestbacillus durch keinen der verwendeten Nährböden bei einer Temperatur von circa 20° C. irgend wie geschädigt wurde. Dabei muss betont werden, dass in diesen Versuchen der Alkali- uud Zuckergehalt des Nährbodens ein ziemlich beträchtlicher war. Dass nicht auch der Säuregehalt entsprechend gleichwertig hergestellt war, hat seinen Grund darin, dass es unmöglich war, bei höherem Säuregehalte noch einen festen Nähr- boden zu erhalten. Die Absicht, in einer anderen Versuchsreihe mit flüssigem Nährboden zu arbeiten, konnte nicht mehr verwirklicht weiden. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 753 Die geringen Unterschiede zwischen dem Ergebnisse bei den Thieren M240 und M241 gegen- über den anderen können ohneweiters ausschließlich auf das größere Körpergewicht derselben bezogen werden. Tabelle XIII. Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Art des Nährbodens Ergebnis der Impfung A 11 m e r 1; u n g M,,n 580 26. Februar 1898 Vioo Öse intra- peritoneal Neutra! bei 21° C. Tod am 4. Mar/. früh, nach circa 126- 130 Stunden Wenig reichliches, dickes Exsudat in der Bauchhöhle» Milztumor mit Herden. Hyperämie des Darmes M«i 528 dto dto. Vt°/o Normal- salzsäure- zusatz bei 21° C. Tod am 3. März, nach 1 17 Stunden Reichlich hämorrhagisch - eitriges Exsudat. Milztumor. Blutungen in den Nebennieren. -^'•212 410 dt... dto. 5°/o Trauben- zuckerzusatz bei 21° C. Tod am 3. März früh, nach circa 96— 100 Stunden Hämorrhagisch -eitriges Peri- tonealexsudat. Blutungen des Peri- toneum, der Nebennieren, des Darmes und der Lungen. Milz- tumor mit Herden. M243 453 dto. dto. 5°/,i Glycerin- zusatz bei 21° C. dto. Obductionsbefund wie bei M2^i- M3« 410 dto. dto. 50/0 Normal- natronlauge- zusatz bei 21° C. T..d am 1 . März, nach 70 Stunden Eitriges Peritonealexsudat. Blutungen des Peritoneum, Omen- tum, Darmes, der Leber, der Drüsen, Lungen und Nebennieren. Milztumor mit kleinsten Herden. Bis zum 22. Februar waren die Culturen auf den erwähnten Nährböden in sechs Generationen weitergezüchtet worden. Von diesem Zeitpunkte an wurde die damals geschaffene siebente Generation bis zum 2. April 1898, also während 39 Tage, nicht mehr übertragen. Im ganzen waren also die Culturen auf den bezeichneten Nährböden 89 Tage fort- gezüchtet worden, darunter 39 Tage ohne weitere Überimpfung. Am 2. April 1898 nun wurde die siebente Generation auf gewöhnlichen, schwach alkalischen Agar übertragen und auf diesem gleichfalls — wie nach 50 Tagen — in zwei Generationen durch 4 Tage fort- gezüchtet. Mit der zweiten, 48 Stunden alten Generation wurden die in Tabelle XIV verzeichneten Experimente ausgeführt. Bei diesen Versuchen mussten wegen Mangels anderer kleinere Thiere genommen werden. Dafür wurde aber die Dosis, wie schon erwähnt, stark verringert (V5000' Öse). Mit der auf Zuckeragar angelegten Cultur konnte kein Versuch mehr gemacht werden, weil dieselbe inzwischen verschimmelt war. Auch bei diesen Versuchen ist keine Virulenzabnahme constatierbar: Die Culturen waren noch vollvirulent. 754 H. Albrecht und A. Ghon, Drei der Thiere verendeten ganz zur selben Zeit, das vierte um ein Geringes später. Dieser geringe Unterschied darf aber nach allem, was wir bisher gesehen haben, nicht zu Gunsten einer Virulenz- abnahme gedeutet werden. Diese Versuchsreihe II bestätigt demnach vollkommen die aus den Ergebnissen der ersten gezogenen Schlüsse, erweitert dieselben nur noch dahin, dass selbst bei kleinen Dosen eine Abnahme der Virulenz nicht zu bemerken ist, und dass die Zeit- dauer, innerhalb welcher ein geringerer, ja selbst stärkerer Säure- oder Alkaligehalt auf den Pestbacillus einwirken könne, ohne seine Virulenz schädigend zu beeinflussen, eine ziemlich beträchtliche sein darf. Tabelle XIV. Nummer des Thieres (Meer- chweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Art des Nährbodens Ergebnis der Impfung A n m e r k u 11 g April 1898 intra- peritoneal Neutral bei 21° C. Tod am 10. April früh, nach circa 79 — 83 Stunden Eitrig -fibrinöses Peritoneal- exsudat. Kleine Blutungen in der Nierenkapsel und in den mesen- terialen Drusen. Milztumor. Normal- salzsäure- zusatz bei 21° C. Eitrig-viscides Exsudat in der Bauchhöhle. Blutungen des Peri- toneum, Omentum, der Nieren- kapsel und Nebennieren. Milztumor. 5°'0 Normal- natronlauge- zusatz bei 21° C. Tod am 10. April, nach circa 04 Stunden Obductionsbefund ähnlich wie bei 5% Glycerin- zusatz bei 21° C. Tod am 10. April früh, nach circa 79-83 Stunden Fibrinös-eitriges Peritoneal- exsudat. Spärliche Blutungen des Peritoneum. Milztumor. Hj'per- ämie der Nebennieren. Pleura- transsudat. Dritte Versuchsreihe : Culturstamm IX 7 aus M.ies stammend, vollvirulent (s. Tab. XVII, pag. 179) Aus M.,i;„ gezüchtet am 15. April 1898. Der bezeichnete Culturstamm wird einerseits bis zum 3. September 1898 bei Zimmertemperatur, die in den Monaten Juli und August vorübergehend allerdings manchmal etwas hoch war, in 6 Generationen fortgezüchtet, anderseits vom 23. April bis Ende August auch in einer zweiten Reihe in 26 Generationen, die ständig bei 36° C. bebrütet wurden. Die bei 36" C. fortgezüchtete Cultur musste öfter überimpft werden, was für die Virulenzverhält- nisse, wie wir an anderer Stelle gezeigt haben, jedoch belanglos ist. In Tabelle XV .sind einige Versuche zusammengestellt, die wir mit der bei Zimmertemperatur fort- gezüchteten Cultur ausführten. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 755 Tabelle XV. Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Alter der Cultur und Art der Züchtung Ergebnis der Impfung 3. September 1898 i .,,, Ose intra- peritoneal Sechste Generation, seit 15. April hei Zimmer- temperatur gezüchtet Tod am 6. September, nach 70 Stunden Reichlich viseides Exsudat in der Bauchhöhle. Milztumor mit kleinsten Herden. V200 Ose intra- peritoneal Tod am 7. September früh, nach circa 86 Stunden Vaooo 0se intra- m u s c u 1 ä r (Bauch- decken) Tod am 12. September, nach circa 210 Stunden Nekrotisches Infiltrat der Injcctionsstelle. Milztumor mit Herden. Wir ersehen aus ihr, dass diese Cultur ihre Virulenz ungeschwächt beibehalten hatte. In Tabelle XVI hingegen finden wir die von Zeit zu Zeit ausgeführten Versuche mit jener Cultur, die wir bei 36° C. weitergezüchtet hatten. Daraus ersehen wir eine allmählich auftretende Abnahme der Virulenz: Nach 15 Tagen (M283) erscheint die Abnahme der Virulenz noch nicht oder doch nur in sehr geringem Grade kenntlich — in Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus der Versuchsreihe II — nach 25 Tagen (M284 und M285) ist eine Abnahme der Virulenz wohl schon bemerkbar, wenn auch nicht in auffallender Weise; zweifellos sicher tritt sie erst nach ungefähr 1 Monat hervor (M301). Bei noch längerer Einwirkung der höheren Temperatur ist die Virulenzabnahme bereits schon so bedeutend, dass selbst große Dosen für die hochempfänglichen Versuchsthiere ohne Wirkung sind. Wir ersehen demnach auch aus der Versuchsreihe III, in vollständiger Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus den Versuchsreihen II und I, dass der Pestbacillus kürzer dauernde constante Einwirkung von Temperaturen bis 36° C, nach unseren Versuchen ungefähr 14 Tage lang, ohne Schädigung seiner Virulenz vertragen kann, dass aber nach längerer constanter Einwirkung solcher Temperaturen eine zunehmend stärkere Virulenzabnahme, respec- tive der vollständige Virulenzverlust auftritt. Inwieweit nun höhere Temperaturen als 36° C. rascher die Virulenz schädigen können und inwie- weit diese Schnelligkeit der Virulenzabnahme progressiv mit der Höhe der Temperatur zunimmt, konnten wir leider nicht mehr ermitteln. ".")() H. Alirecht und A. Ghon, Tabelle XVI. Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Menge und Art der Impfung Alter der Cultur und Art der Züchtung Ergebnis dei Impfung Anmerkun g MM 1 l0Öse intra- peritoneal Siebente Generation, seit 23. April bei 36° C. gezüchtet Tod am 1 1. Mai, nach circa 70 Stunden Dickes eitriges Peritonealexsudat, mäßiger Milztumor. Keine Hämorrhagien. M,M 25. Mai 1898 Vi oo öse intra- peritoneal Zwölfte Generation, seit 23. April bei 36° C. gezüchtet Tod in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai, nach circa 125-130 Stunden Reichlich viscides Peritoneal- exsudat. Milztumor mit Herden. Keine Hämorrhagien. 11. Juni 1898 . August 1898 Vto Öse intra- peritoneal Vioo öse intra- peritoneal Sechzehnte Generation, seit 23. April bei 36° C. gezüchtet Ohne Reactior Am 15. August 1898 = 455 Gramm. » 3. October 1898 = 570 (Musste am 25. October 1898 getödtet werden.) ' „, Ose intra- peritoneal Sechsund- zwanzigste Generation, seit 23. April bei 36° C. gezüchtet 1-0 Öse intra- peritoneal 20 Ösen intra- peritoneal Am 3. October 1898 = 440 Gramm. (Musste am 25. October 1898 getödtet werden.) Am 3. October 1898 = 510 Gramm. (Musste am 25. October 1S98 getödtet werden.) Am 3. October 1898 = 520 Gramm Musste am 25. October 1898 getödtet werden, i Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 757 d) Über die Virulenzsteigerung beim Pestbacillus. Für die Steigerung der Virulenz der Bacterien wurden verschiedene Wege angegeben. Wir bedienten uns bei unseren diesbezüglichen Versuchen mit dem Pestbacillus ausschließlich der Passage durch Thiere, die für das Pestvirus hochempfänglich sind. Die Versuche wurden mit mehreren unserer Peststämme ausgeführt, und zwar zunächst mit jenen vier Stämmen (IX/7, 210, XXXIX/2 und XXXIV/1), die der Tabelle VII nach (pag. 155) gegenüber der größeren Anzahl unserer anderen Culturstämme eine mehr oder minder bedeutende Virulenzeinbuße erlitten hatten. Diese Versuchsreihen sollten uns zeigen, inwieweit es möglich wäre, die Vollvirulenz dieser abgeschwächten Stämme wieder herzustellen. In Tabelle XVII stellten wir diejenigen Versuche zusammen, die wir mit dem am wenigsten geschwächten Stamme IX/7 bezüglich seiner Virulenzsteigerung ausführten. Diese Versuchsreihe ist, wie die Zusammenstellung in Tabelle XVII zeigt, nicht vollkommen ein- heitlich durchgeführt. Wir wechselten erstens einmal mit dem Infectionsmodus, weil wir einerseits mit diesen Versuchen auch die Erörterung einiger anderer Fragen verbanden, anderseits aber gerade dadurch auch den natürlichen Verhältnissen näher zu kommen glaubten Zweitens wechselten wir aber auch mit der Art der Passagedurchführung, indem wir die Übertragung von Thier zu Thier nach dem 20. Versuche — allerdings unfreiwillig — unterbrachen (M156), um dann die aus diesem Thiere (M156) gewonnene Cultur neuerdings durch 24 Thiere ohne Zwischenzüchtung zu senden. Die Versuche wurden in dieser Reihenfolge ausschließlich an Meerschweinchen ausgeführt. Von Zeit zu Zeit unterzogen wir die aus einzelnen Thieren gewonnenen Culturen vergleichenden Virulenzprüfungen, und zwar einerseits wieder an Meerschweinchen, der Thiergattung, an welcher die Virulenzsteigerung vorgenommen worden war, anderseits aber auch an anderen Versuchsthieren. Vorder- hand jedoch wollen wir uns nur mit den Versuchsergebnissen bei den Meerschweinchen beschäftigen. Der Übersicht halber stellten wir auch diese vergleichenden Virulenzprüfungen mit den aus ein- zelnen Thieren der Passagereihe gewonnenen Culturen tabellarisch zusammen in den Tabellen XVIII und XIX. Aus unseren Versuchen (Tab. XVII, XVIII, XIX) ersehen wir, dass eine Steigerung der Virulenz beim Culturstämme IX/7 leicht zu erzielen war, so dass dieser Peststamm schon nach verhältnismäßig wenigen Thierpassagen wieder seine Vollvirulenz erreicht hatte. Der Virulenzverlust, den dieser Stamm seit seiner Züchtung aus dem menschlichen Organismus erlitten hatte, war ja auch kein hochgradiger. Schon nach den ersten Passagen ist der Tabelle XVII zufolge eine erfolgte Virulenzsteigerung zu bemerken. Wir schließen dies vor allem aus dem pathologisch-anatomischen Bilde der Sectionsbefunde, die nunmehr einen exquisit hämorrhagischen Charakter der Infection zeigten, während ein derartiger Befund bei den Thieren, die vor der Passage selbst mit größeren Mengen desselben Culturstammes geimpft wurden, nicht oder nur in geringem Maße erhoben werden konnte. Es ist uns nicht möglich, mit voller Bestimmtheit zu sagen, nach der wievielten Thierpassage die volle Virulenz des Culturstammes IX/7 wieder erreicht war, da vergleichende Virulenzprüfungen zwischen der ersten und achten Passage fehlen. Doch ist es zweifellos, dass mit der achten Passage die Voll- virulenz wieder erreicht war, wahrscheinlich aber schon viel früher. Tabelle XVII zeigt uns ferner, dass durch die Passage von Thier zu Thier ohne Zwischencultur eine Abschwächung der Virulenz nicht erfolgte. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 98 758 H. Albrecht und A. Ghon, Für andere pathogene Bacterien hatte nämlich die Anschauung gegolten, dass durch längere Passage von Thier zu Thier ohne eingeschobene Züchtung leicht eine Virulenzverminderung eintrete. Für eine Anzahl von Bacterien, zum Beispiel für den Pneumococcus, war jedoch erwiesen worden, dass derartige Ergebnisse nur einer falschen Methodik bei den Versuchen zugrunde lagen, indem bei den fortlaufenden Thierübertragungen immer weniger Bacterienmateriale gewonnen wurde und dadurch die schwächere Wirkung zustande kam. Auch wir wären selbst nahe daran gewesen, an eine solche abschwächende Wirkung nach unmittel- barer wiederholter Passage von Thier zu Thier zu glauben. Bei der 20. Übertragung (M156) nämlich wurde die [nfection des neuen Thieres (M162) mittels Stich in die eine hintere Extremität vollzogen. Der Stich war mit einer feinen glatten Nadel und sehr wenig Materiale gemacht worden. Das Versuchsthier M1G2 blieb ohne Reaction. Ein späterer ausgeführter Versuch mit demselben Thiere (Tab. XVII Nr. 22) zeigte, dass dasselbe für das Pestvirus hochempfänglich war. Wir wussten aber von anderen Versuchen her, dass der Infectionsmodus mittels Stich unter den Bedingungen, wie wir ihn ausgeführt hatten, keine Ver- lässlichkeit biete. Dieses Versagen der Reaction bei dem Thiere M162 hatte die unfreiwillige Unterbrechung der Passagereihe zur Folge. Dieselbe konnte dann erst nach einer eingeschobenen Züchtung des Virus aus AI 156 neuerdings durch 24 Thiere fortgeführt werden. Nach der 44. Passage wiederholte sich Ahn- liches wie nach der 20. Die Übertragung des Virus von M2e(. auf M268 hatte von der intacten Nasen- schleimhaut aus stattgefunden ohne Reaction des Thieres M268, ein Infectionsmodus, der eben auch manchmal versagt, wie wir zur Genüge erfahren hatten. In beiden Fällen hatten wir demnach keine Berechtigung anzunehmen, die Virulenz des Pestbacillus hätte plötzlich eine starke Einbuße erlitten, zumal in den unmittelbar vorhergehenden Thierpassagen von einer solchen nichts zu bemerken war. Endlich ersehen wir aus der Tabelle XVII, dass der Wechsel der Infectionsarten bei der Durchführung der Passagereihe, sowie die Impfungsart selbst ohne Einfluss für die Virulenz des Culturstammes IX/7 war, weder im steigernden noch im schädigenden Sinne. Man bemerkt allerdings beim Durchsehen der Tabelle XVII oft nicht unbedeutende Unterschiede im Ablaufe der Infection, namentlich dort, wo wir cutane Impfungen ausführten. Abgesehen von individuellen Verschiedenheiten der Versuchsthiere, Mengenunterschieden des ein- verleibten Virus, Größendifferenzen etc. war aber für diese Verschiedenheiten im Infectionsablaufe bei cutaner Einverleibung des Pestvirus neben der Anzahl der Bubonen vorwiegend auch der locale Sitz des Bubo maßgebend. Fälle mit Halsbubo verendeten in der Regel früher als solche mit einem Bubo in einer Leistengegend. Ebenso verliefen diejenigen Infectionen schneller, bei denen mehrere primäre Bubonen entstanden waren, sei es infolge mehrfacher Impfung, sei es infolge der Lymphgefäßvertheilung an der Eintrittspforte, die das Auftreten eines mehrfachen primären Bubo zur Folge hatte. Die Herstellung der etwas gesunkenen Virulenz beim Stamme IX/7 war demnach leicht durch ver- hältnismäßig wenige Thierpassagen zu erzielen. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 759 Tabelle XVII. Fortlaufende Nummer Protokoll- nummer und Gewicht des Thieres (Meer- schweinchen) in Gramm Tag der Impfung Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkung 1 M64 (195) 23. August 1897 Cultur IX/7, achte Generation, 4S Stunden alt, '/4 Öse intra- peritoneal Tod nach 931/2 Stunden Reichlich viseides Exsudat in der Bauchhöhle. Keine Blutungen. Milz- tumor ohne Herde. - M72 (circa 200) 27. August 0'5 Cubikcentimeter des Peritoneal- exsudates von M6i i 11 1 r a p e r i 1 0 n e a 1 Tod nach 22 Stunden Reichlich hämorrhagisch-viseides Exsudat in der Bauchhöhle. Reichliche Blutungen in verschiedenen Organen. Milztumor ohne Herde. 3 M7G (circa 200) 28. August 05 Cubikcentimeter des Peritoneal- exsudates von M 7S intraperitoneal Tod nach 13—14 Stunden Obductionsbefund wie bei M72. 4 M;: (circa'200) 29. August 0-25 Cubik- centimeter des Peri- tonealexsudates von M76 intra- peritoneal Tod nach 13—18 Stunden Peritonealexsudat wenig viseid, stark hämorrhagisch. Obductionsbefund sonst wie bei M76. 5 MT8 (circa 200) 30. August 025 Cubik- centimeter des Peri- tonealexsudates von M7? intra- peritoneal Tod nach 14 — 20 Stunden Obductionsbefund wie bei M77. 6 M79 (circa 200 1 31. August 05 Cubikcentimeter des Peritoneal- exsudates von M7S intraperitoneal Tod nach 9 Stunden Maßig reichlich leicht hämorrhagisches, dünnes Exsudat in der Bauchhöhle. Nur spärlich Blutungen am Peritoneum. 7 M80 (circa 200) 31. August 02 Cubikcentimeter des Peritoneal- exsudates von M 7;, intraperitoneal Tod nach 15 Stunden Obductionsbefund ähnlich wie bei M77. 8 MS3 (537) 1. September Geringe Menge des Peritonealexsudates von M80 an eine rasierte Stelle der rechten hinteren Extremität eingerieben Tod nach 144 Stunden Infiltrat an der Einreibungsstelle mit nekrotischem Bubo der rechten Ingui- naldrüsen. Hämorrhagische Flüssigkeit in der Bauchhöhle. In Milz, Leber und Lungen Herde. 9 M95 (circa 400) 7. September 02 Cubikcentimeter der peritonealen Flüssigkeit von MS3 intra- peritoneal Tod nach circa 65 Stunden Reichlich dickes, viseides Exsudat in der Bauchhöhle ; nirgends Blutungen. Milztumor ohne Herde. 760 H. Albrecht und A. Ghon, Fortlaufende Nummer Protokoll- nummer und Gewicht des Thieres (Meer- schweinchen) in Gramm Tag der Impfung Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g M99 (210) M,i3 (circa 200) (circa 200) M„7 (circa 200) (circa 250) (circa 300) Miss iarca'300) 10. September Geringe Menge des Peritonealexsudates von M95 an eine rasierte Stelle der Bauchhaut ein- gerieben Tod nach circa 170 Stunden 16. September 0-05 Cubik- centimeter des Blutes von AI g,> intraperitoneal Tod nach circa 60 Stunden 19. September 0-10 Cubik- centimeter des Peritonealexsudates von M]13 subcutan Tod nach circa 75 Stunden 22. September 010 Cubik- centimeter einer Auf- schwemmung einiger Tropfen Blutes von M 1U in Fleischbrühe subcutan 2ü. September Geringe Menge des Blutes von Mn7 an eine rasierte Stelle der linken hinteren Ex- tremität ein- gerieben Tod nach 90 Stunden Tod nach 132 — 138 Stunden Geringe Menge des Blutes von Mm an eine rasierte Stelle der linken hinteren Extremität eingerieben Geringe Mengen vom Milzsafte von M ,.,., an eine rasierte Stelle der linken hinteren Ex- tremität ein- gerieben Tod nach 242 (!) Stunden Geringe Mengen vom Milzsafte aus \i,.s ein- rieben ii eine rasierte Stelle am Halse Tod nach 166 Stunden Tod nach circa 14s Stunden Infiltrat an der Einreibungsstelle mit nekrotischem Bubo beider Inguinal- drüsenseiten. Reichlich klare Flüssig- keit in der Bauchhöhle. Herde in Milz, Leber, Lungen. Dickes, viseides Exsudat in der Bauch- höhle. Blutungen im Peritoneum und Netz. Milztumor mit Herden. Infiltrat an der Injectionsstelle mit hämorrhagisch-nekrotischem Bubo der Lymphdrüsen in beiden Inguinal- gegenden. Reichlich Blutungen in ver- schiedenen Organen. Herde in der Milz, Leber und den Lungen. Reichlich hämorrhagische Flüssigkeit in der Bauchhöhle, sonst Obductions- befund wie bei M ui. Infiltrat an der Einreibungsstelle mit hämorrhagisch-nekrotischem Bubo der linken Inguinaldrüsen. In Peritoneal- und Pleurahöhlen klare Flüssigkeit. Herde in Milz, Leber und Lungen. Infiltrat an der Einreibungsstelle mit nekrotischem Bubo der linken Inguinal- drüsen. Reichlich hämorrhagische Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Herde in Milz, Leber und Lungen. Keine Flüssigkeit in der Bauchhöhle, sonst Obductionsbefund wie bei M i:,. Infiltrat und Bubo am Halse. Herde in den Lungen, in Milz und Leber. Reich- lich Blutungen. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 761 Fortlaufende Nummer Protokoll- nummer und Gewicht des Thieres (Meer- schweinchen) in Gramm Tag der Impfung Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n M 138 (circa 250) Mi« (circa 250) M 156 (circa '250) M178 (circa 200) M163 (circa 200) Ml75 (circa 200) M, (circa 200) Mks (unter 200) M [8g (circa 200) 1 . November 16. December Geringe Mengen vom Blute aus M 133 eingerieben (linke hintere Ex tremität) Geringe Mengen vom Milzsafte aus M 138 ein- gerieben (linke hintere Extremität) Geringe Mengen vom Blute aus MM5 eingerieben (linke hintere Ex tremität) Von der Cultu r auS M156 geringe Mengen einge- rieben (beide hin- teren Extremitäten) (Cultur 8 Tage alt) Vom Bubosecrete aus M]73 einge- rieben (rechte hintere Extremität und linke vordere Extremität) Vom Bubosafte aus MiM ein- gerieben an 3 Stellen (beide hin- teren und die rechte vordere Extremität) Von der Milz aus M175 einge- rieben an 2 Stellen (beide hinteren Ex- tremitäten Vom Bubosafte aus M1TT einge- rieben (rechte hin- tere Extremität) Vom Milzsafte aus M j7j einge- rieben (linke hin- tere Extremität) Tod nach 128—133 Stunden Tod nach 154 Stunden Tod nach 182 — 188 Stunden Tod nach :irca 170 Stunden Tod nach 53 - 59 Stunden ' Tod nach 88—94 Stunden Tod nach 3—94 Stunden Tod nach 40—46 (!) Stunden Tod nach a 154 Stunden Infiltrat und Bubo an der linken hinteren Extremität, sonst Obductions- befund wie bei M l33 Obductionsbefund wie bei M , Obductionsbefund wie bei M146. Infiltrat an beiden Einreibungsstellen mit Bubonen in beiden Inguinal- gegenden. Herde in Milz und Leber. Geringes Infiltrat an beiden Ein- reibungsstellen ; hämorrhagischer Bubo der entsprechenden Lymphdrüsen. Blutungen. 3 Bubonen. Herde in Milz, Leber und Lungen. Bubo in beiden Inguinalgegenden. Herde in Milz und Lungen. Hämorrhagischer Bubo der rechten Inguinaldrüsen. Reichlich Blutungen. Bubo der linken Inguinaldrüsen. Herde in Milz, Leber und Lungen. 762 H. Albrcchl iiml A. Ghon, Fortlaufende Nummer Protokoll- nummer und Gewicht des Thieres (Meer- schweinchen) in Gramm Tag der Impfung Art und der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g \1,,,,, (circa 250) M210 (circa 200) M212 (circa 250) M220 (circa 200) M22l (350) -«230 (circa 300) M233 (450) M234 (circa 300) M286 1 circa 350 1 1 ., 300) 29 December Vom Milzsafte aus w ,, einge- rieben (Bauch) Vom Milzsafte aus M]99 durch Stich in die rechte hintere Extremität Vom Milzsafte aus M.jin einge- rieben (linke hin- tere Extremität) Vom Milzsafte aus M.2I2 einge- rieben (hintere Ex- tremität und ein- geträufelt ins rechte Auge Vom Halsbubosaftc aus M220 sin- ge rieben (rechte hintere Extremität) Vom Milzsafte aus M22i ein- gerieben (rechte hintere Extremität) Vom Milzsafte aus M23e ein- gerieben (rechte hintere Extremität) Vom Bubosafte aus M 033 ein- g e riebe n (linker Fußrücken) Vom Safte eines Lungenherdes aus M ._,..[ einge- rieben (rechte hintere Extremität) Vom Bubo- und Milzsafte aus M , .,. einge riebe n 1 linke hintere Ex- tremität) Tod nach — 94 Stunden Tod nach circa 144 Stunden Tod nach circa 144 Stunden Tod nach circa 74 Stunden Tod nach circa 144 Stunden Tod nach — 96 Stunden Tod nach circa 190 Stunden Tod nach circa 312 (1) Stunden Tod nach •irca 170 Stunden ["od nach circa 175 Stunden Bubo der linken Inguinalseite, ebenso in der rechten Inguinalseite und der rechten Axilla. Herde in Milz und Lungen. Bubo der rechten Inguinalseite und linken Halsseite (Autoinfection durch Ablecken!). Herde in Milz, Leber und Lungen. Bubo der linken Inguinalseite. Herde in Milz, Leber und Lungen. Bubo der entsprechenden Inguinalseite und der rechten Halsseite. Reichliche Blutungen. Bubo der rechten Inguinalseite. Herde in Milz, Leber und Lungen. Obductionsbefund wie bei M, Wie bei M2S0. Bubo der linken Inguinalgegend und Odem der linken hinteren Extremität. Herde in Milz, Leber und Lungen. Bubo der rechten Inguinalgegend. Herde in Milz, Leber und Lungen. Bubo der linken Inguinalgegend ; Herde in Milz, Leber und Lungen. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 763 Fortlaufende Nummer Protokoll- nummer und Gewicht des Thieres (Meer- schweinchen) in Gramm Tag der Impfung Art und Meng der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n M-217 (circa 250) l circa 250) ■M.j,,, (circa 200) (circa 250) M254 (circa 250) ^255 (circa 500) m2G2 icirca 200) m266 (205) Vom Safte eines Lungenherdes aus M_,|i; ein- gerieben (linke hintere Extremität) Tod nach circa 96 Stunden Obductionsbefund ähnlich wie bei M246. Vom Milzsafte aus M.n: ein- gerieben (linke hintere Extremität) Tod nach circa 96 Stunden Obductionsbefund wie bei M817. Vom Milzsafte aus ML,1S ein- gerieben (linke hintere Extremität) Tod nach circa 120 Stunden Obductionsbefund wie bei M948 Vom Milzsafte aus M.,1:l ein- gerieben (linke hintere Extremität) Tod nach circa 168 Stunden Obductionsbefund wie bei M2jg Vom Bubosafte aus M053 ein- gerieben (linke hintere Extremität) Tod nach circa 168 Stunden Obductionsbefund wie bei M . 6. April Vom Lungensafte aus M.;.| e in- gerieben (Bauch) Tod nach circa 120 Stunden 4 primäre Bubonen (beide Inguinal- und beide Axillargegenden); Herde in Milz, Leber und Lungen. 12. April Vom .Milzsafte aus M255 ein- geträufelt in das rechte Auge Tod nach 72 Stunden Jubo der rechten Halsseite Blutungen. 15. April Vom Bubosafte aus M»09 ein- rechte Nasenloch Tod nach 72 Stunden Jubo der rechten Halsseite. Reichlich Blutungen. 764 H. Alb recht und A. Ghon, Tabelle XVIII. Nummer des '1 i Meer- schweinchen) ( Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Art und Menge der Impfung Culturstamm Ergebnis der Impfung A n in e r k u n g M.:, 195 23 August 1897 1 s Öse intra- peritoneal IX/7 achte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage Tod am 30. August, nach 163 Stunden Viseides Peritonealexsudat. Keine Blutungen. Milztumor mit Herden. M6B 222 dto. 10 Öse intra- peritoneal dto. Tod am 28. August, nach 107 Stunden Viseides Peritonealexsudat. Kleinste Blutungen im Netz. M m 188 9. October 1897 '/in Öse intra- peritoneal dto. (zwölfte ( Generation) Tod in der Nacht vom 12. auf den 13. October, nach 84 bis 90 Stunden Eitrig - fibrinöses Peritonealexsudat. Milztumor mit Herden. Pleuratranssudat. M,u,< 170 10. September 1897 Vs Öse intra- peritoneal IX/7 aus M g3 . nach 8 m a 1 i g e r Meer- schweinchen- passage Tod am 12. September, nach 30-36 Stunden Viseides Peritonealexsudat. Keine Blutungen. M 104 215 dto. V32 Öse intra- peritoneal dto. Tod am 1 3. September, nach 53 bis 60 Stunden Leicht hämorrhagisch - viseides Peri- tonealexsudat. Spärlich Blutungen. M„, 222 6. October 1897 '/„, Öse intra- peritoneal IX/7 aus M ,, , , nach 11 mali g e r Meer- schweinchen- passage Tod am 7. October, nach 26 Stunden Acute hämorrhagische Form mit reich- lichen Blutungen. M ,,.,; 187 9. October 1897 dto. dto. Tod am 11. October, nach ;")2 Stunden dto. M,,,; 252 13. Jänner 1898 2 0 l!l Ösen intra- peritoneal IX/7 aus Mgio> nach 27 m a 1 i ge i Meer- inchen- passage Tod am 14. Jänner, nach 26 Stunden hämorrhagische Form mit sehr reichlichen Blutungen. M2I7 234 dto. ' „, Öse intra- peritoncal dto. Tod am 15. Jänner. nach 39 Stunden Acut hämorrhagische Form mit zahl- reichen Blutungen. Beulenpest IL Bacteriologische Untersuchungen. 765 Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Art und Menge der Impfung Culturstamm Ergebnis der Impfung A n m erkling M2I, M27S 212 259 13. Mai 1898 Viooo Öse intra- peritoneal dto. Tod am 16. Jänner, nach 70 Stunden Viseides Peritonealexsud.it. Spärlich Blutungen. 3. Mai 1898 1 i Öse intra- peritoneal IX/7 aus Moc.o , nach 42 maliger Meer- schweinchen- passage Tod am 6. Mai, nach 74 Stunden Hämorrhagische Form. Milztumor mit Herden. M,70 232 dto. ViooooooOÖse intra- peritoneal dto. Tod am 8. Mai, nach 121 Stunden Reichlich viseides Peritonealexsudat. Keine Blutungen. Tabelle XIX. Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfuni M.,, M„, s u b c u t a n IX/7 vierzehnte Generation, ohne vor- herige Thier- passage IX 7 aus M1U, nach 1 1 maliger Meer- schweinchen- passage IX/7 aus M212. nach 28 maliger Meer- schweinchen- passage Tod am 28. Jänner, nach circa 132 Stunden Milztumor mit Herden. Nekrotisches Infiltrat an der Injections- stelle. Tod am 26. Jänner, nach circa 108 Stunden Kleine Blutungen in den Lungen. Hämorrhagisch-eitriges Infiltrat an der Injectionsstelle. Tod am 25. Jänner, nach circa 66 Stunden Acute Pest ohne Blutungen. Hämorrhagisch -sulziges Infiltrat an der Injectionsstelle. Tod am 25. Jänner, nach circa 60 Stunden Hämorrhagische Form der Pest. (Reichlich Blutungen.) Infiltrat wie bei M224- Denkschriften der mathem.-naturw. CI. LXYI Bd 766 H. Albrecht und A. Ghou, Anders als der Stamm IX/7 verhielten sich der Virulenzsteigerung gegenüber diejenigen Cultur- stämme, die eine etwas stärkere Einbuße ihrer Virulenz gezeigt hatten. Es sind dies die Stämme XXXIX 2, 210 und XXXIV/1. So zeigte der Peststamm XXXIV/1 nach 7 Rattenpassagen (Tab. XX) noch keine auffallendere Virulenzerhöhung. Nach der 3. Passage konnten wir mit 1 Cubikcentimeter des peritonealen Exsudates aus dum erlegenen Thiere an dem nächstfolgenden (R128) bei intraperitonealer Infection keine Reaction hervorrufen, obwohl das Deckglaspräparat aus dem Peritonealexsudate reichlichst Pestbacillen gezeigt hatte. Auch nach der 7. Passage blieben 2 Ösen der aus diesem Thiere (R136) gezüchteten Cultur bei der folgenden Ratte (R150) nach intraperitonealer Infection anscheinend vollständig wirkungslos. Das Thier blieb stets munter, zeigte immer die gleiche Fresslust und war noch Monate nach dieser Impfung am Leben. Ob der Organismus des Thieres nicht doch mit einer Temperatursteigerung reagiert hatte, wissen wir nicht, weil eine Messung der Körpertemperatur nicht vorgenommen wurde. 2 Ösen des Pestvirus einem so hochempfänglichen Thiere, wie es die Ratte darstellt, intraperitoneal einverleibt, bedeuten aber schon eine recht große Dosis, wenn man damit die minimalen Mengen ver- gleicht, die von einer vollvirulenten Cultur genügen, um diese Thiere acutest zu tödten. Einen besonderen Effect in Hinsicht der Virulenzsteigerung hatte demnach die 7 malige Passage des Culturstammes XXXIV/1 durch den Rattenkörper nicht bewirkt. Ganz dasselbe Verhalten zeigte der Stamm XXXIV/1 auch für den Meerschweinchenorganismus: mehrere unserer diesbezüglichen Versuche, die Virulenz dieser Cultur entsprechend rasch emporzutreiben, scheiterten. In einem der Versuche hatten wir den Stamm, und zwar immer in großen Dosen, durch sechs Meer- schweinchenkörper geschickt. Das 6. Thier, das nach 2 Tagen der Infection erlegen war, zeigte im peri- tonealen Exsudate reichlichst Pestbacillen. Trotzdem genügte 1 Cubikcentimeter dieses Exsudates nicht, um ein folgendes Thier von nicht 300 Gramm Körpergewicht bei intraperitonealer Einverleibung zu in- ficieren. Das Thier lebte noch 5 Monate nach der Infection, nachdem es die Zeit über entsprechend an Körpergewicht zugenommen hatte. Jedweden Erfolg schlechtweg zu leugnen, geht jedoch nicht an. Eine geringe Steigerung der Virulenz glauben wir auch bei diesen Versuchen mit dem Peststamme XXXIV/1 annehmen zu müssen. Wenigstens spricht dafür der pathologisch-anatomische Befund, der nach mehreren Passagen mehr den Eindruck acuterer Infectionen zu machen begann. In diesem Punkte gab uns der Meerschweinchenorganismus bessere Aufklärung als der Ratten- körper; die feineren Unterschiede, die vielfach als Ausdruck stärkerer oder schwächerer Virulenz zu bemerken sind, traten beim Meerschweinchen besser und überzeugender zutage. Ganz ähnliche Resultate ergaben auch die beiden anderen Culturstämme 210 und XXXIX 'J. Die Passagereihen waren allerdings keine besonders langen. Auch bei diesen Stämmen versuchten wir es mit verschiedenen Versuehsthieren (Meerschweinchen, Ratten. Kaninchen und weißen Mäusen); das Ergebnis blieb aber immer dasselbe: ein deutlich zutage tretender Effect wurde nicht erzielt. Dass aber dies Verhalten nicht ein ausschließlich den von uns mitgebrachten Peststämmen eigen- thümliches war, zeigt die Thatsache, dass auch die von uns als »Hongkong« bezeichnete Cultur, die der Pestepidemie aus dem Jahre 1894 entstammte (s. Tab. I, pag. 10), unseren Versuchen, ihre stark gesunkene Virulenz wieder aufzufrischen, in derselben Weise Widerstand leistete. Mit diesen unseren Versuchsergebriissen und Erwägungen sei jedoch absolut nicht gesagt, dass wir die Möglichkeit der Virulenzerhöhung bei solchen Culturstämmen, die ihre Infectionsfähigkeit mehr oder weniger stark eingebüßt hatten, in Abrede stellen wollen. Wir zeigten damit nur, dass sich auch hierin die einzelnen l'cststämme verschieden verhalten, indem die Wiederherstellung der vollen Virulenz nicht bei allen Pestculturen in gleicher Weise zu bewerkstelligen sei, und glauben schließen zu dürfen, dass auch beim Pestbacillus zwischen dem Grade des Virulenzverlustes und der leichteren oder schwereren Möglichkeit der Wiederherstellung seiner Virulenz ein gewisses Verhältnis Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 767 bestehe, derart, dass wahrscheinlich umsomehr Thierpassagen für die Wiedererlangung der Vollvirulenz nothwendig seien, je stärker die Virulenz sich als abgeschwächt erwiesen hatte. Die eben geschilderten Thatsachen bilden also nichts für den Pestbacillus Specifisches. Solche Ver- hältnisse finden wir ja auch bei einer Reihe anderer pathogener Bacterienarten, so dass wir in dieser Hinsicht dem Pestbacillus keinerlei Ausnahmsstellung einräumen können. Ob es aber möglich sei, bei einem vollständig avirulent gewordenen Pestbacillus die Virulenz wieder herzustellen, können wir nicht entscheiden. Wir besaßen keinen Stamm, der seine Virulenz; voll- ständig verloren hatte, und zur Ausführung derartiger Versuche mit künstlich avirulent gemachten Culturen war uns nicht mehr Gelegenheit geboten. Tabelle XX. Nummer und Größe des Thieres (Ratten) Tag der Impfung (1898) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkun R12G 6. April 9. April 13. April 15. April Eine ganze Agarcultur (schief) in 1 Cubik- centimeter intra- peritoneal XXXIV/1, neunzehnte Gene- ration (24 Stunden alt, Tod in der Nacht vom 7. auf dun 8. April (nach circa 36 Stunden) Cultur aus der Milz von Rng (24 Stunden alt) Tod in der Nacht vom 11. auf den 12. April (nach circa 60 Stunden) Cultur aus der Milz von Rjjo (24 Stunden alt) Tod am 15. April früh (nach circa 40 Stunden) 1 Cubik- centimeter intra- peritoneal Peritoneale Flüssigkeit aus R 1 9« Ohne Reaction Kein freies peritoneales Exsudat. Milz größer, dunkel. Leber parenchymatös degeneriert. Nieren blutreich. In den Pleurahöhlen geringe Mengen klarer Flüssigkeit. Culturen aus dem Herzblute zeigen spärlich, die aus der Milz ziemlich reichlich Pestbacillen. In der Bauchhöhle etwas leicht trübe Flüssigkeit; zarte fibrinöse Auflage- rungen auf der Milz, die stark ver- größert und dunkelschwarzroth ist. Lebergroß, gelb. Nieren parenchymatös degeneriert. Darm und Lungen hyper- ämisch. In Deckglaspräparaten der peri- tonealen Flüssigkeit reichlich Eiter- körperchen, doch keine sicheren Pest- bacillen. In Culturen aus der Milz ziemlich reichlich Pestcolonien. Entsprechend der Einstichstelle sub- cutan eine größere Blutung. In der Bauchhöhle circa 4 Cubikcentimeter blutiger Flüssigkeit. Omentum voll von Blutungen, ebenso der peritoneale Leberüberzug. Leber und Nieren paren- chymatös degeneriert. Milz groß, dunkel, weich. Lungen hyperämisch. In den Pleurahöhlen leicht getrübte Flüssigkeit. In Deckglaspräparaten der peri- tonealen Flüssigkeit reichlich Pestbacillen, ebenso in der Cultur aus der Milz. Bleibt am Leben. 768 H. Albreckt und A. (ilion. Nummer und Größe des Thieres (Ratten) Tag der Impfung (1898) Art und Menge der Impfung R13 20. April 24. April 28. April Ganze Agar oultur (schief) in 1 Cubik- centimeter intra- peritoneal Ganze Agarcultur (schief) in 1 Cubik- centimcter intra- peritoneal Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g Cultur aus der Milz von R128 (zweite Generation, 48 Stunden alt) Cultur aus der Milz von R130 (zweite Generation. 48 Stunden alt) Tod in der Nacht vom 20. auf den 21 April (nach circa 12 Stunden i Tod in der Nacht vom 24. auf den 25. April (nach circa 12 Stunden) Agarcultur intra- peritoneal Cultur aus der Milz von R ,32 (zweite Generation, 24 Stunden alt) Cultur aus dem Herzblute von R]:u (erste Generation, 72 Stunden alt) Cultur aus der Milz von R13G (erste Generation, 48 Stunden alt) In der Bauchhöhle kein freies Exsudat. Peritoneum geröthet. Omentum sehr blutreich. Milz groß, dunkel, weich. Nieren und Leber parenchymatös de- generiert; auf der Oberfläche der letzte- ren Blutungen. Nebennieren wie hämorrhagisch infarciert. Darm und Lungen hyperämisch. In der Cultur aus dem Herzblute spärlich, in der aus der Milz ziemlich reichlich Pestcolonien. Kein peritoneales Exsudat. Peritoneum geröthet. Geringer Milztumor. Hyper- ämie der Organe. In der Cultur aus dem Herzblute 2 Pestcolonien, in der aus der Milz ziemlich reichlich. Tod am 29. April, (nach circa 28 Stunden) Tod am 5. Mai (nach circa 96 Stunden') Ohi In der Bauchhöhle geringe Mengen von leicht trüber Flüssigkeit. Perito- neum stark geröthet. Omentitis. Auf Leber und Milz zarte fibrinöse Auf- lagerungen. Milztumor. Parenchyma- töse Degeneration von Leber und Nieren, Darm und Lungen hyper- ämisch. Deckglaspräparate der perito- nealen Flüssigkeit zeigen wenige Pestbacillen, ausschließlich intracellu- lär, ebenso ergeben die Culturen aus dem Herzblute und der Milz nur spärliche Pestcolonien. Milztumor. Hyperämie der Organe. Parenchymatöse Degeneration von Leber und Nieren. Hämorrhagische Erosionen im Magen. Cultur aus dem Herzblute bleibt steril, die aus der Milz zeigt reich- lich Pestcolonien. Lebt am 3. August noch. Anderseits können wir aber auch beim Pestbacillus ersehen, dass die Virulenzsteigerung nur bis zu einem gewissen Grade möglich sei, dass also Culturstämme, die vollvirulent sind oder geblieben sind, noch einer weiteren Virulenzerhöhung nicht mehr fähig sind. Den Beweis dafür bringt uns der Peststamm R2, dessen wir schon des öfteren Erwähnung thaten (Tab. XXI i. .Mit der fünfzehnten Generation dieses Stammes, der in mehr als einjähriger Fortzüchtung auf künstlichen Nährboden ohne eingeschobene Thierpassage geblieben war, begannen wir am H.April 1898 Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 769 eine Versuchsreihe, in welcher dieser Culturstamm in der Zeit von fast 2 Monaten 1 '2 mal den Ratten- körper passiert hatte mit und ohne Zvvischencultur, ohne dass es gelungen wäre, die Virulenz weiterhin zu erhöhen. Der Stamm R2 war also die ganze Zeit über vollvirulent geblieben, einer weiteren Virulenzerhöhung nicht mehr fähig. Diese Vollvirulenz hatte der Peststamm R2 aber nicht etwa blos für den Rattenkörper, dem er ursprünglich auch entstammte (Tab. I, pag. 10), beibehalten, sondern auch für andere empfängliche Thier- arten (vergl. Tab. VIII, pag. 163). Tabelle XXI. Fortlaufende Nummer Protokoll- nummer des Thieres (Ratten) Tag der Impfung (1898) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n 14. April R 1 29 R13 J/,0 Öse intra- peritoneal der Cultui R2. fünfzehnte Generation, ohne vorherige Thier- passage Tod nach 4S Stunden Hämorrhagische Form der Infection mit reichlichen Blutungen im Darm und den mesenterialen Drüsen. 1/500 Öse derselben Cultur wie R123 intraperitoneal Tod nach circa 60 Stunden 17. April ' , l i der Cultur aus dem Herzblute von R 123 intra- peritoneal Tod nach 24 Stunden ! I . April '/so Öse der Cultur aus der Milz von R ,.,,, intraperitoneal Tod nach circa 36 Stunden 25. April V21) Öse der i 'uHur aus der Milz von R|3( intraperitoneal Tod nach circa 36 Stunden 39. April 1/20 Öse der Cultur aus der Milz von R [33 intraperitoneal Tod nach 48 Stunden V20 Öse der Cultur aus dem Blute von R135 intraperitoneal Tod nach circa 15 Stunden Keine Blutungen. Hämorrhagische Form der Infection. Keine Blutungen. H. Albrecht und A. Ghon, Fortlaufende Nummer Protokoll- nummer des Thieres (Ratten) Tag der Impfung (1898) Art und Mengi der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g Rh rit:' i \ I . M '.,,,< )sc der Cultur aus der Milz von Rl:,7 intraperitoneal Tod nach 4."i Stunden !/6o Öse der Cultur aus der Milz von R149 intraperitoneal 1 Öse aus der Cultur der Milz von R ,66 intraperitoneal 1 Öse der Cultur aus der Milz von RIGfi eingerieben (linke hintere Extremität) Vom Milz- und Bubosafte aus Rj7.11 geringe Mengen eingerieben (linke hintere Ex- tremität) i/j0 Öse der Cultur aus der Milz von R]77 intra- peritoneal Die Organe von R L>11 verfüttert Tod nach circa SO Stunden Tod nach circa 15 Stunden Tod nach circa 96 Stunden Tod nach circa 40 Stunden Reichliche Blutungen im Netz, Perito- neum, Magen, Darm und mesenterialen Lymphdrüsen. Keine Blutungen. Typischer Bubo der linken Inguinal- drüsen. Typischer Bubo der rechten Hals seite (!) (abgeleckt!) Keine Blutungen. Typischer Bubo am Halse Spontane Eröffnung des Bubo (I). Bleibt am Leben (I). Bisher hatten wir erfahren, dass die Wiederherstellung der Virulenz mehr oder weniger abge- schwächter Culturstämme nicht in gleicher Weise gelinge. Inwieweit aber die Steigerung, beziehungsweise Wiederherstellung der Virulenz bei einem Peststamme für eine bestimmte Thierart auch Giltigkeit habe für andere, näher oder entfernter verwandte Thierarten, erörterten wir bislang noch nicht. Es war eine Prüfung dieser Frage umso wichtiger und interessanter, weil die darüber vorliegenden Ansichten (Yersin) dem Pestbacillus eine ähnliche Stellung einräumen wollten wie dem Streptococcus pyogenes, für den Knorr und Petruschky angegeben hatten, dass wiederholte Passage durch den Mäusekörper ihn der Virulenz für das Kaninchen größtentheils beraube. Unsere nach dieser Richtung hin ausgeführten Versuche erfolgten ausschließlich mit dem Stamme IX/7, der, wie aus Tabelle XVI] zu ersehen war. seine Virulenz - allerdings nicht in hohem Grade — eingebüßt hatte und zur Wiederherstellung derselben durch den .Meerschweinchenkörper geschickt worden war. Beulenpest IL Bacteriologische Untersuchungen. 77] Der Stamm IX/7 hatte damals in der Zeit von fast S Monaten 44 Meerschweinchenkörper passierl mit einer einzigen eingeschobenen Zwischenzüchtung und seine Vollvirulenz schon nach wenigen Thier- passagen wieder erlangt, die sich auch weiterhin nicht mehr änderte. Es war somit diesem Peststamme IX/7 reichlich Gelegenheit geboten, sich dem Meerschweinchen- körper anzupassen. Von Zeit zu Zeit wurden in dieser Passagereihe aus einzelnen Passagethieren Culturen gezüchtet und hinsichtlich ihrer Virulenz geprüft, einerseits an Meerschweinchen (Tab. XVIII und XIX), derjenigen Thierart, an der die Wiederherstellung der Virulenz vorgenommen wurde, anderseits aber auch an anderen Thierarten, um zu sehen, in welchem Grade die Wiedererlangung der Vollvirulenz auch für diese Geltung habe. Bei diesen vergleichenden Prüfungen wurden vorwiegend verwandte oder näherstehende Thierarten verwendet: Kaninchen, weiße Mäuse, weiße und graue Ratten, weil auch andere Autoren, die sich mit dieser Frage beschäftigt hatten, ihre Angaben für diese Thiere machten. In einer Versuchsreihe verwen- deten wir jedoch auch Affen. Tabelle XXII umfasst die einschlägigen Versuche an Kaninchen. Berücksichtigt man bei diesen Ver- suchen die Größenunterschiede der Thiere, bei den intravenös ausgeführten Infectionen die dabei resultie- renden Ungenauigkeiten in der Dosierung, so findet man, dass mit der Wiedererlangung der Vollvirulenz beim Meerschweinchen auch für das Kaninchen die Virulenz eine gleichbleibende Größe geworden war, wobei natürlich die relativ etwas geringere Empfänglichkeit dieser Thierart gegenüber den Meerschwein- chen in Rechnung gezogen werden muss. In gleicher Weise zeigen die Tabelle XXIII, die eine kleinere Anzahl von Versuchen an grauen Ratten umfasst, und Tabelle XXIV, in der Versuche an weißen Mäusen zusammengestellt sind, dass die Steigerung der Virulenz, welche der Culturstamm IX/7 im Meerschweinchenkörper erfahren hatte, auch für die erwähnten beiden Thierarten (graue Ratten und weiße Mäuse) zurecht bestehe. Dafür sprechen nicht bloß die gleichmäßig deutlich hervortretenden Zeitunterschiede in dem Ablaufe der Infection, sondern vor allem die Differenzen in dem pathologisch-anatomischen Befunde, der nach der Virulenzsteigerung im Meer- schweinchenkörper auch für die grauen Ratten und weißen Mäuse das Bild acut verlaufender Infec- tionen bietet. Ebenso deutlich tritt dieser Unterschied in der Wirkung der Cultur vor und nach ihrer Passage durch den Meerschweinchenkörper bei den weißen Ratten zutage (XXV): Während diese Thiere auf die in ver- schiedener Weise mit dem Culturstamme IX/7 ausgeführten Infectionen — vor seiner Meerschweinchen- passage — gar nicht oder entsprechend dem Virulenzverluste desselben reagierten, riefen dieselben und noch geringere Mengen der Cultur, nachdem ihre Virulenz für den Meerschweinchenkörper erhöht war, auch bei den weißen Ratten acute Infectionen hervor. Es hat in dieser Versuchsreihe (Tab. XXV) allerdings den Anschein, als ob mit der erreichten Voll- virulenz des Stammes für den Meerschweinchenkörper — wir nahmen dieselbe ungefähr bei der 8. Pas- sage an (Tab. XVII) — für die weiße Ratte damit die volle Virulenz noch nicht erreicht wäre. Die weiße Ratte ist jedoch hinsichtlich der Empfänglichkeit für das Pestvirus nicht Meerschweinchen und grauen Ratten ebenbürtig, davon abgesehen, dass auch die Gleichmäßigkeit im Ausfalle der Ergebnisse bei diesen Thieren viel zu wünschen übrig lässt. In der Tabelle XXVI endlich finden wir eine Anzahl von Versuchen an Kaninchen, weißen Ratten und weißen Mäusen zusammengestellt, mit dem Peststamme IX/7 ausgeführt, nachdem derselbe bereits dreißigmale den Meerschweinchenkörper passiert hatte. In vollkommen einheitlicher Weise lassen auch die Versuche dieser Reihe erkennen, dass trotz der zahlreichen Meerschweinchenpassagen die Virulenz für andere Versuchsthiere nicht herabgesetzt, sondern entsprechend erhöht worden war. , 72 H. Albrechi und A. Ghon, Auch nachdem der Stamm IX/7 seine 44. Passage durch das Meerschweinchen gemacht hatte, zeigte er bei einer Prüfung an grauen Ratten keinerlei Merkmale einer Abschwächung seiner Virulenz, sondern das Gegentheil. In der Menge von Vioooo Öse tödtete die Cultur IX/7, in der vierten Generation nach ihrer Gewinnung aus der 44. Meerschweinchenpassage, ausgewachsene graue Ratten acutest mit dem Bilde schwer hämorrhagischer Septikämie — nicht anders, was Dauer und Form der Infection betrifft, als junge Meerschweinchen, diejenige Thierart, an der die Virulenzerhöhung durchgeführt worden war. Diese Dosis (Vioooo Öse) war dabei keineswegs als Dosis letalis minima anzusehen, ja kam derselben nicht ein- mal nahe. Diesen Thatsachen zufolge können wir demnach von einer Virulenzerhöhung bloß derjenigen Thier- art gegenüber, an der dieselbe ausgeführt wurde, wohl nicht sprechen. Unseren Versuchen gemäß zeigte vielmehr die Cultur IX/7, nachdem ihre gesunkene Virulenz im Meerschweinchenkörper wieder vollständig hergestellt und an diese Thierart durch 44 Passagen im Laufe von 8 Monaten angepasst war, auch für graue Ratten, weiße Ratten und Kaninchen ihre volle Virulenz. Um jedoch Missverständnissen zu begeg- nen, sei hier betont, dass wir bei der Beurtheilung der »vollen Virulenz« verschieden empfänglichen Thier- arten gegenüber eben diesen verschiedenen Grad der Empfänglichkeit berücksichtigt wissen wollen. Eine Bacterienart braucht zum Beispiel Kaninchen und Ratten nicht in derselben minimalen Menge zu tödten und kann doch für beide »vollvirulent« sein. Die Thierarten, mit denen wir in den eben angeführten Versuchsreihen experimentiert hatten, gehör- ten alle zu einer und derselben größeren Gruppe, zeigen also gewisse Verwandschaftsgrade. Dass dem- nach die Virulenzerhöhung bei der einen Art auch für eine oder mehrere andere, ihr verwandte und für diese Bacterienart empfängliche Arten Geltung besitze, war von vorneherein ja eigentlich zu erwarten, und nur ein gegentheiliger Ausfall der diesbezüglichen Versuche hätte der betreffenden Bacterienart eine Aus- nahmsstellung einräumen müssen. Weniger sicher war ein derartiges Verhalten auch anderen Thier- gattungen gegenüber, die derjenigen, für welche die Virulenz erhöht wurde, nicht so nahe stehen. Wir experimentierten auch nach dieser Richtung, und zwar mit Affen. Es stand uns dabei die indische braune Art zur Verfügung. Das Resultat unserer diesbezüglichen Versuche war, wie wir aus der Tabelle XXVII sehen können, das gleiche wie bei den anderen Versuchsreihen: die Virulenzerhöhung der Cultur IX/7 für den Meer- schweinchenkörper hatte auch für braune Affen Geltung. Diese Affenart gehört dabei nicht zu den höchst- empfänglichen Thierarten gegenüber dem Pestbacillus. Unfreiwillig kamen wir schließlich durch das traurige Ereignis in unserem Laboratorium auch dazu, des Verhalten dieser Cultur IX/7, die durch 8 Monate durch so zahlreiche Passagen dem Meerschweinchen- körper angepasst war, dem Menschen gegenüber kennen zulernen. Sie hatte sich auch hier noch als vollvirulent erwiesen. Denn es war die Cultur IX/7 aus dem 43. Meerschweinchen (Ma62), mit welcher das Thier inticiert war, bei dessen Wartung unser Diener erkrankte. So sehen wir denn aus allen unseren angeführten Versuchen in übereinstimmender Weise, dass d i e Vi r i! 1 enz erhöhung eines Peststammes, ausschließlich für eine Thierart durch zahlreiche Passagen während eines verhältnismäßig sehr langen Zeitraumes durch- geführt, auch für alle anderen mehr oder weniger stark empfänglichen Thierarten, mit Einschluss des Menschen, Geltung besitze, gleichwie uns auch diese Versuchsreihen nochmals zeigen, dass auch die Virulenzabnahme einer Pestcultur in gleicherweise für alle empfänglichen Thiergruppen zurecht bestehe, wobei natürlich auch wieder neben den Größenunterschieden der einzelnen Thiergruppen ihre verschiedene Empfänglichkeit berücksichtigt werden muss. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 773 Tabelle XXII. Nummer des Thieres (Kaninchen') Gewicht (Größe) des Thieres Tag der Impfung (1897) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkun I<2 (weiß) K7 (braun) K8 (weiß und schwarz) K9 (braun) (weiß; K4 (braun) (braun) (weiß und schwarz) (weiß-gelb) 1-0 Ose intra- peritoneal IX/7, eilfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage 9. October VlO Ose intra- peritoneal IX/7, zwölfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage i/io Ose intra- venös '/., Öse intra- peritoneal VlO Ose intra- peritoneal IX/7 aus M,„ , n a c h 11 m a 1 i g e r Meer- schweinchen- passage Tod am 10. October, nach circa 86-90 Stunden Tod am 31. October, nach 22 Tagen Tod am 7. December. nach 59 Tagen Tod am 10. October, nach 11 Tagen Tod am 7. October. nach circa 12 bis 15 Stunden Tod am 10. October, nach 23 Stunden Tod am 10. October, nach 24 Stunden Vio 0se intravenös 23. September 1 Ose itr avenös IX/7 aus M ,,,,;, nach 19 maliger Meer- schweinchen- passage Tod am 12. October, nach 63 Stunden Geringes Peritonealexsudat. Milztumor mit Herden. Keine Blutungen, Chronische Form der Pest. Pestmarasmus. Klare Flüssigkeit in Bauch- und Brust- höhle. Kein Milztumor. Fettige Degeneration der Organe. Geringes Peritonealexsudat. Blutungen im Netz, Nierenkapsel, Dickdarm. Milztumor. Kein Peritonealexsudat. Keine Blutungen. Milztumor. Hochgradige parenchymatöse Degene- ration der Leber. Geringes Peritonealexsudat. Spärlich Blutungen. Sonst wie bei K4. Klare Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Milztumor mit Herden. Pleura- transsudat. Tod am !5. November. nach 50 Stunden Milztumor. Parenchymatöse Degene- ration der Leber und Nieren. Denkschriften der muthcm.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 774 H. Albrcclü und A. Ghon, Nummer des Thieres (Kaninchen) Gewicht (Größe) des Thieres Tag der Impfung (1897) Art und Menge der Impfung 1 ulUirstamm Ergebnis der Impfung A nmerkung Kl6 (weiß) 755 23. November 1 Öse i n t r a v e n ö s IX/7 aus M156> nach 19 m a 1 i g e r Meer- schweinchen- passage Tod am 25. November, nach 54 Stunden Wie bei K14, außerdem Follikel- schwellung des Darmes mit Blutungen. K13 (weiß-gelb) 1020 dto. i/ioo Öse intravenös dto. Tod in der Nacht vom 28. auf den 29. November, nach circa 126—134 Stunden Milztumor. K 12 (weiß) 760 dto. dto. dto. Tod am 27. November, nach 95 Stunden Milztumor. Parenchymatöse Degene- ration der Leber und Nieren. Kl7 (weiß) 940 dto. V500 Öse intravenös dto. Tod in der Nacht vom 26. auf den 27. November, nach 78 bis 84 Stunden Befund wie bei K li;. K10 (gelb) 721 dto. dto. dto. dto. dto. Tabelle XXIII. Nummer des Thieres (Hausratten) Größe des Thieres der Impfung (1897) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g Rio Aus- gewachsen 9. Octobe V10 Ose intra- peritoneal IX/, aus Mm, nach 1 1 maliger Meer- schweinchen- passage Tod am 10. October, nach 19 Stunden Kein Peritonealexsudat. Milztumor. Follikelschwellung des Darmes. Pleuri transsudat. Conjunctivitis. dto. Keine Conjunctivitis. IX/7, zwölfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage Tod am 11. October, nach 38 Stunden Eitriges Exsudat im Omentum. M Iz- tumor mit Herden. Tod am 11. October, nach 42 Stunden Befund wie bei R? Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 775 Tabelle XXIV. Nummer des Thieres (weiße Mäuse) Größe des Thieres Tag der Impfung (1897) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkung groß V20 Ose in OS Cubik- centimeter intra- peritoneal IX/7 aus M1U, nach 1 1 maliger Meer- schweinchen- passage Tod am 10. October, nach 15 Stunden Kein freies Exsudat in der Bauchhöhle. Milztumor. Hochgradig fettig degenerierte Leber. Tod am 10. October, nach 22 Stunden IX/7 zwölfte Generation, ohne vor- herige Thier- passage Tod am 1 1 . October, nach 46 Stunden Viseides Peritonealexsudat. Milztumor. Hochgradig fettig degenerierte Leber. Tod am 11. October, nach 48 Stunden Tabelle XXV. Nummer des Thieres (weiße Ratten) Größe des Thieres Tag der Impfung (1897) Art und Menge der Impfung Culturstamm Ergebnis der Impfung Anmerkung w. R9 aus- gewachsen 25. September V10 0se intra- peritoneal IX/7 zehnte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage Tod am 2 1. October (!), nach 26 Tagen (!) Pestmarasmus. w. R ,„ dto. dto. dto. dto. Ohne Reaction Beobachtung bis 11. März 1898 (!). w. R„ dto. dto. dto. dto. dto. Beobachtung bis 16. Juni 1898 (I). w. R16 dto. 29. September VlO Öse subcutan IX/7 eilfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage Infiltrat an der Injections- stelle, das zurückgeht. Bleibt am Leben Beobachtung bis 22. December 1897. 776 H. AI brecht und A. Ghon, Nummer des Thieres (weiße Ratten) Größe des Thieres Tag der Impfung (1897) Art und Men£ der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkung w. R17 aus- gewachsen 29. September Vio Öse subcutan IX/7 eilfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage Infiltrat an der lnjections- stelle, das zurückgeht. Bleibt am Leben Beobachtung bis 22. December 15 Geringe Menge der 7 tägigen Cultur ein- gerieben an eine rasierte Stelle der linken hinteren Extremität IX/7 zehnte Gene- ration ohne vorherige Thierpassage Keine Reaction Beobachtung bis 29. October 1897. 9. October Vio öse intra- peritoneal IX/7 zwölfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage Tod am 12. October, nach 68 Stunden Kein Peritonealexsudat. Milztumor mit Herden. Bleibt am Leben Beobachtung bis Mai 1898 (!). 20. September IX/7 aus M99, nach 8 maliger Meer- schweinchen passage Tod am 24. September. nach 87 Stunden Kein Peritonealexsudat. Milztumor. Pleuratranssudat. Tod am 24. September. nach 92 Stunden Conjunctivitis, Befund sonst wie bei w. R,. Tod in der Nacht vom 27. auf den 28. September, nach circa 172 bis 180 Stunden Milztumor mit Herden. Embolische Herde in den Lungen. w. R„ mittelgroß '/so Ose intra- peritoneal Tod in der Nacht vom 23. auf den 24. September nach 75 bis 83 Stunden Kein Peritonealexsudat. Milztumor. Darmblutungen. Pleuratranssudat. Tod am '!'.: September nach 68 Stunden Spuren viseiden Exsudates in der Bauchhöhle. Milztumor. Beulenpest. TL. Bader iologische Untersuchungen. 777 Nummer des Thieres (weiße Ratte) Größe des Thieres Tag der Impfung (1897) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkung gewachsen 29. September 'AoOse subcutan IX/7 aus -M]14 . nach 1 1 maliger -Meer- schweinchen- passage Tod in der Nacht vom 1 . au f den ;. September, nach circa 60 Stunden Eitrig- nekrotisches Infiltrat mit Bubo der Inguinaldrüsen. Milztumor. w. R15 w. R80 Tod am 2. October, nach circa 70 Stunden Herde in der Leber, sonst ähnlich dem Befunde bei w. R]4 . wie bei w. R ,„ Tod am 5. October, nach 72 Stunden Infiltrat an der Einreibungsstelle mit Bubo der linken Inguinalseite. Milztumor. Vio Öse intra- peritoneal Tod am 7. October, nach 25 Stunden Kein Peritonealexsudat. Milztumor. Tod am 10. October, nach 20 Stunden Kein Peritonealexsudat. Milztumor. Follikelschwellung im Darm. Im allgemeinen wie bei w. Rgj, außer- dem noch Blutungen in Leber und Darm. Tabelle XXVI. Nummer des Thieres Gewicht des Thieres in Gramm Tag der Impfung (1898) Art und Menge der Impfung Culturstamm Ergebnis der Impfung A n in e r k u n g K32 (weiß) 1190 5. Februar 1 50 Öse intra- peritoneal IX/7 zwölfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassage Ohne Reaction Beobachtung bis 25. Mai 1898. K33 (weiß) 1260 dto. dto. IX/7 aus M22| , nach dreißigmaliger Meer- schweinchen- passage Tod am 15. Februar, nach 10 Tagen Klare Flüssigkeit in Bauch- und Brust- höhle. Milztumor mit Herden. 77s H. Alb recht und A. Ghon, Nummer des Thieres ( iewicht dos Thieres in Gramm Tag der Impfung (1898) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkun W. R 3(| jung (vom gleichen Wurf mit w. R30) W. Ms 4S intra- peritoneal V200 Ose intra- peritoneal wie K 32 Tod am 8. Februar, nach circa 70 Stunden Tod am 7. Februar, nach circa 36 Stunden Tod am 9. Februar, nach 96 Stunden Tod am 7. Februar, nach 36 Stunden Wie bei w. R* Kein Peritonealexsudat. Milztumor. Pleuratranssudat. .Milztumor mit Herden. Peritonealexsudat. Dickes, viscides Peritonealexsudat. .Milztumor. Tabelle XXVII. Nummer des Thieres (Affen) Größe des Thieres Tag der Impfung (1897) Art und Menge der Impfung Ergebnis der Impfung Anmerkun Affe i:, mittelgroß gleich grofl mit Affe , 1 mittelgroß 9. Octobe 2-0 Ösen intra- peritoneal IX/7 zwölfte Gene- ration, ohne vorherige Thierpassagc Ohne Reaction bis 26. October IX/7 aus M ,u , nach 1 1 facher Meer- schweinchen- passage Tod am 12. October, nach circa 70 Stunden 0-5 Ösen intra- peritoneal IX/7 aus M , ig . nach 1 .1 maliger Meer- passage Tod am 28. October, nach circa 44 Stunden Das Thier erhält am 26. October 1897 intraperitoneal 1 Öse von 1X7 aus Mj2g und verendet nach 48 Stunden an acuter Pest, jedoch nicht hämor- rhagischer Form. Acute, hämorrhagische Pest. Acute hämorrhagische P.est. 1 Reichlicher Blutungen als bei Affe 13.i Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 779 Unseren Auseinandersetzungen über die Virulenzverhältnisse des Pestbacillus wollen wir der Voll- ständigkeit halber noch einige Erörterungen anschließen über den Einfluss, den einerseits die Menge des einverleibten Virus, anderseits die individuelle Disposition der Versuchsthiere auf den Verlauf der Pest- infection auszuüben im Stande sind. Wir hatten dieses Einflusses der Virulenzmenge und der individuellen Verschiedenheiten der Thiere wiederholt schon Erwähnung thun müssen, da sich gewisse Differenzen in den Versuchsergebnissen anscheinend nur damit erklären ließen. Was zunächst die Virusmenge betrifft, so beeinflusst dieselbe auch beim Pestbacillus nicht unwe- sentlich den Ablauf der Infection hinsichtlich der Zeit und des pathologisch-anatomischen Bildes. Doch ist hervorzuheben, dass dabei sowohl der Modus der Infection, als auch die Virulenz des einverleibten Bacte- rienstammes eine mehr oder minder wichtige Rolle spielen. So wird zum Beispiel im allgemeinen die Menge des Virus weniger ausschlaggebend sein, wenn wir die cutane Infection benützen, als wenn wir intraperitoneal injicieren, weil wir bei der erstgenannten Infec- tionsart viel weniger auf die vollständige Resorption der geimpften Bacterienmengen rechnen können und damit auch die bei der Dosierung gemachten Fehlerquellen weniger in die Wagschale fallen. Darauf mag es wohl auch zurückzuführen sein, dass die cutane Einverleibung des Pestvirus im allgemeinen ziemlich gleichmäßige Resultate gibt. Anderseits wieder ist es klar, dass die Virusmengen bei vollvirulenten Peststämmen in ganz anderem Verhältnisse berücksichtigt werden müssen als bei Stämmen, die in ihrer Virulenz mehr oder minder stark geschwächt erscheinen. Es müsste demnach bei Verwendung eines vollvirulenten Peststammes und einer für das Pestvirus hochempfänglichen Thierart im großen und ganzen recht leicht sein, jenen Infectionsverlauf zu erzielen, den man beabsichtigt. Sicherlich — aber n ur innerhalb gewisser Grenzen und bei Benützung umso kleinerer Dosen, je geringer im allgemeinen das Körpergewicht der betreffenden Thierart ist. So müssen zum Beispiel bei Verwendung von Mäusen zu Versuchszwecken die Dosen vollvirulenter Stämme schon um vieles geringer sein als bei Meerschweinchen oder Ratten, will man den beabsichtigten Ablauf der Infection erzeugen. Anderseits konnten wir Meerschweinchen zum Beispiel nicht schneller und mit keinem anderen Befunde tödten, ob wir während einer Passageserie vom Peritonealexsudate eines verendeten Thieres dem nächstfolgenden — ceteris paribus — 1 oder nur '/10 Cubikcentimeter intraperitoneal einverleibten. Und doch ist der Mengenunterschied zwischen l/1Q und 1 Cubikcentimeter mit Berücksichtigung der Bacterien- anzahl ein recht beträchtlicher! In analoger Weise blieb es sich auch bei Benützung von Culturen für den Ablauf der Infection ziem- lich gleich, ob wir bei vollvirulenten Culturstämmen 1 oder nur 7m Öse verwendeten, oder bei Verwen- dung kleiner Dosen 710000 oder 71000oo Öse. Innerhalb gewisser Grenzen in der Dosierung, deren genaue Angabe nicht möglich ist und die natürlich nicht immer gerade die eben angeführten waren, hatte demnach die Virusmenge keinen besonderen Einfluss für den Verlauf der Infection. Erst wenn eine gewisse untere Grenze erreicht war, machte sich eine Verzögerung im Ablaufe bemerkbar. Dabei konnte man im allgemeinen die Bemerkung machen, dass die Grenzen, innerhalb welcher die Mengenunterschiede ohne besonderen Einfluss blieben, um so weiter wurden, je niedriger die einverleibte Dosis war. Ein ähnliches Verhalten fand Sobernheim für den Milzbrandbacillus. Dass auch die individuelle Disposition der Versuchsthiere, und zwar auch der hochempfäng- lichsten, bei den Experimenten mit Pestbacillen entsprechend berücksichtigt werden muss, hoben wir gleichfalls wiederholt schon hervor. 780 H. Albrecht und A. Ghou, Wir werden zur Annahme der individuellen Verschiedenheiten als Erklärung mehr oder weniger auf- fallender Differenzen in den Versuchsergebnissen selbstverständlich nur dann Zuflucht nehmen, wenn uns andere Erklärungsmomente vollständig mangeln. So zum Beispiel werden wir darauf zurückgreifen müssen, wenn wir gleich schweren, eventuell sogar von demselben Wurfe stammenden Thieren gleich große Mengen Pestvirus derselben Provenienz in gleicher Weise exact einverleihen und trotzdem nicht nur recht bedeutende zeitliche Differenzen im Ablaufe der Infection, sondern auch augenfällige Unterschiede im Sectionsbilde zutage treten. Bei Meerschweinchen zum Beispiel erhielten wir einigemale das Ergebnis, dass von 2 ganz gleich oder fast gleich schweren Thieren ceteris paribus das eine rasch und mit dem Bilde der hämorrha- gischen Septikämie erlag, während das andere erst 12 und mehr Stunden später verendete, ohne eine einzige Blutung zu zeigen. Es hatte den Anschein, als wären beide Thiere mit differentvirulenten Stämmen geimpft worden. Auch bei Ratten trat diese Verschiedenheit in der Empfänglichkeit für das Pestvirus recht häufig zutage, oft in der Weise, dass Thiere, denen geringere Mengen des Virus einverleibt wurden, viel früher erlagen als anscheinend gleich große, welche viel größere Dosen desselben Virus erhalten hatten. Die Unterschiede in der Mengendifferenz des beiden Thieren einverleibten Virus waren dabei derartige, dass es nicht genügt hätte, das früher hinsichtlich des Einflusses der Virusmenge Gesagte allein zur Erklärung dieser Ergebnisse heranzuziehen. Auch kam es uns vor, dass Ratten auf die intraperitoneale, exact durchgeführte Injection von Mengen eines vollvirulenten Culturstammes (IX/7, M2G1 und R2), die sonst das Vielfache der Dosis letalis minima bedeuteten, überhaupt nicht reagierten. Dass solche Vorkommnisse unter Umständen Veranlassung geben können, Fehlschlüsse zu ziehen, ist wohl klar, weshalb speciell bei vergleichenden Prüfungen die eben erörterten Factoren entsprechend berücksichtigt werden müssen. Die Gifte des Pestbacillus. Ycrsin, Calmette und Borrel landen bei ihren Versuchen über Immunität, dass sich filtrierte Culturen wirkungslos für den Kaninchen- und Meerschweinchenkörper zeigten, dass aber bei 58° C. abgetödtete Culturen, in genügender Menge intravenös oder intraperitoneal iujiciert. diese Thiere tödteten, wahrend die subcutane Einverleibung derselben nur eine ausgedehnte und lang- dauernde Induration hervorrief. Nach Wladimiroff reagierten Pferde meist mit einer 4— 5 Tage anhaltenden Temperatursteigerung, die vielfache unregel- mäßige Exacerbationen aulweist, wenn ihnen abgetödtete Agarculturen (1 Stunde lang bei 58° C.i intravenös einverleibt wurden. Uschinsky erachtet für die Entwicklung der Intoxicationserscheinungen im Organismus bei der natürlichen Infection einen gewissen Zeitraum für unumgänglich nothwendig. Bei längerem Stehen von Bouillonculturen zerfallen darin die zuerst gebildeten Toxine in ptoma'inartige Substanzen, die bei Thieren unmittelbar nach der Infection Vergiftungserscheinungen hervorrufen, die nichts gemein haben mit den Intoxicationssymptomcn der natürlichen Infection. Wernicke konnte niemals in abgetödteten Culturflüssigkeiten ein speeifisches gelöstes Gift entdecken. Bei Behandlung der Bacterienrasen von Agarculturen durch Trocknung, Centrifugierung und Extraction mit Glycerinlösungen wurden Gifte gewonnen, welche bei intraperitonealer Injection in der Dosis von 1 : 20.000 Meerschweinchenkörpergewicht die Thiere tödteten. Bei einer anderen Herstellungsart wurde ein Gift erhalten, beutaner Injection in dei Dosis \ ■ ■ n 1:3000 Körpergewicht binnen 24 48 Stunden tödtete. Mit solchem giftigen Bacillenpulver wurde: n Thieren (Pferd, Ochs, Ziege) durch subcutane Injection relativ klein iche, monatelang dauernde I i inspritzstellen erzeugt. Durch Auslaugung von 8—12 Wochen alten Culturen, die mit 0"25°/0 Rormalin "der ;>"<, Toluol abgetödtet waren, entstand eine klare Flüssigkeit, von der 0- 1 Cubikcentimeter weiße Man r Flüssigkeit ki Immoniumsulfat ein Gift in fester Form gewonnen werden, das für Mäuse in der Dosis von 1 : 72.000 Körpergewicht tödtlich war, heim Meerschweinchen aber keine erheblichen Schädigungen erzeugte. Ziegen reagi< rti darauf mit sehneil m und wieder abfallendem Fieber. Bandi und Stagnitta lialistreri sahen, da und intraperitoneale Injectionen größerer Mengen bis zu 12 Cubikcentimeter von 1 Monat alter, bei 58° C eine Stunde lang sterilisierter oder durch Chamberlandfilter Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 781 geschickter Cult-jr ohne wahrnehmbare Beschwerden ertrrgen. Die toxische Wirkung der Prote'i'ne und Stoffwcchsclproducte des Pest baeillus außerhalb des Thierkörpers betrachten die beiden Autoren als eine ganz geringe. Lustig und Galeotti gewannen durch Behandlung von Pestbacillen in einer Lösung von Kali causticum (am besten erwies sieh eine Lösung von 0" 75°/,,) durch 12-24 Stunden bei 10—12° C. und nachheriger Fällung des F Itrates (dicke Papierschichte) mit Essigsäure einen Niederschlag, der sieh, wieder gelöst in einer schwachen Natriumcarbonatlösung, für Ratten, Mause und Kaninchen hochgradig toxisch erwies. Babes, der die Pest zu den virulenten und toxischen Infectionserkrankungen zählt, fand starke Giftwirkung der Pestbacillen. Größere Toxindosen, wobei die Thiere rasch zugrunde giengen, erzeugten meist keine nervösen Erscheinungen, während in Fällen, wo die Thiere längere Zeit am Leben blieben, Veränderungen am Gefäßsystem, namentlich Hämorrhagien in der grauen Substanz auftraten. In solchen Fällen verendeten die Thiere unter paralytischen Erscheinungen. Größere Giftdosen (5 Cubikcentimeter) bewirkten bei einem Kaninchen Tod in 2 Tagen, während bei geringeren Dosen (1 Cubikcentimeter) derselbe erst nach 6 erfolgte. Eine Injection von O'ö Cubikcentimeter starken Pesttoxins tödtete ein Kaninehen nach einer Woche unter ausgesprochenen kachectischen Erscheinungen. Nach größeren Dosen erfolgte der Tod rasch, aber ohne vorhergehende Lähmungs- oder tetanische Erscheinungen. Markl, der seine Untersuchungen über die Pestgifte zum Theile neben uns ausführte, fand in den Zellenleibern der Pest- bacillen eine giftige Substanz, die sehr empfindlich gegen Hitze und im Wasser nur sehr allmählich löslich ist. Eine in ihren physio- logischen Wirkungen ähnliche Substanz fand sich auch in frischen, in dünner Schichte angelegten Bouillonculturen vor. die höchst- wahrscheinlich als ein Stoffwechselproduct der Pestbacillen anzusehen ist. Mehrere Wochen alte bei Zimmertemperatur gehaltene Bouillonculturen des Pestbacillus besaßen einen sehr hohen Grad von Giftigkeit für Mäuse. Diese große Giftigkeit scheint nach Markl sowohl durch die giftigen Stoffwechselproducte als auch durch die aus den Bacterienleibern ausgelaugten Toxine bedingt zu sein. Diese toxischen Substanzen übten bei den Versuchsthieren (Mäusen) dieselben Wirkungen aus, gleichgiltig ob sie intraperitoneal oder subcutan einverleibt wurden. Mäuse starben bei hinreichend großer Dosis innerhalb 6 - 24 Stunden bis ö Tagen. Während man bei acuten Vergiftungen makroskopisch nichts Charakteristisches fand, waren protahiertere Intoxicationen meist durch einen Milz- tumor gekennzeichnet. Aus Bouillonculturen ließen sich die toxischen Substanzen durch absoluten Alkohol ausfallen, doch scheitelten die Versuche zur Reingewinnung der wirksamen Substanz an der großen Empfindlichkeit dieses Körpers gegen die Reagentien und an der großen Zähigkeit, mit der diese Substanz am Eiweißmolekül haftet. Die Pest stellt eine Infectionskrankheit dar, die in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle zur Allgemeininfection führt. Sei es nun, dass diese acut verläuft, sei es, dass ihr Ahlauf ein verzögerter ist, immer lassen sich sowohl klinisch als auch pathologisch-anatomisch Befunde erheben, die dahin weisen, dass bei der Pesterkrankung neben der Infection auch eine Intoxication bald stärker, bald schwächer zum Ausdrucke gelangt. Die Erscheinungen von Seite des Herzens und des Centralnervensystems sind es in erster Linie, die den Kliniker auf die oft schwere Giftwirkung der Pestbacillen weisen, während der pathologische Anatom durch die sichtbaren degenerativen, vor allem durch die nekrotischen Veränderungen vieler Organe und durch die Beobachtung von echtem Pestmarasmus zur Annahme von oft stark zur Geltung kom- menden Pestgiften geführt wird. Wiederholt war sowohl im klinischen als auch pathologisch-anatomischen Theile des Commissionsberichtes auf diese Giftwirkung der Pestbacillen hingewiesen worden (vergl. II, A und B). Mit dieser Annahme und den erwähnten klinischen und pathologisch-anatomischen Beobaachtungen stimmen auch die bacteriologischen Befunde überein, sowohl die in vivo als auch die an der Leiche zu erhebenden, was gleichfalls schon im pathologisch-anatomischen Theile des Berichtes eingehender erörtert wurde (vergl. II B, pag. 285). Gerade diese oft stark zum Ausdrucke gelangende Giftwirkung der Pestbacillen ist es, die es dem Kliniker manchmal unmöglich macht, zu entscheiden, ob eine erfolgte Pestinfection noch eine local beschränkte ist oder schon zur Allgemeinerkrankung geführt hat. In Übereinstimmung mit den Befunden am Menschen stehen auch unsere Thierbeobachtungen. Sowohl klinisch als auch pathologisch-anatomisch gelangen bei einer Reihe von Thteren die Wirkungen der Pestgifte in oft besonders auffälliger Weise zum Ausdrucke (vergl. Thierpathologie). Bei hochempfänglichen Thierarten, zum Beispiel Meerschweinchen, konnten wir mit schwächer viru- lenten Peststämmen sowohl nach intraperitonealer als auch nach subcutaner Einverleibung nicht allzu- großer Mengen von Pestbacillen Erkrankungsbilder erzeugen, die ein völliges Analogon bildeten zu den Denkschriften der malhem.-narurw. Cl. LXVI. Dd. 101 ?82 //. Albrecht und A. Ginnt, von uns zuer i am .Menschen beobachteten und beschriebenen Fällen von Pestmarasmus: die Thiere erlagen meist erst nach Wochen oder Monaten, immer unter oft sehr starken Krämpfen, mit dem Bilde prochenen Marasmus und ohne dass es gelang — weder culturell noch in Schnitten — Pestbacillen nachzuweisen. Bei Kaninchen erhielten wir ähnliche Bilder. Bei Katzen konnten wir derartige Krankheitsbilder auch nach Verfütterung hochvirulenten Pestmate- riales hervorrufen. So erlag zum Beispiel Katze II mit dem Befunde eines primären Bubo am Halse nach [nfection vom Maule aus, ohne an anderen Organen Zeichen einer Infection zu zeigen. Nur im primären Bubo konnten — da allerdings reichlich — Pestbacillen nachgewiesen werden, nirgends sonst. Klinisch am deutlichsten aber trat die Giftwirkung der Pestbacillen bei Tauben zutage, die im allgemeinen nur geringe Empfänglichkeit für das Pestvirus besitzen, nach intramusculärer Injection von frischen Pestculturaufschwemmungen aber, meist ohne besonders auffallende örtliche Reaction, oft mehrere Wochen anhaltende Lähmungserscheinungen an den Füßen und Flügeln zeigten. Alle diese Beobachtungen über die Giftwirkung der Pestbacillen fanden ihre Bestätigung in unseren experimentellen Untersuchungen, die wir über den Nachweis der Pestgifte anstellten. Diese Untersuchungen wurden einerseits mit Filtraten lebender, verschieden alter Bouillonculturen, anderseits mit abgetödteten Agarculturen ausgeführt. Eingehender studierten wir die Wirkung der Filtrate von Bouillonculturen. Die Filtrierung der Culturen geschah dabei durch Pukalfilter. Die Filtrate blieben bei allen unseren Versuchen ohne jeden Zusatz, auch dann, wenn sie durch längere Zeit aufbewahrt wurden. a) Giftwirkung von Culturfiltraten. Versuch I : Cultur IX/7 aus M156, vollvirulent (s. Tab. XVII). Aussaat in neutraler Fleischbrühe (enghalsiger Kolben) am 18. November 1897. Wachsthum bei 21—22° C. bis 23. November 1897 (= 5 Tage). Filtrat: steril (24stündige Controlcultur). Die mit diesem Filtrate ausgeführten Versuche zeigt die nachstehende Tabelle XXVIII. Tabelle XXVIII. Nummer des Thieres (Meer- schwi i Körper- gewicht vor der Injection im i iramm) Intra- peritoneale Injectii ii Filtrates lis. November K ö r p c r g ewicht nach der Injection Anmerkung > o "Z, ci Ol & Q lO | Q | Q ei 1 Q S Q ö CO 00 00 c 5 (2 M ic,; M ir>8 17.'. 0-5 Cubik- centimeter des Filtrates 182 2i >;> 207 2 1 1 l;i>; " - - Tod am 25. 1 »ecember 1S"7 früh, nach 31 Tagen. 136 iir, Cubik- centimeter 143 1 65 175 212 [66 - ~ - 1 od am L'.Y Decembei 1897, 11 Uhr vor- mittags, nach 31 Tagen Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 783 Nummer des Thieres (Meer- ichweinchen) M„i M1C4 M10D Körper- gewicht vor der Injection (in Gramm) Intra- peritoneale Injection des Filtrates 28. Novembe 1897 1-0 Cubik- centimeter I 0 Cubil( centimeter D Cubik- entimeter 2-0 Cubik- centimeter 5-0 Cubik- centimeter 50 Cubik- centimeter Körpergewicht n a c li der I n j e c t i o n Tod am 17. Decembei 1897 früh, nach 23 Tagen. Tod in der Nacht vom 23. auf den 24. December 1897, nach 21.1 Tagen. Tod am 2.3. December 1897 früh, nach 31 Tagen. Lebt noch am 5. März 1898 Tod am 26. December 1897 mittags, nach 32 Tagen. Tod am 25. December 1897 mittags, nach 31 Tagen. Die Erscheinungen, welche die Thiere nach der Injection des Filtrates wahrend des Lebens zeigten, waren durchwegs derselben Art: trotz guter Fresslust und relativ großer Lebhaftigkeit innerhalb der ersten Wochen keine entsprechende Zunahme des Körpergewichtes, dazu nach einiger Zeit Auftreten von Haarausfall. Im Laufe der 4. Woche nach der Injection erfolgte ziemlich plötzlich ein stärkerer Verlust an Körpergewicht, die Thiere fühlten sich heißer an und verendeten mit Ausnahme von M169 fast alle innerhalb weniger Tage unter starken Krämpfen, die bei einigen der Thiere mehrere Stunden lang anhielten. Dass auch das Thier Mlog die Injection nicht reactionslos vertrug, geht zur Genüge aus den Beob- achtungen seines Körpergewichtes hervor, welches trotz der guten Fütterung innerhalb der nächsten 4 — 5 Wochen keine entsprechende Zunahme erfuhr; es lebte noch im März 18'J8 und wurde dann zu einem Immunitätsversuche verwendet. 101« H. AI brecht und A. Ghon, Der Sectionsbefund der verendeten Thiere bot gleichfalls bei allen ein einheitliches Bild: hoch- ige Atrophie der Organe mit Hyperämie und einer eigenthümlichen Braunfärbung derselben. Diesem Befunde entsprach auch die histologische Untersuchung der Organe. Neben Atrophie und Degeneration der parenchymatösen Organe zeigte namentlich die Milz reichlich körniges Pigment. Die bacteriologische Untersuchung lieferte bei allen Thieren ein vollständig negatives Resultat. Weder mikroskopisch, noch culturell, noch histologisch-bacteriologisch konnten irgendwelche Bacterien nachgewiesen werden. M uo Section s be fu n d : Hochgradige Abmagerung, Musculatur atrophisch. Periphere Lymphdrüsen etwas größer, derb, weißlich. Ebenso die mesente- rialen und retroperitonealen. Milz klein, bleich. Leber klein, dunkelbraunroth. Nebennieren hyperämisch. Nieren ziemlich stark gelb. Dünndarm hyperämisch, seine Plaques theilweise starker hervortretend. Herzfleisch morsch, Lungen hyperämisch, Histologischer Befund: 1. Milz, Pulpa collabiert, wie atrophisch aussehend, sehr blutarm; einzelne Pulparäume vollgefüllt mit Pigmentki /.eilen, auch freies gelblichbraunes, körniges Pigment findet sich. Follikel klein, zahlreich. ü. Leber. Die Schnitte zeigen nichts Besonderes. :;. N ic i e. Die Rinde ziemlich blutreich; ihr Epithel deutlich parenchymatös degeneriert. 4. Schnitte durch eine mesenteriale Lymphdrüse zeigen ziemlich starke Erweiterung einzelner mit lein granulierten geronnenen .Massen erfüllten Lymphgefäße an der Peripherie der Drüse. Sonst nichts Auffallendes. ö. Schnitte durch die Haut ergeben keinen irgendwie bemerkenswerthen Befund. Irgendwelche Bacterien auf den Schnitten nicht aufzufinden. Bacteriologischer Befund: Deckglaspräparate aus der Milz und einer mesenterialen Lymphdrüse zeigen keine Bacterien. Aussaat aus dem Herzblute: steril. Mi«; Sectionsbe fund : ■ Inf: abgemagert. Musculatur atrophisch. Periphere Lymphdrüsen deutlich hervortretend, das sie umgebende Binde- und Fettgewebe hyperämisch und leicht ödematös. Milz klein, bleich. Leber klein, dunkelbraunroth. Nieren stark gelb. Nebennieren hyperämisch, ebenso Darm und Lungen. Mesenteriale Lymphdrüsen weißlich, etwas saftreicher. Herzfleisch morsch. 11 istol ogi s c li er Be fund : 1. Milz. Reichliches, körniges Hämatoidin in der Pulpa So isl nichts von der Norm Abweichendes. Keine Bai '1. Leber. Starke Degeneration der Epithelien. Die Capillaren meist collabiert, blutleer. Negat vei Bacterienbefund. :f. Niere. \ . \< atio n der Rindenepithelien nichts Auffallt I. Lunge. Zeigt keine besonderen Veränderungen: .">. Auch im Dünndarm findet sich nichts Auffallet ii. Die 1 1 e l'zm u s kc 1 fa sern schmal, auffallend glatt aussehend, indem die Qu höchst undeutlich ist. Reichliche itatio cordis, 7. In einer m. ienterialen Lymphdrüse fällt die starke Erweiterung dei mit homogen odei granuliert geronnener Endothelien ei fullti n Sinus auf. Der Bacterienbefund in allen untersuchten Schnitten negativ. Bacteriologi eher Be fu ud : i äparatc aus der M I und einer mesenterialen Lymphdrüse zeigen keine Bacterien, l a t vom Herzblute : steril. Beulenpest. IL Bactcriologischc Untersuchungen. 785 Von dem gleichen Filtrate erhielten am 25. November 1897 6 weiße Mäuse intraperitoneal 0 5 bis Cubikcentimeter (Tab. XXIX). Tabelle XXIX. Nummer des Thieres (weiße Mäuse) Größe des Thieres Menge des intraperitoneal injicierten Filtrates (25. November 1897) Ergebnis der Injection A n m e r k u n gl ößei es Thier (circa 20 Gramm) kleineres Thier (unter 20 Gramm) 1 Cubikcentimete inti aperitoneal Ob Cubikcentimeter intraperitoneal Tod am 27. November nach- mittags (nach circa 48 Stunden) Sectionsbefund : Starke fettige 1 )e- generation des Myocard, der Leber und der Nieren. Milz dunkel, etwas größer. Deckglaspräparate aus der Milz zeigen keine Bacterien. Aussaat aus dem Herzblute steril. Tod am 29. November früh (nach circa 80 bis 85 Stunden) Sectionsbefund: Kein Milztumor, sonst wie bei w. .Ms 19 . Befund der Deckglaspräparate und der Aussaat wie bei \v. Ms1B negativ. Ohne Reaction Beobachtung bis 11. Februar 1898, über 2i/._, Monate. Tod am 27. November früh (nach circa 30 bis 36 Stunden) Sectionsbefund wie bei w. Ms10, ebenso Befund der Präparate aus der Milz und der Aussaat vom Heiz- blute. Dazu noch eine kleine Blutung an der Einstichstelle in der Bauchhaut. Ohne Reaction Beobachtung bis 11. Februar 1898, über 2'/-2 Monate. Culturstamm und Aussaat wie im Versuche I. Wachsthum bei 21-22° C. bis 20. December 1897 (= 30 Tage). Filtrat: steril (48 stündige Controlcultur). Von diesem Filtrate erhielten M17g — M183 0-5 — 2-0 Cubikcentimeter intraperitoneal am !1. December 1897 (s. Tab. XXX). 780 IL Albrecht um! A. Ghon, Tabelle XXX. Nummer des Versuchs- thiercs (Meer- schweinchen) Körper- gewicht vor der Injcction Intra- peritoneale [njeetion des Filtrates am 2 1 . December 1897 Körpergewicht nach der Injcction 24. December 30. December 15. Jänner 1898 A n m e r k u n g 05 Cubik- centimeter Mjs, 1-0 Cubik- centimeter 2-0 Cubik- centimeter M182 5-0 Cubik- centimeter Tod am 25. December 1S07 früh, nach 4 Tagen. Tod am 27. December 1897 früh, nach 6 Tagen. Tod am '25. December 1S97 früh, nach 4 Tagen. Tod am 15. Jänner lS'.lX früh, nach 25 Tagen. Der Tod dieser Meerschweinchen erfolgte unter starken Krämpfen, zumal bei M182. Ob der am spätesten erfolgte Tod des Thieres M182 trotz der größten erhaltenen Filtratmenge aus- schließlich auf das größere Körpergewicht des Thieres zurückzuführen ist, können wir nicht sicher entscheiden. M182 zeigte neben intensivem Haarausfall in den letzten Tagen vor seinem Tode ein stark aufgetriebenes Abdomen bei sonstiger hochgradigster Abmagerung (Darmlähmung?). Auch bei den 3 übrigen Thieren war die Abmagerung eine ziemlich bedeutende. Der Sectionsbefund war bei den Thieren M179, M180 und Mm ein vollständig gleicher: Marasmus mit Hyperämie und Degeneration der Organe. Intensiver trat der Marasmus bei M182 hervor; hier glich der Befund vollkommen den bei den Meerschweinchen im Versuche I (Tab. XXVIII) erhobenen Befunden. Mi» ; tio nsbefund : Hochgradiger Marasmus. Das Bindegewebe um die peripheren Lymphdrüsen auffallend hyperämisch, die Drüsen selbst sueculenter. Milz klein, blass. Leber und Lungen stark hyperämisch Ebei 10 Darm und Nebennieren. Nieren gelblich. Ilerz- lleiseh mo Miv; n i tionsbefund Höchstgradige Abmagerung. Milz klein, bleich Leber klein, dunkelbraunroth. Nieren stark fettig degeneriert. Nebennieren gelb. Lungen und Darm hyperämisch. letzterer stark gebläht. bacteriologische Untersuchung ergab bei allen 4 Thieren ein negatives Resultat: in den nen und im Blute konnten weder mikroskopisch noch culturell Bacte'rien nach j ; e w i e s e n w e r i Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. Von demselben Filtrate erhielten: Tabelle XXXI. 7X7 Nummer der Versuchsthiere (weiße Mäuse) Tag der Injection Menge der Injection (intraperitoneal) Ergebnis der Injection A n m c r k u n M December 1897 w. Ms,, i größeres Thier) December 1897 w. Ms30 23. December 1897 \V. M.Sg.j 0"5 Cubikcentimete 1 0 Cubikcentimeter 04 Cubikcentimeter 03 Cubikcentimeter 02 Cubikcentimeter O'l Cubikcentimeter 005 Cubikcentimetei 002 Cubikcentimeter Tod am 1. December 1897 früh (innerhalb 24 Stunden) Sectionsbcfund: Milz dunkel, etwas größer. Nieren hyperämisch, ebenso die Leber. Im Dünndarm flüssiger In- halt. Die peripheren Lymphdrüsen deut- lieh sichtbar, ebenso die mesenterialen. Lungen etwas hyperämisch. Am 23. December schwer krank, taumelnder Gang. Tod am 25. December 1897 (nach 3 Tagen) Sectionsbcfund: Milz dunkel, etwas größer. Leber gelb. Nieren hyper- ämisch, ebenso die Lungen. Im Dünn- darm flüssiger Inhalt. An den Lymph- drüsen keine Veränderungen. Tod am 23. December 1897 früh (innerhalb 24 Stunden) Ohne Reaction. Beobachtung bis 11. Februar 1898, circa U/j Monate Das Ergebnis der bäcteriologischen Untersuchung war bei allen 7 Mäusen (w. Ms26— 32) negativ. Weder in Deckglaspräparaten aus der Milz noch in den Aussaaten aus dem Herzblute konnten Bacterien nachgewiesen werden. Die bei w. Ms. 27 durchgeführte histologische Untersuchung zeigte Blutungen in der Milz und einer mesenterialen Lymphdrüse und fettige, respective parenchymatöse Degeneration der Leber und Niere. rss H. Albreckt und A. Ghon, w. Ms. 2; Histologischer Befund: 1. Milz. Reichliche Hämorrhagien der Pulpa. Follikel groß. Keine Bacterien nachweisbar. 2. Leber. Hochgradige rettige Degeneration der Epithelien. Capillaren vielfach blutleer. Bacterienbefund negativ. 3. Niere. Trübe Schwellung der Epithelien, besonders der Rinde. Blutungen in die Glomeruli. Keine Bacterien. .">. Mesenteriale Lymphdrüse. In den Randsinus Hämorrhagien, sonst keine auffallende Veränderung. Keine Bacterien nachweisbar. Schließlich erhielten von diesem Filtrate am 21. Deccmber 1S97 noch die zwei Kaninchen: K,,; = 615 Gramm (braun) intraperitoneal 2 • 0 Cubikcentimeter. K27 — 557 » » » 5*0 » Während K26 schon circa 1% Stunde nach der Injection plötzlich verendete, ohne dass die sofort angeschlossene Section die Ursache dafür auffinden ließ, fällt Ka7 am 28. December 1897, also nach 7 Tagen, nachdem es stark an Körpergewicht eingebüßt hatte. Die Section des Thieres ergab neben hochgradiger Abmagerung Hyperämie der Lungen, eine dunkelbraunrothe Färbung der Leber und auffallende fettige Degeneration des Herzfleisches. Die Milz war klein. Der haeteriologische Befund des Thieres war vollständig negativ. Culturstamm wie im Versuche I und II. Aussaat am 8. Jänner 189S in neutraler Fleischbrühe (enghalsiger Kolben). Wachsthum bei 21—22° C. bis 2. März 1898 (= 53 Tage). Filtrat: steril (48 stündige Controlcultur). Vom Filtrate erhielten am 3. März: Tabelle XXXII. Nummer des Thieres Ratten) Tag der Injection Menge dos intraperitoneal injicierten Filtrates Ergebnis 3. März 1898 Ol Cubikcentimeter Ohne Reaction (Beobachtung bis 18. März) 05 Cubikcentimeter Tod am 5. März, nach 49 Stunden. 10 Cubikcentimete Tod am 3. März, nach 7 Stunden. 5-0 Cubikcentimeter Tod am S. März, nach 127 Stunden. Beulenpest. II. Bacteriologische Uhtersuchu; 789 Der Sectionsbefund dieser Thiere ergab um so reichlicher Blutungen, je rascher derTod erfolgt war. Die Blutungen fanden sich in verschiedenen Organen der Bauchhöhle, vor allem in der Milz, die dadurch oft sehr bedeutend vergrößert war. Je länger das Thier lebte, um so intensiver trat die Degene- ration der parenchymatösen Organe (Leber und Niere) zutage. Der bacteriologische Befund war bei allen 4 Ratten ein negativer. Weder in den Deckglaspräparaten, noch in den Aussaaten, noch auch in den Schnittpräparaten konnten Bacterien nachgewiesen werden. Histologisch hervorzuheben ist neben den reichlichen Blutungen in der Milz vor allem das Auf- treten kleiner nekrotischer Herde in der Leber (RM4)- R 106. Sectionsbefu n d : Periphere Lymphdrüsen stark hyperämisch. In der Bauchhöhle etwas blutig gefärbte Flu to leum geröthet. Mesen- teriale Lymphdrüsen groß, hyperämisch. Milz groß, dunkelschwarzroth, weicher. Leber voll von Blutungen. Nieren stark hyperämisch. In den Nebennieren vereinzelte Blutungen. Dünndarm hyperämisch, rüthliehe. schleimige Massen enthaltend. Lungen blutreich. Deckglaspräparate von der Milz und der peritonealen Flüssigkeit zeigen keine Bacterien. Aussaat aus dem Herzblute bleibt steril. Rio*. Sectionsbefu n d : Milz groß, dunkelschwarzroth. Leber sehr stark gelb, ebenso die Nieren. Darm und Peritoneum blutreich. Mesenteriale Lymph- drüsen größer, dunkelroth. Lungen blutarm. Deckglaspräparate aus der Milz zeigen keine Bacterien. Aussaat aus dem Herzblute zeigt vereinzelte Coccencolonien (Verunreinig ■■:■ H i s t o I o g i s e h er B e f u n d : 1. Milz. Die Pulpa fast gleichmäßig von Blutungen durchsetzt. Allenthalben finden sieh auch ganz kleine Anhäufungen von Rundzellen in derselben, die Körnchenzerfall ihrer Kerne > 2. Leber. Ganz ähnliche Herde finden sich auch im Lebergewebe, theils mitten in dem Acinus, theils in der Umgebung eines Plortader- oder Lebervenenastes. Auch kleine Herde, wo die Leberzellbalken eine von den übrigen scharf differente Eosinfärbung zeigen und die Leberzellkerne nur mehr ganz blass gefärbt sind, und im Centrum bereits homogen glänzende Balken auftreten, finden sich. 3. Niere. Die Rindenepithelien theils hochgradig fettig degeneriert, theils nekrotisch. Die Capillaren mit Blut gefüllt. 4 Schnitte durch den Dünndarm zeigen an einer Stelle, offenbar einem Plaque entsprechend, die Schleimhaut nekrosiert, in bläulich-röthlich gefärbte Massen umgewandelt, so dass dicht von Rundzellen infiltriertes Gewebe, das auch bereits die Zeichen der Nekrose erkennen lässt, bloßliegt. In dem noch erhaltenen Antheil der Submucosa zahlreiche Piginentkörnchenzellen. Die Sinus einer benachbarten Lymphdrüse erweitert und vollgefüllt mit zumeist feinstfädig oder körnig geronnener Flüssigkeit. sehr zahlreichen und großen Pigrnentkörnchenzellen. freiem Pigment und Rundzellen. Das adenoide Gewebe ohne besonder! derungen. Im Bereiche der nekrotischen Schleimhaut große Haufen von Bacterien verschiedenster Form, die auch von der Oberfläche aus in die angrenzenden Gewebsschichten eindringen. Pestbacillen sind auf allen im vorstehenden angeführten Präparaten nicht aufzufinden. Rum Sectionsbefund : Leber intensiv gelb, ebenso die Nieren. Milz blass, nicht vergrößert. Herzfleisch ganz gelb, morsch. Sonst keine auf- fallenden Veränderungen. Aussaat aus dem Herzblute bleibt steril. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. IM 102 //. Albrecht und A. Glion, Versuch IV : Culturstamm und Aussaat wie bei Versuch III. Wachsthum bei 21—22° C. bis 10. Jänner 1898 (= 2 Tage) Filtrat: steril (48stündige Controlcultur). Vom Filtrate erhielten: Tabelle XXXIII. Nummer des Thieres jraue Ratten und weiße Mäuse) der [njection Menge des intraperitoneal injicierten Filtrates A n m e r k u n g 10. Jänner 1898 0'5 Cubikcentimeter Ohne Reaction (Beobachtung bis 14. Februar 1898 = 35 Tage). 1-0 Cubikcentimeter 20 Cubikcentimeter Am 12. Jänner wird das Thier beim Fassen mit der schweren Rattenzange an der Wirbelsäule verletzt, zeigt sofort danach Lähmung der hinteren Extremitäten und verendet am 14. Jänner nachts. 14. Februai 1898 l'O Cubikcentimeter Ohne Reaction (Beobachtung bis 12. April 1898 = 57 Tage). l'O Cubikcentimeter Die Section der Ratte RG7 hatte nichts Besonderes ergeben. Ihr Tod ist wohl als unmittelbare Folge des Trauma zu betrachten. Die beiden weißen Mäuse (w. Ms.4, und w. .Ms. t8) wurden mit dem Filtrate erst am H.Februar 1898 geimpft. Die Zeit über — vom 10. Janner bis 14. Februar — ist das Filtrat bei Zimmertemperatur im Dunkeln aufbewahrt gewesen und war klar geblieben. Versuch V Culturstamm wie in den Versuchen I, II, III und IV. Aussaat in neutraler Fleischbrühe am 22. December 1897. Wachsthum bei 21-22° C. bis IC. Mai 1898 (= 145 Tage). Filtrat: steril (2tägige Controlcultur). Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. Von diesem Filtrate erhielten: Tabelle XXXIV. 7'. H Nummer des Versuchstieres (graue Ratten) Tag der Injection Menge des injicierten Filtrates Ergebnis der Injection A n m e r k u n g Rl74 Rm 0' 1 Cubikcentimeter intraperitoneal 0'5 Cubikcentimete intraperitoneal 1 -ii Cubikcentimeter intraperitoneal 25. Mai 1898 ii 5 ( ubikeentimeter subcutan Ohne Reaction Tod am 19. Mai früh, innerhalb 24 Stunden. Tod in der Nacht vom '-Ti. auf den 26. Mai, innerhalb 24 Stunden. Tod am 4. Juni nach 9 Tagen Tod am 1. Juni, nach 9 Tagen Sectionsbefund: Starke Hyperämie aller Organe. Reichlich Blutungen an der Leberoberfläche und im Netz. Milz klein, dunkel. Keine Bacterien nachweisbar. Sectionsbefund: Spuren freier, klarer Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Milz groß, dunkelschwarzoth. Leber stark gelb und voll von kleinsten Blutungen. Hyperämie der Organe. Keine Bacterien nachweisbar. Sectionsbefund wie bei R17g , jedoch keine freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle, doch reichlich Blutungen in den Lungen. Keine Bacterien nachweisbar. Sectionsbefund: Thier angefressen. nur mehr die Bauchorgane vorhanden: Leber ganz gelb, ebenso Nieren. Milz dunkel, groß. Keine Bacterien in der Milz (Cultur und Deckglas). Sectio n sbe fund: Allgemeine Hyper- ämie. Milz dunkel, groß. Keine Bacterien nachweisbar. Culturstamm IX/7 aus Mm, vollvirulent (s. Tab. XVII i. Aussaat in neutraler Fleischbrühe (enghalsiger Kolben) am 4. Februar 1898. Wachsthum bei 21-22° C. bis 7. Februar 1898 (= 3 Tage). Filtrat: steril (3tägige Controlcultur). 102* 791' //. Albrecht und A. Ghon, liesem Filtrate bekam am 19. Februar 1898 — es war bis zu dieser Zeit bei Zimmertemperatur und im Dunkeln aufbewahrt worden und vollständig klar geblieben — eine weiße Maus (w. Ms. 49) 20 Cubikcentimeter intraperitoneal. Das Thier blieb ohne Keaction (Beobachtung bis 12. April 1898 — 51 Tage). Versuch VII : Culturstamm wie bei Versuch VI. Aussaat am 27. Februar 1898 in neutraler Fleischbrühe. Wachsthum bei 21 -22° C. bis 15. März 1898 (= 16 Tage). Filtrat: steril (3tägige Controlcultun. Von diesem Filtrate erhielten: Tabelle XXXV. Nummer des Thieres (graue und weiße Ratten i Größe des Thiere der [njeetiön .Menge .'s injicierten Filtrates Art der Impfung Ergebnis der Impl'uiiL A n m e r k u R.27 Rie K.TO Aus- gewachsen 1. April 0 2 Cubik- centimeter Intra- peritoneal I »hne Reaction Beobachtung bis 25. Mai 1898 = 55 Tage. J u n g , 0. April 0'5 Cubik- centimeter Tod am In. April früh Sectionsbefund: Leberund Nieren sehr blutreich. Milz dunkel, kaum vergrößert. Herzfleiseh morsch. Allgemeine Hyperämie. Bacterienbefund negativ (Aussaat und Deckglaspräparate). 14. April Ohne Reaction Beobachtung bis 2. Mai 1898 = 18 Tage. 10 Cubik- centimeter od am I 5. Mai, nach circa 24 Stunden Sectionsbefund: Hyperämie der Organe. Milz größer, dunkel. An der Leberoberflächc an- scheinend Blutungen. Bac terienbefun d negativ aat und Deckglaspräparate). Ohne Reaction Beobachtung bis 25. Mai 1898 = 10 Tag 05 Cubik- centimeter 0-1 Cubik- centimi ter cenl ti Tod am 28. Mai, nach - o Stunden, unter starken Krämpfen Sectionsbefund : Reichlich Blutungen in der Leber, spärlich im Netz Mi!/ groß, dunkel. All gemeine Hypi Bacterienb e f u nd n e gati v (Aussaat und Deckglaspräparate). Beitlenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 793 Nummer des Thieres (graue und weiße Ratten) Größe des Thieres Tag der Injection (1898) Menge des injicierten Filtrates Art der Impfung Ergebnis der Impfung A n m e r k u n g Jung, mi t tel gr o ß (R195 — 204 gleichalterig) 0-3 Cubik- centimeter Intra- peritoneal Tod am 28. Mai, nach circa 6 Stu nden, unter starken Krämpfen Sectionsbe fun d : Reichlich Blutungen in der Leber, spärlich im Netz. Milz groß, dunkel. All- gemeine Hyperämie. Bacti rienbefund negati v (Aussaat und Deckglaspräparate). Tod in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai Tod in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni Ohne R( ' htungbis 5. Juni = ', (Wird weiterhin zu Immunitäts- studien verwendet. w. Kn Intra- peritoneal Tod in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni Sectionsbefund und Bacterien- befund wie bei den Thieren R195 bis R .-,,, , 0-5 Cubik- centimeter Tod in der Nacht vom 12. auf den 14. Juni Tod in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni (0-5) Das Thier ist einige Tage krank erholt sich aber wieder Durch ungeschickte Manipulation hatte das Thier nicht d Menge 05 erhalten- M| //. Albrecht und A. Ghon, Das Filtrat war die ganze Zeit über, vom 15. März bis 14. Juni 1898, hei Zimmertemperatur und im Dunkeln ohne weiteren Zusatz aufbewahrt gewesen und vollständig klar geblieben. Versuch VIII : Culturstamm und Aussaat wie im Versuche VII. Wachsthum bei 21—22° C. bis 7. April 1898 (= 39 Tage). Filtrat: steril (3tägige Controlcultur). Das Filtrat war vom 7. April bis 8. September 1898, also durch 5 Monate, bei Zimmertemperatur und im Dunkeln ohne jeden Zusatz aufbewahrt worden und vollständig klar geblieben. Vom Filtrate erhielten: Tabelle XXX VI. Nummer des Thieres (graue und weiße Ratten) rc.is Größe des Thieres Tag der Impfung (1898) Kleiner und jünger als ^ 11G 118 9. April 8. Septembe Menge der Impfung 0-5 Cubik- centimeter Ol Cubik- centimeter 0-05 Cubik- centimeter 0-5 Cubik centimeter Art der Iniplun; Intra- peritoneal Ergebnis der Impfung Ohne Reaction Tod in der Nacht vom 8. auf den 9. September A n m e r k u n Beobachtung bis 3. Mai 1898 = 24 Tage, Sectionsbefund : Leber groß, fettig degeneriert, ohne Blutungen. Milz groß, weich, dunkelschwarz- roth. Lungen hyperämisch. Bacte ri en b e fu n d n egath (Aussaat und Deckglaspräparate). Versuch IX : Culturstamm l.\/.. dreizehnte Generation, schwächer virulent. Aussaat in neutraler Fleischbrühe (enghalsiger Kolben) am 8. Jänner 1898. Wachsthum bei 21 22° C. bis 10. Jänner 1898 (= 2 Tage). Filtrat: steril (48stündige Controlcultur). Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. Von diesem Filtrate erhielten: Tabelle XXXVII. 79." Nummer der Thiere (graue Ratten) Tag der [njeetion (1898) Menge des injieierten Filtrates Art der Injection Ei gebni: A n m c r I; u n RM 05 Cubik- centimeter [ntraperitoneal 10 Cubik- eentimeter 2-0 Cubik- centimeter Ohne Reaction Beobachtung bis 14. Februar = 35 Tage. Culturstamm und Aussaat wie beim Versuche IX. Wachsthum bei 21—22° C. bis 21. Februar 1898 (= 44 Tage.) Filtrat: steril (48 stündige Controlcultur). Davon erhielten: Tabelle XXXVIII. Nummer des Thieres Tag der Injection (1898) Menge des injieierten Filtrates Art der Injection Ergebnis Anmerkung R62 26. Februar 2-0 Cubik- centimeter [ntraperitoneal Tod in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar, nach circa 6 — 8 Stunden Das Thier hatte schon früher einmal Filtrat einer 2tägigen Pestcultur er- halten, ohne zu reagieren (Versuch IX). R63 dto. dto. dto. dto. dto. Rfil dto. dto. dto. dto. dto. R65 dto. dto. dto. dto. dto. (Versuch IV.) RGG dto. dto. dto. dto. dto. w. Ms 50 dto. 10 Cubik- centimeter dto. dto. - M2« 27. Februar 5'0 Cubik- centimeter dto. Tod am 15. März, nach 16 Tagen Das Körpergewicht des Meer- schweinchens betrug vor der Injection 175 Gramm. K38 dto. 200 Cubik- centimeter dto. Tod am 3. .März, nach 4 Tagen Das Körpergewicht des Thieres betrug vor der Injection 707 Gramm, am Todestage 667 Gramm. 796 H. Albrecht und A. Ghon, Der Sectionsbefund der 5 Ratten war ausgezeichnet durch reichlichst vorhandene Blutungen und eine bedeutend vergrößerte, dunkelschwarzrothe Milz. Die Maus zeigte keine Blutungen, wohl aber eine auffallende fettige Degeneration der Leber. Das Meerschweinchen und das Kaninehen, die, trotz der größeren Mengen, länger der Giftwirkung widerstanden, zeigten neben der zutage tretenden allgemeinen erung Hyperämie der Organe. Die Milz war bei beiden Thieren nicht vergrößert. Die histologische Untersuchung der Organe einer Ratte (R64) zeigte reichlichst Blutungen in der Milz, die stellenweise wie infarciert aussah, Degeneration in den parenchymatösen Organen und begin- nende Nekrose in der Leber. Das Ergebnis der bacteriologischen Untersuchung war bei allen Thieren ein vollständig negatives. Weder durch die Cultur, noch in den Deckglaspräparaten, noch auch in den Schnittpräparaten konnten Bacterien nachgewiesen werden. Res. Sectionsbef u n d : Blutungen im subcutanen Bindegewebe an der Einstichstelle, distinet stehende Blutungen an der Serosa des Duodenum. Blutungen in den mesenterialen Lymphdrüsen. Blutungen in der Leberkapsel. Milz groß, weich, dunkelschwarzroth. Hyperämie des Omentum, Dünndarms und der Lungen, weniger ausgesprochen in den Nebennieren. Keine Bacterien nachweisbar. Res, Rh.-, und Rh«. Secti onsbefu n d : Peritoneum hyperämisch. Milz groß, weich, dunkelschwarzroth. Leber und Milz voll von Blutungen. Darm hyperämisch, die Plaques im Ileum von Blutungen durchsetzt. In den Pleurahöhlen klare Flüssigkeit. Lungen hyperämisch, ebenso die Nebennieren und die Lymphdrüsen. Keine Bacterien nachweisbar. Rm Sectionsbefu n d : Blutungen im Netz, in der Leberkapsel, in den mesenterialen Lymphdrüsen und in den angeschwollenen Plaques des Ileum. Reichlich klare Flüssigkeit in den beiden Pleurahöhlen. Hyperämie des Darmes und der Lungen. Milz groß, weich, dunkelschwarz- roth. Allgemeine Hyperamie. Bacteriologischer B e f u n d : Negativ. Histologischer Befund : 1. Milz. Pulpa hyperämisch und so reichlich von Blutungen durchsetzt, dass sie stellenweise wie blutig infarcieii a in nirgends nachweisbar. 2. Leber. Die Capillaren nur stellenweise erweitert und mit Blut gefüllt, stellenweise ganz collabiert und blutleer. Den hyper- n stellen entsprechend sind die l eberzellenbalken vielfach entweder auffallend schmal o lei sie zeigen undeutliche, manchmal auch verschwundene Kernfärbung, und das Protoplasma erscheint körnig, die Zell. o, wie wenn das ivebe an diesen Stellen im Zerfall begriffen wäre. Bacterienbefund negativ. 3 Niere. B Rindenepithelien zeigen die ausgesprochenen Zeichen trüber Schwellung und fettij Keine Hämorrhagien, keine Bacterien. -1. Lymphdrüse. Hyperämie des Parenchyms, in einigen Sinus findet sieh ausgetretenes Blut. Nirgends Bacterien w. Ms ;,ii Sectionsbefu n d : Hyperämie di : der Nieren, wenigei intensh in den I ungi n. Hochgradigste fettige Degeneration der Leber. Kein Mil/.tuti Keine Bacterien nachweisbar. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 797 M,MÖ Sectio nsbcfund : Milz klein, blass. Leber klein, dunkelbraunroth. Nieren, Darm, Lungen und Lymphdrüsen hyperämisch. Bacteriologischcr Befund : negativ. Kas- Se etionsbef und : Allgemeine Abmagerung und Hyperämie. Kein .Milztumor. Keine Bacterien nachweisbar. Culturstamm IX/7 aus M262, vollvirulent (s. Tab. XVII, pag. 183). Aussaat in neutraler Fleischbrühe am 3. Mai 1898. Wachsthum bei 21—22° C. bis 20. August 1898 (= 120 Tage). Filtrat: steril (6tägige Controlcultur). Von diesem Filtrate erhielten: Tabelle XXXIX. Nummer des Thieres Größe Lies Thie Tag der Injection i 1 898 i Menge des injicierten Filtrates Art der Injection A n m e r k u n 1 . September Ol Cubik- centimeter Intra- peritoneal Tod in der Nacht vom 1 . auf den 2. September, nach circa 8 Stunden Sectionsbefund : Leber voll von Blutungen. Milz groß, weich, dunkelschwarzroth. Herzfleisch gelb, morsch. Hyperämie der Organe. Keine Bacterien nach we is b a r. 05 Cubik- centimeter 1-0 Cubik- centimeter 2. September 01 Cubik- centimeter Ohne Reaction Beobachtung durch 7 Tage R210 0-05 Cubik- centimeter Beobachtung durch :• i 001 Cubik- centimeter 3. September 0'2 Cubik- centimeter Tod am 5. September, nach 48 Stunden Sectionsbefund : Reichlich Blutungen in der Leberkapsel, Milz nicht vergrößert. Hyperämie der Organe, namentlich des Darmes. Keine Bacterien nachweisbar. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. L.W'I. Bd. H. Alb rech I und A. Ghon, b) Giftwirkung von abgetödteten Culturen. Versuch XII : Culturstamm IX/7 aus M1U, voll virulent (s. Tab. XVII, pag. 180). Von 48 Stunden alten Agarculturen in drei Petri'schen Schalen wird der oberflächliche Culturrasen abgeschabt, in U> Cubikcentimetern Fleischbrühe aufgeschwemmt und dann 3 Stunden bei 55° C. und noch 1 Stunde bei 60° C. abgetödtet. 48stündige Controlculturen auf Agar erwiesen sich steril. Davon erhielten am 12. October 1897: Tabelle XL. Nummer des Thieres (Meer- schweinchen) Gewicht des Thieres in < rramm Menge der einver- leibten Cultur- masse Art der Impfung Körpergewicht der Thiere in Gramm nach der Impfung «313 (H Cubik- centimeter Intra- peritoneal 05 I lubik- centimel e r 1-0 Cubik- centimeter 2 'I Cubik- centimeter Wird am 22. De- cember mit viru- lentem l'est- materialc einge- riehen und geht zugrunde. Tod am 9. November vormittags unter starken Krampren. W12 M m. Tod am 15. November vormittags. Der Sectionsbefund der beiden gefallenen Thiere M:ill und M:;l, entsprach im allgemeinen dem der an dvw Culturfiltraten zugrunde gegangenen Thiere. Die bacteriologische Untersuchung', ergab ein vollständig negatives Resultat. M::n :tionsbefund ripheren Lymphdrüsen sichtbar, weißlich. In der Bauchhöhle keine Veränderungen. Die mesenterialen Lymphdrüsen licren. Herzflei blutarm. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen 799 Main. Sectionsbefund : Milz klein, blass. Leber blutreich, klein. Nebennieren und Lungen hyperämisch. Bacteriologischer Befund (Deckglas und Aussaat) : negativ. Es ist zweifellos, dass auch die beiden anderen Thierc M310 und M.!12 auf die Injection ent- sprechend reagierten. Tabelle XXXV zeigt dies ziemlich klar. Wahrend aber M310, welches die geringste Menge erhalten hatte, die Reaction bald übertauchte, hielt diese bei M312, wie aus den Körpergewichts- messungen ersichtlich ist, länger an, und es ist nicht auszuschließen, dass auch dieses Thier früher oder später der Einwirkung der einverleibten getödteten Bacterienleiber erlegen wäre. Wir verwendeten Jas Thier jedoch — wie auch M310 — zu einem Immunitätsversuche (s. nächstes Kapitel). Versuch XIII : Culturstamm IX/7 aus M15fi (s. Versuch I— V). Aussaat in neutraler Fleischbrühe am 22. December 1897. Wachsthum bei 21—22° C. bis [6 Mai 1898 (== 145 Tage), wie in Versuch V. Filtrierung des Rückstandes durch steriles Papierfilter, wiederholte Waschung des Rückstandes mit steriler Kochsalzlösung. Abtödtung des gewaschenen und in 5 Cubikcentimeter steriler Kochsalzlösung aufgeschwemmten Rückstandes bei 65° C. durch mehr als 1 Stunde. Controlplatten des abgetödteten Rückstandes blieben steril (3tägige Beobachtung). Davon erhielten am 25. Mai 1S98: Tabelle XLI. Nummer des Thieres Größe des Thieres Menge der Impfur Art der Impfung Ergebnis A n m e r k u n w. Ms54 W. Ms-,, circa 20 Gramm 1-0 Cubik- centimeter Am 26. Mai ein circa nussgroßes Infiltrat an der In- jectionsstelle 05 Cubik- centimeter Intraperitoneal Tod am 1. Juni 1898 (Gewicht 12Ö Gramm) Tod am 2. Juni Lehtam4.0ctobcr(!) noch Lebt bis 12. Juni Intraperitoneal Tod am 26. Mai unter Krumpfen Verendet am 3. Juni an acuter Pest (Spont.aninfection vom Maule aus, durch Anfressen eines an acuter Pest gefallenen Meerschweinchens). Sectionsbefund und bacteriologisch- histologischer Befund folgt unten. (Wird zu Immunitätsstudien verwendet.) Mäusetyphus (?) Sectionsbefund folgt unten. 800 H. Albrecht und A. Ghon, Die Scction des der intraperitonealen Injection erlegenen Thieres M287 ergab neben hochgradiger Atrophie und Hyperämie der Organe im Netz ein circa kleinbohnengroßes Infiltrat, aus gelblichen, nekrotischen Massen bestehend, in dem sich histologisch Häufchen nachweisen lassen, die den injicierten todten Bacterienleibern entsprechen dürften. Bei der Maus w.Ms.53, die der intraperitonealen Injection von 0-5 Cubikcentimeter der Auf- schwemmung schon innerhalb des Ablaufes von 24 Stunden erlag, fand sich in der Bauchhöhle ein ziemlich reichliches leukocytcnrciches, doch bacterienfreies Exsudat neben Degeneration der parenchymatösen Organe. Die Ratte R180, die gleichfalls der intraperitonealen Injection erlegen war, war angefressen. Es konnte nur mehr erhoben werden, dass neben einer vergrößerten Milz eine ausgesprochene fettige Degeneration der Leber bestand. Riso. Sectionsbefund: Kopf und Brust ausgefressen. Leber groß, stark fettig degeneriert, Milz etwas größer Nieren hyperämisch. 1 ind Darm ohne besondere Veränderungen. Bacteri o logis ch e r B e fu n d : Deckglas und Aussaat von der Milz negativ. W. Ms 58. Sectionsbefund: In der Bauchhöhle geringe Mengen fadenziehendes Exsudates. Milz dunkel, größer Leber und Nie degeneriert. Darm hyperämisch. Bactcriologischer Befund : Milz und peritoneales Exsudat steril. M->; ctionsbefund : Periphere Lymphdrüsen größer, röthlioh. Im Netz ein kleinbohnengroßes Infiltrat, aus nekrotischen Massen bestehend. Milz klein, anämisch. Leber klein, sein- blutreich. Nieren, Lungen und Darm hyperämisch. Musculatur braun. Bacteriologischer Befund: Aussaaten aus dem Netzinfiltrate und dem Herzblute steril. Histologischer Befund: 1. Paquct von Lymphdrüsen: Letztcrc sind in ziemlich breiter Lage von einem aus kurzen Spindelzellen, rundlichen Zellen oder mehrkernigen I.eukocyten und Gefäßen bestehendem Gewebe umgeben, in welchen sich auch einige Riesenzellen linden. Im Bereiche der Randsinus und der Corticalis der Lymphdrüsen linden sich entweder nekrotische Herde, die dunkelblau mit Häm- alaun gefärbte, kleinere und größere Häufchen einschließen, welche von Kcrndctritus, Zellresten oder polynucleären I.eukocyten umgehen sind oder sehr zahlreiche vielkernige Leukocyten, welche die Lymphdrüse gleichmäßig infiltrieren. Die genannten Häufchen bestehen aus intensiv durch Methylenblau gefärbten, miteinander verschmolzenen Stäbchen, die auch in kleineren Häufchen hie und da intracellulär liegen und den eingespritzten abgetödteten I'estbacillen entsprechen. 'J. Zwei andere kleine Lymphdrüsen ergeben keine pathologische Veränderung. Aufschnitten durch die Milz findet sieh, dem Peritonealüberzug derselben aufgelagert, ein kleines, ganz II.; knotenähnliches Gebilde, das aus kurzen, plumpen Spindelzellen und platten, epithcHihnlichen Zellen besteht und ein aus Kerndetritus und homogenen Zellbröckeln gebildetes Centrum besitzt. Das Mil: gi webe selbst nicht pathologisch verändert. Im Centrum des früher benen flachen Knotens an der Milzoberfläche finden sich zwar keine typischen I'estbacillen, wohl aber zahlreiche, häufig intracell I Klümpchcn (Körnchen) oder kleine bröckelartige Gebilde, die intensiv mit Methylenblau gefärbt sind und wohl n, in ihrer form veränderten Pestbacillen entsprechen. In der Milz keine Bactericn. i I ebi i Gleichmäßig verbreitete Hyperämie. Keine bactericn. Ans den im vorhergehenden mitgetheiltcn Versuchen ersehen wir, dass der Pestbacillus sowohl in Bouillonculturfiltraten als auch in durch Hitze abgetödteten Agarculturen Giftwirkungen nachweisen lässt. Bezüglich der Gifte in den Culturfiltratcn ist zunächst ersichtlich, dass ihre Wirkung bei verschiedenen Thierarten gewisse Unterschiede aufweist. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 801 Am ausführlichsten studierten wir die Wirkung der Culturfiltrate an den Ratten. Sowohl graue als auch weiße, vereinzelt auch Mischlinge beider dienten dabei unseren Experimenten. Einen besonders auffälligen Unterschied in der Empfänglichkeit dieser 3 verschiedenen Arten konnten wir nicht beob- achten. Wohl aber war, was wir besonders hervorheben möchten, das Alter der Thiere für die Empfäng- lichkeit in hohem Grade ausschlaggebend. Junge Ratten waren viel empfindlicher als ältere. Die Giftwirkungen der Bouillonculturfiltrate an diesen Thicren waren, gleichwie auch bei anderen Thierarten, vor allem abhängig vom Alter der Bouillonculturen, indem junge Culturen keine oder nur geringe, ältere aber recht intensive Giftwirkungen zeigten. So verursachten Filtrate aus zwei Tage alten Bouillonculturen bis zu Mengen von 2 Cubikcenti- meter intraperitoneal einverleibt bei Ratten keinerlei Erscheinungen: die Thiere blieben vollständig ohne Reaction (Versuch IV und IX). Allerdings wurden bei diesen Versuchen keine ganz jungen Thiere verwendet, der Umstand jedoch, dass auch die sonst für das Pestgift hochempfindliche, kleinere weiße Maus bei denselben Mengen dieser Filtrate und der gleichen Einverleibungsmethode gleichfalls nicht reagierte, spricht dafür, dass in so jungen Bouillonculturen keine oder wenigstens keine im Thiercxpcri- mente zum Ausdrucke gelangenden Gifte nachweisbar sind. Die Bouillonculturen wurden in allen unseren Versuchen über die Giftwirkung des Pestbacillus bei 21 — 22° C. gezüchtet, einer Temperatur, die dem Wachsthum der Pcstbacillen, wie wir bereits an anderer Stelle gezeigt haben, im allgemeinen recht gut zusagt. Verwendet wurden dabei Kölbchen von 150 bis 200 Cubikcentimeter Inhalt und darüber, meist enghalsig, doch gewöhnlich nur zu einem Theile gefüllt, so dass auch ein mehr oder weniger ausgedehntes Oberflächenwachsthum stattfinden konnte. Altere Filtrate zeigten hingegen intensivere Giftwirkungen. So konnten wir mit 16 Tage alten Bouillonfiltraten einer vollvirulenten Cultur (Versuch VII) sowohl graue als weiße Ratten bei intraperitonealer Einverleibung schon geringer Mengen dieser Filtrate in sehr kurzer Zeit tödten. Während sich jedoch bei älteren Thieren die Dosis letalis minima dieses Filtrates nicht genau bestimmen ließ — wohl wahrscheinlich deshalb, weil auch das Alter der Thiere nicht gut bestimmt werden konnte — betrug bei jüngeren gleichalterigen Thieren 0-3 — 0-2 Cubikcentimeter die untere Grenze. Dieselbe Dosis blieb subcutan wirkungslos. Die Thiere erlagen meist rasch, gewöhnlich innerhalb der ersten 24 Stunden, häufig schon nach wenigen Stunden (6 — 7 Stunden), dabei sehr oft unter starken Krämpfen. Nur ausnahmsweise erfolgte der Tod der Thiere später als nach 24 Stunden. Der Sectionsbefund der gefallenen Thiere zeigte einen gleichmäßigen Befund: neben großer, dunkel- schwarzrother Milz und allgemeiner Hyperämie der inneren Organe zeigten sich fettige Degeneration der Leber, der Nieren, oft besonders stark im Herzfleisch, und nicht selten mehr oder minder zahlreiche kleinere und auch größere Blutungen auf der Leberoberfläche, seltener auch im Netze. Nie fanden sich in den bacteriologisch genau untersuchten Thieren Pestbacillen. Filtrate aus noch älteren Bouillonculturen zeigten im Großen und Ganzen dieselben Verhältnisse (Versuch III, V, VIII, X und XI). Kleinere Dosen als 0-3 erwiesen sich für Ratten auch bei älteren Filtraten nicht immer wirksam. Wir prüften Filtrate bis zu 145 Tage alter Culturen und fanden 0- 1 Cubikcenti- meter nur ausnahmsweise bei jüngeren Thieren (Versuch XI) noch wirksam, während ältere Ratten selbst bei Einverleibung von 0-5 Cubikcentimeter solcher Filtrate nicht unter allen Umständen reagierten. Die klinischen Erscheinungen und der Sectionsbefund waren auch nach Injection so alter Filtrate immer wieder dieselben. Die Ratten verendeten meist innerhalb der ersten 24 Stunden, bei Mengen von 0-5 — 1-0 und darüber schon nach 6 — 7 Stunden, oft unter ausgesprochenen und länger dauernden Krämpfen und zeigten die bereits erwähnten pathologisch-anatomischen Veränderungen, die recht charakteristisch waren. Vereinzelt fand sich bei den gefallenen Thieren etwas freie, oft leicht hämor- rhagisch gefärbte Flüssigkeit in der Bauchhöhle oder in den Pleurahöhlen. In einer Reihe von Fällen trat die Hyperämie der Organe in den Hintergrund. In solchen Fällen fand sich dann meist eine intensive fettige Degeneration der Leber und Nieren. Solche degenerative Veränderungen konnten sowohl bei acut 802 H. Albrecht und A, Ghon, gefallenen Ratten beobachtet werden, wie auch namentlich dann, wenn der Tod erst nach den ersten 24 Stunden eintrat, was — wie schon hervorgehoben — nur ausnahmsweise sich ereignete. Eine protahierte Intoxication, die sich über mehr als 5 Tage erstreckte, sahen wir bei Ratten nach Verwendung älterer Filtrate nicht. Im histologischen Bilde der an der Giftwirkung gefallenen Ratten trat deutlich die hämor- rhagisch-nekrosierende Wirkung des Pestgiftes zutage. Die Milz zeigte meist sehr reichlich Blutungen, in einzelnen Fällen so massenhaft, dass dieselbe wie infarciert aussah. In der Niere wiesen die Epithelien, meist die der Rinde, hochgradige Degeneration, oft schon Nekrose auf. In der Leber fanden sich neben hochgradiger Hyperämie und vereinzelten Rundzelleninfiltraten bald größere, bald kleinere begrenzte nekrotische Herde (Tat. V, Fig. 1). Ahnlich empfänglich für die Filtrate aus Bouillonculturen waren weiße Mäuse. 2 und 3 Tage alte Culturfiltrate erwiesen sich auch für weiße Mäuse in Dosen bis zu 2 Cubikcentimetern bei intraperito- nealer Einverleibung unwirksam (Versuch IV und VI). Dagegen tödtete ein 5 Tage altes Culturfiltrat schon in der Menge von 0*5 Cubikcentimeter weiße Mäuse bei intraperitonealer Einverleibung acut innerhalb von 24 Stunden (Versuch I). Altere Filtrate erwiesen sich wirksamer. So tödtete ein 30 Tage altes Filtrat schon bei Dosen von 0*1 Cubikcentimeter. Wie die Ratten, verendeten auch die weißen Mäuse nach intraperitonealer Einverleibung der Cultur- filtrate meist acut, schon innerhalb der ersten 24 Stunden. Nur selten lebten die Thiere 2 und 3 Tage, vorwiegend dann, wenn die Filtrate jungen Culturen entstammten (Versuch I). Krämpfe, unmittelbar vor dem Tode, bei 48 — 72 stündigem Verlaufe der Intoxication auch taumelnder Gang während des Lebens konnten von uns bei weißen Mäusen beobachtet werden. Der pathologisch-anatomische Befund der gefallenen Mäuse wies in unseren Versuchen niemals Blutungen an den Organen der Bauchhöhle auf wie der bei den Ratten. Milztumor war in einigen Fällen vorhanden, in vielen Fällen fehlte er ganz. Die übrigen Organe zeigten meist starke Hyperämie, nament- lich Lunge und Darm, häufig auch die Nieren, während die Leber sehr häufig eine intensive fettige Degeneration aufwies, auch schon in solchen Fällen, die innerhalb weniger Stunden (6—8) tödtlich endeten (Versuch X). Durch die histologische Untersuchung der Organe einer infolge Injection von 30 Tage altem Filtrate gefallenen Maus konnten wir in der vergrößerten Milz noch reichlich Blutungen nachweisen, ebenso in den Glomeruli der Niere, deren Epithelien starke Degeneration zeigten, wie die der Leber (Versuch II). Auch Meerschweinchen zeigten sich sehr empfänglich für die in den Bouillonculturfiltraten ent- haltenen Gifte. Schon 5 Tage alte Filtrate tödteten Meerschweinchen von etwas unter 200 Gramm Körpergewicht in der Menge von 0 -5 Cubikcentimeter bei intraperitonealer Einverleibung. Allerdings war der Verlauf der Intoxication kein acuter, sondern ein protahierter. Erst nach ungefähr 4 Wochen verendeten die Thiere. Der Einfluss des Giftes ließ sich aber schon bald nach der Einverleibung deutlich an den Körpergewichts- verhältnissen der Thiere erkennen. Trutz guter Fresslust erfolgte keine entsprechende Zunahme des Körpergewichtes. Dazu gesellte sich bald ein auffallender Haarausfall. Im Laufe der 4. Woche erfolgte eine ziemlich rapide Gewichtsabnahme innerhalb weniger Tage, worauf der Exitus eintrat, und zwar bei allen Thieren unter intensiven, oft mehrere Stunden anhaltenden Krämpfen. Entsprechend intensiver wirkte in einer 2. Versuchsreihe (Versuch II) ein 30 Tage altes Filtrat. Dieses tödtete ein Thier unter 200 Gramm in der Menge von 0*5 Cubikcentimeter schon nach 4 Tagen. Auch die Thiere dieser Reihe verendeten unter starken Krämpfen. Der Sectionsbefund der Meerschweinchen bot ein einheitliches Bild: hochgradige Atrophie mit Hyperämie und einer eigenthümlichen Braunfärbung nebst Degeneration der parenchymatösen Organe. Diesem Befunde entsprach auch das Ergebnis der histologischen Untersuchung, die namentlich in der Milz außerordentlich reichliches körniges Hämatoidin nachweisen ließ. Beulenpest II. Bacteriologische Untersuchungen. 803 Die wenigen Versuche, die wir mit Kaninchen ausführten, ergaben ähnliche Resultate. Bemerkens- wert war bei den Kaninchen, ebenso wie bei Meerschweinchen die oft hochgradige fettige Degene- ration des Herzmuskels. Es lassen sich also in Filtraten aus Bouillonculturen des Pestbacillus, die bei '20 bis 22° C. gezüchtet werden, Giftstoffe nachweisen, die sowohl für weiße Mäuse und Ratten, als auch Meerschweinchen und Kaninchen schon in geringen Mengen bei intra- peritonealer Einverleibung tödtlich wirken. Die Giftigkeit der Filtrate ist geringer bei frischen (5 Tage alten) Culturen und steigt mit dem Alter derselben, scheint jedoch nach einiger Zeit ihr Maximum zu erreichen, über welches hinaus eine Zunahme der Giftigkeit nicht mehr erfolgt. Stärker giftige, ältere Filtrate tödten kleinere Thiere (Ratten und weiße Mäuse) acut, fast immer innerhalb der ersten 24 Stunden, oft schon in wenigen Stunden, größere Thiere (Meerschweinchen und Kaninchen) in 4 — 5 Tagen und darüber, bei schwächer wirkenden (jungen) Filtraten verzögert sich der Ablauf der Intoxication, namentlich bei den größeren Thiere n (Meerschweinchen), so dass der Tod derselben oft erst nach mehreren Wochen unter dem Bilde hochgradigen Maras- mus erfolgt. Der Tod der Thiere erfolgt sehr häutig unter Krämpfen. Bei den stärker wirkenden (älteren) Filtraten kommt die hämorrhagisch-nekrosierende Wirkung des Giftes, namentlich bei den Ratten, deutlich zum Ausdruck. Wir benützten bei unseren Versuchen sowohl vollvirulente Culturen als auch solche, die in ihrer Virulenz etwas abgeschwächt waren. Einen auffallenden Unterschied in der Giftigkeit ihrer Filtrate aus Bouillonculturen konnten wir nicht wahrnehmen. Die älteren Culturen auch des weniger virulenten Stammes erwiesen sich als sehr giftig, während ganz junge (2 und 3 Tage alte) Culturen der vollviru- lenten Peststämme ebenso unwirksame Filtrate lieferten als die des schwächer virulenten Stammes. Wir möchten jedoch hervorheben, dass wir endgiltige Schlüsse nach dieser Richtung hin aus unseren Ver- suchen nicht ziehen können, und zwar deshalb nicht, weil unser in diesen Versuchsreihen benutzter, schwächer virulente Stamm kein allzu stark abgeschwächter Stamm war und wir speciell vergleichende l rntersuchungen in dieser Beziehung nicht mehr auszuführen in der Lage waren. Wie schon an anderer Stelle erwähnt wurde, gebrauchten wir für unsere Filtrate keinen conservie- renden Zusatz. Selbst dann, wenn dieselben mehrere Monate lang aufbewahrt wurden — was des öfteren geschah — blieben sie ohne Zusatz. Sie verblieben dann bei Zimmertemperatur an dunklem Orte. Immer erhielten sich die Filtrate vollkommen klar und -rein und zeigten, wie aus unseren Versuchen VII und VIII hervorgeht, keine merkbare Abnahme ihrer Giftigkeit, obwohl in beiden Versuchen, in Sonderheit aber im Versuche VIII die Aufbewahrung der Filtrate gerade in den heißen Monaten erfolgt war. Einen schädigenden Einfluss der Temperaturen, wie sie bei uns während der heißeren Monate herrschen, konnten wir demnach nicht wahrnehmen. Es handelt sich hiebei um Temperaturen, die 30° C. nicht oft und nicht viel übersteigen. Hingegen erwies sich das im Versuche II verwendete Filtrat, circa 20 Minuten im kochenden Wasser erhitzt, Mäusen gegenüber wirkungslos. Wir möchten gerade an dieser Stelle neuerdings hervorheben, dass man in der Verwertung der Befunde nie genug vorsichtig sein kann, namentlich dann, wenn man nur über einzelne oder nur wenige Versuche verfügt. Das Alter der Thiere, die Größe derselben spielen auch bei den Versuchen über die Giftwirkung der Pestbacillen keine untergeordnete Rolle, ganz abgesehen von den individuellen Verschie- denheiten, die die einzelnen Thiere bieten. In unseren Versuchen über die Wirkung der Bouillonculturfiltrate gebrauchten wir fast ausschließlich den Modus der intraperitonealen Einverleibung. Zu größeren Versuchsreihen mit subcutaner Einverleibung kamen wir nicht mehr, und die wenigen diesbezüglich bei Ratten ausgeführten Versuche gestatten uns keinerlei Schlüsse. 804 H. Albrecht und A. Ghou, Ebensowenig können wir bestimmte Angaben darüber machen, ob das in den Culturflltraten ent- haltene Gift vom Magendarmtracte aus wirksam sei oder nicht. Einigemale verfütterten wir allerdings die Organe von Hatten, die acutest nach Einverleibung von Culturflltraten gefallen waren, an andere Ratten. Einzelne dieser letzteren verendeten auch nach einigen Tagen. Da aber unter diesen Thieren sich gerade frisch eingefangene befanden, die Versuche übrigens auch zu gering an Zahl waren, können wir diese Versuche zu sicheren Schlüssen nicht verwerten Die Möglichkeit, dass dieses Gift auch vom Magendarmtracte aus wirksam sei, ist jedoch nicht ohne- weiters von der Hand zu weisen. Wir konnten nämlich — wie schon im Kapitel der Thierpathologie erörtert wurde — bei einer Anzahl von Mäusen nach Verfütterung derselben mit sehr reichlichen Mengen von Organen acutest der Pestinfec tion erlegener Thiere ein sehr rasches Eingehen dieser Mäuse beobachten, einigemale unter ausgesprochenen Krämpfen, ohne dass es uns gelungen wäre, in den inneren Organen (Milz, Leber, Blut) dieser Thiere mikroskopisch Pestbacillen nachzuweisen. Dabei zeigten die Leber und die Niere dieser Mäuse meist hochgradige fettige Degeneration. Da sich in diesen Thieren auch keine anderweitigen Organismen vorfanden, die den raschen Tod derselben erklären konnten, erscheint es nicht ausgeschlossen, dass in diesen Fällen die Intoxication eine gewisse Rolle gespielt hatte, selbst wenn sich durch genaueste culturelle Untersuchung — das Herzblut war übrigens in einigen Fällen auch culturell steril gefunden worden — vereinzelt in den Organen Pestbacillen hätten nachweisen lassen. Jedenfalls erscheint es wünschenswert, nach dieser Richtung hin noch weitere Unter- suchungen anzustellen. Auch in abgetödteten Agarculturen gelang es uns Giftstoffe der Pestbacillen nach- zuweisen. Versuch XII zeigt dies in einwandfreier Weise. Die Abtödtung der 48 Stunden alten \ arculturrasen geschah durch Hitze (55 — 60° C). Die Wirkung der abgetödteten Agarculturen auf die Versuchsthiere — es wurden Meerschweinchen benützt — war dieselbe wie die schwächerer Filtrate aus Bouillonculturen. Die Thiere verendeten bei ent- sprechenden Mengen erst nach Wochen unter dem Bilde hochgradigen Marasmus und mitunter unter starken Krämpfen. Es geht demnach aus dieser Versuchsreihe hervor, dass in Agarculturen des Pestbacillus eine Giftsubstanz nachweisbar ist, die der Einwirkung von Temperaturen von 55 bis 60° C. widersteht und die vor allem in den Zellenleibern der Pestbacillen enthalten und an diese fester gebunden ist. Dafür spricht, abgesehen von den bisherigen Erörterungen, in Sonderheit Versuch XIII, in welchem sich der Culturrückstand — also die Bacterienleiber — einer 145 Tage alten Bouilloncultur nach wiederholter Auswaschung und nach Abtödtung desselben bei 65° C. noch wirksam erwies und Versuchsthiere (Meerschweinchen, Ratten und weiße Mäuse) bei intraperitonealer Einverleibung unter demselben Bilde tödtete wie ältere Bouillonfiltrate. Auch die Giftwirkung der Bouillonculturfiltrate ist in erster Linie auf die in den Zellenleibern der Pestbacillen enthaltenen und daraus ausgelaugten Giftstoffe zurückzuführen. Die Frage aber, ob die besprochenen Giftwirkungen auch auf Giftstoffe zurückzuführen seien, die als Stoffwechselproducte der Pestbacillen anzusprechen wären, lässt sich aus unseren Versuchen nicht mit Sicherheit entscheiden. Vieles im klinischen Bilde der Pesterkrankung spräche allerdings auch für das Vorhandensein der- artiger ( riftstoffe. Der l 'instand, dass es uns gelang, bereits in Filtraten von 5 Tage alten Bouillonculturen Gifte nach- zuweisen, die von den in älteren Culturflltraten nachweisbaren nicht qualitativ, sondern nur graduell verschieden waren, lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass auch noch in jüngeren Filtraten bereits Gifte vorhanden sind. Die verhältnismäßig wenigen Versuche, in denen es uns nicht gelang, in 2 und 3 Tage alten Bouillonculturfiltraten durch das Thierexperiment diese Gifte nachzuweisen, sprechen nicht dagegen. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 805 Mit der feststehenden Thatsache, dass die in Culturfiltraten und in abgetödteten Culturen nach- weisbare Giftsubstanz fester den Zellenleibern der Pestbacillen anhaftet, stehen in vollkommenem Einklänge die Ansichten, die wir im 2. Theile unseres Berichtes bezüglich der bei der Pestinfection nach- weisbaren Blutungen geäußert hatten. In allen Blutungen, die wir untersuchten — es waren ihrer sehr viele — stammten sie von der Haut, dem Darme oder einem anderen Organe, konnten wir bald reichlicher, bald spärlicher durch die histo- logisch-bacteriologische Untersuchung Pestbacillen nachweisen. Pathologisch-anatomisch erwiesen sich diese Blutungen immer als frische. Sie entstanden meist erst kurz vor dem Tode, was der Kliniker namentlich bei den Hautblutungen genau feststellen konnte, also zu einer Zeit, wo bei den septikämischen Formen der Pestinfection — und um solche handelte es sich ja in allen diesen Fällen — bereits die Über- schwemmung des Organismus mit Pestbacillen stattgefunden hat. Wir bezeichneten deshalb die Blutungen bei der Pestinfection nicht als rein toxische Effecte, sondern als embolisch, jedoch nicht im Sinne der mechanischen Wirkung einer Embolie, sondern als Aus- druck der nekrosierenden Schädigung der Gefäßwand, hervorgerufen durch das an die Zellenleiber der Pestbacillen fester haftende Gift, mithin gebunden an die Anwesenheit der Pestbacillen selbst. Damit stimmen auch alle unsere Beobachtungen an den vielen Thieren überein. Immunitätsstudien. Yersin, Calmette und Borrel versuchten es, Kaninchen und Meerschweinchen mit Toxinen zu immunisieren. Da sich aber die filtrierten Culturen wirkungslos zeigten, waren sie genöthigt, größere Mengen von abgetödteten Culturen (1 Stunde bei 58° C.) zu nehmen. Ein oder zwei Injectionen (intravenös oder intraperitoneal), genügend, das Thier krank zu machen, ohne es zu tödten, vaccinieren es gegen eine spätere Injection lebender virulenter Pestbacillen. Man muss jedoch vorsichtig immunisieren, also immer abwarten, bis die Thiere sich von der Reaction erholt haben, da sonst die vaccinierten Thiere rascher erliegen als die Control- thiere. Auch durch subcutane Injection kann man immunisieren. Diese letztere Procedur ist sicherer, doch dauert sie länger. Es genügen im allgemeinen 3— i Injectionen von 5 : 5 Tagen, um ein Kaninchen gegen eine subcutane Injection virulenter Cultur zu immunisieren. Das Meerschweinchen ist schwerer zu immunisieren, ja man kommt selten dazu, es völlig refraetär gegen Pest zu machen. 3 Cubikcentimeter des Serums eines vaccinierten Kaninchens genügten, um ein junges Kaninchen gegen eine subcutane Injection mit virulenter Pest zu schützen. Dieselbe Quantität des Serums einem Kaninchen 12 Stunden nach virulenter Injection ein- verleibt, verhindert die weitere Vermehrung der Bacillen und heilt das Thier von der Pest. Auch die Immunisierung eines Pferdes mit lebenden Culturen (intravenös) gelang Yersin, Calmette und Borrel. Das 6 Wochen nach der Immunisierung gewonnene Serum erwies sich bei Kaninchen, Meerschweinchen und Ratten sowohl präventiv als auch therapeutisch wirksam. Es konnten damit Mäuse immunisiert weiden mit l/io Cubikcentimeter Serum 12 Stunden vor der Infection mit virulenten Culturen, anderseits gelang es, mit 15 Cubikcentimeter des Serum Mäuse zu heilen, die 12 Stunden vorher inficiert worden waren. Yersin immunisierte Pferde auch subcutan. In Nha Trang (Annam) errichtete er ein Laboratorium und Stallungen für Immun- thiere, und hatte bald Gelegenheit, die curative Wirkung des Serums am Menschen auszuprobieren. Der erste Fall betraf einen Chinesen, der durch 30 Cubikcentimeter des Serums einer Stute in Nha Trang von seiner schweren Pestinfection geheilt war. In Amoy hatte Yersin dann Gelegenheit. 23 Kranke zu behandeln, von denen nur 2 starben. 6 davon befanden sich im I. Erkrankungs- tage; die Heilung dieser erfolgte nach 12 — 24 Stunden durch 20— 30 Cubikcentimeter von Serum (aus Paris). 6 befanden sich im II. Erkrankungstage; die Heilung erfolgte langsamer und erforderte 30 — 50 Cubikcentimeter Serum. 4 befanden sich im III. Erkran- kungstage; die Heilung erfolgte noch langsamer, in 2 Fällen vereiterten auch die Bubonen ; es wurden 40 — 60 Cubikcentimeter benöthigt. 3 waren im IV. Erkrankungstage; ihre Heilung erforderte 5 — 6 Tage. 4 waren im V. Erkrankungstage, davon starben 2. Nach Yersin ist das Serum wirkungslos, wenn die Erkrankung weit vorgeschritten ist; er empfiehlt daher die präventive Impfung aller Personen in Häusern, in denen sich Pestfälle ereignet hatten. Später immunisierte Yersin Pferde durch subcutane Einverleibung abgetödteter Culturen. Mit dem Serum derart vorbehan- delter Pferde hat Yersin in Bombay 50 Pestkranke behandelt. Der Erfolg war umso größer, je früher nach dem Auftreten der Krank- heitssymptome die Serumbehandlung erfolgte. Auch mit den Erfolgen der präventiven Impfungen mit seinem Serum ist Yersin zufrieden. Von mehr als 600 präventiv geimpften Personen erkrankten nur 2, beide mehr als 14 Tage nach der Schutzimpfung, deren Dane, überhaupt nur auf 10 — 14 Tage gesehätzt wird. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LX\T. Bd. 104 806 H. Albrecht und A. Ghon, Haffkine benützt als Vaccine Bouillonculturen, 1 Monat alt und eine Stunde auf 70° C. erhitzt. Bei einer localen Pestepi- demie im Byculla-Gefängnis zu Bombay wurden von circa 345 Sträflingen 154 von Haffkine geimpft. Von diesen erkrankten 2 an Pest, die beide genasen, während von den 173 Nichtgeimpften 12 erkrankten und davon 6 starben. In Lower Damaun (Portu- staiben innerhalb des Zeitraumes vom 26. März bis Ende Mai 1897 von 6033 Nichtgeimpften 1482 (24-6 Procent), von 2197 Geimpften nur 36 (1 '6 Procent). In der »Khoja«-Gemeinde von Bombay starben von 9516 Niehtgeimpften (probably exaggerated number) 72 an Pest und 38 an anderen Krankheiten, von 3814 Geimpften (aecurate number) hingegen nur 3 an Pest und 4 an anderen Krankheiten. In Undhera, einem Dorfe von 950 Einwohnern, von denen 47 bereits geimpft waren, wurden in der Zeit zwischen 26. Jänner und 2. Februar 1898 466 neu geimpft, und zwar derart, dass in den einzelnen Familien die Hälfte der Mitglieder geimpft wurde, während die andere Hälfte ungeimpft blieb. In 28 Familien gab es Pestfälle. Im ganzen waren in diesen 28 Familien 64 Nichtgeimpfte und 71 Geimpfte. Von den 64 Nichtgeimpften erkrankten 27 mit 26 Todesfällen, von den 71 Geimpften hingegen nur 8 mit 3 Todesfällen. Kolle konnte Ratten und Meerschweinchen durch subcutane Einverleibung von durch mehrstündiges Erwärmen bei 65° C. abgetödteten Pestagarculturen soweit immunisieren, dass die Thiere 16 Tage nach der Präventivimpfung die subcutane Impfung mit vollvirulenten Pestculturen, ohne zu erkranken, überstanden. Nach Klein lassen sieh Meersehweinehen zu wiederholtenmalen mit positivem Erfolge impfen. Wurden Meerschweinchen, die 3_4mal subcutan mit subletalen Dosen geimpft waren und darauf stets reagiert hatten, 14— IS Tage danach mit etwas größeren rt, so i rendeten sie unter den typischen Erscheinungen. Das Blutserum solcher Thiere zeigte kaum ein nennenswertes germieides Vermögen. Auch die wiederholte Injection sterilisierter Culturen (subcutan oder intraperitoneal) verlieh den Thieren keine namhafte Resistenz. Auch bei den mit natürlicher Resistenz begabten Kaninchen ließ sich durch wiederholte subcutane Injectionen großer Dosen virulenten Materials kaum ein nennenswertes Immunisierungs- oder germieides Vermögen beibringen. Wilm konnte Mäuse, Meerschweinchen und Kaninchen durch subcutane oder intraperitoneale Impfung mit reingezüchteten, weniger virulenten, beziehungsweise durch Hitze abgeschwächten Culturen allmählich gegen virulente Culturen immunisieren. Zur Bereitung von Pestserum hatte Wladimiroff anfangs mit lebenden, später mit abgetödteten (1 Stunde bei 58° C.) gearbeitet. 24stündige Agareultuien wurden in 4 — 5 Centimeter steriler 0"5°/0 Kochsalzlösung aufgeschwemmt. Dieses Quantum wurde abgetödtet und Pferden intravenös injiciert. Die Thiere reagierten meist mit einer 4 — 5 Tage alten anhaltenden Temperatur- Steigerung, die vielfache, unregelmäßige Exacerbationen aufwies. Die weitere Dosierung war abhängig von der Stärke der Reaction bei den Pferden. Von 26 so behandelten Pferden wurde nur bei 2 die von Yersin geforderte Wertigkeit des Serums erreicht. Die Prüfung des Serums geschah an 20 Gramm schweren Mäusen, der genaueren Dosierung wegen verdünnt mit 0-5% Kochsalzlösung. 12 Stunden danach wurde den Mäusen neben Controlthieren die tödtliche Dosis virulenter Cultur injiciert. Das Serum wurde als wirksam erkannt, wenn es in der Menge von i/20 Cubikeentimeter eine Maus zu schützen vermochte. Das von Roux dem Institute überlasscne Serum zeigte bald eine bedeutende Einbuße an Wirksamkeit. Nach Uschinsky zerfallen bei längerem Stehen der Pestbouillonculturen die zuerst gebildeten Toxine in ptomai'nartige Sub- stanzen, die bei Thieren Vergiftungserscheinungen hervorrufen, aber nichts gemein haben mit den Intoxicationssymptomen bei natür- licher Infection. Wenn daher mit solchen Ptomai'nen immunisiert wird, so wird ein Serum gewonnen, das nicht im Stande ist, den Organismus gegen die bei der Infection zustande kommende Intoxication zu schützen. Gabritschewsky benützte für die Immunisierung Pestculturen, die durch Glyeerinzusatz abgetödtet waren. Diese Methode eignet sieh jedoch nur für Pferde, da für kleinere Thiere (Mäuse, Meersehweinehen und Kaninchen) das Glycerin stark giftig wirkt. Nach Markl muss ein wirksames Heilserum gegen die Pest nicht nur bacterieide, sondern auch antitoxische Substanzen besitzen. Markl gelang es, Mäuse giftfest zu machen durch vorsichtige Einverleibung von steigenden Dosen des Pestgiftes. Die Dauer dieser Giftfestigkeit ist verschieden, kann bei hochgiftfesten Mäusen selbst volle 6 Wochen und darüber anhalten. Hochgiftfestc Mäuse zeigen auch gegen die subcutane Einverleibung virulenter Pestbacillen eine gewisse Resistenz. Das Blutserum einer Katze, die bereits einen gewissen Grad von Giftfestigkeit erlangt hatte, zeigte antitoxische Eigenschaften gegen die Pesttoxine, aber keine hacterieiden gegen lebende Pestbacillen. Lustig und Galeotti gelang es. auf chemischem Wege aus Pestculturen eine Substanz zu gewinnen mit den Charakteren der Nucleoprotei'de. die toxische Eigenschaft besaß, aber — in subletalen Mengen einverleibt — auch empfängliche Thiere schon i ai li 2 I Stunden gegen cutane und intraperitoneale Pestinfection zu schützen vermochte. Wiederholt mit dieser Substanz behandelt Thiere lieferten ein Serum von stark präventiven und curativen Eigenschaften. Die Bereitungsweise dieses Impfstoffes ist nach Lustig G otti folgende: 3 Tage alte Culturen auf Agar werden in l °/0 Ätzkali maceriert; durch Essig- oder Milchsäure erhält man aus dieser Losung einen Niederschlag, dei im Vacuum über Schwefelsäure getrocknet wird. Vor dem Gebrauche als Vaccin lö diesen gl troi kneti n Niederschlag in einer alkalischen Flüssigkeit, die man durch ein ( hamberland-Filter schickt. Galeotti und Malenchini konnten zeigen, dass der von Lustig und Galeotti hergestellte Impfstoff auch Affen g die Infection mit Pestbacillen zu schützen vermag. Das Serum eines Pferdes, das mit dem Impfstoffe vacciniert war, erwies sich auch noch in schweren Fällen von I'cstinlcction Lustig hatte schließlich auch Gelegenheit, die Wirkung eil i Si rum : b' im Menschen zu beobachten. Von 30 behandelten, zum Theile schwerkranken Person, n 26 vollständig, W< i nicke gelang es nicht, von Ziegen, trotz längerer Behandlung mit stark wirkenden Giften, ein Blutserum zu erhalten, das Mäusen injiciert sichere giftimmunisierende Wi faltet hätte. N.i I e's Ansicht könnnte dies vielleicht dadurch .Verden, wenn man das Gift noch stärker concentriert oder wenn i gelingen sollte, noch stärker giftige Culturen zu erzielen, oder wenn man die Versuchsthien re Zeil jahrelang mit großen Giftmengen behandelte. Vielleicht auch bestünde die ein hkeit, ein stark wirksames Pestheilserum zu erhalten, darin, große Thiere mit lebenden und virulenten Pestculturen subcutan oder intravenös methodisch zu behandeln. Beulenpest. II. Bacteriologisclie Untersuchungen. 807 Wie schon in der Einleitung zu diesem Theile unseres Berichtes hervorgehoben wurde, konnten die Studien über die Immunitätsverhältnisse beim Pestbacillus nicht zu Ende geführt werden. Die passive Immunität ist in den nachfolgenden Auseinandersetzungen überhaupt nicht berücksichtigt; abgesehen davon, dass unsere Experimente durch das schreckliche Ereignis in unserem Laboratorium unterbrochen werden mussten, war es uns auch unmöglich, für unsere Versuche ein größeres Thier in dem uns zur Verfügung stehenden Arbeitsraume unterzubringen. a) Active Immunität. 1. Versuche mit lebenden Pestbacillen. Meerschweinchen. Mis«. 22. December 1897 = 368 Gramm. 2 Ösen der schwachvirulenten Cultur »Hongkong« subcutan (Bauch- seite links). 24. December = 365 Gramm. Infiltrat mit kleinem Bubo der linken inguinalen Lymphdrüsen. 31. December = 347 Gramm. Infiltrat kleiner. Bubo nicht mehr tastbar. 4. Jänner 1898 = 337 Gramm. Infiltrat sehr gering. 8. Jänner = 333 Gramm. Infiltrat kaum fühlbar. 12. Jänner = 346 Gramm. Infiltrat ganz geschwunden. 13. Jänner = 4 Ösen der .schwachvirulenten Cultur »Hongkong« subcutan (Bauchseite rechts). 15. Jänner. Derbes Infiltrat ohne Bubo. 21. Jänner = 370 Gramm. Geringes Infiltrat, kleiner Bubo der rechten inguinalen Lymphdrüsen. 25. Jänner = 372 Gramm. Sehr kleines Infiltrat. 4. Februar = 428 Gramm. Infiltrat geschwunden, Lymphdrüsen kaum tastbar. 5. Februar = i/10 Öse der vo II virulenten Cultur IX/7 M221 subcutan (Bauchseite links). 7. Februar = 370 Gramm. Schmerzhaftes Infiltrat. 1 1. Februar = 352 Gramm. Beginnende Nekrose des Infiltrates, großer Bubo. 14. Februar = 388 Gramm. Geschwür und Bubo. 19. Februar = 416 Gramm. Bubo kleiner. 26. Februar = 416 Gramm. Geschwür verheilt, Drüse klein, kaum tastbar. 1 Öse der vo 1 1 virulenten Cultur IX 7 M .■,.>, (24 Stunden alt) eingerieben an eine rasierte Stelle der rechten hinteren Extremität. Keine Reaction. 5. März = 435 Gramm. 17. März = 467 Gramm. 18. März = 1 Öse der voll virulenten Cultur 1X7 M156 (3 Tage alt) subcutan. 31. März = 495 Gramm. Geringes Infiltrat. 12. April = 520 Gramm. 15. August (!) gesund. 3. October (!) = 520 Gramm. Gesund. 4. October eingerieben mit einigen Tropfen der Aufschwemmung von 1 Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 MoS9 in 1 Cubikcentimeter Fleischbrühe an einer rasierten Stelle der rechten hinteren Extremität. 8. October keine Reaction. Das Controlthier M309 = 500 Gramm, Jas dieselbe .Menge in gleicher Weise erhielt, reagiert prompt in typischer Weise (Tod am 12. October mit typischem Befund). 25. October M186 gesund und ohne Reaction. Muss getödtet werden. 22. December 1897 = 377 Gramm. 2 Ösen der schwachvirulenten Cultur »Hongkong« subcutan (Bauch- seite links). 24. December = 435 Gramm. Infiltrat. Keine Drüsen tastbar. 30. December = 450 Gramm. Infiltrat kleiner. 4. Jänner 1898 = 475 Gramm. 5. Jänner = 421 Gramm. 12. Jänner = 455 Gramm. Infiltrat noch nicht ganz geschwunden. 13. Jänner. 4 Ösen der schwachvirulenten Cultur »Hongkong« subcutan (Bauchseite rechts). 15. Jänner. Derbes Infiltrat, geringer Bubo der rechten inguinalen Lymphdrüsen. Haarausfall. Thier etwas weniger munter. 21. Jänner = 525 Gramm. Infiltrat und Bubo kleiner. 104* 808 H. Albrecht und A. Ghoii, 25. Jänner = 485 Gramm. 4. Februar = 608 Gramm. Kein Infiltrat mehr, Drüsen in inguine rechts tastbar, doch derb. 5. Februar Vio Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 M22d 48 Stunden alt, subcutan (Bauchseite links). 7. Februar = 530 Gramm. Schmerzhaftes Infiltrat, Bubo. 11. Februar = 571 Gramm. Geschwür und Bubo. 14. Februar = 595 Gramm. Wie am 11. Februar. 19. Februar = 643 Gramm. Geschwür verheilt, Infiltrat fast geschwunden, Bubo noch tastbar, aber klein. 26. Februar = 655 Gramm. Drüsen kaum tastbar. 1 Öse der voll virulenten Cultur IX/7 M22i, -' Stunden alt, eingerieben an einer rasierten Stelle der rechten hinteren Extremität. 5. März = 745 Gramm. Keine Reaction (gravid). 17. März = 755 Gramm. 18. März = 1 Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 M]5G, 3 Tage alt, subcutan. '_' t. März. Locales Infiltrat. 2 Junge. 31. März = 612 Gramm. Infiltrat. 22. April = 587 Gramm. 15. August(l) gesund. 3. O c tober (!) = 780 Gramm, gesund. 4. October. Eingerieben an einer rasierten Stelle des rechten Oberschenkels mit einigen Tropfen der Aufschwemmung von 1 Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 M262 in ' C ubikeen ti meter Fleischbrühe. 8. October. Mäßig großer Bubo der rechten Inguinallymphdrüsen und Infiltrat. 12. October. Kein Infiltrat und kein Bubo mehr. 25. October. Gesund. Musste getödtet werden. Controlthier M309 (s. Mls6). Aus den zwei angeführten Beispielen (M156 und M184) ersehen wir demnach, dass es möglich ist durch Einverleibung steigender Dosen seh wach virulenter, lebender Pestbacillen auch das für das Pestvirus hochempfängliche Meerschweinchen activ zu immunisieren. Die beiden Thiere reagierten nach einiger Zeit auf die cutane Infection mit vollvirulentem Materiale überhaupt nicht mehr und vertrugen selbst die subcutane Einverleibung von 1 Öse vollvirulenter Pestagarcultur ohne besondere Reaction. Noch volle 7 Monate nach der letzten Impfung waren die Thiere gesund und hatten entsprechend an Körpergewicht zugenommen. Wir möchten gerade diesen Umstand hervorheben, da wir in dem Capitel über die Empfänglichkeit der verschiedenen Thierarten für das Pestvirus gezeigt haben, dass gerade Meer- schweinchen chronischen Formen der Pestinfection, die sich über viele Wochen hinziehen können, zugänglich sind oder nicht selten an Pestmarasmus eingehen. Die beiden Beispiele zeigen uns aber auch, dass die active Immunität gegen das Pestvirus, wie sie durch Einverleibung lebenden Virus erzielt wird, durch viele Monate — in unseren Versuchen mehr als 6 Monate — andauert. Von den beiden Thieren reagierte nur das eine (M184) nach dieser Zeit auf die cutane Einverleibung mit vollvirulentem Materiale mit einer geringfügigen localen Affection. Ob die erlangte active Immunität innerhalb dieser Zeit ungeschwächt erhalten blieb, lässt sich aus unseren Versuchen allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen. Der zur Erprobung der Immunität nach mehr als ü Monaten angewendete Infectionsmodus kann dafür nicht .als vollgiltiger Maßstab angesehen werden. Zweifellos sicher aber bestand noch eine Immunität. Auch das folgende Beispiel (M58) zeigt das längere Bestehenbleiben der erlangten activen Immunität; -leichzeitig beweist es uns aber auch, dass diese Methode der activen Immunisierung nicht bloß gegen eine subcutane Infection, sondern auch gegen den zweifellos schwereren intraperitonealen Infections- modus mit vollvirulentem Pestmateriale zu schützen vermag. Mss. 23 August 1897 = 490 Gramm. 1 Öse der schwachvirulenten Cultur XXXIX/2, 48 Stunden alt, intra- p e r i t o n I , September = 533 (.ramm. 10 September = 537 (.ramm. Beulenpest. II. Bacteriologisclie Untersuchungen. 809 20. September = 535 Gramm. 27. September = 525 Gramm. 5. October = 532 Gramm. 6. October = i/io Öse der hochvirulenten CulturIX/7 Mm intraperitoneal. Controlthier M ]24 verendete nach 23 Stunden. 9. October = 585 Gramm. 12. October = 535 Gramm. IS. October = 598 Gramm. Schwellung beider Hoden. 20. October = 630 Gramm. l/2 Öse der Cultur 1X7 Mm, hochvirulent, subcutan (Bauchseite links i (Controlthier M,«i verendete nach 5 Tagen mit typischem Befund.) 22. October. Schwellung der Hoden bedeutend, namentlich die des rechten. 27. October = 61 1 Gramm. Infiltrat an der Injectionsstelle, kleiner Bubo der linken inguinalen Lymphdrüsen. Spontane Eröffnung des Infiltrates des rechten Hodens. 6. November = 580 Gramm. Hoden normal. 1. November = 574 Gramm. Sowohl das Infiltrat an der Injectionsstelle, als auch das in den Hoden ganz zurückgegangen. 12. November = 590 Gramm. 18. November = 584 Gramm. 19. November. 1 Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 M156 intraperitoneal. (Controlthiere M16o und M1G, gehen acutest zugrunde.) 20. November = 504 Gramm. 29. November = 578 Gramm. Harte Schwellung beider Hoden, besonders des linken. Munter. 5. December = 615 Gramm. Linker Hoden noch infiltriert. 17. December = 667 Gramm. Hoden normal. 22. December = 682 Gramm. Thier munter. 30. December = 639 Gramm. 8. Jänner 1S98 = 599 Gramm. 17. Jänner. Eingerieben an einer rasierten Stelle der linken hinteren Extremität mit dem Exsudate des an acuter Pest verendeten Mgl3 (sehr reichlich Pestbacillen). 2 1. Jänner = 745 Gramm. An der Einreibungsstelle nur Blutkrusten. Die Drüsen der linken Inguinalseite etwas größer, schmerzhaft. 22. Jänner. Bubo über erbsengroß. 25. Jänner = 702 Gramm. Bubo kleiner. Einreibstelle ohne Veränderungen. 4. Februar = 792 Gramm. Drüsen in inguine links noch tastbar, aber derb. 26. Februar = 756 Gramm. 1 Ose der vollvirulenten Cultur IX/7 M221 (24 Stunden alt) eingerieben an einer rasierten Stelle der rechten hinteren Extremität. 5. .März = 791 Gramm. Keine Reaction. 17. März = 781 Gramm. 18. März. 1 Öse der vo 11 virulenten Cultur IX/7 Mlä8 (3 Tage alt), subcutan. 22. März. Locales Infiltrat." 31. März = 758 Gramm. Infiltrat noch da. 12. April = 771 Gramm. 15.August(!) 189S gesund. 3. October (!) gesund. 4. October. Eingerieben an einer rasierten Stelle des rechten Oberschenkels mit einigen Tropfen der Aufschwemmung von 1 Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 M2I;2 in 1 C tibi k ee n timeter Fleischbrühe. 8. October. Ohne Reaction. (( ;ontrolthier M309 wie bei M l86.) 25. October. Gesund und munter; musste getödtet werden. Nich uninteressant erscheint bei M58 das Auftreten von Hodenschwellungen nach intra- peritonealer Einverleibung hochvirulenten Pestmateriales. Wir konnten derartige Hodenschwellungen des öfteren bemerken, aber immer nur bei Meerschweinchen, die immunisiert wurden. Es liegt uns ferne, zu behaupten, dass diese Hodenschwellungen mit der Immunisierung in irgend einem Zusammenhange stehen, sondern wir werden es wohl nur einem Zufalle zuzuschreiben haben, dass wir sie nicht auch bei anderen, früheren Versuchen beobachten konnten, sei es, dass wir nicht darauf achteten, sei es, dass wir dort, wo derartige Hodenveränderungen am ehesten zu erwarten waren (subacute und chronische Pest- formen nach intraperitonealer Einverleibung schwachvirulenter Pestbacillen), zufällig keine männlichen Thiere verwendet hatten. In einigen der beobachteten Fälle waren die Hoden recht bedeutend vergrößert, dabei derb. Einmal eröffnete sich ein derartiges Hodeninfiltrat spontan (M5S), sonst wurden sie wieder 810 H. Albrecht und A. Ghon, resorbiert. Verendete ein derartiges Thier, so fand man bei der Section die Hoden theilweise wie durch eine käsige Masse substituiert, die sich meist mit einer derberen, bindegewebigen Kapsel begrenzte. Das Infiltrat machte pathologisch-anatomisch denselben Eindruck wie die bei derartigen Fällen immer auch zu beobachtenden nekrotischen Herde in der Bauchhöhle, wie wir sie auch bei den chronischen Pestformen des Meerschweinchens bereits in einem früheren Abschnitte eingehender beschrieben haben (pag. 68). Auch histologisch zeigten diese Hodeninfiltrate dasselbe Aussehen wie die analogen Herde in der Bauchhöhle, respective verschiedenen Organen bei den chronischen Pestformen: Ein Granulationsgewebe, wie wir es bei den sogenannten Granulationsgeschwülsten zu sehen gewohnt sind, umgibt in bald breiterer, bald schmälerer Schichte eitrig-nekrotische Herde, die meist aus polynucleären Leukocyten bestehen und im Centrum nekrotisch sind. Innerhalb dieser abscessähnlichen Herde finden sich mehr oder weniger reichlich Pestbacillen, seltener in typischen, häufiger in blassgefärbten, rundlichen Formen. Die beiden Thiere M84 und M39 veranschaulichen uns die eben besprochenen Hodenveränderungen. Wie der histologische Befund bei M39 zeigt, betreffen die erwähnten Veränderungen fast ausschließlich die Tunica vaginalis, das Hodengewebe selbst ist frei davon, ebenso das Vas deferens. Diese Infiltrate stellen ein Analogon der beim Meerschweinchen nach intraperitonealer Rotzinfection gefundenen Hodenverände- rungen dar. Auch ihre Entstehung dürfte dieselbe wie beim Rotz sein. Die Immunisierung mit lebenden Pestbacillen muss in vorsichtiger Weise erfolgen, wenn man einen halbwegs befriedigenden Grad von Impfschutz erlangen will. Größe und individuelle Disposition der Versuchsthiere müssen auch hiebei berücksichtigt werden. Es ist auch nicht gleichgiltig, in welcher Weise die Prüfung des erlangten Impfschutzes erfolgt. Immerhin macht sich aber schon nach einmaliger Einverleibung verhältnismäßig kleiner Dosen (1 Öse der schwachvirulenten Cultur) ein gewisser Grad von Impfschutz geltend, der sich darin kundgibt, dass die Versuchsthiere selbst nach intraperitonealer Infection mit vollvirulenten Pestbacillen in Mengen, die das vielhundertfache der Dosis letalis minima bedeuten, in auffallend verzögerter Weise zugrunde gehen und unter einem Bilde, das nicht den acuten, sondern den subacuten und chronischen Formen der Pestinfection beim Meerschweinchen entspricht (Msl und M59). Nur wenn die Immunisierungsdosen zu rasch unverhältnismäßig erhöht wurden, erlagen die Immun- thiere in acuter Weise (M57 und M56). Die von uns bei der Immunisierung benützten Peststämme, und zwar die für die erste oder die ersten Injectionen benützten, waren schwachvirulent; sie hatten, wie wir andernorts gezeigt haben, diese Verminderung der Virulenz schon von Anfang an besessen. Eine künstliche Abschwächung, wie sie für Immunisierungszwecke vielfach notwendig sein dürfte, kann, was wir bewiesen zu haben glauben (s. pag. 175), durch längere Fortzüchtung der Pestbacillen bei höheren Temperaturen leicht erreicht werden. Ms. 1. September 1897 = 202 Gramm, '/a Agareultur des schwachvirulenten Stammes 210 intraperitoneal. 10 September = 194 Gramm. 20. September = 230 Gramm. ' 1 September = 250 Gramm. .">. October = 258 < tramm 6. October = i/io Öse der vollvirulenten Cultur IX, 7 aus Mm, 18 Stunden alt, intraperitoneal. Das Controlthier M,.,, = 222 Gramm verendete in 23 Stunden an acutester Pest. 9. October = 222 Gramm. 10. October = 199 Gramm. i Gi amm 10 Oi tober = 220 Gra i. 23. October verendete das Thier. Beulenpest. IL Bacteriologische Untersuchungen. 811 Die Scction ergab: Periphere Lymphdrüsen etwas vergrößert, hart, [n der Bauchwand entsprechend der Injectionsstelle ein fast haselnussgrofies Infiltrat, im Centrum aus gelblichen nekrotischen Massen bestehend, in der Peripherie derb, bindegewebig. Etwas oberhalb dieses Infiltrates ein zweites, kleineres, aber ähnlieh beschaffenes (herrührend von der intraperitonealen Injection). Entsprechend diesen beiden Infiltraten der Bauchwand rindet sieh beim Eröffnen der Bauchhöhle ein Theil des Darmes durch Binde- gewebsstränge mit der Bauchwand verwachsen; das ganze Darmconvulut gleichfalls durch derartige Bindegewebsstränge verwachsen und das Net/, geschrumpft. Nach dein Lösen der Darmschlingen zeigt sich ein schon vorher tastbar gewesener Tumor unterhalb der rechten Niere, der beinahe taubeneigroß ist, sich als ein abgekapselter Abscess entpuppt und dessen laterale Wandung die stark geschrumpfte Bauchwand, dessen mediale Wandung einen Theil des an die Bauchwand fixierten Wurmfortsatzes bildet. Die Höhle des Abscesses ist ausgefüllt von nekrotischen Massen. Ein ähnlicher Herd findet sieh auch zwischen den Darmschlingen im kleinen Becken. Milz klein, atrophisch, blass. Leber und Nieren hyperämisch. Mesenteriale Lymphdrüsen groß, weißlieh, saftreich. Beide Hoden stark vergrößert, wie durch eine käsige Masse substituiert. Die Seheiden des Hodens verdickt. Lungen hyperämisch. Herz auffallend atrophisch. An der hinteren Seite des Brustbeines mehrere derbere, größere Gebilde (Lymphdrüsen). Deckglaspräparate aus den käsigen Massen des Hodens zeigen wenig reichlich typische Pestbacillen, reich- licher Degenerationsformen. Aussaat aus dem Herzblute zeigte ausschließlich Pestcolonien in geringer Anzahl. Mso. 10. August 1897 = 455 Gramm. 1 Ose der Agarcultur vom schwachvirulenten Stamme XXXIV/1 intrapevi- toneal (48 Stunden alt). 23. August = 445 Gramm. 1. September = 493 Gramm. 3 Ösen desselben Culturstammes intraperitoneal (48 Stunden alt). 10. September = 492 Gramm. 20. September = 488 Gramm. 27. September = 495 Gramm. 5. October = 495 Gramm. 6. October = i/4 Öse der voll virulenten Cultur IX/7 aus Mm i n traperi toneal. 9. October = 432 Gramm. 12. October = 385 Gramm. Hoden seh wellungen. 18. October = 448 Gramm. 20. October = 491 Gramm, '/ä Öse der voll virulente n Cultur IX/7 aus Mnl subcutan. Das Controlthier M I3I = 519 Gramm verendete nach 5 Tagen an typischer Pest. 27. October = 498 Gramm. Infiltrat an der Injectionsstelle ohne besondere Drüsenschwellung. Die Hodenschwellungen, die in der letzteren Zeit sich ziemlich derb anfühlten, im Rückgange. 1. November = 490 Gramm. Infiltrate und Hodenschwellungen fast ganz zurückgegangen, 6. November = 490 Gramm. Nur mehr ein minimales Infiltrat an der letzten Injectionsstelle. 12. November = 508 Gramm. Kein Infiltrat mehr. 18. November = 532 Gramm. 19. November = 1 Öse der Cultur LX/7 aus M 156, vollvirulent, 24 Stunden alt, intraperitoneal. Control- thier M 161 = 575 Gramm (Vioo Öse intraperitoneal) verendete in der Nacht vom 2 1 . November bis 22. November mit dem Befunde acuter Pest. 22. November = 413 Gramm. 24. November verendete das Thier. Section ergab: Im subcutanen Binde- und Fettgewebe der Bauchwand einige fibröse Verdickungen. Die inguinalen Lymph- drüsen rechts etwas vergrößert, derb, sonst ohne Veränderungen. In der Bauchhöhle reichliche Mengen klarer Flüssigkeit. Das ganze Peritoneum übersäet von graugelblichen Knötchen, ebenso das Mesenterium und das Netz, welches zusammengerollt und mit der Bauchwand verwachsen ist. Leber sehr blutreich. Milz etwas vergrößert, blass und wie die Leber von fibrinösen Auflagerungen bedeckt. Die mesenterialen Lymphdrüsen etwas vergrößert, sehr weich. Nieren hyperämisch, ebenso die Nebennieren und Lungen. In der rechten Lunge vereinzelte graugelbe Knötchen. In den Pleurahöhlen sehr reichlich klare Flüssigkeit. Beide Hoden etwas vergrößert, derb, von kleinsten gelblichen Heiden durchsetzt. Deckglaspräparate von den Knötchen des Peritoneums, von mesenterialen Lymphdrüsen und von der Milz zeigten mäßig viele Pestbacillen, vielfach in Degenerationsformen, doch nirgends auffallend häufig intracellulär gelagert. Histologischer Befund. 1. Schnitte durch beide Hoden sammt ihren Hüllen zeigen allenthalben die Tunica vaginalis communis in ein Granu- lationsgewebe umgewandelt, das an vielen Stellen mit der Tunica albuginea verwachsen ist. Dieses Granulationsgewebe, vielfach in selir breiter Schichte entwickelt, besteht aus schlanken Spindelzellen, die häufig zu Bündeln geschichtet sind, und aus sehr zahlreichen kleinen Gefäßen und Capillaren. Auch das Kettgewebe, welches ringsum die Tunica vaginalis umgibt, ist überall in ein derartiges Granulationsgewebe umgewandelt, innerhalb dessen die Maschen des Fettgewebes oft nur spärlich erhalten sind. Auch in der Umgebung des Vas deferens und um die Venen des Plexus pampiniformis ist dasselbe entwickelt. In der Tunica albuginea finden sieh namentlich um Gefäße reichliche Leukocyteninfiltrate. Allenthalben umsehließt dieses Granulationsgewebe eiterig-nekrotisehe 812 H. Albrecht und A. Ghon, die aus zumeist polynucleären Leukocyten bestehen und deren Centrum aus Kerndetritus und nekrotischen Gewebsbröckelr gebildet wird. Diese Herde sitzen in der zu Granulationsgewebe umgewandelten Tunica vaginalis und reichen nur in die äußersten Schichten der Tunica albuginea hinein. Vas deferens, Coni vaseulosi und Hoden selbst sind frei von pathologischen Veränderungen. Innerhalb dieser abscess-ähnlichen Herde linden sich zahlreiche kleine Häufchen von Pestbacillen, die fast durchwegs die Form kleiner, blassgefärbter Coccen haben und fast ausnahmslos extracellular lieg 2. Milz. In derselben finden sich zerstreut sehr kleine nekrotisch eiterige Herde, die durch eine schmale Schichte von Granu- lationsgewebe abgegrenzt sind, ferner erscheint die .Milzkapsel mit dem umgebenden Peritoneum und mit dem Pankreas durch reich- Granul rwachsen, welches sehr zahlreiche derarti i einschließt. In der Milzpulpa findet sich sehr reichliches hämatogenes Pigment. In den Abscessen ziemlich reichliche Häufchen blassgefärbter Pestbacillen von Coccenform. 3. Auch auf den Schnitten durch die Leber finden sich einzelne ebensolche knötchenartige Herde, die von der Leberkapsel aus ins Parenchym seihst hineinreichen. Im übrigen ist das Lebergewebe hyperämisch. In den Verzweigungen der Glisson'schen Kapsel kleinzellige Rundzelleninfiltration. I. Aufschnitten durch den Dickdarm sammt Gekröse zeigt letzteres ganz dieselben Veränderungen wie das Netz. Im dem sehr reichlich entwickelten Granulationsgewebe finden sich zahlreiche nekrotisch-eiterige, knötchenähnliche, immer rundliche Herde. Der Darm selbst zeigt keine besonderen Veränderungen. Pestbacillen finden sich in den Herden ziemlich reichlich, sie besitzen rundliche coccen- oder hefezellenähnliehe Form und sind blass gefärbt. 5. Schnitte, welche durch eine Lymphdrüse der Radix mesenterica angelegt sind, zeigen im Lymphdrüsenparenchym selbst keine besonderen Veränderungen, aber ganz dieselben zahlreichen Herde in dem die Lymphdrüse einhüllenden, zu Granu lationsgewebe umgewandelten peritonealen Gewebe. Im Innern dieser Herde linden sich ziemlich spärliche Pestbacillen von der oben bezeichneten Form, zum Theile intracellulär gelagert. 6. Schnitte durch eine Niere sammt Nebennieren zeigen histologisch keine besonderen Veränderungen außer Degenerationserscheinungen der Epithelien der Rinde. 7. Herzmuskel. Querstreifung außerordentlich undeutlich, die Kerne blassgefärbt, bläschenähnlich. Sonst keine Besonderheiten. M57. 23. August 1897 = 510 Gramm. Von der Cultur 210, neunte Generation, 4S Stunden alt, schwach- virulent, 1 Öse intraperitoneal. 1. September = 567 Gramm. 10. September = 615 Gramm (gravid). 20. September = 515 Gramm (Wurf, die Jungen wurden erdrückt). 27. September = 490 Gramm. ., i i. tober = 468 Gramm. 9. October = 533 Gramm. 12. October = 460 Gramm. IS. October = 510 Gramm. 20. October = 530 Gramm. >/2 Öse der vollvirulenten Cultur 1X7 aus Mm subcutan. Das Controlthier MJ34 verendete am 25. October mit typischem Befund. 27. October = 471 Gramm. Schon einige Tage nach der Infection ein ziemlich derbes Infiltrat, entsprechend der Injections- stelle, das sich spontan eröffnet hat. 1. November = 470 Gramm. Aus dem geöffneten Infiltrat reichlich nekrotisch-eiterige Massen ausdrückbar, die enorm reichlich Pestbacillen enthalten. 6. November = 452 Gramm. Infiltrat kleiner, in ^\^n nekrotisch-eiterigen Massen noch reichlich Pestbacillen, fast auschlicßlich extracellular. 12. November = 455 Gramm. Infiltrat zurückgegangen. 18. November = 493 Gramm. 19. November = 2 Ösen der voll virulenten Cultur IN 7 aus M156, 2 1 Stunden alt, intraperiton Am 21. November früh verendete das Thier unter Krämpfen. Section ergab: Periphere Lymphdrüsen ohne besondere Veränderungen. Im subcutanen Rinde- und Fettgewebe, ent- sprechend der subcutanen Infection vom 20. X. geringe fibröse Verdickungen. In der Bauchhöhle reichlich serös-fibrinöses Exsudat. Solches Exsudat auch auf der Leber, der Milz und am ganzen Peritoneum, das stark injiciert ist. Das große Netz eingerollt und durch- setzt von fibrinös-eiterigem Exsudat. Milz vergrößert, Leber und N hwollen, parenchymatös degeneriert. Die mesenterialen Lymphdrüsen größer, saftreich, weißlich. Nebennieren ohne Veränderungen, desgleichen der Magen und der Darm. Lungen hyperämisch. Deckglaspräparate : |. Peritoneal ! Vläl viele Eiterkörperchen, sehr spärlich Pestbacillen. extra- und intracellulär, vielfach in ationsformen. 2. Exsudat vom Netz: Sehr reichlich Pestbacillen, meist extra-, weniger zahlreich intracellulär, vorwiegend in Degene- a a t e M : 1. Blut: Steril. 1 esudat vom Netz: Wenig zahlreiche Colonieri de Pi tbacillus. Beulenpest II. Bacteriologischc Untersuchungen. 813 MUß 23. August 1897 = 496 Gramm. Von der schwachvirulcntcn Cultur XXXIV/1 , elfte Generation, 48 Stunden alt, 1 Öse intraperitoneal. 1. September = 536 Gramm. 10. September = 540 Gramm. 12. September = 1/s Öse der hochvirulenten Cultur IX/7 aus MS3 intraperitoneal. Das Controlthicr = 511 Gramm verendet am 20. September mit dem Befunde pyämischcr Pestinfection. 20. September = 493 Gramm. 27. September = 478 Gramm. 5. October = 480 Gramm. 9. October = 495 Gramm. 12. October = 436 Gramm. IS. October = 520 Gramm. 20. October = 465 Gramm. 27. October = 515 Gramm. 1. November = 506 Gramm. 6. November = 487 Gramm. 12. November = 489 Gramm. 18. November = 507 Gramm. 19. November = 1 Öse der vol 1 virulenten Cultur IX/7 aus M15(!, 24 Stunden alt, intraperitoneal. Am 21. November verendete das Thier. Section ergab : Die peripheren Lvmphdrüsen nicht wesentlich verändert. In der Bauchhöhle sehr reichlich trübe Flüssigkeit mit fibrinös-eiterigen Flocken. Solches Exsudat auch auf der Leber und Milz und am Peritoneum. Das große Netz zusammengerollt und durchsetzt von fibrinös-eiterigen Exsudatmassen. Nieren geschwollen. Leber blutreicher, Milz vergrößert. Die mesenterialen Lymphdrüsen groß, saftreich. Nebennieren hyperämisch. Die Lungen von metastatischen Herden durchsetzt. Dcckglaspräparate vom peritonealen Exsudate zeigen sehr reichlich Pestbacillcn, meist in typischen Formen, nur sehr spärlich in Degenerationsformen, vorwiegend extracellulär. Aussaaten : 1. Blut: Mäßig viele Pestcolonien. 2. Peritoneales Exsudat: Reichlieh Pestcolonien. Mi». 23. August 1897= 180 Gramm. Von der schwachvirulenten Cultur 210, neunte Generation, 48 Stunden alt, 1 Öse intraperitoneal. 1. September = 205 Gramm. 10. September = 240 Gramm. 12. September = i/]g Öse der hoch virulenten Cultur IX/7 aus M83 intraperitoneal. Das Controlthicr M1G2 verendete nach 30 Stunden. M59 verendete am 18. September. Section ergab: Die peripheren Lymphdrüsen besonders in inguine vergrößert, saftreich, in hämorrhagisch-ödematöses Bindegewebe eingehüllt. In der Bauchhöhle kein freies Exsudat. Peritoneum stark geröthet und von fibrinösen Exsudatmassen bedeckt und durchsetzt von zahllosen kleinen, graugelben Knötchen. Von ebensolchen Knötchen auch das Netz durchsetzt, das wie aufgerollt erscheint. Die mesenterialen Lymphdrüsen vergrößert, saftreich. Milz nicht vergrößert. Leber blutreich, geschwollen. Nieren groß, parenchymatös degenerirt. Nebennieren hyperämisch. Magen und Darm ohne Veränderungen. In den Pleurahöhlen geringe Mengen klarer Flüssigkeit. Lungen stark hyperämisch und von Blutungen durchsetzt. Dcckglaspräparate von den peritonealen Knötchen zeigen reichlich Pestbacillcn. Aussaat aus dem Herzblute ergibt ausschließlich und ziemlich reichlich Pestcolonien. Ratten. Auch die Immunisierung der grauen Ratten mit lebenden Pestbacillen bot im großen und ganzen keinerlei Schwierigkeiten. Wir verwendeten für die Immunisierung in einer Reihe von Versuchen gleichfalls wieder bei den ersten Injectionen schwächer virulente Culturen (R91 und R95, R79 und R80, R,,8, R146, R147, R148, R158 Rieo' Rgs unci R-o> Ri85 — Rm); be' einigen unserer Versuche aber benützten wir von Haus aus voll- Denkschriften der matliem.-natunv. Cl. LXVI. Bd. 105 814 H. Albrecht und A. Ghou, virulente Culturstämme (R83, R71). Einen auffallenden Unterschied in dem dadurch erlangten Immunitäts- grad konnten wir dabei nicht finden. Im Vergleiche zu den Meerschweinchen gelang im allgemeinen bei den Ratten die Immunisierung leichter, vor allem deshalb, weil man bei den Ratten, wie wir gezeigt haben, keine verzögerte Giftwirkung zu fürchten hat. Umso stärker tritt in vielen Fällen die individuelle Verschiedenheit derVersuchsthiere in den Vorder- grund. Bei älteren Thieren gelingt unverhältnismäßig leichter die Immunisierung als bei jüngeren. Umso wertvoller sind daher diejenigen Versuchsreihen, bei denen man jüngere Thiere, womöglich von dem- selben Wurfe, zur Verfügung hat (R185 — Rm)- Nicht anders als mit individuellen Verschiedenheiten der einzelnen Thiere werden wir den Ausfall der Immunisierung bei den Thieren R83 und R70 erklären können, wenn wir sie in Parallele bringen mit denen bei R71, R91 und R95, R79 und R80. Alle diese Thiere waren ausgewachsene Ratten. Die Dauer der erlangten activen Immunität erstreckte sich auch bei den grauen Ratten über viele Monate, wie aus den angeführten Beispielen R91 und R95, R79 und R80, R185 bis R194 hervorgeht. Die activ mit lebenden Pestbacillen immunisierten Ratten hatten dadurch nicht bloß einen gewissen Grad von Impfschutz gegen vollvirulente Pestbacillen, ob dieselben in Mengen, die vielfach die Dosis letalis minima überstiegen, subcutan oder intraperitoneal einverleibt wurden, erlangt, sondern sie erhielten dadurch auch einen gewissen Grad von Giftfestigkeit (R91 und R95, R79 und R80, Rlg5 — R194), die gleichfalls durch längere Zeit anhielt (R185— R194)- Die Thiere vertrugen nach erlangter Immunität anstandslos eine recht bedeutende Menge eines buchwirksamen, älteren Bouillonfiltrates, das intraperitoneal einverleibt wurde. Es ist für uns außer Zweifel, dass auch das Thier R7] nicht der Wirkung des Filtrates erlegen war, schon deshalb, weil wir eine derartig verzögerte Giftwirkung (über 3 Monate) bei Ratten nicht beobachtet haben. Über den Zeitpunkt des Eintrittes der Immunität konnten wir keine ausgedehnteren Erfahrungen sammeln. Bei den Thieren R14G, R147 und R148 war 12 Tage nach der ersten Injection entschieden schon ein stärkerer Impfschutz vorhanden. Zweifellos tritt aber die Immunität schon früher ein. Wir konnten die active Immunisierung mit lebenden Pestbacillen bei den Ratten sowohl durch subcutane (R91 und R95, R,90—R194, R71, R70) und cutane (R83), als auch durch intraperitoneale R79 und R80, Rls-— Rls9, RG8) Einverleibung des Pestvirus erzielen. Ob auch durch Verfütterung von infectionsfähigem Pestmateriale eine active Immunität erlangt werden kann, vermögen wir nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Die Versuche mit den Thieren RHI1 und Rn, sprächen dafür, während R.:i das Gegentheil zeigt. Als beweiskräftig können wir die beiden Versuche mit Ruo und Rn, allerdings nicht hinstellen, da wir bereits andernorts klargelegt haben, dass auch nicht vorbehandelte Ratten oft Dosen vollvirulenten Pestmateriales, die das Vielfache der Dosis letalis minima bedeuten, selbst bei intraperitonealer Einverleibung vertragen, ohne zu reagieren. Es wäre aber immerhin auch ein Zustandekommen einer Immunität durch Verfütterung virulenten Materials denkbar, dann nämlich, wenn nach der Verfütterung ein Thier eine Infection sich zuzieht, die wieder ausheilt. Beispiele dafür glauben wir gebracht zu haben. Geradeso wie wir Pestinfectionen bei Ratten gesehen haben, die — vom Maule, respective der Nase ausgehend (primärer Bubo am Halse) — wieder ausheilten, wäre es ja doch auch möglich, dass eine primäre Darminfection gleichfalls nicht zum Tode führt, abgesehen davon, dass auch bei primärer Maul-, respective Naseninfection der primäre Bubo, der ja unserer Auffassung nach immer auf den Ort der Infection schließen lässt, in den tiefen Halslymph- drüsen säße und eventuell versteckt bliebe. Der Umstand, dass wir des öfteren Verfütterungen von reichlichem, vollvirulenten Pestmateriale an gesunden, nicht vorbehandelten Ratten ohne jede Reaction ausführen konnten, geradeso wie auch die Conjunctiva und Nasenimpfungen nicht immer von Erfolg begleitet waren, zwingt uns, bei der Deutung aller derartigen Versuche vorsichtig zu sein. Beulenpest. II. Bacteriologiscke Untersuchungen. 815 Rni und R95. R91 erhielt am 31. Jänner 1898 von einer Aufschwemmung des Herzblutes und der Milz der R90, die nach Injection einer schwächer virulenten Cultur acut verendete, 0' 7 Cubikcentimeter subcutan. Die Aufschwemmung zeigte mikroskopisch nur wenig Pestbacillen. Das Thier reagierte darauf mit einem geringen Infiltrate, das bald zurückgieng. RDä erhielt subcutan 1 Öse aus der Cultur von der R91, die nach Infection mit einer größeren .Menge der schwachvirulenten Cultur XXXIV/1 zugrunde gegangen war. Das Thier blieb ohne Reaction. Am 26. Februar beiden Thieren intraperitoneal je ' l00 Öse der vollvirulenten Cultur IX 7 au- M15e. Die Thiere abg Am .".. März je l/10 Öse desselben Culturstammes, 24 Stunden alt. intraperitoneal. Am IS. März dieselbe Menge desselben Stammes, 3 Tage alt, intraperitoneal. Am 31. März je l/g Öse desselben Culturstammes, 24 Stunden alt, intraperitoneal. Am 14. April dieselbe Menge desselben Culturstammes intraperitoneal. Die Thiere sind fett. Am 2. Mai je ]/0 Öse des vollvirulenten Culturstammes IX 7 au- M 2G2 intraperitoneal. Am 19. Mai intraperitoneal je 1 Cubikcentimeter des 14.3 Tage alten Bouillonfiltrates aus 1X7 M156, Ja- in der bezeichneten Menge Ratten innerhalb der ersten 12 Stunden tödtet. Am 5. Juni je 1-5 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. Am 15. August(!) beide Thiere gesund und munter. Desgleichen am 3. Octob i Bei der an diesem Tage vorgenommenen Untersuchung der Thiere, welche in Narkose erfolgte, geht R95 ein. Die sofort angeschlossene Scction ergab keine besonderen Veränderungen. Desgleichen fiel auch die mikroskopische und culturelle Untersuchung der Milz und des Herzblutes negativ aus. Am 4. October 1898 der R:ll ' ., Öse der vollvirulenten Cultur 1X7 aus M 262 intraperitoneal. Keine Reaction. Am 25 October noch frisch und munter. Das Thier musste getödtet werden. R;9 und Rso- Am 13. Jänner 1898 erhielt von vier schwachvirulenten Cultur »Hongkong« (24 Stunden alt) R7., '/io ()se intraperitoneal und R80 1 Öse intraperitoneal. Am 29. Jänner beide Thiere je 1 Öse desselben Culturstammes intraperitoneal. Am 14. Februar 2 Ösen desselben Culturstammes, 48 Stunden alt, intraperitoneal. Am 26. Februar abermals 2 Ösen desselben Culturstammes, 24 Stunden alt, intraperitoneal. Am 5. März >/ic Öse der hoch virulenten Cultur IX/7 aus M15G intraperitoneal (24 Stunden alt). Am 18. März abermals ' 10 Öse desselben Stammes intraperitoneal (3 Tage alt). Am 31. März ' 3 Öse desselben Stammes intraperitoneal (24 Stunden alt). Am 14. April abermals ],., Öse desselben Stammes (24 Stunden alt) intraperitoneal. Gleichzeitig erhielt am 14. April als Controlthier R127 1/i Öse desselben Stammes intraperitoneal. Auch dieses Thier blieb ohne Reaction. Am 2. Mai alle 3 Ratten (R79, RSll und R127) je i/a Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 aus M2S2 intraperitoneal. Am 19. Mai 1 Cubikcentimeter des 145 Tage alten Bouillonfiltrates aus IX/7 M]5f; intraperitoneal. Am 5. Juni von demselben Filtrate je 1-5 Cubikcentimeter intraperitoneal. Das Filtrat tödtete in der bezeichneten Do Ratten innerhalb der ersten 12 Stunden. Am 4. October(!) alle 3 Thiere gesund und munter. Sie erhielten an diesem Tage je >/2 Öse des vollvirulenten Stammes IX 7 aus M262 intraperitoneal. Keine Reaction. Am 25. October mussten die Thiere, die gesund waren, getödtet werden. RlS.j. RlSO, RlS7. Riss, Rl89, RlOO, Rl91, Rl92. Rl93 und Rl94- Am 2S. Mai 1898 erhielten von der schwachvirulenten Cultur XXXIV/1, 24 Stunden alt. von den gleichgroßen jungen Ratten R185 — Rlgg je ' ., Öse intraperitoneal und R190 — R]94 je ' 2 Öse subcutan. In der Nacht vom 30. zum 31. Mai verendete R185. Die Section ergab das Bild typischer Pest. Die anderen 9 Thiere waren am 5. Juni noch gesund und erhielten an diesem Tage je i/2 Öse derselben Cultur intraperitoneal und subcutan, wie beim ersten Versuche. Die subcutan Geimpften zeigten eine geringe Infiltration am Orte der Infection. Am 14. Juni erhielten alle 9 Hatten je 0'5 Cubikcentimeter des Filtrates von 1X7 aus Mä2i (1ü Tage alt) intraperitoneal. Das Filtrat tödtete bei gleicher Anwendung schon in Mengen von 0' 3 Cubikcentimeter sicher gleich- große Ratten innerhalb von 24 Stunden. Die Thiere blieben am Leben. Am 8. September (!) wurde Rjgc t°dt und zerfressen aufgefunden (Tod durch Biss"). Die Section der noch vorhandenen Organe ergab keinen Anhaltspunkt für Pestinfection. Die Aussaat aus dem Herzblute blieb steril. 105* 816 H. Albrecht und A. Ghon, Die übrigen 8 Ratten R187— R]94 erhielten am 14. September je 0'5 Cubikcentimetcr des Filtrates aus IX/7 M221 (39 Tage alt) intraperitoneal. Sie reagierten darauf nicht, wahrend die Controlthiere R219 und w.R47l die dieselbe Größe hatten, schon innerhalb der ersten 12 Stunden verendeten. Am 4. October (!) erhielten die 8 Thiere je l/ioo Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 M2C2 intraperitoneal. Am 25. October waren alle 8 Ratten noch gesund und munter. Die Controlthiere R222 und R2ä3 waren nach 5 Tagen mit typischem Befunde verendet. Rüs. Ri«, Rh;, Rus, Riös, Rioo. Riag erhielt am 15. April 189S vom peritonealen Exsudate der Ratte R126 (Tod: 24 Stunden nach Infection mit größeren Mengen der schwachvirulenten Cultur XXXIV/1), das reichlichst Pestbacillen enthielt. 1 Cubikcentimenter intraperitoneal. Keine Reaction. RU6 wurde am 2. Mai 1898 mit geringen Mengen der vollvirulenten Cultur IX/7 M2G3 an einer rasierten Stelle der rechten hinteren Extremität eingerieben. Keine Reaction. R 147 und R148 erhielten von derselben Cultur wie R ]4G und am selben Tage geringe .Mengen in das rechte Auge eingeträufelt. Keine Reaction. R158 erhielt von der vollvirulenten Cultur R2 am 8. Mai 1894 l/iooo Öse intraperitoneal. R160 von derselben Cultur wie R,58 '/ioo Öse intraperitoneal. Keine Reaction. Am 5. Juni 1898 erhielten alle 6 Ratten je 1 Öse der schwachvirulenten Cultur XXXIV/1, 48 Stunden alt, subcutan. Keine Reaction. R14G zeigt am 5. Juni eine geschwollene Drüse am Halse (Ablecken?). 17. Juni. Der Halsbubo bei R,.1C verschwunden. Alle 6 Thiere je ]/5 Öse der voll virulenten Cultur IX/7 M2G2, 24 Stunden alt, intraperitoneal. 4. October. Die Thiere gesund. 1/a Öse der voll virulenten Cultur IX/7 MS62 subcutan. Keine Reaction. R71. Am 11. Jänner 1898 von der vollvirulenten Cultur R2, dreizehnte Generation (5 Tage alt), an einer rasierten, blutenden Stelle des rechten Oberschenkels eingerieben. Das Thicr blieb ohne Reaction. Am 18. Jänner Verfütterung von Organstücken der acut an Pest verendeten Ratte R82. Am 14. Februar subcutane Injection von J/io Öse der vollvirulenten Cultur R2 (48 Stunden alt), an der rechten Bauchseite. Darauf mächtiges Infiltrat und Bubo der rechten Inguinally mphdrüsen. Am 3. März(!) spontane Eröffnung des Bubo. Im ausfließenden Eiter nicht mit Sicherheit Pestbacillen nachweisbar. Am 5. März intraperitoneale Injection von i/io Öse der vollvirulenten, 24 Stunden alten Cultur IX/7 aus M]5G. Am 18. März neuerdings intraperitoneale Injection von l/io Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 aus M15G, 3 Tage alt. Am 31. März intraperitoneale Injection von 1/2 Öse desselben Culturstammes (24 Stunden alt) intraperitoneal. Das Thier blieb ohne Reaction und wurde fett. Am 2. Mai 1/2 Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 ans M262 intraperitoneal. Am 19. Mai intraperitoneale Injection von 1 Cubikcentimetcr des II ouillon filtrates aus 1X7 M1M, 145 Tage alt. Das Filtrat tödtete in der bezeichneten Menge Ratten schon innerhalb der ersten 12 Stunden. R71 blieb ohne Reaction. Am 5. Juni neuerdings 1*5 Cubikcentimetcr desselben Infiltrates intraperitoneal. Am 15. August(!) war das Thier noch gesund und munter. Am 29. September (!) wurde R71 todt aufgefunden. Die Scction ergab keinen besonderen Befund. R«8 und Rjo- Am 11. Jänner 1898 erhielt R68 von der schwachvirulenten Cultur XXXIV/1, fünfzehnte Generation (24 Stunden alt), ' 10 Ose intraperitoneal und R70 von derselben Cultur 1 Öse subcutan am Bauche. Bei R70 entwickelte sich an der Injectionsstelle ein mächtiges Infiltrat und ein Bubo in den entsprechenden lnguinallymphdrüsen. Am 29. Janner waren Bubo und Infiltrat fast ganz wieder verschwunden. Am 29. Jänner von demselben ( 'ulturstamm R68 1 Ose subcutan und R70 intraperitoneal. Keine Reaction. Am 14. Februar beide Ratten von demselben ('ulturstamm 2 Ösen intraperitoneal (24 Stunden alt) Am 26. Februar wieder 2 Ösen desselben Stammes intraperitoneal (24 Stunden alt). Am 5. März 1/10 Öse des hochvirulenten Stammes IX 7 aus M,56 intraperitoneal (24 Stunden alt). Am 11. März wieder 1/10 Ose von IX/7 M1M intraperitoneal (3 Tage alt). Am 31. März >/a Öse desselben Stammes intraperitoneal. Am 14. April wieder \!„ Öse desselben Stammes intraperitoneal. Am 2. Mai ' ., Öse des vollvirulenten Stammes IX/7 M2oa intraperitoneal. Am 4. Mai verendete R70, am II. Mai K',;s. Beulenpest. II Bacteriologische Untersuchungen. 817 Die Section ergab bei R70: Keine besonderen Veränderungen an den peripheren Lymphdrüsen. In der Bauchhöhle reich- liche Mengen fibrinös-eiterigen Exsudates. Peritoneum stark geröthet. Darmschlingen durch Exsudat verklebt. Milz etwas größer. Leber fettig degeneriert. Lungen hyperämisch. Mikroskopisch fanden sich im peritonealen Exsudate reichlich Pestbacillen in typischen als auch in degenerierten Formen. Aussaaten aus dem Herzblute zeigten ziemlich reichlich Pesteolonien, solche aus der Milz weniger reichlich. Bei RC8 ergab die Section keine besonderen pathologischen Veränderungen. Die Aussaaten vom Herzblute und von der Milz blieben steril. R SS- Arn 18. Jänner 1898 wurde dem Thiere an einer rasierten, blutenden Stelle der rechten hinteren Extremität vom Lungensafte des acut an Pest gefallenen Meerschweinchens M.J]2 eingerieben. Im Lungensafte waren sehr reichlich Pestbacillen nachweisbar. Die Einreibungsstelle blieb ohne Reaction, in den rechten Inguinaldrüsen aber war schon nach 2 Tagen ein mächtiger Bubo nachweisbar, der sich in den folgenden Tagen noch vergrößerte, dann aber langsam zurück- gieng, so dass am 9. Februar nur noch ein circa erbsengroßer, weicher Bubo zu fühlen war. Am 14. Februar war der Bubo noch kleiner. Das Thier erhielt an diesem Tage i/10 Öse der vollvirulenten Cultur R2 (48 Stunden alt) subcutan an der linken Bauchseite. Am 26. Februar an der Injectionsstelle ein kleines, knötchenförmiges Infiltrat fühlbar, die linken Inguinallymphdrüsen tastbar, wenig vergrößert. Am 2G. Februar intraperitoneal !/io Öse der hochvirulenten Cultur IX/7 aus M lr„; (24 Stunden alt). Am 5. März dieselbe Menge desselben Culturstammes intraperitoneal. Am 18. März wieder dieselbe Menge desselben Stammes intraperitoneal. Am 31. März ]/2 Öse desselben Stammes intraperitoneal. Am 14. April wieder l/ä Öse desselben Stammes intraperitoneal. Das Thier munter und fett. Am 2. Mai intraperitoneal 1/2 Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 aus Mo,;.,. Am 4. Mai verendete das Thier. Die Section ergab: Periphere Lymphdrüsen ohne besondere Veränderungen. In der Bauchhöhle reichliche Mengen freien, serös-fibrinösen Exsudates. Die Darmschlingen verklebt durch fibrinös-eiterige Exsudatmassen, die in reichlicher Menge auch auf der Oberfläche der Leber und Milz lagern. Milz nicht vergrößert, nicht weich. Leber fettig degeneriert. Mesenteriale Lymphdrüsen größer, sueculent. Peritoneum stark injiciert. Die übrigen Organe ohne besondere Veränderungen. Dcckglaspräparate des peritonealen Exsudates zeigten sehr reichlich Pestbacillen in typischen \m^\ degenerierten Formen Aussaaten vom Herzblute enthielten wenige Pesteolonien. RllO und R114 Rll0 wurden am 3. März 1898 Organe der Ratte R97 (Infection mit der vollvirulenten Cultur R2) verfüttert. RU4 winden am 7. April 1S9S Organe der gleichfalls nach Infection mit der vollvirulenten Cultur Rg eingegangenen Ratte Ru2 verfüttert. 15. April. Beiden Thieren Verfütterung der Organe von R12G (schwachvirulente Cultur XXXIV/1). 16. April. Verfütterung der Organe von RI23 (vollvirulente Cultur R2). 21. April. Verfütterung der Organe von R]30 (schwachvirulente Cultur XXXIV/1). 23. April. Verfütterung der Organe von R]31 (vollvirulente Cultur R2). 27. April. Verfütterung der Organe von R133 (vollvirulente Cultur K.,i. 2. Mai. Intraperitoneale Injection von 1/100 Öse der vol 1 virulenten Cultur IX/7 aus M3C2. Beide Thiere blieben gesund. Das Controlthier R139 verendete nach 3 Tagen mit typischem Befunde. Am 13. Jänner Verfütterung von Milz und Leber der Ratte R69, die nach intraperitonealer Infection mit 1 Öse der schwach- virulenten Cultur XXXIV/1 acut zugrunde gieng. Am 25. Jänner Verfütterung von Organstücken der Ratte R85, die gleichfalls nach Infection von größeren Mengen der schwachvirulenten Cultur »Hongkong« eingegangen war. Am 2. März Verfütterung von Organstückchen des an acuter Pest gefallenen Meerschweinchens M242 (hochvirulent). Am 8. März verendete das Thier. Section ergab : Periphere Lymphdrüsen etwas geschwollen. Maul und Rachen ohne Veränderungen. Lungen hyperämisch. Milz sehr groß und weich und durchsetzt von dichtstehenden, punktförmigen, weißen Herden. Nieren blutreich. Leber fettig degeneriert. Mesenteriale Lymphdrüssen geschwollen, zum Theil wie infiltriert, zum Theile nekrotisch (primärer Bubo). Im Dünndarm, und zwar vorwiegend im oberen Theile des Dünndarmes die Plaques schon durch die Serosa als größere Knötchen durchscheinend, ganz nach Art eines primären Bubo verändert (primäre Darminfection). Deckglaspräparate aus der Milz und von den mesenterialen Lymphdrüsen zeigten mäßig viele Pestbacillen. Aussaaten vom Herzblute blieben steril. 818 H. Albrecht und A. Ghon, Affen. An Affen führten wir nur wenige Versuche über Immunität aus. Wir hatten dazu ausschließlich Makaken verwendet. Die erzielten Erfolge waren keine befriedigenden, und zwar deshalb nicht, weil diese Thierart nicht für alle Arten der Infection mit dem Pestbacillus gleich zugänglich ist und weil speciell bei ihr die individuellen Verschiedenheiten der Einzelthiere auffallend stark hervortreten. Erwähnenswert wäre vielleicht der eine Versuch, bei dem ein Makake trotz bestehender Tuberculose und trotz Fortschreitens dieses Processes auffallend große Mengen vollvirulenten Pestmateriales anstandslos vertrug und einen recht hohen Grad von Immunität erlangte. Affe 10 20. September 1897 subcutan 1'5 Öse der hochvirulenten Cultur IX/7 aus M99 subcutan. Ohne Reaction. 2. October. Eingerieben an eine rasierte Hautstelle des linken Vorderarmes mit dem Milzsafte des acut an Pest verendeten M |8). Keine Reaction. 22. October. Das Thier hustet. 26. October. 1/2 Öse der hochvirulenten Cultur IX/7 aus M128 intraperitoneal. 8. Jänner. 1/« Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 aus M]r,0 intraperitoneal. 23. Jänner. 1 Öse desselben Stammes intraperitoneal. 25. Jänner. 2 Ösen desselben Stammes intraperitoneal. 5. Februar. 3 Ösen der vollvirulenten Cultur IX/7 aus M221 intraperitoneal. 14. Februar. 5 Ösen desselben Stammes intraperitoneal. 3. März. 2 Cubikcentimeter(!) des peritonealen Exsudates von M041. das reichlichst Pestbacillen enthielt (vollvirulente Cultur IX/7 aus M156) intraperitoneal. 18. März. Intraperitoneal 2 (!) ganze Agarculturen der vollvirulenten Cultur IX/7 aus M156. Das Thier blieb ohne Reaction, trotzdem es abmagert und stark hustet. Am 2. April wurde es getödtet. Die Section ergab hochgradige allgemeine Tuberculose, nirgends aber Anhaltspunkte für eine überstandene Pestinfection. 2. Versuche mit abgetödteten Pestbacillen. Unsere Versuche über die active Immunisierung mit abgetödteten Pestbacillen waren keine zahl- reichen und erstreckten sich ausschließlich auf Meerschweinchen. Die verwendeten Pestculturen waren 24—48 Stunden alt und ihre Abtödtung war durch meist mehr- stündiges Erhitzen bei 60—65° C. im Wasserbade erfolgt. Die Einverleibung der abgetödteten Pestbacillen geschah in steigenden Dosen, weil wir fürchteten, durch einmalige Einverleibung größerer Mengen profanierte Intoxicationen zu erlangen. Es gelang uns auf diese Weise Meerschweinchen zu immunisieren, doch war der Grad der erlangten Immunität kein großer, da zweifellos die Menge der einverleibten Bacterienleiber eine zu geringe war. Maoi- 29. December 1897 = 462 Gramm, >/2 Öse der abgetödteten, vollvirulenten Cultur RL, (2 Stunden bei 63° C.) subcutan. 4. Janner 1898 = 470 Gramm. Kein Infiltrat. 8. Jänner = 457 Gramm. 1-5 Ose der abgetödteten Cultur R2 subcutan (2 Stunden bei 63° C). 12. Jänner = 450 Gramm. Gi ringes Infiltrat. 13. Jänner = 3 Ösen der abgetödteten Cultur Ra subcutan (2 Stunden bei 64° C.). 15. Jänner. Geringes Infiltrat mit geringer Schwellung der rechten Inguinallymphdrüsen. 21. Jänner = 501 Gramm. Drüsen mich tastbar. 26 I. inner = 500 Gramm. Kein Infiltrat mehr. I Ösen der abgetödteten Cultur R._, subcutan (2 Stunden bei 64° C). I. Februar = >/5 Öse der lebenden vollvirulenten Cultur. 10 Tage alt. k\,. subcutan 1 Bauchseite rechts). 7. Februar = 525 Gramm. Großes, schmerzhaftes Infiltrat. II. Februar = 480 Gramm. Bubo der rechten Inguinallymphdrüsen. Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 819 14. Februar = 507 Gramm. Infiltrat aufgebrochen. 19. Februar = 513 Gramm. Infiltrat und Bubo im Rückgange. 26. Februar = 487 Gramm. Geschwür verheilt; Bubo kaum tastbar. 5. März = 533 Gramm. Das Thier soll eine Injection bekommen, ist dabei sehr unruhig, wird deshalb fester gehalten und verendet plötzlich. Section ergab: An den inguinalen Lymphdrüsen keine besonderen Veränderungen nachweisbar, ebenso nicht an den inneren Organen mit Ausnahme der linken Lunge, die eine adhäsive Pleuritis zeigt und sehr blutreich ist. In der Bauchhöhle etwas freies Blut. M202 29. December 1897 = 357 Gramm. '/.> Öse der abgetödteten Cultur R subcutan (2 Stunden bei circa 63° C). 4. Janner 1S98 = 367 Gramm. Kein Infiltrat. 8. Jänner = 342 Gramm. 1'5 Öse der abgetödteten Cultur R subcutan (2 Stunden bei 63° C). 12. Jänner = 367 Gramm. Geringes Infiltrat. 13. Jänner = 3 Ösen der abgetödteten Cultur R subcutan (2 Stunden bei 64° C). 15. Jänner. Geringes Infiltrat mit geringer Vergrößerung der linken Inguinallymphdrüsen (Injectionsseite). 21. Jänner = 422 Gramm. Infiltrat und Drüsenschwellung im Rückgange. 26. Jänner = 439 Gramm. Infiltrat gesehwunden. 4 Ösen der abgetödteten Cultur R subcutan (2 Stunden bei 64° C). 4. Februar = 492 Gramm. 5. Februar = ]/5 Öse der lebenden Cultur Rj, 10 Tage alt, subcutan (Bauchseite links). 7. Februar = 430 Gramm. Sehr schmerzhaftes, großes Infiltrat und Drüsenschwellung. 11. Februar = 380 Gramm. Großer Bubo der linken Inguinallymphdrüsen. 14. Februar = 355 Gramm. Nekrose und Vereiterung des Bubo. In den ausdrückbaren Massen nicht mit Sicherheit Pestbacillcn mikroskopisch nachweisbar. Am 26. Februar verendete das Thier. Section ergab: An der Injectionsstelle ein Geschwür mit nekrotischem Grunde und breit infiltrierten Rändern. Beide Inguinallymphdrüsengruppcn zu großen Paqueten vereinigt, die einzelnen Drüsen geschwollen, nekrotisch. In ähnlicher Weise die lumbalen Lymphdrüsen verändert. Milz wenig vergrößert, von einzelnen graugelben Knötchen durchsetzt. Leber und Nieren groß, fettig degeneriert. Die übrigen Lymphdrüsen ohne besondere Veränderungen. Beide Lungen durchsetzt von tuberkelähnlichen bis über linsengroßen, nekrotisch-eiterigen Herden. Magen und Darm ohne besondere Veränderungen. Dcckglaspräparate : 1. Bubo links: Mäßig reichlich Pestbacillcn. 2. Milz: Wenig Pestbacillcn. 3. Lungenherde: Sehr reichlich Pestbacillcn. Aussaat aus dem Herzblute steril. Msia. 22. October 1897. Von dem vollvirulenten Stamm IX/7 Mnl wurden '■', Agarplatten (Petri-Schalen) angelegt, die Culturmassc nach 48 Stunden abgeschabt, in 10 Cubikcentimeter Fleischbrühe aufgeschwemmt, circa 3 Stunden bei 55° C. und noch 1 Stunde bei 60° C. erhitzt. Von dieser Aufschwemmung erhielt M.,12 1 Cubikcentimeter intraperitoneal. Das Thier, welches vor der Impfung 245 Gramm Körpergewicht gezeigt hatte, wog am: 18. October = 222 Gramm. 20. October = 205 Gramm. 23. October = 235 Gramm. 27. October = 236 Gramm. 1. November = 220 Gramm. 6. November = 235 Gramm. 12. November = 225 Gramm. 18. November = 222 Gramm. 5. December = 270 Gramm. 17. December = 260 Gramm. 22. December = 272 Gramm. An diesem Tage wird dem Thiere an einer rasierten Stelle der rechten hinteren Extremität vom Milzsafte des acutest an Pest verendeten Meerschweinchens M17s eingerieben. 24. December = 252 Gramm. Hämorrhagisches Infiltrat und Bubo. 28. December. Tod des Thieres. Die Section ergab: Hämorrhagisch-eiteriges Infiltrat an der Einreibstelle. Typischer Bubo der rechten inguinalen Lymph- drüsen. Milztumor mit Herden. Herde in der Leber und den Lungen. Blutungen an der Serosa des Dünndarmes. Mikroskopisch sehr reichlich Pestbacillen in den Pestherden. 820 H. Alb recht und A. Ghon, b) Giftfestigkeit. Wir haben bereits gezeigt, dass activ durch lebende Pestbacillen immunisierte Thiere (Ratten) auch einen gewissen Grad von Giftfestigkeit erlangen, so dass sie selbst bei intraperitonealer Ein- verleibung stark wirksame Bouillonnitrate des Pestvirus in Mengen vertragen, welche die Dosis letalis weit übersteigen. Versuche, ob ein derartiger Grad von Giftfestigkeit auch durch Einverleibung der Filtrate selbst erlangt werden könne, führten gleichfalls zu positiven Resultaten. Man kann Ratten durch Einver- leibung steigender Mengen wirksamer Bouillonfiltrate in ähnlicher Weise giftfest machen wie die activ durch lebendes Virus immunisierten Ratten (R195 — R204> w. R32 — w. R39, R97 bis R102' R215 — R218> W-R«)" Diese Giftfestigkeit kann sich ebenfalls einige Zeit hindurch wirksam erhalten, wie es die Versuche mit den Ratten R195 — Rä(U und w. R32 — R39 zeigen. Genauere Angaben über die Dauer dieser Giftfestigkeit gestatten uns unsere Versuche nicht, jedenfalls aber dürfte sich die Dauer auf mehrere Wochen erstrecken. Aus diesen unseren Versuchen über die Giftfestigkeit geht ferner hervor, dass durch Bouillonfiltrate giftfest gemachte Thiere dadurch manchmal auch einen geringeren Grad von Immunität gegen das lebende Pestvirus erlangen. Wir müssen wohl annehmen, dass in die Bouillonfiltrate, namentlich wenn sie ältere sind, auch immunisierende Substanzen übergehen. R 195 — R-JtM und W. R 32 — W. R 39- 28. Mai 1898: Vom Filtrate aus IX/7 M221 (16 Tage alt) erhielten R195, Rl9e, R]97, R198 und Rig9 je 0-3 Cubikcenti- meter intraperitoneal und R2ll(1, R2ül, R202, R803 und R201 je 0-3 Cubik centi niete r subcutan. Sämmtliche intraperitoneal injicierten verendeten bis 1. Juni. Dafür erhielten w. R32, w. R33, w. R34 und w. R35, die mit den Ratten R 105 — R204 gleicher Größe waren, am 29. Mai je 0-3 Cubikcentimeter desselben Filtrates subcutan. 5. Juni. Den Ratten w. R32 — w. R35 und R200 — R204 Je °*3 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. \v. R3g, w. R ja und R200 verendeten daraufhin in der Nacht vom 5. zum 6. Juni, gleichzeitig mit der Controlratte w. R3G. 13. Juni. Den Ratten w. R31, vv. R35 und R20, — R204 je 0"5 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. Die Thiere blieben gesund, während drei Controlratten, w. R37, w. R38 und w. R39 noch innerhalb der ersten 12 Stunden verendeten. 14. Novcmber(l) den 6 Ratten w.R34— RS5 und R201 — R201 je 0-5 Cubikcentimeter des Filtrates IX/7 aus M22| 11 rage alt) intraperitoneal; die mit demselben Filtrate geimpften Controlratten w. R47 und R2]9 verendeten noch innerhalb der ersten 12 Stunden (reichlich Blutungen in der Leber). Am 15. September früh wurden auch w.R35 und R2ni todt aufgefunden. Sie zeigten gleichfalls Blutungen in der Leber, Milztumor und Hyperämie der Organe. -t. October(!) waren R,f],- R2n4 und w.R34 noch gesund und erhielten je '/ioo Öse der voll virulenten Cultur IX/7 M2i;2 intraperitoneal. Die Controlthiere R222 und Rs23 waren nach 5 Tagen an acuter Pest verendet. Ro0o verendete am 8. October. Die Section des Thieres ergab keine Anhaltspunkte für eine Pestinfection. Kein Milz- tumor. Hyperämie der Leber. Deckglaspräparate aus der Milz und Leber zeigten keine Pestbacillen, die Aussaat aus dem Herzblutc blieb steril. R203, R204 und w. R,., waren am 25. October noch gesund. Sic mussten getödtet werden. W. R45. RSIB, RB17, R'210, R21S. Am 2. September 1898 erhielten vom stark giftigen Filtrate der Cultur IX 7 M26s (109 Tage alt), W. K ,-, und R2!5 = 0-1 Cubik- : :r, R.M7 = O'Ol Cubikcentimeter und R2]6 = 0-05 Cubikcentimeter intraperitoneal. Die Thiere waren gleicher Größe. Das Filtrat war stark giftig und tödtete tagsvorher eine gleichgroße weiße Ratte schon in der Dosis von 0- 1 Cubikcentimeter bei intraperi- tonealer Injection. Die 4 geimpften Ratten waren am 3. September gesund und erhielten an diesem 'tage von demselben Filtrate 0'3 Cubikcenti- meter intraperitoneal. Von den 2 gleichzeitig mit 0*2 Cubikcentimeter geimpften glei 1 ntrolratten w.R4C und R._,]S verendete w. R..„; nach circa 24 Stunden (Blutungen in der ! I ere w. R ,,, R215, R216, R._,,; und R21S blieben gesund. Am 8. September erhielten diese 5 Thiere je 0*5 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. \v. R ,-, und L,- wurden oße 1 und Milz, Hyperämie d I Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 821 R2i6> R117 ur,d R2i8' die gesund blieben, erhielten am 4. October 1898 je '/um Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 M262 intraperitoneal. Die Controlthiere R.,22 und R.,.,:; waren nach 5 Tagen an acuter Pest ven Am 15. October wurde R2lC todt aufgefunden. Die Section des Thieres ergab: Hochgradige Abmagerung und Atrophie der Organe mit Hyperämie derselben. Kein Milztumor. Deckglaspräparate aus der Milz und Leber zeigten keine Bacterien. Die Aussaat aus dem Herzblute blieb steril. R'.i; R<>«. Rot Rum Run Rio». Am 27. Februar 1898 je 2 Cubikcentimeter des 3 tägigen Bouillonfiltrates der schwachvirulenten Cultur Hongkong« intra- peritoneal. 3. März. Je 2 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. 11. März. Je i/iri Cubikcentimeter des starkwirksamen Bouillonfiltrates aus IX 7 M ,-,,-, (53 Tage alt) intraperitoneal. 18. März. Je 2/,0 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. 1. April. Je 2/10 Cubikcentimeter des ebenfalls stärker wirksamen Filtrates aus IX/7 M;», (16 Tage alt) intraperitoneal. 9. April. Je i/2 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. Das mit derselben Menge geimpfte Controlthier ( k 1T r, ) verendete schon innerhalb der ersten 12 Stunden. 14. April. Je 1 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. Am 19. April verendete R]oi- Der Sectionsbefund ergab Marasmus, Am 2. Mai erhielten die übrigen 5 Ratten, die vollkommen munter blieben, je '/ioo Öse der vollviru- lenten Cultur IX/7 M.),-o, 24 Stunden alt, intraperitoneal. Am 7. Mai verendete R^. am 9- Mai Rgs und am 16. Mai R9J. Das Controlthier Ri39 war nach 3 Tagen an acuter Pest verendet. R jQ2 : Geringe Schwellung der peripheren Lymphdrüsen. Die mesenterialen Lymphdrüsen und eine retroperitoneale groß, hämorrhagisch-eiterig infiltriert. Milz geschwollen. Leber und Nieren fettig degeneriert, in der Nierenkapsel kleine Blutungen. Die Lungen voll kleinerer gelblicher Herde mit nekrotischem Centrum und rothem Hofe. Reichlich Pestbacillen in der Milz, spärlicher im Blute. R98 : Milz geschwollen. Leber und Nieren fettig degeneriert. Die Lymphdrüsen ohne auffallende Veränderungen. Der Ober- lappen der rechten Lunge fast gleichmäßig verdichtet, wie infiltriert, der 1 Iberlappen der linken Lunge nur in den vorderen Partien. Enorme Mengen von Pestbacillen in den verdichteten Lungenherden, spärlicher in der Milz. R97 : Ausgedehnte stinkende Phlegmone am rechten Mundwinkel. Kein Milztumor. Allgemeiner Marasmus. Weder mikroskopisch noch culturell in den inneren Organen Pestbacillen nachweisbar. Die Ratten R99 und Rul0 am 16. Juni noch munter und gesund. Mü37 und M339. Am 23. Februar 1898 erhielt M;Si 10 Cubikcentimeter und M239 5 Cubikcentimeter eines schwachwirkenden Bouillonfiltrates aus IX/7 Mjrl6 intraperitoneal. Das Gewicht vor dem Versuche betrug bei M237 = 365 Gramm, hei M239 = 167 Gramm. Am 31. März: M237 = 382 Gramm und M239 = 253 Gramm. 1. April. Beide Thiere intraperitoneal je 3 Cubikcentimeter des 16tägigen, stärker wirkenden Bouillonfiltrates aus 1X7 M231. Am 14. April abermals 2 Cubikcentimeter desselben Filtrates intraperitoneal. Am 2. Mai. M237 = 420 Gramm und M239 = 302 Gramm. 2. Mai. Beide Thiere intraperitoneal je Vioo Öse der vollvirulenten Cultur IX/7 aus M2e2, 24 Stunden alt. M237 verendete am 4. Mai, M839 am 5. Mai, beide an acutester, hämorrh agisch-septieämischer Pest. Aus den vorstehenden Erörterungen können wir ersehen, dass es zweifellos sicher möglich ist, auch die für das Pestvirus höchstempfänglichen Thierarfen durch Einverleibung lebender oder aber abgetödteter Pestbacillen activ zu immunisieren. Wir sind allerdings nicht im Stande, aus unseren Versuchen zu entscheiden, ob der durch Ein- verleibung abgetödteter Pestbacillen erlangte Impfschutz vollkommen gleichwertig ist dem durch Einver- leibung lebenden Virus erzielten. Dieser Frage näherzutreten bot sich uns keine Gelegenheit mehr. Für prophylactische Immunisierungszwecke wird diese Frage auch ziemlich gleichgiltig sein, ja eigentlich ganz wegfallen, da beim Menschen für die prophylactische Immunisierung einzig und Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. LXVI. Bd. 106 822 H. Albrecht und A. Ghon, allein nur der durch Einverleibung ahgetödteter Pestbacillen erlangte Impfschutz in Betracht kommen kann. Dass ein solcher möglich ist, ist erwiesen. Es wird sich nur von selbst die Frage aufwerten, ob der durch abgetödtete Pestbacillen erreichbare Impfschutz auch für den Menschen ein so großer ist, um die unter natürlichen Verhältnissen vorkom- menden Infectionen verhüten zu können. Im allgemeinen möchten wir uns der Ansicht zuneigen, dass die Erreichung eines derart hohen prophylactischen Impfschutzes möglich sei. Zu dieser Annahme berechtigen uns nicht bloß unsere Experimente, sondern vor allem die Erfolge, die Haffkine in Indien mit seinen im großen betriebenen Versuchen nach dieser Richtung hin erzielt hat, zum Theile schon während unseres Aufenthaltes in Bombay. Die Infection mit dem Pestvirus wird unter natürlichen Verhältnissen wohl meist nur mit einer geringen Zahl von Krankheitskeimen erfolgen, gegen die der prophylactisch immunisierte Organismus sicher aufkommen kann. Allerdings ist zuzugeben, dass es auch Fälle gibt, bei denen die Infection mit einer größeren Menge des Virus stattfindet. Solche Fälle kommen vor allem bei den primären Lungen- infectionen in Betracht und vielfach vielleicht auch bei den Infectionen von der Mund-Rachenhöhle aus. Diese Thatsache mag auch neben anderen vielleicht die Ursache sein, dass die prophylactische Immuni- sierung gegen die Pest den bisherigen Resultaten gemäß keinen absoluten Wert besitzt. Immerhin wäre aber auch in solchen Fällen schon viel gewonnen, wenn dann der Krankheitsprocess milder verliefe und eher Wahrscheinlichkeit auf Ausheilung böte. Wichtig aber wird es sein zu entscheiden, in welcher Weise ein derartiger Impfschutz für prophy- lactische Zwecke erreicht werden kann. Denn es ist sicher praktisch nicht gleichgiltig, ob wir schon durch einmalige Impfung einen derart hohen prophylactischen Schutz zu erzeugen im Stande sind oder ob dazu mehrere Impfungen nothwendig sind. Unsere Experimente geben darüber nicht den gewünschten Aufschluss. Sicher ist es jedoch, dass abgetödtete Pestbacillen in gewissen Mengen mehr oder weniger starke Giftwirkungen entfalten, ja bei hochempfänglichen Thieren bewirken nicht allzu große Mengen sogar den Tod der Thiere. Da auch der Mensch für die Pestgifte den klinischen Erschei- nungen nach sehr empfänglich ist, wird es nothwendig sein, bei den Dosen für die Immunisierung ent- sprechend vorsichtig zu sein. Über die Höhe dieser Dosen fehlen beim Menschen zur Zeit noch genauere Angaben und Erfahrungen. Der Umstand, dass Haffkine die prophylactische Immunisierung nach 8 — 10 Tagen in stärkerer Dosis — die erste Injection geschieht mit 2 — 3 Cubikcentimeter der abgetödteten Bouillonculturen — zu wiederholen pflegt, scheint dafür zu sprechen, dass die praktischen Erfolge mit einmaliger Schutzimpfung noch zu wünschen übrig lassen ; ja der Umstand, dass auch trotz zweimaliger Schutzimpfung noch Erkrankungen beobachtet wurden, scheint zu zeigen, dass auch damit noch nicht für alle Fälle ausreichender Schutz gegeben ist. Genaue Beobachtungen und möglichst viele Erfah- rungen sind deshalb sehr wünschenswert. Immerhin aber müssen wir es als eine große Errungenschaft begrüßen, in der prophylactischen Immunisierung ein äußerst wertvolles Mittel in der Bekämpfung der Pest erlangt zu haben. Anders verhält sich die Sache jedoch, wenn wir den Wert der Immunisierung von dem Standpunkte aus betrachten, durch dieselbe zu einem therapeutischen Heilmittel gegen die Erkrankung zu gelangen. Allen klinischen, pathologisch-anatomischen und bacteriologischen Erfahrungen zufolge ist die Pest- infection eine Erkrankung, bei der allerdings die Infection in den Vordergrund tritt, bei der aber auch die [ntoxication mehr oder weniger eine Rolle spielt. Wir glauben dies sowohl in diesem als auch schon im zweiten Theile unseres Berichtes gezeigt zu haben. Eine erfolgreiche Serumtherapie soll daher unserer Meinung nach mit einem Serum zu arbeiten n, dem neben bacterieiden auch antitoxische Eigenschaften zukommen, wenngleich wir nicht verkennen wollen, dass die bacterieide Componente in erster Linie in Betracht käme. Beulenpest. II. Bacteriologiscke Untersuchungen. 823 Unseren Versuchen nach gelingt es, durch active Immunisierung mit lebenden Pest- bacillen auch bei hochempfänglichen Thierarten (Ratten) nicht bloß Immunität zu erzielen gegen eine Infection mit vollvirulenten Pestbacillen, sondern gleichzeitig auch einen gewissen Grad von Giftfestigkeit gegen selbst hochwirksame Bouillonfiltrate des Pestbacillus, während umgekehrt durch Einverleibung von Bouillonnitraten bei Thieren wohl Giftfestigkeit erzeugt wird, nicht aber Immunität oder diese nur in so geringem Grade, dass sie praktisch nicht in die Wagschale fallen kann. Ob auch abgetödtete Culturen im Stande sind, nicht bloß Immunität, sondern auch Giftfestigkeit zu erzielen, können wir nicht entscheiden, da es uns unmöglich wurde, dieser Frage näherzutreten. Sehen wir davon ab, so könnte unseren Experimenten zufolge ein therapeutisch wirksames Serum durch Immunisierung mit lebenden Pestbacillen oder aber durch eine combinierte Methode erzielt werden. Ob ein derartig wirkendes Serum auch thatsächlich von solcher Wertigkeit hergestellt werden kann, dass es praktisch in Betracht käme, ist noch zweifelhaft. Die bisherigen Ergebnisse sind keine allzu befrie- digenden. Wir möchten aber an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass sich der Pestinfection nicht selten eine schwere, secundäre Infection mit anderen pathogenen Organismen — meist mit Strepto- coccus pyogenes — anschließt (in circa 34 Procent der von uns beobachteten Fälle), was therapeutisch sicher von Wichtigkeit ist, und dass man trotz Serum dort, wo es angeht, auf den chirurgischen Eingriff bei der Pest — die Exstirpation des primären Bubo — nicht vergessen soll. 106* 824 //. Albrecht und A. Ght LITERATUR. Abel. R., Zur Kenntnis des Pestbacillus. (Centralblatt für Bacteriologie 1897, 21. Bd., Nrn. 13—14.) 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Bannwarth in Wien hergestellt. TAFEL I. Vergrößerung: Immersion 1/12 Zeiss, Ocular 4. Färbung: Alkalisches Methylenblau nach Löffler. Fig. 1: Ausstreifpräparat vom Safte einer Lymphdrüse (seeundärer Bubo). Eine tiefe inguinale Lymphdrüse der linken Seite vom Falle 16/XL11 (vgl. II. B. pag. 83 und S4). Pestbacillen in vorwiegend ovalen, bipolar gefärbten Formen (»typische« Form). Fig. 2: Ausstreifpräparat vom Safte einer Lymphdrüse (seeundärer Bubo). Lymphdrüse vom vorderen Mediastinum des Falles 2/XV (vgl. II. B. pag. 13 u. 16). Pestbacillen vorwiegend in den charakteristischen Degenerationsformen (Combinationsbild). Fig. 3: Ausstreifpräparat vom eiterigen Exsudate an der Gehirnbasis des Falles 12/XXXIV (vgl. II. B. pag. 61 u. 63). Häufchen von Pestbacillen, vorwiegend in degenerierten Formen. Fig. 4: Ausstreifpräparat vom Safte einer Lymphdrüse (seeundärer Bubo). Linksseitige Achsellymphdrüse vom Falle 44/L (vgl. II. B. pag. 226 u. 228). Seeundärinfection mit Streptococcus pyogenes. Pestbacillen in vorwiegend rundlichen, blassgefärbten Formen mit Streptococcen, die viel stärker gefärbt sind. In der Mitte ein in körnigem Zerfalle begriffener Leukocyt. Fig. 5: Ausstreifpräparat vom Safte einer Lymphdrüse (seeundärer Bubo). Tiefliegende inguinale Lymphdrüse der linken Seite vom Falle 16/XLII (vgl. IL B. pag. 82 u. 84). Pestbacillen in typischen und verschiedenartigen Degenerationsformen. Gegliederte und ungegliederte Fadenbildung. Lange Doppelformen mit vacuolenartigen Bildungen (Combinationsbild). Fig. 6, 7, 8 und 9: 4 verschiedene Stellen aus einem Ausstreifpräparat vom Safte einer Lymphdrüse (seeundärer Bubo). Eine Lymphdrüse der rechten Halsseite vom Falle 34/XXXV (vgl. II. B. pag. 175 und 178). Pestbacillen in kettenförmiger Anordnung. Fig. 10: Klatschpräparat von einer Agarplattenst richcultur, 4 Tage alt. Culturstamm II/3. Pestbacillen in typischen, degenerierten und verzweigten Formen. Fig. 11: Deckglaspräparat aus einer Reincultur, 7 Tage bei 36° C. gezüchtet. Culturstamm IX/7 aus M262. Pest- bacillen in verschiedenen Degenerationsformen. TAFEL II. Vergrößerung: Immersion J/i2 Zeiss, Ocular 4. Färbung: Wässerig-alkoholische Fuchsinlösung. Fig. 1, 2, 3 und 4: Deckglaspräparat vom C ondenswasser einer Agarcul tur, 48 Stunden alt (Fall 1/IX, vgl. IL B. pag. 8). Pestbacillen in kettenförmiger Anordnung. Fig. 5 und 7: Deckglaspräparat vo n der Agarcultur aus der Pleuraflüssigkeit einer Ratte (R2), 4S Stunden alt. Pestbacillen mit kürzerer und längerer ungegliederter Fadenbildung. Fig. il: Deckglaspräparat von der 24stündigen Agarcultur aus dem Blute eines Pestkranken (vgl. II. B. pag. 347, Blutprotokoll Nr. 118). Pestbacillen in kurzovalen und coccenartigen Formen. Fig. 8: De ckglas präparat von der 48stündigen Agarcultur aus einer Lymphdrüse der linken Achselgrube vom Falle 18/XLVIII (vgl. IL B. pag. 99 und 93). Pestbacillen in hefezellenähnlichen Degenerationsformen. Fig. 9: Deckglaspräparat vom Condenswasser einer Agar eultur, 48 Stunden alt (Fall 1/IX, vgl. IL B. pag. 8). Pestbacillen al : Diplobacillen und in kettenförmiger Anordnung mit Kapseln. Fig. 10: Deckglaspräparat aus der 16 Tage alten Gly cerinagarcultur vom Blute eines Pestkranken (vgl. IL B. pag. 337, Blutprotokoll Nr. 69). Pestbacillen in keulenförmigen Degenerationsformen. Fig. 11 und 13: Zwei verschiedene Stellen aus dein Deckglaspräparate der ISstündigen Agarcultur vom primären Bubo des Falles 31 XXIV (vgl. II. B. pag. 162 und Ulli. Pestbacillen in verschieden gestaltigen, kleineren und größeren Degenerationsformen. Fig. 12: Ausstreifpräparat vom Blute derin Bombay todt aufgefundenen Ratte R,,1'. Reichlich Pestbacillen- einzeln und als Diplobacillen, vielfach deutlich bipolar tingiert, Beulenpest. II. Bacteriologische Untersuchungen. 827 TAFEL III. Vergrößerung: Immersion i/]g Zeiss, Ocular 4. Färbung: Methode Pittfield, mit Ausnahme des Präparates zu Fig. 9, das mit wässerig-alkoholischer Gentianaviolettlösung gefärbt wurde. Fig. 1: Ausstreifpäparat aus dem Herzblute des an acuter Pest verendeten M65. Pestbacillen mit Kapseln, einzeln und als Diplobacillen. Die 3 gleichmäßig fingierten scheibenartigen Gebilde stellen rothe Blutkörperchen vor. Fig. 2: Deckglaspräparat aus der Agarcultur von der Milz des Falles 24/V1I (vgl. II. B. pag. 126 u. 128). Pest- bacillen mit Kapseln. Fig. 3: Ausstreifpräparat vom peritonealen Exsudate des an acuter Pest verendeten M;3. Pestbacillen mit Kapseln, einzeln liegend, als Diplobacillen und in kettenförmiger Anordnung. Fig. 4, 6, 7, 8 und 10: Verschieden e Stellen aus einem Deckglaspräparate der 4tägigen Agarcultur vom Stamme 11/3. Pestbacillen in typischen und verzweigten Formen mit Kapseln. Fig. 5: Deckglaspräparat von einer 48stündigen Agarcultur aus der Milz vom Falle 16/XLII (vgl. II. B. pag. 82 u. 84). Pestbacillen in degenerierten Formen und mit Kapseln (?). Fig. 9: Deckglaspräparat von einer 3 Tage alten Reincultur au f Glycerin agar vom Blute eines Pestkranken (vgl. II. B. pag. 330, Blutprotokoll Nr. 24). Pestbacillen in verschiedenen Degenerations- und verzweigten Formen (Combinationsbild) . TAFEL IV. Fig. 1: Altere Stichcultur in Gelatine mit büschelförmigen Ausläufern. Natürliche Größe. Fig. 2: Circa 14 Tage alte Strichcultur auf Agar. Oberflächlicher Rasen mit gebuchtetem, zarten Randsaume, der gefaltet erscheint, und Einzelcolonien mit ähnlich beschaffenem Saume. Natürliche Größe. Fig. 3: Flache, oberflächliche Colonie auf Agar, fast ganz homogen, mit gebuchteten Rändern. Vergrößerung Zeiss, Objectiv A, Ocular 3. Fig. 5: Atypische oberflächliche Colonie des Influenzabacillus auf Blutagar in Symbiose mit anderen Bacterien. Vergrößerung: Zeiss, Objectiv A, Ocular 4. Fig. 6: Oberflächliche, kraterförmige Ri esen colonie auf Agar, 4 Tage alt. Vergrößerung: Zeiss, Objectiv A, Ocular 4. Fig. 7 und 8: Lunge und Milz von einem Meerschweinchen, das einer Pestinfection mit pyämischem Charakter nach 6 Tagen erlegen war. Größere Pestherde mit hämorrhagischem Hofe in der Lunge, kleinere, tuberkelähnliche Herde in der Milz. Natürliche Größe. TAFEL V. Vergrößerung: Fig. 1: 150 fach, Fig. 2: 38 lach. Celloidinschnitte, ungefähr 10 u. dick. Fixierung in Müller'scher Flüssigkeit mit Formol, Nachhärtung in Alkohol. Färbung: Hämalaun-Eosin. Fig. 1: Schnitt von der Leber einer Ratte (R176)> die nach intraperitonealer Injection von 1 Cubikcentimeter eines hochwirksamen Bouillonfiltrates innerhalb 12 Stunden erlegen war. Im Centrum des Schnittes normales Lebergewebe, sonst aus- gesprochene Nekrose der Leberzellbalken, reichlicher Körnchenzerfall der Kerne und starke Füllung der Blutcapillaren. Fig. 2: Schnitt von einer Plaque aus dem Dünndarm eines Meerschweinchens (M119), das einer gleichzeitig erfolgten primären Maul-Darminfection nach circa 5 Tagen erlegen war. Starke Schwellung der Plaque, veranlasst einerseits durch die leukocytäre Infiltration, anderseits durch enorme Massen von Pestbacillen, die durch die homogen blaugefärbten Stellen im Präparate kenntlich gemacht sind, vielfach auch die Darmzotten vollständig infiltrieren und die in großen Mengen dort, wo bereits Zerfall der Schleimhaut eingetreten ist, sich in das Darmlumen ergießen. TAFEL VI. Vergrößerung: 68fach. Celloidinschnitte von ungefähr 10 u. Dicke. Fixierung in Müller'scher Flüssigkeit mit Formol, Nachhärtung in Alkohol. Färbung der Originalpräparate mit Hämalaun-Eosin. Fig. 1: Schnitt von der Milz eines Meerschweinchens (M68), das nach subcutaner Infection mit 2 Ösen eines schwächer virulenten Culturstammes (IX/7, achte Generation) nach 192 Stunden (= 8 Tagen) erlegen war. Pestherd, der makro- skopisch als kaum kleinstecknadelkopfgroßes, gelblichgraues Knötchen imponierte, an seiner Peripherie ein ziemlich gefäßreiches Proliferationsgewebe zeigend, in den mittleren Partien aus meist in Zerfall begriffenen Leukocyten bestehend. Im Centrum des Herdes reichlich Pestbacillen. Fig. 2: Schnitt von der Leber eines Meerschweinchens (M3;), welches durch längere Zeit mit lebenden Pestbacillen immunisiert (circa 8 Monate lang) und schließlich der intraperitonealen Infection mit einer größeren Menge hochvirulenter Pestbacillen erlegen war. Mehrere Pestherde an der Oberfläche der Leber von ähnlicher Beschaffenheit wie der Pestherd in Fig. 1. H. Albrecht u.A.Ghon: Die Beulenpesl in Bombay 1897. Taf.I. o.y 0 ° , o , C e. o " J „6 < .. ° • 0 • 3. „ • ^..•» *°" ll J.Wenzladjial. gern u.hth. Denkschriften d.kais. Akad. d. Wiss. math . naturw. Classe, Bd. LXVI Chromohth u. Druck vTh.UamiwartK.W^n H. Albrecht u. A.Ghon: Die Beulenpest in Bombay 1897. Taf. / S /s •• / 0' 9 \ ».V ;, & • •• . •• ••'., •• •.. s* - .'• A • • • t •«• • ,•• •?• • # ..Vi' % - .1 «^ ^ • ••? s % • v" « V JWoTraUd.nal.gem ii.lith. Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math. naturw. Classe, Bd. LXVI Chromalith u Hruck'vrTh.Baniiwarfli.'Wien H Albrecht u.A.Ghon: Die Beulenpesl in Bombay 1897. Tat'. TU. /" T~\ * . .• - • ^^^^ 0:#. - t ..• "» « i* 0 0° " *r »/ J.Wemlad.nal. gern u Uth. Chromolith u IlruckvTh Bann warth, Wien Denkschrif ten d.kais. Akad. d. Wiss. math.naturw. Classe, Bd. LXVI. H. Albrecht u.A.Ghon: Die Beulenpesl in Bombay 1897. Taf.1V. J Werr/lad.nat pinx Chromolilh u Druck rTh BannwarQi.'Wi. Denkschriften d. kais. Akaci. d. Wiss. math.-nalurw. Classe, Bd.LXVI . H. Albrecht u. A.Ghon: Die Beulenpesl in Bombay 1807 T;,I'.V. >*&' J .Wenzl ad. iiat pinx Chromohtli n IlnickvTh iJRmiwaH'h.M'ieri Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math. naturw. Classe, Bd. LXVI . H.Albrecht u. A.Ghon: Die Beulenpest in Bombay 1897. Taf. XI. '•V-'«;.': :-v ..'■- w .. • '^ "ü.t=->.^='**<-t''*: 3S?%^ --,c,- J Venzl ail imt IiOl IlthAllst vTll.Bmmrarfh.'Wi« Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math. naturw. Classe, Bd. LXVI . 3 2044 093 283 133 n -^ WIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HCF- UND STAATSDRUCKEREI. 1900. "V~