or Dry EEE EERTRERETET Be De 2: De Pe he elek Joe en 0 “ o n ET ERT EL We En EERRTEREEETE €. o“ EEE EIER I ER “ ee Kr re 07 ne “ N n } S Peer el a y PRErIee Herr, 2er nu won: . en EN Eh ERRE, ET nase De RER RER a ER ech a 2 £ en En ET TE he EEE en EEE Ef ben EEE ERT Be FEN 4m GE EEE EETRETE Pre ner en Bee Dez won ee ee, a PK El Be £ ee a a is nd 0 Ber a I TEE ES ER rn Ey Dune er RE Rt DER n EEE ET ER Vereker iT T . “ RT ca ee EN RI TT End en ee a ne, u ln we z nt 3 ee En BESSE Kr er en een n Be Ver rer B20 SZ n gr = r 2 - EEE RN Kan “ * .. = 2 + . er HIER u ee B . u. o v % & R - A LE ee 2 nn : x ne Du 2. En DE rasn 1E8 02-0 BERNER, - “ - ur ee DE ED BER EIER TEE en < en re PER Te ah PR Fe E DIR 7 ee VIE in SEELE Se ne ee ee N 1 audi 7 a) A /42 V3/4X A DENKSCHRIFTEN DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. EINUNDDREISSIGSTER BAND. WIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 1872. . ö j ; i Eh Ay 2 Suche EDER N < a u a f ,* ‚ D - j or u Er nr Bin ir u 5 j ra PruEL\r- 2 h N 2°,% y % A j Zur N | pP DEE ne .3 i j 5 Barren Da a ! 5 E . 2 es . f ne ee 7 IT Jan INHALT. Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Ber: Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. (Mit 7 Tafeln.) vByr "tl: Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. (Mit 7 Tafeln.) . V Wüllerstorf-Urbair : Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroides Pe: Physische Zusammenkünfte der Planeten ©) bis (82) (82) während der nächsten Jahre Tschermak: Ein Meteoreisen aus der Wüste Atacama. (Mit 4 Tafeln und 3 Holzschnitten.) VReuss: Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. (Mit 21 lithogr. Tafeln.) . Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern. Rauter: Zur Entwicklung einiger Trichomgebilde. (Mit 9 Tafeln.) Seite _— u 107 141 157 187 197 r i | N EM > E p, a j .- 3 » £ - { j T D D ‘ % — = = r = E 2 b \ 2 Pa y 5 ! 4 N . .\ 3 3 2.:6 SE u. . 7 er ” 5. ® x: y Anulten 4b; tar A „Pr 5, w we mad i IRWETE Wh) ik dor gi ah ia, ALT ur 5, K N a nalıT kr sa arme en lim ua urkalkuidbenn al PER NINA =: j Bertejt ee ü (als Re ER TRITT aha bw a { Er. Di PR - PERLE 0 EUR a0 ee ee ur.‘ IR Sau E- 2 en gi) eat watkikeäti LEE NTRTREE (Orr al "lau a re a ® Bi. SEErTE RRRTat ERREON A ET En A) Acer nee rn normal al, Pr Wi: rg et Er aaa. mitselege. „hal Aslomatel hr a Pe . Pi { u = @ f er « | Per Snsliadrdd ottewS ae h er i Wi; , hnklair =) di: iR Are aba Sr, = REN 2 2 K Gaopar? ki baue ee VERZEICHNISS DER MITGLIEDER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN MIT ENDE JULI 1871. Ehrenmitglieder der Gesammt-Akademie. Genehmigung vom I. Februar 1848. Erzherzog Franz Karl. Genehmigung vom 12. November 1856. Freiherr von Bach, Alexander. Genehmigung vom 17. November 1860. Graf Thun-Hohenstein, Leo. Genehmigung vom 13. Juni 1861. Erzherzog Rainer. Genehmigung vom 14. Juni 1862. Ritter von Schmerling, Anton. Genehmigung vom 29. Juni 1867. Erzherzog Albrecht. Freiherr von Wüllerstorf-Urbair. Genehmigung vum 5. Juli 1871. Graf Auersperg, Anton Alexander. Mitglieder der philosophisch-historischen Classe. Im Inlande. Wirkliche Mitglieder. Ernennung vom 14. Mai 1847. Grillparser, Franz . . .... . . Wien. ERInEKY Pranz: ..0seehatt se .. 0. Erag. Jäger Albermen a m... 7 0... Wien: Stalx odoks a 0. St. Rllorian. Ernennung vom 1. Februar 1848, Bergmann, Joseph Ritter von. . . . Wien. Karajan, Theodor Georg von . . Wien. Pfizmaier, August . . . . . . „ . Unter-Döbling. Ernennung vom 28. Juli 1851. Birk, Ernst ee ea Woen® Seidl, Johann Gabriel . . - - » . Wien. Miklesich, Franz Ritter von . . . . Wien. VI Ernennung vom 24. Juli 1852. Prokesch-#sten, Anton Freiherr von . . . . .d. Z. in Constantinopel. Ernennung vom 2. Juli 1853. Randler,Beter - » . .., „2.0. .„TIxiest: [GPhillips,. corsa VVnen® Ernennung vom 12. November 1856. Aschbach, Joseph? KM. 2.1 0% 2 ra. RE 2.28 Wien. Ernennung vom 14. Juni 1862. Arneth, Alfred Ritter von, d. Z. Vice-Präsident Vahlen, Johann, d. Z. Secretär der philosophisch- der Akademie . . . 2 -u\Viien: historischen Olase . . . . . . Wien. Ernennung vom 24. Juni 1863. Siegel, Hleinrich wre re. Wien. Ernennung vom 14. Juni 1864. Fiedler. Joseph ne ne \Wien® Ernennung vom 3. August 1866. Ficker, Julius” A) UNE IE EM INT kinnshruck. Ernennung vom 29. Juni 1867. Höfler, Constantin . Brad: | Sacken, Eduard Freiherr von . . . Wien. Ernennung vom 21. Juli 1868. Schenkl, Karl 20 0 ea a Graz Ernennung vom 24. Juli 1869, Müller, Friedrich . . . ». . : . . . Wien. | Zimmermann, Robert . . . . . .. . Wien. Ernennung vom 21. August 1870. Wicker AGO 0.20 0 2m 06 Wan: Sick PHHeodor". U... „..%... 5 Wien. Gindely, Anton... . .. . are = si brap, Ernennung vom 5. Juli 1871. Mussaha,Adolteen. u See eoaNVNen Gorrespondirende Mitglieder. Genehmigung vom 1. Februar 1848. Toldy; Eranzı2 > . u nn best. Genehmigung vom 26. Juni 1848. Bauernfeld, Eduard Edler von. . . . Wien. | Remele, Johann Nep. . . . . . . . Wien. Genehmigung vom 19. Juni 1849. Csoernig, Karl Freiherr v. Czernhausen. Wien. | Hye-Glunek, Anton Freiherr von. . . Wien. Genehmigung vom 28. Juli 1851. Gaisberger, Joseph. . . . . . . . . St. Florian. ! Scehlechta-Wssehrd, Ottokar Freih. v. . Bukarest. Brits,oRcanz er Ansfelden, 27. Wocel, Johann Erasmuss sera. Prao- Genehmigung vom 17. November 1860. Eitelberger v. Edelberg, Rudolf . . . Wien. | Lott, Kranz 22 ee aVVnen: Genehmigung vom 13. Juni 1861. Lorenz, Ottokarı m... rn 0 Wien. Genehmigung vom 14. Juni 1862. Heider Gustav, u. 00m: ven) una +. WIEN: Genehmigung vom 14. Juni 1864. Kenner, Hriedriehe.r. 2 20 ee Wiene vn Genehmigung vom 11. Juni 1865. DudikaBeda Brenz =. 0. 20. „en. „Brünn: Genehmigung vom 29. Juni 1867. Huber, Alone. . . ae 2..9 „ Innsbruck. Tomaschek, Johann A. . . . . . . Wien. Ryieala. Johann... 20.0... „Mer Praos Zingerle, Isnaa . . .... .. . „Innsbruck. Temaschek, Karl . . . . «2.2. . „ Wien. Genehmigung vom 21. Juli 1868. Gomperzi2.Iheodon; 4. WM EABEFER EN ERUNG SO TE UNTEN Genehmigung vom 24. Juli 1869. Genze, Alexander. - . . : 2... Wien. Scherer. Wilhelm. .. ..... Wien. Jhering, Rudolf. . . . . . Bez Wien: Genehmigung vom 21. August 1870, BERÜGREDH: 2 40 24: 200: 83.22 Wen: Welkdum‘. St. 20... Graz. duale, Bernhard‘. > . . .. . „. .. „Innsbruck. Genehmigung vom 5. Juli 1871. Martel, Wilhelm... 7°. 0.0.7 ..9:2.9 #.Wien IZingerle,Biusu 75.0.0. ... .. . ._ Meran: . Im Auslande. Ehrenmitglieder. Genehmigung vom I. Februar 1848. Guizot, Franz Peter Wilhelm ... . . Paris. | Pertz, Georg Heinrich ... . . . Berlin. Genehmigung vom 13. Juni 1861. Diez #Rriedruche es ae a ae ee 2. 0, Bonn: Genehmigung vom 14. Juni 1864. Ritschl, Friedrich ELIAS EN . Leipzig. Genehmigung vom 21. Juli 1868, Lepsius, Karl Richard . . . . . - . Berlin. | Ranke, Leopold von. . . . . . . . Berlin. Genehmigung vom 21. August 1870. Döllinger, Johann Joseph Ignaz . . . München. Imlassens Chrıstiann „2 20.0.0 022...2Bonn. Correspondirende Mitglieder. Genehmigung vom 1. Februar 1848, HanpieyMonizu., ... ....%.. . Berlin. Mohl;rJulusuvonwes 20.0. 9Paris. Michel, Francois Xavier . . . . . . Bordeaux. Genehmigung vom 26. Juni 1848, Stälin, Christoph Friedrich. . . . . Stuttgart. | Wilkinson, John Gardner. . . . . . London. Genehmigung vom 19, Juni 1849. Gachard, Ludwig Prosper . EEE «Brüssel: Genehmigung vom 28. Juli 1851. Lang, Kanla a. Mann RE EEE... Stüirart Genehmigung vom 24. Juli 1852. Gayanzea, Pasceualijdeamiene)ut 8 sony emansım] - . Madrid. Genehmigung vom 5. August 1854. Ressi, Eranceseo . .". U,» my AUNINYIT,. .o.... Mailand. Ernennung vom 5. August 1854. Bonlizaklenmannae ara. Sn onen „Berlin. B* VIII Genehmigung vom 18. October 1855. Wattenbach, Wilhelm . ch ekleidelberg. Seen vom w September 1857. Lange, Ludwig . ee . Giessen. Ernennung zum W. m vom 26. Tänner 1860. Weinhold, Karl 5 er. Koel: eh vom 1. Juni 1862. Coussemaker, Charles Edmond Henri de . Lille. Genehmigung vom 14. Juni 1864. Böhtlingk, Otto . Jena. Valentinelli, Joseph . Venedig. Theiner, Augustin . Rom. Genehmigung vom 3. August 1866. Müller, Joseph : ! . Turin. Genhmizung. vom 24, ui 1809. Waitz, Georg . & . Göttingen. Genehmigung vom 21. August 1870. Benfey, Theodor . . Göttingen. Mommsen, Theodor . 5 . . Berlin. Büdinger, Max . . Zürich. Rossi, Giovanni Battista de . Rom. Homeyer, Gustav . Berlin. Genehmigung vom 5. Juli 1871. Giesebrecht, Friedrich Wilhelm von. München. | Roscher, Wilhelm . Leipzig. Pott, Friedrich August . Halle. Schiefner, Franz Anton von . St. Petersburg Mitglieder der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe. Im Inlande. Wirkliche Mitglieder. Ernennung vom 14. Mai 1847. Ettingshausen, Andreas Freiherr v.. ! . Wien. Schrötter, Anton Ritter v. Kristelli, d.Z. Hyrtl, Joseph 240 . Wien. General-Seeretär und Secretär der mathem.- naturw. Qlasse . . Wien. Ernennung vom 1. Februar 1848. Burg, Adam Freiherr von . Wien. Reuss, August Emanuel . Wien. Renzl, Eduard . Wien. | Ernennung vom 26. Juni 1848. Fitzinger, Leopold ; hg: . Pest. Ernennung vom 1. Juli 1848. Boue, Ami . . . Wien. Rokitansky, Karl, d. Z. Präsident der Rochleder, Friedrich . Wien. Akademie . R . Wien. Skoda, Joseph . Wien. Ernennung vom 19. Juni 1849, Brücke, Ernst . Wien. | Petzval, Joseph . . Wien. Ernennung vom 2. Juli 1853. Littrow, Karl von BE . Wien. Ernennung vom er Sepienbe 1857. Gottlieb, Johann . h a . Graz. Ernennung vom 1. Roemher 1860. Hauer, Franz Ritter von . Wien, Ernennung vom 1. Em 1861. Stein, Friedrich . ir Rn: rPras: EN vom 2. a 1863. Hlasiwetz, Heinrich . Wien. | Winckler, Anton . . Wien. Ernennung vom 11. Juni 1865. Stefan, Joseph . -» ..... hm: so Wien. Ernennung vom 3. August 1866. Jelinek Karla a aa N re. 7 Wien: Ernennung vom 29, Juni 1867. Manege Vaetor’von . 2. 2... eusn.r... Wien, | Suess, Eduard Inseer Karl.) .. an: gehe cn, WIEN. Ernennung vom 24. Juli 1869. HeorineAllwalde ANDRE B ne. ee md „Prag Ernennung vom 21. August 1870. Kelder, Cajetan. , 22.22.22. Wien. Loschmidt, Joseph . . . .... Schmarda, Ludwig. . . - » » - . Wien. Hochstetter, Ferdinand Ritter von. Ernennung vom 5. Juli 1871. Rellett, Alexandersi. Het Ey vie ae 2» Graz. Correspondirende Mitglieder. Genehmigung vom 1. Februar 1848. Hauslab, Franz Ritter von. . . . . . Wien. | Redtenbacher, Ludwig Genehmigung vom 26. Juni 1848. kanil, Wolhelase 2. sen... „üBrag: Moth, Franz : Löwe, Alexander . . .... .. . . Wien. Reissek, Siegfried Genehmigung vom 19. Juni 1849. BasekBarlıny 2.12) zu, 0 yW 0 4 Wien. | Wedl, Karl . Genehmigung vom 2. Juli 1853. Ettingshausen, Constantin Freiherr von . Wien. | Resihuber, Augustin Genehmigung vom 4. September 1857. Hornsteim Karl are are. Prag. Genehmigung vom 17. November 1860. Paermakslohann. =. c 20. 9. eeeeherae.. d. 2. Leipzig: Genehmigung vom 13. Juni 1861. Peters, Karl . . . ; RE N Grraz3 rs vom 128: it 1863. Ebner von Eschenbach, Moriz Freiherr . Wien. | Heger, Ignaz Genehmigung vom 11. Juni 1865. Berika Karl. 2 JE tn... : .Drap Uchatius, Franz Ritter von . Militzer, Hermann . . . .. .. .. ..Wien Zepharovich, Victor Ritter von Genehmigung vom 3. August 1866. Tschermak, Gustav . . . ... RR. 3° 20 Wien. Genehmigung vom 29. Juni 1867. Mach, Ernst . . esPrag: Weiss, Edmund Steindachner, Franz, d.Z. in in Cambridge (Amerika). Genehmigung vom 24. Juli 1869. Bilrok, Dheodeka. 5... ... Wien, | Oppolzer, Theodor Ritter von Genehmigung vom 21. August 1870. Pfaundler, Leopold. -.. ... .. . . Innsbruck. | Schmidt, Oskar . Genehmigung vom 16. November 1870. Lieben, Adolf . . . ... NDR. 7: in“ Kurın. Genehmigung vom 5. Juli 1871. Waltenhofen Adalbert von. . . . 2... . . Prag. . Wien. . Wien. Döbling. . Wien. . „ Wien. . Wien. . Wien. . Kremsmünster. . Wien. . Wien. Prag. . Wien. . Wien. . Graz. Mohl, Hugo von Im Auslande. Ehrenmitglieder. Genehmigung vom 1. Februar 1848. Liebig, Justus Freiherr von. . . . . . . .... . München. Genehmigung vom 2. Juli 1853. Dumas, ‚Jean Baptisterwm re er Banıs: Genehmigung vom 26. Jänner 1860. . Tübingen. | Neumann, Franz EEE... . . . . Königsberg. Genehmigung vom 14. Juni 1862. Bunsen, Robert Wilhelm . ... ......... Heidelberg. Genehmigung vom 11. Juni 1865. Baer, Karl" Ernst von me. os enge. . 2St. Betersburso. Genehmigung vom 21. Juli 1868. Lieuville, Joseph. Zu. 7.0. 0 00 ee. 1 Panue; CGorrespondirende Mitglieder. Ernennung vom 14. Mai 1847. Santini, Johann Ritter von . . . ». „2... . Padua. Genehmigung vom 1, Februar 1848. Elie de Beaumont, Leonce. . . . . . Paris. Weber, Ernst . . re Neimzip: Poggendorfi, Johann Christian . . . . Berlin. Weber, Wilhelm Bauad..can ı% Göttingen. Quetelet, Lambert Adolphe ee . Brüssel. Wöhler, Friedrich - . . . ... . . Göttingen. Tschudi, Johann Jakob von . . . . Wien. Genehmigung vom 26. Juni 1848. Agassiz, Louis . . . . Cambridge bei Boston. | Mädler, Johann Heinrich . . . . . Bonn. Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm . . München. Milne Edwards, Henry . ... . . Paris. Dove, Heinrich W nee h eBerlm® ' Owen, Richard . . er ondon: Ehrenberg, Christian Gottfried . . . . Berlin. | Schleiden, Mathias Jakob NE Dresden Grunert, Johann August . Rekule, August . . Greifswald. Ernennung vom 4, September 1857. LulwienKanlı 2 er rrn Dee. lbeipzies Genehmigung vom 19. Juni 1849. Barrande, Joachim . . . . a eBarıss ERENERaER vom n 28. nl 1851. Argelander, Friedrich Wilh. August . Bonn. |. Du Bois-Reymond, Emil Heinrich . . Berlin. Genehmigung vom 26. Jänner 1860. Helmholtz, Heinriehe. u... ee „Berlin. Genehmigung vom 14. Juni 1862. Kirchhoff, G.. . . . . 2... . Heidelberg. Ben sern vom en Juni 1863. Hofmann, A.W. . .... 2.2 Berlin: en vom ın. Juni 1865. Siebold, Karl Theodor von. . . . . . . . . . München. Genehmigung vom 21. Juli 1868. Baeyer, Johann Jakob. . . . . er. Berlin. Genehmigung vom 24, Juli 1809. . Bonn. Mayer, Julius Robert von . . . . . Heilbronn. . London. Lyell, Sir Charles Genehmigung vom 5. Juli 1871. Darwin, Charles . . . Der Era Pr Kent (in England). XI MIT TODE ABGEGANGEN SEIT GRÜNDUNG DER AKADEMIE. Ehrenmitglieder der Gesammt - Akademie: Kübeck von Kübau, Karl Friedrich Freiherr v., 11. September 1855. Inzaghi, Karl Graf von, 17. Mai 1856. Metternich, Fürst Clemens, 11. Juni 1859. Kolowrat-Liebsteinsky, Graf Franz Anton, 4. April 1861. Pillersdorff, Franz Freiherr v., 22. Februar 1862. Erzherzog Ludwig Joseph, 21. December 1864. Graf Münch-Bellinghausen, Joachim Eduard, 3. August 1866. Erzherzog Stephan, 19. Februar 1867. Se. Majestät, Maximilian I. Kaiser von Mexico, 19. Juni 1867. Tegeithoff, Wilhelm von, 7. April 1871. Philosophisch-historische (lasse. Im Inlande. Wenrich, Georg, 15. Mai 1847. Pyrker, Franz Ladislaus von Felsö-Eör, 2. Dee. 1847. | Muchar, Albert von, 6. Juni 1849. Feuchtersleben, Ernst Freiherr v., 3. September 1849. Grauert, Wilhelm, 10. Jänner 1852. Litta, Pompeo, 17. August 1852. Kudler, Joseph Ritter von, 6. Februar 1853. Exner, Franz, 21. Juni 1853. Labus. Johann, 6. October 1853. Teleky, Joseph Graf v., 15. Februar 1855. Kemeny, Joseph Graf von, 12. September 1855. Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von, 23. Nov. 1856. | Weber, Beda. 28: Februar 1858. Chmel, Joseph, 28. November 1858. $paun, Anton Ritter von, 26. Juni 1849. Kiesewetter, Raphael Edler von, 1. Jänner 1850. Frast, Johann von, 30. Jänner 1850. Fischer, Maximilian, 26. December 1851. Schlager, Johann, 18. Mai 1852. Jaszay, Paul von, 29. December 1852. Filz, Michael, 19. Februar 1854. Zappert, Georg, 22. November 1859. Firnhaber, Friedrich, 19. September 1860. Hanka, Wenzel, 12. Jänner 1861. Wartinger, Joseph, 15. Juni 1861. Wirkliche Mitglieder: Ankershofen, Gottlieb Freiherr von, 6. März 1860. Schafarik, Paul , 26. Juni 1861. Feil, Joseph, 29. October 1862. Arneth, Joseph Ritter von, 31. October 1863. | Wolf, Ferdinand, 18. Februar 1866. Pfeiffer, Franz, 29. Mai 1868. | Boller, Anton, 19. Jänner 1869. Diemer, Joseph, 3. Juni 1869. Auer, Alois, Ritter von Welsbach, 10. Juli 1869. Springer, Johann, 4. September 1869. Hügel, Karl Alexander Anselm, Reichsfreiherr von, 2. Juni 1870. Münch-Bellinghausen, Eligius Freih. von, 22. Mai 1371. Meiller, Andreas von, 30. Juni 1871. I | Correspondirende Mitglieder: Günther, Anton, 24. Februar 1863. Karadschitsch, Wuk-Stephanowitsch, 8. Februar 1864. Blumberger, Friedrich, 14. April 1864. Rink, Rudolf, 20. August 1864. Schuller, Johann Karl, 10. Mai 1865. Beidtel, Ignaz, 15. Mai 1869. Edlauer, Franz, 22. August 1866. Goldenthal, Jakob, 27. December 1868. Keiblinger, Ignaz, 3. Juli 1869. Erben, Karl Jaromir, 21. November 1870. Wolny, Gregor, 3. Mai 1871. Im Auslande. Ehrenmitglieder: Hermann, Johann Gottfried, 31. December 1848. Mai, Angelo, 8. September 1854. Ritter, Karl, 28. September 1859. Wilson, Horaz Haymann, 8. Mai 1860. Grimm, Jakob Ludwig, 20. September 1863. Boeckh, August, 3. August 1867. Reinaud, Jos. Toussaint, 14. Juni 1867. Bopp, Franz, 23. October 1867. | Rau, Karl Heinrich, 18. März 1870. | Correspondirende Mitglieder: Letronne, Anton Johann, 14. December 1848. Orelli, Johann Kaspar von, 6. Jänner 1849. Burnouf, Eugene, 23. Mai 1852. Schmeller, Andreas, 27. Juli 1852. Baranda, Sainz de, 27. August 1853. Stenzel, Gustav, 2. Jänner 1854. Baoul-Rochette. Desire, 6. Juli 1854. Creuzer, Friedrich Georg, 16. Februar 1858. Thiersch, Friedrich von, 25. Februar 1860. Dahlmann, Friedrich Christoph, 5. December 1860. Fallmerayer, Jakob Philipp, 26. April 1861. Gfrörer, August Friedrich, 10. Juli 1861. Uhland, Ludwig, 13. November 1862. | Voigt, Johannes, 23. September 1863. XII Böhmer, Johann Friedrich, 27. October 1863. Bland, Nathaniel, 10. August 1865. Kopp, Joseph Eutychius, 25. October 1866. &erhard, Eduard, 12. Mai 1867. Brandis, Christian August, 28. Juli 1867. Kerckhove-Varent, Joseph R. L. Comte de, 10. Oct. 1867. Cicogna, Emanuel Anton, 22. Februar 1868. Schleicher, August, 6. December 1868. Ritter, Heinrich, 3. Februar 1569. Maelen, Philippe Marie Guill. van der, 29. Mai 1869. Jahn, Otto, 9. September 1869. Wackernagel, Karl Heinr. Wilh., 21. December 1869. Cittadella-Vigodarzere, Andr. Graf von, 19. März 1870. Flügel, Gustav Lebrecht, 5. Juli 1870. Cibrario, Conte Giov. Antonio Luigi, 1. Oktober 1870. Mone, Franz Joseph, 12. März 1871. Gervinus, Georg Gottfried, 18. März 1871. Du-Meril, Portas Edelestand. 6ar, Thomas 27. Juli 1871. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe. Im Inlande, Wirkliche Mitglieder: Balbi, Adrian Edler von, 13. März 1848. Rusconi, Maurus, 27. März 1849. Presl, Johann Swatopluk, 7. April 1849. Doppler, Christian, 17. März 1853. Prechtl, Johann Ritter von, 28. October 1854. Partsch, Paul, 3. October 1856. Heckel, Jakob, 1. März 1857. Leydolt, Franz, 10. Juni 1859. Kollar, Vincenz, 30. Mai 1860. Kreil, Karl, 21. December 1862. Tippe, Franz, 22. Februar 1863. Stampfer, Simon, 10. November 1864. Baumgartner, Andreas Freiherr v., 30. Juli 1865. Koller, Marian, 19. September 1866. Diesing, Karl, 10. Jänner 1867. Hörnes, Moriz, 4. November 1868. Purkyne, Johann, 28. Juli 1869. Kner, Rudolf, 27. October 1869. Unger, Franz, 13. Februar 1870. Redtenbacher, Joseph, 5. März 1870. Haidinger, Wilhelm Ritter von, 19. März 1871. Gorrespondirende Mitglieder: Corda, August Joseph, im Jahre 1849. Presl, Karl, 2. October 1852. Petrina, Franz, 27. Juni 1855. Salomon, Joseph, 2. Juli 1856. Hruschauer, Franz, 21. Juni 1858. Russegger, Joseph Ritter von, 20. Juni 1863. Weisse, Max Ritter von, 10. October 1863. Wertheim, Theodor, 6. Juli 1864. Schott, Heinrich, 5. März 1865. Kunzek, August Edler von Lichton, 31. März 1865. Hessler, Ferdinand, 11. October 1865. Kotschy, Theodor, 11. Juni 1866. Freyer, Heinrich, 21. August 1866. Balling, Karl Joseph Napoleon, 17. März 1868. Reichenbach, Karl Freiherr von, 19. Jänner 1869. Neilreich, August, 1. Juni 1871. Im Auslande. Ehrenmitglieder: Berzelius, Johann Jakob Freiherr von, 7. August 1848. Buch, Leopold von, 4. März 1853. | Gauss, Karl Friedrich, 23. Februar 1855. | Müller, Johannes, 28. April 1858. Brown, Robert, 10. Juni 1858. Humboldt, Alexander von, 6. Mai 1859. Biot, Jean Baptiste, 3. Februar 1862: Struve, Fr. G. Wilhelm, 23. November 1864. Faraday, Michael, 25. August 1867. Herschel, Sir John Frederie William, 11. Mai 1871. Baronet, Correspondirende Mitglieder: Jacobi, Karl Gustav Jakob, 18. Februar 1851. Fuchs, Wilhelm, 28. Jänner 1853. Fuss, Paul Heinrich vom, 24. Jänner 1855. 6melin, Leopold, 13. April 1853. Fuchs, Johann Nepomuk von, 5. März 1856. Hausmann, J. F. Ludwig, 26. December 1859. Bordoni, Anton, 26. März 1860. Belli, Joseph, 1. Juni 1860. Wertheim, Wilhelm, 20. Jänner 1861. Carlini, Franz, 29. August 1862. Mitscherlich, Eilard, 28. August 1863. Rose, Heinrich, 27. Jänner 1864. Encke, Johann Franz, 26. August 1865. Panizza, Bartholomäus, Ritter von, 17. April 1867. Brewster, Sir David, 10. Februar 1868. Plücker, Julius, 22. Mai 1868. Martius, Karl Friedrich Philipp v., 13. Deeember 1868. Meyer, Hermann v., 2. April 1869. Steinheil, Karl August von, 14. September 1870. Erste Abtheilung. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Nit 39 Tafeln und 5 Holzschnitten. . 5 ‚ N EN “ " > Pe el Ahr = 5 » ) en © . Er | = q AR u ir e TER £ Bi 4 ‚ J ‚ae E a x ’ ö I Ee ne u? - . i ee nes K e Pu J j B ehr Tor b wi “ r - E “ Se Pareo Zr = - ” P r > ” s f #; “ : , “| d Mr D 7 . . ug > Pa 2 22 m Dr . f ki rm 5 a 1 53,748 d Bura m, a -, Ne E Air . R } j - ns “ u. f ri I ee arräh ra ww & Brei € Ä ‚Ans > 2 nn - d er B 241% ar zu # ns raus 5 en et $ NER, 1 n j 2% # -= BEDIENT nt, .® >, \ ö Be» B j f MN A ah 4 wre Ma vnmlbet | ö 1a EEE - SE m Ya N >, zn a I k wen L E A are ip © ; &4 a En) 5: | mBeiviast>. v r y fü) DE r x 5 er - Arien 1.0 Bi E u unsit + > R Hash >. m Dis u Er Fe > AG t Karren Nr hi 17 = ; . D ö A j & E= ” Bi, fi 5 % IF RE ZUM ” er Rp, * y Ber b: z 2 j y . an . f - 2 DK Dee 7) Tan Ka: j De ws B : e 4) - b2 = we Auen V? ki HIT ze u y Fr 2 ir Din ar si Aa wT Pag Bam . # : “- 2 Er 5 f A ee EV IWiRS 5 ee \ f re 2 = a ‚dar eo le ». (4 Ber. j e 0 - j a + , y EL: £ FF | an, Be we u un. f m er 1 rn WACHSTHUM DES MENSCHLICHEN SKELETES MIT BEZUG AUF DEN RIESEN. voN = Por. KARL LANGER, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (Mit 7 Safelı.) VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 1. JULT 1869. Inhalt. A. Wachsthum des Skeletes. Pag. DewWachsthumsundakormensderäWärbelsänle u... 2 0370 ren url ee ee ee ehe te ae ee TG 2. = - n desgSchadels tue ee nee ee N EN Far N re re 21 3. „ u „ EOBNURTRUEDORENE HT SEE WEIS Sec a one Delrekkrhren arlıah cn. spiel ehren suchen ZU 45 4. = „ Ar AR BOCK ON a el jean anise & jesaTenge ae 49 5% = - - fer Eixtremitatene 58 6. Vergleichung des Wachsthums einzelner Körpertheile mit dem Wachsthum des ganzen Skeletes. ...... 72 B. Normales Wachsthum des Körpers. ZEN OSHINEHCHETI a Re ae ee a ea Be ee ee 77 BEERFOBarhanensdesEwachRendentKörpersegs ee de a enge) re en 82 BINHEICHWUCHSLYDEIE MER ER EEE EEE I ENTE AED I LET, 88 C. Der Riesenwuchs. 10. Wachsthum der Riesenknochen, verglichen mit dem Wachsthum des ganzen Körpers. . 2». 2» 2 22... 90 ERBBEIGNGEHONGHETETSELTERENR RE GLOBE Ser ur AR N EB an En Eee RR I RE SE LE NLERLE RER 93 POP BIRTEH a Senat Alte iiie „baren. erreraı aere ere cn panıne 95 Bezerrhnungzden Abhildungenr. 2 2 u.a ie teile 0 elln nee ee ef ehe min. Her 106 In den Sammlungen des Josephinums befinden sich die gut erhaltenen Skelete von zwei über 6'/, Wiener Schuh hohen Männern, von welchen sich besonders das eine durch höchst auffallende Formen seiner Knochen auszeichnet. Lange schon hegte ich den Wunsch, an diesen zwei Skeleten die Eigenthümlichkeiten des Riesenwuchses zu untersuchen, und glaubte Anfangs die Unterschiede von normalen Skeleten einfach durch den Vergleich dieser zwei Skelete mit anderen mittelhoher Männer darlegen zu können. Alsbald aber drängte sich die Frage auf, ob die Eigenthümlichkeiten des Baues, welche das Wachsthum zum Rie- sen mit sich bringt, geradezu nur Folgen sind des fortgesetzten, dabei aberimmer noch Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXI. Bd. 1 2 Karl Langer. ganz normal fortschreitenden Wachsthumsvorganges, oder ob dieselben auf wahrhaft speei- fischen Verschiedenheiten der Bildung beruhen, also gleichsam schon von vornherein inducirt sind. Letzteres wäre immerhin denkbar, da sehr hochgewachsene Leute nicht nur durch ihre Grösse, sondern auch durch ihr Gebahren, überhaupt ihr ganzes Wesen auffallen. Die Beantwortung dieser Frage erfordert aber vor Allem eine eingehende Untersuchung des gewöhn- lichen, normalen Wachsthumsvorganges. Sie fordert ferner auch noch eine Durchsicht der ganzen Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers. Die Resultate dieser Untersuchungen mussten daher als beson- dere Absehnitte dieser Arbeit beigefügt werden, wodurch dieselbe erschwert und ihre Publication verzögert worden ist. Es liegen zwar sowohl über das Wachsthum der Knochen, als auch über die Proportionen des wachsen- den Menschen so manche gute Arbeiten vor, ich glaubte aber doch, sie frisch aufnehmen zu sollen. So dankenswerth nämlich die vorliegenden Untersuchungen über die durch den Wachsthumsprocess sich verändernden Proportionen des menschlichen Körpers sind, so ist doch keine mit Bezug auf das Skelet durchgeführt, und die meisten mit der Absicht in Angriff genommen, einen Canon zu finden, dessen Unter- lage eine mathematische in möglichst einfache Zahlen gefasste Formel sein solle, welche überdies wo mög- lich auch noch auf andere Natur- und Kunstprodukte passen, ja selbst ganz allgemeine cosmische Beziehun- gen besitzen sollte. So erwünscht auch solche Formeln wären, kommen doch, gegenüber den bisherigen Bestrebungen, Fechner’s') Worte in Betracht, „dass sich auf verschiedene Weisen einfache Zahlen finden lassen, wenn man eben solche sucht, dass sich aber gerade dadurch das Vertrauen zu solchen Zahlen sehr schwächen müsse“. Das Individuelle ist dabei auch kaum berücksichtigt worden; immerhin aber behal- ten diese Arbeiten ihres thatsächlichen Inhalts wegen ihren Werth. Leider aber ergibt sich dabei wieder der Übelstand, dass jeder einzelne Forscher ein anderes und häufig genug kein hinreichend anatomisch begrün- detes Schema seinen Messungen des Körpers zu Grunde gelegt hat, so dass selbst die auf gleiche Körper- theile lautenden Maasse, weil zwischen verschiedenen Gliederungspunkten gespannt kaum, jedenfalls nicht ohne gewagte Reductionen mit einander vergleichbar sind. Vor Allem musste ich mir daher ein möglichst einfaches architeetonisches Schema des menschlichen Körpers entwerfen, welches wie am Skelete so auch am Lebenden Anwendung finden konnte. Über die Entwiekelung des Skelets besitzen wir viele werthvolle Arbeiten, doch nur wenige, welche sich die während des Wachsthums vor sich gehenden Formveränderungen, den Wechsel der inneren Propor- tionen der einzelnen Knochen und Skeletabschnitte zur Aufgabe gemacht haben. In dieser Beziehung ist wohl der Kopf, aber doch wieder nur als Ganzes, kaum in allen seinen Bestandtheilen studirt worden, dann das Becken und der Brustkorb; über die Wirbelsäule, die langen Knochen, Hand und Fuss aber liegen nur einzelne zerstreute Notizen vor. Meistens waren es histologische Fragen, den Verknöcherungsprocess betref- fend, welche die Forscher beschäftigt haben, oder es war die Anlage, die Anordnung und Verschmelzung der einzelnen Verknöcherungspunkte, so wie die Formen der sich bildenden Gelenkflächen, welche unter- sucht worden sind. Auch die Frage ist mehrfach diseutirt worden, ob die Knochen durch Apposition oder Intussusception der neuen Masse sich vergrössern. Nur eine der neueren Arbeiten bezieht sich auf das Wachs- thumsmaass einer Reihe von Knochen, der langen Knochen, innerhalb verschiedener Zeiträume der Ent- wiekelung, es kommen aber dabei wieder nur die Diaphysen und die Zeit des intrauterin Lebens in Betracht °). Was ich über das normale Wachsthum des Skelets bringe, schliesst sich daher zum Theile an Bekann- tes an, und ich habe allenthalben, wo es möglich war die Resultate anderer Forscher mit den meinigen zu vergleichen, dieselben benützt, um daran die eigenen zu controliren. Ich hoffe aber auch, über manche jener Abschnitte des menschlichen Skelets, welche bereits untersucht worden sind, einige neue Beiträge 1) Centralblatt für Naturwissenschaften und Anthropologie. 1853, p. 516. 2) L. Landois. Virchow’s Archiv. 1869. Bd. 45. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 3 geliefert zu haben, insbesondere glaube ich desshalb keine überflüssige Arbeit unternommen zu haben, weil meines Wissens dernormale Wachsthumsvorgang des Skelets bisher noch nicht im Zusam- menhange und in Beziehung auf die äussere Form des Leibes dargelegt worden ist. Gleich von vorne herein muss ich aber gestehen, dass ich die Zahlen, welche ich verzeichne, nicht etwa schon als formulirte, feststehende Wachsthumswerthe betrachte ; dazu hätte ich noch mehr Material zur Verfügung haben müssen. Ich will mit den Zahlen nur ganz im Allgemeinen das „Mehr“ oder „Weni- ger“, die Steigerung oder Herabminderung der Wachsthumsenergie der einzelnen Theile in Beziehung auf das Ganze darlegen. Kleine Differenzen sind daher entweder ganz unbe- rücksichtigt geblieben oder höchstens andeutungsweise bemerkbar gemacht worden. Ich habe überhaupt mehr die Extreme, Kind und Mann, berücksichtigt, allerdings auch einige Zwi- schenstufen eingeschoben, um doch einigermassen den allmähligen Fortgang des Wachsthums darzulegen, doch ist ihre Zahl zu klein, als dass ich auf Grund derselben die Wachsthumscurven in allen ihren Phasen hätte sicherstellen können. Überdies sind die erfahrungsgemäss, aber in wechselnden Zeiten auftretenden Accelerationen im Gesammtwachsthum noch gar nicht auf ihren Effeet sicher gestellt, und bevor dies nicht der Fall ist, ist eine Reduction der sichtbaren Effeete auf bestimmte Zeiteinheiten nicht zulässig. Ich habe es überhaupt möglichst vermieden, die Zeit, beziehungsweise das Lebensalter als das Maassgebende für die Proportionen anzunehmen und habe den Wechsel der inneren Proportionen lieber in Bezug gebracht zu der Gesammthöhe des Körpers. Ich glaube damit wenigstens in Beziehung auf den Zweck dieser Untersuchung eine zuversichtlichere Grundlage für den Vergleich der Formen gewonnen zu haben. Dadurch aber bin ich geradezu wieder auf die Varietäten in den individuellen Gestaltun- sen geführt worden, und habe dieselben namentlich am Manne und Kinde eingehend untersucht, und da ich bei der Untersuchung des Bildungsvorganges auch die Form in Betracht gezogen habe, konnte ich, um die Abhandlung nicht übermässig mit Zahlen zu belasten, aus der ganzen Reihe der Gemessenen nur je ein Individuum in die Tabellen einstellen. Auch von den Zwischenstufen, von denen mir nur geringeres Material zur Disposition gestanden, habe ich nur je ein Individuum aufgenommen, hin und wieder aber das Mittel aus zwei desselben Bildungsstadiums, welehe aber in Bezug auf Formvarietät weiter auseinander lagen. Auch die Stadien waren so gewählt, dass sie in Bezug auf Zeit weit auseinander lagen, und überdies bestimmte, physiologisch definirbare Lebensperioden vertraten. Es geschah dies in der Hoffnung, dass dadurch kleine Schwankungen in den Formen und Fehler in den Messungen gedeckt würden. Alle auf den normalen Wachsthumsvorgang bezüglichen Fragen sind durch den betreffenden Absehnitt dieser Abhandlung wohl noch nicht erledigt; was ich angestrebt, ist, die Untersuchungsmethode richtig zu stellen und den Bildungsgang des Leibes auf Grund der Entwickelung des Skeletes in den Hauptzügen wenigstens darzulegen. Was den Riesen betrifft, so war ich auch bemüht, jene Unterschiede zu ermitteln und zu definiren, welche sich sowohl in den Proportionen der ganzen Figur, als auch in den Formen der einzelnen Knochen finden; die Beziehungen aufzudecken, in welchen diese Abweichungen zu dem normalen Wachsthumsvor- gange stehen, zu untersuchen, welche Correeturen etwa die Steigerung des Hochwuchses im Mechanismus des Skeletes mit sich bringt. Das Materiale, welches mir zu dieser Untersuchung zu Gebote gestanden, war, wie ich glaube, hin- reichend genug, um auf manche, den Riesenwuchs betreffende Fragen ausführlicher eingehen zu können. Ich will im Folgenden die Untersuchungsobjecte historisch verzeichnen. Das Josephinum besitzt, wie gesagt, zwei ganz conservirte Skelete von Männern, welche etwa 6'/, Fuss hoch gewesen sein mochten, sie sind unter dem Namen der „Grenadier“ und der „Krainer“ bekannt. Von dem ersteren weiss man, dass er in dem ehemaligen Regimente des Generals Lascey als Flügelmann bei der damals so genannten Leibeompagnie gedient, und die letzte Belagerung von Belgrad mitgemacht hat. Sein Skelet war ganz im natürlichen Bänderverbande präparirt, und ist jetzt erst zum Theil mit Draht geheftet wor- den; es zeichnet sich durch einen mächtigen, doch ganz gesunden Knochenbau aus. Nach allen Kennzeichen ı1* 4 Karl Langer. des Skeletes dürfte der Mann kaum das 30. Lebensjahr überschritten haben. Da das genannte Regiment noch heute seinen Werbbezirk in Triest hat, so ist anzunehmen, dass der Mann ein Angehöriger des Trie- stiner Küstengebietes war, wo bekanntlich die männliche Bevölkerung, wie überhaupt die Südslaven: Kroa- ten, Krainer und Dalmatiner, insbesondere die um Zara und Sebenico herum wohnenden Morlaken sich der Mehrzahl nach einer ansehnlichen Körpergrösse erfreuen. Über die Abkunft des Krainers ist nichts sicheres bekannt; er erreichte gewiss ein höheres Alter, wie aus dem Skelete zu ersehen ist. Dann hat mir Herr Hofrath Hyrtl die im Wiener Universitäts-Museum aufbewahrten Skelete und Ske- lettheile von Riesen mit zuvorkommender Bereitwilligkeit zur Untersuchung überlassen; darunter das wohl- erhaltene Skelet von einem über 6 Fuss hohen Manne, welcher in den 20ger Jahren als „Wichsmacher“ eine in Wien sehr bekannte Persönlichkeit war). Besonders erwünscht war mir aber die Untersuchung des rech- ten Hüft-, Oberschenkel- und Schienbeinknochens ?) von einem gewiss noch ganz jungen riesigen Manne, welche bei Gelegenheit der Umlegung der auf dem Stephansplatze befindlichen alten Begräbnissstätte auf- gefunden und durch Barth dem Museum einverleibt worden sind. Hyrtl’s Nachweisen zufolge dürften diese Knochen von einem Soldaten des türkischen Heeres stammen, welcher während der letzten Belagerung Wiens in Gefangenschaft gerathen ist und dann daselbst als Haiduke noch einige Zeit gelebt hat. Das vierte von mir untersuchte, beinahe ganz erhaltene und gesunde Riesenskelet befindet sich im ana- tomischen Museum zu Innsbruck. Es ist erst vor Kurzem während des Umbaues der Gruft in der Domkirche aufgefunden, und von Herrn Prof. Dantscher stückweise aus mehreren Kisten herausgesucht und kunstge- recht aufgestellt worden. Es fehlen nur die Hände, die Füsse und sechs Halswirbel nebst den beiden ersten Rippen. Das Skelet ist daher hinreichend gut eonservirt, um den ganzen Bau des Individuums ersichtlich zu machen. Vorhandene historische Notizen und der Vergleich des Skelets mit einem in der Sammlung des Schlosses Ambras bei Innsbruck befindlichen lebensgrossen Porträte lassen kaum einen Zweifel zu, dass dies wirklich die Reste sind des bekannten Waffenträgers des Erzherzogs Ferdinand von Tyrol, des Gründers der berühmten, jetzt zum grössten Theile in Wien befindliehen Ambraser Sammlung, wo auch die Rüstung dieses Riesen aufbewahrt wird. Einer mündlichen Mittheilung des Herrn Regierungsrathes Bergmann zu Folge, hiess der Mann Giovanni Bona und stammte aus dem Tridentiner Gebiete. Der grosse, nach Schreber's Be- richtigung 3 Fuss 2 Zoll hohe Riese Bernhard Gili, der sich im Jahre 1764 in Frankreich und Deutschland sehen liess, soll ebenfalls aus dem tridentinischen Gebiete stammen. Zu grossem Danke bin ich meinem ge- ehrten Freunde und Collegen Dautscher verpflichtet, die Untersuchung dieses Riesenskeletes mir über- lassen zu haben. Auch das im Petersburger anatomischen Museum befindliche Riesenskelet konnte ich für meine Unter- suchungen verwerthen. Herr Prof. Landzert war nämlich nicht nur so gütig die erbetenen, nach meinem Messungsschema entfallenden Maasse aufzunehmen und mir mitzutheilen, sondern bemühte sich sogar den Schädel in mehreren Ansichten, dann das ganze Skelet einer oberen Extremität, endlich die Ober- und Unter- schenkelknochen von beiden Körperseiten mittelst der nach allen Richtungen so praktischen Methode von Lncae abzuzeichnen und mir die Bausen zuzusenden, so dass ich gewissermassen aus eigener Anschauung dieses Skelet kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Das Skelet stammt von einem Pommern, Namens Lolly, der sich 1816 in St. Petersburg sehen liess und daselbst gestorben ist; rechterseits ist es mit einem Genu valgum behaftet. Sehr verpflichtet bin ich ferner Herrn Prof. Reichert für die Maasse und Notizen über die beiden im Berliner anatomischen Museum befindlichen Riesenskelete, welche er mir mitzutheilen die Güte hatte. Andere Angaben über dieselben Skelete habe ich der Dissertation von Zitterland: De duorum sceletorum prae- grandium rationibus, aus dem Jahre 1815 entnommen. Beide diese Riesen waren Soldaten in der Garde; der 1) Catalog des Wiener Museums. 69. 2) Ibidem. 366— 368, Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 5 grössere 7 Schuh 3 Zoll hohe zeigt mehrfache Verkrümmungen und musste, um gerade zu erscheinen, künst- lich gestützt werden; er ist in seinem 28. Lebensjahre an Phthise zu Grunde gegangen. Der zweite etwas kleinere, nur 7 Schuh hohe Mann erreichte aber das 36. Lebensjahr, und soll auch in seinem hohen Alter, als wäre er noch Flügelmann in der Truppe, ganz aufrecht einhergegangen sein. Herrn Regimentsarzt Weisbach verdanke ich ferner die Maasse eines lebenden über 6 Schuh hohen deutschen Mannes, welcher sich vor drei Jahren in Olmütz sehen liess; auch habe ich die von Quetelet‘) aufgenommenen Maasse eines riesengrossen Neapolitaners und die Angaben von A. Ecker?) über einen 201.0 Ctm. hohen Würtemberger benützt. Von lebenden Riesen ist mir in der Zeit, wo ich mit dieser Arbeit beschäftigt war, leider nur einer unter- gekommen, und auch diesen konnte ich nur in den Hauptverhältnissen untersuchen. Ihn vollständig zu messen wäre übrigens auch zwecklos gewesen, da er mit einer kaum mehr zu verbergenden Kyphose behaftet war. Es war dies ein erst 17 Jahre alter, aus Ungarn gebürtiger Jude, der erst seit dem 10. Lebensjahre wegen seines Wachsthumsexcesses aufgefallen ist. In der Sammlung von Ambras befinden sich nebst dem Bilde von Ferdinand’s Waffenträger noch die lebensgrossen Porträte von zwei Riesen, welche ebenfalls nieht unwillkommene, um nicht zu sagen sehr werthvolle Objecte für die Untersuchung abgegeben haben. Das eine ist von einem gewissen Hans Schnitzer aus Sunthofen im Algau, welcher im Jahre 1641, in seinem 28. Lebensjahre gemalt worden ist. Seine Bild- länge beträgt 224.0 Cent. Noch wichtiger als dieses war mir das dritte lebensgrosse Porträt. Eine in alter Schrift auf diesem Bilde klebende Etiquette lautet folgendermaassen: Ano 1553. Ist der Pauer mit Namen Hanss Kraw auss dem Dorff Bosenhan in der Land Vogtey Hagenaw gelegen, geborn und wunders wegen seiner Grösse von dem Churfürsten Pfalzgraffen Friederichen beschenkt worden, dessen Leng gerecht durch des Churfürsten Hoffmahler gemahlt worden, zur selben Zeit 48 Jahr alt gewesen vnd der Leng neünthalben Werch Schuech. Der Mann, ein Elsasser, lebte also zur Zeit des Pfalzgrafen Friedrich II. und da derselbe vom Hofmaler „gerecht“ gemalt worden ist, so kann dieses Bild nicht nur ein historisches Document zum Beweise für die Existenz einer mehr als ungewöhnlichen Körperhöhe, sondern auch ein zuverlässiges Object der Untersuchung abgeben, besonders da die Attitude eine so günstige ist, dass man ohne grosses Wagniss daran messen und den Körperbau der Figur ganz gut beurtheilen kann. Keyssler gibt in seiner Reisebeschreibung vom Jahre 1751 Nachricht von diesem Bilde, allerdings mit einer die wahre Grösse dieses Mannes weit überbietenden Angabe; der Mann wäre in der That ein wahrhafter Goliath gewesen, wenn er die ihm zugeschriebenen 12 rhein. Fuss besessen hätte. Auf Tabula 6 ist das Porträt dieses Riesen beigegeben. Einige andere Notizen über Riesenskelete, insbesondere jene der englischen Museen, habe ich Humphry’s°®) Osteologie entnommen. Endlich verdanke ich Herrn Prof. v. Dubeu das Verzeichniss einiger Maasse‘) von dem in Stockholm befindlichen 2.03 Metres hohen Skelete einer Lappin, welche 43 Jahre alt geworden war. Ich habe die Abhandlung in Abschnitte getheilt, von welchen die ersteren das normale Waechsthum der Knochen, doch auch schon mit Bezug auf den Riesen zum Gegenstande haben; die letzteren betreffen aus- schliesslich den Riesen. Die ausgewiesenen Vergleichsobjeete sind: Ein kräftiges neugeborenes Kind, ein drei Jahre altes Kind, dann die Knochen eines 6'/, Jahre alten Kindes, alle in frischem Zustande gemessen; dann Skelete von zwei 15'/, Jahr alten Knaben, von denen der eine grösser war; von diesem sind die Knochen schlanker und 1) Bull. de l’ Acad. r. de Belgique 1847. T. XIV, 1. P. p. 138. 2) Berichte und Vrhdg. der naturf. Gesellsch. zu Freiburg im B. 1862, p. 382. 3, On the human skeleton. 1858. #, Mir erst Ende August 1869 zugekommen. 6 Karl Langer. zarter, der Schädel aber ist kleiner. Von männlichen Skeleten wurden zwei in allen Einzelnheiten gemessen, eines als Nr. 1 verzeichnet mit schlankeren Knochen, und eines als Nr. 2 verzeichnet, mit derberem Knochen- bau. An beiden wurden die Knochen zuerst einzeln gemessen, dann möglichst richtig zusammengefügt und die Proportionen am trockenen Skelete untersucht. Nebst mehreren anderen Skeleten, deren Knochen auch gemessen worden sind, benützte ich noch ein ganzes in Weingeist aufbewahrtes Bänderskelet von einem mittel- grossen jungen Manne. 4. Wachsthum des Skeletes. 1. Wirbelsäule. Ich habe zum Behufe der Darlegung des normalen Wachsthumsvorganges an der Wirbelsäule in die Reihe von der angeborenen Form des Kindes bis zur definitiven Form des reifen Mannes noch drei Über- gangsformen eingeschaltet: die eines 3 Jahre alten, eines etwa 6'/, Jahre alten Kindes und die eines 15°, Jahre alten Knaben. Das Materiale, an welchem die folgenden Zahlen ausgewiesen sind, ist allerdings ein kleines, doch sind die Zahlen nicht bloss als individuelle zu betrachten, da sie auch mit Werthen, welche mir andere Objecte gleicher Beschaffenheit lieferten, in Einklang stehen. Zudem sind in den Tabellen gerade nur solche Bildungsstadien aufgenommen, welche nicht nur rücksiehtlich der Zeit entsprechend auseinander liegen, sondern auch charakteristischen, für die Bildungsgeschichte wichtigen Perioden des Lebens entnom- Tab. Maasse in Centimetern Jahre altes altes kräftiges Kind Kind 151/, Jahre altes 6!/, Jahre alter Kind Einige Tage Coefficient Knabe Coeffieient Q 6) [29 - or [or & > = = o mi Oo Dr Ha 1 an Ganze Länge der freien Wirbelsäule !) . Vierter Körper: HORBEL N 055 1:30 a Sagittaler med. Durchmesser . .....| 0:70 1:40 Foramen vertebrale: Durchmesser... .....| 1:05 1:60 Differenz. . | —0'35 --0'20 Körper: Frontaler Durchmesser 2)... .....) 1:20 2-10 Foramen vertebrale: Durchmesser . See 145 2:40 Differenz. „| —0'25 —0'30 Foramina transversalia: Abstand 3) ...... 1:50 Jb 9 218 2° 2-50 Peduneculi erurum, eigentliche ) .. ... 0:90 1:6 119 ba ıLc 1:60 ” ” Sehembare.Dp 2 2 222,2 [70=50 1: 0° 1 0° 0:70 Obere Gelenkflächen: Abstand 6) ....... 2-10 als 3° 1: 3° 390 > = Breiten) er ır 0:90 1: 1 1% 1° 1:80 Querfortsatzs Längeö) a... 2 era. 0860 rl ‚> ls A: 1:40 Bippenrudiment: Länge 9) „ . ........ 0:55 1-4 0° 78 0° 1:30 Dornfortsatz: Länge 1) .. . 2. .... 0:60 4: 1% 1: 2° 2:50 Dritter KONDEN-AEChBM N N Ben et ce 065 1*00 1:53 1'05 1:05 1:30 1:23 1:60 > Sagittaler med. Durchmesser . .. . . .| 0:90 1:30 1:44 or Den5E 0270872 1:90 Foramen vertebrale: Durchmesser. . . SS El) 135 1.22 1:45 RO, 1:50 1:03 1:50 Differenz. . | —0'20 | —0:05 —0:00 +0'15 +0'40 Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 7 men sind. Zwischen dem 6. und 7. Lebensjahre kommt ja bekanntlich die Ausweitung des Wirbelcanales zum Abschlusse, und in der That standen an der gemessenen Wirbelsäule nur noch an den mittleren Brustwirbeln die Fugen zwischen dem Körper und den Bogenelementen offen, während die medianen Fugen in den Bögen bereits allenthalben geschlossen waren. So weit thunlich, habe ich auch die Individualität der Formen berücksichtigt. Ich hatte z.B. zwei Knaben aus dem 16. Lebensjahre zur Disposition, von denen der eine trotz seiner kleineren Statur dennoch umfang- reichere Räume für das centrale Nervensystem besass, wesshalb ich nur die Mittelzahlen der beiden einge- stellt habe. Zwei ähnliche Fälle von ausgewachsenen Männern lieferten wieder Mittelzahlen für die definitive Form. Beiläufig sei hier bemerkt, dass ich, so weit meine Erfahrung reicht, immer eine gewisse Überein- stimmung in dem Kaliber des Wirbelcanales mit dem des Schädelraumes angetroffen habe; dass ferner die Veränderungsweite des frontalen Durchmessers des Wirbeleanales grösser ist als die des sagittalen, woraus einerseits sich die Wichtigkeit des sagittalen Durchmessers ergibt, andererseits sich erklärt, warum bei sonst gleichen Verhältnissen der Abstand der Gelenkflächen schwankt. Es variiren ferner auch die Abstände der Fossulae costales an den Körpern, wesshalb dann auch wieder die Endflächen der Körper diesen Grübchen entsprechend bald mehr, bald weniger eingeschnürt erscheinen. In der folgenden Tabelle A sind die Maasse der einzelnen Wirbelabschnitte und deren Wachsthums- werthe verzeichnet. In den Noten sind die benützten Messpunkte angegeben. A. : | Sn $ 3 38 B e B = I 5 = = = Anmerkungen = 585 5 = = S era S SIE “ iS) (6) iS) . tn ——— nn = —— —- 1:28 3-00 78:0 | 1-33 1) Mit Einschluss der Bandscheiben. Halswirbel 1:30 | 2:36 1:70 | 1:30 1:80 | 1-38 1) Aus der Mitte der Endflächen. 11202200 2:10 | 1:50 2-50 1'78 2) Zwischen den Rändern der seitlichen Leisten an den oberen End- 1:03 | 1-52 1:50 = 1:50 = flächen, also mit Einschluss der Wurzeln der Bogenstücke. +0°60 +1:00 3) Ihrer medialen Ränder. 1 OLE 2:40 | 114 2:40 1-14 4) Von der Fuge zur Mitte der oberen Gelenkflächen. = 1:65 2:50 | 1:04 2:50 1:04 5) Von der Leiste der oberen Endfläche zum medialen Rande der obe- —0:10 — 0:10 ren Gelenkfläche. 1:00 | 1:66 2:60 | 1:04 2:60 | 1:04 6) Aus ihren Mittelpunkten. 108, 1-77 - _ _ —_ 7) Gemessen als Abstand ihres lateralen Randes von der Leiste an 1.007 11-20: "|*.0230 = 0:35 = der oberen Endfläche. 1:08 | 1:85 4:20 | 1-07 4:20 ziSoyd 8) Vom medialen Rande des Foramen transversarium. 1-12 | 2:00 3-50 | 1:94 BD DE ETEZZ 9) Von der Leiste der oberen Endfläche. 1167,172233 2:90. | 2-07 2:50 1:78 10) Vom oberen Rande des Bogens. 1:44 2:36 1:70 1:30 1:70 1:30 1'25 4'16 2:90 1:16 340 1:36 Brustwirbel 1:23 2:46 2:10 1:31 2-20 H23E 1:15 2-11 270 1:42 2:60 1:36 1:00 1:36 1:45 < 1:40 +1'25 +1'20 s Karl Langer. RE 2 = . ’ g8 & z ® z 2 z Maasse in Centimetern o 2 n so R = 2 Er 55 & 83 & IE & a ERS E53 EN) ER; BY = SD gs Ber =“ S = S o- S = Körper: Frontaler Durchmesser-. .. .... 1:30 1:90 | 1:46 2:20 ll, 2:50 1:13 | 3:00 Foramen vertebrale: Durchmesser ee ee OO 1:40 1:40 1-55 1:10 1:60 1:03 1:65 Differenz. . | +0°30 | +0:50 +0°65 +0:90 +1'35 Peduneuli erurum . 1:00 1:40 1:40 1:40 1:00 1-45 1:03 1:50 Abstand der oberen Endfläche von a Gelenkfläche 0:70 1:00 1:42 1:00 1:00 0:80 2 0:80 r zwischen den Fossulae costales am Körper | 1:30 2:10 1:61 2-30 1:09 2:60 1:13 | 2-80 n H den oberen Gelenkflächen 1:40 2:00 | 1:42 2>E908 87275 2-40 1:04 | 2:60 Querfortsätze: Länge !) b2td 1:70 1:47 2-10 1-23 2E2D 1:07 | 2:80 Dornfortsatz: Länge 2). 0:90 1:90) 3377 2290, 1122405 2-90 1:45 | 4:00 Siebenter KömersHöher 2...» Bere Anna 740° 5 0:70 1:10 1:57 1'15 1:04 1:50 1:30 2:00 6) Sagittaler med. en ee let) 1:60 | 1:60 1-65 | 2403 2:15 | 1:30..| 2-60 Foramen vertebrale: Durchmesser. . .....| 1:05 1:45 1:38 1:55 1:06 1:60 1-03 1:60 Differenz. . | —0'05 | 40:15 +0'10 +0'55 +1:00 Körper: Frontaler Durchmesser . -.. ......| 1-40 1:95 1:39 2:00 1:02 2:60 1:30 3:30 Foramen vertebrale: Durchmesser. .. .....| 09 1:40 147 1:50 1:07 1:60 1:06 1:70 Differenz. .| +0'45 | +0°55 +0'50 2 —+1'60 Peduneuli erurum ® 095 1-55 "63 1:60 1:03 1:65 Abstand der Endfläche von der Gelenkfläche 0:70 ‘25 78 1:30 = 1:00 7 zwischen den Fossulae costales am Körper | 1:40 20 1:28 2:90 " den oberen Gelenkflächen 1:30 1 1-18 2-30 Onerfortäakn: Er 1:10 2° 1:00 3-20 Dornsortsatz:!Banger 1:10 2° 1-52 | 4°30 Dritter Körpern: Höhe. .... Ve 0590 1:50 1:66 055 1-03 1:90 1'22 2-70 5 Sagittaler med. De er 1120 1.95, | 27262 2 ET Dr 27770 05230 Foramen vertebrale: Durchmesser. .......| 1:10 1:40 127, 1:50 1207. 1:60 | 1:06 1:50 Differenz. . | +0'10 +0:55 +0'70 +0'85 +1:80 Körper: Erontaler. Durchmesser . . . nr 2. ..| 1-80 2:90 1'61 3:10 1:06 3:90 1'25 5:20 Foramen vertebrale: Durchmesser. .. .....| 140 1:80 1:28 205 41-18 220 12.07 2200 Differenz. . | +0'40 +1'10 +1'05 +1'70 +3'00 Peduneuli erurum: Länge ... 41220 1:80 1:50 1:90 1:05 1:90 1:00 —_ Abstand der oberen Gelenkfläche von der Endfläche 0:70 1’10 HiSbT, 1:10 1:00 1:05 = 1:00 - zwischen den oberen Gelenkflächen . . . | 2:05 2:50 1221 2:50 1:00 2.80 | 1-12 | 2:80 Dornfortsatz: Länge . nn Aurel ini users de 0'55 1'50 2-72 1'60 1:06 250 1:56 3:30 Die Colonne, in welcher der Coefficient') für das Gesammtwachsthum verzeichnet ist, bestätigt die be- kannte Thatsache, dass das Wachsthum, welches der einzelne Wirbel in der ganzen Zeit vom Kindesalter bis zur Mannesreife durchmacht, kein in allen Theilen gleichmässig fortschreitendes ist, dass vielmehr gewisse Wirbeltheile mehr, andere dagegen weniger zunehmen ; woraus sich selbstverständlich bei dem Vergleiche des Wirbels eines Neugebornen mit dem Wirbel eines Er- wachsenen grosse Formverschiedenheiten erkennen lassen. Diese Verschiedenheiten treten am auf- fälligsten hervor, wenn man in die entsprechend, diesfalls etwas über zweimal vergrösserten Contouren der 1) Alle Verhältnisszahlen und redueirten Werthe sind mit cursiven Lettern gedruckt. Wacehsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 9 Anmerkungen des gesammten Wachsthums Coöffieient Grenadier Co&ffieient Coefficient Coeffieient Krainer 2-30 3:20 1:06 3-10 "65 2:20 1'33 1:80 +1"00 +1'30 "50 —_ — 14 0:70 "50 "15 330 "85 3:50 z 30 1) Von der Mitte der Fossula costalis am Körper zur Mitte der Fos- “43 3-30 2 3:40 sula cost. am Querfortsatz. ‚44 | 6:20 ; 00 2) Vom oberen Rande des Bogens in geradem Abstande. HKbubbm mM Brustwirbel 1:42 2:90 —_ === 3:90 1'22 "90 — = 7:30 1:69 ale ee ee N Sn nn nn m Lendenwirbel ser. ti ae Aura a ut a Urban 1:42 | 3:00 | 3-40 | 1:25 | 3:70 | 2:37 1-34 | 2:75 | 4-40. | 1:33 | 4:30, | 130 < 1-36 | 1:60 | 1:06 | 1-40 < +2:80 +2:90 1-33 | 2:38 | 6:00 | 1-15 | 6:70 | 1-28 1:00 | 1:57 | 3:00 | 1-36 | 2-70 | 1-22 13-00 +4:00 < 142 | 0.6 < 0°55 < 2:00 1:36 3-70 1:32 360 1:28 1:32 6:00 5:80 1:75 5:70 172 Daraufsicht eines kindliehen Wirbels die Umrisse des entsprechenden bereits ganz ausgewachsenen Wirbels eines Mannes einzeichnet, wie in Fig. 10 die Umrisse des 7. Brustwirbels. Hieraus wird ersichtlich, dass der kindliche Wirbel in seiner ursprünglichen Form vergrössert ein gegen die Wirklichkeit viel zu grosses Foramen vertebrale, dagegen einen viel zu kleinen Körper besitzen würde, woraus sich wieder für die Wirklichkeit ergibt: dass der Körper durch das Wachsthum sowohlin sagittaler, als auch in frontaler Richtung mehr ausgeweitet wird, als das Wirbelloch. Es zeigen in Folge dessen die Tabellen, dass die Differenzen der entsprechenden Durchmesser des Wirbel- loches und des Körpers beinahe stetig zu Gunsten des Körpers wachsen. Denkschriften der mathem.-nat urw. Ol. XXXT. Bd. = 10 Karl Langer. Es ergibt sich ferner aus der Zeiehnung, wie auch aus der Tabelle, dass die Bogenstiele eben- falls weniger an Länge zunehmen, als der Körper in seinen beiden Dimensionen, doch aber etwas mehr als das Wirbelloch. Der Grund davon begreift sich, wenn man bedenkt, dass die Bogenstiele, als seitliche Begrenzungsstücke des Wirbelloches von Haus aus bereits ein grösseres Maass er- halten haben müssen, und dass sie also, weil bei der Geburt schon weiter in der Bildung fortgeschritten, später zu ihrer definitiven Ausbildung nur eine geringere Zunahme benöthigen als der Körper. Sie sind bekanntlich bein Kinde nur durch eine Knorpelfuge mit dem Körper in Verbindung gebracht, an welcher die Bandscheibe, wenigstens der diehtere Theil derselben, endigt, während beim Erwachsenen die Band- scheibe über diese Fuge hinwegreicht, so dass also nach der Verknöcherung der Fuge ein Theil des Bogenstiels in den Körper einbezogen ist, und somit der Bogenstiel mit zur Vergrösserung des Körpers in Verwendung kommt. Darin liegt der Grund, warum der Wachsthumscoefficient der Bogenstiele grösser ist, als der des Wirbelloches. Hieraus erklärt sich auch, warum die Endflächen der Körper noch nicht gegen das Wirbelloch mit jenem tiefen Einschnitte sich begrenzen, welcher, namentlich an den Brustwirbeln des Erwachsenen, die charakteristische Herzform der Endflächen bedingt. Da nun die Weite des Foramen intervertebrale durch den Abstand des hinteren Randes der Bandscheibe von den oberen Gelenkfortsätzen abhängt, so muss diese Lücke beim Kinde relativ wei- ter sein als beim Manne, und in Folge dessen auch die scheinbaren Bogenstiele, welche damit im Einklange auch nur einen geringen Wachsthumscoäfficienten ausgewiesen haben. Ja auch die Gestalt des Zwischenwirbelloches ist beim Kinde eine andere, als beim Manne; das Loch vereinigt sich nämlich beim Kinde, namentlich an den rein präparirten Brustwirbeln, mit einem tiefen Einschnitte, der sogar zwischen die zwei einander ergänzenden Fossulae costales eingreift. Fig. 7. Da ferner die zwei Bogenhälften die Träger sind der Gelenkfortsätze, so erklärt sich aus dem Obigen auch der kleine Wachsthumscoäffieient für den Abstand der oberen Gelenkflächen. Dass diese Gelenkflächen beim Kinde auch nach Form und Stellung noch nicht definitiv ausgebildet sind, ist eine bekannte Thatsache. In Betreff der Querfortsätze ist zunächst anzugeben, dass ihre Länge mit einem numerisch grösse- ren Wachsthumseoäffieienten als die anderer Theile zunimmt, und selbst mehr zunimmt, als der frontale Durchmesser der Körper. Ferner ist an ihnen zu bemerken, was auch bereits C. Hüter') angegeben hat, dass der Winkel, welche beide zusammen mit einander darstellen, an den Brustwirbeln wenigstens mit dem Wachsthume derselben in die Länge allmählig abnimmt. Ich fand diesen Winkel in den Fig. 4 und 10 abge- bildeten Fällen einerseits 68°, andererseits nur 60° gross. Unter allen Bestandtheilen der Wirbel besitzen die Dornfortsätze das höchste Ausmaassihres Wachsthums, welches sogar mehr als das Doppelte der Ausweitung des Wirbelloches betragen kann. Bekanntlich sind ja auch an den Wirbeln des Kindes die Dornfortsätze kaum noch angedeutet. Für die Höhe der Wirbelkörper endlich ist ein sehr beträchtliches Wachsthum ausge- wiesen, und zwar wie aus dem Co£ffieienten zu ersehen ist, ein grösseres als für den sagittalen und fron- talen Durchmesser. Der Wirbelkörper wächst somit mehr in die Höhe, als in die Breite, woraus sich er- gibt, dass der Wirbel von Haus aus mehr nach der Dicke, als Höhe vorgebildet ist. Der Grund davon liegt offenbar darin, dass der kindliche Wirbel zunächst als Umfangsorgan für das Rückenmark vorgebildet und desshalb auch mit einem umfangreicheren Wirbelloche, an dessen Zustandekommen ja auch der Wirbelkör- - per in seinen horizontalen Dimensionen, namentlich der frontalen partieipirt, ausgestattet ist. Dieser Wachsthumsmodus ist, wie gesagt, allen Wirbeln eigen, doch ist das Wachsthumsausmaass für jeden einzelnen Wirbeltheil nicht an allen Wirbeln dasselbe; es unterscheiden sich nämlich darin die Wirbel verschiedener Regionen nicht unwesentlich von einander, wie aus der folgenden !) Formentwickelung des Thorax. 1865. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 11 Tabelle ersichtlich ist, welche die Wachsthumsecoäfficienten der wesentlichen in die Horizontale fallenden Wirbelstücke darlegt. Körper Bonds Wirbelloch Wirbel SE | stiel sagitt. | frontal sagitt. frontal IV. Hals- 2:00 1:75 1:77 1:52 1:65 Ill. Brust- DT 2-30 1:50 1:36 1:65 SUN en 2:60 | 2-35 1-73 1:52 178 III. Lenden- 2:75 2:88 1:36 ad In Betreff des Körpers ergibt sich vorerst, dass seine beiden Durehmesser an den unteren Wirbelm mehr zunehmen, als an den oberen, d.h. die Tragflächen werden nach unten zu immer breiter, dass von diesen beiden Durchmessern in der mittleren Brustgegend der sagittale mehr zunimmt als der frontale, und dass dagegen, wie es scheint, in der Lendengegend der frontale Durehmesser an Wachsthum den sagittalen übertrifft. Gewiss ist dieses Wachsthumsverhält- niss in Einklang zu bringen mit der Ausbildung der Form der Endfläche, welche am kindlichen Lenden- wirbel noch nicht die querovale Gestalt, am Brustwirbel noch nieht die Kartenherzform angenommen hat. Die definitive Form der mittleren Brustwirbel kommt nämlich erst später zu Stande, und dürfte mit der Auswei- tung der Lungenräume, die sich auch auf Kosten des Wirbelkörpers zu vergrössern scheinen, in Verbindung zu bringen sein. Es ist ferner noch als bemerkenswerth hervorzuheben, dass es ein mittlerer Halswirbel und ein bereits unter der Mitte der Brustsäule liegender Wirbel ist, welche für den wiehtigeren sagittalen Durchmesser des Wirbelloches den grössten Wachsthumseoe&ffieienten aus- sewiesen haben. Vielleicht desshalb , weil sie schon jenen Partien des Rückenmarks zunächst liegen, welche die dem Abgange der Extremitätsnerven entsprechenden Aufquellungen darstellen. Erwähnt muss ferner auch werden die Riehtung des Abganges der Bogenstiele vom Körper, die Lage nämlich der Fugen zwischen diesen beiden Wirbeltheilen. Die beiden Fugen bilden nämlich einen nach vorne offenen Winkel, der sich von den Halswirbeln angefangen, wo er am kleinsten ist, gegen die Lenden- wirbeln immer mehr öffnet; wie es scheint, vergrössert sich innerhalb der Brustwirbelsäule dieser Winkel durch das Wachsthum, so dass man nach den Pubertätsjahren beide Fugen nahe bis in die Frontale ein- gestellt findet, worauf ebenfalls Bereits Hüter aufmerksam gemacht hat. Die Folge davon ist, dass die Bogenstiele, welche beim Kinde naeh vorne convergiren, sieh später parallel zu einander einstellen. Offenbar steht diese Drehung der Fuge mit der Rückbeugung der Querfortsätze und dem An- wachsen des Wirbelkörpers in Zusammenhang. Auch muss als für die Brustwirbel charakteristisch hervorgehoben werden, dass die Bogenstiele es sind, welche beim Kinde als eigentliche Träger der Fossulae costales fungiren, insolange bis die Fuge an den Wurzeln der Bogenstiele von der Epiphyse der Endfläche des Körpers überwuchert und der Bogenstiel dadurch in den Körper einbezogen worden ist. Von dem Verhalten der Bogenstiele hängt die Quote ab für das Wachsthum des queren Abstandes der Fossulae eostales, namentlich der oberen, welche bald eben so viel, bald weniger betragen kann als die für den frontalen Durchmesser des Körpers. Werden nämlich die schief angefügten Wurzeln der Bogenstiele durch den dazwischen geschobenen Körper weniger aus einander gedrängt, so beträgt die Wachsthumsquote des Abstandes der Fossulae weniger, und es kommt dann jene Wirbelform zu Stande, welche die Fossulae in eine Einschnürung der Wirbelfläche einbezogen zeigen, wenn nicht, was mir immerhin möglich scheint, die Fossulae geradezu durch Auflagerungen von aussen her erhöht werden. 12 Karl Langer. Was endlich die Höhe der Wirbelkörper betrifft, so geht aus dem Vergleiche der Coöffieienten für diese Wachsthumsriehtung hervor, dass die unteren Wirbel bis zum Mannesalter mehr als die oberenan Höhe zunehmen. Durch diese Verschiedenheiten, welche in dem Wachsthum der einzelnen Wirbel deutlich erkannt werden können, müssen offenbar auch Verschiedenheiten in den inneren Proportionen der ganzen Wirbelsäule zu Stande kommen. Zunächst, was das Verhältniss der Höhe derselben zum Querschnitte betrifft, kann leicht eonstatirt wer- den, dass die Wirbelsäuleim Ganzen mehr an Länge zunimmtals an den Dimensionen des Querschnittes. Die Ziffern stellen sich nämlich folgendermassen. Aus der Länge der Wirbelsäule des Kindes, gemessen mit Einschluss der Bandscheiben per 19-5 Ctm. und der des Mannes mit 58-5 Ctm. ergib sich ein Wachsthumscoeffieient von 3-00, während der Coäfficient für den frontalen Durchmesser selbst des dritten Lendenwirbels nur mit 2-88 für den sagittalen sogar nur mit 2:75 sich berechnet. Es steht dies ganz im Einklang mit dem gleichen Wachsthumsverhältniss, welches jeder einzelne Wirbel zeigt. Da die verschiedenen Wirbel ein ungleichmässiges Höhenwachsthum ergeben haben, so ist damit auch eine Ungleichheit ausgewiesen indem Verhältnisse zweier Wirbel zu einander beim Kinde und beim Erwachsenen. Der Coäffieient der Höhenmaasse des vierten Halswirbels und dritten Lenden- wirbels lautet für das Kind 7-63, für den Mann aber 2:07. In Folge dessen müssen auch die drei Abschnitte der Wirbelsäulein anderen Proportionen zu einander stehen beim Kinde als beim Erwachsenen. Besonders deutlich lässt sich dieser Unter- schied erkennen an der Lendenwirbelsäule, welche im Verhältnisse zur Länge der ganzen Säule beim Kinde kürzer ist als beim Manne. Ich habe bei der Messung zweier kindlicher, im ge- frornen Zustande durchschnittener Wirbelsäulen, die Länge an der vorderen Fläche entlang gemessen und gefunden, dass das Lendenstück nur den 3:56. oder auch den 3:60. Theil der ganzen Säule beträgt, indess an der Weber’schen Abbildung das Lendenstück nahezu den vollen dritten Theil (3:09) des ganzen Schaftes ausmacht. Dasselbe Ergebniss geht auch hervor aus dem Vergleiche der Wachsthumsecoöffiecienten dieser beiden Wirbelsäulen und deren Abschnitte. | Coeffieient Gefrorne Kindesleiche Weber’sche Zeichnung Länge in Centimetern: des Halsstückes AST THE Te 12°1 „ Bruststückes SOERETRE DT „ubendenstückenwhragnke: 19°0 der ganzen Säule» 18-9. ........ 58°8 Der grösste Coäffieient entfällt für das Lendenstück, er ist ein beträchtlich grösserer als für die ganze Säule. In wiefern sich hiebei die Bandscheiben verhalten, habe ich nicht untersucht. In Folge dieser Änderung der inneren Proportionen muss die Mitte der Säulenlänge anders beim Kinde und anders beim Manne situirt sein. An dem Weber’schen Exemplare fällt die Mitte in den 9. Brustwirbel nahe der oberen Endfläche, an dem kindlichen Exemplar in die Bandscheibe zwischen dem 7. und 8. Brustwirbel, also mindestens um einen ganzen Wirbel höher. Aus den Verschiedenheiten im Wachsthume einzelner Wirbel folgt ferner, dass die Verschieden- heiten, welche die Wirbel in verschiedenen Regionen zeigen, beim Kinde noch nicht in jenem Maasse ausgebildet sind, wiebeim Manne. Die Wirbel sind beim Kinde unter einander noch gleichförmiger als beim Manne; der Wirbelsäulenschaft z.B. verschmächtigt sich beim Manne nach oben viel mehr als beim Kinde. Zum Beweise dessen die folgenden Verhältnisszahlen der ent- sprechenden Durchmesser des Körpers am 4. Hals- und 3. Lendenwirbel. Es ist nämlich laut Zahlen der Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 13 Tabellen der sagittale Durchmesser des 3. Lendenwirbels beim Kinde nur 1.7/mal grösser als der des 4. Hals- wirbels, beim Manne aber 2-35mal, und der frontale Durchmesser beim Kinde nur 1:7/mal grösser , beim Manne aber 2-36mal grösser. Ferner entfällt an zwei anderen Säulen als Coäffieient: für den sagittalen Durchmesser beim Kinde — 1-42, beim Manne — 2:13, nn frontalen ” = Pa 00 a 284. Auch in Betreff der Dimensionen des Wirbelloches ist eine grössere Gleiehförmigkeit der Wirbel beim Kinde zu finden. Endlich kommen noch die Differenzen in Betracht in den entsprechenden Dimensionen des Körpers und des Wirbelloches. Beim Kinde nämlich findet sich erst an den zwei untersten Lenden- wirbeln ein Gleichmaass in den sagittalen Durchmessern des Körpers und Wirbelloches, beim Manne aber bereits in der oberen Brustgegend, und die Differenz erhebt sich bei diesem an den unteren Lendenwirbeln zu Gunsten des Körpers bereits bis 1-80 und 2-00 Ctm. Der frontale Durchmesser beginnt aber auch beim Kinde schön in der oberen Brustgegend zu Gunsten des Körpers umzuschlagen, doch ist die Differenzziffer beim Manne eine grössere. Als Charaktere der kindlichen Wirbel zum Unterschiede von jenen des Mannes wären somit zu nennen: Überwiegen des Kalibers des Wirbelloches über alle anderen Dimensionen; Überwiegen der Dieke über die Höhe an den Körpern, welche noch nieht die Wurzeln der Bogenstiele in sich aufgenommen haben; Sehr kurze Fortsätze; Mehr frontal eingestellte Querfortsätze der Brustwirbel, dagegen daselbst nach vorne eonvergirende Bogenstiele; Relativ weite Foramına intervertebralia; Grössere Übereinstimmung der Wirbel verschiedener Abschnitte der Wirbelsäule in ihren Formen; Endlich ein im Verhältniss zum Ganzen kürzeres Lendenstück. Inden Gang dieser Entwiekelung dürften die benützten drei Übergangsformen hinreichend Ein blick gewähren und die Überzeugung verschaffen, dass auch das Wachsthum und die Umbildung nieht stetig und gleiehmässig, sondern sowohl der Zeit nach, als auch in Betreff der einzelnen Dimensionen in sehr wechselnder Weise fortschreiten. Vor Allem ergibt sich aus der Einsicht der Tabellen, dass die Zunahme einzelner, ja der meisten Dimensionen bereits inden ersten Lebensjahren (bis zum dritten) eine mitunter sogar bedeutend grössere ist, als in allen nachfolgenden Wachsthumsphasen zusammen. Diejenige Epoche, innerhalb welcher die meisten Dimensionen den geringsten Zuwachs erfahren, ist die zweite, zwischen dem 3. und 6. Lebensjahre. In der vierten Epoche, vom 15. Lebensjahre bis zur vollen Man- nesreife ist wieder eine erkleckliche Steigerung der Coöfficienten mit Ausnahme dessen für das Wirbelloch bemerkbar. Es wird dadurch die wohl allgemein bekannte Erfahrung bestätigt, dass, von indivi- duellen Verschiedenheiten abgesehen, das Wachsthum überhaupt gleich nach der Geburt am energischesten gefördert ist, dann nur mässig fortschreitet, um nach dem 15. Lebensjahre wieder eine merkliche Steigerung zu erfahren. Ich habe, um den Fortgang des Wachsthums in seinen Hauptzügen darzulegen, ein Schema, pag. 14, entworfen, in welchem die auf die Höhe der frontalen und sagittalen Durchmesser des Körpers, dann auf die Länge des Dornes bezüglichen Maasse nach der Zeit geordnet aufgezeichnet sind. 14 Karl Langer. Betrachtet man nun die Erfolge der einzelnen Wachsthumsperioden genauer, so findet man, dass bereits in der ersten Periode der Wachsthumsmodus in dem Sinne | | eingeleitet ist, wie ihn das | oe NE eb er 5 | 3. B. Endresultat schildern liess. | | Br Wenn man von dem Wachsthum | | he . . | re #7 der Dorne absieht, welche jetzt at | 4. H. schon das höchste Wachsthums- BR maass zeigen, so kann man sagen, dass das Übergewicht bereits auf den Körper fällt, und wenn sich auch, der noch offe- nen Fugen wegen, das Wirbel- loch erweitert, so bleibt sein Wachsthumsmaass doch schon RT PERF esser des Körpers hinter jenem des Körpers zu- rück , so dass bereits am Ende 3.7.2. dieser Periode die Differenz der sagittalen Durchmesser des Kör- pers und Wirbelloches in der Mitte der Brusthöhe zu Gunsten der ersteren positiv lautet, d.h. der Körper hat in dieser Riehtung bereits die Weite des Wirbelloches Zu überholt. Auch die einzelnen Dimen- wur w sserdes Körpers sionen des Körpers vergrössern sich nur ungleichmässig; das grösste Wachsthumsaus- maass entfällt jetzt schon . für die Höhe, und unter 3 “= )sden verschiedenen Wir- un (# beln wachsen am meisten 4.Has-) die Lendenwirbel. Am Ende dieser Periode finden sich be- reits die unpaarigen Fugen in 0.Jahre 34. 64. FILE TTEIEE den Bogen allenthalben verknö- ehert. Am Ende der zweiten Periode sind bereits merkbare Formunterschiede vorhanden, die jedoch haupt- sächlieh in der ersten Periode schon gediehen sind, denn vom 3. Jahre an ist der Fortgang des Wachsthumsmaasses ganz deutlich herabgesetzt. - Am Schlusse dieser Periode ist die Ausweitung des Wirbelloches beendigt, denn zwi- schen dem 5. und 6. Lebensjahre erfolgt gewöhnlich die Verknöcherung der Fugen zwischen den Bogenstie- len und dem Körper. Gewiss geschieht dieselbe nicht gleichzeitig, und wie mir scheint zuletzt an den Brust- wirbeln. Ob der grössere Umfang, den die Wirbellöcher an manchen Individuen besitzen, von einem verspä- Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 15 teten Verstreichen der Fugen oder einem rascheren Wachsthum in der 1. und 2. Periode herrührt , lässt sich kaum ermitteln; doch ist der letztere Modus der wahrscheinlichere. Die Wirbelsäule hat in dieser Zeit bereits als Kapsel des Rückenmarkes, wenigstens im Querschnitte ihre Vollendung gefunden. Aus diesem Grunde sind in der: Dritten Periode die Wachsthumsmaasse aller jener Wirbeltheile herabgesetzt, eigentlich — 0, welche das Foramen vertebrale begrenzen. Es verlängern sich die Bogenstiele nicht mehr, ihr Wachsthumseoöfficient weicht kaum mehr ab von 7:00, gleich wie auch jener der Foramına ver- tebralia. Allerdings ist für den Abstand der oberen Gelenkflächen namentlich an den Hals- und Brustwirbeln noch ein nieht zu übersehender Coeffieient ausgewiesen; dies beruht aber darauf, dass diese Gelenkflächen lateralwärts in die Breite wachsen, dadurch ihren Mittelpunkt, von dem aus das Maass genommen ist, verschieben. Zum Beweise für die Richtigkeit dieser Annahme diene die An- gabe, dass die medialen Ränder dieser Flächen beim Manne nicht weiter auseinander liegen, als beim 6jäh- rigen Kinde. Was.also die Wirbel fernerhin noch an Zuwachs gewinnen, kann nur den Körper und die Fort- sätze betreffen, wesshalb auch diesen die grössten Wachsthumseoäfficienten zufallen. Erst später also vollendet der Wirbel als Stützpfeiler des Rumpfes sein Wachsthum und seine Ausbildung. In Folge dessen gestaltet sich die Differenz in den entsprechenden Dimensionen des Körpers und Wirbel- loches immer mehr zu Gunsten des ersteren, so dass am Schlusse der dritten Periode bereits der 3. Brust- wirbel einen mehr umfangreichen Körper, als das Wirbelloch ist, besitzt. Wie es scheint, ist in dieser Periode unter den drei Dimensionen des Körpers die Höhe diejenige, welche am meisten gewinnt, nur an den unteren Wirbeln mehrt sich auch die Breite. Der definitive Abschluss der Ausweitung des Wirbelloches bestimmt den Modus des ferneren Wachsthums des Wirbelkörpers. Dieser kann offenbar unbeirrt nur an Höhe, in der Front und nur an seinen äusseren Flächen zunehmen, er kann aber nichts mehr an Breite seiner hinteren, dem Wirbel- canale zugewendeten Fläche gewinnen; endlich kann er in sagittaler Richtung hauptsächlich nur nach vorne seine Endfläche vergrössern, Misst man die Breite der hinteren mit den grossen Gefässöffnungen ver- sehenen Fläche des ausgewachsenen Wirbels, aber nur bis an die beiden häufig genug noch erkennbaren Fugen, so findet man ihr Maass nicht grösser als beim 6jährigen Kinde. Der Wirbelkörper setzt also die Maasse, welche fernerhin seine Endfläche verbreitert, nur im seitlichen und vorderen, d. i. äusseren Umfange an. Auffallend scheint es zu sein, dass dennoch die Breite der Halswirbelkörper schon im 6. Le- bensjahre, wenn nicht früher fixirtist. Der Grund hievon liegt zunächst darin, dass das eigentliche Körperelement der Halswirbel mitten zwischen die zwei Bogenelemente eingekeilt ist, und deren Fuge schon sehr früb verknöchert, daher nicht aus der sagittalen Richtung gelangt und den Körper immer noch von der Seite umgreift, während die Ansatzstelle der Bogenstiele an den Brust- und Lendenwirbeln immer mehr an die hintere Fläche des Körpers geschoben wird. Darin liegt offenbar auch der Grund, warum beim Kinde die Breite des Halswirbelkörpers relativ grösser ist als beim Manne. Dass für später dennoch wieder eine Wachsthumsquote ausgewiesen ist, liegt nur in dem Wachsthum der seitlichen leistenförmigen Aufsätze, die etwas nach oben divergiren, und mit ihren Rändern etwas auseinander weichen. Diese Eigenthümlichkeit der Halswirbel erklärt noch eine andere. Während nämlich an den Brust- und Lendenwirbeln die scheinbaren Stiele, oder die Jzceöisura intervertebralis in ihrem Maasse erst im 6. Jahre ihr Maximum erreichen, erreichen es die Halswirbel schon früher, spätestens im 3. Jahre. Es ist nämlich der Abstand der seitlichen Leisten von den oberen Gelenkflächen, welcher das Maass für das Zwischenwirbelloch abgibt; da die Fugen so früh verstreichen und die Leisten nicht von der Bandscheibe überwuchert werden, so kann diese Furche vom 3. Jahre an nur noch vertieft, nicht aber verbreitert werden ; sie wird aber auch nicht verengt, d.h. die seheinbaren Bogenstiele der Halswirbel werden nicht kür- zer, während sie an den Brust- und Lendenwirbeln vom 6. Jahre an immer mehr verkürzt, 16 Karl Langer. die Foramına intervertebralia dadurch immer mehr verengt werden. Der Grund davon liegt eben in der Absorption der Wurzeln der Bogenstiele durch den Körper, dessen Endfläche also immer näher an die oberen Gelenkflächen heranrückt. Bei diesem Vorgange, der erst um das 6. Lebensjahr beginnt, breitet sich die Bandscheibe und die Sehichte hyalinen Knorpels, welche als Epiphysenlamelle fungirt, auch über den Fossulae costales aus, wodurch dieselben in den Körper einbezogen werden. Indem sich die Band- scheibe an diesen Wirbeln auf die. Bogenstiele fortsetzt, bekommt die Endfläche des Körpers die bekannte Herzform. Ich habe vorhin bemerkt, dass der Körper gegen den Wirbeleanal nicht mehr an Dicke zunehmen könne. Es gibt aber doch Fälle, welche in diesem Sinne gedeutet werden dürften. Es wuchert nämlich mitunter die Epiphysenscheibe etwas über diesen hinteren Rand der Endflächehinaus, was allerdings erst spät, vielleicht erst im Mannesalter geschehen dürfte. Dadurch büsst das Foramen vertebrale etwas im sagittalen Durchmesser ein, und die hintere Körperfläche, die sonst im Mediandurchschnitt als eine gerade Linie sich zeiehnet, bekommt eine Bucht, in deren Tiefe, geschützt durch das Ligamentum longitu- dinale posterius die Gefässöffnungen liegen. Der verzeichnete Fall betrifft aber unter normalen Verhältnissen kaum andere, als die letzten Lendenwirbel, deren Foramen vertebrale etwas, aber kaum mehr als 1 Millim. am sagittalen Durchmesser gegen die Weite der Wirbel des 15jährigen einbüsst. Für die vierte Periode lässt sich der Wachsthumsmodus ungefähr in folgender Weise bezeichnen. Am meistenundanallen Wirbelkörpernnimmt die Höhe zu, und zwar wieder an den un- teren Wirbeln mehr, als an den oberen. Gegenüber den früheren Perioden dürfte für diese das Höhen- wachsthum als ein gesteigertes zu definiren sein. Die Dimension der Front nimmt mit Ausnahme an den Halswirbeln, deren Breite bereits feststeht, noch deutlieh merkbar besonders an den Lendenwirbeln zu, ohne dass man aber darin eine Steigerung erkennen könnte; dagegen scheint der Ansatz des sagittalen Durchmessers ein grös- serer zu sein. Fasst man nun Alles zusammen, was sich über das Wachsthum des Wirbelkörpers ergeben hat, so lässt sich sagen, dass-er das meiste in der ersten und letzten Periode ansetzt, dass ferner, in Differenzen der absoluten Zahlen genommen, der frontale Durchmesser der Lendenwirbel das meiste aufnehme, dass sich aber dieses Mehr vom 3. Jahre an ziemlich gleichmässig auf gleiche Zeit- abschnitte vertheile, während der Frontdurchmesser der Halswirbel bereits um das 6. Lebensjahr definitiv festgestellt ist. Das Wachsthum des sagittalen Durehmessers beobachtet mit de'm Wachs- thum der Höhe ziemlich den gleichen Gang, und beide erfahren in der letzten Periode eine kleine Steigerung. So lange der Körper noch durch die Fugen von den Bogenstielen geschieden ist, mag er die neue Kno- chenmasse nicht nur im ganzen Umfange des primitiven Verknöcherungskernes, sondern auch vielleicht ganz gleichmässig ansetzen, so dass man sagen könnte, dass die vom Verknöcherungspunkte aus gedach- ten Radien in gleichmässiger Zunahme begriffen sind. Diese Gleichmässigkeit erreicht aber bestimmt dann ein Ende, wenn die Verschmelzung des Körpers mit den Bogenstielen begonnen hat, denn dadurch ist das Wachsthum nach hinten bereits geschlossen, so dass die Zunahme nur mehr auf die vorderen und die fron- talen Radien beschränkt bleibt. Berücksichtigt man blos das gesammte Wachsthumsausmaass, so kann man rücksichtlich des Wachsthumsmodus, wie er innerhalb des Querschnittes zum Ausdruck kommt, schon sagen, dass unter allen anderen der hintere Radius am wenigsten zunehme. Berücksichtist man aber ferner noch, dass sich der Coöfficient für den sagittalen Durchmesser auf zwei ungleich grosse Hälften vertheilt, und dass er im Ganzen nur wenig überboten wird von dem Coöffiecienten des frontalen Durchmessers, ihn sogar mit- unter übertrifft, so kann man für die mittleren Brustwirbel als bestimmt, für die Lendenwirbel mindestens als annähernd richtig behaupten, dass der Wirbelkörper von seinem primitiven Verknöcherungs- punkte aus nach Radien sich vergrössert, von denen dievorderen mehr zunehmen als die frontalen, diese aber wieder mehr als die hinteren. Wachsthum des menschlichen Sikeletes mit Bezug auf den Riesen. 41 Erwähnt muss schliesslich noch werden, dass in der vierten Periode die Querfortsätze und die Dorne noch eine beträchtliche Zunahme an Länge erfahren. Bevor ich die Wachsthumsverhältnisse der Wirbelsäule der Riesenskelete zu schildern beginne, will ich noch einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken. Was daran am meisten auffällt, ist die Unregelmässigkeit der Form, hervorgerufen durch mit- unter zahlreiche Exostosen, welche bald als Höcker an der äusseren Begrenzungsfläche der Wirbel sitzen, manchmal selbst brückenförmig die Bandscheibe überwuchernd von einem zum anderen Wirbel reichen, doch ohne sich mit ihm zu vereinigen; bald als gezackte Lamellen auftreten, welche auf den oberen Rändern der Bögen haften, manchmal bis an die oberen Gelenkflächen sich ausdehnen und selbst mit ihnen verschmel- zen, wodurch das Wirbelloch in einen bis zollhohen Canal umgestaltet wird. Diese letzteren Lamellen ent- stehen offenbar in den gelben Bändern. Durch diese abnormen Auflagerungen, die häufig genug ungleichen Höhen der Körper, nicht minder die kolossalen Fortsätze und die in grossen Massen aufgebauten Körper bekommen die Wirbel eine seltsame plumpe, monströse Gestaltung, welche um so auffallender ist, als sie mit der überraschenden Enge des Wir- belloches contrastirt, und selbst zu Verkrümmungen des Wirbelsäulenschaftes Veranlassung geben kann. Das auffallendste Beispiel dieser Art dürfte das sub 3040 verzeichnete Exemplar des Berliner Museums sein, dessen Wirbelsäule nach der Beschreibung von Zitterland durch asymmetrische Gestaltung der Wirbelkör- per, die abwechselnd rechts und links bald höher, bald niedriger sind, eine beinahe schlangenförmig hin und her gekrümmte Gestalt angenommen hat. Ich habe einen lebenden Riesen gesehen, der nach dem Be- ginne des Wachsthumsexcesses gleichzeitig kyphotisch geworden ist. Es ist zwar ein Riesenskelet bekannt, welches eine Überzahl von Wirbeln besitzt, nämlich das erwähnte Berliner; es ist aber gerade an diesem nachzuweisen, dass dadurch die Figur nicht gesteigert wor- den ist. Die normalen Elemente sind es daher, durch deren Wachsthum allein die Figur gehoben wird. Dabei kommen natürlich auch die Bandscheiben in Betracht, die gewiss auch ein Erkleckliches zur Verlängerung der Wirbelsäule beitragen; sie sollten daher auch in Betracht gezogen werden, um so mehr, als einzelne Wirbel trotz der Zunahme des Querschnittes mitunter nur Höhen zeigen, die kaum von den gewöhnlichen verschieden sind. Nur an dem Skelet des Grenadiers, welches im natürlichen Verbande conservirt war, konnte ich constatiren, dass die Bandscheiben allenthalben dieker waren. Doch kann auch an mit Draht gehefteten Skeleten das richtige Ausmaass des Abstandes zweier Wirbel ziemlieh gut beurtheilt und dann als richtig angenommen werden, wenn namentlich die Gelenkflächen genau aneinander in Anschluss ge- bracht sind. Wegen der ungleichen, hin und wieder im Ausmaass der ganzen Säule unzureichend ausgebildeten Höhe der Körper dürfte es daher gerathen sein, vorerst die inneren Proportionen der ganzen Säule zu untersuchen. In der folgenden Tabelle sind die Maasse, welche den Krümmungen entlang auf der vorderen Fläche genommen sind, vom Krainer und Grenadier verzeichnet, und den Maassen des Weber’schen Exem- plares gegenübergestellt. Als Grenze der einzelnen Abschnitte ist der untere Rand der entsprechend letzten Bandscheibe angenommen. Weber’sches Exemplar ...... al MOB 12°1 Pre 19-0 Verhältnisszahl des Theiles zum Ganzen . 4:85 2-12 309 Krainers a Brian Senmäysph ehe 75:0 16 5 350 DBED Verhältnissgghl,, . 0 ner ionen Er 454 2:14 3'19 Grenadier ...... EEE IRÄNE 78:0 | 37:07 | 56-0,,.35:0 Vernaltnssszohl gen 3a een a 4:58 2:16 3:12 Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Ed. 3 13 Karl Langer. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass das Halsstück im Verhältniss zur Länge der ganzen Säule beim Riesen höher sein dürfte, als beim Manne von mittlerer Grösse. Denn während bei dem letzteren das Halsstück nur den 4-85. Theil des Ganzen bildet, ist es im ersten Falle bis auf den 4-54. Theil, im zweiten Falle bis auf den 4:58. Theil vergrössert. Allerdings beruhen diese Coöffieienten nur auf kleinen Differenzen der Maasse, dennoch aber scheint mir, dass damit das Richtige bezeichnet ist, da an allen Skeleten der Riesen, die ich gesehen, eine grös- sere Halslänge kaum zu verkennen ist, die man mitunter schon auch an Männern höherer Taille beobachten kann. Von dem Berliner Skelet sagt Zitterland ausdrücklich, dass der Hals sehr lang sei. Gegen alle Erwartung ist das Lendenstück als im Verhältniss zum Ganzen kleiner ausgewiesen. Der Vergleich der Wachsthumsgrösse der Höhe mit der des Querschnittes führt, wenn man die Zahlen des Vergleichsskeletes und zwar für den 3. Lendenwirbel zu Grunde legt, zu dem Resultate, dass die ganze Säule mehr wachse, als der Querdurchmesser dieses Wirbels, doch aber etwas weniger als der sagittale Durchmesser. Es stehen nämlich den Coöffieienten für die Länge von 1:27 und 1:32 die folgenden Zahlen gegenüber: für den Querdurchmesser 1:15 und 1:28, für den sagit- talen Durchmesser aber 1-33 und 1-30. Es ist hieraus zu ersehen, dass mindestens bei gesunden Formen des Riesenwuchses Vorsorge für die richtige Einhaltung der Stabilität getroffen ist, denn was der Basis im Querdurchmesser abgehen sollte, ersetzt die Zunahme der sagittalen Dimension des Körpers. Dabei aber kommen weiter noch die seitlichen Ruhepunkte der Wirbel in Betracht, namentlich die Gelenkfortsätze, wie später dargethan werden soll. Alles in allem genommen wird man sagen können, dass insolange die Gestaltung des Riesenkörpers nicht geradezu pathologisch ist und insolange die Wirbelsäule noch eine hinreichende Stütze für den Rumpf abgeben kann, ihre inneren Proportionen, etwa eine grössere Länge des Halses ausgenommen, keine wesentliche Umgestaltung erfahren. Desshalb fällt auch die Mitte der Höhe der ganzen Säule wie- der in den 9. Brustwirbel, in beiden Fällen ganz nahe an die obere Bandscheibe desselben. Mit den einzelnen Wirbeln verhält es sich allerdings wesentlich anders, denn diese werden durch das Übermass des Wachsthums völlig umgestaltet. “ In Betreff des Höhenwuchses der Wirbelkörper lassen sich wohl noch keine bestimmten , typi- schen Abweichungen der einzelnen Wirbel von einander darthun, um so weniger, als beide untersuchten Riesen selbst in Bezug auf denselben Wirbel sich etwas verschieden von einander verhalten. Nur aus dem Wachsthumseoöffieienten der ganzen Abschnitte, Hals-, Brust- und Lendentheil, lässt sich mit einiger Wahr- scheinlichkeit wieder schliessen, dass unter den drei Wirbelsäulenstücken das Halsstück mehr in die Höhe wächst, als die anderen zwei. Es stellen sich nämlich die Coöfficienten wie folgt: für Hals Brust Lenden —n un —n beim Kramer, ... 1.936 125 1223 n Grenadier 21-40 129 Ill Ganz auffallend aber sind die Formveränderungen, welche alle Wirbel in ihren horizontalen Dimen- sionen erleiden. Das Wirbelloch zeigt nur selten eine Vergrösserung des sagittalen Durcehmessers, welche aber nur sehr unbedeutend ist und kaum in Betracht kommt gegenüber dem Wachsthumscoäfficienten, welcher sich an der bei weitem grösseren Mehrzahl der Wirbel entweder =1/:00 stellt, oder sogar eine Verengerung des Loches anzeigt. Dass eine solche in der That vorkommt, werde ieh später beweisen. Der frontale Durehmesser des Wirbelloches dagegen zeigt constant (mit Ausnahme des letzten Lendenwirbels) nicht nur keine Abnahme, sondern sogar eine Zunahme, die mitunter selbst mit der Zif- fer 1:43 ausgewiesen erscheint. Dass diese ganz ungewöhnliche Weite, die namentlich an den Brust- und oberen Lendenwirbeln vorhanden ist, geradezu schon im jugendlichen Alter, wenn die Fugen noch offen Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 19 sind, zu Stande kommt, dürfte als sicher anzunehmen sein. Hieraus erklärt sich die querovale Form des Wirbelloches an den Brustwirbeln, wodurch sich die Riesenwirbel ganz auffallend von normalen Wir- beln unterscheiden. Ob diese Form auch den Zweck habe, dem Rückenmarke bei der Länge der ganzen Säule mehr Spielraum zu geben, dürfte schwer zu entscheiden sein. Da nun der Körper fort und fort wächst, so ergibt sich gegenüber der Enge des Wirbelloches bereits ein Missverhältniss. Die Differenzen der Maasse des Körpers zum Loche steigern sich daher abermals, sogar so, dass bereitsan den Halswirbeln auch die sagittalen Durchmesser eine positive Differenz zu Gunsten des Körpers ergeben, und diese Differenz am 3. Lendenwirbel sogar bis auf 2:90 Centim. ansteigt. Der sagittale Durchmesser ist aber auch jener, weleher mehr zunimmt als der frontale. In Folge dessen erscheint der letztere Durchmesser mitunter sogar verkürzt, derart, dass der Umriss der Endfläche eine andere Gestalt angenommen hat; Lendenwirbel verlieren die stark querovale Form. Am auffallendsten ist diese Formveränderung der Endflächen an den Halswirbeln, sie werden quadratisch. Es ist zwar am Halswirbel auch eine Zunahme des frontalen Körperdurchmessers aus- gewiesen, doch bezieht sich diese nicht eigentlich auf den Körper, dessen Dimension in der Front ja bereits im 6. Jahre definitiv geworden ist, sondern auf die Ränder der Seitenleisten, die wieder höher geworden, und wegen ihrer Schieflage etwas auseinander gerückt sind. Die Foramina vertebralia haben daher auch beim Riesen den gleichen Abstand, wie beim Manne mittlerer Taille. Die Verbreiterung der Endfläche des Körpers nach hinten erfolgt an Brust- und Lendenwir- beln dureh eine noch weiter fortschreitende Absorption der Bogenstiele. Es sind nämlich die hinteren Ränder der Endflächen noch mehr den oberen Gelenkflächen genähert, und dadurch auch die scheinbaren Bogenstiele noch mehr verkürzt, die Zwischenwirbellöcher in querer Rich- tung noch mehr verengt, mitunter sogar tief unter das Normalmaass herabgesunken. An den Lendenwirbeln kann das Foramen intervertebrale wohl etwas über die Norm verlängert sein, hat aber immer, wie an allen anderen an Breite verloren. An den drei ersten Brustwirbeln kommt noch eine Eigenthümlichkeit hinzu, welche eine weitere Veran- lassung abgibt zur Verengerung dieser Pforte für Nerven und Blutgefässe. Es besitzen nämlich diese drei Wirbel an ihren oberen Endflächen auch Rudimente von den bei den Halswirbeln auflagernden Leisten, die sich aber erst an den Bogenstielen und mehr hinten erheben und an diesen entlang vorrücken. Indem sie nun beim Riesen höher werden, förmliche Auftreibungen bilden, wuchern sie hinter dem Körper des oberen Wirbels, mit ihm artieulirend, in das Foramen ıntervertebrale hinein und verlegen dessen Kaliber bis auf eine kleine Spalte. Fig. 8. Die obere Endfläche des Körpers breitet sich aber nicht blos auf den Bogenstielen, sondern auch und zwar bald mehr, bald weniger direct gegen das Wirbelloch aus. Ich habe bereits auf den Process der Über- wucherung der Epiphysenplatte und der nachträglich noch möglichen Verengerung des Wirbelloches hingewiesen, und ich habe allen Grund anzunehmen, dass dieser Process beim Riesenwuchs häufig genug sich ereignet. Darauf weist schon die an mehreren dieser Wirbel bemerkbare Verengerung des Loches, dann die grubige Vertiefung der hinteren Körperfläche. An den Lendenwirbeln sind diese Gruben sehr tief, so dass es sogar zur Ausbildung einer medianen vertiealen Leiste gekommen ist, welche die Grube in zwei Hälften scheidet, und gewissermassen als Tragleiste für die überhangende Endplatte fungirt. Dass auch an den Halswirbeln dieser Process vor sich geht, beweist die quadratische Form der Endfläche, endlich der verkehrt-herzförmige Umriss des Wirbelloches, welcher an Männern mittlerer Grösse nur selten zu finden ist. Indem sich nämlich der Körper mit seiner Fläche nach hinten drängt, bekommt das Wirbelloch an den Wurzeln der Bogenstiele beiderseits eine Bucht, welche der Incisura intervertebralis entspricht, und den Körper vom Gelenkfortsatze scheidet. Fig. 2. Was endlich noch rücksiehtlich der Endflächen der Körper zu bemerken wäre, das sind Zeiehnun- gen, welche selbst der macerirte Knochen des Krainers zeigt, und welche in kleinerem Verhältnisse die 3*+ 20 Karl Langer. äusseren Umrisse der Endfläche wiederholten, ungefähr in der Grösse und Lage, dass es den Anschein hat, als ob innerhalb der weiteren Umrisse des grossen Knochens der kleinere sich erhalten hätte. Durchscehnitte machen aber keine entsprechende Scheidung der Substanz ersichtlich, und verschaffen die Überzeugung, dass diese Zeichnung nur die innere Grenze des Annulus fibrosus bedeutet, beziehungsweise die Ausdehnung des Luschka’sschen Gelenkraumes im Inneren der Bandscheibe. Die Vergrösserung der Trag- flächen des Wirbels bringt es ja mit sich, dass, sollte die Exceursionsfähigkeit der Wirbelsäule nicht leiden, nicht nur die Bandscheibe höher werden, sondern auch die Ausdehnung der Discontinui- tätder Wirbel sich vergrössern musste. Ich habe mich übrigens auch direet an den noch erhaltenen Bandscheiben des Grenadiers von der grösseren Weite des Gelenkraumes in diesem sogenannten Halb- gelenke überzeugen können. Beeinträchtigt werden überdies die Zwischenwirbellöcher in der Brustgegend auch noch durch die Ver- breiterung der Fosswulae costales, die mehr nach hinten als nach vorne zunehmen. Sehr wesentlich die Form des Wirbels umgestaltend wirken auch noch die Gelenkfortsätze. Ihren Abstand betreffend, konnte selbstverständlich derselbe nur an den Hals- und Brustwirbeln eine Änderung erfahren, nicht aber an den Lendenwirbeln. An den ersteren ist zwar mitunter ein grösserer Ab- stand wahrgenommen worden, er stand aber doch immer im Einklange mit dem Querdurchmesser des Fora- men vertebrale, ist also nieht erst nachträglich erfolgt. Ein scheinbares Auseinanderrücken derselben ist nur eine Folge der Verschiebung ihres Mittelpunktes lateralwärts durch die Verbreiterung der Fläche. Diese dehnt sich an Hals- und Brustwirbeln medialwärts kaum aus, nur lateralwärts, dann aber auch nach oben und unten. Indem sie nach unten wachsen, erreichen sie die Bögen, breiten sich sogär auf diesen noch etwas aus, und gestalten dieselben selbst an den Brustwirbeln zu wahren Stützen des oberen Wirbels. Indem sie auch nach oben wachsen, verengen sie in der Halsgegend, wo sie schief stehen, noch mehr das Zwischen- wirbelloch. Die lateralen Ränder überragen an den Hals- und Brustwirbeln sogar die ganzen Bogenstiele, an den Brustwirbeln bloss in Form von Leisten, an den Halswirbeln aber, wo die oberen Gelenkfortsätze ihrer gan- zen Breite nach mit den unteren vereinigt sind und wirkliche Tragstücke vorstellen, wachsen diese zu wah- ren Partes laterales aus, welche sogar die Rudimente der Querfortsätze überwuchern und sie im Contour der Frontsilhouette vollständig decken. Die Halswirbelsäule wird dadurch entschieden fester, sie bekommt aber ein ähnliches Aussehen, wie bei reissenden Thieren, welche mit einer mächtigen Nacken- und Kaumuskulatur ausgestattet sind. Auch die Gelenkfortsätze der Lendenwirbel werden breiter, natürlich nur in sagittaler und vertiealer Richtung, aber unregelmässig; auch sie rücken bis an die Bögen heran, senken sich sogar in sie hinein, und werden so ebenfalls zu Tragstücken. Auch Asymmetrien kommen an ihnen vor; die bedeutendste fand ich an dem unteren Lendenwirbel, dessen unterer linker Fortsatz an beiden Skeleten bedeutend länger ist als der rechte, und in eine Grube des Bogens des 1. Kreuzwirbels eingelassen ist. Quer- und Dornfortsätze erreichen eine ansehnliche Länge und zwar als Muskelfortsätze in allen Abschnitten der Wirbelsäule. Das in den Querfortsatz der Halswirbel einbezogene Rippenrudiment bleibt gegen das eigentliche Querfortsatzelement im Wachsthum zurück; es wird vom Tuberculum postieum überragt, und ich möchte auch sagen nach vorne gedrängt, wodurch die Rinne für den Spinalnerven mehr nach vorne abgelenkt erscheint. Am 6. Halswirbel aber wird auch das Rippenrudiment ansehnlich genug. Anzugeben wäre noch, dass ich das Gefässloch im Querfortsatze, ganz im Gegensatze zu den Nerven- löchern, bald auf einer, bald aber auch auf beiden Seiten nicht unbeträchtlieh und zwar lateralwärts aus- geweitet gefunden habe. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 21 Dem Gesagten zufolge lassen sich die charakteristischen Eigenschaften der Riesenwirbel in folgenden Punkten zusammenfassen. 1. Das Wirbelloch erfährt im Übermaasse des Wachsthums am sagittalen Durchmesser nicht nur keine Ausweitung, vielmehr häufig genug sogar eine Verengung ; im frontalen Durchmesser aber erscheint es meistens vergrössert, und bekommt dadurch namentlich in der Brustgegend eine querovale Gestalt. 2. Die Wirbelkörper schreiten dagegen im Wachsthum beträchtlich fort, insbesondere ist es ihr sagittaler Durchmesser, der allenthalben vergrössert erscheint, namentlich gegenüber dem frontalen, der eine verhältnissmässige Einbusse erleidet, wobei aber der Stabilität des ganzen Schaftes nichts entzogen wird, da dafür die Gelenkfortsätze als Tragstücke eintreten. Ein Mehr an Höhe dürfte höchstens und nur in kleinem Maasse die Halswirbelsäule gewinnen. 3. Durch die Ausbreitung der Endflächen der Körper nach hinten und den weiteren Fortgang der Ab- sorption der Bogenstücke werden diese verkürzt, das Foramen intervertebrale verengt, und selbst das Foramen vertebrale beeinträchtigt. 4. Die Gelenkflächen und Fortsätze werden länger, suchen Stützen an den Bögen, und über- ragen, indem sie auch breiter werden, die Bogenstiele. Eine mächtige Verstärkung erfahren sie an den Halswirbeln. 5. Alle Muskelfortsätze wachsen übermässig aus, nur nicht die Rippenrudimente der Halswirbel. 6. Das Gefässloch im Querfortsatz der Halswirbel ist weiter. Vergleicht man nun diese Erfolge des Hochwuchses mit dem früher dargelegten normalen Vorgange, so kann man unbedenklich sagen, dass der Riesenwuchs der Wirbel trotz mancher Eigenheiten in den Endformen, dennoch als kein eigenthümlicher Wachsthumsmodus zu definiren sei, sondern nur einen bis zum Übermaasse fortschreitenden, aber sonst ganz normalen Vorgang dar- stelle. Die Figuren 1—12 werden den Bildungsgang der Wirbel versinnlichen. 2. Schädel. Bei der Durehsieht der Ausmaasse des Hirnraumes an den mir zur Untersuchung gebotenen Schädeln hoch gewachsener Männer habe ich gefunden, dass dieselben nur in einem Falle an das Maximalmaass her- anreichen, und dass gerade die Schädel der Höchstgewachsenen, den Innenraum betreffend, nie über das Mittelmaass sich erheben. Dennoch aber zeigt der Riesenschädel ganz charakteristische, durch das Über- maass des Wachsthums erworbene Eigenschaften. Diese beruhen aber hauptsächlich nur auf dem Gesichte, wesshalb die Untersuchung vorzugsweise diesem Schädelantheil zugewendet werden konnte, doch nicht ohne dabei auch wieder die normalen Wachsthumsverhältnisse desselben in Betracht zu ziehen. Unsere Kenntniss über den Bildungsvorgang des normalen Schädels ist in neuester Zeit wesentlich gefördert worden; die Literatur darüber ist bekannt genug, als dass ich nöthig hätte die Verdienste aller ein- zelnen Forscher namentlich hervorzuheben. Man weiss, dass nach der Geburt der Gesichtsantheil des Schädels beträchtlich mehr wächst als der Hirnantheil, und es wird als nächster Grund davon die nachträglich und in doppelter Folge geschehende Ausbildung der Kauwerkzeuge mit allem Rechte betrachtet. Dennoch aber besitzen wir noch keine erschöpfende, auch in den Bildungsvorgang aller einzel- nen Theilstücke des Sehädels eingehende Entwickelungsgeschichte des Kopfskeletes, so dringend nothwen- dig sie gerade jetzt wäre, wo man mit allem Eifer dem Studium der Racen sich zugewendet hat. Denn erst auf Grund soleher Untersuchungen wird es möglich sein, den Antheil aller einzelnen Stücke an der For- mung des Ganzen zu erkennen, zu sehen, wie sich die Wachsthumseffeete»combiniren, wie sie sich aber auch gegenseitig compensiren können; man wird den Werth der Messpunkte zu begründen im Stande sein, dann vielleicht auch dazu kommen, individuelle, Geschlechts- und Racenverschiedenheiten genauer als bis- her auseinander zu halten. [82] [> Karl Langer. Da der Gesichtsantheil des Schädels bisher zumeist nur im Ganzen untersucht worden ist‘), so habe ich Einiges über die Entwickelung der Gesichtsknochen aufgenommen, doch aber wieder nur so viel, als mir nöthig schien zur Begründung der Formen des Riesenschädels. Das, was die Messung an einer Reihe von Schädeln aus verschiedenen Bildungsstadien hierüber ergeben hat, glaube ich durch Angaben über die folgenden vier Schädel darlegen zu können. Es sind verzeichnet der Schädel eines etwa 10 Tage alten kräftigen Kindes, eines ungefähr 6'/, Jahre alten, dessen mittlere bleibende Schneidezähne bereits einge- reiht, die seitlichen aber erst im Durchbruche befindlich sind, und der zweite bleibende Mahlzahn eine bereits vollständig ausgebildete Krone besitzt ; endlich die Schädel zweier 15'/,jährigen Knaben. Da an diesen 1) Das Ausführlichste über diesen Gegenstand bieten die Arbeiten J. Engel's: Das Knochengerüst des menschlichen Antlitzes. 1850; dann: Die Schädelformen in ihrer Entwickelung. (Prager Vierteljahresschrift. 1863. Bd. 80, p. 56.) Tab. UELI En & ® EABRR ® 28 P . . 5 = 3 = I ER = a Maasse in Centimetern 2 © 2 a = =» = 2 SE | 55 & S® & se= & a2 ERs) ERS > re BI A > Ro »E | ># > | = 2 El 5. 4 Gr) oO 27) oO IS} r Sagittale Innere Tiefe des vorderen Schädelgrundes !) Sl AO ET DD er 5-8 6'2 Äussere „ n 2) 4| 56|ı27| 65| rı6)| vo| ror| 79 Länge des Crihruma) er: St 2335| 7.209 Dub 22108. 2:5 | 1:00 2.3 n „ Keilbeinkörpers . 0 26 | 1:30 Jan II 720210) 32.31.2206; 839 „ der Basallinie ®) . < 6 Si 7:00 22522 8-37 1-10 91187 77787 3.026 n „ Nasenwand der Brbita . “5 4:5 | 1:28 Dale BT 5°4 | 1-05 60 = „ unteren Wand der er R a ai 49211235 4:6 | 1:09 4:6 | 1:00 5-0 n „ Gaumenplatte?) . . : 9 Bez 797 4:0 | 1:08 44 | 1:10 4:9 Abstand d. Basis d. Nasenstachels vom nzeit magnum ) 9 271002 7-4 | 1:02 86 | 1°16 9-3 Länge des unteren Randes des Unterkiefers . 2) Dyon 1720 6°9 | 732 Bam TeN®: 8:6 Abstand des Kinnes vom Foramen magnum **) R 8 74 | 1:27 SE3AE1572 9:8 | 1.18 | 11°2 Längendurchmesser des Hirnschädels ®), äusserer sh: 2 1536) 773397151 75051,815.085 717,97 | 22.052 71855 = n 5 innerer . -9 | 14-5 | 1-33 | 15 3 | 1°05 | 16:2 | 1:05 | 16-6 Höhen- Aussere Höhe des Hirnschädels 1) k 7 Je 9:62] .223811.102:52 17.7209. 19321 1.120 725 129) Höhe der Schädelhöhle 2). h 69 Bez m 7020 9:6 | 1'10 9-9 | 1-03 | 10°1 „ des Stirnbeins 3) Zu tl 87 1:29 10:2 1:17 | 10°8 1:05 12°0 - „ Jochbeins #) ya 20 3-0 |:1°50 Semalll1.08 4-4 | 1:18 47 > „ Orbitaleinganges 5 1:9 2'6 | 1:36 3-1 | 12:19 3-1 | 1:00 3-4 = „ ganzen Gesichtes?) . : 4-4 73 102265 8471-15 | 10-2 | 72272011025 „ „ Oberkiefers 6) 2-8 4-4 | 1°57 Seil. 1715 6-1 | 1-19 7.0 „ der Nase’). 0 an ch cn Re N LO 3:3 | 21:43 3:9 | 218 4-8 | 1:23 bd - »„ Mund- und mar s) - 2-2 4:1 | 1:86 Add | SRE: A| 2 14 61 „ des Unterkieferkörpers 9) ll ale 1:9 | 1°46 2:2 | 1710 Dub 12318 2-8 5 » ÜUnterkieferastes 10) . 0 a a or 2 10) 036677 4:4 | 1-10 Se 6°5 Schiefer Längendurchmesser des en Gesichts u). 10:4 |#15°0 | 1-44 | 17-5 | 2:16 | 19-5 | 2:11 | 21:6 Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 23 letzteren bereits individuelle Formverschiedenheiten deutlich ausgeprägt sind, so habe ich deren Mittelzahlen in die Tabelle aufgenommen. Ich glaubte dies thun zu können, da sich der eine dieser Schädeln durch einen langen geraden Durchmesser des Kopfes und ein breites Gesicht kennzeichnet, der andere dagegen ein Brachycephalus ist und ein langes schmales Gesicht besitzt. Als Vergleichungsobjeet habe ich zwischen die im Wachsthum begriffenen und die Schädel der Riesen den Schädel eines Mannes eingestellt, der seinem äusseren Aussehen nach den Typus einer guten Mittelform besitzt, und am Durchschnitte der Basis, nament- lich vorne solche Umrisse zeigt, dass sie die entsprechenden Contouren des einen Riesenschädels beinahe vollständig decken, so dass also für das Wachsthum des Gesichtes am Riesen an den kaum abweichenden Dimensionen des vorderen Schädelgrundes bereits ein Grundmaass abgenommen werden konnte. Der leich- teren Übersicht wegen habe ich die Tiefen-, Breiten- und Höhenmaasse je in einer Tabelle zusammen- gestellt. B. - = S e} I 2 5 8 = = = B See Anmerkungen S 3 5 3 = llmacı a S ches lit Durchmesser 1:06 | 1:51| 6:2 | 1:00 | 6'2| 1-00 6:5 | !) Vom Foramen coecum, aus der Basis des Hahnenkammes zur hin- ag lz>022 8=512.07 — teren Fläche der Sattellehne. =17:09| 2-0| > 22) > _ 2) Von der Nasenbein-Stirnnaht zur hinteren Fläche der Sattellehne. 1:18| 1:95 | 4-2 | 1:07 | 4:0| 1:02 —_ 3) Vom Foramen eoecum zum vorderen Rande des Planum sphenoi- LOSE LE73| I 6N 09T 3 206 113 dale. 1:11 | 1:71|.6:3 1.21.05 6:2|1-03 —_ %, Von der Nasenbein-Stirnnaht zum vorderen Rande des Foramen 1-08 | 1761 5-2 | 1-04 | °5-1| 2.02 _ oceipitale (Linie 265 nach Welcker). 1°11| 1:68 | 6°0 | 1-22'| 6-1| 1°24 5-5 | 5) Von der lateralen Begrenzung des Foramen opticum direet zur 2308.171257.110°7 172°25 11-1) 2229 11=3 Nasenbein-Stirnnaht. 1:04 | 2-00 )10:4 | 1:20 |11'2| 1:30 10:2?) 6) Von demselben Punkte zur Mitte des unteren Orbitalrandes. 1214211293, |14:9 | 71:33 |15-4| 1°37 16:5 | ?) Von der Basis des vorderen Nasenstachels zur Basis des hinteren 1:02 | 1:63 |19-8 | 1:08 |18-8| 1°02 194 Stachels (Gaumenstachels). 1'02 | 1:52 |16°7 | 1:00 |16°9| 1:01 = 3) Aus der Verbindungslinie der Tubera frontalia zur Mitte der obe- ren Hälfte der Hinterhauptschuppe. Weleker’s Linie «5; **) Welcker’s Linie 5%. Dimensionen 1:05 | 1:65 |12°7 | 1:06 | 13°3 | 1:5 | 12-1 |12-3 | 1) Vom hinteren Rande der Nasenscheidewand zur Kronennaht. 1:02 | 1:46 |11°0 | 1:08 | 11:2 | 1:10 | — 2) Von der Spheno-Orbitalfuge zur Kronennaht. Er) ren ke] In ER 12:8 | 1:06 | 12-5 |12:2 | 3) Von der Nasenbein-Stirnnaht zur Kronennaht. 1:06 | 2:35 | 55|117 | 54 | 114 — —_ *, Von der Stirn-Jochbeinnaht zum lateralen Ende der Kiefer-Joch- al | Kr are se) er loe r a E a — beinnaht. 1:12 | 2-61 |14°7 | 1:27 |14°0 | 1:21) 15:7 J14:2 | 5) Von der Nasen-Stirnbeinnaht nach unten zum Kinn (Welcker's 118 1.2-50:1:8° 5:91:27 8:6 | 1:22 Tale Sich Linie nk). 1:14|2:39| 65) 1:18) 6:5 | 17:18| 7:3| 6:5 | ©) Von der Nasen-Stirnbeinnaht zum unteren Rande des Alveolar- TENNIS 8:33 23ER DT B=5 |" 77 bogens. 1:07 | 2:15 | 4:6 | 1:64 | 3-9 |21:39| 4:1| 4-2 ”, Von der Nasen-Stirnbeinnaht zur Basis des Nasenstachels (Wel- 1:27|3:82 | 9:3| 1-43 | 9-5 | 1-46 | 9-1 | 9-0? cker’s Linie zz). 1:10 | 2:07 |25°0 | 1:15 | 26°0 | 1'20 | 26°4 |25°5 | 8) Von der Basis des Nasenstachels zum unteren Rande des Kinns (Welcker's Linie «%). 9, Vom Alveolarrande zum Kinn. 10, Vom Condyl zum Angulus. i ‚11, Vom Kinn zur Kronennaht. 24 Karl Langer. 8 E © 8 = Sa 3 . [=] = » » m o® » Zi i imeter 2 : u: SPS e A=e Maasse in Centimetern EB 2, 2 ee 3 bie: R 3: Be Eee S = S E S Er ag | .e8 3 ei) 2 SE Q 52 z an iS} > > A =) Pr Breiten- Grösster Querdurchmesser des Schädels ober dem Ohre . 8u6r 1262| 72465, 713547 127:085 171357, | 2:0220535=0 Derselbe Durchmesser der Schädelhöhle . . . Bee Tone 72a E29 Erz EBEN Ei naTeen Abstand der horizontalen Wurzeln der Jochfortsätze ober dem Ohrel HE ERNEUT FUN 106.5 9-6 | 1:47 9 ea royal Esel | al21°) Aussere Stirnbreitel) .. 2...» 728,7 10:52102-342 2102772 10.75:0272 | SE 72092 oz Innere n So en 72522201 1:34 | 10-3 77-07 11 3 | 1:09.| 11-9 Abstand der Suturae zygomatico-frontales 6:4 8.27 1.28 8:5 | 1:08 9-8 | 1:15 | 104 n „» Jochbeine 2) . 6.4 Senn 132 9:3 | 1:09 | 10:3 | 1-10 | 12-2 Breite der Nase 3) w: O8} 1:7 | 2.30 100 ee D=3 een #Orbitialeinganzenet 2-6 3-4 | 1:30 3-5. | 1:02 3°7.| 1-06 40 Abstand der Foramina optica ®) 16 9-0.| 1-25 220917200 2:4 | 1:20 3:0 Breite des oberen Alveolarbogens 5) 3-8 4:8 | 1:26 5:0 | 1:04 5:8 | 1°16 5°6 nn» unteren » en 38| #6| 21| 48 | 1.04 | 56 | 16] 55 Ausserer Abstand der Unterkiefercondylen . 63 8:5 | 1:34 9-3 | 1:09 | 10°S | 1-16 | 12-1 Abstand der Anguli mandibulae . 5.3 7-0 | 1-32 Sr 9:3 -1j071°214 1105 Vor Allem gilt es, das Verhältniss des Wachsthums je eines Hauptdurchmessers des Gesichts zu einem entsprechenden Durchmesser des vorderen Schädelgrundes, nämlich der Stützfläche des Kiefergerüstes zu erfahren. i In Betreff der Tiefe: für den Abstand des Nasenstachels vom Hinterhauptloche ist ein Gesammteo&fhi- eient von 1:57 ausgewiesen, während der ganze vordere Schädelgrund nur eine Zunahme um das 7:5/fache zeigt. Der Unterschied zwischen beiden ist also kein bedeutender, stellt sich aber grösser heraus und geradezu zum Nachtheile der Kieferregion, wenn das Maass des Schädelgrundes bis nach vorne heraus zur Nasenbeinstirnnaht gespannt wird; denn dieses Maass zeigt einen Gesammteoöfficienten von 1-79. Der Grund dieser höheren Ziffer liegt in der Zunahme der Dieke des Stirnbeins und in der hauptsächlich erst nach dem Eintritte der Pubertät erfolgenden Ausweitung des pneumatischen Stirnraumes. Aus demselben Grunde zeigt auch sowohl die Basallinie, als auch der Abstand des Foramen opticum von der Nasenbein- stirnnaht eine höhere Wachsthumsziffer (1:73 und 1-71). Man kann daher sagen, dass das Oberkiefergerüst im sagittalen Durchmesser nur den entsprechenden inneren Durchmesser des Hirnraumes überwuchert, nieht aber, wenn in dieses Schädelmaass auch die Dicke des Nasentheils vom Stirnbein einbezogen ist. Grosse Prognathie bedingt natürlich Ausnahmen von dieser Regel. In Betreff der Höhen: Hier zeigt sich, dass nieht nur das ganze Gesicht, sondern jeder einzelne Theildesselben an Höhenwachsthum den Schädel übertrifft, so dass in dieser gan- zen Colonne die kleinste Zahl auf die Höhe der Schädelhöhle entfällt; es ist dies auch der Fall selbst in den Reihen der Coöffieienten für die einzelnen Altersstufen. In physiognomischer Beziehung ist besonders der Vergleich zwischen der Stirn- und Gesichtshöhe von Interesse. Diese beiden Dimensionen verhalten sich zu einander: Stirn Gesicht vr —n—— Beim Kinde. . . 6:7 Ctm.: 4-4Ctm., also = 1:52: 1 2, Mannes nr = 1WOFEER Es ist also beim Neugebornen das Stirnbein mindestens um ein Drittel höher als das ganze Gesicht, beim Manne aber sind sie einander gleich, und häufig genug ist beim Manne [89] ou Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. n [} } RI © a „Ss = u 3 „4 = 5 a2 = = 5 = 3 k iR SS 8 = 3 3 Bo | @2o Anmerkungen RS SS [=] ES = = aa en Sn Sr2 4 S Ba un © 2 53 a,Ö 8 aD © D az en S »o g S u S er SM S IS) = S (<) Ö Ä ei Di . imensionen 1 14° > |15:5 | 15-5 | !) Aus den Kreuzungspunkten der Kronennaht mit der Linea semi- 1:07 | 1: 15-2 14.9 > — _ eireularis. 2) Aus dem Beginne der Jochbrücken. 112: 6203. 1591 13:6 | 1:08 |15:3| — 3) Zwischen den Ansätzen der Ligamenta palpebralia interna. 1708 | 162 |12:7 12°8 | 1:00 | 11:8 | 13-4 | *%) Nach den inneren Umrissen von der Orbita aus. BED 1268 NL 7a ei may >> —_ _ 5) u. 6) Senkreeht unter der Jochbeinleiste der äusseren Oberkiefer- 20641162: |12°0,1,7275:1,1282 12°27 11 108 E wand. 1:18 | 1-90 |13-7 | 2:12:| 14:0 | 7-74 — _ Wouı L>26| 2:8, 2.27 2:3 |11°00 = E> 1:08| 1-59 24 r10| a5|r2| — | — ORTEN Bea | WER a Ve Bar 3 37 a 1 DR _ _ > 1°C, 6%2 71-10 68 | 1.21 66 _ > 1:44 | 7:2 | 1:30 8:0 | 1:45 6'9 _ 1-12 | 1:92'115°0 | 1723:| 14-2 | 1717 | 14°7 _ 2°12:| 1-98 |10=9 | 2°03 | 12:4 | 1-18) 12°1 — das Gesicht sogar länger als das Stirnbein. Es erreicht zwar der Wachsthumseoeffieient des Gesichts bereits im dritten Jahre ein beträchtliches Maass; doch erlangen die beiden Abschnitte des Schädels untereinander kaum vor dem Eintritte der Pubertät ein volles Gleichmaass. In Betreff der Breite: Darunter findet sich wohl ein Durchmesser des Hirnschädels, welcher mit dem- selben Coöfficienten wächst, wie die Frontaldurchmesser der am meisten im Wachsthum fortschreitenden Gesichtstheile. Es ist dies der Durchmesser aus der horizontalen Wurzel des Jochfortsatzes ober dem äusseren Gehörgange, der sich sogar mehr vergrössert als der Jochbein- und Kiefer- winkel-Abstand. Wenn man aber die Coöffieienten der inneren Schädeldurchmesser dagegen hält, so ergibt sich sogleich wieder, dass das Wachsthum des bezeichneten Schädeldurchmessers keine Mehrausweitung des Hirnraumes zur Folge hat, sondern nur durch die Ausbildung der Trommelhöhle und die Erhöhung der Joch- leiste bedingt ist. Es wird nämlich damit die Stützfläche für den Unterkiefer hergerichtet, dessen Condylen ja immer mehr auseinander rücken und auch in sich selbst breiter werden. Es wächst auch in der That dieser Durchmesser anfangs ganz gleichmässig mit den anderen Breitendimensionen des Schädels und erhebt sich erst später zu rascherem Wachsthum. Im Ganzen also überbieten alle Hauptdimensionen des Gesichtes in ihrem Wachsthum die entsprechenden Dimensionen der Schädelhöhle, und es kommen nur jene äusseren Dimensionen des Hirnschädels im Wachsthum jenen des Gesichtes gleich, welche ent- lang den Stützflächen für das Kiefergerüst liegen, Endlich lässt sich sagen, dass wohl in der Regel das Gesichtam meisten in die Länge, bereits viel wenigerin dieBreite, am wenig- sten in die Tiefe wächst, denn die Wachsthumscoäffieienten für Gesichtshöhe,, Jochbeinabstand und für den Abstand des Nasenstachels vom Foramen magnum reihen sich wie folgt: 2:61, 1:90 und 1:57. Aus der Art, wie sich das Wachsthumsmaass des Gesichtes in Betreff dieser drei Durchmesser auf die einzelnen Wachsthumsperioden vertheilt, ist zu ersehen, dass auch da wieder das Meiste bereitsin der ersten Zeit geleistet wird, dass die zweite Periode nur sehr herabgesetzte Ziffern zeigt, unter denen nur jene der Höhe sich bemerkbarer abheben, dass aber dann in der dritten Periode wie- der eine Steigerung ersichtlich ist, insbesondere an dem Tiefen- und Höhenwachsthum. In der letz- ten Periode endlich erhebt sich nur noch der Coöfficient der Breite. Es dürfte kaum bezweifelt Denkschriften der mathem.-naturw. CO). XXXI. Ed. 4 26 Karl Langer. werden, dass die Steigerung des Gesichtswachsthums in der dritten Periode in Zusammenhang zu bringen ist mit der zweiten Dentition, welche ja am Ende der zweiten Periode beginnt. Die wesentlichsten Theil-Stücke des Gesichtes verhalten sich während des normalen Wachsthums- processes auf folgende Weise: In Betreff der sagittalen Dimension: Aus der Tabelle ist zu ersehen, dass der untere Rand des Unterkiefers alle anderen Theile innerhalb dieser Dimension im Wachsthum überflügelt, insbesondere auch die Länge der Gaumenplatte. Da diese letztere die sagittale Ausdehnung des oberen Zahnbogens darstellt, und diese gleichmässig mit der des Unterkiefers sich verlängern muss, so ergibt sich hieraus schon, dass das Wachsthum des Unterkiefers ein ungleichmässiges ist: kleineram oberen und grösser am unteren Rande. Die Mehrzunahme des unteren Randes ist zum Theile wenigstens in der das Mentum prominulum darstellenden Umbiegung des freien Randes zu suchen, welche beim Kinde noch nicht vorhanden ist. Darin ist auch das Übermaass im Wachsthum des Abstandes des Kinnes vom Foramen magnum begründet. Dass übrigens dieses Vortreten des Kinnes nicht als Folge einer blossen Auflagerung der Knochenmasse von aussen her zu betrachten sei, ist mehr als wahrscheinlich. Dass ferner die Verlängerung, welche der Unterkieferbogen nach der Geburt erfährt, zum überwiegend grösseren Theile nur nach hinten fortschreitet, ist bereits seit J. Hunter bekannt; unentschieden bleibt aber noch, ob dieses Wachsthum durch Intussusception erfolgt, wie ©. Hüter‘) meint, oder durch fortschrei- tende Apposition am hinteren Rande des Astes mit gleichzeitiger Resorption am vorderen Rande desselben, wofür G. M. Humphry °) und Lieberkühn) sich ausgesprochen haben. Constatirt sei, dass der untere Begrenzungsbogen des Gesichtes das Maximum der Zu- nahme unter allen sagittalen Dimensionen aufbringt. Bemerkenswerth ist noch, dass die Orbitalfläche des Oberkiefers gleich in der ersten Wachs- thumsperiode bereits mehr als die Hälfte von dem Maasse gewinnt, das sie im Ganzen anzusetzen hat. Bei- nahe dasselbe ist auch der Fall mit der Nasenfläche der Orbita, die aber zuletzt noch durch die Aus- weitung der pneumatischen Räume des Stirnbeins etwas verlängert wird. In Betreff der Höhen: Der grösste Wachsthumscoäfficient fällt auch da wieder auf den Unterkiefer und zwarauf die Höhe des Astes, also den hinteren Begrenzungsbogen des Gesichts ; und wieder ist es die erste Lebensperiode , welche unter allen anderen für dieses Wachsthum die höchste Ziffer ergeben hat. Wird die Gesichtshöhe in der Medianlinie gegliedert, so kommt man in Betreff des Wachsthums des Ober- und Untergesichts noch zu dem Resultate, dass der Oberkiefer als Ganzes mehr an Höhe zunimmt als der Unterkieferkörper. Wie man aber das Wachsthum der beiden Stücke des Ober- kiefers, des Nasen- und Alveolartheiles in Betracht zieht, so überzeugt man sich ferner, dass wieder das Wachsthum der Theilstücke des Oberkiefers ein ungleichmässiges ist; denn es bleibt der Nasentheilhinter dem Alveolartheilzurück; der erste wächst nämlich mit dem Coöffieienten von nur 2-59, der letztere aber mit 3:00. Die Mundregion mit Einschluss des Kinnes also ist der- jenige Theil des Gesichtes, welcher das Meiste an Höhe gewinnt. Wie sehr sich während des Wachsthums die inneren Proportionen des Oberkiefers verän- dern, wird am deutlichsten ersichtlich, wenn man die Gesammthöhe desselben weiter durch eine Querlinie theilt, welche durch den oberen Rand der Foramina infraorbitalia gezogen wird; die entfallenden zwei Theile ergeben zu verschiedenen Zeiten immer ein anderes Verhältniss ihrer Höhen. Es verhält sich nämlich der untere Theil zum oberen: 1) Virchow’s Archiv. Bd. 29, p. 121. 2) Transactions of the Cambridge. Phil. Soc. Vol. XI, Part. I. 3) Über Wachsthum und Resorption der Knochen. 1857. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 27 Beim Kinde = 1:2:11, beim 3jährigen = 1: 1-44, beim 6'/,jährigen = 1: 1:40, bei den zwei 15jäh- rigen im Mittel= 1:17:20, beim Manne = 1:1:18. Es wächst also die untere Hälfte mehr als die obere, und die Durchsicht einer grösseren Reihe von Schädeln zeigt, dass die hier verzeichnete Differenzquote noch weiter herabgemindert angetroffen wird, mitunter sogar bis zur Herstellung des vollen Gleichmaasses. Dabei liess sich auch die physiognomisch wiehtige Thatsache eonstatiren, dass die individuellen Differenzen, welehe in den gesammt höhen des ganzen Gesichtes sich finden, zumeistaufden Differenzen des Obergesichtes bern- hen, und dass die Differenzen, welche sieh wieder in der Länge des Obergesichtes fin- den, hauptsächlich auf den Differenzen der Höhe der unteren Hälfte des Oberkiefers beruhen. Häufig genug trifft man Personen mit gleichen Höhen der oberen Hälfte, aber sehr ungleichen Höhen der unteren Hälfte der Oberkiefer. Auch die beiden 15jährigen Knaben unterscheiden sich nur in die- sem Theile von einander. Aus diesem Wachsthumsverhältnisse des Oberkiefers erklärt sich auch die höhere Wachsthumsziffer des Unterkieferastes. Der Unterkiefer ist ja ungefähr in dem Niveau der Foramana infraorbitalia eingelenkt, und desshalb muss der Ast desselben , weil er der unteren Hälfte des Oberkiefers entlang gelegt ist, mindestens die Wachsthumsziffer des letzteren aufbringen, und daher auch ein grösseres Wachsthumsmaass zeigen, als der Oberkiefer in Toto. Hieraus erklärt sich auch der Grund der so sehr variirenden Höhe des Unterkieferastes; sie richtet sich nämlich nach der Höhe der unteren Hälfte des Oberkiefers. Man findet mitunter wohl auch einen langen Unterkieferast bei nur mässiger Höhe der unteren Oberkieferhälfte; in diesem Falle aber hat der Ast eine schräge Richtung angenommen und der Angulus mandıbulae ist stumpf. Was endlich den Stützknochen des Oberkiefers, das Jochbein, betrifft, so lässt sich an demselben ebenfalls ein erkleekliches Wachsthum nach der Höhe wahrnehmen, doch noch immer nichtin jener Ziffer, welche dem ganzen Oberkiefer eigen ist; das Jochbein ist ja nur neben die obere, weniger wachsende Hälfte des Oberkiefers gelegt. Dass aber die Höhe des Orbitaleinganges mitihrer Wachsthumsziffer noch hinter der des Jochbeins zurückbleibt (1:78 gegen 2-35) ist darin begründet, dass das Jochbein, dessen Infra- orbitalleiste bei jugendlichen Individuen zumeist horizontal hingelegt ist, während des Wachsthums durch den sich verlängernden Jochfortsatz des Stirnbeins herabgedrängt wird, wodurch wieder der Orbitaleingang schief lateralwärts herab und etwas in die Breite verzogen erscheint, und der anfangs nur leicht geschweifte Orbitalrand des Jochbeins eine etwas schärfere Kniekung bekommt. In Betreff der Breiten: Auch rücksichtlieh der Breiten entfällt für den Unterkiefer die grösste Wachsthumsenergie, wie dies das Anwachsen der Condylenlinie und des Abstandes der An- guli bezeugt. Merkwürdiger Weise bezieht sich das aber nicht auf die Breite des Alveolarbogens, weleher, wie der des Oberkiefers unter allen anderen frontalen Dimensionen gerade das geringste Wachsthumsausmaass besitzt. Der grosse Unterschied, welcher zwischen der Wachsthumsquote des Abstandes der Condylen und der der Breite des Alveolarbogens ersichtlich ist, beruht darauf, dass der Unterkieferkörper sich hauptsächlich nach hinten und der Ast nach oben verlängert. Die ursprünglich schon vorhandene Divergenz der beiden Hälften und die auch schon beim Neugebornen vorhandene seitliche Ablenkung des Astes bringen selbstver- ständlich durch die blosse Verlängerung des Kiefers sowohl die Anguli, als auch die Condyli weiter ausein- ander. Es ist daher nicht immer nothwendig, auch an eine Verbiegung des Astes zur Erklärung für das Wachsthum dieses Abstandes zu denken. Die geringe Ausweitung, welehe der Alveolarbogen senkrecht unter den Jochfortsätzen der Oberkiefer erfährt, erklärt sich aus dem, dass, wie bekannt, der vordere Abschnitt des Zahnbogens beim Kinde bereits nahezu so breit ist, wie beim Manne; es hängt daher die Verbreiterung nur von der an dieser Stelle aber auch nur wenig merkbaren Verlängerung des Bogenschenkels ab. Es ist nämlich immer der stärkste Zahn des Oberkiefers, beim Kinde der 5., beim Manne der 6., oder höchstens die Lücke zwischen 4* 28 Karl Langer. dem 6. und 7. unter diese Leiste des Jochfortsatzes, also unmittelbar unter den Stützpfeiler gebracht. Die Verlängerung des Zahnbogens an dieser Stelle beträgt daher nur die Breite eines Zahnes oder wenig dar- über. Es ist daher der Oberkiefer in Betreff der Breite des Alveolarbogens beim Kinde bereits weiteralsin denanderen Breitendimensionen vorgebildet. Unter diesen letzteren zeigt insbesondere die Linie, welche durch den Orbitalrand gezogen wird, eine beträchtliche Zunahme. In Folge dessen gewinnt auch das Gesicht in der Riehtung der Orbitalränder sehr an Breite, und es ist desshalb auch für den Jochbeinabstand in den Tabellen eine verhältnissmässig grosse Wachsthumsziffer (1:90) ausgewiesen. Dies bedingt abermals wieder Veränderungen in den inneren Proportionen des Oberkie- fers, wie dies am besten aus der geänderten Lage des Foramen infraorbitale ersichtlich ist. Wenn man nämlich beim Kinde eine Linie von dieser Öffnung senkrecht nach unten zieht, so trifft sie den Eekzahn, beim Manne aber fällt sie mitunter sogar in den ersten Mahlzahn. Indem also die Oberkiefer oben ansehnlich breiter werden, auch auseinander rücken, gewinnt die Nasenhöhle ebenfalls an Breite, deren Zunahme selbst noch in der letzten Periode, also nach der Puber- tät, unverkennbar ist. Damit im Zusammenhange steht auch die Umgestaltung der Nasenwand der Or- bita. Es steht nämlich die Papierplatte des Siebbeins mitunter noch im 15. Lebensjahre beinahe senkrecht und sie ist nur wenig ausgebogen, so dass, wenn man an ihr entlang in den Grund der Orbita sieht, noch beide Ränder des Foramen opticum dem Auge zugänglich sind; später ist dies in der Regel nicht mehr der Fall. Die Papierplatte dacht nämlich schief lateralwärts ab und ist auch mehr oder weniger in die Orbita vorgebuchtet. Der Grund davon liegt aber nicht in einer Verbreiterung der Siebplatte, da diese auch ihrer Breite nach bereits frühzeitig fertig gebracht ist; er liegt also zunächst in der Verbreiterung des Oberkiefers, wodurch der Papierplatte die Schiefstellung aufgenöthigt wird, und in der Ausweitung der pneumatischen Räume des Labyrinthes, wodurch wieder die Papierplatte gebuchtet und vor die Foramına optica gedrängt wird. Es beträgt diese Vergrösserung des Abstandes der inneren Orbitalwände mitunter sogar mehr, weil auch die Foramina optica, namentlich die Orbitalöffnungen dieser beiden Canäle durch die Ausweitung der pneumatischen Räume des vorderen Keilbeinkörpers etwas weiter auseinander gescho- ben werden können. Hieraus ergibt sich auch, dass ein breiter Nasenrücken keineswegs immer nur auf einer grossen Breite der Siebplatte beruht. So deutlich sich auch eine namhafte Zunahme der Oberkieferbreite in der Jochbeinlinie nachweisen lässt, so wird sie doch noch von der Zunahme der Breite der Jochbeine übertroffen, so dass auch in Betreff der Breitendimension die Zunahme der peripherischen Theile als eine grössere, die der centralen übertreffende erkannt wird. Im Zusammenhange und von Varietäten abgesehen, lässt sich auf Grund der geschilderten Wachs- thumsverhältnisse die Ausbildung des Gesichtes folgendermassen definiren: Seine Tiefe nimmt oben nur im Verhältniss der Verlängerung des vorderen Schädelgrundes zu, und es ist nur der untere, vom Unterkiefer gebildete Begrenzungsbogen , welcher in grösserem Ausmaasse wächst ; das Kinn tritt daher immer mehr vor der Stirne hervor. Seine Höhe wächst beträchtlich, aber in ungleichem Maasse seiner Abschnitte. Es wächst die Partie unterhalb der Augenhöhlen mehr, als die obere, und innerhalb der unteren Partie ist es wieder die Mund- region, nämlich der den Alveolartheilen der Kiefer entsprechende Abschnitt, welcher am meisten zunimmt. Nach der Breite entfaltet es sich am meisten in der Linie des Beginnes der Jochbrücken, dann in der Linie der Unterkiefer-Condylen und der Unterkieferwinkel. Bemerkt muss werden, dass gerade diese Linien weiter zurückliegen, so dass man als annähernd richtig sagen kann, es sei die untere und hintere Region des Gesichtes, welehe sich am meisten verändert. Wollte man daher dureh Linien die Richtung und das Maass des Wachsthums in die fron- tale Bildfläche des Gesichtes eintragen, so müssten die Linien radienartig von oben und aus der Mitte * Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 29 = angelegt, und aus Segmenten zusammengesetzt werden, welche peripheriewärts immer mehr an Länge zu- nehmen. Damit ist der Gang der Bildung des Gesichtes nur in seinen Hauptzügen geschildert. Wollte man auch die Varietäten der Gesichtsbildung in die Betrachtung einschliessen, so könnte man dies nieht ohne auch Rücksicht zu nehmen auf die mit dem Wachsthum gleichen Schritt haltenden Verbiegungen und Ver- schiebungen der einzelnen Knochen, die gewiss vorkommen, bald mehr, bald weniger bemerkbar. Es müssten Untersuchungen aufgenommen werden, ähnliche wie die, welche J. Engel‘) zu dem Zwecke durch- geführt hat, um den Einfluss der Muskulatur auf die Gesichtsbildung darzulegen. Um einigermassen die Unterschiede der Gesiehtsbildung auch dem Auge leicht zugänglich hervortreten zu lassen, habe ich in nachstehender Figur eine Zeichnung construirt, welche die dureh das Wachsthum M Mann K Kind 1 Grenadier 2 Krainer 3 Innsbrucker 4 Petersburger 5 Wichsmacher erfolgende Veränderung in der Stellung von drei der wichtigsten Gesichtspunkte zu einander und zur Schädelbasis darlegen soll. Die drei Punkte sind: Der Abgang der Nase von der Stirne (Nasenbeinstirn- !) Das Knochengerüst des menschlichen Antlitzes. Wien, 1850. 30 Karl Langer. naht), die Basis der Nase (Nasenstachel) und das Kinn. Ihre Lage ist nach dem Abstande vom vorderen Rande des Hinterhauptloches bemessen, und als horizontale Orientirungslinie dient für alle die Verbindungs- linie des Nasenstachels mit dem vorderen Rande des Hinterhauptloches. Es lassen sich aus der Figur auch die Wachsthumsverhältnisse der Tiefe und Höhe des Gesichtes ersehen, eben so auch die Grösse des Nasen- winkels, des Winkels am Nasenstachel und des Winkels, welchen dıe Linie des Gesichtes mit der Linie dar- stellt, welche dem Abstande entspricht des Kinns vom Foramen oceipitale. Hervorzuheben wäre die für den beschriebenen Wachsthumsmodus wohl als Regel giltige Herabmin- derung des Nasenwinkels vom Kindesalter zam Manne hinauf, und dem entsprechend das Wachsen des Winkels am Nasenstachel. Nieht minder wichtig wäre wohl auch die Beachtung des Winkels am Kinne, der sich mit dem Alter entschieden verkleinert. Ferner die Lage der Gesichtslinie, welche bei der angenommenen ÖOrientirungslinie mit ihrem oberen Ende constant nach hinten neigt; endlich die Profillinie des Gesichtes, welche am Nasenstachel getheilt, beim Kinde in einem nach hinten offenen Winkel abknickt, beim Manne häufig genug eine gerade, selbst auch senkrechte bildet, und nur selten im Nasenstachel derart gebrochen vorkommt, dass sie einen nach vorne, wenn auch nur weit offenen Winkel einschliesst. Nachdem ich nun die wichtigsten Momente des normalen Wachsthums des Schädels besprochen habe, übergehe ich zur Betrachtung des Schädels des Grenadiers. Ich habe gerade diesen Schädel voran- gestellt, weil die Eigenthümlichkeit seiner Form bereits ein solches Maass erreicht hat, dass eine Steigerung derselben kaum mehr möglich scheint. Der Hirnschädel des Grenadiers zeigt, nach den äusseren Dimensionen gemessen, ein Verhältniss des grössten Querdurchmessers zum Längendurchmesser von 14:7 Ctm. : 18:8 Ctm. = 1:1:27; er ist daher dolichocephal. Er ist auch um etwas höher als die Mehrzahl von Schädeln gewöhnlicher Grösse zu sein pflegt. Sein Stirnbein hat nämlich bei gleicher Breite mit dem Vergleichsschädel eine um 0-8 Ctm. grössere Höhe. Die Arcus supercihiares sind stark aufgetrieben, die Schläfengegend hinter der Kronennaht sogar verengt, das Planum temporale am Scheitelbein weiter nach oben ausgebreitet, indem die von der Kronen- naht nach oben abgebogene Linea semicirceularıs der Pfeilnaht mehr genähert erscheint. Es lässt die Aus- breitung dieser Fläche auf einen vergrösserten Umfang des Musculus temporalis schliessen '). Alle Näthe des Schädeldaches sind geschlossen ; von der Pfeil- und dem unteren Ende der Kronen- naht ist kaum mehr eine Spur wahrzunehmen. Die Schuppennaht ist zwar noch deutlich zu erkennen, die Warzennaht aber bereits vollständig verstrichen, und wie es scheint, hat sich als einzige vor allen die Stirn- Keilbein-Flügelnaht offen erhalten. Die inneren Durchmesser zeigen einige Unterschiede; der gerade nur eine Differenz von 0:50 Ctm. zu Gunsten des Riesen, der grösste Querdurchmesser eine Differenz von 0:30 Ctm. zu Gunsten des Ver- gleichsschädels ; nur der innere Stirndurchmesser variirt um 0:60 Ctm. ebenfalls zu Gunsten des Vergleichs- schädels. Der Höhendurchmesser von der Naht im Clivus zur Kronennaht ist grösser als am Vergleichs- schädel, doch ist nur ein Theil der Differenz auf eine grössere Ausweitung der Calvaria zu setzen, da der andere Theil dieser Zunahme nur auf einer stärkeren Einbiegung des Clivus beruht. Im Ganzen hat also der Hirnschädel etwas an Höhe, Unbedeutendes an Länge gegenüber dem Ver- gleichsschädel gewonnen. Dagegen aber an Breite besonders in der Stirugegend verloren. Desshalb zeigt auch der Kubikinhalt des Riesenschädels nur eine Differenz von 40 Kub.-Ctm. gegenüber dem Vergleichs- schädel (1620-0 gegen 1580 Kub.-Ctm.) an Gewinn. Er bleibt dem zufolge doch immer noch weit hinter dem Maximalmaass zurück, welches Weisbach bei Südslaven gefunden hat, unter denen Fälle mit 1716 !) Wie Hyrtl gezeigt hat, ist die wahre Ansatzlinie des Muse. temporals nicht zu verwechseln mit einer zweiten, höher oben liegenden und häufig genug vorkommenden, welche nicht in die horizontale Wurzel der Jochbrücke zurückläuft, sondern bald höher, bald tiefer in die Lambdanaht fällt. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den kiiesen. =) bis 1725 Kub.-Cim, Raum beobachtet worden sind. Der Schädel hat nieht einmal die Maximalgrösse von 1681 Kub.-Ctm. erreicht, welehe Weisbach bei Soldaten slovenischer Nationalität, welcher der Riese wahr- scheinlich angehört haben dürfte, angetroffen hat. Zum Zwecke der folgenden Betrachtung waren die Maasse im vorderen Sehädelgrunde von besonderer Wichtigkeit, desshalb, weil derselbe vorzugsweise die Stützfläche des Gesichtsskeletes abgibt. Es besitzt der ganze vordere Schädelgrund von der Basis des Hahnenkammes zur hinteren Fläche der Sattellehne gemessen, nur eine Länge von 6:2 Ctm., also die gleiche wie am Vergleichsschädel ; das Cribrum aber hat nur eine Länge von 2-2 Ctm. gegenüber von 2:3 Ctm. am Vergleichssehädel. Das- selbe ist also etwas verkürzt; dagegen ist das Keilbein daselbst um so viel verlängert, dass beide zusammen die gleiche Länge ergeben. Die Abnahme der Länge des Cribrum gründet sich auf emen ganz normalen Wachsthumsvor- gang, da bekanntermassen dasselbe bereits im 6.— 7. Jahre zu seiner vollen Länge gelangt, später aber wieder durch eine aus dem Planum sphenoidale des Keilbeins hervorwuchernde Lamelle zum Theile über- lagert wirds Der Process ist also beim Riesen noch etwas weiter fortgeschritten. Hieraus erklärt sich auch die ausgewiesene kleine Zunahme des Keilbeinkörpers, die aber nur in der Ebene des Cribrum nachweisbar ist, nieht aber in der Ebene des Bodens der Sattelgrube. Die in der Richtung vom Rande der Lehne zur Fuge im Clivus sich ergebende Mehr-Differenz von 0-5 Ctm. ist unwesentlich, da an Schädeln mit gleich grosser Länge des Clivus doch ungleich grosse Stücke auf den Keilbeinkörper und das Basilarstück des Hinterhauptbeins entfallen können. Eine sehr wesentliche Umgestaltung des Keilbeinkörpers liegt darin, dass die Sattelgrube um mehr als das Doppelte ihres gewöhnlichen Raumes ausgeweitet, dagegen sein pneuma- tischer Raum beträchtlich verengt ist, dass ferner der Clivus concav, gerade an der Fuge um beinahe einen Centimeter nach vorne ausgebogen sich zeigt. In Folge dessen sind auch die vorderen Umrisse des Knochens derart nach vorne geschoben, dass der hintere Rand der senkrechten Platte des Siebbeins in beinahe reehtem Winkel von der Ebene des Cribrum abzulenken genöthigt ist, während doch diese Linie für gewöhnlich schief nach hinten absteigend gefunden wird; darin liegt auch der Grund der Verengerung des oberen Nasenraumes in sagittaler Richtung. Nach welcher Richtung eigentlich sieh die Sattelgrube ausgeweitet hat, lässt sich aus den inneren Maassen des Keilbeins leicht ersehen. Es hat zwar den Anschein, als ob dabei die Sattellehne stark nach hinten abgebogen worden wäre; es ergibt aber schon das bestehende Gleichmaass für die Länge des gan- zen vorderen Schädelgrundes, dass dies nicht der Fall sein könne, dass vielmehr die Neigung der Lehne gegen den Clivus eben nur auf der Concavität des Clivus beruhe, nicht aber auf einem wirklichen Zurück- weichen derselben. Einen direeten Beweis dafür, dass die Sattelgrube nach vorne ausgeweitet worden ist, ersieht man aus dem Schwunde der ganzen Region des Sattelknopfes bis an die Sale optiei, und daraus, dass der Raum der Grube noch unter den Limbus hineinreicht. Dieser Befund am Keilbeinkörper lässt auf eine bedeutende Hypertrophie oder etwa auf eine eystoide Entartung der Hypophysis cerebr: schliessen; er scheint mir wichtig zu sein, weil ich ihn auch an anderen Riesenschädeln constatirt habe, und er vielleicht eine Eigenthümlichkeit des Riesen- wuchses darstellt. . Offenbar hat das Maass des Schädelinhalts dadurch eine Vergrösserung erfahren , deren Ziffer, wie auch die, welche sich durch die Ausbiegung des Clivus ergeben dürfte, von der vorhin ausgewiesenen Zahl des Kubikmaasses des ganzen Schädelraumes noch in Abzug gebracht werden muss, weil diese Ausweitun- gen gewiss nicht der Hirnmasse zu Gunsten gerechnet werden dürfen. Wenn man nun auch noch die Breite des vorderen Schädelgrundes längs dem vorderen Rande der kleinen Keilbeinflügel misst, und sie trotz der verschiedenen Anordnung der Impressiones digitatae bei beiden nur zwischen 10:7 und 10-4 Ctm. schwanken sieht, so kann man mit Recht sagen, dass der vor- 32 Karl Langer. dere Schädelgrund, die Hauptstütze des Kiefergerüstes im inneren Raume beim Riesen nicht grösser ist, als beim Manne mittlerer Taille. In Betreff endlich der nachgewiesenen kleinen Ausweitung des ganzen Schädelgrundes in den Sagittalen ist deutlich ersichtlich, dass sie nur auf Rechnung des Hinterkopfes zu brin- gen ist. Der Gesichtsantheil des Riesenschädels ist beträchtlich länger als am Vergleichsschädel ; sein Maass von der Nasenbeinstirnnaht zum Kinn beträgt volle 14-0 Ctm. gegen 11-5 Ctm.; er ist somit gegen den des Vergleichsschädels 7'2/mal höher, obgleich das Stirnbein nur 7:06mal zugenommen hat. Das Mehr dieser Länge vertheilt sich aber ungleich auf die beiden Abschnitte des Gesichtes, in- dem die Mund- und Kinnregion 7:21/mal, die Nasenregion nur 1:/8mal grösser geworden ist. Innerhalb der Kinnregion ist es wieder die Höhe des Unterkieferkörpers, welche mehr als die aller anderen Gesichtstheile zugenommen hat, 1:39mal. Es verhält sich daher. beim Riesen die Nasenlänge zur Höhe der Mundregion wie 6:5 Ctm.: 7-4 Ctm. —1:1:13, am Vergleichsschädel aber nur wie 5:5 Ctm. :6-1 Ctm. = 1:1:10. Gegen diese Längen sind die Breiten, obwohl sie ebenfalls zugenommen haben, zurückgeblieben. Es ergibt sich nämlieh als Verhältniss für die Breite an den Jochbeinen zur Gesichtslänge der Ausdruck 14-0 Ctm. : 14-0 Ctm. = 1: 1:00, für den Vergleichsschädel aber 12:2 Ctm. : 11:5 Ctm. = 1:06 : 1:00. Hieraus folgt, dass das Gesicht beim Riesen auch im Verhältniss zur Breite länger gewor- den ist. Noch auffälliger wird dieser Unterschied, wenn auch die Stirnbeinhöhe in die Gesichtslänge ein- bezogen wird ; denn dann stellt sich der schiefe Kopfdurchmesser zur Jochbeinbreite am Vergleichsschädel 21:6 Ctm. : 12-2 Ctm. = 1:77:1:00, beim Riesen aber wie 26:0 Otm. : 14:0 Ctm. = 1:85: 1:00; dazu kommt noch, dass die Stirnbreite an beiden Schädeln dieselbe ist. Auch die Tiefe des Gesichtes ist grösser beim Riesen, als am Vergleichsschädel; doch ist die Zu- nahme keine in allen Theilen gleichmässige. Es sind die Wachsthumscoäffiecienten für die weiter untenlagernden Theilstücke grösser als für dieoberen. Es reihen sich nämlich die Coäffieien- ten für die Basallinie, den Abstand des Nasenstachels vom Foramen magnum und den Abstand des Kinns von dem vorderen Rande dieses Loches wie folgt: 1:06, 1:19 und 1:37. Die Folge dieses ungleichmässigen Wachsthums ist eine vollständig veränderte Stellung des Kiefer- gerüstes zur Schädelbasis und zwar im Sinne einer Zunahme der Prognathie (Schema, p. 29). Der Nasenwinkel beträgt nämlich beim Riesen volle 72°, während er am Vergleichsschädel nur 61° misst. Dagegen ist der Winkel am Nasenstachel des Riesen nur 73° weit, der des Vergleichsschädels aber bei 88°. Diese Zunahme der Grösse des Nasenwinkels und die Abnahme des Winkels am Nasenstachel erklärt sich daraus, dass der Abstand des Nasenstachels vom Foramen magnum mehr zugenommen hat, als die Basallinie, und da ferner der Abstand des Kinnes vom Hinterhauptloch noch mehr, ja beträchtlich mehr als selbst der Abstand des Nasenstachels vom Hinterhauptloch beim Riesen grösser geworden ist, so ergibt sich auch, dass die Prognathie des Unterkiefers noch mehr zugenommen hat, als die des Ober- kiefers. Construirt man nämlich den Winkel, welchen am Kinnende die Linie des Gesichtes mit der Linie vom Kinn zum Hinterhauptloch darstellt, so findet man denselben beim Vergleichsschädel immer noch mit 55° offen, beim Riesen dagegen bis auf 45° verengt. Wird daher der Riesenschädel nach der Nasenstachel-Gelenklinie orientirt, so kommt der Nasenstachel bereits vor die Verticale der Nasenwurzel zu liegen ; noch stärker aber tritt der Kinnhöcker hervor, wodurch die gerade Linie des Gesichtes eine bedeutende Schieflage bekommt. Wird ferner der Nasenstachel nach oben mit der Nasenbeinstirnnaht und nach unten mit dem Kinnhöcker verbunden, so bil- den diese beiden Profillinien des Gesichtes einen nach vorne offenen, wenn auch nur stumpfen Win- kel, während für gewöhnlich, wenn diese zwei Linien nicht gerade in einander übergehen, sie vielmehr. einen nach hinten offenen Winkel einschliessen, welcher wieder gerade an jenen Schädeln, die als 7’ypw © Wachsthum des menschlichen Sieletes mit Bezug auf den Riesen. prognather Gesichtsbildung beschrieben werden, z. B. beim Neger, wegen des Zurückweichens des Kinnes, des Mangels eines Kinnhöckers, meistens kleiner als sonst ist (Schema, p. 29). Das Gesichtsprofil dieses Riesen hat daher etwas ganz Ungewöhnliches,, es ist so zu sagen concav. Das im Ganzen mit grossen Massen aufgebaute Gebiss, insbesondere die kaum sonst noch anzu- treffende enorme Breite des Unterkiefers, weleher allenthalben mit seinen Zähnen den Oberkieferüberragt, dazu die schmale Stirn, alles das zusammen gibt dem Gesichte einen wider- lichen Ausdruck, in dem sich Gewaltsames, ja Thierisches ausprägt. In allen Einzelnheiten betrachtet, zeigt ferner der Schädel, namentlich sein Gesicht, manche Asymme- trien in Grösse und Biegung der Theile; dieselben gleichen sich wohl im Obergesichte ziemlich gegen einan- der aus, aber am Unterkiefer ist eine Verschiebung nach rechts ganz auffallend. Der Umgestaltungen im Gesichte des Riesenschädels gibt es somit mannigfache und darunter sehr auf- fällige. Es handelt sich nun darum, darzuthun, inwieferne dieselben auf einem blossen Excesse des normalen Wachsthums beruhen, oder aus einem eigenthümlichen Wachsthumsmodus hervorgegangen sind '). Bei der Durchsicht sämmtlicher Coöffieienten für das Übermaass des Wachsthums zum Riesen und bei dem Vergleiche derselben mit den Gesammteoöffieienten des normalen Wachsthums , ergibt sich allsogleich als Thatsache, dass auch im Übermaasse des Wachsthums (p. 22) die höchsten Coöffieienten für den Unterkiefer entfallen, dass die des Oberkiefers und seiner Stützknochen zwarhinter jenen des Unterkiefers zurückbleiben, dennoch aber wieder jene des Schädelgrundes überbieten. Hieraus folgt also schon mindestens in den Hafiptstücken eine Übereinstimmung des Riesenwachsthums mit dem normalen. Das Genauere müssen aber erst die Details ergeben. In Betreff der Höhen: Auch da findet sich, dass der untere, zahntragende Theil des Ober- kiefers wieder mehr zugenommen hat, als der obere und die Stützen. Es drückt sich dieser Unterschied schon deutlich aus in den Coöffieienten, von denen der für den ganzen Kiefer mit 1:22, der für die Nase mit 1:18 angesetzt ist; noch mehr in dem Coöffieienten für die Höhe des Orbitaleinganges, und die Höhe des Jochbeins, welche beide nur mit 1:14 beziffert sind. Es ergibt dies auch die Tiefe des Gaumengewölbes, welche am Vergleichsschädel in der Linie der ersten Mahlzähne nur 1-4 Ctm. misst, am Riesenschädel aber bereits 2-1 Ctm. beträgt. Endlich wird das Gesagte auch noch durch die neuerdings wieder geänderten inneren Proportionen des Kiefers dargethan. Theilt man nämlich wieder den Oberkiefer durch eine quere, die beiden Foramina infraorbitalia mit einander verbindende Linie, so wird das Höhenmaass der ganzen Oberkieferregion 8-6 Ctm. beim Riesen so getheilt, dass 4-1 Ctm. für die obere Hälfte, 4-5 Ctm. für die untere Hälfte entfallen. Die untere ist somit länger als die obere, und das Verhältniss beider zu einander ergibt die Quote von 1:09 zu Gunsten der unteren Hälfte, indess am Vergleichsschädel sogar eine Quote von 1:18 für die obere Hälfte entfällt. Es geht hieraus auch hervor, dass abermals wieder der Körper des Kiefers höher gewordenist als der Nasenfortsatz. Dieselbe Ungleichmässigkeit des Wachsthums lässt sich auch an den Theilen im Hintergrunde des Gesichtes darthun. Während der Oberkiefer des Riesen , gemessen vom Beginne des Canalis infra- 1) Nach den Beobachtungen von L. Meyer (Griesinger's Archiv f. Psychiatrie, 1. Bd. p. 96) findet sich bei gewissen psy- chischen Erkrankungen eine Schädeldifformität, welche der beschriebenen beim Riesen vorkommenden einigermassen ähnlich ist, namentlich in Betreff des übermässig vortretenden Kinnes und darin, dass die Reihe der vorderen Zähne des Unterkiefers jene des Oberkiefers umgreift. Dieser Eigenschaft wegen bezeichnete Meyer diese Schädel als Crania progenaea. Sie unterscheiden sich aber von den Riesenschädeln dureh die auffallende Stirn- und Schläfen- breite, welche mit einer geringen Ausbildung der Schädelbasis einhergeht, im Ganzen also eine puerite Gestaltung des Cranium zeigen, dann aber vorzugsweise durch die ganz geringe Wölbung des Hinterhauptes, in Folge deren sich das Nackenband zwischen der mageren Nackenmuskulatur mitunter messerklingenartig hervordrängt. Der Unter- kiefer besitzt zwar einen verhiltnissmässig sehr langen Körper, aber einen nur kleinen Abstand der Condylen. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd 5 34 Karl Langer. orbitalıs bis herab zum Alveolarrande 5-5 Ctm. Höhe hat, besitzt er am Vergleichsschädel nur 4:0 Ctm., es ergibt sich also ein Coöfficient von 1:37. Die Choane aber hat beim R;esen die Höhe von 3-5 Ctm., die des Vergleichsschädels von 3:0 Ctm., woraus der Coöfficient von 1:16 resultirt. Es hat also die Choane nicht so viel an Höhe gewonnen, wie der Körper des Oberkiefers, und dies zeigt wieder, dass das Über- maass des Wachsthums des Kiefers in dem Alveolarstücke liegt. Es ist auch der Gaumenflügel des Keilbeins im Übermaasse der Grösse viel weniger als die Kieferhöhe gewachsen, weshalb denn auch der Abstand des unteren Randes der lateralen Platte des Keilbeinflügels vom Alveolarrande ein beim Riesen unverhältnissmässig grösserer sein muss; er beträgt 1-5 Ctm., am Vergleichsschädel aber nur 0-6 Ctm. In Übereinstimmung mit dem normalen Wachsthum hat sich auch beim Riesenwuchs für die Unter- kieferhöhe die höchste Wachsthumsziffer ergeben: 7:39 für die des Körpers, 1-46 für die des Astes. Ja es hat den Anschein, dass der Zuwachs ein ungleichmässiger ist, grösser am Alveolartheile als am unteren Bogen, und zwar desshalb, weil das Foramen mentale am Riesenkiefer relativ tiefer liegt als an den Kiefern vieler anderer normaler Sehädel. In Betreff der Tiefen: Die vorhin ausgewiesene Ungleichmässigkeit in der Zunahme der Tiefendimen- sionen des ganzen Gesichtes lässt sich sogar auch am Oberkiefer darthun. Es hat nämlich die Orbital- fläche dieses Knochens !n der Richtung nach hinten nur den 7:02. Theil mehr angesetzt, während die jaumenplatte 1: 24mal länger geworden ist. Das meiste hat aber wieder der untere Rand des Unterkie- fers gewonnen, da sich sein Wachsthumseoöfficient mit 1:30 beziffert. Der Beweis, dass auch der Unterkiefer des Riesen unverhältnissmässig nach hinten zu sich mehr ver- längert hat, ergibt sich aus den geänderten inneren Proportionen des Knochens. Derselbe besitzt nämlich hinter dem letzten Mahlzahn vor dem Aste eine 1-5 Ctm. breite Lücke, in Folge deren die vom Kro- nenfortsatz herablaufende Leiste sich bereits unter diesem Zahne auf der äusseren Kieferwand verliert, wäh- rend an normalen Kiefern diese Leiste häufig genug noch einen Theil dieses Zahnes deckt und sich erst in der Gegend des zweiten Mahlzahnes verliert. In Betreff der Breiten: Unter den Coöfficienten , welche die Zunahme der Breitendimensionen anzei- gen, fällt der grösste wieder aufden Unterkiefer, nicht aber, wie zu erwarten war, auf den Abstand der Condylen oder den Abstand der Winkel, welche nur in dem Maasse des Jochbeinabstandes zugenommen haben (7:17—1'18), sondern in ganz auffallender Weise auf den Alveolarbogen, dessen Wachsthums- eoöfficient für das normale Wachsthum sogar kleiner war, als der für alle anderen Dimensionen. Damit in Übereinstimmung findet sich auch eine beträchtliche Zunahme der Breite des Alveolar- bogens am Oberkiefer. Dies scheint nun in der That eine Abweichung von der Regel zu sein, sie ist aber, wie sich bei näherer Betrachtung des Sachverhaltes zeigt, keine Folge des reinen Wachsthums, son- dern nur die Folge einer Verbiegung des Knochens. Indem nämlich die Alveolartheile beider Kiefer immer mehr sich erhöhen, kommen die Zähne, welche an der Erhöhung natürlich keinen Antheil nehmen, ihrer ganzen Länge nach in den nun beiderseitig frei- selegten Alveolarsaum zu liegen. Man kann sich leicht überzeugen , dass die Wurzeln derselben nicht ein- mal bis an die Flucht der Gaumenplatte reichen; sie haben dadurch ihre feste Stütze verloren und können daher unter dem Einflusse der mächtigen Kaumuskulatur leicht zur Seite gedrängt werden. Dass eine solche Ablenkung wirklich stattgefunden hat, zeigt nicht nur die nach vorne gerichtete Schieflage aller seitlichen Zähne, sondern auch die nach unten merkbar angewachsene Breite des Gaumengewölbes und die tief einge- sunkene Fossa canina der Gesichtsfläche des Knochens. Gewiss wird der Druck, den die beiden Zahn- reihen gegen einander ausüben, zum Theile auch die Ausweitung des unteren Zahnbogens zu Stande brin- sen; man wird aber trotzdem auch die Vergrösserung des Winkels, welchen die beiden Kieferhälften am Kinne mit einander bilden, als eine weitere Bedingung der Ausweitung des Zahnbogens im Auge behalten müssen, und vielleicht als Grund davon den immer noch wachsenden Abstand der Condylen und der Kronen- fortsätze, nicht minder auch die stets noch nachwachsende Jochbreite erkennen dürfen, weil in Folge dieser auch die oberen Muskelansätze weiter auseinander gebracht werden, wodurch dann die Muskeln eine Rich. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 35 tung bekommen , vermöge welcher sie die Unterkieferhälften immer weiter auseinander zu zerren im Stande sind. Am Unterkiefer kommt aber nicht blos die Verbreitung des Alveolarbogens, sondern auch eine Ver- schiebung des ganzen Knochens nach vorne in Betracht. Während nämlich an Normal-Schädeln der zweite untere Backenzahn zwischen die zwei oberen Backen- zähne eingreift, stellt sich beim Riesen, auch dann, wenn der Condyl tief hinter das Tuberculum condylo:- deum des Temporale eingeschoben ist, der dritte untere Mahlzahn zwischen dem ersten und zweiten oberen Mahlzahn ein, so dass er mindestens um die Breite eines ganzen Mahlzahnes nach vorne verschoben erscheint, namentlich linkerseits, wo alle Zähne erhalten sind. Die Verschiebung beträgt aber gewiss noch mehr, weil, wie früher angegeben, bereits auch die oberen Zähne nach vorne schief absteigend eingekeilt sind. Auch die Stellung der Schneidezähne muss in Folge dessen eine andere sein. Gleichwie die Mahl- zähne des Unterkiefers jene des Oberkiefers seitlich überragen, sind die unteren Sehneidezähne vor die oberen gebracht, so dass also die obere Zahnreihe allenthalben von der unteren überragt, zum Theile umgriffen ist. Durch die Verschiebung des Unterkiefers nach vorne erklärt sich zum Theile auch das ausgewiesene so grosse Wachsthumsausmaass in der Alveolarbreite desselben, denn es ist jetzt eine Partie des Alveolar- bogens in das Maass gerückt, welche, weil eine hintere, auch einen mehr offenen Bogen bildet. Noch ist zu erklären, worin der Grund der Verschiebung der unteren Zahnreihe nach vorne zu suchen wäre. Nach meiner Ansicht liegt derselbe in dem Übermaasse des Wachsthums, wel- ‘ches der Ast sowohl als auch der untere Rand des Körpers erfahren. Der Unterkiefer konnte sich nämlich, da er hinten für immer bereits festgehalten aufruht, nur mehr nach vorne ausdehnen, und musste in Folge dessen den Oberkiefer, dessen Tiefe nicht um eben so viel weiter gewachsen ist, förmlich überwuchern. Um gleich alles, was die Unterkieferbreiten betrifft, hier darzulegen, soll noch angegeben werden, dass der direete Abstand der Foramina mentalia auffallend vergrössertist, in einem Maasse, wie ich ihn an einer ganzen Reihe von Normalschädeln nicht gefunden habe. Es liegt nahe anzunehmen, dass die beiden Öffnungen nur desshalb weiter von einander abstehen, weil der Winkel, in dem sich die beiden Kieferhälften am Kinne treffen , grösser geworden ist; man könnte auch daran denken, dass die beiden Hälften des Knochens durch eine, an dem vortretenden Kinne angesetzte und wie ein Keil wirkende Masse auseinander gedrängt worden sind, da die Kieferränder so schief gegen einander stehen, dass ihre unteren Ränder einen grösseren Bogen spannen, als die oberen; dennoch aber wird man zugeben müssen, dass auch die blosse Apposition neuer Lamellen auf die äussere Fläche der Kiefer die Entfernung der Kinnlöcher zu ver- grössern im Stande ist. Es führen nämlich die Öffnungen nicht direet in den Alveolarcanal, wie gewöhnlich, sondern in ein Canälchen, welches sich erst allmählig und zwar in schief medialwärts gehender Richtung durch die vordere Knochenwand des Kiefers in den Alveolarcanal Bahn bricht. Wenn man nun den Abstand der inneren Öffnungen dieser Canälchen misst, kommt man auf ein Maass, welches kaum mehr von den Maassen wesentlich abweicht, welche dafür an so manchem Normalschädel sich ergeben. Die anderen Breitenmaasse des Unterkiefers, nämlich die Abstände der Condylen und der Anguli haben im gleichen Verhältnisse wie der Abstand der Joch-Stirnbeinnaht zugenommen. Der Condyl ist nicht nur im Verhältniss zu seiner axialen Breite, sondern auch absolut von vorne nach hinten schmäler und oben beinahe kantig zugeschärft. Der Grund dieser Missbildung liegt in der Verengerung der sogenann- ten Pfanne, welche dieselbe durch Auftreibung des Tubereulum glenordale und Verlängerung des Pauken- blattes des Schläfenbeins erfahren hat. Was endlich die anderen Dimensionen in der Breite des Oberkiefers betrifit, so ist vorerst hervor- zuheben, dass die vorderen Breiten den hinteren in der Zunahme voraus sind. Der Abstand der vorderen Enden der Fissurae enfraorbitales beträgt nämlich beim Riesen 8-2 Cent., am Vergleichs- schädel dagegen nur 7:3 Cent., ergibt also einen Zuwachs um das /:12fache. Der Abstand der unteren 5* 36 Karl Langer. Enden der Jochkiefernähte ergibt die Zahlen 10:2 Cent. und 8:7 Cent., daher wieder einen grösseren Co&f- ficienten der Zunahme, nämlich 1:17, dessen Übermaass sich natürlich auf beide Processus zygomatiei ver- theilt. An das erstere Maass schliessen sich auch noch die Co&ffieienten für den Abstand der hinteren Enden der Infraorbitaleanäle mit 7:12 und der Foramina optica mit 1-13 an. In Betreff der letzteren muss aber gesagt werden, dass wenn ihr Abstand von der Schädelhöhle aus gemessen wird, sich kaum ein Un- terschied zeigt. Die Differenz, welche das von der Orbita aus genommene Maass ergibt, betrifft also nur den Ausgang des Canals und deutet auf eine Verschiebung, welche dessen mediale Wand durch die Auswei- tung des hinteren oberen Nasenraumes erlitten hat. Die Breite des Nasenrückens ist nicht angewachsen, doch ist aber die Apertura pyriformis unten weiter geworden. Wie diese vordere Nasenöffnung, so hat auch die hintere nur unten, nicht aber oben eine Ausweitung erfahren, und desshalb sind auch die Choanen, die sonst meistens von parallel absteigen- den Wänden begrenzt werden, beim Riesen durch die nach unten divergirenden Keilbeinflügel in die Trapez- form gebracht. Im Ganzen also hat die Oberkieferregion unten und in der Breite der Jochbeine mehr zugenommen, als oben und hinten. Dass auch der Abstand der Jochbeinnähte nicht unbeträchtlich zugenommen hat, könnte auffal- len beim Vergleiche mit der Stirndimension, welche dieselbe geblieben ist. Sie beruht aber auf einer blossen Verlängerung des schief lagernden Jochfortsatzes vom Stirnbein, wodurch die Jochbeine auseinander gedrängt worden sind; aber wegen der Schieflage dieser Fortsätze sind die Jochbeine auch weiter nach ab- wärts gebracht worden, weshalb denn auch die Stirnjochbeinnähte beim Riesen um 0-8 Cent. tiefer unter der Nasenbeinstirnnaht stehen, als am Vergleichsschädel. Überbliekt man nun den ganzen Wachsthumsvorgang der Theile des Gesichts, so kann man sagen, dass im Übermaasse des Wuchses die Höhe des Gesichtes mehr als dessen Breite und Tiefe zunimmt; dass das Übermaass des Höhenwachsthums vorzugsweise auf der Erhöhung der Mundregion beruht; dass das Übermaass der Zunahme in den Breiten zumeist nur die Stützen des Kiefergerüstes betrifft, dass der Oberkiefer im Ganzen vorne mehr als hinten, dann unten mehr als oben, am Schädelgrunde wächst, woselbst einzelne Theile gar keinen Zuwachs bekommen. In gleicher Weise stellt sich auch das Resultat in Betreff der Tiefendimensio- nen, von denen ebenfalls wieder die unteren das meiste, die obersten mitunter gar nichts gewinnen. Nach allem kann man diesen Wachsthumsvorgang als mit dem normalen in Einklang ste- hend betrachten. Das Auffallende der Endform liegt eben nur in der von Haus aus gegebenen Ungleichmässigkeit in dem Anwachsen der einzelnen Gesichtsabschnitte, welche auch während des Über- maasses im Wachsthum zum Riesen fortdauert. Immer eilen noch einzelne Theile anderen voran, während andere zurückbleiben. Dies bedingt offenbar wieder ganz neue innere Proportio- nen nicht nur des ganzen Gesichts, sondern auch der einzelnen Knochen, welche sich bis zu wahren Missverhältnissen steigern. Es ist somit beim Riesen im Obergesichte die eigentliche Kiefergegend unverhältnissmässig hoch, weshalb die Lidspalte im Übermaasse hoch über die Mundspalte zu liegen kommt. Der Oberkiefer ist ferner eingesunken; der Nasenrücken ist schneidig, dennoch die Nasenbasis breit, weil die Apertura pyriformis eine Ausweitung erfahren hat; die Nase geht auch in schieferem Winkel von der Stirne ab, weil die Nasen- fortsätze der Kiefer nicht auseinander gewichen sind, doch aber an Breite gewonnen haben, wodurch sie genöthigt waren sich seitlich abzuwenden und so nach vorne aufzuthürmen. Die Mundregion tritt vor, ist breit aufgequollen und findet ihren Abschluss in einem hohen mächtig aufgeworfenen Kinn, welches sich aus einem massigen nach Art einer Schlittenkufe gebauchten und gebogenen Kiefer weit über die Stirne her. aus hervorbäumt. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 37 Sinnig hat Oken die Kiefer als die Extremitäten des Kopfes bezeichnet; diese also sind es, welche das höchste Wachsthumsausmaass beim Riesen erreichen. Und in der That erfreuen sich, wie später noch dargelegt werden soll, auch die Körper-Extremitäten eines namhaften Übermaasses an Wachsthum. Wie sehr die Masse der Kiefer, namentlich die des Unterkiefers angewachsen, zeigt des letzteren Gewicht, wel- ches 143 Grammes beträgt und somit um beinahe das Dreifache gesteigert erscheint gegen das Gewicht des Unterkiefers vom Vergleichsschädel. Damit im Einklang steht die nicht wenig vergrösserte Masse der Kaumuskeln, deren mächtige Aus- breitung durch die Erweiterung des Planum temporale, die verdiekten und weit gebuchteten Jochbrücken, die aufgebogenen Anguli des Unterkiefers, die verdiekten und verbreiterten, wie auch mit starken Rauhig- keiten besetzten Alae pterygordeae darthun. Ein solches Gebiss erfordert ferner nieht nur feste, sondern auch weiter ausgebreitete Stützen am Hirnschädel. Da aber der Hirnraum, wie bereits dargethan ist, nicht zugenommen hat, so konnte die grössere Breite eben nur durch Verdiekung der Schädelknochen, durch Verlängerung der verstärkten Fortsätze derselben und Ausweitung ihrer pneumatischen Räume beigebracht werden. Was der vordere Schädelgrund aussen an Tiefe und die Basallinie an Länge gewonnen haben, fällt nur auf die Ausweitung der Stirnhöhlen , welche die vorderen Tafeln des Stirnbeins zu mächtigen Arcus super- erlzares wölben; die Räume sind bis auf eine Tiefe von 2:7 Ctm. angewachsen. Die bereits erwähnte Verlängerung und Verdieckung der Jochfortsätze des Stirnbeins verbreitert und festigt die Stützfläche des Jochbeins, gleichwie auch die starken Alae pterygordeae sehr widerstandsfähige Lehnen dem Oberkiefer darbieten. Da ferner die Spinae der grossen Keilbeinflügel nicht weiter auseinander treten konnten, so war die Verbreiterung der Stützfläche des Unterkiefers, der sogenannten Pfanne und des Tubereulum gleno:- dale nur durch ein Anwachsen nach den Seiten zu gewinnen, wodurch aber auch der Unterkiefereon- dyl bis zu einer Axenlänge von 3:3 Cent. ausgestreckt worden ist. Nothwendiger Weise hat auch das Paukenblatt des Schläfenknochens eine grössere Breite gewonnen; zugleich ist auch der Warzenfortsatz durch Ausweitung seiner pneumatischen Zellen nach allen Richtungen aufgebläht, einen mächtigen, aussen rauhen Höcker darstellend. Dies zusammen und die Ausweitung der pneumatischen Zellen der Schuppe musste den äusseren Gehörgang zu einem langen Canale umgestalten; er besitzt die Länge von nahezu 3 Cent. Auf diesen Ansätzen allein beruht also die Verbreiterung der äusseren Dimension des Riesenschädels ober dem Gehörgang und entlang der Tubercula glenordalra. Das Schädeldach des Riesen ist bis auf 1-4 Ctm., stellenweise noch mehr verdickt, woraus allein wieder sich die Zunahme mancher äusserer Durchmesser der Hirnkapsel erklärt. Es ist kaum zu bezweifeln, dass diese Wucherung der Knochentafeln hauptsächlich nur durch Auflagerungen von aussen her zu Stande zekommen ist; es sind aber gewiss auch, wenigstens an manchen Stellen auf die innere Oberfläche neue Schichten abgesetzt worden. Dies zeigt sich allenthalben an den mehr hervortretenden Begrenzungen der Impressiones digitatae, insbesondere aber an der Pyramide, deren Kante mehr erhaben und verdickt ist; ferner in einer tieferen Versenkung der venösen Sinus, besonders in der Flexura des Sinus transversus und der Arteria meningea. Durch diese Verdickung hat auch das Kaliber der nach aussen führenden Offnun- een der Sehädelbasis eine kleine Einbusse erlitten, namentlich wieder in der hinteren Schädelgrube, und unter diesen besonders auch das Foramen eondyloideum antıcum und der Porus acustieus internus, der mit scharfkantigen Rändern versehen ist. Diese bedeutende immerhin aber noch nicht krankhafte Massenzunahme der Knochen erklärt ebenfalls das beträchtliche Gewicht des ganzen Schädels, welches bis aut 1004 Grammes gesteigert ist. Dass bei allem dem die Gehörknöchelehen weder länger noch dicker geworden sind, bedarf kaum einer beson- deren Erwähnung, Karl Langer. = [0'e} Im Ganzen ist dieser Schädel ein seltenes Beispiel deformer Bildung, und an und für sich schon von Interesse; ich wüsste nicht, dass eine Form dieser Art bereits beschrieben wäre. Welche aber von diesen seinen Eigenthümlichkeiten geradezu auf Rechnung des Riesenwuchses zu bringen sind, dürfte sich erst aus der Vergleichung mit anderen Riesenschädeln ergeben. Der Schädel des „Krainers“ zeigt im Ganzen etwas gefälligere Formen. Sein Hirnantheil ist mehr gerundet; Längen- und Querdurchmesser geben das Verhältniss von 19-8 Ctm. : 166 Ctm. = 1:19: 1:00; auch die Höhe des Stirnbeins und des ganzen Kopfes sind kleiner (11-9 und 12-7 Ctm.). Die Arcus superciliares sind aber doch stark herausgewölbt, das Planum temporale über das Normale ausgebreitet. Die Nähte des Schädeldaches sind alle geschlossen , nur die Schuppennaht und die Flügelnähte sind beiderseits offen, die Warzennaht dagegen rechterseits spurlos verstrichen. An den inneren Durchmessern finden sich ebenfalls einige kleine Unterschiede ; der Schädelraum ist etwas breiter, der betreffende hintere Durchmesser 15’2 Ctm. gross, der Stirndurchmesser 1:17 Ctm. Da der Clivus ebenfalls nach vorne ausgebogen ist, so kann der Ausfall am inneren Höhenmaasse nur auf Rechnung der Calvaria gebracht werden; dennoch ist im Ganzen der Schädelinnenraum beim Krainer beträchtlich grösser; er misst 1677 Kub.-Ctm. In Betreff der Tiefe des ganzen vorderen Sehädelgrundes sind beide Schädel einander gleich (6:2 Otm.), nur entfällt beim Krainer für den Körper des Keilbeins eine Maassdifferenz von 2 Millim., welche derselbe zum Nachtheile des Cribrum gewonnen hat, und zwar desshalb, weil die Keilbeinhöhle sich weiter auch unter das Planum sphenordale nach vorne erstreckt. Dieser Raum ist im Ganzen geräumiger als beim Grenadier, trotzdem dass sich beim Krainer dieselbe Ausweitung der Sattelgrube findet. Der Gesichtsschädel zeigt bei etwas grösserer Länge (147 Ctm.) beinahe dieselbe Breite (13-7 Ctm.), ist somit auch relativ länger als beim Grenadier. Die Proportionen der inneren Längen- axe weichen nur in dem von jenen des Grenadiers ab, dass die Höhe der Mundregion noch mehr zuge- ‘nommen hat, und zwar zunächst in Folge der grösseren Höhe des Unterkieferkörpers (4:6 Cmt. gegen 3:9 Otm. des Grenadiers). Die Basallinie ist etwas länger, dagegen der Abstand des Nasenstachels vom Foramen magnum klei- ner, gleichwie auch der Abstand des Kinnes vom Hinterhauptloch. Die grössere Länge der Basallinie erklärt sich aus einem grösseren Sattelwinkel, welcher beim Krainer 125°, bei Grenadier aber höchstens nur 111° beträgt. Die drei Punkte des Gesichtes haben daher auch eine etwas andere Stellung; das Maass der Prognathie des Oberkiefers ist etwas herabgegangen , immerhin aber überbietet es noch das des Ver- gleichsschädels; der Nasenwinkel beträgt nämlich nur 65°; dennoch aber hat die Prognathie des Unter- kiefers nicht viel abgenommen, da der Winkel am Kinn kaum ganz bis auf 47° hinaufgegangen ist. Es liegt dies offenbar in der grösseren Länge des Gesichtes. Das charakteristische und ungewöhnliche in der Profillinie des Gesichtes des Grenadiers ist daher beim Krainer gemildert, doch nicht beseitigt ; selbst das Überlagertsein der vorderen oberen Zähne durch die unteren findet sichvor, Man kann daher auf den gleichen Wachsthumsvorgang schliessen, und in der That zeigen die Ziffern der Ver- grösserungscoöffieienten vom Normalschädel aufwärts, einige Einzelheiten ausgenommen, eine mehr als an- nähernde Übereinstimmung. Es lassen sich auch alle die das Übermaass des Wachsthums und die inneren Proportionen des Oberkiefers betreffenden Verhältnisse am Krainerschädel nachweisen. Das Übermaass der unteren Ober- kieferhälfte, die eingedrückten Fossae mazxillares, die weit auseinander gerückten Processus zygomatzic der Oberkiefer, die langen, schief stehenden Processus zygomatiei»des Stimmbeins, die Schiefstellung der Alveo- len, all’ das wiederholt sich. Nur die Nase ist oben breiter, und der innere Abstand der Foramına optica grösser, doch wieder nur in einem Maasse, wie es auch an Normalschädeln anzutreffen ist; es sind auch die Papierplatten des Siebbeins mehr als beim Grenadier in die Augenhöhlen vorgebuchtet. Wachsthum des menschlichen Sieletes mit Bezug auf den Riesen. 39 Der Hauptünterschied des Gesichtes am Krainer liegt im Unterkiefer. Es sind zwar die charakteri- stischen Kennzeichen des Wachsthumsübermaasses nicht zu verkennen, doch sind gewisse monströse Bei- gaben beseitigt. Es ist die Form des Unterkiefers reiner, die Anguli sind schärfer, stehen daher nicht so weit ab, -der untere Rand ist nicht so massiv und nicht im Bogen gekrümmt; er ist aber immer noch nach vorne verschoben und im Alveolarbogen breiter als der Oberkiefer. Die veränderten Proportionen der Höhen- maasse am Körper in Folge des ungleich mehr fortgesehrittenen Wachsthums des Alveolartheiles sind an die- sem Kiefer ganz deutlich zu erkennen. Es beträgt nämlich der Abstand des Foramen mentale vom Alveolar- rande 2-5 Ctm., vom unteren Rande nur 1-7 Ctm. Beide Hälften verhalten sich also zu einander wie 1-47:1, während am Normalschädel häufig genug das Loch in die Mitte der Höhe zu liegen kommt, und nur äusserst selten so, dass die Differenz beinahe ein Drittel der Höhe beträgt, und gerade diese Schädel zeichnen sich durch mächtige Kiefer aus. Auch die Verdiekungen der Knochen der Calvaria, die Auflagerungen neuer Massen auf die innere Fläche der Schädelknochen finden sich; es ist sogar die Kronennaht innen mit ziemlich zahlreichen , wenn auch kleineren Osteophyten besetzt. In Gesammtgewicht des Schädels übertrifft der Krainer sogar den Grenadier; es beträgt 1041-3 Grammes. Der dritte Riesenschädel, den ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, ist der des Innsbrucker Skeletes. Sein Hirnschädel ist nur ein klein wenig länger und breiter als der des Grenadiers,, zeigt daher in der Vogelsicht annähernd dieselbe mässig längsovale Form, doch bei etwas verkleinerter Höhe. Dennoch aber macht er noch mehr den Eindruck geringen Kalibers desshalb , weil die Basilarlinie , also der Vorderschädel um einen ganzen Centimeter verkürzt ist , gleichwie auch die Stirne; um so mehr auch, weil sein schiefer Höhendurchinesser noch um einige Millimeter länger ist. Die grosse Länge dieses Höhendurchmessers verdankt der Schädel nicht der Stirne, welche annähernd gleich hoch ist, wie beim Grenadier, vielmehr dem sehr langen Gesichte, welches bis auf 15:7 Ctm. angewachsen ist. Es sind auch alle nach der Höhe geordneten Knochen, Ober- und Unterkiefer län- ger als am Grenadier, der erstere sogar 9-7 Ctm. lang, also um mindestens einen Centimeter länger, der letztere immer noch 4-1 Ctm. hoch. Auch die inneren Proportionen des Oberkiefers entsprechen jenen des Grenadiers; es misst nämlich der Kiefer vom Foramen infraorbitale abwärts 4-9 Ctm., wäre also kaum länger zu nennen, doch ist zu berücksichtigen, dass das Loch weiter vom Infraorbitalrande abliegt (1-3 Ctm.) als beim Grenadier, bei dem es kaum 0-8 Ctm. davon entfernt ist. Es ist nämlich die pneuma- tische Kieferhöhle gerade oben sehr stark aufgebläht und buchtet die vordere Kieferlamelle beträchtlich aus. Die zwei Theile vom Infraorbitalrande gemessen zeigen daher eine noch etwas weiter fortgeschrittene Dis- proportion als am Grenadier, trotzdem dass auch die Nasenköhe um einige Millimeter zugenommen hat. Das Gesicht ist schon durch sein absolutes Maass länger, macht aber noch mehr diesen Eindruck , weil es in der Breite geradezu herabgesetzt ist, nicht nur in der der Stirne, sondern auch in dem Ab- stande der Stirnjochbeinfortsätze , welche letztere nur wenig divergiren und desshalb vermuthen lassen, dass auch die Breite zwischen den Jochbeinen, welche fehlen, etwas kleiner, gewiss aber nieht grösser war als am Grenadier. Die untere Gesichtsbreite zwischen den Winkeln der Unterkiefer und die hintere zwischen den Condylen hat nicht abgenommen , so dass man auch in Bezug auf diesen Schädel sagen kann , dass seine Gesiehtsbreiten gegenüber jenen des Vergleichsschädels unten und hinten am meisten zugenommen haben. Auch die Länge des Unterkiefers, am Rande sowohl als auch am Aste gemessen ist im Wesentlichen dieselbe ; im Verhältnisse zur grossen Länge des Gesichtes erscheint sie allerdings herabgesetzt. Worin sich der Schädel von dem des Grenadiers zu seinem Vortheile unterscheidet, das ist die grössere Regelmässigkeit der Form des Unterkiefers und die geringe Breite des unteren Alveolarbogens, die nur 6-9 Ctm. misst, ob in Folge des Verlustes der Mahlzähne , oder schon von Haus aus, lässt sich nieht ent- 40 Karl Langer. scheiden. Im Ganzen also wäre der Unterkiefer regelmässiger,_ist auch in der Masse nicht so plump, immer- hin aber zeigt er noch die charakteristischen Merkmale des abnormen Kieferbaues des Grenadiers. Wie in den Einzelheiten , so liegt auch im ganzen Aufbau des Gesichtes derselbe Charakter , der sich am Krainer und Grenadier bemerkbar gemacht hat. Wie die beiden anderen Schädel, ist auch dieser in der Oberkiefergegend prognath, sein Nasenwinkel misst 69°, sein Winkel am Nasenstachel ebenfalls 69°. Die Ursache der Prognathie liegt da weniger in einer grossen Länge der Nasenstachel-Hinterhauptlinie, als vielmehr in der auffallenden Kürze der Basallinie, und der Winkel wäre noch grösser, wenn er nicht durch die besondere Länge der Nase herabgemildert wäre. Auch die Prognathie des Unterkiefers ist bedeutend genug, ja grösser noch als beim Grenadier, da der Winkel am Kinn nur etwa 39° misst. Bei der Orientirung des Schädels nach der als horizontal angenommenen Nasenstachel-Hinterhauptlinie tritt das Kinn mächtig hervor, und die gerade Profillinie des Gesichtes ist in sehr schief absteigende Richtung gebracht, mit derselben Neigung, welche der Grenadierschädel zeigt. Die Profillinie des Gesichtes ist auch am Nasenstachel gebrochen, doch so, dass durch beide Hälften ein nach hinten offener, sehr stum- pfer Winkel gebildet wird. Von diesem Riesen hat sich das Porträt erhalten, und dieses gibt uns Gelegenheit, zu untersuchen, wie die Gesichtszüge unter dem Einflusse des Wachsthumsübermaasses des Skeletes sich ausgebildet haben. Ich habe schon in der Einleitung bemerkt, dass die gefundenen Knochen zweifellos das Skelet sind des historisch bekannten und in Ambras porträtirten Waffenträgers des Erzherzogs Ferdinand von Tyrol, Namens Giovanni Bona. Die Maasse der einzelnen am Bilde zugänglichen Gesichtstheile stimmen auch voll- ‘kommen mit jenen des Schädels überein. Tab. V. Das auffallendste in dem langen verhältnissmässig schmalen Gesichte ist das Missverhältniss der an sich nieht niedrigen Stirne ; sind ferner die mächtigen, aufgeworfenen Lippen , das aufgedunsene fleischige Kinn, die Massenanhäufung am Kieferwinkel, der auffallend grosse Abstand der Lidspalte von der Mund- spalte, der schneidend enge Nasenrücken und die trotzdem so breite Nasenbasis mit wulstigen weit offenen Flügeln. All’ das lässt sich als geradezu mit dem Skeletbau im Einklang stehend schildern. Nur für die so auffallende Verdiekung der Nasenflügel und Lippen lässt sich kein Causalnexus mit dem Riesenwuchse ermitteln, dennoch aber möchte ich ihn als zu den charakteristischen Merkmalen der wahren Riesen- physiognomien rechnen, denn sie finden sich auch in dem anderen Riesenporträte, wenn auch nicht in der gleichen Form, Tab. VI, und ich habe sie auch an zwei lebenden Riesen beobachtet, namentlich an einem kaum dem Knabenalter entwachsenen, bei welchem sich die Lippen förmlich rüsselartig hervorwölbten '). Hinreichend deutlich ist im Bilde eine beiderseits neben dem Nasenrücken, etwas unter dem Lidwinkel befindliche Wölbung angedeutet, in welcher die vorhin erwähnte Auftreibung der pneumatischen Kieferhöhle zum Ausdruck gebracht ist. Das matte, schläfrige Auge dieses Bildes habe ich ebenfalls an dem lebenden jüngeren Riesen wieder- gefunden, der kaum das Bischen Energie aufzubringen vermochte, um sich von seinem hohen Sitze zu erheben. Die Warzenforisätze, die Keilbeinflügel, die Rauhigkeiten am Hinterhaupte sind am Kopfe des Innsbrucker Riesen ebenfalls gross , die Spina oeceipitalis zu einem Fortsatze ausgewachsen. Alle pneu- matischen Räume sind ausgeweitet und aussen durch Buchten markirt, der äussere Gehörgang verlängert und von vorne nach hinten bedeutend verengt, eine länglich-ovale Lücke darstellend. Dennoch aber ist die Calvaria nicht in dem Maasse verdickt, wie in den beiden anderen Fällen, der ganze Schädel daher auch nicht so schwer. !) Die von L. Meyer beschriebenen mit Crania progenaea behafteten Individuen (Griesinger's Archiv, 1. Bd. p. 96) zeigten eine herabhängende, halb umgeklappte Unterlippe und einen Gesichtsschnitt, der einige Ähnlichkeit hat mit jenen Gesichtern, die als Kalenderzeichen des zu- und abnehmenden Mondes gebräuchlich sind, also Formen, die auch bei den Riesen sich finden. Hieraus dürfte zu folgern sein, dass dieselben geradezu nur von der Deformität des Un- terkiefers bedingt werden. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 41 Da es nicht gestattet war, den Schädel zu öffnen, musste ich, um die Beschaffenheit der Sattelgrube kennen zu lernen, mir mit Hilfe eines durch das Hinterhauptloch eingeschobenen Spiegelsegmentes die Schädelbasis zur Ansicht bringen. Auf diese Weise konnte ich mich überzeugen , dass auch in diesem Falle die Sattelgrube bis an die Suler optiei erweitert, die Sattellehne verdünnt und scheinbar zurück- gebogen ist — daher derselbe Befund, wie beim Grenadier und Krainer. Durch Herrn Prof. Landzert bin ich im Besitze genauer, nach der Lucae’schen Methode entworfener Abbildungen des Schädels des Petersburger Riesen, und kann daher auch über diesen Schädel genauere Angaben machen. Der Hirnschädel ist im ganzen grösser; er ist bei gleicher Höhe etwas länger, auch breiter, insbe- sondere an der Stirne; sein Schädeldach bildet ein gefälligeres Oval, als beim Grenadier, und der Schädel ist mehr dem des Krainers ähnlich. In Bezug auf den schiefen Durchmesser hält er aber die Mitte zwischen Beiden. In der Form des Gesichtes sind abermals wieder alle jene Eigenthümlichkeiten zu erkennen, ja ganz scharf ausgeprägt, welche an den drei früher beschriebenen Schädeln als charakteristisch sich ergeben haben. Das stark verlängerte Gesicht mit der unverhältnissmässig hohen Mund- und Kinnregion kehren wieder, gleich wie auch die übermässige Länge des Unterkiefers längs dem Ast so wie auch am unteren Rande. Der Unterkiefer hat daher auch an diesem Schädel den Oberkiefer überwuchert, er ist beträchtlich vorwärts geschoben, und seine Schneidezähne überragen ebenfalls wieder die des Ober- kiefers. Der ganze massig aufgetriebene Knochen ist überdies auch in der Form im höchsten Grade ver- bildet, mehr noch als beim Grenadier. Ein Winkel existirt an ihm gar nicht, indem der Übergang vom Körper zum Ast in einem weit offenen Bogen geschieht; der Vergleich mit einer Schlittenkufe passt hier bis auf’s genaueste. Die briefliche Mittheilung gibt noch an, dass die Anguli nach Innen eingerollt sind. Ich glaube daher nicht zu irren, wenn ich annehme, dass auch in diesem Falle der Alveolarbogen des Unterkiefers den des Oberkiefers im ganzen Umfange überragt hatte. Es finden sich daher alle jene Merkmale wieder, welche eine übermässige Prognathie des Ober- und Unterkiefers kennzeichnen. Der Nasenwinkel misst hier 72°, während der Kinnwinkel dagegen bis auf 42° herabgegangen ist. Die gerade Profillinie des Gesichtes ist ebenfalls bedeutend schief gelegt und auch am Nasenstachel so gebrochen, dass ihre Hälften einen nach vorne offenen Winkel begrenzen. Die Schädelknochen, namentlich die des Hinterhauptes, sind ebenfalls sehr diek, die pneumatischen Räume des Stirnbeines weit ausgedehnt; der Warzenfortsatz massig aufgetrieben, so dass diese Fortsätze in der Ansicht von hinten zwei bis 3-7 Ctm. breite Pfeiler darstellen. Unter den Abbildungen, die mir Herr Prof. Landzert zuzusenden die Güte hatte, befindet sich auch die Aufnahme eines sagittalen Durchschnittes. Aus diesem ersche ich, dass der vordere Abschnitt der Schä- delbasis kaum länger ist als beim Grenadier, dass am Cribrum eine Einsenkung besteht, wie beim Krainer, dass der Clivus ebenfalls gebogen ist, dabei aber der Körper des Keilbeins an Dimensionen, namentlich von oben nach unten eingebüsst hat. Besonders werthvoll ist die Durchschnittszeiehnung, weil sie mir auch über die Beschaffenheit der Sattelgrube vollständige Aufklärung gegeben hat. Dieselbe Ausweitung der Sattelgrube, die ich beim Krainer, Grenadier und dem Innsbrucker Riesen angetroffen habe, findet sich auch hier wieder. Die Sattelgrube ist bis an den Limbus sphenordalis vorgebaucht, die Sattellehne verdünnt und etwas nach vorne übergebogen, so dass der Raum in sagittaler Richtung sich bis auf 2-2 Ctm. ausgedehnt zeigtund eine Tiefe von ungefähr 1-9 Cmt. erreicht. Vom pneumatischen Raum des Keilbeinkörpers ist nur vorne am Limbus etwas zu sehen, im eigentlichen Körper scheint er ganz zu fehlen oder höchstens auf einige kleinere Zellen redu- eirt zu sein. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Dd. 6 42 Karl Langer. Wenn es nun erlaubt ist, aus der Untersuchung von bloss vier Exemplaren die gemeinsamen Merkmale der Formen herauszuholen und darauf schon einen Schluss auf die charakteristische Gestaltung des Riesenschädels zu bauen, und ich glaube, dass es diesfalls zulässig ist, da die Übereinstimmung bis an Einförmigkeit grenzt, und die Gestaltung so weit abliegt von dem Gewöhnlichen, so dürfte mit den folgenden Punkten das Wesen dieser eigenthümlichen Formation zu bezeichnen sein. 1. Relativer Rückstand in dem äusseren Umfange des Hirnschädels, dessen Ausmaass für das Nervensystem um so niedriger anzuschlagen ist, als durch die mitunter mächtige Verdiekung der Knochentafeln der Hirnraum noch weiter verengt ist; überdies auch das absolute Maass des Hirn- raumes kaum das gewöhnliche Mittelmaass erreicht. Was ich sonst noch in der Literatur über Riesen verzeichnet gefunden habe, stimmt mit dem Obigen überein. 2. Ein merkwürdiger Befund betrifft die Ausweitung der Sattelgrube, Dass dieselbe mit einer Entartung der Hypophysis cerebri in Verbindung zu bringen, dürfte zweifellos sein; den Causalnexus aber dieser Entartung mit der deformen Bildung des Schädels und der Riesenhöhe des ganzen Körpers zu ermitteln, dürfte sich wohl kaum so bald realisiren lassen. Bemerken will ich noch, dass ein Canalis bası-pharyngeus zwar angedeutet ist durch die Anwesenheit eines Grübehens, derselbe aber nichts ungewöhnliches darbietet. 3. Dieinneren Proportionen des ganzen Antlitzes sind der Art geändert, dass der Gesichts- antheil des Schädels den Stirnantheil noch in viel höherem Maasse überbietet, auch absolut grösser ist, als bei Männern mittlerer Taille. 4. Der Grund davon liegt in dem unverhältnissmässig gesteigerten Wachsthum der Kiefer, worin wieder der Unterkiefer den Oberkiefer überbietet. Der Unterkiefer wächst nämlich in allen drei Dimensionen im Körper und im Aste mehr als der Oberkiefer bis zu monströser Grösse und Gestalt und überwuchert denselben derart, dass sein Alveolarfortsatzallenthalben mitunterinweitemBogen den des Oberkiefers überragt. Ich kann diesen Befund als Charakteristikon für den Riesenschädel noch weiter begründen durch die gefälligen Mittheilungen des Herrn Prof. Reiehert, denen zufolge an dem Schädel des einen Riesen-Skeletes, Nr. 3039 des Berliner Museums ebenfalls die Schneidezähne des Unter- kiefers jene des Oberkiefers nieht unbeträchtlich überragen, und der Alveolarrand des Unterkiefers den des Oberkiefers in weitem Bogen umgreift; an dem Schädel des Skelets Nr. 3040 mindestens die Backenzähne des Unterskiefers seitwärts etwas über die des Oberkiefers hinausstehen. 5. Auch in den Theilstücken des Gesichtes sind die Proportionen andere. Es ist die Mundregion beider Kiefer (Alveolarrand derselben), welche nebst dem Unterkieferast das meiste an Höhe an- setzt. Es ist ferner der Körper des Oberkiefers mehr nach der Höhe angewachsen, als das freie Stück des Nasenfortsatzes, so dass die Höhe der Augengegend beträchtlich hinter den unteren Ge- sichtstheilen zurückbleiben musste. Auch an den Berliner Skeleten lässt sich dieses Verhältniss constatiren. Am Skelet Nr. 3039 misst die Höhe der Mundregion 7-6 Ctm., bei der vollen Gesichtslänge von nur 13:4 Ctm. und dem schiefen Kopfdurchmesser von 24:5 Ctm. Am Skelet Nr. 3040 entfallen von der vollen Gesichtslänge von nur 12:7 Ctm. ebenfalls 7-4 Ctm. auf die Höhe der Mundregion bei einem schiefen Kopfdurchmesser von nur 22-0 Ctm. 6. Die unteren Gesichtstheile sind auch nach der Tiefe vielmehr ausgewachsen als die oberen. Es liegt dies darin, dass die vordere Schädelbasis keine grössere Tiefe erreicht als die des Mannes von gewöhnlicher Grösse, und begründet eine ganz auffällige Veränderung in den Lagebeziehungen der Gesichtstheile zu einander und zu dem Schädel. Es kommt nämlich die gerade Profillinie in eine unge- wöhnlich schiefe Lage, so dass, wenn der Schädel um die Nasenstachel-Kinn-Linie als Horizontale orientirt wird, das Kinn sehr weit und selbst der Nasenstachel nicht unbeträchtlich vor die Verti- cale der Stirnezuliegen kommt. Die Prognathie der beiden Kiefer beträgt daher beim Riesen vielmehr als beim Manne von mittlerer Körperhöhe. Meistens bricht die durch den Nasenstachel gelegte Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 43 Profilliniedes Gesichtesin zwei Stücke, welche dann in einem nach vorne offenen Win- kelzusammentreten. Worin der Grund der Schieflage der Profillinie liegt, ist aus dem in pag. 29 entworfenen Schema leicht zu ersehen; es ist nur das Übermaass in der Länge des Unterkiefers, weil die beiden anderen, hier in Betracht kommenden Dimensionen nicht in dem Maasse variiren,, wie die Unterkiefer-Dimension. Desshalb vorzugsweise hebt sich der Krainer von den anderen drei Schädeln ab; denn sein Abstand des Kinnes vom Hinterhauptloch ist der kleinste, und zwar desshalb, weil der untere Rand des Unterkiefers kürzer ist und in den obwohl langen Ast mit einem schärferen Winkel übergeht. In welchem Verhältnisse die Höhen und Tiefen in verschiedenen Combinationen ihrer Maasse den Grad der Prognathie und der Schieflage der Gesichtslinie bestimmen, ist am besten aus dem Schema — pag. 29 — zu ersehen. 7. Ich zweifle nicht, dass auch die Verdiekung der Schädelknochen, die Ausweitung der pneumatischen Räume, die Auftreibung der Muskelfortsätze, die Ausweitung des Planum tempomale constante Merkmale sind der Riesenschädel, da sie offenbar im Zusammenhange stehen mit der tibermässigen Ausbildung des Kiefergerüstes und des dazu gehörigen Muskelapparates. 8. Als constante Folge dieser Verdiekungen ist ferner zu betrachten: Die Verlängerung desäusseren Gehörganges, die mitunter auch eine Verengerung desselben mit sich bringt. Die Vertiefung der Ge- fässfurchen und Verengerung mancher Nervenöffnungen an der Schädelbasis dürften häufig genug auch zu finden sein, bestimmt dann, wenn auch die innere Schädellamelle in den Verdieckungsprocess einbezogen worden ist. 9. Durch das Porträt des Innsbrucker Riesen bin ich wie gesagt auch auf einige Eigenthümlichkeiten der Weichtheile aufmerksam geworden, nämlich die Schwellung der Lippen, und der Nasenflügel. Obwohl kein unmittelbarer Zusammenhang dieser Abnormität mit dem Skeletwachsthum darzulegen ist, dürfte doch ein soleher anzunehmen und diese Eigenthümlichkeit ebenfalls als Merkmal des Riesen, mindestens des riesigen Wachsthums der Kiefer zu betrachten sein. Ich habe mich dabei auch auf den lebenden jungen Riesen berufen, an welchem diese Schwellungen ebenfalls zu sehen waren. Ich beziehe mich nun noch auf einen dritten, dazu exquisiten Fall, nämlich auf den über 8 Schuh hohen Riesen, dessen Portrait ebenfalls im Schlosse Ambras conservirt ist. Ich thue das einerseits, um darzuthun, dass auch in dem Gesichte dieses Mannes dieselben Schwellungen der Weichtheile auffallend genug wahrnehmbar sind, wenn auch die Lippen in anderen Formen auftreten, andererseits auch um im Rückschluss auf dasSkelet darzuthnn, dass auch dieser Mann von ausserordentlichen Körperhöhe mit der als typisch geschilderten Formation des Schädels ausge- stattet war. Es sind dieselben inneren Proportionen der Gesichthöhe, dieselbe niedrige Stirne, kaum von einer grösseren Höhe als die des Grenadiers, dasselbe Missverhältniss im Abstande der Liedspalte vom Munde, dieselbe Prognathie der ganzen Mundregion, das Hervortreten des Kinns, die mächtige Auftreibung der Kieferwinkel, und was noch hinzukommt, das Hervorquellen der Zunge aus dem Munde, sei es, dass auch die Zunge geschwellt war, sei es, dass sie sich zwischen den nieht anschliessenden Reihen der oberen und unteren Schneidezähne hervorgedrängt hatte. Was diesen Riesen von den anderen vortheilhaft auszeichnet, das ist die breite Stirne, die breite Nase und die Energie im Blick des offenen Auges. Sollte ich ihn mit einem der Untersuchten vergleichen, so würde ich ihn am meisten noch dem Krainer ähnlich halten. Die Dimension vom äusseren Gehörgange zum Niveau des Manubrium stern! berechtigt anzunehmen dass der Hals dieses Riesen unverhältnissmässig lang war, obgleich derselbe in der vorderen Ansicht viel- leicht sogar verkürzt erscheinen müsste, weil bei senkrechter Einstellung der Gesichtlinie der Unterkiefer ein ganzes Stück der Halswirbelsäule bedecken muss. So constant der Hirnschädel in relativem Maass bei Leuten mit hoher Taille verkleinert erscheint, so kann derselbe ausnahmsweise doch einen absoluten Umfang besitzen, der auch für Männermit- lerer Taille als ein nieht gewöhnlicher, jedenfalls das Mittelmaass überragender verzeichnet werden müsste. Ein so grosser Schädel findet sich an dem Skelet des „Wiehsmachers“ (Nr. 69 des Wiener Uni- 6* 44 Karl Langer. versitäts-Museums). Gleich muss ieh aber hinzufügen, dass dieses Skelet unter allen den grossen von mir untersuchten Skeleten das kleinste ist, und dass der Schädel in keiner Weise an den so cha- rakteristischen auf den monströsen Formverhältnissen des Unterkiefers beruhenden Riesentypus errinnert. Der Unterkiefer misst nämlich an seinem unteren Rande nur 8-7 Ctm,, sein Ast nur 7-6 Ctm., Ast und Körper gehen in deutlich gebrochenem Winkel in einander über; die Anguli sind nur 10-0 Ctm., und die Condylen nur 12-8 Ctm. von einander entfernt. Die unteren Schneide- zähne schliessen hinter den oberen an den Oberkiefer an, und der untere Alveolarbogen ist, so weit dies bei dem Mangel aller hinteren Zähne des Unterkiefers möglich ist zu beurtheilen, nicht breiter als der des Ober- kiefers. Der gerade, der grösste quere und der Höhendurchmesser des Schädels verhalten sich wie 19:3 CUtm,, 15-8 Ctm. und 13-0 Ctm., dazu die Stirnbreite von 14:1 Ctm. Der Raum fasst 1844 CCtm. Das Gewicht beträgt 1146 Grammes, und weisst darauf hin, dass die Knochenmasse verdichtet ist, auch sind stellenweise Verdiekungen der Schale, überdies Auftreibungen der Fortsätze namentlich am Hinterkopf und Erweiterungen der Stirnhöhlen vorhanden. Dies erinnert zwar an Riesenschädel, doch aber mehr an den festen Knochenbau des Skelets. Worin der Schädel sich vor anderen gewöhnlichen auszeichnen dürfte, wäre einzig und allein die grös- sere Länge des Gesichtes. Dasselbe hat nämlich bei der Länge von 14-4 Ctm. nur die Breite von 12:5 Ctm. und die inneren Proportionen der Länge sind ungewöhnliche und sprechen für einen ungewöhn- lichen Fortgang des Wachsthums. Es ist nämlich die Mund-Kinnregion beträchtlich höher, 8:3 Ctm.; die Nase misst 6-4 Cent. und der ganze Oberkiefer 8-7 Ctm., wovon 4-8 Ctm. auf die untere Hälfte entfallen. Wegen des beträchtlich herabgesetzten Abstandes des Kinns vom Foramen oceipitale ist die Progna- thie des Unterkiefers so sehr vermindert, dass die gerade Gesichtslinie wieder die beinahe ganz normale senkrechte Lage annehmen konnte, wesshalb sich denn auch der Schädel in der Figur auf Pag. 29, wo sein Schema mit Nr.5 bezeichnet ist, von der ganzen Gruppe der vier anderen Riesenschädeln absondert. Die Prognathie des Oberkiefers hat dabei auch etwas abgenommen, weil der Abstand des Nasenstachels vom Hinterhauptloch mehr zurückgegangen ist als die Länge der Basallinie. Immerhin aber ist der Nasen- winkel noch 65° offen. Desshalb und wegen der Kürze des Unterkiefers erscheint die Gesiehtslinie am NasenwinkelderArtgebrochen, dass dieseihre zwei Theile wieder zueinem nach hinten offenen Winkelzusammentreten. Die gänzliche Umgestaltung der Gesichtsbildung forderte dringend zur Untersuchung der Sattelgrube auf. Mittelst eines hinreichend grossen Spiegels, der durch das Hinterhauptloch eingeführt war, verschaffte ich mir eine vollständige Ansicht der Schädelbasis und erkannte, dass eine Ausweitung der Sattelgrube andiesem Schädelnicht vorhandenist. Es ist der sogenannte Sattelknopf vollständig erhalten, die Sattellehne wie gewöhnlich gestaltet und hinreichend dick. Es weicht somit dieser Schädel auch darin wieder von den anderen Riesenschädeln ab. Sollte man da nicht vermuthen, dass die Ausweitung der Sattel- grubenuransolchen Schädeln zu finden sein dürfte, deren Unterkiefer nach Grösse und Form monströs gestaltet ist, beide Befunde daher in irgend einem Causalnexus zu einander stehen? Jedenfalls berechtigt die Verschiedenheit des Befundes zu der Aufstellung von zweiFormen desRiesen- schädels, enernormalen und einer pathologischen, von denen die erste noch bei einer Leibeshöhe von 6'/, Schuh möglich ist. Weiteren Untersuchungen muss es vorbehalten bleiben zu entscheiden, ob bei noch weiter reichendem Grössen-Excesse ausschliesslich nur die zweite Form vorkommt, oder ob sich auch die erste findet; dabei dürfte die Beschaffenheit der Weichtheile, wenn es sich um lebende Individuen han- delt, nicht ausser Acht gelassen werden. Von besonderem Interesse wäre daher die genauere Untersuchung des Schädels von dem 8 Fuss 6 Zoll englisch grossen Irish Giant des Trinity College in Dublin. Es wäre wichtig zu wissen, wie sich bei diesem so ausserordentlich grossen Manne die inneren Proportionen des Schädels stellen, wie die Kiefer und die Sat- telgrube gestaltet sind. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 45 Von dem 8 Fuss 2 Zoll englisch hohen Skelete des Ch. Byrne, des irischen Riesen im Hunter’schen Museum (verzeichnet sub Nr. 5905 A.) gibt der Catalog ausdrücklich an, dass der Oberkiefer, insbesondere aber der Unterkiefer mächtig entwickelt ist. Wie ich aus der von Herrn Dr. Junker mir freundlichst mit- getheilten Profilskizze ersehe, greifen die Schneidezähne in einem scharfen Winkel nach vorne eonvergirend auf einander, und das gerundete Kinn tritt weit hervor. Hieraus, gleich wie auch aus den Angaben über den Schädel, dessen Cranium einen Umfang von 59-7 Ötm. zeigt, lang und eng ist, mit schmaler zurückweichen- der Stirn und dem mässigen Cubikinhalt möchte ich vermuthen, dass sich bei genauerer Untersuchung die Sattelgrube ebenfalls ausgeweitet vorfinden dürfte. Denselben Befund dürfte auch das zweite daselbst be- findliche Riesenskelet von 6 Fuss 9 Zoll (verzeichnet sub 5905 B.) darbieten, da auch an diesem die Kie- ferregion mächtig ausgebildet ist und vortritt, obgleich das Kinn schief nach hinten abfällt. Nach dem Um- fange ihres Schädels, mit 58-1 Ctm. angegeben, dürfte die Lappin am ehesten mit dem Krainer zu ver- gleichen sein. Die anderen Charaktere der Riesenschädel, namentlich das lange Gesicht, diehohe Mundregion finden sich wohl auch bei Männern von mittlerer Körperhöhe, dürften aber doch, wie ich glanbe, nur bei jenen zu finden sein, welche sich durch eine schlanke Taille und besonders lange untere Extremitäten auszeichnen. Sie finden sich auch bei dem nicht ganz 6 Fuss hohen, doch sehr schlan- ken Gensdarmen, dessen Schädel folgende Maasse zeigt. Gerader, grösster querer und Höhendurchmesser haben 18:0 Ctm., 14-5 Ctm., 12-1 Cmt. Länge; die Stirnbreite ist 12-4 Ctm., die Stirnhöhe 11-9 Ctm., die Gesichtslänge 12-3 Ctm., die Jochbeinbreite 11-8 Ctm.'; der Oberkiefer ist 7-6 Ctm. lang, wovon 5-8 Ctm. auf die ganze Nase und 1-8 Ctm. auf den Alveolarsaum entfallen ; seine obere Hälfte misst 3-3 Ctm. und gleichviel die untere, er ist daher in gleiche Hälften getheilt. Die Höhe der ganzen Mundregion beträgt 6-4 Ctm., die Länge des Unterkiefer- randes 8-3 Ctm., aber die des Astes nur 6-5 Ctm. Der vordere Schädelgrund ist 62 Ctm. lang, die Sattel- grube normal. Die Knochenmasse des Schädels ist hinreichend entwickelt, die pneumatischen Räume etwas aus- geweitet. Im Ganzen also zeigt der Schädel des Gensdarmen eine Mittelform, die sich nur durch ein langes Gesicht von der Mehrzahl einigermassen abhebt. 3. Thorax. Vorerst folgt der normale Entwicklungsgang der einzelnen Rippe. Tab. €. altes Kind 3 Jahre altes Coefficient 15 Jahre alter OoEffieient OoEffieient Gesammt Coeffieient Krainer Coöffieient Grenadier Coöffieient Einige Tage Kind Dritte Rippe. Ganze Länge Collum Vom Tubereulum zum Angulus . 46 Karl Langer. Einige Tage altes Kind 3 Jahre altes 15 Jahre alter Coefficient Ooeffieient Gesammt Coöfficient Coefficient Grenadier Co£fficient S Ss © > So (<} Sechste Rippe. Krainer Ganze Länge gleieh 100°0. Collum . Meder Bis zum Angulus redueirt . . Corpus . reducirt aevuRwuadm® SPENOSOHOS$ Spwakanaı Siebente Rippe. Ganze Länge 9-37 | 16-8 11-84 | 25-5 | 2%520|.30-2 7) :7°18 ||,3%37 | 44-4 11-470] 43212) 20-42 Collum re ee: 1.25 2-0 | 2-3 2'4 | 1:20 3-0 | 1:25, | 2-00 38 | 126 40 | 1:33 Bis zum Angulus . 14 A107 35 | 1:59 121712217102292 6-1 | 1’48 57, |222989) GospuB me 62 | 12°6 | 2-03 | 19-6 | 1°55 | 23-1 | 1:17 | 3:72 | 34-5 | 1-49 | 33-4 | 7.44 In Betreff des Längenwachsthums der Rippen lässt sich darthun, dass von den drei Abschnitten derselben, welche durch das Tubereulum und den Angulus sich von einander abgliedern, der vorderste Ab- schnitt, der eigentliche Körper das meiste ansetzt, auf diesen folgt das mittlereStück und auf dieses erst das Collaum, welches mit dem kleinsten Coöffieienten zunimmt. Es reihen sich nämlich die Gesammteoäffieienten so: Mittel- 2 Hals stück Körper Anıder!3r Ripper ale su ap. 2:07 2:18 3-75 a |) 2:85 7 An > 2:00 2:92 2 Die Hälse sind daher jene Theile der Rippen, welche bei der Geburt bereits verhältnissmässig weiter in der Entwicklung fortgeschritten sich zeigen, als die zwei anderen Rippentheile. Es wird dieses Ergebniss wohl kaum beanständet werden können, trotz so mancher Schwankungen, welche sich in der Tabelle, namentlich für die Zeit nach dem Eintritte der Pubertät finden, wenn berücksich- tigt wird, dass gerade in diese Zeit die Ausbildung von individuellen Grössen- und Formverschiedenheiten des Brustkorbes fällt, und dass gerade in den ersten Bildungsstadien die Unterschiede sogar in grossen Zif- fern hervortreten. Diese Ungleichmässigkeit im Längenwachsthum der einzelnen Rippenstücke beim Abgange aller Epiphysenfugen in der Continuität dieser Knochen ist eine Erscheinung, welche geradezu für die An- nahme eines expansiven Wachsthums stimmt; es müsste denn sein, dass man eine Verschiebung der Grenz- punkte der bezeichneten drei Rippenstücke, nämlich des Tubereulum und des Angulus zugeben wollte. Die obige Zusammenstellung der allerdings nur wenigen Coöfficienten lässt ferner schliessen, dass der Hals und der Körper an allen Rippen in einem wenigstens annähernd gleichen Maasse an Länge zunehmen, während die Mittelstücke, welche die Flächen zur Aufnahme des Fleisches, der Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 47 langen Rückenmuskeln, des Aufrichters der Wirbelsäule darstellen, sich an den unteren Rippen mehr verlängernalsan den oberen. Die Coöffieienten für das Wachsthum der ganzen Rippen reihen sich von der dritten abwärts so: 3-26, 3-41, 3-31. Es scheint somit auch, als ob sich dieoberen Rippen weniger verlängern würden als die unteren, dass daher die später längsten Rippen ursprünglich die am wenigsten ausgebildeten wären. Da- mit wäre vielleicht in Zasammenhang zu bringen der Umstand, dass beim Neugebornen die vordere Brust- wand oben stärker gewölbt ist, als unten. Die Änderungen der Krümmung, welche die Rippen während ihres Wachsthums erfahren, hat be- reits Hüter!) besprochen und gezeigt, dass die Biegung der Rippen am Angulus erst das Resultat ist der im Leben verlaufenden Entwieklungsvorgänge, und dass die Hälse beim Erwachsenen mehr nach hinten neigen als beim Kinde. Bemerken will ich noch, dass beim Neugebornen am hinteren Rippenrande noch eine Knor- pelspange erhalten ist, welehe längs dem hinteren Rande des Halses hingelegt, Caprtulum und Tuberculum in sich begreift, und somit die später am Capzrtulum und Angulus sich bildenden kleinen Epiphysenscheiben an das Ende dieser Knorpelspange fallen. Fig. 3. In Betreff der Ausbildung des ganzen Brustkorbes zeigte bereits Hüter, dass der frontale Durchmesser von der Geburt an bis zum Mannesalter hinauf mehr zunimmt, als der sagittale, dass also beim Neugebornen der sagittale Durchmesser überwiegt und derBrustkorb des Neu- gebornen in Folge dessen seitlich eomprimirt erscheint. Ich habe zu diesen vergleichenden Messungen Durchschnitte gefrorener Leichen benützt, und folgende Zahlen erhalten. Kind Mann Coöffieient Anmerkung I. Schnittfläche in der Ebene der Verbindung des Manubrium mit dem Corpus sterni. Sagittaler medianer Durchmesser... . | 41 Ctm. | 7:3 Ctm. 1:78 1) Lateralwärts vom Tuberculum in = lateraler Durchmesser) ...| 53 „ len 2-20 sagittaler Riehtung zu den Rip- Frontaler Durchmesser . . . . 2 2.2... Gase CHEN 3-13 penknorpeln. 1I. Schnittfläche in der Ebene der Brustwarze. Sagittaler medianer Durchmesser . . . . | 4:3 Ctm. | 8:0 Ctm. 1:86 - lateraler Durchmesser... . . Dre 1360, 2:38 Frontaler Durchmesser ......... ee 22:8 3-25 l III. Schnittfläche am unteren Ende des Corpus sterni. Sagittaler medianer Durchmesser 5-0 Ctm. | 7-8 Ctm. | 1:56 - lateraler Durchmesser... . . 6saer 13-4 5 2:06 Frontaler Durchmesser . . . 2. .... RT PET 2-97 Die verzeichneten Zahlen bezeugen auf’s Entscheidenste das Überwiegen im Wachsthum des Quer- durehmessers über den sagittalen Durchmesser; sie zeigen aber in Betreff des letzteren noch einen Unter- schied. Dieser besteht darin, dass sich beim Wachsthum die vordere Brustwand vielwenigervon ı) Formentwickelung des Thorax. 1865. 48 Karl Langer. der vorderen Fläche der Wirbelsäuleentfernt, als vonden Rippenwinkeln, d.h. dass die an der Seite der Wirbelkörper herabziehenden furchenartigen Ausweitungen des Brustraumes beim Erwachsenen mehr vertieft sind als beim Kinde. Es ist dies im Einklange mit der ebenfalls erst später erfolgenden Kniekung der Rippen, dem Zurückweichen der Hälse. Es zeigt sich aber auch noch, dass die sagittalen Durchmesserin der Mitte der Höhe der Brust mehr zunehmen als namentlich oben, erklärlich zum Theil aus dem grösseren Längenwachs- thum der 6. und 7. Rippe und aus der erst später zur Ausbildung gelangenden Krümmung der Brustwirbel- säule nach hinten, die ja gerade in der Höhe der Brustwarzen das Maximum erreicht. Die Höhe des Brustkorbes betreffend habe ich keine zuverlässigen Unterschiede im Wachsthum der vorderen und hinteren Wand wahrgenommen, dagegen glaube ich sagen zu können, dass das Höhen- wachsthum des Brustkorbes annähernd in demselben Maasse fortschreitet, wie das des Querdurcehmessers, dass es jedenfalls das des sagittalen Durchmessers überholt. Es gewinnt also der sagittale Durchmesser imLaufe der Bildung das wenigste. Frägt man sich nun, welchen Effeet das in der Mitte der Brust gesteigerte Wachsthum der Rippen auf die Ausbildung der Form des Brustkorbes nimmt, so lautet die Antwort zunächst dahin, dass dadurch die hori- zontale Dimension gerade in der Mitte mehr, als namentlich oben gewinne, dann aber auch, dass dadurch die Schieflage der mittleren Rippen vergrössert wird. Die Rippen werden nämlich dadurch näher an ein- ander gedrängt, knieken desshalb die Rippenknorpel, die sie daran hindern, nach oben ab, an den unteren wahren Rippen mehr als oben, drängen endlich die Rippenbögen näher an einander und verur- sachen dadurch die Verengerung des Angulus praecordial:s, der beim Kinde mehr offen ist als beim Manne, worauf bereits Hüter aufmerksam gemacht hat. Im Uebermaasse des Wachsthums zur Riesenform nehmen die Rippen noch ein erkleckliches an Länge zu, und zwar wieder am meisten im vordersten Abschnitt. Differenzen aber in den Wachs- thumsverhältnissen einzelner Rippen konnten mit Sicherheit nieht ermittelt werden. Untersuchungen der Grösse und Gestalt des ganzen Thorax konnten mit der Aussicht ein einiger- massen zuverlässiges Resultat zu gewinnen, nur am Grenadier vorgenommen werden, da dieser allein in natürlichem Verbande dargestellt war, und voraussichtlich am wenigsten seine natürlichen Formverhältnisse eingebüsst hat. Der Vergleich ist an einem Brustkorb von guten Verhältnissen, welcher über Gyps getrocknet worden ist, durchgeführt. Coöfficient Anmerkungen Höhe der vorderen Wand !) 28: \ ® 1) Zur Linie, welche die Spitzen der 11. der hinteren Wand 2) i E .3( Rippenknorpel mit einander verbindet. 2) An den Rippenköpfchen entlang. er Eh N 3) Im Niveau des vorderen Endes des agıttaler medianer Durchmesser 4. Rippenknochens. n Querdurchmesser 3) n lateraler Durchmesser Aus diesen allerdings nur aproximativen Zahlen würde sich ergeben, dass der Querdurchmesser neuer- dings wieder den sagittalen Durchmesser überwachsen hat, dass die Länge der hinteren Wand gleichmässig mit der Querdimension sich verlängert, dagegen die Höhe des Brust- korbes zugenommen hätte. Die beiden ersten Angaben werden wegen ihrer Übereinstimmung mit dem normalen Wachsthumsmodus als wahrscheinlich anerkannt werden dürfen; und für die Richtigkeit der dritten Folgerung, spricht der Umstand, dass der tiefste Punkt des Rippenbogens (Knorpel der 11. Rippe) beim Riesen bis nahe an das untere Ende des 3. Lendenwirbels herabgerückt ist, da er doch gewöhnlich höchstens Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 49 nur bis ans Ende des 2. Lendenwirbels herabreicht. In Folge dessen liegen die unteren Rippen des Riesen noch steiler, so dass z. B. die 10. Rippe sich über sechs ganze Wirbel herabschlägt, während sie sonst höch- stens über fünf herabreicht. Die am Riesen auffallende Enge des Angulus praecordialis dürfte damit eben- falls in Zusammenhang zu bringen sein. 4. Das Becken. In einer vortreffliehen Arbeit hat C. Th. Litzmann') bereits den normalen Fortgang der Ausbildung des Beckens nach Grössen- und Formverhältnissen geschildert; er hat sich dabei nicht bloss auf Zahlen gestützt, sondern auch die sich ergebenden Formvcränderungen durch die Beschreibung des dabei wirk- samen Mechanismus entsprechend begründet. Ich konnte daher unmittelbar daran gehen, die Grössen- und Formverhältnisse der Riesenbecken zu untersuchen. Nur der Vollständigkeit wegen habe ich auch die Maasse des Beckens von einem Neugebornen in die Tabellen aufgenommen. Als Vergleichsobjeete dienten mir mehrere Becken, theils einzelne, theils solehe von ganzen Skeleten, insbesondere auch die von jenen zwei Skeleten, welche ich als die zwei Vergleichsskelete Eingangs bezeich- net habe. Ich habe dabei auch die verschiedenen Formen berücksichtigt und in Folge dessen allerdings schwankende Zahlen bekommen, bin aber im Ganzen doch allemal wieder zu denselben Resultaten gelangt. Bemerken will ich hier, dass das Becken des Skeletes 2., welches eine grössere Schädelhöhle und einen im Querschnitt umfangreicheren Wirbeleanal hat, mit einer mehr querovalen Apertur ausgestattet ist. Dennoch aber habe ich nur die Zahlen des Beckens vom Vergleichsskelete Nr. I in die Tabellen eingetragen, da das- selbe bei einer Länge der Conjugata von 9:0 Ctm. und des grössten Querdurchmessers von 12-1 Ctm. = 1: 1-34 eine richtige männliche Mittelform vorstellen dürfte. Zunächst sollen die beiden das Becken darstellenden Knochen einzeln, dann das Becken als Ganzes be- sprochen werden. A. Das Kreuzbein. Tab.D. =u 33 S 5 38 E 38 Anmerkungen 25 [88 [8 = |S8I 218 a Wr | Sa re Kreuzbein. Breite an der Basis!) ... BE 3Eo 11°5 | 3°59 | 14°7 | 1'27 | 14-4 | 1-25 1) Quer zur Mitte des oberen s der Endfläche des 1. Wir- Randes der Facies aurieularis. Bo el ae ae 67 1.39| 7a | 204] 7 A en a ee: zwise en den Linien, welche die medialen Ränder der vor- 2 2 . .5 . . . . . = . EI a rn ee Dee a deren Toramina' Aabkalia mit n des Körpers des 3. Wir- einander verbinden. BEINE SE EM FAULAE, HiENSS 3-0 | 2:50 | 3°6 | 1:20 | 3:6 | 20 ®) Nach der Fläche gemessen; des Seitenstückes des 1 am Grenadier nur über die h { fünf oberen Wirbel Wirbes .....2..]065| 37|56| a7 |ı-az| 4-3-| 1-16 au TEEN RE %) Aus der Mitte der Fugen ge- = es Seitenstückes des 3. en ‚Wirbels.! 1-1 06 30 | 4:61 40 | 1:33 3:8 | 1,26 Länge des ganzen Kuochens 3) ..| 3-5 11:61 1,3°327 113-7 | 2:18 | 18-6 | 2-27 Höhe des 1. Wirbelkörpers®) . . | 0:95 3-2 | 3-36 3-9 |.7-21 3:8 | 1.18 a} = ..| 0:70 |°2-1 |3-00| 2-4 | 1-12 | 2-2 | 1-14 n 1, Die Formen des Beckens, insbesondere des engen weiblichen Beckens. 1861. Deuk schriften der mathem.-naturw- Cl. XXXI. Bd. 7 50 Karl Lan ger. Die Formveränderungen, welche das Kreuzbein nach der Geburt erfährt, lassen sich durch Folgendes genauer bezeichnen. Es wächst der ganze Knochen etwas weniger in dieLänge alsin die Breite, und von seinen Theilen, welche in die Dimension der Breite fallen, sind es wieder die Seitenstücke, welche einen grösseren und zwar nicht unbeträchtlich grösseren Wachsthumseoöffieienten ergeben, als die Körper. Da das Kreuzbein hauptsächlich nur als Constituens der Beckenwand in Betracht kommt, so muss man zunächst nur die Resultate beachten, welche sich auf die in den Grundring des Beckens ein- geschobenen Stücke beziehen, also auf den 1., 2. höchstens noch den 3. Wirbel, und kann von den an den letzten Wirbeln bemerkbaren Schwankungen absehen, um so mehr, als diese zwei Wirbel wenigstens ihrer Breite nach nicht direet in den Mechanismus des Beckens eingreifen und desshalb auch in vielfältigen Varie- täten ausgebildet sind. Dennoch aber glaube ich sagen zu können, dass wenigstens in Betreff regelmässig gebildeter Kreuzbeine die Coöfficienten für das Wachsthum der einzelnen Wirbel nach Länge und besonders an Breite gegen unten zu abnehmen. Daher erklärt sich, dass die Flächen des Kreuz- beins beim Kinde durch einen spitzigeren Winkel begrenzt werden, als beim Erwach- senen. Dass namentlich lange Kreuzbeine Erwachsener stärker gebogen sind, als diederKinder, ist, wie Litzmann dargethan hat, eine Folge der Einkeilung des Kreuzbeins zwischen den zwei Hüftknochen, wodurch es unter die Einwirkung zweier Kräfte, die an seinen Enden nach gleicher Richtung arbeiten, ge- bracht ist. Vorne wird es nämlich von der Rumpflast herabgedrängt, hinten aber von den grossen Becken- bändern gehalten. So lange es nicht geradezu aus der Verbindung weicht, muss es daher gebogen werden. Das Kreuzbein des „Krainers“ ist regelmässig gestaltet, ebenmässig in Länge und Breite, und ohne Knickung gebogen. Entsprechend dem Zwischenraume zwischen 1. und 2. Kreuzbeinloche besitzt der vordere Rand der Facies aurreularis einen Einschnitt, dem eine über die ganze Breite dieser Fläche ziehende Furche entspricht. In diese Furche ist eine Leiste an der Facies auricularıs des Darmbeins eingefügt. Ganz dieselben Grössen- und Formverhältnisse finden sich auch an dem Kreuzknochen des Inns- brucker Riesen; er ist bei der gleichen Länge von 13:6 Ctm. an der Basis um einige Millimetres schmä-- ler, nur 13:6 Cmt. breit. Der Knochen des Grenadiers ist durch einen 6. Wirbel verlängert, im Ganzen weniger gekrümmt, und erst unten mässig gebogen, er ist auch sonst nicht so regelmässig gestaltet und an seiner Facies aurrcu- Zarıs mit einer ähnlichen, doch noch etwas tiefer greifenden Furche versehen. Die Steissbeinwirbel sind unter einander und mit dem Kreuzbein verwachsen, einen an diesem angebrachten hakenförmig gebogenen Anhang darstellend. Aus dem Vergleiche der Maasse beim Riesen und mittelgrossen Mann ergibt sich, dass die Zunahme der Gesammtlänge des Knochens (mit Ausschluss des 6. Wirbels des Grenadiers) kleiner ist, als die Zunahme der Breite an der Basis. Dieser Umstand dürfte daraus erklärlich sein, dass der Knochen auch noch nach der Zeit, innerhalb welcher seine Wirbelelemente zu einem Ganzen sich vereinigt haben, in die Breite zunehmen konnte. Der Wachsthumsmodus des Übermaasses zum Riesenwuchs stimmt daher mit dem normalen; es stimmt damit auch der Befund, dem zu Folge auch der Seitentheil am 3. Wirbel des Krainers mehr zugenommen hat, als der Körper. Der 1. Wirbel macht aber in beiden Fällen eine Ausnahme, denn es fällt das Übermaas auf den Körper. Hier ist aber zu bedenken, dass der erste Kreuzwirbel ein Übergangswirbel ist, dessen obere freie Endfläche das gleiche Wachsthumsmaass einzuhalten genöthigt ist mit dem letzten Lendenwirbel, wäh- rend seine untere Endfläche frühzeitig mit dem 2, Kreuzwirbel vereinigt wird, sich also nur in dem den Kreuzwirbeln eigenen Modus gestalten kann. Welehe Differenzen in den Ausmaassen der oberen und unteren Endfläche des ersten Kreuzwirbels beim Manne und Riesen bestehen, ergibt sich aus der folgenden Zusam- menstellung der Maasse: Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 51 Mann Krainer Grenadier Breite der oberen Endfläche . . . . 4:8 Ctm. 6°7 Ctm. 7'4 Ctm. „ „ unteren ” au 85 m a8, 42 5 Es verhalten sich daher die Breiten der unteren Flächen zu jenen der oberen wie folgt: O1 12503 ze In Folge dieses ungleichmässigen Wachsthums ist der erste Kreuzbeinwirbel sehr eonisch ge- staltet; erist es zwar auch etwas beim Manne aus demselben oben angegebenen Grunde, beim Riesen aber viel mehr, weil sich die Ungleichmässigkeit bei diesen gesteigert hat. Insoferne also handelt es sich auch bei dieser Missbildung wieder nur um eine Steigerung, keineswegs aber um eine Abweichung vom nor- malen Wachsthumsmodus. Die Anlage der beschriebenen Furche an der Seitenfläche zeigt, wie ich glaube, das Bestreben, den Verband des Kreuzbeins mit dem Hüftknochen noch mehr zu sichern, als dies schon durch den von den Darmbeinhöckern ausstrahlenden Bandapparat geschehen konnte. Das Kreuzbein ist daher geradezu ein- gefalzt. Auffallend ist die beträchtliche Erweiterung der Foramina sacralra, nicht blos der Mündungen, sondern der ganzen Canäle, auch der inneren Öffnungen, welche eigentlich die Foramına intervertebralia darstellen. Offenbar liegt dies in dem schon frühzeitig gehemmten Wachsthum der Breite der Endflächen, die ja bald mit einander verschmelzen. B. Hüftbein. Die Grössen- und Formveränderungen, welche der Hüftknochen von der Geburt an bis zur Zeit der Mannesreife durchmacht, habe ich zunächst mit Bezug auf den Umfang der oberen Beckenapertur, dann in Betreff der Höhe der Beckenwände, endlich mit Bezug auf die von dem Acetabulum ausstrahlenden, den Muskeln als Hebelarme dienenden Radspeichen untersucht. Tab. E. ” © > » E = z ” S Re n = FI © S & S a a Er re 3 Anmerkungen Er 8 © 8 |®8 ® [232| 8 EiE a & 3 SQ 1 S 25 S Ehen) er | |ne AR re elle A A is) 1 IS) (eo) ° a S) Hüftknochen. Linea arcuata im Bogen des Schambei- 1) Von der Fuge in der Linea TORI IE I Rn Eu es] 7a 717110:0|435|19-912533112.-,5|27-68 arcuata bis an die Symphy- Linea arcuata im Bogen des Darmbeins 2) | 1’6| 5-513'43| 6:81:23) 6°91'25| 6°811-23 senscheibe. Hinterer Theil des Darmbeines >). . 2:1| 7°313°47| 9-6/2°31) 9-5,21'30|11°1j12:52| 2) Von ebendaselbst zur Kreuz- Durchmesser der Pfanne ..... 1°5| 5°613:73| 7°1|1'26) 7-2|1:28| S-4|1°50 darmbeinfuge. Symphyse 2:6 |10°0|3-84113°3|1°33113°1)1°31115°0|1°50| 3) Von der Kreuzdarmbein- a boiand we | aber Immer: 3:9 |13-4|3-43|18°5|1°38118°8|17°40,19°5|1°45 fuge zum Tuber ilium, ae 3-3 |12-5|3-78118°0|1-44116°01-28117°8117:42) %) Zum Scheitel des Kammes, PORESeNnOn Tuber ischii . ...|2%°3| 7 9|3-43|10-5|1°32|10 3|2°30|10°5|7-32 da wo derselbe am meisten Abstand der Symphyse vom "Tuber ausgebogen ist. ehr ee 2 200, [5872 |18°313-51|23-617-28|22°2]2-21)27-2]1°48 Abstand des Tuber ischii von der Crista iliumd) . 2.2.2 2 200222200. |6°4 |20-5|3°20|27°317-33)26-7|2°30129- 3117-41 52 Karl Langer. Es zeigt sich, was auch Litzmann bereits dargethan hat, dass die beiden den Grundring des Beckens darstellenden Abschnitte des Hüftknochens nicht gleiehmässig wachsen. Es überwächst nämlich der horizontale Ast desSchambeins den vorderen Abschnitt des Darmbeins, nämlich jenes Stück desselben, welches von der Epiphysenfuge an der Pfanne bis zur Kreuzdarm-Verbindung reicht. Hier muss dem Einwande begegnet werden, dass die relative Verkürzung des Darmbeins ihren Grund gerade nur in einer Verschiebung des Kreuzbeins nach vorne haben könne. Allerdings ist eine solche Locomotion, eine tiefere Einkeilung des Kreuzbeins möglich, und findet sieb auch mitunter; doch kommt sie unter normalen Verhältnissen nieht vor. Vergleicht man nämlich den Wachsthumsgewinn des Schambeins mit dem des ganzen Darmbeins, also der beiden Segmente des Darmbeins, so entfällt immer noch für das Schambein ein höherer Wachsthumscoöfficient. Das Schambein ist nämlich 4-1/mal mehr gewachsen, das ganze Darmbein aber doch nur 3-45mal. Geschähe eine Verschiebung, so müsste sich das Verhältniss beider Stücke anders beim Manne als beim Kinde gestalten; es müsste beim Manne das hintere Stück relativ grösser sein als beim Kinde; dies ist aber wieder nicht der Fall. Es verhält sich nämlich beim Kinde das vordere Stück mit 1-6 Ctm. Länge zum hintern Stück mit 2-1 Ctm. Länge = 1:1-31; beim Manne 5.5 Ctm. : 7-3 Ctm. = 1:1:32. In Betreff des Wachsthums der Flügel des Darmbeins habe ich gefunden, dass der Abstand der Darm-Schambeinfuge von der Spina anterior superior weniger zunimmt, als der Abstand von dem Scheitel des Darmbeinkammes, nämlich von jener Stelle, wo der vorderere Abschnitt des Kammes sich am meisten lateral- wärts abbiegt und etwas verdickt ist. Allerdings ist der Coöffieient ein sehr variabler, da er in seiner Grösse abhängig ist von der variablen Neigung der Flügel gegen den Horizont. Ferner glaube ich sagen zu können, dass die Länge des Darm- beinkammes in seinem vordersten Stücke zwischen vorderem Dorn und dem Scheitel sich mehr vergrössere als die beiden hinteren Stücke. Allerdings ist auch hier wieder der Coöffieient sehr variabel, wechselnd nach der absoluten individuellen Länge des ganzen Kammes. Auch die Abstände des Sitzkorrens vom Scheitel der Or.sta ilvum, dann der Symphyse vom Tuber ilium zeigen im Wachsthum eine kleine Differenz und zwar zu Gunsten der Tiefe, gleich wie auch die vier von dem Mittelpunkte der Pfanne ausstrahlenden Radien sich darin etwas unter- scheiden, dass die vordere und obere Spange etwas mehr zu wachsen scheint als die hintere und untere, so also, dass die Wand des kleinen Beckens weniger an Höhe zunehmen würde, als die Wand des grossen. Im Ganzen aber sind die Differenzen kleiner und um so weniger von Bedeutung, als die zahlreichen Va- rietäten der Form des Hüftknochens, namentlich die Biegungen die geraden Abstände sehr modifieiren, selbst dann, wenn die Stücke wirklich von gleichen Längen sind. Zur Untersuchung des Hüftknochens der Riesen habe ich noch als drittes Exemplar den einzelnen rechten Hüftknochen aus der Barth’schen Sammlung (Wiener Universitäts-Museum Nr. 366) herbeigezogen, da derselbe, als von dem grössten Individium abstammend, den Effect des Übermaasses im Wachsthum am klarsten darlegen dürfte. Vor allem aber muss bemerkt werden, dass die beiden Hüftknochen des Grenadiers asymmetrisch sind, und dass ich desshalb, auch Mittelzahlen eingestellt habe; es war dies aber nur für die zweiStücke des Darım- beins nothwendig, nachdem die Schambeine für sich beiderseits gleich sind und auch die beiden Darmbein- stücke zusammen beiderseits das gleiche Maass ergeben haben. Die Asymmetrie beruht also eben nur auf einer Schiefstellung des Kreuzbeins, dessen rechte Seite etwas mehr vorgeschoben ist, als die linke. Es be- trägt nämlich die Länge des in die Linea arcwata eingefügten Darmbeinstückes rechterseits nur 6:5 Ctm., linkerseits 7-3 Ctm. Auch die Flügel des Darmbeins sind etwas asymmetrisch in Bezug auf ihre Stellung; der linke ist nämlich etwas tiefer abgebogen, daher mit seinem vorderen oberen Dorne weiter von der Symphyse Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 53 abgerückt als rechterseits; auch besitzt der rechte Knochen hinten am Txber eine Auftreibung, welche am linken fehlt. Die kleine Asymmetrie des Knochens beim Krainer kann füglich vernachlässigt werden. An allen drei Riesen lässt sich nachweisen, dass im Übermaasse des Wachsthums das Schambein wieder etwas mehr gewonnen hat, als das vordere Stück des Darmbeins, ja auch dass die Schambeine mehr zugenommen haben als die Darmbeine im Ganzen. Aus den Summen beider Darmbeinstücke ergeben sich nämlich gegen diese Summe des Mannes als Coöffieienten die Zahlen: beim Krainer 7-28, beim Grenadier ebenfalls 7:28, am Barth’schen Riesen 7:39 gegenüber den in gleicher Weise geordneten Wachsthums-Coäffhicienten für das Schambein von 1:35, 1:33 und 1-68. Es wäre damit also eine Übereinstimmung erreicht rücksichtlich der normalen Waehsthumsverhält- nisse; dennoch aber muss man hier daran denken, ob nieht doch die Herabminderung des Coöffieienten für das vordere Stück des Darmbeins zum Theile wenigstens einer thatsächlichen Verschiebung des Kreuzbeins nach vorne zuzuschreiben wäre. Es stellt sich zwar nur an dem Hüftknochen des Barth’schen Riesen die Verhältnissquote der beiden Stücke des Darmbeins zu einander beträchtlich grösser als beim normalen Manne (mit 7:65). nicht aber bei den anderen. Dennoch aber wird mit Rücksicht auf die Asymmetrie anzunehmen sein, dass doch beim Grenadier, wohl nur rechterseits eine solehe Abweichung stattgefun- den hat; als ein beim Riesen regelmässiger Befund dürfte sich dies aber kaum aufweisen lassen. Wichtiger scheint mir die Frage, in weleher Weise sich das Schambein noch im Übermaasse verlängern kann. Es hängt damit die andere Frage zusammen, ob sich das Schambein auch nach der Verknöcherung der das Acetabulum theilenden Fuge wirklich verlängert hat oder doch verlängern konnte. Auf diese Fragen gibt der Hüftknochen des Barth’schen Riesen Antwort. Misst man nämlich die Länge dieses Knochens bis zum Tubereulum pectineum, so zeigt sich an ihm dieselbe Länge wie beim Krainer, nämlich $-3 Ctm., dagegen entfallen für das Symphysenstück am Barth’schen Riesen volle 4-4 Ctm., am Krainer aber nur 2-6 Ctm. Hier- aus ergibt sich, dass der Barth’sche Riese das Ü.bermaass seines Schambeins gegenüber dem am Krainernuran der Symphyse gewonnen hat; und daraus dürfte sich in weiterer Schlussfolge ergeben, dass eine Verlängerung des Schambeins innerhalb der Symphysenfuge noch möglich ist, nach der Verknöcherung der Fugenim Acetabulum. In Folge dieses Übermaasses des Schambeins an der Symphyse hat der Hüftknochen des Barth’schen Riesen eine ganz eigenthümliche Gestalt angenommen, ich möchte sagen eine weibliche. Es ist nämlich der Symphysenantheil breiter als sonst, wie eben bei Frauen; es stossen die (rzsta pubica und der untere Rand des absteigenden Schambeinastes, als Winkelseiten gegen die Symphyse fortgesetzt, unter einem Winkel zu- sammen, weleher höchstens auf 50° geschätzt werden kann, da er sonst bei Männern immer mehr beträgt. Die Verkleinerung dieses Winkels lässt natürlich auf eine Erweiterung des Schamwinkels schliessen, wie sie eben wieder nur bei Frauen zu finden ist. Ich glaube auch, dass dieser erst später hinzukommende Zu- ‚achs des Schambeins von der Symphyse her nichtunwesentliches dazu beiträgt, dem weiblichen Becken seine charakteristische Gestalt zu geben, und es ist mir nicht unwahr- scheinlich, dass Schwangerschaften diesen Zuwachs bedingen. Ich finde nämlich, dass bei Mädchen, welche noch nicht geboren haben, der Abstand der Tubercula pubzca nieht so gross und der mediale Rahmen des Foramen obturatum nicht so breit ist wie bei älteren Frauen, die einigemal geboren haben. Die nächste Veranlassung zu dieser neuen Apposition, dürfte die bekannte Schwellung des Symphysen-Verbandes ab- zeben, welehe während der Schwangerschaft sich einfindet. In Betreff der vier vom Centrum des Pfannenrandes ausgehenden Radien lässt sich kein abweiehendes Verhältniss des Überwuchses ermitteln, so dass im Allgemeinen kaum auf eine constante Formveränderung in dieser Riehiung beim Riesen zu zählen ist. Auch am Innsbrucker Riesen sind in dieser Beziehung keine Verschiedenheiten wahrnehmbar. j In Bezug auf die Krümmung der Linea arcuata stellt sich wohl heraus, dass die Höhe des Bogens bei den Riesen eine grössere ist, doch darf nieht übersehen werden, dass auch die Länge des Bogens grösser 54 Karl Langer. geworden ist. Nur beim Grenadier ist im hinteren Abschnitte desselben eine schärfere Kniekung deutlich er- kennbar. An allen Hüftknochen der untersuchten Riesen habe ich hinten an der Facies aur.cularis eine vortretende Leiste bemerkt, welche in die erwähnte Fuge des Kreuzbeins hineingepasst ist. Dass da- durch die Fügung mehr gesichert wird, dürfte wohl anzunehmen sein, doch ist nur vermuthungsweise dieser Befund als ein das Riesenskelet charakterisirender zu erkennen. Die Pfanne ist allenthalben stark ausgeweitet, beim Innsbrucker Riesen bis auf 8-0 Ctm. im Durchmes- ser. Man muss fragen, ob diese Ausweitung auch erst nach der Vereinigung der drei Stücke des Hüftknochens zu Stande gekommen ist. Ich glaube, dass dies wirklich der Fall war, dass näm- lich die Ausweitung hauptsächlich durch Auflagerungen von aussen her geschehen ist. Man fin- det nämlich in solehen Fällen den Pfannenrand sehr gewulstet, namentlich nach oben also im Bereiche des Darmbeins, mitunter auch unregelmässig ausgebogen, den Pfannenraum verbreitert, aber doch nur im Grunde, nicht an der Gelenkfläche vertieft. Am Barth’schen Riesen ist es sogar zu einer förmlichen pathologischen Ver- bildung der Pfanne gekommen; sie ist so nach oben ans Darmbein verschoben, dass das Schambein kaum mehr einen Beitrag liefert zur Vergrösserung der überknorpelten Gelenkfläche. Rücksichtlich dieses grössten Knochens sei noch angegeben, dass die Epiphysenplatte am Tuber und die Epiphysenspange am Kamme nur theilweise an dem Knochen haften und die Fugen an den Rändern noch ganz offen sind. ©. Becken. Tab. FE. 2 & ne an | & Su kan | sel al # = Sue lezlle Se Er z, - 38 E 38 Be Anmerkungen n5 |%5S = 18% Fa ur) Becken. Conjugata vera 1) - 3-4) 9-0/2-64111’9/1:3210°0|1°11]12-1| !) Zur hinteren Fläche der Symphyse. Grösster Querdurchmesser 3-1 |12-1/3-90117°1|1:41117°7)1'46,17°1| ®) Abstand der Tubereula ilio-pectinea. Linea ilio-pectinea?).. . . .|2-8 11-03-9216 °1/7°46|1%°7\2-42| — | ®) In der Ebene der Linea arcuata. Abstand dieser Linie vom Ken 3) 1:7 | 5-513-23| 7°8|2-41) 6°9|1:25) — | *) Aus den Fugen in der Linea arcuata. n „ vonderSymphyse | 1'2| 4:53:75) 461:02| 4:2] — | — | 5) Vom unteren Rande des 2. Kreuz- Be des Kreuzbeins #) . . & 2-9 |10-1]3-48|14°0|1 38|13°8/1°36\13°6 beinwirbels zur Mitte der hinteren Winkel der Conjugata vera mit der Symphysenfläche. oberen Hälfte des Kreuzbeins 60° |s2°| — 110°) — |96° | — | — | %) Vom Tubereulum ilio-pectineum zum Conjugata des Raumes 5) . 2-8 |11-0|3-92]15°2]2°38|11°7|2°06|14°7 Tuber ischii. Höhe der Seitenwand 6). . . 3-1 10°4|3-35\13-411-28|13-3]2°27|13°1| °) Der inneren Flächen an der tiefsten Abstand der Sitzknorren ”) . 2-6 |10-4|4°00|12:1/7-16|13°1,1.25|11°1 Stelle. Stand des Pfannenmittelpunktes a 8) Des Mittelpunktes des Pfannenaus- der Symphyse®) ..... alla le une — le ganges, über der Horizontalen, welche Direeter. Abstand der Denker nach der Mitte der Dicke des oberen punkte . 2. 2 02.2 22.2000 0.][4°7 16-83-5723 -4|1-39]24-017°42125 2 Symphysenrandes gelegt ist. Die Umgestaltungen welche das Beeken im normalen Bildungsgange erfährt, sind nach Litzmann’s Nachweisen die folgenden: In der oberen Apertur nimmt der Querdurchmesser,stets mehr zu als die (onjugata vera, so dass zum Schluss der erstere über die letztere überwiegt, und die Apertur dadurch eine mehr querovale Form bekommt, während beim Kinde die Conjugata sogar grösser angetroffen wird als der grösste Quer- durchmesser, und die Apertur daher sich immer mehr längsoval darstellt. Wachsthum des menschlichen Sieletes mit Bezug auf den Itesen. 55 Da die Kreuzbeinbreite während der normalen Bildung weniger zunimmt als die Linea rlvo-pectinea kommt es dazu, dass beim Manne die letztere in der Regel grösser ist als die erste. Die seit- lichen Halbringe der Apertur bekommen desshalb auch eine etwas schärfere Biegung. In Folge dessen werden auch der vordere und hintere Halbring der Apertur flacher und der Winkel, in welchem die horizontalen Schambeinäste an der Symphyse zusammenstossen, wird grösser. Dennoch aber bleibt die Abflachung des hinteren Halbringes eine grössere als die des vorderen, woher es kommt, dass das Kreuzbein an die Linea «Wo-pectinea näher herantritt als die Symphyse. Es erfolgt daher die Biegung der seitlichen Halbringe der Apertur mehr im Bereich des Darmbeins, d. h. mehr hinten. Desshalb auch schneidet das Promontorium beim Manne tiefer in die Apertur hinein als beim Kinde. In Folge der unter der Last des Rumpfes sich bildenden stärkeren Biegung des Kreuzbeins, verlängertsich die Conjugata des Beekenraumes und der Winkel am Promentorium wird schärfer. Auch der Querdurchmesser der unteren Apertur (Abstand der Sitzknorren) wird grösser; die Höhe der Seitenwand aber erleidet eine relative Abnahme; daher kommt es, dass der beim Kinde stark eonisch nach unten sich verengende Beckenraum beim Manne mehr eylindrisch begrenztist. Das Maass dieser Veränderung ist auch, abgesehen von den typischen Geschlechtsunterschieden, ein variables, am kleinsten natürlich an den sogenannten herzförmigen Becken, am grössten an den als queroval bezeichneten. Dass diese Veränderungen nicht bloss als Erfolge ungleichen Wachsthums, sondern auch als Effeet des Beckenmechanismus zu Stande kommen, ist selbstverständlieh. Auffallend ist, dass der Abstand der Pfannenmittelpunkte nicht in dem Maasse sich vergrössert, wie die anderen Querdimensionen; der Grund davon liegt darin, dass die Pfanne im Fortgange der Bildung eine andere Richtung bekommt. Während sie sich nämlich beim Kinde genauer lateralwärts öffnet, ist sie beim Manne mehr nach vorne gerichtet. Diese nur scheinbare Verschiebung kommt durch einen ungleichmässigen Ansatz am Pfannenrande zn Stande; es wird nämlich hinten und oben am Körper des Darm- und Sitzbeins mehr Knochenmasse auf den Pfannenrand aufgelegt, als vorne. Es beträgt nämlich an einem Kinde der Abstand des Pfannenrandes vorne von der Linea arcuata 0-9 Ctm., hinten von der Izcisura ischtadica 1-0 Ctm.; beim Manne dagegen der vordere Abstand 2-4 Ctm., der hintere 3-4 Ctm. Es hat somit der vordere Abstand zugenommen um das 2:66fache, der hintere dagegen um das 3° 40fache. Hier will ich noch ein anderes, wie ich glaube bisher noch nieht beachtetes Verhältniss zur Sprache bringen, welches auf die Gestaltung der Hüftregion von grossem Einfluss sein dürfte; nämlich den Stand des Pfannenmittelpunktes, d. i. des Drehungspunkts des Hüftgelenkes in Bezug auf die Horizontale der Symphyse. Der Drehungspunkt liegt wohl immer etwas höher als die Linie, die man als horizontale mitten durch die Dieke des Symphysenrandes zieht, doch aber in sehr variablem Maasse. Es nehmen auf dieses Maass zwei Verhältnisse Einfluss: erstens die Neigung des Beckens. Je mehr dasselbe um die Linie, welche beide Drehungspunkte mit einander verbindet, nach vorne gedreht steht, je grösser also die Neigung des Beckens ist, destotiefer kommt die Symphyse herab, der Pfannenmittelpunkt über sie hinauf zu liegen. Dann aber nimmt Einfluss der Winkel, in welchem die beiden horizontalen Schambeinäste vorne an der Symphyse mit einander zusammenstossen. Je mehr offen dieser Winkel, je mehr der Bogen des vorderen Beckenhalbringes abgeflacht ist, desto tiefer muss der Pfannenmittelpunkt herabkommen. Denn dann sind die Tzbereula ilio-pectinea und damit auch die Pfanne weiter herabgebogen. Es lässt sich dies Verhältniss auch so definiren: Je mehr die Apertur eine querovale Form angenommen hat, desto tiefer kommt der Drehungspunkt der Hüfte zu stehen, und umgekehrt, je kleiner die Linea vlvio-pec- 56 Karl Langer. tinea ist im Verhältniss zur (onjugata, um so höher hinauf über die Horizontale der Symphyse sind die Drehungspunkte verlegt. Ich habe dieses Verhältniss an einer grösseren Reihe von Becken untersucht und von zwei extremen Formen, von einem stark querovalen und einem herzförmigen Becken folgende Zahlen bekommen. Es war an einem Becken, dessen Oonjugata vera = 12:3 Ctm., der Querdurchmesser — 11'3 Ctm. und die Linea !lio-pectinea = 10:2 Ctm. zeigte, der Drehungspunkt der Hüfte bis auf volle 3:0 Ctm. über die Symphyse gehoben; es lag also nicht bloss der Drehungspunkt, sondern das ganze Gelenk über der Symphyse. An einen Becken aber, welches nur eine Conjugata hatte von 8:6 Ctm., dagegen einen Quer- durchmesser von 13-2 Ctm. und eine Zrnea vlro-pectinea von 11-9 Ctm., stand derselbe kaum ganz 1-0 Ctm. über derSymphyse. Kaum nothwendig dürfte es sein zu bemerken, dass bei dieser Untersuchung die Becken möglichst richtig in die Normalstellung gebracht waren. Ich halte die Unterschiede, die sich hiebei ergeben, für sehr wichtig, namentlich bedingend für die Ge- staltung der Hüften. Denn je höher der Drehungspunkt liegt, ein desto grösseres Stück des Schenkel- knochens ist in das Fleisch der Hüfte aufgenommen, desto höher kommt auch die durch den Trochanter ge- bildete seitliche Ausladung der Hüfte zu stehen, und desto näher rückt sie verhältnjssmässig an den Kamm des Darmbeins und den Einschnitt der Taille. Ein Hauptgrund des Unterschiedes in der männlichen und weiblichen Form der Hüfte dürfte zuerst darin, und erst in weiterer Folge in den Dimensionen des Becken- raumes zu suchen sein. Unter den Riesenbecken hebe ich wieder zuerst das des Grenadiers heraus, da dasselbe den Typus wieder bis in’s Monströse durchgeführt zeigt. Seine Conjugata vera misst nämlich nur 10-0 Ctm., sein oberer Querdurchmesser dagegen 17-7 Ctm., beide stehen also zu einander im Verhältnisse wie 7 :1:77. Die Beeken-Apertur kann daher ihrer Gestalt nach als eine quer verlängerte, eiförmige genannt werden. Selbstverständlich muss auch die Linea vlio-pectinea ein Übermaass zeigen (15:7 Ctm.); es ist sogar die Höhe des vorderen Halb- inges unter das am Vergleichsbecken vorkommende Maass herabgegangen, trotz der beträchtlichen Ver- längerung der Schambeine. Als Grund dieser Abflachung der Apertur kann gewiss nicht allein die Ungleichmässigkeit des Wachsthums der einzelnen Stücke des Hüftknochens und des Kreuzbeines angesetzt werden, man wird auch annehmen müssen, dass das Kreuzbein thatsächlich unter der so mächtig angewachsenen Last des Oberkörpers gewichen, und tiefer in das Becken eingeschoben ist. Rechterseits ist dies gewiss geschehen, darauf hin weist schon die Asymmetrie der vorderen Darmbeinstücke hin, in Folge welcher dis ganze Becken etwas asymmetrisch gestellt ist. Es ist nämlich das Kreuzbein etwas nach links gewendet, auch die Conjugata steht schief und theilt die Apertur in zwei ungleiche Hälften ; selbst die Sitzknorren zeigen eine kleine Abweichung. Damit steht auch in Verbindung die Asymmetrie der Gelenkfortsätze des letzten Lenden- und des ersten Kreuzwirbels. Einen weiteren Beweis für den Vorschub des Kreuzbeines finde ich in der Gestalt dieses Knochens. Derselbe ist nämlich, wie schon bemerkt, kaum gebogen, und konnte nicht gebogen werden, weil er eben in der Fuge nicht fest haftete. Damit im Zusammenhange steht ferner die kleine Ziffer für das Maass der Conjugata des Raumes und das Maass des Winkels, welchen die Conjugata vera mit dem oberen Kreuz- beinstücke begrenzt, Die Verschiebung muss aber schon früh geschehen sein, gleichwie sie auch bei Männern mittlerer Grösse vor sich gehen müsste. Da alle stark querovalen Becken, verglichen mit Becken engerer Form, bei gleicher Länge des Schambeines kürzere Darmbeinantheile der Linea arcuata zeigen, auch wenig ge- krümmte Kreuzbeine und kleine Winkel zwischen der vorderen Kreuzbeinfläche und der Conjugata aufweisen. In Betreff der Asymmetrie dieses Beckens muss ich noch bemerken, dass dieselbe an der hinteren Seite vollständig compensirt ist. Man sollte nämlich rechterseits, wo das Kreuzbein tiefer eingesunken Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 57 ist, eine entsprechend grössere Vertiefung zwischen seiner hinteren Fläche und dem Tuber vlium erwar- ten; sie ist aber nicht vorhanden, einerseits weil das Kreuzbein daselbst dicker ist, und auch das Darm- bein durch einen Höcker die Grube austüllt. Nach dem früher Besprochenen wird es erklärlich, warum für den Drehungspunkt des Hüft- gelenkes ein so tiefer Stand ausgewiesen ist, und warum am Skelete die Ausladung des Tro- chanter ganz in dieselbe Horizontale mit dem Symphysenrande gebracht ist. Gegenüber diesem Becken ist das des „Krainers“ als ein regelmässiges zu bezeichnen, doch fin- den sich an ihm Merkmale, die ihm als eigenthümliche zugesprochen werden dürften. Nach der Gestalt der oberen Apertur kann man das Becken unter die reinen querovalen reihen; Conjugata vera und grösster Querdurchmesser stellen sich zu einander wie 119 Ctm. und 17:1 Ctm. — 1:1-40, während der Coeffieient am Vergleiehsbecken nur = 1:34 ist. Auch das Verhältniss der Breite des Kreuzbeines zur Linea pectinea ist in diesem Sinne umgestaltet; die letztere hat mehr zugenommen, als die erstere; auch der Bogen an der Symphyse ist mehr flach und die Linea vio-pectinea ist der Sym- physe verhältnissmässig näher gerückt, alles Merkmale, welche darthun, dass die Darmschambeinfugen mehr nach vorne gedrängt sind, als am Vergleiehsbecken, weshalb denn auch die Pfannen wieder etwas mehr nach vorne gerückt erscheinen. Unter diesen Verhältnissen hat auch wieder der Drehungs- punkt der Hüfte einen tieferen Stand angenommen. Die Höhe des Beckens hat nur mässig, nicht in dem Grade wie die Ausweitung der oberen Aper- tur, ungefähr in dem Maasse der Conjugata zugenommen. Das Kreuzbein ist regelmässig ohne Kniekung, doch mehr als gewöhnlich gebogen, die Conjugata des Raumes noch weiter, etwas mehr als die Conjugata vera verlängert, gleich wie auch der Winkel der Conjugata vera mit dem Kreuzbein sich ausgeweitet zeigt. Wodurch sich das Becken vor der Mehrzahl anderer, gewiss aber nicht wesentlich auszeichnet, ist eine mehr steile Riehtung der Darmbeinflügel. Aus Allem geht hervor, dass dieses Becken auch im Übermaasse seines Wachsthums von dem nor- malen Bildungs- und Entwicklungsgange nicht abgewiehen ist. Allerdings weicht die Endform von der gewöhnlichen ab, aber die abweichenden Verhältnisse sind nur Steigerungen der normalen, aber keine anderen, neuen. Es ist also die querovale Form, welche dieses Beeken charakterisirt, das einzige, allerdings nur problematische Merkmal des Riesenwuchses. Wenn man sich die Frage vorlegt, ob diese Ausweitung des Beckens noch vor der Verschmelzung der Fugen zwischen den drei Stücken des Hüftbeines zu Stande gekommen ist, so würde sie gewiss bejahend lauten müssen, insbesondere deshalb, weil der Symphysentheil des Schambeines in demselben Verhältnisse zum ganzen Schambeinast steht, wie normal, und nicht wie am Hüftknochen des Barth’schen Riesen, dessen Symphysenstück , wie schon gesagt, gewiss auch nach der Vereinigung der Epyphysen- fugen fortgewachsen ist. Nach der Verschmelzung dieser Fuge konnte noch am Kreuzbeine einiges angesetzt worden sein, wodurch die Apertur an Umfang gewonnen hätte und gewiss mehr zu Gunsten des Querdurch- messers. Dem Becken des Barth’schen Riesen kann man, wie ich glaube ebenfalls mindestens die querovale Gestaltung zumuthen. Denn bei einem Versuche, dieses Becken zu construiren, zeigte sich, dass wenn die Kreuzbeinbreite nur mit 15-0 Ctm. angenommen würde, die Conjugata höchstens ein Ausmaass von 12.4 Ctm. gegenüber einem Querdurchmesser von 19-0 Ctm. haben könnte; beide Durchmesser würden sich zu einander stellen wie 1: 1:53. Die Apertur wäre daher noch mehr queroval als beim Krainer, dagegen weni- ger als am Grenadier. Das Becken des Innsbrucker Riesen nähert sich in seiner Form schon etwas der gewöhnlichen. Es ist zwar das Verhältniss der Conjugata vera mit 12-1 Ctm. zum grössten Querdurchmaasse von 17:1 Ctm. immer noch — 1: 1-43, aber der Bogen an der Symplıyse ist nieht mehr so auffallend flach. Dennoch aber Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXTI. Bd. 3 ’ 58 Karl Langer. kann es immer noch unter die mehr breiten Becken gerechnet werden. Der Raum des Beckens hat gegen das beim Krainer nicht zugenommen, aber die Darmbeinflügel sind grösser. Das Becken des „Wichsmachers“ zeigt eine Conjugata von 11-6 Ctm. und einen Querdurchmesser von 15-9 Ctm. Beide Durchmesser stehen also zu einander in dem Verhältniss von 7:1:37, welches kaum mehr von jenem der gewöhnlichen Männerbecken abweicht; ja es findet sich an dem immerhin noch sehr grossen Gensdarmen ein Verhältniss, welches noch tiefer steht; denn die Conjugata misst 11-7 Ctm., woraus das Verhältniss sich ergibt von = 1:1,23. In Humphry’s Skeletlehre ') finde ich mehrere Angaben über die Dimension der Conjugata und des Becken-Querdurchmessers bei Riesen. Diesen zu Folge ist nur in einem Falle ein beträchtlich querovales Becken ausgewiesen, allerdings bei dem grössten, dem Irish Giant im Trinity College zu Dublin, dessen Conjugata nur 4:5 englische Zoll, ungefähr 10-4 Ctm., der Querdurchmesser aber 8:5 engl. Zoll, also bei 21'5 Ctm. misst. Es wäre also das Verhältniss der Conjugata zum Querdurchmesser — 1:1:88; also noch über dem beim Grenadier, dessen Coöffieient nur 1:77 beträgt. Das Becken wäre also im höchsten Grade abgeplattet, und es müssten sich an ihm gewiss Spuren einer wirklichen Verschiebung des Kreuzbeines zeigen. Ein anderes Extrem findet sich an dem einen Berliner Skelet, dessen beide Durchmesser einander nahe- zu gleich sind. Aus diesem allen geht hervor, dass man allerdings eine grössere Ausweitung des Beckenraumes nach den Seiten häufig genug bei Riesen antreffen wird, dass aber darin kein charakteristisches Merkmal erkannt werden kann, da genug andere Fälle vorkommen mit Formen, die von der Grösse abgesehen, kaum Unter- schiede gegenüber den gewöhnlichen Formen zeigen. 5. Extremitäten. Bei der Untersuchung der langröhrigen Extremitätsknochen hatte ich zunächst dieinneren Propor- tionen im Auge. Ich wollte nämlich nicht nur erfahren, in welchem Maasse der ganze Knochen von Zeit zu Zeit in die Länge wächst, sondern ich wollte mir auch Rechenschaft geben von dem Wachsthumswerth jener seiner Bestandtheile, welche nach der Länge desselben zusammentreten ; ich wollte ferner auch sehen, wie sich die Breiten im Fortgange des Wachsthums nach und nach zu der Längendimension stellen. Jeder lange Knochen wurde daher in drei Stücke, in die Diaphyse und in die zwei Epiphysen zerlegt und von allen Theilen die Länge und Breite gemessen. Als Gesammtlängen wurden die geraden Abstände der äussersten Endpunkte genommen und die Projeetionen der Epiphysenfugen auf diese Längslinie gaben die inneren Messpunkte ab, so dass sich auch aus den Einzelmaassen die Gesammtlänge berechnen musste. - Allerdings liegen die Epiphysenfugen nicht allemal rein quer auf der Länge, und deshalb war die Auswahl dieser innern Messpunkte bis auf ein Gewisses eine willkürliche. Ich habe mieh aber dabei doch immer nur für solche Punkte entschieden, welche auch später noch, also nach Verstreichung der Fugen durch irgend ein Merkmal deutlich erkennbar geblieben sind. Nur am Oberschenkel habe ich oben einen Messpunkt gewählt, der keiner den Knochen quer theilenden Fuge entspricht. Wesentliche ins Auge fallende Formveränderungen habe ich ebenfalls berücksichtigt, ohne jedoch der Entwicklung der Gelenkflächen bis ins Detail gefolgt zu sein. Da der Oberschenkelknochen schon seiner Grösse wegen leicht zu gliedern ist, mir davon auch mehr den Riesen betreffendes Materiale geboten war, habe ich dessen Entwicklung ausführlicher, auch in den Zah- ien, durehgeführt. Sein Entwicklungsgang mag gewissermassen den Typus abgeben für die Bildung aller langröhrigen Knochen. Zur besseren Übersicht habe ich auch die auf 100-0 der Gesammtlänge redueirten Zahlenwerthe für die einzelnen Dimensionen beigefügt. 1) On the human Skeleton. 1858. p. 107. 59 Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. -UOSFBIOIFOM IST OBWIOAT POAMZ OL 'aN ‘9SURT d9ayı Om Aop U "UIOPURY UoIyT uoyosIaz oyım dop Suegum -(uoyury uOA) uoJ4puo,) Aop Funumunıyy us4ssQ1F 1op uy "UOUORHNUETH I9p UNMPpury up uoyosınz OUOrFANUIEH Aop Apuzyy nz RoLISJurgH0o1EFNUT BourT 1op UOA ‘uagjossop arusSunggarg Aop uf "wopropÄpuooaogur e.msrouf op opuwyy uarojumy mop ‘osnzussÄydıdqg uoasyun ınz loumm Aoyueyooa] SOp am op uor -I0UIm AOJUBUDOLL SOP OYım ınz zofem 1oyuwy9oLT sop PNayag moA (6 (8 (k (0 ‘jeyuoasg ‘osAygderq a9p Opım op uf (e (# (8 (6: (1 -uo]kpuo) Aepıoq orumsZunıynıog Aop OyIm ınz aofeuı zoguegaoı]L sop [eayag wor T-g = 0-2 ©:9 0-9 F-8 0:9 r-L 2.2 AS a Eee 7772 98.12 8-8 | = | — los-T|ı 6-8 9-7] 8-8 | 95-8 |0g-T| 9-2 | 88-T | 0-2 |20-7T |8-L |O9-7T | H-T g@-T | 0-T 8.0 | °°° ° (# uogjesıop apoıql &-FI 9-21 2-8T G.8T G.6T 0.8T 6.87 9-.T8 DB | 9-00 | N ee nor OT.T| &:6 |SE-E| 8-01 |es-Z| 9-07 IUT-T| 6-6 | 00.8 |ea-T | v-8 |er-T |2-9 \#r.T | 2.7 |\8e2 1. 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Auch am Femur sollen zuerst jene Verschiedenheiten in Betracht kommen, welche sich aus dem Ver- gleiche des ganz ausgewachsenen mit dem kindlichen Knochen ergeben. Bemerken muss ich früher, dass als Vergleichsobjeet in die Tabelle ein Mannesknochen von schlanker Form aufgenommen ist, dessen Schaft sich nach oben und unten nur wenig verdiekt und dann in rascherem Buge seiner Contouren in die Condylen und Trochanteren ausläuft. Es ist das, wie ich glaube, die gewöhnlichere Form, im Gegen- satze zu einer zweiten plumperen, deren Schaft schon von der Mitte an nach und nach breiter wird, dann ganz allmälig in die Condylen übergeht und ober diesen etwas abgeplattet ist, während die erstere, die schlanke Form daselbst einen mehr gerundeten Querschnitt ergibt. Die zweite Form nähert sich mehr der kindlichen, und findet sich meistens, doch nicht immer bei kleineren Leuten von gedrun- gener Gestalt. Da ich von dieser Form auch ein Exemplar von einem 15 Jahre alten Knaben vorräthig habe, so konnte ich auch diese Form in dem Gange ihrer Entwicklung verfolgen, werde aber nur am Sehlusse dieser Untersuchung das wenige kennzeichnen, wodurch sich diese Form von der schlanken unter- scheidet. Der Knochen des Neugebornen zeigt im Vergleiche mit dem Knochen eines Erwachsenen folgende Eigenthümlichkeiten. Es hat zwar den Anschein, als ob beim Kinde der Schaft im Verhältniss zur Länge des ganzen Knochens dünner wäre, er ist es aber in Wirklichkeit nicht, ja er ist relativ dieker als beim Manne. Es ist nämlich beim Kinde die Schaftdieke nur 7/4-00mal in der Länge enthalten, beim Manne aber 16-53mal. Man kann sich von dem Gesagten auch mittelst der redueirten Zahlen überzeugen. Die Schaftdieke beträgt nämlich beim Kinde 7:1, beim Manne nur 6-0 von 100-0 Theilen. An dicken Knochen habe ich etwas grössere Zahlen, 6°2, ein- mal sogar 6.8 erhalten. Nur ausnahmsweise also nimmt die Schaftdieke annähernd in gleichem Maasse wie die Länge zu. Die so auffallende Einschnürung des Schaftes beim Kinde erklärt sich einfach aus der übermässigen Auftreibung der Condylen, deren gemeinschaftlieher frontaler Durchmesser beim Kinde nur den 3:76. Theil der ganzen Länge, beim Manne aber sogar den 5.89. Theil beträgt. Hätte der Oberschenkel derart auf- gebaute Condylen wie das Kind, es müsste dieser Durchmesser bis auf 11-4Ctm. ansteigen, da er in Wirklich- keit doeh nur 73 Ctm. misst. Unter den redueirten, auf das Kind bezüglichen Zahlen ist daher dieser Durch- messer auch viel höher verzeichnet als für den Mann. Dem allen zu Folge kann man schon sagen, dass beim Kinde die Dimensionen der Breite überwiegen. Prüft man die Dimensionen aus dem Scheitel des Kopfes zur grössten lateralen Ausladung des Trochan- ter major, also die Länge des oberen abgeknickten Theiles des Knochens, so findet man mitunter auch da einen relativen Rückgang ; das richtige Verhältniss aber ergibt sich erst, wenn man die Bestand- theile dieses Stückes einzeln prüft. Dann zeigt sich, dass mit der Zeit nur der Schenkelkopf einen Rückgang und zwar einen nicht unbeträchtlichen erfährt, dass aber der Hals, das Stück zwischen Kopf und Schaftbeim Mann nicht nur absolut, sondern auch relativ viel länger ist, als beim Kinde. Die Untersuchung endlich der drei nach der Länge aufgebauten Stücke ergibt, dass dıe Endstücke beim Kinde abermals wieder höher sind als beim Manne, dass dagegen wieder beim Manne das Mittelstück bevorzugt ist. Beim Kinde ist daher nieht nur die Gesammtlänge des Knochens, sondern auch der Hals bei weitem noch nicht in jenem Maasse vorgebildet, wie es den Anschein hat, und es besteht daher der Wachsthumsmodus darin, das Fehlende in dem Verhältniss der Länge zu der Breite nicht nur nachzuholen,, sondern sogar zu überholen; oder mit anderen Worten: der Knochen gewinnt nach der Geburt mehr an Länge als an Breite, und zwar ist es gerade nur das Mittel- stück und der Hals, welche mehr als die Endstücke ansetzen. ; Diese Angaben stützen sich auf das Verzeichniss der verschiedenen Coöffieienten für das Wachsthums- maass. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 61- G. Humphry‘') ist bei seinen experimentellen Untersuchungen über das Wachsthum der langen Kno- chen an lebenden Thieren zu dem Resultate gekommen, dass sie fast ausschliesslich durch die Verknöcherung und Zunahme innerhalb des Epiphysenknorpels wachsen, auch sagt er, dass die Verknöcherung fast nur auf der dem Schafte zunächst liegenden Seite der Fuge fortschreite. Dies Resultat ergibt sich ohne weiteres ebenfalls aus meinen Messungen. Humphry hat aber auch noch ausgesprochen, | | j | | N dass das untere Stück des Schaftes mehr zunehme als das obere. Dies kann ich mit meinen Zahlen direet nicht darthun, da ich keinen identischen Punkt in der Continuität der Röhre fin- den konnte, der mir die Länge für alle Bildungs- stadien gleichmässig hätte theilen können. Es ist mir aber schon deshalb sehr wahrscheinlich, weil die untere Fuge länger offen bleibt als die obere und weil meine Maasse darthun, dass die untere Epi- physe nichtindem Höhenmaasse wächst, a ee Ten wie dasobere Endstück, weshalb denn auch für den Schaft nach unten mehr an Gewinn entfal- len muss als nach oben. Man betrachte nur die | Coefficienten für das obere Endstück mit 3:30 und für die untere Epiphyse mit nur 2:27, dann das fol- gende auf Grund der redueirten Zahlen entworfene Wachsthumsschema, um sich von der Richtigkeit beider Angaben zu überzeugen. Ich habe nur noch zu sagen, dass alle diese Angaben auch ihre Anwendung finden mit Rück- sicht auf die zweite, Eingangs namhaft gemachte diekere so zu sagen puerile Form des Schenkel- knochens. Die Unterschiede, welche sich aber doch in den inneren Proportionen beider Formen finden, sind folgende. An den Breite d.Condylen Oberes Endstück Diaphyse diekeren Knochen ist nämlich die Höhe der unte- Ba ren Epiphyse etwas grösser und zwar auf Ko- : = : 15 20 OEEIE «3 - . 3 = sten des Schaftes, gleichwie auch die Front des ui: unteren Endes im Verhältniss zur ganzen Länge etwas grösser ist, als an den schlanken Knochen. Zum Be- weise folgende Maasse: Schlanker Dieker Knochen Knochen ANIGLLER BEN EEE 43:0 Ctm. +4 Ctm. ‘ Oberes Ende 13°9 In auf 100-0 der \ Schaft 79-1 n n Länge redueirten < Untere Epiphyse 6:9 Zahlen Bchattdicke WA FERIEN UI EIN BO , Condylenbreite . n n 1) Med. chirurg. Transact. XLIV. Excerp. in Schmidt’s Jahrb. B. 116. 1862. p. 287. 62 Karl Langer. Wie sich die bisher nur summarisch verzeichneten Wachsthums-Werthe periodenweise ver- theilen, dürfte auch aus der Tabelle und dem obigen Schema _zu ersehen sein. In Betreff der Zunahme der Längen ist alsogleich ersichtlich, dass das Wachsthum des Mittelstückes in der Zeit bis zum 3. Jahre bereits solche Fortschritte gemacht hat, wie sie von da ab in keiner Periode mehr vorkommen. Der summarische Coefficient für die Zeit bis zum 3. Jahre beträgt je 2:09. Der Knochen- schaft hat also im 3. Jahre bereits nahezu drei Hälften seines ganzen Zuwachses gewon- nen; und dem entsprechend lautet natürlich die Ziffer der relativen Abnahme der Höhen der bei- den Endstücke. Da das Wachsthum des Schaftes gerade in dieser Periode ein so bedeutendes ist, so lässt sich auch Humphry’s Aussage, dass das untere Endstück des Schaftes mehr wachse als das obere, auch für diese Zeit ganz leicht als richtig darthun. Das Linearschema p. 61 legt es aufs augenfälligste dar, aber auch die redu- eirten Zahlen erbringen den Beweis. Untersucht man nämlich wie viel bis zum 3. Lebensjahre das obere Endstück relativ eingebüsst hat, so findet man die Zahl 18:4—17:9=0'5. Für denselben Zeitraum ergibt sich aber an der unteren Epiphyse folgende Einbusse: 74-3 — 9:5 = 4:8. Der Ausfall am unteren Stücke ist daher ein grösserer. Obige Differenzzahlen summirt 0, 5 + 4, 8 geben 5-3, und dies ist auch in der That das Maass des relativen Zuwachses des Schaftes in dieser Zeit. Der Zuwachs der Röhre vertheilt sich daher schon in dieser Zeit sehr ungleichmässig auf das obere und untere Ende derselben. Auch der frontale Durchmesser der Condylen hatin dieser Zeit bereits beträchtlich ab- genommen; der Hals aber hat noch nicht viel gewonnen, dagegen der Kopf schon merkbar ein- gebüsst. Die Dieke des Schaftes ist wohl noch unverändert, wie denn der Knochen, obwohl bereits in seinen inneren Proportionen umgestaltet, dennoch immer den eigenthümliehen puerilen Habitus zeigt. In den folgenden Perioden schreitet das Längenwachsthum in dem besprochenen Sinne und ziem- lich gleichmässig fort, doch dürfte sieh bei Benützung zahlreicheren Materials aus der Zeit vom 12. bis zum 16. Lebensjahre manche Correetur in Bezug auf das Detail der Wachsthumseurve ergeben. So viel scheinen mir auch meine Zahlen auszusagen, dass bereits im 15.—16. Lebensjahre dieinnern Proportionen, wenn nicht schon ganz definitiv festgestellt, doch dem Definitivum bereits nahe gebracht sind. Ich habe nur noch zwei Verhältnisse, beide das Wachsthum des unteren Endes, der Condylen betreffend zu besprechen, von denen bisher nur die Breite summarisch in Betracht gekommen ist. Es handelt sich nämlich noch um die Länge des einzelnen Condylus, dessen Breite, und den Abstand beider, die Inecisur. Die Länge der medialen Condylusfläche nimmt mit dem Alter ab, und es geschieht diese Abnahme zum grössten Theile bereits in der Zeit bis zum 3. Lebensjahre und macht sieh auch noch bis zum 6. Jahre bemerkbar, von da ab aber dürfte sie, wenn Varietäten auser Acht gelassen werden, als zum Stillstande gekommen zu betrachten sein; der Condyl verliert dann nichts mehr im Verhältniss zur Länge des ganzen Knochens, ja es scheint, als ob sich in der Pubertätsperiode der Ansatz sogar wieder etwas stei- gern würde. Mit diesen Angaben stimmen die wechselnden Formverhältnisse der Condylen. Beim Kinde näm- lich ragen sie stark nach hinten über die Facies poplrtea hervor, so dass sie schon vom Epicondyl an als freie Fortsätze erscheinen. An Knochen von 3—6, selbst Sjährigen Kindern reicht der Querschnitt des Schaftendes bereits etwas über den Epieondyl hinaus, wodurch der Condyl kürzer und die Facres poplitea concav nach hinten abgebogen erscheint. Diese Form findet sich zwar hin und wider auch später noch, in der Regel aber treten doch die Condylen wieder freier heraus und das Planum popliteum ist mehr flach und senkrecht abfallend. Auch die Breite der medialen Condylusfläche erleidet durch das Wachsthum eine relative Einbusse. Dagegen aber zeigt sich an der Ineisur mit den Jahren nicht nur eine relative Abnahme ihrer Breite, sondern nach der Pubertätsperiode und in sehr vielen Fällen sogar eine absolute Ver- kleinerung ihres Ausmaasses. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 63 Dem zu Folge geht das Wachsthum der Condylen in folgender Weise vor sich. Sie nehmen bis ungefähr zum 15. Lebensjahre nur hinten, an ihren Enden und an den von der Ineisur abgewendeten Rändern neue Knochenmasse auf und rücken zugleich auseinander, wodurch die Ineisur immer breiter wird, allerdings alles nur in kleinerem Maass, als dem in welehem die Länge des Knochens wächst. Darauf erst verkleinert sich die Ineisur und zwar durch Ablagerung von Knochenmasse auf die der Ineisur zugewendeten Ränder der Condylen. Man muss hier fragen, ob die Erweiterung der Ineisur in den ersten Lebensjahren etwa durch Resorption einer bereits gebildeten Knochenmasse geschieht. Wenn man aber den Bildungsvorgang des Epiphy- senkernes untersucht, so findet man, dass nicht nöthig ist, dies anzunehmen. Es gehen nämlich beide Condylen nur aus einem Verknöcherungskerne hervor, weleher noch am Ende des 1. Lebensjahres ganz kuglig gerundet und vor die Ineisur eingelagert ist. Später breitet sich der Kern in frontaler Riehtung aus, und wird dadurch queroval, ohne aber auch in den freigelegten Theil der Condylen ein- zudringen, so dass diese im 3. Lebensjahre noch ganz knorpelig sind. Dann erst treibt er in die Condylen Fortsätzg, welche ungefähr im 7. Jahre dieselben ganz erfüllen. In dieser Zeit hat aber die Ineisur vorne bereits ihre Maximalweite erreicht, kann aber trotzdem hinten noch immer weiter werden, weil beide Condylen schief gegen einander liegen, und daher, indem sie in die Länge wachsen, mit ihren Enden weiter auseinander rücken. Um den Wachsthumsmodus des unteren Femur-Endes auch bildlich darzulegen, habe ich versucht, Zeich- nungen der Endflächen aus verschiedenen Altersperioden mit einander zu vergleichen, und da zeigte sich als- bald, dass der Winkel, in welchem die beiden Grenzlinien der Condylen gegen die Patel- larrollezu einander stehen, schon von Haus aus gegeben ist, jedenfalls keine wesentliche Abän- derung erfährt, so dass die Zeichnungen untereinander nach diesen Linien orientirt werden konnten. Daraus hat sich dann weiter ergeben, dass der Ort des ersten Verknöcherungskernes auch das Wachs- thumscentrum der unteren Epiphyse bezeichnet; auch zeigte sich, dass der der Ineisur zugewendete Rand des medialen Condyls unter normalen Verhältnissen kaum einen wesentlichen Zuwachs, gewiss aber keinen Abgang erfährt. Dieser Rand ist daher ein von Haus aus fixer, und der ganze, den Gang des Kniegelenkes so wesentlich bestimmende mediale Condyl wächst also durch gleiehmässigen Ansatz nur nach aus- sen und hinten. Die beigegebene Skizze macht diese Ver- hältnisse ersichtlich an zwei Knochen, die von einem 6jährigen Knaben und einem Manne ab- genommen sind. (Der dritte Umriss bezieht sich auf den Riesen.) In Betreff der Torsion des Knochens glaube ich sagen zu können, dass dieselbe sich nicht wesentlich ändert; ich fand wenigstens, dass bei senkrechter Haltung des Schaftes der Mittelpunkt des Kopfes beim Kinde ebenfalls über die Grenzlinie des medialen Condyls zu liegen kommt, wie bei vielen Männern. Übergehend zur Darlegung der Wachsthumsverhältnisse der Riesenschenkel, will ich noch einiges über die Form der untersuchten Exemplare voraussenden, 64 Karl Langer Der Knochen des Krainers ist schlank, nur unbedeutend im Schafte gebogen, sein Hals aber ist sehr stark nach vorn abgeknickt; er zeigt die grösste Torsion, die ich überhaupt zu beobachten Gelegenheit hatte. Dem Gesammtbilde nach unterscheidet sich dieses Schenkelbein, von der Länge abgesehen, kaum vom anderen Knochen gewöhnlicher Grösse. Der Knochen des Grenadiers dagegen ist seiner ganzen Anlage nach plump, im Schafte sehr diek und so stark gebogen, dass ich ihn, um seine Länge in richtige Verhältnisse zu den anderen Riesenknochen zu bringen, nieht nach dem geraden Abstande der Endpunkte, sondern nach der Biegung abmessen musste. Der Abstand beider Trochanteren (Länge der Urzsta intertrochanterica) ist sehr gross, dagegen die Incisura inter- eondyloxdea bei auffallend breiten Condylusflächen sehr schmal. Der Knochen des Innsbrucker Riesen ähnelt dem Knochen des Krainers. Der Petersburger Riese hat linkerseits einen ganz normalen schlanken Knochen, wie der Krainer, sein.rechter Knochen aber ist unten latralwärts verbogen und bedingt ein Genu valgum. Auch das Skelet 3040. des Berliner Museums ist mit Verkrümmungen an den langen Knochen und mit einem Genu »algum behaftet. Der Knochen des Barth’schen Riesen (367. des Wiener Museums, leider etwas beschädigt), ist sehr schlank, seine untere Epiphyse noch ganz lose; die Condylen sind auffallend kurz, und überragen nur wenig die hintere Fläche des Schaftes. An den drei von mir in natura untersuchten Knochen macht sich eine ganz interessante Verstärkung ander Tragleiste des Halses bemerkbar. An der Stelle nämlich, wo die vordere Linea ıntertrochan- terica nach hinten und oben gegen den Trochanter minor abbiegt, befindet sich ein Höcker, also eine Ver- diekung der Basis des Halses, von welehem sowohl nach oben auf den Hals, als auch nach unten auf den Schaft eine Leiste sich fortzieht, durch welche die vordere und die mediale Fläche des oberen Schaftstückes, welche beide gewöhnlich ohne bestimmte Grenze in einander übergehen, beinahe rechtwinklig von einander abfallen. Andeutungen dieser Leiste finden sich gelegentlich auch an Knochen von gewöhnlicher Länge. Aus dem Vergleiche der redueirten Zahlen ergibt sich, dass die drei nach der Länge geordneten Abschnitte beim Krainer und Innsbrucker Riesen dieselben Proportionen zu einander wieder geben, wie beim normalen Manne von schlankem Bau der Röhrenknochen. Dagegen aber ist zu sehen, dass in den inneren Pro- portionen des Barth’schen Riesenknochens die Schaftlänge auf Kosten der Endstücke noch mehr begünstigt ist. Dieser Knochen hat sich daher auch im Übermaasse seines Wachsthums noch ganz im B. Tab. Fre] = En Se = Si S = S Tibia. Gesammilangeri), SRpeh un ee ee eh 8-20 | 14-8 1:80 30-4 2:05 35°5 1:16 Gesammilängergleichn 2 2 aan an 2120080 100°0 1000 100°0 Obere Epiphyse 2?) ee: ee 1:00 os) 1:30 1er 1:30 2-4 141 redueirt (auf die Gesammtlänge = 100°0) . ... . 12°2 8:8 56 (al AD yRE SS 2 6:75 129 1:91 279 2-16 32:2 1:15 BEUTE RE ee ge ae ir ee 82: 872 91'8 90°7 UntererBinipbyse:s)e u.0 vun. 0 45 0°6 1:33 0-8 1:33 0:9 1-12 WERUCHTON ae Ey ae ee 55 4:0 2.6 2-5 Breite der2Condylenlä) Dil ei za RB 2-50 4:2 1:68 6:3 1:50 SA 1277, TORUCT DAN ER AE e ARE 30°5 284 20-7 20-8 IBreiterdespSchafteng ae ee 060 1:1! 1'83 1'6 1:45 2.3 1:43 redueirt EN En ans rl v4 5°3 65 Breite der unteren Endfläche 5) 1:05 1-8 1:71 2-4 1:33 2-6 1:08 redueirt 12-8 12-2 7:9 73 Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 65 Sinne des dargelegten normalen Bildungsmodus fort aufgebaut. Am Knochen des Grenadiers aber ist der relative Werth der Sehaftlänge sogar unter den beim Manne mittlerer Grösse herabge- sunken, natürlieh zu Gunsten der Höhe der Endstücke. Es ist dies auch schon aus den absoluten Zahlen ersichtlich, denn Grenadier und Krainer besitzen dieselbe Schaftlänge aber der erstere höhere Endstücke, wie umgekehrt am Barth’schen Knochen wieder die Endstücke sogar kleiner sind als beim Grenadier, dagegen sein Schaft den des Grenadiers sogar um volle 10-0 Ctm. überbietet. Jeder von diesen drei Fällen repräsentirt daher einen eigenen Typus. Dennoch aber findet sich an allen ein besonderes, für den Riesenwuchs eharakteristisches Merkmal; es ist nämlieh bei allen die Breite der Condylen noch weiter, mehr als am Manne gewöhnlicher Grösse herabge- mindert. Der Ausfall ist wieder am Barth’schen Riesen am grössten, am Grenadier am kleinsten. Eine weitere Herabminderung haben auch die Condylenin sagittaler Riehtung erfahren, so dass man sagen kann, dass mit dem Übermaass des Wachsthums in die Höhe die Stütz- fläche (Querschnitt) abermals wieder an Ausdehnungverloren hat. Am Barth’sehen Knochen ist sowohl die Breite der Condylen als auch die Länge derselben sogar auf den halben Werth, welchen sie beim Kinde besitzen, zurückgegangen. Die Breite der medialen Condylusfläche hat aber trotzdem beim Grenadier auch in relativem Maasse gewonnen; die Ineisur ist nämlich bei ihm wie auch am Innsbrucker Riesen sehr bedeutend verengt, offenbar auch durch Ansatz an den medialen Condylus. Der Gewinn an Breite dieser Fläche hommt aber kaum geradezu der Stabilität des Verbandes zu Gute, sondern dürfte vielmehr nur dazu beitra- gen, den Druck auf die Unterlage mehr zu vertheilen. Dagegen hat wieder diemediale Condylusfläche desBarth’- schen Knochen einen relativen Rückgang erfahren; die Ineisur ist dem entsprechend wieder etwas breiter. Ein Rückgang in der Dicke des Schaftes ist ebenfalls wieder nur beim Barth’schen Riesen bemerbar; während der Grenadier sogar einen kleinen Gewinn ausweist, der möglicher Weise zu der starken Krümmung des Schaftes in Beziehung zu bringen ist. Im Ganzen lässt sich also trotz der Verschiedenheit der innern Proportionen zwischen den nach der Länge geordneten Stücken doch sagen, dass das Übermaass des Wachsthums des Oberschenkels im gleichen Gange des normalen Wachsthums beigestellt wird, doch ist nicht zu verkennen, dass auch ein Bestreben besteht, das durch den Excess dem Mechanismus drohende Missverhältniss einigermassen zu corrigiren. Tibia. BB. 22 B 8 3 5 38 3 Anmerkungen SE 2 S & S Ei S Tibia. 4:32 | 435 102 45°6 1.28 52°0 1:46 1) Aus der Mitte der lateralen Condylusfläche in die 100°0 100°0 100°0 Ineisura fibularis. 2-40 28 1'16 3:3 To 3uv 1225 2) Unter die Fibularfläche. 6-4 Da 58 >) Wo die Epiphysenfuge die Incieura fibularis kreuzt. 477 39-7 1:23 41:0 1:27 47°2 146 *, Grösster frontaler Durchmesser vom Rande der 913 89:9 90:8 Gelenkflächen, der bald etwas grösser, bald kleiner 2:00 1:0 1-11 3 144 1:8 2:00 ist, als der entsprechende an den Oberschenkel- 23:3 2:8 35 eondylen. 2:96 8-5 114 9:2 1:24 9-4 1327, 5) Mit Ausschluss des Malleolus. 195 20°2 18*1 3:83 2°7 RER 3-3 1:43 3:8 1:65 6°2 7°2 7.3 2°47 3.0 1'15 3'2 1'23 3°5 1:34 6:9 7.0 6°7 ! | | Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. «D 66 Karl Langer. Aus den redueirten Werthen der drei nach der Länge aufgebauten Stücke ist zu ersehen, dass auch an der Trbia beim normalen Wachsthumsgange dieLängen die Breiten überwuchern, dass die Diap hyse wieder mehr beiträgt zum Aufbau des Knochens als die beiden Endstücke; und dass von diesen letzteren nicht die untere mehr als die obere, sondern umgekehrt die obere Epiphyse mehr wächstals die untere. Stellt man sich hier die Frage wie die Diaphyse an ihren Endstücken zunimmt, so dürfte aus der folgen- den Zusammenstellung der Zahlen ersichtlich sein, dass auch die Röhre an ihrem oberen Ende mehr gewinnt, alsan ihrem unteren. Theilt man sich den ganzen Knochen in zwei gleiche Hälften, so ent- fallen als Werthe in auf 100 der Länge redueirten Zahlen für Beim Beim Kinde Manne Die obere Hälfte .... . » | 22:2 6°7 | von der oberen Epiphyse, 37:8 | 43-3 nn Diaphyse, Die untere Hälfte .,.. . . | 44:5 | 47-5 Pr 5 as 25 » „» unteren Epiphyse. Es hat also die Diaphyse in der oberen Hälfte gewonnen 5:5 Einheiten, in der unteren aber nur 3:0 Einheiten. (% Tab. © = = D = &D - \ Be ri SE = 8 2 5 E ae an Sa = S 5 S Er & SR &D = Zo B Su 2 as E & Er £ ae ee SS = = I: S = is se 1 :S Dig I = De S oO a > 2} & = Cr) © o r IS) = = = - ’ EVA BE er EEE ETREEECHRETE 5 83 15:4 1:85 19-6 1:27 283 1-44 | Ganzer lamger gleich se lt 100°0 1000 1000 VberezEpiphyseziss ae ee ll 1:9 172 2:0 1:05 26 1:30 Redueirt (auf die ganze Länge = 100.0)... ... 1.32 123 10-2 9-2 Diaphysewee were 64 12-3 1:92 16-2 loShl 24-1 1:48 redueert . ö Tot 79:9 82.6 581 Untere Epiphyse 2) 08 12 1:50 14 116 16 1-14 redueirt . ei 9-6 7-8 71 56 Durchmesser des Kopfes) 17 2:5 1:47 Se 1:24 37 1:19 ENT I On a Re 20:5 16-23 15°8 13°1 Dicke der Diaphyse 5). 0-6 1:0 1:66 1-3 1:30 oz 1:07 redueirt , - 72 6°5 66 4:9 Breite der Rolle 6) er 1°5 Dun 1:66 2:9 1'16 3-4 DeNlig, WEITEN c, Po a ee BEER 18°1 16-2 14:8 12:0 Die Messungen am Humerus, einem langrörigen Knochen, ergeben gleichfalls wieder ein kräftiges Wachsthum der Diaphyse, und einen Rückstand der beiden Endstücke, Es wiederholt sich auch hier wieder die Erscheinung, dass die Entfaltung der Längen-Proportionen bereits in den ersten Lebensjahren weit genug fortschreitet, so dass sie häufig genug im 15. Lebensjahre bereits ihr Definitivum erreicht. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 67 Im Vergleiche mit dem Oberschenkel würde sich somit an beiden Knochen an jenem Ende der Dia- physe welches gegen das Kniegelenk gerichtet ist, ein höherer Wachsthumswerth herausstellen. Untersucht man ferner die Differenzen, welehe der erste Zeitraum bis zum 3. Lebensjahre, dann die welche der zweite Zeitraum bis zur vollen Reife bringt, so zeigt sich wieder, dass die Differenzen des ersten Zeitraums grösser sind, als die des zweiten, dass also die innern Proportionen des Knochens bereits in der kurzen Zeit der ersten drei Jahre bis nahe an das Definitivum gebracht sind in Bezug auf die Längen, nicht aber in Bezug auf die Breiten, die sich erst im zweiten Zeitraume entschiedener gestalten. Die verzeichneten Zahlen für das Schienbein des Krainers und Innsbrucker Riesen zeigen wieder dass das Wachsthum des Knochens auch im Übermaasse conform dem normalen Modus fortgeführt ist; sie zeigen ferner, dass der Knochen des Grenadiers mehr in den Proportionen des mittleren Mannes aufge- baut ist, woraus sich das Bestreben, denselben zu festigen, ergibt. An dem Schienbein des Barth’sehen Riesen fehlen leider die Epiphysen. Es lässt sich aber schon aus der absoluten Länge der Diaphyse = 54-0 Otm. ersehen, dass der etwas krankhaft verdiekte Knochen mit bedeutendem Übermaasse des Wachsthums der Diaphyse gegen die Epiphyse aufgeschossen ist. Denn unter der Voraussetzung der Proportionen der 7Ydia des Krainers müsste die obere Epiphyse am Barth’schen Kno- chen eine Höhe von 5-4 Ctm. erreicht haben, was wohl kaum anzunehmen ist. Es muss sich daher das Missverhältniss zwischen Diaphyse und Epiphysen noch weiter gesteigert haben. Humerus. 2 . Anmerkungen Gesammt-CoEffi- = 2 = = E S 2 S e) S arm. 33°0 1:16 3-97 39-5 1:19 405 oe} 1) Von der Scheitelhöhe des Kopfes zur Berührungs- 100: 0 100: 0 1000 linie der Rolle. 3.0 1:15 2-72 3:3 1:10 3°5 1:16 2) Zur Epiphysenfuge, wo diese der Suleus intertu- 9-1 883 86 bereularis kreuzt. 28-0 1:16 4:37 34-1 1:97 34:0 ar I 3) Vom Beginne der lateralen Rollenleiste (also 848 86-3 83:9 Durchmesser der Rolle). 2:0 1:25 2-50 zul 1:05 0 1:50 %, In der Frontalen. 61 5:3 7:4 Be 5 der Mitte der Diaphysenlänge. 49 1:32 2:88 61 1:24 6:2 1'26 6) Mit Einschluss der Eminentia capitata. 14'8 154 15'3 17 1'21 2-83 2:2 1:29 2°6 1:52 51 56 6:4 4'4 1-29. 2-93 5-1 1:15 5-9 1:34 13-3 12°9 146 In der Tabelle ist für die letzte Periode sogar eine kleine Steigerung in Wachsthum der Epiphysenhöhe ausgewiesen; dies ist aber nur eine Folge des überaus graeilen Skeletbaues des verzeichneten 15-jährigen Knaben. Worin sich die Längenproportionen des Oberarms wesentlich von jenen der Oberschenkel unterscheiden, ist, dass am Humerus das Wachsthum am oberen Ende überwiegt. Es stimmt dies mit der bekann- g9* 68 Karl Langer. ten Erfahrung überein, dass die obere Epiphysenfuge am Humerus noch lange besteht, nachdem die untere bereits verstrichen ist; es stimmt dies auch mit den Erfahrungen Humphry’s'). Es vertheilen sich die reducirten Werthe in folgender Weise: Mann In der oberen Hälfte: tür die Epiphyse . » » Diaphyse In der unteren Hältte : „» Diaphyse » » Epiphyse Es entfallen somit an Zuwachs für die obere Hälfte der Diaphyse 4-1 Einheiten, für die untere nur 3:5 Einheiten. Zudem zeigt sich auch, dass das Wachsthumsmaass der oberen Epiphyse grösser ist (mit dem Coöfficienten 7:30) als das der unteren (bei nur 7:74). Es wächst also der Öberarm stärker gegen das Schultergelenk als gegen das Ellbogengelenk. Allerdings sind hier die Unterschiede kleiner als am Oberschenkel, Die Breitendimensionen nehmen auch am Humerus ab; es zeigt sich dies sowohl in der Dicke des Schaftes, als auch in der Länge (Breite) der Rolle und im Durchmesser des Kopfes. Die Störung im Gange der Zeit vom 15-jährigen zum Manne, die in der Tabelle bemerkbar ist, erklärt sich aus der bereits erwähnten Gracilität des Knochens, dem ein kräftigerer Mannes-Knochen gegenüber gestellt ist; wie sich denn überhaupt in dieser Zeit schon die Varietäten bemerkbar machen. Ähnliche individuelle Formverschiedenheiten, wie sie der Schenkelknochen der Riesen gezeigt hat, finden sich nun auch am Humerus derselben. Der des Grenadiers ist plumper im Schaft, breiter und dieker an den Enden, wesshalb derselbe ungefähr wieder in den Proportionen gewöhnlich gebauter Männer ausgeführt ist. Da der Knochen des Krainers schlanker ist, so zeigen sich abermals wieder seine inneren Proportionen in dem Sinne verändert, wie sie das gesteigerte normale Wachsthum mit sieh bringt. Nur die Rolle ist dieker und das Caput massiger. D. Radius. Tah. &. € Neugebornes 3jähriges Kind Wachsthums- Coefficient Coefficient Coefficient Gesammt- Coefficient CoEffieient Grenadier Coeffieient Radius. Ganze Länge!) . . DE 6:10) 9-60 Ganze Länge glech . . . . ». . .|100°0 |100:0 VberesEpiphyseä)erer 022.2. 2040120 redueirt (auf die ganze Länge=100:0) | 65 4: DDIADHYROR ee en al li ERICH De eg Rn UnteresEpiphyser. „0 a. el 05a RO 2E > Or er © D'eR 4-2 1) Längs der Crista in die Ineisura ulnaris. 2) In derselben Richtung; die Fuge liegt etwas ober dem unteren Rande der Gelenkfläche. 1, L. e. Tachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 69 2 ya E = I) & = u 2 # S SA RE: & B E 152, 3 B R ® | 3 = R R E E Ri Zu = = “ S 2 S (| = S S Grösste Breite des Capitulums . . .| 0:90] 1:30) 12:44| 1-80) 1:38 | 2:30)1-27|2:55| 2:70)1:17| 320] 1:39 RN AR So N een rd 13°5 92 9:8 9-8 11:0 Breite der unteren Epiphyse3) . . .| 1°30| 1'80)1:38) 2:60] 1:44 | 3:20)1:23|2:46| 3'80|1'18| 4'10| 1-28 FORTE ERS .| 21-3 187 13:3 13*7 13°8 14:1 3) Mit Einschluss des Stylus. Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, dass das an den anderen langröhrigen Knochen nachgewiesene Wachsthumsgesetz im ganzen Umfange auch für den Radius seine Geltung hat; nur scheint es, als ob an die- sem das Wachsthum der Epiphysen einen noch grösseren Ausfall als an anderen Kno- ehen erfahren würde. So klein die Differenzen sind in der Abnahme der Epiphysen , so scheinen sie doch darzuthun, dass die untere Epiphyse mehr zunehme als die obere, und dass somit auch die Röhre sich mehr nach unten als nach oben verlängere. Es stimmt dies auch mit der längeren Dauer des Offen- seins der unteren Fuge zusammen. Die in der Tabelle bemerkbaren Störungen haben denselben Grund, wie in Betreff der anderen Knochen. In gleicher Weise wie die anderen bereits beschriebenen langröhrigen Knochen verhalten sich auch die Armspindeln der Riesen. E. Die Hand. Tab.E. 3 E = ei SS e “ 4 = DE I Sllweld EI e =, | S = S Eee] We AR ee > eilt Sa Eu Hlass Z = B = S = S & S 5 S Hand Ganze TEEN EL) IR EEE En Pe 64 | 10-0 \1:56| 15:2 | 1-52 | 18-3 | 1:20)\2:86| 23:4 | 1:27| 23-5 | 1:28 Ganze Länge gleich. . . » . . . „1200-0 \100:0 100°0 100°0 100'0 100°0 Länge der Handwurzel ....... 13 9-0u KL258 2 9:72 01=35 3211.18 |2-46|, 4:0 \1:.25|. 4:0 | 1:25 redueirt (auf die ganze Länge —=100:0)| 20-3 | 20:0 178 17-5 las! 17:0 Länge des Mittelhandknochens . . .| 2:0 3-0 171-50)| 2 5:0." 1=68 5-9.1.18 2495 || 7:6 |41:28| 7:6,.| 1728 ELCH een einsehen eh ne BL OR 32-9 322 322 323 Länge des Mittelfingers ...... 31 5:0 111°61| 27:5 | 1-50 9-2 |1-22|2-96| 11°8 | 1:28 | 11°9 | 1:29 TERUCHEE a R 0R 493 50°3 50'4 + 50°6 Breite der Hand?) . . . e Sur 820: 12:22 Sau 7258 ber ea ezi Ra ad 852 er ee ee ee ERBENE RC) 30-9 311 31:2 34:9 !) Diese und alle anderen Längenmaasse nach der Richtungslinie des Mittelfingers. 2) Vom Tuberculum metacarpi V. zur radialen Seite des Trapezbeines — direct. Die Revision der Wachsthumscoöffieienten für die ganze Zeit bis zur erlangten Reife ergibt als Resultat der Messungen, dass die Mittelhand- und die Fingerlängen etwas mehr zunehmen als die Länge (Höhe) der Handwurzel, dass dagegen die beiden ersteren unter einander beinahe ganz gleichmässig fortwachsen. Auch zeigt sich, dass die Breite an der Basis der Mittel- handnur um wenig hinter dem Wachsthum der gesammten Handlänge zurückbleibt. 70 Karl Langer. Ich halte diese Schlüsse für gesichert, trotz der vielen Varietäten in der Handform bei verschiedenen Individuen, und die obigen Angaben für den wahren Ausdruck des Modus sowohl im normalen als auch gesteigerten Wachsthum, weil sie auch durch denVergleich mit den Proportionen der Riesenhand ihre Bestätigung finden. Wie die Coöfficienten für die einzelnen Zeiträume aussagen, würde das Zurückbleiben der Handwurzel hinter der Mittelhand und den Fingern nicht schon in den ersten Jahren sich kund thun, sondern erst später. Man kann aber im Ganzen die Differenzen im Wachsthumsmaass der einzelnen Handsegmente nicht hoch anschlagen, und da auch mit den Jahren keine auffallenden Veränderungen sich zeigen, so kann man behaupten, dass die Hand jener Körpertheil sei, weleherin seinen Hauptstücken gleich- mässig sich ausbildet, trotz der immerhin bedeutenden absoluten Zunahme aller Dimensionen. Würde man daher die Zeichnung der Hand eines Kindes in ihren Haupttheilen proportional um ein Bestimmtes ver- grössern, so könnte das vergrösserte Bild die Contouren so mancher Männerhand ziemlich genau decken. Ich erinnere mich irgendwo gelesen zu haben, dass bereits der Künstler Chrisostomo Martinez, von welchem auch eine Proportionsfigur!) vorliegt, sich in diesem Sinne ausgesprochen habe. Leider bin ich nicht in der Lage das Citat eonstatiren zu können. In diesem Wachsthumsverhältnisse der Hand liegt es offenbar, dass das Organon organorum bereits beim Kinde befähigt ist, seine Glieder in allen jenen Combinationen zusammentreten zu lassen, deren die Hand des Erwachsenen fähig ist; und es begreift sich wie es kommt, dass der Mensch bereits im frühen Kin- desalter alle jene, selbst schwieriger durchführbare Handarbeiten mindestens in so weit zu leisten im Stande ist, als er dazu vermöge seiner Verstandesreife und Kraft sich eignet. F. Der Fuss. Tab. WM. Einige Tage altes Kind 3jähriges Kind Coeffieient Grenadier Coeffieient 15jähriger Knabe Coeffieient Krainer Fuss. 95 16-1 10) 2:88 100'0 100° 40 5° A 3.08 43° 5+4 84 Sohlenlänge 1) Sohlenlänge gleich . Länge des Fersenbeines . .. .... redueirt (auf die Sohlenlänge —= 100°0) . Länge des ganzen Sprungbeines?) . . redueirt Länge der Sehne der Rolle De} w © 0 -4 7 9 a Ss [e>} 8 &© “91 So RrSsuasa redueirt > Busch 0 on OD. 0 Länge des Navieulare mit dem CuneiformeI. redueirt er: Länge des Metatarsus 1... redueirt ! ee Länge des Metatarsus II. TeduUcHntE Ba: ae, Länge der Phalanx I. Hallueis 0: REDUBERE 2 see 2 AREA 15° "85 SEM ID NG} Do m m» oo © IST “@ w SASUNNDHDO "95 PROOSBSOHMONOS—H "83 ı ovPro & & 3-33 0) 174 5 194 > R m H How vo. 1) Bei ‘der Messung der Dimensionen des ganzen Fusses wurde derselbe in zwei rechte Winkel eingeschoben, und der Abstand der senkrechten Wände (in der Richtung des Capitulum metatarsi II.) als Sohlenlänge angenommen; ein auf die Unterlage vom Drehungspunkte des oberen Sprunggelenkes gezogene Senkrechte ergab die Grenze zwischen Vorder- und Hinterfuss. 2, Aus der Leitfurche für die Sehne des Flexor hallueis zur grössten Convexität des Taluskopfes. !) Choulant: Geschichte der anatomischen Abbildung. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 71 S = IE a 2 % A 88 = & RS = S = 353 ie E = E 5 5 E = ED = ar E < Breite der Sprungbeinrolle. ...... 1:0 1'8 2-4 2:6 2-60 3.0 1-15 32 1:23 BERURE ua oe. N ee KR 169 189 14:9 15°3 146 14'8 Breite des Fusses.'. ... . PB} 3°9 6°3 70 3:04 9:0 1:28 10°5 1:50 EN 39:0 41°0 39-1 41:2 43°7 486 Länge des Vorderfusses .... . 45 Zt 11°8 on DT 145 1:16 15.2 1:21 reducirt Sr. oe 763 74'7 73°3 73°5 704 704 Länge des Hinterfusses ......:. 14 2-4 4°: b 3:21 6-1 130 6-4 1:42 redueirt E 237 25'3 26°'7 26°5 296 296 Aus den für die ganze Zeit der Entwicklung des Fusses berechneten Wachsthumscoöffieienten ergibt sich vorerst, dass das Fersenbein unterallen das Fussgewölbe darstellenden Knochen der- jenige ist, weleher an Länge das meiste gewinnt; oder dass dasselbe beim Kinde nicht nur absolut, sondern auch relativ noch wenig ausgebildet ist; es besitzt in der That das Kind einen nur wenig vortretenden Fersenhaken. Aus den redueirten Werthen ist ferner zu ersehen, dass die Steigerung in der Zu- nahme der Länge dieses Knochens bereits frühzeitig in Gang kommt. Gewiss ist diese Er- scheinung mit dem Beginne des aufrechten Standes und Ganges in Beziehung zu bringen. Ein anderer nicht minder wesentlich die Stabilität der aufreehten Attitüde fördernder Knochen ist die erste Phalange der grossen Zehe, und auch diesbezüglich lässt sich aus der Tabelle eine Steige- rung ihres Wachsthums in die Länge darthun, sowohl im Verhältniss zur Länge der Sohle, als auch mit Rücksicht auf den Coäffieienten. Es ist daher auch dieser Knochen beim Kinde noch nicht in dem Maasse ausgebildet wie beim Manne; er ist, wie ich finde, beim Kinde meistens um mindestens einen Millimeter kür- zer als die Phalange der zweiten Zehe, während ich ihn beim Manne constant, mitunter um ein beträchtliches länger finde als diese. Diese beiden Folgerungen rücksichtlich der Länge des Fersenbeins und der 1. Phalange der grossen Zehe scheinen mir um so mehr gesichert, als sie auch durch die Proportionen des Riesenfusses gestützt werden. Beide Riesen zeigen nämlich zwischen den beiden genannten Knochen eine noch grössere Differenz als ich sie bei Männern mittlerer Taille gefunden habe. Beim Grenadier beträgt der Unterschied beinahe = 1:0 Ctm. Ein anderes nicht minder interessantes Ergebniss ist, dass die Breite der Sprungbeinrolle mit den Jahren etwas abnimmt, natürlich wieder nur relativ zur Länge der Sohle. Die Abnahme derselben zum Riesen ist so bedeutend, dass sie durch das blosse Augenmaass schon erkennbar ist. Es steht dies ohne Zweifel im Zusammenhange mit der relativen Abnahme der Breite der Gelenkfläche am unteren Ende des Schienbeins. Die Abnahme dürfte aber während des normalen Wachsthums erst in den späteren Jahren, nicht gleich in der ersten Zeit erfolgen, da beim 3 Jahre alten Kinde sogar eine Steigerung ihres Wachsthumes ausgewiesen ist. Merkwürdiger Weise bleibt dabei der sagittale Durchmesser der Rolle fortwährend selbst beim Riesen in gleichem Verhältniss zum Ganzen; und doch ist, namentlich beim Riesen ein Rückgang in der sagittalen Dimension des ganzen Sprungbeins bemerkbar. Die Ungleichheit kann sich also offenbar nur auf den Hals beziehen, weleher später relativ kürzer ist‘). Bei den Riesen ist die Kürze des Halses ganz auffallend. 1) GC. Hueter. Virchow’s Archiv. 25. Bd. p. 573. Karl Langer. Ba | ID Wenn nun auch in Folge dieser Verengung der Sprungbeinrolle die Stützfläche für den Rumpf am Fusse eine Einbusse erfährt, so wird dafür doch wieder die Breite des Fusses an der Grenze zwischen Mittel- fuss und Fusswurzel grösser und zwar in einem mit der Leibeshöhe und Last sich steigerndenVerhältnisse. Das Kind besitzt ja bekanntlich einen sehr schmalen Fuss, wogegen der Riese auf eine sehr breite Sohlen- fläche auftritt. Da aber, wie ich mieh überzeugt habe, die Mittelfussknochen an ihren Basen keineswegs breiter werden, so kann diese Zunahme der Fussbreite eben nur durch eine Abflachung des Fussgewölbes zu Stande kommen, und es ist auch in der That eine stärkere Wölbung des Fussrückens, ein hoher Rist ein constantes Charakteristiecon des kindlichen Fusses. Aus dem überwiegenden Wachsthum des Fersenbeines erklären sich ferner auch die in den zwei unteren Colonnen der Tabelle ausgewiesenen Differenzen in der Vergrösserung des Vorder- und Hinterfusses. Es nimmt nämlich der letztere, der hinter dem Drehungspunkte des Sprunggelenkes befind- liche Abschnitt der Sohle mehr zu als der erstere, nämlich der vom Drehungspunkte bis an die Köpf- chen der Mittelfussknochen reichende Theil. Hinterfuss und Vorderfuss verhalten sich beim Kinde zu einander wie 1-4 Ctm.: 4-5 Ctm. — 1:3,21, beim Manne aber wie 4-5 Ctm.: 12-5 Ctm. = 1: 2:77. Noch mehr ist das Verhältniss geändert beim Riesen; es ergibt sich nämlich beim Grenadier und Krainer als Coöfficient dieses Verhältnisses nur mehr die Ziffer 2:37. Fasst man alles zusammen, so ergibt sich, dass die Fusslänge, mit Einschluss der grossen Zehe mehr zunimmt als die Länge der Hand, nieht minder auchdie Breite; dass ferner, während an der Hand die Wurzel sich mit den Jahren etwas verkürzt, am Fusse gerade die Wurzel es ist, welehe mehr als die anderen Theile zunimmt. Da sich die nachgewiesenen Wachsthumsdiffe- renzen der Fusstheile beim Riesenwuchs noch steigern, so erklären sich hieraus schon, selbst wenn man von der gerade bei Riesen starken Neigung zum Plattfusse absieht, die mitunter kolossalen Dimensionen des Fusses, welche man bei Riesen nicht selten findet. 5. Wachsthum der einzelnen Skeletabschnitte im Verhältniss zum Wachsthum des ganzen Skelets. Nachdem ich nun an den einzelnen wichtigeren Knochen und Skeletabschnitten deren Wachsthumswerth und Modi dargelegt und gezeigt habe, wie vielmal sie während der ganzen normalen Wachsthumsperiode und innerhalb dieser während einzelner wichtigerer Zeitabschnitte sich vergrössern, und wie sie dabei ihre inneren Proportionen verändern, habe ich nur noch zu zeigen, wie sich dieselben mit ihren Wachs- thumswerthen zu einander und zur wachsenden Skelethöhe stellen. Es werden sich nämlich hieraus die anatomischen Grundlagen ergeben für die Schilderung jener Veränderungen, welche der ganze Körper durch sein Wachsthum vom Kinde zur Mannesreife in seinen inneren Proportionen erfährt; es liegen ja in den Wachsthumsverhältnisssen des Skeletes die Bedingungen zur Ausbildung der definitiven Leibesform. Zu diesem Behufe habe ich folgende Übersichtstabelle über die summarischen Wachsthumswerthe und über die auf 1000 Theilchen der Gesammthöhe berechneten Werthe der einzelnen Knochen und Skelet- Abschnitte des Kindes und des Mannes entworfen. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. Tab. N. 1 [ob] Vergleichstafel der Wachsthumscoöfficienten der einzelnen Knochen. 3 Wachs- Kind | gleichs- | Wars | Kind | Mann Anmerkungen Skelet eient Längen. Höhe des ganzen Skeletes. . 4 50-9 | 165-3 | 3-24 | 1000 | 1000 | ) Schief von der Kronennaht zum h „ Kopfes) . i e 104 209 2-00 | 204 126 Kinn (Schädel dieses Skeletes). Länge der freien Wirbelsäule ?) 195 58-5 | 3:00 | 383 | 354 | ?) Nach den Krümmungen gemessen ” des Humerus ®) 8-3 33-0 3:97 163 199 bis an das Promontorium. n , KRadius,z. - ea 61 23-4 3-83 120 142 3) Ganze Länge; so auch für die 5 GOrSHand ee een ıc, une 64 18°3 2-85 126 111 anderen Knochen, wie in den frü- a des Femur . 6 9-8 43°0 4:38 192 260 heren Tabellen. Tibia . NR ARNUER © 82 35-5 | 4:32 | 161 | 125 | #) Mit Ausschluss der Zehen. "des Fusses &) ; 5:9 17:0. | 2:88 | 116 | 103 Breiten. Breite des Schädels 5). . -.....| 86 14°7 a) 26 SIE) Äussere, wie in den Tabellen. Länge des Schlüsselbeins mit dem Acro- 6) In der Höhe des vorderen Endes mion ee 16°5 3>174\1,.102 99 des 4. Rippenknochens (innen). 6 .03 2:8% 5 + Innerer querer Brustdurchmesser®) . .| 7:0 *)| 22:8*) | 3:25 | 137 | 138 =) Nach Durchschnitten anderer — Querdurchmesser der oberen Becken- i - gefrorener — Leichen BSROTUULLIN-. aüfer ae, Auangernen 31 12-1 3:90 61 73 Tiefen. Miete,den. Schädels.Q) 2 2.42... 220 „ der Brust). . < 84 Conjugata vera. . u... rl 67 des Beckenraumes. .. . . 55 n 1065| °) Äussere, wie in den Tabellen. 48 | 8) Innere, wie oben der quere Durch- 55 messer. 66 Vergleicht man vorerst die absoluten Maasse der Knochen in verschiedenen Bildungsstadien des Skeletes mit einander, so ergeben sich bereits beträchtliche Verschiedenheiten zwischen Kind und Mann, wie aus den folgenden Zusammenstellungen ersichtlich ist. Es reihen sich die Stücke nach ihren Län gen geordnet: Beim Kinde: Wirbelsäule mit 19-5 Ctm. Kopf EL LOSAE, Femur ni dus Humerus al Sr Tibra 0 S2HE Hand Mod Radius Denis. Fuss BuRDEILz Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass die langen Knochen Kopf und den Endstücken der Extremitäten, der Ha Wachsthum voraneilen. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. Beim Manne: Wirbelsäule mit 58:5 Ctm. Femur „ 49-00, Tıbia RB. K Humerus ns3aclie, Radius ae De Kopf 20:95 1, Hand LEONE. Fuss a ET der Extremitäten dem nd und dem Fusse beträchtlich im 10 din Karl Langer. Näheres über den Wachsthumswerth der einzelnen Stücke ergibt sich aus dem Vergleiche der Wachsthumseoöffieienten, die sich ihrer Grösse nach in folgende Reihe bringen lassen. Femur mit 4:38 Wirbelsäule „ 3:00 Tibia „4.32 Fuss 2 288 Humerus ,„ 3'97 Hand 29 Radius „3:83 Kopf a) Es hat somit das Femur den grössten, der schiefe Kopfdurchmesser aber den klein- sten Wachsthumswerth. Es verlängert sich das Femur bis auf den vierten Theil der ganzen Körperhöhe, während es beim Kinde noch 5-2mal in der ganzen Körperhöhe enthalten war. Es überbieten ferner die langen Knochen der untern Extremität jene der obern und diese wieder Hand und Fuss. Unter den langen Knochen überbietet wieder das Femur die T’bria und der Hume- rus etwas den Radius. Da die Wachsthumswerthe sehr ungleich sind, so müssen mindestens jene Theile, welche sich nach der Höhe des Körpers ordnen, einzelne über das Wachsthumsmaass des ganzen Körpers hinausgehen, andere aber darunter zurückbleiben. Da sich der Wachsthumseoöffieient der Körperhöhe mit 3:24 beziffert, so folgt hieraus, dass esnur dielangen Knochen der Extremitäten sind, welche mehr in die Höhe wachsen “als der ganze Körper, woraus gleich wieder ersichtlich ist, dass es die unteren Extremitäten sind, welehe das meiste zum definitiven Aufbau des Körpers liefern. Untersucht man nun wie vielmal die absolute Länge eines Theiles in der Länge des ganzen Skeletes enthalten ist beim Kinde und Mann, so ergeben sich folgende Reihen. Es ist ent- halten in-der Leibeshöhe. Beim Kinde: Beim Mann: &-62mal der Fuss 9-72mal der Fuss 8-34 „ „ Radius 9-03 „ die Hand 7:95 „ die Hand 7:90 „ der Schädel 620, Hkbea 02065, 1, vadıus 6:12 „ „ Humerus 500 5» „ Humerus 5:19 „ das Femur 4-65 „ die Tebia 4-89 „ der Schädel 3:84 „ das Femur 2-60 „ die Wirbelsäule 2-82 „ die Wirbelsäule. ” Bei der Zusammenstellung der Maasse der Breiten reihen sich die Theile in folgender Ordnung: Beim Kinde: Beim Manne: Doppelt Schlüsselbein 10:4 Ctm. Doppelt Schlüsselbein 33:0 Otm. Schädel. ie Brusikonpgen.ge 2.002250 5 Brustkorb . . ler Schädel Te: Becken eur ade Becken... . ee Zieht man nun auch die Wachsthumscoöfficienten in Betracht, so wird ersichtlich, dass zum Mann die Sehulterregion und der Brustkorb alle andern Dimensionen der Breite über- wuchern, dagegen der Schädel beträchtlich hinter diesen zurückbleibt. Von den Tiefen nehmen im Verhältniss zum Ganzen merkwürdiger Weise alle ab, d. h. sie wachsen weniger als die Körperhöhe; bis auf die Conjugata des Raumes, welehe mehr wächst als die ganze Skeletlänge, Wachsthum des menschlichen Shkeletes mit Bezug auf den Riesen. 75 Nach den Quoten, welche anzeigen wie oft eine Breiten- oder Tiefen-Dimension in der ganzen Körperlänge enthalten sei, lassen sich diese in folgender Weise ordnen. Beim Kinde. Beim Mann. Die Breiten. 16-42mal das Becken | 13:66mal das Becken 7:27 „ die Brust 11:23 „ der Schädel 5-92 „ der Kopf 7:25 „ die Brust 4-89 „ die ganze Schulter 5-00 „ die Schulter. Die Tiefen. 18:18mal die Conjugata des Raumes 20:62mal die Brust 14-99 „ ,„ Conjugata vera 18:28 „ „ Conjugata vera B1:84 0, ,, Brust 14'86 „ „ Conjugata des Raumes 4:52 „ der Schädel 9-55 „ der Schädel. u Ich muss wiederholt darauf aufmerksam machen, dass diese Zahlen sich nur auf das Skelet, das frische des Kindes und das möglichst richtig geheftete eines Mannes beziehen, dass die Schulterbreite als doppelte Länge des Schlüsselbeines sammt dem Akromion berechnet ist und dass die Messpunkte der Knochen in die Diseontinuitätslinie, nicht aber in die Gelenkpunkte verlegt worden sind. Als solehe können die Zahlen aller- dings nieht als constante ausgegeben werden, dürften sich aber mit Rücksicht darauf, dass sie den Erfolg des ganzen Wachsthums in der Hauptsache zum Ausdruck bringen, gewiss nahe an den Typus anschliessen, trotz der Varietäten, welche inden Formen der Knochen wahrnehmbar sind. Ich habe, um mir Rechenschaft zu geben von dem Einfluss der Varietäten auf die Resultate, vier eoncrete Fälle untersucht, und zwar in Bezug auf den Oberschenkelknochen. Die Wahl fiel gerade auf diesen Kno- chen, weil er unter den langröhrigen die auffallendste Verschiedenheit zeigt. Es gibt ja, wie bereits oben gesagt, an ihm zwei Formen, eine dünne schlanke, und eine plumpere mit Verdiekungen an den Enden, und einer weiteren Ineisur. Von dieser letzteren Form habe ich bereits dargethan, dass sie etwas andere in- nere Proportionen zeigt, als die schlanke; ich habe sie die-puerile Form genannnt. Die folgende Tabelle gibt in auf 100-0 Theile der Knochenlänge redueirten Werthen eine Übersicht über diese verschiedenen inneren Proportionen. A und B sind schlanke Knochen, (4 des Vergleichsskeletes Nr. 1), C und D sind dicke Knochen (€ des Vergleichsskeletes Nr. 2). Mit a, b, e, sind die drei Abschnitte des Knochens: oberes Ende, Diaphyse, untere Epiphyse bezeichnet. d’ bedeutet die Breite der beiden Condylen. |4: von 1) B.von 437 2 ID.von 47:0 Ctm. Länge d= 13°9 141 145 13:6 b— 79.0 78-9 77°8 78°7 FR c.O 70 ZZ, 0 = 16'9 17:2 rd) 16:8 Der absolut kürzeste Knochen (weicht am meisten von allen anderen ab; er hat die höchsten Endstücke und die kürzeste Röhre, dabei,auch die breitesten Condylen. Doch wird die Bedeutung dieser Verschieden- heit des dieken Knochens für die Bestimmung der Wachsthumswerthe herabgesetzt durch den ganz gleich geformten Knochen D, weil er nahezu dieselben inneren Proportionen zeigt, wie die beiden schlanken Kno- chen A und B. Würden in der That diese Varietäten den Wachsthumswerth im Ganzen, so weit sie eben hier in Betracht zekommen sind, wesentlich ändern, so müsste sich dies am besten ermitteln lassen aus dem Verhältnisse des Wachsthumswerthes dieses Knochens zum Wachsthumswerth des ganzen Skelets. Nun zeigt sich aber, dass, 10 ® 76 Karl Langer. wie der Wachsthumswerth des ganzen Skelets ein grössererist, auchder Wachsthums- eoöffieient des Knochens sich steigert und umgekehrt; die folgende Zusammenstellung macht dies ersichtlich. Skelet A von165-3 Cvon162-5/D von 1710 Ctm. Höhe ergibt verglichen mit der Skelethöhe des Kindes den Wachsthumscoöft. von... 3-24 | 3-19 3-35 die Oberschenkel aber ergeben als Coeffieienten ...... | 4:38 | 4:22 | 4:79 Wächst nun mit dem Co&ffieienten der Körperhöhe auch der Coöffiecient des Wachsthums des Knochens, so behält dieser seine Bedeutung als relatives Wachsthumsmaass offenbar bei. ; Bei den Differenzen, die sich hiebei in Folge der Varietäten ergeben, ist nebst der Variabilität der Form des einzelnen Knochenstückes auch noch die Varietät der inneren Proportion des ganzen Kör- pers zu berücksichtigen. Die Oberschenkellänge ausgedrückt in 700 Theilen nämlich der Gesammthöhe ergibt für A—= 26-5, für C = 25:5, für D = 27:5. Die drei Oberschenkel sind also relativ zum Ganzen ungleich lang. Die Diffe- renzen sind nicht bedeutend, es lässt sich aber doch zeigen, dass sie mit den Differenzen der Proportionen des ganzen Skeletes in Verbindung stehen; je nachdem nämlich die relative Länge der Beine grösser oder kleiner ist. Aus der Untersuchung der Skelete, welchen der Knochen A, ( und D entnommen sind, geht her- vor, dass durch die Symphyse bei: die obere Hälfte mit . . nasunterer sn " auszumessen ist. C hat also nicht nur absolut, sondern auch relativ zum ganzen Skelet die kürzesten Beine, D dagegen die längsten; und aus diesem Grunde hat also auch der Knochen O den kleinsten Wachsthums- werth, der Knochen D den grössten. N Die inneren Proportionen, d. h. die Varietät der Form des einzelnen Knochens, bedingt also allerdings Differenzen in den berechneten Wachsthumsziffern, da aber die sich ergebenden Differenzen im Ganzen doch nur im Verhältniss stehen zum Wachsthumsmaass und den inneren Proportionen des Leibes, somit auch die Coöffieienten der Knochen steigen und fallen mit dem Wachsthumsco£fficienten des ganzen Körpers, so dürften die vorhin abgeleiteten Angaben als hinreichend gesichert zu betrachten sein. Was die berechneten Zah- len betrifft, so will ich dieselben, wie ich schon einmal gesagt habe, keineswegs als absolute, feststehende Wachsthumswerthe betrachtet wissen, und benütze dieselben nur als Nachweise für das „Mehr“ oder „Weniger“. Um aber möglichst sicher zu gehen in Betreff der Varietät, habe ich die beiden Skelete A (Vergleichs- skelet Nr. 1) und B (Vergleichsskelet Nr. 2), zwei Skelete, die nach den Formen der Knochen und den Pro- portionen variiren, in allen Details untersucht, und erst als ich gesehen, dass die Resultate bei beiden die- selben waren, habe ich blos die Zahlen des Skeletes A in die Tabellen eingestellt. Bemerken will ich nur noch, dass ich diese Differenzen auch an den beiden verglichenen Skeleten der Knaben aus der Pubertätszeit wahrgenommen habe, woraus zu schliessen, dass diese Varietät bereits früher sich festzusetzen beginnt. Ich habe gegenwärtig noch zu wenig Materiale um zu ermitteln, wie weit bestimmte Knochen-Varietäten und bestimmte Proportionen des Körpers sich gegenseitig bedingen. —ı I Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den liesen. B. Normales Wachsthum des Körpers. 6. Messungsschema. - Nachdem ich bis nun die Wachsthumsverhältnisse am Skelete dargelegt habe, übergehe ich zur Schilde- rung der Wachsthumsverhältnisse der Gestalt; es soll die allmälig vor sich gehende Umgestaltung der Form erkannt und bezeichnet werden. Ich muss nochmals hervorheben, dass ich keineswegs eine gerade nur nach der Zeit geordnete Skala vorzulegen beabsichtige, da ich es zum Zwecke dieser Abhandlung für erspriesslicher halte, die Verschiedenheiten der inneren Gliederung zur Körperhöhe in Beziehung zu bringen. Die Literatur über diesen Gegenstand — die Lehre von den Proportionen des mensch- liehen Körpers—-ist bereits beträchtlich angewachsen. Ausser den Anatomen haben sich Künstler, Sta- tistiker, auch Laien mit diesem Gegenstande beschäftigt, allerdings von den verschiedensten Standpunkten ausgehend und nach den verschiedensten Zielen gerichtet. Es ist auch. in der That das Wesentlichste über den Entwieklungsgang der Figur bekannt; ich werde daher nur in Kürze und des Zusammenhanges wegen den normalen Entwicklungsgang schildern, obwohl ich hoffe, der Sache dennoch vielleicht einen oder den anderen neuen Gesichtspunkt abzugewinnen. Insbesondere lege ich Gewicht auf jene Verschiedenheiten, welche an den bereits vollständig ausgebildeten Gestalten sicht- bar sind. Gegenüber den bisherigen Bestrebungen, welehe gerade nur auf das Einheitliche, Typische gerichtet waren, suche ich auch das Individuelle auf, ohne dabei jedoch einzugehen in die Verschiedenheiten ‚des Geschlechtes und der Rasse. An diese Auseinandersetzung werde ich dann die Beschreibung jener Lei- besgestaltung knüpfen, welche der gesteigerte Hochwuchs mit sich bringt. Bei allen in dieser Riehtung geführten Untersuehungen kommt es auf eine richtige Messun gsmethode an. Leider haben sich die Forscher bisher noch immer nicht über ein Messungsschema geeinigt; wes- halb denn auch ein Vergleich ihrer Resultate kaum, wenigstens nicht ohne mitunter gewagte Reduetionen durehführbar ist. Auch haben sie oft genug ihre Maasse an Punkte angelegt, welche zu sehr, manchmal so- gar ganz von den Zufälligkeiten der Weichtheile abhängig sind und das zu messende Glied insolange nicht definiren, als nicht die Beziehungen dieser Punkte zu den Harttheilen und deren Gliederungen festge- stellt sind. Indem ich das folgende Schema in Vorschlag bringe, glaube ich zu seinen Gunsten nicht nur das anfüh- ren zu können, dass es ganz auf dem Bau und dem Mechanismus des Skeletes beruht, sondern dass es auch geeignet ist, die Resultate in schematischen Construetionen und graphischen Darstellungen zur un- mittelbaren Anschauung zu bringen. Ich halte dafür, dass das Linearschema, welches den Messungen als unmittelbares Object derselben zu Grunde gelegt wird, ganz nach Art eines architektonischen Schemas eingerichtet sein solle und deshalb ganz auf die natürlichen Gliederungs- verhältnisse des Skeletes aufgebaut werden müsse. Es ist selbstverständlich, dass für die Ausgangspunkte der Maasse womöglich nur identische, d.h. solehe Punkte gewählt werden müssen, welche unabhängig sind von dem Habitus des Individuums und der Attitüde und daher durch ihren Abstand das richtige Maass der Glieder und deshalb auch die individuellen Verschiedenheiten derselben hervortreten lassen. Ich benütze als solche identische Punkte die Drehungspunkte und Drehungsaxen der Gelenke, weil diese Punkte es allein sind, welche die richtigen Grenzen der Glieder bezeichnen und daher auch die wahren Längen der Glieder angeben und weil sie bei allen Attitüden eines und desselben Indi- viduums immer in denselben Abständen von einander verbleiben. Allerdings lässt sich gegen die Wahl dieser Punkte einwenden, dass sie nicht äusserlich am Skelete hervortreten, am Lebenden sogar überdies durch den weichen Mantel, die Haut und die Muskeln verdeckt werden, insbesondere die Schulter- und Hüftgelenkpunkte, welche tief im Fleisehe verborgen liegen. Ich kann auch nicht in Abrede stellen, dass Fehler nicht gänzlich zu vermeiden sind. Allein Fehler in der Wahl 78 Karl Langer. der Messpunkte sind nie ganz zu vermeiden, selbst dann nieht, wenn die zugänglichsten Körperstellen ge- wählt werden, denn die Messung berechnet immer nur Punkte, während die Natur nur Höcker, Leisten oder gar nur unbestimmte Wölbungen hervortreten lässt, so dass allemal auch an den zumeist freiliegenden und selbst an scharf austretenden Stellen dennoch immer bei der Wahl des Messpunktes der Willkür genug Raum verbleibt. Grössere Fehler als bei anderen Methoden wird bei dieser Methode blos wegen der Schwie- rigkeit der Wahl des Messpunktes der Geübte nicht begehen. Ich habe häufig genug an Leichen Messungen vorgenommen und sie dann nach Abtragung der Weichtheile wiederholt und kann versiehern, in den beiden Messungen nur kleine Differenzen gefunden zu haben. Von einem Drehungspunkte zum anderen wird man freilich unmittelbar auch nieht messen, man müsste denn nur Leichen an Durehschnitten ihrer Gelenke abmessen; man wird immer nur nach Projectionen dieser Punkte auf Horizontale und Vertiecale messen, und diese wird der Kundige nach einigen Vorstudien an der Leiche bald zu fixiren und auch beim Lebenden zu verwerthen im Stande sein. Zudem findet er im Relief der Regionen so manches Kennzeichen, welches ihm die Orientirung erleichtert, und am Lebenden gibt noch wei- ter die Bewegung des betreffenden Gelenkes eine vortreffliche Controle ab. Allerdings ist z. B. das Leisten- band oder der vordere obere Darmbeindorn ein viel leichter zugänglicher Messpunkt, er ist sogar schärfer zu bestimmen als mancher Gelenkpunkt, aber keiner derselben kann für die Extremität einen identischen Grenzpunkt abgeben, eben weil er ausserhalb des Gelenkes liegt. Ferner können gerade diese Dorne, welche man so gerne als Messpunkte wählt, z. B. auch zur Bestimmung der Hüftbreite, kein richtiges Maass dafür mit ihrem Abstande abgeben , weil sie bei denselben inneren Proportionen doch in ihrer gegenseitigen Lage sehr wechseln, nachdem bekanntermaassen die Darmbeinflügel bald mehr, bald weniger abgebogen sind. Ein nach den Drehungspunkten entworfenes architektonisches Schema zeichnet sich allerdings auch nicht durch eine Fülle von Linien aus, es muss aber doch als Grundlage dienen, auf welches dannnoch andere Dimensionen, bald diese bald jene, je nach der Riehtung der Untersuchung auf- getragen werden können, doch immer wieder nur mit Beziehung auf diese Grundlinien. Ich habe daher schon der Controle wegen auch manche solcher Messungen gemacht, welche aber dann nach Richtigstellung des eigentlichen Maasses weggelassen worden sind. Werden dann die Einzelnmaasse von mehreren Untersuchungsobjeeten, nachdem sie auf aliquote Theile der als gleich angenommenen Körperhöhen berechnet worden sind, im natürlichen Zusammenhange als Schema linear aufgetragen, und werden dann diese Schemen, sei es nach dem Alter der Unter- suchten oder nach der Höhe derselben gruppirt, so kann man die Unterschiede ganz auffällig zur unmittel- baren Anschauung bringen. Auf diese Weise sind die Schemen in Tabula 7. entworfen. Ich muss noch zwei Männer nennen, welche bereits früher die Körpermaasse nach den Angelpunkten der Gelenke zu bestimmen versucht haben; vorerst Albreeht Dürer, dessen Proportionsgestalten die Punkte: „da die Figuren zu biegen sind“ genau markirt enthalten, sogar im zweiten, dem neueren Buche seines bekannten Werkes mit verschiedenen Zeichen, weshalb auch anzunehmen ist, dass er die Arthrodien und Charniere wohl zu unterscheiden wusste, wie er denn auch im vierten Buche die Bewegungsmodi hin- reichend gut geschildert hat. Auf Dürer gestützt hat dann in neuerer Zeit der Historienmaler ©. Schmidt sein allerdings nur ideales, dem belveder’schen Apollo abgenommenes Proportionsschema geradezu nur auf das Skelet aufgebaut '). Das Schema construire ich mit folgenden Linien: Für die Front-Silhouette: 1. Aus einer verticalen Mittellinie, gezogen vom Scheitel zur Sohle, welche dann durch den oberen Rand der Schambeinfuge in zwei Hälften sich gliedert. Die anderen Gliederungs- 1) Die Grundlagen dieses Messungsschemas habe ich bereits bei Gelegenheit einer Vorlesung im österr. Museum f. Kunst und Industrie im Jänner 1868 (Mittheilungen dieses Museums, Februarheft 1868) publieirt. st u a Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 19 punkte in der oberen Hälfte sind: Die Mitte der Axe des oberen Kopfgelen kes, das Kinn, die Inci- sur am oberen Rande des Brustbeingriffes (entspricht der Verbindung der lamcula mit dem Sternum), dann die Mitte des Processus ziphoides, endlich der Nabel. Der Punkt des Kopfgelenkes scheidet den Hirnschädel von der Wirbelsäule, und da die Steissbeinspitze annähernd in das Niveau des Symphysenrandes verlegt werden kann, so bezeiehnet der Punkt des Kopft- gelenkes einerseits das Maass des Hirnschädels, andererseits mit dem Symphysenpunkte die verticale Länge des ganzen Wirbelsäulenschaftes. Allerdings ist der Gliederungspunkt des Kopfgelenkes direct nicht erreich- bar, er ist aber durch eine Horizontale bestimmbar, welche durch den unteren Bogen des äusseren Gehörgan- ges gezogen wird. Gibt man nämlich dem Kopfe die Stellung, dass das untere Ende der Nasenscheidewand, nämlich die Basis des Nasenstachels mit dem unteren Bogen des Gehörganges in dieselbe Horizontale fällt, so ist der Punkt auch in die frontale Projeetionsebene gebracht. Beim Manne mittlerer Taille bekommt der Kopf dadurch keine widernatürliche Stellung. Nur dann, wenn die Kieferregion sehr lang ist, wird durch diese Stellung das Kinn ungewöhnlich hervorgedrängt, und beim Kinde, dessen Kiefer noch gar nicht aus- gebildet sind, wird das Kinn mehr als gewöhnlich zurückgebeugt. Die Nasenbeinstirnnath gliedert diese obere Linie fM zwei Hälften, deren eine die verticale Stirnhöhe, die andere die Nasenlänge bezeichnet. Diese bei- den Maasse und der Abstand des Nasenstachels vom Kinn geben zusammen die Kopfhöhe, welche dem Ge- sagten zufolge bei Männern mit sehr langem Gesichte im Verhältniss zum gewohnten Bilde etwas verkürzt er- scheint. Der Abstand des Kinns vom Manubrium sterni gibt die Länge des Halses. Zur Rechtfertigung der Situirung des Messpunktes in die Mitte des Schwertfortsatzes gebe ich an, dass ich ihn in der Regel dorthin verlege, wo sich äusserlich sichtbar der Scheitel des Azgulus praecordialis befindet. Die untere Körperhälfte gliedert sich nach der Axe des Kniegelenkes und der Axe des oberen Sprunggelenkes in drei Abschnitte, welche die Länge des Oberschenkels, des Unterschenkels und die Fusshöhe bezeichnen. Als Messpunkte dieser Abgliederungen benütze ich am Knie den Eprcondylus lateralis ober dem Ansatze des Seitenbandes und das Ende des Fibularknöchels; beide Punkte sind dem Getaste leicht zugänglich. Das Maass für den Unterschenkel ist also länger als das der Tibia, und das des Oberschenkels kürzer als das Femur. Der natürliche Gliederungspunkt des Oberschenkels gegen die Hüfte ist der Drehungspunkt des Hüftgelenkes, welcher in der Regel in dieselbe Horizontale fällt mit dem oberen leicht tastbaren Ende des grossen Trochanter. Es zeigt sich nun, dass die Summe der drei Abschnitte der unteren Extremität immer etwas grösser ist, als der Abstand des Symphysenrandes von der Sohlenfläche. Der Grund davon liegt im folgenden. Es fallen nämlich wohl immer die Drehungspunkte der beiden Hüftgelenke in einen Horizont, welcher mindestens etwas höher liegt, als der Symphysenrand. Wenn man sich nun hütet, jenes Mehr, welches sich durch die Schiefstellung der äusseren Fläche des Oberschenkels gegenüber dem rein verticalen Maass der unteren Extremität ergibt, einzubeziehen, wenn man also genau vertical misst, so wird die Differenz der Beinlänge mit dem Abstande der Symphyse von der Sohlenfläche gerade das Maass ergeben, um wie vielder Drehungs- punkt des Hüftgelenkes höher liegt, als der Symphysenrand. Ich habe bereits früher darauf aufmerksam gemacht, dass diese Differenz variabel ist und bei Männern mittlerer Grösse sogar mehr als 3 Ctm. betragen kann. Ich habe daselbst auch die Ursache dieses Unter- schiedes nachgewiesen: sie liegt, wie ich gezeigt habe, in der Conformation der Beckenapertur. Von dem ge- wiss nur geringen Einflusse, welchen etwa eine grössere oder kleinere Neigung des Beckens auf diese Difte- renz nehmen könnte, wird man sich frei halten, wenn man bei der Bemessung der Symphysenhöhe die Füsse immer gleichmässig stellt; ich bringe sie stets in engen Anschluss an einander. Diese Differenz, welche sich jedesmal, sei sie gross oder klein, zwischen der Beinlänge und Symphysen- höhe ergibt, muss selbstverständlich bei dem Aufbau des Linearschemas von der Beinlänge abgezogen wer- den. Ich habe diese Ziffer in der als Correetur bezeichneten Rubrik ersichtlich gemacht. 2. In das Schema nehme ich ferner auf: die Längendimen sionen der drei Abschnitte der oberen Extremität: Oberarm, Vorderarm und Hand, welche durch die Axenpunkte der drei Gelenke die- s0 Karl Langer. ser Extremität von einander abgegrenzt werden. Die Horizontale des Drehungspunktes der Schulter lege ich durch das obere Ende des kleinen Trochanter, der in der Regel ganz leicht tastbar ist; den Ellbogen- punkt verlege ich etwas unter den lateralen Hpreondylus humer:, und den Handgelenkpunkt in den Kopf des Kopfbeines, dessen Mitte etwas unter das Ende des Stylus radir zu liegen kömmt. Die Dimension der Handlänge wird von da durch den Mittelfinger gezogen. Misst man von Punkt zu Punkt, so gibt die Summe der Einzelnmaasse immer eine etwas grössere Länge für die ganze Extremität als der direete Abstand vom Schultergelenke zum Mittelfinger, deshalb, weil die drei Messpunkte auch bei voller Streckung des Armes nicht ganz in eine gerade Linie fallen; man muss daher wieder nur die Horizonte im Auge behalten. 3. Ferner sind in das Schema einzutragen als frontale Durchmesser: Der grösste Querdurchmesser des Kopfes ober dem Ohre, dessen Niveau auf der verticalen Mit- tellinie besonders bestimmt werden muss; in derselben Weise kaun man auch die Breite des Gesichtes aus dem Ursprunge der Jochbrücken aufnehmen. Dann muss aufgenommen werden die Schultergelenk- breite, d. h. der gerade Abstand der Drehungspunkte der Schultergelenke von einander. Um das Maass die- ser Dimension sicherer zu bekommen, nehme man als Controlmaass bei addueirten Armen noch die ganze Breite der Schultern, und zwar aus dem Niveau der Schultergelenkpunkte, d. h. aus der Mitte der gros- sen Trochanteren. Ferner wird aufgenommen die Breite des Brustkorbes aus der Achselgrube von da, wo die Axillar- linie durch die vierte Rippe geschnitten wird. Dann nehme ich noch auf: den Abstand der grössten Pro- tuberanzen der Hüftbeinkämme, ferner den Abstand der Drehungspunkte der beiden Hüfigelenke. Als Erläuterung zu diesen Maassen diene folgendes. Ich fixire den Schultergelenkpunkt, nachdem ich mich früher durch passive Drehungen des Armes von der Lage des Tubereulum minus überzeugt habe, nehme dann als Controlmaass für den Abstand dieser Punkte von einander auch noch die Schulterbreite über die grossen Rollhügel hinweg, weil der Abstand des Drehungspunktes von der Oberfläche leicht an Leichendurchsehnitten ermittelt werden kann. Es ist ferner nicht unwichtig, auch die Lage der Schultergelenklinie zu dem halbmondför- migen Ausschnitte des Manubrium zu bestimmen, d. h. zu bestimmen, ob die Schulter hoch oder tief liegt, denn damit ist der seitliche Contur des Halses annähernd schon bestimmt. Nur selten bei sogenannten gedrungenen Staturen und bei sehr umfangreichem Brustkorb fällt die Schul- tergelenklinie in die Höhe der Ineisur, wodurch natürlich das Acromion um mehrere Centimeters höher zu stehen kommt, und der seitliche Contur des Halses in rascher Wendung zur Schulterhöhe abfällt. Meistens aber liegt die Schultergelenklinie tiefer und kommt dadurch die Schulterhöhe tiefer zu liegen, weshalb denn die „Demissi humer:“, welche auch durch die Schnürbrust zu Stande gebracht werden können, den seitlichen Halscontur verlängern und ihm eine leicht lateralwärts und nach unten ablenkende Schweifung geben. Wer die Conturen des Brustkorbes noch näher bezeichnet wissen will, nehme mehrere Querdurchmesser, muss jedoch deren Niveau sowohl am Thorax als auch an der verticalen Hauptlinie verzeichnen. Den Hüftgelenkpunkt projieire ich, nachdem ich das Bein passiv hin und her gedreht, an den medialen Rand des Musculus sartorius, natürlich im Niveau des oberen Endes vom grossen Trochanter. Ich messe auch den Abstand der grossen Trochanteren; die Linie derselben fällt allerdings gelegentlich etwas tiefer, als die Linie der Drehungspunkte, da sich aber an der Leiche der direete Abstand des Drehungspunktes von der Oberfläche leicht ermitteln lässt, so hat man in dem Trochanterenabstande wieder ein gutes Control- maass für den Abstand der Drehungspunkte von einander. Da der Trochanterabstand je nach der Stellung des Beines bald grösser bald kleiner ist, so nehme ich sein Maass immer nur bei adducirten Beinen und Füssen. Die Profil-Silhouette, wenn eine solche auch als Linearschema dargestellt werden sollte, ist schwieriger zu entwerfen; es muss nämlich jeder sagittale Durchmesser zur verticalen Hauptlinie orientirt werden und die Schwierigkeit liegt Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 81 darin, dass so mancher dieser Durchmesser nieht horizontal liegt und dass beinahe alle von der vertiealen Hauptlinie nicht in ihrer Mitte getroffen werden. Man muss eben die vorderen und hinteren Ausgangspunkte in ihrem Abstande von der Sohlenfläche fixiren. Die wichtigsten unter den Tiefen-Dimensionen wären: Als horizontale: der sagittale Durchmesser des Schä.dels, die Leibesdieke in der Ebene des Handgriffrandes, vielleicht auch aus der Mitte des Brustbeinkörpers, dann im Niveau des Symphysenrandes zum Steissbein, endlich die Sohlenlänge mit den Zehen oder mit Ausschluss derselben. Als schiefe Durchmesser wären wichtig: am Schädel der Abstand der Nasenbeinstirnnaht vom Scheitel, des unteren Endes der Nasenscheidewand und des Kinnes von demselben Punkte, dann der Abstand des Kinnes vom äusseren Hinterhaupthöcker u. s, w. ferner am Becken die äussere oder Baudeloque’sche Conjugata. Ganz frei von individuellen Verschiedenheiten wird dieses Schema wohl auch nicht sein, aber der Vor- theil desselben liegt darin, dass es, so weit thunlich die Identität der Schemen anstrebt; den Menschen mit jener Sicherheit abzumessen wie eine reguläre geometrische Figur, welehe mit scharfen Eeken und Kanten versehen ist, dürfte wohl kaum je ausführbar sein. Alle in dem folgenden Abschnitte dieser Abhandlung genannten Körpertheile sind im Sinne des Sche- ma’s nach den daselbst verzeichneten Abgrenzungen zu verstehen und beziehen sieh daher nicht auf die Län- gen der Knochen. In den folgenden Tabellen sind die Zahlenwerthe als Tausendtheile der Körperhöhe bestimmt und die auf Tab. 7 verzeichneten graphischen Constructionen sind im Fünftel des relativen 1000theiligen Ausmaasses, in der Höhe von 20:0 Ctm. verzeichnet. Die Gruppirung geschah nach Abständen, welche proportional sind den absoluten Körperhöhen. Die Schemen beziehen sich zum Theil auf Lebende, zum Theil auf Leichen, welche letztere in hori- zontaler Rückenlage gemessen worden sind. Tab. ®. Tabelle der Entwicklungstypen, in 1000-Theilen der Körperhöhe. 14 Tage| 3 Jahre | 7 Jahre |10 Jahre| Mann Anmerkun gen Körperhöhe in Centimetern. ... . .| 50:9 | 38-3 [115°8 |130°8 1620| Verticale @liederung. DA a Er) 574 Unterkömper Ines faul ie ala. 426 —n Coöffieient — oder 1)... . =. .| 21:62] 1:34 ? . 1) — bedeutet: zu Gunsten des Ober- » — Fr Differenz — oder - 2)... .....1238. [148 ) 2 körpers. —— ko Eee ß n }- Tas 3:37) 7:57 : nis; ) bedeutet: zu Gunsten des Unter Kopfhöhen. ... . körpers. Stun und Nane Sara 143 Mund und KIRMES 43 Wichelsäulei: cu ent se rs, 431 EIS a 1 N a ee u 70 48 IBEUSTR 2n e LOA: 104 Bauch, obere Hälfte .”. .. 2.2... 1147 146 5 untere Hälfte. „2... 4... 1788 9 Oberschänkel: ss d era TRILSERCHODKEI "un our ee ZZ RE en ae: er ||: Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 11 82 Karl Langer. Alter 14 Tage |3 Jahre |7 Jahre |10 Jahre| Mann Anmerkungen l — 7 —- mr Ganze untere Extremität... ..» - 389 444 501 502 512 EEE 8 18 6 4 Oberamm 8 UNNA ER HEERES 149 162 149 166 173 Vorderammekusge unslenseDarfa: 145 137 142 154 157 TEEN re 120 105 114 103 111 BSR EER . 404 423 Breiten. KOT EEE REN NENNE, 185 Abstand der Schultergelenke . . . . [216 IBEUStKOLDEN ce len he vr 141 Abstand der Hüftgelenke. .... . 106 %. Proportionen des wachsenden Körpers. Aus dem Vergleiche der Zahlen und der Schemen der extremen Formen ergeben sich folgende für das normale Wachsthum charakteristische Verhältnisse. 1.Beim Kinde ist die obere Körperhälfte um ein Beträchtliches länger als die untere. Beim Manne mittlerer Grösse aber sind die Differenzen der Maasse der beiden Körperhälften, wenn welche noch vorkommen, nie beträchtlich und sie lauten dann in der Regel zuGunsten derunteren Hälfte, seltener zu Gunsten der oberen, sind aber häufig genug auch gleich Null. Während also die horizontale Theilungslinie des Körpers beim Manne gewöhnlich in die Nähe des obe- ren Symphysenrandes fällt, mitunter aber auch in denselben, schneidet sie beim Kinde sogar noch ober dem Nabel die Figur. Bei Männern habe ich alle drei oben berührten Fälle angetroffen, die seltensten aber waren die, wo die Symphyse noch unter den Theilungspunkt fiel; diese betrafen nur Männer von kleiner Figur. Die Regel also wäre, dass der Theilungspunkt bald gerade in die Symphyse, bald etwas unter dieselbe fällt und dem ent- sprechend variiren daher auch die Angaben der Forscher in der Proportionslehre. Alberti, wohl der älteste Forscher auf diesem Gebiete, verlegt den Theilungspunkt der Figur gerade in die Symphyse, L. da Vinei und Michel Angelo an die Wurzel des Penis, ebenso auch Chrysostomo Martinez. Sue gibt dem Oberkörper und den unteren Extremitäten die gleiche Länge. Qu ete let berechnet den Abstand des Scham- knochens von der Sohle mit 504 von 1000 Theilen der ganzen Körperhöhe, Harless mit 505; Weisbach die Beinlänge mit 500. ©. Schmidt findet wieder die Theilung der Körperhöhe an der Wurzel des Gliedes; Liharzik und Zeising aber legen ihn noch tiefer und der Erstere gibt dem Unterkörper sogar eine ganz auffallende Länge. Dass der Theilungspunkt in der Wirklichkeit stets nahe an der Symphyse zu suchen sei, ist eine sehr alte Erfahrung, und findet sich bei alten Schriftstellern, auch Anatomen mit den Worten angegeben: (entrum rotunditatis e. h. est umbilieus, centrum longitudınıs Symphysis. Ich habe oben bemerkt, dass gewöhnlich nur bei kleinen Männern der Theilungspunkt bis ober die Symphyse hinauf gerückt zu finden ist. Ich habe zwei solche verzeichnet. Bei einem 21 Jahre alten schwäch- lichen Mann betrug die Differenz zu Gunsten der oberen Körperhälfte bei 149-0 Ctm. Körperhöhe 13:4 Tau- sendtheile, bei einem anderen kräftigen 19 Jahre alten Menschen von gedrungenen Formen und 154-0 Ctm. Leibeshöhe, berechnete sich die Differenz zu Gunsten der oberen Körperhälfte auf 72-8 Tausendtheile. Den- noch aber könnte man nicht sagen, dass alle kleinen Männer einen längeren Oberleib besitzen; ich kann näm- Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 83 lieh diesen zweien einen dritten Fall gegenüberstellen, der einen Mann von 22 Jahren und 155-0 Ctm. Lei- beshöhe betraf, bei dem die Differenz zu Gunsten der unteren Körperhälfte lautete und bis auf 59-3 Tausend- theile sich berechnete. Der Theilungspunkt der Gestalt befand sich daher verhältnissmässig sehr tief unter der Symphyse. Tieferer Stand des Theilungspunktes findet sich aber in der Regel doch nur bei hochgewachsenen Männern, wie ich später noch ausführlicher darlegen werde; obwohl ich dagegen wieder unter anderen einen Fall nennen kann, wo bei der Leibeshöhe von 175-9 Ctm. noch Gleichmaass der beiden Körperhälften vor- gekommen ist. Auch bei neugebornen Kindern habe ich in dieser Beziehung bereits Verschiedenheiten angetroffen. Ich habe nämlich die Differenz zwischen 227—272 Tausendtheilchen zu Gunsten des Oberkörpers schwan- kend gefunden, ohne dass ich aber bei der geringen Menge von Kindern, die ich zu messen in der Lage war, eine nähere Beziehung zwischen dem Maasse dieser Differenz und der absoluten Körperlänge anzugeben im Stande wäre. Während die Alten mit Vorliebe das Centrum longitudinis beim Kinde geradezu in den Nabel fügten, finde ich, dass die Theilungslinie vielleicht immer ober den Nabel zu liegen kommt, der Nabel aber dann bald näher an die Theilungslinie, bald näher an die Symphyse gerückt erscheint. 2. Die Steigerung des Höhenmaasses der unteren Körperhälfte erfolgt ausschliess- lich nur durch das bereits nachgewiesene überwiegende Wachsthum des Skelets der unteren Extremitäten, welche dadurch bis an, meistens bis über die Leibesmitte emporwachsen. Beim Manne rei- chen daher die Beine noch bis in die obere Körperhälfte hinein, während vom Rumpfe nur ein kleiner Antheil des Beckengürtels in die untere Körperhälfte einbezogen ist. Beim Kinde dagegen überragt selbst die Wir- belsäule mit einem guten Stücke noch den Theilungspunkt des Leibes. 3. Da also die obere Körperhälfte des Mannes beinahe den ganzen Rumpf in sich fasst, so muss dieser im Gange der allmälig fortschreitenden Ausbildung relativeine Herabminderung seiner Höhe erfah- ren, damit selbstverständlich auch die Wirbelsäule und der Kopf. Es lässt sich auch in der That bei genauerer Durchsicht der Zahlen constatiren, dass das Wachsthumsübermaass der Beine nahezu so viel beträgt als das Maass, um welches die Rumpf und Kopfhöhe hinter ihrem ursprünglichen Maasse zurück- geblieben sind. 4. Betreffend die inneren Proportionen der Beine zeigt sich, dass Ober- und Unter- schenkel, von kleinen Schwankungen abgesehen, in gleichem Maasse zunehmen; es war dies auch von vorne herein zu erwarten, da es, wie ich glaube, sowohl für das Kind als den Mann Regel ist, dass Ober- und,.Unterschenkel im Ausmaass von den Gelenkpunkten einander gleich sind. Allerdings kommen Differenzen vor, diese sind aber nicht bedeutend und können es auch nicht sein, indem dadurch der Mechanismus der unteren Extremitäten merkbare Störungen erleiden würde. Auch Weber‘) hat die Ober- und Unterschenkel fast von gleicher Länge gefunden und gezeigt, dass der Beugungswinkel des Kniegelenkes allein der Summe der Beugungen der beiden anderen Gelenke gleich ist, so dass sich die Beugungen der drei Gelenke gegenseitig aufheben und die Lage des Rumpfes gegen die Füsse durch die Summe der Beugungen aller drei Gelenke unverändert erhält. Die kleineren Differenzen, die sich finden, lauten bald zu Gunsten des Oberschenkels, bald zu Gunsten des Unterschenkels. Auch die Differenzen, welche Q ue- telet und Weisbach angeben, betragen nicht viel. Quetelet berechnet den Oberschenkel bei Männern auf 224 Tausendtheile, den Unterschenkel auf 229; bei Weisbach ist die Differenz, die er zu Gunsten des Öberschenkels ausweist, noch geringer. Nur der Künstler darf es wagen, und auch wieder nur an Stand- figuren, die er „heben“ will, dem Unterschenkel eine merkbar grössere Länge zu geben als dem Ober- schenkel; also Proportionen zu gebrauchen, wie sie am Belveder’schen Apollo, an der medieeischen Venus zu finden sind. 1) Mechanik der menschl. Gehwerkzeuge, p. 111. 11 * 34 Karl Langer. Die Höhe des Fusses, an und für schon variabel und abhängig im Maasse von dem Bogen des Fuss- gewölbes, scheint erst in der letzten Zeit eine Herabminderung zu erfahren, welche wohl nicht auf einer Hem- mung des Wachsthums, vielmehr auf einer Abplattung des Gewölbes beruhen dürfte. 5. Die Herabminderung der Höhe des Oberkörpers, vertheilt sich nicht gleichmässig auf seine Ab- schnitte, man kann vielmehr sagen, dass beinahe */, des ganzen Abgangesaufdie Kopfhöhe und nuretwa Y, auf die eigentliche Rumpfhöhe entfallen. Gewiss bestehen auch in dieser Beziehung merkbare Verschiedenheiten, die wohl zunächst in Verbindung zu bringen sein werden mit den Verschieden- heiten, welche abhängig sind von der Situirung des Theilungspunktes der Leibeshöhe, sicher auch bei solchen Persönlichkeiten, deren Körperhöhen gleich gross sind. Die individuellen Verschiedenheiten treten noch auflfallender hervor, wenn man auch noch die drei Segmente des Rumpfes unter einander vergleicht 6. Es istin der Tabelle für ein Segment des Rumpfes sogar eine Steigerung des Wachsthumes ersichtlich, nämlich für die Höhe des Brustkorbes. Ich gebe gerne zu, dass diese Steigerung keine constante und wenn vorhanden, gewiss in Betreff des Maasses eine sehr variable ist; denn welche Ver- schiedenheiten zeigen sich nicht in der Länge des Brustbeins bei Individuen von ganz gleichen Körpergrössen ; dennoch aber glaube ich so viel sagen zu können, dass der Entgang an der Rumpfhöhe hauptsäch- lich den Bauch betrifft. Diese Angabe steht gewiss nicht im Widerspruche mit dem früher ausgewiesenen gesteigerten Wachs- thum der Lendenwirbelsäule, da ja die ganze freie Wirbelsäule auch wirklieh relativ kürzer wird, und das ausgewiesene höhere Ausmaass der Lende zunächst nur auf die inneren Proportionen des Wirbelsäulenschaf- tes zu beziehen ist. Zudem sind dort die Längen nach den Krümmungen des Schaftes gemessen worden, wel- che später zunehmen, so dass dieses Maass im Wachsthum auch dem des ganzen Körpers gleichkommen, es sogar übertreffen könnte, ohne doch dem nachgewiesenen Entgang an verticaler Höhe der Säule zu wider- sprechen. Auch ist noch für die Höhe des Bauches die (onjugata in Betracht zu ziehen, welche mit einer ansehnlich grossen Componente in die vertical gemessene Bauchhöhe einzubeziehen ist; und gerade an die- ser ist ein nicht unbeträchtlicher Entgang dargethan worden. 7. Die Proportionen der dreiAbschnitte des Rumpfes werden vom Kinde zum Manne ganz auffallend umgestaltet. Ich finde nämlich, dass beim Neugebornen unter den drei Segmenten des Rumpfes der Oberbauch, der Abstand des Nabels vom Sternum fast immer das grösste Maass zeigt und der Unterbauch, der Abstand des Nabels von der Symphyse das kleinste. Beim Manne dagegen kommen Verschiedenheiten vor; es sind mitunter, ich glaube aber doch nicht häufig, die drei Abschnitte einander gleich; manchmal über- wiegt die Brust über den Oberbauch, und manchmal findet sich das umgekehrte Verhältniss. Die alten Schrift- steller, welche dem Nabel, als Centrum rotunditatıs eine ganz mysteriöse Bedeutung zugeschrieben haben, fanden es schön, wenn er mitten am Bauche liegt: Peetor« subdira est planities ventris, gquam mediam fere um- bılieus non indecenti nota signat, sagt Lactantiu s; die alten Plastiker aber haben die Brust und den Ober- bauch meistens gleich geformt, mitunter auch die Brust sogar grösser gemacht, je nach der Bedeutung ihrer Gestalten. Man mag nun die Varietäten noch so hoch anschlagen, so wird man doch aus dem Vergleiche mit der Kindesform ersehen, dass die Brustmehr wächstals der Oberbauch, vielleicht geradezu auf Kosten desselben. Der Darmkanal nämlich, welcher beim Kinde in der Beekenhöhle noch keinen Raum gefunden hat, wird später in dem Maasse immer mehr in die sich erweiternde Beckenhöhle herabgedrängt, je mehr die Lungen Raum für sich in Anspruch nehmen. 8. Der Hals verlängert sich ziemlich in gleiehem Maasse, wie der ganze Körper. 9. In Betreff der inneren Proportionen des Kopfes ist bereits früher nachgewiesen, dass das Wachs- thum der Mundregion nieht nur jenes der Nase, sondern auch das des Hirnschädels überbietet, so dass schliesslich der Hirnschädel weit überholt wird vom Gesichte. Hieraus erklärt sich, wie es kommt, dass die Mundregion annähernd aufgleieher Linie mit der Körperhöhe zunimmt dies ist insbesondere dann zu eonstatiren, wenn man nicht das rein verticale, sondern das direete Maass in Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 85 Rechnung bringt. Folglieh bezieht sich der Entgang an der Kopfhöhe hauptsächlich, wenn nicht ausschliesslich, wieder nur auf den Hirnschädel und nicht auf dessen Partes extremae. 10. Während die untere Extremität einen beträchtlichen Mehransatz zeigt, ergibt sich für das Wachs- thum der ganzen oberen Extremität nur ein, verhältnissmässig zur unteren Extremi- tät kleiner Zuschuss, und diesen verdankt sie, wie es scheint, hauptsächlich dem Mehransatze in derLänge des OÖberarmes, weil msbesondere die Hand ziemlieh auf gleicher Linie mit dem ganzen Körper wächst, oder nur wenig hinter diesem zurückbleibt. Störend auf das Resul- tat wirken hier die, wahrlich vielfältigen Varietäten; dennoch aber glaube ich, dass das oben Gesagte die Regel bezeichnen dürfte, wie dies aus der folgenden Beschreibung der inneren Proportionen des kindlichen und Mannesarmes hervorgehen dürfte. Beim Kinde sind nämlich die Längen des Ober- und Vorderarmes zwar auch schon, wie beim Manne, verschieden und der Oberarm etwas länger als der Vorderarm — obwohl ich auch Fälle angetroffen habe, wo zwischen beiden ein volles Gleichmaass constatirt werden konnte — beim Manne aber überbietet nach meinen Erfahrungen die Vorderarmlänge nicht nur nie die Oberarmlänge, sondern es ist die Differenz zwischen beiden zu Gunsten des Oberarmes meistens, wenn nicht immer grösser als beim Kinde. Die Steigerung dieser Differenz kann daher nur aus einem mindestens gegenüber dem Wachsthum des Vorderarmes etwas gestei- gerten Wachsthum des Oberarmes hervorgehen. Für das constante Überwiegen der Oberarmlänge über die Vorderarmlänge kann ich zum Beweise sogar einen Fall von merkwürdig langen Armen anführen, welche etwas über 38-0 Ctm. Länge hatten (vom Drehungspunkte des Schultergelenkes an gerechnet) und mit dem Mittelfinger bis 3:6 Ctm. an die Kniescheibe reichten; dennoch aber war die Differenz zwischen beiden Ab- sehnitten noch immer ansehnlich genug, nämlich: 36-1 Ctm. zu 30-3 Ctm. Hieraus ergibt sich also in weiterer Folge, dass sich die inneren Proportionen des Armes erst in der Folge gestalten, während die des Beines schon von Haus aus gegeben sind. Was das Vorkommen kurzer Arme betrifft, so wäre es immerhin möglich, dass dieselben in der Regel nur an solchen Skeleten zu finden sind, deren Knochen durch ihre gedrungenere Gestalt auffallen; und wie mir scheint, beruht dann die Verkürzung der Arme weniger auf einem Abgang in der Länge des Oberarmes, als vielmehr auf einem Zurückbleiben der Länge des Vorderarmes. Während also der schlanke Bau der Kno- chen mit kleineren Differenzen in den Längen des Ober- und Vorderames einherginge, würden sich diese bei gedrungenem Skeletbau steigern. Sehr klein traf ich die Differenz zwischen Ober- und Vorderarmlänge auch an einem Negerskelet. 11. Unter allen Breitenmaassen findet sich nur eines, welches einen entschiedenen Rückgang erfährt, der Querdurchmesser des Kopfes. Rücksichtlich der anderen Dimensionen muss man sich wohl des allgemeinen Wachsthumsgesetzes erinnern, dass allemal die Zunahme der Höhe eine Abnahme der Breiten bedingt, allerdings nicht ohne auch der vielen Varietäten in den Dimensionen der Schulter, Brust und Hütte zu gedenken, um so mehr, als die in der Tabelle ausgewiesenen Zahlen meistens um kleine Differenzen sich gruppiren, bald zu Gunsten einer Zunahme, bald einer Abnahme. Eine Abnahme der Scehulterbreite scheint mir für gewöhnlich wahrscheinlich zu sein, nicht allein wegen der grösseren in der Tabelle nachgewiesenen Differenz, sondern auch wegen einer consta- tirbaren von der Länge der Schlüsselbeine ganz unabhängigen Formveränderung der Schulter. Es sind näm- lich, wie schon ©. Hueter gezeigt hat, die Schulterblätter ganz anders beim Manne und Kinde auf den Tho- rax aufgelegt; es lässt sich dies ganz leicht an Durchschnitten gefrorner Leichen nachweisen. Während näm- lich beim Manne die Sehulterblätter der hinteren Thoraxwand angepasst sind, liegen sie beim Kinde mehr seit- lich auf; sie sind somit mehr vorgesehoben, so dass die Schlüsselbeine beinahe mit ihrer ganzen Länge in die Frontdimension eingreifen, dagegen beim Manne nach hinten divergirend, eine schiefe Lage einnehmen, und deshalb mit ihren Enden relativ nicht so weit aus einander stehen, wie beim Kinde. Der Grund dieser Lage- veränderung der Schulter findet sieh in dem Übermaasse des Wachsthums des Frontdurchmessers der Brust, 36 Karl Langer. woher es kommt, dass deren Querschnitt beim Kinde eine seitliche, beim Manne eine von vorne nach hinten gerichtete Abplattung darbietet. Eine Herabminderung des queren Brustdurchmessers, im Verhältniss zur Körperlänge, möchte ieh für gesunde und kräftige Körper nicht als Regel annehmen, obwohl sie bei sehr schlanken und hohen Personen gewiss vorkommt; zum mindesten glaube ich sagen zu können, dass dieser Durchmes- ser in der Regel in gleichem Maasse wie die Körperhöhe zur Ausbildung gelangt, während der sagittale Brustdurehmesser entschieden eine Einbusse erleidet. Auch die Hüftbreite dürfte im Verhältniss zur Körperhöhe kaum kleiner werden, und ich würde mieh eher für einen Zuwachs entscheiden, als dessen Grund die Ausweitung der Stützfläche des Rumpfes zu erkennen wäre. Dies wären die Hauptzüge des Entwicklungsganges der männlichen Figur, wie sich dieselben aus den Grenzwerthen nicht schwer erkennen lassen. Wenn man, um auch die Übergangsformen kennen zu ler- nen, in die Reihe noch mehrere der Körperbeschaffenheit und dem Alter nach gut ausgewählte Zwischen- stufen einschaltet, so wird man als Ausdruck des Wachsthumsvorganges für alle Theile eine ziemlich regel- mässig fortlaufende Curve erhalten. Wie man aber ganze Reihen von Individuen, namentlich aus den späte- ren Altersperioden in die Untersuchung einbezieht, so wird man alsbald erfahren, dass der Gang der ein- zelnen Curven kein stetig fortschreitender ist. Man mag die Gruppirung der skizzirten Persön- lichkeiten nach dem Alter oder nach der absoluten Körperhöhe vornehmen, so wird man immer finden, dass bald dieser, bald jener Theil mehr als andere, bald zu dieser, bald zu jener Zeit rascher emporwächst. Es ist sicher, und ich kann mich dabei auf meine eigenen und auf die Erfahrungen von Harless berufen, dass bei Knaben derselben Grösse oder desselben Alters dennoch verschiedene Proportionen anzutreffen sind. Es lässt sich ja selbst die Zeit, wann der Mensch bereits die Hälfte seiner zukünftigen Höhe zu erreichen pflegt, kaum innerhalb engerer Grenzen bestimmen. Mitunter dürfte der Volksglaube mit Plinius Recht behalten: „in trimatu suo cuique dimidiam esse mensuram staturae certum est“, ein andersmal aber Aristoteles, wel- cher für den Eintritt dieser Wachstbumsperiode erst das fünfte Lebensjahr bezeichnet. Die ersten zwei bis dreiLebensjahre ergeben immer, wenigstens für die Hauptstücke des Körpers die grössten Differenzen und daher auch die kleinsten Schwankungen, selbst dann, wenn Persönlichkeiten verschiedener Abkunft und Individualität zusammengefasst werden. Die Wachsthumseurven sind sichere und steil aufsteigende. Der Tabelle zu Folge liesse sich mindestens schon das 10. Lebensjahr als dasjenige bezeichnen, wo die ınneren Proportionen, namentlich jene der verticalen Gliederung des Stammes und der Extremitäten nicht mehr weit abliegen von der definitiven Gestaltung, obgleich noch viel für die Körperhöhe zu erreichen bleibt. Sehr früh also, wenn der Körper noch weit zurück ist hinter der individuell erreichbaren Höhe, würde sich schon die Individualität bemerkbar machen. Und ich glaube, dass das in der That der Fall ist. Das weibliche Geschlecht dürfte in dieser Beziehung die Nachweise leichter bei- bringen lassen, als das männliche, da sich bei den Frauen der individuelle Habitus viel schärfer abglie- dert, als bei den Männern, unter welehen, wie ich meine, viel mehr Übergangsformen anzutreffen sind. Zudem zeigt auch das weibliche Geschecht, wie ich glaube, namentlich in Betreff der so wichtigen Differenz zwischen Ober- und Unterkörper eine viel grössere Variationsweite als das männliche; es erreichen die Männer viel seltener jene grosse Beinlänge, die man gar nicht so selten bei Frauen antrifft, wie sie anderer- seits auch nur selten so kurzbeinig sind, wie viele Frauen. Zum Beweise dafür mögen folgende drei Fälle von weiblichen Individuen dienen, mit Angabe des Verhältnisses in welchem ihr Oberkörper O0 zum Unter- körper U steht. Absolute Höhe. . . . 1460 144-4 174-2 Ctm. (ODE VE ee Eu nr 1:08:11 1:1:04 a Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 87 Beim ersten Individuum, welches sogar höher ist als das zweite, überwiegt der Oberkörper, und zwar um mehr als im zweiten Falle der Unterkörper, Der erste Fall nun, verglichen mit dem letzten, ergibt daher eine bedeutende Variationsweite. Bemerken will ich noch, dass ich den Coäffieienten des letzten Falles unter den Männern erst bei einer Höhe über 130-0 Ctm. beobachtet habe. Zum Beweise ferner für den Einfluss der Individualität auf die Zeit der Gestaltung, mögen wieder fol- gende zwei Fälle dienen. Der erste betrifft ein kräftiges Mädehen von 20 Jahren, die obige von 146-0 Ctm. Körperhöhe, der zweite ein schlankes, nur 10 Jahre altes Kind. Die erste hat einen Oberkörper von 76-0 Ctm., einen Unterkörper von 70:0 Ctm. Bei der zweiten beträgt die Körperhöhe nur 135-0 Ctm. und vertheilt sich doch so, dass der Oberkörper nur 65:0 Ctm., der Unterkörper aber 70-0 Ctm. misst. Die zweite hat also in ihrem 10. Lebensjahre bereits eine solche absolute Höhe ihres Unterkörpers erreicht, welche bei der ersten gewiss schon als definitives Maass in Betracht kommen dürfte, bei der zweiten aber gewiss noch eine wei- tere Vergrösserung erwarten lässt. Hier drängt sich die Frage auf, wie sich beim weiteren Fortgange der Bildung, namentlich um die Puber- tätsjahre herum die Proportionen gestalten dürften. Nach dem dargelegten Schema des Bildungsganges wie es sich aus dem Vergleiche von Kind und Mann ergeben hat, wäre anzunehmen, dass auch fernerhin der Rumpf sich noch mehr verkürzen, die Beine aber verlängern würden. Dennoch aber muss man die Möglich- lichkeit im Auge behalten, dass beieinem und demselben Individuum periodenweise bald der eine, bald der andere Körpertheil, Rumpfund Beine zum Beispiel, rascher seiner definiti- ven Gestaltung entgegeneilt, dass etwa im obigen, das 10jährige Mädchen betreffenden Falle die grosse Differenz, welche an ihr zu Gunsten des Unterkörpers nachweisbar war, dadurch wieder herabgemin- dert würde, dass vor Schluss der definitiven Gestaltung gerade wieder der Oberkörper rascher wachse, als der Unterkörper. Die Möglichkeit davon möchte ich um so weniger bezweifeln, als gerade bei der Mutter die- ses Mädchens, der dasselbe sehr ähnlich ist, nur eine kleine Differenz zu Gunsten des Unterkörpers nach- zuweisen war. Der Fallist ja denkbar, dass ein Knabe oder ein Mädchen um das 14., 15. Lebensjahr herum relativ längere Beine hätte, als später, wo sie mannbar geworden sind. Die übermässig langen Arme und Beine der im Wachsen begriffenen Knaben sind ja sprichwörtlich. Nach Carus entfallen auch in der That von 100-0 Theilen der Körperhöhe im 15. Lebensjahre im Durchschnitt 27-4 auf die Länge des Oberschenkels, während zwischen dem 13. und 19. Lebensjahre, also später, derselbe nur 26-3 Hunderttheile misst, bis er im Mannesalter wieder 27-5 Hunderttheile an Länge erreicht. Damit stimmen auch meine Erfahrungen überein, da in meinen Tabellen vom 3. zum 15. Lebensjahre für das Femur ein Wachsthumseoäffieient von 1:50 aus- gewiesen ist, ein grösserer als er sich vom 1. zum 3. Lebensjahre gezeigt hat. Vom 15. Jahre bis zum Manne stellt er sich aber mit nur 7-15 heraus. Grösser noch ergab sich für die Knabenzeit der Coeffieient für die Tidia, nämlich 20-5. Dagegen lautet der Wachsthumscoöfficient für die Wirbelsäule des löjährigen nur 1:38, also kleiner als für die Knochen der Beine, der zum Manne aber 1:28, also grösser als der für die Beine. Das Zugeständniss der Möglichke eines solchen Wachsthumsmodus führt zu der weiteren Annahme, dass auch bei einem und demselben Individuum Schwankungen in der Ausbildung der in- neren Proportionen vorkommen, nicht bloss kleinere, durch welche die Wachsthumseurve nur wenig hin und her gelenkt würde, sondern auch grössere, welche einen förmlichen Rückgang in der Ausbil- dung der Proportionen bedeuten würden. Nach all dem wird man bei der Erforschung des Bildungsganges von der Individualität gewiss nieht ab- sehen können, man wird sich nicht so ohne weiteres mit Mittelzahlen begnügen dürfen, wenn man alle Pha- sen des inneren Bildungsmodus genau kennen lernen will, denn gerade die interessanteste Seite des Wachs- thumsvorganges, die Vor- und etwaigen Rückschritte in den Proportionen würde unerkennbar in der Mittel- zahl verschwinden. In Ländern, wo die Bevölkerung nur aus wenigen aber vom Grunde aus verschiedenen, selbst heute noch erkennbaren Typen hervorgegangen ist, hätte man die günstigste Gelegenheit, die gewiss 88 Karl Langer. \ bestehenden Verschiedenheiten in den Wachsthumseurven sicherer als an anderen Orten darzuthun. Das Beste würden allerdings Messungen leisten, welche an denselben Persönlichkeiten durch mehrere Jahre hindurch, etwa von ihrem 6. Lebensjahre angefangen fortgeführt wären; besonders wenn dabei von vorne herein eine richtige Auswahl der Persönlichkeiten, insbesondere mit Berücksichtigung der Eltern getroffen würde, selbst- verständlich nicht ohne auch die Lebens- und Gesundheitsverhältnisse in Betracht zu ziehen. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen ferner die nicht zu leugnenden periodischen Accele- rationen des Wachsthums, deren Einfluss auf die Gestaltung der inneren Proportionen gewiss nicht zu verkennen ist. Für Ärzte und Vorsteher von Erziehungsanstalten wäre die Untersuchung dieser Vorgänge eine gewiss lohnende, wenn auch nicht mühelose Arbeit. Die Tafel 7 dürfte wohl genügen, die Scala des inneren Wachsthumsvorganges nach seinen Hauptzügen ersichtlich zu machen. Die Divergenz oder Convergenz der Linien, welche man durch die Grenzen gleicharti- tiger Körpertheile legen wolle, werden die relative Zu- und Abnahme derselben bezeichnen; ihr Verlauf aber die beiläufige Gestaltung der Wachsthumscurven anzeigen. Die mir zu Gebote stehenden Fälle, welche die Zeit vom 13. bis 16. Lebensjahre betreffen, habe ich in die Tafel nicht aufgenommen, weil sie zu viele Schwan- kungen ergeben hätten, und doch nicht zahlreich genug sind, um die oben gestellten Fragen zu beantworten ; ich musste fürchten durch das Aneinanderdrängen der Fälle das Bild mehr zu verwirren, als zu ergänzen. Ich übergehe nun zur Darlegung der Verhältnisse des Hochwuchses. 8. Hochwuchstypen. Im vorigen Abschnitte sind auch die Varietäten, welehe Männer von mittlerer Taille zeigen, gele- gentlich berücksichtigt worden. Diesfalls wünschte ich aber jene Varietät ausführlicher zu schildern, welche dem Hochwuchse eigen ist. Ich gründe diese Beschreibung auf die Untersuchung von 25 Individuen ver- schiedener Nationalitäten der Wiener Garnison und Krankenanstalten, welche ich zum grössten Theile im Leben, einige als Leichen und einen auch im Skelete zu untersuchen Gelegenheit hatte. Ihre Grösse reicht von 169-0 Ctm. bis 192-0 Ctm., vier von ihnen erreichten das volle Maass von einer Wiener Klafter. Davon sind zwölf in der nachstehenden Tabelle numerisch verzeichnet, und von diesen wieder einer mit der grössten beobachteten Differenz von Ober- und Unterkörper (der Fall @.) schematisch in der Tafel verzeichnet. Tab.P. Tabelle der Hochwuchstypen, in 100-Theilen der Körperhöhe. Körperhöhe in Centimetern . . . [168°5171°5)178°8/180°7)185°1/185°3)185°7/186-3/189-7)190°1/191°4|191°4 |192°0 Verticale Oherkörperr 3 He, N Rn t 3 1459 1478 Unterkorpery. . vn z elereneiesee war Ds: 5 541 1522 Coöffieient zu Gunsten des Unterkörpers . . > D 1:17 | 1:09 Differenz „ n n n 2 j 2 82 44 BD TE een ne SW a TE Een en 8:41|8°05 8:5 |7'69 8-50| 8:49 DETOSUUOENSSESELST EIER, Kr EE r 34 86 76 87 79 76 IM un duo EEE PIE uRhe 5 = 3 35 38 41 43 39 41 'Wirbelsanlet TEdikIesItaHR. 2.10 gie S : 383 Ta] Sy a a) Et ME an Beni Eat 2 2 46 52 55 43 50 47 BOnBtueS en en re BA DE Has: 104 [104 109 98 Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 89 Ä. B. c. D. E. | Fr G. H. L K. L. =. N. | | Bauch, obere Hälfte. . . ..... =» t16 [Jior | 93} 108 119 [100 |100 | 98 [114 | 92 J114 |J101 = ÜnteresHalttehe cn suche. 100 | ge | 91 | 2 SIEH BESE Sb SS a2 SSEE 785 Oberschenkel ‚I. Lamm . 22.0.1236 jagg 1248 1254 |258 |j241 259 1251 |253 |240 1256 |244 1258 Unterschenkel - 2... 2 02 202..1286 joas |242 1254 [259 |242 |j261 |j255 1257 1249 |257 |247 |260 CR nn eo 36, | a6 „I 36%. lEsaaıı 30: 1735 1732135 x ea rare Fe Ganze untere Extremität ...... 507 |521 [523 1543 1547 1518 1553 1542 [547 [525 [551 1525 1549 Borröstur 2 BR N, ER IDEE ON 50 BSR EN 0 NN 2. Oberam 2.2 2 een nen. |168 1167 1177 180 1195 1174 |194 1179 |185 172 166 180 190 Viorderarm I Sg arhn 154 159 152 J155 167 160 J156 154 156 161 |160 j152 |ı68 Handler.oe: tr. oo OEL zn re 1101102 108011108 [1092 11052. 109 Ganze obere Extremität. ....... ... 429 1485 435 |ja10 476 jaa5 j467 435 1449 |a43 435 438 [468 Breiten. EDDIE ea ten aa re, 060 12794 86 E & £ ; : ; s0 & : : 3 Abstand der Schultergelenke . . .. .|190 tra 176 J17ı Jısı [178 183 |169 |172 |188 160 |162 |172 Baustkonhn wu ıl3oh Sasle ‚siustwnsle: 161 146 . ... [136 |146 |147 |132 119 |137 129 . 1138 Abstand der Hüftgelenke . ..... 109 [105 |120 108 1119 J117 |118 |121 [111 |116 120 [118 |114 Vor allem ergibt sich aus der Betrachtung der Zahlenreihe, dass trotz der mitunter grossen Schwankun- gen dennoch als zuverlässig behauptet werden kann, dass sich im Ganzen mit der Zunahme der Kör- perhöhe das Verhältniss des Oberkörpers zum Unterkörper stets für den letzteren günstiger gestaltet, allerdings nicht so, dass das Maximum der Differenz gerade nur an die längsten Persönlichkeiten geknüpft wäre; es finden sich auch da Abweichungen, wie bei den Staturen von nur mittlerer Körperhöhe, aber das lässt sich doch wieder sagen, dass das hier vorkommende Maxi- mum der Differenz wohl nie bei Staturen mittlerer Grösse zu finden sein dürfte. Diese relative Abnahme der Höhe des Oberkörpers gründet sich auf die Abnahme der Wirbelsäule, hauptsächlich aber auf die relative Abnahme der Kopfhöhe, welche als constante Erschei- nung den Hochwuchs charakterisirt. Dieselbe ist bekannt genug und bietet nichts überraschendes, nachdem bereits dargethan worden ist, dass selbst bei sehr hoher Taille der Hirnantheil des Schädels weiter keine Vergrösserung erfährt, und dass die vielleicht doch auffallende Verlängerung des schiefen Kopfdurch- messers gerade nur der Verlängerung der Gesichtsregion beizumessen ist. Dass sich diese letztere gerade nieht in der Tabelle ersichtlich macht, liegt in dem, dass der Schädel in der als Normalstellung gewählten Attitude, also nicht schief, sondern vertical gemessen worden ist, die Kieferregion also schief vortretend ein- gestellt war. Die absoluten Zahlen dieses Schädelmaasses schwanken durch die ganze Reihe von 213 Ctm. bis 24:7 Ctm.; davon entfällt das Maximum auf den Fall K. mit der Körperhöhe von 190'1 Ctm. Diese obwohl absolut nur kleine, im Verhältniss aber zur Körperhöhe, also relativ stetig fortschreitende Abnahme der Kopfhöhe bringt es mit sich, dass mit der Steigerung der Körperhöhe auch eine Steigerung jenes Coöffieienten ersichtlich wird, weleher anzeigt, wie oft die Kopfhöhe in dem ganzen Körpermaasse enthalten ist. Er übersteigt aber nur in einem Falle (@) die Ziffer 8-5, nämlich in dem, der auch das kleinste absolute Maass der Kopfhöhe 21-3 Ctm. zeigt, dagegen aber die grösste Beinlänge und in Folge dessen auch die grösste Differenz zwischen Ober- und Unterkörper besitzt. Hieraus erklärt sich auch die beträchtliche relative Abnahme der Kopfbreite. Eine relative Abnahme erfährt auch die Wirbelsäulenlänge, gemessen in der Verticalen von den Hinterhaupteondylen (Nasenstachel) zur Symphyse. Nur in den Fällen X und M erreicht dieser Ske- letabschnitt eine grössere Höhe, aber wieder nur im Zusammenhange mit einer kleineren Beinlänge, in Folge deren daher auch die Differenz zwischen Ober- und Unterkörper sehr herabgedrückt ist. Denkschrifteu der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 12 90 Karl Langer. Die inneren Abschnitte des Rumpfes schwanken: in sehr auffallender Weise unter einander; es dürfte vielleicht nur der Unterbauch durch den Hochwuchs einen Ausfall erleiden, doch so, dass dabei möglicher Weise, weil die Mehrzahl der Fälle dafür spricht, die Brusthöhe etwas zunimmt- Dagegen werden beide Breitendimensionen der Brust, die des Thorax, so wie auch die des Schultergelenkabstandes vermindert. Vielleicht wird das, was der Brustkorb in der Quere ver- liert, durch die Zunahme in der Höhe mindestens beglicheu. Man sollte dies glauben, wenn sich die älteren spirometrischen Erfahrungen bestätigen sollten, denen zu Folge die Athmungsgrösse mit der Körperlänge wächst. Wenn aber auch der Cubikraum der Brust absolut nicht kleiner geworden ist, so hat er doch be- stimmt in relativem Maasse eingebüsst. Wenn nun ferner aus den Tabellen eine relative Zunahme der Beinlänge ersichtlich wird, wenn man sieht, dass die Hüfte breiter geworden ist, die Fusshöhe dagegen in gleichem Maasse sich erhalten hat, so kann man wohl sagen, dass das Wachsthum des Mannes auch im Hochwuchs bis zur Klafterhöhe ganz dem normalen Modus gemäss fortschreitet. Bemerkenswerth ist noch die in den meisten Fällen constatirbare Steigerung der Hüftbreite, denn dieselbe beträgt mehr als beim Manne mittlerer Taille. Ich halte mich daher berechtigt diese Steigerung der Hüftbreite mit als ein wesentliches Charakteristikon des Hochwuchses zu erkennen. Was dieoberen Extremitäten betrifft, so dürfte man als Regel erkennen, dass Hochgewachsene mit längeren Armen ausgestattet sind, doch nicht ohne auch da einen ziemlich weiten Spielraum für individuelle Verschiedenheiten zu lassen. Die Fälle Z und F sind gerade in dieser Beziehung sehr in- struetiv. E mit einer Länge von 476 Tausendtheilchen, F nur mit 445, und doch besitzen beide Individuen das gleiche Körpermaass. Der 388 Ctm. lange Arm des Z reichte aber auch bis 3-6 Ctm. nahe an die Knie- scheibe herab. Die inneren Proportionen der Extremitäten betreffend, ist zu sehen, dass Ober- und Unter- schenkel einander annähernd wieder gleich sind, ein kleines Übermaass zu Gunsten des Unterschenkels dürfte aber hier öfter als beim Manne mittleren Schlages zu finden sein. Viel grössere Differenzen finden sich dagegen an den Armen; eine Abhängigkeit derselben von der Taille lässt sich aber kaum nachweisen. Kleiner Kopf, kürzereWirbelsäule, vielleichtauch ein etwas verlängerter Brustkorb, längere Arme und Beine, verminderte Schulterbreite, dagegen erhöhte Hüftbreite, dies dürften also die Charakteristika des Hochwuchstypus sein; sie sind es aber in so sehr wech- selndem Verhältniss, dass von einer durch den Hochwuchs bedingten Egalisirung der Gestalten wieder nicht die Rede sein kann. Nach den Erfahrungen, die ich gemacht, beruht dieser Wechsel der Gestalten mehr auf der ererbten Individualität, als auf der Race, auch die von Quetelet mitgetheilten Maasse der O-Jib-Be-Wa scheinen mir dies zu bestätigen. Denn der Häuptling, der ein kleineres Höhen- maass ausgewiesen hat, als der Chef der Krieger (1832 Ctm. gegen 187-5 Ctm.) hat mit dem letzteren die gleiche Beinlänge von 96:8 Ctm. Der erstere, der kleinere, hat einen kleineren Trochanterabstand als der Grös- sere (35:3 Ctm. gegen 39-0 Ctm.) aber auch einen kleineren Kopf (22-5 gegen 24-2 Otm.). Gleich langbeinig wie der erstere ist dessen 20jähriger Sohn, der auf 181-0 Ctm. Körperhöhe unter allen anderen gemessenen Indianern die längsten Beine von 95-0 Ctm. besitzt; er übertrifft aber den Vater in der Kopfhöhe und als der Grösste unter den Jungen zeigt er auch die grösste Hüftbreite. C. Der Riesenwuchs. 9. Wachsthum der Riesenknochen. Naeh diesen zumeist an Lebenden gewonnenen Erfahrungen über den Aufbau des hochgewachsenen männlichen Körpers wende ich mich nun zur Betrachtung des Skelets von sechs Männern, deren Skelethöhe von 6 Wiener Fuss bis über 7 Fuss hinaus reicht, und von denen die letzteren zwei im Leben etwa 7 Fuss und Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. I 3 Zoll gemessen haben mochten. Das mit A bezeichnete Skelet ist das des Gendarmen, der in Tab. P sub J verzeichnet ist‘). Zum Vergleiche dient das etwa 5 Schuh 3 Zoll hohe Vergleichsskelet Nr. 1. Zuerst sollen die einzelnen Knochen und Körpertheile nach ihrer Wachsthumsziffer untereinander, dann mit Bezug auf das Wachsthumsmaass des ganzen Körpers verglichen werden. Die diesem Vergleiche dienen- den Ziffern sind in der nachstehenden Tabelle @ übersichtlich zusammengestellt. Vergleichs-Tabelle Centimeter Tab.®. der Wachsthumseoöfficienten der Riesenknochen °). Skelet Nr. 1 Coeffieient Wichsmacher Vergleichs- Gendarme Wachsthums- Coefficient Krainer | Ooöffieient | Grenadier | Petersburger " Innsbrucker Coeffieient | Coeffieient Coefficient Wiener Maass: Höhe des ganzen Skeletes Höhe des Kopfes ..... Länge der freien Wirbelsäule . des Humerus . des Radius .. . der Hand. . des Femur . der Tibia . des Fusses . Breiterdes’ Schädel Länge der Clavieula mit dem Acromion . Innerer querer Brustdurchmesser . Querdurchmesser der oberen Becken- SPERLUE Eee Gerader Durchmesser des Schädels “ r der Brust . GOnjuUngatarverar. ir } sl once ejre n des Beckenraumes. . . . A.5’10 117"? B.6rarrgrrr —— —— u Rn 1'222 Höhen. 0.65 ar __— —- 1-23 D. 67 ron —— 208° E. rat F. a I 1-32 222-6 Trorrgr 1:34 7| 1-26 |219*5 | © "08 12 "16 ‘12 «19 "19 "23 "25 SORNmm» oo.“ [re u ee re Muh MoM MM "5 3-0 "4 "3 a) 585 "0 Breiten. MKuhkNM MM MM 1:00 110. Tiefen. 17°3| 17°4| 1°00| 19°5| 1°12 Rz E . . . 9-0] 11:7] 1-30| 117) 1:30 11:0| 13-4] 1-21| 12-5] 1-13 18° 1 10° ERS so nn © © Mu FD oa 9 0 "08 23.|1119" -30 14 -06 213] 1: 12: 14711 55 63 14°0| 1° 18:0 1° oo _®© “MMM Mi Es handelt sich dabei um die Beantwortung der Frage, ob während dieser Wucherung der Gestalt nicht nur der Wachsthumsmodus der einzelnen Skeletabschnitte derselbe bleibt, sondern ob auch die Steige- rung der Proportionen ganz in jenem Maasse fortschreitet, wie die Steigerung der ” ı) Die Differenz in der Skelet- und Leibeshöhe des Gendarmen beträgt 2-8 Ctm., wesshalb in den Vergleichstabellen der Skelete (Tabelle @. und A.) diese Persönlichkeit nur mit 186°9 Ctm. Höhe ausgewiesen erscheint. 2, Die Maasse sind dieselben wie in der Tab. N. 12 * 99 Karl Langer. Körperhöhe. Wäre dies der Fall, so müsste sich auch das Übermaass der Beinlänge immer fort und fort steigern. Dass dies aber mindestens in diesem Maasse nicht der Fall ist, lässt sich schon aus der Unter- suchung der Hoehwuchstypen erkennen, und dass dies überhaupt nicht der Fall sein kann, wird allsogleich klar, wenn man bedenkt, dass dieser Modus noch innerhalb. der historisch sichergestellten Riesenhöhen be- reits zu solchen Missverhältnissen zwischen Kopf, Rumpf und Beinen hätten führen müssen, dass darüber die Existenzbedingungen des Individuums unerfüllbar geworden wären. Gestalten, deren Proportionen in gleichem Maasse, wie die Körperhöhe gesteigert wären, sind undenkbar, sie sind mechanisch und in Bezug auf die Vegetationsbefähigung unmöglich. Damit wäre die Frage in Betreff des Wachsthumsvorganges zum Riesen prineipiell bereits erledigt; und hat daher die Vorführung des Befundes nur den Zweck, diese Angabe zu bestätigen. 2 Der Kopf ist bei allen hier verzeichneten Riesen und in allen seinen Dimensionen, insbesondere in sei- ner Breite so sehr herabgesetzt, dass gegenüber den Maassen am reifen mittelgrossen Manne der Coöffieient der Zunahme zum Riesen gelegentlich sogar — 1:00 ist. Seine Höhe hat ebenfalls beträchtlich abgenommen, zeigt aber gerade an den höchsten einen im Verhältniss zur Wachsthumsgrösse des Körpers immerhin noch beträchtlichen Coöffieienten; dass diese Zunahme aber nicht den Hirnschädel, sondern nur die Gesichtskno- chen betrifft, ist bereits früher dargethan worden. Die stetig fortschreitende Herabminderung des Schädels ist ganz im normalen Wachsthumsmodus begründet. Anders gestaltet sich aber schon das Verhältniss in Betreff der Wirbelsäule. Während nämlich beim Mittelwuchs die Zunahme der Wirbelsäule hinter der des ganzen Körpers zurückbleibt, wird sie im Hoch- wuchs von keiner Abnahme mehr betroffen, denn ihre Wachsthumseoäffieienten sind sogar etwas grösser aus- gewiesen. Es lässt sich daher zum mindesten so viel behaupten, dass die Wirbelsäule dieselben Längenverhältnisse wie beim Mittelwuchs darbietet. Ich habe die Ziffern berechnet, welche in allen hier verzeichneten Fällen vom Riesenwuchs dem Wachs- thum der Wirbelsäulen zukommen müssten, wenn die Wirbelsäule auch im Übermaasse des Wachsthums in gleicher Proportion zugenommen hätte, wie im Wachsthumsgang zur mittleren Manneshöhe. Der Ansatz ist folgender: Es verhält sich der Wachsthumseoeffeient der Leibeshöhe des mittleren Mannes (3-24) zu dem Wachsthumseoöffieienten für den Normalwuchs der Wirbelsäule (3:00) wie der Wachsthumscoöffieient der Körperhöhe des Riesen zu X. Hieraus ergeben sich als berechnete: Coöfieienten . . . .... 22... 215042 | ze1a ta) U. Ton 17220101508 gegenüber den beobachteten Coöffieienten. . . .| 2:12 | 1:23 | 1:28 | 1:33 | 1:36 | 1:38 Es müsste somit die Wirbelsäule um ein beträchtliches kürzer sein, als sie wirk- lich ist, sie müsste haben z. B. im Falle O nur 65-5 Ctm. gegenüber von den wirklichen 75:0 Ctm.; im Falle D nur 67'8 Ctm. gegenüber den bestehenden 78-0 Ctm, Hieraus folgt schon, dass die Beine wieder ganz in dem Verhältnisse weniger gewachsen sein konnten, als die Wirbelsäule mehr zugenommen hat. Summirt man die Länge des Oberschenkelknochens und der Trb:a und untersucht den Coeffieienten gegenüber jenem beim mittelhohen Manne, so findet man die Zahlen: für, A B C D E E 1.2177 1:232 71:23, 1.281435, 1:44, welche nur in den Fällen A und F etwas mehr den Coäffieienten des Körperwachsthums übertreffen, sonst sich ihın eng anschliessen. Aus der Berechnung der Co£fficienten im Sinne des Normal-Wachsthums ergeben sich dagegen die Zahlen wie folgt, für: alles C D E F 1:52 1-62 164271:69 200, 08,09. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezun auf den Riesen. 93 Würde daher das Wachsthum zur Riesenhöhe in gleichem Modus fortschreiten wie zur Mittelgrösse, so müssten die Beine um vieles höher sein, als sie wirklich sind; es müsste zum Beispiel im Falle C die Länge des Oberschenkels und der 7/bza gleich sein = 1287 Ctm., da sie beide zusammen doch nur 96:9 Ctm. messen; im Falle D 1326 Ctm. gegen die wirklich bestehende Länge von nur 101-1 Ctm. Aus diesem Befunde geht daher jetzt schon hervor, dass gerade die Höchstgewachsenen nieht die am meisten langbeinigen Individualitäten sein können, und dass gegenüber der aufstrebenden Statur zur Normalhöhe die Proportionen zum Riesenwuchse wieder sinken. In Betreff der Länge der nach der Breite hingelegten C/a»icwla dürfte man der Tabelle zu Folge trotz der Schwankungen, wenigstens die Möglichkeit einer Zunahme zugeben. In Betreff des Brustdurch- messers kann ich mich leider nur auf einen Fall, den des Grenadiers berufen, dessen Brustkorb in Bändern natürlich geheftet vorliegt und mit einem sorgfältig getrockneten Thorax eines Mannes mittlerer Länge ver- glichen worden ist. Es würde sich auch hier eine Zunahme herausstellen, die gewiss nicht als unmöglich erkannt werden dürfte. Bemerkenswerth scheint noch die an allen den drei vollständigen, von mir untersuch- ten Skeleten zu beobachtende Vergrösserung des Processws ensiformis, die Ecker und ich auch an lebenden Riesen wahrgenommen haben. Ganz sicher lauten wieder die Angaben in Betreffdes Querdurchmessers der Hüfte. Allenthalben zeigt sich eine Zunahme des Wachsthumsmaasses des Querdurchmessers des Beckens gegenüber dem Wachsthum der Körperhöhe. Ein Fall ist besonders ausgezeichnet, der des Grenadiers (Fall D), in welchem sich dem entsprechend wieder ein beträchtlicher Ausfall in der Länge der Conjugata bemerkbar macht. Ich verweise in dieser Beziehung auf das über das Wachsthum des Beckens Gesagte zurück. So wechselvoll endlich die Proportionen der Arme sich zu erkennen geben, so zeigt sich auch da kein tibermässiges Wachsthum, mindestens kein constantes, und wenn man gerade die Hand an Riesen als so stau- nenswerth gross bewundert, so sollte man sich erinnern, dass ja auch der ganze Körper riesig emporgeschos- sen ist, und dass eine mässig grosse Männerhand im Maasse der Körperhöhe des Riesen vergrössert, z. B. 1-34mal bereits wuchtige Dimensionen erreichen muss. Dasselbe gilt auch vom Fusse, obgleich hier thatsächliche über das Ausmaass der Höhe reiebende Ver- grösserungen vorkommen, als deren Grund aber nicht bloss der Wuchs allein, sondern auch die Abflachung des Fussgewölbes in Betracht gezogen werden muss, welche bei Riesen so häufig vorkommt. 10. Proportionen der Riesenskelete. Aus der Tabelle Q für das Wachsthum der Röhrenknochen hat sich bereits ergeben, dass die Steige- rung der Körperhöhe keineswegs auch eine Steigerung jener Proportionen herbeiführt, welches das normale Wachsthum vom Kinde zum Manne mit sich bringt, dass vielmehr der Riese, seine inneren Proportio- nen betreffend, viel näher an die Mehrzahl der Männer von mittlerer Taille sieh an- schliesst, als so mancher hochgewachsene schlanke Mann, der aber noch immer nicht jenen Excess seiner Körperhöhe zeigt, der ihn in die Kategorie der Riesen bringen würde. Noch anschaulicher werden die Proportionen durch die Zusammenstellung in der folgenden Tabelle %, worin die Maasse der fünf Riesenskelete und des Gensdarmen (in der Tabelle P sub. / verzeichnet) einander und jenen des Vergleichskeletes Nr. 1 gegenüber gestellt sind. 94 Karl Langer. Tah. BR. Tabelle der Proportionen der Riesenskelete, in 1000-Theilen der Gesammthöhe. en 5 5 »„ Er : 3 & 5 E 8 5 = B) ie) 28 E8 ER E 3 E B ER 22 . >” & E 2 © ur ei | 4. | B. | D E. F. Skelethöhe, in _Gentimetern 0 sn SEE nn | 168°5 1869 | 202°3 203°3 | 208°7 21925 | 22276 Vertieale &liederung. Vberkörperzee rn a eye fenleı one rel neher een 493 461 483 490 497 469 469 IUNTETKOLPETT RN re ee Eee leer 'a 502 539 516 509 503 531 530 ODERHERDT ER ERENTO EIBTSIEN 1:00 13417 1:06 1:03 1:01 1.413 1:15 Differenz zu Gunsten des Unterkörpers . . 4'23 84 33-11 18:19 622 61-50 61:10 IROD I TORE ee ee ee LO 9-11 8:99 8:84 8:69 9:66 9-71 STEDEUTN ARE ee Rs ee 86 74 71 71 78 65 65 MindkundKann WER TEEN RE RER 40 36 40 42 37 39 37 Winbelsänle ne. Theme. nehme ee ld 387 412 420 419 404 404 EEE ER ER RE a OO ORION 48 60 54 57 62 57 58 DIE U EEE NEN ITTSLATEE RETWEIEHERENE 104 lat 99 97 112 309 l 308 Bacher Br OB SID, ET BRTINEIOENORZZO 180 219 223 207 ) Oberschenkel. ernten al | 2ER 254 247 242 240 246 253 Unterschenkel an 00. 0 3 8 ee or galargel alter an || 2238 258 245 242 241 253 252 MIR. A N NE oT 33 34 32 31 29 36 31 KanzeRUNTErBWEIXTTEIIDAT ee DL En Er DLd 547 524 515 510 535 537 dan A a En Ba 3 a ar 11:5 6:95 74 6:39 7'8 45 67 ODBTArI Eee a an nie Be iaen Kennen nel acımie na 176 187 175 171 168 159 179 INVorderamme een en aeg: en airg 161 157 154 153 154 180 169 a il ee ee SEE Er 106 109 102 106 101 118 Ganzekoberenkixtremitäatt u „An SEINE SEEN 143 453 431 430 423 487 KOPERE a E mas 73 70 Abstand der Schultergelenke . „0.50. .S.rensorcchl laE 191 BIURUKOTDIGUE ee ee ee ten tee ZA ® : Abstandwder»Hüftgelenkes 2 22 I ee 106 125 118 Man wolle zunächst alle jene Zahlen vergleichen, welche rücksichtlich der verticalen Gliederung des Körpers in Betracht kommen; man wird dann wahrnehmen, dass sich der nur etwa 6 Fuss hohe Gen- darme von allen anderen gerade darin auszeichnet. Er hat nämlich unter allen anderen den längsten Unter- körper, den kürzesten Oberkörper und in Folge dessen die grösste Differenz beider zu einander; er ist also unter allen die am meisten schlanke Gestalt. Namentlich hebt er sich ab von den Riesen B, O und D deren Differenzen und Co&fiecienten vom Ober- zum Unterkörper viel kleiner sind. Der Oberkörper von (und D hat nahezu das Ausmaass wie beim Vergleichsskelet, und beide Riesen insbesondere aber D sind unter den übrigen die gewiss kräftigsten Gestalten; D zeichnet sich auch durch einen auffallend mächtigen Knochenbau aus. Die Fälle E und F unterscheiden sich von B, ©, D durch grössere Differenzen und Coäfieienten in den Längen des Ober- und Unterkörpers und repräsentiren unter den Riesen die schlankere Form, [Bit Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 9 und wären somit gegen die anderen ungefähr so zu reihen, wie der Gendarme (A) zum normalen Typus, ohne jedoch die Proportionen in jenem Masse gesteigert zu besitzen, wie der Gendarme gegenüber dem Mittel- mann. Denn wäre die Differenz zwischen Ober- und Unterkörper vom Gendarmen an zu Yin demselben Verhältniss gewachsen, wie die Körperhöhe, so müsste Z eine Differenz von 98-6 Tausendtheilchen haben, und sein Oberkörper wäre nur 451, der Unterkörper aber 549 Tausendtheile hoch; es würde sich dann der Oberkörper zum Unterkörper ungefähr wie 7: 1:21 verbalten. Der Riese f müsste ungefähr in derselben Gestalt erscheinen, ungefähr also in der Form von G der Tabelle P. Der Fall B erweist sich gewissermassen als Mittelform, als Übergangsglied. Immerhin aber wird man auch unter den Riesen zwei extreme Formen, eine mehr schlanke und eine mehr gedrungene unterscheiden müssen, gerade so wie unter den Männern mittlerer Taille und unter den hochgewachsenen. Worin sieh aber alle, selbst mitEinschluss des Gendarmen, vom mittelgrossen Manne unterscheiden, das ist die Ziffer der Kopfhöhen. Diese beträgt am Vergleichsskelet nicht volle 8, während sich die Ziffer bei E und F bis 9'/, steigert. Ganz im Einklange mit den besprochenen Proportionen in der Verticalen findet sich bei A dem Gen- darmen„das kleinste Maass der Wirbelsäule, während dieselbe bei B, O und D wieder die Ziffer wie beim Vergleichsskelete erreicht, oder gar überbietet. Allenthalben ist eine kleine Verlängerung des Halses ersichtlich, welche möglicher Weise einem mehr fortgeschrittenen Wachsthum der Halswirbelsäule, vielleicht aber auch nur dem Umstande zugeschrieben werden kann, dass alle Hochgewachsenen wenn ihr Kopf in die Normalstellung gebracht werden soll (Nasenstachel in den Horizont der Hinterhaupteondylen) das Kinn mehr gehoben halten müssen. Unter diesen Umständen kann bei Riesen auch am Rumpfe nicht nur kein Entgang erwartet werden, sondern muss eher eine kleine Zunahme der Höhe nachweisbar sein. Den Brustkorb betreffend dürfte wohl, wie schon früher gezeigt, eine kleine Steigerung des Querdurchmessers als wahrscheinlich anzunehmen sein; dagegen aber dürfte die Höhenangabe für denselben kaum von Werth sein, weil die Länge des Brust- blattes so sehr variirt. Die innere Gliederung der Beine erfährt durch den Riesenwuchs keine Änderung. In Be- treff der Arme zeigen sich bedeutende individuelle Verschiedenheiten, sowohl die ganze Länge betref- fend, als auch die inneren Proportionen. Vielleicht dürfte man aber doch sagen können, dass jene Riesen, welche mit langen Beinen aufwachsen, auch längere obere Extremitäten bekommen. { E überragt darin alle anderen mit A, dem langbeinigen Gendarmen, und was da auffällt, ist, dass in diesem Falle und auch bei F die Differenz zwischen Ober- und Vorderarm sehr klein ist, kleiner als bei C und D, welche kurze Beine und kurze Arme haben. Auffallend ist ferner bei £ auch das Übermaass der Handlänge. Ganz zuverlässig sprechen die Ziffern für eine Verbreiterung der Schulter und Hüfte; letztere nimmt gewiss zu, trotz der so grossen Verschiedenheiten, welche sich insbesondere in der Conformation der Becken- apertur herausgestellt hat. Das Übermaass in der Hüftbreite ist ja auch an lebenden Riesen unverkennbar, das wohl auch seinen Grund hat in der mächtigen Länge des Schenkelhalses. 12. Der Riese. Ich will nun die Beobachtungen, welche ich über den Bau des Riesenleibes an den untersuchten Skeleten gemacht, noch mit den Befunden, eigenen und fremden, an Lebenden, und mit Notizen verknüpfen, welche mir zugekommen, oder ich in der Literatur verzeichnet gefunden. Ich werde mich dabei beziehen auf die Beobachtungen eines vor mehreren Jahren gesehenen, leider aber nieht vollständig gemessenen, ich glaube 24 Jahre alten Hannaken; auf die Untersuchung eines jungen noch 96 Karl Langer. nieht ganz 17 Jahre alten Riesen, eines Juden aus Ungarn, und der beiden Porträte im Schlosse Ambras; dann auf eine Beobachtung von Weisbach bezüglich eines 195-5 Cent. hohen deutschen Mannes; eine Beobachtung von A Eeker') und eine von Quetelet?), betreffend einen 18'/, Jahre alten Neapolitaner, dann auf die Angaben von Humphry°) und die brieflichen Notizen von Dubeu über die Lappin. Am Schlusse werde ich einige Fragen zu beantworten suchen, welche sich auf das Vorkommen, die Ursachen des Riesenwuchses, auf die Grenze des menschlichen Wachsthums, auf das Leben und die Lebens- fähigkeit der Riesen beziehen. Als wichtigste Ergebnisse der Untersuchung über den Bau der Riesenskelete lassen sich folgende verzeiehnen: 1. Die Riesen, nämlich Männer von mindestens 6'/, Wiener Schuh, unterscheiden sich ihren inneren Pro- portionen nach unter einander ungefähr so wie die Männer mittlerer Taille. Es gibt unter ihnen eine schlanke und eine derbe, untersetzte Form. 2. Kein Riese bringt trotz des Übermaasses seiner Körperhöhe jene Differenzziffer zwischen Ober- und Unterkörper zu Gunsten des letzteren auf, wie sie mitunter bei Männern von hoher Taille, doch immer noch unter einer Wiener Klafter Höhe, angetroffen wird. Riesen sind daher keineübermässig langbei- nigen Männer, und schliessen sich in Betreffder inneren Proportionen ihrer verticalen Gliederung, wie ich glaube enger an die nur mittelgrossen Männer, als an die hochgewachsenen; und sie erreichen wohl nie jene Steigerung dieser Differenz, die sich ergeben müsste, wenn bei dem Hochwuchs zum Riesen der Unterkörper noch in demselben Verhältnisse zunehmen würde, wie bei dem normalen Wachsthum vom Kinde zum Manne, d. h. die Curve, welche das Erheben des Symphysenrandes während des normalen Wachs- thums anzeigt, und beim mittelgrossen Manne mehr an der Leibesmitte vorbeigeht, erhebt sich von da an im Wachsthum zum Riesen nieht mehr in dem Maasse, wie es ihrem ursprünglichen Charakter entsprechen würde, sondern sinkt etwas und übergeht mitunter ganz in die gerade Horizontale, so dass sich in diesem Falle der Riese nur mehr in den Proportionen des Mannes mittleren Schla- ges fortbaut. Diese Form der Curve findet sich aber nur dann, wenn die Figuren, wie bisher im Vergleiche mit dem Mann mittlerer Grösse nach der Körperhöhe geordnet werden. Werden aber die Persönlichkeiten nach dem Alter rangirt, so ist klar, dass die definitive oder Endform, sei sie auch noch so riesig, ganz oder nahe an denselben Platz gestellt werden muss, welcher auch dem mittelgrossen Manne zukommt. Dann zeigt sich, dass die Wachsthumseurve des Symphysenpunktes (die Körperhöhe als gleich angenommen) zum wahren Riesen bald gar nicht sich ändert, bald etwas mehr ansteigt, die grösste Elevation derselben aber nieht beim eigentlichen Riesenwuchs, sondern beim schlan- ken Hochwuchs, der nicht über eine Klafterlänge reicht, erlangt. Um zu zeigen, dass auch die Beobachtungen Anderer mit meinen Ergebnissen zutreffen, stelle ich hier zunächst die Maasse des Ober- und Unterkörpers zusammen von den Riesen, welche Weisbach, Ecker und Quetelet gemessen haben und füge noch die Maasse hinzu des in Ambras porträtirten elsasser Bauern. 1) Berichte und Verhandlungen der naturf. G. zu Freiburg in B. 1863 p. 382. 2) Bullet. de l’acad. 2. de Belgique. 1847. T. XIV. ı. P. 138, 3), On the human skeleton. EEE ERBEN Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 97 | Ww | E | Q | Ambras Centimeter Körperhöhe 5 2) 2150 Abstand des Perineums vom Boden : -01) |102- Angenommener Abstand des Symphysenrandes vom Perineum : . 10° Ergibt sich als Maass der unteren Körperhälfte Somit als Maass des Oberkörpers Differenz zwischen beiden Differenz in 1000 Theilen Diese Differenzen sind eher zu gross als zu klein angenommen; und wenn sich auch am Petersburger und Innsbrucker Riesenskelet wirklich grössere finden, so bleiben sie doch insgesammt weit hinter jener des Gendarmen oder gar der in der Tabelle P sub @ verzeichneten Persönlichkeit von nur 6 Schuh Höhe zurück. Das grössere Berliner Skelet von 220-0 Ctm. Höhe (Mus. Nr. 3040) und der von mir beobachte junge Riese von 211-0 Ctm. scheinen dagegen von der oben abgeleiteten Regel eine Ausnahme zu machen. Es ent- fallen nämlich bei dem ersten 120-0 Ctm. für die untere Körperhälfte, somit nur 100-0 Ctm. für die obere, also eine Differenz zu Gunsten der unteren von 20-0 Ctm. oder von 90:9 Tausendtheilen. Bei dem zweiten misst der Unterkörper bei 121-0 Ctm., der Oberkörper dagegen nur 95-0 COtm., woraus eine Differenz zu Gunsten des Unterkörpers von 26-0 Ctm. resultirt, oder in 1000 Theilen von 120.3. Diese Ausnahmen sind aber in der That nur scheinbar, denn der Oberkörper ist nicht in Folge zurück- gewichenen Wachsthums verkürzt, sondern wegen einer Krümmung der Wirbelsäule, welche in bei- den Fällen vorhanden ist. Nach Zitterland ist nämlich der Rumpf des Berliner Skelets linkerseits nach hinten, rechterseits nach vorne ausgebogen und der Mann, ein Garde Friedrichs II., musste um gerade zu erscheinen, dureh Vorriehtungen gestützt werden. Seine Wirbel sind abwechselnd rechts und links bald höher bald niedriger, wodurch die Wirbelsäule eine beinahe schlangenförmig hin- und hergebogene Richtung angenom- men hat. Der von mir beobachtete lebende Riese ist wieder kyphotisch mit einem ungefähr in der Mitte der Brusthöhe austretenden Höcker, weleher auch eine Schieflage des Sternums mit weit vortretendem unteren Ende zu Folge hatte. Es ist ihm ganz unmöglich sich gerade zu strecken, überhaupt längere Zeit aufrecht zu stehen. Die Differenzen der vorhin verzeichneten vier Riesen zusammengehalten mit den in der Tabelle & er- geben eine beinahe geschlossene Reihe, aufsteigend bis zur höchsten beobachteten Ziffer, die sich im Falle E und F (der Tabelle %) findet. Alle insgesammt lauten zu Gunsten der unteren Körperhälfte. Dagegen fin- den sich aber drei Fälle in der Literatur verzeichnet, von welchen sogar eine Differenzzu Gun- sten der oberen Körperhälfte ausgewiesen ist. Es sind dies das sub Nr. 3039 verzeichnete Skelet des Berliner Museums, das Skelet des O’Byrne im Hunter’schen Museum und der Irish Giant in Trinity Col- lege zu Dublin. N Das Berliner Skelet besitzt nämlich bei einer Leibeshöhe von 218-0 Ctm. eine untere Körperhälfte von nur 103-0 Ctm. und eine obere Körperhälfte von 115-0 Ctm., somit eine Differenz von 12-0 Ctm. zu Gunsten 1) Berechnet aus der angegebenen Höhe des ganzen Stammes, vom Scheitel bis zum Damm —= 1:040 (welche Zahl aber in Folge eines Druckfchlers irrig mit 0'140 angesetzt ist). 2, Diese Zahlen sind hypothetische, aber eher zu gross, als zu klein angenommen, Denkschriften der mathem.-narurw. Ol. XXXI. Bd. 15 98 Karl Langer. der oberen Hälfte. Seirf Oberschenkel ist entsprechend kürzer, er misst nur 53:0 Ctm., also so viel wie der des Krainers, obgleich dieser um beinahe 15-9 Ctm. kleiner ist. Nach Humphry misst das Skelet des O’Byrne 8 Fuss 2 Zoll englisch und es fällt der Mittelpunkt der Leibeshöhe 1 Zoll ober die Symphyse. Der Oberschenkel hat die Länge von 61:5 Ctm., also die desselben Knochens des Innsbrucker Riesen, der doch kleiner ist. Beim Irish Giant endlich, der bis auf 8 Fuss 6 Zoll englisch angegeben wird, liegt die Leibesmitte sogar 4 Zoll ober der Symphyse, bei einer Länge des Oberschenkelknochens von 64:0 Otm. Diese drei Fälle zeigen, dass der Riese trotz seines Höhenwuchses noch unter den Maassverhält- nissen desmittelsehlächtigen Mannes sich aufbauen, und daher in Betreff seiner inne- ren Proportionen sich sogar dem kleineren Manne anreihen kann. Diese Beispiele waren es auch, welche Hump hry zu der Angabe veranlasst haben, dass beim Riesen die unteren Extremitäten im Verhältniss zur Leibeshöhe kürzer sind als beim normalen Europäer. Wie der Innsbrucker und Petersburger Riese das Extrem der schlanken, so stellen diese und unter ihnen wieder der Irish Giant das Extrem der gedrungenen Riesenform dar. Gegenüber diesen letzteren Fällen zeigt sich wieder die Figur der grossen Lappin nicht unbe- trächtlich gehoben. Bei der Leibeshöhe von 203-0 Ctm. besitzt sie einen Unterkörper von 105-5 Ctm., daher einen Oberkörper von nur 97:5 Ctm. und eine Differenz zu Gunsten des Unterkörpers von 8:0 Ctm., welche sich auf 1000 Theile der Körperhöhe mit 59-4 beziffert. Sie wäre daher in die Reihe der schlanken Formen zu bringen. 3. Alle Riesen haben mindestens relativ kleine Köpfe und um so kleinere, je höher sie sind. Nur ausnahmsweise erreicht der Schädelinnenraum ein das gewöhnliche Mittelmaass überschreitendes Kaliber. Ein solcher Schädel ist der des „Wichsmachers“ (2 in der Tabelle &) bei einer Körperhöhe des Mannes von nur 6'/, Wiener Schuh, aber einem Kaliber, welches bis an die bekannten Maximalmaasse heranreicht. Der Umfang desselben beträgt 57:5 Ctm. Nicht minder gross dürfte die Schädel- höhle sein beim O'Byrne, gewiss einem der grössten bekannten Skelete, da der äussere Umfang des Schä- dels mit 59-69 Ctm. beziffert ist. 4. An allen Schädeln von Riesen ist die Kieferregion übermässig hoch, und an den meisten der Unterkiefer monströs, der Grösse und Form nach ausgewachsen insbesondere an jenen, welche mit einem absolut kleinen Ausmaasse des Schädelinnenraumes ausgestattet sind. Der Unterkiefer überwuchert häufig den Oberkiefer und ist mit dem Kinn beträchtlich vorgeschoben, so dass seine Zähne allenthalben die des Oberkiefers überragen. Allemal zeigen sich in dieser Beziehung bessere Formen, wenn der Schädelinnenraum weiterist. Dies ist mindestens beim „Wichsmacher‘ der Fall, dessen Unterkiefer obwohl grösser, doch regulär geformt ist. Der absoluteZuwachs amRiesenschädel betrifft daherinderRegelnur den Gesichts- antheil, bestimmt und ausschliesslich am typischen Riesenschädel, dessen Hirnkapsel nieht erweitert, wohl aber verdiekt angetroffen wird. In Folge dessen überwiegt am Riesen immer das Gesicht über die Stirne; seine Höhe kann sogar die vertieale Stirnhöhe mitunter um das Doppelte überwuchern. Da dabei die Höhe des Orbitaleinganges nur wenig zunimmt, erscheint die Augengegend und die obere Hälfte der Nase im Verhältniss zur Länge des ganzen Gesichtes zu kurz, dagegen die Mund- und Kinngegend zu lang. In der Regel dürften bei der schlanken Form der Riesen mehr die langen, bei den gedrungenen mehr die breiten Gesichter anzutreffen sein. Die beiden Porträte von Ambras, das eine des sub Fin der Tabelle R verzeichneten Waffenträgers mit der Differenz zwischen Ober- und Unterkörper von 61 Tausendtheilchen, und das zweite des beschriebenen elsas- ser Bauern mit der Differenz von 71 Tausendtheilehen dürften in dieser Beziehung als Typen zu betrachten sein. Zu der gedrungenen Form mit breitem Gesichte gehört auch der von mir beobachtete lebende Hannake und offenbar auch der Irish Giant, zu der schlanken Form mit länglichem Gesichte der 17jährige Jude, Gleich Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 99 wie die gedrungene Form in der verticalen Gliederung des Leibes bis an den kleinen Mann herabreicht, so dürfte auch gerade bei ihr vorzugsweise der grössere Kopf zu finden sein. Auch unter den beiden Berliner Skeleten zeichnet sich jenes mit den kürzeren Beinen (Nr. 53039) durch einen grösseren Kopf aus. 5. An die typische Form des Riesenschädels knüpfen sich auch Entartungen der Weichtheile: eine Auftreibung des Hirnanhangs, wesshalb die Sattelgrube beträchtlich ausgeweitet gefunden wird; dann ene Wulstung der Lippen und der Nasenflügel. Hervorheben muss ich, dass ich die Erweiterung der Sattelgrube nur an Schädeln mit monströsem Un- terkiefer angetroffen habe. Das gleichzeitige Vorkommen der gewulsteten Lippen und Nasenflügel mit dieser Entartung des Unterkiefers bezeugen ebenfalls die beiden Porträte und der junge von mir beobachtete Riese. 6. Eine Veränderung der inneren verticalen Proportionen der Beine und der Arme bringtderRiesenwuchsniehtmitsich. Doch scheint es, dass die schlanke Form mit im Übermaasse längeren Armen ausgestattet ist, und dass dann auch die Hand im Übermaasse gross wird. Ein Übermaass der Fusslänge ist nicht constant, doch kommen Fälle dieser Art vor. Den grössten Fuss, den ich gesehen, besitzt der junge Riese. 7. Die Sehulter- und Brustbreiten sind mindestens bei der gedrungenen Riesenform im Über- maasse ausgebildet. Die höchsten Ziffern sind (abgesehen von der Dicke der Kleidung) von Quetelet an dem Neapolitaner gefunden worden, der ebenfalls zu den kurzbeinigen Riesen zu zählen ist. 8. Alle Riesen zeichnen sich durch ein Übermaass in der Hüftbreite aus, welches aber noch etwas weiter gesteigert ist bei den kurzbeinigen Riesen mit nach der Conjugata stark verrengter Becken- apertur. In diesen Fällen ist die Einsenkung des Rückens ober dem Kreuze sehr seicht und in Folge dessen die Gesässgegend von dem Rücken nicht scharf geschieden. In diesen Fällen dürften auch die Nates nicht gerundet, sondern mehr abgeplattet sein, wodurch die Hüftbreite noch mehr bis ans Hässliche gesteigert erscheinen dürfte. So glaube ich, müsste der Grenadier ausgesehen haben und auch der Irish Giant des Trinity College in Dublin. 9. In Betreff der inneren Proportionen der Knochen verweise ich auf die Wachsthumstabellen, hervorheben will ich nur, dass dielangröhrigen Knochen auch beim Hochwuchs nicht so viel an Breite gewinnen, als sie in der Länge ansetzen, und dass sich auch in dieser Beziehung der schlankere Rie- sentypus wieder vom derben und gedrungenen scheidet, indem beim schlanken Riesen der Schaft im Verhältniss zu den Endstücken noch länger ist als beim Riesen vom gedrungenen Bau. Gegensätze sind da die Riesenknochen des Wiener Universitätsmuseums und die Knochen des Gre- nadiers. 10. Fasst man nun alles in allem über den Skeletbau des Riesen Gesagte zusammen, und vergleicht es mit dem Befunde an Skeleten mittelgrosser Männer, so kann man sagen, dass der Riesenwuchs in der That nur eine Fortsetzung ist des normalen Aufbaues des Leibes, dass aber, weil einige Körperabschnitte bereits früher ihr Wachsthum beendigen, und andere nicht in gleich raschem Wachs- thum den Röhrenknochen folgen, beim Überwuchse nothwendiger Weise gewisse Missver- hältnisse zu Stande kommen müssen, sowohl in Betreff der Conformation der einzelnen Knochen, als auch in den Dimensionen der einzelnen Körperabschnitte, nicht minder zuweilen auch in den Propor- tionen der ganzen Figur. In diesen Missverhältnissen beruhen die Eigenthümlichkeiten des Riesen. Am frühesten, noch ganz im Bereiche der normalen Bildungszeit, kommt die Ausweitung der Räume zur Aufnahme des eentralen Nervensystems zum Stillstande, woraus sich die Missverhältnisse des Kopfes und der Wirbel ergeben, weil sich immer noch die Kiefer fortbauen und die Knochenmassen an den Wirbeln, im Körper und in den Fortsätzen ununterbrochen häufen. In gleicher Weise, wie die Kiefer und die Wirbelmassen, wach- sen die Extremitäten fort und fort in die Länge. Eilen, nachdem die Proportionen des mittelgrossen Mannes erreicht sind, die Extremitäten im Wachsthum dem Rumpfe nicht mehr voraus, halten sie mit ihm gleichen 15 * 100 Karl Langer. Schritt, folgen ihnen beiden auch noch die Breiten-Dimensionen der Sehulter, der Brust und der Hüfte nach, so kommt jene Riesenform zu Stande, welche ich als die gedrungene, derbe bezeichnet habe. Überwiegt aber das Wachsthum der Extremitäten auch dann noch das Wachsthum der Wirbelsäule, so entwickelt sich dieschlankere Form. Es liegt in der Natur der Organisation, dass das Verhältniss, welches zwischen der Ausbildnng des Rumpfes, beziehungsweise seiner Inhaltsorgane und der zu erhaltenden Leibesmasse besteht, viel geringe- ren Schwankungen ausgesetzt sein kann, als die Ausbildung der Extremitäten, und desshalb findet sich auch hier wieder die Erscheinung, dass sich die Riesen, gleich wie die Männer mittlerer Taille, weniger von einander in Bezug auf die absoluten Höhen des Oberkörpers, als viel- mehr in Bezug auf die absoluten Längen der Beine von einander unterscheiden. Ich habe zum Beweise dessen im Folgenden die Maasse der Ober- und Unterkörper der in der Tabelle % verzeich- neten Riesenskelete und der von Weisbach (a), Eeker (5) und Quetelett (ec) gemessenen Riesen nach den Leibeshöhen geordnet zusamengestellt. Da die Differenzen zwischen Skelet und wahrer Leibeshöhe nicht so gross sind, können sie diesfalls wohl ausser Acht gelassen werden. | 1 | a | 5 | B | c. | D | $ | 22 Körperhöhe . . 186°9 | 195-5 | 2010 | 202-3 | 2033 | 208-7 | 215°0 | 2195 |222°6 Oberkörper . . „inCtm. | 86°:1| 91°9| 95-0) 97°8| 93-8| 103°7 | 103-0 | 103-0 11045 Unterkörper .„ . 100°8 | 103°6 | 106°0 | 104°5 | 103°5 | 105°0 | 112-0 | 1165 [118 °1 11. Wie die Stützflächen des Skeletes, so verkleinern sich auch mit dem Hoch- und Riesenwuchs die Quersehnitte der Musculatur. Mögen auch die Beine der Riesen noch so sehr gerundet aus- sehen, vorausgesetzt, dass keine Varieositäten und Hautverdiekungen den Umfang ihrer Beine krankhaft schwellen, so ist doch ihr Querschnitt im Verhältniss zur Körperhöhe kleiner als beim Mann mittlerer Grösse. Ich bin leider nicht in der Lage zum Beweise dessen mehr beizubringen, als den Fall von Eck er, den ich mit zwei jungen kräftigen Männern annähernd gleichen Alters verglichen habe. Der Umfang des Oberschenkels dieses Riesen maass 59-5 Ctm., der seiner Wade 43-5 Ctm., dem Erste- ren entspricht also ein Durchmesser von ungefähr 18-94 Ctm., dem Letzteren von 13-85 Ctm. Aus dem Ver- hältnisse dieser Durchmesser zur Körperhöhe von 2010 Ctm. ergeben sich als Coäffieienten die Zahlen von 10:61 und 15:57. Der eine junge Mann von 1764 Ctm. Höhe ergab als Umfangsmaass des Oberschenkels 57:0 Ctm., als Maass der Wade 38-5 Ctm., woraus die Durchmesser von 18:15 Ctm. und 12-26 Ctm. und die Coeffieienten von nur 9-71 und 14-38 sieh berechnen. Der zweite nur 166-3 Ctm. hohe junge Mann lieferte als Umfangsmaass des Oberschenkels und der Wade die Zahlen 53°5 Ctm. und 36:5 Ctm., die Durchmesser von 17-03 Ctm. und 11-62 Ctm., und aus dem Verhältnisse dieser letzteren zur Körperhöhe die Ziffern 9:79 und 14-35. Gegen beide dieser jungen Männer stellen sich also die Verhältnisszahlen beim Riesen grösser heraus, d. h. es sind die Durchmesser seiner Leibestheile im Verhältniss zur Körperhöhe kleiner als bei den zwei anderen. Zahlreichere Beispiele würden gewiss die Annahme bekräftigen, dass die Leistungsfähigkeit der Museulatur nicht gleichen Schritt hält mit dem Anwuchs der Höhe, überhaupt der Massse des Leibes. Von dieser Regel dürfte wohl nur eine Muskelgruppe eine Ausnahme machen, die Kaumuseulatur. Mag daher die Riesengestalt ihrer Seltsamkeit wegen noch so sehr Staunen erregen, Theilnahme kann sie nie erwecken. Denn alle Theile, welche die geistige Seite des Menschen zum Ausdruck bringen, sind un- ter der wuchernden Masse der Organe des materiellen Lebens manchmal beinahe untergegangen. Jenes schöne Ebenmaass, welches alle Glieder der geistigen Sphäre unterordnet, musste einem Missverhältnisse wei- chen, bei welchem sich die Kauwerkzeuge und Extremitäten üppig vordrängen und geradezu nur noch um den auf breitester Basis aufgebauten Rumpf als Centrum gruppiren. Kraft und Energie der Persönlichkeit sind herabgestimmt und der verbliebene Rest nur noch den Bemühungen zugewendet, die schwere Last des Wachsthum des menschlichen Sikeletes mit Bezug auf den Riesen. 101 Leibes zu tragen und materiell zu erhalten. Schwerfällig bis zur Trägheit bietet der echte Riese bald mit sei- nen schlottrigen Gliedern ein Bild des Jammers, bald bei dem Versuche strammer Haltung ein Symbol un- geordneter, nur durch den Mangel an Ausdauer gebändigter Kraft; er kann wohl eine erträgliche Standfigur abgeben, aber kaum wirksam ins Leben eingreifen. Ich kann es mir nicht versagen einige Stellen beizufügen aus Sidonius Briefen (epist. 12), worin der Auctor die hässliche Gestalt eines Giganten mit wahren und treffenden Worten schildert: ... Zumina gerit lumine carentla, ... gerit et aures barrinas ..., portat et nasum, qui cum sit amplus in foramınıbus et strietus in spina, sie patescıt horrori, quod angustatur olfaetui ... Tota denique est misero facies ıta pallıda, velutl per horas umbris maestificata larvalibus ... Taceo religuam suam molem vinctam podagra, pin- guedine solutam. ... Taceo pro brevitate cervicrs occipit supinato scapularum adhaerere confinia. Taceo quod decedit honor humeris, decor brachiis, robur lacertis. Taceo chiragricas manus.... Taceo ventris inflat! penduwlos casses partium genitalium. ... Jam quid hie tergum spinamque commemorem? de cujus licet internodiorum fomitibus erumpens aream pectorrs tewat curvatura costarum, tota nihilomiuus haee ossium ramosa compago sub uno velut exsudantis abdomimis pelago latet. Taceo lumborum corpulen- tiam, cluniumque, cul cerassitudini! comparata censetur alvus exilis. Taceo femur aridum, genua vasta, paplites delcatos, erura cornea, vitreos talos, parvos digıtos, pedes grandes. Juumque distortis horreat ita lineamentis, perque multiplicem pestilentiam exsanguis, semivivusque nee sustentatus incedat. In Betreff der Frage, was der Grund sei des excessiven Wachsthums, stehen wir insoferne nur Hypothesen gegenüber, als erfahrungsgemäss alle die bei Thieren das Wachsthum fördernden Momente hier als entscheidend kaum in Betracht kommen können. Es muss zwar zugegeben werden, dass der Hoch- wuchs bis an die 70 Zoll Wiener Maass häufig genug angeerbt angetroffen wird, doch ist gerade von den Riesen bekannt, dass sie von Eltern gewöhnlichen Schlages mituniter sogar von schwächlichem Körperbau abstammen. Man weiss auch, dass die Lebensverhältnisse derselben in ihrer Kindheit häufig genug keine das Wachsthum geradezu fördernde gewesen sind. Es ist ferner erwiesner Maassen weder das Geschlecht noch die Rage von direetem Einfluss auf den Riesenwuchs, da unter den Riesen beinahe alle europäischen Natio- nalitäten, auch die Juden vertreten sind, und das weibliche Geschlecht ebenfalls mehrere Riesinen gestellt hat. Vermehrung normal beschaffener Knochen, z. B. das Vorkommen eines überzähligen Wirbels kommt bei die- ser Frage auch kaum in Betracht; und so lässt sich der Riesenwuchs vorläufig nicht anders als eine unge- wöhnliche Steigerung des osteoplastischen Processes definiren. Es ist zwar, wenn man von den Missverhältnissen absieht, welche die Steigerung des Wachsthums noth- wendig mit sich bringt, der Vorgang ein normaler, dennoch aber lässt sich als nächste Veranlassung dieser Steigerung ein pathologisches Moment nicht ganz verkennen, mindestens nicht für sehr viele Fälle. Dafür spricht zunächst der Reflex auf die Weichtheile — Auftreibung der Hypophysis, Schwellung der Haut in/ler Mund- uud Nasengegend, Verdickungen der Haut an den unteren Extremitäten. Ferner sind nicht zu über- sehen die Verkrümmungen, welche bei Riesen, namentlichan jenen Knochen, welche beim Hochwuchs zunächst betheiligt sind vorkommen, der Wirbelsäule, den Knochen der Beine-besonders am Knie. Andeutungen eines Genu valgum dürften wohl selten bei den Riesen fehlen; ein hochgradiges Genu valgum zeigt sich am Peters- burger Riesen und an dem sub Nr. 3040 verzeichneten Berliner Skelete. Bedeutend ist ferner die Verkrüm- mung der Wirbelsäule an diesem letzteren Skelete, dessen Oberarm ebenfalls verbogen ist, dann an dem von mir beobachteten jungen Juden. Es ist ferner auch das Krankhafte der ganzen Persönlichkeit zu berücksichti- gen; die Leute sind meistens schläfrige, unbeholfene Individualitäten, welche überdies nur äusserst selten ein höheres Alter erreichen. Von manchen Riesen ist es bekannt, dass sie erst nach ihrem 9.—10. Lebensjahre durch ihre rasch anwachsende Körperlänge auffielen. Wenn man auch zugeben kann, dass die gewöhnlich um das 10. Lebensjahr eintretende kleine erste Acceleration des Wachsthums zunächst den Impuls zum Riesenwuchs 102 Karl Langer. = geben mag, so dürfte doch nieht anzunehmen sein, dass dieses möglich wäre ohne alle Störungen in der Ernährung. Die Analogie mit den partialen oder totalen Hypertrophien einzelner Körpertheile, einer oder der ande- ren Extremität, einer Seite des Kopfes oder Rumpfes ist auch nicht zu verkennen, weil dabei ähnliche Er- scheinungen, Verbildungen der Knochen und der Weichtheile hervortreten'). Einer der merkwürdigsten Fälle dieser Art ist der von Friedberg?) beschriebene, ein Mädchen betreffend mit riesig ausgewachsener rechter unteren Extremität. Dagegen muss allerdings zugegeben werden, dass es Riesen gab, die sich einer guten Gesundheit erfreut, und dass einzelne sogar ein hohes Alter erreicht haben, wie der kleinere Mann des Berliner Museums, der erst als 83 Jahre alter Greis gestorben ist, und sich noch in seinem höchsten Alter durch stramme Haltung des Körpers ausgezeichnet hat. Sollte sich etwa in diesen Fällen ein anderer Gang des Wachsthums gezeigt haben, etwa so, dass das Individuum vielleicht schon von der Geburt an in rascherem Wachsthum begriffen war? Jedenfalls muss diese Sorte von Riesen von der anderen geschieden werden; es sind ja dieselben, wel- che den gedrungenen Typus darstellen, durch kurze Beine, hohen Rumpf und in der Regel auch grösseren Schädel sich auszeichnen. Einmal in Gang gekommen, schreitet das Wachsthum zum Riesen rasch vor. Der von mir beobachtete Jude musste in den 7 Jahren nach seinem 10. Lebensjahre mehr an Körperhöhe gewonnen haben als bis da- hin. Da nun alle anamnestischen Angaben, die über Riesen vorliegen, zu der Annahme berechtigen, dass die Riesenhöhe bereits vor dem 20. Lebensjahre erreicht war (O’Byrne, den der Tod in seinem 22, Lebensjahre ereilte, hat noch nach dem 20. Jahre einige Zoll gewonnen), so lässt sich der Riesen- wuchs nicht bloss als eine Steigerung nach der Quantität des gewonnenen Maasses, sondern auch nach der Zeit, innerhalb welcher dasselbe erreicht wird, definiren; und die- ses rasche erschöpfende Wachsthum dürfte für sich allein schon die Todesursache für so manchen noch jun- gen Riesen abgeben. i Wann und wodurch kommt nun dieses üppige Wachsthum zum Stillstande? Ist es bloss die Zeit, das Alter und die damit etwa Hand in Hand gehende stetige Abnahme der Ansatzquote, welche dies bewirken ? Vielleicht wird man der Frage nach der Ursache des Riesenwuchses gleich wie auch seiner Modalität näher kommen, wenn es einmal gelingen sollte, einen Fall näher zu verfolgen. Sehr nahe berührt wird die Frage nach der Wesenheit des Riesenwuchses auch von der jetzt so sehr urgirten Entscheidung darüber, ob das Knochenwachsthum theilweise oder vollständig ein expansives ist, oder ob die Vergrösserung des Knochens nur zum Theil, vielleicht aber ganz durch blosse Apposition neuer Masse vom Periost aus und den Epiphysenfugen erfolgt. Ich muss gestehen, dass gerade das übermässig Schlanke an den meisten langen Knochen der Riesen sehr für ein expansives Wachsthum stimmt, wenn man nicht, wie mancher Forscher annehmen will, dass Appo- sition und Resorption an ganz nahe beisammen liegenden Stellen vor sich gehen können. Denn der Riesen- knochen ist bei seiner schlanken Gestalt noch weniger geeignet, den jüngeren Knochen durch seine Umrisse zu decken, ihn gleichsam in sich aufzunehmen, was doch sein müsste, wenn das Wachsthum in die Länge bloss durch Apposition in den Epiphysenfugen erfolgen würde. Man wird aber andererseits, ganz abgesehen von der Beantwortung der Frage, ob der Epiphysenknor- pel verknöchert und den Knochenansatz besorgt, dennoch die grosse Bedeutung der Epiphysenfugen auch für den Riesenwuchs nicht verkennen, wenn man sieht, dass sogar an Oberschenkelknochen von 65 Ctm. Länge die Epiphysen noch lose angetroffen werden können, wie an dem Knochen des Wiener Museums. Ich möchte sogar zum weiteren Beweise dessen noch auf die Gestalt des verkrümmten rechten Oberschenkels des Peters- burger Riesen hinweisen. 1) Die bekannten Fälle gesammelt von Trelat, im Arch. gen. de med. 1369. 2) Virchow’s Archiv. 40. Bd. p. 353. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 103 Der Knochen ist bis zur Mitte seiner Länge gerade gestreckt und fängt erst unter der Mitte an sich zu krümmen und unförmlich zu verdieken. Der mediale Condyl überwucherte den lateralen so, dass die gemein- schaftliche Flexions-Axe dadurch schief lateralwärts und in die Höhe abgelenkt worden ist. Es lässt sich die Form dieser Verkrümmung ganz gut ableiten, wenn man annimmt, dass der Ansatz der Diaphyse und Epi- physe nach der Fuge zu ein ungleichmässiger gewesen, der Art, dass die Stücke medialwärts mehr als late- ralwärts zugenommen haben, ungefähr der Art und aus demselben Grunde, wie innerhalb einer Schädelnaht, welche noch vor dem vollendeten Wachsthum zum Theile verstrichen ist. (Siehe die Abbildung.) Frägt man nun nach dem Maximum der fürden Menschen erreichbaren Körperhöhe, so sieht man sich zunächst vor die historischen Berichte gestellt; wie unzuverlässig dieselben mitunter aber sind, zeigt das Bild in Ambras. Ausdrücklich sagt die Etiquette, und die Messung bestätigt es, dass der Mann nicht höher als S'/, Schuh gewesen, und doch findet man ihn in der Literatur mit 12 bis vollen 13 rhein- ländischen Schuhen verzeichnet. Dem Ungewöhnlichen gegenüber sind eben Übertreibungen etwas ge- wöhnliches. Rücksichtlich der älteren Angaben darf man nicht vergessen, dass gerade in dieser Beziehung selbst der Gebildete befangen war, des Glaubens wegen, dass die Menschheit durch den Sündenfall körperlich und gei- stig herabgekommen sei, dass aber noch immer, obwohl ausnahmsweise einer oder der andere zu einer ansehnlichen, gewissermassen zu der dem Menschengeschlechte ursprünglich zugedachten Grösse und Stärke gelangen könne. Fossile Knochen, namentlich die von Mastodonten, galten dessbalb als Reliquien solcher besonders Begünstigter. Hat ja doch selbst der berühmte Anatom J. Sylvius, um die Angaben Galens gegen Vesal zu vertheidigen, in der Hitze des Gefechtes die Behauptung hingeworfen, dass das seiner Zeit lebende Geschlecht bereits ein kürzeres Sternum besitze, als noch die Römer hatten. Im Anfange des 17. Jahrhunderts aber hat nur noch Habicot ernstlich den Versuch gemacht, fossile Elephantenknochen für Reste von Riesen auszugeben und mit der Abhandlung Sloane’s war das That- sächliche für immer richtig gestellt. Im Prineipe aber ist die Frage erst erfasst worden, als man den Muth gewonnen hatte mechanische Betrachtungen auch auf den menschlichen Leib auszudehnen; und das geschah früh genug. Denn schon Galilei zeigte, dass die Leistungsfähigkeit der Knochen als Stützen und Trag- 104 Karl Langer. schäfte des Leibes eine begrenzte sei; er zeigte, dass die Zunahme der Festigkeit auch einer Knochensäule zunächst nur von der Vergrösserung ihres Querschnittes abhängig sei. Ihm folgte später Musehenbrock und andere. Die vorstehenden Untersuchungen haben aber gerade den Nachweis geliefert, dass der Querschnitt der röhrigen Knochen nicht in gleichem Maasse, wie die Ausdehnung in die Länge zunimmt, sogar im Verhält- niss zur Länge abnimmt. Je länger also der Knochen wird, desto mehr verliert er an Dieke und damit an Festigkeit. So bringt also der Riesenwuchs nicht nur ein Missverhältniss in den For- men, sondern auch in der Einrichtung des Mechanismus mit sich. Es war mir interessant zu erfahren, wie sich an dem Femur eines Elephanten die Breite zur Länge ver- hält. Der Elephant ist ja einer von jenen wenigen Vierfüsslern, welche ihren Oberschenkel vertical einstellen und damit eine schwere, obwohl auf vier Stützen vertheilte Last direct zu tragen haben. Ich habe an einem riesigen Mastodon-Knochen gefunden, dass die Condylenbreite 78-4 Hundertheile der ganzen Länge beträgt, wenn die Länge vom Scheitel des grossen Trockanters abgenommen wurde, also nur um einen Hunderttheil grösser als beim Mann mittlerer Taille, wo sie auf 77:0 berechnet worden ist, dagegen aber nur 77:0, wenn sie auf die Länge vom Scheitel des Kopfes ab, der auf kurzem Halse liegend den Trockanter bedeutend überragt, bezogen worden ist. Nur die Schaftdieke, wenn sie nach den in frontaler Richtung liegenden Trag- leisten gemessen wird, ergibt in beiden Fällen ein grösseres Maass ; im ersten Falle etwa 72-0 Hunderttheile, im zweiten bei 11:0 gegen 6:0 des mittelgrossen Mannes. Ungefähr dieselben Maasse habe ich auch an einem Elephantenskelet, bei der Längenmessung vom Trochanter ab erhalten, nämlich 10-3 für die Schaftdicke, 17:0 für die Condylenbreite. Offenbar liegt also in der Abnahme der Dieke und in dem Endverhältnisse zwischen Länge und Dicke der Knochen eine Grenze des Hochwuchses, allerdings wieder nur in Bezug auf das Maass des Anwachsens der aufgelegten Leibeslast. Gewiss stehen der Natur Mittel zu Gebote, durch compensatorische Einrichtungen ein drohen- des Missverhältniss zwischen Last und Festigkeit der Stützen zu begleichen, und ich habe auch gerade beim Oberschenkel auf die Entwicklung von solehen Tragleisten bei den Riesen hingewiesen. Ich habe auch ge- zeigt, dass der Grenadier in Betreff der inneren Proportionen seines Oberschenkels gegenüber den anderen hiesen begünstigt sei, insoferne, als dieselben nahezu jenen des mittelgrossen Mannes gleichen. Sollte man da nicht glauben, dass die gedrungene Riesenform, gleich wie sie die lebensfähigere zu sein scheint, auch diejenige wäre, welche vermöge ihrer Proportionen im Ganzen und in den Theilen einen grösseren Wachs- thumsexcess gestatte, als die schlanke Form? Die seltene Grösse von 8'/, Fuss, welche der elsasser Bauer und der Irish Giant bei derber gedrungener Figur erreicht haben, dürfte diese Annahme nur stützen. Wie im Mechanismus, so besteht auch ein Missverhältniss zwischen der Ausbildung des centralen Nervensystems und der Wucht der übermässig angewachsenen peripherischen Körpertheile, und es ist vielleicht schon eine geringe Steigerung dieses Missverhältnisses genügend, die Existenz des In- dividuums zu untergraben, noch sicherer als das im Mechanismus, da Compensationen gerade in dieser Beziehung am wenigsten zulässig sein dürften. Nur vielleicht dem sympathischen Nervensystem dürfte man zumuthen können, dass es mit dem Wachsthum der Eingeweidemassen wenigstens einigermassen gleichen Sehritt hält. Die Grenze des mit der gesunden Existenz noch verträglichen Höhenwuchses muss daher variiren, je nach dem variablen Grade der Missverhältnisse und der Bedeutung der bethei- ligten Apparate, so dass vorerst wieder nur die Erfahrung allein das Maximum der erreichbaren Körperhöhe zu bestimmen vermag. Nach Durchsicht der Verzeichnisse bekannter Riesen halte ich den Elsasser Bauer aus dem Jahre 1553 und den Irish Giant, dessen Skelet im Trinity College in Dublin aufbewahrt wird, für die einzigen sicher constatirten Beispiele von einer bis an 8YY, Werksehuh heränreichenden Körperhöhe. Wurde ja doch auch der Riese B. Gili, dem man ursprünglich das Maass von 10 Schuh Höhe gab, von Schreber als nur 8 Fuss Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. 105 2 Zoll schwedisches Maass hoch bestimmt. Das Skelet von O’Byrne in College of Surgeons misst auch nur S Fuss 2 Zoll englisch und der Riese, dessen Oberschenkelknochen im Wiener Museum sich befindet, konnte noch nicht volle 8 Schuh Höhe haben, denn wird er berechnet nach den Proportionen des schlanken Inns- brucker Riesen, so konnte er nicht mehr als 235-2 Ctm. haben, also etwas über 7 Schuh 4 Zoll; wird er aber nach den Proportionen des stärkeren Grenadiers berechnet, so konnte er nur 244-4 Ctm., also doch nur bei 7 Schuh und etwa 9 Zoll hoch gewesen sein. Der Riese Cajanus(f 1749) war gewiss noch kleiner, da sein Ober- schenkelknochen, der im Leydener Museum aufbewahrt ist, nach Lambel’s Angabe nur 61-5 Ctm. misst, gegen 65:0 Ctm. des Wiener Knochens. Der bekannte irländische Riese Murphy mass nur 228-0 Ctm. Die- sen Maximalmaassen nähert sich auch die Körperlänge des römischen Kaisers Maximin, eines Thraciers von Geburt, welcher nach der Berechnung von Gibbon 3 Fuss englisch hoch sein mochte. Auch die Höhe des von Plinius erwähnten arabischen Riesen Gabbara (Ghabbar, arabische Bezeichnung für Riese) von 9 Fuss 9 Zoll, dann die der beiden in den Salustischen Gärten bestatteten Riesen Pusio und Secundilla, die noch um einen halben Fuss höher gewesen sein sollen, dürfte sich schon nach der Reduction des kleineren römischen Maasses auf das heutige grössere als nicht so exorbitant erweisen. »enkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 14 106 Karl Langer. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen. ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. TAB. I. Fig. 1. 4. Halswirbel eines Neugeborenen. 2. 4. Halswirbel des Grenadiers mit eingezeichneten Contouren desselben Halswirbels von einem Manne ge- wöhnlicher Höhe. » 3. Ein mittlerer Brustwirbel mit Rippe von einem Kinde. 7. Brustwirbel von einem Kinde. - 5. 8. und 9. Brustwirbel von einem Kinde. Durchschnitt durch die Fuge. 7. Brustwirbel von einem 61, Jahre alten Kinde. 8. und 9. Brustwirbel von einem 61, Jahre alten Kinde. Seitenansicht. „ 8 1. und 2. Brustwirbel vom Grenadier. Seitenansicht. 7. Brustwirbel vom Grenadier mit eingezeichnetem Contour desselben Wirbels von einem Manne von gewönlicher Höhe und von einem Kinde. . 10. Ss. Brustwirbel von einem Manne gewöhnlicher Körperhöhe mit dem vergrösserten Wirbel eines Kindes. „ 11. 3. Lendenwirbel vom Kind. „ 12. 3. Lendenwirbel vom Grenadier mit eingezeichneten Contouren desselben Wirbels eines Mannes und Kindes. TAB. II. Profilansicht des Schädels vom Grenadier. Geometrische Aufnahme. TAB. II. Medianer, sagittaler Durchschnitt desselben Schädels mit eingezeichneten Umrissen des Vergleichsschädels von einem mittelgrossen Manne. TAB. IV. Frontansicht des Grenadierschädels. Geometrische Aufnahme; Orientirung nach der Linie vom Nasenstachel zur Axe der Condylen als der Horizontalen. TAB. V. Porträt des Waffenträgers des Erzherzogs Ferdinand von Tyrol; 0:55 der natürlichen Grösse. TAB. VI. Porträt eines elsasser Bauern von $!/, Schuh Körperhöhe aus dem Jahre 1553; 0:53 der nat. Grösse, beide z I ’ Porträte aus der Sammlung des Schlosses Ambras. TAB. VII. Linearschemen der Proportionen von einem Neugeborenen, einem 3 Jahr, einem 7 Jahre und einem 10 Jahre alten Knaben, dann eines erwachsenen Mannes gewöhnlichen Schlages, eines äusserst langbeinigen hoch- sewachsenen Mannes (7. der Tabelle ?.) und des Grenadierskelets. DT — u 2 PEST: Gez.u. lithv Di C Heitzmann. mit Bezug auf den Riesen. Denkschriften d. kais. Akad.d. Wilsensch. math. naturw. Cl. XXX. Bd. I Abth. 1870. Tall. k.k Nofu ‚Staatsdrucksrei h re 2% Seieh us A | haarae un = bar ve, @ > 27 , u = Dark = Langer. Wachsthum des ınensc an Joh. Strohrnayer hit} t den Riesen. t Bezug au s mı Langer. Wachsthum des ıenschl. Skelete hth ver 1. Strohma: Denkschriften der math.naturw.Classe. XXXL. Bd. LAbth. ee Ser 5 » Een ng rd nu Su Lansder Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezus auf den Riesen. Lith.v. DE C Keitzmann, Denkschriften d.kais. Akad dWifsensch math.naturw. Cl ANXL.Bd IT Abth. 1870. TafV Langer. Wachsthum des ıwenschi. Skeletes mil Bezug auf den Riesen .1.Abth . taatsdruckerei ö . x ’ 19 Su “ I £ ‘ px ‘ r2 ei: Ex ri» ETF ns u FT vos ı Riesen t Bezug auf dk Langer. Wachsthum des wenschl. Skeletes Bd.l.Abth. r x lasse. lien der math.naturw. ehri Ss Denk { DAR ne Be PRO AheS ” mn | "IS ö a ZU u (3 h D Langer. Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesenbau. Mitte Cm. Körper Höhe: 50,9 88,3 115,8 Denkschriften der k. Akad. d. Wilsensch. math. naturw. C1.XNXL.Bd. IL.Abth. 1870. Neugeboren 3Jalıre 7 Jahre 10 Jahre 150,8 162,0 185,7 Grenadier 208,7 Taf. WM. Aus d. k k. Hof-u Staatsdruckerei Aare ’ - By ce Ri 27; ’ Do RR gr u. 2 Fre) Ben ie diels ar ru v 2 2) 1a le er Keht EA Var Zar The 7 - m ve prre.r A db 2; n aa wi ul Yale A lee Ai ee 2 ae X nen #2 Posi 107 DAS NIERENBECKEN SÄUGETHIERE UND DES MENSCHEN. a Pror. JOSEPH HYRTL, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, Ü Mut 7 Safe lu.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE, AM 10. MÄRZ 1870.) I. Untersuchungsmethode. Das Nierenbecken hat eine eingehende , vergleichend-anatomische Untersuchung, schon lange verdient. Was über diesen wichtigen Bestandtheil des harnabführenden Apparates, in den Handbüchern und in Mono- graphien gesagt wird, ist mangelhaft und unrichtig zugleich. Man begnügte sich damit, eine Niere zu durch- schneiden, und aus der Ansicht der Schnittfläche, Grösse und Gestalt des Nierenbeekens mehr zu schätzen, als mit Bestimmtheit zu bezeichnen. Nicht zwei Autoren stimmen in ihren Angaben hierüber, so wie über Zahl und Form von Kelchen und Warzen, überein. Es gibt nur Eine Methode, welche sicheren Aufschluss verspricht, über die anatomischen Verhältnisse dieser, der Präparation so schwer zugänglichen Organe. Sie besteht in der Corrosion der, mit starren Massen durch den Harnleiter injieirten Nierenbecken. Die Injeetion ist sehr leicht, die Corrosion in wenig Tagen bei den grössten Thiernieren vollendet, und der abgespülte Guss des Beckens, gibt ein treues Bild alles dessen, was man bei Durehschnitten der Niere nur unvollkommen oder gar nicht zu sehen bekommt. Diese Methode habe ich auf die Nieren aller Säugethier-Ordnungen und des Menschen angewendet, und habe mich dadurch in den Besitz einer Reihe von 83 Präparaten gebracht, deren auffallende und ungeahnte Formen, der Bekanntmachung durch Wort und Bild wohl werth erscheinen. Die Corrosions-Anatomie der Niere ist aber auch in mancher anderer Hinsicht ergebnissreich gewesen. Ich habe es desshalb nicht unterlassen, dasjenige über die Blutgefässe der Niere einfliessen zu lassen, was mit den anatomischen Eigenthümlichkeiten des Nierenbeckens und seines Zugehörs, in näherer Beziehung steht. Das Material zur vorliegenden Arbeit lieferte theils der splanchnologische Inhalt meines Museums für ver- gleichende Anatomie, theils wurde dasselbe, besonders was die Nieren grosser und seltener Säugethiergat- tungen anbelangt, aus zoologischen Gärten bezogen. Für die Menschenniere hat mein Sectionssaal reichlieh beigesteuert. Wer diese Arbeit fortführen will, und in der Lage ist, auch über die mir unzugänglich gewesenen Nieren (Manatus, Halicore) verfügen zu können, dem diene zur Nachricht, dass Nieren, wenn sie noch so lange 14% 108 Joseph Hyrtl. in Weingeist aufbewahrt wurden, sich zur Injection und Corrosion eben so gut eignen, wie ganz frische, und dass die Corrosion glatter, d. h. nieht gelappter Nieren, gleich mit eoncentrirter Salzsäure vorgenommen werden kann, während die baumförmig verzweigten Harnleiter vielgelappter Nieren, bei dem tumultuari- schen Zerreissen und Zersprengen des Parenehyms durch concentrirte Säure, in Stücke gehen, und nur bei Anwendung einer, durch ein Viertel Wasserzusatz verdünnten Säure, unversehrt erhalten bleiben. Man lässt das Präparat, um es mürbe zu machen, eine Woche lang in der schwachen Säure, giesst diese hierauf ab, und ersetzt sie durch eoncentrirte, welche binnen 48 Stunden ihre Schuldigkeit gethan hat. Allerdings ver- längert sich dadurch die Dauer der Corrosion, aber der Erfolg ist sicher. Je länger das Stück des Ureter ist, durch welches das Nierenbecken injieirt werden soll, desto besser. Man sieht es an dem Aufbäumen dieses Canals während seiner Füllung, wann die Injection abzubrechen. Fortgesetzter und starker Druck sprengt das Dach des Nierenbeckens, oder die Fornzces der Kelche und Warzennäpfe, und verursacht Extravasate, welehe die Reinheit des Gusses beeinträchtigen, eben so wie die Blasen, welche sich bei allzu grosser Er- hitzung der Injeetionsmasse in ihr entwickeln. Zootomischen Museen, welehe Vollständigkeit anstreben, bin ich gerne bereit, besonders auffallende und interessante Typen seltener Thiere, als Tauschobjeete abzutreten. ll. Cetacea. Die Nieren der Cetaceen liegen am hinteren Ende der Bauchhöhle, und besitzen deshalb kürzere Ure- teren, als alle übrigen Säugethiere. Sie theilen mit einigen Ferae und Ruminantia das gelappte Ansehen, sind ihnen aber an Zahl der Lappen weit überlegen. Obwohl im Allgemeinen von längsovaler Gestalt, mit oberen schmäleren und unteren breiteren Ende, lassen sich doch drei Flächen an ihnen unterscheiden, wie an keiner anderen Wirbelthierniere. Die der Bauchwand anliegende Fläche ist vollkommen plan; die ihr gegenüber liegende Fläche erscheint eonvex. Beide gehen am äusseren Nierenrand unmittelbar in einander über. Am inneren Rande dagegen werden sie (durch eine ebene, mehr als daumenbreite Fläche von einander getrennt. Mittelst dieser Fläche stehen die rechte und linke Niere in unmittelbarem Contaet. Es findet sich kein Hilus an ihr, da die Blutgefässe der Cetaceen-Niere am oberen, und der Harnleiter am unteren Ende der Niere, getrennte Ein- und Austrittsstellen angewiesen haben. Da alle gelappten Säugethiernieren kein Nierenbecken, sondern einen baumförmig verästelten Harn- leiter besitzen, verdienen die ungemein zahlreichen Lappen der Cetaceen-Niere eine nähere Betrachtung, um ihr Verhältniss zu den Verzweigungen des Harnleiters sicherzustellen. Die Anzahl der Lappen ist, wie gesagt, schr beträchtlich. Die Autoren erwähnen ihrer über 200. So viele sind mir nie vorgekommen. Delphinus Tursio, dessen Niere am lappenreichsten ist, besitzt, genau gezählt, ihrer nur 174. Man irrt sich leicht im Zählen, da die äusseren Randlappen der dorsalen Fläche, sich auf die ventrale Fläche hinüberschlagen, und eben so die inneren Randlappen der dorsalen und der ventralen Fläche, in die plane Contaetfläche beider Nieren eingreifen. Notirt man jeden gezählten Lappen mit der Feder, um ihn nicht abermals zu zählen, so sind bei verschiedenen Gattungen dieser Ordnung, die Lappen in folgenden Zahlen auf die drei Flächen der rechten Niere vertheilt : Ventralfläche Dorsalfläche Innere Fläche Gesammtzahl _— ———— tn nn m Phocaena commwäs!) 2 22.2. . 98 59 5 162 2) Delphinus longerostrs . x». 2... 94 53 > 152 cn Tursio See 101 66 T 174 Delphinapterus Leucas (Embryo) . . 9% 62 T 165 Balaenoptera rostrata (Embryo). . . 82 48 6 136 1) Otaria ursina soll keine gelappten Nieren besitzen (Meckel). 2) Nach Rapp (Die Cetaceen. Stuttg. u. Tüb. 1837, p. 154) besteht die Niere von Delphinus Delphis aus mehr als 200 Lap- pen oder Beeren. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 109 Nicht an der dorsalen, wohl aber an der ventralen Fläche der Nieren, findet sich eine Anzahl Lappen vor, welche keine freie Fläche zeigen, sondern von jenen Lappen, welche eine solche besitzen, derart über- lagert werden, dass sie erst zur vollen Ansicht kommen, wenn man einer Niere, durch Abtragen ihrer Capsula fibrosa, und Exstirpation der Septa interlobularva, allen Halt nimmt, so dass ihre Lappen von selbst ausein- ander fallen, und dadurch die latenten Läppehen, welche immer kleiner sind als die übrigen, zur Ansehaunng kommen. Dass diese latenten Nierenlappen nur an der ventralen, nie an der dorsalen und inneren Fläche der Niere vorkommen, erklärt sich daraus, dass die an der erstgenannten Fläche lagernden Lappen, jene der beiden anderen an Länge übertreffen, und an zwei oder drei nachbarlichen Lappen, die gegenseitig zuge- kehrten Seitenflächen so geneigt sein können, dass sie einen kleinen Hohlraum zwischen sich übrig lassen, welcher einem tiefliegenden und kleinen Nierenlappen zum Versteck dienen kann. Delphinus Tursıo hat au der ventralen Fläche seiner rechten Niere 9, an der linken Niere nur 6 verborgene Lappen; an den beiden übrigen Flächen keinen. Delphinus Phocaena hat 7, Delphinapterus Leucas 6 solche verborgene Lappen. Sie sind in die vorausgehende Zählüng nicht aufgenommen. Es lohnt sich wohl nieht der Mühe, länger bei diesen Zahlen zu verweilen. Sie stimmen ja selbst an den beidensNieren desselben Thieres nicht überein, und können, wie es auch an den gelappten Nieren anderer Säugethier-Ordnungen geschieht, durch Zerfall der Lappen sich vergrössern, durch Verschmelzung sich ver- mindern, wie es die so oft vorkommenden halbverwachsenen und halbgetrennten Zwillingslappen unver- kennbar anzeigen. Was nun die Gestalt der Lappen betrifft, so muss sie im Allgemeinen als kurz-prismatisch bezeichnet werden. Würfel sind eben so selten, als abgestutzte Pyramiden oder Keile. Sämmtliche Lappen sind um einen Hohlraum der Niere (S?nus ren:s, Henle) herumgruppirt, in welchem die vom vorderen Nierenende herankommenden Blutgefässe, und der vom hinteren Ende anlangende Harnleiter, ihre primären Verästlungen eingehen. Dieser Hohlraum wird von einer fibrösen Membran ausgekleidet, welche einerseits mit dem Inhalt des Raumes verwachsen ist, andererseits durch die Septa interlobularia mit der äusseren fibrösen Capsel der Niere in Verbindung steht. Die fibröse Auskleidungsmembran des Sinus setzt sich in viele, gegen den äusseren und inneren Rand (innere Fläche) der Niere gerichtete Ausläufer fort, welche eben so viele Canäle darstellen, deren jeder Arterien, Venen und einen Zweig des Ureter enthält. Da nun die Niere der Cetaceen zu den platten oder flachen gehört, wird vor und hinter dem Sizus renes nicht viel eigentliche Nierensubstanz sich vorfinden, und ist nun diese in vollkommen von einander getrennte Lappen zerspalten, welche auf dem S?rus und seinen Ausläufern aufsitzen, so können diese, ihrer geringen Höhe wegen, nur prismatische Formen zeigen. Die Prismen der Nierenrinde haben eine sehr verschiedene Anordnung ihrer Seitenflächen, breite und schmale, mit theils stumpfen, theils scharfen Kanten, mit vorspringenden, selbst auch mit ein oder zwei ein- springenden Winkeln, wie es sich schon aus der Betrachtung der Oberfläche der Niere ergibt, deren Felder Dreiecke, Vierecke, Rechtecke und Polygone, letztere mit aus- und einspringenden Ecken darstellen. Die dem Sinus zugekehrte Abstutzungsfläche der kurzen Prismen, besitzt ohne Ausnahme einen kleinen Einschnitt, durch welehen die Blutgefässe und ein Zweig des Ureter dem Lappen einverleibt werden, also einen wahren Ailus. Jeder Lappen repräsentirt demzufolge eine selbstständige kleine Niere, allerdings von ungewohnter Form. Er besitzt seine eigene Rinden- und Marksubstanz, welche letztere, wie an Durelı- schnitten frischer, nieht in Spiritus aufbewahrter Nieren zu sehen, selbst wieder aus keilfürmigen Bündeln von Harncanälchen besteht (Malpighi'sche Pyramiden), welche einer einfachen Papilla renalis von allen Seiten her zustreben. Die Papille selbst wird von einem napfförmigen Kelch eng umschlossen, wie die Frucht der Cupuliferen von dem Becherchen. Da jeder Lappen der Niere seine eigene Corticalsubstanz besitzt, wird die Gesammtmasse der letzteren bei allen gelappten Nieren bedeutend grösser sein müssen, als bei nicht gelappten oder glatten Nieren, nirgends aber so gross wie bei den Cetaceen, deren Lappenzahl die bei dem’ Bären, der Fischotter, den Phoken, 110 Joseph Hyrtl. und mehreren Familien der Wiederkäuer vorkommende, so bedeutend übertrifft. Die Rindensubstanz liefert aber in den Capseln der Malpighischen Körperchen, das wässerige Menstruum des Harns, dessen Menge bei den genannten Thieren sofort beträchtlicher ausfallen muss, womit denn auch die Weite des Harnleiters, theilweise aueh die Grösse der Harnblase im Zusammenhange steht. Um nun endlich auf den Ureter selbst zu kommen, zeigt dieser an seiner Austrittsstelle am hinteren Nierenende, bei Delphinus Tursio (dessen Niere 4s/, Zoll lang, 21/, Zoll breit, und am inneren Rande 1 Zoll diek ist) im injieirten Zustande 3 Linien Durchmesser, macht daselbst eine einfache, aber lang- gestreckte Spiraltour, senkt sich in die Axe der Niere ein, wo er sich allmälig bis auf 4 Linien Durchmesser erweitert, und gegen das vordere Nierenende bin, ebenso allmälig, aber rascher wieder abnimmt, so dass sein vorderstes Ende nur t/; Linien Dicke zeigt. Diese spindelförmige Erweiterung des Harnleiters ist bei den Walen (Balaenoptera) schärfer ausgeprägt, als bei den Delphinen. Sie wird zwischen die primären Ramifieationen der sehr starken Nierenarterie und Nierenvene (welche bei den Delphinen linkerseits doppelt vorkommt) aufgenommen, und sendet bei De/phinus Phocaena 14 grössere und 9 kleinere Zweige unter ziemlich rechten Winkeln ab, von welchen wieder Neben- zweige ausgehen, (3—7), welche sich nieht mehr, oder nur einmal noch, und zwar stark gespreizt in sehr kurze Zweigehen spalten, deren jedes ein Endbecherchen, ausnahmsweise auch ein Paar, oder selbst drei derselben trägt. Auch das zugespitzte Ende der spindelförmigen centralen Erweiterung des Harnleiters setzt sich in einem langen verästelten Harneanal fort, an welchem, wie an der spindelförmigen Erweiterung selbst, eine spirale Drehung angedeutet ist. Ähnliches, aber viel deutlicher ausgesprochen, sieht man am eorrodirten Ureter der Vogelniere (Schwan und Gans). Die Becherchen /Oalices) gleichen sich alle an Grösse und Gestalt. Sie stellen Näpfe dar, mit kreis- runden Rand. Zwei derselben, mit ihren Rändern zusammengepasst, würden eine kleine Hohlkugel geben, von 1 bis höchstens 1'/, Linien Durchmesser. Selten zeigen sich ovale Becherehen, noch seltener bisquit- und achterförmige. Mittelst eines kurzen, trichterförmig sich verengernden Stieles, geht jedes Becherchen in einen letzten Theilungsast des Ureters über. Nicht selten sitzen, wie bereits bemerkt, auf Einem Endast des Harnleiters zwei Becherchen auf, deren convexe Seiten sich berühren. Ein vielverzweigter Ureterast-mit seinen zahlreichen Calces, gibt das Bild einer Traube mit halben Beeren '). Die Gesammtzahl der Oalices übertrifit bei Phocaena, Delphinus und Balaenoptera die Zahl der Nierenlappen sehr bedeutend, indem einzelne Nierenlappen, deren Querschnitte lange und schmale Rechtecke sind, zwei Calices besitzen, welche denn auch zur Achter- und Bisquitform, oder zu Ovalen zusammen- fliessen. Delphinus Tursio besitzt im ganzen 221 Calices, Phocaena communis 243. Die in die Höhlung der Calices aufgenommenen Papzllae renales, füllen den Calix nicht ganz aus. Ein in- jieirter und eorrodirter Calix mit seinem Stiel, hat deshalb die Form einer kleinen Birne, an deren breiten Ende ein seichter und flacher, oder ein tiefer Eindruck, die Form der Warze, die ihn hervorgebracht, erkennen lässt. Die Calices der embryonischen Walfischniere sind viel kleiner, als jene der Delphine, und gleichen win- zigen, eingedrückten Knötchen, deren grösste noch etwas kleiner sind, als ein Hirsekorn°). Die Nieren der pflanzenfressenden Cetaceen sind nicht gelappt, sondern langgestreckt bohnenförmig, zugleich sehr schmal, mit durchaus glatter Oberfläche. Sie werden also aller Wahrscheinlichkeit nach, keinen verzweigten Ureter, sondern ein wahres Nierenbecken besitzen. Ich habe kein Präparat hierüber, und kenne die Niere des Manatus nur aus Abbildungen °). 1) Der eorrodirte Harnleiter von PAocaeua eommunis, mit seinen Endnäpfehen, abgebildet auf Tab. I, Fig. 1. 2) Tab. I, Fig. 2. 3) Eine solch: bei Rapp, lib. eit. Tab. VII. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. Lbıl Die Niere des Dugong ist nach Owen') ebenfalls glatt, bei Rytina dagegen, nach Steller, gelappt. Ill. Monotremata. Die einfachste Form des Nierenbeckens findet sieh bei den Monotremen. Sie zeigt sich als eine kleine, längsovale Enderweiterung des Harnleiters, in welche an ihrem äusseren Rand eine gleichfalls longitudinale, flache, nicht gekerbte Papille hineinragt. Die Erweiterung hat bei Ornithorhynchus auf drei Linien Länge, nur eine Linie Breite. Die Höhe der longitudinalen Papille misst nur ı/, Linie®). Bei Zehidna ist das Nierenbecken zwar länger und breiter (um eirca 2 Linien), aber die longitudinale Papille nicht viel höher. Sie lässt an ihrer Basis mehrere kleine und niedrige Höckerchen sehen, so dass der Eindruck, welchen sie im Gusse des Beckens zurücklässt, ein mässig ausgebuchteter ist°). Während bei Ornithorhynehus der Ureter sich erst tief im Nierenparenchym, und plötzlich zu einem kleinen Becken erweitert, beginnt die Erweiterung des Ureter bei Eehridna schon ausserhalb des Hilus, und nimmt allmälig bis zur grössten Breite des kleinen Nierenbeckens zu. Entsprechend der einfachen, und der nur wenig gelappten Papille der beiden genannten Gattungen, haben die Nieren beider Thiere nur eine einzige Pyramide von Harncanälchen (Substantia medullarıs), welche von einer dünnen Schichte Rindensubstanz umschlossen wird. Die Nieren beider Gattungen sind bohnenförmig; jene des Schnabelthiers zugleich flachgedrückt, mit einem stumpfwinkeligen äusseren Rand, als Grenze der dorsalen und ventralen Fläche. Bei Eehrdna sind sie voller, und die beiden Flächen gehen, ohne deutlichen Grenzrand, bogenförmig in einander über. Das Bauch- fell überzieht bei beiden auch den grössten Theil der dorsalen Fläche, bis gegen den Hilus hin, so dass man die Niere der einen Seite auf die andere binüberlegen kann. IV. Edentata. Bei den Zahnlosen kommen zwei Hauptformen des Nierenbeckens vor: 1. die einfache, längsovale Enderweiterung des Harnleiters, und 2. das Nierenbeeken mit blattförmigen Ausstülpungen. Die erste Form findet sich nur bei den Faulthieren; die zweite bei den übrigen, sehr heterogenen Gattungen dieser Ordnung. Beim zwei- und dreizehigen Faulthier liegt der Hilus nicht am innern Rande der rundlichen und vollen Niere, sondern an der Ventralfläche derselben, allerdings ziemlich nahe am inneren Rande derselben, und zugleich näher dem oberen als dem unteren Nierenende. Der gleichförmig dieke (1 Linie) und eylindrische Harnleiter biegt am Hilus reehtwinklig um, und dehnt sich, ohne triehterförmig zunehmende Erweiterung, plötzlich zu einem ovalen, 5—6 Linien langen, und 3 Linien tiefen Nierenbecken aus, ohne alle Einstülpung durch rundliche, oder längliche, wulstförmige Papillen‘). Die Harnkanälehen der grossen, einfachen, ungetheilten Markpyramide, münden direct in die, dem äusseren Nierenrande zugekehrte Wand des Beckens ein, wesshalb denn auch die Injeetionsmasse eben so leicht in dieselben eindringt, wie es später vom Pferd und Zebra erwähnt werden wird. Am eorrodirten Guss dieses einfachen Nierenbeekens zeigen sich, an der dorsalen und ventralen Wand desselben, sehr seichte Querfurchen. Die arterielle Injeetion macht es ersichtlich, dass diese Furchen nur den Ästen, in welehe der dorsale und ventrale Primärzweig der Nierenarterien zerfällt, zum Verlaufe dienen. 1) Anatomy of Vertebrates, Vol. III, pag. 607. ”) Abgebildet auf Tab. I, Fig. 4. 3) Tab. I, Fig. 3. Rechtes Becken in der vorderen Ansicht. 4) Abbildung des linken Nierenbecken von Bradypus tridaetylus auf Tab. I, Fig. 5. 112 Joseph Hyrtl. Das Nierenbeeken mit blattförmigen Ausstülpungen, wie es bei Oryeteropus, Myrmecophaga und Dasy- pus gefunden wird, kommt auf folgende Weise zu Stande. Eine rundliche, mehr als halbkugelige, oder durch eine seichte Furche in zwei ungleiche Hälften getheilte Nierenwarze (Oryeteropus), ragt tief in ein grosses und schalenförmiges Becken hinein, dessen Längen- und Querdurehmesser bei Oryeteropus capensis einander gleich sind (6 Linien). Diese grosse Warze ist an ihrer Basis mit kleinen und.niedrigeren Nebenwarzen von ungleicher Grösse umgeben. Die Zahl derselben beträgt 6. Sie sind nicht selbstständig und frei, sondern mit der Basis der Haupt- warze so verschmolzen, dass der Umfang dieser Basis als eine mehrfach aus- und eingebogene Linie, und die Form der Basis als eine mehrfach gelappte oder verzogene erscheint. Die Verschmelzungsstelle der Neben- warzen mit der Hauptwarze, wird durch eine seichte, aber scharf geschnittene Furche bezeichnet. Man würde irren, wenn man glaubte, so viel Warzen, so viel Pyramiden. Es gibt, selbst bei Vermehrung der Nebenwarzen bis auf 20 (wie sie bei der Giraffe vorkommt), doch nur eine einzige und ungetheilte Mark- pyramide. Jede dieser, mit der Hauptpapille verschmelzenden Nebenpapillen, wird an ihrem freien Rande von einer Verlängerung oder Ausstülpung des Nierenbeckens eingesäumt, welche wie ein For'n..x den freien Rand der ‚Nebenwarzen sehr eng anliegend umschliesst, so dass die von der Ausstülpung aufgenommene Injeetions- masse, am corrodirten Präparat nur als ein dünnes Blatt erscheint, wesshalb ich diese Form des Beckens, als mit blattförmigen Ausstülpungen besetzt, bezeichnet habe. Bei Oryeteropus aethiopieus finden sich sechs Nebenwarzen, und somit eben so viele blattförmige Ausstülpungen des Nierenbeckens'). Untersucht man eine Niere der genannten drei Gattungen nicht mittelst Corrosion des injieirten Beckens, sondern, wie es gewöhnlich geschieht, mittelst eines vom convexen Nierenrande zum concaven geführten Schnittes, so hängt es nur vom Zufall ab, ob man Haupt- und Nebenpapillen zur Ansicht bekommt. Der Schnitt geht nicht immer durch die Medianebene des Beckens, und letzteres ist von Weingeistexemplaren, welche allein von dieser Säugethierordnung zur Verfügung stehen, so zusammengezogen, dass es nur die Hauptwarze, bei glücklicher Schnittrichtung, zur Ansicht kommen lässt, woher sich dann die sehr verschieden lautenden Angaben über Form und Zahl der Nierenpapillen in der fraglichen Ordnung erklären lassen. Myrmecophaga didaetyla besitzt 5 Nebenpapillen ; — Dasypus novemeinctus 6, von welchen die über der Hauptpapille (gegen das vordere Ende der Niere zu) stehende Nebenpapille, der ersteren wenig an Höhe und Dieke nachsteht. Der Rand der blattförmigen Ausstülpungen ist bei Oryeteropus glatt und ein wenig nach aussen umge- legt, bei den Gürtelthieren aber, deren Nierenbeceken unter allen Zahnlosen relativ das grösste ist ein Margo erenatus. Wir werden im Verfolge dieser Schrift sehen, dass hierin der erste Schritt zu einer Nierenbecken- form gegeben ist, welehe, mit Ausnahme der Sobdungula, Fachydermata, und Falmipeda, bei allen übrigen Säugethier-Ordnungen sich wiederfindet. V. Marsupialia. Auch bei den Beutelthieren findet sich eine einfache und eine complieirte Form des Nierenbeckens vor. Das einfachste Nierenbecken zeigt der Wombat (Phascolomys)’). Es bildet eine ovale, nicht ganz glatt gerandete Höhle, welche nicht nach den beiden Flächen der Niere, sondern von deren Rändern her, auf 2 Linien Querdurchmesser eomprimirt erscheint. Der grösste Durchmesser derselben, welcher im langen Durchmesser der Niere liegt, misst nur 4 Linien. An der nach aussen gerichteten Wand dieser, für ein so stattliches Thier sehr kleinen Sammelhöhle des Harns, zieht sich, ihrer ganzen Länge nach, ein flacher Wulst hin, auf welchem die Harneanälehen münden. Der durch diesen Wulst bedingte Eindruck am eorrodirten Guss, verleiht diesem eine zweilippige Gestalt. 1, Tab. I, Fig. 8. Linkes Nierenbecken von Oryeteropus aethiopieus, Sundev. - 2, Tab. I, Fig. 7. Linkes Nierenbecken vom Wombat. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 113 Phalangista Cook und Phalangista vulpina ') stimmen mit Phascolomys überein. Bei Didelphys virginiana ähnelt das Nierenbecken dem eben beschriebenen, ist aber noch etwas klei- ner und flacher, und an seinem vorderen und hinteren Ende mit zwei kleinen Buchten besetzt, welehe dem Ganzen eine fast viereckige Gestalt verleihen’). In diesen Buchten münden die Harncanälchen des vorderen und hinteren Endes der Niere aus; die übrigen senken sich in die äussere Wand des Beckens ein. Warzen und blattartige Ausstülpungen des Beckens fehlen, wie bei Phascolomys. Desto eomplieirter gestaltet sich das Nierenbecken des Riesen-Kanguroo °). Obgleich der Harnleiter dieselbe Weite zeigt, wie bei Wombat, entwickelt sich das Becken zu einer wahrhaft auffälligen Grösse. Am Harnleiter stellen sich an seinem Beginn, und eine Strecke weit unter den Hilus herab, sehr stark aus- geprägte Schlangenwindungen ein. Das Nierenbecken hat eine Länge von anderthalb Zoll. In dasselbe ragt, vom äusseren Rande her, eine eben so lange, nach den Flächen der Niere comprimirte Nierenwarze so tief hinein, dass der freie, etwas abgerundete Rand derselben, die Abgangsstelle des Ureter aus dem Becken fast berührt. Diese merkwürdige, lange und breite Warze, theilt den Raum des Beckens in eine dorsale und ventrale Hälfte. Mit der Basis der Warze sind sieben weinbeergrosse Nebenwarzen verwachsen, welche aber nicht in die beiden Haupträume des Beckens hineinsehen, sondern von blattförmigen Ausstülpungen derselben, an ihrer, mit der Hauptwarze nicht verschmolzenen Peripherie, umgeben werden. Die blattför- migen Ausstülpungen zeigen sich am corrodirten Gusse als bogenförmige , nach unten convex gebogene Festons, deren aufsteigende Schenkel in lange blinde Hörner ausgezogen sind. Die Haupt- und die Neben- warze gehören nur einer einfachen, sehr grossen Pyramide von Harncanälchen an, welche die Hauptmasse des Nierenkörpers bildet, und mit einer relativ dünnen Schichte Cortiealsubstanz überzogen ist. Die aufsteigenden Schenkel je zweier nachbarlicher, blattförmiger Ausstülpungen des Nierenbeckens, liegen einander so nahe, dass sie zusammen eine tiefe Rinne begrenzen, in welcher die grösseren Zweige der Blutgefässe der Niere ihren Verlauf nehmen, und von hier aus, ihre, in halbgefiederter Anord- nung abtretenden Zweigchen, in die Rindensubstanz absenden. Wo diese Rinnen aufhören, wird ihre Verlängerung durch Furchen an der Oberfläche der Medullarsub- stanz gebildet. Diese Furchen sind tiefer als die Rinnen, zugleich dreieckig, und die sie ausfüllende Rin- densubstanz bildet somit Keile, deren in die Marksubstanz eingesenkte Kante, die Fortsetzung der in den Rinnen zwischen den blattförmigen Ausstülpungen des Nierenbeckens verlaufenden Arterien enthält. Dass diese in die Marksubstanz einschneidenden, aber sie nicht von einer Seite zur anderen durchsetzenden Keile von Substantia corticals, die ersten Andeutungen Bertin’scher Columnen darstellen, welche in der Niere der Pachydermen und des Menschen ihre volle Entwickelung erreichen, wird Niemand verkennen. Die Öffnungen der Harneanälehen auf den Papillen sind mit freiem Auge sichtbar, und lassen selbst harte Corrosionsmasse ein. Das Becken der linken Niere weicht von jenem der eben beschriebenen rechten darin ab, dass statt 7 Nebenpapillen, S vorhanden sind. VI. Pachydermata. Bei den Pachydermen treten zuerst jene röhrenförmigen Verlängerungen des Nierenbeckens auf, welche nur in der Menschenniere wiederkehren, und als Oalsces majores und minores bekannt sind. Bei Elephas africanus ‘), dessen Niere oberflächlich durch einige Furchen in grössere Felder (ich will nicht sagen Lappen) abgetheilt erscheint, beginnt der Harnleiter sich schon in einiger Entfernung vom Hilus, 1) Tab. I, Fig. 8. _ 2) Tab. I, Fig. 10. Dieselbe Form zeigt auch D. Quicea und D. Azarae. >) Tab. I, Fig. 9. Linkes Nierenbecken. 4) Tab. II, Fig. ı. Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXI. Bd. 15 114 Joseph Hyrtl. trichterförmig zu erweitern. Diese erweiterte Stelle windet sich in drei Spiraltouren auf. Die oberste Spirale geht, mittelst einer tiefen ringförmigen Strietur, in das Nierenbecken über. Das Becken wird durch einen, an seiner dorsalen Fläche befindlichen, queren und tiefen Einschnitt, in zwei über einander liegende Abtheilungen gebracht, von welchen die untere die obere an Geräumigkeit über- trifft. Die Form beider wird besser durch die Abbildung, als durch Worte anschaulich gemacht. Die untere grössere Abtheilung, von länglich birnförmiger Gestalt, lässt eine Andeutung einer spiralen Drehung absehen, als Fortsetzung der Ureterspirale. Von beiden Abtheilungen des Nierenbeckens gehen, nicht streng eylindrische, sondern sich allmählig etwas verengernde, weite Canäle aus (Calzces), an welchen sich gleichfalls Spuren spiraler Drehung zeigen. Sie sind durehschnittlieh 1—1'/, Zoll lang, und 5—7 Linien weit. Das untere oder Hauptbecken, besitzt wie das obere oder accessorische Becken, 4 soleher Calces, von welehen der erste am unteren Becken einen kurzen Nebenast austreibt, welcher als ein Calyxz minor angesehen werden kann. Er ähnelt an Form und Grösse, dem letzten Calyx der oberen Abtheilung des Beckens. Beide sehen mehr halbkugeligen Ausbuch- tungen der betreffenden Beckenabtheilung, als wirklichen Caliees gleich. Das Ende aller Oaliees verjüngt sich mehr weniger, und wölbt sich blind zu, ohne eine Nierenwarze aufzunehmen. Die Harneanälchen münden vielmehr büschelförmig, wie an der Abbildung zu sehen, in das blinde Ende der Calzces ein. Die Abbildung gibt die hintere Ansicht eines Corrosionspräparates der linken Niere von einem jungen (4jährigen) Blephas africanus. Bei Rhinoceros afrıicanus zeigt der Ureter, anderthalb Zoll bevor er den Hilxs der an der Oberfläche gelappten oder gefurchten Niere betritt, eine auf ein Drittel seines Lumens verengerte und zugleich spiral gewundene Stelle. Ein eigentliches Nierenbecken fehlt, indem der Harnleiter sich im Nierensinus in einen unteren, kurzen und dicken, und in einen oberen, etwas längeren Ast theilt. Letzterer ist an seiner Basis, in der Länge von etwa 3 Linien, bis zur Dieke einer Federspule angustirt. Der untere Ast theilt sich in zwei Zweige, welche Theilung jeder derselben noch einmal wiederholt, wodurch 4 (absces minores auf 2 majores kommen. Der obere Ast zerfällt, über seiner verengerten Basis, in vier Zweige, von welchen der eine durch seine Länge (über 1 Zoll) auffällt. Napfförmige Einstülpungen, zur Aufnahme flacher Paprllae renales, sind an allen Oalces kenntlich. Der dem unteren Ende der Niere nächste Caly& minor besitzt deren zwei. An allen grösseren und kleineren Kelchen findet sich eine unverkennbare Spur spiraler Drehung. Die (alices majores und meinores liegen nieht in Einer Ebene, sondern dringen in verschiedenen Rich- tungen in das Nierenparenchym ein '). Bei Taperus malayanus’) (sehr junges Thier) zeigt sich das kurz konische, an seiner Basis weite Nie- renbecken, in Verhältniss zur Grösse der Niere, in der That klein, flach gedrückt, und triehterförmig. Die Länge desselben misst nur °/, Zoll. Der Guss dieses Beckens zeigt an seiner, der Abgangsstelle des Ureter gegenüber liegenden grössten Weite (Basis), einen tiefen, longitudinalen Eindruck, durch eine entsprechend geformte Nierenwarze bedungen. Bogenförmig gekrümmte, blattförmige Ausstülpungen des Beckens, um- geben 5 kleinere, sehr niedrige, halbkugelige Nierenwarzen, welche mit der Hauptwarze mehr weniger eonfluiren. Die Öffnungen der Harneanälchen auf den Warzen sind mit freiem Auge gut zu unterscheiden. Desshalb drang die Injeetionsmasse auch mit Leichtigkeit in die Bellini’schen Röhrehen ein, und füllte ganze Büschel derselben, besonders von der vordersten und hintersten Nierenwarze aus Von den Nebenwarzen übertreffen zwei, welche an die dorsale Fläche der Hauptwarze anliegen, die übrigen. Die sie umsäumenden blattförmigen Ausstülpungen, erzeugen mittelst ihrer aufsteigenden, nahe zusammenliegenden Schenkel, einen langen, tiefin die Marksubstanz eindringenden Zipf, in dessen Furche ein dorsaler Hauptzweig der Nierenarterie seinen Verlauf nimmt. 1) Tab. II, Fig. 2. Linkes Nierenbecken von Rhinoceros africanus. 2) Tab. I, Fig. 12. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 115 Bei Sus serofa‘) und Dieotyles torquatus theilt sich das kleine, triehterförmige Nierenbecken, in einen vorderen längeren, und hinteren kürzeren Calyx major, von welchen der erstere fünf kurze, aber sehr weite Calices minores trägt, der letztere nur drei. Nach dem Eindruck am Ende der Calices minores zu urtheilen, sind die Nierenwarzen sehr gross, aber von unregelmässiger Gestalt, indem sie, durch Verschmelzung von 2 oder 3 kleineren Warzen, eine zwei- oder dreilappige Form annehmen. Der vorderste und der hinterste Calyx minor erscheinen am unregelmäs- sigsten, indem die von ihnen aufgenommenen Nierenwarzen, ihrer mehrfach gelappten Form wegen, entspre- chende Aufnahmsbuchten an diesen Kelchen nothwendig machen. Die Injection des Beckens und der Kelche geht sehr leicht in die Bellini’schen Röhrchen über, beson- ders wenn sie an einer frischen Schweinsniere mit flüssiger Masse gemacht wird. Es gibt nur ein Thier noch, bei welchem die Injeetion der Harncanälchen durch Mark- und Rindensubstanz hindurch so leicht gelingt, wie beim Schwein; — es ist das Pferd. Vi. Merkwürdiger Befund am Nierenbecken und Harnleiter von Hyrax abessinicus. Als ich den Harnleiter des Abessinischen Daman, einen Zoll weit vom Nierenbecken, zur Injection her- richten, wollte, zeigte sich, dass derselbe, obwohl von der Dicke einer Rabenfeder, doch kein Lumen hatte. Erst in der Nähe der Harnblase war er wegsam. In der Nähe der Niere bildete er einen harten, runden, kaum eomprimirbaren Strang, an dessen Sehnittfläche nicht einmal eine punktförmige Öffnung zu sehen war. Diese Verschliessung des Harnleiters erstreckte sich über das ganze Nierenbecken, und durch die Kelche desselben, bis zu den Nierenwarzen hinauf. Gleicher Zustand in beiden Nieren. Das Thier wurde mir aus dem Wiener zoologischen Garten überbracht, wo es durch reichliche Fütte- rung so fett und unbehilflich geworden , dass es dem mörderischen Anfall einer Ratte unterlag. Thierärzte, welche ich befragte, ob sie Ähnliches an gemästeten Schweinen gesehen, verneinten es. Die Ausfüllungsmasse der ableitenden Harnwege war Fett, und zwar dichtes, festes, in ein bindegewe- biges Retieulum körnig eingelagertes Fett. Das Bindegewebe ging von der Schleimhaut aus, welche keinen Epithelialüberzug mehr besass. Die Bindegewebsbündel wucherten in solcher Menge von ihr empor, dass, nach Entfernung des Fettes durch Schaben, die ganze Schleimhautfläche filzig und langzottig erschien. Die Bälkehen des Filzes vernetzten sich zu einem schwammigen Pfropfen, welcher das ganze Lumen des Canals verstopfte, und in seinen engen Maschen das körnige Fett eingeschlossen hielt. Professor Wedl, der den Fall untersuchte, glaubte eine submuecöse Fettwucherung annehmen zu sollen, welehe die Schleimhaut entweder stellenweise durchbrochen , oder gegen die Axe des Canals gedrängt, und durch Druck allmählig zum Schwinden gebracht hatte. Das Vorhandensein der unversehrten Schleimhaut (jedoch ohne Epithel), unter dem Fett, spricht ganz entschieden für eine Fettwucherung auf der Schleimhaut, wie sie bisher weder von mir, noch von Anderen gesehen wurde, und der Neuheit des Falles wegen, hier erwähnt zu werden verdiente. Beide Nieren waren übrigens ganz gesund, keine Spur von Harnstauung irgendwo zu sehen. Wie kam nun der Harn, trotz dieses Hindernisses in die Blase? Der Bindegewebs-Faserfilz, welcher das Nieren- beeken und den Harnleiter ausfüllte, musste porös sein, und ein Durchsiekern des Harnes durch seine, wenn auch von Fett eingenommenen Maschen gestatten. Anderes lässt sich nieht denken. Und dass es wirklich so ist, bewies der Versuch. Es wurde in den offenen Theil des Harnleiters das zugespitzte Ende einer 8 Zoll langen Glasröhre eingebunden, im Nierenbecken eine kleine Stichwunde gemacht, und die Glasröhre mit dem Harnleiter und der Niere vertical aufgehängt. Die Glasröhre wurde mit Wasser gefüllt, und dieses sickerte in kleinsten Tröpfehen und äusserst langsam aus der Stiehwunde des Beckens aus, so wie denn auch umgekehrt der Harn, durch die poröse Ausfüllungsmasse des Beckens und des Harnleiters, in die Blase hindurcbsickerte. 1!) Linkes Nierenbecken von Sus serofa domestica, Tab. I, Fig. 11. 116 Joseph Hyrtl. Die Harnleiter von Hyrax abessınicus und syriacus treten nicht an den Blasengrund , sondern senken sich in den Blasenscheitel ein, — der einzige Fall dieser Art in der Thierwelt. Um die Spannung der Harn- leiter während der Contraetion der Blase zu vermeiden, bilden beide, dieht am Nierenbecken, eine nachgie- bige Spirale. VI. Solidungula. Es stehen mir von dieser Ordnung, Güsse der Harnleiter und der Nierenbeeken vom Pferd und Zebra zu Gebot. Sie sind höchst merkwürdig und wahrhaft einzig in ihrer Art. Der fast klein-fingerdicke Ureter geht an einer injieirten Pferdeniere, durch schnelle triehterförmige Erweiterung, in ein verhältnissmässig kleines Nierenbecken über. An zwei Corrosionen von Pferdenieren ist an der Grenze zwischen Ureter und Nierenbecken, eine kreisförmige Strietur zu sehen'). Das an diese Strietur unmittelbar anstossende, bulbusartig erweiterte Ende des Ureter, führt eine grosse Menge kleiner Schleimhautfältehen mit verschiedener Richtung. Wo das bulböse Ende des Ureter in das eylindrische Stück dieses Canals übergeht, nehmen die Schleimhaut - Fältehen eine longitudinale Richtung an. Beim Zebra sehe ich an der Übergangsstelle eine sehr schöne spirale Drehung. Das Nierenbecken des Pferdes zeigt nur etwas mehr als den dreifachen Durchmesser des Ureter, vor seiner Einmündung in das Becken. Der Guss dieses Beckens bietet eine vielfach ein- und ausgebuchtete Oberfläche dar, getriebener Arbeit ähnlich. Die Ausbuchtungen sind am Gusse longitudinale Wülste, die Ein- buchtungen ebenso viele zwischenliegende Furchen, beide mässig geschlängelt. Sie nehmen keine Harn- canälchen auf. Diese münden vielmehr auf zweierlei Weise in das Becken ein. Eine Gruppe von Harn- canälchen, welche der mittleren Zone des Nierenkörpers angehören, öffnet sich auf einem flachen und läng- lichen Hügel, welcher die äussere Wand des Beckens inne hat. Die vor und hinter dieser mittleren Zone liegende Nierenmasse, schickt ihre Harnkanälchen zu zwei langen, röhrenförmig ausgezogenen Hörnern des kleinen Hauptbeckens, welche sich in schwach bogenförmiger Krümmung, in das vordere und hintere Nieren- ende hinein erstrecken. Ich bezeichne desshalb das Becken der Soldungula als Pelvis bieornis. Am cor- rodirten Guss des Pferdebeckens haben diese Hörner eine Länge von 2 und 2'/, Zoll, und die Dicke eines Schreibfederkiels an ihrer Basis, verjüngen sich gegen ihr Ende hin konisch, und nehmen an ihrer ganzen Oberfläche Tausende und Tausende von dichotomisch verzweigten Bellini’schen Röhren auf, die sich mit der grössten Leichtigkeit von den Hörnern aus füllen, da ihre Einmündungen als Löcher (ohne Warzen) in der Wand der Hörner erscheinen. Die Hörner sind von ihren zugehörigen Harnröhrchen so allseitig umgeben, dass sie von ihnen ganz und gar maskirt werden. Man sieht sie desshalb nur an solchen Präparaten, an welchen die Injectionsmasse nur in sie, nicht aber auch in die Harncanälchen eindrang. An Corrosionen vollständiger Injeetionen sehen die Hörner, mit der Unzahl ihrer Büschel geradeliniger und vielfach gabelig getheilter Harncanälchen, wie Reiherbüsche aus. Die Ansicht der auf Tab. U. Fig 3. ge- gebenen Abbildung eines Präparates der Pferdeniere, rechtfertigt diesen Vergleich. Was an der corrodirten Niere eines Zebra gesehen wird, weicht von dieser Beschreibung nur in unbe- deutenden Nebendingen ab. Die Grundform des Beckens ist jene des J’elw.s bicornis. IX. Bisulca. Auch bei den Wiederkäuern tritt das Nierenbecken in zweifacher Form auf: als ramifizirter Ureter, und als wahres Becken, mit blattförmigen Ausstülpungen. Nicht als ausnahmslose Regel kann es gelten, dass ein verzweigter Ureter (ohne Becken) jenen Gattun- gen zukommt, welche gelappte Nieren besitzen, während das Becken mit blattförmigen Ausstülpungen, ein Attribut glatter, nicht gelappter Nieren bildet. 1) Tab. II, Fig. 3, lit. a. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. al A. Ramifizirter Harnleiter. Als Muster eines baumförmig verzweigten Harnleiters ohne Becken, mag die Niere des Rindes dienen. Der mächtige Ureter von Bos Taurus erleidet, beim Eintritt in den an der ventralen Nierenfläche gele- genen Hilus, eine seichte eireuläre Striktur. Jenseits derselben theilt er sich in einen vorderen längeren und hinteren kürzeren Ast, von welchen der letztere alsbald wieder in zwei Zweige zerfällt. Diese drei primitiven Spaltungszweige des Ureter, theilen sich nun wieder mehrfach in zwei oder drei Zweige, von denen einige (mit schwachen Durehmessern) sich nicht mehr dureh Theilung vermehren, andere aber, von bedeutender Dieke, neuerdings in zwei oder drei Äste zerfallen, so dass im Ganzen fünf und zwanzig jüngste Zweige des Ureter gezählt werden. Diese Zahl scheint jedoch nicht eonstant zu sein. An einer Kalbsniere finde ich nur 23 '). Der dünnste Zweig des Ureter einer vollgewachsenen Rindsniere, hat nur °/, Lin. Durchmesser, — die dieksten Zweige über 3 Linien. Die Art, wie sich diese terminalen Zweige mit den Nierenwarzen verbinden, ist sehr eigenthümlieh. Der eorrodirte Guss des Ureter lehrt Folgendes. Auf jedem Endast des Ureter sitzt ein Trichter, oder eine dicke und plumpe Scheibe auf, welche in einer centralen oder excentrischen, tiefen oder seichten Grube, die entsprechend gestaltete Nierenwarze aufnimmt. Die Trichter sind an ihrer eingenapften Basis immer kleiner als die Scheiben, deren einzelne es selbst ausnahmsweise bis auf 1 Zoll Durchmesser bringen. Ich habe nur einen einzigen Fall von solcher Grösse der Endscheibe vor Augen’). Die Umrandung der Grube zur Aufnahme der Nierenwarze, ist an den meisten Scheiben und Triehtern dick, gewulstet, und breiter als die kleine Grube selbst. Dieser Rand der Grube entspricht begreiflicher Weise einem Hohlraum, welcher zwischen der Nierenwarze, und der Wand des sie aufnehmenden Ureterzweiges vorhanden sein musste. Sein Umfang und seine Tiefe bedingt die Grösse und Dieke der Scheibe am eorrodirten Präparate. Ich will diesen Raum Forn:x nennen, weil auch der zwischen Pars vagenalis uteri und Scheidenwand befindliche Raum, einen gleichen Namen führt Der Guss eines Fornix zeigt sich meistens sehr unregelmässig gerandet, eckig verzogen, mit aus- und einspringenden kleineren Buchten besetzt, wie gekerbt. Die Nierenwarze ragt central oder excentrisch in ihn hinein, und ist nicht an ihrer ganzen Oberfläche, sondern nur auf ihrem höchsten Punkte mit Öffnungen von Harncanälchen übersäet, in welche die Corrosionsmasse nur dann auf kurze Strecken einzudringen pflegt, wenn die siebförmig durchlöcherte Stelle auf der Höhe der Warze, selbst zu einer kleinen Mulde eingesunken erscheint. Trägt der Endast des Ureter zwei trichterförmige Näpfe oder Scheiben, so sind diese entweder von einander getrennt, und dieses ist immer der Fall, wenn die Papillargruben der Trichter nach derselben Richtung gekehrt sind°), oder die Gruben sind von einander abgewendet, in welchem Falle die Manteltlächen der Trichter mit einander verschmelzen °). Es ist wahrlich überflüssig, die verschiedenen Formen der Endtriehter und Endscheiben mit ihrer napl- förmigen Einbuchtung durchzugehen, und ich erwähne nur, dass unter ihnen einige von so unregelmässiger Gestalt vorkommen, dass ihr Guss als ein massiger, mehrkantiger Brocken erscheint, dessen Gestalt keinen Vergleich mit einem bekannten Ding zulässt. Der an solehen Klumpen immer vorhandene Eindruck der Papille, und die oft zierlichen Kerbungen an den stumpfen Kanten des Klumpens, leisten Gewähr, dass man nicht ein Extravasat vor sich hat. Der Raumersparniss wegen wurde nicht das Präparat einer Rindsniere, sondern das kleinere einer Kalbsniere auf Tab. II, Fig. 4 abgebildet. Das vom Rind Gesagte gilt auch vom Zebu und vom Bison. Beide haben an den Endästen ihrer injieirten und corrodirten Harnleiter, sehr grosse Triehter, oder breite Endscheiben aufsitzen, deren volle Fornices die 1) Abgebildet auf Tab. Il, Fig. 4. 2) Er ist auf Tab. III, Fig. 11, abgebildet. 3) Tab. III, Fig. 12. 4) Tab. II, Fig. 4, lit. a. 118 Joseph Hyrtl. seltsamsten und verzerrtesten Gestalten zeigen. Der Zebu besitzt deren 29, der Bison 23. Mehrere an der verhältnissmässig kleinen Zebuniere vorkommende Endscheiben, übertreffen jene des Rindes an Grösse. Harnleiterenden mit Doppelscheiben, welche sich ihre convexen Flächen zukehren, kommen bei beiden Thieren vor. Wenn die in den Commentariis Acad. Petrop. Tom. X. pag. 345, enthaltene Angabe richtig ist, besitzt auch das Kameel einen baumförmig ramifieirten Harnleiter'). Die Abbildung des Ureter einer rechten Antilopenniere (Antilope pigmaea), zeigt an den Enden der Ramifieation des Harnleiters, rundliche, glatte oder eingekerbte Beeren (18 an der linken, 14 an der rechten Niere), mit Grübehen, oder longitudinalen, einfachen oder buchtigen Furchen, zur Aufnahme gleichgestalteter einfacher, oder durch Verschmelzung kleinerer Papillen entstandener Nierenwarzen’). Eine zweite Antilope (Antilope Euchore) besitzt keinen baumförmig verzweigten Ureter, sondern ein wahres, grosses Nierenbecken mit blattförmigen Ausstülpungen °). Ebenso, wie bei A. Euchore, ist es bei Cervus Capreolus, dessen gelappte Niere einen verästelten Ureter hätte erwarten lassen. Es lässt sich also aus der Form der Oberfläche der Niere, kein Schluss auf das Vor- handensein einer der beiden Becekenformen ziehen. B. Wahres Nierenbecken, mit blattartigen Ausstülpungen. Die glatten Nieren der Gattungen Ons, Capra, Llama und (amelopardalıs, sowie mehrerer Species der Gattungen Cerzus und Antzlope, zeigen die Entwicklung der blattförmigen Ausstülpungen am Becken in einem solchen Grade, und mit solcher Regelmässigkeit und Zierlichkeit, dass sie als Muster dieser Form des Nierenbeckens dienen können, und als solehe nur von den, bei einigen Raubthieren vorkommenden blätter- reichen Beekenformen übertroffen werden. Die zugänglichste von allen — die Schafniere — mag als Bei- spiel dienen. Der verhältnissmässig enge Ureter von Os aries, senkt sich tief in den Srnus renis ein, bevor er sich zum Nierenbecken erweitert. Dieses ist sehr geräumig, wie die Niere längsoval, und besitzt an der dem äusseren Nierenrande zugekehrten Fläche, einen longitudinalen, dicken, und glatten Wulst, welcher an seiner abgerundeten furchenlosen Oberfläche, die zahllosen Mündungen jener Harncanälchen zeigt, welche von der, dem äusseren Nierenrande entsprechenden Zone der Medullarsubstanz herkommen. Von der dieken Basis dieses Wulstes treten Nebenwülste ab, welche sich an der dorsalen und ventralen Wand des Sinus renis in transversaler Richtung hinziehen, und bis in die Gegend des Hrlws reichen. Auf ihnen münden die Harn- canälchen des dorsalen und ventralen Antheiles der Marksubstanz aus. Die Zahl dieser Nebenwülste des Hauptwulstes beträgt 12. Sie sind nicht alle an Grösse gleich. Zwei grössere Wülste (welche, wegen ihrer Richtung gegen den Hrlws hin, convergent stehen müssen), lassen gerne zwischen sich einen dreieckigen Winkel übrig, in welchen sich ein kleinerer Wulst hineinzwängt. Von diesen kleineren Wülsten zähle ich nur drei, — zwei an der dorsalen, einen an der ventralen Fläche des Nieren- beckens. Der dorsale und ventrale Stand der Wülste bedingt es, dass ihre freie abgerundete Fläche, gegen -den medialen Längenwulst gerichtet ist, ja diesen selbst an der unaufgeschnittenen, d. h. nicht in zwei Hältf- ten auseinander geschlagenen Niere berührt. In die Furchen zwischen den Wülsten drängen sich die blattartigen Verlängerungen des Nierenbecken- raumes hinein, und erscheinen am corrodirten Gusse, als bogenförmig gekrümmte Blätter, welche die Neben- wülste in ihrer ganzen Länge umgreifen, natürlich mit Ausnahme der Abgangstelle der Nebenwülste, von dem Hauptwulst. Die Gestalt des Nierenbeckens, mit seinen blattartigen Ausstülpungen, kann am besten mit einer niederen, ovalen, mit Guirlanden bekränzten Vase verglichen werden '). 1) Haller (Elementa physiol. Tom. VII, p. 256, Nota 1**, führt »igint: ureteris ramos, in unam pelvim eoeumtes am. 2, Tab. III, Fig. 6. So viel ich mich erinnere, war diese Niere gelappt. 3) Tab. III, Fig. 5. Die Niere dieses Thieres zeigt keine gelappte Oberfläche. 4, Fig. 1, 2, und 5, auf Tab. III. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 119 Die Schenkel je zweier soleher nachbarlicher, bogenförmig geschwungener Blätter, kommen einander fast bis zur Berührung nahe zu stehen, wodurch eine Furche zwischen ihnen gebildet werden muss, in welcher die primären Zweige des Ramus dorsalıs und »entralis der Nierenarterie und der Nierenvene aufgenommen werden. Wo sich zwischen zwei grössern Nebenwülsten ein kleinerer hinemgedrängt hat, wird die Trennungs- furche zwischen den ersteren, sich im Verlauf gabelförmig in zwei kleinere Furchen theilen müssen. Über diesen Furchen kommt es, zwischen den wellenförmig gekräuselten freien Rändern der Blätter, stellenweise zur wirklichen Berührung, so dass die Furchen zu Canälen werden, in welchen die erwähnten Blutgefässe völlig versteckt liegen‘). Selbst wo die Furchen, durch Connivenz ihrer gekerbten Ränder, sich nicht zu Canälen schliessen, sind die offenen Spalten des betreffenden Canals doch zu eng, um die in der Furche liegenden Gefässe (eine Arterie und eine Vene) herausnehmen zu lassen. Die Spaltöffnungen dieser Canäle dienen den zahlreichen Zweigen der eingeschlossenen Blutgefässe, welche mit der Rindensubstanz zu verkehren haben, zum Ein- und Austritt. Fig. 2. auf Tab. III. zeigt die bogenförmig geschwungenen Blät- ter als zierliche Guirlanden, deren je eines, einen oblongen Hohlraum als Abdruck der oblongen Papille, umsäumt. Bei Capra hireus ist das Nierenbeeken noch grösser als beim Schafe, — der die Nierenpapillen reprä- sentirende Hauptwulst, mit seinen dorsalen und ventralen Nebenwülsten, aber etwas kleiner, wodurch die blattförmigen Ausstülpungen des Beckens zwischen den Nebenwülsten an Dieke gewinnen müssen. Kleinere Nebenwülste, keilförmig zwischen die grösseren eingeschoben, fehlen. Die Zahl sämmtlicher blattförmiger Ausstülpungen beträgt 10. Bei Antilope Euchore, wo sich 10 grosse blattförmige Ausstülpungen des Nierenbeckens und drei klei- nere vorfinden, ereignet es sich, dass bei zwei derselben, der auf- und absteigende Schenkel eines bogen- förmigen Blattes, an ihrem oberen Ende einander bis zur Verschmelzung nahe kommen, somit der von diesen Schenkeln umsäumte oblonge Warzenwulst, von dem medianen Hauptwulst ganz abgeschnitten wird, und eine wahre, ringsum an der Basis freie Nierenwarze zu Stande kommt, die von der zugehörigen blattförmigen Ausstülpung nicht mehr bloss bogenförmig, sondern kreisförmig umgeben wird, also zu dieser in derselben Beziehung steht, wie eine menschliche Papzlla renals zu ihrem Kelch °). Bei den glatten Nieren von L/ama Vieunna werden die blattartigen Ausstülpungen des Nierenbeckens, wenn auch nicht alle, doch die auf dem hinteren Ende und an der ventralen Wand des Beckens aufsitzen- den, zusehends stärker und plumper, als bei den vorhergehenden Gattungen. Ihre Arcaden verlängern sich auch an der ventralen Fläche des Nierenbeckens weiter gegen den Hilus herab, als die dorsalen, welche um ein Drittel kürzer sind’). Die von den Arcaden umgürteten Buchten, in welchen die Nebenwülste des longitudinalen Papillar- wulstes aufgenommen werden, sind an den meisten mit kleinen Nebenbuchten versehen, zur Umfriedung kleiner rundlicher Höckerchen an den Nebenwülsten. Die Furchen zwischen den Schenkeln zweier benach- barten Arcaden, sind sehr tief und schmal, und mehrere von ihnen (besonders jene am hinteren Ende des Beckens) gänzlich zu einem Canal zugewölbt. Die Commissur zwischen den zusammenschliessenden Rändern der Furche, sieht, der zackigen oder gekerbten Beschaffenheit dieser Ränder wegen, wie eine hin- und her- geschlängelte Sutur aus, in welcher kleine Löcherchen klaffen, als Durehgangspforten für die Rindenzweige der in der Furche geborgenen Blutgefässe Die Zahl der blattförmigen Ausstülpungen beträgt 10. Die am hinteren Beckenrande vorkommende, ist die grösste von allen. ö Von Camelopardalis Girafa besitze ich nur die Nieren eines neugebornen, kurz nach der Geburt gestor- benen Thieres, aus der Schönbrunner Menagerie. Beide waren vom äusseren gegen den inneren Rand so tief eingeschnitten, dass das Nierenbecken in zwei Hälften getrennt erscheint. Die Injection war desshalb nicht 1) Tab. III, Fig. 1. 2) Abgebildet auf Tab. III, Fig. 5, wo am linken Ende des Beckens, ein fast kreisförmig in sich selbst zurücklaufen- des Blatt dieser Art auffällt. 3) Tab. III, Fig. 4. 120 Joseph Hyrtl. möglich. Die Ansicht der Durchschnittsflächen jedoch lehrt, dass es sich um ein Becken mit sehr zahlreichen blattförmigen Ausstülpungen handelt. Dieses konnte schon aus der Beschaffenheit der Oberfläche der Niere erwartet werden, welche weder gelappt noch gefurcht erscheint. Die Zahl der Blätter beträgt 20; für die dorsale und ventrale Fläche der Niere je 10, von ungleicher Grösse. Ein longitudinaler, schmaler, und, wie es scheint, scharfkantiger Haupt-Papillarwulst, ragt tief in das Lumen des Beckens hinein, und sendet von seinen beiden Flächen zusammen zwanzig Nebenwülste aus, welche durch tiefe Kerben an ihren Basen, ein gelapptes Ansehen erhalten. Die Nebenwülste und deren Lappen sind in die Buchten der tiefen blattförmigen Ausstülpungen des Beckenraumes eingepflanzt, und werden von ihnen so umschlossen, wie es überhaupt zwischen Nierenwarzen und Nierenkelehen zu geschehen pflegt. Von den Cervinen liefert Oer»us capreolus das einzige, mir bekannte Beispiel einer gelappten Niere, ohne ramifizirten Harnleiter. Der Guss, welchen ieh vor mir habe, zeigt ein sehr kleines, im Ganzen trichter- förmiges Becken, mit nur drei Eindrücken von ebensovielen Nierenwarzen an seiner Basis. Die Warzen mussten aber untereinander zu einer dreilappigen verschmolzen gewesen sein, da die von ihnen herrühren- den Eindrücke an der äusseren Wand des Nierenbeckens, unter einander so confluiren, dass nur zwei schwache Leistehen am Gusse, die Stellen andeuten, wo die dreilappige Warze an ihrer Oberfläche durch seiehte Furchen in drei kleinere Warzenhöcker abgetheilt war. Dass übrigens die gelappte Beschaffenheit der Niere nicht nothwendig mit der Gegenwart eines verzweigten Ureter coineidirt, beweist die Menschen- niere, welche, sie mag einem Embryo angehören und gelappt sein, oder, wie es bei Erwachsenen in der Regel der Fall ist, glatte Oberfläche besitzen, niemals einen verästelten Harnleiter zeigt. Bei Oervus barberinus") zeigt der Ureter die enorme Stärke eines eylindrischen Rohres von 6 Lin. Dureh- messer. Am Hilus verengt er sich plötzlich auf 1'/, Lin. Weite, um gleich darauf zu einem oblongen Becken sich zu erweitern, dessen Guss durch einen anderthalb Zoll langen Haupt-Papillarwulst tief und breit einge- furcht wird, und 11 dünne, am Rande gekräuselte, an Grösse und Krümmung sehr verschiedene Blätter aus- sendet, zur Umsäumung ebenso unregelmässig geformter Nebenwülste des Haupt-Papillarwulstes. Die Gefäss- furchen zwischen den Blättern tief, weit, und nirgends zu Canälen zugewölbt. Ebenso verhält sich die Niere von Cervus pseudoaz:s, dessen Harnleiter jedoch in seiner ganzen Länge nur 1'/, Lin. Durchmesser besitzt, mit geringer Verengerung am Hilus. X. Einfluss der Gestalt des Beckens glatter Nieren auf die natürliche Theilbarkeit derselben. Ich habe auf den sonderbaren Ausdruck: natürliche Theilbarkeit der Niere, schon an eineın anderen Orte hingedeutet?). Ich verstehe damit die Eigenschaft der Niere, wenn sie injieirt und corrodirt wurde, in zwei Schalen auseinander gelegt werden zu können, deren eine nur von dem dorsalen, deren zweite nur von dem ventralen primären Theilungszweig der Nierenarterie versorgt wird. Man braucht eine corrodirte Niere nur auf die flache Hand zu legen, und sie so viel zu erwärmen, als nöthig ist, um durch eine zwischen die beiden primären Äste der Nierenarterie geschlossen eingeführte Pinzette, die man federn lässt, diese Äste, sammt den an ihnen hängenden beiden Schalen von Cortiealsubstanz, auseinander zu biegen, und wie ein aufgeschlagenes Buch, in Eine Ebene zu legen. Nie greifen Zweige des dorsalen Astes der Nieren- arterie auf die ventrale Fläche über, und umgekehrt. Die Demarcationslinie beider Schalen ist eine sehr scharf gezogene, und nicht gezackt. Sie bildet einen förmlichen Äquator zwischen Nord und Süd der Niere. Die beiden Schalen sind nicht gleich diek. So ist z.B. die dorsale Schale beim Menschen etwas dünner als die ventrale, während bei den meisten Säugethieren das umgekehrte Verhältniss stattfindet. Es liegt bei ihnen mehr Rindensubstanz hinter als vor dem Nierenbecken. Beim Menschen dagegen streben mehr Mal- ı) Tab. III, Fig. 3. 2) Hyrtl, Vergangenheit u. Gegenwart des Museums für menschl. Anat. an der Wiener Universität. Wien, 1869, p. 188, Note 1. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 121 pighi’sche Pyramiden der ventralen convexen Nierenfläche zu, als gegen die dorsale, und zugleich plane Fläche dieses Organs, wesshalb denn auch an ersterer Fläche mehr Rindensubstanz gelagert sein muss. Ist der Unterschied in der Dieke der beiden Schalen so beträchtlich, wie bei gewissen glatten Nieren von Nagern, Fleischfressern, und Wiederkäuern, so läuft auch die Demarcationslinie zwischen beiden, nicht genau am grössten (convexen) Nierenrande hin, sondern rückt ein klein wenig in die ventrale Fläche hinein. Der Äquator wird zum nächst grössten Parallelkreis. Es geschieht auch, und zwar besonders schön an der Menschenniere, dass am oberen Nierenrande, ventrale Arterien etwas auf die dorsale Fläche hinüber- greifen, und zugleich am unteren Ende dorsale Arterien auf die ventrale Fläche umbiegen. Beides geschieht jedoch nicht weiter, als höchstens auf 3 Lin. Entfernung vom eonvexen Nierenrande. Die Demareationslinie beider Schalen wird dann kein Äquator des Organes sein, sondern diesen schneiden, wie die Ekliptik, und zwar unter einem sehr spitzen Winkel. Die Sache ist kein Curiosum, sondern lässt sich pathologisch verwerthen. Die Abbildungen von Nieren, welche in ihre dorsale und ventrale Schale auseinander gelegt wurden, mit zwischenliegenden Nierenbecken, sind auf Tab. V') zu sehen. Will man ähnliche Präparate nachmachen, so wähle man nur glatte, keine gelappten Nieren, obwohl auch bei letzteren (z. B. bei der Delphinniere) der dorsale und ventrale Verbreitungsbezirk der Nierenarterie, noch gut zu separiren geht. Aber Rind und Seehund, Bär und Fischotter, so wie das Pferd (obwohl es glatte Nieren hat) zeigen eine etwas verworrene Ramification der Schlagadern, die sich dem Gesagten nicht unbedingt fügt. Sonderbar ist es, dass beim Schwein und Pekari, die Nierenarterie nicht in einen dorsalen und ventralen Ast zerfällt, sondern in einen vorderen und hinteren, welche beide jedoch sich in einen Ramus dorsalis und ventralis spalten. Hat eine Niere zwei Arzeriae renales, so ist die eine immer zur dorsalen, die andere zur ventralen Schale gehörig. Dieses Doppeltsein der Nierenarterie ist meistens zufällige Anomalie. Nur bei Cara kommt es constant auf beiden Seiten vor, und versorgt die vordere der beiden Nierenarterien die ventrale, die hintere die dorsale Fläche der Niere. Um nun zur Hauptsache zu kommen, kann ich diese, mit wenig Worten abfertigen. Die zwischen den blattförmigen Ausstülpungen des Nierenbeckens der Wiederkäuer erwähnten Rinnen, enthalten die seeundären Zweige des Ramus dorsalis und ventralis der Nierenarterie. Die Rinnen sind sehr tief, und durch Connivenz ihrer Ränder, in ihrer ganzen Länge oder streckenweise, zu Canälen geworden, aus denen die Blutgefässe, ohne künstliche Erweiterung der Rinnen, durch Abbiegen ihrer Ränder, nicht herausgehoben werden können. Hat man also, zugleich mit den Gefässen, auch das Nierenbecken injieirt und eorrodirt, geht es mit dem Aus- einanderschlagen beider Schalen nicht. Hat man aber nur die Gefässe injieirt, und das Nierenbecken nicht, lassen sich auch solche Nieren aufklappen, wie die Schalen einer Auster. Das Angeführte gilt auch von den glatten Nieren fleischfressender Thiere, mit blätterreichen Becken. Xl. Rosores. Bei den Nagern tritt uns das Nierenbecken in drei verschiedenen Gestalten entgegen: 1. als einfache ovale Enderweiterung des Harnleiters, ohne Kelehe und Warzen, oder nur mit Andeutungen der letzteren, — 2. als wahres Becken mit blattförmigen Ausstülpungen, — und 3. als Uebergangsform beider. 1. Ovale Enderweiterung des Harnleiters. Sie zeigt sich am einfachsten bei Fiber zubethieus?). Der für ein so kleines Thier sehr starke Harnleiter erleidet am Arlus eine schwache Construction, jenseits welcher er sich zu einer längsovalen, in der queren Richtung eomprimirten Höhle erweitert. Der Guss dieser Höhle hat auf 6 Linien Länge, nur 2 Linien Tiefe. 1) Fig. 1 vom Menschen, — Fig. 3 vom Hasen. 2, Taf. III, Fig. 10. Rechtes Nierenbecken. Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXT. Ed. 16 122: Joseph Hyrtl. Der Rand des Gusses lässt Spuren muldenförmiger Einbuchtungen erkennen. Die gegen den äusseren Rand der Niere sehende Wand des Gusses, wird in ihrer vorderen Hälfte durch eine Furche vertieft, als Abdruck eines unvollkommen entwickelten longitudinalen Papillarwulstes. Der Rand des Beckens, und seine ganze äussere Fläche, dient den Harncanälchen, welche aus der, nur eine einzige Pyramide bildenden Marksub- stanz hervorkommen, zur Insertion, wesshalb denn auch die Injeetionsmasse leicht nach allen Riehtungen in die strahlenförmig vom Becken ausgehenden Tabul' Bellinian: übergeht. Bei Hystrix eristata wird das Becken relativ kürzer, aber zugleich tiefer, und die Strietur des Harnlei- ters am Hilus, befällt ein 4 Linien langes Segment dieses Canals. Die zahllosen, in den Rand und in die äus- sere Wand des Nierenbeckens einmündenden Harneanälchen, bilden drei Gruppen: eine mittlere (kleine), eine vordere, und eine hintere‘). Diese Gruppen sind jedoch am Längenschnitt der Niere nicht als iso- lirte Pyramiden der Marksubstanz mit zwischenliegender Substantia cortzicalis zu sehen; sie bilden vielmehr, wie es bei allen Nagern der Fall ist, nur eine einzige grosse Pyramide, deren abgestutzte Spitze im Nierenbecken liegt. 2.Beckenmit blattartigen Ausstülpungen. Die Gattungen Zepus und Lagomys vertreten diese Form. Ich habe über sie nichts Besonderes zu sagen, da die für das blätterreiche Nierenbecken der Wiederkäuer gegebene Beschreibung, auch für das Nieren- becken der genannten Nager gilt. Es finden sich bei Zepws timıdus an dem longitudinalen Warzenwulst, 9 kleinere, dorsal und ventral abgehende Nebenwülste, somit ebensoviele blattförmige Ausstülpungen am eorrodirten Guss des Beckens, vier an der Dorsalfläche, drei an der Ventralfläche, je einer am vordern und hintern Ende des Beckens. Die Furchen zwischen den contiguen Blättern sind tief und schmal, nehmen Gefässe auf, und werden durch ein- malige Theilung gegabelt. Die Kerben an den Rändern der Furchen sind nur angedeutet. Das Becken ist im Ganzen sehr geräumig. Der Längsschnitt der Niere zeigt nur eine dünne Schichte von Mark- und Rindensubstanz, 3. Vebergangsform, Diesen Namen mag das Becken von Erethizon dorsatum führen, dessen fast kugelrunder, nur ein wenig von den Seiten her eomprimirter Guss, an seiner äusseren Wand einen longitudinalen Warzeneindruck, und an seinem Rande sieben seichte, offenbar durch Nebenwarzen bedungene Buchten führt, zwischen welchen niedrige, kammförmige Scheidewände emporragen, als unverkennbare Spuren blattförmiger Ausstülpungen des Beckencavums’). Xll. Palmipeda. Die gelappten Nieren der Robben besitzen, wie jene der Walthiere, einen vielfach verästelten Ureter, ohne Becken. Er tritt durch einen, am inneren Rande der Niere gelegenen Hilus, hinter der Arteria und Vera renalis, in den Sinus ren.s ein, erweitert sich daselbst nicht ganz um das Doppelte, und theilt sich in einen auf- und absteigenden Ast, welche keinen Winkel mit einander bilden, sondern beide in der Richtung der Längenaxe der Niere gelegen sind. Der aufsteigende Ast ist kürzer, aber zugleich dicker als der absteigende. Beide senden unter rechten Winkeln, Zweige ab (der obere 6, der untere 5), welche in längeren Distanzen Nebenzweige treiben, und zu- letzt in Endäste übergehen, von welchen die meisten zwei, mehrere aber drei, vier, selbst fünf kurzstielige Näpfehen tragen, in welche die Papzillae renales hineinragen. Die Zahl der Näpfehen wird hiemit eine sehr bedeutende, bis 200 und darüber, und übertrifft nothwen- dig die Zahl der Lappen, in welche die Oberfläche der Niere, besonders die ventrale, zerklüftet erscheint’). 1) Tab. III, Fig. 8. 2, Tab. III, Fig. 9. Linkes Becken. Vordere Ansicht. 3) Cuvier gibt sie auf 120—140 an. (Deutsche Übersetzung seiner Vorlesungen von F. Meckel, 4. Bd. p. 629). Owen spricht von mehr als 400. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 123 Die Näpfehen differiren mehr an Gestalt als Grösse. Die meisten unter ihnen gleichen jenen der Delphine, als halbkugelige Schälchen. Viele haben kegelförmige Form, indem ihr Stiel sich triehterförmig in den Napf umwandelt. Andere bilden förmliche Kugeln, an welchen nur ein kleines Stigma die Einmündungsstelle der Harneanälchen anzeigt. Die Durchmesser des kreisrunden Randes der Näpfehen betragen 1—1:6 Lin. Grössere Näpfehen werden länglich-oval. Sie sind aus der Verschmelzung zweier kleinerer entstanden. Durch Einbuchten der Ränder des Ovals, entstehen bisquitförmige und achterförmige Gestalten, welche allerdings selten vorkommen. Die eoncave Fläche der an einem Endaste des Harnleiters aufsitzenden Näpfchen, steht nach verschie- denen Seiten gerichtet, so dass die betreffenden Pyramiden der Marksubstanz, eine gegen den Ureterast strahlig eonvergirende Richtung haben müssen, woraus es sich ergiebt, dass man an Einem Durchschnitt einer Robbenniere, die Pyramiden theils der Länge, theils der Quere nach, theils schief durchschnitten sieht. Zahl und Gestalt der Näpfehen stimmt selbst in den beiden Nieren desselben Thieres nicht überein. So zeigt Stemmatopus Fabriei rechts 117, links 132 Näpfehen. Bei Phoca vitulina, von welchem Thiere ich 4 eorrodirte Nieren bes??ze, zähle ich an der einen 219°), an einer anderen nur 126. Während an der einen Niere die Ramification des Harnleiters die eylindrische Form beibehält, erscheint sie an einer anderen flach und eomprimirt, mit dreieckigen Erweiterungen an der Abgangsstelle der Zweige. Alles dieses ist sicher un- wesentlich. Beachtung verdient nur der Umstand, dass bei den Nieren der Robben (Phoca und Stemmu- topus), wo das Zerfallen in den Lappen kein durchgreifendes, sondern nur ein durch oberflächliche, seichte oder tiefe Furchen, gleichsam nur begonnenes ist, dennoch ein ramifieirter Ureter ohne eigentlichem Becken vorkommt. In den oberflächlichen Furchen lagern dieke Venenstämme, welche unter einander anastomosiren, und die Niere wie mit einem diekstämmigen Netz umstricken°). Bei Tricehecus Rosmarus sollen sich, nach Owen, 306—400 Lappen vorfinden °). Xlll. Ferae, Insectivora, und Cheiroptera. 1. Ferae. Nur bei zwei Gattungen der Land-Raubthiere treffen wir auf Nieren, mit verästeltem Ureter. Sie sind: Ursus und Lutra. Die Niere des Bären ist eine viellappige. Die Einschnitte zwischen den Lappen reichen bis in den Sinus renis. Die Lappen sind also, wie bei den Walthieren, vollkommen von einander isolirt, und besitzt jeder derselben seine eigene Rinden- und Marksubstanz. Die Zahl der Lappen beträgt bei Ursus arctos 30. Cuvier führt deren 45—56 an‘). Die Lappenzahl unterliegt wahrscheinlich sehr grossen Schwankungen. In der von Ger. Blasius gegebenen Abbildung einer rechten Bärenniere, erscheinen an der ventralen Fläche allein 23 Lappen’). Der Harnleiter der Bärenniere zerfällt, ohne eine beckenähnliche Erweiterung zu bilden, in einen oberen und unteren Ast. Beide lösen sich in drei Zweige auf, welche etwas grösseres Caliber zeigen, als der Ast, aus welchem sie hervortreten. Diese Zweige zerfallen nur einmal noch in 4—6 kleinere, deren Caliber aber stärker ist, als es bei den Robben und Wiederkäuern gesehen wird. Sie tragen nur einen Endnapf von rund- licher oder birnförmiger Gestalt, mit 2 Lin. Durchmesser an der dicken Basis. Am Guss der Endnäpfe, wer- den nur kleine Eindrücke von Nierenwarzen gesehen. Die Fornices sind also sehr weit. Die Zahl der Näpfe beträgt an einer linken Bärenniere 33°). Dass diese Zahl grösser ist als jene der Lappen, erklärt sich wohl 1) Abbildung auf Taf. III, Fig. 7. ®) Beschreibung und Abbildung davon von Burow, in Müller's Archiv, 1838.. 3) Anatomy of Vertebrates, Vol. III, p. 608. #4) Vorlesungen über vergl. Anat. Übersetzt von F. Meckel, 4. Thl. p. 629, 5) Anatome Animalium. Amstel. 1681. Tab. XXXII, Fig. II. 6, Tab. IV, Big. i. 124 Joseph Hyrtl. daraus, dass die Injection und die Zählung der Lappen an zwei verschiedenen Nieren vorgenommen wurde. Übrigens ist es möglich, dass einige Keniculı der Bärenniere, ebenso wie jene der Robben und Delphine, Zwillingsnäpfe enthalten. Bei G. Blasius ist selbst ein solcher abgebildet‘). Am Endstücke des Ureter, und an der Theilungsstelle in seine beiden primären Äste, zeigt die Corro- sion halbmondförmige Furchen, als Abdrücke von Klappenspuren. Auch lässt sich an diesem Endstücke des Ureter eine leise spirale Drehung nicht verkennen. Die Endnäpfe sind so gerichtet, dass zwei Drittel der- selben gegen die ventrale Fläche der Niere sehen, der Rest gegen die dorsale. Von Lutra besitze ich keine Corrosion des Ureter. Der Durchschnitt einer Weingeistniere von Lutra Ariranha zeigt ein gleiches Verhalten des Ureter, wie bei Ursws. Die Zahl der Lappen beträgt bei Zutra vulgaris nur 10, nach Cuvier?). Als Repräsentanten der Feles mögen die Nieren des Tigers und des Löwen dienen. Die Harnleiterinjeetion von Felis Tigr:s lieferte ein wahres Prachtpräparat°®). Es handelt sich, wie bei allen übrigen Landraubthieren, um ein wahres Nierenbecken, mit enorm entwickelten blattförmigen Ausstül- pungen. Ein dicker und breiter, longitudinaler Hauptwulst, nimmt die ganze äussere Wand des Nieren- beckens für sich in Anspruch, und dient, als eine oblonge, riesige Papille, den in der Richtung vom äusseren Nierenrande herankommenden Bellini’schen Röhrchen zur Einmündung. Dorsale und ventrale Nebenwülste, 10 an der Zahl, dehnen sich an den entsprechenden Wänden des Sınus renalis bis zum Hilus hin. Sie sind selbst wieder gelappt, so dass die blattförmigen Ausstülpungen am Gusse des Beckens, welche die Neben- wülste mit ihren zahlreichen Lappen und Läppchen umsäumen, wie die Blätter des Krauskohls (ehoux frise) aussehen. Die Gefässfurchen zwischen den Schenkeln je zweier Nachbarblätter sind sehr tief, aber nur an wenig Stellen zu Canälen zugewölbt. Die Blätter erstrecken sich zugleich nicht blos in der Richtung gegen den Hilus hin, sie streben auch, vielfach eingeschnitten und gezackt, dem äusseren Nierenrande zu, wo die dor- salen Blätter den ventralen bis zur Berührung nahe kommen, und mit ihnen Arcaden bilden, an deren con- vexen Rand sich die zwischen den Blättern befindlichen Gefässfurchen verlängern. Die Arcaden umgreifen die riesige Pyramide der Marksubstanz, und drücken ihr tiefe Furchen ein. Eine oder die andere dieser Furchen reicht selbst bis in den Haupt-Warzenwulst hinein, so dass der von ihm eingenommene Raum am Guss, dureh die genannten Arcaden, wie mit ebensovielen Brücken überspannt erscheint. Ein Blick auf Tab. IV, Fig. 2 macht weiter gehende Ausführlichkeit entbehrlich. Bei Felis leo (neugebornes Thier) fällt zuerst die schöne Spirale des Harnleiters am Hilus auf‘). Sie ist stärker gewunden als jene des Ductuws eysticus. Der longitudinale Haupt-Warzenwulst, treibt nur 9 dicke und lange Nebenwülste hervor, deren blattförmige Umsäumung, Einschnitte und Kerben von geringerer Tiefe als beim Tiger aufweist. Die areadenförmigen Verlängerungen der Blätter gegen den äusseren Nierenrand, sind nur angedeutet; die Gefässfurchen zwischen den Schenkeln nachbarlicher Blätter sehr tief, und durch Connivenz der Ränder, ihrer ganzen Länge nach zu Canälen geschlossen, wodurch es den Anschein gewinnt, als durehbohrten die Blutgefässe das Nierenbecken. In der Hauptsache gleich, nur in Zahl der seeundären Papillarwiülste, in der mehr oder minder krausen Beschaffenheit der blattförmigen Ausstülpungen des Nierenbeckens verschieden, verhalten sich die Nieren von Felis Onca, Felis Yuaguarondı, Felis Eyra, Felis catus und Oynarlurus guttatus?). Die übrigen Geschlechter der Ferae (Canis, Hyaena, Mustela, Viverra, Ichneumon, Nasua, Meles, Pa- radoxurus und Medaus), haben dieselbe blätterreiche Form des Nierenbeckens, wie die Katzen, einige der- selben in sehr reich entwickeltem Maasse, wie Hyaena erocuta und (anzs lupus, andere ärmer, wie Nasua 1) Lib. eit. Tab. XXXII, Fig. IV. 2) Buffon zählt 15, — Haller 10, 12 u. 15. (Elem. physiol. Tom. VII, pag. 250.) 3) Tab. IV, Fig. 2. Rechtes Becken. 4) Abgebildet auf Tab. IV, Fig. 4. Rechte Niere. 5) Unze und Jaguar haben 10, der Cuguar nur sieben blattförmige Ausstülpungen ihres Beckens, Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 125 soetalis, und Meles taxus. Bei dem letztgenannten zähle ich, so wie bei Paradoxurus Musanga, nur 6 blatt- förmige Ausstülpungen, und senkt sich der longitudinale Warzenwulst nicht in die Mitte der äusseren Becken- wand ein, sondern rückt der dorsalen Fläche des Beckens näher, wodurch der vordere Fornix (Umschlags- stelle des Beckens zur Warze) weiter und geräumiger, der hintere schmäler und enger wird. Die blattförmigen Ausstülpungen erscheinen bei Meles, Midaus'), und Nasua*) kurz und wenig gebogen, was auf geringe Ent- wieklung der Nebenwülste schliessen lässt. Bei Hyaena eroeuta°) dagegen stossen wir auf ein ebenso blätter- reiches Beeken, wie bei den grossen Katzen. Die Blätter besitzen dieselben aufsteigenden Verlängerungen gegen den äusseren Rand der Niere hin. Es begegnen sich jedoch nur eine dorsale und eine ventrale auf- steigende Verlängerung bis zur Berührung. Die Gefässfurchen zwischen den Blättern sind breit, seicht, mit Seitenfurchen in Verbindung, welche durch Faltung des betreffenden Seitenblattes einer Furche gegeben werden. Der Ureter der Hyäne, ist unter allen Raubthieren von gleicher Grösse, der engste. Er zeigt in sei- nem zolllangen Endstücke vor dem Pelwis, nicht eine ganze Linie Querdurchmesser. Die Nieren der katzenartigen Raubthiere sind allesammt noch dadurch ausgezeichnet, dass sie ein dop- peltes Venensystem besitzen, ein hochliegendes und tiefes. Das tiefe verhält sich wie jenes aller übri- gen Säugethiernieren. Das hochliegende umgreift mit 4—5 verästelten Hauptstämmen, die dorsale und ventrale Fläche der Niere. Am eonvexen Rande der Niere stehen die oberflächlichen Venen beider Flächen in gegen- seitiger Verbindung. Die oberflächlichen Venen sind jedoch keine wahren Venen, mit kreisrunden Quer- schnitt. Sie sind dreieckige, sehr eomprimirte Sinus in der Capsula fibrosa renis. Der scharfe Rand ihres dreieckigen Querschnittes dringt in die Corticalsubstanz, bei den grössten Gattungen, selbst bis zu 2 Lin. Tiefe ein, während die Basis des Durchschnittes an der Oberfläche siehtbar bleibt, und eine Breite zeigt, die sich zur Höhe des Dreiecks wie 1:2 oder 3 verhält. In den eingesenkten scharfen Rand dieser drei- eckigen Sinuse münden, in linearer Reihenfolge, wie die Zähne eines Kammes, aus der Cortiealsubstanz aufsteigende, zahlreiche, dicht an einander stehende kleine Venenzweigchen ein, welche mit den Zweigen der tiefen Nierenvenen nicht in weiter, sondern nur durch Capillarien vermittelter Verbindung stehen. Gröbere Injeetionen, welche das Capillargefässgebiet ungefüllt lassen, gehen deshalb nie von den isolirt in- jieirten oberflächlichen Venen in die tiefen über, und umgekehrt. Diese oberflächlichen Nierenvenen sind übrigens kein ausschliessliches Eigenthum der Felinen. Sie finden sich ebenso bei Viverra und Ichneumon, und, obwohl an Zahl redueirt, auch bei Hyaena, Proteles, Ryzaena, und Crossarchus. Auch bei einigen Gattungen earnivorer Marsupialien kommen Biel vor, ZB: Dasyurus. 2. Insectivora. Von den Insektenfressern besitze ich nur die Corrosionen der Nieren von Brinaceus und Myogale. Die Güsse ihrer Becken sind weite und kurze Triehter, mit ovalem Querschnitt. Die Basis der Trichter zeigt einen sehr tiefen eonischen Eindruck, mit welehem mehrere kleinere, dem Rande des Trichters angehörende zusammenfliessen. Dass sie Abdrücke einer kegelförmigen Hauptpapille und mehrerer Nebenpapillen sind, versteht sich von selbst. Niedrige, blattähnlich aufgeworfene Säume, mit gekräuselten Rändern, umgeben in Bogenlinien den nieht mit der Hauptpapille eonfluirenden Rand der Nebenpapillen. Sie sind sehr zierlich in Fältehen gelegt, mit alternirenden Buchten. Die Zahl derselben beträgt bei Erinaceus eufopaeus T, bei Myogale moschata 9. 3. Chiroptera. Ebenso präsentiren sich die Güsse der Becken der Chiropteren. Die einfache eonische Hauptwarze ist sehr lang, ragt tief, bis zum Ureteranfang, in das Becken hinein. Die Nebenwarzen sind klein, und der Rand des trichterförmigen Beckens deshalb nur flach ausgebuchtet. 1) Tab. IV, Fig. 5. Rechtes Becken. 2) Tab. IV, Fig. 6. Linkes Becken. -3) Tab. IV, Fig. 3. Linkes Becken. Hintere Ansicht. 126 Joseph Hyrtl. Durchschnitte nicht injieirter Nieren, belehren hinlänglich über Länge und Gestalt der Hauptwarze. Corro- sionen zeigen die Buchten für die Aufnahme der accessorischen Papillen nur wenig entwickelt, ja selbst nur angedeutet, wie an der corrodirten Niere von Pieropus Keraudend, welche auf Tab. IV, Fig. 7. abgebildet ist. Es wäre möglich, dass das Präparat nicht zu den vollständig gelungenen gehört, denn der Guss des Ureter von Pteropus Edwardsiü, zeigt 8 dünne aber breite, und schön gekräuselte Blätter. XIV. Quadrumana. Ich habe nur über wenig Nierenpräparate aus dieser Ordnung zu verfügen. Doch bringen sie den Über- gang vom Einfachen zum Zusammengesetzten gut vor Augen. Allen Vierhändern kommt eine trichterförmige Pelvis zu. Der Guss des Beckens zeigt an seiner Aussen- wand einen tiefen oder seichten longitudinalen Eindruck, von einer längsovalen Hauptpupille herrührend. Fünf oder sechs seitliche Höcker (Nebenpapillen) an dieser grossen Papille, lassen am Gusse entsprechende Eindrücke zurück. Blattartige Verlängerungen des Gusses umsäumen diese Eindrücke. Sie zeigen sich ent- weder als sehr dünne und feine Lamellen, oder als Wülste; entsprechen also schmalen oder geräumigeren Interstitien zwischen Warze und Beckenwand (Fornzces). Lang und dünn sehe ich die Lamellen bei Lemur rufus, Lemur albifrons') und Stenops gracilis; diek und kurz bei Cynocephalus Anubis”) und Hamadryas. Nur angedeutet zeigt sie Macacus ceynomolgus und Irnus nemestrinus®), von welchen der erstere ein langes und schmales, der zweite ein kurzes und an der Basis breites Becken besitzt. Da die Nebenpapillen einander nicht an Grösse gleichen, die eine oder die andere überdiess selbst wieder eine gelappte Form besitzt, werden durch die von ihnen hinterlassenen Eindrücke, und die zwischen diesen sitzenden zackigen Verlängerungen am Gusse, sehr unregelmässige Gestalten vor- kommen, wie sie auf Tab. IV, Fig. 12. dargestellt sind. Eigentliche Calices kommen bei keiner der genannten Gattungen vor. Von den Nieren der Simzae anthropomorphae besitze ich leider kein Exemplar. Der Übergang zur men- schenähnlichen Form ihres Nierenbeckens lässt sich indess vermuthen. Den ersten Anfang dazu zeigt mir die Niere des Coaita *). Der Ureter bildet nur eine sehr unbedeutende Enderweiterung im Hilus, welche sich in einen vorderen kleineren, und in einen hinteren grösseren Ast theilt. Diese Äste sind doch gewiss wahre Caliees. Sie erweitern sich an ihren Enden; der vordere weniger, der hintere mehr. In diese Erweiterungen (Fornices calicum) ragen flache, unregelmässig gestaltete Warzen hinein, von welchen die im hinteren Calyx enthaltene, länglich-oval erscheint, mit Furchen an der Oberfläche, der Ausdruck confluirender kleiner Pa- pillen. Die Güsse des rechten und linken Nierenbeckens von Ateles Paniscus sind einander nur ähnlich, nieht gleich, welche Incongruenz in den Menschennieren in so auffälliger Weise wiederkehrt. XV. Mensch. Es liegen 64 Güsse menschlicher Nierenbeeken vor mir, aus allen Altersstufen. Keiner gleicht dem anderen. Selbst die Güsse rechter und linker Becken desselben Individuums, sind verschieden. Sie lassen sich aber, trotz ihrer Verschiedenheit, in drei Gruppen ordnen. Um diese zu charakterisiren,. soll an den Güssen 1. ein eigentliches Becken, 2. Calices majores und minores, und 3. die erweiterte Umschlagsstelle der Calices auf den Rand der Papillen, als Fornix calvers unterschieden werden. Die Gruppen sind: 1) Tab. IV, Fig. 11. 2) Tab. IV, Fig. 10. 3) Tab. IV, Fig. 9. 4) Tab. IV, Fig. 8. eG u | Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 1 1. Diehotomisch getheilter Ureter ohne Becken. Der Harnleiter zerfällt schon ausserhalb des Hlws in einen vorderen und hinteren Ast‘). Die Theilungs- stelle ist nicht erweitert, also kein Becken vorhanden. Die beiden Äste sind stärker im Caliber als der un- getheilte Stamm des Harnleiters. Beide sind, der schon ausserhalb der Niere stattfindenden Spaltung des Ureter wegen, auffallend lang, — der vordere länger als der hintere (1°/, :1'/, Zoll). Die Niere, welcher dieses Präparat entstammt, hatte an ihrem äusseren Rand und an ihrer ventralen Fläche, eine ziemlich tiefe Furche, als erste Andeutung einer Abschnürung in zwei kleinere Nieren, welche ich nur einmal in meinem Leben gesehen’). Die beiden Äste eines diehotomisch getheilten Harnleiters sind an Caliber einander gleich oder ungleich. Unter vier Präparaten sind an zweien die beiden Äste gleich stark, an zweien der hintere stärker als der vordere. Zahl und Form der auf den beiden Ästen aufsitzenden Kelche (Calıces s. Infundibula Halleri) variirt sehr bedeutend. Die Spaltung des Ureter in zwei Zweige, kann noch weiter von der Niere wegrücken, ja der Blase näher stehen als der Niere, selbst in die Wand der Blase zu liegen kommen, wodurch der doppelte Ureter gegeben wird. Findet aber die Spaltung im Hilus oder am Hilus statt, so sind die beiden Äste als Calices majores anzusehen. Sie nehmen (alices minores auf, von welehen wieder zwei Unterarten zu unterscheiden sind, nämlich Calices minores primi et secundi ordinis. Calices minores tertil ordinis gibt es in der Rege nur sehr selten. Einige Calices minores primi ordinis sind enger als die Calices secundk ordinis, welche es bis auf den doppelten Durchmesser der ersten Ordnung bringen können. Der vordere Ast des Ureter (Caly& major ante- or) trägt an einem Präparate nur zwei (alces minores, beide sehr kurz. Der hintere Ast nimmt drei kleinere Kelche auf. Diese fünf Oalvces minores erweitern sich, bevor sie sich an die Nierenwarzen anschliessen, zu geräumigen Fornices, welche, da die betreffenden Papzllae zwei- oder dreilappig sind (indem sie Zwillings- oder Drillingspyramiden angehören), keinen kreisrunden, sondern einen unregelmässig ausgebuchteten Contour besitzen. Schon Haller kannte diese zusammengesetzten Papillen, und nannte sie Papzllae conjungatae°). An einem zweiten Präparate zerfällt der vordere Ast des Ureter (Calyx major) in zwei Calıces minores primi ordinis, jeder derselben in zwei Calices secund: ordin:s, von welchen einer in zwei ziemlich lange Calices tertii ordinis divergirt. Der hintere Ureterast nimmt drei (alices minores primi ordins auf, von wel- chen zwei sich in doppelte Calzces secundi ordınis spalten, einer aber ungespalten bleibt. Nebstdem sitzt an der Theilungsstelle noch ein sehr kurzer ungespaltener Calyx minor auf, so dass die Gesammtzahl der Endäste des Ureter 111 beträgt. Diese Form des harnabführenden Apparates der Niere, könnte somit dem baumförmig verzweigten Ureter bei gelappten Säugethiernieren verglichen werden. Da regt sich denn auch der Gedanke, ob diese Form des verzweigten Ureter, ohne Becken, nieht den deutlich gelappten, oder wenigstens gefurchten Menschennieren zukomme, und ob nicht an Embryonen und an neugebornen Kindern, deren Nieren immer gelappt sind, der verästelte Ureter das primäre Vorkom- men bilde, und dass bei dem in der Folge stattfindenden Verstreichen der Lappen, durch Volumszunahme der ersten Theilungsstelle des Ureter, auf seeundäre Weise die Entstehung eines wahren Beckens veranlasst werde. Die Injection der Nieren neugeborner Kinder liefert aber keinen Beleg für diese Meinung, denn 12lappige Nieren dieses Alters, sind schon mit einem wahren Nierenbecken versehen, wie auf Tab. VI. Fig. 3. zu sehen. 2. Wahres Nierenbecken mit grossen und kleinen Kelchen. Das wahre Nierenbecken ist leicht aus der Volumszunahme der Theilungsstelle des Ureter in einen vorderen und hinteren Ast abzuleiten. Nach dem Grade dieser Volumszunahme wird es, bis grösster Weite ı) Tab. VII, Fig. 2. 2) Die abgeschnürte hintere Hälfte lag auf der Zinea arcuata interna des Beckens. Ich habe sie als Ren tertius beschrieben. 3) Elem. physiol. Tom. VII, p 254, 8. 9. 128 Joseph Hyrtl. des Nierenbeckens, verschiedene Durchgangsstufen geben, von welcher die ersten noch als Mangel eines wahren Beekens angesehen werden könnten. Denkt man sich nun das Nierenbecken auf die angegebene Weise entstanden, so begreift es sich, warum ein solches Becken nur zwei Cabhees majores besitzt, einen vorderen und hinteren. Der vordere Calyx major, welcher dem hinteren immer an Durchmesser nachsteht, nimmt in der Regel drei sehr kurze kleinere Kelche auf, mit weiten Forn:ces. Jeder kleinere Kelch gehört nur zu Einer Nieren- warze. Wenn aber diese drei Nierenwarzen zu einer einzigen, grossen und dreilappigen Warze zusammen- schmelzen‘), oder nur zwei derselben confluent werden, so müssen im ersten Falle die Calzces minores gänz- lich fehlen, im zweiten Falle auf zwei redueirt werden, was oft genug vorkommt. Der Calyx major, welcher eine dreilappige Warze aufnimmt, und der Calyx minor, welchem die dreilappige Warze angehört, zeigen immer sehr weite Fornzces. Der hintere Calyx major des wahren Nierenbeckens verhält sich, bezüglich der Calices minores, wie der vordere. Nur ist die Zahl der von ihm aufzunehmenden kleineren Kelche um 1—2 grösser als am vor- deren Calyx, was mit seiner grösseren Weite zusammenhängt. Über die äusserst veränderlichen Formen der grossen und kleinen Nierenkelche belehrt ein Blick auf die sechste und siebente Tafel. Die von den kleineren Kelehen umgebenen Papillen sind entweder halbkugelig, oder achterförmig (Zwil- lingswarzen für confluirende Pyramiden der Marksubstanz), oder kleeblattförmig (Drillingswarzen), mit ent- sprechenden Ausbuchtungen des Fornix. Sehr zierliche, dureh kleine Schleimhautfalten von einander ge- trennte Buchten eines grossen und weiten Fornix zeigt Fig. 6, lit. a, auf Tab. VI. Nicht immer sitzen die Papillen im Centrum des Fornix. Sie rücken, bei sehr weiten Fornices, vom Centrum gegen die Peripherie desselben, verschmelzen wohl auch mit dieser, wodurch der kreisrunde Fornix in einen Cförmigen sich verwandelt. 3. Halbes Nierenbecken. Es kommt vor, dass nur der hintere Ast eines dichotomisch gespaltenen Ureter sich zu einem wahren aber nieht sehr geräumigen Becken erweitert, der vordere aber es nicht über die Amplitude eines (alyx major bringt’). In diesem Falle ist das hintere Nierenende breiter und dicker als das vordere, und das Becken gehört ihm allein an. Ein solches Becken hat höchstens zwei (alrces majores, dagegen bis 5 einwarzige und sehr kurze (alices minores. Ist ein wahres Nierenbeeken vorhanden, so zeigt sich die ventrale Fläche desselben immer stärker con- vex als die dorsale. Dieses, und die Richtung des Ureter zum Becken, geben einen sicheren Anhaltspunkt, rechte und linke Nierenbecken auf den ersten Blick zu unterscheiden. Beide Flächen des Nierenbeckens zeigen an den Güssen flache, schief von innen und oben nach aussen und unten strebende Furchen, als Abdrücke der primären Zweige des dorsalen und ventralen Spaltungsastes der Arteria renalıs. XVI. Fornices ohne Kelche. Kelche ohne Fornices. 1. Fornüces ohne Kelche. Zwischen dem vorderen und hinteren (alyx major eines wahren Nierenbeckens, sitzen auf dem letzteren ein oder zwei so kurze, einfache (d. i. nur Eine Papille enthaltende) Kelche auf, dass ihr weiter, dicker, napf- förmiger Fornix, nur durch eine tiefe und scharfe Strietur vom Becken abgegrenzt wird, der (alyx minor also gänzlch fehlt °). Mehr als drei solche Fornices ohne Kelehe kommen nicht vor. 1) Tab. VI, Fig. 2. A. a. 2) Tab. VI, Fig. 5, lit. a. 3) Tab. VI, Fig. 2. A. lit. . und Tab. VII, Fig. 7, lit. a, a. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 129 Selten geschieht es, dass der eine dieser Fornzces, seinen Isthmus, durch welchen er in das Becken mündet, zu einen langen Schlauch (Calyx major) auszieht, welcher eine einfache oder doppelte Warze enthält. Das Becken sieht, wenn dieser eingeschobene Calyx weit ist, dreiästig aus '). Nur drei solche Beispiele liegen mir vor, während Fornices ohne Kelche, sonst an keinem wahren Nie- renbecken fehlen. Dieser ausnahmsweise langgedehnte Calyx, kann auch vom Nierenbecken auf den hinteren Calyx major, niemals auf den vorderen hinüberwandern, und sich sogleich diehotomisch theilen, wodurch er selbst zu einem Calyx major wird. Dann finden sich also zwei hintere Oalices majores vor, welche durch ihr Zerfallen die Zahl der Calices minores auf 6—7 erhöhen werden. 2. Kelehe ohne Forneces. Calices minores, deren Papille sich so verflachte, dass sie aufhört einen Vorsprung in den Kelch hinein zu bilden, können auch keine Umschlagsstelle ihrer Wand auf die fehlende Papille, also keinen Fornix haben. Dieses Fehlen der Forniees finde ich nur an den Nieren von sehr alten Individuen. Die senile Atrophie der Niere geht mit Schwund der Papillen, bis zum völligen Verstreichen derselben einher?). Dadurch wird der früher vorhandene Fornix leer. Seine Bucht wird durch den Zug, welchen der Marcor der Nierensub- stanz auf die Kelche ausübt, ausgeglichen, d. h. zur Verlängerung des Calyx verwendet, wie denn alle Greisennieren längere Calices minores aufweisen, als sie in den Nieren von Menschen aus mittleren Lebens- zeiten zu sehen sind. So verlängerte Kelche ohne Fornzces, verlieren zugleich an Durchmesser um mehr als ein Drittel. Die einer verstrichenen Papille angehörige Pyramide verliert ihren tubulösen Bau, wird zu einer homo- genen speckigen Masse, und da zugleich die dieser Pyramide zukommende Rindensubstanz atrophirt, ergibt sich die grubige Oberfläche der Nieren hochbejahrter Menschen. Dieselbe Beschaffenheit der Nierenoberfläche wird auch durch krankhafte Processe bedungen, von welchen Andere zu reden haben. Weibliehe und männliche Nierenbecken. Die Vergleiehung von 26 männlichen mit 16 weiblichen Nierenbeckengibt kein bestimmtes Resultat über die Unterschiede beider. Die früher erwähnten Modifieationen in der Form des Beckens und der Kelche ver- theilen sich auf beide Geschlechter gleich. Wohl aber sind es nur weibliche Pelves renales meiner Sammlung, zwei an Zahl, welehe durch ihre Capaeität imponiren. Die Vergrösserung des Beckens ergreift auch die Calvces und Fornices, so dass die Schätzung nach dem Augenmaass, diesen beiden weiblichen Beeken sammt Kelchen ein Drittel mehr Rauminhalt zuerkennt, als dem grössten männlichen Becken °). Da nun die Frauenleichen, aus welchen diese Nieren genommen wurden, Wöchnerinnen angehörten, liesse sich ein mechanischer Grund für die so erhebliche Volumszunahme der harnabführenden Wege leicht auf- finden. Dass der Harnleiter gleichfalls an der Erweiterung Antheil genommen, tritt an beiden Präparaten deutlich vor Augen. Es wäre auch möglich, dass die den Frauen zur Gewogenheit gewordene Nothwendigkeit, den Harn oft lange zurückhalten zu müssen, auf die Erweiterung des Nierenbeckens Einfluss nimmt, wenn die Muskelhaut des Beckens, durch oft eintretende, und lange dauernde Ausdehnung, an lebendiger Contrac- tilität verliert. Die übrigen 14 weiblichen Nierenbecken sind sicher nicht kleiner, aber auch nicht merklich grösser, als männliche. XVIl. Zahl der Kelche und Warzen. Die kleinste Anzahl von Kelchen (Calices minores) und Warzen findet sich an der linken Niere eines zwei- jährigen Kindes. Sie beträgt nur 4. Die grösste dagegen stellt sich an der rechten Niere eines Mannes ein, 1, Tab. VII, Fig. 5, lit. a. und Tab. VI, Fig. 6, lit. 2. 2) Tab. VI, Fig. A, lit. a, a, a 3) Ausgezeichnet schöner Fall eines absolut weiten weiblichen Nierenbecken, auf Tab. VII, Fig. 4. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 17 130 Joseph Hyrt!. und beträgt 13. Beide Extreme kehren in meiner Sammlung nicht wieder. Dagegen ist die Zahl 7 durch 16, und die Zahl 8 durch 29 Präparate vertreten. 9 Kelche zähle ich 3mal, 11 Kelche 2mal, 10 und 12 Kelche einmal. In absteigender Linie finde ich 6 Kelche 6mal, und 5 Kelche 4mal. Eine neu hinzugekommene, besonders auffallende Vermehrung der Zahl der Calces wurde auf Tab. VII, Fig. 1 abgebildet. Der Fall betrifft eine Niere mit doppeltem Ureter. Der vordere hängt mit 3 (alces majores zusammen, welche mit 6 Fornices ebensoviele Warzen umfassen. Der hin- tere Ureter geht aus einem Becken hervor, in welches sich ebenfalls 3 Calices majores einsenken, deren jeder aber sich in vier minores theilt. Die Zahl der Warzen betrug somit für beide Harnleiter zusam- men 18. Alle diese unwesentlichen Verschiedenheiten ergeben sich als Folgen einer, in mehr weniger Vollständig- keit auftretender Verschmelzung der Malpighischen Pyramiden der Marksubstanz. Diese Pyramiden nämlich verbleiben als mehr weniger selbstständige Gruppen der Medullarsubstanz, oder verschmelzen mit ihren, einander zugekehrten Flächen zu Zwillings- und Drillingspyramiden. An der Form der Warzen lässt sich erkennen, ob sie einfachen oder verschmolzenen Pyramiden angehören. Sie sind im letzteren Falle zwei- oder dreilappig. - Nachbarliche Malpighische Pyramiden verschmelzen aber niemals in der ganzen Ausdehnung ihrer ob- versen Flächen. Die Basen der Pyramiden bleiben durch einen einspringenden Winkel getrennt, welcher durch einen eingeschobenen Keil von Rindensubstanz eingenommen wird. Vermehrung der Kelche über 7 verdankt ihr Vorkommen nicht der Vervielfältigung der ursprünglichen beiden Calices majores, sondern dem Auftreten der früher erwähnten Fornzces ohne Kelche, welche auf der Aussenwand des Nierenbeckens sich einzustellen pflegen, durch Verlängerung ihrer eingeschnürften Basis zu wahren Calees werden, und je nachdem sie ungetheilt bleiben, oder sich dichotomisch theilen, als Oalices majores oder mınores mitzuzählen sind. Da nun diese Einschüblinge gerne auf den hinteren (aly& major hinüberwandern, wird bei grosser Anzahl von Calices minores, die grössere Menge derselben dem hinteren, nicht dem vorderen Calyx major angehören. XVII. Unsymmetrie des rechten und linken Nierenbeckens. Ähnlichkeit der beiden Nierenbecken eines und desselben Individuums kommt selten vor, Gleichheit niemals. Die Ungleichheit geht so weit, dass das linke Becken fehlt, und durch einen dichotomisch gespaltenen Harnleiter vertreten wird, während das rechte durch Grösse und Zahl seiner Kelche auffällt. Schon beim Neugebornen ist diese Ungleichheit beider Nierenbecken auffällig. Die beiden Nieren eines ungefähr vierzehn Tage alten Kindes, an welchen sieben dorsale und fünf ventrale, sehr scharf abgegrenzte Lappenfelder an der Oberfläche beiderseits gezählt wurden, zeigten dieselbe auffallende Verschiedenheit ihrer Beeken. Das rechte hatte 8, das linke (längere) 12 Caliees '). Von Erwachsenen habe ich nur 10 paarige Becken von 5 Individuen. Darunter sind zwei einander ähnlich; — die übrigen 4 Paare sehr unähnlich ?), — also Congruenz gar nieht vorhanden. Es könnte dieses bei 100 paarigen Präparaten allerdings ganz anders lauten. Wenn man aber über solche Zahlen nicht verfügt, begnügt man sich mit kleineren, und kann es wohl in aller Ruhe thun, da die ganze Sache physiologisch denn doch höchst unwichtig ist. Was die Zahl der Calsces minores anbelangt, so fällt die grösere Anzahl derselben 3mal auf die rechte, 2mal auf die linke Niere. Rechts und links verhalten sich hiebei in folgenden Zahlen °). 1) Abgebildet auf Tab. VI, Fig. 3. 2) Z.B. Tab. VII, Fig. 6 u. 7; Tab. VI, Fig. 2. ®) Das auf Tab. VII, Fig. 1 abgebildete doppelte weibliche Nierenbecken mit doppeltem Harnleiter, zeigt an beiden Becken zusammen 17 Calces, mit tiefen Warzeneindrücken. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 151 Männlich Weiblich Rechts Links Rechts Links wer 6 [e) 6 8 5 9 11 11 13 Die Verschiedenheiten des rechten und linken Beckens betreffen aber nicht blos die Form, sondern auch den Inhalt (Capaeität). Diese Differenzen sind minder auffallend als jene derForm. Das durch eine Centimeter- scala angezeigte Steigen des Wassers beim Eintauchen der beiden Becken in eine graduirte Röhre, zeigt im Maximum nur eine Volumszunahme von 2'/, Ctm. XIX. Ein Diverticulum pelvis. Divertieula am Nierenbecken sind bis jetzt nicht bekannt. Meine Sammlung besitzt zwei Fälle dieser Art. In beiden sitzt das Diverticulum am hinteren Rande der vorderen (ventralen) Wand des Beckens auf. Erst dureh die Injeetion und Corrosion des Ureter wurde es sichtbar, denn es lag unter der ventralen Rinden- substanz versteckt. In dem einen Falle (welcher sich gegenwärtig in Leyden befindet) hat es die Grösse einer Weinbeere, in dem zweiten, weleher noch in meinem Besitze ist, jene einer Kirsche ')- Der Guss des letzteren war hohl. Es musste also vor dem Gusse schon etwas Festes im Divertikel enthalten gewesen sein, welches von der Injeetionsmasse wie von einer Kapsel umschlossen, und durch die Corrosion zerstört und aufgelöst wurde. Die Kapsel von Injectionsmasse liess aber ein kleines Stück der hinteren Oberfläche des festen Inhalts un- bedeckt. Deshalb konnte die Säure auf diesen Inhalt einwirken, und ihn zerstören. Der feste Inhalt des Divertikels kann nun wohl nichts anderes als ein Harnstein gewesen sein. Die Schale des Gusses war ziemlich dünn, aber gleichförmig abgerundet. Ihr Ton beim leisen Klopfen verrieth ihr Hohlsein. Sie wurde mit einem glühenden Stift angebohrt, und der Rand der Öffnung so weit mit einem heissen Messerchen abgetragen, dass die innere höckerige Fläche der Capsel gesehen werden konnte. Der Stein musste also höckerig oder zackig gewesen sein. Die Action der eoncentrirten Säure hat keine Spur von ihm zurückgelassen. Da die Arterien gleichzeitig injieirt waren, zeigte sich der Hals des Divertikels von zwei bogenförmig gekrümmten Ästen des Ramus ventralis der Nierenarterie so umkreist ’), dass es den Anschein hatte, als bilden diese Äste einen arteriellen Ring, welcher, obwohl die Äste der Nierenarterien niemals mit einander im Bogen anastomosiren, also auch keinen Ring um den Hals des Divertikels schliessen können, doch den- selben so umfasste, dass er auf seine Form verengernden Einfluss gewinnen musste, und der ein- gesackte Stein somit aus seiner Höhle nicht mehr heraus konnte. Dass die Zweige der Nierenarterien, bis in das Capillargefässsystem hinein, niemals irgend eine anasto- motische Verbindung schliessen, beweisen alle Corrosionspräparate. Es gilt dieses nicht blos von den Ver- zweigungen der Nierenarterien, sondern von allen parenchymatösen Verästelungen der Schlagadern über- haupt, wie in der Lunge, Leber, Milz, Mamma und allen Drüsen, — nur vom Uterus nicht. Die älteren An- gaben über solche vermeintliche Anastomosen (von Eustachius°), Duverney‘), Vieussens‘), Schel- hammer‘) sind ohne allen Werth, und wenn auch Haller’) soleher Anastomosen erwähnt, hat er es nur 1) Tab. V, Fig. 2. lit. a. 2) ibid. Hit. 2, 6. 3) Tab. V, pag. 69. 4) Anat. Tom. II, pag. 262. 5) Syst. vas., pag. 161. 6%) Physiol., pag. 226. ’) Elem. physiol. Tom. VII, pag. 272. 173 132, Joseph Hyrtl. auf die Aussage dieser Männer hin, welche zu seiner Zeit noch als Autoritäten galten, gethan: „ramz arteriae renalıs, sursum deorsumque divarıcatı, nonnunguam etiam wieimis surculis inosculati“. Der zweite Fall eines Divertikels am Nierenbecken, hatte unverkennbar einen pathologischen Ursprung. Die Niere zeigte an der ventralen Fläche ihres hinteren Endes, eine narbig eingezogene Grube, mit unregel- mässig gezackten, strahligen Rand, als Hinterlassenschaft eines lange vorher bestandenen Abscesses. Der Abscess hatte das dem hintersten Calyxz zugehörige Nierenparenchym, Rinden- und Marksubstanz, zerstört. Der Caly« trat aus seiner Verwendung, jedoch ohne zu schrumpfen und einzugehen. Er erhielt vom Nieren- becken her seinen Harn, rundete sich ab, erweiterte sich selbst bis zur Grösse einer Weinbeere, und wurde zum Divertikel ohne Stein. XX. Doppeltes Nierenbecken. Doppelte Harnleiter bedingen nicht nothwendig ein doppeltes Nierenbeeken. Sie können sich, wie die betreffendeu Präparate bezeugen, ohne stattfindende Erweiterung gleich in Calices majores auflösen. An Einem Präparate jedoch bildet jeder der beiden, bis zur Blase hinab getrennt bleibenden Ureteren, ein eigenes Becken, — der vordere ein kleines, der hintere ein sehr stattliches '). Das hintere grössere Becken (lit. 5) hängt mit vier langen, (alices majores zusammen. Die beiden mitt- leren decken einander, und trägt jeder derselben 2 kleine kurze Kelche. Der vordere von den vieren hängt mit drei kurzen aber weiten Oalices minores, der hintere ebenfalls mit drei solehen Kelchen zusammen, von: welchen der eine, eine dreilappige Warze enthält. Die Zahl der Calices minores für das hintere Becken beträgt also 10. Das vordere kleinere Becken steht mit einem sehr kurzen und engen Calyx minor und mit drei grossen und weiten in Verbindung, von welchen der vorderste wieder eine dreilappige Warze birgt. Die Gesammtzahl der kleinen Kelehe ist somit 14. Die Fornices der meisten Kelche sind tief gebuchtet, und durch Schleimhauttalten eingekerbt. Die linke weibliche Niere, von welcher die Zeichnung auf Tab. VII, Fig. 1, herrührt, war von auffallender Grösse. Die Figur stellt die dorsale Ansicht der beiden Becken und ihrer Kelche dar, weil bei ventraler Ansicht, der vor- dere von den zwei sich deckenden Oalıees majores des hinteren Beckens, seiner Dicke wegen, den hinteren hätte nieht zur Ansicht kommen lassen. XXl. Becken der Hufeisennieren. Über die in unserm Museum befindlichen Hufeisennieren, hat bereits Herr Proseetor, Dr. Friedlowsky, sehr ausführlich berichtet’). Bei allen ist das Nierenbeeken doppelt °), aber im höchsten Grade unsymmetrisch. Die Grösse des Beckens übertrifft jene bei getrennten Nieren um das Doppelte, ja selbst um das Dreifache. Da der ganz an die ventrale Fläche der beiden Hörner einer Hufeisenniere verrückte Hrlus, sehr lang, breit, und tief ist, liegt auch die ganze ventrale Wand des Nierenbeckens und seiner Calces majores frei zu Tage. Die Grösse solcher Becken fällt nieht sowohl an dem eigentlichen Pelrxs, als an den Calices majores “auf, welehe an einem Präparate rundliche, selbst ganz kugelrunde Blasen von der Grösse einer grössten Kirsche bilden, und statt wahrer (alices minores, nur deren Fornzces tragen. Bei der wahren Hufeisenniere sind die langen Axen der beiden Beeken nach hinten eonvergent; bei der falschen Hufeisenniere, wo nicht die hinteren Enden der beiden Nieren, sondern ihre inneren Ränder in 1), Tab. VII, Pig: 1. 2) Über Hufeisenniere, mit besonderer Rücksicht auf das Zustandekommen der Nierenverwachsung, in den Sitzungsberich- ten der kais. Acad. LX. Bd. 1869. 3) Rokitansky erwähnt einer, aus völliger Verwachsung der beiden Nieren hervorgegangeneu Hufeisenniere mit ein- fachem Becken (Pathol. Anat. 3. Bd., pag. 320). Hieher gehören sicher auch die von Kerkring (Obs. anat. 49), und Fabrieius (Programma, 1759) erwähnten einfachen Nieren von Embryonen. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. 133 grösserer oder geringerer Ausdehnung vor der Aorta verschmolzen erscheinen, sind auch die langen Axen beider Nierenbeeken mit einander parallel. In diesem letzteren Falle entfernt sieh die Gestalt des Beckens und seiner Kelehe nicht so auffallend vom gewöhnlichen Befunde, während bei der wahren Hufeisenniere diese Gestalt so abweichend wird, dass es der kleinen Mühe werth ist, sie im Bilde auf Tab. VI, Fig. 1. einmal anzusehen. Das Nähere hierüber, was primäre und secundäre Kelchzahl anbelangt, enthält die Erklä- rung der Tafeln. Merkwürdig ist die am linken Becken sichtbare Verbindung seiner vorderen kleineren, und hinteren grösseren Hälfte durch einen spiral gedrehten, °/, Zoll langen Isthmus, welcher so eng ist, dass er an Dicke selbst dem Kaliber des Harnleiters nachsteht. Ähnliche Verlängerung, mit und ohne Abschnürung in zwei Theile, erleidet das Becken der einfachen Niere, wenn sie primitiv (d. h. nicht als sogenannte wandernde Niere) in der Darmbeingegend, vor der Symphysis sacro-itiaca, oder ganz im kleinen Becken, als Ken vhiacus und hypogastrieus gelagert erscheint, mit weleher abnormen Lage immer eine Verlegung des Hilus auf die vordere Nierenfläche verbunden ist. XXll. Vasa nutrientia pelvis. Legt man eine, bis in die Artervolae rectae der Rindensubstanz injieirte und corrodirte Niere, in ihre dorsale und ventrale Schale aus einander, so liegt die innere Oberfläche der Rindensubstanz in ihrer ganzen Ausdehnung vor Augen. Die innere Fläche der Nierenrinde erscheint nicht glatt und eben, sondern es ziehen sich an derselben 5—6 Riffe hin, welehe vom Hilus aus, strahlig gegen den Begrenzungsrand der beiden Schalen auslaufen. Die Riffe, den an der inneren Oberfläche einer Schiffswand angebrachten Rippen ver- gleichbar, erscheinen als langgezogene, dreieckige Prismen. Der freie, dem Nierenbecken zugekehrte Rand derselben springt, in mehr weniger scharfem Winkel vor. Die diesem Rande gegenüberliegende Fläche ver- schmilzt mit der Nierenrinde. Die zwischen den Riffen siehtbaren dreieckigen Gruben, nehmen die Malpighi- schen Pyramiden der Marksubstanz auf. Die Riffe der dorsalen Schale stehen gewöhnlich jenen der ventralen Schale gegenüber, so dass ihre scharfen Kanten gegen einander gerichtet sind. So weit dasNierenbecken denBinnenraum der Nierenrinde einnimmt, sind die Kanten je zweier dorsaler und ventraler Riffe durch die ganze Dieke des Beckens von einander getrennt. Sie erzeugen an der entspre- chenden Beckenwand seichte Eindrücke, welche an injieirten Becken als Furchen zu sehen sind. Bei den durch blattförmige Ausstülpungen eomplieirten Beekenformen, werden diese Kanten von den zwischen den Blättern befindlichen Rinnen aufgenommen. Wo aber der Binnenraum der Nierenrinde nieht mehr durch das Becken, sondern durch die Pyramiden der Marksubstanz eingenommen wird, nähern sich zwischen je zwei Pyramiden die scharfen Kanten der Riffe, ohne sich jedoch an einander zu legen. Die Riffe sind wohl das, was man Oo/umnae Bertini nennt. Da ein dorsales und ein gegenüber liegendes ventrales Riff sieh mitihren Kanten nieht berühren, kann es keine, von einer Nierenfläche zur andern reichenden Colummae Bertin! geben. Der Querschnitt zweier gegenüber stehender Riffe an der dorsalen und ventralen Schale, sieht nicht wie zwei Scheitelwinkel, sondern wie ein in der Mitte auseinandergezogenes Stunden- glas aus. An den scharfen Kanten der Riffe nun, ziehen die primären Äste des Ramus dorsalis und ventralis der Nierenschlagader hin, und senden von ihrer, der Nierenrinde zugekehrten Seite, eine Suecession sehr zahl- reicher kleinerer Zweige ab, welehe durch ihre der Rinde zustrebende Divergenz, eben die dreikantig pris- matische Form der Riffe bedingen. An der dem Nierenbecken zugekehrten, und dasselbe berührenden Seite dieser Arterien, entspringen ebenfalls Zweige, aber höchst spärlich, und so fein, dass man Mühe hat, sie beim Auswaschen und Abspülen der Corrosion zu erhalten. Sie gehören nur dem Nierenbecken an. Mit der Rinde, mit dem Marke, und somit mit der Harnsecretion haben sie nichts zu schaffen, und ihre Verästelungen bilden deshalb auch niemals Knäule. Sie bleiben der Harnseeretion durchaus fremd, und er- 134 Joseph Hyrtl. zeugen nur in der Schleimhaut des Beckens und der Cakces, bis zu den Papillen hinauf, ein feinmaschiges, sehr regelmässig genetztes Rete capillare, aus welchem kleinste Venenwurzeln sich hervorbilden, welche nicht mit dem Arterienzweigehen, sondern zwischen denselben verlaufen, und sich zu grösseren Venen sammeln, welche in die, die Kantenarterie der Riffe begleitende einfache oder doppelte, und im letzteren Falle durch Ana- stomosen geflechtartig gewordene Vene, übergehen. Das ceapillare Gefässnetz des Beckens, setzt sich nur bis an den Rand der Nierenpapillen (Oollum, Henle) fort, wo es mit einem Kranze um das Collum herum endet. Auf die freie Oberfläche der Papille gelangt es niemals. Wer könnte diesem Netze die Bedeutung von Vasa nutrientia des harnausführenden Apparates der Niere absprechen? Ich finde solche Vasa bei Bertin und Haller‘) sehon erwähnt, jedoch nur im Allgemeinen, und ohne nähere Bezeichnung. Sind die aus den Arterien der Riffkanten stammenden Arteriae nutrientes pelw.s besonders spärlich an- gebracht, so hilft immer eine grössere Arterie aus, welche im Helus renıs, aus einem der beiden Hauptäste der Nierenarterie (oder einem primären Zweige derselben) entsteht, und dann nicht blos das Becken, “sondern auch das Anfangsstück des Ureter mit Blut versorgt, als Arteriola pelm-ureterica. Bei Ovis aries ent- steht eine sehr stattliche Arteria nutriens pelvis aus der Theilungsstelle der Arteria renalis, ausserhalb des Hilus’). Was bis nun über die Vasa nutrientia pelvis gesagt wurde, gilt auch vom Menschen. Bei den Säugethieren ist das Vorkommen derselben ebenso constant, mögen sie ein wahres Becken, oder einen verzweigten Ureter besitzen. Ist ein wahres Becken vorhanden, so wird dasselbe, wie ich beim Schaf und beim Löwen sehe, durch eine einfache Arteria pelw-ureterica (Schaf), oder durch eine doppelte, und zwar eine ventrale und dorsale (Löwe) gespeist. Beim Rind, mit baumförmig verästeltem Harnleiter, sind die Artervolae nutrientes des letzteren sehr zahlreich. Man sieht aber an den besten undreichsten Corrosionen so lange nichts von ihnen, bis man nieht den mit grösster Sorgfalt abgespülten Guss, dessen reiche Corticalgefässe die Ureterverzweigung völlig ver- hüllen, so behandelt, dass man mit einer feinsten Pincette die Gefässchen des Cortex nach einander abbricht, und mit diesem Abbrechen so weit in die Tiefe geht, bis die von tiefer liegenden grösseren Arterienramifica- tionen, zu der Wand des Ureter (welcher selbstverständlich gleichfalls injieirt sein muss), abgehenden kleinsten Zweigchen, zur Ansicht kommen. Unvorsichtiges Abspülen der Corrosion schwemmt die Vasa nutrientia pelws alle fort, da sie, frei und lose auf dem Guss des Beckens aufliegend, dem Wasserstrahl, der sie fortreisst, nieht widerstehen. Das ist wohl der Grund, warum man ihr Vorhandensein nicht früher beachtet hat. XXlll. Vasa perforantia und Vasa recurrentia. Die Arteriae perforantes, welche an verschiedenen Stellen aus der Oberfläche der Niere auftauchen, sind Arteriae capsulares für das Nierenfett. Haller hat sie gemeint, wenn er sagt: „de renis carne erumpunt®).“ Am zahlreichsten finde ich sie an den gelappten Nieren der Wiederkäuer. So zeigt in einem Falle die Rinds- niere 7 ventrale und 5 dorsale perforirende Arterien. Es entsprechen ihnen keine Venen. Die Venen der Capsula adıposa entleeren sich theils in den Stamm der Nierenvene im Ahlus, theils auch in die Venae lumbales. 1) Ali fureuli (arteriae renalis) etiam pelvim adiverunt. Elem. physiol. Tom. VII., pag. 272. 2) Tab. III, Fig. 2. lit. 2, 6. ®) Tab. art. ren., u. an einem anderen Orte: „arteria renalis ramos denique reetos, mumerosos, versus corticem remis emittit, quorum aliqui, neque exigui, minime raro renem perforant, et in adipem eircumpositum terminantur“, Elem. physiol. Tom. VII, pag. 272). In den Icones anat. Fase. III. pag. 59. nota 7, heisst es ebenfalls: „addo ramos (arteriae renalis), qui inter papillas exeunt, non raro directe ex corpore renis eduei, et perforare ejus superfieiem, atque exire in adiposam substantiam, quod saepe vidk. Das Nierenbecken der Süugethiere und des Menschen. 135 Die gelappte Niere des Bären zeigt nur Eine grössere Arteria perforans an der ventralen Fläche, und einige sehr unerhebliche, fast capillare Zweige derselben Art. An der Niere von Phoca und Delphinus kom- men sie, trotz der zahlreichen Lappen nicht vor. Es wäre jedoch immerhin möglich, dass die Corrosionsmasse, nicht geeignet ist, so lange und feine Arterien bis über die Niere hinaus zu füllen. An den glatten Nieren der übrigen Säugethiere und des Menschen, gehören sie zu den Seltenheiten, und sind sie, wo sie sich finden, gleichfalls von keiner Vene begleitet. Die Venen der Capsula adıposa gehen zum Hilus, um in den Stamm der Nierenvene einzumünden, rechterseits auch direet in die Cava inferior. Beim Menschen habe ich sie, und zwar nur einzeln, an der ventralen Fläche und am convexen Nierenrande angetroffen. Immer waren sie grösseren Calibers, von der Dicke einer Strieknadel. Die Corrosion lehrte, dass die Ramı perforantes der Menschenniere, schon im Hrlus aus einem derHaupt- Spaltungsäste der Nierenarterien entspringen, weder an die Columnae Bertini, noch üherhaupt an die Rinden- substanz Zweige abgeben, und sich erst dann verästeln, wenn sie das Nierenparenehym durchbrochen haben. Die Stärke eines solchen Ramus perforans wird davon abhängen, ob und wie viele andere, in der Nach- barschaft der Niere befindliche Arterien, Zweige an das Nierenfett abgeben. Da nun diese Zweige, mit zahlreichen Varietäten, aus dem Stamm der Arteria renalis, aus der Suprarenalis, Phrenica inferior, Lum- balıs Prima—tertia, Spermatica interna, oder Ureterica prima‘) kommen, werden diese Arterien lieber unter einander solidarisch werden, als eine neue, ungewöhnliche Aushelferin zulassen, woraus sich das seltene Vorkommen eines Ramus perforans an der Menschenniere erklären mag. Die Arteriae recurrentes finden sich an der Menschenniere viel öfter vor, als sie fehlen. Sie entspringen selten aus dem ventralen oder dorsalen Spaltungsast der Arteria renalis; meistens aus den primären Zwei- gen dieser Hauptäste, innerhalb des Sınus renis. Sie lenken in den Hilxs ein, indem sie mit ihrem Mutter- gefäss einen sehr spitzen, reeurrirenden Winkel bilden, und dringen dann aus dem Hilus hervor, um die mittlere und untere Partie der Capsel an der ventralen Fläche der Niere zu versorgen. Schon Haller erwähnt derselben’). Sie zeigen sich einfach, doppelt, dreifach, — je mehr, desto feiner. Meistens sind es Arteriae capsulares für das ventrale Nierenfett. Bevor sie den Hilus verlassen, geben sie feine Ästchen (Ramı nutrientes) zum Nierenbecken und zum obersten Endstück desHarnleiters. Ich habe einen Fall verzeichnet, wo die Spermatica dextra ein Kamus recurrens des ventralen Astes der Nierenarterie war. Bei grossen Becken thierischer Nieren, ist immer die eine oder die andere Arteria nutriens pelvis als Ramus recurrens zu sehen. XXIV. Betheiligung anderer Arterien als der Renales an der Bildung der Nierenrinde. Sehr selten werden kleine Bezirke des Cortex renzs nicht von der Nierenarterie, sondern von den Artze- riae capsulares versorgt. Unter mehr als 100 Corrosionen von Nieren aller Säugethier-Ordnungen, sehe ich diese Ausnahme nur zweimal. Beide Fälle betreffen Menschennieren. In beiden Fällen handelt es sich um eine sehr starke ventrale Arteria capsularıs, welche mit ihren Zweigen die ganze convexe Fläche der Niere über- deekte, und über den Rand der Niere hinaus auf die dorsale Fläche des Organs hinüberreichte. Sie entsprang aus der Kenalis, vor ihrer Theilung in den dorsalen und ventralen Ast. Ich wollte am corrodirten Präparat den astreichen Baum der Capsel-Arterien von der Oberfläche der Rindensubstanz aufheben, um ihn in elevirter Lage zu fixiren, und dadurch dem Präparat mehr Anschaulich- keit und Schönheit zu geben. Bei diesem Aufheben wurden Stücke der Corticalsubstanz mitgehoben, und blieben, wie Keile, deren Kanten tief in den Cortex hineinragten, an den Zweigen der Arteria capsularis hängen. 1) Arteriae capsulares aus der Aorta, aus der Coeliaca, aus der Intercostalis ultima, kommen seltener vor. ?) Elem. physiol. Tom. VII., pag. 365. „Zae arteriae adiposae a renalibus eduntur, saepe ommıno, postguam id vıscus subierunt. 13 Joseph Hyrt!l. Die Keilform der aus dem Öortex herausgehobenen Rindenstücke, erklärt sich aus folgendem. Zwillings- und Drillingspyramiden entstehen dureh Verschmelzung zweier oder dreier einfacher Pyramiden. Nur ihre Basen bleiben unversehmolzen. In die einspringenden Winkel zwischen den unverschmolzenen Basen, drängt sich Rindensubstanz ein, in Form eines Keiles, dessen Kante, wie bei den früher erwähnten Riffen an der inneren Oberfläche der Nierenrinde, gegen das Nierenbecken sieht. An der Kante dieser Keile zieht sich, wie bei den Riffen, eine Schlagader hin, die sich im Keil auf dieselbe Weise verästelt, wie ein Ramus cortiealis überhaupt, d. h. er löst sich in eine Summe geradliniger, aber divergent aufsteigender Zweige auf, deren Divergenz eben die Keilform dieses Rindenstückes bedingt. (An den letzten Seitenästehen dieser geradlinig aufsteigenden Rindenarterien, hängen die Malpighi’schen Körperchen.) Wenn aber die Schlagader des Keiles nieht an seiner Kante, sondern an seiner, an der Oberfläche der Niere sichtbaren Basis verläuft, so kann sie nieht aus den eortiealen Ästen der Nierenarterie stammen, weil Äste von solcher Stärke, an der Nieren- oberfläche nieht vorkommen, Sie muss also ein Erzeugniss einer anderen Arterie sein, die auf der Nieren- oberfläche aufliegt. und solche sind nur in den Artersis capsularıbus gegeben. Es sind aber immer nur jene Arteriae capsulares, welche aus der kenalis stammen, mit diesen Keilen von Rindensubstanz in Verbindung. Andere Capselarterien habe ich in dieser Verwendung nieht gesehen. An einer prachtvollen Corrosion einer linken Menschenniere, wo die Injeetion nieht blos die Arterzo/ae rectae der Nierenrinde, sondern auch die Malpighi’schen Körperchen füllte, finden sich zwei soleher, durch die Arteria capsularıs ventralis versorgte, aus der Rindensubstanz herausgehobene Keile '). An einer rechten Kindesniere, welche unter der Symphysis sacro-tliaca lag (Ken hypogastrieus), sind zwei kleinere solche Keile an der umgelegten Capselarterie hängen geblieben’). XXV. Grund und Dach des Nierenbeckens. Das hier Anzuführende bezieht sich nur auf glatte Nieren, ohne Calices, mit einfachen Becken, und blatt- förmigen Ausstülpungen. . Durchschneidet man eine hieher gehörige Niere eines grossen Raubthieres oder Wiederkäuers, vom convexen Rand gegen den eoncaven hin, jedoch nicht parallel mit den Flächen, sondern senkrecht auf diese, so zeigt es sich, dass der Grund des Nierenbeckens, aus welchem der Harnleiter hervortritt, der kleinste Theil des ganzen Beckens ist. Nur er allein besteht aus wahrer Schleimhaut, Zellhaut, und Muskelhaut. Diese bilden zusammengenommen eine sehr dieke und steife Membran, welche durch ihre weisse Farbe, von der graugelben Färbung des Daches auffallend absticht. Das übrige der Beckenwand, was nicht Grund ist, soll Gewölbe heissen. Es begreift auch die Seiten- wände des Beckens in sich, und besteht 1. aus der langgestreckten Hauptwarze, welche nur die äussere Wand des Beckens bildet, und 2. aus den Nebenwarzen, welche von der Hauptwarze sich seitlich ablösen, und an der ventralen und dorsalen Beckenwand sich bis in die Nähe des Hrlws hinziehen. Diese, gleichfalls in die Länge gedehnten Nebenwarzen, stehen so dicht aneinander, dass nur schmale, spaltförmige Vertiefun- gen sie von einander trennen. Drängt man zwei benachbarte Warzen auseinander, so sieht man zwischen ihnen den blattartigen Fort- satz des Beckengrundes, der sich rings um den Rand jeder einzelnen Warze ansetzt, mit Ausnahme des mit der Hauptwarze verschmolzenen Anfanges der Nebenwarze. Die blattartigen Fortsätze haben dieselbe Dicke, dieselbe Farbe, wie die Haut des Beckengrundes; — sie sind wahre Strahlen derselben. 1) Tab. V, Fig. 1, lit. e und d. 2, Ein während des Druckes dieser Abhandlung hinzugekommener dritter Fall, zeigt drei in Y-Form gestellte Keile, von der Basis einer Drillingspyramide. Das Nierenbecken der Süugethiere und des Menschen. 137 Auf die freie Fläche der Haupt- und Nebenwarzen begibt sich keine Fortsetzung der Membran des Beckengrundes. Letztere endet am Rande der Warzen, welche keinen anderen Überzug besitzen, als das zweischichtige Epithel des Beckengrundes. Um die Mündungen der Bellini’schen Röhrchen auf der Warze, befindet sich dieselbe structurlose Substanz, wie sie die Bellini’schen Röhrchen in den Pyramiden als form- loser Kitt zusammenhält. Die tiefe, aus eylindrischen (aber sehr unregelmässigen) Zellen bestehende Epi- theliumschieht, steht unmittelbar auf diesem Kitte an, und setzt sich durch die Öffnungen der Warze in das Cylinderepithel der Bellini’schen Röhrchen fort. Die oberflächliche, aus Pflasterzellen bestehende Epithelial- schicht hört gleichfalls schon an der Basis der Papillen auf. Man kann also von einer Schleimhaut der Nierenwarzen nicht reden, und somit auch von einer Einstül- pung derselben durch diese Warzen nicht. Nur der kleinste Theil des Beckens — der Grund — ist wahre Schleimhaut, mit allen accessorischen Schiehten eines Drüsenausführungsganges. Seitenwand und Dach des Beckens sind wahre Pyramidensubstanz Denkschriften dee mathem.-naturw. Cl. XXXl. Bd. 15 138 Fig. n Fig. w 10. 11. Joseph Hyrtl. VERZEICHNISS DER ABBILDUNGEN. (Alle Figuren in natürlicher Grösse.) TAFEL I. . Baumförmig verzweigter Harnleiter mit seinen Endnäpfen, von Phocaena communis. Freies Stück desselben, spiral gewunden; — parenchymatöses Stück central durch den Nierensinus ziehend. Im Ganzen 243 Calices auf 162 Lappen. . Dasselbe von einem Embryo von Balaenoptera rostrata. Spindelförmige Erweiterung des parenchymatösen Stückes des Harnleiters. . Rechtes Nierenbecken mit Harnleiter von Eehridna setosa, mit gebuchtetem Rand, und ebensolchen Eindruck der zwar einfachen, aber an der Basis mit kleinen Nebenhöckern besetzten Papilla renalis. . Einfaches, ovales Nierenbecken, mit sehr unbedeutendem Warzeneindruck, von Ornithorhynehus fuseus. . Linkes einfaches Nierenbecken von Bradypus tridaetylus. Hintere Ansicht. Strietur am oberen Ende des Harn- leiters. . Linkes Nierenbeeken von Oryeteropus aethiopieus, vom Hilus gesehen. Blattförmige Ausstülpungen am Rande des triehterförmigen Beckens. . Vordere Ansicht des linken Nierenbecken von Phascolomys Wombat. Tiefer Abdruck der breiten und einfachen Papilla renalis. . Hintere Ansicht des rechten Nierenbeeken von Phalangista vulpina, mit langen und schmalen, einfachen Warzen- abdruck. . Hintere Ansicht des linken Nierenbecken von Halmaturus giganteus. Sehr tiefer Eindruck der langgezogenen Hauptwarze; — die Buchten zur Aufnahme der flachen Nebenwarzen mit blattförmigen Ausstülpungen des Beckens umsäumt. Vordere Ansicht des mässig ausgebuchteten, sonst einfachen, linken Nierenbecken von Didelphys virginiane. Linkes Nierenbecken von Sus serofa domestica, von hinten gesehen. Trichterförmig ausgezogenes Becken, mit einem hinteren kurzen, und vorderen langen Ausläufer. Der vordere trägt 5, der hintere nur 3 kurze, aber sehr weite Calkees. . Hintere Ansicht des linken Nierenbecken von Tapirus malayanus (sehr junges Thier), mit einer sehr langen blatt- förmigen Verlängerung. TAFEL I. . Linkes, in eine vordere und hintere Hälfte abgeschnürtes Nierenbecken von Elephas africanus. Hintere Ansicht. Spiral gedrehter Ureter. Sehr kleine Warzeneindrücke am Ende der langen, etwas trichterförmigen Kelche. An den beiden vordersten Calices wird gesehen, dass die Tubuli Belliniani der zugehörigen Pyramide sich zu einem einzigen kurzen Tubus maximus vereinigen. . Vordere Ansicht des linken Nierenbecken von Rhinoceros afrieanus. Eigentliches Becken sehr klein. Grosse Calces ma,jores, dichotomisch in zwei minores gespalten. . Rechtes Nierenbeeken von Equus eaballus. Vordere Ansicht. Schiefer Absatz (a) zwischen Ureter und Becken. Letzteres aus einem eylindrischen und glatten, und aus einem damit zusammenhängenden, mehrfach ausgebuch- teten Abschnitt bestehend. Der vordere und hintere Verlängerungscanal des Beckens, ist von den reichen Büscheln der Tubuli Belliniani ringsum verhüllt. . Baumförmig verästelter Harnleiter eines Kalbes, mit 20 diekgerandeten Endnäpfen. Der dicke Rand der Näpfe repräsentirt den Raum der Fornices. Fig. 1. » 2 & 3 Bahtinat n D 2 6 # 7 ” 8 n 9 10: il 3 Kie 1: en 2 n 4, n 5 7 6 ” 7 n 8 ” 9 7 Or al Tat? Kies: ne 3 Das Nierenbecken der Süugethiere und des Menschen. 139 TAFEL II. Linke Niere von Ovis musimon, durch Arterien und Ureter injieirt und corrodirt. Vordere Ansicht. Sieben breite, bogenförmig gekrümmte, blattförmige Ausstülpungen des Beckens an dessen ventraler Fläche, zur Aufnahme der oblongen Nebenpapillen. Gefässfurchen zwischen den nachbarlichen Schenkeln je zweier bogenförmigen Blätter. Zerfallen des ventralen Astes der Nierenarterie in so viele Zweige, als Furchen existiren. . Corrodirtes linkes Nierenbecken von Ovis aries. Vordere Ansicht. Acht blattförmige Ausstülpungen des Beckens, 6 grössere, und 2 kleinere (a, a) welche wie Keile zwischen die grösseren hineinragen. 5, ö, selbstständige Arteria nutriens pelvis aus der Renalis. . Vordere Ansicht des linken Nierenbecken von Cervus barberinus, mit blattförmigen Ausstülpungen, und einer tiefen Strietur zwischen dem Becken, und dem ungewöhnlich weiten Harnleiter. . Linkes Nierenbeecken von Llama Vieunna. . Rechtes, blätterreiches Nierenbecken von Antilope Euchore, mit einer einfachen Spiralkrümmung des Harnleiters. Am linken Ende der Figur bildet eine blattförmige Ausstülpung des Beckens einen förmlichen Ring, zur Aufnahme einer von der Hauptwarze vollkommen isolirten Nebenwarze. . Baumförmig verzweigter Harnleiter mit rundlichen, glatten oder eingekerbten Endnäpfen, von Antilope pygmaea. Rechte Niere mit vorderer Ansicht. . Baumförmig verzweigter Harnleiter von Phoca vtulina. Vordere Ansicht der Corrosion einer linken Niere. ‚Einfaches, linkes Nierenbeeken, mit spindelförmigem Harnleiter, von Hystrix eristata. Die Summe der Bellini’schen Röhrchen in drei Bündel getheilt. . Dasselbe von Erethizon dorsatus. Buchten und Spuren blattförmiger Ausstülpungen am einfachen Becken. Vordere Ansicht. Rechtes, einfaches Nierenbeeken von Fiber zibethieus, mit einem tiefen und oblongen Warzeneindruck. . Grösster Endnapf, mit ausserordentlich geräumigen Fornx einer Rindsniere. Kleiner Warzeneindruck. . Zwillingsnapf von demselben Thiere. TAFEL IV. Baumförmig verzweigter linker Harnleiter von Ursus aretos. Vordere Ansicht. Spindelförmige Verdiekung der beiden primären Zweige des Harnleiters. . Blätterreiches rechtes Nierenbecken von Feis tigris, vom Filus aus gesehen. Nebenblättehen der krausen Hauptblätter, und dadurch gegebene Nebenfurchen der Hauptgefässfurchen. Spiral gewundener Ureter. . Linkes, blätteriges Nierenbecken von Hyaena eroeuta. Ansicht von hinten. Blätter und Nebenblätter, Haupt-Gefäss- furchen und Nebenfurchen. Linkes Nierenbecken eines jungen Löwen, vom IZlus gesehen. Spiral gedrehter Ureter. . Rechtes Nierenbecken von Mrdaus javanus. Hintere Ansicht. . Linkes Nierenbecken von Nasua socialis. Vom Hilus ggsehen. . Linkes Nierenbecken von Pteropus Keraudenü. Hintere Ansicht. . Rechtes, kleines Nierenbecken, mit zwei Calices majores, von Ateles Paniseus. Vordere Ansicht. . Linkes Nierenbeeken von /nuus nemestrinus. Blattartige, dieke Wülste, um die Buchten der grossen Neben- papillen. - Rechtes Nierenbeecken von Cynocephalus Anubis. Vordere Ansicht. . Rechtes Nierenbecken ven Lemur albifrons. Vordere Ansicht. . Langgestrecktes Nierenbecken von Macacus eynomolgus, mit Andeutungen von Ausstülpungsblättern. TAFEL\V. Linke Menschenniere, in ihre beiden Schalen auseinandergelegt. Becken und Calces an der ventralen Schale belassen. Hintere Ansicht. Eine stattliche Arteria eapsularis entspringt aus dem ventralen Spaltungsast der Nierenarterie. Sie sendet eine Arteria nutriens pelvis (a) zum Becken. Eine zweite (6) entspringt, aus dem ven- tralen Ast der Nierenarterie selbst. e und d sind keilförmige Stücke Cortiealsubstanz, welche von der Kapsel- arterie versorgt werden, und durch Wegbiegen dieser Schlagader von der Rindensubstanz, aus letzterer heraus- gehoben wurden. . Rechte Menschenniere, mit einem Divertieulum lithophorum (lit. a) am unteren Rande des Beckens, scheinbar um- schnürt von einer kreisförmigen arteriellen Gefässanastomose (lit. 2, 5). - In ihre beiden Schalen auseinandergelegte linke Niere von Lepus timidus. Hintere Ansicht. Becken mit blattför- migen Ausstülpungen, welche bei den früher genannten Gattungen (Tab. IV, Fig. 8, 9 und 10) fehlen. 18 * 140 Fig. Fig. 1 Joseph Hyrtl. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. TAFEL VI. . . Vordere Ansicht der beiden Becken einer Hufeisenniere. Inecongruenz derselben. Das rechte (A) grösser, mi 8 Caliees. Das linke (B) kleiner, mit 7 Calices. Das linke in eine obere und untere Hälfte abgeschnürt. Das schmale Verbindungsstück beider etwas spiral gedreht. . Hintere Ansicht des rechten und linken Nierenbeeken eines 40jährigen Mannes. Das rechte Becken (A) sehr weit, mit einem grossen Calyx major (a), welcher eine unregelmässige dreilappige Nierenwarze aufnimmt. Von den vier übrigen Kelchen finden sich meist nur die Fornices, welche unmittelbar auf dem Nierenbecken aufsitzen. Sehr deutlich in A, lit. 2. Das linke kleinere Nierenbecken (B) zweiästig. Jeder Ast trägt drei kurze Caliees. Der grösste von ihnen (5) erscheint auf seinen Fornix reducirt. . Vordere Ansicht des rechten und linken Nierenbecken eines neugebornen Kindes. Beide Nieren deutlich gelappt (gefurcht). Das rechte Becken (4A) kleiner, mit 8 Calices. Das linke (B) grösser (länger), mit 12 Kelchen, sämmtlich kurz, aber mit weiten Fornices. . Rechtes Nierenbecken einer 80jährigen Frau, von vorn gesehen. Der Schwund der CaZees, mit kuppelförmiger Abrundung und Verstreichen der Papillae renales, ist an den mit a bezeichneten Kelchen evident. Nur 4 Calices führen noch Warzeneindrücke. . Linkes männliches Nierenbecken. Hintere Ansicht. Das Becken a gehört nur dem hinteren primären Theilungsast des Harnleiters an (halbes Nierenbecken). Grösste Zahl der Oalces—13. Strietur zwischen dem Becken a, und dem vorderen, nicht erweiterten Spaltungsast des Ureter. . Rechtes weibliches Nierenbecken. (Wöchnerin.) Vordere Ansicht. Harnleiter, Becken, und Kelche, ansehnlich erweitert. Becken dreiästig. Der Fornix des untersten Calyz major durch faltenförmige Schleimhautvorsprünge mehrfach ausgebuchtet. TAFEL Vu. . Doppeltes weibliches Nierenbecken, mit doppeltem Harnleiter. Hintere Ansicht. a, vorderes, — 5, hinteres Becken. . Zweiästiger Harnleiter. Männliche rechte Niere. Vordere Ansicht. Theilung des Harnleiters vor dem Hilus. Vor- derer Ast (a) sehr lang, mit 4 kurzen, aber weiten Calices. Hinterer Ast (5) kurz, dick, ebenfalls mit 4 kurzen Calices. . Dreiästiges Nierenbeeken. Männlich, rechts, von vorn gesehen. Dicke, ringförmige Güsse der Fornices. a ist ein zwischen den vorderen und hinteren grossen Kelch des Beckens eingeschobener Calye major mit zwei minores. . Zweiästiges Nierenbecken einer Puerpera. Ureter, Caliees und Forniees bedeutend erweitert. . Rechtes männliches Nierenbecken. Diabetes. Keine Volumszunahme vorhanden- 6. Trichterförmiges, linkes, männliches Nierenbeeken. Hintere Ansicht. 7. Rechtes ovales Nierenbeeken desselben Individuums. Hintere Ansicht. Der vordere Calyr, welcher in Fig. 6 vier Näpfe trägt, besitzt in Fig. 7 nur einen einfachen, aber langen, schmalen, und bisquitförmigen Napf. Zwei Forniees ohne Kelche /a, a), sitzen unmittelbar auf*dem Becken auf. Ivrtl. Das Nierenbeeken der Säugetiere und des Menschen Tat.l. Fig. 10. Denksehrilten d. kA. d.W matlı. naturw. (1. XXX. Bd. L Alt. 1870, . RB : tl. Das Nierenbeeken der Säugethiere ımd des Menschen . "all. Fig. 1. Denksehriften d.k A. d.W. math. naturw. (1. XX Abth. 1870. Hvril. Das Nierenbecken der Säugetiere und des Menschen Fig. 3. Fig. 1. Fig. 10. Denkschriften d. kA. d.W. math. naturw. Cl. XXXL Bd. L Abth 1870, Tat: IV, Hvril. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. Fig. 10. rez. u. lith vv D leitzmann Aus ı Hof- u. Staatsıh Te Denkschriften d. kA. d.W. math. naturw. CL. XXXI. Bd. L Abth. 1870, En u * < j az hu ou T f) i 4 ” Hvrtl. Das Nierenbecken der Säugethiere und des Menschen. Tal. V. kig. I (3 Be Un Denkschriften d. k. A. d.W. math. naturw. (1. XXXL. Bd. I. Abth. 1870, Gez. u lıth v. D’ (. Heitzmann. . Aus dk k Hof-w Staatsdruckere tenlanle Menschen. mr u de 2. Dar ce 5 Zr nn d. k & Hof-w. Staarsüruckerer TatıVıl. - Säugethiere und des Menschen. Hvntl. Das Nierenbeeken der Aus dk k Hof-w Staatscmekeren a Gez. u Iith vw. D? 6. Heitzmanr. Denkschriften d. kA. d.W. math. naturw. (1. XXX. Bd. [. Abth. 1870, « “ Ak i Ku nr g* PGEEY ER fr Ren Alp L ’ SEE >, Gill, RN wi. z MR r Ye ei Pr OE u! En, u j er i BAR 141 ZUR WISSENSCHAFTLICHEN VERWERTHUNG DES ANEROIDES, VoN B. FREIHERRN v. WÜLLERSTORF-URBAIR, (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE AM 19. JULI 1869.) BE; war im Jahre 1859, kurz vor dem Schlusse der Novara-Expedition, als ich auf die Eigenschaften des Aneroides aufmerksam wurde und zur Überzeugung gelangte, dass dieses Instrument in Verbindung mit dem Quecksilber-Barometer zur Bestimmung der Veränderungen ‚der Schwere sich verwenden lasse. Ich habe davon in einem Berichte an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften (aufgenommen in den Beriehten Band XXXIX, pag.145 der mathem.-naturw. Klasse) in kurzen Worten Erwähnung gethan und versprach eine Vorlage der erzielten Resultate aus den während der Reise gemachten Beobachtungen, so wie des Weges auf welchem ich zu denselben gelangte. Indess liessen es meine sonstigen Dienstesobliegenheiten nicht zu, mich mit der Lösung dieser Aufgabe zu beschäftigen, überdiess hatte ich jene Resultate auf Grundlagen erzielt, von deren Unrichtigkeit Herr Professor Airy die grosse Güte gehabt mich aufmerksam zu machen. Jene Ergebnisse fehlerhafter Voraussetzungen waren aber zufälliger Weise von soleher Übereinstim- mung unter einander und mit der eben von Prof. Airy aus Pendelbeobachtungen abgeleiteten Zunahme der Schwere vom Äquator zu den Polen (On the figure ofthe Earth, Encyclopädia of Astronomy London 1848), dass ich mich von meinen ursprünglichen Anschauungen kaum loszumachen vermochte, wenn ich auch die Bedeutung der von einer solchen wissenschaftlichen Autorität gemachten Einwürfe in keiner Weise verkannte. Darüber verflossen nunmehr beinahe 11 Jahre, bis ich endlich mieh entschliessen konnte die kleine Ar- beit wieder vorzunehmen, richtig zu stellen und so weit meine Kräfte reichen zu vervollständigen. Wenn ich mir nun erlaube diesen unscheinbaren Beitrag zur Kenntniss des Aneroids als Zugabe zu den Ergebnissen, welche die Novara-Expedition geliefert hat, der kais. Akademie der Wissenschaften zu unter- legen, so geschieht es vorzugsweise in der Absicht, die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt auf ein Instrument zu lenken, das seiner bequemen Form wegen so häufig zur Messung des Luftdruckes gebraucht wird, aber gewöhnlich ohne weiteres gleich einem Quecksilber-Barometer in Verwendung kömmt, anderseits aber von den Mechanikern mehr als Salongegenstand, denn als wissenschaftliches Instrument in den Handel gebracht wird. Zu der vorliegenden Berichterstattung bin ich durch den Umstand verleitet worden, dass es wahrschein- lich sein dürfte neuere Beobachtungen von Seite der rückkehrenden ostasiatischen Expedition zu erhalten, 142 B. Wüllerstorf-Urbair. welche über mein Ansuchen, von S. E. dem gegenwärtigen Herrn Marine-Kommandanten Vice-Admiral von Tegetthoff einen bezüglichen Auftrag erhielt und mit Aneroiden ausgestattet ist, die zu den besten der Neuzeit zählen und vor der Expedition auf meine Bitte hin, in der meteorologischen Central-Anstalt in Wien zum Zwecke der Fehlerbestimmung mehrere Monate lang geprüft wurden. Mit den Gefühlen meines besten Dankes erwähne ich hier, dass mich der gegenwärtige nautische Ober- Inspector der Centralseebehörde, Herr Robert Müller, sowie der gegenwärtige Herr Schiffslieutenant Latzina, bei den Rechnungen und Beobachtungen kräftigst unterstützten und dass der Direktor der nautischen Aka- demie in Triest, Dr. Schaub, mir mit Rathschlägen an die Hand ging, die ich zu verwerthen gesucht habe. Das Barometer bietet bekanntlich das Mittel dar, den Druck der Luft mittelst einer Quecksilbersäule zu messen, welcher der darüber lastenden Luftsäule das Gleichgewicht hält. Dieses Gleichgewicht wird für eine und dieselbe Luftsäule nicht gestört, wenn auch die Schwerkraft sich änderte, denn diese letztere übt den- selben Einfluss aus, sowohl auf die Luftsäule, wie auf die ihr das Gleichgewicht haltende Quecksilbersäule. Das Aneroid hingegen enthält, in seiner einfachsten Form, eine luftleere Büchse mit biegsamen Wand- flächen, welche letzteren durch die Kraft einer elastischen Feder von einander getrennt erhalten werden. Hier ist also die Elastieität einer Feder, welche dem Luftdrucke das Gleichgewicht hält, und ihre Veränderun- gen werden der Veränderung des Luftdruckes entsprechen. Da die Feder aber in ihrer Rlastieität von der Schwere nicht beeinflusst wird, so ergibt sich, dass das Aneroid die Veränderungen des Luftdruckes in der Weise anzeigen wird, wie selbe auch durch Veränderung der Schwere auf eine und dieselbe Luftsäule her- vorgebracht werden. Wenn demnach unter dem Einflusse einerund derselben Schwere Aneroid und Barometer in ihren Anga- ben übereinstimmen sollten, so wird dies bei Veränderung dieser Schwere nicht mehr der Fall sein und die Unterschiede in den gleichzeitigen Angaben beider Instrumente werden der Veränderung der Schwere proportional sein. In der That sind B und B, die auf 0° Temperatur redueirten und überhaupt fehlerfreien Barometerstände, die unter Verhältnissen beobachtet wurden, in welchen dieSchwere G@ und G,wirksam waren, und heisst p und p, der diesen Grössen entsprechende Luftdruck, so ist bekanntlich p GB er B B G—4G, Po GB, B B, G, ; 0 : EREER BG—-@G Ds IR : das heisst man wird die Grösse E Fa u zum hinzufügen müssen, um das richtige Verhältniss des Luft- {) 0 0 druckes unabhängig vom veränderten Gewichte des Quecksilbers zu erhalten. Das Aneroid ist aber, wie wir oben gesehen, von diesem Einfluss der veränderten Schwere unabhängig, wir haben demnach KE @ PT, Pos zo wenn a und a, die richtigen Aneroidstände, welche den Barometerständen Bund B, entsprechen, bezeichnen. Es wird somit die einfache Beziehung zwischen Aneroid und Barometer ausgedrückt werden durch die Gleichung «_BG a muB G, oder auch “_o& BINB,GE Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroides. 143 Das Verhältniss & kann aber auch durch die Entfernungen der Beobachtungsorte vom Mittelpunkte der G, Erde ausgedrückt werden. Heissen diese £ und A, so ist, wenn man von der Fliehkraft absieht, Ars Gl #RE somit auch a BR. RE orte . " a % B R 2 5 Substituirt man die Grösse — für „—;, in der Formel Gy B,KR 2 R BR: R—R, rn (Rt B welehe zur Berechnung der Höhen mittelst Barometer-Beobachtungen dient, so erhält man R a, N 18336” (1-+«4) 1 0:002588 e0s29 und A= ; (£ + t,) das Mittel der entsprechenden Temperaturen, & — 0:004 der Ausdehnungseoöffieient der Luft für jeden Grad der Temperatur ist. Man kann dieser Formel auch die Gestalt geben P? P3 Te he aa ar Ba e2 jenteig P=ulog-® = ulog- ist. Da aber a, ana 2 WR n—a (W—a)* re ee I ee a: b wo m den Modulus der Logarithmen vorstellt, so erhält man, wenn vum = U gesetzt und nur das erste Glied der Reihe beibehalten wird, was in den meisten Fällen genügen kann 9-4 P=U ; m 0-434294 a _..7963"(1-+24) 1 0:002588 60829 ' Wollte man sich von U’ unabhängig machen, so müsste man gleichzeitige Beobachtungen des Aneroids und Barometers machen. U Da nun Re _ 9 K—K&R + (R,— £) R: R R? “ b : n m (Ru,— £)* Per ist, so erhält man, wenn man die meist sehr kleine Grösse y7 vernachlässigt a B RK-tR oder 144 B. Wüllerstorf-Urbair. und man könnte durch Vergleichung der beiden Ausdrücke für %,— KR die Grösse U finden, d. h den als un- bekannt vorauszusetzenden Coeffieienten « ermitteln. Würden aber die Beobachtungen mit Aneroid und Barometer an einem und demselben Orte, oder vielmehr unter dem Einflusse einer und derselben Schwere gemacht, so erhielte man a B GaTmn, oder a—a, BB, a—B a-—B, ge re a Die Schwere kann indess an einem und demselben Orte nicht unverändert bleiben, denn es wirken ver- schiedene, veränderliche Kräfte im entgegengesetzten Sinne und heben einen Theil der Anziehungskraft der Erde auf die Körper ihrer Oberfläche auf. So zum Beispiel Sonne und Mond im Verhältniss ihrer Stellung und Entfernung vom Beobachtungsorte. In diesem Falle müsste also die Formel EB! FREE aufrecht erhalten werden. Stellen wir diese Gleichung unter der Form auf a—B u-B 0% B B, G, B, Ga so wird, wenn die Angaben des Aneroids nahezu mit jenen des Barometers übereinstimmen, die Grösse “o — G bei der Kleinheit von z vernachlässigt werden können, und wir erhalten daher a—B a—-B G—% B B, G, "an einem und demselben Orte würden, wenn a und a, richtig dargestellt G—@ G, werden könnten, von nicht unbedeutendem Werthe sein und müssten mit den Erscheinungen der Ebbe und Fluth des Meeres in Übereinstimmung stehen. — Wäre es möglich die Unterschiede des Standes beider In- strumente genau genug zu beobachten, so würde auch in dieser einfachen Weise das Maass der Veränderung der Schwere gegeben sein, welche letztere zu Veränderungen in der Lage der beweglichen Theile der Erd- Oberfläche Anlass gibt, was in mancher Beziehung von Nutzen sein könnte. Sieht man aber von den periodischen Fluetuationen der Schwerkraft an einem und demselben Orte ab, oder eliminirt man ihren Einfluss durch fortgesetzte Beobachtungen, wovon man das Mittel nimmt, so wird man aus der Gleichung Die Bestimmungen von ar BG: a ie BG, das Verhältniss der Schwere an verschiedenen Orten der Oberfläche der Erde finden können. Sind diese Beob- achtungen an der Oberfläche des Meeres gemacht worden, so wird, wenn E die Schwere am Äquator darstellt a E 0 =1+-Fsin?p sein, wo F die Zunahme der Schwere vom Äquator zu den Polen darstellt. Es wird also auch G 1+ Fsin?y G, Irre’ und wenn man die Quadrate und höheren Potenzen von F vernachlässiget, was bei der Leistungsfähigkeit der Instrumente um so eher gestattet ist, als p, klein gewählt wird, so ist G—G, G = F(sin?p — sin?Y,) pet H> [4 Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Anerordes. wir hätten also a Ba Bl an nr B, (sin ®p — sin*y)F. B B, Sollte aber @, = E oder die Beobachtungen a, und DB, für den Äquator gelten, so wäre — B -G -Faintp woraus Z gefunden werden kann, und zwar um so sicherer je grösser » ist. Aus der Gleichung a B.G % 3% kann man also die Zunahme der Schwere vom Äquator zu den Polen oder überhaupt die Veränderung der Schwere finden, vorausgesetzt, dass a und a, bekannt sind. Aber a und a, werden nicht unmittelbar aus der Beobachtung hervorgehen, man wird vielmehr die Lesun- gen A und A, erhalten, von weichen die Grössen a und a, abzuleiten sein werden, wenn man überhaupt die Fehler zu ermitteln im Stande ist, welehe den Lesungen am Aneroide anhaften. Welchen Maasseinheiten A und A, auch immer angehören mögen, immer wird es erforderlich sein, dass für gleiche Veränderungen des Druckes, gleiche Maasseinheiten auf dem Zifferblatte des Aneroids abgelesen werden können. Weil aber die Elastieität einer Feder, von welcher die Bewegungen des Zeigers am Ziffer- blatte abhängig sind, für gleiche fortschreitende Veränderungen des Druckes eine verschiedene sein wird, so werden auch diese Bewegungen des Zeigers, abgesehen von der Unvollkommenheit der mechanischen Über- tragung, für gleiche Veränderungen des Druckes im Allgemeinen ihrer räumlichen Ausdehnung nach nicht gleich sein, demnach die Theilstriche des Zifferblattes nicht in gleichen Entfernungen von einander angebracht werden können, falls dieselben die Maasseinheiten des in Zunahme oder Abnahme begriffenen Luftdruckes darstellen sollen. Von dieser Schwierigkeit der Theilung des Zifferblattes hat man sich dadurch unabhängig zu machen gesucht, dass man unter dem Einflusse einer möglichst gleichen Temperatur die Eintheilung des Aneroids nach den eorrigirten Angaben eines Barometers mit Hilfe der Luftpumpe, wenn auch nicht von Theilstrich zu Theilstrich, denn doch für kleine Veränderungen des Luftdruckes vornimmt, unter Voraus- setzung, dass die Schwere unverändert geblieben. Würde dieser Vorgang sorgsam befolgt, so könnte allerdings für den Ort der Eintheilung und für die constant erhaltene Temperatur während der Ausführung dieser Arbeit, Jede Angabe des Aneroids sehr nahe mit der Angabe des Barometers übereinstimmen. Aber die praktische Anwendung dieser Methode ist eine schwierige, weil die aufeinanderfolgenden stoss- weisen Veränderungen des Druckes momentan andere Angaben des Aneroids bewirken, als nach einiger Zeit, nachdem die Metalle sich mit ihrer neuen Lage ins Gleichgewicht gesetzt haben. Es wird überdies nicht immer möglich sein unter solchen Verhältnissen die erforderliche Unveränderlichkeit der Temperatur aufrecht zu erhalten. Jaich halte dafür, dass durch diese Methode der Eintheilung die Büchse des Aneroids Schaden leidet und dass es wünschenswerth ist, dieselbe von jeder stossweisen Bewegung zu bewahren, weil durch diese an den Kanten, wenn auch nur sehr leichte Sprünge oder Trennungen der Metalltheile entstehen kön- nen, dureh welche die äussere Luft sich allmählig Eingang in die Büchse verschafft. Ich glaube, dass es mithin vortheilhafter ist, das Zifferblatt so einzutheilen, wie es in der jetzigen Zeit vielfach geschieht und wonach der Kreis desselben mit einer Anzahl gleicher Theile bezeichnet wird, welche der Erfahrung gemäss mit den Eintheilungen eines Barometers nahezu übereinstimmen. Es bleibt dann dem Beobachter überlassen, die Fehler dieser Eintheilung zu bestimmen, und wenn die Kreistheilung mit allen jenen Vorsichten vorgenommen wird, wie dies bei anderen wissenschaftlichen Instrumenten, bei Anwendung einer Theilungsmaschine geschieht, so werden die Fehler der Theilung einem Gesetze mindestens sehr nahe unterworfen sein, welches von jenen der Elastieität der Feder im Inneren des Instrumentes abhängig sein wird. Wenn wir indess auch annehmen wollen, dass die Theilungsfehler regelmässig genug sind, um mit der erforderlichen Genauigkeit bestimmt werden zu können, so ist dennoch auf den weiteren Umstand Rücksicht Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXI. Bd. 19 146 B. Wüllerstorf- Urbair. zu nehmen, dass die Büchse des Aneroids niemals vollkommen luftleer gemacht werden kann, dass also die Veränderungen der Temperatur nicht nur auf die Metalle des Instrumentes im Allgemeinen, sondern auch auf die in der Büchse zurückgebliebene Luft Einfluss ausüben werden. Man muss sonach eine Correetion den Angaben des Aneroids zufügen, welche von der Veränderung der Temperatur abhängig ist und ihrerseits für grössere Temperatursunterschiede einem ziemlich eomplieirten Gesetze folgt, insbesondere wenn die Luft- menge in der Büchse erheblich sein sollte. Ist aber dies nicht der Fall, so kann man immerhin bei gut construirten Instrumenten annehmen, dass innerhalb mässiger Grenzen der Temperaturänderungen, die Correetion regelmässig mit der Temperatur sich ändern wird, so dass wenn dieser Fehler für einen Grad Zunahme der Temperatur bestimmt wird, der Ge- sammtfehler für nieht zu grosse Unterschiede mit genügender Gena uigkeit erzielt werden kann. Die Bestimmungen dieses Fehlers müssen indess von Zeit zu Zeit wiederholt werden und jedenfalls vor und nach der Verwendung des Instrumentes zu anderen Zwecken, weil im Laufe der Zeit die Metalle, welehe in Bewegung sich befinden, eigenthümliche Veränderungen erfahren und weil die Undurchdringlich- keit der Büchse für die äussere Luft keine absolute genannt werden kann. Nehmen wir an, dass an einem gut eonstruirten Aneroide die Fehler bestimmt werden sollen und zwar nach den Angaben eines fehlerfreien Barometers, so wird man jedenfalls unter dem Einflusse einer und der- selben Schwere, für einen willkürlichen Stand A, setzen könnnen /B}, = 4, + x) wo a, als Indexfehler zu betrachten wäre und die Temperatur i, vorausgesetzt ist. Für den Stand A bei der Temperatur t wird man aber haben B=4+(4-4)°+(—1,)e+%, oder (B—A) — (B,—A,) = (A—4,) + (4) B3 wo ö den Fehler für einen Theilstrich oder eine Einheit des Maasses, in welcher A und A, gegeben sind, be- deutet und u. die Änderung des Aneroidstandes darstellt für die Änderung der Temperatur um einen Grad. Da wir das Aneroid nach dem Barometer beriehtigen wollen, so wird auch der Barometerstand den rich- tigen Aneroidstand für den Ort der Eintheilung bezeichnen, so dass für die Schwere des letzteren a, Bunde B sein wird. Sind ö und a so wie x, bekannt, so wird für jeden Aneroidstand A bei unveränderter Schwere a=A+y+%,, y= (A—4A,)2+ (t—4,) B- Sollten die ersten Potenzen von A— A, und t—ı, zur Darstellung der Aneroidfehler nicht ausreichen, so müssten auch deren Quadrate berücksichtigt werden, wo dann noch zwei neue Coöffieienten zu bestimmen wären. Im Allgemeinen dürfte dies höchstens für die Temperaturscorrecetion nothwendig sein, da die Ausdeh- nungen der in der Büchse enthaltenen Luft sich mit der Temperatur, wie bekannt, progressiv ändern. Hiemit wäre unsere Aufgabe gelösst, wenn das Aneroid auch wirklich den Anforderungen entsprechen würde, die man bei einer solchen Fehlerbestimmung an dasselbe zu stellen berechtigt sein dürfte. Aber einerseits sind diese Instrumente noch immer mangelhaft hergestellt und die Theilung nicht mit jener Genauigkeit durch- geführt, welche einen Vergleich mit anderen wissenschaftlichen Instrumenten zulässt, andererseits mögen noch andere Fehler vorhanden sein, welche bei den gegenwärtigen Instrumente auf ihre Angaben Einfluss neh- men. So zum Beispiel habe ich Grund anzunehmen, dass die Nadel oder der Zeiger des Instrumentes, wel- cher gewöhnlich von Eisen oder Stahl ist, bei längerem Verweilen des Aneroids in einer und derselben Lage, durch die Einwirkung des Erdmagnetismus, magnetisch wird, was auf die Genauigkeit der Angaben des Aneroids nachtheilig rückwirken kann. — Dem wäre freilich leicht abzuhelfen, indem man den Zeiger aus anderem Metall oder Glas verfertigt; aber es ergeben sich andere Unsicherheiten, die nicht so einfach zu be- seitigen sind. wo Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroides. 147 Überdiess sind die Vergleichungen mit einem Barometer nur für das gebrauchte Instrument giltig, und schon eine kurze Beobachtung genügt, um zu beweisen, dass die Unterschiede zwischen Aneroid und Baro- meter andere sind, je nachdem der Luftdruck in Zunahme oder Abnahme sich befindet. Endlich will ich hier diese Ableitungen zur Berechnung der Veränderung der Schwere aus Beobachtungen verwenden, welehe vor etwa 13 Jahren mit einem Aneroide auf der Fregatte Novara gemacht wurden, dessen Fehler nieht bestimmt waren und dessen Leistungsfähigkeit eine mittelmässige gewesen sein dürfte, weil in jener Zeit diese Instru- mente wahrscheinlich nieht mit jener Sorgfalt, wie es gegenwärtig der Fall, eonstruirt wurden. Die hier beigelegten Beobachtungen eignen sich auch nicht dazu, aus ihnen gleichzeitig mit der Verän- derung der Schwere, die Fehler des Instrumentes zu bestimmen, weil sie in keinem Falle grosses Vertrauen einflössen können. Ich beobachtete nämlich selbst den Luftdruck am Aneroide, so oft es eben meine sonstigen Beschäfti- gungen zuliessen, um einerseits die Beobachtungen am Barometer, welche von dazu bestimmten Offizieren an- gestellt wurden, zu controlliren, andererseits um bei stürmischem Wetter über den Gang des Luftdruckes directe Kenntniss zu erhalten. In der ersten Zeit waren die sich regelmässig abwechselnden Beobachter am Barometer noch ungeübt, und es ergaben sich zwischen ihnen Ablesungsunterschiede, die hier einen nennenswerthen Einflus aus- üben dürften. Das Aneroid selbst war nicht fest aufgestellt und fiel einmal während eines Sturmes auf den Boden, und wenn es auch scheinbar keine Beschädigung erlitt, indem der Teppich den Stoss milderte, so konnte doch vorausgesetzt werden, dass dadurch dessen Leistungsfähigkeit nicht gewonnen hatte. Später wurde das Aneroid unbrauchbar, und ich habe nur Beobachtungen in mässigen Breiten aufzuweisen. Obschon später wieder zusammengestellt, so konnte unter solehen Umständen von einer brauchbaren Fehlerbestimmung wohl keine Rede mehr sein, und in der That haben die von mir sowohl als von Direktor von Jellinek auf meine Bitte gemachten Fehlerbestimmungen keinen praktischen Werth für die Beobachtun- gen auf der Novara. Ich musste daher zu einem anderen Verfahren meine Zuflucht nehmen, was ich um so eher versuchte, als ich durch Zufall eine Formel aufgestellt hatte, mittelst welcher ganz erstaunliche Resultate erzielt wurden. Schiffslieutenant Latzina berechnete nämlich mittelst der Formel 2(A—B+x)=FBsin:g. Aus 248 Beobachtungen im atlantischen Ocean F=0:-0051043. Aus 160 Beobachtungen im indischen Ocean F=0:0051045. Während Prof. Airy den Werth von F aus Pendelversuchen F=0:005133 berechnete. Freilich wurden jene Resultate auch durch eingeschliehene kleine Fehler verbessert, welche ich erst in Jüngster Zeit entdeckte, aber jene Formel dürfte in der That nahezu richtig sein. Wir hatten im Vorhergehenden a BG a, FE B, G, Geht man von der Schwere G,aus und von dem Stande a, des Aneroids, so muss, wie wir gesehen haben, a,— B, sein, folglich auch 148 B. Wällerstorf-Urbair. Setzt man nun anstatt « die entsprechende Lesung A mit den dazu gehörigen Fehlern, so ist A+ 2 + y= B = ’ G, wo x, wieder der Indexfehler des Aneroids an der Schwere @, und y die Summe der Fehler darstellt, welche von der Eintheilung, des Zifferblattes, von der Temperatur und von den sonstigen Unvollkommenheiten des Instrumentes abhängen und wie es die obige Gleichung bedingt für die Schwere @, und den Stand A gel- ten müssen. Gilt @, für die Schwere am Äquator und sind die Beobachtungen an der Oberfläche des Meeres gemacht worden, so ist A—B+x,+y= FBsin®g. Wollte man die Summe der Fehler y durch die Beobachtungen bestimmen, welche an der Breite 9 ge- macht wurden, so muss vor Allem A von dem Einflusse der Veränderung der Schwere befreit werden, der für dasselbe B und z, aus der Veränderung der Breite vorhergegangen ist. Wir haben gesehen, dass dieser Ein- fluss dargestellt werden kann durch a—B=FBsiny—V und dass V von 4 abgezogen werden muss, um den beobachteten Aneroidstand auf den Äquator zu reduciren. Demgemäss wird also y= (A—A,)d— VI + (t—t,) die Summe der Fehler für den Stand A des Aneroids an der Breite 9 darstellen. Nun ist aber die Grösse y=(4—4,)°+ (t—t,) u die Summe der Fehler, welche am Äquator durch y=4A-B+z, bestimmt werden kann, und es wird demnach y=A—B+x,— V° die Summe der Fehler darstellen, welehe für den Stand A und die Temperatur z Geltung hat. Substituirt man diesen von der Gleichung für FBsin?p ganz unabhängig bestimmten Ausdruck für die Summe der Fehler y, so ist 2(A—B+2,)—V°=FBsin%. Weil aber ö im Allgemeinen klein angenommen werden darf, so wird man für eine erste Annäherung V vernachlässigen können, wodurch 2(A—B+z,)=FBsin?g, oder wenn A—B=m gesetzt wird 2(m + x,)= FB sin®o, Eme zweite Näherung wird dann ergeben 2 (m + x,) (1—0) = FBsin?g. und hat man eine zweite Beobachtung an der Breite 9 gemacht, so wird man aus dem Unterschied beider erhalten 2 (m’—m) (1—6) = F(B' sin? 9’ — R sin sin?g) und es würde sich nur darum handeln mittelst anderweitiger Bestimmungen 0 zu erhalten und dann 7 mit grösserer Genauigkeit berechnen zu können. Bei den folgenden Beobachtungen sind die Unterschiede des Luftdruckes viel zu gering, um ö mit einiger Sicherheit selbst in dem Falle bestimmen zu können, in welchem dieselben als völlig tadellos Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Anerordes. 149 angesehen zu werden verdienten, was leider nicht anzunehmen ist. Ich musste mich daher begnügen die Formel 2 (m!—m) = F (B!sin*o!—Bsin?y) als richtig anzunehmen, nachdem es sich ohnehin unter den gegebenen Verhältnissen nur darum handeln kann zu beweisen, welchen Nutzen man aus den gleichzeitigen Beobachtungen des Aneroids und des Barometers ziehen kann, während die Bestimmung von F selbst keinen Anspruch auf sehr grosse Genauigkeit ma- chen darf. Wie ich bereits bemerkt, habe ich in letzter Zeit die unliebsame Entdeekung gemacht, dass sich bei der ursprünglichen Berechnung von F Fehler eingeschlichen hatten, welche die Resultate als unrichtig erscheinen lassen mussten. Ich entschloss mich demgemäss die ganze Rechnung zu wiederholen. Die Aneroidbeobachtungen sind in meinem Tagebuche eingetragen, stehen also zu meiner Verfügung. Nieht so die Original-Beobachtungen am Barometer, Unter solchen Verhältnissen suchte ich aus den veröffent- lichten Beobachtungen, im Novara-Werke, die zu meinen Aneroid-Beobachtungen entsprechenden Barometer- stände, welche, ich weiss nicht mehr aus welchem Grunde, in Pariser Linien ausgedrückt wurden, während die Ablesungen in englischen Zollen gegeben waren. Da die Aneroidbeobachtungen nicht immer zu den Beobachtungsstunden des Barometers gemacht wur- den, so habe ich die entsprechenden Barometerstände einfach aus zwei aufeinanderfolgenden Beobachtungen interpolirt, was natürlich nieht immer ganz richtig sein dürfte, indess für den hier angestrebten Zweck und bei der grossen Anzahl von Lesungen genügt. Eine einzige Barometer-Angabe scheint im Novara-Werke nicht richtig angegeben zn sein. Es ist dies die Beobachtung für den3. November 1857 um 2 Uhr Nachmittag. Ich habe daher den Stand für 1 Uhr aus den Beobachtungen für O Uhr und 3 Uhr interpolirt. Übrigens hätte ich diese Beobachtung ganz auslassen können, ohne das Resultat wesentlich zu beeinträchtigen. Ich bemerke hier nur noch, dass es ziemlich übereinstimmend vorkommt, dass bei steigendem Luftdrucke die Unterschiede 4—B kleiner, hingegen bei abnehmendem grösser, als das Mittel der zu einer und derselben Gruppe gehörigen Beobachtungen, bei welchen sich die Breite nicht wesentlich ändert. Es werden also in Folge der Bewegung der Quecksilbersäule Fehler in A—B erzeugt, welche sich nur im Mittel sehr vieler Be- obachtungen eliminiren lassen. Ich habe im Durchschnitte stets 10 Beobachtungen zusammen genommen, für jede einzelne aber das entsprechende Bsin?y gerechnet. Nur in zwei Fällen habe ich im atlantischen Ocean das Mittel von 9 Be- obachtungen genommen, weil deren nur 248 vorhanden waren. Für den indischen und zum Theile noch süd- atlantischen Ocean fanden sich in meinem Tagebuche 161 Beobachtungen vor, es entfällt also in einer Gruppe das Mittel aus 11 Beobachtungen. Die 25 Mittel aus 10 Beobachtungen im atlantischen Ocean habe ich in zwei Theile, nämlich zu 12 und zu 13 Gruppen getheilt, daraus wieder das Mittel genommen und aus diesen 248 Beobachtungen F —= 0:0051611 erhalten. Von den 16 Gruppen des indischen Oceans habe ich für je 8 wieder das Mittel genommen und daraus F = 0:0050312 bestimmt. Wollte man ein entsprechendes Mittel zwischen diesen beiden Resultaten nehmen, so müsste man es im Verhältniss von 25 zu 16 thun und man würde erhalten F = 0:005083, während, wie erwähnt, nach Airy sein sollte F=0:005133. 150 b. Wüllerstorf- Urbair. Aber dieses Resultat ist insoferne ohne wissenschaftlichen Werth, weil das Aneroid während der Beob- achtungen im indischen Ocean auf den Boden fiel, also der Indexfehler x, eine Veränderung erlitten haben mag. Ebenso lassen sich die beiden Beobachtungsreihen im atlantischen, wie im indischen Ocean nieht gut zusammenziehen, weil dazwischen durch die Ungeschickliehkeit eines Dieners das Aneroid ebenfalls auf einen nebenstehenden Divan geworfen wurde. Wie es immer sein möge, dürfte indess das hier berechnete F besonders für den atlantischen Ocean, unter den bezeichneten Umständen darthun, dass sorgsam durchgeführte und zu dem Zwecke gemachte Be- obachtungen jedenfalls ein Resultat zu liefern vermöchten, das bei genügendem Breitenunterschiede an Ge- nauigkeit gegenüber anderen Methoden nichts zu wünschen übrig lassen dürfte. Die Leichtigkeit mit welcher, unter ganz gleichen örtlichen Verhältnissen, die Beobachtungen, soweit das Meer fahrbar ist, ausgeführt wer- den können, dürfte vielleieht zur Berücksichtigung dieser meiner Methode führen. Atlantischer Ocean. B — Barometer Adie Nr. 517; A — Aneroid Lerebours Nr. 7711. A e” B | A t B Ba Original in = Original in 1857 Zeit j Breite Bsin ?o 1857 Zeit 2 Breite & Bsin ®o Lesung : pariser Lesung 3 pariser \ Celsius Celsius Millim. Linien Millim. Linien Juni ı | 9*a. m.| 761:9 | 20°2 | 336°984136°20'N.| 118-300] Juni 9 | o* 770°8 | 2220 | 340-453|32°40'N.| 99-184 0 2-2 | 20-4 6'917 20 118275 13 | 0 7673 | 21-7 | 339541 40 98-917 8sp.m.| 2-5 | 20-3 7345| 30 119-361 14 | 0 6-5 | 21-8 8:933| 40 98:740 PIE EEE 43 | 20:0 7:908 30 119-558 15 | 9a. m. 8222, 2120 9046 40 98.772 ) 4°5 | 20-1 7920| 30 119-564 16.1910 Bedr Male 9:248| 40 98'833 3p:-m| 4-3 | 20-1 7908|, 3 119558 im | 9, 6°5 | 21-5 9146 40 98802 ee 3:8 | 20°5 7'892 30 119-553 0 6:5 | 214 9:203| 30 979261 _ 3 | 9a. m. 6°4 | 20°9 7:908 20 118-622 1p.m.| 6:5 | 20-0 8-015| 10 117-716 7168-85] 21:62] 339-874 98-925 Eee 5'6 | 19:6 8133 0 116-824 3 p. m.| 766°2 | 21:0 | 339-102]32 30 97-897 76420) 20:21) 337693 118:733 SR, 7-4 | 21-2 9-349| 20 97'073 ıs | 9a. m. 6:9 | 21°8 9102 10 96:110 zT p. m.| 763°9 | 19-8 | 337-868]36 O0 116°733 0 ZE> EBO0 9:236 0 95'264 5 une 3:9 [| 19-9 7729135 40 114818 3p. m. 7:1 | 22-2 9-091 0 95.222 4 | 9 a. m. 3-1 | 20-9 7:469| 30 113-800 6a y 6:8 | 219 9 09631 50 94338 0 3-0 | 20-7 7525| 20 112-892 9777 7:3 | ale7 9:439| 50 94432 3 p.m. 3°0 | 208 7'570 20 112°908 19 | 9a. m. 7-7 | 22-3 9:788 5 92766 Eon 36 | 20-8 7818| 20 112992 I4D., 7-7 2220 9:564 10 90946 12 47 | 20:6 8122 10 112163 Ser 125. 02129 9.541 0 90068 5 | 9.8. m. 6522 9:102]34 50 110'633 0 ea | 2398} 9'225 40 109°500 767-18| 21°80| 339331 94.412 3 p. m. 710 20r0 9.327 40 109533 Re 7678 | 21°8 | 339-383|31 0 90:024 764'59| 20:60] 338176 112-597 gr; ts | EIER 9698 0 90-112 20 | 9a. m.| 9:7 | 22-2 | 340-430 0 90'304 6| 9a. m.| 768-3 | 22-1 | 339-890|34 10 107202 iöpam! 9-9 | 22-4 0402 0 90'296 8-4 | 22:0 9834 10 107-182 3 9-5 | 22-5 0374 10 91-164 6p.ım 8:2 | 22-2 | 340-081 0 106341 gr5 770:3 | 22°3 0:655 10 91'236 an 8:9 | 22-1 0-323 0 106*417 21 | 9a. m.| 7697 | 23°2 0:295| 10 91-140 7|9a.m 9-7 | 22-3 0-622]33 40 104676 0 9-3 | 23-1 0.092] 20 91°968 0 12022 003 0:576)| 40 104662 3p.m. 8:8 | 23-6 | 339-597 30 92715 zp.m 02227222 0700| 30 103:788 GE; 8.9 | 24:0 9-912) 20 91.918 Sr 0-4 | 22-2 0802] 20 102-905 127% 122 1099=0 0-847 10 102-014 769.22] 22-68] 340:054 91-088 10, 769°4 | 23-3 | 340-070|31 20 91:962 76950] 22:16] 340408 105: 021 222,973. m. 8-3 | 23-2 | 339-721 0) 90116 ip. m. 7:5 | 234 9:417)30 50 89166 s | 9a. m.| 771-5 | 21:6 | 341:150|32 40 99:385 3. 7:3 | 23-2 9:248| 50 89-120 10 p. m. 1:9 | 21°9 1'083 40 99-364 6, „ 7:3 | 23-1 9:226| 40 88-250 921 9 arm. 088. | 218 0'937 46 99-325 975 7:9 | 22-8 9-586| 30 87-478 Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroides. 151 Atlantischer Ocean. A 2 B A t B Original in Original in 1557 Zeit 1 aries Breite & Bsin ®& 1857 Zeit Tiönn BERIRE) Breite 9 Bsin ’p sung ariser sung ariser „esung Celsius pariser esung Celsius p Millim. Linien Millim. Linien Juni 23 | 9*a. m.| 766-8 | 22°5 8°933]30°10'N.| 85'588] Juli 5| 9’a. m. 26°3 | 337:514| 9°20'N. 8 0 7:0 | 22:9 9:214 0) 84'804 Ola 26:3 7435| 10 8° 3p.m.| 6-2 | 22-4 38-842 0 84 710 ENTER 26:2 7'266 0 8-2 Br 6°5 | 22-0 8:944 0 84736 -25| 26:20) 337-638 12: 767.42] 22-88] 339:320 87.598 6 Yan 25:7 | 337:302| 9 0 8- 24 | 9 a. m.| 766°3 | 22-8 | 339-034|29 30 82'210 Tone 25-5 7142| 8 50 7: ) 63 | 23-0 38-921 20 81-340 elle 265 7547] 20 ps 3p.m 6-1 | 23-2 8 898 10 80.492 0 27:0 7368| 20 6: Ga 6:2 | 23°2 8933 10 80-498 3p.m. 27°0 7413| 10 6° »5|9a.ım 7:9 | 22-9 9:709|28 30 77'345 a 27.0 7.553 10 68 0 8:1 | 23-2 9-822] 20 76-543 10 Yo, 27:0 7'576 10 6 3p.m 7.6 | 23°3 9383 20 76'445 7|9a.ım 272 7582| 7 50 6° 6% 7:7 | 23°2 9:385| 20 76-443 0 27-3 7-187) 40 6° %s|9am 8:6 | 23-4 | 340.002) 20 76584 3p.m 27:3 6816| 40 5 OB 8-9 | 23-8 0059 10 75:774 45| 26:75] 337:349 6: 767.37] 23.20] 339.414 73.367 IHR 1-7 | 27-1 | 337-243] 7 30 5° 8',p.w.| 769-2 | 24-2 | 339-659]27 50 74'043 10%), , Deo 7578| 30 5° 27| 9 a. m.| 770°1 | 23°3 | 340329 10 70°948 sl 9a. m. 2-8 | 274 7'446 20 5° 3 p. m. 0-1 | 24-2 0622 () 70205 Ü 292 TEN 7660 20 53 28| 9 a. m. 12 | 240 1:139]26 0 65:556 3p.m. 1.7°| 26-9 7-041 20 5° v 1 23>7 1'150 M 65°559 Kae 2-1 | 27°0 7.272 10 53 3p.m 0-4 | 23°8 0:755|25 50 64703 91, 9ya0 0.1.2322 12753 8:043| 6 50 4: SER 0-4 | 23-7 0768| 30 63°157 ) 3-6 | 27°5 8-167| 50 An 29| 9a. m 0'4 | 24°0 0°746]j24 30 58-599 3%P- „ 3-0 | 27°4 7'610 40 4: 0 0:0 | 24°0 0'531 20 57'815 L 3:8 | 2772 7'863 10 3. 2p.m.| 769°3 | 241 0542 10 51076 762-76| 27:19| 337592 5 770:22| 2395| 340-624 64766 10224 764-7 | 27°2 | 538-167) 6 0 a0 9%, „| 768:9 | 24°2 | 339465123 30 53-975 101 9a.m.| 4:5 | 27-6 8-471| 5 10 2. 30] 9 a.m. 78 | 248 972122 0 47'673 0, 49 11273 8'257 {0} 2-: 0 7-3, | 2427 9394/21 50 46'944 3p.u. 3-5 [27-3 7.627) 4 50 Da 3p.m 6:5 | 25-0 8-831l 30 45'514 Ya; 3-8 | 27:0 8-044| 30 92 Dr, 620, | 25.05 8'859 10 44181 10, 4-1 | 26-3 8223 20 Ic TE 6:2 | 24-8 9-018 0) 43'540 11| 9a. m oe rt 7920| 3 40 1- Slyan 7-0 | 25°0 9-102]20 50 42891 0 3e2n [B97C2) 8-032]| 30 1°2 Juli 1] 9a.m| 6°5 | 25°0 9-046|18 50 35'333 3yp.„| 2°2 | 27:3 7131| 20 iS 0 6'3 | 25°0 8'865 40 BL Sr een Ö 3p.m 5:7 | 25°1 8719| 20 33-512 763.86] 27:23] 337986 2. 76682] 2486| 339102 42-828 7 „| 762-8 | 27-0 | 337-328] 3 10 1 61,, | 765°5 | 25°0 | 338°759|17 50 31'774 LOmER 3-3 | 27-1 7649| 10 1°0 8, 6:5 | 25:0 9:000| 40 31-222 1a 9,2 m. 2=7 109762 7.582 0 (E 2| 9a.m.| 60 | 25°3 5:933]16 20 26'805 pm oe 7-339 0 0: 0 54 | 25°5 8775 0 25739 BETA 1:9 | 27-3 6984| 2 50 0: 3p.m 4:3 | 25°3 8:279|15 30 24°158 TRE, 2-2 | 27°3 7.362] 40 0 6 „ 4:0 | 25°6 8167| - 10 23-147 2 3-1 | 27:0 7'908) 40 0° 81h, 5:0 | 25°4 8476/14 50 22-184 13] 9a. m.| 3-8 | 26-9 7-897| 50 0 3] 9a. m 47 | 25°8 8324113 50 19:341 1ip-m| 3-3 | 27°2 7717| 3 0 0: 0 4:4 | 260 8145) 40 18:877 SR, 3.8 | 27-0 8-054| 2 20 0 3p.m 2.9 | 26°2 7.547 20 17'952 76290] 27:11) 337-582 0° 76487) 2549| 335 444 24-120 14| 9 a. m.| 765-1 | 26:8 | 338°279| ı 30 0° 6 „ | 763-0 | 25°9 | 357 :582|13 0 17:082 (0) 5-3 | 27-2 8°245| 20 0° 8 „ 4-0 | 25°8 7671112 40 16-237 8p.m) 4:9 | 26-5 38-606] 0 30 N 0 410 a.m 4:2 | 26°2 8-190[11 40 13829 151 9a.m.| 5-0 | 26°8 8-617 40 8 0: 0 3°9 | 26°3 38-088 30 13'439 0 4°1 | 26°8 3'201) 0 50 0° 3p.ım 3:6 | 26°3 7446| 10 12-656 31% P-. 3-2 | 26°8 s:268| ı 0 0: be 2-4 | 26°4 7'525l10 50 11'923 Tu 4-2 | 26'7 8.544 20 0° 81,, 3-3 | 26-3 7'666) 30 11'214 Kies: 4:9 | 26°5 8'466 30 0- 152 B. Wüllerstorf- Urbair. Atlantischer Ocean. A | t B A t B Original in 2 / Original in 1857 Zeit ER Breite $ Bsin *9 1857 Zeit z Breite @ Bsin ®9 Lesung -. pariser Lesung ER pariser Celsius Celsius Millim,. Linien Millim. Linien 16| 9*a. m.| 764-1 | 27°0 | 338-370| 2° 0'S. 1"p. m.| 7648 | 26°2 | 337.959 0) 37 26°6 8'043 10 Il 52.1260 8:696 91, 2., 6°6 | 26°0 3°665 764 45| 26:77] 338 °364 Lp.ım. 6:3 | 260 83-758 {he > 26°0 9:158 1y,p.m.| 763-0 | 26°0 | 337945] 2 10 9a. m. 62971 236-1 9.394 ZM, 2-7 41 25°8 7'649 10 0) 2.001 2683 9:338 2. 2-8 | 25°7 7:604 10 Napaem. 6.3 | 26=1 9.141 6% 3.417252 7'840 10 9a.m. 7.8 1), 262.0 9.654 Sr, AH 2526 7'874 10 3 p- m. 63 | 250-4 5'505 10 43 | 25°5 7920 10 9% « 9R.9 .- | ER 76621] 26:01] 3358-92 8542 ip. m 37 | 25°3 7:778 10 n 3.0 1.2525 7:863 10 Be 766°7 | 25°6 | 339:304]|12 15-071 9a.m 8:0 | 25°3 9405/15 : 18947 763:59) 2549| 337-804 Ip. m. 73° | 254 9692 20-348 Su“ 7-2 | 2522 9-316 21:754 Sp. m.| 7641 262 | 338°347| 2 10 11 5 Aa | ron! 9665 22753 18] 9a. m AT 1 26*5 8559| 3 0 9a. m. s:3 | 254 9:822 25-818 () 4-3 | 26°7 8:265 20 0 82 | 25°4 9631 26-860 3p.m. 3:3 | 26°8 7'649 30 3p.m. T.3 | 25°3 9.552 27390 Urs 4°0 | 26°5 8'094 40 9a.ım. 9:2 | 25-2 | 340 :464|17 30.220 I 5:0.]| 26°2 8'448 20 0 8:4 | 25°0 | 339 461 31°264 19| 9 a. m. 5°0 | 26°3 8.572] 4 0 D 2.2 Dy Mr «80907 A a ln lisces.Kl gueslı, an 167-85| 25-20] 339-631 24-083 OR 4-8 | 26°3 8403| 40 3 p. m.| 767-7 | 25°1 | 339777117 31'866 764:21| 2644| 338260 ul 9-6 | 25:1 | 340-329 31:918 9a.m. 9:4 | 25°0 0:464118 32-511 »20| 9 a. m.| 7647 26-441 3383921 5 10 2 0 8.8 | 250) 0:160 33066 31sP » 342212628 7.840 0 2'566 3 p. m. 7:7 | 25°0 | 339-484 33'588 » 3:1 | 267 7.660 0 2'565 An 77 | 25°0 9:744 34207 117, 4-51 27°0 8'336 0 2570 11 57 832 | 24-9 9'845 35416 211 9.2. m. 46 | 26°5 8.009 30 3-105JAugust 1| 0 80 | 24°1 9.620 37'224 100, 48 | 26°3 7'976 30 3105 0; 7-9 | 23-9 9.293 38450 0) 2:8 | 26°3 7772 30 3'105 IE 7.2: | 23-9 9:474 39077 1a, | 34802622 7851| 30 3-104 | sulsso| ze © | 8104 6813| 2470| 339-519 34.730 763:77| 26:42] 337940 2:907 2| 9a. m.| 767°0 | 24:7 | 33904612 42.232 0) 5-9 | 244 8-257]2 ) 43'442 Sue 763°:7 | 26:2 | 337852] 5 30 3.104 3 p. m. 41 243 7750 20 44'699 10%, 4-1 | 26:0 7837| 20 2-919 TIGE 4:3 | 24-5 8-099 46'766 '22| 9a. m, 41. | 26°3 8077 0 2'568 3| 9a. m, 3.8 | 250 775012: 2272 0 4:2 | 26°8 8:190 10 2.743 N) 8.4 1725-0 7502 53662 Slapın. | Bla 1596122 7457| 20 2:916 it p.m.| 3-3 | 24-0 7:745 54 421 Tayol as 3 26 7'874 20 2.919 41 9 a.m. 5:2 | 24-5 8:640 52-411 23] 9,2, 4:8 | 26°4 8:369 50 3'495 0 526 8'426 52-381 1p.m 46 | 264 8257| 6 10 3'903 7 pm. 52 | 24-0 83-330 52363 3:81 26=3 7953) 40 4'555 24| 9 a. m. 5-2 | 26°0 8043| 7 10 5261 764-73| 24-50| 338-155 49.465 76413] 2627| 337991 3435 Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroides. 153 Südatlantischer und indischer Ocean. 4A ı B A t B a Original Ay Bei Bein 25 1857 ae Original z en Lesung | _ E Pariser Lesung f Pariser s £ Celsius Celsius Millim. Linien Millim. Linien Sept. 21/0%,p.m.| 760-2 | 17°1 | 336-445[35° 0’8.| 110-687Sept. 30110%/, p.m.| 7657 | 19°4 | 338-6511350°20' S.| 113-271 22 127, Ku) PB] 1 Dre | 6370 0 110°662/0ctober1|10 a. m. BFN1EST 3:764|34 30 108:685 | 13/4 Oz 6-14 0 110-588 634B.„| 5-4 | 18-8 s-557| 20 107695 2/gn 9x0. 171 6°046 0 110555 26| 2 p. m. GE NELBET 8'876 20 107795 374, ro I 171 5°915 0 110-512 oT 2:5 | 18:4 9422 30 108:893 5.8 TEORJSEH Er) 5:870[34 50 109580 271 0 770°8 | 18°2 | 340°768|35 10 113042 Ya 760°3 | 17°8 5'824 50 109565 10 0-3 | 17-9 5'724 50 109533 e le ne ae 11 £ 0.2 | 17-9 5:729 40 108-620 76576) 18:90) 338:607 112:148 23| 92. m. 0:4 | 16°8 6'410 30 107928 3%,„ | 769°5 | 18:5 | 340:273|35 20 113810 7 =| 17-90|« „RD 25| 9a. m.| 8-8 | 18-3 | 339-957/36 20 119-342 60:15) 17321336 048 109-323 v 3:2 | 18-6 9:934 0 119-331 10 p.m 9-5 | 19°1 | 340-205 0 120369 - 1 p. m.) 760°8 | 17:2 | 336°467|34 30 107948 29] 9 a. m. 9-1 185°0 | 339867 20 119-308 BIRS 132 17.58 6'782 30 108044 0 9:0 | 18°5 | 340:126 20 119°400 Si Paste | la 7.232 30 108180 30] 9 a. m.| 7702 | 19-2 0497 50 122-371 LO"; 29) 1 17UD 7'638 20 107 400 0 DEBE aL97 0'486 50 | 122-366 24| 9a.m A rt 5:043 10 106°618|Novbr. 1| 9 a. m.| 767-0 | 19:7 | 338-628|37 30 | 125500 0 52: 1774 8'595 10 106 793 0 5°8 | 19-8 8:403137 30 125°409 6p.ım Bj 1789) 8'989 10 106918 Sur; 20 129 9-191 0 106063 ey j 0290.997 3 101°. 7-7. | 18-0 9-481 0 106-148 768 :74| 18:94) 339887 120-721 25] 9 a. m. Ye: a I ran! 9-225[33 40 104249 5 p. m.| 767°5 | 20:0 | 33909137 30 125:666 4. n.AR| oaR.1r9 a 21 0 772-1 | 18:8 | 340-993 40 127.327 64-61] 17-46) 338162 106536 101, 3-2 | 19:0 | 1736| 40 | 127-606 3] 9a. m. 1°6 | 18-4 1'049 40 127 347 1 p.m.| 7671 17°2 | 339040133 3 103283 1p.m. 1°2.1718-6 1:030 40 127 341 10Y,, wa 178 97.577 40 104357 Jalaers Si 188 0531 40 127156 26| 9 a. m. 8-5 | 17°7 | 340°081 40 104510 Alle, 767°3 | 20:0 | 339-191|38 40 152°406 0) 89) 17-9 0:126 50 105439 5]101/, &., 34 | 19:0 7:390]40 20 141'339 Tp.ım. 8:27 | 187371 339.693|34 0 106 222 ip. m. 2-9 | 19-1 7'165 30 142-207 KON, Seide 1820 rat 0) 106232 610%, a, Dale 8.043 3 142551 27| 9 a. m. E08 I 108 9.934 0 106 295 0 7:8 | 178 9:416 10 107051 Fi = ve R9g Sn: { 3p.m| 6-ılırz-s | 8-7osl 20 | 107-742 «6852| 18:99| 339.622 132-098 61/,, 6°2 | 17-8 8564 20 107 632 P- m.| 765-0 | 18°4 | 338*145J40 30 142-623 rom ",ep| 90 af .@rR 8 48 | 18'7 7'852 30 142:500 16789) 17:86) 339466 105 876 altıasn Roll T-8 7559 0 141-407 SEE LI, 2-4 | 150 7-142l41 0 145 107 Inh.Ee- 766°7 | 18:0 | 338-780[34 30 108687 0 2:4 | 15°3 7-151 1) 145105 28| 9 a.m. 6.281.180 8:775 40 109°605 1119 , 7:9 | 15°3 | 340-002J40 50 145 365 10 Yy Seen 8:789 50 110278 () 3-7 | 15:7 173392923 50 145330 ren 651 | 18°2 8-763|35 0 111447 10 p. m. 9-8 | 15:9 | 340-475 50 145570 0 ar 1858 053-730 (N) 111'439 26) 0 ar elle zi) 131'455 2p.m. 54951852 8'448 10 112.972 1025 759-0 | 16°0 | 334642 40 130°629 DE HE I 187 8:842 10 112°400 576 6 © .387| 20 2'847 Ian: : R 29 10a, e er Dt 50 aan 64:56] 16:48] 337964 141:509 () 32 1.190 1232 50 115°576 27) 0 765°5 | 16°7 | 338-797|ag 40 132-252 .o=.m 1.0 9.n9% 11 p. m. 9-92], 16-2 9731 30 131°655 765 :71| 18-41) 338-328 112:023 asl 0 9-3 | 15-8 9-946 40 132-700 29| 1p.m. 2.271162 7283139 10 134-542 7 p.m.| 763°8 | 19-2 | 337-581 50 115°695 19 , 2a 7'019 30 136358 KO OR 7'829 50 115782 30110 „ 8-2 | 16°0 9-676|38 40 132597 30| 0 4'3 | 19-1 7953 50 115-824|Dee. dNISı 2, 38 | 16°4 7'390 40 131°697 6p.m. 4.2 | 19-2 7.671 40 114800 NER 2e 770°6 | 16°3 | 340791 10 130-133 !) Am 10. November 1857 ist das Aneroid auf den Boden gefallen; dürfte der Indexfehler sich etwas geändert haben, wiewohl das Instrument scheinbar keinen Schaden erlitten hat. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 20 — au rS B. Wüllerstorf- Urbair. Indischer Ocean. A t B 4A ? B Original in 2 Original in 1857 Zeit i Breite 9 | Bsin ®o 1857 Zeit i Breite e | Zsino Lesung 2 Pariser Lesung | _ s Pariser a ! Celsius Celsius Millim. Linien Millim. Linien Dee. 3/10"p. m.| 772-5 | 15°9 | 341.027/38°20' S.| 131-194(Dee. 25|10'p. m.) 762-3 | 27°2 | 3537°075| av2a0'S.| 1-9: ANONe 761°2 | 16°3 | 336-433] 40 131:329 26110 „ 2-2 | 27-3 7.402| 240 | 07 27) 0 1-8 | 27°7 7187| 2 10 0: x e 28 DES aTB 7:152| 2 0 | . 766.54) 16:19|335- 809 132-446 ni n ea st % 29] 0 Par 2820 7244| 1 10 | 0: 5110 p.m.| 763-1 | 16°8 | 337-570,38 50 132-733 hl) co 71°5 | 16°7 | 341:298| 30 132264 FR an loellolmenn he & ; 4:8 | 16°9 2783 v 129-927 162:26| 2777| 337167 2° sı10 „ 5°5 | 18-3 2-669/37 20 126-029 9) 0 1'S | 19°0 1:185|36 40 121667 10225 7163-8 | 28:3 | 337 °807| 1 0 0: lose DEOE 01955 1'343 0 117930 30) 0 2-4 | 29-0 7424| 0 50 0: 10| 0 ES ALIEN, 1:252)35 20 114139 10 36219822 7'908] 0 50 0: tome 0:6 | 199 0-746|34 50 111°172 31| 0 3:3 | 29-0 7739| 0 20 0- 11| 0 768°7 | 198 0013 0 106 322 102% 3,31 1728:7. 7671| 0 108. 0: 10p.m.| 8°6 | 20:6 | 33978833 30 103-512lJänner 1| 0 31211908.9 7457| 0 40 N. 0: 10, 5 3:8 | 28°2 920 50 0° { ; a a all) 3:1 | 27:0 7807| 2 30 0: 770°86| 18:75] 340-365 119569 | o Suloss | KOST =.221.27.98 7582| 3 50 1° 12| 0 7679 | 20:5 | 33976631 50 94.524 | 10 p. m. 9-4 | 20:7 | 340°104|30 50 39-345) eins 98.00| aar.paR ae 9-9 | 21:3 | 0.599129 30 82-588 63:17) 2833| 337636 0 10 p. m.| 7708 | 21°0 0:83529 0 80-110 1410 „ BEAy2172 0-791127 40 73'473 t| 0 171626 | 27°7 | 337.502) 5 0 2: 15] 0 769227219 0205126 20 66942 10 p. m. OB 1280 10 9 10%, „ 9-0 | 21°6 0'161|25 40 63-814 510, 12821 797..0 7:052 30 3% 16| 0 8-8.) 99-4 ,1,3392574125 70 60-651 6) 0 Ta 266 7.041 40 3° ll) s:1 | 22-6 9-563124 10 56-911 107% Darf | wre 7502| 40 3° 17| 0 TAI 233 9:72123 0 51'567 ZIEO, Wi DC EIT 22 1:559 50 3. 19]10 „ 1-2°| 27-6 6'928) 4 0 1: AR 2 ME non 20110 „ 2-1 | 27-7 7176 [) 1.6 769:09| 21:62] 340:132 72:023 alıo . 1:9 | 28-0 7:052 0 1:6 22110 1:32.12 47 6'861 20 1: 10 p. m.| 767°9 | 23:7 | 339-450]22 10 48'323 18 0 6°7 | 24:3 897821 0 43.534 A eigene P 100 6:2 | 24°6 s-s31l20 0 39.635 62:02] 27:42] 337193 2 19 0 49 | 25 °2 8:426)18 40 34'667 OR 5°1.| 24-8 8-381|17 40 31°164 23| 8a. m.| 762-9 | 27:7 | 337-368] 4 40 9: 20) 0 3:7 | 25°7 7:739|16 30 27'243 2410 p.m.| s°8 | 27:3 7942| 6 0 3 bil a7 4-0. | 25.8 7.829115 20 23-623 | Sl || De 8-370) 7 20 5° DLLO 5 A-1 | 26-8 7:660|12 30 15-818 ll 5:0 | 26°0 8-640|10 30 11: 29110. & as | Pirlasl 7:332]10 40 11:557 23102 5-8 | 26-4 8:764|11 20 13: 10725, 29H NE21.2 7:468| 9 20 3'876 29110 „5 6-27] 26:0 8696/12 50 13% Febr. 15110 , 41 | 26°0 8°167)13 10 EZ: ErAkealloE.Bıllaag: oe. 1710 % 4:18 26:2 8-190|10 50 11- 76482] 2554| 335 :209 | 25444 ıslio 3-9 | 27:0 8-032| 9 40 56 | 1910 , 3-3 | 27-7 7750| 9 0 Ss: 23| 0 762:0 | 28:0 | 337-322] Ss 10 6°807 illiy 3-3,| 27-5 7.671| 9 10 s-5 10 p. m. 1.8 | 28:0 7244| 7 10 5249 2410 „ 2-2 | 27°9 6:894) 5 30 3095 Eee | iR es 0 +1 273 an 4 40 23.930 7164:32 26:82 3385145 95 | I | | | | | | I | | | | | I ' | Zur wissenschaftlichen Verwerihung des Aneroides. 155 Mittel aus je 10 Beobachtungen nach den Bsin?@ geordnet. Atlantischer Ocean. A B auf 0° | | | Original EN. . = { Celsius Bsin 2% Anmerkung. Lesung in Millimeter in Pariser Linien 3766 337693 07: ; | 0: ' 1 Millimeter = 0°443295 Pariser Linien 939 338-176 0.763 | 20: | 1: log. 0-443295— 96469979 -116 3404085 "827 3398574 "087 3359351 "997 340084 194 339320 SE 339414 340 624 338 '155 339'102 359:819 7673525 © 339:3333 7648 39:06: 358443 767.8 y 339631 763.22 9 337638 7662 339° 338927 762-4: -990 337'349 76276 338°128 337.592 7641: 33873 337991 763° 38'577 337940 635 2 2° m'—=0:8303 B'sin?o' —=81:5438 763°86 "61: 337986 -629 27.2 : m —=0'6399 B sing —= 7'1117 764-2 ö 338°260 0511 ; : | 0:1904 74-4321 762- 337-582 -608 763-8 338- 337-804 | 0692 5 0. | 2 (m'’—m)—=0:3808 764-4: 338- 338-364 0-513 26: | B'sin®g' —Bsin®g—74'4321 764° 7398 3351159 0.6399 5 s F—0:0051161 Indischer Ocean. 337964 0.962 338809 0'994 339622 1059 339837 | 0.942 1) Bei diesem Mittel ist (die Unterbrechung der Beobachtungen in Folge des Unfalles mit dem Aneroide vorge- kommen. 20 * 156 B. Wüllerstorf-Urbair. Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroides. Indischer Ocean. A A Bauf 0° Original i ae A—B t Celsius Bsin 29 Anmerkung. in Millimeter in Pariser Linien Ö—u nn 770'86 341'718 340'865 0'853 18:75 | 119569 765°76 339458 338°607 0851 15°90 112-148 76571 339-435 338-328 107 18-41 112-023 76015 Ba9noTH 336048 0923 17:32 109823 7663550 339-7214 333 7600 0:9614 17995 122-5421 m'—=0'9614; B'sin?2p'—122:5421 76461 338-948 338-162 0:786 17:46 106836 m =0'7562 Bsin®o— 409718 76789 340402 339466 0'936 1786 106 876 0:'2052 81-5703 76909 340934 340132 0'802 21:62 72-023 2 (m'—m)—0'4104 76482 339-041 335°209 0'832 25.54 25.444 B'sin?2o' — Bsin?2—=81 5703 76432 335'819 338°145 0:674 2682. 9'536 76202 337800 337193 0:607 27:42 2530 F—=0'0050512 762°26 337906 337467 0:739 27°77 2'135 76317 335:310 337636 0:674 23:33 0:394 | 764.7725 3390200 338 2638 0:7562 24:103 40-9718 | —n gu Ze I — PHYSISCHE ZUSAMMENKÜNFTE DER PLANETEN (DBIS WAHREND DER NÄCHSTEN JAHRE. - C, von LITTROW, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 15. DECEMBER 1570. Ien gebe im Folgenden eine Fortsetzung meiner ähnlichen, auf die Planeten @) bis (2) sich erstreckenden Arbeit‘), indem ich für die Asteroiden °) ©) bis (82), welehe mir im allgemeinen hierzu hinreichend sichere Elemente zu bieten scheinen, dieselbe Untersuchung durchführe. Um das Nachstehende auch für diejenigen Leser, welche meine erste Arbeit nicht zur Hand haben, verständlich zu machen, erlaube ich mir um so mehr hier das Nöthige über den Gang der Untersuchung zu wiederholen, als das frühere Verfahren diesmal manche kleine Kürzung erfuhr. 1) Denkschriften der k. Akad. d. Wiss. mathem.-naturw. Classe XVI. Band. 2) Auf die Gefahr hin manchen Leser, der meine früheren Abhandlungen über diesen Gegenstand kennt, zu ermüden, wiederhole ich hier eine Note, deren Inhalt mir auch heute noch ganz richtig scheint, obschon derselbe bisher wir- kungslos blieb. „Ich wähle von den vielen unpassenden Sammelnamen, die diese Planeten führen, den Ausdruck „Asteroiden“, weil er noch der gewöhnlichste und eben nicht unzweckmässiger als andere ist. Die Scheu, welche jeder Fachmann vor Anderungen von Nomenclaturen hat, wird von mir vollkommen getheilt; da aber einerseits das Bedürfniss nach einer guten Collectivbezeichnung dieser Himmelskörper jetzt immer häufiger wird, und andererseits sich noch keine solche Benennung wirklich festgesetzt hat, so glaube ich hier einen neuen Vorschlag wagen zu dürfen. Die bisher gangbaren Namen leiden meiner Meinung nach hauptsächlich an einem Übelstande: sie nehmen alle keine Rücksicht auf das einzige jenen Planeten zukommende unveränderliche Kriterium der Stellung zwischen Mars und Jupiter, und setzen an dessen Stelle oft ganz unstatthafte Beziehungen. So werden diese Himmelskörper „Asteroiden“ genannt — ein Name, den sie überdies mit Meteoren theilen — als wären sie keine eigentlichen Gestirne, sondern nur ähnliche Dinge; soll dies Wort aber (nach W. Herschel) bedeuten, dass sie im Gegensatze zu anderen Planeten Fixsternen ähnlich sehen, so haben schon Uranus und Neptun einen Unterschied nahezu aufgehoben, der eben so gut von vielen Cometen gilt. Aus gleichem Grunde, nur in noch höherem Masse, kann man der Bezeichnung „Planetoiden“ keine Berechti- gung zusprechen. Der Ausdruck „Coplaneten“ legt zu grosses Gewicht auf räumliche Nähe, ist zu wenig euphonisch und grammatisch mangelhaft. Der Name „Gruppenplaneten“, an sich vielleicht noch der beste, fügt sich nicht in fremde Sprachen. Die Benennung „Kleine Planeten“ kann kaum als wirkliche Bezeichnung betrachtet werden. Wie wäre es also, wenn wir jene Gestirme Zenaröiden (von Zeus, Zuvös und ”Apys) nennen wollten? Dieser Name scheint mir allen billigen Anforderungen zu genügen. Mythologische Bedenken gegen die an ein Patronymieum erinnernde Endung wären wohl zu weit getrieben.“ 158 O. ©. Ditirow. Um zuerst die Bahnnähen zwischen den genannten Gestirnen zu bestimmen, wurde jede Bahn im Massstabe von zwei Wiener Zollen für die halbe Grosse Erdbahnachse auf die Ekliptik und auf den Breiten- kreis 0°—180° projieirt. Beide Projeetionen sind für jede einzelne Bahn in bestimmter gegenseitiger Entfernung auf ein Blatt »ezeiehnet und wurden von diesen Blättern auf durehsiehtige Leinwand übertragen. Auf diesen Bausen sind bei den Äquinoetial-Projeetionen diejenigen Theile der Curven, welehe auf der rechten Seite des Breiten- kreises 0°— 180° liegen, von den links liegenden unterschieden, um Ambiguitäten über die Identität zweier Punkte vorzubeugen, deren einer in der Projeetion des einen, deren anderer in der des anderen Planeten liegt. Ein Reissbret ward mit dauerhaftem Papier so überzogen, dass dieses nicht blos an den Rändern, sondern seiner ganzen Fläche nach an dem Brete haftete. Auf diesem Papiere ist ein die Ekliptik darsteilen- der Kreis, von 0°—360° getheilt, um einen Punkt als Centrum gezeichnet, der von dem Orte der Sonne auf den Bausen getroffen wird, wenn man diese durelisiehtigen Blätter auf das Reissbret legt. Durch die Punkte 90° und 270° der Theilung und ebenso durch die Punkte 0° und 180° sind über die ganze Aus- dehnung des Reissbretes gerade Linien gezogen, die auch auf jeder Bause angebracht sind und so zur Orientirung dieser Bausen auf dem Brete dienen. Zur Vermehrung der Genauigkeit sind noch durch die Mittelpunkte der Aquinoctial-Projeetionen gerade Linien parallel zum Breitenkreise 0°—180° sowohl auf den Bausen als auf dem Reissbrete gezogen, so dass im Ganzen drei Linien zur Orientirung der einzelnen Zeichnungen verwendet werden. Der Mittelpunkt des die Ekliptik repräsentirenden Kreises ist vertieft und gibt dem Stifte eines Lineales Raum, das von diesem Mittelpunkte weg in Zolle und Zehntelzolle getheilt ist. Die Bausen sind auf der Stelle des Stiftes durch- brochen, so dass wenn auch deren auf dem Reissbrete liegen, das Lineal doch aufgesteckt und in der ganzen Peripherie herum geschoben, werden kann. Mittelst dieses Lineales erkennt man also sofort die heliocentrische Länge irgend eines Punktes in der Ebene der Ekliptik und, wenn man will, auch dessen Entfernung von der Sonne. Am oberen sowohl als am unteren Rande des Reissbretes sind zwei Paare von Federn angebracht, deren jedes eme metallene, über das ganze Bret reichende Schiene auf das Bret niederdrückt, um so je zwei der Bausen auf dem Brete festzulegen. Zur Aufsuchung der Bahnnähen wird zuerst die Bause der einen Balın auf das Reissbret gebracht, mittelst der oben erwähnten Linien gchörig orientirt und dann durch Audegung der beiden betreffenden Schienen festgehalten. Hierauf bringt man die Bause der zweiten Bahn auf die der ersten, orientirt auch dieses zweite Blatt und klemmt es durch das zweite Paar von Schienen an das Bret. Nun lässt man eine Reissschiene längs des rechten oder linken Randes des Bretes gleiten, und sieht, mit den nöthigen Vorsichten über die Lage der Curven im Raume, zu, ob gegenseitige Näherungen beider Bahnen in der einen Projection auch in der anderen sich als solche zeigen. Ist dies der Fall, so wird das getheilte Lineal aufgesteckt, und mittelst desselben zuerst die Länge der Bahnnähe, dann die gegenseitige Distanz der Bahnen in dieser Gegend näherungsweise bestimmt '). Den Zeichnungen lagen folgende Elemente zu Grunde: !, Wir beschränkten uns in der vorliegenden Arbeit auf diese beiden Angaben und liessen die bei früheren Durch- sichten überdies aus den Zeichnungen entnommenen Grössen: Radius Veetor der Bahnnähe und senkreehter Abstand derselben von der Ekliptik diesmal unbeachtet, da die dort daraus gezogenen Folgerungen uns so ziemlich erschöpfend schienen und eine Fortsetzung in diesem Sinne kaum mehr wesentliches Interesse bot. Physische Zusammenkünfte der Planeten ©) bis (82) während der nüchsten Jahre. Planet Halbe Grosse Achse Excentrieität Länge Knot. — Länge Per. Aglaja Alcmene.. Alexandra . Amphitrite . Angelina Ariadne Asia. Astraea Atalante . Ausonin . Bellona Calliope . Calypso Ceres Circe Clytia . Concordia Cybele Dana& . Daphne Diant . Doris Echo Eger . Elpisia . Erato Eugenia Eunomia Euphrosyne Europa Eurydice . Eurynome Euterpe Feronia Fides . Flora Fortuna Freja Frigga . Galatea Harmonia Hebe Hesperia . Hestia . Hygiea Irene Iris IS Juno . Laetitia Leda Leto Leueothea Lutetia Maja, Massalia . Melete . Melpomene . Metis Mnemosyne Nemausa . Niobe Nysa Pales Pallas Pandora . Panopea , Parthenope . Phocaea . Polyhymnia VUEDEDDUDDDSEDBNDNBNRDNWURRKWEDDDBUNDNDKEWIDEUNDBIDDDNWDNUOSDDBUNDIWUNNDWDENDDWIDWDWIWINWINIDIWDWIEWIWIW! -1324 ‚2234 -1969 -0738 1295 1676 -1548 -1563 2971 -1247 »1533 1036 -2038 0792 -1078 -0428 -0416 -1202 01651 2698 -2067 -0766 "1847 -0875 EZ -1710 -0522 :1872 -2181 -1014 "3067 SOSSOSOoSsoo9 90900909 rt o SOoOoOoO9009 r SO0O9 50°19' 259 47 1S 38 299 6 157 31 346 45 256 21 6 0 316 33 685 23 21 53 3 26 51 14 291 14 35 15 307 35 336 360 352 318 212 [I & Deo PO WD DC » = IND SO DW -I1 Länge des Knotens 4°12' 27 514 356 3ıl 264 202 141 359 338 144 66 3 144 s0 184 7 161 158 179 334 185 192 45 170 126 148 293 51 129 359 206 93 207 5 110 211 215 N 0 © oz) u 159 Neig. geg. Ekliptik » ou NO O y Su ma 00 Co cn ax jez] Ssıo vo ID uw Er w Qu LO BES ZS5 mi [a SI Er} DR AIDS HT SD er Moor Mon m SD ve ©. er je Io DOES MOD DO AN OTVPPNSDD OB HUND = Vu He Oel 160 Ö. v. Littrow. r Halbe Grosse | 7, © su, | Länge Knot. | Länge des | Neig, geg. Eur) Achse a Länge Per. | Knotens Ekliptike Pomona An an 2587 00824 26°27' 220°48' 5°29' IErONerpinaserg Se ee 2656 0:0873 169 30 45 55 3 36 IESvehewe re 2-924 0:1354 135 6 150 33 Su Bapphoe Sr 2297 0:2005 0923035 218 29 336 Terpsichore 2'850 0:2101 114 15 2 32 755 Mhalamer 2 ne 2.628 0.2322 303 30 67 39 10 13 Themis 3'139 071225 252 8% 35 47 049 Thetis . FR SO 2-473 0:1276 224 42 125 22 5 36 ÜNADKE SERIE 2365 0:1276 277 23 308 16 2,616 VERS ee DD 2361 0'0902 212 38 103 24 ls Vietoria REN 1 ee Ne 2.334 02189 293 56 235 35 8.23 VnSe ne a en ler 2650 0:2873 163 44 173 36 2 48 In vorstehender Tabelle sind für die Planeten: Circe, Eunomia, Iris, Melpomene, Metis und Vietoria mittlere, für die übrigen Himmelskörper oseulirende Elemente angegeben. Für die Planeten: Bellona, Calliope, Geres, Buterpe, Fides, Flora, Harmonia, Juno, Lutetia, Proserpina und Vesta konnten die von der ersten Bearbeitung (Denkschriften XVI. Band) herrührenden Zeichnungen beibehalten werden, da nach den l. c. auseinandergesetzten Grundsätzen die Änderungen der betreffenden Elemente zu unbedeutend waren, als dass dieselben hier hätten beachtet werden müssen. Nach gehöriger Controlirung sämmtlicher Zeichnungen und Verbesserung einiger vom Zeichner began- genen Fehler wurden die auf diaphaner Leinwand angefertigten Copien in allen Combinationen zu zwei durch- genommen und die sich so ergebenden, bemerkenswerthen Bahnnähen notirt. Da es sich jetzt nicht mehr wie bei der ersten Arbeit nebenbei um einen Überblick der Verhältnisse jener Bahnnähen überhaupt, sondern lediglich um Auffindung von Proximitäten handelte, die für das eigentliche Ziel der Untersuchung: Bestim- mung von Zusammenkünften der Planeten von Bedeutung wären, so wurde die Grenze 0:1 für zu notirende Bahnnähen, wie dieselbe früher lautete, auf 0:05 der halben Grossen Erdbahnachse herabgesetzt. Da die Yinheit der Entfernungen auf den Zeichnungen wie erwähnt durch zwei Zolle repräsentirt und der Zoll auf dem betreffenden Lineal in Zehntel getheilt ist, so wurde bei der Durchsicht der Zeichnungen die Ablesung sicherheitshalber unmittelbar in solehen Zehnteln bewerkstelligt und die so erhaltenen Zahlen nachträglieh durch 20 dividirt, um auf Theile der mittleren Entfernung Sonne-Erde gebracht zu werden. Jene Fälle, in welchen bei dieser Division die zweite Stelle wegen einer folgenden Fünf zu corrigiren war, sind in der nachstehenden Zusammenstellung durch ein * bezeichnet, so dass z. B. 0:01* eigentlich 0:005 zu heissen hätte. Diese Zusammenstellung sibt übrigens sämmtliche Combinationen eines Planeten, bei welchen sich bemerkenswerthe Bahnnähen zeigten; daraus lassen sich bei der eingeführten alphabetischen Ordnung die Combinationen ohne Wiederholung leicht von den übrigen dadurch sondern, dass man in jeder einzelnen Gruppe nur diejenigen Namen berücksichtigt, welche in alphabetischer Reihe nach dem Namen der Überschrift der bezüglichen Gruppe kommen. Der in den Anmerkungen aufgeführte „Spielraum“ lässt die Grenzen der Länge erkennen, innerhalb deren die gegenseitige Entfernung der betreffenden Bahnen unter 0-05 der halben Grossen Erdbahnachse bleibt, wenn nicht noch engere Näherungen ausdrücklich dafür bemerkt sind. Physische Zusammenkünfte der Planeten ©) bis während der nächsten Jahre. 161 Combination Länge Distanz | Anmerkungen | Combimstion [Länge Distanz Anmerkungen Aglaja. Amphitrite . 337°| 0-02* 'Spielr.332—340° Hygiea 223°| 0-01 Spielr. 220 — 226° Atalante . 176 | 0:03 | Leto... 268 | 0-02* „263 —973° Calypso 3542102057. | a 329 | 0-.04* Ciytia . 2 e ‚nicht sehr eng Maja . 198 | 0-02 Danae . - 323 | 0:00 Metis 300 | 0:05 Ber f| 121 | 0:00 ‚Spielr. 117—124°| Psyche 352 | 0-02* Eurydice . {| 209 | 0:00 | „ 205—214°| Terpsichore 177 ? Fides . | 340 | 0:04# | I Alemene. Angelina . 219 | 0:04 Leda . 274 | 0:01 Ariadne . 58 | 0:00 Leto. . 52 | 0-01* Asia... 203 | 0-01 Maia 79 | 0:03* Clytia . 235 | 0-00 er 235 | 0-04 Doris .. 9 | 0:03 Massalia . . 206 | 0:00 Echo a 192 | 0:02* Melete . 203 | 0:05 Euphrösyne 35 | 0.02 | Metis 113 | 0:03* |durch5°Dist.0:03 Euterpe a . | 166 | 0:02* |Spielr. 160—200°| Mnemosyne 20 | 0:04 : | 94 | 0-03 Nysa 164 | 0:03* |Spielr. 150—170° aus | 263 | 0-04* Pales 63 | 0:03* £ j| 76 | 0-02* Pallas . 175 | 0:00 Benz | 258 | 0-00 er 64 | 0:00 Hesperia . 9 | 0-01 a yay 237-5 0-01* Hygiea .. 246 | 0:05 Pomona 29 | 0-05 Iris ö 244 | 0-01 Sappho 217 0:00 Alexandra. Ausonia . Eurynome Flora Hebe | Aglaja. 337 | 0:02* |Spielr.332—340°1 Leda 67 | 0:02 |Spielr.56 -- 80° Ausonia . 14 | 0:05 Maja. 311 | 0:05 Bellona 158 | 0:03* Massalia . 0 | 0-04* Eugenia 81617 17.0:03 Melete . 2 Sr Eurydice . \| 222 | o.0se "| ei: 517 0:00 Fides Sa 7 0:010° es sn Oele 154 | 0:05 159 | 0-03* | Terpsichore 346 | 0:04* Frigga . = 2 ? Thetis . 149 | 0:02* | Angelina. Alemene . 219 | 0:04 Massalia . 356 | 0:03* | Ciytia . 23 | 0:05 Polyhymnia 263 | 0:03 | Echo 354 | 0:00 RER 72 0.02 Elpis 348 | 0:00 Proserpina . 251 | 0-03 | Erato 123 | 0:02 | Sappho 211 | 0:03# | Eurynome 187 | 0032 | Themis 8251 0:027 | Fortuna 188 | 0:02? es 208 | 0-03* |Spielr 202—214° Hesperia . 189 | 0-04*? a a 301 | 0-03* | Ariadne. Alcmene . 58 0-00 Circe 150 0:01 | Bellona 131 0:00 Diana 174 0.00 294 334 306 OOo00 © [O} Spielr.290—300°| Hestia . Leucothea Panopea . Amphitrite. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. o00 -03* -04* -03 162 ©. v. Littrow. Combinmation Länge Distanz | $mmerkungen Combination Länge |Distanz| Anmerkungen | Intetiasre ee 80° Melpumeness ee ea Balespan en week 39 Merpsichores In ee 28 IEINO me gel 005% Spielr. 7s—85° Eunyromer ee 30 0-01* Heroniase ee 2123907710508 sehr oe 35 0:04* Spielr. 344— 355° OOoO0O00O00° ‘02 -03# "03 02 -03# :05* Bebes. .....: ne 0:02 Vestas Seht ne 96 TEN a nee: s1 0:04* Victoria een ee 53 N anıcı lTAT 0:02* Nlcmenen. 2 0.203 0:01 Galatea 6 005 LEERE a ne 70 | 0:03* Hestia . ERDE 2 0:05 Boneordia er Ra: s4 | 0:01* ISIB@S ne are ne 22085 005% n 22 | 0-04 Maja. 26 | 0-05* Hehor 2.2.0100 er | 204 0-03 ER 97 0-08 BL E assallar. era er: E EIIDISW een 570504 | 202 | 0-01 Dinamo ao aloe 92 | 0:05 Broserpinar 2 2.022525: 1620322 |,.05052 Burn ame | 556 0:01 Thetis . 243 0:04 Spielr. 241— 251° y 174 | 0-05 a | 0 | 0.02 iterDese ar ah 20200 5 150 | 0:03* Beroniaae Re : 0:03 |245—345° D. 0:03 Vesta || 65 0-01 Erdestmr ok mut REN, 27 0:05 ö )| 244 0-01* HOrtunae RTERE 3560 140200* Mietonian.e.. . 1 me 103 | 0:00 Astraea. CalyPs0 - 2.2.2.2... | 302 | 0-01%* |Spielr.300—304°| Hygiea .. ..... ..|309 | 0-01 |Spielr.305—813° CE en le 292 0:00 NIS oe ee ei, 0:03# Concordia 6222 0:0r De paszorsu leder 030955170203 . re fl 330 | 0:04* Massalian 722.2 22..(.1807|70,03* »„ 125—137 Dana Eee ltisoh| 0701 Na 172102035, 010g 15 ENPEeNIa. Sr ne 0 0-01* ’ 51 0:05 Sn aa | 184 10-06 Parthenope . | 293 | 0-03* 3 262 | 0:05* Phetis $| 28 | 0-02* Da no 155 | 0:01 Be 11 200 | 0:04 Flora 2304401202 Estate ee een | 0:02 Galatea . . 5 1:2) 0:05 Atalante. Aelajaeı 2 2 le7o, 20508 Tuteia 0.2 2.220 .32.418356.21..0::03 Egeriana. 0 ED E00 Bhocaeanı 20 2 a, se 9 | 0:03* itBj a rlaTgt 0:04 Terpsichorer 0.2 EA 217520503 IRAK ee NT 0.04% Urapiadae. 326 0-04 Ausonia. AIEXADATa ee 1, 294 0-0i |Spielr. 290300, unora a 545 0zoß Ampbitriten em su. 14 | 0:05 Maar a 340502 Bellonaser 3. | 0:04 Bales Sr. 900. 6 0:02* Tyan 1297 1003 Parthenope 7. ... 1. ..10523570.02% N ne 54 0:04* Dhetgss. ee Sec Ele, 140 0:05 Bunydieer 0 0 .0e. | 275 | 0-01* a 326 | 0-05* Bi ea, 0:00 Er EEE. ni Zee | 155 | 0-01 Harmonmanı 2 ne. 3197 | 0.:05* Victoria ee SE DON 0:04* Bellona. Amphitrite. 2 2... .| 158 | 0-03* Spielr. 110 —122° rIadne, 20... 2 st 0:00 Egeria . 0 INUSOHIAT en A| ee -04 Fides Physische Zusammenkünfte der Planeten G) bis während der nächsten Jahre. 163 Combination Länge | Distanz | Anmerkungen | Combination Länge Distanz | Anmerkungen | 139° | 0:03* | N 147° Ariadne Asia Astraea ee an 0 Bellonat in see, =; Coneordia Diana Egeria . Eurynome Neroma Hebe Aglaja . Alemene . Angelina . Ausonia Eugenia Fides Frigga . ei 1skzlılı or | rn 235 23 129 153 175 322 158 319 146 1042 n -00 5 SSOOO09O9009090°9 SOSOSSOSOS0© Circe. Spielr. 110— 122° 230— 246° 342—346° 92—106° nicht sehr eng -01 |Spielr. 320—324° Elytia. Hesperia . Leda Lutetia. . Melete . Melpomene . Proserpina . Thalia . Leto . Maja . Nobemey rn Nysa Polyhynnia Thetis . R 0:02 |Spielr. 140—155° 125 |, 0-02 u BE, ı 196 | 0-02 Laetitia 40 0:04* Nemausa . | 65 0:02* „ .55—16° Parthenope . 169 0-03* Calliope. Diana 277 | 0.02% Pandora . 97 -02* ıSpielr. 93— 200° Egeria . 352 | 0:03*? R j| 54 | 000 Erato 56 | 0:01 Psyche. | 234 | 0.028 | „ 234-2389 Europa 216 | 0:03* Terpsychore 283 | 0-01 Leda 262 0.02 Themis 248 0:02 Fast 3° eonst. Annäh. 0-02 Calypso. Aglaja. 354 005 Isis 2% 116 0.01 Astraea 302 | 0-01* |Spielr. 300—304°| Isis 40 | 0:00 Cybele... . 195 | 0-02* Nysa .| 13 | 0-03*#| Spielr.2—90° Elpis . 16 | 0-02* ö 23 | 0:03 Erato . . . | 330 | 0-03 Parthenope . N 192 2 Furöpii j| 335 | 0-01 Psyche. . | 357 | 0:03* Be 1855. 10502* Sappho 74 | 0:02 Eurynome 91 | 0:00 89927 Ceres. Coneordia 53 | 0:02* Maja. Echo HASTE FE 247 | 0:03 Mnemosyne. IBratoen ee 74 | 0:03 Pomona Euphrosyne 15 | 0:03 er p Hygiea. 268 | 0:05 | Terpsichore Spielr. 119— 123° Irene . 55 | 0:02* |Spielr.44—65° | Thalia . Isis st | 0:04* Thetis . 50—58° Leucothea 299 | 0:04* . 25 0:03* |Spielr. 22—27° $| 327 | 0-02* | 145 | 0.018 215 0:02 200 0:02 al .tal 004 N 21 000 198 | 0-02 2010227210020 60 | 0:00 |Spielr. 56—62° N 245 | 0:04* 144 0:04* | 296 | 0:04 | . | 133 0:05* 7331 0:03# za 0800} \| 238 | 0:02* | . | 186 | 0:05* 164 O0. v. Littrow. LL——————————————————————————————————————— nn nn mn un. Combination [Länge Distanz | Anmerkungen Combination Länge | Distanz | Anmerkungen Concordia. PNCH he ar El 84° | 0:01* ga) a a ae 53° | 0:02 Astraea 222... 1944 | 0:01 |Spielr.2338 2481 Tntetia = >... 2. 2.31 206) 10-048 OIEKI re eg Bee 53 | 0:02* MEILE ern: 54 | 0:03* Crema. 22320120088 „ 230—246°| Metis .. . ......| 208 | 0-00 |Spielr.204—212° BIchoe 2 E30 0ENRT INto bes AD EDIT Eimomia 2.6 .....2.%.1295010.0202 Balesın. rel Ser Ele l1r0-0AE Euphrosyne . - .... 24 | 0:03* Broserpinar. „rn 10 | 0:01 Elurynomen...... ee 200270 | .0:04* TDhalialı ..... 2 rare 122501050 Galatoaı 2.2 rer 6211022 160:03 o [Theis .........]| 58 | 0:02 Be 60 Hesperiar..* 2 1 gene % 30 | 0 02* n.. 26-34 VACtOLIA N te te 88 | 0:04 Cybele. GOlyDSOs Eee 2900 E00>2* IE NO 0 Da ag, a oo | EBENE DO Re. .19 3110208 Bsyche 0. 61965002 NiGalateaı .. ! 22.2.2240, 2422| 0°04# Themis ea |mEBE). Im WELE: IEIyao ea a era 20,300 Vıreinia nn 2 2.0 2 102860170204 Dana®. Near 4323, 20:00, Niobeie. E06 2 202900 UNO 323003 Balesı nr arenHb ROH Ma ae 829 0:02 Pandora = Fr rt 0:02* Daphne. Diana . ROT, 0:02 Mnemosyne nr 2 102770504 Doms re ge | ONOAE Nemausae en lebe LOSON Echo kalyz S akde 0 O 0.02* Niober 2 Sr 2 kespemar. 0. ar ean2 | 0ER Ballasa 7 LEE ? MaRrsallanı 2.2 4. Sam. 00 HERE BE u a Pr Ge a a ey en ee ee ns er en Diana. PATTEÜNE 174 | 0:00 Eoterpeo es AS OH Astrana 330 | 0:04* Bed er 1102027 || Spielr2ls 325 y 150 0-01 NYSA 2.0 nn, See en ES 0:01 n 144— 153° Galliopes Be a er 0:02* Palasız Se ae li 0:00 Oree 5AR 11508008 NIISpieln342 —346SinEhioczea, Deere 21997210:03* Daphnes. 0 Der, 0:02 Vicioras ck 02 22723101965 |70-03% IBunomian. er Eee 20 | 0-03 SB 160 Doris. ESCTIPN ES 9770803 NEID, Denn oe ao. teten || Wybelemer Er 193710205 IHesperape, ee 5 | 0-04* |Spielr.0—11° Daphnes me 0.202.027 2.734971 10,204% Hiyoieaeır 2 1550505 R Euseniar er. ana. 81. .|70705* Spiele. 70—90° | Melete” I 2 nn 65 | 0:03 n 62—66 Buphrosyne, 7. 27272°.21720775| 10:02# Ballası 7 Nee 05500 j| 74 | 0:05 BaycHemt m. Da er. 2827522110502 Europa . .. "usa lo53 |.0-02 „ 246—257°| Terpsichore . . . . - . | 182 | 0:02* Eiydiee, ed ee 2 Wal9 0:01* Echo. Alemene . N. RD 0.02* INH, 22 0:04 Aneolins u. u MA 22%, 182000503 Physische Zusammenkünfte der Planeten ©) bis während der nüchsten Jahre. 165 Rgeria. Combination |Länge| Distanz | Anmerkungen Combination |Länge | Distanz | Anmerkungen 1 Ceres 2 0:03 Maja. 10° | 0:02* [Spielr.7”—16° Concordia 310 0:02* 10 | 0:03 Daphne 170 | 0:02* Melete . 204 | 0:03 Egeria . Sl 218) 2 05.01. Meti 45 | 0°04* n„ 36—50° Errpaine | 68 | 0-01* |Spielr.61—77° s 228 | 0:03 225— 235° 260 0:03* 172 0:04 Euterpe .| 214 | 0-01* | „ 200-226] Nemausa . 345 | 0:01 Feronia 28 | 0-04* Pales 339 | 0:00 Fides 5 5 0:02* Pallas 171 0:04* ? k 260 0:01* Proserpina . 206 0:01 5: 202—210° Bar | 32 | 0-01 Sappho 58 | 0:00 | „ 56-63° ; j)| 30 | 0:00 » %-35° | Terpsichore 5 | 0:02 0—9° Hestia . I l\ 236 0:02* Thalia . 235 0:05 2 . 27 0:05 SIT 59 0:01 52—61 Up. | 215 | 0-04* Virginia . 254 | 0:018 | „ 252--256° Atalanten ee. ce 0:00 Massalia 224 | 0-02* Belonaserren oc. 14 0:04 Melete . 35 0:03 Galhopesensten:z 1080 © 5118358 0°03#? Pandora 60 002* (ed N! 0:02* P: 35 0:03* |Spielr. 33—38° Dita a, Mona Do anapaea 210 | 0-01 »„ 209—216° Hratogee er, . Spree 35 | 0-01 Parthenope . 208 | 0:01* Eosenise . 2 2a, 10206: | 0-00 Psyche 34 | 0:03* Einterpe®. 2 Kr 219 | 000 Thalia . ; 0 0505 „ 15 —21° Hloraeu >... Bere re 1520242 10.0:02 Thetis . 24 | 0:02 ee eotsrl0”0D* Urania . 232 | 0-04 Elpis. Angelna. 2 2 8 1... 01,348 0:00 Laetitia 310 0:02* |Spielr. 235—325° BABIBN 2 ne ee 0:04 Nemausa . 50 | 0:04 n„ 45—58° Galypso! 2. = made 16 | 0:02* Nysa 16 | 0:01 EHIESPErIa.. .. ea 76 | 0:05* Phocaea . 49 | 0:03 Erato. AN EUN ae 112193 216.0502 Freja ss | 0:01* |Spielr. 86—90° BEANTRAGT 56 0-01 Irene 69 0.02* Galypsome ss Ge 1033030 0:03 Leda . 295 | 0-04 Geres;, 20. SE 74 0:03 Melete . 36 0:04 DE a 35 | 0-01 Panopaea . 33 | 0:01* Eorema nr. Ko ee 37 0501 Psyche 40 | 0:03* „ 25—75° Enrydice . 0° Eugenia. Amphytsite -. . ...% . [Wet 0-03 Galatea 114 | 0:02* ABITRCAE . cum 2. 0 MAURER 0 9-01* Hestia . . 127 0:03* Calypso 335 | 0-01 Melete . 68 | 0°03* | Spielr.65—72° 186 | 0-02* Melpomene . 158 | 0:02* „ 156—160° (EhAne), 1 | 5) 0:04* Metis 195 0:03* n 188— 202° DIE. A A 81 0:05* |Spielr.70—90° | Niobe 319 | 0:02 Bere 2. ni 2] 206.810 Pales 322 | 0-02 TA een... 4133 0-01 Pomona 284 | 0-01* „ . 272—290° Eurynome 2... 8 1287 0:01* Psyche 316 0:04* „ 313— 322° Indeswenen ee. © 0er] 3658) 21110408 Thalia . 213 | 001* Rloragr 2, un. |HaR4ı | 02038 Virginia 125 | 0:02 Kneeape.. 20% len |HLSE 0:03* 166 0. v. Littrow. Combination Anmerkungen Combination |Länge Distanz | Anmerkungen |Länge Distanz Eunomin. Arjadne 0:05#7 ee EN Concordia Diana Frigga . Alemene . Geres"... . Concordia Doris Europa Frigga . 0:02 003 0:03 Spielr. 68— 76° Maja Pandora . Euphrosyne. rasche Diverg. ebenso Galatea Juno Laetitia Psyche Terpsiehore Virginia Kuropa. NEN Dh Calliope Doris Euphrosyne Freja Aglaja. Amphitrite . Ausonia . Doris Erato Eurynome Alexandra Angelina . Ariadne Asia. Astraea Calypso Circe Coneordia Echo. . Eugenia Eurydice . Feronia Alemene . Asia. OOOoOooOoOoO0SOO O0 O9O090C<° Laetitia Lutetia. Melete . Spielr. 246— 257°] Terpsichore rasche Diverg. Vietoria Rurydice. Spielr. 117—124° „ - 205—214° Fides . Freja Hygiea Majatı2 2: Polyhymnia Terpsichore Virginia Eurynome. Spielr. 89— 92° 61— 77° 3535—3° 150— 155° Galatea Harmonia. Hesperia . Irene Leda.. Melete . Polyhymnia . Pomona Sappho Virginia Euterpe. Spielr. 160—200°| Astraea Diana 95 262 0: 0° 01* |Spielr. 92—103° 018 | „ 255—264° :02 rasche Diverg. 04 ” 0- 01% “ -04* 0 03* "03 Spielr. 193—197 „ 140-—154° SOSOOoOO9OO09O0 0909009009000 Spielr. 127— 137° » 162-1758 283 — 287° n 344—349° rasche Diverg. Spielr. 285— 290° Physische Zusammenkünfte der Planeten (1) bis (82) während der nächsten Jahre. Combination Länge Distanz | Anmerkungen | 1} Combination 167 . I . |Länge | Distanz | Anmerkungen Echo 214° | 0:01* |Spielr. 200—226']Massalia . 254° | 0:02 |Spielr. 219—290° r 2 9 . . ö H 5 DR ED. ns Do aus \| 2a7 | 0-01* Metis 238 | 0-00 Galatea ! 20 | 0-03 Nysa. 162 | 0°01 „ 157—162° & 19 | 0:02 Pallas 174 | 0.01 Hestia | 236 | 0-05* Proserpina . 202 | 0-02 3 s4 | 0-02 Sappho 51 | 0:04* ms | 260 | 0-03* A i fl 18 | 0-05 Lutetia }| a1 | 0-04* Feronia. or ES = r Er Bonn A Ro Ariadne Be 350 | 0-01 Spielr. 314355 ao 148 | 0-05 NONE Sr ? 0:03 n 245345 £ n Dist. 0-03 Leueothea 15sS | 0:01 3 . . : Anialn 35__590 ne. 96 | 0-01 „92—106° Lutetia . 39 | 0:02 |Spielr. 35—59 : Massalia . 35 | 0:04 Echo . P 28 | 0-04* Pr 358 353_3° Melpomene . 308 | 0:04 2.0 n : E i 5 Eurynome | 153 | 0-01 25 Niobe > 148 | 0:03 215 | 0:04 Fortuna .. > 0 & Phocaea . 39 | 0-04 Galatea 221,108 Pomona 116 | 0:01* 008 Thalia 51 | 0-01* Hesbag a nu: ; 13 | 0:05* Trans 5 sell 0:05 ISIS: 242 0:05 anıa. 7 Fides. Aglaja . . | 340 | 0:04* ee 215 | 0:02 |Spielr. 200—227° ene Frigga . A 5 Alemene . . S SE : ee ODE \| 263 | 0-04* Harmonia .. 127 | 0°05 : 346 | 0:01 |Spielr. 341—351° 17.» 27 | 0:00 Ampbitriie . .. » N 159 | 0-03* Maja... 230 | 0-00 Asia. . 27 | 0-05 Massalia . 8 | 0:03 Bellona 1588 0-04. Meleter.» 12 | 0:00 |rasche Divergenz 3 7 . 2 7 5 . Clytia . 175 0:01? c Pandora . 8 | 0:04* 322 | 0-01 „ 320—324°|Phocaea . 34 | 0:05 Echo e 5541107.02% Terpsichore 4 | 0:02* |Spielr. 350—21° Eugenia . .| 163 | 0-03* Thalia . 268 | 0-03 n. 260—272° - 207 | 0:05 Thetis.... 152 | 0:04 Nazr | 46 | 0:05 Vesta 136 | 0:05 Flora. [PER EEE EEE GER We. ER 1 1 5 a REDET zinn ı a ren Ra I He ne Alexandra 306 | 0:02 Massalia . . . 107 | 0-03* |Spielr. 101—117° Astraea .. 230 0:02* Metis 180 | 0:03*? Egeria . 202 | 0-02 Parthenope . 2386 | 0-04* n 280—290° Eugenia 214 | 0°03* Thalia . 91721 0:01. Harmonia 162 | 0-03* |Spielr. 148—165° |Thetis . 174 | 0-04? Iris 95 | 0:02* | „ 87-100° |Vesta 194 | 0-05* Lutetia 322 | 0:020*| „ 317—327° Fortuna. Angelina. 183 | 0:02? c 68 | 0:02 |\Spielr. 61—76° Asia. . 356 | 0:05* EREALTTE 249 | 0:02 n M4—254° Bellona «11397 | 0,03# Melpomene . 143 | 0:00 „ 137—149° 38 | 0-04 = 245 | 0:05 Euterpe | 247 | 0-01* Metis 64 | 0-01* | „ 58—72° Feronia . 5) ? Polyhymnia . 26 | 0:01 n 24—29° Hesperia . 187 ? Thalia . 242 | 005 Hestia .. . 347 | 0:04* |Spielr.336—358° |Urania . 0 | 0-04* 168 Combination Länge Distanz | Anmerkungen Combination \Länge | Distanz | Anmerkungen Freja. Atalante . 191° | 0:04 Hyeieanı. 22022220050 0158551540505 Doris 166 | 0:02 Polyhymnia .0.21020055)1.02.00 Erato 88 | 0:01* |Spielr.86—90° |Proserpina . ».....| 48 0:05* Europa 114 | 0:01* INhetiswes no he OL 0-01* |Spielr. 97—112° Eurydice . . 185 | 0:04* VORSTAND 0:02* n„ 127—137° Galatea 196 | 0:04* Frigga. IMaSSalla Re 550 ? Sp elr. 340— 360 AunlaNgor Meletey. 2.1.04 un lade 2]0208* Amphitrite . Ban dor 17 | 0:02 Ariadne 0° Ehocaear „eu er. A 002 S e Inialn yet, ° A 5 -03# Ausonia . 0 Spielr. 138— 142 Polyhymnia . | > 5.0 Clytia o 2 : 0° IKhallay. ee 2.220780 10261081502:02 Eugenia . 0° Ihemis ee 150 105047 Eunomia . 0° heise ee 0 00 Euphrosyne 0: rasche Diverg. |Vesta .........| 123 | 0-02* |Auf6°Dist. 0:02 : 0° Spielr.200—227°| Victoria . . . . »...| 425| 0:02* ae or Virginia TE ag .| 93 '| 0:00 Irene 0: | Maia 0° sehr gross.Spielr. | Maja . 0: Galaten. Asia. Astraea Concordia Cybele . Echo Eugenia Euphrosyne Eurynome Euterpe Ausonia Eurynome Fides Flora Leda . Lutetia Melete . Metis Alexandra Ariadne Bellona. Circe. Clytia Isis ©. v. Littrow. rasche Diverg. SOSOSOO0009009 o - & 0:03 Feronia 0:03 Eirejar Pan 290 HEstlarae u, un cc ZEN ya 38 | 0:02* 1 2010400 Mnemosyne. . „. ... . 1200| 0-04 INYBaRE 0 2 21265500 96 | 0-03* Pomona Ce > 0:04 Thalia. 0 SA 56 | 0-04* Urania RE 0 | 0-04 Harmonia. 319 | 0-05* Nysan :....2.02219200 | 0:02* Spiele. te4-- 2078 132 | 0-02* |Spielr.127—137°|Polyhymnia. .. . ...| 279 | 0:05 127 | 0:05 ala | 062 210205 162 | 0:08* | „ 148—165°| Thetis . 185 | 0:05 108 | 0:05 »„ 103—115°|Urania . 111 | 0:08* | „ 102-—-115° 249 | 0:05 n» 243—260°|Vesta 300 |! 0:01* | „. 291-—-310° 214 | 0:05* 19 | 0:00 1 N 165 | 0:05 Hebe. 315 | 0-03* Lutetia . 326 | 0-01 128 | 0:02 Maja. 147 | 0:02* | 125 | 0:02 N 102 | 0:02* 121 | 0-01 LE 278 | 0:00 | 146 | 0:03* Niobe 138 | 0:01 349 2 rasche Diverg. |Parthenope . 147 | 0-03* | 172 ? x R Virginia 308 | 0:04* |Spielr. 305—315° Physische Zusammenkünfte der Planeten (1) bis während der nächsten Jahre. Combination | Länge | Distanz | Anmerkungen Combination Länge | Distanz 169 Anmerkungen Hesperia. 1 Alomenewarne. en: 9° Anschnareie © 20... |" 189 Gircopeae ee: 25 Boncordm, nenn. 30 Daphne. ee 910650 DR Fe ro 5 DIES. BROS ari 76 Blunynome 2.2 .22...210.166 FAIExAndIa. . ao rad.n © |miBzl ANSENTe Per ee ee 2 30 Behr. ER, Ense er E 19 uterpe . N 236 ISTTTE ee EeE 13 Horkinaree en a she Sl rad Galateane san. 3 Are. 2 eo HERDemar u era ae 20 -01 |Spielr. 5—14° 0 0-04#? 0:03* 22—27° 0:02* 26— 34° er 0:01*? Prosepmas sa ur 2% 23 0:04* & 0 le I Sapphoee lee 0:05* Thetis 0:02* ” 162—175° Spielr. 336—358° SOoOoOooOoooo99oo © w Aglaja. 223 Alcmene . 246 Asiraea 309 Ceres 268 Cybele . 314 Doris 153 Eurydice NN 81 GEeres aa. anne $ 55 Concordia. . 2 san. 53 IETAtOI re rad 69 Eunomia . 103 Eurynome 255 tn Deeektare 107 Isis IE Tntetiaai een 83 Maja. E 104 Melden. rn | IR Alcmene . 244 Astraea 117 Calypso 116 | 84 EBerHen. . 2.0-..0% > | 260 1 ee A 95 Galatea 304 Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. 0-01 220—226°| Freja 005 6 eg ee 200 0-01 ee: u ee | 246 0:05 Ted 2 0-05 . | 139 0-03 Balese 2 2.0....2.2 Mens | 294 0 Irene. 0:04* Meti 0-02* |Spielr.44—65e [eis 286 0:02 Mnemosymersr 43 0:02* Barthenope... . 2 ...2.1[9249 0-01 Eomonar meer 67 0:00 1283. 28WliEsyche, . . 0 ae & 67 0:03* Terpsichore 312 0-01 beinahe in der- |'Thalia . 166 0.03# selben Ebene = 0-04* Thetis . | N, 0°.03# VER ee An re Te 214 0:03# VICLOLIa Ir ae 73 004 0.0 es )| 200 0-03* 1a CH | 246 0-01 Massalia . 262 0:02 354 0-03* |, Meletetraundat, 4 a: 0:02* |Spielr.37”—100° ]Pomona 149 0:05 Sappho 182 XXXI. Bd. 184 Spielr. 142— 153° 9-02 -01* n 110— 123° ? sehr eng Spielr. 532—56° Spielr. 305— 315° oo Seo =» Ex -01 |Spielr. 65— 72° SOoOoO00000 o Sr -02 | ” 209— 224° 0 0:05 0:02 |Spielr. 261— 266° 0:00 0:03* 0:00 0:00 1 rn OÖ. v. Littrow. Combination Länge Distanz | Anmerkungen Combination |Länge | Distanz | Anmerkungen Isis. Asia. . 240°| 0-05* ers j| 77°| 0-01 | beinahe in der- Calypso 40 | 0:00 BR t| 234 | 0:03* | selben Ebene Ceres 84 | 0:04* Panopaea 183 | 0°03* Feronia 2124272170503 Proserpina . 100 | 0:02 Hebe 349 % rasche Diverg. [Thalia . 211 | 0°03* ebe 172 ? n a, Vesta 249 | 0-05 Juno Ausonia 3445| 0:00? Lutetia s | 0:04* Dana& . 323 0:03 Maja. . 174 | 0:05* Euphrosyne . 197 004 rasche Diverg. |Melete . 356 | 0-01&* Feronia. . 148 0:05 Nemausa . 326 | 0:05* Hesperia . 148 0:00 |Spielr. 142—153°|Niobe 149 | 0-00 Leto . 201 0.04* Themis 171 | 0-04 Laetitin. Atalante . 173 | 0-04* Pandora | 171 | 0-04 Bellona 40 | 0:04* Terpsichore 353 | 0-01* Elpis 310 | 0:02* |Spielr.285—325° | Vesta 9 | 0:00 |Spielr. 3-—28° Euphrosyne 194 | 000 rasche Diverg. | Vietoria 115 | 0:03 »„ ’111-119° Europa 196 | 0:01 |Spielr. 193— 197° Leda. TTS a Se ea Te re Alemene . 274 0.01 Diana 2181.02.0272 |Spielcatoeespz Amphitrite . 67 0:02 |Spielr.56—80° |Erato 295 | 0-04 Ariadne 147 0:02* Eurynome 145 | 0-04* Astraea 309 5) 0:03 Harmonia . 108 | 0:03 „ 103—115° Calliope 1262 0:02 Hygiea 310 | 0-01 n» . 305—315° Birce ! 327 ‚| 0:02* Maja. 83 | 0-02* n 82 95° r 145 0:01# Urania . 119 | 0-05* 1101262 Aglaja . 268 | 0 02* |Spielr. 263— 273° Juno 201 | 0:04* Alcmene . E 3% | 0-01# Metis 359 | 0:01 N {| 60 | 0-00 n 56—62° |Nysa : 24 | 0-03* Qrsa }| 245 | 0-04* Parthenope . 15 | 0:02* Cybele. 207 | 0:03# Polyhymnia 231 | 0:04* heucothea. Alexandra 85 0:04* Pomona . 1194-5] 0:00 Ceres 299 0.04* KR Rt. | 298 0:04* Feronia ıss | 0-01 Bornenare Il 132 | 0-02* Niobe . 1 120°5| 0°01 Themis 350 0-.02* $ fi 277 0:05* Pandora Ylıır 0-09* Lutetia. Ariadne 80 | 0.02 |Spielr. 78—85° Imcho 27 | 0-05 Atalante . 356 | 0:03 215 | 0-04* Circe 213 | 0-02 Egeria . 215 | 0:05* Concordia 206 | 0:04* Europa 142 | 0-05 |Spielr. 140— 164° Phujsische Zusammenkünfte der Planeten & bis während der nächsten Jahre. Combination Enter nn Feronia Flora Harmonia Hebe Irene Juno [Länge | Distanz | Anmerkungen | 18° Combination 171 NEE AlcmEDememe : ah: | Amphitrite . Asia. Ausonia . EEE 6 RR 3 Danaö . ; Echo Eunomia . Eurydice . er Kospe Lote... N 3 Me ee Alemene . Amphitrite . Angelina . Asia. Astraea Daphne Egeria . Euterpe Feronia Fides Flora — Kortuns. 7. ..20. 2.20% | Alcmene . Amphitrite . Circe Coneordia Doris ee. Elehoy dcuen 1,2 2.202, % S Egeria . Erato Eugenia Europa Eurynome. - - - 4. : ; Euterpe Fides lrigga . 005 BR 214 | 0-04* Moks 39 | 0:02 |Spielr.35—59° |Pales 322 | 0:02* n 317—327°|Phocaea . 249 | 0-05 „ 243—260° | Polyhymnia 326 | 0-01 Pomona s3 | 0:04* Themis 5 0:04* Naja. 329 | 0°04* | Hehe. 1938 | 0:02 Hestia . 79 | 0:03* Irene 235 | 0:04 Juno. sıl 005 Leda 26 | 0:05* Melete . 134 | 0:02* Parthenope . 277 0-05* s 144 | 0-04* Polyhymnia 296 | 0:04 ER. 399 | 0-02 Proserpina . 10 | 0:02* | Spielr. 7—16° Thalia . 95 | 0-01* „ 92—103° |Themis. 205 0-05* Thetis . 27 | 0-00 Vesta 230 | 0:00 98 | 0:04* | sehr gross.Spielr. 245 0.04 Länge | Distanz | Anmerkungen ) 21°| 0-05 | 208 | 0-05 ö 99 | 0-01 |Spielr.s7—105° 36 | 0-04* 297 | 0-.01* n 2833010 232 | 0-01 n 227—237° 122 0-05 147 | 0:02* 184 ? sehr eng 104 | 0-03* 174 | 0:05* 85 | 0:02* |Spielr. 32— 95° 1) 002 2 etsıe 110201 „ 146—155° 50 0:04 | 222 | 0-04 N 316 005 141 0.05* B 261 0:04 159 0:03* 139 0°05 120 | 0:04 0 0:04* 356 0:03# 27 0.02 202 0-01 130 | 0-03* | Spielr. 125— 137° 163 0-01 224 0:02* 254 0:02* n 219— 290° 35 0.04 b6) 0-03 107 0-03 -) 101—117° 68. | 0-02 ee 76 249 | 0:02 a nA Nelete. Polyhymnia Psyche Sappho Terpsichore 0:05 Harmonia 0-02 Irene 54 | 0:03* 1 65 | 0:03 |Spielr. 62—66° ae 10 | 0-03 Juno. 204 | 0:03 [Maja . 35 | 0-03 Massalia 36 | 0-04 Panopea . 65 | 0038 n„ 65—72° !Proserpina . 62 | 0-05* Psyche. 347 | 0-02 „ . 344—349° [Sappho 175 | 0-03 rasche Diverg. }Terpsichore 3] 0:00 203 | v-01* Thetis . 12 | 0-00 rasche Diverg. !Urania . 15 | 0:05*# Vesta 02 -00 -02* -00 -04# -04* -03# -01 -04 -05* -01 -03# OOOSSoooo9o 090 214 | 0:05* 54 0.03F 229 0:04 354 0-00 175 | 0 03* 356 | 0:01* 9 0:02 14 0.00 35 0-01 203 | 0-02* 35 | 0-01 302 | 0:03* 12 0:02* 33:1 001 235 | 0-01* 185 0:04 236 004% Spielr. 340—360° 261— 266° STR 242—257° 100—135° Spielr. »2—38° 293—307° „ 47—58° 229 — 241° 172 ©. v. Littrow. Combination |tänge Distanz | Anmerkungen | Combination |Länge| Distanz | Anmerkun Melpomene. Ariadne 137°| 0:03* | Feronia 308°| 0-04 ü Bellona 147 | 0-02 |Spielr. 140—158° | Fortuna 143 | 0:00 |Spielr. 137—149° : “ 196 | 0:02 Nemausa . 266 | 0-03 Circe 131 | 0:04 Parthenope . 164 | 0:02 Eugenia . 155 | 0-02* „ 156—160°| Polyhymnia 334 | 0-04 Metis. Aglaja . 300 | 0:05 one 135 | 0:05 Alemene . 113 | 0-03* | durch 5° An- |Tene 286 | 0-03* näherung 0:03 |Leto.. . An 25598 2020 Coneordia 208 | 0:00 |Spielr. 204—212° Inteh 21 | 0:05 an 45 | 0-04* „36 50° WORENG a ar o or 208 | 0-05 ° 228 | 0:03 n 225—235° Massaha \ 69 | 0-02* |Spielr. 67—90° Eugenia . 195 | 0-03* |auf10— 15° nahe| “"* : | 244 | 0-00 n 242 —257° Euterpe 238 | 0-00 Barthenope.. > 7 2.0.2.2 542.005170500) „ . 196—204° Flora 180 | 0:03#? Thalia j 76 | 0:05 OR 245 0°05 KANU ea ) 230 0:05 m 64 | 0:01* |Spielr.58—72° I\yogta \| 342 | 0-01 ! es 19 | 0:00 „102-822 Ayers {| 159 | 0-01 Harmonia . 185 | 0-05 Hestia . 237 | 0:05 Mnemosyne. ae er Alemene . a 20 | 0:04 Irene N nee 43 | 0:03* Ceres 44 | 0:02* Polyhymnia. ......| 201 | 0:03* Daphne 102 | 0-04 Proserpina . Ra 252110-02* Galatea 200 | 0:04 Nemausa. 1 Bellona 65 | 0-02* |Spielr.55—76° |Melpomene . ar 266 | 0:03 Daphne .. 165 | 0-01 EalORme ee 345 | 0:02* Echo 172 | 0:04 Pallas - 169 | 0:03* $ 345 | 0-01 Panopea . . . 26 | 0:03 Elpis. . 50 | 0:04 a5 HeselThalar. 22. 33 | 0:04 Hebe 102 | 0:02* Thetis . 213 | 0:02* = 278 | 0:00 Vesta . 29 | 0-04 Juno 326 | 0-05* Niobe. el a a En un el u en BI TE N En en m ee Glytiarıı. a 200% 133 | 0:05* Juno. 149 0:00 Concordia 140 | 0:01 Leueothea 120:5| 0-01 Danae . 91 | 0-04* Massalia . . 316 0:04* Daphne 332 | 0-01 Bales 2. 320 0:01 Eugenia 319 | 0 02 Pandora .. 301 0:04* Feronia 148 | 0:03 Proserpina . . 129 0:01* Hebe 138 | 0:01 Psyche 318 0:03 Hesperia . 148 | 0-02* Thetis . 135 0-01 Nysa. Alcmene . 164 | 0-03* |Spielr.150—170°|Harmonia ... 200 0-02* |Spielr. 194—207° Astraea 147 | 0-03* | „ 129—155°|Leto. . 24 | 0:03* Calypso 13 | 0:03* 2907 Massalia . Bor 123 0:04* „ 100—135° Elytia .. 331 | 0°03* Banopear . 2 er ae 0-04 Diana ... 148 | 0-01 „ 144—-153° 26 | 0-04* Elpis 16 | 0.01 Partbenogp . " 1leı7 | 0-04* Euterpe A 162 | 0-01 ” 157—162° | x, . 70 0°02 Galatea . . » 265 | 0:04 Murau „See Physische Zusammenkünfte der Planeten ©) bis (s2) während der nächsten Jahre. 113 Combination |Länge | Distanz | Anmerkungen | Combination | Länge Distanz] Anmerkungen — — —e Pales. Lutetia Alcmeners rn Ela 63°| 0:05 0:01 |Spielr. 87 — 105° Ariadnem Tele 10 - 39 | 0:03 Nemausa. .. 0:02* Ausonlani. ha 6 | 0:02* Niobe 0-01 Boueordiar 2 A lRealtzaı 0:04 Pandora . 0:04 Damaee ee 6A 004* Polyhymnia Sub, Dre 0-02 Hehosea 2.2 2 .223:.:04 103397 1.000 : 0:05 ENSONa Re 2 13227 0-02 ALU eo Ko | 0:04 5 139 0° Hygiea. 0: Pallas. Alcmene. Echo lerne: sg 171 | 0:04* Daphne rel 168 Binterpen 7A 0 IDEMEN arena aan 168 INCMaUSay re 169 | 0:03* Darin 350 Pandora. Amphitrite | 37 | 0-05 | 277 | 0-05* Palliopewr „era Nauen. 97 | 0:02* | Spielr. 93—100° Leuenthoa 2. ni. | 117 | 0-02* Danzer rer 2153108 0:02* Massalan.. an a ar 11 | 0:03* DEREN, eo oo 60 | 0-02* Niobess ee Se BOT OLGAE KIONOIaE ee: 5) 262 | 0:01* 255 — 264 Palesı, 2.02.08 ud > 29 | 0:04 Fides 8 | 0:04* Merpsichore © ac... 5 | 0:04 i Frigga . 17 | 0:02 Thetis. . 2.2... . -| 344 | 0:00 |auffallend scharfe Laetitia . . . | 171 | 0:04 Annäherung | | Panopea. Adexandrar.... 2 222 22.105972591,0-05 Nemausa . An, 26 | 0-03 R \ 35 0-03* |Spielr.33—38° Nysa... ee Tee 217 0.04 sera)... 0 Ab ale | 0.01 » 209—216°|Parthenope. ... . . . . | 209 | 0:03* rao ee 38 | 0:01* Bomonapea Er 22,600 IN 0 aloe | SEE Psyche OBERE 36 | 0:00 melsiehaı ne 35 | 0°01 Parthenope. . 51 0:05 0:00 Spielr. 167— 204° ER e | 223 | 0-03* 0:04* uNDIIa er ere 3230100802* 0:04* Bellonasr re 16901003 * 0-03* k 23 | 0:03 0-05 Galyps0 7. Klon. keit | 192 2 0-01 „ 240-—250° Eigene. 2 er 9082 | 0:01 * 0.01* Flora ......0...]| 286 | 0-04* |Spielr. 230—290° 0-05 Hope. 20020 220 EA 0505* 0:05 I ee cd 249 0:02 0:00 » 115—130° Leto 1. Are 15 | 0-02* 0-01* Maja 0 2 ee ED OO KAG NDDRNVERta ee 0 Melpomene 0° Phocaea. FAtalante . 2. 4% 0° Bigsat u ls Diana... ....0..| 199 | 0:03* Entenaren ee 36 Ion) Ci A 49 | 0:03 MaSSaHay een 33 E 215 | 0:04 Mhalaze Se 45 ee - | 32 | 0:04 Vietoria 005 das Rees 174 C. v. Littrow. Combination |Länge |Distanz | Anmerkungen Combination | Länge Distanz) Anmerkungen Polyhymnia. Al 64° 0:00 Leto . 231°) 0°04* = emene) ° 1237-5] 0-01* Lutetia . . . | 292 | 0-01* |Spielr. 233—301° Angelina . >= 117263 0-03 Bi 50 | 0-04 cı E 74 | 0:02* Maja | 222 | 0-04 ee "1238 | 0-02* Massalia . .| 44 | 0-04 Eurydice . e 3 0:02* Melpomene 334 | 0-04 Eurynome 19:5) 0:00 Mnemosyne 201 | 0-03 Fortuna 26 0:01 |Spielr.24—29° |Pales : 66 | 0:02 Freja . | 200°5| 0-00 n 22, ji 90 | 0-04 u 55 0-03 Proserpina . | 259 | 0-03* 554. | 224 | 0:03* Urania . .| 250 | 0-01 Harmonia. . 0279) 0:05 Virginia 355 | 0:03 Pomona. Alemene . 29 | 0:05 Iris as 149 0:00 Ceres 66 | 0:02 Leucothea . 1945| 0:00 ! Eugenia . | 284 | 0°01* | Spielr. 272—290° |Lutetia . 232 0:01 |Spielr. 227—237° Arne 5 145 | 0:05 Panopea . 226 0:01* Burynome | 288 | 0°03* | „ 285—290°]Parthenope . 90 | 0:05 Feronia .| 116 | 0.01* Proserpina . 220 0:04* Galatea 96 | 0 03* Psyche. 72 0:02* n 67- 75° n 282 | 0-04 Sappho 338 | 0.04 # Hestia . . | 262 | 0-05* Vietoria 78:5| 0-01* » 76—85 Irene 67 | 0-03# Proserpina. One 317 | 0:00 Hesperia . 23 | 0-02 Amphittite | 154 | 0-05 Isis .| 100 | 0-02 ' N 72 | 0:02 ge | 316 | 0-05 Bu in 251 | 0:03 ans {| 141 | 0-05* Asia. 203 | 0-05* Melete . .1.203 | 0.02* Eirae | 21 | 0-00 Mnemosyne . 25 | 0:02* + 198 0:02 Niobe . 129 | 0:01* -| Coneordia : 10 | 0-01 Perh 4 90 | 0:04 Echo 206 | 0 01 |Spielr. 202—210°|* 'yaymnıa N 259 | 0:03* Euterpe 202 | 0-02* Pomona .112722071.0°04= Freja 48 | 0-05 Terpsiehore 327 | 0-05 & Psyche. Ey N Ban FE IE ne a Shen nut ERBE nn nn ER FE in m 2 ne Aglaja. „| 352 | 0-02* Euphrosyne. . 209 0-:04# j Calliope | 54 000 Irene 5 67 0-01 Spielr. 65— 172° 5 234 | 0-02* |Spielr. 234—238° | Massalia 322 0-05* Calypso . | 357. | 0-03* Melete . 35 0-01 n 32-—-35° Cybele . 265 | 0:02 Niobe 315 0-03 Doris 215 | 0:02 Panopea . 36 0.00 Egeria . 34 | 0:03* Pomona . 72 0-09* Bl Erato 40 | 0:03* 25—75° |Thetis . 92 0:03* Eugenia 316 | 0-.64*# 313—322° Sappho. I Alcmene . 217 | 0:00 Euterpe 51 | 0:04* Angelina . 211 | 0-03* Hesperia . 116 | 0-01* |Spielr. 110— 123° Calypso 74 | 0:02 IS. 2... 152 | 0-00 Echo 58-|) 0:00 |Spielr.56—63° IMassalia c 220 | 0:01 n .217—223° Eurynome 49 | 0:02 » 40—60° IMelete . 302 | 0.03* „. 299-8307 Physische Zusammenkünfte der Planeten G) bis während der nächsten Jahre. 175 Combination Länge Distanz| Anmerkungen | Combination |Länge | Distanz | Anmerkungen Parthenope . 246°) 0:01 |Spielr. 240—250° Srotoria 333° | 0:02 |Spielr.324—340° Pomona .... 238 | 0:04 SF 155 | 0:03 „ 153—160° Urania . 206 | 0:03 Virginia . 55 | 0-02* Terpsichore. Aglja... 177 ? Eurydice . 158 ? Amphitrite. . . . 346 | 0:04* Fides 4 | 0-02* |Spielr.350—21° Aradnenn . 28 | 0:02 Irene 312 | 0:02 Atalante . 175 | 0-05 Laetitia .| 353 | 0:01* Calliope 283 | 0-01 | 398 | 0-04* ae s| 300 | 0:05 keucotheae. era. | 132 | 0-02* ne | 120 | 0-02* |Spielr.119—123°|Massalia . 0 | 0-03*?| Doris . 182 | 0:02* Melete . 12 | 0:02* Echo a 5, 17.0502 „09° Pandora 6 | 0:04 Euphrosme ..... 220 | 0:03* Proserpina . 327 | 0-05 Europa <> 156 | 0:05* Thetis . 351 | 0:05 . | Thalia. Ceres . il 253 | 0:04* Circe BeBBa). 2205 1100754 |-0:00: (Spielr’s2 ses Concordia Irene 166 | 0-05 Echo Isis 211 | 0:03* Egeria . Spielr.15—21° [Maja . . | 261 | 0-04 Eugenia ae \ 76 | 0:05 Feronia Mein }| 230 | 0-05 Fides Nemausa . RN 33 | 0:04 Flora 2 H 41 | 0-01* Barthenope.. ......"2. 914 | 0-05 Phocaea - 45 | 0 01* Urania . 76 | 0:02* Pa, 4 De 6 Vesta . 31 | 0:04* Themis. 2 l Angelina . s2 | 0.02 Meucothea, «2 2 n 2.213508 .0202* Calliope 248 | 0:02 |fast 3°eonst.0-02IImtetla . .. . ne.» 122 | 0°05 Cybele EN 4 358 003 Maja re LAT A Er 159 0:03* Dieragn 2... ws; 180 0:04? PRIES 113 0:05 iu: CM Et de 198 | 0:03 r te | 269 | 0:04 Juno 171 | 0-04 Barthenope . .. ..,2....14337.1.0:05 E | i n \ Thetis, Amphitrite . BE Hestia . i Spielr. 241— 251° ASS A: Spielr. 241— 251 Trene Astra: ,2 ur! rs 0% | Maja. Ausonia . Melet Spielr. 47—58° Ceres 50—58° Sen „229 —241° Clytia . . Nemausa Coneordia 50—60° J|Niobe . Egeria... Pandora . auffallend scharfe Fides #2. Näherung Plora Spielr. 115—130° re 97—_119° Parthenope . Frigga . Bsychez.... Harmonia Terpsichore Hesperia . Urania . En. Vesta Combination Länge Distanz | Anmerkungen 0. v. Littrow. Combination Urania. Länge Distanz Anmerkungen ie 208°| 0-03* |Spielr. 202—214°|Galatea 0°| 0:04 Augelensr: | 301 | 0-03* Harmonia ı11 | 0:03* |Spielr. 102— 115° Yekes 0 | 0-02 Hestia . 335 | 0:04 Sr 180 0:03*# Leda 119 0-05* 110 — 126° Atalanter are. .| 346 | 0:04 Melete . 185 | 0:04 > f| 326 | 0:05* Polyhymnia 250 | 0-01 ns {| 155 | 0-01 Sappho 206 | 0:03 Egeria. . ee 232 | 0:04 Thalia . 76 | 0:02* Beronna. >... 0. 32.0502 Thetis . 312 | 0°03 Fortuna 0 | 0:04* Vesta. Ariadne Ä 96 | 0:03* Laetitia 9 | 0:00 |Spielr.3—28° ; 65 | 0-01 Maja. . 120 | 0:04 IN | 244 | 0-01* Melete . 236 | 0-04* Astraea 2 42 | 0:02 Meti 342 | 0-01 Fides . 136 | 0-05 us 159 | 0-01 Flora . 294 | 0-05* Nemausa . 29 | 0-04 Frigga . 123 | 0:02* |auf6° Dist. 0-02.|Parthenope . 7020202 Harmonia 300 | 0-01* 291—310°|Thalia . 31 | 0:04* Irene 214 | 0-02 209—224° | Thetis . 258 | 0-03* n 227 —270° Isis 249 | 0-05 Vietoria. Ariadne 53 | 0:05* Irene 73 0:03# Asia. 103 | 0:00 Laetitia . 115 0:03 |Spielr. 111—119° Ausonia 207 | 0-04# Phocaea 23 0:01 Concordia ss | 0:04 Pomona 78:5] 0:01* n 76—85° Diana 196 | 0:03* x 333 | 0-02 „324 Europa 95 | 0-03 Bappho 155 | 0:03 560g Frigga . 42-5| 0:02* Virginia. Cybele Echosr Rn Eugenia . Euphrosyne Eurydice . nn Elunynomeu.. er: N Freia 236 59 254 125 210 359 50 248 132 0:04* Frigga . 0-01 |Spielr.52—61° |Hebe 0-01* 252 —256°| 7 .;- 0-02 Hestia . 0:03 - 0-03* Nysa RS 0:02* „ 37—53° |[Polyhymnia 0:01 243—250°| Sappho 0-.02* n„ 127—137° ww a EST) SEITE CH?) [2,5237 5 Pr EEE ER = et -} on ww [0 ==) ©. 0° 0° oOOoO0© 00 -04* |Spielr. 305—315° -02* n 284—304° 02 n 115—130° Was die hier angegebenen Spielräume der Bahnnähen betrifft, so haben dieselben selbstverständlich um so grösseren Werth, je länger die bezüglichen Planeten innerhalb derselben verweilen und je weniger verschieden diese Verweilungen von einander sind. Als Beispiel hierfür sei hier die Combination Asia-Feronia angeführt. Dem oben gegebenen Spielraume von 100° in Länge (245—345°) entsprechen beziehungsweise für die beiden Planeten Bogen von 70 und 80° in mittlerer Anomalie. Jenen Bogen durchläuft Asia in 270, diesen Feronia in 279 Tagen. Kommen beide Planeten einmal in der Mitte der Bahnnähe zusammen, so bleiben sie etwa 280 Tage in einem gegenseitigen Abstande von‘0-03. Daraus ergibt sich in der hier später auseinandergesetzten Weise eine sehr günstige Annäherung von Ende 1864 bis tief in das Jahr 1865, über- einstimmend mit meinen Ankündigungen im XLIX. und LI. Bande der Wiener Sitzungsberichte. Es ist zu Physische Zusammenkünfte der Planeten ©) bis (82) während der nächsten Jahre. „177 bedauern, dass die Bahnen beider, im Jahre 1861 entdeckten Planeten damals noch nicht genau genug bekannt waren, um etwa vorhandene wechselseitige Einwirkungen nachzuweisen. Vielleicht können spätere Rechnungen das Versäumte nachholen. — Um auf interessantere Fälle dieser Art mit Bahnnähen gleich oder unter 0:03 aufmerksam zu machen, stelle ich hier folgende Übersicht zusammen, und zeichne die in dieser Hinsicht merkwürdigsten Combinationen durch ein j aus: Combination Spielraum Verweilungen Combination Spielraum Verweilungen u — ne —/ — ——— nm ——— Alemene-Euterpet . . . 160—200° 13201, ZEAoET! Euterpe-Massaliaf . . . 219—290° S50ETE 34a Alemene-Nysa. . . . . 150-170 64 61 Feronia-Lutetia . . . . 35— 59 85 sı Amphitrite-Leda.. .. . 56— 80 86 97 Fides-Kriega . . . . . 200227 136 151 Asia-Feroniat . . . . . 245—345 270 279 Fides-Terpsichoret . . 350— 21 122 128 Astraea-Nysa . . . ... 129—155 r4 87 Fortuna-Hestia . . . . 326—358 98 93 Bellona-Nemausa . .. 55— 76 90 80 Frigga-Massaliaf . . - -» 320—350 126 130 Calypso-Nysa ..... 2— 90 233 316 Harmonia-Metis .. . - 10— 32 55 77 Ceres-Irene . . v =.» 44— 65 87 66 Hestia-Virginia . . . . 284—304 67 78 Doris-Eugenia. ... - 70— 90 95 104 Laetitia-Vesta .. - . - 3— 28 139 91 Echo-Euterpet . . . . 200—226 109 112 Massalia-Metis. . . . - 67— 90 69 76 Elpis-Laetitiaf . .. .- -. 285—325 210 215 Massalia-Nysa . . ... 100—135 100 115 Erato-Psychet SuERE De 25— 75 200 226 Dhetis-Vestan Fan 2027270 135 144 Eurynome-Sapphof . . 40— 60 51 54 Die 3321 Combinationen zu zwei ohne Wiederholung, welche zwischen den hier untersuchten 82 Planeten zu bilden waren, haben nach dem Obigen 695 Bahnnähen gleich oder unter 0:05 gegenseitiger Distanz der Bahnen ergeben, darunter 91 Doppelnäberungen zwischen denselben zwei Bahnen. Eine Ver- gleichung dieses Resultates mit demjenigen, das man früher bei 42 dieser Himmelskörper erhalten hatte, lässt sich der geänderten Grenzen wegen, innerhalb welcher damals und jetzt Bahnnähen zu notiren waren, und desshalb, weil die wechselseitigen Bahndistanzen früher nieht ausdrücklich notirt wurden, nur allenfalls in Bezug auf diejenigen Combinationen vornehmen, die bei der ersten Arbeit sich in der gegenseitigen Ent- fernung beider Bahnen auf oder unter 0-02 stellten. Solelie Combinationen nun zählte man bei 42 Planeten 157 und hat man jetzt bei 82 Himmelskörpern 333. Die Anzahl enger Bahnnähen hat also ziemlich im gleichen Verhältnisse zugenommen wie die Anzahl der eombinirten Planeten. Die Sichtung der gefundenen Bahnnähen zu solchen Combinationen, bei welchen eine merkwürdige Zusammenkunft der betreffenden Planeten zu erwarten steht, geschah wie bei der ersten Arbeit so zu sagen zeitlich und nicht örtlich, d. b. ich zog es aus den in meiner früheren Abhandlung angegebenen Gründen vor diejenigen Combinationen aufzusuchen, bei denen eine mehr oder minder gleichzeitige Passage beider Gestirne durch die Bahnnähe in nicht zu ferner Zukunft stattfindet, statt die den einzelnen Bahnnähen zukommenden gegenseitigen Distanzen näher zu bestimmen und die Enge dieser Proximitäten über die Auswahl der Combinationen entscheiden zu lassen, worüber das Nähere a. a. O. zu finden ist. Das hier befolgte Verfahren war folgendes: Nennt man Z die Länge der Bahnnähe, » das Argument der Breite, @ die Länge des aufsteigenden Knotens eines der beiden zu betrachtenden Planeten, 2’ die Neigung seiner Bahn gegen die Ekliptik, e die Ex- centrieität, IT die Länge des Perihels, », ZE und m beziehungsweise die wahre, excentrische und mittlere Anomalie, so findet man für die Bahnnähe letztere Grössen durch die Ausdrücke Q' = 360°— 0 tgu =tg(Z + Y)sec? »=u-+ (2—Il) E Keane ST 5 / waır m—= E— =) sin & sinl’ Denkschriften der marlei.-narırw. Cl. XAXT. Rd. 23 178 CO. v. Littrow. Drückt man die mittlere Anomalie der ursprünglich mit den Elementen gegebenen Epoche in Seeunden aus, so gibt ihr Quotient durch die mittlere tägliche siderische Bewegung p den Zeitabstand jener Epoche von dem unmittelbar vorangehenden Periheldurchgange, somit durch Subtraction von dieser Epoche die Zeit selbst, zu welcher der Periheldurehgang stattfand. Aus dieser Zeit wird mittelst der Umlaufszeit U die Zeit B abgeleitet, zu welcher sich die erste Perihelpassage seit 1865-0 ereignete. Ist dann u = 22 und m in Minu- N ten die oben gefundene mittlere Anomalie der Bahnnähe, so erhält man die vom Periheldurchgange bis zur Bahnnähe verflossene Zeit T aus T=—ulm, ferner die Zeit z des ersten Durchganges durch die Bahnnähe nach 1865-0 aus t=T+B. Bezeichnet man endlich mit a der Reihe nach die natürlichen Zahlen 0, 1, 2, 3... und stellt man für jeden der beiden Planeten die Werthe + aU dar, so wird eine Vergleichung je zweier solcher Reihen sofort die Zeitabschnitte erkennen lassen, um welche die consecutiven Durchgänge der beiden Planeten durch ihre gemeinschaftliche Bahnnähe von einander abstehen, und die Zeit ergeben, zu welcher die geringste Differenz Jener Durchgangszeiten stattfindet. Wir geben im Folgenden die Zusammenstellung der Grundlagen dieser Rechnungen: Epoche | | TER + Planet ln ee tn]! log. sec.“ 1og V loc ——| loga log’ B U Mitt]. Berl. Zeit |Mtl. Anom. L+e > sint u T Aplajas iso. rd859 Juni 17:0 | 162°41' | 355°48' | 0°0017 9: 94122 26582 | 286087 | 8-91728| 740°0| 17854 Alemene .. . .| 1865 Jan. 0:0 |322 18 |333 0 00005 9-9013 | 2'8854 | 2-88989 | S-88826 | 1749| 1670°0 Alexandra. . . .| 1863 Nov. 140 83 37 45 55 00092 99154 2-8306 | 2-90000 |! 887815 | 8396 | 1631°6 Amphitrite . . .| 1863 Juni 30:0 | 226 18 331 00025 9:9679 2:4042 | 293926 | 383839 3:51 1490 °5 Anselina . . . .| 1861 Mai 280 59 18 48 535 00001 9.9434 2.6485 ! 2-90763 | 8:87052 26°1 | 16032 Ariadne. . . . .|.1863 Jan. v0 | 214 11 95 24 00008 | 99265 2-7605 | 303538 | 8:74277 | 947'5| 11946 EINST 18620: 720.1157 20 00024 9:9188 28031 | 297421 |8-80394 | 251°3 | 1375°3 Astraea ee 21863 Rehr-@8:9 DEN DISESZ 00019 9-9181 2-8065 | 293303 |8-84512 | 790-6 | 1512-1 Atalante . . -. .| 1861 Jan. 0% 23 42 0 49 00256 98670 3'0092 | 2-89151 | 8:83664 70:2 | 1663°8 Ausonia .. . .| 1861 März 5:0 | 267 26 21 56 00022 9:9456 26322 |2-98138 | 8-79677 | 303°7 | 13528 Bellona . . . . .| 1869 Juli 1-0 |148 46 |215 22 00058 9-9529 2.7219 | 2-88473 | 889342 | 9446 | 16899 Calliope. . - . .| 1853 Jan. 00 18 48 |293 23 | 0°0126 99548 25517 |2-85430 |8-92385 | 9601| 18126 Calypso. - . . 1863 Juni 1:0 | 146 32 |215 58 00017 9-9102 28455 | 292232 |8-85583 | 3400 | 1549°8 Geresie 2. .0.281.11,,1854 Jan... 0:0.1113.19 71279712 0°0075 99655 24350 | 288688 | 889127 | 4975 | 1681°6 GiEeB . 2... 11860, Jun 17-0: | 10755: 175 12 00020 9:9530 2:5688 | 2-90607 | 8:87208 | 10775 | 16089 Clytia el TB6ANO ER 94-0°1325 7197111852726 00004 9:9814 21672 | 2-91107 | 8:86708 65:2] 15905 Coneordia. . . . | 1860 April 140 1 36 |198 44 | 0°0017 9:9819 21556 | 2-90313 | 8°87502 | 15106 | 16199 Cybele sol Manzal8:0 02987507 1 2U1EL6 00008 9:9475 26161 | 2-74900 | 902915 | 13501 | 23100 Danaö .. . .'.| 1860 Sept. 29-0 4 31 25 42 | 00225 9.9276 27539 | 2-83750 |8°94065 | 3065 | 18841 Daphne . . . . .| 1867 Oct. 15:0 |151 27 |180 57 00172 9.8799 29673 |2:88874 |8-88941 | 313°6 | 16744 Diana. 2 2.0.02 1018637 Mai 90 52 35 25 57 0:0050 99089 28516 | 2-92099 |8-85716 | 7255 | 15546 Doris 11862 25:071235 711 | 17A 54 00028 9:9667 2:4207 | 2-81097 | 8-96718 | 18072 | 20028 Eichon. 0. 2222718632 Jan 70:021.183257.11682.0215,050008 9:9189 2:8028 | 298157 |8°79658 | 118-2 | 1352°2 Eiveriann MR 1867 Dee. 21:0 | 334 538 |216 44 | 00183 99619 2-4783 | 2-93358 | 8-84457 | 11900 | 1510 °2 Elpis . .... ..| 1864 Juli 31:0 |298 59 |189 40 | 0°0049 9:9439 2.6050 | 2-89978 | 8-87837 | 123-7 | 16324 Erato. . . „. .ı 1863 März 26:0 | 14271 23347 00003 99250 2:7692 |2-80655 | 8-97160 | 5791| 20233 Eugenia. . . . . | 1858 Jan. 00 64 43 |211 54 00029 99642 2-4513 |2-89803 | 888012 | 4264| 16390 Eunomia ... . .| 1854 Jan. 0:0.[122 6 66 8 00092 9:9777 28087 |2-91669 | 8°86146 | 1595| 15700 Euphrosyne . . . | 1862 März 9:0 60 55 |328 31 00480 9° 9037 2:8750 | 2-80107 | 8:97708| 674'3 | 20490 Europa . :. . ..| 1858 Jan. 00 54 25 [230 3 0° 0036 99558 2.5425 | 281299 | 8-96516 | 1239-4 | 1993 *°5 Eurydice ... . .| 1863 Jan. 00 43 47 AR! 00017 9 8624 30231 | 291004 | 886811 | 669-4 | 1594°3 Eurynome.. . . „| 1864 Jan. 10 1 31 TH Sue 00014 99141 2.8267 | 2-96794 | S-81021 | 1024-4 | 1395 °3 Euterpe . . . - „| 1869 März 18-0 70 LEN 26H TR 0°0002 9.9247 2-7709 | 2-99407 | 8-78408 | 1282-5 | 1313-8 Feronia . . . . . | 1864 Jan. 1:0 |180 26. | 152 16 0°0019 9.9479 2.6136 | 301729 | 8’76086 | 256-2 | 1245 4 Bides. . . . ..| 1866 März 3:0 | 108758: | 351 46 00006 99224 232-7836 | 2°91730 | 8-86085 | 1520-2 | 15678 Horan. 222. .mlszsedan. 1:0 35 54 |249 42 | 0°0023 9.9312 27322 | 3-03596 | 5:74219 | 830-0 | 11950 Fortuna. . . . . | 1860 Nov. 8:0 11 22 |148 33 00002 9.9312 2-7328 |2-96850 | 8:80965 | 1229-0 | 13955 Prejar nen 00 1562 Oct. 25:0 |312 21 |146 57 00005 9: 9127 2:8085 | 275540 | 9-02275 | 1779°5 | 2276°2 Kuseaı. . ... „3864 Jan. 1:0 63 47 |357 52 00004 99407 2.6692 | 2-90933 | 8:86882 | 9490 | 15969 Galatea . . . . .| 1862 Sept. 17:0 |353 44 |162- 5 0-0011 98945 2.9132 | 2-88443 | 8:89372| 8545| 1691 1 Physische Zusammenkünfte der Planeten (1) bis (2) während der nächsten Jahre. 179 Pl mu Q' loc. sec. = 1 1 { B [af — . .? — ZZ je 02 Ai | Mittl. Berl. Zeit |Mtl. Anom. Fi 1+e 108 sin’ a5 u Harmonia . . . .| 1863 Jan. 0:0 | 186°A8'| 266°25'| 0-0012 | 9-9798 | 22046 | 3-01676 | 876139 | 11160 | 12470 Hebe . ......| 1862 Mai 31:0 | 253 46 | 221 23 | 0-0146 | 9-9106 | 2'8435 | 2-97304 |s-so5sır| 841-0 | 1379-0 Hesperia . . . .| 1861 Juni 3:0 | 54.47 | ı72 59 | 0-0048 | 9-9238 | 2:7764 | 2-84050 |S-93765 | 2794| 1871-1 Hestia . . - . .| 1863 Jan. 0-0 | 91 24 | 178 26 | 0:0003 | 9-9278 | 2-7529 | 2-94632 | 8-83183 | 363-2| 1466-5 Hygiea . . . . .| 1851 Sept. 17-0 | 127 0 | 72 21 | 0:0009 | 9-9562 | 2-5387 | 2-80267 |8-97548 | 550-0 | 2041°4 Irene . .... .| 1864 Nov. 28-0 | 134 55 | 273 18 | 0-0055 | 9-9272 | 2-7564 | 2-93106 | 8:84709 | 916-7 | 15190 Isis. . - - -. .| 1850 Jan. 0:0 | 166 8 | 100 12 | 0-0020 | 9-8979 | 2-8996 | 2-98344 | 8-79471 | 631-7 | 1346-4 Isis...» - .. ..| 1860 Jan. 1:0 | 289 46 | 275 29 | 0-0049 | 9-9003 | 2'8896 | 2-96891 | 8-80924 | 1230-8 | 1392-2 Juno ..... ..| 1858 Jan. 29-0 | 50 1 | 189 0 | 0-0114 | 9-8860 | 2°9454 |2-91035 |8-86780 | 436-9 | 1593-1 Laetitia. . . - .| 1866 Mai 2-0 | 231 39 | 202 39 | 0:0071 | 9-9500 | 2:5957 |2-88697 | 8'S9118 | 1086-5 | 1681°3 Leda . .... .|ıs56 Jan. 00 | 12 7| 63 32 | 0-0032 | 9-9320 | 2:7278 |2-89335 | 8°S8480 | 16266 | 16568 Leto . > . - .| 1863 Dec. 20:0 | 93 53. | 315 7 | 0:0042 | 9-9171 | 28115 |2-88385 | 8-89430 | 874-8 | 1693-4 Leueothea. . . . | 1863 Nov. 17:0 | 228 31 4 9 | 0:0044 | 9-9058 | 2:8659 |2-83301 | 8-94514 | 285-3 | 1903-7 Lutetia . ...... .| 1853 Jan. 2:0 | 74 20 | 279 32 | 0:0006 | 9-9290 | 27461 | 2-97014 | 8-80801 | 8853| 1338°2 Maja 3. 22.2. 101865 Jan. 27-0 87 7 | 351 45 | 00006 | 9-9308 | 27352 | 2'91483 | 8:86332 | 1222-2 | 15768 Massalia . . . .| 1863 Aug. 30:0 | 252 44 | 153 17 | 0-0000 | 9-9369 | 2:6955 | 297727 | 8-80088 | 1283-5 | 13656 Melete ... . .. .| 1862 Dec. 18-0 | 128 39 | 165 34 | 0-0043 | 9-8951 | 29111 |2-92827 |s-S4988 | 238-4 | 1528-7 Melpomene . ...| 1854 Jan. 0:0 | so 5 | 209 56 | 0-:0069 | 9-9039 | 2:8741 | 3-00865 | 8:76950 | 781-0 | 1270-4 Metis . -.... .| 1858 Juni 30:0 | 56 57 | 291 30 | 0-0021 | 9-9464 | 2'6257 |2-98333 |8-79482 | 104-4 | 1346 7 Mnemosyne . . . | 1860 Jan. 1:0 | 335 42 | 159 55 | 0:0153 9-9546 2:5538 | 280104 | 8-97711| 361-4 | 2049-1 Nemausa . . . - | 1862 Mai 13-0 51 29 | ıs4 19 | 0°0066 | 9-9710 | 2°3602 | 2-98913 | S-78902 | 175'9| 1328-9 Niobe. ... . . . | 1864 Febr. 2-0 | 285 33 | 43 38 | 0-0370 | 9-9225 | 2:7829 |2-89097 |8-88718| 11'4| 1665-8 Nysa ..... .| 1860 Jan. 28:0 4 50 | 229 0 | 0-0009 | 9-9342 | 2-7134 |2-97337 |8-80478 | 938-5 | 1378-0 Pales. ...... „| 1858 Febr.23:0 | 358 33 69 32 | 0-0007 | 9-8949 | 2°9117 | 281633 | 8-96182 | 1461-4 | 1978-2 Pallas. -. .. . . | ıs63 Juli 1-0 | 139 54 | 187 18 | 0-0851 | 9-8936 | 29170 |2-88671|8-89144 | 479-6 | 1682-3 Pandora . . . . | 18585 Dee. 30:0 16 58 | 349 3 | 0:0035 | 9-9379 | 26887 | 2-88873 | 8-88942 | 1077-1 | 16745 Panopea . . . .| 1861 Juni 0-0 | 309 24 | 311 45 | 0-0090 | 9-9196 | 2:7988 |2-92432 |8-85383 | 449-5 | 1542-7 Parthenope . . . | 1862 Juli 21-0 | 347 36 | 234 54 | 0:0014 | 9-9569 | 2°5320 |2-96562 |8-81253 | 557-2) 1402-8 Phocaea ... . .| 1863 Jan. 13:0 | 165 10 | 145 57 | 0-0316 | 9.8869 | 29424 |2-97970|8-79845 | 17-01 1358-0 Polyhymnia . . .| 1863 Mai 29:0 | 303 14 | 350 53 | 0:0002 | 9-8471 | 3:0654 |2-86431 |8-91384 | 1468-6 | 1771°3 Pomona. ... .| 1858 Jan. 5:0 | 223 14 | 139 12 | 0:0020 | 9-9641 | 2'4524 | 2-93086 | 8-84729 | 1488-5 | 15197 Proserpina . . . | 1853 Juni 11:0 | 351 6 | 314 5 | 0:0009 | 9-9620 | 2:4775 |2-91365 |S-86450 | 561-4 | 1581-1 Psyche ... . . . | 1867 Febr.21:0 | 125 25 | 209 27 | 0:0006 | 9.9408 | 26680 |2:85112|8-92703 | 1459| 18259 Sappho ... . .| ıs64 Mai 5:0 | 263 5 | 141 31 | 0:0049 | 9-9117 | 2:8383 | 3-00824 |8-76991| 102-3 | 1271°6 Terpsichore . . .| 1864 Nov. 13-0 | 341 18 | 357 28 | 0-0042 | 9-9074 | 2'8586 |2-86764 |8-91051 | 43-3 | 1757-8 Thalia ... . . . | 1862 Febr.19:0 | 16 51 | 292 21 | 0-0069 | 9-8973 | 29021 | 2-92051 |S-85764| 437-5) 1556-3 Themis ...... . | 1867 Sept.14-0 | 234 56 | 324 13 | 0:0000 | 9-9465 | 2-6245 | 2:80489 | 8-97326 | 1692-6 | 20310 Thetis . . . . .| 1860 Juli 12-0 | 344 25 | 234 38 | 0-0021 | 9-9443 | 2:6423 | 2-96010 | 881805 | 1269-9 | 14207 Urania . . .. .| 1862 Dec. 17:0 | 43 6 | 51 44 | 0°0003 | 9-9443 | 2-6422 |2-98915 |S-78900 | 424-7 | 13288 Vesta.......| 1859 Oet. 5:0 | 112 5 | 256 36 | 0-0034 | 9-9608 | 2-4905 |2-99013 | 8-78802 | 324-8 | 1325-8 Vietoria. . .. . .| 1851 Jan. 0:0 | 66 3 | 124 25 | 0:0047 | 9-9034 | 2-8766 | 299775 | 8-78040 | 1160-5 | 13027 Virginia. . . . .| 1863 Jan. 0:0 | 79 25 | 186 24 | 0:0005 | 9-8716 | 2:9947 |2-91520 | 8-86295 | 496-9 | 1575°5 Zur Verwandlung der in Tagen erhaltenen Zeiten £ in Jahre und Monate diente nachstehendes Täfelchen, in welchem die Schaltjahre durch ein * hervorgehoben sind. Von 18650 | Verflossene | Von 1865-0 | Verflossene | Von 1865:0 | Verflossene | Vom Jahresanfang | Verflossene Tage bis | Tage bis Tage bis Tage bis [Gem. Jahre|Schalfjahre 4748 1390-0 9131 Rebruar....... 0 31 31 5113 91:0 9496 Marz efereerae 0 59 60 5478 920% 9861 ANllangerogge 0 90 91 5844 93:0 10227 IM AL el 120 121 6209 94:0 10592 JUNIEEeereL > 0 151 152 6574 95-0 10957 Julie Vera 0 181 132 6939 96-0* 11322 August....... 0 212 213 7305 97:0 11688 September .... 0 243 244 7670 98-0 12053 October .....» 0 275 274 8035 18990 12418 November...., fi) 304 305 8400 1900 0* 12783 December..... (N) 334 335 8766 180 0. \». Liütirow: Eine irgend erhebliche Einwirkung zwischen zwei Planeten ist wohl nur bei Zusammenkünften auf 0-01 gegenseitiger Distanz zu erwarten. Die eben auseinandergesetzte Rechnung würde demnach grossentheils unnützerweise durchgeführt, wenn man dieselbe auf sämmtliche oben angeführte Bahnnähen ausdehnen wollte. Wir beschränkten uns aber, um ganz sicher zu gehen und da unsere Zeichnungen nieht die eigent- lichen Minima der gegenseitigen Distanzen zwischen den Bahnen erkennen lassen, nicht auf so enge Grenzen und nahmen alle Bahnnähen mit Distanzen gleich oder unter 0-03 in die Rechnung auf. Sämmtliche Com- binationen mit Maja blieben wegen Unbestimmtheit der Elemente dieses Planeten einstweilen unberücksich- tigt. Wenn wir auch unter den so erhaltenen, nachstehend verzeichneten Voraussagen von Zusammen- künften nur etwa den, für die nächsten zehn Jahre geltenden verhältuissmässige Sicherheit zuschreiben können, so wurde doch die ohnehin mühelsose Fortsetzung bis zum Ende des Jahrhundertes wegen der sich daraus ergebenden Übersicht nieht gescheut. Wir führen übrigens hier nur diejenigen Combinationen auf, bei denen zwischen den betreffenden Passagen durch die Bahnnähe 30 oder weniger Tage lagen. Um unsere Arbeit von anderer Seite einer Controle zu unterwerfen, werden im Nachstehenden auch die Zusammenkünfte für die abgelaufenen Jahre 1865—1870 erwähnt und bemerkt, ob die Voraussage aus den Zeichnungen durch die vorhandenen Ephemeriden bestätigt ward. Durchgang in Bahn- us: Es ? a5: Diffe- | Epoche der Zusam- Bahnnähe Combination LEE a0 a En) renz er kace im Mittel Anmerkungen Distanz Länge 1865. T T IN Alemene-FidesI...... 65°3 36-9 28-4 | Februar .. 20. 0:03 94° | Keine Ephemeride Calypso-Elpis ........ 1039 125200 | 218er Apr 2 25.21020:022 16 | Durch Ephemeride bestätigt Daphne-Nemausa...... 159-8 1445 1523. June... il, 0:01 165 n r n Doris-Hygiea...... 2321171939 188:0 200 Euler... 10. 0:05 153 B n F FARISHIELONIAR . „Zur. 222-0 2214 0-6 | August ... 10. 0:05 ? Siehe p.177 Spielraum 245— 345°. Durch Ephemeride bestätigt Calypso-Sappho ......| 2871 305°6 18-5. |, October... 23. 0:02 74 | Keine Ephemeride. 1866. Alemene-Echo........ 3614 389-8 | 28-4 | Jänner.... 11. | 0:02* 192 | Durch Ephemeride bestätigt Irene-Nhetis TI .. .2..... 453°7 4256 DB |eMärzu er. 16. 0:03* 54 n 5 3 Echo-Proserpina ...... 443°6 448°8 5221, März. - 22. | 0-01 206 | Spielraum 202—210°. Stimmt mit Ephemeride. Melpomene-Nemausa ..| 481°8 4852 3-4 | Apnl.. 29 0:03 266 | Durch Ephemeride bestätigt Eurynome-Galateall ..| 533-0 519-0 14,010 June. 10. 0:01 262 n = n Hebe-Nemausa Il...... 553°8 5293 DAB JUNI 25 0:00 278 ” 5 2) Atalante-Terpsichore..| 5452 558 1 u | nk Tb kererene en 6- 0:03 175 ,; e cn Eugenia-Eurynome ....| 650°9 652-1 1-2 | October... 1A. 0-01* 287 4 n h 1867. Alemene-Leda......... 7551 7543 0.8 | Jänner... 25. 0:01 274 | Durch Ephemeride bestätigt Astraea-Diana II...... 8320 8064 25>6, | März... 30. 0-01 150 5 rn 5 Hestia-Virginia II..... 8254 858.9 1102825) -Apınlar... 20. 0:02 124 | Spielraum 115—130°. Stimmt mit Ephemeride Hygiea-Leda ......... 952-4 9772 | 24°8 | August... 23. 0:01 300 | Spielraum 305—315°. Durch Ephemeride bestätigt a NETT RE tl ee WE 5 ER FE Bet 2,B JlEF ER WE 1868. Amphitrite-Fides I ...ı 1230-9 | 12554 | 24:5 | Mai....... 27. 0-01 346 | Durch Ephemeride bestätigt. Spielraum 341—351° Angelina-Proserpina ..| 14482 | 1433:2 | 15:0 | December. 11. 0:02 72 | Durch Ephemeride nicht wohl zu controliren wegen rascher Divergenz der Bahnen Physische Zusammenkünfte der Planeten ©) bis (82) während der nüchsten Jahre. 1S1 Durchgang in Bahn- Diffe. |EoochederZ er N SR nähe nach 1865-0 iffe- | Epoche derZusam- ahnnähe Combination renz |menkunft imMittel Anmerkungen I | II Distanz Länge 1569. T y 7.\ Feronia-Urania ....... 1655°0 | 1673-8 | 18°8 | Juli....... 22. | 0-02 3° | Durch Ephemeride bestätigt. Clytia-Polyhymnia I...| 17126 | 1730°8 | 18:2 | September 18. 0:02* 74 n n = Ariadne-Leda ........| 1760-4 24:6 | November. 8. | 0:02* 147 n 1570. Euterpe-Massalia...... 1869-0 | 1844-9 | 24-1 | Jänner.... 31. 0:02* 254 | Durch Ephemeride bestätigt. Siehe p. 177. Spielraum 219 bis 290°. Zihaha-Uramarr 00, 1862-3 | 1884-2 | 21:9 | Februar .. 16. 0:02* 76 | Spielraum 71—81°. Stimmt mit Ephemeride Ceres-Terpsichore II ..| 2062-8 | 2044-2 | 18-6 | August ....16. | 0-02* 120 | Spielraum 119—123°. Stimmt mit Ephemeride 1871. Nysa-Virginial....... 21977 |, 2224-171. 26-4 | Jänner...... 20. 0:02 70 Frigga-Massalia....... 2304-9 | 2299-4 55 | Apnill.. 0. 22 | ? 350 | Spielr. 320—350°. Siehe p. 177. Hesperia-Juno........ 2292270 2315-1717 20°4 | "Aprile... 22.7 0:00 148 » 142—153° Astraea-Dianall...... 2344-1 | 2361-0 | 16-9 | Juni ...... 11. 0:01 150 Doris-Terpsichore ....| 23587 | 2359-1 0-4 dunı..... 17. | 0:02* 182 Alemene-Leda........ DAS N OA 1A I Auguste... To: 70-01 274 Concordia-Euphrosyne | 2415°6 | 24454 | 29-8 | August.... 28. | 0.03% 24 Bellona-Nemausa ..... 2428-5 | 24573 | 28-8 | September. 9. | 0-02* 65 | Spielraum 55—76° 1872. Irene-Thetis IT .......| 2569-6 | 2577-7 8-1 | Jänner.... 18 0:03* 224 Echo-Galateall....... 2641°6 2646 0 44 Marz 8: 0-01 32 Ariadne-Lutetia ......| 2657°9 | 2640-0 | 17°9 | April..... 2. 0:02 s0 | Spielraum 78S—85° Bellona-Parthenope ...| 2797-6 | 28099 | 12-3 | September. 4. 0:03* 169 Mhetis-Urania........ 2850-8 | 2843-0 78a October... 17. 0-03 312 Leucothea-Themis ....| 2896-2 | 2900-7 45 | December. 7 0:02* 350 1873. Eurynome-Virginia II..| 3249-8 | 3251-1 12 5 November. 24. | 0:01 | 248 |rieraum 243—250 1874. EIpisSNySsa re 3381.02 3395.02 | 14-22 FAprill> er 11 0-01 16 Eugenia-Fides........ 3438-9. | 3421-0.) 17-9) | Mai.e..>.. 23. | 0-03* 163 Juno-Melete.......... 3465°8 | 34664 OR Rn 28. | 0-01* 356 Calypso-kis.......... 35045 | 3513°5 9-0 | August... 10. | 0-01 116 Astraea-Vesta........ 3512-1 | 3513-1 1.0, EAU SUuSst 13: 0:02 42 1875. Europa-Laetitia....... 3690:2 | 3689-7 0-5 Rebruar. ... 7. | 0: Spielraum 193—197° Doris-Melete ......... 37662 | 3757'8 SCASFATTIITSE, 20 0:03 65 - 62— 66° Flora-Thalia.......... 3830°4 | 38351 A | ıduni.r. 3: 30 0:01 217 Leucothea-Terpsichorell| 38382 | 38526 | 14-4 | Juli....... 12 0:02* 132 Sappho-Victoria I..... 38656 38338°0 | 27°6 live t.4; 19. 0:02 333 - 324—340° Panopea-Psyche...... 38549 | 3876°8 | 21-9 | August.... 2. | 0: Diana-Pallas ......... 3970:2 | 3973-9 3:7 | November . 16. 0: 182 0. v. DLiüttrow. DurchganginBahn- Ren an h 1865-0 | Diffe- |Epoche derZusam- Bahnnähe \ Combination nahenac nenn ae kun ne Anmerkungen | I II Distanz Länge 1876. Februar... 58° | Spielraum 56—63° Echo-Sappho Alcmene-Leda % 58—72° Aprlmme a i 162—175 Eurynome-Hesperia ... Mnemosyne-Proserpina | 4331° Bellona-Fortuna November . 2 December . 2 oOoDDHm-0Oo * * Dumonm® oooooo Soo90509 1877. (Keine bemerkenswerthe Zusammenkunft.) 1878. Calliope-Pandora .....| 4748-5 9- 2 Jänner”... 1. 02° Spielraum 93—100° Calypso-Nysa 47420 | / D 9 Jänner... 4, 03% Alcmene-Ariadne.....| 4952°9 951: u August.. : Eugenia-Melpomene. .| 5056°5 36° 20° October... 25. 2 156— 160° 1879. Sappho-Vietoria I Jänner ED, Hebe-Nemausa I Euphrosyne-Galatea... Sappho-Virginia Angelina-Proserpina Il. Astraea-Euterpe Alemene-Asia........ rasche Divergenz der Bahnen September. October ... November . 2) SHOODOD -ı DDbomwmaoaHm ur 6 1 29. 10. 3 1 8 1880. Asia-Vesta II Calliope-Leda Frigga-Phocaea 5 2 © August ... Circe-Feronia . 5723- . August ... 24. 2 Spielraum 92—106° 1881. Circe-Melete ö 2 : August... Eceho-Eurynome II : s ° September. Freja-Thetis e : } : i 9. | 0-01* 104 | Spielraum 97—112° Irene-Mnemosyne . ; : September. 18. | 0:03* 43 1883. Hebe-Nemausal....... 6595°1 | 6578°1 | 20°0 | Jänner.... 14. | 0-02* 102 Eurynome-Sappho ....| 6617'7 | 6591-6 | 26°1 | Jänner.... 31. | 0:02 49 | Spielr. 40—60°. Siehe p. 177. Ciytia-Hebe........... 6785°5 | 67839 Le6H eg. 30. 0-03* 146 Calypso-Eugeniall....| 6840°2 | 6811:9 | 28-3 | September. 9. 0:02* 186 Astraea-Massalia ..... 6823°2 | 6835°6 | 124 | September. 12. 1:03* 130 »„ . 125—137° Eugenia-Thalia ....... 6918°0 | 6931°:5 | 13°5 | December . 14. | 0-01* 213 Physische Zusammenkünfte der Planeten G) bıs ®) während der nächsten Jahre. 183 oO Durchgang in Bahn- Combination nähe nach 1865°0 Diffe- |\Epoche derZusam- Bahnnähe renz |menkunft im Mittel Anmerkungen Distanz Länge 1884. T {N T AsirVestall......... 6957°2 | 6932-4 | 24-8 | Jänner.... 6. | 0-01* 244° Angelina-Proserpinall.| 6950°5 | 6939-7 | 10:8 | Jänner.... 6. | 0:03 251 Hygiea-Pales I....... 69918 70032 11-4 | Jänner.... 28. 0:02* 294 Alemene-Massalia..... 7092:9 | 7092-3 Osbeledunm rer 2. | 0:00 206 Egeria-Parthenope ....| 7190:9 | 7187-7 3-2 | September. 6. | 0:01* 208 Alemene-Clytia....... 72174 | 7198-6 | 18:8 | September. 25. | 0:00 235 Echo-Egeria.......... 7254-3 | 7224-9 | 29-4 | October... 27. | 0-01 218 Astraea-Calypso...... olauge 7495 Te ul: 19. | 0-01* 302 Calliope-Diana........ 7543-8 | 7566°0 | 22-2 | September. 7. | 0:02* 277 ee 1886. Euterpe-Galatea ...... 7666°8 | 7684-8 | 18-0 | Jänner.... 6. 0:03 20 Isie-Banopea rn... 7748°2 | 7743°6 426.1, Marzer ee. le 0:03* 183 Leto-Parthenope...... 7743-30 7760-221 .1629 | März... 93.20.0202 15 Flora-Lutetia......... 78076 | 78125 Ag I Main... 20. 0:02* 322 | Spielraum 317—327° Amphitrite-Bellona....| 7837-5 78269 10°6 JUNIEHMeR.. 11. 0:03# 158 Eurynome-Feronia ....| 78779 | 7867-2 | 10:7 | Juli....... 22 ? 358 5 353— 3° Eugenia-Hestia........ Sigamse Balzer n92.3lEMaike 29. 0:03# 127 Eunomia-Irene........ 82495 | 82638 | 14:3 | August... 10. 0-01 103 Laetitia-Viectoria ...... 8s276°3 | 8290-4 | 14:1 | September. 5. 0:03 115 | Spielraum 111—119° Atalante-Phocaea..... 8308°0 | 8317°3 9=3- 1, Oetober... 3: 0:03* 9 1888. Harmonia-Vesta....... 8403-1 | 8433-7 | 30-6 | Jänner... 18. 0-01* 300 | Spielraum 291—310° Ceres-Pomona ........ 8555-9 | 8578-2 | 22-3 | Juni...... 15. | 0:02 66 Eugenia-Flora ........ 8560-7 | 8589-1 | 28°4 | Jmi...... 23. 0:03* 214 Astraea-Parthenope II. | s630:4 | 8650°5 | 20°1 | August.... 27. | 0:03* 223 Astraea-Flora ........ 8658-1 | 8660°3 2:2 | September. 15. | 0:02* 230 Irene-Parthenope ..... 87310 | 87473 | 16:3 | December. 4. | 0:02 249 Amphitrite-Frigga ....| 8745°3 | 87384 6°9 | December . 7. ? 2 1889. Freja-Virginia‘........ 87786 | 87725 6-1 | Jänner .... 10. | 0-02* 132 | Spielraum 127—137° Astraea-Calypso ...... 9026-0 | 9045:6 | 19:6 | September. 27. | 0-01* 302 > 300—304° Alexandra-Hestia .....| 9075-1 } 9063°4 | 11:7 | October... 20. | 0:05' 1890. Angelina-Massalia.....| 9132:5 | 9151-1 | 18:6 | Jänner .... 11. | 0-03* 356 Frigga-Vesta........-. 9161°4 | 9166-7 5-3 | Februar... 1. | 0:02* 123 | 6° bei einander Eeho-Pales........... 9208-4 | 91868 | 20°6 | März..... 8. | 0:00 339 Euterpe-Nysa......... 9369-4 | 9352°7 | 16°7 | August ... 18. | 0-01 162 | Spielraum 157—162° Eeho-Galateal ........ 9402:6 | 9410-4 zus 1 October. ..3. | 0201 32 184 ©. v. Littrow. Durchgangin Bahn-| R SEHR, nähe nach 1865-0 | Diffe- | Epoche derZusam- Bahnnähe en ——— 7 | renz |menkunft im Mittel ANDSTEN | I | II Distanz | Länge 1891. Elytia-Letol........ sn Anrıl 2er 21910270500 60° E Eurynome-Feronia Il .. 26:7 | August.... 10. 0-01 153 Spielraum 150— 155 Hesperia-Niobe ....... 53% 24° September. 26. 0:02* 148 1892. Massalia-Sappho .......| 9881°7 | 9862-6 | 19-1 | Jänner .... 11. 0:01 220 Spielraum 217— 223° Angelina-Eurynome ...! 9871'2 | 9889-7 | 18:5 | Jänner.... 20. | 0:03? 187 Echo-Proserpina...... 9909-0 | 9935-4 | 26-4 | März...... ie 0:01 206 4 202— 210° Metis-Parthenope .....| 99690 | 9960-3 Ba ENDIIe Nee 13. 0:00 200 a 196— 204° Daphne-Diana ..... ..110212-6 [101854 | 27:2 | December. 3. 0-02 167 Ariadne-Diana........ 102232 |10207°5 | 15°7 | December . 19. 0:00 174 1893. Asia-Vestal 010256585 10102427270 Jänner .... Eurynome-Irene ......| 10410°3 | 10395 4 Frigga-Polyhymnial...| 105199 | 105160 Spielraum 283—287° Eunomia-Pandora .....| 10680-0 | 10689 4 GEH FADTI ER: 3 0:01* 262 Spielraum 255 —264° Euterpe-Pallas........ 107228 | 107264 3202 UNI 13 0:01 174 Eeho-Hestial ........ 10748-6 | 10732°2 | 16°4 | Mai....... 28 0:00 30 P 26— 35° Eeho-Eurynome I.....| 10857'3 | 10853 0 | 4'3 | September. 28. | 0:01* 68 A 61— 77° 1895. Thalia-Urania......... 11200°1 | 11185°8 | 14:3 | August... 24. 0-02* 76 Bellona-Parthenope ...| 112471 | 11226°7 | 20-4 | October... 7. 0:03* 169 Diuna-bedar. ma: 112791 |11278°7 0-4 | November . 15. 0:02 21 Spielraum 15— 32° 1896. | Conecordia-Metis ...... 1113274 | 113506 | 23: Jänner. .. 16. 0-00 208 Spielraum 204— 212° März... =. 25. 0:02* 114 u © Eugenia-Galatea ...... 11410°6 | 11404°2 El EM ETZE 29. | 0-02* 310 IS (ash ulileessrreven 3: % 350 | Spielr. 330—350°. Siehe p. 177. nern 117759 11886 3 11777:0 118585 Sr [er = gr: =, S Calypso-Eugenial..... 123267 | 123362 9-5 | October... 75. | 0:01 | 335 | 1899. Calypso-Isis.........- 12584°3 | 12587-7 | 3-4 | Juni...... 7. | 20:00 40 Iris-MeleteI.......... 12636°8 | 12632-3 4.57 Auzustin.. od: 0:00 354 Irene-Isis 1. 127142 | 12732-9 | 18-7 | November. 2 0:01 77 Physische Zusammenkünfte der I laneten (1 ) bis (&) während der nächsten Jahre. 185 Wie denjenigen Lesern, welche dem Gegenstande dieser Abhandlung einige Aufmerksamkeit schenkten, bekannt ist, habe ieh mir von der Zeit an, da die Zalıl der bekannten Planeten zwischen Mars und Jupiter die der früher von mir untersuchten 43 Himmelskörper dieser Art bedeutend überstieg, zur Regel gemacht, die Ephemeriden dieser Gestirne, sobald dieselben erschienen, Jahr um Jahr durchzusehen, um die näheren Modalitäten von mir bereits angekündigter Zusammenkünfte zu erforschen oder solehe gegenseitige Nähe- rungen bei Planeten aufzufinden, die in meiner früheren allgemeinen Bearbeitung der hier vorliegenden Frage noch nicht berücksichtigt seinkonnten '). Die letzten aus solcher Durchsicht der Ephemeriden erhaltenen und veröffentlichten Resultate bezogen sich auf das Jahr 1867. Für die Jahre 1868 und 1869 wurde diese Durch- sieht in gleicher Weise fortgesetzt aber deren Ergebniss nieht publieirt, da die engsten gefundenen Zusam- menkünfte im Jahre 1868 Circe (69 — Jo (85) Ende September 0:058 „1869 Vesta (4) en Melete(56) „ Mai 0:057 R en n„ Psyche (16) — Nysa(44) „ Juni 0:053 u. „ Atalante(36) — Clio (St) „ August 0-041 Pan: 5 Doris (45) = Hecate(in) Mitte November 0:029 weit über die Grenze hinausliegende Annäherungen gaben, innerhalb deren eine bemerkenswerthe Einwir- kung der Planeten auf einander zu vermuthen stand, wobei zu erwähnen, dass von Dike (99) keine Epheme- ride für 1869 vorhanden war. Bei der Durchsicht für 1870 lag bereits die hier gegebene Abhandlung im Manuseripte vor und so konnte man sich auf die Prüfung der oben zu diesem Jahre gegebenen Voraussagen für die Planeten (1) bis (2) beschränken und hatte nurdie später entdeckten Himmelskörper (8) bis inel. 108) bei der Durchsicht der Ephemeriden im Berliner Jahrbuche 1872 unter sich und mit allen übrigen zu ver- gleichen. Diese Vergleichung ergab als engste Zusammenkunft für diese Gruppe im Jahre 1870 Freia (79) — Hera Mitte April 0:059 wobei wieder zu bemerken, dass Maja (9), Dike (09) und Camilla (09) aus Mangel auch nur genäherter Orte unberücksichtigt blieben. Die durch die Zeitläufte mehr als hinreichend erklärte Verspätung im Erscheinen der Asteroiden-Ephe- meriden für 1871 im „Berliner Jahrbuch“ verhindert mich in dem Augenblicke, da ich vorstehende Abhandlung der Akademie vorlege, über den Werth der oben für diese Epoche vorausgesagten Zusammenkünfte, nament- lich was die beiden verspreehendsten Combinationen: Frigga-Massalia und Doris-Terpsichore betrifft, zu entscheiden. Da aber die nächsten zehn Jahre etwa ein Dutzend ähnlicher interessanter Fälle ergaben, so kann ich mich der Hoffnung nicht entschlagen, dass es in nicht zu ferner Zukunft gelingen werde, Aufschlüsse über dieMasse wenigstens des einen oder des anderen dieser Planeten zu erhalten. Den Zweck meiner Arbeit sähe ich als erfüllt an, wenn ich damit beigetragen hätte, eine rechtzeitige genaue Beobachtung der betref- fenden Himmelskörper zu veranlassen. 1, Siehe akad. Sitzungsberichte math.-naturw. Classe, Band XXXIX, XLII, XLV, XLVII, XLIX, LI, LIV, LVI. 19 He Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXNT. Bd. 186 ©. v. Littrow. Physische Zusammenkünfte der Planeten G) bis (2). Nachtrag. Während des Druckes des vorliegenden Aufsatzes ging mir das „Berliner Jahrbuch“ von 1873 zu. Die oben für 1871 vorausgesagten Zusammenkünfte sind damit im Allgemeinen sämmtlich bestätigt, ohne dass dabei eine wirklich bemerkenswerthe Näherung zweier Planeten aus der Gruppe ® bis (82) in diesem Jahre zu Stande käme. Für die beiden am Schlusse der Abhandlung hervorgehobenen Combinationen ver- danke ich der Güte des Herrn Dir. W. Förster genauere Angaben, als aus dem Jahrbuche bei dessen gegenwärtiger Einrichtung zu finden wären. Darnach hat man 1871 April 20. Frigga (77, — Massalia (20) gegenseitige Distanz 0:08 „ Juni 30. Doris (@) — Terpsichore ) a . 0:04. In Bezug auf letztere Combination erwähnt Herr Dir. Förster ausdrücklich, dass eine bedeutende An- näherung hier hauptsächlich durch die letzteingetretenen Störungen der Bahnen vereitelt wurde. Eben so wenig Interessantes ergab für 1871 die Ephemeriden-Vergleichung der Planeten (83) bis (112) unter einander und mit (1) bis /82). Es kommen nur Ate (11) mit Egeria (13) Ende October auf etwa 0: 11, Aglaja (47) mit Lydia (@) ebenfalls Ende October auf beiläufig 0-08, Ate 1 mit Eurydice ‚7; Mitte November auf ungefähr 0-04 einander nahe, so weit dies aus den sehr abgekürzten Ephemeriden ersehen werden kann, wobei übrigens zu bemerken, dass für Erato (62) » Maja 66; Dike 99) und Camilla (or) —_/ keine Ephemeriden vorhanden sind. 187 EIN METEOREISEN AUS DER WÜSTE ATACAMA. GUSTAV TSCHERMAK, CORRESPONDFRENDEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (Mit 4 Gafelw und 3 HKolzschwitten. ) VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 3. FEBRUAR 1871. Ih April des vorigen Jahres gelang es mir, für die Meteoritensammlung des Hof-Mineraliencabinetes einen schönen Meteoreisenbloek zu erwerben, welcher in der Wüste Atacama in Chile gefunden worden. Herr Prof. G. Leonhard hatte mich freundlichst davon benachrichtigt, dass der Herr Stud. Herm. Schneider aus Valparaiso einen Meteoriten nach Heidelberg gebracht habe, und hatte es gütigst vermittelt, dass mir dieser Meteorit zur Ansicht gesandt wurde, welchen ich Dank der Liberalität, mit welcher die Mittel bewil- ligt wurden, ankaufen konnte. So gelangte dieses interessante Meteoreisen in die Wiener Sammlung, in wel- cher es nun eines der wichtigsten Stücke bildet. Über den Fundort konnte ich Genaueres nicht erfahren. Die Etiquette sagte nur so viel, dass das Exem- plar in der Wüste Atacama unter 26° s. Breite und 70° Länge in der Tiefe von 185 Metern ') gefunden worden. Es fehlt demnach jede specielle Angabe, welehe einen unterscheidenden Namen für den neuen An- kömmling liefern würde. Die Beschreibung wird zeigen, dass dieses Meteoreisen sich von den bisher bekannten unterscheidet und ich werde dasselbe unter der Bezeichnung „Wüste Atacama“ mit der Jahres- zahl 1870 in dem Kataloge aufführen. Eine Verwechselung mit dem seit langer Zeit bekannten Meteoreisen von Atacama, das mit der Jahreszahl 1827 angeführt wird, ist wohl nicht zu befürchten, weil dieser Meteorit grosse Olivine enthält, während der neue Meteorit blos aus Meteoreisen ohne Silicate besteht. Der ganze Meteorit wog ufsprünglich 51-7 Kilogramme und er wiegt jetzt noch 51 Kilogr., da nur ein kleines Stück abgeschnitten wurde, damit die interessante Form des Blockes erhalten bleibe. Der Meteorit ist schildförmig, also auf der einen Seite etwas gewölbt, auf der anderen aber etwas hohl. Der Umriss des Schildes ist beiläufig fünfseitig. Fig. 1. 1, Diese Zahl scheint wohl nur durch einen Schreibfehler so hoch geworden zu sein. 188 Gustav Tschermak. il 3 AN ] = L Ex Be 75 12 C { NT, AR \\ NUN LRRRRÜ SS NL INN [9 Ansicht der gewölbten Oberfläche Seitenansicht Die Ränder sind zugeschärft mit Ausnahme der Partie bei a, wo der Rand stumpf und breit ist. Die Dicke des Meteoriten beträgt in der Mitte 11:2 Cm., während die Linie aa’ 32:5 Cm. und die Linie 5b’ 32-8 Um. misst. Die Rinde des Meteoriten ist wohl an keinem Punkte mehr die ursprüngliche, die Schmelz- oder Brand- rinde. Sie ist nur eine Rostrinde, doch scheint der Meteorit durch die Oxydation noch nicht viel gelitten zu haben, da die Form so viel Detail bietet. Die Rostrinde ist dünn, schwarzbraun, nur an wenigen vertieften Stellen ist man im Stande die hinde als Blättehen abzuheben. Die gewölbte Seite des Blockes ist von flachen Gruben bedeckt, welche in der Regel 3 bis 4 Cm. weit sind, und deren Oberfläche wieder kleingrubig erscheint. Zugleich ist die ganze Oberfläche von drei Syste- men paralleler feiner Leistehen überdeckt, welche ein feines Netz bilden. Zwei Richtungen sind leicht zu bemerken, wie dies die Zeichnung auf Tafel I treu wiedergibt. Die dritte Richtung, welche in der, Tafel I angenommenen Stellung von links nach rechts mit ungefähr 15° aufsteigt, ist erst bei genauerem Studium der Oberfläche zu erkennen. Diese Leistehen sind Widmannstädten’sche Figuren, welche durch die natür- liche Oxydation der Oberfläche hervorgetreten sind, und welche durch ihren gleiehförmigen Verlauf an der Oberfläche zeigen, dass der ganze Meteorit in krystallographischer Hinsicht Ein Individuum darstellt. Mit dem Verlaufe dieser Leistehen steht auch die Lage der stumpfen Kanten zwischen den grossen flachen Gru- ben der Oberfläche im Zusammenhang, was man schon in der Zeichnung erkennen kann. Unter den bezeich- neten Gruben ist eine besonders auffällig, welche links oben gegen die Kante zu gelegen ist. Sie unter- scheidet sich von den übrigen dadurch, dass sie vollständig rund und verhältnissmässig tiefer ist, als die anderen. Sie erscheint wie der hohle Abdruck einer Kugel, hat 2-5 Cm. im Durchmesser, und zeigt an ihrer Innenfläche auch deutlich die feinen Leistehen. Die zweite Seite des Meteoriten hat ein anderes Aussehen, als die eben beschriebene. Sie zeigt mehre ziemlich scharfe Grate und ist überdeekt von einer grossen Zahl kleiner Grübcehen. Diese sind viel steiler als die flachen grossen Gruben der gewölbten Seite, dagegen beträgt ihr Durchmesser nur '/, bis '/, von der Weite jener. Die Kanten zwischen diesen Grübchen sind öfter scharf, auch manchmal überhängend, wenn das Grübehen schief gegen die Oberfläche eingesenkt ist. Die Figur auf Taf. II gibt den Eindruck dieser Seite des Meteoriten sehr richtig wieder. Die Oberfläche ist an allen Stellen von einem Netz feiner Leist- chen, welche höchstens '/, Mm. Breite haben, überzogen. Sie sind noch deutlicher als auf der zuvor beschriebenen Seite und verlaufen in den entsprechender Richtungen. Zwei Systeme bilden in der Projec- tion der Zeichnung einen Winkel von beiläufig 70°, das dritte Liniensystem ist nur an wenigen Punkten zu beobachten. Die Richtung desselben steigt von rechts nach links mit eirea 15° aufwärts, mit den Richtungen der beiden anderen Liniensysteme bildet es gleiche Winkel. Die drei Systeme von Leistehen verlaufen also Ein Meteoreisen aus der Wüste Atacama. 189 in der beistehend verzeichneten Weise. Man erkennt leicht, dass die Projeetionsebene der Zeichnung einer 110-Fläche (Rhombendodekaöderfläche) an dem Meteoreisen entspricht. Für eine solehe berechnet sich näm- lich für die entstehende Widmannstädten’sche Figur ein gleichschenkeliges Dreieck mit 70° 32° an der Spitze. Die Lamellen, welche die beiden gleichen Schenkel des Dreieckes liefern, stehen auf der 110-Fläche senkrecht, während die Lamellen des dritten Systemes mit der 110-Fläche Winkel von 35° 16’ und 144° 44° einschliessen. Nun erklärt sich auch, warum die Leistehen, welehe mit einander eirca 70° einschliessen, sehr deutlich hervortreten , während die anderen nur schwer bemerkt werden, denn die ersteren Leistehen treten senkrecht aus der Fläche hervor, während die letzteren sich mit einer verhältnissmässig geringen Böschung erheben. Auch hier lässt sich der Zusammenhang zwischen dem Verlaufe der Leistchen und dem der Kanten, welehe zwischen den Grübchen liegen , erkennen, da bei den Grübehen, die einen eckigen Umriss haben, der Parallelismus der Richtungen hervortritt, und da ausserdem oft ganze Reihen von Grübehen nach dem System der Leistehen aufeinander folgen. Es scheint wohl, dass die Vertiefungen auf der einen und auf der anderen Seite des Meteoriten durch Oxydation mehr ausgehöhlt worden, aber es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass die Oberfläche des Meteo- riten schon ursprünglich grubig gewesen. Da nun die Kanten der Gruben den Theilungsrichtungen des Meteoreisens entsprechen, so ist anzunehmen, dass die Oberflächengestaltung des Meteoriten durch ein Zerreissen, durch ein Zertrümmern eines grösseren Individuums entstanden sei. Man gelangt demnach auch bei diesem Eisenmeteoriten so wie bei den Steinmeteoriten zu dem Schlusse, dass man es mit einem Bruch- stücke zu thun habe, das von einer grösseren Masse herrührt. Die zuletzt beschriebene Seite des Meteoriten hat eben so wie die andere eine grössere runde Ver- tiefung, welche wie der hohle Abdruck einer Kugel aussieht. Diese Höhlung liegt nach der Zeichnung auf Tafel II rechts oben, sie hat 4 Cm. im Durchmesser, sie ist ebenfalls mit einem Netz feiner Leistehen über- zogen. Sie liegt der früher genannten Grube auf der anderen Seite gerade entgegengesetzt, so dass man in die eine den Daumen, in die andere den Zeigefinger derselben Hand legen kann. Diese beiden Gruben dürften wohl von Troilitkugeln herrühren, welche entweder schon früher oder bei dem Rosten herausgefal- len sind. Was die Oberflächenbildung des Meteoriten im Ganzen anlangt, kann ich keine besondere Ähnlichkeit zwischen diesem und den bisher beschriebenen Eisenmeteoriten, deren Form mir bekannt wurde, erkennen. Die meisten dieser Blöcke, welche eine Rostrinde tragen, sehen unförmlich aus und sie haben in der Regel keine feiner ausgeprägte Oberfläche. Der neue Meteorit aber zeigt so scharfe Ränder und Grate und so viel Einzelnheiten der Oberflächengestaltung, dass er wohl als eine Ausnahme von der Regel zu betrachten ist. Auf eine allgemeine Ähnlichkeit darf ich aber hinweisen, welche zwischen jenem und dem Agramer Meteor- eisen besteht. Auch das Agramer Eisen hat eine flache Form und die eine Seite derselben zeigt sehr flache Gruben, während die andere tiefere und kleinere Gruben aufweist. Die flachgrubige Seite des Agramer Eisens ist jene, welche die diekere Brandrinde trägt. Die Vertiefungen auf der kleingrubigen Seite sind aber alle grösser, als die entsprechenden des neuen Meteoriten. Gustav Tschermak. \—: Kl) >; Um die Textur zu studiren , wurde von dem neuen Meteoriten in der Gegend bei a’ ein Stück abge- schnitten. Die Richtung des Schnittes lag zufällig so, dass an dem Meteoreisenblocke eine Fläche geschaffen wurde, die einer Würfelfläche (100) nahezu entspricht. Sogleich nachdem die erhaltenen Flächen polirt wor- den waren, konnte man eine Wahrnehmung machen, die sich bei dem Ätzen noch bestätigt, und welehe zeigt, dass das neue Meteoreisen sich von den bisher beschriebenen in einem Punkte unterscheidet. Es wur- den nämlich einzelne Lamellen beobachtet, deren jede sich nur eine kurze Strecke durch das Meteoreisen zieht, und welehe den drei Richtungen der Hexaöderflächen (100), (010), (001) genau parallel sind. Diese Lamellen bestehen aus Troilit. Ausserdem aber zeigt sich die normale Textur jener Meteoreisen, welche nach dem Ätzen Widmannstädten’sche Figuren darbieten. Auf der geätzten Fläche sieht man, wie die Ab- drücke auf Taf. III erkennen lassen, erstens die Lamellen, welche den Octaäderflächen parallel liegen, und welehe aus sogenanntem Balkeneisen bestehen, zweitens die dazwischen liegenden Blättchen von Nickel- eisen, welche auf der geätzten Fläche die hervorragenden Leisteben bilden, Bandeisen oder Tänit, drittens die viereckigen Durehschnitte, sogenannte Zwischenfelder , viertens die wenigen aber grossen Lamellen von Troilit, welche den Hexaöderflächen parallel sind. Diese Bestandtheile mögen nun der Reihe nach bespro- chen werden. Das Balkeneisen bildet auf der geätzten Fläche lange Streifen, die sich öfter durch die ganze Fläche hindurch verfolgen lassen, und welehe gewöhnlich 1 Mm., zuweilen auch bis 2 Mm. Breite haben. Diese Streifen, welche den grössten Theil der Fläche bilden, laufen auf derselben nach drei Richtungen. Die eine davon bildet mit der zweiten einen Winkel von ungefähr 83° mit der dritten einen Winkel von beiläufig Wenn die Schnittfläche genau einer Hexaöderfläche parallel wäre, dann könnten nur zwei Riehtungen der Streifen des Balkeneisens hervortreten und diese würden mit einander den Winkel von 90° einschlies- sen, wie in Fig. 4. Dies ist nun hier nicht der Fall, sondern die Sehnittfläche weicht von der Lage einer (100) Fläche etwas ab und liegt der Fläche eines Leueitoides (811) nahezu parallel, wie dies Fig. 5 ver- Fig 4. ; Fig. 5. anschaulicht. Für die Fläche 811 berechnen sich die Winkel des Trapezes in Fig. 5 zu 82° 5% und 97° entsprechend der Beobachtung. Durch das Ätzen erhält das Balkeneisen einen orientirten Schimmer, den Haidinger als Krystall- damast bezeiehnet hat. Er besteht darin, dass jeder Streifen des Balkeneisens von bestimmten Richtungen her geschen schimmert, von den zwischen liegenden Richtungen gesehen matt erscheint, und dass nicht alle Streifen dieselbe Orientirung des Schimmers zeigen, sondern immer eine Gruppe unregelmässig vertheilter Streifen zu gleicher Zeit schimmert. Die grossen Zwischenfelder zeigen denselben orientirten Schimmer wie das Balkeneisen. Das geätzte Balkeneisen zeigt unter dem Mikroskope so viel Einzelnheiten, dass es schwer wird, die Erscheinungen zu ordnen. Es ist nothwendig, mit sehr schwacher Ätzung zu beginnen, um zu sehen, wie die Ätzfiguren allmälig und zwar die gleichartigen zu gleicher Zeit hervortreten. Das sehr schwach geätzte Balkeneisen hat noch nieht den orientirten Schimmer oder in höchst geringem Masse, es zeigt aber schon sehr feine Ätzfiguren und zwar von zweierlei Art. Man erkennt durch das Mikroskop erstens schwach vor- springende Leistchen von ungefähr 0-01 Mm. Breite. Sie haben gewöhnlich auf der einen Seite eine gerad- pi co jr Ein Meteoreisen aus der Wiiste Atacama. linige Kante, auf der anderen sind sie oft sägeartig ausgezackt, Fig. 1 auf Taf. IV. Sie verlaufen in dersel- ben Weise und in denselben Richtungen wie die Ätzlinien, die bekanntlich zuerst an dem Braunauer Eisen entdeckt wurden. Die Leistehen rühren also von Lamellen her, welche in dem Balkeneisen in bestimmter krystallographischer Orientirung eingeschaltet sind. Wenn die Lamellen gegen die Schnittfläche schief lie- gen, erscheinen die Leistehen oft viel breiter als 0-01 Mm. Treffen die Leistehen in ihrem Verlaufe mit dem Bandeisen (Tänit) zusammen, so werden sie unterbrochen, setzen aber häufig in dem nächsten Streifen von Balkeneisen fort, einige unter ihnen aber, welche mit der Tänit-Leiste einen Winkel von ungefähr 70° bil- den, gehen auch durch den Tänit durch, wie in Fig. 2 auf Taf. IV. Dieses Durchsetzen erkennt man aber nur bei kräftigeren Leistehen dieser Lage und nur in breiteren Tänitfeldern. So wie durch den Tänit, so setzen die Leistehen von 70° zuweilen auch durch die Zwischenfelder durch. Die zweite Erscheinung, welche nach schwachem Ätzen hervortritt, sind kleine längliche Felder mit feiner Schraffirung, welche durch parallele Ätzlinien hervorgebracht wird. Fig. 3 auf Taf. IV. Wenn das Licht entsprechend einfällt, glänzen alle die parallelen vertieften Linien auf der einen Böschung, und wenn die Platte nun um 180° gedreht wird, glänzen sie zum zweiten Male und zwar auf der anderen Böschung, in den Zwischenlagen sind sie dunkel. An manchen Orten erscheinen viele solche schraffirte Felder neben einander, und dann sind sie meist in die Länge gezogen und bilden parallele Streifen. Diese Streifen haben nicht alle dieselbe Richtung, sondern an einem anderen Orte verlaufen sie wieder anders. Wenn man aber den Winkel bestimmt, welchen diese Streifen mit den Tänitleisten und mit den hexa@drischen Lamellen einschliessen , so findet man, dass sie genau so liegen, wie die Ätzlinien des Braunauer Eisens. Die schraffirten länglichen Felder durchsehneiden sehr häufig die zuvor beschriebenen Leistchen. Sie setzen niemals in den Tänit fort, erscheinen aber öfters in den Zwischenfeldern. Die Richtungen, welchen die Schraffirung parallel läuft, lassen sich durch das Goniometer des Mikroskopes ebenfalls annähernd bestimmen. Man erhält dieselben Winkel, wie für die Ätz- linien des Braunauer Eisens. Daraus ergibt sich, dass die schraffirten Streifen ebenso wie die zuvor beschrie- benen Leistehen niehts anderes sind, als die Durchschnitte feiner Lamellen , welche in dem Balkeneisen nach demselben Gesetze eingeschaltet sind, wie jene feinen Lamellen, welche die Ätzlinien des Braunauer Eisens bedingen. n Beim stärkeren Ätzen wird die feine Zeichnung, welche durch die feinen Leistehen und schraffirten Fel- der hervorgebracht wurde, zum grossen Theile zerstört, hingegen entsteht jetzt der orientirte Schimmer und als dessen Ursache erkennt man mikroskopisch zwei Erscheinungen, nämlich Ätzlinien und Ätzgrübchen. Die Ätzlinien haben denselben Charakter, wie in dem Braunauer Eisen und dieselbe Lage, wie in allen Meteoreisen die Widmannstädten’sche Figuren zeigen, aber in den hier beschriebenen Eisen sind sie sehr fein und von geringer Länge. Desshalb ist es auch schwierig, ihre Richtung genau zu bestimmen. Wenn man die gemessenen Winkel sodann mit den für die Schnittfläche (letztere als 811 angenommen) berechneten ver- gleicht, so erhält man keine volle Übereinstimmung, weil, wie gesagt, die Schnittfläche nieht genau 811 parallel, und weil auch die unvollkommene Ebenheit des Schnittes und die Beobachtungsfehler hindernd sind. Hier mögen nur einige der Winkel angeführt werden; erstens solche, welche die Ätzlinien mit den 100 parallelen Linien einschliessen : Berechnet für die Schnittfläche Beobachtet 100 sıl 94° 26° 34° DET 63 63 26 GA 86 Ser 55 85 40 109 104 2 110 47 119 119 45 117.49 Ferner Winkel, welehe die Ätzlinie mit den 111 parallelen Linien einschliessen : 192 Gustav Tschermak. Berechnet für die Sehnittlläche Beobachtet 100 sıı 23° 30° 58 S3rn5 45 4570 Ay! 53 52 7 48 58 69 re! 70830 Es ist nach dem Gesagten nicht auffallend, dass die Übereinstimmung der Rechnung mit der Beobach- tung nur eine beiläufige ist. Sie genügt aber, um zu beweisen, dass die beobachteten vertieften Linien die gewöhnlichen Ätzlinien sind, und dass auch die früher beschriebenen Leistehen und Schraffirungen dazu gehören, denn die obigen Winkel beziehen sich auch auf diese. Die Ätzgrübchen, welche ebenfalls bei stärkerer Ätzung sich bilden, sind ungemein kleine, bis 0-005 Mm. breite Vertiefungen, die oft einen rundlichen, häufig einen quadratischen Umriss haben. Diejeni- gen, welche schärfer ausgebildet sind, erscheinen wie Hohldrücke kleiner abgerundeter Würfel. Fig. 4 auf Taf. TV. Die Ätzgrübehen sind unregelmässig vertheilt. Sie erscheinen am grössten auf den früher beschrie- benen Leistehen. Alle Grübehen sind innerhalb desselben Balkeneisens gleich orientirt, indem die Kanten der kleinen negativen Würfel einander parallel liegen; man erkennt auch, dass die Auszackung der Leist- chen, von der früher die Rede war, ebenfalls diesem Parallelismus der kleinen Würfel entspricht. Diese unzähligen Grübehen und die parallele Zackung der Ätzleistehen bringen den orientirten Schimmer, den Krystalldamast hervor, indem die vertieften kleinen Flächen derselben alle einander parallel liegen, also zu gleicher Zeit glänzen. Da die Ätzfigur ein Würfel ist, also eine Form mit drei Flächenpaaren, so kann es bei derselben Lamelle von Balkeneisen höchstens drei Richtungen des orientirten Schimmers geben. Die Zeichnung, welehe auf dem Balkeneisen durch Ätzen entsteht, setzt sich aus den vier genannten Elementen zusammen. Zu den gewöhnlich vorkommenden Erscheinungen: den Ätzlinien und den Grübchen, treten bei diesem Meteoreisen noch hinzu die Bildung von Leistchen und von schraffirten Feldern, und zwar in solcher Fülle, dass die Zeichnung sehr verwickelt wird; daraus folgt, dass auch die Textur dieses Bal- keneisens eine feine und sehr eomplicirte ist, wenngleich sie der Regel im allgemeinen folgt. Noch muss hier von den Einschlüssen des Balkeneisens etwas erwähnt werden, wenngleich in dieser Beziehung grosse Einfachheit herrscht. Troilit kömmt von Balkeneisen umgeben vor, doch unterbricht er dann gewöhnlich den Verlauf der Lamellen des Balkeneisens. Graphit wurde nicht beobachtet. Das Balken- eisen enthält nur einen Körper als eigentlichen Einschluss, nämlich Schreibersit. Dieser erscheint bald in rundlichen Partikeln bald in langgestreckten Formen. Die letzteren rühren von Blättehen her, deren manche einer Octaöderfläche parallel liegen. Um die merkwürdigen Troilit-Lamellen, welche dem Hexa@der parallel sind, sammeln sich die Schreibersitpartikel sehr häufig. Aller Schreibersit lässt an den Begrenzungen Kıy- stallflächen erkennen, die an den verschiedenen Partikeln oft gleichzeitig spiegeln. Dies beweist eine regel- mässige Einschaltung des Schreibersites. Auch in der Form von sogenanntem Rhabdit kömmt der Schreiber sit im Balkeneisen vor, doch nicht häufig. Das Bandeisen bildet auf der geätzten Fläche hervorragende Leisten zwischen den Streifen des Balkeneisens. Diese Leisten rühren von Lamellen her, welehe den Lamellen des Balkeneisens, also den Öcta@derflächen parallel liegen. Durch das Mikroskop erkennt man, dass das Bandeisen, obgleich seine Lamellen sehr dünn sind, doch nicht homogen sei, sondern aus einem feinen Gewebe verschiedenartiger Körper bestehe. Vergl. Fig. 2 auf Taf. IV. Der eine Bestandtheil ist Nickeleisen. Dieses bildet die Rinde der Tänit-Lamellen. Der Querschnitt des Tänites zeigt nämlich ein mattes Feld, umgeben von einem glän- zenden Rahmen, um welchen auch noch glänzende Punkte von oft regelmässigem Umriss liegen. Der glän- zende Rahmen und die genannten Punkte haben die gelbliche Barbe des Nickeleisens. Das matte Feld im Innern zeigt sich bei stärkerer Vergrösserung zusammengesetzt aus höchst feinen Blättchen von Nickel- eisen, welche zwei verschiedene Lagen einnehmen, da sich die Linien des Nickeleisens unter 90° kreuzen; Ein Meteoreisen aus der Wüste Atacama. 193 sie liegen nämlich zum Theil den Tänitlinien parallel, zum Theil schneiden sie deren Richtung. Zwischen diesen Blättern ist die geätzte Masse vertieft. Es ist also zwischen den Nickeleisen-Blättehen auch reines Eisen vorhanden. Die Tänitlamellen sind oft durchsetzt und gestört durch ihnen parallele feine Blätter von Balkeneisen, welche bei oberflächlicher Betrachtung zu dem Tänit hinzugerechnet werden könnten. Unter dem Mikroskop sind aber die Unterschiede so gross, dass man nicht leicht irren kann. Solehe Tänite bilden den Übergang zum Fülleisen. Das Fülleisen, welches in den sogenannten Zwischenfeldern auftritt, ist reichlich vorhanden, auch in grösseren Partikeln, da manche Zwischenfelder 1 Cm. Länge haben. Es ist ein Gemenge von Tänit und Balkeneisen. Es wiederholt die Structur des ganzen Meteoreisens in kleinerem Massstabe und mit solchen Abweichungen, welche zu der Ansicht führen, dass, nachdem die grossen Lamellen des Balkeneisens und des Bandeisens schon gebildet waren, die zwischen denselben übrig gebliebene Masse fest wurde und sich nun nach denselben Gesetzen aber in beschränktem Raume regelmässig gestaltete und das Fülleisen bildete. Auf der geätzten Schnittfläche zeigt sich das Fülleisen in zwei Formen, die aber nicht wesentlich ver- schieden sind. In dem einen Falle sieht man feine Streifen von Balkeneisen, die einander durchkreuzen und zwischen ihnen den Tänit, so wie es Fig. 5 auf Taf. IV im vergrösserten Massstabe zeigt. Es ist dies, wie man bemerkt, die genaue Copie der groben Struetur desselben Meteoriten. In dem anderen Falle, und dies tritt namentlich bei den grossen Zwischenfeldern ein, erscheint das Viereck höchstens am Rande mit Strei- fen von Balkeneisen versehen, wie Fig. 6 auf Taf. IV zeigt. In der Mitte aber sieht das Feld körnig aus, indem viele Feldehen von Balkeneisen sich aneinander reihen, zwischen welchen Partikel von Niekeleisen auftreten. Jene Feldehen zeigen einen orientirten Schimmer, der immer bei einer Anzahl von Feldehen gleich orientirt ist, in derselben Art, wie dies bei den Streifen des Balkeneisens im Grossen der Fall ist. Man erkennt daraus, dass diese Feldchen nichts anderes sind, als kurze Streifen von Balkeneisen. Also besteht auch die zweite Art des Fülleisens aus feinen Partikeln von Balkeneisen, die sich aber in der Mitte der Zwischenfelder nicht mehr zu längeren Balken oder Lamellen ausbilden, sondern sich so durehdringen, dass ihre Länge, Breite und Tiefe ungefähr gleich werden, zwischen sich das Nickeleisen in derselben Form übrig lassend. Dass die feinen Lamellen und die Körner von Balkeneisen, welche in dem Rahmen des Fülleisens auf- treten, alle die Erscheinungen, welehe vorhin bei dem Balkeneisen besprochen wurden, wiederum darbieten, bedarf kaum der besonderen Erwähnung. Die Troilit-Lamellen sind, wie gesagt worden, jene Erscheinung, welche bisher noch niemals beschrieben, das neue Meteoreisen besonders charakterisirt. Wie die Linien verlaufen, welche durch die- selben auf der geätzten Fläche hervorgebracht werden, ist auf Tafel III ersichtlich. Die genannten Lamellen, welche den Hexaäderflächen parallel liegen, gehen nicht, wie so viele Tänitlamellen durch eine grosse Strecke im Meteoreisen fort, sondern sie haben eine beschränkte Ausdehnung. Die grösseren messen in Länge und Breite zwischen 1:5 und 3:5 Cm. bei einer Dieke von 0-1 bis 0:2 Mm. Seltener sieht man kleine Lamellen von etwa 4 Mm. Länge und Breite mit höchstens 0-1 Mm. Dicke. Alle diese Lamellen sind scharf ausgebildet und ganz homogen. Sie bestehen aus einer spröden bronzefarbigen Masse , welche zer- rieben ein braunes Pulver gibt, mit Salzsäure zusammengebracht Schwefelwasserstoff entwickelt, und mit warmer Salpetersäure behandelt eine Lösung liefert, welche die Reactionen von Eisenoxyd und Schwefel- säure erkennen lässt. Die genannten Lamellen bestehen demnach aus Troilit. Nach dem Ätzen haben sie eine etwas rauhe Oberfläche, zeigen aber keine feinere Textur, Sıe sind an vielen Punkten mit Schreibersit besetzt, so dass sie stellenweise breit und höckerig erscheinen. Im Durchscehnitte bleibt aber die geradlinige scharfe Grenze zwischen dem tombackfarbigen Troilit und dem gelblichen Schreibersit sehr deutlich. Die Lamellen sind zu beiden Seiten von einer Schichte von Balkeneisen umgeben und dadurch vom Tänit, vom Fülleisen und von den dem Octaöder parallelen Balkeneisenlamellen gesondert. Sobald einer der letzteren Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXT. Bd. 25 194 Gustav Tschermak. Körper in die Nähe der Troilitlamellen kömmt, erleidet er eine Unterbrechung, wie dies Fig. 7 auf Taf. IV deutlich macht, welche zeigt, wie Zwischenfelder in der Nähe einer solchen Lamelle unterbrochen sind. Es scheint also, dass die Troilitlamellen sich zuerst gebildet haben. Nachdem sie sich mit einer Schichte von Balkeneisen umgeben hatten, gelangten die okta&@drischen Lamellen, nämlich das Bandeisen und Balkeneisen, zur Ausbildung, die in Zwischenräumen übrige Masse krystallisirte zuletzt, und zwar wie- der nach der Regel der oktaödrischen Lamellen. Der Troilit erscheint in den untersuchten Platten fast nur in der Form jener hexa@drischen Lamellen, nur selten sieht man kleine oder rundliche Partikel, die nicht orientirt sind, aber so wie die Lamellen von Balkeneisen umgeben werden. Das Vorkommen des Troilites in der Form von Platten, die den Hexaäderflächen im Meteoreisen paral- lel liegen, ist eine unerwartete Erscheinung. Ich war überrascht, als ich die Lamellen, welche ich anfangs für Schreibersit, dann für Tänit gehalten hatte, genauer prüfte und fand, dass ein Körper, der sonst nur in rundlichen knollenförmigen Stücken im Meteoreisen auftritt, hier die Gestalt scharf ausgeprägter dün- ner Lamellen annimmt und zugleich in dem Meteoreisen nach dem Gesetze des Würfels eingeschaltet ist. Dabei ist ihm aber die eine Eigenschaft geblieben, sich mit einer Schichte von Balkeneisen zu umgeben und so den Verlauf der okta@drischen Lamellen zu unterbrechen. Ich ging nun daran, in der Meteoritensamm- lung nachzusehen, ob nicht an einem anderen Eisenmeteoriten die gleiche Erscheinung zu beobachten sei, und fand auch bald ein ausgezeichnetes Seitenstück in dem Eisen von Jewell hill, Madison Cty, Nord Caro- lina, welches L. Smith analysirt hat. Dieses Eisen hat dieselbe Structur, hat die Troilitlamellen in der- selben Häufigkeit, mit derselben Orientirung und mit einem eben solchen Überzuge von Balkeneisen, wie der beschriebene neue Meteorit, jedoch ist an dem Eisen von Jewell hill alles zarter, die Lamellen des Bal- keneisens, Bandeisens, Troilites sind dünner, daher sind die Widmannstädten’schen Figuren feiner, so zwar, dass in diesem Eisen alles auf ein Drittel verkleinert erscheint. Die Troilitlamellen sind wiederum sehr scharf ausgeprägt und bis 0:15 Mm. diek. Der Troilit kömmt ausserdem in kleinen rundlichen Parti- keln vor. L. Smith hat in diesem Eisen keinen Schwefel gefunden, doch ist dies nicht auffallend, weil nicht in jedem kleinen Stückchen des Eisens solche Troilitlamellen enthalten sind, und weil beim Abbrechen klei- ner Stücke für die Analyse der spröde Troilit leicht verloren geht. In mineralogischer Hinsicht besteht dem Gesagten zufolge der neue Meteorit aus vier verschiedenen Körpern: Eisen, Nickeleisen, Schreibersit, Troilit. Das Eisen bildet nicht nur die Lamellen des eigent- lichen Balkeneisens, sondern findet sich auch in Gestalt kleinerer Partikel im Fülleisen und im Tänit. Das Niekeleisen bildet die Rinde der Tänitblättchen und ist im Inneren dieses Blättehens mit Eisen gemischt vor- handen, und in diesen Formen ist das Nickeleisen sowohl im eigentlichen Tänit als im Fülleisen vorhanden. Der Schreibersit erscheint isolirt im Balkeneisen oder als Besatz der Troilitlamellen. Der Troilit bildet dünne Lamellen, die einzeln vorkommen und den Hexaäderflächen parallel sind; ausserdem findet er sich nur selten in kleinen rundlichen oder länglichen Theilchen. Die chemische Analyse dieses Meteoriten hat Herr Prof. €. Ludwig auszuführen die Güte gehabt. Ich übergab ihm zu diesem Zwecke einige kleine abgesägte Stückchen, in welchen von Troilitlamellen nichts zu erkennen war. Nach der Methode, welche Herr Prof. Ludwig an einem anderen Orte mitgetheilt hat), erhielt derselbe: Eisen 91253 . Nickel 7-14 Kobalt 0-41 Kupfer Spur Phosphor 0:44 99-52 1) Sitzungsberichte d. Wiener Akad. Bd. LXII. Ein Meteoreisen aus der Wüste Atacama. 195 Später übergab ich auch ein Stückehen desselben Meteoreisens, worin die Fortsetzung einer feinen Troilitlamelle zu bemerken war. In diesem fand Herr Prof. Ludwig Schwefel in kleiner nicht bestimmbarer Menge. Von Interesse ist der Vergleich mit der Zusammensetzung des Meteoreisens von Jewell hill, in welchem Smith fand: Eisen 91-12 Nickel 782 Kobalt 0-43 Kupfer Spur Phosphor 0-08 Demnach ist auch in chemischer Beziehung die Ähnlichkeit der beiden Meteorite demerkenswerth. [oJ nr * 196 TAFEL TAFEL TAFEL ıl Gustav Tschermak. Ein Meteoreisen aus der Wüste Atacama. ERKLÄRUNG DER TAFELN. Das Meteoreisen aus der Wüste Atacama, Ansicht der gewölbten Seite in %, der natürlichen Grösse. II. Ansicht der etwas concaven Seite. II. Abdrücke von einer geätzten Fläche dieses Meteoreisens. Die Schnittfläche ist einer Hexaöderfläche nahezu parallel. Ausser den Widmannstädten’schen Figuren erkennt man auch die Abdrücke der Troilitlamellen, welche den Hexaöderflächen parallel eingelagert sind. TAFEL IV. Einzelne Stellen sowohl derselben Fläche als auch anderer damit beiläufig paralleler Flächen bei verschiede- nen Graden der Atzung. Fig. 1. = “ = Fig. 6. Durch sehr schwache Atzung des Balkeneisens hervorgebrachte Leistehen, welche matter sind und dunkler erscheinen, als der vertiefte Grund. Lineare Vergrösserung 120. Dieselben Leistehen und Tänitleistehen bei 50maliger Vergrösserung. Die Felder im Inneren des Tänites werden von Einem System der ersteren Leistehen durchsetzt. . Eine andere Stelle bei 10maliger Vergrösserung. Ausser jenem Leistchen und dem Tänit zeigt sich auch ein Durchschnitt durch eine Troilitlamelle, endlich erscheinen mehrere parallel schraf- firte längliche Felder. . Durch stärkeres Atzen des Balkeneisens entstandene Grübchen bei 200maliger Vergrösserung. . Die eine Form des Fülleisens, welche durchaus deutliche Lamellen von Balkeneisen und Tänit- partikel zeigt. Vergrösserung 25. Die zweite Form des Fülleisens, welehe die Lamellentextur nur am Rande zeigt, im Inneren aber körnig erscheint. Vergrösserung 25. . Eine Stelle, an welcher die Unterbrechung des Fülleisens durch eine Troilitlamelle und die Zwi- schenlagerung von Balkeneisen zwischen dem Troilit und dem Fülleisen zu sehen ist. Vergrös- serung 25. Tschermak. Meteoreisen a.d. Wüste Atacama. Wat Denkschriften der math.naturw.. (lasse. XXXL. Bd. 1.Abth.. 2% Fr vie e er a4 rn 2 . BR 2 = 23 Taf. Tschermak. Meteoreisen a.d. Wüste Alacama. Denkschriften der math.naturw. (lasse. XAXI. Bd.1.Abih.. a Meteoreisen a.d. Wüste At schermak . T = > Be = mat. naturw. 0] Tschermak. Meteoreisen a.d. Wüste Atacama. Taf. IV. m Sttohmayer $ il Aus d.kk Hof-u.Staatsdruckorei Denkschriften d.k.Akad.d.W math.naturw. 01.XXXT.Bd, 187. 197 DIE FOSSILEN KORALLEN DES ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MIOCÄNS, — VON En Pror. Dr. A..E. Rırrzr v. REUSS, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (Mit U fitb. Bafehw.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 23. MÄRZ ıs71.) Schon vor 24 Jahren habe ich es versucht, eine Darstellung der fossilen Polyparien des Wiener Tertiär- beckens zu liefern '). Dieselbe war jedoch zum grössten Theile der Betrachtung der fossilen Bryozoen gewidmet; nur 30 Arten von Anthozoen wurden einer näheren Untersuchung unterzogen. Von denselben gehören sechs dem Kalke des Waschberges bei Stockerau an, welcher nach meinen neueren Erfahrungen dem Oberoligocän und zwar dem Horizonte von Castelgomberto im Vicentinischen zuzurechnen ist. Sie sind durchaus auf Steinkerne gegründet, welche nur theilweise eine sichere Bestimmung gestatten. Es blei- ben daher für das Miocän nicht mehr als 24 Species übrig. Von denselben ist eine — Explanarıa erassa Rss. — wie die wiederholte Untersuchung zeigt, auf nicht näher bestimmbare Steinkerne basirt. Vier Arten, deren Originalien mir nicht mehr zur wiederholten beriehtigenden Prüfung zu Gebote stehen °’), ınüssen un- entschieden gelassen werden. Es erübrigten daher nur 19 miocäne Korallen-Arten, die auch in der vorlie- genden Arbeit wieder berücksichtigt werden konnten. Aber auch von diesen müssen die früheren Bestimmungen zum grösseren Theile unvollständig oder un- richtig genannt werden, wie es bei unserer damaligen mangelhaften Kenntniss der fossilen Polyparien, welche sich mit den so veränderlichen äusseren Formenverhältnissen begnügte, kaum anders zu erwar- ten war. Eine wiederholte Untersuchung der Anthozoen des österreichischen Mioeäns war dringend nothwendig, und es machte sich die in der Fauna desselben gebliebene Lücke um so empfindlicher geltend, als durch die 1) Reuss, Die foss. Polyp. des Wiener Tertiärbeckens in Haidinger's naturwissenschaftl. Abhandl. II, p. 1—109, Taf. 1—11. 2) Astraea composita Rss. ist offienbar eine Solenastraea; Astraea echinulata Rss., welche M. Edwards zu Cyphastraea ziehen möchte; A. moraviea Rss., vielleicht nur eine Form von Heliastraea Reussana M. Edw. und endlich A. Aerto- lamellata (Mich.) Rss. 198 A. EB. Reuss. Arbeiten von Hörnes, Orbigny, Fuchs, Karrer, Laube, Peters, Suess und mir die Kenntniss der Mollusken , Foraminiferen, Echinodermen und Säugethiere so grosse Fortschritte gemacht hatte. Eine andere Nöthigung zu dieser Untersuchung lag endlich noch darin, dass seit meiner ersten Arbeit sich das zu untersuchende Material mehr als vervierfacht hat. Denn die vorliegende Abhandlung umfasst die Beschreibung von SO Species, womit aber offenbar der gesamte Umfang der miocänen Anthozoenfauna Österreich-Ungarns noch bei weitem nieht erschöpft sein dürfte. Ich habe nämlich in meine Arbeit nur jene Arten aufgenommen, die mir in wohlerhaltenen oder doch zu einer verlässlichen Bestimmung genügenden Exemplaren vorlagen; dagegen wurde eine nicht unbeträcht- liche Anzahl bei Seite gelegt, wo mir nur Fragmente oder zu mangelhafte Reste zur Untersuchung zu Ge- bote standen. Anderseits ist auch die Zahl der durehforschten Localitäten, wie sich aus der nachfolgenden tabellarischen Übersicht ergibt, noch verhältnissmässig gering, und ausgedehntere Forschungen werden ohne Zweifel noch manches Neue liefern, wenn es sich auch nicht läugnen lässt, dass viele Fundorte, die an anderen Fossilresten eben nicht arm zu nennen sind, keine oder nur sehr spärliche Anthozoenreste gelie- fert haben. Auch die fortgesetzte gründlichere Ausbeutung mancher schon bekannter Fundstätten wird un- zweifelhaft noch manchen Beitrag zur Bereicherung unserer Polyparienfauna bringen. Der bei weitem grösste Theil des untersuchten Materiales gehört dem k. k. Hof-Mineraliencabinete an, wohin es durch die von meinem verstorbenen Freunde Dr. Hörnes eingeleiteten und durch eine Reihe von Jahren hindurch fortgesetzten reichen Sammlungen. österzeichischer. Miocänpetrefaeten gelangte. Ich er- greife hier die Gelegenheit, dem jetzigen Cabinetsvorstande, Herrn Dr. Tschermak für die Liberalität, mit der mir ihre wissenschaftliche Benützung frei gegeben wurde, meinen lebhaftesten Dank auszusprechen. Eben so bin ich dem Direetor der k.k. geologischen Reichsanstalt, Herrn Seetionsrath Ritter v. Hauer, dem Herrn Viee-Präsidenten Ritter v. Schwabenau in Linz, dem Herrn Universitätsprofessor P. Szabö in Pest und dem pens. Kriegscommissär Herrn Letocha für die gefällige Mittheilung mehr weniger reichen Materiales zu aufrichtigem Danke verpflichtet. Ich lasse nun ein vollständiges tabellarisches Verzeichniss sämtlicher näher bestimmter Arten mit gleich- zeitiger Angabe aller bisher bekannt gewordenen Fundorte folgen. (Siehe nebenstehende Tabelle.) Aus der gegebenen Tabelle ergibt sich vor Allem, dass die österreichischen Miocänschichten kei- nen hervorragenden Reichthum an fossilen Anthozoen entfalten, ja im Vergleiche mit anderen uns bekann- ten ausserhalb Österreichs gelegenen Fundorten arm genannt werden müssen. Sie haben zwar .die nicht unbeträchtliche Zahl von SO Arten geliefert; jedoch vertheilt sich dieselbe auf 58 Localitäten, so dass auf jede einzelne nur eine beschränkte Anzahl von Arten kömmt. Unter den reicheren Fundorten haben Lapugy bisher 17, Porzteich 15, Ruditz 13, Rudelsdorf und Forchtenau je 11, Baden 8 Arten dargeboten, während wir z. B. von Turin 59, von Tortona 22 Arten verzeichnet finden. Wenn auch fernere Untersuchungen das Missverhältniss dieser Zahlen vielleicht theilweise verringern dürften, so liegt sein hauptsächliehster Grund wohl in loealen Eigenthümlichkeiten, z. B. der Beschaffenheit und Conformation des Meeresbodens, der Ver- schiedenheit der Temperatur u. 8. w. Wie andere Korallenfaunen, zeigt auch unsere die Eigenthümlichkeit, dass nur wenige Arten in gros- ser Individuenzahl auftreten oder sich einer weiten horizontalen Verbreitung erfreuen. Hier wären nur zu nennen: Acanthocyathus vindobonensis, Trochocyathus affınıs, (eratotrochus duodeeim-costatus, C. mult- serialis, Discotrochus Duncani (nur bei Porzteich häufig), Flabellum Rorssyanum , Oladocora Keussana, Heliastraea Reussana und conoidea, Astraea erenulata, Oladangia conferta und Porites incrustans. Vergleicht man die mioeäne Korallenfauna Österreich-Ungarns mit den genauer untersuchten Faunen anderer Länder, so überzeugt man sich, dass sie jener des nördlichen Italiens mit 92 bisher beschriebenen Arten, so wie jener Sieiliens mit 109 Species an Fülle nachsteht, obwohl die Zahl der in der letzteren von Seguenza beschriebenen Arten sich in der Folge nieht unbeträchtlich vermindern dürfte. Denn bei Verglei- chung zahlreicherer Exemplare werden sich ohne Zweifel manche der zu besonderen Species erhobenen Bere 1V. Horner ; Schiehten Fundorte Lebend 5 &n = ausserhalb Österreichs e) a|2|3| 3 a elclalelalele = a|2|2|3|8|5 s|.|% Elelala| ss &n > © a|s|I#|o|0°0|°2| & u an eh im Sahara lea|la Isis melitensis Goldf. R Sieilien, Rhodus, Turin, Calabrien, Lipari „ graeiis Rss. che > Caryophyllia attenuata Rss. . ” elauus : (Plioeän), Sieilien, Asti, Alberga ete.|Mittelmeer n iruncata SS. = leptawis RSS. = degenerans Rss. : salinaria RSS. n areuata N. Edw. .| |, Gravitelli (Sieil. Mioc.), Melazzo n (Pleist.), Castellarquato (Plioe.) e- eladazmıis Rss. r BNOPBSRLSSE En n erispata RSS. r » emaciata Rss. Coenoeyathus depauperatus RSS. Acanthooyathus vindobonensis Rs ” iranssilvanieus R| Troehoeyathus affıinis Rss. n erassus M. Edw. e Fucehsi Rss. be Karreri Rss. . Deltoeyathus italieus M. Edw. . Paraeyathus Letochai Rss. . frmus Phil. sp.?. > eupula Rss. Thecoeyathus velatus RSS. s mierophyllus RSS. Eemesus fungiaeformis Phil.? . Ceratotrochus duodeeimeostatus ni multiserialis Mehti ® multispinosus M. E 2 diserepans RSS. . „Diseotrochus Duncan! Rss. Conotrochus typus SEg. . Flabellum Suessi Rss. i 2 Roissyanum M. Edw. 5 multieristatum Rss. 4 sieiiense M. Edw.? Lithophyllia ampla Rss. .. Syzygophyllia brevis Rss. Cladocora Prevostana N. Edw. 4 Reussi From. = depauperata Rss. Stylocora exilis Rss. . Myeetophyllia horrida Rss. Astrocoenia ornata Mehti. sp... Stylina inopinata Rss. Denkschriften der mathem.-naturw. C ++: +4+H++ ++ Tortona Tortona Luithorst (Oberolig.) Sieil., Calabr.? Asti, Castellarg. (Plioec.), Turin, Al- bergo ete. (Mioc.) Tortona Tortona, Castellarquato Sieilien (Mioe.) Oberschlesien, Dax? Palermo (Plioe.) Sieilien?, Castellarquato Sieilien (Mioc.) N II. Oberer Tegel II. Badener Tegel IV. Horner on 2 Tre ENShIOHTEN I 1 ) n E | | le | | | 2 | | | | g = 3 Fundorte [> Pr) En CHW-I6: e nr | 2 on = B 5 Lebend Eslsıe 8 ui» #i»|S|2 el. sials“ | z 3 = x e S A > /„[2182|8 slE ge .|5/5 = S 31:2|® a =2|2|S|=ı% =: 82 38 .|8 a 8 =|$ 2|5|.|# alalaı ® = ausserhalb Österreichs o = Ssiel= Hi. .. © | a8 © a £} DD n Ss 8°] 3 a i zsa82s:saszsearzennseinssseseeeelele.| (3lsssnsesiskasesessseesee]e E A u„|le| 81412183 :|2|sı@|°|2|3|152|2)3|8/253|53 85/82/12 <2/l=2/3|182 2/8|2| 2/35 al=|e|8|: sIi5|58 sısle/s|#| © we silo|&8|a|n|. = [=] 8is5|. A| 8 *|lo|&|s|SIı72 |51.#15 = KI0 93|2|58 212I13/|5|.2 K E Ele el & ] - alas aaa ars] isäiereeelseeeeaseaeaizeslels|: an I I = Isis melitensis G old!1. ar Am . Sicilien, Rhodus, Turin, Calabrien, Lipari LUIS SEN: re re 2 EC . sul“ nel» . ® - ‘ le .|+ Caryophyllia attenuata Rss. . u ö «le uk ” EHERÄERT Nolan, 1041 Apres else ER EL HD a er |.c | AlRez] rel leeg Bea Res les a Er En (Plioeän), Sieilien, Asti, Alberga ete.|Mittelmeer = yuriteite DÜSSH n|baulIi ou 631102 |Iaoaı [Hoss] cs] Arne) rag Jose] REIZE ae cz En BEE IE 1 EI Eon In || Bla mal ara 12 We Vene) He loc. Er era Waren Irre ern Kae ar ea re N ie NEE a Ins ac RE] Bea ara 1er a ac Ban Es a a a a a I Be re 1 De ae up + 2 x degenerans Rss. Ban el ae Een a ar ea en Fe | os su => je er elle Biel. + 5 RSS elle elle le ee |] AP sl e& ec ats AR eat rel ler Ic 1 Aezal Pass Luca rc | Ze RI her : F 5 page AL, Tender oe 2 eo oa ale are Ice) IE Ka VE Mac BEZ Tr er EC : 10 |) . Jos Selen) Bel ar | o II aallnen Bo2 IEes sa ea es Be nn Ba Be lass |: | © Gravitelli (Sieil, Mioc.), Melazzo (Pleist.), Castellarquato (Plioe.) R insloes NSEE et leo age Saal auloaliace |Irzal zo Bo eo les ec ERDE |. |: | © len) kesıl Wera IRRE] Kara REN Wars 5 He re Var Bar Era Kran Kar er se Ver ee 10 a rl nel || = SE STEIEh 0 Ann ae can Wa 0 ll. Bu el | Fer 1 92 iZe8 See | a ee a le elle all sale li elle elle rer el ern ra ee u ul = Bl el lege er er | | el = a eeln.. Coenoeyathus depauperatus RSS. . » » : «|» |: ||»). |2 le fe)-lel-fe ll. )e |. Acaninooyathus vindobonensis RBB: « : = |. || ll (ale. |. [+ E Er RER N |kos Dre ans Ina Waeco Wer Fr Ver Bea er rl RE are Brio || c || .. Isla Allee || ml cal ee er HERNE Wh on | ce can] IE es ze ec [Br Er ae rs ER ee er a er ar Ir er) || © Js .. +4. - a EN lee leeal alt | ec oe [oeolee.lt so lnss a. ol Nee re lass | elle... & e RS ee el elle [ie | la Base Selen kelaullellcilo | ol. Iollolkonilanlcaılarllielo.il@olaeil® ö . lo: 2 Pa a se ae Benelli on [elle oscllresiiie len lee Ieüliac ia MRS lea a 1, leiten een Beben el] alle el... Bringen Sala NDR ac all a \eelkealoslsolalnanllss lee: Rsr oe Nanli Ban er ana lic lo... || ol anlelengille lo Eoliree on eu a ale or en ee lellellailaı el ss)llle Elle elle (el enluer|| ee ll elle el le ee. lol eallaulls.l:o enliae enl ee le oa ale leellnaull.e ll. || | Jene) 5 a aA EN: a oe Ver Wan al ere luca) Wa Irene, [RES Kara a ec [Era er Be IE ee Feel Ic ao & Beil oe lan Re kzelvonllsor elle lie % SR SSR her un Verse ae er 3 ae Sl lc are Wer ee a I elle ll.c ls | > I acleanlnen en DOALRSHEIDEN DET IPISEN er 8 onen an ac a) Io Bee Ice Kessel ae (Er Kar Vor ee) Bra are ee re lern Ic | o . . 5 tele UHR: 5 nr || ce |] es Rz IRan IE [ac ron Eros I Ice ee I Eee ae Pen] o || 5 Icio BE DT Elle elle Sl. wel a elle Tele] lee ine alles Ceratotrochus duodeeimcostatus Goldf. sp. |. |. |. sa elle lalleille lol alle leel lc | | cell als le Sell alhulaulla une alla mlalselleieieilol|icllo |. Mmuserals MOHLI.ED. «| elle. | e Ir Wear Le ee \c ||. - Io |\.cu een alle elle leere Tortona Luithorst (Oberolig.) + +H Sieil,, Calabr.? Asti, Castellarg. (Plioe.), Turin, Al- bergo ete. (Mioc.) Tortona - +: ++: f 3 : rs \ R m sp tona, Ci arquato n einen DI DOSE Deal | Sole Irre ke wel alle re Be ce ae ae ee | ae Re rn ee le Eee lea] Slelelel ee + Tortona, Castellarquat en EN ERERDBRREE eele.. .|; a Va En BE al lre 1l | |. |l2o non Keen MonlealrnH Alla Ne Wolle lsilo.ll.e |+ DB ER EDGAR | In [Eco] (a Warn era Weser] La res ea ra a ern ISO ll sollnollre | lece 19er lRael\ au) a: | real IEc Bene Vor ara ae ea a Be es else 3 |. | © Ina] Ines Weser Is Era ars Ka ers ce ae se ar se ade ae PISESERNEN ol||Velles\aaillranllas ae nee el ar TEE Kae Ware a Rn Ferse [ER RE E15 |; lc: 1| co]\acl Eco IRczE) Waren Vera rue ar Here aan re I Al. rel |ier: # RSRRRNIDENI NOW ee lese... SE elle | ala be a ulez na. e || Sl oollce]len Er nal I ll lee (Halli s le |lllailekee|ı Alleale. loch. he el lese ee [aus oe lee | lese [eat = el. la el» 1. lellele |.» ee ee ee FEEREZERIEERER oralen EIER nee || elle lrsel losen ers Nor) Wer. Va ee Wa Va re Karen ee) ae ER 11 >. ||.6.116.> len res ae Wear RT RE HERE Var U . ST DISS PEDL SER 2, A | rs Ir Ren [Eee are Iren Kae a IR a ee: eine a U lee ka ee le la lasiert Cladocora Prevostana M.Edw .....|:.|.|.|.|.].]. Selle 2a a elle oil > |. || c 1] ]oallece Kon eaHl as! Bea Pen) a on ee Foo Pc ; an BE RE ae een || co || ı . 3 EEE Re lese ee sl. 1.01... 14] [alle eier eealleıre 5 DOT EIIERERB BE ne lee al a |IeSalleee ers | Kae er Ir ar ae N a] PR Ir ac. 11 | 2)|..0h°SslIeocse] Rene] Meran! Br ac a era Kara Var Ver eco can Is can) kcal Ware a ce | ee || © + Stylocora ewiis RSS... 2». .2.2.2..l2 1.1. 14l. |. : 5 Re a ee ee er lie) el 5 ||. |1=3=]| 2ollesellma a Mas ae Er en 0 IE | ad ae on Inc une Ka ro II eK RE | | Mycetophyllia horrida Rss. . .. 2... .|.|.|. h le el l® 3 A le R llmahen har [as jr 2 Er ee . Astrocoenta ornat® Mehti. Sp... -....1.- I. I. I. |. 1. |. Au. 3 en. |||; Stlına mmopinata BSR. :» .. 2.2.2.1... i Sieilien (Mioe.) + 1 4 ++++ ++ Oberschlesien, Dax ? Palermo (Plioe.) Sieilien ?, Castellarquato Denkschriften der mathem.-natnrw. Cl. XXXI. Bd. 4 u un An IV. Horner Schichten Fundorte | j Lebend ausserhalb Österreichs Hausbrunn Blansko Chrudichrom Suditz Lissitz Boratsch Porzteich Rohrbach Eggenburg Molt Dreieichen Favia magnifica Rss. . . ||. |-|-|-|.1.|«» oral elle lee Heliastraea Defrancei M. Ed | | Bordeaux, Turin, Deso, Taurus in Raussma M.Bd||.|.|- |. |. |. |. (.h- o a j e conoidea Rss.. ||. |. | me lee, Rand. s ohgopmyla Rss. ||» |-|-|.|.|-. |. | 1 - - Solenastraea distans Rss. . ||: |: |. |. |. |. Bil > > . en EREARSER a al El elle Saler " manipulata Rs i ll jkarlieo [re ori ou zı . si approximata R alle B Plesiastrae« Desmoulinsi M. el. Saucats, Sicilien n Romettensis = | 0 ea: © Sieilien ee en lat let al. el eellaletzi cl = Saucats, Piacenza, Sieilien? „ Pröhlichana Rss. .||-|-| ||| |-|- +|:.|+ Prionastraea Neugedboreni Ri|. |» |-|-.|- |» | +4» Rhizangia proeurrens RSS. ler oe Fonlolalı © 2 Cladangia conferta Rss. . || - |.» ||. |-|-|»| | - Oeulina parwistela Rss. . || - |: |-|-|.|-|. |. > . e Diplohelia Sismondiana Segı| - |- || -|./-|-| +] » Sieilien Stylaster priseus RSS... -||- |» ||» |. |* +.]|. o 2 Stylophora subretieulata Rss, |» |-|.|-|-|- ||} - - Balanophyllia pygmaea Rss.| |. |» |: |.|.|- +|-|. I varians Rss. | +): |: |». |. |- |. |.[| » B eoneinnaRss.||- |-|- |: |: I- |. |] - » 5 irregulanis Sei|-»|-|-|-|-|.|-|»| >» . 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Kalladorf Grund Wimpassing Oberer Rudelsdorf Kienberg Porstendorf Kostel Poels Cilli Tegel Grussbach Forchtenau Rietzing Mattersdorf Kostej Tarnopol Ribitza Bohrbach Eggenburg IV. Horner a Schichten Molt | Dreieichen Fundorte B Lebend ausserhalb Österreichs | Favia magnifica R 33. corollaris RSS. Heliastraea Defrancei M. Edw. Reussana M. Edw. conoidea Rss. . oligophylla Rss. . .n ” ” Solenastraea distans RSS. . tenera RSS. manipulata Rss. ” ” = approximata RSS... Plesiastraea Desmoulinsi M. Edw. = Romettensis 508. Astraea erenulata Goldf. . „ Fröhlichama Rss...» + - Prionästraea Neugeboreni Rss. . Rhizangia proeurrens Rss. Cladangia conferta RSS. Oculina parvistella Rss. Diplohelia Sismondiana 508. Stylaster priscus RSS. . Stylophora subretieulata RS 8. Balanophyllia pygmaea Rss. . 2 varians RSS. coneinna Rss. . 5 irregulanis Se. . . Stephanophyllia imperialis Mich. . . » | R elegans Br. Sp. - - » y Dendrophyllia prismatiea Rss. . orthoelada RSS... - n Poppelachi Rss... . Turbinaria eyathiformis Blainv. sp. Aphyllacis ramulosa RSS... .. . - Porites leptoclada Rss. . inerustans Defr. sp. . ” » == ++: + ++#H +- —| ++: II. Badener Tegel e | | Il | | | | | | | | 171 lalkele 6 | I &| 2% IS El | | m 21.23 „|21518|8 | al5/5|5/8/|Slgjel a8] s|2|3|3 2/4151 5/8|5|5|i35 a SIZ|S|R sis8s|2]25 55853355 aseezlzlaslealasaälaıs Saucats, Sieilieh Sieilien Sauents, Piacenza, Sieilien ? Sieilien Sieilien Asti, Turin Tortona Dax Turin, Bordeaux, Dax, Carıy j Bu } un: Ze ur h Kir N £> k en Mi: Va BE en‘ Pr “ En En # win > re zn nn ea ne Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 199 ‚aryophyllien (17 Arten), Ceratocyathus‘) (34 Arten), Desmophyllum (20 Sp.), Flabellum (7 Sp.) nur als Formen einer und derselben Species herausstellen. Dieses Übergewicht des Reichthums der norditalieni- schen Fauna macht sich in noch höherem Grade geltend, wenn man, wie weiter oben geschah, mehr die einzelnen Fundorte berücksiehtigt. Selbst in der miocänen Korallenfauna Frankreichs, die bisher weniger vollständig bekannt geworden ist und sich etwa auf 39 Arten beläuft, ist Dax mit 16, die Touraine mit 12 Arten bedacht. Die österreichischen Korallenfundorte gehören keineswegs alle demselben geologischen Horizonte an. Es ist hier nieht der Ort, in eine genaue Würdigung ihres relativen Alters und in die Feststellung einer die- sem vollkommen entsprechenden Reihenfolge einzugehen. Es muss diess einer sorgfältigen Prüfung, nicht blos einer beschränkten Abtheilung von Fossilresten, wie es die Korallen sind, sondern der Gesamtfaunen der einzelnen Schiehteneomplexe anheimgestellt werden, und es wird keiner Schwierigkeit unterliegen, nach Gewinnung eines wissenschaftlichen Resultates in dieser Richtung, auch die Korallenfauna damit in gewünschten Einklang zu bringen. Vorläufig wird es genügen, sämtliche mir bekannt gewordene Fundstät- ten der leichteren Übersicht wegen in vier Gruppen zu sondern, deren eine den Leithakalk , die zweite den unteren oder Badener Tegel, die dritte den oberen Tegel von Grinzing, Rudelsdorf u. a. O., die vierte end- lich die anerkannt tiefsten Schichten des Wiener Beckens, die sogenannten Horner Schichten umfasst. Es kann jedoch von keiner scharfen Grenzscheide zwischen den meisten dieser Abtheilungen die Rede sein und es muss auch, um Missverständnissen zu begegnen, sogleich hier bemerkt werden, dass der Scheidung in die genannten Gruppen nicht etwa überall wirkliche Altersverschiedenheiten der dahin gerechneten Schich- ten zu Grunde liegen, sondern dass vielmehr in vielen Fällen nur locale Abweichungen in ihrer Bildungs- weise zur Erzeugung so verschiedener Schichtenfacies Veranlassung geboten haben. So kann wohl nicht überall von einer Altersdifferenz zwischen Leithakalk und Tegel (selbst Badner Tegel) die Rede sein; die- selben sind nur als verschiedene gleichalterige Localbildungen, als differente Facies einer Ablagerung zu betrachten ; der Leithakalk als Küstenbildung in seichtem Wasser, der Tegel, insbesondere der Badner Tegel, als eine Ablagerung in tieferen, gewöhnlich vom Küstenrande entfernteren Meerestheilen. Eine vorläufige Scheidung in die genannten Schichtengruppen wird hier aber auch dadurch gerechtfer- tigt, dass dieselben, wie sich aus der näheren Betrachtung ergeben wird, auch in Beziehung auf die Koral- lenreste, welche sie beherbergen, manche nicht zu übersehende Differenzen wahrnehmen lassen. Das Steinsalzlager von’ Wieliezka ist dem Leithakalke zugetheilt worden, da meine Untersuchungen nachgewiesen haben, dass seine Fauna sich mit jener der mergeligen Leithakalke von Steinabrunn in voll- kommener Übereinstimmung befinde). Was Lapugy in Siebenbürgen betrifft, so ist dasselbe zwar dem obe- ren Tegel, den es auch theilweise angehört, beigezählt worden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es mehrere Horizonte — vom Badner Tegel bis zum Leithakaike — umfasst, worauf auch die Beschaffenheit der äusserst reichen Fauna dieser Localität hinzudeuten scheint. Eine Sonderung der Korallen in dieser Riehtung ist jedoch nieht durchführbar, da alle dort gesammelten Petrefacten bisher in den Sammlungen ohne jede weitere Unterscheidung, als von Lapugy stammend bezeichnet werden. Werfen wir in der voranstehenden Tabelle einen flüchtigen Blick auf die darin aufgezählten Anthozoen- reste, so nehmen wir wahr, dass sie verschiedenen Familien dieser umfassenden Thierelasse angehören und dass diese keineswegs sämtlich in gleichem Masse vertreten sind. Es ergibt sich diess am raschesten aus der nachfolgenden tabellarischen Übersicht. !) Ceratocyathus Seg. kömmt mit Trochoeyathus wohl in den äusseren Umrissen überein, weicht jedoch davon durch den einfachen Kranz von Kronenblättchen ab, ein Merkmal, das er mit Caryophylia theilt, von welcher er überhaupt nicht scharf geschieden ist. Abweichungen in der Grösse der Anheftungsfläche und der davon abhängigen Gestaltung der Basis finden sich innerhalb nieht weniger Gattungen. 2) Reuss, Die foss. Fauna der Steinsalzablagerung von Wieliezka in Galizien. In den Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Bd. 55. 1867. 200 A. E. Reuss. 74 Alcyonaria .} Gorgonidea.... .» „I Ida... I ae. med. .ddeas. kon: ‚ Caryophyllia . - 8 Coenoeyathus . . Acanthocyathus Trochocyathus . D or Caryophyllidea Bus ReWR Nee ee Deltocyathus . . - Paraeyathus Theeoeyathus . . \ Eemesus ae ee a a Discötrochus Turbinolidea Se WOONOROCHUST ee IHYabELIUIT WEN hleneeh i | Lithophyllia . | Syzygophylüia Madreporaria apo- N Cladocora 705 ! ! ! { J ! Bunde nen Sell Oo Maeandrinidea Myeetophyllia Ballımden Astrocoenia . EN SE Tee = Dom 100) a ee 19 CH & or Madreporaria 1 Astraeidea NEE Favia Heliastraes .... Sölenasirae u 2... .. Astraeacea Plesiastraea . Astraea Prionastraea . 5 hizangi Rhizangidea Khiza 192 Cladangia Oeulina Oeulinidea genuina . , a ini‘ ; Diplohe Oeulinidea . . iplohelia | | | u, Mer INTRO ee 4 Stylastridea . Stylaster 1 Stylophoridea . Stylophora 1 Balanophyllia . : Eupsammidea 5 9 pP . Stephanophyllia . .. » Madreporidea . Dendrophylüia . or Madreporaria porosaX ee fü >13 Turbinaridea Turbinaria 2 Aphyllacis . - \ We Romidewes a ee ee Borizese 2 Aus der vorstehenden Übersicht ergibt sich, dass, wenn man von den zwei, ohnediess nur sehr verein- zelt auftretenden Isideen absieht, 65 der beobachteten Korallen den Madreporarien mit undurehbohrten Wan- dungen und nur 13 Arten der Abtheilung mit perforirter Aussenwand angehören. Unter den ersteren sind 37 Arten den Einzelkorallen, 28 den Korallen mit zusammengesetztem Polypenstocke beizuzählen, so dass die ersteren unzweifelhaft die Mehrzahl sämtlicher Formen bilden, um so mehr als ihnen auch 7 Eupsammi- denspecies zuzugesellen sind. Von den erwähnten 37 nicht perforirten Einzelkorallen nehmen die Caryo- phyllideen mit 25 Arten den Vorrang ein und unter ihnen ist wieder die Gattung Caryophyllia mit 11 Spe- cies am reichsten vertreten. Unter den aggregirten Polyparien (28 Sp.) finden wir dagegen die Astraeaceen mit 13 Arten am reichsten bedacht, während die übrigen Gruppen nur durch einzelne Arten vertreten werden. Die miocäne Korallenfauna Österreichs wird daher durch das offenbare Vorwalten einfacher Korallen und zwar vorzugsweise der Caryophyllideen und zunächst der Turbinolideen charaeterisirt, wozu noch eine etwas reichere Entwicklung der Astraeaceen unter den Colonien bildenden Polypen hinzukömmt. Grössere Korallenstöcke, welche in massenhafter Entwicklung zur Bildung der Korallenriffe beitragen, fehlen den Miocänschichten beinahe gänzlich. Nur bei St. Nicolai in Steiermark trifft man ein reicheres Ag- gregat von Korallenstöcken, meistens den Astraeaceen angehörig, jedoch nur in beschränktem Umfange. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeüns. 201 Leider sind ihre fossilen Reste durch den Versteinerungsprocess so sehr verändert, dass weder ihre Gat- tungsbestimmung möglich ist. In den Uferbildungen des Leithakalkes finden wir wohl oft zahlreiche in dem festen Kalksteine ein- gewachsene Anthozoenreste, die, wo ihre Structur noch deutlicher erkennbar ist, meistens sich auf Porztes inerustans Defr. sp. zurückführen lassen. Es stellt sich darin im Allgemeinen ein auffallender Gegensatz heraus zu den mitunter colossalen Aggregaten von Korallenstöcken, die in manchen Horizonten der oligo- cänen und eocänen Tertiärschichten sich befinden. In dem von mir an einem anderen Orte ') besprochenen Oligocän des Vicentinischen (bei Castelgomberto, Crosara u. s. w.) sind es besonders grosse Arten der Gat- tungen Latimaeandra, Thamnastraea und anderen Astraeaceen, ferner von Hydnophora, Dimorphophyl- ba, Ulophyllia, Plocophyllia, Porites u. a., welche das Material zur Bildung dieser Haufwerke lieferten. In der Jetztwelt ist das Vorhandensein der Korallenriffe auf eine Meereszone beschränkt, die nordwärts nicht über 27”—33° nördl. Br. vordringt, also in der Regel eine mittlere Temperatur von 20—30° C. voraus- setzt, stellenweise aber durch locale erkältende Einflüsse, z. B. Polarströmungen noch beträchtlicher einge- engt wird. Aus dem Mangel der riffbildenden Korallen im österreichischen Mioeän wird es daher den Schluss zu ziehen erlaubt sein, dass dasselbe unter dem Einflusse einer Temperatur abgelagert wurde, die beträchtlich geringer war als jene, die während der Oligocän- und Eocänperiode herrschte. Die grösste Übereinstimmung zeigt unsere miocäne Korallenfauna mit der jetzigen des Mittelmeeres, wiewohl dieselbe keineswegs in ihrem Gesamtumfange schon bekannt sein dürfte. Man zählt dort beiläufig 44 Arten mit festem Gerüste, von denen jedoch 17 den Gorgoniden und 4 den Antipathiden zufallen, deren grösster Theil zur Erhaltung im fossilen Zustande wohl kaum geeignet ist’). Die nach Abrechnung dersel- ben übrig bleibenden 23 Species vertheilen sich auf die Gattungen Pocillopora, Astrocoenia, Caryophyllia, Öoenocyathus, Paracyathus, Desmophyllum, Flabellum, Lophohelia, Stylaster, Madracıs, Cladocora, Ba- lanophyllia, Dendrophyllia und Astro:des. Es sind diess Gattungen, die wir mit Ausnahme der überhaupt noch nicht im fossilen Zustande bekannt gewordenen Madracıs und Astrordes fast durchgehends in unserer mio- eänen Korallenfauna wiederfinden. Diese Übereinstimmung hat jedoch nur für die Gattungen Geltung. Denn geht man in eine speciellere Vergleichung ein, so gewahrt man, dass unsere Fauna nur eine Species — (a- ryophyllia clavus Se. — mit der Mittelmeerfauna gemeinschaftlich besitzt und selbst bei dieser ist die Iden- tität noch nicht über allen Zweifel erhaben, da mir nur ein Exemplar zur Untersuchung vorlag. Von der anderen Seite lässt sich jedoch nicht in Abrede stellen, dass die miocänen Species, wenngleich mit den lebenden des Mittelmeeres nicht identisch, ihnen doch in hohem Grade verwandt sind. Es dürfte daher wohl der Schluss erlaubt sein, dass die Lebensverhältnisse des miocänen Meeres mit jenen des Mittelmeeres über- einstimmend waren oder denselben doch sehr nahe standen. Vergleicht man die einzelnen Schichtengruppen des österreichischen Miocäns in Beziehung auf ihre Korallenfauna- etwas genauer, ‘so nimmt man einige nicht unerhebliche Differenzen wahr. Fasst man zuerst die Zahl der Species in das Auge, so überzeugt man sich, dass der Badner Tegel 31, die Gruppe des oberen Tegels 48, der Leithakalk 23, die Horner Schichten aber bisher nur 2 Arten geliefert haben. Die Tegelschichten, besonders die oberen, beherbergen daher die grösste Mannigfaltigkeit der For- men. Es muss hier jedoch nochmals erinnert werden, dass die von dem festen Leithakalke umschlossenen Korallenreste fast durchgehends unbestimmbar, ja beinahe unkenntlich sind, und dass die von Lapugy und Ribitza angeführten Arten vielleicht nicht ‚sämtlich dem Tegel beizuzählen sein werden. Im unteren Tegel ausschliesslich liegen 23, im oberen 22, im Leithakalke nur 7 Species, so dass die erste Schichtengruppe 1) Reuss, Paläont. Studien über die ält. Tertiärschichten d. Alpen, I, II (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. 1868, Bd. 28; 1869, Bd. 29). 2) Bronn, Die Classen und Ordnungen d. Thierreiches. I, p. 62-67. — Heller, Die Zoophyt. u. Echinoderm. d. adriat. Meeres. Wien 1858. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXT. Bd. 26 20: A. E. Reuss. [87 die grösste Anzahl eigenthümlicher Formen zu beherbergen scheint. Dem oberen und unteren Tegel gemein- schaftlich sind 12 Arten, während durch die gesamte Tegelreihe und den Leithakalk 5 Arten hindurchgehen. In allen vier Schichtengruppen findet man nur eine Species, die Astraea erenulata Goldf., welehe auch von Saucats, aus Sieilien und aus dem Piacentinischen Pliocän bekannt ist. Interessanter sind die Resultate, welche man gewinnt, wenn man die Beschaffenheit der den einzelnen Sehichtenabtheilungen angehörigen Korallenformen einer etwas genaueren Prüfung unterzieht. Es ergibt sich dabei, dass von den Korallen mit einfachem Polypenstock 28 Arten dem unteren Tegel, 20 Arten dem oberen und nur 6 dem Leithakalk angehören. In dem oberen und unteren Tegel zusammengenommen beob- achtet man 38 Species, mithin 88 Procent sämtlicher Einzelkorallen des österreichischen Miocäns. Rechnet man noch hinzu, dass die im unteren Tegel nachgewiesenen zusammengesetzten Korallen beinahe ohne Ausnahme kleine Arten aus den Gruppen der Cladocoriden, Oculiniden , Stylophorideen , Rhizangideen, Eupsammideen u. s. w. sind, so erhellt daraus, dass dem Tegel die grösseren massenbildenden Formen durchaus fehlen. Es stimmt diess vollkommen mit der geologischen Ansicht überein, dass die Badner Tegel sich in grösserer Entfernung vom Ufer abgesetzt haben, dass die von ihnen umschlossenen Korallen daher in einer beträchtlicheren Meerestiefe, unter dem Einflusse einer niedrigeren Temperatur gelebt haben müs- sen. Es stimmt diess aber auch mit den Erscheinungen überein, welche die Korallenfauna der Jetztwelt wahrnehmen lässt. Man hat es auch hier in etwas grösseren Tiefen vorwiegend mit Einzelkorallen oder doch mit vereinzelten zusammengesetzten Polypenstöcken von geringen Dimensionen zu thun, wie diess sehr auffallend die vom Grafen Pourtales mitgetheilten schönen Resultate der in grösseren Tiefen des Golfs von Florida vorgenommenen Untersuchungen beweisen '). Keine der aufgefundenen Arten ist mit den an den Küsten in geringerer Wassertiefe lebenden identisch. Die in dem Leithakalke und in dem oberen Tegel, besonders in ersterem begrabenen Reste grösserer Polypenstöcke von Astraeaceen u. s. w. sprechen eben so deutlich für die Bildung in geringer Meerestiefe in der Nähe des Ufers und für den Einfluss eines etwas höheren Temperaturgrades, wie diess mit der Be- trachtungsweise des Leithakalkes als Küstenbildung sehr wohl im Einklange steht. Versucht man eine Vergleiehung der österreichischen miocänen Korallenfauna mit den entsprechenden Faunen anderer Länder, so tritt vor Allem der Umstand erschwerend entgegen, dass überhaupt nur wenige Vergleichungsobjeete zu Gebote stehen, weil bei vielen Tertiärablagerungen den Korallen noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit zugewendet worden ist. Wir kennen nur wenige miocäne Korallenfaunen genauer. Dahin dürften hauptsächlich jene Oberitaliens und Sieiliens zu rechnen sein. Dagegen ist unsere Kenntniss der Miocän-Korallen Frankreichs schon weit unvollständiger und lässt Manches zu wünschen übrig. Innerhalb der oberitaliänischen Fauna’) gehören von den 59 Turiner Arten 28 den Einzelkorallen, 32 den zusammengesetzten Formen an, und unter diesen 12 der Familie der Astraeaceen, während wir in der Fauna von Tortona 19 einfache und nur drei zusammengesetzte Korallen zählen. Die miocäne Korallen- fauna Siciliens ®), die, wie schon erwähnt wurde, 109 Species umfasst, hat 90 Einzelkorallen und nur 19 Arten mit zusammengesetztem Polypenstock aufzuweisen, unter welchen sich nur 6 Astraeaceen befinden. Die Fauna schliesst sich also zunächst an jene von Tortona an. Unter den aus dem französischen Miocän ‘) bekannten 39 Arten kommen auf 34 zusammen- gesetzte Formen nur 5 Einzelkorallen, und unter den ersten hat die Familie der Asträaceen 1) L. F. dePourtales, Contributions to the Fauna of the Gulf Stream at great depths. Bulletin of the Mus. of com- par. zool. Cambridge Mass. No. 6, 7. 2) Die nöthigen Daten sind entnommen aus: M. Edwards et Haime, Hist. nat. d. corall. und Michelotti, Deser. des terr. mioc. de l’Italie septentr. 1847. 3) Die Angaben stützen sich ganz auf Seguenza’s Disquis. paleont. intorno ai corall. foss. delle rocce terz. del distr. di Messina. 1864. 4) Hier konnte nur die schon genannte Monographie der Polyparien von M. Edwards zu Rathe gezogen werden. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 203 14 Species geliefert, so dass sie also hier viel reicher vertreten ist, als im Mioeän des nördlichen Ita- liens '). Fasst man bei der Vergleichung der von mir untersuchten Fauna mit den eben erwähnten fremden Faunen nur den Gesamthabitus derselben in das Auge, so tritt nach den früher angegebenen Zahlen eine viel grössere Verwandtschaft mit der norditaliänischen und sicilianischen Fauna hervor, als mit der franzö- sischen. Zieht man dagegen die Korallenreste der einzelnen Abtheilungen des österreichischen Miocäns in nähe- ren Betracht, so überzeugt man sich, dass die Fauna des unteren Tegels mit 28 einfachen und 15 zusam- mengesetzten Korallen sich am nächsten an die Fauna von Tortona und Sieiliens anschliesst, während sich der obere Tegel mit 20 einfachen und 27 zusammengesetzten Formen, und in noch höherem Grade der Leithakalk mit 6 einfachen und 17 zusammengesetzten Arten schon weit mehr dem französischen Miocän nähert). Das Übergewicht der zusammengesetzten Korallenformen würde übrigens im Leithakalke sich noch weit auffallender geltend machen, wenn es möglich wäre, sämtliche in den festen Kalksteinen eingebet- teten Reste derselben zu bestimmen. Auch anderwärts wurde schon die Beobachtung gemacht, dass die Korallen sehr empfindlich gegen die im'Verlaufe der Zeit allmälig eingetretenen Änderungen der kosmischen und tellurischen Einflüsse gewesen sein müssen. Wir kennen daher auch nur sehr wenige Species, welche unverändert durch zwei dem Alter nach differente Schichtengruppen hindurchgehen. Ja selbst der Einfluss verschiedener localer Verhältnisse während derselben Zeitperiode macht sich deutlich dadurch geltend, dass die Zahl der Korallenformen, welche entfernten gleichzeitigen Ablagerungen gemeinschaftlich sind, nur gering ist. In jeder finden wir eine beträchtliche Anzahl, wenngleich sehr verwandter, doch speeifisch abweichender Reste, was die Paral- lelisirung der Schichten nicht selten erschwert. Aus der Zahl der von mir beschriebenen 80 Mioeän-Korallen Österreichs sind nur 26 (32-5 Procent) schon früher aus den Miocänschichten anderer Länder bekannt gewesen. Von denselben gehören 18 aus- schliesslich dem Miocän, 2 (Caryophyllia elavus Se. — zugleich lebend — und Flabellum sieihiense M. Edw.) dem Pliocän und jüngeren Schichten an °). Isis melitensis Goldf., Caryophyllia arcuata M. Edw., Üeratotrochus duodecim-costatus Goldf. sp., Ü. multispinosus M. Edw., Oladocora Prevostana M. Edw. und Stephanophyllia impervalis Mich. sind dagegen sowohl im Mioeän, als auch im Pliocän angetroffen wor- den. Paracyathus firmus Phil. sp., dessen Bestimmung jedoch nicht über allem Zweifel erhaben ist, wurde zuerst aus dem Oberoligocän von Luithorst beschrieben. Aus diesen Daten ergibt sich, wenn eine solche Bestätigung noch nöthig wäre, wohl ebenfalls der unzweifelhaft miocäne Character unserer Polypa- rienfauna. Unter den erwähnten 26 schon früher beschriebenen Korallenarten sind 11 in Sieilien, 6 bei Turin, 5 bei Tortona, 4 bei Bordeaux, 3 bei Dax gefunden worden. Unter den Turiner Arten gehören zwei, von den bei Tortona und in Sieilien gefundenen je eine zugleich dem Pliocän an. Betrachtet man die von Seguenza aus Sieilien, das die grösste Anzahl gemeinschaftlieher Arten aufzuweisen hat, angeführten For- men genauer, so findet man darunter 4 einfache und 7 zusammengesetzte. Bemerkenswerth ist dabei, dass das österreichische Miocän zwei so auffallende Arten wie Conotrochus typus Seg. und Ecmesus fungraefor- mis Phil. sp. mit Sieilien theilt, während sie im oberen italienischen Tertiär gänzlich fehlen. Denn Ecmesus ist nur noch aus Calabrien bekannt geworden. Wenn sich in dieser Beziehung die miocäne Korallenfauna Österreichs an jene Sieiliens näher anschliesst, so weicht sie davon wieder auffallend ab durch den gänz- 1) Die Asträaceen betragen hier beiläufig 36 Procent der gesammten Korallenfauna, bei Turin 20 Procent, in Sicilien etwa 5 Procent. Bei Tortona sind sie noch gar nicht nachgewiesen. 2) Alle diese Vergleichungen gelten, wie noch ausdrücklich betont werden muss, nur von den Korallen; die anderen Fossilreste sind dabei gar nicht in Betracht gezogen worden. 3) Die Bestimmung beider ist jedoch, wie schon angedeutet wurde, nicht völlig klar. 204 4. E. Reuss. lichen Mangel der Gattung Desmophyllum, die in Sicilien eine sehr grosse Formenmannigfaltigkeit ent- wickelt, bei Turin aber nur durch eine Species vertreten wird. Sie scheint durch die Gattungen Ceratotro- chus, Diseotrochus, Trochocyathus, Deltocyathus, welche zwar in Oberitalien ihre Repräsentanten finden, in Sieilien aber bisher noch nicht nachgewiesen worden sind, vertreten zu werden. Mit der Fauna des nördlichen Italiens ist unsere dagegen verknüpft durch das gemeinschaftliche Auf- treten von Trochocyathus crassus M. Edw., Deltocyathus .talieus M. Edw., Ceratotrochus multiseriahs Meht. sp. und O©. multispinosus M. Edw. und Stephanophyllia imperialis Mich. Am wenigsten Anknüpfungspunkte zeigt jedoch die österreichische mioeäne Korallenfauna mit jener des südfranzösischen Mioecäns, die, wie gesagt wurde, schon im Gesamthabitus abweicht. Beschreibung der einzelnen Arten. A. ALCYONARIA. Acht regelmässig gefiederte Tentakeln. a) ALCYONIDEA. Fleischige festsitzende Polypen ohne sclerobasische Oentralaxe und ohne gemeinschaftliche Central- höhlung. b) GORGONIDEA. Festsitzende Polypenstöcke mit fester einfacher oder verästelter Axe, um welche die Polypen rinden- artig und eingesenkt in ein Cönenehym von korkartiger Substanz gelagert sind. 1. Gorgonina. Axe ungegliedert, in ihrer Gesamtausdehnung hornartig. 2. Isidea. Axe gegliedert, die Glieder abwechselnd kalkig und hornig oder korkartig. Isis Lamx. Polypenstock baumförmig-ästig, zusammengesetzt aus abwechselnd kalkigen und hornigen Gliedern, von denen nur die ersteren Aste tragen. 1. I. melitensis Goldf. (Taf. 20, Fig. 3—12). Goldfuss, Petref. Germ. I, p. 20, Tab. 7, Fig. 17. — Michelin l.c. p. 77, Tab. 15, Fig. 10. — Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeck. p. 31, Taf. 5, Fig. 5. — Pietet, Trait& de pal&ontol. 2. edit. IV, p. 467, Tab. 108, Fig. 4 — Seguenzal.c. p. 14. - Die kalkigen Glieder, die allein im fossilen Zustande erhalten sind, wechseln in Länge und Dicke und in dem Wechselverhältnisse beider so sehr, dass man darauf mehrere Speeies zu gründen versucht hat. Iss antigua Meht., I. nummularıa und contorta Sism., welche sich von den typischen Formen nieht durch scharfe Grenzen scheiden lassen, sind nur als Varietäten zu betrachten. Die Glieder verdicken sich gegen ihre etwas angeschwollenen Enden nur wenig und besitzen eine fein längsgestreifte Oberfläche. Die Gelenkflächen stossen mit der Seitenfläche in scharfem Winkel zusammen, sind niedrig eonisch und concentrisch gestreift. Häufig in den Miocänschichten Sieiliens und der Insel Rhodus, von Turin, in Calabrien, nach M. Ed- wards auf der Insel Lipari. Im österreichischen Tertiärbeeken bisher nur sehr selten bei Mödling, häufi- Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeüns. 205 ger am Südgehänge des Pfaffstettuer Kogels; auf der Alfonszeche bei Boskowitz (Mähren) und bei Ipoly Säg in Ungarn; überall im Leithakalk; sehr vereinzelt im Tegel von Ruditz. 2. I. gracilis nov. sp. (Taf. 20, Fig. 13). Aus dem Tegel von Blansko in Mähren liegen nur wenige Glieder vor, deren grösstes 5 Millim. in der Länge und 2-4 Millim. in der Dicke misst. Manche sind etwas zusammengedrückt oder auch verbogen. Die Oberfläche ist mit gedrängten und durch sehr schmale Furchen gesonderten Längsrippen bedeckt, deren flacher Rücken durch eine seichte Furche gespalten ist. Nicht selten theilen sich die Rippen gabelförmig, jedoch bleiben die Äste in unmittelbarer Nachbarschaft neben einander. Eine starke Vergrösserung lehrt, dass ihre Oberfläche sehr zart gekörnt ist. Die kurz-conischen Gelenkflächen sind mit gedrängten flachen Radialrippehen bedeckt, über welche feine kreisförmige Anwachsstreifen verlaufen, die dadurch einen geschlängelten Verlauf annehmen. Die Species nähert sich in mancher Beziehung der 7. brexxs d’Ach.'), unterscheidet sich aber von ihr durch die viel geringere Grösse, den zarteren Bau und die verschiedene Beschaffenheit der Gelenkflächen. 3. Corallidea. Die ungegliederte Axe in ihrer ganzen Ausdehnung steinartig. c) PENNATULIDEA. Polypenstock frei, mit einer Centralhöhlung, die fast stets eine feste Axe umschliesst. Er trägt nur in seinem oberen Theile die verschiedentlich angeordneten Polypen. B. ZOANTHARIA. Eine mit dem Alter zunehmende Zahl (im Alter wenigstens 12) einfacher oder unregelmässig verzweig- ter Tentakeln. a) ZOANTHARIA MALACODERMATA /(Actinaria). Körper weich, ohne harten Polypenstock. b) ZOANTHARIA SCLEROBASICA (Antipatharia). Mit centraler fester, hornartiger, aus concentrischen Schichten bestehender Axe. c) ZOANTHARIA SCLERODERMATA /(Madreporaria). Der äussere Dermalapparat erhärtet durch Kalkabsonderung zu einem festen Gerüste. I. MADREPORARIA APORA. Die Aussenwand undurchbohrt; der Septalapparat sehr entwickelt, vorherrschend mit der Grundzahl 6, selten 4 oder 5. 1. Caryophyllidea. Vorwiegend Einzelkorallen. Visceralkammern bis zum Grunde frei, ohne Endothek. Grundzahl der Septa 6. Ein oder mehrere Kreise von Kronenblättchen (Palis). a) Mit einem einfachen Kreis von Kronenblättchen. Caryophyllia Lam. Polypenstock einfach; Aussenwand ohne Epithek, Rippen dornenlos; Axe büschel- oder reihenförmig. 1) Reuss, Paläont. Studien über die älteren Tertiärschichten der Alpen, p. 80, Taf. 28, Fig. 14—16. 206 SEHR. enss Ich konnte 11 Arten nachweisen. Von den meisten Jagen jedoch nur einzelne wohlerhaltene Exemplare vor. Fünf derselben besitzen vier vollständige und einen unvollständigen Septaleyclus; zwei zeigen nur vier vollständige Cyelen; bei drei Arten ist selbst der vierte Cyclus nicht vollständig entwickelt. Die Mehrzahl der Arten (6) gehört dem unteren (Badner) Tegel an; drei dem oberen Tegel (von Grinzing, Rudelsdorf und Forchtenau); endlich zwei dem Leithakalk und damit gleichalterigen Schichten (Steinsalz von Wieliezka). «) Mit einem fünften unvollständigen Septaleyelus. 1. C. attenuata nov. sp. (Taf. 1, Fig. 2). An dem einzigen vorliegenden vollständigeren Exemplare mit wohlerhaltener Sternzelle fehlt das untere Ende, so dass die Art der Anheftung unentschieden bleibt. Im Habitus nähert sich die Species manchen Arten der von Seguenza aufgestellten Gattung Ceratocyathus '), welche sich von Caryophyllia nicht wesentlich unterscheidet, nämlich nur dadurch, dass das in der Jugend festsitzende Gehäuse im Alter frei wird, wie diess auch bei Trochocyathus der Fall ist. Der Polypenstock ist schlank kegelförmig, gebogen, kaum zusammengedrückt und verschmälert sich nach unten zur Spitze. Das vorliegende Exemplar misst 23 Millim, in der Höhe bei 11:5 Millim. grösster Breite. Die Aussenwand ist mit (62) gedrängten flachen gekörnten Rippen bedeckt, die nur durch seicht vertiefte Linien geschieden und gegen die Basis hin ganz undeutlich werden. In der oberen Hälfte ragen 16 Rippen stärker hervor, wobei die zarten Körnchen in gröbere, wenig regelmässige Körner zusammen- fliessen. Die ziemlich tiefe Sternzelle ist beinahe kreisrund; ihre Axen messen 11'5 und 10 Millim. Die Axe be- steht aus einem kleinen oben gewölbten Bündel von 12—13 hin und her gebogenen bandförmigen Streifen mit krauser Oberfläche. Die Septa sind im Allgemeinen dünn, gleichwie bei (. e/avus Sech., und auf den Seitenflächen mit entfernten, ziemlich grossen Höckerchen bedeckt. Ich zählte deren 62 (vier vollständige und einen unvoll- ständigen fünften Cyelus). Von denselben treten 14—16 durch grössere Länge und etwas beträchtlichere Dicke hervor. Zwischen je zwei derselben liegen beinahe durchgehends drei kleinere Lamellen, von denen die seitlichen sehr kurz und dünn sind. Nur in einem Systeme zählt man fünf solche kürzere Septa. Man un- terscheidet daher in dem Septalapparate 15 Systeme, von welchen 14 dreizählig sind, eines fünfzählig ist. Vor den mittleren Lamellen dieser Systeme (8 tertiären und 7 mit diesen gleich entwickelten des vier- ten Cyelus) stehen 15 Kronenblättchen, die kurz, dünn, etwas gebogen und seitlich mit wenigen groben Höckern besetzt sind. Die Species ist mir bisher nur von Ruditz in Mähren bekannt geworden. 2. C. clavus Scacchi (Taf. 1, Fig. 1). Scaechi, Notizie intorno alle conchiglie ed ai zoofiti foss. che si trovano nelle vicinanze di Gravina in Puglia, p. 1835. — M. Edw. Hist. nat. des Corall. II, p. 13. Cyathina turbinata Philippi, Enum. moll. Sieil. I, Tab. 4, Fig. 18; Tab. 12, Fig. 24. Caryophyllia pseudoturbinolia Michelin, Iconogr. zoophyt. p. 48, Tab. 9, Fig. 18. — M. Edwards et H. Annal. des sc. nat. 3. Ser. t. 9, p. 289; Tab. 9, Fig. 1. Cyathina eyathus Leuckart, De zooph. corall. et in sp. de Fungia, Tab. 4, Fig. 5—7. Das k. k. Hof-Cabinet bewahrt ein kleines, offenbar jugendliches, vollkommen erhaltenes Exemplar von Forchtenau, welches mit den lebenden und pliocänen Formen übereinstimmt. Es ist nur 15 Millim. hoch bei einer grössten Breite von 10-5 Millim., beinahe gerade, verkehrt kegelförmig, stellenweise ringförmig etwas eingesehnürt und nur mit dünner Basis festgewachsen. Die Aussenwand zeigt gedrängte, wenig ungleiche, gekörnte Rippen, die, von der Basis an sichtbar, in der oberen Hälfte scharf hervortreten. 1) Seguenza, Disquis. paleont. intorno ai corall. foss. delle rocee terz, del distr. de Messina. I, p. 34. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 207 Der mässig vertiefte Stern ist sehr breit-elliptisch, seine beiden Axen verhalten sich wie 10:5 :9 Millim. Ich zählte 64 Septa (4 vollständige und einen unvollständigen fünften Cyelus). 16 Septa sind gleich ent- wiekelt und zeichnen sich durch ihre Länge aus. Je zwei derselben nehmen drei kürzere und dünnere zwi- schen sich auf, von denen insbesondere die seitlichen sehr kurz und dünn sind. Der Septalapparat nimmt dadurch das täuschende Ansehen von 16 gleichen Systemen an. Sämtliche Septa sind übrigens mit kleinen, in ausstrahlende Reihen geordneten Höckerchen bedeckt. Seehzehn Kronenblättehen stehen vor den Mittellamellen der dreizähligen Systeme. Sie sind sehr breit und dünn und auf den Seitenflächen mit starken Höckerchen besetzt. Die Axe ist reihenförmig und besteht aus vier stark gewundenen dünnen bandartigen Streifen. Mit dem Alter des Individuums nimmt jedoch ihre Zahl, gleich wie jene der Septa und Kronenblättchen zu. Sehr selten bei Forchtenau. 3. C. truncata nov. sp. (Taf. 1, Fig. 6). Das untersuchte kreiselförmige, etwas gebogene Exemplar ist nur 13-5 Millim. hoch bei 10-5 Millim. grösster Breite und war mit breiter Basis angeheftet. Die Rippen der Aussenwand sind sehr ungleich. Die den Primären und secundären Septis entsprechenden, besonders die ersteren, ragen mehr weniger scharf- kantig bis an die Basis hervor. Die zwischenliegenden sind dagegen, vorzüglich im unteren Theile, nur schwach ausgesprochen. Alle sind überdiess regellos fein gekörnt. Die mässig tiefe Sternzelle ist kreisrund (Axen wie 10:5: 10 Millim.). Die verlängerte Axe besteht aus fünf in einer Reihe stehenden, sehr gewundenen und mit einander anastomosirenden blattartigen Bändern. Sie wird von 54 im Allgemeinen sehr dünnen Septis umgeben , von welchen nur die sechs primären etwas dieker sind. In vier Systemen liegen zwischen den primären Lamellen je 7, in einem 9, in dem letzten 11 jüngere Septa, deren Breite und Dieke je nach dem Alter wechselt. Die zwei Systeme, in denen Septa des fünften Cyelus entwickelt sind, liegen auf der concaven Seite des Polypenstockes. Auf den Seiten- flächen sind die Septa mit zarten spitzigen Körmnern bedeckt und an dem senkrecht absteigenden inneren Rande wellenförmig gebogen. Vor den tertiären Septis stehen zwölf Kronenblättchen, ziemlich breit, dieker als die Septallamellen selbst, und auf den Seitenflächen mit zwei entfernten, fast horizontalen kammartigen Reihen sehr feiner Spitzen besetzt. Vor Allem zeichnen sie sich aber dadurch aus, dass ihr freier oberer Rand beinahe horizon- tal abgestutzt ist. Sehr selten im Tegel von Baden. 4. C. leptaxis nov. sp. (Taf. 1, Fig. 8). Oyathina elavus (Seaecchi) Reuss, Die marinen Tertiärschichten Böhmens und ihre Versteinerungen, p. 9. Ich habe diese Art früher irriger Weise mit der lebenden und vorzugsweise pliocänen (©. clavus Sech. verwechselt, von welcher sie sich jedoch durch die undeutliche Berippung der Aussenwand, durch die schmale Axe und die schmäleren Kronenblättehen genügend unterscheidet. Das grösste der vorliegenden Individuen misst 25 Millim. in der Höhe bei 16 Millim. grösster Breite. Es ist verkehrt-kegelförmig, mässig zusammengedrückt, in der Richtung der kürzeren Queraxe schwach gebo- gen. Das sehr verdünnte untere Ende ist mit einer kleinen Anheftungsfläche festgesessen. Die Aussenwand zeigt in ihrem oberen Theile sehr ‚breite und flache gekörnelte Rippen, die durch schwach vertiefte Linien geschieden werden. In der unteren Hälfte verschwinden aber die Rippen und die Schale bietet nur sehr zarte, zu wurmförmig gekrümmten Querreihen zusammenfliessende Körnchen dar. Die Axen des elliptischen, nicht sehr tiefen Sternes verhalten sich wie 16: 12 Millim. Die sehr schmale lange Axe besteht aus 4—5 dünnen, an den Seitenflächen mit kleinen Höckern besetzten gebogenen Bän- dern, die in einer Reihe neben einander stehen. 56 Septallamellen (vier vollständige Cyelen und ein unvoll- ständiger fünfter), von denen 13 sich durch ihre Dieke und die Erhebung ihres oberen bogenförmigen Ran- 208 A. E. Reuss. des hervorthun. Sie begrenzen anscheinend eben so viele Systeme, deren 11 je drei, 2 je fünf kürzere und dünnere Lamellen einschliessen. Von denselben sind die seitlichen besonders dünn und kurz; die mittleren besitzen in ihrem äusseren Theile immer noch eine beträchtliche Dieke. Ihnen gegenüber stehen 15 an den Seitenflächen höckerige Kronenblättehen, von welchen die in der langen Sternaxe gelegenen dünner und länger, die der Richtung der kürzeren Axe folgenden kürzer, dieker und stärker höckerig sind. Sehr selten bei Rudelsdorf in Böhmen. 5. C. degenerans nov. sp. (Taf. 1, Fig. 9; Taf. 2, Fig. 1—4). Die Grösse der untersuchten, durchgehends mangelhaften Exemplare wechselt ausnehmend. Die Höhe konnte nur an einem Individuum von mittlerer Grösse zu 46 Millim. bestimmt werden, während dessen grösste Breite 35 Millim. beträgt. Jedoch gibt es noch höhere Individuen, denn eines von viel schlankerem Bau, das an beiden Enden etwas mangelhaft ist, besitzt trotzdem eine Höhe von 49 Millim. Die grösseren älteren Exemplare zeichnen sich aber noch durch besondere Dieke der Aussenwand und der Axentrabekeln aus, wodurch der Polypenstock ein beträchtliches Gewicht erhält. Es kehrt diese Erscheinung bei keiner an- deren Caryophyllia in solehem Grade wieder. Die Gestalt des Polypenstockes nähert sich gewöhnlich etwas dem Kreiselförmigen, indem derselbe sich nach abwärts allmälig beträchtlich verschmälert, an der Anheftungsstelle aber wieder ausbreitet. Die Aussenwand ist längsgerippt, jedoch verschwinden die Rippen an kleineren Exemplaren schon in oder über der halben Höhe, an grösseren aber unterhalb derselben. Dort ist die Oberfläche mit kleinen, oft in unregelmässige kurze Reihen zusammenfliessenden Körnern dicht bedeckt. Am stärksten treten die Rip- pen im obersten Theile des Polypenstockes, in der Nähe des Kelehrandes hervor. Sechszehn bis achtzehn der- selben, die den ersten Septaleyelen entsprechen, pflegen die übrigen zu überragen. Die Sternzelle ist nur an einem kleineren Individuum unversehrt erhalten. Sie ist breit-elliptisch, mit Axen von 20 und 17 Millim., und stark vertieft. Die Axe besteht aus 4—5 in einer Reihe stehenden dicken, sehr unregelmässig gestalteten, in beträchtlicher Ausdehnung freien pfahlartigen Säulehen, die bisweilen gebogen und an den Seiten mit einzelnen groben Höckern besetzt sind. In grösseren älteren Exemplaren scheinen sie sich sogar in 2—3 aufwärts gerichtete Äste zu spalten. Ja es liegt ein unvollständiges Exem- plar vor, in welchem sich gleichwie bei €. e/adax:s Rss. die Axe vielfach und unregelmässig verästelt. Über- haupt stellt es sich bei der Prüfung zahlreicherer Exemplare derselben Species unverkennbar heraus, dass die Beschaffenheit der Axe keineswegs ein so constantes Symptom abgibt, als man von vorne herein meint, vielmehr manchem vom Alter und anderen individuellen Verhältnissen abhängigen Wechsel unterliegt (z. B. bei Deltocyathus M. Edw.). 64—72 Septallamellen, vier vollständige und ein unvollständiger fünfter Cyelus. Von diesen erlangen nur 16—18 eine beträchtlichere Dicke, reichen bis zur Axe und ragen mit bogenförmigem Rande ziemlich hoch über den Kelehrand empor. Die übrigen Septa — je drei zwischen zwei stärkere Lamellen eingeschal- tet und daher gleichsam 16—18 Systeme bildend — bleiben kürzer und viel dünner. Alle sind auf den Seiten- flächen mit kleinen aber sehr scharfen entfernten Höckern besetzt. Die 16—18 Kronenblättehen stehen vor den mittleren Lamellen der beschriebenen dreizähligen Septal- systeme. Sie sind schmal, hoch, in weiter Erstreekung frei und bisweilen nach oben pfahlartig verlängert. Ihre Seitenflächen tragen einzelne starke Höcker '). Sehr selten bei Ruditz in Mähren. 1) An einem mir erst später in die Hände gekommenen Exemplare sprossen an der Basis zwei Knospenzellen aus. Es wäre daher nicht unwahrscheinlich, dass die Species zu Coenoeyathus gehöre, womit ihre oftmals unregelmässige Ent- wicklung im Einklange stehen dürfte. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 209 6. C. salinaria Reuss. Reuss, Die foss. Fauna der Steinsalzablagerung von Wieliczka, p. 91, Taf. 5, Fig. 6—9. — Reuss, Die foss. Polyp. des Wiener Tertiärbeckens, p. 15, Taf. 2, Fig. 1—4. Sie ist der vorigen sehr nahe verwandt. Es lassen sich ihre wechselseitigen Beziehungen nicht in allen Details überblicken, da die Wieliezkaer Species noch nicht vollständig genug gekannt ist. Im Steinsalze von Wieliczka. ß) Mit vier vollständigen Septaleyelen. 7. C. arcuata M. Edw. (Taf. 1, Fig. 5). M. Edwards et J. Haime, Hist. nat. des corall. II, p. 16. — Seguenza, Disquis. paleont. int. ai corall. foss. ete. p-25, Tab. 3, Fig. 2. Das untersuchte sehr vollständige Exemplar ist 23 Millim. hoch und 10 Millim. diek, verlängert becher- förmig, gebogen, nach unten bis zu 5 Millim. verdünnt. An der Basis breitet es sich jedoch wieder nicht unbeträchtlich aus. Die Aussenseite zeigt fast gleiche sehr breite und flache Rippen, die nur durch vertiefte Linien gesondert werden und von gedrängten zarten rundlichen Körnern bedeckt sind. Am Kelchrande tre- ten die abwechselnden Rippen stärker hervor; an der Basis verwischen sie sich allmälig, so dass nur die regellose Körnung übrig bleibt. Der kreisrunde Stern ist tief mit nur wenig entwickelter Axe, die aus einem Bündel von sechs gewun- denen höckerigen zusammengedrückten Stäbchen besteht. Vier vollständige Cyelen von Septallamellen, die nach aussen ziemlich dick und auf den Seitenflächen mit entfernten sehr kleinen aber spitzigen Höckerchen bedeckt sind. Die den ersten drei Cyclen angehörigen sind fast gleich diek, indem sich die ternären beinahe nur durch ihre Kürze unterscheiden. Die Septa des vierten Cyelus sind dagegen viel dünner und kürzer. Vor den tertiären Septallamellen stehen 12 Kronenblättchen, ziemlich lang, von der Dieke der entspre- chenden Septa, mit etwas wellenförmigem Rande und mit vereinzelten Höckern. Selten bei Ruditz in Mähren. — In Sicilien im Miocän von Gravitelli und im Pleistocän von Melazzo. M. Edwards führt überdiess nach einem im Bonner Museum aufbewahrten Exemplare Castellarquato als Fundort an. 8. C. cladaxis nov. sp. (Taf. 1, Fig. 7). Ich würde diese Species, von welcher nur ein 13:5 Millim. hohes Bruchstück, dem die untere Hälfte fehlt, nicht berücksichtigt haben, wenn nicht die obere Hälfte vortrefflich erhalten wäre und sehr ausgezeich- nete Merkmale darböte. Die Aussenseite trägt gedrängte breite und flache Rippchen, die nur durch vertiefte Linien getrennt und mit zierlichen runden perlenartigen Körnern regellos besetzt sind. Nur in der Nähe des Kelchrandes springen die primären, secundären und tertiären Rippen etwas hervor. Der: Kelch ist mässig tief und breit- elliptisch. Seine Axen verhalten sich wie 14:11 Millim. Die verlängerte Axe des Zellensternes bietet einen eigenthümlichen Anblick dar. Sie besteht aus einem Bündel gebogener Stäbchen, die seitlich vielfach mit einander anastomosiren und sich am Ende wieder in kurze Äste theilen, welche als unregelmässig höckerige griffelartige Spitzen vorragen. Vier vollkommene Cyelen von Septallamellen, welche nicht sehr gedrängt sind. Die sechs primären sind am dieksten und überragen den Kelchrand am höchsten. Ihnen stehen an Dicke die secundären nur wenig nach, wodurch der Anschein von zwölf gleichen Systemen entsteht, deren jedes drei Septa umfasst, von welchen die tertiären zwar kürzer, aber nicht viel dünner sind, als die seeundären. An den Seitenflächen sind sie mit in ausstrahlenden Reihen stehenden zugespitzten Höckerchen bedeckt. Ihr innerer Rand ist senkrecht abgeschnitten. Vor den tertiären Septallamellen stehen zwölf ziemlich schmale, aber hohe und dicke, oben verschmä- lerte Kronenblättehen, die durch einen tiefen Einschnitt von den Septis getrennt und daher in weiter Aus- Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 27 210 Ar EB. Reuss. dehnung frei sind. Ihre Seitenflächen tragen entfernte unregelmässige Höcker, die beträchtlich stärker sind, als jene der Septallamellen. Sehr selten bei Ruditz (Mähren). Es wäre nicht unmöglich, dass ©. eladaxıs doch nur eine regelmässi- ger gebildete Jugendform der an gleichem Fundorte vorkommenden (. degenerans ist. y) Der vierte Septaleyelus unvollständig. 9. C. inops nov. sp. (Taf. 1, Fig. 3, 4). ? Turbinolia cornucopiae Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeck. p. 12, Taf. 1, Fig. 9 (icon. mal.). Diese sehr ausgezeichnete Species, welche in der Gestalt manchen Formen der (©. genieulata Seg.') ähnelt, ist schlank verlängert-kegelförmig, hornförmig gebogen und verschmälert sich abwärts nur langsam zur stumpfen Spitze. Ein am unteren Ende nicht ganz vollständiges Exemplar misst 16 Millim. in der Höhe bei nur 6 Millim. grösster Breite, ein anderes ist 18 Millim. hoch und 7-5 Millim. dick. Die Aussenwand trägt gedrängte, von der Basis an deutliche, regellos zierlich gekörnte, beinahe gleiche Längsrippen. Nur 10 Rippen (gewöhnlich jede vierte) springen etwas kantig vor. Der kleine kreisrunde Zellenstern ist nur seicht vertieft. (An dem abgebildeten Exemplare ist der Rand abgebrochen.) Die Axe besteht nur aus einem oder höchstens aus zwei höckerigen und gebogenen zusam- mengedrückten Stäbchen. Vierzig Septallamellen, von welchen zehn gleich entwickelt sind, wodurch anscheinend zehn gleiche und regelmässige Systeme entstehen, deren jedem drei jüngere Lamellen angehören. Die seitlichen dersel- ben sind sehr kurz und dünn. An den Seitenflächen sind sämtliche Septa mit entfernten, verhältnissmässig starken, in undeutlichen aufsteigenden Reihen stehenden spitzigen Höckerchen besetzt. Zehn Kronenblättchen, die vor den mittleren Lamellen der zehn Systeme stehen. Sie. sind verhältniss- mässig sehr lang und oben gerade abgestutzt. Ihr oberes Ende ist dünn, weiter abwärts erscheinen sie jedoch ziemlich dick, da ihre Seitenflächen in grösseren Abständen mit groben quer-verlängerten Höckern besetzt sind. Sehr selten bei Bischofswart in Mähren; häufiger bei Steinabrunn. 10. C. erispata nov. sp. (Taf. 20, Fig. 1). Ich würde diese kleine Species, von welcher mir unter anderen ein sehr wohlerhaltenes Individuum vorliegt, unbedingt für eine Jugendform der sehr ähnlichen C. arcuata M. Edw. et H. angesprochen haben, womit auch die nicht vollständige Entwicklung des vierten Septaleyelus sehr wohl im Einklange stünde ; aber die verschiedene Beschaffenheit des Sternes, die grössere Dieke der Septa und der Kronenblättchen, so wie die unverhältnissmässige Grösse der Höcker, welche die Seitenflächen besonders der letzteren bedecken, gestatten diese Identifieirung nicht. Der kleine, nur 8 Millim. hohe und mässig gebogene Polypenstock ist becherförmig, am oberen Ende 4:5 Millim. breit, verschmälert sich dann nach unten sehr allmälig bis zu 3:5 Millim., um sich an der Basis wieder etwas auszubreiten. Die Aussenwand ist mit 32 breiten flachen, regellos gekörnten Längsrippchen bedeckt, die durch seichte lineare Furchen geschieden werden. Jede zweite oder bisweilen auch jede vierte Rippe ragt im oberen Theile des Gehäuses etwas stärker vor. Der kreisrunde Stern ist tief, mit 32 Septis (drei vollständigen Cyclen und einem unvollständigen vier- ten). Die primären und secundären sind beinahe gleich entwickelt. Zwischen ihnen liegen gewöhnlich je drei, nur in einzelnen Systemen blos je ein jüngeres Septum. Sie sind besonders zunächst dem inneren Rande mit zerstreuten groben Höckerchen besetzt. Vor den ersten zwei Septaleyelen stehen ziemlich kurze, aber dicke und sehr grob höckerige Kronenblättehen. 1) Seguenzal.c. p. 28, Taf. 2, Fig. 3. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 211 Die Axe besteht nur aus drei in einer Reihe stehenden unregelmässig eckigen Kömern. Die Species ist bisher nur sehr selten im Tegel von Porzteich bei Nikolsburg (Mähren) beobachtet worden. 11. C. emaciata nov. sp. (Taf. 21, Fig. 1). Unter den wenigen vorliegenden Exemplaren ist nur eines vollständig. Es ist 11 Millim. hoch bei 5-5 Millim. grösster Dieke, beinahe drehrund, hornförmig gebogen und verschmälert sich abwärts langsam zur stumpfen Spitze, welche eine kleine Anheftungsfläche trägt. Die Aussenwand zieren 26 breite und flache, nur durch seichte Furchen gesonderte, regellos gekörnte Längsrippchen, über welche einzelne sehr seichte kreisförmige Einschnürungen verlaufen. Der kreisförmige Stern ist mässig vertieft. Die Axe besteht nur aus wenigen unregelmässig gebogenen Blättehen. Man zählt nur 26 Septallamellen, mithin drei Cycla, zu welchen in einem der sechs Systeme noch zwei Septa eines vierten Cyclus hinzukommen. Die primären Septallamellen, welche die übrigen auch an Dicke etwas übertreffen, überragen den Kelchrand am stärksten. Alle sind mit verhältnissmässig starken spitzigen Höckern besetzt. “ Nur vor den sechs secundären Lamellen stehen Kronenblättchen, nicht sehr breit, aber mit einzelnen sehr vorragenden in verticaler Richtung zusammengedrückten Höckern besetzt. Es wäre nicht unmöglich, dass das beschriebene Fossil nur eine Jugendform sei, worauf die kleinen Dimensionen des Gehäuses und die geringe Zahl der Septa hinzudeuten scheinen. Immer wird aber das Feh- len der Kronenblättchen vor den Primärseptis den Beweis liefern, dass man es mit einer selbstständigen Species zu thun hat. Sie stammt aus dem Tegel von Grinzing. In Beziehung auf den Bau der Sternzelle stimmt sie sehr mit dem von Seguenzal.c. Taf.6, Fig.2 2, c unter dem Namen Ceratocyathus polymorphus beschriebenen Fossile aus den Miocänmergeln von Rometta bei Messina überein. Coenocyathus M. Edw. et H. Unterscheidet sich von Caryophyllia nur dadurch, dass der Polypenstock zusammengesetzt ist. Er stellt einen unregelmässigen wenig ästigen Rasen dar, indem die Tochterzellen seitlich in der Nähe der Basis her- vorsprossen. Es liegt nur eine Species aus dem Badner Tegel vor. 1. C. depauperatus nov. sp. (Taf. 3, Fig. 7—9). Aus den Oligoeänschichten von Waldböckelheim bei Kreuznach habe ich früher ') den (\ costulatus beschrieben, dem die hier in Rede stehende Species ohne Zweifel sehr nahe verwandt ist, wenn sie gleich in manchem Kennzeichen davon abweicht. Wie bei der Species des Mainzer Beckens, sind es nur wenige Individuen, welche zu einer Gruppe ver- einigt sind, in der aus den Seiten einer Mutterzelle, meistens tief gegen die Basis hinab, junge Individuen hervorsprossen, die, seitlich frei bleibend, sich weiter entwickeln. Die Aussenwand ist mit sehr breiten und flachen, fein und regellos en Längsrippchen bedeckt, die durch sehr schmale seichte Furchen gesondert werden. 10—12 derselben ragen im obersten Drittheil des Polypenstockes stärker und schärfer hervor. Eben so sind die Rippen auf den tieferen Schalenschichten bis- weilen etwas deutlicher ausgeprägt. Die Sternzellen sind kreisrund und tief. Die Axe sehr entwickelt, aus stark gewundenen und vielfach anastomosirenden Bändern bestehend und daher auf einem tiefer gelegenen Querbruche spongiös erschei- nend. Die Oberfläche dagegen ist sehr unregelmässig papillös, mitunter jener von Caryophyllia cladawıs ähnlich. 1) Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. Bd. 35, p. 5, Taf. 1, Fig. 3, 5. — Bd. 50, p. 5, Taf. 2, Fig. 3, 4, * A. E. Reuss. [&) jet 189) Der Septalapparat wird von vier Oyclen gebildet, von welchen jedoch der letzte constant in zwei Systemen nicht entwickelt ist. Die primären und secundären Septa sind beinahe gleich, besonders in ihrem äusseren Theile, und überragen den Kelehrand beträchtlich. Die tertiären Septa sind in je einer Hälfte jener Systeme, in welchen die quaternären Septa fehlen, viel kürzer und dünner als in den übrigen. Überhaupt sind die Lamellen des vierten Cyelus kurz und nach innen hin sehr dünn. Alle Septa tragen auf ihren Seitenflächen scharfe spitzige Körner, welche in entfernten, nach innen aufsteigenden, divergirenden Reihen stehen. Die Kronenblättehen beobachtet man nur vor den zehn stärker entwickelten tertiären Septis, in den zwei unvollständig entwickelten halben Systemen fehlen sie. Ihre Zahl beschränkt sich daher auf zehn. Sie sind schmal und hoch, an den Seiten stark und regellos höckerig. Ihr freier Rand erscheint durch solche verlängerte Höcker mitunter wie gezähnt. Sehr selten im Tegel von Ruditz (Mähren). Acanthocyathus M. Edw. et H. Der Polypenstock einfach, mit kleiner Anheftungsspur am unteren zugespitzten Ende, im höheren Alter frei werdend. Ein Theil der Rippen der Aussenwand ist mit kammartigen Leisten oder mit Dornen besetzt. Übrigens findet in Betreff der reichlich entwickelten Axe und der einen einfachen Kreis bildenden Kronen- blättehen vollkommene Übereinstimmung mit Oaryophyltia Statt. Beide hier beschriebene Arten gehören dem unteren und oberen Tegel an. 1. A. vindobonensis noy, sp. (Taf. 2, Fig. 10, 11). Turbinolia duodeeimeostata (Goldf.) Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeckens, 1847, p. 10, ex parte, Taf. 1, Fig. 5. Trochocyathus verrucosus M. Edw. et H. Hist. nat. des corall. II, p. 41, Tab. D. 1, Fig. 3. Eine ausgezeichnete mehrfach verkannte Species, die sich einer beträchtlichen Verbreitung erfreut. Der verlängert kegelförmige Polypenstock ist im unteren Theile stark in der Richtung der längeren Kelchaxe gekrümmt und zeigt entweder keine oder nur unbedeutende Anheftungsspuren. Die Höhe der vorliegenden Exemplare wechselt von 18 bis zu 27 Millim. Das Verhältniss zur Dicke ergibt sich aus den nachstehenden Abmessungen von vier Individuen. Höhe Querdurchmesser u nen m EU le) 1155 10 Millim. Ian 20 ah H 172.190708.23 16 la), N 15 arts Im Mittel verhalten sich daher die Höhe und die beiden Querdurchmesser wie 100 : 62:54. Die Aussenwand ist mit sehr ungleichen, in der Nähe des Kelchrandes scharf hervortretenden Längs- rippen bedeckt, auf welchen sich ungleiche kammartig zusammengedrückte Höcker erheben. Die sechs pri- mären Rippen treten am stärksten hervor. Die zwei auf den Seitenflächen des Polypenstockes herablaufen- den (die dritte jederseits von der Mittellinie der Concavität an) sind in der unteren Hälfte mit 4—6 entfernten, etwas zusammengedrückten starken dornenartigen Höckern bewehrt, welche mitunter eine beträchtliche Länge erreichen und den übrigen Rippen zu mangeln pflegen. Doch beobachtet man sie bis- weilen an sämtlichen sechs primären Rippen. (Jarom&fie in Mähren.) Die secundären Rippen kommen.an Höhe den primären gleich oder stehen denselben nur wenig nach. Zwischen je zwei Rippen dieses zweiten Oyclus liegen drei viel niedrigere von gleicher Grösse. Nur die zwei auf dem gewölbten Rücken des Poly- penstockes gelegenen Zwischenräume der primären Rippen werden durch die Seeundärrippen in zwei sehr ungleiche Felder getheilt, deren vorderes gleich den übrigen nur drei, das hintere dagegen sieben schwächere Rippen umfasst. Über sämtliche Rippen verlaufen einzelne schwache kreisfürmige Anwachsringe. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 23 Der ziemlich tiefe Zellenstern ist sehr breit-elliptisch, indem sich seine Durchmesser wie 11-5— 15 :10—13 Millim. verhalten. Die verlängerte Axe erscheint bald mehr, bald weniger stark entwickelt und besteht aus 4—9 stark schraubenförmig gewundenen Bändern. Ihre Oberfläche bietet ein sehr zierliches, oft sehr regelmässig gekräuseltes Anschen. Die Septa sind im Allgemeinen dünn und zeigen auf den Seitenflächen im oberen Theile sehr feine Körner, welche in aufsteigenden divergirenden Reihen stehen; im unteren Theile dagegen unregelmässige und unterbrochene entfernte Querleisten, die kammartig mit zarten Stachelspitzen besetzt sind. Die Primärsepta ragen stark über den Sternrand hervor, die quaternären sind sehr dünn, Es sind vier vollständige Septaleyela vorhanden, zu welchen in zwei Systemen noch Septa eines fünf- ten Cyelus hinzukommen. Vier Septalsysteme — die zwei seitlichen und die zwei an der Concavität des Polypenstockes gelegenen — bestehen sehr regelmässig aus je acht Lamellen. Nur in den zwei an der con- vexen Seite befindlichen Systemen zählt man zwölf Lamellen. Diese Ungleichheit in der Zusammensetzung der Septa wird schon durch die abweichende Vertheilung der Aussenrippen in den genannten zwei Systemen angedeutet. Vierzehn Kronenblättehen vor den tertiären und vor zwei in den abnormen Systemen gelegenen Septis des vierten Cyclus, breit, oben mehr weniger abgestutzt, etwas dicker als die zugehörigen Septa, mit wel- lenförmig gebogenem inneren Rande, auf den Seitenflächen mit entfernten Querleisten, deren scharfe Kante bürstenartig mit einer Reihe feiner Stachelspitzen besetzt ist. An jüngeren Individuen zählt man dagegen nur zwölf ziemlich breite und dieke, an den Seiten stark spitzig-höckerige Kronenblättehen, die sich nur vor den tertiären Septis befinden. In seltenen Fällen besitzt nur das eine Septalsystem auf der Rückenseite zwölf Lamellen und dann treten auch nur hier drei Kronen- blättchen auf, deren Totalzahl sich in diesem Falle auf 13 beläuft. Fundorte: Häufig im Tegel von Baden und Vöslau, bei Gainfahren; Forchtenau, Rohrbach bei Matters- dorf, Kostej (Ungarn); Lissitz, Jarom&rie (Mähren). 2. A. transilvanieus nov. sp. (Taf. 10, Fig. 4, 5). Sie kömmt häufig bei Lapugy in Siebenbürgen vor und weicht in manchen Merkmalen von der vorigen Species ab. Sie übertrifft dieselbe vor Allem an Grösse, indem die grössten mir vorliegenden Exemplare die Höhe von 75 Millim. erreichen, während die grösste Dieke 24 Millim. nicht übersteigt. . Dadurch wird die grössere Schlankheit des Polypenstockes bedingt. Zugleich ist dessen unteres Ende in der Regel weniger stark hakenförmig eingekrümmt. Einer der hauptsächlichsten Unterschiede beruht aber darin, dass nicht nur zwei gegenüber stehende primäre Seitenrippen dornige Höcker tragen, sondern dass diese sich auf sämtlichen sechs primären Rippen finden, wenn sie gleich an den erstgenannten zwei Rippen am weitesten gegen den Kelehrand vorzudringen pflegen. Die Rippen zeigen eine grobe etwas unregelmässige Körnung, welche aber auch dem A. Vrndo- bonenses nicht fehlt, obwohl sie hier in Folge von Abreibung nur sehr selten wahrnehmbar ist. An allen untersuchten Individuen zählte ich 64 Septa, die eine von A. vindobonensis abweichende Vertheilung zeigen. Die an der Convexität des Polypenstockes gelegenen zwei Systeme umfassen je fünfzehn Septallamellen. Die übrigen vier Systeme umschliessen dagegen durchgehends nur je sieben Septa. Es sind daher auch sechzehn Kronenblättehen vorhanden. In Betreff der Beschaffenheit der Kronenblättehen so wie der Axe findet vollkommene Übereinstimmung mit A. zindobonensis Statt. Trotz den hier auseinandergesetzten Abweichungen wäre es leicht möglich, den A. transılvanteus doch nur für eine Form der Speeies des Wiener Beckens anzusehen, da man auch an manchen Individuen der Letzteren, z. B. von Niederleis, auf dem untersten Theile sämtlicher Primärrippen einzelne Stacheln vor- findet. 214 A. E. Reuss. b) Die Kronenblättchen bilden mehrere Kreise. Trochocyathus M. Edw. et H. Polypenstock einfach, am unteren verdünnten Ende eine kleine Anheftungsfläche oder nur Spuren der- selben darbietend. Aussenwand nackt oder mit sehr rudimentärer Epithek. Axe stark entwickelt, aus bün- delförmig oder reihenweise stehenden prismatischen oder gewundenen Stäbchen bestehend. Die verschieden- gestaltigen Kronenblättchen stehen vor allen Septaleyelen mit Ausnahme des letzten. 1. Tr. affinis nov. sp. (Taf. 2, Fig. 12, 13; Taf. 3, Fig. 1). Diese Species gehört in die Gruppe des Tr. mitratus Goldf. sp., Tr. erassus und simplex M. Edw. et H., die von einander selbst nur durch graduelle Unterschiede gesondert werden. Sie weicht in mehreren Merkmalen von ihnen auffallend ab. Das kurz konische Gehäuse ist am obern Ende etwas breiter als hoch. An drei gemessenen Individuen beobachtete ich Querdurchmesser Höhe grösserer kleinerer ERRRENT? 14 Millim. Mar nl 16 14,95, ME 2:0, 1A 16-5 15 n Das untere Ende, das nur eine sehr kleine Anheftungsstelle trägt, biegt sich etwas in der Richtung der längeren Queraxe um. Die Rippen der Aussenwand sind zwar von der Basis an deutlich, treten aber nur dem Kelehrande zu- nächst scharf hervor. Die primären und secundären (12) überragen die übrigen beträchtlich, von welchen stets je drei zwischen zwei Hauptrippen zu liegen kommen, so dass man im Ganzen 48 Rippen zählt. Sie sind breit und flach, regellos aber deutlich gekörnt. Der mässig tiefe Zellenstern ist beinahe kreisrund, indem seine beiden Querdurehmesser nur wenig von einander abweichen. Die Septa bilden vier vollständige Cycela, sind dünn und verdicken sich nur in ihrem äusseren Theile mässig. Die primären Septa sind am dicksten und ragen mit ihrem Oberrande am weitesten über den Kelchrand vor. Die Septa des letzten Cyclus sind nach innen hin sehr dünn. Alle tragen auf ihren Seitenflächen sehr deutliche spitze Höckerehen, welche wenig regelmässige, nach aussen aufstei- gende gebogene Reihen bilden. Die Axe besteht aus einer Reihe von fünf diekeren oder dünneren, unregel- mässig gewundenen Säulehen,, welche stellenweise mit einer verschmelzen, so dass der Querbruch der Axe von rundlichen Löchern durchzogen, grob spongiös erscheint. Ihre convexe Oberfläche ist mit sehr groben Höckern besetzt. Die Kronenblättehen stehen vor allen Septis mit Ausnahme des letzten Oyelus. Sie sind so dick oder noch etwas dicker als der innere Theil der primären Septa und zeigen keine auffallende Verschiedenheit. Ihre Seitenflächen findet man durehgehends mit grossen, etwas dornigen Höckern besetzt. Die tertiären zei- gen eine starke Neigung gegen die secundären, so dass sie mit denselben durch Vermittlung ihrer Seiten- höcker stellenweise verwachsen. Die Verbindungsnath zeigt eine senkrechte Reihe kleiner rundlicher Fen- ster, die bisweilen sehr regelmässig über einander stehen. Durch diese auffallende Convergenz, die besonders deutlich an tieferen Querbrüchen oder Schnitten zu Tage tritt, nähert sich unsere Species schon sehr der Gattung Deltoeyathus. Der verwandte Tr. obesus Mehti. sp. unterscheidet sich von der hier beschriebenen Art durch das gerade Gehäuse, die kurzdornigen primären und seeundären Aussenrippen und die nieht reihenförmige papillöse Axe. Tr. mitratus Goldf. sp. besitzt ein längeres, bauchigeres, mehr gekrümmtes Gehäuse, gleiebförmige Rippen und weniger grob höckerige Kronenblättehen. In den übrigen Merkmalen des Zellensternes steht er jedoch der Wiener Species sehr nahe, Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 215 Tr. Sismonda: M. Edw. et H. stimmt mit derselben in der Form des Gehäuses überein; die Septa und Kronenblättehen sind aber viel dünner, letztere auch weniger höckerig. Die tertiären Septa convergiren endlich viel weniger. Übrigens zeigen die mir vorliegenden Exemplare von Casiano auch den vierten Septal- eyelus vollständig. = In zahlreichen Exemplaren aus dem Tegel von Baden bei Wien; sehr selten bei Jarome&fie und bei Chrudichrom unweit Boskowitz (Mähren). 2. Tr. erassus M. Edw. etH. (Taf. 2, Fig. 15). M. Edwards et Haime, Hist. nat. des corall. II, p. 28. — Turbinolia plicata Michelotti, Spec. zool. diluv. Tab. 3, Fig. 1. — Michelin, Iconogr. zoophyt. Tab. 9, Fig. 2 a. Die Exemplare von Steinabrunn, deren grösstes von mir untersuchtes 22 Millim. hoch ist, während die Sternaxen 18 und 16-5 Millim. messen, stimmen mit jenen von Tortona überein; nur tritt in der Nähe des Kelchrandes jede vierte Rippe etwas stärker hervor. Bisweilen lässt sich dieses Verhältniss schon in der unteren Hälfte des Polypenstockes erkennen. Übrigens beobachtet man dieselbe Ungleichheit der Rippen auch an Tr. mitratus Goldf. sp., obwohl die Gleichheit der Rippen als ein characteristisches Merkmal der Speeies angegeben wird. Die speeiellen Unterschiede des Tr. crassus vom Tr. mitratus dürften wohl über- haupt nicht von grosser Bedeutung sein. 3. Tr. Fuchsi nov. sp. (Taf. 2, Fig”14). Sie ist der vorigen Species ähnlich, unterscheidet sich aber doch in einigen Merkmalen auffallend. Sie ist schmächtiger, weniger aufgeblasen und an dem zugespitzten, keine Anheftungsstelle zeigenden unteren Ende in der Richtung der wenig kürzeren Queraxe stark umgebogen. Die Aussenwand zieren 43 regellos gekörnte Rippehen, von denen jede vierte von der Basis an stärker hervorragt, am stärksten in der Nähe des Kelchrandes. Der Stern ist beinahe kreisförmig; seine beiden Axen verhalten sich wie 16:5:15 Millim. Die Stern- zelle ist tief und zeigt 48 im Allgemeinen sehr dünne Septallamellen, von denen die primären und secun- dären beinahe gleich entwickelt, jene des vierten Cyclus sehr kurz und dünn sind. Die schmale reihenför- mige Axe besteht aus fünf dünnen gewundenen, mit spitzigen Höckern besetzten Säulchen. Die Kronenblättehen der ersten beiden Cyelen sind sehr schmal, oben zugespitzt, jene des dritten Cy- clus breiter aber weniger hoch, alle seitlich mit kleinen Höckern besetzt, welche aber beträchtlich kleiner und schlanker sind, als bei Tr. erassws, und noch mehr als bei Tr. affinis. Die Höckerchen auf den Seiten- flächen der Septa sind sehr klein und zart, zu feinen Körnehen reducirt. Ich habe der beschriebenen Species, welche sehr selten im Leithakalk-Tegel von Steinabrunn vor- kömmt, den Namen des Herrn Th. Fuchs, Custos am kais. Hof-Mineraliencabinete,, beigelegt, in Aner- kennung der Verdienste, welche sich derselbe um die Durchforschung des österreichischen Miocäns erworben hat. Sehr selten bei Steinabrunn. 4. Tr. Karreri nov. sp. (Taf. 7, Fig. 2). Die Species kömmt dem Tr. cupula A. Rouault sp.') aus dem pyrenäischen Eoeän (Bos d’Arros) im Umriss sehr nahe, nur ist sie etwas mehr verlängert. Sie misst 11—12 Millim. in der Höhe bei 7— 8-5 Mil- lim. grösster Breite. Der obere fast stielrunde Theil verschmälert sich nach abwärts beträchtlich zur Becher- form und breitet sich an der Basis wieder aus. Die Aussenfläche ist mit gedrängten, wenig ungleichen Ripp- chen bedeckt, welehe durch schmale Längsfurehen gesondert werden. In der Nähe des Sternrandes treten sie etwas schärfer hervor. 1) Mm. de la soec. g&ol. de France. 2. ser. t. III, 1, p. 461, Taf. 14, Fig. 2. 216 A: E. Reuss. Die nicht sehr tiefe Sternzelle ist beinahe kreisrund. Die Axe ist mässig entwickelt, etwas verlängert, unregelmässig eckig-körnig. Drei vollständige und ein unvollständiger vierter Cyclus, der je nach dem Alter und der Grösse des Individuums in verschiedenem Grade entwickelt ist. Ein jüngeres Exemplar zeigte nur 26 Sept& (fünf Systeme mit drei und eines mit fünf Septallamellen), während ich an einem grösseren 40 Septa beobachtete (vier Systeme mit je fünf und zwei mit je sieben Lamellen). Die sechs primären sind am dieksten und überragen den Sternrand beträchtlich ; die der folgenden zwei Ordnungen weichen in Grösse und Dicke wenig von einander ab; die quaternären sind viel dünner und kürzer. Alle sieht man auf den Seitenflächen mit in divergirenden Reiben stehenden verhältnissmässig grossen spitzigen Höckerchen besetzt. Vor den Septis der beiden ersten Cyclen und an älteren Individuen theilweise auch vor den tertiären stehen die Kronenblättchen , in doppeltem Kreise angeordnet. Jene des ersten Kreises sind am meisten nach innen gerückt, am kürzesten und stellen eckige Körner dar, welche von den Axenpapillen nur wenig verschieden sind. Die dem zweiten, weiter auswärts stehenden Kreise angehörigen Kronenblättchen sind breiter, zugleich aber dick und höckerig. Ich untersuchte bisher nur zwei Exemplare aus dem Tegel von Lissitz in Mähren, und habe die Species zu Ehren des Herrn Fel. Karrer benannt, der durch seine Untersuchungen der Foraminiferen wesentlich zur Kenntniss der Mioeänschichten des Wiener Beckens beigetragen hat. Deltocyathus M. Edw. et H. : Der niedrig kreiselförmige Folypenstock ist frei, ohne Spur von Anheftung. In dem kaum vertieften Kelche vier vollständige Septaleyclen. Die sehr entwickelten Kronenblättehen stehen vor allen Septaleyelen mit Ausnahme des letzten und die jüngeren verwachsen mit den älteren. Besonders neigen sich die tertiären gegen die secundären und stossen mit ihnen in Gestalt eines Deltas zusammen. Es wird auch noch die Beschaffenheit der mit einer Reihe zierlicher Körner perlenschnurartig besetzten Aussenrippen als characte- ristisches Merkmal der Gattung angeführt; dasselbe hat jedoch seine Bedeutung verloren, seit L. F. de Pourtal&s aus 270 Faden Tiefe an der Küste von Havanna den D. Agassız.U') beschrieben hat, welcher, wie vorliegende Originalexemplare zeigen, regellos und fein gekörnelte Rippen besitzt gleich anderen Caryo- phyllideen. Da nun nach meinen Beobachtungen auch die deltaförmige Stellung der sehr entwickelten Kronenblätt- chen bei manchen Trochoeyathus-Arten, z. B. bei 7r. affinis nov. sp. in wechselndem Grade sich einstellt, so bleibt nur die Gestalt des freien Polypenstockes und die Ebenheit des Zellensternes als Unterscheidungs- kennzeichen von Trochocyathus übrig, eine Trennung, die mir von keiner hervorragenden Bedeutung zu sein scheint. 1. D. italieus M. Edw. et H. (Taf. 3, Fig. 2, 3). M. Edwards et H. Hist. nat. des corall. II, p. 56. — Ann. des sc. nat. 3. ser. t. IX, p. 326, Tab. 10, Fig. 12. Turbinolia italica Michelotti, Spec. zooph. diluv. p. 51, Tab. 1, Fig. 8. Stephanophyllia italica Michelin l. ce. p. 32, Taf. 8, Fig. 3. — Michelotti, Foss. des terr. mioc. ete. p. 21, Tab. 1, Fig. 15—19. Die wenig zahlreichen Exemplare von Porzteich bei Nikolsburg und von Niederleis stimmen vollkom- men mit zahlreichen von mir verglichenen von Tortona überein, weniger aber mit der von M. Edwards gebotenen Abbildung, welche nur eine seltenere Form der Species darzustellen scheint. ‘Die Aussenfläche des kurz conischen Gehäuses, das in der Regel 7-5 Millim. hoch und 4 Millim. breit ist, trägt 43 Längsrippehen, die nur mit einer Reihe kleiner perlenartiger Körner geziert sind. Von densel- ben reichen zwölf bis zur Spitze des Kegels, die einige kleine Körner, aber keine Spur von Anheftung zeigt, herab und ragen auch über die übrigen Rippen etwas hervor. Jene des dritten Cyelus setzen nicht weit über 1) Bullet. of the mus. of eompar. zool. Cambridge Mass. No. 6, p. 113. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 217 der Mitte des Gehäuses ein und sind zugleich die dünnsten. Diese Ungleichheit der Rippen tritt vorzugsweise an den jüngsten und den ältesten Individuen hervor. Der Stern ist kreisrund und flach; die Axe selten reihenförmig, bisweilen nur aus drei Bündeln von Stäbchen gebildet, wie sie M. Edwards abbildet. Weit häufiger ist sie stärker und nach allen Richtungen ausgebildet. Ihre Oberfläche zeigt dann zahlreiche (bis 15) ungleiche und unregelmässige Höcker, die durch Querästehen verbunden sind, wodurch die Axe ein spongiöses Ansehen erhält. In manchen Fällen erscheint sie selbst gewunden. Vier vollständige Cyelen von Septallamellen, die den Kelehrand kaum überragen und mit zahlreichen spitzigen Höckerchen bedeckt sind. Sie sind übrigens dünn und verdicken sich selbst am äusseren Ende nur wenig. Am meisten und beinahe gleiehmässig entwickelt sind die primären und seeundären Lamellen ; die geringste Breite zeigen jene des dritten Cyelus. Kronenblättehen stehen vor allen Septaleyelen, mit Ausnahme des letzten. Sie sind sehr ungleich, dieker und ein wenig höher als die Septa selbst und auch mit stärkeren dornenartigen Höckerchen seitlich besetzt. Am dünnsten sind die primären, am dicksten die tertiären Kronenblättchen, welche nach innen hin stark eonvergiren und daselbst mit den viel dünneren secundären Blättchen und unter einander verschmelzen. Es @®ntsteht dadurch ein deltaförmiger Verbindungswinkel, über welchen die secundären Blättehen gewöhn- lich nur wenig hinausragen. Mit dem äusseren Ende der tertiären Kronenblättchen verwachsen ferner die in- neren Enden der ebenfalls convergirenden Septa des vierten Cyclus. Die beschriebene Verschmelzung beinahe aller lamellöser Theile des Sternes scheint sich besonders im höheren Alter auszubilden. Ich beobachtete sie vorzüglich schön an einem alten Individuum von Niederleis, an welchem auch die primären und secundären Rippen der Aussenwand auffallend stark, beinahe blättrig vorragen. Eben so sieht man die Axenhöcker sämtlich zu einer ästigen Masse verwachsen. Sehr jugendliche Exemplare von Porzteich, nur 2:5—2-75 Millim. im Durchmesser haltend, sind flach linsenförmig, auf der Ober- und Unterseite gleichmässig schwach gewölbt. Bei einem Durchmesser von 5-5 Millim. bei 2—2-5 Millim. Höhe ist die Wölbung der Oberseite schon verschwunden, während die un- tere einen sehr flachen Kegel darstellt. Auf derselben ragen die Primär- und Seeundärrippen stärker hervor, als an erwachsenen Individuen, mitunter sogar sehr stark, beinahe blättrig, und springen auch an dem peripherischen Rande als scharfe Ecken vor. Dann überzeugt man sich auch, dass die Seitenflächen der Rippen mit sehr zarten Körnchen regellos bestreut sind. Paracyathus M. Edw. et H. Polypenstock einfach, walzig, becher- oder kreiselförmig, mit breiter Basis festsitzend. Die Axe bün- delförmig, auf der meist concaven Oberfläche papillös. Die Kronenblättchen kaum von den Axenpapillen unterscheidbar, vor allen Septaleyelen mit Ausnahme des letzten stehend, ungleich, die jüngeren an Grösse zunehmend, Septa gedrängt, wenig überragend, wenig ungleich. 1. P. Letochai nov. sp. (Taf. 16, Fig. 8). Diese kleine, gerade, mit breiter Basis aufgewachsene Species ähnelt sehr dem P. pedemontanus Mich. sp. '), unterscheidet sich aber durch dünnere Septa und durch dünnere ungelappte Kronenblättchen. Das vorliegende Exemplar ist nur 7 Millim. hoch bei 7:75 Millim. grösster Breite, verschmälert sich nach unten nur wenig, um sich an der Basis wieder auszubreiten. Die Aussenwand zeigt gedrängte, schmale und niedrige, fein gekörnte Längsrippchen , welche seichte Furchen, die nur dem Kelehrande zunächst etwas tiefer einschneiden, zwischen sich haben. Der kreisrunde Stern ist mässig tief, Die reichlich entwickelte Axe zeigt auf ihrer seicht eoncaven Oberfläche 17—18 grobe eckige Körner. Vier vollständige Cyelen von wenig ungleichen, im Allgemeinen 1) Caryophyllia pedemontana Michelin l.c. p. 47, Tab. 9, Fig. 16. yopry g Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 102 nn 218 A. E. Reuss. ziemlich dünnen und nur am äusseren Ende verdickten Septis, deren Seitenflächen mit spitzigen Höckerchen besetzt sind. Am dicksten sind die primären Septa, scheinen jedoch mit ihrem oberen Rande den Sternrand nur mässig zu überragen. n Vor den drei älteren Septaleyelen stehen Kronenblättehen, die sich insgesamt durch ihre Dünne aus- zeichnen. Die primären sind sehr kurz, körnerartig, die seeundären nur wenig länger, die tertiären dagegen doppelt so lang. Ihr oberer bogenförmiger Rand ist ganz, ungelappt und sie werden durch je ein sehr dünnes Querblättehen.mit den benachbarten primären und secundären verbunden. Sehr selten bei Nodendorf unweit Niederleis. Von Herrn Letocha gefälligst mitgetheilt. 2. P. firmus Phil. sp. (Taf. 3, Fig. 4, 5). Reuss, Die marinen Tertiärschichten Böhmens und ihre Verstein. p. 9, Taf. ı, Fig. 1—3. Oyathina firma Philippi, Beiträge z. Kenntn. d. Tertiärverst. d. nordwestl. Deutschl. p. 66, Taf. 1, Fig. 6. — Reuss Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeckens (pro parte), p. 14, Taf. ı, Fig. 13, 16 (non Fig. 14, 15). Die Philippi’sche Beschreibung des oberoligoeänen Fossiles von Luithorst ist sehr unvollständig und seine Abbildung beschränkt sich auf eine Seitenansicht in natürlicher Grösse. Es kann daher, wie schon früher an einem anderen Orte ausgesprochen wurde, die Identität unserer Species mit der oligocänen nicht mit völliger Sicherheit ausgesprochen werden, wenn sie gleich viele Wahrscheinlichkeit für sich hat. Der Polypenstock ist höchstens 5—6 Millim. hoch bei einer Breite von 3—3-5 Millim. Er ist beinahe eylindrisch oder verschmälert sich nach unten nur wenig und ist mit ausgebreiteter inerustirender Basis auf- gewachsen. Das Verhältniss der Höhe zur Breite wechselt sehr und in Folge dessen auch die Gestalt. Die Aussenwand zieren beinahe gleiche, sehr flache, breite, durch sehr seichte und schmale Furchen geschie- dene, fein und regellos gekörnte Längsrippen, die nur in der Nähe des Kelchrandes schärfer ausgesprochen sind. Bisweilen verwischen sie sich nach unten gänzlich und dann erscheint die Oberfläche nur regellos fein gekörnt. r Die beinahe kreisrunde Sternzelle ist mässig vertieft. Die spongiöse Axe erscheint auf der etwas con- caven Oberfläche grob papillös. Die Septallamellen ragen mit ihrem bogenförmigen Oberrande mässig über den Kelchrand vor und sind beinahe gleich entwickelt; nur jene des letzten Cyelus sind merklich kürzer und dünner. Alle bilden vier Cyclen. An dem grössten besterhaltenen Exemplare zählte ich 42 Septallamel- len, so dass mithin der vierte Cyelus nicht vollständig entwickelt erscheint. Kleinere Exemplare zeigen nur 38—40 Septa. An den Seitenflächen sind sie sämtlich mit spitzigen Körnchen bedeckt. Vor den ersten drei Septaleyelen stehen Kronenblättehen (an dem erwähnten Exemplare 22). Sie sind mässig breit, ragen aber mit dem oberen deutlich lappig-gezähnten Rande nur wenig über die beinahe gleich- dieken Septallamellen hervor, von welchen sie nur durch einen seichten Ausschnitt geschieden werden, so dass sie nur als Fortsätze derselben erscheinen. Die Species scheint nicht selten im Tegel von Rudelsdorf in Böhmen zu liegen. 3. P. cupula nov. sp. (Taf. 3, Fig. 6). Sie nähert sich in ihrer Physiognomie sehr manchen Caryophyllien, unterscheidet sich jedoch von den- selben durch die papillöse Axe und die ungleichen kurzen unregelmässig gestalteten Kronenblättchen. Der Polypenstock, dessen Höhe 12 Millim. nicht übersteigt, ist schlank beceherförmig, verschmälert sich nach unten beträchtlich, breitet sich aber an der Basis wieder aus. Die Aussenwand ist mit breiten sehr flachen , fein und regellos gekörnten Rippchen bedeckt, die durch sehr schmale und seichte Furchen geschieden werden und nur in der Nähe des Kelchrandes deutlicher hervortreten. . Der kreisrunde mässig tiefe Zellenstern zeigt drei vollständige Septaleyelen, zu welchen sich noch einige Lamellen eines vierten Cyelus gesellen. So zählte ich in einem Exemplare 24, in einem anderen 23 Septa. Von denselben sind 10—12 (die primären und secundären) gleichmässig entwickelt, diek, nur am Rande zugeschärft und überragen den Sternrand mässig. Die tertiären Lamellen sind nicht viel kürzer Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 219 und dünner; dagegen fallen die quaternären durch ihre Kürze und Dünne auf. Alle sind seitlich mit gedräng- ten und verhältnissmässig grossen spitzigen Höckerchen bewehrt. Die wenig entwickelte papillüse Axe zeigt an ihrer Oberfläche nur 7—S von einander gesonderte Kör- ner. Die zwölf Kronenblättchen stehen vor den primären und secundären Lamellen, sind kurz, dick, ungleich, unregelmässig höckerig, und werden von den Septis durch einen engen ziemlich tiefen Spalt getrennt. Selten im Tegel von Porstendorf in Mähren. Thecocyathus M. Edw. et H. In der Gruppe der einfachen Caryophyllideen sind nur Stylocyathus und Thecoeyathus mit einer deut lich entwickelten Epithek bekleidet; Caryophyllia und Trochoeyathus zeigen nur bisweilen schwache Rudi- mente derselben. Stylocyathus unterscheidet sich von unseren Fossilresten durch die lamelläre Axe. Abgesehen von der Gegenwart einer Epithek kömmt T'hecoeyathus beinahe in allen Kennzeichen mit Paracyathus überein. Wie bei diesem ist der kreisrunde Stern seicht, die stark entwickelte Axe bündelförmig ; die Septa sind gedrängt, kaum überragend, die Kronenblättehen von den Axenpapillen wenig geschieden. Alle bisher bekannten — fossilen — Theeocyathus-Arten gehören dem Lias an und zeichnen sich zugleich dureh eine sehr reiche Entwieklung der Axe aus. Erst durch L. de Pourtales wurde in jüngster Zeit bei Gelegenheit der Tiefseeuntersuchungen an der Küste von Florida in einer Tiefe zwischen 100 und 200 Faden eine lebende Species (7%. eylindraceus Pourt.'‘) entdeckt. Die weite Lücke zwischen dieser Species der Jetztwelt und den liasischen Arten wird durch die hier zu schildernden zwei miocänen Arten theilweise ausgefüllt. Von den Lias-Arten weichen sie insbesondere durch die wenig entwickelte Axe ab, und nähern sich in dieser Beziehung mehr der lebenden Species, deren Axe ebenfalls nur aus 6—7 Körnern besteht. I. Th. velatus Reuss (Taf. 2, Fig. 5). Paracyathus velatus Reuss, Die marin. Tertiärschichten Böhmens u. ihre Verstein. p. 10, Tat. 1, Fig. 4—7 2). Cyathina firma (Phil.) Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeckens (pro parte), Marl Bier 192 Der kleine Polypenstock zeichnet sich gewöhnlich durch seinen schlanken Wuchs aus, indem bei einer Höhe von 5 Millim. der Querdurchmesser nicht mehr als 2 Millim. beträgt. Er ist schmal becherförmig oder beinahe eylindrisch, oftmals etwas gebogen. Gegen die Basis hin verschmälert er sich langsam und Enz breitet sich aber an der Anheftungsstelle gewöhnlich wieder etwas aus. Die Aussenwand ist in ihrer ganzen Ausdehnung oder wenigstens im oberen Theile mit einer stark wulstigen , concentrisch gestreiften Epithek überkleidet. Wo diese fehlt, sieht man die Schalenoberfläche regellos sehr fein gekörnt, oder die Körnchen sind, besonders nach unten hin, theilweise in etwas entfernt stehende Längsreihen geordnet, oder diese erheben sich selbst zu sehr schwachen Leistehen. Der kreisrunde Zellenstern ist seicht vertieft. Die wenig entwickelte Axe besteht auf ihrer Oberfläche aus einer geringen Anzahl kleiner unregelmässiger Papillen. Drei vollständige Septaleyelen, zu denen in wenigen Systemen noch Lamellen eines vierten Cyelus hinzukommen, so dass man ihrer im Ganzen 30 zählt. Die primären sind am dieksten; ihnen stehen die seeundären an Länge und Dieke nur wenig nach. Beide überragen den Kelchrand ziemlich stark. Die Septa des letzten Cyelus sind sehr kurz und dünn. Alle Septa sind an ihren Seitenflächen mit verhältnissmässig stark entwickelten, in ausstrahlenden Reihen stehenden spitzigen Höckerchen besetzt. 1) Contributions to the fauna of the gulfstream at great depths in. bullet. of the mus. of compar. Zool. etc. Nro. 7, p. 134. 2, Die Abbildung des Sternes, Fig. 5, ist unrichtig und auch in der Beschreibung sind die Kronenblättchen irriger Weise als ziemlich lang angegeben worden. 28 * „220 A. E. Reuss. Die Kronenblättehen stehen vor den primären und secundären und bei beginnender Entwicklung eines vierten Cyelus auch vor einigen tertiären Septis. Sie sind im Allgemeinen kurz, höckerig, so diek oder etwas dicker als die zugehörigen Septa, und können leicht mit den Axenpapillen verwechselt werden. Die primä- ren sind am kürzesten und am weitesten nach innen gerückt. Nicht selten im Tegel von Rudelsdorf in Böhmen. ‚2. Th. mierophyllus nov. sp. (Da. 2, BiE. 8,9, TUI EIEND): Der kleine mit breiter Basis aufsteigende Polypenstock ist meistens schlank, beinahe eylindrisch, und verschmälert sieh nach unten nur wenig. Höhe : Dieke = 9-5—11-5 : 5:5—7 Millim. Selten ist das Gehäuse kürzer und breiter (Höhe : Dieke = 8: 7 Millim.) '). Es ist ganz oder theilweise mit einer stark concentrisch wulstigen Epithek umhüllt. Wo sie fehlt, nimmt man sehr flache, fast gleiche, nur durch ver- tiefte Linien gesonderte, äusserst zart gekörnte Rippchen wahr. Der fast kreisrunde ziemlich tiefe Stern zeigt im Centrum eine nur aus wenigen kleinen Papillen beste- hende Axe. Drei vollständige Septaleyelen und ein unvollständiger vierter (38—44). Alle Lamellen sind dünn, wenig überragend, seitlich zart gekörnt. Die primären sind etwas stärker entwickelt, so dass die Septa den Anschein von sechs Systemen gewinnen, von denen in den grösseren Individuen gewöhnlich vier je sieben, zwei je fünf Zwischenlamellen umschliessen. Bisweilen nehmen aber noch drei seeundäre Septa an dieser stärkeren Entwicklung Theil, wodurch neun scheinbare Systeme entstehen, in deren jedem man fünf Zwischensepta zählt. Die Kronenblättehen zeichnen sieh durch ihre Kleinheit aus und haben das Ansehen von zusammen- gedrückten Höckerchen. Sie stehen vor den primären, secundären und dem grössten Theil der tertiären Septallamellen. Die primären und secundären sind etwas weiter nach innen gerückt und können schwer von den Axenpapillen unterschieden werden. Die tertiären, welche zugleich weiter auswärts stehen, sind breiter, aber dünner. Sehr selten im Tegel von Boratsch und von Porzteich bei Nikolsburg in Mähren, und von Rudelsdorf in Böhmen. Ecmesus Philippi. 1. E. fungiaeformis Phil.? (Taf. 21, Fig. 4—9). Philippi in Leonh. u. Bronn’s Neuem Jahrb. f. Min., Geogn. u. Geol. 1841, p. 662, Taf. XI 2, Fig. ı. ? Hemieyathus erassieostatus Seguenza, Disg. paleont. int. ai corall. foss. delle rocce terz. del distr. di Messina. 1863, p- 67, Tab. 7, Fig. 4 a—f. In dem Tegel von Porzteich bei Nikolsburg kommen nicht selten kleine trianguläre meist zerbrochene Korallengehäuse vor, die trotz ihrer Unvollständigkeit erkennen lassen, dass sie mit dem schon vor 30 Jah- ren von Philippi aus den Tertiärmergeln des Lomato-Thales in Calabrien beschriebenen Eemesus fungrae- ‚Formis wahrscheinlich übereinstimmen. Nach den gegebenen Beschreibungen und Abbildungen ist der von Seguenza aufgestellte Hemieyathus erasstcostatus aus den Miocänmergeln von Rometta kaum sehr davon verschieden. Im Umriss, in der Beschaffenheit und Anordnung des Septalapparates und der Aussenrippen findet wenigstens grosse Ähnlichkeit Statt. Auch hebt sowohl Philippi als Seguenza die papillöse Axe hervor. Letzterer beschreibt Kronenblättehen vor allen Septis mit Ausnahme des letzten Cyelus, deren aber Philippi keine Erwähnung thut. Sie könnten aber bei der damals wenig gründlichen Kenntniss der An- thozoen leicht übersehen worden oder auch vielleicht in Folge von Beschädigung des sehr zarten und zer- brechlichen Gehäuses nur undeutlich vorhanden gewesen sein. !) In der letzten Zeit kam mir ein kleines wohlerhaltenes Exemplar von Porzteich bei Nikolsburg in die Hände, das nur 6 Millim. hoch und 5 Millim. dick ist. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 221 Die mir vorliegenden Exemplare lassen aber ebenfalls keine Spur derselben wahrnehmen, obwohl sie von einer solchen Ausdehnung sind, dass die Kronenblättehen daran wenigstens theilweise sichtbar sein müssten. Übrigens ist auch die Anordnung derselben auf den Abbildungen Seguenza’s eine so abnorme, dass nicht alle Zweifel in dieser Beziehung beseitigt erscheinen. Keinem Zweifel kann es jedoch unterliegen, dass die fächerförmige oder halbkreisförmige Sternzelle wirklich die merkwürdige Eigenthümlichkeit der Excentrieität besitze. Denn dass die untersuchten Stücke nicht etwa Segmente eines ursprünglich kreisförmigen, eoncentrisch gebildeten flachen Polypenstockes sind, beweiset die Lage und Richtung der Septa und Aussenrippen, deren mittlere gerade sind, während sich die äusseren mit ihrem centrifugalen Theile beiderseits nach aussen umbiegen. Die Zahl der Septa kann, wenn man die Ergänzung der vorliegenden Exemplare symmetrisch vor- nimmt, nicht viel mehr als 20 betragen. Sie gehören offenbar drei verschiedenen Cyclen an. Jene des ersten Cyelus erheben sich am höchsten und ragen auch am Rande, der durch die Enden der Septa scharf gezähnt ist, am weitesten vor. Die seeundären sind niedriger und nur wenig kürzer; die etwa nur halb so langen tertiären biegen sich wit ihrem inneren Ende gegen die seeundären um oder verbinden sich selbst damit. Diess gilt jedoch alles nur von den im mittleren Theile des Gehäuses gelegenen Septis; die seitlichen sind sämtlich seitwärts nach aussen gerichtet, beinahe rechtwinklig gegen die Richtung des Medianseptums, sind kurz und lassen kaum eine Ungleichheit in Länge und Höhe beobachten. Von Axe und Kronenblättehen konnte ich nieht die geringste Spur entdecken. Die Unterseite der horizontalen Aussenwand ist mit radialen, sehr ungleichen, dicht und scharf gekörnten Rippehen bedeekt. Die primären sind am längsten und, besonders nach aussen hin, am dicksten. Gleich den seeundären sind sie am Rücken scharfkantig; jedoch ist der Grad der Schärfe und der Erhe- bung grossem Wechsel unterworfen. Die Tertiärrippen sind viel niedriger, flacher, schmäler und oft unregelmässig. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass unsere Speeies dem von Philippi und von Seguenza beschriebenen Fossile sehr verwandt oder selbst damit identisch sei. Es kann diess bei dem Umstande, dass die ‚österreiehischen Mioeänschiehten mehrere Anthozoenspecies mit Sieilien gemeinschaftlich haben, nieht überraschen. Ob aber das Fossil unter die Caryophyllaceen oder die Turbinolideen wird zu versetzen sein, wird von dem sicheren Nachweis der Gegenwart oder des Fehlens der Kronenblättehen abhängen. Ob- wohl mir das Letztere wahrscheinlicher dünkt, habe ich, dem Vorgange Seguenza’s folgend, Eemesus Vor- läufig noch im Anhange bei den Caryophyllideen stehen lassen. Es lässt sich übrigens auch eine Ähnlichkeit mit manchen Fungiden nicht verkennen. 2. Turbinolidea. Der Polypenstock ist frei, wenigstens im Alter, viel seltener angeheftet, mit oder ohne Epithek. Nie sind Kronenblättehen vorhanden — der einzige wesentliche und eonstante Unterschied von den Caryophyl- lideen. Der Polypenstock ist einfach, mit Ausnahme von Blastotrochus, bei welchem er durch Hervorbringung einzelner abfälliger Sprossen zeitweilig zusammengesetzt erscheint. Von den einfachen Astraeideen weichen die Turbinolideen darin ab, dass ihre Visceralkammern nicht durch Endothecallamellen abgetheilt werden, sondern eine ununterbrochene Höhlung darstellen. a) Aussenwand ohne Epithek. Ceratotrochus M. Edw. et H. 1. C. duodeeimeostatus Goldf. sp. (Taf. 4, Fig. 5, 4). M. Edwards et Haime, Ann. des sc. nat. 3. ser. tome IX, p. 250. — Hist. nat. des corall. II, p. 74. Turbinolia duodeeimeostata Goldfuss, Petref. Germ. I, p. 52, Tab. 15, Fig. 6. — Bronn, Leth. geogn. 3. Aufl. III, p- 311, Tab. 36, Fig. 5. — Michelin, Iconogr. zoophyt. p. 42, Tab. 9, Fig. 7 (icon. mala). — Michelotti, t9 LO 19 A. E: Renss. Foss. des terr. wioe. de l’Italie sept. p. 20. —heuss, Foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeck. p. 10 (z. Theil), Tat. 1, Fig. 3, 4a; non Fig. 42, 5 Der verläugert-kegelfürmige Polypenstock ist seitlich etwas zusammengedrückt und in der Richtung der längeren Queraxe gebogen, bisweilen am unteren Ende selbst hakenförmig gekrümmt. Die grössten mir vorliegenden Exemplare besitzen eine Höhe von 38—39 Millim., die kleinsten von 19 Millim. Auf der Aussenwand ausgewachsener Individuen zählt man im Ganzen 96 Längsrippen, von welchen 12, die primären und secundären, gleichmässig am meisten hervorragen. Ihr Rücken besteht aus einer unterbrochenen Reihe kleiner ungleich von einander abstehender kammartiger Leisten. Zwischen je zwei dieser Rippen liegen sieben andere, deren mittlere — die tertiären — sich bisweilen noch etwas mehr erhe- ben. Die übrigen sind niedrig, schmal, gedrängt, durch seichte Furchen gesondert. Zunächst dem Kelch- rande ragen alle Rippen schärfer hervor und zeigen regellose Körner, welche auf der übrigen Oberfläche gewöhnlich durch Abreibung verloren gegangen sind. Aus derselben Ursache sind in vielen Fällen auch die Rippen selbst grossentheils unkenntlich geworden oder gänzlich verschwunden. Nicht selten zeigt der Polypenstock ringförmige Einschnürungen, die nur selten ziemlich tief aber schmal sind. Das untere Ende ist zugespitzt oder trägt nur eine sehr kleine Anheftungsfläche. Die Sternzelle ist elliptisch und tief. Ihre beiden Querdurchmesser verhalten sich im Durchscehnitte wie 17:65:13-7 Millim. Zum besseren Verständnisse fasse ich hier die Maasse einiger vollständiger Exemplare zusammen. Querdurchmesser Höhe längerer kürzerer In sal9- DAB 12 Millim. uk a Di 17 at, ER 12-5 „ Va 17 12-5 „ Var. ah OB DE Ta NL 8 4.8105 1196 33 NIE. 3088. (2) 19T, Die stark verlängerte Axe besitzt eine krause Oberfläche (chicoracde) und besteht aus stark gewun- denen bandartigen Säulchen. In den grössten Exemplaren beobachtet man fünf vollständige Cyelen von Septallamellen (96). Die primären und seeundären (12) sind gleichmässig entwickelt, am dieksten und ragen auch am stärksten über den Kelehrand vor. Die übrigen Septa sind gedrängt, sehr dünn, nur am äussern Ende etwas verdickt. Die Lamellen der sechsten Ordnung ragen ‚mit ihrem Oberrande nächst den Primär- und Secundärlamellen am stärksten vor. Die Seitenflächen aller sind mit kleinen aber scharfen in radiale Reihen geordneten Körnern bedeckt. Von Gainfahren bei Wien liegen zwei schöne Jugendexemplare vor, beinahe gleich gross, 14-5 und 15 Millim. hoch. Die Axen des tiefen Sternes verhalten sieh wie 10:9 Millim. 48 Septa, von welchen die sechs primären vorwiegend entwickelt sind. Zunächst kommen in der Entwicklung die sechs seeundären, welche je drei sehr dünne und kurze einschliessen. Also vier vollkommene Cyelen. Alle Septa sind dünn und kurz, mit steil bogenförmigem innerem Rande. Aus der Vergleichung mit erwachsenen Exemplaren geht hervor, dass mit dem Alter die Compression des Gehäuses und ihr folgend die Länge der einen Queraxe und die Entwicklung des Septalsystems zunimmt. Fundorte: Baden, Vöslau, Gainfahren, — Steinabrunn (Mähren), ee Kostej (Ungarn), — Asti, Tortona, Castellarquato, Torrita (Toscana); Turin, Alberga bei Genua; La Trinite bei Nizza. Die Species ist daher durch das Miocän und Pliocän verbreitet. F. Römer führt die Species auch von Zabrze in Ober- schlesien an (Geol. v. Oberschles. p. 375). [S0) LO co Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocüns. 2. C. multiserialis Mchti. sp. (Taf. 4, Fig. 5). M. Edwards et Haime. Hist. nat. des corall. II, p. 74. — Annal. des sc. nat. 3. ser, t. IX, p. 250, Tab. 7, Fig. 3. Turbinolia multiserialis Michelotti, Spec. zool. diluv. p. 70, Tab, 2, Fig. 7. — Foss. des terr. mioc. de l’Italie sept. p. 27. — Michelin, Ieonogr. zoophyt. p. 41, Tab. 9, Fig. 6. Turbinolia multispina Reuss, Foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeck. p. 11, Taf. ı, Fig. 6—8. Caryophyllia eornucopiae Bronn, Ital. Tertiärgeb. p. 135. Ceratotrochus eornucopiae Bronn, Lethaea. 3. Aufl. III, p. 312. Er ist dem ©. multispinosus M. Edw. sehr ähnlich und von demselben, wie ich meine, wenig scharf geschieden. Der Polypenstock ist kurz verkehrt-kegelfürmig, am unteren Ende in wechselndem Grade, aber immer nur wenig gebogen. Die Spitze des Kegels zeigt keine oder nur eine sehr kleine Anheftungsstelle. Die Exemplare von Baden sind nur 10—12 Millim. hoch bei 7—10:5 Millim. Kelehbreite. Die Aussenwand trägt 36 Längsrippen, von denen die abwechselnden stärker hervorragen; besonders die primären sind stärker entwickelt. Die genannten 18 Rippen tragen genäherte spitze etwas aufwärts gerichtete Höcker, die sich nicht selten, vorzüglich im oberen Theile des Gehäuses, zu kurzen Dornen ver- längern. Nur das untere Ende des Gehäuses bleibt davon frei. Sämtliche Rippen sind dagegen mit regellos gesf@llten kleinen Körnchen bedeckt, die selbst die Oberfläche der erwähnten Höcker und Dornen nicht frei lassen. An den Seiten der nieht bewehrten Rippen sieht man oftmals noch je einen feinen Rippenstreifen liegen. Die Sternzelle ist kreisrund und nicht sehr vertieft. Die stark entwickelte Axe besteht aus einem Bündel von 18—20 Stäbchen, deren obere Enden wenig ungleiche unregelmässige körnerartige Höcker dar- stellen. Ä Vier Cyelen von Septallamellen, deren letzter jedoch in jedem Systeme nur zur Hälfte entwickelt erscheint. Zwischen je zwei primären Septis zählt man nämlich fünf kleinere Septa, ein secundäres, zwei ternäre und eben so viele quaternäre. Das eine ternäre Septum ist übrigens in der Entwicklung sehr zurückgeblieben und übertrifft die quaternären an Länge und Dieke nicht. Nur sehr selten und an den grössten Individuen sah ich in beiden auf der convexen Rückenseite des Polypenstockes gelegenen Systemen die quaternären Septa in beiden Systemen gleichmässig entwickelt, so dass zwei Primärsepta sieben Zwischensepta einschliessen und die beiden Tertiärsepta zu gleicher Entwicklung gelangen. Übrigens sind die Septa aussen diek uud verdünnen sich nach innen sehr. Ihre Seitenflächen werden von spitzigen Körnchen bedeckt, die in radialen Reihen stehen. Ihr freier Oberrand ist mässig gebogen und ragt mit Ausnahme der primären Septa nur wenig über den Kelchrand vor. Nur ausnahmsweise sieht man einzelne Septa sich stärker erheben. Fundorte: Baden (häufig), Möllersdorf, Niederleis; Porzteich (Mähren); Forchtenau, Rohrbach (Un- garn); Tortona, Castellarquato. Bei Niederleis kömmt eine seltene Abänderung dieser Speeies vor, welche sich durch einige auffallende Kennzeichen von der typischen Form unterscheidet. Sie übertrifft an Grösse die kleinsten Exemplare der letzteren nicht, indem sie beiläufig 7 Millim. in der Höhe misst bei 6 Millim. grösster Breite. Das untere gebogene Ende pflegt zugleich durch eine grössere Anheftungsfläche abgestumpft zu sein. Das auffallendste Unterscheidungsmerkmal bieten jedoch die Rippen der Aussenwand.dar. Mit sechszehn höheren und dieke- ren wechseln eben so viele niedrigere und schmälere regelmässig ab. Alle sind fein gekörnt, aber es fehlen die die typischen Formen so sehr auszeichnenden dornenartigen Höcker, wesshalb ich die Varietät auch als Var. inermis bezeiehne. Dagegen beobachtet man hin und wieder schmale Ringe einer sehr dünnen Epithek, welche die Rippen überzieht, ohne sie zu verhüllen. Das eine der untersuchten Exemplare zeigt 36, das zweite nur 28 Septallamellen, mithin drei vollstän- dige und einen unvollständig entwiekelten vierten Cyelus. Übrigens stimmen die Verhältnisse des Septal- apparates und der Axe durchaus mit jenen der typischen Formen überein. 224 A. E. Reuss. Für eine einfache Jugendform des Ü. multiserialis kann das beschriebene Fossil nicht erklärt werden, da schon sehr kleine Exemplare des ersteren mit deutlich ausgebildeten Dornen versehen sind, ja diese vielmehr in der Jugend stärker ausgebildet zu sein pflegen. Von der anderen Seite scheint mir der Mangel der Bewehrung bei der Übereinstimmung beinahe aller übrigen Merkmale zur Aufstellung einer selbststän- digen Species nicht hinzureichen. Eines der untersuchten Exemplare ist Taf. 19, Fig. 2 abgebildet. 3. C. multispinosus M. Edw. et H. (Taf. 4, Fig. 6, 7; Taf. 19, Fig. 8). M. Edwards etHaime, Hist. nat. des corall. II, p. 73. — Ann. des sc. nat. 3. ser. Tome IX, p. 249. Turbinolia multispina Miehelotti, Spec. zooph. diluv. p. 71, Tab. 2, Fig. 9. — Michelin, Iconogr. zooph. p. 42, Tab. 9, Fig. 5. — Michelotti, Foss. des terr. tert. de l’Italie sept. p. 298, Tab. 1, Fig. 25, 26. Caryophyllia aculeata Bronn, Ital. Tertiärgeb. p. 135. Ceratotrochus aculeatus Bronn, Lethaea, 3. Aufl. III, p. 312. Die typischen Exemplare der Species lassen sich von ©. multiserialis sehr wohl unterscheiden. Doch gibt es kleinere Formen derselben, bei welchen die Unterscheidung sehr schwierig wird, indem nicht alle characteristischen Merkmale an ihnen klar ausgesprochen sind. Das meist grössere und längere Gehäuse') zeigt Spuren einer Epithek, welche zunächst dem Kelch- rande sich durch einen flachen concentrisch streifigen Wulst verrathen°). Beinahe stets sind nur die primären ' und seeundären Rippen mit Stachelhöckern besetzt, so dass je zwei bewehrte Rippen immer zwei unbewehrte einschliessen. Auch stehen die Höcker weiter von einander ab und verlängern sich viel seltener zu spitzigen Dornen. Überdies nehmen sie in Folge eines nahezu gleichen Abstandes von einander rund um das Gehäuse ‚ziemlich gleiche horizontale Niveaus ein. Bei starkem Wachsthum älterer Individuen in senkrechter Rich- tung bleibt der oberste Theil des Gehäuses davon gewöhnlich frei, oder man beobachtet in Folge einer zeit- weiligen Unterbrechung des Wachsthums in der Mitte des Gehäuses eine knotenlose, von einem Epitheeal- gürtel bedeckte Zone. Die Axe besteht aus 13—23 gewundenen Säulchen, deren obere körnerartige Enden gedrängter stehen und, besonders die äusseren, grösser sind als bei (©. multiserzalıs. Vier Septaleyelen, deren letzter aber nicht vollständig ist. Gewöhnlich sind die quaternären Septa nur in den beiden am Rücken des Gehäuses gelegenen oder höchstens in drei bis vier Systemen vollständig und regelmässig entwickelt, so dass zwei Primärsepta sieben Lamellen jüngerer Ordnungen zwischen sich auf- nehmen. In den übrigen Systemen bleibt die Entwicklung des vierten Cyelus eben so mangelhaft, wie wir sie fast immer bei ©. multiserialis in allen Systemen wahrnehmen. Doch dieselbe unvollständige Entwick- lung habe ich an manchen Exemplaren von Tortona, und nicht gerade an den kleinsten, beobachtet. Die- selbe Eigenthümlichkeit bieten auch die wenigen mir vorliegenden Exemplare von Möllersdorf bei Wien, von Ruditz in Mähren, Rohrbach und Ödenburg in Ungarn und Lapugy in Siebenbürgen dar. In einem Exem- plare von Porzteich bei Nikolsburg sind die Septa des vierten Cyelus vollständig entwickelt; nur in den bei- den an der Concavität des Gehäuses gelegenen Systemen fehlen sie. Ausserhalb Österreichs ist die Species schon lange von Tortona und Castellarquato bekannt. 4. V. discrepans nov. sp. (Taf. 20, Fig. 14, 15). Im Umrisse und in der Beschaffenheit der Aussenwand kömmt die Species völlig mit Caryophyllia über- ein; die Abwesenheit aller Kronenblättehen entfernt sie aber wieder weit davon und versetzt sie in die Familie der Turbinolideen. Im Habitus schliesst sie sich an keine der dorthin gehörigen Gattungen ganz ungezwungen an, und ich war längere Zeit nicht ungeneigt, sie zum Typus einer besonderen Gattung 1!) Ein hornförmig gebogenes Exemplar von Rohrbach misst 22 Millim. in der Höhe. 2) Dieselbe Erscheinung nimmt man bisweilen auch an zweifellosen Exemplaren von (©. muitiserialis wahr. Sie bildet da- her keine Eigenthümlichkeit von ©. multispinosus. — 5 [5 L Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 2: (Pseudocyathus) zu erheben. Die Erwägung aber, dass dieselbe doch durch kein wesentliches Kennzeichen eharacterisirt sein würde, bewog mich zuletzt, davon wieder abzugehen und die Species an (eratotrochus —, die einzige Gattung, mit welcher sie vereinigt werden kann — anzuschliessen. Sie weicht zwar von allen bekannten Arten derselben durch ihr Angeheftetsein mit ziemlich breiter Basis ab; man findet aber auch in anderen Gattungen freie und festsitzende Arten vereinigt und die für Ceratotrochus etwas ungewöhnliche krause Oberfläche der Axe (chiecorac&e) kehrt bei Ü. duodecrmeostatus Goldf. sp. wieder. Die mir vorliegenden zwei Exemplare ähneln, abgesehen von der Basis, im Umrisse sehr der Caryo- phyllia cornieulata Seg.'). Sie sind 19 und 22-5 Millim. hoch, bei 8-5 und 11 Millim. grösster Breite. Am oberen Ende sind sie nur wenig zusammengedrückt, schwach gebogen, verschmälern sich nach unten all- mälig und tragen am unteren Ende eine nicht sehr grosse Anheftungsfläche. Die Aussenwand ist mit 44 flachen Rippehen verziert, welche nach abwärts sich ganz verwischen, während im oberen Theile gewöhnlich jede vierte etwas stärker kantig hervorragt. Letztere schwellen mitunter stellenweise zu zusam- mengedrückten Knötchen an. Die gesamte Oberfläche ist mit zierlichen, regellos aber sehr gedrängt stehen- den Körnern bedeckt. „Der Stern ist breit-elliptisch (Axen wie 75:85 und 11:12) und sehr tief. Die verlängerte Axe besteht aus 4—5 krausen gewundenen Bändern, die meistens in einer Reihe stehen. Vier Cyelen von Sep- tallamellen. Bisweilen fehlen die Septa des vierten Cyelus in den auf der concaven Seite des Polypen- stockes gelegenen Systemen. Die primären Septa sind am dieksten, besonders nach aussen hin, und ragen mit bogenförmigem Rande hoch über den Sternrand empor. Die secundären sind etwas kürzer und dünner. Zwischen je zwei derselben sind meistens drei jüngere sehr kurze und dünne eingeschaltet, unter welchen die der dritten Ordnung von jenen der vierten und fünften Ordnung etwas überragt werden. Der innere Rand der Septa fällt senkrecht in die Tiefe. Ihre Seitenflächen sind dieht mit spitzigen Körnchen bedeckt, die nach oben hin in ausstrahlenden Reihen stehen, gegen den inneren Rand aber etwas an Grösse zu- nehmen. Fundort: Sehr selten im Tegel von Ruditz (Mähren). Discotrochus M. Edw. et H. Polypenstock einfach, frei, mehr weniger scheibenförmig, ohne Spur von Epithek. Aussenwand horizon- tal, einfach gerippt. Stern flach. Die wenig entwickelte Axe papillös. 1. D. Duncani nov. sp. (Taf. 3, Fig. 13; Taf. 4, Fig. 1, 2). Der sehr kleine Polypenstock ist kreisrund, scheibenförmig oder sehr niedrig eylindrisch, ohne Spur von Anheftung. Der Querdurchmesser beträgt höchstens 3-5 Millim., die Höhe wechselt von 1-5 bis 3 Mil- lim. Die Unterseite ist flach, in der Mitte seicht vertieft und trägt 24 einfache Rippen, die durch etwas schmälere ziemlich tiefe Furchen geschieden und am Rücken und an den Seiten mit sehr feinen aber schar- fen Körnehen besetzt sind. Die tertiären neigen sich gewöhnlich etwas gegen die seeundären und verschmel- zen an ihren Enden nicht selten damit. Die ebenso gerippte Seitenwand erhebt sich senkrecht. Der kreisrunde Stern ist nicht vertieft. Die wenig entwickelte Axe besteht an der Oberfläche aus weni- gen Papillen und erscheint im Querschnitte fein spongiös. Nur drei vollständige Cyela von dünnen, seitlich mit spitzigen Höckerchen besetzten Septis, die den Sternrand nicht überragen. Nur an einem Exemplare von Niederleis von 4:5 Millim. Breite und 2-5 Millim. Höhe zählte ich 32 Septa (in vier Systemen Septa eines vierten Cyelus). Die primären und secundären sind beinahe gleiehmässig entwickelt. Die kürzeren tertiären biegen sich mit ihrem inneren Ende oft gegen die seeundären und verschmelzen damit nicht selten. Fundorte: Baden, Niederleis, Enzersdorf bei Staats; Porzteich bei Nikolsburg (Mähren); an letzterem Orte häufig. 1) Seguenzal.c. p. 29, Tab. 2, Fig. 5. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXT. Bd. 29 226 A. E. Reuss. b) Aussenwand von einer vollständigen Epithek verhüllt. Conotrochus Seg. Mit Recht hat Seguenza diese Gattung in der Familie der Turbinolideen autgestellt. Der einfache Polypenstock, in der Jugend aufgewachsen, wird im Alter frei. Die sehr entwickelte Axe ist bündelförmig, gekörnt. Die Aussenwand ist mit einer starken eoncentrisch gestreiften Epithek eingehüllt. Dadurch unter- scheidet sich die in Rede stehende Gattung hauptsächlich von Cerazotrochus, welchem sie zunächst steht. 1. C. typus Seg. (Taf. 3, Fig. 10—12). Seguenza, Disquis. paleont. int. ai corall. foss. delle rocce terz. del distr. di Messina, p. 83, Taf. 10, Fig. 1 a—e. Die Species wurde zuerst von Seguenza in den gelben Miocänmergeln von Scoppo, Trapani, Tre- monte, S. Filippo, Seirpi, Gravitelli, Rometta u. a. bei Messina entdeckt. Unsere Exemplare liegen im Tegel von Porzteich bei Nikolsburg (Mähren) und stimmen mit den sieilianischen vollkommen überein. In der Jugend sind sie verkehrt kegelförmig und am unteren Ende mit einer mässig grossen Anheftungsfläche versehen; später wachsen sie beinahe ausschliesslich in die Höhe, ohne sich mehr zu verdieken, und die Anheftungsstelle wird sehr klein oder verschwindet auch ganz. Ihre Gestalt wird dabei eylindrisch-eonisch. Es geht diess aus der Vergleichung der nachstehenden Maasse von sechs jüngeren und älteren Individuen hervor. en TE 7 Millim. TR REN a: lo IE ee ae Re RA Va ae TG 8 + Die Dieke von 7—8 Millim. bleibt mithin bei zunehmender Höhe unverändert. Die Krümmung ist bei unseren Exemplaren nur mässig. Die Aussenwand wird von einer sehr stark concentrisch gestreiften, an der Oberfläche feinkörnig gerunzelten Epithek überkleidet, durch welche nur hin und wieder, besonders am unteren Ende, die gleich- breiten Längsrippen schwach hindurchscheinen. Diese Epithek reicht nicht nur bis an den Kelehrand hinauf, sondern ragt als ein schmaler Ring noch über denselben empor. Der kreisrunde Stern ist mässig tief. Die reich entwickelte Axe besteht aus einem dieken Bündel von 28—36 Säulchen, welche oben in etwas unregelmässigen Höckern endigen, die bisweilen theilweise mit ein- ander verschmelzen. Die Septa sind im Allgemeinen dünn, am Rande zugeschärft, auf den Seitenflächen spitz gekörnt. Selbst nach aussen hin verdieken sie sich nur wenig. Die primären sind etwas dieker und überragen die übrigen auch etwas, welche je nach ihrem Alter an Breite und Dicke ‘abnehmen. Es sind vier Cyclen vorhanden, deren letzter jedoch nicht vollständig entwickelt ist und in drei Systemen fehlt. Flabellum Lesson. Polypenstock einfach, im Alter bisweilen frei werdend, gerade, mehr weniger zusammengedrückt. Die entralgrube schmal und tief. Axe nicht : ständig, nur aus einzelnen vom inneren Rande der Septa aus- Centralgrube schmal und tief. Axe nicht selbstständig, nur aus einzelne eren Rande der Septa aus gehenden und anastomosirenden Trabekeln gebildet. Septa zahlreich, den Sternrand nicht überragend, auf den Seitenflächen radial gekörnt. Di i il mit-kamm- oder dornenartigen Hervorragungen Seitenfläche lial gekörnt. Die Aussenwand gerippt, oft mit-ka der dornenartigen Hervorragunge der Rippen. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 227 1. Fl. Suessi nov. sp. (Taf. 4, Fig. 8). Von dieser sehr zierlichen Species aus der Gruppe des Fl. pavonınum liegt mir bisher nur ein vollstän- diges jugendliches Exemplar vor, dessen Beschreibung ich hier zunächst folgen lasse. Es ist nur 15-5 Mil- lim. hoch bei 21 Millim. grösster Breite, fächerförmig, stark zusammengedrückt, besonders an der Basis, mit beinahe ebenen Seitenflächen. Die seitlichen Ränder sind scharf, nur mit sehr kleinen, wenig deutlichen kammförmigen Hervorragungen besetzt, und stossen an der Basis, die in einen sehr kurzen und dünnen Stiel ausläuft, in einem Winkel von etwa 130° zusammen, wodurch sich unsere Species vorzugsweise von F7. ex- tensum Mich. unterscheidet, dessen Ränder beinahe horizontal sind. Von der Basis strahlen auf jeder der Aussenflächen 5—7 breite aber sehr flache Rippen aus, zwischen welchen andere viel schmälere nur durch vertiefte Linien angedeutet werden. Übrigens werden sie durch eine deutliche stark und ungleichmässig eoncentrisch gestreifte Epithek verdeckt. Die Sternzell& ist zweimal so lang als breit (21: 10-5 Millim.), und ihre Ränder sind halbkreisförmig gebogen, so dass die winkligen Enden der längeren Queraxe beiläufig in die Mitte der Gesamthöhe des Poly- penstockes fallen. Fünf vollständige Septaleyelen. Zwischen je zwei der fast gleich entwickelten primären und secundären Lamellen sind sieben andere eingeschoben , welche durch die tertiären Septa, die an Breite den älteren kaum nachstehen, in zwei dreizählige Gruppen geschieden werden. ‚Es zerfällt dadurch der gesamte Septal- apparat gleichsam in zwölf gleiche Systeme. Alle Septa sind dünn und auf den Seitenflächen mit entfernten Höckerchen besetzt. Die primären und seeundären verdicken sich an dem senkrechten inneren Rande und erscheinen, weil sie dort abwechselnd auf der rechten und linken Seite einen grossen gerundeten Höcker tragen, gleichsam wellenförmig gebogen. In der Tiefe verbinden sich die Septa durch von ihnen ausgehende Trabekel zu einer rudimentären spongiösen Axe. In Gesellschaft des eben beschriebenen Jugendexemplares fanden sich ziemlich zahlreiche Bruchstücke grösserer Individuen, an denen allen aber der obere Theil sehr unvollständig erhalten ist, so dass sich über ihre Dimensionen, so wie über den Umriss des Sternes keine bestimmte Auskunft geben lässt. Das grösste der beobachteten Bruchstücke ist 28 Millim. hoch und 29 Millim. breit. Alle sind stark zusammengedrückt; bei den meisten erscheinen die Seitenflächen in ihrem mittleren Theile sogar eingedrückt. An den etwas grösseren Exemplaren sind auf den Seitenflächen keine Spuren der vorragenden Radialrippen mehr wahr- zunehmen; die gesamte Oberfläche zeigt nur gedrängte vertiefte Radiallinien, deren breitere Zwischenräume ganz flach sind. Über dieselbe verlaufen ungleiche Anwachsstreifen, deren einzelne selbst seichte Einschnü- rungen hervorbringen. Das untere Ende läuft in einen kurzen dünnen Stiel aus, der meistens keine Spur einer Anheftungsfläche mehr erkennen lässt. Die Seitenränder stossen im stumpfen Winkel zusammen und sind an den grösseren Individuen stumpfwinklig, ohne jede Spur kammartiger Anhänge. Wie hoch bei erwachsenen Individuen die Zahl der Septa steige, kann bei der fragmentären Beschaf- fenheit der Fossilreste nicht bestimmt werden. Ohne Zweifel müssen auch Septa eines sechsten Cyelus zur Entwicklung gelangen, denn auf dem in einem tiefen Niveau gelegenen Querbruche des grössten Exemplares zählt man auf jeder Seite schon 24 dieke bis zur Axe reichende Septa, zwischen welche sich daher in höhe- rem Niveau noch eine grössere Anzahl jüngerer kürzerer Lamellen eingeschoben hat. In dem Tegel von Porzteich scheint F/. Suess? überhaupt die Stelle des Fl. Rorssyanum zu vertreten. Wurde bei Porzteich unweit Nikolsburg (Mähren) gefunden. 2. Fl. Roissyanum M. Edw. etH. (Taf. 4, Fig. 9—12; Taf. 5, Fig. 1, 2). M. Edwards et Haime, Ann. des se. nat. 3. ser. Tome 9, p. 268, Tab. Ss, Fig. 1. — Hist. nat. des corall. II, p- 86. In der Beschreibung des Fl intermedium M. Edw., Fl. awxieula Micht. sp. und Fl. Roissyanum M. Edw. et H. scheint grosse Verwirrung zu herrschen. Wenigstens passt die von M. Edwards gegebene Beschrei- 29 * 228 A. E. Reuss. bung des ersteren‘), besonders das angeführte Verhältniss der Sternaxen (100: 266), keineswegs auf die eitirte Michelin’sche Figur, Tab. 9, Fig. 11c. Die Angabe würde eher auf Fig. 11a (F!. awweula nach M. Edw.) passen. Aber auch an italiänischen Originalexemplaren habe ich nie eine so grosse Differenz der Sternaxen gefunden. Überhaupt scheinen die gebotenen Beschreibungen nur nach wenig zahlreichen Exemplaren entworfen zu sein, denn sie passen nur auf sehr wenige Individuen vollständig, was bei der ungemeinen grossen Verän- derlichkeit der in Rede stehenden Arten um so leichter begreiflich ist. Den Wiener Formen entspricht noch am meisten die Beschreibung von Fl. Rorssyanum M. Edw. et H., mit welehem ich dieselben daher auch vereinige, obwohl es nicht ganz an Abweichungen fehlt. Dieselben dürften aber wohl grösstentheils aus der bisher zu wenig gewürdigten Veränderlichkeit mancher Kennzeichen zu erklären sein, wie z.B. der wechselnden Beschaffenheit der primären Aussenrippen u.s.w. Vielleicht wird es sich in der Folge sogar herausstellen, dass F7. Rorssyanum und azzeula in eine, freilich sehr formenreiche Species zu vereinigen sind. Der Polypenstock ist sehr wandelbar in der Grösse und in allen übrigen Verhältnissen. Die Höhe wech- selt von 20 bis zu 49:5 Millim. Ihr Verhältniss zu den Querdurchmessern ergibt sich am besten aus nach- stehenden Abmessungen einiger vollständiger Exemplare. Queraxe I A985 37 27 Millim. Re 37 DANS, I* 30 3 Base INIE- 0.0.99 31 a Vale. 12 19 1OJCE Übrigens ist das Gehäuse keilförmig, mehr weniger zusammengedrückt, mit gewölbten Seitenflächen und zugespitztem unteren Ende. Die gekielten Seitenränder sind mit stark zusammengedrückten Kämmen besetzt, die bald nur klein, zahnartig sind, bald grösser und sehr ungleieh, bald wieder sehr gross, in der unteren Hälfte des Randes sich lappenartig ausbreitend. Dadurch wechselt auch der Basalwinkel des Poly- penstockes beträchtlich. Im ersten Falle ist er kleiner als 90°, bisweilen selbst bedeutend kleiner, im letz- ten wird er stumpf, manchmal sehr stumpf. Auf den Seitenflächen ragen in der Regel die primären und ein Theil der seeundären Rippen (auf jeder Seite 59) in wechselndem Grade hervor. Wo sie am meisten ausgesprochen sind, erheben sich die primä- ren Rippen, gleich den seitlichen, in ziemlich hohe scharfe ungleiche Kämme. In den meisten Fällen werden sie jedoch nur durch die darüber verlaufenden starken, sehr ungleichen Anwachsringe stellenweise stark knotig, während sie sich in anderen Fällen wieder sehr verflachen. Ja mitunter sieht man auf jeder Seiten- fläche überhaupt nur die zwei Primärrippen sich schwach erheben. Zwischen diese Rippen sind gedrängte nur durch vertiefte Linien gesonderte Rippenstreifen einge- schoben. Alle werden durch wellenförmig, seltener im Ziekzack gebogene, sehr ungleiche Anwachsstreifen durchkreuzt. Die Sternzelle ist mehr weniger breit-elliptisch, an den Enden der längeren Axe etwas winklig und tief. Die näheren Verhältnisse ihres Umrisses ergeben sich aus den früher angeführten Abmessungen. Nie beob- achtete ich aber das von M. Edwards für Fl. Rorssyanıum angegebene Verhältniss 1:2. Die Endpunkte der längeren Axe liegen nur wenig tiefer als jene der kürzeren. An ausgewachsenen Exemplaren beobachtet man fünf vollständige Cyelen von im Allgemeinen sehr dünnen Septis. Jene der ersten drei Cyelen sind an älteren Individuen gleich entwickelt und bilden gleich- sam 24 Systeme, deren jedes drei Lamellen umschliesst. An jüngeren Exemplaren findet man jedoch die 1) Hist. nat. des corall. III, p.’81. — Ann. des sc. nat. 3. ser. IX, p. 262. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 229 mannigfachsten Verschiedenheiten und die Zahl der Septallamellen sinkt bisweilen auf 50—52 herab. Sie sind auf den Seitenflächen mit entfernten spitzigen Höckerchen besetzt, welche sich in wenig regelmässige bogenförmige Reihen ordnen. Die Centralgrube des Sternes ist enge und sehr tief. Die Septa sind an ihrem senkrecht abgeschnit- tenen inneren Rande in grosser Ausdehnung frei. Erst in beträchtlicher Tiefe verbinden sie sieh durch kurze dieke Trabekeln zu einer rudimentären parietalen Axe. Der innere Septalrand bietet sehr auffallende Verschiedenheiten dar. Manchmal ist*“er kaum oder nur wenig verdickt und nur mit wenigen sehr kleinen Höckern besetzt oder schwach wellenförmig gebogen. An anderen Exemplaren ist dagegen der Innenrand stark verdiekt und bildet eine schmale senkrechte Fläche, die durch grosse, abwechselnd auf der rechten und linken Seite stehende Höcker stark gekerbt, gleichsam wellenförmig gebogen erscheint. Man wäre sehr geneigt, diese Charactere für Speciesunterschiede anzusehen, wenn man nicht zahlreiche, die genannten Extreme verbindende Zwischenglieder fände. Demnach bleibt nichts übrig, als die gesamte Fülle differenter Formen vorläufig in einer Species zusammenzufassen, um so mehr, als die Unterschiede in den Septis keineswegs immer mit den Differenzen im Basalwinkel und den Seitenrändern des Polypenstockes gleichen Schritt halten. "Die Speeies kömmt in zahlreichen Exemplaren vor bei Baden, Möllersdorf, Vöslau, Grinzing, so wie bei Steinabrunn in Mähren. Der Tegel von Porzteich bei Nikolsburg beherbergt zahlreiche kleine Exemplare, die ich nur für Jugendexemplare von Fl. Rozssyanum ansehen kann. Auffallend ist es nur, dass mir nie eine ausgewachsene Schale von daher zu Gesichte kam. F. Römer, welcher die Badner Exemplare ebenfalls zu Fl. Roissyanum rechnet, führt die Species auch von Zabrze in Oberschlesien aus miocänen Schichten an '). M. Edwards nennt Dax, wenn auch zweifelhaft, als Fundort. 3. Fl. multieostatum nov. sp. (Taf. 5, Fig. 3). Mir liegt nur ein leider am Kelehrande nicht vollständig erhaltenes Exemplar vor von 54Millim. Höhe bei etwa 67 Millim. grösster Breite. Das Gehäuse ist stark zusammengedrückt, keilförmig, am unteren Ende zu- gespitzt. Die kantigen Seitenränder sind in ihrer ganzen Ausdehnung mit grossen ungleichen kammartigen Anhängen besetzt. Auf jeder Seitenfläche springen 11 Rippen stark hervor, besonders die zwei primären, durch welche jede Fläche in drei ziemlich gleiche Theile zerlegt wird, deren jeder drei Rippen trägt. Alle Rippen, besonders aber wieder die zwei vorgenannten, sind durch winklig gebrochene, zum Theile sehr starke Anwachsfurchen in ungleiche mehr weniger vorragende kammartige Höcker zerschnitten. In den Zwi- schenräumen der Rippen nimmt man noch flache Radialstreifen wahr. Der langgezogene Stern misst beiläufig 67 Millim. in der Länge bei 23—24 Millim. grösster Breite. Sechs vollständige Cyelen von Septallamellen (94), von denen 24 am dicksten sind, am inneren Ende stark anschwellen und durch kurze dicke Trabekeln mit den benachbarten und gegenüber liegenden verschmel- zen, wodurch zur Entstehung einer sehr grob spongiösen falschen Axe Gelegenheit geboten wird. Es wird dadurch zugleich der gesamte Septalapparat gleichsam in 24 gleiche Systeme zu je drei Lamellen getrennt, deren mittlere zwar auch die Länge der Hauptsepta erreichen und sich mit ihnen verbinden, aber viel dünner sind und sich auch am inneren Ende nicht so sehr verdicken. Die seitlichen Septa dagegen sind sehr kurz und dünn. Bisweilen fehlen einige Lamellen des sechsten Cyelus, so dass manche der erwähnten 24 Systeme nur zwei Septa umschliessen. Die auf den Seitenflächen sämtlicher Septa befindliehen Höckerchen stehen sehr entfernt und bleiben sehr klein. Die hier beschriebene Species verräth wohl grosse Ähnlichkeit mit Fl. Rorssyanum M. Edw. et H.?), unterscheidet sich aber durch die weit beträchtlichere Grösse, den kleineren Basalwinkel, die zahlreicheren 1) F. Römer, Geologie von Oberschlesien. 1870, p. 376. 2) Ann. des sc. nat. 3. ser. Tome IX, p. 268, Tab. 8, Fig. 1. — Hist. nat. des corall. II, p. 86. 230 A. E. Reuss. kammtragenden Seitenrippen , den mehr zusammengedrückten Stern und sechs vollständige Septal- eyclen. Das beschriebene Exemplar stammt von Lapugy in Siebenbürgen. 4. Fl. sieiliense M. Edw. et H.? (Taf. 5, Fig. 4, 5). M. Edwards et Haime, Ann. des se. nat. 3. ser. Tome IX, p. 267. — Hist. nat. des corall. II, p. 83.— Seguenza Disquis. pal&ont. int. ai corall. foss. del distr. di Mess. p. 88, Tab. 10, Fig. 5. Ich habe unsere nicht häufig im Tegel von Möllersdorf bei Wien vorkommende Species mit dem Fl. sz- cihiense aus dem Pliocän von Palermo nur vorläufig und mit Zögern vereinigt, weil sie trotz ihrer Ähnlich- keit in einigen Merkmalen davon abweicht. In den wichtigsten Kennzeichen findet jedoch Übereinstimmung Statt, und es ist möglich, dass bei Untersuchung einer grösseren Anzahl sieilianischer Exemplare die beste- henden Differenzen als unwesentlich und blos graduell verschwinden werden. Einige vollständige Individuen ergaben nachstehende Dimensionen: Querdurchmesser Höhe grösserer kleinerer 1... ‚82, Waors- 97 Milim. ca 33 20,8 Ten 2 34 ee Es stimmen daher auch die Grössenverhältnisse mit jenen der sieilianischen Exemplare auffallend über- ein, nur scheinen diese beträchtlich mehr zusammengedrückt zu sein. Der Polypenstock ist verkehrt-kegelförmig, mässig zusammengedrückt, und läuft unten in eine Spitze aus, welche kaum eine Spur der ehemaligen Anheftungsstelle erkennen lässt. Die Seitenränder sind nur im unteren Theile mit kleinen kammartigen Lappen besetzt und stossen unter einem Winkel von etwa 90° zu- sammen. Nur selten steht am unteren Ende beiderseits ein grösserer dreieckiger Lappen, wodurch das- selbe stumpfwinklig wird. In der oberen Hälfte, ja bisweilen selbst in den oberen zwei Drittheilen der Seitenränder, die dort unter einem Winkel von etwa 50° nach unten eonvergiren, verschwinden die kamm- artigen Anhängsel ganz und die Ränder werden stumpfwinklig, ja sie runden sich selbst ab. Die Aussenwand ist mit gedrängten sehr schmalen und flachen, durch seichte vertiefte Linien geson- derten Rippenstreifen bedeckt. Auf den unteren zwei Drittheilen treten jedoch auf jeder Seitenfläche noch neun Rippen etwas stärker hervor. Besonders ist diess der Fall bei der vierten und sechsten Rippe — von einem Seitenrande an gezählt —, welche durch die ziemlich stark ausgesprochenen Epithekalringe etwas kno- tig werden. Der Sternkelch ist elliptisch; seine beiden Axen, welche in demselben Niveau liegen, verhalten sich wie 38:-5:27 = 142: 100. Die Septallamellen sind sehr dünn und auf den Seitenflächen nur mit sehr ver- einzelten und kleinen Körnern bedeckt. Ihr senkrechter Innenrand ist kaum verdickt und gebogen. Man zählt etwa 108 Septa, mithin fünf vollständige Cyelen, zu welchen noch Septa eines nur theilweise ausgebil- deten sechsten Cyelus hinzukommen. Jene der ersten drei Cyelen sind ziemlich gleichmässig entwickelt, so dass man 24 Systeme vor sich zu haben glaubt, deren jedes drei kleinere Septa einschliesst. Die Septa, die erst in einiger Tiefe beginnen, werden von dem Kelchrande ziemlich stark überragt. Von dem Al. sicrliense unterscheiden sich mithin unsere Exemplare hauptsächlich durch die geringere Compression des Gehäuses und durch das stärkere Hervortreten von neun Rippen auf jeder Seitenfläche, — Merkmale , die mir von keiner durchgreifenden Bedeutung zu sein scheinen. Sollten sie sich jedoch als beständig herausstellen, so müsste die Wiener Species davon gesondert werden. Von der anderen Seite nähert sie sich wieder manchen Formen von Fl. Roissyanum M. Edw. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 231 3. Astraeidea. Polypenstock meistens zusammengesetzt, selten einfach. Die Interseptalräume werden dureh zahlreiche Endothekallamellen unterabgetheilt, aber in verschiedenem Niveau, keine zusammenhängenden Querwände bildend. Die Septa vollständige Lamellen darstellend, deren Oberrand bald ganz, bald gezähnt ist, nie in ihrer ganzen Ausdehnung gefenstert. In den zusammengesetzten Polypenstöcken verbinden sich die einzel- nen Zellen entweder unmittelbar mittelst der stets undurchbohrten Aussenwand, oder durch Vermittlung der Rippen derselben, oder mittelbar durch eine zellige Exothek, die mitunter eine sehr beträchtliche Entwick- lung erlangt. Die Vermehrung erfolgt, abgesehen von der oviparen, durch Knospung bald näher, bald ent- fernter vom Kelch, oder durch Spaltung. a) Polypenstock einfach. Fortpflanzung nur ovipar. «) Trochosmilidea. Der freie Oberrand der Septa ganz, unzerschnitten. ß) Lithophylliacea. Der Oberrand der Septa zerschnitten und mit Zähnen oder Dornen bewehrt. Eithophyllia M. Edw. et H. Der mit breiter Anheftungsfläche versehene Polypenstock zeigt keine Epithek oder nur Spuren dersel- ben. Die ziemlich stark entwickelte Axe ist fein spongiös mit gekörnter flacher Oberseite. Die zahlreichen gedrängten starken Septa sind frei und tragen auf ihrem etwas schräg nach innen geneigten Oberrande starke dornige Sägezähne, die nach aussen hin an Grösse zunehmen, und sind auf den Seitenflächen sehr stark gekörnt. 1. L. ampla nov. sp. (Taf. 6, Fig. 2). - Ich hatte nur Gelegenheit, ein einziges, aber sehr schön erhaltenes Exemplar zu untersuchen , von 55 Millim. Höhe und 77 Millim. grösster Breite. Im obersten Theile steigen seine Wandungen beinahe senk- recht empor; weiter abwärts zieht sich der Polypenstock rasch zusammen zum stumpfen unteren Ende, so dass er eine beinahe halbkugelige Gestalt annimmt und mit verhältnissmässig nicht sehr grosser Fläche fest- gesessen sein muss. Die Aussenwand ist mit starken einfachen, durch wenig breitere Zwischenräume geschie- denen Längsrippen bedeckt, die in ihrem oberen Theile mit starken aufwärts gerichteten dornenartigen Höckern besetzt sind. Eine rudimentäre Epitbek spricht sich in einzelnen schmalen ringförmigen Streifen eines diinnen membranösen Überzuges aus. “ Der Zellenstern ist sehr breit-elliptisch; seine Queraxen verhalten sich wie 77:67 Millim. Fünf vollständige und ein nur theilweise in einzelnen Systemen entwickelter sechster Cyelus von Septal- lamellen (120). Von denselben reichen etwa zehn bis zurAxe und bleiben in ihrer gesamten Länge gleichdick. Die nächstfolgenden sind nur wenig kürzer und verdünnen sich nach innen mehr. Die jüngeren nehmen an Länge und Dicke allmälig mehr ab; die jüngsten sind nur am äusseren Ende etwas verdickt, werden aber nach innen bin bald sehr dünn. Der obere freie Rand der Septa ist in grobe dornenartige Zähne zerschnit- ten, die an den beiden Enden des Septums nur einen geringen Grössenunterschied zeigen. An den jüngsten Lamellen sind sie am schwächsten ausgebildet. Übrigens überragen die Septa den Kelchrand nur wenig, so dass der Zellenstern beinahe eine ebene, nur schwach gegen das Centrum abschüssige Fläche darstellt. Die Axenregion ist etwas eingesenkt, die Axe selbst nicht sehr entwickelt, spongiös mit ebener, unregelmässig fein-gekörnter Oberfläche. 1) os LV A. E. Reuss. Die Seitenflächen der Septa sind mit kleinen entfernten Körmern besetzt, die in unregelmässigen nach oben divergirenden Reihen stehen. Sehr selten im Tegel von Lapugy in Siebenbürgen. Syzygophyllia Reuss. Die Gattung hat mit Litkophyllia, Crrcophyllia und Montlivaltıa manche Kennzeichen gemeinschaftlich, unterscheidet sich aber von allen genügend. Der einfache Polypenstock besitzt eine breite Anheftungsfläche und wird von einer starken ringstreifigen Epithek umhüllt. Die mässig entwickelte Axe ist auf der Oberseite körnig. Der Oberrand der stark überragenden Septa ist in grobe Sägezähne zerschnitten. Die jüngeren Septa krümmen sich mit ihrem inneren Ende gegen die älteren und verschmelzen damit. Die Gattung unterscheidet sich daher von Lithophyllia und Circophyllia durch die Gegenwart der Epi- thek,, von letzterer und von Montlivaltia durch die Zähnung des oberen Septalrandes,, von Montlivaltia überdies durch das Vorhandensein der Axe; von allen endlich durch das Verschmelzen der jüngeren Septa mit den älteren. 1. S. brevis Reuss (Taf. 5, Fig. 6—9). Reuss, Die marinen Tertiärschichten Böhmens und ihre Verstein. p. 12, Taf. 1, Fig. 11, 12; Taf. 2, Fig. 1. Das Gehäuse ist beinahe eylindrisch, und zieht sich unten rasch etwas zusammen, scheint aber mit breiter Basis festgesessen zu sein. Bisweilen ist es stellenweise stark kreisförmig eingeschnürt. Die Aus- senwand ist von einer nicht selten vollständigen, starken, ringstreifigen Epithek verhüllt. Nur hin und wie- der, besonders am oberen Ende kommen die schmalen Längsrippen zum Vorschein, welche mit einer Reihe grober, etwas aufwärts gerichteter Zähne besetzt sind. Der Stern ist nur im Axencentrum etwas stärker vertieft, kreisrund. Die Axe wenig entwickelt, spon- giös, auf der Oberseite gekörnt. An den kleinsten Exemplaren zählt man nur vier vollständige Septaleycla. An den älteren ist eine grössere oder geringere Anzahl von Lamellen des fünften Cyelus (76—90) entwickelt. An den grössten Exemplaren steigt die Zahl der Septa dureh die beginnende Ausbildung eines sechsten Cyelus bis auf 108. Die ‘primären und secundären Septa sind am dicksten und in ihrer gesamten Ausdehnung gleich dick. Die tertiären Lamellen erscheinen zwar dünner, setzen aber noch bis zur Axe fort. Die folgenden nehmen an Länge und Dicke beträchtlich ab. Aber stets krümmen sich die jüngeren mit ihrem inneren Ende gegen die älteren und verschmelzen damit. Auf diese Weise verbinden sich die Septa des fünften Oyelus mit jenen des vierten, letztere wieder mit jenen des dritten Cyelus, so dass man in centrifugaler Richtung eine regel- mässige Verzweigung vor sich zu haben meint. Der obere freie Rand der Septa ist in grosse dieke Sägezähne zerschnitten, die nach aussen hin deut- lich an Grösse zunehmen. Am stärksten entwickelt sind sie an den primären und seeundären Septallamellen, welche hoch über den Kelehrand enporragen und zugleich stark nach innen hin gegen die Axe abfallen. An den jüngeren Septis bleibt die Entwieklung der Zähne mehr zurück. Die Seitenflächen der Septallamellen werden durch zahlreiche dünne sehr flach bogenförmige Endothe- callamellen verbunden, die ein grossblasiges Maschenwerk bilden. Nebstdem tragen sie zerstreute kleine körnerartige Höckerehen. Auf einem Querbruche des Polypenstockes sieht man die Endotheealzellen ziem- lich regelmässige eoncentrische Reihen bilden. Überdies werden die Septa der jüngsten Cyelen von zahl- reichen ziemlich grossen und ungleichen, runden und elliptischen Löchern durchbrochen. Sehr selten im Tegel von Rudelsdorf in Böhmen ; häufiger und grösser in jenem von Lapugy in Sieben- bürgen. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 2a 6b) Polypenstock ästig. (Ramosa.) Polypenstock baumförmig. oder rasenförmig-ästig. Die einfachen oder reihenförmigen Sternzellen blei- ben seitlich stets frei. Die Vermehrung geschieht durch Spaltung oder seitliche Knospenbildung. a) Eupkyllidea. Vermehrung durch Spaltung; der obere freie Rand der Septa unzerschnitten. ß) Calamophyllidea. Vermehrung dureh Spaltung; der obere Septalrand in Zähne oder Domen zerschnitten. y) Cladocoridea. Vermehrung durch seitliche Knospen, welche mehr oder weniger frei bleiben. Der Polypenstock daher meistens rasenförmig-ästig, selten etwas blattförmig. Gladocora Ehrb. pro p. Polypenstock rasen- oder baumförmig-ästig, mit freien verlängerten walzigen Asten. Aussenwand ein- fach gerippt mit unvollkommener Epithek, die sich bisweilen manchettenförmig von einem Stämmehen zum anderen erstreckt. Die Axe papillös. Kronenblättcehen vor allen Septis mit Ausnahme des letzten Cyelus. - 1. Cl. Prevostana M. Edw. et H. (Taf. 19, Fig. 7). M. Edwards etH. Hist. nat. des corall. II, p. 597. C1. eaespitosa Bronn, Lethaea geögn. 3. Aufl. III, p. 299, Tab. 36, Fig. 6 (exelus. synon.). Bei Steinabrunn in Österreich kommen seltene Bruchstücke kleiner Stämmehen vor, die der oben genann- ten Species am nächsten stehen, wenn es gleich an einzelnen Abweichungen nicht fehlt. Die scharfe Unter- scheidung der in die Gruppe der 07. caespitosa L. sp. gehörigen Cladocora-Arten unterliegt überhaupt nicht geringen Schwierigkeiten, die einerseits in ihrer grossen Ähnlichkeit, anderseits in ihrer Veränderlichkeit wurzeln. Der Umstand, dass mir von der hier besprochenen Art nur wenige Fragmente vorliegen, erschwert die Entscheidung noch wesentlich, so dass die vorgenommene Identification immerhin noch zweifelhaft bleibt. Die Stämmehen sind drehrund, etwa 5 Millim. dick, mit etwa 48 ziemlich scharfen, sehr ungleichen, abwechselnd höheren, stark und regellos gekörnten Längsrippehen bedeckt und geben unter rechtem Win- kel vereinzelte kurze Ästehen ab. Der gewöhnlich etwas zusammengezogene Stern ist kreisrund, ziemlich tief. 44—48 gedrängte, auf den Seitenflächen mit starken spitzigen Höckerchen besetzte Septa, von denen die primären und seeundären gleich entwickelt sind. Es entstehen dadurch anscheinend zwölf Systeme, von denen die meisten drei jüngere Lamellen (die quartären sehr kurz) umschliessen. Nur in 2—3 Systemen pflegen die Septa des vierten Cyelus zu fehlen. Dieselben sind übrigens gewöhnlich etwas gegen die tertiä- ren gekrümmt. Die ziemlich reichlich entwickelte Axe papillös, aus eekigen Körnern bestehend, die nach aussen hin etwas an Grösse zunehmen. Vor allen Septalblättern, mit Ausnahme des letzten Cyelus, stehen Kronenblättchen, welche, ebenfalls eckige Körner darstellend, von den Axenpapillen sich höchstens durch ihre nur wenig beträchtlichere Grösse unterscheiden. Die tertiären sind etwas weiter nach aussen gerückt, als die übrigen. E Von M. Edwards werden Castellarquato und Sieilien als Fundorte angegeben. Seguenza thut ihrer jedoch keine Erwähnung. 2. Cl. Reussi From. (Taf. 18, Fig. 5—8; Taf. 21, Fig. 11). Fromentel, Introduct. ä l’e&tude des polyp. foss. p. 150, nr. 10. — Seguenza l.c. p. 116, Taf. 13, Fig. 5 a, 5.? C7. caespitosa Reuss in Haidinger’s Naturw. Abhandl. II, p. 20, Taf. 3, Fig. 6, 7 (non Fig. 8). Die Species, von welcher stets nur kleine Bruchstücke des niedrig-rasenförmigen Polypenstockes vor- liegen, wurde von mir früher irriger Weise mit 07. caesprtosa L. sp. zusammengeworfen. Von den Stämm- chen entspringen in verschiedenem Niveau stets nur wenige und vereinzelte Äste, welche bald sehr kurz Denkschriften der mathem.-naturw. Cl). XXXI. Bd. 30 24 ARE TReNIS.S: bleiben, bald sich etwas mehr verlängern. Der Ursprungswinkel ist gewöhnlich von 90° wenig verschieden; seltener ist er gerade ein rechter. Der Querdurchmesser übersteigt 4 Millim. nicht. Die kreisrunden Sternzellen sind mässig tief; die papillöse Axe wenig entwickelt. Drei vollständige Cyelen von Septallamellen'), von welchen die sechs primären stärker entwickelt hervortreten. Die viel kür- zeren und dünneren tertiären biegen sich bisweilen gegen die seceundären. Alle Septa sind auf den Seiten- flächen mit starken spitzigen Höckerchen besetzt. Die Kronenblättehen sind ungleich, nicht sehr breit, eben- falls stark höckerig. Sie sind am stärksten. bisweilen sogar allein vor den secundären Septis entwickelt. Die Aussenwand der Stämmehen trägt 24 stark und regellos gekörnte Längsrippehen, die in ihrem oberen Theile scharf, beinahe kammförmig hervortreten, gewöhnlich abwechselnd stärker. Nach unten hin werden die Rippchen gleichstark und verflachen sich beinahe gänzlich. Die Species könnte mit (07. Mechelottü M. Edw. et H.°) identisch sein; jedoch wage ich keinen bestimmten Ausspruch, da mir keine Originalexemplare von Tortona zu Gebote stehen und die von M. Edwards gegebene Beschreibung unzureichend ist. Die italiänische Species scheint überdies grösser zu sein. ö In Seguenza’s Abbildung, wenn sie überhaupt unserer Species angehört, sind die Septa viel zu gleiehmässig, die Rippen zu wenig scharf dargestellt. Fundorte. Nussdorf, Gainfahren, Wimpassing, Steinabrunn; Muschelberg, Nikolsburg (Mähren) ; Wurzing (Steiermark); Dios Jenye (Ungarn). — Seguenza führt die Species als eine seltene Erscheinung in den Miocänmergeln von Rometta an. 3. Cl. depauperata nov. sp. (Taf. 17, Fig. 8; Taf. 18, Fig. 1). Über die Gesamtform des Polypenstockes kann keine bestimmte Auskunft gegeben werden, da mir nur kleine Bruchstücke 3—3-5 Millim. dieker Stämmcehen zu Gebote stehen, aus denen vereinzelte sehr kurze Tochterzellen unter fast rechtem Winkel hervorsprossen. Die Aussenwand trägt zwölf niedrige, aber scharfkantige Rippen, zwischen welche sich nicht selten noch je eine niedrigere, weniger scharfe einschiebt. Im unteren Theile der Stämmehen verschwinden jedoch sämtliche Rippen und man sieht dann die Oberfläche nur mit gedrängten, äusserst zarten Körnchen bedeckt. Die kreisrunden, etwa 3 Millim. im Durchmesser haltenden Sterne sind mässig tief. Die gekörnte Axe ist nur wenig entwickelt. Zwölf gleichmässig entwickelte, den Sternrand wenig überragende Septa mit scharf gezähntem Oberrande und nicht zahlreichen, aber sehr spitzigen Höckerehen auf den Seitenflächen. Hin und wieder sind dazwischen sehr rudimentäre Septa eines dritten Cyelus wahrnehmbar, die sich nur als schwache Leistchen darstellen. Die Kronenblättehen erscheinen als eckige Körner, welche sich nur durch etwas beträchtlichere Grösse von den Axenkörnern unterscheiden. Fundort: Porzteich bei Nikolsburg (Mähren). Stylocora Reuss. Die Gattung schliesst sich zunächst an Plewrocora an und nähert sich in mancher Beziehung auch jenen Oeuliniden,, welche M. Edwards wegen ihrer Verwandtschaft mit den Astraeiden früher mit dem Namen Pseudoculiniden belegte. Der Polypenstock ist unregelmässig verästelt mit freien Ästen. Die runden Zellen- sterne zeigen, wenn sie wohlerhalten sind, eine centrale Axenpapille, keine Kronenblättehen und ungleiche gezähnelte und mit Höckerchen besetzte Septa, die zum Theile den Sternrand hoch überragen. Im Innern beobachtet man nur eine spärliche lamelläre Endothek. 1) Weshalb Fromentel die Species in die Gruppe mit nur zwei Septaleyelen versehener Cladocoren versetzt, ist nicht wohl einzusehen, da ich ihre Zahl doch ausdrücklich auf 24 bestimmte. 2, M. Edwards etH. Hist. nat. des Corall. p. 600. — Lithodendron fleruosum Michelin l.ce. p. 49, Tab. 10, Fig. 2. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 235 1. St. ezilis nov. sp. (Taf. 8, Fig. 4—7). Bruchstücke kleiner 3-5—4 Millim. dieker Stämmchen,, die sich nur wenig und unregelmässig ver- ästeln. Die verlängerten, nur wenig dünneren Ästchen entspringen unter einem Winkel, der nur wenig kleiner ist als 90°. Der obere Theil der Stämmchen und die Äste sind mit Längsrippen bedeckt, deren ab- wechselnde (20) in der Nähe der Sterne scharf und kammförmig hervortreten. Zwischen denselben liegt noch je eine viel niedrigere Rippe. Nach abwärts verflachen sie sich allmälig und verschwinden endlich ganz. Die Oberfläche ist überall mit scharfen, regellos gedrängten Körnchen bedeckt. In den meisten Fällen erscheinen jedoch die Stämmehen in Folge von Abreibung glatt ohne Rippen und Körner. Die kreisrunden kleinen Sterne sind ziemlich tief und zeigen drei vollständige Septaleyelen. Die sechs primären Septa sind stark entwickelt und überragen den Sternrand hoch. In der Nähe der Axe verdicken sie sich zu einer kleinen regellos körnigen Anschwellung, die einige Ähnlichkeit mit einem Kronenblättchen besitzt. Sie gibt sich aber nur als ein Randfortsatz des Septums zu erkennen und ist von demselben auch nicht durch den kleinsten Einschnitt geschieden. In tieferen Querschnitten der Zellenröhren beobachtet man nur zwölf, ja in noch tieferem Niveau nur sechs Septallamellen. Der obere Septalrand ist fein gezähnt, während die Seitenflächen nur wenig zahlreiche, in aufsteigenden Reihen stehende Körnchen darbieten, die in der Nähe des Randes spitzig sind und am meisten vorragen, nach unten hin aber immer niedriger werden und im untersten Theile der Stämmechen gänzlich verschwinden, so dass dort die Septalflächen glatt er- scheinen. Das obere Ende der Axe endigt in einem kleinen etwas unrege!mässigen Knötehen. In tiefer gelege- nen Durehschnitten tritt jedoch die Axe weniger deutlich hervor und man sieht die sechs Septa im Centrum einfach verbunden. Die Endothek ist nur sehr spärlich entwickelt und bildet weit abstehende, sehr dünne, fast horizontale oder nur wenig geneigte Lamellen. Fundorte: Grund, Garschenthal; Niederleis, Lissitz (Mähren). c) Maeandrinidea. Die Sternzellen fliessen immer zu Reihen zusammen, welche entweder unmittelbar mit ihren Wandun- gen, oder mittelst ihrer Rippen oder einer zelligen Exothek mit einander bis zu ihrem oberen Rande oder beinahe bis zu demselben verwachsen sind zu einem convexen massiven oder kreiseliörmigen Polypenstock. Der obere Septalrand ist gezähnt. Die Vermehrung geschieht durch Spaltung. Mycetophyllia M. Edw. et H. Polypenstock massiv, convex oder kreiselförmig. festsitzend. Die Zellenreihen mit ihren sehr dünnen Wandungen vollständig verwachsen. Die Thäler seicht; die Sterne deutlich gesondert, ohne oder mit rudi- mentärer Axe und mit wenig zahlreichen stark gezähnten Septallamellen. Die bläschenförmige Endothek reichlich entwickelt. Die Unterseite des Polypenstockes gelappt, dornig, mit sehr rudimentärer Epithek. 1. M. horrida Reuss (Taf. 6, Fig. 5; Taf. 7, Fig. 1). Reuss, Die mar. Tertiärschicht. Böhmens u. ihre Verstein. p. 13, Taf. 2, Fig. ı, 2 Von dieser Species, welche in die Gruppe der Mycetophylliae superfieiales M. Edw. gehört, standen mir zur Untersuchung nur Bruchstücke zu Gebote. Es lassen dieselben jedoch erkennen, dass der Polypen- stock niedrig, mit kurzem ziemlich dünnem Stiele aufgewachsen, am peripherischen Rande gelappt, auf der Oberseite flach oder gegen die Mitte hin seicht vertieft gewesen sei. Die gelappte Aussenwand, welche nur einzelne Ringe einer partiellen querrunzeligen Epithek dar- bietet, ist mit schmalen scharfen Rippen bedeckt, die besonders gegen den Rand hin grosse, etwas aufwärts gerichtete dornige Zähne tragen und durch doppelt breitere tiefe Zwischenfurchen gesondert werden. 30 # 236 A. E. Reuss. Die oberflächlichen Sternreihen sind seitlich fest verschmolzen. Die entfernt stehenden kaum vertieften Sterne sind deutlich erkennbar; die seieht eingedrückte Axe derselben spongiös, aber meistens sehr wenig entwickelt. Die Septallamellen (12—18) gehören zwei vollständigen Cyelen und in den grösseren Sternen noch einem dritten unvollständigen Cyelus an. Dicke wechseln mit sehr dünnen ab. Die seitlichen Septa eines jeden Sternes biegen sich sehr rasch um und verlaufen dann in ziemlich paralleler Richtung mit den übrigen centrifugal zum Rande des Polypenstockes. Der obere freie Rand der diekeren Lamellen ist mit starken Sägezähnen bewehrt, von welchen die nach aussen gelegenen die stärksten sind. Überdies ist seine Ober- fläche mit sehr kleinen spitzigen Höckerchen dicht übersäet. Ähnliche weniger hervorragende und in unregelmässige kurze Querreihen zusammengedrängte Körner bedeeken die Seitenflächen sämtlicher Septa, welche durch gedrängte dünne, flach bogenförmige Endothecal- lamellen mit einander verbunden werden. Überdiess sind sie in ihrem inneren Theile hin und wieder von rundlichen Löchern durchbrochen. Sehr selten im Tegel von Rudelsdorf in Böhmen. d) Conglobata. Die Polypenzellen mittelst ihrer Wandungen, ihrer Rippen oder eines zelligen Exothecalgewebes voll- ständig verwachsen zu einem massiven knolligen, selten lappig-ästigen Polypenstock. Vermehrung meist durch Knospung, seltener durch Spaltung. 2) Stylinacea. Vermehrung durch Knospung. Die Individuen bleiben entweder seitlich gesondert oder verbinden sich nur unvollständig, oder sie sind unmittelbar durch ihre Wandungen und Rippen, oder mittelbar durch ein Perithecaleönenchym vollständig verschmolzen. Der obere Septalrand ist ganz, unzerschnitten. Astrocoenia M. Edw. et H.'). Polypenstock knollig oder kurz-ästig; die Sterne der unmittelbar mit den Wandungen verwachsenen Zellenröhren dicht an einander liegend, polygonal; ihre Ränder einfach, ohne säulenförmige Hervorragun- gen. Axe griffelförmig, wenig vorragend. Keine Kronenblättchen. Die Septa nach dem 6-, 8- oder 10zähli- gen Typus ausgebildet. 1. A. ormata Mchti. sp. (Taf. 13, Fig. 4). M. Edwards et Haime, Hist. nat. des corall. II, p. 257. Porites ornata Michelotti, Spec. zooph. diluv. p. 172, Tab. 6, Fig. 3. Astraea ornata Michelin |.c. p. 63, Tab. 13, Fig. 4. Asiraea pachyphylla Reuss, Die foss. Korall. d. Wiener Tertiärbeck. p. 23, Taf. 4, Fig. 9. Sie gehört in die Gruppe der Astrocoeniae decaphyllae. Die vorliegenden sehr kleinen, kaum 8 Millim. hohen conischen oder kreiselförmigen Knollen sind auf der Unterseite mit einer starken concentrisch gestreiften Epithek überzogen. Die nicht mehr als 1 Millim. grossen Sterne sind undeutlich polygonal, wenig vertieft und durch mässig breite kantige Zwischenwände gesondert, welche mit groben unregelmässig ecki- gen Höckern besetzt sind. Die griffelförmige Axe endet oben in einen verhältnissmässig dieken eonischen Knopf, der zuweilen etwas zusammengedrückt ist. Zehn gleich entwickelte, ziemlich dicke Septallamellen (der erste und vier !, Nach meinen Beobachtungen, welche von Fromentel (l. c. p. 232) bestätigt werden, ist der Oberrand der Septa wenigstens bei manchen Arten nicht ganz, sondern gezähnt. Dieselben müssen daher aus der Familie der Stylina- ceen entfernt und den Astraeaceen einverleibt werden. Hier habe ich jedoch Astrocoenia vorläufig noch bei den Sty- linaceen stehen gelassen, Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeüäns. 237 Septa des zweiten Cyelus), am freien Rand fein gezähnelt und an den Seitenflächen mit kleinen spitzigen Höckerchen besetzt. Sehr selten im Tegel von Rudelsdorf m Böhmen. Von den Turiner Exemplaren unterscheidet sie sich nur durch geringere Dimensionen, was wohl nur auf locale Verhältnisse zurückzuführen ist. Stylina Lam. In dem knolligen oder ästigen Polypenstocke sind die Zellenröhren mittelst ihrer Rippen und einer sehr reich entwickelten Exothek verbunden; die Sterne rund und von einander entfernt. Die Axe vorspringend, griffelförmig. Die wenig zahlreichen Sterne nach dem 6-, 8- oder 10zähligen Typus entwickelt. 1. ?St. inopinata nov. sp. (Taf. 7, Fig. 5). Ich vereinige diese miocäne Species nur mit Zögern mit der Gattung Stylna, deren Arten bisher nur in Schichten der Seeundärperiode angetroffen worden sind. Sie stimmt in der Anordnung der Zellenröhren, in der griffelförmigen Axe und in der Zahl der Septa damit überein. Auch der Rand der letzteren scheint un- gezähnt zu sein, obwohl dieses Merkmal nicht mit der wünschenswerthen Sicherheit wahrzunehmen ist. Jedenfalls müsste ihre Zähnung, wenn sie vorhanden wäre, eine sehr schwache und ungleiche sein, was mit Stylastraea From.') nicht wohl stimmen würde. Auch gehören die zwei bekannten Arten dieser Gattung ebenfalls den älteren Secundärschichten an. Von Astrocoenia, mit welcher sich eine schwache Zähnung der Septa vereinbaren liesse und mit der auch die Beschaffenheit der Axe wohl im Einklange stünde, unterscheidet sich unsere Species schon da- dureh, dass die Zellenröhren nicht unmittelbar mit ihren Wandungen an einander liegen, sondern mittelbar durch ihre Längsrippen und durch ein zelliges Cönenchym mit einander in Verbindung stehen, dessen dünne fast horizontale Lamellen einander sehr genähert sind. Die Sterne sind bis 4 Millim. gross, kreisrund, wenig von einander abstehend, schwach vertieft und ragen in verschiedenen Grade, aber nie beträchtlich über die Umgebung vor. Ihre Aussenseite trägt 24 fast gleiche, niedrige, fein gekörnte Längsrippehen, die im Grunde der die Sterne trennenden Zwischenrinnen mit jenen der Nachbarsterne winklig zusammenstossen. Die Axe wird durch ein ziemlich diekes gewundenes Stäbchen gebildet, das oben in einen dicken un- gleich höckerigen Knopf endigt, der sieh nur wenig über den Grund des Sternes erhebt. Drei vollständige Cyelen sehr ungleicher Septa; nur in den grössten Sternen beobachtet man in einem Systeme zwei Lamellen eines vierten Cyclus. Schon dem flüchtigsten Blicke fallen die primären Septa, welche sich mit der Axe verbinden, durch ihre Dieke auf. Sie sind gleich den übrigen auf ihren Seiten- flächen mit verhältnissmässig grossen spitzigen Höckern besetzt, die am inneren Ende der Septa an Grösse zunehmen, so dass dasselbe, von oben betrachtet, verdickt erscheint. Die primären Septa ragen überdies mit ihrem bogenförmigen Oberrande mässig über den Sternrand hervor. Die Lamellen des dritten Cyelus sind kurz und dünn. Die Endotheeallamellen sind sehr dünn, wenig geneigt, etwas unregelmässig ästig. Sehr selten bei Nagy Maros im Neograder Comitate (Ungarn). ß) Faviacea. Sie unterscheiden sich von den echten Astraeaceen, mit welchen sie in der Form des Polypenstockes übereinkommen, durch ihre Vermehrung mittelst Spaltung. Die jungen Zellen individualisiren sich rasch, bleiben aber bis zum oberen Ende mit den übrigen in regelloser Gruppirung verbunden. Favia Oken (pars). Die Zellenröhren sind durch ihre mehr weniger entwickelten Rippen und eine zellige Exothek verbun- den; nur das obere Ende ragt mit freiem Rande hervor. Die oft verzerrten Sterne zeigen eine zellige Axe. !) Fromentel, Introduction & l’etude des polyp. foss. p. 223. 238 A en 35: Die innersten Zähne des Septalrandes sind oft besonders gross und sehen Kronenblättehen bisweilen täu- schend ähnlich. Die Endothecallamellen sind stark entwickelt. 1. F. magnifica nov. sp. (Taf. 11, Fig. 13). Bis einen halben Fuss grosse Knollen mit beinahe halbkugeliger Oberfläche. Die bis 7:5 Millim. grossen, selten kreisrunden , meistens etwas deformirten Zellensterne stehen einander nahe — höchstens 5-25 Mil- lim. entfernt — und ragen als niedrige stark abgestutzte Kegel 3—4 Millim. über die Oberfläche hervor. Bisweilen stehen zwei Sterne dicht neben einander und nicht gar selten sieht man einzelne stark verlängert und in deutlicher Spaltung begriffen. Die Aussenwand der Sternkegel ist mit 13—24 schmalen, scharfen, am Rande mit einer Reihe starker Zahnhöcker besetzten Rippen geziert, zwischen deren zwei sich oft eine viel niedrigere, aber breitere Zwi- schenrippe einschiebt. Sie stossen mit den Rippen der Nachbarsterne winklig zusammen. Die wenig tiefen, ziemlich scharf umrandeten grösseren Sternzellen besitzen 15—24 Septallamellen. Der dritte Oyelus ist jedoch nur selten — in den grössten Sternen — ausgebildet. In den kleineren jünge- ren ist die Zahl der Septa noch geringer, als früher angegeben wurde. Doch bemerkt man nicht selten zwi- schen ihnen erhabene Streifen darstellende Rudimente jüngerer Septa, die offenbar einen beginnenden vierten Cyclus andeuten. Im Allgemeinen sind die Septallamellen dünn und verdicken sich nur nach aussen etwas. Die ersten beiden Cyelen sind beinahe gleichmässig entwickelt; nur die Septa des dritten Cyelus pflegen dünner und besonders viel kürzer zu sein. Alle Septa sind am freien Rande gezähnt und auf den Seitenflächen sehr zart und entfernt gezähnt. Der Öberrand ist zwar an den meisten Lamellen beschädigt, doch hat man an manchen Gelegenheit, in der Nähe der Axe einen etwas grösseren lappenartigen Zahn zu beobachten, der den täuschenden Eindruck eines Kronenblättchens hervorbringt. Zugleich werden die Septa in der Nähe der Axe von einzelnen grösseren und kleineren Löchern durehbohrt. Die einzelnen Zellenröhren sind vermittelst ihrer blattartigen Rippen und einer sehr reichlich entwickel- ten zelligen Exothek mit einander verbunden, und lassen sich wegen der Zerbrechlichkeit der letzteren im fossilen Zustande ohne Anstrengung in Gestalt von etwa 9—10 Millim. dicken Säulen von einander ab- lösen. Die gedrängten, mässig convexen, nach aussen abschüssigen und zuweilen sich spaltenden dünnen Exothecallamellen stehen kaum '/,—'/, Millim. von einander ab, und schliessen niedrige Nach-bläschen- artige Zellräume ein. Auf dem Quersehnitte des Polypenstockes bilden dieselben deutliche eoncentrische - Reihen, welche den Stern in wechselnder Zahl umschliessen (bis zu 7—8), wobei die äusseren oft etwas unregelmässiger werden. Weniger entwickelt ist das endothecale Gewebe, dessen Lamellen viel dünner und unregelmässiger sind, Die nach aussen gelegenen sind stark nach innen abschüssig, mehr weniger gebogen und sehr oft ästig, während die weiter nach innen befindlichen einen viel weniger geneigten, bisweilen beinahe horizon- talen Verlauf nehmen. Selten bei Ribitza in Siebenbürgen. Von Herrn Neugeboren gefälligst mitgetheilt. 2. F. corollaris nov. sp. (Taf. 12, Fig. 3). Mir liegt nur ein gut erhaltenes Fragment eines Knollens mit nieht sehr gewölbter Oberfläche vor. Die bis 7—8-5 Millim. grossen kreisrunden oder nur wenig verzogenen Sterne stehen einander sehr nahe und sind nur durch schmale tiefe Furchen gesondert. Oft stehen sie auch dicht an einander und ihre Wandungen sind beinahe bis zu ihrem oberen Rande verwachsen. Sie sind übrigens nur mässig vertieft und zeigen eine ziemlich stark entwickelte grob-spongiöse Axe. In den grösseren Sternen zählt man etwa 32 Lamellen, also neben drei vollständigen Cycelen noch Septa eines unvollständigen vierten Oyclus. Die primären und» secundären sind nahezu gleich entwickelt und überragen den Sternrand ziemlich beträchtlich. Nach aussen hin dick, verdünnen sie sich in ihrem Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäins. 239 inneren Theile bedeutend. Ihr gezähnter Oberrand trägt znnächst der Axe einen besonders hervortretenden groben Zahn, der mitunter die täuschende Form eines Kronenblättehens annimmt. In der Nähe der Axe werden sie oft von grossen rundlichen oder ovalen Löchern durchbrochen. Auf den Seitenflächen sind sie stark gekörnt und durch entfernte, nach innen geneigte, sich oftinals gabelförmig spaltende sehr dünne En- dothecallamellen verbunden. Die Lamellen der wenig reichlichen Exothek sind viel gröber und stärker, nahezu horizontal und einander weit mehr genähert. Sehr selten bei Nagy Maros im Neograder Comitate (Ungarn). y) Astraeacea. Die Polypenzellen sind unmittelbar durch ihre Wandungen, durch deren Rippen oder durch eine zellige Exothek mit einander verwachsen. Die Vermehrung erfolgt durch Knospung, die bisweilen ausnahmsweise im Zellensterne selbst stattfindet (gemmation intracalieinale), was zur reihenweisen Anordnung der Sterne Veranlassung gibt. Heliastraea M. Edw. et H. Pxtracaliculäre Knospung. Die Sterne ragen mit freiem Rande empor. Die Sternzellen seicht, mit mehr weniger entwickelter spongiöser Axe. Die stark entwickelten Rippen gewöhnlich gefenstert und durch reichliche Exothek verbunden. Die Endothecallamellen sehr zahlreich. Die Unterseite des Polypenstockes mit einer dünnen aber vollständigen Epithek. a@@) Ein unvollständiger vierter Septaleyelus. 1. H. Defrancei M. Edw. et H. (Taf. 9, Fig. 3; Taf. 10, Fig. 1). M. Edwards et J. Haime, Hist. nat. des corall. II, p. 465. Astraea Argus Michelin ]l.c. p. 59,, Tab. 12, Fig. 6. Explanaria- thyrsoidea Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeckens, p. 19, Taf. 3 Fig. 3 1). Die vorliegenden Bruchstücke des Polypenstockes besitzen eine ziemlich flache Oberseite, auf welcher die 8-10 Millim. grossen kreisrunden Sterne gewöhnlich 4—6 Millim. weit von einander abstehen und wenig über die Umgebung vorragen. Sie sind zugleich sehr wenig tief. Die spongiöse Axe ist reich ent- wickelt. 24—48, meistens jedoch 36—40 sehr ungleiche Septa, von welchen 20—24 die Axe erreichen. Sie sind (besonders die primären 6—8) mässig dick, vorzüglich am äusseren Ende. Jene des vierten Cyelus sind dagegen sehr kurz und dünn. Ihr oberer, ungleich gezähnter Rand trägt zunächst der Axe einen beträchtlich grösseren Zahn. Ihre Seitenflächen sind mit sehr ungleich entfernten niedrigen Höckerchen besetzt. Die Endothek zeigt sehr dünne, ziemlich stark geneigte und entfernte, selten ästige Lamellen. In ihrem inneren Theile werden die Septa von zahlreichen unregelmässigen grösseren und kleineren Löchern durchbrochen, so dass sie dort bisweilen eine Neigung verrathen, sich in aufsteigende Balken aufzulösen. Die Rippen der dieken Aussenwand werden dagegen durch diekere und mehr genäherte, sehr zahlreiche, fast horizontale Endothecallamellen verbunden. Zugleich überzeugt man sich an Verticalschnitten, dass sich von den Rippen schlanke steil aufsteigende dornenartige Fortsätze erheben, die oft durch 2—3 Etagen von Exotheealdissepimenten hindurehdringen. Übrigens zählt man auf der Aussenseite der Sterne 24 dieke mit starken zugespitzten Höckern oder selbst mit Dornen besetzte Radialrippen und damit abwechselnd eben so viele sehr dünne. Unsere Exemplare weichen von den Formen der H. Defrance von Bordeaux, Turin und Dego *) wohl ab durch die beträchtlichere Grösse der Sterne und die etwas diekeren Septa, doch dürften diese gra- duellen Differenzen kaum einen genügenden Grund für die Sonderung von dieser Species abgeben, um !) Das Originalexemplar dieser Abbildung wurde verglichen. 2, Durch Tsehichatehef ist sie auch aus dem Taurus bekannt geworden. 240 A. E. Reuss. so weniger, da auch hier an manchen Localitäten der Durchmesser der Sterne 6—7 Millim. kaum über- steigt. Die Species findet sich bei Ribieza östlich von Körösbanya in Siebenbürgen, bei Nagy Maros in Un- garn, im Kaisersteinbruch am Leithagebirge in Ungarn und bei Bischofswart in Mähren. Eben so scheint sie bei Kostel in Mähren vorzukommen; wenigstens bewahrt das kais. Hof-Cabinet ein Bruchstück, welches bei einer Brunnengrabung daselbst in 6 Klaftern Tiefe gefunden und durch Herrn Bitmann mitgetheilt wurde. Aß) Drei vollständige Septaleyelen. 2. H. Reussana M. Edw. et H. (Taf. 9, Fig. 2; Taf. 18, Fig. 4). M. Edwards et Haime, Hist. nat. des Corall. II, p. 474. Explanaria astroites Reuss, Die foss. Polyp. des Wiener Tertiärbeckens, p. 17, Taf. 2, Fig. 7, 8, 13, 14. Astraea moravica Reuss |.c. p. 23, 24, Taf. 4, Fig. A. Diese sehr zierliche Art bildet mitunter ziemlich grosse unregelmässige Knollen, die mit 2:5—3 Millim. grossen, doch in seltenen Fällen auch bis zu 5 Millim. auwachsenden kreisrunden oder nur wenig deformir- ten, nahestehenden, ziemlich tiefen Sternen bedeckt sind. Die Verschiedenheit in der Grösse und Entfernung der Sterne bringt einen ziemlich differenten Habitus hervor, so dass man die Extreme füglich als Var. major und menor bezeichnen kann. Ihr scharfer Rand ragt mässig über die Umgebung vor und trägt 24 wenig un- gleiche scharfe Längsrippchen. Die Axe ist rudimentär und stellt gewöhnlich nur eine unregelmässig gestaltete Papille dar. Drei vollständige Septaleyelen. Die sechs Primärsepta sind aussen verdiekt, werden nach innen hin aber rasch dünn. Die secundären sind etwas kürzer und dünner, jene des dritten Cyelus sehr dünn und kurz. Auf den Seitenflächen sind sämtliche Lamellen mit verhältnissmässig grossen spitzigen Höckerchen bedeckt, die besonders an den primären Septis nach innen hin an Grösse zunehmen, so dass diese von oben angesehen, dort nicht unbeträchtlich verdickt erscheinen und die Gegenwart von Kronenblättchen vor- täuschen können. Die zarten Endothecallamellen sind sehr gedrängt, kleinmaschig und mässig nach innen geneigt. Die ebenfalls sehr nahe stehenden Exothecalblättehen verrathen eine Neigung, sich zu verdicken. H. Ellisana Defr. unterscheidet sich von unserer Species schon bei flüchtigem Anblick dureh das con- stante Vorhandensein von Septallamellen eines vierten Cyclus, durch die etwas stärker entwiekelte Axe und durch die in ihrem äusseren Theile weniger verdiekten Septa des ersten und zweiten Cyelus, so wie durch das feinere Exothecalgewebe. Die Species ist in den Mioeänschichten Österreichs weit verbreitet. Sie liegt mir vor von Gainfahren, Grund, Niederleis, Wimpassing; von Kalladorf, Kostel, Bischofswart (Mähren); von Ritzing, Forehtenau (Ungarn); von Lapugy in Siebenbürgen; von Tarnopol in Galizien. 3. H. conoidea nov. sp. (Taf. 10, Fig. 3). Sie bildet niedriger oder höher eonische oder fingerförmig verästelte Knollen. Die 3 bis höchstens 4 Mil- lim. grossen Sterne stehen gedrängt, bisweilen so sehr, dass sie sich berühren und nur durch eine Furche geschieden werden. Sie sind kreisrund, nur manchmal schwach deformirt, und ragen — besonders ein- zelne — in Gestalt kleiner Cylinder über die Umgebung vor. Ihr Rand ist nicht so scharf, wie bei H. Reus- sana, vielmehr abgerundet. Übrigens sind sie ziemlich stark vertieft und auf der Aussenseite mit einer der Zahl der Septa entsprechenden Zahl wenig ungleicher scharfer Längsrippehen bedeckt. Die Axe ist völlig rudimentär, auf ein kleines eckiges Knötchen beschränkt. Drei Septaleyela. In den grösseren Sternen treten jedoch in 1—3 Systemen noch Septa eines vierten Cyelus auf. Alle sind in ihrem äusseren Theile verdiekt, verdünnen sich jedoch nach innen sehr, besonders die Septa des dritten und vierten Cyelus. Ihr freier Rand ist fein gezähnt; die Seitenflächen tragen kleine Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. Das] sehr spitzige Höcker. Das Endothecal- und Exothecalgewebe, vorzüglich das erstere, ist sehr dünnwandig und kleinzejlig. Die äusserst zarten Endotheeallamellen sind zugleich stark nach innen geneigt. Die Species wurde früher mit der sehr ähnlichen H. Keussana verwechselt, von welcher sie sich aber durch die Gestaltung des Polypenstockes, durch die gedrängteren, etwas stärker vorragenden Sterne, das zartere Endothecalgewebe und das Vorhandensein eines unvollständigen vierten Septaleyelus unterscheidet Fundorte: Enzesfeld, Grund; Porstendorf (Mähren); Nagy Maros, Forchtenau (Ungarn); Lapugy (Sie- benbürgen). yy) Der dritte Septaleyelus unvollständig. 4. H. oligophylla nov. sp. (Taf. 13, Fig. 1). Diese Species muss sehr bedeutende Dimensionen erlangt haben, denn es liegt unter anderen ein Bruchstück eines Knollens vor, das mehr als 0-16 M. in der Höhe misst. Die. Sterne haben 4—6-5 Millim. im Durchmesser und stehen einander nahe, mitunter sehr gedrängt, so dass sich ihre nicht sehr erhabenen Ränder beinahe berühren und nur durch eine Furche geschieden erscheinen. Besonders ist diess der Fall, wo junge Sterne zwischen den älteren hervorspriessen. Die Aussenseite der Sterne bietet meist 18 grobe Rippen dar, die mit jenen der Nachbarsterne winklig zusammenstossen, und zwischen welche sich je eine niedrigere einschiebt. Auf dem Rücken sind sie mit dor- nigen Höckern besetzt, die sich nicht selten beträchtlich erheben. Die Sterne sind kreisrund und nur wenig vertieft. Die mässig entwickelte Axe ist grob spongiös. 16—19 ziemlich dicke Septa, so dass der dritte Cyclus immer nur in wenigen Systemen entwickelt ist. Die primären und secundären Septa zeigen beinahe gleichmässige Entwieklung und reichen bis zur Axe, in deren Nähe ihr Oberrand einen gröberen Zahn trägt. Auf den Seitenflächen sind die Septallamellen mit klei- nen sehr ungleich vertheilten Höckerchen besetzt und in der Nähe der Axe von zahlreichen sehr ungleichen Löchern durchbohrt. Die grossentheils entfernt stehenden Endothecallamellen sind sehr dünn, beinahe hori- zontal und gabeln sich öfter. Die Exothecalblättchen sind gedrängt, fast wagrecht und bilden mit den Rippen ein engmaschiges, nahezu rechtwinkeliges Netzwerk. Die Rippen lösen sich am Rande oft in schlanke steil aufsteigende sta- chelartige Balken auf. Fundorte: Lapugy in Siebenbürgen. Herr Prof. Szabö in Pest theilte mir gefälligst mehrere grosse Fragmente mit, welche aus dem Leithakalke von Sasomhäza am rechten Zagyva-Ufer unweit Päsztö (Un- garn) stammen. Solenastraea M. Edw. et H. In dem knolligen, kleinzelligen und leichten Polypenstocke sind die langen Zellenröhren durch die reich entwiekelte kleinmaschige Exothek verbunden, nicht durch die Aussenrippen, welehe nie so breit werden, dass sie mit jenen der Nachbarzellen in Berührung kämen. Die kreisrunden Sterne haben einen freien erha- benen Rand und eine oft rudimentäre spongiöse Axe. 1. S. distans nov. sp. (Taf. 7, Fig. 4). Die Sterne haben etwa 3 Millim. im Durchmesser, ragen als kleine stark abgestutzte Kegel mässig über die Umgebung vor und ihr Abstand von einander beträgt in der Regel eben so viel oder noch etwas mehr, als ihr Durchmesser. Nur stellenweise stehen sie’etwas gedrängter. Ihre Aussenseite trägt 24 schwache fast gleiche fein gekörnte Längsrippehen, die sich im unteren Theile verflachen, so dass die flachen Zwischen- räume der Sterne nur gekörnt erscheinen, wiewohl die zarten Körner noch die Neigung verrathen, sieh in Längslinien an einander zu reihen. Die Axe ist wenig entwickelt, fein papillös, in tieferen Querschnitten etwas spongiös. In manchen Sternen erscheint sie rudimentär, nur aus einer oder zwei unregelmässigen Papillen bestehend. Bisweilen Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. 31 242 A. E. Reuss. zeigt ihr oberes Ende eine Neigung, compact zu werden. Drei vollständige Cyclen von im Allgemeinen dün- nen und gedrängten Septallamellen. Die primären und secundären unterscheiden sich in Dieke und Länge nur wenig von einander, die tertiären sind aber viel kürzer und sehr dünn. Alle sind auf den Seitenflächen mit starken und gedrängten spitzigen Höckerchen bedeckt, welche an den Primärseptis nach innen hin etwas an Grösse zunehmen. Dagegen erscheinen die Endothecallamellen ziemlich spärlich, sehr dünn, fast hori- zontal, oft unregelmässig verästelt. Die Lamellen der Exothek, welche die weit von einander abstehenden Zellenröhren verbindet, sind sehr gedrängt, bläschenartig, ziemlich dick. Indem sich die durch dieselben gebildeten horizontalen Disse- pimente in gewissen Abständen beträchtlich verdieken, scheinen sie von einer Zellenröhre zur anderen hori- zontale Brücken zu bilden, welche, wenn das bläschenartige Zwischengewebe zufällig verschwindet, durch quere Höhlungen geschieden werden und desto deutlicher hervortreten. S. Turonensis Mich. sp. ‘) aus der Touraine ist jedenfalls sehr ähnlich. Jedoch stehen mir zur Verglei- chung keine Originalexemplare zu Gebote, um die etwaige Identität beider Species nachzuweisen. Die Michelin’sche Abbildung zeigt aber viel näher stehende Sterne. Die Speeies ist mir bisher nur von Nagy Maros (Neograder Comitat) und von Peevar in Ungarn bekannt geworden. Aus dem Sande von Grund liegt ein Fragment einer Solenastraea vor (Taf. 8, Fig. 1), die wohl nur als eine etwas grössere Form der eben beschriebenen Species zu betrachten sein dürfte. Jedoch gestattet der in mehrfacher Beziehung mangelhafte Erhaltungszustand keine sichere Entscheidung. Die Sterne erreichen einen Durchmesser von 4:5—5 Millim. und stehen in sehr ungleicher Entfernung von einander. Ihr Rand ragt ziemlich stark über die Umgebung vor und trägt auf der Aussenseite 24 ziemlich gleiche, nicht sehr hohe Rippen. Die sehr wenig entwickelte Axe ist im Querschnitte spongiös. Drei vollständige Cyelen dünner und auf den Seitenflächen stark höckeriger Septa, von denen die primären und seeundären gewöhnlich gleichmässig entwickelt sind. Die sparsamen und sehr dünnen Endothecallamellen sind beinahe horizontal. Das Exothecalgewebe ist engmaschig, kleinblasig. 2. S. tenera Reuss (Taf. 7, Fig. 5). Explanaria tenera Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener 'Tertiärbeckens, p. 18, Taf. 3, Fig. 2. Von dem zelligen leichten Polypenstocke liegen nur Bruchstücke mit ebener Oberfläche vor, an denen die langen parallelen Zellenröhren sich leicht von einander ablösen lassen. Dieselben werden durch ein un- regelmässig netzförmiges, engmaschiges Exothecalgewebe verbunden. Die 2-5 bis höchstens 3 Millim. grossen, fast durchgehends kreisrunden Sterne stehen 2—2-5 Millim, von einander ab, ragen nur als sehr niedrige abgestutzte Kegel über die Umgebung vor und sind sehr seicht vertieft. Ihre Axe ist rudimentär. Die älteren Sterne bieten drei vollständige Septaleyelen dar. Sämtliche Septa sind in ihrer gesamten Ausdehnung äusserst dünn, selbst die primären, welche bis zum Sterneentrum reichen und dort zusammenstossen. Die secundären sind wenig kürzer, jene des dritten Cyclus aber sehr kurz, oft rudimentär. In kleineren Sternen fehlen sie in manchen Systemen völlig. Die Aussenseite der Sterne ist mit zwölf entfernten, sehr dünnen, fast blättrigen Radialrippen geziert, die am Rücken entfernt und fein gezähnelt sind und gewöhnlich mit jenen der Nachbarsterne winklig zu- sammenstossen. Zwischen je zwei derselben schiebt sich an älteren Sternen eine viel kürzere Rippe abwechselnd ein, die nicht bis in die Zwischenrinnen der Sterne hinabreicht. In denselben erheben sich aber vereinzelte sehr niedrige spitzige Höckerchen. Die Seitenflächen der Septa tragen zerstreute sehr zarte Körner und werden durch sehr dünne, mässig geneigte, oft ästige, gedrängte Endothecallamellen verbunden. Von Kostel und Suditz in Mähren und von Cilli in Steiermark. 1) Michelin l. ce. p. 312, Tab. 75, Fig. 1, 2. — M. Edwards etH. Hist. nat. d. corall. II, p. 498. [8 os Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocüns. 3. $. manipulata nov. sp. (Taf. S, Fig. 2). Bruchstücke grosser Knollen von 0:11—0:12 M. Höhe. Die höchstens 3 Millim. im Durchmesser haltenden Sterne sind kreisrund, einander meistens sehr genähert, und ragen als kleine niedrige Cylinder über ihre Umgebung vor. Ihre Aussenseite bedecken 24 wenig ungleiche, hohe, scharfe, mit kammartigen Höckerchen besetzte Rippchen. In den tiefen Zwischenfurchen der Sterne lösen sie sich in scharfe lineare Höckerchen auf. Die Sterne sind seicht vertieft, mit rudimentärer, nur aus einem dünnen unregelmässigen Stäbchen bestehender Axe, die oben in einem kleinen, gewöhnlich zusammengedrückten Knötchen endigt. Drei voll- ständige Septaleyelen. Die sechs primären Septa treten durch beträchtlichere Dieke und Länge deutlich hervor, wodurch sechs regelmässige Systeme gebildet werden, deren jedes drei Zwischensepta einschliesst. Die secundären Septa sind kürzer und viel dünner als die primären; die tertiären sehr kurz und dünn. Alle Septa sind auf den Seitenflächen ziemlich stark und gedrängt gekörnt, die Endothecallamellen äus- serst dünn, unregelmässig und in ihrem inneren Theile geneigt. Das engmaschige Exothecalgewebe besteht aus gedrängten, dünnen, beinahe horizontalen Lamellen. ‚Von S. approximata unterscheidet sie sich durch den stets vollständigen vierten Septaleyclus; von Ss. te- nera und distans durch die gedrängten Sterne und die viel diekeren Septallamellen. Die beschriebene Species stammt aus Enzesfeld (Österreich) und von Forchtenau (Ungarn). 4. $. approximata nov. sp. (Taf. 8, Fig. 3). Da mir nur ein Bruchstück zur Untersuehung vorliegt, an welchem sich zwar die Zugehörigkeit zu der Gattung Solenastraea mit Sicherheit erkennen lässt, die Sterne aber nicht erhalten sind, vermag ich nur eine unvollständige Beschreibung der Species zu liefern. Die Zellenröhren, die an dem untersuchten Exemplare eine Höhe von 70 Millim. 'erreichen, haben einen Querdurchmesser von 3 Millim. und liegen bei- nahe überall dicht an einander gedrängt, so dass für die dieselben verbindende Exothek, die aus kleinen dünnwandigen, vorwiegend horizontalen, doch oftmals ästigen bläschenartigen Zellen besteht, nur sehr wenig Raum übrig bleibt. Doch überzeugt man sich leicht, dass ihre Verbindung nicht durch eine Verlänge- rung der Rippen, sondern durch die genannte, wenngleich spärliche Exothek bewirkt wird. Die Beschaffenheit der Steınzellen kann nur aus einem Querbruche entnommen werden. Sie sind dreh- rund, meist nur durch sehr schmale Zwischenräume gesondert. Die Axe ist nur sehr wenig entwickelt, spongiös oder beinahe rudimentär. Nur zwei vollständige und ein gewöhnlich zur Hälfte entwiekelter dritter Septaleyelus (18). Alle sind dünn, nur am äusseren Ende etwas verdickt, auf den Seitenflächen mit entfernten äusserst zarten Körnchen besetzt. Die Hälfte der sechs Septalsysteme schliesst nur je eine secundäre Lamelle, die andere Hälfte aber je drei kürzere und dünnere Lamellen ein, so dass die Tertiärsepta nur in der halben Anzahl der Systeme auftreten. Die spärlich ent- wiekelten Endothecallamellen sind äusserst dünn und schwach nach innen geneigt. Sehr selten im Tegel von Lapugy (Siebenbürgen). Plesiastraea M. Edw. et H. Der knollige Polypenstock mit nackter gerippter Unterseite. Die kreisrunden, seicht vertieften Sterne mit freiem Rande und spongiöser Axe. Rippen und Exothek wohl entwickelt. Vor allen Septallamellen, mit Ausnahme des letzten Cyelus, deutliche Kronenblättehen. Knospung extraealiculär. 5. Pl. Desmoulinsi M. Edw. et H. (Taf. 9, Fig. 1). M. Edwards etHaime, Hist. nat. des corall. II, p. 492. — Seguenza l.e. p. 110, Taf, 13, Fig. 2. Die von mir untersuchte, sehr wohlerhaltene Species von Nagy Maros im Neograder Comitate Ungarns stimmt mit der von M. Edwards beschriebenen Art im Wesentlichen sehr gut überein. Die etwas kleineren 31 * 244 A. E. Reuss. Sterne und die weniger entwiekelte Axe dürften wohl kaum zu einer Trennung berechtigen. Da ich aber nicht in der Lage war, Originalexemplare der letzteren zu vergleichen, so ist die Identifieirung beider Arten doch nicht über allen Zweifel erhaben. Es liegen nur Bruchstücke mehr weniger gewölbter Knollen vor, deren Oberseite mit ziemlich genäher- ten 2:5—3 Millim. grossen runden oder nur sehr wenig länglichen Sternen bedeckt ist. Aber selbst wo diese einander sehr nahe stehen, werden sie durch eine deutliche Furche geschieden. Ihr Rand ragt über die Umgebung nur wenig hervor. Ihre Aussenseite trägt 24 kurze, abwechselnd etwas diekere Rippen. Die Zwischenrinnen der Sterne sind sehr fein und regellos gekörnt, die Sterne selbst nur sehr seicht vertieft. Die spärlich entwickelte Axe besteht gewöhnlich nur aus zwei neben einander stehenden Körnern, die oft in eine einzige zusammengedrückte Papille verschmelzen und eine solide Axe vortäuschen. Sehr selten zählt man drei kleine Axenpapillen. In tieferen Querschnitten der Zellenröhren erscheint die Axe etwas spongiös. Der Septalapparat bietet drei vollständige Cyelen dar. Die Lamellen sind verhältnissmässig dünn, un- gleich, am Rande, welcher den Sternrand nur wenig überragt, feingezähnt und am oberen Theile der Seiten- fläche mit starken spitzigen Höckerchen besetzt. Die primären Septa sind am dieksten und längsten. Zwölf ungleiche, kurze, dicke, körnerartige höckerige Kronenblättehen stehen vor den ersten zwei Septaleyelen ; die primären sind jedoch beträchtlich kleiner als die secundären. Die Endothecallamellen sind sehr dünn, weit von einander abstehend, wenig nach innen geneigt, oft gabelästig. Die Exothecalblättehen sind dagegen gedrängt, fast horizontal, eonvex und verdicken sich oft stark. Dadurch erlangt die gesamte Exothek eine beträchtliche Neigung zum Compaetwerden. Fundorte: Nagy Maros (Ungarn). Ein viel mangelhafteres Exemplar liegt auch von Grund vor. M. Edwards führt die Species von Saucats, Seguenza von Rometta bei Messina an. 2. Pl. Romettensis Seg. (Taf. 18, Fig. 2). . Seguenzal.c. p. 111, Tab. 13, Fig. 3. Sie ist der vorigen Species im Ganzen sehr ähnlich. Die kreisrunden, nur wenig über die Umgebung vorragenden Sterne haben einen Durchmesser von etwa 3—3 5 Millim.') und sind nur wenig von einander entfernt. Auf der Aussenseite zählt man 24 breite niedrige, äusserst fein und zierlich gekörnte Radialripp- chen, die durch seichte Furchen geschieden werden und in den Zwischenrinnen der Sterne verschwinden. Einzelne werden durch eine vertiefte Linie wieder getheilt. Die wenig entwickelte Axe ist locker spongiös. In den seicht vertieften Sternen zählt man nur drei voll- ständige Cyelen von Septallamellen, welche, bloss am äusseren Ende etwas verdickt, nach innen hin sämt- lich sehr dünn werden. Selbst die primären übertreffen die übrigen an Dieke nur wenig. Am oberen Ende sind sie fein, aber deutlich gezähnt und auf den Seitenflächen mit spitzigen Höckerchen besetzt. Vor den Sep- tis der ersten zwei Cyclen stehen sehr kleine unregelmässige Körner darstellende Kronenblättehen, die an Grösse sehr wechseln und nicht selten ganz rudimentär werden. Sie sind durch keinen Einschnitt von den Septis geschieden und stellen nur Auswüchse des Randes derselben dar. Die Endothecallamellen spärlich, undeutlich, äusserst dünn, fast horizontal. Das Exothecalgewebe oft sehr verdiekt, compact werdend. Die Species unterscheidet sich von der vorigen insbesondere durch die sehr abweichende Beschaffenheit der Kronenblättchen. Auch ragen ihre Sterne etwas mehr über die Umgebung hervor. Von Forehtenau. Durch Herrn Hofrath Ritter v. Schwabenau gefälligst mitgetheilt. !) Sie sind also etwas grösser, als bei P7. Desmoulinsi, während an den sicilianischen Exemplaren das umgekehrte Ver- hältniss stattfindet. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 24 1 Astraea Lam. pars. Polypenstock inerustirend, knollig, dieht. Die Zellenröhren sind unmittelbar mit ihren dünnen Wan- dungen verwachsen, die Sterne polygonal, mit wenig entwickelter papillöser Axe. Die dünnen Septa sehr gedrängt und sehr regelmässig gezähnt, auf den Seitenflächen mit sehr groben Körnern. Endothek rudimen- tär. Knospenbildung beinahe randlich. 1, A. erenulata Goldf. (Taf. 12, Fig. 1, 2). Goldfuss, Petref. Germ. I, p. 71, Tab. 24, Fig. 6. — Reuss, Foss. Polyp. d. Wiener Tertiärb. p. 22, Taf. 4, Fig. 1. — Reuss, Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. 39, p. 218. — M. Edwards et H. Hist. nat. des corall. II, p- 510. Siderastraea erenulata Blainville, Man. d’aetin. p. 371. Isastraea miocenica Seguenza, Disquis. paleont. int. ai corall. foss. delle rocce terz. ece. p. 113, Tab. 13, Fig. 4. Flache überrindende Knollen mit mehr weniger ebener Oberfläche, höchstens von 0-08—9 M. Durch- messer, welche beinahe eonstant von zahlreichen ziemlich grossen Bohrmuscheln durehbohrt erscheinen, während diess bei anderen Korallenstöcken des österreichischen Miocäns nur sehr selten der Fall ist. Die mitunter 6—7 Millim. grossen, gewöhnlich aber kleineren Sterne sind polygonal, 5—6eckig, mässig schüs- selförmig vertieft. Sie werden nur durch eine schwache erhabene Linie gesondert. Die wenig entwickelte Axe besteht aus einer geringen Anzahl kleiner Papillen, welche sich nur schwer von den innersten Papillen am oberen Rande der Septa unterscheiden lassen. An weniger gut erhaltenen Exemplaren entsteht durch Verschmelzung derselben ein einziger grösserer Höcker. Vier mitunter unvollständige Cyelen von sehr gedrängten Septallamellen, die in der Dieke nur wenig differiren. Die kürzesten Septa, des vierten Cyelus, biegen sich mit ihrem inneren Ende oft gegen die älte- ren und verbinden sich bisweilen selbst damit. Alle Septa sind am oberen Rande sehr regelmässig mit gedrängten körnerartigen Zähnen besetzt, die nach innen wenig und sehr allmälig an Dicke zunehmen. Ihre Seitenflächen sind stark und gedrängt gekörnt. Die Endothecallamellen sehr spärlich, äusserst dünn und un- regelmässig. Fundorte: Gainfahren, Vöslau, Molt bei Horn; Rudelsdorf (Böhmen); Poels bei Wildon (Steiermark); Rohrbach, Mattersdorf, Marzer Kogel bei Ödenburg. — Saucats, Piacenza. Die Beschreibung und Abbildung der Isastraea miocentca Seg. von Rometta in Sieilien stimmt völlig mit unserer Species überein; selbst das Durchbohrtsein von zahlreichen Bohrmuschellöchern wird nieht vermisst. 2. A. Fröhlichana Reuss (Taf. 13, Fig. 2, 3). Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeck. p. 22, Taf. 4, Fig. 2. Sie steht zwar der A. erenulata Goldf. sehr nahe, wie auch M. Edwards) hervorhebt; aber sie scheint doch davon speeifisch verschieden zu sein. Sie unterscheidet sich schon durch ihren Habitus, indem sie nicht flache kuchenförmige inerustirende Massen, sondern viel grössere diekere Knollen bildet, die über- diess von den Canälen der Bohrmuscheln,, welehe die vorige Speeies so häufig durchsetzen, immer frei bleiben. Die flach vertieften polygonalen Sterne sind meist etwas kleiner, erreichen nur selten den Durchmesser von 4:5—5 Millim. Die Axe besteht ebenfalls nur aus wenigen Körnern. Man zählt drei vollständige Sep- taleyelen (28—38) nebst Lamellen eines unvollständigen vierten Cyelus. Die Septa sind am oberen Rande nicht ganz so regelmässig und zierlich gekörnt, wie bei A. erenulata. Die tertiären verbinden sich beinahe stets mit den secundären, die quaternären mit den tertiären. Die Seitenflächen der Septa sind stark und un- 1) Hist. nat. des corall. II, p. 511. 246 A. EB. Reuss. gleich gekörnt, indem in der Mitte viel kleinerer Körner 1—2 Reihen grösserer rundlicher Körner herablau- fen. Die Endothecallamellen sind horizontal, sehr zart und unregelmässig. Fundorte: Eggenburg, Enzesdorf, Drei-Eichen, Drasenhofen. Prionastraea M. Edw. et H. Der knollige Polypenstock auf der Unterseite mit einer vollständigen Epithek. Die prismatischen Zel- lenröhren in ihrem oberen Theile unmittelbar mit den Wandungen verwachsen, im unteren Theile aber gesondert bleibend. Die tiefen polygonalen Sterne durch einen einfachen kantigen Rand geschieden, mit spongiöser, öfter rudimentärer Axe. Die gedrängten Septa sägeartig gezähnt, am stärksten in der Nähe der Axe. Die Endothek wohl entwickelt. 1. Pr. Neugeboreni nov. sp. (Taf. 10, Fig. 2). Die Speeies bildet kleinere oder grössere halbkugelige Knollen, deren Oberseite von dicht gedrängten unregelmässig polygonalen, ziemlich stark vertieften Zellensternen eingenommen wird. Dieselben sind jedoch nicht so unregelmässig gestaltet und verlängern sich nie so sehr, als bei der übrigens sehr ähnlichen Pr. irregularis Defr. sp.'). Die Sterne haben gewöhnlich 7—8-5 Millim. im Durchmesser, wachsen aber bisweilen bis zu 14 Millim. an. Im oberen Theile liegen die Zellenröhren mit ihren Wandungen dicht an ein- ander, so dass die Sterne nur durch eine scharfrückige Scheidewand gesondert werden. Im unteren Theile jedoch treten, wie man sich an einem Querbruche des Polypenstockes deutlich überzeugt, die Wandungen der Zellenröhren aus einander und werden nur mittelbar durch ein lockeres kleinmaschiges Exothecalgewebe verbunden. Die mässig entwickelte Axe ist spongiös. Vier Cyelen von Septallamellen, von welchen der letzte nicht vollständig entwickelt ist. Man zählt selbst in den grossen Sternen gewöhnlich nicht mehr als 44 Lamellen. Sie sind dünn, sehr ungleich, auf den Seitenflächen mit zerstreuten feinen Körnchen bedeckt; jene des letz- ten Cyelus sehr kurz und dünn. Die Endothek bläschenartig mit sehr dünnen, stark nach innen geneigten gedrängten Lamellen. Die Exothecallamellen sind ebenfalls sehr dünn und genähert, aber beinahe hori- zontal. Bisher nur von Lapugy in Siebenbürgen bekannt. y) Thamnastraeideae. Die Gestaltung des Polypenstockes wie bei den Astraeaceen; die Zellenröhren aber nur dureh rudimen- täre Wandungen oder Rippen verwachsen; die ungleichen polygonalen Sterne in einander verfliessend; die Septallamellen aus einem Sterne unmittelbar in die Nachbarsterne übergehend; ihr beinahe horizontalet - Oberrand fast gleichmässig gezähnt. Die Endothecallamellen rudimentär, aber die Septa durch, in geringen ziemlich gleichen Abständen wiederkehrende horizontale Querbrücken, die mit den Synaptikeln der Fun- giden grosse Übereinstimmung zeigen, verbunden. Dadurch neigen sich die Thamnastraeiden beträchtlich den Fungiden zu und bilden gleichsam ein Mittelglied zwischen diesen und den Astraeaceen. e) Astrangideae. Die Tochterzellen sprossen aus Stolonen oder basilaren Ausbreitungen hervor, welche nicht selten er- härten, und erreichen nie eine bedeutende Höhe. Der Polypenstock ist daher immer inerustirend. Rhizangia M. Edw. et H. 1. Rh. procurrens nov. sp. (Taf. 5, Fig. 11; Taf. 6, Fig. 1). Die nur 3—4-5 Millim. grossen und höchstens 2 Millim. hohen kreisrunden eylindrischen Sternzellen sind durch sehr deutliche, von einer Seite zur anderen gewölbte Stolonen verbunden. Die Aussenwand der 1) M. EdwardsetH. Hist. nat. des corall. II, p. 521. — Astraea irregularis Michelin 1. ce. p. 61, Tab. 12, Fig. 9. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 247 Sternzellen ist gleich jener der Stolonen mit einer dünnen schwach gestreiften Epithek überzogen. Wenn diese durch Abreibung verloren gegangen ist, kommen schmale, einreihig scharf gekörnte Längsrippchen zum Vorschein. Bisweilen stehen die Sternzellen einander sehr nahe; in anderen Fällen sind sie mehr weni- ger (bis 5 Millim.) von einander entfernt. Die Sterne sind nur im Centrum etwas vertieft. Die rudimentäre Axe besteht nur aus wenigen Körn- chen. Drei vollständige und ein unvollständiger vierter Septaleyclus. Ich zählte je nach der Grösse der Sterne 26-42 Septa. Die primären und seeundären sind beinahe gleich; jene des vierten Cyelus viel kürzer und dünner, biegen sich mit dem inneren Ende gegen die nächst älteren um und verschmelzen selbst damit. Alle sind am oberen Rande scharf gezähnt und auf den Seitenflächen mit verhältnissmässig starken spitzigen Höckerchen besetzt. Die beschriebene Species unterscheidet sich von allen bisher bekannten Rhrzangia-Arten durch die geringere Entwieklung des Septalapparates. Sie stammt aus dem Tegel von Lapugy in Siebenbürgen und ist auf Strombus coronatus Defr. aufgewachsen. Cladangia M. Edw. et H. Bildet andere Körper inerustirende und mitunter ganz umhüllende Ausbreitungen. Die Polypenzellen, die in sehr verschiedenen Entfernungen stehen, sprossen aus gemeinschaftlichen basalen Ausbreitungen her- vor, und sind durch blättrige Ausbreitungen bis zu verschiedener Höhe verbunden oder auch mittelst der Wandungen unmittelbar verwachsen. Die Rippen sind sehr wenig entwickelt. Axe papillös. Die Septa auf den Seitenflächen sehr gekörnt, mit stark gezähntem Oberrande. Vor den älteren Septallamellen stehen Kronenblättehen, die aber nicht immer vom Septalrande scharf geschieden zu sein scheinen. Wenigstens sprieht M. Edwards nur mit Zweifel davon; bei der hier zu beschreibenden Species sind sie jedoch in man- chen Fällen mit Bestimmtheit zu erkennen. 1. Cl. econferta Reuss (Taf. 16, Fig. 1—7; Taf. 18, Fig. 3). Cladocora eonferta Reuss, Die foss. Polyp. des Wiener Tertiärbeck. 1847, p. 19, Taf. 3, Fig. 4, 5. Oladocora multieaulis Reuss, Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. Bd. 39, p. 217. Sie sitzt stets inerustirend auf Austern oder auf anderen Muschel- oder Schneckenschalen fest und umhüllt dieselben bisweilen vollständig. Auf diese Weise bildet sie flache Ausbreitungen oder Knollen, die meistens im Durchmesser 0:07 M. nicht übersteigen. Doch liegen von Nikolsburg auch Knollen von 7—8 Zoll Breite und Höhe — als Umhüllungen grosser Austernschalen vor. Ihre Oberfläche ist überall mit Sternen bedeckt, die in den meisten Fällen einander nahe stehen. Zuweilen sind sie dicht gedrängt, bei- nahe zusammengeknäuelt, so dass die Knollen ganz das Ansehen einer Astraea gewinnen. Ja in seltenen Fällen sieht man zwei Sterne mit einander verschmolzen. Am Rande flacher Ausbreitungen, wo die Sterne weiter von einander abstehen, überzeugt man sich, dass sie neben einander aus einer lamellösen Ausbrei- tung hervorgewachsen sind, die sich manchmal in vertiealer Richtung etagenartig wiederholt. Die Sternzellen sind meist nur kurz, selten überragt ihr freies Ende bis 7 oder 8 Millim. die Umge- bung. Die Sterne sind in der Jugend fast kreisrund, später weichen sie nicht selten von dieser Normal- gestalt mehr weniger ab. Ihre Grösse ist oft sehr ungleich; ihr Durchmesser wechselt von 2-5 bis 7:5 Millim. Die Aussenseite ist mit breiten flachen, nicht selten gebogenen, fein regellos gekörnten Längsrippehen bedeckt, die durch schmale seichte Zwischenfurchen gesondert werden. Nach abwärts verschmälern sie sich oder verflachen sich auch gänzlich. Bisweilen sind sie überhaupt nur wenig ausgesprochen und in manchen Fällen erscheinen die Zwischenräume der Sterne ganz glatt. In den sehr seicht vertieften Sternen beobachtet man 26—42 Septallamellen (drei vollständige Cyelen und einen unvollständigen vierten). Die ältesten 6—11 (meistens 8) Septa sind gleichmässig entwickelt, die jüngeren sind kürzer und etwas — nur wenig — dünner. Eine Biegung der tertiären Lamellen gegen die secundären ist meistens sehr deutlich ausgesprochen und oft verschmelzen ihre inneren Enden. Stets 248 A. E. Reuss. sind die Seitenflächen sämtlicher Septa mit gedrängten stark vorragenden und spitzigen Höckerchen bedeckt, so wie ihr freier oberer Rand stark gezähnt ist. Diese Höckerchen nehmen gegen die Axe hin an Grösse zu, verdieken sich körnerartig und erheben sich bisweilen beträchtlich, so dass sie das Ansehen von Kro- nenblättehen annehmen und bisweilen von den Axenpapillen kaum zu unterscheiden sind. In der Nähe der Axe werden die Septa überdiess von zahlreichen mässig grossen Löchern durchbohrt. Die weit von einander abstehenden Endothecallamellen sind dünn und sehr nach innen geneigt. Die Axe ist ziemlich stark entwickelt, am oberen Rande unregelmässig papillös. An kleinen sehr jugendlichen Exemplaren ragen die kleineren Sterne in weiterer Ausdehnung frei her- vor. In ihnen erheben sieh deutliche Kronenblättehen vor den Septis der ersten zwei Oyelen in Gestalt ziem- lich stark hervorragender unregelmässiger Höckerchen, welche sowohl die Axe, als die benachbärten Septal- zähne überragen. In älteren grösseren Sternen beobachtet man Kronenblättehen auch vor einem Theile der tertiären Septa. Diese sind in der Regel am grössten, bisweilen gelappt und am weitesten nach aussen gerückt, während die vor den Primärseptis gelegenen Kronenblättcehen am kürzesten sind, der Axe am nächsten stehen und die grösste Conformität mit den Axenpapillen zeigen. Bei zunehmendem Alter werden die Kronenblättehen sehr oft (jedoch nicht immer) relativ kleiner, undeutlicher, den Axenkörnern und den körnerartigen Septalzähnen ähnlicher. Sie sind in diesem Falle von dem Septalrande auch nur durch einen seichten Ausschnitt gesondert. Mitunter treten sie jedoch auch in alten Sternen auf ausgezeichnete Weise hervor. Fundorte: Steinabrunn; Rudelsdorf (Böhmen); Porstendorf bei Trübau, Bischofswart, Kienberg bei Nikolsburg (Mähren); Grussbach, Ritzing (Ungarn). Die ausgezeichnet wohlerhaltenen, obwohl kleinen Exemplare von letztgenanntem Fundorte wurden durch Herrn Hofrath Ritter v. Schwabenau gefälligst mitgetheilt. #4. Oculinidea. Der Polypenstock zusammengesetzt, baumförmig oder rasenförmig ästig, sich durch seitliche Spros- sung vermehrend. Die Wandung sich äusserlich durch ein reichliches, meist eompaetes Cönenchym verstär- kend, dessen Oberfläche granulirt oder einfach gestreift ist. Die Sternzellen oft sich von unten her allmälig ausfüllend dureh fortschreitende Verdiekung der Wandung oder der Axe. Die Endothek spärlich in Gestalt unvollständiger Querscheidewände. Die Septa wenig zahlreich, undurehbohrt, ohne Synaptikeln. a) Veulinidea genuina. Das Dermaleönenchym vollkommen eompaet; die Visceralhöhlung sich von unten her allmälig durch Ausfüllung obliterirend. «@) Mit ungleichen Septallamellen. Oculina Lam. (pars). Die Sterne stehen an den Stämmehen zerstreut in mehr weniger deutlichen aufsteigenden Spirallinien. Das Cönenchym in geringem Abstande von den Sternen glatt. Diese sind tief, mit an der Oberfläche papil- löser, in der Tiefe ecompaet werdender Axe. Kronenblättchen vor allen Septis mit Ausnahme des letzten Cyelus. 1.'0. parvistella nov. sp. (Taf. 12, Fig. 4). Über die Grösse und Form des Polypenstockes geben die vorliegenden Reste — knollig-ästige Frag- mente — keinen bestimmten Aufschluss. Die Oberfläche ist mit äusserst feinen, unregelmässigen, gekrümm- ten, oft spitzwinklig anastomosirenden Furchen bedeckt, welche viel breitere, sehr niedrige und äusserst zart gekörnte Zwischenräume zwischen sich haben. Die 2—2-5 Millim. grossen kreisrunden Sterne sind theils eingesenkt, theils ragen sie kurz röhrenförmig vor. Sie sind tief und zeigen drei vollständige Oyelen Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 249 von Septallamellen, die sämtlich dünn und am freien Rande fein und gleichmässig gezähnt sind. Sie über- ragen den Sternrand kaum. Die primären und secundären sind gleich entwickelt, die tertiären sehr kurz und dünn. Die Axe erscheint am oberen Ende nur sehr wenig entwickelt, papillös; in tieferem Querschnitte ist sie dieker und etwas spongiös. Kleine Kronenblättchen stehen vor den ersten zwei Septaleyelen; die pri- mären sind beträchtlich kürzer als die secundären, welche daher weiter nach aussen reichen. Von der im Habitus ähnlichen ©. conferta M. Edw. et H.') unterscheidet sich unsere Species durch die Streifung der Oberfläche zwischen den Sternen, die beinahe rudimentäre Axe, die weiter abstehenden, mehr vereinzelten Sterne u. s. w. Fundort: Sehr selten bei Lapugy (Siebenbürgen). Diplohelia M. Edw. et H. Auf den Zweigen des baumförmig-ästigen Polypenstockes stehen die Sterne alternirend zweizeilig. Die wohl entwickelte Axe ist spongiös. Keine Kronenblättehen. Die am Rande fein gezähnten Septa überragen den Kelchrand kaum. 1. D. Sismondiana Seg. (Taf. 13, Fig. 6—8). Sezsuenzal.c. p. 105, Taf. 12, Fig. 5. Die vorliegenden sparsamen Bruchstücke lassen in Betreff ihres Erhaltungszustandes manches zu wün- schen übrig und gestatten daher auch keine vollkommen sichere Bestimmung; doch stimmen sie in den wesentlichsten Kennzeichen recht wohl überein. An den eylindrischen Stämmchen von 4:5—6 Millim. Dieke stehen die Sterne mehr weniger regelmässig zweizeilig und ragen mit ihrem gekerbten Rande nur sehr wenig über die Umgebung vor. Sie haben etwa 4 Millim. im Durchmesser, sind kreisrund und sehr tief. Die tief liegende spongiöse Axe ist ziemlich stark entwickelt und ragt über den Grund der Visceralkammer nicht unbeträchtlich vor. Drei vollständige Cyelen sehr dünner, am Rande ungleich gezähnelter und auf den Sei- tenflächen mit feinen Spitzen besetzter Septa, die in ihrem inneren Theile sämtlich fast gleich dünn sind. Nur an ihrem äusseren Ende verdicken sich die primären Septa etwas mehr und ragen mässig über den Sternrand vor. Die tertiären sind dagegen mitunter beinahe rudimentär und auf schmale Leistchen oder auf blosse erhabene Streifen redueirt. Die Oberfläche der Stämmchen lässt trotz ihrer Abreibung doch noch sehr feine vertiefte Linien wahr- nehmen, die sich zu einem unregelmässigen Netzwerke langgezogener spitzwinkeliger Maschen verbinden. Selten bei Ruditz (Mähren) und bei Grussbach in Ungarn. Nach Seguenza im Miocänkalke von 8. Fi- lippo bei Messina. b) Stylasteridea. Mit gleichen Septallamellen. Stylaster Gray. Polypenstock baumförmig, mit alternirend zweizeiliger Knospenbildung. Das sehr entwickelte Cönen- chym an der Oberfläche stellenweise kleine Spitzen oder blasige Höcker bildend. Die Sterne mit sehr tief- liegender griffelförmiger Axe und wenig zahlreichen, nicht weit in die Tiefe reichenden Septalblättchen. 1. St. priseus nov. sp. (Taf. 19, Fig. 4, 5). Es sind diess die ersten Spuren eines fossilen Stylaster, dessen bisher bekannte Arten durchgehends der jetzigen Schöpfung angehören. Leider habe ich nur drei sehr kleine Bruchstücke aufgefunden — von 1) M. Edwards, British corals, p. 27, Tab. 2, Fig. 2. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Ed. 32 2350 A. E. Reuss. denen zwei offenbar die Endspitzen der jüngsten Verzweigungen sind, die dritte aber einer tieferen Partie eines Stämmchens angehört. Sie lassen zwar die Charactere der Gattung sehr wohl erkennen, aber über die Gestalt des ganzen Polypenstockes geben sie nur geringen Aufschluss. Jedoch dürfte derselbe, gleich- wie bei den übrıgen Stylaster-Arten, unzweifelhaft baumförmig ästig gewesen sein. Die kleinen Sterne stehen in zwei alternirenden Längsreihen, sind rundlich oder etwas in die Quere verlängert, tief, und ragen mit ihrem gekerbten Rande ziemlich stark hervor. Man zählt darin 12—14 kurze dieke, wenig regelmässige Septalfalten, die nicht weit in die Tiefe reichen. Die Oberfläche des Cönenchyms ist mit feinen, in kurze regellose und vielfach anastomosirende, wurmförmig gekrümmte Reihen zusammen- fliessenden Körnehen bedeckt und gewinnt dadurch ein feinrunzeliges Ansehen. Auf den Endzweigen erhe- ben sich hin und wieder verhältnissmässig grosse, kugelige, blasige Tuberkel, die grob radial gefurcht sind mit wechselnder Zahl der Furchen. An einem der vorliegenden Bruchstücke stehen diese Höcker dieht an einander gereiht in unregelmässigen Spirallinien, während sie an dem anderen mehr zerstreut auftreten. Auf_ den älteren Theilen der Stämmehen scheinen sie allmälig zu verschwinden, wenigstens hat das dritte mir vorliegende Bruchstück keine mehr aufzuweisen. Sehr selten bei Porzteich unweit Nikolsburg (Mähren). e) Stylophoridea. Das Cönenehym ist nie vollkommen eompact, immer mehr weniger spongiös und an der Oberfläche mit feinen spitzigen Hervorragungen besetzt. Der Septalapparat ist wohl entwickelt. Die Visceralkammer füllt sich nicht von unten allmälig aus. Die Endothek ist wenig reichlich. Die hierher gehörigen Formen bilden gleichsam Mittelglieder zwischen den Oeulinideen und den Astraeideen. Stylophora Schweigger (pars). Polypenstock knollig-gelappt oder baumförmig-ästig, mit ziemlich eompaetem Cönenchym, dessen Ober- fläche mit feinen Spitzen dicht besetzt ist. Die kleinen tiefen Sterne mit griffelföürmiger Axe und einem ein- zigen Cyelus ganzrandiger Septa oder mit zweien, von denen aber der jüngere rudimentär zu bleiben pflegt. 1. S. subreticulata nov. sp. (Taf. 5, Fig. 10; Taf. 7, Fig. 1; Taf. 13, Fig. 5). Diese schöne Species bildet unregelmässige Knollen oder lappige Massen mit kurz fmgerförmigen, oft etwas zusammengedrückten Ästen, gewöhnlich nur von geringen Dimensionen. Nur ein Knollen von 56 Mil- lim. Höhe liegt mir vor. Die Oberfläche ist mit kreisrunden, ziemlich tiefen, nur 1:5 Millim. im Durch- messer haltenden Sternen bedeckt. Sie stehen ohne Ordnung, bald näher, bald entfernter; jedoch selten beträgt ihr Abstand mehr als ihren eigenen Durchmesser. Bisweilen ragt ihr Rand, besonders an älteren Sternen, als ein schmaler sehr niedriger Kranz von 16—20 länglichen Körnern etwas hervor; an anderen Stellen fehlt jedoch eine solehe Erhöhung gänzlich. - Im Centrum der Sterne ragt die Axe als ein schlanker, am Ende verdünnter Griffel hervor. Meistens ist nur ein Cyelus sehr dünner Septalblättehen vorhanden, welche sich erst in tiefem Niveau mit der Axe ver- binden. In den grössten Sternen wird ein zweiter Cyelus durch feine, am Sternrande stehende Körner an- gedeutet oder dieselben sind nur rudimentär als schwache Leistchen entwickelt. Selten treten sie deutlicher hervor. Die Zwischenräume der Sterne sind mit spitzigen körnerartigen Höckerchen bedeckt, die sich am Rande der Sterne radial gruppiren. An Stellen, wo die Oberfläche besonders gut erhalten ist, gewahrt man ein unregelmässiges polygonales Netzwerk, indem jeder Stern von einem Fünf- oder Sechseck sehr feiner erha- bener Linien umgeben ist, welche durch das seitliche Zusammenfliessen der genannten Knötchen ent- stehen. Das die Polypenzellen verbindende Cönenchym ist compact. Die Endothecallamellen sind sparsam, ent- fernt, horizontal ausgespannt. {>} Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 351 Fragmente verschiedenen Alters besitzen, wie diess auch bei anderen Stylophora-Arten der Fall ist, ein sehr abweichendes Ansehen, so dass man sie leicht für verschiedene Species zu halten Gefahr läuft. Ältere Knollen haben etwas entferntere und seichtere Sterne, die von einem Körnerkranze und in weiterem Abstande von dem erwähnten polygonalen Netz umgeben sind. Auf den jüngsten Endzweigen stehen die zu- gleich tieferen Sterne viel gedrängter; das polygonale Netzwerk fehlt oder ist wenig deutlich, der die Sterne umgebende Körnerkranz ist nur in Spuren vorhanden; dagegen sind die das Cönenchym bedeekenden spitzigen Körner grösser und gedrängter. Diese abweichenden Merkmale verschwinden jedoch gegen die älteren Theile des Polypenstockes hin so allmälig, dass an eine scharfe Abgrenzung und eine darauf basirte Aufstellung gesonderter Arten nicht zu denken ist. Selten bei Grund und Niederleis. Abgeriebene kleine Bruchstücke von Kostej im Banate dürften eben- falls hieher zu reehnen sein. Von Forchtenau (Ungarn) liegt ein etwas abgeriebenes Fragment eines kleinen Knollens vor, das von der vorigen Species verschieden sein dürfte (Taf. 19, Fig. 5). Die nicht über 1 Mil- lim. grossen Sterne stehen in wechselnder Entfernung von einander, die oft das Drei- bis Vierfache ihres Durchmessers beträgt. In der Beschaffenheit der Sterne zeigt sich grosse Ähnlichkeit mit St. eonferta Rss.'). Nur sechs Septallamellen, im grössten Theile ihrer Ausdehnung sehr dünn, nur am Rande verdickt, erst in der Tiefe mit der Axe sich verbindend, deren Ende als dieker Knollen sie überragt. Die Rauhigkeiten der Oberfläche des Cönenchyms sind sehr gedrängt. 3. Fungidea. Der einfache oder zusammengesetzte Polypenstock niedrig, zur Ausdehnung in der Fläche geneigt. Der Septalapparat wohl entwickelt, aus ganzen oder nur wenig durchlöcherten Blättern bestehend. Kein Endo- thecalgewebe; dagegen werden die Nachbarsepta durch quere Synaptikel verbunden. Die Aussenwand oft durehbohrt und dadurch einen Übergang zu den durchbohrten Madreporaria herstellend. II. MADREPORARIA PERFORATA. Die Aussenwand wohl entwickelt und nur einfach durehbohrt oder nur aus einem netzförmigen Seleren- chym bestehend. Der Septalapparat mit der Grundzahl 6, wohl entwickelt oder nur aus rudimentären Tra- bekeln bestehend. Die Visceralhöhlung von der Basis an frei, ohne Endothek, Trabekel oder Querwände. 1. Madreporidea. Der Polypenstock aus ziemlich gedrängtem Sclerenehym, nicht blos aus einem Netze von Trabekeln bestehend. Wenigstens die Hauptsepta wohl entwickelte Lamellen darstellend. a) Eupsammidea. Einfache oder zusammengesetzte Polypenstücke, mit mehreren Septaleyelen, ohne Kronenblättehen, aber stets mit einer Axe. Die ältesten Septa gleich entwickelt, undurehbohrt; die jüngeren durchlöchert, mit dem inneren Ende sich gegen die älteren biegend und damit verschmelzend, wodurch die Sternzellen ein eigen- thiimliches Aussehen gewinnen. Kein Cönenchym. Die Rippen der Aussenwand aus Reihen scelerencehyma- töser Knötchen bestehend; ihre Zwischenfurchen von grösseren oder kleineren Poren durehbohrt. «) Simplieia. Balanophyllia S. Wood. Polypenstock einfach, mit breiter Basis festsitzend, oder im Alter frei werdend; Axe wohl entwickelt, spongiös, nicht vorragend. Septa gedrängt, dünn, jene des letzten Cyelus nicht rudimentär. !) Foss. Anthozoen der Schiehten von Castelgomberto, p. 25, Taf. 9, Fig. 3—6. D&D [or 1 LO A. E. Reuss. 1. B. pygmaea nov. sp. (Taf. 17, Fig. 7; Taf. 21, Fig. 2). Diese kleine Species ist der B. calyeulus S. Wood aus dem Crag von Sutton ') verwandt. Der nur 6-5 Millim. hohe Polypenstock ist beinahe eylindrisch und verschmälert sich über der breiten Basis nur sehr wenig. Die Aussenwand ist gewöhnlich bis an den Kelehrand mit einer ungleichen coneentrisch streifigen Epithek verhüllt, durch welche nur an dünneren Stellen die schmalen gekörnten Längsrippehen durchschei- nen. An manchen Exemplaren wurde jedoch nur eine partielle Epithek wahrgenommen. Der mässig tiefe Stern ist sehr breit elliptisch, seine Axen verhalten sich wie 6°5:5-8 Millim. Die un- gleich gekörnte, etwas verlängerte Axe ist mässig entwickelt. Vier vollständige Cyela gedrängter, dünner, auf den Seitenflächen mit spitzigen Höckern dicht bedeckter Septa. Die primären sind nur wenig dicker als die seeundären; beide reichen, einfach und obne weitere Verbindungen einzugehen, bis zur Axe. Die qua- ternären verbinden sich etwa in der Hälfte des Abstandes der Aussenwand von der Axe bogenförmig mit den in ihrer Anfangshälfte sehr dünnen tertiären Lamellen. Die tertiären wenden sich mit ihrem inneren Ende erst zunächst der Axe gegen die secundären, um damit zu verschmelzen. Die Primärsepta ragen hoch über den Kelehrand empor, werden in ihrem äusseren Theile dieker und porös und verbinden sich dort durch poröses Gewebe mit den nächst angrenzenden jüngeren Septis. Fundort: Sehr selten im Tegel von Porzteich bei Nikolsburg und von Ruditz (Mähren). 2. B. varians Reuss (Taf. 15, Fig. 3—5). Reuss, Die mar. Tertiärschiehten Böhmens u. ihre Verstein. p. 16, Taf. 2, Fig. 7 —9. Cyathina multieostata Reuss, Die foss. Polyp. des Wiener Tertiärbeckens, p. 15. Sie gehört ebenfalls in die Gruppe der D. fixae, welche mit breiter Basis aufsitzen. Es liegen mir wohl zahlreiche Exemplare derselben vor, keines ist aber vollständig erhalten. Die Bruchstücke wechseln sehr in Grösse und Form. Die Dieke schwankt gewöhnlich zwischen 3 und 10 Linien; ein Basalstück von Haus- brunn in Mähren misst jedoch in der Dieke mehr als 15 Linien. Die grösste Länge der Fragmente beträgt bis 21 Linien ?). Sie sind im Allgemeinen eylindrisch, seltener und meist nur stellenweise schwach zusam- mengedrückt, oft etwas gebogen und durch seichte Einschnürungen etwas knotig. Gewöhnlich sind sie zu- nächst über der breiteren Basis etwas verdünnt. Eine Epithek -ist nur bisweilen durch sehr vereinzelte dünne Kreisfalten angedeutet. Übrigens ist die Aussenwand mit gedrängten unregelmässigen, wurmförmig gebogenen, sich oftmals spaltenden und wieder vereinigenden Längsrippehen bedeckt, die am kantigen Rücken eine Reihe grösserer und daneben regellos stehende kleinere Körner tragen. In den die Rippen tren- nenden sehmäleren tiefen Furchen sind ungleiche verlängerte Poren eingesenkt. Der Stern ist an keinem der untersuchten Exemplare erhalten; die Beschreibung des inneren Baues kann daher nur der Untersuchung von Querschnitten entnommen werden. Die verlängerte Axe ist nicht sehr entwiekelt und spongiös. Man zählt in grösseren Exemplaren vier vollständige und einen unvollständigen fünften Cyelus gedrängter Septallamellen (meist 60—64), die auf den Seitenflächen mit sehr spitzigen Höckerchen besetzt sind. Die primären und seeundären Lamellen sind gleichmässig entwickelt, bleiben bis zur Axe einfach und verdieken sich nur am inneren Ende, wo sie mit der Axe verschmelzen, etwas. Die übrigen Lamellen biegen sich mit dem inneren Ende gegen die benachbarten älteren um und verschmel- zen damit in verschiedenem Abstande von der Axe. An jüngeren Individuen beobachtet man nur vier vollständige Cyelen (48), von denen die Septa der ersten zwei Cyclen sich auf die oben angegebene Weise verhalten. Auch die tertiären Septa reichen bis zum Centrum, aber es verbinden sich mit ihnen etwa in der Hälfte des Abstandes der Aussenwand von der Axe bogenförmig die Septa der vierten und fünften Ordnung. An ihrer Ursprungsstelle sind dagegen die Lamellen 1) M.Edwards, Brit. foss. Corals, p. 9, Tab. 1, Fig. 3. 2) Ein Bruchstück von Lapugy, welchem das obere Ende fehlt, ist 0:105 M. hoch bei 0:065 M. Dicke an der Basis, wäh- rend die Dicke des oberen Endes 0:029 M. beträgt, Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 253 der vierten Ordnung mit den primären, jene der fünften Ordnung mit den seeundären Septis durch kleinzel- liges Gewebe verbunden. Fundorte: Rudelsdorf (Böhmen); Porstendorf, Hausbrunn (Mähren); Lapugy (Siebenbürgen). 3. B. coneinna nov. sp. (Taf. 15, Fig. 1, 2). Das im oberen Theile nur schwach zusammengedrückte Gehäuse ist gerade und verhältnissmässig kurz und dick. Nach unten hin verschmälert es sich nur sehr wenig, um sich an der Basis wieder auszubreiten. Ein Exemplar, welchem die Basis fehlt, misst 39 Millim. in der Höhe bei 22 Millim. grösster Breite am obe- ren Ende; ein zweites mit wohlerhaltener Basis, aber etwas beschädigtem oberen Ende, ist 32 Millim. hoch bei einem Querdurchmesser von 21 Millim. Die Aussenwand trägt gedrängte, wenig unregelmässige Längsrippen, die regellos grob gekörnt sind und durch viel schmälere tiefe Furchen geschieden werden, deren Grund von einer einfachen Reihe unglei- cher Poren durehbohrt wird. Dieselben entstehen dadurch, dass die Längsrippen in wechselnden aber nicht grossen Abständen sich durch Querbalken verbinden. Die Rippen sind nur stellenweise geschlängelt oder unterbrochen ; in ihrem oberen Theile aber werden sie gleich den Zwischenfurchen von Löchern durchbro- chen. Von einer Epithek sind nur der Basis zunächst Spuren wahrzunehmen. Der Stern ist breit-elliptisch. Seine beiden Axen verhalten sich an einem Exemplare wie 100 :122, bei einem anderen wie 100 :140. Die nicht sehr entwickelte Axe ist verlängert, schmal, spongiös. Fünf vollständige Septaleyelen (96). Die Anordnung der Septa ist jener von B. talica Mich. sp. sehr ähnlich. Die Septa der ersten drei Cycla bleiben einfach und frei; die primären und seeundären sind über- diess beinahe gleich entwickelt; die tertiären dagegen verdünnen sich nach innen beträchtlich und verbin- den sich erst in einem tieferen Niveau mit der Axe. Auch die Septa des vierten Cyelus verkleben nur selten mit den angrenzenden, sind aber dünn und kurz. Bei den übrigen weicht das innere Ende von der ursprüng- lichen Richtung ab und verbindet sich im grösseren oder kleineren Bogen mit den nachbarlichen älteren Lamellen. Man beobachtet eine solche Verbindung zwischen den Lamellen der sechsten und achten Ord- nung, so wie zwischen jenen der siebenten und neunten Ordnung, während zugleich die Septa der sechs- ten und siebenten Ordnung sich der Axe zunächst mit ihren Enden gegen einander neigen, ohne jedoch immer eine innige Verbindung einzugehen. Die Septa sind übrigens auf ihren Seitenflächen mit in gebogenen Linien stehenden, sehr zarten Körnern bedeckt, und die älteren nur in ihrem äusseren Theile von zahlreichen zerstreuten ungleichen Löchern durehbohrt. Zugleich beobachtet man, dass die Lamellen der sechsten Ordnung mit den primären, jene der sieben- ten Ordnung mit den secundären an ihrem Ursprunge durch zahlreiche kurze Querbalken verbunden sind, so dass man dort überall dreizählige Bündel von Septalblättern vor sich zu haben meint. Die sehr ähnliche 2. xtaliea unterscheidet sich durch kleinere Statur, stärker gekörnte und gezähnte, aber viel weniger gebogene Septallamellen, so wie auch durch die stärkere Zähnung der Ausssenrippen. Fundorte: Grund; Lapugy (Siebenbürgen). Das k. Hofcabinet bewahrt auch Exemplare von St. Maure in der Touraine, welche durch ihren besseren Erhaltungszustand zur Lösung manchen Zweifels über den in- neren Bau des Sternes wesentlich beitragen. 4. B. irregularis Seg. (Taf. 17, Fig. 1, 2). Seguenzal.c p. 118, Tab. 4, Fig. 1. Seguenza bildet zwar keine Epithek und nur vier Septaleyelen ab; aber der ersteren wird in der Beschreibung ausdrückliche Erwähnung gethan und das letztere beobachtete auch ich an den untersuchten kleineren Exemplaren. Entsprechend der von Seguenza gemachten Erfahrung ist auch keines der mir vorliegenden Exem- plare vollständig erhalten. Alle sind am oberen, und im geringeren Grade auch am unteren Ende beschädigt. Sie stellen einen verkehrten, meistens schwach gebogenen Kegel dar, der durch kreisförmige Einschnürun- 354 A: EB. Reuss. gen mehr weniger unregelmässig wird. Das untere Ende zeigt, wo es erhalten ist, eine kleine Anheftungs- stelle; das obere Ende ist nur sehr schwach zusammengedrückt. Die Aussenwand ist entweder bis auf den obersten Theil mit einer a enlee fein kreisför- mig gestreiften Epithek bedeckt, oder dieselbe bildet nur vereinzelte breite Ringe und ist in diesem Falle auch dünner. Wo die Epithek fehlt oder sehr dünn ist, treten zahlreiche gedrängte, fast gerade, breite und flache , regellos gekörnte Längsrippehen hervor, die durch schmale Furchen geschieden werden, deren Grund von kleinen schlitzförmiger Poren durehbohrt wird. Die Beschaffenheit des Sternes kann wegen der Unvollständigkeit der Fossilreste nur aus dem Quer- bıuche erkannt werden. Die Axe ist stark entwickelt, fein spongiös. Vier vollständige Cyelen und ein un- vollständiger, in grösseren Exemplaren zur Hälfte entwickelter fünfter Cyelus von Septallamellen, welche im Allgemeinen sehr gedrängt und dünn sind. Nur die primären sind in ihrer gesamten Ausdehnung etwas dieker. Die Septa der ersten zwei Cyclen bleiben bis zur Axe frei und einfach. Jene der jüngeren Ordnungen verbinden sich an ihrem inneren Ende mit den benachbarten älteren in einem bald grösseren, bald kleineren Bogen. Alle Septa sind auf ihren Seitenflächen fein aber deutlich gekörnt und nur zunächst dem Aussen- rande und dem inneren Ende von einzelnen kleinen Löchern durchbrochen. Fundorte: Niederleis; Forchtenau (Ungarn). In Sieilien wurde die Species von Seguenza in den gelblichen Miocänmergeln von Rometta gefunden. Balanophyllia praelonga Mehti. sp.'), die gewöhnlich grösser und dicker ist als unsere Speeies, unter- scheidet sich davon überdiess durch den Mangel der Epithek, durch die viel weniger entwickelte schmälere und gröber spongiöse Axe und durch die breiteren, auf den Seitenflächen weniger scharf gekörnten Septal- blätter. Stephanophyllia Mich. Polypenstock frei, scheibenförmig, mit horizontaler, radial gerippter und gitterförmig durchlöcherter Aussenwand ohne Epithek. Stern kreisrund, mit tiefer Centralgrube. Septa zahlreich, gedrängt, breit und hoch, auf den Seitenflächen mit starken spitzigen Höckern, mit ihrem oberen oder inneren Ende sich bogen- förmig in verschiedener Höhe mit den benachbarten älteren verbindend. Nur die primären bleiben frei. Die Rippen der Aussenwand alterniren mit den Septallamellen. 1. St. imperialis Mich. (Taf. 14, Fig. 1—5). Michelin l.c. p. 31, Tab. 8, Fig. 1. — M. Edwards et H. Hist. nat. des corall. II, p. 110. — Michelotti, Deser. des foss. des terr. mioe. de l’Italie sept. p. 20. ? St. agarieoides Risso, Hist. nat. de l’ Europe merid. V, p. 355, Tab. 9, Fig. 52, 53. — Pietet, Trait& de pal&ontol. IV, p. 429, Tab. 106, Fig. 12 (Copie nach Michelin). St. elegans Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeck. p. 9, Taf. 1, Fig. 1, 2. Unter den wenigen Arten, welche den typischen Stephanophyllien angehören, herrscht noch beträcht- liche Unklarheit. Besonders St. elegans und imperialis sind vielfach mit einander verwechselt worden. Ich selbst habe 1. e. aus Mangel an Originalexemplaren der $7. elegans mich vor mehr als zwanzig Jahren dieser Verwechslung schuldig gemacht und beide Arten nur für verschiedene Altersstufen derselben Species ange- sehen. Die Ursache dieser Unklarheit ?) in der Begrenzung beider Species liegt einerseits in dem Mangel guter Beschreibungen und hinreichend vergrösserter und detaillirter Abbildungen ; anderseits aber auch in der Ahnlichkeit des Baues, selbst im feineren Detail. Doch wird ihre Trennung schon durch die eonstante Ver- schiedenheit der Grösse beider Arten, die so beträchtlich ist, dass sie nicht übersehen werden kann, genü- 1) Turbinolia praelonga Michelin ].c. p. 40, Tab. 9, Fig. 1. — M. Edwards et H. Hist. nat. des corall. III, p. 104. 2) Auffallend ist es, dass M. Edwards noch im Jahre 1860 meine getreue Abbildung von St. imperialis bei St. elegans eitirt. bi! Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 255 e send angedeutet. Bei genauerer Vergleichung stellen sich aber noch weitere Abweichungen heraus. Sie werden hier näher beleuchtet werden, da im Wiener Becken beide Species vorkommen. "St. imperialis, welche sowohl aus dem Pliocän von Asti, als aus dem Miocän von Turin bekannt ist, ist stets grösser und viel höher als St. elegans. Ich lasse hier die Dimensionen einiger Individuen der ersteren folgen : Breite Höhe ER REETER 15km. N, ar AR 425 Baihor IR nz Im Mittel verhält sich daher die Höhe zum Querdurchmesser wie 14-4: 25-7 Millim. Ein Exemplar jedoch von Lapugy bei Siebenbürgen, welches die k. k. geologische Reichsanstalt bewahrt, misst sogar 36 Millim. in der Breite bei einer Höhe von 15-5 Millim. Das kreisrunde Gehäuse erscheint daher verhält- nissmässig ziemlich hoch. „Die horizontale Aussenwand zeigt fast immer eine etwas eingedrückte, mittlere Zone, so dass das Cen- trum und die Peripherie der Scheibe in wechselndem Umfange etwas, wenngleich immer sehr flach gewölbt hervortreten. Die Aussenwand wird in erwachsenen Individuen von 96 (fünf Cyelen) zierlichen Radialripp- chen bedeckt, deren Länge je nach ihrem Alter wechselt. Nur 12—13 derselben reichen bis zu dem von einem grösseren Korne oder von wenigen kleineren Körnern eingenommenen Mittelpunkte. Die übrigen setzen erst in verschiedener Entfernung von demselben ein. Die kürzeren verschmelzen an ihrer Ursprungs- stelle mit den älteren, so dass die Rippen bei dem ersten Überblick mehrfach diehotom gespalten erscheinen. In ihrer Dieke unterscheiden sie sich nur wenig, sind übrigens seitlich zusammengedrückt und ziemlich hoch. Auf ihrem kantigen Rücken stehen im centralen Theile der Scheibe in einfacher Reihe verhältniss- mässig grosse körnerartige Höcker, die an sehr alten Individuen unregelmässig werden, während in der äusseren Hälfte der Rippen ihre Rückenkante durch gedrängte kleine ungleiche scharfe Körner kammartig gekerbt erscheint. Im Alter werden jedoch auch diese undeutlich. Die Rippen werden in geringen, etwas ungleichen Abständen durch dünne Queräste verbunden, welche kleine rundliche oder elliptische Löcher zwischen sich lassen, so dass je zwei Rippen eine Radialreihe von Löchern zwischen sich haben, welehe, wenn auch im Allgemeinen ungleich an Grösse, doch nach aussen hin allmälig an Umfang zunehmen. Im peripherischen Theile der Scheibe wird ihr Umriss sehr oft unregel- mässig. Dort sieht man an älteren Exemplaren auf den verbindenden Querästen sich einzelne ziemlich hohe Dornhöcker erheben, — ein Zeichen der beginnenden Zweitheilung der Löcher durch neu einsetzende Rippehen. Durch diesen Vorgang erhöht sich an sehr alten Individuen die Zahl der Rippen am Rande des Gehäuses bis auf 156. Die von der Oberseite der Wandplatte entspringenden Septa ziehen sich etwas vom Rande derselben zurück, so dass dieser einen scharfen Vorsprung bildet. Der Aussenrand der Septa steigt beinahe senkrecht oder doch steil empor. Die Centralgrube des Sternes ist weit und tief. In Folge der sehr regelmässigen Gestalt und Anordnung der Septa nimmt sie den Umriss eines sechsarmigen Sternes an, an welchem jeder Arm durch ein Primär- septum der Länge nach halbirt wird. Am Grunde der Grube steht die verlängerte Axe, die aus 5—6 unregel- mässig gestalteten und verflochtenen Stäbehen besteht, die auf der oberen Fläche als eben so viele grobe ungleiche Höcker hervorragen. Im Querbruche erscheint die Axe sehr grob spongiös. Die Septa alterniren regelmässig mit den Rippen der Unterseite‘), sind daher in gleicher Anzahl vor- handen. Man zählt fünf vollständige Cyelen. Von diesen bleiben nur die primären Septa, die in ihrer gesam- ten Ausdehnung bis zur Axe, mit welcher sie sich verbinden, ziemlich gleiche Dicke besitzen, durchaus frei, 1) Nur an sehr alten Exemplaren fallen sie mit den erst zunächst dem Rande einsetzenden jüngsten Rippehen zusammen. 256 A. E. Reuss. ohne sich mit jüngeren Lamellen zu verbinden. Bei den gewöhnlich etwas diekeren Seceundärlamellen, die ebenfalls mit der Axe verschmelzen, gilt diess nur von ihrem inneren Theile. Alle übrigen gehen wechsel- seitige Verbindungen ein, indem sie, mit ihrem inneren Ende sich seitwärts biegend, je nach ihrem Alter in verschiedenem Abstande von der Axe sich mit den benachbarten älteren Lamellen verbinden. Dadurch ent- steht zwischen je zwei primären Septis ein complieirtes zierliches Bogenwerk, dessen Bögen desto höher wer- den, je näher sie der Axe liegen. Je zwei benachbarte Tertiärsepta verbinden sich in grösster Entfernung vom Rande und im höchsten Bogen mit dem dazwischenliegenden secundären Septum. Die Septa der vierten Ordnung verschmelzen mit jenen der dritten, die der fünften Ordnung mit den secundären in einem etwa halb so hohen Bogen. Eben so gehen die Septa der sechsten Ordnung mit jenen der vierten, die der sieben- ten mit jenen der zweiten, die der achten und neunten Ordnung von beiden Seiten her mit den tertiären Lamellen die Bogenverbindung ein. Alle dem fünften Cyclus angehörige Ordnungen (6—9) bilden jedoch durchgehends sehr kleine niedrige Bögen. Die Septallamellen enden oben spitzwinklig, wobei sich die secundären am höchsten und im spitzigsten Winkel erheben. Ihr oberer Rand ist grob und spitz gezähnt, ihr äusserer, sich fast senkrecht erhebender mit groben stumpfen Höckerzähnen besetzt. In ihrem inneren Theile sind sie ohne alle Lücke und mit in diver- girenden aufsteigenden Reihen stehenden flachen Körnern besetzt, während die Septa der jüngeren Ordnungen in ihrem äusseren Theile von Löchern in verschiedener Zahl, Grösse und Form durchbrochen sind. Zugleich verlängern sich am äusseren Theile der Septa die Höcker der Seitenflächen stellenweise und fliessen mit jenen der Nachbarlamellen zusammen, welche auf diese Weise durch kurze ziemlich dicke Querbalken ver- bunden werden. Wo diese in grösserer Anzahl vorhanden sind, scheinen die Septa bei dem ersten Anblicke ein regelloses Netz- und Gitterwerk zu bilden, während an anderen Stellen die regelmässige Anordnung der Septa deutlich hervortritt. Durch alle diese Combinationen wird eine sehr grosse Mannigfaltigkeit in der Gestaltung hervorgebracht, deren Einheit nur bei Vergleichung zahlreicherer Exemplare erkannt wird. Bei sehr alten Exemplaren nimmt die Höhe nicht im Verhältnisse zum Breitendurchmesser zu. An dem erwähnten Individuum von Lapugy verhalten sie sich wie 15-5:36 oder wie 100:230, während das herr- schende Verhältniss sich darstellt wie 100:180. Auch steigen die Septa, deren Zahl jedoch über fünf voll- ständige Oyelen nicht hinausgeht, mit ihrem Aussenrande nicht mehr senkrecht, sondern unter einem Win- kel von etwa 50—60° von der horizontalen Wandplatte empor. Dabei wachsen die Zähne des Aussenrandes zu wahren Dornen aus und die Nachbarsepta verbinden sich unter einander nicht nur durch Querbalken, sondern durch Lamellen, die zur Entstehung von secundären Verbindungsbögen Anlass geben. Ausser dem eben beschriebenen Individuum von Lapugy habe ich erwachsene Exemplare der St. impe- rialis untersucht von Baden (das Original meiner früheren Abbildung von 1847) und von Vöslau bei Wien (5). Von Ruditz in Mähren liegt mir ein sehr flaches Jugendexemplar von 12 Millim. Querdurcehmesser vor, an welchem man doch schon 82 Septa zählt. Noch jüngere Individuen habe ich von Baden untersucht. Sie zeigten bei 4° 75—6 Millim. Durchmesser nur 44—48 Radialrippen der Aussenwand und eben so viele damit alternirende Septa. Die Unterseite ist eben oder wölbt sich in der Mitte nur sehr wenig. Auch die Septal- seite erhebt sich nur wenig und sehr allmälig. Die Centralgrube ist äusserst seicht und kurz. Die Höhe beträgt nur 2 Millim. St. Nyst! M. Edw. (St. impervalis Nyst) ist der eben beschriebenen Species sehr ähnlich. In der Ge- stalt der Axe, der Zahl, Anordnung und Verbindung der Septa findet fast vollständige Übereinstimmung Statt. Doch scheint sie bei genauerer Untersuchung einige Abweichungen zu zeigen. Die Breite und Höhe der untersuchten Exemplare verhalten sich wie 27:5—36 zu 15—18, also im Mittel wie 100 : 192, was mit dem bei St. imperialis herrschenden Verhältnisse ziemlich übereinkömmt. Die Centraldepression ist enger, indem der innere Septalcand in weiter Erstreckung senkrecht oder beinahe senkrecht herabsteigt. Die Septa sind dünner, niedriger, laufen oben nicht in eine so scharf aus- gesprochene Spitze aus. Die Höcker auf ihren Seitenflächen verschmelzen in zusammenhängende diver- Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 257 rende Reihen. Am äusseren Rande sind sie einfach scharf gezähnt und ihre Verbindungen mit den Nachbar- septis sind weniger complieirt. Eben so ist der Centraltheil der Rippen der Aussenwand weniger hervor- springend gekörnt, ihr peripherischer Theil unregelmässiger. Vielleicht ist St. Nyst” doch nur als Form von St. imperialis anzusehen (Taf. 21, Fig. 10). 2. St. elegans Br. sp. (Taf. 14, Fig. 6). Michelin Il. c. p. 32, Tab. S, Fig. 2. — M. Edwards et H. Hist. nat. des corall. III, p. 109. — Michelotti, Deser. des foss. des terr. tert. mioc. de l’Italie sept. p. 20. — Bronn, Leth. geogn. 3. Aufl. III, p. 2sS. Tab. 36, Fig. 7. Fungia elegans Bronn, Ital. Tertiärgeb. p. 133. Sie hat stets viel geringere Dimensionen als die vorige Species. Die grössten der mir vorliegenden Exemplare übersteigen im Durehmesser 10—14 Millim. nicht. Zugleich sind sie weit niedriger; ihre Höhe misst nicht mehr als 5-25 — 6-6 Millim. Es gibt diess ein Verhältniss der Breite zur Höhe im Mittel wie 204: 100, also sehr ähnlich der erwachsenen St. imperialis, — ein sicherer Beweis, dass dieselben nicht als Jugendformen der letztgenannten Species gelten können. Die Aussenwand ist sehr schwach eingedrückt; höchstens erhebt sie sich in der Mitte wieder etwas. Sie Wird von schmalen Radialrippehen bedeckt, deren winkliger Rücken eine Reihe gedrängter, sehr kleiner, ungleicher, scharfer Körner trägt. Die kömerartigen Höcker, welche den centralen Theil der St. imperralis zieren, fehlen hier immer. Bis zum Centrum der Scheibe reichen nur S—13 Rippen, in weiterem Verlaufe und in sehr versehiedenem Abstande vom Centrum spalten sie sich mehrfach gabelförmig, so dass sich am peri- pherischen Rande ihre Zahl bis auf 54—84 vermehrt hat. Sie werden durch dünne, darauf rechtwinklige Querbalken mit einander verbunden, welche vierseitig- rundliche Löcher zwischen sich lassen, die vom Centrum gegen die Peripherie allmälig an Grösse zunehmen und im peripherischen Theile der Scheibe ebenfalls oft unregelmässig werden. Die beschriebene Structur bedingt auch hier ein zierliches Gitterwerk. Der Rand der Parietalscheibe ragt nur wenig über den Septaltheil des Gehäuses vor, der sich bei wei- tem weniger hoch erhebt, als bei St. vmperzalis. Besonders ist dies der Fall bei manchen Exemplaren, deren äussere Septalränder nicht senkrecht, sondern schräge aufsteigen. Die Centralgrube des Sternes ist viel seichter, als bei der vorigen Species. Die Axe zeigt 4—5 in einer Reihe stehende, in der Jugend spitzige, im späteren Alter stumpfe Höcker, welche sich nach abwärts zu einer von wenigen Löchern durchbohrten Masse verbinden. Vier vollständige und ein unvollständiger fünfter Cyelus von Septallamellen, der je nach dem Alter in verschiedenem Grade entwickelt ist. An sechs untersuchten Exemplaren zählte ich 54—S4 Septa, unter denen sich auch hier die secundären in spitzigem Winkel am höchsten erheben. Sie alterniren regelmässig mit den Rippen der Unterseite. Auch das übrige Verhalten der Septa ist ganz analog jenem der vorigen Spe- cies, indem die jüngeren sich mit den benachbarten älteren in Bögen von verschiedener Höhe und Weite verbinden. Oft scheint die Entwieklung der Septa jüngerer Ordnungen nur theilweise und unregelmässig erfolgt zu sein. Die tertiiren Lamellen verbinden sich auch hier mit den seeundären, welche gleich den pri- mären bis zur Axe reichen, dieselben aber an Dicke übertreffen. Die Septa der vierten Ordnung verschmel- zen an ihrem inneren Ende mit den tertiären, jene der fünften Ordnung mit den seceundären, der sechsten mit den quaternären. Alle Septa sind auf den Seitenflächen mit zerstreuten groben Körnern besetzt und in ihrem äusseren Theile durch einzelne Querlamellen mit einander verbunden; die jüngeren überdies noch von zerstreuten Löchern durchbrochen. St. elegans unterscheidet sich daher von St. imperialis, abgesehen von ihrer constant geringeren Grösse und Höhe, durch die wenig tiefe Centralgrube, die in ihrer gesamten Ausdehnung am Rücken nur fein gekörnten Aussenrippen, durch den Mangel der Stachelhöcker auf den die Rippen verbindenden Querbalken des peripherischen Theiles der Scheibe und dureh den unvollständigen fünften Septaleyelus. Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXI. Bd. 33 [80] (eo) [6'.) Ar E. Reuss. Ich kenne die Species im Wiener Becken bisher nur von Möllersdorf. Schon lange ist sie von Tortona und Castellarquato bekannt. ß) Composita. Dendrophyllia Blainv. Polypenstock zusammengesetzt, baumförmig-ästig, äusserlich mit schmalen wurmförmig gebogenen, aus an einander gereihten Körnern bestehenden Rippcehen bedeckt. Sterne meist kreisrund, tief, mit gewöhnlich reichlich entwickelter, spongiöser, vorragender Axe und gedrängten bogenförmig sich verbindenden Septis, deren vierter Cyelus vollständig entwickelt ist. 1. D. prismatica nov. sp. (Taf. 6, Fig. 3, 4). Aus der Betrachtung der unvollständigen Exemplare, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, geht hervor, dass der Polypenstock keine beträchtliche Grösse erreichte und dass er wenig- und kurzästig war, indem aus einem 7-5—-9 Millim. dieken, immer erkennbar bleibenden geraden Stämmehen nach mehreren Seiten hin unter rechtem Winkel gerade nach auswärts gerichtete kurze Ästehen von 4—5 Millim. Durchmes- ser hervorspriessen, welche ziemlich regelmässige Verticalreihen bilden. Die Rückseite des Mutterstämm- chens bleibt in der Regel von diesem Ausspriessen frei. In Beziehung auf diesen Totalhabitus kömmt unsere Species mit D. taurinensis M. Edw. etH. und mit D. digitalis Blainv. mehr weniger überein. In vielen Fällen scheint unsere Species nur ein kurzes einfaches gerades oder etwas gebogenes Stämmchen dargestellt zu haben, aus welchem nur wenige sehr kurze Äste auf die angegebene Weise hervorgesprosst sind. Von allen bekannten Dendrophyllia-Arten weicht sie aber darin ab, dass die die Aussenwand bedeckenden Rippchen nicht unregelmässig, wurmförmig hin und her gebogen sind, sondern in beinahe gerader verticaler Richtung parallel und regelmässig verlaufen. 9—11 dieser Rippen ragen scharfkantig hervor und ertheilen den Stämmehen ein prismatisches Ansehen. Zwischen je zwei derselben liegen drei, seltener fünf niedrigere und etwas schmälere Rippen, welche durch sehr schmale Furchen geschieden wer- den. Am Grunde derselben steht je eine Reihe mässig grosser rundlicher oder länglicher Poren, die bis- weilen, besonders im unteren Theile der Stämmcehen obliterirt sind. Die Rippen, am stärksten die kantigen, sind am Rücken in eine Reihe grober Körner zerschnitten, übrigens aber noch feiner aber regellos gekörnt. Auf den kurzen Ästen tritt der beschriebene Unterschied der Rippen nicht hervor. Die fast kreisrunden Sterne sind nur mangelhaft erhalten; sie scheinen jedoch stark vertieft zu sein. An den Sternen der Mutterindividuen zählt man vier vollständige Cyclen von Septallamellen , welche un- gleich und dünn sind. Die Septa des dritten und vierten Cyelus krümmen sich mit ihrem inneren Ende gegen die nächstgelegenen älteren und verbinden sich damit; erstere mit den secundären etwa in der Mitte des Abstandes zwischen Aussenrand und Axe, letztere mit den tertiären schon in der Nähe der Aussenwand. Doch wird dieses Verschmelzen der Septa oft ziemlich unregelmässig. Die Sterne der Knospen zeigen oft nur drei Septaleyclen oder der vierte Cyclus ist doch unvollständig geblieben. Die Species ist bisher nicht häufig nur im Tegel von Ruditz in Mähren vorgekommen. 2. D. orthoclada nov. sp. (Taf. 20, Fig. 2). Ein einziges, 28 Millim. hohes Bruchstück, dessen Basis vollständig ist und wahrnehmen lässt, dass dieselbe sich nur sehr wenig ausbreitet. Das obere Ende ist jedoch abgebrochen. Jedenfalls muss der Poly- penstock nur geringe Dimensionen gehabt haben. Aus dem 7 Millim. dicken, fast eylindrischen Centralstämm- chen entspringen rechtwinklig und in drei verticalen Reihen sehr kurze Ästchen (höchstens 6 Millim. lang). An der Rückseite des Stämmehens scheint nur selten eine kleine Knospe hervorzuspriessen, die sich nur wenig über die Umgebung erhebt. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocüns. 259 Die Aussenseite bedecken ungleiche breite und flache, wenig unregelmässige, gekörnte Längsrippen, deren schmale tiefe Zwischenfurchen von mitunter ziemlich grossen, oft verlängerten, selbst schlitzförmigen Poren durchbrochen werden. Die Sterne sind sehr mangelhaft erhalten. Ihre nähere Beschaffenheit kann daher höchstens aus Quer- sehnitten der etwa 4 Millim. dieken Äste entnommen werden. Vier Cyelen dünner gedrängter Septallamel- len, von denen der letzte nur in den grösseren Sternen vollständig entwickelt ist. Die Anordnung der Septa und ihre wechselseitige bogenförmige Verbindung ist ganz ähnlich der bei der vorigen Species beschriebe- nen, wird aber oft unregelmässig. Die tertiären Septa verschmelzen mit den secundären, die quartären mit den tertiären; nur die sehr dünnen Primärsepta bleiben bis zur Axe einfach. Diese ist spongiös, aber nur wenig entwickelt. Die meisten Septa sind überdies zunächst ihrem Ursprunge an der Aussenwand durch eine dünne Lage kleinzelliger Substanz verbunden. Fundort: Sehr selten im Tegel von Ruditz (Mähren). 3. D. Poppelacki Reuss sp. (Taf. 15, Fig. 6—S). WDeulina Poppelacki Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeck. p. 16, Taf. 2, Fig. 6. Es liegen leider nur Bruchstücke vor, die meistens durch Abrollung sehr entstellt sind. Der baumför- mig-ästige Polypenstock muss ziemlich gross gewesen sein, denn die erwähnten Fragmente erreichen mit- unter eine Dieke von 26 Millim. Mit D. ramea L. sp. scheint sie die Eigenthümlichkeit getheilt zu haben, dass sämtliche Äste in derselben Ebene liegen und dass die Rückseite der Stämmehen keine Sterne trägt. Wenigstens zeigen alle von mir gesehenen Stücke diese Eigenschaft. Die von vorne nach hinten schwach zusammengedrückten Stämmcehen sind von gedrängten schmalen und flachen, durch ziemlich tiefe Furchen gesonderten Längsrippchen bedeckt, die oft wurmförmig gebogen sind, mit einander anastomosiren und sich wieder spalten, kurz stellenweise sehr unregelmässig werden. Sie sind ziemlich grob einreihig gekörnt. Die Furchen werden von zahlreichen genäherten, gewöhnlich etwas in die Länge gezogenen Löchern durehbohrt. Die Sterne sind durchgehends schlecht erhalten, scheinen aber tief gewesen zu sein. Die seitlich gele- genen besitzen einen Durchmesser von 4:5—-6 Millim., die Terminalzellen messen jedoch bis zu 9 Millim. Die vorspringende Axe ist mässig entwickelt, spongiös. In den seitlichen Sternen zählt man nur drei voll- ständige Cyelen dünner fast gleicher Septa, die auf den Seitenflächen mit gedrängten zarten sehr spitzigen Höckerchen besetzt sind. Die tertiären verbinden sich erst in unmittelbarer Nähe der Axe mit den secun- dären. Die grösseren terminalen Sternzellen, von denen ich jedoch nur die Querschnitte untersuchen konnte, besitzen vier vollständige Septaleyelen, von denen sich jene des dritten und vierten Cyelus in verschiedenen Abständen mit den secundären verbinden. Oft wird jedoch diese Verbindung sehr unregelmässig. Fundorte: Bischofswart, Porzteich bei Nikolsburg (Mähren) selten. b) Madreporinen. Polypenstock baumförmig-ästig, durch Knospung wachsend; ein reichliches, netzförmig-schwammiges Cönenchym, wenig geschieden von dem sehr porösen Gewebe der Wandungen. Zwei Septa sind mehr ent- wiekelt als die übrigen und stossen im Centrum zusammen. ce) Turbinaridea. Polypenstock zusammengesetzt, durch Knospung wachsend. Das reichliche spongiös-netzförmige Cönen- chym von dem Wandungsgewebe deutlich geschieden. Wenigstens sechs Septallamellen ; die primären stets “ gleichmässig entwickelt. 33# 2360 A. E. Reuss. Turbinaria Oken. Dünnere oder dickere blattartige Ausbreitungen, die aus einem reichlichen, ziemlich dichten, auf der Oberfläche stachelspitzigen Cönenchym bestehen. Die mehr weniger vorragenden Sterne haben eine spon- giöse Axe und ziemlich gleichgrosse Septa. N 1. T. eyathiformis Blainv. sp.? (Taf. 21, Fig. 5). Gemmipora eyathiformis Blainville, Dict. des sc. nat. Tome 60, p. 332. — Michelin ].c. p. 65, Tab. 13, Fig. 3. Die von mir untersuchten Reste bestehen aus wenigen Bruchstücken plattenförmiger Ausbreitungen, die keinen bestimmten Schluss auf die Gesamtform des Polypenstockes gestatten. Sie sind überdiess noch in hohem Grade abgerollt. Über die Gattung, der sie angehören, kann kein Zweifel obwalten. Die Identifiea- tion der Species ist aber nicht vollkommen sicher. Das Cönenchym besteht aus einem groben spongiösen, von vielen Löchern durchstochenen Gewebe, in dessen oberen Theil die Sternzellen eingesenkt sind. In den unteren verlängern sie sich nicht. Die etwa 9-5—3 Millim. im Durchmesser haltenden Sterne ragen in Folge der Abrollung nicht über die Oberfläche vor und befinden sich in sehr verschiedenem, oft sehr bedeutendem Abstande von einander. Die spongiöse Axe ist ziemlich stark entwickelt. Man zählt 12—18 wenig ungleiche, dünne Septallamellen. Die beschriebenen Fragmente stammen aus dem Sande von Grund und aus dem Tegel von Forchtenau. M. Edwards führt Dax als den Fundort der Species an. Aphyllacis nov. gen. Polypenstock ästig, mit mehr weniger eylindrischen Ästen, aus einem diehten Cönenchym bestehend, das nur von zerstreuten feinen Löchern durchbohrt wird. Seine Oberfläche ist nicht gekörnt, sondern, gleichwie bei Dendrophyllia, mit schmalen und flachen gebogenen, sich oft gabelförmig spaltenden und wieder vereinigenden, stellenweise sehr unregelmässigen Längsstreifen bedeckt, in deren schmäleren ziemlich tie- fen Zwischenfurchen die erwähnten Löcher eingesenkt sind. Die Sterne stehen auf den Stämmehen in unre- gelmässigen Längsreihen zerstreut, sind klein, tief, ohne Axe, mit völlig rudimentären Septallamellen. Die angeführten Merkmale weisen der Gattung offenbar ihre Stelle unter den Korallen mit perforirter Wandung an, in der Abtheilung mit reichliehem Cönenchym und gleicher Entwicklung der Septa, bei den Turbinarien. In der dichten Beschaffenheit des Cönenchyms und dem Mangel der Axe schliesst sie sich an Dendracis M. Edw. et H. an, von welcher sie sich aber dureh die nicht gekörnte Oberfläche und den bei- nahe gänzlichen Mangel der Septallamellen unterscheidet. Ich habe sie daher zum Typus einer selbststän- digen Gattung erhoben. 1. A. ramulosa nov. sp. (Taf. 19, Fig. 3). Die beiläufig 1 Millim. grossen Sterne stehen entfernt, in unregelmässige Längsreihen geordnet, und zwar sind sie in der Umgebung der Ursprungsstellen der eylindrischen Äste weiter von einander entfernt als anderwärts. Sie ragen in Gestalt kleiner, gerade nach auswärts gerichteter Warzen hervor, so dass ihre Axen auf der Längsaxe des Stämmehens senkrecht stehen. Nur wenige erheben sich in Gestalt eines gestutzten Kegels etwas mehr über die Umgebung. Bei diesen erscheint der Aussenrand mit 12—16, bisweilen gabel- förmig gespaltenen kurzen Längsrippchen bedeckt. Im Innern der tiefen Sterne beobachtet man sechs sehr wenig vorragende Längsleistehen — die Rudi- mente der Septa, zwischen welchen eben so viele Längsreihen von Poren eingesenkt sind, die aussen in den Zwischenfurchen der Längsrippehen münden. Sie findet sich, wie es scheint, sehr selten im Tegel von Lapugy in Siebenbürgen und wurde von Herrn Neugeboren gefälligst mitgetheilt. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 261 2. Poritidea. Der zusammengesetzte Polypenstock besteht zur Gänze aus einem sehr porösen, regellos netzförmigen Gewebe. Die einzelnen Individuen sind entweder direct durch ihre netzförmigen Wandungen oder durch Ver- mittlung eines spongiösen Cönenehyms mit einander verwachsen. Die mehr weniger deutlichen Septa stellen nie zusammenhängende Lamellen dar, sondern bestehen nur aus zu einem regellosen Gitterwerk verschmol- zenen Trabekeln. Die Visceralhöhle ist nie durch Querscheidewände unterabgetheilt. a) Montiporinidea. Mit reichlichem spongiösem Cönenchym. 5) Poritina. Ohne Cönenchym oder nur mit Spuren desselben. Porites Lam. (pars). Die polygonalen Sterne seicht, mitunter undeutlich begrenzt. Zwölf oder weniger wenig entwickelte Septa. Ein einfacher Kranz von 5—6 papillösen Kronenblättchen, die von den Septis wenig abgegrenzt sind und ein meist wenig sichtbares Axenknöpfehen umgeben. 1. P. leptoclada nov. sp. (Taf. 17, Fig. 3, 4). Es liegen zahlreiche, meist walzenförmige, seltener etwas zusammengedrückte kurz- und stumpfästige Bruchstücke von 6—10 Millim. Dicke vor. Der Polypenstock war ohne Zweifel baumförmig-ästig und die Äste entspringen unter einem mehr weniger stumpfen Winkel. Die Oberfläche besitzt je nach dem verschie- denen Alter der betreffenden Stammstücke ein sehr abweichendes Ansehen. An älteren Theilen ist sie mit dicht an einander liegenden, höchstens 1:5—2 Millim. grossen, polygonalen, fast gar nicht vertieften Ster- nen bedeekt, welche nur durch einen in grobe flache Körner zerschnittenen Streifen geschieden werden. An abgeriebenen Stücken verschwindet jedoch auch diese Grenze und bei stärkerer Abreibung bietet die Ober- fläche nur ein regelloses Netzwerk grober Fasern dar, das von zahlreichen Löchern durchstochen ist. Zwölf sehr kurze dieke ungleiche Septa, am freien Rande in 2—4 grobe höckerartige Körner zerschnit- ten, auf den Seitenflächen mit feinen Spitzen besetzt. In kleineren Sternen sind sie kaum von den Kronen- blättehen verschieden, welche einen die Axe umgebenden Kranz von 5—6 mässig grossen höckerigen Körnern bilden. Die Axe stellt ein sehr kleines Knötchen dar, das oft tief eingesenkt ist und zwischen den Kronenblättchen beinahe verschwindet. An jüngeren Ästen, die nicht selten etwas zusammengedrückt sind, treten die Grenzen der polygonen Sterne als niedrige, aber deutliche ziemlich scharfe Kanten hervor und die Sterne selbst erscheinen dadurch mehr vertieft. Fundorte: Häufig bei Niederleis und Nodendorf; selten bei Porzteich und am Muschelberg unweit Nikolsburg (Mähren). 2. P. inerustans Defr. sp. (Taf. 17, Fig. 5, 6). M. Edwards et H., Hist. nat. des corall. foss. III, p. 181. — Seguenza l.c. p. 130. Astraea inerustans Defrance, Diet. des sc. nat. Tome 42, p. 381. 1826. Porites Collegniana Michelin ].c. p. 65, Tab. 13, Fig. 9. — Reuss, Die foss. Polyp. d. Wiener Tertiärbeckens, p. 28, Taf. 5, Fig. 3. Er bildet mehr weniger gewölbte unregelmässige, mitunter etwas gelappte Knollen, die oft aus deut- lichen, über einander liegenden Schichten bestehen. Dieselben sind oft abgerieben oder in Folge der gros- sen Zartheit ihres Gewebes zerbrochen. Nur selten findet man die Zellensterne ganz wohl erhalten. Sie sind 1:-2—1:-5 Millim. gross, polygonal, ungleich, wenig vertieft und durch eine niedrige Kante geschieden, 262 A. HE. Reuss. welche oft gekrümmt, eingeschnitten und mit unregelmässigen Spitzen besetzt ist. In jedem Sterne zählt man 11—14, gewöhnlich 12 sehr dünne, wenig ungleiche, vielfach durchlöcherte, am Rande und auf den Seitenflächen mit scharfen Spitzen besetzte Septa und 5—7 Kronenblättchen, welche ungleiche und unregel- mässige scharfeckige Körner darstellen und sich von den Zähnen des oberen Randes der Septa nur durch etwas beträchtlichere Grösse und Höhe unterscheiden. Die Axe wird durch ein sehr kleines regellos gestal- tetes Knötchen gebildet, das oft in der Tiefe verborgen bleibt. Ein Vertiealschnitt des Polypenstockes zeigt feine, grossentheils parallele Stäbchen, die durch etwas dünnere kurze Querfäden verbunden sind, daher in verticaler Reihe stehende rundliche Löcher zwischen sich lassen. Es entsteht dadurch ein zartes symmetrisches Netzwerk. An abgeriebenen Stellen bietet die Oberfläche ein feines sehr unregelmässiges Maschenwerk ohne deut- liche Abgrenzung der einzelnen Sternzellen dar. Die Speeies ist weit verbreitet. Sie liegt mir vor von Rudelsdorf (Böhmen); Pötzleinsdorf, Grund, En- zesfeld, Niederleis, Nodendorf, Kalladorf; von Mattersdorf, Forchtenau (Ungarn); Nikolsburg, Kostel (Mäh- ren); aus dem Leithakalk von St. Nikolai und Gamlitz (Steiermark). In den festen Kalksteinen ist sie nur stellenweise an der inneren Structur erkennbar. So ist sie z. B. massenhaft in dem Leithakalke des Rauch- stallbrunngrabens bei Baden eingewachsen. Ausserhalb Österreichs ist sie bekannt von Turin, Asti, Bordeaux, Dax, Carry (Bouches-du-Rhone), Sogliano al Rubicone (Prov. Forli), Bianchi bei Messina (häufig, aber schlecht erhalten), Insel Rhodus u. a. Fig. # a ET: u u? RE em: n Hong: Fig. 1, EubEr ut n 5 TE n 8% ech 10 le „12 „18. Bar neo Fig: 1. > Ei; a! ar [0] {er} = Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioecüns. ERKLÄRUNG DER TAFELN. PAPER TAT: Caryophyllia elavus Seacchi (Forchtenau). a. Seitenansicht, d. Sternansicht, beide vergrössert. = attenuata Rss. (Ruditz). a. vergrösserte Seitenansicht, 5. vergr. Sternansicht, ce. ein Stück der Aus- senwand stärker vergrössert. Caryophyllia inops Rss. (Bischofswart). In natürlicher Grösse. Dieselbe. «a. Seiten-, 5. Sternansicht, beide vergrössert. Caryophyllia areuata M. Edw. et H. (Ruditz). a. vergr. Seitenansicht, 5. vergr. Stern, e. ein Stück der Aussenwand stärker vergrössert. Caryophylüia trumneata Rss. (Baden). a. vergr. Seitenansicht, 2. vergr. seitliche Ansicht des oberen Theiles eines Septums samt Kronenblättehen; e. vergrösserter Stern. Caryophyllia eladaxis Rss. (Ruditz). a. Seiten-, 5. Sternansicht, beide vergrössert. n leptaxis Rss. (Rudelsdorf). a. Seiten-, 3. Sternansicht, beide vergrössert. n degenerans Rss. (Ruditz). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 2. vergr. Sternansicht. TARBL/TE 2. Caryophyllia degenerans Rss. (Ruditz). Vergr. Seitenansicht des oberen Endes eines Septums mit dem Kronen- blättchen. Dieselbe. Seitenansicht eines grösseren Individuums. Dieselbe. Vergrösserte Seitenansicht der Axe. 6. Thecoeyathus velatus Rss. (Rudelsdorf). Vergrösserte Seitenansichten. Derselbe. a. Seiten-, 2. Sternansicht, beide vergrössert. Thecoeyathus microphyllus Rss. (Boratsch). Vergrösserte Seitenansicht. Derselbe. a. Seiten-, 5. Sternansicht, beide vergrössert. . Acanthoeyathus vindobonensis Rss. (Baden). Seitenansicht in natürl. Grösse. Derselbe. a. Seitenansicht in natürl. Grösse, d. vergr. Stern, e. vergr. Seitenansicht eines Kronenblättchens. Troehocyathus affinis Rss. (Baden). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 3. vergr. Sternansicht. Derselbe. Ein Stück der Aussenwand stärker vergrössert. Trochoeyathus Fuchs? Rss. (Steinabrunn). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 3. vergrösserter Stern, ce. vergr. Seiten- ansicht des oberen Theiles eines Septums samt Kronenblättchen. . Trochocyathus erassus M. Edw. et H. (Steinabrunn). a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse, 2. vergr. Sternansicht, e. vergrösserte Seitenansicht eines Kronenblättchens mit dem angrenzenden- Septaltheile. TAFEL IM. Trochocyathus affinis Rss. (Baden). Vergrösserte Sternansicht. Deltoeyathus italieus M. Edw. et H. (Porzteich). Vergrösserter Stern. Derselbe. a. von der Seite gesehen, in natürl. Grösse, 5. obere, e. untere Ansicht, beide vergrössert. . Paracyathus firmus Phil. sp. (Rudelsdorf). a. in natürl. Grösse, 2. vergrösserte Sternansicht. Derselbe. Vergrösserte Seitenansicht. 264 A. HE. Reuss. Fig. ” 2 n ” n Fig. ” n Fig. n Fig. 6. Paraeyathus eupula Rss. (Porstendorf). a. Seiten-, 2. Sternansicht, e. seitliche Ansicht eines Septums mit dem Kro- nenblättehen, sämtlich vergrössert. 7. Coenoeyathus depauperatus Rss. (Ruditz). a. Seitenansicht eines einfachen Polypenstockes, 2. vergr. Sternansicht, e. vergr. Seitenansicht eines Septums mit dem Kronenblättchen. 8, 9. Derselbe. Seitenansichten zusammengesetzter Polypenstöcke in natürl. Grösse. 10. Conotrochus typus Seg. (Porzteich). Vergrösserte Seitenansicht. 11. Derselbe. Seitenansicht in natürl. Grösse. 12. Derselbe. a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse, d. vergr. Sternansicht. 13. Discotroehus Duncani Rss. (Porzteich). Vergrösserte Sternansicht. TAFEL IV. 1. Discotroehus Duncan! Rss. (Porzteich). Vergrösserte Basalansicht. 2. Derselbe. Vergrösserte Seitenansicht. 3. Ceratotrochus duodeeimeostatus Goldf. sp. (Baden). Jugendliches Individuum. a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse, d. Vergrösserte Sternansicht. 4. Derselbe. Erwachsenes Individuum. (Baden). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, d. vergr. Sternansicht. Ceratotrochus multiserialis Mehti. sp. (Baden). a. seitliche, 6. Sternansicht, beide vergrössert. = multispinosus M. Edw. et H. (Möllersdorf). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, d. vergrösserter Stern. Derselbe. (Rohrbach). a. seitliche, d. Sternansicht, beide vergrössert. 8. Flabellum Suessi Rss. (Porzteich). a. etwas vergrösserte Seitenansicht, 2. vergr. Sternansicht, ce. eine Gruppe von Septallamellen vom inneren Rande aus gesehen und vergrössert. 9—12. Flabellum Roissyanum M. Edw. etH. (Baden). Seitenansichten in natürl. Grösse. 3. 6. Un TAFELV. 1. Flabellum Roissyanum M. Edw. et H. (Baden). In natürlicher Grösse. 2. Dasselbe. (Baden). «. Seitenansicht in natürl. Grösse, 2. vergr. Sternansicht, e. eine Gruppe von Septallamellen vom inneren Rande aus gesehen, stärker vergrössert. 3. Flabellum multieristatum Rss. (Lapugy). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 5. Sternansicht, e. einige Septa vom in- neren Rande aus gesehen, etwas vergrössert. 4. Flabellum sieiliense M. Edw. et H. (Möllersdorf). «. Seitenansicht in natürl. Grösse, d. etwas vergı. Sternansicht, e. einige Septa, vom inneren Rande aus gesehen. 5. Dasselbe. Seitenansicht in natürl. Grösse. 6, 7. Syzygophyllia brevis Rss. (Rudelsdorf). Seitenansichten in natürl. Grösse. 8. Dieselbe. Vergrösserte Sternansicht, d. Stück eines Septums von der Seite gesehen. 9. Dieselbe. «a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse, d. vergr. Seitenansicht eines Septums. 10. Siylophora subretieulata Rss. (Grund). a. ein Bruchstück in natürl. Grösse, 2. ein Stückchen der Oberfläche ver- grössert. 11. Rhizangia proeurrens Rss. Auf einem Stromdus aufsitzend , in natürl. Grösse. TAFEL VL 1. Rhizangia proeurrens Rss. (Lapugy). Einige Sterne vergrössert. 2. Lithophyllia ampla Rss. (Lapugy). a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse, d. etwas vergr. Stern, e. vergr. Seitenan- sicht eines Theiles eines Septums. 3. Dendrophyllia prismatica Rss. (Ruditz). Seitenansicht eines Bruchstückes in natürl. Grösse. 4. Dieselbe. a. ein Stückchen der Aussenwand vergr., d. vergr. Querschnitt. 5. Myeetophyllia horrida Rss. (Rudelsdorf). a. ein Bruchstück von oben gesehen, in natürl. Grösse, d. ein Stück der Oberseite vergr., ec. vergr. partieller Verticalschnitt. TAFEL VI. . 1. Stylophora subretieulata Rss. (Grund). a. in natürl. Grösse, 2. ein Stück der Oberfläche vergrössert. 2. Trochoeyathus Karreri Rss. (Lissitz). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 2. vergr. Sternansicht. Fig. 3. m A „6. Fig. 1. b2} ” “. 3. ST. Fig. 1. 2,0: n 3 Fig. 1. ai?) SR er SeRb: Fig. 1. 2 : Fig. 1. Eur: 33% 4. Die fossilen Korallen des österreichrsch-ungarischen Mvocäns. 265 Stylina inopinata Rss. (Nagy Maros). «. Bruchstück in natürl. Grösse, 5. einige Sterne vergr., e. ein Stück des Ver- tiealschnittes vergrössert. Solenastraea distans Rss. (Nagy Maros). a. ein Bruchstück in natürl. Grösse, . einige Sterne vergr., e. vergr. par- tieller Verticalschnitt. Solenastraea tenera Rss. (Kostel). a. Bruchstück in natürl. Grösse, 5. einige Sterne vergr., e. vergr. partieller Ver- tiealschnitt. TAFEL VII. Solenastraea distans Rss. (Grund). a. ein Fragment in natürl. Grösse, ö. einige Sterne vergr.,.c. ein Theil eines Verticalschnittes vergrössert. Solenastraea manipulata Rss. (Enzesfeld). a. obere Ansicht eines Bruchstückes, 2. seitliche Ansicht desselben, beide in natürl. Grösse, e. einige Sterne vergr., d. vergr. partieller Verticalschnitt. Solenastraea approximata Rss. (Lapugy). a. ein Stück der Oberseite, 2. ein Stück des Verticalschnittes, beide vergr. 4—6. Stylocora exilis Rss. Seitenansichten kleiner Fragmente in natürl. Grösse. (Niederleis.) Dieselbe. a. vergr. partielle Seitenansicht, 5. vergr. Sternansicht. TANKEN: Plesiastraea Desmoulinsi M. Edw. (Nagy Maros). a. Bruchstück in natürl. Grösse, d. einige Sterne vergr., c. vergr. partieller Verticalschnitt. Heliastraea Reussana M. Edw. (Gainfahren). a. Bruchstück eines Knollens in natürl. Grösse, 6. ein Stück der Ober- seite vergr., ce. vergr. partieller Verticalschnitt. . Heliastraea Defrancei M. Edw. (Ribitza). a. obere Ansicht eines Fragmentes in natürl. Grösse, 2. vergr. Vertical- schnitt durch eine Zellenröhre, e., d. vergr. partielle Verticalschnitte durch die Zwischenräume der Zellenröhren. TArEBAX, Heliastraea Defrance: M. Edw. (Ribitza). Vergr. Ansicht einiger Sterne. Prionastraea Neugeboreni Rss. (Lapugy). a. obere Ansicht in natürl. Grösse, 2. ein Theil derselben vergr., e. par- tieller Verticalschnitt vergr. Heliastraea eonoidea Rss. (Enzesfeld). a. ein Bruchstück in natürl. Grösse, 2. einige Sterne vergr. Acanthocyathus transilvanieus Rss. (Lapugy). a. Seitenansicht in natürl. Grösse; 6. vergr. Sternansicht. Derselbe. Seitenansicht eines fragmentären Exemplares in natürl. Grösse. TABELXT. Favia magnifica Rss. (Ribitza). Obere Ansicht eines Knollens in natürl. Grösse. . Dieselbe. Ein Stück der oberen Fläche vergr. Dieselbe. Vergr. partieller Verticalschnitt. TAFEL XI. Astraea erenulata Goldf. (Gainfahren). a. Oberseite eines Knollens in natürl. Grösse, d. ein Stück derselben ver- grössert. Dieselbe. Vergr. partieller Verticalschnitt. Favia corollaris Rss. (Nagy Maros). a. ein Knollen in natürl. Grösse, 5. ein Stück der Oberseite vergr., c. vergn. partieller Verticalschnitt. . Oculina parvistella Rss. (Lapugy). a., 6. Seitenansichten eines Bruchstückes in natürl. Grösse, c. ein Theil dessel- ben vergr., d. ein Stern noch stärker vergr. Denkschriften der mathem,-naturw. Cl. XXXI. Bd. - 34 266 Fig. Fig. Fig. va, N — - 3, Bi] ‘, ge [07 nerzern A: 5 Re USS. TABELIXIM: Heliastraea oligophylla Rss. (Lapugy). a. ein Fragment in natürl. Grösse, 2. einige Sterne vergr., ce. vergr. Par- tieller Vertiealschnitt. Astraea Fröhliehana Rss. (Eggenburg). a. Bruchstück in natürl. Grösse, 3. ein Stück der Oberseite vergr. Dieselbe. Partieller Vertiealschnitt vergr. Astroeoenia ornata Mich. sp. (Rudelsdorf). «. vergr. sehr kleiner Knollen, 2. einige Sterne stärker vergr. Stylophora subretieulata Rss. (Niederleis). a. ein kleines Bruchstück in natürl. Grösse, 3. einige Sterne vergr. 7. Diplohelia Sismondiana Seg. (Grussbach). Kleine Fragmente in natürl. Grösse, 2. ein Stück eines solchen vergr. e. stärker vergr. Stern. Dieselbe. Vergr. Ansicht eines vertieal durchschnittenen Sternes. TAFEL XIV. Stephanophyllia ömperiaiis Mich. (Baden). a. vergr. Sternansicht, 2. vergr. seitliche Ansicht. Dieselbe. a. vergr. Ansicht der Unterseite, 2. ein Segment derselben stärker vergr. Dieselbe. Vergr. seitliche Ansicht. j Dieselbe. Vergrösserter Vertiealschnitt. Dieselbe. Sehr jugendliches Exemplar. (Baden). a. vergr. obere, 6. untere, e. seitliche Ansicht. Stephanophyliia elegans Bronn sp. (Möllersdorf). a. obere, d. untere, c. seitliche Ansicht, sämtlich vergr. TAFEL XV. Balanophyllia coneinna Rss. (Grund). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, d. vergr. Sternansicht. Dieselbe. a. Seitenansicht eines fragmentären Exemplars in natürl. Grösse, . vergr. Ansicht eines Stückes der Aussenwand. 4. Balanophyllia varians Rss. (Rudelsdorf). a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse, 2. vergr. Sternansicht, c. ein Stückchen der Aussenwand vergr. Dieselbe (Lapugy). a. Bruchstück eines sehr grossen Individuums in natürl. Grösse, 5. ein Stückchen der Aussen- wand vergr. Dendrophyllia Poppelackä Rss. (Bischofswart). a. ein Fragment in natürl. Grösse, d. vergr. Stern, ce. vergr. Vertical- schnitt eines Sternes. 8. Dieselbe. Seitenansichten von Bruchstücken in natürl. Grösse. TAFEEZNT Cladangia eonferta Rss. (Kienberg). Obere Ansicht eines sehr grossen Exemplars in natürl. Grösse. Dieselbe (Bischofswart). Ein kleines Exemplar in natürl. Grösse. Dieselbe. a. obere Ansicht in natürl. Grösse, d. vergr. Ansicht zweier Sterne. 5. Dieselbe (Rudelsdorf). a. natürl. Grösse, 2. ein Stern vergr. Dieselbe. Vergr. Verticalschnitt einer Zellenröhre. Dieselbe. Vergr. Seitenansicht eines stärker hervorragenden Zellensternes. Paracyathus Letochai Rss. (Nodendorf). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 5. vergr. Sternansicht. TAFEL XV. Balanophyllia irregularis Seg. (Niederleis). a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse. Dieselbe. a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 3. ein Stück der Aussenwand vergr., e. vergr. Sternansicht. Fig. Fig. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Miocäns. 267 . 3. Porites leptoclada Rss. (Niederleis). Bruchstück eines älteren Stämmchens. «. in natürl. Grösse, d. ein Stück der Oberfläche vergr. 4. Dieselbe. Fragment eines jüngeren Zweiges. a. in natürl. Grösse, 3. ein Stück der Oberfläche vergr. 5. Porites inerustans Defr. sp. (Forchtenau). Ein kleiner Knollen. «a. in natürl. Grösse, 2. ein Stück der Oberfläche vergr. 6. Derselbe. Vergr. partieller Vertiealschnitt. 7. Balanophyllia pygmaea Rss. (Porzteich). a. vergr. Seitenansicht, 5. vergr. Sternansicht. 8. Oladocora depauperata Rss. (Porzteich). Vergr. Sternansicht. TAFEL XVIl. 1. Cladocora depauperata Rss. (Porzteich). Vergr. Seitenansicht eines Bruchstückes. Plesiastraea Romettensis Seg. (Forchtenau). a. ein Bruchstück in natürl. Grösse, 2. einige Sterne vergr., c. vergr. Vertiealschnitt. 3. Cladangia eonferta Rss. (Rietzing). a. in natürl. Grösse, 2. ein Stück der Oberseite vergr. Heliastraea Reussana M. Edw. (Lapugy). «. in natürl. Grösse, d. einige Sterne vergr. Cladoeora Reussana From. (Steinabrunn). Ein Fragment in natürl. Grösse. 6, 7. Dieselbe. Vergr. Seitenansichten von Bruchstücken. 8. Dieselbe. Vergr. Sternaßsicht. 10 Ci en S TAFEL XIX. 1. Theeocyathus mierophyllus Rss. (Porzteich). a. vergr. Seitenansicht, 6. vergr. Sternansicht. 2. Ceratotrochus multiserialis Mehti. sp. var. inermis (Niederleis). a. seitliche, #. Sternansicht, beide vergr. 3. Aphyllacis Neugeboreni Rss. (Lapugy). a. ein Bruchstück in natürl. Grösse, 5. ein Theil desselben vergr. 4. Stylaster priseus Rss. (Porzteich). a., d. vergr. Seitenansichten eines jungen Astendes. 5. Derselbe. Vergr. Seitenansicht eines älteren Zweigfragmentes. 6. Stylophora sp. (Forchtenau). a. Bruchstück in natürl. Grösse, 2. ein Stück der Oberfläche vergr. 7. Cladoeora Prevostana M. Edw. a. Vergr. Seitenansicht eines Bruchstückes, d. vergr. Stern. 8. Ceratotrochus multispinosus M. Edw. (Ruditz). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, d. vergr. Sternansicht. TAFEL XX. . 1. Caryophyllia erispata Rss. (Porzteich). a. vergr. seitliche Ansicht, 2. vergr. Stern. 2. Dendrophyllia orthoclada Rss. (Ruditz). a. Bruchstück in natürl. Grösse, d. ein Stück desselben vergr. 3. Isis melitensis Goldf. (Ipoly Säg). Seitenansicht eines Gliedes in natürl. Grösse. 4. Desgleichen (Mödling). 5—11. Desgleichen (Pfaffstettner Kogel). In natürl. Grösse, 2. ein Stück eines Gliedes vergr. „ 12. Desgleichen. Vergr. Gelenkfläche. n Fig. n 13. Isis gracilis Rss. (Blansko). a. ein Glied in natürl. Grösse, 2. vergr. partielle Seitenansicht, c. vergr. Gelenk- fläche. 14. Ceratotrochus diserepans Rss. (Ruditz). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 2. vergr. Seitenansicht, e. vergr, Ansicht des Sternes, d. vergr. Verticalschnitt des Sternes. 15. Derselbe. a. seitliche Ansicht in natürl. Grösse, 2. ein Theil derselben verg. TAFEL XX1. 1. Caryophyllia emaciata Rss. (Grinzing). a. vergr. seitliche Ansicht, 2. vergr. Ansicht des Sternes. 2. Balanophyllia pygmaea Rss. (Ruditz). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 3. vergr. Stern, x 268 A. E. Reuss. Fig. 3. Turbinaria eyathiformis Blainv. Sp. (Grund). a. Bruchstück in natürl. Grösse, 5. ein Theil der Oberseite ver- grössert. „ 4-6. Eemesus fungiaeformis Phil.? (Porzteich). Vergr. obere Ansicht einzelner Fragmente. „ 7, 8. Derselbe. Vergr. untere Ansichten. „ 9. Derselbe. Vergr. Seitenansicht einer Septallamelle. „ 10. Stephanophyllia Nyst? M. Edw. (Antwerpen). a. vergr. obere Ansicht, d. vergr. Ansicht eines Segmentes der Unter- seite, ce. vergr. seitliche Ansicht. „ 11. Cladocora Reussana From. (Nikolsburg). a. Seitenansicht in natürl. Grösse, 6. ein Stück derselben vergr., e. vergr. Sternansicht. : Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Mioeäns. 269 Nachträgliche Zusätze. Ad pag. 209. Caryophyllia arcuata M. Edw. et H. Sie wird nach den älteren Angaben Seguenza’s gleich mehreren anderen im weiteren Verlaufe der Abhandlung namhaft gemachten Korallenspecies') aus dem Miocän Sieiliens angeführt. Nach den neueren Untersuchungen hat jedoch Seguenza die mergeligen und kalkigen Schichten (Strati caleareo-marnesi) von den thonigen und sandigen (strati argilloso-molassiei) gesondert und erstere in einer selbstständigen Schiehtengruppe — dem Zancl&een — zusammengefasst, welches wohl dem unteren Plioeän gleichzustellen sein wird, während die thonig-sandigen Schichten allein dem Miocän angehören. Nach den gefälligen Mit- theilungen des Herrn Th. Fuchs, Adjuneten am kais. Hof-Mineraliencabinete , wird die Trennung beider Schiehteneomplexe schon dadurch deutlich ausgesprochen, dass die Thone und Sande des Miocän von dem Zaneleen in vollkommen discordanter Schichtenstellung überlagert werden. Diesem Zaneleen gehört nun auch der grösste Theil der sieilianischen Tertiärkorallen an. Nur Helvia- straea Reussana M. Edw. et H. und (ladoeora Reussana From. nebst einem Theile der I/szs melitensis Goldf. liegen unzweifelhaft im Miocän. Es sind daher in der Abhandlung in bezitglicher Richtung die nöthi- zen Änderungen vorzunehmen. Ad pag. 213. Acanthocyathus transilvanieus n. sp. Erst nach Vollendung der Tafeln und des Textes kam mir ein Exemplar dieser Species von Lapugy zur Hand, das offenbar als ein sehr altes zu betrachten ist. Es gibt uns über die Art des Wachsihums des Poly- penstockes weiteren Aufschluss. Es ist 95 Millim. hoch und hornförmig gekrümmt. Sein unteres Ende ist, gleichwie bei den anderen von mir untersuchten Exemplaren, weniger hakenförmig gekrümmt als A. zundo- bonensis. Es ist aber, besonders im Vergleiche zur Höhe, sehlanker als die jungen Individuen , indem die Queraxen am oberen Ende nur 20—22 Millim. messen. Der Querschnitt weicht vom kreisförmigen nur wenig ab. Das Gehäuse behält aber, abgesehen von zahlreichen seichten Einschnürungen, dieselbe Dieke bis zum untersten Fünftheil der Länge bei, wodurch es ein walzenförmiges Ansehen gewinnt. Die primären Rippen ragen weniger über die anderen hervor und haben ihre dornigen Höcker beinahe ganz verloren. Im Ganzen treten 14 Rippen über die übrigen kantig etwas hervor und nehmen je drei, sehr selten je fünf schmälere flachere Rippen zwischen sich auf. Der Stern ist vollkommen gleich gebildet, wie bei den jüngeren Individuen; nur die Axe ist etwas kür- zer und breiter. Ad pag. 216. Deltocyathus italicus M. Edw. et H. Duncan’) führt aus den australischen Tertiärablagerungen eine Var. australensis des D. vtalveus au (l. e. p. 297, Taf. 19, Fig. 4). In der Abbildung ist jedoch die deltaförmige Stellung der Kronenblättchen nicht ausgesprochen. Es dürfte daher wohl kaum sichergestellt sein, dass die fragliche Koralle wirklich zu 1) Plesiastraea Desmoulinsi M. Edw. etH., PZ. Romsttensis Seg., Astraca erenulata Goldf., Diplohelia Sismondiana Seg. Balanophyllia irregularis Seg. *; Duncan, On the foss. corals of the Australian tert. depos. in the Quart. Journal of the geol. Soe. 1870. Vol. 2%. Part. 3, Nr. 103, p. 284 fi. T. 19—21. Deukschriften der mathem.-naturw. Cl: NXXT. Bd. 35 270 A. E. Reuss. Die fossilen Korallen des österreichisch-ungarischen Niocäns. I Deltoeyathus gehört. Vielleicht eher zu Trochoeyathus. Dem D. italicus wird sie schon deshalb nicht bei- zuzählen sein, weil ihr die schönen perlenschnurartigen einfachen Körnerreihen auf den Rippen der Aussen- wand fehlen, die ich bei der genannten Species ohne Ausnahme beobachtete. Vollkommen. bin ich jedoch , wie ich schon p. 20 meiner Abhandlung bemerkte, mit dem Ausspruche Duncan’s einverstanden, dass Deltocyathus generisch kaum von Trochoeyathus geschieden werden könne. Y 5 Y 5 Ad pag. 226. Conotrochus typus Seg. Duncan!) führt aus den Tertiärsehiehten Australiens eine Var. australensis dieser Species an, die sich durch viel weniger regelmässige Septallamellen und nur zwölf unregelmässige Axenpapillen auszeichnet. Übrigens kömmt sie mit der typischen Form Seguenza’s aus Sieilien und dem österreichischen Tertiär- becken überein. 1) L. e. p. 290, Taf. 9, Fig. 8 BEE EEE > EEE v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns. Ku MN (CE en N) iM | Niny aa 227 Fig.1.Caryonhyllia elavus Scacchi Fig. 2.C attenuata Rs. Fig.3,%.C.inops Ris. Fig.5 C arcuata M.Edmw. et H.Fig.6.C.truncata Als. Fig.1.C cladaxis Rfs. Fig. 8.C.lentaxıis Rfs. Fig. 9.C. degenerans Ris. Denkschriften d.k.Akad.d.W.math.naturw. (I.XXXT. Bd. 1871 aD Us rl v. Reufs. Korallen d.oesterr. Miocans Tafel. I Fig. 1-#.Caryophyllia degenerans R/s. Fig.5-2.Theeoeyathus velatus Als. Fig.8,9.Th. mieronhylius Rfs. Fig. 10.1. Acanthoeyathus vindobonensis Afs. Fig. 12,13. Trochocyathus afinis Rls. Fıg.14.Trochoeyathus Fuchsi Rig. Fig. 15. Tr. erafsus M.Edm.ctH Denkschriften d.k.Akad.d.W.math.naturw. C1.XXXT.Bd. 187 v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocans Phil. sp. Fig. 6. P eupuula Als. Fig 1-9. Coc Fig. 1Trochocyathus affinis R/s Fig 2,3. Deltoeyathus italıcus M.Ediw. et H. Fiy 1,3. Paracyathus firmus nocyathus denauperatus Ris Fig. 10-12. Conotrochus typus Seg Lig. 13. Discotrochus Duncanı Als Denkschrifien d.k.Akad.d W math.naturw. CLANXT. Bd. 187 v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns. Fig. 1.2.Discotrochus Duncani Rs. Fig. 3,4 Ceratotrochus duodecim coltatus Gldf. sp Fig.S. C multiserialis Micht sp. Fig. 6,7. €. multispinosus M Edi. et H. Fig. 8. Flabellum Suessi R1s. Fig. 9-12 Flabellum Itoißyanum. H Edw. et H Denkschriften d.k.Akad.d.W.math.naturw. O1.XXXT.Bd. 1871 v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns. RE NSS Ann ma 94 Fıg. 1,2. Flabellum Rojlsyanum M_Edrv. Fig. 3 Fl. multierıstatum Rls. Fig 4,3. Fl. sieiliense M Edi. et H. Fig. 6-9 Syzygonhyllia brevis Itls Fig. 10. Stylonhora subretieulata Ars. Fig. I Rhizangia. procurrens Als Denkschriften dIcAkad.dW math.naturw. C1.XXXI.Bd. 1871 v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns. & R S IS IS S s N EN > "S Sy S S S Ss > R 9% S RS 5 S S Ss g S 5 Q Q S S m S IS IS IS g S Rn Tr DS S N Fig.1.Rhizangıa procurrens Rls. Fig 2 7ithonhylia ampla Als Denkschriften dk.Akad.d.W.math.naturw. E1.XNXXI Bd.1871 Bra 5 a as SR “ Tafel VI v.Reufs. Korallen d:oesterr. Miocäns. BT 7 Be ee FR) BE ” f ; .; ’ a BEE Ga. fr 2 == ! - mertee HN ; Aria ER ME h Zuumeureln A : greummeraren were | Li Denkschriften d.k.Akad.dW hath.naturw. CL.XXXI BA. 18 Fig. 1.Stylonhora subretieulata Als. Fig 2. Trochoeyathus Karreri Kls Fig 3.Stylina inoninata Als. Fig.4.Solenastraea distans Rfs Fig.5 S.tenera Rs. Tafel VII v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocans. s — < "I x S Ss z S m o N DI Sn u S Z [— S Ss S x S Ss Sn I 28 on) nn 19 RG Bes x Q < N IS S S S z or RSS S = zZ nu “ En S < .% ES} I S RS N NS S IN < NS x — > Le) = | ( Akad.dW.math.naturw. C1.XXXI.Bd. 18 Denkschriften d.k. v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns. Tafel IX £ DL ZN ya pP u 12 2 R WIR Unstp mar a. mm FZIID TTIH w ur Di mrs» Gm vr A 3 ; 3 N ’ L SPIIEMIERN DE Mi ET N Fa 7 Priv u T Fıg.1.Plesiastraca Desmoulinsi MEdm Fig.2.Heliastraca Reulsana MEdmw. et H Fiy 3.H Defrancei M.Edm ct H Denkschriften d.k.Akad.d.W math.naturw. C1.XXXT.Bd. 1871 v Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns Tafel X Fig. I Heliastraca Delrancet M Edw. et H Fig.2 Prionastrara Neugehorent Is Wiy.3 Heliastraca conoiden Rls Fig. +3 Scanthoeyalthus lranssilvanicus Als Denkschrifien d.k.Akad.d.W math.naturw C1.XNNT Bd. 1871 «) ‚ ER Der‘ , a ELRR A ERSER 5 . j Ru Fan = Ar Pe lat A 27 1, r 1 a 79% z 5 & Dr De BON SEN ne BD: b a I Me N a ä i i #3 { r7 Pi J u ” ist % en ” [3 iz L . » = v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns. Tafel XI re 3337 3ans err A Fig 3. Favıa magnıhca Rls Denkschriften d.k.Akad.d.W.math.naturw. OL.AXXT. Bd. 1871 v.Reuls. Korallen d.oesterr. Miocäans uw EEE NRDITE r "F ji Hr FR Tr g: FH de Ed & Hr ie; ai 4 al ih N s Fi 4 Hi) Fi ’ ri & ‚ a Ne * % #1 Fig. 12 Asıraca cerenulata Gldf. Fiy. 2. Favia corallorıs Rls. Fig, Oi ulina narvistella Rls Denkschriften dk.Akad.d.Wmath.naturw. O1.XXXT. Bd. 1871 Tafel XM v.Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns EHE RE N { N \ 7 Astroeoenia omata Mich. Fig. 5 Stylonhora subreticulata. Rls. Fig. I Heliastraea eligonhylla Ris. Pig. 2,9 Astraea Fröhlichiana Rfs. Fi Fig.6-8 Dinlolrelia Sismondiana. Seg. Denkschriften d.k.Akad.d W.math.naturw. (1.XXXT.Bd. 1871 eu 4) v. Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns Tafel XIV Fig. 1.5 Stenhanonhyllia imperialis Miöh. Fig. 6 Stenh. elegans Bronn sn. Denkschriften d.k. Akad d.W. math. naturw. CI. XXAI Bd. 1871 Denkschriften d.k. Akad d.W. math. naturw. C(1.XXXI Bd. 1871 Miocäns en SQ — N I IS I Dat S Ren] N Ds I S S I S S 5 NS} I Q - RS Ze. % S N 'n Q IN R | in Dr) Ss as SQ DD SZ S S "S RS IS > N S RS! NS DI» "D I I S SI S Lu | — > SZ v. Reufs. Korallen d.oesten v. Reufs. Korallen d.oesterr. Miocäns Tafel AVl Fig 1 7 Cladangia conferta Ki5. Fig.8 Paracyathus hetochai Kis Denkschriften d.k. Akad d.W. math. naturw. (1.XXXI ba. 1871 v. Reuls. Korallen d.oesterr. Mio Tafel NV 7 / 9 en Dalanophyllia irsregularis Seg. Kg. 3% Poriti IP f% ig. 3 j iB r a JS s Ientorlada Ils. lg. 3 6 P inerustans. Def: sp. Fig. I Balanophyllia pygmara Fi Fig. N. (ladocora denanyerata Rls Denkschriften d.k ud d.W. malh. naturw. EI.NNX a j 2108 ER ws A . ” * se A Sm [ Ze PAD Cie v. Reufs. Koralien d vestern. Miveäus Tafel XV Fig. I. Öudocora depauperafta Kis. Fig. R. Plesiastraea Romettensis Seg. . Fig. 3 (ladangia conferta Iils. Fig.1 Heliastraea Heufsana M kidro. et U Fig. 38 (ladorora Renlsana. From Denkschriften d.k. Akad d.W. math. naturw. (I.XNXE bad. 1851 v. Reufs. Korallen d.oesterr. Mioeäns Tafel XK Fig. 1 Thecocyathus mierophylius. . Rls._Fig.? @ratotrochus multiserialis. Micht. sn.var inermis._Fig. 3. Aphyllaeus Neugeboreni Ris._Fig.4. 5 Stylaster priseus. Rls._ Fig. 6 Stylonhora sp. Kg. 7 Cladocora Prevostana M. Ed. et. H.. Fig. 8. (eratotrochus multisninosus M. Edr. et H._ Denkschriften d.k. Akad d.W. math. natıırw. (I.XXXI Bd. 1871 415 Ceratolrochus En ‚I ea RZ = SZ Pr) 3 I % Ka ar Dr I I En} —S S SI S 2 EZ S S S S I2 Jsis Fig. 3 15: 7 [? diserepans RS. ia orthoclada I} Denkschriften d.k. Akad d.W. math. naturw. (I.XXXT Bad. 1871 2 Dendropduy Miocäns Fig I Cargonhyliia erisnata Ris. Fig v. Reuls. Korallen d.oesterr v. Reuls. Korallen d.oesterr. Miocäns Tafel IM. Fig. 1 ( aryopahyllia emaciata Ris._Fig. 2. Balanophyllia puygmaea Fls._ Fig.3. Turbinaria eyathiformis Blainv. ft. _Fig.4-9 Eemesus fungiaeformis Phil._ Fig. 0 Stenhanophyllia Nysti M.Ediv._ Fig. 11 (ladocora Reufsi From. ; Denkschriften d.k. Akad d.W. math. naturw. (1. XXXI Bd. 1871 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nieht-Mitgliedern der Akademie. Mit 9 Tafeln. BE © =4h Kr B nz rum bierldA Pr; “ u F I. ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE EINIGER TRICHOMGEBILDE. VON JOSEPH RAUTER, STUD. PHIL. (Mit 9 Eafelu.) AUS DEM BOTANISCHEN LABORATORIUM DER UNIVERSITAT GRAZ. VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 10. FEBRUAR 1870. I. Historisches. D:. Pflanzenhaare waren bereits den ältesten Mikroskopikern vielfach Gegenstand der Beobachtung. Der grosse Formenreichthum, welcher an ihnen zu Tage tritt, war es vorzüglich, was ihre Bewunderung in so hohem Grade erregte. Die Unvollkommenheit der damaligen Instrumente, die Mangelhaftigkeit der Untersuchungsmethode, vor Allem aber die überstürzte und planlose Hast, mit welcher man sich auf einmal Einsicht in den „inneren Bau“ der gesammten organischen Welt zu verschaffen suchte, sind jedoch Schuld, dass die aus jener Zeit stammenden Beschreibungen und Abbildungen von Trichomen dem jetzigen Stand- punkte unserer Wissenschaft grösstentheils nicht mehr entsprechen und nur noch historischen Werth besitzen. Während der weiteren Ausbildung der Pflanzenanatomie entstand eine reiche Literatur der Haargebilde, die nicht bloss in Form einzelner, zerstreuter Notizen auftrat, sondern von Zeit zu Zeit sogar ein selbstän- diges Gewand annahm. Ich erwähne nur die umfangreicheren Arbeiten von Eble und Meyen'). Aber bis in die jüngste Zeit herein beschäftigte man sich ausnahmslos nur mit den fertigen Zuständen der Haargebilde. Seit sich jedoch in der Botanik die entwieklungsgeschichtliche Richtung Bahn gebrochen, ist auch die Lehre von den Trichomen in ein neues Stadium getreten. Aus dieser Zeit besitzen wir, abgerechnet die Entwick- lungsgeschichten der bei vielen Kryptogamen in Fortpflanzungsorgane metamorphosirten Haargebilde nur eine einzige grössere Arbeit, welehe sich speeiell mit der Morphologie der Trichome beschäftigt, nämlich „die Pflamzenhaare“ von Adolf Weiss‘). Die Abhandlung zerfällt in drei Theile. 1) Eble: Die Lehre v. d. Haaren in der gesammten Natur. 1. Bd. Wien 1831. Meyen: Über die Seeretionsorgane der Pflanzen. Gekr. Preisschrift. Berlin 1837. 2) Separatabdruck aus „Botanische Untersuchungen“, herausgegeben von H. Karsten. Berlin 1867. Deukschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI1. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. a 2 Joseph Rauter. Im ersten finden sämmtliche Erscheinungen auf dem Gebiete der Trichomliteratur, von den ältesten Schriften bis in unser Decennium die eingehendste Besprechung. Es wäre daher höchst überflüssig, sich hier in eine Wiederholung derselben einzulassen, um so mehr, als ohnehin im speciellen Abschnitte an den betref- fenden Orten die Literatur Berücksichtigung finden wird. Im zweiten Theile macht uns der Autor mit der Entwicklungsgeschichte einer langen Reihe von Haar- gebilden bekannt, die sich jedoch im Allgemeinen nur bei den einfacheren Formen grösserer Ausführlichkeit erfreut, während sie bei den complicirteren entweder ganz fehlt, oder unvollständig ist. Letzteres ist z.B. der Fall bei den Klimmhaaren des Hopfens, den Drüsenhaaren von Acaca, Ribes und Rosa, den Brenn- borsten bei Urtiea, den Köpfchenhaaren von Correa, den pappusähnlichen Gebilden bei Freracium u..s. w. — Besonders eingehend erörtert Weiss das Verhalten des Protoplasma und Zellkernes bei der Ver- mehrung der Zellen und sucht die beobachteten Erscheinungen mit der Karsten’schen Einschachte- lungstheorie in Übereinstimmung zu bringen. Der Inhalt der Haarzellen, dessen mikrochemisches Ver- halten gewissen Reagentien gegenüber, ferner die verschiedenen Lagerungsverhältnisse des Plasma, sowie die in vielen Fällen zu beobachtende Cireulation desselben werden fast überall mehr oder minder eingehend beschrieben. In den meisten Fällen sind auch Grössenmessungen angegeben, welche zeigen, dass die Dimen- sionsverhältnisse zwischen verschiedenen Individuen ein und derselben Haarform oft den grössten Schwan- kungen unterliegen. — Der Text ist durch zahlreiche Abbildungen erläutert, die aber fast ausnahmslos an dem sehr fühlbaren Übelstande leiden, dass die Haare an ihren Insertionsstellen nicht der Länge nach durch- schnitten, sondern nur in der Aussenansicht gezeichnet sind, wodurch es häufig unmöglich wird, sich eine richtige Vorstellung zu verschaffen, in welcher Weise sie zwischen den benachbarten Oberhautzellen des Tragorganes eingefügt sind. Wo es sich aber um eine Entwicklungsgeschichte handelt, kann dies durchaus nicht gleichgiltig sein, am allerwenigsten in jenen Fällen, wo sich auch das Stengel- oder Blattparenchym beim Aufbaue des Trichöms betheiligt. In soweit ich dieselben Haarformen untersuchte, wie Weiss, stim- men die beiderseitigen Beobachtungen, und die diesen zum Belege dienenden Figuren vielfach nicht überein. Wo solches der Fall ist, wird es im Verlaufe vorliegender Arbeit an passender Stelle hervorgehoben werden. Im letzten Abschnitte stellt der Verfasser die aus den Specialuntersuchungen sich ergebenden Gesammt- resultate zusammen, wobei er, was den physiologischen Theil anbelangt, auch die Angaben früherer Autoren berücksichtigt. — Gleich Eingangs definirt er das Pflanzenhaar in folgender Weise: „Ich nenne ein Pflanzen- haar ein aus der direeten Vermehrung und Verlängerung einer Oberhautzelle nach Aussen entstandenes und aus den Produeten einer einfachen Theilung dieser primären Oberhautzelle wenigstens die erste Zeit allein bestehendes Gebilde, welches fadenförmig, einzellig oder mehrzellig, einfach oder verästelt sein und aus gleichwerthigen oder ungleichwerthigen Zellen bestehen kann, dabei entweder nur an seiner Spitze oder nur an seinem Grunde oder aber an allen Theilen neue Zellen zu erzeugen vermag“. — Dass diese Definition der Allgemeinheit entbehrt, oder vielmehr, dass es überhaupt nicht möglich ist, die in den verschiedensten Abtheilungen des Gewächsreiches vorkommenden Trichombildungen in den engen Rahmen einer Definition zu zwängen, soll später gezeigt werden. ; Die gesammten Pflanzenhaare zerfallen nach Weiss in 2 grosse Abtheilungen, wobei ihr physiologi- scher Charakter als Eintheilungsprinzip benutzt wird. In der ersten (4) stehen alle jene, welche durchwegs aus Zellen zusammengesetzt sind, die man als gleichwerthig bezeichnen kann. Er nennt sie gewöhnliche Haare. Die zweite Abtheilung (B) umfasst jene Trichome, deren Zellen nicht alle gleichwertbig sind. Im letzteren Falle können nun die Zellen der einen Art auf das obere Ende des Haares beschränkt sein, es sind dies seine Köpfehenhaare (wenn sehr klein Glandeln), oder sie umschliessen einen grösseren, im Innern des Haares befindlichen Behälter; sie heissen Drüsenhaare. Hieher gehören nur die mützehförmi- gen Trichome an der Inflorescenz von Dietamnus. — Dass Weiss den einmal gangbaren, und trotz seiner Allgemeinheit keine Verwechslung zulassenden Begriff des Drüsenhaares seiner übergeordneten Bedeutung beraubt, und ihn nur für einen ganz vereinzelnten Fall in Anwendung bringt, ist durchaus nicht gerechtfertigt. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 3 Ebenso ist auch seine verallgemeinerte Auffassung des Köpfchenhaares schon desshalb zu verwerfen, weil sie dem gewöhnlichen Sprachgebrauche widerspricht. Man kann doch füglich nicht einen scheiben-, napf-, ei- oder keulenförmigen Körper ein Köpfehen nennen. — Die gewöhnlichen Haare werden weiterhin nach der Zahl ihrer Zellen in zwei Gruppen gebracht, I. ineinzellige und I. in mehrzellige. Letztere unter- scheiden sich wieder „l. in einfache, die nur aus einer einzigen, über einander gebauten Zellreihe bestehen und 2. in zusammengesetzte, wo ein Theil oder das ganze Haar aus mehreren neben einander liegen- den Zellreihen besteht“. — Dass diese Eintheilung rein illusorisch ist, und bei weitem nicht immer zur Cha- rakterisirung einer bestimmten Haarform benützt werden kann, zeigt beispielsweise schon der eine Fall, den ich bei den konischen Haaren von Lamzium album beobachtete, welehe an demselben Pflanzenindividuum sowohl einzellig, als auch einfach und zusammengesetzt vorkommen. — Die Köpfchenhaare; werden geschieden «) in solche mit einzelligen, und 2) in solche mit mehrzelligen Köpfchen. Bei beiden kann ferner der Stiel sein’«) einfach, oder 5) zusammengesetzt. — Da nun die Zahl der Zellen, sowohl jener des Stieles, als auch des Köpfchens bei ein und derselben Art von Drüsenhaaren nicht selten grossen Schwankungen unter- liegt, so dürfte sich der praktische Werth der soeben aufgeführten Unterscheidungsmerkmale auf Null reducirems Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass die Eintheilung der Pflanzenhaare, wie sie Weiss durch- führt, mit Ausnahme der beiden Hauptgruppen eine künstliche, und daher gezwungen ist. Merkmale, entnom- men dem fertigen anatomischen Baue, der Form oder gar Zahl der Elemente, aus denen das Gebilde zusam- mengesetzt ist, können entschieden keinen genügenden Masstab zur Unterscheidung der verschiedenen Haar- formen abgeben. Nur die Zugrundlegung der Entwicklungsgeschichte berechtigt zur Aufstellung gewisser morphologischer Grundtypen, welche jedoch nicht scharf getrennt, sondern durch zahlreiche Übergänge mit einander verbunden sind, die bei manchen Pflanzen sogar an ein und derselben Trichomform beobachtet werden können. Ausser der umfangreichen Abhandlung von Weiss, durch welche das entwicklungsgeschichtliche Stu- dium der Pflanzenhaare eigentlich erst in's Leben gerufen wurde, sind mir nur noch wenige andere Beobach- tungen bekannt. Hofmeister beschreibt in eingehender Weise die Entwicklung der Spreuschuppen bei mehreren Gefäss- kryptogamen'). Ausserdem sind die Haargebilde noch an zwei Orten seiner Allgemeinen Morphologie besprochen, nämlich in $. 2, wo er zeigt, dass sie in der Reihe der Sprossungen die niederste Dignitätsstufe einnehmen, und in $. 15, wo er ihren Entwicklungsgang ganz im Allgemeinen schildert. Ich werde darauf noch gelegentlich zurückkommen. Unger’) beschreibt die an den Blättern des Rosmarin vorkommenden Trichomgebilde. Sachs’) macht uns mit der Entwicklungsgeschichte der Büschel- und Köpfchenhaare auf dem Kelche von Althaea rosea bekannt. Hanstein‘) studirte zum ersten Male ausführlicher die physiologische Bedeutung der Trichome für das Leben der Knospe. Viele Pflanzen besitzen an ihren Knospen eine reichliche Bekleidung von Triehomen, die sich sowohl ihrer Funetion, als auch in der Regel ihrer äusseren Form nach in zwei Gruppen bringen lassen. Diese sind: 1. Borsten- oder Wollhaare, derb von Wandung und arm an Inhalt; sie übernehmen den ‚passiven Schutz der Knospe. 2. Drüsenhaare (Zotten oder Colleteren Hanstein’s), reich mit plasmati- schen Stoffen ausgestattet und dazu bestimmt, eine möglichst grosse Seeretmenge (Knospenleim, Plastocolla) herzustellen, um die Knospentheile damit zu benetzen. Sie übernehmen durch ihre Seeretion den activen Schutz der Knospe. Er beschreibt an einer Reihe von Pflanzen die hauptsächlichsten Formen der Drüsen- 1) Vergleich. Untersuchungen. Leipzig 1851. — Beiträge zur Kenntniss der Gefässkryptogamen. ?) „Der Rosmarin u. seine Verwendung in Dalmatien“. Bot. Streifzüge auf dem Gebiete der Entwicklungsgeschichte IX. Sitzungsb. d. k. Akad. d. Wissensch. in Wien. October-Heft 1867. 5) Lehrbuch d. Botanik. Leipzig 1868. p. 44 u. 81. 4) Über die Organe der Harz- und Schleimabsonderung in den Laubknospen. Bot. Zeit. 1868. Nr. 43 ft. a*+ 4 Joseph Rauter. haare und die wesentlichen Züge der ihnen obliegenden Function. Mit den Theilungsvorgängen beim Aufbaue derselben befasst er sich nur vorübergehend bei Rrbes, Syringa vulgaris und Platanus acerifoha. Bei meinem Versuche, die Entwieklungsgeschichte einer Reihe vom Triehomformen darzustellen, hielt ich vor Allem gewisse Punkte einer besonderen Berücksichtigung würdig, die sich kurz in folgende Fragen formuliren lassen: 1. Liegt dem morphologischen Aufbaue der Trichomgebilde ein gemeinsamer Plan zu Grunde? Wenn nicht, worin sind die Unterschiede ausgesprochen ? 2. Wie verhält sich das unter der Epidermis liegende Stengel- oder Blattparenchym in jenen Fällen, wo es in die Bildung des Haares mit einbezogen wird ? Der Beantwortung dieser Fragen werde ich mich, so weit es die jetzige Kenntniss der Haargebilde zulässt, am Schlusse unterziehen. Was die Anordnung der aus den verschiedensten Familien der Dieotylen zur Untersuchung gekom- menen Trichome anbelangt, so wurde sie in der Weise getroffen, dass sie bei ihren Tragpflanzen belassen sind. Es geschah dies desshalb, um für's Erste den oft beträchtlichen Reichthum wohlunterscheidbarer Haar- formen an ein und derselben Pflanze um so auffälliger hervorzuheben; für’s Zweite, um in unmittelbarer Auf- einanderfolge zu zeigen, wie in ihrer physiologischen Function ganz verschiedene Trichome in ihren Anfangs- stadien häufig die vollkommensten Analogien aufweisen. Da sich meine Beobachtungen fast ausschliesslich nur auf die beim Aufbaue der Trichome stattfindenden Theilungsvorgänge erstrecken, so ist das Verhalten des Zellinhaltes, dessen häufig vorkommende Metamor- phose u. s. w. bloss nebensächlich und vorübergehend erwähnt. Schliesslich komme ich noch einer angenehmen Pflicht nach, indem ich Herrn Professor Leitgeb für seine gütige Unterstützung bei vorliegender Arbeit, besonders was die Methode der Untersuchung anbetraf, den verbindlichsten Dank ausdrücke. II. Specielle Untersuchungen. 1. Lamium album L. Taf. I, Fig. 1—16. 1. Nicht nur auf allen grünen Theilen der Pflanze, sondern auch auf den Staubgefässen und der Blu- menkrone sitzen zahlreiche, oft borstenförmig ausgebildete Haare. In seltenen Fällen bestehen sie bloss aus einer einzigen langzugespitzten Zelle; gewöhnlich sind sie eomplieirter gebaut. Ein bulbusartig angeschwollener Basaltheil, der bei Blumenkron- und Staubgefässhaaren normal nur aus einer, bei den Sten- gel- und Blatthaaren jedoch meist aus zwei, vier (Fig. 6, Taf. I) oder zahlreichen Zellen gebildet wird (Fig. 7 und 9), trägt gewöhnlich 3 eylindrische, zu einer Längsreihe verbundene Zellen. Die unterste dem Basaltheile etwas eingesenkte (Z. a in Fig. 6 und 7) ist die kürzeste und wird von der sehr spitz zulaufenden Endzelle nicht selten um ein Mehrfaches an Länge übertroffen. Während sich die beiden oberen Zellen in der Regel durch stark verdiekte Membranen auszeichnen und mit nach aussen vorspringenden Verdiekungsknötehen dicht besät sind'), bleibt die unterste dünnwandig und häufig auch seulpturlos. Ober- und unterhalb der Quer- wände sind die Zellen gelenkartig aufgetrieben (Fig. 7 %), wesshalb die in Rede stehenden Trichome von einigen Autoren auch als Knoten- oder Knöchelhaare aufgeführt werden. Entwicklung. Die Haare, welche bereits zu einer Zeit angelegt werden, wo die Epidermiszellen noch in lebhaftester Theilung begriffen sind, machen sich zuerst als kleine Papillen bemerkbar (Fig. 1), deren freies 1) Eine häufige Ausnahme davon machen die Haare der Blumenkrone und ganz besonders der Filamente, indem nicht nur die Verdiekung ihrer Membranen, sondern auch sehr oft die Knötchenbildung unterbleibt. Sie sind im Alter nicht selten collabirt. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 5 Ende sich bald stumpfkegelförmig zuspitzt (Fig. 2), wodurch sie ganz leicht von den Jugendstadien der später zu beschreibenden Köpfchenhaare unterschieden werden können‘). Durch eine Querwand (W. 1 in Fig. 3), die etwas über der Oberfläche der Epidermis auftritt, was für die spätere bulböse Ausbildung des Haargrundes von Bedeutung ist, zerfällt die Papille in eine untere Basal- und eine obere Endzelle, welch letztere sich immer mehr zuspitzt und meist noch zweimal in acropetaler Folge sich theilt (Wände 2 und 3 in Fig. 3, 4 und 5). Nach Entstehung der zweiten oder dritten Querwand schreitet auch die Basalzelle zu ihrer ferneren Ausbildung und zerlegt sich zuerst in zwei, dann vier kreuzweise gestellte Tochterzellen (W. g Fig. 4—9), die sich nach obenhin erweitern, und das zwischen der Querwand 1 und der Oberfläche der angrenden Epidermiszellen liegende, in Fig. 3 und 5 mit sz hezeichnete Membranstück um ein Bedeutendes erhöhen (vergl. sz in Fig. 5, 6 und 7). Gleichzeitig nimmt die Querwand 1 eine nach unten convexe Krümmung an (Fig. 6 und 7). Während es der Basaltheil sehr vieler Haare bei einem so ein- fachen Baue bewenden lässt (Fig. 6), nimmt er bei anderen eine grössere Complieation an, indem sich jede seiner quadratisch gestellten Zellen noch einige Male, jedoch nach keinem bestimmten Gesetze mehr, theilt. In Fig. 9, einem etwas über der Epidermis geführten Querschnitte durch den Bulbus eines kräftigen Stengel- haares sieht man sowohl tangentale als radiale Wände in verschiedener gegenseitiger Lage. Wie der Ver- lauf dieser Wände auf medianen Längsschnitten sich herausstellt, zeigt für einen speciellen Fall Fig 7, ein besonders auf Stengelquerschnitten nicht selten begegnendes Bild. Weitaus am häufigsten kommen schief zur Haarachse geneigte Wände vor; seltener sind Längs- und Querwände. In manchen Fällen tragen noch die Oberhautzellen, welehe dem Basaltheile zunächst angrenzen, zur Vergrösserung des Bulbus bei, indem sie so zu sagen emporgezogen werden und sich durch eine zu ihrer Aussenfläche parallele Wand theilen (Fig 7 ep). . Mit der Entwicklung des Bulbus hält auch die Ausbildung des ihm aufsitzenden Haartheiles gleichen Schritt. Sobald die Spitzenzelle ihre Streekung nahezu vollendet, entstehen gleichzeitig über ihre ganze Aus- senfläche zahlreiche Verdiekungsknötchen. Indess befindet sich die nächst tiefere Zelle noch in lebhafter Streckung, gegen deren Ende sie sich ebenfalls knotig zu verdieken beginnt. Zellstreekung und Verdiekung schreiten also basipetal vor, während die queren Theilungswände in acropetaler Folge auftraten). 2. In Gesellschaft mit der so eben beschriebenen Haarform kommen noch zahlreiche Köpfehenhaare vor. Eine Basalzelle (Fig. 11 5) trägt den kurzen, meist 2zelligen Stiel (Fig. 11 s), auf welchem das normal aus 4 quadrantisch gestellten Zellen bestehende Köpfchen ruht (Fig. 12). Bei sehr kräftigen Köpfchen erscheinen alle oder einzelne Quadranten nochmals durch Oectantenwände getheilt (o in Fig. 13). Die Köpfchenzellen, welche in ihrer Jugend dicht mit Protoplasma erfüllt sind, zeigen im ausgebildeten Zustande einige Zeit hindurch einen körnigen Inhalt (Fig. 11), der sich schliesslich in eine stark lichtbrechende balsamige Substanz verwandelt’). Charakteristisch für die jüngsten Stadien dieser Triehomform ist die schon an der ungetheilten Papille auftretende kopfige Anschwellung (Fig. 10), wodurch, wie bereits erwähnt, jede Verwechslung mit den zuerst betrachteten Haargebilden ausgeschlossen ist. 3. — Ganz eigenthümlich ausgebildete Drüsenhaare besitzendie Filamente (Fig. 14—16). Sie weichen, was sowohl die Gestalt des Stieles als auch Köpfehens anbelangt, nicht nur von der vorigen Form, sondern auch unter sich oft beträchtlich ab. Interessant sind die mannigfachen Übergänge, welche sie zu den 1) Weiss (Die Pflanzenhaare, p. 502, Fig. 65—71) gibt die Entwicklung dieser Trichome von der Oberlippe der Blumen- krone. Da nach meinen Beobachtungen ihre Jugendstadien vollkommen mit denen der Stengel- und Blatthaare über- einstimmen, so kann ich mir seine Figuren 63—67 und 69 nur aus einer Verwechslung mit den ersten Stadien der Köpfchenhaare erklären, von deren Vorkommen an der Blumenkrone er übrigens nichts erwähnt. Ahnliche Trichomgebilde, wie an Lamium album kommen nach Eble (die Lehre von d. Haaren , Taf. II, Fig. 12) auch bei Galeopsis Galeobdolon, nach Weiss bei Lamium maculatum (l. e. p. 549, Fig. 166—173), Digitalis purpurea, ferner als Haarfilz bei Lychnis flos Jovis, bei Agrostema-Arten u. s. w. vor (p. 503). Bezüglich der Seeretion verhalten sich diese Drüsenhaare ähnlich, wie sie Hanstein (Bot. Zeit. 1868, p. 746) für Sa/- via beobachtete. Darnach lässt die Loshebung der Cutieula (e in Fig. 12, ce! u. ce? in Fig. 11) auf eine zuerst stattfin- dende Gummosis schliessen. vw — 3 > 6 Joseph Rauter. sub 1 beschriebenen Trichomen bilden (z. B. Fig. 14). Bezüglich des Inhaltes der Köpfchenzellen verhalten sie sich ähnlich den Vorigen. 2. Veronica agrestis L. Taf. I, Fig. 17—26. Stengel und Blätter tragen Wollhaare und zwischen ihnen zerstreut sehr einfach gebaute Köpfchenhaare. 1. Die Wollhaare bestehen ähnlich jenen bei Lamium album, aus einem ein- bis mehrzelligen, bul- bös angeschwollenen Basaltheile (Fig. 21), der eine unbestimmte Anzahl (gewöhnlich 3—5, hie und da aber sogar bis 10) zu einer Längsreihe angeordneter Zellen trägt, die etwas tonnenförmig aufgetrieben sind und gegen die Haarspitze hin kürzer werden. Sie zeigen nur mässig verdickte Membranen, welche selten mit nach aussen vorspringenden Verdickungswarzen besetzt sind'). Entwicklung. Die Haare, welche zuerst als stumpf konische Oberhautpapillen hervortreten (Fig.17 4), zergliedern sich bald durch eine Querwand (Fig. 17 B W.1) in eine untere Basal- und obere Scheitelzelle. Letztere theilt sich bis zur erreichten Vollzahl der Gliederzellen, die jedoch, wie schon oben angegeben, gros- sen Schwankungen unterliegt, durch Querwände, welche in acropetaler Reihenfolge entstehen (Fig. 18, 19, 20 Wände 1, 2, 3...). Die Basalzelle bleibt in vielen Fällen ungetheilt, in anderen zerfällt sie durch’eine meist parallel zur Längsachse des Tragorganes verlaufende Wand in 2 neben einander liegende Zellen, in noch anderen Fällen bildet sie durch kreuzweise Theilung vier Quadranten (Wände g' und 9? in Fig. 22). Ihre fernere Theilung geschieht meist durch radiale Wände (Fig. 23 r), die auf Längsschuitten sich nach obenhin entwe- der an die Wand st (Fig. 21 r) oder an die Querwand 1 (Fig. 21 »’) ansetzen und bis zum Grunde des Basal- theiles verlaufen. Eine wichtige Rolle bei der Bulbusbildung spielt, ganz analog wie bei Lamrum album, das in den Fig. 17—21 mit st bezeichnete freie Seitenwandstück der Basalzelle. Nicht selten, besonders bei den Haaren der Blattunterseite erscheint der Bulbus durch einen grossen Intercellularraum, der sich unter ihm bildet, beträchtlich erhoben. 2. Die sehr einfach gebauten Köpfehenhaare (Fig. 26) bestehen aus einer engen Basalzelle (Fig. 26 5), auf welche ein dünner ein- bis zweigliederiger Stiel folgt, der ein zweizelliges, oberseits oft herz- förmig ausgerandetes Köpfchen trägt. Der Inhalt der Köpfchenzellen ist im Alter eine stark lichtbrechende, ölige Substanz von gelblicher Farbe. Die Entwicklung dieser Trichome ist aus Fig. 24 und 25 ersichtlich. Ihre jüngsten noch ungetheilten Stadien (Fig. 24) können, obgleich etwas schwieriger als bei Lamium album, durch die köpfehenförmige Abrundung ihres Scheitels von den auf gleicher Altersstufe stehenden Wollhaaren unterschieden werden. 3. Hippuris vulgaris L. Taf. I, Fi 27—41. 1. Die scheibenförmigen Triechome, wie sie an den Internodien, besonders aber an der Oberseite der Blätter sowohl fluthender als aufgetauchter Sprosse vorkommen, haben im ausgebildeten Zustande folgen- den Bau. Auf der dünnwandigen Basalzelle (Fig. 37 5) ruht in eine muldenförmige Vertiefung der Ober- haut versenkt, die kurze und mässig verdickte Stielzelle (Fig. 37 st), welche auf ihrem gewölbten Rücken eine kreisrunde (Fig. 32 und 33) bis elliptische oder nierenförmige (Fig. 34) Scheibe von 60—80 Mik.Mm. Durch- messer trägt. — Letztere ist an ihrer Oberseite häufig etwas napflörmig vertieft und besteht aus zahlreichen (oft bis 30) radial angeordneten Zellen, die sämmtlich in einer Ebene liegen. Entwicklung. Die in Rede stehenden Haargebilde erscheinen bereits an den Höckern des 3. bis 4. Blattquirls als kleine, halbkugelige Oberhautpapillen’). Diese zerlegen sich durch eine Querwand, welche in 1) Ahnliche Haarformen fand ich auch bei Veronica polita Fr. und V. opaca Fr. Sie dürften wohl den meisten Veronica Arten eigen sein. Weiss stellt auf Taf. XXI, Fig. 58 ein ausgebildetes Haar von V. Chamaedrys L. dar, das sich durch sehr zierliche nnd mächtig entwickelte Verdickungsknoten auszeichnet. 2) Da die Blätter lange am Grunde nachwachsen, so findet man auf ihnen, auch wenn sie bereits weiter vom Vegeta- tionskegel entfernt sind, noch alle möglichen Entwicklungszustände der Scheibenhaare und zwar in ihrer oberen Hälfte Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 7 der Höhe der Aussenwände der benachbarten Oberhautzellen auftritt (Wand 1 in Fig.55 A), in 2 übereinander- liegende Tochterzellen, deren untere zur Basalzelle wird, während sich die obere durch nochmalige Querthei- lung in den kurzen, trichterförmig nach aussen erweiterten Stiel und in die Mutterzelle der Haarscheibe diffe- renzirt. (Wand 2 Fig. 35 B und Fig. 36). Letztere zerfällt durch drei rasch nacheinander entstehende Wände (g}, 9%, q%, in Fig. 27) in vier quadrantisch angeordnete Zellen. Jeder Quadrant theilt sich durch eine, seinen Bogen halbirende und radial nach innen verlaufende Wand (W. o in Fig. 23—80) in zwei ziemlich gleich- grosse Octanten. Die Octantenwände setzen sich in sanfter Krümmung nahe dem Centrum der Scheibe an die Quadrantenwände an, wobei sie entweder in allen Quadranten dieselbe Richtung einhalten (Fig. 28), oder nicht (Fig. 29). Die ferneren Theilungen (Fig. 30—34), welche keinem durchgreifenden Gesetze mehr unter- liegen, sind abhängig von dem Breitenwachsthume der einzelnen Octanten. In der Regel wächst der bis zum Centrum reichende stärker und theilt sich durch eine schief nach innen verlaufende Wand, so dass nun der ganze Quadrant aus 3 Zellen besteht, aus einer mittleren, bis zum Mittelpunkte der Scheibe reichenden (Fig. 50 e) und aus 2 seitlichen keilförmigen :). Die mittlere wird entweder allsogleich zur Dauerzelle (Fig. 33 ec) oder zerfälit noch früher m eine Rand- und eine Flächenzelle (Fig. 33 ec‘). Die beiden seitlichen theilen sieh durch bald nach rechts, bald nach links hin sich ansetzende Wände in der Weise, dass die stets radial gelegenen Zellen immer kürzer werden. (Fig. 33, 34). Dabei gehen sie ungleichzeitig, die einen früher, die anderen später in Dauerzellen über. 2. Bei den Haargebilden, welche in den Blattachseln sitzen, trägt der frei über die Epidermis ragende Stiel (st Fig. 41) einen aufrecht gestellten Fächer, der aus strahlig angeordneten Zellen besteht, die in einer einfachen Schichte liegen. In den ersten Entwieklungszuständen gleichen die Fächerhaare mit Ausnahme der Stielzelle, welche sich nicht in eine Mulde der Oberhaut versenkt, vollkommen den Scheibenhaaren (vergl. Fig. 33 mit Fig. 36). In der weiteren Ausbildung der Gipfelzelle stellt sich jedoch zwischen beiden ein wesentlicher Unterschied heraus. Während sich nämlich bei den sub 1 beschriebenen Gebilden die Gipfelzelle über's Kreuz theilt und zu einer horizontalen Scheibe auswächst, unterlässt sie bei letzteren die Quadrantentheilung und gestaltet sich in einen vertical gestellten Fächer um, dessen Zellen sämmtlich in einer Ebene liegen (Fig. 39, 40). Die fächer- förmige Ausbildung hat ihren Grund offenbar nur im Mangel an Raum, der zwischen den in der Jugend sowohl unter sich, als auch dem Stengel dicht angeschmiegten Blättern herrscht. 4. Shepherdia ferruginea Nutt. Taf. I, Fig. 42-45; Taf. II, Fig. 1— 12. Stengel und Blätter sind überaus dicht mit Schülferhaaren bedeckt, die sich vielfach mit ihren Rändern decken und so einen continuirlichen Überzug bilden. Sie zeigen die Form eines in der Mitte der Unterseite an einen kurzen Stiel befestigten Schildes. Dieser besitzt von oben gesehen einen meist rundlichen Umriss und besteht aus zahlreichen (bis 150) radial ange- ordneten Zellen (Taf. II, Fig. 4), welche mit ihren peripherischen Enden in je einen längeren oder kürzeren Zacken auswachsen und dadurch dem ganzen Gebilde ein unregelmässig sternförmiges Aussehen verleihen Taf. I., Fig. 42). Auf medianen Längsschnitten erweist sich der Schild in seiner Mitte am dieksten und aus meh- reren übereinander liegenden Zelllagen bestehend (Taf. II., Fig. 8). Er wird jedoch, gegen den Rand hin sich allmählig zuschärfend, einschichtig. Seine oft bis zum Verschwinden des Lumens verdiekten und häufig mit gebräunten Membranen versehenen Zellen enthalten im Alter bloss Luft. Der kurze Stiel erscheint im Quer- schnitte zusammengesetzt aus einer wechselnden Anzahl peripherischer Zellen, die 1—6, am häufigsten fertige, am Grunde aber Jugendzustände. Übrigens herrscht auch hier, wie bei den übrigen von mir untersuchten Tri- chomen keine strenge Entstehungsfolge, indem oft mitten unter ausgewachsenen Stadien ganz junge hervorsprossen. 1) Eine andere Theilungsweise zeigen z. B. 3 Quadranten der Fig. 31 und der linke obere in Fig. 30. 8 Joseph Rauter. jedoch 3 axile Zellreihen umschliessen (Taf. II., Fig. 10 und 11). Seine Zellen, besonders die dem Schilde an- srenzenden sind stark verdickt (Taf. U. Fig. 11). Die Entwicklung dieser Trichome geht, was die Ausbildung ihres schildförmigen Theiles an- belangt, in ganz übereinstimmender Weise wie bei den Scheibenhaaren von Hrppuris vulgaris vor sich. Eine sich emporwölbende und allsogleich scheibenförmig auswachsende Epidermiszelle theilt sich durch kreuzweis gestellte Wände, die auf der Epidermisebene senkrecht stehen, also auf das Trichom bezogen radiale Längswände sind, in 4 Quadranten (Taf. II, Fig. 1 und 5, Wände N): Jeder von diesen zerfällt durch eine Octantenwand, über deren näheres Verhalten vollkommen das bei den analogen Wänden der Hippuris- haare Gesagte gilt, in zwei radial gestellte Zellen (Taf. II, Fig.2, W. o). So weit entwickeln sich alle Quadran- ten gleich. Die ferneren Theilungen durch radiale Längswände (Taf. II, Fig. 3 und 4), welche keinem all- gemein giltigen Gesetze folgen, zerlegen das schildförmig auswachsende Trichom nach und nach in eine grosse Anzahl immer kürzer werdender, strahlig angeordneter Zellen (Taf. II, Fig. 3 und 4), die sich in nahezu * gleicher Zahl auf die 4 Quadranten vertheilen, deren Umgrenzung selbst an älteren Stadien oft noch mit ziemlicher Genauigkeit anzugeben ist (Taf. II, Fig. 4 g). Tangentale Längswände, durch welche der Schild in Rand- und Flächenzellen zerlegt würde, treten nur vereinzelt und ausnahmsweise auf. — Nachdem die Theilungen durch radiale Längswände vollendet, bilden sich noch Querwände, welche sich jedoch nieht durch die ganze radiale Ausdehnung der Zellen erstrecken, sondern in wechselnder Entfernung von der Mitte nach oben oder unten sich ansetzen und so den Schild nur in seiner Mitte mehrschiehtig machen. In welcher Weise diese verlaufen, zeigt für einen speciellen Fall der nahezu mediane Längsschnitt auf Taf. I., Fig. 3. Von den ursprünglichen, durch radiale Längswände gebildeten Zellen sind bloss vier sichtbar, von denen die zwei mittleren, welehe durch die theilweise schon verschobenen Wände » seitlich begrenzt werden, senkrecht zur Oberfläche des Papieres stehen, während die beiden anderen in seiner Ebene liegen. Vergleicht man die Lage der Querwände x in ersteren und x’ in letzteren, so ist man über ihren Ansatz und Verlauf im Klaren‘). Die schliessliche Ausbildung erreicht der Schild dureh das strahlige Auswachsen und durch die bedeu- tende Verdickung seiner Zellen, welche bei denen der Schildmitte ziemlich gleiehmässig, oft bis zum Ver- schwinden des Lumens, bei jenen des Randes aber sehr oft ungleiehmässig vor sich geht, indem sich bloss die freien Aussenwände verdieken, während die radialen Scheidewände dünnwandig bleiben. Tangentale Längsschnitte durch den Scheibenrand zeigen diess sehr schön (Taf. I, Fig. 43—44). In Fig. 45 Taf. I haben sich die gegen einander wachsenden Verdiekungsschichten bereits berührt und vom ganzen Zelllumen nur noch rechts und links einen kleinen dreieckigen Raum übrig gelassen. Bei 7 in Fig. 45 hat sich überdies noch die radiale Längswand gegen die links gelegene Zelle hin ausgestülpt, so dass gerade an Stelle der frü- heren Trennungswand ein viereckiges Lumen sichtbar ist. Die Stielbildung beginnt erst, nachdem in der Scheibe bereits zahlreiche Theilungen stattgefunden. Sie macht sich zuerst dadurch bemerklich, dass die unmittelbar unter der Scheibenmutterzelle liegenden Zel- len (meist 3) der ersten Parenchymschichte sich in radialer Richtung strecken. Im weiteren Verlaufe theilen sie sich durch Querwände (auf das Tragorgan bezogen tangentale Längswände), die an keine bestimmte Entstehungsfolge gebunden sind und deren Zahl je nach der zukünftigen Länge des Stieles wechselt (Taf. II, Fig. 6—9). Gleichzeitig wachsen natürlich auch die ringsum anliegenden Epidermiszellen schief nach aus- wärts, wobei sie zugleich eine Lagenveränderung in der Weise erleiden, dass ihre ursprünglich tangentalen Wände radial (vergl. die W.t in Fig. 5, 6, 7, 9)—und umgekehrt die ursprünglich radialen Wände tangental werden. (vergl. die Wände » in denselben Figuren). Dadurch wird der Schild, dessen Mutterzelle anfangs zwischen den benachbarten Oberhautzellen eingekeilt war, gleichsam ausgestülpt und emporgehoben. Das ganze Trichom ist also jetzt aus 2 Theilen zusammengesetzt, die einen wesentlich verschiedenen Ursprung haben, — aus dem oberen schildförmigen Theile, hervorgegangen aus einer Epidermiszelle, und aus dem 1) Der vollkommene Verlauf dieser Wände bis zu ihrem Ansatze an die Ober- oder Unterseite des Schildes ist vielfach undeutlich und nur durch Vergleichung zahlreicher Längsschnitte mit Sicherheit zu constatiren. Zur Entwickelungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 9 Stiele, dessen Rindenschicht durch die früher den Grund der Scheibenmutterzelle seitlich umschliessen- den Epidermiszellen, dessen eentraler Strang aber (T. I, Fig. 9 p) durch radial ausgewachsene Zellen der unmittelbar unter der Oberhaut liegenden Zellschicht gebildet wird. Die Schildhaare bei Shepherdia geben ein ganz eclatantes Beispiel von Trichomen, welche ihre volle Ausbildung viel früher erlangen, als die Organe, auf denen sie stehen. Am Querschnitte durch ein junges Blatt (T.-II, Fig. 12) übertreffen die bereits vollkommen ausgebildeten und zum grossen Theile schon ge- bräunten Haare (7) ersteres (2) um ein Bedeutendes an Breite. Während die Blätter den Schülferüberzug an ihrer Unterseite Zeit Lebens beibehalten, werfen sie ihn an der Oberseite bald ab und erscheinen glatt und etwas glänzend‘). Das Abwerfen geschieht in der Weise, dass sich die Querwand, welche den Schildtheil des Haares vom Stiele trennt (rpr in Fig. 9) spaltet, worauf ersterer abfällt, während letzterer, an der Trennungsstelle vollkommen abgeschlossen, auf der Epidermis stehen bleibt. Das Abwerfen des Schildes beruht also bei den Haaren der Blattoberseite auf einem inneren Grunde und geschieht nicht durch allmähliges Absterben in Folge äusserer Einflüsse, wie man diess nicht selten an den Haaren der Blattunterseite bemerken kann, die am unteren, dünnwandigeren Theile des Stieles abreisseng so dass der obere, aus stärker verdickten Zellen bestehende Theil desselben mit der abfallenden Scheibe in Verbindung bleibt. Einen ganz übereinstimmenden Bau mit den soeben beschriebenen Schülferhaaren von Shepher- dia zeigen im ausgewachsenen Zustande jene bei Elaeagnus und Hrppophae, was auch auf eine analoge Entwicklungsgeschichte schliessen lässt. 3. Correa vwirens Sm. und Correa rufa 6. Taf. II, -Fig. 13—35 und Taf. II, Fig. 1—18. 1. Sämmtliche Arten der neuholländischen Gattung Correa sind mit ganz sonderbaren Trichomen aus- gestattet, welche nicht nur die vegetativen Organe, sondern sogar die Aussenseite der Blumen- und Carpell- blätter mit einem überaus dichten, unentwirrbaren Haarfilze überziehen‘). Den Bau und die Entwicklungs- geschichte derselben habe ich an Cor. virens (Taf. II, Fig. 13—35 und Taf. III, Fig. 1—3) und Cor. rufa (Taf. III, Fig. 4—15) studirt, und bei beiden der Hauptsache nach übereinstimmend gefunden. Im ausgewachsenen Zustande bestehen diese Haare aus einem gestielten Köpfchen, dessen meist sehr zahlreiche Zellen nach allen Seiten hin radial ausstrahlen. Stiel und Köpfchen zeigen, was ihre Form und die Complication des Baues anbelangt, nicht nur bei verschiedenen Species der Gattung Correa, sondern sogar bei ein und derselben Pflanze, je nachdem sie dem Stengel oder einer der beiden Blattflächen angehö- ren, mancherlei Abweichungen, die jedoch durch zahlreiche Übergänge verbunden sind. Die Beschränkung einer bestimmten Haarform auf einen bestimmten Pflanzentheil darf übrigens nur im allgemeinsten Sinne auf- gefasst werden und erleidet zahlreiche Ausnahmen. Die Stiele besitzen bei den Haaren des Stengels und der Blattunterseite gewöhnlich eine mehr oder weniger cylindrische Gestalt (Taf. II, Fig. 27 und 30, Taf. III, Fig. 1 und 15), während sie an der Blattober- seite durch die Verbreiterung ihrer Basis häufig kegelförmig werden (Taf. II, Fig. 29 und 31). Sie bestehen ihrer ganzen Länge nach entweder nur aus Aussenzellen (T. I, Fig. 26 und 31; T. III, Fig. 2 und 3), oder eine peripherische Schieht umschliesst eine wechselnde Anzahl central gelegener, zu einem Strange verbun- dener Zellreihen (Taf. II, Fig. 27 und Fig. 32—55; Taf. II, Fig. 1 und 13). Zwischen diesen beiden Formen stehen jene Stiele, die in ihrem oberen Theile nur aus Aussen-, an der Basis jedoch aus Aussen- und Innen- 1) Nebenbei bemerkt fehlen der Blattoberseite die Spaltöffnungen ; ferner sind die Aussenwände ihrer Epidermiszellen viel diekwandiger, als dies bei jenen der Blattunterseite der Fall ist. 2, Die 4 Blumenblätter haften mit ihren seitlichen Rändern oft so innig an einander, dass sie eine gamopetale, röhrige Blumenkrone zu bilden scheinen. Dies wird einerseits durch den Haarfilz, andererseits durch das genaue Ineinan- dergreifen der an den benachbarten Rändern der Blumenblätter papillös entwickelten Oberhautzellen bewirkt. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXX1. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. b 10 Joseph Rauter. zellen gebildet sind (Taf. II, Fig. 29 und 30). Im Alter erscheinen die Stielzellen stark verdiekt und stechen durch die liehtere Färbung ihrer Membranen von den oft ganz dunkelbraunen Köpfehenzellen ab. Der Stiel trägt das aus strahlig ausgewachsenen Zellen bestehende Köpfehen. Die Zahl dieser Zellen ist eine sehr wechselnde, im Allgemeinen bei (©. rufa viel grösser als bei ©. virens. Letztere Pflanze be- sitzt die einfachst gebauten Köpfehen an der Blattoberseite, wo sie manchmal nur aus vier Zellen bestehen und dann ein ganz charakteristisches Aussehen haben (T. II, Fig. 31). Bei den Haaren des Stengels und der Blattunterseite sind sie jedoch in der Regel aus zahlreichen Zellen gebildet, die nach allen Seiten hin aus- strahlen (T. II, Fig. 27, T. II, Fig. 1 A). Bei CO. »ufa findet man hie und da Köpfchen aus 50 und noch mehr Zellen zusammengesetzt, die auf einem schlanken, cylindrischen Stiele sitzen. Die langen, allmählig spitz zulaufenden Zellen sind beträchtlich verdickt und so weit sie im Köpfchen aneinander stossen, mit Poren- canälen versehen (Taf. I, Fig. 26 u. 27; Taf. III, Fig. 14). Während sie bei (. virens ein mehr steiferes Ansehen haben, sind sie bei €. r«fa nicht selten etwas schlängelig gebogen. Ihr Inhalt ist im Alter meist nur Luft‘). Entwicklung. Das erste Auftreten dieser Trichome fällt bereits in die früheste Jugend ihrer Trag- organe. Ihr Erscheinen ist jedoch an keine bestimmte Folge gebunden, denn man findet sehr häufig zwischen bereits vollkommen ausgewachsenen Haaren ganz junge hervorsprossen (Taf. II, Fig. 14, 5, C). Ihre Ent- wicklung beginnt damit, dass eine Epidermiszelle papillös auswächst (Taf. II, Fig. 4) und sich durch kreuz- weise und senkrecht zur Oberfläche des Tragorganes stehende Wände in vier wenigstens annähernd gleich grosse Quadranten zerlegt. (Wände g auf Taf. II, Fig. 13—19; Taf. II, Fig. 1 D, ferner Fig. 5—10) °). Die zunächst sich bildenden Wände zeigen ein verschiedenes Verhalten. Ist die Basis der Haarmutterzelle breit, so nimmt (besonders bei €. rufa) die zuerst in jedem Quadranten auftretende Wand sehr häufig einen vom Grunde der Haarmutterzelle bogenförmig nach auf- und auswärts gerichteten Verlauf, wobei sie sich seitlich entweder nur an eine oder an beide Quadrantenwände ansetzt. (Wände «a auf Taf. II, Fig. 21—23; Taf. II, Fig. 1 O und Fig. 7—8). Ist ihre Basis jedoch schmal, so setzt sich die erste Wand im innern Winkel des Quadranten an und hat eine zur bängsachse des Haargebildes senkrechte oder geneigte Lage (Wände 2 auf Taf. II, Fig. 14—17 und Taf. II, Fig. 6). Durch fernere, der ersten in ihrem Verlaufe ähnliche Wände zerfällt jeder Quadrant in eine unbestimmte Anzahl von Zellen, die in einer Reihe übereinander liegen (Taf. II, Wand 2’ in Fig. 14 und Wände 2‘, 2°, 2’ in Fig. 15 A). Die schliesslichen, oft noch sehr häufigen Theilungen in diesen erfolgen ohne bestimmtes Gesetz, sowohl durch radiale Längswände (2 in Fig. 10, Taf. III), als auch durch senkrecht und schief zur Längsachse des Triehoms gestellte Wände (e in nach- folgd. Fig.), jedoch in der Weise, dass sie sich nur selten im inneren Winkel des Quadranten ansetzen, und dass das fertig getheilte Köpfehen nur aus strahlig angeordneten Aussenzellen besteht, die an ihren periphe- rischen Enden allsobald papillös auswachsen (Taf. II, Fig. 22—25 und 27; Taf. II, Fig. 1.4)°). Die Entwicklungsgeschichte der Stiele ist eine wesentlich verschiedene, je nachdem in ihnen ein cen- traler Zellstrang gebildet wird oder nicht. Wird kein solcher gebildet, so verwandelt sich einfach der untere Theil der Haarmutterzelle in den Stiel. Einen solchen, ganz kurzen Stiel von nur einer Zellenhöhe zeigt das 1) Weiss (l.c. p. 548, Fig. 154) bildet ein ausgewachsenes Köpfehenhaar von Cor. speeiosissima Andr. ab und beschreibt es. Die Entwickelungsgeschichte berührt er nur ganz vorübergehend. i 2) Dies ist der normale und häufigste Fall. Wie jedoch die ausgewachsenen Haare allerlei Abweichungen von einander zeigen, so kommen solche auch bereits in den Jugendstadien vor. Schon die Quadrantenwände viertheilen bei weitem nieht immer genau die Haarmutterzelle, sondern setzen sich oft, statt im Scheitel derselben, in sanfter Biegung seit- lich davon an (W. g, Taf. III, Fig. 1 C). Bei Stadien, wie Taf. II, Fig. 20 (die übrigens nicht sehr häufig vorkommen), ist dies besonders auffallend , und lässt die Vermuthung aufkommen, dass in solchen Fällen überhaupt eine abweichende Entwieklung Statt hat. Einigemal fand ich an der Blattoberseite von €. zirens auch Haare, deren Köpfchen bloss aus zwei diametral entgegengesetzten Zellen bestand. In diesen Fällen hat sich höchst wahrscheinlich die Haarmutterzelle bloss durch eine Längswand getheilt, worauf allsogleich Querwände auftraten. Die Entstehung von Innenzellen dürfte nur ganz ausnahmsweise vorkommen. Die auf Taf. II, Fig. 27 und Taf. III, Fig. 1 A mit d bezeichneten Zellen sind bloss die optischen Querschnitte der senkrecht oder schief zur Oberfläche des Papieres gestellten Köpfchenzellen. 3 — Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 11 auf Taf. I, Fig. 26 abgebildete Trichom. In Fig. 31, Taf. II ist er aus mehreren übereinander stehenden Zellen aufgebaut, von denen die zwischen den benachbarten Oberhautzellen befindlichen (m, m) bedeutend erweitert und durch eine geringe radiale Streckung der unterliegenden Pallisadenzellen etwas emporge- hoben erscheinen. So gestaltete Stiele findet man häufig auf der Oberseite des Blattes. Die Figuren 2 und 3 der Taf. III zeigen querdurehschnittene Stielbasen im Zusammenhange mit der Epidermis der Blattunterseite und zwar in Fig. 2 von oben, in Fig. 3 von unten daraufgesehen. Aus der, selbst an alten Stadien noch häufig zu beobachtenden Coineidenz der Wände » und 7’ ist ersichtlich, dass die bereits in der Ebene der Epidermis gelegenen Zellen m mit den Stielzellen aus ein und derselben Mutterzelle hervorgegangen seien, oder besser gesagt, dass der Stiel (weleher mit dem Köpfehen aus einer einzigen Oberhautzelle entstanden) seine Basis zu einer unregelmässig gelappten Scheibe ausbreitet. (Vergl. damit die Z. m in Fig. 26 und 31, Taf. 1.) Die zweite Art der Stielbildung geht in analoger Weise wie bei den Schildhaaren von Shepherdia vor sich. Sie beginnt erst, nachdem die Theilungen in der Haarmutterzelle bereits vollendet sind und ihre Tochterzellen oft schon papillös auswachsen. Die unmittelbar unter der Haarbasis liegenden Zellen der ersten Parenehymschichte, gewöhnlich 1—4, strecken#sich in radialer Richtung (Taf. TI, Fig. 22 und 23) und theilen sich durch Querwände (Taf. II, Fig.25 und 27; Taf. IH, Fig. 14 und Fig. 11—13). Gleichzeitig werden auch die Epidermiszellen, welche den Haargrund zunächst umschliessen, sozusagen mit emporgezogen, wobei sie, ganz wie bei Shepherdia, eine solehe Verschiebung erleiden, dass ihre früher tangentalen Wände radial und umgekehrt die radialen Wände tangental werden. (Vergl. die Wände » und # in den Fig. 21—23, 25 und 27, Taf. II.) Das Resultat dieses eomplieirten Wachsthumsprocesses ist die Ausstülpung des Anfangs zwischen die benachbarten Oberhaut- zellen eingekeilten Köpfehengrundes, wodurch die Köpfehenmutterzelle vollständig über die Oberfläche des Tragorganes emporgehoben wird und mit ebener Grenzwand dem Stiele aufsitzt (rpr in Fig. 27, Taf. II). Sowohl die peripherischen als auch die centralen Zellen des Stieles theilen sich, entsprechend der Länge, welche er erreichen soll, durch eine unbestimmte Anzahl von Querwänden'). — Vergleicht man die frühere Stielbildung nochmals mit-der soeben geschilderten, so ergibt sich kurz folgender Unterschied: Im ersteren Falle ist der Stiel Produet eines Theiles der Haarmutterzelle, im letzteren Falle aber hat er mit dieser gar nichts zu schaffen, indem sein eentraler Strang aus radial auswachsenden Zellen des Stengel- oder Blatt- parenchyms, seine peripherische Schicht aber aus den der Haarmutterzelle zunächst angrenzenden Oberhaut- zellen hervorgeht. Bei manchen Haaren des Blattes findet man jedoch beiderlei Entstehungsweisen dadurch vereint, dass ein aus der Haarmutterzelle differenzirter Stieltheil (s? in Fig. 23—30, Taf. IT) auf einer mehr oder minder bedeutenden Protuberanz des unterliegenden Mesophylls zu stehen kommt. Die Trichome bei Correa eilen in ihrer Ausbildung den Tragorganen so weit voraus, dass schon sehr junge Blätter der Knospe mit vollkommen ausgewachsenen Haaren wie mit einem dieken Filze überzogen sind. — Während die Blattunterseite, welche zahlreiche Stomata besitzt, ihr Haarkleid Zeit Lebens beibehält, wirft es die spaltöfinungslose Oberseite schon frühzeitig ab, und zwar in der Weise, dass die Haarstiele ent- weder ganz oder doch theilweise auf der Epidermis stehen bleiben’). 2. Ausser den soeben beschriebenen Köpfehenhaaren kommen bei beiden Oorrea-Arten noch keulen- förmige Drüsenhaare vor, aber in so geringer Menge, dass mir während der Zeit, die ich auf das Studium der ersteren verwandte, ihre Entwieklungsgeschichte nicht klar wurde. Obgleich das muthmassliche Jugendstadium Fig. 16, auf Taf. HI zusammengehalten mit dem älteren Stadium Fig. 17 und den beiden Querschnitten Fig. 14 durch eine Keule und Fig. 15 durch den zugehörigen Stiel zur Annahme einer drei- !) Einigemale fand ich bei C. rufa Zwillingshaare, dadurch entstanden, dass eine Rindenzelle des sehr kräftigen Stieles zur Mutterzelle eines Haares zweiter Ordnung wurde. ?) Interessant ist die Epidermis der Blattoberseite bei €. rufa noch dadurch, dass sich zahlreiche (jedoch bei weitem nicht alle) Zellen derselben durch je eine tangentale Wand und nicht selten auch noch durch senkrecht auf diese ste- hende Radialwände theilen, welche Theilungen erst lange nach Anlegung der Trichome, aber bevor noch das Blatt ganz ausgewachsen ist, auftreten. b* 12 Joseph Rauter. schneidigen Scheitelzelle verleiten könnte, so möchte ich ihre Existenz doch sehr in Frage gestellt wissen, aus Gründen, die bei Beschreibung der Drüsenhaare von Krbes näher erörtert werden sollen. Unmittelbar unter der Epidermis (besonders der Blattoberseite bei Cor. »ufa) befinden sich hohlkugelige Harzbehälter, welche Ähnlichkeit mit den analogen Gebilden bei Dietamnus haben, wesshalb ich auch gelegentlich eine Abbildung davon bringe (Taf. III, Fig. 18). 6. Ribes sanguineum Pursch. Taf. III, Fig. 19—34; Taf. IV, Fig. 1—7. Die ganze Oberfläche dieser Pflanze, selbst Blumenblätter und Carpelle nicht ausgenommen, ist in ihrer Jugend mit überaus dicht stehenden Triehomen ausgestattet, welche zwei wesentlich verschiedenen Typen angehören. 1. Gestielte Köpfehenhaare. Mächtig entwickelt trifft man sie am Rande der Stipeln, Knospen- schuppen und Braeteen, welcher von ihnen gewimpert erscheint. Viel schwächlicher sind jene der Laub- blätter. — Der Stiel zeigt eine sehr verschiedene Ausbildung; nicht selten 1—2 Millim. lang und aus breiterer Basis sich nach obenhin verjüngend ist er bei den Köpfehenhaaren des Stipel- und Knospen- schuppenrandes (Taf. III, Fig. 34; Taf. IV, Fig. 1), im allgemeinen von mittlerer Länge bei jenen der Blatt- nerven (Taf. IV, Fig. 3), meist sehr kurz bei denen der Blattfläche (Taf. IV, Fig. 4). Den Drüsenhaaren, welche die Spitze jedes zukünftigen Blattzahnes krönen, fehlt er fast ganz. — Er besteht entweder blos aus Aussenzellen (Taf. IV, Fig. 4), oder es umschliesst eine Lage peripherischer Zellen eine wechselnde, oft be- trächtliche Anzahl centraler Zellreihen (Taf. IV, Fig. 3, 5, 6). Die Länge der Chlorophyll führenden Stiel- zellen steht im geraden Verhältnisse zu jener des Stieles selbst. — Das kugelige Köpfchen wird gebildet durch zahlreiche, meist allseitig ausstrahlende Zellen, die massenhaft eine zähe, harzige Substanz produeiren, welche die Cutieula blasig vor sich auftreibt und nach Zerreissen derselben abfliesst (Taf. III, Fig. 25 ex ; Taf. IV, Fig. 1—4) '). Die Drüsenhaare des Stipelrandes zeigen manchmal eine oder mehrere seitliche Sprossungen, entweder in Form gleichwertiger, nur kürzer gestielter Köpfehenhaare, oder einzelliger Woll- haare (Taf. III, Fig. 34 Wh; Taf. IV, Fig. 6 WR), oder beider zugleich’). Entwieklung. Die ersten Jugendstadien der Köpfchenhaare trifft man bereits an den allerjüngsten Gliederungen der Knospe, wo sie als sehr zartwandige, halbkugelige Ausbauchungen einer Epidermiszelle erscheinen®). Die erste, durchaus nieht constant zur Längsaxe des Tragorganes orientirte Wand, durch welche sich die noch ganz wenig hervorragende Oberhautpapille theilt, kann in zwei verschiedenen Modifi- cationen auftreten, wonach sich auch dann die zunächst folgenden Theilungen richten. Der erste und weitaus häufigste Fall ist der, dass die Haarmutterzelle durch eine Längswand, welche sich in ihrem Zenithe oder nur wenig seitlich davon ansetzt, in zwei annähernd gleiche Tochterzellen zerfällt (Taf. III, Fig. 19—22, 26; ferner Fig. 27 £, ö, &, &,n; Wand g). Jede von diesen theilt sich nun wieder durch eine senkrecht zur vorigen stehende Längswand, die sich jedoch nur selten genau in der Scheitelhöhe der Haarmutterzelle ansetzt, sondern sich in ihrem oberen Verlaufe bogenförmig seitlich neigt (Wände g! und g’ in Fig. 27 «—&, Taf. III). Dadurch zerfällt das ganze junge Trichom in vier mehr oder weniger quadrantisch gestellte Zellen, von denen zwei meist etwas länger und in ihrem oberen Theile weiter sind (Taf. III, Fig. 27 »). Die soeben besprochenen Wände werden bei höchster Einstellung des Mikroskopes 1) Ausführlicheres über die Seeretion, so wie auch Abbildungen der Köpfehenhaare finden sich bei Hanstein (Bot. Zeit. 1868, p. 724, Fig. 25—35). 2) Weit häufiger kommen solche zusammengesetzte Trichome an den Nebenblättern und Blattstielen von Ribes Grossularia vor, wo sie Weiss beschreibt und abbildet (l. e. p. 616; Fig. 199 4). — Eble’s Lehre v. d. Haaren (Wien 1831) ent- hält eine zwar kleine, aber habituell sehr richtige Abbildung davon (Taf. III, Fig. 19). 3) Weiss bildet Fig. 199 ein solches noch einzelliges Jugendstadium von Rid. Grossularia ab. Die Papille ist nach oben in eine kurze, etwas gebogene Spitze ausgezogen. Ich habe an derselben Pflanze solche Jugendzustände nicht gefun- den. Eben so kommt mir auch das bereits mehrzellige Stadium Fig. 199 a ganz fremdartig und wie gar nieht hieher gehörig vor. Zur Entwieklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 13 auf den Scheitel des Haares wegen ihrer bogenförmigen Krümmung häufig entweder gar nieht oder nur ver- schwommen gesehen (Taf. III, Fig. 27 e). Bei tieferer Einstellung sind sie jedoch ganz deutlich und zerlegen den Querschnitt in vier wenigstens annähernd gleich grosse Quadranten (Taf. III, Fig. 24, 25, 29 A und 5, Fig. 27 2). Die andere, nichtso häufige Modification in den anfänglichen Theilungen der Haarmutterzelle besteht zunächst darin, dass schon die erste Wand einen bogenförmig nach auf- und auswärts gerichteten Verlauf nimmt und sich ziemlich weit unter dem Zenithe der Haarpapille ansetzt, wodurch diese in eine grössere und kleinere Tochterzelle zerlegt wird. (Taf. II, Fig. 32.) In der grösseren tritt nun wieder eine vom Grunde der Haarmutterzelle etwas schief nach auf- und auswärts verlaufende Längswand auf, welche sich an die zuerst gebildete seitlich ansetzt, jedoch meist höher hinaufreicht als diese. Eine dritte Wand (Taf. II, Fig. 33, W. 3), welche sich an die beiden vorhergehenden unter einem spitzen Winkel ansetzt, schneidet am Scheitel des jungen Trichoms eine verkehrt dreiseitig pyramidale Zelle ab, die also mit ihrer Spitze zwischen die durch die beiden ersten Theilungswände gebildeten drei Zellen, aus denen der Körper des Trichoms bis jetzt besteht, eingesenkt ist. Dieser Gipfelzelle kann der morphologische Charakter einer Seheitelzelle jedoch nicht zuerkannt werden, da sie entweder gar keine oder nur mehr 1—2 Segmente ohne bestimmte Folge abschneidet'). Das fernere Längenwachsthum des Haargebildes erfolgt durch interealare Theilungen der drei, oder wo sich die Haarmutterzelle über’s Kreuz theilte, der vier zuerst gebildeten Zellen, indem in ihnen senkrecht oder schief zur Längsachse des Haares gestellte Wände auftreten, welche gröss- tentheils in acropetaler Folge entstehen (Wände 1, 2,3. . . Fig. 21—26, 27, 30, Taf. II) °). Die Ausbildung der köpfehenförmigen Anschwellung nimmt damit ihren Anfang, dass eine unbestimmte Anzahl der durch Querwände abgeschnittenen Zellen des oberen Haarendes sich radial streckt. Der Zeit- punkt, bei welchem dies eintritt, kann, wie die Vergleichung der Fig. 26, 27 und 30 auf Taf. IU zeigt, bei verschiedenen Trichomen auch ein verschiedener sein. Im Allgemeinen am frühesten beobachtet man den Beginn der Köpfehenbildung bei den ganz kurz gestielten Drüsenhaaren der Blattfläche (Taf. II, Fig. 26 und 28). Das Köpfehen erreicht die schliessliche Zahl seiner Zellen durch meist nach allen Seiten hin radial aus- strahlende Wände, welche ohne durchgreifende Gesetzmässigkeit auftreten (Taf. II, Fig. 25, 28, 29 4, Wände »; Taf. IV, Fig. 3 und 4). Die Entstehung von Innenzellen kann ich nieht mit Sicherheit eonstatiren, wahrscheinlich werden solehe nur in seltenen Fällen abgeschnitten. Dass auf Längsschnitten, wie Taf. IV, Fig. 3 u. 4im Köpfchen scheinbar eine Gruppe centraler Zellen vorhanden ist, hat seinen Hauptgrund in den bedeutenden Verschiebungen, welche die ursprünglichen Quadrantenwände erlitten. Ausserdem müssen solche Bilder noch bei nicht genau miedianer Einstellung des Mikroskopes, sowie bei etwas geneigter Lage des Präparates zum Vorscheine kommen. Die Zahl der Zellen, welche das Köpfehen zusammensetzen, ist eine sehr wechselnde. Die einfachst gebauten Köpfchen trifft man, mit Ausnahme der Nerven auf der Blattfläche, wo sie überdiess nicht selten die Form einer von obenher etwas zusammengedrückten Kugel haben. Der Stiel des Drüsenhaares geht im einfachsten Falle, gerade so wie bei Oorrea, nur aus dem unteren Theile der Haarmutterzelle hervor, indem dieser eng und eylindrisch bleibt, während sich ihr oberes Ende zum Köpfchen ausbaucht (Taf. II, Fig. 28; Taf. IV, Fig. 4). Solche Stiele kommen vorzüglich auf der Blattspreite vor. Sie erreichen nie eine bedeutende Länge und weisen auch am Querschnitte nur eine geringe Zahl radial angeordneter Zellen auf, die fast immer alle an die Peripherie stossen. Einen am Querschnitte nur aus vier Zellen bestehenden Stiel zeigt das nahezu fertige Stadium Fig. 29, B, Taf. III. Zugleich sieht 1) Gewisse Ansichten von Jugendstadien, wie Taf. III, Fig. 23, 27 y, 30 u. 33, haben Hanstein (Bot. Zeit. 1368, p. 726) höchst wahrscheinlich zur Annahme verleitet, die Haarmutterzelle theile sich „durch wechselnd geneigte Wände, wie ein Farrensporangium sich‘ bildet“. Unklar ist mir, in weleher Beziehung seine Figuren 28 u. 31 sowohl unter einan- der, als auch zur Entwicklungsgeschichte des Farrensporangiums, wie sie Rees für die Polypodiaceen schildert, stehen. 3 2) Diese Bildungsweise zeigt sehr viel Übereinstimmendes mit jener der Köpfehenhaare von Correa. Auch die keulenför- migen Drüsenhaare letzterer Pflanze dürften sich in ähnlicher Weise aufbauen (Taf. III, Fig. 16, 17). 14 Joseph Rauter. man bei Vergleichung dieser Figur mit dem darüberstehenden Querschnitte durch das dazugehörige Köpfchen (Fig. 29 A), dass die ursprünglichen Quadrantenwände (g) in beiden ziemlich genau coineidiren, was übrigens an so alten Drüsenhaaren bei weitem nicht mehr immer der Fall ist. Eine auffällige Erscheinung ist das häufige Auftreten einer mehr oder minder bedeutenden Luftlücke unmittelbar unter der Stielbasis (Taf. III, Eig. 28; Taf. IV, Fig. 47). Eine zweite, viel complieirter gebaute Art von Stielen besitzen vorzüglich die langgestielten Drüsenhaare des Knospenschuppen- und Stipelrandes, so wie jene der Blattnerven. Der Stiel eines solchen Trichoms besteht aus einem meist sehr kurzen oberen Theile, hervorgegangen aus der Haarmutterzelle, und aus einem langen unteren Theile, entstanden durch radiales Auswachsen des unmittelbar unter der Haar- mutterzelle liegenden Parenchyms und der sie zunächst umschliessenden Epidermiszellen. Der Beginn letzte- rer Bildung, welcher schon in eine Zeit fällt, wo die Theilungen in der Haarmutterzelle noch lange nicht vollendet sind, ist auf Taf. III, Fig. 30 dargestellt. Ein viel weiter vorgeschrittenes Stadium zeigt Fig. 3, Taf. IV‘). Bei der Bildung der centralen Zellstränge des Stieles betheiligen sich ein bis zwei Schichten des unter der Oberhaut gelegenen Gewebes; der zweiten fällt jedoch nur eine ganz untergeordnete Rolle zu. An ausgewachsenen Trichomen ist es in der Regel nicht mehr möglich, mit Sicherheit den Antheil zu bestimmen, welcher der Haarmutterzelle bei der Stielbildung zufiel (Taf. IV, Fig. 3; in Fig. 34, Taf. III ist die Grenze möglicherweise bei g). Eine Ausnahme machen jedoch Fälle wie Fig. 1 und 2, Taf. IV, wo der obere, aus der Haarmutterzelle hervorgegangene Stieltheil (oberhalb g) halsartig verengert und vom unteren abgesetzt ist. Noch auffallender wird diese Abmarkung an bereits im Absterben begriffenen Trichomen dadurch, dass sich der ganze obere Haartheil bräunt und allmählig einschrumpft, während die Protuberanz des Mesophyllis noch längere Zeit grün und prall bleibt. 2. Die zweite Trichomform bei R. sangurneum sind gewöhnliche Wollhaare (Taf. II, Fig. 34 W%; Taf. IV, Fig. 6 Wh). Sie bestehen aus einer einzigen, mässig verdiekten und spitz zulaufenden Zelle von wechselnder Länge, deren Aussenwand meist dicht mit Verdiekungsknötchen besetzt ist. Sie stehen überall in grosser Menge zwischen den Köpfchenhaaren, besonders massenhaft aber auf der Unterseite der Laub- blätter und am Rande der Stipeln. Ihr Vorkommen an den Stielen der Drüsenhaare als seitliche Sprossungen niederen Ranges wurde bereits früher erwähnt. Sie sind bei ihrem ersten Auftreten kleine Oberhautpapillen von stumpf kegeliger Form, welche allsobald eine gegen die Spitze des Tragorganes geneigte Lage annehmen (T. IV, Fig. 7). Dadurch unterscheiden sie sich hinreichend von den noch einzelligen Stadien der sub 1 be- schriebenen Trichome. Sowohl Köpfchen- als Wollhaare erreichen ihre Ausbildung bereits in der Knospe. Während jedoch erstere bald nach Entfaltung derselben gänzlich verschwinden, werden letztere auch noch an ganz alten Blättern gefunden, deren Unterseite davon fast sammthaarig ist. Im Wesentlichen gleich gebaute Köpfchen- und Wollhaare wie bei A. sangu.neum fand ich auch bei Zirbes Grossularia, nigrum, glutinosum und acıculare. Sie dürften wohl nahezu allen Johannisbeersträuchern eigen sein. 9. Hieraciumn auranliacum L. u FH. Pilosella L. Taf. IV, Fig. 8—25. Die in reichlicher Menge an FH. aurantiaeum vorkommenden Triehomgebilde gehören vier wohlunter- scheidbaren Typen an. 1. Am Stengel und auf beiden Seiten der Blätter findet man massig entwickelte, in der Regel mehrere Millimeter lange Haare von schmutzig weisser Farbe, die aus zahlreichen, in verschiedener Höhe gelegenen, prosenchymatischen Zellen bestehen, welche zu einem schlanken, sich spitzenwärts allmählig verjüngenden 1) Bezüglich der näheren Details verweise ich auf die analog gebauten Stiele von Correa. Zur Entwicklumgsgeschichte einiger Trichomgebilde. 15 Bündel vereint sind (Fig. 8). Die an der Peripherie gelegenen Zellen krümmen ihre oberen Enden haken- förmig nach aussen (Fig. 8 A)'). Die Entwieklung dieser Gebilde, deren Anlage schon in die früheste Jugend ihrer Tragorgane fällt, beginnt damit, dass sich eine Epidermiszelle kaum merklich über die Oberfläche herauswölbt, und allsogleich durch eine Längswand, die fast ausnahmslos senkrecht zur Längserstreckung des Blattes oder Stengels steht, in zwei Tochterzellen theilt (Wand m in Fig. 11—19). Beide als Scheitelzellen fungirend, theilen sich nun durch Wände, welche meist unter spitzen Winkeln gegen die Längsachse des jungen Trichomes geneigt sind (W.1,2,3 ... Fig. 13—15 und Fig. 17 A, D). Ihre Anzahl ist abhängig von der Länge, welehe das Haar erreichen soll. Zu dieser Zeit besteht also das Haargebilde aus halbkreisförmigen Scheibenzellen, die in zwei Reihen übereinander geschichtet sind. Die Vergleichung von 4 und B der Fig. 17, wo B das um 90° gedrehte Objeet A darstellt, zeigt dies vollkom- men deutlich. Während die beiden Scheitelzellen noch fortwachsen, treten am Grunde bereits intercalare Theilungen ein, welche successive auch die oberen Zellen ergreifen. Jede der halbkreisförmigen Scheiben- zellen wird durch eine radiale Längswand halbirt; auf dem Querschnitte des Haares erscheinen daher vier quadramtisch gelegene Zellen (Fig. 17 C, ein Querschnitt durch A nach der punktirten Linie —ß). Das fernere Diekenwachsthum geschieht zunächst durch mehr oder weniger radial gestellte Längswände, welche sich nach meist etwas bogenförmigen Verlaufe an die Quadrantenwände ansetzen (Fig. 16 und 18, W. o). Später erst folgen mit diesen abwechselnd, tangentale Längswände, wodurch eine Differenzirung in Aussen- und Innenzellen herbeigeführt wird (Fig. 9), die jedoch hochgelegene Querschnitte, oder sehr schmächtig entwickelte Haare auch in ihrer tieferen Region nicht betrifft. Indem nun die Zahl der Längswände spitzen- wärts allmählig abnimmt, erhält das ganze Triehom die Gestalt eines sehr schlanken Kegels. Die beiden Gipfelzellen theilen sich in der Regel gar nieht mehr, wesshalb das Haar normal in zwei Zellen ausläuft (Fig. 8)°). — Nachträgliche Theilungen in den Scheibenzellen durch Querwände finden vorzüglich nur im unteren Theile des Haares statt und zwar theilweise schon gleichzeitig mit dem Auftreten der Längswände. Die beträcht- liche Länge, durch welche sich die Trichome im ausgewachsenen Zustande auszeichnen, wird zum grössten Theile durch die schliessliche Streckung der Zellen bewirkt, die an den Scheitelzellen beginnend mit abneh- mender Intensität basipetal fortschreitet®). Fertige Stadien zeigen also im Allgemeinen die längsten Zellen in ihrem oberen Theile, die kürzesten (aber weitesten) an ihrer Basis (Fig. 8 und 10). Das hakenförmige Auswachsen des oberen Endes der peripherisch gelegenen Zellen macht sieh schon gleichzeitig mit ihrer Streckung bemerkbar (Fig. 19 A). Eine Betheiligung des Stengel- oder Blattparenchyms beobachtet man bloss bei sehr kräftigen Haaren und auch da nur in sehr beschränktem Masse, indem die unmittelbar unter der Haarbasis liegenden Zellen desselben sich etwas radial strecken und einige Male durch tangentale Wände theilen (beide Ausdrücke auf das Tragorgan bezogen). Das ganze Trichom, so eomplieirt auch gebaut, ist im Wesentlichen als Produet einer einzigen Epidermiszelle aufzufassen (Fig. 10). Als Inhalt führen im Alter die stark und porös verdickten, bastähnlichen Zellen grösstentheils nur Luft (Fig. 9). Während die Haare in ihrer Jugend stets mehr oder weniger gegen die Spitze ihres Mutterorganes geneigt sind, richten sie sich bis zur Erreichung ihrer vollen Ausbildung, die trotz der sehr frühen Anlage hinter der Vegetationsspitze erst nach Entfaltung der Knospe eintritt, allmählig auf. Die Pappushaare von H. aurantiacum, welche in ihrem fertigen Baue vollkommen denen der Blätter und Stengel gleichen und nur noch etwas schlanker und zierlicher sind, dürften auch in ihrer Entwicklung 1) Bezüglich fertiger Stadien eitire ich noch Ad. Weiss: „Die Pflanzenhaare“, wo auf Tab. XXV, Fig. 159 u. 160 derlei Haare von IDerae. Pilosella abgebildet sind; ferner Eble: „Die Lehre von den Haaren“, Taf. III, Fig. 22. 2) In selteneren Fällen endet das Haar nur mit einer einzigen oder mit 3—4 Zellen. Ersteres hat seinen Grund darin, dass eine der beiden Scheitelzellen ihre Nachbarin etwas zur Seite drängt und stärker in die Länge wächst, letzteres in der Bildung von Längswänden entweder nur in einer oder in beiden Endzellen. °) Während dieser Streckung dauert in den Basalzellen die Zellvermehrung in geringem Masse noch fort. Nicht selten werden auch die den Haargrund umschliessenden Oberhautzellen etwas emporgezogen und tragen so, wenn auch ganz wenig zur Verbreiterung desselben bei. 16 Joseph Rauter. wenig von diesen abweichen. Damit stünde auch die von Emil Köhne') bezüglich der Compositenblüthe ausgesprochene Vermuthung im Einklange, wonach der Pappus als Anhangsgebilde eines in seinem freien Theile auf Null redueirten Kelches aufzufassen wäre. Auch die Wachsthumsgeschichte der analogen Trichomgebilde an den vegetativen Organen von H. Pilo- sella erwies sich als identisch mit jener der soeben beschriebenen bei HZ. aurantiacum?). 2. Als zweite Form von Trichomen treten gestielte Köpfchenhaare auf, welche an allen Theilen der Laubknospe, sowie am Blüthenschafte und der Korbhülle sich vorfinden (Fig. 20 und 21). Im einfachsten Falle besitzen sie einen aus zwei Zellreihen aufgebauten Stiel, der ein aus vier kreuzweis gestellten Zellen bestehendes Köpfchen trägt. Nicht viel complieirter ist der Bau des Drüsenhaares in Fig. 21. Auch hier ist der Stiel nur aus zwei Zellreihen gebildet, wie sich bei Vergleichung von A und B ergibt; im Köpfchen hat sich jedoch noch jede der vier Zellen durch eine Querwand (W. x in A und B) getheilt. In dieser Ausbildung findet man gewöhnlich die Köpfehenhaare der Laubblätter; am Blüthenschaft und der Korbhülle sind sie meist viel kräftiger entwickelt. Fig. 20 zeigt die Aussenansicht eines derartigen Gebildes mittlerer Grösse von einem jungen Blüthenschafte. Bei medianer Einstellung auf das Köpfehen erscheinen die zahlreichen Zellen desselben allseitig radial angeordnet. Der lange Stiel besteht aus vielen prosenchymatischen Zellen. Solche Köpfchenhaare stehen, was ihre Massigkeit anbelangt schwächlich entwickelten Exemplaren der sub 1 behandelten Trichomform nicht nach. Entwieklung. Die Jugendzustände der Drüsenhaare sind bis zu einem gewissen Zeitpunkte von denen der pappusähnlichen Haare nicht zu unterscheiden. So hätte z. B. aus dem in Fig. 17 dargestellten Stadium noch ebenso gut eines der ersteren wie letzteren hervorgehen können. Die Drüsenhaare charakterisiren sich erst mit dem Erscheinen der kopfigen Anschwellung ihres freien Endes als selbstständige Triehomform. Während die pappusähnlichen Haare durch die excessive Längsstreckung ihres Scheitels auffallen, zeigen die Köpfchenhaare ein gesteigertes Diekenwachsthum der beiden Spitzenzellen. — Die Köpfehenhaare erreichen ihre Ausbildung bereits in der Knospe und sind als secretorische Organe von den übrigen Haarformen physio- logisch streng geschieden’). 3. Die leichte Wolle, welche vorzüglich den oberen Theil des Blüthenschaftes überzieht und in geringer Ausbildung auch an den Blättern vorkommt, wird gebildet durch sehr zierliche Sternhaare, bestehend aus einem wenigzelligen, einreibigen Stiele, der normal zwei grössere übereinander liegende Zellen trägt, welche an ihren freien Seitenwandungen in je 4—6 schlauchartige Ausstülpungen sternförmig auswachsen. Die Figuren 22—25, Taf. IV. zeigen die Entwicklung dieser Haarform bei H. Prlosella, wo sie über- aus massenhaft und kräftig entwickelt die Blattunterseite und den Stengel mit einem dichten weissen Filz überziehen. Ihre Entwieklungsgeschichte ist ganz dieselbe wie bei H. aurantiaeum. In den frühesten Stadien erkennt man sie als papillöse Ausstülpung einer Epidermiszelle, welche sich an ihrem freien Ende bald kopfig abrundet und durch eine Querwand in eine untere und obere Zelle zerfällt (Fig. 22). Dadurch können die Sternhaare schon sehr früh von den Trichomformen 1 und 2 unterschieden werden. Die kopfige Endzelle theilt sich noch 2—3mal durch Querwände (Fig. 23), worauf die zwei obersten Gliederzellen sich vergrössern und die bereits erwähnten Ausstülpungen zu treiben beginnen (Fig. 24 und 25). Denkt man sich in Fig. 25 1) Über die Blüthenentwieklung bei den Compositen. Dissertation. Berlin 1869. 2) Nach Weiss (l. ec. p. 545) ist die ganze Gruppe der Hieracien durch diese eigenthümlichen Haare charakterisirt. Er beschreibt ihre Entwicklung bei ZH. Pilosella, bildet jedoch nur vorgeschrittenere und fertige Stadien ab (Taf. XXV, Fig. 156—160). Bezüglich ihrer Jugendzustände verweist er auf die analogen Gebilde bei Mimosa prostrata, die sich genau in derselben Weise entwickeln sollen. Auf eine detaillirte Kritik kann ich mich leider nicht einlassen, da mir das Untersuchungsmateriale fehlt. Ubrigens zeigt schon eine oberflächliche Vergleichung der Entwicklungsgeschichte, wie sie Weiss für Mimosa prostrata Lam. (p. 543) und beziehungsweise für ZH. Pilosella aufstellt, mit meinen Beob- achtungen an Hierae. aurantiacum und H. Prlosella, dass hierin fundamentale Differenzen obwalten. Ganz und gar nicht vorstellen kann ich mir, wie sich Weiss (Fig. 153) das Nachrücken der Parencehymzellen denkt. *) Ganz ähnlich gebaute Drüsenhaare kommen auch bei Hierac. Pilosella und nach Weiss (l. ec. p. 547) bei den meisten Hieracien-Arten vor. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 17 die Zacken beider Etagen noch einigemale verlängert, beinahe bis zum Verschwinden ihres Lumens verdickt und mit Luft erfüllt, so hat man das Bild eines fertigen Stadiums'). 4. Endlich kommen bei HZ. aurantiacum, aber nur sporadisch, fadenförmige Wollhaare von sehr verschiedener Länge vor, die bloss aus einer einzigen Reihe eylindrischer Zellen bestehen, deren Seitenwände in manchen Fällen eine kurze zapfenförmige Ausbuchtung zeigen, während in anderen Fällen wieder die Spitzenzelle sich ganz unregelmässig ausstülpt. Formen der ersteren Art findet man vorzüglich in den Achseln junger Blätter; letztere Modification ist nicht selten auf der Blattunterseite von HZ, Pilosella anzutreffen, wo die mit ihrer Endzelle oft ganz bizar ausgewachsenen Haare mancherlei Übergangsformen zu den eigentlichen Sternhaaren bilden’). 8. Azalea Andica. Taf. V, Fig. 1—12. Diese Pflanze besitzt drei verschiedene Formen von Haargebilden, von denen zwei sowohl in ihren fer- tigen, als besonders in ihren Jugendstadien grosse Ähnlichkeit mit den Trichomen 1 und 2 bei Hieracium aufweisen. 1. Starke, pappusähnliche Triehome besetzen spärlich, aber in ziemlich gleichmässiger Vertheilung Stengel und Blätter. Sie sind sämmtlich unter sehr spitzen Winkeln nach aufwärts gerichtet, wodurch beson- ders die Blattoberseite ein gestricheltes Aussehen erhält. Im ausgewachsenen Zustande bestehen sie aus einer grossen Menge neben und über einander liegender langgestreckter Zellen, die zu einem nach obenhin immer schlanker werdenden Bündel von grosser Variabilität der Länge und des Umfanges vereint sind (Taf. V, Fig. 7). Die oberen Enden der peripherisch gelegenen Zellen sind hakenförmig nach auswärts ge- krümmt (Fig. 7 }). Schmächtige Haare zeigen auf Querschnitten einen rundlichen Umriss und sind auch an ihrem Grunde fast nur aus Aussenzellen gebildet (Fig. 9); kräftige hingegen sind sehr häufig flächenartig ge- staltet, haben eine zur Längsaxe des Tragorganes transversale Insertion und bestehen aus zahlreichen Aussen- und Innenzellen (Fig. 5). Diese erscheinen im Alter gebräunt und besitzen sehr stark verdiekte Membranen, welche von nur wenigen Porencanälen durchzogen sind. Ihr Inhalt ist Luft?). Entwieklung. Die Jugendstadien dieser Trichome, welche man schon wenige Blätter unter der Vege- tationsspitze beobachtet, zeigen in ihrer Entwieklung, wie bereits oben erwähnt, die grösste Ähnlichkeit mit den pappusähnlichen Haaren bei Hreracium, so dass ich bezüglich der Erläuterung der Figuren 1—4 auf das dort Gesagte verweise‘). Die nächsten Theilungen (Taf. V, Fig. 5 und 6) stimmen, soweit meine Beobach- tungen reichen, im Wesentlichen ebenfalls mit jenen der Hieraciumhaare überein. Die schliessliche, bedeu- tende Streekung der Zellen beginnt auch hier an der Spitze des Haares (Fig. 4, CO) und schreitet grundwärts vor. Unmittelbar an der Basis bleiben die Zellen am kürzesten (Fig. 5 und 6). Eine Betheiligung des Stengel- oder Blattparenchyms findet nur in so weit statt, als dadurch ein ganz wenig über die Oberfläche hervortre- tender Bulbus gebildet wird, auf dem das Haar sich erhebt (Fig. 6), so dass man füglich den ganzen Zell- complex der oft sehr massig entwickelten Trichome der Hauptsache nach als aus einer einzigen Epidermis- zelle hervorgegangen betrachten kann. Die Zelle « in Fig. 5 zeigt durch ihre radiale Streekung den Beginn des Auswachsens der ersten Mesophylischichte an. In Fig. 6 kann die Bulbusbildung als bereits vollendet betrachtet werden. 1) Weiss beschreibt die fertigen Zustände der Sternhaare bei HZ. Pilosella und bildet eines auf Taf. XXV, Fig. 161 ab. Seine Schilderung weicht insoferne von der meinigen ab, als ich an der Spitze des Haares normal zwei sternförmig auswachsende Zellen antraf, während nach ihm bloss eine vorhanden wäre. — Vergl. auch Eble (l. e. Taf. II, Fig. 21 e). 2) Weiss (l. c. Taf. XXV, Fig. 162). 3) Im ausgewachsenen Zustande den in Rede stehenden Haaren von Azalea ähnlich fand ich auch die Wimperhaare des Blattrandes bei RRododendron hirsutum. 4) Als kleine Abweichung dürfte die Lage der Wand = in Fig. 2—4 gelten, welche ziemlich constant, statt sich an die Wand m anzusetzen, bis zum Grunde der Haarmutterzelle verläuft. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. ce 15 Joseph Rauter. 2. Zerstreut zwischen den pappusähnlichen Triehomen stehen Drüsenhaare, die ein harziges Seeret liefern‘). Sie bestehen aus einem Stiele, dessen oberes Ende zahlreiche, zu einer Keule gruppirte Zellen trägt (Taf. V, Fig. 10—12). Stiel und Keule sind bei schwachen Exemplaren aus lauter radial zur Längsachse des Trichoms gestellten Aussenzellen gebildet (Fig. 10 A und D). Der Querschnitt durch den Stiel sehr kräftiger Keulenhaare zeigt jedoch nicht selten auch einige wenige central gelegene Zellen. Die ersten Jugendzustände dieser Haarform sind von jenen der sub 1 beschriebenen nicht verschieden. Aus Fig. 4 A und B, ja sogar aus Fig. 3 B kann sich eben so gut noch diese wie jene entwickeln. Erst mit dem Erscheinen der keuligen Anschwellung ihres oberen Theiles erweisen sie sich als selbstständige Haar- form (Fig. 10 A), und unterscheiden sich von da an hinreichend von den pappusähnlichen Haaren, welch’ letztere sich zuerst durch Längsstreckung der beiden Spitzenzellen kenntlich machen (Fig. 4 ©). 3. Schliesslich erwähne ich noch der sporadisch zwischen obigen Haargebilden vorkommenden kleinen Börstchen. Sie sind nicht viel länger, als die freien ausgebogenen Haken der pappusähnlichen Haare, laufen spitz zu und besitzen sehr stark verdickte Wände. 9. Bellis perennis L. Taf. V, Fig. 13 u. 14. Die Blüthen besitzen unmittelbar ober- und unterhalb des Acheniumhalses regellos gestellte Trichome, deren fertigen Zustände gewissen Jugendstadien der pappusähnlichen Haare von Azalea und noch mehr von Hrieracium zum Verwechseln ähnlich sind. — Sie bestehen nämlich aus zweizeilig über einander gestellten, halbstielrunden und dünnwandigen Zellen, gerade wie die auf Taf. IV, Fig. 17—19 abgebildeten Jugendzu- stände der pappusähnlichen Haare von Hreracium aurantiacum, nur dass die Zellen an ihrem oberen Ende keine hakenförmige Ausstülpung treiben. Auch ihre Entwieklungsgeschichte stimmt mit jener der Hieracienhaare überein, wesshalb eime weitere Auseinandersetzung derselben nur zu unnützen Wiederholungen führen würde. Es genügt, das dort Gesagte auf die beiden hieher gehörigen Figuren 13 und 14, Taf. V, anzuwenden. 10. Centaurea Scabiosa L. Taf. IV, Fig. 26—28. Die Haare, welche an den Staubfäden der Cent. Scabiosa vorkommen, haben die Form eines an der Spitze sehr stumpfen Kegels, und werden nur durch zwei neben einander liegende, ihrer ganzen Länge nach mit ein- ander verbundene Zellen gebildet. Denkt man sich das Jugendstadium auf Taf. IV, Fig. 23 noch um das 3—4fache verlängert, so hat man das Bild eines vollkommen ausgewachsenen Haares. Die Entwicklung dieser Trichome ist in so ferne interessant, als die Haarmutterzelle schon zu einer Zeit, wo sie noch vollkommen in der Ebene der Epidermis liegt, durch eine Wand, die constant senkrecht zur Längsachse des Tragorganes gestellt ist, in jene zwei Tochterzellen zerfällt, welche das fertige Trichom zusammensetzen (Wand m in Fig. 26—28, Taf. IV). Jugendstadien wie Fig. 26, die als kaum bemerkbare Ausbauchungen über die Oberfläche vorspringen, findet man stets schon getheilt°). 1) Eine Beschreibung und Abbildung ihrer fertigen Stadien, so wie Ausführliches über die ganz eigenthümliche Art und Weise ihrer Seeretion findet sich in der Abhandlung Hanstein’s: „Über die Organe der Harz- und Schleimabsonde- rung in den Laubknospen“ (Bot. Zeit. 1868, p. 729). An selber Stelle werden auch die sub 1 u. 3 beschriebenen Haar- formen erwähnt. 2) Hofmeister (Allgemeine Morphologie, p. 544) spricht von den Staubfadenhaaren der Centaureen als von Tri- chomgebilden, die als gemeinsame Sprossungen zweier aneinander grenzender Oberhautzellen auftreten. Dass diese bei- den Zellen aber auch als Schwestern aufzufassen sind, zeigt die Betrachtung meiner Fig. 27, Taf. IV auf den ersten Blick. Daraus folgt, dass die in Rede stehenden Haargebilde eben so gut nur aus einer einzigen Mutterzelle hervor- gehen, wie etwa die Schildhaare bei Srepherdia, und dass der Unterschied, welcher zwischen beiden bezüglich des Zeitpunktes existirt, in welchem die erste Theilungswand auftritt, nur ein rein gradueller ist. Während nämlich bei Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 19 11. Dictamnus Frazinella Pers. Taf- V, Fig. 15—28; Taf. VI, Fig. 1—16. Alle Varietäten unseres einheimischen Diptams sind reichlich mit Drüsenapparaten ausgestattet, die in drei verschiedenen Formen, nämlich als mützenförmige-, als Köpfchen- und als innere Drüsen auftreten. 1. Die mützenförmigen Drüsenhaare!'), welche in jeder Hinsicht zu den interessantesten Trichom- gebilden des Pflanzenreiches gehören, besetzen in grosser Menge die ganze Inflorescenz. Sie befinden sich nieht nur an den Blüthenstielen und Bracteen, sondern auch an der Aussenseite des Kelches und der Blumen- blätter, an den Staubfäden und Carpellen. Im vollkommen ausgebildeten Zustande stellt jedes mützenförmige Drüsenhaar einen ellipsoidischen, ei- oder keulenförmigen Behälter dar, dessen Scheitel ziemlich plötzlich in ein, wenigstens nach obenhin nur aus einer Zellreihe bestehendes Haar ausläuft (Taf. VI, Fig. 1). Die Wan- dung des Behälters wird durch eine einzige Schicht mässig verdickter Zellen gebildet, welche besonders bei den Drüsenhaaren der Filamente gelösten dunklen Rosafarbstoff enthalten. Die centrale Höhle des Behäl- ters ist prall mit einer grünlichen Substanz erfüllt, in welcher sich meist ein grosser Tropfen wohlriechenden ätherischen Öles bemerkbar macht, der beim Schneiden häufig herausfällt. Die in Rede stehenden Tri- chomgebilde sitzen entweder mit breiter Basis unmittelbar der Oberfläche des Tragorganes auf, oder sind auf einem dieken eylindrischen Stiele von wechselnder Länge über dieselbe erhoben. Einen fast verschwin- dend kurzen Stiel zeigt Fig. 1, Taf. VI, mit den längsten Stielen versehen sind die Drüsenhaare des Fruchtknotens’°). Die Entwicklung der mützenförmigen Drüsenhaare geht in ganz eigenthümlicher und von jener der bisher genauer studirten Trichomgebilde vollkommen abweichender Weise vor sich. — Eine Oberhautzelle theilt sich, ohne früher papillös auszuwachsen, durch drei auf der Epidermisfläche senkrechte Wände in vier quadrantisch gestellte Zellen (Taf. V, Fig.15 A; Fig. 15 B Wand 9). Jede derselben halbirt sich durch eine auf das Tragorgan bezogen tangentale Wand, wodurch die ursprüngliche Haarmutterzelle in zwei über ein- ander liegende Etagen von je vier Zellen zerfällt (Taf. V, Fig. 15 B, Fig. 22 4)°). Die vier Zellen der oberen Etage nenne ich Deckel- (Z. d in Fig. 15 B; Fig. 17—-13; Fig. 22 A), die vier der unteren centrale (c in den Schildhaaren von S%epherdia die Haarmutterzelle vor Bildung der zwei ersten Tochterzellen in eine scheibenför- mige Papille auswächst, theilt sie sich bei den Staubfadenhaaren der Centaurea Scabiosa schon in der Epidermis. Kabsch (Bot. Zeit. 1861, Nr. 5, Taf. I, Fig. S u. 9) macht auf die eigenthümliche Beschaffenheit der Staubfaden- haare bei den Cynareen aufmerksam. „Dieselben entstehen auf die Weise, dass sich 2 auch 3 neben einander lie- gende Zellen der Epidermis zu Papillen vergrössern, welche gemeinschaftlich von der Cuticula gleich einem Futterale umhüllt werden.“ Ob diese Zellen mit einander verwachsen sind, oder unverbunden neben einander liegen, wagt er nicht bestimmt auszusprechen, neigt sich aber mehr zur letzteren Annahme hin. Seine Zeichnungen sind zum Theile unrichtig. 1) Diese bereits von Meyen eingeführte Bezeichnung ist in Berücksichtigung der An dieser Gebilde, welche wenig- stens annähernd einer Zipfelmütze gleichen, nicht unpassend. 2) Meyen (Secretionsorg. p. 36 u. 37, Taf. I, Fig. 27—29) hat zuerst die mützenförmigen Drüsen von Dietamnus in ihren fertigen Stadien genauer beschrieben und abgebildet. Nach ihm sind sie „im Innern hohl und mit grün gefärbtem ätherischem Öle gefüllt. Sie werden durch eine einfache Zelllage gebildet, welche die Wand des Ganzen darstellt, gleichsam als wenn sich die Epidermis von den darunter liegenden Zellen erhoben und zu einer solchen Blase for- mirt hätte, wobei diejenige Zelle, welche die äusserste Spitze des Organes bildet, noch in einen haarförmigen An- hang auswächst. Die Drüse bildet den besonderen Behälter des Secretums, was bei den Secretionsorganen im Innern des Zellgewebes ebenfalls stattfindet, und man darf auch wohl nicht zweifeln, dass das Öl von den Zellen abgeson- dert ist, welche die Wand desselben darstellen“ (unrichtig!)...„In der warmen Sommerszeit, besonders wenn die Pflanze in Blüthe steht oder aueh noch später sind die Drüschen so strotzend voll mit Öl gefüllt, dass sie bei Annäherung eines Lichtes allsogleich platzen, und dann entzündet sich das hervortretende Öl.“ Unger’s Anatomie und Physiologie (1855, p. 212) enthält eine gute Abbildung der Drüsenhaare von Dietamnus al- dus. — Daten zur Entwicklungsgeschichte fand ich in der mir zugänglichen Literatur nicht. Ausnahmsweise beobachtete ich ein paar Fälle, wo sogleich nach Bildung der ersten, senkrecht zur Oberfläche ste- henden Wand, und vor dem Auftreten der Quadrantentheilung, in jeder der beiden Tochterzellen die Tangentalthei- lung eintrat (Taf. V, Fig. 16). Ein wesentlicher Unterschied für die weitere Entwicklung des Trichoms stellt sich da- durch jedoch nicht heraus. 3 —_ 20 Joseph Rauter. . obigen Figuren), die Epidermiszellen endlich, welche das noch ganz junge Triehom unmittelbar umschliessen, Seitenwandzellen (sw in vorstehenden Figuren). Mit diesen Theilungsvorgängen ist auch bereits die Anlage des Triehoms in allen seinen wesentlichen Theilen gegeben. — Im weiteren Verlaufe der Entwicklung tritt zunächst eine Streekung der eentralen Zellen in radialer Richtung (auf das Tragorgan bezogen) ein, wo- durch nicht nur die Deckelzellen schief nach aufwärts gerichtet, sondern auch die Seitenwandzellen so zu sagen mit emporgezogen werden. Solche Stadien stellen die Figuren 17 und 18 A, Taf. V dar. Die nächst- folgenden Entwieklungszustände werden durch die Fig. 19, ferner 22—25, Taf. V veranschaulicht. Die cen- tralen Zellen (c), welche in allen Figuren schraffirt sind, haben sich bereits bedeutend in der Richtung der zukünftigen Längsachse des Trichoms (auf welche von nun an alle Theilungen zu beziehen sind), gestreckt und durch quer und schief verlaufende Wände getheilt. Auch die den eentralen Theil seitlich und von oben umschliessenden Seitenwand- (sr) und Deekelzellen (d) haben sich in entsprechender Weise durch mehr oder minder radial gestellte Wände vermehrt. Bei weiterem Wachsthume beginnt das junge Haargebilde sich in der Mitte auszubauchen (Taf. V, Fig. 26 und 28), indem abwechselnd mit den radialen Längs- und Quer- wänden auch tangentale Theilungen in den-Zellen der centralen Gewebemasse stattfinden. Die ursprüngliche, in Fig. 20, Taf. V noch sehr deutliche Quadrantentheilung wird dabei immer mehr und mehr verwischt, so dass sie auf Querschnitten durch ältere Drüsenhaare (Fig. 21) nicht mehr zu erkennen ist. — Die stets ein- schiehtig bleibende Wandung des Drüsenbehälters geht aus den ursprünglichen Seitenwand-, vorzüglich aber aus den Deckelzellen durch fortwährende Bildung radialer Längs- und Querwände hervor. An älteren Stadien, wie Fig. 26 und 28, Taf. V, ist es jedoch nicht mehr möglich, mit Sicherheit den Antheil zu bestimmen, welchen sowohl diese wie jene daran genommen. — Die Andeutung des Haares (7), welches den Scheitel jeder mützenförmigen Drüse krönt, ist bereits an Jugendzuständen wie Fig. 27, Taf. V sichtbar. Zu seiner Bildung wird entweder nur eine einzige Zelle des Drüsenscheitels verwendet, oder es wachsen deren 2—3 gleichzeitig aus (Fig. 26 A). In letzterem Falle ist es jedoch auch nur eine Zelle, welche an ihrer Spitze längere Zeit fortwächst und sich durch Querwände gliedert (Taf. V, Fig. 26 und 28; Taf. VI, Fig. 1). Schliesslich ist noch die merkwürdige Inhaltsmetamorphose zu berücksichtigen, welche die Zellen des centralen Gewebekörpers von ihrer ersten Entwicklung bis zu ihrer schliesslichen Resorption erleiden. In ihren jüngsten Stadien erscheinen die mützenförmigen Drüsenhaare ungefärbt und dieht mit protoplasma- tischem Inhalte erfüllt. Auf einer Entwicklungsstufe aber, wie sie ungefähr jener von Fig. 26 und 28 auf Taf. V entspricht, nehmen sie eine grüne Färbung an, die von Chlorophylikörnern herrührt, welche sich ziemlich zahlreich in sämmtlichen Zellen bilden. Nachdem der centrale Gewebekörper aufgehört hat sich zu theilen, gehen seine Zellen einer allmähligen Inhaltsmetamorphose entgegen, indem in ihnen Tröpfchen äthe- rischen Oeles in grosser Menge auftreten. Damit ist jedoch der stoffliche Umbildungsprocess nicht vollendet, sondern es tritt auch noch eine Resorption der sehr dünnen Zellwände ein, welche vom Centrum des Drüsen- haares nach aussen hin fortschreitet, in Folge dessen die Zellen ihren Inhalt vermischen, worauf zahlreiche kleine Oeltröpfchen zu einen grossen Tropfen zusammenfliessen. Von den Membranen der centralen Gewebe- masse bleiben schliesslich noch meist, besonders an der Wandung des Drüsenbehälters, Ueberreste, die äusserst zarte und häufig verbogene Contouren zeigen (e Taf. VI, Fig. 1)'). 2. Die inneren Drüsen des Tiptams finden sich am zahlreichsten an der spaltöffnungslosen Oberseite der Fiederblättchen, wo sie unter der Loupe als kleine Pünktchen bemerkbar sind, die bei durchfallendem Lichte heller erscheinen als das übrige Blattgewebe. Sporadisch kommen sie auch an der 1) Vergleiche Hotmeister (Die Lehre von der Pflanzenzelle) über Desorganisation der Zellhaut, p. 258. — Einen ähn- lichen Vorgang beobachtete Hanstein bei den Köpfchenhaaren von Saleia (Bot. Zeit. 1868, Nr. 45). Auch dort ver- schwinden sehr häufig die Membranen der Köpfchenzellen , so dass der vereinte Inhalt der letzteren bloss von der gemeinsamen Cuticeularblase umschlossen ist. Bei Dietamnus besteht jedoch, wie bereits erwähnt, die Wandung des Secretbehälters aus einer Zellschicht. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 21 Blattunterseite und dem Stengel vor. Sie liegen unmittelbar unter der Epidermis und stellen hohlkugelige Räume dar, die gleich dem Behälter der mützenförmigen Drüsen mit einer meist etwas grünlich erscheinen- den Masse erfüllt sind, in der ein grosser Tropfen bereits verharzenden ätherischen Oeles schwimmt (Taf. VI, Fig. 9))). Der Beginn ihrer Entwieklung fällt erst in eine Zeit, wo sich bereits die Pallisadenzellen der Blatt- oberseite als solche erkenntlich machen. Die Anlage jeder inneren’ Drüse geht stets von zwei Zellen aus, nämlich von einer Epidermis- und der zunächst unter ihr liegenden Pallisadenzelle?). Die ersten Theilungen in derEpidermiszelle, welche sehr bald durch eine auffällige eancentrische Anordnung der benachbarten Ober- hautzellen bemerkbar wird (co in Fig. 6 und 7, Taf. VT), erfolgen in ganz analoger Weise wie bei den mützen- förmigen Drüsenhaaren. Sie zerfällt nämlich in vier kreuzweise gestellte Zellen (durch die Wände g in Fig. 2, 6 und 7), deren jede sich durch eine der Oberfläche parallele, also zum Tragorgane tangentale Wand halbirt®). Dadurch entstehen vier obere Zellen, welche sich in der Folge noch vermehren und den einschich- tigen Deckel bilden, der die Drüsenhöhle nach aussen hin abschliesst, — und vier untere Zellen, die sich bei Bildung des Drüsengewebes betheiligen (Zellen d und ce in Fig. 2—9, Taf. VT). Letztere (die Zellen c) spielen dabei jedoch nur eine untergeordnete Rolle, denn die Hauptmasse des eigentlichen Drüsenkörpers ist Product der bereits erwähnten Pallisadenzelle‘). Auf welche Weise sich nun diese theilt, ist aus den Fituren 2—5 vollkommen ersichtlich. In Fig. 8 ist der kugelige Drüsenkörper bereits fertig gebildet und besteht aus zahl- reichen Zellen, in denen sich Öltröpfehen befinden. An noch älteren Stadien beginnt eine allmählige Ver- flüssigung der Zellwände, welche in Übereinstimmung mit den vorhin beschriebenen Trichomen vom Centrum der Drüse nach aussen fortschreitet (Taf. VI, Fig. 9). Auch hier fliessen die in Folge der. Resorption aus den einzelnen Zellen freigewordenen kleinen Öltröpfehen zu einen grossen Tropfen zusammen. Vergleicht man die Entwicklungsgeschichte der inneren Drüsen mit jener der mützenförmigen Drüsen- haare, so stellen sich zwischen beiden ganz unverkennbare Analogien heraus. Besonders sind es jene bereits erwähnten inneren Drüsen des Stengels und der Blattunterseite (siehe Anmerkung 4 dieser Seite), welche durch eine, wenn auch nur unbedeutende Erhebung über die Oberfläche des Tragorganes Übergänge zu den mützenförmigen Trichomgebilden vermitteln. Der charakteristische Unterschied zwichen beiden beruht jedoch in ihrer Anlage. Diese werden nur mit einer einzigen, jene jedoch mit zwei Mutterzellen angelegt. 3. An unserer Pflanze kommen auch noch secernirende Köpfehenhaare vor, welehe nicht nur an der Inflorescenz, sondern auch am Stengel und der Oberseite des gefiederten Blattes gefunden werden. Auf letz- terer sind sie, wie bereits Meyen beobachtete, in der Weise angeordnet, dass sie nur dem Verlaufe der kräf- tigeren Nerven folgen. Sie bestehen aus einem Stiele, dessen Querschnitt 1—4, selten mehr Zellen auf- weist, und aus einem vielzelligen Köpfchen (Taf. VI, Fig. 14—16)°). Die Entwicklung der Köpfchenhaare kann auf eine doppelte Art erfolgen. Entweder theilt sieh die zu einer kopfigen Papille auswachsende Epidermiszelle (A in Fig. 10, Tab. VI) allsogleich durch Querwände 1) Meyen (l. ce. p. 55, Taf. IV, Fig. 2—5) liefert bereits eine ausführlichere Beschreibung der inneren Drüsen. „Sie beste- hen aus einem sphaeroidischen Häufehen parenchymatischer Zellen, .... die mit äusserst feinen, fast ungefärbten Saft- kügelchen versehen sind, welche in einer öligen Flüssigkeit schwimmen... Das Öl ist ein ätherisches, reich an Harz und Kampher .... Zuweilen tritt in der Mitte der Drüse eine kleine Höhle auf, und in dieser sammelt sich dann das ätherische Öl, welches von den umschliessenden Zellen abgesondert wird.“ 2) Ob auch dort, wo die Epidermiszelle zugleich 2—3 Pallisadenzellen theilweise bedeckt, stets eine einzige davon zur Mutterzelle wird, wage ich nicht endgiltig zu entscheiden. So weit meine Beobachtungen reichen, ist dies der Fall. 3) Dies kommt am häufigsten vor; manchmal jedoch theilt sich vor Bildung der Tangentalwand eine oder die andere Quadrantenzelle nochmals senkrecht zur Blattfläche (Wand o, Fig. 3, Taf. VI). 4) Eine Ausnahme davon machen jene Drüsen der Blattunterseite und des Stengels, welche als kleine Höcker die Epi- dermis überragen. Hier fällt jenen aus der Epidermiszelle abgeschnittenen vier Zellen der grössere Theil bei Bildung der centralen Gewebemasse zu. Meyen (l. c. p. 37) war der erste, welcher die Köpfehenhaare von Dietamnus beschrieb und abbildete. Nach ihm son- dern sie ein wohlriechendes Öl ab. Ob sie im Innern hohl sind oder nicht, darüber konnte er „wegen ihrer geringen Grösse“ nicht in's Reine kommen. Seine Fig. 27 e, Taf. I ist nicht naturgetreu. 5 — 22 Joseph Rauter. (Fig. 12 A; Fig. 11), oder die erste Wand halbirt die Haarmutterzelle der Länge nach, worauf dann eben- falls in jeder der beiden Tochterzellen Quertheilungen eintreten (Fig.12 A')'). Die Längswand lässt sich selbst noch an älteren Stadien durch das ganze Köpfchen verfolgen (Fig. 16, Wand 2). Die weitere Ausbildung des Köpfehens geschieht durch Zerlegung desselben in Quadranten und Octanten (Fig. 15), welch letztere sich häufig nochmals durch radiale Längswände theilen. In wechselnder Anzahl auftretende Querwände ver- mehren die Zellen des Köpfchens (Fig. 16). 4. Die vierte Art von Trichomen sind einzellige, langzugespitzte Wollhaare, deren Aussenseite meist mit kleinen Verdickungsknötchen besetzt ist (Taf. VI, Fig 1 WA). Sie kommen am zahlreichsten an der Unter- seite des Blattes vor. Ihre Jngendstadien sind Taf. V, Fig. 18 WA und Taf. VI, Fig. 10, 12 WA abgebildet. — Sowohl Köpfehen- als Wollbaare entwickeln sich viel frühzeitiger als die mützenförmigen Drüsen. 12. Echium violaceum L. Taf. VI, Fig. 17—20; Taf. VII, Fig. 1-3. 1. Wie fast alle Asperifolien ist auch Behrum vrolaceum an seiner ganzen Oberfläche mit Borsten- haaren hesetzt. Sie bestehen aus einer einzigen langzugespitzten Zelle von sehr wechselnder Länge und Weite. Ihre Membran ist oft bedeutend verdickt und mit zahlreichen, nach Aussen vorspringenden Warzen besetzt. Im einfachsten, seltener vorkommenden Falle zeigt die Haarbasis keine Erweiterung und liegt vollkommen in der Ebene der Epidermis. In der Regel ist sie jedoch mehr oder minder stark ange- schwollen, erscheint zwischen den sie umfassenden Oberhautzellen wie eingekeilt und sitzt auf einer, wenn auch meist unbedeutenden Protuberanz des unterliegenden Stengel- oder Blattparenchyms (Taf. VI, Fig. 20)'). Die Entwicklung dieser Trichome, deren jüngste Stadien man schon wenige Blätter unter der Vegeta- tionsspitze antrifft, ist sehr einfach, Eine Epidermiszelle wächst papillös aus, nimmt eine gegen die Spitze des Tragorganges geneigte Lage an (Taf. VI, Fig. 17 A), und zeigt allsobald die charakteristische Zuspitzung ihres freien Endes (Fig. 17 D). Viele Borstenhaare unserer Pflanze unterscheiden sich auch im ausgewachsenen Zustande mit Ausnahme bedeutenderer Länge und Verdickung ihrer Membranen in Nichfs von solchen Jugendstadien. Bei anderen erweitert jedoch die Haarzelle, während sie sich allmählig streckt, ihre Basis trichterförmig nach aussen (Fig. 18 A und B), wobei auch die zunächst anliegenden Oberhautzellen mit emporgezogen werden, und eine Art Ringwall um den Haargrund bilden (Fig. 18 B, Fig. 20). In den meisten Fällen macht sich bei der Bulbusbildung noch eine Betheiligung des Mesophylis, resp. Stengelparenchym’s geltend, indem die unter der Basis des Trichoms befindlichen Zellen desselben sich entweder bloss in radialer Richtung strecken (Blatt- oberseite), oder noch überdies ein bis zwei Mal durch tangentale Wände (auf das Tragorgan bezogen) theilen (Wände z in Fig. 19). Während die Streckung nicht selten zwei Schichten ergreift (Fig. 20), bleibt die Bildung von tangentalen Wänden bloss auf die erste Schiehte beschränkt. An der Blattunterseite ist die Erhebung der Haarbasis über die Epidermis oft zum grossen Theile durch die Entstehung eines Intercellular- raumes zwischen der ersten und zweiten Mesophylischichte bedingt. Die Streckung und Verdiekung der Haarzelle hält mit der Ausbildung des Bulbus ziemlich gleichen Schritt. Erstere währt am längsten am Grunde derselben, was man an der hier nicht selten langgezogenen Gestalt der Verdickungswarzen erkennen kann. Die Membran mancher Borstenhaare ist, soweit sie an die umliegenden Oberhautzellen grenzt, mit Tüpfeln versehen. 1) Weiss (l.c. p. 551) beschreibt ganz kurz die fertigen Zustände dieser Borstenhaare bei Zerium candicans L.; p. 516, Fig. 87— 94 gibt er eine Entwicklungsgeschichte der analogen Gebilde bei Symphytum offieinale L., worin er vorzüglich bestrebt ist, den Einfluss darzulegen, welchen die Richtung des strömenden Protoplasma’s auf die Formgestaltung der Haarzelle ausübt. Ferner bringt Eble (l. e. Taf. I) ein paar Abbildungen der „Pfriemenborsten“ bei den Asperi- folien. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 23 2. Zwischen den besprochenen Triehomgebilden zerstreut befinden sich ganz einfach gebaute Drüsen- haare, bestehend aus 3—4 in einer Reihe liegenden Zellen, deren oberste eine meist keulen- oder köpfchen- förmige, seltener etwas unregelmässige Gestalt zeigt (Taf. VII, Fig. 1—3). Sie haben nur Bedeutung für das Knospenleben und gehen sehr bald zu Grunde. 13. Malva sylvestris L. Taf. VII, Fig. 4—20. Besitzt drei Arten von Trichomen. 1. Sowohl auf denBlättern als Stengeln stehen einzellige, nicht selten bis 1'/,Millim. lange, spitz zu- laufende Haare mit ziemlich stark verdiekter Wandung, welche in so weit sie den benachbarten Oberhaut- zellen angrenzt, mit Poreneanälen versehen ist (Fig. 13 p). Der Grund der Haarzelle liegt entweder in einer Ebene mit der Epidermis des Tragorganes, oder wird von einem verschieden hohen Zellhöcker getragen (Fig. 13)'). Die Entwicklung dieser Haargebilde stimmt im Wesentlichen mit jener der Borstenhaare von Echr’um violaceum überein. Eine Epidermiszelle wächst zu einem Schlauche aus (Fig. 8 und 9), dessen oberes Ende sich allmählig und wie aus Fig. 9 ersichtlich ziemlich spät zuspitzt. Gleichzeitig erleiden auch die Oberhaut- zellen, welche zunächst den Haargrund umschliessen, eine nicht unmerkliche Streckung senkrecht zur Ober- fläche des Tragorganes (Fig. 9 und 10). Die Bulbusbildung, welehe man am häufigsten bei den Stengelhaaren beobachtet, erinnert ebenfalls wieder ganz an Echium, wesshalb ich, um allzu häufigen Wiederholungen vorzubeugen, auf das dort Gesagte und auf die hieher gehörigen Figuren 10 und 13 verweise. Erwähnens- werth ist noch, dass manchesmal tangentale Theilung einzelner Epidermiszellen des Bulbus stattfindet (Fig. 13 2). 9. Die zweite Art von Trichomen sind die sogenannten Büschelhaare. Sie bestehen in der Regel aus 2—4, ausnahmsweise jedoch sogar bis 8 zu einen strahlenden Bündel verbundenen Einzelnhaaren, welche mit Ausnahme geringerer Länge und Weite den sz5 1 beschriebenen Triehomgebilden gleichen (Fig. 11 und 12). Auch die Bildung eines Bulbus von sehr wechselnder Mächtigkeit, auf welchem das Haarbüschel steht, ist eine häufige Erscheinung. Entwieklung. Eine Epidermiszelle wölbt sich über die Oberfläche hervor und zerfällt zunächst durch eine, auf das Tragorgan bezogen fast ausnahmslos radial gestellte Längswand in zwei neben einander liegende Tochterzellen (Fig. 5 und 6). Diese wachsen nun entweder allsogleich in konische Papillen aus (Fig. #4), — das fertige Haarbüschel besteht dann nur aus zwei Einzelnhaaren oder es tritt noch früher Quadrantentheilung ein (Fig. 7), der in manchen Fällen die Zerlegung wenigstens eines Theiles der Quadranten in je zwei Octan- ten folgt. Indem nun jede dieser Zellen zu einem isolirten Haare auswächst, entsteht ein 4—8 strahliges Haarbüschel, welches wie bereits oben bemerkt, meist auf einem Zellhöcker sitzt, dessen Entstehung aus Fig. 11 und 12 ersichtlich ist?). 3. Zerstreut zwischen den beiden, soeben beschriebenen Haarformen kommen secernirende Köpfehen- haare vor. In grosser Menge werden sie von den häutigen Stipeln getragen. Ihr Bau ist ziemlich einfach. 1) Weiss (l. ec. p. 519) beschreibt diese Haarform von Male. sylzestris ganz kurz, erwähnt jedoch nichts von einer Bulbus- bildung. Nach ihm besitzt auch Maiv. rotundifolia einzelige, spitz endende Haare. 2) Büschelhaare sind nicht nur der Malva sylvestris, sondern in viel ausgezeichneterer Weise auch noch anderen (vielleicht den meisten ?) Malvaceen eigenthümlich. So findet man in Sach’s Lehrbuch der Botanik, p. 31 Jugendzustände nnd p. 44 ältere Stadien der „Sternhaare (besser Haarbüschel)“ von Althaea rosea abgebildet. Nach Weiss (I. e. p- 536) haben fast alle Z%öiseus-Arten „Büschelhaare“, welche sich nur durch die Zahl der das Büschel zusammen- setzenden Einzelhaare von einander unterscheiden. Ich fand sie bei Hröiseus Trionum, wo sie äusserst massenhaft vor- kommen. Ausserdem gibt sie Weiss noch für Zavatera olbia L. an; bei Malva sylvestris erwähnt er sie jedoch gar nicht. 24 Joseph Rauter. Die Basalzelle (Fig. 19, 20 5) trägt entweder unmittelbar das mehrzellige ellipsoidische bis eiförmige Köpf- chen (Fig. 19 und 20), oder es ist noch ein kurzer Stiel zwischen beiden eingeschaltet (Fig. 18)'). Entwieklung. Noch ehe sich die papillös auswachsende Mutterzelle theilt, nimmt sie bereits die cha- rakteristische kopfige Abrundung ihres oberen Endes an (Fig. 15). Eine wechselnde Anzahl von Querwänden, welche in akropetaler Folge entstehen, zerlegt das junge Gebilde in 3 5 über einander liegende Scheiben- zellen (Fig. 16). Die unterste derselben wird zur Basalzelle, an welche sich noch hie und da eine ganz nie- dere Stielzelle anschliesst, — die oberen bilden das Köpfchen. Von letzteren zerfällt wenigstens ein Theil durch Längswände in vier kreuzweise gestellte Zellen (Fig. 17—20), die sich bei kräftigen Exemplaren der Drüsenhaare nicht selten noch in je zwei Octanten theilen (Wände O in Fig. 18). — Die Köpfehenhaare findet man nur an jugendlichen Organen, indem sie bald nach Entfaltung der Knospe zu Grunde gehen, während die beiden vorigen Haarformen auch noch an alten Stengeln und Blättern anzutreffen sind’). 14. Humulus Lupulus L. Taf. VII, Fig. 21—30; Taf. VIU, Fig. 1—19. Der gemeine Hopfen zeichnet sich durch grosse Mannigfaltigkeit seiner Triehomgebilde aus. Er weist nicht weniger als drei scharfgetrennte Haartypen auf, nämlich Klimm-, Drüsen- und Borstenhaare, wovon die beiden letzteren noch in zwei wohlunterscheidbaren Modifieationen vorkommen. 1. Am grössten und auffälligsten sind die ambosförmigen Klimmhaare, welche von anderen Au- toren auch als Schützenborsten (Eble) oder weberschiffförmige Haare (Meyen) bezeichnet werden. Ihr Vor- kommen beschränkt sich auf die durch mächtige Collenchymstränge gebildeten sechs Stengelkanten, welche sie bei ziemlich gleichmässiger Vertheilung in je einer Reihe besetzen, ferner auf den Blattstiel und die stär- keren Nerven der Blattunterseite. Im ausgewachsenen Zustande besteht jedes Klimmhaar aus einem nicht selten bis 1'/, Millim. langen Gewebezapfen, der eine grosse, ganz eigenthümlich gestaltete Endzelle trägt (Taf. VIII, Fig. 1). Der obere, freie Theil derselben gleicht annähernd einer Weberschütze oder den beiden Hörnern eines Ambos, während der untere, tief in den Gewebezapfen eingesenkte, eine kolbige Anschwellung bildet (die punktirte Linie in Fig. 1, Taf. VIII). Die zweispitzige Endzelle ist stets nach der Längsachse des Stengels oder Blattnerv’s orientirt, und hat fast immer eine etwas geneigte Lage zur Oberfläche des Tragorganes und zwar so, dass der nach abwärts geöffnete Winkel der grössere ist, was in Fig. 1, Taf. VIII aus der Richtung des Pfeiles ersicht- lich wird°). Der freie Theil der Endzelle ist namentlich an den beiden Spitzen mächtig verdickt und nach Wicke‘) stark mit Kieselsäure inerustirt. Die Membran ist an ihrer Aussenseite entweder seulpturlos oder mit schwachen Verdickungsleisten und Knötchen besetzt. Porencanäle sind an ihr nicht wahrzunehmen, wohl aber sehr deutliche Schiehtung, die besonders schön nach Einwirkung von Ätzkali hervortritt. Der Zellinhalt ist im Alter eine wässerige farblose Flüssigkeit, später Luft. Der Gewebezapfen, gleichsam den Fuss des Ambos.darstellend, besteht aus einer Protuberanz des Rindenparenchyms, welche von der fortlaufenden, stets 1) Die Jugendstadien der Köpfchenhaare vou Althaea rosea, wie sie sich in Sachs’ Lehrbuch, p. $1 finden, zeigen einen ganz ähnlichen Bau. Obwohl eigentlich nicht in das Gebiet meiner Arbeit gehörig, erwähne ich, jedoch nur ganz im Vorübergehen, der eigenthümlichen Zellen, welche sich bei Malva sylvestris am Blattstiele im Allgemeinen in der zweiten, am Stengel in der dritten Parenchymschichte und zerstreut im Marke vorfinden. Jede solehe Zelle stellt eine im Verhältniss zu den Nachbarzellen grosse, langgezogen ellipsoidische Blase dar, welche ganz prall mit. einer gummiartigen Schleimmasse erfüllt ist (Fig. 12 gs). Da sie sich in diesem Zustande nur in jungen Organen vorfindet, bei zunehmendem Alter der- selben jedoch an ihrer Stelle eine Luftlücke auftritt (Fig. 14), so ist es wohl höchst wahrscheinlich, dass man es hier mit einem inneren Schwellapparate zu thun hat, dessen Nutzen für das Knospenleben dieser Pflanze bei ihrer Vorliebe für trockene Standorte im Vorhinein leicht einzusehen ist. Vergl#Hanstein: Die Organe der Harz- und Schleimab- sonderung. „Bot. Zeit. 1868“, p. 771 und „Milchsaftgefässe“, p. 23, 40 ete. 3) Letztere Eigenschaft ist für diese Trichome als Haftorgane durchaus nicht ohne praktischen Werth. 4) Bot. Zeitung. 1861, Nr. 16. [3 — LO Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 25 einschichtig bleibenden Oberhaut des Stengels oder Blattes überzogen ist (Taf. VII, Fig. 29). Sowohl die Zellen der Epidermis als jene des centralen Gewebekörpers führen sehr häufig gelösten Rosafarbstoff, — die des letzteren enthalten überdies noch Chlorophylikörner'). Entwieklung. Die Klimmhaare treten im Allgemeinen viel später auf, als die Drüsenhaare. Ihr erstes Jugendstadium stellt eine nach obenhin etwas papillös ausgebauchte Oberhautzelle dar (Taf. VII, Fig. 21), welche an zwei diametral entgegengesetzten Punkten, deren Verbindungslinie mit der Längsachse des Trag- organes zusammenfällt, konisch auswächst. Dies geschieht jedoch nicht an beiden Punkten gleichzeitig, sondern wie aus den Figuren 22 und 23, Taf. VII ersichtlich, am scheitelsichtigen (e) constant früher als am grundsichtigen °). Die beiden nächstfolgenden Figuren 24 und 25 zeigen den weiteren Entwicklungsgang. Während sich die nach aufwärts gekehrte Spitze (e) bedeutend verlängert hat, ist auch diametral entgegen- gesetzt die untere (f) sichtbar geworden, und wächst so rasch, dass sie in Fig. 26 erstere beinahe schon ein- geholt hat. — Nun schreitet die weberschiffförmige Haarzelle zur Vergrösserung und kolbigen Ausbauchung ihres Basaltheiles, wobei die ihn umfassenden Epidermiszellen eine Streekung in der Richtung der zukünftigen Längsachse des Trichoms erleiden (ep in Fig. 27—29, Taf. VII). — Gleichzeitig mit der Vergrösserung des Haargrundes macht sich auch eine rege Thätigkeit im unmittelbar unter demselben liegenden Stengel- oder Blattparemehyme bemerkbar. Zunächst wachsen die Zellen der ersten Schichte desselben in (auf das Trag- organ bezogen) radialer Richtung aus (Taf. VII, Fig. 27 «a, 5) und theilen sich ohne durchgreifende Gesetz- mässigkeit durch tangentale, senkrechte und geneigte Wände (Taf. VII, Fig. 28). Kurz bevor die Theilungs- fähigkeit der ersten Schichte erlischt, beginnt der soeben geschilderte Vorgang, jedoch mit abnehmender In- tensität, sich auch in der zweiten (Taf. VII, Fig. 29m) und meist sogar noch in der dritten Schichte zu wieder: holen. Während am Grunde des so entstehenden Zellhöckers die intercalare Zellbildung noch fortdauert, ist sie in seinem oberen Theile bereits vollendet und es beginnt dort die letzte Streckung der Zellen, welche basipetal fortschreitet. 2. Drüsenhaare kommen, wie bereits Eingangs erwähnt, zweierlei vor, nämlich Scheiben- und Köpf- chendrüsen. A) Die Seheibendrüsen besetzen nicht nur in überaus grosser Menge die häutigen Deckblätter und die Früchtehen des Laubzapfens, sondern kommen auch an den übrigen Organen der Pflanze vor. Besonders die Unterseite junger Laubblätter erscheint von ihnen oft ganz gelb punktirt. Sie zeigen im ausgewachsenen Zustande folgenden Bau. Ein durch zwei neben einander liegende Zellen gebildeter Basaltheil (Taf. VIII, Fig. 7) trägt einen eben so gebauten, sehr kurzen Stiel (st), auf welchem im Mittelpunkte ihrer Unterseite angeheftet, die Drüsenscheibe sitzt. Letztere hat einen kreisförmigen bis elliptischen Umriss und besteht aus sehr zahlreichen, radial angeordneten Zellen, welche nur in einer einzigen Schichte liegen und theils Rand-, theils Flächenzellen sind (Taf. VII, Fig. 7 und 11). Der Rand der Scheibe ist meist etwas nach aufwärts gebogen, wodurch ein sehr seichter Napf gebildet wird, in welchem sich das Drüsensecret ansammelt. Dieses stellt eine balsamige, gelb gefärbte Substanz dar, welche einen gewürzhaft bitteren Stoff, das allbekannte Lupulin enthält. Die Ansammlung des Drüsensecret’s geht unmittelbar unter der Cuticula vor sich, wodurch diese allmählig emporgehoben wird, bis sie sich endlich 1!) Eble hat in seiner „Lehre v. d. Haaren“, Taf. IV, Fig. 27 ein zwar kleines, aber naturgetreues ‚Bildchen der Klam- merhaare des Hopfens gegeben. Unrichtig dagegen ist seine Anschauung, als beständen die „Schützenborstenhaare aus einer warzenartigen Erhöhung, aus welcher sich zwei kugelartige Haare horizontal nach entgegengesetzten Seiten verlängern“. Meyen (l. c. Taf. V, Fig. 22) bringt eine nur mittelmässige Abbildung. — Weiss beschreibt p. 527 diese Triehomform und erläutert den Text durch die beiden Figuren 104 u. 105. Pag. 629 spricht er sich über die Aufgabe aus, welche den Klimmerhaaren im Haushalte der Hopfenpflanze zufällt.: „Sie erleichtern und ermöglichen in ganz vor- züglicher Weise das Hinaufklettern der Pflanzen an Nachbargegenständen, ohne die Pflanze zu einem starken Sichan- pressen an die Unterlage zn zwingen.“ *) Dass die obere, obgleich für das Klimmhaar unwichtige Spitze früher sichtbar wird, als die wesentliche untere, spricht möglicher Weise dafür, dass bei den Stammeltern des Hopfens nur die einfache Form der sub 3 zü beschreibenden Borstenhaare (Fig. 30, Taf. VII) vorhanden war, die in ihrer Jugend ebenfalls nach aufwärts gerichtete Papillen darstellen. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. NXX1. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. d 26 Joseph Rauter. gewölbartig über die seichte Mulde ausspannt (Taf. VII, Fig. 6 und 7). Bald jedoch kann sie dem An- drängen der in steter Zunahme begriffenen Seeretmasse nicht mehr Widerstand leisten und reisst auf, was fast immer längs des Scheibenrandes geschieht. Die so in Form eines Deckels gelüftete oder abgehobene Cutieula zeigt sehr schön das Netz der einst von ihr bedeckten Zellfläche'). B) Die Köpfehendrüsen, welche überall zerstreut zwischen den Scheibendrüsen stehen, unterscheiden sich von diesen, wie schon der Name sagt, durch die kopfige Ausbildung ihres oberen Endes (Taf. VII, Fig. 16 und 18), welches nur aus wenigen (4—8) Zellen besteht, deren Anordnung aus den Figuren 15 A und 19, Taf. VIII ersichtlich ist. Nur selten ist ein oder die andere Zelle des Köpfehens durch eine Querwand getheilt (Taf. VII, Fig. 16 w). Basaltheil und Stiel sind mit Ausnahme der bedeutenderen Länge des letzteren analog wie bei den Scheibendrüsen gebaut (Taf. VIII, Fig. 16—18). Ein wesentlicher Unterschied zwischen Köpfehen- und Scheibenhaaren stellt sich bezüglich des Inhaltes ihrer Zellen heraus, welcher bei jenen der Köpfchenhaare farblos und auch anderer chemischer Beschaffenheit ist. Dazu kommt noch die kür- zere Lebensdauer der Köpfchenhaare°). Entwieklung. Der Aufbau beider vorstehend geschilderten Trichomgebilde geht in so übereinstim- mender Weise vor sich, dass man diesbezüglich die Köpfehenhaare als auf niederer Entwicklungsstufe ste- hengebliebene Scheibendrüsen auffassen kann. — Eine sich papillös hervorwölbende Epidermiszelle (Taf. VIII, Fig. 2) schwillt kopfig an und zerfällt durch eine Längswand (auf das Trichom bezogen) in zwei Tochterzellen (Wand 2, Fig. 3, Taf. VIII). Jede derselben differenzirt sich durch zwei in akropetaler Folge sich bildende Querwände in einen Basal-Stiel- und Köpfentheil (Wände 1 und 2 in Fig. 4—5, ferner 13, 14 und 17). Schon während dieses Theilungsvorganges ist bereits der Unterschied zwischen Köpfehen und Scheibendrüsen, welcher in Fig. 3 noch nicht vorhanden war, zu Tage getreten. Diese zeigen nämlich bei kurzem Stiele ein breites, jene beilangem Stiele einschmales Köpfehen (vergl. Fig. 4 mit 14 und 17, Taf. VII). Letzteres theilt sich zunächst durch zwei Wände in vier meist gleichgrosse Quadranten (Fig. 15g), die sich wieder in Octanten zerlegen (Fig. 8 und 19, W.o)°). Während es nun die Köpfcehenhaare bei 4—8 Zellen be- wenden lassen, theilt dieandere Form von Drüsenhaaren ihre rasch an Umfang zunehmende Scheibe durch radiale und später mit ihnen abwechselnd auch durch tangentale Längswände, so dass sie zuletzt aus sehr vielen (oft 50—60) theils Rand- theils Flächenzellen besteht (Fig. 10, 11). Dabei ist die Verschiebung der Zellen in der Regel keine so bedeutende, dass man nicht mit ziemlicher Sicherheit selbst an alten Stadien die ursprüng- liche Quadrantentheilung erkennen könnte (Fig. 10 und 1179). 3 A) Die spaltöffnungslose Oberseite der Laubblätter trägt in grosser Menge einzellige Börstehen, deren sehr weite Basis ziemlich plötzlich in eine kurze steife Spitze ausläuft (Taf. VII, Fig. 30). Da diese bei allen Haaren nach aufwärts gerichtet ist, so fühlen sich die Blätter beim Streichen von ihrer Spitze gegen den Grund schärflich an. Die schief konischen Haarzellen sind besonders an der Spitze stark verdiekt und mit mächtigen, nach aussen vorspringenden Verdiekungsknoten besetzt. 3 B) Die einzelligen Haare (Taf. VIII, Fig. 12), welche die Unterseite der Laubblätter, ganz vor- züglich aber beide Seiten der Nebenblätter besetzen, haben ebenfalls eine konische Form, sind jedoch viel länger und an ihrem Grunde nicht so stark aufgetrieben. In der Regel sind sie auch weniger verdickt, was besonders für die auf den Stipeln vorkommenden gilt, welche nicht selten im Alter collabiren. 1) Meyen (l. ce. p. 38 et seq. Taf. V, Fig. 17—21) behandelt schon ausführlich die fertigen Zustände der Scheibendrüsen des Hopfens. Nach ihm wären sie „im Innern hohl und eben so wie.die grossen Drüsen des 7’ptam aus einer ein- fachen Haut gebildet, die aus kleinen flachen Zellen, gleich der Epidermis, besteht“. Die Abbildungen, besonders Fig. 18, sind in Hinblick auf die damaligen Mittel ziemlich gut. Die Abhandlung von Personne über die Absonde- rung des Hopfens (Annal. d. se. nat. Serie IV, Tom. I, p. 299) war mir leider nicht zugänglich. — Weiss übergeht p. 528 diese Trichome als „mit den Haarschuppen verwandte Gebilde“. 2) Bereits Meyen (Secretionsorg.) erkannte den Unterschied zwischen beiden Trichomformen. Seine Abbildungen der Köpfchenhaare (Taf. V, Fig. 23 a—e) sind mit Ausnahme der Fig. e und d nicht getreu. Die ganze Theilungsweise ist jener der Schildhaare bei Hippuris und Skepherdia ähnlich, wesshalb das nähere Detail dort nachzulesen ist. 3\ > Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 27 Beide Haarformen stellen zur Zeit ihres ersten Auftretens kleine, stumpf konische Oberhautpapillen dar, ähnlich den auf Taf. VII, Fig. 21 und 22 A abgebildeten Jugendstadien der Urtzca-Brennhaare. Die sub 3 B behandelten Trichome erreichen ihre volle Ausbildung im Allgemeinen früher, als die kurzen Borstenhärchen und. übernehmen höchst wahrscheinlich die Rolle passiver Schutzorgane der Knospe, während die letzteren erst für das fertige Blatt von Bedeutung zu sein scheinen. 135. Urtica dioica L. Taf. VIII, Fig. 20—26; Taf. IX, Fig. 1-8. 1. DieBrennhaare bei unserer einheimischen Urt. diorca stehen sowohl ’an Stengeln als auch Blättern, und zwar auf ersteren ganz regellos zerstreut, auf letzteren aber in einer gewissen, durch den Verlauf der Nerven bestimmten Anordnung, die jedoch für jede der beiden Blattflächen eine verschiedene ist. Während nämlich die Unterseite nur auf den kräftigeren Nerven Brennhaare trägt, fehlen sie gerade an diesen Stellen der Blattoberseite, und kommen hier nur auf den feineren anastomosirenden Adern und den Maschenräumen des Nervennetzes vor. Das Brennhaar besteht aus einem mehr oder minder eylindrischen Gewebezapfen, dessem Gipfel eine konische Endzelle eingepflanzt ist. Der Zapfen wird an seiner Basis aus ziemlich isodiametrischen, nach oben- hin jedoch etwas verlängerten Zellen gebildet, die sämmtlich Chlorophyll führen. Die Endzelle schliesst ihre Spitze mit einem kleinen, stark verdickten Knöpfchen ab, welches bei der Entleerung des Brennstoffes eine wichtige Rolle spielt (siehe Anmerkung 1). Der tief im Gewebezapfen steekende Basaltheil der Haar- zelle ist beutelförmig angeschwollen. Querschnitte, die in verschiedener Höhe durch denselben geführt werden, ergeben, dass er in seiner untersten Region von zwei oder mehreren (Taf. IX, Fig. 3), weiter nach obenhin Jedoch nur von einer einzigen Zellschicht umschlossen wird, deren Elemente in tangentaler Richtung gestreckt, wie dünne Platten die beutelfürmige Ausbauchung belegen (Taf. IX, Fig. 2). Die Haarzelle ist besonders gegen ihre Spitze hin nicht unbeträchtlich verdiekt, und soweit sie an benachbarte Zellen stösst, von Poren- canälen durchzogen (Taf. IX, Fig. 2 und 3 p%). Die Aussenseite ihrer Membran ist entweder ganz glatt, oder mit sehr wenig vorspringenden Leisten versehen, die eine schraubige Anordnung zeigen, als Folge einer später eintretenden geringen Drehung der Haarzelle um ihre Achse. Einige Zeit, nachdem die Endzelle bereits aus- gewachsen ist, findet man ihr Plasma noch in lebhafter Cireulation, später jedoch stellt dieses die Bewegung ein. Ein Theil des Protoplasma formirt sich, besonders am Grunde der Haarzelle, nicht selten zu schönen Saftbläschen. Ganz alte Haare sind mit einer krümmeligen Masse erfüllt, der Zellsaft vertrocknet häufig und ‚macht der Luft Platz’). !) Die Brennhaare finden in den botanischen Werken vielfach Erwähnung. — Meyen (Secretionsorg. p. 41 etc.) beschreibt sie bei Urtiea diorca und bildet auf Taf. VII, Fig. 5 ein fertiges Stadium trefflich ab. Ob die Haarzelle ganz allein die Secretion des ätzenden Saftes übernimmt, oder ob die sie umschliessenden Zellen dabei thätig sind, lässt er noch unentschieden. Auf Taf. VIII, Fig. 1—4 stellt er die Bulbushaare von Urt. nivea dar, welche nicht brennen. Urt. macrostachys zeigt den Bau der Brennen erregenden Drüsenhaare ebenfalls sehr deutlich. Sehr heftig brennende Haare besitzen Jatropha napaeaefolia Desr. (Taf. VIII, Fig. 15) und Zoasa tricolor (Taf. VII, Fig. 16—22). Bei beiden sind die Spitzen des Haares zu einer kleinen Kugel angesehwollen. An den Haaren von Zoasa studirte er auch die Cireulation des Plasma. In Eble’s „Lehre von den Haaren“ befindet sich auf Taf. I, Fig. 5 die sehr kleine und schematische Abbildung eines Urtiea-Brennhaares. — Unger gibt sehr naturgetreue Abbildungen der Brennhaare von Urt. urens (Anatomie u. Physiol. d. Pfl. Wien 1855, p. 188) und Uri. dioiea (Grundlinien, p. 66). Schleiden (Grundzüge der wissenschaftl. Botanik. 1861, IV. Aufl. p. 203) behandelt den interessanten Mechanismus bei der Entleerung des scharfen Saftes aus den Brennhaaren von Urtica, Wigandia (auch abgebildet) und den Loasen, und spricht in Kürze über die furchtbaren Wirkungen des Giftes einiger ostindischer Nesseln. Diesbezüglich vergl. Flora 1821, p. 663 ff. Auszug eines Briefes von Leschenault an Jussieu aus Caleutta, 30. Nov. 1819. Schacht (Lehrbuch d. Anat. u. Physiologie d. Pfl. I. Bd. 1356, p. 280, Fig. 63) fasst den Bau der Brennhaare von Urt. dioiea der Hauptsache nach ganz richtig auf, und bildet auch ein Jugendstadium derselben, ungefähr meiner Fig. 24, Taf. VIII entsprechend, ab. Seiner Ansicht nach wird der brennende Saft in den Zellen bereitet, die den d* 28 Joseph Rauter. Entwieklung. Eine Oberhautzelle wächst zuerst in eine konische Papille aus, die, einzelne Ausnahms- fälle am Stengel abgerechnet (z. B. Fig.21, Taf. VIII), eine gegen die Spitze des Tragorganes geneigte Lage besitzt (Taf. VIII, Fig. 22 A). Solche Jugendstadien lassen sich jedoch noch durchaus nicht von den ersten Zuständen der später zu beschreibenden Borstenhaare unterscheiden. Erst mit dem Erscheinen der knöpfchen- förmigen Anschwellung an der Spitze des sich entwickelnden Triehom’s erhält dieses den unverkennbaren Charakter des Brennhaares. Die allmählige Ausbildung dieser Anschwellung ist an den Fig. 23 A und 25 Taf. VIII ersichtlich. In Fig. 24 hat das Knöpfehen bereits die definitive Grösse erreicht und braucht nur mehr seine Wandung zu verdicken. Von nun an ist auch das Spitzenwachsthum der Haarzelle als abge- schlossen zu betrachten. Das fernere Längenwachsthum ihrer Membran ist ein interealares, geht in basipetaler Folge vor sich und ergreift zuletzt auch den Grund der Haarzelle. Dadurch werden die ihn zunächst um- schliessenden Epidermiszellen wallartig emporgezogen und bilden am fertigen Brennhaare die ganze äussere Umhüllung der beutelförmigen Anschwellung (vergl. ep in Fig. 24 und 20, Taf. VII). Gleichzeitig mit der Streckung der Haarzelle macht sich auch eine Erweiterung ihres Lumens bemerkbar, die an der Basis anı stärksten ist. — Aber auch das unter dem Haargebilde liegende Stengel- oder resp. Blattparenehym bleibt während der soeben geschilderten Vorgänge nicht unthätig, sondern wächst in ganz ähnlicher Weise, wie bei den Bulbushaaren von Malva und den Klimmhaaren des Hopfens, zu einen vielzelligen, sich nach obenhin verjüngenden Gewebekegel aus, wodurch die eigentliche Haarzelle immer mehr und mehr aus der Oberfläche des Tragorganes herausgeschoben wird. Die einzelnen, dabei vorkommenden Theilungsvorgänge, welche nach keiner durchgreifenden Norm erfolgen, dürften besser durch die Betrachtung der beiden Figuren 20, Taf. VII und 1, Taf. IX, als durch eine umständliche Beschreibung veranschaulicht werden. Der centrale Gewebekörper ist weitaus zum grössten Theile Produet der äussersten Schichte des Stengel- oder Blatt- parenehym’s. Theilungen der zweiten Schichte desselben treten erst spät und meist nur in untergeordneter Weise auf (Taf. IX, Fig. 1p2). Die Oberhaut nimmt beim Aufbaue des Bulbus regen Antheil. Sie bildet nicht bloss entsprechend der Volumzunahme des centralen, von ihr bedeekten Gewebekörpers, ab und zu radiale Längs- und Querwände, sondern trägt auch durch tangentale Theilungen ihrer Zellen wesentlich zum Diekenwachsthume des Gewebezapfens bei. Wie regelmässig sich dabei oft die Theilungen gestalten, zeigen die Zelleomplexe a, 5 und e in Fig.1, Taf. IX. Das aus der Epidermis hervorgegangene Gewebe des Bulbus stellt im Allgemeinen einen Hohleylinder mit wechselnder Dicke der Wandung dar. Dort, wo er die angeschwollene Basis der Endzelle seitlich umgibt, ist er am dünnsten und besteht nur aus einer einzigen Zelllage (Taf. VIII, Fig. 20 ; Taf. IX, Fig. 1 x und Fig. 2). Etwas weiter nach abwärts nimmt er plötzlich an Dieke zu und greift so tief unter die Haarzelle ein, dass diese nur dem stumpfen Gipfel des eentralen Gewebekegels aufsitzt (p in Fig. 20, Taf. VIII und Fig.1, Taf. IX). Von da an wird dieWandung des Cylinders wieder allmählig dünner and zuletzt einschichtig. Jedoch nicht bei allen Brennhaaren unserer Pflanze betheiligt sich die Epidermis in so ausgezeichneter Weise «beim Diekenwachsthume des Bulbus; man findet auch Fälle, wo sie nur wenige tangentale Theilungen eingeht. Wachsthum und Vermehrung der Zellen schreitet sowohl in der centralen Gewebemasse, als auch in der sie umhüllenden Oberhaut basipetal fort. Sowie die Endzelle ihr Spitzenwachs- thum bald abschliesst und nur mehr durch interealares Wachsthum sich verlängert, ist auch am Bulbus die Zellbildung in seinem oberen Theile zuerst vollendet und dauert, successive hinabrückend am Grunde noch längere Zeit fort (Tab. IX, Fig. 1). Was dort von einer Zelle, gilt hier von einem ganzen Gewebekörper. Grund der Haarzelle umschliessen. Das ausgebildete Brennhaar ist bis unter die knopfig angeschwollene Spitze bieg- sam, von da an aber starr und leicht zerbrechlich. Hierin liegt auch der Grund, warum man sich bei zimperlicher Berührung einer Nessel leichter brennt, als wenn man dieselbe energisch angreift. Der Stoff, welcher die Starrheit und Zerbrechlichkeit der Haarspitze bedingt, ist in Kali löslich. Ob er dem Holzstoffe verwandt ist oder nicht, lässt Schacht unentschieden. W. Wicke (Bot. Zeitung. 1861, Nr. 16) constatirt die starke, schon an den jüngsten Stadien nachzuweisende In- erustation der Urtiea-Brennhaare mit Kieselsäure. — Mohl (Über das Kieselskelet lebender Pflanzenzellen; Bot. Ztg. 1861, p. 219) schreibt die Sprödigkeit der Haarspitze ihrer bedeutenden Verkieselung zu. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebrilde. 29 — Ihre volle Ausbildung erreichen die Brennhaare erst mit dem Austritte des Blattes oder Internodiums aus der Knospe. Vergleichend mit den Brennhaaren von Urt. diorca untersuchte ich auch die analogen Gebilde bei Urt. urens, deren Entwicklungsgeschichte im Wesentlichen mit jener der ersten Art übereinstimmt. Jedoch scheinen tangentale Theilungen der Epidermiszellen in den allermeisten Fällen gar nicht stattzufinden '). Die sehr kräftigen und derben Triehome an den Blättern von Dipsacus ferox zeigen einen den Brenn. haaren von Urtica ähnlichen Bau. Nur geht die überaus mächtig verdickte Endzelle, die ohne Erweiterung ihres Grundes dem schlankkegeligen Bulbus eingepflanzt ist, nicht in das für die Brennhaare so typische Knöpfehen aus, sondern spitzt sich allmählig zu. Zum Aufbaue des centralen Gewebekörpers, der stets nur von einer einschichtigen Epidermis überzogen bleibt, werden in der Regel zwei bis drei Schichten des Blatt- parenchym’s verwendet. 2. Urt. dioica besitzt, wie bereits angedeutet, auch zahlreiche Borstenhaare, die überall zerstreut zwischen den Brennhaaren stehen und überdies noch den Blattrand umsäumen. Sie bestehen aus einer ko- nischen, lang zugespitzten Zelle, deren Länge und Weite grossen Schwankungen unterliegt. Die kürzesten kommen“im Allgemeinen an der Blattoberseite vor (Taf. VIII, Fig. 26). Die Haarzelle ist besonders gegen ihre Spitze hin mächtig verdickt, an ihrer Aussenseite entweder sculpturlos (Taf. VII, Fig. 26), oder mit rundlichen bis langgezogenen Wärzchen besetzt (Taf. IX, Fig. 4). Ihre kolbig erweiterte Basis liegt entweder in der Oberhaut (Taf. VIIL, Fig. 26), oder erscheint auf einem ganz unbedeutenden Bulbus, dessen Bildung aus Fig. 4, Taf. IX ersichtlieh ist, über dieselbe erhoben. Die Borstenhaare sind an den Blättern immer nach aufwärts, am Stengel jedoch auch manchmal nach abwärts gerichtet. Sie führen im Alter einen wässerigen Inhalt°). Entwicklung. Ihre ersten Jugendstadien stimmen ganz und gar mit jenen der Brennhaare überein (Taf. VII, Fig. 22 A und Fig. 21). Bald jedoch unterscheiden sie sich von diesen hinreichend durch die sehr scharfe Zuspitzung ihres oberen Endes. So hat man es in Fig. 23 B, Taf. VIII unzweifelhaft mit einem Bor- stenhaare, in Fig. 23 A jedoch mit einem Brennhaare zu thun. Die Ähnlichkeit der jüngsten Entwicklungs- zustände, sowie der auch bei den Borstenhaaren in rudimentärer Ausbildung vorkommende Bulbus dürfte die Vermuthung rechtfertigen, dass ursprünglich bei den Nesseln oder deren nächsten Stammeltern nur die ein- fachere Form der Borstenhaare sich vorfand, aus welcher sich erst später die Form der Brennhaare abzweigte. 3. Als dritte und letzte Trichomform fungiren sehr einfach gebaute Köpfchendrüsen, welche in ziem- licher Menge die Internodien und die Unterseite junger Laubblätter besetzen’). Auf die Basalzelle (b inFig.5.B, Taf. IX) folgt ein eylindrischer Stiel (s), der das nickende Drüsenköpfehen trägt, welches meist aus 4 kreuz- weise gestellten Zellen besteht, die eine ölige Substanz enthalten (Fig. 5 und 6, Taf. IX). Ihre Entwicklung ist bei Vergleichung der Fig. 22 B, Taf. VII, und Fig. 5—8, Taf. XI, vollkommen klar. Ich erwähne nur noch, dass man die Köpfchenhaare als solche bereits in ihrem Papillenzustande erken- 1) Weiss (l. c. p. 551) bespricht ganz in Kürze die Entwicklung der Brennhaare von Urt. urens und bildet auf Taf. XXV, Fig. 165—165 drei Jugendstadien derselben ab, welche jedoch durchaus nicht mit meinen Beobachtungen im Einklange stehen. Weiss hat das sich schon an ganz jungen Stadien herausbildende Charakteristikon der Brennhaare, nämlich die bereits mehrfach erwähnte knöpfchenförmige Anschwellung der Spitze (siehe meine Fig. 23 A, 24 u. 25, Taf. VII) nicht erkannt, und so die Brennhaare mit den bei Drz. urens noch vorkommenden Borstenhaaren verwechselt. Seine Figur 163 kann möglicher Weise noch für das Jugendstadium eines Brennhaares gelten, Fig. 165 ist aber entschie- den ein Borstenhaar, und zwar wie die vorgeschrittene Verdiekung und Warzenbildung an seiner Aussenfläche zeigt, ein nahezu ausgewachsenes. Figur 164, welche den Beginn der Bulbusbildung veranschaulichen soll, ist mir vollends unklar geblieben. Nie habe ich die Epidermis, welche den erweiterten Grund der Haarzelle umschliesst, als meren- chymatisches Gewebe ausgebildet gesehen. Auch müsste entsprechend der bereits merklichen Bulbusbildung die End- zelle viel länger und mit dem typischen Knöpfehen versehen sein. 2) Bereits Meyen (l. cc. p. 42, Taf. VIII, Fig. 14) fasst die Borstenhaare von Urt. dioica als selbstständige Trichomform auf. Zu bezweifeln ist seine Angabe, dass auch sie ein schwach brennendes Gefühl erregen. 3) Nach Meyen (l. ce. p. 42, Taf. VII, Fig. 7—13) sind sie wahrscheinlich allen Ur&ea-Arten eigen. 30 Joseph Rauter. nen kann, indem sich das obere Ende der auswachsenden Epidermiszelle allsogleich halbkugelig abrundet (Taf. VII, Fig. 22 B). Ferner sind die Drüsenhaare schon bei ihrem ersten Auftreten gegen den Grund des Tragorganes geneigt (Taf. VIH, Fig. 22 B; Taf. IX, Fig. 5, 7 und 8), während bei den Brenn- und Borsten- haaren, mehr vereinzelte Fälle ausgenommen, gerade das Umgekehrte der Fall ist (T. VIII, Fig, 22 A und Eig. 23). Die Köpfchenhaare erreichen ihren fertigen Zustand bereits in der Knospe. 16. Rosa. Taf. IX, Fig. 9—21. . Die Rosen besitzen dreierlei Arten von Trichomgebilden: Stacheln, gestielte Köpfchenhaare und gewöhn- liche Wollhaare. Ich studirte ihre Entwicklungsgeschichte an Rosa Bourbon, einer im Grazer botanischen Garten als Spalierpflanze gezogen Gartenvarietät der Rosa centifolia L. Die vergleichende Untersuchung einiger anderer Rosenarten ergab übereinstimmende Resultate. 1. Stacheln. Der Stengel von R. Bourbon ist mit nicht sehr zahlreichen, aber grossen Stacheln besetzt, welche, wie dies auch bei den übrigen Rosen der Fall ist, durchaus keine gesetzmässige Stellung erkennen lassen. Im ausgewachsenen Zustande haben sie die Gestalt eines schwach sichelförmig nach abwärts geboge- nen und in eine stechende Spitze auslaufenden Kegels mit oft langgezogen elliptischer Basis, deren grösster Durchmesser mit der Längsachse des Stengels zusammenfällt. Während die Stacheln ein und desselben Internodiums bei vielen Rosen bezüglich der Massigkeit ihrer Entwicklung ungemein variiren, sind sie bei unserer Pflanze fast alle von gleicher Grösse. Ihre Länge beträgt durchschnittlich 15 Millim., der grössere Durchmesser des elliptischen Querschnittes durch die Basis s—10 Millim., der kleinere nur 2—21/, Millim. Viel schwächer entwickelte Stacheln befinden sich ferner noch an der Unterseite der gemeinsamen Blattspin- del und am Mittelnerve des unpaaren Endblättchens, also an Stellen, wo sie eine massigere Unterlage finden. Sie werden im Allgemeinen vom Grunde des Blattes gegen dessen Spitze hin successive kleiner, so dass die obersten oft kaum die Länge eines halben Millim. erreichen. Ihr Bau stimmt übrigens mit jenen des Stengels überein. Jeder Stachel besteht aus einer sehr beträchtlichen centralen Gewebemasse, die von der fortlaufenden Epidermis des Tragorganes überzogen ist. Die spaltöffnungslose Epidermis ist einschichtig‘), ihre in der unte- ren Hälfte des Stachels ziemlich isodiametrischen Zellen werden gegen dessen Spitze hin immer gestreckter, bleiben jedoch stets an Länge hinter den Zellen des centralen Gewebekörpers zurück. Sie sind mässig ver- diekt und sehr häufig mit gelösten Rosafarbstoff erfüllt. Ihre Aussenwände zeigen eine geringere Dicke, als die Oberhautzellen des Stengels. An sehr alten Stacheln geht die Epidermis zu Grunde und schuppt sich ab. Die centrale Gewebemasse ganz alter, bereits durch eine Peridermlamelle von der Unterlage getrennter Stacheln wird durch lufterfüllte Prosenehymzellen gebildet, welche an die Tracheiden des Laubholzes erin- nern. Sie besitzen einen polygonalen Querschnitt und schliessen ohne merkliche Intercellularräume an einan- der. Während gegen die Spitze des Stachels hin alle Zellen sehr eng und diekwandig sind, werden sie in sei- ner unteren Hälfte von Aussen nach Innen zu immer weiter und dünnwandiger, wodurch eine Art Mark ent- steht, das sich im Alter durch Zerreissen der Zellen häufig zerklüftet. Sämmtliche Zellen des inneren Gewebe- körpers sind mit zahlreichen, oft grossen Poren versehen, die sich zuletzt in wirkliche Löcher verwandeln. Ihre Wände erscheinen stark gebräunt. Absterbende Stacheln sind von Pilzfäden durchzogen, welche ihren Weg durch die Löcher der Zellhäute nehmen und sich nicht selten wie Balken quer durch die Zelle ausspan- nen. Die in grosser Menge unmittelbar unter der Oberhaut des Stengels verlaufenden Collenchymstränge, deren Zahl auf verschiedenen Querschnitten wechselt, fehlen an jenen Stellen, die von Stacheln besetzt sind. Der Peridermbildung, welche am Grunde alter Stacheln eintritt, wird später Erwähnung geschehen. 1) Nur hie und da fand ich ihre Zellen am Grunde des Stachels durch je eine tangentale Wand getheilt, die sich jedoch erst bildet, nachdem der Stachel nahezu ausgewachsen ist. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 31 2. Köpfchenhaare (Taf. IX, Fig. 14 und 15). In geringer Menge trifft man sie bei X. Bourbon am Stengel, der gemeinsamen Blattspindel und den Mittelnerven der Fiederblättehen, sehr zahlreich besetzen sie den Rand der Knospenschuppen und der Stipeln, wo sie oft eine besonders kräftige Entwicklung zeigen. Auch die Blattzähne laufen in Drüsenköpfchen aus, die abgestorben braune, etwas härtliche Knötchen darstellen. Der eylindrische Stiel unserer Haargebilde ist von sehr wechselnder Länge; verschwindend kurz an je- nen der Blattzähne, oft sehr lang bei denen des Stengels und der Stipeln. Er besteht aus einer Lage periphe- rischer Zellen, die einen axilen Strang von mindestens 3—4 Zellreihen umschliessen. Bei langen Stielen sind auch die Zellen gestreckt‘), bei kurzen bleiben sie ziemlich isodiametrisch. — Das meist kugelige (Fig. 14), seltener etwas konische (Zähne der Fiederblättchen) oder eylindrische Köpfehen besteht aus allseitig radial angeordneten und auch in dieser Richtung gestreckten Zellen (Fig. 9), welche ein balsamiges Secret liefern, das sehr häufig die Cuticula blasenförmig vor sich auftreibt (Fig. 15 B). Nicht nur die Köpfchenzellen, son- dern auch sehr oft die Rindenzellen des Stieles sind mit rothem gelösten Farbstoff erfüllt. Die axilen Zellen des letzteren fübren Chlorophyll°). Entwieklung. Die frühesten Jugendstadien der Stacheln stimmen mit jenen der Drüsenhaare so voll- kommen überein, dass sie füglich am besten gleichzeitig beschrieben werden. Die Entwicklung beider Tri- chomformen, deren erste Stadien zwar schon im frühen Knospenleben ihrer Tragorgane, aber immerhin spä- ter als bei den übrigen von mir untersuchten Haargebilden zum Vorscheine kommen, beginnt damit, dass sich eine kleine Zellgruppe der unter der Epidermis liegenden Parenchymschichte des Tragorganes ganz wenig in radialer Richtung streckt und die überliegende Epidermis emporhebt (Fig. 16). Die Parenchymzellen theilen sich alsobald durch meist parallel oder schief zur Längsachse des Tragorganes verlaufende Wände, und zwar, wie aus den Figuren 17—20 ersichtlich, ohne bestimmte Gesetzmässigkeit. Figur 21 zeigt ein weiter ent- wiekeltes Stadium. Der Höcker ist bereits bedeutend über die Oberfläche erhoben, die Zellen seiner Epider- mis haben sich entsprechend ihrem tangentalen Flächenwachsthume durch senkrecht auf der Höckerkrüm- mung stehende Wände getheilt°). Eine solche und oft noch weiter fortgeschrittene Entwicklungsstufe des ju- 1) Solche Stiele verdieken und bräunen häufig im Alter ihre Zellen und gleiehen nach Einschrumpfung oder Abfallen des Köpfchens äusserlich nicht selten den kurzen, nicht gekrümmten Stacheln, wie sie besonders bei einigen Rosen- arten zwischen den grossen vorkommen. 2) Während der anatomische Bau der Stacheln in der botanischen Literatur nur höchst-oberflächlich Erwähnung findet, waren die schön gefärbten, Wohlgeruch verbreitenden Drüsenhaare schon den alten Mikroskopikern Gegenstand der Beobachtung. Aus der neueren und neuesten Literatur eitire ich Meyen, Weiss und Hanstein. Meyen (l.e. 48, Taf. VI, Fig. 13 u. 14) gibt eine Beschreibung und für damalige Mittel ganz gute Abbildung der Köpfchenhaare bei Rosa centifolia. Im Drüsenköpfehen sind jedoch keine Zellen eingezeichnet, weil es, wie er sagt, „ganz undurchsichtig auftritt wegen des rothen Inhaltes, so dass man nicht einmal die kleinen Zellen unterscheiden kann, woraus die Drüse zusammengesetzt ist, obgleich die jungen Zustände derselben diese Zusammensetzung aus Zellen ganz deutlich nachweisen“. Er fand ganz ähnlich gestaltete Drüsenhaare bei allen übrigen von ihm untersuch- ten Rosa- und Rubus-Arten und bei Acacia viscosa, wo er auch die Entwicklungsgeschichte studirte, aus der er gegen Decandolle beweist, dass die jungen Drüsen nieht erst nach Zerreissen der Epidermis aus dem unterliegenden Ge- webe hervortreten, und „dass man den allmähligen Übergang der Zellen der Epidermis (des Tragorganes) in die Epi- dermis der Drüsen verfolgen kann“. Weiss (l. c. p. 618, Fig. 382) handelt über die fertigen Stadien der Köpfehendrüsen bei R. centifolia. Weder Be- schreibung noch Abbildung bieten wesentlich Neueres noch Besseres als die Meyen’s. Entwicklungsgeschichtliches erwähnt er weder bei Acacia wscosa noch R. centifolva. Hanstein (Bot. Zeit. 1868). Nachdem er die Drüsenhaare, welche die Zähne der Stipeln bei Viola trieolor besetzen, bezüglich ihres fertigen Baues und der Art und Weise ihrer Seeretion beschrieben, sprieht er p. 754 von den secer- nirenden Organen bei Rosa, Pyrus und Prunus als mit jenen übereinstimmend und glaubt, dass bei allen Rosifloren und einem grossen Theile der Leguminosen diese Form von „Colleteren“ die herrschende sei. Gelegentlich verweise ich hier auf die grosse Ahnlichkeit, welche derlei Entwieklungszustände mit ganz jungen Blatt- und Stengelanlagen der Phanerogamen haben, wie sie Hanstein schildert und abbildet. (Die Scheitelgruppe im Vegetationspunkte der Phanerogamen, p. 120, Taf. III, Fig. 45.) Nur wäre die Entwicklung der Rosenstacheln inso- ferne gesetzmässiger, als sie stets in der ersten Parenehymschichte beginnt, während nach Hanstein „darin keine Beständigkeit herrscht, ob die 1., 2. oder 3. Periblemschichte (= Parenehymschichte) den Anfang der Blatthebung macht“. E27 — 32 Joseph Rauter. gendlichen Trichoms lässt mit Sicherheit weder auf die Stachel- noch Köpfchenhaar-Natur schliessen; diese wird erst erkenntlich durch die kopfige Ausbildung des oberen Endes (Fig. 13 und 9), jene durch die bedeu- tende Verbreiterung der Basis und die allmählige Zuspitzung des Scheitels (Fig. 11 und 10). Während bei Bildung des centralen Zellstranges der Köpfehenhaare nur eine kleine Zellgruppe der äussersten Parenchym- schichte betheiligt ist (Fig. 9’und 13), greift bei den Stacheln das radiale Auswachsen, von der ursprüngli- chen Zellgruppe der ersten Parenchymschichte als Mittelpunkt ausgehend, immer weiter um sich und zwar mit nach auswärts abnehmender Intensität, wodurch die konische Gestalt des Stachels zu Stande kommt (Fig. 10 und 11). Während sich ferner bei jenen Jugendstadien, die zu Drüsenhaaren werden sollen, die Epidermiszellen ihres oberen Endes allseitig radial strecken, und so ein Köpfchen bilden, verlängern sie sich bei den Stacheln bloss in der Riehtung der Längsachse des Trichoms. In dem Masse, als sich der centrale Gewebekörper des Stachels vergrössert, theilen sich auch seine Zellen durch nach allen Richtungen geneigte Wände. Ihre Theilungsfähigkeit erlischt zuerst an der Spitze des Stachels, ist jedoch an seinem Grunde noch sehr lange thätig. Die ihn umschliessende Oberhaut vermehrt ebenfalls in entsprechender Weise ihre Zellen, bleibt aber einschichtig. (Vergl. Anmerkung 1, p. 30.) Die Zellen des centralen Stranges der Köpfehenhaare theilen sich grösstentheils nur durch Querwände. Bei den kleinen Stacheln des Blattes betheiligen sich bloss 2—3, bei den viel grösseren des Stengels nicht selten 4—5 und noch mehr Schichten des unter der Oberhaut liegenden Gewebes, jedoch stets in der Weise,. dass die erste Schichte weitaus den grössten, die successive tieferen einen immer geringer werdenden Antheil bei Bildung der centralen Gewebemasse nehmen. In Fig. 11 haben sich erst einige Zellen der zweiten Schichte getheilt, in Fig. 10 sind bereits 2—3 Schichten ausgewach- sen. — Der centrale Gewebestrang der Köpfchenhaare wird in der Regel bloss durch radial auswachsende Zellen der unmittelbar unter der Epidermis liegenden Schichte gebildet. Nur bei sehr kräftigen Exemplaren findet noch eine Betheiligung der zweiten Schichte statt. Die definitive Länge erreichen Stacheln wie Köpfehenhaare durch die schliessliche Streckung ihrer Zellen. Sie beginnt an der Spitze des Stachels bereits zu einer Zeit, wo dessen mittlere und untere Partie noch in lebhaftester Theilung begriffen ist und schreitet basipetal fort (Fig. 10). Die Zellen der Rindenschichte behalten ihre Theilungsfähigkeit viel länger bei, als jene des inneren Gewebes, wesshalb sie auch am ausgewachsenen Stachel ziemlich kurz, an dessen Basis sogar isodiametrisch sind. Der Querschnitt durch den Grund ganz junger Stacheln ist kreisförmig; er wird jedoch später durch die bedeutende Streckung des Internodiums in die Länge gezogen (Fig. 12). Die secer- nirenden Köpfehenhaare erreichen ihre Ausbildung grösstentheils schon in der Knospe, und gehen mit zuneh- mendem Alter ihrer Tragorgane zu Grunde; vollkommen ausgewachsene Stacheln findet man jedoch erst an weit vom Vegetationsscheitel des Sprosses entfernten Internodien. Beide Triehomformen besitzen in ihrer Ju- gend eine gegen die Spitze des Tragorganes geneigte Lage (Fig. 9 und 10), richten sich jedoch später durch stärkeres Längenwachsthum an ihrer zenithwärts gekehrten Seite auf, wobei die Stacheln sogar ihre Spitze nach abwärts krümmen. Die Zellen des centralen Gewebes der Drüsen und Stacheln führen bis zu ihrem allmählig erfolgenden Absterben ziemlich reichlich Chlorophyll, sind somit selbstassimilirende Organe‘). Der rothe Farbstoff in den Oberhautzellen fehlt den Jugendstadien und erscheint erst relativ spät. Fasst man das über die Entwicklungsgeschichte unserer beiden Triehomgebilde Gesagte zusammen, so ergibt sich folgendes: Die Stacheln sind konische Protuberanzen der 2—5 äussersten Schichten des Blatt- stiel- oder Stengelparenchyms, überzogen von der fortlaufenden Epidermis des Tragorganes’); — die Drü- 1) Hierin dürfte vielleicht ein Theil ihrer noch nicht enträthselten physiologischen Bedeutung für das Leben der Pflanze beruhen; sie vergrössern die assimilirende Pflanzenoberfläche. 2) Bischoff fasst bereits in seinem „Handbuche der botanischen Terminologie“ (Nürnberg. 1830, I. Bd.) das Wesen des Stachels ganz richtig auf, indem er p. 560 sagt: „Der Stachel besteht aus Rindensubstanz, mit der Oberhaut der Pflanze überkleidet“. — Hofmeister scheint nach den auf p. 544 seiner Allgem. Morphologie angeführten Erörterun- gen sich der Ansicht hinzuneigen, dass die Anlage der Stacheln durch gesteigertes Flächenwachsthum der freien Aussenwände einer Gruppe von Oberhautzellen eingeleitet werde, dass diese daher beim Aufbaue unserer Trichome nicht nur als blosser Überzug, sondern in viel bedeutenderem Masse betheiligt seien. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Triehomgebilde. 39 senhaare sind mehr oder minder eylindrische Protuberanzen von 1—2 Parenchymschiehten, ebenfalls mit der Oberhaut des Tragorganes überzogen, deren obere Zellen aber allseitig radial gestreckt eine köpfchen- förmige Anschwellung bilden. Wahrscheinlich dürften sich die unter den Namen Warzen, Tuberkeln, Höcker etc. bekannten Ge- bilde, wie man sie besonders häufig an den Früchten vieler Gewächse, z. B. zahlreicher Euphorbra-Arten, dem sogenannten Warzenkürbis, der Melone u. s. w. antrifft, in ihrer Entwicklung zunächst den Rosen- stacheln anschliessen, zu welehen sie auch von Unger (Grundlinien) gezählt werden. Peridermbildung. Alte Stacheln sind durch eine Peridermlage vom unterliegenden Stengelparenchym getrennt. Sie erscheint besonders deutlich auf radialen Längsschnitten durch die Stachelbasis, wo sie als schmaler, dunkelbrauner Streifen den Stachel vom Stengelgewebe scharf abgrenzt. Ihre Bildung beginnt gleichzeitig an der ganzen Peripherie der Stachelbasis und schreitet suecessive nach innen vor, bis sie zu- letzt eine ebene continuirliche Lamelle darstellt. Die Neubildung der Korkzellen geht auch auf den Stengel bezogen in centripetaler Folge vor sich. Obwohl sich das Periderm bei RZ. Bourbon schon im ersten Sommer bildet (Mitte Juni 1869 beobachtet), fallen die Stacheln oft erst im vierten bis fünften Jahre ab. Bei den DrüsenlMaren und den Stacheln des Blattes tritt keine Peridermbildung auf. 3. Schliesslich erwähne ich noch der Wollhaare, welche vorzüglich an der Spitze der jungen Fieder- blättehen und am Rande der Stipeln vorkommen. Sie bestehen entweder nur aus einer einzigen langen, spitz auslaufenden Zelle, oder es sind deren mehrere zu einem Zellfaden vereint. Man findet sie sowohl diek- als dünnwandig. Das erste Auftreten dieser Triehome fällt bereits in die früheste Jugend ihrer Tragorgane, auf denen sie als einfache Papillen bemerkbar werden. Ihre volle Ausbildung erreichen sie schon frühzeitig in der Knospe, deren passiven Schutz sie übernehmen. Bald nach Entfaltung der Blätter gehen sie verloren. I. Schlussbemerkungen. 1. Zeitund Ort desersten Auftretens der Triehome. — Nach Hofmeister (Allgem. Morpho- logie pag. 411) ordnen sich alle am terminalen Vegetationspunkte einer Achse hervortretehden Sprossungen: Nebenachsen, Blatt- und Haargebilde, in Bezug auf Zeit und Ort des Sichtbarwerdens ihrem Range entspre- chend. Demnach sprossen die zeitigst auftretenden Haargebilde, als auf der niedersten Dignitätsstufe stehend, stets erst nach dem Hervorwachsen und unterhalb den Einfügungsstellen der jüngsten Blattanlagen aus der Achse hervor. Diese Anschauung fand ich zwar auch an allen von mir untersuchten Triehomen bestätigt, dass sie aber nieht als ausnahmslos giltiges Gesetz hingestellt werden darf, zeigen Pringsheim’s Unter- suchungen an Utrieularia'). Diese Pflanze besitzt nämlich an ihrem in die Länge gezogenen und sehr stark hakenförmig gekrümmten Vegetationskegel oberhalb des zuletzt gebildeten Blattes zweizellige, von einem einzelligen Stiele getragene Köpfchenhaare. Einen ähnlichen Fall bildet Hofmeister in seinen „verglei- chenden Untersuchungen“ auf Taf. XVI, Fig. 20 ab (Längsschnitt durch das Stammende von Niphobolus ru- pestris), wo ebenfalls bereits über der jüngsten Wedelanlage Spreublättchen aus dem Vegetationsscheitel her- vorsprossen, von denen einige schon weit vorgeschrittene Theilungszustände darstellen). In seinen späteren „Beiträgen zur Kenntniss der Gefässkryptogamen“ spricht er es jedoch (pag. 646) ganz ent- schieden aus, dass die Spreublättehen nie oberhalb der Ursprungsstelle des jüngsten Wedels auftreten. Zu bemerken ist noch, dass der Zeitpunkt, in welehem an Internodien und Blättern die ersten Trichome sichtbar werden, nieht nur bei verschiedenen Pflanzenarten, sondern häufig auch bei den verschiedenen Haarformen ein und derselben Pflanzenart merklichen Schwankungen unterliegt. Während beispielsweise die Scheiben- 1) Pringsheim: Zur Moıphologie d. Utrieularien. Monatsber. d. k.-Akad. d. Wiss. in Berlin; Febr. 1869. 2) Vergl. auch den Text p. 87. - Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXI. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. e 34 Joseph Rauter. haare von Hippuris vulgaris sehon an den Höckern des 3. bis 4. Blattquirls als kleine, halbkugelige Ober- hautpapillen bemerkbar sind, beginnen die Stacheln und Drüsenhaare der Rose erst an tieferen Gliederun- gen der Stammspitze sichtbar zu werden. Bei Dretamnus sprossen die Woll- und Köpfehenhaare frühzeitiger hervor, als die mützenförmigen Drüsenhaare. Die Spaltöffnungen werden im Allgemeinen später an- gelegt als die Haargebilde. So findet man z. B. an den noch in lebhafter Theilung begriffenen Basen der jun- gen Blätter des Tannenwedels die verschiedensten Entwicklungszustände der Scheibenhaare, aber noch keine Spur von Spaltöffnungen. Sehr instructiv in dieser Hinsicht sind auch die Fiederblättchen des Wedels von Aneimia fraxinıfolia. Zunächst dem fortwachsenden Rande erscheint ihre Unterseite nur mit Haaren besetzt, erst weiter nach innen zu werden die Anfänge der Spaltöffnungen sichtbar. Entstehungsfolge. — Hofmeister (l. e. pag. 545) spricht sich darüber folgender Massen aus: „Die Entstehungsfolge der Haargebilde richtet sich nach der Entwicklung des sie tragenden Pflanzentheiles, jedoch nicht mit solcher Strenge, dass die Haare in der Reihenfolge ihres Erscheinens genau nach der Rich- tung des fortschreitenden Wachsthumes des sie tragenden Blattes sich ordneten. Nicht selten sprossen zwi- schen bereits angelegten neue hervor“. Diese Ansicht Hofmeisters kann ich durch meine Beobachtungen voll- kommen bestätigen. Sehr auffallende Belege dafür liefern Hrppurzs (pag. 6, Anmerk. 2), Shepherdia, Correu (Taf. II, Fig. 1) u. s. w. 2. Anlegung der Haarmutterzelle. — Während es bei den Spaltöffnungen, wie Strassburger gezeigt‘), in der Regel nicht schwer ist, die Theilungsvorgänge zu verfolgen, durch welche die Speeialmutter- zelle der beiden Schliesszellen gebildet wird, ist dies bezüglich der Abschneidung der Haarmutterzelle bei weitem nicht immer der Fall. Letztere wird bereits zu einer Zeit angelegt, in welcher sich die Epidermiszellen noch aufs lebhafteste nach allen Richtungen der Ebene theilen und so ein Netzwerk mit vollkommen isodia- metrischen Maschen bilden. Die sehr früh eintretende Verschiebung der Zellwände macht es meist unmöglich, die Zusammengehörigkeit auch nur kleinerer Zellgruppen mit Sicherheit zu bestimmen. Ich bemühte mich bei mehreren Pflanzen (Hrppuris, Shepherdia, Correa, Hreracium) vergebens, etwas Bestimmtes über die bei An- legung der Haarmutterzelle stattfindenden Theilungen zu erfahren. An zwei Farnen, Anermia und Niphobolus?) gelang es mir jedoch die Entstehung der Haarmutterzelle zu beobachten. Bei Anevumia fraxinifolia wird sie durch eine, gleich anfangs stark gebogene, nicht selten sogar U-förmige Wand abgeschnitten, welche fast aus- nahmslos am vorderen, dem Rande der Fiederblättehen zugekehrten Theile der ziemlich isodiametrischen Oberhautzellen auftritt. Am Wedel von Nephobolus Lingua geschieht die Anlage der Mutterzelle der gestielten Sternhaare durch 1—3, ebenfalls meist bogenförmig verlaufende Wände, die sich ohne durchgreifende Ge- setzmässigkeit an einander ansetzen, wobei sie vielfach die Theilungen nachahmen, welche bei Begonia und den Crassulaceen die Spaltöffnungen anlegen. Ihre Entstehungsfolge lässt sich selbst an alten Stadien noch leicht erkennen?). 3. Weitere Ausbildung der Mutterzelle des Triehoms. — Selten kommt es vor, dass sich die Haarmutterzelle bereits zu einer Zeit, wo sie noch vollkommen in der Ebene der Epidermis liegt, durch eine oder mehrere Wände theilt (Staubfadenhaare der Centaureen (Taf. IV, Fig. 26 und 27), mützenförmige. Drüsenhaare von Dietamnus (Taf. V, Fig. 15); weitaus in den meisten Fällen stülpt sie sich früher durch ge- steigertes Flächenwachsthum ihrer freien Aussenwandung aus. Die so entstehende Papille nimmt entweder die ganze Breite der Oberhautzelle, oder nur einen Theil derselben ein, in welch letzterem Falle sie als Zellast aufzufassen ist. Manche Trichome bleiben Zeit Lebens auf einer so niederen Stufe der Entwicklung stehen, z. B. die Oberhautpapillen sammtartiger Blumenblätter und die meisten Narbenhaare. Verlängert sich die 1) Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Spaltöffnungen; Pringsh. Jahrb. Ba. V. 2) Vergl. Mittheilungen des naturwissensch. Vereines für Steiermark ; Graz 1870. Entwicklungsgang d. Spaltöffn. von Aneimia und Nephobolus. E 3) Nach Naegeli und Leitgeb (Entstehung u. Wachsthum d. Wurzeln; München 1867) geht die Abschneidung der Wurzelhaare bei Zyeopodium ganz gesetzmässig vor sich (p. 124, Tf. XVII, Fig. 3). Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 35 Papille zum eylindrischen oder konischen Schlauche, so entstehen die Formen der einzelligen Wurzel-, Woll- und Borstenhaare (XKibes Taf. II, Fig. 34 Wh; Azalea Taf, V, Fig. 18; Dietamnus Taf. VI, Fig. 1; Humulus Taf. VIO, Fig. 12; Urtica Taf. VIII, Fig. 26; Rosa), erweitert sie sich jedoch an ihrem oberen Ende, so werden einzellige Köpfehen- und Keulenhaare gebildet. Treten an der freien Aus- senwandung einzelliger Haare zwei oder mehrere Punkte mit gesteigertem Flächenwachsthume auf, so entste- hen oft vielfach verzweigte Formen, deren ganzes Verzweigungsystem jedoch von einem continuirlichen Lumen durchzogen ist. r Die anfängliche, papillöse Ausbuchtung der Haarmutterzelle kann sich auch durch eine Querwand tren- nen, das Trichom besteht dann aus zwei Zellen, einer in der Epidermis steckenden Basal- und einer freien Haarzelle (Unterseite des Wedels von Anermza frawinrfolia). Letztere kann sich aber noch fernerhin unter fortwährender Begünstigung ihrer ursprünglich eingeschlagenen Wachsthumsrichtung durch Querwände glie- dern, welche entweder nur in aeropetaler Folge (Lamium Taf.l, Fig. 1—5) oder auch interealar auftreten (nach Weiss z, B. beiden Blumenblatthaaren von Oxeurbita Pepo). Auf diese Weise entstehen Zellreihen von sehr wechselnder Anzahl der Elemente (bei den Borstenhaaren von Zamium album gewöhnlich nur 3—4, bei den Blumenblatthaaren von Oxeurbita Pepo jedoch bis 50 und noch mehr). Sind sämmtliche, übereinander gestellten Glieder einer solchen Zellreihe von eylindrischer Gestalt, so hat man es mit eigentlichen Faden- haaren zu thun (der Filzüberzug vieler Pflanzen wird durch sie gebildet), — schwellen jedoch die einzelnen Zellen tonnenförmig an, so entstehen die sogenannten Rosenkranzhaare (an den Staubfäden von Tra- descantia). Erhält das Triehom die Form eines schlanken Kegels mit mehr oder minder scharf zugespitz- ter Endzelle, so spricht man von konischen Gliederhaaren (Lamium alb. Taf. I, Fig.5; Veronica agrest. Taf. I, Fig. 20); dabei ist manchmal die Aussenwand ober- und unterhalb der Querwände gelenk- artig aufgetrieben, sie heissen dann Knoten- oder Knöchelhaare (z.B. bei Lamium alb. Taf. I, Fig. 7). Zuweilen bilden die Gliederzellen seitliche Sprossungen höherer Ordnung; dadurch entstehen baumartig verzweigte Gebilde mit quirlig oder abwechselnd gestellten Ästen (quirlig z. B. bei den Filzhaaren von Verbascum Thapsus, abwechselnd bei den Filamenthaaren von Necandra physaloides, nach Weiss). Die Verästelungen treten entweder als blosse Ausstülpungen der Fadenzellen auf (FLeracium Prlosella Taf. IV, Fig. 25), oder sind von diesen durch Querwände abgeschnitten (Verbascum Thapsus). In manchen Fällen können sie sich selbst wieder gliedern, und sogar Abzweigungen noch höherer Ordnung treiben (Nicandra ‚physalo:ides). Eine ganz besondere Ausbildung erfährt sehr häufig die Endzelle des Gliederfadens. So schwillt sie bei vielen Drüsenhaaren kugelig oder keulenförmig an (Eehrum Taf. VII, Fig. 1—3). Die starke Verfilzung, welche am Haarüberzuge mancher Pflanzen zu beobachten ist, hat vielfach ihren Grund in der eigenthümlichen Gestalt der Endzelle, welche nicht selten einen vielzackigen Stern (Niphobolus Lingua), oder eine horizontal gestellte Weberschütze, oder ein lateinisches T mit schr langen und gesehlängelten Quer- balken nachahmt (Artemisia Absinthium). Der Wollüberzug bei Hieracrum Prlosella wird gebildet dureh kurze Gliederhaare, deren zwei oberste Zellen an ihren freien Seitenwandungen’ in je 4—6 schlauchartige Aus- stülpungen sternförmig auswachsen (Taf. IV, Fig. 25). Die Haarmutterzelle kann sich auch in der Weise entwickeln, dass das ganze Trichom, oder wenigstens ein Theil desselben ein flächen- oder körperartiges Gebilde darstellt. Häufig findet man, dass sich die Elemente einer Zellreihe durch Längswände fächern. Bei den Borstenhaaren von Lamium album und den Wollhaaren von Veronica agrestis wird die Basalzelle in vielen Fällen bauchig und theilt sich sowohl durch Längs- als auch Querwände, wodurch eine Art Piedestal entsteht, welches den aus Gliederzellen aufgebauten, oberen Haartheil trägt (Taf. I, Fig. 7 und 21). Viele Gliederhaare geben im weiteren Verlaufe ihrer Entwicklung die bisher eingehaltene Wachsthumsriehtung auf, die Scheitelzelle gestaltet sich unter fort- währenden Theilungen entweder nur in einer Ebene oder nach allen Richtungen des Raumes zu einem sphae- roidischen Zellkörper um, oder wächst in eine horizontale, im Mittelpunkte der Unterseite an den Stiel angeheftete Zellfläche (Hippur:s Taf. I, Fig. 33), oder in einen vertical gestellten Fächer aus (Hrppu- ris Taf. I, Fig. 41). Dadurch entstehen jene typischen Formen der Köpfehen-, Scheiben- und Fächer- e* 36 Joseph Rauter. haare, deren Stiel nur aus einer einzıgen Zellreihe aufgebaut ist. Im einfachsten Falle besteht das Köpf- chen bloss aus zwei nebeneinanderliegenden (Veronica Taf. I, Fig. 26) oder aus vier quadrantisch gestellten Zellen ( Urtrca Taf. IX, Fig.5). Complieirter wird sein Bau, wenn sich die Quadranten noch in Octanten u.s. w. zerlegen (Lamium Taf. I, Fig. 13). Die Zellen des Köpfchens liegen entweder in einfacher Schicht (Zamzum, Urtica), oder in mehreren Lagen über einander (Malva sylvestris Taf. VII, Fig. 18, 20 und Dietamnus Taf. VI, Fig. 15), oder strahlen nach allen Seiten hin aus. Die Scheibe, welche als ein von obenher stark zusam- mengedrücktes Köpfchen angesehen werden kann, ist in der Regel aus zahlreichen, in einer Ebene radial angeordneten Zellen gebildet (Hrppur.s Taf. I, Fig. 33), die entweder sämmtlich den Rand der Scheibe errei- chen, oder zum Theile nur ihrer inneren Fläche angehören. Die zuletzt betrachteten Trichomformen bestanden wenigstens auf einer gewissen Entwicklungsstufe nur aus einer einfachen Zellreihe. Es gibt aber auch Haargebilde, deren Mutterzelle allsogleich in eine Zellflä- che oder einen Zellkörper auswächst. Die wesentlichsten Verschiedenheiten, welche dabei stattfinden, mögen durch einige Beispiele, welche dem speciellen Theile vorliegender Arbeit entnommen sind, veranschaulicht werden. Bei den Schildhaaren von Shepherdia (Taf. II, Fig. 1—5) wächst die Mutterzelle allso- gleich scheibenförmig aus, und theilt sich unter fortwährender Zunahme ihres Umfanges, durch Wände, die senkrecht zur Oberfläche des Tragorganes stehen, in eine grosse Anzahl (bis 150) strahlig angeordnete Rand- zellen, die anfangs nur eine einzige Lage bilden. Sind die Theilungen durch radiale Längswände vollendet, so bilden sich Querwände, welche die Schildmitte mehrschichtig machen. Auf diese Weise entsteht aus der ursprünglichen Zellfläche ein Zellkörper. Bei den pappusähnlichen Haaren von Hieracium auran- tiacum und Azalea Undrca zerfällt die Mutterzelle des Trichoms, ohne sich vorerst merklich über die Oberfläche des Tragorganes herauszuwölben, durch eine auf diese senkrechte Wand in zwei nebeneinander liegende Tochterzellen. Beide fungiren nun gleichwerthig als Scheitelzellen und schneiden durch meist schief zur Längsachse des Haares geneigte Wände je eine Reihe von Gliederzellen ab. Zu dieser Zeit kann man also das Trichom als ein System zweier, ihrer ganzen Länge nach mit einander verwachsener Zellfäden auffassen. Das Endresultat der noch sehr zahlreichen, vorwiegend durch Längswände ausgeführten inter- calaren Theilungen ist die Bildung eines langgestreckten sich nach obenhin verjüngenden Gewebekörpers mit rundlichem oder elliptischem Querschnitte. Ganz übereinstimmend mit den pappusähnlichen Haaren ent- wickeln sich auch die Drüsenhaare der beiden obgenannten Pflanzen, nur dass auf einer gewissen Entwick- lungsstufe die Zellen ihres oberen Endes sich in radialer Richtung strecken, und bei Hreracium eine Köpf- chen-, bei Azalea eine keulenförmige Anschwellung bilden‘). Die Köpfehenhaare von Correa (zum Theile auch jene von Krdes sangurneum), beginnen ihre Entwicklung damit, dass eine Epidermiszelle papillös auswächst und sich durch kreuzweis gestellte Längswände in vier Quadranten zerlegt. Jeder von diesen zerfällt durch fernere Theilungen in eine unbestimmte Anzahl von Zellen, die in einer Reihe über ein- ander liegen. Das obere Ende des jungen Trichoms schwillt zu einen Köpfchen an, dessen Elemente sich durch nach allen Richtungen radial ausstrahlende Wände theilen und schliesslich in konische Schläuche auswach- sen. Bei den Drüsenhaaren der Inflorescenz von Drctamnus bildet sich die Haarmutterzelle zu einem massigen Zellkörper aus, der annähernd die Form einer Zipfelmütze besitzt, und wenigstens in der Jugend mit breiter Basis der Oberhaut eingesenkt ist. Fälle, wo ein Trichom durch eine zwei- oder drei- schneidige Scheitelzelle wächst, sind nur bei Antheridien und Archegonien der Laubmoose bekannt’). 1) Vergl. damit auch den Aufbau der Scheiben- und Köpfchenhaare des Hopfens (Taf. VIII, Fig. 2—19). 2) Vid. Hofmeister: Vergl. Untersuchungen. — Dass übrigens die bisher gang und gebe Ansicht, als wären die Ge- schlechtsorgane der Laubmoose in morphologischer Beziehung den Trichomgebilden beizuzählen, nicht allgemeine Giltigkeit hat, zeigen Leitgeb’s Untersuchungen an Fontinalis antipyretica (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien; I. Abth. Dec.-Heft 1868) und an Sphagnum (ibid. I. Abth. März-Heft 1869). Bei Fontnals ist das erste An- theridium eines Sprosses die unmittelbare Verlängerung der Scheitelzelle desselben; die nächsten entstehen durch Aus- wachsen der Segmente; erst die später auftretenden zeigen den Charakter von Trichomen. — Bei Sphagnum ist die Mutterzelle der Antheridien mit jener der Aste, was die Entstehung aus den Segmenten betrifft, vollkommen gleich- : werthig. Das erste Archegonium entwickelt sich direet aus der Astscheitelzelle. _ Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 37 Dies wären in den wesentlichsten Zügen die verschiedenen Theilungsvorgänge, welche die Haarmutter- zelle im Verlaufe ihrer Entwicklung erfahren kann. Zu bemerken ist noch, dass die Lage, Aufeinander- folge und Zahl der Wände oft ganz auffallenden Schwankungen unterliegen. Schon die allerersten Theilungs- schritte der Haarmutterzelle zeigen vielfach die grösste Inconstanz ; als Belege dafür dienen die Köpfchen- haare von Correa und Ribes, die mützen- und köpfehenförmigen Drüsenhaare des Diptams. Dass die Anzahl ‘der Zellen bei verschiedenen Individuen einer und derselben Triehomform eine sehr wechselnde sein kann, dafür bieten die Köpfehenhaare von MHeracium, die Keulenhaare der Azalea, ganz besonders aber die Bor- stenhaare von Lamium album die treftendsten Beispiele. Unter den fertigen Stadien der letzteren findet mau alle möglichen Übergänge vom einzelligen bis zum eomplieirten Baue, so dass man sich aus ihnen fast die ganze Entwicklungsgeschichte ergänzen kann. 4. Betheiligung des Stengel- und Blattparenehyms beim Aufbaue der Triehome. — Es gibt eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Haargebilden, bei deren Aufbaue sich auch das unter der Oberhaut liegende Parenchym und die den Haargrund umschliessenden Epidermiszellen betheiligen. Das Resultat davon ist die Entstehung eines höckerförmigen, konischen oder eylindrischen Gewebekörpers von sehr verschiedenen Dimensiönsverhältnissen, durch welchen das eigentliche, aus der Haarmutterzelle hervorgegangene Trichom mehr oder weniger über die Oberfläche des Tragorganes emporgehoben wird. Die erste Andeutung dieser Gewebeprotuberanzen fällt erst in eine Zeit, wo die Haarmutterzelle in ihrer Ausbildung bereits bedeutende Fortschritte gemacht (Echium Taf. VI, Fig. 17—20; Malva Taf. VU, Fig. 9—13; Humulus Taf. VI, Fig. 27—29; Urtica Taf. VIII, Fig. 20), und wo sich das Trichom entweder gar nicht mehr, oder nur noch in beschränktem Masse theilt (Correa Taf. IL,Fig. 22—25; Shepherdia Taf. II, Fig. 6 und 7). Sie sind daher als seeundäre Bildungen aufzufassen. Ihre Entwicklung beginnt damit, dass eine grössere oder kleinere Zell- gruppe (bei Correa oft nur eine einzige Zelle) der unmittelbar unter dem Haargrunde liegenden Schiehte des Stengel- oder Blattparenchyms sich in radialer Richtung streckt. Im weiteren Verlaufe theilen sich diese Zel- len, und zwar entweder nur durch Quer-, auf das Tragorgan bezogen tangentale Längswände (Shepherdia, Correa), oder durch nach allen Richtungen geneigte Wände, welche ohne durchgreifende Gesetzmässigkeit auftreten (Humulus, Urtica). Im ersteren Falle erhält die Protuberanz die Gestalt eines nicht selten sehr schlan- ken Cylinders (die Stiele der Schülferhaare bei Shepherdia und eines Theiles der Köpfehenhaare von Cor- rea), im letzteren jedoch meist die Form eines stumpf-konischen Zapfens, dessen Basis noch dadurch verbrei- tert wird, dass das radiale Auswachsen, von der ursprünglichen Zellgruppe der ersten Parenehymschiehte als Mittelpunkt ausgehend, immer weiter um sich greift, und zwar mit in strahlender Richtung abnehmen- der Intensität (Malva, Humulus, Urtiea). Bei Bildung der Protuberanz betheiligt sich entweder nur die unmittelbar unter der Oberhaut liegende Gewebeschicht (Shepherdia, Correa), oder es werden ihrer mehrere, gewöhnlich 2—3 in Verwendung gezogen, jedoch stets in der Weise, dass die oberste Schichte weitaus den grössten, die suceessive tieferen einen immer geringer werdenden Antheil nehmen (Humulus, Unrtica, Dipsacus). Während dieser localen Wachsthumsvorgänge im unterliegenden Parenchyme bleiben auch die Epidermiszellen, welehe die Haarbasis umlagern, nicht unthätig. Sie zeigen ein gesteigertes Flächenwachs- thum, entsprechend der Volumzunahme des centralen Gewebekörpers, den sie als continuirliche Oberhaut überziehen. Diese bleibt für gewöhnlich einschichtig (Shepherdia, Correa, Ribes, Echium, Humulus), bei manchen Triehomen theilt sie sich jedoch durch tangentiale Wände und trägt so zum Diekenwachsthume des Zellhöckers bei (Brennhaare von Urtica dioica, manche Borsten- und Büschelhare von Malva syl- vestris). Wachsthum und Vermehrung der Zellen sehreitet sowohl in der centralen :Gewebemasse, als auch in der sie umhüllenden Hautschicht basipetal fort. Beim Aufbaue mancher Triehomformen ist con- stant eine Betheiligung des Stengel- oder Blattparenchyms zu beobachten, so bei den Brennhaaren der Nes- sel, den Klimmhaaren des Hopfens und bei’der Stielbildung der Schilfern von Shepherdia'); bei anderen 1) Diese Stielbildung erhält noch dadurch ein ganz besonderes Interesse, als dabei der obere, schildförmige Theil des Triehoms, welcher anfangs zwischen den Oberhautzellen eingekeilt ist, nach und nach vollkommen ausgestülpt wird. 38 | Joseph Rauter. hingegen ist eine solche bald vorhanden, bald fehlt sie, z. B. bei den Borstenhaaren von Echdum, Malva und Urtica. Instructiv sind in dieser Beziehung auch die Köpfehenhaare von Corre« und ZRrbes, deren Stiel entweder nur das Product der Haarmutterzelle, oder nur des unterliegenden Gewebes und der den Haar- grund zunächst umschliessenden Epidermiszellen, oder endlich das Product von allen dreien sein kann. In vielen Fällen ist der Beitrag, den das unterliegende Parenchym zur Vergrösserung des Trichomes liefert, ver- schwindend klein und fast ganz zu vernachlässigen (pappusähnliche Haare von Hheracium und Azalea, viele Borstenhaare von Eehium, Malva und Urtica); in anderen Fällen hinwiederum ist er ein sehr bedeutender und bedingt wesentlich die Form und Massigkeit des Haargebildes (Brennhaare von Urtica, Klimmhaare von Humulus, manche Borsten- und Büschelhaare von Malva). Alle bis jetzt besprochenen Trichome, selbst jene nicht ausgenommen, deren Hauptmasse dureh das Sten- gel- oder Blattparenchym gebildet wird, bestehen wenigstens in ihrer frühesten Jugend nur aus einer einzigen Oberhautzelle, welche sich primär bei ihrem Aufbaue betheiligt, d. h. die Entwicklung derselben einleitet, und, wie beispielsweise bei den Brennhaaren von Urtzez und den Klimmhaaren des Hopfens, fortan an ihrer Spitze steht. In den Stacheln und Köpfchenhaaren der Rosa Bourbon, und wahrscheinlich auch der übrigen Rosen, begegnen uns jedoch Trichomgebilde, deren Anlage nicht mehr von der Oberhaut ausgeht, son- dern wo eine Zellgruppe der unmittelbar unter ihr gelegenen Gewebeschicht die Initiative ergreift, und unter fortwährender Theilung in radialer Richtung auswächst (Taf. IX, Fig. 9—21). Die Epidermis betheiligt sich dabei nur in so ferne, als sie durch gesteigertes Flächenwachsthum dem Ausdehnungsbestreben des sieh unter ihr bildenden Gewebekegels Folge leistet. Die Stacheln bei Rosa Bourbon stellen schliesslich konische Protuberanzen der 2—5 äussersten Lagen des Blattstiel- oder Stengelparenchyms dar, welche von der fort- laufenden, einschichtig bleibenden Epidermis des Tragorganes überzogen sind. Ganz übereinstimmend ver- halten sich auch die Drüsenhaare, nur dass sich bloss 1—2 Parenchymschichten betheiligen, und die Epider- miszellen des Gipfels allseitig radial gestreckt eine köpfehenförmige Anschwellung bilden. Diese Organe sind, als nicht mehr aus der Oberhaut ihren Ursprung nehmend, keine eigentlichen Trichome mehr, sondern bilden bereits Übergänge zu den Blattgebilden, mit deren jüng- sten Zuständen sie, abgesehen von der Regellosigkeit der Entstehungsfolge, grosse Ähnlichkeit besitzen'). Ich rechne sie jedoch, wie bisher gebräuchlich, zu den Trichomen, unter denen sie einen wohl charakterisirten Formenkreis bilden und die höchste Rangstufe einnehmen. Ein ähnlicher Entwicklungsgang dürfte auch den Stacheln noch manch anderer Gewächse, sowie den als Warzen und Tuberkeln bekannten Auswüchsen des Pflanzenkörpers zu Grunde liegen. 5. Nach Dem, was bisher über die Entwicklungsgeschichte der Trichomgebilde bekannt ist, liesse sich etwa folgende Uebersicht ihrer morphologischen Grundtypen aufstellen: A)Die Anlage des Triehoms geht von einer Zelle der Oberhaut, der sogenannten Haarmutterzelle aus. I. Das fertige Haargebilde ist nur Produet dieser Mutterzelle und besteht: 1. bloss aus einer einzigen Zelle (Wollhaare von Rrdes, Dietamnus und Rosa; Borsten- haare von Azalea und Humulus). 2. aus einer einfachen oder verzweigten Zellreihe. (Ein Theil der Gliederhaare von Ä Lamium album und Veronica agrestrs, die Faden- und Sternhaare bei Hier acıum aurantiacum und H. Pilosella, die Drüsenhaare von He hlium vlolaceum.) Ahnlich verhalten sich auch jene Köpfehenhaare von Correa und Zibes, wo das unterliegende Gewebe in die Bildung des Stieles eingeht. — Gerade das Gegentheil des Ausstülpens kommt bei den Brennhaaren von Urtea und den Klimm- haaren von Humulus vor, indem sich die grosse Endzelle an ihrem Grunde streekt und die anliegenden Epidermis- zellen bis zu einer beträchtlichen Höhe mit emporzieht. 1) Vergl. Hanstein: Die Scheitelgruppe im Vegetationsp. der Phanerogamen, p. 120, Taf. IH, Fig. 42. Zur Entwieklungsgeschichte einiger Trrichomgebilde. 39 3. aus einer Zellfläche, die sich zu einer horizontalen Scheibe oder einem vertieal gestellten Fächer ausbreitet (H’ppurzs »ulg.); oder die Form eines einschichtigen Köpfehens besitzt (Drüsenhaare von Veronvca agrestis, Lamium album und Urtica diorca). Bei allen diesen Trichomen entsteht die Zellfläche aus dem obersten Elemente einer kurzen Zellreihe. 4. aus einem Zellkörper. Seine Entwicklung kann beginnen: a) aus den Zellen eines Gliederfadens, und zwar entweder nur aus der Gipfel- oder was seltener ist, aus der Basalzelle (Borstenhaare von Lamium album), oder aus mehreren zugleich (Köpfehenhaare von Malva sylvestr.s). Alle dergleichen Haargebilde stellen Combinationen von Zellreihen mit Zellkörpern dar. . Ö)aus einer Zellfläche, indem diese mehrschichtig wird. (Der obere schildförmige Theil der Schilferhaare von Shepherdia ferruginea). e)Die Haarmutterzelle gestaltet sieh schon mit den ersten Theilungs- schritten zueinen Zellkörper. Sie kann dabei zunächst zerfallen : «) Durch eine zur Oberfläche des Tragorganes senkrechte Wand in zwei nebereinander- liegende Tochterzellen, die sich allsogleich durch Querwände gliedern. (Pappusähnliche und Drüsenhaare bei Höieracr’um und Azalea, Blumenkronhaare von Bellvs peren- nes, scheiben- und köpfehenförmige Drüsenhaare des Hopfens.) £) Durch kreuzweise gestellte Längswände in vier Quadranten. (Köpfehenhaare von Correa und kibes sangurneum, mützenförmige Drüsenhaare von Dretamnus.) Als vermittelnd zwischen x und 3 können jene Köpfchenhaare von Ribes sangu:- neum gelten, wo sich die Haarmutterzelle durch zwei meist etwas bogenförmig nach auf- und auswärts verlaufende Wände in 3 Zellen zerlegt, welche in der medianen Längsachse des jungen Trichoms zusammenstossen. II. Beim Aufbaue des Trichoms betheiligen sich auch secundär das unter der Oberhaut liegende Stengel- und Blattparenchym, sowie die den Haargrund umschliessenden Epidermiszellen. Diese Betheiligung kann sein: | l. unwesentlich, d.h. sie ist bei ein und derselben Trichomform einer Pflanze das eine Mal zu beobachten, das andere Mal nicht. (Borstenhaare von Echium vrolaceum, Malva syl- vestris, Urtica drovrca, Köpfehenhaare von Ribes und Correa.) 2. wesentlich, d.h. constant vorhanden (Klimmhaare des Hopfens, Brennhaare von Urtreca, Borstenhaare von Dipsacus, Schilfern bei Shepherdia). B) Die Entwieklung des Trichoms geht nieht mehr von der Oberhaut, sondern vom unterliegenden Gewebe aus. (Stacheln und Köpfchenhaare der Rosa Bourbon.) Nach Dem was vorher über die oft bedeutenden Schwankungen in den Theilungsvorgängen der Haar- mutterzelle, sowie über die nicht selten zu beobachtende Inconstanz der Antheilnahme des Stengel- oder Blattparenchyms gesagt wurde, ist es von vorne herein klar, dass obige Zusammenstellung der mannigfachen Verschiedenheiten, die uns im Entwicklungsgange der Triehomgebilde begegnen, durchaus nicht als Versuch einer strieten Eintheilung derselben gelten kann. 6. Übergänge zwischen Trichomen und den Organen höherer Ordnung. — Sowie es unmöglich ist, zwischen Stengel- und Blattorganen eine scharfe und für alle Fälle giltige Grenzlinie zu ziehen, eben so wenig kann dies auch zwischen diesen und den Trichomen geschehen. Alle Merkmale, durch welche man die Haargebilde zu charakterisiren sucht, sind nur von relativem Werthe; sie treffen zwar in der grössten Anzahl der Fälle zu, entbehren jedoch der absoluten Allgemeinheit. So kann die Bezeichnung der Haare als Auswüchse von Epidermiszellen nur für die Gefäss- und jene Zellpflanzen gelten, bei welchen es zur Differenzirung einer oberflächlichen Hautschiehte kommt. Es gibt aber auch eine Reihe von Thallompflan- zen, die bloss aus einer Zellfläche bestehen und nichts desto weniger unzweifelhafte Trichome entwickeln. Derartige Gebilde sind z. B. die Wurzelhaare an den Vorkeimen der Farne und Schachtelhalme. Ob auch ge- . 40 Joseph Rauter. wisse Sprossungen an Pflanzen, die bloss aus einer Zellreihe bestehen, wie zZ. B. die Berindungsfasern bei Batrachospermum, sowie jene der Cystocarpien bei den Florideen, die Börstchen der Ooleochaeten, die papillösen Auswüchse an der Haftscheibe von Oedogonzum u. s. w. als Haare, oder als Organe höherer Ordnung aufgefasst werden sollen, bleibt der jeweiligen Übereinkunft anheimgestellt. Dass sogar bei Ge- fässpflanzen die Triehome nicht immer aus der Oberhaut ihren Ursprung nehmen, beweisen die Stacheln und Köpfehenhaare der Rosa Bourbon. Die Entstehungsfolge, sowie das Stellungsverhältniss der Haargebilde unter emander kann ebenfalls nicht zu ihrer allgemeinen Charakterisirung benützt werden. In der Regel ent- stehen sie zwar in keiner bestimmten Reihenfolge, und sind über die Oberfläche des Tragorganes ganz regellos zerstreut; doch gibt es Fälle, wo sie in akropetaler Folge hervorsprossen und ein bestimmtes Stel- lungsgesetz zeigen‘). Dass es aber auch, abgesehen von den Adventivsprossen, Stengelgebilde gibt, welche bezüglich des Ortes ihres Ursprungs und bezüglich ihrer gegenseitigen Lage bedeutende Unregelmäs- sigkeiten zeigen, dafür liefert Utrieularia einen Beleg®). Dass die äussere Form, der anatomische Bau (z. B. das Vorhandensein oder Fehlen von Gefässbündeln) und die physiologische Function eines Organes eben- falls nicht massgebend sein kann für seine Deutung als Stengel, Blatt oder Trichom, zeigt Hofmeister in seiner allgemeinen Morphologie (pag. 415) °). 7. Lebensdauer und endliches Schicksal der Triehome. Die Haargebilde wachsen viel ra- scher und erreichen viel früher ihre volle Ausbildung, als die Internodien und Blätter, denen sie entsprossen. Sehr auffallende Beispiele dafür liefern die Schildhaare der Shepherdia ferruginea (Taf. II, Fig. 12) und die Köpfchenhaare der Correa-Arten. Dafür aber leben sie auch viel rascher, ihre Zellen büssen früher den Inhalt ein, an dessen Stelle dann sehr häufig Luft tritt, sie collabiren, wenn sie dünnwandig sind und bräunen nicht selten ihre Membranen. Sie bleiben entweder in diesem Zustande, gleichsam als todte Organe noch längere Zeit an ihrem Mutterorganismus, ja gehen in vielen Fällen erst mit diesem zu Grunde (pappusähnliche Haare an den Blättern von Azalea und den Hieracien), oder verlieren sich schon während oder bald nach der Ent- faltung der Knospe (die meisten Drüsenhaare, der Wollüberzug an den Blättern vieler Laubbäume u. s. w.). Interessant ist, dass die Blätter mancher Pflanzen nur das Haarkleid ihrer Oberseite abwerfen, während sie es an der Unterseite Zeit Lebens beibehalten (Correa, Shepherdia). Das Verschwinden der Trichome ist nicht immer den von aussen her auf sie schädlich einwirkenden Agentien zuzusehreiben, sondern kann auch von Seite der Pflanze ausgehen, also auf einem inneren Grunde beruhen, wie dies beispielsweise bei den Schülferhaaren von Shepherdia ferruginea der Fall ist. Hier geschieht das Abwerfen in der Weise, dass sich die Querwand spaltet, welehe den schildförmigen Theil des Haares vom Stiele trennt. Es gibt aber auch Fälle, wo sich die Pflanze durch Bildung einer Peridermlamelle am Grunde der Trichome zum Abwerfen der- selben vorbereitet. So werden die Stacheln der Rosen in ganz ähnlicher Weise, wie die Blätter unserer Laubbäume und Sträucher, vor ihrem Falle durch eine Peridermschichte vom Stengelgewebe abgeschnitten. 1) So beobachtete Hofmeister (Allgem. Morphologie, p. 544), dass die Spreuschuppen an den Stämmen mancher Far- renkräuter, z. B. des Polypodium aureum, des Niphobolus Lingua ziemlich deutlich in schrägen Reihen (an Stämmen von Niph. Lingua nach der Diverg. 5/,,) angeordnet sind. Ahnliches fand er noch bei den vielzelligen Haaren, welche an den gebarteten Zris-Arten auf der Innenseite der drei zurückgeschlagenen Perigonalblätter stehen. ; 2), Pringsheim: Zur Morphologie d. Utrieularien. 3) Der durch Zwischenstufen vermittelte Übergang von den mützenförmigen Drüsenhaaren des Diptams zu seinen inne- ren Drüsen (siehe p. 21) beweist, dass auch nach dieser Seite hin eine scharfe Charakterisirung der Triehome nicht möglich ist. Sämmtliche Fi rung an. In allen F Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 41 IV. Erklärung der Tafeln. guren sind mit der Camera lucida gezeichnet; die in ( ) stehenden Zahlen geben die Vergrösse- iguren bezeichnet: Ein Pfeil die Richtung des Tragorganes von seinem Grunde zur Spitze i einen Intercellularraum ; gq eine Quadrantenwand; o eine Octantenwand. Figur 1—5 (320). » 6-7 (320). „8-9 (320). „ 10 (540). „ 11 (540). „ 12-13 (540). „ 14-16 (220). Figur17—19 (320). „20 (320). „ 21 (320). „ 2-23 (320). „ 24-26 (320). Figur 27—34 (250). n„ 35—36 (250). „ 37 (250). „38-40 (250). „ 41 (250). Lamium album L. (Text pag. 4). TAFEL I, FIGUR 1—16. Verschiedene Entwicklungszustände der Knotenhaare; Fig. 1—3 und Fig. 5 Blattlängsschnitte Fig. 4 ein Blattquerschnitt. Ausgewachsene Knotenhaare im medianen Längsschnitte am Querschnitte des Stengels. Querschnitte durch die Basis von Stengelhaaren. In Fig. 8 sieht man den Ansatz der benachbarten Oberhautzellen; der Querschnitt Fig. 9 ist etwas über der Epidermis geführt. Jugendstadien der Köpfchenhaare am Längsschnitt durch die Blumenkrone. Fertiges Köpfchenhaar. Unter der ursprünglichen, durch das Secret blasig ausgedehnten Cutieula (ec!) hat sich bereits eine zweite (ce?) gebildet, die so eben wieder aufgetrieben wird. Zwei Köpfehen im Querschnitte von oben gesehen; s in Fig. 13 der durchscheinende Stiel. Drüsenhaare der Filamente. Veronica agrestis L. (Text pag. 6). TAFEL I, FIGUR 17 —26. Entwicklungsgang der Wollhaare; Längsschnitte durch das Blatt. Die Epidermis des Stengels im Längsschnitte mit einem vielzelligen jungen Wollhaare. Medianer Längsschnitt durch die Basis eines erwachsenen Wollhaares; Querschnitt des Stengels. Querschnitte durch den Haargrund; in Fig. 22 noch in der Epidermis; in Fig. 23 unmittelbar über der- selben geführt. Entwicklungsgang der Köpfehenhaare (Blattoberseite). Hippuris vulgaris L. (Text pag. 6). TAFEL I, FIGUR 27—11. Verschiedene Entwicklungszustände der Scheibenhaare von oben gesehen; Fig. 31—33 körperlich aufgefasst; der punktirte Kreis in Fig. 32—34 bedeutet den durchscheinenden Stiel. Junge Scheibenhaare im medianen Längsschuitte;' Fig. 35 auf dem Längs-, Fig. 36 auf dem Querschnitte durch den Stengel. Querschnitt durch die Epidermis des Stengels mit der körperlichen Seitenansicht eines ausgewachsenen Scheibenhaares. Fächerhaare in ihrer Entwicklung. Tangentale Längsschnitte durch den Stengel an der Insertions- stelle des Blattes. Fertiges Fächerhaar. Denkschriften der mathem.-naturw. Ol). XXX1. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. f 42 Figur 42 (320). n 43—45 (540). Figur 1—2 (320). n n n 3 (320). 4 (320). 5 (320). 6—7 (320). 8 (320). 9 (320). 10—11 (320). 12 (50). Figur13—19 (320). 20—23 (320). 24 (320). 25 (320). 26 (320). 23 (320). 29 (320). Joseph Rauter. Shepherdia ferruginea Nut. (Text pag. 7). TAFEL I, FIGUR 42—45. Ein Stück des Schildrandes von der Fläche gesehen, um das zackige Auswachsen der strahlig an- geordneten Zellen desselben zu zeigen. Im Winkel zwischen je zwei Zacken ist die Cuticula (eut) stär- ker entwickelt. Tangentalschnitte senkrecht auf die Fläche des Schildes; Fig. 44 und 45 ganz nahe dem Rande des- selben, Fig. 43 etwas weiter nach innen zu. cut Cutieula, 7 und 2’ Zelllumina. TAFEL I, FIGUR 1—12. Die ersten Theilungsvorgänge in der Mutterzelle des Schildes von oben gesehen. A Ansicht eines jungen Schildes von oben; B derselbe von der Seite. Beide Figuren sind körperlich gezeichnet. Ein fertig getheilter Schild. Man erkennt trotz der zahlreichen Theilungen noch den Umfang der ein- zelnen Quadranten (g). Querschnitt durch die Blattunterseite mit einem jungen, etwa der Flächenansicht in Fig. 1 entsprechen- den Trichome im axilen Längsschnitte. Etwas ältere Schildhaare auf dem Längsschnitte der Blattunterseite. Die Wände » waren wegen ihres radialen Verlaufes nicht sehr deutlich und wurden daher nur durch punktirte Linien gegeben. Fig. 6 zeigt bereits den Beginn der Stielbildung, welche in Fig. 7 schon weitere Fortschritte ge- macht hat. Ein bis auf die Verdickung der Zellen ausgewachsenes Trichom; es zeigt die mehrschichtige Schildmitte. Längsschnitt durch die Unterseite des Blattes. Altes Schildhaar mit kräftig entwickeltem Stiele im axilen Längsschnitte. Die Zellen im oberen Theile des Stieles haben sich bereits verdiekt und gebräunt. Querschnitt der Blattoberseite. Stielquerschnitte. Querschnitt durch ein junges Blatt mit diehtem Schülferüberzuge; 37 Blatt, g Gefässbündel desselben, h ausgewachsene und zum Theile schon gebräunte Schildhaare, welche ihr junges Tragorgan nach Art der Knospenschuppen einhüllen. Correa virens Sw. (Text pag. 9). TAFEL I, FIGUR 13—355. Jugendstadien der Köpfehenhaare auf verschiedenen Entwicklungsstufen. Fig. 13—14 Längsschnitt, Fig. 15—16 Querschnitt durch die Oberseite des Laubblattes; Fig. 18 A und B Querschnitt durch ein Blumenblatt; Fig. 19 junges Trichom, etwa der Fig. 17 entsprechend, im Querschnitte von oben ge- sehen. Weitere Entwieklungszustände der Köpfehenhaare. Fig. 20 (Querschnitt durch die Blattunterseite) zeigt eine von der gewöhnlichen Norm etwas abweichende Theilungsweise. Fig. 21 Längsschnitt durch den Mittelnerv der Blattunterseite, Fig. 22 Querschnitt durch den Rand eines Laubblattes, od dessen Ober- seite. Fig. 23 radialer Längsschnitt des Stengels. Die beiden letzten Figuren veranschaulichen den Beginn der Stielbildung. Ein Köpfchen , dessen Zellen nach vollendeter Theilung mit ihren peripherischen Enden in konische Papillen auswachsen. Das Triehom ist körperlich gezeichnet und nur vorne etwas angeschnitten. ep Epi- dermis des Stengelquerschnittes. Zeigt den weiteren Verlauf der Stielbildung. Längsschnitt des Stengels. Axiler Längsschnitt eines sehr einfach gebauten Köpfehenhaares am Längsschnitte durch die Epider- mis der Blattunterseite. Die Zellen des Köpfchens sind abgestutzt. Ein altes, ziemlich eomplieirt gebautes Haargebilde im medianen Längsschnitte am Querschnitte durch den Mittelnerv der Blattunterseite. Der Stiel besitzt einen centralen Zellstrang. In der Entwicklung begriffener Stiel bei Einstellung auf seine Längsaxe. Längsschnitt der Blattober- seite. Ausgewachsener kegelförmiger Stiel im axilen Längsschnitte vom Querschnitte des Mittelners der Blatt- unterseite. Figur30 (320). „ 31 (320). 32—35 (320), Figur 1 (320). »„ 2-3 (820). Figur 4—S (540). » 9-10 (540). „» 11-13 (540). „ 14-17 (540). „ 18 (820). Figur 19—23 (320). „ 24-25 (820). „ 26 (320). » 27 (540). Ei DD nn (320). » 29 (320). Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 43 Fertiger Stiel bei medianer Einstellung vom Längsschnuitte der Blattunterseite. An seiner Basis befin- det sich ein grosser Intercellularraum (). Ein sehr einfach gebautes Trichom mit nur 4zelligen Köpfchen. Längsschnitt der Blattoberseite. Querschnitte durch vollkommen ausgebildete Stiele. TAFEL III, FIGUR 1—3. Querschnitt durch den Rand eines Blattes; od dessen Oberseite. 4 radialer Längsschnitt eines alten, ziemlich complieirt gebauten Köpfehenhaares; B und € so eben hervorsprossende Köpfchen- haare. Zwei Stiele ohne eentralen Zellstrang im Zusammenhange mit der abgezogenen Epidermis der Blatt- unterseite, und zwar in Fig. 2 auf die äussere, in Fig. 3 auf die innere Fläche derselben gesehen. Man erkennt aus der Coineidenz der Wände r und r' die Zusammengehörigkeit der Stielzellen mit den bereits in der Ebene der Epidermis gelegenen Zellen m. (Vergl. damit die Zelle m in Fig. 26 u. 31 Taf. II.) Correa rufa G- (Text pag. 9). TAFEL HI, FIGUR 4—18. Mediane Längsschnitte dureh verschiedene Jugendzustände der Köpfehenhaare. Fig. 4—6 vom Blatt-, Fig. 7 und S vom Stengellängsschnitte. Querschnitte durch den freien Theil von dergleichen jungen Triehomen. Die punktirten Wände in Fig. 10 sind unter spitzen Winkeln zur Längsachse des Haargebildes geneigt, wechseln daher bei verschieden tiefer Einstellung. Axile Längsschnitte durch den unteren Theil der Stiele, um die Entstehung des centralen Stranges aus der unmittelbar unter der Oberhaut liegenden Parenehymschichte zu zeigen. Fig. 11 vom Querschnitte des Stengels, Fig. 12 und 13 vom Längsschnitte des Blattes. In Fig. 13 haben die Stielzellen bereits mit ihrer Verdickung begonnen. Keulenförmige Drüsenhaare. Fig. 16 ein sehr frühes Jugendstadium derselben (?); Fig. 17 etwas älteres Drüsenhaar vom Tragorgane isolirt und in der Oberflächenansicht gezeichnet. Fig. 14 Quer- schnitt durch die Keule eines ausgewachsenen Drüsenhaares; Fig. 15 dessgleichen durch den dazu ge- hörigen Stiel. Längsschnitt eines noch nicht vollkommen ausgebildeten Laubblattes. Unmittelbar unter der Epider- mis befindet sich ein sphäroi discher Drüsenbehälter, in welchem Harztröpfehen bemerkbar sind, von denen das in der Mitte der Drüse gelegene (%) durch seine Grösse auffällt. Das benachbarte Meso- phyll führt Chlorophyll. (Vergl. damit die inneren Drüsen bei Dietamnus, Taf. VI, Fig. 9.) Ribes sanguwineum Pursch. (Text p. 12). TAFEL III, FIGUR 19—34. Ganz junge Köpfchenhaare in verschiedenen Stadien der Entwicklung. Fig. 20 entspricht der Schei- telansicht von Fig. 19. Querschnitte durch den oberen, freien Theil junger Köpfchenhaare. Etwas älteres Stadium vom Querschnitte des Blattes. . «—0 ein isolirtes junges Haar um seine Längsaxe gerollt und nach je einer Umdrehung von 90° in der Oberflächenansicht gezeichnet. „ Cylinderprojection davon. Die Zahlen 1—11 zeigen durchaus nicht die genetische Aufeinanderfolge der Querwände an. = der Scheitel bei höchster Einstellung von oben gese- hen. & Querschnitt bei Einstellung des Mikroskopes ungefähr auf die Längsmitte des Trichoms. Radialer Längsschnitt durch ein dem Ende der Theilung nahes Drüsenhaar vom Längsschnitte des Blat- tes. Die Cutieula hat sich nach Einwirkung von Wasser losgehoben, unter der Haarbasis dehnt sich ein beträchtlicher Intercellularraum aus. A Querschnitt durch ein nahezu fertiges Köpfchen. B desgleichen durch den dazu gehörigen Stiel un- mittelbar über der Oberhaut. Seine Zellen sind bereits verdiekt und haben durch Auseinanderweichen einen kleinen viereckigen Intercellularraum () gebildet. f* 44 Figur30 (320). n n 31-33 (320). 34 (220). Figur 1—2 (220). n 3 (320). 4 (320). Figur $ (220). 9 (220). 10 (220). 11 (320). 12-15 (320). 16 (320). 17 (320). 18-19 (320). 20 (220). 21 (320). Figur 22—25 (320). Figur26, 28 (220). n 27 (220). Joseph Rauter. Jugendzustand eines Drüsenhaares mit der ersten Andeutung der vom unterliegenden Gewebe aus- gehenden Stielbildung. Auf der linken Seite hat sich die Cuticula (ex) nach Einwirkung sehr verdünn- ter Kalilösung etwas abgehoben. Querschnitt durch den Blattnerv. Jugendstadien der Köpfchenhaare mit etwas abweichender Theilungsweise der Haarmutterzelle. Fig. 31 Querschnitt durch den Grund eines solchen Stadiums. Ungefähr die oberen zwei Drittel eines ganz alten, kräftigen Drüsenhaares vom Stipelrande in körperlicher Ansicht. Das Köpfchen war bereits bis g gebräunt, der Stiel aber, als dessen seitliche Sprossung niederer Dignität ein Wollhaar (W%) sichtbar ist, noch lebhaft grün. TAFEL IV, FIGUR 1—7. Fig. 1 die obere Hälfte, Fig. 2 das obere Drittel eines starken Drüsenhaares vom Stipelrande. Der aus der ursprünglichen Haarmutterzelle hervorgegangene, bis g reichende Theil des Triehoms war ge- bräunt. Axiler Längsschnitt durch ein nahezu ausgebildetes Trichom vom Blattnerven. Man sieht die Betheili- gung der äussersten Mesophyllischichte beim Aufbaue des Stieles. Ein fast ausgewachsenes, kurzgestieltes Köpfehenhaar im medianen Längsschnitte. Unter dem Stiele befindet sich ein grosser Luftraum (). Stielquerschnitte mit verschiedener Ausbildung des centralen Stranges. Fig. 6 W% Wollhaar. Jugendstadium eines Wollhaares. Hieracium aurantiacum L. (Text pag. 14). TAFEL IV, FIGUR 8—21. Die obere Hälfte eines vollkommen ausgewachsenen, pappusähnlichen Haares der Laubblätter. Jede peripherisch gelegene Zelle biegt ihr zenithwärts gekehrtes Ende (%) hakenförmig nach aussen. An den beiden Spitzenzellen sind die mit Luft erfüllten Lumina (7) sichtbar; sonst ist das Trichom körperlich gezeichnet. Querschnitt durch ein Haar wie Fig. 8; % hakenförmige Ausstülpungen an zwei im Umfange gelege- nen Zellen. Die von feinen Porencanälen durchzogenen Membranen waren bastartig weiss. Querschnitt durch die Oberseite des Blattes mit der Basis eines bereits erwachsenen Trichoms. Stück Epidermis eines ganz jungen Blattes von aussen gesehen. In der Mitte ist ein sehr junges Sta- dium der in Fig. S und 10 abgebildeten Haare zu beobachten. Fernere Entwicklungszustände am Blattlängsschnitte. Querschnitt dureh ein junges Trichom unmittelbar über der Oberfläche des Tragorgans. A medianer Längsschnitt durch ein in voller Entwicklung begriffenes Haar am Längsschnitte des Blat- tes. B dasselbe um 90° von Z nach R gedreht und von aussen gesehen. © Querschnitt durch den Grund von A nach der punktirten Linie «—? geführt. Etwas weiter entwickelte Jugendstadien vom Längsschnitte des Blattes. In Fig. 19 beginnen die Zel- len an ihrem oberen Ende sich papillös auszustülpen. Ein fertig gebildetes Köpfchenhaar mittlerer Grösse vom Blüthenschafte. Das Köpfchen war bereits gebräunt. Sehr einfach gebautes Köpfehenhaar des Laubblattes in verschiedener Ansicht. B wurde nach Drehung des Präparates A um 90° erhalten. © Einstellung auf das Köpfchen von oben. Hieracium Pilosella L. (Text pag. 16). TAFEL IV, FIGUR 22—25. Entwicklungsgang der Sternhaare. Längsschnitte durch die Unterseite des Blattes. — Ganz ähnlich gebaut sind die Sternhaare bei 7. aurantiacum. Centaurea Scabiosa L. (Text pag. 18). TAFEL IV, FIGUR 26—-28. Radiale Längsschnitte durch den Staubfaden mit jungen Trichomen. Flächenansicht der Oberhaut des Staubfadens mit mehreren Haaranlagen. Z Zellkerne. Figur 1—4 (320). 5 (320). 6 (220). 8,9 (220). 10 (220). 11 (220). 12 (220). Figur 13—14 (320). Figur15 (320). 16—17 (320). 18 (320). Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 45 Azalea indica (Text pag. 17). TAFEL V, FIGUR 1-12. Jugendstadien der Haargebilde vom Längsschnitte des Blattes. Mit Ausnahme der Fig. 4 © können sie sowohl den pappusähnlichen, als auch den Köpfehenhaaren angehören. Fig. 4 C hat sich aber bereits dureh die Streckung seiner Spitzenzellen als zu ersteren gehörig charakterisirt. Längsschnitt durch das Blatt mit der Basis eines pappusähnlichen Haares. Dessgleichen, um die Betheiligung der ersten Mesophylischichte bei der Bulbusbildung zu zeigen. Von a an nach Einwirkung von Atzkali gelb gefärbt. f Das mittlere Drittel eines ganz alten, flächenartig entwickelten Trichoms von aussen gezeichnet, wess- halb, keine Zelllumina sichtbar sind. Nahe der Basis geführter Querschnitt durch zwei erwachsene Haare von sehr verschiedener Dimension. A medianer Längsschnitt durch ein schwächliches, bereits fertig gebildetes und gebräuntes Keulen- haar; B dazu gehöriger Stielquerschnitt. Ein langgestieltes Drüsenhaar von aussen gesehen. Die Zellen der Keule sind stellenweise durch das zwischen ihnen abgelagerte Secret auseinander gedrängt. An den oberen Enden einiger Zellen des Stielumfanges beobachtet man die Andeutung des hakenförmigen Auswachsens. Ein kurz gestieltes Drüsenhaar mit mächtig entwickelter Keule. Auch hier weichen die Zellen der letz- teren in Folge der Secretion stellenweise auseinander. Bellis perennis L. (Text pag. 18). TAFEL V, FIGUR 13—14. Jugendstadien der Blumenkronhaare. Längsschnitt oberhalb des Acheniumhalses. Dictamnus Fraxinella Pers. (Text pag. 19). TAFEL V, FIGUR 15—28. Die jüngsten Zustände der mützenförmigen Drüsenhaare. Längsschnitt des Blumenblattes. Dessgleichen am radialen Längsschnitte durch das Blüthenstielchen. A medianer Längsschnitt durch ein eben erst angelegtes Drüsenhaar. B dasselbe von oben gesehen; Wh Wollhaar; eo eoncentrische Theilungen in den benachbarten Oberhautzellen. (Vergl. damit Taf. VI, Fig. 7 und 6 eo.) 19, 22—25 (320). Radiale Längsschnitte durch die Spindel der Blüthentraube. Sie zeigen die weiteren Theilungsvor- 20 (320). 21 (320). 26 (320). 27 (320). 28 (320). Figur 1 (220). n 2—5 (320). gänge in den heranwachsenden Trichomen. A ein junges Drüsenhaar, etwa wie Fig. 25 von oben auf den Scheitel gesehen. B dasselbe bei tiefe- rer Einstellung. Querschnitt durch ein älteres Stadium. Die Innenzellen sind sehr zart und dünnwandig. Medianer Längsschnitt durch ein in seiner Entwicklung bereits weit vorgeschrittenes mützenförmi- ges Drüsenhaar vom Blüthenstielchen. Obere Partie eines jungen Trichoms, körperlich gezeichnet. Die Spitzenzelle beginnt in ein Haar aus- zuwachsen. R Aussenansicht ungefähr der Fig. 26 entsprechend. Die Zellen führen Chlorophyll. Vom Blüthenstielchen. TAFEL VI, FIGUR 1-16. Axiler Längsschnitt durch ein ganz altes Stadium der mützenförmigen Drüsenhaare am Quer- ‘ schnitte der Ahrenspindel. In den Zellen des Stieles und der einschichtigen Wandung des Secretbehäl- ters befindet sich Chlorophyll. Die Auflösung (Resorption) der Zellwände im Innern des Trichoms hat schon bedeutende Fortschritte gemacht. W% Wollhaar, am unteren Theile angeschnitten, um seine Insertion und die Dicke der Wandung zu zeigen. Entwieklungsgang der inneren Drüsen. Querschnitte durch die Oberseite der Fiederblättchen. 46 Figur 6—7 (320). » 8 (820). „ 10 (820). „ 11 (820). „ 12 (820). „ 13 (320). „ 14-16 (320). Figur17 (320). „ 18 (320). „ 19 (320). » 20 (320). Figur 1—3 (320) Figur 4—6 (250). „7 (250). „8-9 (250). „ 10u.13 (250). „ 14-12 (850). „ 14 (250). „ 15-20 (320). Figur 21—26 (320). Joseph Rauter. Stück aus der Epidermis der Blattoberseite, in der Flächenansicht von aussen, mit je einer jungen Drüsenanlage. Die umliegenden Oberhautzellen haben sich durch concentrische Wände (eo) getheilt, wodurch die innere Drüse schon sehr früh erkannt wird. Querschnitt durch die Oberseite des Blattes mit einer bereits fertig getheilten inneren Drüse, in deren Zellen sich massenhaft Öltröpfehen gebildet haben. Querschnitt durch die Oberseite eines ganz alten Blattes. Die Zellhäute der Drüse, deren Mitte ein grosser Öltropfen einnimmt, sind bis auf wenige Überreste aufgelöst. K ein junges Köpfehen-, Wr ein junges Wollhaar. Ein in der Entwicklung begriffenes Köpfehenhaar. B stellt das um 90° gedrehte Objeet A vor, © das Köpfehen im Querschnitte. Längsschnitt durch eine Bractee. W% Jugendzustände der Woll-, X und KR’ der Köpfchenhaare. Querschnitt durch das Köpfchen eines erwachsenen Trichoms. Ausgebildete Köpfehenhaare von der Oberseite des u der Fiederblättchen. Die Zellen, vor- züglich jene des Stieles führen Chlorophyll. Echium violaceum L. (Text pag. 22). TAFEL VI, FIGUR 17—20. A und B die ersten Entwicklungszustände der Borstenhaare. Längsschnitt durch das Blatt. Radialer Längsschnitt des Stengels, eirca 2 Mm. unter der Vegetationsspitze mit zwei weiteren Ent- wicklungsstadien. Ein Stengelquerschnitt, ungefähr 4 Mm. unter der Vegetationsspitze geführt. Das Rindenparenchym be- ginnt mit der collenchymartigen Verdiekung seiner Zellen (eo2). Ein ganz altes Borstenhaar, dessen Wandung mit nach aussen vorspringenden Verdickungsknötchen besetzt ist. Die Zellschichten 1 und 2 gingen weiter nach Rechts in eine einzige Schichte über. Sten- gelquerschnitt. TAFEL VU, FIGUR 1—3. Erwachsene Drüsenhaare mit verschiedener Ausbildung der Gipfelzelle. Längsschnitt durch die Blattunterseite. ) Malva sylvestris L. (Text pag. 23). TAFEL VI, FIGUR 4—20. Verschiedene Jugendstadien der Büschelhaare. Fig. 4 Querschnitt durch den Blattstiel, Fig. 5 und 6 durch den Stengel. Junges Büschelhaar, von oben gesehen, mit vier kreuzweis gestellten, papillös ausgewachsenen Zellen. Jugendzustände der einzelligen Haare vom Stengelquerschnitte. Veranschaulichen die Entstehung des Bulbus bei den einzelligen Haaren. Fig. 10 Längsschnitt, Fig. 13 Querschnitt durch den Stengel. Büschelhaare vom Querschnitte des Blattstieles. Bei Fig. 12 haben sich zwei Zellen der zweiten Parenchymschichte in Schwellorgane (gs) umgewandelt, die prall mit Gummischleim erfüllt sind. co2 Collenchym. Tangentaler Längsschnitt durch einen noch nicht ganz ausgewachsenen Blattstiel; 3 die Zellen der äussersten, unmittelbar unter der Epidermis liegenden Schichte des Rindenparenchyms; «a jene der zweiten Schichte. An Stelle des Schwellsackes (vergl. 9s Fig. 12) ist hier bereits eine Luftlücke (Z) getreten. Entwicklungsgang der Köpfehenhaare. Fig. 17 Querschnitt durch ein Köpfchen. Humulus Lupulus L. (Text pag. 24). TAFEL VI, FIGUR 91—30. Radiale Längsschnitte durch die Stengelkante mit Jugendstadien der Klimmhaare auf Verggpre denen Entwicklungsstufen. Figur27—29 (320). n 80 (320). Figur 1 (220). » 2-7 (820). 8-10 (320). „ 11 (320). „ 13-19 (320). Figur20 (250). „ 21 (320). » 22 (820). » 23 (320). n„ 24, 25 (820). » 26 (250). Figur 1 (250). » 2,83 (850). ». 4 (220). „5 (820). 6 (320). 7—8 (320). Figur 9 (320). Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. 47 Mediane Längsschnitte durch die Basis älterer- Klimmhaare, die suecessive Ausbildung des Bulbus dar- stellend. Querschnitte durch den Stengel. eo7 Collenchym; ep Epidermiszellen. Ausgewachsenes Börstehen vom Längsschnitte der Blattoberseite. TAFEL VIN, FIGUR 1—19. Ein bis auf die Streekung der Bulbuszellen fertiges Klimmhaar. Die punktirte Linie deutet den im Gewebezapfen steckenden Theil der weberschiffförmigen Endzelle an. Die linke Spitze der letzteren ist angeschnitten gezeichnet, um die Dieke der Membran zu zeigen. Verschiedene Jugendzustände der scheibenförmigen Drüsenhaare (Lupulindrüsen), sämmtliche im medianen Längsschnitte. — Stadien wie Fig. 2 und 3 können sich übrigens auch eben so gut zu Köpfchenhaaren entwickeln. — Fig. 4 Biattlängsschnitt; Fig. 5 Stengelquerschnitt. In Fig. 6 und 7 ist die Cutieula (exz) durch das sich unter ihr anhäufende Secret gewölbartig emporgehoben. In der Theilung begriffene Drüsenscheiben von oben gesehen. Der punktirte Kreis in ihrer Mitte zeigt den Umriss des durchscheinenden Stielquerschnittes an. Ganz alte, napfförmig vertiefte Drüsenscheibe in körperlicher Ansicht von oben. - Entwicklungsgang der Köpfchenhaare. Fig. 13 Längsschnitt der Blattunterseite; Fig. 14 und 17 Querschnitt der Blattunterseite; Fig. 16 Stengellängsschnitt; Fig. 18 ein ausgebildetes Köpfchenhaar vom Stengelquerschnitte. Fig. 15 A Querschnitt durch ein 4zelliges Köpfchen, 3 dessgleichen durch den dazu gehörigen Stiel. Man beobachtet in beiden die Coineidenz der Wand g (2). Fig. 19 ein compli- eirter gebautes Köpfehen von der Blattunterseite im Querschnitte. Die Membranen waren bereits ge- bräunt. Der Stiel ist durch punktirte Linien angezeigt. Urtica dioica L. (Text pag. 27). TAFEL VIII, FIGUR 20—26. Axiler Längsschnitt durch ein noch in der Entwicklung begriffenes Brennhaar, um die Art und Weise, in welcher die Bulbusbildung vor sich geht, zu veranschaulichen. ep aus der Epidermis her- vorgegangener Theil des Bulbus; p Spitze des centralen Gewebekegels; co? Collenchym. Längsschnitt durch den Stengel. Jugendstadium eines Brenn- oder Borstenhaares vom Längsschnitte des Stengels. Längsschnitt durch das Blatt. A Anfang eines Brenn- oder Borstenhaares, B zwei Jugendzustände der Köpfehenhaare, » Vacuolen, z Zellkerne. Blattlängsschnitt. A junges Brennhaar, als solches erkenntlich an der beginnenden knopfigen An- schwellung des oberen Endes. B junges Borstenhaar in eine feine Spitze auslaufend. Weitere Entwicklung der Brennhaare. Fig. 24 Längsschnitt durch den Stengel; Fig. 25 dessgleichen durch die Blattoberseite. In beiden Figuren ist der Inhalt der Haarzelle ausgeführt. Längsschnitt der Blattoberseite mit einem ausgewachsenen Borstenhaare, dessen Spitze bis zum Verschwinden des Lumens verdickt ist. TAFEL IX, FIGUR 1—8. Medianer Längsschnitt durch den in der Entwicklung schon weit vorgeschrittenen Bulbus eines Brenn- haares. (Vergl. damit Fig. 20, Taf. VIII.) Querschnitt des Stengels. Fig. 2 höher, Fig. 3 tiefer geführter Querschnitt durch den beutelförmig aufgetriebenen Grund der End- zelle eines erwachsenen Brennhaares. p% Poreneanäle in der deutlich geschichteten Membran der Haarzelle. Der untere Theil eines kräftigen Borstenhaares mit rudimentärer Ausbildung des Bulbus. Die spitz zulaufende Haarzelle ist mit Verdiekungswärzchen besetzt. co? Collenchym. Querschnitt durch den Sten- gel, nahe einer Kante desselben. Fertige Zustände der Köpfchenhare vom Blattlängsschnitte, körperlich gezeichnet. Querschnitt durch ein Köpfchen mit Quadrantentheilung. Jugendstadien der Köpfchenhaare. (Vergl. damit Fig. 22 2, Taf. VIII.) » Vacuolen im Protoplasma. Rosa Bourbon Var. hort. (Text pag. 30). TAFEL IX, FIGUR 9—21. Nahezu fertig getheiltes Köpfehenhaar im medianen Längsschnitte. ‚Längsschnitt durch den Blatt- stiel. 48 Joseph Rauter. Zur Entwicklungsgeschichte der Trichomgebilde. Figur10 (320). „ 11 (820). „ 12 (820). „ 183 (820). „ 14 (820). „ 15 (820). „ 16—21 (320). In lebhafter Entwicklung begriffener Stachel, seiner Länge nach durchschnitten. Radialer Längs- schnitt der gemeinsamen Blattspindel. Junger Stachel im axilen Längsschnitte; wie Fig. 10 von der Blattspindel. Querschnitt durch einen Stachel wie Fig. 11 unmittelbar über der Oberfläche des Tragorganes geführt. Junges Köpfcehenhaar im medianen Längsschnitte, als solches erkenntlich an der beginnenden radia- len Streckung der Zellen des Köpfehens. Längsschnitt durch die Blattspindel. Ein dem Ende der Theilungen nahes Köpfehenhaar in der Oberflächenansicht. A Ansicht eines Köpfehens von oben; B dasselbe bei etwas tieferer Einstellung. Die Cutieula (eu?) ist durch das Secret blasig abgehoben. Verschiedene Entwicklungszustände junger Trichome, von denen es sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen lässt, 6b sie den Stacheln oder Köpfchenhaaren angehören. Fig. 16, 17, 21 Längsschnitte durch die Blattspindel; Fig. 19 Querschnitt durch dieselbe; Fig. 18 Längsschnitt durch den Mittelnerv des Endblättehens; Fig. 20 radialer Längsschnitt durch den Stengel. Jos. Rauter. Zur Entwiekhrmgsgeschielte einiger Trichomgebilde. a / 7 Taf. I. Jos. Rauter. Zur Entwiekhmgsgeschichte einiger Triehomgebilde. Taf. II. - Jos. Rauter. Zur Entwiekhmgsgeschichte einiger Trichomgebilde. TaryT. Taf. V. Jos. Rauter. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. Jos. Rauter, Zur Entwicklungsgeschiehte einiger Trichomgebilde. Da ee Bi \l TEL Fr man } 2 p/ 7 Ya N Aus 2 Ik. Notar Sraatsäruckern. Jos. Rauter. Zur Entwicklungsgeschichte einiger Trichomgebilde. Autor del. af. VII. Aus 1.kk Hof-w. Staatsdruckerei Denkschriften d.k.Akad.d.W. math.naturw. C1.XXNI Bd. II Abth. 1870. Jos. Rauter, Zur Entwiekhmgsgeschichte | | rr ist 7% 2 =. ar rn Autor Jel, einiger Trichomgebilde. Taf. VII. Aus A kk Dof-u Stastedruckerei Denkschriften d.k.Akad.d.W. math.naturw. CL.XXM Bd.Il Abth. 1870. ae . = er Jos. Rauter, Zur Entwiekhmgsgeschichte einiger Triehomgebilde. Tal.K. . Autor del, Aus d k.k Hof-u: Staatsäruckersi. Denkschriften d.k.Akad.d.W.math.naturw. C1.XXN Ball Abth.1870. aus ” “ U 2 2.2 ’ 7 ern n zugmens | DENKSCHRIFTEN 2 KAISERLICHEN | 22 = IE. DER WISSENSCHAFTEN. | NKTURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. i | | . P eo n r j . > Ay Es . 2 “ 3 Er. 5 5 ö Aa - 1 u = ‘ “ u 2 ® 4 { £ Fur 4 ur }) . R h ‘ IM w N “ r E > . 4 L 3 , « r, .r > Ps 5 UND STAATSDRUCKEREL HOF- Ex LICHE RR BE a IB 2; MI; - yo Yı wur Er AUHUBIr: an I % ‚Nas A, ah Kia an ! 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